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AntoYer-HAr^arp
TKEOLOGKALUBi^By
^ealcncyflopäbte
für proteftantifdje
3n britter oerbefferter unb oermeljrter 2luflage
unter ZTTittDirfung
pieler Cl^eologen unö (ßclel^rtcn
herausgegeben
oon
profrffor in Ceipsig
€rjler )3ani)
A Q — Ärtla»
3. (£. ^inridjs'fdjc Sud;(;an6Iunij
1896
Andover-Harvard
Theological Library
CAMBRIDGE. MASS.
b sy
\ ^ ^ \ '\ S^L.
1.
K/
P 0 r u? 0 r t
Snbem \d) ben erftcn 93anb bcr brüten 9(uf(Qge ber SReoIenct^flopäbie für
^nrotcflantifdjc %f)to{oQ\t iinb Äird^c bcr Öffcntfidjfeit übergebe, bin idj ben
t'efern be^ SKerfeg SRc^enfc^aft [djutbig über bie ®runb[äfce, totldjc für bie
9}eiibearbeitung nta^gebenb finb.
^6) fann babei bod SBort n)ieber^oren, bog bie Herausgeber ber jn^eiten
9(uflQge in ber SSorrebe berfelben oudfprad^eu: bcr ©tanbpunft bed äBer!eS
bleibt berfclbc rvk früher. ©aS gi(t in fird^tid^er §inftd^t: jeftt tt)ie früher ift
bie SRealenc^flopabie befttmmt, ber proteftantifd^en S^riftenl^eit ju bienen, nic^t
einer einjelnen proteftantif^en Äirdje. ®a8 3^^^ U* enei^bar, ha eS tro^
aller ß^^t^ciin^i^S unb aller ®egenfä^e, bie Dor^anben finb, eine Sin^eit ber
QUO ber Sieformation ern^ad^fenen Äird^en giebt, bie nur berjenige überfe^en
fann, ber fie nic^t [e^en toill. @g forbert aber, baß 9Äanner, bie ben toer*
fc^iebenen proteftantif^en Äir^en angel^ören, }u SBorte !ommen. S)aS ift ge*
fc^^en unb fod au6) fernerl)in gefd^e^en.
@S gilt fobann in t^eologifd^er ^infid^t. §lu^ ^ier ift ber ©tanbpunft
ber 9leaIenc^fIo))äbie nac^ n)ie Dor nid^t e£f(ufit). 3l\d)t bie ^nfc^auungen
unb bie Sntereffen einer t^eologifd^en ©d^ute fönnen für fie beftimmenb [ein,
fonbcm jeber JBeitrag ift loiUfornmen, ber a(S SrgebniS ttjo^terroogener njiffen*
fc^aftti^er Überjeugung fi^ barftellt. S)enn bie ed^te SBiffenfd^aft jerftört nidjt,
fonbem fie erbaut.
äBai^ bie ^bgrenjung beS ju be^anbe(nben @toffed anlangt, fo foUen im
iDefentlidjen bie bisher innegel^attenen ©renjen beobad^tet n^erben: bemna^ Se»
Tüdfi^tigung aller tljeologifd^en ©iSjipünen, aber Sefc^ränfung auf ba« Ätrd^
lic^e unb X^eologifd^e. Snnert)alb biefeS 9ta^menS ift jebod^ eine nid^t unbc
träc^tti^e ©üoeiterung notnjenbig. ®enn bie jweite STuffage tuar in mancher
^iiiftd^t lüden^aft. 3Kan fonnte j. 95. auö i^r fid^ jtoar über ben ®ang bcr
^Reformation burc^ S)eutf^tanb unterri^ten, aber über bie Oegenreformation,
bie für bad SBcrftSnbntö ber Sage bed ^roteftantiSmud faum t)on geringerer
SBid^tiflfcit ift, gab ftc nur ungcnügenb Sfuöfunft. Sl^nlid^ ift c3 auf anbcrcn
©ebieten. 9taum für bie notmcnbigcu (SriDciterungen [od burd^ ben engeren
S)rucf unb bie SBerfurjung ciuiclner ^(rtifel geiuonncn n^erben.
3)ie %bft(^t, totl6)t bie Herausgeber ber jtoeiten S(uf[age t)egten, ben Umfang
beS SEBerfeö auf 15 JBäube ju befc^ränfen, ertuieS fid) afö unburc^fü^rbar.
S)agegen tuirb, toie i^ glaube, an ben 18 SBfinben ber sn^eiten 9luf[age bieSmal
feftge^alten werben fönnen.
S)en uereljrten Ferren aJJitarbeitern fagc id^ für baS bereitwillige Snt^
gegenf ontmen , mit bcm fie bie in Dieter ^infid^t felbftuerleugnenbe Sfrbeit an
@inje(f)eiten übemal^men, meinen aufrid^tigften ^ant
®ott ber §err aber möge üerleiljen, bafe unfere ?(rbeit jur ©rbauung feiner
SHr^e unb jur görberung ber euangelifc^en SBa^rl^eit biene.
SeiVjig, 20. Suli 1896.
A Q, ber Slnfangs« unb 6^Iu|6u^fta6e bes grie^. ^llp^abets, begegnet in ber
bibl. fittteratur an brei Stellen ber Slpl : 1. 8 bejei^net Fi^ (&ott als ib a xal rb
(o, eine ^u^nidstoeife, bie fofort i^re Crllärung finbet tn bem S^j^t ^ ^^ ^^^ ^
yv xal ioxofievog, 6 jiavroxqdicoQ, (Sbenfo Jagt 21, 6 (&ott oon \\i) aus, ba^ er
oos a unb co fei, mos ^ier erläutert mui bur^ ^ ägxt) xal rb rikog (ogl. 3^f* ^^t 6)* ^
X)agegen i[t 22, 13 bas SBort iyd) el/Lu rb a xal tb co, jipcoTog xal ^ararog, fi
iiQxi] xal Tb TÜog Selbftbe^ei^nung (Ebrifti. ber au^ 2, 8 oer (Erfte unb Seilte ge«
nannt loirb. Druden bie beiben SuMaben oasfelbe jQmbolifA aus, Q)as bie mit ibnen
oerbunbenen Slusbrude befagen, nömliA ben Segrijf ber (rmigleit als unausgefe^te
Dauer, [o lagt ber Aontest erlennen. Sag bur^ btefe SelUtbejei^nung (gottes unb lo
CE^fti oie (Erfüllung ber 9Beif|aguna, Don ber an ben brei Stellen bie 9{ebe ift, ga«
rantiert mirb. — 3ur (Erllarung Des Slusbruds A ii ift meMaä auf ben (gebrauq oon
^ ^ in ber rabbinifi^n fiitteratur ^ingeo^iefen morben, o^ne oaB jebo^ Don allen (Exe«
geten biefe parallele anertonnt roorben loäre. 3}gl. Schoettgenii horae Hebraicae
et Talmudicae etc. p. 1086 sq. unb bie Jbmmentore. Die altem SRonograp^ien i6
über ^ ^ f. in J. Chr. Wolfii Curae Philologicae et Criticae in SS. Aposto-
lorum Jacobi Petri Judae et Joannis epistolas hujusque Apocal. p. 443 sq.
(Eine 9{ei^e Don S^riftftellem bes Ar. Slltertums, Q)ie auip bes SRittelalters
nimmt auf bte genannten Stellen ber Slpolal^pfe Sejug. So ^at Siemens oon
SHexanbrien eine ober mehrere Stellen im Sluge, Q)enn er oon bem £ogos be*2o
mertt: xvxkog yäg 6 avrbg jiaodfv tayv dvvdfjLeayy elg Sv elXov/xivwv xal hov/xi'
v(ov' did TOVTO A xal Q 6 Aöyog etQrjTai' ov juovov rb rikog äQxfj ylvexai,
xal reievrq, ndJuv hü xyiv ävco&ev äqxV'^f ovöa/üiov öidoraoiv kaßwv. (Strom.
IV, 25). 9Bie an biefer Stelle, fo Deutet (Elemens au^ Strom. VI, 16 bie
Susfagen ber Offenbarung nur auf (E^riftus. 2:ertullian (de monog. 5) fübrt25
aus, C^riftus nenne \\i) A unb ii^ um 3U seigen, bag in i^m bie Semegung besSln«
fangs jum (Enbe unb bie 3{udltf)x bes (Enbes 3um Slnfana fei. 9la(^ 9Imbrofius (ex-
positio in VII visiones I, 8) n)irb (E^riftus als ber vlnfang beseii^net, Q)eil er ber
Schöpfer bes SJlenf^engefi^le^ts unb Urheber bes $eils ift, unb als bas (Enbe, Q)eil
er bas Snbe bes (&efe^es, bes Xobes u. f. m. ift ^rubentius umf(^reibt nur bie SBorte so
ber ^f, vDtnn er fagt, (E^riftus Q)erbe A unb ü genannt, als Quelle unb Sd^lug
Don allem, roas ift, mar unb fein mirb (Cathemerinon IX. hymn. omni hora v. 11).
gfür bie C5noftiIer mürben bie beiben Su^ftaben SBeranMung jur 3^^I^nfpielerei unb
®e^eimnisfrämerei. Die ü^otfa^e, bog Ü unb A als ^^blen 801 bebeuten unb bie
Summe ber einseinen Su^ftoben tn Ttegiaregd bie gleite ßa^l ergiebt, benü^te ber C5no* so
ftifer aRarlus, um ju behaupten, 3^fus bejei^ne fi^ als ^ £^ , meil er babur^ bas
^erabtommen ber 2aube, bes ^Ig. C&eiftes, bei feiner 2:aufe angeben molle (3ren. I,
14, 6. 15, 1). Spoter ma^te au^ ^rimofius oon biefer 3ck^l^nfpielerei C5ebrau^, um
bie SBefensglei^^it bes ^Ig. C5eifte$ mit Gott Sater unb So^n na^jumeifen (Com-
mentarius in Apoc. lib. V 3u ber Stelle 22, 13). (Einen Semeis bafür, mte bie4o
beiben SuAftaben in ber gnoftifi^en Spelulation eine 9{olle [pielten, liefern ein $er*
gament« uno ein ^apurusblott oes egnpt. SRufeums 3U Serlm, beibe urfprüngli(^ als
tlmulette getragen, mf bem erften f tnben fi(^ neben Ioptif(^en 3<tuberformeln A CO
unb barunter hegenbe itreuse in ber gform bes fog. 9lnbreasfreu3es. Aoptif^e ^^uber«
formein entölt au^ bas mtitt Slatt, abgefAloffen bur^ ein itreu}, beffen Serttlalftrid^ 45
oben in A, unten in CO unb beffen $ort3ontalftri(^ r. in A unb l. in CO enbi^
(3h, 8096 unb 8105).
9Beit ^ufiger als in ben litierarif^en Quellen bes ^r. ^tertums unb SRittel«
2 AÜ
alters mirb A Q \x\, ben monumentalen angetroffen. 9Bte bie oerf^iebenen (formen
bes aRoitogramms (E^rifti unb bes Areu3e$, fo geborten au^ bie betoen Su^ftaben 3U
ben beliebteften 6innbilbem ber alt^riftli^en zBoHsIunft, bie fid^ ni(^t genug t^un
lonnte, [ie auf ben oerf^iebenen Wirten oon Denhnölem anzubringen. Sie fanben t^re
6 Stelle auf öffentli(^en Monumenten, fo an unb in (gebauben, namentli(^ Air(^en , an
AirA^öfen unb auf aRünjen, no^ me^r aber auf prioaten Denhnalem, mt Käufern,
®rao[temen, (£ometeriaI«$emalben , in gfreslo unb SRofail ausgeführt, Sartop^aaen,
©egenftänben ber SKetall«, ©las«. 3^on«. (Elfenbein«, §013* unb ieartilinbuftrie , befon*
bers £ampen aus Sronce unb !I^on, 3i^9^In ^^ Staffeln aus 2:erraIotta, C5oIb«
10 aläfem u. j. ro. Die SBa^me^mung, bag A ü^ foroeit erlennbar, auf ben SRonumenten
faft überall — bie 9lusna^men f. unten — in 33erbinbung treten 3U 2figuren ober
SQmboIen (Ebrifti, aber niemals 3U (&ott unb ®ott 93ater, jioingt 3U bem intere|fanten
S^Iug, bag bie ^ibeI«(Esegefe bes SoIIes bie enoö^nten Stellen ber 9lpoI. nur auf
C^riftus bejog. 3nbem bie Sefteller unb Serfertiger ber Denhnäler [i^ burA bie 9In«
isroenbung oon A Q bireß 3U bem emigen So^n (ßottes belannten^ gaben fie inbireft
au(^ i^rem (glauben an [eine (gott^eit 9lusbru<f. Damit foll fretliA bie 9Rbglid^feit
ni^t geleugnet Q)erben, img in einzelnen gällen 9Rotioe aberglaubiJAer Statur bie
Slnbrin^ung ber 3^i4^n oeranlagten, Q)enn au(^ bie monumentalen X)enlmaler ni^t
bie gleiten fi^em 9ln^altspunße geroinnen laffen xsXt bie litterarif^en.
20 SBas 3unä(^|t bie öugere gform oon ^ ^ in ber alt^r. 3eit betrifft, ]o mirb A in ber
Siegel in ber9lrt ber SRonumental* unb Slltenf^rift, feltener in ber ber Sulgörfd^rift (A^
25 zuführen, Q)enn fie ftatt ber beiben Su^ftaben einen berfelben jmeimal f(^reiben. |o 3. S.
A A unter einem Areiu (Le Blant, Inscript. chr^t. de la Gaule n. 467 [3. 547])
unb CO CO mit einem Jtreus (Garnicci, Storia 262, 1. 2). Steigung 3U 9lbtoe<^slung
unb Variation, [oioie au^ getepentlid^ (Eitrflug ber Spiegelf^rift oerraten bie Seifpiele,
wo A ü umgeftellt, loo fie feitli(^ ober (ogar auf ben Rom geftellt finb, fo baj] A
80 einem lateinifqen V unb CO einem grie^if^en e ober got^if^em M ä^nli^ fie^t.
93erfu(^t man es fobann, bas äJorfommen oon a Ü ^ronologif^ 3u fixieren, fo
bieten befonbers bie batierten 3nf^riften unb bie 9Rfin3en fii^re §anobaben bar. 1) 3n*
Wrift^w- 3« ^om ift ^ CO na^roeisbar im 3.364, CO ET ^ im 3. 295, ^ CO in
ber aSerbinbung mit :ß fi(^er 3uerft im 3- 360, oiellei(^t aber f^on 355, 3ule^t im 3.
»409, sufammen mit -P 3uerft 377, 3ule^t 472 (?), in Serbinbung mit einem Äreuj
3uerft 375, 3ule^t 509 (De Rossi, inscr. ehr. urb. Romae I n. 172. 20. 143.
127. 270. 847. 249. 941). Oftia befi^t eine Snjd^rift mit ^ CO unb :ß aus bem
3. 408 (Corp. inscr. lat. XIV n. 1946). 3n (Ballien begegnet ^ CO mit :ß 3u*
erft 377 auf einer a3au»3nf^rift 3U Sitten in SBallis, 3uleW 493 auf einer (Brabtorift
*o 3u fipon, mit -P 454, 500, 525 ober 540 auf einer ©rabfc^rift 3U fipon, mit Äreuj
perft 547 auf einer C5rabf^rift 3U SleoetÜourban, Q)obei allerbings lA, flanliertoon
fe einem ^alm3©eig unb einer ftemartigen 95er3ierung, gefegt ift, 3ule^t im 3- 500,
527, 591 ober 690 auf einer (Brabf^rift in (Eoubes in ber gorm ^\^ (Le'JBlant,
Inscript. chr^t. de la Gaule n. 369. 77. 55. 467. 565). 9luf fpanif^en Snf^riften
45finbet fi^^ CO allein 504. mit:ß3uerft 462, sule^t 666, mit -P3uerft 544, 3ule^t662,
mit Äreu3 3uerft 578, juleW 1051 (Hübner, Inscr. Hisp. ehr. n. 92. 78. 18. 68.
99. 91. 268). Die Snf^riften KorbafrBas bringen A CO allein r. unb l. oon bem lext
jioeimal im 3. 405, ^ CO in 3}erbinbung mit ^ 3uerft 406, 3ule^t 419, mit -ß juerft
525/26, 3ule^t 565—578, ©o^renb bie 3nf(^riften mit Äreu3 eines Datums entbehren
ßo (Corp. inscr. lat. VIII n. 8638. 8639. 9715. 8641. 10516. 1434). 3n Unteritalien
unb Sisilien ©irb ^ CO mit :ß 3uerft im 3. 392, 3ule^t 508, mit ^ im 3. 489 an«
getroffen (Corp. inscr. lat. X n. 5646. IX n. 1378. X n. 4494). (Etrurien, Um«
brien u. f. w. ©eifen ^ CO mit^ßim 3. 394, 396 ober 402, mit -P juerft 423, jule^t
570 auf (Corp. inscr. lat. XI n. 802, 1731. 941). Sfür GaUia cisalpina !ommt
ßö in »etra^t ^ fl mit :ß im 3. 471, ^ CO mü -P 3uerft 432, 3ule^t 575, mit Äreus
467 (Corp. inscr. lat. V n. 6741. 7530. 6401. 6210) : n. 6397 00m 3. 423 bietet
nur no(^ CO bar, unb ift es barum smeifel^aft, ob es nom oon >^, -P ober itreu3 be^
gleitet VDQX bejto. toel^es oon biefen !iexä)tn n^n i^m jtanb). ^uf ben grie(^ifc^en
3n[(^en Sialien^ unb Stjiltens eatfl. Korn ift ^ CO na^toeisbar 5ufatnmen mit >|^ im
3.401, jufammen mit -P im 3. 418/19 (Kaibel, inscr. Siciliae etc. n. 2300.
2330). 3n einer C5rablammer 3U Aertf^ oom 3* ^^1 finben |i(^ A CO sufammen mit
I unb jlrcuj (SIDS 8. 3a^rg. 6. 58 ff.). 2) SRünsen. Sie^t man oon einer aWünje
ffonftontins b. ©r., beren (Ed^t^eit bejroetfelt ift, (Garnicci, Vetri ed. 2 p. 253) ab, c
|o ftnbet [i^ ^ CO mit :ß als 2:9pus auf ^Rfinjen ber Aaifer (Eonftantius II. , 9Rag«
nentius unb Decentius (Cohen, Descr. bist, des monnaies etc. 2. ed. VII p. 466
n. 176, VIII p. 13 n. 29 sqq. p. 25 n. 9 sqq.). ^ CO mit -P als I^pus lommt
auf SJlfinjen ber Äaifer 3uftin I. unb 3uftinian I. oor (Sabatier, Monnaies By-
zantines I pl. IX n. 25. pl. XII n. 15). A u), unter bie Querarme eines gried^. ober lat. lo
jbeujes gebeut, als ZQpus ift na^meisbar auf SRfinjen bes Aaifers 3uftinian I.
(Sabatier 1. c. pl. XVII n. 36, 37 unb 38).
Die Su^ft(wen finben fid^ auf ben Denlmälem teils allein, teils in Serbinbung
mit anberen menf^li^en ober Zierfiguren, teils sufammen mit anbem f9mboli[^en
3ei(^n. 16
Die erfte Alaffe ift roenig ja^Irei^. 3^ ibr reAnen roir eine (6rabf(^rift in 9{om aus
bem 3- 364, roo ^ CO am ffinbe ber erften '^tWz fte^t (De Rossi, inscr. urb. Romae
I n. 172), eine Sartopbaginf^rift in Strahls unb eine (Brabjd^rift in 3HaiIanb, roo
bie Su^ftaben an ber 6pi^e bes Zextes gefunben roerben (Oarr. 365, 1. Corp.
inscr. lat. V n. 6258), jtoei (5rabf§riften in ÜRorbafrifa aus bem 3- 405 unb eine 20
(5rabf(^ in SRailanb, roo fie ben Xeart flanfieren (Corp. inscr. lat. VIII n. 8638.
8639, V n. 6202), ^ CO in einem Ärans begegnet auf einer Äir^^ofinf^rift ju (ß«
loreainSKauretanien (Corp. inscript. lat. VIII n.9585), ^ CO mit jroei lauben barunter
öuf einer ©rabf^röt ju wabal in Spanien (Hübner, inscr. Hisp. ehr. n. 92), ^ CO
ober^Ib eines ®ieoeIs auf etnem ög^tif^en C5rabftein im ägqptifqen SRufeum 3U Serlin 2s
(n. 11391). Son einem ^ilger rfi^rt eine 3nfd^rtft mit ^ CO an ber Spi^e auf ber
JBonb eines foptifi^n Älofters inSg^P*^'^ ^^^ fcorp. inscr. graec. n. 8946, 2).
9u^ bie Sfelbjeic^en ber d^r. itaifer maren 3um xeil mit ^ CO gef^müdt, fo bie bes
(lonftüns raRünje in Cohen, Descr. bist, des monnaies etc. VII* p. 434 n. 192).
9lit ben oeiben Su^ftaben roar ber Srunnen im Sltrium ber alten ^etersKr^e tnso
Som gejiert (Panvini, De basilica Vatic. VII, 2).
SluA bie jroeite Alaffe ^at nur roenige unb baju meijt jüngere Seifpiele auhu«
n>ei[en. 3« ben güfeen (E^nfti auf einem j^emelartigen Unterlaß seigt A CO etn ajlofait m
S. JRarco in «om. (Garr. 294). 9Iuf einem gfelbe ber §ol3t^ür ju S. Sabina in
9lom ^aben bie beiben Su^ftaben I. unb r. oon ber C5eftaU bes erbosten (E^ftus $la^ bs
STinben (Garr. 500, 4). Der Kimbus 3efu auf einem SKufiobtlb ju S. fiorenjo in
ailonb befielt aus einer runben 6(^eibe , in bie ^.^ mit ^ CO einge^ei^net finb
(Garr. 234, 1). Die gleite Kimbusform bei ber gigur bes §eilanbs jetgt ein Sar«
^^ in 9{aoenna (Garr. 332, 4). Die Stelle bes 9limbus oertritt biefelbe 3}erbin«
bung bes aHonogramms CC^rifti mit ben beiben Sud^ftaben auf einem peiten Silbfelbe ^
ber genannten öoljtbür (Garr. 499, 5), loo ber Äopf 3efu oamit ge|(^müdt ift. Auf
einem SRalbilb ber Aatatombe bes ißetrus unb SRarcellinus in 9{om umgiebt ben ilopf
%ifti ein einfacher runber Slimbus, an beffen Seiten A CO gefeW finb. Unmittelbar
unter biefer Dorftelluna finbet fi^ eine Scene mit bem fiamm, als Sinnbilb für Ci^riftus,
®obei ber ilopf bes Xieres oon einem ilreujnimbus mit einaefefeten A CO umfIo|fen **
oirb (Garr. 58, 1). Unter bem Silbe eines 3Bibbers mit Scimbus ©irb Ci^riftus auf
einem Üenalottofragment geseigt: au^ ^ier finbet ein Ireujförmiaer 9limbus mit bem
SRonogramm ^ famt A CO Senoenbung (Garr. 465, 2). mf Dem Xqmpanon eines
Sorlop^ags in Salona erjd^eint (E^riftus als fiamm mit ^ am 5bpf unb an ben
beiben Seiten ^ ß; um leben 3®^i!^l ü^^^ ^^ Sebeutung aussufi^hefeen, ift bie3n*«>
W^ ^injugefe^: (E)cci agnus (D)ei, qui tollit (pec)catum seculi (Jelid^ Buli(5
e Rutar, Guida di Spalato e Salona p. 192). ffiinigemale ©irb ber §trte auf
flef^nittenen Steinen bur^ Seifügung oon A CO als ber gute §irte (^araßerifiert
(Garr. 465, 7. 477, 3}. Sei ber petten Kummer ift Omeaa als umgefe^rtes lat. M
gebilbet, unb tritt ju Silb unb '^tii^tw, als fieaenbe nod^ IX6YC ^inju. w
Den Übergang va ber britten Alaffe bilben bie gfölle, loo bas SRonogramm (E^fti
unb ^ CO ben ^lag einnehmen, ben auf anbem Denhnalem bie gigur 00er ber Käme
C^rifK inne ^t. auf bem äuffa^ einer Sroncelampe fte^t :ß mit ^ CO im Äreis
M(^n Petrus unb Paulus (Garr. 471, 2), unb in ber gleiten 9Bei[e batf oiellei^t
ai4 bie (!5ru|)pe relonftrutert loerben , oon ber je^t nur no^ bie ^etrusfigur oor« ^
1*
4 A Ü
^ben ift (Garr. 467, 3). 9n ber Sorbetfette eines Sotlop&Qgbedels finbet fid^ ^
mit ^ Caj m einem itrets , flanfiert oon je brei Schafen jtDifi^en ^dmbaumen , ba,
wo [onft bie ($igur C^rifti anoetroffen toirb (Garr. 386, 3). mS einer orie^. 3n[^nft
in Irier oertritt J^ mit ^ CO bie Stelle bes fonft ausgef(^riebenen Slomens (E^rifti
5 (Rraus, CD^r. 3n[^riften ber 9{^inlanbe I n. 160).
itberaus so^lrei^ Jinb bie 9{eprafentanten ber britten Alaffe : $ier treten AOd iu
bem SRonogramm C^ri|ti, 3U bem itreu}:' ober Stabmonogramm, 5U bem lateinif(^en
unb grie(^tf^en Arein unb ju bem ^enfellreu}, bem alten figppt. !iebens^ei(^en. Sei
bem SRonogramm SjQirifti unb bem Areus« ober Stabmonogramm fallen befonbers bie
10 Variationen auf, bie bas arie(^. P erleibet. 2)ie SRunbung mirb meiftens re^ts an«
gefegt, ^äufig erfd^eint fie aber au(^ Itn!s. Sie ijt balb einfa^ ^alblreisförmig, balb
unten no(^ mit einem S(^nörfel, ber [i^ na^ reqts menbet, oerfe^en, balb ift |te aber
au^ fo atisgeftaltet, bog ber Su(^ftabe einem R gleicht.
»eifpiele: 1) ^ XR ß in Slfrifa: Corp. inscr. lat. VIII n. 9716 Jj^mH A CO, ©obei
ir> bie beiben Su(^[taben burA bie mitten eingefe^te 3nf^rift oon einanber getrennt merben,
in Slfrifa: 1. c. n. 8649 (3- 415). — >R unb baneben A auf ber L unb CO auf ber r. Seite
unb :ß mit ^ jmifd^en ben S(^enleln bes X auf ber l. unb CO j^if^en ben S<^en{eln
bes X auf ber r. Seite erf^einen auf batierten 3n|(^nften inSlom: DeRossi, inscript.
urb.Romae I n. 127 (? Sa^r 355). 143 (3.360). 191 (3.367). 197 (3.367). 214
20 (3.370). 223 (3.371). 248 (3-375), 283 (3. 379). 304 (3. 381). 308 (3-381). 378
(3. 389). 473 (3-399). 153 (3-362). 178 (3.365). 187 (3,366). 213 (3-370). 326
(3- 383). 341 (3. 384). 445 (3-397). 510 (3-402). 589 (3-408); auf unbatierten
pufig. 3n Oftia: Corp. inscr. lat. XIV n. 1935. 1946 (3. 408), in Nemus
Dianae. ibid. n. 2224b. 3n (Ballien: Le Blant, inscr. n. 466. 369 (3. 377).
25 370. 583 A, wobei A auf ben itorf gejtellt ift, Nouv. Recueü n. 242 (3. 466).
286. 287. 288. 326. 3n ben 9{^emlanben: iiraus, (£^r. 3nf^r. ber 9{^emlanbe I
n. 53. 123. 144. 148. 171. 208. 3n Spanien: Hübner, inscr. Hisp. ehr. n. 18
(3. 666). 42 (3. 482). 71 (3- 562). 75. 127. 78 (3. 462). 3n Slfrifa: Corp. inscr.
lat. VIII n. 1156. 11647. 11893. 11898. 13497. 14261. 14327. 14543. 1246. 2334
30 u.pag. 951. 6960. 10933. 17391. 18782. 3n Unteritalien unb Sijilien: Corp. inscr. lat. IX
n. 1378 (3-508). 1396. 3136. X n. 4493 (3.397). 4493» (3.399). 5646 (3-392).
3n (örurien, Umbrien u. f. ©.: Corp. inscr. lat. XI n. 1728. 2874. 3n Gallia
cisalpina: Corp. inscr. lat. V n. 6270. 6274. 6741 (3. 471). 7136. 9luf gried^.
;3nf(^riften in 3talien unb Sisilien exfl. JRom: Kaibel, Inscr. Siciliae etc. n. 106.
a. 146, 100 O 0^ gebilbet ift, 541. 695. 2300. 2358. 2462. 2luf einer SWarmortafel
ber 5lata!omben auf SRelos: SRoft, Keifen auf ben grie^. 3nfeln 3. Sb. S. 149. 2luf
SRofailen in ben Aatalomben ber Striata unb ^risrilla in 9{om : Boldetti, Osser-
vazioni p. 338. 2luf Sarlop^agen: Garrucci, Storia 304, 1. 355. 9luf fiampen:
Corp. inscr. lat. X n. 8053, 298 (Sarbinien). Jeliö etc., Guida di Spalato e
40 Salona p. 161. 9luf 9lmp^oren: De Rossi, Bullettino di arch. crist. 1890
p. 29 sqq. 9luf Siegeln: Hübner, inscr. Hisp. ehr. n. 193. 198. 203. Corp.
inscr. lat. V n. 8110, 168. VIII n. 5176. 9luf einer SKebaille: Garr. 480, 3.
9luf einer ©olbfopfel: ibid. 430, 11. 9luf einem (Bolbglas: ibid. 202, 7. 9luf
ajlünsen: f. oben. 9ln ber Porta Latina in JRom: Boldetti, 1. c. p. 338. — Sluf
45 einem filbemen fiöffel im 9Rufeum 3u SKains erf^eint C A >|5 CO V : ilraus , a. a. O. I n. 41.
>|5 mit ^CO roirb flanfiert l. oon B, r. oon M ( = bonae memoriae) auf 3nfd|riften:
Corp. inscr. lat. V n. 1697. 6213. 6259. 6318. XI n. 802. — Slnftatt ber Su^^^
ftaben f inben [\6) l. unb r. oon :^ mit A CO bilbli(^e Darftellungen auf ben f olgenben
SRummern, unb jroar l. eine lauoe: Corp. inscr. lat. V n. 1687, l. unb r. je eine
üO laube: Hübner, inscr. Hisp. ehr. n. 180. ilraus, (S)X. 3nf^r. b. 5R§einl. I n. 155.
50. 51, 173. 212, 221; l. unb r.Je eine laube mitÖljioeig: Le Blant, inscr. chr^t.
de la Gaule n. 509, ilraus, a. a. D. I n. 47; l. eine Üaube unb ein fiorbeersioeig, r. ein
fiorbeerjioeig unb eine Üaube: Corp. inscr. lat. X n. 8377**; l. unb r. oon einem
boppclt gef(^riebenen :ß mit -4 CO ein ^almjroeig: Corp. inscr. lat. VIII n. 11064;
rwjufammen mit ^almsioeig u. f. ©.: Corp. inscr. lat. V n. 5194: l. ein oerborrtcr,
r. ein blü^enber Saum: ilraus a.a.O. I n. 91. Sluf einem 9{ing bemerft man :>^ unb
l. booon Af r. CO, baju oberhalb bes SRonogramms einen Querftri^ unb, um beffen
oerlöngerte fenlrec^te ^afta \\ä) ringelnb, eine Schlange, bie l. unb r. oon einer Xaube
flanfiert roirb: Garr. 478, 20.— Sluf einer SReifye oon Senfmälem loirb^ßmit A (x>
A ü 5
m einen Ärei» eiitgeftent, owf 3nf^riften in Oftio: Corp. inscr. lat. XIV n. 1^75,
m (Ballten: Le Blant, inscr. n. 77 (3. 493). 331. 498. 501. Nouv. Rec. n. 223,
in ben St^tnlanben: Arous a. o, £). I n. 48, in Spanien: Hübner, 1. c. n. 84 (3- 545),
in «frifa: CJorp. inscr. lat. VIII n. 749. 2189. 8427. 8707. 8709. 8730. 8757.
9715 (3. 406). 10686. 10697. 10932. 14600. 14680. 17719. 18523, in Unteritalien: 6
Corp. inscr. lat. X n. 4526; auf einem Sarfop^og: Garr. 388, 1; auf einem 3i^3^I:
Corp. inscr. lat. VIII n. 9714 ; auf aRetallf^eioen mit burc^oro^ener Slrbeit, fo auf
einer 3ter|dbeibe aus Sronce mit (Email aus Slquileja: Garr. 467, 8, auf einer Golb-
Idte aus ^anlrei^: ibid. 467, 7, airf einer fiamelle aus greinfilber, auf einer Sm^'
ii^ibe aus C5oIbble(| unb auf einer 6iI6erf^eibe , alle brei Dom 6arg bes ^aultnus lo
in Girier: Araus, a. a. D. I n. 190, 1. 3. 4 ; auf einem Zeaetilge^enftanb aus Sg^pten : Oroner,
(Stäber ' unb lextilfunbe XII, 12. — SReben bem iteets begegnet I. unb r. je eine
loube auf 3nfc^riften in 9tom: De Rossi, inscr. I n. 494 (3- 401), in ©allien:
Le Blant, inscr. n. 50, 329*. 399, in ben M^einlanben: ilraus, a. a. O.I n. 289,
iDo ^ CO als M W formiert finb, ©a^rf^einlii^ au^ n. 232, in Spanien: Hübner, i5
1. c. n. 72 (3. 521). 95, in SlfrUa: Corp. inscr. lat. VIII n. 9717, 11900; I. unb
r. je ein $|au auf emer 3n|^rift in Gallien: Le Blant, inscr. n. 326, auf einem
6<fffop^ag tn SRapenna: Garr. 391, 3. Sluf einer I. fragmentierten afrif an. 3n[^rift
' :^ r. oom Areis eine 9lofe; eine fol^e roirb man aud^ auf bem serftörten Üeil ooraus«
i^en bfirfen: Corp. inscr. lat. VIII n. 16755. -— Swtx fonjentrifc^e Äreife um= ao
Jliegen auf jroei afrifanif^en 3n[(&riften :ß mit^ CO an ben 6etten; babei tDirb ber
Jlaum jmif^n ben Areifen mit Snjd^rifttest ausaefüllt. SBo^renb aber bie eine Stummer
bes figürlichen Seiioerls entte^rt, oefi^t bie anoere ^er^tb ber itrei[e I. unb r. eine
ÜQube mit £)l3Q)eig unb unter^Ib berjelben l. unb r. je einen £)l3Q)etg: Corp. inscr.
lat. VIII n. 16738. 16660 — :ß mit ^ CO unb bem fie umra^menben Äreis er- 26
fi^inen auf bie Seite gelegt bei stoei gallifd^en 3nf^riften: Le Blant, inscr. n. 73.
328, auf ben Äopf gepfeilt bei einer afrüanif^en 3nf(^rift: Corp. inscr. lat. VIII
n. 10688. — 3lUSfi innerhalb, [onbem aufeer^lb bes Äreifes ^aben A CO ^la^ ge=
funben, fo bafe A I. unb CO r. fte^t, auf einer 3nf(^rift in JRom unb Spanien: De
Rossi, inscr. I n. 281 (3.379); Hübner, inscr. n. 151. Dabei ift für ben jroeiten so
Zitulus nodb befonbers ^u notieren, baj] bie gform ii getoö^tt unb bog in bie unten
oerlanjerte fenhed^te ^afta S eingefügt ift. — Slnftatt bes itreifes ift ein Äranj, ge-
m^nhä) aus £orbeer, mit unb oqne S(^Ieifen, als Stammen für :>g mit l. A unb r. CO
geroo^lt auf 3nf^riften in SRom: De Rossi, inscr. I n. 345 (3. 384); in ©allien:
Le Blant, inscr. n. 678; in ben SR^einlanben: ilraus, a. a. O. I n. 117, 41. 133; ^
m Spanien: Hübner, 1. c. n. 60 (3. 544). 61; in Slfrüa: Corp. inscr. lat. VIII
n. 179. 1772. 9. 9Iuf Sarfop^agen: Garr. 336, 3. 4. 387, 4. 388, 1. 5. 391, 3.
401, 4. 8luf einer Sroncelampe: ibid. 471, 1. Sluf einer filbemen Sulla: Äraus,
a. a. O. I n. 252. — 3Bie 5u bem Äreis, fo treten au^ 3u bem Äranj noc^ anbere
giguren ^insu, unb sroar baneben l. unb r. ober barunter sroei lauben, auf 3nf(^riften «
in Sallien: Le Blant, inscr. n. 202. 575; Nouv. Rec. n. 58. 304; in Spanien:
Hübner, 1. c. n. 102. 10*3 (3. 612?); auf ben äRofaüen im äRaufoleum ber ©alla
Slocibia 3U SRaoenna: Garr. 232, 1.2. 3^ f^^s Üauben finben \x6) r. unb l. oon bem
Äranj auf ber Äante einer Slltarmenfa: Garr. 423, 1; unb ebenfo grofe bürfte bie 3.0^1 auf
einer anbem folgen platte geioefen fein, bie, roeil fragmentiert, je^t an beiben Seiten nur «
no(^ je jmeiiauben aufioeift: Le Blant, inscr. n. 547. Slu^er Üouben finben \\i) neben
bem ilranj no^ 2fif$e, Pfauen u. f. lo. auf einer foanifc^en 3nf(^rift: Hübner, 1. c.
n. 164. — Sieben Äreis unb Ärans ift au^ bas Me^ted als ffitnfaffung oon :ß mit
vi CO oenoenbet; ^ier fommt eine 3n[^rift aus S^rafus in Setrad|t: Kaibel, inscr.
Siciliae etc. n. 72. — 3n einem emjelnen galle f)ai man ni^t >^, roo^l aber A'^
unb CO in befonbere Sla^men eingefe^t, loobei man für jebes biefer !^^\ijtn ein Dreied
©d^Ite: Le Blant, inscr. n. 49. — Slufeer^lb ber bisher bejeidinetcn 9lubrilen fte^en
bie fol^enben Seifpiele. !^wti :ß, loobei über bas erfte ein A unb über bas jroeite CO
SW ^ftf bietet eine fpamf^e 3nf(^rift bar: Hübner, 1. c. n. 154. 3®'!^^*^ ^ ^^^
en betten obern fd^ief en Striaen bes X ift l. unb r. je eine fiinie emgefd|oben , bie m
oben eine ^Ibfreisförmipe Sersierung trägt, unb loirb biefes ^txä)tn l. unb r. oon einer
Äofette flanfiert auf einer a^ilanif^en 3nf^rift: Corp. inscr. lat. VIII n. 2272.
2)ie fenfre(^te §afta bes P bei >g ift unten oerlöngert unb f)ai 5u i^rer l. .1, ju i^rer
r. iJ auf einer 3nf(^rift ju Xanten: ftraus, a. a. O. I n. 303. Diefelbe 93erlängerung
finbet fid^ auf einer Snf^rift 5u Irier, ©obei l. .1, r. CO fte^t. Dasu tritt aber ^ier'W
6 A Q
I. unb r. oon X nod^ je eine Xoube: S^xam, a. a. O. I n. 143. SBoBrenb gemö^nltd^
A ßur L, CO jur r. bes >|( erfd^eint, finb bte betben Sud^ftoben umge^eut auf einer 2n*
f^nft in SRailanb: Corp. inscr. lat. V n. 6244. Das Stomlid^e gilt auif oon einer
3nÜrift in 9Ifr9a; ^ier oirb ober >|( an ber Stelle, wo X unb P julommentreffen,
6 no<9 oon einer ^orqontolen $a{ta bur^quert, ober^Ib beren CO A jte^n : Corp. inscr.
lat. VIII n. 8641 (3.419). (Ebenfo Hnb A CO umgefteüt unb mit >|i in einen Aronj
^ineingejeid^net auf einer gaUifd^en 3n|d^rift: Le Blant, inscr. 336. SInftatt bes
jlranjes ift ein itreis als umra|mung aeto&^It auf einer 3nfd^rift in 9I^ia: Corp.
inscr. lat. VIII n. 18517; auf einem (»orlop^g: Oarr. 387, 5; auf einem Slrc^i*
10 tetturftfid in Sorten: de Vogü^, Syrie centrale pl.42, 6. Dasfelbe Silb mit itreis
bietet eine 3n|(9rift aus (Sauien bar, nur i[t ^ier CO auf ben 5lof^ gefteät: Le Blant,
inscr. n. 337 A. >|( mit CO l unb A r. im ilreis, ber Aber einem po[tamentartigen
Unterfa^ Jid^ ergebt unb auf feinen beiben Seiten je eine Xaube fyd, ftnbet fid^ auf
einer gauifqen 3n|d^rift: Le Blant, inscr. n. 460 B. 9ud^ auf einem 3i^9^I ^^
16 Spanien i[t ^ CO um^efteüt, augerbem ift ^ier bie 9{unbung bes P linls angefe^,
eine (Erfd^emuna, bie \xif burd^ bie Bef^affen^eit bes Stempels erllart: Hübner, inscr.
n. 97. Son ben obem Spt^en bes X in >|( ^ngen ^erab I. A unb r. CO auf
3nf<|riften: De Rossi, inscr. I n. 776 (3. 455?); Le Blant, inscr. n. 572. 591
(3. 405). Der Serfertiaer einer 3nfArift in Xrier fd^rteb in einen ilreis 3n)ifd^en A
» unb CO P ein, oas gen)t| auf einem Serfe^en beruht. Sfteilid^ iann nid^t entfqieben
loerben, ob er babei an ^ ober ^ badbte: ilraus, a. a. O. I n. 178. — Die (Jform
bes SRonogramms, bie oon mand^er Seite als bie eigentli^ conftantinifAe in Slnjpru^
Senommen oirb, X', mit A I. unb CO r. pifd^en ben S($enleln bes !^tiiftnSf ift auf
en aRonumenten fe^r feiten; fie finbet fU^ neben einem liegenben gdtof. Kreu^, in
» beifen Sden I. A^ r. CO, oben 77, unten P eingejeid^net finb, auf einem ®rabftetn ju
ait*Säis3eg: Corp. inscr. lat. III n. 3996».
Sfn^ongsrDeife mögen hier nod^ bie gfSIIe ermähnt oerben, wo \xi) ^ CO in Ser«
binbung mit bem ftemformmen SRont^amm, lombiniert aus einer fenfred^ten ^afta unb
X, finben. Unfere Sud^ftaben erfd^einen I. unb r. in ben Sden auf Slrd^itelturftüden
•oin fepanien unb Serien: Hübner, inscr. n. 23, de Vogü^, Syrie centr. pl. 32, 2.
42, 2 ; babei finb bie >|c auf ben f^rtfd^en SRonumenten in einen jueis eingefteflt ®Iei^<
folls Areife oilben ben Stammen oon oier IRufiobilbem im erjbif^dflii^en ^alaft ju
9{aoenna; ^ier b&ngen aber bie SuAftaben, jmeimal CO A unb jmeimal A CO,
an itett^n oon ben oberen fd^iefen ^ajten ^erab: Oarr. 225, 1. Corp. inscr. lat.
» XI n. 261. 9Iuf einem raoennat. Sarlop^ag itt ein Arans als (Einfaffung geoa^It
ffir :4cr in beffen I. SBinlel CO unb in beffen r. 9BinIeI A fte^t. Sllle btefe Seifpiele
ftammen aus einer oer^Unismogig fpoten 3^^-
2) Sei bem ftreuj« ober ot&monogramm , bas auger ben f(^on enoäbnten oer«
fd^iebenen ^formen bes P unten eine balb fursere, balb längere $afta auftoeift, fo bag
M es entioeber an bas gne(^. ober bas lat. Areus erinnert, erfi^eint A CO entmeber I. unb
r. neben bem !^tiiftn ober unter^Ib bes Querftridbs unb Jomit bi(^t neben bem fenlrei^ten
Strid^. 3n btefer ^infi^t lommen in Setrad^t 3nfd^riften, m 9{om batierte: De Rossi,
inscr. I n. 270 (3- 377). 275 (3. 378). 285 (3. 380). 355 (X 385). 325 (3-383).
411 (3.393). 847 (3-472 ober 439), oicHci^t aud^ ^. 218 (3.370); unb ja^IreiAe
tf unbatierte. 3n Sallien: Le Blant, inscr. n. 15, oobei CO auf ben itopf geftellt ift,
46. 679. Nouv. Rec. n. 27. 134. 249. 274. 290. 291. 3n ben SR^cinlanben: 5traus,
0. a. O. I n. 52. 142. 3n Spanien: Hübner. 1. c. n. 14 (3. 586). 22 (3. 566).
2 (3. 632). 28 (3. 567). 33 (3. 578). 44 (3. 510). 66 (3. 562). 67 (3- 520).
68 (3. 544). 99 (3. 662). 125. 3n 31frila: Corp. inscr. lat. VIII n. 453. 1247.
"1434 (3.565—578). 4671. 4762. 4799. 5669. 8190. 9590. 9591. 10714 (?). 13756.
16485. 17387. Sei n. 15419 ^t bas Areu3 bie J^orm oon yooti gefreu5ten Stöben
unb ift ber nad^ r. getrümmte P^^alen bis auf bie r. Quer^afta ^erabgeffl^rt. 3n
Unteritalien: Corp. inscr. lat. X n.4494 (3.489). 8080.8174. 3n ffitrurien, Umbricn
u.f.©.: Corp.inscr.lat.XI941(3.570).1731(3. 423). 3n GalUa cisalpina: Corp.
» inscr. lat. V n. 1663. 7528 (3. 488). 7530 (3. 432). 8591 ; auf n. 7411 ift CO auf ben
ilopf geftellt. 3n Spalato: Corp. inscr. lat. III n. 2670. 3Iuf grie^if(^en 3n::
fd^rtften Staliens unb Sisiliens exll. Slom.: Kaibel, 1. c. n. 163. 550. 81. 166. 238.
2330 (3. 418/19). 2334; oiefleid^t au^ n. 143. 3Iuf fonftiocn gricd^. 3nf(^riftcn:
Corp. inscr. graec. n. 8863; in ftertf^: SIDS. 8. 3a^rg. S. 83 f. (3. 491). —
^%u\ einer 9Rarmor » Xransenna in (Eapua: De Rossi, Bullettino 1881 t X. %u\
A Ü 7
teilen aRonumenten in SRalerei: de Vogü6, Syrie centr. pl. 151. — 8Iuf einem
lukmen (SäfmuHoMtn: d*Agiiicourt, Scult.IX 1. 24. — Sluf fiampen in Slfrila,
iDoiet ober A auf oen jlopf gefteüt unb in einem ^aU ber P^^alen bei ^ I. angefe^t
ijt: Revue de l'Art chr^t. 1891 p. 303 sq. — Über bie aRfinjen J. oben. —
I unb red^ts booon CO M ift auf einer 3nfd^rift in Gallia cisalpina erhalten; mit 5
Se^g auf bas in Oberitalien gebräud^Iid^e 3n|qrift<gformuIar lann biefer an fetner I.
6ette fragmentierte Xitulus mit B ^ eraänst loeroen: Corp. inscr. lat. V n. 6322.
»ieüei^t borf aai) n. 6397 (3. 423) ^lerber gered^net ©erben. — »«blitze Dar«
teüungen treten 3u -^ mit ^ CO ^inju, uno yoat r. ein ^alnntDeig auf einer Sn-
Mt in (Sallien: Le Blant, inscr. n. 659; I. unb r. ein ^almjmeig auf einer lo
(Pan.3n|d^rift: Corp. inscr. lat. VIII n. 10516 (3.525/26); I. unb r. einelaube:
Äraus, a. a. O. I n. 176 unb oienei(^ auä) n. 117, 47; Le Blant, inscr. n. 439;
Hübner, 1. c. n. 45 (3. 530); I. unb r. eine laube mitölsroeig: Äraus, a. a. O. I
n. 151 unb ©abrfd^einli^ aum n. 156; I. unb r. Xaube auf einem Saum mit£)btDeig
im S^nabel: jtraus, a. a. v, I n. 207; I. Xaube mit £)l3n)eig im 6(^nabel, r.i5
eine foI(^e, auif mit tXjveig in ben ftrallen: ba[elb[t n. 100; I. unb r. eine ^adtl:
Corp. inscr. lat. VIII n. 17390. 2luf einer an \fyctx I. Seite fragmentierten 3nf(^rift
ift rechts neben CO ein Sogel erhalten; möglid^enDeife ent|jprad^ biefem eine ^arallelfigur:
Corp. inscr. lat. VIII n. 14265. (Ein Sanop^ag in 9?aoenna jeigt in ber SRitte f
mit i4 CO unter einem Dad^, auf jvei Säulen ru^nb, unb I. unb r. oon biejer Slr^i- 20
teitur ein S^of: Garr. 392, 1. Sluf einem anbem raoennatifd^en Sarlop^ag tDub
ienfalls ^ mit ^4 CO oon je einem (od^af flanliert; nur fe^It ^ier ber ar(^iteitonif(^e
Mmen, unb ^ngen ^ier bte beiben Su^ftaben an itettc^en: Oarr.389, 2. — Unter»
^ülb ^ mit ^ CO finben \xif ein »lotti^en: Corp. inscr. lat. VIII n. 11134; yDti
louben: Äraus, a. a. O. I. n. 24. — Jus Wammen für ^ mit ^ CO Jinb ein ober 26
meiere lonsentrifd^e itreife, jum Xeil mit S(^Ieifen, geu)ä^It auf Snfd^riften in ben
%inlanben: Äraus, a. a. O. I n. 59. 103. 290, ©obei CO auf ben ilopf gefteüt ift;
in Spanien: Hübner, 1. c. n. 98 (466?) 186; in Sfrila: Corp. inscr. lat. VIII
n. 670. 672. 1105. 2519. 10713. 11119. 11895. 11901. 11903. 11904. 15244. 16488.
17609; mit breiten 8Irmen i[t bas ftreus formiert: ibid. n. 455. 11648. 11653; «>
Q. 13927 |te^ CO I., oa^renb bas Stfid mit A abgebro(^en ift; in (Etrurien, Umbrien
U.J.ID.: Corp. inscr. lat. XI n. 4073; in Satona: Corp. inscr. lat. III n. 9585.
auf einer Äatalombenmalerei in Jleapcl: Garr. 103, 1. 8Iuf einem Sarlop^j in
Koocnna: ibid. 356, 2. 8luf einem uRofail in Jlecmel, ©0 ^ mit ^ CO auf einem
Sintergrunb mit Sternen auf^efe^t ift: Garr. 269. 2luf einer Steintl^ür: de Vogii^, ^
Syrie centrale pl. 71. 2luf einer SBroncelampe: Garr. 471, 4. 2luf bem Soben*2rtagment
eines !Qongefähes : in meinem Sefih, unebiert. — (Eine 3nfd^rift bietet -ft mit ^ CO
im ftreis auf bie Seite gelegt bar: Corp. inscr. lat. VIII n. 11478. — Dasfelbe »ilb,
f mit ^ CO , umgeben oon einem ober mehreren Äreifen , loirb enoeitert bur^ eine
laube I. u. r.: Le Blant, inscr. n. 55 (3.454, 500, 525 ober 540). 5traus, a.a.O.*o
I n. 267. 284; hmif I. eine laube, r. eine laube mit Öljroeig: De Rossi, inscr. I n.276
(3.378^; bur(b I. unb r. einen ^PalmjrDeig: Corp. inscr. lat. VIII n. 10665* burc|
tu. r. je ein ^ferb: 5trau5, a. a. O. I n. 101. Da^in geboren aui) jioei fieic^en»
fteinc ^?) aus Curubi in Slfrila. 8Iuf bem größeren erfc^eint breimal -ft mit ^ CO
im ftrcis • babei ift 5ipifc|en 1 unb 2 unb 2 unb 3 ein Delphin einaefe^t. Der Heinere **
Stein befi^t ya>tx Äreife unb jiDifc^en i^nen einen gifc^. 2lber ^ier ift nur ber linle mit
-P unb A CO gefd^mfidt , mo^reno ber re^te oon einer geometrifd^en gfigur ausgefüllt
löirk: ajlünter. Sinnbilber unb Äunftoorftellungen, 1. laf. n. 24. 25. — Seltener als
^ Areis erfqeint ber 5tran3 mit unb o^ne S^Ieife als Stammen oon ^ mit A CO,
|o: Corp. inscr. lat. VIII n. 17747, auf einem Sarlop^ag ju Äonftantinopel unb ^
einem ebenfold^n ju Waoenna: Garr. 354, 2. 391, 3. (Erweitert loirb biefes Qiftma
^(^ Beifügung anberer giguren, fo eines Pfaues l. unb r. auf einem Sarfop^ag ju
Ä<»enna: Garr. 389, 2; einer 3!aube auf Ölsroeig I. unb einerlaube mitÖIjroeij im
Si^nobel r. auf einer Snfd^rift im 3?om, 100 aber bie beiben Sut^ftaben in ber Weisen*
WCO^ erfqeinen: De Rossi, inscr. I n. 666 (3- 431). 2Bar \i)on auf mani^en^«
^ öor^r nambaft gemaAten Denfmaler bas Seftreben ber Äünftler unb ^anbroerier
oemerfbor, A CO ni^t bloß unter bie Querarme bes -P einsuftellen, fonbem an biefe
<i^t3u^ngen, fo finb auf ben beiben ple^t enoö^nten aRonumenten beutlic^ Aett^en ju
kennen, u>eld^e bie Serbinbung jmi^^en ben Querarmen unb ben beiben Su^ftaben
^teilen. (Eine Snf^rift in Sifquileja ift an i^rer r. Seite jerftort, fo bag nur nod)^
8 A Ü
ein Üeil bes -ß mit ^ im itranj unb linls baoon eine Üaube ermatten i[f. (SetDig
borf ober aud^ ^ier ein CO unb eine jtoette Xaube ergänzt toerben: Corp. inscr. lat. V
n. 1639. SBS^renb auf ben bisher eriDäbnten DenlmSIem A CO i^ren ^Iq^ I. unb r.
neben ^ ober unter ben Querarmen besfelben gefunben baben , oerben fie anbenoörts
5 oberhalb ber Querarme eingefeM fo bag fie r. unb r. oon oer 9{unbung bes P ju fte^en
lommen. 3n biefen (fällen meroen bie Sden unterhalb ber Querarme mit Xier* ober
SRenfd^enfiguren ausgefällt, fo oon jmei Xauben auf einer 3nfd^rift: ilraus, a.a.O. I
n. 82; oon 3n)ei Sd^ofen auf einem 9{ing, mobei ber P«$alen auf ber I. Seite angefe^t i[t:
Garr. 478, 1; oon jipei Xauben auf einer Ül^onlampe, bei ber bie Smoenbung eines
10 Stempels es o^ne toeiteres oerfteben lägt, ba^ CO unb P«$alen I. unb A r. erf^einen :
Garr. 473, 3; oon sroei (5ramoa(^tem (ilriegem) auf einem Sarlop^agfragment in
9?om: Garr. 401, 1; oon XPI unb CTOC in Serien: de Vogü6, 1. c.
pl. 129. 9Iud^ auf einigen SRonumenten, n)o ^ oon einem ilreis ober Arans
umgeben ift, ift bie Stellung oon A CO oberhalb ber Querarme nad^oeisbar;
w aber ^ier fehlen bie giguren unter^B biefer : Corp. inscr. lat. VIII n. 14746.
16664. 17385; jiraus, a. a. Q. I n.ll72 37, n)o I. ougerl^lb bes jireifes no(^ eine
Salme erf^eint. ^ im ilreis unb neben btefem I. -4, r. Ca5 begegnet auf einer römiteen
3nf^ri{t: De Rossi, 1. c. I n. 225 (3-371}. 3n ©ritannien, bos arm an 3nf(^nften
mit bilolid^en Darfteüungen ift, finb ^CO, festeres eigentümlich geftaltet, oberbalb -P
» mit Äreis angebracht: Hübner, inscr. Brit. ehr. n. 205. — Singulare Siloungen
finb 3u notieren, auf einer 3nfc^r. 311 3nlta (Toncorbia ift A oben am Snbe bes I. Quer^
arms, CO unten am Snbe bes r. Querarms bes ^ angebrad^t: Kaibel, 1. c. n. 2330
(3. 418, 419). ein gaüifc^es Denfmal befit(t an SteUe ber Äettc^en. an benen A CO
qfingen, jioei gerabe Striae; au^erbem enbigt ber r. Querarm bes -ß in S: LeBlant,
» inscr. n. 92—97. 3n oer gleichen SBeife finb A CO befeftigt auf einer 3nfArift in
Jlorbitalien, unb roirb bas fo geftaltete 3^»<^cn oon B M (= bonae memoriae) flan=
liert: Corp. inscr. lat. V n. 6401 (3. 575). Der SSerfertiger einer römifc^cn 3nfc^rift
oä^Ite ebenfo jtoei Striae , um ^ CO mit -^ 3U oerbinben , fe^te aber bie P«9{unbung
I. an unb ftellte basSanje in einen ilreis: De Rossi, I.e. n.661 (3-^30).—^ mit
^ ^ CO unter bem Querftri^ bilbet bie ffirunblage für gormen, bie bte Sigentümlic^Ieit
! laben, bag nod^ ein ^t\iflXi in ber oberen I. Ode eingefe^ oirb, gfotmen, bie nament»
id^ auf Slr^iterturftüdten in Serien ju finben finb. 3In ber bejeic^neten Stelle fte^t ein
X neben bem P unb bebeutet fomit mtt biefem Xoiimoq) : de Vogii^, Syrie centr.
pl. 31, 3. Seftcl^t Wer ber Wammen aus einem Äreis, ber in Schleifen mit Slättem
* enbigt. fo finbet fic^ fonft ein einfaAer 5treis, unb loirb bie I. obere ffidte oon einem v
ausgefflut: ibid. pl. 33. 3Inftatt oiefes 3^^^ns begegnen eine fleine runbe Scheibe
auf einer Darfteüung, mit 5lran3 umjogen; brei foIAer Scheiben auf einer Shilptur mit
5lreis*5la^men , ©obei aber ^CO umgeftellt finb; bie S^eiben ^ einer 8Irt Dreipafe
oereinigt auf einem Welief mit Äranj: ibid. pl. 129. 45. 127. $)rei ©lotteren, in ber
*^ gorm Des Dreiblatts jufammengefc^loffen, bietet ein Src^itefturftüc! mit ilreis unb ein
folc^es mitilran] bar: ibid. pl.46.2.62. (Ein raoennatifc^er Sarfop^ag toeift in ber I.
oberen (He einen Stern unb unterhalb bes ^ jroei Schafe auf: Garr. 387, 8. Slic^t
bloß i>i^ I- » fonbem auc| bie r. obere (&f e bes ^ im Äreis befi^t eine SScrjicrung in
2form eines ^nftes auf einem ©rabftein aus Serien: Corp. inscr. graec. n. 9152. —
^ Sluf einem aJlalbilb in ben Äatafomben ju Jleapel n)irb ^ mit ^ CO umgeben oben
oon jroei rofettenartigen Sersierungen, unten oon jroei Slumcnsioeigen : Garr. 103, 2. —
3Iuher ben fd^on genannten SKonumenten mit Umftellung oon A CO fönnen nod^ er=
loä^nt ©erben oier aus Slfrifa unb jioei aus Serien, jum leil mit breiten Slrmcn
bes ^, loobei CO I. unb A r. unter bem Querftric^ fte^: Corp. inscr. lat. VIII
w n. 450. 458. 11649. 11897; de Vogüe, 1. c. pl. 43. 42, 1. 3n allen biefen Sfällen
xoirb ber ilreis als Wa^en angetroffen. Das le^te Seifptel befi^t noc^ einen sioeiten
5lreis, ber bie oier Srme bes -P in i^rer SKitte burc^fc^neibet. 3n ber I. unteren CEcfe
bes mit einem ilreis umfc^Ioffenen ^ ift A eingefe^t unb in ber I. oberen Ccfe bas
feitlic^ geftellte CO: de Vogü6, 1. c. pl.46, 4. Umgeftellt finb roie A CO, fo au^ ber
•5 $afen oes P in ^ oon einem Steinme^en in Serien, ber flberbies au^ bie Äopffeite
bes CO xi^6) unten gebre^t ^at: de Vogü6, I.e. pl. 42,3. — Slid^t eine ^orisontale, fon=
bem eine fAiefe Wic^tung oon unten I. nac^ oben r. tft bem Querftrid^ in ^ gegeben
auf einem Stein in Korn. Dabei ift A in ben SBinfel I. oben, CO in ben SBxnfel r.
unten einge[c^rieben, unb finben fid^ neben bem fo formierten Äreujmonogramm noc^ ein
••Heiner Äreis, ein ^almsioeig unb eine crux gammata: Garr. 487, 16. Silben
Ji
i Q \)
\k gällc, iDo ^ xA\A CO oon einem ilreis ober ilranj eingefaßt ©erben, bic Siegel, fo
begegnen boA au^ anbere geometri[(^e 3^9^^^^ ^ Stammen ; ein Quabroi auf einer (tei«
nernen 3:^ür tn Sijrien : de Vogüö, 1. c. pl. 81 , 8 • unb auf einer 3nf(^rift in Slfrila : Corp.
m8cr.lat.VIIIn.2017; ein Dreted auf einem ®rab|tein in 9lom : Aringhi, Roma sott. p. 605.
3) Sieben bem Äreuj in ber Iateim|d^en ober griec^lfd^en gorm ober unter ben Quer* 6
armen bes 5lreu3es finben fi^ A CO auf 3nf(^riften, in SRom : De Rossi, inscr. I n. 249
(3.375). 941 (3. 509). 1296 unb häufiger auf nid^t batierten; in Spanien: Hübner,
inscr. Hisp. ehr. n. 9 (3. 622). 21 (3. 588). 73. 74. 91 (3.578). 86 (3. 649).
87.246 (3. 875). 268 (3. 1051). 277 (3. 893). 279 (3- 928). 286 (3- 914); in
«frifa: Corp. inscr. lat. VIII n. 56. 603. 674. 1767. 2009 (?). 11126. 11906 (?); lo
tnörurien, Umbrien u. f. ©.: Corp. inscr. lat. XI n. 331*. 1725; auf gried^. 3ns
[(^riften: Corp. inscr. graec. n. 9319. 5RQS 8. 3a^rg. S. 83 (3. 491). Sluf einer (5emme:
Jelic etc., Ouida dl Spalato e Salona p. 173. Sluf einem q|Iinbrifc^en ©efö^
fl»5 öolj: 5örrer, eJMi^d^r. Slltertümer XI, 5. — Sluf einem filbemen ftöftc^en:
Rohault de Fleury, La Messe pl. 53. — Sluf 3^onlampen in Slfrila : Re- 15
vue de l'Art chr^t. 1891 p. 306. — Sluf SRünsen f. oben. — Diefes einfalle
S^ema toirb enoeitert bur(^ ^eiroerf, aus Suc^ftaben unb 3^^^^" '>^'^ ^^ beiben
juglei^ befte^nb, auf einer 3nterift inüRailanb, roo l. B, r.M erfeeint: Corp. inscr.
lat. V n. 6210 (3. 467), auf einer 3nf(^rift in Spanien unb Scubien mit je einem
ÄKUj auf ben beiben Seiten: Hübner, inscr. Hisp. ehr. n. 3 (3- 584). Corp. so
inscr. gr. n. 9121. (Eine 3n[(^rift in SRailanb befi^t r. oon bem Äreuj mit A CO
eine Icmbe unb M, toobrenb bie l. Seite bes leartes jerftort ift. 3nbeffen bietet fi^
bafür unf^er B unb eine laube als ffirgönjung bar: Corp. inscr. lat. V n. 6277.
3n einer ©rablammer 5U schefä-dmr ^at ber Cntbeder ein Äreuj mit ^ ß unb
einen S5ojeI ju beiben Seiten nat^geroiefen: 3^^35 12. Sb. S.28. Sluf einem galli^^ «
l^n Stein fte^t ein Äreuj mit ^ ^, bas festere ojfenbar für CO, in ber SKitte unb an
ben Seiten junai^ft je ein ^almjipeig unb [obann je eine ftemartige Serjierung: Le Blant,
inscr. n. 467. — Slls Scifpiele für bic f(^on bei >R unb ^ notierte ffirfc^einung,
böfe bie beiben Su^ftaben mit ben Querbalfen burc^ Strid^e ober Äettd^en oerbunben
©erben, fommen ^ier in Setrat^t eineSRebaille: Garr. 480, 6; eine gallifc^e 3nfd^rift: w
Le Blant, inscr. n. 551 A; eine SRalerei in ber ^ontianus=Äatafombe 5U 3?om, ©o
bos Jlreuj , mit (Ebelfteinen unb perlen reic^ oerjiert, auf feinen Querbalfen l. unb r.
einen fieu^ter trägt: Garr. 86, 3. '^mtx^^yxit erfd^einen auf einer 3nf(^rift in ^abua;
^ier ^ngen oon ben Querbalfen bes einen I. CO unb ein itreus , r. ein Äreu3 unb A ,
wm bem ßuerbalfen bes anbem I. A unb ein ftreuj, r. ein itreuj unb CO ^erab: ^
Corp. inscr. lat. V n. 3100. — ©nigemale ^aben A CO nic^t in ben unteren, fon==
bem in ben oberen Sden bes Äreujes il)ren ^la^, fo auf britan. 3n[d^riften: Hübner,
mscr. Brit. ehr. n. 189. 194, unb auf einem gallifd^en Stein mit auf ben Äopf
jeftelltcm CO: Le Blant, inscr. n. 565(3.500.527.591 ob. 690). SBic ouf biefem, fo
ift au(^ auf einem Slrt^itefturftüc! mit Äreis in Serien CO bem A oorangeftellt : de Vogüö, *o
Syrie centr. pl. 42. — Untcr= unb oberhalb ber Querbalfen eines Äreujes finben fi^
A CO auf einer ^oljtof el mit auf gemolter 3nf(^rift aus (Egi)pten : g orrcr, grü^r. Sllter=
tumer IX, 7. — (Eine gried^. 3nJ(^r. in ©allien, wo bas Äreuj, oon jroei fonjen*
trifc^n Äreifen umf(^lof[en, auf einer Safe mit einer laube \. unb r. bargeftellt ift,
\yA unter ben Querbalten A CO, über benfelbcn I. ein auf ben ftopf geftelltes A ^
mit leidster Sleigung nad^ l., r. einen Stri(^: Le Blant, inscr. n.423; Kaibel, 1. c.
n. 2491. — Sluf einem fpanift^en Denfmal ergebt fic^ über einer Slrt ^oftament ein
lat. Äreuj mit breiten Slrmcn, ^xi i^rcn Knben in ber gform bes Dreipaffes oerjiert.
Auf ben Querarmen, aber noc^ oben unb unten über fie ^inausreii^enb, fte^t I. A^
r. Q\ Hübner, inscr. Hisp. ehr. n. 119 (3- 627). — Äreis unb Äranj finben ^^
bei bem 5treuj in feiner Serbinbung mit A CO nii^t ^äufig Scrroenbung. (Ein gleid^=
fettiges 5treuj, umgeben oon einem ftreis, I. baoon J, r. CO, begegnet inSlfrita: Corp.
inscr. lat. VIII n. 4770. 3^^^ ^Rofaifen ju S. Sitalis in 9?aocnna finb mitÄreujen
gefc^müdt, einem griec^. unb einem lat.. bie oon Äreifen, burrf) je jroei (Engel getragen,
umrahmt ©erben. 9?on ben 5treujbalfen fiöngen bie Su(^ftaben CO CO ^erab, loo^I anftatt ^^
A Ca): Garr. 262, 1. 2. Das Slpfismofai! in S. Slpollinoris in classe ju 9?aoenna
jeigt auf Stemengrunb, eingefaßt mit einem rei^ oerjierten Äreis, ein lat. Äreuj, über
bem lXf)YC, unter bem SALVS MVNDI unb neben bcffen Querarmen I. J,r. CO
fielen: Garr. 265, 1. (Ebenfalls auf einem raoennatif^en Denfmal, einem Satfop^ag,
begegnen jipei Slätterfränje , bie je ein gried^. Äreuj füllt. Das oorbere ^at unter ^
10 A Q
feinen Querballen CO A, bos Wintere A CO : Oarr. 392, 1. SRe^ere ftngulare itombU
nationen bes Areujes mit A CO befiel Slfrila. 93on einem ilreis ^e^en bie breiten Slrme
eines gleic^feitigen Areuses aus, in i>ef|en I. ob^en QUe A unb m bejfen t. unteren (Sät
CO eingefügt ift: Corp. inscr. lat. VIII n. 4473. 3n einem itrets fte^ ein grie^.
6 5lreu3 unb, in bie SSinlel besfelben einoefi^oben , ein |og. Slnbreosfreus, auf oeffett
unteren Sollen I. ^, r. CO eingemeißelt finb: ibid. n. 671. 9ln biejes SSilb erinnert
ein onberes 5lreu3; aber ^ier finben \yii nur in ben oberen SBinleln Stritte, unb joHir
je 3n)ei parallel, ein^efe^t, XDo^renb in ben unteren SBinlel I. CO, r. A n<^tbar i^:
ibid. n. 705. Sielleu^t barf ^ier^er auA ein äRonument gereAnet ioeri)en, auf bem in
lober SRitte ein itreuj unter einem ^albfreis, r. A unb ein 3^i^^n in ®e{talt eines
9{^ombus, I. ein ebenfold^es erfannt ohrb, tDä^enb bie angrensenbe ^artie (wgebro6eti
E: ibid. n. 11482. — Sluf einer aRarmorume er[(^eint ein lot. AreiQ, oon beffen
uerarmen A CO, festeres in ber gfotm oo, ^rab^ängen. Sein ^oftament in Seftalt eines
A unb feine Spi^e mit einem Querftrid^ unb barfiber bie fiigatur oon ov, nebft ben Su^*
u ftaben L unb r. geftatten oieüeid^t biefe monogrammatifd^e SSerbinbung als Nixojiedov
ju lefen: Garr. 427, 4; Corp. inscr. gr. n. 8939. (Eine fiampe in Spanien tragt bie
3eid^en ^,gried^. Areuj mit Querftrid^ barSber unb O: Hübner, inscr. Hisp. ehr. n. 106.
4) Das ag9pti[d^e fiebensjeid^en, loas bie ^r. S^mbolil flbema^m unb entfpre^enb
umbeutete, gen)ö^nltc9 als $enIeDreu3 beseid^net, ift jufammen mit A CO bis^ nur auf
90n)enigen DenfmSIem naAgeioiefen morben^ fo auf einer ^ilgerinfd^rift, roo A I. unb
CO rechts oon ber fenlre^ten $afta bes 3^t(^ens fte^t: Corp. inscr. gr. n. 8947». Sin
berfelben Stelle begegnen bie beiben Sud^ftaben auf einem (Srabmonument bes eg9^
9Rufeums 3u Serlin (9lr. 9338). Suf bem gepunjten (Eifenbefd^Iag eines ^ohiöftd^ens in
bem nämli^en SRufeum (9lr. 10529) ift A CO oberhalb bes an feinen Sqfenleln breit
»auslabenben ^enleöreujes angebra^t.
Sefonbere Seai^tung oerbienen biejenigen SRonumente , uield^e A CO allein ober ju«
|ammen mit 'Jft, unb ^ in Sesie^ung fe^en ju anberen gfiguren als (E^riftus. (Eine (grabinf^rift
m9{om ftellt bas Sruftbitt) einer oerf^Ieierten gftau bor, flanliert oon A unb CO unb ^etnis
unb Paulus. Darf man jmeifelbs in ber 0rau bie Serftorbene erlennen, fo erfcbeint
^\\t bier in bem 3Roment, ba fie oon ben beiben SIpofteln in bie Seligleit eingeffi^
rourbe: Garr. .485, 3. SRe^rfaft begegnet, u)ie bas einfache 9Ronogramm (E^rifti unb
bas Stabmono^amm, fo aud^ A Caj mit biefen oereint, auf benCSrabfteinen 3u Slqutleia in
SSerbinbung mtt Oranten b. ^. SRännem, 2ftauen unb Äinbem, mit größerer ober geringerer
^orträtä^nIi(^ieit bargeftellt in bem älugenblid, n)o fie ins ^arabies eingegangen finb
SS unb Sott für bie i^nen pemorbene CErlofung mit i^rem Sebet banlen. 9Iuf einer ^ügel«
artigen CEr^ö^ung fte^t etne oerfc^Ieierte gftauengeftalt mit erhobenen Srmen ; 5ur Seite
ber Sr^o^ung bemerlt man je einen Strau(^ unb baneben auf ber I. Seite eine Xaube
mit £)l3n)eig, auf ber r. einS^of , mö^renb I. unb r. oon ben Srmen ber gftau je ein ^ mit
A CO unter ben Querballen fi(^tbar ift: SBilpert, 3nf(^riften Slquileia's S.44. fi. unb r.
M oon einer ro^ geseii^neten männlid^en Sfigur in Orantenfteüung finbet [i(^ je ein £eud^ter
mit fiid^tem unb über bem Aopf bes lulannes ein -^, bei bem bte P'9{unbung I.
antritt unb an beffen SIrmen A CO fangen. Unter ben beiben Sud^Ftaben fte^en eben«
fooiele ftemartige 3^i(^en : bafelbft S.47. SBö^renb auf biefemSilb Die fenfrei^te ^afta
nur burA einen Ileinen 3^if^^ntaum oon bem itopf ber Sfigur getrennt ift, fi^t auf einem
tf anberen Die entfpre^enbe ^afta eines ^ mit ^4 Cü, umrahmt oon einem Jlran^, un*
mittelbar auf bem jtopf einer meiblid^en Orans, flanliert oon smeiXauben, auf: oafelbft
S. 49. «uf einer aRebaifie mit ber 3nf4rift SVCESSA VIVAS ift bie Darftellung eines
Slortqriumju erletinen: auf einem 9{oft, unter bem bie gflammen enworsüngeln , liegt
eine nadte gfigur. über ibr fte^t eine gftau im C&ebetsgeftus, mo^I ibentifq mit jener Srigur,
^ aber als bereits ins ^arabies eingegangen bargeftellt, morauf au(^ ber iuanj, nac^ i^rem
^aupt oon einem ^rm ausgeftredt, fi^Iiegen lögt. $ier bemerlt man ober^tb ber
I. öönb ber Setenben A^ ober^Ib i^rer r. (O unb unterhalb biefer -P: Garr. 480, 8.
SRad^bem bas 9Ronogramm (E^rifti unb bas Stabmonogramm mit A CO fiber unb neben
ben Serftorbenen unb 9Rar^rem ^a^ gefunben, toar es nur no(^ ein S(^ritt^ aud^
^birelt bas ^aupt befonbers oere^rter ^lutseugen bamit ju fi^mflden. Unb tn ber
X^at ift auf einem jilnaeren Aatafombenbilb in 9leapel 3onuarius mit einem 9limbus,
toie er fonft nur bei (E$ri[tus oorfommt, 'Jfk mit ^ CO, umgeben oon einem 5treis, aus=
iieseic^net, rDäI)renb auf etnem Solbglas hinter bem 5lopf bes £aurentius 'Jft, unb neben
einen S^ultem {A) CO erf(^einen: Garr. 102, 2. 189, 1.
M 9Benn De 9{offt unb anbere ben toenigen Seifpielen, bie bas Dreied sufammen mit
A Q 11
Stonojg^omm (E^rifK. Stobmonogramm unb A CO au|tDeifen , \o\6)t Sebeutuna beimef|en,
bog fte in i^nen f^mbolifd^e ^^orfteHungen ber Xnnitöt erlennen ju muffen glauben
ggl. Pitra, Spicilegium Solesmense IV. 497 sqq. ; Araus, Siealenciifl. b. d^r. Slltert. I
. 378 f. u. a.), fo oermag i^ i^nen ni^t beijui^ic^ten. (Einmal polemifirt Sluguftin
ooai Stontounlt ber ftirc^e aus (contraFaustum Manich. XX, 6. 5trau5, a. a. O.) 6
gegen bas i>xt\tA^ bos im 6q[tem ber SRanic^äer eine SloIIe |pielte. Darnach möre es
»i9eKegenber, in ben wenigen oor^anbenen Denfmölem mit bem Dreied mani^öifc^e
als firdjlid^e 3U erlennen. Sobann loürbe es fe^r auffaKenb fein, bag man mit ben
X)cete(fen nur Sombole (E^rifti in Serbinbung gebrai^t MMt unb ni(^t au(^ foI(^e ber
feeiben übrigen ^erfonen ber Xrinität, falls man bie 9Ibfi(^t ^e^abt ^ötte, Sinnbilber lo
ber !Dreifamgfeit bor^uftellen. SBeiter lofirbe es bei jener IRetnung ni^t ju erflören
fiein , bog bie Serferttger unb Se^eller oon Denfmälem ni(^t öfters Don biejem 6qmboI
Gcbnntq gema^Qotten, unb bies namentlid^ in ber !^t\\ ber £e^rftreitigletten. 9la(^«
bem bie ooranfte^enbe uberfi^t ^at erlennen laffen , bag ber Areis , ber Aranj , bos
9itifitd unb Quobrot als (nnfaffung für >g unb -ß mit ^ CO äSenuenbung ge- 15
funben, fonn es ni(^t ounbemebmen, bag in jtoei gfällen aucb bos Dreied ju biefem
3n'^ ^ongejogen iDurbe, uno bies um fo n)eniger, als oos Dreied fim foiDO^I
bem -^ mit ^ CO (Aringhi, Roma sott. p. 605), als au(^ A in ber ^orm A
trab CO in ber (Jform V (Le Blant, inscr. n. 49) jeic^nerifc^ fe^r gut anpa|fen lieg.
Suf mittelolterlid^en Denlmalem tritt ber ®ebrau(^ oon A unb Q^ allein unb in 93er* 20
binbunq mit SRonogromm (£^ri|ti unb itreuj. prüd, unb bies gilt nomentlii^ Don ben
®nibflemen ; oö^enb oie im Slltertum, fo oucq tm frühem äR.^. an Slltären no^ me^rfod^
booonSebrcnjA gemacht roirb (de Fleury, I.e. pl. 37. 38. 49. 50.51). 3lur in Serbinbung
mit Silbern (Tgrtiti loirb es ^ufiger gefunben. ^uf bem Xl^aPoIeli^ 3u Aremsmünfter fte^en
bie beiben Sud^jtoben I. unb r. 00m Äopf bes $erm (ibid. pl. 293). 8Iu^ bas (Elfenbein* 25
Diptqd^on bes Xutilo in 6t. Sollen ous bem 9. 3a^r^. jeigt ^ 03 an berfelben Stelle
(Westwood, Fictile Ivories in the South Kensington Museum p. 119). 2luf
einem Dormftobter (Elf enbein « Diptqc^on aus bem 10. 3a^r^. finb bie beiben 3^^^^^
\ L unb r. oom ilopf ßefu an Äettc^en befeftigt (ibid. p. 126). (Ein glci^es Dip«
tn^on ber Serliner Sibliot^I aus bem 9. ober 10. 3^^^^* ^^i|t bie beiben Sud^ftaben, so
oben in einem Areuj enbigenb, oberhalb ber ben tbronenben $erm um^ebenben @Ione
auf (ibid. p. 137). ^robonus SRourus piebt ein Silb bes ©efceujtgten, in beffen
ftreujnimbus r. A , oben M unb I. Ü b. i. initium. medium unb finis eingeseit^net
ftnb, (de laud. s. cnicis lib. I figura I). Sluf Der golbenen Slltortafel aus Sofel,
je^ in ^ßoris, aus bem 11. 3a^r^. ^It (Ebriftus in ber I. bie 9BeItfugeI, gef^müdtsö
mit A^ (itrous, (E^r. 3nf(^riften II n. 4). 3li(^t feiten ift^ ii auf bos oufgeft^logene
8u(^ gefd^rieben, bos ber ^eilanb ^It, fo 5. S. am portal ber jtirc^e ju (Elftertrebni^
(Sttt^e, SBef^reib. Dorjtellunjj b. öltern Sau« unb Äunftbenfmäler b. Äoniqr. Sat^fen,
15. $eft S. 19). Sludj bie afresfo* unb SKinioturmaler eignen [i(^ bie betben Suc^*
^ben m 93erbinbung mit ber gigur (E^rifti an, fo auf ben SBanbmalcreien ber Äot^* 40
brole 3U Muxerre unb in einer $anbf(firift ber Bibliotheca Barberini 5u5Rom (n.3577).
3n bem livre d'heure ber itönigin mno oon Bretagne aus bem(Enbe bes 15. 3a^r^.s
erf^int EGO SVM ALPHA ET O PRINCIPIV ET FINIS bei ber Dorftellung
bei Xrinitot, mobei Sott Soter unb 6o^n ein offenes Su(^ mit ber genannten 3n«
fid^rift ^Iten. (Ein onberes Slott ber namli(^en $anb|(^rift ftellt (Ebriftus in ber äRonborlo 45
bar mit einem geöffneten SuA in ber I., bos bie 3nf(^rift trögt: EGO SVM
ALPH ET O PRINCIPIV (!) ET FINIS. (Delaunay, Le livre d'heure de
la reine Anne de Bretagne). Suf einer Slltorbede 5U 6t. Stephan in £qon aus
bem 9. 3^r^. roor ber (Erlöfer unter bem SiU) bes £ammes mit ben (&oIbbu(^ftaben
A Q unb entfpred^enber 3nf(^rift 5U fe^en (Mai, Scriptorum vet. nova col- 50
lectio V, p. 205). 3n ben §anof(^rtften tritt A Q ob unb 5U ju bem Äreuj auf
bem Sitetblott ober an ber Spi^e größerer SIbfAnitte, fo in bem neuentbedten Aobez
bes (Eog. unb ber Slpol. bes ^etrus (0. (Seb^orbt, (Eog. unb Slpof. bes ^etrus
2ofeI I, roo fie bie gönn a </\> ^oben). — Sefonberer Seoorjugung erfreuen fi(^
bie beiben SuAftaben, ^öufig oben no^ mit einem iueuj oerjiert^ tn ben legten 3^^^^ '<^
^nberten bes uR.9Is. auf (Dioden , unb bies nomentli^ im 93ereu^ ber ^euttaen $ro«
oinj Soffen unb bes ^erjogtums Sln^olt. Oft erfi^einen fie als 3nf(^rift in oer gorm
EGO SVM ALPHA ET OMEGA unb sufammen mit bem 2ext O REX GLORIAE
VENI CVM PAGE, oft oud^ sufommen mit £egenben m9ftif^en 3n^alts, fo bofe ni^t
12 A Ü «oi^en
böran ju jtDctfcln ift, baß man i^nen felbft, cbenfo tote ben (T^iffcm IHS, XPS,
MARIA u. f. tD., m^ltif^c »cbeutung jujt^ricb (Scifpicic: »cfi^retbenbe Dorltcllung
b. alteren »au- unb Äunftbenfmäler ber ?proo. Saufen, 3. ^eft S. 8. 30. 54, 5. $eft
6. 30f. 43, 16. $. S. 100, 18. §. S. 211, 19. §. S. 3. 221. 241. 250. 263. 296.
5 309. 339. 378. 381. 382; »üttner - ^fänner ju Il^al, «Inhalts 9Jau- unb Äunftbenl«
möler 6.216.254. 255. 280. 281. 288. 305.311- opl. aud^ Otte, (ölodenfunbe S. 81).
Der Sprache ber fijmbolärmeren neueren Äunft ift A ii jiemlic^ fremb geblieben.
Crft in unferent 3abr^. ourben bie beiben Sud^ftaben. eben|o mie anbere alt^r. unb
mlttelalterl. Sinnbilber, jum Sc^mud ber Äird^en uno ber firc^I. ©eaenftänbe, ins*
10 befonbere ber ^aramente, roieber nte^r empfohlen , unb barunt begegnen |ie in ber !irc&«
Ii(^en Äun[t je^t oer^öltnismäfeig ^öufig , ©enn au(^ faft regelmöfeig nur jufammen mit -Jft-
9lo^ fei enoa^nt, bag aud^ einige £ieberbid^ter Ji(^ % O angeignet, fo Sen*
jamin S(|moIf in bem fiiebe: Der le^te SBod^entag ift ^in u.f.rD., unb gfre^ling^ufen
in bem fiiebe: 2Iuf, auf, mein (Seift, u. f. ©. «ifolan« SWünet.
15 9lad^ett^ Snnoben. — MG Capitularia reg. Franc. I u. II; Harzheim, Concilia
Germaniae I u. II ; Mansi XIII u. XIV; ©Interim, ^rQ^m. ®cfrf). ber beutfc^en ©oncilicn
II II. III; ^efe(e, eoncincn9cfd)id)te III u* IV; ^md, m. S^eutfc^Ianb^ II.
Die politifc^e Sebeutung ber Stabt Statten im Weiche Äarls b. ®r- unb feiner
9la(^foIger bemirfte, bag me^rfai^ Krc^Iid^e Beratungen bafetbjt abgehalten rDurben. SIIs
20 erfte Slac^ener Sgnobe pflegt man bie Serfammlung ö. 23. w&n 789 ju jagten. 3®^i*
felso^ne fanb an biefem Xage eine Beratung ftatt (Gap. 22 S. 53: Considerans . .
una cum sacerdotibus et consiliariis nostris). S^r (Ergebnis liegt uns inbes nur
in ber ©eftalt 5U)eier lönifjUAer ffirlaffe oor, ber fog. Admonitio generalis (Gap. 22)
unb ber änftndtion für bie Äönigsboten (Gap. 23). Die erftere, gerichtet an alle lirc^*
25li^en unb roeltlit^en SBürbentröger, ©ieber^olt cap. 1— 59 eine Steige Äanones aus ber
Dtoni)fio $abriana unb fügt cap. 60—62 SBorfc^rtften jur görberung bes fir(^li(^en unb
fosialen fiebens ^insu (fleißige ^rebijt 61, 82 , §eranbilbung bes Älerus 70, 72, 80,
Sonntags^eiligung 81, gegen 3öuberet 65, falf^e Cibe 64, geredetes (Beriet 63, gleiches
SKaft unb ®eu)i(^t 74, ®aftti(^!eit 75 u. bgl.). Die 3nftruftion für bie 5lonwsboten betrifft
30 cap. 1—16 bie Älofterbissiplin, cap. 17—37 bie Dissiplinierung bes Soltslebens. —
3Bar f^on berÄonoent uon 789 nid^t eigentli(^ eineS^nobe, fo wirb mit no^ gerim
gerem ^t6)\t bie SReit^soerfammlung o. 28. OH. 797, bie über bie Orbnung ber 9Ser=
$ältniffe in Sac^fen beriet unb bcfi^Ioft (Gap. 27 S. 71), ju ben S^noben gejault.
Dagegen trägt bie 93er[ammlung bes 3wni 799, auf ber Slliuin mit gelix öon Urgel
35 bisputierte (f. Slboptiamsmus), ocn(E^arafter einer folgen. 9luA bie brei Serfammlungen
ber 3o^^^^ 801 unb 802 ©erben als S^noben bejei^net. Die erfte fanb nac^ benAnnal.
Juvav. mai. 3. 801 SS I S. 87 im Jlooember, bie jroeite im OTärs 802 (ibid.), bie
le^te na^ benAnnal. Lauresh. 3. 802 SSI S. 39 im Oftober b.3. ftatt. Die »e=
ratungen führten 3U einer «ei^e oon CErlaffen (Gap. 33—35 S. 91ff. unb 36—41
40 S. 105 ff.), bie für Äarls Seftreben, bas religiöfe unb fittlii^e fieben unter Älerilem
unb fiaien ju ^ebcn, oon ber größten Scbeutung finb. 2Im roic^tigften ift bie gro^e
3nftruftion für bie im gfni^ia^r 802 ausgefanbten Äoniasboten (Gap. 33, 2 ff. (Er=
neuerung bes Ireueibes , 10— 24 Di53iplin ber 93if(^öfe, Äteriler, 3R5n(^e unb 9lonnen,
25—29 ^flid^ttreue ber Seamten, 30—40 9?e^t5fi^er^eit im fianbe). Unter ben »e=
45 f(^lüffen ber $erbftfr|nobe oon 802 finb Gap. 36 unb 38 ^en)or3U^eben (36,1 f. gürbitte
für ben Äaifer unb bie Sifi^öfe, 4 f. Untenoeifung bes 93oltes. 6 f. SSenoaltung ber 3^^^=
ten,8ff. 21 f. (Bottesbienfte unb Saframcnte, 13 ff. Dissiplm ber ftlerüer, 38, 1 ff. 3n^-
ftruftion für bie Äird^enoifitationen). Die nöt^fte Sijnobe in 2Ia(^en, bie im SRooember
809 ftattfanb, befaßte fi^ mit ber fie^re oom ^. Seift (Annal. Einh. p. 809), oiel=
50 leicht lamen auf i^r auA bie Ser^öltniffe 3ur Sprache, bie buri^ bie Kapitularien 61—63
S. 148 ff. geregelt ©erben füllten, fiubroig b. JJr. oerfammclte im $erbft 816 ober
im Sommer 817 feine erfte Sijnobe in 2Ia($en. 9Iuf berfelben berieten unb beft^loffen
bie Sift^öfe neue Orbnungen für bas gcmeinfame fieben ber Äanoniler unb ber
Können (Mansi XIV S. 147 ff.; ogl. b. 21. ftapitcl). Sie finb auf 2lntrag öilbe=
65 branbs oon ber gaftenf^nobe oon 1059 aufgehoben ©orbcn (Mabillon, Annal. ord. s.
Bened. IV S. 686). Die im Sommer 817 in Sachen tagenbcn Sibte berieten über
bie Dur^fü^rung ber »enebiftinerregel (MG Gapit. I, 170 S. 344 ff.; ogl. b. 91.
Senebift oon Slniane). Die Sleid^soerfammlungen oon 819 unb 825 (Annal. Einh.
3. b. 33.) unb ä^nlic^e fpätere Beratungen fann man genau genommen ©ieber ni^t
tMltn SCmrott 13
qI$ Sqnoben besetd^nen. 9hur bie am 6. grebruar 835 in ber Salriftei be9 SRünfters ab^
ge^tene Serfammlung erfd^eint als foI(^. Sie no^m eine einge^enbe Dentfi^rift de
Tito episcoporum, de doctrina episcopomm, de vita et doctrina inferiorum ordi-
num, de persona regia füiorumque eins et ministrorum an. Sugerbem loanbte
pe fu^ an oen 5lönia ^ippin oon Squitanien, um i^n jur 9{ü(Igabe ber. in [einem 5
Jleu^ie eingesogenen >tirAeii^üter 5U bejtimmen (Mansi XIV S. 671 ff.). Über bic in
ber CE^fd^ibungsfad^ fiot^ars ^u Slad^en gehaltenen Sqnoben f. b. 31. Slifolaus I.
Sie beiben le^en Slad^ener Spnooen fanben unter ^tirtni) II. ftott, bie eine i. 3. 1000
in ben Serbanblungen ilber Sie 3Bieber^er|teIIung bes merfeburger Sistums (f. b. 91.
ffiffligis), bte anbere i. 3. 1023, mx flcntfd^eibung bes Streites über basÄli)|ter 9Jurt» 10
|i^tb, auf bas jloln unb £ütti^ Slnfprud; erhoben. Der Sef(^Iub fiel ;u (fünften bes
k^en 8}istum5(Gesta ep. Camerac. III, 35 MG SS VII S. 479). J&aucf.
«oroii (V">n», LXX 'Aagcov, »ulg. Saron), ber »ruber SRofis unb fein ©e-
^iife bei ber ®rünbung bes ifraelitifd^en %oßes. !bie beroorragenbe Sebeutun^ biejes
Sbmnes toirb oon allen Quellenfc^riften bes ^entateu^s glei^ ftarl betont; tm etn« 15
jetnen ober oirb [ein SBilb mit eigentümliäen Sonber^figen gejeic^net, oesbalb ^ier bie
Qer|d^iebenen Quetlen ber Öberfi(^tli(^leit falber befonoers betrautet oerben follen.
3n ben {ebooiftifc^en Quellen (oon ber ^td^gani biefer 6(^rift in bie ia^oiftifc^e unb
bie elo^iftifd^e uuetle te^n oir ^ier ab) n)irb Slaron als „ber »ruber 3Ro|is , ber £eoit''
eingeführt, xoas nur ferne prie[terli(^e SBürbe angeben lann, ba bei ber (ErrDö^nung beiber 20
Siüber fein Srunb oorlag, bte 9lbftammung Slarons oon £eoi ^eroorsu^ben. (Er loirb
jmn erftenmale enoä^nt, 00 3Rofe bei ber Offenbarung 3<^^o^s ^^ Sinai an feinen
eigenen SRangel an »erd)famfeit erinnert ^at, um baburc^ bie göttli(^e »erufung ablehnen
j^ Brnien. Diefen CKmoanb roeift ber ^err jnrücf, inbem er i^m befiehlt , feinen »ruber
Xaron, ber fid^ gerabe auf bem SBege 3U i^m befinbet, als fernen „SRunb'' ju benuiNen: 25
alles, nxis Der $en i^m gefagt ^obe , foll er 9Iaron mitteilen, bamit biefer es bem 95oIfe
wtfihibe(fe4, 10—16.27—31). Demgemäß ©irb Slaron auc^ bei ben »er^anblungen
mit^^ao regelmäßig neben äRofe enoobnt, obfAon naA ben»eri^ten biefer Quellen
SRofes bem ^nige geaenflber überall felbft bas SBort fü^rt. Spater fte^en Viaron unb
fysi lool^renb ber Slmalefiterfc^Iai^t auf einem ^ügel nth^n 9Rofe unb unterftü^en feinen so
raifgeredten arm, fo lange ber Äampf bauert (fe 17, 10 ff.), »ei ber »unbesfd^liehung
onf bem Sinai begleiten Slaron. Slaoab unb Slbi^u mit 70 angefe^enen SKönnem SKofe
auf ben »erg, bellten fi^ aber e^rfurt^tsooll jurüd, oöbrenb aRofe allein nö^er jum $erm
antritt (ffix 24, If. 9 f., ogl. 19, 24). Slber als fpöter aRofe allein auf bem Serge
mit , übeneben bie 3sraeliten Slaron , i^nen aus ibrem ® ef(^meibe ein golbenes jlalb 35
ju aießen, ©eil fie einen ®ott ©ünfd^en, ber oor i^nen einberjieben fbnne. »or biefem
Silbe errichtet er augerbem einen Slltar unb lögt für ben folgenben 3:ag ein gfeft aus»
rufen, älls !Dlofe jurüdbmmt unb feine 'X^at beftig tabclt, entfcbulbigt er \xi) bamit, bag
bas über bie lange 9lbn)efenbeit feines »rubers ungebulbig geioorbene »oll t^n baju ge>
genotmt bobe (ffix 32, Iff. 21 ff.). 3n ein o^nlu^es, ungünftigcs 2xi)t fteflt i^n bi<
i&^j^tung Shi 12. äBobrenb bes 3wges bur^ bie SBüftc äupem namli(^ 9laron unb
genotmt bobe (ffix 32, Iff. 21 ff.). 3n ein o^nlfc^es, ungünftigcs 2xä)t fteflt ibn bie40
&^btun^ 9lu 12. aSäbrenb bes 3uges burib bie SBüfte öupem nömliib Slaron unb
Sßnjam t^re UnjufriebenQeit mit SRofis Sb^ ntit einem lufcbitifcben SBeibe unb augerbem
mit feiner 3fübrerftellung. bie i^nen unbereibtigt crftbeint, ©eil ®ott ebenfogut bun^ fie
nrie burcb 9Dlofe gerebet ^abe. Sluf Sottes »^ebl begeben fi^ alle brei jum ^eiligtume,
00 ber §crr Slaron unb SRiriam ben tiefen unterf^ieb jroifd^en ben geioöbnli^en unb 45
ben oon SRofe emjjfangenen Offenbarungen erflärt. SRirjam wirb 3ur Strafe ausfö^ig,
DJiMUM^ Saron oor SRofe bie iborbeit feines »enebmens belennt unb ibn um §ilfe
Kttet. an biefe »eri^te lann man bie »emerfung oon Dt 10, 6 anftblieften, na^ welchen
Soron an einem Orte in ber 2Büfte, äRofera, ftarb, unb fein Sobn (Eleafar an feiner
Stelle ^riefter ©urbe. Snblicb fei noi) an 3of 24, 5 erinnert, loo 2laron bei einem 50
ÄüÄlirfe auf bie »efreiung aus CEgpptcn neben JlRofe genannt ©irb, unb an3of24, 33,
®o pon bem ^riejter (Heafar, bem Sobne Slarons, bie 5Rebe ift. 9lls $auptfa(be bei allen
liefen »eri(bten ift ^eroorsubeben, boft bie Ouellenfcbriften 9laron als ^riefter fennen,
n)enn fie au^ bei ber (Enoä^nung bes mofaif^en Heiligtums nur SWofe felbft unb feinen
Se^ilfen 3ofua nennen ((fe 33, 11). 55
in bem fopenannten ^riefterbu^ ©irb bie ©enealogie ber fieoiten unb fomit au(b
äorons rocitläuftg mitgeteilt. (Er ift, ©ie ber 3 ^af)xe jüngere 3Rofe {dtx 7, 7), ein Sobn
Smroms, bes (Enfels fieois. SRit feiner JJrau flcltfeba, einer Scbioefter bes jubdifcbcn
Häuptlings SRa^affon, ^tte er oierSöbn^^ Slabab, ^ibu, SIeafar uno3t^amar (dtx 6,
14 Sbrott 9ttftbnrb
20,23). Sei ber Berufung SRofts oet^igt bergen biefem Jelbet, i^n oot bem QgqpHfAeit
jlönige mie 3U einem (gott ju maqen; fein 6pre(^er ober foK Storon lein, bet bem jlomg aues
oerfünbigen foll, mos ber $en äKofe gejagt fyd {(£x. 7, 1 f.). 3n ubereinftimmung hiermit
fmelt Slaion eine ^QU^ytroKe bei ben SSorgöngen am ao^ptifc^en $ofe. aRittelft [eines
6 Stabes toerben oerfc^iebene SBunber oollsogen, bie 3uer^ oon ben ög^ptifd^en 3<uiberem
nai^gea^mt merben , bis i^nen bei ben Ste^fliegen bie itunft oeifc^ ((Ex 7, 9 ff. 19 f.
8,lJ. 12 ff., ogl. 9, 8 ff.). SBö^renb ber SBüftemoanbernng behält Slaron feine ffi^enbe
Stellung, loenn aud^ unter äRofis Ober^o^eit. Segen beibe 93rfiber munen bie jungem*
ben 3sraeliten, morauf äRofe feinem Bruoer befiehlt, bas Soll oor®ott ju oerfammeln,
lobamit fie bie (gäbe ber SBac^teln unb bes SRanna em^rfangen; aufSRohs Sefe^I fteüt
Saron einen jtrug mit SRanna oor ben derm ^in ((Ex 16, 9 ff., 33). $lm Sinai loirb
bas $rie|tertum eingerichtet unb feierlid^ ^aron unb [einen 4 Sobnen unb beren 9laif*
lommen übertrafen ((Ex 28 1 ufu).). 93on bie[en Sonnen oerben aoer bie beiben älte[ten
9labab unb STbt^u, oomgeuer oersebrt, meil [ie ein illegitimes Opfer oor (&ott aebra^t
isbotten (fie 10, Iff.). Slls Sö^ne Slarons, 00er ^rie[ter, bleiben alfo nur (Eleafar unb
St^amar mit t^ren 9la^Iommen ilbrig. Slaron i[t ober niAt nur Stammoater unb Sor«
bilb ber gemo^nlid^n , oon ben£eoiten unter[(^iebenen$rieiter, [onbem au^ im engeren
Sinne ^rotot^ bes $o^en)nrie[tertums , als be[[en Vertreter immer nur einer aus (einer
gfamilie unb p)ar, naif ben Snbeutungen ju urteilen, ber er[tgebome So^n in bireft ab*
20 [teigenber fiinie, er[d^eint((Ex 28,6fy.29,29f. £e.l6,2ff., 32, ogl JJf. 133, 3). S3on ben
Sa^lrei^en Sefe^en ber $rie[ter[d^rtft, bie füt aeu)o^nlu^ burd^ 9lio[e allein oermittelt
roerben, ©erben einjelne au(^2laron mitgeteilt (fie 11, 1. 13, 1.14, 33.15, 1. 3lul9, 1).
SRaAbem bie 3sraeliten bie Sinaigegeno oerIa[[en Ratten , ent[teQt ein Streit 3mi[^en
aRofe unb 9Iaron einer[eits , unb bem oon itoroQ unb [einer 9{otte auf ge^Men Solle an«
25 berer[eits. roeil bie[e bie ^rörogatioe bes be[onberen $rie[tertums nid^t onerlennen toollen.
9uf 3Ro[is Sefe^I bringen jlora^ unb [eine Sln^önger tl^r 9{aud^enoer{ oor ben $emt,
ber [ie bann in [einem 3<>^^ oemi(^et. Das oon ben (Empörern oerffi^rte 93oIf n>trb
aber burd^ bie Sü^ne, loel^e bas 9{öuc|enoerI Barons roirlL gerettet, xoonai^ bie $r5ro*
gotioe ber be[onberen $rie[ter burd^ bas Slufblü^en bes Stabes Slarons auf überseugenbe
30 9Bei[e be[tattgt mirb (9lul6 u. 17, {eM nid^t nur burd^ bie Serbinbung mit ber (it^'
lung oon bem Sufru^r Dat^s unb ^irams^ [onbem auäf burd^ ben ^eriAt über emen
jlanwf jmifd^en ben fieoiten unb ben ^ne[tem tm engeren Smne enoeitert). mf bem SBege
oon Aabes burä bie 9Bü[te {tirbt Slaron auf bem Serge $or an ber ebomiti[(9en Srenje,
100 mif [eine ^o^eprie[terIi^e 3Bürbe auf [einen So^n Sleajar übergebt (9lu 20, 22 ff . 33, 38f .) .
35 Son ben Stellen im übrigen Sllten Xeftamente, mo Saron enoö^nt loirb, i[t nur
Sni 6, 4, 100 er neben 9Ro[e unb äRirjam oorfommt, ^rooi^ul^eben. 9- ®u(|l-
abobbott (l'^rnM) ^^Untergang" ([0 öieüeic^t $i 31, 12), bann im 9X bi.(^teri[d^er
SRame für bie Untenoelt, S^eol, [0 §i 26, 6; ?Pr 15, 11 parallel mit "^ifira, cben[o
nia« ^r27, 20 (Äeri 'i'^5«, ni^t -p^?«, [. Deli^[^ 3.b.St.); <P[ 88,12paranel mit
4o"inp., §i 28, 22 neben r\r)2, gjei ben Kabbinen i[t Tn=iN Sesctt^nung für ben unterften
Siaum ber Solle ([. Sc^öttgen: Horae hebr. juSIpI 9, 11). 3n ber 2lpoIalm)[e (c. 9, 11)
wkh ber (Engel Der Untenoelt 'Aßaddiov genannt, loas erfldrt roirb bur^ ^AnoUvoiv
„Serberber" (an[^lie6enb an äjicoXeia, roomit bie LXX 'P^^n über[e^en). Durd^ ben
be[onberen Flamen i[t bie[er (Engel beutli(^ 00m Satan unter[d^ieben. (Er i[t 5lonig ber
45 ^öni[d^en $eu[^re(Ien, roelt^e na$ v. 3 aus bem Slbgrunb ansteigen , na^bem bie fünfte
(EngeI«$o[aune bes (Enbgen^ts ertönt i[t unb ber 00m $immel gefallene „Stern" ((Engel)
benSrunnen bes 9lbgruiu)es aufge[Alo[[en ^t. (Eben[o n)irb9Ipf6,8 ber $abes per[oni«
fisiert bargeftellt, hinter bemXobe^erjie^enb, um mit bie[em ben oiertenXeil ber (Erbe
ju übenoältigen (ogl. c. 20, 14). ^nltd^ er[Aeinen bei ben 9{abbinen SIbabbon unb Üob
ßo neben einanber in per[önli^er 2luffa[[ung (f. S(^öttaen a.a.O.; ogl. [(^on $i 28,22,
roo Slbabbon unb Xob rebenb eingeführt roerben). Z)ie Ortsbejeii^nun^en ^abes unb
S&abbon [inb ^ier ^er[onennamen geioorben, roie «7-j? Da 4, 23, bei ben Kabbinen
üTüä unb oipr für „®ott" gebraust ©erben ([. Sc^ürer, GprO^ 1876 S. 167—175).
S^on jene gorm ?t^s« neben bem gebräu^lid^eren r^s« [d^eint ju jeiaen , bafe bas 2Bort
55 als (Eigenname gebraucht lourbe; benn bie(Enbung oh. überall bur^ 3lo[(qleifung ent[tanben
aus on, lommt [on[t nur in gigennamen oor ([. iud^, (5ene[is. 2 21 1871 S.490f.).
SBolf »anbifftn.
Xbftlorb* ausgaben unb fiitteratur. a)ic erfte Sammlung ber SBerfc ?l.« cbicrtc
2)udiedne(Quercetanii8: P. Abaelardi . . et Heloissae opp. nunc primiim eruta ex mss. codd.
«iUark 15
et in luoem edita studio ac diüg. Andreae Quercetani. Paris 1616. 4^, auf Q^runb her (toie
t^ \iitint, titelt gebnxcften) Xejrtre^enfion unb ^orrebe bed Fran9oi8 d'Amboise ; ba^er ^eigt biefe
^tt^g. oft aud^ Edit Amboeaiana, ebenfo bie ungefähr gleid^scitige u. b. %.: P. Abaelardi,
filosofi et theologi, abbatis ruyensis, et Heloisae .... opp. nunc primum (?) edita ex mss.
oodd.Y. illustr. Francisci Amboesii, cum ejusdem praefationeapologeticaet notis Quercetani, 5
Par. 1616, A\ (Sine im tDcfcntlic^en üollftänbiflc ?Cu«gQbe (icfcrtc jebocft erft Victor Ck)U8in '
(P. Ab. Opp. hactenus seorsim edita nunc primum in unum coli.) in jmet Ouartbänben T. I,
Psr.1849, T.ll, 1859 (unb nac^ i^m SKignc im 178. ©be bcr SL), ober mit SBcgtaffung bcr
bereite (Par.) 1836 in ben Ouvrages inedits d'Ab^lard Don i^m felbft herausgegebenen
®erte (Dialectica nnb Sic et non, melc^ed leitete ^erf hingegen ^i^ned ^uSgabe entt)ölt). lo
9)ie9(udgabe bed^udledne enthält Don ben freute befannten ^auptf c^nften auger !6riefen nur t
ben ^mm. }um S^ömerbrief unb bie Introductio ad TheoL t)ie Theol. ehr. unb baS Hexa-
meroD ebierten ^uerft ^art^ne unb ^uranb im Thesaur. nov. anecdot. Tom. V, 1717; bie
EthicaPezius im Ilies, anecdot. noviss. T.III, 1721; ben Dialogus (Berol. 1831) unb bie iog.
Epitome (ib. 1835) gr* ^- ^^cintealb ; bad Sic et non DoQftänbig juerft ^enfe unb fiinbento^I 15
[iKaThirg 1851, unoofftänb. (Soujin 1836, f. Dornet) : bie Dialectica unb bie Glossae Ck)U8in
inbenOuvr. in^ts; ben Tractatus de unitate et trinitate divina Bemigius StÖlzle (J-reib. i. ^.
1891). 3)ie 93nefe gab befonberd f^eraud 9^i(^. 9tam(infon, fionb.1718; ben (unechten) Tracta-
tDs de intellectibus Cousin (Fragm. philos. 1840, t. III) ; bie Historia calamitatum (= Epist. 1,
Coos. 1 1, 3 f.), OrelU (Tyrid, l&l).— 83on SMonoarapMen unb befonberen Äb^anblungen über 20
Ifinb bert)or%u^eben bie oon A. F. (Jervaise (Vie de Pierre A., Par. 1728); J. Berington (Hi-
8tory of the lives of A. and Hei., 1787); 3. ^. 2re6lcr («. u. ^el., 93erl. 1806); g. ^r.
@(iIof[er (Ä. u. 3)ulcin, @ot^al807); grcri^S (DePetriA. doctr. dogmatica et mor., Jen.
1827)' S. 3^- @^oIb^om (De summis principiis theol. abaelardeae, Lips. 1836, unb nament«
Ii4: «.S bogmat. ^auptmerfe, in Äa^ni^ 3^2:^ 1866 ©.161—230); SÖornemann (Anseimus 25
etA. sive initia scholastidsmi, Kopenhag. 1840) ; (S. 9(. fiemalb (De operibus Petri A., Hei-
delb. 1839); darrifere («. u. |)el., (SJiefeen 1844, 2.«ufl. 1853); Ch. de R^musat (Ab^lard,
P*r. 1845); 3. fi. 3acobi («. u. ^el.. »erl. 1850); fi. Joftl (Storia di Abelardo, NapoU
1851); e. «. miUn^ (iget. «., ®ött. 1855); ®. ©Ruftet («. u. ^^I., ^amb. 1860); Bon-
nicr (A. et S. Bemard, Par. 1862) ; ^a^b (». unb feine fie^re, 9tegen*burg 1863) : &. »ittcfter 30
(Do* fieben bed $eter «., in ta^nid' 3l)2:b 1869, @. 315-377, unb: Über b. ©c^rift., ben
ptiilo\. Stanbp. u. b. (gt^. be« % «., ebenbaf. 1870, ©. 3—91); SSacanbarb (P. Ab^lard et
sa lutte avec StBemaid, sa doctrine, sa m^thode, Par. 1881) unb ^audrat^ ($et. ^bälarb,
2t\pi 1893). «gl. au(^ Sourm« „Introduction** lu ben Ouvr. in^its d'A. (p. I— (XIII);
^antlÄöef*. b. ßogif im «benbl. II, 6.160—204, fieipj. 1861; @tödl^ ®ef4. ber $^tIof. 35
b.Wittelalt.I, 218-272, ««oina 1864; ^efeleS Äonailienaeft^., 33b. V, 6. 321— 326, 399 - 435),
tJrcib. 1863 ; $. SleuterÄ ®ef(^. ber relig. «ufflär. im S&ittelalt. I, @. 183 - 259, »erl. 1875 ;
^nifle« «fit®, »b. 1, @. 403, 594, 604 u. 612 unb namentlich @. 3K. S)eutf(^ (^et. «böl.,
Scipj. 1883).
Xbölatb ift jum ^auptnamen geiDorbcnerSeinamc bcs Pierre de Palais (Petrus 40
Palatinus), bes erften nam^en Sertreters ber biaIc!tiJ(^*fritifAcn Wic^tung ber oon
Snfelm oon (Eanterbur? begrünbeten, r>on biefem aber innerpolb ber Qi)xanUn bes trabitio*
neuen fttrd^nglaubens gehaltenen Sd^olap. 3uglei(^ bes „Xroubabours unter ben Si)o*
laftöem", b. b. bes toegen feines romanttf(^stragi|d^en Ser^Itniffes 3U $eIotfe auc^ in
©eiteren Äreifen berühmt geiDorbenen fronjöjifqen Ideologen unb ^^ilofop^en. Die 45
»ebeutung, fo bie urfprüngud^e gorm bes 33einamens(3le(fnamens?) fte^tniAt feft. 3n
ben ^anbf^rr. lautet er balo Abaelardus, balb Abaielard., balb Abailard., balb Bajo-
lardus. fiebere gorm lann auf bajulus (CErjic^er, fie^rer, „Sc^ulmeiftcr") 3urü*peifen
(Ducange, Glossar.). (Einige ©ollen öon abeille (Siene) ausgeben (Bernh. v. Clairv.,
Epist. 189, unb Roscellini Epist. bei Cousin P. Ab. opp. t. II, p. 793). 00
Bieüeir^t i|t ber ganje Mame germanifi^ (fränfite).
I. fieben. (Er iDorb geboren 1079 in Calais (le Fallet), einem gieden in ber (bantals
no^ ni^t ber franjofifd^en Ärone gehörigen, oielmebr unter bem ©rafen 0. (Eomouatlle unb
«antes fte^nben) Bretagne (etwa at^t altfransöfif^e aReilen öftli^ oon Jlantes, Hist.
cal. ed. (3ous. 1. 1, p. 3). Seine IRutter ^ieft fiucia; fein SSater, ber §err bes gledens, 66
nKir ber Witter SJerengor. Seibe (Eltern traten Jpöter in geiftliAe Orben ; berSoter, felbft
nUfi o^e »Übung, forgte für eine n)iffenf(^hd^e (Erjie^ung feines (Erjtgeborenen, ©eitler
olsbolb, x^tiiäfitm auf bie Kec^te ber ^Primogenitur, ben ©lanj ber ntilitärifc^en fiaufbo^n
ncbft bem ooterlic^n ffirbe feinen »rübern überliefe. Der erfte fie^rer bes Änaben unb
bes aünglings mar (mi) Otto 0. 2freif. De gestis Frid. I. c. 47, ogl. auc^ 2lb. felbft ea
EMalect. p. 471Cous.) Woscelin (berSRominalift), unb yoDax ju berßeit, roo biefer in
fiofmena^ bei »annes in ber Bretagne borierte (f. ben 1849 oon Sc^meller roieber*
entbedten »rief SRoscelins an Stt. bei Cousin, P. Ab. opp. t. II, Par. 1859 p. 792:
„Beneficiorum, quae tibi tot et tanta, a puero usque ad juvenem, sub magistri
1() SttUarb
nomine et actu, exhibui, oblitus." P. 794: ,yNeque vero Turonensis ecclesia vel
Locensis, ubi ad pedes meos magistri tui discipulorum minimus tarn diu rese-
disti, aut Bizuntina ecclesia, in quibus canonicus sum. extra mundum sunt").
Um es in ber Dideitil, in wAi)t xffn Sloscelin eingeführt ^aoen tDtrb, toeiter 3U bringen,
5 u)Qnberte er [obann oon einem berühmten SReiJter 3um anbem unb lam (Hist calam.
p. 4) auf bie)er 3Banber[(^aft enblic^ mi) Sßaxxs , tDO SBil^elm 0. (Q^ampeaux , bamote
ä^orjte^er ber Aot^ebralj^ule, unter großem Zulauf toirlte. (pexoanbt, led unb eingebilbet
n)ie er wca, erlaubte ]\i) 90). \d)on bamals biefem $aupt ber extrem reaßfti|Aen 6^ule
gelegentlich ju n)iber[pre(^en, ja ,,supra vires aetatis" (Q.a.O.) entfd^log er fi^ bereits
10 iDöbrenb biefes erften Slufen^altes in ^aris, \xi) Jelbft in ber Bettung einer 6^ule ju
oerfu(^en. Der Sntfd^Iug fam tro^ ber 3ntriguen SBil^elms in SRelun mc STusfü^rung,
oon tDo iebo^ 9lb., um ber $Qupt|tQbt, bem erfe^nten Xummelpla^ für btalelti[(^e Dispu«
tattonen, nä^er 3U lommen, feinen £e|rftu^I bemnd(^[t nad^ (Torbetl oerlegte. 3ta^ einmen
3a^ren , bie er roegen angegriffener (5e|unb^eit in fetner §eimat ^otte jubringen müjfen,
16 gelona es i^m fogar , in $Qris , u)o^in er übrigens jugleic^ , um ju lernen , nömlü^ um
oeiäBil^elm nunmehr 9{^etüril ju ^ören, jurüd^efe^rt iDar, unb jmor an ber ftot^ebrdi«
fc^ule feine immer [tarier oon begetfterien 6(^ülem begehrte fie^rtbotigleit oieberauf jU'
nehmen. X>oä) n)ugte 3Bil^eIm, beffen 9{uf ber junge 9lebenbt^ler nunmehr gerobeju
gef(^äbigt ^attc, inbem er i^n jroang, fein realiftif(^es Sijftem förmlüi^ ju mobifijieren, ber
20 aber , au^ nad^bem er bie £eitung ber jlat^ebralf(^ule abgegeben , biefe äugerlic^ nod^
be^errf^te, i^n fofori toieber ju befeitigen. (Er jing toiber nac^ SRelun. (£rft als SBilbelm,
um baslSerü^t ju rotberlegen, er fei ju n)eltlt(^ gefinnt, um fid^ oon ber 6tabt $art$
roeiter als bis jur benachbarten Slbtei St.a5ict()r entfernen ju fonnen, fi^ auf eine tnt-
legeneSilla jurücfgejogen ffaüe^ fette er feine Vorträge in^arisfort, freiließ nic^t, rote
25 er gehofft f^aüt , an ber Aat^ebralf^ule (bies Der^inberte ber balb mieber oon 6t. 93ictor
purüdgefe^rieäBiberfac^er), Dtelme^r auf bem Serge ber f). (Senooefa. Slbälarb ^atte bis
oa^in nur Dialefti! gelehrt. SRun mod^te er füllen , bafe fein (E^rgefa unb feine SBife*
begierbe unbefriebigt bleiben würben, falls er nic^t aud^ als fie^rcr ber Ideologie auftrete.
Da^er begab er fi^ öon Calais, ©o^in er, um feine gamilienöer^ältniffe ju orbnen, ge*
80 reift mar — ber SJater toar 3Rön^ geiDorben, bie SRutter ftanb im Segrip, ben Sc^Ieter
JU nehmen — nic^t mä) ^aris jurücf, fonbem roanWe fi(^, um I^eo&gie ju ftubieren,
na* fiaon ju bem Äanonifus SInfelm. 3nbeffen roeniger btefes heraustreten aus ber ge*
iDo^nten Sa^n, als eine anbers geartete (Extraoaganj, n)urbe epo^emac^enb für fein
fieben. 3n fiaon, iDo^in er ging, nad)bem SBil^elm Sifc^of öon (f^alons f.9K. ge«
«tüorbcn IDar, alfo nic^t oor 1113, ^ielt er fic^ nic^t lange auf, iDeil er an ben SÖortrögen
Slnfelms feinen ©efc^mac! fanb unb, als er, im SSertrauen auf fein (Bcnie, jiemlic^ unDor=
bereitet, gcroagt ^atte, als flcieget bes ftoierigen ^rop^eten (Ejec^iel aufjutreten, von
biefem an ber gortfe^ung feiner t^eologi^en 93orlefungen, für bie man i^n als Bor*
fte^er ber S^ule oerantmortlit^ mad^en fönnte , üer^inoert roorben ipar. SRunme^r folg*
*o ten jum erftenmal einige 3ö^rc ruhiger fie^rt^ätigleit (an ber Äat^ebralfAule) in ^aris,
bei iDel^er fi^ ^infic^tlid^ ber Auslegung bes (Ejed|iel ein glei^ groger Beifall ^eraus^
ftellte, tote juoor unb gleic^jeitig ^infid^tU^ ber p^tlofop^ij^en 93ortröge, unb nebenbei ein
aufterorbentli^ rei(^li(|er (Enoerb aus bem Honorar, bis ber fiicbes^anbel mit §eloifc
uno beffen oer^öngnisoolle (folgen bem bis ba^in tro^ aller Slnfeinbungen an ben f^lie^^
« liefen Sieg getoö^nten Streiter einen großen Üeil feiner Hoffnungen für immer ju Sqanbcn
mad&ten. ^cloifc (nac^ Papirius Massonus lib. III Annal., Lutet. 1578, p. 256 bie na=
türltc^e üot^tcr eines Äanonifus 3o^annes ju ^aris) loar bie ad)tje^njä^rige 3li(^te bes fta=
nonifus gulbert in ^aris, ,,per faciem non infima, per abundantiam literarum
suprema.'* 3m SSertrauen auf feine Serü^mt^cit, fotoie auf bie Slnjie^ungsfraft feiner
50 iDifjenf(^aftlid)en Silbung, aberauA feiner ©ebic^te, feines ©efanges unb feiner mönnlid^en
Sddön^eit, toufete er ber leibcnf(^aftli(^ Sege^rten fi^ Ju nähern. (Es gelang o^ne S(^u)ie'
rigfeit. Der auf bie gortbtlbung feiner SRi^te oerfeffene unb jugleid) geijige O^eim na^m
ben ^^ilofop^en, ber bis bo^in im SRufc ber Sittenrcin^eit geftanben ^aü^^ arglos in fein
§aus auf unb erteilte i^m unbegrenjtc päbagogift^e SSollmad^t, fro^ bes foftenlofen Unter=
56ri(^ts eines fold[)en 3nformators. 9Iber ,,apei*tis übris plura de amore, quain de
lectione verba se ingerebant, plura erant oscula, quam sententiae** (p. 10). Über
ben erotifc^en ©ebii^ten, beren toeitc SSerbreitung im Solf er fpäter no(^ mit (5cnug=
t^uung ertoö^nt, begann nun ber SRomantifer feine littcrarif(^c I^ätigfeit unb ben öffent^
li(^en Unterrid^t ju oernodbläffigen. gulbert merfte fpät bie golgen feiner §armlofigfeit,
00 jcigte fi^ aber in feiner 9ta^e befto graufamcr. 3)ie fiiebenben mußten fic^ trennen, bis
9((>aiarb It
flbölarb $eIotfe entführte unb in feine ^etmat ju feiner S^mefter (Dionqfia) brachte, too
[ie i^m einen 5inaben — Sftrolobins — gebar, ©ennod^ erüärte ]ii) gulbert für oerB^nt,
als {ener \iif erbot, bie9Rutter bes Anaben 5u e^Iic^n, falls bie (Se^eimbaltung biefer
Sermä^Iung, beren Seianntmerben i^n in feiner geiftlid^en £aufba^n aufhalten mugte,
i^ jugefi^ert oriirbe. Da febod^ bie im Stillen lotrlliÄ ooHjoaene jtopulation oon (Jfulbert s
feinesiDegs ge^imge^Iten unb bie Slbleugnung berfeiben ^eloifen , bie ju i^em O^im
jurüd^ele^rt n)ar, oon feiten bes le^teren eine fränienbe Se^nblung sujog, etUffi^rte
Wbalorb nunmehr feine ®attin unb brad^te fie in bas Senebütiner^^lonnenuofter wgen«
ieuil bei ^oris , in wtl^m fie einft exogen nmr. 6ie na^m bort fpoter ben Schleier.
Stefe Unterbringung in einem Abfter mürbe nun aber oon (Jrulbert als ein 93erfu^ bes lo
^Mden aufgefagt, |iA oon ^eloife lossulofen, ffir ben er baburA 9tad^e na^m, bag er
Obölarb bei vlaiäfi fiberfallen unb entmannen heg, n)obur(^ er oiefem jugleid^ bie mit
fol^er 3negularitat unoerträglic^en lird^Iid^en SBürben oerfperrte. 3lxQ)t fotoo^I tie^e 9{eue^
als tiefe 6(^am trieb au^ ben nunmenrigen Cunui^en ins Alofter — er trat in bie Slbtet
6t Denis. Sein 9{u^ unb fein 9{uf fqien oemiqtet; boA fanb er ni(^t nur allgemeine i5
Teilnahme, fonbem au^ toieber einen großen 3ulauf oon (^molaren , benen er an einem
t^ baju angemtefenen abgelegenen Ort (ber ,,cella'') ^uptföd^Iic^ t^eologifd^en Unter-
Tt^ erteilte. SBann er M bort^in begab, ift nid^t genau feitjuftellen, ma^rjd^einliA etma
1118. 9lun ^e er toteoer 9{u^, (wer nur bis 3um 3* H^l» melAesr i^m ni^t nur
neue 9nf einbungen , fonbem au^ eine f örmlid^e , roennglei^ f ormlofe Verurteilung einer 20
(einer t^eologifd^en ^auptfd^riften bur^ bie S^nobe 3u Soiffons eintrug. £r felbft nennt
otefeSd^rift balb (Hist. cal p. 18) ,,quemdam theologiae tractatum de unitate et
trinitate divina", balb (Ep. ad Paris, episc. Cous. II, p. 151) ,,opusculum de fide
8. trinitatis", balb (H. cal. p. 19) ,,opu8 de trinitate'*. Sie ift oor lunem
oon 9{. Stöljle aufgefunben unb (Sfteib. i. S. 1891) herausgegeben morben. Die 93er« ^
urteilung erfolgte na^ Otto 0. greif. (De gest. Frid. I, c. 47) roegen fabellianiftifd^er
Steueret, mol^renb naq W), felbft (Hist. cal. p. 22) ausbrüdRi(^ i^m nur oorgemorfen
iDurbe, er erfläre nur (Sott ben 93ater für allmö^tig. Die Strafe beftanb barin, bag er
genötigt marb, feinSu(^ insgeuer ju merfen, mas er ni(^t 9Ranns genua mar ju oer>
oeigem, bas atbanafiantfc^ Spmbolum oorjulefen unb bem amoefenben Slot bes ÜRebar« 3o
busflofters behufs Sntretung einer $aft in biefes ju folgen. SBenige Üage barauf entlieg
i^n nun freili^ ber popftlic^e £egat na^ St. Denis, aber er marb bort Abel enmfangen
unb oollenbs^ als er bur^ bie Seqauirtung, Dioni)fiu$ STreopaaita, ber Patron bes ftlofters
unb gtanlretd^s, fei, mte Seba mit 3iti)i annehme, niAt ^if(^of oon Stilen, fonoem
r>on Sioxvnäf gemefen , feinem Slbt (^am) unb feinen feinbli(^en itlofterbrübem einen 35
neuen Sonoano jur Serleumbung an bie $anb gegeben, jur Serleumbung auA beim
franjofifc^n §ofe, roar es fein |e^nli^fter SBunfc^, St. Denis ju oerlaffen. (Er flo^
l)eimli(^ nad^ bem Alofter St. Sligulp^ bet ^rooins, einem ^riorat ber Senebiitinerabtei
St. 5ßiene juZrones (bie (E^anqmgne gehörte bamals no(^ nxi)i ber franjöfifc^en 5lrone).
3nbeffen ber (Einffu^ jeines SIbtes reiqte au(^ bort^in. £r mugte nac| Qt Denis }u« ^o
rücfle^en , miberrief m einem Sriefe an Slbam (opp. ed. Cous. t. I. p. 682) ferne
Superung Aber ben ^. Dionqfius unb erlangte enbli^ mit SRü^e oon oem 9la(^folger
besfelben (Sugerius) bie Erlaubnis, unter ber Sebingung, baft er feine Slbtei nic^t, oiefer
jur S<^ma^, mit etner anberen oertauH^e, \\i) in eme beliebige (Einöbe ju begeben. £r
loä^lte bie iJ^m belannte SBtlbnis bei ^fcogent f. S. in ber (E^ampagne unb baute fid^ bort ^
oon S^ilf unb 9{o^r ein Set^us ju Sl^ren ber Dreieinigfeit, roeld^es er fpoter, als es
— i^on megen bes neuen 3wbrangs oon 3w^örem — erweitert unb nunmehr oon
^olj unb Stein errid^tet roar , Paracletum nannte. 9lu^ bas mürbe i^m oerba^t (als
ungcroö^nlid^ Seoorjugung ber britten ^erfon ber Irinitat), unb „Iroft" |anb er in biefem
Oratorium ni^ auf bie Dauer. Sietme^r bemächtigte fid^ alsbalb jetner Seele eine ^
jolc^e 8lngft, bah er hinter jeber 3ufammenfunft oon ©ciftlid^en basCöefpenft eines gegen
i^n berufenen 5totqils fa^ unb bamit umging, bei ben Reiben oor ben Serfolaungen ber
(i^riften 3^11^^^ 3^ fu^en (p. 29). 3n ber l^at erhoben fic^ je^t (Begner, oie aefö^r-
li^er maren, als ganje jlonjilien gemb^nli(^er itlerüer: 9lorbert unb Sem^arb oon
COatroaux. 3n ber Unruhe feines ^erjens na^m Slbälarb bie SBa^l jum 8tbt bes Älofters w
bes ^. ©ilbafius 3U KI^uds in feiner §eimat, ber ^Bretagne, (in ber Diösefe Sannes) an,
geriet aber bort unter eme Slrt oon Käuberbanbe. Die TOond^e, für beren leibliche Se*
bürfniffe er ni^t ^nreid^enb forgen lonnte unb bie fid^ feiner Disjiplin untenoerfen
mollten, beabf tätigten, i^n ju oergiften. Sein ^arallet = Oratorium bot i^m allein oon
3^tt 3U 3«ö ™ 5lf9l, naqbem er basfelbe feiner aus bem (etma 1127 00m Slbt in ^
'3itaUifmrftto\>ähU für ifftoloqU mh StMt. 3. 9(. I. O
i8 teälorb
St. Denis rellamierten unb etngejogencn) Äloftcr SrgcnteuU vertriebenen ^eloife aef^n
^atte, meiere, .^nunme^r nid^t fotDo^l feine C&attin, als feine Sc^meftet in(£|rifto'' (H.cal
p. 30), als SJbtiffin hwci) i^re gftömmigleit, Umfid^t unb San^ut in ber Umgegenb be
Oratoriums balb aller ^erjen geioann, toas bem Donator felbft nid^t aelungen wca. Diefi
5 begab jic^ öfter in bas neue gftauenllofter, um bort ju prebigen, tooour^ er ber Stiftun
^ugleim materiellen Unterhalt oerfc^affte, aud^ im übrigen für bieSlonnen ju forden un
tbr £eben ^u reaeln. Da bies jebod^ felbft bem (Eunu^n als Sefriebigung fletfd^IiAi
£uft an fetner ^eren C&eliebten gebeutet rourbe , fo trat an bie Stelle oes perfötuiE^
Serle^rs ein brieflicher. Um ber täglichen £ebens^efa^r ju entgegen, oerlegte er fetii
10 ^o^nung aus bem ilonoent^ebäube (6t. (SUbaf.) xn bena^orie einfame l^tütn. (Eir
f(^n)ere Sßerle^ung am |)alfe infolge emes Stunes oom Sferbe gab au^ fetner (Sefunl
beit einen 6tog. vloi) einmal lehrte er in bas >u)noentgeböube jurüd. Slber mit genow
9lot entaing er burd^ bie grlud)t einem äRorbanf c^Iag ; ^atte man i^n frfl^r oergtfti
tooRen, fo wofüt man i^n ki^t enoürgen. %n bem uns unbelannten Ort, too^in et fi
15 fläd^tete, f(^rieb er feine Selbftbiograpqie, bie Historia calamitatum ff. uni). (Es folj
eine Kei^e oon Sauren , über bie roir fajt ni^ts fieseres loiffen. 9lur bas fte^t feft, bd
1136 3o|annes o. Salisburq in ber Sd^ule auf oem Ser^e ber f). ®enooefa äbälad
3u^brer wcac (ogl. bejjen Metalogicus II, 10). Da^in tft er alfo surfldgefe^rt, ob
\ä)on roäbrenb ber 3pet]ä^rigen SInmefenbeit bes ^o^annes in $aris oerlieg er btejen fD\
20 menigftens seittoeilip, toieber. (£rft bas jlonsil ^u 6ens, toeld^es nid^t 1140, fonber
loie £)eutf(^ (bie ^nobe juSens, Serlin 1881} na^geioiefen f)(d, 1141 ftattgefunb«
bat unb ii^m als !I^eoIogen eine entf(^eibenbe 9cieberlage bereitete, unb loas bemfelbc
unmittelbar oorausgtng, jeigt i^n uns toieber. SBir lennen befjen Serlauf oorjugsioei
aus einigen Sriefen bes f). Sembarb. Diefer b^tte fc^on früher. niAt o^ne (5tf)öx ju finbei
25 oor ben 3nlebren unb ben pramfcben (&runbfä^en bes ibm bur^aus antipotbif^en Du
leitilers gemarnt (H. cal. pag. 29), oorerft jebocb, o^ne ber 6a^e nä^er ju trete
(f. Bernard. epist. 327). Snjioifdien voax ber 9li^m bes §äretilers im ganjen un
^ro^en nocb geftiegen. „Seine Sü(ber gingen über bas IReer unb über bie Sllpen''. Selb
tn Der römif^cn Äurie fanben ]ie SSerebrer. Slls nun um bas 3. 1139 ber (Eifterjieitft
30 3BiIbeIm, früber 9Ibt oon St. i^tvü) , ben 3lbt oon (Elairoaux brieflid) auf bie geföQi
li^en SBirrungen feines Cinfluffes oon neuem aufmerifam ma^te , brang ber le^tere ai
eine Sefpred)ung ber SIngelegenbeit , oielleid^t ani) alsbalb auf ein eigentli^es ilonj
(ep. 327). Slbölarb, ben 93embarb perfbnli(b aufgefud^t f)oütf um ibn jur Umlebr 3
beroegen , erbat nunmebr oon bem (Erjbif^of oon Sens fetbft fofort ein fol^es , um ar
35 gefiAts besfelben mit 93embarb 5U bisputieren. 9{a(b einigem Sebenfen toegen ber ®<
roanotbeit bes®egners entjcblog fi^ berSIbt, ju erf^einen, unb erft infolgebeffen fcbeii
bas iu)n}il (balb nad^ ^ftngften, am 26. mai 1141) roirflid^ ju ftanoe gelommen 3
fein. Sereits auf einer am oorbergebenben Üage gebaltenen 3uf<i^^^n^^ ^rioote
(Ebotoiters^ n)eld)er 9lbölarb nid)t b<itte ann)obnen Idnnen, b<itte man fi^ über bie Sei
^0 merfung einer Slnsabl oon Sö|en aus beffen S^riften geeinigt. 9Iuf bem itonjil felb
©urben jene Sä^e oerlefen; ubälarb aber, ber um bas (Ergebnis jener Sorlonferei
rou^te, appellierte , als er aufgef orbert roarb , fie ju miberruf en ober ju oerteibigen , fto
beffen an ben ^q)ft unb oerlte^ mit feinen ^nböngem bas jlomil (f. Deutf^ a. a. Z
unb in berSArift „^eter Slbölorb", fieip}. 1883, S.48f.). Die Slppellation fonb ii
^ fofem Serü(I|id(|tigung, als bas ilonsil fi^ eines Sorgebens gegen SIbalarbs Serfon^ en
bielt. 3^ne Sö^e mürben jeboc^ als irrig unb Ie|erif(b oerbammt. Sie finb bur^ bie Übe
fcbriften ber oon 3ob. Duranb in 5Rom aufgefunoenen ,,Capitula haeresum Petri Aba<
lardi'* (f. biejclben 5. S. bei Cousin, opp. Abael. t. II, p. 765 f.) bi^^^^^^i
tarafterifiert. Diefe Capitula finb eine Sammlung oon mörtli^ angefübrten Stellen aii
)d)riften Sbölarbs, namentli^ aus ber Introductio, bem 5lommentar jumSlömerbrii
unb aus ber ,,Scito te ipsum'* betitelten (Etbil. Ob in ibnen, ©ie insgemein ai
genommen loirb, bie oon Sembarb in ber Ep. 190 enoöbnte Seilage ju erlennen i|
ftebt freilid^ ni^t feft. Die Überfd)riften lauten folgenbermafeen: 1) Horrenda simil
tudo de sigillo aereo, de specie et genere ad trinitatem. 2) Quod Spiritus sanctu
55 non Sit de substantia patris. 3) Quod ea solummodo deus possit facere > v<
dimittere, vel eo modo tantum, vel eo tempore, quo facit, non alio. 4) (3uo
Christus non assumit carnem, ut nos a jugo diaboli liberaret. 5) Quo
neque deus et homo neque homo persona, quae Christus est, sit teri;ia pei
sona in trinitate. 6) Quod deus non plus faciat ei, qui salvatur, antequai
CO cohaereat gratiae, quam ei, qui non salvatur. 7) Quod deus non debeat mal
mitati> 19
impedire. 8) Quod non contraximus ex Adam culpam , sed poenam. 9) Quod
corpus domini non cadit in terram. 10) Quod propter opera nee melior nee
pejor effieitur homo. 11) Quod non peccavenint, qui Christum crucifixerunt
ignoranter; et quod non sit culpae adscribendum, quidquid fit per ignoran-
tkm. 12) De potestate ligandi et solvendi. 13) De suggestione, delectatione et 5
oonsensu. 14) Quod ad patrem proprie vei specialiter pertinet omm'potentia.
%xA bie pfüt^tec^t Slbälorbs in 9{oin, ju benen 3. S. ber fpötere $apft (£ölefttn II.,
ber oomdiae iloroinal ®uibo be (Eafteuo, gefidrte, lonnten oeffen ^eteroboxie nid^t in
Xicebe ftelien. Sumal nun, ba Sem^arb ntd^t Derfaumt ^tte, in einem Srirfe an
ben ^^ (ep. 189) ben Slmolb 0. Sresria als ben SBoffentroaer Slbölorbs ^inju» 10
IMkitj entfi^teb SnmKenj II. gegen ben leiteten, legte il^m Stillfc^eigen auf, eadtom«
nomijierte Jeine Sn^ön^er unb uerorbnete feine unb 3fmoIbs ßinfperrung in ein Älofter
nd^ ber Serfoennung t^er Sänften (Bernhard, ep. 194, Mansi t. XXI, pag. 564).
Sie beiben betreffenben pSpftlid^en Schreiben [d^einen |(^on belonnt gemejen ju fein, als
|i^ XbSIorb Quf feiner Steife nad^ 9{om bei bem SCbte ^etrus (ä^enerabilis) oon (Hiigni 15
(n^ieli Sor oem Selanntmerben ber pöpftlic^en (£ntf(^eibung ^e erfterer in einer
(nur frogntentorif c| befannten) Slpobgie (Cous. op. t. II, p. 730 f.) bie Domiton^il il^m
wrgeroorfenen fielen oerteibigt (Otto o.JJwiJ. De gest. Frid. I, c. 49 löftt fie frei=
ri(|ei|t naäjifyex oerfagt fein) unb auif $eli)tfe in einem Sriefe (opp.t. II, 680 f.)
ük leine Ort^oboxie ju beru^i^en oerfu^t. 9lun ober f^eb er eine jtoeite Slpologie, 20
km tx \vSf ber Rimt untermtrft, Jud^te Sem^arb perfdnli(^ auf unb oerfd^nte M
mit i^m (f. ben »rief bes ?Petrus SSenerob. bei Cousin, t. I, p. 709). C&r erhielt
bo^ infobe einer für i^n oon ^etrus 0. (£1. beim ^apfte eingelegten Sitte bie £r«
mbm, „Die no(^ übrigen Zagejeine$ £ebens in olugni jujubrtngen", worin im
Sntnbe eine Suf^ebutm ber über i^n oer^ngten itlojter^aft lag. 6eine 6tubien fekte 25
erw^ bort fort, jebo<9 fortan unbeteiligt am „®erau|A ber Smulen". „Seftönbig las
er, betete ^ufig. f^ieg gem.'' Doä) entjog er fi(^ n\i)t t^ologif(^en Untenebungen
luib SortrSgen tm 5lonoent unb las ^äufia bie 2Reffe (ogl. ben Srief Meters 0. (£1. an
iMt bei Cousin t. I, p. 710 f.). ffieftorben ift er, 63 3abre alt. in bem ^riorat
ot SRarcellus umoeit Salons f. 6. am 21. Slpril 1142, mo^in er fic| 3ur StSrfungso
feiner ®e[unb^it fer litt an einem bösartigen Slusft^Iag) begeben fyxttt, Sein £ei(^«
nam muroe nad^ ^ßaraflet gebracht, wo ^eloife ben ^folutionsbrief oon ^eters 0.
Cl $anb auf feinen Sarg heftete, in melAem fpöter i^re Sebeine (nac| i^rem am
16. 9loi 1164 erfolgten Xobe) mit ben [einigen oereinigt mürben.
n. Sd^riften. I. Seine bialeftifd^en Sd^riften. 3^ biefen gebort nid^t bie 86
Inyectiva in quemdam ignarum dialectices, qui tamen ejus Studium reprehende-
bat etc. (Cousin, P. Ab. opp. t. II, p. 695—699). Denn biefe ift ein für I^eo*
bg^n beftimmter 9la(^eis ber 9lotu>enbigIeit ber fio^if für Ideologen, ooi^ugsmeife auf
(nunb biblif^er unb potriftifd^r Stellen. (Ebenfotoentg oas ^tagment De generibus et
»pedebus (Cous. Ouvr. inödits d'Ab., p. 505—550) unb ber Traetatus de intellec- 40
tibus (Cous. opp. t. II, p. 733—755). Denn erfteres oenät bur* Stil unb Sn^alt
(Volemii au^ gegen Slnfid^tenSböIarbs, f. befonbers ißrantl, ®ef(b. b.fiogü i. Slbenbl. II,
W3. fieipj. 1861), festerer baburc^, bafe ber Serfaffer ben ?lbalarb nennt unb oon \\if
unter{(^eioet, fooie bur(^ 3um Xeil abmeiAenbe Terminologie unb gärten bes Stils
(?rttntl a. a. O. S. 206) einen anberen mtor. hingegen finb ec^t: 1. Die (oon«
^[in fo betitelte) Dialectica (Ouvr. in^. d'Ab., p. 173—497), ein bie gefamte
%l umfaffenbes 3Berf ; ber Liber divisionum, ben (Eoufin als legten (fünften) leil
y Dialeftü ^inftellt, ift nai) ^rantl (a. a. O. S. 171) oielme^r eine felbftönbige
Sonographie; 2. bie Glossae in Porphyrium (Cous. Ouvr. p. 551—576); 3. bie
Öloßsae in Categorias (p. 577 — 593) ; 4. bie Glossae in libnim de Interpretatione w
(p. 595— 601); 5. bie Glossae in Topica Boethü (p. 603—610), enblid^ 6. bte Glossu-
^ 8uper Porphyrium (Cous. opp. t. II, p. 756—761), ©elc^e }ebo^ tro^ i^rer
wh^tigfeit für bie Unioerfalienfrage im Original (eine einjige Stelle ausgenommen) noc^
f^ ielbft gebrudt oorliegen, fonbem lebigltd^ (na^bem Waoaiffon bie betreffenbe §anb=
IW entbedt ^tte) in gorm einer franjöfif^en ^arap^rafe, bie 9i6mu]at (Ab^lard, II, 56
^ ^, Par. 1845) in fein eigenes 9?aifonnement oenoebt ^at, i^rem Hauptinhalte nac^
Wonnt geworben finb. ®ne anbere bialeftifc^e S^rift, roa^rf^etnlit^ ,,De loco et ar-
ß^entatione** betitelt (^ßrantl a.a.O. 163), ift no^ ni^t ©ieber entbedt. II. Die
t^eologif^en Schriften fann man, abgefe^len oon ben Sriefen t^eologifd^cn Sn^altes,
^nttelen in bogmatifc^ unb religionsp^ilofop^if(^e, moralif(^e, eiegetif(^e, enbli^ ^omi=6o
20 amaxi
Ietif(^e unb fatec^etifd^e. A. !DogmQtif(^e unb reItgton6pI)tIo[op^tf^e. ^ier^er gebort 1. bie
oben CHDÖ^nfe, 5U Soiffons 1121 jum geucr verurteilte Schrift ,,De unitate et trinitate
divina*' {= ,,T>e fide s. trinitatis*' -= ,,De trinitate**) in brei Sudlern, ©ieber ou^
gefunben unb juerft ^erausgeg. von % Stöljle, gr^ibrg. in 95. 1891. 2. Die Theologia chri-
:, stiana in 5 Sümem (3uerft ^erausgeg. öon 5Kartöne imThes. anecd. Vp. 1147), „eine
2Irt sroeiter oerbejferter unb oerme^rter 2lufl. bes Tractat. de unitate et trin. div." (f. ben
SlaäjXDtxs bei Stoljle in ber (Einleit. m 3lbälarbs Tractat. de unit. etc. p. XIV f.),
5u bem 3^^^^ ^^^^^t, SRigDerftanbniffe unb Snüagen jurfid^moeifen unb onftögig ge«
tDorbene Sö^e fo urnjugeftalten , bag fie mit ben Qeriontmlid^en bogmatif(^en f^ormeln
10 ni^t in 2Biberfpru(^ 5U fte^en ft^ienen. 3. Die Theologia (f(^Ie^in), b. 1^. bie |og.
Introductio ad theologiam (Cous. opp. t. II, 1 — 149), avä) ,,liber super sacram
scripturam** genannt (cod. Victor.), m brei Süc^m unoollftänbig auf uns gelommen
(piellei(^t oom 93f. [elb[t nic^t oollenbet), ent|ialt bem ^rolog entfpe^^nb ,,aliquam
sacrae eruditionis summam, quasi divinae scripturae introductionem**. Su^ ^ier
15 bilbet bie lirinitötsle^re ben^au^tgegenftanb; {ebodd loirb biefelbe minber aus^Iid^ unb
minber bialeftif^ be^anbelt, als in ber Th. christ., unb oorausgefd^idtt roirb eine (Erorte*
rung bes SBefens bes C&Iaubens , ber Hoffnung unb ber £iebe, fon)ie bes Solraments^
begriffs. Die Öbereinftimmung mit berTh. christ. ift {telleraDeife eine iDortlid^e, bo^
g\)lt es aud^ ni^t an ni(^t nur formellen, fonbem aud^ fa^Iid^en Slbmeid^ungen. Der
utoritöt ber jlir(^e wxib ni^t me^r bie Sebeutung jugeftanben, bie i^r in ber Theolog.
Christiana eingeräumt ift. Die Introduct. gehört 3U ben fpoteren äBerfen bes Sf., Dor
b. 3. 1132 ift fie fd^n)erK(^ begonnen, fic^erli^ aber fpöter gefd^rieben, als bie Theol.
Christ, (f. barüber ©olb^om in b. 3eitf^r. für bie ^ift. I^eotogie 1866, S. 161—229).
4. P. Abaelardi Sententiae in 37 Ä(q)iteln, oon bem erften Herausgeber, §. M^ein«
25rDaIb (Serol. 1835), Epitome theologiae christianae betitelt (oon Cous. opp. t. II,
p. 567—592 leiber unoollftanbig [nur c. 21—37] ebiert), be^anbeln aufeer ben Obieften
bes auf uns gefommenen Xeiles ber Introductio ad th. au^ bie Serfopnungsle^re, bie
(E^riftologie, bie einzelnen Salramente, bie £e^re 00m ä^erbienft, foxoie oon ber Sünben«
oergebung, enbli^ bie (Srunbjüge ber SRoral, ftnb ober fein 3BerI Slbölarbs felbft, toeld^er
30 (Apol. p. 772. t. II. ed. Cous.) leugnet, ein fo betiteltes 2Berf ©erfaßt ju ^aben,
fonbern ©aW^inli^ ilollegien^ft eines 3u^örers besfelben. 5. Die Apologia seu Con-
fessio fidei (Cous. t. II, p. 719—723) enthält teils Ketraftationen, teils Deflarationen
ber bem STb. 00m CEoncil m Sens oorgeioorfenen 3rrle^ren, in benen an bie Stelle ber
früheren $eteroboiie unb ö^roffj^eit bas Seftreben getreten ift, friebfertig fi^ ber Äin^en«
S5 autoritöt ju untenoerfcn. Sie i t ma^rfc^einli^ geschrieben oor ber ^Ibreife oon (Hugni
ju SSem^arb, ba fie tro^ ber Unterwerfung unter bie bereits befannt geroorbene Sentens
bes ^apftes no* einige »itterleit gegen ben Slbt oon (Elairoauje atmet. 6. 3^ unter=
f^eiben tft oon oiefem (Slaubensbefenntnis eine etQ)as früher , na^ ber Serurieilung in
Sens, aber oor bem 93eIanntQ)erben ber päpftli^en Sentens gef^riebene, no^ leine Slad^-
4ogiebigIeit oerratenbe (oon Otto 0. gteif. de gest. Frid. cap. 49 enoö^nte) Slpologie,
beren gragmente (Eoufin (opp. t. II, p. 730—732) nai) Otto 0. greif, (a. a. O.) unb
ber Disputatio abbatis anonymi contra errores Abaelardi (^erausgeg. oon Tissier
in ber Biblioth. patr. Cistertiensium, Bonofonte 1660 f.) jufammengeftellt ^at. 9ln
bie eigentlid^ bogmatifd^en SBerle f^Iiegen mir an ein reIigionsgefd^iqitIi(^es unb ein
45 bogmengef&id)tli^es. Srfterer (Battung gehört an 7. ber suerft (1831) oon §. SR^eimoalb
herausgegebene Dialogus inter philosophum , Judaeum et Christianum (Cous.
opp. t. II, p. 643—718), oerfaht na^ ber Theologia christiana, bie barin enoä^nt
roirb (f. (5oIb^. a. a. O. S. 223J „eine Stubie, aufgeseic^net in f!eptif(^en Stunbenl
oiellei^t ni^t für bas größere ^ublifum beftimmt, fonbem nur ein Serfuc^, nirgenbs aus=
60 gefeilt unb fünftlerif^ gejtaltet, aber lü^n gebaut, pifant im SusbrudC, ne^atio in einem
Grabe mie leine anbere Qi)xx^ biefes Slutors, c^er bod^ ni^t eine Slnomalte in ber 9?ei^c
ber fämtli^en SBerle" (Keuter, (6ef$. b. relig. Slufflärung i. aRittelalt., 1. »b., 1875,
5. 221, bo^ oergl. Deutte, ^et. Slbälarb, S. 433—452), ber gorm unb teilmeife au^
bem 3n^alt na^ an bes äuftinus SKartpr „Sefprö^ mit bem 3uben Irpp^on" erinnemb.
55 Das SSer^ältnis ber antuen ^^ilofop^ie 3um Qi^riftentum loirb 8. au^ erörteri in bem
ioa^rf^einIi(^ oon Slbölarb ^rrü^renben Fragment eines (&efprö(^s, meines unter ber
9luffd^rift ,,E libro incerto*' Coufin (opp. II, p. 727—729) loieber abbrudcn liefe,
na^bem es fc^on Dui^esne ebieri ^atte. Das boamengef(^iAtli^e ^enbant ju ienem
größeren Dialog ift aber 9. bie unter bem (o^ne 3tDeifeI oon Slbölarb felbft ^errü^renben)
eoiitel ,,Sic ot iion** („3a unb nein") unooIIftSnbig oon Coufin (Ouvrag. in^dits d'Ab.
»dSfarb 21
p. 1—169), oollftänbtg 3uer[t oon $en!c unb fiinbcnfo^l (ÜRarburg 1851) herausgegebene
„CJollectio sententiarum** in 158 Äapiteln, eine teitoeife na^ oen locis ber !Dogniatif
Seoibnete, ober auc^ anbete (ntoralifc^e unb bie biblifd^e C5ef^i^te betreffenbe) (fragen
uinfaffenbe Sufantntenftellung einanber fd^einbar ober aber toiifli^ loiberfpred^enber patri«
\ti|d^er Steuen (ol^ne eigene Sd^Iufeentfd^eibung). Der 3n)ecl ber Slbfaffung loar [^roerli^ 5
nur ber, ben Sorfd^ungöjeift anjuregen, oielme^r §inu)egröumung bes SBa^ns einer Ion«
^en einzuigen Überlieferung (ba^ era^eten Äat^olifen, toie äRortöne unb Duranb,
bos i^nen feinestoegs unmgangliAe SBerf ,,aetemis tenebris potius quam luce dig-
num"), Seugung ber Äird^enleore unter bie apojtolif^e, ber apoftolifi^en unter bos
(Wtentum (^ftt. (Eoufin ift genewt, bos SBert für ben erften t^eologif^en Serfui^ lo
Sbolarbs ju galten unb es in bie Sa^re 1115—1117 ju oerlegen (Ouvr. in€d. ©nleit.
S. 194 f.). Daffir [pri^t bie noA gans ungebro^ene fiuft an ber Unterrofi^Iung ber
Stttoriiat; boc^ oergl. Deutf^ a.a.£). 6. 456 — 463, ber übrigens na^geiDiefen ^at, bag
bos JBert oon W>. [elbft in oerf^iebenen Bearbeitungen ^eraus^eg. ift. Das Material
finbet |i^ größtenteils bei ben ort^oboxen SAoIaftffem bes 13. 309^^. toieber, aber biefe is
geben juglei^ Sntf^ibungen im Sinne ber Aird^e, bie SCbalarb ni^t geben iDoIlte, bc^er
er es oorjie^, gar feine 5U geben. B. Die SRoral toirb repröfentlert bur^ bie Ethica
seu liber dictus: scito te ipsum (Cous. opp. t. II, p. 592 — 642), oon ber jebod^
mit Ausnahme eines Heinen SBru^ftüds nur bas juerft oon ^esius im Thesaur. anec-
dot. novissim. t. III, 2, 626 I. ebierte erfte Su^ auf uns gefommen ift. Diefes 20
betrifft ooigugsioeife ben Segriff ber Sünbe unb S^ulb. C^araiteriftif^ ift bixrin neben
manfflcm anberen (f. unten) befonbers bie Semeffung ber Siöli^feit ber fianblungen faft
lebigli^ nac^ ber fubjeftioen intentio unb ber betDUgten Sefolgung ober ^id^a^tung ber
eigenen Ube^eugung. (Sefd^rieben ift biefe (Sä)H fpoter, als bas 3. 93u^ ber Introductio
(f. bos Eitat opp. II, p. 632), aber oor ber S^nobe ju Sens. C. 9}on ben exegetif^en 25
6^en finb, abgefe^en oon ben bürftigen unb oon Coufin ni^t einmal in extenso
(opp. II, p. 723 — 726) mitgeteilten Expositiones super psalterium unb super episto-
lasPauli, erhalten: 1. ein leil ber Expositio in Hexaemeron (opp. 1. 1, p.625 — 679,
bei Genes. II, 35.17 briAt bas gtagment ab>, gefc^rieben für§elot|e unb beren 3?onnen,
sM^einltd^ n)&]^renb Sbölarb Slbt bes (gitbaftusllofters loar. Un^efö^r aus berfelben so
3«Ö(öU5 ber 3^rt jtoif^n ber etioa ins 3- 1133 f auenben Slusarbeitung bes 2. Su^es
unb ber bes 3. 8ud^es ber Introductio, f. (5oIb^. a.a.O. S.186) rühren ^er: 2. bie
Commentariorum super S. Pauli epistolam ad Romanos libri V (opp. II, p. 152 bis
356), rotl^ jioar größtenteils Srilörung bes Textes enthalten, jebo^ oorjugsioeife bur^
boomotif^e Czcurfe über bie £e^re 00m C5efe^, oon ber Sflnbe, oon ber ^rabeftination ^
unooon ber Serfo^nung 3ntereffe erregen, foiote babur^, bag im ^rolog „bereits bie 93or«
[tellung oon einer (Enttotdelung, bie (ßrunbgebanfen einer biblif^en Ibeologie ^eroortreten"
(Weutcr a. a. O. S. 325). D. Die ^omiletif^e ©attung ©irb sunö^ft oertreten bur^ 35
„Sermones per annum legendi" (opp. 1. 1, p. 349—595), meiftenteils g^ftprebigten,
jumleil für bie Können im^aratlet*Dratorium ausgearbeitet. Slber au* bie ,, Expositio 40
orationis dominicae" (a. a. O. p. 596— 603) fann als eine ^rebigt oetra^tet toerben;
btx^ ift i^re (&i^t^eit fe^ jroeifel^aft. Die Expositio symboli quod dicitur aposto-
lonun** (p. 603—615), ,,ad parvulonim eruditionem*' ausgearbeitet, ift me^r late^e«
tifdj geartet. Daran fc^liefet fi^ eineExpositio fidei in symbolum Athanasii** (p. 615 bis
617).— Das in ber 9lusgabe oon Du(^esne abgebruÄe Su^ ,,adversus haereses** *5
%t ni&t oonSlbölarb l^er. Über bie ,,Invectiva** ogl. bas oben (unter Slr.I) bemerfte. —
in. Sebi^te unb Briefe. Die erotifc^en fiieber finb ni^t erhalten, too^l aber 1. bie
Sequentiae et hymni per totum anni circulum, in usum virginum monasterii
paraclitensis (opp. t. I, p. 295f.); 2. eine Prosa (= Sequenj) de beata virgine
(P. 328 f.); 3. Versus (in b. virginem, p. 329 f.); 4. em Rhythmus de sancta ^o
Trinitate (p. 331 f.); 5. Planctus varii (p. 333!.); 6. Versus ad Astralabium
Öium (p. 340 f. u. 344, in boppelter JRecenfion, ogl. Le poöme adressö par Ab^ard
^ son fils Astralabe, Notice par Haur^au, Paris 1893, Romania XXIII, 309).
SJi^tiger finb bie jroölf Sriefe, bie 3ur öalfte an Seloife gerietet finb (opp. 1. 1, p. 79 f. ;
P. 92 f. ; p. 121 f. ; p. 153 f. ; p. 237 !. ; p. 680 f.) 3um Xeil entölten fie 8lb« s»
^nblungen unb loaren oon oom^rein suglei^ für bas ^ublihim beftimmt. Der britte
(p.l21f.) ^anbelt deorigine sanctimonialium (SefAi^te ber ojeioli^n Slscefe) ; ber
öierte (p. 1531.) enthalt eine Älofterregel für bie SRonnen bes ^araflet; ber fünfte (p. 237)
^»rt^lt ,,Heloissae problemata cum Abaelardi solutionibus** (eine fiöfung meift
fif«8^f(|er, oon $eloife aufgeworfener Sc^roierigletten) : ber fe^fte (p. 6801.) ein*^
22 «bölarb
(glaubensbefenntnis 5ur Seru^tgung ^eloifens nac^ ber S^nobe ju @en$. Son ben
übrigen ^anbelt ber an bte Virgines Paraclitenses geratete (t. I, p. 225 f.) „de
studio litterarum'' (tDelAes ben 9ionnen enq^o^Ien loirb) ; ber an b.^. Semboib (p. 618 f.)
Dertritt eine oon ber gen)öQnIid^en abroeid^enbe Deutung t>is imovaiog im Saterunler uttb
6 bas 3{ti)i \olä)tt Slbioeic^ungen; ber an ben SIbt 9bam (p. 682 f.) entölt eine StetnK«
tation ber Dionqfiusfrage ([. oben); ber ,, contra quemdam canonicum regulärem''
gerichtete (p. 686 f.) oertritt bie ,,dignitas vitae monasticae". Daju lommt ntiät einet
ad episcop. Parisiensem (t. II, 150 f.) toiber ben ^hsctlirif enblid^ ber loi^tigjte Don
allen, bie ,,Historia calamitatum Abaelardi" (t. I, p. 3—37), bie oben oenu^e
10 Autobiographie, oerfa^t nid^t oor 1132 (benn fie fe^t eine ^ulle 3nno(. II. oom 28. 9too.
1131 ooraus). Sie gtebt [ic^ als Xroftbrief an einen unglfidDi^n grteunb. Dies ijt aber
nur Sinfleibungsform bes p»ar burc^ offenfunbige X^otfa^en an eine gemiffe DbiemoitSt
gebunbenen, im übrigen aber siemlid^ tenbentiofen (auf loettere Areife beregneten) Steift*
ftüds. eine 9lrt oon Srreimfltigleit ber 6elb[tanflage unb eine 9lrt oon Selbftedenntnis
15 oenät es freili^. SIber hinter ben ilonfeffionen bes Augujtinus, mit benen man es (ipie
au^ mit benen 9{ouf[eaus) oergli^n ^at, bleibt es in btefer $infi<^t loeit jurüd SSon
6puren jurüdgebliebener SitelfeitunbSitterleit ijt es ni^t freu übrigens geiHzeid^, neben«
bet ein Denfmal eines geioilfen Sd^ioanlens stpifmen bem jUafficismus unb Dem S^riften«
tum, toeld^es letjtere ber 93f. ^ier toenigftens niqi me^r, loie in ber Theol. christiana,
-0 toefentli^ in ben grotmen bes 5lir(^englaubens 5U oertreten \x^ ben Slnf^ein gtebt
Sielme^r greift er pofitioe SRönner loie 9lorbert unb Semborb, beren 9iamen er freilid^
ni^t nennt, nunmehr gerabeju an unb toill par als S^rift, 3uglei(^ aber als aRärtqrer
ber Denffrei^eit, namentli^ als ^inausgema($fen über ben bloßen Autoritätsglauben er*
fdbeinen. 3m S^riff, feine Se^rt^tigleit in $aris na^ langja^nger Sntfemung oon biefet
25 SRetropoIe ber SBiftenf^aft ©ieber aujjune^men, ©oute er, tote Deutfc^ (a. a. O. S. 44)
ri^tig oermutet, „fi^ roieber in (Erinnerung bringen". Des^lb Heft er biefe 6elbftbu)«
gropQie ausgeben, aus ber nebenbei ein jumr leinesmegs fledenbfer, aber im ®runbe bo^
a^tunggebietenber Si^aralter ^eroorleud^ten follte.
III. Softem. Son ben beiben 9{idbtungen, bie in SInfelm oereinigt toaren, einecfeits
so ber trabitionaliftij^en unb gemäßigt mmtif^en, anbrerfeits ber bialemf^n, fe^te fi<^ bie
letztere sunö^ft tUn in ^bölarb fort. 3nbeffen SIb. ^at an SInfelm, ber au(| als Dialeltüer
ort^oboxer Slpologet loar, nic^t angelnüpfL (Er nennt i^n auäf ganj fü^I (Theol. christ.
t. II, p. 523 Cous.) einen ,,Quidam" (freilid^ anbersioo, p. 151 einen magnificus
doctor, aber nur, um Koscelin f^ioars ju malen), unb feine Dialeftif toar im loefentlid^en,
s^ fon)eit er nid^t 9{üdffi^ten na^m , bie feiner innerften ißatur im (Srunbe jutoiber toaren,
toeni^ftens ber Xrabitton gegenüber wtniatx Slpologeti! als ilriti!. Xro^ feiner 6elbft*
tanbtg!eit gegenüber Slnfelm toar jebo^ oie Originalität feiner hitif^en (&eban!en nid^t
b grog, tote oft angenommen loirb. Sie toar aber no^ oiel toeniger fo gering, mte
namentli^ 9teuter fie baraeftellt ^at. grteili^ ^at er fe^r oieles oon Sluguftinus, manifts
^0 au^ oon ^ieronqmus uno no^ älteren Air^nootem, femer oon ^gobarb, (Elaubius oon
lurin, (Erigena unb gfrebegis entlehnt. Slber ffiigentümli^es bieten ni^t nur feine fiel^re
oon ber Xrinitat unb oon ber 93erfö^nuna , Jonbem neben mand^em anberen (Einjelnen
feine gan^e ^rinsipienle^re unb [eine p^ilofop^ifd^n (grunbfa^e , b. ff, feine Stellung 3ur
Unioerfaltenfrage. äJöIIig !Iar ift oie le^tere au^ ^eute ni^t unb pofttio angebeutet tft jie
*5 nur in feinen Glossulae super Porphyrium. Dodb ift erfennbar, bafe er toeber Kealtft,
no(^ SRominalift, no^ eigentlicher ftonjeptualift ift. Der eartreme 5Reali{t SBi^elm o. (E^m»
peaui fyiüt behauptet, bah „bie Unioerjalien als einheitlich glei^ Dtnge tn unserftüdter
C^anj^eit auf toefentli^e &eife (essentialiter) ben fömtli^^en unter fie fallenben 3nbiDi«
oibuen suglei^ eimoo^nten unb hiermit stoif^en ben 3nbioibuen lein 3Befens*Unteri^ieb
f'O beftc^e, fonbern biejelben nur in ber SRannigfaltigfeit sufölliger Seftimmungen berupten"
(5. S. bas menf^li^e SBefen fei ganj im Sofrates unb toieberum gam im ^pioto). $ier»
gegen ^atte 9lb. bemerlt , bas füfce 3um ^anti^eismus , toeil auf biefe SBetfe alle Sub*
ftanjen einanber unb au^ ber Subftanj (Sottes glei^ gefegt toürben; femer, bag biefe
angebli^e ®lei%ültigieit aller Subftansen gegen jebto&e tnbioibuelle (geftaltung baju
^5 fü^re, aud^ bas 3wfammentreffcn oon einanber SBiberfpre^enbem an einer Subftans (bie
la unter oicle allgemeine Segriffe fallt) sulaffen 3U muffen. Darauf ^in ^atte aBil^.
anftatt essentialiter : individualiter ober nad6 anberer £esart indifferenter 3U fe^en fi^
genötigt gefe^en. Slber au^ gegen bie 3nbifferen3le^re (bersufolge 3. S. bas menfd^lid^e
SBefen bem Soirates unb toieoemm bem ^lato ^r ni^t toefentli(^ einioo^nt, aber bodb
<^o an beiben als iwti gleichartigen Subftansen als ein unterf(|iebslos ®emeinfc^aftlid^es fi^
Seigt, fo bag Solrates unb $Iato einen 3uftanb ber 3nbü}ibualitat unb juglet^ einen
3u|tQnb ber SHIgemetn^it an [i^ ^aben) ergebt er Sebenlen: ein unb bosfelbe lonne
niAt jugleüb Gattung wib Snbiotbuum [ein, bie 3nbioibuaIitQt lönne ni^t oom allgemeinen
felbft ausgefagtioerben; nel^nte man aber bas 3nbioibuum suglei^ f^on al$ Gattung, fo
Qmte bie Slusfage be$ Gattungsbegriffes nid^t mel^r eine oon mehreren Subjeiten geltenbe 5
9iisfage fein, üb oenoirft alfo ben groben unb ben feineren 9{ealismus. Sloer er oenoirft
ou^ ben 9lominaIismus, bemsufolge bie universalia bloge voces finb, ba er |ie oielme^r
für sermones (Urteile) erHort, oon unferen Urteilen aber annimmt, bafe fie ben Dingen
entfpre^n mil|jen. Das SMgemeine i|t i^m (mit Berufung auf Arist. de Interpret. 7
in ber ÜDberfe^ung bes Boethius): Quod natum est de pluribus praedicari, b. ^.10
SKIS oon Statur aus b<QU gemalt i|t, oon meieren ausgefagt 3U u)erben. Die Unioer*
folien finb alfo niAt nur Srjeugnifle [ubfeltioen Denlens, ober fie (bie Gattungen unb
9tten) ftnb oud^ mc^ etoas, loas felbft eaeiftiert, fonbem fie besiegen fi^ auf etmas, was
erifüert, unb ergreifen es; es exiftiert efaoas, ukis ^ i^nen SBeranlofTung giebt. Das 9lus«
fd^en bes Seienben (im UrteiO ift ni^t felbft etn Seienbes, wo^l aber banbelt es fi^ 15
bet bem SCusfogen um einen fa(^Ii^n Ser^t. um bas obfeltio fad^Ii^e 3ufammen^öngen
bes buiA bffis Subfelt unb bes burd^ bas ^Sbilat Sejei^neten. Aon^e^alismus ift
btefe 9n|i$t Sbölarbs infofem ni^t, als er ni^t einfettig betont, baft bie allgemeinen
Segnffe bbbe eonceptus mentis, blo^e fubfeftioe Segriffe finb (ogl. ^rantl, Gefc^. ber
£ogiI tm Sbenbl. II, 162 f.>. SSas ferne t^eolo^if^e ^rinsi^ienle^e anlangt, ]o llommen 20
namentli<l^ feine £e^ oon ber Offenbarung, ferne Stellung gegenfiber bem vlutoritats»
glauben uno feine gfc^ffung bes Serqältniffes jmifd^en Glauben uno (Erlennen in Setrad^t.
1. Dag 9b. bie objeltioe SlealitSt ber fibematflrlid^en gbttliAen £)ffenbarung niAt in
Kbtebe fteRt, fonbem be^u|rtet, eraiebt fi^ einmal aus feiner fu|n:anaturaliftif$en Beur-
teilung äußerer n)unberbarer (Erf^einungen, bie in ber 1^. Sd^rift er^ö^It u)erben (mögen 26
M au$ immerhin biefe Süßeren u)unberbaren (ErfAeinungen leoigli^ als ferunb&re
Offenborunosmittel gelten), unb fobann aus feiner vlnertennung oon Glaubensobfeften,
mift um Des Teiles wilUn feftju^alten feien unb bo^ lebigli^ auf bem SBege über-
notütlid^ Offet^orung mx Aunoe iier ÜRenf^en ^tten aelangen !5nnen (ÜRenf^ioerbung
Sattes unb pofitio gbmfc^e Stiftung ber Saframente, f. bie Slai^eifungen bei Deutf^so
a.a.O.). Das Gigentfimli^e unb jum Xeil oon ber Ort^oboxie ^Ibmei^enbe liegt aber
b«in, oag i^m cds allein roefentli^ bie OJfenbarung Gottes in ber gorm innerer (Ein*
oriitung auf ben 9Renf^engei|t gilt, alfo ntd^t fotoo^l bie externa manifestatio als bie
interna inspiratio, burd^ n>elqe Gott bie (Ertofiplten ju ]\A ^inansie^e; femer barin,
ba| er unter JBerfennung ber bejonbem ^eilsgef^i^tli^en SBeoeutung bes Solfes 3frael ^
kie inspiratio ni^t auf bie ^il. S&riftfteller bef^ranft, fonbem annimmt, biefelbe fei
oiu^ gnec^if&en unb römif^en ^l^ilofop^en, ja inbifd^en Sra^manen }U teil gen)orben.
2. eine einfa^e Umfel^mng bes credo , ut intelligam , unb eine einfeitige SBert-
|(^ung ptngenber 93emunftbeu)eife lann man i^m ni&t sufc^reiben. (Er enennt bie
Uritat oeffen aUf mos er für geoffenbart oon Gott eradntet (bagegen fpric^t au^ ni^t ^
Interduct.p. 78Cou8., f. barilber Deutf^ a.a.O.), unb loftt yooat ba, roo unmittelbare
göttl Offenbamngsn)orte ni^t oorliegen, ben Glauben aus äsemunftgrflnben entfielen, im
onberen galle aber aus bem Vertrauen auf Gottes SBort. Die f), SAriften löM er aus
einem 3ufannnenn)irfen bes Geiftes Gottes mit bem Geifte ber menfmli^en Sgriftftcller
entpanben fein unb nimmt Grabe ber 3nfpiration an, ja er le^rt, bafe felbft bei ^ropfieten ^
linb 9pofteln 3rrtfimer mMxä) wattn, 3m gansen jeboA tft i^m bie Sibel ein SBerl
bes (getftes Gottes, unbbie ooamatif^e2lutoritatberfelbenbe3U)eifelt er niraenbroo, eben*
\mma bie ber öIumenifAen önmbole unb Äonjilien (Dialog, p. 689 ftellen bie SBorte
bes ^bilofopben ni^t Slbölarbs SReinung bor). Singegen beot er bie 3toiefpaltigIeit ber
Irobitton, ujie fidb biefe in ben sententiae patrum barftellt, offen auf, fo roeit er aud^ ^
toon entfemt ift, in ben aufgeroiefenen SBiberfprfi^en Spuren eines (Selftjerfe^ungs*
pwjejies oes (E^ftentums ju erbliden. Seine Unterf(|eibuna ber Slutoritot ber f). Sd&rift
unb ber ber Äirdbenoäter ift gut proteftantif^. 3. Glauben ^ei^t ihm ein günoa^r^alten
Mi^ ni(|t roa^me^mbarer Dinge , beffen Grünbe in ber rationellen (Enoiefen^eit, aber
oiM^ in ber Autorität bes ben Glauben JBermittelnben befielen lönnen. Dabei leat er ^
SJert auf bie g^i^it ber JJorf^ung unb bas 3{eä)i ber SBiffenf^oft, einen ooreiligen
Stoen miftbilltet er (Qui credit cito, levis est corde, Ecclesiast. 19, 4)j unb gegen
ben 3ioang oer mtorität lebnt er fi^ auf, „er will au(^ auf relig. Gebiete Disfuffion oer
Stfii&e unb oerlangt überall eigene freie Überjeugung, aber er urteilt fc^r majftooll über
bie !lragiDette unferer SBiffenfd^ Gine abäquate (Erlenntnis ber (Einheit unb Dreieinig« ^
24 mälttth
•
lett (Sottes erllärt er für unmöglii^, ebenfo einen Slac^mets totlfenfc^ftlid^er Denlnot»
toenbialeit für bas Datein (Sottes unb bie llnfterbli(^leit. $ier be^iq^tet er tebiglt^
eine X)enlmögli^feit unb forbert 3ur (Er^änsung ber mangelhaften rationellen 9£i(^<
loeisbarleit anbere Sntf^eibunosgrünbe. Stn intelligere oeriangt er freili^ überall in
5 bem 6inne , bag er bos Ser^alten berjenigen oerurteilt, bie Glaubensfa^e ^inne^men,
oon benen fte gar ni(^t n)iffen, was fie bebeuten, au^ roill er niemanbent 5ugemutet loiffen,
etmas ber 93emunft gerabeju SSiberfpre^enbes ju glauben (folcbes fanb et aber felbft
U)eber in ber S^rift no^ in ber allgem. Air^enle^re) , le^nt jeboil^ oomn bas Überoemunf«
tige unb äbemotürlic^e ni^t ab. (£nblt^ oenoirft er jiDar einen unmotioierten (glauben,
10 forbert iebo(^ Ieinesu)eg5 bur^ge^enbs Demonftrabilitöt, oielme^r IebigU(| irgenb einen
loirlli^ foliben C5runb als 9lnla| 3um Glauben, einen folgen finbet er aber aud^ im Ser»
trauen auf eine unjmeifel^afte, unmittelbar gottli^e SRanifejtation (3. S. in bem ^lle bes
3ule^t nid^t me^ 3U)eifelnben X^omas). 3n ber Untertreibung ber loiffenf^aftliAen
Denfmoglii^leit unb ber loiffenfc^aftliAen Denlnotmenbigieit liegt^ was erienntnist^oretiK^e
13 5tlar^eit betrifft, gegenüber bem Slnfelm ein J^ortf^i^; auA t[t 9lb.$ X^eorie in biefer
aansen ^rinstpienfrage ^armoni[(^er , als bie Slnfelms. £e^terer fyA ba^egen oor
W>. ooraus, bag er ber inneren (Erfahrung me^r SRe^nung trögt — $inft^tli(^ ber
(Jfaffuna ein3elner D^men !ann ^ier nur folgenbes angebeutet loerben: ®ott foll noä)
feiner mlma(^t ber 5Bater ^ei^en, m^ [einer SBeis^eit ber 6o^n, na^ feiner £iebe
20 ober (5üte ber f). Seift. Um bte reale Sin^eit ber göttlichen SBefen^eit 3U toa^ren, fe^t
er alfo bie ^erfonen 3U Qeroiffen loefentli^en Sigenfc^en ^erab, wtl^t bas eine
SSefen in oerfc^iebener SBetfe offenbaren. 3nfofem ift er SRobalift. Um btes jebo^ ju
oer^üllen, bemerft er na^tröglid^, audb ber 6o^n fei allmächtig, au^ ber Sater n^etfe
u. f. m. SIber ba ber Sater aus fi^ Jelbft 3U fein oermoge, lomme i^m bie SlllmaAt bo^
25 im fpejiellen Sinne 3U. (Er fei bie er3eugenbe 3lllmad^t (potentia generans), ber
6o^n oagegen bie sapientia genita, ber (geift bie bonitas procedens. SRit bem
SRobalismus oerbinbet fic^ femer ein Suborbinatianismus, ba bem ^. (Reifte f^liep6
bas SRoment ber SRadQt gamliA abgefpro^en mirb. (Eine Unterorbnung liegt au^
in ben Analogien bes Ser^ältnufes oon (Sattung (Sater) unb ^ (6o^n), ber brei
so ^erfonen ber (Brammati!, bes SÖac^sbilbes unb oes e^mcn Siegels (Introduct. II,
c. 13). Den Sater oerglci^t er bem (Erse felbft {[aes. ipsum), oen Sobn ber gorm
bes Siegels (bem sigillabile), ben (Seift bem Siegel als wvdli^ fiegelnb ober ber
a!tuellen Siegelung (bem sigUlans). Ulis (Eigenfd^aft befd^rönlt er übrigens bie ^11*
ma^t (Sottes oa^in, bag er ben Sa^ „(Sott !ann alles, u)as er toiH" au^ umbre^t unb
^ le^rt, ®ott u)olle alles, was er lönne, unb er t^ue alles, loas er lonne, oermöge alfo
ein mel^reres ni^t, als er u)irllic^ t^ue; loas er ^ue, babe er nic^t unterlaffen tonnen,
unb mit 9{ec^t behaupte $lato, (Sott ^abe eine beffere 9Belt, als er gemalt, ni^t ma^n
lonnen (Introd. III, cap. 5, Theol. ehr. L. V). Das Söfe lonne (Sott md^t
oer^inbem, fonbem nur 3ulaffen unb 3um beften loenben. (Einen u)ir!li^n Übergang 00m
*o 5Ru^en 3um $anbeln gebe es in (Sott ni^t. 1>tnn ber Snimö^tige fei suglei^ ber Un
oeränberli^e. 9leues g^f^e^e loo^l burd^ i^n^ xok es oon (En)igleit in feinem SBillen
beftimmt fei, aber fein 3Bille oeränbere fi^ m^t (ogl. Introd. t. II, 123 f., Th. ehr.
p. 560. Dial. 120 f. «^eimo.). Der UnoeränberliAleit entfpri^t bie Unräumlid^feit.
(Sott fann fi^ fo roenig an einen Drt, roie an eine 3^tt binben , um barin fein SBefen
*5 aus3u;jrägen. — SBas bie Slnt^ropologie unb (Eti^ü betrifft, fo ift fd^on bemerft, bafe nad^
3lb. ni^t in ber §anblung, fonbem in ber 9lbfi^t bas (ittlid^ (Sute unb Söfe liegt, ob*
glei^ bie Harmonie mtt bem eigenen fittli^en Seiougtfein 3ur !Iugenb nur bann ausreicht
roenn biefes Seroufetfein bas ri^ttge ift. Der böfe$ang ift no^ ni^t Sünbe, fonbem
erft ber eonsensus ift proprie peceatum, hoe est eulpa animae, qua damnationem
^ meretur (Eth. c. 3), unb oon aibam ift ni^t bie eulpa, fonbem nur bie poena auf
alle übergegangen (ftomm. 3. Mömerbr. t. II, p. 238). So ent[(^eibenb ift bie fubjeftioe
Seite bes (Seioiffens, bog bie einfältigen 3^^^^^» n)el(be (E^rtfti !£ob oerlangten, nid^t
u)egen biefer $anblung, fonbem nur loegen i^rer früheren (^ünben oerbommt u)urben (Eth.
e. 3). Dies fü^rt uns fc^lie^lid^ auf bie Serfö^nungsle^e. $ier leugnet ab. jeben
^ 5Re^tsanfpm^ bes leuf eis gegeniiber (Sott, aber au^ gegenüber ben SRenf^en ; ber ^nU
laufene oflaoe fter 00m leufel oerfü^rte ÜJlenjÄ) bleibe re^tli^ im Sefi^e feines §erm,
überbies ma^e oen Xeuf el fein Unre^t (bie Sierfü^rung) red^tlos , femer fein Sertraas^
bm^ (bie nur oorge[piegelte Unfterbli^leit), enbli^ bie Slbsioecfung ber (Erlöfung auf bie
(nie in ber (Seioalt bes üeufels gemefenen) (Enoöl^lten. ^ber au^ bie Sottsfaftions^
^ t^eorie oenoirft 3lb. oöllig. t)tn !^wtä ber SReufd^u^erbung (E^rifti unb bes Slus^arrens
SBälarb «Mobic 25
besfelben bis sunt Xobe erblidt er Dtelme^r barin, bur^ bieje fß^]it Offenbarung ber
göttlU^n fiiebe uns jur (Gegenliebe 5u bewegen. Dur^ bos :&eiben CE^rifti roerbe Siebe
in uns enoedtt, biefe £iebe befreie uns uon ber Ane(^tf(^aft ber 6ünbe, befähige uns jur
GefefeeserfüIIutm unb treibe uns, fortan niAt nte^ aus Sfuri^t, fonbem in freier (Sottes-
finbf^oft Den äuillen (Sottes ju erfüllen. 6. ben ilommentor junt 9tönterbr. p. 204 bei 5
Couf. Unter bem ®efe^, 3u beffen Aenntnis unb SrfüIIung Cl^riftus bie äRenf^en fähren
follte, oerfte^ aber SJDb. nid^ bas mofaifd^e C5., fonbem bas natfirli^e, b. ^. basjenige,
oMis mir bie oon (Sott in ibn hineingelegte Seftintniung bes SRenfc^en nennen n)firben.
Dtefes noturlid^e (Sde^ fteltte (E^ftus junö^ft le^renb mit ber Seftirnnt^eit eines pofi<
tioen ®efe^es ^in, aber er erfüllte es auA lüdfenlos unb gab ^iermÜ bas qö^fte Seifpiel lu
DuFC^ feine bis jum Xobe betoö^rte £iebe ^t fi^ {eboq Si^riftus auc^ ein ^erbienft oor
(Sott enoorben, unb um biefes feines Serbienftes wiUtn oergiebt C5ott benen, bie mit
(EMtus in (ßemeinf^aft treten, bie Sunben, befeligt fie unb befähigt fie ju einer u)enn<
glei^ ergänjungsbebürftigen (Sefe^eserfüIIung. 9aur erfolgt biefer göttliche C5nabenIo^n
ni^ loegen ber Xobeseroulbung als folc^er als einer fa^li^en fieiftung, fonbem u)egen i5
ber bis jum Üobe betoo^en (Sefe^eserfüIIung unb liebeoollen (gefinnung eben biefer
^rfon, unb nur als C&Iieber Si^rifti finb bie (gläubigen gottxDo^lgefallig unb ber (Segen-
liebe fö^ig. 3n ber perfönl. (Semeinf^^ alfo mit (£bri)tus beruht bem 9lb. bie eigent*
It^ 93erfo^nung. 3n biefe (gemeinf^oft treten aber bie ein , mtli^t bur^ ben (Einomd
bes fiiebesn)er!es (E^rifti 5ur (Segenliebe fi^ beftimmen laffen (ogl Exposit. epist. ad -jo
Rom. pg. 167, 198, 215, 234, 237). 3la^ biefer (Srunbanf^auuug finb au^ bie Stellen
}tt beuten, in benen W). oon CE^rifti fieiftung als einem Opfer unb oon feinem fragen
unferer Sünbenftrafe rebet (Expos, symboli ap. p. 608, Exp. ep. ad Rom. 231 u.
235). (Eine uoirui^ ftelloertretenbe (Senugt^uung unb Straferleibung leiert er ni^t. Unter
bem glut^ bes (Sefe^es, oon bem uns (üjt, erlöfte ((5a 4, 8—7) , oerfte^t er (im 5. 25
Sermo in purificat. Mariae) bie mofaifd^e Sleligionsoerfaffung mit i^ren garten Straf«
gefe^en. 3nbem (E^ftus ber (Seltung bes mof. (Sefe^es überhaupt ein (Enbe ma^te, ^ob
er oui^ bie in bemfeuben enthaltenen garten Strafgefe^e auf (ogl. jum SBor^ergel^. bef.
Deutle a. 0. O. S. 366-414).
rv. Sd^lufe^aralteriftif. 9lb. ©ar eine „3nfamation ber franjöfif^en S(^ola[tif jw
mit %er Sc^e unb (Eleganz" ((Erbmann), ein talentooller, burd^ Älar^eit unb (Beroanot*
^it in ber SRe^obe ausgejei^neter fieser unb ein geiftrei^er S^riftfteller, jebod^ lein
eigentli^cs ©enie, ebenfo ©enig ein fpftematif^cr Denier unb ein barmonifc^er Ci^araHer.
3n ber lateinifd^en ^atriftil roar er aufeerorbentliA, in ber grie^ifc^en (bie i^m freilid^
foltnurbur^Uberfe^ungen jugongli^ wca) immerhin in ac^tungsu)ertem SRa^e belefen, 35
loeniger, jebod^ au^ über bas geioo^nli^e SRag hinaus, in ber IlaffifAen £itteratur.
Sinigermagen grünblid^ oerftanb er u)eber (oon ber 3Rat^ematif ju gef^n)eigen) bas
^eltöifc^ no^ bas (Sried^if^e. ilurj er mox ein logifA unb bogmengef^ic^tli^ ^0^=
geWIbeter, Iritif^er, aber aud^ probuftioer 3:^eologe. Sum SRär^rer taugte er ni^t,
oielme^ loufete er fi^ gelegentlich ben na^brücfliqen gorberungen ber firAlid^en 2luto* 10
ritöt unb ben reli^iöfen Sebürfniffen $eloifens 5U accommobieren. Ob feine Jletraf*
iötionen in Clugni unb St. SRarcell feine Umfe^r ober nur bie (Sebro^en^eit feiner
Äonnesfroft oenaten, fte^t ba^in; ebenfo ob an bie Stelle ber (Eitelfeit, bes &)X'
üeijes unb ber 3mpietat gegen feine fie^rer ft^licfeli^ Demut getreten ift. 3mmer^in
mbi er oermoge feiner ^ffönlui^Ieit, feiner S^idffale unb feines roiffentoaftli^en Sin= 40
fluffcs auf 3^itgenoffen unb SRa^ioelt (feine S^üler roaren mä)i nur $. (Eoleftin II.,
"^ctrus fiombarous, 3o^. 0. Salisburi) unb Slmolb oon Srcscia, fonbem mittelbar au^
^ S^oktn Ort^oboxen bes 13. 3<^^^) ^ine bebeutenbe (Erf^einung, ber roir au^
nnjere Snmpat^ie nic^t entsie^en fönnen, menn roir bebenien, bafe (eine Äritif ni^t
^ur protepantift^e, fonbem au^ eoangelif^e Spuren jeigt unb bafe feine fiiebe ju $e- 50
Ioi|e, bie felbft ein „romantif^ fltofeer", anfangs bur^ ©iffenf^aftlic^e , bann burc^ reli*
9i5|c 3bealitat gehobener (E^arafter roar, bei aller SJeriming nid^t nur ein romantif^
ön(jrre^nber, fonbem aud^ menfc^li^ rü^renber 3^9 i^ 9^* 9li^fc^.
Sbbabte, S^^ob. ©in uoUftänbigcö SJerjeici^niS feiner @d)viftcn bei ^oag, La France
pmtestante I (1846) 3. 7 ff. (^inc biogrQp!)ifd)c i^otij Dor ber Sammlung feiner 'iprcbigten, 00
^mfterb. 1760. Chaufepie, Dictionaire I (1750) @. 10. ©c^röcf^, m. feit ber SRcf. VI
3. 260 ff. Xf^oiud, Sßcrmifd)tc ©Triften I @. 303 ff.
Sbbabie rourbe ju SRa^, einer fleinen Stabt in S^am, im 3^^^^ 1^54 (?) gc=
boren. 3(uf ben bamals nod^ blü^nben reformierten ^lobemien oon Saumur unb Seban
26 SUabte WAo
maäAt er fo oortrefflt^e Stubien, bag er fic^ bereits als ll'iSSjpAgtt Z&rialini ben
(&rao eines Doltors ber X^eologie enoorb. 3^ $aris, too er im 22. ^a^ fein
befonntes SSert über bie SBo^r^it ber Ariftlidaen Sleligion begann^ beiDog Uß ber
Graf b'Q^f^ence. bes 5turfflrften (Jrtiebrid^ SBil^Im (Sefanoter, naif Serlin ju jp^t^i
5 um bie geiftli^e £eitung Der [i^ bilbenben franjSfifd^en jtobttie ju flbemel^men. Wiba*
bte folote biefem Stufe nod) oor ber Sleoolation bes Sbitts Don 9tantes. 9ta^^bem et
u)ä^renb mel^rerer auonote mit augerorbentliAem Srfolge su Serlin geprebigt, tiAtete
bie ®emeinbe an ^ebr. 9SiI^eIm bas ®efuq, Slbbabie mbae als i^r orbenili^r ißxt»
biger angefteüt u)eroenj bies gefc^ im 3* 1^0* ^^^ ^^f^^ 3^^ ^ n)ibmete ber
10 unermubli^e 9Rann ferne !^t\i ni^t nur ber Sermaltung feines ^rebigtomts , fonbem
au^ ber Slusarbeitung japiei^er t^eologifd^er 9BerIe unb ber 6orge für bos aßofil
[einer in äRenge ausnxmbemben fianbsleute. 3m 3- 16^ f^^^ ^^ ^ jturfflt|t,
oer ibm fein oolles Vertrauen gef^enlt ^e, nac^ ^ollanb mit bem auftrage, unter
ber 3^1 ^^ Slusumnberer ^ouptfa^Ii^ biejenigen, wtlAt burd^ i^ 5tenntm(fe ober
iK igte 3nbuftrie nfi^Iid^ u>erben tonnten , ju beuoeaen , ]xd) in ben branbenburgif^
Staaten nieberjulaffen; untern anbem follte er oem ^ebiger 3^^^ QQauoe bie
e^nooüften Snei^tetungen ma^en. 3u Serlin oollenbete SIbbobie fein SSert La V^rit^
de la religion chr6tienne, eine ausgejei^nete Slpologie bes (E^fientums (Slotterb. 1684,
2 Sbe. in 4. unb in 8.; ber 3.Sb. erfc^ien erft 1689; me^ais gebrudt, fopie mefir«
2omaIs ins Deutfd^e unb ins (Englif^ iUierfe^t). Das (Einjige, roas ben SBert biefes
SBerles oerrinaem lonnte, ift bie 3U ^ufig mitunterlaujfenbe ^olemil gegen bie rdmif^
itirc^e. loos feboc^ burc^ ben ®eift bes ^tüalttiSf [otoie bur^ bie Saat ber aus i^em
Saterlanbe gemaUfam oertriebenen ^roteftanten enti^ulbigt loirb. Obglei^ oon entern
,,5te^er" gef^rieben, ma^e bas SBert in gr^anlreu^ bas grS^e 9Iuffe^n; ba es nid^ in
^ [trena XDiffenf^oftli^er J^orm abgefaM, fonbem für bie ganse gebilbete 9Selt beftimmt nwr,
b lafen es auA^Aot^oIilen aller 5Uaffen; felbft am$ofe fiubuoigsXIV. fanb es Serebrer;
){e jjfrou oon €6oign6 nannte es bas aöttli6fte Sudb, bas fie je gelefen. 9la^ bem Xobe
bes großen 5turfürften folgte SIbbabie oem !D(arf^aU oon S^omberg no^ (Englanb. $ier
f^rteb er feine Slb^anbluna L'art de se connaltre soi-mßme ou recherche sur les
so sources de la morale (5uerft 9lotterb. 1692, in 8.), ooorin er als ^ö^ften fütlic^en
(Srunbfa^ bie, oon feinen (gegnem faM als (l^oismus oerftanbene, oon 9Dlatebrand^e aber
[iegrei^ oerteibigte Selbftliebe aufftellte. 3^ Snbe 1689 o)urbe SIbbabie als ^rebiaer an
Der framofif^en Äir^e (de la Sovoie) ju fionbon angeftellt; balb barauf oerlie^ ifm ber
ilomg aBin^Im ein »enefisium in 3rlanb. Stod^ rüftig in feinem ©reifenalter, befahte
85 fi^ Slbbabie f ortroa^renb mit f^riftftellerif^en arbeiten 5ur JBerteibigung bes ^roteftantts«
mus; bie oorjügli^ften finb: La vöritö de la religion chrötienne röform^ ^otterb.
1718, 2 Sbe. in 8.) unb Le triomphe de la providence et de la religion (^mfterb.
1721, 2 8be. in 8.). 3n biefem festeren SBerfe beioies er ni^t me^ ben Haren, logi«
[Aen (Seift toie in ben früheren, fonbem oerlor fi^ in Auslegung unb ^ntoenbung oer
40 Slpolalnpfe. (& ftarb, 73 jährig, i. 3- 1727 ju aOlar^^e^bone, Damals aufeer^alb fionbon,
je^t mtt ber Stabt oereinigt. 3lu|er ben oenannten Sd^rtften finb oon äbbabie nod^
^rebigten unb fiobreben, einige Heinere oogmatif^e Xrartate, foioie einige S^riften
5ur Serteibigung ber englif^en Sleoolution gebrudt. d* ®(^mibt t*
«Wo oon gleur?. Hist litt^r. de la France VII @. 159 f., 165 f.; Pardiac: Hist
45 de St Abbon, ^ari« 1872; ©bcrt, ©cfc^. ber fittt. bc8 3RittcIalt. III, @. 392 f.; 6acfur,
3)ic ©luniaccnfcr I @. 274 ff. (1892); ?ßott^aft, ©cgtocifer I ®. 4 (2. «ufl. 1895.)
Slbbo gehört in bie Heine 9{ei^e oon SRännem, wtläft m^ bem Untergänge ber
angelfad^fif^en unb farolingif^en Kulturgruppe u)ä^renb bes eifemen sehnten ^afft»
^unberts ben nie ganj erftorbenen Sinn für u)ifjenf^aftlid^e Seftrebungen, unb ä$nlid^
50 tote ©unjo, ffierbert, gfulbert oon CC^ortres ^ugletd^ bie 5Ri^tung auf Dialefti! repräfen«
tierten unb bamit bie fpötere S^olaftil einleiteten. (Er rourbe im (Bebiete oon Orleans
Seboren unb fc^on als ftnabe ber 8cncbiftiner*2lbtei gleuri) übergeben. SSon SBiffens*
rang befeelt befugte er fpätcr bie Spulen oon ^oris unb K^eims, auf benen er fi^
bem Stubium ber ^bilojop^ie unb 9lftronomie loibmete. 985 berief i^n ber (ftsbif^of
^ Ostoalb oon ?)orf als fie^rer an bie S^ule ber 2lbtei JRamfe^. 987 fe^rte 21., ber
insToif^en ^riefter geioorben mar, na^ gleur^ surütf unb lourbe ^ier 988 5um 2Ibte
enoäp. 3n biefer Stellung entioicielte er eine rege politif^*!ir^li(^e unb eine umfaffenbe
litterarif^ X^ötigleit. Der Sif^of SImulf oon Orleans forberte oon i^m ben Safalleneib,
aber % oenoeigerte benfelben unter Slad^meis ber Selbftfinbigfeit feiner SIbtei unb rechte
«tto SBBot, (Egca 27
feiügte (ein Ser^Iten in einer an ilonig ^ugo CCopet geriii^teten Slpologie. 997 ging
er m (SefdnMer jtonig ^Roberts na^ SRont, loo er bte 3uneiQung bes $q)ftes (Sregor V.
oesKinn. 3n lir^Ii^ $in|i^ ^ulbigte er ben auf ftrenge Alofterjuc^t geri^teten Xen*
oemen ber (Huniocenfer. ws er i^nen gemäg ba$ oon gfleurn abhängige Alofter 9{eoIe
m oer (goscogne reformieren tooIUe, iont es ju einem ^ufrul^r ber URön^e gegen i^n. 6
& nmrbe burd^ einen fianjenfti^ tötlic^ oermunbet unb ftarb am 13. 9loo. 1004. 93om
3c^ 1031 ab lotirbe er ab Seiliger oere^, befonbers in gleurq unb 5Reole. —
Smt litterorif^ !QatigIeit iDor eine Je^ mannigfa^e, benn er toar ^^ilofop^, 3urift,
(Siontmatäer unb Sftronom unb bot (oc^rtften über qanj l^terogene ®egentenbe oer*
fo^ »ie über Dialeitii unb bie Syllogismen, über bte ^ßlaneten unb ben Dftercqclus. lo
9m meiften gef^^t loar feinerjeit eine oon i^m 3n)if(^en 988 unb 996 oeranftaltete
Oejcj^esfammuing m 52 5lopiteIn, ooel^e er $u^o (üxpti unb beffen 6o^n Stöbert, ben
5töingen ber grranlen, loibmete. Sie o^olgt bte Xenbens bie Sebeutung bes Idnig«
lu^ Smtes. bie CM^orfamsi^i^ bes Sbeb unb bas 9{edbt bes 9Ron^||anbes bar^u^^
Itgen. SinftAtliA i^ 9SBertes aber bemerlt ein neuerer Sforf^er (Sonrat: (5t\i). oer iü
£hienen unb b. £itt. bes rSm. 9{e^$, 1889, I. 6. 261), bag 9lbbo o^irüi^e 9{e<^ts»
kimfatifle niAt befejfen ^abe unb als jtenner bes römifc^en Stentes ni(|t gelten
filme. Son bauember Sebeutung bageaen für bie (Sef^i^e bes 10. 3abr^. Jinb feine
an ^o^ftellte 3^itaeno{fen geri^teten Sriefe. äRerboürbtg bleibt, bah (im feine Se*
}ie&ungen POi\(btn i^m unb oem i^m aeiftesoenoanbten (Serbert nai^etfen laffen. Sein 20
Men ff(d fein S(|üler ber 3R5n(l^ Slimoin befd^iben, loel^er au$ bei SIbbos Srmorbung
in Keole jugegen nxir. 3. ^^eibentonit.
Xlb^t^ Sjra, geboren in 3^^^^^! ®raff(^ 9SBaIbo, äRaine, in ben 93ereinigten
Stookn oon StorbomerSa, am28. 9IfnriI1819, geftorben in (Tambribge , äRajfad^ufetts,
om 21. SRor] 1884. 3la^ ben Sorbereitungsia^n in ber $^ilIips>Sseter*9Rabemie, be< 25
iui^ er Sonboin SoUege; oon biefem CCouege erhielt er im 3^9^^ 1340 ben®rab eines
Sttoloureus, im Z^xt 1843 ben aR(mi|tergrab. X^otia max er juerft als Sc^ulle^rer
inSRaine, im 3<^^ 1347 ging er na^ oombribge, auf SBunf^ eines bortigen ^rofeffors,
Sninretos 9lorton. (Er n)urbe n)iberftrebenb £eiter einer dffentli^n SAuIe; bie heraus«
iobe feines ausgejei^neten 5tataIoas ber S^ulbibliot^el lerdte bie Slufmerffamfeit ber 30
iibliot^are in Softon unb (Tambribge auf ihn, unb er o)urbe oielfad^ in ben Siblio«
%ien bef^dftigi 3m 3a^re 1856 jum ^ilfsbibliot^Ior auf ber Sibliotbel oon ^aroarb
Colkge — ^aroorb College ift ber Stammteil ber berühmten ^aroaro UnioerTit&t in
tonbribge — ernannt, arbeitete er ben ®Ian für einen oollftanbigen alp^abetMen ftatalog,
mit ftnnrei<^er, prdtif(^er Serbinbung ber Orbnung naA (Srui^pen mit ber Orbnuna na^ 35
bem 9Ip^abet, aus unb oenoirlli^te i^n fobann ; er [oll ber erfte fein, ber einen foltben
ftotoloa gemaAi S^n feit bem 3^^^ 1B52 iDlitglteb ber 9meri!aniK^n £)rientalif^en
Sefeüfd^dtt, unb feit 1853 beren Sefretör, lourbe er im 3abre 1861 9RttgIieb ber ameri»
bnijAen ailabemie ber Jlünfte unb 2Biffenf^aften , unb im 3a9re 1869 ^t 9)ale fliege
in JleiD ^ooen i^m ben (5rab oon fifi.D. oerlie^en. Das ^a^x 1871 braute i^m 40
fe «nftellung als Hnioerfitats * fiecturer für bie üeitfriti! bes SR. I., unb bie (&«
nennung ju einem ber 5Reoiforen bes SR.I. in ber 2lngIo=2lmerifanif^en 93ibel*9?eotfion;
Me 3Bi(tog!eit biefer SReoifion brauet ni^t ^eroorge^oben 5U ©erben, unb es ift fein
geringes &>b ju fagen, bafe für bie toiffenfc^U^e leartfritif, roie fic barin ju läge
Wt, abbot mit bem $erm Dr. $ort oon (Eambribge, (Englanb , oeranttoortli^ ift; 40
oeker ber eine no^ ber anbere ift 5U tabeln für bas 9lt(^angenommene i^rer SBor»
Wägt; biefe SW&eit, toie befannt. bat jel^n ^(ofxZf bis 1881, gebauert. Saroarb er*
lumnte i^ jum ^rofeffor ber itrttif unb Cxcgefe bes SR. X. im 3a^e 1872 unb
oerfWb i^m ben (6rab oon S. X. D.
3m ganjen bot Mbbot roenig oeröffcntU^t, jum Xeil, roeil er, roie j. SB. S^^if^^^i ber 50
ein|tige beutfqe güfirer arabif(^cr Stubien, feine 3^W freigebig anbcren jur SBcrfügung
gefteltt, unb, abgefe^en oon SBriefen — man^e feiner SBricf c oerbicncn gcbrudft 5U ©erben
— bos SBlanuffript unb bie ilorrcftur ja^IIofer SBü^er forgtältig bur^gefc^en ^at. 3n ben
3o^en 1855 unb 1856 ^at er brei SBönbc oon ber §anb oes ^Jrofcffors Slnbreros SRorton
^ttousgegeben mit Slnmerfungen unb 3#^^^» 1864 reoibierte äusgobcn oon 3^^^ni9 55
Zajißcs „Holy Living*' and ,,Holy Dyin^*', unb 1866 eine oeroollftänbigte Slusgabe
wtOrmes SBu^ über 1 3o 5, 7. Die amertfanif^e Slusgabc oon Smiths ,,Dictionary
of theBible", in oier großen »önben, SRerD«?)orf 1868— 1870, bie er in Serbinbung
mit $rofe{for $adett beforgte, ©ürbe allein genügen , mit ben über oiei^unbert 3iifä^^^
28 flhhot, £310 mB0t, (B.
oon fetner $anb, lun bie Slei^Itiglett unb bie (Senauiglett [einer Mtorifd^en, t^ologtf(^n
unb bibliogrcm^ifi^en Aenntnt[fe 3U bohimentieren. Unter ben oon i^m in 3(itf(^rtften oer«
öffentli^ten Slo^anblungen fino folgenbe befonbers ^roorjul^eben: aber 6 fwvoyevijg vkig
30 1, 18, BibUotheca Sacra, 1861, Oft., S. 840— 872, unb jpater ünitarian Rö-
5 view, 1875, 3uni, S. 560—571 (bie Sc|(^eibenfieit bes Sererbigten ^ot ^ter ber Sad^
infofem gefd^abet, als er fi^ im 3^^^^ 1875 ni^t ^at entfd^Iiegen lonnen, ba$ ®an}e
toieber in einem Stücl 3U geben, [onbern nur 3laiftt&at ju liefern, ooobucd^ ber (Einbrud
gef(^n)äd^t n)urbe) ; über bas Sllter ber finattifd^en unb Der oatäanif^n Sibel^anbfc^riften,
Journal of the American Oriental Society, 1872, »b. 10, S. 189—200; über x^
10 ixxXriaiav tov '&eov 21(5 20, 28, BibUotheca sacra, 1876, S. 313—352; über 3:it2,
13, Journal of the Society of Biblical Literature and Exegesis, 1882, Suni bis
Dejember, S. 3—19; unb über SRo 9, 5 (ebenbafelb|t S.88 bis 154, unb 1883, Suni
bis Dejember, S. 90—112.
3ioei oon [einen Sü^em oerbienen befonbeie (Enoo^nung. Dos eine : The Litera-
15 ture of theDoctrine of aFutureLife, vttm*^oü 1864 (juerft ei^^ienen als 9In^ang
3U Sllgers (gef^iäte gebauter £e^re), ift u)a^r[^inlid^ bie befte Stbliograp^ie. bie in
irgenb einem Saqe oor^nben ift. ®ra|f es BibUotheca Psvchologica 00m 3^4^ 184S
entölt ehoas über 1000 Xitel; SIbbot n)eift 5300 auf. 60 n)eit mit mogli^ u>urbeii
bie Xitel oon ben Originalen genommen, mit genauer SBiebergabe ber großen Su^«
20 ftaben unb ber 3nterpunItion, jai^Irei^e SInmenungen beleu^ten bie Stellung ber Ser*
faffer, ober bie (Sefd^iAte ber SBü^er, unb bei fettenen Sü^em n>irb angegeben, tA
unb in wtläfti oon se^n amerifantf^en Sibliot^elen nebft bem British Museum unk
ber Bodleiana, [ie 3U finben finb. Das anbere Su(^: The Authorship of the
Fourth Gospel, Softon 1880, einer ^aftoraßonferenj oorgelefen, tnäßü, namentli^
20 in ebtigen leiber ju [e^r jutommenaebröngten Slnmerlungen. fe^r u)ertooQe Seiträge ju
biefer (!5:age, unter anberem bas 93efte, was bis ba^in über oas Ser^öltnis S^ftins jum
4. (ln)angeHum gefc^rieben toar. Sgl.: „(Ejra SIbbot'' (^rausgegeben bur^ 6.3-^^'
rotos), oambribge 1884, unb: Ezra Abbot, The Authorship of the Fourth Gospel:
Externa! Evidences, reprinted with other critical essays, edited by Joseph
30 Henry Thayer (Slbbots 3ta^oIger), »ofton, 1889.
SBä^renb ber legten fec^s 3$^^^ feines £ebens fjat Slbbot auf jebe SBeife, fon)o^)
materiell ooie aeiftig, bem Unterjeimneten beigeftanben in ber Sorberettung ber Proleffo-
mena 3ur 8. Ausgabe bes Xif^enoorff^en m, X., unb u)enn bas Su^ bie (Sunft oa
Aritäer erfa^en ^t, fo ift bas bem freunbU^en 9tat unb ber ooeifen $anb bes Serexoigteti
35 3U5u[^reiben. & max einer ber gele^rieften , gerabeften , güttgften unb befd^eibenften
3Renfd^en, bie bie SBelt gelaunt ^. Sofpar Stetig ^regorii.
Vbtoi, (george, (ftsbif^of 0. Canterburj. Oidys, Abbot's Life, 9^cubru(! tjon Spea-
ker Onslow, 1777; Hook, LAyes of the Archbishops of Cant 1875; S.R Gardiner, Mist
of Engl. voL II— Vn ; ?trttfel Abbot in Brit. Encyclop. 1885. Xic Domestic State Papen
40(1603—33) [jal^Ircicöc ödcfe unb ®utac^tcn 3(.S], bie Rolb of Pari., Strype's Annais ; Wood't
Athen. Oxon ; Bymer's Foedera unb bie Seröffentl. ber Abbotoford-, Camden- u. Banna-
tyne Socicties (JHeoierg. Sofobd I.), Clarendon's History, Neal's Hist. of the Purit —
bieten überreichet SWaterjal für fein 2cbtn unb f. ?(nf(^auungen.
9lbbot ift geb. 3U ©uilbforb (Surre?) 19. Oft. 1562, ge[t. 4. Slug. 1633. 9lai)
40 bem er bie lateinif^e 6^ule feiner Saterftabt bur^gema^t, trat er 1578 in bas Sallio
College, Oxforb, enoarb, u)eniger ausgejeid^net bur^ 6cb<n1finn unb (Sele^rfomfeit oh
burd^ ftarte religiofe, aus bem Sater^aufe überlommene 3mj)ulfe unb bie (Energie feinei
antirömifd^n äbeneugungen, in rafc^em ^ufftieg bie berlömmlic^en atabemif^en (grabe
TOurbe 1599 Demant oon SBin^efter, Sifc^of oon fii^fielb u. Cooentr? (1609), oot
50 £onbon (1610) unb na^ n)entgen SRonaten, 1610, als Srsbif^of oon (Eanterbun
Jßrimas ber englif^en Air^e.
S(|on in Dxforb ^e er in 6 Si^efen, mit benen er fi^ jum D. D. bisputierl
(Quaestiones sex in qnibus e sacra Scriptura et Patribus quid statuenduni
Sit definitur, a. 1597), unb auf beren fiinien fi^ feine ganscfpötere Ideologie ^It,
55 fid^ 3u ber romanifierenoen S^ule , in bem ftami^e um bie SBieberaufric^tung eines
oenoitterten lat^olifi^en ftreujes in (E^eapfibe (£onbon), bas Sifc^of ^ancroft gegen
feine puritanifc^en &)nboner 5U erhalten fu(9te, 3U feinem 33orgänger auf bem ersbif^of»
liAen Stuhle, unb in ber erregten Abfertigung bes jungen SBilliam fiaub, ber in emei
Xqefe „bie 5tird^e (£^fti oon ben Slpofteln ^erab bur(^ bie S{kä)t 9ioms ^inburd^ bis
9bh0i, (5. 29
St 9teformatü)n f ortgefc^t unb beiDofirt" [o^, ju feinem SRa^folgcr im ^-Primat in (ßegcn«
b g^f^t. Diete t^eologif^ lirc^Ii^en Gefid^tspunfte |inb es, bie fein £e6en, (eine
Sm^ü^ng unb feine jtird^enpolttil be^errfd^ten, o^ne bog er bie ilraft befeffen ^t^
i^en gegen t>tn ^(x^efpannten lir^Ii^en ^Jlbfoluttsmus bes erften Stuart unb gegen
Ue noq nt^t ju proteftontif^r 5llarung gelangten äRa^te ber Sdt Geltung ju oer^ r>
Ws Sif^of oon £onbon trat er suerft im öffentUd^en £eben ^eroor. Der 9{e=
S* ningsantritt äalob I. (1603) enoedte bei ben unter Slifabet^ glei^mögig bebrüdten
lAmformiften unb jtot^olilen fro^e Hoffnungen. Seibe enoarteten, bag, was ber ilönig
m ber Tieligionsjadbe feinen Schotten beiDilligt, er ben neuen Untert^anen ni^t u)eigem lo
iDetbe. Diejen poffnungen fe|te er glei^ in feinem erften Parlamente (1604^ bur^
bie (Erilorung , in feinen £am>en beftej^e allein bie anglüanifd^ « bif^öf li^e 5ltr(^e 3u
Se^, ein Snbe, unb bie Sitte ber mit ben f(^otttf^en oerbunbenen englif^en ^uri«
taner um presb^teriale Selbftregierung beanfaDortete er mit bem äJerfume, umgele^rt
ben presb^terialen Sitten bie bijd^öflic^e SJerfaffung auf^ujmingen. Die 93er^anbtungen i5
in btefer fAioierigen Sad^e ^atte ^aiob in bie ^önbe fetnes Sertrauten, bes f^ottifAen
M Dunbar gelegt; i^m 5ur Seite ftanb %,, ber fi^ bem eiteln ilönige bur^ ^ofifd^e
6(^meic^Ieien gefällig ermiefen ^atte unb, abgefel^en oon feinen biplomatijierenben 9lllüren,
aerobe ffir bie Ser^anblungen mit jiDei Parteien geeignet erfc^ien, jsDtf^en beren firdb^
^tn CDrunbfa^en er bis^r oeftanben f^aüt. SIber bie ftonferenj in fitnlit^oro, roelc^e 20
bie Stellung t!er bur^ etne ^arlamentsahe bereits für S^ottlanb ernannten Sif^öfe
hn presbQterialen Organismus bes näheren feftftellen follte^ oerlief erfolglos. 9lur bies
oenno^e bie oerfS^nlic^e Haltung 9.s, bag ber offene SBtberftanb gegen bas Sistum
ooieift Qe^mmt lourbe. 3^^^ 3a6re fpöter (1610) ^atte er bie (genugt^uung, an ber
3nt^ifation ber Sif^ofe oon (glasgono, 93re^in unb (SallorDaq, auf bie 3atobs rüdf« 25
|i(^b|er Sifer brang, teiljune^men. Die (Ernennung bes oermittelnben Diplomaten
jm Primas oon CEnglanb no<^ in bemfelben 3a^re wca ber lonigli^ £o^n.
3n bies einflugrei^e 9lmt trat er mit einem boppelten Programm: einerfeits bie
iimeniroteftantifAen C&egenfö^e in feinem Saterlanbe oor leibenf^aftli^m Slusbrud^ ju
bevo^ren, anberfeits bie proteftantifc^e itraft gegen ben Slomantsmus in CEnglanb unb so
auf bem jtontinent 3U entroideln. (gebedt oon ben SBünfcben bes Jlönigs trat er mit
aUen en^lif^n ®efanbten auf bem gr^ftlanbe in Serbinbung, erforberte oon ibnen
t^elmafttge Seri^te über bie religiöfen Ser^öltniffe i^rerfiönber unb fud^te bie offent*
l^e 9leinung (Englanbs in einen (gegenfa^ ju Spanien, ber fü^renben lot^olttc^en
)t Suropas 3U bringen. ^Is fi^ bie au^ na^ (Englanb ret^enben jefuitiid^en 35
jüffe (1611) JU einer geffelung 3afobs an Spanien in ber gorm oon Serbanb*
lungert über eine $eirat bes ^rinjen oon SBales (öenru) mit einer fpanifdben $rin*
}e|{in oerbid^teten, roiberfprac^' 91. als Vertreter ber Staatsnrc^e, furAtlos au^ bem faum
noi^ |(^ioan!enben ilonige gegenüber, ber fpanif^en Slrglift mit Srfolg.
JRit um fo rüd^altsloferem ffiifer ergriff er im folgenben 3a^re ben ^lan, bie 40
$nn}e|fin Slifabet^ oon CEn^lanb mit bem ^aljgrafen ($riebri^ V. ju oerbinben. Dag
in Deutfd^lanb, wo ber 3efuttismus feine fd|ltmme äRa^t unge^inbert ^atte entfalten
hülfen, bie äBürfel ber religiöfen (Enfc^eibung fallen loürben, bas erfannte bamals jeber
politift^e Äopf • eine SJerbinbung mtt Deutfd|lanb ^ieft für 21. alfo in ben SRüden
be$ beutfd^en ^roteftantismus bie englif(^ iiraft ftellen unb bie ^Rettung bes erftem 45
e'^leiften. 2lls nun im 2lua. 1612 ber fpanifd^e ©efanbte 3wftinga in fionbon er*
[, bie fpanifi^ HRaieftot feloft als grreier für bte ^nnjeffin anbot, richtete 91. einen
energifc^en Srief an 3a!iab, um ^erfon unb Sa^e aus ben banif^en Serftridhingen
}u beteten. 9lm 12. ^br. 1613 ooUjog er benn axiäf bie !Xrauung Clifabetl^ mit
griebrid^ in ber SBcftmtnfter Slbtei. Slber in feiner Hoffnung, bamit ben englifc^en unb w
beut|6en ^roteftantismus gefi^ert ju ^aben, töuf^te i^n bie Snfaoidlun^ ber Dinge.
SBenige 3a^re fpoter nahmen bie fpanifdben Unter^nbler no^ einmal i^r oer^
füMfd^ fiiebesroerben um (Englanb auf. äJon 1617—22 rourbe über eine $eirat
piic^n bem ^rinjen 5tarl unb einer fpanifd^en 3nfantin oer^nbelt. Diesmal bot
& alle i^m ju (geböte fte^enbe 3Ra^t auf, nid|t nur um ben $anbel ju hintertreiben, ^
ionbem aud^ CBnglanb mit Spanien m ben itrieg ju bringen. 9lls gfiebnd^ V. §ilfc
brauchte, ri^ete 21. an ben ilönig eine Denffd^rift, bie (Englanbs §ilfe für bie be=
bcängten beutfAen ^roteftanten erbat, mit ber (Erflärung, bog, fobalb (Englanb mit ju^^
Hjloge, alle fü^renben ^oteftantif(|en 3Ra6te (Europas feinem Seijpiele folgen u)ürben.
Soos bie aWittel ber ftriegfü^rung angebe, fügte er, ebenfo (^raftenftift^ für feinen ^od|^ flo
30 9UiB0i, (S.
^ei^tgen (Ent^uftasmus tote für bos geringe SRag nfl^temer 6taatsnug||ett, ^iinu, fo „lotrb
bafür (Sott forgen" (Deus providebit). (Es umr alles umfonft. l)er englij^e ^ritij
iDurbe 1623 m^ SRobrib gef^idt, um [eine SeioeiAung perfdnliA^ju betreiben. !Dort
fdbienen fi^ alle SBege ben SBünf^en loenigftens bes englif^n jmiigs unb bes {ungen
5 grinsen ju ebnen, ^er tote ein jct^er S^reden burc^sudte bie aus Spanien lommenbe
$o[t bas en^UjAe 3io% man [et 5u einem klommen gelangt, bas ber Ifitrftigen JtSnigin
nic^t nur frete msübung i^rer lat^ol. 9{eIigion unb bie (Erstehung i^r 5tniber in bie[er
bis ju einem geiDi[[en 9llter [i^rte, [onbem au^ alle in Snglanb gegen bie ftot^olilen er«
Ia[[enen C5e[e^e aufhob. 9lo^ einmal [e^e 91. $immel unb ^ölle in Seioegung, um
10 bie[en oemiAtenben S^lag oon [einem Süfoterlanbe abjmoenben. Den beften Sunbes«
geno[[en fano er in bes alten [^madUinni^en Adnigs Ci9en[inn. Die gforberung 3ttb>b$,
bag Spanten bie (£in[e^ung [eines äc^rotegerlo^ns iDentg[tens in ber ^h jugefte^,
unb bas taItU)[e Sene^men Sucling^ms, ber itarl begleitete, brachte bie äSer^anblungen
jum Slbbrud).
16 Die jtolse Slufgabe aI[o, bie [i^ 91. in [einer austo&rtigen 5tir^npoIitiI gefteltt, OKir
i^m in i^rem leisten !ixtUf bie 9lettung bes fe[tlanbi[c^en ^rote[tantismus burd^ eng*
It[^e $anb ^erbeijufü^ren, ni^t gelungen. Daju f^Ite t^m Die grünblic^e Sertraui^tt
mit ben poItti[d^en C5e[^aften urU) ber lir^Ii^e iOSeitblidt.
9ln bem gleiten Segler leiben [eine Semü^ungen, ber beimi[^n 5tir^e (Ein«
so beit, Stetigleit unb f^eben 3u [c^affen unb [ie auf bie $ö^ i^res proteft. Serufs ju
9eben. SlocQ oor [einer (Erhebung 3um ^rimas ber 5tir(^e trat er mit gfe[tig!eit ben 9SBfln[(^n
bes jlönigs in ber berüd^tigten Sdieibungs[a^ ber 2dbxf ^Jrrances $omarb entgegen.
Dem ^artnödigen, aber erforgh)[en 2Biber[tanbe, ben er in bie[er Sad^e bem Könige
entgegen[e^te, u)urben, mit SBelbon bemerft (Secret history of James' I. Court, ed.
» 1811, I, 388) bie mei[ten [einer [p&teren SRi^erfoIge 3uae[^rieben. 91$ 1618 ber
Sünii gegen bie puritani[^e Sonntagsfeter ein »r^ud^ ber Spiele" (Declaration
of Sports) ausge^n lieg, \ah 91. [einen amtlicben 993iber[pruf^ gegen [olc^en (Seoaltalt
abermals an ben per[önK£en Steigungen bes re(^t^eri[(^en 5l5mas [Reitern; er mugte
[i^ bamit begütigen, bie Sorle[ung ber Dellarotton, bie ein ßniglid^er Sefenl ffir alle
M (taatsfir^Iü^en (Dottesbien[te angeorbnet ^atte, in CCro^bon, wo er [id^ geraoe aufließ,
m oerbieten unb 3u oerbinbem. 9lber er[t ber Unfall in Sramsbill $an (1622) , ido
91. als C5a[t bes £orb Soui^ bei einer 3ogb be([en äßilb^üter ourd^ einen S^qljd^uft
tötete, lähmte bem oon ba ab in jeitroeiltge Säfwttmui oerfallenben SRanne bie ftroft
jum Aainpfe mit ben Saunen bes Jlöntgs unb ben SBibertDörtigfeiten bes 9lmts«
»lebens.. Sla^bem ber ftönig 91. formell ab[olotert unb i^m [ein 9lmt neu übertragen
^atte, begann ber ^aupt[öc^lt(^ pon bem grollenben £aub geführte SBiberfpru^ gegen
ben „blutbcfledtcn" (M[)i[c^of allmä^li(^ 3u Der[tummen.
9ll5 Äarl I. bie o^gel ber Regierung ergriff, fanb er an [einer Seite als $aupt
ber ftirc^e einen 9Wann mit gebrot^encr Äraft. (sofort nad^ [einer ilrönung, bie 9Cbbot
^ in 2Be[tmin[ter ooll^ogcn, na^m ber junge ftönig, ber im $odf|gcfü^le [einer jtönigs«
Seioalt bie ab[olutt[ti[^en Sahnen [eines 93aters mit ber gleiten 3ö^igfeit, aber bro^n«
er, ^erausforoember unb unoor[i^tiger oerfolgte, 9Inlag, ber SBelt bur^ [eine 9legierung$*
magregeln funb3ugeben, bag er, als gelehriger S^üler [eines oertrauten 93eraters fioub,
[id^ frojft göttlichen 9le^ts als unum[äraniter $err[d^er in Staat unb Airdbe an\tf^t unb
^ oon [einen Untert^anen aud^ ben „leioenben (ße^or|am" enoarte. Sein [tolser $errfd^r^
n)ille, ber bie Xeilna^me bes Staatsbürgers an ber 9tegierungsgeu)alt entrü[tet ablehnte,
bulbete aud^ in ber Atrd^e leine leitenbe $anb neben ber [einen. (Er [^ob ben gealterten
(Er3bi[(^of 3ur Seite. SÜur ber gute 3lame, be[[en [ic^ 91. bei einem grogen leile ber
puritani[d^en ^arlaments^^ariei unb im Solle erfreute, ^inberie Aarl, [i^ bes un>
w bequemen (Er3bi[^of s [of ort 3U entlebigen, als bie[er [id^ erfül^nte , bem übelberatenen
$err[d^er ben gfe^be^nb[^u^ offen ^in3un)erfen unb ber $rebigt eines ^öfi[(^en Sd^meid^^
lers, Dr. Sibäorp, ber bie töniglt^en Sieblingsbogmen oon bes $err[qers [taotMer
unb fird^lic^er Mgeioalt oorgetragen ^atte, bie (Erlaubnis ^um Drud 3U oer[agen. 9lber
bas ^öfi[6e 3ntriguen[piel unb ber geheime $ag bes ^o^hr^lic^en £aub t^en [d^lieg«
w lid^ i|re afeirfung. 9}on einer ftönigli^en ilommi[[ion rourbe 91. am 9. OB. 1627 bur^
einen oöllig re(9tlo[en 9l!t [einer er^i[^öflid^en JJfunftion entje^t, bie 3?eube[e^ung bes
(Erjbistums aber bis ju [einem lobe oer[9oben. 9lm Sofe erfd^ien er [eit9lnfang 1628
nid^t me^r; nur im Ober^au[e ^ielt er [etn altes 9In[e^en aufreAt unb erflörte nod^ im
9lfN:il 1628 [einen 9Biber[pru(^ gegen bes Aönigs 9}erlangen, $er[onen o^ne 9Ingabe
^ eines (Srunbes ins (Gefängnis 3U [e^en. 3n ftarls brittem Parlament ma^te er ben
Vbt^i, «5. 31
t^ an btefer &itlU gebliebenen Sinflub mit Slac^brud ba^tn geltenb, bab bie fiorbs
mit ben (Semeinen ^anb in $anb im wiberftanb »iber bte cäfareopapiftif(^en Gelfifte
bes Aönigs ju o^^anen ^en, unb bemühe fi^, in ber Petition of Rights ^nge«
I^en^it um ein äbereinlommen pifdben ben beiben porlomentarifc^n (Senmlten. mx
4. Suguft 1633 tob er, oon ^of nno 9lmt gebannt, 311 (Iro^bon; feine £ei^e iDurbe 5
naA feiner Sateiftobt, ber er ein reü^botiertes $o|pitaI gegrünbet, übergeführt unb bort
in ber oon ü^m aefttfteten Siitäft begraben.
Seine purmnif^n Uberjeugungen, bie er als oaterli^es (Erbteil im XiefpunK
feines SSBefens aus ber ^ugetü» ins Snter übernommen, mürben fein Ser^ängnis. 3n^^l<^^n
md ^o^ißi^ (Enbtf^e (Sanaoft unb fiaub) geftellt, bie bie Semid^tung bes 10
vuntanismus auf englifd^m Soben fi^ 3ur £ebensauf gäbe gefegt, bat er bem aufleimen«
ben neuen religidfen (ßetft, bem na^^r Aar! unb fimib jum Dmer fielen, m^t 5ur
SR&ftiming unb pm Dur^bruA %u ^tfen oermoc^t. SIber bas £00, fooiel (gutes, als
bie l^imme 3^n erlaubte, nam oem uRage feiner ilroft oollbrac^, mebr Übles oer«
oer^filet ju ^aben, toirb i^m bte oon ^arteileibenfc^ ni^t geblenbete Coef^id^te feines is
fianbes unb feiner Siitäft ni(|t ftreitig machen. O^ne ben loetten unb nüchternen Süd bes
mit ben 9BinIid^Ieiten bes fiebens re^nenben Staatsmanns, o^ne t^ologifd^e unb
»ilfenf&tftli^ Ziefe, oon mürrifAem Xemperament, oft ber billigen (Enoögung un}u*
g^üQ unb eigenfinnig in oorgefabter 3Reinung be^enb^ ^at er bie mächtigen reli«
gtöj^ unb fin^lic^n 3mmilfe, bie lein 93oR unb feine S^^ be^errf c^ten , nt^t in bie^o
leqte Sa^ ju leiten oerftanben. Seinen Adnigen trat er je unb bann mit (Jrteimut
en^^en, mo er bas SleAt gefä^rbet fa^; fein natürli^er SSibenoUIe gegen Unorbnung
unb ^usf^itun^ fc^ieb tSfxi oon ben estremen ^uritanem, unb fein abgemtlberter (Epis«
bpolismus. ber m ben Sifd^en bie Wirten uno Suffe^r ber (&emeitu)en, aber ni(|t
emen ab^efonberten geip^en Staub mit be(onberen ^yriefterlic^n (&aben fa^, mad^te 2s
&n ber (oi^Iirc^Iii^n ^artei oerba|t. SBon fetnem mo^It^otigen Sinne seugen sa^lrei^
Stiftungen (^ofpttal in (Suilbforo, Sibliot^el oon Salliol SoUege in Osforb unb
anbete gemeinnü^ige Snftalten in £onbon, Oaeforb unb Santerburq).
Son feinen f^riftftellerifd^en £eiftungen finb bie f olgenben ju nennen : Persecution
of the Protestants in the Valteline (7.9ufl. in Foxe's Acts and Monum. 1631/32) ; ^
Judginent on Bowing at the name of Jesus, Hamburg 1632; feine Sluslaffungen
iber bie ^omarbf^ S^ibung unb über ben Unfall in Srams^ill $(url finb gebiudt
State Trials, II, 805—812; 1165—69 unb in ben Reliquiae Spelmanianae. —
3n Z^ 1604 mar er mit 7 anbem Osforber (gelehrten an ber 9{eoifion älterer eng«
lUer Uberfe^ungen ber 4. (Eoang., %(5 unb Slpolal. beteilmt (äberfe^er ber „Sif(^ofs« ^6
mi" ift er irrtümlich genannt morben). 911$ bleibenbes !iBerbienft um bie t^Iogif(|e
ffiillenfqaft barf feine Vermittlung bei ber (Enoerbung bes mertooUen (3odez Alexan-
drinus fiir bas Stbenblanb gelten.
SLs alterer Sruber Stöbert, Sif^of oon Salisburq, übenagte ben in 5tir^n* unb
Stottis^efc^afte oenoidelten, mu^elofen Sr^if^f an tbeologtf^*n)iffen|d^aftlid^r Xü^tig« ^
kit; ferne oon feinen fianbsleuten oielgelefenen Sänften bienten 9au^&^Ii(| (Anü-
chiisti demonstratio) ber Selönqyfung ber römif(| « jefuitifd^en X^ok^ie. „3ümenb
nbek ber (Emft aus George, milbe aus Stöbert". ünbolf iBubbeufteg.
Ibbreniotoren f. Aurie.
Xbbiad f. flpotrnpben. 45
«ttbo» f. »ic^ter.
«bei f. Aain.
Sbebitier, «belianer, Sbeloiten. a^r.«3.8f. Söal*, (Sntrourf einer wttftänbiqcn
frNe ber ftefereien u. f. ro. I, fieip^ig 1762, 007 f.
Kq^ «uguftin de haeresibus 87 (ogl. Praedestinatus I 87) eine im fianb- 50
lebtet oon $i)mo oerbreitete Seite, bie Sluguftin, als er über fie f^rieb, bereits als
«Ipi^n betra^tete. 3bren Kamen führte man auf ben So^n Slbams jurüA Sie
ortjüeBen fid^ bes e^lidjen »eif^lafs, maren ober mit SBeibem 3U leben oerpflid^tet.
3ebe$ foU^e $aar aboptierte einen 5tnaben unb ein SRäbc^en, bie ju gleii^em 3ufammen<
Wen in ber 3ulunft beftimmt mürben unb unter biefcr Sorausfe^ung i^e ^egeeltem 55
beoWen. Starb eines biefer Äinber, fo mürbe es bur(| ein anberes oon bemfelben
6cfi|Ied^t erfe^t, unb, ba arme Kac^barn i^re 5linber mit ber Slusfi^t auf bas Srbe
gerne ^aben, fo fehlte es ben STbcIoniem nie an Kad^mud^s. Die Senoerfung ber
32 9(6enbma^( I
(ES)t lägt es als mögli^ erf^etnen, bag bie 31. Öbencfte einer gnoftif^en @efte toarett.
9}teIIei^ [inb fie and) oon manidbötfd^en Sittfiflffen berührt geioefen, fofem bie SRant«
ifatx oon i^rem 93enDerhingsurtetl über bas 913: bie frommen äilenf^en ber älteften
Sorseit, bie Xröger unb Organe ber Urreligion, ausnapten (f. ^, (£. Säur, bas mani«
5 d^öt^e 9{eIigions{9jtem, Tübingen, 1831, 366). 3nbe{fen ergiebt fi^ aus ^lugufKns
SBeri^terftattung ni^t beutUA, mtl^tn 9Bert [ie felbft auf bie Benennung nad^ 9u9el ge*
legt ^aben, unb ob fie [ie überhaupt für fi^ in Slnfpru^ ndfymtn. (^ersog) fitfiger.
Stbenbmafjt. I. Sc^rifile^re. Lightfoot, hör. hebr. et talm. }u ^t 26, 26. Sch5tt-
gen, hör. hebr. etc. ju Vit 26, 26. Otho, lex rabb. S. 440 ff. s. v.Passa. 3. ®. S^eibel,
10 SS)ag ^. be$ ^errn ; t)if t. Einleitung, »ibede^re unb (S^efc^ic^tc berfelben, »redlau 1823.
^ao. 6c^u(5, 3)ie c^riftL :^e^re toom §ei(. ^. nac^ bem (^runbtest bed ^R%, »rcdlau 1824.
Zfi. ed^kOQT), Über bai^ 93efen bed t)(. 9(., O^retfdkoalb 1825. S- ^- Sinbner, 2)ie £e^re oom
21. nad) ber Scbrift, $amb. 1831. ßal^ntd, ^ie i^e^re üom ^. 2t\pi, 1851. S. 3. ^{üdert
Xa$ ^., {ein ^efen unb feine ©efc^tc^te in ber alten ^rc^e, £et^5. 1856. Stier, hieben
i:,3cfu, 2. ^up. VI ©. 1—160. ^ofmann, ©t^riftbetteig. II, 2 ©. 201—258. S3cd, SBorlef.
über bie *riftl. ßtl^il I. 288 ff., 355 ff. ^cim, 3)a8 S^ac^tmaM im ©inne beS Stifter«, Sb^i
1859, 1. 3)crf.. ©efc^it^te Sefu oon Sf^ajara, 3, 206 ff. Sic^el^au«, Äomm. jur Selben»,
gefc^. ^aUt, 1855 6. 271 ff. t^oma, 3)a« «. im ^% SwX^ 1876. ©. 6(^uI0, jur ße^re
Dom ^1. ^. Zf)(Bt^ 1886. Lobsteio, la doctrine de la sainte c^ne. Laus. 1890. ^isfacter,
iK) 5)a§ a^oftol. Zeitalter, 2. «ufl. 1892 8. 574 ff. %. ^amacf, ©rot unb ©affer, bie euÄarift.
Elemente bei Suftin, %\X VII, 2. 1891. Zf). ga^n, »rot unb ©ein im Ä. ber ölten Äircöc,
£ei^a- 1892, unb bagegen ^arnad in Zf^2S 1892, 92r. 15. 3ült(]^er, d^efc^ic^te ber ^.feier
in ber älteften ^irc^e, in t^eol. ^b^bl. St. u. äBei^fäder getoibmet 1892. Spitta, S)ie ur.
c^riftl. 2:rabitionen über Urfprung unb Sinn beS ^I. U. in d^r ©efc^idgte u. Sitteratur bed
20 Urcbriftcnt. I, 1893. ©. Orafc , 3)ie ncueftcn gorf c^ungen über bie urc^riftl. Ä.feier , in
35:^t 1895, 2, @. 101— 138. @. ^aupt. Über bie urfpr.gorm u. öeb. ber Ä.worte, ©alle 1893.
Hörftcr, moberne Slbenbmal^lSfontroocrfcn, ©DÄSeit. 1895, 7—9. Anonym: 3)ie urcftrlftL
«.feicr, in(£o.4ut^.Äird)enacit. 1895, 9h:. 36-41. gr. St^ul^cn, 3)ag St. Im «UX ®btt. 1895.
1. Die Stiftung. 8is auf $. g. (5. ^aulus, bem Äaifer in feiner StbL
so Ü^I. folgte, ift bie (Etnfe^ung bes §eU. 21. als einer Stiftung bes §erm für feine
(gemeinoe niät bejnieifelt n^orben. Daoib Strauß, ber fie bann ebenfalls in oer erften
Slufl. feines Sebens 3efu felbftoerftänblid^ leugnete, erflört fie in feinem „fieben 3efu
für bas beutfd^e SJoH bearbeitet" S. 282 für mdgli^, nur fei es eine anbere gfroge,
ob alles au^ fo, loie es bie (Eoangeliften berid^ten, oor fid^ gegangen, ^aulus gebe
3ö bieäberlieferung, n)ie er fie bei feinem Eintritt in bie C5emembe oorgefunben; mie oiel
aber baoon aus bem urfprünpli^en 93organg unb n)ie oiel aus ber feitbem aufgelommenen
d^ripc^en Sitte ftamme, fet nt(|t fo lei^t 3U beftimmen. 9lü(Iert a. a. D. S. 123 ff.
ift ber Slnna^me geneigt, bog 3efus nid^ts über eine SSieber^olung beffen gefagt ^be,
n)as er get^an, bog man aber oon Einfang an bas 9Jla^I täglich n)teber^olt^9abe in
40 bem feften ®l(mben, es fei i^m aufs minbefte [0 genehm, unb ba| aus biefer Uberseug-
ung bann bie Siorftellung oon einem ausbrüdlt^en Sefe^l Q^rifti entftanben fei. !Ro<^
93. SBeig (Sibl. il^eoL bes 91X § 31) befag bie öltefte Aird^e n)eber einen aus«
brüdli^en Sefe^l 3efu 3ur 93oIl5ie^ung bes Üaufritus, no^ einen folgen „}ur SBieber«
bolung bes SrotbreAens unb berAel^meil^", bie 3efus beim 2Ibf^iebsmai^ie oolljogen
4o ^atte: aber bie C5ef4i^te le^re in betreff beiber, bog bie apoftoli[d|e ^raxis barin oon
oomperein bie 3ntention 3efu erfannt unb ein Sanb ber ©ememfd^aft für bie 3ü^9^^
gefunben ^abe. SBeijföder bagegen fagt (a. a. D. S. 574): „Die Jjeier bes §erren«
malles beruht auf emer Slnorbnung 5^fu felbft. 3^i>^ 2lnna^e eines Sluffommcns
berfelben erft in ber (Bemeinbe burdj bie (Erinnerung an bie ltf(|genoffenf(^aft mit i^m
50 unb bas Sebürfnis ber (Erinnerung an feinen Xob ift ausgefd|lo|fen". Se^fdblag aber
mnni (neuteft. 2^eol. I, 155) gerabeju bie Slbenbma^lseinfe^ung bas (Beioiffefte oon
allem ©eroijjen, bas uns oon 3efu überliefert ift.
9leuerbings nun ^aben 3ülid^er unb Spitta aufs entfc^iebenfte eine „Sinfe^ung"
ober bie auf eine SBieber^olung feitens ber Seinen gerid^tete Slbfi^t 3efu geleugnet,
55 nw^renb ^amad biefelbe anerfennt, bem 21. aber eine anbere Sebeutung betlegt, als
bie neuteft 93eri^te ausfagen.
Die Seugnung bes Stiftungs^aralters bes Vorgangs bei bem oon 3efu mit feinen
3üngem gehauenen äRa^le fnüpft an bie Differenj ber 93eri(^te arif inbem nur in ya>tm
berfelben bei £c22, 19 unb Paulus 1 Ao 11, 25 fid^ bieSBorte finben: „bas tl^ut 3U
00 metnem (Sebö^tnis", alfo bie ausbrüdliAe Slujforberung jur fteten SBieber^olung. Diefe
Differens merbe no(^ bebeutfamer babur($, bafj ber lext besfiucas im (£ob. 1). Jlap.22,
tOettbiita^I I 3d
19 nur Me SBorte fyA: xal Xaßd)v ägrov svyßQiatyaag BcXaoev xal Idwxev airtoTg
lifiov' tovt6 iativ x6 ow/Mi jliov, bagegen oues folgenbe: rd ijtkg vficav diööfievoy.
TcvTo jt(H£h€ ek rijv IfA^v ävdfivrjoiv , fotoie 93. 20 bie Stnfe^ung bes 5teläe$ aus«
B^, Ie|teres offenbar mit 9{fldfiAt auf bte 9Borte 93. 17, 18, ml^ bann als Rtlä)'
ctnfe^ung aelten. 9laif ben UnterfuAungen oon Slag 5ur Slpoftelgef^i^te ift es aber in ^o^m 5
6iabe petfel^aft, nid^t blog ob mvc bere^tigt [inb, ben Zesd oon D ol^ne u^eiteres einsu«
n, fonbem au^ ob oir alles, qkis an $aulus erinnert, fflr fpStere 3ut^ttt ju ^Iten
m unb ni^ etaoa fflr eine oon £ucas felbft oorgenommene ilorreltur. Das SSer^Itnis
£ucas jtt ^aulus unb ber 9Bert bes paulini[i|en Seric^es in Sejug auf bos 93e«
viAt^in ber apo|toIif Aen (E^ften^it um oie Sin|ekung IS^ es nid^t als nm^rfdbeinli^ lo
a|($enien, bag etne llDtolieferung beftanb, meldte nt^t eine Spur oon ber auf äBieber-
^bmg geri^en SCbfic^t (E^fti enthalten ^e. 3n jebem gfctlle fe^It 3u bem Seri^te
bes fiucas, n)ie er in D geftaltet ift, {ebe Snabgie, unb es liegt na^e, ben Ztxt oon
Dgflnftigften ^foHes als eine mangelte Seri^teiftattung anjufeben, mtnn ni^t —
DOS mit 9lfidfu^t auf bie bem ^ajfa^ geltenben SBorte n^a^rf^intu^ ift, fflr eine alte i5
Sobecbnis bes 9.ben^es. Ss ift au£ ni^t an bem, baft bet äRarcus unb 9Ratt^us
bie Knbeutung einer Stiftung für bie SfoIgejeU fe^Ie. (Einmal ^aben beibe bie Se»
|ett^ng bes Aeb^in^Ites als „mein Sunbesbluf ', t6 alfid juov x^g dia&i^xrig,
m 26, 28. 9Kc 14, 24, (^aulus 1 ilo 11, 25: xovio xd natmiov ^ xaiv^ dia-
^ laxiy h xip ifup atfjuzxi. fic 22, 20 ebenfo o^e laxiv) , unb Tobann fe^t SRarcus so
Jii^: x6 iHTVvvöjiuvov vtüq noilojv, 99latt^us: rd Jiegl tiom&v ixxvwdjiieyov
ik äxpeatv OfMmUbv. 993enn aber (E^rifttts fein „Sunbesbluf' ttn 3üngem barrei^t,
fo ift es unrnöguA^ bog biefe Danei^ng als auf bie Sflnger bej^ränlt gebaut fei,
»ib bies n)irb oer^&rlt burm bie (Enoäbnung ber noXXoi vx bem folgenben 3ufa^. t)ie
Sorte , rxAt fie lauten, fd^Iiegen unbeoingt ben (Sebanlen einer Seftimmung für bie S5
Sielen, fflr alle Sunb^Iieber ein fogl. So 17. 20). fo bog es einer befonberen 9Iufs
fnbemng 3ur 9SBieber^oIung fflr biejenigen niqt beourfte, bie ougten, oiies^Ib unb
wsi ber ^err fie eno&^It batte. 9Ran mug bes^alb aus biefen Seri^ten ent »teber
eine Dermetntli(| urfprfinalime gform ber 9SBorte 3efu ^rausfmalen, um bie ^qpot^efe
oon einer xAM airf SBieoerQoIung gerichteten SlbfiAt 3efu ^Iten ju ISnnen. so
Diefer Serfu^ oieber f^itert an bem (Semic^t bes iMmliniM^en Serübtes. ^Eyii}
yiq TioQÜxißov äjib xov xvqIov, 8 xal napidioxa vfuv, fagt ^aulus 1 MO 11, 23
m bcfidt [iA fo aus (ftatt nagä t. x.), meil er bas, UKis er ben ilorin^em Aber«
|e5en ^. felbft als oon bem $erm ^r oon ber ®emeinbe empfangen ^. ejftagen mir,
Donn er bies empfangen \yA, fo meift uns bie Analogie oon 9® 2, 42, 46 jurfid bis ^
in bie 3eit feiner Zaufe, %(& 9, 19. 22, 16. Tiabur^ mirb ber paulinif^e Seri^t
^ um 20 3abre meiter ^inaufgerfldt, als bie Slbfaffunasjeit bes erften ilorint^rs
bri^, unb vom ju einem aus ben erften 3(^ten ber S^riften^it [tammenben S^^S^i^
boffir, bag bie (E^riften^it nie anbers Qemugt ^at, als bag (E^f^ bas Slbenbma^I
ttls eine Stiftung fiir feine ®emeinbe etngcfe^t ^t. 3n biefe CariftetAeit finb aber 4o
bie Spoftel, oon oenen bie CE^riften^eit bas %, ^atte , einaeN^bffen. X)abur(^ er||SIt
Ifto 11, 23 ein fo groges (Setoi^t, bog man faaen mug: beffer lann flber^aiqrt eine
2^Qtfa^ nic^t beseugt fein, als bie oon 3efus felbft ftammenbe Seftimmung bes 91.
für [eine ®emeinbe. 3®ör fu^t man — roie namentti^ S^itta — biefe 3nftan3 ju
entiröften, foioo^I burqi Erinnerung an bie £änge ber 3^^f ^i^ jioifd^en Slbfaffung bes ^
often Aorint^rbriefes unb jenem Slbenbma^lsempfang bes Slpoftels liegt, loie au^
bnn^ bie Se^auptung, bag es fragliA fei, ob ^aulus oer 3bee 3e|u unb oer urfprüng«
%n Suffaffung ber ®emeinbe aeremt merbe. J3aulus oer^Ite fi^ ju (E^ftiis, mie
^I5fen }u erfflilen. (Eine geroine anrufe unb Sunt^eit ber SlnfAauungen bes arogen
^nopoftels fte^ in merboflroia tiefem ilontraft 3U ber triFtaUenen (Einfa^^tt unb ^
Sio^e (E^riftL Da| man in biefer ^eife febe, au^ bie befte Urlunbe entwerten
tarn, liegt auf ber ^anb.
X)te einstae »irlli^e S&mierigfeit lönnte barin gruben loerben, ba| bas jo^n«
nei|(|e (Eoangelium oon ber SCbenbma^Iseinfe^ung oöllip fd^meigt. T)ie mige, loelc^e
man im jo^nneiUen Serid^t gefugt ^, um fie einfd|teben m lönnen, finoet Spitta ^
unmittelbar oor >utp. 15. Dort ^abe ber Seri^t barfiber o)irfltd^ aud| geftanben uno fei
Wtt ausgefallen, ©offlr bann fpöter oon anberer $anb 3o 6» öl— 59 ein^efc^oben fei.
Kit X^ ift ober barauf oenoiefen loorben, bap es biefer ^^pot^efe nt(9t bebfirfe.
^nn ban jur 3^^ ber wajfung biefes (Eoangeliums bas 91. irgenbQ)o in ber Airqe
^ gefeiert oorben, ift obfolut ausgefd^Ioffen. Dann aber ift ho& 3^^Ien biefes Se« 6o
ScaI<«nct)C(opftbie für ^(^eoloflie unb itirc^e. 3. 91. i. 3
34 Stenbnml^ I
ric^tes aus beut ßi^ed bes eoangeliums ^u etKSten, vkU^s Selonntf^^ mit bcr
eoangelifdben ®ef£tc^te oorausfe^t unb flberoies in ber Siebe Aap. 6, o^ne oak hUjdbt
oom 91. 9anbeU, bennod^ btetei was ebenfo in innerem 3uf<^^nt^nBan9e mit ber (&oie
CE^fti im 9. [te^t, roie bie SBorte oom geboren loerben aus SSBofier unb C5ei[t 3o 3,
5 obbobi bort nur an bie 3<^^nnestaufe gebo^ ift, mit ber d^rijtliqen Xau^e.
i>tx eigentli^ ®runb ffir bie Slole^nung einer (Einfe^una bes 9. für bie ffienteinbe
liegt ilber^aupt anbersn)o, als in ber Differenj ber Serid^. äBä^renb ffir 9lfideft
bie S^terigleh in ber mit einem „9lihis'' unobtoeisbor fiä oerbinoenben ®efa^ ber
SSeraugerli&una liegt, bie S^rifto unmBgli^ fyibt oeiüborgen fem tonnen, meift nomentli^
10 6pitta bie Sinfefeung als Stiftung für bie ®emeinbe bes^ ab, loeil er bie Seji^uiu
bes 9. auf S^rifti Xob für unmöglich erilart, unb loeil aüerbings bieje Sejie^ung wS(
(EfyA\ti Xob nur im 3^f<^^^^n^j[|[fl mit ber einzuigen neuteftamentli^n SnF^muiiu
oon ber $er|on unb Sebeutung (ärifti [tatt^aben lann, gegen bie er unb anbere fiq
entf(|ieben aol^nenb oer^alten. Dan es ntd^t unbebingt notn>enbig ift, aus biefem ®ntnbe
i&bie auf eine SBieberboIung ober ai^ eine bleibenbe (Einri^tung in ber (Bemeinbe ge«
rid^tete Slbfic^t S^rifti p leugnen, bemeift bie Stellung ^cnmads 3u biefer 8hfft0e.
3mmer^in ailer oerliert Sie Stiftung i^ren toirfli^en bleibenben äBert, »enn bie in
allen Quellen ent^ene 9nfd^ung m^ anerbmnt wich. Suf biefe lommt es nun«
me^r an.
20 2. 3tDe(I unb 3n^alt ber Stiftuna. 9Bir finb ffir bas Serft&nbnis bes
ßtoedes unb 3n^e$ lebigli^ auf bie 4 Seri^te angemiefen, beren fparfome itna)ip^it
in umgele^rtem Servituts ^&t ju ber Stellung unb Sebeutung , bie bös 91. oon 9[m
fan^ an in ben 3uf<^m^n^nften ber ^riftglaubigen ®emeinbe fyä, — bo<i^ n)o^I ein
3etAen baoon, bag bie Urgemeinbe i^rorfeits ni^t ]n)eifel^ geroefen ijt fiber bas, nws
^ ber ^err ^interlaffen. 3n leiner neutefi Sd^rift finben wx eine msffi^rung fiber Sinn
unb Sebeutung bes S. 9lu^ toas Paulus 1 ito 10, 14—22. 11, 23 ff. [Areibt ift
nid^t eine Sele^rung [onbem nur eine (Erinnerung an etoKis, n^as fü^ ffir bie ®emeinbe
oon [elbft oerft4t, n^enn gleiA es, toie fo oieles, uhis felbftoerftSnbliq i[t, ni^t blog in
jtorint^ ni(|t genugenb bäadQt unb aeiourbijrt n)urbe.
^0 9laA (ulen Quellen [te^t junfiqft bie (Etnje^ung [elbft in unmittelbarem fac^IiAen,
nii^t bloR jeitliAen ^u\(VKmmi(mz mit bem Xobe (E^riftl 3m Süd aitf feinen Xob
ftiftete (Q^riftus oas $. (Er ift jum le^tenmal mit feinen 3finfl^ni jur ^ffal^mabljeit
oerfdmmdt. 9li^t ein SRoment ber Segeifterung ift es, in n^I^em er 93rot unb AeU^
ergreift unb feinen 3fingem barbietet, um i^nen absubilben, toie fie „ben SReffias effen
3^ uno trinlen" b^|i. i^n geniegen, ü^n erl^en unb oon ^m leben uierben im ooUenbeten
Ron
fd^iä, fbnbem jugleld^ als fonoerlid^ Slufgabe feines Serufs. " (Er ^ es ben jungem
aReff iosrei^ (Spitta), beffen ilommen i^m geioift ift 3e[us fte^t oor bem Xobe. ben er oon
id^ ^efe^en ^at uno fie^ ntd^t obg als unaustoeu^Iid^es ®e«
Anfang feines äßeges an oor
n)iebei^It gejagt, feit fie fo n)eit toaren, bog fie ni(|t blog tro^ bieler 9lusfi(^t ben
^0 (glauben an t^n, an feine aReffianitot nid^t }u oerlieren brauchten, fonoem aud^ etnms
oon ben (&eban!en C&ottes ^tten faffen tonnen (3Rt 16. 23>. Slber fie ^aben i^n nid^
begriffen, toenn au^ ber eine ober anbere unter i^nen \\& Der (Erlenntnis nic^t ^t ent*
pi^en tonnen, bog ber Xob i^res $erm unaustoei(^M fei (3o 11, 16). Die Stunbe
bes ^ffai^mo^Ies ift gelommen, bes SRa^Ies, an melqem )m (Sebficmis ber grunb«
^^ legenoen unb für 3srael bleioenb bebeutungsooUen (Erlofung aus Sgqpten (Sc 20,
2. 12, 14. 26 ff. 13, 3 ff.) ft(^, mt bas jur (^ter bes SRal^Ies gehörige groge ^allel,
ber £obgefang (^f 116—118) jetat, mit ber Hoffnung auf alle äJer^igungserfuIlung,
auf bie (Enberlmung (^f 118, 14 ff.) oerbanb. SÖas loirb aus biefer Hoffnung, mtxm
3efus ftirbt? äBo bleibt bie oei^eigene neue ^ul^xr| (3er 31, 31 ff.)? (Es toirb boju
auf bie (Enberlotung (^f 118, 14 ff.) oerbanb. Sßas loirb aus biefer Hoffnung, xx>txm
3efus ftirbt? äBo bleibt bie oei^eigene neue ^ul^xr| (3er 31, 31 ff.)? (Es toirb boju
^ iommen. Dies ift bas letjte Sa||a^mabl bes alten Sunbes. (Etnft n)irb er es in neuer
aSeife mU i^nen feiern in fernem SletAe (fie 22, 16. 17. 29. 30. SRc 14, 25. 9Rt 26,
29). SIber n)as bajioif^en liegt, fein liob, bas oei|te^en bie ^finger nod^ ni^t unb
^tten es au(| immer nod^ ni^t für mögli^, xxAt t^r SRangjtrett (Sc 22, 24 ff.) jeigi
Sie enoarten ben Slnbru^ ber neuen dia^nri — bas ift alles.
^ 3efus greift jum Symbol. (Er nimmt oon bem beim ^affa^mal^l oenoenbeten
Srot. reid^t es tbnen unb fpri^t, bemfelben eine neue Sebeutung gebenb, „bas ift mein
fieib^' — fo na^ SRc unb 3Rt, „bas ift mein fieib für eu(|, tvä^ ju gut, xomo juov
latl rd od)ua tö vniQ vfAwv** na(||^ Paulus, „bas ift mein fieib, ber für eu(| gegeben
oiä), xovxo lati xd acbfm ucv xb vnkg vfjuav didduevov** Wiäi fiucos. (Die Sluff orbe«
«>rung Idßete nur beiaRc, Hßae, (pdyete bei SRI) mx Q^nbe ber aRo^Iieit oor bemSn«
»enkmall I 36
ttntmen bes ^allel nimmt er auf bie gleid^e SOtife ben Rüäf mit äBein, ber beim
5ßQ|{c4ma9[ oiermd ^entmgetetc^ nxirb, aljo entioeber ben le^en Set^, ober mä)
hm let^n mit ber nur bei 9Rt fid^ finbenoen Sufforberung: niete iS airzov ndweg,
vnb fpn^t nad^ SRorcus: rovxd Imiv t6 alfjA fjiov zfjg dia'Mxrjg t6 ixxvw6uevov
{mkg ftcJüi&v, mi) 9Rt. mit einem bie Sufforberung begrilnbenoen ydg angef^toff en : 5
tovTO ydg Imi to alfjui fxov vfjg dui&YiH'qg x6 tuqI noUxöv hcxvwdfievov ek
S/peaty äfjiaQtidjv, naS) Smilus: rovro t6 noxi^giov ^ xaivij dta&i^Kr] iaxlv h reo
fyiß cIjMm, naäf fiticos oiefelben SBorte o^ne bie jtomila iaxlv, aber mit bem 3ufa^ :
TO ütig ißjuov ixxvwößievov. £iiCQ9 tinb ^^lus fflgen p ben bie !Daneif^ung bes
Sotes begleitenben 9SBorten ^inju: rovro jtoiene ek ifJjv dvdfjLvrioiv, ^oulus jur Dar- 10
Ki^ng bä Jtelc^ : rovro Jioieire, öaäxig Üv juvrjre, tlg rrjy ifAfjv ävdjuvtjaiv. SBeld^es
Me ipsissima verba Jesu Christi finb, Iaht fi^ ni^ fefttteUen. !Die ^roge toSre nur,
ob m reiferen gormen bem Sinne 3^fu eniprei^n ob^r Dem ur[prflngli(|en Sinne ettoos
tapfügen bep. i^ oereinfeitigen. })iefe Qrrage entfd^ibet ftA ourq bie jmeifenoFe
34nnmenge^origfeit ber beiben Daneid^ungen. Silben fie ein (Bon^s, bann n^etft bte 15
aOöi Keniaten gemeinfame Snoa^nuna ber dux^Kt) bei ber Darret^ung bes 5teIAes
ben SBeg. })iefer Segriff oerbinbet bie Stiftung mit bem ^ffa^. SBte bas $a|fa^
mb bie alte diadi^xri, fo ge^en biefe Stiftung unb bie neue dia^xi] sufammen
(ogL 3er 31, 32), utd) bemgemä^ mirb bem ocbfAa biefelbe Sejie^ng auf bie Se«
{änkuna ber dta&nKtj eignen iDte bem cifia, m. a. SB. beibe })aneiffiungen bejieben so
m ouf ben Xob, Un Of^rtob (ogl. $br 10, 10) (E^rifti. 9uf bie Segrfinbuna ber
iut^Kn fogen loir, benn biefe oirb bebeutet bur^ bie Slutoergiegung ffir oiele, beren
30« bie sanbemiergebuna tft, fo ho% bie neue öui^Hti in >traft be$ Slutes (E^fti
(hf 1(3 aljLL fjL) beft^t utw übereignet u)irb. Sie ift es, in n^U^r Jic^ bos rb oibjAd
fm x6 {mkg ifi&y oollenbet (gegen SBeijfoder). Die paulini|qe ilusfu^rung 1 ilo 25
10. 17 giebt au^ in Serbinbung mit 12, 27 feinen anbem (nebatäen. benn fie ift
Hijft ^eioorgeaanaen aus ber in ber DibaAe oertretenen Sorftellung oon oer aus oielen
mnem ju ftanoe gebmmenen Broteinheit •— bies Silo liegt überhaupt nirgenb
m 9X oor, n>o oon ber ®emetnbe als bem £eibe (£^fti ober als einem ein^eitliqen
fieibe bie 9{ebe ift, fonbem n^irt einfaA hineingetragen. Der Sa^ 1 SU> 10, 19 : ^1 so
fk iQtog Sv aw^ 61 TioXXol ru^^ mit bie folgenoe Segrfinbuna ^igt, auf ber Xeil«
lu^Die an einem Srote, unb bies etne Srot bes 9. ift, xm 93. 16 fagt , xowwvla rov
oamoroc rov Xgiarov, n)ie ber 5lelf^ xoivoivla rov aiju. r. X., (Semeinf(|aft mit bem
Seüe, mit bem Slute (E^fti, entfpre^enb ber (Semein^oft berer mit bem Slltor, bie
oon bem alttejt £)pfer effen, unb oer Semeinf^aft mit oen Dämonen, in bie man ger&t ss
biuA bie Xeuni^e an ben ^ibnif^en Opfermo^I^eiten. Die ^^eroorfteüung be«
M^ hit poulinif^ Susfü^rung unb entbolt bamit bieienige Suffajfung bes rö acoud
im rö imko i/iwv, loel^e fid^ aus ber 3ufammenge^rigieit bes SSrotes unb 5tel^
unb i^rem Sei^tnis jur dia&^xti ergiebt unb in bem 3^<^ dido/ievov bei £ucas
Qisfpi^t 40
Dte (EnoS^nung ber dia^xrj eraiebt, uKts Z^\ns feinen 3&ngem fqmbolifieren
-unb n)ie mit fe^n oerben, nid^t blog f9mboIifieren oill. Cr wich fterben, aber
Nn Zob ift nidU, n>ie fie meinen, i^ Unglfld, jonbern lommt i^nen jugute, n^eil er jum
^ ber dia4i^xfj gef^iel^, alfo ein C^ertob ift Dos foll i^nen ^Ifen tn ben bunflen
Siunben, bie nun bmmen xoerben. (Er toill jener Serjioeifluna oorbeugen, in ber roir 45
bie Smmausjflnger am Oftertage finben, toenn fie fagen : toir Qofften, er loerbe 3srael
olöfen. (Es ift ni^t aus mit ber Ser^eigung unb Hoffnung. 3m (Gegenteil, gerabe
ber Ser^igungserfüIIung , jener neuen Sm^xn 3^ 31, 31 ff. bient fein Xob. (Er
begrünbet bie neue dia^i^xn, — bie atte unb fc^on jur 3^U ^ Ser^ei^ung oeraltete,
od^ bun^ bas ^M gefeiert ourbe, ift ju Snbe. w
über bos ift niqt aUes. 3efu$ f9mooIiftert ni(^t bbg; er toill nic^ (ebigli^ ben
3üngem neue Slni^auungen oermitUIn unb ben rid|tigen (&efiAtspun!t für oos Ser«
N^nis bes 9lätfels feines Xobes geben. 9SBas er t^ut, geqt loeber in ber f^m«
boIt|(|en Darftelluna bes !im^ts unb (Ergebniffes feines Xobes, no^ in ber f^mbo«
^en DarfteUung oes Sei^Itens auf, u^I^es er als (Effen unb Zrinlen oon i^nenu
fmtt (Er giebt unb fie nehmen. Sr begegnet ber SBirlung feines rätfelooüen, bunflen
S^ibens bamit, bag er i^nen etnms giebt, bag er fi^ i^nen giebt, bamit fie t^n fyiben
vnbfo fiber bie älnfu^tung l^iraoeglommen , in bie f^on bisher ber C&ebanie an feinen
^b fie oeife^ fyA. gefc^meige benn ber (Eintritt feines Xobes fie oerfefeen loirb.
^ er t^ ift anoers, als »ie er bort in jtapemaum (3o6) gerebet $at. äBaseo
3*
36 Sttodwi^I I
et bort oon bent d^tn unb Xrinlen feines gfleifd^ unb Slutes gerebet ^ , toor kbk«
li^ f^TitboItf^ Sleoe unb be}og m auf feine parabose Scfd^inung, in bie man fU^
ni^t (log ftnben mfiffe, fonSem in ber er gerabe bas fei^ was er oonjid^ ausge{<rät,
bas Stot oom ^immel, bas Srot bes fiebens; ba^ bort nic^ oon £eib unb SBuit
5 bie Siebe ift, fotü^m oon feiner odg^ xal alfxa, feinem fH^ifA unb Slut. (Berabe fo ab
ein bem Xobe oerfaUener, bem %tm en^eaenge^enb , fei er oas Srot bes Bebens. Um
bies an i^m }u ^aben, mflife man fein SIeM unb Sutt effen unb trinlen, fo ba| bas
Silb bes (l^ens unb Xrimens als bas SiU) bes oon ber 9liebrigleit 3^N kbenben
(Glaubens oeronlagt ift burA ben SRütelbeoriff „Srot bes fiebens, lebenbiges Srof'.
10 %\Mb bie 9Borte 6, 51 ff. ge^en borfiber ni^t hinaus , fonbem befogen nur , ba| feine
9lieori^Ieit fiA oollenben mu| in feiner ^inaat« in ben Xob unb baft man i|n fo loie
er ift m SfleifA unb Sbtt |[inne^men muft tm (Blauben, um burc^ i^n }u leben. Der
(Bebanfe bes JDofers lieot xCxifi, oor^ bie 3^i9^ng bes Cfifers ebenfo toenig. Ss tfl
^n nur fpmbotitte 9{eoe . ni(^ einmal oeAunben mit f^nibolift^m Rubeln. San;
15 anbers bei ber Sioenbma^Isftiftung. $ier ^anbelt ber $en, reoet ni^ blog. Sner«
bings ift bies $anbeln unb Slebien juniAft f^mbolifierenb , aber nms er f^imboltfiert,
ift bas Cpfer unb feine 3ueignung. Dtefer Untei^^ieb sioifi^n i^f(^ unb ^htt
(3o 6) unb £eib unb Slut bei ber 9l.ftiftuna loill beamtet fein. Sie oer^aUen fiA
etoa loie Sterben unb Opfer. Dann aber ut fein 9{eoen unb ^anbeln ni^ bloB
» f^mbolift^. Das ergiebt fiq aus bem Seariff oer dta^9efj , mel^e notioenbig oie oer*
Eigene neue duxShrjHti meint, bie in Aroft feines £>ms gu ftanbe lommt Dtefe
neue dta&rixri oertragt ni^ loie bie alte eine bIo|e äpibolifierung ber C5abe unb
Aufgabe, — in bie|er Sejiebung ffnrit^t ber ^ebrSerfoief nur etoKts felbftoerftänbli^,
ni(^t ber aleianbrinif^n Ketmionsp^ilofop^ie entftammenbes aus. Keiii^ 3efus jeinen
86 3fingem ben Aelt^ mit ben SBorten: bies ift mein Slut bes Sunbes, ober bies ift
ber neue Sunb in jiraft meines Slutes u. f. m., [o gi^ er i^nen biefe neue dia&Axtj
unb barum mif bas, o^ne bas fie nic^ fein louroe. Das @9mboI ift i^ }ugki4 bas
SRittel, 3U geben, loas er geben toill. (Er. ber als Opfer ^bt, giebt |iA feinen Sflngem
(o ju eigen, loie bis ba^in no^ nie. t>tt Xiefpuidt feines fiebens ift ber ^ötountt
einer Eingabe , unb er giebt fid^ ni^ ^^L j^ P» fonbem an fie, — bies bie 09m*
)oIiI ber £arrei^ung, bie ebenfo mit ber aßmli^Ieit ber (Babe oerbunben ift, oie mit
ber Spmbolil bes Cmens bie SBirflid^Ieit bes (Blaubensoer^ens, ber glaubenben ^in
0
36 -
fte^t am ^iele. ' Das' Wit ift ju (Enbe. 60 loie er baft4tr ift er' bas Opfer, loirb es
niäft erft; bie no(^ jmift^en bem $af[a^ unb bem ilrei^e liegenben Stunben ftnbem
baran niqts. Das Opfer ift bereit, ein Opfer, loie nie eins gebrat^t unb an bem fie
teiffiaben follen, loie man an feinem Omer teilhaben bxnn. 60 f9mboIifiert unb
40 giebt er gugleit^. 3Bte (Effen unb Xrinlen onmbol unb Set^tigung oes ibn binne^«
menben Glaubens finb, fo finb [eine C5aben Symbol unb SButiqleit jugleiq, (s^mboI
unb SBirfli^Ieit feiner Eingabe filr fie unb an fie, unterfAieben u>ie ^eilsbefAoffung
unb $eil$5ueignung , unb bie 3ueignung finbet je^ ft^on ftatt , bamit, loenn |ie bas
Opfer gebrat^t fe^en, fie loiffen: bas ift unfer, bcnran ^oben mir teil. 60 liegt bie
45 9[.[tiftung in ber Verlängerung ber fitnie (3o 6) oom (Effen unb Xrinlen feines Ofleif^
uno Slutes. Die Aingdbe 3efu als Opfer für unb an uns ift bie SoUenbung feiner
(Erft^einung in ^Um unb Slut unb bas (Effen unb Xrinfen feiner C5aben im tl. ift
ber ^ö^uidt bes (Effens unb 2:rinlens, oon bem 3o 6 rebet, unb bomit mag jufammen«
^ngen, oalj bas do. 3o. bie (Einfe^ung bes 9. ni^t berietet.
60 Darauf, bag 3efus, loie es bie neue dia^xrf erbeifAt, ni^t bloft f9mboIifiert,
fonbem guglet^ giebt, loas er f^mbolifiert, beruht bas 93erftönbnis ber iBorte, bie er
meint, mit ober o^ne bie Aopula iarlv. Das loar bie (Empfinbung £ut^, aus ber
^aus er bie le^tere betonte. (Esroor fein Serftanbnis besSer^ItensSefu, mel^ er
bamit ausfpnu^, o^ne einen exegetif^en (Bmnbfo^ proHamieren ju loollen. Sbenfo be*
65ru^t barauf bas Serftänbnis bes 91. als einer Stiftung beftimmt für aUe, benen bie
neue diad^xn gilt, ausgebrfldt bur^ ben in^UIiq rid^tigen 3ufa^: bas t^ut p mei*
nem (BeböAtnis. 3j3o bemgemög bas 9.^ naäf ber Stiftung (I$n[ti gehalten loirb, giebt
er ftd^ auffi fo, rote er es n^bolifiert Überall bei feiner S^ier t[t Symbol unb äßirl«
liäjUttt oerounben. £r eignet fiA fo, loie er bas Opfer für uns ift, benen ju, für bie
60 er es geftiftet (Er ift ilberall tm 9. fo gegentoSrtig, loie er es gefagt, abgebilbet unb ous*
SBottato^ I 37
odtH ^, n«^ onbers unb nU^ gerfaioer. 8on aRitteQung ^ö^er fiebenstr&fte , tote
|ie Qm timegwo^nt, ober gar 9on emer 3Ufyctxn% fflr oen Suferfte^ungsletb lonn
«U^ Me nebe fem. S» gilt nur bos Opfet }iur Sergebung ber (oflnben, toel^ed er
fiir uns ift unb todd^ unfer ifL
Die S<ttge. ob bie Singer ben $erm oerftanben ^en ober ou^ nur oerfte^n s
bimten, teSgt nt^ts aus. 9Btr u>iffeit unb b^ifen es, baft bie Slätfel feines fiebens.
ktner Sieben , Jetnes Serbiens loie feines (Befmides unb f^Iieftli^ bas groge 9lfitfel
(eines Zobes ftA i^nen erft ISften bunb feine Suferfte^ung. SBon ba aus rfichoarts
K^auenb |aben fte lein Sterben erft oerftanben unb oas jueuj nmrbe i^nen ni^t ju
emer Serganaen^tt, fonbem nrnr ^infort etoas bleibenb i^ als bos ffir fie gef^Iai^te lo
2amm fettnjeu^nenbes, fo boft es nimt ffit^: er nmr, fonbem er ift bos Opfer. Damit
begann es , baft fie nun auq oerftanben. nms er bei biefer Stifhing geoollt unb ae*
4on. Sie ^itfen es am Sbenb, ba er oas 9. ftiftete, oerfte^n I5nnen, u>enn fie oe<
offien Ritten, nms i^n in ben !£ob trieb. Sber oon i^m SerHeben ober 9li(^ioer<
Heqen nrnr fein X^n ni^ ab^ngig. !btf biefes nat^ ber Sluferftej^ung unb bur^ is
oiefelbe entftanbene Serfttnbnis ffl$i fi^ bie (Ectenntnis jurfid, bte wvc bei 3obannes,
^ßehnis mie bei S^vi» finben, ba| C^ftus bas C5^enbilb bes ^ffab ift. Damit
«gab RA au^ bas Serftfinbnis fflr oie Stiftung bes »erm, bag er im 9. KA ben
6einen fo gidU, loie er i^nen als Opfer ge^brt. Son blefem Serftiinbnis jeugt ^aulus,
oemt er ben unnriiärigen (genug als eine Serfflnbiguna an bem £eibe unb Slute so
QMti bejei^net 1 ito 11, 27, unb ebenfo jeugt boffir bte urfirAIiAeJ)rorm ber Dar«
n^img ber (Elemente mit ben SBorten : ber £eib ob^fti, bas Slut (E^rifti , unb bie
tnbort ber Smpfinger: 9men.
(Es ift fceQiq etnnts einzigartiges um biefes fi<^ geben (Cbrifti im 91. unb bie %na»
logie ber Opfenm^^iten em&rt bie So^ ebenfoioenig , mit bie Snalopie bes»
VttRubnuibl^- Seibe ergeben nur ben (Bebanlen ber xoivcovla an bem £etbe unb
im Ci^ftl SBie wtrda bie Analogie iwctUft, ergiebt j^on bas Xrinlen bes Sec^,
bellen Sn^olt bas Slut oes Sunbes Ut, oergoffen als Slut bes Opfers. Die ^imu*
mm bes Se^rs gebt Aber beibe Analogien binaus, auA fiber bie Slnalogie bes bei
oer ^affabmablseit ffmnmttUfttn Sidifts. Witt biefes ^inausgeben Aber bie 9lna« m
bne ber Opfer« unb $affabma9l}eit binous bereäti^t fo oenig ba^u , in bem 9. etnms
oiberes m finben. ab bie Selbftjueignun^ (Ebnfti an uns in feiner Opfereigen«
Witt bag oielme^r aerabe oon ^iex aus ft^ bie 5Bej|iebung bes 9. auf bos Opfer
Qrifti ergiebt Dag oas 9. f iA bierburc^ oon jenen malogien unterfAeioet, liegt an
ber (Einjigortigleit bes Opfers (Ebrifti, xx>tldft eine einzigartige (Semeinfmaft mit bem be* 86
oUt, bn bttB Opfer für uns ilt Sold^ ein Opfer ift nie gebracht, fol^ eine (Bemein«
fi^t b^ es nie gegeben, unb oarum ift ber (Eiraourf, ber gegen oen „f^erli^n (Be«
baidm bes Sluttrinfens'' ei^oben woxhtn ift, ooll[t&nbia unbereAtigt
Die Srage , bie uns übrig bleibt, i[t nur bte, mte biefe buri^ bas 9. betoirlte
SemeinfAdt mit (Ebrifto 3U beulen ift . tote biefe unio sacramentalis jtoif^en ibm unb 40
Serben oorliegenbe SnfAauung ift binf&nig. Der Sorgang, „bie Scene" mug bann
*>tbeis gUQegangen fein uno etmas gam anberes bebeuten, als bie Seri^te uns enennen 45
liefen. Dte ben Seriibten 3u(Brunoe fiegenbe unb in ibnen ausgebrocbene Snf^auung
pgt unotrfldsli^ jufommen mit ber neuteftamentli^tt, oon ben Spofteln oertretenen,
O0n ber Urgemeinoe geteilten Snf^auung oon ber $erfon (Ebrifti. (Eb^iftus gebbrt
onbets ju uns als {eber arämt (Benoffe unferes (Bef^Ie^tes, ni^t in geringerem SRage,
^Nibem oSniper als ir^enb jemanb. £r ift babur^ , bag er in unfer £eben unb bamit 60
m ttnfere £etbli^leit etn^egangen ift, fo obllig mit uns oenoaAfen, bog er bos, loas er
fit uns ift. emig oermtttäs feiner £eibli^lett, feiner menf^ltAen Statur ift unb jebe
Selbftbe^attgung fflr unb an uns burc^ btefelbe oermittelt ift , burtb fie \uS) ooHjiebt.
Sie a burq fie unb in ibr in unlösbarer (Bemeinf^aft mit uns bas Opfer fflr uns
^iben ift , fo giebt er fitb in biefer (Eigenf^aft — nSmli^ als unfer Opfer — uns 55
unb fort ju eigen. Dies bie Sebeutung [einer leibli^en (B^eraoort im 9. 3n feiner
Sdb^Kirgabe an uns im 9., bie mir glaubenb binnebmen follen ober in ber mir ibn
liun^men follten. (onjentriert fi^ bas , loos er ffir uns unb in bleibenber SBerbinbung
mit uns ift unb (ein milL 9Bir Qnnen unb foIIen ibn fo oöllig fyibtn , mie man nie«
iRonken b^ben bmn. (fo ift lein neues Sei^Itnis , meines er ju uns eingebt, fo eo
38 tOmbiiio^I n
»enig bas hutif (Effen unb Xrfatlen f^mbolijierte unb bamit oerbunbeite unb ooll«
5ogene Ser^oUen ein neues Sei^oUen Ut, loel^ mk pi \fym einge^JoOen. SBo»
et für nm unb in feiner Sluisgemeinf^^oft mit uns ift, bas bnintt im X. ebenfo pm
^oqften Slusbrud, mit bei (Empfang feines Sabamentes nur bie ^fie Set^otigung
6 bes i^ l^inne^menben (Blaubens ift 60 ift bas 9., obiDo^I unb loeu (Beb&^is feines
Zobes, bo^ bin mysterium tremendum, fonbem mir bfirfen unb mfiffen es feiern
h äyaXJUdaei 9(B. 2, 46. tttCMcr.
HbtnbintliL n. Air^enle^re. 3. 3. 3. 5Döninger, ^He fie^ t>im ber €u(^fHe
in ben Inrei erften Sal^r^nb^en , ^aiti% 1826. ^ gf. (S. ^ur , XertuUiand &^re t>om
10 tlbenbntQ^l . . . nebft einer Übfrfi(fit über bie ^u|)tmomcnte ber ®ef4i4te ber Se^re iMm
«ibenbma^I (Xübinger ^eitf^rift für Zoologie, 1839, S. 56—144) unb: SHe Se^te Mm
Hbenbmobl nad^ Dr. ffindtxt u. f. ». (X^eol. Sa^rbüdger Don 8aur u. BeHer, XVI, 1857,
@. 5S3— 76). — %. Q^brarb, ^ad S)oama t>om ^I. 9(benbma^I unb feine Oef^idgte. 2 Sbe^
^ranlfurt a. ^. 1845—46. — 3. S. 3f. Höfling, 5Die Seigre ber ftiteften ftird^ oom
15 Op\tv, erlangen 1851. — ft. gf. 91. I^a^nfd, ^fe Seigre bom «benbma^Ie, Ztip^ia 1851. —
S. 3. 8{ü(fert, bad 9[benbma]§I, fein 93efen unb feine Oef^f^te in ber alten SHnfie, Seips^g
1856. — O. (E. 6tei6, ^ie tfbenbmal^lsiel^re ber grieil^if^en SHr<^ In i^r geWc^Il^en
(htttoidclung (3ba* IX, 1864. S. 409-481: X, 64—152, 399-463; XI, 193-253; XH,
211-286; Xni, 1868, @. 3—66, 649—700). — 91. IB. i)iecI^off, 5Die eüangelif^e «benb-
20 ma^UIe^re im 8ieformation0seitalter gef^id^tlidi bargefteSt, I. (unb einziger) Sb., O0ttingen
1854. — $. @4mib, S)er itamp\ ber lut^erifd^n ftirc^ um Sut^rd &^re Dom 9lbcnbma^(
im Sleformationdieitalter, fieipsig ^868. — (S^.Knri^ 3)a0 antife ^9|terien»efen in feinem
(SinfluB auf bad ({^riftentum , (Sdttingen 1894. — 3. V. Corner, ^ie Se^re Don ber $er{on
({^rifti, 2. 9ufr., 2 S3be., Berlin 1851—53. — 91. ^amad, Sel^rbu^ ber ^ogmengefc^i^te,
35 3 Obe., gfreiburg 1886-90. I. u. n. Sb. 3. «uff. 1894 (citiert ift bie jtuefte VuR., beren
Seitenzahlen aud^ in ber britten KufT. angegeben finb). — Z^omafiuft, ^ie d^ftl. i)ogmen«
gefAi^te in §»eiter Auflage bearb. Don 9t. mnwetf^ (I) unb Don 81. ©eeberg (11), drlonoen
unb Seidig 1886 u. 89. 3. mipttt, Fractio panis. 5SHe ftlte^ ^ar^Uung bed eu^o«
riftifc^ Op\tx9 in ber «Capeila greca". ^iburg 1895.
90 1. 3e oeniaer bas SIZ. ber (Exegefe frfil|erer 3^tten bie gftagen ju entf^iben
oermo^te, beren ie{benfAaftIi<^e (ErBrterung bas XBetwma^I bes |^erm, bc» fiidesmol^I
ber SIteften Jtir^, ju einem l^aberma^I bes bmfeffionellen Aonqifes gema6t ^, befto
eifriger ift bie ®efmAte bes SCbenbma^Is in me fie^eitigleiien mit ^(neingejogen
moroen. 6^on im Snfang bes Streites bes 16. 3<^^UY^i>^ ^^^ f^ £)tolam^
35 (mf bie vetustissimi autores; £ut^ fyii 1627 („Daft biefe SBorte u. f. m." (SU 30,
104—125; ogl. C5roJes Selenntnis CEK 30, 254) mit i^ in eine miffenfd|aftli^
Disluffion Aber Stellen bei üuguftin, ZertuIIian, SrenSus, l^ilarius unb (E^prtan M
einlafkn mfiffen. 3n 9Rarburg ift am 3. dtober 1529 untge unb nu^Ios fiber bie
SStentellen oer^anbelt morben. Unb no^ in unferm 3<^^ufi)^ ^^n bie roieber*
40 aufgemjt^ten bttfeffionellen (Sejgenfo^e in ber oerft^iebenartigen Se^onblung ber ®ef^i^te
ber fie^re 00m Slbenbmabl JtA gemiegelt: bie Sfi^r oon Döüinger, Aa^nis unb
C^arb oerfud^n ben gef^i^tli^n öemeis ju ffi^ren fflr bie rimitte, bie lut^JAe,
bie reformierte £e^. — Raum [t fyA bei biefen ^ftorif^en Debatten bie (Bef^t^e
{emanoen bde^ 9luf SRelan^on finb bie gef^imtli^en 9la^eifungen , bie £)!o'
45 lampabs dialogus rwif xoSfycttü> bes mgsburger iReid^gs feinen sententiae vetenim
aliquot scriptorum de coena domini (Gorp. Ref. 23, 733—752) entgegengeftellt
iKktte^ freilit^ anf^inenb nüft offne (Einfluß geblieben : bod^ ^aben anbre gfcmoren m. S.
entfqeibenber eingemirlt auf ben C5efinnungsme^fel, ber bei 9ReIand^^n etma feit ber
S^nbung bes S^maHaurif^n Sunbes (1531) ficb oolbog.
60 Diefe Stunur^it ber gefmit^tlit^en SBoffen in oen bnfeffionenen A&ntf^en fiber
bas Üenbmal^I lann niAt fioerraf^n. Sus ber ®efAi(^te bes Slbenbma^Is ift fiber
ben Sinn ber urfprünglic^en 3nftitution feM bann fe^r menigju lernen, menn man
fie aus M felbft ju oerftel^n ju^ 3^ T^ beginnen bie afligbilbungen, grabqu
entfteneno baben augert^rifth^ Sinflfiffe unb innerfirt^Iic^er Slberalaube fid^ bier aeltenb
65 gema^ !Die CSefqtAte bes Slbenbmc^Is ift eine fieibensgef(|i$te. bie letzter Unmut
unb wger als 3ntereffe erregt, — einer ber unerfreuIiAften Sofc^nüte ber Dogmen»
gef^i^te. Solknbs unfru^tbar aber mu^ bie Sef^fiftigung mit ber (SeUi^ bes
|[benmna^Is bleiben, menn man fie unter oem (Sefimtsminlel oer lonfeffionellen Streit«
fragen bes 16. S^'^^nbers betrachtet. T>tnn bie ältefien na^biblifäen Quellen bieten
eo ^u menig 9naterial; unb oon ber 3^^ ab, ba bas 9RateriaI sDä^t, ben)egt fi§ bie (Be*
fd^ic^ bes Sbenbma^Is in einer SBelt, beren jtulturoer^ltniffe, Sifoung unb Stimmung
HbtiAmalß n 39
Sem 16. 3<t^^nl>^ f^^^ wattn. itnb ber Me Sorausfefeunaen für bos Serftonbms
tec grragen bes 16. 3<^^un)^^rt9 fehlten. X)ie|es 3^^^^ ^W JunSd^ft ber Slus«
Suis ber Seit oor 3cenaus unb S^eriuIIian baben tDtr nur brei augerbiblifc^e Schrift«
fidler, bie oom 9benbmo^I toettigftend fooiel fo^en, bag man bie fragen ber fpStem ^
äcit an i^ SIttsfagen ^eronjubringen oerfuAt fem lann: ben Serf affer ber didaxn (ed.
. ^amod ZU II. 1 u. 2 1884), Sgnaitus, ben Sif^of oon Sntux^ien Jpatres
apoBt. ed. 0. (Bebnorbt, ^amod, 3a^n läse. II 1876) unb 3uftin, ben aR&rtqrer
(Apol. I u. II unb Dialog, ed. Dtto Corpus Apol. vol. I u. II 3. SlufL 1876). —
Sie SniDeifunaen ber DibaAe Aber bas Sbenbma^I (c. 9. 10 u. 14) ^en no^ lo
oielen (Seiten ^in ein augergen)59nlt^e5 Sntereffe; man fpurt bie fiuft ber ur^riftli^n
3ett: bas Sbenbma^I ift no^ ein 9Ra^I ber (Semeinbe (10, 1 6. 31), bem bie DanI«
{aoung {€vraQunla)f oie bem (Effen unb Xrinlen oorausge^ unb naAfoIgt, feinen
leMofen Siedler giebt; bie oon bem Serfaffer offenbar Mon fioemommenen
ein^^nrtfttf^en (&ebete |tnb oon e^noflrbigftem Snter, oon ^ol^r S^ön^eit unb 5um XeU i5
fnqil^ierenbem 3n^It: ^er fanb man einen aus Sofirtan (ep. 63, 13 GSEL III,
712, 7) unb augttfttn (sermo 272 MSL 38, 1247 f.) bebmnten (Sebanfen loieber,
(Aer in fiberroUbenber , an bas äxgig ov St&rj bes Spottete (1. ito 11, 26), an bas
tf^Iogtfiil^ aicoment in ben eoangelift^en Seric^ten ennnenwer es^atologif^ Se*
ytsäj/bttia: cHajug fjv xovto t6 xlda/bia dieaxoQTua/uivov Indvü) xwv oqkcov hcX 20
fmorfffhß tfkveto Iv, oCrco ttwaymftw aov ij ixxXtjala dnd r&v Ttegdtcov rtjg
7^Q ik wy ohv ßaoddav (9, 4); bler (10. 6) fanb man bas fiaoAv ä&d Des ^aulus
(I.A0 16, 22). «nein, loie bie eu^fttf^ 6peife — fie betgt 9. 5 bereits felbft
ehagunkL — geiofirbigt lourbe, erfahren loir nic^ Sie gilt au» geiftlit^e Speife ^m
esügen £eben (10. 3), bas allein fe^n loir. Son £eib unb Slut C^rifti iß nt^ts 25
gefqt; bie eui^ftifqen (Sebete finb, loenmer n>eaen ber no^ unerildrten äyia a/LuieXo^
AdM^ ab toeoen i^res S^toeigens oom Ütobe o^fti unb ber Sinfe^ung bes SIbenb«
inqls fo rotfel^, bag bie Vermutung oon 3^^ (Sforf^ungen jur Sef^i^ bes
neidefL itanons III, 1884. 6. 293 ff.) unb $aupt (Ober bie urfprflngli^e ^orm unb
Seboitung ber Sbenbma^lsioorte. ^^H^f^ ^reisoerteilunasprogramm 1894 6. 27), so
Mt (gdete feien bie S^Iuggebete ber Slg(q>e , oon bem an fte fid; anf^Iiegenben (od.
10, 6 mit 14, 1) Sbenbma^I (ei in i^nen gar ni<^t gerebet, emftlt^er (Enoagung xotA ift
Sgnatius (ogl. 3^^» 3gnatius 1873; J. B. I^htfoot, the apostolio fathers II
3 Sbe. 1885; (E. 0. b. (6oC^, 3gn. 0. Slnt ate (r|rift u. Ideologe XU 12, 3 1894)
Met md^, neben man^n Snfpielungen unb htrjen ^inioeijen auf bas ^enbma^I 86
inb auf £eib unb Slut (E^fti jioei Susfagen oon großer äbic^tioteit: tvyaQunla^
^ladav €fdgxa dvai xov oantJQiK ^/luov *If]aov Xgtarov, xrjv vTiig xd)v ajuagxidw
fjH&y Tiai^ovoav, f\v xff yQrjoxdiYixi 6 TicnijQ rjyeiQev, oi obv ävxdiyovxeg xn dogeä
m deou avCmovvxeg &io&vrjoxovoi, [= oerfallen bem Slobe mit i^em (DrfibelnT. 40
wi4xptQE dk avxdiQ dycuxäv [= äydjifjv noisTv c. 8, ber Slgape \Uif tii^ ju entjie^enj ,
ba xci dvaox&atv (ad Smym 7, 1 p. 89 f.), unb: eva ägxov xkänneg^ Sg loxiv
(pÖQfuixay ä&avaalag, ävxldotog xov fit} djta&aveiv, äUä CMv iv'Ifjaov XQuncß diA
nandg (ad Eph. 20, 2 p. 26). SIKein fo jmeifellos biefe Cugerungen ber ben (Ein«
|e|ungsmorten entfpre^nben ^rSbisierung ber „CEuAodftie" — b. 1^., loie Dibac^e 9, 5, 45
MX eu^lKtrifüf^n Speife — - unb ber an 3o 6 anlttfipfenben SBertung berfelben einen
fi^oifen Susbrud geben, fo unfi^er ift, ob unb loie Sonotius jene ujräbtjierung M
pieffl^Iegen oerfu^ f)oL fta^ms (@. 176 ff.) unb anbre £ut^eraner l^aben bei 3anattus
oie &äftt oon ber loimit^en (Segeraoart bes oerfldrten Selbes (E^rifti im Srote gruben,
Xiidert (6. 301 ff.) ein unllares Selenntnis „unbefangenen, begnfflofen (Slauoens" an so
eine berartige (Segemoart. T>oif nid^t nur Domer (I, 159) urteilte anbers, felbft Höfling
(€.39 f.) glaubte 3U feinem Sebauem auf biefen ^eugen oeni^ten ju muffen: unb
nit Domer unb Sbfling ^en unter forgf&Itigem CEinge^n auf bie fonftigen (&ebanlen
bes ägnatius ®tei|| (IX. 417 ff.) unb 0. b. ffiol^ (®. 71—74) bie obigen Steflen in
einem mel^ bilbli&en Sinne geoeutet. (Eioiges £ieben unb mqftif^e (Sottesgemeinf^aft, 65
^ f^ 0. b. (Bol^ im SlnfdQiIug an Stern aus, finb na^ 3gnatius bie ^eitegfiter
MS C^riftentums. Diefe ^eitegfiter finb für uns oorbanben , meil in Gibrifto (Sott im
^eif^ erf^ienen ift, unb loeil Q^ftus burt^ ben Xob ^inbur^ }um fieben gebmngen
i^ Gottes Offenbcnruna im 8flei)4, (SfftM £eben bringenben Xob befonbers ju be«
t^nen, notigt ben 3gnattus ber boletif^e (oegenfati; gfletf^ unb Slut (^rifti finb i^m eo
40 VbüAmOil II
bie forüf^e Setbfiroung ber bas mlat fieben gebeitben (Etniauna mit (Sott in (E^rifto.
So gut nun bos Soangelium als oie ^tebigt oon biefer janq^n Seibfitgung bes
$etl9guts mit einem Slusbrud ^erb ignotionif^er Prägung adg^ 'Irjaov genannt loocben
[et (Philad. 5, 1 p. 74: nQoowvyoyv ro5 e^ayyeUcp, rfc aapxl 'Imjov), ebenfo gilt
5 ^en Stot unb äUein, bie lanifc^en Slepröfentanten bes ^eitoguts in ber (Eud^corifm,
als £ei& unb Slut (Ebrifti bejei^net toeroen Bnnen, auA toenn als bos ^eibgut
l^iet nur bie burc^ %Ux]if unb 5BIut CE^fti uns iarli[m oerbfirgte (Sottesgemeii
jum en)igen £eben gemeint fei. Unb obmobi allein (putube unb Siebe bos $e
aneignen lönnen, ber C5Iaube, ber C5ott im ^leif^ ergreift, unb bie Siebe, bie uns mit
lobem Sebensfürften unb bur^ i^n unter etnanber oerbinoet (ogl. Trall. 8, 1 p. 50:
ävaxtlaour^e lavrovg h tiUtxbi, S iativ oäg^ xvglov xal iv äydutfi, 8 iaztv olfia
^Irfoov Xpi<nov) — , fo ^e 3anatius bo^ bes^alb bie Vermittlung bes l^eibguts
bur(^ bie Su^^artftie be^uf^n burfen, loeil in ber Sui^ftie (elg ägtog, Sv Ttan^oMp)
bie (Einheit ber (Semeinbe in (glauben unb Siebe i^n farlif^en SlusbriuKi finbe. 3iDar
15 fei für Sgnatius , ben ^rebiger ber gycoaig oaQxtai} xal nvevuaxtxri, bos fmeumati^
(Sut Jtets [o eng mit feiner jarlifd^en 3)arftenung real oerhifiiift^ bag bie Seugnung ber
SBirui^Ieit ber leMem bie ^Realität bes ^neumotift^en ffir i^ tUuforif^ ma^, benno^
fte^e beibes, bas $neumatifAe unb bos Sarlif^. bei Sgncmus wtM oon einanber ob;
er babe loeber bas ^neumatifAe ffir an fi^ materiell, nod; bie materieUen (Elemente ab
20 folme ffir 2:ra^er bes (Sottlid^n ae^alten. — (Es ift ein Seoeis fibr ben bur^ bie
(Bol^f^e 9lrbett bejeit^neten (jortf^rttt in bem Serft&nbnis bes 3gnatius, ein Semeis
auA ffir ben innem 3nfammen^g ber tiefen (Sebanfen, loe^e 3gnatius in ben garten
Schalen feiner oielfa^ rotfel^often SBorte geboraen ^, — bag eine (ErSrterung ber
Streitfrage ^ier unmbglic^ ift; fie mflgte ju loen ausholen. 2k^ !ann ba^ nur bas
25 fageUp bag id^ leinen ber ^itfsgebanlen, bie o. b. (Sol^ jur (ErQ&rung oon Smyrn. 7, 1
unb Eph. 20, 2 ^eranjie^t, fir ni^t^ignatianif^ bolte, bo(^ aber ber auf fie gebauten
(Erflärung felbft ni^t gonj jutimmen lann. Der uRann, ber es mit Smpl^fe betont:
iy<h xal /ier' dvdataaiv h aagxl a-höv clda xal Tuatevo) Svxa (Smyrn. 3, 1 p. 84),
ber, mvt oie Spoftel (ib. 7,2 p. 86) oagxix&g xal nvevfjuxnxeog (Eph. 10, 3 p. 86
90 u. ö.) mit biefem (E^riftus eins |iein unb bleiben o>in, bem barf man bas aoQxtKdK
nt^t unter ber $anb fo n)egexegifieren. wk felbft no^ o. b. C5oI^ unb oolbnte feine
Sorg&nger es geffian qaben. 9un n)entgften oarf man mit Domer, Höfling unb äteib
eine rein f^mbolifcpe (Erilärung oon Smyrn. 7, 1 barauf grfinben, bog Philad. 5, 1 auq
bas (Eoangelium ab „Sfleif^ 3^fu" bejei^net unb Trall. 8, 1 ber C5Iaube odof xvglov,
35 bie Siebe al/m 'Irfoov Xqkttov itnannt fei Das 8 iativ ber le^tem Stelle (ogL
Magn. 7, 1 p. 34; Rom. 7, 3 p. 66) unb bes <bq ber erftem loeifen auf me^ ^in ab
auf einen boroden SBerglei^; bie Sreoiloquem ber orägnanten 3gnatianif(^n 9{ebe
fAIieM in bas m ober 8 iariv eine 9{ei^e m felbttoerftänbli^er 3^f^^nS.^^^^n
etn: oer (Slaube ift bie adgS xvglov, n)eil er (pott im Sfleijt^ ergreift, ol^ne bie adg^
40 xvglov nidbt ©Sre: bie Siebe ift (d/ia ^Itjoov Xgimov, ©eil (Ebrifti Slut uns in oie
9la#)Ige feiner Stebe jie^t (Eph. 10, 3 p. 16). — Stein »foniboltf^'' ift bie 3lnf^auuna
bes ägnotius oom Slbenbma^I getoig ni^t. Sloer ber St^lun toSre oorf^neü: alfo muß
er bie loirlli^e (SegeraDart bes „oerilSrten (Jfleifc^es unb Slutes" (E^ripi anaenommen
^en. Cr lonn bos rovrö iaziv ber (Einfe§ungso)orte fi^ in analoger SBetfe jure^*
45 gelegt ^aben, loie wvc es mit feinem 8 imiv tj^un mfiffen; er lann oqne n)eiteres 9laq«
benlen iiber bies rovrö ioriv oon ber (Eud^ariftie eine ivcoaig oagxixh xal Ttvevjjuxtocri
mit (E^riftus — analog ber hfcaoig aagxixrj xal Ttvev/jiarixrj unter oen (BIdubtgen —
enoartet paben u. f. w. Die n^enigen^ bas formelhafte unb Siturgif^ ber ignatianifd^n
Dütion (o. b. (6ol^ 6. 93—98), me mir f^eint, nu^ oerleugnenben 6^e fiber bie
50 (Eud^ariftie, bie loir oon 3gnatius ^aben, laffen ergänjenben Vermutungen wtütn 9{aum,
geben aber ffir fidlere Crlenntniffe nur geringen Sn^It.
9li^t ergiebiger ift 3uft{n (ogL 6tei^ IX, 429 ff.: C. aBeijfader, Die Zbeologie
bes aRortqrers 3u[tinus 3b3^ XII, 96 ff.; 9R. o. Cnaelborbt, Das (E^riftentum 3uftins,
(Erlangen 1878, ö. 104 ff. unb anbre Sitteratur bet Otto ju Ap. I, 66). gfir bie
55 fragen, bie uns ^ier befc^äftigen, lommt nur eine Stelle bei t|m in Setra^t, Ap. I, 66,
eine crux interpretum feit langer !itxi: oi yäg (bg xoivov ägrov, oidk xoivov
ndfia ravra Xa/ifidvo/MV' dXX Sv rgöjiov did Xoyov 'ßeov oagxonoiri'&dg ^Irjaovg
Xgunog, 6 aanr^g fjudyv^ xal adgxa xal alfia vjikg aanrjglag fjijubv io^Bv, ovrayg
xal rfjv öi^ eix^jg Xoyov rov Jiag* avrov evjiagiovq'&eiaav rgoqnjv, i^ ^g al/ua
eo xal odgxeg xaxd furaßoXtjv rghpovrai fifx&v, exelvov rov aagxonoifj'&ivrog
Skettknto^I II 41
^Ifjoav xai aoQxa xal alfia Idtddx&tfiney dvai, Sticx tft l^ier, bag 3ufttn bte
€vxf^tQ*fJ^fl^^iaa xQCKprj — c. 66 init.: fi xQoq>ri aSxrj xaXnxai nag* fiuSv evxd-
Qiotia, ogL Dfb. 9. 5 unb 3fln. Smyrn. 7, 1 — als fieib unb »lut (änfh ju pröbi«
ftstn ffir QUaetnetn fyi^M ^li 3m (Segenfo^ ju Std^, t^^ ir^i^ Ki^ntng, bun^
iDd^e unfet gfleif^ unb Slut auf bem 9Bege ber UnoDanblung (b. i. ber Serbauuna) 6
gen^ct mW ab einen Segriff fagt, ber in^lllit^ bem bes xoivdg ämogald^ i|t,
bosf man femer mit fajt allen anbem üuslegem als fit^er anfe^n, bag Der 9(elatu)ja^
^ ^c xril auf ben ntö^t auHisbaren S^grin ber evragumj^eTaa xgoqy/i yx b^ie^en
t|l: tmr^ bie Su^arijtk otrb unfer gfleif^ unb Smut xaxä fuxaßoXrjv^ b. i. um«
OKinblungsiDeife , gen&^rt SlUein loas ^igt bas? Höfling (6. 55) u. a. (5. X auc^ 10
Otto im itommentar) meinen, bamit fei gefagt, bag £etb unb Slut (E^Jti, inbem fie
in nnfere itMvSfitM umgefe^t u>erben, uns in succum et sanguinem übergeben, —
ein reales (Senie^n bes realen fieibes C^fti aI|o jei ^ier be^uptet Aa^nis (S. 184)
ftnbet ^ ben (Bebanlen, ba| bie Elemente als foldbe oerbaut n)firi)«n, alfo, e^
Iii^erifA, nur in usu £eib unb Sbit (E^fti feien. Seibe CdlSrungen finb gen)m 15
irrig. uRit aße^fSder, (Engdbarbt u. a. ift bas xaxä ßieraßoXrjv babin ju beuten, ba§
bmq bie 6u^^ftie unfer ^ei\if unb Slut fo aenä^rt »erben, ba| fie baburA eine
fieraßolrj erfo^en, nSmli^ ek rd äw&agtoy avat. X)as wdgjuaxov A&avaauig bei
S^notius (Eph. 20,2) ift me^ als eine SaraÜele: eine Sb^angigfeit 3uftins oon ben
bei 3anatius uns entgeoentretenben „Ileinafiatif^n" (Sebonfen ift mu^ fonft na^meisbar ao
(ogL£oofs, DogmengefA. 3.9lufl. § 18, 5 b.). — Soweit bie 9Borte 3uftins bis jekt
oetro^tetjnib, oenaten fie nur, bafe f^uftin, oie Sgnatius, in ber Sutoiftie in irgeno*
oe^er SÖeife fieib unb Sbtt OinftT gd4^n unb, unter oSIIigem <9^eigen oon ber
S&nbenoergebuna als einem burq bas Sibenbma^I oermittelten ^eilsgut, naA 3o ^ in
,S^ unb Shtt (EfyA\d" eine 6peife jur Unfterbli(^eit gefunben ^. Son einer 25
uaaßoUj ber (Elemente ift ^er loeber in bem lot^olif^n Sinne, no^ fo bie 9{ebe,
N^ imm mit @tei^ ^ier oie fpätere gried^if^e Xransformationsle^re fncfiformiert finben
Brmle; ebenfo Q>enig ift aefagt, bag fieib unb Slut (SfyA\A fo real geseraDortig feien,
bofi fie xaxd fAtxaßoüjv in uns eingingen, bibli^ genoffen uriirben. I)oä fe^tt jeber
StfjuA einer oerftonbesm&higen 3uc^<^äegung ber ausgeffnco^enen 6(9&^ung ber 90
Mortftie? Der gan^ Sa^bau f^on oerröt, ba| 3uftin eine jol&e geben u)iIL Da
mm 6tei^'s Serfu^, Qier ben (Sebonlen ju finben, Srot unb 9Betn, baraus bei uns
maueiaßolhy %lti\o) unb Slut u>erbe, Knne ebenbesbaib. meil aum Qriftus Sfleift^
unb Slut ge^ qotte, als burc^ bas 9Bei^en)ort in (E^riftt fieib unb Slut umgefeM
en. un^Itbar ffi, bleibt nur übrig mit Säur, SBeiaffider, Otto u. a. bie fiöfung fnsu
Worten Ju fuqtn: Sv xa&jiov dva X6yov '&£ov oagxonoirj^ek xtA. 3^1^^ ^^^^
nMid^ ben (Bebonlen, bog tn 3efu ber fiogos SRenf^ ßen)orben fei, aud^ fo aus, bag
Ad iwifAtfog xov loyov bie SKenfd^ioerbuna erfolot fei (Ap. L 46 p. 130: ogL 32
P.98f. u. 33 p. 102). Der Sinn unferer Stelle ift alfo: ©ie 3efus, burd^ Die Äraft
bes Sogos Sfleif(^ gen)orben, gfleifA unb Slut erhielt {(aj^ev) , fo mirb au^ bas Srot, bas <)c' 40
•^-^ ' ^ fov xov na^ abxov , 0. b. bur^ bas oon i^m ftammenbe SBort bes (Bebeis,
fein gfleifA unb Slut; ber ficNjos oerbinbet fi(^ mit bem Srote, mie er in
oerbung g«ifd^ unb Slut annahm. Das ift jiDar eine I^orie — bie eine
Kob bnnamif^e Serinoerung ber (Elemente einfd^Iiehenbe „Slffum^nst^rie", bie
Ipiüec oft oieber^It ift; aber eine X^orie, bie hinter oer ^rabijierung ber (EuAoriftie 45
ob „fleib unb Slut (E^rifti" jurüdbleibt, für bas refite Serftönbnis bes xovxö laziv
^ gemift ni(^ le^en lann unb ben Z^rien bes 16. 3^i^unberts bur^us
.^elirogen ifL
Sus ben attrften, oor«iren&ifd^en 3Iusfagen über bas Slbenbma^I ift alfo für eine
(nlfi^eibuim ber Vbenbma^lslontrooerfen bes 16. 3<^^nberts ni^is ju lernen, n)eil fie so
^ Ottsfü^rliA genug finb. Die Slusfü^ngen bei ben SStem ber fpStem, altlat^oltfd^en
3eti finb eraiebiger; aoer folange man oon ben mobemen gtageftenunaen ausgebt, bie
äbei tttt^ 9(fidert jum großen Stäben feines forgfältigen Sülles gefeffett hielten, n)irb
num i|nen nie gereift n)erben.
Tovrö imw ber (wniegungsiDorte : „^cur m oer uoertragung m dos aD|tronere »erount*
ietn bes «benblanbes unb ber neuem 3eit jerfollt basjeniae, ©as ber alte Orientale fi^
unter feinem xovx6 iaxiv ba^te , in jene oerf^iebenen uRögli^feiten ber Sebeutuna,
iMb^ von, wtnn mir ben urf)>rüngli^en (Bebanlen in uns noc^bilben n)ollen, gar nii^t
<uf Mefe SEBeife trennen b&fen. (Erdort man bie fragli^en 9Borte oon Semmnblung, fo ift eo
42 |[totbm«]|( n
bas juoiel unb m befKmmt; nimmt man fie oon einer (ätiften^ cum et sub specie etc.,
fo ifi bies ju mnftlioi: fibn|e^ man ober: »bies bebeutet«, |o fyd man ju loenia unb
ju nflAtem aebaqt. vtn S^eibem unferer CEoongelien toor bos Srot im Xbenbma^I
Der fiew S^fti; ober ^e man fie gefragt, ob alfo bas Srot oeroanbelt fei? fo lofirben
6 fie es oemeint; ^e man ibnen oon einem (Benujfe bes fieibes mit unb unter ber
(Beftttit bes Srois gefpro^en, fo xofbAtn fie bies ni^t oerftanben; ^otte mangeHbloffen,
bag miffiin bas Srot ben fieib bebeute, fo loflrben He fidb baburim niäft befriebigt ge^
fut&en 9aben/' Der ^I. S^rift gegenfiber finb biete Strausf^en 9Borte fAioerlic^ gonj
richtig; aber fie gelten mutatis mutandis oon ben S&tem ber dflot^oItfAen Air^.
10 Unb fo oerftanben, marlteren fie ben Stanbpunit, oon bem eine na^ ObiettioitSt
trai^nbe (Sef^i^te ber £e^re oom Sbetü^ma^I ausige^n mug: fie mu| allem juoor
betonen, bag bie Sbenbmablselemente in ber gonjen alten ftird^e als fieib unb Sfait
(E^fti ^nr&bijiert loorben finb, baft es aber Unre^t ift, bie SSter auf bas ^tru^esbett
mobemer mögen ju fponnen, bte i^nen fem logen. Dos erftere tft gegeraoSrtig um
15 iefaiem Sfo^r beftritten. 6tei^ (IX, 436) legt freilit^ 9Bert borauf, bog in bem oben
erörterten SBorte 3uf^^9* ^^^ ^«' eix^^ . . . evyfXQunrf&uaav tQo<pTjv , . . bcelvov
xov ooQxonoirf&htog 'Itjaov xal aagna xal cuimi Ididdxdtjiiiev dvai (Ap. I, 66)
,,als Queue bes IdiddxShnjMv Ieinesn)egs bie allgemein juaeftonbene fie^e ber Air^,
lonbem bie opoftoIifAen SRemorobilien, bie (Eoongelieh, onjufeQen" feien, auf bie S^ftin
20 im folgenben oenoeift. Sniein felbft menn, ums leinesvegs fi^ ift. S^Mn junS^
an ein Sele^ein burc^ bie (Eoonoelien geboAt l^otte, fo tourbe es bo^ irrig fein, „bie
allgemein jugeftonbene fie^ ber Airt^e^ oon ber fie^re ber (Eoongelien ^u nnterf^töen.
tin eine doctrina publica im Sinne einer ab ®Iaubensgefe^ oerftonbenen „inr^n«
le^" ift freilit^ um 160 niift ju beulen, jumol nic^ in Sejug auf bas SbenbmaM; bos
35 oiler bebeift 3uftins SBort, bog bie (Bemeinbeuntenoeifung — oiellei^ f^on Damals
mie 30 3a^re fp&ter (Srenous V, 2, 2 u. 3; ogl. 6tei^ IX, 448) unb mie in ber
fiiturgie ber Ck>n8t. apost. (VIII, 12 ed. fiogorbe p. 255) burc^ freie Slejitation
ber (rinfe^ungsoorte — n)eitergab, oos bie Coongelien le^n: rovrd iari to cdkfjui
Tov XQunov, obne um eine 3ure4^tleguim biefer Susjoge ffir ben Serftonb fiA m
aoffimmem. Die ^rniobme, ba| „bie (Eu^oriftie bos 8rlei|<^ unfers ^etlonbes 3e|u
(SfyAW, fei" erf^eint Uon bei äonotius in ber oben beffiro^nen Stelle Smyrn. 7, 1
als fo fetbftoerftänblidje SBorausfeguna ber Xeilno^e an i^, bog er oon ben ^firetilem
fogt: fie hielten fi^ oon ber CEu^ortfte fem, u>eil [ie ni^t glaubten ihv ebxaqimlay
ooQHa elvai tov oanyQog fifji&v 'Ijnaov Xgunov, llnb felbft bie [gnofti|dben1 ^orettter,
85 bie tro^ Sgnotius auf eine eigene SuAariftie ni^t oeigi^teten, ^en unbefilobet i^res
Doletismus unb Spiritualismus bie ^r&oijiemng ber Elemente als fieib unb Slui
(E^rifti onfd^einenb allgemein beibehalten, 3renfius operiert (lY, 18, 4 SRoffuet; ed.
toroep II, 204) i^nen aegenflber mit biefer ^räbijiemng u>ie ex conoesso (ogL
teife IX, 466 ff.). 3a ein gnoftifd^er Sd^minbler, aRorcus, ^ J^on um 180 noA
4o3renaus Jl, 13, 2; $aroe9 I, 116) es inSjene gefegt, bog ber Slbenbmo^lsleli^ noq
langem äOei^ebet (diA rfjg biixk^aecog) „purpum unb rot erf^ien, fo ba|^man
meinen bnnte, es liege bie x^^' ^^^^ ^ ^^ ^^ Unioerfum ooltenben aRä^te
(einer ber Sleonen), infoke feiner SpiÜefe i^rSIut in jenen AelcQ trfiufeln." 9Rag au($
rotes Slut eines anojtifqen 9leon mobemem 9la^benfen gnoftifoer (Sebonlen ein fe§r
45 frogtoflrbiger Segnff fein (6tei^ IX, 475 f.), — bos beoeift bie Snö^Iung bes 3renaus
oennod^. Sag aRorcus ober 3ren5us ben 5beifen. benen fene gnoftif^ Slbenbmo^Isfeier
inuwnuurte, bie 9leiguna jutroute, bie Sejeiqnung bes Sßenbmo^lsleld^es ds bes
Slutes bes neuen Sunoes fe^r emft^oft ju nehmen. Suf lirAIi^em (Sebiete finben
Sl^nli^ ^eft^modt^eiten fic^ er[t oeit böter. !Do(^ ffi^rt fd^on XertuIIian (de corona
60 3 ed. Dealer 227) als ein Seifpiel alter burd^ Xrobition geheiligter lirt^li^ Sitte
u. 0. bies an : calicis aut panis nostri aliquid decuti in terram anxie patimur ;
unb bog hierbei ni^ nur bie oHgemeine SBorfteHung oon ber ^eiligfeit ber getoei^ten
(Elemente, fonbem i^re ^äbijiemng als fieib unb Slut (E^fti bos 9Raggebenbe ONir,
jeigt Ortgenes in Exod. 13, 3 (ed. fiommo^fd^ IX, 156): volo vos admonere
55 religionis vestrae exempb's ; nostis, qui divinis mysteriis Interesse consuetis,
quomodo, cum suscipitis corpus domini, cum omni cautela et veneratione
servatis , ne ex eo parum quid decidat. „2(bfm Xqioxov" — „alfia Xquitov,
non^aiov ^covjg'*, fo lautete bie oltefte uns belonnte, bur^ Const. apost. VIII, 12
(ed. fiogorbe p. 259, 25 ff.) unb [in i^er erften ^älfte] oud^ burd^ Sluguftin (serm. 272
60 MSL 38, 1247) bejeugte, ober mo^I fic^r bis ins Dritte ^o^ri^nbert (ogl bie eben
9le«taM|l n 43
ciiteite Stelle aus Origenes in Exod^ prfidgebenbe Dtetrüutottonsfotinel. S^on im
jiDetten 3<i^Q^^ ^ jmtten 3<i!^nDert0 [feinen in Slfien (ep. Plinii ad Traj.
ed. fteil p. 307 f.) unb in 9Um (Tacitus Annal. 16, 44: Ghrietianos per flagitia
iiiTisoB) oie oitgenf^inli^ (Irenaeus, fragm. graec. 13; $aroep 11, 482 f.) cot
bos SUentoto^I anmfipfenben (Serfi^e oon ^iav&a iemra ber (E^riften unter ben 5
Reiben hofiert ju ^ooen. — jtut]: ber an bos „tovtd Ion" ber 9I. S^rfft an«
Irikfifenben tirAli^en — iat«&etif(^en oie liturdf^n — forma loquendi, ber SoHs«
nrid^iauung unS oer auf Solbanf^ungen baperenben Sitte wox bie CEud^ftie fieib
3)0^ won ber Umfianb, bag biefe X^o^e uns Bei (Bnoftüem unb SlntignoPem, 10
iei einem ^^otullion unb !üx\%tnt» in glei^ 9Beife entgegentritt, u>eift borouf ^in,
Brie irria es lofire, baraus auf ein ^rn^n „realijtif^er^' Sorftellungen lat^olifAer
Aer mgia^iffx gMung in ber alten ftir^ ju f^inegen. Daaegen jeugt auA ber
Zlmftanb, ba| lein Xpologet bie ^rabijierung ber Slbenbma^Iemente ab £eib unb
Sbt OMti ab etnxis Srrationales ben $eiSen gegenflber ju reAtfertigen fflr nStig is
Bcfttnben Qot 3uftin erj&^It Ap. I, 66 00m XBenbma^I, o^ne bie (Emfrfinbung ^u oer«
Voten, bog bie £e^, xifv eixagumj^aoav TQoqmv . . *Ifjoov xal aoQxa xai aljua
• . . drai, ben Reiben smnberli^ erf^inen mflffe als bie SRenf^^merbung bes fiogos
«pber bie Huferft^ng ber !£oten; Oriöenes bat ettie feiner ber litiurgifd^n Spraye am
^meiften fi^ nS^ernben Susfagen über oas Slbenbma^I (ägtovg ia&lofiev, oiofxa yevo* 20
^jhovg itä rtjv eixh?^ xtXJ bem (Eelfus gegenüber ge^n (VIII, 33 ed. fiomma^fc^
20, 165). Sroft ebenfo oerfeblt freilit^ lofire es , bie liturgif^e Spta^ ber alten Jtir^
mf^u im äinne 3ii'inslw^ ohn CCabinifi^er (Sebanlen ju beuten unb bie Sfiter
» Cibes^Sem biefer Deutuna ju ma^n. Son ffiren Sorausfe^ngen aus. ni^ na^
ser 9rageMdInna bes 16. 3<^^t9unberts muffen bie Sater gemflrbigt werben, oie ocdben* 25
iiHf^n fotoo^Iioie bie ortentalifc^ SSter. Der Unterfi^ieb, ben Strang in bem
ckn onaeffi^rten SBorte jioif^n bem in plaHifi^n Silbern benlenben Orientalen unb
^ 2,abftndteren" Sbenblanber ftatuiert. Ift in oer altem 3^it freili^ unleugbar oor^ben
Meten, oidt m. S. au^ in ber (Bef^t^ bes Slbenbma^Is no^ na^. fber man mug
ocntit reAnen, bafc in ber Aaiferjeit bas religi9fe fieben ou^ bes Ocdbents oon 90
oiimtttIif(9en (Etirflflnen burc^gen uKir: „SR9fterien" unb 9{eIigion ge^rten jufammen,
inb einem „ShHertum" gegenüber umr bie Sorfteüung , bag irbif^e Elemente bun^
||(§eimn{soone 9Bei^ }u etmas deiligem, (Böttli^em „oürben", o^ne in i^em SBefen
mmtbett ju fein, auiq ^eibnif^er (frSmmigleit bes Ocdbents nid^t fremb. 9n biete
Sd^SItn^ mug man benfen, u>enn man bie C5ef^i(^te bes tlbenbma^Is oerfte^ u>in. S5
% oüaemein anerlannt barf es gegemoirtia gelten, bag im (BnofHjismus bes ymittn
mb brUten 3a^nberts ^ftliqe Zrabitlonen im Sinne ber aRqfterienfrSmmigleit
' — 3«it oerftanben unb umgeftaltet Jinb (2lnri4 S. 74 ff.). Dort ift nad^meislh^
im jDeiten 3cArbunbert auq bas Xauhoaffer, oas öl bes CE^ma unb bas Srot
CEs^^ftie ben Sqfterientrabitionen gemag oemürbigt. Kai 6 ägioQ xal t6 Haiov 40
^ufCeroi xfj dwdjAst rov ivdjuatog (b. i. froft ber ausgeforo^enen SBeiMormel, ogl
inUf S. 99), rä atrtd Svxa xaxä x6 <paiv6fievov , ola iXi^w&t), äUd owduei ek
imißuv jtvevfwjixijv fjuxaßißkrjxai^ fagt ein oalentinianifcpes 9Bort bei (uemens
I.9ICX. (excerpta ex Theod. 82 MSG IX, 696). (Es ift bejeid^nenb, bag biefer Sat|
Mnen mefentli^ anbem Sinn er^It, am^ u>enn man mit bem gebrudten Xeste oor46
«s ohä 8vra bas oon Sunfen (Anal. Antenic. I, 275) omx^ mit 9{e^ (Snrid^ S. 99)
NODoifene 06 beibe^It (ogl. Stei^ IX, 470 ff.): bas Srot ift xard t6 (paivdfuvov
Hoi bosfelbe^ bas man ju ber gfeier nabm (oem ^nrofanen (Bebrau^ entnahm) , ober
k^ % es n^ md^ nur bos, oo^r es oem Slnfqein nad^ geleiten u>irb. $ter gilt,
w nnri^ S.34 in Se»ig auf bie SR^fterien fagt: „SIs bem (Bebiete bes religiofen so
ficfB^b, vxSj/i bes intendtuellen Sriennens ange^öria, finb bie in ben SRpfterien ju
DODiimefiben religiofen Slnf^ungen nid^ts ^eftes, fidler Seftimmbares; fie hegen oiel*
^ fdber in ber SpQore g^imnisoollen ^alUunlels, bie bie ÜRofterienfeier
^NAorifiert, unb Bnnen oon bem Sinjelnen je na^ ber ^ö^e feiner reltgiSfen (Er«
innttnis oerfi^ieben gebeutet merben.'' 9co^ niibt |o allgemein anerlannt , (wer m. (E. 66
Aenio unleugbar ift, bog biefelbe (Eiraoirhing ^eibnifA^religiofer Xrabitionen, bie im
Snoft^ismus JU einer „aniten ^ellenifierung bes (E^riftentums" r^omad) fü^e, feit
Aen berfelben 3^^ I^if^^ unb aümä^Ii^ au(^ in ber ben (Bnofttjismus amoeifenben
M% i^ren Sinfluft }u üben begann, mf feinem anbem (Bebiete ift bas fo offenbar
>ie in bet (Bef^i^ ber Zaufe unb bes Sbenbmo^Is. Sd^on ber Zitel fAvcrrj^a gq
44 Vitw^Ofi n
(sacramenta), ber. loenn au^ lemestDeas audf^Iiegli^, fo bo^ oome^IU^ auf fie
angeoenbet tDurbe, tft bes Stuit. XertuIIum ift bier eifte, bei bem bos saoramentam
baptismatis et eucharistiae \xi) noi^tfen ßgt (adv. Marc. 4, 34 ed. Oe^kt
p. 753); aber au^ (Hemens o. Slex. ^at bie 6a^, unb f^ott bei 3uftin ift ber Segrtff
5 oor ber X^fir: er oenoa^rt fi^ gegen bos pvaxrjQiav ber ävidrjy fjU(ig, bes promis-
cuus ooncubitus (Ap. I, 29 p. 88), er finbet eine, oon i^ auf bfimoniMk Sto^«
Öffnung jurfidgefü^rte ^nlid^Iett 3iDi|nen ber gfeier ber Sud^orißie unb ben Wäfua*
m9fterien (Ap. I, 66 p. 182; ogL tlnrii^ 6. 106 Slnm. 1). tos Sbenbmo^l ift ber
SlusgangspunH filr bie m^ftenenmögige Slusgeftoltung bes ^riftliAen Aultus AODorben.
10 Die ausgebilbete Slrlanbisjijplin (ogl. Slnrii^ 6. 126 ff.) bes oierten 3#4ufwerts unb
ber Sfolgejeit ift ein Seoeis boffir, bag biefe (Entundoung einen [relotioenj 9bf^Iuf|
gefunben ^; i^e Anfänge ge^n natfirli^ oeiter jurfid als bie Slnfänae lenes i^res
ftontplemenis. !Diefe — bie Anfänge ber SlrlanbiBjipIin — finb frfl^efiens bei 3:eriuniitn
m finben, bie anfange jener jur ^ellenifieruna o«s Aultus ffi^renben (Entvidbtng oer*
15 lieren fi^ mit i^ren Sorausfe^ungen in oie erfte $alfte bes jmeiten 3#^unberls (ogl
unten). 6^on bei 3uftin tft bie S^^o^ng ber eu^ariftif^n (SAett als einer mm*
Jamen 9Bei^ ber (Elemente m. S. gried^tf^ gefärbt; — bas edloyeiv ober evxoQtmdv
oes $erm mt 26, 26 f.) ^ ^or leinen 9Bet^ar(dter, ,,unb ou^ 1 Ao 10, 16 ift
fiber eine Ii)o;n:eijenbe (Säetsmet^ oon Srot unb SBein jum ^eiligen (Sebrau^ ni^
20 ^inausjuge^en" (9Re9er«9Beig ju Sltt 26. 26). Den 3Di|^n biefen HnfSnaen unb
|enem Sßfc^Iug Iteaenben ^rojeg bes fortf^rettenben (Einbnngens grie^if^er ®ebaiden
m bie Slbenbmo^Isfeier unb in bie Sbenbmol^Isanfd^uungen im einjelnen m oerfolgen,
ift ^ier unnötig. t)a$ SlKgemeine genfigt ^ier, um ju erH&ren, bag bos Srobkm, um
009 man im 16. 3<^^unbert ftrttt. In ber alten Jtir^e lange 3eit gar ni^t fo betitliil^
26 em^rfunben loerben bnnte. Die aR^Herienluft ber ausg^Hsnoen Sntife lieg biefe S^aaen
gar ni^t f(|arf erlennbar n)erben. O^ne „ftjmbolij^" SBer^üIIung märe bie ^immlif<&e
®abe fein uyan^giov, ohne ge^imnisooHen 3nbalt bos (Element lein Eiliges »S^mbor
gnoefen. Sine „^mbolif^'' unb eine in gemiffem Sinne „realiftiMe" Siuffaffung ber
Xbenbma^bgabe H^Ioffen M htsfyiVb nic^t aus. 9Rit ber Slnmenoung bes Xermimis
ao „f^mbolif^e Slbenoma^Isaunaffung'' mug man bes^Ib oorfiAtig fein. „SBir oerfte^n
geute unter 69mboI eine Sad^e, bie bos ni<^t ift, roos fie bebeutet, bomals oerftanb
man — in meiten jireifen loenigftens — unter ä^mbol eine €aAe, bie in irgenb«
meinem 6inne bas mirüi^ ift, mos fie bebeutet" ($amad I*, 397). Dag Srot unb
SBein im Slbenbma^I „in irgenbioel^em Sinne" £eib unb Slut CP^fti maren, ftanb
35 [i^on im 2. 3^c^unbert |eft. 9Iber biefe buräaus in ber Sp^e ge^imnisooHen ^aJSh
oun!eIs liegenbe ^räbijierung ber eu^ariftifi^n Speife fonnte „oer einjelne je noA
ber $5^ kiner religiöfen (Erlenntnis oerf(^teoen beuten (ogl. oben bos (Eitot aus SnricQ
S. 34). (Ein Dogma gab es ^ier nid^t. — hieraus erflärt fi^, bog bie (Sef^i^te ber
Wenbma^lsle^re oiel roeniger eine regelmäj^ia fortft^reitenbe (Entmiolung ^etgt, als es
40 bei ben „Dogmen" ber alten Atrd^e, ber Xnnttatsle^re unb ber (E^riftologte , ber Sau
ift. Denno^ fyd auif bas Slbenbmo^I feine Cßefd^i^te gehabt; aber biefe C5ef^id^te ift,
iDie oben fd^on gefagt ijt, eine fieibensgefd^id^te.
3. Den erften oerQänanisooIIen SAritt auf ber Sa^n biefer £eibensgef^i(^te mug
man m. (E. in ber Slntoenbung bes Opferbegriffs auf bas Wenbma^IJ^Qen. SRon i^
45 auf eoangelif^m C5ebiet tro^ alles ^f^eus gegen bas römifd^e SRe^opfer oieffad^
nid^t geneigt, fo fd^arf 5U urteilen. Das Serftönbnis boffir, bog man im 16. Z^^-
ein sacrificium laudis in ber 9Re||e ansuerlennen bereit iDor, unb bie erfreulid^e Ser*
^ieben^eit ber oorlat^olifd^en Opfenbee oon ber römifd^en ^at bie Sebeutung ber Xbot*
aäftt ^h ^i^ Smoenbung bes Dpferbegriffs auf bas ^nbmo^I beianntlidb nit^t biblifc^
50 tft, ungebü^Ii^ in ben ^intergrunb geN^oben. Die Segrünbung bes Opferd^aralters
bes Slbenbma^Is ift freiließ junä^ft im ^abmen neuteftamentlid^er (Sebanfen geblieben.
(Salt bos (Sebet als ein Opfer ber £ippen mpl 5, 8; 8, 3 f.; $br 13, 15; ogl. $o 14, 3:
xapTidg x^^^^i ^f öO, 25 u. 116, 17: hvoUi alveaecog), fo liegt bie Slnmenbung bes
Opferbeoriffs auf bas evraguneiv ber gansen (Semeinbe beim Slbenbma^l (ogl. Dtoad^
55 9 u. 10) ^eifellos in oer fiinie jener neuteftomentlid^en (Sebanlen. Sqlä^te man
evTioiia xal xoivwvia als Opfer, bie (5ott gefallen ($br 13, 6; ^^i 4, 8; 3^ 1, 27),
fo ift es nid^t unbiblifd^, ebenfo 5u urteilen oon ben (Saben ber £teoe, bie ffir bos
Semeinfame Slbenbma^l unb, foioeit fie bort ni^t oerbraud^t iDurben, ffir bie Seburftigen
eftimmt moren (ogl. 1 fto 11, 21; Polyc. ad. Phü. 4, 3 ed. ^o^n S. 116). Unb
60 nur aus biefen C5rfinben, ja oome^mli^ um bes erftem roillen ift bte „(Eu^ariftie" fc^on
»cstamy n 46
tM {og. 1. demeiisMefe (ooL $9fling 6. 8 ff.), bei Sgnatfats ($5fling 6. 32 ff.) unb
tat oec itAarn (c. 14) als Opfer angef^en ober — fo Diba^e 14 — bireü bejet^net
oocbeiL 9uein bie (Eiu^ftte oor mebr als ein Opfer ber Sifspta neben anbem —
bas aifire nid^ unbibliM getoejen — ; foon bie Dibaobe (14, 3) |ie^ mit ber fpfiter
fobiiii genwrbenen SRaleoqiifteUe (1, 11) (n ber (EuAariftte bie ^ola xa^gd ber neu« 5
teftomentlid^n i&emeinbe. Das tft ^iritualiftifc^ameftamentli^ , niift neuteftamentli^.
ginnltd^ QHir's ungef&^Ii^, folange bie SCbenbmc^Isfeier, iDie es no^ bei Sanotius (oal.
Smyrn. 8^ 2 p. 90: äydmiv notdv) unb in ber didari/j (ogL 10, 1) ber Sau tft,
ein »tdli^ SRobl blieb ober mit einem fo^en oeAunoen n)urbe, unb folange bos
ebragundv mMxi ein ZSjm ber Cbemeinbe, bejm. beliebiger bam begabter (Semeinbe« lo
dieber ober jugeretfter ^rop^en wca (fo in ber Dibat^e; ogL 91. ^ornad ju 10, 7).
Vnefai f^n 1. (Ebm. 44, 4 erf^int bas Qj/Ktittn ber eu^miftif^en (Sebete über ben
Obktionen — bies ift mit bem jiqofxpigeiv dd>Qa rfjg bttaxomjg gemeint ($9flina
6. 25 f.) — als eine 9mtsauf gäbe oer (Bemeinbebeamten, unb [o unfäulbig es an fi^
% bQB (Qemens eben in biefem 3ufcnnmenbange aus paränetii^n (Drflnben bie hU' 15
mmol unb 6i6xQvoi mit ben Sneftem uno fieoiten, bas eöxaQuneiv mit ben alt«
tffiamentlid^n dvalai in parallele fe^, — be^ei<^nenb ifts bo^: man fie^, bie eira-
^mia (b. L bas eixaQuntiv) ift als Slmtfffunltion einem „fultif^n'' iupfer fqion
i^er gerfidL Um Die Sebeutung biefer X^o^ s^ ermeffen, mug man |i^
nenobtig polten, loie eigenartia gegenilber allem, nms na^ ^eibnifcber Xrabittonao
ob Jtultus'' galt, gegenüber aUem inriefterli^'t^urgif^n !I^un, urnirilngli^ bie
^uben ®emeinbeoerfammIungen OKtren -— bie Srbaumtgsoerfammlungen (1 jto 14,
23.2^ foiDoÜ oie bie Saapen (1 Ao 11, 20; ogl. STeisfader, Sboftol 3eitalter
6. 569 f.). t>er Unterf^ieb verringerte fi(^, feit bas eix^Q*^^^ oerKnimten <&e«
■dnbdeamten }ufiel (ogl. Ignaüus ad Smyrn. 8, 2: o{>x i(6v Sctiv vcagk^^
booiuhiav . . . äyämfy tiouüvL (Er oerringerte fi^ no^ mebr. feit bas Vbenb*
■41 oon ben — banad^ aUmä^Ii^ abfterbenben — Sgapen losaetSfi unb mit ber Sr*
kuuigsoerfammlung oeAunben mürbe. (Es gef^ bos oerfc^imn frü^ in ben oer*
ttiebenen C5egenben ber Ainl^e. 9SBö^enb in Sit^nien bie Sd^eibung fAon infolge
w Xqnreffalien bes ^linius aegen bie ^etSrien (ep. Plinii ad Traj. ed. jteil p. 308) 00
ebigdreten ift, bouerten in mexanbria bie alten 3uftänbe audb in biefer $infi(i^ bis in
Mt 3eit bes Clemens 0. Slles. hinein ^ogl. $amad I* 396 Jlnm. 1; Gh. Bigg, the
ehristiaii Platonlsts of Alexandria 1886 6. 103). Zn ber SRe^rsa^I ber ®emeinben
w bie Xrennung um 150 (3uftin Apol. I, 65 — 67) ooüjogen. ÜBon bem ®emeinbe<
9to^ losgelSft, mugte bie ^nblung, bei Q)el^r ber biiaxtmag (TtQoemwg bei 3ufHn) »5
Mt eiu^artftik^en (Sebete finra^, „bos Opfer barbrat^te", [eine Matovoi bie eu^ariftifdbe
Speife oerteuten (3u^n Ap. I, 65 p. 180), bem, xoq& Reiben unter einer lultif^n x>^ni*
tag oerfhmben, immer ä^nli^ Q)erben. Umfomefr, ba nun bie Stoturobaben aus
Wt (Bemeinbe ben (S^oraHer freuoilliaer, ffir bas gemeinfame SRa^I ober fflr ^mtiit ber
ftmetifflege befttmmter Seitröge oerlieren mu^en : Sllmofenopfer unb Oblationen, b. 1^. 40
bie (Mben fflr bie (EuAoriftie , begannen ausetnanbersuf allen , obmo^I nocb beibe im
(Mtesbienft erfolgten (3ufttn Ap. I, 67 p. 186; ogl. U^I^om, (6ef^. ber <^L Siebes*
f^ifigleit I, 399 Snm. 3>: nur bie Oblationen erhielten bie eu^oriftifAe SBei^e. (Es
m^ bes^alb na(ie, ben „C)pfera&'' in Sejug auf bie Oblationen me^ a(s in bem Dar*
langen feitens ber (Semetnbemitglieber in ber SBei^e }u finben , bie fie feitens bes 45
nooimdx; erfu^en; — bas finnlt^e Objeft für ein pnefterliAes Opfer n>ar bann ba.
«R Snfan^ ber j^ierburc^ angebeuteten (Enttoicflung ftel^ bie mffajlung ber (Eu^ariftie,
Mt uns bet 3^ftin entgegentritt. 3^^^^ A^ ^^^ ^^^ ^^^ »fbas Slbenbma^Isopfer bem
Sefen unb ber ^auptfoqe wki^^ ab^efe^en nomli^ oon bem bamit in Sermnbung
|k|aiben SQmoIenopfer , ni<^ als etn ®ebetsopfer (Höfling 6. 67) — evxai xol 00
^yfnQunUUf im r&v d^Uov yivduevai, xiXsuu uövai xoi evdgetnoi eloi r(5 ^€(ö ^oUu
(dial. 117 p. 418) — , unb bas ^ßrieftertum aller (E^riften betont er no^ ftorl (dial. 116
p. 416). 1)0$ oenn er dial. 41 p. 138 unb 70 p. 254 bas romo noime xrl
lÄoU, 24 oerfte^, als befage es: rovtov rdv ägrov unb rovro x6 noriJQtov Jiouhe
^yjpMtjtovvxeQ ek ävdjLiyrjoiv xov nd-dovq ober xov aeoMjuarojioma&ai xov Ägimov, 56
^Vnb ^ier, glei^oiel ob man bas noteiv bem fpötem lat^olif^en Serftanbnis bes rovro
^fouhe (3. S. Trident. sessio 12 can. 1) entprec^enb gerobeju mit „barbringen'' ober
iririem" flbodMt (fo u. a. Stetig IX, 433; Cngelbarbt 323, SDtto }. b. 6i unb mit
Sdegftelkn 9lci^f^, Doamenaef^. I. 391), ober erft in bem Cbanjen (ebxciQiOTovvteg
ntHth dg ipd/irfioty) htti Opferbegriff ausgebrüdt finbet (^bfling 6. 68), bo<^ feben* 00
46 lleiita«|in
Klb bie SIemettte ab bas £>6ielt bes in bem ebxagiotdv fi^ ool^ie^nben Ofifets
iei^net. 6elb{t loenn fic^ 3ufttn bies fo jured^teelegt botte, iDte $9JfIitig 6. 63 f.
annimmt — in ber X^ot befte^ bem 3ufttn bas Opfer nii^t in bei ^Dotbtinguna bes
Srotes an fiA, fonbern in bem Sebete, bas barüber gennro^n loirb (6tei^ IX, 431) — r,
5 felbft bann bleiben bo^ bie oon i^m gebrausten gformeln ^ft beaAtensioert. Smn!t
man namli^, ba^ bas eixagiozeiv bem ngoeoTcog oblag , ba^ er alfo es nKtr, ber rdv
&Qftov ijioiqaev eöxoLQuncbv ek ivdfimrjoiv xov nd&ovg xov Xounov , fo mtt| man
m. S. jugeben, bag oon biefer gformel bis }u ben SBorten S^fdans: sacerdos id,
quod Christus fecit, imitatur et sacrificium verum et plenum tunc offert in
10 ecclesia deo patri (ep. 63. 14 GSEL III, 713; ogl. sanguinem offerri 73, 9 p. 708)
ber 9Beg gar nübt toeit ift. (Bali bod^ Srot unb SBein als fieib unb Slut C^!
Unb ift bo^ ber Hare 3n^It bes C^prionif^n (&ebanlens laum me^r als offerendo
passionis Christi mentionem facere (ep. 63, 17 p. 714 f.: ogl. unten 9^.7)! Die
loiflenfdbaftli^ Zrabition bei uns CEoangelifd^en nto^t freiliS ben Unterf^teb ber
16 3uF^f^n unb ber Sqprianitten OpferoOTftelutng fe^ grog: CE^nnan erft ift oer aRiffe»
tl&ter, ber ben ^o^en ur^riftli^en Opferbegriff umgdbogen ^! Sllein i^ ffirAte, bog
[oIAe fd^rfe Hnterf^eibung bem (Seifte jener J^eit nid^t gereAt loirb. X)ramatff(9e Dar*
fteimngen Eiliger jtult*6age lannten oiele aRofterien (ogL ^nri^ 6. 31); fte loaren
Srinnerung an bas (Bef^e^ene, 9la^mung uno SBieberQoIung jugleid^ unb fefates mit
20 Slusfd^Iug bes anbem. (foioägt man bies unb bebentt boneben 1) bag bie SorOellung
ber unblutigen SBieber^oIung oes Opfers C^fti bis fiber bie 3^it Gregors b. ®. ^in»
aus naA einer f^mboIiU 4mitierenben (Ennnerungsfeier bes C^ers oon CEloIga^
bingef^illert ^, 2) ba|[ bie oriecbiMe Air^ ben hiM^en Solhug bes 9Regimfeis
tn oer X^ einer bramatifAen iDarnelluna bes Opfers CE^rifti genähert ^: fo fipeint
25 mir unleugbar, ba^ bie 3U|iinif^^ Sormel xdv äotov jiomv . , , ek dvdumiaay xov
TtA&ovg %on ber Sntmidlungsitnie angel^rt, bie 3um römif^n 9Re|op|er ^inffij^
Die Sqpnanifc^n SBorte ^aben inner^& biefer SnüDidRunp m. S. bie Sebeutuna mij^
bie man i^nen }uf^reibL 3^ glaube auA niii^p ba| fte feine (Erfinbung fiito (ogL
Aber XertuIIian unten Str. 7). Dag bei 3renSus IV, 18, 5 (^aroe^ II, 205) bos
30 TiQoowiQew xä elgrifAha grammatift^ nur m bas oibiÄa unb alfjLa kvqiov ber ooron*
![e^noen 3^ile amufnimfen ift, tDill i^ miü^t betonen, toeil bes 3ren&us OpfeiAegriff
m n)efentu(^en leoigliq ber 3uftinif^ ift, immerhin aber jeigt bie Stelle, bog bas
TtgoGwigetv ägiov ev^aQiatiag unb bos jigocipipeiv ad>ßia xv^ov ni^ fo gar roeu oon
einanberliegen. SBi^ttger fi^eint mir, bag ein Origenes bem ®ebanlen, bog bie (^ft*
35 li^n ^riefter unb fieoiten nt^t opfern, sed verbum dei per spiritus sancti gratiam
ministrant, ben bilblic^n Slusbrud gdkn tonnte: vides altaria non cruore pecudum
respergi, sed pretioso san^uine Christi consecrari (in Jes. Nav. 2, 1; ed.
£omm(^f^ 11, 21 f.; ogl. Höfling 6. 163 ff.), (gemih, bem Origenes lag nv^ fermr
als ber Sebonfe einer Ißieber^olung bes Opfers CE^rijti; — aber ^e er ben bilblic^en
40 Slusbrud gebraust, ben er oenoenbet, roenn 6a^e rote bie Cmrians im Orient bamals
unoerftanbli^ geroefen ro&ren? (Es fd^eint mir eine relotio gleid^iltige 3ufänigleit ju
fein, bag im Orient bos jigoatpegeiv o(b(Jia oor CEufeb (demonstr. ev. 1, 10; MSG 22,
89 B) nur in ber loenig altem fog. apoftoltf^n Air^enorbnung (c. 25 XU II, 1. 6. 236)
noc^eisbor ift Siel lot^tiger als ber gfortfd^rttt oon bem Ttgocfpigeiv ägxov ek
46 ävdjuvi]oiv xov TiA&ovQ xov Xqioxov bei ^uf&n ju bem imitari Christum bei (E^prian,
ift m. £. bie X^atfa^e, bah in ber ^t\i jxoifii^en !Su\ün unb CL^prian aus bem sacri-
ficium laudis ber (Eud^ftie ein prtefterlid^es sacrificium propitiatorium geroorben
ifL Diefe SBanblung i|t am 31% gemeffen ungebeuerli^ , in ber grie<^if^*römifd^n
SBelt {ene^ 3^^^ ^nn fte laum flberraf^en: ber Opferbepriff }og nat^, loas ju i^m
60 gebSrte. Uberbies fehlten aud^ ^ier bie Vermittlungen m(i^. %h biejenigen, oeU^
Oblationen braAten, marb gebetet; um bie (Semeinfc^oft ber (gemeinbe mit (Entf^laf enen
3U bet^ätigen, offerierte man aud^ ffir fie: aus beibem erll&ren fi^ bie beutlid^er als bie
oblationes pro vivis i^en propiüatorif^en (E^oroiter oerratenben oblationes pro
defunctis, bie XertuIIian f^on als bur^ alte 6itte geheiligten Sram^ lennt (de cor. 3
66 p. 227; ogl de exh. cast. 11 p. 424). XertuHtan betrat^tete als ben I)arbringer
oiefes sacrificium no^ ben Offerierenben: biefer empfahl (&ott feine Xoten per saoer-
dotem (de ezhort. 1. c). Slllein eine „priefterliAe'' Vermittlung ift bocb f^on ^ier
angenommen; ber Stritt bis jum prie^erlt^n Opfer, loie es bie Air^ ber jmetten
^alfte bes britten 3#^^unberts lennt, ift Hein. 3^ bem Opferbegriff, ber fiber feinen
eo unf^ttlbigen (Bebrouc^ ^inausgeiDa^fen loar, g^brte ein emfigemeinter ^riefterbegriff,
WeataM^ n 47
ttnb iu bem ^rkfteAegriff. ber flbet feinen unf^ulbi^n (Stbtauäf ^tnous^eiDa^n iDor,
Qd(iöck efai emf^emeinter Opfetbegriff. Das eine i(t tm 3ufammen^ng mtt bem anbem
m bie $0^ getDu^iL was aber toar über aOtttm ans ber 9lgape bes erften ^äft*
^unberts gemorben!
4. 2>ie[e Sntoiilluna bes Dpferbegriffs im 9benbma^I mugte oorangefteOt loerben, 5
9ett fie auq für bie fd^Iiegli^e (Befialtung ber SBorftellungen ilber bie falramentale (Sabe
ift ber alten itirc^ ber ed^ibenbe galtor geioefen x\t Serfolgen oir bies , fo ift es
iBwdmagig. bie orientdifdbe unb bie ocdbeniaiq^e (EntxDidlung getrennt m be^nbeln unb
j/miM bei bem Orient fte^n }u bleiben. (Eine SetpreAung ber Slnfc^uungen aller
* Uten Soter, toie Jie 6te^ tn feinen le^rrei^n, in i^rer (Sefamt^tt ein umfang« lo
,js SuA barftellenben Xunä^en gegeben ^ fann babei ^ier ni(i^ oerfu^ wttben.
Sie ift aud; unnotia. Denn bie (Entioicaung ^at |i^ -— mas Steiib nu^ genug be»
o^et fyd — nUl^Jo oollsogen, bah bie SBoter, einer bes anbem wbeit aufne^menb,
Vit nSidict*' 90m Slbenbmaql ausgebilbet Ratten. Dag es ^ier um eine „Sjüftt'' fi^
\sMitf in Sejug auf bie, qkis ortboboz fei, in ä^nli^ SBetfe feft^ufteUen fei. toie bei i5
W( fiogosl^rc unb ber CE^riftoIogte, bas ift iobr^unbertelang fernem ber Säter bei*
gebnmen. einteber beutete bas Sl^fterium „\t na^ ber ^fft feiner religiöfen (Erknntnis",
0^ bag fiber bie oerf^iebenartigen Deutungen geftritten more. Der au^ o^ne aus*
MkSi^n Aant)^ M ooUjie^nbe SusgleiA oer oerf^iebenen t^Iogif(^en Slnfc^auungen
\A fieili^ aui^ tn ber (Bef^ui^te ber Sbenbma^lsle^re eine 9loue gefiiielt •— eine ao
t^m m. a., als $amad annimmt —; aber biefer Slusglei^ UKtr fo gut n)ie nie burA
m Disbiffion ber Sbenbma^Isfrage bebingt, fbnbem oolljog fi^ unter bem (EiitfluB
bes Außus unb ber SoHsanfcpauungen ober im (Befolge anberer bogmatif^ Ser*
Ölungen.
Ss ofarb ba^ genügen, toenn mit ^ier nur auf biefenigen Snfd^uungen genauer 25
einge^n, loeUbe ob oie bei jenem Slusaleii^ in Setrac^ lommenben C5runbformen anju«
je^n finb. ^una^ ^beU es fi^ oobtx um 3renäus. GoniEiteinur juxta verbi
Irenaei: constare eucharistiam duabus rebus, terrena et ooelesti, fo beginnt
bie (Eintra^tsformel ber SBittenberger Aonlorbte oon 1536; man meinte ben alten
üii^enoater auf feiner Sette ju ^aben, toenn man le^re: cum pane et vino vere et ao
sabstantialiter adesse, exhiberi et sumi corpus Chriati et sanguinem (Oorp. Ref. 3.
75 =r Form. conc. 729, 24 Sle^nberg). £ut^r ^atte f^on 1527, ein 3a^ na^
bem (Eifc^inen ber £rasmifd^n editio princeps, ben 3renaus fiegesgeoig als testis
veritatis für fi^ in Snfinii^ genommen ((ES. 30, 116 ff.), unb bis in bie neuefie 3eit
^in ift bes 3renaus Sbenbmal^lsle^e oon entf^iebenen Vertretern ber fiut^erif^n ^
Xkidmial^lsle^re im glei^n Sinne oerftanben niorben (oal $. 3- S^i^^r )>i^ &9^
bes 3. oon ber (Eu^ariftie 3IXbA 1841 6. 40—76; ita^nis 6. 186; Z^mafius*
Sonoei(4 I| ^23 f. u. 453 f.). ^u^ 9{fidert IQ. 495—516) fyd S^nli^ geurteitt. 3n
betZ^ Heft man, toas er lY, 18, 5 (9Raf)uet; $aroe9 II, 204 ff.) ben l^etifem
citgegenoalt : Ilöjg thv adgxa leyovoiv ek (p^ogdv x^Q^^ ^^ /^^ furix^v Trfc 40
idfji, Trp^ äjio Tov ocDfWTog xov xvQiov xai xav atfiaiog xQtq)OfAivriv ; , . , (bg yaQ
4«ö yfe ägxog JiQooXafxßavdfiEVOQ xhv ixxXtjaiv xov &eov, obxeti HOivdg ägxog
Mvt aiX €vx€iQUTxia, ht ivo JtQayßiaxcDv oweaxrjxvia , bitydov xe xcä oigavicv,
ovTa)c xal xd odjLuaxa ^/mov fietakafxßdvovxa xrjg evxoQi<Txlag, /Mjxhi dvai qx&agxa
?'y Ihüba xr^q elg alcovag ävaaxdoeo>g f;fOVTa — unb ums er V, 2, 3 §. II, 323 oon 46
cot unb 9Betn fagt: ngoakaußardiMva xov idyov xov &eoVf eixctgit^lo, yivetcu, Sneg
hil Qibua xal (U/juz xov Aqutxov (ogl. $. II, 320), fo u)irb man, rotnn man an
^erif^ SorfteQungen qen)ö^nt ift, mit £ut^er in Sejug auf jigay/bia ovQdvuw fügen:
^as mub freilid^ (E^nftus fieib fein, ber im $immel ifL SBas fann fonft ffir ein
NnlilA Dina fein im 6aframent nebe
(ifA Ding [ein im 6aframent neben bem irbif^n , bas bur^ (Bottes SBort ober 60
m ba fei?'^ (a. a. £). 117). Slllein bie (Bewö^nung an mobeme Segrffie mub
mm obt^un, menn es fi^ um 3nteqn:etation ber Sitten l^nbeU. Sbrorb, ber (S. 264)
vntei bem jiQäyua biovQdvtov bas „9Bort" {l6yog ^eov, V, 2, 3) oerfte^, burq meines
bosSrot ium Daidopfer gebeiligt »erbe. Säur (3a^rb. 1857 6. 562), ber ben perf9n<
^tu idyog mm Srote uno äßeine ^injufommen lögt, unb 6tei^, ber (IX, 460 ff.) 66
btt Jigävßia hiovQdviov in ber SxxXtioig ^eov beju). bem fie realijierenben „00m ^immel
Nnoenben SBeil^fegen" finbet, fino freiM m. (E. auäf nxäfi tm JRet^te, n^enn au<^
^ Kii^tigen nffi^r als fiut^ unb feine 9lad^oIger. (Entfd^ibenb gegen bie bfetem
liiDas'Saur (a.a.O. 6. 562) bemerft: „SRan überfe^ ^ier oor allem ni^. bab 3.
bieStti^oriftie ad^iia Xqioxov nennt; oib/w, Xqujxov unb evxctgunia finb \imm tbent^i^ eo
48 aieiikw^I n
Segriffe. Die CEuJ^ftte tDiib nti^ boburc^, bo^ ber fieib CCkifti jum Srote Jfaisu*
lommty als bos eine bec beiben nqdvfjuna, fonbem bos (7Q>/xa XQunov ift bos (mmje,
innerl^alb beffen beibes ift, foiooQi oas büyeiov ngäyfia, als auA böig anbre, oas
ovQdviov". (rntfd^eibenb geoen Saurs pofitioe Deutung ift bie ^atallele oon bixknou:
5 #eot) unb X6yog '&bov ; beioes be^ei^net ^loeifellos — borin finb au^ alle anbem einig
— bos loei^nbe SBort. Slber (Ebrarb uno 6tei^ irren , loenn fie nun bei beni ibr*
refponbieren ber Segriffe Tioäyfia bäytiov unb ägroc einerfeits. jtQayfw. ttovQdvior unb
. bcxkrjoig '&eov onbrerfeits ftegenbleibenb, in bent 9&ei^ort felbft bos iiQäyfm buwgdyiov
fe^en. 6tei^ niad^t einen Stritt }um Ki^tiaen ^m, toenn er, oeil bte IxxXrioig eine
10 menfd^Ii^e ^anblun^ fei , an „bie ber (Emefe entfpreAenbe a5ttli^ SBirbtng'' benit ;
aber er oerfolgt bie nAtige Sa^n ni^t genua, wtnn er biefe göttltqe SBirfung als gSttlidben
9Bei^efegen fagt. 9liqt an bie göttli^e SBirning, fonbem an bas oon (Bott, bejm. oun^ oas
Aber ben (Elementen gehirod^ene SBort (Sottes. Setoirlte ift jui beulen. 9Bas oiefes ift, fagt
3renäus l^ier ni^t. Sin jigäy/Lia ijiovQaviov, etmas ^neuntatifi^, mie ber gonje
16 S^M^^^^^S 3^^ ^^6 Srenius au^ bem awfia Ttvevfxanxdv bes oerll&rten »emt
(1 ito 15, 44) tro| 1 jto 15^ 50 „gfleifd^ unb Slut" jugef^rieben fysbtn (9nne, ^ 6tet^
(449) freiliq ni^ bejmeifeln follen : oi xkrjQovojbid ^ oägS, dUa xltjQovojumai . . .
vnd Tov TtvevjLtmog unb ubi Spiritus patris, ibi homo "dvens, sanguis rattonalis
ad ultionem a deo custoditus (pgL tlpl 6, 9), caro a spiritu possessa obMta
ooquidem sui, conformis facta verbo dei (V, 9. 4 u. 3 p. 343; ogl. au^ bie oon
6tei^ irrig oenoenbete Stelle V, 2, 2 p. 318 felbH). allein, bag et unter bem
TtQäyfjLa biovQdviov uid^t fieib unb Slut (E^fti oerftanben ^, beoeift ni^ minber
entfcpeibenb als bas oben angeffi^e Sraument Saurs ber Umitanb, bag 3r. V, 2, 2
p. 319 3ur (Erflärung bafilr, bag (E^riftus in feierlit^er SBeife bas Srot feinen £eib,
35 ben 9Bein fein Slut genannt ^abe (cbuoiöytjaev, dteßeßaulHjaroJf (grflnbe anffi^, bie
bemjenigen fe^ fünftli^ erfc^inen muffen, oer annimmt, Srenaus ^abe gemeint corpus
et sanffuinem Christi vere et substanüaliter adesse. Denn ber ^iraoeis dben
barauf fe^lt unter ben (Srünben. SBill man eine Slntoort ^aben u)ie atrf bie grtage quid
est terrenum? fo au(^ auf bie grtage quid autem coeleste? fo ip auf C&runb ber
ao parallele pif^en bem evxagunlav ylvea&ai ber (Elemente unb bem äfpdaqxoy ylyea^i
unferes fieibes mit ber eben fAon oenDeiü)eten Stelle V, 9, 3 ju antvonen : spiritus
— bas nvevjLia ^cot), bas auf bie (Elemente ^erab^erufen n)irb. -Diefe 9[nf(^auung ift
fpoter im Orient bie oulgare. DoA braudbt man eme Slntmori niAi (Es jgenflgt , ju
lonftatieren, bag burd^ bie C^lefe ooer Spillefe (I, 13, 2) „etioas ^immlifc^es'' ^tmu«
sälommt ju ben (Elementen, unb bag fie oaburt^ etoas „werben", bas fie oorbem nU^t
wcatn — eine Speife, bie bem £eibe, ber fie geniest, eine Sfirgf^aft bafflr ift. bag
bie odg^, dexttx^ r^g tov ^eav dwä/xecog . . . ifrig iarl Cö>^ff nagexTucn (V, 3,
2 u. 3 p. 326 f.), bes ewigen £ebens teilhaftig n^erben foll (V, 2, 3). — 9Bäre bies
bas (Samt ber Tlnf&auung bes Srenaus, fo mat es nit^t f^n)er, in i^r eine bur^ ben
40 ur^riftlifflen (Sebanlen ber ävdoraaig oagxog mobifhterte grie^ifd^e Sluffaffun^ bes
eu^ariftif^n SRQfteriums ju finben. Slber es ift nxmt bas (Sanje: bie eud^anftifd^e
Speife ift „£eib unb Slut (E^rifti.'' SBes^alb? (E^nftus ^at bas Srot [einen £eib,
ben SBein fein Slut aenannt 1) roeil n)ir feine (glteber finb unb 2) votxl mir bur^
feine 9laturgaben genö^ri roerben — , n)eil alfo bas Srot. bas er giebt, feiner ® lieber
4ö £eib me^ri, ber 9Bein bem Slute feiner (Slieber fid^ mitet (V, 2 2 p. 319 f.). 3e
}n)eifellofer biefe ungenügenbe (Erllarung beroeift, bog bte ^ßräbijierung bes ägtog
evxapKnri'&eig als £eib (E^rifti heterogen ift geaenüber ber auf griet^ifd^e Dentoeife
priu^ufü^renben Sorftellung einer bur^ bie SBei^e eintretenben Senoanblung ber rein
trbifd^en Elemente in etioas ni^t me^ rein 3rbifd^es, befto beutlit^er ift, mit über bie
60 Slbenbma^lsle^ bes Srenöus pef^it^tlit^ ju urteilen ift : 3renäus qat ben gemein*
d^riftli^et^ ^jiell {obanneif(&*Iletnafiatif^en, (Sebanlen, bag bie (Eu^ariftie [in iraenb*
meU^em (sinnej fieib unb Slut (d^rifti ift unb uns eine Speife jum en)igen fieben
fein foll, als etn mit ber griet^if^en Silbung feiner 3^it oertrauter X^oloae bur^ bie
X^orie ber ,^9Bei^e" ber (Elemente fi^ näber gebrat^t — mt fd^on 3uftin oor i^m;
5ü bas (E^aftenftif Ae feiner Slnf^uung aber ift , Sag er ben gemetnd^riftli^en C5ebanlen
ni^t auf Aoften oer 2^eorie oerlürst, i^n oielme^r mit fe^r finnlit^ Qingenben SBorten
(änb TOV acojLUXTog xai atjLtarog tov kvqiov Tokpeodai V, 2, 3 p. 321) }ur (Seltung
oebra^t ^, o^ne ju bemerlen, bog feine mangelhafte (Erflärung filr bie gemein^riftlit^
wobijierung ber (Elemente bas 9[useinanberbre<|en ber beiben oon i^m lombinterien
eo (Bebanlen nu^t oer^inbert.
iltifitbmalil il 49
^i^e Ctgentumlu^Ieit ber irenatl^en Snl^auung iDtib in noi) gelleres £i^t rüden
iDcnn nrir bie alesanmntf^e t^ jur 6eite jtellen. Son Clemens bürfen mit bobei
abfe^n. Seine C5ebanlen bexoeaen \xi) in ber gleid^en !Ri(^ng roie bie feines 6(^ülers
Ortgenes unb finb aad) bejüglt^ Der uns ^ier bef^dfti^enben (Jrtage nur in ber ent«
nridelteren (Beftalt, bie i^ Drigenes g^eben fyd, fflr bte Solgejeü roi^tig geworben, u
Sluslegungsbifferenjen Aber einjelne Stellen braud^en uns ^ier niAt aufsu^alten, — |ie
^aben nur perc^erik^ Sebeutung; Aber bes Origenes eigentliche SReinung ift unter
Koteftantif^n gfotf^^m lein Streit Die gemeind^ri|tli^en (gebanlen, bie roir bei
orenätts fanben, refnrobujiert au^ Origenes: populus christianus, populus fidelis,
audit haec et ample(^tur et sequitur eum, qui dielt vnisi mandueaveritis lo
eamem meam et biberitis sanguinem meum, non habebitis vitam in vobis
etc.« ... et utique, qui haec dicebat, vulneratus est pro hominibus . . . pro
peccatis nostris, sicut Esaias dicit (in Num. hom. 16,9 ed. fiontnta^f^ X, 199);
ostendit [Jesus] quando eos (i. e. discipulos suos) hoc pane nutrit, proprium
esse corpus (in Mt. ser. 86 £omm. IV, 419) ; nostis, qui divinis mysteriis Interesse i3
oonsuetis, quomodo, cum suscipitis corpus dei etc. oben in 9tt, 2 (in Exod.
hom. 13,3 £omm. IX, 156); communicare non ümes corpus Christi, accedens
ad eucharistiam, quasi mundus et purus . . .? non recordaris illud quod
scriptum est: IKo 11,30. quare multi infirmi? quoniam non . . . inteUigunt,
. . . quid est accedere ad tanta et tam eximia sacramenta (in Ps. 37 hom. II, 6 '^
imm. XII, 268). Unb au(^ ^ier finben roir, beutli^r begreiflic^enoeife als bei
3ren&u$, biefe gemein^riftli^n (&ebanfen ^ineingefteltt in bas £i^t bei X^orie
nqfteridfer SBet^n: bibere . . . dicimur sanguinem Christi . . . sacramentorum
{= ^vanjQuov) ritu (in Exod. hom, 16,9 S)mm. X, 199); rovg fier^ evxaQiariag
m eixng . . . jiQoaayojbtivovg ägxovg iot^lo/iev, oa^jua yevojuevovg diä rijv -j
ft'^f^v, ayiov 11 xai äyiä^ov rovg jueid vyiovg TtQO&ioecog avrcß XQ^/^^^^
(c. Celsum 8,33 fiomm. XX, 155); cum acceperis panem mysticum in loco
mundo manduces eum: hoc est ne in anima contaminata . . . dominici corporis
saeramenta (= juvari^Qia) percipias, quicunque enim etc. 1 Ko 11, 27 . . . •
in looo sancto capiamus sancta mysteria per graüam spiritus sancti, ex quo oo
sanctificetur onme, quod sanctum est (in Lev. hom. 13, 5 u. 6 £omnt. IX,
409 tt. 411). Sniein es finb bier, anbers als bei 3renQus, oon ben gemeinlir^U^en
Soiftellungen nur bie 9Borte fibrig geblieben. Denn bem Spiritualismus bes Drigenes
wt {oiDO^I ber Segriff bes ,j£eibes unb Slutes" bes er^ö^ten $erm, als ber Seoanfe
bes Elfens jur Unfterbli^Iett, als enblid^ ber ber ävdaraaig oa^xog unbenlbor: eI^:^
'm ^y äv&Qwnog [6 Kgunog], dJUd vvv ovöa/icbg icrtiv äv&QCOJiog (in Jer. 15, 6
üomm. XV, 288), homo esse cessavit (in Luc. hom. 29 fiomm. V, 197), bie
Materialität gehört nur biefer oergönglid^en SBelt an unb oerge^t mit i^r^ „Sfl^n" unb
nXrinien" ^cAen mit bem geiftigen fieben ni^ts ju tbun, alle Spetfe xor' avrd
fiiy TÖ vJUx6v (fon)eit fie materiell i|t) , au(^ bte euc^ftif^e , ge^t ab ai^ bem ÜBer« lo
ton^smeae (in Mt. XI, 14 fiomm. III, 107); unb in ber ävdaraoig rotrb au^ fflr
URS bte S^terialitot fortgel^enbs me^r abgeftreift, bis aui^ an uns fid^ erfüllt: qui
potaerit sequi Christum..., jam non erit homo (^in Luc. hom. 9, 11 fiomm.
IX, 364). 3^ Oriaenes ^at au^ ^ter |i^ bie Serf^ieben^eit. feiner unb ber r>uU
gi^Xnf^uung nid^t oer^e^lt: quod dicit [evangelium] »accipiens Jesus panem« 40
^ simüiter ^accipiens calicem« , qui parvulus quidem est in Christo et in
Christo adhuc camalis, intelligat communiter; prudentior antem etc. (in Mt.
ser. 86 fiomm. IV, 418f.) ; xäv vnö rdtv dxeQaioxeQiüv vojuiCtiTai dyidl^eiv 6 övo^
f^Ofieyog äaiog tov xvqIov, to dviaCojuevov Öwt Xöyov §€ov xai hxev^ecog
tw Tc5 M^ X6y(p (b. ^. ni^t bur(^ fifi felbft) dytdl^ei xov ;^^a>/i«'or (in Mt. tom. üo
XI, 14 fiomm. III, 105 u. 106). unb loas i^m ber eigentli^e Sinn bes Sffens
teSeibes (E^fti unb o^nli^r liturgifd^er 9Borte i|t, ^at er oeutlid^ genug gefagt: bas
^IWL in ber (äi^orifrie ift ein tvtuxov xai avfxßohx6v ocbfuay etn ^imoeis nur auf
^iedjbytfon^ ßgojoig, ben fiogos, bas lebenbige SBrot (in Mt. a. a. O. 107); panis
iste, quem Dens Verbum corpus suum esse fatetur, verbum est nutritorium 55
^uumarum . . ., non enim panem illum visibilem, quem tenebat in manibus,
corpus suum dicebat Deus Verbum, sed verbum in cujus mysterio fuerat
Psnis iste frangendus, nee potum illum visibilem sanguinem suum dicebat, sed
verbum, in cujus mysterio potus ille fuerat effundendus. nam corpus Dei
Verbi aut sanguis quid aliud esse potest nisi verbum, quod nutrit, et verbum go
X(a(«Qrnc9nopab{€ fCr Theologie unb Kird^e. 3. 91. I. ^
50 atfitbiitaiil II
quod laetificat cor (in Mt. ser. 85 £omm. IV, 416 f.). SBir trinfen fein Slui,
cum sermones ejus recipimus, in quibus vita consistit, glei^tDte, toettn loir
bie äBorte feiner Spoftel lefen, bie au^ i^r Slut oergoffen ^en, et vitam ex iis
consequimur, vulneratorum [seil, apostolorum] sanguinem bibimus (in Nu. hom.
5 16, 6 £omm. X, 199f.). 9li$t auf bie QEu^anftie alfo ift bos (l^en bes fietbes
(£^ri|ti, bos Xrinlen feines Slutes bef^rönit; bie (Eud^ariftie fyd oor jebetn $oren bes
Qötlltc^n SBortes nur bos ooraus, bog ^ier jum 9Bort bos Snmbol ^injulommt. —
unb ni^t nur bie genteinc^Jtli^en Sorfteüungen oerflfld^tigen näf in btefem Spiri«
tuolismus; aud^ oon bem me^r gried^if^en als d^riftli^n (Bebankn, bog bie (Elemente
10 burA bie 9Bei^e eine dvyajm (j}(p€l€Tixii (in Jo. 82, 16 £omm. II, 458) ersten,
bleibt [trenggenommen nid^ts äbrig. — Sffen unb Xrinlen t^uts ^ier gor ni^, fonbem
oHein oas ^ören bes SBortes.
Diefer Spiritualismus, bem, roenn er ber oemeinfir^Iit^en ^räbijieruna ber eu^«
riftif^en Speife entfprec^nb oom Sffen unb Xrinlen bes fieib^ unb Slutes S^fti
15 rebet, jeber (Sebanle an ben eigentliqen £eib unb bos eigentlich Slut Q^rifti — fem
liegt (6tei^X, 99), unb ber ^Realismus bes3renäus, ber baft berSpiflefe ein jigäyfm
biovQdviov in ben (Elementen als real oor^anben unb bur^ fie iDirffam beim unb
ba^er bie gemeinlird^Ii^e ^röbijierung ber geroei^ten Elemente als £eib unb Slut
(E^rijti mit (Emp^afe fi^ aneignet, o^ne fie gatn emft nehmen 3u fönnen — benn bie
so iRealpräfen} bes DerQörten £etbes (£^ifti im Menbma^I ^at aud^ Srenäus nu^ an-
genommen, unb bog S^rifti £eib unb Slut unb bie Elemente beibe als ein finitum
capax infiniti geiDürbigt roerben^ ma^t i^e naioe (&Iei(^fe|ung mtUji begreifiidb, aber
re^^ertigt fie bod^ nid^t — bos ftnb smeifellos bie beiben ffir bte (Sefd^iAte bes SDbenb«
mai^Is in ber grie^if Aen Aird^e iDi^tigften Slnf^auungen oom ^enbma^I. Stei^ nennt
s& bie 9lnf(|auuna bes £)rigenes unb ber an i^n fi^ anfdbliegenben X^eologen eme ent-
[^ieben fqmbolif^e; in Srenöus mügte er, roenn er beffen ^ugerungen ebenfo oerjtan«
Den |ötte, roie t& fie oerfte^en ju milffen glaubte, einen Vertreter ber „bpnamifd^en''
Sluffaffung fe^n, bie nad^ i^m, obiDo|I f^on oon ben Salentinianem ber Excerpta ex
Theod. (oben in9tr.2) vertreten, in ber Air^e erft feit ber SRitte bes oierten 3<^'
80 ^unberts an bie Stelle ber „fqmbolifc^en" trat, obne biefe gan} }u oerbrangen. ^o
joeifellos biefe Stei^f^en lermini brau^barer finb als bte Xermini ber lonfeffionellen
Aämpfe bes 16. 3Q^i|unberts, ganj jutreffenb |inb fie bod^ ni^t. 6Aon ber Hmftanb, bog
bie bqnamif^e Sluffoffung bereits bei ben Ongenes bod^ fo oielfaqi oenoanbten Solen«
tinionem fi^ finbet, ^tte 6tei^ irremad^en lönnen unb ^ es in ber Z^Kkt faft ge«
86 t^an (ogl. 6tei^ IX, 481 Snm.). Die „b9namif(^e'' ^uffaffung ift bie [pejifif^ grieAif(|e;
aus ben religiöfen ^nf^auungen ber gried^ifd^en Aultur ber AoHersett geboren, i|t fie,
bis bie grobe SBanblungsIe^re fie ablöfte, in ber grieAif^en X^eologie feit 3^)^^ bie
l^enf^enoe geroehn. Slud^ Origenes \iai Ilar nur fär oen (Snoftüer bie aud^ bei i^m
ni^t Je^Ienben gformeln biefer bqnamif^en Suffaffuna befeitigt; fär bie simplices ift
40 na(^ t^m jioeifellos bos 6^mboI me^r, als uns ber Segriff bebeutei Der tiefftliegenbe
DifferenjpunH jmiftben Drtgenes unb Srenöus ift oielme^r ber, bog bei bem 6piri«
tualiften alles „geiftig" t[t — eine Seelen^ife nur ift bie (Eu^ariftie — , roS^renb bei
3renäus, ohoo^I er getotg eine geiftige (Einroirlung ber (Eu^oriftie nid^t aus^ef^loffen
roiffen loollte, au^ roenn er oon „Seelenfpeife" ni^t rebet, ber Xon barauf hegt, bog
45 bie aci^f , dexrixti rov nvevjxaxog, bur^ iJ^r (Effen unb 3iin!en UnfterbliAfeitslrafte in
fi^ aufnimmt. 9leue Xermini möAte id^ ni^t bilben; unter ben gegenüber Drigenes
unb 3renäus lönaft angeioenbeten Xermtnis bes Spiritualismus unb 9{ealismus lä^t
fi^ bos 9li^tige oenfen. 9lur mug man, fobalb oon bem Segriff bes 9{ealismus bie
9{ebe ift, ben (Sebanlen an bie 9{ealprafen^ bes £etbes unb Slutes (E^rifti fem^Iten.
50 Denn (o real bem 3renaus bos (geiftige ift, bos ju ben (Elementen linjulommt, —
oon 9{ealprafen3 ijt bei i^m bo^ ni^t ju reben.
Dag man bis auf (E^rill oon 3^ni[alem mit biefen beiben Segriffen, bem ber
fpintualiftif^'b^namif^en unb bem ber realiftifi^^b^namif^en Sluff affung anstemme , mürbe
leiner ber bisherigen eoangelifd^en Searbetter ber ®ef^i^te bes Slbenbmapls be>
55 ftreiten. Die erftere 8lnfd)auunci ift bei ben Ideologen biefer ^t\\ bie ^errf^enbe
geroefen. 6o fpiritualiftifd^ mt Ori^enes |at par leiner ber^rogen Air^enoöter, bie
bem Origenes folgten, gebaut: ferner oon i^nen ^^ai bie Serfqiieben^eit ber fpiri^
tualiftif^n ^nf^auung unb ber Kr^Ii^en ^röbijierun^ ber geioeibten (Elemente fo
ungeniert ^roortreten laffen roie Origenes, unb au^ bie entfi^iebenften 6piritualiften
60 unter i^nen muffen, bo fie bie ävdmaoi!; anQxog annehmen , bem gläubigen (Seniegen
MeiikMI 0 51
ber Sü^lariftie no^ 3^ 6, 54 eine oennUteUe Sebeittung au^ für bie odgß
gegAeii ftobtn. X>o^ aber finb (Ettfebius 9. fOkxta (6ie{|| X, 97 ff.), Safilius b. $.
Jib. 127 ff.). SregcNT o. 9la}{am (ib. 138 ff.) ttnb SRnloriuSp ber tUere (ib. 142 ff.),
in ibren 9n|d^nngen ornn SoenbnKAI ,pOrigeniften^ ju nennen. St^noftus, ben
6te% (X, 109ff.) mit Unreif (ogL X^ofhis^SoiUDeff^ I, 431) aonj in i^ i
Steige pellt. Htqt yam 'm feinen nn\fymumtn oont Kbenüma^l unter (tarier (Eimirtr«
hing oriaen{fti|(^ Sebanlen, aber SrenSus pot orbgeren Sinflnh onf i^ jefibt. Dies
im ebnelnen nad^moeifenp ift für bie S^Iogie oer einjelnen Später oon 3ntereffe. f&r
bie SefAi^e ber Kbenbma^ble^e jipedlos. 9hir eines filr bie (Bef^it^te ber grieqi«
{Aen 9benbma^ble^ »ic^gen Xerminus , ben mon miäf bei (Bregor 9. StQjiom an» lo
ttifft, mv% ^ier gebaut »erben, oeil er, »ie iA glaube, oeber in ber fpiriiualiftifA«
brnrnmif^n no<^ in ber realiftifi^bgnamif^n tfnfd^ung urfprünali^ k $aufe ip,
oielme^ auf eine britte VuffaRung uns ^iraoeip. bie neben jenen be&en ni^t o^ne Sin«
|lu| auf bie f^Iiefili^ CEntotdelung gooefen tp. Ss Rubelt ji^ um ben auf bie
aevei^n (Semente ongevenbeten Üterminus ävrhvTia rov aw/iatfK xal aTfiatcKti
ÄQmov, eujettus (demonst. ev. 1,10 HSO. 22 p. 89 D) gebrmtAt ben gleiA«
TDotigen Zermtnvs „oiijiMßola" nur innei^Ib ber Opferrnntpellung, unb 6tei^ (X, 188)
vnl Ke^ ^cAen , oenn er ouA bei bem ärrtwna (mgots 9. 9l(»ian3 (or. 8, 18
ed. Ben. I, 229 D) nur Keflesionen auf b<» Xbenbma^bofifer tm ^interontnbe
ftt|l: ob Obfefte ber ävai/MK xal Xoytxi^ (fo Cttfeb. dem. ev. 1, 10 p. 92 A) aber»
hdfMuaog ^vota ((gregcNT 9. 910}. or. 4, 52 opp. I, 101 B) Pnb bie (Elemente av/if
ßoia rov re (Kbuaxog xal rov aXuaxog Xounov ober drtkvTia rov a(6/iat(K 1j rov
dfioKK, b. %. wbilber bes mirlli^n , gef^i^Ii^n Seibes (E^pi. Stb Obfette bes
Qemines ^Stte oeber (Eufeb niM^ (Tregor oie (Elemente dnkvna rov adi>aaxoq xal
m fdijuttoq Xqujx&v nennen ßnnen, benn ber nrirfli^ £eib unb b<» ormliAe Shtt 2b
S^ ^ mit bem fOeubma^bgenuffe nm^ i^nen ni(^ }n ^un. (EuM^tud oon
SntuN^en baaegen Jot in einem bnr^ 000 joeite Sticänum oufbeoa^rten (jfragment in
Pro?. 9, 5 einen |>ira0ei9 auf bie anbrvna iwv ocoptaxiHcov rov Xqioxov ßiekcov
g(fe^ (MSO 18. 684; ogL 6tei$ X,402), ^ alfo in ben (Elementen ab Objelten
0^ Centdles VntttQpen bes oirlli^en fieibes (E^ripi gefunben. @tei|| (X, 402f.) unb ao
nrii t^ 9amad (IP, 434) fe^en in biefer Seroenbung bes Xerminus bei (Euftat^
eine fdunbSre äbertrogung oon bem fomfijienen auf b^ faframentale (gebiet. Dafür
WH oiel. 3m 3ufammen^ng ber Cfraroorpellnng nmr, lobalb ber (Sebanfe bes
^Qo^igeiv TYiv fivfiixfiv rov juLeydXav mfjuxzo^ [Xqiotovi (Sujeb demonst. ev.
1, 10 p. 92 D) fi^ in bie gormel bes nQowpiQuv owua gefleibet ^e (Cufeb 35
8. 0. O. p. 89 B) bie 9tefIezion auf ben eigentli^n fieib a^fti ou^ fflr bie Orige«
niften unoermeibli^. Die Sejei^ung ber (Elemente ab ber Avthvjta rov oibfimog
^ Qifjiawog Xounov Cnnte ba^ ab eine fpiritualipif^ 9teferoation bei Seroen«
h% bes O^emgriffs auf gef ajgt unb fo fe^ aut ffir urffrrüngli^ alezanbrinif A geilten
oedieii. Doq ip es ni^ gerabe mo^rMeinli^, baft (Eupotbius oon Sntioqien , ber 40
in feiner 6^rift de Ennstrimytho ben Origenes fAaif angegriffen Ifot unb mit (Eufebius
in Sel^be ba, einen desanbrinif^n Xerminus auraenommen unb n)eitergebilbet ^abe;
imm ip oer Xerminus auf »oeifenos alesanbrtnif^em Soben erft na^ (Eufto^ius
n^oeisbor. Das Problem I3p p^, mit i^ meine, bur^ bas mit 9te^t fo gut oie
Qngemein für ni<^«irenaif4 ge^Itene fog. II. ^fafff^ 3renausfragment: rijv ngoa- 4Si
fpooav reXioavreg hexaiov/Liev r6 jryev/ia rd ayiov, STtcog ancipijvu Ti]v {hatav
^fmfjfp xal rbv äotov oG>iwl rov Xqujtov xal xo tzottiqiov t6 al/m rov Xqiotov,
>er '4.ermtnus jioar tn peireiioier :^ennup[ung mn oer ^;p[eroorTieuung, aoer co
3n§lei(^'(ä5 Sejei^nung ber eu^arijtiji^n Speife — ab (Slieb einer im Serglei^ mit 3ren8us
vjA IMgenes bun^us eigentümliqen (Se)amtan]^uung 00m SCbenbma^I. Das SBefen
H<r9benbma(bauffa|fung befielt barin, boft bie fatromentale Sebeutung bes Xbenbmaob
ber fitbiPsienen untörgeorbnet ip: abSnmboIe bes geopferten fieibes unb Slutes Qi^pi
^^tmittetn bie aenoffenen (Elemente, nnis bur^ bos Opfer (T^pi enoorben ip, Sfinbenoer« c5
üAma unb eiDtges £eben. 9RfiMe man raten, 00 biefe an oerpSnbiger (Esegefe ber ^I. S^rip
oriemterte Snfqouung ju ^aufe aeuFefen fei, fo u)firbe man on bie antio^eniMe S^ule 3U
)Mm Mneigt fein. Do^ es beoorf bes 9{otens nid^t : bie gleiten (ßrunbgeoanfen jeigen
M in der einen Stelle fiber bas Xbenbma^I , bie uns oon Z^obor oon SRopfuepe
«Wien ip (3U 1 ilo 11, 34 MSG 66, 889; ogl. 6teiti xn, 221); Z^obor nennt eo
4*
52 WbtvlbmOH ü
bie geiDei^ten Skmente av/jißoka xov ^^ktvätov mv Xqujxov. Da nun CEuftd^itis
in meBr als einer ^infi^t als ein 33orIäufer, ja Slnge^öriger bet antio^nif^n S^iiIe
anjufeQen ift (ogl. fioofs !Doamen9e[^. 3. ^ufl. § 36, 1), fo ofirbe man bie httjen
SBorte , bie uns Don i^m erhalten [tnb, o^ne ieb^ Sebenien als einen Seioeis bcpt
5 anfeilen bürfen, bag f^on er jene ,,antio4enif(^" ^uffanung bes Slbenbma^ ^atte,
felbft toenn ni^t ber ganje Sufommen^ang ber oon (Euftot^ius erOirten Stelle ($r. 9,
1—15) }uglei4 auf bas C)rfer ^imoiele (osl. (£9prian testim. 2 CSEL III, 34;
ep. 63, 5 ib. p. 704). 9luq bos II. $f^%^ 3renättsfragntent loirb bemna^ ni^t
aus alexanbrinif^en (3^n» SorfAungen 3. (ßef^. bes neuteft. Jtonons II, 280 ff.
10 295 %xm. 1), ni^t aus Iteinafiatif^en (^(m(a, (ßef^. ber (AiäfvSfX. £itteratur I, 761),
[onbem aus antiod^enifc^n Areifen herzuleiten [ein. 9Ran mfigte es, loenn man es fflr
ooreuf^ianifA ^U, imitreife bes £uctan unb Dorot^us unterbringen. 3>o^ bos lonn
^ier nid^t oerfolgt roerben. SRir genügt bie m. £. fixere X^a^, bag roir im II. $faff«
[d^en 3renaitöfragment unb bei CEuftot^ius — aber bie Constit. apost. 09L unten —
16 ntd^t eine „SBenbung ber ^errfc^nben alesanbrinif^en Slnf^auung" (6tet^ X, 403),
[onbem bie frä^[te Sejeugung ber oIs [eI6[tänbig neben i^ ju betra^tenben antiiK^«
nifd^en ^uja[[ung 3U [e^en ]^(wen, bie, roie [i^ unten jeigen loirb (bur^ Sermittluiig
^auls D. 6amo[ata unb ber r5mi[(6en äRonar^ianer?) Sesie^ung jum Ocribent gehabt
ifaben mug. — SBill man einen fad^Ii^ orientierten Flamen für bie[e oon ber ^iri*
20 tuali[ti[^«b9nami[<^en unb ber reaKJti[^«b9nami[Aen [^rf [i^ unterf^ibenbe Slnfc^uung
^aben, [0 möchte t^ [ie bie [9mboli[d^«[^Infi^iene nennen. Denn loenn irgenbno in ber
alten 3cit ber Segnff ber „(9mboIi[(9en" 9luftal[ung bere^tigt ift, [0 ift ers ^ier. — Der
Siebli^e Slusglei^ ber bret be^anbelten 9benoma9lsan[4auungen ^ bas Sbenbmol^Is*
ogma ber [pSeren 3^it roerben Ia[[en, gleid^roie ber ftantfif oer alezanbrinifAen, Hein*
2&a[iatif^en unb antioAenifd^en Xrabitionen bas trinitariMle unb ^tologifoe !Dogma
f^uf . — 3n biefem 9lu$glei^ ift bie antioc^enifAe Sluff atfung 00m SGoenbrna^I ein Te^
bebeutfamer jJra!tor gemefen. Sie ^e oor ben beiben anbem bas poraus, ba|| [ie oos
Slbenbmabl in eine Hare Sejie^ung |u bem loirni^en fieibe unb Sluteol^riftt oralste,
u>a^renb Sie Drigeniften in iprer Slbenoma^IsI^e nur ben fiogos in (E^rifto gebrou^n,
30 3renSus nur bie Unoenoeshd^Ieit feines ^leifc^es. Die [oieUei^t biur^ Sudans Sin«
n)irfung auf bie Cufebianer oermittelte] Slufna^me b^ Zerminus aiu&ohx ober
ävxkvna innerhalb ber Dfrferoorftellun^ feitens b>es Cu[ebius, (ßregor 0. Sbijian] unb
3RaIarius i[t nur ein S)>e3ialfall ber (Etmoirtung, roel^e bie antio^ni[^ SCbenbmo^Is«
le^re im oierien unb beginnenben filnften 3(^rHunberi geübt \fii.
35 5. (Einen Spod^epunlt in ber n)eiteren (gejc^id^te ber Slbenbma^lslel^re bilben bie
(^ri[toIogi[d^en ftamofe bes fünften 3(^r^unberts. Die ^nfi^uungen ber Sfiter bis 3U
biefer 3^it finb oer^d^ieben proportionierte 3Rif^ungen ber uen&ifqen, ber alt'alexan*
brinif^en unb antio(|enif^en mfd^auung. Sine £in3eIanol9fe, roeli^e bies na(^iefe, i[t
l^ier unnötig. DoA ift es eine n)eitoerbreitete SJleinung, bajg brei ber Sater biefer 3^tt
40 über bie jenen brei 3inf^uungen jgemeinfame Unfä^igieit, ben roirlli^en fieib unb bos va\A*
li^e Slut (£^ri[ti real gegeraoorttg 3U beulen, ^tnausgegangen [eien: Q^rillo. 3^ni[älem,
(Sregor 0. SRpa unb GP9ri^[o[tomu$. Sluf bie 9ln[qiauungen biefer S&ter mfijfen oir
bespalb eingeben. 3d^ [d^tde ooraus, bog bie [eit bem oierten äa^r^unbert aÜma^Ii^
{^nftli^ Jiq fisierenbe liturgijd^e Xrabition, obn)o^I [ie n)ortrei^er geroorben roar, benno<^
45 tn ben (orensen ber gemeinrird^Ii^en forma loquendi [i(| ^ielt. Son Deutungs*
SIementen i[t nur eines allgemein aufgenommen, bie ber X^rie bes 3renäus ent«
[pre^enbe Cpiflefe bes 1^1 (Sei[tes, natürlid^ in einer ber ißlerop^orie ber Iiturgi[^n
5nebe ent[pred^enDen JJ^^rm: xaTanifiipfjg roäyuiv oov Jtvevjua im rijv 'dvoiav rav-
rr]v . . ., ÖTKog dnowTqvri rov 5qtov rovzov acbjbia rov Xqiotov aov xai rö natriQiüv
coToÖTo ahm rov JCQunov oov (Const. apost. VIII, 12 ed. £agarbe p. 256, 13ff. ;
eben[o [qon bie £iturgie ODorills 0. 3^^u[alem, ogl. unten unb Swainson, the greek
litumes 1884 S.209). Dag bie [og. liturgia Basilii im achten unb nod^ im elften
3abr9unbert ben Xermmus ävrhvTia oermeni^te, borf m. £. nid^t für bas oierte ober
fünfte 3<^i^^uubert gegen bie eben ausge[proAene Se^auptung geltenb gemalt loerben.
5ö Denn bie bort oorliegenbe Senoenbung bes 2:erminus für bie noc^ ungemet^ten de*
mente (nQo&evreg rd ävtixvna xov äyixw oduarog xai aXfjuxtog rov X^tatov oov,
oov deo/ue&a . . . ik&eTv x6 nvev/xa . . . ^2 xa nQoxeifieva döga etc. bei SuKlinfon
p. 82 u. 161; ogl Nicaen. II 9nan[i XIII, 266) ^at in ber älteren ßeit ferne
^^iarallelen unb [tammt oielleid^t (ogl. unten eut9^ius) aus ber !iexi 3u(tinians. Dos
60 SBei^gebet im Const. apost. VII, 25 (ed. Aigarbe S. 208, 25 ff.) gebraucht ben
Kiettbma^t IT S3
Qiu^ V, 14, p. 142, 21 unb VI, 30, p. 195, 3 ooriommenbcn lerminus nvrhvjra
alletbings im genuin ontio^enifc^en Sinne jffir bie geioei^en (Elemente, qu^ [ofem fte
aenoflen loerben: evxaQtaxovfxev . . . iTtkg tov riulov aXuaxoc: 'Irjaov Xqioxov tov
inxv^h^og vTtko i^/mtv xcd rov tijmov auifiaxog, ov xai Avrttvna ravra hcntXoy-
fAer . . firjdek dk loi^hco iS OLvttbv xibv duvi^cDv , äXkä jjiovoi ol ßcmtiCouevoi 5
Kti , adetn im litutaif^en (gebrauch i|t bies Geoet f^erliA traenbiDO ^eioefen. ijfür ben
Einfluß, ben bie Smur^ie fibte, lommt bebet au& biefe Stelle ni^t m Setrocpt. Sie
Siturate muj^e, meil fte an bie gemeinfir^lid^ ißrabijierunQ ber (Elemente [idb ^ielt, ben
S^rirmidismus bei X^eologen jurfldbrSngen; |ie nnij^e femer, je me^ fie ^ einer
fMvrj/irj TOV fieyaXov ^purtog ((Eufeb. dem. ev. 1. 10 MSG. 22, 92 D) ft^ aus« lo
gefmltete, je me^ bos ngoofegeiv ocbjLia Xgiatov omä) fie betont iDurbe, befto me^r
Me Cu^onftie mit bem roirlltc^n fieibe unb "bem iDirlli^en Slute (SfyAlti in Serbin^
bung bringen. Dies ift eine Sorausfe^ung ber gansen folgenben CnttDicflung. (Es
mu^ aber bereits bei (E^rill d. 3^rufalem beboAt toerben. (Eprill ^ot im %S47 ober
348 in ber oierten unb ffinften Teiner m^ftagootf^en ftated^fen (MSG 33, 1097jf.) in i5
Snidkuna an bie 9EBorte unb ^räu^e ber liturgijAen Xrabition unb unter Srilarung
beließen \t\nt eben getauften Sväßxtx fiber bas ^[benbma^Ism^fterium belehrt. $9lt
man |i^ bie Slnle^nung bes Sleoners an bie fiituraie im Semujgtfein unb ermägt man,
^ bie lir^Ii^ Untenoeifung f^on in 3u[tins 3eit (od. oben in 9br. 2) |i^ f^Ii^t
an bos Tovrö itniv ^ielt, fo loirb man fi^ nt^t rounbern fönnen, bag aud^ biefer ftate^t ^
^ oierten 3<^|unberts gans auf ben Stanbpuntt ber slmplices ^erabpfteigen f^eint.
Hb bos 5Db{ett oer äyla xal (pQixcodeaTÖTTj ihjola (5, 9 p. 1116), ber &valfiaxxog
irngda (5, 8 ibid.) erf^int ber „gef^Iac^tete (E^ftus" felbft : Xquttov iof^ayiao-
fihov vnip TCüv ^/urigcov äoagimiatayv jtpoo(piQOjuev (5,10 p. 1117) unb bie^age
^ ber Sebeutung ber euqanfti|^en Spetfe gilt als entf^ieben bur^ 3efu SBort: 20
dinov.., ebt6vT(K ^egl rov ägrov '>tovt6 jxov imiv rb 0(biJLa<it rig rol/ÄtjOf] yiq)i'
ßaiiety Xoaiov ; . . . to vdo)Q Jtork elg olvov . . . jueraßißhjxev h Kavq, rfjg läXt-
laiag, xal obx ä^ioTiurrSg iativ olvov jueraßcdcov efc olaa; (4, 1 u. 2 p. 1097).
Vis bie Urfa^ biefer fxeiaßoXy) tx\^\vX bie ^iflefe bes ^1. (&emes: oir bitten (5ott,
TO Syuyv Ttyfvfjua ajioarelXai hzi tol ngoxel^ieva, Tva Tioirjof] rov uev ägrov ocbiia ^
XQiatov, TÖv öi civov aljua Kgiorov ' ndvrog yäo ov l(pdnpairo rov äyiov jcvevua,
Tovro ^yiaarai xal ueraßSßlrjTm (5, 7 p. 1113 f.). hierüber bele^, foH ber 9ceo==
(»W booon Über5eugt |ein. bajj 6 (paivoijievog ägtog ovx ägrog ioriv, et xal rfj yevaet
oIo&rjTog, äUA oco^a Xgiatov , xal 6 (paivö/ievog olvog ovx olvog iariv, el xal 1)
imig Toiho ßovlexai, iXXa aljua Xqimov (4, 9 p. 1104). 3lla||loer ßfet fi^ laum :v'.
reben; nfi^me man bie SBorte emft, fo läge Bier bie tlnnal^me einer Iransfubttantiation
oor. jniein (Eqrill rebet als Äate^et. gaftif^ finb aud^ i^ Srot unb aBein nur
infofent,,oenoanbelt", als |ie „gel^eiligt" finb, mel^r geworben finb als gemö^nli^es 8rot unb
jeroo^lid^er SBein, nömlt^ ein dvrirvTcov rov otb/jurtog xal aifmrog Xgimov (5 , 20,
pll24 ; ogl. 4,3, p. 1100: h runcp yäg ägrov dldorai ooirb ow/m), unb ber eigentli^e 10
Sinn bes C^ens unb Ürinlens bes fieibes unb Slutes (E^fti ift auc^ bier no(^, bie
Seefc nä^en an bem fleif^geroorbenen fiogos (ogl 4, 5, p. 1100; Steig. X, 413 ff.),
tkianbrinif^ , irenfiif^e unb antiodbenifd^e (Elemente loo^nen in biefer 3in[(^auun(}
frieblt^ beifammen, uno bun^ bie Serbinbung ber realiftifA'bqnamif^en Sluffaming mtt
dementen ber bie Slnti^n bes ©irflic^en fieibes (ffirifti im Slbenbma^l ftnbenben 4.5
ontioi^nif^en entfteW ber St^ein einer im fpateren öinne „realiftifAen" Sluffaffung.
Sber eben nur ber S^ein. „fieib unb Slut (E^fti" finb au^ bem (E^rill, loie bem
3renaus, f^liefelit^ nur ein Slusbrud für bie 9?ealit8t eines $immlif(^en in ber eu^a-
rifüft^n Speife. 9htr bie (Emp^afe, mit Q)el^er bie aeQ)ei|ten (Elemente als fieib unb
Slnt (E^ftt prSbijiert ©erben, oerf^Ieiert, baft au(^ ^ler no4 bie grie^ift^e Sorfteüung 50
m einer „Heiligung" ber (Elemente unb bte gemeinliri^Iu^e ^röbiäierun^ ber[elben
ttls fieib unb SJlut (E^fti auseinanberfaüen. (Es fieint mir besl^alb mifi richtig,
wenn jiemli^ allaemein bei (E^rill ber fiberaang jur SBanblungst^eorie gefunben roiro.
1% ift im biefer Beurteilung nur bies , oaft (Eiirill uns jeigt, ©ie bie 3Banblung5=
Nteuung gerooroen ift: neben ber ^terop^orfe ber liturjlfdgen Spraye unb ben 95or= 55
Mnngen ber slmplices ift au^ eine t^eotogifAe (Entrotdtung beteiligt geroefen, ein
3nemanberge^n ber realiftiffi^b^namifi^en unb oer fqmboliffrfolrifijiellen Sluffaffung.
'nein e^e aus bem 8unbe biefer beiben Stuffaffungen bie SBanblungst^eorie l^eroor*
8^, mufete a) ber Senoanblungsgebanfe über bie SSorftellung bes äytdCeo^at ^inaus^
8wt unb b) bas „S9mbolifd5e^' ber fi)mbolif^*fafrifijiellen 9lnf^auung bislrebitiert 60
8i »peitbittati II
fein. T>as ^^^^^ ^ ^^^ ^^^ 9lieberlage ber anÜDd^enif^en X^Iogie im fünften 3o^i<
^unbert ju SBege gebraut Die erftgenannte Sebingung erffillt 3u l^n, iR naq [oft
ollgemeiner Slnfi^auung bie Sebeutung, bie (6xtaox o. wjHHa in ber (gemixte oec
Slbenbma^ble^re M. 3n feiner grojjen JtateAefe (c. 37 MSO 45, 93 ff.) nämli^
i entoüelt (ßregor etne bis in cAltojgeim p^pf iolo^if Ae (Ein^el^iten fi^ oerlierenbe !Qeorie,
oelAe erHören foll, mit ber £et6, anbers ab bte ourA oen Glauben mit(S^rifio geeinte
Seele, iuxuetavoia xal dvdxaaoi^ mit bem CErlofer lommen Snne, unb im Ser«
fok biefer !Qeorie giebt er im Sorbeig^n ouA eine 9Ie(|tfertiguna ber aemeitdtr^*
tiqen ^robijierung ber (Elemente als £eib unb Slut (S^rifti. 3>er fietb, \o \SfyA (Bregor
10 aus, ionn oon bem (ßtfte, bas il^n bem Xobe fiberli^ert ^, nur frei n>erben, loenn
ber äugerli^e £eib (Qiriiti in iJ^n eingeigt auf bem 9EBege, auf bem ber £eib allein auf«
nehmen lann: als 9lo^ng, bie in ben gongen £eib fiq oerteitt. Dies gef^ie^ in ber
(Eud^ariftie. Dab bies mogli^ ift, le^ eine DigrejTian. SBie in uns Srot unb SBetn
in £eib unb Slut fi^ umfenen, fo roar es au^ bei (t^rifto. Der $oten} noi^ (&wdfjiJBi)
15 ift Srot unb SBein f^on £eib unb Slut; es uianbett fi^ im CEmS^rungsproug niqt
Der 6ubftan} . fonbem ber grorm m^. KaXcbg 6by xm vvv xbv T(p loyq} xov
^tov äyiaCofievov ägtov ek oa>fia xov tfcov ioyov jLuxcaioieia&cu maxevoßiey.
xal yoQ ixeivo xd acbfia äqxog xfj dvvdfiei tjv, ^yuiow] dk xn lmaxffvdH}u xov
Xöyov xov oxfjvioaavxos Iv rjj aagxL ovxovv o&sv 6 h fycelvq) xcß acb^um
so uexojioitj&elg ägxog ek d-dav fuxiaxri dvvafuv , did xov avxov xai vvv xo
loov ylvexcu, ixd xe yäo tj xov Xöyov x^Q^ äyiov inoiei xd odj/ja, (ß in xov
ägxov ^ ovaxaotg ^v xal xqotiov xivd xal abibg ägxog fiv, ivxav&a xe (boav'
xcog 6 OQxog, xa^thg (pt]aiv 6 dnötnoXog (1 Ti 4, 5), äyta^exai did Xöyov 9eov
xal lvx€v(ea}g, ov öid ßgcooecog TiQoXdiv ek xo oöjna yevea&ai xov Xöyov, <LUL'
^ ev^g TtQog xd ocbua dia xov Xövov juetajtoiovßuvog (p. 96 D. 97 A). Sftan finbet
in biefen SBorten fa[t al^emein oen Sebanlen ausgefprod^en, bajg 93rot unb 9Bein
in ber (Eud^ariftie glet^jam burt^ einen im Seralei^ mit bem CEmS^rungsoorgang im
gejAi^tli^en (t^riftus oef^Ieunigten 9laturpro3e| in £eib unb Slut (SfyAp, umgefefct
toiiroen — i^re Jyorm , ni^t bie Subftanj oerSnoemb ; ba^r ,,!Iransformatu)nst^rte^,
*<^ni^t Xransfubftantiationst^orie — unb bann oom fi^os mit lln[terblid^itslraften
burc^brungen rofirben, roie einft ber gefd^i^tlid^e £eib (tnrifti (ogl. Qiti^ X, 441 ff.).
3^ ^e bas mit Säur (Z^eoL 3abrb. 1857 6. 568) ntd^t ffir riAtm. Der Drigentft
fyiif obn)o^I er ^ier me^r in ben Sahnen bes 3renfius unb oome^licQ 3uftins nrnnbelt
als in benen bes Origenes, feinen Spiritualismus fo oöllig ni^t oerleugnet: bas Srot,
35 bas dwdiiei f(^on £ew ift, mixt jum £eib bes fiogos; bas, mos in ber (Eu^ariftie
ebenfo gef^ie^t mit im gef(|i(|tli<^n £eben CE^rifti, ift bas dyiaa^ai xfj ijuoxrjvcoaei
xov Xöyov] bas ev^g Jtgog xo oöfia öta Xdyov fuxajioiov/ievog f^tiejgt eine bem
öid ßQ<oaea}g TiQoiivai ek owaa analoge Transformation oes Srotes unb 9Beines
in ben „£eib" unb bas „Slut'^ CE^rifti m. C niqt ein, fonbem aus. Sine fpätere
io3^it Wi tbtn\o mit bie oon i^r aus an (ßregor ^erantretenbe mobeme Srorf^ung, bei
®regor bie Xransformationstbeorie gefunben unb banibar fie fic^ angeeignet 3n|ofem
ift Sregor ber Sqöpfer ber Xransformationstl^eorie. 9ber er felbft fyd fie noA niAt
je^t, er felbft ^t bas fuxanoUh&ai über ben Segriff bes dyidteoüai nod) nüqt
linausgefü^. Sregors eigene X^eorie ift bie Slffumpttonst^orie 3ultins. Die alten
45 tnesanoriner Ratten fie fpirttualifiert; je^t oerbinbet (ie fi& in realiftifd^er ($orm mit
ber realiftif^^bpnamifc^en bes 3renaus. So finben loir fie bei S^rill oon SUexanbrien.
9EBäre bie oulgore Deutung ber Ausführungen Gregors ri^tig, fo m&tt es ein 9lätfel,
bajg Cprin oon VIesanbrien ibr ni(6t folgte.
S(|n)ieriger ift es, bem (£^rqfo|tomus gegenüber bie Xbefe feilzuhalten, bag au^
do er über bas ber alexanbrinif^en , irenäif^en unb antio^enif^en mf^uung (ßemein»
fame noif ni^t ^inausaelommen fei. (Er fpric^t oon ber (Segemoart bes uiirili^n
fieibes unb Slutes (E^rifti fo Jd^auerli^ maffio unb in fo grob«finnli^er, gelegent«
li^ au(^ taltlos < finnlt^er SBeife (3. S. in 1 Kor. hom. 24, 4 ed. Montfaucon
ed. nova X, 255: xovxo xo ocjfxa Sdoyxev fjfuv xal xaxexeiv xal io^leiv, ojieq
55 dydnrjg iTUxexauhng fjv. oZg yaQ dv (piXdjjuev o(podpa>g, xal diaddxvouev TtoXXd"
xig u. a. Stellen bei Steit| x, 446 ff. unb ^amad, D(S II ^ 436), rebet fo beut'^
li^ oon einer oemmnbelnben 9ßirlung bes roei^ienben SBortes — xovxo xo g^jna
/uxa^^v&ßu^ei xd Ttgoxeljueva (de prod. Judae hom. I, 6 opp. II, 453^, o
dytdCcov xal fiexaoxevd^(ov avxog (in Mt. hom. 82, 5 opp. VII, 890; ogL Stei^
eo A, 452 ff. unb liturgia Basilii Swainson p. 78 f. : ov ydq el 6 7tQoo(piQü)v xal
Sttettbttta^I n 55
6 :tQoo€peQ6i.t€vo^t xal nyiA^wv nal avia^o^icvog), bofe CS ni^t äbert(lf(|en lann, boft
man foft allgemein boruber ehti^ ift, (Epr^foftomud bobe einen realen (Senug bes wm*
li^n fieibes unb 9)Iute$ (Sfyci\ix angenommen. 3^9 gebe ^u, bag bte oft be^anbette
fiaoi Ttdvxa de vorjftd (in Mt. 82, 4, p. 889) unb jtoei ni^t minber bemerfensioerte s
anbete, in Mt. 82, 1, p. 884: el yäg fjiri äjie&avev 6 ^Itjoovg, rlvog ovfxßoXa xä
TsXovfieva; unb de poen. hom. IX, opp. II, 413: äoTceg xrjQog tivqI nQooofu-
Ifioag ovöiv äjiovoiäCei, oifdev Jiegiaoevei, ovto) xal wöe vöfi^e awavciXujxetmaL
m fwoTfJQMi jy Tov awfjuxiog ovaiq,, fidb allenfaUd mit jenem oulg&ren Urteil über
C^oftomud mf^ung ^armonijieren Itejgen. Slllein flber^ugenb finb mir bie[e lo
3nterpretationsbemfl^ungen ni(|t. (oelbft fta^nis ift in feinem ftir^englauben (6. 215)
ine geiDorben an ber Si^eid^it ber in [einem alteren Vin^t oorgetragenen Beurteilung
bes (£^r9jo|tomu$. gfir eine richtige 9EBürbiaung bes Stanbpunttes bes (E^joftomus
f^int mtr folgenbes beba<|t sterben ju milffen: a) er ift oon $aus aus Snttoc^ner;
bo^ benft er, ^umal im ßufammen^ang ber Opf eroorfteüung , an ben n)irHi^n ge* i5
töteten fieib C^rifti (ogl. in Mt. 50, 3 opp. VII 582: iavxdv TtapS&rjxev re^ueyov),
b«^r braui^ er ben Xerminus avußoka [xov &7to&av6vxog %oov\, h) mit biefen
antio^nifi^n Xrabitionen oerbinbei er bie realiftif^-bpnamif^n (ßebanlen in einer
9on oerflfi^tmenbem Spiritualismus niAt angelrinlelten gform : ber reale (ßenujg bes
vomov m Smnbma^I oermittelt uns pQ9fif^ fubjtanjielle (Einigung mit (£^rifto , Un« ao
ftemic^Ieit u. f. u).. c) biefe Ilar ni^t ju oeretnigenben (ßebanlen trägt er oor als
ein an bie liturgifqe ^prad^e gebunbener unb gemö^nter ißrebiger, in ben grellen %trben
unb mit ber beAen ^laftU, bie feine 9l^etorü ^ier für n)irlfam ^ielt, d) enbli^ rudt
er |o entf(^ieben n)ie oor i^m nur bie atten Sllexanbriner CEIemens unb Origenes bas
Ibenbmai^I hinein in bas fd^auerli^^eilige ^albbunlel ber „SR^fterien" : y ovv fxrj,,.^
W9ayddkj«[v ol fjui&rixw] jiganog avtög rovto bioirjOEV, hdywv avrovg äraQdxcog
^ Trjv xoivooviav rcav /jtvartjgioyy, dtd xovxo ovv xb iavxov aljua xai avxog huev (in
Mt. hom. 82, 1 opp. VII, 884}. Die K^tori!, bie (£^riftus fein eigen »lut trinfen läfet, über*
Wägt fi(| fo beutli^ oor unhren ^uaen, ba^ man ftu^ig Q)erben mu|^au^ gegenüber
ften lonftigen ftunftproben ! 9Rir n)enigftens fd^eint es oorf^nell, bei C^foftomus bie so
©leid^fcung bes bur^ bas äyial^etv xai juexaaxevdCeiv — bas ift bo^ ein genbiabqs,
unb ber tlare Segriff ift ber erftere ! — entftanbenen, real oorlianbenen unb real ju aeniefeenben
Uberfinnli^en, bas man als fieib unb Slut (E^rifti präbijierte, bes „euAoriftift^en fieibes
E^frifti", ©ie bie mobeme gfortoung fagt, mit bem getöteten fieibeCarifti ^erausjurüden
aus bem Clair-obscur ber äR^fterien in bas fii^t einer bogmatijqen ZQeorie. 3^^ so
3ntetpcetieren oon äR^fterien wat bie9{^etoriI bes C^rpfoftomus fioeraus (geeignet ; bo<^
bopatif(^ X^rien mod^te id^ in bem 3Bortfd^n)an ni^t f inben, ber aus btefem berebten
Umnbe ]vSf ergieht. — Die SBanblunasIe^re ift ni^t oon dtfxiü oon 3^t]gi^Icni, ni^t
oonSregor oon 9C9ffa, ni^t oon CD^rnfoftomus an ^ubatieren. „9{ealiftif^" mgerungen,
bie fie oorausjufe^en J^einen, finb tm oierten unb fünften 3ai^r^unbert ni^t feiten, ge^io
legentßc^ auA f^on lurse, o^ne jebe t^eoIogifAe X^eorie gegebene unb ba^r meqr«
beutige $rote^e gegen bie Slnna^me einer blog fqmbolifi^en ®egemoart bes fieibes unb
Slutes (E^fti (ool 6teit|X, 462 f. über 3Rarut|as o. Xipt um 410), unb bas33olI
uiiib o^ne alle „It^eorien'' bie ^lexanoirjoig vtatnmk ge^eimnisooll magif^ fi^ gebaut
^n — ; bie t^logif^e SBanblungst^eorie ift {unseren Urfprungs. 46
6. Sine SJorausfe^ung i^rer Sntfte^ung maren bie ^riftolojgif^en ilompfe bes fünften
unb {elften 3<^^^unberts. Denn ber (Segenfa^ ber C^riftologien refleftierte fi^ au^ in
|e^ oerfd^iebenarttgen 9{uffaffungen bes Stbenbma^ls. Die antio^enijd^e ^nf^auung oar
€ine entf^ieben fqmbolif^e : ber gebro^ene fieib , bas oeraoffene ^lut bes SRenf^en,
benberfiogos fid^ oerbunben ^atte, n)erben uns fqmbolifiert ourd^ Srot unb SBein, bomitoo
u>ir, biefe ävxixvjia in uns aufne^menb, teilhaben an bem, mas bas Dpfer (£^rifti
uns enoorben. 9lo^ a^eobor oon SKopfuefte unb SRettorius (Steitj XII, 217ff.) ^cibtn
uui biefe fnmboIif^4<^^3i^n^ ^nf^auung oertreten. (tqrill oon Sllexanbrien aber (6tei^
XII, 235 ff.) unb bie URonop^iifitcn (Steift XII, 248) ^ulbigten ber i^rer ß^riftologie
«utfiitec^nben realiftif^ * bqnamif^en Sluffaffung in ber (Beftalt, bie fie bei ©reaorw
0- %|ffa er^Iten hatte, ber realiftif^^bqnamif^en Slffumptionst^eorie : bas eu^ariftif^e
Stot unb ber eu^ariftifAe SBein inb ber lebenbig ma^enbe fieib , bas Unfterbli^Ieit
jebenbeSlut bes ©ott*floao5 felbft, i^rer lebenbig ma^enben Qualität na^ — ni(^t
öIs Jleif^ unb Slut — glei^ bem gef^i^tli^en, erhöhten fieibe C^rifti. 3n welkem
Slage bie 9{ieberlage ber vlnttoc^ener au^ bie antio^enifc^e Slbenbma^lsauffaffung bis< go
56 Vhtnimam II
hebttterte. tft beutli^ \äion bei Zbeoboret (etetfe XII, 226 ff.) ju fe^en: er ^ot bte
Qntu>^ent|4en Xrabthonen, bte nom beutli^ bei ^m bur^flinaen, mobifijiert buric^ ®e»
banlen, bte itt ber realiftif^^bQttanttfAeit Sluffoffuttg pu $au[e (tttb, unb ^ fo ettt Vlix^
tum gefc^eit, bos rto^ toeitiger irt fi^ ^amtonif^ tft als feilte (£^ftoIogie. Sit^ttger
s !I^eoboret5 bat es , toenit oud^ iit fleinett SRinoritateit , in ber ftir^e ^egebett ois itt
3uftiniQn$ ^^it l^itteitt. Senttutli^ ftttb qu(^ bie atttio^ettifd^tt Xrabittottett über bds
HbenbtttQ^I itt biefer ^ottjett :^tH niäft ausaeftoAett. SIber ber befittitioe Sieg ber
cqrillif^en CE^riftoIogie ttt oer 9{egieruttgs}eit ^uftiniatts muMe ou^ bie cqrillif^e 9ltt«
f^Quuttg Dottt SDbettbmQ^I jur $errf^aft brittgett, — bie realiftif^'bpttatttif^e. Sfir bte
10 9{i^tigteit tneitter obigen Slusfü^rungen , roelcqe bie Snna^me einer 9ieQl|nräfetq bes otri«
li^n fieibes unb Slutes (B^n|ti bei allen filteren !QeoIogen beftritten l^oben, liefert aerabe
bie Ort^oboxie ber 3^it 3ufttnians einen ni^t ju oerac^tenben Setoeis. ObiDo^I biefe
ni(^t nur an Sqrill, fonbem namentli^ au^ an bie 5la|}pabojier ]\äf anlehnte, fo ^
f ie bo4 mit ber Jd^olaftifc^n" ftlar^eit , bie i^r bie c^riftoloatf^en Jyormeln bearbeiten
IS half, ni^t eine Xransformationst^eorie gef^affen — au^ fieonttus fyd nur cprtnijil^
gormeln (ogl. bie Stellen bei «ügamer, fieonttus S. 160 Snm. 3 unb 4) — ; fie ^
oielme^r eine f^olafttf^^gele^rte (Seftaltung ber realiftif^^b^namifc^en Slffumptionsi^orie
geliefert, bie in il^rer oorfi^tigen Senoenbung au^ tminrfingK^ antio^nif^ (5ebanfen<
formen genau ben gleiten (E^aralter trögt mit bie CCQriftoIogie biefer antineftoriantfc^n,
so aber au$ antimonopl^Qftttf^en Ort^oboxie. Sine fleine S^rift bes oon 552 — 582 ponti«
fijierenben ^otrian^en C^tp^ius oon ftonftantinopel de paschate et de eucharistia
(MSG 86, 2 p. 2391 ff.; ogl Steit| XII, 256 ff.) ijt es, bie ju biefem Urteil uns
bere^tigt. SRit $ilfe bes le^tM auf Slriftoteles jurfidqe^enben (Sebanlens, „bag bie
Urfa^e an fic^ auger^alb i^xtx SBirfungen fte^e, ober ft^ bqnamijc^ in i^nen oerDtel«
35 faltige", enoetjt l^ier Sutn^ius, „bag ber er^d^te fieib [fubftanjiell gan5 unb ungeteilt
tn |t^ [im $tmmel] oer^ane, unb boc^ [bqnamifd^l gani) oon {eoem Aommunifonten
in bem il^m gefpenoeten 8ru<^teile empfangen roeroe" (6tei^ XII, 214). Srot unb
SBein finb — aud^ ^ier no^ tft erfennbar, bag biefer Xermtnus aus ber Opferoor»
(telluna ftammt — bie Slnttt^pen bes geopferten £eibes Qi^rifti, aber fie erf^einen als
ao fol^e {(^on oor ber realen SSerönberung, bie mit i^nen oorge^, benn Cutq^ius fagt, bag
S^riftus f^on beim erften STbenbma^Ie fü^ [bqnamif^l biefen ^ntitqpen eingefenft J^be
{iujM^ag iamov rw dvrmWo a. a. O. p. 2393 B), unb 3n>ar fo, bafe er in jeber
^artüel berfelben Joirffam ift mit feiner lebenbigma^enben Äraft. Dafe „^ier juerft
ber »eu^ariftif^e fieib^ als ein Sefonberes neben bem roa^r^aftigen angegeben*' fei
35(§ama<I, D®^ II, 439), erf^int mir als ein f^iefes Urteil, ftein Sertreter ber
realiftif^^bqnamifc^en Sluffaffung feit 3renaus l^at ben fieib (^rifti im Slbenbmo^I als
ein Sefonberes neben bem roa^r^aftigen fieibe ju bejeid^nen ein 3nterejfe aebabt. Die
Xenben} wat ftets, ben Sruc^ ju oerf^leiem, ber fi^, loeil ber „euqari)tif(^e £eib''
faftif^ „ein Sefonberes neben bem n)a^r^aftigen Seibe" loar, ftets ^ier auftbun mugte.
doDiefelbe Xenbenj ift au$ bei Cutp^tus fe^r beutliA oor^nben (ogl. 6tei^ XII,
257 ^nm.); — aber ebenfo beutli^ auA no^ jener f^on bei 3renaus na^etoiefene
Sru(^. — Der ift erft unfiAtbar getooroen, als im Silberftreit bie äR^ftenenluft ber
ausge^nben ^ntile, bie für Die 3^eologie jabr^unbertelang bas Sbenbma^l umrooben
^e, mit ber biderenfiuft ber Sol^frommigleit (ogl. bie (Erjö^lung bes SIrfenius in ben
iö djiofpdey/iaTa jrajiQoyv Stei^ XII, 264 ff.) in einem aRafte bur^fe^t tourbe, roie es
oor^er in ber Ü^eologie no^ niAt ber Sfall ^en)efen roar. 9lo^ bie ilonollaftif^e Sqnobe
oon 754 entroidelte bie in 3upnians 3^^ ort^oboxe ^nfAauung oom Slbenbma^l:
Srot unb SBein finb bie einjigen Silber (S^open) ber äRenfd^^eit C^rifti (bie X^pen
alfo feines n)irllt^en £eibes) ; bies SiR) bes fieibes (£^rifti loirb oergöttli^t, roirb jum
:ü){>€Tov G(7)fjin bur^ bie imfoiTtwig bes ©elftes (SRanfi XIII, 264). Doi^ JAon e^
biefe 6qnobe tagte, ^atte tn Slnfnüpfung an altere (Segner ber antiod^enijqen Sin«
Sfauung (ogl. fiequien , opp. Joann. Dam. 1,271 not. 1) ber oome^mfte tpeologif^e
nroalt ber Silber, ^ofyinnts oon Damasfus, ben ©ebanfen, bie auA-auf jener Sqnobe
fi<^ ausfpra^en , entgegengehalten : ov>c eori rönog 6 ägrog >cal 6 olvog jov oto/iazog
55x0/ atfAarog rov Xqiotov' fihyhoiro' äkk* nvxo t6 ocojua rov xvgiov TE&ecDU^ov
(de fide orthod. 4, 13 ed. fiequien I, 271 AB). SBenn einige ber Eiligen SJöter,
roie 3. S. Safilius — gemeint ift bie fog. liturgia Basilii (ogl. oben in 9lr. 5) — Srot
unb 3Bein dvrlrvTra rov oco/iarog xat at/narog tov xi^giov genannt ^tten , Jo ^^ötten
fie ni^t bie geroei^ten, fonbem bie no^ ungeroei^ten demente im Slu^e ge^bt. Diefe
eo (Erflorungen bes ^offamts fysi bie jroeite ^ticöntf^e S^nobe (787) roteber^olt (Wanft
«tettbmo^I It 57
XIII, 266). Seit ber ^tH Bat bie grie^if^e ftir^e ein ^benbmablsbogma : fie le^rt
bie reale Segemoort bes fieibes unb Slutes C^rifn im Slbenbmal^l mo) ber SBei^e.
Seit ber glei^n 3^it fyd fie auc^ bie 9EBanbIungst^orie. !DeTm 3o^nn^^ oon Da«
mosltis, ber fw juerft cttliDidelt ^t, ift ber 9lormal*!DogmQti!er ber grie^if^en Äirc^
geblieben.! Die wonblungsle^re , |o roie ßo^^^^^^s Domascenus fie borlegt (Dgl. 6tet^ s
XII, 275 ff.), ift eine Kombination ber im 6inne einer Iransformation ber demente
in fietb unb ^lut bes gef^iAtli^n CC^riftus oerftanbenen !£9eorie (Sregors o. 3Ma
mit ber 9ffunq>tionst^orie Sqnlls. Srot unb 9EBetn ber Cu^oriftie finb acb/ia dirj-
Wk vyiojLiivov -^edtriri, Ja ro i^ rfjg &y(ag jiaQ&ivov aöjjua (p.269D). 3nroiefem?
OtfX Sri t6 AvaXtj(p&kv ocbfia i^ ovQavov xariQyeiaif d/A* Sri avrog o ägrog xai lo
oJkoc ^anounrinai ek acb/Lia xai alua i%ov (ibid.). 3luf bie Sr^age, U)te foIAes
juge^n mdge, ^ S^^nnes sunä^ft oie SInimort, bie ber SRaria £c 1, 35 mürbe;
et erläutert bann Äer biefe äntroort in Slnle^nung an (Tregor o. SR^Ifa: oiojieQ
qnmHOK dia Ttjg ßgcoaecDg 6 Sgrog xai 6 civog xai ro vdcog did rfjg d6oeü)g elg
mfna xai alfjui rov ia&iovrog xai nlvovrog jueraßdiXo^Tat xai ov yivovrai hegov 16
mua Tiagd ro JzgözeQOv avrov ocbuaf ovrwg 6 rijg Jigo&ioewg ägrog olvog re
'/m vd(OQ diä r^g htixkrjoecog xai htifpoirrjoeayg rov Aylov Jivev/uarog vneQWV(og
fietcawiovvrai elg ro o(bfia rov Kgiarov xai rb al/na, xai ovx doi ovo dXxd ?v
xai rb avt6 (p.270). 3n de fide orthodoxa bietet 3o^flnnes niAt me^r. fo offenbar
aiut ber SBiberffnru^ ju fein f^int, ber in ber glei^jeitigen £oIaIifierung bes erbosten 20
EeSies S^fti im $immet unb in ber Slnno^me ber äbentität bes eu^arittif^n fietbes
mit bem gef^ii^Ii^en fi^ ou^ut. Do^ ^ 3o^nnes in ber britten 9{eoe für bie
Silber c. 26 (opp. I, 357 f.) msffi^rungen gegeben, bie ^ier ergönjenb eintreten. Den
6iim berfelben fajgtStei^ (XII, 280) fo sufammen: „ber£ogos affumiert ben aus Srot
unb SRifc^tranf geioorbenen fieib famt [einem Slute ebenfo ^oftotif^ , mt er ben oon s6
ber3ungfrau geborenen fieib ^räoftotifc^ affumiert ^e. Da es nun aber nur eine
%ofta|e bes fleif^erDorbenen £ogos giebt, fo finb nun ber fieib ber (Eu^ariftie auf
Snen unb ber er^d^te Seib im $immel oermöge ber einen $9poftafe, ber fie angehören,
ein fieib". Dem t^ologif^n »ebürfnis jener 3eit ^at biefe fiofung genügt. Sie ift
aiid| filr alle folgenben 3^^^^^^^^ ^in fte^noes ^xiom ni^t nur ber griec^if^en, so
fonbem au^ ber abenbIanbifA*tat^oIif^en Dogmatil aeblieben (6tei^ a. a. O.).
3a^unbertelang ift fiber^upt bie grieAifc^e itir^ mefentli^ bei ben oon 3<'^
^onnes Damascenus entroidelten (Bebanfen geolteoen (ogl Stei^ XIII, 3—66). Dann
i|t an bie Stelle ber Üransf ormationst^eorie , ber Ü^eorie ber jietajioirjoig , bie ber
imovaiaxjig, b. i. bie römif^e Iransfubftantiationst^orie, getreten (ogl. ftattenbuf^, :j5
ftonfeffionsfunbe I, 417f.]. Stei^ fyd (XIII, 649 ff.) ben bur^ bie Unionsoer^anb:=
lungen mit bem Ocdbent eingeleiteten äbergang oon ber alten jur neuen Se^e mit
jro^er Sorgfalt oerfolgt. 1274 unb 1277 ^ben bie (Briefen juerft bem Stusbrud
fmovaiovo^ai in einem oon 5Rom i^nen oorgelegten ©laubensbelenntnis 5ugeftimmt.
Do(^ ift er bei ben (Briei^en felbft erft feit bem fünhebnten 3ö^^unbert, feit ben !^tHtn m
ber Florentiner Union bröu^Ii^ geworben , unb erft oie Äömpfe , wtlift C^rillus fiu=
coiis im fiebje^nten 3öl^t^unbert anregte, ^aben i^m famt ben }u i^m gehörigen 93or*
5en 00m SJleiben allein ber ovußEßrjxora b. i. ber äccibenjien, 00m „(Benommen*
erbifferaoerben bes fleibes ffi^nftt" xarä rd ov/Lißeßrjxdta oöllig 3um Siege
: (ogl. confess. orthod. I bei Äimmel, libri symbol. eccl. Orient, p. 180; 40
confessio Dosithei 17 ib. p. 457 ff.). Do^ with no^ jeW in allen leilen ber „or^o=
boien" ftirAe, ber grie^ifm^ort^oboien , ber ruffifAsortooooxen u. f. m., ni^t roie bei
ben 9{omif^en bie priefterlu^e Wejitation ber Cinfe^ungsroorte, fonbem bie hrix/irjmg
TW äytov jTvevjuarog als bas SRebium ber SBanblung angefe^en, unb eines Unter-
8 liebes jroif^en ber jueraTioirjOfg unb ber juerovaiMmg finb au^ bie gegenwärtigen 5«»
i^önger bes ort^oboxen Dogmas \xä) laum ben>uftt. $aftet hoif mäf btefer Unter«
Hieb loefentlic^ an ber bem ouigären Denfen jroeifeUos ftets fremben unb gegenüber bem
Sttbftanjbegriff ber Üransfubftantiationslel^re unberechtigten Siorausfe^ung , bajg bie in
8eib unb Slut transformierte Slo^rung nur i^re §orm, ni^t i^re Subftanj ge*
B^felt ^be. 55
7. Unglei^ langfamer als im Drient ^at fi^ im Occibent ein Doqma 00m Slbenb-
wo^l gebilbet. (grft im 11. 3^^^^- ^^ i^^n ^ier fo meit roie im Orient im a^ten.
Man tonnte fi^ oerjuc^t fe^en, ben (Brunb hierfür barin ju finben, bofe im Slbenblanb
wit bem (Enbe bes ijn^eriums für 3ö^^Öwnberte bie Äontinuität ber itulturentroitflung
nnteibro^n rourbe. SRitgeroirit fyA biefer Umftanb; aber nur fefunbar. Der eigentliche go
58 attettlmta^l n
(Srunb ift barin ju fut^en, baj^ bie SnttDtälung im Ccctbent eine loefentlid^ anbete ift
qIs im Drient. 3^ toenigfiens oermog oon bem oft ^rootgebobenen !ßaralleltfimu$
ber occibentolifc^en unb ber orientolij^en (Enttoiälung ber Slbenbma^telegre ni^t oiel
ju fe^en. Dos ift ja ri^tk, bag ,,$Imbrofiu5'' unb Slugufiin für bie abenbl&nbifd^e
5 (Entioiälung eine ö^nlit^ Sebeutung ^en iDie 3renäu$ unb Drigenes ffir bie gne«
ä)i\i)t, unb iDie im Onent f^ai ouA im Dccibent bie Opferibee ben entfc^eibenften (Etn<
flu^ auf bie ^erousbilbung bes C5ebanlens ber roirfli^n (ße^emoart bes loirfli^en
£etbes unb Slutes C^rifti geübt. SlKein ber Unö^nlit^Ieiten ftnb ou(| hierbei me^
als ber ^nli^Ieiten. (Eigentümli^ ift im £)aibent ber Slusgang ber Sntoialung, o^ne
10 parallelen im Drient Der gewaltige Sinflug, ben bie ®ebanlen Slugujtins audgefibt
^aben. Das erftere ift m. S. na<^ nic^t genfigenb geu)firbigt. (Es ift besqolb nStig, auf
bie Slnfc^auungen ber beiben ^ier in ^etrat^t bmmenben St^riftfteller, XertuIIian unb
C^prian, etmas genauer einjuge^en.
SJöIIig beutli^ ift Cqprians Slnfd^uung. Dag fie, menn i^ ni^t ine, in ben
15 neuem SJer^anblungen übtr bie Gefd^td^te bes Slbenbmabls ni^t ju i^rem Siedete ge«
lommen ift, ^at bie getrennte Se^anblung bes Slbenbma^Isopfers junb bes Sbenbmobls-
genuffes oerj^ulbet. Denn bas tft m. (£, für (&)prians ^n|d^auung bas 9BefentIiq[te,
bag Qier, iDte fpäter bei ben Slntio^enern, um mit Der übli^en, ni^t gans eimoanbfreten
Xerminobgie ju reben: bie fatramentale Seite bes Slbenbma^Is ber famfijienen bur^«
20 aus untergorbnet ift. Das Slbenbma^I ift dominicae passionis et nostrae redemp-
tionis sacramentum (ep. 63, 14 CSEL III, 713, 8; ogL 17 p. 714, 22). «n
ben geopferten £eib, an bas oergoffene Slut beult Suprian foioolU, roo es um bas offerre
(ep. 63, 9 p. 708, 11), als Da, wo es um bas Sffen unb Irinlen fi^ Rubelt: nee
nos sanguinem Christi possemus bibere, nisi Christus calcatus prius fuerit
25 et pressus (ep. 63, 7 p. 705, 21 f.; ogl. ib. 2 p. 702, 12). Daß Der geopferte
fieib unb bas oergoffene Slut (T^rifti babei ni^t als real ^egemoarttg geba^ 'jinb;
lann nm^rlit^ ni^t fiberrafi^en. Die Ü^^a^e aber, bag Cppnan fieib unb Slut (Qriftt
nit^t als real gegemoärtig gebadet ^at, liegt ep. 63, 2 p. 702, 10 ff. unb ib. 13
p. 711, 13 ff. fo beutlit^ oor, bog bie eoangelifAen Doamen^iftoriler es |a[t allgemein
30 anerfannt ^aben. Die ©egenberoeife, bie Äo^nis (S. 200 ff.) oerfud^ ^, [ino ungemein
\ä)ma^: meber bie gemeinlir^Iit^e ^röbijierung ber Elemente, nocb ber Umttanb, bag
bur^ bie geroei^ten Elemente aen)ir!t n)irb, roas profanes Srot uno gemo^nlt^r SBein
ni^t toirfen, betoetft etmas, unb ber sanctifieatus de domini sanguine potus (de
lapsis 25 p. 255, 21) ift niifi „ein mit bem »lute bes ^mn erfüllter Oranl" (fto^nis
35 S. 201), fonbem ber IranI, ber gebciligt ift, ©eil er bas Slut CE^rifti barfteUt, ber
bur^ feine Sesie^ung jum Slute o^rifti geheiligte StAäf, Sr^eilid^ x^^B^^ ^^' ^'
14 p. 713, 12 : Christus . . . sacrificium patri se ipsum obtulit (Ha^nis S. 202) ;
allein bies bejie^t ]\i) auf bas £eiben bes $erm, nimt auf bie bilbli^e Dorftellung
besfelben, bie ber §err, roie einft SJlel^ifebel, in ber 3ca^t gab, e^ er leibenb verita-
4otem praefiguratae imaginis adimplevit (ep. 63, 4 p. 703 f.). (Ein fnmbolifc^es
(Erinnerungsopfer an bie passio domini (ep. 63, 17 p. 714) ift bas ^benbmapl;
sacerdos id quod Christus fecit — auf (Bolgatl^a unb oorbiloenb 9Jlt 26, 26 ff. —
imitatur (ep. 63, 14 p. 713). Dem enfpri^t, bafe als SRu^en bes Saframentsgenuffes
ni^t ein (Benö^rtroerben 3ur Unjterblid^feit ober bgl. crroä^nt u)irb, fonbem — mit all
45 ber Weferoe, roel^e bie Su^bisjiplin forberte — ber ffirtrag bes (Erlofungsroerles C^rifti
überhaupt, an bem jeber teilhat, ber mit C^rijto in 35erbinbung tritt (ep. 63, 4 p. 703
u. 11—13 p. 710 f.) : (E^riftus tranf ben Äeld^ (9Kt 20, 22 f.), aus bem er im SIbenb«
ma^l uns gleid^famjutrinft (ep. 63, 7 p. 706, 1 f.). Selbft 3o 6, 53 oerfte^t (E^prian
nur im Sinne ber 25erbüraung ber aeterna salus (testim. I, 22 p. 58, 10; III, 25
50 p. 140, 21). (Enprians ^nf^auung oom Slbenbmabl ift runb unbreinli^ bie f^mbolif^«
fairifisielle. Daß ben ^eiligen Sqmbolen gelegentlich eine faft magifd^e SBirlfamfeit ju«
geft^neben n)irb (de lapsis 25 p. 255, 19 u. ib. 26 p. 256, 7), ba| bas Srot als
Das sanctum domini bejei^net (de lapsis 15 p. 248, 5 u. ö.), ber Jtel^ als [bur(|
bie 2Bei^e] geheiligt (sanctifieatus, de laps. 25 p. 255, 21) angefe^en n)irb, roiber*
55 fpric^t bem ni^t ; ber ffiebanfe irgcnbroel^er b^namif^er Seränberung ber (Elemente
haftete jener 3^^ ö" ^^^ "^^^ 2Bei^e; mo er nit^t ©egfpiritualifiert ift, lauft er neben
allen anbern (Bebanlen her. 9lein „f^mbolif^c" 9ln|(9auung im mobemem 6inne
finben ©ir in ber alten 3^it fo 9ut roie nirgenbs. — 3^.9^^ "^^ ®^9^ ^^ ^^^ S^'
^auptung, bag f^on Üertullian bie gleite Slnf^auung mit (E^prian in minber ent«
60 midelter gorm seigt, -— ©enn aud^ fombiniert mit anbern (Bebanlen. SUletn immer
WcRbHM^I U 59
äbeijeugenbei fytt fi^ mit fate[e "XfyiXfaätt au^ebiängt. Seibet lann i^ |iei nui oit'
iwiteit: bei b« SRcnge bei fitttetotur (ogL C £. fieimbai, Btittäfle äur «benbmafiß.
mn Xeitunianc, ®at^ 1874 @. 2) unb bei bei O^ieiisfeit 5er XertuIIiani[4en
(äpnAt ift nimi^ Diefuflion ^ unmögli^. Ilic entli^eibenbe ^tot^aae ift, ob
latuntan „£cib unb Slut" CC^fti im Slbenbma^I totini^ ober nur bilbltc^ aeaen> s
BüitiB gebac^ ^ Die grnifle bcnf unb mu^ ^ier aufaemoifen meiben, nMtl xer>
tuffittR, scnn n nm ficib uiu» Slut (Tkiftt [piu^t, }iDeifeuos an ben miillit^n £eib
unb bas midlic^ Slut (£^fH benft. Untet forgfälttaer Unterfui^une bes Xerhilliac
nii^ €{nai4fl»tau(bs ^ £etmtia(^ mit bct oufiii^tiBen i$ieube eines Lutheraners,
m fetnei ftomenten bient, bei XeituKian bie flnna^me rotifli^r (gesenmart bes £eibee lo
unb Sbdtf (E^nfti in Sntt unb SBein nodtnieifen ju Idnnen gemeint. 6elb[t fflr
gornod (r, 398) ift es „bui^ biefc Unterfu^ungen floei {eben ^wti^il nbobtn", bog
lern ilotunian „mmU^ eine >|q9UioIif^<£e^eaufflebfiibclnirb". Xienno^ fte^n bie
X)inge onbeis. wi^itis tiot Seinuoi^ flefe^t ^6 ^i XotuIIians ätbenbrna^ilsle^e bie
Schiffe repraesentare (ogL adv. Harc. I, U, Ce^lei p. 596), censeri (de orat. is
6, C8EL XX, 185, i), fi^ra {adv. Marc. III, 19, C^Ier p. 667 u. IV, 40
p. 770) unb consecrare (de anim. 17, CSEL XX, 326, 7 u. adv. Marc. IV, 40
p. 771) Don cnt[^Uicnber Sebeuturm finb, Danfbot roirb au(^ iebei oon [einen leiilo'
Pl^ifi^n Koi^ifungcR lernen. Wxt ]k benpeiten niAt, was fie bcmeifcrt [ollen.
Repraesentare ^(gt ..barftellen" in bem balb Mlblic^, nilb leale SJergegenutfiitigung w
tiinlit^cnbcn Sinnt, ben ou^ toii mit bem SBortc Derbinbcn; censeri mog an bei
m. Stelle (oorpuB ejus in.j»ane censetur) mit „unter ben Segn|T fallen'' überfeM
ttänn — oraw^I au^anbereUKr|ct|ung mSglii^ i[t — , allein ber (Srunb bie[er Sub<
loRtion Iran f^mboliKie mit icale 3bentit&t von corpus unb pauis [ein. T)w betben
ojltn Sigumente twn fieimba^ tntji^etben aI[o niqts. Sei bem britten SIrgument ^
^s ffcni fil^nlti^. Die Sebeutuiuen oon tisfura gtebt Seimbac^ tit^ttg an; es fann
oq pi^e&ennwmn, bog in ben beiben tnSetiai^ fommenben Stellen figura mit
„bfoentungsfiinn" übei[e^t neiben büife: intetligas [Christum] corporis sui
Ggiinm pani dediase (adv. Marc. III, 19); panem . . . corpus suum fecit,
böc est corpus meum dicendo, id est figura corporis mei (adv. Marc. IV, 40). ^
HQnn eine „Srff&cinungsfoim" befi tigamemnon i[t au4 bei S(^au[pielei, bei auf bei
Si^ i^ bai[tellt' unb [e^ oft tann figura bei XeituIIian mit „Daiftellungsform"
inlc^ meiben. X)ie[e Sebeutung pa^t ou^ on ben betben Stellen in adv. Marc.
DmB ober Derlieren [le olle Seroeistralt für fieimbac^B %^]t, [ptet^en nielme^r für
ri« „tamboliji^" 9Jumi[ui^ bei iertuHian. Bei bem consecrare enblii^ ^ot 2eim> ad
^ |tq tfo^tilo» Deiteqien. 3n bie IDoite sanguinem suum in vino consecravit
jid7. Marc. IV, 40) oen Sinn ^incinjulegen: „ei ^t (ein Slut im aBein auf ge«
ftimiHione 9Bei|e Dciboi^en" ginge jp»oi an, toenn man mit bei ,,ge[)eimntsDolIen
Se^" ben leoliftifi^n Stnn ou9[ql3|[e, ben fi. bem „neiboigen" giebi. älllein ein«
i^er unb jnwifcllos ri<^tigei ift es, au^ adv. Marc. IV, 40 mie ad nat. I, 10 40
(CSEL 77, 16 rO bi< beiben Segriffe consecrare unb figurare als SDnonnma ju
lifn. Der Sinn ber Stelle ift: ei ^ feinem Slute im Steine ein ^iliges Sqmbol
MÄen. 3^m ^ofitiwn fü^ de an. 17 binübei: quod (nämli^ vinum) in sangui-
Dil >ui memoriam consecravit. Dafe fi. ^iei geneigl ifl memoria wie receptacu-
Inm ju beuten, jeigt feine Sefangen^Ü Memoria ift /ivi^/trj ; nie ber [pötere (Siiet^e, 45
DHtin ti fagte fiy/'/pi/y .-joimj'igeiv, an bie Snnnerung5[qmbole bes Seibes unb Slutes
^e, fo fagt ^ier X., bäg (I^ii[tus ben aBein jum Srinnerungsfgmbol, Darftellun^S"
^tbol, [eines Slutes gemeint ^cbe. Srot unb aBein [inb bei llert. mie bei (Eqpnan
lpf)Dli[i^e Darflellungsformen bes Stibts unb Slutes lt^ri[ti. Sc ^t man frübet f^on
Dielffl^ geurteilt. 91ber man ^at bie jlrrage auger ai^t gelaffen, ob biefe Si)mboIe ju> 30
iiii]t für bae of fcrre ober für bog edere in Setra^t lommen. T>a^ , wie bei (E^priin,
*as ctfterc ber 3a!I ift, W'itkt lä) a) baraus, bag au<^ leit. bei fieib nnb Blut
Cbtp an feinen getdteten Selb, fein oeigoffenes Slut bentt, b) baiaus, bag i^m bos
flnsbrno^l ein neuteftamentli^es $affa^ ift (adv. Marc. IV, 40) c) ous de or. 14
nnb adv. Marc. III, 7; on elfterer Stelle ift nai^ bem ollerbings ni<^t o^ne eine a
Aenjdtui tonftituierlen Xexte bes CSEL (XX, 189,13) ausbrüdli^ eine bilblidie X)ar=
flcllttng bes &ibens (E^fti als ^riftli^cr Srou^ bejei^net: dominicam passionem mo-
dolantes et orantes confitemur Christo — ober follten bie 3Borte ,, dominicam passio-
nem modulantes" nui ouf bie Stellung bes Setenben, auf bos manus expandere,
^tmciftn? — ; bie jn»ite in fic^ unllne Stelle f^eint aui^ mir nie fieimbat^ S. 31f. nu
60 «Betibma^I H
eine ^inmeifuna auf bas Slbenbrno^I ju erhalten unb le^rt bann, bajs bte C^rifteh, bie
alle ^riefter finb, ben $erm, ber pro delictis oblatus est, jum (Senujg ei^atten, bas
^etgt, bag fie dominicae gratiae quasi visceratione quadam fruuntur, tDO^renb
bie iuhtn unb anbete bes Anteils am $e{I Derluftig gegangen finb (ogl. (üfpaan
6 testim. I, 22 CSEL III, 57). ffinbli^ erinnert au$ bie eine ber jumetft fit bie
9(nna^me einer Slealprafenj bei Zert. angefü^en Stellen : exinde [baptizatus] opimi-
tate dominici corporis vescitur, eucharistia scilicet (de pud. 9 CSEL XX, 238,
5 f.) bur(^ ben nur fo erilörbaren Slusbrucf opimitas corporis Christi an bie Opfer*
oorftellung. ÜertuIIians Slnf^auung Dom Slbenbmal^I ift 5unä<^ft bie f^mbolifc^^fofr^*
10 jieue. STber toenn er de resurr. 8 (Dealer p. 934) fagt: caro corpore et sanguine
Christi vescitur — gemeint ift ber ©enufe oon 8rot unb SBein ber Cu^ar^e; bas
caro vescitur fte^t bem caro abluitur, caro unguitur, al{o anbem ftnnlt^en fe«
fa^rungen parallel — , ut et anima de deo saginetur, [o hegt ^ier eine iiet Zer*
tullians Selanntf^aft mit ber grieAift^en Sitteratur begretfli^ Senoertung eines
16 (Sebanlens ber fpiritualiftif^^bqnamif^en Slbenbma^Isanfc^uung oor. „Stein fomboIifA''
ift alfo XertuIIians Slnfd^auung no^ meniaer als bie Cpprians. W>tx bie gleiten CE^runo«
gebanfen finb m. ffi. unoer!ennbar oor^anben.
8. Diefe fqmbolif^^'falrifijienen (Sebanfen, bie in unlosli^er Sejie^ung aufbenioirl«
li^n £ei6 unb bas mirlli^e Slut S^rifti Jte^en, bilben ben Susgangspuntt für bie
90 (Entmidlun^ ber ^benbma^lsle^re im STbenblanbe. 9loc^ bei bem 9Inwro|iafter beftimmen
fie mefentlt^ bie ®ebanlen oom Slbenbma^I: memoria enim redemptionis nostrae
est [eucharistia], ut redemptoris memores majora ab eo consequi mereamur
. . . Testamentum sanguine constitutum est, quia beneficii divini sanguis
testis est. In cujus typum nos calicem mysticum sanguinis ad tuitionem oor-
26 poris et animae nostrae percipimus etc. (opp. Ambros. ed. Ben. IV app. 178
cd); nod^ ^mbrofius fagt ju 3o ^r ^^' carnem audis, sanguinem audis, mor-
tis dominicae sacramenta (= sacra signa) . co^oscis (de fide IV, 10, 124
opp. III, 187); no^ für Sluguftin ift bie (Eucpariftte bas sacramentum memoriae,
bur^ n)el^es na^ ber Sluffal^rt S^rifti bas n)a^re Opfer (EfftM gefeiert otrb (oontr.
30 Faustum XX, 21 MSL 42, 385). «Is bann feit bem oierten 3a^unbert grie*
^ifd)e (Sebanlen au^ auf bie ^enbmol^lsanf^auungen bes SIbenblanbes ft5r!er ab
juoor einroirften — Optatus o. SKileoc (de schism. Donat. 6, 1 CSEL 26, 142, 8)
fennt bie biixhpiQ rov äyiox^ TTvavjuarog ; §ilarius (de trin. 8, 13 unb 14
MSL 10, 246 f.) operiert mit ben ©ebanfen ber realiftif^sb^nomifc^en 3luffaffung, ber
35 bas ^benbma^I n)efentlid^ eine Speifung mit bem lebenbigma^enbem ^Jfkif^e bes (Bott«
menf^en ift; ^mbrofius oem^enbet ben bem grie^if^en ^enbiab^s äytaCeo&ai xai
fA€zaß6Xke<r&ai parallelen lerminus bes transfigurari (de fide IV, 10, 124
opp. III, 687; de incarn. 4, 23 opp. IV 138 ogl unten) — , ba ^en jene jpm»
boIij^^fairifipUen Gebanfen es oer^inberi, bog im Hbenblanbe {e ber „eu^arittif
40 fieio" unb ber ©irflit^e ficib CCbrifti fo auseinanberfielen, roie es im Orient «rft i
jl^all iDor. (Sebanlen ber realiftif^^bqnamif^en ^nft^auung^ erhielten unter (EiniDtrlung
jener [ombolifi^sfafrifi^iencn äuffaffung einen im fpötem Sinne „realiftifAen" @<!^m.
%m offenbarften ift btes bei Slmbrojius. Die n)irntAe Ge^enoari bes roimu^en Selbes
unb Slutes C^rifti ^at er na^ fetnen e^ten S^riften nt^t angenommen: bas eu^«
45 riftif^e Opfer ift imago veritatis (in Ps. 38 c. 25 opp. II, 158) ; sacramenta
(b. t. Sacra signa) mortis dominicae finb Srot unb SBetn ; bas Srot, bas C^riftus
fclbft als ^riefter quotidie consecrat suis verbis, ift ein 8rot bes etoigen fiebens
bem, ber fi^ felbft prüft, quia panis hie remissio peccatorum est (de bened. patr.
9, 38 u. 39 opp. I, 627 f.) ; 3U bem edere corpus domini, in quo remissio
ö<> peccatorum est, mujj bas suscipere dominum mentis hospitio ^injulommen: ubi
corpus ejus — bie liturgif^^bilbli^e 8ebeutung lieat ^ier auf ber §anb — , ibi
Christus est (in Ps. 118 c. 48 opp. II, 468). SIber mit biefen fnmbolif^ * foW«
f ijiellen (Sebanlen oerbinben fi(^ fol^e ber realiftift^ -- bqnamif^en ^nf^auung : S^rffiti
sermo sanctificat sacrificium, quod offertur (in Ps. 38 c. 25 opp. II, 158);
ö.5fo roirb bas 8rot ber (Eut^ariftic ju einem panis vitae im Sinn oon 3^6 (inPs. 118
sermo 18, 26—29 opp. II, 641 f.). SBenn nun für bies sanctificare auc^ trans-
figurare gebraucht Q)irb, fo fü^ri bies an fi(^ no^ nt^t n)eiter, ja ber "ilusbrud in de
incarn. 4, 23 (opp. IV, 138) offerre transfigurandum corpus (niAt: panem in
corpus transfigurandum) ift ein beutliAer Setoeis bafür, ba§ ^mbrofius bie fqm^
60 boUf(^«fafrifi}iene Slnf^uung mit ber realiftif^^b^namif^en fombiniert. 9EBennaberde
^euktttd)! tt 61
fide IV, 10, 124 (opp. III, 687: quotiescunque sacramenta sumimus, quae
per sacrae orationis mysterium in carnem transfigurantur et sanguinem, mor-
tem Christi annuntiamus) ein transfigurari in carnem etsanguinem Don ben
„sacramenta'' (ben sacramenta mortis dominicae) ausoefagt iDirb^ [o i[t benSBorten
luu^ mit ber Soriteüung bes fpmbolifc^n offerre ber (Beoanfe einer Senoanblung ber 5
SIemciite in gleitt unb 93Iut (E^rifti oeibunben. Ss vmt bo^r oiellei^t ni^t ganj
unbenlbax, ba| fc^on 9Imbro[ius Aote^umenen gegenüber |t^ fo Demmnblungsmä^ig aus»
geffiro^n ^otte, ob es in ben unter feinem Slamen ge^enben S^riften de mysteriis (ober
de initiandis) unb de sacramentis aef Ae^n i[t. 3n ber erftem biefer Sänften (opp. III,
407 ff.) ©irb c. 9, 50 ff., (p. 423 ff.) Dem 3^«*f«I ön bem accipere coi-pus Christi 10
)k 13ft\t entgegengeftellt : benedietione etiam ipsa natura mutatur. Diefe !I^fe
mxb bann na^ ^tmoeilungen auf bie oenoanbelnbe SRa^t menfc^Ii^er Senebiltionen
(fe 4, 3 ff.; 7, 20 u, f. m,) burd^ bie 3ftoge erl>artct: quod si tantiim valuit hu-
mana benedictio, ut naturam converteret, quid dieimus de ipsa consecratione
divina, ubi verba ipsa domini salvatoris operantur (9, 52 p. 424); bann n)irbi5
Quf Me 3nfaniation felbft oermiefen : praeter naturae ordinem virgo generavit, et
hoc, quod eonficimus corpus, ex virgine est : quid hie quaeris naturae ordinem
in Christi corpore, cum praeter naturam sit ipse dominus Jesus partus ex
virgine. vera itaque caro Christi, quae crueifixa est, quae sepulta est (ib. 9, 53).
3r Desmanbter SBeife ©irb in de sacram. VI, 1, 2 f. (opp. III, 477 f.) bem ffiinrourfe : si- 90
mDitudinem video, non video sanguinis veritatem, b^sermo Christi entgegengej^Iten,
qui operatur, ut possit mutare et convertere genera instituta naturae; ja ^ier
^|t es: ne . . veluti quidam esset horror cruoris, ideo in similitudinem quidem
acdpis sacramentum, sed vere naturae gratiam virtutemque consequeris. £s
ante, fagte ü|, oieüeidbt ni^t gons unbenlbar , bag f^n ^mbrofius Aote^umenen fo 25
unterrii^ ^aüe. C^rül d. 3^ni|alem rebet ä^nli^, unb bie Slealpröfen} ^at ©eber
ber Serfaffer 9on de mysteriis noc^ ber Don de sacramentis angenommen : erfterm
i|t bos corpus Christi ein corpus divini spiritus, quia spiritus Christus |[9, 58
p.426), ein „sanctum'' alfo, bas nur bie ^lerop^orie ber liturgif^en 6|n:ad^e „gfleif^
ttiAStaf' nennt; für lederen ijt (ogL VI, 1, 3fin. mit VI, 1, 4) ntbtn ber similitudo ao
camis oa^^afttg gegen©5rtia naturae — b. i. nac^ 1, 4: divinae ejus substan-
tiae — gratia et virtus. Voi) bie 6^rift de sacramentis tft au^ oon ben 9Rau«
rinem bem Smbrofius abgefproi^en unb ins fünfte ober fe^fte 3<^r^unbert gefegt (opp. III,
435), unb bei ber 6(^rtft de mysteriis j^inen mir bie bis auf (Erasmus 3urü(^e^n«
btn 3©t^el tro| ber (Eimoenbun^en ber Senebütiner laum minoer bere^tigt ^r bie :r>
^u^ ber ^nbma^lsle^e |mb beibe 6(|riften überaus ©i^ttg, au$ ©enn [ie
niqt Don Slmbrofius ^rrübren. ^mn lange oor bem neunten 3<^rlbunbert galten [ie
ols onArolianiM; „^mbrofius'' ©ar bem URittelalter ber t^Iogi|(|e Rubrer jur Xrans«
ftti|tttntiatton$Ie9re. 3<^» ^i^ Schriften finb als ntAt«ambrofianifqe für bie Slbenbma^Is«
^re milder benn als SBerfe bes Slmbrofius. 9(Is SBerfe bes 3lntbro[ius müßten fie to
ntt| feinen fonftigen Lagerungen erflort ©erben ; als ^robulte einer Jp&tem ^tri be«
oqen fie, bojg analog ber im Orient bei (iQrill 0. 3^nifalem unb (Ebrqfoftomus beoba^«
tdni (Eni©idlung auq im Occibent bie realiftifc^ ^ bqnamif^e Sluffaffung unter (Einfluß
ber fdrifijienen ®ebanlen ber 9EBanbIungstbeorie fiq immer mej^r (me^r als es bet
Xnicofius Jelbft ber Sali ©ar) ^eno^rt bot. Die occibentalifd^e (Ent©i(nung ©äre 45
wM^inlicQ no^ e^r als bie (ßrte<^en 3U biefem Slbf^Iug gelommen, — ©ore mguftin
W ge©efen.
9. Sluguftins Snf^uim 00m Sbenbma^I ift unter ^roteftanten ni^t fontrooers.
IbterSenoeis auf jta^nis, Sbrarb, 9{üdert unb 91. Domer (Sluguftinus 1873 e. 263 ff.)
bim ba^ ^ier oon be©eifenben Slusfüj^rungen abgefei^n ©erben. Do^ Slugufttns go
Su^ngen ftnb fo inftrultio für feine 3^^^ ^^^ ^^^ S^^i^^unberte oor il^m, fo ^runb»
kgenb f&r bie 3^^^^^^^^ n<^^ $^> ^6 ^i^ Senoeilen bei i^nen unumgängh^ ift
Sbauftins Slbenbmo^lslebre ift feiner allgemeinen 6alramentsle^re (ogl. ben Slrtiiel
Sdroment) burAaus lonform. Aliud est sacramentum, b. i. bas burcp bas 2Bort ge«
^igte (sacrum) Signum, aliud virtus sacramenti (in Jo.26, 11 opp. MSL35=65
III b, 1611); ^atia sacramentorum virtus est (enarr. in Ps. 77, 2, opp. IVa,
964) — bas gilt au(| 00m Slbenbma^l Die res sacramenti, bas ^eilsgut, auf
oel^es bas Signum ^in©etft, tft au^ ^ter bie sanctilicatio invisibilis gratiae
(quaest. in heptat. III, 84, opp. III a, 712) mit allem, ©as fie einfc^liegt. bem SIeiben
in ber Caritas, unitas etc. 3^ einfacher biefe (ßrunbgebanfen finb, befto bunter ift oo
62 X(eiiktHidilI n
t^r bibltf^s unb Iiturgi|^s (&enmnb. ß^^Hos oft erf^int fietb unb Slut Qfoiftt
ooer ba$ SRen unb Xrinlen besfelben als bie res sacramenti eucbaristiae. i>^
ousreiAenb oeutli^ jeiaen Dtele Stellen, bajg ber (ßebanle au^ ht btefent Mlbtt^n
(5twatm lein anbrer ift. Der (ßebonle ber sanctificatio bur^ bie invisibilis gratia
ß [pejialifiert fi^ bann nur mA brei oerfäiebenen Seiten ^in: a) entioeber bentt Sttguftin
oen Xrabitionen ber fnmbolil^'fafrifijieuen Sluffoffung gemäg an bie gläubige meig«
nung bes 9BerIe$ S^fti: Jo 6, 54 facinus vel flagitium videtur jubere; figara
est ergo praecipiens passioni dominicae communioandum et suaviter et n^iter
recondendum in memoria, quod pro nobis caro ejus crucifixa sit (de doetr.
10 3, 16, 24 opp. III a, 74 f.), ober b) er ^, in fpiritualiltif^en Sahnen UKtnbelnb, bie
mit ber sanctificatio gegebene m^ftifc^ (Einigung mit (T^rifto (als bem Sogos) im
9luge: ipse [Christus] dicens Jo 6, 57 ostendit, quid sit non sacramento tenus,
sed re vera corpus Christi manducare et sanguinem ejus bibere; hoc est enim
in Christo manere, ut in illo maneat et Christus (de civit. 21, 25, 4 opp. VII,
15 742), ober c) er operiert in einer im Drient felteneren mlnfipfung an 1 fto 10, 17 mit
bem®ebanlen, bag bie (Snabe uns ber 5lir^, bem corpus Christi, eingliebert: hunc
cibum et potum (Jo 6, 53) societatem vult intelligi corporis et membrorum
suorum, quod est sancta ecdesia (in Jo. 26, 15, opp. in b, 1615); vos estis
corpus Christi et membra, mysterium vestrum in mensa dominica positum:
20 mysterium vestrum accipitis (sermo 272 opp. Va, 1247). ®Iei^oieI wie genonnt,
ift biefe res sacramenti natürlich nur bem (Stauben jugöngli^: utquid paras den-
teset ventrem? crede et manducasti (in Jo.25, 12, opp. III b, 1602). Son einer
roirllic^en (Segemoort bes „fieibes unb Slutes'' (Qrifti ift alfo bei Suguftin feine 9tAe;
S^riftus ift yDOt ubique totus praesens tanquam deus, aber in loco aüquo ooeH
25 propter veri corporis modum (ep. 187, 13, 41 opp. 11, 848); secundum praesen-
tiam majestatis semper habemus Christum, secundunipraesentiam camis recte
dictum est Jol2, 28 (in Jo. 50, 13 opp. III b, 1763). jJoApieerllärt fi^bei biefen
(Sebanfen ^uguftins fein oft fo „realiftifA" flmgenbes Keben? 9Bo oon einem ^ilfamen
manducare camem Christi bie Kebe ift, liegt bie biMäe Slebemeife mnr, bie 9liisuftin
do 3o 6 ausbrfidliA lonftotiert fyit 9u(9 bie ftäriften msbrfide bflrfen hieran nii^t
inemo^en. Selbft sermo 5, 3 (opp. Va, 55: quid profluxit de latere, nisi
sacramentum, quod accipiunt fideles? spiritus, sanguis, aqua) unb sermo 77,
3, 4 (opp. Va, 485: conversi sunt ex ipso populo Judaeorum; conversi sunt,
baptizati sunt, ad mensam dominicam accesserunt et sanguinem, quem saevien-
85 tes fuderunt, credentes biberunt) reben nur oon einem Xrinfen bes Slutes feitens
ber (Sl&ubig^n; fie lönnen olfo nai) ^uguftins Semerlungen ju ^o 6 erll&rt merben:
ille [Christus] instruxit eos [discipulos suos] et ait illis : Jo 6, 63. spiritualiter
intelligite, quod locutus sum. non hoc corpus, quod videtis, manducaturi estis
et bibituri ülum sanguinem, quem fusuri sunt, qui me crucifigent. sacramen-
40 tum aliquod vobis commendavi , spiritualiter intellectum vivificabit vos (in
Ps. 98, 9, opp. IV b, 1265). 7)oä) lommt mon mit biefer (foflärung ni^t aus. »iel«
fa(^ rohrb bei ^uguftin ber Slbenbma^ls^enu^ fiber^upt als ein (Effen unb Xrinlen bes
£etbes unb Slutes (£^riftt bejei^net, otelfacQ n)erben bie (Elemente jAIeibtbin corpus
et sanguis Christi genannt, ja sermo 234,2 (opp. Va, 1116) fagtmguftin: norunt
45 Christum [fideles] in fractione panis. non enim omnis panis, sed accipiens
benedictionem Christi fit corpus Christi. Dag Suguftin ^ier ber liturgif^en forma
loquendi fi^ bebient, n)firbe behauptet merben mfiffen, au$ mtnn es nid^t ftrifte be«
wtisbox XDore. Dag es ben)eisbar ift, n)irft ein erliarenbes £i^t jurfid auf bie SfoIIe,
ba ol^e bie äRögli^feit eines Sen)eifes bas (Steige behauptet merben mugte. Accedit
50 verbum ad elementum, et fit sacramentum (in Jo. 80, 3 opp. III b, 1840).
Dag panis accipiens benedictionem ein sacramentum corporis Christi ,,fit'\ tft
fomtt erllart. 9tun ober ^etgt es ep. 98, 9 (opp. II, 364) : si enim sacramenta
quandam similitudinem earum rerum, quarum sacramenta (i. e. sacra signa)
sunt, non haberent, omnino sacramenta non essent; ex hac autem similitudine
55 plerumque etiam ipsarum rerum nomina accipiunt. sicut ergo secundum quem-
dam modum sacramentum corporis Christi corpus Christi est etc. (Es giebt^r
f^merlid^ eine Stelle ber alttir(^li($en fiitteratur, bie ht 8ejug auf bie Slbenbma^lsle^
[o lel^nei^ ift u)ie biefe. 9lur de catech. rudibus 26, 50 (opp. VI, 345) mochte i^
m biefer §infi^t jener Stelle jur Seite [teilen. Denn roenn 9luguftin ^er na<^ §in *
Gon^eis auf bie bur^ bie signacula visibilia in ben Salramenten beseid^neten res in-
9aettbmidill U 63
visibiles bett Jloie^umenen ex hac occasione ermahnt, ut si quid etiam in scripturis
audiat, quod camaliter sonet, etiamsi non intelligit, credat tarnen spirituale
aliquid significari, quod ad sanctos mores futuramque vitam pertineat, fo iDtrft
bies yySpirituale aliquid'' ein ^Iles £t^t auf bas unbefinierbore TTpayina htovod-
Yioy, bcts ,,saiictuin'' im Slbenbmo^I^ Don betn bie b^nomift^e Sluffa||ung lebet. vlaif s
lol^n (EcIUruitgeit iann felbft bie aüegonfAe (Erllärung, bie Suguftin in Ps. 33 10 (opp. IV,
306) ju 1 6a 21, 13 (et ferebatur [DQoib] in manibus suis) giebt, nx^i be«
fremben: quomodo inteUigatur in ipso David secundum litteram, non invenimus;
in Christo autem invenimus. ferebatur enim Christus in manibus suis, quando
commendans ipsum corpus suum ait : hoc est corpus meum. ferebat enim lo
illud [corpus] in manibus suis, .gier fyd eben bas „Satramenf ' ipsius rei nomen
ei^alteit. fyd ber $err felbft ni^tSlnftanb genommen (non dubitavit), dicere »hoc
est corpus meum«, cum Signum daret corporis sui (contra Adimant. 12, 3
app. VUI, 144), |o tft bas (Bleiche au^ bei Suguftin erKarli^. Unb wtnn er in de
btpt. c. Donat. 5, 8, 9 (opp. IX, 181) erflart: indigne quisque sumens domini- 15
cum sacramentum non efficit, ut quia ipse malus est, malum sit, aut quia
non ad salutem accipit, nihil acceperit. corpus enim domini et sanguis domini
nihilominus erat etiam in illis, quibus dicebat apostolus 1 Ko 11, 29, fo ift
nu^ Ifim, wit \ä^n ber ®egenfa^ ju bem ad salutem accipere, ber res sacramenti,
jriffi, wn corpus et sanguinem edere et bibere nur ,,sacramento tenus'' (de civ. 20
21, 25, 4 ogL oben) bie 9{ebe. — gfür bie 9Ibenbma^IsIe]^re Sluguftins felbft ^oben
bo^ bie oiebn „teoIifKM" flin^enben ^gerungen feine Sebeutuna. ^i Sluguftins
JBidfaiideit in ber ^oi^tuü [tnb jie um [0 bebeutjamer. Slugujtin ^ niqit nur
ber gefamten abenbfönbtfd^n Ü^eologie naq i^m bte gormeln für bie allgemeine
Solramentsle^ geliefert; er fyd ni^t nur eine 9{ei^ neuer grtagen in bie [pätere 25
Sniaridbina ^nehtgeioorfen — befonbers vdUjiAq finb in biefer ^tnfic^t namentlid^ [eine
[ktäf Hmbroftus oorbereiteten] (ßebonlen Ober oen llnterf(^ieb „gISubigen" unb umoär«
bigen (Empfongens -— : er ^ nic^t nur mit feinen eigentli^en (ßebanfen 00m 9lbenb<
ma^I mtf go^Ireic^ X^eoloaen na^ i^ bis über bie 9{eformations}eit bin eingemirlt:
nein, er ^ felb^ ber oon (einer f9mboH|A«[pirituaIi|ttf^en Slnf^uung [icQ abn)enbenben so
ip^e ber fat^oltf^n (Enttoidlung eine Stetige oon (Formeln geboten unb fyd babur^
lelbft bie 9R5gIi(^Ieit bafür aef^offen, bag man noi) ^eute auf lat^olifd^er Seite ber
3:^aAe jvSf oerft^Iiegen Iann, ba^ ber bebeutenbfte £e^rer ber abenblänbifd^«la^«
Wfiftn Söxqt in feiner Slbenbma^lsle^re unoefö^r benfelben 6tanb;mnft einnimmt wk
Me „itet|er" Serengar o. Xours, SBtcIif^ [3^^*^Q^i'l ^^^^^ u^b i^re 9la(^oIger. a'>
10. Suguftins (Einfluß ift au<^ ^inft^h^ fetner eigentlidben C&ebanfen 00m STbenb«
nto^I ein oemaltiger geioefen. (Er ffoi bie Snttoidlung ber SBanblungsIe^e im 9(benb»
^nbe um 3<iMunberte 3urü(fgen)orfen. Die <5äfca^t ber augufttnif^«)n:äbeftinatianif^n
®€banfen, oelqe es, ftrenggenommen, nit^t geftatten bie gratia sanctificans als biu^
^te 6alnnnente n)irienbe virtus sacramenti 3U faffen — (Sott n)irft allein an ben 40
^tXDoblten unb loirlt bur^ bie occulta inspiratio caritatis — finbet fi^ freilid^ nad^
<liigupin erfl&rlicbenDeife nirgenbs. ^ai bo^ auc^ ^uguftin felbft inner^Ib ber Qatca^
^Untsk^ bie jtonfequenjen feiner ®nabenle^re feiten gejogen! SIber in einer ben
%t}orten9uguftins, fpejiell feinem Segriffe ber virtus sacramenti, entfpret^enben mebr
^^olifttfc^^b^nomif^n görbung fyib^n Sugufttns (Sebanlen 00m Slbenbma^I lange na^« 45
a«0trit.
. Xus ben legten 3a^r^unberten ber alten Air^e finb grulgenttus 0. Sluspe, (Jfacun«
^ 0. öermione («üdert S. 372 f.) unb Sfibor 0. Seoilla («üdert S. 488 ff.) als
%ectreter einer me^r ober minber genuin auguftinifc^en Slnf^uung ju nennen. Sieben ben
^ugufttnifc^n Xrabttionen finb freili^ bie bei „Slmbrofius" de mysteriis unb de sacra- m
^nentis bereits fonftatierten SBanblungstrabittonen einer realiftif^«bi)namif^en ^uffaffung,
^i ber bas DQnomifc^ ftets me^ surüdtrat, ber Siealismus immer me^r ber liturgifAen
torma loquendi fim no^e, in bien le^en Stiitn ber alten jtir^e n)tr!fQm geu)efen.
(ajarius 0. «ries («üdert S. 482 ff.) unb ©regor b.(5. («üdert, S. 485 ff., gehören
^(^ ^iei^r als in bie auguftinif^e Xrabitionslinie. Slber eine (Entft^eibung 5U gunjten 55
bei einen ober anbem Slnf^uung brat^te bie 3^it ber alten Air^ im Slbenolonbe nu|t.
60 Hefen benn no^ im larolingif^en 3^i^<il^^^ ^^ibe Xrabittonen neben etnani)er
^. 3a bte 9{enai|fance bes Sluguftinismus, bie für bie larolingift^e Z^eologie in
nte^ als einer $inft^t ^aratteriftift^ ift, brad^te es mit fi(^, bog unter ben X^eologen
>er Aarolingerjeit — getoift ni^t im Solle — bie f^mbolifc^ Slnfc^uung bie b^rrfc^enbe co
64 9ÜitttkmaI|I tl
wat (ogl. Stüjed, bet ^Ibenbrnabteftreit bes SRiäelalters I, bie Sotgefc^t^ 3»^ I
6. 22—53). (Eine reale b^namMe Serdnberung bei SIemente l^oben freilid^ aud^ btefe
^n^anger ber auguftinif^en Üroottion angenommen, unb fo gut wxt Sluguftin felbft
tebeten au^ fie bauon, bag bos Srot accipiens benedictionem corpus Christi fit.
0 Diefe Situation [piegelt fi$ im fog. erften 9Ibenbma^I$[treit, b. b. in bem tl^Iogif^n
(Segenfa^, ber jiDif^en ber um 831 oerfagten Sqnft bes ^afAafius 9tabbat de
corpore et sanguine domini unb ber [ie im Sluftraae Aarls oes fta^Ien beguta^ten«
ben gleid^namigen Schrift bes 9{atramnus [i^ auft^t (ogl. bie 91. 9{abbert unb Slotnim«
nus). ^afd^afius 9{abbert oerfut^te ben 9EBanbIungsgebanfen ber auguftinif^en Xrobition
10 einjufügen : burc^ ein ^Ilmad^tsiounber (Sottes roerben für ben C5lauben unb für bie
Slugcn bes ©laubens — ni^t für alle CSeniefeenben unb nic^t für bie Sinne — bie
(Elemente in ben n)a^r^aftigen fieib unb bas n)a^r^aft^e Slut (T^rifti „oeruxtnbett"
(commutantur). 9{atramnus oertrat bie auguftinif^en ®ebanlen in realifti[^«b9nami«
[(6er Srörbung. (Ein Unterft^ieb ber gformeln beftanb smifi^en ber f^mboltf^n 9n<
15 [(^auung bes 9{atramnus unb ber SBanblungsle^re 9{abberts laum no^. %u4 9iatram<
nus fagte: negare corpus esse . . . nefas est non solum dicere verum etiam
cogitare (c. 15 MSL 121, 134). 316er eben bes6aI6 gel^drte bie 3ufuitft ber %n-
fd^auung S^bberts, ba Jie unb jomexi fie bie (Formeln niifi na^trägltA fpiritualifierte.
!Die Slefte ber fpirituali[ti[d^en zlnf^uung, bie bei 9{ab6ert noif oor^noen nmren, finb
20 oon ber Z^Iogie er[t im Serengarf^en Streit übenounben (ogl. bte Slrtilel Serenpor
0. Xours, £anfranl unb Xransfubftantiation). fianfrani freiließ fyd ä6er $af^fms
9{ab6ert hinaus nur ben n)i^tigen Stritt getban, bag er infolge ber SEBonblung bie
(ßegemoart oon £ei6 unb Slut C^rifK au($ für bie indigne sumentes be^oiqitete.
Rubere Gegner Serengars aber gingen meiter. C5uitmunb o. Sloeria namentlü| fyd um
25 bie roeitere Slusbilbung ber SBanblunasIe^re fi^ „oerbienf' gemaqt. (Er ^ als erfter
unter ben abenblänbijqen SJertretem oer äBanblungsIe^e bas totus in toto et totus
in qualibet parte flar behauptet; er ^at bie augiiftintl^e Unterf^ibung pif^n Sig-
num unb res sacramenti aud^ für bie objeltioe 9EBaiu)IungsIe9re 6ra^oar gema^,
inbem er bas si^um in ben in fieib unb Slut CE^rifti oem^onbelten Slementen, bie
:k) res sacramenti tn bem bleiben inS^rifto nad^mies; er hot aui) juerft bie Jtotegorien
Subftan] unb Slccibens fo oenoenbet, roie es [päter gef^a^: bie Subftan} rohrb oenoan»
belt, bie accidentia prioris essentiae bleiben. Damit UHtr bie Xransfubftantiations*
le^re fertig; es ift S^\^% baft man bas SBort erft bei (Erjbifc^of ^ilbebert o. Zours
(t 1134) nac^ioeifen lann. vliifi oiel fpater (1215) bejeugte bas IV. Saterantonjil,
:t5 inbem es bie SBorte ,,transsubstantiatis pane in corpus et vino in sanguinem'^
in fein C&Iaubensbelenntnis aufna^m^ bag man bie fo gen)orbene Xransfubftantiations^
le^re als Dogma betrad^tete. 9ln btefer fertigen £e^re ^t bann bie S^olaftii i^ren
Si^arffinn 3u üben reit^Iid^ (Selegenqeit gehabt (ogl. bie %, Xransfubftantiation unb
Ubtquität^. Sie l^at ben 3uer[t oon Slnfenn aufgebraten (Sebanlen ber ftonfornttanj,
40 ber mit bem aümo^li^en ^uffommen ber Ael^entjie^ung feh bem 12. 3a^unb^
eine praltift^e Sebeutung erhielt, nö^er 3u begrünben ft^ bemüht, fyd forgfälttgere (Er«
örterungen gegeben über bie (Segenn)art Cärifti in ben (Elementen aud^ extra usum unb
^t enblit^ oie Se^anblung ber fyrage in mgriff genommen^ mit ber £eib (E^fti totus
in toto unb totus in qualibet parte ber ^oftie, ber $oftten allerorten gegeraoorti^ fein
45 fönne. Die nominaliftifi^e S^olaftil ^at babei gelegentli^ in eäft nominalifnfqem Sptel mit
irrationalen SRogli^leiten ben (Bebanfen ber ubiquitas corporis Christi erreiAt, — gleii^«
n)ie fie bei i^rer Se^nblung ber Xransfubftantiationsle^re bie letztere Denlbarfeit einer
(gegeraoart bes £eibes unb Slutes C^rifti unter Srot unb 9Bein im Vorbeigehen be^uptet
fyit Son biefen le^tenoo^nten (Jfineffen ber fd^olaftifd^en Spehilation 9at bie triben<
üotinifc^e grixierung bes lat^olif^en Dogmas fi^ ferngehalten. 9lur ber Catechismus
romanus (p. II, 4, 42) ^ mit Z^omas bie ®egemoart bes £eibes unb Slutes
(E^fti babur^ erllart, ba^ S|riftus ^ier gegenn)örtig fei, ni<^t per modum quantita-
tis, fonbem per modum substantiae. So le^rt man auf lot^olifc^er Seite no<^ ^eute,
felbft in ben (Sqmnafien (ogl. aRartin, £e^rbu^ ber lot^. 9{eliaion 15.^ufl. 1873. II,
oü 151). Die priefterli^e ftonfetration, in ber no^ Uiaf^afius 9{abbert nur ben 9lnlag
n)anbelnben gottlid^en 9nimac^tsn)unbers fo^, ift |(^on oon ben meiften S^laftifem
bie Urfa^e ber Zransfubftantiation geiDürbigt, uno noif gegenu)ärtig ift es eines ber be
liebteften 3Rittel ber SSer^enlit^ung bes ^rieftertums, barauf ^in3un)eifen, bag ber ißriefte
(E^riftum ins Salrament rufe.
w 11. Überfielt man bie äRenge ber Slbenbma^lsauffaffungen, mtli)t bie erft«
9(Bettbma^( II 65
15 3^c^unberte ber Airc^engef^tc^te qejettmt ^en, fo iDtrb man ]\äf nit^t borüber toun«
bem loimen, bah bie Sl^onnotionsjett in Semg auf ba$ Slbenbma^I ipenige neue (Se«
banlen ^erDorgebra^t ffoL £s fielen jol^Irei^e SRi^bräu^e, bie an bos Satrament \ii)
ange^ngt fyäitn, man^e C5ebanlen, bie es entfteüten, iDurben allgemein abget^an : bas
SRegopfet ftel unb mit i^m ber ®ebanle bes sacrificium propitiatorium, bie com- 5
munio sub utraque iDurbe leftituiert, bie Slboration be$ y^sanctissimum^' extra
usum oetfc^iDonb mit bem grronleid^namsfeft unb bet expositio sacramenti. Die po[i«
ttDen (gebanien ber Sleformotionsjett aber finb — Don bem Sinfall Aarlsjtabts (ogl.
ben 9). ob^ele^n. aber felbft S^ioenlfelbts (Erflarungsoerfu^ (Dgl ben 91. Q^wtnh
felbt) mit emgef^lolfen — ni^t neu. 6elb|t £ut^ers (Sebanfen ni^t. (Er ^at mtt bem 10
ftat9oIt3tsmu5 Sjt\b unb Slut (EfyA\ti als bas Signum anaefe^en, bas alle ftammuni«
lanten enqrfangen; unb mtnn er fett 1520 an bte Stelle ber Xransfubftantiationsle^re
ben ®ebonIen ber SegenuKirt bes fieibes unb Slutes C^rifti in ben unoenoanbelten
(dementen fe^te, fo folgte er bamit nur einer oon ber nominaliftifd^en Säolajtif
fi^n eröffneten SRdglic^Ieit: er berief fi^ felbft. als er juerjt mit biefem (Seoanlen is
tottrat (de captiv. babyl. SBSl VI, 508, 3. 8) auf mm. (Er l|at ben Jhi^en
bes Solraments faft ausnahmslos in ber remissio peccatorum gefe^en — n)ie oor
t%n bie Vertreter ber fpmboIiUjalrifijienen SlnfAauung; unb mtnn er im Streit mit
lotngli unb diolampab (ogl. jti)ftltn, £ut^rs X^eol II, 159 ff.) unb einmal (ogl.
t^Iinll; 516 9lnm.) fonft, n&mlid^ gauspoftine (E^* 3, 542, bte Unfterbli^Ieit bes ao
Selbes mtt bem (&enu^ bes Sbenbma^Is in Serbinbung bringt, fo folat er ber eben
bftmols aus 3ren&us ^m belannt geroorbenen realiftif^ * b^namif^en ^nf^uung ber
6rie<^n. Die Ubiquitötsle^re, mit ber er bie ^lealfnrafem begrünbete (o^I. ben %.
Ubiquitat), operierte mit Xrabttionen ber nominaliftifd^en Smolaftif, fü^e btefe aller«
Ungs loeiter^ als bie S^Iaftil es get^n J^tte; benn auf oie (E^riftologie roaren in 26
in ni>minalt|tif(^en S^olaftil bie Spielereien mit ber Ubiquität nt^t oon (Einfluß ge»
oorben. (Bönjlt^ neu ift bei £ut^r m. SB. nur bie „fpnelbo^ifAe" (Erllärung bes
ravro irniv, b. ^. bie äReinuno. ba| bie Sesei^nung bes SIbenbmaQlsbrotes als £eib
C^fti bun^ bie ^ammatif^e 9tebeftgur ber „SqnelboAe'' 3U erfloren fei, bie ba oor«
litg^f roo man „etn (ßanjes nennet unb bo^ nur einen Xeil meinet" (SBiber bie ^imml. »>
^top^ten (EU 29, 266; ogl. Großes Sefenntnis (Eä 30, 299), „gletd^ als mtm eine
SRutter auf bie äBiegen, ba i^r ftinb innen läge, beutet uno fprä^e: »bas ift mein
Ämb*" (a.a.O. ffiSl 29. 267). ßroingli unb Caloin (opl. bie».) a^tn in augujti-
lEtfd^n Sahnen: S^^^Sli W kbigli^ bie fpmbolihi^ « famfisielle Sorftellung, naturii^
losgelöft 00m ®ebanlen bes ^enbma^lsopfers, Ctaloin ^ot augerbem ben ®ebanfen 86
<»om spiritualiter manducare corpus et sanguinem Christi in einer bur^ realiftif^«
k^namtfc^ SSorftellungen mobifijierten (Seftalt. Dag beibe bas Silblit^e bes tovtö Ion
^•o owjui fjun) in bem iari (= significat) fanben, l|at freili^ in ber frü^m 3^it
^^ine ^[ktrallelen. Mein too fie ben Xropus fanben, bas ift 5iemli^ irreleoant, — bie
"bopif^e Srflarunp felbft oar ni^t neu. unb £)Iolampabs Deutung : hoc est figura «o
c^orporis mei tirrfft mit SBorten Zertullians Sluguftins Sinn. Supers 3Reinung unb
^ie bes fpStent SRelan^t^on lögt fidb als eine SJeroinbung oon C5eoanfen erllären, bie
^»n ben altfirc^li^n SJertretem ber (qmbolifi^'falrifijiellen unb ber realiftifdb'b^namif^n
^uffaffung fAon geltenb gemalt n)aren; Sullinger ^at ben (ßebanlen 3^1^91!^ i>i^
1^ oon biefem sule^t roeniger perbones^ierten fpiritualijtifd^»bi)namif(^en (mqftif^en) «s
^banlen Xuguftins ^injupqffigt. (Eine tns einjelne gepenbe Darlegung biejer oer^^
f(|iebenartigen mit bem obtgen nur ungenau dbarafterifierten Slnfd^auungen ift qier un<
itoti^ (ogL bie 9. über bie einjelnen Ü^eologen). 9lur ber CntmiolunQsgang ber
off^tellen £e^e auf lut^rifc^em unb reformiertem Gebiet bebarf noc^ etner rursen
€%ierung. so
12. 3n ^o^m SRage bemeat ift biefe (Entn)i(flungsgef^i^te auf bem Soben bes
Sut^rtums. (Ein Dreifa^es mug 3um Serftanbnis biefer ben^egten (Sef^iAte bebaut
loeiben : a) ber überaus lonferoatioe (E^aralter ber urfprüngli^ £ut^erf^en Slbenbma^ls«
fie^re unb «$rasis b) SRelanAt^ons allmol^lid^es 3^»^^^^" ^on £ut^ers ^benb«
no^lsle^re unb c) bas fpate SBirifanuDerben ber lAtquitätsle^re £ut^ers. — £ut^er ^
H als er juerft bie ^nno^me ber Gegeraoart C^njti unter Srot unb SBein als pro-
babilius an bte Stelle ber XransfubftantiationsleQre fe^te^ es burt^aus freigegeben
utranque opinionem tenere (de captiv. W& VI, 508, 27). Spater l^ er yxxix
jeinen Spott reic^lid^ ausgegoffen über bas Süenfd^enfünblein oon Xransfubftantiation,
okr no^ 1543 erll&rte er: de transsubstantiatione rejicimus inutilem et sophis- ^
9lcaIr(hi€9riopfibte für X^eofoflie unb »irc^c. B. 91. i. 5
66 SUieiiktiti^l II
ticam disputatioiiem, nihil morati, si quis eam alibi crcdat, vel imn (be SBettc,
y, 568; ogl. jtöftlin, 2,s ^tol II, 513). Dem Seiftanbnis bes SoSes entjog fi^
ber feine unterf^ieb ber ^Ironsfubfiantiotiondle^e unb ber SlnfAttuuna £tii^ o^e*
bies: Geftolt, ($arbe, Gef^mad bes Srotes mar ja ou^ noA Iat^oH|qer änfc^ung
5 geblieben. £ut^r$ Jlote^ismen, bieje^r balb, toenn oud^ niqt leqtli^ norma do-
cendi, fo bo^ faltif^ 9lormen unb Sorbilber bes Unteni^te mürben, entaoideltenjiDar
ilor unb toarm bie für £ut^er proItifA « mistigen Sebonlen: unter jfsub) bem Srote
unb 9Beine {Rl Rat. 380. 2 »e^enb.), bej. in unb unter bem Srote unb SBeine
(®r. ftat. 553. 8) ift im Slbenbrno^I ber mo^re fieib unb bos uHi^e Slut unfers ^erm
10 3^{u (SfyA\Ü ba ate ein [ollen ®enie^enben ju teil merbenbes] geiDiffes ^ßfanb unb
3etd^n ((Sr. jld. 555, 22) bes [nur ben Gläubigen erlonaboren, ®r. SUxt 568, 34f.]
^eitegutes bes Sofroments, ber remlssio peccatorum (AI. SM. 381, 6; ®r. Aot.
565, 70). 9}on allen t^eologif^en gfineffen ober, oon ^olemH gegen bie Xransfub*
ftontiotion, oon Sqnelbo^e uno Ubiouit&t fc^teaen fie. Sebeidt man nun, bag ber
16 (Sottesbienft auf lut^erif^em Gebiet etne eoangelij^ reoibierte SReffe nrnr, bag, abgehen
oon ber Sefeittguna ber communio sub una, bte Sbenbma^Isfeier ber ^eriSmmliqen
[e^r ä^nli^ blieb: bie $oftien lourben beibe^ialten, bie Sleoation bes 6draments ift
in ber 9Bittenberger ^arrürAe erft 1542 abgef^ (A9Min, SR. fintier 2. u. 3. «ufl.
I. 588 f.) — no$ 1538 erfAien ein Stamberger (Seiftlt^, ber fie abfteüen loollte,
sooielen als ein 3^ifi9li^fi^^ (ftöftlin a. a. O.) — , bie Sltwetung bes 6(draments loar
jmar extra usum umgefallen, aber na^ 1541 f^eibt fiut^r: adoratio in sumendo
per sese accidit, dum genibus flexis verum corpus et verus sanguis sumitur
(be SBette Y, 363); bebentt man toeiter, bag über bie Sebeutung ber AonMration
no^ in ben (ewiger ^oifyc^n in £flbed in einer SBeife geftritten mürbe, mel^ bos
26 9laqu)irlen ber betreffenben alten Ürabitionen auf lut^rif^em (Sebiete beutli^ bejeugt
(ogl. aRoaer«Aa0}erau, AirAengef^ III, 255 f.; Aöftlin, fiutbers X^eoL II, 515 a.e.),
— jo fann man (i^ ni^t oarfiber n)unbem, bag bos o^fisielle, iremf^ Sdenntnis ber
fiutQerif^en, bie mguftana in 91. X bie ^transftUUtonttation e^er etn* als ausf^log,
mit bem adsint et distribuantur bie (Segemoart (S^rifti ni^t auf bas sumi bef^rititte
80 unb ein improbant secus docentes — oen 3winglianem gegenilber aus{|irac^ 6elbft
ba$ mirb [o begreifli^, bag SRelan^on auf ben SBor^It ber Confutotoren, wtlift bos
mutari in 31. X oermißten (Corp. Ref. 27, 107), in ber Slpologie bies mutari,
n)enigftens in ber gform ju^eier Sitote, na^bra^e (Slpol. 157, 55) unb ^infi^i^ ber
9{ealpra[en3 ben consensus ber Soangelifqen mit ber recepta in tota eeclesia sen-
85 tentia ft^rf betonte (3IpoI. 158, 57). 9(ud^ bos u)irb fo erllörli^, bag ber fpotere
SRelanAt^on ffir bie in ben Jlreifen ber lut^erifd^en Ideologen oerbreitete Slnf^uung
^öufig [mit (Ealoin] ben lerminus äQrokdrQeia für jutreffenb era^ten tonnte (3. S.
1557 Corp. Ref. IX, 154). fiut^ers feinere 3)iJtin!tionen roaren oielfa^ ni^t oerftanben,
feine UbiouitStsIe^re fo gut loie oergeffen. 9lls fiut^r im Sntmurf feiner fog. äAmal'
iofalbMen ilrtüel ((Enbe 1536) gef^neben ^tte, man ^Ite, ^,bah unter Srot unb 9Bein
im vlbenbma^I [ei ber loal^rQaftige £eib unb bos n)(^r^tge Slut (£^ri^ unb loerbe
ni^t aKein gereift unb enq^ngen oon frommen, fonbem au^ oon böfen (Elften''
(ogl. Art. smalc. 330, 1, me^enb. unb bas gfalfimile oon 3<^ns^nieifter SI. 18), ba
ift — na^ 9ReIan^t^on auf Sugen^gens 93eranlaffung ($oIit. Jlorrefp. ber Stobt
45 Straßburg II, 430) — bas „unter" geftri^en ©orben; bas 3)enlen oieler fiut^eroner
ging ni^t U)eiter, als ber fo oerIür$te Safe betagte. ~ Um fo einf^neibenber mußte
es loerben, bag SRelan^t^on feit 1531 fi(^ f^rlttoeife immer me^r abmanbte oon ber
bis ba^in unfi^er oon t^m aebilli^ten 9[benbma^lsle^re fiutj^ers (ogl. ben 91. 9ReIan^>
t^on) : feit 1531 lieg er bie ubiquttötsle^re fallen, etnms fpöter bas in pane, jeit 1535
60 fqmpat^ifierte er mit ber tropif^en Deutung ber Sinfe^ungsioorte unb fd^Iiegli^ fyxi er,
obf^on oerf^Ieiert, au(^ bie manducatio impiorum aufgegeben (Corp. Ref. IX, 962
unb 849) — er ba^te gegen Cnbe feines £ebens im u)e[entIiAen vok (Ealoin. 3n
feinem öffentlichen Sluftreten freili^ voax er überaus oorfiAttg. I)ag er in 31. X ber
lateinif^en Sariata oon 1540 — ber beutf^c Üeit blteb ungeonbert — für bos
66 ,, corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus** einfette:
,,cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus**
(Corp. Ref. 26, 357), wai lein ^eroorfe^ren feiner ©ebanfen; nur bie Sluslaffung
ber S^ejeltorie lögt Hd^ fo beuten; bie Snberun^ follte oomebmli^ ben transfubftantia*
nif^en Sd^in ber bnoariata befeitigen; fie f^Itegt £ut^rs Slnf^auung ni^t aus, ja
CO bas ,,vescentibu8** ^It bie manducatio impiorum feft. 3lurf| bie (ftegner SHelanc^«
9(6eitbmit^I U 6'^
t^ns brauchten bie Siarioto, unb erft in bert legten 3<^^^en Vlelonc^t^ons, ja offeittlid)
erft gleich na^ aRelon^t^ons Üob (ogl. ben 91. $eg^u|en) tft au(^ bie Slbenbmo^Is^
lüfte in ben itanqif gegen ben ^^ilif>pi$mus ^ineingejogen. 9lun erft erfonnten bie
Seiteibtger ber Kealpäfenj — juerit in bem $eibelbetger Streit jiDif^en öeß^ufen
unb ftlebi| — boft bas cum pane oer Sariata erft in Serbinbung mit bem in unb r,
sub ber Aote^ismen jur manducatio oralis unb impiorum paffe (Solig, $iftorie
bet 9ugs6. ilonfeffion III, 451 ff.); nun erft entftanb bie „lut^rif(^e" gormel ,,in, cum
et sub pane'^' nun erft begann bie Sariata oerbö^tig 3u u)erben (ogl. ben 91. 9taum«
burger gürftentag). 3n ungefähr ber gleiten 3^it — juerft gelegentli(^ 1555, bann
1559 in bem von Srenj »erfaßten u)flrttembergi[d^n üBefenntnis unb infolgebeffen tro^ to
^^ufens ablebnenber Stellung au(^ in ben ^eibelber^er SBirren (ogl. ben 91. HJbU
ottitat) — fing fiut^ers Ubiquit&tsle^re an ^ineinjmoirten tn bie 9lbenbmablsfrage. Die
Wltppiften iDurben bann mif 9Relan^t^on$ Xob birett als „Jlr^ptocabmiften" ange«
gi^en; unb bie t^oloaif^e Disfuffion n)anbte nun mit (Eifer ber 9lbenbma^l$frage unb ber
bitrd^ bie Ubiquitatsle$re mit i^r eng oerbunbenen (^riftologifd^n fid^ 3u (ogl. ben %, i:.
UUquitat). 9ca^ bem Sturje ber ^^ilipmften in jturfadjfen tonnte bann bas nun
lefljfierenbe Jlonforbiemoerf ^ogl. ben 91. Äonforbienformel) eine gixierung ber anti*
p^lq^fttfc^n unb anticaloinifoen , lut^rif^en 9lbenoma^l$le^re ^rbeifü^ren. Ss ift
btes in ber Äonforbienformel 91. VII in treuem 9lnf(^lu6 an fiut^ers ©ebanlen ge»
[i^e^n. Unter 9lbn)ei^ung • ber S^^nflKoner (597, 1) unb ber — erft in 91. VIII lh>
(605, 1) genannten — (Ealoiniften (602, 26. 29—32. 35—37), fou)ie unter »enoer«
fung ber Xransfubftantiation (602, 22) unb i^rer Aonfequenjen, ber Ael^en^ie^ung
(602, 24), ber 9lboration ber (Elemente (604, 40; 760, 26) unb ber (Begemoart
extra usum (750, 85 f.), vohh f)itx inSejug auf bas 9lbenbma^l gelehrt, bag gemajj
ben uwrtli^ 3u oerfte^nben (Einfe^ungsioorten (599, 7), hoft ni^t ber Aonfetration .>:>
(ib. 8), fonbem ber (Knfejkungsroorte (747, 75) (E^rifti [oerHorter] ©a^rer fieib unb
iDO^es Slut, mit Srot unb wein falramentliq — analog ber unio naturanmi in Christo
(735, 36) — geeint, oon allen xommunifanten, au<^ ben ungläubigen , mfinbli^er aber
viijli fletf^lii^er, fapemaitifAer 9Beife (604, 42; 760, 16) empfangen n)erbe; unb ivoai
m benen, bie suglei^ m4 3o 6 (E^fti fieib unb 9Jlut geiftig effen (744, 61), b. f). :v>
glauben (ib. 62), jum Segen, fo bag fie mit (E^rifti fieib „SBergebung ber Sfinben
unb alle (guttuen, [o uns bur^ (E^rifti Xob unb Slutoergie^en enoorben" empfangen
(749, 81), „mit (E^ifto oereinigt unb bem fieib (E^rifti, loelqer ift bie Äiri^e, einoer*
leibt ©erben" (743,59; 755, 104), oon ben Unroürbigen aber, bas ^eiM oon benUn«
äjmibigen (601, 18; 743, 60), 3um (6eri^. ®ne fpelulatioe Segrünbung ^atte noi) ar»
bie lc§te Sorftufe ber ftonlorbienf ormel, bas Üorgifi^e 8u(^, ni^t gegeben ; aber f(^on
bie Epitome oenoies (600, 11 ff.) auf fiut^ers fpefulatioe (5ebanfen (600, 12: Ubi»
quitat), unb bie solida declaratio bes Ser^ifi^en üBu^es acceptierte (752, 93 ff.) mit
einem (Eitot aus fiut^ers (Srogem Selenntnis in noi^ meiter^e^enbem 9Rage fiut^ers
%imente. — Die ^ef^i^e ber Sbenbma^lsle^re auf lut^enf(^em (Gebiet naif biefem lo
9iiiibolif<^en 9lbf^lug ^at etn befonberes 3ntereffe erft (eit ber (Erneuerung lonfe^ionell«
Jd^fd^er Irabitionen in ber ioiffenf(^aftli(^en 3:^eologie unfers 3o^^^unberts. (Eine
Wi|(^ Dorftellung biefer mobem4ut^rif^en 9luffaffungen giebt $. Srf|ul^, 3wr fie^re
m ^L 9lbenbma$l, (Soifyi 1886.
13. 9luf „reformiertem" (Bebiet, b. f). bei allen ni^t lut^erif^en unb ni^t leMli^ r>
waboptiftif^n ^roteftanten, ift man feit 3J">i"9lJ5 !it\itn im (ßegenfa^ 3ur lut^erif^^n
&^ barin einig geioefen, ba^ 1) „fieib unb ^lut (E^rifti" niifi toie bei fiut^er unb
ben 9{omif(^en jum Signum sacramenti gerei^net, fonbern als bas$eilsgut angefe^en
©erben, bas nur bie (Släubigen „geiftlid^ effenb" empfangen, 2) in ber infolgebeffen nötigen
Psurli^en Deutung bes mifjo ioriVf 3) tn ber Se^auptung, ba|5 (E^riftus, corporaliter :*^
jurSe^en (Bottes er^ö^, nur na^ feiner (5ott^eit unb efficacia, ni^t aber corpora-
^ter gegenuKirtig fei, 4) in bem 9{itus bes Srotbre^ens unb ber 3urei^ung bes Ael^es.
^ie manducatio oralis, bie manducatio impioi-um unb bie Ubiquitöt finb auf re^
formiertem (gebiet ftets oenoorfen Q)orben. 93erf^ieben^eiten ^aben au^ ^ier fi^ ^eltenb
9<nia(^, ©eil ^©inglis 9lnf^auung f^on oon 95ullinger oertieft, oon ber calotnif^en v,
Quf ©eiten ©ebieten oerbröngt roorben ift. gür 3®i"9li ^w bos 9tbenbma^l roefentlirf}
^in me^r oerpfli^tenbes als gebenbes (Erinnerungs- unb 95elenntnisma^l ber (5emeinbe;
bas „geiftli^^ effen" loar i^m nur ein 9tu5brudE für ben (Stauben an bas Opfer (E^rifti.
pQft bas 6aframent als ^ißfanb unb üBerfi^erung ben (Stauben [törfe, ^at au^ er frei^
^ me^rfad^ g^fögt. Si^arfer aber ^ob SBullinger biefen gebenoen (E^arafter roie ber o»
f)*
68 9l6ettbttiitl^( n Sltenbtttft^Idfricr in best fttn^en ber dief^nnatiitt
Sohatnente überhaupt, fo auif bes Slbenbmo^Is ^eroor. Dag ber (Släubiae im SIbenb<
mo^I gei[tlt(^ £etb unb Slut (SfyA^ü genießen folle, tourbe oon i^m niqt nut barmrf
gebeutet, bo^ toir glSubta uns aneignen follen, was (I^rifti Xob enootben, fonbem aud;
tm Sinne Suguftins auf bos Sindioerben mit CQ^fto bejogen. (SJabDin, bejjen 9n*
5 [i^Quun^ leistet unb genetif^ nötiger qI$ eine SRobifilation ber fiut^rfd^en ab ber
3n)inglt|^en 9In[(^Quunp ju begreifen ift, ^<A ben gebenben (E^ofter, ber bem Sabo*
ment als ^fonb unb (Riegel ber Conobe eignet, gegenfiber ber i^ f»)'rofdn" erf^inen«
ben Sluffoffung 3n)ingli$ (Corp. Ref. 39, 438) ftets [torl betont unb ^ juglei^ bem
geiftli(^en Sffen ooburi^ einen reifem 3nbalt gegeben, baft er anno^, burq ben ^L
10 ®eift u)flrben bie glöubig (Beniegenben aefpeift unb getronft mit ben Smnsiräften bes
oerllarten £eibes S^rijti, oer Subfianj fernes fieibes unb Slutes. — Die Serftänbt^ng
jmif^en Sabin unb sBuKinger im 3fln^^^ (&)n|ens (ool. ben %.) ift ni^ feiten irrig
als ein Sieg ber coloinifi^en (Bebanfen ou^ in ber beutf^en SAioeij aufgefaßt u)orben:
bie beutf^e 6^U)et3 ffcA (ogl. bie Helvetica posterior c. 21 bei Sflieme^er, collectio
16 confessionum 518 ff.) QU(^ in ber Slbenbma^lsle^re u)efentli^ bie SuIIingerf^ Xra«
bitionen feftge^alten. 3n ben meiften ber reformierten Sdfenntniffe ober, aud^ im
^eibelberger AoteAismus, ^ot bie coloinif^e Slnfd^uung Slusbrud gefunben. Dies im
einjelnen ^ier no^pmeifen, mfirbe ju votxt ffl^en; es fei auf bie oortreffliAe 3^'
fammenfteKuna in Salnors harmonia confessionum (bearbeitet oon Sbrarb, Sarmen
20 1887 S.168ff^ oenoicfen. ©egemoärtig no(^ pnb auf „reformiertem" (Sebiete bie cal*
oinif(^en Sebanlen bie ^rrf(^enberen. — ^n ben Jlir^engememf^aften anabaptiftifc^r unb
puritanif^er ^erlunft, bei Unitariem unb 9Rennoniten, Scmtiften, Aongregationaliften
u. f. w. ^errfd^en^ ,,reformierte" ober ben reformierten S^nli^e StnfAauungen: jiDifd^n
ben jtreng caloimfqen Ürabitionen bei ben Aongregationaliften unb ben bas Slbenbma^I
25 m einer (Erinnerunpsfeier an (£^ri[tus oerfIflAtigenoen 9lationaIifierungen ber 3ioingIis
]ä^n Sluffaffung bei unitariem uno Hnioerfaliften giebt es ^ier eine groge 9lei^ oon
ßioif^enftufen, auf bie ni^t eingegangen ju u)erben brauet Das aber mag jum Sälug
feroorge^oben n^eroen , bog in ben meiften biejer oon unfern europäif^ * feftUnbif^n
„Rxti)m** in i^rer Sebeutung unterf^S^ten jtir^engemeinj^aften bie |og. „o fene Sxom*
80 munion" fibli^ ift: man logt 3um ^nbmo^I jeben (£^ri|ten ju, ber bono^ oerlongt.
Slnaloga lonn man bei ben alten, leiber ober ouA jumeift oerlommnen, onentolif^n
R\xä)tn finben; bie Äopten 3. S. nehmen leinen Slnftonb, (Elften onberer Jlir^n jur
jtommunion 3U3uIaffen (ogl. IRo^Ifs, brei aRdnote in ber libi^f^en 9Bflfte, Ctoffel 1875
6. 50). 3n ben großen ^iftonfqen jlir^en gilt bos sacramentum unitatis no(^
»5 ^eute als bas Sohoment bes Aonfeffionsbelenntniffes. £oofi».
9lbenbmal^(i^feter in ben ^rd^tn ber 9iefonnation. £5l^e, Samml. litura. grormu*
krc b. CD. »lutö. ^. .ßcft III, mxbl 1842. — SCcm. S. SfJic^tcr, a)ie cuong. »00. beä
16. ^aiixf), SBcimor 1846. — a)anicl, Codex liturg. Lips. 1847—53, Tom. II, III. — Höfling,
liturg. llrfunbcnb., ficipä. 1854. — tlicfot^, 3). urfpr. ®ottc8b.*0rbn. k. ©b. 5 (ßiturg.
40 ^bl^anbl. «b. 8), ©t^tocrin 1861 ©. 75 ff. — ©t^öbcrlcin, S(^oJ b. liturg. (Sl^or* unb ®e.
mcinbcgefongg ®öttingcn 1865 93b. 1.
1. £ut^er unb bie lut^. Rixift, 60 gemig £ut^er eine (Erneuerung bes ge«
[amten 93oRsIebens oon ber ^rebigt bes reinen (£oangeIiums er^o^e, fo u>enia fyxi er
oiefen Erfolg iuxif eine felbftönbige augere (Seftaltung ber gottesbtenftli^en Orbnungen
40 3u errei^en gefugt. Sein pietötooKer Sinn, in bem er fi^ als ®Iieo ber (Einen ftirc^
n)UJ3te, unb oor allem anif bie pöbogogifi^e 9{üd[i^t auf bas an bie ^ottesbienftli^en
^formen getoö^nte 93oII beftimmten i^n, bie römifAe SReffe, fou)eit fie m^t gerobeju in
©egenfa^ 3U (Softes SBort trat, beisube^alten. (Sgl bie Sorrebe 3ur Form. Missae :
,, Nihil vi aut imperio tentavi, nee vetera novis mutavi, semper cunctabundus
Go et formidabundus, tum propter imbecilles in fide animos, quibus subito eximi
non potuit tam vetus et inolita, non inseri tarn recens et insueta ratio colendi
Dei, tum maxime propter leves illos et fastidiosos spiritus, qui seu sues immundae
sine fide, sine mente irruunt et sola novitate gaudent, atque statim ut novitas esse
desiit gaudeant ... In primis itaque profitemur, non esse nee fuisse unquam in
üö animo nostro, omnem cultum Dei prorsus abolere, sed eum, qui in usu est, pessi-
mis additamentis vitiatum, repurgare et usum pium monstrare'^). £ut^rs Drb*
nung ber Sbenbmo^Isfeier ijt ba^er nur bur^ genaue ftenntnis ber röm. SReffe (f. b. 91.)
3U oerfte^en. Die erften (»tüde ber röm. SReffe bis 3um (Erebo bebielt fiufljer foft
unoerönbert bei. Dur^ bie (Einffigung ber ^reoigt no^ festerem u)uroe ber bie alte
Sttatbrnd^Ufettr in ben ftttil^ett bcr 9teformaiuitt 69
missa catechumenorum umfafTenbe Xeil bei SReffe noi) f^ärfer uon ber \iä) an«
fd^Iie^enben Sbenbrno^Isfeier, Die bas Offertorium unb ben Canon missae uinfagt,
gefd^teben. $ier mugten bur%reifenbere Anbetungen fi^ oolljie^en. 9Rtt Sesug auf
bas Offertorium ber SReffe erfl&rt fiut^r in ber Form. M. (1523) : ,,abhinc omnia
fere sonant et olent oblationem . . Proinde omnibus illis repudiatis, quae ob- 5
lationem sonant, cum universo Canone retineamus, quae pura et saneta sunt'^
Darum ftri(^ ^ier fiut^er bas gefamte Offertorium mit feinen fünf (gebeten unb be«
gann no^ bem Srebo bejm. naq ber na(^ bemfelben eto^a einjufügenben ^rebigt
a) mit ber (lateinif^n) ^rfifation ber röm. SReffe, bie er aber bebeutenb lürjte , an beren
S^hig mit ben SBorten ,,per Christum Dominum nostrum etc.'S mtt Sluslaffung lo
oder oospif^nliegenben SReggebete, er unmittelbar fiberleitete b) 3U ben Cinfe^ungstoorten
in tot ^ptaä^, ble, toie in ber üReffe, beginnen: ,,qui pridie quam pateretur etc."
£. ftri^ aber alle in ber S^rift niqt fte^enben Slusmalungen bes Xextes in ber SReffe
unbbereic^e i^n bur^ ^injufugung Der bibl. SBorte ^^quod provobis datur", na^
ben SBorten »^hoc est corpus meum" c) Dos Sanftus unb ^ofianna. auf lo
rotU^ in ber SReffe bie ^rofation ausläuft, fibertrug £ut^er bem (E^or etft nao) ben
verb. test. SBä^renb biefes (Sefanges follte d) bie (Heoation (f. baruber n)eiter
unten) ftottfinben. (Es folgen e) bas 33.11., f) Fax Domini sit semper vobiscum,
fiesp.: et cum spiritu tuo, g) bie Aommunion, n)a^renb vodiftx ber (£bor h) bas
Agnus Dei fingt. Das aRehgebet: „Domini nostri Jesu Chr. fiü Dei vivi*' (^Rr.XXXIV 2u
^ aReffe) oor ber Darrei^ung 3u beten unb bei ber Darreid^ung bie SBorte ber 9Reffe:
M Corpus (Sanguis) Domini nostri Jesu Christi custodiat animam meam (tuam)
in vitam aeternam** ju ffnre^en, fteütfiut^r frei. (Es folgen: i) bie beiben (Sebete ber
SReffe (Shr. XXXVlI) : ,,Quod ore sumpsimus etc.'' unb ,, Corpus tuum, Domine,
qnod sumpsi'' (mit änberung in ben ^lural sumpsimus). k) Das Benedicamus 25
JDomino, bas ftatt bes Ite missa est in ber 9Reffe 3ur Slboent- unb gfaftenseit ge<
bxaw^liifi (Dar, foK mit angeffigtem ^aüelufa bas ganje ^af)x bur^ gebraucht loerben.
1) Der ooronit. Segen {3ta 6), eine SReuerung fiut^ers, ba berfelbe (außer in ber -
Epon. Atr^) bisber nirgenbs tn fir^L (Bebraud^ loar. — 3i^i[^^n £ut^rs Form.M.
uanb feiner „oeutfi^en SReife unb Orbnuna bes (Sottesbienfts" oergtngen brei 3<^te. SBo^» :^)
r^nb biefer Stit famen eine 9{ei^ anoerer ffiottesbienjtorbnungen in (Sebrau^. SHs
^xfte uns bemnnte beutf^e SReffe ift bie oon bem 9lorblinger ^rebiger Ranli 1524 oer>
^€t^e 3U nennen (ab^ebr. Siona 1893 6. 104 ff.), bie fi^ allein auf bie ^enbma^Is«
^^xtx oef^ranlt unb tn allem toefentli^ ibentif(^ ift mit ber fSIf^Ii^ unter Sugen^agens
Gliomen bei £5^ S. 37 ff. abgebrudten eoan^el SRegorbnun^ 00m 3- 1524 . 2lus 30
!9lümberg fennen toir eine am 5. 3uni 1524 eingeffi^rte Iateimf(^e eoangelif^e 9Reg»
orbnung (mitgeteilt oon Aolbe in !t^6tjt 1883 6. 602 ff.), bie man mit einigend«
'V)ei^ungen 1525 in beutf^er Spraqe ju galten begann (f. bie „Döber"f(^e aRef[e,
cibgebr. in 9lieberer, Sinffi^rung b. beutfq. (Befanges 1759 unb bei £o^e 6. 42 ff.; in
ctmas abtoeic^nber gform au^ 0. 3* 1525 mitgeteilt oon $eroIb in 6iona 1894 6. 1 |f.) 40
(E^aiteriftif^ ift in ben Slfirnberaer SReffen bie (Einffigung einer beutf^en (Ex^ortatton
unb Slbmonitton an bie Slbenbma^lsgöfte unmittelbar oor ber Fax unb ber barauf fol«
genben 5tommunion, bie mit ben SBorten beginnt: „SReine allerliebften in (Sott, bie-
meil roir je^o bas Slbenbeffen unfers lieben $erm 3* ^^' v>olkn bebenien unb
^Iten K.". 9[u^ in ^reugen lourbe 1525 eine beutf^e (öottesbienftorbnung eingeführt 45
(Stirer I 6. 28 ff.), bie ebenfalls oor ber Danei^ung eine (Es^ortation ^at. Slus 0.3.
1525 ift auA bie Stragburger RO. (abgebr. bei £o^e 6. 51) ju nennen, in ber foIAe
Snfpra^ fe$Ii — 3m 3. 1526 erf^ien fobann fiut^ers „Deutf^e SReffe unb OrD«
nung b^ (Dottesbienftes"^ in ber neben bem latein. (Sottesbienft ber Form.M., n^el^er
ben SBo^entagen oerbletben foKte , ber beutf^e Sonntagsoottesbienft in SBittenberg 50
eingeffibrt touroe. $ier trat na^ ber ^rebigt an Stelle ber ^rofation a) „eine offent«
li^ ^arap^afis bes 93.11. unb äSerma^nung an bie, fo 3um Saframent ^e^en
moQen", unb jioar conceptis et praescriptis verbis, n)03U £. ein (nic^t oerbinbh^es)
SoAilb giebt. (Es loar oies feine (Erfinbung £.'s, fonbem Q)ar f^on mittelalterh(^e,
nxi^f^einli^ aus Sflbbeutj^Ianb ftammenbe Sitte. Daran f^Iie^en fi^ unmittelbar 55
b) bie £infehungsn)orte mtt c) (Eleoation. Sei ber barauf folgenben d) Diftribution
foH bas beutfc^e Sanftus: „3^f<^i<^^ ^^^ ^ro^beten bas ge|^(^'', oon £. für biefen
3twd gebietet, ober „3efus (E^riftus unfer §eilanb, ber oon uns (Bottes 3om ©anb",
ober hcß Agnus Dei gefungen loerben. (Es folgt: e) bie jlollelte: „SBir banfen bir,
aUma^tiger $en (Sott, bog bu uns bur^ bie|e ^eilfame (Sabe erquidet ^aft, unb bitten go
70 SlBenbitta^ldfricr in kctt ftinten ker Wefirmatt^it
beine Sarm^erjigfeit, bog bu uns fol^es gebei^en Meft 3u ftQiIem (glauben gegen bid^
unb 3U bifinfti^er Siebe unter uns ollen um 3* C^* unfers $erm u^illen. Slmen''.
f) Der aoronittf^e Segen.
60 menig anif fluider bie oon i^m gebotene gform als allgemein oerbinbli^ an*
ö [o^ (F. M.: yyNulli prorsus praejudicanteSy ne aliam (formulam) amplecti et
sequi liceat. Quin ex animo per Christum obsecramus, ut si quid melius ilüs
revelatum fuerit, nos priores tacere jubeant, ut communi opere rem commu-
nem juvemus^'. D. SR.: ,,93or allen Dingen mill i^ gor freunbli^ gebeten ^en, au^
um Gottes u^tllen, olle biejeni^en, [0 biefe unfere Orbnung im ®o&sbien[t fe^en ober
10 no^olgen u^ollen, bog fie ja fem notiges ®e|efe baraus ma^en, nod^ jemanbes Geiotffen
bamtt oerftriden ober fangen, fonbem, ber d^riftl. gftei^eit nod^, i^es (SefaÜens ge«
brausen, toie, roo^ wann unb wie lanae es bte Sad^n Jd^iden unb forbem . . . X)o(^
u)in \if hiermit ntAt begebren, bag biejenigen, fo bereits i^re gute Orbnung ^dben
ober iuxo) Gottes (Dnabe beffer ma^en tonnen, biefelbige fabren laifen unb uns toeidben.
15 Denn es ift nid^t meine SReinung, bas ganje beutfd^ £ano fo eben mfigte unfer Sßtt«
tenbergif(^e Orbnung annehmen'') r fo ftno bie in oiefen beioen Sänften £ut^rs er»
f^einenben Xppen bo<^ oorbilbli(^ für bie lut^. Slgenben bes 16. ^afycf). geworben.
3n ben jtOO. ber lut^. R,, insbefonbere bes 16. Z^f)xf), {wobti auif bie Dem refor«
mierten X^pus oenoanbten ffibbeutf^en JIOO. unb bie Ott^einriAf^ RD. ber ^fak ju
LN) berfidfi^tigen finb) finben Ji(^ in Sejug auf bie einjelnen 6tfiae ber Slbenbmo^Isfeier
nad^folgenbe gformen: 1. Setm Seginn bes Slbenbmo^Isaltes Jollen bie 5tommumIanten
na(^ fiut^ers 93organg in ber F. M. unb D. 9R. fi(^ 00m S^iff ber Jtirc^e in ben
e^orraum begeben, unb yooax bie SRänner auf bie 6fibfeite^ bie Stauen auf bie 9torb«
feite. 9lur in fflbu)eftbeutf^en 5UD0. treten bie Aommuntfanten erft bei ber Diftri«
25 bution 3um 3lltar. — 2. i>k ?ßräfation ©urbe oielfa^ beibe^Iten, ©ic in fiut^rs F.
M. 9Inbere 5UDO. folgten bagegen bem Sorbilb oon fiut^ers D. SR. (^reuften 1M4
unb oorne^mli^ Sübbeutfd^Ianb : S^toöb. ^all 1526, Sranbenb.«9Mimb. 1533, 93firttem*
berg 1536. 1553, Reffen 1574, Straftb. 1598). «nbere ÄOO. Keßen bie ^röfation
nur an ben Safttagen galten unb orbneten an ben gevö^nli^en Sonntagen ftatt oeffen
:)() eine SJerma^nung an bie 5tommuni!anten (üBraunfAu). 1528, !Dlinben 1530, £fibetf
1530, ^erj. geinr. 1539, S^lesro.^öolft. 1542). Oft ©urbe ©ic in SWimberg 1624
unb ^reugen 1525 (f. oben) ^rofation unb SJerma^nung jugleii^ georbnet (Sommern,
1535, Osnabr. 1543, fiüneb. 1564). als 2Jerma^nung ©urbe entmeoer fiut^ers3form in
ber D. an. mit ber «arap^rafe bes SJ.U. geroä^lt (granlfurt 1530, SRorb^tm 1539,
:\ö ^reugen 1544) ober fe^r häufig auA in Sübbeutf^Ianb bie (oben genannte) 9lüm^
berger (fe^ortation (8ranbenb.«Kümberg 1533, SBfirttemberg 1536, Ott^einr. 1543.,
S^roäb. öan 1543, aRümpelg. 1571, $anau 1573. $o^nI. 1578, Straßb. 1598),
ober aui) eine anbere gorm (Schwab, ^all 1526, Äaffel 1539). (Die oerft^iebenen
gormen abgebrudt bei ööfling S. 71 ff. ogl. Äliefot^ S. 93). - Die Stelle btcfer
40 &£bortation ©or oer[(^ieben : ^aufig 3©tf^en ^rafatton unb Aonfefration, aber and)
3©if(^en 33.11. unb Diftribution, audb 3©ifc(|en SJu. unb verb. lest. 3n Sfibbeutfi^lonb
©urbe an biefe Slnfprat^e ani) Sie allgem. Seilte unb Slbfolution angefd^loffen
(©orms 1560, Öfterr. 1571, Reffen 1574). — 3. betreffs bes Sanftus unb §ofianna
folgten einige ber älteften ÄiDO. bem Vorgang fiut^ers in ber F. M. unb liehen
jr.basfelbe ben verb. test. folgen (9Wimb.l524, ^reu6enl525, SRigaloSO). 3Bo bie^^rä»
fation ©egfiel, behielt man bos Sanftus na^ ben verb. test. (fiut^rs I). SW. !SBranbb.=
3lümb. 1533, Ottl^einr. 1543, ^reufeen 1544. 1558}. Die Iateinif(^e Sprache ©urbc
in Storbbeutf^lanb beibe^lten, anbenoörts bie beutfi^e angeorbnet (iloln. 9{ef. 1544,
Öfterr. 1571); meift lieg man bie SBal^l j©if^en beiben Spradben (^ommem 1535,
50 artedlenb. 1540, ?ßreuhen 1544, K^einpfalj 1557, fiiegnift 1594). fiut^ers „beutf(^cs
Sanftus'' (f.| oben) lam anä) oielfa^ in (SebrauA (SRedlenb. 1540, Sraunfdlin).^
fiüneb. 1542, ^rcuften 1544, Stralfunb 1555, «beinpfalj 1557, Öfterr. 1571).
8lu(^ ber (Befang: „$eilig ift ber 33atcr, b. ift ber So^n k." ©urbe neben bem latei»
nif^n Sanftus gebraust (a5raunfd^©. = aBolfenb. 1543, SRedlenb. 1540). SBo^enb
55 bes Sanftus (Ott^einr. 1543, aRarf 95ranbenb. 1540, 95raunf(^©. « fiüneb. 1542),
fon ber ^riefter noc^ brei beutfc^e ®ebete, eines filr bie ©eltlu^e Obrigfeit, bas
3©eite für bie Diener bes SBortes, bas britte um ^riftli^e Cinigfeit fpre^n. Die
StraM. 5UD. 1525 ^at na^ ber ^rofation mit Sanftus ein auf bie verb. test. flber^
leitenoes (Bebet, in bem gürbitte für bie Obrigfeit, alle 95ölfer, bie ©emeinbe, unb eine
(Kl 33itte um bußfertige (Scfinnung entölten ift. — 4. Das in ber SReffe gebräu^lid^e
Hleiiktitt|Iifeter in ^ctt fttril^eit ker Weformatuitt 71
SBei^ebet (ber (Elemente): ,,Hanc igitur oblationem'^ (Sit. XXI), in melt^es bie
Stnf^ungsn)orte ,,qm pridie etc.'' einaefägt maren, ^e £ut^er n)egen ber barin ausge«
fliroil^nen Opferibee n)eggelaffen. Sr fd^IoB ^^ 4^^ pridie unmittelbar an bie ^rä»
fatton an, tote ouA Mntberg 1524, (£tegni^ 1534 : ,,tn biefelbe ein"). Die Aan^f^e
SDlegorbnung fiir 9corbIingen 1524 (f. oben), ffcA bagegen unmittelbar uor ben verb. :>
test. unb in biefelben flberleitenb bas ®ebet, „ba| biefes Srot unb ber SBein uns
iDerbe unb fei ber UKi^r&afHge £eib unb bas unf^ulbige Slut beines allerliebften So^ns,
unfers $erm 3efu CQiri|tt". Sluger biefer erften beutfqen Orbnung finbet \\if nur no^
in ber Sgenbe oon ^alj 9leub. 1543 (Ottl^einr.) oor ber 5ton[efration ein berarttges
an (Slfimiis geric^etes (Sebet, bas oor t^n bie (Elemente bringt unb i^n bittet, lo
nbu iDoueft biefelben burA beine göttli^e (Snabe, (Bflte unb jtraft ^eiligen, fegnen unb
{(Raffen, bag biefes Srot Sein im unb biefer SBein bein Slut fet unb allen benen,
bte ooDon effen unb trinlen, jum en)igen £eben laffen gebeil^n". Slnbere Slgenben
bagegen nehmen ftott beffen oor ber Aonjdration ein SBei^e« unb Sereitungsgebet für
bie ftommunibinten auf. (9Utmb. 1524, Straftb. 1525, 9ldrblingen 1538, SBalbed 1556, i5
Öfteir. 1571, Reffen 1574). — 5. SOs toit^ttgltes unb unerlöglic^es 6tiid ber Slbenb«
ntö^lsltturgie galten bie verba institutionis, omä) n)elc^e bie eigentli^ SBei^ung ber
demente jumSebrau^ooIIjogeniDurbe (F.M.: ,,benedlctio".^reugenl525 „bie eoangel.
Sorte ber (Sdenebeiung ober Aonfebation über Srot unb 3Öein''. 6^id. ^all 1526:
fter ^(Jfoxier foH „bas Srot unb ben SBein [egnen mit bem SBort, bas (E^riftus felbft 2<»
fiebroc^n fyd". Sremen 1534 : „Hnb ijt ^ter ber Sefe^I, SBille unb (Einfe|ung CD^rifti
un^e re^ ilonfefration". SRarf Sranbenb. 1540: ,, verba consecrationis**). I)ie Signa«
tion ber (Elemente mtt bem jtreujesseic^en (ogL SRuet^el, (Ein n)unber $unlt in ber
hxäf. fiiturgie, Sttm- ^^^^ 6. 39 ff., 98 ff.) lourbe oon fintier befeitigt (F. M. „omissis
Omnibus signis, quae fieri solent super hostiam et cum hostia super calicem". 25
%tgL «lA £ut^s Xif^reben 95rftem«Sinbf. II 6.303). jleine SIgenbe bes 16.3a^r^.
^t biefe signatio crucis (gegen JUiefot^ 6. 111 , 6t&^elin $9{(E ' I 6. 57)
mit SusnoBme ber bes X^omas SRünaer fär SHftabt 1523 (6eibemann, X^om. SR.
€. 26). !Dtrett oerboten ift bie signatio ^annooer 1536. Die signatio finbet
fi^ in ber lut^. St juerft emm^nt bei ^0^. (Ber^rb (11. theol. X, 278 de sacra :»)
coena § 156), alfo mfang bes 17. ^afftp., als im (Bebrau^ fte^enb, too fie als ee-
remonia adlaphora beseidQinet unb i^ aliqua vis spiritualis bur^us abgefpro^en
©irb. Das !itxäftn bes ftreujes fei ,,externum Signum benedictionis et consecra-
tionis memoriam renovans crucis Christi**. Die Aoburger ÄiD. 1626 ^at es bei
ben beiben äBorten .,na^m" über ben 9loten oerjei^net. 3m 3- 1658 fpri^t ein (ßuta^tcn 35
ber £etp3iger gfaiuuat 00m addito signo f solito (Debefen, thesaur. decis. III,
415), to^nb 1633 ein a^nli^es (Butac^ten berfelben (^lultöt bie Signation no(^ ni^t
fennt (1. c. III, 411). 3n lu^. ÄOO. finbet fi^ bie Signotion in SKagbeb. 1653:
Das 3^i^^ ^ jtreuses „lann bellten unb bie ^farrfinber unterrichtet loerben, bag
biefe (Eeremonie unter bie SRittelbinge gebore unb nur als ein öu^erlit^ 3^i<^^n bes #»
(5eaens gdbrau^t merbe, babei toir uns bes jtreujes C^rifti unb feines unfAulbigen
£eiDens unb Sterbens 3U erinnern, fonften aber feine fonoerbar oerborgene jtraft in
fi^ i^". Desgl. SBeimar 1685. — Dagegen f^reiben altere ÄOO. oor, baft bas Brot
unb ber Jlel^ beim Beginne ber Sinfe^ungsmorie (SBtttenb. 1533, 9Rarf Sranbenb. 1540:
,,calieem accipe cum ambabus manibus**) ober auA bei ben SBorien „na^m'* 40
(Ottt. 1543), ober au^ bei ben SBorten: „Das ift mein £eib k." (öenneberg 1582)
ergcmen roerbe. 9lu^ bas Sre^en bes üBrotes unb bas (Einlegen ber $oftie in ben
Relq nmrbe befeitigt (£ut^rs F. M.: ,,nec frangatur hostia nee in calicem mis-
ceatur**), ©eil man bas erftere mit ber fat^ol. Opfert^eorie, bas anbere mit ber Äel^»
entgie^ng in 3wfammen^ng braute, gür bie (Elemente ©urbe ungefäuertes Srot ae- 01 »
brou^, ©enn bies aui) als ^iap^oron be^ei^net ©urbe (f. (Serl^arb loc. theol. X, 30 ff.)
unb bie Oblate blieb im (Sebrau^. DieSRif^ung bes SBeins mit SBaffer ©urbe abgelehnt.
(£ut^rsF.M.: ,,nondumconstituimecum, miscendane sit aqua vino, quamquam
hue incllno, ut merum potius vinum paretur, absque aquae mixtione . . Herum
vinum enim pulchre figurat puritatem doctrinae Evangelicae*^ (E^emni^ Ex. o.)
conc. Trident. loc. IV Sect.VI cap. 8; 3®ci^^«^ loc. theol. X, 39 ff. $annooer
1536, £ippe 1538). Die »esitation ber 9Borie gej^a^ im ®egenfa^ jur röm. SReffe
mit lauter oemebmlic^er Stimme in beutfd^r Spraye. £ut^er ^at in ber Form M. no<^
bie latein. Spraye gelajfen, ou^ bie leife Siejitation erlaubt, obglei^ er bereits 1520
unb 21 bie laute 9{e3ttation in beutf^er Spraye ge©änf^t Qatte ((E91 17 6. 68, «ü)
72 Wenkittd^tofrier tit kett fttri^ett ker Wefomtttfin
27 6. 153). Do megen ber letfen SResitotton ht ber 9Reffe bie 9ReIobie für bie verb.
test. fehlte, bot £ut^ in D. SR. eine fol^e bar. Slnbete SRelobien boten bie jt0£).
oon SraunfAioeig 1528, Sionbenb. « 9Mimb. 1533, 'SSreu^en 1544. Sfibbeufl^ 5tOO.
gaben bas Singen ober 6fn:e^en frei (Sranbenb.«9(fimb. 1533, £)fterr. 1571), anbere
ö orbneten blog bos SfnreAen an (S^ro. ^all 1526, Slugsburg 1537), <niA' fo , bag
ber ®ei|tIiAe hinter bem mtor bem Soße sugenmnbt fte^ unb Srot unb SBein oor
fi^ ^abe (äBfirttemb. 1536). IDlan^mal louroen au^ einlettenbe SBorte oorgef^rieben
(granlfurt 1565, Straßburg 1598). — 6. Die (Heoation ber «Kemente nad^ ber jlon«
fehotion behielt fiut^r bei ,,propter infinnos, qui hac repentina hu jus in-
10 signioris in Missa ritus [mutatione] forte offendentur^' (F.M.), loollte aber, bog bur^
bie ^rebigt bie falft^e SuffafTung ber 90)oration befeitigt merbe. gffit bie Seibe^attung
beftimmte ibn aoer ^uptfö^Iii^ jlariftabts fanotifd^e ^elfintpfung, ber ein (5e|e^ aus
ber Slbfd^aming ber (Heoation ma^n u^ollte (ogl. befonbers S Sl 29 6. 188 ff.
194). fintier beutete bie (Eleoation, bie t^ja^Ii^ mit ber Zransfubftantiation }u«
15 [ammen^ina, ba^in um, „bag es fein mit bem beutfc^en Sanltus ftimmt unb bebeutet,
bag (£]^r. befohlen ^at, fein ju gebenlen'' (D. 9R., ogl. anä) Opp. var. arg. V, 52, S 9
17, 68 f. 27, 149. 28, 88. 29, 188 ff. 32. 420 ff.). Do^ uwr [ie in ben ©ottesbienften
im Sluguftinernofter ft^on 1524 bur^ fiutQer beiettipt u)orben, blieb aber in ber ^[)f«ar«
Kr^e (S 91 29, 191), bis fie Sugeiij^gen, ber fie m leiner feiner ROO. aufgenommen
20 ^e, auä) in ber ^farrfir^e 3u äBittenbera 1542 unter na(^tragli(^er Silligung fiut^ers
abf(^affte. £e^terer u)a^rte fiq aber bie ^ei^it, fie „um Jle§erei ober anbere Sac^n
3U meiben" ©leber einjufübren (Sriefe fi.s ed. de W. V. 478. 541 f.). Slu^ onoer«
märts voox bie (Eleoation beibe^Qen U)orben (Slfimberg 1524, ^reu^en 1525, SRarl
Sranbenburg 1540, Ott^. 1543), au^ mit SInmnbigung bur(^ bas ®lödAen b^ 9Ri*
25 niftranten ($reuben 1525, 9Bittenberg, f. Aolbe Anal. luth. 6. 227). 3n 9lümberg
f^affte fie 1543 SBeit Dietri^ nad^ langen Aonq>fen ab (Strobel, £eben S.D.S S.99ff.
C. R. III, 504; ftaioerau, »riefpe^fel bes 3uftus 3onas I S. 279 f.). — 7. Das
Soterunfer rowctt entioeber unoerSnbert ober allein in ber gform oon fiut^ers $ara<
p^rafe in ber D. SR. (9lorb^aufen 1539, ^reugen 1558) ober au(^ in beiben ^formen
ao jugleic^ aufgenommen. 3n JJftanfen , SRari Sranbenburg, ^reugen unb Slfag belieg
man es, mit in ber 9Reffe unb fiutl^ers F. M., na^ ben verb. instit. Dte meiften
JIOO., befonbers bie Sugen^agens, au^ Sommern, SBürttemberg festen es oor bie
(Einfe^ungsu)orte. SReift u)urbe basfelbe beutf(^ gefungen, nur oereinjelt au(^ lateinif^
(Sranbb.«9tümb. 1533). Slnbenoörts tourbe es oon ber(5emeinbe beutfd^ ge[ungen (SBfirt«
sötemb. 1536 „bieu)eil es ein fonberlic^ ^enlit^ Gebet unb auA baßu etne Sffentlid^
Seilte iff'). öfters u)urbe es mit einer 9lufforberung 3um Gebet eingeleitet (^ßreugen
1525, SRümbera 1525, Strasburg 1525, 1598, SRar! »ranbenb. 1540). — 8. «Is
Übergang oon oer ilonfelration (ober bem 3}.U.) 3ur Diftribution behielt man meift
„Pax Domini vobiscum'* ber rSm. 3R. bei. fiut^ers D. SR. ^e fie ©eggelaffen.
40 aRan fa^ bie Fax als Slbfolutionsformel an (£ufters F. M.: ,,yox plane evange-
lica annuncians remissionem peccatorum'S ^^eu^en 1525: „Die eoangel. abso-
lutio benedictio et pacis annuntiatio'O- 9RarI Sranbenb. 1540 fyxi bie Fax na^ ber
Diftribution. Site 9Wponfum fügte ber (E^or (»ranbenb. « Kfimb. 1533, Öfterr. 1571)
ober bie (Bemeinbe (9h. Sranbeno. 1540) bas SImen 3u, ober es U)urbe aud^: „Unb
45 mit beinem Seifte'' oom (E^or (9lfirnberg 1525, ^reugen 1525, 9liga 1530) ober oon
ber (bemeinbe (5loln. JRcf. 1543) gefungen. — 9. Dos Agnus Dei rourbe entioeber roie
in ber röm. 9R. na^ bem 33.11. unb oor ber Fax gefungen (^reu^en 1525) ober naA
ber Fax (9R. Sranbenb. 1540), gemöbnli^ aber toö^renb ber Diftribution, bo<A auq
na^ ber Diftribution oor ber 6^lug!oUelte (Sraunfc^. 1528, Hamburg 1529, SBitten*
eo berg 1533. SRorb^eim 1539).— 10. Die Diftribution erfolgte in ber äBeife, baft meiftens
ber (Seiftltc^e 3uerft fi^ feM unb fobann ber Semeinbe, unb yxxa unmittelbar in ben
SRunb, Srot unbSBein xtxa^it, (F.M.: ,,deindecommunicet tum sese, tum popu-
lum".) Ott^inr. 1543 beftimmt, bah ber ^riejter 3ule^t fi^ »r. u. SB. reichen foll; Straft*
bürg 1525 ftellt bie Orbnung fret. Slnbere RDZ). oerbieten ausbrfidli^ bie Selb^«
5ö!ommunion bes ®eiftli^en (Goslar 1531). £ut^er ftellte es 3uerft (F. M.) frei, ob
bie Diftribution na^ ber Äonjelration beiber (Elemente, roie in ber 9Hejfe, folgen folü,
ober ob, rok (E^riftus es getrau ^abe, fogleid^ na^ ber Segnung bes Srotes basfeKe
aerei(^t toerbe, unb bie Segnung unb Slusteilung bes Ael^s fotoen folle. Die Sugen«
bagenfd^n RD£)., au^ ^reugen 1558, (E^urfaAfen 1580 unb Aobura 1626 folgen ber
eo lederen Orbnung. 3n ben anbern Slgenben behielt man aus pratti|(^n ®rfinben bie
flieiiktitall^Mfritr in ^ett fttri^ett ker flteformatiiiit 73
Sorm ber SKeffe bei. 3ueift follen bie 3R5nner, banad^ bie gfrouen ^insutreten, ober
auc^ ju^ bie 3ungen unb benn bie alten (gfron^urt 1530). 8lu^ ftellt man Bie unb
ba Sänie 3um 5tnien an beibe Sntorfeiten (Olbenb. 1573, $oqa 1581). 9)ielfa^
Dtrb barouf geilten, hak nxi)is von ben oef^neten (Elementen übrig bleibe ober gar
oetttüttet ©erbe (|. Wiefotö S. 79 ff).. SB^renb ber Austeilung (foll bie ni^t lom« 5
mrnitjierenbe (Semeinbe beuifAe fiieber fingen (»raunft^U). 1528, Äaffel 1539, Ofterr.
1571). — 11. »ei ber Diftribution ßftt fiut^er in ber F. M. bie Slmoenbung ber
Gpenbeformel ber 9{om. 9Reffe : ,, Corpus feanguis) D. n.J. Chr. custodiat animam
meam (tuam), in vitam aeternam'^ in basSelieben bes ®eiftlt(^en gefteüt fein. 3n
ber D. SR. enoo^nt er leine Spenbeformel. 8lu(^ in $en. $einr. 1539 , SBitten« lo
betg 1533, 3RedIenb. 1552 fe^It fte. Sugen^gen leqnte ben (Sebrau^ einer folt^en aus*
btufflü^ ab (3. ». S(^Iesiö.*$oIft. 1542: „SBcnn man bas Sah. austeilet, fo foll
man ben Aommunilanten . . . nid^ts fagen, benn juoor ift es insgemein gefagt, mit
ben fBorten unb Sefe^Ien (S^xM in t^ren O^en. Das fann man nai^mals ni^t
Mcr ma^en")- Die meiften ADD. ^aben Spenbeformeln unb jroar a) bie ber SReffe, 15
ieihDeife mit einjelnen Variationen (3oa^imst^aI f. £5f^e bie R, 6^. unb Spital«
Orbnung oon 3., 3Bien 1891, Nürnberg 1525, ^ommem 1542.1569, Ott^einr. 1543,
S^^iDöb. $an 1543, Olbenb. 1573). b) Slnbere ^en (mit einseinen Variationen):
Kernet (nimm) ^in unb effet (ig), bas ift ber £eib 3efu (£^{ti, ber ffir eu(^ (bi(|)
aegeben ift («reufeen 1525, »ranbenb. « 3Himb. 1533, 3R. »ranbenb. 1540, aBürttem*2o
böfl 1536, ^ah * 3leub. 1557, Öfterr. 1571, Olbenb. 1573). c) Snbere oereinen
leibe Formeln, inoem fie an b ^injufe^en (in Variationen) „ber ftorle unb er^Ite eu^
(bn iDo^en (glauben) jum eioigen £eben (Slusgsb. 1537, (Sxbai) 1560, 9laffau 1576,
Strato. 1598). d) »efonbere fjormeln: Strasburg 1525: „Unfcr $err 3. (t^r. fprac^
jtt fernen lieben 3ü«9«rii: 3le|met ^in unb ejfet — gegeben wirb". S^nli^ fiü^clftein25
1605: „Unfer$err3.fpri^t: 3le^met ^in — gegeben", (fobat^ 1560: „(Sebenl, baß ber
fieib (Elft. für bi(^ in ben lob geaeben ift". — Die lut^. Äir^e faWe bie Spenbeformel
als 9usbrud ber ^bplilation an oen einjelnen ^mmunüanten auf, „ju mehrerer (£r«
innerung unb Stfirtun^ aller S(^n)aAgIaubigen unb ju mehreren Xroft" (Debefen, 1. c.
I) 577), „bag einem leben ilommuntfanten bes $erm (E^rifti SBo^Itqaten, au^ biefes ao
Sdr. 301^ unb SBirfung abfonberlid^ erinnert ©erbe" (1. c. 578). Die Velampfung
bes Arqptocabinismus bevirltte es , bag bie unter b unb c genannten gformeln ate
olleiit berechtigt oorgef^rieben tourben, unb bag jur Verftörlung bes lut^. Vefenntniffes
einoefügt ©urbe „bas ift ber ©a^re fieib" (juerft »ranbenb.^SKimb. 1591, Äoburg 1626).
Sift 1647 ©urbe in fifibed, ©0 bisher burA Vugen^gen feine Spenbeformel im (5e« 35
m& ©ar, bie alfo enoeherie, als lut^erij^ geltenbe Spenbeformel einaeffi^rt (ogl.
}ttr Spenbeformel: §ofIing S. 124, Äliefot^ S. 123 ff., Äa©erau in 31X^51 1870
«iet|(^el in^StÄ1885 S. 391 ff.). — 12. mai) ber Diftribution behielt, ©iefiut^rin
ber P.M.. au(9 SR. Vranbenb. 1540 bas (Sebet ber SDleffe: ,,Quod ore sumpsimus etc.**
bei Snoere ÄiDO. aebrau(^ten an biefer Stelle einen an bie (Bemeinoe geri^teten 40
9üelfpnu^ (gefammelt bei ^ofling S. 131), ober au^ Simeons £obgefang Sc 2,
29 ff. (9Wimb. 1525, Strasburg 1525). 3n ben meiften (Jollen folgt aber ©ie in
Su^tts D. 2R. eine DanRollette, meift mit bem oorausge^enben Verfifcl: „Danlet
bem^erm, benn er ift freunbli^. 9{efp. Unb feine C5üte ©äl^ret e©iglid^", ober au^ mit
bem ooransge^enben : „Der $err fei mit eu^ k." 9lm meiften oerbreitet blieb bie Roh 45
lette in fiu^ers D. SR. (f. oben). Slnbere im (Bebraut^ fte^enbe Aolletten f. bei^öf*
ling S. 126 f[. — 13. Ws S^lug bes gefamten (Bottesbienftes biente ©ie bei fintier,
ber oaronit. oegen, bie (Bemeinbe ent©eber im Singular, ober, im ^lural anrebenb.
9nbere ^oralleUSegensformeln J. bei $5fling S. 132 f. — 14. Über bte oeforberte Sin«
meDmng jum Slbenbmal^l unb bte oorausge^enbe VeiÄte f. ben Slrtifel „Seilte". 50
Der Pietismus in feiner ®eringf(^afung liturg. (jrormen unb mehr no^ ber 9{a«
tionalismus löften me^ unb me^r bte alten Orbnungen auf. Die ^rofatton ©urbe
faft allgemein befeitigt unb bur^ Slbenbma^lserma^nun^en im Seifte ber 3^it erfe^t.
Sinfe^ungs©orie unb Vaterunfer, le^teres allerbings böuftq in oenoafd^enen $arap^rafen,
blieben o^er ftets bie ©efentli^en Stade. Die ^reujjif^e Slgenbe 1822 na^m bie üö
^röfation, allein bem (Seiftli^en suerieilt, in ben ^rebtgtgottesbienft oor bem allge-
meinen AirAengebet auf. Dte neuem Slgenben lut^erif^er ober unterier £anbeslir^en
^oben fie ©ieber ber Slbenbma^lsfeier eingereiht. Die reoibierie $reu|}. Slgenbe 1895
fyä bie ^rofation, obne fte bem ^rebigtgottesbienft o^ne Slbenbma^l ju entjie^en,
©teber ber Sbenbma^tef eier sugefü^ri. 9lls Überleitung . 3ur Slbenbma^lsfeier an Stelle ao
74 Mntkitta^Mfeter itt ken ftinl^eit Her
bes Offertoriums fanb ber aus bem 17. 3^^* ftammenbe (Sejäng oon ^. 51:
„Straff in mir Sott ein reines $ene" wette Serbreituna. — Die in ber^reug. Slgenbe
1822 allein oorgefd^riebene Spenbcf ormel : „Unfer öerrg.Cffir.fpri^t: Steintet j^in k."
fyA toegen i^rer Ünionstenbenj oiel SBiberfpru^ oon luti^. Seite erfa^n. Die teoi*
5 bierte ^reug.^. 1895 bietet fie in ber %om: ,,9le^met ^in unb effet (trtniet), {)nrt^
unfer $err unb $eilanb 3- C^^- 1 ^ ^ft ntein fieib (mein Slut) k" neben ben oben
enoo^nten ^allelformeln c unb a unb fügt als reformierte Spenbeformel l.Ao 10,16
^insu. Der (Sebrau(^ biefer gleid^bere^tigten Spenbeformeln foll fiq no^ «ber SrUi^n
Sottesbienftorbnung rid^ten.
10 (Jrflr bie liturgifd^e (Seftaltung ber lut^. Slbenbma^Isfeier u)erben nad^fte^nbe %nr«
berungen bere^tigt fein: 1. Die [elbftönbige (Seftoltunq oon Sbenbma^Isgottesbien^n,
losgeloft oon bem ^rebigtgottesbienft bes Sonntags, t[t für SBo^ngottesbienfte unb
befonbers in grogen Stabten für Slbenbma^Isfeiem an SIbenben u^finf^nstoert. 2. Die
93erma^nung ber 5tommunUanten ift tro^ bes Vorgangs in ber 3^^^ ^ SR^rmotion
15 inner^Ib ber Slbenbma^lsliturgie felbft ni(^t am redeten Orte. 3n bie eigentlii^e Seier
bes ^enbma^Is gehören bibcmif^e unb fate^f^ (Elemente ni^t (f. 3GMSff $raft.
2:^. § 357 ftliefo^ 6.94). Dem Sebürfnis, meld^ fi<^ barin ausfpri^t, loirb genfigt
bur^ bie oorausgeQenbe Sei^tan{pra(^e, u)el^e in benß^iten, in benen bie Slnftmid^n
entftanben (fiui^ers D. SR., !91fimberg k.), niAt eingeführt mar. 3. Die (Einführung eines
20 SBei^egebets, in u>el^s bie verb. lest, eingegliebert ober an basfelbe ongef^Ioffen meAtn
tonnen, als Xif^gebet ber Ainber (Sottes, ift u)finjd^ensu)ert. 9lur bcocf basfelbe nid^
bie (Jform ^aben , n)el(^ Ottbeinr. 1543 (f. oben) bietet (gegen Sd^öberlein S. 356.
X^. $amad, $ratt. X6. I 6. 631), ba nic^t bie (Elemente auf bem 9Itar fieib unb
Slut CQ^rifti o^erben , fonbem oielme^r na^ lut^. fie^re in ber Darrei^ung bie SptU
25 fung mit fieib unb üBIut fi^ oolljie^t. Das übliche unmittelbare @)n:e^n ber verb.
test. über ben (Elementen unb bie signatio crucis, bie aüerbings allgemein übM ge«
roorben ift , fyA i^re Sebenfen (f. befonbers 9Ruet^eI a. a. O.) , ba fid^ oielfa^ mit
i^r falf(^e ^uffaffungen einer operatioen SBirfung oerbinben (ogl. bie bfuiftif^n grtagen
bei Debefen 1. c. III, 414 f. 416 unb bie Seftimmung ber SRagbeb. RD. 0.1740, toeU^
30 bei 3rrungen betreffs bes Srotes unb SBeines ben (Beiftli(^n mit Strafen am fieib
i^nb bem Sefinben noA amfieben bebro^. Daniel II 6.151, f. aud^ jlliefot^ 6.79ff.).
Über bie gorm bes SEBei^egebets f. SRuet^el a. a. O. 6.119. 4. Das 3JII., welches
ber fiiturgie nit^t feblen foII (gegen 9Ruet^eI), ba fein (Sebrau^ auf alter Xrabitun
ben^, unb ber (Sebrau(^ bes SU. bei allen gottesbienftl. ^anblungen in ber lut^.
35 ilirqe üblii^ ift , ^at feine 6teIIe ni^t oor ben verb. test. , wtil es als SBei^gebet
fi^ nxift eignet, fonbem naif benfelben als gemeinfames (Bebet ber ®emeinbe, bie fi^
ab (Bemcinf^aft jum (Benufe bes Slbenbma^Is ruftet, roobei bie fünfte- 8itte i^re be«
fonbere Sebeutung er^lt.
2. 3^ingi^i \Mo^ f^ anfangs (1523) in Sejug auf bie (Bottesbienftorbnung
40 an ben iuie^fanon an, fprad^ fi^aber in feiner 6(^rift ,,de canone missae epichiresis''
fe^r f(^arf über biefen Xeil ber ^effe aus. 9ln 6teIIe bes Offertoriums fe^e er ein
allgemeines jtfar^engebet. Dann folgte bie freier bes 91.9R. ö^nli^, nie bei fiut^r:
Jrafation mit öanftus , ®ebet um gefegneten (Benuft überleitenb auf bie verb. lest.,
Diftribution, Danffapungsgebet, 6imeons fiobgefang, 6egen. — 1525 geftaltete 3- i«
45 feinem Su^e : „SIctton ober bru^ bes nai^tmals, gebö^tnuB ober banffagung (E^ftt k."
bie (^ier felbftönbig. 3lm (Brünbonnerstag follten bie SRönner unb Stauen, am (Sfyix*
freitag bie fo „mittleren Sllters" finb, am Oftertag bie „ätlerölteften" bie „Danffagung"
(Suäariftte) begeben. Die Jlommunilanten oerfammeln fi^ im (E^or. Der Serlauf
ber ^anblung gef(^te^t mit 9[usf^lu^ alles ®ejangs f olgenbermahen : a) (Bebet, oom
50 ^faner bem Solle sugele^rt gefpro^en, um re^te Screitung 5ur geier. b) Seriejung
(bur(^ ben ^arrer ober flefer) oon 1 Ro 11, 20—29 f^lieftenb mit: „(Bott fei gelooef .
c) Das groge Gloria (mit angef^loffenem Laudamus te) toirb beutft^ oom ^arrer
angeftimmt unb in feinen einjelnen (Bliebem toei^fehoeife oon ben SRannem unb
SBeibem gefpro^en unb mit gemeinfamem 3lmen bef(^lo)fen. d) Die 6alutation : „ber $en
55 fei mit eu^. Mefp. : unb mit beinern C6eift." e) Serlefung oon 3o 6, 47—63, u)orauf
ber fiefer bas Su^ füjjt unb fpric^t : „bas fei ®ott gelobt unb gebantt ! Der loolle nad^
feinem ^il. 3Bort uns alle 6ünben oergeben". (Bemeinbe: „Slmen." f) Das ajpofto^
lif(^e (!) (Blaubensbefenntnis Q)irb oom ^faner angeftimmt, unb in feinen (Bliebem
tDedMelmetfe oon SRännem unb Sftauen gennro^en unb mit gemeinfamem Slmen be^
00 f^loffen. fiO ilurje (Erinnerung über ben Iroft unb bie Serantmortli^feit ber dreier,
Sttenfenc^Mfricr in keii fttntcn ker MtfamativH 75
bic h) jumS.U. üEwiIehrt, bos Inicenb gebeiet mtrb („9id(r unfei", „eilofe uns nom
Ubcl") intb bos i) jum (gebet um gefegneten ®enuQ übeileftet. k) 3JeiIe[ung bei
▼erb. instit. 1) Aomnninion. 7)urq oeiorbnete Sienei witb ungejäuertes („uti"
ae^Iet") Snit in ^Ijenien S^üfTeln unb 3Qein in ^öljemen Sediem ju ben [i^enben
Aommunitanten getragen, fo bog j«b« [t^ einen ^i||en oon bent Srot Felbft abbri^t s
unb ben ÄeMj in bie §anb nimmt. Es folgt: in) Sßl 113, oom gartet angeltimmt
unb iDei^|cIiDet|e oon #ännem unb S^uen ge^c^en. n) ^onet: „$en idit fagcn
bti X)anl um alle beine ®aben unb (Butt^, bei bu leblt unb legieijt, (Sott in bie
(Etoigteit." Semeinbe: „Smen". ^faner: „C5e^et^in infjricben."— Diefe^enbma^ls?
lüuigie, in bei [i^ bie 3iDtngliFd|e %[uffa|Tung bes ^Ibenbma^Is ale eines !Sefenittnis< lo
ottts bei ®emeinbe ehten Slusbnicf giebt, finbet [itt) aui$ in ben fpäteien itOO. oon
3&ri^ mit Keinen StbioeiAungen bis 1675. — &foIampab ^otte ob Xorbeieitungsott
pibie abenbmo^lsfeier Seioite mit 3Ui[olution, ^Jlolmengeiong, altaem, Slirc^engebet,
8i)ile[ung bei fieibensgefdiit^te , worauf bie SttcnbrnabEsfeiei mit aserma^nung, 3JU.
Verb, instit,, Diftribution, iJanfgebet, Segen folgte. ig
3. ^^bem f)r(uel in ®enf bie löm. UReffe (ägefi^offt ^atte, geftaltefc Soloin ben
l^tttefibienft Felb|tänbig in feinet Sdfiift : ,,Lamaniöre de celebrer la cene". 9Jn ben
'iDttbigtgottesbienfl fi$Iog ft^ einmal im Z°^ bie ^eiei bes älBenbmo^Ie an. Die
$HMgt foll an bicfen tuigcn bie Sebeutung bes STbenbmo^Is bejubeln. 3n bas an
iif ^rebigt legelmöfeig flq an!<filie|enbe ftiÄieiyebet, bos in eine Sßaiap^tafe bes 3J.U. »
üboge^, miib an ben betieffenben lagen eine glitte um gläubigen Smpfang bes 91.9R.
tingefügt. Ss foh)t a) bie Soilefung non 1 Ao 11, 25—29. b) (Eine foimulierte ^ln<
Ipnt^, buidl loelqte bie auher^Ib bei (Semeinbe bei (Gläubigen befinbli^ien groben
Sänbei unb (]reinbe bei tir^lidien Sin^it feierlii^ eilommuntsieit meiben, morauf jui
mi|ten ^rfifung bes gerjens aufgefoibed mirb, unb ber Xroft für bie Serjagten unb s
im Stauben Sditoa^en jugefü^ mixi). 9m St^Iufi mirb in ber Slnfimt^e bas alt'
tii^lii^ Sursum corda ber $iSfation nad) ber bogmattf(l|en 9Iuffa|fung Salnins an<
gnKi^t (,,äevons nos eaprits et nos coeurs en haut, oü est j. Ctir. en la t^loire
de son pfire..." Car lors nos ames seront dispoafos ä^tre nourriee et vivifiäe»
de sa substance , quand ellea seront ainai &ev6e8 par desBUS toutes choses »
lerreatres pour atteindre jusqu'au ciel et entrer au roiaume de dieu, oü il
liBbite"). (£s folgt c) bic Aommunion, wobei in bei ^lusgabe oon 1645 beftimmt ift, bag
InSeiftli^ jueift felbft basSbenbmo^l nimmt, es boiauf bem Diener (diacre) giebt unb
iotann ber ganjen (&emeinbe, bie jum lieiiigen 2ifd) (leiontritt. 9Il5 Spenbeformel
mb gebraut^ : ,,Prenez, mange^ le corps de J., qui a €t€ livrö ä la mort pour S5
rous." — ,,C'eBt le calice du nouveau teBtament au sang de J., qui a 6tö re-
psndu pour vous". 3Bä^tenb ber itommunion fingt bie Semeinbe ^f 138. Die
mi [dilie^t mit d) Xanlgebet. e) Simcons iSefang. f) Segen.— Dem taloinif^n
Irans folgen bic jeiltrcute'n tpfonnierten ©emeinben am Sl^ein unb in aSeftfalen. 3n
iw cd|)meij ^t firf) bic lüaloinifdie unb 3"''"9l'f'^e SJorm oielfad) oermift^t unb w
iwbifijiert, fobafe fi^ über (ct^s ocif^iebene Äommunionsmeifen boit uitterfi^eiben ta[fen
(iläfielin, ^"iRffi'. 16. üS), - liieoon 3o^»o" ^os« i- 3- 1550 entroorfene ftO. füi
öie naäf ISnglanb geflüdftetcn 'üÜebeilanber (9lid)ter II, 99), bie eifte umfaffenbe
'Jjresbpterialoibnung ber reform. Min^e SalDinifdien Setenntni|fes, orbnet folgenbes an:
'^Im ^ 001 bem 'älbenbmal)le ojirb ooi serfammelter IScmeinbe eine $rebigt über «c
bas ajR. gehalten. Sei Ber gcicr |e(b[t werben auf einem mit leinenem lu^ bebetften
Jijdi oi(r tSIäJer unb hei (eine gci^tte unb sroci Heinere) jinnerne S^üifeln geftellt,
Die $anblung beginnt mit einer ^rebigt, an bie [icb eine Beimo^nung fi^lie^t, in
ber benen , bie nod) nidjt bos Selenntnis bes ©loubens get^an , fii^ ber (f)ri^Ii(^en
6tia|e ni^t unterworfen ^ben ober fi^ nidit jui geiei ongemelbef f)aben, bei so
ßutntt jum SlÜR. oerboten mirb. (Es folgen ein (Öebet , bie verba instit. , unb
eine Sermotinung jur Selbttprflfung. ^llee bies DolI}ie^ [i^ oon bei Aanjel aus.
^ietauf Dcilünbet oer (Seiftlit^e oom Xift^ aus 1 Ao 5, 7. 8. Die Aommunion
fyü bim^us ben Stiatafter ber Xifdigemeinfdiaft. Der (^eijtlidie mit ben luteftcn
unb ßcmeinbegliebem , foweit bei f^ia^ am Xi|i$ reicht, fegen li^ nieber. Dei^
(SeifUii^ nimmt ein Stiidt oon bem m bei einen großen SÄüffel liegcnbcn Srot, unb
mit ben 3Boiten: „bas Srol, bas wir biecfien ift bie (»emeinftffaft bes ßeibes Cbrijti",
bri^ ci bos Srot in einjelne Stüde in bie beiben Ileinen St^üffelit, teilt es oaiouf
ben neben if|m Si^nben aus mit ben SBorten : „'iUe^mei, effel, gebeutet unb glaubet,
bafi ber Setb un[«res §errn 3- ^^- '" ben lob am Stamm bes flieujes gegeben [ei ^ur i»
76 XBettbma^ttfeirr in ken ftinl^eii ber 9lef9nitittioit 96ett (Hta
Vergebung aller unferer Sünben." X>tx ®eip&e nimmt felbft ein 6tfid unb es ge^n
[obann bie 6(^flffeln bei ben femer Si^enben Qerum. Si^nlim loirb mit bem Aelc^ oer«
fahren unter entffnre^enben SBorten. 91q(^ unb nad^ !ommt fo oie gome (Semeinbe an ben
Zx\^f 5uerft bie SRänner, fobann bie gfrouen. SBä^enb bes äBe^jefns ber $Iä^e oiib
6 oon ber jittnjel 3o cap. 6 unb cap. 13—15 oerlefen. 9la^ Sälug ber itommunion
folgt ein furjes SBort bes (Seiftlid^en, eine Dani^ogungp ^falm unb Segen. — Die nieber«
länbif^-reformierte Jlir^e ^at nod^ ^eute bur^us biefe oon £asco entmorfene Orb*
nung , in u^eld^er bos Seftreben maltet , bie Sf^ier ber Semeinbe ber urmrfinglfa^n
Xif$gemeinf(^aft bes erften Slbenbma^Is affnWi^ m geftalten. (®li>§I, ^ollanbs lirqL
10 £mn 6. 67 f.). %lu^ bie f^ottifc^e jtir^e ge^t auf £ascos ilirAenorbnung jurfid
unb ^aif mie aui) bie reformierte ftird^e gftanfrei^s, eine ci^nli^e Sefialtung ber
Sfeier (f. ®emberg, Die f^ottif^ SlationalKr^e, 6. 126; ^AffeH, 9Befen unb Seruf
bes eoangel. «Beiftl., II, S. 248 ff.; (ßloöl a. a. £>.).
4. Die anglilanif^e ilird^. The Book of Common Prayer en^It als
15 15. Stüd The' Order of the Ministration of the holy Communion. ®n oor*
bereitenber Xeil ge^t ber Slbenbma^Ii^eier ooraus , ber aRo oerlSuft: a) Unjer Sater,
b) Aoüettengebet um SReiniaung ber (Sebanlen butSd^ ben ^eil. Seift, c) Serlefung ber
10 Gebote, jmif^en benen oie ®emeinbe je^nmal bri^t: „$err emirme btA fiber
uns unb neige unfere ^erjen, bag mir biesSebot ^en", d) ein AoIIeltengebet für ben
20 ilonig (bie Aönigin), e) ein glei^es auf ben befonberen Zog besfigli^, f) (Einp^l, g) CEoon*
gelium, h) S3rmbolum Nicaenum, i) ^rebigt. SHs Übergang jur Sbenbmol^Isfeier
(Offertorium) merben, k) einjelne 3ur Susm^I gebotene SBibelfprä^ gelefen, meU^
ben Ofyferfinn ber ®emeinbe enoeden follen. üBS^renb bem meroen oon ben Didonen
bie (Sobtn ffir bie Firmen unb bie fonftigen Opfer (devotions) eingefammelt unb auf
25 ben mit einem leinenen Üud^ bebedten ^artifd^ gefteüi %iq Srot unb SBein oiib
aufgetragen. (Es folgt 1) ein Gebet ffir bie ftreitenoe Ritäft (for the whole state of
ChristsChurch militant here in earth), in bem mieber für benjtbnig, bieSif^ofe,
(Sei|tli(^en, bie gegenmörtige Gemeinbe gebetet mirb , m) eine (in breifaqer gform ge<
botene) agenbanfdQe 93erma^nung ber ilommunUanten , n) Sunbenbelenntnis (Inieenb
00 gebetet) mit älbfolution unb baran angefd^Ioffenem XroftfinniA (SRt 11. 28. 3o 3, 16.
1 Üim 1, 15. 1 3o 2, 1). 9lun beginnt bie eigenthqe tlbenbma^Isfeier: n) ^«
fation (für bie gfefte oerfAieben geftaltet) mit Sannus unb Senebiltus. o) (gebet um
re^te SBereitung jum muroigen Genug, p) Aonfefrationsgebet mit boran anf^Iiegenben
verb. institut. Sei ben Worten „nobm" nimmt ber Geiftli^ bie ^atene ober ben
35 jtel^, bei bem 3Borte „brat^" bricht er bas üBrot, bei ben SBorten : „bos ift mein fieib
(Slut)" legt ber (Beiftli^e [eine $anb über bie Elemente, g) bei ber fol^enben Aommunion
foll ber (Beiftli^e suerftSrot unb SBein \iä) felbft reid^en, oann ben Stft^öfen, (Seiftli^n,
Diafonen unb oer(&emeinbe in bie^anb geben mit ben SBorten: „ber £eib (bos Slut)
unteres $erm 3- ^^-t ^^ (^) f^ ^^ gegeben (oergoffen) ift, bemabre beinen fieib
40 uno 6eele jum emiaen fieben. — 9limm unb x% (trime) bies jum (Bebo^is , bag
(£:^riftus ffir bi^ geftorben ((E^rifti Slut ffir bi^ oergoffen ift) , unb nö^ bi^ an i^
in Deinem ^erjen bur^ ®Iaube mit Danifagung (uno fei banlborV'. Den S^Iu^
bilbet r) bos unfer 93ater, mobei jebe Sitte oon ber (Bemeinbe mieoer^olt mirb, mtt
angef^Ioffenem Danfgebet, s) bos groge (Sloria mit bem Laudamus te (ge^d^en
45 ober pefungen). t) Segen: ^^i4, 7 mit angefd^Ioffenem : „ber Se^en (Sottes bes Sul«
mä(^ttgen, bes S., bes 6. unb bes ^il. (5. fei mit eudb unb bletbe bei eu^ allesett.
Umen." &. Mtetfi^el (D. (S. eta^elttt t)*
Slbenbrnobldfeter in ber alten ftiril^e f. (Euc^ariftie.
Jlbeubma^Idfrier in ber römif^en ftir^ f. SReffe.
50 Slben (Sdra (Slbra^am ben SReir ibn (Esra). (&)rä(, (S^efc^ic^te ber ^uben VL\
183—196, 408—422; (fidler, ^orlefunoen über bie jjübif^n $^iIofop^en bed SXittelalterd
I, 113—120; @piegler, (S^efd^id^te ber $^iIo{op^ie bed Subentumd 263-265; 8a^r in
hinter vu'&ünidit. 3)ic jübift^e fiitteratur 11,184—191, 289—306; 93Iot^ ebenbo 733-735;
©uljbacjft cbenba HI, 131—140; 3una, ©^nagogale «ßoefie 237—242; tSmpf, 9H(i^tQnbaIu.
55 fifdfte ^ocfic anbalufif(j^er 3)i(^tcr I, 213 — 240; gricblSnbcr, Essays on The writings of
Abraham Ibn Esra, fionbon 1877; Stcinfc^neiber, «bra^am ibn (SSra, @uppl. §ur ]^ift..litt.
Abteilung ber 3citft^r. f. ^Qtb. u. *^^f. XXV (1880), 57—128; ©ac^cr, «brQ^am 3bn
(fiÄra alö ®rammatifcr, ©trafeburg i. 6. 1882. — ©d^riften: 1. Kommentare: ^entateuc^,
9?eq))el 1488, in ben rabbini{(^en SBibeln feit 1525; Sefaja, Kleine ^rop^eten^ ^iob, $falmen,
%btn a^xa %bttfilanbt 77
fünf ^BÜ^xüoi, '2)aniel, ebenbafelbft (Sprüche, (^«^ra^^J^e^emta f&Ifd)ltd) unter {etneui 9Jameu);
Sefaja, Heraiidgeg. ton ^rieblönber, )üonbon 1877, engl, uberfe^ung bedfelben, fionbon 1873;
jmeitc Äcjcnfion öon ©jobu«, ^rag 1840, eft^er (p. 3ebner), fionbon 1850, ©o^eSlieb
(0. IRat^crod), Sonbon 1874, a)at)ib (t). bemfelben) inMisceUany of Hebrew Utterature II,
fionbon 1877. — 2. ©pracfttoifienfc^Qftllt^eS : Möznajim, ^luoÄburg 1521; Sftchöt, »encbig 5
1546; Säphä beröwi, Äonftantinopel 1530: f. fonft &ürft, ßibliotheca Judaica I, 255. —
S. 9teligiondp^ilofop^if(^d: Jcsöd Mörä, ^onftant. 1530, mit beutfd^er Überfe^ung Don
dreiaenac^, gronfifurt a, 3R. 1840. — 4. 3)it^tiingcn: SRofin, SRetme unb Oebi^te bc« «brä-
unt 3bn förc (4 ^fte), ©reölou 1885—1891; ^gcrö, DiwÄn bed Abraham 3bn (göre,
Scrlln 1886. lo
Um 1092 in Xolebo geboren, i[t Slbro^am 3bn Csio, ber m bis bo^in nur als
Di^er belannt gemalt ^e, erft als S^nftfteller beroorgetreten, no^bem er um 1138
leine ^imot oerlaffen unb m^ Irrfahrten» Die \xq bis Bagbob erftredten, im !i(ä)it
1140 fiA in 9lom ntebergelaffen batte. t>oxi f^rieb er bos Su^ bie „Wage'' (Möznajim)
m (Erläuterung ber grammotilalifi^en Üermini unb bie Aommentare ju ben ffitrfi5
Stegillot unb ju $iob. 3n 9Rantua entftanb 1145 fein grammatif^es £e^rbu^
Sächöt. in fiucca f^eb er im gleiten 3<^^^ i^n Aommentar ju Z^\(i\a unb begann
leinen ^entateu^lommentar , beffen SSoüenbunQ (in jmeiter 9le^enfion) erft im !Xafy[t
1166 erfolgte. 1147—48 oerfaWe er eine Ket^e oon aftrologif^en S^riften. ^aä^*
bem er na^ gfranlreu^ fibergefieoelt n>ar, fc^rieb er in Dreus 1155—57 bie Aommen« 20
tote |u Daniel, ben ^falmen unb ben fleinen ^rop^ten, 1158 in £onbon feine bie
g^i^ ^ü^en be^onbelnbe S^rift Jesöd Möra, roieberum in Sfibfronbeit^ um
1166 bie I^e gröbere grammatif^e 6^rift Säpha berürä. 9lm 23. 3anuar 1167
JjbobA er. Der £)rt bes Xobes ift unbelannt.
Die Sebeutung ibn Ssras beru^ barau|, bag er ben (Ertrag ber in arabifAen 25
SAriften niebergel^en grammatifAen unb reltgionsp^ilofop^if^n Subeit ber fpanif^en
3ttoen, oeli^e bis ba^in n^egen i^res [fnra^Iid^n Getoanoes auger^Ib Spaniens ben
meiften unbelannt bliä, für bie S^r^tausleguna bienftbar unb juglei^ jum (6t*
meingiit bes Subentums ma^te. Seine formgetoanoten Di^tungen entbehrten bes poe*
iifytn Gc^unges, feinen grammotif^en^SBerfen |ep es an bur^fi^ttger Orbnung^ao
lernen jtontntentoren an religiöfer Üiefe. Überall setgt \\äf aber ein bebeutenbes 9Bi|fen,
unb, oergli^n mit ber 6^rtftauslegung eines 9laf^i, em oomßtD^n^e ber talmubi[qen
Sttslegungstrabition freies Denlen , bos aüerbings our^ religionsp^tlofop^if^e Slstome
jmDeikn an ri^tiger (ErfaRung bes gef^i(^tli(^en Xbatbeftanbes oer^tnbert toirb. (Er be«
i^id^net im (Einleitungsgebt^t jum unoollftönbiaen $entateu(^tommentar als fein exege» .%
^rinjip im Unt^Aieb oon ber allegoriic^en (Erllarungsn^eife ber Jtird^e bie Sr*
^jng bes grammatifd^en SBortfinns, oon n)el(^em er nur bei gefeMtc^en Se«
mungen aboeiAe, menn bie Xrabition es forbere. Do^ oerlangt er felbft bilblic^e
CdUiung, n>enn ber SBortfinn bem gefunben 9Ren|^noerftanb n)iberjtreitet. Seine
Xnbeutungen oon Interpolationen im ^entoteu^ unb im 3efaiabuAe (ogl. $ol3inger,4o
ßnleitung in ben $exateud[| 28 f.; prft, Der jlanon bes Suten Xeftaments 16) be<
oei|eit,.bag es i^m an Iriti|(^er Segabung n\ä)i fehlte, roo^l aber an bem 3Rut, offen
leine iJlbcgeugung ju befennen. (B. ^almait.
Hberctni» f. Soercius.
Uergfoube. «ilmar, Ältere u. 3BeIt, ®ütergl. 1872 I S. 216 ff.; $jleiberer, 3)ic45
yeorie beÄ Aberglauben« (©ammlung gemeinoerft. SJortrögc, 107. ^eft, Berlin 1873);
SträmpeH, ber Aberglaube, Selpj. 1890; ©uttfe, 3)er beutftfte »oüÄaberglaube ber ®egentoort,
Berlin 1869; 3Jle^er, ^er 9lbergIoube be« 3R.Ä. unb ber nät^ftfolgenben Sa^rl^unberte,
9QfeI1884; 9togge, Aberglaube, ^oKdglaube nnb ^olfSbrauc^, fieipj. 1890.
9la^ (Brimm ift Slberglaube = Oberglaube, bem super in supHerstitio na^::5a
Jeülbet: nieberbeutf^ = biglove, Seiglaube; aIt^o^beutf(^ = ubarfen^da, mas über
m loaqren (Glauben hinaus, baran neben oorbeige^t — Die (Etnmolo^te bes beut|d^en
SBortes oer^ilft uns bum jum oollen Segriffsoerftanbnis. (Ebenfomentg bie bes latei«
nMen superstitio, unb bes pried^if^en dsiaidaifiovia. Die SIbleitung bes erfteren
SBortes ift an fi^ jmeifel^; lebenfalls bürften bte Sitten !aum basStiqtige getroffen 55
^aben, loeber nenn (])icero, de nat. deor 2, 28 fagt, qui totos dies precabantur
et immolabant, ut sui sibi liberi superstites essent, superstitiosos esse appella-
tos; nodf u>enn Lactant., instit. div. 4, 28 meint, superstitiosos ^e man ent^
oebcr biejenigen genannt, loelt^e bas na(^ela|fene (superstitem) ^nbenlen ber 93er«
ftorbenen verein , ober bie , mel^e i^e (Eltern fiberlebt (parentibus superstites) eo
78 9lhtrfilanht
unb btc Silber berfelbcn in i^rcn .^äufern als deos i)enates oere^rt ^6en; no^ loenn ber
alte C5rammatifer 6en)ius bas SBort auf bte alten SBetber ftu^t^ loeil es benen, quae
multis per aetatem superstites sint, superstitiosae fiunt. 9la^ ®nmm t|t bas
2Bort auf superstes 5urüd3uffi^ren unb bejei^net ein Se^arren bei Slnfi^ten, wili^t
sbie groge äRenae vernünftig fahren lagt; lui^f^ bagegen leitet es oon supersistere
^^ = ii^uJä^licQer ®laube'' ; basu iDürbe allerbtngs paffen, bag man in 9{om bie frem«
ben Sleltgtonen superstitiones nannte, aber bagegen (pri^t, bag bie gcamniati|d^ 9Ib«
leitung uon supersistere f^iDieriger, unb bas SQBort felbft erft ein ^eres ift SBti
n)erben moffi babei fte^en ju bleiben ^aben, bag Q)ir in superstites an alte, i^r (St^
10 ]i)UAi überlebenbe $er|onen beulen ; biefe |inb geu)5^nli^ angftli(^ unb abergmubif^,
u)te Die 9{ebensarten bemeifen: fabulae aniles, senes delirant. — Dos gried^ifd^e
öeioidaifKov unb deiatdaiuovta wni ebenfo oon ber Q)aJ^ren, ©ie oon ber irrenben
®ottesfur(^t gebrau(^t; bo^ f^eint bie le^tere (Sebrau^su)e{fe ju fibenoiegen, unb beut*
gemög aud^ an ben beiben einsigen Stellen, wo es im 9lX oorfommt, ^® 17, 22
15 unb 25, 19 ooraus3u|e^en fein. — Da uns bie (Eti)mologie bes SBortes feinen aus«
reit^enben Sln^ltepunlt ffir bie (Seu^innung bes Segriffes geu>ä^, fo finb vovt allein
an ben Spra^gebrauA geo^iefen , mtlä^tx aber glei^ails leine ganj fixere ®runblage
bietet, fofem er teils feloft im fiaufe ber 3^tten oer[d^tebenen SBanbelungen untenoorfen
gemefen tjt, teils ni^t immer in pröjifen (Srenjen fu^ ben)egt f)oi. Der altere Sprod^«
20 gebrau^ begriff unter SIberglaube allen falft^en Stauben in betreff ber (Bott^eit , teils
mit Slüdfii^t auf bas Objett, teils mit Slfidfi^t auf bas fubjeftioe Ser^Qen; fo rebete
man oon einem objeftioen Sloerglauben unb ba^te babei an bie irrtfimli^en mfi^en
über bie (Bott^eit, unb oon einem [ubie!tioen, unb ba^te babei an ben 3uftanb bes
(Gemütes, in melAem einer fä^ig n)trb, [ol^e Srrtümer entioeber ju erzeugen ober an«
25 sune^men ober fefhu^alten, unb fol^e Dtnge, wtlift felbigen gemäg finb, oorsune^en
(Crufius, ©rünbliqe Sele^rung oom Stberglauben, fleiiqi^ 1767, S. 14). Dem lekteren
entfpri^t bie llnterf(^eibung eines t^eoretifi^en unb eines praftifi^en SKerglaubens ;
ober eines tJ^otigen unb eines leibenben SIberglaubens bei (Srimm, Deutft^e ^Dqtl^ologie,
Cöottingen 1835, S. 639. — 3n anberen Äreifen bejog man ben Slberglauben ^oupt»
so \ciä)l\if auf Serftanbesoerirrungen , unb gebrauste bas äßort meift nur mit Sejug auf
bie CrfAeinungen , wtld)t man im engeren Sinne ben p^qfifd[|en SIberalauben nennt;
es gilt Dies im befonberen oon ber Slufflarungsperiobe bes oorigen 3<^t9.s Das ft^rte
baju, bas ©lauben o^ne oemünftige Prüfung jum $auptmoment m ber Segriffs*
beftimmung bes Slberglaubens ju ma^en. Rani erflörte ben Slberglauben ffir bas „Sor*
36 urteil , fi^ bie SRatur fo ooiguftellen , als fei fie ben Kegeln niqt untenoorfen, bie ber
Serftanb i^r als fein eigenes roefentli^es (5efe^ 3u (5runbe legt" (Äritil ber Urteils«
fraft S. 158); ober U)ie er anbenoörts \xä) erflärt, für bie fiosfagung oon bem (Sefe^e
bes Denlens, bie Eingabe an bie blofee mtoritat, an bas blofec gaftum (Serm. S^riften
III, 65). «ein^b (ff^riftl. SRoral, 5. STufl. 1814, I, S. 414 ff.), unterfd^eibet nun«
40 mel^r einen religiöfen unb einen p^qfif^en Silberglauben ; „ber Stterglaube in ber Me«
ligion nömli^ ift ber geiler, roo man fi^ bei ber (Erfenntnis unb Sere^rung (Sottes
n\i)i nai) ben (Sefeften ber Sernunft, fonbem na* oermeintlit^en (Erfal^ngen unb ben
(Eingebungen ber ^$antafie rietet" (Vielgötterei, Slnt^ropomorp^ismuSj unei^ter ffiottes«
bienft); „ber p^qifd^e Slbcrglauoe aber ift ber geiler, loo man \xä) bei ber Beurteilung
45 unb bem (Sebraud^e ber natürli^en Urfa^en , benen man einen Sinflug auf unfere
S^idfale jutraut, ni^t na^ bem ©efe^e ber Vernunft, fonbem bloh nad^ oermeinten
(Erf^emungen unb htn (Eingebungen ber Iß^antafie rid^tet" (SBunberfu^t, 2Ba^rfagerei,
9Kagie u. f. id.). Die Slutorität iRein^arbs lie^ bie meiften Sla^folgenben bieten unter«
fAieb feftl^alten. lief er ge^t bie gaffung oon SRi^f^ (Si)ftem ber ^riftl. fie^re § 14),
so „^rglaube ift gefe^ioibrige 3^^T^^ii"9 ^"^ 3Jermif^ung ber (Srunberfenntniffe bes
©eiftes oon (Sott unb SBelt mit ben i^atfa^en bes finnli^en Serou^tfeins". Slber
teils ift ber Segriff „(Srunberfenntniffe" fein fefter, teils ift bie Slrt biefcr S^^f^^^ng
unb SiermifAung ni^t beutli^ besei^net. SButtfe (Der beutfc^e 33olfsaberglaube ber
(Segemoart § 1) betont roieber, ba^ aller 2lberglaube einen befttmmten rcligiöfen C^=
65 rafter ^at, nur eben ni(^t einen (^riftli(^«religiöfen. Unb barin ^at er oollftänbig Ked^t,
unb oon biefem Stanbpunft aus allein ©irb es uns gelingen, Segriff unb SBefen bes
aiberglaubens ri(^tig ju erfennen unb barsulcgen.
Der Slber^laube ift immer ein inenber (Slaube; als (Staube ftü^t er fi^ allerbings
au^ auf objeftioe, aber unsurei^nbe CSrünbe, inbem er bas, loas biefen an üBeioeis«
eo traft abgebt, burd) bie fubjeftioe (Seneigt^eit jur günoa^r^altung crfe^t, u)äl)renb ber
mo^t (Staube, fofern er pffenBarungsobjeite glei^falls o^nc objcitit) jureii^enbc (Siünbc
}uli^, burA fubteftü) jmtngcnbe (grünbe boju beftitnmt cDttb. W)ti niift jeber inenbe
Sloube tft Aberglaube. Sei ber Hnooniommen^it bes menf^Ucbeu (Ertennens beginnt
bei einet geroijfen (ßrenje bie 3uIoffwn9 bes Steines als 93eu)cts für bie SBa^r^cin«
li^Iett^ unb ntemanbem borf barüber ein SSonDUif gemaät toerben, iDcnn er bas SBa^r» 5
f^inltc^ jur Sorausfe^ung au^ loeiterer 6^Ifi|fe mamt, nur bag er [i^ enthalten
muh, tn fol^n gföllen me^r als relatioe ®Iaubn)firbigfeit ffir feine Sebauptungen in
annnru^ ju nehmen. Die Srenje felbft ift eine beu)egli(^e, unb rtidt ^ö^er ober tiefer
je na^ ber ^öpe ober Üiefe ber ^emonnenen reinen Crlenntnis. 9Ber ben Sä)t\n als
Seioeis ober bie fubjeftioe 3ufttmmung an Stelle ber objettioen Sejeugung gelten 10
labt, e^ bie i^m perpnlii^ mbgli^e bö^fte (Srenje ber (Ertenntnis errei^t ift, maAt
fiq bes SRangels an SBa^r^eitsfinn f^ulbig. Cs inooloiert bies ftets eine jittlid^e
6^ulb, ma^ |i^ nun bie Hnterfu^ung inner^ß bes Gebietes ber Ginnemoelt o^r
ber liberfinnltAen SBelt belegen. 3m (Bebiete ber 6innenn)elt bejeii^nen mir biefe
6<^ulb ab Unoiffenfi^Ii(^Ieit , im Gebiete ber flberfinnlid^en SBelt ober bei einer 15
Sermengung beiber (Sebtete als ^Iberglauben. Ss U)irb \iä) in festerem galle immer
nur um bie Slnna^me oon finnenföüigen Gioenf^aften unb (Erf^einungen überfinnlii^er
Criftenjen, ober um bie Se^au))tung eines Aaufaljufammen^anges fiiberfinnli^r ftr^e
unb ftimli^er SBirfun^en unb umgele^rt Rubeln tbnnen. Somit befinieren u)ir ben
Sberglouben als ben urriaen Glauoen oon einem ber SSemurrit unb Offenbcming u)iber« ao
fpf^nben, bie 9laturge|e^e ignorierenben Jlaufalnezus fiber|innli^er ftrofte unb finn«
lu^ 9Btrbingen, unb umaefeQrt. 3Bo oon älberglqube bie SRebe fein foll, mujj alfo
immer ein fiberfinnliAes (Element ^ineinfpielen, unb barum eben fagten u)ir, bag aller
9beigkube einen religiöfen (SfyxtaÜti ^abe. ^us ber 9{eIatioität ber (Srenje perfon«
lüf/a, menf^Iü^ (Erienntnis unb aus ber niAt minber nod^ f^o^anfenben S^eibe 25
pi^äftn bem Gebiete bes Sinnli^en unb bes Überfinnli^en erflört fic^ bie boppelte
StSglii^Ieit, fovo^I bag etmas aufhört Aberglaube ju fein, voas es bis ba^in U)ar, als
bag etnms gum Xberalauben u)irb, U)as bis bo^in als Glaube geQ)ürbiQt merben mugte.
Dtts ^vxmfySjaütn bes Slutens einer $oftie lann je na^ ber religtofen (grienntnis*
ftttfe einer 9leligionsgemeinbe ebenfogut Glaube voit Aberglaube fein. Die Annahme so
magnetif^r Jlranlen^eilungen voat fo lange als eine aberglöubifi^e ju bejeii^nen, als
man, loeil man bie 9latur bes SRagnetismus no^ niAt tonnte ^ babei an überfinnlidde
Simoirlungen bacbte. SBeiter erflört fi^ aus ber SSerfi^ieben^ett ber menf^liqen (Er«
iemttnisftufe auf bem finnlii^en unb bem äberfinnli^en Gebiet, bajj jemanb fe^r oiel
mffen unb bo(^ fe^r abergläubif^ fein lann, foQ)ie bajj ber Aberglaube bem Unglauben ss
nid^ femer liegt als ber fieii^tglöubigleit. (Ein alter Spnu^ lautet: „u)o ber Unglaube
5<nis9en ift, ^at ber Aberglaube fi^ \ä)on bie ^intert^ür geöffnet''. Ißascal fagt ein«
einmal: ,,iiicrMules, les plus cr^ules de tous.'' 93on 93oQaire, ber ebenfo burd^
{einen SBiffensrei^tum mit bur^ feinen Unglauben \xä) ^eroorget^an ^at, Q)iffen loir,
ba| er in finbif^er Surd^t bur^ böfe SSorjei^en \\i) oon ber Ausführung eines 93or« io
^ns ab^lten lieg. Dte fienormanb n)urbe oon SRobespierre unb Sßapoleon, oon ber
itaiferin S^f^«« unb bem Äaifer Alexanber etfrig befui^t unb befragt. Unfere Gc«
Hlbeten, bie fi^ mit i^em Unalauben brüften, qaben bas XifAräden no^ fleißiger be«
trieben, als bas umoiffenbe %tolf. 3n bem frioolen ^aris foll es ^erfonen geben,
iDelAe ein GefAfift baraus mai^en, fiA als 14. Gaft einlaben 3U laffen, loenn eine Xif^« 45
gefeuji^ unglfldni^enoeife aus 13 $erfonen befte^t.
Die Srf^inungsformen bes Aberglaubens ftnb fo mannigfaltia , als bie 93or«
llellung oon ber Gott^it unb i^rer Sejie^ung jur SBelt eine inige fem fann. 1. 3u«
imAft tonn er auftreten als eine ben begriff ber Gottheit bef(^rönlenbe SSorftellung in
teetftu^r SBeife: a) infofem fi^ ber Sorftelluna oon Gott unb feinem ffiirfen un= 00
lautere ober unoolltommene Anf^auungen beimifqen. 3n biefer ^infi^t finb alle ^eib«
w^n , fiber^oust ni^ti^riftli^en unb gefölfAt ^riftlii^en 9{eligionen 00m Stanbpunft
ber UKi^n (^fllic^n Gotteserfenntnis aus als Aberglaube ju bejeid^nen , nur ba§ bie
fittlic^ Si^ulb biefes Aberglaubens einen fe^r oertoiebenen Grabmeffer ^at Die ginftemis
ber Stlnbe ift jmar überall bie Urfa^e ber Xrübung bes GlaubensliAtes getoefen; 55
ober neben ber allgemeinen Sünb^afttgfeit fonfurriert bei ber einen SRcligtonsgefellft^
me^r perfonli^ Sünbe als bei ber anbern. Der getif(^ismus ift fraffer Aberglaube,
ober ber r^ilo|iM)^if(^ geartete Dualismus ber ÄulturoöRer Afiens ift intenfioercr Aber=
glaube. Der 0^llusoienft enoedt fittli(^en Abf^eu, aber ber Sad^usbienjt bes \)o^'
gebilbeten Grie^enoolfes meift auf eine oiellei^t no^ ausfd^n^eifenbere ^Qantafie ^in. eo
80 McrglattBe
Der 9RQngel an cDo^rer Sotteserfenntnis fonn in fo ausgebe^ntem SRage , toenn aud^ nie
oöllia , entf(^ulbbar erf^einen , bag toir geneigt finb, bie ber mangelhaften Srienntnis ent«
l^recQenbe (Sottesoerei^ning, fobalb fie eine emige ift, als 9{eIigiofitat 5U refpe!tieren unb il^r
einen getDifJen relatioen SBert be^ulegen. SBirlagen 3. S. mit einem gemiffen SRed^t, bag
5 uns ein eifriger Jlat^olil mit all feinem abergläubifd^en 2^n lieber ift als ein glei^filtiger
eoangelifi^er (E^rift. 3ebe ant^opomorp^if^e Sorftellung oon ®ott ift Slberalaube, aoer
es fragt fi(^, ob ber linbli^en Sorftellung bes ^immlifqen Saters in ber (Deftalt eines
iDürbeoollen (Breifes ni^t me^r religiBfe Slrt einroo^nt, als ber pant^eiftif^en SerflU^-
tigung ber $erf5nli^Ieit (Bottes. — Dft ift es n>eniger bie unoolllommene Sorftellung
10 oon bem SBefen ber (Bott^eit, roel^e bas (Bemüt bes älbergläubif^en influiert, oIs oiel«
me^r bie unoolllommene 93orftellung oon bem SBirfen berfelben. Der SCberglaube er«
fAeint ^ier als unmotivierter SBunberglaube. Das ganje roeite Gebiet bes fo^enonnten
Snqjilalif^en Slberglaubens gebort ^ie^er, fofem unb infon)eit ffir getoiffe 6tnnen*(Er»
qemungen unmittelbar gottlid^e Aaufalitöt angenommen Q)irb, roä^renb fie aitf biefelben
15 natärli^en, alfo mittelbaren, loenn au<^ oon uns ni^t erfannten, Urfad^en juru^uffi^en
finb, u)ie alles finnenfällige. — b) (gine roeitere ben Segriff ber (Bott^it befAränlenbe
Sorftellung bes Slberglaubens ift biejeniae, roel^e bas S^ulfal als eine jewftanbige
aRai^t neben ober über (Bott feM. 3n bem gamen $eibentum tritt biefe Sorftelbing
me^r ober roeniger beraubt ate monot^eiftift^e Srgonjung ju bem n)iber|pru^soonen
20 Sol^t^eismus ^insu; bie mnere 9tota)enbigIett, toelqe 5U ber 3bee bes S^idRols ffl^e,
i^ biefelbe toie bie, o^elAe bie Slt^enienfer ,,bem unbelannten (Bott'' (3l(B. 17, 23)
einen Sntar bauen lieg, ma^ biefer $infi<^t vertritt alfo ber Slberglanbe ^ier bie über
bie bef(^ranlte Sleli^ion ^inausrei^enbe älSc^r^eit, fofem gegenüber ben UnoolQommen«
^iten ber oielen (Etnjelgötter bas üBemugtfein oon oer Sloto^enbi^feit (Eines abfoluten
25 SBefens ^inbur^bri^t. Umgele^rt ift ber (Blaube an ein felbftänbtg loaltenbes Sd^idfal
innerhalb bes (Ebriftentums, loelAes in (Bott ben (Einen Slbfoluten fie^t, ein SRfldfall in
bas $eibentum. Das ift ber 3^11, toenn ber SRenf^ bie i^n treffenben £ebensf^i(funaen
unabhängig oon ber göttlii^en SBeltiegierung auffaßt, unb barin nur millfürli^ (Bmd
ober toiufürli^es Unglüd, aber ni^t göttli^e Sergeltung ober göttli^ (Erjie^un^läne
ao erblidt (Es ift ber ^Iberglaube ber Serjioeiflung unb bes Übermutes. — c) Stellt ber
(Blaube an ein Gdbidfal f^on eine unab^ngige 3RaAt neben ®ott, fo t^ut bies in
reidderer 3^^l ^^^ vlberglaube^ roel^er neben (Bott, unb me^r ober xoemger unab^Mtg
oon ü^m gute unb bofe überftnnli^e SBefen ftatuiert. Die Sorftellung oon benfelben
f^liegt fi^ teils an unerflörlu^e Sinnenerf^einungen an, teils ift fie reines ^^antafie«
05 probuh. Das erftere ift ber (^11, u)enn man oon feurigen ^unben , falfi^en jlroten,
3rrli^tem, (Befpenftem, Sampqren u. bgl. rebet; bie anbere Sorftellung ^at bie ganje
xtxä)t 3<^l ^on guten unb bö|en (Beiftem in ben oerf^iebenften (»eftalten unb mit ben
oerf^iebenften iuoften unb gunitionen erjeugt, als ba finb §exen, Äobolbe, SIpe,
Slisen, 3^^^9^f Serggeifter, Drai^en, Clfen; au^ bie ant^ropomorpqift^e Sorftellung
40 oon bem leujel, fofem fie ben Si^riftgmno oerlögt, gebort ^ier^r.
2. Sejient fi^ ber 3rrtum bes 9&erglaubens in ben bisher gef^ilberten Sfonnen
auf bie obfeittoe Sefi^rönfaing bes voafyctn 6eins unb SBaltens ber ®ott^it, fo loirb
eine neue ^eiJ^e aber^löubif^er Sorftellungen babur^ geboren, bag ber 9Ren[i^ fi^ fub»
ieltio geu)iffe üDlad^tmtttel beilegt, auf (Bmnb beren er ]\ä) jutraut, bie (Bott^eit ober bas
45 SAidfal ober bie Geiftenoelt in feinen Dienft ju bannen. (Es ift bie ^^luberei in i^en
oerfdbiebenften (Erf^einungsformen, buri^ toel^e ber 3Rtn\ä) eigenmö^tt^ unb rDillfilrli^
basSBalten überftnnlit^er Äräfte beftimmen ju fonncn meint; nur baft Oiejeniaen , xoel^e
biefe Räuberei ausüben . meift für fi^ fettjt biefen (Blauben n\ä)i teilen, fonbem i^n
3u ^bcn oorgeben, um our^ i^re 3fluberlünite lei^tglöubige Seelen m betrüaen.
50 Die 3öuberei lann \iif ©ieber in jener breifamen Sßeife namlii^ in Sejiebung
ouf bie (Bott^eit, ober bas Sd^idfal, ober überfinnli($e äBefen boiumentieren. a) 3<ku«
berei (Bott gegenüber, obtoo^l mä)i immer fo genannt, ift es f^on, roenn ber 9Renf^
meint, bur^ einen blog äußerlichen, me^anif^en, felbftenoa^lten ®ottesbienft auf (5ott
unb feine W>\\ä)i gegen bie SRenf^en eimonlen 5U lönnen; nienn bas, roas nur ber
55 (Blaube oermag, in mogif^er 2Beife enoartet loirb 00m blohen aBcrfebienft unb gormel»
loerf, ober toenn oon ®ott eto^as enoartet u)irb, roas nur URenfi^ent^at (ein fann. Sux
erfteren Äategorie gehört nid^t bloh ber gefamte ^eibnif^e Äultus , roeli^er fic^ in ben
©iberfinnigften (Erfinbungcn, 00m 9Kenf(^enopfer ^erab bis jur gef^le^tli^en ^roftitution,
erfdbopft ^t, um auf bie ©ott^citen einsuroirfen, fonbem aurf| ber uneoangelifc^e Aultus
eo d^riftliqer Denominationen , fobalb er ben Stanbpunft ber Slnbetung ©ottes im (Seifte
unb in ber SBo^it oerlogt. Die fot^Iif^e Air^e mac^t fi(^ bes SIbecgIaubens
f^ulbia, inbem [ie geioiffen tir^UAen ^anblungen bie itroft beilegt, Strafen Gottes
unb Ungludsf&ne oon bem 9Renf(qen abjuiDenben, ober be|timmte Segnungen unb
SBo^lt^oten Gottes bem 9Renf(^en sujuiDenben; unb bie fat^oltfc^e GeUtli^feit tri^ ber
gelaffen , fonbem begflnfttgt unb [anltionirt u)irb , mos in betreff ber fiuife fiateou unb
aller Stignuttiilerten gefünbigt mxh, was mit bem ungenä^ten 9iod G^rifti ober bem
Slitte bes Eiligen 3^u<n:ius bur(^ geiftli^e gfunltionare getöuf^t unb betrogen mirb, lo
bas alles finb nur (Einjel^iten ous ber ungewollten SRenge aberglöubifd^er ^anblungen,
iDomit ber Reliquien* unb deiligenbienjt , oos SBoIIfo^en unb ber Seid^tftu^I, bie
SBei^ngen unb (Esorcismen oer fat^olif^en 9BeIt togtögliA neue Slätter ber Gef^idUe
bes Xboglaubens ooIIfAreiben. ^ier^r gehört au^ ber Slutoberglaube. Snenf^enblut
bient 3ur Sefrfiftigung bes SBortes bei JJ^eunbl^aftefc^milren unb Sunbesf^Ififfen , be« 15
fotibers bei nilben Sößem. Dos Slut oon anoeren, bejiell oon dingerid^teten, bient
ju ^ei^iDeden, bas SRenJ^alblut als Slnneimittel uno fiiebesjauber , bos Slut oon
neugebomen jtinbem als S^u^mittel bei SBerflbung oon Serbreqen. Um fid^ bas be«
nötigte Slut ju oerfc^en, tft ber Slutaberglaube Aon ^ufia Snlag ju Gemalt^en
unb felb^ jum 9Rorb geworben; nur ijt es eine faliqe Sef^ulbigung, menn ben 3uben 20
bis in bte 9leu}eit, angebli^ aus urninbli(^en Uuellen, oorgemorfen u)orben iJt, bag
fte (T^ftenblut ju gemiifen rituellen !^wtdtn brausten. Sgl. Strad , Der Slutaber*
glaube. 4. Sufl. 1892 (bafelbft au(^ S. 2 bie reic^jte Slnac^ ber fiiüeratur über ben
Xbaguiuben). — 3^ ^^ anberen Kategorien aberglöubifc^n Serbaltens, mo oon
®ott etnws enoartet mirb, nms nur SRenfqent^ fein tann. gebort alles bas, was als 23
unmittelbares göttlich (Eingreifen eine Unterbre^ung bes mittelbaren göttlichen SBirlens
bun^ bie Katurgefe^e oorausfe^t; es ift bas mette Gebiet berSBunber in i^rer gröberen
ober feineren Geftalt, fie mögen nun oon Gott erfleht werben in überfpanntem Gebet
ober oon i^ ezdtiert u)erben bur(^ bie ungeiftlic^ften 3<uibermittel. — - b) Das alles
Snnnt noA ausgebe^ntere Grenjen, menn bie oberglöubif^en (Enoartungen (i^ an»)
S^idfal ^en; auf ber anberen Seite ^at ]\^ ber SIberglaube ^ier gebunoen an
geiDtffe S^ramen, bie me^r ober weniger bemüht aucb als Sd^ranien für bas
S^idbl gebaut U)erben. Das S^idfalsmalten wxtb gebac^t a) als gebunben an
bie Gefeke ber 3e\t unb erfAeint fo ab^ngig oon beftimmten S^idfalsseiten
bamit bilbet fi^ für bie aberglöubif^e Sorftellung bie 9Rögli(^leit , bag ber 3Sltrm 35
bun^ (Erfa^na ober lluge SereÄnung bem SAidfal bie Gefege feiner 9lo«
^cmgigfeit dilauj^t unb bann oon biejer Kenntnis 5U [einem eigenen Senden Gebräu^
ma^. £s giebt glüdlic^e unb unalü(fli(^e Sc^idfalsseiten ; beftimmte 3Bo<^en», 9Ronats«
unb 3a|restaae nierben als glüdu^e ober unglüdli^e betrachtet. Der Sonntag ift ein
oorjfigli^ günftiger Xaa, unb SonntagsKnber beseic^net ber SIberglaube im allgemeinen 40
als Glüosnnber; ber §reitag bagepen ift ein oer^ngnisooller Xag, unb ein Unter«
neigen, eine ^eife, toel^e an biefem Üag begonnen toirb, fallt jelten glütfliA aus.
Der 1. Spril. bie SBalpurgtsna^t, Sgloefter unb Sleuja^r, ber Oftermorgen, ber Sieben«
Mlafer, bte S^ilfnai^tt ber SBei^na^tsjeit unb oiele anbere 3^iten finb ooll ^eibniF^en
U^fanibens unb guter ober böfer msei^en, aus benen ber SDcenf^ fein Sc^tdfal 40
eif(^ltegen iann. Sol^e S^idfatsjet^en werben Gegenftanb eines befonberen Stu*
btiims unb bilben eine rei^e Unterlage für bie SBobrfagerei. ß) Das S^idfalsmalten
urirb femer mannigfaltig als gebunben gebaut an 9(aturgefe^e unb 9laturerf^einungen
unb jpufSllige Creigniffe unb fann ba^er glei^alls burc^ Deutung berfelben als S(^id«
iQen erf^bffen merben. 5lometen , 9lorblidbter , bie rotau^e^enbe Sonne unb go
• ßJi Stf^etnungen am ^immel ; befonberes äterpalten oon geu)iffen Xieren , ein über
ben weg umfenber ^unb, eine begegnenbe S(^af^erbe, ein 9{abe am grenfter, bas
Si^ien bes Audud u. f. m. ; juföllipe (Ereigniffe, bas Stxbxeä^tn bes Glafes beimSn*
fto^, bas herunterfallen bes Srautrmges, bas ju gleid^er 3eit Spre^en besfelben SBortes,
iMis no^alige Umie^ren bei einem STusganoL bos in ben O^ren Klingen , bas 93er« tm
(oben ber Su^jpe utib taufenberlei anbere 3uf^ni9{^i^^n W ^^^ 9lberglaube für bie
(E^forfc^ng ber 3wlutrft tiusgebcutel unb baju no^ mannigfache aJlittcl eigner (Erfin«
buna, nrie bas Zif^Dopfen, ben ^fp^ograp^en u. f. w. aefügt. Sefonbers rei^ an
Sd^uffoh^ic^en finb alle ^eroonagenben fiebensseiten unb £ebensumftänbe. Die Geburt,
bte Xiutfe, bie Zrau]ettf ber (Eintritt in einen Seruf , ber SBe^fe bes SBo^nortes, unb eo
Xcalt&ncpnopAbic fflr ZfftoloqU unb iXixdft. s. 9(. Q
82 «berglattbe
bergleid^n geben ber oberglöubif^en (ErforfAung ber 3ulunft %rifydisifiwMt in ^vüt.
3n hos (geoiet ausfd^Iteglid^ bömonif^er SBo^rfageret ge^Srt oec ^nt^onismus, bas von
bofen (Setftem tnfptrierte Orolel. y) Das 6(^tdfaIsiDaIten nihrb enoIi(^ oielfod^ als ge«
bunben geba^ bttr^ getDtffe gemeinte, ibm ni^t unteriDorfene Aräfte, benen es i>Mmäft
5 [elbft unteriDotfen ift, unb bur^ beten Ilug beceAnete Senn^ung ber SRenf^ bas Si^id»
dl btrigieren tonn. Die (Erienntnis unb bec (Sebrau^ btefec geheimen Aiofte nrirb
Segenftonb einer ®e^eimtunjt. 93gl. ®e^eim» unb Spmpot^iemätel bes alten 6d^r
X^omas, oft ebiert 5. S. miona 1858. Hubertus SDbignus, betofil^rte uub approbierte
f9mpat^i[^e unb natürliche Ge^eimniffe für 9Renfi^en unb Sie^, 9{eutlingen 1874. (Es
10 erflart fiA boraus bas 9luftreten berufsma|}iger 3<tuberer, beren ^ilfe als 6^gr6ber,
Srunnenfuäer , gfeuerbefc^morer, $agelabu)enber, ilrantbeits^iler iL f. w. balb offen,
balb im geheimen fleißig ^efu^t u)irb, aber es erllärt (i^ baraus au(^ ber ®Iaube an
3nbioibuen, mtli^ oon t^rer 3<^uber!unft einen bos^en ®ebrau^ nutzen unb oon
ben SIberoIaubiaen als $ezen, JJrreifc^ü^en , Sontp^re, SBenoöffe u. f. w. geffln^
15 werben. Das 9cefteßnüpfen. b. ^. bas Unfä^igntaAen jum Seif^Iaf burq (Eifaffic^e,
^ieU bei ben Orientalen etne groge 9ioUt (ogl. ^ofmann, fieoen 3e[u no^ ben 9bfo^
lafpf)tn 6. 174), ebenfo ber böfe Slid bei ben SIrabem unb ben ^uoen in ^al&ftina,
mogeaen u)ieber Amulette als Sd^u^mittel angetoenbet u)erben (ogl. 3<sit|(^rift b. beu^c^n
^aloftinaoereins XII, 6. 20, 1889). Sefonbere Wirten natärli^r SBa^rfagerei, nobei
2() iebo(^ ausbrildli(^e ober ftillfäioeigenbe 3^^^?^^^^^ ^^^ (Seiftem mitunterlaufen, Jinb
oie ^[trologie. ®eomantie, ^poromantie, S(eromantte, ^nromantie^ fe na^bem bie 3^^^»
aus wtl^tn oie 3utunft erlannt werben foll, in ber Aonftellation ber ®eftime, in ber
Sefd^fen^eit oon Steinen, 9Ba[[er, fiuft. geuer ge}u4t ©erben; bie (E^iromantie aus
ben fitnien ber menfc^Ii^en $ano, bie Onehromantte our^ Üraumbeutung , bas fyxta^
25 fpicium aus ben (Eingemeiben ber Opfertiere , bas ^ufpirium aus ben SeiDeßuii|Ben
ber 93ögel unb anberer Xiere, bas 9lugurium aus ben fiautaujjerun^en, bas Sorttlegium
in ber mannigfaltigften SBeife (aBürfeln, ftartenlegen, 8luff(^Iagen eines 8u^ u.f.ni.).
£s ift unmögli^, oem SIberglauben auf allen biefen feinen ^ngSimen ju folgen unb
bie C&ebilbe feiner (Einbilbungsfroft ^ier oollftönbig aufjujö^Ien. 93ir menben uns
:tf) bo^er c) ju ber legten Slrt bes aberglöubif^en Sic^oer^Itens , n&mli^ ber guten unb
böfen ®eifteru)elt gegenüber. Die ffiinbilbungsfcaft fyii ^ier ©ieber bie unfinnigften
SRittel erfonnen, beten (&unft M 3U3un)enben, ober Ungunft oon fi(^ absumenben,
über^upt fie in bes SReufd^en Dienft ju jmingen. Die (Sei|terbe|(^u)Srung in allen
i^ren Denominationen unb 3U ben oerf^iebenften 3®^^n gehört ^ier^erj bie loten*
:r> befd^orung (9lebomantie) unb ber Spiritismus mit feinen (Seiftetetf^einungen unb
feinet (Seiftetf^tift; nut ift es pfg^ologtf^ gan5 etOötlic^, baj} bie bofe (ßeiftenoelt unb
oor allem ber 2:eufel eine bebeutfamere 9{oIle in biefer Gattung bes Slberglaubens
fpielt, als bie gute Seiftenoelt. 60 oiel oerfAiebene (Seftalten ber Xeufel anne^en
iann , fo oiel ' oetf^iebene Sef^n)ötungsfotmeIn unb 9RanipuIationen au^ , um ibn
u) oon M fem ju galten. Das ilteusesseit^en in ©emeinfmoft mit anbeten fpejifiw
(^ftlii^en dementen feiett ^iet feine Üriump^e, als befte SBaffe gegen alle finfteren
3Jlaä)it,
Uberfd^auen wix nun ben Slbetglauben in allen biefen ebenfo ja^ltei^en als
mannigfaltigen (Etf^einungsfotmen , fo f^eint es oon $aus aus umoa^tfc^einli^ , ba^
45 füt benfelben pfpcqologif^ eine einjige unb ein unb biefelbe Quelle ootausjufe^en fei.
(Et i|t eben, ©le ©it f^on oben entroidelten , ein ^tobutt bes ittenben Setftanbes unb
bes f(^^li^en fflillens unb bes übetteisten (Befü^ls. Die f^öpferif^e Ätaft einet
unaesügelten ^^antafie. bie ffinetgielofigleit bes fittli^en SBillens unb bet SRanael an
teligiofet Jlü^tetn^eit finb bie ajtutftotten immet neuen Slbetglaubens, bet eben Datum
50 feine §enf(^aft iXbex Heine ©ie gtohe SRenf^engeiftet eben fo lange behaupten loitb,
als jene Quellen in bet fünbigen SKenfd^ennatut ni^t oetftopft finb. Die Unfittlic^leit
bes Slbetglaubens ift ba^et fd^on but^ feine Quelle fonjtatiett; basu lommt, bafe et
bem ©a^en (Blauben eben fo oiel (5ebiet im §et3en ©egnimmt, als et barin füt fi(^
einnimmt; ba^ et ben ^riftlic^en Ü^eismus ©iebet sutüdftütjt in beibnif^en ^oiQt^is«
ö5mus, obet Dualismus, obet Spiritismus; bafe et bet gefö^tli^fte Defpot übet ben
aWenteengeift ift, ©eil et mit bet aSollmadbt auftritt, ben Denfgefehen besfelben in bas
(Befielt m fd^lagen ; bafe et eben bes^alb Set gefä^tli^fte geiitb aflet Xugenb i|t, ©eil
fein (Beoot alles ^fli^tgebot patal^fieri unb bie 3ttegeleiteten mit fanatif^et Slinb^tt
befd^lögt. Die 93et©üftungen , ©eld^e et in ben itteifen feines SBitfens anri^et, finb
CO ba^t ofl ©a^t^aft fd^tedenettegenb. 3"^^ fiwi> ^s nut ausna^ms©eife bie gtogen (5e«
Werfllaitlie Meffiiitf^c dtni|e 83
biete bei 9latur unb bes SRenf^nlebens, auf toel^ ber Slberglaube fi^ rietet, — tnbes
ermiieni mir an Aotl V., äBatienftetn it. a. — , aber in ben engeren um ben (Etmel*
menfAen gezogenen Gebieten, in ber ®emetnbe^ ber ^amilie, bem ^aufe fantt SHe^
unb ^Vb, maAen fu^ nur p J^ufig bie traungen gfol^en bes ^Pberglaubens geltenb.
Der ^esenglottbe bot bie ®ef4i(^te Der (Sraufamleit allem um taufenoe Don jqauber* 5
enemiben Seifpielen oerme^; bie SBa^rfagerei ^t JJfamilienglfld jerftört, fiiebesbanbe
jenrmen^ fyA in treue ^erjen ge[aet. Ss beborf ba^er laum no(^ ber $imDei[ung auf
bie 9eiltge oc^rift , um boä fittlt^e Senoerfungsurtetl über benfelben ju belra^gen.
Dt 18, 10—12; Sr® 8, 9 f.; 9, 13—20; (5a 5, 20. Der «berglaube ift jumr, fittli^
beurteilt, no^ beffer ab ber Unglaube, unb mit ftimmen ^tan $aul bei, o^enn er Jagt: 10
„34 mS^te lieber in ber bidften 6(^n)abenluft bes SCberalaubens , als unter ber £uft*
ipurnpt bes Unglaubens leben ; bort atmet man f^per , Qter erftidt man" ; aber er itt
unbeilooller um melleic^ aui^ nod^ f^merer gu furieren als ber Unglaube. Üreten »tr
biefer Sttge no^ etonis nSSfUf/ms geoen i^ ju t^un, wit er m peilen ift? Ss ift
eine ber f^mierigften in ber aaftli^en ^eelforge. Die u)abre Reifung bes Aberglaubens 15
i[t nie oon Spott unb Serlad^unq ju enoarten; benn metl ber SIberalaube mtt fubiel<
ttoer Geioi^tt fi(^ oerbinbet, wxt ber mäfyct ®laube, fo befeftigt tl^n unb oerfeftigt
i^, urie btefen, {ebe Slnfec^ng bes ^o^nes unb Spottes. Der ^erglaube mug oieu
mebc ab bo», oxis er ift, erfaßt loerben, als $robu!t ^eibnif(^en SBefens, oon bem ein
gidjteier ober ein fleinerer 9teft au(^ in (^riftli^en ^erjen jurfldgeblieben ift; trftgtao
felbft ber (gläubige in feiner Vorliebe für bas äberfinnlic^ gern bie Serüprungen
mit ber Gotfteit in bas rein ftreatürlid^ binein unb mad^t fiA gern jum SRittelpuntt
i^ ummebenber fibematfirlii^ ^^- ^^^^ Slberglaube ift 9eionif(^ unb fann ba^
nur btti^ i^js^Aüft ^ergens« unb Serftanbesbilbung übenounben werben. Serftanbes*
btibmtg on (td^, mfo btoße t^oretif ^ Untenoeifung t^ut es no<^ ni^t; benn wtnn au^ 20
bk 9latunin|fenf^Qft mtt mäd^tiaem $ebel [d^on ganje ftateaorien oon SIberplauben
mit bor SBinöel ausgerottet ^t, fo ^aben lotr boA oben gefepen , bog au(^ bte ^o(^*
gebilbetften CDeiMer ni(^t oor bem Slberglauben gef^ü^t fino. Unb ^erjensbilbung an
^, b. ^. Sinpflonjung religiöfen Sm)]finbens t^ut es au^ noA ni^t, benn au(^ ber
werglaim nSi^rt religibfes (Empfinben, au(^ in bem SIberglauoen fpri^t fi^ bas an 90
fi^ anerfennensmerte Sebürfnis aus, ni^ts eingelnes im (Erleben uno $anbeln gering
m oc^, febes, au^ bas fleinfte einer ^beren Orbnung einjurei^en, obmo^I freili^
beibes nur rein öugerlidb unb uttfrei aef^iepi. Sonbem allein oon ^riftlidbet $er}ens*
unb Serftanbesbißmng* ift ber Sieg tiber ben 9lberglauben ju enoarten. ^Ifo bie rein
c^lii^ (gotteserlenntnis unb ber nüchterne , fi(^ feines 3n^ltes begriffliÄ ben^ugte 3'>
Glaube unb bie Anbetung (Sottes in finbli^r ileuf^^it unb Demut, mx tonnten
fa^n : ein ebetifo IrSftiger als er[(^öpfenber Unterri^t über bas erfte (gebot ift bas ]xta*
D^eigenbe SRittel miber ben Sloeralauben , baneben bie ^inmeifung auf bie un^fi*
oollen folgen unb auf ben ni^t feltenen (l^ll, baj} bur^ bie enoedte Slngft felbjt erft
bie beffii^telen Unglfldsfölle ^rbeigefü^rt morben finb , nt^t o^ne äBfarntna bleiben 40
urirb. 9m nirlfamften ift es ^eiliA, menn es einmal gelingt, in einem fpegiellen ($alle
rei^ augenfällig bie Xäu[(^ung naAjmoeifen unb fo bie $auptftü^e ober eingige Stfi^e
bes 9berglaubens , bas tft ben (Erfa^runasbemeis ju erf^üttem. Denn mit guoerfi^t«
li^ be^atqrteten , gern geglaubten, aber leiten nücbtern geprüften SSeifpielen nabrt unb
begrfinbet fi^ aller Slberglaube, melier oem Seeljorger no^ babur^ feine Arbeit be« 45
foi&ers f^ioer moAt, bog er fid^ oor bem Air^englauben , meil er tein gutes (Semiffen
^, f^ jurfid^ieQi fRnb. ^^finattv.
Ueffittifll^e fttn^. ^iob fiubolf , Historia Aethiopica, ^rtf. 1681 : Eiuadem Com-
mentariiis adhist Aeth., e^tf. 1683; &oe^, Fides, religio moresque Aethioputn, $ar. 1541;
^LlWLVti, Hist deecnption de l'Eth., ^Inoer«^ 1558; iiabat, Relation histx^rique de l'Eth. no
^T. 1732: Xelle), Historia Aeth., (Soimbra 1660; Ccrtel, Theologia Aethiopum, fBittbg.
1746; fiooo, Voyage d'Abissinie, ^ar. 1728; 83rucc, Travels in Abessinia, fionb. 1790;
6alt, Voyage toAbyssinia, fionb. 1814; AS Oft. 27; 3bm® ©b. 7 3^9. 1852. 2)iamann in
ben Wßfl 1878 u. 1880. — ©obat im »afcler IJliff.'äWci. 1834; Isenberg and Krapf, Joiir.
oals detailing their proceedings in thc Kingdom of Slioa, fionbon 1843; 3}enberg, SCbeffi* Cö
ntfn unb bie ct)ang. SRiffion, »onn 1844; glab, 13 3a!)re in %, SBafei 1869; ?BaIb*
mcier. (Irlcbniffe in «. '»ä^rcnb ber go^rc 1858— 1868, »afcl 1869; ©arncd, «fttg.
mfTi^«^. 1876; (Blafer, ^ie ^beffinier in Arabien unb 9lfritQ, ^ünc^en 1895, @. 162^.
S^u)(rien, im SHtertum ein nid^t beftimmt abg^enjter geograp^if(^er Segriff, um«
f agte uitgefS^ bie (Sebiete bes gütigen Shtbiens , Sennaars unb oorjugsmeife ^effi* m
84 «(cfftttifdle fitrrfie
ntens, festeres in loeiiecer ^usbe^nung als gegeniDärtig. Dtefe fiänber btibeten bte
ät^iopif^e ilir^e. C&egeniDörtig t[t bas (£^ri|tentum auf bos $o(^« unb (gebirgslanb
bes heutigen 3lbe||intcn5 bcf(^ranft. — .Die fianbestrabition fü^rt ben Flamen uiw bte
Stiftung bes atbtopi[(^en 9{et^es auf St^tops, ben So^n bes Sta]if unb Snlel bes
5 $am 5urüd, roel^er ft^ in ber alten $auptftabt SIxum niebecgelaffen ^obe. 9la(^ langen
3eiten foll aisbann bas £anb jum 3i^^ntum belehrt morben fein. Die Saat fnS]^,
u)ie mir aus ben öt^iopif^en 5tönigsU[ten unb bem Su(^e Aebra 9lagaft erfe^n, an
ben Sefu^ ber ilönigin oon 6aba bei Satomo an. Diefe, bie unter bem 9lamen
9Raieba als öt^iopif^e ilöni^in erfAeint, [oII 6atomo einen So^n mit 9lamen 9Re»
10 nilel geboren hoben, melier tn 3eru|alem bei feinem Sater erjogen, fpoter naif Sbum
jurücfle^e unb ni^t nur eine Slnjaql jübifd^er ^riefter, fonbem au(^ bie aus bem
4^empel enta)enbete Sunbeslabe mitbrachte, bie fi^ feitbem angebli^ in Slxum befinbet
unb eine 9lrt 9tationaI^eiIigtum bilbet. 9lu^ [oll feit jener Stü eme jolomonif^ D9«
naftie über Stbeffinien regieren, bie nur 5eitn)ei|e bur^ (Eroberer unb Ufurpatoren untere
ubro^en mürbe.
9Benn au^ bies alles fd^on löngft als ^Itlofe 6age erlannt umrbe, fo glaubte man
bo(^ aus anbem C&rünben bie ^errf^aft bes 3ub^ntums oor Sinfü^rung b^ duften»
tums in 3lbe{finien annehmen }u muffen, ^us bem Umftanbe, Dah Ji^ getotffe bem
3ubentum eigentumli^e, rituelle (Sebröucbe, als Sej^netbung, Seoba^n^ ber mofdi«
20 b^en 6peifege[e^e , Haltung unb ftrenge yfeter bes Sabbats u. f. m. in St^topten finben,
folgerte man, oag bie jübif^e 9{eligion in Slbeffinien oor Cinffibrung bes (Q^riftentums
Staatsreligion gemefen fei. Slber abgefe^en baoon, bag, mie DiUmann [d^Iagenb be»
miefen ^at, fi^ ber abefiinif^e Staat ni^t auf jübif^er, fonbem auf ^eibmfd^er (5runb<
läge aufgebaut ^at, erllaren fi^ bie in J^age lommenben C&emo^t^eiten bur^ bas
25 ^enf^en berfelben im alten %qpten unb bur^ bie 93erbinbung ber at^topif(^en ftit^e
mit Der foptii^en, oiellei^t au$ bur^ juben^riftlid^e SRiffion. — SHIerbings ober mug
eine jübif^e Simoanberung Jtattgefunben boben - bas bemeift bie 3(mDefen^tt ja^lrei^
3uben, ber fogenannten Sf^Iaf^os; aber 3^ü» ^^ unb Umfang berfelben ift nii^t ju
beftimmen. ß^benfalls folgt baraus ni^t, bag bas ganje £anb eiirit fubiidb geioefen.
80 ift, jumal bei (Einführung bes CL^riftentums, mie bie S^ffinier felbft benc^ten, bas
§eibentum ^erri^te.
Aber bte 3^it ber Sele^rung jum C^riftentum finben fi(^ Derf(^iebene ^ronologif^e
eingaben; bie einen lauten auf bie 3<tbre 333 ober 340, bie anbem auf 425 ober 430 no^
CL^rifti (5eburt. 9Bä^renb fi^ nun bie festeren 3^^^" als bas Wefultat einer 3ufammen=
35 jä^lung ber Ste^iernngsja^re ber einjelnen 5l()nige erteilen, finb bie erfteren oon ben 9ir«
gaben ber grie^tf^en unb römif^en ilir^en^iftoriier über Die 3^it bes Sfmmentius abbSngig.
unb in ber "Ifyii finb biefc für bie jeitli^e Seftimmung Der (Einfü^mng bes (Eqriftens
tums bie einjige ^anb^be; benn Slngaben, u)ie bie bes Sebrenus in feiner Synopsis
historiarum ober mie bie bes 9licep^oms Sallifti in feiner historia ecclesiast. er»
Aomeifen fi(^ auf ben erjten Slid als unri^tig. 9laä) i^nen foll bie Sele^ng erft ju
3uftinians 38^ 541 ftattgefunben ^aben. — fieiber finbet ]ia) bei ben Slbeffiniem feine
ein^eimif^e Uberliefemng über bie Sele^mng i^res £anbes, fonbem bas, mas i^ebeiben
JJerfionen im Sgnaxar unter bem 26. Hamlß (AS 27. DU, S. 268) unb in ber Stat«
mittlren C^ronil (a. a. O. S. 269) barüber bieten, ift aus ben grie^if^en Quellen
45 entlehnt ober mittelbar baraus abgeleitet. — 3laä) ben im einjelnen nit^t oöllig über*
einftimmenben Angaben biefer Quellen (9iufinus I, 9, X^eoboret I, 22, Sohates 1, 19,
Sosomenos II, 24) , foll 5ur 3«it ilonftantins bes ©ro^en um 330 — nacb ben 9ln=
gaben ber 9Ibejfinier mar es unter i^ren Äönigen Slbre^a unb Sltsbe^a — our^ gru=
mentius unb ^efius — le^terer au(^ Sibrafos genannt — in biefem fianbe bas
60 e^riftentum oerfünbet unb bte ät^iopif^e Äir^e geftiftet morben fein. Diefe beiben
jungen SRönner matten mit bem O^eim bes erfteren, einem Strjt äReropius aus Xqrus,
eine 9{eife im roten SReere, f^eiterten an ber ät^iopif^en jtüfte, fielen in bie ^^nbe
ber Afiftenbemo^ner unb mürben, mö^renb bie SAiffsmannf^aft getötet mürbe, oerfc^ont
unb an ben {onigli^en $of 5u3laEum gebraut.. Dort gemannen fie bas Vertrauen bes
55 5l5nigs, mürben na(^ unb na^ ju mid^tiaen $mtem erhoben. Sie Ratten oolle ^tu
fftxi 3ur 93erfünbigung ij^res C&laubens unb lonnten bie SBirhtng i^rer ^rebigt baburd^
oerftorlen, bag fie ausmörtige, namentli^ ög^ptif^e CL^riften 3ur ^ieberlaffung im £anbe
berbei5ogen. Spater lehrte SbeKus nac^ Xgms jurüd, gtumentius ober gin^ na^
^lexanbria, mo bamals 9lt^nafius ben bif^öfli^en Stu^l innehatte, erbat ftc^ oon
eo i^m ^riefter, mürbe felber 3um ^if^of gemeint unb blieb na^ feiner 9{üdfe^r bis 5U
«(effttttfrfie SNtdle 85
feinem Xobe ias ^awpi ber ät^ioptf^en Rhä)t mit bem Üttel 9IbbQ Saläma (Sßotec
bes griebens), toel^ neben bem fpöter aufgefommenen Üitel Slbuna (lln[er 93ater)
no^ immer in (Sebrau(^ ift. 60 bie gfortfe^et bes (Eufebius. — 3^bo^ i|t e$ niifi
ousgef^Ioffen, ba^ f^on Dor gnimentius ben SlbefTtniem ba$ (T^ftentum belannt iDUcbe,
iDte bies au^ bte aanimütj^e CL^ronit berietet. 9Ba^r[^einIi^ iDtrb btefe ^nna^me 5
eineifeüs bur^ bie oer^Itntemäfeig jpötc 3^0 bes grumentius 341 — an biefer
3q^I loiib man naA ben gforfd^ungen t)inmans fef%Iten muffen — anberfetts bur^
bos Sor^nbenfein ber oben enno^nten Gebrauche. Sßie bem au^ jei, fo wich man
boc^ feinesfaUs Dor e^rtumentius Don einem organtfterten C^riftentum in 316. fpre^en bflrfen.
Slu^ feine SerHinbigung mar ni^t abf^Iiegenb; im 5. unb 6. 3a|^r^unbert 5ogen ober« 10
ögqimfi^ SRon^ mif ^iopien. 3^ ^^^^ ae^ören bie 9 ^eiligen , Slragäm! , ^cai'
täton, ®arima, tHef, Sa^am, 9lfö, fiifanos, ^imata, (Suba, bie unter ber 9legterung
bes iionigs SI Wxitba um 480 in bas 9leid^ tamen. Sie erft oollenbeten bie CQ^riftia:»
n^erung. Slugenf^einlid^ moren fie 9Ronop^|^fiten, mie aus ber fte^enben ^usfage,
ba^ fie arteü ober astarSteü, ben (Stauben nd^tig matten, ^eroor^uge^en Jd^int. —15
SBos bie »eitere (Se^i^e ber abeffinif^en ilir^e anlangt, fo beoorf biejelbe einer
neuen unb genauen X)ur^orf^ung. Das 3itxif ging feit bem Cnbe bes erften ^äfyc^
tottjenbs immer me^ bem Setfall entgegen; er^ mit bem 13. 3^t^unbert !am neues
ftrcgli^^ fieben in basfelbe. Seitbem tft bie C&ej^ic^te ber Air(^e enge oerfnMt mit
ben politif^n Sreigniffen, fpoter aud^ mtt ber SRtffion, bie feitens ber abenblönbif^en so
jtiri^n in biefem £anbe getrieben U)urbe. — Die erfte SRiffionsarbeit ^atte freili^ nur
ben 3^^) SCbeffinien unter bie Sotma|}ig!eit ber römif^en ilir^e unb bes ^apftes ju
bringen: es wccc bie 3^fuitenmiffion, mel^e 1555 i^ren Slnfang na^. 2fftt X^otig«
lett erflredte fic^ faft bur^ ein ganjes 3^^tt^bert; na^ oielen oergeblid^en 93erfud^en
erretc^n bie 3^fuiten ibr 3icl» i^bcm ber ftönig Susncus, bem fie ju einem oon U)m »
genriinMten SürÄnis mtt Portugal oer^olfen ^atten^ na^ fur^tbarem Slutbabe unter
oer iDtoerftrebenben Partei oie römifd^ ilir^e 3ur Staatstirebe erflörte. 1640 mußten
jebo^ bie 3^fttiten Jamt bem römifAen (Erjbif^of bas fiano oerlaffen, unb bie alte
5tii^ nmrbe mieber^eraefteltt. SRit oem erften Slbuna, ber naA biefem romif^ » jefui«
^^ti 3nterregnum mieber aus %9pten geholt mürbe, fam ber beutfd^e ^roteftant unb so
SRiffionar jBeter ^eQÜng aus fiiäed ins fianb, ber (e^ensrei^ mirlte , au^ eine ein»
flu^iAe otaotsftellung befleibete, o^ne bog inbes feine ü^atigfeit bauembe Spuren
^interlaffen ^fitte. 3n oer erften §alfte biefes 3o^|w^berts bat bie englif^ « fird^Ii^e
aRilfionsgefellf^ bie fräftigften SScrfut^e einer 9Wi(fion in aDbejfinien gemalt. Den
Snftoft gab ^auptfS^Ii^ ber Umftanb, bag ein frommer abeffinif^er 9Ilön^ W)u9ivi^f »
Segletter bes englif^en Weifenben 95ruce, in ben Sorten 1808—1818 auf Anregung
bes franjofifAen C&eneralfonfuls ^ffelin in Wea^anbna eine uberfe^urtp ber ganjen
^ilken S^rtft ins Slm^orifqe ausgeführt ^e, mel^e bann oon ber brtti[^en ^\btU
aefet^(^ ermorben unb 3um Üeil gebructt morben mar. 1830 fanbte bte ermahnte
iRWicnsgefellMbaft (Sobat unb Augler na^ SIbeffinien, an Stelle bes legieren trat einige «o
3we fpoter äfcnberg, mobrenb für (5obat 1837 95Ium^arbt eintrat- baju lam f^lie^Ii^
noq 5trapf. Ka^bem biefe SWänner. infolge oon Sntriguen ber ^ricfter unb eiliger
^imugdommener 9Mi|fionare ber römtf^en Äir^e, auf einige Stii ©ieber Ratten meinen
münen, gingen 3fcnberg unb ilrapf mtt Umgebung ber nörbli^en ^rooinjen, na^ bem
füblt^n Xeile bes £anbes, na^ S^a, beuen Aönig fie freunbli^ aufnahm. Xro^ ^
treuer unb ousbauember Arbeit mugte biefe SJlilfion benno^ f^Iieglic^ um bie 9Ilitte ber
oierjiger 3«^« aufgegeben ©erben. 2lls fpöter ein aus ber S^ule bes aJlijfionars fiieber
in Äairo beroorgegangener loptifc^cr ?ßricfter jum Slbuna ernannt mürbe, ber bie eoan«
^elif^ 9Rt{fion £egünftigte unb ermutigte, mad^te bie St. (E^ritd^ona Sefellf^aft 5U Safel
vm 30^ 1858 einen neuen 9Serfu(^; eine Steige i^rer SDliffionore, barunter glab,«*
SBalbmeier, Stamm, »enber, Staiger, SWe^er. ^aben mehrere ^o^xt lang mit Cfefolg
in Sbeffinien gemirft. Do^ bra^ über fie bie Unglü&seit unter Äaifer ü^eoborus
^ein; naAbem fie lange in (Sefangenf^aft aef^ma^tet. erlangten fie er|t bur^ ben
Sieg ber (Englönber über I^coborus 1868 tfire grei^ett mieber. 2lu^ bieje SRiffion
nuigte aufgegeben merben. Seitbem ift bas fianb aller 3Jliffionsarbeit oerf^loffen. ^
Der fie^^arofter ber abeffinif^cn Äir^c ift bur^ i^ren 3ufö^"^^n§öng mit ber
lo\flMtn bebinat; mit biefer teilt fie bie monop^pfitifi^e Slnfc^auung. SBo^renb aber
ber aRonopb9fittsmus eine für fie löngft abgefc^loffene JJrrage ift, ^errf^en heftige Streitig»
feiten borüber, ob eine jmeifad^e ober eine breifac^e C5eburt (S^rifti ansune^men fei. Dte
elftere £el^ bd^uptet eine emigc, oorjeitlii^e ©eburt , bie 3^wgung bes Sohnes oom ^
86 Wcffutifd^e SNtdle
Soter, unb eine seitltäe (Seburt, bie SRenf^iDerbung bes Sohnes. Die anbere £e^e
bagegen, bie doc tta>a ^unbert 3<^n bun^ einen SRönA oufgebrat^ iDorben ift, bebouptet
auBerbem no^ eine bntte (Sebuit, bie SrfiHIuna (Oft^ji mit bem ^iliaen ®et(te bei
[einer Xaufe im Si'^^^^n- di^nim bonbelt es [i^ bei bem Streite. Denn loS^enb
5 Die erftere fie^re Don ber blo^ 3n)ei|a(^n C&eburt baoon ausge^, bog QMftus einer
Salbung mit bem ^eiligen (Seifte nt^ beburfte, unb be^ouirtet, er bobe i^n in oollem
SRage bereits an unb bur^ fi^ felbft befe||en, ffiü bie le^tere eine oefonbm Segobung
(Sfy^ii mit bem ^. (geiftfür nöti^. Ss t|t einleu^tenb, baj} jene fonfequent mono*
p^qfitif^ ift, ba ja ber 9Ronop^9fttismus alles Gemixt auf bie Sine unb jnmr aStt«
10 li^e 9latur (I^ripti legt unb bie menjd^Iic^ 9latur in i^ als unteraeorbnet unb ntotn*
\aqlxif betrachtet. Demgemäß ift fte au^ bie rejizierte unb offijielle ftird^enle^,
mel^e oon bem %buna unb bem größeren Xeile bes illerus oertreten nirb. Die fie^re oon
ber breifa^en (Seburt ^inpegen (fliegt genau genommen eine Slbtoei^ung oon ber mono»
pMitif^en SlnJ^uung tn fiA. Ss ift merfaoürbig genug, bag bei ber in ber obeRt«
16 mfd9en >lirc^e oerrf(^enben ^eiftigen unb geiftlic^n (foftarrung mit folcber ^eftigleit über
berglei^en fie^rfragen geftntten loerben tann: ni^tsbeftonentger gef^te^ es. Unb bie
Differenj mirlt (o entjtoeienb, baj} ftaifer Z^eoborus unb ebenfo auq Aönig Sohnes
oon !Xigr§ Jie bei ihren (Eroberungsplänen gegen S^a , beffen ^riefterfc^ Imiptffic^*
liif ber fie^re oon ber breifa^en Geburt an^öngt, oenoerten fonnten. — (Ein anberer
90 hiermit jufammen^ngenber Streit ^at bie ^erfon unb SBfirbe ber SRoria jum (Segen«
nanbe» ob fie nömli^ C&ottesgeborerin ober nur SRutter ^t\u fei, no^ me^, ob fie mit
bem So^ne oöllig glei^ oere^ werben muffe. Diefe le^tere tlnf^ouung fd^tnt bas
ÖbergeioiAt ju ^aben, menigftens wvth in SÖirlli^feit ber SRoria allgemein eine faft
göttlich 95ere^rung gesollt unb au^ ben ^eiligen mich eine fe^r ^o^ Stellung an«
» geioielen, inbem alle 93erbinbung mit (E^rifto nur bur^ fie oermittelt merben joll, ja
eine Partei be^uptet fogar, bog SRaria unb bie :5^iHgen, ba fie ni^ um eigener Sfinben
u)illen Ratten fterben muffen, ebenfo mit QC^ftus für bie Sünben anberer geftorben
feien. „
Über bie öt^iopif^e Sibelüberfej^ung f. ben %, Sibelfiberjkkungen. Die tir^Ii^n
so Sfl^er finb fämtli^ tn öt^iopif^er (spraye ab^ef agt. Das JS[tpiopif(^e aber ift gegen«
morttg eine oollfommen tote Spraye, befinbet fiA nur no^ in ftr^Ii^em (&ebrau$ unb
wirb oo^er faft nur oon ben ^rieftem ftubiert, oo^ au^ bies fo unjulängli^ , bog bie
meiften fie nur lefen, aber ni^t oerfte^en; ber ftanon ^i^t bei ben 9Ibe|finiem „St-
man ja Sl^bu^', b. ^. einunba^tjig, ba er aus 81 für ^eilig ge^Itenen Supern befti^.
96 Sieben unfern 65 fanonif^en Sü^em johlen fie nämli^ jum jlanon ni^t nur bie 9lpo«
Ir9p^en, fonbem au^ bie Briefe bes (Clemens 9{omanus unb ben SQnobus, b. f). bie
Sef^IüfJe bes apoftolif^en ilon^ils. ^ugerbem u)irb 5n)if(^en biefem Aanon unb i^n
bauptföd^Ii^ften Kr^It^en Sänften, Dibastalia (apoftolif^e 5lonftitutionen), ^aimonot»
7£bo (Selegftellen aus Aonjilien unb 93atem), Schriften ber morgenlonbif^en itir^n«
^oäter (befonbers ^t^nafius, (Egrillus, C[^r9fo[tomus), gfet^ JJlagaft ((Sefe^ ber5lonige,
(Sefe^esiobex), fo gut mit gar lein Unteif^ieb gemalt, äber^aupt ^at bie tir^Ii^e
Xrabitton biefelbe (Seltuno mit bie ^eilige S^rift. ißon ben jlonjilien ber ftir^
nehmen fie nur bie oor^alcebonenfif^en an, benn mit unb feit (£^Icebon ift ja bie oon
t^nen belannte £e^re bes äRonop^qfitismus oenoorfen morben. Das apoftoltf^e Sqto'
^6 bolum lennen fie ni^t, fonbem bebienen fic^ nur bes nicönifd^en. Die $Tag^i mtlifes
bie n)a^re Aird^e fei, entfi^tben fie na^ ber alten äberlieferung oon einer Serlofung
ber ben)o^nten (Erbe unter bie Slpoftel; fie tonnen smar ni^t angeben, meiern Xeil
getabe jeber Slpoftel jugeioiefen erhalten ^abe, bo^ gilt i^nen als fi^, baj} ^etrus
unb Paulus. .in 9lom unb überhaupt in (Europa, ^^o^annes in Aleinaften unb Serien,
w ajlarfus in Sggpten geroirft ^abe, unb fie fe^en ba^r biefe brci Äird^n als gleich«
fte^nb an.
3Bas bie 93erfaflung betrifft, fo fte^t an ber Spike ber gefamten 5lir^e ber 9Ibuna,
loelt^er in (Sonbar rcfibiert. C£r roirb oon bem foptifqen 'ißatriarci^en in Äairo ernannt.
Seit bem 13. S^^^^^unbert bettelt eine oon bem Slbuna lecla §aimanot erlaffene 3Ser=
» orbnung, bafe fein SIbeffinier, |onbern nur immer ein Äopte bie 8lbuna©ürbe beileiben
barf; Üecla $aimanot, ber übrigens als ^eiliger oere^rt roirb, oentoeifelte baran, tü(^^
tiges t^eologifAes fieben in ber C5eiftlid^leit bes eigenen fianbes fi^ entioideln ju fe^n,
unb hoffte basfelbe auf biefe 9Beife feiner ftir^e oon äugen ^er jufü^ren ju tonnen.
Der Slbuna allein ^t bas 9{e^t, bie ilonige ju falben unb bie ^riefter unb Diafonen
^ju orbinieren; er nimmt ni(^t nur in geiftlid^en, fonbem oft au^ in roeltlic^n Dingen
Wefftttifiile JNr^e 87
eine bebeutenbe äRoA^teHunp ein, nnb feine (&unft ober Ungunft ift felbft ffir bie
Stonige 9on gtofter Sßi^gleti Die Obliegen^iten ber ^rieftet befteqen in töglid^m
brei* bis Diermdkem (Sottesbienfte , n>obei bes SRorgens frfl^ bie ^riefterf^oft fantt
SRon^n nnb (Sqültcn juc Sr^ier bes Eiligen SCbenbma^Ies jufamnteniommt, in jonn«
togli^^ kngent (3 — 4 ftfinbigem) (Boitesoienfte, in ber Serri^tuna bec fir^li^n 5
Slmü^nblungen, im Sßei^en Derunreinigter Sefo^e unb Raufet; bie Diaionen , bie in
ber Stitdft bc» 9QeT^iIig|ie ni^ betreten bürfen, fyibtn nur niebere 93erri(^tungen m
befmcgen, Srotbaden jum SCbenbmaM, Steinigen ber ilir^e unb (&efä|}e u, bgl. gffir
ben Ctittritt in ben geiftli^n 6tano n)erben nur bie aUergeringften SInforberungen oe«
fteOt; }nm Dioionenantte »erben alle orbiniert, bie \xif ba5U meloen, n>enn fie nur lefen lo
iönnen; nwOen fie fi^ fpäter bem eigentli^en ^riefterftanbe mibmen, fo pflegen fie
Dixfyx ju ^traten, meti i^nen bies no^^r niAt me^r geftattet ift. 6obann menben
fie ftd^ 6e^i^ ber ^rieftermrbination an ben ^una unb ^ben bann feine o^eiteren
Sti^ingungen ju erffiUen, als bie, bag fie imftanbe fein muffen, bas nicänif(^e Glaubens*
bdendtitis ^ufagen. 3nbes beanfpru(^t na^^er ba$ CEinlemen ber unenblicb lanaen i5
fitbitaien fflr Gottesbienft unb Slmts^nblungen oft ganje 3a^re, bo(^ ^nbelt es fi^
lebmlui^ bobei um totes (Sebä^tnis* unb gormehoefen. ^tht ilird^e ^t auger i^n
(Seipliqen (^resbQtem unbDiafonen), beren, wtm fie ooUftanbig oerfe^en ijt, smansig
ftnb, oon benen {ebesmal ein Drittel ben Dienft ber äBoAe oerri^tet, nod^ ipren ^da,
ber mSfi orbiniert, oom Staate ongefteüt unb ^auptfö^Ii^ ^^ ^^ ür^Ii^en Sers2o
mogengsoermaitung betraut ift, auäf bie Sejie^ungen jtoifc^n Staat unb ftir^e ju
Dermittdn ^. — Die jum Sriefterftanbe geQörenben Debturas (Setft, bie beim (&ottes<
bienfte ju fingen ^en, unb bie \iA namentliA an größeren ilir^en finbenben Sor>
ftel^ jtomofftt, n)el&e bie Streittgttiten jroif^en ben (Beip^en ju entfd^iben unb
ju fc^Ii^ten liaben, feinen, o^ne baju orbintert 3u fein, i^res Slmtes ju malten. — ^
»eben ber SBeltge^li^feit ftebt bie illoftergeiftli^Ieit, beren Oberhaupt, ber(»J[A§g§, bem
abuna im Stange am nä(^ften fte^ unb tn mannen ür^IiAen unb t^otogif^en mgelegen*
^tten mit i^ aemeinf Aoftli^ entf^eibet. Die fe^r ja^Iret(^en Windet unb Slonnen leben
na(^ ber Siegel oes^a^omius; unter ben Alöftem finb bie angefe^enften bie mel^e, bie
9 Eiligen gegrfinbet bo*en follen, Debra Damo, wo gegen 300 SKond^e in fleinen $ütten «>
betfammen nio^nen, mum, SRabara, Senja, Sabenja, (&a^, Debra Quanafel, (Baralta,
3BaIbubba, nio me^e aRdn^> unb SlonnenOofter, bie [id^ 3um Üeil au^ mit ber
Srsi^una ber 3ugenb befaffen. Die Rixä^tn, beren ^befjmten eine Unsa^I ^t, meift
mif ^ri^imn liegenb, oon Säumen bef^attet, finb beisfönmg, niebrig, mit legeiförmigem
Stro^bo^, fAIe^ gebauten, aber au^en wtik getunkten äRauem unb mit X^üren na^ »
oHen oier ^tmmelsgegenben. Sin 95or^of läuft rings um^r , ber für bie fiaien be«
ftimmt ift unb jum togli^n äRoraenbienfte, fon)te au(^ für ^ilflofe Steifenbe jum 3laäfi*
quartier bieni Das 3nnere. meift fd^mu^ig unb oernad^IöFf igt , aber mit einer 9Renge
ftetlü^ ougerft unf(^oner Silber ber 9Raria, ber ^eiligen, enget unb Üeufel gejc^mfim,
iR in 2 Abteilungen, bas $eilige für bie ^riefter unb Diafonen, unb bas Stller^eiligfte, ^
mortn bas 3:abot ober bie Sunbeslabe fte^t; biefe £abe, bie für bas loi^gfte Stüd
ber gan}en üird^ gilt, iKrrf oon feinem Diaionen, fiaien ober gar Jli^tc^ften berührt
loerben, fonft unterliegt fie famt ber ftird^ unb bem um fie ^erumgelegenen Segrobnts*
pla^ neuer 9Beibung. — Der (Sottesbienft befielt aus ^falmgefängen unb ber 93or«
lefut^ oon biblttten unb liturgifc^n Slbf^nitten, ©obei bie ©ebete oorjugsroeife an «
SRorut, bie (Engel unb bie sa^lrei^en n)unbert^atigen ^eiligen gerichtet ftnb. (Er ift,
ebenfo nie bie in unb auger i^m oerri(^teten ür^lic^en ^anblungen, überaus mürbelos
unb ttnerbauli^.;— »etrefp ber (Engel, SKaläfet, glauben fie , baft jeber SWenf^ feinen
6(^tt^eift ^obe, unb besiegen oer^ren fie biefeloen. Sefonbers lieilig ift i^nen ber
Crjenoel SWü^l, für ben i§r Sa^sjqflus am 12. Üage jeben SRonats einen befon« «>
beren Bfeiertog aufroeift. DieganseS^ar ber (Engel teilen fie in gute unb f^let^te, unb
erftere mieber in neun Älaffen: Angeli, Archanffeli, Domini, Magistratus, Throni,
Potestates, ludices, Cherubini, Seraphini. 3uerft Rotten 10 Älaffen exiftiert, aber
eine unter Satana§I fei c^eWlen. Die böfen (Engel nennen fie aJlan&faft SRaffttöm^, Spi-
ritus diabolicos. — Die »ere^rung ber großen 3Qi)l oon §eiliaen , unter benen bie ^
SRarta Me erfte Stelle einnimmt, ereilt unter anberem aus ben bilbli^en Darftellungen
berfelben in ben Äird^en; jebo^ finben fi^ nur Silber, niemals Statuen j bie fie oer*
bommen. ^i^rmit fdjieint au^ 3ufammen5u^öngen, ha% fie nur itreuse, niemals ibrup
ge, in i^en ÄirAen ^aben. 3n ber aScre^rung ber Reliquien ähneln fie ber lat^oli*
m Äird^; »ie biefe beroa^en fie in ben SUtören bie (Bebeine oon SMärt^rem unb «>
88 Wefftttifd^e fttni|e
^eiliaen. Sabamente f^eint bie abefftntf<i^e Atr^e jtoet 3U jaulen: näntli^ Xaufe unb
SCbenbmo^L Die Xaufe, Xemiat. toirb foioo^I on (Enoa^fenen nie an Ambem oon«
^en. Die ber (EnDaqlenen loiro bur^ ben (Sefong bes 51. ^fdmes eingeleitet, fuu^
oeifen Seenbigung bec ^resbpter bie Xäuflinge, bie oom Diofonus jum (Sdbet ermahnt
stoecben, ^ranruft, fie falbt unb hm^ ^anbaufleaen Jegnet Darauf mflffen jie mSf
Sonnenuntergang genenbet, i^re alte beibnif^e Religion abfrören, unb no^ Tonnen«
auf gang untgemenbet, mit bem (Slaubensbelenntnis fi^ ju i^m neuen äftXjßifjtn
(Glauben belennen. 9la(^bem hierauf bie Salbung nieber^olt morben ig unb eimge
^erifopen aus bem Soangelium 3o^nnis, ber Spoftelgefc^i^te unb ben Sriefen ^omi
10 oerlejen norben finb, ftemt ber ^resbnter in ba$ Dor oer Rvcäfe für biefen 3^^ ^^
finbltAe Xaufbeden ^inab unb tauft bte i^m oom Diaionus jugefii^en XSufltnge^ unb
jnar Slonner unb Juanen oon einanber gefonbort^ inbem er [ie Qanj untertaucht ^terouf
toerben fie jum 3üiftn i^rer nunmehrigen geifttgen Steinalt tn neige ®eiDSnber ge*
Heibet unb barauf in bie Air(^e gefü^, no ii^nen bas 9Ibenbma^I gerei^ nirb, mo*
16 rauf fie unter Segen entlaffen neroen. Sei ber Ainbertaufe fpre^en ffir ben Xfiufitng
feine Xaufpatben, bas Ainb nirb nur mit SBaffer befinrengt unb bos ^iL Xbenb«
mo^I i^m m ber SBeife gereift, bag ein Stfid einer ^oltie in 9Bein getau^, bem
Ainbe in ben SRunb geftedt nirb. — Die !Iaufe nirb bei jtnaben 40 Zage, bei
SRfib^en 80 Xage naA ber ®eburt DoIIsjogen, unb par finbet biefer jeitli^ unter*
20 f(^ieb babur(^ feine (Erfloruna, ba^ na& i^rer Xrabitton 9Ibam erft 40 !Iage nm^ ber
S^öpfung in bas irbif^ wabte$ etngefül^rt nurbe, unb CEoa i^m 40 Xoge fpäter
nacMot^e. 9Iud^ finbet \ia) bei i^nen ber SrauA ber 9lottaufe. Der ^^ ber
Zfm}t tft bie Vergebung ber Sünben. Die Slnfid^t, oaß bem 9leuQetauften ein 6tbma,
in gform eines itreujes eingebrannt nerbe, ift ebenfo irrig, nie bte. baft anjäbrliqi bie
25 Xaufe nieberl^olt nerbe. — Das anbere Salrament, bos ^eil. 3[benbma$I, SReftir ober
Aurbdn benannt, nehmen fie unter beiberlei Seftalt, Alenfer nie fiaien. Ss befte^n
leine 93orf(^riften barüber, nie oft man jum Xif^ bes ^tttn fommen foQ, fonbem
bleibt bies bem ^erjensbebärfnis jebes einseinen fiberlaffen; bo^ Meint es gana unb
gebe ju fein, {eben 6abbat ober boA nenigftens {eben äRonat bos SIbenbmaQl 3U
90 nehmen. SBer jeboA an bemfelben teilnehmen nill, ffcA fi(^ an bem betreffenben Xage
einem fe^r ftrenaen ^ften ju unterjie^en. 9[u^ ift es Srau(^ an biefem Xage Opfer
barjubrinaen. Diefe befte^en in SBei^rauä, £)I, Srot unb SBein ffir bie ^ilige $anb«
lung felbft, ober in 9Bei^eräten für biefette. — Slls $oftie nirb ungefauertes SBeijen*
brot, Senajo, oemenbet, auf nelAem bas !^tiiftn bes ilreuses eingebrflctt ift. 9n
85 Stelle bes SBeines oemenben fie Den aus Xrauben ausgepreßten Saft — 3^e Sor^
fteUuna über bie C&egennart (E^rijti beim 9lbenbma^I f^eint feine ausgebilbete ju fein.
(Eine mi Seilte finbet baburd^ (tatt, bag fie oor bem 9lltar bas 9Bori abafan „ntr
baben gefünbigf ' ausfpre^en, nobur^ fie fi^ als Sünber gegen alle (geböte auf einmal
befennen unb nomit fie gleichseitig bie Vergebung ber Sünben ^u erlangen hoffen. —
40 Die ^ologamie ift oon ber Aird^ oerboten; biejenigen, neld^e tn i^r leben, fittb oom
Aird^enbeju^e unb oom ^eiL Slbenbma^l ausgef(^loffen; glei(^no^I ift biefelbe gebröuc^»
li4 Die fidjung ber (Sf)t ift sulaffig. Die C&eiMeit ift ni^t 3um (£ölibat oerpfli^tet;
bat jeboc^ etn oemitneter ^riefter ben SBunf^, ofbermals ju heiraten, fo mug er bem
^riefterjtanbe entfagen, eine Sitte, norin ficQ bie Slbneigun^ ber alteren Air^e gegen
45 bie ^ette (Sf)t er^Iten ju ^aben f^eint. — 9leben bem d^nftli^en Sonntag nirb auc^
ber Sabbat gefeiertj unb im gansen begebt man ni^t neniger als 180 geft* unb geier-
ia^t. — ^nbenttlgungsmittel finb (haften, Wmofengeben, Aafteiungen, SRond^tum,
(Etnfiebelei, fiefen ober SIbbeten oon 9lbf^nitten ber ^eil. S^rtft unb anberer ^I. Sucher;
namentli^ gilt bas ^[ten, c^nlic^ nie in ber ioptif(^en Atr^e, als $aupnebingung
50 ber Seligfeit. Das (yaften nirb peinli^ ftreng gehalten. 9Ran entölt \\q entneber
oon morgens an bis ju Sonnenuntergang bes £|fens unb Xrinfens gänjlic^, ober man
faftet bis jur neunten Stunbe unb nimmt oon ba bis Sonnenunteraang feine anima-
tif^e 9la^ng 3U ficb. 3n biefer 9Bei(e faften bie Slbefjinier in jeber 9Bo^e 2 Xage
unb jnar no^ urc^riftli^er Sitte am uRtttno^ unb grettag; augerbem nirb oon ber
55 Softenbissiplin noq ungefähr bie $älfte bes 3^^^ eingenommen. So entölten fie
ßA too^renb ber 55 Xage unmittelbar oor bem Ofterfefte 3um Slnbenfen an bos SKtften
(Eqrifti in ber SBüfte ber animalif^en fiebensmittel. Bremer finb 3U taD^f)ntn bie
Soften ber Slpoftel, oon oerfc^iebener £ange, je noAbem bas ^ftngftfeft frü^ ober fpot
fSut. 3Beiter^in finben gfüften \iati an ben bret legten Xogen bes äRonats Xer,
» 4.-6. gebruor, jum 3lnbemen ber ^ufte Jlinioes na(^ ber ^rebigt bes ^onos ; femer
Weffiitifi^e Atrd|e »BgoBen Bei bett .^ebraent 89
ju iSffttn ber 3ungfrau aRoria in ben erften fünhe^n Xogen bes SRonds 9la^{ie,
6—21. «uauft, ooa i^cm Sterbetage bis 3U i^rer ötmmelfa$rt. S^Uefelit^ bie oierjig«
tttgigen SK^^en jur Sorberettung auf bas ^eft ber ®eburt C^rifti, Don SBet^na^ten an
rfiitodits gejSl^tt.
aber ben Sufent^Itsort ber Seele na^ bent Üobe finb bie Slnfi^ten oerf^iebene. 5
Die einen glauben, bag bie Seelen nac^ bem Xobe fofort in bos ^tmmelret^ gelangen,
inbem pe ft^ auf jene SBorte bes $erm 3u bem S^o^er am itreuj ftü^en , ©a^renb
bie onbem bie Seele er^ beim legten (Beriet m C6ott eingeben laifen unb meinen,
bag bie ber grommen fi^ bi$ ba^tn in bem irbif^en ^arabtes aufhalten.
3lidM alle »eroo^ner Stteffiniens belennen |i^ jum CL^riftentum unb jur fianbes* lo
firc^. Vieler 3unä^ft, aber bo© aufter ii^ fielen bie 3oIancn» nomabifierenbc Stämme,
bie [ic^ felbft für 3sraeliten anfe^en, aber als CL^riften gef^ilbert ©erben , Don biefen
\i6f lebod^ gefonbert ^Iten. ferner als biefe fte^n ber Rtrc^e bie jlamanten, bie jmar
getauft finb, unb d^rip^e ^riefter ^en, aber ja^Irei^e ^eibni(^e 9leIigionsgebrau^e
oeobofflten. (Es folgen bann bie oiirfli^en 3uben, gralaf&os , bte ^U))t|a^Ii^ in ber lo
®egenb oon (Sonbor unb Üfc^Iga mo^nen; [ie treiben vlderbau unb C&eu)erbe, finb
aibeitsfamer als bie (E^riften, übertreffen biefe 'jebo^ no^ an Umoiffen^eit unb peift«
li^ Serfommenl^it. (Enbli(^ finb noi) bie 9Ro^amebaner ju nennen, beren 9leIt^ion
in fortiDä^nber, wtnn auA langfamer Slusbreitung begriffen ift. — 9lls öugerlt^es
Unterf^ibungsmittel oon biefen Sli^tAriften tragen bie ^riftli^en Slbeffinier eine S^nur 20
aus blauer Seibe ober SaunuDoIIe, SDlateb genannt, um ben ^als, bie fie f^on bei
ber Zouf ei^tten. Wl. Sfittfe (Dr. (S. m^mrei).
SOgabni bei ben ^ebr&ern. Die olIgemeinHe Se5ei(^nunp aller ber einmaligen
ober fortlaufenben (Entrüstungen, mel^e ^untfö^lic^ für bas Stn« unb Stusfü^ren oon
^onbelsgc^enftänben (3on^)r 00m (&runbbe)i^e unb beffen (Ertrage (C5runbfteuer) unb 25
Don ber eigenen ^erfon (Ao^^teuer) an ben Staat uno ben ilönig ober an bie reli«
giofe (SemeinfAaft unb bie ®ott repröfentierenbe ^riefterfc^aft ju leiften finb, ift 9Ib«
gäbe. (Eine ebenfo angemeine Sesei^nung aller tlbgaben fe^lt im ^ebraif^en.
3ur Se^eic^nung ber oerf^iebenen (Battungen ber ^eiligen Slbgaben bient ^t'^**?,
„§ebe", b. i. oon einem orö^eren (Bansen oonoeggenommener „Slb^ub". Diefes 30
«ennroort, bas in ber ^nefterfc^rift 40 mal unb Jonft nur no^ Dt 12,6. 11. 17
oorfommt, ©irb junö^ft oon ben „$eben" im eigentli^en Sinne bes SlBortes, b. \), oon
ben ben ^rieftem jufallenben Seilen ber Speis», Sünb* unb Sc^ulbopfer fic 7, 14.
Sin 18, 8ff., insbefonbere oon ber „$ebeleule" (n'f'i-riri prd) fe 29, 27 f. fie 7,34.
10, 14 f., 9lu 6, 20 f. gebrau(^, lann bann aber au^ allgemeine Slbgaben, ©ie bie 30
»ettröge jur Stiftsptte (Ex 25, 2^ 30, 13 f. 35, 5. 21. 24. 36, 3. 6 unb überhaupt
iebioebe ^eilige (Babe fie 22, 12. 9tu 5, 9 besei^nen unb barum au^ jur Sesei^nung
ber 3a^ sulommenben (Erftgeburtcn, (Erftlinge, bes 3^^^^^"» (Bebannten unb Seute«
anleils oenoenbet loerben 3lul5^ 19 f. 18, 11 ff. 31, 41 (ebenfo Dt 12, 6. 11. 17 ^aupt«
föc^IiAi, menn aw^ ni^t ausf^lteglid^, oon ben (Erftlingen 3U oerfte^en). 40
Son meltliAen Slbgaben ©irb ber 3«^nte 1 Sa 8, 15, 17 in ber Säuberung
ber Sniglic^en Sleqte enoc^nt, bie bem Samuel 5ur Slof^redung ber 3sraeliten in
ben Stunb gelegt ift 9la^ ge©öSnli^er Slnna^me ge^t hieraus ^eroor, bog ben 3sraeli«
ten ber Aönigsjeit eine folc^e 3^S^tfwgabe an ben S<bn\Q n\ä)i unbetannt ge©efen ift;
unb ba ber 3^nte in ber nac^esilif^en !^tii oollftönbig eingebürgert erf^eint, [0 ^t 45
man boraus ben 9Uldf^lug 5iej^n ©ollen, ba^ bies au^ ((^on im altern Sleii^e 3srael
unb 3uba ber gall ge©efen fein milffe. SJiellei^t ift bei ber Sefteuerung ber gamilien,
bie 1 Sa 17, 25 oorausgefeM ift, an ben 3^^^^^^ 5U beulen. Do^ oertritt ÜBell«
^fen (gegen 9B. 91. Smit$, Lectures on the religion of the Semites - 1894,
p. 246 sqq.) bie SlnfiAt, ba^ ber !^tf)nU bei ben 3sraeliten ber (Bott^eit, ni^t bem 50
jtön^e gebfi^rte (3srael. unb jüb. (BefAic^te ', 1895, S. 86). Si^er ©eift bagegen bie
enDö^nungber „mcü^h bes Königs'' invlm7, 1 ^in auf ein Slnre^t bes Aönigs an bem
erften SAnttt oon fiaub unb oon ftraut b. f). bem aus angebauten fieguminofen befte^enben
SK^neibefutter {niifi aber, ©ie man früher allgemein annal^m, an ber erjten 2Biefenf(6ur,
ba es in ^aläjtina ©eber ^eu no^ friJA gefAnittenes (Bras gab ; no^ ©eniger ift an S^of « 55
[(^ur mit fiut^er unb (B. §offmann [3at3iS 3, 117] 5U beulen). Diefes 5eitli(^e aSorreqt
in Sejug auf bas Slbf^neiben bes fiaubes unb bes ilrautes befag ber 5U)nig offenbar
mit 9iy|i(St auf bie oon i^m ju ^altenben Ariegsroffe 1 % 18, 5 (ogl. ^terfiber
SBeO^fen, Seiträge Y: Aleine ^rop^ten, 3U $lm 7, 1). 95on fonftigen Slbgaben
90 Hh^abtn Bei ben .f^eBticrtt
loecben in ber oorexilifd^n 3^it no^ tmaini $anbeI$33Ue, loel^ in Solomos S^^
oon bem Smport ber Aaufleute gejohlt louroen 1 % 10, 15 (f. ilaii^f(^, Die ^ilige
S^rift bes 91.1., j. St.). aSon eigentli*en Steuern ift 1 % 4, 7—19 bie »ebe.
9lus oiefer Stelle, beren Ztxi leiber ftarl Derberbt ift, lögt ]xif tiwa folgenbes fibei
6 bie %xt ber SIbgaben unb i^ren Sejug entnehmen : ba Solomo ju feinen loftfpieltsen
Sauten (Selb unb Slrbeitsirafte in SRenge brauste, fo lourbe ganj 3srael, obne 9M'
]ii)t auf bie Serf^ieben^eit ber StSmme, in 12 Sejirfe (ni^t 13, nrie Stöbe, &t^.
3sr. I 305 unb na^ i^nt 9lomad, ^r. ^xäf, I, 313 unb Seiqinget, 5ebr. 9t4 308
annehmen; ogl. hiergegen fttttel, (5efA. Osr. II, 161 Sinnt. 3) eingeteilt, beren jeber
10 burc^ einen 93ogt oenoaltet wich ; auf ®runb biefer (Einteilung wmhtn bie gtonleiftttngen,
bie bamals (ober {ebenfalls fp&ter im Slorbrei^e ni^ me^) aud^ ben Ssraeaten
auferlegt mürben, angeoronet (1 Ag 5, 27 ff., i^l. 11, 28) unb bie Steueriajten be<
ftimmt. Doj^ es fi^ babei juglei^ um SlaturaUteferungen Rubelte, beioeift bie un«
oerbä^tige 9cott5 1 % 4, 7 ff., bog jeber biefer Sdgte je einen SRonat lang ffir
15 bie lönigli^e Üafel ju forgen ^tte. Die [onftiaen Sintünfte ber KnmliAen $of*
Haltung Salomos, feine ^(^iffa&rt na^ bem ffibarabifil^en (5oIblanbe Ofipir 1 Ag
9, 28. 10, 22, mit ber jugleid^ (Exportl^bel in jenes fianb oerbunben ^eiDefen
fein wirb, ber ^anbel mit ißferben, bie in %9pten aufgefouft unb an bie Aomge Der
$et^iter unb Slramöer abpeje^t U)urben 1 % 10, 28 f., ber oon ben msif ^^ni^ien
so burq fein S^eid^ ^inbur^sie^enben itaranrnnen erhobene 3oU 1 %. 10, 15, fiitb ni^t
ben inbiretten Steuern ju oergleid^en, toeil fie ni^t oom SoOe gejoAlt tmtrben. fonbern
finb eine Srt 5lronregaI. Sllle biefe SIbgaben ©aren 5ur ^txi bes ilSnig« Salomo, ber
bur^ feine glönjenbe ^of^altung ju i^rer (Erhebung genötigt U)urbe, oöQig neu, wit
mä) baraus ju erfe^en ift, baj} bas Solf bei feinem Zobe über bie i^m auferlegten
26 Soften als fiber etroos Ungeioo^ntes bittere Aloge fil^rt. — Seine Sorg&nger meiben bie
(Erhebung Jol^r SIbgaben ni^ benötigt ^oben. Denn Soul ^e iuk^ feinen eigent«
Ii(^en ^ofpolt, fonbern lebte auf feinem ooterli^en ®ute oon beffen (Erträ^niffen meiter.
Slugerbem bienten jur Seftreituno feines fönigltc^n Slufnxtnbes bie freimtUigen (Soben
feiner Untert^onen, bie xti^U unb fc^^fu^nb ober fonft i^m ^ulbigenb no^n 1 So 10,
ao 27. 16, 20 (ogl. no^ 1 Äg 10, 10. 25. 2 (E^9, 24. 17, 5. 32, 23), foroie fein «nteil
an ber ilrieas^ute. 3^^^ 3^it Dooibs untren biefe (Einfünfte mo^rf^einlid^ betro^tli^ onge«
Q)a^fen. 3^i>^nfans ^^^ fi^ f^in ^ausbefi^ bebeutenb oerme^rt, fo no^ 1 SJft 27,
25 ff. (ogl. 2 CD^r 26, 10) foll er bereits Domänen oon großem Umfonge befeffen ^oben.
Da3u !am bie infolge feiner oielen unb glü(fli(^en ilriege reu^e Äriegsbeute 2 So 8,11.
86 12, 30 unb im Slnf^lufe hieran famen bouemb bie regelmäßigen Iributlieferungcn ber
untenoorfenen Sölferfc^ten ^inju 2 Sa 8, 2 (ogl. no<^ 1 % 5, 1. 2 Ag 3, 4
unb 3^ 16, 1), behufs ocrcn (Eintreibung er iebenfolls Statthalter über bie neugexoon«
neuen (Gebiete fe^te. 3Ba^rf^inli(^ ift es aber, bog ou^ f(^on bie Sollsjä^Iung bui^
Dooib (2 Sa 24, 1 ff.) ben !^mtd ^otte, eine C6runblage für bie geregte Serteilung
40 ber Steuerloften 5u J(9affen, ©es^lb man oon biefer Neuerung Schlimmes für^tete. —
^nli(^ loie unter Salomo toerben bie Steueroer^ltniffe ou^ unter ben jtömoen ber
betben Wei^e geioefen fein. Die Ärongüter f^int man no^ 1 ilq 21, 1 ff. boburt^
oerme^rt ju ^aben, bog man in gemiffen ehalten bas Vermögen (Sen^teter ju (Sunften
bes Aönigs einsog; au^ fe^t 1 So 8, 12 liegenbe Güter ooraus, bie ber 5lönig
46 mi) feinem (Sutbünten feinen Beamten ju fielen geben lonnte (ogl. (Ej 46, 17). Um
ä^nltd^em SRigbrou^ jener Sinri^tung nie bur^ bie SSergeuxilttgung 9{abot^ oor«
jubeugen, follte bem gürften bes ©ottesftoates mi) flEj (45, 7 f. 46, 16—18. 48, 21)
ein beftimmter ©runbbefi^ als Aronlanb jur Seftreitung ber 8ebürfniffe bes ^ofbottes
5ugeu)iefen ©erben, „bomit meine gürften meinem 33olfe ni^ me^r bos Seine
60 nehmen." Dagegen ^örcn ©ir au^ in ber 3^^ ^^^ geteilten 5Rei(^ no(^ oon
feiner C5runbfteuer; bog fie ni^t als timas Selbftoerftönbli^es belannt ©or, ^ot man
3uglei^ boraus f^liegen ©ollen, baß beri(^tet ©irb, erft 3of^ ^^ ffe in Sgqpten ein«
geführt C5en 47, 13 ff. Unb eine Aopffteuer, bie au^ in jener obf^redenoen SAiU
oerung ber tönigli(^en 5Re(^te 1 Sa 8, 11—17 fep, ©urbe oon ben isroelitifqen
66 Aönigen nur in ougerorbentltd^en gälten, jur Slufbringung ber an aus©Qrtige ^loing^erren
JU ja^lenben Ariegsfontributioncn, er^ooen 2 Ag 15, 20. 23, 35; bo biefe oteucr
mä) erfterer Stelle auf bie SBe^rpfli^tigen umgelegt ©urbe, fo ge^t hieraus ^eroot,
bog bie Sefi^er oon (Erbgütern ©ie bie Saften bes ^^^tbienftes, fo au(^ bie bes Stootes
unter fid) teilten. — 3n ber nod^exilif^en 3eit hatten bie ^vä^n als Untertanen bes
eo ^erfenet^es folgenbe SCbgaben ju entrid^ten: 3^^ (l^H)» )>^t ni^tblogon ben9{ei<^s
Kigaliett Bei beit l^etrSerti 91
greit}en, fonbem au(^ inner^Ib bes Kei^sgebietes bejo^It loerben muhte , Serbcau^:^
abamtn (was ober ^ mit SUbec^eit nur baim bebeutet, loenn es urfprüngltc^ f. o. a.
„^tämaxq** ift, UMMeoen bieFe Sebeutuna ni(^t feftfte^t, menn es bem affqr. StenroDort
biltu „Steuer^ en^pit^ uno Jobann, als Derivat Don ^^ ,,bringen'\ 3una(^Jt nur
gang al^emein ,,9ogabe'^ bejei^net) Ssr 4, 13. 20, unb Steuern, b. i. mo^l eine bi« s
rdte (getoabgabe, iDd^^inlim eine 5lopffteuer {^*Vi^ ober ^'to b. i. bas oRpr.^babQl.
mandatu oon nad&nu „geben'', aI|o an ]\^ aü(^ oon allaemeinfter SSebeutung)
Ssr 4, 13. 20. 6, 8. 9le^ 5, 4 ; ausgenommen maren nur bie ^riefter unb bas fibriae
jbdtaispeifonal (Esr 7, 24. infolge bes bitteren (&effi^Is ber ftne^tüaft (9le^ 9, 36 f!)
eifäienen i^en biefe Steuerlaften ^rter als fie ^tfä(^Ii^ u)aren; ooA liegen fi^ bie lo
peififc^n fianbiifleger gelegentli§ au^ Srfnreffunaen ju fd^ulben lommen vlti) 5, 15. Da
biisq, bag jfvc 35» ber ptoIemai[(^en unb feleudbif^en 5^tr[(^^ )>i^ lanbes^nli^en 9lb»
gaben an ben Sleiftbietenben oerlauft lourben Oofep^us, ihti. 12, 4, 1. 4. 5. 1 9nal
11, 28. 13,15), ourben bieSIbgaben 5U einer \ifmtx brfidenben £aft. Denn biefe Steuer»
pod^er ntugten nül^t nur ben 5l5nig befriebigen, fonbem sollten au(^ für fi^ felbft 15
einen b^eutenben Öberl^ug erjielen. 60 jaulte ^M, ber 6o^n bes xobias, beffen
SRilbe gegen feine jübij^en fionbsleute ausbrütfli^ o^eupt mirb, bem ilonige (Euer«
getes oon Sig^pten fibr bte SteuerpaAt oon (£dlet^rien, ^^dntjien, 3uböa unb Samarien,
bte Summe oon 16000 Xalenten (über 60 autllionen SDtarf), bas Doppelte oon bem,
mos bie anbem $ä(^ter aeboten ^tten , unb bo^ enoarb er burd^ bieh ^a(^t, bie er 20
22 3<^ lang, oud^ noq unter ilönig ^^itopator, befaj}, unae^ure zReid^tfimer. 9Bie
fe^ man alles ausjubeuten fu^te, seigt bte Srgä^Iung oon oer ilronenfteuer 1 SRaf
10, 29 (ogl. 11, 35. 13,39); benn btefe Slbgobe enturidelte fi^ aus bem urfprünglir
fcekoinigen C^renoeft^enfe einer golbenen Arone. Die 9{Smer jeigten fi(^ rüd[i(^tli(
ber Steuern ben 3uben freunbli($ : Julius (Eöfar lieg bas ^gabemoefen juna^ft no^ ss
in ben ^Snben ber ein^eimijAen giften, \a er na^m [ogar auf bas Sabbatja^r 9{üd'
[xifL Xiobur«^, bah bei ber JJerbannung bes 9lr(^elaus im Z^ixt 7 na^ (S3ft. C5. 3ub&a
unb Samaria jur ^rooinj Surien gefqlagen U)urben, fanb oer dienfus ber römif(^en
^ßcornnjen, beffen ^auptjmed oie Siegelung ber Steuererhebung mar, auf fie Smoen»
)iung. Danuu^ mußten au^ bie 3uben auger ben ^anbelsjöüen jmeierlei biretteso
Steuern jaulen (ogl. SRt 22, 17): bie ®runb[iteuer (tributum soll refp. agri), bie teils
in Sloturallteferungen, teils in ®elb entri^tet muxbt , unb bie ilopffteuer (tributum
capitis), unter meh^r nt^t ausfc^Iiegli^ eine für alle capita gleid^ ^o^e ftopffteuer,
joi&em febe perfBnlt^e Steuer, unb namentlich eine 93ermögens» ober eine Sinfommen-
(teuer ju oöfte^n ift (ogl. SKarquarbt, iRomifdbc Staatsoenoaltung II, 177 ff.). »
Ctejes tributum capitis betrug einen beftimmten leil Hn Spricn jur 3^it bes Sp«
pisitus ein ^rojent) ber S^a^ungsjumme, mel^e burm bie Sc^^ungen b. f). bur^
Me Anfertigung ber fiiften 5um Sepufc ber Steuerer^ebuna (bur^ Selbfteinfd^äftung
mit na^olgenber 5lontrolle ber eingaben bur^ bie Seamten) feftgeftellt mürbe. $lber
^ unter ber 9iomer^rrf(^aft mürbe ber Steuerbrud bur^ bie Slusbeutung oon feiten 40
bei 6teiierpa(^ter bis ins Unertrögli^e gefteigert unb fo ber bittere $ag ber ^uben gegen
bie Kdmer immer aufs neue genarrt.
Die ^eiligen 9[bgaben befielen in erfter fiinie aus ben CErftgeburten, ben {£x\U
lingcn unb ben 3^nicn, bie 3^^^ ob Dem ftönige 3sraels 5ufamen (f. weiteres
unter ben betr. 21.). 9Son Slbgoben, bie ber lempeHaffe jufloffen , ift 2 % 12, 5 ff. 46
We Mebe, mo erjö^It mirb, baft 5lönig 3«^öös oon 3uba bie Slnorbnung trifft , ba^ bie
oom Solfe bem lempel geftifieten ©eiber ni^t me^r, mie bisher, ben ^rieftern su^
foOen follen, meil biefe. anftatt bamit bie nötigen ^Reparaturen am Üempelgeböube
fdi^eier Se|timmung entfpred^nb oorjune^men, bas (Selb für fi^ oenoanbt Ratten, fon«
im \>ak btefe ®e^r nunmehr in einen am Singange bes Xempels aufjuftellenben 60
fiotteslaften geleot unb bur^ ben ftansler 5ur 3njtanb$altung bes iempelgcbäubes ben
ieauftragten ^anDverlem einge^nbigt merben follen, toas bann au$ in ber CEi^lung
2 Äg 22, 4 ff. für bie 3^ii ^ts Zorn ols fte^enber Ufus oorausgcfeW mirb. Diefe
Sbgoben <m ben Üempel beftanben teils aus ,.bem (Selbe , bas einem ourc^ 6(^a^ung
auferlegt mirb" (f. betreffs bes Ücites Äau^f^ , Die ^il. Schrift, 5. St.) b. f), (na(§ 65
£e 27, 2 ff.) aus ber bur^ bas C&efe^ feftgeftellten Xaxe, na$ meld^er ^erfonen, meldte
bnn^ ein (Selübbe (Sott gemei^ moroen moren, mit C&elb losoefauft mürben, teils aus
„bem ®elbe, bas irgenb jemanb aus freien Stüden in ben Xempel 3fl^^s bringt",
aVio aus freimilliaen wAtn. — Son einer für bie Sebürfniffe bes laufenben ©ottesbienftes
(Mes noi^ffien^., SbX^XXII, 418 unb Diflm., (Ex^Äeo 319 ber Sinn oon 'n'-^by;)
eo
92 Sbgabett (et bett l^eBramt SUflaiett, ftn^(id|e
i
u Denoenbenben Steuer ^anbelt ber Slbf^nttt Sx 30, 11—16, bec überetnftimmenb
\tx ^ricfterfi^ritt sugeioiefen wirb, nur boft DHImann (fe'fieo 317 f., 3lu*Dt-3öf
673 f.) i^n bem (Srunb|tode berfelben jufprtmt (jebo^ o^ne bag in c. 30 no^ ber reine
lext ber «priefterf^tift Dotliege- f. 3lu«I)t*3o| 635), ©ä^enb Äuenen («EinLI. 1,294 ff.),
5 Weuft (©ef^. bes 8l.I. 474 ff.). Äö^fer (Sprl^ VII, 553 ff.) annehmen, baft er no^
in bem (Sefe^bu^e Ssros gefehlt babe, meil in i^m V« S^bl ctls Slbgobe an bos
Heiligtum verlangt merbe, bagegen ^e^ 10, 33 bas SoH fi^ bbs v. ®^i^I auferlege,
^r gan} abgelesen baoon, bog es ^ö(^ft untDo^rf^einli^ ift, anjune^men, bie ^riefter
Ratten na^ bem feierli^en 9ltte 9le^ 10 burA fpötere (nntrogungen in ba$ (Sefe^biu^
10 Die ^nforberungen an bie C&emeinbe fo erj^bli^ ju oerf^rfen geiDogt, fo ift in ber
Serorbnung (£x 30, 11 ff. gar niAt oon einer jö^rli^ 3u leittenben 5lo)yffteuer für bas
Heiligtum bie 9{ebe (mes^Ib aum bie obige (Folgerung falfq ift), unb barum tonnte
fie nur als Seleg für bie 93er)jf(i(^tung bes 93oHes jur Unter^tung bes ^Qigen
Dienftes flberbaufit in Setra^t fommen, u)omit bie ^bf)t bes Beitrags noqi niAt beftimmt
15 uHir. 3n biefem 6inne ^t man t^at[öAIi^ fpäter^in bie notroenbig getooroenen Um<
la^en für bas Heiligtum mit biefer moiaifi^en 3Rufterungs[teuer 5U reqnertigen geftrebt,
mte bie (Erjo^Iung oon ber Üeng^elausbefferung unter 3^oa$ btim (Tbrontften (2 (E^r 24,
6. 9) jeigt. Das bur^ bie 9Rufterung eingegangene ^ilbergelb [oute, nie bereits er*
u)äbnt, 3ur Seftreitung ber Slusgaben für Den laufenben Xempelbienft, 3. S. fite bas
2utägli(^e SRoraen« unb 9IbenbIammopfer C^^s)), oermenbet toerben, niÄt aber, nrie ber
au^ na^ Dtümann fehinbore Slbfd^nitt Sx 38, 25—28, infolge unnötiger 9uffaffung
bes 2lusbruds ^3< toill, für ben Sau bes Heiligtums. Der Seitrcm, oen „jeber, ber
ber 9Rufterung unterliegf | 3U entriAten ^atte, betrug „einen balben 6del Eiliges (Se«
wi^t" (©0 Äer '^'^T^* "^P^^, rooour^ ber ooIUoic^tige Sefel im ®egen|afe ju bem
25 als 9Rün3e umlaufenben, etioas leidbteren Silberfelel besei^net u)irb, Dielleüi^ nie ouif
fonft blog ein 3ufa^ ber fpoteren Bearbeiter ift) ; er ift na^ 93. 15 für ben »ei^n
unb ben Firmen gleu^, benn oor 3^^ooa finb alle 3sraliten, abgefe^n oon ben ^[me«
ftem unb fieoiten als feinen näheren Dienern, glei^ (Dillm., Sx * fieo 319). (Erft bie
na^esilif^e 3^^ ^^t aus biefer einmaligen 5lomfteuer 3U ©unften bes Zempelbienftes
30 bie jö^rlid^e Üempelfteuer entnidelt. 3unä<^f^ ^^^9^^ 1^4 ^^^ ©emeinbe unter 9le^mia
3ur ausrei^enben Seftrettung ber gottesbienftli^en Sebürfniffe (ogl. Ssr 6. 9. 1 SRqI
10, 39 ff., 2 aRal 3, 3) frenoillig V, 6elel als iö^Iid^e Üempelfteuer auf (9le^ 10, 33).
Da in ber ailaßabäersett an Stelle ber babptonif^en Silbenoü^runaj tn n>el^ bie
Slusprögung bes Silberfelels nac^ Dritteln u. f. 10. erfolgte (noraus Ju^ eben bie Se*
a5 ftimmung ber Xcmpelftcuer auf ^\^ Sefel erflört), ©ieber bie p^öni^ifqe SUbenoä^rung
eingefübrt norben nar, in nel^er bie Ausprägung bes Sefels naq Hälften erfolgte, fo
betrug oie lempelfteuer \t%\ nieber ^^ Sefel 0. i. eine Doppelbra^me 9Rt 17, 24. 27.
äBeil aber im Slnf^Iug an (Ex 30, 13' bie Sesal^Iuna ber Üempelfteuer in alter ^iliqer
SRünse geforbert nurbe, fo naren im Xempel äBeAsler {HoU.vßioTai SRt 21, 12) nötig,
40 bie jene gegen fpoteres (oelb ein^anbigten. Diefe iempelfteuer fd^idten au^ bie aü^ex^
paloftinif^en 3uoen 00m 20. fiebensjo^re an naA 3^nifalem (SDlif^na, !&altat QAt^
falim 3 u. 4; 3of. Slntiqu. 18, 9, 1), fo bah etne fe^r betrö^tli^e Summe einlief.
3la^ ber 3^^ft8nin^ bes Üempels forberte ftaifer 93ejpafian biefe Steuer oon allen
3uben für ben fapitolinif^en iempel in 9lom ein (3of. bell. Jud. 7, 6, 6).
45 )Mi|ffe(.
abgaben, firc^Hf^C* Xt)0]iiQ(fin, Vetue et nova ecclesiae disciplina circa beneflcia 3, 2.
c. 32 sqq. - 'ißtiinip«, mrc^enre^t 53b. 5 § 235, 238. S3b. 7 § 438. — .^ofcr, 3)o« firc^»
lid)c Sinanjnjefeu ber ^äpftc, 9ZürbIingcn 1878. — ®ottIob, ?(ud ber Camera Apoetolica
bcS XV. Sa^rl),, gnndbrud 1889. - .^önlg, 3)ie päpftlic^c Kammer unter C^Icmenö V. unb
ö() Sodann XXII., 3öicn 1894. 3Bcitere iiittcratur fic^e unten in ber SJarftellung unb bel8rricb«
berg, tirtöcnrcdjt § 171—173.
Der fir^lii^e Organismus beftreitet bie 5loften feiner Sxiftens teils aus bem ei^e«
nen Serm5gen, bas bte fir^li^en Stiftungen in C&runbeigentum , 9{enten unb 5lopitaI
befi^en, teils aus 3u[^ü|fen 00m Staate, teils enbU^ aus Seitragen feiner SRüglieber.
55 9{üdfiAtlt^ biefer Seitröge ^atte fi^ im 9Iltttelalter, oon ben einfa^ften Slnfängen be»
ginneno, ein fompUsiertes Spftem fir^lid^er Sefteuerung ausgebtlbet, nel^es man
uberbliden mug, um bie man^erlei 9lefte rii^tig 3U erfennen, voüift baoon fono^l in
ber fat^oUf^en, als in ber proteftantifi^en ftir(^e no^ übria finb.
3n ber erften 3^it nurbe ben fird^li^en Sebürfniffen für fiiturgie unb Slrmenpflege
eu bur^ freinillige Gaben ber S^riften (oblationes) an 9Bein, Srot, £)l, 9Bei^au<9 ui{b
"Si^üitn, Krt^iiil^e 93
gm^en gettfiot ($Qt(^f Die (gefeTlf^aftsDerfaffung ber i)xx]il, Atrien im Altertum 6. 33) ;
befbnbers braqlte man, na^ jübifc^er Sitte, bieSrftlinge ber Sf^Ibfrü^te bar (primitiae)
Didache c. 13, unb bereite 3U ZertuIIiarts ^tii (f 2^^) leinten aud^ ®elbbeitrage oor,
monatli^ ober fonft na^ SBillen unb 93ermögen gegeben (deposita pietatis) conc.
Carthag. III. c. 24 (397), TertuU. Apologet, c. 39., in ben Constt. Apostol. 2, 25. r,
7, 29 u. f. w. $ieju — unb sum leil an bie Stelle ber Dblationcn unb ^rimitien
— trat bie Slbgabe bes 3^^ntens (f. b.) , beffen 3^^Iun9 inbejjen oor ffinbe bes
6. 3o^. nur oereinselt als re^tli^e ^flid^t auf^efaM loiro. ^uf ben illerus, als
beifelbe fi(^ Don ben fiaien ausf^teb, erftreote fi^ etne Derartige Steuerpfli^t no^ ni^t ;
bag aber, nms ber jtleriler aus Iir(|U^en Qnnlünften enoorben ^at , nac^ feinem Üobe lo
an bie ittr^e jurfidfalle unb er teftamentarif^ nur über basjenige oerfügen bürfe, nnis
er aus Sc^nfung ober Srbre(^t enoorben, vovch f^on am (Enbe bes 4. 3<^^- im conc.
Carthag. dt. c. 59 (c. 1. C. 12 qu. 3) ausgeflogen. (Erft beinahe taufenb 3^^^^
^er tft bem jtlerus au(^ hierüber frei 5U bisponieren geftattet n)orben.
9Bä|renb alfo anfangs ber Alerus frei geblieben wca^ lommen Snbe bes 6. 3^^^^* 10
bie eiffon Sfmren oon brei oerfi^iebenen 9U9gaben 3iemh(^ gleic^eitig oor, bie aus»
f<^ltegli(^ oon ber C&eip^leit, — unb jpar 00m I)ioce|an!Ierus an ben Sif^of —
gm^It ourben: 1. Sine allgemeine jö^rlic^e Steuer, ber bif^ofli^en ftat^ebrale ent«
rii^ oon fSmtlic^n iliri^en ber Dtöcefe, honor cathedrae, cathedraticum , ober,
loeil fie bei Gelegenheit ber bif^ofli^en 93ifitation (Senb, Sgnobus) gejohlt ju o^erben 20
pflegte, synodalis census, synodus, synodaticum, genannt. Sie fommt juerjt in
Simnien oor, concil. Bracar. a. 572 in c. 1. C. 10. qu. 3 unb neu eingefAärft im
conc. Tolet. VII. a. 646 in c. 8 eod. $ier gef(^ie^t bie 3^lwng in (5elb. 3m
fconfif^en 9it\ift hingegen, wo biefelbe SIbgabe im capit. Caroli Calvi ap. Tolos.
a. 844 enoo^nt mirb, [oll fie in gftüd^ten unb Sie^ gegeben werben. Unter Snnocen} III. 25
(t 1216) in c. 20. X. de cens. (3, 39) unb $onorius III. (f 1227) in c. 16. X.
de off. jud. ord. (1,31) fommt fie als gan3 allgemeine %S)gabe in Italien oor, wo [ie
fUK^ beute faftif^ anerlannt ift (Scaduto diritto ecclesiastico 1, 280). Spater ift fie
ben SMSfen jiuioeilen nur in jebem oierten 3^^ geblieben (exitus episcopi), Q)öqrenb
fie fonft an bte Slr^ibiafonen fiel. 9la^ bem Xrwentinum ift fie in bem Setrage oon 30
2 solidi bei (5eleaen6eit ber !Di5cefanfnnobe ju entri^ten. — 2. Sine fl^ebfibr, bie ber
äCTmeftellte bem anfteuenben unb insbefonbere orbinierenben ^atriar^en, (&3bif(^of ober
Sif^of, fomt beffen Dienerf^aft 3a^lte. 3m Often tritt fie als (Semobn^eit im 3.546
in Nov. Just. a. 123 c. 3 u. 16 auf unb ift ni^t gering, foll aber ein S^^^teseinlommen
ber oerlie^nen Stelle im allgemeinen niqt überfteigen. 3m SBeften erflört ein romi« 35
\ä^ jlonjil oon 595 (c. 4. C. 1. qu. 2.), bag freirotllige (Sef^enle an ben orbinierenben
Sif^ unb feine ilan^lei bem C&en)ei^eten erlaubt unb feine Simonie (f. b. 91.) feien;
in einem ^arifer Jtonjtl oon 829 aber unb in ben Sriefen 3oos oon CL^artres (ep. 133)
rotrb fiber bie ^ö^e biefer fog. oblatio ober benedictio gellagt, o^el^e namentlid^ oon
ben ju 9lom geneideten Sifqiöfen unb ^en an bie popftli^e ilurie bejablt n)erbe. 40
Unb feit es im 9. 3^^- allgemeine 9le^tsanfi^t maro, bajj jeber 9Iletropolit ]\^ bas
^[tallium (f. b.) oon Siom erbitten milffe, mürbe nun au(^ bei biefer (Gelegenheit eine
SCbgobe entrüstet, wtl^e \i)on e^mals gegeben mar, fotoeit ber römifd^e ^otriar Aat*
fprengel rei^e (commodum, Gregor. M. 595 in D. 100 c. 3) unb jener oblatio (el^r
a^nli^ fob; au^ fd^on 1027 eine fo brfidenbe $ö^e enei^t ^tte, bag 5lönig (£anut4r>
fid^ bemühte, für bie englif(^en (Erjbifc^öfe einen (Erlab au$5umirfen (Baronius ad h. a.,
uiü) Canuti ep. ad proceres Angliae bei SKanfi). Derglci^en ftömpfe ^ben fi^
bater, befonbers in Deutf^lanb, mfi $eftigfeit mieber^olt. — 3. ^rofurationen. 3m
3. 589 unb mieber 646 (conc. Tolet. III c. 20 unb VII. c. 4, in c. 6 unb 8 C. 10
qu. 3) mirb — mieberum juerft in Spanien — ermahnt, ba§ bie (5eiftli(^en il^en w»
Sif^of auf feiner Sifitationsreife ju bemirten f(^ulbig feien; unb in ber cit. Covent.
Caroli Calvi ap. Tolos. 00m 3- ^^ wnb fonft für bas fronlif^e $Rei^ beftimmter
normiert, ift biefe 93erpfli^tung au(^ in bas 9iti)i ber Delretalen übergegangen : conc.
Lateran III. (1179) unb IV. (1215) in c. 6 unb 23 X. de censib. (3, 39). Si^
babei mit (5elb absufinben, mürbe fpäter oon 3nnocen5 IV. (f 1254) unb auf bemr/,
conc. Lugdun. II. (1274) in c. 1. 2 eod. in VIto (3. 20) oerboten, oon Sonifas VIII.
(c. 3 eod.) aber mteber erlaubt, unb ift au^ im Iribentinum erlaubt geblieben Trid.
Sess. 24 c. 3 de ref. Der Sttame biefer Slbgabe ift mannigfa^ : procuratio, mansio
parata, circada, circatura, comestio, albergaria, mansionaticum, servitium,
fodrum, Stipendium, circuitio u. f. w. co
94 fibf^ühtn, ftri^Iiil^e
Sin gfortf(^ritt in ber (EntiDidlung biefer Dinge tritt int 8. ^iofycft. ein. (Einmal
nSmli^ finben n)ir f^on bantals bie lit^Ii^e Saulaft (f. b. 91.) angemrbnet, bbonn
tontmt es nun oor, bag für Dispenfe (J. b. 91.) in foro extemo, loelc^ ber Sifc^of
ober ^opft erteilen, Dom illerus \orDof)i als Don ber fiaienf^oft (5ebfl]^ren ^ejo^It loer«
r. ben, als ein Sllmofen ßu frommen !ivotdtnf meiner düfoxcHtt i^nen jnm Ztü bts ^eute
geblieben ift. (Eigentlt^e C&ebü^rentoxen, namentlich popftliAe, tommen erft unter ^o*
$ann XXII. (f 1334) oor (bas leartbu^ abgebru« bet SBoIer S. 161ff., fiitteratur
grriebberg, ilir^nre^t 6. 483), unb bie erfte f9ftematif(^e 3uf<^^^n[tenung beifelben
ftammt fogar erft oon Süexanber VI. f. Amydenius de off. datarii Venet. 1654 fol.
14) p. 311 ff. Slud^ bie Stolgebfl^ren (]. b. 91.) — b. b. freimillige, aber bo^ aeiDo|n»
beitli(^ fixierte C&ef^enie ber fiaienf^aft an bie ffieiftli^en, oon mel^n geotffe oa«
rramente unb Saframentalien oertDaltet finb, muffen tima ju gleid^er S^^ entpmben
[ein; benn im Concil. Lateran. IV (1215, in c. 42 X. de simon. 5, 3) finoen fie
)i^ als laudabilis consuetudo ermahnt
ir> Sebeutenber mar ber neue 9[uffd^ungj ben bos lirc^Ii^ Steuenoefen no^, als
\iäf bie Rvcäft 3U jener feubalen URonar^te abf^toh. beren 3uftanbe im Steinte ber
Defretalen bargelegt merben. Die 9Qaaben an ben ^a^ft (census), roel^ oon ipelt*
liefen $errf(^em gejault mürben, meil fie ben 5l5nigstitel ober au^ i^ 9leid^ jelbft
00m ^eiligen Stuhle ju £eben ju tragen belannten, mie es mit ^olen, Snglanb, 9tm^
20 megen, G^meben, 9leapel, magonien unb Portugal ber (^H mar, entfprangen bamols
(Slumenftod, Der popftli^e Smu^ im SRittelalter 6.89, Fabre ^tude sur le liber
censuumll6); unb au^ ber $eterspfennig (Denarius St. Petri), ber für ben Sopft
namentlich in ben genannten norbli^n Steigen oon jebem ^ank erhoben roorb (£ttte»
ratur grriebberg, jlirAenre^t 6. 480), fAeint ben Sinn einer iie^ensabgabe gebo&t ju
2n ^ben, mie ]\q aus ll^omaffins Quellenbelegen ergiebt CEbenfo bie S^u^obaoben oon
Aloftem unb oon exemten Sistümem, bie feit $. 9nezanber III. (f 1181) in c. 8
X. de Privileg. (5, 33) unb bie 5lommenbegeIber, bie als eine 9{eIognition für bie
(Erneuerung oon miberrufli(^ erteilten ^röoijtonen feit (Tregor IX. (1230) c. 54 X.
elect. (1, 6) gejault mürben. Über bie 93erbältniffe biefer 9umben enÜßU bnuu^bote
30 9la(^riqten bas SxnsbnA ber romif^n Rix^t 00m 3- 11^2, bas ber Aammerer Sen«
aus jufammengetra^en qat, f. ^urter, $apft 3nnocem III. X^. 3, 6. 124 ff., %i3ibtt
a. a. £)., ber au(^ etne neue 9lusgabe oeranftaltet ffcA (^aris 1889 ff^. SRit bem ^ften
meltlid^en (Slanje ber Air^e entfprungen, finb biefe 9lbgaben au(9 mit ibm ooriwer*
gegangen, hingegen jmei anbere Steuern, bie glei^aüs ber le^enre^tli^en 9In<
35 f^^uungsmeife jener 3^it i^te Sntfte^ung oerbanlen, finb no(^ ^ute ni^t oQne SBid^tig«
leit: b^ subsidium charitativum uno bas jus deportuum.
Das subsidium char. barf ber Sif^of, fo oft er in 9lot ift, oon ber gefamten
bepfrünbeten C&eiftlt^!eit feiner Diöcefe einsieden. £s lommt juerft im conc. Lateran.
III. (1197) f. c. 6 X. de censib. (3, 39) unb bei $onorius III. (f 1227) c. 16
40 X. de off. jud. ord. (1, 31) oor, beibes f(^on oben in Setra^t gelommene Stellen,
fie^e aufterbem c. un. Extr. Comm. de censib. (3, 10). (Eine 9lbart ift biefenige
Steuer, meldte ber Sif^of bei feinem erften (Eintritt in bie bif(^dfli^e Stabt ju ergeben
be|ugt ift (Ingressus, Entrata) unb bie no<^ in Saqem oorfommt. 3laSft oenoanbt
mtt bem subsid. charitat. ift ber 3^^^^ ^^^ ^I'^^ lir^Ii^en (Einiommen, ben ber
Aö ^ßapft in jebem Slotfalle nehmen 3U !önnen behauptete unb, 3U Iir^Ii(^en 3tx>^n, aud^
mo^I an dürften abtrat ; mie bas namentli^ in feinem Seginn, mä^enb ber itreujjfige,
gef^e^en ift (decimae Saladini, juerft in grranlrei^ 1188). $gl. C&ottlob, Die popft«
liefen ilreu33ugsfteuem b. XIII. 3a^, ^eiligenftabt 1892.
Das jus deportuum ober annaüa, annatae mirb feit $onorius III. (f 1227)
öo unb 95onifa3 VIII. (f 1305) c. 32 X. de V. S. (5, 40) unb c. 10 de rescr. in
VIto (1, 3) u. f. m. ermahnt unb mar ein 9le(^t bes Sif^ofs, naif meinem er oon
ieber in fetner Diöcefe neu ju oerlei^nben ^frunbe bie (Einlünfte bes erften 3<t^n^<^
für fi^ einjie^en burfte. £s tritt teils in ber ($orm eines päpftli(^en ^rioilegiums
auf, bas ben Si|(^öfen bei augerorbentIi(^en C&elegen^eiten auf gemiffe 3<^i^ oerlieben
5.'. mirb, teils erf^emt es ein für allemal bur^ §erIommen begrünbet; unb f^n 30«
5wmn XXII. (t 1334) Extr. Job. XXII. c. 2 de elect. (1) befAränft es auf bie
§älfte bes 3a^reseinIommens, ober, mo eine laie fi^ finbet, auf bie Summe, fiir toeU^
bas Senefijium rüdfi^tli^ eines abjugebenben 3^^^^^^^ taxiert fei. 9Iber nii^t nwc
für bie Sif^ofe, fonbem au^ für fiq felbft nahmen bie ^opfte bies 9ied^i in 9lnfpru^,
60 als fie bei augerorbentli^en Gelegenheiten feiner beburften, entmeber inbem fie fid^ ge^
lakeju an bte Stelle ber Stf^e ftellten, — loie Cnemens V. (1305) für (Englanb
ober 3^^01111 XXII. (1319) für fämtli^ binnen ber nöc^ften imti ^o^re erld)igte
^|)fc&i^ ber c^ftli^ 9BeIt, c. 11 Extr. Comm. de praebend. (3, 2) — ober
oen^flens fflr bteienigen Senefisten, beren Serlei^ung fte ft^ felber rejeruiert ^tten
(hq. fructus medii temporis). Zittaus ffabtn fi^ bie fpöteren päpftlt^en Slnnaten r>
(tm firenaen Sinne) entrotdett.
3ii oiefer RlaJ^t ber le^nsortigen Slboaben finb au^ biejenigen m ßaffltn , mtläft
mrf beni So^Ialfe ber ®eip(^n ru^en olieben, feit btefe tnt 14. 3^4- allmä^Iic^
oölltge Xe[tierfre^eit erhielten, inbem biejelben, toenn fie ^ieroon C&ebrau^ motten,
bemtM^ teils oer Aird^ eine beftimmte uuote Dermalen, teils i^r Xejtament Dom lo
Dec^oiäen beft&tigen faqfen unb bofür eine Sebfl^r jo^Ien mußten. Slantentlti^ bie erftere
Sb^ibe iontmt unter ben oerf^id^enften Sejeid^nungen oor: portio canonica, mor-
tuarium, quota funeraiis, nummus centesimus ober quinquagesimus, ferto,
fertum et pro autore, Maria Domini etc. f. ^ermaneber Airc^enre^t § 788, 9loib,
Soqfriji^ ^riootred^ § 300 «nm. 59; Slrd^io f. faiü^. Air^nreAt Sb. 70 6. 115 ff., 15
ou^ fiber bie iiartütilarret^tl. Slefte biefer SIbgoben, bie [ic^ bis qeute er^en ^ben ;
fmie Sti^'tooes A.91. § 234 Slot. 13. 14. § 316 9tot. 12. 22.
Sine neue Srt teils oer Slbgoben jelbft, teils ber Se^anblung [(^on beftebenber
abgaben, entmidelte fü^ aus bem äJerfalle bes tin^Iic^en SBefens Jeit bem 14. ^affäf,
Dtefer 3^it ge^ren 3uei|t bie Sbfentgelber an, b. ^. SIbgaben, mel^ bem Si||^of für 30
Sntmnbitng oon ber 9teftben5)ifli(^t gesap mürben, nomentli^ oon folgen ®ei[tli(^n,
bk mehrere ^frflnben befa^en (3ager, Ober ^fent« unb Zofelgelber^ 3ngoIftabt 1825).
Senier wUb bomals fortnm^renb bie pöpftli^e C&ebil^rentase gefteigert (14. 3<^^^-)-
9m beutlic^n ober trat ber 93erfaII in berjenigen (Beftaltung Qeroor, wtläfe fürs oor
uvSb bann vd^nb ber 3^it oon Sloignon, jtoei oben bereits genannte 9lbgaben erfuhren ; 20
unb in Sepg auf biefe ift er au(^ befonbers befpro^en moroen. — ^u^ ber römifd^e
^ßapfi ei^ielt, fo oft er als 9RetropoIit ober ^atriar^ SiJ^fe ju lonfeirieren ^e, bie
oben bemo^ne aetoo^nli^ Slbgobe ber oblatio, unb als iiber^upt bie Sifdbofsioei^
ein p&prtltAes 9le|enxitreAt wcach (feit 99litte bes 13. 3<^^); ^i^Ö nur er quem mSf
biefe Sbgooe oon fönttlimen Sif(^&fen bes SBeftens. S^on m Urbinben bes 14. 3^^. so
bnmnt fie mit folgern (E^arafter oor, unter bem Flamen ber servltia Camerae Papae,
servitia communia unb (Enbe bes 14. ZaSfif). erfd^eint fie feftaefe^t auf bie ^o^e
eines iä^Iic^n Smtseinfommens oon bem betreffenben Sistume ; f. f^on Wilh. Durantis
(t 1296) de modo generalis concUii celebrandi, — fon)ie bie Stellen bei Du
Gange V. Servitium Camerae Papae. — Jo. Andreae Vf 1348) ad c. 15. X. de jjr>
off. jud. ord (1, 31); f. ©iefelers ft.*(5ef^. 93b. 2, 3. Slbt S. 94.. Sieben biefen
Secmtien aber beanbnnu^n oon nun an bie ^opfte 5uerft nur tranfitorif^ , bann befi«
nitio, in Sejug auf fömtlic^e referoierte ^frfinben in bem oben enoo^en SRage ber
medii fructus bas jus deportuum, für Deren Sinsie^un^ ekene Collectores fruc-
taum oimdtellt maren (ftirf^, bie pämtli^en JtoUeltorien in !Deutf(^Ianb u)a^renb bes 40
XIV. 3aW. ^aberbom 1894), fo 3obann XXII. (f 1334) c. 10. 11. de praebend.
in Extr. 00mm. (3, 2) , unb bie 9lnnaten im engeren Sinne (fog. Annatae Boni-
facianae, oon Soni^acius IX. genannt), b. ff, oon allen bur(^ ben ^apft oerlie^enen
nid^eren ^[^frfinben bie medii fructus bes erften 3^^^^- Unb ba bie 9{eferoationen
in ftetem äva^fen u)aren, fo enttoidelte fi^ hieraus em SBiberfpru^ mehrerer 9lationaI« 45
firmen, infonber^eit ber beutf^en, n>eld^e le^tere, ben Sef^lüffen ber 11. unb 44. Si^ung
bes Aonftonjer ilonjils gemög, in ber Concordia nationis german. facta in con-
cilio Constant. § 17 tit. de Annatis am 3. 9Rai 1418 bie 93er^Itniffe ber beiben
ermäßen abgaben, Seroüien unb Slnnaten, oertragsmöMg ba^in orbnete, bag erftere
Don allen beutfc^n Sistümem gejohlt u)erben follten , fon)ie oon ben SIbteien , beren .00
Ssifidber i^ Senebittion 00m ^apfte er^Iten; unb jioar follte bas Sinfommen bes
erflen ^^t» abgegeben n)erben, fo ^o(^ basfelbe in ben Sü^m ber römif^n jlammer
taxiert fet, in jroet (albia^rigen 3<^lun9^n- ^nnaten hingegen follien nur oon folgen
referoierten ^^nben gejault meroen muffen, beren Cintommen, na^ ber Xcoit jener
Aammeroeneii^nifTe, 24 (ßolbgulben über|teige, ^übler, jlonftamer Soncorb. 6. 181 fg. tm
Dobisr^ aber fiel biefe le^tere Slbgabe in I)euif^Ianb ^ans ^inioeg, benn Jamtlic^e
beutfi^ ^|)^nben nmren bort, wit auif bie oon Selgien, (|^an!rei^ unb Spanien,
ofyxt Sifidfi^t auf i^ n)irfli(^ (Einlommen, nur 3U 24 (Solbgulben angefe^t. £s finb
ba|er fett jener 3^tt loirfli^e ^nnaten (medii fructus) na^ 9lom aus I)eutf^Ianb
gar ni^ me^r gesa^It loorben, unb ba^r tonnten ou^ bie fog. Quindennia bafelbft 00
96 S[6ga6ctt, fin^lic^f
niemals praftifc^ toerben, b. ^. (£rfa^fummen für bte tDegfallenben SCnnoten folc^ refer»
oterten ^^frünben, bte bann inlotporiert morben maren, alfo nie oalant merben tonnten,
roel^e ^aul II. (f 1471) alle 15 Reifte einsieden roollte c.4 de Annatis in Septimo
(2, 3). 3Rohl ober mußten bie Seroitien, bie communia Jomo^I, als bie mand^ki
r, baran fi^ anfiö^Iieftenben Äansleiaebü^ren, von benen ein leil ben 9lanien ber servitia
minuta bat, an ben ^ap|t ge^aflt merben unb btefe nahmen nun im beutfc^n SfiraA«
gebraut bie Seseid^nung ber Slnnaten an; um fie allein ffcA es M ferner ge^belt
Vit 12. unb 21. Si^ung bes ilonjils oon Sa[el mollte [ie gänjlt^ aufgehoben loiffen,
unb aud^ bie beut|^en Surften traten bem bejL in ben Instrumenta aeceptationis
10 decretor. Basileens. a. 1439. tit. 9 c. 1 ; allein bas 9Biener ilonlorbat oon 1448
lieg es bei jenem ilonftanjer 93ergleid^e unb er ijt für bie ^olge binbenb geblieben.
9{ur bag bie Zaxt allmö^Ii^ erqö^ unb bie 3^9lun9 in etnem Xermine on^ott in
imtxtn oerlangt mürbe. 3n ben neueren ilonlorbaten unb Shxumflriptionsbunen [tnb
bie ^Innaten beibehalten unb i^re Zaxt ift bafelbft meiftens angegeben. Sie beträgt für
15 bie altpreugif^en Cögbiöcefen taufenb Äammer* ober ©olbgulben, fi& bieSistflmer666*/,,
unb für Breslau 1166*/3; oon ben ^nooerf^en Sistümem für $ilbes^etm 756,
" ^ ■ " " , für
Osnabrüd 666 ^'^j oon ben fübbeutteen pr greiburg 668, für «ottenburg 490, ™
fiimburg unb Sülba 332 u. f. m. vtai) biejer Xase beftimmen fi^ nid^ blog bie wi»
naUn, fonbem and) bie übrigen bei Gelegenheit einer SiJ^ofsfonfirmation in %m ju
2n ^^lenben SIbgaben, unter benen auf ben besfallfigen Sled^nungen (f. [oIAe in aRefers
mffa^e über bie heutige romifAe jturie unb inren C5e[(^&ftsgang in o^^^f^n unb
«id^ters 3eitf^r. für 5Re^t unb ^olitif ber ftir^e. 1817. S. 208 unb bei griebbccg
Der Staat unb bie Sif^ofsma^Ien Sb. 1 ZI 2 6. 234) bie 3[nnaten nur als ein
5mar bebeutenber, aber bo^ gegen bie übrigen nid^t eben übenoieaenber ^often beroor«
35 treten. 3nbes merben [ie je^t mo^I nirgenos in !Deutf(^Ianb md^ als Joube b^io^tt.
Sielmel^r i|t es 6itte gemorben. über [amtli^e ebengenannte Slbgaben bet j^ emjel«
nen Si{^ofs!reation boS^in mit bem ^apfte 3U negociieren, bag er [ie auf eine runbe
n)e[entli^ geringere Summe via gratiae ^erab[eM, bie bann auf einem Srette beja^It
unb oon iurialen Seamten naA bemjelben SRamtabe oerieilt mirb, ber ouc^ für bte
30 9}erieilung ber eigentlid^ ge[^ulbeten pokeren ®e|amt[umme gegolten ^aben toibrbe. Der»
gleid^en (pratien finb mannen Bistümern ein für allemal erieilt. So 3. S. jaulen
bie preugi[^en allemal 1000 Scubi ober 1500 !tl^Ier, mas für ^aberbom [ooiel i^,
als betrüge i^re ilammerioxe ni^t 666 ^'„ [onbem nur 175 Jtguloen. Die alt|ireugi=
[(^en C^istümer jaulen nun bie $alfte me^r, bie ^nnooer[^en Bistümer [te^n mit
a> bte preu^i[d^en u. [. ©. f. — 3n bie[er runben Summe al[o, loel^e bei allen Diocefen,
beren St[d^öfe auf Staatsgewalt gefegt [inb, ber Staat glei^faKs tröot, [tnb ^u^utage
— ermäßigt, toie [ömtli^e anbere barin [tedenbe ^o[ten — au^ bie Slnnaten ent^atten.
(^r bie (Erjbifi^öfe treten 3ur Slnnatensa^lun^ bann au^ ^eute noä) bie $allienaen>er
^in5u, bie für bte oer[^iebenen ^rooinjen oer[d^teben f e[tge[tellt unb oon bem Sa[eler ^tottjil
40 (sess. 21) unb bem CEmfer Äongre[fe ni^t minber oergebli^ angegrWen loorben finb.
Das Xribentinum enoli^ ^at nur teils bas (SebüJ^remoe[en bei (Erteilung ber SBe^en,
Dimi[forien k. in Sess. 21 c. 1 de ref., [otoie bie ®aula[t in c. 7 eod. georbnet,
teils eine neue Slbgabe freieri, mel^e ber Si[^of , unter S^Ste^ung jioeier [einer Äopi*
tularen, [einer be;)frünbeten Didce[angei[tli^Ieit auflegen barf, um ben Srtrag 5ur (Er«
45 ri^tung unb Sinri^tung oon gei[tli^en £e^ran[talten 5U oenoenben : bas aliunnaticum
ober seminaristicum. Sess. 5 c. 1 unb Sess. 23 c. 18 de ref.
9Bas enbli^ bie ^eute no^ oor^nbenen 9tt]it bie[es tir^li^en Steuer[ia[tems an«
le^, [0 mug man unter[^eiben 1. SIbgaben, meli^e oon allen ilird^englieoem, unb
ol^e, bie blog 00m illerus, ober nur oon ben Senefisiaten aesa^lt loerben. 2. SolAe,
no Die ber ganje Älerus erholt, ober allein ber Si[d^of, ober allein ber 5Jap[t. 3. Solqe,
bie ©ebneren, unb [old|e, bie toirfli^e Steuern [inb. — Der in neuefter 3^^* f^r ben
$ap[t ge[ammelte [og. ^eterspfennig i[t überhaupt leine Slbgabe, [onbem nur etn frei«
loiniges ®e[d)en!. Sben[o basjenige, mas neuerbings ®emetnben 3ur llnter[tü^ung ge*
fperrter ©eiftlidier aegeben ^aben.
55 3n ber lafl^oltf^en ilir^e lommen gegemoärtig an 1. SIbgaben, loelAe oon ffimt«
li^en ftir(^engliebem gesa^lt werben, oor: a) Stol« unb Dispensgebü^ren. Srftete
empfangt bie ge[amte ®ei[tlid)leit, legiere ber ^i[(^of ober ^ap[t, je nai^bem oon bem
einen 00er anberen ber[elben bie Dispen[ation erlangt toirb. gemer bmmen C5ebfi^n
für Segröbnisplö^e unb für Set[tüWle oor. b) Steuern oon glei^er SlUgemein^eit finb
CO 3^^"^^^» Seitrag 3ur Saula[t, unb partifulane^tli(^ juroeilen nod| eine Snoeiterufig,
UgaBeit, ttnljilit^e 97
}. S. Ue fog. JUt^ebrajtteuer , mlc^ für bie bault^ (Erboltung 1 ber DomKr^en in
^P|iettgen oon Zausen, Irauungen unb Seeibigungen an ^Didcefonpforrliräen erboben
Dtib. na^ ber Aobmettsorbre oom d.SIpril 1825. ^ierju lommen in getDiffem Sinne
bie p»iiDUligen Z>\/\tt, bie boi^ but^ bie Sitte relotio fixiert [inb, mie ilouelten, jllingel*
beutel u. |. id. c) SBä^renb xn gronbeii^ unb 3talien bie bürgerli^en (Semeinben für (
bie fis^Iioen Sebfirfniffe eintreten ntüffen , ^oben eine Slnjc^I neuerer beutfdber (Sefe^«
oefrungen bie itir^ngenteinbe ba}u oeqjfli^tet, unb jumr mirb naä) bem fo^jif^n (Se«
iete oom 2. SCugufi 1878 (ogl. boju Serorbnuna oom 4. Slpril 1879) bie Aur^enfteuer
ob 3ufa| jm Sinfommenfteuer er^ben unb oie Seitrogsquote oom itultusminijter
fe|lgefqL 3n onberen Staaten aber i[t bur^ bie Staatsgefe^gebuna ber io^olif^enio
ftn^engemeinbe luriftifc^e ^erfonlicbleit beigelegt^ i^r eine ber eoangelif^en entfpred^enbe
(&emeinD«n:gani[ation g^eben unb biefer au^ ote Sefu^nis beigelegt morben, S{ixd)tn*
fieuem ausjuf^eiben <preugif(^ (Seie^oom 20. 3unt 1875; bcmerif^er £anbtags«
obf^ieb oom 28. SM 1892: grog^. «ep^es ®e[e^ oom 23. 9l|>rU 1875; u)firttem«
betaif^ ®e|e^ oom 14. 3uni 1887; babi[(^ &e[e^ oom 26. 3uli 1888). 3ni6
Soben ift (ogor burc^ ®efe^ oom 18. ^uli 1892 auä) eine Organifation gelAaffen
Doiben, loeiqe Steuern für allgemeine, ntd^t blog lolale Iir(^Ii(^e Sebürfnijfe befffifieBen
barf. Stets greift {ebo^ babei eine ^Beteiligung ber Rvc^n» unb ber (staatsbe^orbe
^ux^f vkU^ leMere allein bie Steuerforberuna m einer im 93enoaItuna9U)ege eintreib*
baren unb peri^i^ Ilagbaren ma^en lann (ogl §riebberg, ftirc^enred^t S.484). 2. !Der m
JUents anem mßi a) an Gebilden, mos für bie Slusfettiguna oon SBei^formeln. Di*
mffiorien, Xnnrooationen, 3noenturen unb Dispenfen bem Sif^ofe ober bem Zapfte
geletftet mirb; bie loi^tigften C5ebü^en [inbSlnnaten unb ^aüiengelber. b) Steuern, bie
er jQ^Ue, lommen, auger ber aRöaliAIeit einer allgemeinen 9lotfteuer, aemeinre^tlid^
niqt me^ oor ; portifulorre^tli^ [ino $roiurationen an ben Sifitator, (Erb^oftsabgaben, »
bas Alumnaticum unb bas [og. (Earenjia^ (annus carenüae. f. b. 91.). Sei allen
biefen Xbaaben 1^ ber Staat fri^ eine Sluffi^t barüber ge^anb^obt. ba| ber Se*
laftete niqt unoer^Itnism&ftia [c^mer ju tragen ^abe (f. 3. S. bte 95eroronung ber
Staaten ber oberr^inif^en Mc^enprooins oom 20. 3an. 1830 § 22).
3n ben eoongelifc^en fianbedttr^en Deutl^Ianbs finb leine Steuern, melAe bie»
Getftti^it aQein trüge, geblieben, man mügte benn bie SerpfliAtung ber ^forrer
ba^ re^en rnoUen, für bie Heineren 9{eparaturen an ben 3}farr^äu[em 3U te^en;
iSABfyctn, bie fie bej(ablen muffen, lommen in gerinaem SRag, bei einigen iion[i|toriaI*
^anbluimen, ben ünftellungen k. oor. Die C5emeinoen aber sohlen oon ben oorrefor*
matorifcben abgaben an ben $apft [elbftoerftanbli^ ni^t$ me^r, oon ben Slbgaben an »
ben Sifc^of nur einige bei ben lanbes^errtidben Air^enbe^örben }u entri^tenbe Di$*
penfotionsgebfi^en unb — fofem ni^t bie itirc^entaffe eintreten muh — i^en Seitrag ju
ben Siftiationslotten. (Es bleiben alfo nur bie Slbgoben an ben ißfarrer bejio. bie lolale
ftirc^nanftalt. ^ier jaulen bie C5emeinben, auger freiroilligen Opfern, jtollelten k.,
ben ^rütn, fomeit er ni^t aufgehoben ober abgeloft ift, tragen i^ren 3[nteil an ber 40
Souioft. ber fe^r oerf^ieben normiert fein lann, gen)oI|nU^ nur fubjibiarif^ neben ber
ftirc^niaffe oerpflic^tet : i^re $auptabgaben ober Jinb, loo fie ni^t aufgehoben finb, Stol*
aeUS^ren^ bie bet Xaufen, Trauungen, Segräbniffen u. f. w. beja^It n)erben. %ud) für
^egröbntsplo^e unb Air^enftü^Ie lommen (Sebii^ren oor. Das (Senauere über biefe
Seqoltniffe f. unter Stolaebu^ren. Daju lommt ober nun bie loefentli^e (Erf^einung tf
bes mobeimen Siebtes, oag bie neueren ®efe^gebungen ben ilir^en bas Sefteue*
rungsrec^t eingerSumt ^en, wtU^es M freiliq nur unter beftimmten Sorausfe^un^en
unb in geoiffem Umfange bet^ötigen barf, unb fo, bag ber Steuerbef^Iug ber (Semetn*
ben, ber Areis*, ^rooinjial* unb fianbesfnnoben ftets ftaatli^er (Senelimigung bebarf,
um im 9bminiftratioQ)e^e exequierbar ju fein. Dabei ^enf^tfreili^ in ber näberen m
Xusgeftttituna Der 3nftttution eine groge partitulorre^tli^ 9J(anntgfaItigIeit. SSo^*
renb namlid} bie eine itategorie ber Sefe^gebungen fiir bie Jeitens ber ®emetnbe*
Organe bef^loffenen Air^numla^en auger ber lir^enregimentli^en bie (Sene^mmung
ber politif^en (Semeinbeorganifotton foroert, bei beren SJenoeigeruna bie Staatsbepörbe
p entf(^toen 1^, oerlangt bie anbere bie unmittelbare Staatsgene^miaung , bie unter u
o^ttmmten Sorausfe^ungen ni^t oenoeigert loerben barf; nod^ onbere oen (Erlag eines
ihr^ngefe^es, unb enbfi^ begnügen fiq einige ®efe^gebungen bamit, bie ftaatUAe ^u*
fttntmuna ni^t für bie (Sültigleit ber Aird^enumlage fonbern nur für beren obminiftrotioe
SinlreibSiiirleit ju erforbem. (Sgl. barüber grriebberg. Das geltenbe Serfaffungsre(^t ber
eo. fianbesKr^n S. 334 ff., 349, 175 ff., 410, 414>-95 ff. Weiet f (Sviebbetg). »
9Ml*9M9fl9iptibit fftr ^olooic unb INr^e. 8. H. I. 7
98 Wgar
"Sbaar. !Ctefen Slamen fUBren o^t aus ber Kei^e ber ASnige (Zopord^en), toeUbe
oterte^aß 3^^^unberte lang (m 217 n. (£^r.) bas 9{ei^ Osr^oäne mit ber ^auMtaSt
(Ebeffa beBcrrf^tcn (ogl. Assemani Biblioth. Orient, t. I p. 417 ff., ido auf (piunb
ber Sinjaoen bes Dioni)}ius üon 2elma^ar 29 dürften aufjgefü^ ©erben). Der fünf*
6 it^nit m btefer 9?ei^e tft ber jur 3^lt 3efu unb ber SlpoWel (oon 9—46 n. o^.)
regierenbe SIbgor V. UHämä („Der Si^roarje"), So^n bes mrf^am, an bejfen ^erfon
[iq eine ausgebe^nte unb tntere|fante ^riftltd)e £egenbenbtlbung fnfifyft.
2Jon i^m bertd|tet suerft (ftifebtus (histor. eccl. I, 13), bag er, fAroer leibenb,
auf bie ilunbe oon 3^(u äöunber^eilungen [i^ brieflid^ an t^ getoanot, i^m ben
10 ©lauben an feine ©ottbeit befannt, feine §ilfe erbeten unb mit Sejugna^me auf bie
feinblidie §altung ber 3uben i^m feine 9?efibem als SBo^nort anaeooten ^abe. Jefus
roürbigt i^n einer brieflidien SlntcDort. Cr preift fi^n felig^ ba^ er glaubt, o^ne ju fe^n ;
fielet Darin bie SBeisfagung erfüllt, bag bie Se^enben m^t glauben merben, bamit bie
SRidptfebenben glauben (3eJ 6, 9; 52, 15?); ber ©nlabun^ ju folgen le^nt er ab, ba
16 er tn ^aläftina fein (Sef^td erfüllen muffe; aber m6) fetner 3iup^rt loerbe er i^m
einen feiner 3ö"9^^ [enben, ber i^n ^ilen unb i^m unb ben Seinen bas fieben bringen
folle. Diefe Sriefe giebt Sujebius in roörtli^er fifberfe^ung nad^ einer f^rif^en Urfunbc,
mel^e er Dem ebeffeni[d)en mä)xr> entnommen ^atte, unb oon u)el^er er behauptet, jie
fei bort oon SIbgars 3t\t ^er aufbema^rt. (5am an ber $anb btefer Urhinbe enöQlt
20 er bann roeiter, ©ie nad| ber Himmelfahrt ber SIpoftel 3ubas (^ier mit 3Somas feen«
tifijiert) ben I^abbäus, einen ber 70, na^ (Ebeffa entfanbte, roeld^er unter begleitenbem
3Bunber3eugnts bas ausri^tete, was ^efus oer^eigen. „C5ef^e^n ift biefes im 3- 340"
(scü. ber feleudb. &a = 29 n. (T^r.).
3n roejentli^er Übereinftimmung ^iermit, bo^ erweitert unb mit ber anbenoettiaen
29 ®ef^id)te Sibgars unb feines 9{eid)es in 3ufammen]^ang gebraut, finben fi^ bie Sin«
gaben unb bie Sriefe bei SKofes oon il^orenejum 470) bist. Armen. ed.Whiston II,
29—32. §in5ugefugt ift ^ier, auf roeld^e SÖeife SIbgar auf 3^^ aufmerffam lourbe,
unb ba^ 3^fus aud) fein Stlb eingefenbet^ ©elAes fidp no^ in (Ebeffa befinbe. S^lieg-
l\A wxxd bie C5ef^i^te bes X^abböus ©ettergefü^rt, unb über bas fernere (Sef^ia bes
80 (Sjriftentums in jenen (Segenben gemelbet , baft auf bie SBefe^rungsseit unter 9lbgar
eine SJerfolgungsjeit unter feinen m^folgem folate, in loel^er au^ ber 21^. Sart^oio*
maus ^ier ben SRörtijrertob fanb. Slu^erbem bringt 9Ko[es in Slbf^rift einen Srief*
loeAfel 5U)if*en 31. unb liberius unb ©riefe ?l.s an Scarfes oon 9lf|i)rien unb ?lr*
tafd^es oon ^erfien, ©orin ber „Äonig ber Slrmenier" als giirfpredier unb gorberer
M bes (BJriftentums bei ben SKä^ten bes Oftens unb SBeftens erf^eint. SIls Quelle nennt
9K. bte in bem ebeflenif^en 9[r(^io niebergelegte (Erjö^lung bes fierubna, bes Solines
bes Sd^reibers Slpfabar.
eine britte Quelle ber Slbgarfaoe bietet bie in neuerer 3^^* aufqefunbene fprif^
S^rift Doctrina Addaei (9Ibbaus=x5abböus), herausgegeben oon ^ntllips (The Doc-
io trine of Addai the Apostle 1876^, als beren JJerfaffer \xä) am Sd|luffe bejeii^net
»fiabubna, ber So^n Sennaq's, bes oo^nes Slbf^abars, Des Äonigs (Slbgar) Sdireiber";
Die SBa^r^eit bes SBerid^tes ^abe §annan, Slr^ioar bes Äönigs, berfelbe, ber in ber
®e[^i(^te felbft als ©efanbter Sl.s an 3^fum oorfommt, beseugt unb ben[elben im Sln&io
niebergelegt. Diefe Sd^rift, roeld^e (i^ einerfeits mit (Eufebius, anbererfeits mit SRofes
*5 nahe berührt, entbölt bo^ man^e etgentümlt^e 9Komente. Die Slntioort 3^[w an Ä.
oll ni^t fd^riftltd^, fonbem münblit^ gegeben fein unb enthält ben 3wfaft: „Seine Stabt
oll gefegnet fein unb fein gcinb foll fie beroältigcn auf eroig." Der m^ioar §annan
oll aud) analer geroefen fein unb bas SBilb 3^fu felbft gemalt ^aben. Das (Ereignis
wirb ins 3^^^ 343 aer. Sei. = 32 n. (E^r. gefeW. Der ©eiteren, fe^r ausgefponnenen
w (Erjä^lung über bas SBirfen bes I^abbäus in (Eoeffa finb löngere ^rebigten besfelben
eingefügt, beren erfte als (Epifobe eine (Erjö^lunj enthalt oon ber Sluffmbung bes Äreujes
(E^irifti Dur(^ ^rotonile, bie (Bema^lin bes Äaifers (Elaubius. 3m itbrigen ftimmt ^ier
bie Doctrina Addaei ©efentlid^ mit 9Kofes Ä^orenenfis überein.
(5ried|if^e Bearbeitungen ber 9lbgarfage finben fi* in ben Acta Thaddaei (2if^en«
w borf, acta app. apocr. p. 261 ff.) unb in einer noc? ungcbnuften SBiener §anbf^rift
Diefelben roeid^cn unter fid^ unb oon ben brei crft^enannten Berieten roefentlit^ ab, bieten
aber, ebenfo ©ie bie (Ersä^lungen fpäterer bi)5antintfd|er (E^roniften, ©enig 3ntereffe bor.
Das Sntereffe an ber Sh^age, ob ctioas unb ©as etwa oon biefcr Sage gefd^idhtli^
fein mo(^te, nutete Ji^ oon 9lflters in erfter fiinie auf ben angebli^en Brief Z^\xl
^ 6^on in ber alten >tir^e ift bie (£(^t^eit bes Sriefme^fels n\i)i unbejroeifelt gebKebeit
I
XBflor übUeitf 99
Sfugugin (c. Faust. Manich. XXVIII, 4) unb öieronpmus (in Ezech. 44, 29) erflärcn
im aflgemeinen. bag CC^riftus ni^ Sc^riftlii^es ^interlaffen ^abe. $apft (Seloftus in
GetneinJ^^ mit einer röm. Sqnobe (um 495) ^at ben SriefxDe^fel ausbrflmi(6 als
apoltwm oenootfen (decret. Gelasii VI, 57 f.). 9Benn tro^bem bie romi[d|e Äir(^e
unb Ideologie im ^gemeinen bie (E^t^it oerteibigt fyii (oome^mli^ Till^mont, M^- 5
moires 1. 1, 3 p. 990 ff., neuerli^ SBelte in ber lüb. "X^UQ, 1842), fo tft auf eoange-
li^Ati Seite fa^ burAiöeg bie Une^t^it angenommen. Gegenteilige Stimmen finb in
öüeret 3^^ ^^^ SKogbeburger (Eenturien (Cent. I, IIb. I, 2 unb Hb. II, 2) in neuerer
S^ 9mA (3^3:^ 1843), Cureton (Ancient Syriac Documents 1864) , ^^illips
(0. a. O. preface p. IV ff.). 3leuerbings fyd fiipfius (Die ebeffenif^e Slbgarfage, 10
1880) ba$ gefdmte iRoterial einer eingelienben tritifd^en Unterfud)ung unterzogen, beren
u. S. im loefentliAen einleuc^enbes Ergebnis folgenbes ift (ogl. au^ (Sutfi^mib, Über
bie ®IaubiDfirbm!ett ber armen. (5t]ä). bes 3Rofes 0. il^orene 1876) :
Die SbgarKtge enoeift RA oomel^mli^ burA grobe 3[na^ronismen als odllig un«
geMiAtlic^. Der erfie c^riftliqe il5nig oon (Ebe|[a, loelc^r ge{^i(^tli(^ nai^ioeisbar ift, 16
ift »gar VIII. bar aRcfnu, welcher 176—213 n. (E^. reaierte. anSglid^enoeife \ä)on
balb noA beffen Sefe^rung ift aus bem SBunfc^, bie (Ü^riftianifieruna bes 9?eid)es auf
apoftoIQqen Urfprung jurüclsuffi^ren, jene Dimtung entftanben unb offisiell fanttioniert.
SufAius oiebt auf ®runb ber bamals im Skqio niebergelegten S^nft bie £egenbe in
i^ filteften ®eftatt. 3n ber jmeiten $ölfte bes 4. ^aMunberts ift bie in ber Doc- 20
trina Addad oorliegenbe Überarbeitung entftanben. mf beiben ruQt bie Darftellung
bes SRofes oon il^orene. Die bei (Eufebtus no^ nid^ oorliegenbe Sage oon bem Silbe
(E^fti, wtliftB t^atfä^Ii^ in (Ebeffa oorI|anben getoefen ift (i. 3* 944 oon ilaifer 9{o«
manus I. nad^ jbnftantinopel gebraut) unb moglic^enoeife [^on lange als 9leIiQuie
oo^ iDotben roar, ift in ber Doctrina Addaei suerft mit ber Slbgarfage oerbunoen 25
iDoibeit. Um einer Serf^mel5ung berjelben mit ber ®ef(^i^te oon ber Silbfaule S^rifti
in ^[hnteos ift bie Iateinif(^e Seronilafage oielleii^t erft im 6. 3^^^* entftanben (ogl.
5. (Brimm, bie Sage 00m Urfprung ber (E^riftusbilber, 31S3( 1842). Die mit ber
Ugartee nur lofe jufammenbfingenbe £egenbe oon ber Areujesauffinbung bur^ $ro«
t9ime tft lebiglic^ eine 9la(9bilbung ber abenblönbif^en $elenafage. 30
Lic. St. ®il^mibt.
Sbgdttrm, f. ^olqt^eismus.
abiil, ÄBnia oon 3uba. 1 Sta 14, 31—15, 8; 2 66r 13, 1-23. 83al. toller,
mi ©efÄ. II, 2 @. 312 f.; Stabe, ®ef(5. b. 93. 3«racl, I @. 354 f.; mtttl, ®ef4. ber ^c*
ferficr, II S. 212. 85
»Mo (imÄSnigsbu^ tD^aö*^ in berCL^ronö ^^^,, bei ben LXX 'Aßmv mh'Aßtd),
wo ber Sofrn bes 9le^abeam unb n)a^d^einli^ ati^ oon mütterli^er Seite ^er ein
Ibmfel Dooibs, ba feine SRutter SRaad^a eine XoAter Slbfaloms genannt u)irb, 1 %
15, 2. (®anj fi<^ ift biefe Sla^ri^t ni^t, ba 1 Äg 15, 10 9Kaa(^a, bie loAter 2lb=
foloms, als 9Rutter bes ^a erfc^eint, unb 2 Cbr 13, 2 bie SRutter tibias aRt^aja^u, 40
Zoster Uriels. ^ei^ SBa^d^emli^ ift, bag S^i^aja^u Schreibfehler ift für ällaa^a,
Me angobe „!to^ter ?lbfaIoms" bei gjlaaAa, ber SRutter «Jas, 1 fta 15, 10, aber 916-
ffotbernnoec^felung, unb mdgli^, bag uriel Sd^n^iegerfop 9Ibfaloms, alfo SRaa^a,
Smos Olutter, beffen (Enlelin getoefen ift). (£r bat 3 3^^^^ regiert, nad^ früherer ^c-
le^nung 957—955, na* Äamp^aufen (Chronologie ber ^ebrötf^en ftönige, S. 32)45
920 — ^918. Das ÄönigsouA fagt, er fet in allen Sünben feines Saters geioanbelt.
SennufltA ^ er frembe (Sottesbienfte sugelaffen unb fi(^ au^ fonft S^Iimmes ju
{(Bulben nnmnen loffen. Sonft ^iebt bas jlönigsbu^ nur no^ an, ba§ ber Jtrieg
p^^en 3uba unb 3srael, ber bte golge ber 9?ei(^sfpaltung gemefen n)ar, toö^renb
}ain Regierung for^ebauert ^abe. vtac^ ber Cl^ronil ^at W)xa barin einige S^ortetle so
omiigen, bie freiu^ balb toieber oerloren gegangen finb, aber 3una(^ft ni^t unbebeutenb
soreiL Ocsmcm i^ boju'ein Sünbnis mtt Dem Damastener labrimmon (1 Agio, 19)
«efenfib^ ge^l^en ^en. ^i(^e(m So^.
Wlisätax, f. 9l^tmele(^.
fbtlnte« Wtter, erbfunbe XVII, 2, S. 1278 ff. JHobinfon, Steuere bi6Itfd)c JJorfcfiungcn 56
6. 62311. (g6erÄ.©ut!|e, ^aläftina I, 456 ff. — 3u ben gnjdjriftcn CJL lU, mv. 199.
CJ6. 9nr. 4521 (ogl. Addendft @. 1174). Renan, M^moires ae TAcademie des Inscr.
7*
100 Wilene
et Belles-Lettres XXVI, 2, 49^84. — ®trau§, fiitbtn Sefu* I, 341 ff. mt\titx, (Sfßonß*
logifd^e ©Qnopfc bet üier (Süanaelien (1843) 174 ff., unb 8eitr&ae ^ur richtigen SBurbiaung
ber igöangciten (1869) 196 ff. ^oltmann unb ©d^urer 8»S^ 18v3, 92 f. 1876, 579. 1877,
536. jbim, Seben Sefu I, 618 f, unb ^ud bem Utd^riftentum (1878) 9 ff. »cfonberd ediüttt,
5 ®ef4i(!§te beS jübiT(6en SSoIfed im 3ettalter Sefu d^rifti (1890) I, 599 ff. ftrenlel, 3o^
fc^^ud unb Sucad (1894), 95 ff. gfemer bie 5(ommentare }u Sc 3, 1.
SIbtIene begegnet bos (Bebtet eines Ortes SCbilo, ^ebr. ^^. SBelc^ec oon ben
vielen Orten biefes Slomens im ffibli^en Serien unter jener Sejeic^nuna Sc 8, 1 oe«
meint ift, lägt fi^ bomo^ beftimmen, bag bort ein geotfler fiQfonias als l3ierffirft über
loSIbilene genannt n)trb unb mit biefe Serbinbung oon ^amen in ben Scbriften bes
3ofep^us iDieber^oU antreffen. Sofep^us [treibt, ba^ ber itaifer (Eajus bei feinem 9{e«
gierunosantrttte (37 na^ (Sft.) bem Slgrqqxt I. außer ber Xetrorqie bes ypippus
ou^ bte bes Manias jugeoiefen ^abe Antiq. XVIII 6, 10 (ed. Niese XVUl, 237) ;
femer, bag ber itaifer (flaubius na^ bem Xobe bes (Eafus (41 mu^ (Or.) ben genannten
15 ^rippa I. ni^t nur jum (Erben bes aanjen oon $erobes b. (Sr. beQenf Aten Gebietes
einfegte, fonbem i^m au^ ^ila bes ^fanias nebft bem (Sebiet auf oem fiibanon Ober«
gab, b. f). i^n in bem bisherigen Seft^e biefes Gebietes beftStigte Antiq. XIX 5, 1
(ed. Niese XIX, 274 f.) BeU. jud. II 11, 5 (ed. Niese II, 214 f); enbli^, bag
(naubius in feinem 13. SRegierungsia^e (53 naA (Sjjt.) bie el^emalige 2:etarc^ie
30 bes ^^ilifipus nebft Slbila, ber frfi^eren Xetrar^ie Des 5!9fanias, an Slgrinxi II. ge«
geben ^abe Antiq. XX 7, 1 (ed. Niese XX 137 f.) BeU. jud. II 12, 8 (ed. Niese
II, 247). Sn jmei Stellen, nämli^ BeU. jud. II, 11, 5 unb 12,8, nennt 3ofep|us
bas ®eoiet bie ßaadela bes finfanias.
9lus btefen 3[ngdben ge^t ^eroor, baft Slbila am fiibanon lag unb jnmr, ba fein
26 (gebiet ftets ntben ber 2:etraräie bes ^^tlippus genannt u)irb, oa^f^inli^ am ffib«
liefen fiibanon. SRan ^cA baper mit SRe^t oie mgaben alter 3tinerare, b^ Itinera-
rium Antonini (ed. WesseUng 198) unb ber Tabula Peutingeriana (ed. MiUer
X, 3) herbeigezogen, na^ benen ein SIbUa 18 römif^e SReilen oon 2)amasfus am
SBege na^ ^eliopolts (SoTalbel) lag. Diefe 6trage benu^te 3. %. bas etme unb tiefe
90 X^I bes 3lä)x Soraba (Chrysorrhoas ber C5rie^n), bas oon bem SlntUtbanus ^erob
in fOböftli^er 9{id^tung na^ Damaslus fu^. äberträgt man nun fene 18 SReilen auf
ben gütigen SBeg. fo gelangt man ju bem Dorfe Sük Wadi Barada, bas am füb*
It^en Ufer bes (Jrluffes lieot, am gu^e malerif^ jerriffener ^IsQ)anbe, bie fi^ fteil bis
m einer $öl|e oon me^r ate 120 m erlieben, ganj in Slumen« unb ObftgSrten gebettet
36 Snte (Sruiü)mauem unter ben fe^igen Käufern, eine gro^e Slnja^I forgf&Ittg ausgdjauener
greif engräber , fon)ie Xempelrutnen ben)eifen bie aUe Ortslage auf beiben Seiten
bes Slujfes. Die 9l3merftrahe jte^t fi^ an ber norbveftli^en 3elsn)anb ^in, etioa 30 m
^^er als bas jefeige Slügufer in ben greifen ge^en, no^ ^eute auf eine 6trede oon
md^r als 200m oeutM erlennbar. Die gegl&ttete gelsn)anb ober^Ib ber Strage trägt
40 einige 3nf^riften, oon oenen bie eine melbet, bag bie Äaifer Marcus Aurelius An-
tonius unb Lucius Aurelius Verus viam fluminis vi abruptam interciso monte
restituenmt . . . impendiis AbUenorum (163—165 na& CEQr.). Slu^ mag bas in
ber 9la^e gesetgte ®rab bes Nebi Häbil (b. i. SIbel, ber ^ter oon feinem Sruoer Aain
beftattet woxotn fein foll) oermdge ooRstfimli^er Deutung bes SBortes mit bem alten
46 9{amen Slbila RU|ammen^ngen. $ier wox bemnad^ bie $auptftabt bes (Sebietes W>u
lene. 9BeI^ ^usbe^nung otefes ^atte, n)ifTen wie niAt. (Einige ®elel|rte (3. S. de
Saulcy, Numismatique de la Terre Sainte 20) moUen bie auf SRflmen aenannte
Stabt fieulas am Chrysorrhoas auA oon unjerem Slbila oerfteben; boq (td)en bem
ni^t geringe Sebenlen entgegen (ogl. 3. SRatllarb, 3lumismatl|^e 3eitfc^nft XXVI,
60 1894 S. 1 ff.).
Slus ben oben mitgeteilten Slnaoben bes 3of^^us ergiebt fi^ femer, bag fpSter
als 37 mä) (Sfyc. eine Xetrori^ie bes finfanias tn Slbila ni(^t mel|r beftanben 1^
£c3, 1 fe^t ben Xetrar^en fiofanias oon SDDilene in bas 15. 3<^ bes Aaifers Xiberius
= 28/29 na^ (Sft. Damit tft ber 3n^alt einer 1738 oon bem engltjd^n 93tf(^of ^o<
66 Code in Slbila entbedten 3nf(^rift ju oerglei^en, wom^ JR^mpj^ios, (^reigelaffener bes
Xetrard^en fiqfanias, bie Strafe gebaut unb einen Xempel errietet ^at. Da bie 3n«
[d^rift innerbaft ber 3^^^^^ 14—29 naA (Sfyc. ^peftellt roorben fein muft, fo fc^eint
auA burd^ fie ein Xetror^ fiofantas in vlbila fiir lene !^tri bejeugt ju meroen. ^jfreUti^
loiro nun oon mel^reren ^ele^rten angenommen, bag btefer ^fanias lein anberer fei
60 oIs ber 40—36 oor (£^. bas Sturaenet^ am fitboinon be^errfd^nbe £9|anias , Si^n
SktTciie »rtttttd 101
bes ^bm&tts (Josephus Antiq.XIV 13, 3 [ed. Niese XIV, 330] BeU. jud. I
13, 1 [ed. Niese I, 248], bem tio (Eoffius XLIX, 32 unb ^otp^qrius bei Euseb.
Chron. ed. Schoene I, 170 ben Xitel 5l5nig beilegen, ffir ben ber Xitel Xetroxd^
nur oieUei^t bun^ einiae SRfin^en no^eioiefen »erben lonn. T>anaif löge bei fic
ein 3ntum oor. Der unterf^ieb im Xitel fällt nid^ \tfyi ins (6miift ba qu^ [onft 5
ßcujdevg unb teTQdgxn^ »e^fefn. SBobI aber ift 3U beachten, bah ber SRittelpunlt bts
9Uii^ ber Sturfier, ju bem ouc^ SIbila ge^rt ^oben n)irb, bte Stabt (njaVUs am
Sibonon oor, ni^ Slbila, baft Josephus Antiq. XX 7, 1 BeU. jud. II 12, 8 bie
^errttoH CE^oSis niAt ju ber xetrarqie bes fiQfanias rennet, unb ba§ jener 9tomp^ios
ber änfc^rift oon Xbua jmif^en 14-— 29 nac^ (Sfyc. [^erlic^ als ein ^eigelajfener bes lo
3tur5eiffirften fiQfonios 40—36 oor (Sit. anjufe^n tft Dcd^er emf^fie^It es ft^, neben
bem filteren fiQfonios einen filngeren ii^fanios anjunebmen, na^ bem bie Stabt Sbila
unb t^ (gebiet benannt n)urbe (^tolemfius Y 15, 22). (»ntfit.
«Kf«, •^■•5», au(^ "^^a«, V/j£aad, «bijal ber Sltere »ruber 3oabs unb «fa^els
1 (Sfyc 2, 16, »ie biefe beiben ein 6o^n ber S^mefter (genauer StieffAu^fter 2 @a is
17, 25) !Dooibs, 3^^ ^^ 3)ater ffi nic^t genannt Slls einer ber Xapferften
fiatib aObifd Daoib [c^on n)fibrenb [einer Verfolgung burc^ 6aul bei (1 6a 26, 6 ff.;
ogL 22, 1) unb beoiä^ [i^ in ber gamen Sfolge^eit als ein feinem Jlbnig unbebingt
treuer unb Ifibner Ari^smann unb $eerffi^er, mit er benn !Daoib einft im Aanqif
mit einem rirfigen $^iu[ter bas fieben rettete (2 @a 21, 17) unb i^ noc^ bei ben le^n ao
(EmpSrungen ^monagenbe Dienfte leiftete. £r n)irb 2 6a 23, 18 f. (f. jur Serbelfe«
rung bes Xeztes 9Beubau[en unb Aloftermann 3. b. 6t. unb fiber bte $eereseinteilung
Daoibs ftb^Ier, (Befc^i^te II, 293 ff.) aleic^ naä) ben brei allerlfl^nften gelben I)aoibs
ds berjeniae genannt, ber unter „ben breihk" oomel^mften $auptleuten (naä) anbem unter
ben 6dbaltf^mi, ben 9leifigen = 600 (gtUiorim?) bie erfte 6tene einnahm. 3n)ai trat 25
er als gelb^en im jtriea unb 9{atgeber Daoibs im grneben hinter [einem »ruber 3oab
me^ jurfict; aber er bml^Iigte unter beFfen Oberleituna, 3un)eilen auc^ felbftfinbiger,
feine ^eeresabteilung. Qo lourbe er im f^rifc^^ammonitifmen Ariege gegen bie 3[mmo»
tfü^er aenannt loirb, 2 6a 8, 13 f. ao
vM»|wiu w« ^»4.t«^|9v«^4. ^uvw |vw|t, ui» ^%^u%yi gegen «CUalom ^atte er ein Drittel
bes SoHes unter fi^ 2 6a 18, 2, unb in bem aegen 6eba ftanb er neben 3oab an
ber 6m^e 2 6a 20, 6 ff . — 6tets bemies er etnen tabeüofen SRut, ber ni^t feiten
}u ^eibenlfl^n^it fi^ fteigerte, aber babei au(|i, mit fein trüber ti^äbf wtnn^U\ä)
nü^ im felben (grabe mte biefer, eine Iriegermäftige $arte unb einen leibenf^joftlu^en, 35
unoerfB^nli^n ^a| geaen bie ^inbe uno jioetfel^en grteunbe feines Abnigs, mo*
bun^ bte „BVfyxt oer 3^ruia" biefem 5U einer f^er ju trogenben fiaft aemoroen finb
2 6a 3, 39; 16, 10; 19. 23. Daoibs 6eelengrö|e offenbart [i^ gereue in biefem
(gegenfd^ ju ben gelben feines 6tammes. »gl Slbifais »er^uen ju 6aul (1 6a
26, 8), }u Sbner (2 6a 3, 30), ju 6imei (2 6a 16, 9; 19, 22). n. Ovem« 40
Sttlol, [. Snbulgenjen.
sauer, f. Ssbofet^.
9briba»el (3faal). ®rä|, O^efd^ic^te ber Suben VHP 316—325, 349 f., 414, IX*
6—9, 43, 223, 229 ff.; dia Costa, Israel an de Volken* 244 f., 510 ff.: 8a(6er in ^nter
unb Sunf4e, (ikf(^. b. jüb. £itt. U 333, 339 : j^aminla ebenbafelbf t II 443, 446 f., 451 ; 46
Sloil^ cbenbafclbft II 791 f.; Jewish Quart Review I 37—52. — ©d^riften: j^ommentor
)um $entatcu(j6, Mterft Senebig 1579, bann Don Sad^u^jen, $anaul710; Prophetae priores,
juerft $efaro 1520; Prophetae posteriores, juerft $efaro 1520; Ma'jene ha-jeSü'ä, (gfer«
rara) 1551; Ma&nla' jeifT S, (@aIoni(i) 1526, lateinifc^ t)on ^einr. SRa^, gfranffurt a. Vt.
1711; JeiTSt mefilcho, ftarlSru^c 1828; RQS 'amSnS, jeonftanHnopel 1505; Miph'alöt«)
'ei5hlm, Senebial592.
Don 3faal SObrabanel (au^ 9IbraoaneI ober SIbarbanel, f. (6rSt[, a. a. O. VIII' 316,
ba Cofta, a. a. O. 510) murtfe in fiiffabon oon oome^mer gfamilie, u)el(be fi^ baoi«
bif^ ^erfunft rfi^e, 1437 geboren, oenoaltete bie ginanjen Portugals unter 911«
fons V., mugte unter feinem Sca^folger 30^0 ^^ 1^B3 mä) 6panten flutten, u)o er 55
1483 unb 84 3ofua, WAter unb ote ^amuelsbfl^er lommentierte unb im le^taenannten
3abre bie Senoaltung ber gfinanjen bes £anbes fibema^m. Die Senoeifung aller
Sttoen aus 6)xinien nn aR&rj 1492 burc^ gferbinanb unb Sfabella ^e jur Solge
102 XfouHttd WnOimi
[eine Slusioanberung mä) 9lecq>el, »o er 1493 ben Siommtrüat gu ben Jt3ntoUi^em
l^rteb. 3n Steopel erhielt er roieber ein gfinamamt am $ofe oon gerbinaiä I, mit
beffen 6o^ne Snfons er 1495 na^ 6i^ien fIo$. Son 1496 bis 1503 lebte er in
SRonopoIi in Sl^mlien [Ariftltellerif^er X^otigieit, [(^eb bie jtommentore pm $enta*
6teu^ unb ben fpöteren ^rop^eten unb [eine brei mef[ianologi[d^n Sc^en Ma'jene
ha-jesu'ä (ilommentar 3U Daniel), Jestföt medlchö (fiber mej|ianiMe^aQgaba[tenen),
Magmia'' je§ü'g (über[ mef[tanif^e SibelfteUen). 3ta4 93enebtg fib^e[ieSeIt ftoA er
bafelbft 1509.
Die Sebeutung SIbrabanels beru^ nxd)i auf [einen reIigionsp^iIo[opbi[^n Schriften.
10 3n Miph'alöt 'elöhim oerteibi^ er bie Sc^fifung ber 9BeIt aus oem 9tfa&ts , in
Rö§ 'amänä tritt er für bie bretge^n (Slaubensiürtilel bes URainunibes ein, beibes im
3ntereffe jübt[Aer Sle^talöubigfeit. Ws irrig em)ie[en ^ [eine e[(^atoIoai[^n Serec^«
nungen, toona^ im 3^^^ 1^03 bie ^eilsjeit anbre^en [oute, unb Jente gegen bte
^ri[tlt(^e CErflorung ber mef[tani[^en SSeisfagungen geri^teten Ausführungen merben
15 ^ar bem 9Bortfinn berfelben juiDeilen me^ geredet als {ene , offnt ober in i^ 9Be[en
itiefer einjubringen. Slbrabgnel ift aber o^ne 3i^if^I ^ ^^W ifibi[^ Sseget oon
! [röterer Sebeutung. Die Öberfi^ten unb (Esfurfe, roel^ er [einer Auslegung einoerleibt,
eiben jmor mitunter an übergroßer llm[tanblid9!eit, [inb ober »ie bie Suislegung feM
nü(^tem unb Har. Die 3ln[i(^ten ber Sorgönger merben boufk mitgeteilt unb einae^no
20 erörtert. 3n ber mit [einer $tlf e lei^t ju geminnenben Öberficbt ubtt bos oor i^m ®eiei[tete
liegt ber $au|riiDert [einer Auslegung, n)el(^e auf Driginalttat loenig An[pru4 ergeben
batf. (9« ^$inüM.
Abrol^am^ Abrom , ber erfte A^n^ bes israeliti[^en SoQes. lln[ere Aenntnts ber
(5e|d)iti^teAteai^amsbabenn)iraus[(^Iie§Ii^ aussen 11,26^-26,10 ju entnel^men. Son
25 allen übrigen C5rünben abgefel^en, tonnen [qon me^en ibres oerbältnismägig jungen Alttts
n)eber bie Darjtelluna bes &bens Abrahams bet 3o|ep^, Ant. I cp. 6, 5 — cp. 17,
no^ bie an (Emgel^eiten aus bem 2iü)tn Abraums anlnfipfenben t^[op$ifc^n unb
moraIpbiIo[opbif4^n Ab^anblungen 'ißl^ilo» de Abrahamo ; de migratione Abrahami ;
de congressu quaerendae eruditionis causa; de profugis; quis rerum divina-
80 mm haeres sit, no^ bie (Erj&blungen ber iübi[^n ^aggaba (ge[ammelt oon O^o,
lex. rabb. p. 3 sqq. unb befonbers oon S. Seer, £eben Abropoms mä) Auffaffung
ber jübi[^en 6age. fieipjig 1859), no^ bie bei CEu[ebius praep. ev. IX, 16 — 20 ouf*
betoa^en (Escerpte ben Anfpruä ergeben, suoerläffige ®e[^i(^tsquenen für bos fieben
Abrahams ju [etn. Aus bem[elben (Srunbe fyii man aber au^ bie biblij^e DorfteHung
85 für ni^t geeionet erflort, i^ eine 5UoerIaJ[iae Srienntnis oon bem fieben Abrams }u
entnehmen. 2)enn [o un{id)er au^ bie biblif^e (Üb^onologie in ber 3^^^ ^^ ^^
jlonigtum ift, fo toirb bo^ ber Seginn ber $atriar^enge[d^id^e laum aus einer jüngeren
3eit als etma 1900 o. (Sf^x, botiert merben lonnen. Die alte[ten unb ausfü^rliq[ten
Sta^ri^ten hierüber finben \iif aber erft in ber (Senejis. Stammte bie[e nun, loie man
40 frü^r annahm, oon 9Ro[e, ber etioa 1300 o. S^r. lebte, fo u)ürbe bie DarReUuna ber
©cnefis immerhin um 5—600 3^^^ jünger fem, als bas oon i^ gef^ilberte £eben
Abrams; ftammte bagegen unfere bermalige (Senefis, mit man neueftens oielfa^ an»
nimmt, erft aus ber 3^^ steiften 500 unb 400 o. (£^., [o mürbe ooüenbs em Stü^
räum oon 14—1500 3ö^ren ^if^en ber 3^it Abrams unb ber biblift^en (Ersomung
45 liegen. Die[e ift ba^er ni^t in bem Sinne einer (gef^i^tsurlunbe mte eine Auto»
bioarop^ie ooer mie etioa bie ni^t oiel me^ als ein iDlenf^enalter mäf 3^[u ^b
entftanbenen Soangelien; [ie giebt oielme^ in ber Z^at 3unäd^[t nur biejenige Auf«
faffung oon bem fieben 2lbrams mieber, loef^e 5ur 3^it i^rer (Entfte^ung in ben prommen
5treifcn 3sraels bie ^errfAenbe mar. Diefe mar aber nac^meisU^ eine Kng^ fiber*
60 lieferte. Denn bie Darftellung ber ©enefis l)\toon ift lebigli^ mt 3ufömmenarbcitun8
oon ben Quellenf^riften (EJP) o^ne irgenb mefentli^e 3^^^^ ^^ 9lebaItors.
Die (gntfte^ungsseit ber brei Quellenfdiriften, insbefonbere bte oon P ift allerbings
ftrettia. 3n bem oorlieoenben 3ujammenbang lann fügli^ ba^jingefteüt bleiben, mann
P entftanben fei; benn oer ©ef^idgtsoerlauf mirb fiier nur Rijsiert, nw^t erjäbü, gfleif^
65unbSlut jubem auf uns gelommenen ©erippe fe^lt ganj (Aittel, (5ef4.b.§ebr. 1.147).
Die QueUenf^riften E unb J lö^t man je^t gemöQnlid^ gmifd^en 3o[^>^<^ uno Ufta
^850—750) oerfagt fein; ma^rfmeinli^er bunit miA, bag E no^ in ber 9{i^ter}eit
(etma 1100), J in ber ß^ü I^^oibs (eüoa 1000) entftanben fei (ogLau^ ilonig, Cml.
S.204 f.). Da nun 5mif(^enE unb J niä)i fo fe^r 993iberfpru(^ befte^t, als oielme^ E
ftbratfom 103
bur^J eigan^ unb oeroonftSnbigt toirb, fo erfaßten loir aus EJ, loel^e einfieitlt^en unb
mit im Detail rne&i ober minber ausgebtibeten, oieüei^t au^ ^te unb ba in unter»
pftorbneien ftleinigleiten oon einanber atoeid^enben SorfteÜungen Aber Slbram 5U (Enbe
ber 9{ü|ter3eit unb ju Seginn ber Jtönigsjeit in Ssrael oerbreitet tocoren. Diefe 93or»
fteüungen treffen mir aber, loenn bie beuteronomif^e (5efe|[j}ebung als ntofaih^ aner« 5
bntnt iDirb, cnu^ bereits in ber ßeit 3Rofes, unb jmar als fol^e, oon benen oer 9}er<
faffer als felbftoerftanblic^ oorausfekt, bo^ fie in !3srael aang unb gebe feien. 3a^oe
ift noi^ X>t 6, 3; 26, 7 ber (Sott ber Sfiter unb unter biefen finb nac^ 6. 10; 9, 5.
27 bie ^atriarAen ju oerR^en; er ^at ben Sötem 93er^eigungen gegeben, bte er galten
niufa 9, 27, uno in ber Slbfic^t feinen (Eib ju galten, fjcA er 3srael erroä^It 7, 7. 8; 10
ins&fonbere ^at er ben aSätem ben »efih Äanaans 6, 18; 7, 13; 8, 1; 9. 5;
19, 8; 26, 3. 15, unb in biefent £anbe 3Bo^Iergeben unb groge numerif(^e StSrIe
6, 3; 7, 12; 8, 18; 13. 18 sugefagt. Sllle biefe 9[usfagen ru^en auf änf&auungen
oon bem fieben ber Satriari^en, loie fie in EJ niebergelegt [inb. V\t]t in
ber beuterononrifc^en (5efe^ebung oorausgefeMen unb in E J f^riftlt^ fixierten %n* n
f^ouun^en ßnnen niAt oer bt^tenben $$intafie 3sraels m&^renb feines Slufent*
gtes m Sg^pten entfprungen fein. !Denn u)ä^renb ber erften $5Ifte feines bortigen
fent^altes ftanb bie jef^ti^tlt^e SBirlliAIeit ber foeben jum ^fqluR gelommenen
^^ctriar^naeit feinem Semugtfein noA settli^ 3U na^e. als bah es fi^ ^l^antafien
larüber ^e Eingeben ISnnen; tD&^reno Ses äg^f^n i)mits aber badete es ni^t an 20
tm SIusuMmberung na^ ftanaan unb eine Slnfiebelung bafelbft, fo baft es burd^ unb
bmA umDo^^einu^ ift, bah bamals feine ^^antafie bierauf geri(^tete glü^enbe 9Bfinf(^e
eäSerbejgungen, loeli^e einft ben Sl^nl^enen oon ^^^^ gegeben Q)orben toiren, umge<
Itet gäte. Bebten bafier tro^bem oie bur^ bie beuteronomif^e (Sefej^ebung beseuoten
Infc^auungen in bem 3srael ber mofaif^n 3^^^! fo ISnnen fie inm nur auf oem 25
SBege gtefiqi^tli^ [Überlieferung ju eigen geworben fein. 3[oer freiliä, bie beu«
leronomifc^e ®ef^gdbung wich oon ber fibem)iegenben uRel^r^a^I ber l^eutigen iUitiler
3Rofe ob« unb einem Serfa|Ter aus bem legten ^a^r^unbert oes Seftanbes oes 9leid^es
3uba }ug^o^en. Ss mug bal|er bie gh^age aufgen)onen u)erben, ob Slbram au^ bann,
loenn bie (bs&^Iungen oon EJ bie SItefte f^riftli^e S^eugung Aber i^n finb, als ge<30
f$i(^tlii|e ^erfon aufgefaßt loerben barf unb ben (Ers&^iungen Aber i^n Colauben bei«
jumeffen fet (ße^ort 9tbram md)i ber (5ef^i^te an, fo lann er nur tin ^robult ber
oi<|tenben ^^ntajie 3sraels fein, unb ift bann 3U unterfu^en, roie 3sraei basu lam,
biefe (&eftalt ju fAaffen unb an bie 6pi^e feiner C5e[i^i^te ju ftellen. Wan fyd bie
Sermutung ausgepo^n, ba| ^Sbram ein oon ben System in ber grauen Sor^eit oer^ss
e^rter unb ^inter^er oermenfo^Iiditer (Sott, ein altes ,,93ere^rungsn)efen" fei (fo 3. S.
3)039, Slolbele, (Eb. SReqer; ogl. bie (Seftalten Siegfriebs unb Srunbilbs in oer beut»
\äftn ^elbenfage). 3Iber ber 9{ame SIbram ober Slbrö^am ift biefer mna^me ni^t nur
m^tgünftig, [onbem bArfte fiegerabesu ausf^Iiegen, u)ie benn au^ ber ganse Semitismus
feinen (6ott oiefes Slamens rennt (Saet^gen, Seiträge 6. 514 ff.; gegen i^n loieber^o
Kolbele in 3bm(5 XLII, 484). J)esglei(^ien finbet fi^ nirgenb eine Spur, baftSlbram
in 3srael jemals als eine (Sott^eit ober als ein ^oberes 3Befen aufgefaM roorben roöre,
ouc^ niAt 3ef 63, 16, ober 51, 1 oergIi(^en mit 3er 2, 27. 93ergebu(^ toArbe man
fu^ enbtu^ au(^ fragen, roas 3srael oeranlagte, bem 3U einem SRenf^en bepotensierten
®otte gerabe bie (Sef^iAte 3U3ufAreiben, loelAe in EJ oon SIbram eno^It roirb. 3[n» ^
mutenoer ift bie namentli(^ oon SBeü^ufen, $roIeg.^ 6. 322 ff. unb uRein^oIb. SBiber
ben Aleinglauben 6. 10 ff., oertretene 9lnft(^t, roona^ bie 9lamen 3Ibra^am, 3|aal unb
3a!ob et^nograpl^if^e Sammelnamen toaren. SptmU in Sbram ^abe man eine 3^'^
bmmenftellung ber israelitif^en, ebomitif^en, moobitif^en unb ammoniti|(^en Söller»
f^often 3U erbliden (SDBell^ufen S. 322). 3n fpaterer ^tii ^abe man biefe Sammel» w
nomen als 9lamen oon 3nbioibuen ber fernen Sorseit aufgefaßt unb ben perfonli^en
Xrägem biefer 9lamen untoilRArli^ bi(^tenb eine Sef^imte beigelegt, in melier fid^
We zlnj^^auungen unb Strebungen biefer fpöteren 3eit refieftieren. „t)iefe fpötere ß^it
loirb ^ler, naq il^en inneren unb öu||eren (SrunbsAgen, abfid^tslos ins graue 3(Iterium
profUiert unb fpiegelt fi^ barin roie ein oerüörtes fiuftbilb ab" (SBell^aufen). „Slbram, m
ber SBoter bes (Slaubens, ber C5e^orfame, ber SArbittenbe; 3srael, ber (!5ottesJfämpfer,
— finb bie eigentlifien Äinber ber oon bem prop^etifd^en ©eifte be^enfdbten ?p^antafie
Ssraeb" (SReinbolb); „fie Jinb Sorbtiber bes reiften 3sraeliters" (fflSeir^aufen). 9Kit
bem Semeife freili^, ba^ bie ^atriari^ennamen urfprungli^ Jlolleftiobe3ei^nungen ge»
toefen feien, fte^t es fe^r mijjli^. 3[us (Sen 36, 9 folgt nur bie au(^ fonft befannte ^
104 Ofot^titit
t jn I II
2fyti\a^t, iah (Ebom im Unteif^iebe oon unb im (Beaenfa|)e m (Efau ht 8^ , ,
profotf^ei Keoe miA als SoHsnome oefagt iDurbe, iD%enb Sfou bogegen ctb $etfoii<
name galt; galt aber (Efau als ^erfonname, bonn [elbjtoerit&nbli^ ouc^ 3<dob unb
Sbramj unb (6en 49, 6. 7 n)tn nt^t gefagt fein, bag bie Israeliten, toenn fieoiten
s unb Stmeoniten i^ren iUiegsrat ^Iten, fi$ oon i^nen fem ^Iten follten, ba biete mit
Unre^t unb (Benmlt umgeben, [onbem nur bies, bag 3<^^^ ^4 fterbenb {eben wtkü
an einer 6innes» unb ^anblungsioeife ablelinte, mie fie bei Simeon unb Sjtüi ju finben
©ar, unb bafe er biefe jiDei Söljne in i^rer Kai^bmmenfc^ft unter bas übrige 3siael
Serftreut ©ünf^te (gegen SKein^oIb). 3n bem Jlamen 3ttram einen luibrüiwli^^n
10 Sammelnamen ju oermuten , ijt um fo unt^unli^r, als bie 3sraeliten biefen 9lamen
ni(^t ebenfo u)ie bie Flamen 3|aal, 3aIob, 3srael m \fycet Selbffbejei^nung oeruHmbten.
SBeü^aufen lann [i^ bem (Seoi^e biefes Sebemens nu^t entjieQen: er ge|te^ Mtn
JU, baft STbrc^am gemift lein JJoHsname fei wit 3faal unb fiot; er ^It Äbwm ffir
(Brabe ju oejroeifeln, bag 3sraels ^Bantafie in ber prop^f^en 3«tt, wenn fie einen
(Erjoater par excellence, bas SorbiU) eines regten 3sraeUters ^^nen roollte, gerabe
bas oon EJ toiebergeaebene Silb 9Ibrams entworfen ^e. äBeubmifen fagt oon ben
80 $atriar(^en naä) ber in EJ ent^Uenen S^ilberung: „SRutig uno mani^ finb fie
n\d)if aber gute ^ausmirte, ein toenig unter ber $errf^ i^rer mit mel^r Xemperament
ausgeftatteten (Ehefrauen. 6ie bienen bem 3a^oe loefentli^ in berfelben 3SBeife loie in
aef^i^tli^en ßeiten i^re 9{a(^Iommen; i^re ^ömmigleit bejte^ nic^t blog in D\i{tai,
fonbem in re^tf^enem ffianbel unb gläubiger (öoebung in ©ottes Pgung". «6*
26 aefe^en oon ber grage, ob biefe (Oarcdterifierung auf Slbram jutreffe. rofirbe bo^ mo^I
oas mannhafte, fe^be« unb frieosluftiae 3srael ber Jtönigsjeit ^5qft f&oerlic^ einen
mutlofen, oer SRann^aftigleit enlbe^renben, oon feiner grau oe^nfc^ten uRann als Sor«
bilb eines regten 3sraeuters ^inoqtellt ^n. Unb ntben ben oon 9ReinboIb ^or«
ae^obenen 3ugen bes Glaubens 9lorams, feines (gel^orfams unb feiner proitte, fie^
so in ber (Enä^Iung oon EJ bo^ auA eine 9{ei^ re^t menig oorbilbli^er: er gat feine
^albf^ioefter jum 9Beibe, loas nad^ israelitifd^er Slnl^una SIutfAanbe ift : er nimmt
gegen (gottes 9Beifung fiot auf feine SBanberuna mtt; troi^oem, bap (Sott i^m ilanaan
als Slufent^Itsort angemiefen fyxtj jie^t er oon ba naA Sig^pten; bie (Sfyct feiner (E^e-
frau feÜ er, u)abrf(^einli^ loieber^olt, ber (g^a^r ber ^erle^una aus; feine ®Iaubens«
86 juoerfi^t enoeift fid^ gelegentli^, wtm au^ nur oorüberge^enb, als ni^t frei oon 3Q)eifel
(®en 15, 8; 17, 17. 18). Da fi^ fomit eine «el^ oon 3ügen aus bem fieben
Slbrams als ^robult ber bi(^tenben ^Qantafie bes 3srael ber prop^etif^en S^xt fiber
einen ibealen Sl^nberm bes äJoIIes ebenfo loenig begretfen I5M, als ber 9lame SIbram
fiA als ur|prüngli(9er (Sottesname ober als et^nograp^ifqe iloUeltiobejeii^nung begreifen
40 Ia|t. fo loirb mo^I nxä)is übrig bleiben, als jujugefteben , bag ^am eine gef^i^Hu^
^erfon ift unb bog bie i^m^jugefcbriebene (gefd^i^te auf einer Überlieferung beruht, bei
meiner jioar, wk bei aller Überlieferung, jumal ber münbli^en. n)eber Ungenauigteiten,
nod^ Snoeiterungen, no^ Serfärjunaen ausgef^Ioffen finb, me\(S)t aber um fo grdgere
®IaubioürbtgIeit beanfpru^en lann, (e loeniger fie ben (Enoartungen oon einer 3beal«
« geftalt entfpnAt ober ]i^ als JRüdtoärtsprojeftierung fpSterer S^Ütn erroeifen ßhi Den
aegen bie (5ef^id|tli^fett geltenb gemalten ©rünben roo^nt eine ausrei^enbe Setoeis«
haft ni(^t inne. (Es ift jioar im allgemeinen ri^tig, baft fi* oon leinem einjigen SJoHe
ber (Erbe ein eigentli^er Stammoater ptorif^ nad^roeifen laßt unb bafi SöBer \iä) nid^t
in ber 2lrt einer gamilie bilben, fonbem aus allerlei Stoffen jufammeraoad^fen. Slber
w nxd)i nur, bafe bei 3srael man^es anbers ift, als bei allen übrigen SöHem, fonbem
Slbram ift auA niä)i in bem Sinne als Stammoater 3sraels gu beulen, baft alle
3sraeliten birett oon i^m abftammten: als §irtenfürft roanberte er an ber Spifte eines
(Befinbes, ©el^es jur 3«tt feines Jtriegsjuges jur Befreiung fiots etma 2500 Seelen
ftarf wax (ogl. m. bibl. (5efd^. I, 160) unb meines fpäter bur^ bie »ef^neibuna ((Ben
W17, 27) mit i^m gu einer religionsgeno|fenf(^li(ben gamilie oerbunben ©uroe, in
Äanaan ein; jufammen mit biefem (Befinbe bilbete oie SRai^fommenf^aft Slbrams eine
Stammeseinbeit, n)elAe fi^ allm&bli^ p bem Solle 3srael enoeiterie (ogl. Deli^fi^,
31. ilommentar über b. (Ben. S. 248f.). Dem »ebenlen, baft neben ben atferbauen»
ben Äanaanitem fein Äaum für ben 9(omabenfürften ?Ibram in Äanaan aeroefen fei, ift
^ bie boppelte X^atfa^ gegenüber gu ftellen, einmal bog uns bie Di^tigleit ber lonaanu
Skro^attt 105
ttt^ SeoSQttung {ener 3^it fo gut lote oöllig unbelannt tft , foioett aber etoo aus ben
HimoBen oon (Ben 14 unb anberem eht S^Iug SuISffig eif^emt, es ftd^ me^r enq^fiep. fte
itieorig als fie bo^ ju f^^en; unb bann, ba|[ neben ben aderbauenben SstaelUen
Me Ste^tten bts ^m Untetaang bes 9{et(bes 3uba in ilanaan nomabifterten. 9Benn
man ferner ben btblif^en (Ersäjlungen fiber bie ^otrior^en borunt bie ®ef^t^tli^leit 6
ü^fidSjH, toeil no^ in ber 3^it SMes unb fpater|in 3^^^^ ^^^ ^f ^^ Sinai baufen*
ber ®eioiUergott geioefen unb oon oen jugleid^ beut 24)temi5ntus ^ulbigenben tsroieli*
tif^n 6t5nnnen tn fetif^iftif^er 9Beife oerebrt n)orben fei, fo rul^t biefer (£inn)anb auf
ber übergroßen itü^ni^it, aus einjelnen (Erfmeinunaen bes religlBfen £ebens 5ur S^ü
Vlofes unb ber n&qfifolgenben S^H auf (ßletd^^eit ber reltgidfen Slnf^auungen unb®eMo
iDofoi^eiten mit benen ber um 2000 ^obtt jüngeren Araber jur 3^it ^ox lUhi^ammebs
S[ttftreten Mliegen gu mollen, obglei^ [i^ bie Israeliten leiner n^eren äJenoanbMaft
gerabe mit oen Srobem beougt toaren unb Ji^ bie 9leIigion ber Straber oor SRunam«
meb ntAt als ein ^etrefaft aus früheren 3^Qu[enben enoeifen lägt. 9}on bem 93er»
fiu^ ober, aus ber (ErsS^Iung über bie Slusfenbung ber Aunbfqofter 9lu 13 f. auf i6
llTmej^i^tli^Ieit ber ^atriar^en 5U [(^liegen, n)eil in biefer (Enö^Iung es no(^ fraglim
erfqleme, ob Aanaan mr 3srael einer (Eroberung mert unb bieje mögliA fei, mä^renb
beibes auf (Brunb ber ^otriar^engefd^iAte oon oom^ein jpetfeUos geroig geroefen n>ärei
^e fd^on bie (Enoigunq ab^Iten foUen, bag biefelben Serfaffer, mel^e bie (Ersä^Iung
oon ben ftunbf^^jrftem ntebergef^rieben baben, i^rerfeits ber feften Uberjeugung maren, ao
bog Z^fyi^ ben ^atriar^n Sos £anb ftanaan oer^eigen ^e, unb bo^er bei i^rer
(Eiii^Iuna fiber bie ftunbjAafter R&er oon ber 93orausfe^ung ^ausgingen, ein oerftän«
biger fiefer loerbe barin leinen SBu^erfpru^ mit biefer i^er Überjeugung erbliden. Um
meiflen geeignet, gegen bie (gef^i^tlidnleit ber auf uns aelangten (ErjS^Iungen über bie
^^otriarqlen Sebenlen m enegen, fd^eint ber groge jeiütd^e ^jtanb ber Gegebenheiten »
oon ber (Entfte^ungsjeit ber im E J P oorliegenben uuenenfd^riften ber (Senefis. Aann
ft^ auf bem 9Beae mfinbli^er flberlieferuna 3<^^unberte ^inbur^ eine juoerMige
(Enrnierung an fr&ere (Ereigniffe er^Iten ^aoen? 9Ber ni^t bie ferne Sergangen^eit
no^ ben Ser^mtiifen bo (Begeraoart bemigt, mirb bies nimt leuonen Qnnen, jumd
100 es fii^ um Überlieferung oon Sreigniffen mefentlicb reliatöfer mt ^anbelt. ^abenio
boA au(^ anbere SSHer^ mie^bie 3nber unb bie SaUter, i^re religidfen 3[nf(^uunqen
auf bem SB^e mfinbluber Überlieferung 3(t$^^unberte ^inbur^ fortge^anjt. 9lt^t
minber ijt aber au^ bte 9R5gIi(^!eit sugugefte^n, bag bereits ben Serfaffem ber
QtteKenfqrfften ber (Senefis Stufjeid^nungen aus fe^ alter, felbft oormofaif^er 3^it
oorlogen. S^nfaüs bfirfte bie (Entfte^ung ber nur lei^t überarbeiteten (Erso^Iun^ss
®en 14 aus oormofaif^r 3^it lei(^ter begreifli^ fein, als aus ber exilif(^en 3^^
burA einen in ben babqlonif^en ^alaft* ober Zentf^elari^ioen arbeitenben 3uböer (ftönig,
(EinL 6. 380 ff.). 3ft aber bie 3RdgIi^Ieit junigeben, baft fi^ eine guoerlaffiae Xra«
bttion fiber 9Ibram bis auf bie 3eit, n)o bie uueüenfi^riften ber C5enefis entftanben,
eibatten babe, fo f&IIt ^iemit auc^ ber le^te ®runb meg, ibn tro^ allem, mas na^ ben m
obigen msfiäpngen oagegen fpri^t, ffir ein Sagengebiloe, ein ^robult ber fpateren
tsiaNditif&en $^antafie gu erHoren. (Es Jei auc^ ^ter an ein 9Bort SBelibaufens (ilom«
^fition 6. 346) erinnert, melAes er allerbinas 5un&(bft in anberem 3uf^^^^#^9
niebergef^eben ^: „SBenn fte (bie israelitifd^e Xrabttion) au^ nur mbgli^ ift, jo
iDore es X^or^ett, ibr eine anbere aRögliAIeit oonujie^n". %I. auA o. £)reUi,4fi
SBiber unbere^gte 9lRa(^tfprü^e; ilittel, (6t\ä). ber ^ebr. I, 151 ff.; Diumann, (ge«
nefis« S. 217ff.
Bon ben brei Quellenf^riften , aus ©el^en ber SJerfajfer ber (6ene|is feine Dar*
fteüung bes fiebens 9Ibrams mufioif^ gufammengearbeitet fyA^ lagt fid^ lerne oollftänbig
rebnftoieren. Slu^ nid)t P. Denn ttellt man bie Stüde aus P über bas fieben w
Hbntms jujammen, ©iej. 3J. oon SBell^aufen, ^rol.* 6. 331 ff., gefdie^en, [o entfte^t
ein fo ungleid^&^iges (Sanitf aus meld^em (5en 17 unb 23 gerabesu ftoreno j^roor*
ro^ \hA bie urf^ngli^e (5eftalt biefem relonftruierten (Sanjen unmogli^ 9^^^^^^'
lo^n fetn lann, oielme^ na^ ®en 17 unb 23 5U f^Iiegen ein unglei^ reimeresaßa«
tertol oeboten ^oben mug. Die Quellenfd^rift E lögt fi^ jum erftenmal ftd^er tn (gen 20 ^
na^^ifen. Die Oueüenf^rift J ift nomentli^ für bie fpateren 3a^re Slbrams nur
Ifiden^ erbalten. Da uns fomit feine ber brei Quellenf^riften me^r ooüftönbig oor«
liegt un^ wu au^ ni^t loiffen lonnen, toas alles urfprflngli(^ in i^nen erjä^It mar, ba
femer fogar einjelne Seftanbteile ber (Senefis fi^ nid)t mit ooller 6i(^er^eit ber einen ober
anberen uueHenfc^rift jumeifen laffen, fo mirb fic^ eine Darfteüung bes fiebens 9lbrams ^
106 VbMiätm
in beut Vertrauen. ho% ber akifoRer bei (genefis mit (Einft^t unb ^eue ataxUikt
fyiit, juna^jt an Die oon i^m oolljo^ene 3uFamTnen(a&ettung Qn}u{(|Iie^n ^ooen. So
unumgängli^ ober anä) biefe Slb^ngtgfeit oon ber in ber (Senefis oorli^enben 3u'
lammenarbettung nai^ £a|e ber Dinge ift, |o i[t bamit bo^ nu|t ausge[($Iopen, baft
5 alles (Eitgelne auf [eine iu2öglidb!eit unb äBo^rf^inli^tt gepru^ loerbe. Ünb bie|
ißrflfung loirb oon bem ^iftorifqen (BeioifTen jur ^flid^t gemaqt. Sluf oorangegongener
berotHaer ^rfihing ru^i bi^ folgenbe DartteOung.
tlorants Vioi9X toot ber [emitifAe ^trtenffi^ 2:^era^ in Ur Aasbim. Die Soge
un Ur itosbim ijt jmeifel^aft; too^rf^einli^ ift es an ber Stelle bes gütigen 9Ru«
10 g^eir auf bem n)eftlid)en Ufer bes (Eup^rat jtoifi^en SabQbn unb bem pemjd^en 3Reer>
oufen ju |u^en, f^erli^ im 9lorbo|ten bes 3^^ift^^^^I<^n^^> ^^^ in vln^apod^itis.
Unter !Qera(^$ brei Söhnen loor 9[bram n)o^I ber ältejte, nid^t mie burc^ bie Slngoben
oon 9I(& 7, 4 unb !p^ild, de mlgr. Abr. p. 415 na^ gelegt roirb, ber füngfte (oal.
meine btbl. ®ef(^. I. 97 f.). Sr oermä^Qe \id) mU [einer um 10 3a|re jflngeren $a&«
15 f^roefter Sarai (ogl. (Ben 11, 29 J; 17, 17 P; 20, 12 E), blieb aber, ba Sarai un*
fru^tbor roar, finberlos ((Ben 11, 26—29).
Ws !£^era^ oon fernem Sobne ^an bereits (Enleßinber bejag unb [omit |$on
ein jiemliA ^o^es Sflter tmiäfi Qatte, fagte er, unb jioar naä) (Ben 15, 7; 9leb 9, 7
infolge göttlt^ Fügung, ben (Entf^Iug, mit {einer ^ramilie nod^ Aanoan iibenuftebeln.
20 2)er nöAfte 9Beg ba^in ^otte i^n quer bur^ bie [Qrif^ ^ arabif^e 9Bilfte geffiH Da
aber biefer 9Beg für i^n als einen 9lomaben unb Sefi^er grober gerben unpaFfieibar
mar, jo 50g er 5unä^ft im Cuo^ratt^Ie norbmörts, um oermutlt^ iloer (Ebejla, SIeppo
unb Damashis in Aanaan etnsumanbem. Das anfön^Ii^ beabfi^tigte 3i^I f^i"^
SBanberung errei^te er inbeffen niAt. 3(Is er bereits bis C^aran, fflbu^ oon (Ebeffa,
S5 oorgebrungen mar, befc^log er, maJ^rf^einltd^ bur^ ben SBaffer» unb äÖeiberei^tum jener
(Begenb beftimmt, [i^ I|ier 5U bauembem Slufent^alte niebequlaffen ((Ben 11, 31 fP).
(Einige 3a|^te na^ ber Slnhinft X^era^s in (E^an begann (Bott fiA bem Slbram
in augerorbentli^er SBeije ju offenbaren unb i^n für bie i^m jugeba^te Slufgabe, ber
Sl^n^err einer i^m ausf^liegli^ unb ma^r^oftig ange^renben (Bemeinbe inmitten ber
80 Söllermelt ju merben, beranjubilben unb ausjureifen. Die Sef^affung einer fol^n
(Bemeinbe behufs äJenotrfli^ung ber göttU^n ^eilsgebanlen mar burd^ bie bamals
bereits in ber uRen{(^^eit eingeri|{ene religidje flEntartung oemotmenbigt Die Aenntnis
bes lebenbigen (Bottes unb ber lebenbige (Blaube an i^n mar im 3Iusfterben begri^en.
Selbft in ber oöterli^en gamilie Slbrams ^enfd^te ^olqt^ismus (ogl. einerfeits (Ben
86 24,50. 51: 31, 29. 49, anbererfeits 3o[ 24L2. 14. 15; (Ben 31,19. 30—35; 35,2—4).
Sollte baber jene (Erfenntnis unb jener (Blaube ni(^t oollftönbig aus ber SRenfc^^it
oerf^minben unb biefe nid^t abermals unrettbar bem (Beriqte entgegenreifen, fo
muRte (Bott iwcä) augeroroentli^e unb unoerfennbare Selbftoffenbarung entg^en-
mirlen unb fii^ ^ieburd^ eine (Bemeinbe fold^er bilben, bie [idb i^m millig unb
rüdR^altlos Eingaben unb tnfolgebes 5ur 3}ermittlung bes feiles an oie ganje 3Ren[(i^^eit
geeignet mören (ogl. bie Sejeii^nung ber ^atriardjen als O"«:?? (Ben 20, 7 E ; ißt 105,
15). 3wm Slnfänger biefer (Bemeinbe mar 8lbram auserlesen. Um i^n für oiefen
feinen Seruf ^eran^ubilben, bemirlte (Bott in i^m bur^ mieoer^olte Ü^eop^anien . bur^
Ser^i^ungen unb Deren (Erfüllung , burd) munberbare SRai^tenoeifungen unb u^ens-
45 rei^e ^bensfü^rungen bie felfenfefte (Bemi^l^eit oon feiner ma^r^oftigen unb aus|(Dlteft«
liäen (Bott^eit unb eine bebingungslofe ^tngabe an ihn unb feinen SBillen. 3n bie|er
Slofi^t fud^te er i^n 3unäd|ft ben oerberbli^en rcligiöfen (Einflüffen feiner gamilie ju
enhie^en unb i^n in eine £a^e 3U bringen, in melier er fi^ ganj unb gar auf ben
S<9u^ unb Segen bes lebenbtgen (Bottes angemiefen fa^. (Er befahl i^m.
au^er alle
w Sesie'^ung 3U feinen Senoanbten 3U treten, aus (E^oran aussumdnbem unb fo lange
fort3U3teSen, bis er jelbft i^m bas 3i^I f^i^^^ SBanberung als enei^t beseiAnen merbe.
Dagegen molle er i^n, ben finberbfen, beffen SBeib unfru^tbar mar, 3um Stammoater
eines großen 9}ol!es merben laffen, i^n überfd)möngli^ fegnen unb ii^n 3um Sermittler
bes feiles für alle 3}öl!er ber (Erbe ma^en (über (Ben 12, 3 ^ oal. meine bibl. (Bef^. I,
55 99 Jbte 3). Diefes Befehls* unb Ser^ciftungsmort ma^te auf i^n einen fo tiefen
(Einbrud, bag er ber erhaltenen 3Beifung in gläubigem (Be^orfam 3U folgen bef^tog
((Ben 12, 1 — 4J; ogl. §br 11, 8—10). Sreilii^ mar biefer ©eborfam no^ fein
oolliger unb ber (Blaube no(S lein ausgereifter ; ^ram befanb \\ä) oielme^r erft no^ in
ben anfangen bes (Blaubensge^orfams. Denn bie S^eibung oon feiner gamilie ooll«
^ 30g er nur teilmeife, inbem er feinen 9leffen £ot auf bie 3Banberung mitnahm ((&en
40
WnOim 107
12, 4. 5 JP); unb auf oSttli^en 6&u^ in frembem fianbe meinte er nur in bent
gerne r^nen ju bfixf en, bag eigene SRoc^t unb ftlug^tt etxoa nic^i ausreißen [ollten,
t^ Slqet^it oor CBefobcen ju oeifd^en. £e^eres oeranlagte i^n, glei^ bei Seginn
bes 9Banb«r}uaes mit fernem 9Beibe Sarai bie {iitli^ bebenllii^e Slbrebe m treffen,
bag [vt äberalinur i^r gefd^ifterli^es 93er^altnis ju einanber belannt loemn laffen s
iDonten (®en 20, 12. 13 E).
9lbram iDor 75 Raffte alt ((gen 12, 4P), als er jufommen mit £ot an ber 6pi^e
eines (gefinbes oon 2000—3000 Seelen (ogL (Ben 14, 14 mit 12, 5; 13^ 2. 5. 6)
Cbaran oerlieg. (Er fAIug eine fübmejtli^ 9{i$tung ein unb lam |o naq ftonoon»
9l5 er bereits bis in Die SRitte bes £anbes ooraebrungen loar unb im (Eidben^ine to
(ogL (&en 12, 6 mit2)t 11, 30) SRores (?) bei St^em lagerte, er|(^ien i^m mü unb
o^ie^ i^m, biefes fianb [einer bereinftigen Sla^IommenJc^ 5U eigen geben ju molkn.
^iermtt »ar i^ Aanaan als bas fianb be^eic^net, meines (6oü bei bem Sefel^Ie, ^<
ran au oerlaffen, als bas 3^1 [einer äßanoerung in 9Ius[i^t genommen ^otte (Cpen
12. 6— 8J). Iro^m aber lieg er [i^ burc^ eine einbre^nSe Hungersnot oeran« is
loffen, itanaan jeitoeilig n)ieber 3U oeranlaffen unb m& bem fruAtboreren Sgm^tett
fiber}uftebeln. unter melier äa9^f^n D9na[tie bies gew<4 ift ^^i ^ oügemetnen
Unfi^erbeit über bie Dauer bes mittleren ag9()ti[d^n iRei^es ni^t ju be[timmen.
SBol^eno [eines Sluf entöltes ba[elb[t mugte er jum erftenmale erfahren, ba^ jene bei
Segtnn jetnes äßanoerlebens mit Sarai getroffene SIbrebe i^m lemesro^s bte geäffte so
Siäer^it gen)8^e. !ijxm Q)urbe i^ [ewft lein fieib jugeffigt, oielmepr um Sarais
loiHen mit oer grölen greunbliAIeit beg^net, bagegen aber rourbe Sarai als bie [d^Sne
unb oermeintliA {ungfrSuIiAe S^roefter ^ams unter ^fyxtcm grauen aufgenommen.
Shir burd^ (Einfcbreiten (gottes blieb fie oor umoärbiaer Serfi^ng beom^ Wmm
ober iDurbe für (einen SAmac^Iauben baburc^ aejfi^tigt, bag ber ^eibnif^e jtbnig i^ »
feinen Slangel an (&er(ü)9eit unb Offen^it oodjielt um) i^n jum Slbjug aus [einem
fianbe oeranlaftte ((Ben 12, 9—20; oal. 3e[ 43. 27 (?) unb ^[ 105, 14. 15).
CEr !^rte jeM loieber naA ilanaan }urüa. Hier [aq er [iq balb barauf genötigt, auc^
borin bem gottli^en 9BiIIen nad^julommen, oak er \\ä) ni^t blog tetIxoei[e. [onbem
gon^i^ oon feiner ooterli^en gamilie \(fym. miä^ oon bem le^en Senoanoten , mit »
loeupem tt nod^ in (Bemein[4aft [tanb, au^ oon [einem Steffen fiot mu^e er fi^
trennen. Da bas bereits oon ben itanaanitem befe^te fianb ju einem gemeinfamen
SBeiben ber gerben SIbrams unb fiols niAt 9{aum genug bot unb infoigms jioifi^en
ben beiberfeitigen Wirten Streitigleiten ausbra^en, Jo mamte SIbram fetnem 3l^tn oen
SorHblaa , fortan getrennte äßeae m ge^en. Selbftfud^tslos flberlteg er bem lefeteren ^
bie Sor^anb in ber äßa^I bes mnftigen üufent^Itsortes. Unb biefer erfa^ fi^ bas
fru^ftare Sibbim^I tro^ ber (Bottlofigleit Jeiner Seioo^ner jur SBo^nftötte. ^am
oag^en nxtnbte [im u)ieber ffiboorts unb f^lug für längere 3^il f^in Stanbquartier in
bem GiJ^vfyAnt SRamres bei Hebron auf ((Ben 13, 1—18 J).
Unmittelbar na^ feiner Trennung oon fiot toor i^m (Bott erf^ienen, um i^m [eine ^
ooHiae fiosI9[ung oon feiner gamilie baburi^ ju b^nen, bag er t^m bie Fertigungen
oon oer 3a^no[en Serme^ng [einer bereinftigen 9{a^Iommen[d^a^ unb oon bem Se«
fi^ Aanaans mieber^Ue uno t^m bas ganje fianb behufs beliebigen Slomabifierens
ur Serfügung ftellte ((Ben 13, 14—17). SBor 9[bram ^ieburA f^on {e^ in ben
»ien Coenuh Aanaans einberiefen, [o ergab [i^ für i^n emige ^tii borauf eine (Be« ^
sgen^it, [iq auc^ als Sd^um^erm bes fianbes ju erroeifen. Die Stobte bes Sibbim«
males roaren, oermutli^ 3u[ammen mit ben Seroo^nem bes O[tiorbanlanbes unb bes
ffiebtr^es Seir, meiere 3^^^ ^ox ber (Eimoanberung Slbrams in Aanaan oon bem
elamitif^n jtonige ileborlaomer ((Ben 14, 4) tributpfli^tig gemalt toorben, Ratten
fe^t aber bie fernere Xribu^lung oerroeigert. Da nun Aeborlaomer bem Sefi^e ber ^
AarooKtnenftraBe aus Sabqlonien an ben alaniti[(^en 9Reerbu[en einen großen äBert
beilegte, fo unternahm er in Serbinbung mit bret anberen itönigen bes 3to^ifi^ome«
lonbes efaun neuen itriegsaug gegen bie ^Imoo^ner bes 3o^i>^Yrt^I^s unb geaen bie
Sbabo. Überall fiegrei^ f^Iug ileborlaomer au^ bas $eer bes Sibbimtbaies unb
fAIeppte bie Sexoobner jener Stöbte, barunter au(^ fiot, näft all i^rem $ab unb (But ^
als Seute mit [i^ fort. 3[uf bie iRa^ri^t oon ber (Befangenfübrung [eines 9leffen
eiUe Xbram mit [einen tii^tig[ten ilne^ten unb einigen lanaanitif^en zBerbünbeten ben
Sieaem nad^^ SQberfiel [ie bes Staats im Sterben Aanaans, [^lug ie unb nal^m ii^nen
bie Tm Sibbimt^ gemalte Seute n^ieber ab. Die[e 9iettungstbat 9lbrams u)urbe
oon ben Aanoanitem felbft als eine i^nen 3u gut oollbra^te angefe^en. Slls er auf ^
108 ntOtam
Ittm KäibtMge naä) 5eInon in bfe 91S^ von Salem, uM^rfc^mlit^ 3<™fiil«n> (oiii>
trat i^ bei Ianaaniti[t^e StBnig tite|et Stobt, aJIel^ifebef mit Slomen, entgeaen tinb
gab Mtn X)on(e bes iianb«s gegen |einen (Enettet bobur^ einen Slusbnut, mr er i^
unb bie Seinen mit Srot uns SBein btioiitete unb als ein $tie(tn bes obetjnn unb
t Jomlt Kiaf|i^aftt(|en (Sottee i^m ben Segen ble|es (Lottes atnnfinf^te. ObgleiA nun
abiam bereits oon ffiott jum Segensmtttler für alle ffietcfile^er b« ©:be ermö^u nwr,
no^m er biefen Segen i)o& als ein t^m (e^r enDünf^tes Sut entgegen unb booies
bies baburtf), ba^ er ben 3^>iten ber Seute, buni^ be{fen Sntriätung er (Sott feinen
Sanf für ben gfüdliitien (Erfolg [eines Aiiegsjuge« bestätigen nioUte, aerobe an SReI=
10 d)t|ebel, Kwl^r ibn als ^rieftet bes n»^ ®otte« gefegnet Statte, übergab ((Stn 14;
ungeniijer Sbtunft). Die twi[i^ Sebeutung biefes Vorgangs ffiliit ber $uirflcdcief
6, 20J. auf ffirunb ber SBeilJoguno JJf 110, 4 be« nffitoen ous.
Mittlenseile oeroing 3o^ auf 3ak, obne bog fu^ an übrom bie So^i^ung
eines £eibeserben erfüllt fätte. 3n [^meijli^er Hefignation begann er ßA berttts
it batein }u ergeben, ia^ er linberlos bleiben »erbe, ©ottes Ser^i&ungen fiq mlfi|in
nid|t in i^em oollen Umfange an i^m ju öenöirtlii^en ffiienen. Um bieten feinen
loanienben ©lauBen ju [tfrrlen, erf^ien ifin (Bott etu» 10 ^dhit no^ ber CiniDanbe«
rung in fionoon oon neuem unb mieber^Dlte ibm bie Ser^inung eme» ijeibeserfien,
bellen 5Rad|tommenfd)aft ft^ bis jur ^o^noligleit oerm^ren (oHe. Itiefe erneuerte 3"'
M läge (Lottes genügte, um i^m tro^ oei JAeinboien pQqfifäen UnmbgliAIeit ju iener
DöQigen ISiaubensjuoerfi^ ;u iwr^elfen, auf ®iunb beren un ®ott ab feinem Sufllen
entfine^enb erod)ten tonnte (Sen 15, 6; ogl. 915 4, 3- 3a 2, 23; <5a 3, 6). 91s
i^m bann aber Sott auc^ bie !^M\aqe loieberVlte, bo^ ^ine Stai^lontmenUaft bereinfl
in ben Sefi^ flonaons treten werbe, erfüllen i^m btefe Ser^eifeung, jumeift ido^I um
16 besroirien, toeil biefes ßanb bermolen bereits oon einer äo^Ireiäen uni mächtigen »e>
oBlfening befe^t mar, als etioas fo gewaltiges, bog er ber gSttlit^en 3ofoge Wa ni^t
ben (Slouben üenoeigerte, woffl Mtet boton meifelte, bafe er fie im ffilauoen loeAe feft-
^Iten lönnen, unb bo^er (Bott um ein Sötgltlioft leiftenbe» 3eit^n bat. Seinem
SIoubensDertongen ntillfofirte ®oft in tieffter $erabla|fung babur$, bag er |ii^ jur £r>
Mffillung bie[er Serl)eigung bun^ bfe[elben (Ceiemonten oeipflt^tete, unter iDelqcn bie
Süenf^en eine feierli^ eiblit^ 3ierpflt(fttung ju beftimmten fieiftungen ju üBeme^mtn
pflegten ((Ben 15; greWenteils aus J; ogl. ^ieju 3« 34, 13).
Da Sarai fii^ unfra^tbar ü)ü|te, fo fui^te ]it SIbrom ie^t bobun^ jur ©eaiinminfl
bes roiebet^olt oertieifeenen fiefbeserben ju oer^elfen, boft fie i^m ifire ämptiWe SHagb
86 Sogar beigeteilte. Dieje niarb outti in ber a:f)Qt Idjmanger unb gebor igm in feinem
86. 3a^e einen Sofm Slomens 3smnei ((5cn Iß; fo[t gonj flus J). 3n f^ meinte
SIbrom um fo me^r ben So^n ber ajer^eihung erbliifen ju niuflen, als ifim ein »eiterer
So^n nid)t mebr geboren niurbe unb allmSqlid) aucb feine ajtannesbqt eilof^ ((5en
17, 17. 18). alber gerobe ben 3e'tpunÖ, u") für 8(bram narf) bem natfirli^en Sauf
«0 ber Dinge bie p^qlif^e ÜTlBglit^feit ber (Eneugung einer Sta^fommenfc^ gefdimunben
nwr (MB 4, 17—21; §br 11, 11. 12), ^otte (Bott fiiii auserlefien, um ifyn ixämä),
bog er i^m bwt) noii) uon (einem SBeibe Sarai einen So^n wenne, ben unroiber'
^edjli^n SBeioeis loie oon |einer Ber^ei^unastreue , [o jnglei^ oon [einer unenb=
iK^en SDloi^t unb biemrt uon feiner »obren ffiotüieit ju geben. 3u feiner Vorbereitung
*s auf bte ©eburt biefes Sohnes erfolgte in feinem 99. ßebensja^e eine neue I^p^ie.
(Bott raieber^olte äUDörberft bie 3ufi§ening, bofe et feine frübet gegen i^n eingegangenen
Serpfliditungen tiolten ©erbe: er ©ill feine 9tad)(ommenf(t|aft [o feljr me^n, w6 mon
i^n nt^t me^r Sbram, [onbem Mbro^m nennen »erbe ((Ben 17, 1—8. Der illame
Slbmm ift mo^i^^einliQ gleich ^iram unb bebeutet bonn loo^I „ber, be[fen Sater Stom
10 b. i. ber $obe, nfimlii}| Sott, ift" ; bie (Etqmologie bes STomens älbro^m ift unbun^"
listig; obmoQl nur P, oon meldiem (Ben 17 ^eiftammt, bie 9Iamensänberung beri^iä,
finbet [td) bo^ ber Slome Slbro^am fortbin lonftont auA in ben CErjS^Iuruien aus E
unb J). Sobann legte er aui^ i^m unS ollen [einen ^tatblommen eine verpfU^tung
ouf: ^o^om Jon jeM an (ii^ feßi^ unb allen ©liebem fernes §aufes, nielt^e mfirni-
u Il^en (Sefmlediies ftnb, bie Sef^netbung ool^ie^en unb besgleidien foll forton allejeit
jebes AnSblein, bos im ^aufe ^Ibra^ms geboren mirb, am oAten tiage na^ [etner
©eburt bef^nitten toerben (<Beit 17^ 9—14). Die Sitte ber SBef^neibung bat ber ben
oetfidiebenen SBllem, bei loel&en fie fii^ ftnbet unb jum gräfeten leil unobQfiiigig jon
ibrer CinfÜ^ng in ber Somilie ^ro^ms ouftrüt, eine Der[ii)tebene Sebeutung. Über
«• iQrc Sluffalfung bei ben m^ommen Slbro^onis geben Stellen mie fie 26, 41 ; ÜJt 10,
VbtOiüm 109
16; 30, 6: 3er 4, 4; 6, 10; 9, 25; C^ 44, 7, 9; «(5 7, 51 bas nStige fiiit. Sie
oeifiittimlblU^ bas ^tim^un bei bem 9Ren[^n oon 92atur an^oftenben Unreinheit ber
Sfinbe unb bie hieraus rejultierenbe, für eine ®emeinbe ®otte$ unerlogli^e [ittliAe
XeinJ^it 3n(ofem aber bte Sejdbneibung gerobe an bentjenigen C&Iiebe bes ntenfq«
Iv^n fieibes DoDjogen toirb, loelqes ber 3eugung bient, roeift Jie insbefonbere barouf 6
(in, boft jur gfortpflanjung ber ®enteinbe Lottes fittli^e 9letn(eit auf jeiten berer
erfoiberlu^ fei, loel^eju iqrer gottpflanjung berufen [inb. Srft na^bem bientit SIbra«
fym bie t^ bel^ufs Segrflnbung ber (5emeinbe Gottes obliegenbe Serpfli^tung ein«
gefd^firft nxtr, tmobe i^m bie ®eDurt eines Sohnes ber Scorai ongelünbigt: ®ott brfo^I
^m, fein 9Beib fortan ni^t me^r Sarai (bie Deutung bes 9lamens ift unfi^er), fon« lo
bem Sara^ b. L Silrftin ju nennen; benn bur^ ben Iroft göttli^en Segens oon Uft
m gebarenben Soqn n)erbe fie SO^nfrau oon jtonigen loerben (®en 17, 15. 16). SIIs
bei Xbra^ bas Sebenlen aufftieg, bag 5ur Senoirfli^una ber 3^]%^ bie notfirli^en
Sorousfe^ungen bereits fel^Iten. beburfte es nur einer SBieber^oIung ber 3u[age oon
leiten Sottes , um bei t(m alle 3tDei|eI 5u oerjAeu^en unb i^n xa oeftimmen, behufs is
Crjeugung bes oer^eigenen Sohnes bte laftige Operation ber Sefqneibuna an fi^ unb
ben Seinen ju ooUsie^en (®en 17, 17-— 27). Dur^ eine balb barauf erfolgenbe aber«
malige X(eo)^nie u)urbe bann au^ Sarab auf bte i^r beoorftebenbe 9Jcutterfreube
oorbereitet Sei \bt aber loar eine fStmlUbe Überführung oon Gottes Sllboiffen^it
uid) ein no^brfidliqer ^iraoeis auf ferne Slunta^t erforberli^ , um i^r anf&nglimes 20
3n)eifeln m ber (Enfillung ber Ser^igung in gläubige Hoffnung ju oenoanbeln (Coen
18, 1— 15J; ogl. §br 11. IIX
Unmittelbar an bie lejte libeopbanie f^Iiegen ]x^ ya>ti (Ereigniffe an, mü^t einen
oeileren Sinblid! in bie Sef^qfen^eit bes (Slaubenslebens Slbrabiöms in jener 3eit
geiDobren unb jetoen, loelAen S^ioanfungen es noc^ immer ausgefegt wox. Ws Gott 25
^m Ktnen (EnqAIug mitteilte, bie St&bte bes Sibbimt^es u)egen tbrer (immeMreien«
ben littod oon oer (Erbe biraoegjutilaen, n)agte er im Glauben an Sie göttli^ 3uf<^9e»
bag er ju einem Segensmtttler mr bte aanje SBelt beftimmt Jei (ogLGen 18,17—19),
tiofe bes niebj»f^mettemben Gefühles feiner eigenen 9ci^tiglett gegenüber ber SDlajeftat
Gottes mit biefer (en)enmfitig unb erf olgrei^ um bie 93a:fc9onung ber in Itntn Stöbten ao
etiDa oor^onbenen Geregten ^u ringen (Gen 18, 16—19, 38 J). 9Qs er bann aber,
sw^rf^eimic!^ infolge bes Gerüstes fiber bas Sibbimt^I, bie Gegenb bei Hebron oer*
loflen ^e unb noA Gerar auf ber Sugerften Sübgreme Aanaans fibergefiebelt mar,
lieB er j^ bort benfelben S^a^glauben ^u f^ulben lommen . mie ma^enb (eines
Sbifen^oltes in %9pten, unb mürbe bafflr tn ä^nli^er, nur no4 emfjfinblu^erer SBeife 36
ge^iA mie bamals (Gen. 20 E; ni^t notroenbia Dublette oon 12, 9—20).
Sin ^dSft na^ oen X^p^anien, hmi) müi)t Slbra^m unb Sara^ auf bie Ge«
butt eines Sohnes aus i^rer (Ef)t oorbereitet morben maren, genas Saraj^ tm 100. 3<^te
fCbrabams eines ilndben, meU^er meifungsgemög ben Flamen 3faal b. i. Saä)tn er^iett.
9Rtt ber <$reube über bie Geminnung bes Solines ber 9}er(eigung oerbanb fi^ jebo^ 40
fiir SCbra^om fd^r balb f^on ber Smjnerj, ben SoI|n ber $agar oon fic^ megmeifen ju
muffen. Die andere Seranlaffung qieju bot beffen aRigoer^aßen gegen Sfad; nadb
bem gSttlidben ^eilsplane aber follte btebur^ ber Gefahr oorgebeugt merben, baj; ficQ
bie oer^igungsgemäg erjeugte 9la(^iommenf(^aft mit ber natürli(^enoeife erjeugten
oerm^ (Gen 21, 1—21 E; ogl. Ga 4, 29. 30). 45
!bie SJer^eigungen, weUft ^am ffir fein eigenes £eben ju teil gemorben maren,
Rotten fiA nunm^ erfüllt: Gott I|atte bem Ainberbfen, beffen 9Beib unfruchtbar mar,
eine 9laqIommenfqaft gegeben unb ffin in bem SRa^e gefegnet . xtiä) unb mä^tig ge«
ma^ baft einige ^eit mä) 3faa(s Geburt ber p^iliftaifqe Jtöntg ^imeleA oon Gerar
es at^e^eigt faiu>, oen i^emblmg 9lbra^m fogar bur^ einen formli^en Sibf^ur ju so
einem ppeunblic^en Serbalten gegen fi^ uno feine Sta^fommen 5U oerpfliAten (Gen
21, 22—34 E). Die Lebensaufgabe 9Ibra^ams tonnte je^t als erfüllt erf^etnen. Da
er inbes niAt nur jum Sl^n^erm ber Gemeinbe Gottes, fonbem au(^ jum Sorbilb bes
Gloiibensge^orfams für bie Gemeinbe Gottes beftimmt mar(9?d 4,11. 16 ff.; Ga3, 7;
'^ 8, 39. 40), fo muMe fein Glaube jur oölligften Slusreifung gebraut merben* Unb 66
u bebur|te es ber benlbar f(^merften iBrüfung feines Glaubens. Daber erging an
oon fetten Goties ber Sefe^l, i^m leinen So^n 3faal auf einem oer Serogbfel
bes fianbes SRoria (?) als Sranbopfer barjubringen. S(^on bie beiben X^atfo^en,
bag 3fäal ni^t nur üoer^aupt als ijpfer, fonbem fpepll als Sranbopfer bargebraAt
]0e»en (oQ uitb bag bie Darbringung biefes Sranbopfers an einem beftimmten Drte eo
110 Vfftüi^am Sfero^attt a @aitcta Slara
Donogen toerben foll. bre^en entf^etbenb gegen bie Sel^mtpiung oon ^engjtenberg,
3. $. fionge u. q., dqb eine bbg getftlt(^e mfopferung 3faQl$ anbefohlen gemefen
fei, unb bon Slbro^am, als er fi^ onf^idte feinen So^nju töten, ben jBttli^n Sefe^I
lebigli^ mtRDerftanben ^abe. Um nun bem i^m ^emorbenen Sefe^Ie $oIge leiften gu
6 lönnen, mugte m 9lbra^s (Slaube als bie (SeiDtg^it enoeifen. bog ®ott, bo et i^m
alles aus freier ®nabe gegeben, au^ alles loiber oon i^m ju forbem befugt fei; femer
als bie (5en)ig^eit, bag roenn bie oon ®ott befohlene Oinerung 3[a(ds aum f^einbor
beffen Serberben ift, fie in 9BirIIiAIeit hoä) nur beffen $eu fein fönne; enblu^ als bie
(Setoig^eit, bag, loenn mit biefer Opferung aud^ [(^einbar alle Serbeigungen ju ni^
10 n)erben, bieje benno^ erflült n^erben mfiffen, uno ba^ , loeil i^re Srffillung nur unter
ber 93orau5le^ung, bag 3faal am £eben erhalten mirb, mögli^ ift, (Sott entmeber nod^
im le^en ÜJloment feinen Sefe^I jurüAte^men (ogl. (Ben 22, 5. 7. 8) ober im Sufterjten
galle ben ©eooferten aus bem lobe ©ieber enoeden ©erbe (ogl. (Ben 18. 14;
§br 11, 17—19). 3n biefer (Beioift^eit oermofite es JTbrabam Aber fifi, bas Opfer*
16 meffer gegen feinen So^n, oen einsigen, ben geliebten, ben Iräger ber Ser^eigung , ju
Sflaen. ^n oemfelben mgenblide aber, loo btefem bie tobbringenbe SBunbe beigma^
loerben follte, erflorte (Bott bie ^rflfung bes (Blai^ens ^ra^ams ffir beenbet. <Seinen
felbjt in ber ^orteften ^rfifung beioS^rten (Blaubensge^orfam aber lohnte (Bott t^m ein»
mal bamit, bag er i^n einen 3Bibber erbliden lie^, loeiu^en er an 3b(ds Stelle als
20 Sranbopfer barbringen mo^te, unb i^m burA btefen Ausgang ber x)p^ng Shuäs
eine gefi^ii^tli^e Seftatigung bafür gab, bog SRenfd^enopfer, tote fie bei oen ^etbnit^n
SeiDo^nem ilanaans unb oer umitegenben £anber Wlii^ loaren, nid^ nam [einem
SBillen feien; unb bann babur^, ba| er i^m bur^ einen 6^ur bei fi^ felbft unb
[omit in binbenbfter gorm bie JJerbeigungen roieber^olte, toeli^e er i^m bis^ fflr feine
36 3la^IommenJ(^aft gegeben ^atte ((Ben 22, 1—19 E).
!Der (Blaubensge^orfam Wnd^ams wax jeM jur bebingunaslofeften Eingabe an
(Bottes SBillen ausgereift. 33on nun an neigt ftd^ fein fieben fttfl uno friebli^, o^ne
bag oon neuen (Bottesoffenborungen ober oon neuen Jtonflilten ju berid^en wdxt, feinem
(Enoe 5U. 3n feinem 137. ^^oifyct begrub er fein 9Beib Sara^ in ber m einem (6**
90 begrSbnis enoorbenen $d^Ie oon SRac^pela bei Hebron, bem einjigen ®runbbefifc in
bem oer^ei^enen £anbe, n)el(^en er fem eigen nennen burfte ((Ben 23 P). SBa^^ein«
lid^ erft na$ Sarabs Xob, jebenfalls erft naä) 3faa!s (Beburt, gefAa^ es, banger fU^
noA ein 9Iebenioeib 9tamens Aetura na^m; hmä) fie erlebte er, na^bem feine Sminnes«
Iraft bebufs Sneugung 3faals ©ieber aufgelebt ©ar, bie i^m bis bapin um feines ^ils*
86 gef6i(^tliqen Serufes roillen oerfagte Sreube, 33ater oon ]tä)s ©eiteren Sb^nen ju
©erben ((Ben 25, 1. 2 J)- 1 (E^ 1, 32). Sus Sö^ne aber, ©el^e nidbt oei^ijungs*
gemaft, fonbem rein natürli^enoeife erjeugt ©aren, mußten fie ebenfo ©ie Ssmael
oon ber zRa^Iommenf^aft ber SJer^eiftung abgefonbert ©erben. (Er entliefe fie boBer
mit (Beteenfen, ©el^e i^nen bie Stelle bes oäterli^en (Erbes oertreten follten, no* bei
40 feinen fiebseiten aus feinem §aufe ((Ben 25, 6). 3faal bagegen trat in ben Sefi^,
Snäi^ft ben SRitbefi^, bes gefamten oöterli^en SSermögens ((Ben 24, 36- 25. 5 J).
m btefen nun aud^ t^unlt^ft oor einer Serftridung in ben (Bö^enbienft unb bas bitten*
oerberben ber Aanaanher ju be©a^ren, be©irlte er, bog er ft^, als er 40 3^^ ^U
ge©orben ((Ben 25, 20 P), ni^t mit einer ftanaaniterin , fonbem mit einer mefopo«
45 tamif(^en ^enoanbten Slamens 5RebefIa oermöblte ((Ben 24 J). 3®ön3ig 3^^^^ \pättx
((Ben 25, 26 »> P) ©urben i^m in (Efau unb 2iafob (Enfelfinber geboren ((Ben 25, 25.
26* J). 3^es 2lnblids burfte er fid^ noÄ 15 3a^re lang erfreuen, bis er enbli^ in
einem Snter oon 175 3^^^^^^ ^^ ^iw leoensfotter (Breis 3u feinen 33ätem gefammelt
©urbe ((Ben 25, 7. SP). «• M^ttt.
50 Sttral^am a ®antta Qiwta. — %f^. &. o. Äarajan, «br. a. @. (51., ®icn 1867;
6(^crcr, »orträgc unb Sluffäpc, «crlin 1874 ®. 147—192, ficitftftr. f. oft. ®^mn. 1867
6. 49-55 unb «naeigcr f. bcutfc^c« Altertum 3, 279—281 ; Ip. 3Karcta über Suba« ben
Crjf^clm, mtn 1875.
Unter bem Äloftemamen 9Ibra^am a Sancta (Hara ift Ulri^ SKegerle aus jtreef^ein*
55 ftetten (bei SRösIir^ , Saben) berühmt ge©orben. (Er ©ar geboren oen 2.3ulil644 als
So^n eines leibeigenen SBirtes , ftubierte bei ben 3efuiten 5u 3ngoIftabt, bei ben Sene«
büttnem ju Saljburg, trat 1662 in ben Drben ber SIuaufttner*Sarfüfeer unb Weg
inner^Ib besfelben mä) unb na^ jum ^ior, ^rooinsial unb Definitor auf. Son
1668 ober 1669 an fyd er mit emer Unterbred^ung oon fieben in (Broj jugebrad^ien
lIBral^am a Sondii (SUtxa 111
Sorten (1682—1689) auf bcr Äansel beräuflufttneritr^c in SBien Bis in feinem lobe,
1. DejettiBer 1709, flemirlt.
SCbro^m mar in er|tei £inie ^rebigei unb nur in jiDeiter £inie 6^ri|tfteIIer.
Seine Mqeften 6^riften [inb Drude mirfliA ge^Iiener ißrebi^ten. 3unt Sd^nftlteüer
nta^te t^n, n)ie es [^eint, erft bie groge ^efi, n)el^e 1679 SBten oerpeerte. Sluf biefe &
be^ie^n fid^ bie bret fleinen Silber „Vieris äBien'' eine 9Irt Xotentanj, ,.fi5|d^ SBien"
unb „Die groge 34)tenbruber|d^aft'' (1680 unb 1681). Die Zürlengefo^r oeranlagte
ifin 1683 }u ber S^rift „9bif, auf i^r (E^ritten'' (Sieubrud oon 91. Sauer, SBien 1883).
$erfonIi^n Sejie^utmen ju bem 5tlo[ter icaa tn Saqem, n)o er eine jeitlang tfiottg
geioefen xdqx , bantt (ein oielgelefenes SBallfa^rtsbfi^Iein „(öad (5ad" bie Cntftequng lo
(1685). Die meisten Bis 1684 publijierten StWftcn ^at er unter bem Ittel „5Reim
bi^ ooet i^ lis bt^'' gefammelt. Sie [inb [Smtli^ ®elegen^eits|^riften o^ne eigeni»
Ii(^ Ittteraril^e ißräten|ion.
9Rit gröberem SemiAt, in 4 biden Sänben, tritt [ein ^auptmerl „3ubas, ber (Erj«
j^Im" auf (1686—1695). Die opofr^p^e £ebetu^e[^id^te bes Verräters mirb jum i6
msgangspunite oon Bele^renben, eroauhd^en, [atiriiqen ißrebigten gemalt, benen oiel*
fa^ unb me^r als [onft bei 9IBra^am, u)eil [ie jebes oom Znk bargebotene Z^ma
erl^Sirfen roolkn, bie Sin^eitli^Ieit unb itonfequen} ber DurdKü^rung mangelt. Um
biefelbe 3^it f^rieb W>xafym ein ftompenbium ber !o^oli]^en Snforal, bie Grammatica
religiosa (1691), morin bas Beengenbe Seumnb ber lateinif^en Spraye bie aus« 20
geprägte SRanier bes Serfaffers ni^ ju ooller (Entfaltung fommen lögt.
3u (ol^n größeren jtonjeptionen bat [ic^ Slbrabam ni^ mieber erhoben. Wk
feine übrtgen fflerfe '(3. ». (öroas für mit 1699; Sterben unb «Erben 1702; Jleu*
eröffnete aSett^Cöalleria 1703; $eilfames ®emi]^»(&emaf4 1704; ^uq\ unb ißfw)!
ber aOBelt 1707; Kanenneft 1709; SaSo^IangefülIter SBeinfeller 1710) reiben in ©e» 25
bi^en, Setra^ngen, ^rebigten nur (Einseu^iten an einanber. Xeilmeife erf^ienen
fie erft mSf fernem Xobe, mie benn aus feinem 9la^Iaffe no^ 5 Quartbönbe heraus«
gegeben ©urben (8ef4eibe|fen 1717; fiauber^ütt 1721—23; ®e$ab biA mofjH 1729; —
oer Seiftlii^e Aramerlaben 1710. 1714 enthalt nur jum Xeil filtere abra^mif^e $re«
bigten; SDtoxurialis ober 9Binterarfin 1733 ift une^t; bas Centifolium stultorumao
1709 mirb mit Unre^t i^ jugef ^rieben).
Hbro^om ift wxt fo manAer bebeutenbe ^rebiger burdbaus lein bebeutenber
X^olog. «Er repräfentiert ben Äat^olijismus bcr 3«tt ^W ^^ M"^J^ ebelften, fonbem
in feiner aemS^nli^ften (&ejtalt. Die Seiligen finb feine ÜUQenbibeale, ber 3ungfrau
SRoria mtomet er bte ausfdpeifenbfte Serenrung. Cr i[t fanattf^, befe^n^seifriq, in« 35
tolerant; ber ?Preis bes 3|efuttenorbens ift i^m ebenjo geläufig , roie bie beftiaften
S^mo^ungen gegen ^roteftanten unb 3^^^^- ^^^ ^^^ SBiffenfqaft f)cA er faft nnb«
Hc^ SorfteHunaen. Sein eigenes 3Biffen befielt aus bem buntejten Slotijenlram ; aber
es ift ni^ 5U leuanen, bag er bamit auf bas gefc^idtefte umsuge^en unb ben Steigungen
feines ^i&lifums ben intereffanteften Stoff entgegen m bringen n)eig. 3n feinen IReoen 40
fie^ es aus urie in einer 3efuitenlir^e : an ppantaftif^en (formen, an ^rad^t unb ® olb
unb ret^n Geraten ijt ni^t gefport; bie Stnne n)erben ü^padi; unb ber ajt^etifc^
Äeij fibenoiegt bei rocitem ben religiöfen ©e^alt. Slbra^am ijt ein SRebner erftcn iRanges.
Slle r^rif^en ÜRittel fte^en i^m 3u (Gebote: äberfiAtli(^e (Slieberung, anf^aun(^e
Susffi^rung , unter^altenbe Slbioed^felung, einbrinali^e SBieber^olung , Steigerung, $öu« 45
fung, dbencrf^ungen, r^etorifd^e Sr^agen, rei^enn^etter ^arallelismus ber Sö^e, unerfd^öpf«
lid^ gülle fqnonqmer ©ebanlen, Silber unb SfBortc: ?llles mit feltener Äraft ber
Stimmung unb ®eftaltung burd^brungen , ^öd^ft roirffam rafd^ ^erousgefd^leubert — jur
unbebingten §errfd^aft über ben §orer. Sßas irgcnb in jener 3^it für geiftreid^ unb
u^i^ galt, bos lonn unb übt biefer 9luguftinermön(^ ; er n^ei^ (gef(^i^ten unb Sc^toänle so
m erja^len tro^ einem, unb längft befanntes ftattet er mtt neuem (Slanj ber Dar*
jtellung aus ; auc^ birelt auf bie £aAmusleln ju roirlen, ^ot er mi)i oerfd^mö^t. Seine
Stärfe ift bie S(mre, unb barin loiro er getragen oon einer uralten Xrabition, aus ber
er unbefangen fd^pft. Die mittelalterliche Satire auf alle Stönbe ^ot fid^ breit ent^
loid^tt unb mit oer ^rebigt oon fe^er 5tünfte unb (Erfahrungen ausgetauf^t. Slbrobam 55
übt bas SImt bes öffentli^en Äritif ers mit ber furt^tlofen greimütigf eit oes Settelmon^s ;
er ^ont meber fein ^ublifum no^ ben $of nod) feine Stanoesgenoffen ; unb n^enn
er jid^ aw^ in einer gemijfen Slllgemein^eit bes Slusbrudes ^ält, fo fd^int es bod^
nUgt immer o^ne üble (Jfoigen für i^n abgegangen ju fein.
112 Kbtafiam a @aitcia &axa Wirollitii (gUfdM(Ü
WcoSfcms ganje (Esiftenj aber ift ein Sna^ionismus. Die l^urlesle 9Ranier, bie
er übt, ftanb im fünfse^nten 3^i^^unbert in Slfite unb mo^te bem ffinfjel^nten tiobt^
^unbert oieUeiAt gem&| [ein, aber !aum ber jioeiten $&Ifte ^ liebje^nten. 3in 3^^
1677 erließ Slbro^ant oen Zitel ^(rfprebiger; JeAje^n 30^ fcSfya wox berieOe Xttel
5 an — Soffuet oerlieben toorben. um gegen 9Dbra^am nicbt ungere^t ju (ein . mug
man ben Silbungsjuitanb bes bamaligen la^oIifAen !Deutf4lanb9 in SnfAIog orinaen
unb in i^m me^ ben Unter^aliungsjqri^ener als ben ißrebiger Je^n. 60 oerteib^
l^on Ü^omafius 1688 feine erfien 6(^rtften aus bem einfa^en (Brunbe, toeil fie be«
luftigen unb meil eine gemäßigte grtö^Ii(9leit ju ben ^ö^ften ®fltem bes 3Renf^ g^re.
10 Sfj^etet t (Steiiraie^et).
Wnaflim QSd^tUenfid* — Biograplüe universelle ano. et moderne XII, 457 f.
(Jourdain), $arid 1814; ©efeniud bei d^rfd^ u. darüber I föh 80, 860; Bibliotheca maxlma
pontificia t 9lom 1698 (Praefatio )u de ori^ne nominis papae).
Slbra^am QS^ellenfis , gelebrter SRarontte, belannt als X^olog unb Orientalift
15 Sr ift gegen Cnbe bes 16. Sa^rbunberts in (BUbel in Serien geboren unb umrbe im
itollegium ber 9Raroniten ausgdbtlbet unb 3um !DoItor ber ^bilofop^ie unb !QeoIogie
fnromooiert. Sine furje 3^tt fpiette er in feiner $eimat als geld^rter grteunb oes
!Dru[enfiirften. ber bie Ottomanen^rrf6aft auf lurje 3^\t aus 69rien oerb^ate, eine
Solitif^e ^olle. Sla^ beffen 6tun uno Xob muroe er na^ ^ifa als £^rer oes fba*
ifc^en unb Sqrif^en uno fpöter tn glei^er Cigenf(|aft oon uroan III. nad^ Slom an
bas iloüegium oer ^ropaganba berufen. Slbra^ CEI^IIenfis fyd fid^ oen 9lu^
ermorben, als einer ber erften J^örberer ber f^rif^en Stubien in (Europa gelten ju
bflrfen. Sein (Erftlinasmerl , eine forifdk Srammam^ fyd lange in Geltung unb 9n»
fe^en geftanben. 3n ber t^eologifäen SBelt mürbe fem 9lame juerft burc^ leine SRit«
25 arbeit an ber jparifer $ol9glotte oelannt. Der ^arlamentsaboolat fie 3^r ^^ 9^'
anftalter ber ^ol9glotte, |jatte ben SRaroniten (oabriel Sionita, ber an ber ^orifer
Unioerfität bas 9lrabif^e unb S^rifc^e oertrat, mit ber 9iebmirung ber jorifAen unb
arabif^en Serfionen betraut Da er i^m Saumfeligleit unb SDlangel an (oorgfalt oot*
merfen mu^e, oeranlagte er 1640 bie Berufung bes Slbra^ oon CEId^I naä $aris
ao mit ber Sttte, beffere f9ri[d^e unb arabif^e ^anbf^riften jur Serfflaung }u fteUen unb
Sabriels Slrbeiten ju reoibteren. SIbrabam unterjo^ \xi) ber Arbeit, ftellte feinem fianbs*
mann ein e^renoolles 3^H^^ ^^t ^^^ ^^^ ^^ ^^ 3<^ fiberein, bie SfiAer 9luSf,
(Eftber, Xobias, 3ubit^, Sarud^, SJlaBabaer 3U fibeme^men, ba i^m für biefeloen mert«
DoIle Codices jur Verfügung [tauben, toäbrenb bie betreffenben SBenionen in ben Co-
35 dices Gabriels fehlten. Da ]iä) biefer jeboä felbft bur^ fol^e bef^ränlte 3Ritarbeit
Slbra^ams beleibigt füllte , oei^id^tete ^bra^am freimillid auf bie %:beit unb lehrte
1642 na^ 9iom ^urüd, na^ feiner 9Reinung oöllia ausgefb^nt mit bem Kioalen. (Er
felbft berid^tet in ben na^^er ju enoö^nenben apologetif^en Sriefen (II, 149): ,,Ciim
editis Ruth ac tertio Machabaeorum [f. Bartholom. d' Herbelot, Bibliotheca
40 Orientalis p. 523] intellexi id Gabrieli Sionitae utcunque displicere , ab in-
coepto destiti opere non absque magno clarissimi viri D. le Jay dispendio
et forte Rei publicae Literariae iniuria/' Sleid^mo^I erful^r er na^trägliffi einen
f^arfen 9ln^riff oon SBalerian be $1^19^9» ber oter Sriefe über bie ißol^lotte ^u
fünften fernes (Jrreunbes (Gabriel miber bie 9Ritarbeit Slbro^ms Verausgab ($ans
45 1646). Der Singegriff ene mies bie erhobenen Sonoürfe in brei epistolae apologeticae
($ans 1647) (^arf jurüd, auf bie mieberum Salerian be grIaoiQn9 antmortete (fibei
ben litterarif^en Streit f. 9Dlaf(^, Bibliotheca sacra I, 358). — (Etne jmeite interenante
jtontrooerfe ^atte Slbra^am auf bem Gebiete ber Air^enoerfaffung mit bem etmltUen
^olql^iftor 3^^^ Selben über bie ^iftorif^e Sere^tigung bes (Epmopats aegenfiber oen
60 ^orberun^en ber presbyterian parity, für bie btefer im Slnf^Iug an äoerfe^ung unb
Aommentterung eines grragments ber arabijj^en (Tl^ronil bes mel^itif^en ißatriar^n
(Eutq^ius , in meinem bie aleaeanbrinif^e ^ßatriar^engef^i^te bargeftellt tourbe , mit
(Eifer eingetreten mar. Slbra^ams 6treitf(^rift für ben Q^ifiopat fü^rt ben xitel:
Eutychius patriarcha Alexandrinus vindicatus (9{om 1661). SBon feinen
ȟbrigen S^rtften fallen bie folgenben in t^eologif^es (gebiet (eine ooII|tanbige
Slufjä^Iung gtebt Jourdain, 1. c: bie $erausgd&e ber S^riften bes ^eiligen
9lntonius bes trogen (epistolae viginti, Paris 1641; regulae, sermones, do-
cumenta, admonitiones , responsiones et vita duplex, Paris 1646); ferner
(Doncilii Nicaeni praefatio, una cum titulis et argumentis canon. et con-
eo atitut. ejusdem, quae hactenus apud orientales nationes extant (aus bem fbü*
bif^n ins fiateinifc^e übertragen), Paris 1645; catalogus librorum chaldaeorum,
tarn «cclesiast. quam profanorum autore Hebed Jesu (mit lotetntf^er Uber[e^ung,
aber unaenflgenben (Erläuterungen, oon 91{|emani in Biblioth. onent. III bejfer
ebtert), ^arls 1653; Chronicon Orientale (bes 3bn ar*9lä^ib, aus bem Slrabif^en
fiberfe^, eine ®ef<^i<^te ber aleianbrinif^n ^otriarAen), ^aris 1653, neue msg. :>
1685 oon (£ramoi[9 ^rausaegeben , oerme^rt burdb Slffemani, 93enebig 1729; in ben
betben ^^fer ausgaben i|t als Snbang beigegeben eine (&efd^i^te ber Slrober unb
eine 6<^ilberung i^rer Sitten, (&en)o^n9eiten unb religidfen 9In|^auungen oor 9Ru^ammeb;
Conoordantia nationum christianarum orientaÜum in üdei catholicae dogmate
(mit bem grie^ifd^en (gelehrten £. Slllatius , bent 5tu|tos ber ootüanif^en Sibliot^el, lo
gemeinfam ^rausgegeben). Snbli^ ift ßu enoo^nen bie Streitf^rift de origine nominis
papae neenon de illius proprietate in romano pontifice adeoque de eiusdem
primatu, gegen ben obengenannten Snglänber 3o^n Selben. — Sont £ebensgange bes
(gelegen ift menia belannt. 3n bie 3a^re 1645—1653 f&IIt [ein yoo^ikx ^2(ufent^alt
in $arid. Dort qotte &ibniig XIII. in ber Sorbonne einen eigenen £e^rftu^I ffir i6
orientalifd^ S|nra^n 3U [einen (&un[ten errietet. SBieoiel er beim 5tonig galt, betoeift
aud^ ber im flbrtgen bunlle Zitel secrätaire interprSte du roi (für arabi[^ uno
^pt^) » ben er in einigen [einer Süd^r neben bem eines $rofe([ors Der orientaIi[d^n
^jfBonfyn ffl^. Son 1653 an mirft er mieber in 9lom, n)o er 1664 in ^o^m Stiter
ftooA. ttifteb 3etemtai». 20
(Skf(6i4te ber bö^mtf^en Reiften, 2pi. 1785 ; ^o^m, ^enftoürbialeiten
2. 9b., £emgo 1815 6. 278 ff.; Teufel, ^ermtfc^te ^^a^ri^ten unb ^emerfungen, (Erlangen
1816 8. 65f
SHs Sbrabomiten bejeic^neten [i^ bö^mMe Dei[ten, bie infolge bes Zoleran^«
ebStes Jtaifer o^fep^ II. [eit 1782 m ber ^arbub^er $en[^aft ^eroortraten. Sie 25
bebmnten fU^, wk [ie es nannten, 3um (glauben ^aj^nts oor [einer Se[^neibuna,
jur £e^ oon (Einem (Sötte; aus ber S^rift na^en [ie nur bos 93aterun[er unb bie
je^n (gdbote auf. Sie hielten [i<^ ju leiner ^ri[th^en ilonfe([ion, eben[oQ)enig n)onten
fie Stiben [ein. !Da^r [ie oom Xoleransebilt ausgenommen, auf bes 5tai[ers Sefe^I
nad^ oerfd^iebenen (Srensorten transportiert, unb bie Scanner in ^rensbataillone ge[te(xt3o
unorben. Die einen traten in bie iat^oIi[4e JtirAe, bie SRe^rja^I blieb bis 5um lobe
ihrem Glauben getreu, o^ne jebo^ ben[elben auf i^re 5tinber 5U oererben; bo^er bie
Seite balb erIo[^. ^erjog ; .
SUnrofa^. Joa. Macarii Abraxas . . . accedlt Abraxas ProteuB, seu multiformis
gemmae Basilidianae portentoea varietas; exhibita . . . a Joa. Chifletio. Antverpiae 1657, 4°; 35
Peder Hunderap, De BasiUde et mysterio Basilidiano Abraxas, Kopenh. 1710 (mir un*
gugfingltc^)* de Beauaobre, Hist. de Manich^ et du Manich^isme, Tome 2, Amsterd.
1739, 4*; Ldv. 4 eh. 4 p. 50—69 „De l' Abraxas des Basilidiens" ; Jo. Bapt. Passerius,
De gemmiB Basilidianis diatriba im Thes. gemm. ant. astrif. vol. 2, Flor. 1750, 2?,
p. 221—286; 3Rüntcr, ©crfucft über bie firdjL Altertümer ber ®nofti!er, «uöpadi 1790 § 34 40
p. 203— 214 ^«brajcn ber öafilibianer" ; P. E. Jablonskii Opuscula ed. J. Gull. Tc
Water, Tom. 4, Lugd. Bat 1813 p. 80— 112 „Exercitatio de nominis Abraxas, vel Abra-
sax, in plerisque ätsilidianormn et Gnosticorum gemmis obvii, vera et genuina signi-
ficatione"; 3- 3- ©cflermonn, öerfudj üb. bie ®emmen ber Eliten mit bem ÄbrajaS«©ilbc,
etud 1—3, ©crlln 1817—19; Kopp, Palaeographia critica, vol. 3, 4, Mannhemii 1829, 4^ 4r.
panim, f. 3nbe{ in vol. 4 p. 400 ; G. Barzilai, Gli Abraxas studio archeologico , Trieste
1873 unb Appendice alla dissertazdone sugli Abraxas, Trieste 1874 ; C. W. King , The
Gnoatica ana their remains ancient and mediaeval , See. Ed. Lond. 1887 p. 213 — 302
,,Abraxa8, Abraxaster and Abraxoid gems''.
^üiu !ommen bie 2lrtilel „W)xaia^" in ben uerfc^iebenen (^nc^IIopäbien, fo uon trüber so
in erf(^ unb ®ruberd Mg. (Snc b. ©. u. Ä. 1 p. 163-165, uon aJlattcr in ber 2. «uf(.
biefer Ä.»C I p. 103—107 unb in Lichtenbergers Enc. des sciences relig. 1 ..p. 301-3
(t>gl. bedfelben Hist. crit du gnosticisme in jwei ^u^., bie erfte auc^ in beuti^er Übcrfe^ung
oon Körner oorliegenb, unb Une excursion gnostique en Italie); uon ^^efele in "{Be^er
unb »elted Äir*cnlej. P @p. 120 - 121 ; g. X. ferau« in JRealenc. b. (ftr. «Itert. 1 55
S. 6 — 10 (ögl. benfclben „Über ein ongebl. bafilib. 9(mulett'', %nn. b. «er. f. «fioffauift^
IttrlumÄf. u. (»ef(^i*tÄforfdi. 9. 1868 p. 123—131); uon SRieß in ^4iouI^*®iffo»Qd aieal-enc.
b. M. ÄltertumStoiff. I p. 10; oon ßaglio in Daremberg et Saglios Dict. des ant. gr. et
rom. I« Sp. 109—110; \>on ^erm. KoEett in ©ut^er« ®efd). ber tetftn. fünfte I p. 321—22
„Äbrof aÄ-öemmcn" ; oon ©aumeifter in beffen a)enfm. b. f(. altert. 1 p. 1. 00
Aral^nct^KopabU ffir Zoologie unb ftlr^c 3. «. I. 8
114 «MoK
9l6rQ|ax (btes ift bie iDeitaus ^ufigere 9lamen$form oIs bos {e^t getoo^Ii^ on^
peiDenbete Sttroxas, f. Martigny, Bull, de l'arch. chröt. 7, 1869 p. 60 Mnm. f),
wielt eine SloIIe in bent Softem bes Sa|ilibes. O^ne nSfier auf bie Stellung bes«
felben in biefem Sqftem einjuge^n (ogl. borüber b. 31. Safilibes), begnüge iot mi<^
5 mit ber Slngobe, bag, wk SB. aRdller, fiel^b. ber Ait^ngefc^. 1 p. 148 ^roor^,
31. bei Saftlibes m^ übereinftintmenbet Eingabe bes $ip|K)l9tus Ref. 7, 26 p. 327
ed. Dunder unb Srenäus 1, 24, 7 vol. 1 p. 247 ed. Stieren ber fieyag ägxfoVf
ber princeps ber 365 SBeltfp^en (ovoavoi) ift. SBenn i^n Renan, Hist. des
orig. du Christ. 6 p. 160 als ben ^Sd^ften unausffnre^Iic^en in \\ä) oerlorenen ®ott
10 be^ei^net , fo i|t er boju too^I bun^ irrtflmlid^ eingaben ber iUr^nf^riftftener mk
^teronqntus ju SImos 3 (Basilides , qui omnipotentem deum portentoso nomine
appeUat aßga^ag) unb Ps.-Tertullian adv. omn. haer. e. 4, Corp. haer. I
p. 272 Oehler (hie esse dicit summum deum nomine Abraxan) verleitet
morben.
15 SRit ber (Erllörung bes 9lontens ^ot mon ftd^ oiel obgemfl^. Salmasius, De
annls climacter. p. 572 erfl&rt i^n für &gqpti|<9, ift ober ben oerf|nn)^nen Seroeis
baffir f^ulbig geblieben. 9Rfinter a. a. O. jerlegt bos SBort in pei lofitifc^ SBorte,
bie na^ bent ntemp^itif^en Dialeft beri-schad je , no^ bent fQ^tbi|(^en berre-sadji
lauten unb iöyog xaivög bebeuten. Seüemtann p. 49 ^Slt es ffir jufomntengefeM
20 aus ben beiben äg^ptifd^en SBorten Abrak unb Sax „bos gebenebeiete. ^ilig oere^rte
9Bort'' ober ,,anbetungstDfirbig i|t bas 9Bort ober ber 9lame''. 3^m id^Iiegen fi^ an
M. B. Thorlacius, De gemmis quibusdam auguralibus et mjstids ex museo
Monradiano, Havniae 1827, 4®, p. 17 unb Stiekel, De gemma abraxea non-
dum edita, Jenae 1848, 4", p. 13; Leemans, Papyri Gr. mus. ant. publ. Lug-
25 duni-Batavi 2 p. 50 f^Iägt bie (Etymologie af ober ab-ra-saii Caro facttim est
verbum oor. Sharpe, Egyptian Mythology p. XII ^It es ita(^ King, Gnostics '
p. 252 Sinnt. * für eine Sg^i^e 9lnrufung an bie ®ott^it mit ber Sebeutuna „f<!^be
mir ni^f'. Rubere ^ben eine 9Ibleitung aus bem ^ebräüAen oerfuAt Stne ber«
artige oon Scaliger aufgestellte (Etymologie mirb Ji^on oon (E^iflet a. a. £). p. 39 u. 65
30 3urfidgen)ie|en. ®eiger, Abraxas unb Elxai, !^\m(& 18, 1864 p. 824 f. fie^ barin
eine gräjijierte JJonn für Ha-Brachah „Segen", eine Deutung, bie King, Gnost.*
£. 251 als bie am meiften befriebigenbe fi^ei^net, Araus, 9i.*S. b. Ar. 9. 1 p. 7
xgegen für p^ilologif^ unhaltbar erllärt. ^afferius a. a. £). p. 227 ySßßX bie %6«
leitung oon Ab 93ater, barä jd^offen unb a negativum „ber unerf^affene äsater^' oor.
3ö SBenbelin in einem bei (E^iflet a. a. O. p. 112—115 obgebrurften JBriefe fiebt barin
bie 3u|ammen ben 3^I^Yuoert 365 ergebenben Slnfangsbu^ftaben oon 4 ^ebröif^n
unb 3 grieAif Aen SBortem : Aßy Bev, Poi^dx, axadd>g, HcoTtjola, djid, Svlov Sater,
So^n, ®ei|t, ^eiliger (= ^eiltger (Beift), §eil oom Äreuje. §arbouin f)(d nai) einer
9loti} be SBeaufobre's a. a. O. p. 54 biefe Deutung ber brei er[ten Su^ftaben bei«
^0 behalten, bie oier anberen erllärt er als 3lnfanQsbu^[taben oon äv&Qconovg awCiov
äylcp ivXcp, Sanilai a. a. O. p. 12 f. 16 ge^t für bie Deutung ber ^ilbroxasgemmen
jurüd auf ben erften SBers bes bem ifiaibi Nehemiä Ben-akanä sugef^riebenen (5t*
oetes Anä-Beh6ah, beffen roörtli^e Übertragung lautet: „O (C&ott) mit ber Araft
beiner großen 9ie(^ten befreie bas unglüdli^e (93oII)'\ inbem er aus ben 9Borten bes«
^fifelben Ana Behöah ghedhulaD jemineK tatiR serurA burd^ 3uj<^^^nMIunS
oer grofegebrurften Su^ftaben bas 9Bort Abrakd, geiejen Abrakad, mtt ber Sebeu«
tung Sqor ber (geflügelten b. i. ber Sngel geroinnt. Do^ lögt [i^ mit biefer öu^erft
ausgellügelten Deutung ^ö^ftens bas 3oubenoort abracadabra, beffen 3u]ammen9ang
mit 'AßpaodS mir feinesn)egs [o smetfellos toie ilraus a. a. O. p. 8 erf^int , nt^t
ßo aber Slbrafax erflören. be Seaufobre 2 p. 55 f. sie^t eine 2lbleitung aus bem (Brie«
Aif^en oon äßgög unb odu) „ber [^one, ber ^enli^e (Erlofer" oor. Dag alle biefe
Deutungen feber 3Ba^r[^inIi(|feit entbehren, brauet roo^I laum bemerlt ju loerben.
SBieIIei(qt barf man bas SQBort m jenen oon ^amad, Unterf. üb. b. gnoft. Su^ Pistis-
Sophia (ZU 7, 2) p. 86—89 auf etne 9Irt. ®Iof|oIaIie jurüdgefü^rten rötfel^aften SBorten
^^ rennen, »bie feiner belannten Qpxaäft angehören unb jd^on our^ i^re [elHamen 9)oIal«
unb jtonfonantensufammenftellungen oenaten, bag |ie etnem „mnfitf^en !DiaIeIte'' an«
gehören refp. aus mantif^er Sottesbegeifterung ^erftammen ober qerftammen n)oIIen.<!^
Da^ ber 3^I^nu)ert ber Su^ftaben bes 9lamens bie ^a^l 365 b. i. ber ^hnmel
bes Sahlibes unb ber Xage bes 3^^^ ausmalt, roirb oon ben alten Air^n«
CO f^riftftellem (Iren. I c. 24, 7; Hippolytus 7, 26; Epiphanius Panar. haer. 24
8M«E llß
c. 7 [Corp. haer. 2 p. 152]; Augustin. de haer. c. 4 [C. h. 1 p. 196 f.]; Prae-
destinatus de haer. c. 3 [G. h. 1 p. 233] ; Ps.-TertuU. adv. omn. haer. c. 4 [C. h.l
p. 272], Fs.-Hieronym. Ind. de haer. c. 2 [C. h. 1 p. 284f.] ; Hieron. comm.
in Arnos 3) einftimmig angegeben. Su^ in ber xoa/wjioua bes £eibenei ^op^rus
W, Dieieriq, Abraxas p. 182 vs. 25f. (ogl p. 46) ^igt es av el o ägn^fiog rov g
ivuxtrtov ^AßgaodS, OflL im fionboner ^ap. 122 3- 44—50 : to de öevregov ovo/m
c^ov agi&fjiov C ''^tt>^ xvgieifovrwv rov xoojum) rtj yyqfpov exovrn r^e ngog rag
i]/ieQag rov evtavrov akrf&a>g aßgaoa^, Jlber erllän ift bninit ber Käme ni^t, |o n)en{g
mit Mei&Qag unb NeJiog, vkUft benjel^n !^a^ltwa>ett (ogl. King, Gnostics* p. 253—56
unb Passerius, Nilus Abraxeus im Thes. g. a. astrif. 3 p. 163—170) enthalten, lo
T>\t 3<^I 365 firielt fibrigens niAt nur bei Safilibes, fonbem au<^ bei anbeten Sno«
fKtem eine SloUe , ogl. ^ilgenfeU), Jte^ergefA. b. Ibt^r. p. 198 SInm. 320 ; $amadf
a. a. O. p. 83; 5tarl S^mibt, Snoft. Sc^nften in lopt. Sprache aus bem Codex
Brucianus, fieiw. 1892 (lU 8, 1. 2) p. 286. 408 unb ?lnm. 2, 555. 568. Sie
finbet fi^ bettSuftg au^ in einem OExorcbmus bei 9Rartene, De ant. eccl. rit. 3 i5
p. 519, wo ber bofe Seift aufgeforbert mirb, ju entmeic^en, a trecentis sexaginta
quinque [fo ftatt bes unftnnigen quaeque] membris, quae Dominus noster Jesus
Christus ad suam similitudinem compaginare dignatus est.
3Iii4 t(t ber 9Uime 9bra|a2 niAt ousf^IiegUAes (Eigentum bes So^ilibes. 3ene
gnoftif^e am (Enbe bes 4. unb Slnfang bes 5. oa^c^unberts in Spanten unb Sfib« 20
franlret^ auftretenbe Seite, mdS^ oon 5ieron9mus ep. 75 (MSL 22 col. 687),
comm. in Isaiam 1. 17 c. 64 (ibid. 20 col. 646) unb contra Vigilantium 6
(ibid. 23 col. 360) mit Sa[ilibes in 3u|ammen^ang gebraut n)irb, unb bei wtlä^tx
noA ber erften ber angeffi^rien Stellen Der 9Iame Slbtoxas hn ®ebrau^ nmr, ^at na^
S^mibt a. a. O. p. 562, ogL $amad, ®e[4. b. altc^r. £itt. 1 p. 160 f. mit 25
SqUibes ni^ ju fbun. S^mer ober lommt bos SBort baufig oor ht ben 3^uber«
BataYi ed. Leemans vol. 2 p. 281 [boraus einjeln Pap. V. ^rsg. oon Dieteri(^,8o
3abr6b. f. IL $^il. Suppl. Sb. 16 p. 749—828 unb feoarat Lipsiae 1888 unb ein
XetI oon Pap. W., ^rsg. unb be^anbelt oon Dietert^, W>xaxa&, fieipj. 1891],
(6xvtäf. 3^ubei$ap9ri oon ^aris unb £onbon, ^rsg. oon C SBeffeto, DenMr.
b. ft. «B. b. SB. $. SBlen. »b. $. (H. »b. 36, 1888, 4**, p. 154 ; Steue (5ne^.
3attbeqxtp9ri, ^rsg. oon C. äüeflelq, ibid. Sb. 42, 9Bien 1893, 4% p. 79 ; Greekso
Papyri in the Brit. Mus. Catal. with texts edited by F. G. Kenyon, Lond.
1893, 4*, p. 256) lehren lann. (Es finbet [i<^ femer auf einem 3<^^^^<^0^I
(ABARAXAS. ASTRA. EL» \ AOSABAO*» | SOLOMONO*»»; $enjen. Bull,
d. Inst, dl Corr. arch. 1849 p. 11 ; O. 3a^n, »er. b. (ä^f. (5e(. b. SB. 1855
p.l08), auf SRetalltafeld^en ([. 3.S. eine Sleiteffera bei (Engel, Choix de tess. gr. en 40
plomb tir6es des coU. athän., Bull, de Corr. hell. 8 p. 9 f. nr. 37, PI. 2, 2 mit ber Sluf^
|<^rift ABPA I CA5 im Obv. unb lAW unter einer bapnenlöpfigen, [c^Ianaenfägtgen grigur
m Rev. ; eine ä^nlid^ , mitgeteilt oon g. oan 9)Ieuten , Sonner 3ci9rbo. $eft 53/54
p. 317, laf. 17,7; ein »leftofel^en , gcfunben in Siegina mit ABPACA^* über ber-
fetten gigur im Obv. unb 7 (Engelnamen im Rev., ^Ecprux. ägy. Ueq. B' p. 302 45
nr. 337, Pinax fii nr. 1, genau übereinftimmenb mit einem Sßitöfel^cn in Äarls«
ru^, nur ba^ bei Iet|terem bas SBort ABPACA^" fe^tt, Äraus, Die ^riftl. 3n|4r.
b. 9qeinlanbe 1 p. 164 Str. 4; S^uma^er, Se|(^r. b. (oamml. ant. Sronjen, Aarls«
ru^ 1890 p.l60 3to.863, laf.XV, 3; ogl. ABPAX in SJerbinbung mit (Engelnamen
auf einem tn Seirut enoorbenen Sronjeamulett , S^lumberaer . Amulettes bvzant. so
Rev. des ^tud. gr. 5. 1892 p. 82 nr. 11 ; ein Sleitofelc^en in Jtarlsru^e mit
CLßQaaaa\ aßiava9 \ avalßa im Obv. unb oiv&OQad \ ^auvciy \ law im Rev.,
Äau» , (Qr. 3n(4r. b. «^Ibel p.l57 'iUr.6; S^umaäer p. 160 9lr.835, laf. 15,1;
jvet SrometSfdiqen aus Sfib^anlreic^ mit ^agelbef^örung , beren 6AIu§ lautet
xeievei "^eog (Dafjiov&a, xal av awegyei ^AßgaadS, laru lao) , Kaibel , Inscr. Gr. 55
Sic. et Ital. 2481. 2494; eine Sronjetafel mit so^lreiqen ^^auitmoütn , barunter
ABPACA bei Babelon et Blanchet, Cat. des bronzes ant. de la bibl. nat. Paris
1895 p. 700 nr. 2294), unb ganj befonbers ^ufig auf oertieft gef^nittenen Steinen
(^ }. !6. auf einem grünen 3(^9P&i gefunben in £apac am gluffe Unna mit ber 9Iuf f^rift
8*
116 «M^
IAO ADONIS ABRAXAS, C.J. L. 3. Suppl.2 nr. 10188, 29; einem Sarbcr, ge-
ßnben auf (£:9pem mit bcr Sluff^rift ABPACAC APS im Obv. unb rEBEP | ZAHA
tRev., Class. Rev.3, p. 286 nr. 13 b.; einem itomeol ober %i^wf% gefunben ju
Äart^o, M€L. d'arch. et d'hist. de Täj. fr. de Rome 11.1891 p. 99 nr. 1 ; einem
5 $&mattt ber Sammlung Sobineau, gefunben ju Sagbab mit 8 Steigen mogif^ äBorte,
barunter aßgaSoa^, Rev. Arch. n. s. 27. 1874 p. 30 nr. 252).
3nbem man nun ben 9lamen SIbrafax auf (Semmen unb eine grunblos als Dar*
Heilung bes ^Onaxas gebeutete bahnen*, juioeilen aber aw^ e[el> ob^ IBioentöpfige,
((^langenfugige grigur mit men|^liäem mmfH unb 6<^ilb unb (Seigel ober o^nlid^n
loSÜtributen in ben $anben (ogl. Sßbilbungen 5. S. bei Montfauoon, L'ant. expl.
2, 2, PI. 144—148; Caylus, Rec. d'ant. 6 PI. 20, 7; Raponi, Rec. de p. ant.
gr. PI. 64, 9. PI. 87, 6; Visconti, Museo Worslejano, Milano 1834, Tav. 28,12;
R. Walsh, An essay on anc. coins, medals and gems..., Lond. 1828 nr. 5.
6. 7 ; Matter , Hist. erit. du gnost. PI. I F, 7. V 2—12. VI 1—5. 7. 8. VII
16 1 — 3. VIII 4. IX 3 unb üne excurs. gnost. en Italie PI. 2f 5 ; Janssen, Nederl.-
Rom. Daktyliotheek. Suppl. II., Leiden 1852, PI. 8, 194. a. b. [gefunben in
9liimegen] ; Stidel a. a. O. Ziteloignette ; King , Cambridge Ant. Soc. Communi-
cations 4 PI. 5U p. 352 üg. 1; King, Ant. gems and rings 2 PI. 8,
1—6 unb Gnostics» PI. A, 1. 2. 3. 5. B, 1. 2. 4) mit ber Jlotiä bes 3renaus I
20 c. 24, 5 über bie Sa|ilibianer (utuntur autem et hi magia et imaginibus et in-
cantationibus et invocationibus et reliqua universa periergia; nomina quoque
quaedam affingentes quasi angelorum, annuntiant hos quidem esse in primo
caelo, hos autem in secundo; et deinceps nituntur CCCLXV ementitorum
caelorum et nomina et principia et anselos et virtutes exponere) jufammeti«
26 braute, erllorte man 3unä^[t bie®emmen mit Dem enoäbnien 9lamen oberStIb, loeiteidbin
aber alle mögliAen hemmen mit unoerftänblic^en Sluffd^r^n unb oon ben (bjeuoiiij^n
ber reinen grie(9ij^»romi|^en Jlunft abtoei^nben Dorfteuungen ab 9Dbrasas«, oomt*
bianil^e ober gnofttf^e (Semmen. Su^ ^aben \iäf einjetne (Belehrte, oor allem 'SeUer*
mann unb SRotter gro^e 9Rü^e geaäen, bie oerfqiebenen Darfteüungen in Älaffen
to ju bringen. DoA er^ob [i^ |qon nril^ ber SBiberfpru^ gegen eine (ol^ u. a. oon
CD^fflet unb 3<(6lonsii oertretene I)eutuna bie|er Steine als gnoftif^ DenImSIer.
be Seau|obre 2 p. 62, ^afferius unb (Eaqlus, Rec. d'ant. 6 p. 65 f., erfl&ren fie ffir
entf^ieben ^eibnif^. 3mlnter p. 205 unb 209 neigt menigftens ffir einen jjrogen Xeil
biefer SReinungju. Unb in neuefter 3^^ erllart Samad, (pel^. b. alt^r. £tttl p.161:
36 Ob au^ nur Sine $[braxas«(Semme bafilibianijq i[t, i|t jmeifel^'', toa^reno aller*
oinas 9t. SBiebemann, Die gno[ti[<^e Silbertafel oon Sabemoeiler. Sonner i^o^rbb.
$eft 79, 1885 p. 233 in iQiten ya>QX ni^t ^robidte „ber p^ilofop^ierenben 9{t^ng
1^ £e^e'', roo^I aber ,^Ci^eugniffe ber m9Rifd^en unb magif^en Elemente , oon Denen
fi^ bie (!5no[is nid^t fret ^u erhalten oermoc^t baf', erlennen n)in. 3^^^, mo uns bie
40 3auberpap^rt oorliegen, m benen oiele ber auf ben fog. SIbraxasgemmen erf^einenben
unoerftänbli^en Flamen toieberle^ren, in benen Slmoeifungen ffir $er)tenung oon ®emmen
mit ä^nli^en Darftellungen unb goi^^In 5U magif^n !^wtdtn erteilt merben (f. u. o.
Dieierid^, Slbraxas p. 53 9Inm. 1 unb SBe{|efa| , Seri(^t fiber grie^. ^oppri in ^oris
unb fionbon. S. A. aus ben „SBiener Shibien" 1886, 2. $eft, ffiien 1886 p. 10 ff.;
46ogI. auä) $eim, Incantamenta magica Gr. Lat., Lipsiae 1892 p. 537 nr. 218
aus Anecdot. lat. ed. Piechotta § 77: »cum herbam volueris legere, circum-
scrib(i)to eam auro herbam et argento et dicito sacra nomina tria ,, Jacob
Sabaoth raxas^'«, n)o unter raxas, toie $eim ri^tig oermutet, Abraxas ftedt), lann
es n)o^I laum me^r jmetfel^aft fein, bag mit in allen bie|en Steinen ^eibnif^e 9[mU'
50lette unb 3<nibermittel ju |e^en b<^en. 9Rir ift aus ber gansen ungeheueren SDlenge
nur eine etnji^e ®emme belannt, bei ber man oerfuc^ fein tonnte, einen 3uf<^^^^n'
^ang mit bafiltbianifd^n Snf^auungen anjune^men. 3m Bull, de la soc. des ant.
de France 1860 p. 34 teilt £e Slant einen Sl^at feiner Sammlung mit, ber auf
ber einen Seite bie «uff^rift AziCONH ABPACAC , auf ber anberen BAPKABA
uIACO 5eigt. 3lun roirft befanntli^ Slgrippa ffiaftor bei Euseb. h. eccl. 4, 7, 6—8
rtgl. Hieronym. de vir. inl.21) bem Safilibes oor: jtgoq^i^Tag di fovrcS dvojudocu
Bagxaßßäv xal Ba^xco^?, f. Silgenfelb, Äe^er jef^. p.201; $ama(I, (5ef^. ber alt^.
fittt. 1 p. 115. 157. 161. Sülan lönnte baraufbm oermuten, baft bie Siif^mmenftellung
oon ABPACAC unb BAPKABA auf Safilibes ^imoeife. Subenen nmrum foOte biefer
eoopobQpb^ (f. S^mibt a. a. O. p. 602), auq bei anberen (gnoftifem ($ilgenfelb a. a.O.
Wna\nf, 117
Slnm. 331p ^omact p. 156, 6^miM p. 568 f.) Dorlotnmenbe ^rop^etenname niAt
eBenfogut auf einem ^tbnif^n Slmuleit feine Siehe ftnben lönnen, als fo manche iübi|^
9lamen in ben SaubetjHm^rl (ofll. SBeffelii, The Expositor S. III, nr. 13 p. 194 ff.)?
Sbi^ lonn {a ber ®Iei^ang bes SBortes ber (Bemme mit bem $rop^etennamen rein
jufsnig fein, mit benn auä) fie Slant leiteten gar nic^t ffir bie Cmlörung ber (Semme t,
^G^me}ogen ffcA,
£ie £itteratur fiber biefe Steine ift fixier unfiberfe^. älteres oerjei^nen (gruber
a. 0. O. p. 163; SRotter, C6ejfi. bes ©noft. 1 p. 34 f.; ffieffelii, Ephesia gram-
mata, 9jBien 1886 p. 11. uRan ugL au^ 9u^. 5tir(^r, Arithmologia , Romae
1655, 4', p. 169—216; Lettre du Sieur Peiresc sur les Abraxas, abgebrudt beiio
MSL 12 p. 1144 — 46; Baudelot de Dairval, De l'utilitö des voyages. Nouv.
Äi. I, Rouen 1727, PL 11, 2. 19,8. 20; Venuti et Borioni, Collect, ant. Rom.
1735, 2" Tab. 81 p. 60 f.; Caylus, Rec. d'ant. 7 vols. passim; Raspe, Cat.
d'uneooll. gi6n. des p. gr moul^es en pätes... par J. Tassie, Lond. 1791, i^;
Jos. Marchionis Tacoonii, De tribus Basilidianis gemmis disquisitio, Napoliis
1824, 4*; Janelli, Tentamen herm. de lingua Abraxeorum, Napoli 1831;
Aö^Ier, (Erifiuterung eines uon $. iß. Gubens an 91. (EI. gfabri be ^eirefc ger. t>anV
ttrcibens (Möm. VI. S6r. Sc. pol. T. III), St. ^etersb. 1834 ; Pappadopoulos,
ITeQlygcuph hctvnwfjuixixiv dgX' atpQayidoJU'&cov dvexddrcov, Athen 1855, 4 ®, p. 27
nr. 511—526, p. 32 nr. 601— 3; 3. §. Äraufe, Pyrgoteles, §alle 1856 p.l57f.;2o
G. Spano, Abraxi sardi, Bull. arch. sardo 7, 1861 p. 8^—93; »aubiffin, Stub.
j. femtt Weligionsgef^. 1, fieipj. 1876 p. 189—197 ; E. Renan , Les orig. du
christianisme, vol. 7, Paris 1882 p. 142].; E. Babelon, La gravure en pierres
fines cam^es et intailles p. 179—182 ; femer bie ^ublHationen einjelner Steine,
oie J. Smit, De amuleto quodami Onosticorum, Bremae 1717, 4°; B. (^a-25
ranta, Su la fi^ra e l'iscr. egiz. incise in uno smeraldo ant. Napolil826, 4*^;
SRorgenfton, (ErlmrungsDerf. einer noc^ ni^t bdannt gemalten SIbrasasgemme, Dorpat
1843, 4*; Fr. Lenormant, Lettre ä M. A. de Longp^rier, Rev. arch. 1846
p. 510ff.; CJavedoni, Dichiaraz. dl due ant. gemme incise provenienti dalle
parti di R^gio Tuna ortodossa e l'altra gnostica , Modena 1852 ; 9RerdIin, 30
©noft ®emme bes Dwqpater aRu|€ums, 2lr^. 3eÜ 14, 1856 Sp. 260—64, laf. 96
9lr.2; Minervini, Poche osserv. intorno ad una pietra basilidiana. Bull. arch.
napolit. 1857 p. 89ff., Tav. 5, 3; Gius. de Spuches, Epigrafi inedite, 2** ed.
Palermo 1865 p. 30—32, Tav. 2, 2; Nicard, Bull, de la soc. des Ant. de Fr.
1865 p. 63; Fröhner, Damnameneus, Philol. 22, 1865 p. 544—46; Fröhner, 36
Mfl. d'^igr. et d'arch., Paris 1873 p. 1—8 nr. I— III (ogl. beffelben ein Silber-
tSfeU^n bei^nbelnben Suffa^ sur une amulette basilidienne inedite du mus^
NapoMon HI., Caen 1867) ; A. de Longp^rier, Oeuvres 3, Paris 1883 p. 162—163;
S. Reinach, Ohroniques d'Orient, Paris 1891 p. 14 ; Southesk, A gnostic gern,
Athenaeum nr. 3478, 1894 p. 811—812 etc. 40
Doju lommen bie jtataloge ober Sef^eibungen SffentliAer Sammlungen in Sbolfen
(®&^ns , «nt j. a. 1862 p. 24 ff. 9lr. 7); »erlin (XöBen , (ErlL SJers. b. ant
oert geWfn. St 1835 p. 446 — 455 u. Ral ÜRuf. 3. »erlin. Sttusfü^rl. »erj. b. ög.
«Bert 1894, p. 294—96) ; (Eambribge (J. Henry Middleton , The engr. gems
of class. times , with a Cat. of the gems in the Fitzwilliam Museum , Cam- 45
bridge 1891 p. i94. Appendix p. X, PI. I, 20. p. XXII nr. 106); (Eortona (Mus.
Cortonense, Romae 1750. 2» p.51— 55, tab. 41); ©öttingen (SBiefeler, (6ött 2lnt.
1857, 4« p. 30—36 9lr. 35. 36. 37; (5. §ubo, Originatoerfe in b. arc^. ?lbt b.
mint 3nft b. (6eorg.«[uguft«Unio. 1887 p. 182 f. Sto. 1363— 1370) • ®ot^a («. »übe,
Da» ÖeijoflL Äunftlab. ju (5ot^ , 3. Sf. p. 28 3lr. 107, p. 72 9lr. 162) ; fieiben m
(C. Leemans, Descr. rais. des mon. 6g. du mus. d'ant. |des Pays-Bas ä Leide
1840 p. 75 nr. 400. 401, ogL p. 83) ; flonbon (Brit. Mus. A guide tho the first
and sec. egypt rooms. 1874 p. 114—116. Gase 86; ogl. 8Ir^. 3eit 9, 1851
Sp. 130); fiini (Müani, Dattil. Lunese, Mus. ital. di ant. class. 1, 1885, 4%
p. 135 nr. 107) ; Keapel ((6txfyah u. ^anofla, Neapels ant. »ilb©. p. 417. 419—422); m
iDbo}0 (Mantovani, Museo Opitergino, Bergamo 1874 p. 110—124 nr. 108);
^ßoris (CJhabouillet, Cat. g6n. des cam. et p. gr. de la bibl. nat., Paris 1858
p. 282—309, mL Fr. Lenormant, Gaz. arch. 3, 1877 p. 213 f.; Ledrain ibid. 4,
1878 p. 37) ; St Petersburg (Wieseler, Oenunae litt, in ber (Eremitage ju St %,
3d^ f. IL V^ilol. 1868 p. 123—137) ; Kennes (A. Andr6 , Cat. rais. du mus. eo
118 XkrifcE
d'arch de la ville de Rennes. See. €d. 1876 p. 34—53 nr. 69—90); Korn
(E. de Ruggiero, Gatal. del Mus. Kircheriano 1, Roma 1878 p. 326 nr. 81,
DfiL p. 63 nr. 198 Chiodo gnostico, p. 63—79 nr. 199 Libello basilidiano di
piombo, p. 81 nr. 200 Lamlnetta d'argento basQid.) ; Spabdo (Bulic, Le gemme
5 del museo di Spalato , Bidl. di arch. e storia dalmata 2. 1879 unb folgenbe
3a^rg5nac, 5. ». 11., 1888 p. 119 Ste. 802 unb p. 164 Jb. 863 ©cmnten mä
bem ^nettiB)^en, f^langenffigigen Ungefieuet); Xriefi (G. Kunz, II museo
civ. di ant. di Trieste, 1879 p. 64 f.). 9liAt mittber Scijei^nijfe unb Sef^ei*
bungen oon $rioat|ammIunaen , bie jum Xeil f^n in bie gröljeten Bffentlu^n
10 Sammlungen übergegangen [inb , \o ber Sammlung Se^ (Fr. Lenormant, Descr.
des m^. et ant. comp, le cab. de . . . Behr, Paris 18i57 p. 227 f. nr. 67 — 80) ;
Siedler (Äot. b^^ ©emmenfomml. be» Z. »teilet, SBien 1871 p. 37—39 Mr. 311—16,
ogl. Siedler , Übet (gemmenfunbe, 9Bten 1860 p. 186 f. unb 9BiefeIer, (B5tt. Sla^x.
1882 p. 251—52) ; Slacas (King, The Blacas Gems, Arch. Joum. 24 p. 306 ff.) ;
15 Sorgia (Museo Borgiano, Gemme ed amuleti, III. GL, Doc. ined. p. senr. alla
St. dei mus. d'Italia 3 p. 421—82); (£oner (V. Lazari, Not. delle op. d'arte
e d'ant. della racc. Correr di Venezia 1859 p. 124—128 nr. 563—579) ; fSjonai (P. J.
Mariette, Descr. somm. des p. gr. du cab. de feu M. Grozat, Paris 1741 p. 55 f.
nr. 873. 875. 876. 878) ; Duranb (de Witte , Descr. des ant . . . qui comp, le
90 cab. de feu. . . Durand, Paris 1836 p. 504 nr. 2636—40) ; gfol (W. Fol, Gat. du
mus. Fol. Antiq. 2« partie. Gen^ve 1875 p. 272 nr. 2634 — 36, (Semmen mit
bem oben enoo^nten Unge^uer) ; gfoulb (A. Ghabouillet, Cat. des ant. oomp.
le cab. de M. L. Fould, Paris 1861 2% p. 152f. nr. 1116—1120); be gnince
(Reizius , Mus. Frandani Descr. 1, Lips. 1781 p. 251—53 nr. 801—811) ;
»be Sobineou (Int. ant. GoU. de... Gobineau, Paris 1882 p. 15 nr. 251, p. 16
nr. 271, p. 18 nr. 293, p. 21 nr. 335 ; ogL Rev. arch. n. s. 27, 1874 p. 320
nr. 251. 252, p. 378 nr. 335) ; (Brioaub be la SinceÜe (J. J. Dubois, Descr. des
p. gr. . .. qui comp, la coli, de feu M. Gr. de la V., Paris 1820 p. 68 — 73
nr. 421—448) ; $er^ (Gat. of the coli, of . . . antiq. formed bj B. Hertz, Lond.
» 1851, 4% p. 71 f. nr. 1506—17) ; fieale (King, Gat. of Gol. Leake's engr. gems
in the Fitzwilliam Mus. Lond.-Gambr. 1870, 4^ p. 6 nr. 3, p. 8 nr. 24);
£euen (giebler, Daftnl. bes $. $. fieoen in JtBIn, Sonnet 3a^b6. $eft 14, 1849
p. 22 9lt. 35, p. 27 9b. 126) ; &m\s (J. Henry Middleton, The Lewis Coli, of
gems and rings in the possession of Gorpus Ghristi Gollege, Cambridge,
15 Lond. 1892 p. 76—81. Glass G. nr. 1—23); fionbe«boroug^ (Gat. of a coli, of ...
rings formed for Lady L., Lond. 1853, 4% p. 57 nr. 144, p. 58 nr. 149);
SRailboroug^ (Gat. of the Marlborough Gems , Lond. 1875 p. 46 nr. 287—90),
9Raqer (Gh.Tindal Gatty, Gat. of the engr. gems .. . in the coli, of Jos. Mayer,
Lond. 1879 p. 50—55 nr. 314—335); aReeftei be Slaoeftein (E. de Meester de
40Ravestein, Mus6e de Ravestein, Li^ 1871—72, 1 p. 453 f. nr. 624, 2 p. 129
nr. 1769—64); SReitens'Sd^aaff^ufen (Gat. des coli, laiss. p. f. Mad. M.-Sch. 2,
1859 p. 66—70 nr. 1605—1677; ogl. fi. Urll^s, Dreijebn ffiemmen ber Samml.
ber grau aR.»Sd^., »onn 1846, 4°, p. 14 f. 3lr. 13); be aWontign? (Fröhner, CoU.
de M. de Montigny. P. gr. Paris 1887 p. 41—45 nr. 556—581); SMfinter
« (Mus. Münterianum. 3, Havniae 1839 p. 106 nr. 77—85) ; Prince Napol^n
(Fröhner, Gat.d'une coU. d'ant., Paris 1868 p. 131—133 nr. 283— 288) ; ^ourtal^«
©orgier (Gat. P.-G., Paris 1865 p. 182 nr. 1222) ; be ^raun (Ghr. Th. de Murr,
Descr. du cab. de M. P. de Praun, Nuremberg 1797 p. 340— 353 nr. 1045—1067);
9{a\^ (Fr. Lenormant, Descr. des ant. . . . comp, la coli, de feu M. A. Raif^,
M Paris 1867 p. 96 f. nr. 697—704); «i^ter (J. Fr. Ghristius, Mus. Richteriani
Dactyl., Lips. 1743, 2% Tab. 16, 24. 25) ; JloIIett (8Ird&. epigr. aiHtt aus Öjtetr.
10, 1886 p. 127 f. nr. 30—43) ; I^oroalbfen (L. Müller, Descr. des int. et cam.
ant. du Mus^-Thorvaldsen, Gopenh. 1847 p. 180—185 nr. 1678—1693), be la
Zuxbxt (Visconti, Dattil. de la Turbie, Opere var. 3 p. 433 nr. 214).
^ Zd) n){n btefe no<^ ISn^fi ni^t erf^öpfenben fiitterahtrangaben nicbi auf bie 9Retan>
tSfel^en ausbe^nen unb mtt bem [Aon oon oeifc^iebenen Seiten ausjjefpro^enen SBunfc^
{daliegen, bag enbli^ einmal eine Suabemie unter 3u3ie^ung oon vjb^ologen, Otiem
tdtften, Slr^oologen, IIa{|tf(^en ^^tlologen unb Z^eobgen bie Seietnigung unb tritifc^
Sid^tung biefet inteteffanten DenfmSIei in einem Gorpus unternehmen möge.
Abronnntiatio 119
Abrenuntiatio. 9Rit abrenuntiare, renuntiare, änoxdooEa&m iDtrb ein mit
lit^Itd^n ^anblungen oei^nbenes^ mitunter au^ ein für [i^ allein jte^enbes (Selobnis
bejet^net, mit mel^m ber (Selobenbe [i^ oom Xeufel uno be||en Dienfte losjaat. 9Im
^ufigften ift bte|e fiosfagun^ mit ber mfno^me in bie dbnjtli^e Semeinj^cm oer«
butu)en. XertuÜian rennet [te ju ben aus ber ago|tolt|d^en 3^it fiberlommenen Etüden 5
berZrabition (Decoron.c.3). 9ca^ biefer einen Stelle beiXertuHian fanb eine renun-
tiatio jeitli^ unb räumlich oon ber Xaufe getrennt ftatt, aliquanto prius unb in ec-
clesia sub antistitis manu, er lennt ober au^ eine 3n)eite, tDo^I mit ber Xaufe un«
mittelbar oerbunbene renuntiatio (De spect. c. 13 qui bis idolis renuntiavimus.
SgL Sacram. Oelas. L. I N. 42). Sca^ Origenes (In Num. Hom. 12 N. 4) 10
ent^t ber Zoufling bem Xeufel, cum primum venit ad aquas baptismi, na^
Sorill dier. ge^ bie SDbrenuntiation in ber Sor^IIe bes Zaufl^ufes oor fid^, ber
llöufer n^ri^t ft^ n^^ Often, bem 6i^ ber S^nftemis, geroenbet (Cat. myst. I c. 4.
$ieton. In Am. III c. 6 s. f.).
Die [pra^Ii^ Sebeutung r>tm äjKndaoea&ai: aus ber 6cbla^trei^e treten, ($i))poI., 15
Serm. in Theoph. s. f. ^t diardoo. [id^ ^egen jemanben (teilen) mit bem ergänjen«
ben owxdaa.: in Sine 9{ei^e treten, fii^rt tn ben (Sebanlenbeis ber militia Christi,
ben bie Jlir^noater aber ntAt betreten. Die biblif^e Srunblage ffir biefe £os]agung
uom Xeufel unb [einen (Engeln unb [einem Dien|t i|t enthalten in mi 25, 41 ; 3^ l^i
31; SA 6, 11, 12; 1 3o 2, 13; 5, 19. 9Iu$ ber neute[tamentli^en 9In[d^auung er^ao
flären (id^ au^ bie einßelnen Stüde, oon benen ber Xaufling [i^ abn)enbet. 9Iur bie
TtouTii^ ober nofuiai bes Xeufels [inb bem neuen Xe[tamente gans |remb. Dagegen
ftnoet [i<^ jiofmeveiv 2 9RaI 6, 7. (Eben in bie[en Serei^ bes ^tbni[^en jtultus«
unb Solblebens fil^rt au^ XertuIIian De cor. 13; De spect. c. 4 unb c. 6; De
cultu fem. I c. 2. Demnad^ gab ber Selobenbe suna^ft ein gans be[timmtes 93er< 25
[pre^n ab, |i^ an bem ^eibni[d9en itultus unb ben ö^entlid^en Sergnfigungen nid^
3u beteiliaen, unb boju iam ein allgemein gehaltenes 93er[)N:e^en, alles, n)as mit bem
Xeufel }U|ammen^angt^ alles Gfinbqa^e 3U meiben. (Eine gen)i(|ermagen amtlitbe (Er«
fläxuim ber Sbrenuntmtionsformel giebt Cqrill Cat. mvst. I c. 6. ^infi^tli^ bes
SBortkutes ber gormel i[t 3U unter[äeiben 3n)i[^en Stellen, mo ]iA bte 6d^rift[tener ao
nur auf bas (Selubbe bejie^n (ogt. 3. S. neben ben bereits angeführten au^ drf/it.
Epist. 13 C.5), unb Stellen, mo ber SBortlaut ganj ober teilmei|e angeführt wvci.
gformeln mit oollftanbigem SBortlaut finben [ic^ bei o^r. Cat. myst. I c. 4 — 8, Con-
stitt. Apost. VII c. 41, 2lmbro[. Hexaem. I c. 4 § 14, Id. De sacr. I c. 2. Die
altrömifcpe gonnel (Liber sacr. bei Thomas. Opp. XI p. 68), n)eIAe au^ für uns 35
mid^tig geioorben i[t, lautet eben[o wk in ber heutigen romi[^en Üaufliturgie : Abre-
nuntias Satanae? Abren. Et omnibus operibus ejus? Abren. Et omnibus
pompis ejus? Abren. Die 93er[(^ieben^eiten ber ein3elnen S^^i^^In [inb uner^eblid^.
Sin berartiges (gelobnis lann in erfter 9{ei^ nur ffir aRen[d^en mtt [elb[t[tanbigem
®ei[te$Ieben bered^net [ein, unb [ol^en [^ärft (S^rq[o[tomus (Ad lUum. Cat. II s. fin.) 40
nac^brfidlid^[t ein, [i(^ ber aus Die[em (gelöbnis Qeroor^e^enben 93erpfli^tung berougt
m bleiben unb bies (&eI5bnis tägli^ ^u erneuem. Snietn bur^ 9Iugu[tin i[t be3eugt,
bag auc^ bei ber Xaufe ber parvuli bie SCbrenuntiation per ora gestantium ae^
{|)rod|en lourbe (De pecc. orig. c. 40; De nupt. c. 20). Sie blieb benn au^ bei
ber ^auf e (Em)a<^[ener, melAe n)ä^renb bes gansen anittelalters , namentli^ aber im 45
faroIingi|d^n StMitXf m ben ^öufiQ mieberlebrenben fir^IiAen gunftionen ae^orte,
unb bei ber Zaufe ber angeborenen in Slmoenoung. Dhmo^l 3[iborus $i[i). (Etym.
XVIII 2. 59) bie ur[prungli^c Sebcutung ber pompae diaboli aufbehalten ^atte,
tritt [ie bo^ hnmer mc^r 3urucf. Sc^on bei S^rift[tenem ber farolingif^en !^tit
(aWagnus, De myst. bapt. unb 3e[|e, De bapt. MSL TT. 102 u. 105) ©erben 50
bie pompae diaboli in vitia ober vitia mortif era umgebeutet , Q)a^renb bie alte Se^
beutung auA no^ betonnt ift (SKaxentius, De signif. rit. bapt. MSL T. 106). Die
mittelalterliqe Äird^e fu^r fort, bie 2lbrenuntiation ffir bie [ittli^e religiö[e SSoHs*
erjiebung 3U benu^en. S(^on aus bem adbten 3^]^punbert beji^en mit eine uberfe^ung
ber Ittrenuntiationsfragen in bie beut[c9e Sprai^e (MG Capit. reg. Franc. 1, 55
S.222). (Berbert (Vet. lit.Disqu. V p. 429) ffi^rt ein capitulum Äarls 501. an, bas
an bie Gläubigen folgenbe S^agen ge[tent ^aben mill: Quid sit, quid unusquisque
Christianus in baptismo, vel quibus abrenuntiet? Quae sectando vel negli-
gendo ipsam suam renuntiationem vel abrenuntiationem irritam faciat? %is
oiefer 9{n[cl^uung erflort [i^, u^arum bie gormel in bie Seilte fiberging, \ovdo^I in go
120 Abrennntiatio 9(foIoit
bie (Einjelbeti^te, als in bie allgemeine Seid^te (9Rfinen^off u. 6^rer, DenImSIer
beutfd^et ^oefie u. ?Profa, 3. «ufl. 1. »b, S. 291 3. 19—21); bie fiaien foDten |te
als etnen Se[tanbtetl ber Sei^tliturgie ausioenbig iDifjen (Sc^onboi^, ^ßiebigten I, 8
II 64).
5 I)ie lut^erifAen Sl^enben behielten nac^ £ui^ers Sorgang bie Sbrenuntiotion in
ben Xaufformulorten bet. Sie red^neten |ie ido^I ju ben ritus ab apostolis in bap-
tismi administratione libere usurpati, XDtläft niqt unbebingt jur (Stitigfeit ber Zaufe
notmenbig [inb, ido^I aber diligenter servandi (®er^. Loc. XXI c. 9 § 256). Doi^
lAlt |te in einjelnen Orbnungen, j. S. in ber Forma ffir Slugsburg 1537. in ber
10 aßfirttemb. Jt.O. Dont 3. 1536. Die (Erba^ Jt.O. oon 1560 oermeibet bte ^rrage«
Sorm, inbem fie fagt: SBir woUtn auc^ anftatt unb oon loe^en biefes jtinbes {wfoaen
lem Üeufel k. Se^en bie grtageform, aber nic^t gegen bte <3aäft felbft rkUet fiil^
Sucers Semei!ung tn feiner censura bes common prajerbook, mü^ bie Ubreniut'
tiation beibehalten ^at (Tom. anglic. p. 480). tDogeaen fiel fie fd^ balb bei ben
15 S^iDeijem. !^m(a bas Xaufformulor £eo 3ubs 1523 (3ioingIis 9Bid. n, A) fyd fie
noQ)f bagegen tjt fie in ber grorm bes Xaufs oon 3^^sHi ^^ Sd^rift oon ber Xaufe
1525 ange^ngt, oereits megaelaffen; ber (ErllSrunasgrunb ift in ber Semerhing aus«
aeforo^en : unb finb alle juffi^, bie goites mort nn grunb ^abenb, unberlaffen. (Ebenjo
fep fte in ben Genfer Orbonnansen ((Ealo. 9Bn). !8b. 6): n)a^d^inli<^ rennet fie
20 (Ealoin ju ben (Zeremonien , beren ^er er in ber Sii^IUBoemeriung anmennt, benen
aber bie tiefere Segrilnbung abgefpro^n roirb.
(Es [(^eint ni^t, bo^ bie fiutoeraner es fi<^ fe^r ^aben angelten fein laffen, bte
SIbrenunttation auger^alb ber Üaufliturgie nu^bor 3U mad^n. SieUeiAt liegen fi<^ aus
bem eoangelMen fiieberfdba^ 9la^flange an oiefe altd^Ii^ gormel fammeln. 3)09
3s9BaIbedf^e itottfirmationsformular oon 1556 unb ber Sbfirttetidb. itonffarmationsunter«
ri^t Don 1777 ^aben SIbrenuntiationsfragen. Die ®efenf(|aft ffir innere SRiffion hn
6tnne ber lut^. Jlir^e befAIog, i^ Serfammlungen mtt ber Sbrenuntiotiim au er«
Bffnen. Slu^ finbet fie fiq m>^ tn ber ,,tägIiAen (Erneuerung bes Xaufbunbes^'. Sin
ber Sefeitigung ber ^renuntiatunsformel rouroe feit bem Cntbe bes vorigen 3<^'
so^unberts gearbeitet Die Srfinbe maren: bie £eugnung bes Xeufels, ber Snftog ber
ffiebilbeten, bie Sfur^t oor ber Seforberung bes sSerglaubens. Der Sefeitigung lam
au<^ 3u ftatten, bag man (Esordsmus unb S(brenuntiaiton leicht oenoe^fette, uno bag
bie Seip^en fi^ an bie befte^enben Slgenben niAt me^r baid)en. 60 lourbe bie alte
Sormel gan5 abgetan ober umgearbeitet. Die Slgenbe ffir 6AIesn)ig'$oIftein oon
86 ^ler enti^ält ben 6a^ : Diefem Glauben gemäg entfagen mir allem (Sott migfSlltgen
ober un^rip^en 9Befen in Gefinnungen unb ^anblungen; bos 9leue 9Htonbeiger
a[genbbu(| oon 1801 fragt: (Entfagen ^ie (Sntjoat er) in beffen 9lamen allen Sfinben
unb un^etligen SBerlen^ mel^e bie S^rift als SIserle bes Xeufels betrautet? 3n ber
Serliner SIgenbe für bte $of « unb DomhrAe 1822 fte^t bie jiDeibeutige grotmel : Dem
40 Sofen (Datio oon ber ober bas Söfe^). Das 9Bfirttembergif^e jtir^nbuc^ giebt bie
Abrenuntiatio frei, toenn fie ausbrfidli^ oon ben Slnge^örigen bes Jlinbes oerlangt otrb.
Die neue SIgenbe für bos jtonigrei^ 6a<bfen 0. 3* 1880 $at Xaufformulare o^ne alle
^D&renuntiation, bann aber au^ mit ber^ffung: bem ungöttli^en SBeJen, unb mit ber
^ffung: bem Xeufel. $iena^ lann man fi^ ein Silo oon bem Stanb ber Stage
46 Oberhaupt maAen. 3m großen unb gonjen toirb man faaen bfirfen: Die jliri^n*
beworben befielen ni^t me^r auf ber Slbrenuntiation , unb fo roirb biefe au^ aus ber
Xoufprasis mtbx unb mebr oerf(9n)inbeny loie fie bereits aus anberen tir^lid^n Ser«
ri^tungen Derf4n)unben ift. Gafimvi.
Slbfolom, f. Daoib.
50 SIBfalon, (Ersb. oon £unb. Saxo Gramm., Hist. Danica ed. $. @. VtnVitx 1839
u. 58; ArDoldi Chronica Slavorum ed. fiappenberg I068; H. F. J. Estrup: Absalon som
Helt, Statsmand og Biskop, überfe^t üon ®. ^b^nicfe in 8^^. 1832, au^ aU S9rof(!^ürc
crfd^icncn (ficipjig 1832) ; St. ®. Sörgcnfcn in Dansk biografidc Lexikon, I, 70 f. : ^. OIri! :
Konge og Praestestand i den danske Middelalder (Kbhvn. 1895) 11, 15 f. 41 f.
66 SIbfalon ift eine ber bebeutenbften (&eftalten bes norbifAen aRittelalters, gleich
grog als Sifd^of, Staatsmann unb Arieger. Sein 93ater, Ziffer 9{ig, mox ein 60^
oon Slialm ^oibe, bem ^flegeoater jlnub fiaioarbs, unb Sefe^ls^er oon gans See*
lanb. aBeil Slbfalon bei feinem lobe, 21. aHän 1201, in feinem 73. 3^« ftanb,
mug er 3n)if^n 21. SRärs 1128 unb bemfelben Xage 1129, geboren fein. 9us feinem
«bfolott 121
ungeiDdbnlt^en Slotnen f^ai man gefd^Ioffen, bag er am Zaoe ,,9b[aIon" (30. Oft.)
getauft fei unb ben Flamen booon bebmimen ^abe; in biefem gfalle i\t et n)a^[d^inli4
tn ben le^n Xagen bes Olbber 1128 geboren.
(Er iDu^s in einem reiben ^au[e auf, bem alten $ofe bes ^oibegef^Ied^es JJrJQ'
lensleo (JUein^f^tennesIeo), ber tn Seelanb ^ifd^n ^ingfteb unb 6orö lag. ilnub h
Soniarbs Sobn, äßalbemar, loelc^er na^ bem Xobe [eines Katers (1131) geboren nntr,
nmrbe mit i^m jufommen erjogen; baburc^ lourbe ber (5runb ju einer treuen f^eunb«
fAoft jmif^n SGofalon unb bem fpöteren il5nige gelegt. Slls 9IbfaIon 18—19 3<^^
au XDor, vonAt fein Sater^us aufgeloft, inbem fein 9)ater in bas itlofter ging, meines
er ffir bie Senebiltiner in 6orB aebaut ^atte. Slbfalon dng nun na^ ^aris , n)o er lo
Z^Iogie unb Jtinl^nreAt ftubiene, um [i^ Axtter bem X)ien|te ber jtirqe loibmen 5u
Qnnen. })ort lernte er oen glei^alterigen jtanonilus in bem jtbfter 6t. (genooefas.
SBtQelm, !ennen; bie SeIanTrtf(|aft mit biefem jungen f^anjofen, oel^er fi^ burq
feine (Bele^amleit unb feine ftrenge £ebenmbrung ausjeic^nete , mürbe in ber ^olgt
ffir bie bänifd^ 5lir<^e bebeutenb. 9[bfabn feloft wox ein ^c^gebilbeter JtlerSer; ni^t is
minber rfi^e i^n feine Umgebung n)egen feiner grtSmmiglett um) ber 6elbftbe^rrf<^ung,
bie er bei allen Gelegenheiten jetgte. Sein Sugeres fqeint ni^t anfebnlii^ gemefen
Si fem; toenn er aber rebete, ermedte fein 6(^arninn unb feine Serebtfamleit allgemeine
itfmerifomleit.
91$ er oon ^ßans na^ $aufe lam, rafte ber Sfirgerlrie^ 3n)ifd^en ben 3 ^rinjen, 2o
Don benen ber obgenannte SEBalbemar 1157 Slüein^rrf^er m Dönemarl tourbe. Da
Sbfalon fd^on jum !ßriefter geroei^t n)ar, fo iai er laum an ber blutipen S^Ia^t in
(Srobe^ebe bei Siborg teilgenommen, bie 9)aU)emar ben enbgfiltigen @teg braute; im
^xmd^ barairf aber begegnete er mit feiner (B ef oIgf(|aft einer S^ar menbif^r See«
rftnber, bie in Seelanb gelanbet mar unb oenofiftenb um^erjog. vla^ einem großen 35
@emd|el mürben bie 9Benben jurfldfaetrieben.
Jlarfreitag 1158 |tarb Sifd^of Mer oon StosKIbe. Über bie 9Ba^I feines 9laA'
folgecs maii eine ^efttge Sf^be pifc^en bem Dombtpitel unb ben Sfirgem ber Staot
los; bobei imirbe bos daus bes iSntgliAen SRünjmeifters gepifinbert unb oenofiftet (Er«
orimmt barflber rfidte SSalbemar mit emem $eere gegen 9tosiiIbe. Die SifAofsm^I »
fanb in feiner (Segemoart ftatt, unb nun mürbe 9Ibfalon einftimmig gemault, ^er ab
Diener ber jtirc^e oergag er ni^t feines Saterlanbes. Qui mox antistes creatus»
non minus piratam se quam pontificem gessit, parvi estimans intus religio*
nem tueri, si foris eam periclitari paterehir (Saxo).
9ta^bem 9bfabn Sif^of in 9losnIbe gemorben mar, gingen bie Dänen gegen bie 35
menbifc^en Seiben , bie ftets Stranbraub auf ben bönifAen 3nfeln übten, oon ber De«
fenfioe jur l)ffenfiDe fiber S(^on 1159 mürben ^ei ß^ge gegen fie unternommen;
1160 oeranftaöete ber bönifc^ 5t5nig jufammen mtt $einri^ bem fiömen einen Ariegs«
jug, ber bamit enbigte, bag SRedlenburg ber beutf^en $errf^ unb bie 3nfel 9iflgen
ber bfinifäen untermorfen mürben. SBöbrenb biefe 3äge oor ftA gingen, mar 3lbfalon40
'lefcpoHigt Surgen ju bauen unb SBaAen aufjuKellen jur SBe^r für bie bänifc^n
er riB manc^n Sauem^of inf^iner Diocefe nteber, um beffer bie äBa^^ufer
b^^en JU Bnnen. 3lu^ in ber SBintersseit fu^r er felbft in gebre^Ii^en Skiffen
bie jtilften entlang um naAjufe^en, ob bie Ufer genügenb gefc^ü^t feien. 3^ ^intn
9(ugen maren biefe feine SBilingerjüge AreuMge. SBö^renb er alfo fid^ beftrebte, 45
bas Keic^ geoen Sugere greinbe ju befAü^en, lumte er, als Sermittler j^tfd^n bem
Adnige unb feinen ©egnem aus ber 3^rt bes ^rinjenlrieges, gfrieben unb (Knigfeit
im 3nnem jumege ju bringen.
3n ben grriebensja^ren, bie auf bie erften alüdli^en SBenbenjüge folgten, geigte
Sbfalon feinen (Eifer für bas Wo^I oer jtir^e , tnbem er bas jtlofterleben bef öroerte. 60
Sr rief feinen gfreunb, ben jtanonilus SBil^elm aus St.^Senooefa, 5U fi^ unb erbob
i^n |um 9lbt ber Jtanoniler auf ber 3nfel (Eslilfö in ber 9la^e oon 9{os!iIbe, loeli^e
bei biefer ©elegenbeit \i^ ber Wcgel berSJiltoriner untenoarfen. Da bas Äloftcr auf
(EsfUfb burc^ Uberfc^memmung bebrobt mar, mürbe es fpäter na^ (Ebel^olt bei SInefo
oerlrät. Slbfolon mar 9BiI^elm unb feinen Aanonüem bei bem Sau bes neuen jtlofters 65
reii^HA be^ilfli^; er teentte i^nen jmei ganjc Stäbte unb man^e jerftreut liegenbe
®runbpfiife in ber Soffnuna bun^ foI(|e ©efd^enfe au^ für bas §eil fetner eigenen
Seele ju mirfen. 3lamentfi(^ mar er aber freigebig bem Älofter in Sorö gegenüber.
Sla^ bem lobe feines Saters (c. 1157) mar bie 3u^t unter ben »enebiftinem
in grogen Serfall geraten , um fte mieber^uftellen rief Slbfalon äRBn^e aus ber eo
122 Sbfalott
Ciftercienferabtei in Sfrom gerbet. 3m 3* 1161 fanb bie neue 9Bei^ bes ittoftets
Kitt; e» iDurbe bur^ i^n eine ber reic^ften Sifterrien|etabieien ; nad^ 1174 begann et
n Sau ber fnrä^tigen 5tIofterItr^e, in ber er felbft unb [eine Senoanbten i^ 9lu^e>
plfi^e gefunben ^ben.
5 1162 nxtr er ber Segleiter [eines Jtonig$ au| ber groben ^ufammenfunft in 6t
3eün be fioune an ber Saone, in ber Aai[er Snebrü^ I. feierln^ Siltor lY. als ben
re^en 9laAfoIger 6t. ißeters anerlannte unb ^esanber III. unb [eine Snb&nger in
bie 9[^t erflarte (Deuter, (SejA. ^esanbers III., I. 281 f.). 9BaIbemar [c^IoB jtA an
ben Iai[erlid^en 0ap[t an; boburc^ btm er in ein ge(panntes Serbaltnis jum ^rintas
10 ber norbiF^en 5tir^e, bem (Er3bi[^of (Sstxl oon £unb, oer [id^ auf bie Seite SHezanbers III.
[teilte unb ber besbalb 7 Z^^ ^I^ £anbflfi(^tiger in Glatroaus subringen mu^. 9lur
niiber[trebenb loar 9b[aIon [einem ft5nia jur ^^[o^^^nlunft in 6t3^n gefolgt, ou^
Iränfte es i^n, bag SBalbemar bem jtaifer grrieoric^ I. ben ^ulbigungseib Iet[ten mugte.
(Er unter[tanb [i^ bem ilaijer ju [agen, bag [ein 6errt[(^es 9luftreten mit feiner freunb«
ift li^n (Einlabung nid^t [timmte; unb er ^e am lie6[ten gefe^n, loenn äBalbemar bie
Ser^blunaen abgd&rod^en Q&tte unb auf fran}9[i[(^n %oben ^eflo^n niore. X)o(^
gelang es iqm nur, SBalbemar baju ju oeranIa([en, bag er bie Stkung oerlieg, in ber
anezanber III. in bie S^t erfl&rt n)urbe. Ws Siftor IV. einen Si[<^of ffir £)ben[6
meiste, f^ai er SinjpruA baaegen. t>oiS) fehlte es SBiltor IV. niAt an ^n^ngem inner«
aobalb bes bani[^en SpifCopcite: bie SifAöfe oon Qi)ltsm\ü, 9iibe, Slar^us uub Obent^
ftanben auf ber Seite bes Iai[erli(^en $ap[tes; bagegen fielten }u 9Ib[aIon bieSifäofe
tn Sibora unb Sörglum unb bie mei[ten JUo[terIeute. oor3ugsn)et[e natürlich alle Siftec«
den[er. bte 1163 ein neues 5tIo[ter in Xois in 9loro'3fitIanb betamen.
9ca^ Saxos !Dar[tenung mar Slbfalon ber grü^rer in ber neuen ^eriobe ber
25 SBenbemilge, bie oon 1164 bis 1185 bauerte. 9Bä^renb ein 9Rann mit (5tx^of) oon
9{ei(^ersberg, glei(^ 3lb[aIon ein Sln^nger SHeatanbers III., in einem Si[<^of, ber be*
QKiffnet an einem Jlrieae [i^ beteiligte, nur einen Si^Ieiter bes 93enaters 3ubas [o^,
napt 9Ib[aIon o^ne Sebemen an ben >triegen [eines Saterlanbes teil. Daburc^ legte er
ben Srunb ju bem guten SBer^Itni|[e, roel^es lange jmif^en ber ASnigsnuu^t unb ber
80 jttr^ beftanb; baburd^ enoarb er ]x^ aaä) bei [einen 3^i^no[[en ben Flamen pater
patriae. Ober ben Ari^st^en oergag er aber nxift bte 9BerIe bes Sritbens. 1167
[(^enlte ber jtbnig i^m Den $anbelspla^ rf$<ii'n'' (je^t 5to^en^gen) am firelunb mit
oer ^ölfte bes 3uge^5renben Sejirles (bönij^: Herred) ; ^ter legte er eine fe[te Surg
an. bie eine groje Sebeutung für ben Sc^u^ bes $anbels belam. Die Unt^tfl^ung
35 uno bie reiben (lDe[^enIep bie er ben 5Uo[terIeuten gab, jietten barauf , ber (&ele^r[am!eit
unb ber gei[tUd^n Silbung $eimftatten tm £anbe ju bereiten. Um bem Si[<|of[tuj^Ie
unb ben ^omlapiteln ibre (Einnahmen 5u [i^em, mar er eifrig ti^ätig ber 3e^ntenpfli^t
in [einem Stifte bie merlennuna 5u Der[d^o^en. 93on alter 3^tt ^r oKtr es in t)ane>
marl Sitte gen>e[en, Zaufe, 5tonftrmation unb bie übrigen !Dten[te ber 5tir^ teuer ju
40 laufen (Adami Bremensis: Descriptio insular. Aquil. 30), ber (Einführung bes 3^^n<
ten aber n)iber[e^ten bie Danen [i^ [e^r eifrig. t)oif gelang es t[b[aIon bei einer
3u[ammenfunft tn 9iingsteb 1171 burd^3u[e^en, ba^ bie 3^^nt[teuer in [einem Stifte
angenommen n)urbe, inbem bie Säuern oem Stf^ofe bas eine Drittel bes 3^^*
ten Der[)N:aAen; bie jmei anberen Drittel [odten ^um Unterbalt ber ^rie[ter unb jur
46 Sr^altuna oer jttr^engeböube bienen. 3 3a6re [pater n)urbe ber 3^^nte in £unb
einaefü^rt, benn (Er3bi[^of (EsHI ^atte (i^ mit bem 5tönige SBalbemar ausge[ö^nt; bos
in fiunb angenommene [^onenj^e 5tirAenge[e^ n)urbe mit ben Siegeln bes jlonigs unb
ber 3U)ei St[Aöfe oer[e^en. ms bas (De[e^ aber ausgeführt merben [ollte, brauen em[te
Unruben in Schonen aus.
50 Die(e mirlten o^ne 3ix>^if^I ^^r ^^^^ i^ ^^^ Cnt[^Iu[[e ju be[tarien, bie erj«
bi[^öfli<^e SBürbe nteberjulegen. (£r ^atte \\äf toieber ein paar ^cäfxt im Sluslanoe
aufgehalten, unb er n)ün[(^te [eine Xage am (grabe Semnarbs 3u enbigen. 1177
lehrte er na^ $au[e jurfid; er braute bie (Erlaubnis bes $ap[tes jum ^erji^t auf
bas (Ersbistum unb jur Ernennung [eines 9la(^oIgers mit. Seine 9lb[iAt, tro^bem bem
55 Domlapitel bie SBaql }u überlaj[en, n)urbe babur^ getreust, bag ber itdnig unb aHe
9[nrDe[enben i^n au^orberten, [etnen 9la^foIger ju n)ä^len. Daraufhin nannte er W>*
[alon. Die[er aber]u(^te bie SBa^I absule^nen, entmeber n)eil er bebenüi^ mar, ben
Steffen (Esfils, ben t)omprob[t 9l[[er, auf bem erlebtgten Si[^ofs[tu^Ie in Stoslilbe ju
[^n (CE. ^oIuban^aRüIler in Khisth. Saml. 2 Raekke. III, 430 f.), ober, mos nm^r«
ßo [d^inlic^er t[t, meil er meinte, bag er [einem SBaterlanb unb [einem ^nige am beften
»bftbti 9(itlfmkfi4 123
bienen lönitte. loenn et in Slostilbe, in ber Stöbe bes itonigs, bliebe (31. t>. 3ötgenfen
ebenbf. V, If.). Seine äBeigerung loar oergebli^: ber ^wjlji als S^iebsri^ter ent»
l^eb, bag SDbfalon bos (Erjbistum anne^en, ober äugbi^ ^^^ (Erlatd^nis ^oben [ollte
bts cutf iDeiteies ben nichtigen Sifc^ofsfht^I in ber SfWft bes itonigs ju bd^ctlten. 3^
bett Saften 1178 ourbe er im Dome ju £unb oon bem pöpftlic^en £egaten (golanbus 5
3um (Eijbtttof geioei^; juglei^ erhielt er bos Pallium. (Er[t 13 ^o^t fpSter oerji^«
tete er auf Den ^Sifd^ofsftuql in Slostilbe jum Sorteil feines Sjemmnbten $eoer Sunefön.
SRü ber tllberna^me bes erjbili^öfli^en Stuhles bur^ SIb|alon hörten bie lln<
ni^n in Sdbonen feinesioegs adf; ooi^ blieb er in bie|em Jlompfe Sieger. Seine
odftfinbige Soigigung beioies er boburc^, hak er auf bie Cinlöfung bes oon oen Säuern 10
gegiebenen Serffnrei^ens, ben ^e^nten ju entrid^ten^ oerjid^teie. CErft unter leinem Slad^olger
Xnbers Sunefon lourbe ber 34^te in bem (Er3|ttfte freiwillig bejo^It (Saxo, Prefatio).
Xb CrjoifAof 30g fKbfoton ft^ mel^r unb me^r oon ber Solittl jurüd, um bie
3ntereffen ber Stitqt in oi^ ju nehmen. (Er menjjte [i^ aum nid^t in ben 5trieg
pif^n bem jtbnige Soerre unb ben nonoegi|^en Sijc^fen. [onoem begnügte fi^^ ben 15
lanbflit^gen nonoegifd^n Stf^bfen unb i^rem (ErjbifQofe etne ausgebepnte (gaftfrei^it
ju öjeigen. DoA oar er o^ne ßn)eifel [<^ulb baran. bag bie Dänen an bem britten
ftrei^uge teilnahmen. (Einjel^tten aus feiner jtirc^enregierung oiffen oir fel^ menig.
er ^ ausgefprodben, bag bos geiftli^e Si^toert, ber Sann^-jur Senufeuna ber Diener
ber Atr^ oor^anoen fei, bas u>ettli^e S^n)ert aber, bas ä^mbol ber jtrqenben $en« 20
fi^oft. gebfi^ ben Staaten ; er loar alfo leinesmegs i^rfore^er ber ^ierar^if^n !Qeorie
oon oen joiei Sd^ertem. (Er biOigte im Gegenteil, bag 5tnub VI. in einer Sero^«
mtng Aber ben Xotfcblag^ gegeben in £unb 1200 in feiner (Segeraoart, ben (Sniubfo^
oerteibigte, bag ber Aontg bie 9Ra^t (Sefe^e ju geben unb 3u Snbem ^abe (quamvis
autem regle sit potestatis leges condere vel mutare. Constitutio Kanuti regis 20
Scanica de homiddio, in: Oeheimearkiyets Aarsberetninger V, 6). (Er OHtr
ein eifrioer Serteibiger bes (Eblibots ber ^riefter, unb er mirb oon allen megen feiner
[trengen Sittli^Ieit aerfi^mt. SImolb aus fifibedf lobt i^n au^, oeil er bie Uniformit&t
m bem (Sottesbienfte eingefü^ ^e (Hujus industrla omnes ecciesie totius
Danie prius diaoordantes uniformes in offfdis divinis facte sunt, V, 18 so
S. 173). Derfelbe erjä^B, als 3eic^ feiner Demut^ bag er ein Äruäifii über feinen
Sifi^ofsftu^I fe^en lieg, „um benen, bie ein« unb ausgingen, ansuseigen, bah fie n)eniger
oor 1^ als oor bem Selreu^igten fi^ beulen''. 9Btr n)if|en au^^ oag auf feine Slufforbe*
rung ^in einer feiner jtlerder^ Saxo, bie (&efAi(bte feiner 3tü unb ber nfi^ften ^er«
gangeiueit fi^rieb; boburc^ erhielt bas bönifc^e 93oli eines feiner bebeutenbften gef^i^t«s6
liäftn 93erle; patrie enim illustrande maxima semper cupiditate flagrabat, fagt
Soso oon i^m. Die (ErjS^Iungen Slbfalons über feine (Erlebni|fe maren eine ber £lueuen
Sosos. (Ein anberer ber Umgebung Slbfalons mar Soen Slaaefön, ber 9leffe bes &}*
bif^of Ssfil, ber ein „ilompenbium" ber bänif^en (Sef^i^te fd^rieb, bas bis jur (Er*
oberuna ^ommems 1185 rei^t. 40
mi Za^t St. »enebiös, 21. SRärj 1201, ber in jenem 3a^ ber lag oor(5rün«
bomterstog toar. ftarb Sbfalon in bem 5tIofter in Sor9, n)o er feine ^ften ^ielt. Den
arSMen Xeil feines ofiterlid^n (Erbes f(^enfte er burd; fein Üeftament biefem itlofier;
früher ^e er bem Sif^ofsftu^le in 9{osIiIbe Aopen^ogen mit bem ongrenjenben
Gut gegeben. 3n i^m oerloren fotoo^I bie 5lir^e toie ber Staat i^en größten 45
aRoim. Unter ben großen Sif^5fen jener 3^iten nimmt Slbfalon eine eigene Stelle
ein, toeil er oerftanb glei^jeitig bas IRe^t bes (Epifbpats unb bos bes Königtums
m oerteibigen, bie 3ntereffen ber jtirc^e ju ma^tn unb bie grotberungen bes Sater*
lanbes ju erfüllen. gft. 9«elfen.
Obfolttttoti, f. Seilte. 50
8btlIfarobfd|. Assemani, Bibliotheca orientalig T. 11, Bomac 1721 p. 22188.;
befonberd aber ä. ^rigl^t in bem 9irtttel Syriac Literatare, Encyclopedia BritaDoica'
XXn, p. 853 ff. a)iefcr ^Irtilcl ift in »uc^form (tciltoeifc crg&njt) unter bem Zitti A ahort
histcsT of Syriae Literature, by the late William Wricht, London 1894 erfc^ienen. 3n
bemfelben »erben p. 265 ff. fömtlic^e 9Bcr!e beS Bar Hebraeus, mit ^nflobc, wo blcfelbcn 55
^anbfd^riftli(^ öor^anben ober toelt^c berfclben im 2)rucf crfc^icncn finb, aufgeführt. 3n ^ejug
auf bie gcbnidtc fiitterotur ift befonberd qu(^ ouf 92eftle, ©ijrifcftc ©rommatü«, 93erlin lß88,
LiUeratara @. 42—50 ju Dertüeifen; bie (Srgäniungen baju finben fid) bei 3öria^t. Über
bod Seben ogl. 'jt^ 9t6Ibc(c, Orientalifc^c eiift^n, f&txlin 1892, 8. 250 ff.
124 Xbtilfarttbfi^ Slcocutd Hin 9er9o
9(bulfarab|^j mit feinem eigentlichen Flamen ®regoi (auf bem (Scobftein 3o&Qnne9),
nxtr ber äo^n etnes Slrjtes S^loron, oon loel^m es md^ Mtfte^, ob er fefb|t oom
3ubentum jur iofobitifd^en Seite bed CE^ftentums ilbetgetreten mox, ober ob fid^on feine
Sorfa^ren bies get^ Rotten, ^ebenfalls führte Stbulforobfc^ megen feiner Sloftommung
6 ben Flamen Bar 'Ebhr&jä (= So^n bes Hebräers) , mos im Slbenblonbe ju Bar
Hebraeus entftellt lourbe. Cr nxtr im So^e 1226 m ber comxibocifc^en Stobt SRala«
tiia^ (SRelitene) geboren; feine SRutterfpra^e nxtr fqrif^; bom erlernte er fAon frfi^
bos Slrabif^e unb eignete ]i^ oieüeic^t aud^ einige ftenntniffe bes (5xitbi]ä)tn an.
infolge bes Sinbru^$ ber Xataren^orben $ulagu9 fiebelte ber Sater im Zw^ 1244
10 na^ SntioAien fiber, bafelbft ooKenbete Bar H. feine Stubien unb beaann in einer ^5^Ie
fein aRönqsIeben. hierauf begab er fi^ naä) bem f^rifd^n 3^olts, um bort unter
oer fieitung eines Steßorianers Z^ ^m Stubium ber SRebijin unb 9i^dtorB
o^uliegen. S^on im 3a^re 1246 rief i^n , ben joanjigifibriaen, ber {cdobitifd^ie ^*
triard^ 3gnatiu5 II auf ben bif^öflic^en Stu^I oon Oubos (oet Malatijah) * im ^m^
15 barauf oertaufc^te er biejen Si^ mit bem in bem entfernten Lakabhin. 3nfoIge ^iner
Parteinahme in ben Kr^Iid^en Streiti^Ieiten mürbe er L 3« 1^^ na<^ VLmm oerfeUi
{ebod^ balb barauf abgerufen unb erft tm 3o$re 1258 mieber in feine SteUe einge|e|t
3m 3a^e 1263 be^bette er ben 2xttaren[4a^ ör^lic^. Der ^atriar^ 3gnatius UI
ernannte Bar Hebraeus t. 3* 1264 jum -äRafnan Des Orients, b. ^. fiberirug i^ bie
30 bdd^fte (geric^tsborleit in (T^Ibaea, 9ifft)rien unb 9Refo||otamien. SBegen ber politifi^n
llnru^n tonnte 91bulfarabfd^ erft 1266 fein 9Imt, bas i^m oielfa^e f&oierige ^idUen
auferlegte uni^ beffen Si^ Takrit am Zigris mar. mirUid^ antreten. (Er ^b am 30. 3ult
1286JU Marägha in 9u>^beibfAan; feine fieicqe mürbe na^ bem SL SRat^Sus* Alofter
bei 9RofuI ge^brt unb bafeM begraben.
25 9lbulfarab[(9 mar lein ba^nbred^enber (ßeift; feine Sebeutung liegt barin, baft er
bie SBilfensjmetge ber bamaligen 3^^^ ingro^em Umfang bebmfAte unb bttr^ feine
jo^betc^en Schriften Ober ^^ilofopbte , ZQeoIogie , 9Reb§in , uRat^ematil , Slftronomie,
(Sefc^idjte ^unb Srammatü ber f^rtf^en £itteratur teiboeife ju einer 9U Stac^Uüe
oer^f. äbrigens finb einige femer SBerle in arabifc^r (ofnraAe oerf agt; bie groge
ao SRe^na^I feiner Sd^riften , mie aud^ feine ®ebi(|te , freilid^ in fvrifd^r SfirctAe. fOs
bie werfe, bie ffir uns ^ute no^ am mi^tigften finb, finb feine ^iftorif(9en unb
grammatif^en ju betrauten.
Über bie entl<^enften (gebiete , felbft über Xraumbeutunp, fyd Bar Hebraeus ge*
fd^eben, au^ ein Sud^ „ergöMid^e (Ersä^Iungen'' liegt oon t^m oor.
35 Unter ben gebrudten SEserten bes Bar Hebraeus finb folgenbe bie mi(^ften :
1. Chronicon syriacum edd. Bruns et Kirsch, 2 vol., Lipsiael789; beffere
Musgabe (oon Sebjan) u. b. T. Gregorii Bar hebraei Chronicon Syriacum, Paris
1890. (I)er (£!^ronü jmettcr leil: Chronicon ecdesiasticum . edd. Abbeloos et
Lamy, 2 vol. Louvain 1872—1876; T. III eb. 1877.)
40 2. (Eine arabtf^e SBeltgef^i^te, genannt Ta'rih muhtasar al-duwal, unter bem
XUel: Histoda compendiose dynastiarum Gr. Abul-Pharejio oon (E. ^ocodt,
Oxon. 1863 ^rausgegeben ; ogl. g. SBfiftenfelb , !Die (Sefc^id^tsfArefl^r ber Araber
unb i^re 9BerIe (28. unb 29. Sanb ber 3l(S(S 1882, S. 147). — ^eue 9lusgabe wn
Sal^ni, Seirut 1890.
45 3. Oeuvres grammaticales d'Aboulfaradj dit Bar Hebraeus €d. par l'abb^
Martin , 2 vol., Paris 1882. £it^ograp^ierte Slus^abe fomo^I ber großen als bet
fleinen (Srammatil, meldbe ledere f^on Sertqeau, Sötttngen 1843, herausgegeben ^atte.
Sefonbers in t^eologifd^er $infid^t oon 3ntereffe ift bas
4. Kethäbhä dhe-Huddäje, bas Su^ ber Dtrettionen , meines unter bem Xitel
60 Ecclesiae Antiochenae Syrorum Nomocanon oon Slffemanni ms £ateinif^ über«
fett unb in 3lng. SKai's Scriptorum veterum nova collectio T. X, Romae 1838
erfc^ienen ift. g^mer
5. Aupar räze (ber S^a^ ber (Sel^eimniffe), ein jtommentar 3ur ganjen Sibel.
Son bemfeiben finb eine grobe Steige einjelner xeile erf^ienen, bie in ber oben an«
55 gegebenen fiitteratur ausffi^rfic^ oerjei^net finb. 6odn.
Äcacitt« oon Sero a. SJgl. M. Lequien, Oriens CJhrist. 2. »5,782 f.; (IJ. «Idtcll,
^ui^geto. (ä^ebic^te b. fi}rif(^en m^\>. ^r^xiüona^, »Ql&ud u. a. in S3ibl. b. m\)., Kempten
1872, 83—89; 3. 4>efclc, Äonjilicngcftft. ©b 2\ paas. ; E. Venables im DchrB 1. »b, 12b— 14».
ütüoM Hill SerSi Hcocmd Hott Qafarett 125
ius, SRonc^ bes JUoftecs SmbaTius bei Sntio^ieTi unb fp&ter SIbt eitie« JtloKets
bei SeiBQ (Theodoret. Histor. relig. 2; ogl. Hist. Eccl. 4, 24 unb über [etneti
fiebeiuniMttibel Sozom. H. E. 7, 28) feit 378 (Theod. 5, 4) SifAof bie|er 6tabt (^two),
Ipt an ben lirc^It^n Strettigleiten bes Orients oielfac^en Slnteil genommen. (Em
eifriger Sin^nger bes 3Reletius von Slntio^ien (f. biefen 91.) fyA er m^ beffen Zobe 5
Sboian ju feinem Sla^olget gemeint (Soz. 7, 11) unb 398 als Sefanoter bei 6iri«
cius oon 9lm (eine Sltteriennung enoirlt (Soz. 8, 3; Theod. 5, 23; Dgl. Socr.H.E.
6, 10). 9lm (og. 2. Blumen. Aoiuil ^at er teilgenommen (Theod. 5, 8). 9luf ber
(H^ettf^nobe oon 403 loar er einer oer $auptanllager bes (EqrQfoftomus (Soor. 6, 18
IL ogL Paüadius , Dialogus de vita S. Joann. Chrysost.) unb ftimmte au<^ 404 lo
für feine Xbfe^ng. Des^^Ib mit 9iom jerfallen , ift er erft 415 oon 3nnocen5 I (ogl.
beffen Epist. 105 an Slconus) lieber anerfannt morben, mürbem er ber Sfeinbfc^aft
gegen ben Xoten loentaftens öugerltil^ entfaot ^otte. 3m neftorianifc^en Streit ifot er
eine oermitteinbe Stellung einjune^men oerfu^t. (Einem aufgeregten Srief (E^rills oon
SOesonbrien antmortete er (430) oerfS^nli^ (MSG 77, 99; Mansi (Gonc. CoU. 5, 518). i5
3u CEpbefus (431) UHir er n)egen ^o^n Sllters ni^ juaegen. Da er in (üftm
einen iqiollinüariften oermutete (Mansi 5, 819), mat er mit beffen 9Ibfe^ung burd^
bie Sßoxtti bes ^o^annes oon Slntio^ien einoerftanben. SDlübe bes Streits fyd er
jule^ an ber QEtnigung ju^ifc^en ^esanbrinem unb Slntioc^enem gearbeitet. (£r ift
432 (fo Sidell, 436 Senables, 437 fiequien unb na^ i^m $ergenr9t^er im jtat^.20
jtird^es. 1, 145) geftoidben, 100 (Saläus) ober 110 (f. Mansi 5, 781) 3a^ce alt.
Der Svrer Sal&us Jot i^n in 5 £obItebem gefeiert (Susgem. (gebic^te u. f. m. 90—102).
(Ermaßen finb oon Suadus ein Srief an (Eqrill (J. 0.) unb jn>ei an Sllesanber . SifAof
oon ^ierapoHs, fomie ein (&laubensbelenntnis (MSG 77, 1445 — 48). Se^r UHtor«
{^^einlic^ ift er ibentif^ mit bem ^resbnter 91. oon Seröa , an ben SafUius b. Cor. 25
feine Epist. 256 (ogl. au<^ Ep. 220) jc^rieb unb bem (Epip^nius fein Panarion
loibmete. ihflget*
oon CEäfarea. Tillemont, M^moires poor eervir ä rhistoire eccl^siastdque
toüL VI 6dit de Veniae 1730; Lequien, Oriens christianas III, 559 ff. ^arid 1740;
Sobriciud, BibUotheca graeca ed. ^arled tonouVII, VIII, IX, XII, Hamburg ld01ff.;3a
^efele, ftonailiengef^i^te, 2. ^ufl., 1. »b. gretburg i. »r. 1873.
Scarius, S^üler unb 9Ia^olger bes (Sufebius oon (£äfarea (Äthan, de syn. 13
MSG 26, 704; de decr. syn. Nie. 3 MSG 25, 429; Soerates h.e.2,4), Ut einer ber
emflugrei^ften Jtird^npolitikr unter ben Sif^ofen ber großen orientalif^en uRittelpartei,
bie unter Äonftantius Jiegrei^ bem 9Ii(änum entgegenarbeitete (ogl. ben 9t. Sirius). 35
Die Quellen ber (BefAt^te bes nicaniMen Streites, bie Sqnobalatten ber 3^^i ^^*
nofius, ^ilarius, (EpipQatnus u. a., fpejtell bie jtir^en^iftoriler bes fünften 3<^^unbeäs^
Sohates, Sojomenos, ^Qeoboret unb $^ilo[torgius, reben bes^lb oft oon ^m. 3Ha4
^ierottomus (de vir. ill. 98) ^e er ben Setnamen Mov6<p&aXjLiog, n)eil i^m ein 9uge
fehlte. t>oäf ift biefer Stäben oiellei^t no^b^ute ^ilbar. Da nämli^ bie anberenCluellen, 40
loenn iä niqt irre, meber ben „Seinamen" no^ bie Sac^e lennen, liegt bie SRogli^feit
Dor^ bag ^ieron9mus, ber in de vir. ill. 98 aus bem (Eigenen f^öpft, Slcodus mit feinem
3eit9enof[en SRaximus oon 3^nifalem (DchB III, 877) oermei^felt ^ $atte oÄer
wanus lenen greller , fo ift er bur<^ i^n jebenf alls ni^t be^inbert »orben ; feine C5e«
loanbt^it hn Denlen unb 9ieben, fein praftijAer Slid unb feine Cnergie, bas Xnfeben 4j^
feines SifAo^tu^les unb ber 9luf ber (gele^rfamleit , ben er als S^üler bes (Eufebuis
unb (ogl 91. S^r^bt 91QS V, 222) a\» ^flter unb (Erbe ber cafareenfifd^n Siblio^I
befag (Sozom. 4, 23, 2), machten i^n ju einem ber angefe^nften Sifi^öfe feiner 3eit
(Sozom. 3, 14. 42). ä^on unter ben Teilnehmern ber eufebianif^en jtirc^eS^«
Sonobe ju Slntto^ien (grrfi^io^t 341) wich 9lcaaus genannt (Äthan, de synod. 36 50
MSG 26, 757; Sozom. 3, 5, 10); bereits 343, als bie (Eufebianer — au^ Slcacius
(Hilarius, fragm. 3, 29; Mansi III, 138 B) — in ^^iltppopel i^r SonberJEonjil
hielten, red^neten bie $omoufianer in Sarbica ben Slcarius ju ben Häuptern ber (Segen«
partei, bie fie mit einem umoirifamen 9lbfe^ungsurteil bebad^ten (ep. syn. Sard. bei
Äthan; apol. c. Arian. 44 J. MSG 25, 333, Mansi III, 66). Slcachis gd^rte ber 55
arianißerenben £inlen ber 3l(ittelpartei an; bo^ bis ca. 356 ^iett bie gemeinfame
Dmoption geaen bos Slicänum bie Partei jufammen. 9lcacius ^at felbft basu geholfen,
nac9 bem Zooe bes 3Raximus oon 3^<tl^m (350 ober 351) ben mel^ mit bem
regten gflfigel ber Partei, ben fpoteren ^omöufianem, fQmpat^ifierenben dyaü auf ben
126 Scadnd tion (üfarea
erlebigten Sifc^ofsftu^I 3U bringen (Sozom. 4, 20, 1). Dob er fpfiter mit düfdll in
eine etbitterte Sfe^be geriet unb i. 3- 357 ober 358 [eine Slbfe^ung enoirtte (o^I. ben
9. CC^rill. oon 3^niJQlem), iDor feboi^ ni^t nur burd^ bie ^urisbütionsftrettt^iten
filmen ber SRetropoIe Söfarea unb ber ,,^etltgen" 6tabt , [onbem auc^ burc^ bte oer«
[ebene fir^npolitif^e Stelluno ber beiben Sif^öfe bebingt. 7>tnn mit il^m Sie^e
ben erften brei 3<^ten ber Sinein^errf^aft bes Aonftantius (353—361) oerlor bte
Oppo[itionspartet $ren 3ufttmmen&Qlt ; bie ®ru)ipen, hexten ücadus unb C^rill an»
gehörten, traten gegeneinanber. unb älcacius er^elt eine grä^rerrolle im jtanmfe ber
neuen Parteien: er loarb ber $au)itQertreter ber ^omöijc^n ^ofportei im Orient.
10 6^on 355 trat er bebeut[am ^roor. 3laä) einer Urlunbe bei Saroniu5 III, 736 (ad
ann. 355 9te. 22) iDor er einer ber loenigen Orientalen, bie als SBortffi^r ber faifer»
li^n SBilnf^e an ber S^nobe oon äRailanb teilnahmen, unb mit ^ieron^mus (de vir.
ill. 98), bem in Sejug auf biefe römif^en ®ef^ni{fe m glauben [ein oirb, omr [ein
(Einfluß bei ftonftantius f^on bamals fo ^o||, bag er bei ber (Einfe^ung b«s ^amtes
löSeltx, bes 9laAf olgers» bes oerbannten £tberius (Snbe 355; 3aff^ l P« 35), in 9er«
oonagenber SBetfe mittoirfen lonnte (ut . . . Felicem episcopum consütueret). !^wtU
feUos ^at er f^on bamals ju Urfacius unb Salens, ben fpoteren gffi^rem ba dbenb»
iänbif^en $omöer, Sesie^ungen angefnflpft. 9Bir toijfen fiir biefe 3eit oieles SBic^tige
ni^t. 9Us bann oon biejen 357 auf ber [og. 2. [nrmif^en 69noDe (^efele I, 676)
20 bte fiofung ausgeaeben loar , loeber oon öjLtoovoia noc^ oon ö/üiouwoia 5U reben , oon
ber ovoia oielme^r gan} 3U f^toeigen, ba ift es offenbar Scacius getoefen, ber ab Xeil«
nebmer ber antio^nifj^en 69nobe oon 358 ($efele I, 677) ben an^onäif^ gefinnten
Stf^f (Euboxtus bestimmte , auf biefer S^nobe bie ,,3riebens"<$aroIe fener ranni|(l^n
S^nobe für ben Orient aufjune^men. SBte bann 9lcacius an ben loi^tigen SSer^b«
25 lungen beteiligt loar , bte in ber 3^tt bis ^u ben S^noben oon Sebuda unb 9lmini
oor |i^ ginpen, toi|fen toir ni^t. Srgenbtote beteiligt loar er. Denn <nif ber 6niiobe
oon Seleucta (6e^t. 359) fpielte er ein offenbar abgetartetes Spiel. uBas Urfacius
unb Sialens in 9{imint bur^fe^en toollten: bie Slnna^me ber fog. britten [irmif^n
Sformel (Mansi III, 265: Sfioiog xatä zag ygatpag, ... Sfioiog xard Jtdvra), bas erftrebte
30 pier Scacius in unoerfennbarem Sinoerftänbnis mit bem 3ur S^nobe entfanbten laifer»
li^en Seamten (ogl. Socrat. 2, 40) : bie oon i^m unb [einer Partei {dl juqI 'Axdxiav)
oorgef^lagene gormel (Mansi III, 319) bedt fi^ in^ltli^ mit ber britten firmif^en,
nur oerurteilt [ie austnrücfli^ bas ävöfwiog unb lögt bas xatä ndvxa fort, bös ju
ben ®ebanlen bes 9(cadus {öfioiog j^ard rryv ßovXtjmv jitövov , oif uhv xarä T^r
35 oifüiav Socr. a. a. O.) ebenfo toenig pagte, toie 3U benen ber abenblänoif&en $om5er
unb ba^r au^ im Occibent in ber „oerbefferten'' jirmif^en ^oxmüf ber ^ormel oon
Slice (Mansi III, 309 f.), toeggelaffen tourbe. Die (sqnobe enbete jtoiefpältm; bie ^«
möufiani{^ äRaioritat toiberftrebte , |e^te in Separatoer^nblungen ben modus unb
anbere etnflugreid^e $omöer ab. Slber Scacius ^atte bie Srü^lung mit bem $ofe; bei
40 ben Serbanblungen in Aonftantinopel, in benen [i^ bie oonSeleuda fortfe^en, fiegten
mit ber Jformel oon 9lice unb ber SJerurteilung ber an^omöif^n fie^re bie oon Ur<
[actus, Valens unb ^cacius oertretenen faiferlic^n 9Bän[Ae, unb biefen Sieg feierte
tm nä^lten 3^^^ (360) mit [einen ^arteigenoffen au^ Slcadus auf oer S^nobe ju
ftonftantinopel ; er be^n|^te im Orient bie fia^e (Phiiostorg. 5, 1 MSG 65, 527).
45 SRit bem Xobe bes 5lonftantius toar bie !^txi btefer fai|erli^en Ort^boxie abgelaufen.
Hnter 3ooian fyd es ^(adus bann fertig gebraut, oer nun lai[erli^en ni(ani[(^n Ormo«
bo3cie pu3u[timmen : fein 9lame fte^ unter bem S^reiben, in toel^em bie oon SReletnis
(ogl. oen 31.) geleitete S^nobe oon ^ntio^ien 363 bas 9licanum im Sinne bes
Suoiog xat* ovoiav acceptierte (Mansi III, 370 f.). 911s bie X^ronbefteigung bes
50 Sktlens bie Situation abermals önberie , f^eint älcadus bem abermals ^eqming ge^
tragen 3U b<^ben : bie ^omöu[iani|d|e Snnobe oon £amp[acus (365, na^ Socr. 4, 4, gegen
Mansi u. a.) je^e t^n unb feine Stn^naer ab. Seitbem rerf^toinbet Slcorius; er
mug balb na^^er geftotben fein. — 93on feinen oielen S^riften (Sozom. 3, 14, 42)
nennt ^ieron^mus (de vir. ill. 98) 17 volumina in Ecciesiasten , 6 volumina
b^ av/jL/bUxTcov Cv^tjfjLdtcov (ogl. ep. 119, 6, Vallarsi, MSL 22, 970) unb multi diversi
tractatus, Sofrates ( 2, 4) eine Siogrop^te feines fie^rers Cufebius, (Epip^ius (haer.
72, 5) eine ävrdoyla jigog MdgxeUoVf ^^iloftorgius (4, 12 p. 525) bie „jo^bei^n
Sntenftüde" (ygdjujuaTa) ber lonftantinopolitaner Snnobe oon 360. 9Bir M)en auger
ber ®laubensformel oon Seleucia nur ein (Jrragment ber S^rift gegen {Diorcell bei
Güflq)ip^nius (haer. 72, 6—10) unb jerftreute, no^ ni^ publtjierte Citate in einigen
SIcaciltd tion SAforea Sccommokattoit 127
ftatenen (Sfofoidus VIII, 645. 646. 693. 696; IX, 254). Xmemonts Vermutung
(VI, 205), fboctus fei ber Setfaffer ber unter Sufebs 9tonen fiberlieferten 2 SS.
de fiide adv. Sabellium (MSO 24, 1047—1070), tft unbeioeisbor. £0of».
Xcictnd oon ftonftantinopel f. SRonop^^fiten.
Kcttcindoon aitelitene in älrmenia Secunba. (^gI.M.LequieQ,0rien8 Christi. 83b, g
441; 3. ^fele, «onsiliengcfc^. ob 2*, 271. 275. 314; J. B. Lightfoot im DchrB l.öb, 14».
ZeQnebmer om ftonsil oon Sp^e[u$ 431 , erbitterter (Gegner bes 9leftorius , in
feinen f^eologifAen Seugerun^en ben SRonopMitismus ftreifenb (oal. bie ^omilie),
mul 437 geftorben. 3n einigen oriei^iteen uRenöen n)irb [ein mbenlen als eines
SBunbert^ers unter bem 17. 3(pru gefeiert (Er^Iten finb eine ju Sp^fus gehaltene lo
Öomilie unb jmei »riefe an C^rill (MSG 77 , 1467—1472). Ärftget.
fbceptanteti, f. 3<^nfenismus.
Scctbtntirn, f. Stolgebfi^ren.
Xccommobatiott. Das SBori lommt im t|eoIogif(^en Spra^gebrauA in einem
loeiteren unb einem engeren Sinne oor. 3n jenem oejeiAnet es einen ftttlicben Se« 10
griff, ber in ber St^il beffrro^en n)irb; in biefem gebrauchten es aetoiffe iteitifer |eit
ber jinetten ^Slfte bes oorigen 3^^- niit Sejie^ung auf eine befttmmte Suslegungs«
me^obe ber Offenborunosununben.
Das [ittlime Ser^Iten, u)el^es mvc in ber S^if als Sccommobotion bejei^net
finben, ^t|t bei ben alten gried^if^en ^rofanf^riftftenem avyxardßaoig, unb biefe 20
Segeiqnung tft au^ oon ben griemtfd^en ftiro^noStem beigaben, befonbers n)o es fiA
um bie Sejei^nunp berjeniaen Se^noeis^it ^anbelt, wüäf^ fid^ ben Sebfirfniffen uno
Sorausfe^ungen bet ben Sd^lem anjubequemen wt\^ (ogl. Clem. Alex, ström. VII,
p. 863 ed. Pott.), ©offlr anbenoärts xax' obcovo/uav otddoxeiv gebraust ©irb. Sei
ben 5!ateinem enrneAen bem bie Susbrüdte condescensio ober demissio, ober aud^ 25
dispensaüo na^ Analogie bes grie(^. olxovofxla (ogl. (Ernefti, neue t^I. Sibl. 4. Sb,
S. 434 t.).
(Eine üccommobation als fittli^es Ser^Iten forbert bie St^if in einem boppelten
galle. einmal als liebenbes SÄonen ber bur* Srrtum gefAaffenen 3uftänbe bei anbem
(obiettio), bas anbere SDlal als liebenbe 3urfl(Ibc^tung (fubleftio) beffen, ©os ber anbere *>
infolge [einer Unoolllommen^eit no^ ni^t tragen fann. Seibe grälle ©erben ^$ufig
in etnanber greifen, fofem bas 3U f^onenbe obfeltio »orgefunbene jugleic^ eine fub{n«
tioe Selbfftef^ranfung als bas re^te fittlic^ »erhalten oerlangt. 9Bir ftnben bei anbem
jetoi^e Äeoretif^e ober fnraftif^e »orurieile, 3rrtfimer in ber (Erienntnis ober in bem
ittlid}*reiigiöfen »erhalten: bie £iebe gebietet uns, ®ebulb mit bem inenben ober 35
^nxiAen Q5etDiffen 3U ^ben, fobalb unb folange ber 3rrtum unb l^r 6(^ä^»
juftanb ein unbefugter ift, unb barum ein oorjeitiger Cinf^nitt in bas Ubel nur oer«
rounben, aber ni^t feilen, nur oerbittem, aber ni^t bejfem ©flrbe (1 Äo 8, 9—13).
Die 3ntention ber Sefferung, ni^t bie ber3ü^tiguna f^reibt uns unfer »ersten oor,
„auf baft i^ allenthalben ja etli^e feiig ma^e" (1 fto 9, 22). Darum aber gilt bie 40
gforberung ber Dulbung eben nur bem no^ ungellörten unb unaereiften, an ft^ aber
fromm-geric^teten 3uftanbe bes 9lä^ften gegenüber, niemals jeoo^ gegenüber ber be«
nmgten Sflnbe unb oem felbftfü^tigen Sebarren im 3rrtum. £eMerem gegenüber m&re
bie Dulbung nur ein Setoeis oon [^©a^li^'^arafterlofer Sla^gtebigfeit, eine Äaubeit
in ber fiiebe jum Köpften, ©el*e feinen 3om mebr färbtet, als fie fein roa^res x>^\\ ^
Hebt; eine Serleugnung bes aRifTionsbienftes im Stuf trag bes $erm aus Slugenbienft,
um uRenf^en gefällig m ©erben. 9lu| ber anbem Seite ^ ber (Eifer in biefem SRiffions«
bienfte, in ©d^m feber fte^t, [etne S^ranfen nic&t blog in betreff beffen, ©as er
betämpft. fonbem au^ in betreff oeffen, ©as er bringt unb giebt. (Er bringt unb
nuuMaeuenb ge©ine ftttli^e ^orbemngen unb ge©iffe religiofe SBo^^eiten; in beiberlei
^infi^ gilt es, fiq ben oor^anbenen Sebfirfnijfen ©ie ber oor^nbenen (Empfängli^eit
ju occommobieren* {enes erforbert bie reibte ersie^erif^e SBeis^eit, biefes bie red^e
£e^r©eis^it. mM allen frommt alles, unb ni^t allen frommt es auf biefelbe 9Beife
(1 ilo 10, 33). Die 9latur bes 9Renf^engeiftes fd^reibt Snimä^li^feit in bem $eil«
oerio^n unb einen Juaeffioen gfortfäritt oor; bo^er gebietet bie rechte ^riftlid^e (Er» ^
jteQenunft oft 3urfi(qaltung unb ^(^©eigen, ©0 ®eltenbma^ung ber gonsen Strenge
50
128 9lccommokattoit
ber Ororberung unb aRtttetlung ber gansen SBo^r^it toeber auf bas entbceAenbe Ser«
mögen no^ auf bie entffnrec^enbe ®enetgt^ett ftogen toilrbe. Darum oerfidpetgt (Qriftus
[einen 3&ngem nodf man^es, was [ie n\ä)i tragen lonnen l^o 16, 12) , unb rafum
forbert ^aulus ni^t oon allen ßemeinbegliebem basfelbe (1 Ao 7, 17. 26. 35 ff.) ;
6 „ben SSoIIfommenen gehört ftarfe Speife" ($br 5, 12—14) aber „ben jungen itmbem
in (E^rilto SWilA" (1 5lo 3, 1. 2). 3m befonberen lommt bei ber unterroeifunj in
ben ^riftli^en SBabr^eiten bie Sccommobation al$ bie reAte £e^m>eis^it 3u pniltt[(^r
Sebeutung. Der ^nftli^e £el^rer bmn iDobI bem einen lein anberes (Eoai^elium \Kt^
bigen, als bem anbern, cbtx bie 9Bei[e ber ^irebigt unb bie Susmo^l bes Stoffes iDirb
10 [e^r oerf^ieben fein je na^ ben oerf^iebenen Stufen ber ^eiftigen unb ^id^n 9{etfe
oer $orer. Die Aunft ber 9Iccommobation be[te^t ^ier bann, an bie bereits oor^nbene
(Erienntnis anjuinfipfen, in ber Ißitteilung ber SBa^r^eit bie 9teil^enfoIs|e b^ (Erlenntnis«
fa^ig!eit 3u bea^ten unb |ie burc^ loeifes ^otViifttittn ben no^ getftia Unmflnbigen
5uganaliqi 3U ma^en. So loirb fte [i^ öugem lonnen ebenfo in oer SEBa^l ber cai'
16 gemeffenen 3orm , loie ber angeme||enen a)^aterie. ßui Slccommobotion in ber gform
gebort bie Popularität bes 93ortrags, bie (Erläuterung bur^ ®Iei^nif|e uid) Seifpiele,
oie 93eQ)ei$fill^rung bur^ 9Irgumente xax* äv^gconov unb ö^nlic^es. Ss ift lein !^mti^l,
bo^ bie[e formale Slccommobation [ittliA ganj unanfe^tbar, ja geboten ift, lote benn
(Egriftus gerabe in i^r ein SRufter oer ^ru)eis^eitgen)efen tft. Dislutiämr ift ba«
80 gegen bie Sittli^feit ber Slccommobotion in ber äRoterie. Sie lann abermals eine
ooppelte fein: etne negatioe (dissimulatio), wenn ber £e^er irrtflmli^ SReinunaen
bet feinen S^ülem ftilTf^toei^enb fortbefteben lögt, o^ne [xt in bel&mpfen; eine pofitbe
j[8imulatio), u)enn ^t Jol^e trrtümli^ Sueinungen tlatf&^Ii^ billigt ober felbft neue
3rrtfimer ben)ugt als äJSa^r^eit oorträgt, beibemcue (bei oer negatioen wie bei ber pofi«
» tioen ^ccommobation) nur m oorläufi^er SBeife , n)eil er meint , auf biefem inbirdten
SBege am beften 3ur SBo^r^eit felbft ^tnsufä^ren, alfo aus pabagimif^en (grünben. 3^ne,
bie negatioe Slccommobotion, red^tferti^t ftq als pabagogif^ erlaubtes SRittel einfad^ ba«
bur^, oag fein (Erjie^er in ber £age tft, aHe ^inbemiffe mit einemmal ju übenoinben,
er alfo au^ ben 3rrtum nur allmä^Iic^ unb planmäßig befeitigen lann, was mit einem
90 oorlöuf igen ßeioa^renlaffen eines S^eils bes 3rrtums glet^bebeutenb ift. Darum er«
nm^ft au^ (Ebrifto lein SSonourf baraus, bag er feinen S^ülem junaqft no^ man^
Jalf^e Sorftellung Iie|, fofem bies ni^t in ber 9Beife pofitioer ^illigun^ unb aus«
)tnAii) im ^inblid auf ben (Seift gef^, ber fie 3u feiner 3^it au^ in btefem fünfte
in alle 9Ba^r^eit leiten follte. ^ier^er ae^ort alles bos, n)as bie jünger au^ unter
35 ben Slugen 3efu no^ als jübij^e Sorftellungen unb ßebröud^e femelten unb äbten.
Unb fo ^aben au^ bie Slpoftel in in i^rer apojtolif^en SBirifamlett mannigfa^ bis«
^rme 3rrtümer bei ben 9ceube!e^rten befte^en laffen, in bem a3en)ugtfein, bag biefelben
our^ allmö^liäes SBa^stum in ber ^riftli^en (Erlenntnis oon felbft fallen mürben
(1 Äo 9, 20 ff.; 9lo 14, If.; $br 5, llff.).
40 9Inbers aber oer^ölt es fi^ mit ber ftttli^en Beurteilung ber pofitioen Slccommo*
bation in ber SOtaterie. (Es fragt fi^, ob biefe fiberbaupt erlaubt i(t, ober audb oielleid^t
Seboten unb in Q)el^en (Grölten. (Es ^iebt fein ^fli^tengebiet , oas rein obieftto be«
immbar more, fo bag man barunter etn beftimmtes Quantum oon (Geboten unb Ser«
boten 3U oerfte^en hbät^ fonbem bas (gebiet ber Sittlid^feit toirb für ieben juolei^ fub«
45JeftiD beftimmt. b. q. mtt 9{ücffid^t auf feine 3nbioibualitöt unb bie 9)erbaltni)fe, unter
benen erfid^ befinbet. 3n Sejug auf bie 3nbioibualitat gilt: „Sines teidt fi^ nu^t
für alle"; in betreff ber Serbältnifle ailt: „3^ ^abe es alles SRa^t, aber es fbmmt
niAt alles 1 Ao 6, 12''; unb ber ma^tab für bie fitUi^e Seurteiluna ift: „Stiles, was
ni^t aus bem (glauben ge^t, bas ift Sunbe 9lo 14, 20". Doma^ beftimmt fid^ f(^on
üober Segriff bejfen, mas für mi^ bas Slnftönbige ift. 3n 9{ücffi^t auf Staub, Seruf,
Snter, Sefqle^t oerbietet mir ber 9lnftanb man^es, mas anbere anftanbslos t^un bürfen.
Die Snbequemung an bie ^errf^enbe Sitte ge^t ysDot ni^t fo meit, ba| fie mic^ jum
Sflaoen ber 90flobe ma^te, aber fie forbert oon mir boä Mcffiqten, bie x% fofem es fiA
nidbt um fünbige (Gepflogenheiten ^anbelt, ni^t aus oen älugen laffen borf, menn iq
35 niqt bei anbem fittluqen 9ln{[toh enegen will Das (gleite gilt oon ber SlüdfiAt auf
Iferrf^enbe Meinungen unb ^n|d^auungen. 9Bir finb in oielen Sesiebungen Jttnber
unferer ^txt unb unferes Ortes unb baben ju bebenfen, bag n^ir beurteilt roerben oon
bem Stanbpunft unferer 3^^^ unb unferes ijrtes aus. 9lo^ me^r, mir muffen, um
über^upt oon unfern 3^itgenoffen oerftanben 3U merben, uns auf benfelben Stanti^unft
(softeüen mie fie, b. f). uns i^nen lofal unb temporell accommobieren. Damit fommen
Vccomntobiitioii 12d
otr mä einen $uidt, um loelAen [einerjeit in ber X^ologie heftig oeftritten iDotben
i^ »eu eine geioiffe niAtung tn bnfelben bie Sccommobationst^rie ote ein bequemes
Sattel betw^tete, um M mani^ unbequemen Offenborungslelren ^u entlebiaen. (Es
Sbiejer Streit um bte 3^^^^ ^^ pojitioen Sccornmobotion in ber Offenbarungs*
,re ben engeren Sprcu^ebrouc^ (erbeigeffl^ womi) man in ber Dogmatil unter 5
Sbcommobation nur oiefe fpeßifiU pofitioe ^[ccommobation meint. (Einen Öbergang ju
ber Xnna^e, bag mani^ in oer Stbel lebr^ Soraetroaene nur uneigentli^ (an«
bequemung«Dei{e) ju oerfte^n fei, bilbete mon bie Xo^nblung SoAoxiis (t^I. (Er*
Wbnma hvt Aerabla||ung (Lottes ju benSRenfc^n. 1763), oorin bie (BotteserfAeinungen
bes IL Xs., Die Srr^tung bes fl. unb 91. Sunbes, bie SRenf^verbung Si^ruti , b. ^. 10
bie Offenbcmings^oMa^n fiber^mwt, als Slccommobotion Q5otte$ gegen bie 9Ren[^^tt
baraefteOt »erben, ^t mtfyc bas äBefen bes (£^|tentum6 bur^ eine \olift %nnca)mt
kOip in Sfntge oefteu loaro. befto leboofter oarb ber Streit unter ben 3:^Iogen über
bte 3ttI8ffigIeit ott ^^pot^eje: ^ob nibt manift biblif^ Sorfteüungen als blo|e 9In«
bequemuitiB an bie bamote QerrfcQenbe !DenIunasart aufgefaßt roerben bflrften?'' Der 15
Streit bauerte bis in ben Anfang unferes 3<^^unberts qinein, b. ^. bis ju ber 3^it»
vo eine neue Iritifc^ S<^ule auf bequemerem 3Bege bur^ Une^terdfirung geroifler
Offenborungsurhinben [ic^ aus ollen S^ieri^kiten 3U ji^n mu^te. gfür bie mommo«
bohonst^eom erflirten [i^ im a^ememen btejenigen, xdüi^ bann bas aefu^te SRittel
erloimten, um bie i^ t^Iogif^en 3^i^{t(^ ^W ^^ ent^edbenoen biblij^nso
Sorftelbiiiaen mit ber Semun^ in Sinuana j[u briimen, o^ne bie SutoritSt ber S^ift
Mbft birot an^utaften. 3n biefem Sinne jd^eben über biefen C5^en[tanb: Se^n, über
Ott fi^rort 3efu unb [einer tt|>oftely imDiefem biefelben Jic^ nac^ ben bamals ^rrf Aen*
ben wDsmetnunaen bequemt ^aben, 1791. Senf, SerfuA fiber bie ^eroblaffung
Sottes in ber d^rml. 9leltgion ju ber S^oc^it ber SRenf^n, 1792. Zelkr. biess
Steliaton ber SoIRommenen. 1792. San ^emert, Aber üccommobotion im 91.X. ^reis«
l^ripf 0. b. $oII5nbi{(^n, 1797. Soael, Aber SIccommobatian, in |. Sufföfeen fteol.
Sn^iolts 2. St 1799. (Edermann in [einen t^eol. Seitriaen 2. S. 2. St. uRit ^ttfe
btefer tbcommobationst^orie be[eitigte man 3. S. bie me[[rani[^n SBei[{agungen, melqe
3e|tts bloft auf \i^ angenienbet ^abe , um bie 3^n 3U uberseugen, bag er oer 9Re[[ias so
fei, o^ne jelbft an bie SReffianität berfelben Kd glauben; bie (Engel« unb Xeufelsle^re,
iDobei ^epis unb bie biblii^n Si^riftfteller fic^ nur an bie gemeine Denlun^art ge«
tten 9Stten; bie SerfS^nunoslebre, wtlift nur eine ^eraoIa[[ung 3U ben Solfsoor«
ngen fei, um bie 3uoen für oen Serlu[t ber 93er[3^nunaso))l^er 3U trd[ten. Slnbere
flogen erbinnten in einer [ol^en 9lccommobationst^eorte emen Singriff auf biess
®runb« unb (glaubensK^e ber eoangelif^n Air&e [elb[t unb erflorten [i$ enti^ieben
egen. So ^auff. Semerlungen Aber bie fieqrart 3e[u, 1788. ^eringa, über bie
3^fu unb feiner SIpoftel, a. b. ^ollanb., 1792. C5eg, Sriefe Aber einige t^eol.
ßeitmoterien, befonbers Aber ben 9ccommobationsgrunb[a^, 1797, uno anbere, ju wtläf^n
tm befonbem biefenigen ge^Sren, wtläft im Softem oer Dogmatil ober SRoral bem40
(S|egenfianbe \tmtm eine einge^nbere Sebre^unjg 3U n)ibmen pflegten, n)ie Ston in
feinem £^iAuc^ ber ^ri[tl. Dogmatil, Anapp m [einen SSortrögen über bie ^ri(tl.
®laubensle^, Xein^rb in (einem S9[tem m ^ri[tl. äRoral, SretJ^neiber in [einem
^onbbu^ ber DogmatU u. a. Seitbem man immer allgemeiner bte Slccommobotions«
^eorie als AeoIogi[4 unb n)i[[en[(baftli^ unhaltbar anerlannte, fyd au^ i^re Sefpre^ung 45
in ben betrmenben fie^rbAAem eme untergeorbnetere Stellung eingenommen. Darum
wbä> es auq an biefer Stelle oenAgen nur auf bie SBefenspunlte aufmerifam 3U ma^en,
~ wüStt es bei ber Beurteilung anlommt. 3ur Alarftellung bes [trehigen Objelts
oir pm&äjlft uraieren, bag, toenn fiolales unb Xemporeües in ben biblif^to
_^ n auq nur in biefer feiner SeJ^ränhing aelten gelajfen n)irb, bies ni^ unter m
ben (Befi^tmitdt ber Sccommobotion fallL (Es ift [eIb[toer|tanbIi^ , bag (Ebriftus unb
bte S^ioftel ^oufig in ber £age maren , [i^ in lolalen unb tem|)orenen Snfi^auungen,
Sttsbrfiden unb mMäfUn pi bemegen, unb bag ba^r au^ t^re besAalicpen 9{eoen
unb i^ bQAgli^ Ser^Uen nur ben lolalen unb temporeüen Ser^ältniffen 9{eAnung
gefanuen ra^ o^ne bamit bie allgemeine 9{i^t[^nur fAr ben (EBriften ansugeben. ixmn ss
ei&b^n fid) 3. S. au bie Meinbaren 3Biber[prAAe ber Offenbarungsurfunben mit ben
[ttgioni Srlenntnijfen ber ^qpfil unb (Ebemie. (E9ri(tus toollte feine 9laturlunbe, Jon«
born Offenborungslunbe le^en unb munte [i^ baj^er au^ in [einen 9{eben unb 9lus*
bcfiden |(^n um besmiUen an bie ^enf^enben Slnf^uut^en auffliegen, n)eU er [on[t
gar ni^t oerftanben oorben märe. Sagen mir bo^ au(^ in ber geroö^nli^en Unter« eo
130 Slccommobattoii Wtttbun
^dtuno tote in ben S^rtften ,,bte Sonne ge^t auf ober unter'^ tro^bem ba| mit oiffen,
oag bte Setoegung ber (Erbe unb xAAi ber Sonne julommt. Site ein 9{ed^mtnatnmen
ben lolalen uno temporellen SSer^Uniffen, ober fagen oir auc^ perßnliAen, inbiotouelfen
Ser^Itniffen, nur mit tieferer, innerlicher Sesie^ung [inb aber [d^Iiegltc^ alle ^tlle ^
6 beurteilen, in roel^en oon einer Sccommobotion (E^rijti ober ber 9Ipo[teI im 9c.X. bie
9{ebe [ein lann. Sine Slccommobotion, bie als Slaqgiebigleit gegeniiber bem 3rrtum
Sugleiq eine SRitbejeugung bes Srrtums oare, finbet fiA niraenbs.
Da bie fittlic^e fjrtei^eit immer qu^ !Cienenn ber fitebe fein foll, |o bmn ber %aVi
xtä)t too^I eintreten, bap i^ leinen (Bebrau^ ma^en borf oon bem, uxis an unb für
{i^ mir [ittliA erlaubt ift, loeil bie S^nmAen in ber Umgebung boburA geSrgert, b. b.
(ogl. aRartenfen, ^riftl. CEt^if § 138) in i$rem ®eiDiffen ^in|i($tli^ beffen, nms ret^t
ober unre^ fei, irregemo^t, ober boc^ in Sesie^ung auf ben (Qaralter bes ^nbeln^
ben felbft unfi^er, in i^rem SSertrauen 3u ij^m toanlenb »erben fdnnten. SBie oiel
mug |i^ aus biefem (grunbe ^. 93. ein Q5eijtli^r oer[^en, nms an unb für jiA ganj
16 unf^ulbig ift, aber in ber Snfi^auung ber letoeiligen (Semeinbe als anftö^ig oefunben
loirb, toenngleid^ biefe Snf^auung bur^aus ni^ ben (Sfyaatkx ber allgemeinen Se«
taui
Sor Dem 3a^e 1870 galt es bei uns iii Saufen ffir unerbSrt, loenn ein Aanbibat ber
re^ttaung ^at, fonbem ebenfo bem SBed^fel ber 3^it als oem bes Ortes untenoorfen ift.
X^eologie ober gar ein amtierenber ^aner ptte einen S^nunbart tragen vollen, unb
90 i& ^abe felbft [o mannen 3um Qczamen [i^ melbenben Stubenten f^ien^ f^gen mflffen
»ber Sart mug suoor fallen"; aber fettbem aus bem Ariege sai^uofe Kanbtboten mit
SolIbSrten jurfidle^rten , fällt es leiner (gemeinbe me^r ein boran mftoji p ne^n.
Die 9{üdfi^t auf bie S^toa^en in ber Umgebung fonn alfo eine Selb|tbef^nlung
in ber fittliqen perfonlic^n gfrei^eit , b. ^. eme Slccommobation an bie oorousfi^tliibe
85 Seurteilung meiner $anblung oon feiten ber Umgebung bebingen. Son biefem Stano«
Enfte aus ^iebt ^aulus bie 93orf^rift in Sejug auf ben ®enug bes OpferfleiU^s unb
|t: .,fo bte Speife meinen Sruber ärgert, loollte i^ nimmerme^ Sfleifd^ effen, auf
% i(9 meinen Sruber ni^t ärgerte" (1 Ao 8, 13). Rubelt es fi^ ^ier um Unter«
lajTungen aus Slnbequemung an bie S^nmdben, fo läM [ic^ ebenfo ber S^H benien,
90 bag iq aus bloßer 9{fldfi^t ber £iebe 3um 9lä^ften, namltA bamit biefer ni^ geärgert
»erbe, eüoas aus|fi^ren mug, 1D03U idb an unb filr fi^ Einerlei Serpfli^ng ^abe.
Unter biefem (Seft^tspunH loill bas SJer^alten bes ^aulus 9® 16^ 1 ](. unb 21, 17 x.
beurteilt fein. £r lie^ feinen geijtli^en (Be^ilfen Ximot^us bte Sef^neibung an«
nehmen, nic^t um bamit S^^S^i^ f^^ ^i^ Sloüoenbigleit ber SefAneibung abjuleaen,
36 fonbem um ein mgemis ffir bie 3^^^ femsu^alten, toelAes an ftcp jtoar unbegrünoet,
aber bei ben S^toa^en nun einmal oor^nben toar unb ein ^inbemis i^rer Sele^ng
»erben lonnte. (Es Hegt barin feine Seftätigung bes Srrtums, benn glei^seitig ^rte
er ni^t auf 3U prebigen, ba^ bie Sef^neibung feine Sloüoenbigfeit für bie o^iben«
Triften fei, unb als man Xttus, ebenifalls feinen (Berufen am Soan^elium, jroingen
40 toollte, M bef^neiben 3U laffen, ©iberfe^te er fid^ bem mit ganjer Cnergte ((8a 2, 3— 6).
9Bas als Selbftbet^ränfung ber fittlid^en gftei^eit bere^tigte, oon ber paftoralen ftlim^it
gebotene 9lccommobation toar, roäre als Untenoerfung unter ben 39^nS unfittli^e 9ca^«
giebigfeit getoefen. 9Ius gans glei^em ®efi^tspunfte roill bie Übernahme bes Slafi«
räatsgeluboes oon feiten bes ^aulus (9I(& 21, 17 k.) beurteilt fein. Denfelben Stano«
46 punft nimmt bie ftonforbienformel art. X in ber Sebanblung ber Slbiap^ora ein. SBas
tn fold^en Dingen an unb ffir fic^ unf^ulbig ift unb bai^er mit d^riftli^r fjrtei^ett gefibt
toerben fann, toirb, loenn es naA einer Seite ^in 3um ^toani erboben wtxhtn foll,
ju einem (Eingriff in bie eoangelif^e (Jfcei^eit unb mug ba^er surfidtgetoiefen toerben.
9)iib. fofmontt.
60 Sic^er^^ f. b'9l(|erq.
StferBau bei ben 3sraeliten. (ltl[m^, Hierobotanicum r. de plantis Sacrae
Scripturae, Itpfala 1745. $t. Hamilton, La botanique de la Bible, iRtce 1871. 3. @mitt),
Bible plante, their history etc., fionbon 1878. ^. SB. ^riftrant, The natund histoiy of the
Bible, ßonbon 1873. 3)erfelbe, The Fauna and Flora of Palestine {%t\l bc» Survey of
56 Westem Palestine), fionbon 1884. (£. 3. o. Älinggräff, ^aläftina unb feine Vegetation,
ßftcrrei^ifc^e ©otan.8eitj(ör. 1880. So», Äromäifd^c ^flanjennamen, fieipäl0l881. »oifiler,
Flora Orientaliß ©b.V 1884. 3.©. ©alfour, The plante of Bible, new ed. 1885. SS. ^^n,
^Iturpflanacn unb ^auöticre, 6. «. 1894. — ©. kf)T, ^oulfcn, 3ut)crläffige 9^a(^ri(ftten
Dom «derbau ber SRoTgenlänber. 1748. (£. 9?icbu]^r, ©eft^rcibung 5(rabien8. 1772, 6. 151 ff.
Go (^. 0. ^engerle, tenaatt 1844 I, @. 72 ff. d. [Robinfon, ^^^pfc^e O^ogrop^ie bed Eiligen
«tftrtou 131
SanbeÄ, 1865, @. 299 ff. 3. ®. SBcfftein in 3)clitf4 Kommentar ju 3cfaia. 2. 51., @. 389 f.
705—711. 3)ctfclbc, 3)le fijrifc^c 3)rcfdjtQfeI in öaftion« Seitf^r. für ©t^nologie. 1873,
8. 270 ff. gr. 9L ftlein, Mitteilungen über fieben, @itten unb ©ebrtiuc^e ber greOa^en in
*aIäfrtno, gb?« IV 1881, @. 70 ff. (S». «nberlinb, «derbau unb Xitx^uäit in Serien
iuÄbeJ. in ^oläftino, 3b¥S IX 1886, @. 1—73. ®. ©c^umoc^er, 3)er arabifc^c ¥flufl. ^»
3b?« XII 1889, @. 157 ff. ©. «ogelftciu, 3)ie Sanbtoirtfc^Qft in ^aläftina jur 3cit ber
«Wf^na. 1894. — mS. bc »ettc, Se^rbuc^ ber ^cbrälfc^-jübifc^en 9(r(^öoroQ!e 4.«. bcf. 9Jä*
biger 1864, @. 133 ff. ^. eroalb, 3)ie ?»tertümcr bc8 «ollcä Sgrael. 3. %. 1866. 5. Shil,
^anbbn* ber biblifc^en «rc^fiologie. 2. 91. 1875, @. 576 ff. ¥• <54cgg, ©ibl. 5lrc^äologie,
^erdg. r>on 3. ö. SBirt^mfiaer 1887, ® . 129 ff. 3. ©enjingcr, Orunbrife ber ftcbr. «rt^äologie. 10
1894, ®. 207 ff. fB. ^lotoacf, fie^rbu* ber bebr. Archäologie. 1894, ©. 228 ff. - 3. fi. @aa(.
f4u^, 3)ad ^ofaifcbe Stecht. 2. A. 1853, @. 344 f., 416 ff.— @). ^iltinfon, A second series
of tne mADDers and customs of the ancient Egyptians I, 8. 37 ff. , 85 ff. 2. ^(nberlinb,
%ic Sanbroirtfc^ft in ^gi^pten. 1889.
1. Die gelb « unb C5artenIuIiurQen>äc6[e. ^alöftina iDtrb im 9X gerfibrnt 15
ab ein £anb, n)o 9RiIA unb $on{g flient @o ffcd 3U allen 3^iten bas Urteil oes
9lomaben ber f^rift^n Steppe gelautet, oeffen Streben ftets auf biefes ^orabies ge«
riebet ift. 3n ber i:fyä ift ^alöftina ein probuftenrei^es fianb^ bas bei n)enig mSft
utd) Vmit aab| n)as bie Semo^ner unter einfaAen n)irtf(!^aftltdben 93er^altnt||en be^
butften. floer 3Bein unb Ob[t oergl. bie WbI, Weinbau unb Dbftbau. Unter ben 20
SetreO^eorten ift bie otd^tigfte ber SBeisen (^^H), einft mit no^ beute bie geroo^nli^e
Siotfru^; als befonberes SBeijenlanb toiro im 9X bas Slmmonttergebiet^ie heutige
SeOftbood^ne, genannt (Q^ 27, 17; ogl. 2 (£^r 27, 5): SBeijen aus uRinnit^ lam
auf bie Slfirite oon X^rus. $eute gilt als ber befte SBetjen ber bes ^aurän unb ber
SeHft. au^ ber auf bem ^o^plateau 3n)tfd^en !£abor unb !£iberiasfee roaAfenbe. Dag 25
oiel SBe^en oon ben Hebräern aebaut n)urbe, ge^t baraus ^eroor, baft neben bem £)l
ber SBeijen fc^on Ka Salomos ^trt unb bann n)ieber bei Q^ed^iel als ^auptföc^Ii^er
Ezportortifel erf(^eint (1 % 5, 25; (E3 27, 17). Dies blieb au^ noc^ fpöter [0; ben
StSmem galt ber forifqe SBeijen als re^t gut (Plin. hist. nat. 18, 63), unb eine
(ErbbelAreibung aus oem 4. djr. 3a^r^. nennt ben SBeisen als $auptprobuit ^aläfti- 30
nos (SiRfiner, Oeogr. gr. min. II 513 ff.).— SBo^l ebenfo ^Sufig n)urbe bie (gerfte
5^7«) gepfiaiqt (Dt 8, 8; 3oeI 1, 11 u. 0.); ©ä^enb ^eute bie ®er[te in ber
egel nur als gutter für ^erbe unb S[el oermenbet Q)nrb, [^eint in alter 3^it (&er|ten«
brat ni^ fetten (2 Äg 4, 42; ffij 4,9. 12; 13,19; 3o 6, 9. 13; Joseph,
bell. jud. V 10, 2; ogl Plin. hist. nat. 22, 135), in ber erften 3eit nac^ ber (Ein« 5»
QKmbenina [ogar bas gen)o^nli^e gen)e[en 3U fein. 9lx 7, 13 besei^net ein (gerften^
brot ben ifraeliti|^n »auem (ogl.«i 5, 8, roo na^Subbes Jlonieftur 3b^S XVIII,
93 ztHts orib Vr» ^^bas (5er[tenbrob ging aus" 3U le[en i[t). Sluc^ [onR hat man
bie Seobac^tung gemacht, ba| ber Slnbau oon SBeisen [Aon eine ^o^ere Aultur unb
ooUft&nbigen £Sergang 3um anlaffigen £eben oerrät (ogl. 9{abloff, SIus Sibirien I 329, 40
346. 351 f. u. a.: Subbe Sb^J» XVIII, 93). Dasu |timmt, bafe bann [päter bas
Seiftenbrot loie oei ben (Bried^en unb iRomem als gering geachtet unb als 9la^rung
ber firmeren »olbflaflen erf^eint (3o 6, 13; (E$ 4, 12; Joseph. beU. jnd. V 10, 2).
Sonft biente bie (gerfte aud^ als Sie^futter (Iftg 5, 8; Joseph, ant. jud. V 6, 4).
Die Senoenbuna 5ur Bereitung eines bierartigen ©etränles i[t im 21.3:. nirgenbs er« 45
wäfyxi unb Jfir oie alte 3^it gam unroa^rf^einli^ , n^enn au^ bie iRabbtnen fpöter
unter bem (pathingsnamen ^^ w [ol^es Sier neben anberen (getrönlen oerftanben n)i|fen
vollen (oflL JBuxtorf Lex. talm. unter "'^w). ^cm SBeijen gegenüber gaö bie ©erfte
als geringbertia (<^13, 19) • aus 2 ftg 6, 25 ge^t |eroor, baft bie (Berfte Jalb fo
billig QKtr als oer SBeißen. Son ber ibumäif^en (&erfte beseu^t bies au^ bie 9Ri[^na 50
(X^of. Xerumof^ 5, 7), unb filr ben $aurän rourbe bas gleite ^retsoer^öltnis be-
oboAtet (Kitter, (Erbhinbe XV, 992). Seim Opfer fanb bie ©erfte nur Senoenbung als
CErftlingsgarbe (£e 23, 10) unb beim ©iferopfer. 9lud^ ffir bie ©erfte roirb im SIX bie
SeDft als befonbers fruchtbar genannt (2 S^x 2, 9; 27, 5); bie ÜRtf^na bagegen be<
jet^net bas ©ebiet oes Stammes 3uoa als gutes ©erftenlanb unb bie ibumäif^e 55
©erfte als bie fc^le^trfte (lan*. ed. Suber lila; lof. lerumot^ 5, 7; ogl.
»ogelftein 6. 9, 47). — Sieben SBegen unb ©erfte roirb an einigen Stellen fe 9, 32;
3er 28, 25; d^ 4, 9) noi) eine britte ©etreibeart, n??? genannt, ©ielfa^ wirb ba»
ntnter eine 3Bidknart (vicia sativa L.) oerftanben, bie bei ben SIrabem Kersenne
^ftt (SBe^ftein in Delitif^ 3efaia 705 ff; ^^1)nt 3U 3e[ 28, 25). SHlein ridbtigereo
eifqeint bie Deutung alsSpett(Dinfel, triticum speitaL.); benn olvga, womrt Die
9*
132 Xiferkatt
LXX r?^:^ übti:{e|en ((Ex 9, 32), loar eine getoo^nlidbe Srotfruc^t berSo^pter l^ö^
bot II 36. 77) unb Siot aus Spelt ift in öo^f^en Q5rSbern me^ad^ grfunben
oorben, toö^enb oon SBiden als SrotfruAt bei ben älo^ptem ni^ts belannt tft unb
auc^ in Serien bie fterjenne nur als Sie^futter oenoenoet oirb (ogL Dillmann ju
5 (Ex 9, 32; fiou), Slram. ^ansennonten 72). Sieben SBe^en unb Seifte [c^eint Der
Spelt eine untergeorbnete StoHe gejpielt 3u ^aben. S^on Dt 8. 8 u)erben nur bie
betben erfteren genannt Smma^Uq Meint er gam oerbrangt n)orben ju fein: in ber
SRifc^na lommt er oer^Itnismägig (elten oor (Soaelftein q. o. O. 45); ^ute mirb
er ]o gut oie gor ni^t me^r gebaut. äRerboilrbtg tft bie bur^ 3^f ^^f ^^ beseugte
10 Sitte, 3ur (Eimaffung ber (Berften« unb SBeisenfelber ben 9tanb b^ Sders mit Spelt
Sm befäen. — 9to^gen unb $af er u)erben im 312: nid^t enoobnt, bogegen bat man Die«
gelben in ber SRtf^na finben Q)oIlen. Diefe iSffli 5 Q5etreü>eqrten. auf (Slebor. 7, 2 ;
ri. 1, 2; ÜRena^. 10, 7 u. a.): au^er ben genannten nocb '^rid nViap unb T^.
ein bie (Erilorung biefer beiben als 9loggen unb ^afer erf^int unfi^ (Sogelftein
15 44 f.; fiou), ^anjennamen; ogl. SuxtorfLex. talm.). 3|»>^nf(dl6 wuä>tn biefe ®e«
treioearten nur in oerf^oinbenbem äRaee angepflanst. lim heutigen Saläftina ift
ber Snbau oon ÜRoggen unb ^afer erft in ben legten 3<4r5e^nten our^ beutf^ unb
fianjofif^e ftoloniften begonnen u)orben.
Son ^filfenfrfi^ten u)urben ^irfe, So^ne unb fiin|e gepflat^ Das ^ebr. irn
20 (C^ 4, 9) bejei^net na^ Xriftram (Fauna and Flora of Palestine 443) bie gemeine
^irfe (panicum miliaceum L.) ; anbere (Kie^m, $3BS.) oerfte^n barunter bie SRoor«
mrfe (sorghum vulgare Pers.), bie ^eute doenfalb angepflanjt u)irb. — Der |ebraif<|e
9lame ber Sobne (^"^^ 2 Sa 17, 28; C^ 4, 9) ^ fi^ er^lten (arabift^ fül) als Se*
||ei^nung ber Slderbo^ne (vicia faba L.), u)ogegen bte ^ute ebenfalls oorlommenben
20 Sarietoten oon phaseolus ben 9lamen lübije unb mfisch tragen. Stac^ ber 9Rif^na
lannte man in ber fpStiflbijc^en S^ü auc^ bie agnptifc^e So^ne (Ailajim 1, 2: 2, 11;
3j 4- Sc^biit^ 2, 8. 9; Sd^abbat^ 9^ 7; Kebccrtm 7, 1. 2). 3n »eKber 3uDereituna
bte äo^nen greifen Q)urben, u)iffen xdvc nid^t. $eute finb fte ein ^auntna^rungsmittef.
9Ran iM bie Sqoten ro^ ober gelocht, ^SuKger noc^ Die getrodneten >teme gelobt —
90 Die fimfe (Q^-nr, ervum lens L., arabtfc^ 'adas, ®en 25, 29 ff.; 2 Sa 17, 28;
23, 11 f. ; (Es. 4, 9) ourbe na^ ®en 25, 29 ff. gelobt unb als 3uIoJt }um Srot ge«
genen. 9lom^^eute ift fie ein beliebtes ®eri^i. $ir[e, Sonnen unb Linien u)urben in
3etten ber Xeueruna gemahlen unb mit anberem SRe^I oermifAt ^um ärotbaden oer<
u)enbet (C^ 4, 9). 9Irme £eute mögen bas auc^ fonft fo gemadpt fyibtn. Sei Sonnen
36 fd^eint bies im Slltertum oielfa^ i^Dli^ geioefen 3U lein (Plin. bist. nat. 18, 30).
^eute oirb befonbers bie $irfe oerbaden; bas Srot ijt feDo^ nur in gans frifd^em
tuftanb f^maAafi Sobnen unb £infen wttbtn feltener ^ierju gebraust
Die Anouengen)äd^|e S^xeb^l^ Süuäf unb Anoblauc^ galten ben Ssraelhen 3u
allen Stüen als unentbej^rli^e SBürse bes SRa^Is unb !^um 3um Srot (9lu 11, 5).
40 Die 3^i^^In (-^f , aUium cepa L., im Xalmub ^ufig enofi^nt) tourben namentlid^
in ber p^Ui[taif^en (Ebene hiltiotert. Sie gebei^en noq ^eute oonägli^ im Sonbe
ber Ißeeresffifte. Sefonbers berfll^mt loaren bie 3iDiebeIn oon Ssfalon (Plin. bist,
nat. 19, 101 f.; Strabo 16, 759 : Stepb. Snjantu. b.SB.JIsIalon; cepae ascaloniae =
^balottes = Sd^alotten). Z^x ßefffimaa ijt milbe. Der 9(raber igt bie ^miebth
45 ftengel famt bem ftnollen gerne jum ^rot; fte gelten als ^röferoatio gegen ben Dürft
unb als Gegenmittel gegen allerpanb Aranl^eiten. — 9ns £au^ n)urbe bas ^ebräif^
^^^n (9iu 11, 5) f^on oon ben alten Öberfe^ern erllort. äBalrj^einlt^ ift allium
porrum L. gemeint, ber fogenannte SBinterlau^. Snbere (Aetl, ftnobei, (Jrurrer)
beulen u)egen bes ^bröifc^en ^lusbruds an S^nittlau^ (allium scboenoprasum L.),
no ba biefer unter ben fiaud^arten bem (gros am ö^nli^ften fie^t. 3n %9pten w\xh f^uit
ooroiegenb ber erftere aebaut. — ftnoblau^ (c^^*^, allium sativum L., 9hi 11, 5,
ebenfaus im Zalmub oft genannt) finbet fi^ in mehreren SIrten überall reiAlic^. Wie
f^ im 9(ltertum gans n^ie ^eute biefe !ivi>\ebtlitwää)k bei ben Orientalen beliebt
toaren, seigt ber Spott ber 9{9mer über bie ^qpter als £au^« unb !ivDiAtlaribtkt
55 (Plin. bist. nat. 19, 101; 3uo. 15, 9) unb über bie 3uben, bte |ie um i^res ftnob«
umd^aeru^s XDXlkn mit bem Xitel foetentes belegten (vlmm. äRarc. 22, 5).
m^ bie jlrie(!^geQ)äAfe (Surle unb SRelone u)erben unter ben agqptif^en Q5emüfen
{enannt, nad^ benen oas Suolf in ber 9Bfifte ^einuoe^ empfunben ^abe (9lu 11, 5).
}on l&urlen (Q^^^rl?) u)irb ^ute ooroiegenb cucumis sativus L., unfere geu)o^TtU(9e
60 (Budei utü) cucumis cbate L. angebaut 3^re ausgebe^nte Aultur in alter 3^tt be<
%dttian 133
loeift 3ef 1, 8. 3flan [tedt tie na^ Seenbigung ber Q5etretbeemte auf ben abgeernteten
Selbem. 3n ber brficbnben 6ommeAt^e fino [ie, ro^ B^S^fl^n, efate au|erorbentu^ burft«
[tülenbe unb angene^e Speife. — ^Dosfelbe gilt oon ben SRelonen (QT^.^fi^ 9lu 11, 5);
foiDo^l bie SBonermebne (Cucurbita citrullus L.) als bie 3^^^^^!^^^ (cucumis
melo L.) iDtrb oon alters^er in ^alöfttna gebaut. Die geringen £eute leben monate« 5
long feft nur oon Srot unb Surfen ober SRelonen.
$on (gemflrjIrSutem, wtläft auf bem gfelbe gebogen ourben, nennt bas 9I.X. ben
jlreu^mmel (F^^, cuminum cyminun^ L.) ein im gamen Slltertum beliebtes
Afii^engenriir}, auc^ als SIrjnei oenoenbet; — femer ben S^ar^mmel (n^^ 3^
28, 25, nigdla sativa L.) , beffen fc^nuirjer Sante im Orient als 3Bfige unter bos 10
Srot geba&n nrirb; — eiä^Ii^ oen Aorianber ("^5 (Ex 16, 31; 9lu 11, 7, coriandrum
satiyum L^ im l&timub oft enoä^t; ^ute ^Itioiert unb loilb ^ufig oorlommenb),
mit beffen fleinen runben, ofirsig f^medenben Samenlömem bos 9Ranna oerglidben
mirb. — 3m 9leuen Xeftament loerben no^ einige u)eitere ermähnt: ber Diu (ävtjüov
9tt23, 23. anetum^aveolensL.), ouA im Xalmub genannt, 00 feine Serjei^ntung 15
oerlangt ©trb (r^d SKaalerot^ 4, 5); — bie SWinse {^dvoouov SKt 23, 23 fic 11, 42,
mentha L.)i nai^ ben ^labbinen {»K'i'^ injin 1. 2; O^alot^ 8, 1 u. a.) ebenfalls
}u oerje^en, alfo ein ihilturgen)$i^, ^ute in oerfc^iebenen Wirten lultioiert unb oilb«
UKubfenb oorlommenb (am ^figften mentha silvestris L.), oon ben SIten als mögen«
fiarfenb gef^S^ (Plin. hist. nat. 19, 47; 21, 18); — bie Staute (nnyavov & so
11, 42 2 Joseph, bell. jud. YII 6, 3; im Xalmub cu^c, nita graveolensL), toel^
einft Q>te ^ule |o0O^I vilb oorfam als in Q5Srten gejogen ourl^ (Joseph, ant. lud.
VII 6, 3), ba^ [ie na^ bem Xalmub je^ntfrei nmr, o&^nb biegefe^eifrigen $|ari«
per pe oeqe^nteten (S^biit| 9, 1) ; — ber Senf {olvcmig m 13, 31 ; 17, 20
SRC 4, 31; fic 13, 19; 17, 6; im Xalmub "^Tp); teils ©Hb ©ad^fenb, teils hiltioiert ss
$eute ijt bie oerbreitetfte mi ber f^oarje Senf (brassica nigra Koch). Das Sen^
fom galt aUgemetn als ber fleinfte Same unb oirb bes^Ib im Xalmub unb im StX
öfters (pritoSrtli^ oem)enbet (ogl. Sustorf Lexic. talm. unb bie angeführten Sibel«
Heuen). x)ie fAnelhoa^fenbe einjo^ge ^anje oirb in ^aläftina bis über brei SReter
9oc^. Die (Ifabeteien ber Slabbinen fiber ote (Sibkt bes Senfe f. bei Sustorf Lex. talm. 90
Diefen 9l&^q)flan}en finb enblic^ bie jur SeKeibung oienenben (Befpinnftpflansen
grlo^ unb SaunuDoIIe ansufc^Iiegen. Der gfla^s (^rf? X)t 32, 11; & 9, 31; 30
2, 6; £e 13, 47; 3ef 19, 9; $0 2, 5. 9 u. B., linum usitatissimum L., ber ge«
meine ^aifs, baneben ^eutjutage oerf^iebene anbere Srten) loirb ^eute niAt me^ otel
angebaut, ^elte aber eine groge 9{oIle bei ben alten Ssraeliten . ba er x^mn neben w
ber SBoHe ben $au)rtftoff 3ur ftleibung lieferte. 3n ber grie^ift^^römifc^en 3^it mar
er ein roicbtiger $anbelsartilel (Saba Qamma 6, 6; SRäKer, Geogr. gr. min. II
513 ff.). t)er paläftinenfifc^e grMs galt als be[onbers oonflgli^, ffir be^er noA als
ber eii|^ (Pausanias, Eliac. V 5. 2) ; berflbmt mar in Riäterer ^tÜ namentli^ bie
£etneninbumie oon Sf^t^opolis (jer. Qibbufi^tn 2, 5; Edictum Dioclet. XVII. 40
XVni). Die Sebeutung bes Srltt(9sbaues ßeigt bie Se[timmung bes Xalmubs, bag
es geftottet fein (od, ein ^a^sbeet 3ur Serttigung fc^bli^er Snfetten an ^albfeiertogen
unter SBaffer ju fe^en (X. aRoeb.Qatanl, 6; weoer, SerjuAeiner Xei^nofogie unb Xer«
minologie ber$anomerIe in ber 3Ri[^na, S. 7). 9la^ ber uRifdbna mürbe oorsflgliA in
Galiläa bie £etneninbuftrie betrieben (S^firer, (St]ä), b. jOb. Solles II, 37). — SBie 45
frB^ in^alöftina bie Saummoüftaube (gossvpium arboreum L^ angebaut mürbe,
löM fi^ ni^ mit Seftimmtteit fagen. 9hir fooiel ^at alle 9Ba^^einh^feit fflr fi^,
bog bie ^aif^n Susbrfiae '^^ unb Y"^ ffir feine Stoffe niäft ausfAIiegli^ Seinen
bebeuten (mie bie Stabbinen mollen), fonbem auc^ oon SaummoIIftoffen refp. 3Ri|d^«
fio^n gebraucht merben, mie au^ bos grie^i[^e ßvaoog ffir beibes angemenbet mürbe. 60
3Rit bem grembmort 55*72 {xdQnaoog) mirb bie SaummoHe im 8u^ (Ht^r (1, 6)
unb fan Xalmub (fttlaiim 2, 5 u. a.) besei^net. Da^ [ie in ber griemif^ « rdmi[6en
3eit in ausgebe^ntem äRage gepflamt mürbe unb oiel in ben $anbel ram , seigt bas
Urteil bes $au|anias (V 5, 2) , ber $alaftina ben Urfprungsori ber oorsflgli^ften Saum*
molle nennt 66
2. JUimatifäe Ser^Itnijfe. ^aläftina mirb im Slten Xe[tament gefniefen als
ein fianb mit Sbafferbüd^en, Öuellen unb Seen (Dt 8. 7), bas ni^t mie ^g^pten
bur^ S^5pfr&ber mnltlic^ bemä[[ert merben mug, [onbem SBaffer tnnlt. menn ber
Stegen 00m $immel föltt (Dt 11, 10 f.^. ^aläftina ift au^ mirfli^ im Serglei^ mit
ben Stoc^borlinbem bur^aus ni^ mafjerarm 3U nennen. 3n normalen 3<^^n genflgt eo
134 ^itthrn
bte notfirli^e Oreu^tigleit für einen großen Xeil ber lUer. Sin [ol^ gelb beigt in
ber m\Am '^-nn n^n ober '^s^n n^n mtö ^jßaba »ot^ra 3, 1 u. a.), eine »ejetd^nung,
bie fi^ bis auf ben beutigen Xag erhalten ^ot. Dabet ift in erftet £inie an bie Se«
n)ö||erung bur^ Quellen, 2BQ{|erlaufe unb Q5runbn)Qf[er gebaut, erft in jiDeiter £inie an
5 9{egen unb Xau (ogl. 3lob. 6mit^, Rel. of the Semites* 97). Die alten Israeliten iDuftten
re^t iDO^I, bag SBafferläufe unb ®runbn)ajfer bie ^auptfac^ iDoren (oal. j. S. ^] 1;
Dt 8, 7; 3e| 32, 20; £3 17, 8) , unb bag ber Siegen allein fflr bie gelber ni^t
immer genügte. Deshalb oerftanben fie ben SBert ber oon ben ftanaanitem ge*
orabenen Xet^e xdo^I 3U f^ö^en unb legten auä) [elbft fol^ an (f. b. 91. Srunnen).
10 on ber SRif^na toirb ausfil^rli^ oon jtanalifatipnsanlagen m Serbinbung mit Xeit^en
ge^anbelt. Die Seioäfferung burA 6^ö;^äoer unb äqnli^e SBaffer^emDerle f^int
(Dt 8, 7) in alter 3^it ni^t übli^ geroejen 3U fein, wk |ie jic^ au^ $eute im eigent*
li^en ^alöftina feiten finbet; bagegen ift in ber SRifc^na otel baoon bie 9tebe (ogl.
»ogelftein a. a. O., S. 12. 16f.).
16 3n biefen Ilimatif^en SSerQöItniffen lam bem Ssraeliten feine unmittelbare 9b«
^ngigleit oon 3^^^^ immer loieber aufs neue 3um SetDu^tfein. Die ^^ Sebeutung
bes Shfegens finbet im 912: oielfat^en «usbrud (Dt 11, 14; 3et 3, 3; 5, 24; $0 6,
3; 3oeI 2. 23; 6a^ 10, 1; 6pr 16, 15i. 3ur 3eit ber SÖlif^na ^e fie ju jiemli^
genauen Seobad^tunoen unb Ißeffungen oer Regenmenge geffi^rt (Soaelftein a. a. 0. 3).
ao Die (Jrrä^regen tm Oftober unb ^oember maqen bas £ano 3ur Supio^me ber Saat
aeeignet uno loei^en es auf 3um pflügen; lommen fie ni^t re^tjeittg unb genfigenb,
[0 tann ber 9)auer ben l^en Sooen ni^t bearbeiten unb bie ooat nic^t faen. Die
ftarten 9Bintenegen fottigen bas Srbrei^ bts in bie Xiefe mit gf^ud^tigkit unb ffillen bie
Ciftemen unb XeiÄe. Die Spätregen im SRärs unb Stoil geben bem (Betreibe
25 oollenbs bie notige greu^tigleit, um oie trodene ^i^e bes grü^fommers 3U ertragen
unb rufen bas junge ®rfln bes gelbes ins fieben. O^ne fie loäqft fein (&ras unb oer«
bonen bieSrflcpte. 9lo<^ ^eute fagt bas Spri^toort : ber Slprilregen bringt me^ Segen
als ber ^flug unb bas 3o^ O^fen (Alein in 3b^S IV 73). äbermäbiger Kegen
aber f^ipemmt bie Saaten unb ben fru^tbaren Soben oon ben Sb^ängen a>eg
30 (Spr 28, 3). Die fegensrei^en SBirfungen eines günftigen 9?egens finb oon ber
fpoteren £egenbe ins ungemefkne übertrieben roorben. Die SRif^na orbnet für bie
9legen3ett tögli^ (Sebete um Siegen unb bei anbauember Dürre befonbere Soft* unb
Settage an (Xaanit^ 1, 1 ff.). 9(ud^ im %Z fag|t fii^ ber Segen ^^d^x^ts \o re^
iien, bafe er ^
[eine ®nabe,
v*wv»j» |»%.y ^«M/vv v»^«^^ ^^^t eigen»».»; ^^ w«. ^»m» w« .«^imtv;», w«. v« vvwmi|v*»
unb frud^tbar ma^t (Dt 11, 11; §0 2; ogl Kob.Smit^, Rel. of the Sem.* 97 ff.).
3. Sobenoer^öltnifje. Sine S^^una ber in alter !^txi angebauten SobenflöAe
ift unmöglt^, loeil loir feinerlei ftatiftif^ eingaben über bte ^eutsutage bebaute ^\&qt
40 ^aben. 9}ielfa^ ffai man oermutet , bag früher er^ebliA me^r £anb als ^ute ange*
pflan3t n)orben [ei. Merbings giebt es je^t in ^alaftina oiel bra^Iiegenbes fianb,
00^ met(t nur tn ben mageren ®ebirgsgegenben. unb an ben Sergab^ngen fiebt man
^ufia bte Spuren e^emaltger S^enaffenfultur. Slnbererfeits i]t 3U enoägen, bag loeite
£anbftri^e überhaupt nie für ben 9Iderbau, fonbem nur als SBeibelanb benu^t loerben
45fonnten. Da3U gehören 3. S. ber Slegeb, Striae ber (Ebene Saron, unb oor allem
n> Xeile bes Oftjorbanlanbes. Dos (gebiet ber „SBüften" n)ar, wxt bie ^aufige
ö^nung im 9(X seigt, fein fleines , unb ber ^,9BaIb" bebedte na^ ben eingaben b^
%Z ausgebebntere Streden als beute (fo 3. 93. etnen großen Xeil bes Gebirges (Ep^aim
3of 17, 14 ff*; 2 ftg 2, 24). 9limmt man ba3u, iSag oon bem bebauten £anb ein
50 guter Xeil äßeingorten iDar, {0 loirb man ben für ben 9Iderbau übrigen Soben ft^toer«
li^ oiel ^ö^er anfAlagen bürfen als ben Ibeute bafür oenoenbeten.
9luger ber befprod^enen fünftli^en Setoöfferung oerlangte ber Soben an oielen
Orten nod^ loeitere 93erbefferungsarbeiten. Sieben oem ftätiaen Susroben ber ^erabe
auf gutem 9Bei3enboben üppig ipa^fenben Domftröu^er, loel^e fonft bas ®etretbe 3U
55 überroud^ern bro^ten (SKt 13, 7 u. ff.) , iDor oor allem bas (Entfernen ber Steine
nötig (^P?P. 3^f ^t ^)t ni<^t blog bei ber erften Einlage ber ^er, fonbem bei man^n
gelbern 3a$r um 3a^r (Sd^ebtit^ 2, 3; 3, 7). Die geflad^en laffen freili^ je^t bie
Steine meift liegen, toetl fid^ ber Soben auf oiefe SBeife feud^ter erhalte. Sllle bie gel«
ber enblt^ — unb beren loaren nid^t loenige — , loel^e an einem ^ügelab^ang lagen,
üo erforberten eine forgföltige S^enaffierung bur^ Steinmauern. Stur babur^ mar 3U oer«
SMerbitt 136
^üien, ha^ bte in ^aläftina überall oer^Itnismögig banne (Erb[^t^t, wtläft ben ^Is*
ffütth bebedt, oon ben ftailen SBintenegen oeggefc^tDemmt iDurbe. Dag man bte
gelber aelegentli^ mit tierifc^m SRift ober auA buxo) SSerbrennen ber Stoppeln unb
bes ®eprfln» bfingte, ge^t aus Stellen loie 2 Ag 9, 37; 3e| 5, 24; 25, 10; 47, 14:
3er 8. 2; 9, 21; 16, 4; 25, 33; 3oeI 2, 5; Ob 18; 3JT83, 11) ^eroor. arraglt^ s
aber ift, ob bies in [e^r ausgebe^ntem SRage unb namentti^ regelmögtg alliä^rlt^ ge«
f(^. Die ^utiaen J^üa^en bfingen i^r gelb nt^t (abgelesen oom Serbrennen bes
(Seftrüp^): |ie braud^n ben 3Ri[t als Brennmaterial. &^teres t[t ebenfo für bie
alte 3ett D^eugt (£3 4, 15). 9lu^ ber anbere C5runb, ber ^eute oie Düngung ber
gelber oer^inbert, bürfte für bie alte 3eit sutreff en : bag nämli^ ber Transport bes 10
SRijies bei bem 9RangeI an orbentlic^en SBegen unb gu^noerfen 3U um|t&nblid^ unb
bftpielia ift. 3^ 3eit ber SRifc^na [^eint man größeren SBert auf bas Düngen ge*
legt 3u Dooen (oal. SogelFtein a. a. O. 18 ff.), ms ^auptmittel, bem Soben bie trü^
jogene Araft oieoer ju erfe^en, galt bie Srad^e f. u.
3m aöpemeinen ift ber Soben ^al&^nas als {ru^tbar 3U beseit^nen; bo^ ift basis
überf^toengltc^e fiob manAer Seurteiler ni^t berecfittgt. SBenn in ben (gebirgsgegenben
3ubas je^t im Durc^fc^nitt mehrerer 3^^e oom SBei^en nur bas smeifac^e, oon ber
Serfte nur bas breifaqe Aom geemtet oirb, jo lommt bies aüerbings b^er, bog ber
Soben an ben Sergbanaen oietfa^ faum noq fAu^tief liegt unb oes^Ib rafd^ aus«
troAiet 9ber auc^ fonft unter günftigeren Ser^ttntffen finb bie (Ertrage ni^t fo auger« so
orbentlic^ ^0^. 3n ben Z^Iem bei Hebron, 090 gebüngt loirb, erntet man im Dur^«
fc^nitt bas vierfache Aom oomSBeijen unb bas fünffa^e oon ber C5erfte; auf ber fruAt*
boren (Ebene Soron in ber beutf^n Aolonie, oo ber aus ^umöfem Dünenfano be«
fte^nbe gute Soben rei^ gebüngt unb forgfaltig bearbeitet Q)irb, bringt ber SBeisen
^o^ftens bas SOfo^e, loenigftens bas 4 — 6faqe, im longfS^riaen Durt^f^nitt bas»
8fai9e ftom, (&er|te ^Aftens bas 50^a^e, im Durd^f^nitt bas 15fa(!^e : auf ber (Ebene
Sejreel trfigt in lOiö^gemDurAf^nitt SÖeijen bes 7— 8fa^e, (gerfte taum bas ßfac^e.
fSeitn aus bem^aurän oon 60 ober gor 100 fältigem (Ertrag, als Susna^me aüerbings,
bm^et n)irb, fo ift bas mit Sorfit^t aufjune^men (ogl. 3b$S IX 49 ff). (Es lieot
fein Q5runb oor, filr bie atte 3^i^ einen ^ö^eren Dur^f^nittsertrag ansune^men, a&ao
i^n ^eute gutbebaute gelber geben, wtnn au^ bie (gefamtemte bes £anoes ]e^t bur^«
f^nittlü^ geringer ift als früher, ba es oielfa^ an forgfälti^er Sobenbearbeitung unb
orbentli^r SeQ)afferung fe^It. ixtsa ftimmt, bag natb berSRtf^na ber Jlömerertrag in
3ub&a bur^fc^nittli^ bas fünffa^e ber Saat betrug (ftet^ubot^ 112*). (Ein ^unbert«
fa^ (Ertnm erf^eint Q5en 26, 12 als ein gam ausna^msn)eifer Segen , ber bem (Erj« S6
oder ju teil oirb ^ogl. 9Rt 18, 8). 9lls fruqtbarfter Xeil bes fianbes mich oon 3^'
fep^us unb ber SRUAna Q5alilöa genannt (bell. jud. III 10, 8), als am oenigften
fruqfbor bas im Suben 3^)^^ gelegene 3bumäa (Xof. Xerumot^ 5, 7, ogl. Sogel«
ftein 0. a. O. p. 8).
4. gelbbefteüung. Die 3sraeliten wattn oon $aus aus nomabifierenbe Wirten. 40
(Es ift i^nen ober gegangen, wk es 3U allen 3eiten ben ins SBeftforbanlanb fiq oor«
fi^iebenben Slomaben ber fnrif^en Steppe ging: fie ^aben bie Serat^tung bes Slder«
baulebens abgelegt unb Jtno felber ein SauemooR getoorben. 9Bie rafq fi^ biefer
^roje^ oolb^en fyxt, n)tffen wie ni^t. (Einjelne Stamme im Süben unb im Oftjorban«
lanb 9aben bis 3um Szil Uft nomabtfierenbes £eben me^ ober Q)eniger beibe^aüen. Der 45
^oupffoc^na^f^eintberllberaangieooämitSeßinn ber Jlönigs3eit ooüenbet getoefen 3U
^in; bei ^oc^ utü) niebrig biloet ber Stderbau leM bie $aup&ef(!^aftigung (1 Sa 11, 5;
2 Sa 14, 30). %uä) auf biefem C&ebiet n)ie auf fo oielen anberen loaren bie Aona«
antter bie fie^rmeifter ber 3sraeliten. Dag bies balb oergeffen Q)urbe, ift begreifliti^,
unb mie anbere SöUer ffibrten bann bie Ssraeliten ben ^erlommli^en Setneb ber so
fionbnnrfld^aft auf unmittelbare Sele^rung oon feiten ber (Sottbeit 3urüd. (Einem 3e«
faia gilt^a^oe als ber Urheber berSa^ungen bes Sderbaus fßef 28, 26 ff.; ogl. (gen
3, 17); bas Solf loar me^r ba3u geneigt ben Slderbau als t)omane ber alten Saale
anjuf^n ($0 2, 7 ff.). 3n ber augerorbentli^en SBertf^ö^ung besfelben toaren beibe
einig (ogl. 3ef 32, 20; ®en 27^ 28). gür bie Sebeutung, n)el^e ber Slderbau raf^o6
oeiDonnen fyd, ift ber bejie Seroets bie X^atfa^e, ba^ fid^ ber ftultus, oorab bie großen
gefte, burAaus auf ben gelbbau grünbet (ogl. $0 2).
Die Sefteüung ber SBinterjaat (SBei3en, (ger[te, £inje k.) beginnt im Spöt^erbft,
fobalb ber grü^egen ben ausaebrannten unb 3emffenen Soben aufoeioeic^t qat, auo
Snbe Oltober unb im Slooember, oft au^ erft anfangs De3ember. Die Sommerfruqt 60
136 Sldttttnt
(ßirfe, 9Bide ic.) oirb noc^ Seenbiauna ber aBintofoat, teOiDeife (). S. Me (Surfen)
auA ^ na^ ber (Ernte ber 93interfrfid$te beHellt Die oeiDSfferten gtlber loeiä^en ^ule
naffl ber (Ernte ber SBtnterfruc^t nm eirnnal mit 6onnner^$t einoefSL Xuc^ jiir
3ett ber IRif^na genmnn man oon rfinftUc^ beioSfferten gelbem jtoei CErnten im 3^
5 (xo|. 3:erum. 2, 6; $ea^ 2, 5. 6; Soba Sat|rQ 3, 1).
3ur Sufno^me ber 6aQt ourbe bas gelb mit bem ^flug »geBffnet" (3ef 28,24).
Der alte ^ßfbtg (^^T^i;^ ober ri» bab 1 6q 13, 14 beioe msbrfldk ndMneinanber
\U^n, beruht auf Xeiberberbnis f. itloftermann 3. b. 6t.) lann [toerlic^ oiel primi-
tioer gemejen fein als ber no^ ^eute gebrauste (ogl SAuma^r in Sh^fß XII, 157 ff.).
10 Dur^ benjelben oirb bos (Erbreidb nur obenhin aufgebet^; biegfun^e, bie er rei|t (c^^ ;
nrP72), geljtnuretiDQS— 10 cm tief (ogI.Plin.nat.hiBt. XVII 30). »ra^lanb muft Beut*
jutage \i)on ein 3^^ ^ox ber Susmot im 3Binter 5um erftenmal unb bann im Srümo^
unb Sommer ein sioeites unb brittes, manchmal oor bem (Einföen no<^ ein oiertes mel
umgepflügt merben, [0 ba| man erft im britten 3^1^ ^ Bearbeitung baoon ernten
15 lann. 3^f 37. 30 beutet barauf ^in, bag es im alten ^aüftina ebenfo ae^aßen omrbe.
Sonft moffite oie Se^anbluna bes SUers mit bem ^ug fe noA ben öruid^en Sei^K«
niffen oerfqieben ^in. 3ur 3^^^ ^^^ SRif^na ge^Srte jur guten Sel^bbtng bes Sobens
einoieber^ottes9mügen (6$ebiit^ 4, 2; ogL Plin. nat. hist. XVIII 174). fns3ugtiere
bienten gen)5^nli^ ein $aar OAfen ober AQ^ (1 % 19, 19 f. ^i 1, 14; Xm 6,12;
20 9?i 14, 18; 1 6a 11, 7; ogl. bie Wbilbuna ber mooemen Sefpannung in 3b$0 XII,
157 ff); bismeilen würben auc^ mobl bei letztem Soben (EM oenoenbet (3e] 30, 24;
32,20; Dt 22,10). 3um 3Intre&en bebiente M ber Sfifiger bes Z>A\tr{
frabr 9H 3. 31; 1 Sa 12, 31), eines langen Stwlens mtt ei(emer Spifee i^^.»-
bung f. 3^$^ X^^ 1S7 ff.), ben er gelegentlich auc^ 3um 3^6^n ber CrbMoüen
26 (D*nin^) gebraute. Das Stud gelb, melc^es ein $aar OAfen an einem Zaa pfwgen
tonnten, mar bie Sin^U bes glöc^enmages, nac^ wtläftm oas Xderlanb gemenen oiube
(^^ 1 6a 14,14 u.a.). JRod^ ^ute gilt als pic^enmab in Serien einStüd £anb,
meU^es ein $aar Oc^fen m&^renb ber ^flugjeit eines Zw^ 3^ bearbeiten im {tanbe
ift, ber Sebbftn = ca. 9 ha.
80 Das gepflügte fianb mürbe mittelft ber (Egge geebnet (tn? 3^1 28f 24 f. ; $0 10,
11; $i 39. 10); biefelbe beftanb mo^I nur aus einem ftartenj^tmas beMmerten Srett
ober aus etner SSalje. aRerboürbigenoeife finbet fic^ in ber SRifc^na leine SInbeutung
oon ber Slmoenbung ber (Egge (Sogelftein a. a. Z>. 42, Snm. 33).
Der 6ame mürbe mit ber $anb ausgeltreut, 9Bei}en, (&er{te unb Spelt mobl
söauc^ oon [orgf&Qigen Säuern mie noc^ beute in bie (Jfurqen -gelegt (3e[ 28, 25).
3eoenfans 3ur 3^ ^^ SRtf^na mar es ubli(|, bie Qad hmäf Sinpflügen unter bte
Srbe 3u bringen, mie bies nodi ^eute gefc^ie^t jum Sc^u^ geaen bie grogen Smeifen
unb 3ur Sema^rung oor bem sBertroAten , ba manAmal auf bas 6fien eine mo<!^n»
lange Xroden^eit folgt (ogl. 3b^S IX 29 f.; Xo], Aildim 1, 15). aber ben ®e»
40 brau^ oon Söemaf^inen jur 3^it ber SRif^na ogl. Sogelftein a. a. iD. 41 f.
Das 3Slak ber 9Ius[aat ri^tete \xA natürlidb nac^ oer SeMaffen^it bes Sobens
unb ber ®etretbeart. $eute mtrb in ^aläjtina oünner gefät ats bei uns. Xus bem
%Z erfahren mir hierüber nichts, boc^ fc^emt naA fie 27, 16 ein gemifles Dur^fAnitts*
mag bei Der (gerfte feftfte^enb jpefen 3U fein (oal. 1 Jlg 18. 32). 3ur 3eit ber uRif^na
45 iDar bas Dur^f^nittsmag ber Sßehenausfaat ein [0 alhemem fe|tftebenber unb bebmnter
Seariff , ba| er gerabesu als (jTlaAenmag biente. Die Ofläc^enem^it hts ^ko n^
(SWerlanb oon 1 Sea^ = ca. 12 1 SBe^enausfoat) i[t 784 qm; ein ^o rro-K n^2,
0. f). ein SUter, auf meinem 4 6ea^ SBeisen ausaefät mürben (= 3136 qm), galt als
9Rag ber Zagesleiftung eines ^flügers (alfo entnnre^enb bem alten "^;.^) uro bieg
6onrr: (O^Io^ 17, 1. 2; Io|. S^ebüt^ 3, 20; ogl. ^f 129, 3 unb bas arabif^
8 Ujl« , bas no^ Deli^[^ ein Streifen SUerlanb ift, ben ber $flüger auf einmal in
Slngriff nimmt).
Iteer Sru^tfolge unb gfelbf^ftem erfahren mir aus bem SIX nur bas eine, bag
es alte Sitte mar, ben ^der lebes fiebente 3^^ ^^^ litaen ju laffen (QEz 23, 11
66 f. u.). 3^^ 3^^ ^^^ SRif^na |telt man eine no^ öftere Sra^e für münN^nsmerL
Die Opfergaben 3. S. muroen oon (Jfelbem genommen, mel^e febes 3meite ^a^ ooll*
ftänbig ruhten (aJlena^otl^ 8, 2; cf. Plin. nat. hist. XVII 40; XVIII 176. 191),
Die gelegentli^en fonfttgen Stngaben ber SRifc^na über ben (Jrru^tme^fel f. bei Soge!«
ftein a. a. O. 48—51.
%ittUu 137
5. Die (Ernte. 3m 3o^nt^I beginnt bie Q5eiftenemte unter Umftänben JAon
(Ertbe 9R5i3, {ebenfalls in ber erften $öme bes 9)nril ; im ^flgeüanb unb an ber iiufte
"-' fie 8—10 iQge, in ben lalteren ©ebirgsftri^en, i JB. bei 3erufalem 3—4 SBoc^n
r ob im Q5bör. fbiäf bie einjelnen 3Q9ts5nge Jinb Bierin fe^r oerfAieben. Wi
m ®erftenf(^nin beginnt, mit bem SBe^enf^nitt fAIiegt bie Smte. 3^if4^n ^^' s
enbioung ber ®erften« unb Xnfang ber SBeijenemte liegt ein 3^Ü^^um oon etioa brei
IBiMjen. 3n ber 9?egel bouerte |o bas ganje (Emtegelqfift etioa 7 SBoAen, eine 3^^
foctgeMten Seftfubels unb fprit^Srtli^r SrS^Ii^Ieit QeJ 9, 2: ^| 4, 8 u. q.).
Das ^eft ber fügen Srote, bei u)elmem naA bem $neftertooes eine (gerften«
gade bargebra^ ourbe (£e 23, 9 ff.), erdffnete biefe gefheit, bas 9Bo(^nfeft, 7 SBoc^en lo
noA bem Sln^ ber 6i^I in ber 6aat gefeiert mit Dorbritmung jiDeier (Erftlings«
hak oom neuen SBehen (£e23, 17ff0, bef^bg biefelbe. WA bem geftlegen biefer
Srefte auf beftimmte lutonatstaae oar ^r bas fp&tere ^ubentum auc^ b^ (Erntebeginn
fef^elegt: boc^ mujjten natfirli^ Susna^men juaelaffen »erben. Den Semo^nem ber
Umg^enb oon ^^mSfo 3. S. oor bas 6<^neiDen unb 9ufftapeln bes Q5etreibes oor is
bem Saflo^eft geftattet (H^efa^im 4, 8; aRena^ot^ 10, 8).
Das «Betreibe »urbe mit ber Sic^I (^'?;'^.n; ^yf?) gefinitten (Dt 16, 9;
23, 26; 3er 50.16; $i 24, 24), oie bies no^ ^eute in ^alaftina bas fibli^e ift
^ilbung ber 6i^I f. 3b$S XII, 157 ff.). 9Rit ber linlen $anb fagte ber e^niOtx
ip) ein Sflf^I ^mme sufammen (3ef 17, 5: ^f 129, 7). mit ber rechten 20
b f^nitt er basfewe ab uno juKir ni^t fe^ tief am Soben , oa man auf langes
)txo^ leinen SBert legte (f. u.). 9lo^ ^e bleiben meift etma btieMe ätomieln
fte^, nur in einjelnen (Beaenben, 3« S. bei Seirut oirb tiefer gefAnitten. Sefam,
Sinfe unb Q5erfte, oenn fie mrj geblteben finb^ u)erben ^ute oft mit ber blogen $anb
Ottsgerauft ; au^ bie SRif^na enoo^nt biefes Susraufen als in einigen (gegenben &Iic^ s6
(^% 4, 10).
Dem Schnitter auf bem gu6 folgte ber ffiarbenbinber (q?»'P 3er 9, 21 ; "im^
$f 129, 7), ber bie oom Schnitter abgelegten 6(|n)aben (CT^^ 9lm 2 16) in feine
Ame jufammenrame ($f 129, 7), unb gu (Barben banb (mfbK ^f 126, 6; ®en
37. 7; aui^ "^ tftut^ 2, 7; 3er 9, 22: fie 23, 10; Dt 24, 19). Die «Barben »urben lo
auf bem gelbe ju Raufen jufammengeftellt (n^;?? 9lut| 3, 7; «r« Wi 15, 5; (fe
22, 5; $i 5, 26). WSSfttnb ber ^n Slrbeit in ber brfidknben $ihe labten fi^ bie
64nitter an gerdjteten CBetreibelSrnem unb Srot, bas in eine §9l{fAung oon dS^
unb SBaffer getau^ ourbe (9{ut^ 2, 14). 9lo^ ^ute finb geröftete Sangen in ber
Sntte eine beliebte Speife. 9Ran roftet bie oollen ^en an einem flelnen S^uer. »
verreibt Re mit ber $anb unb blöft bie Sfneu n>eg. Dah bie 9la^Iefe unb ttm, auf
oemjjfeloe oergefjene «Barben ben Srmen geborte, n)ar alte Sitte; bas «Befe^ gebietet
biefelbe ausbrüMc^ (9{ut^ 2, 2: Dt 24, 19; fie 19, 9; 23. 22); ebenfo oar es feber«
mann erlaubt, Vfyctn oon frembem Slder gum «Effen ab^ureigen (Dt 23. 25 ; 9Rt 12, 1).
Vugerbem beftimmt bas priefterlit^e «Befe^ noof , bag bas mVb nt^t bis auf ben 40
Sugerften Kanb abgeerntet »erben bflrfe (fie 19, 9; 23, 22). Die fpätere Xrabition [eM
bas ni^ a^um&^enbe Stfid auf minbeftens ein Sec^gigftel bes gangen Sdkrs feft
{^ßtob 1, 2).
Das Susbrefqen bes «Betreibes fc^log fiA unmittelbar an ben S^nitt an unb
bilbeie einen Xeil bes CEmtegefi^Sfts. «Beringe Quantitäten n)urben unb n)erben noA 45
(eute mit bem Stod ausgellopft (9{ut^ 2, 17: 9{i 6, 11); basfelbe gef^c^ mit Diu,
jlfimmel unb S^Ii^en (^rfic^ten (3ef 28, 27). Sonft ober rourben SBeigen, «Berfte
unb Spelt oom Slder meg auf bie Dref^tenne gebra^, q)o fi^ bani ber 9{egen<
loj^it ber Sommermonate bas aange «Bef^äft bes Drefd^ens unter freiem $immel
ool^og. «Es finb fi^ gar oft biefelben ^lö^e, bie roie ^eute fo fAon oor S^^ciufenben so
ab Xennen bienten. SRan n>ö^Ite bagu einen ebenen, möglid^ft freigelegenen unb oom
SBtnb bettriAenen 5Drt, am liebften auf einem $ilgel. SBor eme groge S^lsplatte oor^«
^nben, fo brau^ man biefe nur ju fäubem, anbemfaüs wnxht ber Srbboben feft«
aeftamm. $eute ift bie Ztnnt gen)5^nli4 bem Dorf aemeinfam, {eber aber u>SbIt nif
{einen oefthnmten ^la^ auf berfelben unb ^uft ba fetn «Betreibe auf. Dun^ äBoqen 66
gie^ fi(^ bas gemfitli^ betriebene «Bef^öft bes Dref^ens ^in. SBä^renb beffen lebt,
iDte in alter 3^it (9tu^ 3, 4 f. 14) ber Sauer gang auf ber Dref^tenne unb f^I&ft
au^ bort gur SeuHi^ung Jeines «Betreibes. Das Dref^en felber gef^a^ auf oerfd^ie«
bene Sbt: über bie aufgefqiltteten «Barben tourben iRinber unb «Efel getrieben, bie mit
t^ien ^ufen bie itömer austraten unb bas Stro^ gu ^fidfel gerftampften ($0 10, 11). eo
138 fldttban
Ober man bebicnte [i^ basu bes Dre|^[(|Itttenß {^r^:^; 7''"^ ^'^^-; V'^'T?, tribulum,
2 6a 24, 22; 9Im 1, 3; ^ef 28, 27). einer großen» ^oMofel, auf beren Unter*
leite ^arte , [pi^ige Steine einge[e^t Jtnb ; |ie iDurbe mit Steinen ober bitr^ ben
barauf [i^enben £enler bef^roert oon O^fen iUber bas (Betreibe gejogen. (EnbliAourbe
sauc^ ber Drel^toagen (~b^)^ toie im alten llgmrten gebrauAt: ein Deines äBagen*
Seftell mit parallelen äßatjen , an benen runbe , j(^e Si[en[(Qeiben angebracht toaren,
ie bas (Betreibe jerf^nitten (3ef 28, 27 f.). 9Ile brei 9Irten bes Dref^ns finb noc^
^ute Ablief; bie !Dre[(^al3e allerbings oirb in ^aloftina faft gar nic^t gebraucht,
bagegen ^öufia in 9lorb[qrien unb %9pten, an^ in Der SRif^na mhh [ie ni^t genannt
(ogl. Sogelftein a. a. O. 66 9Inm. 18). Dem brd^nben Sie^ bas SRauI ju oer«
bim)en, toar gegen bie alte Sitte unb bas Q5efe^ {i>i 25. 4) unb gef^ie^t aul^ beute
feiten; im [pSeren ^^bentum oar man in bie[em Stfid (o peinli^, bag bie 9Ii|(^na
genau oorMreibt, nne oiel man ben stieren Srfa^ geben mugte, toenn man i^nen bie
neu ausgebrofc^enen ftorner ni^t laffen molUt : oem Xinbe 6 jtob (ca. 12 1). bem (Sei
16 bie ^alfte (Xo[. Saba SResia 8, 12). ^eute nimmt man an, bag ein O^e betm
3>rel^en bis 5u 30 1 SBeijenlomer im lag friftt.
so ^ute gebrausten joei« ober metoadigen ^oljgabel ä^nli^ geroefen fein otrb. Der
^&d\t\ (irP) bient ^ute no^ neben ber (Berfte als Sie^futter; ob bies in alter 3eit
fo nmr, n)iffen mit ni^t; na^ 3Rt3,12 f^int er oielfac^ oerbrannt n)orben ju fein, ^ie
ftömer rourben gefiebt (9lm 9,9) unb bann mit einer Sqippe (rr;':) ju gröfjeren $au^n
3ufammengen)orfen, bis fie in bie Slufbetoa^rungsröume lomen. SIs foU^e btenten meift,
» »ie . oielf a^ no^ beute , dftemenfibnlic^e forgf öltig oerbedte (Bruben auf bem gfelbe
/c->r:::7: 3et 41, 8). (Eigentliche S^eunen »erben erft in ber fpoteren 3^^ enpä^nt
(C"^?« Dt 28, 8; n«^??«"; 3er 50, 26; ri-Ljfc< unb r^^^y^^z 3oeI 1, 17; n^p:;
2 G^r 32, 28).
6. Die ben Sldterbau betreffenben (Befefee. — Sc^on bie Sltefte Aobifilatbn bes
to israelitifc^en (Beioo^nbeitsrec^ts, bas Sunbesbu^, fe^ bur^toeg ooraus, bag 3srael ein
onKiffiges, aderbautretbenbes SoR ift. Da^ »ir bennoc^ nur oereinjelte Sejtimmungen
uno leine ausgebilbete lanbvirtf^Iii^e (Befe^gebung ^ben, erflSrt fic^ leiqt aus Sern
gonjen Si^araner ber oerfd^iebenen (Befe^fommlungen. Die oon ber alten Sitte ins
oeuteronomif^e unb priefterlic^e ®efe^ aufgenommenen menf^en« unb tierfreunbli^n
3i Seftimmungen Aber bas Siedet bes mmen auf bie Sla^IeJe }c. finb fc^on angefi^rt
oorben. 93on oeit grSgerer Sebeutuna für bie fianbvirtfAoft UMtren bie Seltirnmunaen,
loeli^ bie Seräugerung bes ®runbbeft^es einf^rönlten. uRtt ®runb unb Soben ffl^Ite
"^ ber Ssraeltte fo eng oenoa^fen als nur ]e ein Sauer; ber oSterli^e Slder roar
,3). §ieraus erflaren fiep '
ilig (ogl. 1 % 21, 3). hieraus erflaren fiep bie fp&teren gefe^Ii^en Seftimmungen
io fiber bas Sle^t ber Suslofung , bas mif £e 25, 24 für einen oerarmten 3sraeliten,
ber feinen Slder oerlaufen mu^, beffen näd^ften Senoanbten sufte^t Dag fAon bie
alte Sitte bem Seromnbten etn Vorlaufs« ober SBiebereinldfungsrc^ gab, jetat 3^^
32, 8 ff. Ob auA ber (Eiaentflmer felbft in alter 3eit biefes 9{ildIaufsreSt befan, wit
es bas ^rieftergeje^ anoronet (£e 25, 27), tann fragli^ erf^einen: bie SInoänung
tf ^ngt aufs engfte mit bem ^allia^r sufammen. Sei (Brunbftüden ift biefes Cinibfungs*
rec^t ^eitlt^ unoef^ranft. (£s mxxh bamit motioiert, bag bas fianb flber^upt ni^t $rioat«
eigentum ber 3sraeliten, fonbem (Bottes (Eigentum fei unb bie 3sraeliten nur 9lu^*
niegerred^te ^aben. Seine le^te ftonfequenj ^at biefer Sa^ bann m ber Seftimmung
gefunben, bag jeber oerfaufte (Brunbbefi^ im Sallja^r o^ne (Entf^öbigung an feinen
so alten Seft^er jurudfallen foU (£e 25, 13 ff.). Damit n)irb jeber 5tauf 3U einem bbgen
SRietoertrcm auf ^qftens 50 3<^^^*
Diefewe lenbenj, ben Seft^ftanb ber einseinen gramilien 3u erhalten, jeigt fu^
au^ im Srbre^t. 3n alter 3^it nmren bie S^o^ter oon ber (ErbfAc^ ausgefqloflen;
in (Ermangelung oon Söhnen erbte ber nä^fte Slgnate, mit ber Serpfli^tung, bie SBttiDe
M m gebraten (barauf beruht bie (Entoidelung bes Sud^es 9{ut^). 9luf ben urfprflng«
li^n 3uf<^^nten^ng biefer Sitte mit bem S^^arafter ber gfamilie als ftultusgenoffen«
fAoft fann ^ier niAt eingegangen toerben; bie fpötere Stii ftellte bie Sitte unter ben
oben angefiU^rten (Befi^tspunft. (Erft im ^riefterfobex bat fi(b bann au^ ein (Erbrecht
ber Zbqiti für ben ^11, bog leine So^ne ba finb, ^erausgebilbet. Diefen (ErbtoAtem
^ obb aber bie Serpflt^tung auferlegt, einen SRann aus bem ßef^Iecbt ober Q)enig|tens
%dtthm Scnfta 139
bem Stamm bcs SJQters 3U ^traten , bomit ber (Brunbbep^ nt^t an einen fremben
Stamm überae^ (3lu 36, 1—12). mt SRet^t erlennt Stabe ((5ef^. b. aSoHe« 3sr.
I' 391) in bie[er Seftimmung etnen Aompromig mit ber älteren Sttte, iDona^ au^
in fol^n gallen ber nä^fte ^gnate erbbere^tigt loar mit ber Serpfli^tung , bie (Erb»
to^ter 3u heiraten. &
Son tief einfc^neibenber SBtrIung für ben Slderbau mar bie Cntmidlung , mel^
bie Sabbatibee genommen. (£s mar alte Sitte unb aiub Seftimmung bes Sunbes«
fmifß, bag man im 7. 3a^ ben 9der bra^ liegen ließ unb mas etma oon felber
iDud^, ben «rmen juflel (fe 23, 10 f.); biejes 7. 3a^r mar aber ein relativer, für
bie einzelnen flder ©erfc^iebener lermin. Die Sitte lam bann in ber fpäteren 5löniäs* 10
jeit meijr unb me^r auher flbuna; bas Dt lennt [ie ni^t me^r (ogt. £e 26, 34 ff.;
2 (ttr. 36, 21). Da« ^riejtergefeft na^m |ie ©ieber auf unb ftewerte fie ju einem
SabDodtfo^r. bas mie ber SBoqenfabbat fe im 7. 3a^ bur^ DoUftänbige 9lväft bes
gongen fianbe« ju feiern ift (ogl. Joseph, ant. jud. XII 9, 5). (Eine ©eitere, aller«
bings lebiglic^ t^oreti[Ae unb inrattiM aanj unbur^ffi^bare Steigerung bilbet bann 15
bas ^ni^t (iebes 50. 3a^r) , bas ebenfalb bur$ oollftönbige 3l\dft bes gelbes gefeiert
iDerben foll.
(Enbli^ [inb noA 3U ermähnen bie aus ben Snf^auungen über hiltif^e iRein^eh
^eruorgegangenen Seftimmungen : bas Verbot ber Slusfaat unreinen Samens mit ber
CErflaruim , oag nur angefeuqtete nic^t aber trodene 5t9mer bur^ ein 9ls oerunreinigt 20
merben fönnen (fie 11^ 37), unb bas 93erbot, O^s unb (Efel beim pflügen sujammen*
jufponnen unb oertttebene (Betreibearten oermt[^t auf einem gfelbe einjufaen (Dt
22, 9 f.; fie 19, 19), Sitten, über beren SIter mir nichts miffen.
Die großen finden in ber ben Slderbau betreffenben (gefe^gebung fyxt bann bie
SRif^na ausgefüllt. Sie giebt eine 9{eibe ins einjelne ge^nber Settimmunngen , be« 25
fonbers bie ulac^r^Itnilfe , aber aud^ bas 9la^bane(^t u. a. betreffenb. 39re Dar«
fteÜung |. bet Sogel[tein a. a. O. JBensinger.
Xcofta, U r i e I. — 8eIbftbiogra{)]^ie , unter bem Sitel Exemplar humanae vitae, bei
^imbord^, De veritate religionifi ehr. amica coUatio cum erudito Judaeo, S3afel 1740
3. 651 ff. ; beutfd) bei 3. Q^. "Sflüütx , ^elenntnif fe merttoürbiger Männer dou f it^ felbft, ao
2. »b, »intert^. 1793 @. 155 ff.; latein. u. bcutft^ mit einer Einleitung, fii)^. 1847;
^. 3«öinel, U. Äcoftaö ßeben unb fiel^re, 2itxh\i 1847; J. da CJoeta, Israel en de volke,
^aarlem 1849.
Uriel, ober, mie er oor feinem Übertritt ju bem 3ubentum ^ie|, (Gabriel Scofta
ein ^ortugiefe, geboren 1594 ^u ^orto, ftammte aus einem abeligen (&efAIe^t jübifAen 30
Urtorungs, mürbe aber, ba feine Sorfa^ren bereits (E^riften maren, in Der fa^olifmn
9teliaion ersogen. SBie er in feiner 9Iutobiograp^ie faat, bet^oftigte er |i^ frü^ettig
mit Dem fiefen ber (Eoangelien , anberer geiftlid^er Sümer uno ber mi^tigiten iottfeffio«
neuen Si^en. ^vot^^X, mel^e über bie fat^olif^ Slolaglebre in il^m auffliegen, unb
bie na^ unb na^ bas ganje (Q^riftentum i^m oerböd^g maqten , oeranlagten i^n , bie 4i)
Stelle eines S^meijters an etner reiben AoIIegiatfirqe, bie er, 25 3^^^^ ^% er^Iten
hotte, ai^^eben. Salb aber genügte i^m bies nicht, unb er ^ielt es um feines Seelen«
peib Villen für bas geratenfte, jum 3ubentum überjutreten. Da ein folcber Dlbertritt
m Portugal nxäfli ffatttfinben lonnte, fo entflog er na^ Smfterbam, um fi^ bort be«
f^neiben unb in bie lübif^e ®emeinbe aufnehmen ju laffen. SIber bei ber 9(mfter« 4&
bamer 3uben(^(rft fanb er ftatt gemiffen^fter Seobat^tung bes SRofaif^en C5e[e^es
p^faif^ Seftpalten an ber XrabUion unb i^ren Sakungen, unb in Serbinbung
bomit magbfen aeiftli^en $o^mut. (Er rü^te bies mtt rüdfiAtsIofer Strenge unb
ma^e im (Begenfa^ 3U ber SBerf^eiligleit femer ßlaubensaenoffen geltenb, bag ber
3Renf4 nur um )>es (guten millen ®utes t^un mfine , nt^t in Der felbftfüqitigen go
Hoffnung, jenfeits bafür bebhnt 3U merben; 3U biefer Hoffnung ^e ber 3ube o^nd^in
feinen Q&runb, ba bas äRofaMe (5efe^ über bie Unfterblid^feit Der Seele unb ein {en«
fettioes fieben ni^ts le^e. l)ergleid^en ^ugerungen erbitterten bie 3uben in fo ^o^m
(&rcme, bag fie ni^t nur burd^ einen gelehrten Srst, Samuel ba Sqba, eine S^nft:
,,Uber bie Unfterblt^feit ber Seele" (1623) gegen i^n f^reiben liegen, fonbem ifyx-^
au(^ auf Q5ruTU feiner 1624 erf^ienenen St^rtft Examen de tradicoens Phariseas
conferidaa con a ley escripta als fieugner ber Unfterbli^Ieit unb Slt^iften bei
bei ftfibtifd^n Obrigieit oerllagten ; er mürbe ju einer Q&elbbuge oon 300 (Bulben unb
140 Scofia Acta martymm
}ur Semi^ng femer S^nft oerurteilt. ®Iei&eitig nxirb er oon ber Synagoge
m ben Sann get^ ; fieben ^o^e lon^ lebte er als (gebannter , ba er bie bönlenben
Sebingungen , unter benen man i^n meber aufne^en ooKte , be^Ii^ jurfiADtes.
9m CEnbe iDÜIigte er ein, ft^ losfpredben 5U laj^n, ma^rf^einli^ , loetl man i^m ^off «
6 nun^ ma^te, bag er fi^ nur einigen grörmlt^fetten loerbe m unterjie^n ^oben. SBte
toenm man aber baran ba^te, atfjit aus ber Säuberung biefes Slltes in feiner Sio«
grapQte ^eroor. ,,3^ trat", er}a^u er, ,,in bie S^nago^e, bie ooll äRanner unb 9Beiber
n>ar, beftteg jur beftimmten 6tunbe bos ^öl^me (Beruft mitten in ber Synagoge, unb
oerlas bort bie Snllagef ^rift , toelAe bas ^elenntnis en^ielt, ba^ i^ n)egen Ober«
10 tretung bes 6abbatgefe^es, n)egen 92i^tben)a^rung bes Glaubens, ben i^ \omeH oerle^t
bStte, bag i^ anbem geraten, ni^t 3um Qubentum fibei^uge^n, eines toufenbfa^en
Xobes f^ulbig , jur Sfibne meiner SSerfünbigungen aber bereit fei, alles 3U tqun , nms
man mu auferlegen meroe. hierauf ftieg iq oon bem ®erflft herunter unb ber Ober»
priefter fififterte mir ^u, bag i^ mt^ in eine &tt ber Synagoge begeben mdge. 3^
15 1^ es unb erhielt ^ter oon bem X^fir^ter bie SBeifung, mt$ ^u eimleiben. Ws i^
aud^ bies get^n , banb er meine $anbe mit einem Stritt an bte Säule feft , n)orauf
ber Sorj&nger ^erjutrat unb mir, n)a^renb ein ^[alm gefungen lourbe, mit einer (geiget
39 $iebe oerfekte. SIs bies gef^e^n u)ar, wcxo iA angeroiefen, mi^ auf ben Soben
^u fefcen; ber ^rebiger trat }u mir unb fpra^ bie Sbfolutionsformel ; aisbann mu^e
20 xA mä) , na^bem i^ meine ftleiber roieber angele^ , auf bie Säfwtfk fe^eti , bamit
aue beim herausgeben aus ber Synagoge über mi$ ^imoegfc^ritten". — übrigens
blieb Slcofta auc^ noq feiner SBieberaufna^me in bie (Semeinbe bei feinen 9nfiAten, fa,
er erllSrt fi^ in feiner Siograp^ie 3U gunften bes angeborenen 9laturgefe^es mit ge^en
bas iflbif^e , fo gegen jebes anbere pofitioe C5efe^ , fofem basfelbe mit jenem ftrette.
25 „Sagt einer'', öugert er fi^ in bi^fer Se^ie^ung, „bas SRofaif^e ober bas eoangelif^e
®e(e| entölte eüoas (Er^oeneres, nämli^ bie ^inbesliebe, n)el^ bas Slaturgefe^
niffit gebietet, fo enoibere i^ : wenn u)ir oon ber ^atur abmei^en unb efaoas (Bro|eres
fu^n, bann entfte^ fofort ein ^^iefpalt in uns, unb bie 9{u^ loirb geftort. 3Bas
nüM es , wenn mir jugemutet loirb , loas i^ nid^t erfüllen lann * obmobi es gerabe in
30 biefem göHe feinesioegs bem Slaturgejefe entgegen ift, unferen gemben (gutes ju t^un."
9laif einer Eingabe bes gfabricius foll mofta 1647 geftorben fein, ob bur^ Selbffanorb
ober eines naturli^en Xobes , n)iu ber anonyme Herausgeber ber Selbftbi^rop^ie in
feiner (Einleitung unentf^ieben laffen. Denn biefe Siograp^ie fei juerft 40 3abre lang
als 9RanufIript m ben $anben eines Sürgers geioejen, ber fie na^l^er bem ^etftnnmen
35 arminianifd^en X^eologen (Episcopius gefäenlt ^abe. S3on biefem ^abe fie ^^iltpp
£imbor^ erlitten , ber Jie nebft einer Sßiberlegung 1687 publizierte unb bei feinem
Seri^t ilber Scoftas !£ob fi^ natürli^ nur an oie (gerügte ^be ^Iten ISnnen , bie
meift oon Jlifeinben ausgefprengt, i^m 3U D^ren gelommen feien.
3. 3« tiait Ooftetsee f
40 Acta martyruni unb Acta sanctorum. Diefe beiben Susbrflde, oon toelAen
ber erftere ber altere ift, wethtn ^ertommli^enoeife meift fononqm gebraust. Obfd^on
bie Segriffe „SKortqrer" b. i. Slutjeugen, unb „$eilige" 0. ^. auf ®runb ibres ^*
oonagenb prommen unb reinen SBanbels fanonifierte [l^eiliggefpro^ene] (l^nften, fi^
ni^t o^ne u)eiters beden, pflegt man bo^ beiberlei 9{epra|entanten bes ^rtttli^n $eroen<
45 tums Da, 100 es fi^ um Uberlieferuna unb Sammlung ber fie betreffenoen 9{a$rid^en
banbelt, 3U einem (gansen ^ujammensufaffen. Der Alane ber burd^ ftanb^aft erlittene
Sluttaufe 3u ;,3^ugen S^nftt" im engem unb eigentlidoen Sinne geioorbenen ^eiligen
pflegt etn altftr^Iiqer Sprad^gebrau^, ber feit bem 4. t^afft^. bei (griei^en loie Solei«
nem fi^ me^r unb me^r ausbreitet, fol^e äriftlid^e äRänner ober fjrtauen, bie als ooH«
50 bmmene Xugenbmujter unb gelben ber Slsfefe 9{i^m erlanat, als „uRSrt^rer" im
n)eitem Sinne unmittelbar an3urei^en, ja ein3Uoerleiben. Sgl. Gregors oon 9la3ian3
fiobrebe auf Safilius 9R., ben bei feinem feiigen !£obe als fidgrvg töig /MiQTvai
Sereinigten [Orat. 41, al. 20, n. 80]; besgl. ^ieron^m.: Non soium effusio san-
guinis in confessione reputatur, sed devotae quoque mentis servitus imma-
55 culata quotldianum martyrium est [Ep. 108 ad Eustoch. 31]. ^nli(^ bieXus«
ffl^rungen oon Steueren, mit SInfalbi, De martyribus sine sanguine, Mediol. 1744
unb be Koffi, Bullet, d'arch. er. 1874, 106 sq. (Es oer^t fi^ mit biefer (Erftredung
bes aHärt^rerbegriff s über ein auc^ 3liä)i -- Slutseugen in fi^ begreifenbes enoeitertes
(gebiet einigermaßen ä^nli^ n)ie mit bem Flamen Patres eccl. (be3. ^atrologie u. f. f.),
Acta mart3nnim 141
loenn bie (&e{amtBeit KrAIii^er S^n^teller. au^ aus bem WL unb ber neueren Sttt,
bamtt b^ei^net loub. — 9Bir [onbem im naqf olgenben beibe (gebiete, bos ber eigentlM^n
SRor^logte unb bos ber ^aaiologie. Dq$ erftere, jnxur beortfflii^ engere aber ben
^iftorif^ Stteren Stoff umf^IieBenbe, [teilen n)ir in unferer Se^anolung voran.
I. äRartQrerolten (Acta s. passiones martynim ; Martyrologia). Sgl. im all« 5
gemeinen: ^^eoborid^ Siuinart, Acta primorum martyrum sincera et selecta, $ar. 1689, 4°;
au(t 9ug«bg. 1802; 9legendb. 1859 (bef. bie Praefat. generalis); ^onoratud a @. ^aria
(O. Cann., f 1729), Les actes des aDciens martyrsy in t. I feiner BeflexioDs sur les r^gles
et sur iWige de la critique, $ar. 1713; dbmont (e $Iant, Les Acta martyrum et
leurs souices (in b. Nouv. Revue bist, du droit fran^ais et ^tranger, 1879) ; berfelbe, Lee 10
actes des martyrs. Supplement aux Acta sincera de Dom Ruinart (aud t. XXX ber M^m.
de PAcad. des Inscr. et belle»-lettree) $ar. 1882; (Smil Cggli, 9r(t(f)riftlid)e ©tubien, ^ar-
tprium unb ^art^rologien aitcftcr ^eit. 3üri(^ 1887; St. 3. SJeumann, ber röm. Staat u.
hit aUg.5Hr(^ bid auf^iotletianl, Sp). 1890, @. 274— 331; (g.$Teuf4en in ^amacfd (Skfdt.
ber altcör. fiitt. bid Gufeb*, öcri. 1894. @. 807—834. . ir»
SCb filtefte aut^ntif^ Quellen ffir bie GefAU^te ber olt^ftli^en SRort^rer mür*
ben bie in ben 9lr^ioen ber ißro!on|uIn ober fonftigen rbmifAen (&eri^tsbj^9rben auf*
beiiHibrten amtli^n ^rotoloUe über bie Hjttn 3^uaentob ^erbeifil^renben Ser^bre unb
Urteilslpn^e ju gelten ^oben. Sold^e römi[4«^toni|^ ißro^egotten (Acta procon-
sularia, praesidialiay judiciaria) firü) in unoeranberter urgeftcdit alleroings ni^t auf •>()
uns g^mmen; ober niqt menige ber bur^ d^riftli^ $anbe aufgejei^neten Seri(|te
über SRortqrien benign auf i^nen unb um|d^Iiegen [ie, ober iDentg[tens 9Ius3üge aus
^nen^ als Aken öfteren Aem. (Es fe^It ntd^t an gelegentlichen SeMjeugnifFen ber
f^riftlt^n 9Rart9ria über i^r (Entfloffenfein aus [ol^en Quellen; 3. S. beringtet bie
Sorrebe ju ben Sitten ber ca. 304 unter Diocletian ^ingericbteten SDlartqrer Xarra^us, ji
Srobus unb Snbronitus, i^r Serfajjer ^e bie |ie betreff enoen Sitten oon einem ber
(Deri^tsbeomten für [^n)eres (Selb löufli^ erftanoen (et quia omnia scripta oon-
fessionis eorum neocesse erat nos colligerey a quodam nomine Sebasto, uno
de spiculatoribus, ducentis denariis omnia ista transscripsimus). Dag eine
me^ ober minber mortli^e Senoertung berartiger gerid^tlid^er Dommente für bie ^n|tl. »»
" bes 9J
ißajfionsberi^te [tottjufinben pflegte, lehren bie ben eigentliAen Serlauf bes ^rojeltes
barftellenben ißartien berfelben. 9Bas in i^nen über oas X^atfä^lic^ ber Slntlage unb
Sei^aftung bes d^ri|tlid^en Selenners, über feine Sorfü^rung oor (5erij$t, über [eine
SnüDorten auf bie gftagen bes SRi^ers, über bes le^teren Sefe^le ^in|i^äi(^ ber ^oU
terung bes Sngetlagten unb über (eine Urteilf öllun^ mitgeteilt n)irb , träat etnen m^ S5
ober meni^er jtereotnpen (E^ratter. Ss bilbet glet^fam ben feften 3lc^mtn für ben
^rojeMeru^ fomie oos ibrtterium, an bem ber ^agtologifd^e gfor|^r bie Sc^tQeit ber
betr. Kad^ri^ten oonugsn)ei|e beutUA erfennt (£e Slant, Les Actes etc., p. 120 sq.;
(Eglt, 6. 62 ff.). Sfu^eseid^net mürben bie auf [ol^e amtli^e Quellen (iq [tü^enben
^liftMen Iltort^ria teils in Geftalt oon Sriefen, moburd^ eine (Semeinbe ooer beren 4o
Stf^of anberen Gemeinben ober (onfti^en SIbreffaten über ben oorgetommenen jjfall oon
ftonb^em £eiben unb Setennen Sendet erftottete, teils in C5e|talt oon erbauli^en Cr«
^lungen (gesta martyrum; passiones) jum eiaenen Sebrau^ ber betr. Gemeinbe.
8on ben SO&rt^rien in Sriefform (inb $auptbei(piele aus älte|ter !^txU 1. bie Passio
Polvcarpi (in einem oon Cu(eb. AC5. IV, 15 ausjugsmeife , [omie m fünf grie^.$b|d^. a,
DoIIHanbi^ mitgeteilten Sriefe ber C5emeinbe oon Smqma an bie p^r^gtfd^e (Sem. 3U
^^ilomeltum), 2. bie Epistola ecclesiarum Vieunensis et Lugdunensis an bie
Q^riften Slfias unb ^^r^giens über ibre unter SRarc 3lurel 177 erlittenen Drangjale ((£u[.
1. c. V 1—3), 3. bie oon Dion^fius Sites, bem Si|(^of gfabianus oon Slntto^ia er*
HatUttn Seriqte über fieiben alesanbrini|^er unb [onftiger äg9pti|Aer CC^riften mä^renb go
Der Dedanif^n Serfolgunasepo^e ((Eu[. VI, 41 u. 42) ; femer bie in mehreren ber
Sriefe (EQprians aus berfelben 3^it enthaltenen Seri^te über AonfejToren unb äRortqr^
StorbaftOas (be|. Ep. 20, 21, 22, 27, 39, 40 ac). 2Beit ja^lreic^er |inb bie ni^t
brieflüb formulierten ißaff tonen, beren Slufset^nun^, mie (i^ aus Slnbeutungen im rbm.
^ontifttolbud^ entnehmen lägt, bur^ gemiffe lir^lt^e 9lotare ju ge[6e^en pflegte (Lib. 55
Pontü. s. Clem.y s. Antero, s. Fabiano: ogl. bas Gonstitut. Sylvestri bei $ar«
butiL Conc. Ij p. 290) unb bie man bes^alb -^ sunä^ft menigftens für bie röm.
Siixqtf aber mtt äBa^rf^inlid^teit aud^ für fonftiae g|rögere Gemeinben — als „scripta
notariorum ecclesiae'' besei^nen barf. Slum biefe £itteraturgattung, meld^er bie
SRetoa^l ber (im gansen 106 9lummern in (i(9 begreifenben) 9{uinartf(9en ^affionen* eo
[ammuing angehört, rfi^rt in i^en ^auptreprafentanten aus beträ^tlic^ alter 3^it ^r. 60
142 Acta inart3rnim
I. aus SRarc Slurels !Mxt: bte Acta S. Justini philos. et mart. unb fetner
(unter bem ^räfelten 3un.«u[ticus, 163—167 ^tnoeri^teten) ffienoffen (E^artto, (E^*
ritus, (Euelpiftu$, ${eros, $Qon unb fiiberius (ogl. ijttos Susgabe im Ck>rp. Apologg.
III*, 1879, p. 266 sq.); besgl. bte ungeföl^r glei^altrtgen Acta Carpi, Papyli et
5 Agathonicae, ogl. (Eu|. IV, 15, 48 (aus einer $Qri|er grie^. $bf4. 1460 ^rausgeg.
bur^ §amad, ZU III, S. 433 ff.).
II. 9Iu$ (Eommobus unb 6qpt. 6eoeru$ 3^^^' 1- ^^^ Passio sanctorum Sei-
litanorum, ein lot. unb grie^. erhaltener Seri$t Aber ba$ ^u Aart^go (am 17. 3ul.
180) unter ^rofon|uI SSigeüius 6atuminus burd^ |e^$ numtbif^e (Elften (Speratus,
10 9tart3alu$, Sittinus, Donata, Secunba, 93e|tia) erlittene äRart^rium, ausgejei^net bur^
Inaope unb ftreng obieftioe, bie amtlid^en ^rolonfularaften faft oQue mm. 3^t&tten
n)iebergebenbe SK^ffung (neuerbing$ be(onber$ burd^Ufener [Sonn 1881], müb^ [^aris
1881] unb 3. 81. SRobinjon [in Texts and Studies I, 2, (Eambribge 18911 mit (6e*
nautgfeit ebiert unb unterfu^tl; 2. bie Siten bes SlpoIIonius, eines unter (tommobus
16 (c. 185) im 6enat oor bem IniAter ißerennis [einen Glauben in lanaerer 9{ebe be«
Rnnenben unb bann mit bem Säjßootüt geri^teten angelegnen S^ften^ im ^riftl.
Altertum enoobnt bei (Eufeb. V, 21 unb $ieron. (De vir. ill. 42), armentf^ ^ausg.
bur^ bie aReIqitari|ten ju Senebig 1874, bann engl, mit n>ertoonem Aommentar burm
<$.(£. Son^beare (Apollonius' Apology and Acts etc. £onb. 1894), [on>ie bei^^burcQ
»SR. Seeberg in Sm3 «b. IV, S. 836 ff. (ogl. bie Unterf. oon §amatf: S«« 1898,
S. 721 ff., unb oon SRommJen, ebb. 1894, S. 497 ff.); 3. bie Passio SS. Perpetuae
et Felicitatis, ein in immn SResenfionen (in ber alteren lat. unb grie^., in ber ffinaeren
blog lat.) überlieferter SeriAt über bas am 7. 9Rar3 203 n>a^rf^inli^ ju ftart^go md)
bie ffinf Aate^umenen Sioia Perpetua, (Jfelicitas, SReoocatus, Saturus unb Sanmtinus
35 erlittene SDlart^rium, ausgeseid^net bur^ bie lebensoolle ($nf(^ feiner S^ilberunaen
unb bemeriensn)ert n)eaen (Einoerleibung jtoeier 93i|ionen auf Grunb aut^entifdGH»r Suf«
3ei^nungen i^rer (Entfri^nger, ber Perpetua unb bes 6aturus, in ben Xeatt. !Die oom
neueften Herausgeber 3* ^- SRobinfon (T. and Studies I, 2, 1891) oerteibigte Sn«
nal^me, bab ÜertuHian, unb yaxvc als aRontanijt, biefes aRart9rium oerfagt l^abe, f§eint
so oiel ffir |id) ju ^aben (ogl. |on[t no^ bie gne^. Xeitausg. oon $arris unb (&tfforb,
fionbon 1890, [oroie 3:$. Sabn^ tm I^fi» 1892, 3lr. 41—45).
III. Der Decianifd^'Salenanif^en SerfoIgungsepoAe gehören an bie SDlaitoria bes
^ionius (ogl. (Eufeb. h. c. IV 15, 47), bes Sli^atius, URaximus, Sudan unb SRardon,
bes SifAofs gtuctuofus unb [einer betben Diaionen Slugurius unb Culogius k., fotoie
85 als berüQmteftes unb in be|onbers aut^enti|d^er Soffung er^Itenes bas bes (E^irrian o.
ftart^ago (f. b. «.). Sal. bie näheren Angaben bet §am.«^reuf(^en, S. 819 f.
IV. (für bie 20iönrige fieibensjeit ber ftir^e oon Diofletian bis auf fiirinius
liegt eine betröd^tlit^e ^a^l oon aut^enti|Aen Serid^ten oor,^ betreff enb bie ^affionen
teils angelesener tetls minber berühmter maxtt)xex ; [ie^e bie äberfid^t mit biblioorop^i^
iofAen 3floti}en bei §am. = ^reuji^en, S. 821—824 (au^ bei (5uft. ftrüger, ffief^. ber
attd^riftl. fiitteratur in ben erjten 2 So^r^., greib. 1894, S. 242— 245). 35iel gr8|er
freilid^ ift für bie|e le^te (Epoqe bes oornicönMen 3^italters bie 3^^! ^^ enttoeber
oerbaAtigen ober notorifd^ une^ten Sitten ([. ^reuj^en, S. 829—834).
SJSos überhaupt biefe fiitteraturgattung ber ni^t^aut^entif^en SRortoreratten angebt,
46 fo übertrifft fie an 3^^! ^^^^^ Urfunben bie ber Acta sincera in er^eblidbem 9Rage,
entölt übrigens neben oielem ganj unb gar fiegenben^aften aud^ manqe ^eri^te mit
([me^r ober minber umfönglid^em) ge|^i^tlid^en Aern. i>tx 3^it na^ reid^en bie in
tpnen bejubelten Stoffe oiel toeiter jurüd als bie Objette ber aut^ent. bitten ; roie
benn fajt bas ganje üppig tou^embe uRaterial ber apolrtipSen Slpoftellegenben 3U il^en
Goae^ört (f. „5lpofri|pSen bes Sl.Is."). ^n bte frü^ejte nad^apottoltfd^e 3^** gehört ber
in ben SRörtqreroften bes f), 3gnatius be^anbelte Stoff. Seioe auf uns gelommene
Slejenfionen besfelben, bas Martyrium Colbertinum unb bas M. Vaticanum, ent«
Rammen er|t bem 4. bejto. bem 5. S^^^t^-; über bas SRag beffen, mas aus i^ren in
oer ^auptfa^e [ajjen^en eingaben ettoa als älteres äberlieferungsgut ausgef^ieben
o5U)erben fann. rotrb geftritten (ogl. b. 21. „3gnatius"). 93on [on|tipen berühmteren
Urfunben biejer fiitteraturgruppe feien ^ier in (Erinnerung gebrad^t: bte Acta Nerei et
Achillei (ogl. bie Irit. 2lusg. o. $. Sl^elis, In lU IX, 2, 1893); bie Passio Fe-
licitatis et Septem füiorum (frit. unterf. o. 3. p^er, 1890, unb nochmals 1894);
bie Acta S. Cypriani et Justinae etc. (ogl. 1$. 3^"» C^prian o. ^Intio^ien
60 unb bie beutf^ gfauftfage, 1882) ; bie ber Slntio^ener CtQricus uno 3ulüta (»orfiber
Acta inartymm 143
frfi^r CEombefis unb ^tutnort, neuerbings Dtllmonn [6SS( 1887] iDid^tige Unter«
liU^ungen anfteüten); bie ber Quatuor Coronati, b. f). ber vier ftommen 6tein»
met|en unter Dtociettan (|. (Erbes in 35t® V, 1882); bie ber 40 9Rörtqrer oon 6e«
bdte (f. SomoetfA in 91A3 1892, 6. 702 ff), — biefe beiben le^tgenannten an
Wter unb gef^i^tii^em 9Bert ben e^ten Sitten jiemli^ na^e lommenb. — ($fir jebe 5
focDo^I ber noml^fteften Serfolgungsepo^en oon 9lero bts fiidnius, mit qu^ ber
3pt{id^en|eiten liegen mefir ober minber so^Ireid^e ißaffionsberid^te biefer 9Irt oor.
manäft oerfelben oieten ^tnji^tlid^ bes ß^^^^I^^^^ ^^^ URort^rien, wovubtx jie berieten, '
f^toer m lofenbe. 3. XI. auq abfolut unl5$bare Probleme ffir bie ^iftor. unterfuqung
bor. (Sgl. in btefer ^infi^t u. a. bie 9I9I. „^gnes, CUcilto, SRauritius, llrlulo'' in 10
biefer Snqfl.).
Sammlungen oon 3Rartqreratten für bas (Erbauun^sbebilrfnis einselner ober ber Ge«
metnben muffen f^on frfi^seitig oeranftaltet loorben fem. Unb jnxur gef(^ bies einer«
feits in (Seftalt oon 9lamenoer^eid^niffen in jtalenberform, behufs gfi^ierung ber Gebenl«
tage ber SÜtrt^rer einer Gemeinbe ober eines größeren (SemeinbeTompIexes — auf bas is
Sor^benfein fol^er lir^IiAen Calendaria (au^ mo^I Diptycha , ogl. b. %,) wti\t
einigemale S^fnrian in f. Sriefen ^in (Ep. 12; 39); be$glei(|en barf aus Sn«
beutungen bei SImobius (IV, 36) unb ^rubentius (Peristeph. I, 24) i^re frfi^seitige
Sdfienj in ben abenbl. Air^en oorionftantinif^er 3^^^» juglei^ aber auq bas Unter«
geaangenfein oieler berfelben u>a^renb ber 93er|foIgungsftürme ju 9Inf. bes 4. 3(^^^- ^
erfnloffen u)erben. SInbrerfeits mug man bei Kompilation fol^r 3R&rti)rer«(&ebenMd^er
auc9 ousffi^iiber ju SBeife gegangen fein, inbem man ganse länaere ^affionen in Jie
aufna^, aUo oas IaIenbarifqi*ftatiftifAe Slneinanberrei^n bloger mamtn oermieb. ms
Sltefter Ur^eoer fol^ fiefebfl^er mc Vermittlung genauerer 3nf ormation Aber bie fieiben
ber aR&rtqrer ift (Eufebius oon Safarea 3U nennen. 93on feinen beiben ^ier^ ge^Sri^en S5
Sb^iten ift bie umföngli^ere : ^AgyaicDv /luxqtvqIcov mryaycDyrj {oi>tx dvaygaqnj) m^t
auf uns gelommen; fie mug, n)ie oie Senoeifungen auf fie in fetner A® (lY, 15,47;
V, Prooem.; V, 4, 3 unb V, 21, 5) ju erfennen geben, bas altere mart9roIogiJ^
SRoterial für ben gefamten Umfana ber Air^e ju oereinigen gefugt ^ben (ogl. oen
Serfu^ einer ungefö^ren Angabe i|res 3n^alts bei ^reufd^en (1. c. 809—811), mar so
aber fi^on gegen (Enbe bes 6. 3^^- ^^^^ in Sllea^anbrien nod^ in 3lom meqr oor*
^anben (®reaorM., Ep. VIII, 29). Sef^rdntteren Umfangs mar feine 3uf<^in^n«
ftellung oer ^m no^r belannt geworbenen SRartqrien ber biocietianifqen Serfolaungs«
e|wc^: bas Sü^Iein ,,De martyribusPalaestinae'', meines als än^ng juSB.VIII
^iner 5Ur^ngef^i^te (^ier unter bem litel Ivyyqdfi^ negl xo)v h Tlakaioxivfi 85
ßAagTVQfjodvzcDv) auf uns gelommen ift. Dasfelbe fl^int oon i^m jtoeimal heraus«
ae^eben morben ju fein, juerft um bas 3^^^ 312—314 in fürserer grie^if^r 93ear«
beitung für (Bef^i^tsfreunbe insgemein, bann in einer fqrif^en äbertraaung aus ber
3eit jmif^n 319 unb 324, mel^e mittels oerj^iebener (Erioeiterungen bem 3ntereffe
erbüuungpsbebürftiger ^riftlid^er £efer bienen follte (f. 3* 33iteau, De Eusebii Caesa-^o
riensis duplici opusculo negi rojv h Unk, fiagr.f ^ißaris 1893).
Seiberlei ^rten martqrologifd^er Sammelfd^riften, jenes talenbarif(b«jtatiftif^e Genre
unb biefes bur^ Cujebius fultioierte ber 3Üf^^^^nft^IIung umfönglt^erer uRart9rer«
gefc^i^en bej^upten fi^ in ber litterarif^en ^robuftion ber gfolQejeit. Seibe nehmen
aber dlmö^Ii^ au^ niqt eigentli^ mörtqrergef^id^tli^en 6toff m (i^ auf unb laffeuis
biefes (Element ber l^giologtf^en 3ut^^^n 3um älteren, ftreng « mari^rologif^en 6toffe
im Sauf ber 3(i^t^unberte immer me^r anmad^fen. 9Rit bem äßa^fen ber 3i>'if^^n3eit
jmtf^n ber Cpoi^e ber an SIut3euaen no<^ reiben, ja übenei^en Ecclesia pressa
unb snrif^n ber immer ruhiger unb unblutiger oerlaufenben fpöteren lir^Ii&en CEnt«
mfafiung nimmt bas 6i^einbrängen aIIgemein«^agioIogif^en Stoffes in bie Aaienbarien 60
unb bie eAouIid^en 9Rärt9rergef^i^ts«£e{ebü^er ftetig 3U. 6d^on einige Aalenbarien
be$ 4. unb 5. 3a^r^., alfo ber n&^ften 3^iten nad^ (Eufebius, geben biefen ^imaifi
an nid^ im engeren Sinn martqrologif^em SRaterial 3U erfennen. Ss gilt bies 30x0:
ntd^ oon benen bes Orients, bie oielme^r — mo^I unter Simoirfung ber öfteren furd^t«
bar Mutigen Verfolgungen , bie in fiönbern mie ^erfien , au^ 9Ibeffinien k. über oie 55
(Elften erae^n — i^ren ftreng martqrologifd^en (E^aratter no^ längere ^tii ^inburd^
beiDofirenMO u. a. bas oon 9B. SBrig^t 1865/66 mä) einer Stitrifqen $bfd^r. ebierte
S^ri^ SRartqroIogium, beffen aus bem 3- 412 ^errü^renbem Zeatte mehrere grie^if^e
^IteoDitgiallaletwer aus f^on älterer 3^it, u. a. ein um 362^ 3U 9liIomebia in Sit^^«
nten aufgesei^neter, oor^rgegangen ]ein muffen (ogl. bie Uberf. m. Aommentar beieo
144 Acta martynun
(E. Sgit 1. c, 6. 5—29; ou^ (ial\s fpStere Sla^tröae ju ]. (ErUhtierung in b. 3]d3:^
1891, $. III). 9Bo^I aber gefeilt [i^ in ben abenblanbifAen Aalenbarien fd^aeitig
ein allgemein ^iologif^es (Clement jum mortqrologif^en qinju. 6o f^n in bem
IDepofinonenoei^et^nis im röm. (T^onoarap^en be$ 3* 354 (frfi^r ebiert oon 8q|ib.
fiSui^er, S. J., Slntoerpen 1633, neuerbtn^s be[. burm SRommfen, 916(B 1850), wmn
JU ben 24 9Rörtnrertagen 12 Flamen lomtf^er Sif<^9fe ^injutreten; besglei^en in bem
um b. 3* ^00 abgefaßten jtalenbet oon Acuri^go (Calendarium Africanum vetus,
berausg. o. aRobiUon Vett. AnaU. III, 398 sq. ; ogL C^Ii, 6. 108 ff.), ber unter
feinen 80 9tamenbaten au^ 9—10 depositiones epiiscoporum atrfffi^ (Eben biefen
10 aus [treng martqrologif^en unb aus ^giologif^n (insbef. popftoef^id^ii^en) Seftanb«
teilen gemifAten (Ebaratter giebt bos oon Gregor M. in f. Sud^e an ben ^atriord^n
(Eulogius 0. Sllexanoria (598) eno&^nte rbmif^e ÜRart^roIogium ju eriennen. & erfi^int
but Gregors Beitreibung (Ep. VIII, 29...„no6 autempaene omnium martyrum,
distinctis per dies sin^os passionibus collecta in uno eodioe nomina habe-
15 mus, . . . non tarnen in eodem volumine quis qualiter sit passus indicatur,
sed tantummodo nomen, locus et dies passionis ponitur") ob eine mefenUic^
nomenllatorif^ geortete Kompilation oon umfaffenber Slnlage. Suger [onft^em SRoti^l
aus jhil^rer 3^ti unb aus anberen Air^en muß [ie befonbers ben Siteren Sf^ftldenber
ber itird^ SRoms (entftanben oi%enb ber 3<4^^ 312 bis 422) in fi^ aufgenommen
2o^aben.
(Eine enoeitembe Searbeitunp bes römi|^en Aalenbers i[t bas [og. Martyrologium
Hieronymianum, beffen Xext tn mebreren, 3. XI. nur bnufiftfidröeis ei^tenen Sie«
^enfionen oorliegt, o^elqe [ömtlid^ aus einer gegen b. 3- 600 ju tiuxene in CDallien, unter
bem Sif^of Sluna^cQrius (^unarius), entftanbenen Urgeftatt entflojlen firü). 9toA oor
25 biefer palliianif^en Überarbeitung — aus ber oieles [pejifil^ (ßaUtf^e ibres 3n|alte,
K. S. bte Slufna^me oon roeibli^en $eiliaen roie (ßenooefa, 9labegunbis, (&Iobe[inbis k.,
oesglei^en oie ja^Irei(^er fr&nfi[^en unb burgunbif^en Si[49fe, ]i^ erflort — mug
biefe Kompilation in etner obernalif^en Bearbeitung oerbrettet gemefen [ein. Sluf Ober«
italien als (Entftebungsort biefer alteren (oiellei^t ölteften) (Seftalt bes Hieronymianam
30 loeifen nömlid^ etnerjeits bie oielen 5U italift^n, be[. ^u oberitalif^en geiligen in Sejug
[t^nben (Elemente i^res 3n^Its, oelAe naä^ Sfosug jener gallilani[<ben (unb auherbem
oer rbmif^en unb ber afrifanil^en) (Elemente surfiÄleiben ; anbererfeits ergiebt ui^ ffyc
gerrü^ren aus bem genannten Krqlid^en (gebiete baraus, hak bem äßerte ein (fiiq|ier<
ter) Sriefme^fel bes gieronomus mit jtoeien oberital. ST|d^ofen bes ausae^nben
354. 3<^tp- (E^romatius (0. 9lquileia) unb gelioborus (0. Slltinum) oorangeftellt ift,
auf melden Sriefroe^fel bereits Cajfiobor, Instit. div. litt. e. 32, Sejug nimmt
!Das ®an5e, mW es ie^t oorliegt, erf^eint als ein buntes Dur^einanber oon Orts*
unb geiligennamen, SRort^rerbaten u. bgl., }ufammengetragen aus einer 9{ei^ Stterer
£o!aI« uno ißrooinjiallalenber, 3U mtl6)tn als gauptquelle für ben tirc^I. Onent {enes
40 Martyrologium Syriacum (in ettoas enoeiterter Geftalt), als afrilantf^e Quelle ein
Aalenbar 0. Aart^ago mohl aus no^ ooroanbalifAer ^trtf als Quelle für bie rbmif^e
Aird^e {enes oorgregorianii^e Cal. Romanum gebort ^ben mflffen. 9luf gieronqmus,
ben gelehrten bet^Ie^emif^en (Einjiebler, !ann f^toerlid^ au^ nur ein geringf&giger Aem
ber Sammlung surüdgefü^rt n)eroen. 3)q^ man i^n in [pöterer ^tü — 0)091 erft na^
45 Gregor M., ogl. oben — allaemein als Urheber ber ilompilation nannte, mag oarauf
mit berufen, bag er als Serfaffer eines Aatalogs lir^lic^er 6^rift[teller belannt roor,
aud^ bte SBä^elleitionen ber alten AirAe (im Comes) rebtgtert ^ben foll unb überbaupt
als 9{epra[entant aller lir^li^en äBiffenfc^ im SIbenblanbe galt. — !Die u>i^t^ften
aus jenem 9lr^et9^us oon Slusene gefloffenen $bf^r. bes M. Hieron. [inb ein cod.
aoBernensis 289, ein Epternacensis ({e^t $aris, n. 10837), ein Wissenburgensis
(aus äßeigenburg i. (E., je^t m SBolfenoättel befinbli^) unb ein (Jf^agment aus £orf^
ne^t cod. Vat. Pal. 283). 3^re Zexte ^oben bie neueften Herausgeber 3. S. be
9to)fi unb (E. !Du^esne in genauefter SBiebergobe lolumnemoeile nebeneinanbergeftellt
unb ^ierburä, \owxt huxäf bas beigegebene reiqfe (Einleitungsmaterial unb [onftigen tn*
65 tijd^«esegeti[^en SIpparat, eine ^ö^ft mtvtooüt (Srunblage fürs Stubium oer loi^t^en
urtunbe gefd^affen. 6. b. Ausgabe in AS Nov. t. II, p. 1, 1894 im ^roömium
[p. I— LXXXII u. p. 1—193] unb ogL bie »efpre^ungen berfelben oon 3. »eill,
im „Aat^olü" 1894, »b X, 2, S. 314 ff., oon »r.Äruf^ im m, »bXX. 2, u.o.m.
%>a) in bie frfi^en ^a^r^unberte bes äRittelalteis ^tnein [e^t biefe ntlenboräü^«
CO [tatiftif^e Se^nblung bes martqrol. unb ^agiol. Stoffes [t^ teilxoetfe fort 3)as (og.
Acta martymm 146
Martjrologiiim Bedae aus bem 9Inf. bes 8. Zo^^^- (^ausgeg. in Opp. Bedae ed.
GileB. t. IV, p. 16 sq.y auc^ in ben AS Mart. t. 11, p. V sq.) ift loefentli^
mir etn ^iligenldenber, mit loenken (EnDeiterungen Aber bie ())feubo<)oteionqmiQni|6e
(Sntnbloge hinaus. (SUU^aWs auf biefec (ßrunblage enoa^fen erf^etnt bos unge^öQr
beifelben 3^^ entftammenbe [og. ,yMart^ologium Romanum parvuin^' (nötiger 5
M. Aquileiensey ba es, loie Salefius tm Sln^ng ju j. (Eu|ebiusQUsaabe nad^ioies,
oo^I oer jtir^ oon SlquOeia ange^ött), tDeld^ Heribert iRosiDe^be in vlnttoerp. 1613,
{oiDie fpSter (B. Slbobioinus in SRom 1740 ^(jufammen mit anbecn alten AaletdKirien),
Verausgab. 9uc^ tn ipm erf^eint für bie Imdleibung bei bfinen jtalenbemotisen mit
ed&utembem (Bej^i^' bejb. fiegenbenmoterial nod^ loenip ge[(^en. Unb au^ na^* lo
bem ju !lttf. bes 9. oo^rb. gf^rus 9Ragi[ter (f. u.) in ber 9{tAtung auf biefe enoeitembe
unb anmutig belebet^ umgeftaltung oes traoitionellen Stoffes mistige Stritte oor«
morts attfyat, [ie^ man niqtsbejtomeniger einjelne SRartuiologen bes Slbenblanbs bei
mefentui^ nur nometdlatorif^er mt no$ be^en. 6elb[t bos oon äßanbalbert oon
^Ihflm 848 unter SRitbenu^ung oon gfloms in laL Serfe gebraute SRartqroIogium (bei 15
h'^Ufoq, Spidleg. II, p. 23; oal. 3)ämmler, Poet. lat. II, 567 ff.) ift „faum etn>as
anbms als ein oerfifijterter ^euigenfalenber'' (|. ^aud, A®. Deutf^Ianbs II, 610;
ogL b. n. „SBanbalbert" in b. dncß.).
II. ^eiligengef^ic^ten (Acta s. Vitae sanctonim; Legenda). %I. im aQg.
Stobler unb ^im, »oUftfinbiged ^eiUgenle^Ion (5 8be )(ugdb. 1858-1882), ^b I. (SinL, 20
e. 12—38. 9&t bie anfange biefer fittteraturgattung au(^ (g. fiuciud. XieOueHen ber ält.
«ff^id^te bed &mt. ^&nd)tumd (3^®. VII, 1885) unb O. dödler, im 9ln^ang I }u fetner
iRonograp^te «^doagriud ^onticud", ^tinc^n 1893. ^Cugerbem bie S3oaanbiften unb 9{eo«
boUanbiften in i^ren grofien Sammelmerfen (f. u.).
3u enifcbiebenem JJObergemi^t über bas mart9roU)gi|4e (!alenbari|^«{tati[ti[4e) Sie« 25
ment erbebt fi^ bas ^agiograp^tf^e ober ^Uigenbiogrop^ilqe [eü bem Slusgang ber
älteren ^t\i unter Siraoirlung ber befonbers in 3R9n$sbei|en gelAa^ten unb oon ben
5tlöftem aus verbreiteten £itteraturgattung ber Vitae patrum. 3n ben oon 9{ufinus
(Historia monachorum s. Hist. eremitica), ^allabius (Aavaäix6v s. Hist. Lau-
siaca), Z^eoboret {0d6&eog lazoQla s. Hist. religiosa) unb beren fpäteren 9lad^< ao
a^mem — fan SRorgenknb be[. ber SRonop^fit 3<>^nnes 0. (Ep^us unb bie Ort^o«
boxen 3o^nnes 9Rosd^s unb 3o^* itlimams, im Slbenblanbe (Dregor 0. Xours ([.
bie %%,) — jufammengeftellten Sert^ten über bie £ebens|c^idF[aIe, bie a$Ietif6en
£eiftungen unb eoentuell bie SBunber berühmter Vertreter betber Slrten oon SIsIeJe
ber eremitifc^en n)ie ber cBnobitif^en, marb ber erbauungsbebürftigen (E^riften^eU naq« 35
fonftontinif^er 3^it ^in Stoff geboten, ber bie ^Jlärtqrergef^iqten ber frii^ren !iafyi'
^unberte an SCnjie^ungsfraH t^tfSd^Ii^ no^ übertreffen mu^e. Dort n)aren es länait
aus bem (Erbenleben gej^iebene, ^ier ba^egen lebenbe unb eoentuell jeitgenbffif^e d^rtft*
li^ gelben, an beren C^enmeln man \vb ftärlen lonnte. %iä) mirften oie oer au|eren
Gefc^U^ biefer 93&ter ber 2Bfl|te unb SJUn^s^eiligen einoerleibten Sprühe unb ^eben 40
(CoUatioiies patrum; Verba s. sententiae seniorum etc.) U)egen i^res oielfeitigeren
Se^lis mit |tarlerer Snjie^ungsfroft als bie monotoneren unb fa(t immer nur bas
eine 3^ema 00m (tanb^pen (Erbulben ber SRartem unb bes Üobes betreffenben 9{ebe«
ftoffe in ben SRort^rergef^id^ten. Der (Sebanle einer Vereinnahme biefer glei^fam
jet^emS^eren unb populäreren asletij^en £efeftoffe in bie SRart^rerfalenber mugte ^
namentlu^ ba [i^ na^e lepen, n)o es bem Sebfirfnis ber Gemeinben, ober aud^ bem
oon JUerdem ober oon Ilofterlid^en (6enoffen|^aften in Sejug auf paffenbe £eltüre |ür
Sottesbienftlid^e 9(nba(^en entgegensulommen galt. Dem Serbaqte bes Gefälf^tjeins
ur^ ^äretäer ober burA Ungebilbete (idiotae), um beffen millen ^ie unb ba (ogor
fir^ii<^ Serbote bes fiefens ber 3Rärti)rerpa[jionen ergangen n)aren — (|. für bie röm. so
5tirqe bas GelafianUAe Decretum de recipiendis et non rec. libris oom 3* 494,
00 es in 8e]u^ auf oie „Gesta martyrum'' ^eigt: „Secundum antiquam con-
suetudinem, singulari cautela, in s. Romana ecclesia non leguntur, quia et
eorum qui conscripsere nomina penitus ignorantur, et ab infidelibus et idiotis
8uperflua aut minus apta (juam rei ordo fuerit esse putantur'']| — roaren bie 66
Vitae patrum, jumal menn fte mit ber Slutorität berühmter Slamen, mit 9{ufin, ^alla*
bius, li^boret k. aebedt merben tonnten, in geringerem Grabe ausgefegt. SRan [te^t
bo^ in beiben gälften ber (Qriften^eit, im grie^i[^:<fqri|^en Orient mie im lateinif^en
SOienblanb, gegen bos äRitteldter ^in eine sune^menbe Sereid^erung ber martijrologi»
f<^n fiitteratur mit mön^« unb l^iligengefqi^tli^em SRaterial, entnommen teils ben eo
ll<aI<tfiK«Clopdble fflr 2:^€olo0ie unb Stirbt. 3. ü. l. |()
146 Acta martjnnim
obengenannten äßerien teils anbem ä^nlt^en Aontpilotionen , fi^ ool^iefien. SBtr
^n aus betben fittteraturberetAen einiges ^auoiföAIiq nriAtige im no^fti^noen ^eroer.
A. Orient, grflt bie grie^tl^e Sim^ fe^t |iq jDar in bem fi^g. Menologia ober
äRonotsregiftem 3. S. bem Menol. Basilii Imperatoris, bos in oer^iebenen 9us*
5 aoben, befonbers einer 00m Aarbinal Snnibale Slbani, [III voll., Urbino 17271 omr«
liegt, bie ältere lalenbarif^^ftatiftif^ Sel^nblungsnieife me^r ober nieniger noq fort.
^Dagegen normen bie Menaea — meift umfängli^e 12b&nbige (Sfolioomle — nAtn
ben Offijien ber ^eiligen unb auf biefetben bejfigli^en ^^nnten ou^ me^ ober mfaiber
einge^nbe gefAi^tliAe Seri^te ober ^eiligenlegenben in fi^ auf. (Ein SBerf biefer
10 lederen 9lrt f^eint X^eoborus 6tubita im 9uge ge^bt ju boben, loenn er in fetner
Ep. 2 ad Piaton. (ed. Sirmond I, 181) einer oon i^ gefe^nen „erftounliA giro^n
3a^I oon äRartqrien, n>el^ jroölf SSnbe ffiUte'', gebenft; Die jjuiqtvqui itoXid biefer
Stelle lebiglid^ auf ^ajfionen im eigentlit^n 6inn ju beuten ge^ fc^ioerli«^ an. 9t*
nu^t n)urbe biefes ret^^altige ^tieferaoerl n>o^I 00m $aupt«SRaräroIoaen bes 10. 3<^-i
16 S^meon 3Retap^raJtes, beffen fie^enbenfammlung (ooHftilnbig bei MSO t. 114—116)
bem m&rt9rergef^i^tliqen 3RatenaI aus ben erften 3<i^iiii^rt^ii jo^rei^ Bebens«
bef^reibungen oon Air^enootem, Slna^oreten unb SRdnqs^iligen in mel^ ober »eni«
ger freier romanhafter SBe^anblung ^insu^ejellt (ogl. ben 91.). (Eine Öberoibeitung bes
äßetfs lieferte in neuerer Reit ber frettf^e SRön^ SIgapips £anbos in feinem Mag
90 Ttagädeiaog (Senebig 1641). — Slbgelflrjt, b. ^. für ben C&ebrauA gottesbienftliAer
Soriejungen tns Aurje lufammengejogen, ober immer bo^ bos SBefentliAe bes bto<
n^tf^en unb martqrologif^en Stoffes barbietenb, erf^int ber 3n^ oer SRenien
en Hwa^ägta (oon avva^tg, gottesbienftl. Serfammlung) , beren oiele 310 3^^
no^ ungebrudt oor^anben Jinb. 3bnen oenoanbt finb bie *Av§o3i6yux, in wtwftn aber
25 ni^t fooo^I bie IegenbarifiD«biograp9if<||e. als vielmehr ber litinrgMe QMf ber SRenSen
obgefürjt oorliegt (f. 3. S. hos oon Sinton Srcabius, 9lom 1698). Sgl Oberhaupt
JtottenbufA. ilonfefftonsfunbe I, 6. 465 f.
69rif4e unb perfif(^ SRart^ria ebierte aus \qt. Xesten Stephan Suobios Sffe«
mani, Acta martyrum orientalium et occidentallum (2 partes, 9lom 1778), fooie
30 neuerbings $. Sebian, Acta martyrum et sanctorum ($aris u. £eim. 1890 — 96,
V tt.). Die überaus rei^baltige, freili^ leiber nur forif^ oerSffentli^te uno ber nSti^n
erlöutemben Seigaben entbe^renbe Sammlung bes £e^teren umf^IieM, fbioeit fie ois
jefet oorliegt, eine SReMett eigentlid^er SRör^reraRen, babei 3iemIi^oieI neues, oon
Sdfemani no^ ni^t publQiertes. Do^ finb etne 9In3a^I Heiligenleben au^ in ben bis
85 iegt oorlieaenben Sanben f^on en^Iten, j. S. in Sb 1 eine Vita s. Joannis bar
Malke uno eine V. b. Marianae. in Sb III ein £eben (Ephraims, in Sb IV
fiebensbefd^reibungen bes !i(Mb 0. 9nfibis, Slüolaus 0. SR^ra, 3<)^nnes (Eleemofonarius
unb S9meon Stolites u. f. f. — SRe^r nur ausn)5I^Ienb oer^alten fi^ geaenfioer bem
reichen SRaterial oer betr. Jnr. Airc^nlttteratur ißius 3^^^!^ ^^ l beutfqen CC^refto«
40 mat^ie („(E^te SRten ber 99. 9R&rtQrer bes aRorgenlanbs, überfeM, 2 Xle.. Snnsbcud
1836) unb (&. $offmann, aus f^r. Slcten perfifAer aRortijrer überf. u. erl. (^^3. 1880).
Aoptif^ aRörjbrergef^i^ten, nebft soü^IretcQen fur3gefagten vitae äg^f^ unb
ni^t^ägmmf^er $eiugen. enthalt ber $eiliaenlalenber in arabifAer Spra(^, »ooon
Sf. SBü^enfelb einen Üetl (nur brei SRonate) berausgegeben ^at (,.S9naxarium, b. i.
4ö $eiIigen»ÄaIenber ber lopt. (E^riften, aus b. ärab.", (5o^ 1879). Sgl. femer für
biefes (Bebtet $. ^qoemat, Les actes des martyrs de l'£gypte tir^s des mss.
coptes de la bibUoth. Vaticane et du Mus^ Bor^a. Te^ copte et tradnction
frangaise avec introd. et commentaires. Vol. I, Wom 1886 — 87.
(Ein armenif^es URoxt^roIogium in 2 Sünben gaben bie 9Re!^ttariften ^etmts,
GoSenebig 1874.
(Jfur bas flaoifd^e, namentli^ bas ruffif^^ort^oboxe fiitteraturgebiet ogL 3<>f* ®nn-
Sffemani, Calendaria eccl. Slav. s. Graeco-Moschae, 6 tt. 1876 (So 1—6 feiner
Calendaria eccl. univ., beren übrige S&nbe bur^ einen Sranb 3u9{om 1768 unter«
gingen), g^mer bie gelehrte Slb^nblung bes S^fn^en 3- ®- SRcitinoo, Annus ec-
66 elesiasticus graeco - slavicus \n ben AA. SS. t. IX. Octobr. 1870; au^ 918.
Stilles, S. J., Galendarium manuale utriusque ecclesiae, tam orientalis qnam
occid., 3nnsbrud 1879—86, fowie S. 3agic, I)ie SRenfien ber rujf. ftiri^e mif^i^.
aus ben 33. 1096—1097, St. Petersburg 1886 (in ruff. Spraye). — Über bie in
Sluglanb beliebten „SSterbfläer" (IlaxiQuia), ent^altenb bie SebensbefAreibungen
60 ber ^eiligen geioiffer fioIaHird^en, namentu^ ber großen Albfter (3. S. ein bie ^oupt*
Acta iiiartymm 147
iMe ooiR großen ^iffilenllofier bei Atem 6e|anbeInbesK f. 6trQ^I, Seitrage 3. ruff.
5t6. I, 89 ff. u6er bie „Siologen'', <il$ ein ntffifAee ttqutoQlent ber 69n(U[QnQ ober
abgdficjten aRenlen f. ebenb., 6. 92, fomie Aottenbuf^ a. q. £).
B. tCbefibloitb. Den Oriqeft sune^menber Sereid^erung bes Ialenbari|d^ fiberliefer«
ten moxbmhi^ätm aRoterials mtt lagiologifc^ 3^^^^ oeranf^ulii^t bie 9{et^ ber 5
SDtorterotogen bes 9. 3<^-:
gftonts 9Ragif(er ju %on (ca. 830) lieferte jene (Enoeiterung bes Sebof Aen äRor«
t9colraittms, an oe^e bann 93anbalbert (i^ anf^Iog (oal MSL 94, p. 790).
mbmm SRounts (ca. 850-~854) bot gegenüber biejent SBorgSnger loieber man^e
Smieiterungen (Martyrologium, in f. Opp. IV, 1121 ff.) 10
Sbo 9. Sienna (geg. 870) fibertrifft an ^{ei^^ttialeit feiner ^agioIogilAen mu
teibinoen (bei ÜRigne 123. 201 ff.) auc^ ben le^en biefer Vorgänger. %nlt^ ber oon
i^ oB^ftngige imb faft floerall mit i^nt 3ufammenftintmenbe ufuarbtis, SRönq ju St.
Germain des pr^ bei Sßmi», in bem ai$ Sefe^I Aorls b. Italien Derfagten ^örtqrer«
bn^ (ca. 876). 15
X)« Martyn^ogium Sangallense enbli^, anoeblid^ oon 9lotIer Salbulus (f 912)
oeifa^y ooI%{^ no<^ rei^Ii^re (Einf&Ihingen ^Itgengefc^i^tli^n Stoffes (Sanifins,
Lect. antiqn. 11, 3, p. 89). Sgl. über^upt ^aud o. a. O. 6. 610.
Dk ertte eigentli^e fie^nbenhimmlimg tmnpilierte im 9(uftnm bes Si^jtatter
Stf^ofs Ct^anboU) (f 916) ber Scbn^ 9BoIf^ oon ^rrieben. Sie mog , als ein 20
„passionalis über valde utilis'' (na^ bem Urteil bes Anon. Haser. in MO. SS
Ulf p. 256), bereits mant^ ^afteriftttfee groben oon jenem in ber ^olmeri bann
imnm jOgellofer auftretenben 9BaIten ber ^^ntofie oon Aleritem unb 9Rdn(^n geboten
boten. fiS bte bas £egenbenbi^ten jnr htnügered^t geflbten Berufsarbeit lourbe.
3n btefen Dtt^ngen ^belt es |i<^ balb um Serforgung einer 6tabt unb fianbf^aft 25
mit einem ui^P^n (Brfinber moali^ft f^n aus ben n&djften Rafften naä) ber Slpofte^eit
(}. 8. (Eu^^anus ffir Xrier, Salerius für Adln, SRatemus ffir Zongem), balb umSIus-
f^mfiiluna gef^i^Ii^ fibertieferter vitae mit allen mdgliAen unb unmöolid^en äBun«
benif boio um lede (Erbi^tuno beftfttiaeifber Urlunben (Sriefe, nwburqi ein Si[<^of
ober tnt 3ur Hu^ei^ung ber betr. 9la^rid^en aufforbert, u. bgl.) ober um Sinf^iebung so
gonj unb gar fingierter ^v'if^nfiguren als jeitgenöffil^ 3^9^^ (P^^ i^^^$ ^Rarcelltn,
angäliAen Segleiters filubgers, bem bie faMe 6uibbert«Siograp^te aus bem 12. ober
13. Zo^. ange^bren n^iU; ogl. b. 91. „6utbberf'). Sefonbers reichhaltige 9{ef>rä|en«
tonten biefer ^ttteratutgattung aus bem fpfiteren 99191. lourben bie Historia Longo-
bardic» bes ^aUib o.JBiroagio (a Soragine, 1 1298>, beren en!omiaftif^ SejeiAnung 35
ab Legenda aurea ber f(arifer Doftor Claude b'(E)pences (sec. XVI) mit treffenber
jtaritfl m Legenda ferrea umfe^te (f. bos 9lä^e, auA Aber i^e Slusgaben k. unter
,,3oc 0. Sorogina'O \tmk ber Catalogus Sancstonun bes ^etrus a 9latalibus, f 1382
(jiterft 9Amm Sicenjia 1498, bann Senebig 1616, fol.).
<Ein Übergang oon biefer fippig oenoilberten uno tns 9{omanM[te entarteten £e« 40
genbeninDobultion }u einer foliberen Se^anblung bes ^gioIogifAen otoffes f^int in
ben fleißigen 9Irbeiten bes Selgiers ^0^. (ßielemans, regul. (T^or^errti in 9{ouge«eiottre
(Vallis rubea) bei 93ru|fel f 1477. [t^ anjuba^nen. Seine, einftroeilen nur ^anbfArift*
lüfy (in 9Bien) oor^benen Kompilationen betiteln fi^: 1. Sanctilogium (eine alpf)a'
bettf^ georbnete Sammlung oon mehreren ^nbert fiegenben) ; 2. Hagiologium Bra- 45
bantinomm; 3. Novale Sanctorum; 4. Historiolopium Brabantmorum (fpejiell
bie ®eMi^e ber ftreujjüge betreff enb). Starres barflber ift erft oor lurjem burc^ bte
9le0boUctnbiften bdannt gemalt vorben (f. b. 9luff. De codicübus hagiographicis
Joannis Oidonans. etc., AnaL BoU. XIV, 1, 1895). — (Slei^ bem Sanctilogium
biefes Belgiers ffl^ bas ^u Senebip 1474 (bann ju 9{om 1497) gebrudt erf^ienene so
Sanetuarium bies 9RaiIanbers Somnus SRombritius bie aufgenommenen Heiligenleben
in 0^1^. Oibnung oor. SBegen ber Sorgfalt, momri bie oafür benu^ten, metft alten
utib guten $bf^. abgebrudt finb, oerbient biefes 9Bert noc^ je^t berüdfiAtigt ju
Qierben. !Das oleii^ Streben no^ SBieberaabe ber aßen Sßten in urfprfingli^r unb
uitoerMrter (&enalt befugte 3ac. ^tx Stapulenfis im erften (unb einjigen, ben 3^* &&
mior M^belnben) Sanbe feiner ,,Martyrum agones, antiquis ex monumentis
eeDnine desoripti (1325). Dogmen fc^int bas oon Georg SBicelius 1541 (mit
ffittmung an Aurfürft SÜbre^t 0. SRainj) ^rausgeaebene „Hagiologium' < nid^t fri^
tlfl^f fonbem, alei^ ben meiften Sbbeiten bie|es Sielfi^reibers (od. b. 91^, nur eil«
fertig tompilierenben (SfyxtalUx getragen ju ^aben. 3n bas a^tb&nbtge 9ßeri ^^Saactc\- ^
148 Acta martymm
rum priscorum patrum vitae^', oeldbes ber Senetianei !IU)9S fiipomanus (f 1659
ab Stf^of oon Seraamo) mit Untet[tfl|unQ mehrerer (gelegen 1551—60 ^rausgab,
fanben ältere (sumetft gnec^if^) Bagtognmqtf^e Sanmtlungen Sufno^me; [o ber gaitje
SRetop^raltes , au^ ^allabtus uno 3JU>sqm in lat. fiberfe^ung, baneben ober axä)
5 Gregor o. 3!our$ De miraculis sanctorum. !De6 gelebrten Aor^ujers £auretii
6unus (t 1578) lalenbarif^ georbnete Sammlung in 6 Sbn. gfoL (jiDette, oon 9Ro«
[anber fortgeffl^rte ^usg. in 7 93bn., jtoln 1581 ff.) rofll, n)ie ber Xitel „De pro-
batis Sanctonim historiis'^ anbeutet nur IritifA ervrobte Xeste bieten. Sie oerriTmert
aber beren urtunbli^en 9B|rt niAt [elten bur^ ftili[ti[d^e Sefferungsoerfu^ unb bolb
10 Ifirsenbe balb enoeitembe uberaroeitun^en ([. b. 31. „ourius").
Me biefe Vorarbeiten ourben n)ett ilbertroffen burA bas riefige Unternehmen ber
Sele^rten Slntmerpener O^fuiten, bes 3o^* SoIIanb unb feiner C5eno[fen. Den $lan lu
iefem grogartigften aller $agioIogia, ben Acta Sanctorum, quotquot toto orbe
coluntur (Antv. 1643 ss.), entwarf ber 3^fuit Heribert 9hm^h, geb. 1569 3U Ut*
15 re^t, ae|t. 1629 3u Antwerpen, nac^ SerSffentli^ung mehrerer oerbien|tIic^r Seitrfige
jum Qter in Siebe fte^enben Gebiete (3. 93. Fast! sanctorum, quorum vitae b^-
K'cis bibliothecis manuscriptae, 1607 ; Martyrol. Romanum parvum etc., 1613
0.1; Vitae Patrum, 1615, 1628 U.Ö.). Die Slusfflbrung befi oon i^ auf 18 8anbe
angelegten Unternehmens einer bie ^agiologie aller fianber in ^iftorifA-tritif^ Se<
90 banblung umfaffenben, lalenbarij^ georbneten Sammlung fibema^m nad; feinem Zobe
fein Orbensbruber 3o^. SoIIanb (geb. 3U Xillemont 1596, f ^6ßb), ml^^t 1643 bie
beiben erften, ben ^eiligen bes 3anuar geltenben Sfinbe ^rausgao, fpäter aber bun^
$in3U3ienung imextt jüngerer OroensMber, bee (ßottfrieb ^enf^en (1600—1681) unb
Daniel $agäro^ (1628—1714), \vj^ oerftärBe unb [0 einen gfortgang bes Stieferaoeds
35 in [tetiger gfolge unb mit aümä^IiAer 3una^in^ bes ur[)nrängIiA in !lnf(^ gebrauten
Umifanges erm9gli^te. Sis 3U SoUanbs Xob (1665) traten noq brei gfoIiobSnbe, ben
pfebruar bebanbelnb, ans fiiqi SBeiter^in folgten, bis jum Mdtritt bes leMIiq er«
blinbeten ^apebrod^ oon ber 9tebaItion (1705), bie bie SRonate bis jur 3<i|i^^itte
be^anbelnben Sänbe: {e brei ^ aR5r3 unb 9l|nril, a^t für 3Rai, fieben für 3uhL
so Sefonbers biefer ungefäl^r ffinfjtgjd^gen $ubIiIationsq)o&e unter ^enf^n unb —
bro^ gebührt glän3enbes £ob, tette n)egen bes ftetigen 3^uiffes eines ungemein retqen
^aubf^nften- unb Urlunben^SRaterials 3um ^giograpbtf^en 9Ru|eum nai^ Slntioerpen
(vofür ^apebro^ [ein beträ^tli^es oäterli^ ererbtes 9$ermogen aufbrauste unb auger«
bem burq 3eitn)etlige 9lei|en ber SoIIanbiften man^e popfm^, bif^ofli^, ffirftuc^
86 unb faiferli^e Unter|tü^ungen enoirft n)urben) , teils mtqtn oer an niertoollen neuen
(Ergebniffen reiben unb bur^ Iritifd^e SAärfe ausgesei^neten Genialität bes bollan«
bUHl^en gforf^ens unb ^rbeitens. ^auptbeifpiele biefer fieiftungen finb u. a. ^enfAens
SBieberentbedung bes ben $i(toriIem oor^er gan3 ab^anben gefommenen merooingiMH^n
Aonigs Dagobert II; $apä)rod^s SInfammlung eines ^rogen S^eils 00m IriHM^m ma*
40 terial ^ bte bann burd^ ben Senebittiner SRobillon tns fieben gerufene äBiffenj^oft
ber Dtplomati!; besfelben ißopebro^s unerbittli^e 3^^ft9ning ber auf ben ißrop^äen
(Elias, als angeblicben Segrünoer i^res Orbens, be3ügltd^en zß^^ntafien ber Aarmeliter«
mSn^e (ogl. b. 91.).
Serglt^en mit ben fieiftungen biejer Jtraftgenie«$eriobe , bie 3eitli^ mit grtani«
4ö rei^s golbenem fiitteraturseitalter unter fiouis XIV. 3ufammenfäIIt, erf^eint bas SAetten
ber Sollanbilten bes folg. 3^^^- (3* %• ^ines Sa§rt, SoIIer, Stilling, SuQstetO me^
ober weniger als SpigonemoerL Ss fügte übrigens bis 3. 3- 1773. mo bie Slufqebut^
bes 3^|uitenorbens eine bebenflid^e 5lnje für bas Unternehmen ^erbeifübrte, ben 19 San«
ben ber ^opebrod^fd^en Spo^e 30 mtittxt ^imu, ooburd^ ein ^ortf^reiten ber Steige
50 bis 3um 7. Cltober ben)irft n)urbe. 9luä nam ber Orbensaufj^un^ tonnten bann —
bani bem fc^ü^enben (Eingreifen 3uer[t ber jtaiferin SRaria if^refm (1776), na^r
einer ben $agiograp^en befreunbeten belgifAen ^römonftratenferabtei (Xangerloo)jjDelqe
bur^ ^n!auf ber Ittterorif^en S^ä^e bes 3nftituts bem|elben ein Slf^l in i^ren uRauem
berettete (1788) — no^ etlid^e mtxitxt Sänbe publi3iert unb fo bas (ganse bis jum
65 S^Iujfe bes 6. Oftoberbanbes (be^anbelnb ben 12—15. Oft.) fortgefü^ nwben. 35alb
naäi bem (Erfd^einen bie[es 53. Sanbes ber gan3en Steige (1794), beren 3n^ bereits
bamals auf über 25000 Biographien gef^ö^t n)erben tonnte (ogl. C5ui3ot^ Hist. de la
civilis, en France II, 32), beroirlte bie (Einoerleibung Belgiens in bte fran}ofif^
9{epublil ben 3urammenbrucb beiber, bes gaftli^en (E^orl^enenlonoents unb bes uon
60 ffyax beherbergten C5ele]^mn|tituts. äBä^renb bie bur^ ben Serlauf Xangerloos (1796)
Act« martyrnm SCbnllert )ion ^ambitrg 149
obbcu^Ios g||etDorbenen SoIIanbiften na^ oerf^iebenen Stid^ngen ^tn fi^ jetfireuten,
imitbe oenigfiens ein Xeil i^es Ittterorif^en 9lpporate na^ 3BeftfaIen geflfl^tet, um
ffit eine fo&tere aB{eberaufna|me bes 9BerI$ oenoertet 3U toerben.
!Die|e SBiebmufno^e etfolde unter bem 64u^e bet belgif^en 9{egierung burA
ben in Srflffel refibierenben {efuittf^n (Sele^rtenoecein ber 9teoboUanbtften, bet — na^ 5
Sonnisfenbung eines oom 26. 3Jldxi 1838 batierten ißrogromms : ,,I>e prosecutione
operis BoUondiani. quod Acta Sanctorum inscribitur'' — im 3- 1^^ tn Geftolt
emes 7. £)ttobefbanbes (ffir 15—16. Oft.) bie er[te 9ru^ feiner arbeiten ber ßffent*
liil^tt fiberaob. Seitbem finb anfdnglid^ unter fieitung ber 3^futten Sanbermoore,
Don fytät, f>t Sud^ [omie neue^ns unter ber oon CCori be Smebt, 3ofep^ be Soder lo
unb 3of- ^n ben (DDem eine 9lei^ n)eiterer Sänbe ans fii^t Getreten, n)ooon ber
60. (als 12. Ottoberbanb) bie erften je^n 9Ronate bes ^a|resmlenbers mit einem
iDettDoIkn 9legifter obf^Iog. 93om 9lo9ember liegt bis {egt ber (ben beiben erften
Xagen bes SDiconats aeltenbe) erfte, [omie bie erfte, ben 3. u. 4. Zaa be^anbelnbe
$iVte bes joeiten Sonbes oor (oqI. qu^ bas oben Aber bie im $ro5mium oiefer {fln^ften is
fiieferung en^Uenen Steuausgobe bes Martyrol. Hieron. Semerlte). — iln ©emali»
ifit unb itfi^n^it bes IriMd^n gforf(^ns fte^en bie fieiftungen biefer Sleobotlanbiften
hinter benen oer Siteren SorgSnger oo^I in etnmsjurfid; bm^ arbeiten ou^ fie mit
rfibmli^er Susbauer unb mit einem ni^t feiten ins 9icinuti5fe fiq oerlierenben Sammler«
fle^e. (Eine bagioIogifAe 3eitf4rift, bie Analecta BoUandiana ({öbrl. 4 $efte), ao
^ermtsgeg. oon ben brei le^genannten 9{ebaItoren (be Smebt ac) ge^ fett 13 3^n
bem ^mmimerle ergSnjenb jur Seite. Diefelbe bringt in i|^n neueren 3tt^9ingen au^
frtttMe Sefprec^ngen ^iograp^if^r unb |xitriftif^ arbeiten, Umfc^en, oiograp^if<^
Iibefflc^ien k.
Die belgif^n Acta Sanctorum glei(^n traft i^er anumfafjenben , auf aüfeitige 25
(Erf^^8|ifung bes martnrologifc^n unb ^ologif^en SRaterials gerimteten Xenbenj aller*
btfios einem Ocean ; fie ma(^n aber borum oos Stubium fo man^er äßerte oon anbrer
SInuide, wtV^ neben i^nen erf^ienen unb 3. ZI. nocb erf^einen, leinesmegs flberfififfig.
Steefe^en ton ber SRSrt^rergef^i^te ber proteftantif^n itir^nparteien unb Seiten,
meu^ felbftoerftanbli^ aus bem burä bie SoIIanbiften bearbeiteten (&ebiet aanj. hinaus« 30
^nen (901 bie gebrSngte Aberfii^t Aber bie oi^gere auf fie besflgli^e £itteratur in
ßlMOer, ^onbb. ber^t^eol. aBiffenf^. II, 3. 91. S. 22) geboren bo^in bie ^eiligen«
mograp^en ber einjelnen la^. Orben, für iDeI(^ befonbere Sammelmerie eiiftieren.
So oor ollen bie an ^iftorifi^«Iritif^em (ßel^It bem SoIIanbiftemoerle ebenbürtigen Acta
SS. Ordinis S. Benedict! (abgelfint: ASB, 9 voU. fol., $aris 1688) oon SRa« 35
bfHon (f. b. 9.); bas Sifterdenfer « SRcurtnroIogium oon ^enriquej (1630), ber Para-
disns Carmelitici decoris oon Sllegre (1639), bie 9RartqroIogia bes 9Rtnoritenorbens
oon be 9Ronftier (1638) unb bes Dominilanerorbens oon Siccus (1639 ffO' u. a.
Semer bie ^iologif^n Sammlungen für einjelne lat^olif^e fiSnber, mt SBilfons
Martyrol. An^licanum (1608), be Sauffa^s M. Oallicanum (1637), Salajars M. 40
Hispanicum ^661), 9{abers Bavaria sancta et pia (1704), gfoppens Batavia
Sacra (1714) unb (S^esquieres Acta SS. Belgii selecta (1783 ff.) u. a. m. —
SRebr ober minber brau^bare Susjüge aus ben bollanbiftifdben AS lieferten ^nbr.
Soitlet (Les viea des Saints, 3 vols. f., ^aris 1701), «Iban »utier, Lives of
the Fathers and Saints (£onb. 1760), beffen franjSf. Bearbeiter ®obescarb (Vies 45
des Saints, Martyrs etc., ^ar. 1786—88 u. 5.), Jo©te SRäfe unb äBeife als beutf(^
Ka#)Iger biefer beiben („fieben ber $11." k., 2 Sbe, SRainj 1823 ff.); aud^ $aul
Giidrin (Les petits BoUandistes, 18 vols. 7^ Mition, ^ar. 1876).
fiemilif^ bearbeiteten ben gefamten ^ogiologif^en otoff neuerbings 9lbb6 $etin
ictionaire hario^aphique, 2 vols. , $aris 1850 [ßur 9Rignef^en Sammlung so
^hMfyx Spe^alkatita gehörig]), fou>ie bebeutenb reiA^altiger Stabler unb $eim,
lolphtbiaes ©etligenlexilon (1058 ff., 5 »be, ogl. oben). SBenigftens für bie 6—7
erften ^eia^nitttt ber itirc^e l^ben aud^ Smit^ unb SBace bas mörfa)rer« unb ^iligen*
getc^i^icpe SRaterial in i^ mit gebieaener Sorgfalt ausgearbeitetes Dictionary of
Christian biography (4 vols., £ono. 1877 — 87) annS^emb oollftänbig aufge«66
nommcu« 3^(fl^'
Sbolbcrt, Gegner bes Sonifatius f. Sllbebert.
Sbaliert oon $amburg<Sremen. Quellen: i^au^jtffic^n^ 9bam üon Bremen
(ogl. tiefen tlrtilel) im 3.)Bu(^; {obann iüambert, annales; )Bruno, de belle Sazonioo, öugerft
150 SIbtfttcrt \ton «Hamburg
feinblid^; Chronicon Gozecense — alle in $er(, MG, bie brei cnten aud^ in befonbeven läb»
brüden aud biefen, ^annooer bei ^al^n, iiham, ^roudg. t)on äop^enberg, 2. fLufL 1876;
Lambert, uon .^olber*®gger 1894; Sruno, Don SBattenbac^, 2. 9ufl. 188a ^futf(| in bcn
(S)ef(4id)tf (Treibern ber beutfc^en Sor^eit, ^rlin. ^ie Urfunben bei Stumpf, ^ieSleid^dfün^ler,
5 2. S3b 1865-83, unb bei StMJpcnbcrg, ©omburgifc^e« U«. ©bl. — ©earbcituiiöen : Stengel
unb namentlich ®tefebre(^t (9b 2 unb 3) in htn betomitenflkTlen; ®taf>^orft, ^eniib. IHrd^«
gefc^ic^te I, i, ^amb. 1723, 8. 393 bid 440; Dotter, Gimbria litenta, Hauniae 1744, II,
p. 3 bid 12 ; d^olntar ^rün^agen^ ^balbert, C^nb. Don Hamburg u. bie 3bre eincd norbififten
^atriar^atd, fieips. 1854; €teinborff, ^al^rbücSer bed ^eutf^en 9lei(td unter Einrieb m.,
i<>2S3be, ;^eipa.l874u. 1881; ^erfelbe in 9U)9. 1, 6. 56 bi» 61; ^Ke)^ t)on finonau, SMrb.
b. beutfc^en dieic^d unter ^cmtid^ IV. unb V., 2 Sbe, fiei|)j* 1890 n. 94; ^el^io, Qkf(ti(bte
bcä (SrjbiötumS ^amburg*9remen, 1. S3b. »erlin 1877, ®. 178 big 277; t)on ©ippen, öe*
f(!6td)te ber Stabt Bremen, 1. »b, Bremen 1892, @. 38 bid 64; »aa^eimer, 3eittafr{n jur
^amb. Q)ef(^i4te, im Programm ber ©ele^rtenfd^ule bed So^onneumd, $amb. 1895, @. 18
15 bid 24 ; ^autf, ^rc^engef^ic^te ^eutfc^Ianbd, 3. ^eir, ]Bei))s. 1896, befonber« @. 649 bid 664.
älbolbeit, frü^r oielfacb Gilbert genannt (fo no^ oon Stenjeß, fbrnmite aus einer
angefe^nen faqfijd^'Mringii^n gfantilie, fein Sater nmr ®raf gfriebrU^, 8di^ wn
(&ofed a. b. 6^ [eine aRutter ^ie^ %^ ^^ ftantmte Qw^rttetnu^ aus bem «etmorifiben
(&raf engeji^Ie^t ; bag er mit ben äßettiner (Btofen nenoaim UNtr, f<^emt au^ unjmeifel«
20 fyn^^ oofqon bie 9Irt ber Semmnbtf^oft bi»^ nü^t fU^ ermittelt i[t; ^ngegen bleibt
DöUtg unflor unb beruJ^t bo^ oielleid^t auf ugenb einem 9Ri|oerft5nbnt{{e , bag er fii^
noc^ 3Ibam III, 31 einmal gerühmt ^oben foll, se desceodere a Graeoorum pro-
sapia, Theophanu ei fortissimo Ottone sui generia autoribus. tlbattert 9atte
3»ei Sdiber, Debo, ermorbet 1056, unb Sn^^n^i vskU^ Sfa^afen nwren, unb eiie
25 @^n)efter Oba. Seine SRutter ^otte im Stift ju Queblinbura eine aiu^eiiri^nele
(Er^iel^ng erhalten; ibr Sinflug mog SIbalbert ffir ben oeiftliAen Stonb M^istmt ^oben.
SBtr ^ören bann juerft oon i^m, ba| er IDom^err in ^atberftabt n>ar. 8b banuif ber
^alberftobter Dompropft ^ermann i 3- 1032 jum (Erjbifqof non Hamburg erofi^tt
nxff, gtns^en SOmtbert unb Su^er, ber fpStere Slemeiw II., mit i^m m^ Sremen,
30 0)0 C fein Subbialon nmrb. Sco^ 9lbam 11, 66 oar er [qon bamob minax Tuitu
et habitu verborumque altitu(üiie suspectus audientibus. j^ema^, üo^l no^
bem am 18. Sept. 1035 erfolgten Xobe Hermanns . oing 9(. »ieber no^ ^alber^toM,
wo er bann fpater IDompropit n>urbe. 9SBa^^einIi4 ift er bann auA b^ienige Vbol«
bert, ben mir im anfange b. 3- 104i5 als Aan}Ier ^einri^s III. plr 3tamn '
35 f inben. ^KIs Hermanns 9lad^oIger , ber Srjbif^f Sesaelin SDebranb oon ^
ftarb, mürbe kalbert oon ^einri^ III. ju feinem 9la^oIger ernannt. Seiqelin
am 15. Slpril, ob im ^öbctlMS ober 1045 ift no^ niqt geniiaenb fe^efteut (S
nennt bas 3^^ 1043 , fiambert 1045 ; bie 3^^^^^^^^ ^^ ^Coam fiÜsen jebo^ teil*
meije au^ auf bas 3a^ 1045. äBo^nb man oor Dei^ jiA jiemlii^ augemein fite bas
40 3<^t 1045 ent[4teben ^e, ^It biefer bas 3^< 1043 für bas ri^tige ; i^m folgen
oon Sippen unb $aud Dag ^inri^ III. im 3uH 1045 in Sla^n mar, mä^nb ferne
Slmoefeni^eit bafelbft im Sommer 1043 {ebenfalls bis^r nt^t na^emiefen ift, fprU^
für bas 3^^ 1045; unb es f^eint, als menn ji^ mit biefer Slnno^me bie entg^en*
fte^nben eingaben lei^ter oeremigen laffen, als mit bem ^r 1043). Xbmberls
45 9Bei^ gef^ab ju Slawen auf eine augergemd^nlic^ feierli^ 3BetJe, inbem jmotf Sif^fe
i^m bie $anb auflegen; unb etmas augergemo^i^es fbat \iaf nun aum^baib in ber
9lrt lunb t mxe er ferne Stellung auffagte unb in i^r muQ Slnfe^n unb msM ftreUe.
Aein Hamburger Snbif^of ^at nac^ fo ^bem getrottet, als er ; nidt leii^t aber omsbe
auA fo ber J^o^firebenbe , oor feinem $inoemis jurüi^^redenbe Sinn bur^ eine eUe,
60 au^ öugerli^ f^ne ^erfonli^Ieit, einen bebeutenben (Seift unb eine oi^egeii^nete
Segabung in jeber ^infi^t unterftfi^t . als es bei i^m ber ^oiSL mar. Dabei nnutben
feine Sittenrem^it unb feine äRägtgleit, in jener 3^^ Jeltene £igen[(^afteny oGbmiets
anerlannt. 9lber biefe Zugenben mürben oerbun!eIt burq maglofen ötolj unb (QiE^eig.
Unb bag tro^ anfängli^ ^lönjenber £t|oIge f^liegli^ aus feinen grogjen $lSnen ru^
55 gemorben ift, ja bog er (etn (Erjbistum tn einem trauriaen 3uftanbe, fein geliebtes "^
bürg jerftort unb bas ret^ Sremen oerarmt ^interlie^, oas ^at fd^n fein C5e
f^reiber 9lbam, ber i^n oortrefflid^ d^arafterijiert, als eine grolge nid^t nur unoUiäti^
Ser^öltniffe , fonbem oor allem au^ ber fqlimmen Seränberung im äßefen $iD)aIberts
aufgefaßt, ber in feiner Siteüeit bas Ungifidf ni^t ertroaen fonnte unb bann oor Serben«
eo f^oft blinb laum Jelbft me^r mugte , mas er t^at , uitb fo fi^ unb fein (Er]bisbim in
immer größeres llnguid ftfirjte.
SIbftKrrt Unit ^atiiiiir|| 151
SuRfiAK ift bie 3ett ^inriAs III. ou^ bie ^eit. in bei SIbalberts SRa^t iDä#
unb feine $ISne fefte (Seftatt unS S(us{i(^t auf Q^ob geioinnen. Sud^ o^ne ooran*
gegaitgene pofonli^ SdonntUH^ «nb cAne hos SÖolIgefonen, bos o^ne 3^^if^I i^ber
9on oetben an ber Aroft unb an ber CDefinnung bes anbeten ^oben ntugte. roattn
Sßnkx ^iniid^ ni. unb SrjbifAof Sbalbert auf einanbei ab Sunbeeaenoffen an« s
Seoiefen, u>eil fie beibe. n)enn ouq 3unaA(t nic^ aus beifelben Urfac^, beitrebt loaren,
ie ^iqpalidft 9Ra^ oer Sillunger 3U oie^n. !Diefe Ratten ber Hamburger Ain^e
in ben lefcten Seiten bie i^r beionbers unter Slbalbag oon ben Ottonen oerlie^nen
unb beftattgten 3mmunit&ten oiemi^ n)ieber oenontnten; aber au^ bem ilBnige gegen«
über lonnte i^nen eine AIorHeUung iebes 9{ed^tsan(pru^» ben fie erhoben» ni^t 10
enoünttt [ein; Re [aben besQalb in bem fräftigen unb angeje^nen neuen (Erjbifc^of
Don «itfong an u^ren geinb unb meinten, ber itSnia l^abe ii^n t^nen ab Slufoaifer (ex-
plorator Vham III, 5} ^ingefteüt. Die Strettigfeiten . loeld^e SIbalbert hieraus er«
wuäjUen. ^rten o&^enb [eines gamen fiebens ntd^t auf. SBepen [einer läufigen 9Ib«
wt}tviSftd aus [einer Di3ce[e Ratten Tie oft (Selegen^it, mit üStmcit }u nehmen, wo» n
i^nen 9orent^Iten oKtrb, ober burc^ 9taub [i^ )u ro^en. SIbalbert aber, ber ber jg^ilfe
bes mtt^iaen Aon^ beburfte. bnnte , auq mtnn es feiner 9teigung ent[prod^en ^tte,
M bem nu^ en^ie^n, ^uftQ am ^ofe bes[elben ju »eilen ober auq mit feinen
wannen i^ ^eeresfoloe ju letften. Sc^on im Sommer 1045 begleitete er i^n auf
eineiiSeltoige gegen bie flaoijAen fiiuti^n, ber rfl^mlid^ enbete. Dann aber uHir er befonbers to
^etrarii^ Segleiter auf ber »omfa^rt t. 3. 1046. 9b bem orgerlid^n popfUi^n 6<^isma
aitf ben S^noben ju 6utri am 20. unb 5U SRom am 23. Dejember bur^ Srm^ung ber brei
^M^ ^in ^^ gemo^ nmr, ift ^einnA geioint geioefen, Sbalbert jum ^^apfte loofilen
31a Imen, — oie uns joHur nur oon 9&am III, 7 tq^U loirb, tooran }u yx>t^ün
ober btnCBrunb " ' "^
SOmia feinen ,
bes >i5nigs befanb
unb bnnte ft^ nun erft na^brflcQu^ ben Slngelegen^eiten feiner DiScefe »ibmen. 3^
biefec aei^ile bomob au^er iRorboSingien unb einem großen benaobarten Üeil oer
»eiibtf^en fionbe au^ no^ S^oeben unb Dänemari mit Slonoegen. an ben £äT|bem m
ber OMükn ^atte bamab (Bobfd^II ji^ eine 9inein^rr|d^aft errungen; ei^ne Über«
geugim unb politif&e (Srilnbe heben t^n bas S^riftentum ^ter fiberoll einfuhren: er
unb Xbolbert betrieben ^nb in ^anb bie Seld^tm ber äßenben; brei neue Sb«
tfimer mürben bier errietet 3n ben norbif^^n 9lei^n ^errfd^ten um bie^ 3^it ni<l^
mix (^rij^tc^ Aoniae, in Danemari unb Slonoegen SRagnus, geftoiben 1047^ in Sieben u
Xmtnb ?iacbb, fonbern in allen biejen £anbem lourbe bomab auc^ bie Suprematie ber
SRetnpoTb Hamburg anerbnni Das anberte fiA i^o<^ bei bem Xobe ber eben ge«
nannten 5l3niae. 3n Slono^n fu^te fi^ na^ SRoanus' 2:obe 5aralb ^arbrabr bem
Ctnfbig Hbol&rts 3U entließen unb lieg feine SUc^Sfe in (Engianb toei^n; o^nlic^
me ipSter au^ Sieben M m^ iotof» Xobe (aeft. 1051) oon Hamburg 40
t }u ma^. Sefonbers rniq^ aber roar für SIbalbert oie Stellung Soen Sftrit^
HS, ber in DSnemarl na^ SKaanus' Xobe ab A5nip anerbnnt mürbe, jur ^am«
jsger Aird^. Dag Soen barauf angemiefen mar , mtt bem Aaifer in jutem Ser«
ntlmen 3U fte^n , ^tte auA auf Jein Sei^tnb }u SIbalbert CEinfluj}. S^on i. 3*
1048, bm no^bem ^einridb our^ ^alberb^ilfe bei£efum in ber Stäbe oon Sremen tf
einem Überfall, ben bie SSillunger auf feine ^erfon unternommen ^nen. entgangen
mar, mob ourm Sbolberts Vermittlung ein Sfinbnb jmif^n ^einnA uno Soen ae«
ttUffien. Damals Jc^n ober oieüei^t etmas fpäter lam bann abtx aud} Soens äßunp^,
m !D8nemorI ein oefonberes Snbbtum mit fieben untergebenen Sistämem 3U grunben,
mrSpufie. (Es lonnte nat&rli^ 9Q)aIbert ni^t ermfinji^t fein, einen fo grogen Xeil feiner m
DScqe feinem Supremat entnommen ju fe^n, }umal bte öamburoer Atr^, na^bem fte feit
mc^ ab pei 3a^unberten mit (Eiferunb 9lufopferung ffir bie (^riftianifieruna bes Stör«
bens l|atm gemefen nKur, nun au^ ein ^nre^t auf ben C5enug bes (Erfo^es bte[er 3Irbeit
a^aben fqien. llnb mie foltte es mit Slormegen unb Sieben merben, menn Dänemari
imn^Icnnburg bsI9fte ? 9{nbererfeits tonnte bo^ aud^ 91balbert ni(^t um^in, eine Se« u
rec^tigiiim ffir ben äßunfd^ bes bänifqen itdnigs ansuerlennen. Der Aoikr unb fieo IX., bie
im Ottober 1049 auf ber Sfnobe ju SRainj nKuren, feinen bem SBunf^e Soens nic^
obgeneij^ gemefen ]u fein; ju äRainj, mo au^9(balbert jpigegen mar, mag fc^n barüber
oertianbelt fein ; aber mmr ber Aaifer, nod^ ber $apft, noi^ ai^ Soen tonnten eine Sin«
ri^ni ber Slrt o^ne 9lbalberts 3uftimmung treffen moHen. Diefer erllärte fid^ bereit, auf m
10
152 Xbttlfefrt Ii9n ^umbitrg
biejen ^loneinjuge^n, falb i^m W (Sfyct eines $atr{ar(^n über bett gonjen Sterben ju
teil iDerbe. (Ein Sisbijd^öf tonnte ni^t unter einem anbem fielen, tool^I ober unier einem
^atriot^en ; bos ^otnotmat vor eine aBfirbe» bie fi^ in ber orieniulif^n ittrd^ fanb ; bo^
kalbert bei biefem Sorfqlog filier sunfiAfi ni^t an eine fioslöfung oon 9{oms Ober|o^it,
B fo tonnte er bann boA leic^ t^Smli^ tm 9Iorben ein Snfe^en gewinnen, »ie ber $apft
es im Silben ^otte. 3e länger [im Slbalbert mit biefem (Sebonlen bef^^SftMe, beffa) eifriger
betrieb er feine 9IusfO$rung. 3n IDeutf^Ionb woiüt er , um ber neuen SBflrbe eine mte
®runblage 5u geben, fi^ iwi\\ Sistflmer unterjtellt Jeben, oon benen me^re erft in feiner
ober au^ in beno^oarten Dibcefen geftiftet Q>erben fouten. eines , nimltd^ Seroen, fogar
erft einem anberen Suffragcmoerbonbe. nfimli^ bem SRotnjer, bitte entnommen loerben
muffen. (Es fi^eint, als XDtnn $einrii$ unb £eo fi^ biefem ^lane Slbolberts niAt trd*
Sieben vibene^ten» VDtnn ou^ fo f^ell an leine Susfflbrung f^on megen ber iuMgen
utf(^en (Erjbifd^bfe niAt 3u beuten uxir. SBie meit £eo \pUtx bur^ ^QbtAranbs
(Einflug ein (Segner biefer Seftrebungen Sbalberts UKirb, mug bo^ingeftellt bleiben.
15 Sei ben vieber^oßen 3ufammenlfinften 3n)if^en $einrfa^ unb Suen, fo 3. 8. um
Oftem 1053 in Sßerfeburg, ift bann ft^er auq biefer Dmge gebadet, ^ebenfalls mca
es ober no^ ni^t Aber Ser^anblungen ^inausgefommen. als fieo am 19. Sfiril 1064
ftarb; unb als nun am 5. Oltober 1056 au^ bä jlaifer fhtrb, bnnte Wkilbert auf lange
3eit niAt an bie 9(usffl^rung feines planes beuten.
so Unter ber oormunofd^oftltd^en SReaierung ber Aaiferin Slgnes fehlte i^ ber 9Hid'
balt, ben er an ^einri^ III. gegen Die Übergriffe ber Sillunger ge^bt ^atte. 9hin
tonnte er ni^t ^tnbem , ba^ naä bem Xobe bes $er}ogs Sem^b (am 29. 3uni
1059) belfen einer 6o^n, ^erjog Orbulf» Sremen oenofiftete, nun muMe er ben (Brofen
^ermann , Sembarbs anberen So^n , mit einem gro{|en S^eil ber (&flter feiner Jür^
» beiebnen , um biefer irgenb einen oeltli^en @^i^ ju JAaffen. Unb es nfi^ i^
u)emg, baft man am §afe ibm gfinftig gefinnt SHtr. Slfs aber im 9|n:il 1062 ber
hinae jl9ntg obne SbaKerts 3^1^^^ ^^ ^^^ (Semalt Snnos oon jl9In unb ber 93er*
bfinbeten besfelben gelommen nxtr. unb nun eine Sormunbfc^ ber f^firften, in SB(Ar*
^eit ber (Erjbifd^Sfe unb jumeift Slnnos, an bie Stelle ber mfitterli(^n trat, glaubte
so auA fibalbert niAt länoer unt^g ber (Entoitflung ber Serfi&Itniffe im 9lti^ jufe^if
3U follen. äRit Slnnos Sorgfinger, ^ermann, geft 1056, batte er fAon auf üet S^noht
3u aRains einen Streit gelobt, ber, mtnn er au^ nid^ iore perfönlid^n Sntereffen be«
rfi^rte, bo(^ an bie alte gfeinbt^aft oon Hamburg unb jl9ln erinnerte. XuA 9nno mar
fibalbert mAt günftig geftnnt ; beibe maren caxä) 3U oerfi^ieben, als bag fie fii$ freimillia,
85 obne bag bie SerQaltnifte baju 3mangen, Ratten oerbinben lönnen. (rs ift belonnt, une
Slnno nt(^t umbin tonnte, Sbalbert nun (Einflu{| auf bie (Ersie^una bes IbnigliAen
jlnaben unb auf bas 9{eid^sregiment 3U geftatten; mie fie bann balb faft alleinige SRe«
freuten im 9{ei^e mürben, eine Stelluna, bie i^ren re^tli^en Slusbrud Win fano, bag
eit 3uni 1063 9nno als magister unb fibalbert als patronus regis besei^net mirb ;
40 loie Dann SIbalbert, als SInno bur^ bie HalienifAen Sngelegen^iten in 9nbru(^ ge«
nommen ift, eine 3^ÜI<ing faft allein für ben 5t5ntg unb oas 9{ei^ 3U entfAetben ^atte,
unb mie er fid^. gerabe als SInno feinerfeüs bie grSMen (Erfolge in Staiien ersielte,
namentltd^ auA ourd^ bie ^rt, mie er einen ungcmf^en (Jfelbsug i. 3* 1063 in Se«
gleitung bes ixSnigs beenbete, $einri^s £iebe unb Sertrauen obllig ermarb, fo bag
M $einriq fid^ fortan umfomebr 3u fibalbert Eingesogen ffi^Ite, als Slnnos mbnM^
unb ^rrifc^es SBefen i^n abmeg. Dag SIbalbert Den fo gemonnenen (Einflug au^ Daju
benu^t bat, feiner jtird^e ret^e S^enlungen 00m ftonige ju oerf^affen, merben mir
milber beurteilen, menn mir erm&gen, mie gerabe er grone Opfer gebrad^ unb be<
beutenbe Serlufte erlitten ^atte, ba er me^rfa^ (Sut unb Slut feiner AirAe in ben
M Dienft $einri^s III. unb nun au^ bes fungen ilBnigs geftellt, unb jebenfolte eif^eint
9(balbert in biefer $infi^t nid^t l^bgieriger als ^nno. X)as aber follte nid^ immer
mieber^olt merben, bag albert nur f^IeAten (Einfluh auf ^einri^s (Qaralter gelobt
ober gar abfid^i^ benfelben oerborben babe. SBos Sruno ^ieroon ersS^It, oerbtent
feinen Glauoen, unb namentli^ na^ (Stefebre^ts Unterfu^ungen lann ni^t me^ be«
K5 jmetfelt merben, bog Slnno unb feine (Senolfen einen f^ablic^eren (Eilzug auf ^einri^
Qotten, als Slbalbert; [ie machten \^n migtrauifA unb oerf^Ioffen ; fie aoben l|m bas
Seifpiel ber Xreulofigfett unb unerfottli^en $abgter ; er ptte ni^t $ehnft^ III. So|n
fein muffen, mie mit 9{e^t gefagt ift, menn i^n ni^ bas offene, ritterli^e SBefen 9ba1<
berts, ber bie 93er^Itni[fe grog auffaßte unb mit ooller Öberjeuaung für bas IBnigli^
soJlnfe^en im 9{ei(|e eintrat, gemonnen ^e; unb bag er feinerjeits nun oon Sbalbnt
H^dbert ^on ^amdtrg Xbalkrrt )ioii ^rog 153
nu^ Mfen »oltte, fyd bm^ feilten guten (!5runb borin, bag biefer oie feinem Sater fo
oit^ i^m bie Zteue nimmer gebrod^ ffat Wkdbert lieg am 29. SRärj 1065 ben
ASrng 3U SBorms mfinbig erllaren, toas jur %)Iae ^e, ba{| er nun f^&ä)liä) bos
Kcaiment allein ffi^. Ob i^m oor allem bie unterlaffung ber fd^on im SRai 1065
in flusfi^ genommenen 9{amfa^ jujufi^eiben ift , mug qter um fo me^r uner5rtert b
Metten, ab noA nid^ feftoefteut ift, mit oel^em 9{e(^ an eine Serftänbigung 3n)if^en
i^ ttnb ^ilbmanb bariäer gebadet oirb. ^ebenfalls [tanb Sbalbert nun auf bem
5&9e|mnft feiner VlaAt: burc^ grogmfltige ®ef(|enle oer;yf listete er fi^ bie Sillunger,
^ bag er trieben in fetner !Di9cefe (atte ; er tonnte feM audb n)ieber an bie 9lus*
f&^ng femer notbif^n ^U&ne beulen — ba jnHtngen Sie Mrften , an \fyitx 6pi^ lo
Xtmü oon A5In unb Sieofrieb oon 9Raim, ben ftonig im 3anuar 1066 ju Xribur,
Ibdttert Dom $ofe ju entfernen. Den äußeren Sniag gab bie jttage Aber bie Srt,
wk Sbalbert namentlich in Saufen bie9RitteI ^erbeigef^ont ^abe, bie foftfpielige $of«
^ItutM oufrecbt ju erhalten, unb u)ie er gegen rei^ Sloteten oerfa^en SHtr.
Sffir Vbafeert btm nun bie traurigfte S^\t feines fiebens; erneuten Angriffen ber 15
Stllunger in Sremen preisgegeben, rettete er laum fein fieoen burdb bie ^luifl nm^
(&osIar ; ju gleic^r 3^^ ^^4 unter ben SBenben eine (E^ftenoerfolguna aus , in
oel^ Gobfc^all am 7. 3uni 1066 feinen Xob fanb unb bas ^eibentum lieber oBHig
^eHellt SHtrb- in f^edli^en Ariegs^^en oenoflfteten bie SBenben bie benachbarten
(^piiAen £Snber; um nur in feiner DtScefe wtiUn ju ßnnen, mu^ SOntlbert mit -n)
ben Sulungem einen f^impfli^en Sieben mac^n; uiib alle biqe Silage, m benen
lUM^ bie (Befd^bung bes Seftanbes ber ^riftlic^n Airc^ in 6(^eben uno bie Ser*
ireibung ber oon ^ambura orbinierten Stfd^^ btm, umbflfterten feinen Sinn unb
oerinberten fein ganjes SBefen. !iam enoa^e feine X^atbaft noq auf htrse 3^it,
als $e{nri<^ IV. tbn i. 3* 1^69 roieber an feinen $of rufen lomtte; aber es loarbia
i^ nfa^ nt5gli4, oen (Stäben, ben fein (Ei^istum an Sefifc unb Xnfeben aenommen,
oieber ju ^ilen, obf^on er oem ^erjog 9Dlagnus, bem So^ne £>rbuffs, bie i^m in
ber Slot als £e^n gegebenen ddfe toieber abnehmen lonnte. (Es mag aiul^ auf einer
3ufammenlunft, bie er jDifc^en ^einri^ unb 6oen oeranftaltete, i. 3* 1069 ju Sarbou>iei
(unb oieüeii^t aud^ 1071 lu Sfinebura), ber (Errid^ng oes ^atriarAds toieber gebac^ao
~ in ; ober toeber im 9loroen no<^ nn SRei^e toaren }e^ bie 3^uen berartioen Se*
'ungen gfinftig, unb au^ er felbft toar nid^t mehr ber SDlann, ber fraftoou neues
, , .fen tonnte. 9cur jur 6tfir(ung bes Ibnioli^n Slnfe^ns in Deutf^Ianb ^at er ju«
lekt no<^ mit (Erfolg aetoirft; aber freili^, bie groge Aufgabe, bie $einri^ IV. je^t
^ftellt mar. bie SaAjen , obne feiner 3Rad^t ju oergeben , fi^ m geminnen , mu^ er 35
t^ uttgeldft binterlalfen. m^ längeren £eiben, bie er mit bemunbemstoerter Araft
ertrogen unb oie feinen (Eifer, ffir ben 5t5nig unb, fomeit er es mx^ ionnt^f ffir feine
DiSttfe 3tt mirlen, nid^ I&^mten, ftarb er ju (Soslar, am Sh^itage. ben 16. Sldrj 1072,
um SRiäag; nur ber 5ldnig burfte i^n 3uIeM fe^n. (Er ^interlteg nii^ts als Sfi^,
Reliquien unb SReJigemSnber. Sein 3Bunf(9 toar gen)elen, in $aitwurg, feiner 9Retro* 40
polis, beoroben ju toerben, mo er befonbers gern refibtert unb bie arogen gfefte mit
ausgefui^ ^ro^t gefeiert batte. Slllein Hamburg toar ie^t bunb oie äßenben 3er«
ft&rt; unb fo mürbe fein £eiAnam naA Sremen gebramt unb oort mürbe er am
25. 9R8r3 im Dom, beffen 9leubau er feloft beenbet ^atte, beftattet. Gtrt S^ett^ou.
Sbalbert oon ^rag. Passio b. Adalb. epiac. Prag., MG SS XV, @. 706 ff. Mo
ViU «. Ad. auct Job. Caoapario, SS IV @. 574 ff. ; Vita s. Ad. auct BnmoDe, ib. @. 596 ff. —
MVbtta, 5Die |)oInif4e Q^ef^ic^tfc^etbuna bed 9R91. ficip^ig 1873, @.19ff.; ^attenba^
SDeutfcfelanbd (M^id^tSqueUen, 1.8b 6. "Anfi., 93erlin 1893, 8. 353 f. u. 435 f.: (I^iefebre^t,
(SM4- b. beut{(fi. fiatfer^eit, 1. 8b 3.91ufl., »raunfc^toeig 1863, 6.682; ^aucf, k.(&. S)eut{^'
lanbft, 3. 8b, £ei|)jig 1896, 6. 245 ff. oO
Sbalbert, mit feinem Mec^ifc^n Flamen 9Botte^ ($eerestroft), ift um 950 ge<
boren. Sein Sater Slaoeni! mar ein reicher, oome^mer, mit bem fä^fifd^en 5t5nigs*
^fe oenoanbter Xfd^e^e. SIbalbert mürbe jmon oIs ftinb in fd^merer Aranf^eit bem
ittn^nbienfte geme^t. Den erften Untemd^t erhielt er in ber bö^mifi^en $eimat,
fpSter Midte i^n ber Sater naä uRagbeburg, um i^n bort unter ber fieitung O^tri^s, rir>
eines oefonbers feiner Serebfamteit u)egen beräumten fie^rers, ausbilben 3U laffen. 93on
flbalbert^bem erften (Ersbifqofe oon uRagbeburg, ei^ielt er bie gfirmung unb babei ben
9lamen 9baIberL 3laii tima neunjährigem ^ufentQalte auf ber 6tiftsf<^ule lebrte er,
ab 981 jener fein ersbifi^id^er (&9nner geftorben mar, in bie $eimat surfid uno marb
154 Hkdicrt nott ^tog Hkallolb
9on X^ietmor, bem am 6a^fen ftammenben elften SifdH^ ^^ $^^r S^m $rieftec
aeioei^. 6em ^et} ge^e no^ ber SBelt unb üfttn greubett, abei ob er bann (982)
oei bent Üobeslontpfe bes oon plo^It^ itronl^it ergr^enen T^ktmm }itgeaen »or
unb fiörte , mit biefer ob feiner Sunben , befonbers ber äerfaumnis feiner bif$8flid^n
s ^flifflten, oerjmeifelnb {oninierte , ba erfaßte anif ibn bittere Keue unb es erfo^ eine
fqneue Umunrnblung. Sei ber 9leubefe^una bes btf(^i^n 6tu^Ies fiel am 19. gpdr.
983 bie SBo^I bes ^erjogs unb bes Sofies auf t^ (Er n)urbe geiDiblt, mtxl er
ein Zf^e mar; aber feine SeruHinbtfd^ mit Otto II. unb {eine beut^ Silbung
mu^n i^n als ben geeignetften Sermittler jmif^en ben beiben Stationen erf<^tnen
10 faffen. 6o menig Slbalbert, ein 9Rann oon franl^ jartem (Seffi^I unb inniger, mi^fti*
mkx %r5mmigleit, gum Sif^of ber no^ tief im $eibentum ftedenben Zf^e^n miMe,
fo na^m er boA bie 9Ba^I an, 3m ^(rü^Iinge 983 erhielt er ju Serona oon >tatfer
Otto II. bie 3noeftitur unb oon äBUItois, (l^bif^of oon SRainj, feinem 9Retro|ioIiten,
bie SBei^e. 9ber bamit begann feine fieibensjeit. (Er mollte es genau nehmen mit
15 ber (ErffiUung feiner bif^öfli^n $f[i^ten, unb bies brachte ibn in unabß||igen ftampf
mit feinen fianbsleuten, bte ni^t geiotllt moren , feine (Eingriffe in i^e fdt ^ibnif^
SoIIsfitten ju ertragen. (Entmutigt lehrte er nai^ \&r^jiafy[tnjtinem Sistume ben
9lfiden; er geba^ na^ 3^ntfalem ju mallfa^n. älber in 9Ronte (Eaffino ^xM*
^e^ten , trat er mit Semilligung bes ^apftes ju 9lom in bas 5Uofter bes 1^. wni*
90 otius ((9. Sneffio). $ier fano er, loas fem ^erj befriebigte, ein £eben in ftrenger
Ksiefe unb frommer Setra^tung. Salb SKtr er ein oon feiner Umgebung angefumntes
Sorbilb im uRom^Ieben. X)ennodb mugte er 992 auf !Drangen feines SRetnmliten unb
bobur^ oeranla^s (gebot bes ^{Kipftes na^ ^rog jurfldle^n, um fein 8mt »ieber
JU fibeme^men. SCber au^ je^t nmr fein 9Iuf enthalt im £anbe nur oon turier IDouer.
SS 6o roeni^ als frä^r oermo($te er ben SBiberfpruq bes SoHes gegen feine (jforbenm^n
m fibenotnben. Ss ift mal^^einli^, ba| i^n ber ^erjog Soteslaus gerobegu oenotes.
iNa^bem er oieUei^t no^ oorilberge^nB tn Ungarn geinrebigt ^e , fu^te er non
neuem bie (Einfamleit bes r&mif^en Alofters auf. ^ier lebte er, bis SBiuigtf 996
naäf 9lom lam utä) es bur^feMe, baft er abermals bie SBeifung erhielt, no^ So^en
30 JU ge^en; nur menn fein Soß fi^ meiere, i^n aufjunebmen, bärfe er fic^ }u otn Reiben
menoen. !Diefem Sefeble folgenb 50g er norbQ)ärts tm ®e(oIge bes {ungen Aaiters
Otto III., auf ben er bebeutenben, niAt gerabe ^ilfamen (Etnflu| ausflbte. (Er blieb
in ber Umgebuim bes jtatfers am Steine bis jum na^ften gfrä^lin^e. Dann nnnible
er fi^ na^ Solen, um oon bort in So^men 3lnfrage ju I^Uen. $ter ^en fi^ in«
35 pi|^n bie Seidbaltniffe für i^n oerf^limmert. 6eine e^milie nrnr »egen i^rer Ser«
binbung mit ißolen unb Deutfc^lanb in ben Serba^t bes fianbesoenats getommen unb
grSgtenteils ermorbet morben. 60 UKirb benn aud^ fein Sntra^, na^ $rag jurfid*
pl^ren, i^ felbft ^ur gfreube unb Seru^igung, mit $o^n abgeiotefen. 9lun ffi^tte er
fi^ frei unb bef^log. mit Unterftü^ung bes ^olen^rjogs Soleslao (^tobra als
40 SRiffionar ju ben ^eibntft^n $reugen ju ge^en. Sealeitet oon feinem 6tie[bruoer 9(abim
(C&aubentius) unb einem ^riefter Sugulfa (Seneoilt) ful^r er bie äBet^l abmfitts
noc^ Danjig, loo er einige Zage le^eno unb taufenb meilte. Dann loanbte er [iie^
mit 3urfimaffung ber i^m beigegebenen polnif^en jlrieger auf bem Sleere norbn>äls
unb knbete an ber SRilnbung eines gfluffes. Son oen Sevo^nem junu^noie^
46 fu^te er an einer anberen Stelle 3utritt, aber oergebli^. (E^e er irgenb etioas |otte
ausri^en !önnen, fiel er am 23. Slpril 997 bur^ bie $anb eines Go^enpriefters in
ni(^ mebr genau na^meisbarer (gegenb. Seine beiben oorber genannten Segletter
ourben RMter frei gelaffen. Den fiei^nam bes falf(^li^ ^^^ ^ Slaoen wx ber
teuften (genannten faufte ber ^olen^og unb lie^ i^n in Gnefen beftotten, oon im
60 berfelbe 1039 na^ ^rag übergeführt roarb. f litt t («•»*).
aibalbolb. ©igibert, de scr. eccl. 138, MSL 160, 6. 578; Wtoll im Kerkbistor. aichief
m (1862), 8.162 ff.; berfelbe Kerkgeschiedenis van Nederland II, 1(1866), 8. 52 ff.; oan
ber %i, Adelbold, biwchop van Utrecht, 1862; Sattenbaij^, ^eutfc^lanbd (fi^efc^ic^tdquellen,
1. «b (6 «ufL), @. 389 ff. ; .&aucf, Ä.©. 3)eutf(^Iftnbä H, 6. 485 f.
66 Sbalbolb, ma^^einli^ nieberlanbif^er Slbiunft, wat ein Sattler 9totlers oon
fifittid^ (Gesta ep. Leod. 29 MG SS VII 6. 205), mürbe AanonUus in £aubod^
(Sigib. 1. c), mar mo^rf^einliA bafelbft S^olaftihis (f. u.) unb erhielt bur^ geinri^ II.
i. 3. 1010 bas Sistum Utre^t (Annal. Hildesh. 3. b. 3. 6. 30; Lamb. annaL
3. b. 3. 6. 50). Dabur^, ba^ er 1024 unb 1026 bie (graffc^en X^ente unb Xeiftn*
tttaUsI» Skott«« 156
baitt eraKub (Stumfif, 9{ei(^famlet II 9lr. 1819 unb 1916), iDurbe et ber fyivofi*
{ifa$It^ Segntnbec ber Zexritonabemalt bet XÜtti^x StJAofe. Do^ mugte er bte
Sctnää^tigung [einer $err{^^oft«re^te über ben £(iiibftriA äRenoe (Mircvidu) jmtfAeit
ben SUnbangen ber 3Raa$ unb bes SBooI bur^ ben C5rafen Dietri^ oon ^DÜanb |i^
gefolkn klfen (Thietm. chron. IX, 27 f. 6. 254 f.). 3n feiner bif^flt^n 9le[tben} s
enifoUete er eine rege Saut^gleit : befonbers rfii^mte man ben in »entgen 3<^^en
oonenbettn 9ttubaa be$ aRartinsmfinfters (Srief eines Z^ieler 9Rönd^ AS Febr. III
5. 546). Hm bos AIoftenDekn enoorb er \xA Serbienfte bur^ bie Smeuerung bes
ftbfte» Z^iel (f. b. anaef. 9Srief) unb bie SoIIenbung bes oon feinem Soi^önaer
fla^rib aegntnbeten iUofters ^o^orft ; er betreute mit berfelben ^o^ oon StoMo i#
unb ffi]^ bobur^ bie Cluniacenfer m bie J^iojefe Utrei^t (yita Popp. 19 MG SS XI
6. 305). 9u4 als e^riftfteUer ift er ju enoo^nen. I)er SRe^er SRon^ Sllpertus
(de dirers. temp. I, 5 6. 704) unb ibm ^olgenb Sigibert (1. e.) bejetd^nen
9baIboIb ab ben ^rfaffer einer Siograp^ie j^inri^s II. Ss giebt leinen entf^iben*
boiGntnb^ bagegen, bog bos er^Itene Sruc^ftud einer \oliftn (MG SS lY 6. 679 ff.) i»
t^ »iifli^ angebort. ^IIs S^^M^^^ f^^ ^ ^^^ $M^ Siloefter II. gevibmete
Sb^onUung fiber oie Quobratur bes !^vAt\s (berausgegeben oon Pez, Thesaur. III, 2,
S. 85, bcmui^ bei MSL 140^ 6. 1103). mgeroem befi|en qht oon i^m eine (Er*
oiitnt^g ber SteUe bes Soet^tus ,,0 qui perpetua mundum ratione ^bemas''
(lesausgegeben oon aRoQ, Kerkh. archief HI 6. 198ff.). Dagegen fd^int i^ bte jo
Quemadmodum indubitanter muucae consonanüae judicari possint
oon (Herbert, Scriptores eccles. de musica I @. 303, bomac^ bei
MigiieX c. €. 1109) o^ne genfigenben (Srunb beigelegt ju fein.
9baKoIb ftarb am 27. 9looember 1026. ^omf.
SMbtt, £r}bif^of oon gamburg^Sremen, 937 bis 988. OueHeniiö
%bam 00» Sremen n, e. 1 — 26. 2)ie (S^ef(^i($tf(^reiber ber Cttonen, unter i^nen ^lo«
boarb, an ben ein Srief ^ibalbagd oor^anben ift, abgebrudt u. a. bei @ta))]^rft luib in
fiappenberg, ^amb. tlrtunbenbu(^ I, @. 45. ^Bearbeitungen : Stop^orfi, ^mb. Säxd^tiu
otfä^idfie 1, 1, ^mbnrg 1723, 8. 282 bid 315; ^e^io, ®ef(^i(^te beS (Sr^bi^umd Hamburg'
j^mnen, 1. «anb, Berlin 1877, S. 104 bi«132; t)on ©ippen, ®efd§tditc berStabt öremen, 9o
1. «onb. »remen 1892, @. 21 bi« 28. Sfür fein «er^filtm« ju Staifcr Otto I. tjgl. 9«ub.
Stop&t vnb €mfl f)ümmler, ßaifer Dtto ber ®roge, fip^. 1876, an ben im SRegifter genannten
eteSen; ebenfo 9Bilb. t>on (^iefebrec^t . (S)ef(^i(!6te ber beut|(!^en Jlaiferaeit, S9b 1, für {eine
9e|idbttsig^n ^u ben brei Ottonen.
Sb bie ütoiibe , baj} ber ^amburger (Er^ifd^f Unni pi Sirla in Sc^eben am 30
17. @c|rtembcs 936» geftorben fet, na^ Deutf^Ianb getommen n)ar , ernannte Otto I.
aaf 9&ifpn«&e feiner SRutter feinen Aonjler SIbalbag ju Unnts Sla^fo^er. Diefer
nwr aus mtm (&ef(^le^t, ein Semmnbter unb 6^ttler bes StfAofs Sniaboarb oon
HeAm. noäf jung, !Dom^rr ju ^ilbesbeim, nt^t aRon^, fonbem etn oomebmer SBelt«
geiMiAer. — 9taA bem Xobe $einri^s I. am 2. 3uli 936 ^otte er bie erfte Seelen« 4o
mejfe ffir i^ gelef^n ; bann roat er Ottos jtansler unb 9Iotar gemorben , als oe^er
er tUiuiben 00m Se^rtember 936 bis |um gebmoi 937 ausgeftettt ^. Sta^m Z>üo
i^ }u«. Sssbtf^of ernannt ^otte, erhielt er bas ^Ilium 00m ^^h^ifte £eo VII.,
jmet^o|ae noi^ tm 6ommer b. ^. 937, berUrbinbe (£appeiAerg a. a. O. I, 6. 42
9tL 33) ft^lt ber 6AIu{| unb bamit bos Datum, jlein (Ersbif^of ^t (0 lange als er 15
auf bem otuble $amourg«Sremen gefeRen, feiner aber ^at au^ oerböltnism>g fo oiel
für fein Srjbtstum eneiqt, fo bag ^oam oon Sremen oon ibm (agt: iste est, qui
nobis, nt dldtar, r^npublicam restituit. 9Ran^$ baoon fiel i^m als reife ^u^t
b€c Xdeit feiner SorgSnger unter ben fe^r gfinftigen 3^itDer^Itn{|fen ju ; oieles nat er
bux* i»erf9nlii|en (Einflu| unb eigene Ifi^tigleit gen^onnen. unter Sbm er^ieu bas 50
Snmstum bie esften 6uffraganbif<^df e , inbem er ^u 9{ipen , €(^Iesmtg unb Sarins
Sfaitfliiier eiri^tete; »enmftens jmei ber neuen Stf^fe nwren 948 mtt il^m auf ber
Sfiwbe 3tt Sngel^im ; au($ bas ju Xlbenburg in SBagrien (Olbenburg) errid^tete Sistum
muxbe i^ unterftellt, m^enb biefe flaoifc^n fianoe bis^r jum Serbener Sistum
oe^ ^dten. Unb als ber (Srjbif Aof Sruno oon $iain t. 3. 958 bie 3eit gelommen n)a^nte, 55
Svemen oon Hamburg 5uril^uforbem (ogl. ben SIrtifel Slbalgar), ba nmgte er auq
"* ' 9baMU^ jtt befettigen. %xtilii) oermo^te er bas nur bur^ Serufung auf ge*
)t mbatttfif unb es nmb f&r ma^rf^tnlt^ ae^Hen n)erben, bog er biefe ^täli^mtn
oeranMt ^ (b juerft ^nßt^i^ einer urfunbe Aoppmann, Die mitteblterli^en
li^^lsquf uen in Sejug auf Hamburg , Hamburg 1868 , 6. 44 ; bann rfldfid^lid^ go
158 SMkaA mulRitr
mehrerer Urtunien, DeBfo o. a. O. Bb. 1, frttif^ ausfü^ngen, S. 64, unb mm
Sippen a, a. O., €. 23). Slugerbem enntifte er fOr W iqm unteigebenen Alöfttt unb
bte neuen SistCmer ousgebe^nte SoIImactiten unb ^Hoilegien in Sejug auf wdSfiS'
boifeit, fianbbefik aTIorttie^te u. a., mobui^ bei <&Tunb ju bet fpSteren etjbifcÜniilpen
• £anbe9^o^ett getegt toutbe, |d bog fein (Enbistum ^intei ben filtern beutf^en an SRoqt'
ffllle unb Slnfe^en in nid|te me^ 3urüc^u(tef|«n begann. Sr (onntt (olqc Srfolge mn
e^ielen bui<$ bos gute SJet^tnis, in meinem ei ju benitoifent, nmnentliA ju DttoL
Himb, bei i^m [dion am 30. 3uni 937 ein SmmunttatspiiDilu für |eine I)iftce(e aus<
ftente (Dgl. oon kippen a. a. £)., S.SS unb S.373 f.) unb ^r nwitere ^^imeoten
lovetlieb. Slbalbag begleitete i^n auf [einem SRBmenuge; oont 3oIi 961 bis jum Vn<
fang ms 3. 965 niar er bei i^ ; bei bei 5lai[einSnung ju 9tont ift er geaemoörtlg
unb i|t als „obeifter9Tat" Ottos oon bebeutenbem Sii^uf) auf bejfen UntemcQnmttgen.
X)en abgefeMen $Qp[t Senebift V., ben Otto gefangen mit [f^ naA DeutfAIonb nam,
übergab er ubalbags $ut; ben ^opft unb ja^Iiei^e Steliouien bia^ Sbalocg mit fl^
»in jeme aKetropole Sombutg, als ei na^ langjä^ger abiDelen^it, lange erMirt oon
feinen Diöcefanen, mit gteubent^önen (prae gaudio fleotes, faat ?Iböm) urteber eirt"
pfanoen nmrbe. 9Iu^ ^emaÄ bleibt et in Seäte^ungen jum Äaffer, ben er 3. 93. 966
in anogbebuig be|u^te. 9Bom ^ben bann Otto II. unb aud| noi^ bos Äei^siegtntent
unlei Otto III. i^ bie früheren ^rinilegien für [eine Sliriiie beftütigt unb junt 3>il
90 emieitert; gegen Snbe (eines fiebens fa^ ei ben feiten SeHanb [eines S^istums bo^
Dieber in groge ge[tellt, alt m^ bem Xobe Ottos n. bei Obotiite SRifttnni, um
n^ am ^erjog %em^ ju rfi^en , in 5oIftein einfiel, unb oIs in S&nemail no^
Dem Sk^t, Den Soen (Sabelbart fibei feinen 9}der gotalb eifoc^, eine ^ibnif^
Partei mteber mebr WaAi gemann ; — oiellei^t erlebte ei aud| noq bie 3etpTuiU|
M Hamburgs buti^ ajii[ttrooi (Jans biefe nömlidi im 3. 983 ftattfanb, oife llfinaer unb
Debio annehmen; ngl. Uegio a. a. O. Sb. 1, (rHiftfie 9tusfÜ5tungen S. 65). Cin
Befurf), ben ber noi§ nii^t a*tj(Sf)tige Otto III. i^m im WSii 988 ju SBilbes^uIen
ob[tattete, lonnte i^ über bie trüben aus[t^ten ni^t ti9[ten. (Er jtotb ju Sremen am
28. Slpril 988, nie unter anberen bas necrologium capituli Hamburgensie unb
30 ein iZeil bet ganbfäriften bes älbom angeben; naä anberen SIngabcn om 29. Spril;
»gl. Seitf^rif* bes SBereins für ^amb. ffiefc^., Sonb VI, S. 68, änm.
ünt eeitinm.
«boignr, ffiljbil^of oon §ambuig = »lemen, 888 bis 909. OutDen; Vitalüm-
berti bei $<rft, MG SS. VlI, p. 765 bb.; «baiti wn ««mtn, Geeta Hftmab. eccl. pont I.
35 c. 46 Sie fi2, (btfte «aäg. ßann. 1876 ; Dol. ben «. Slbom b. «r.) ; Flodoardi historia BemennB
eccleslae b(i ißErt, 88. XIU, p. 658. Dit Uttunben bei fiappenberg, ^omb. USS.Sbt; bet SoffÖ
Sbl.S. 433ff. SearI)«tung«n:Slop6Dtft, \)amb.&ixä)tnit\äiiä}lt,I.i,^amb.ii:i3,®.70hli78;
De^lD, ©Eft^i^lcbeäljTäbiaiumS.Siainf'urg.atcmen, 1. Bb, »erlln 1877, S.97 biä lOU; ^aui.
Rirtbengefdiit^te Scuifi^lanbä, 2. Seil, Seipj. 1890, an ben ira SRegiftei genannten ©teilen;
v) oon »ippen, Oeitbic^le ber Biabt »remtn, 1. Sb, Sternen 1892, ®. 20- — übet bie »er.
Cianblungen negen ber ÜnfpTÜibe ftölni auf iSremett unb bie lEc^t^eit ober Unei^tbeit ber in
^etratbt fommenbtn Urtunben ug(. Carolne liber Baro d'Ais {pracside Fnutdaco CramerJ,
de ecclesiae metropolitaaae Colonien-is in BrcmenBem olim snffrsgsneam iam metropoli-
üco primitivo comm. hiit, Bonnae 1792. flatl ßopptnonn In ber 3cH[4rift befl »eretne
li für ^artib. «ef^., Sb 5 (1866), @. 483 MS 573. 2)tt|)i). a. a. O., 1. »b, »uBfä^nmgtit
©. 58. ftaud, a.. a. C, ®. 631, Sinnt. 3.
9Is SItmbert na^ Slnsfans Xobe im 3. 665 jum SlaAfolgei be3(elben beftfitigt
loar unb übei SleU'Qiiroet in feinen Spiengel jurüÄeifte, [oll bei boitige SlbtSmlgai
i^m [einen gleii^nami^en Siuber Slbalgat, bei bomals im bortigen flufter Diatonus
aonai, als (Se^tlfen mitgegeben ^aben. Dtefn nurbc bann gegen (£nbe bes £ebens
Slimbeits bem[elben abjungiett unb [6on ju [einem Stai^folgei beftimmt. Unb olsSUm'
bett am 11. 3uni 888 [toib, fo^e i^m 91balgai in bei etäbi[d)öfli^en SBürbe: ftönig
Slmulf oertte^ i^ ben Stob, ber ffiöbij^of oon DRainj lueiftte i^n unb Stepiön VI.
fanbte ifim bos ^allium. Übet 20 ^a^zt mat et trTäbi[^of , jule^t gleit^ j*™*"' ^^'
&a ganger »egen [eines 31lteis unb eines gugleibene niqt me^r fä^ig, tiem nmte allein
oorjulte^en, [0 bo^ auc^ er bann einen 3lblutor in ber ^erlon [eines Sta^olgeis ^MCt
aus CEiorDet erhielt; augeibem beiomen fpfiter no^ fünf Bi[(i)äfe aus [einer Sto^lboifqaft
ben 9Iuftrag, i^m in bei äBa^e^mung ber enbi|diDflic^en <^e[d)(tfle be^ilfli^ xa fetn.
(Es nioren mü^nenb feiner 3<it troutige S"!**"« "" beut[(^en SReit^e; e» loar «e3«it
«btlgot Sbot^irk unb SBala 157
Smttlfs utib £iib]otgs bes Ainbes. 5tamen bte Siege Slmulfs über bie Slormannen
ou^ kinem Sfncengel ju gute, unb litt berfelbe ov^ »o^I toeniger unter ben (Einfällen
ber Ungarn unter £umDm bem ftinbe als bie ffibli^en unb öftlt^n C5egenben, [o
tonnte ber allgemeine Serfall aller Crbnungen unb ber SRangel feglid^en 9mfyiÜts an
bann neue Streit^iten über bas Serl^Itnis bes SBistums Bremen jum ersbtf&öfli^len
6tu^ in JtSIn. m& SBremen bem Slnf^or jugetoiefen mürbe, ^otte es unter Jtoln ge*
ftanben; aus biefem SRetropoIitanoeid&anbe marb es losgeloft als bos (Er^istum $am« lo
bura im 3* 848 mieber ^ergeftellt marb; $apjt 9liIoIaus I. ^e in einer noA oor«
^nBenen SuUe oom 31. 3lati 864, beren CAt^eit im mefentliAen fe[t3ufte^n f^eint,
auf äBunf^ £ubmias bes !Deutf(^en ben gemoroenen ßuftanD in bem Sinne ßutae^igen
unb beft&ttgt, bag Das (Erzbistum ^ambura, namentlich mit ber £egation fiu: oie nor<
bifAen 9Rin^ ausgerfipet, befielen bleiben unb bas SBistum SBremen i^m einoerleibt i5
meroen JoUte. Sber bamtt maren bie Aölner nid^t jufrieben; ber (Er}bi[A0f ^ermann
oon Jtöln (feit 3Rai 890) oerlangte f^on im Sommer 890 in einem Schreiben an
^[kqift Ste^n VI., bab ber Hamburger (Ei^if^of als Sremer Sif^f i^m untergeben
blewen mfiffe. SBir ^aben aus Slbalj^ars 3^^ «itti an i^n ^eri^tete popftli^ S^eiben,
Don benen jmei fic^ auf bieje Sermidlungen mit Aöln bejte^n; augerbem liegen uns 20
einige S^eiben oon Steppan VI. unb ^o^^niofus an ^ermann oon A5In oor, unb
bie Ser^nblungen mehrerer beutf^er Sqnoben, bie fi4 au^ mit biefer SIngelegenbeit
bef^^aftigten, RnB uns aufbema^ SIber oon ben S^reiben an 9lbakar finb jmei, bas
aus bem 3- ^91 oon St^j^n VI. unb bas aus bem 3- 905 oon Sergius III., na(^«
meisM une^t ober boc^ interpoliert; unb bie S^nobcmier^anblungen geben uns au^25
niAt etn ganj Kares Silb oom Serlaufe biefer Streitigleiten. Do^ iß bas folgenbe
009! fi^. Step^n VI. citierte ^ermann unb Slbaloar na^ 9lom; als nur Slbolgar
lam, ]D%:enb ^ermann ungenfigeiü) beooHma^tigte Vertreter fanbte, beauftragte ber
^opft ben (ErjbifAof ^Qo oon Inbeims bamit, auf einer S9nobe ju aBorms bie SaAe
^ unterfu^en. (Sfyt üa% gef§a^, {torb Step^n ; fein 9laAfoIger $ormofus (891—896). ao
oenoies bie Sa^e an eine ännobe, bie unter oem (Erjoifd^of ^atto oon SRainj im
3. 892 in <(ranlfurt tagte. 9luf ®runb bes Seri^tes biefer Sqnobe traf (Jformofus
im 3* 893 ]o'tann bie (Entf^eibung, bag Sremen fo lange mit bem (Enbtstum ^am*
bürg oereinigt fein folle, als es Hamburg an eignen Suffraganbistümem Je^Ie ; ba^ ber
^omnaitt Sr^bifAof in ißerfon ober burc^ einen C5efanbten an ben ftolner Sqnoben 35
teilnehmen foIIe, 09ne bag babur^ eine Unterorbnung unter Jtdln ausgefpro^en nierbe ;
unb bab^ menn ber Ijamburgif^e Sprenjgel fol^e msbe^nung getoonnen ^e, bag
Selbft&nbtge Sistfimer in i^m errietet feien, Sremen toieber an itbln jurüdgelangen
olle. Daft 9balgar bie SBeJ^Iflffe oer Srnioit ßa Xribur 895 als episcopus Bremen-
sis unterfqrieben ^at (De^io, ibritifd^e SIusffiQrungen, S. 59), barf ni^t als eine ^« 40
f^nmd^ung biefer päpftli^en i$e[tfe^una angefe^en nieroen.
lUer SDkugars ^erfönli^Iett Jelbft ^ören mir menig; nai^ ber 9lrt, mie in JRim«
berts £eben unb bei SIbam oon i^m gerebet mirb, ift ju oermuten, bag er lein ui^*
beutenber 9Plann mar, ber aber bo^ oiellei^t ben fc^meren Ser^ltniffen , unter benen
er lebte, ni^t oollig gema^fen mar. !Dag er bie vita Rimberti gefdgri^n ^e, ift 45
eine trrtfimlu^e 9Reinung. (Er ftarb am 9. 9Rat 909. Seinen Xooestag nennen auger
Xbom meiere 9leIroIogien, 3. S. bas necrologium capituli Hamburgensis; ogl.
3eit|4rift bes Sereins für ^amb. (&ef^., VI, S. 76. (Sari »ert^ean.
^Hbol^Otb unb SSalo^ ^bte oon (£orbie. Paächas. Badbert, vita Adalhazdi unb
vitaWalae ABB IV, 1, 6. 308 ff. u. 455 ff.; audgüöc au« beibenMG SS. II, 524 ff.; gun!, 60
fiubmig ber gr.; ©imfon, 3a^rbb. be8 fränf. SRcic^d unter fiubioig b. fjr. 1874: Ä. ^aud,
St9, ^eutf^Ianbd 2. S6b Seip^ig 1890, 6. 455 ff.; 'Battenba^ ^eutfc^Ianbd O^ef^ic^tdquellen
1. »b 5. «ufl.. »erl. 1893, @. 250 f.
SbaKarb unb äBala maren Sö^ne Sem^arbs, bes Stiefbrubers oon jtönig.
^ippin, iiarls bes C5rogen Settern. !Der ältere ber Sriiber ift geboren um 751. Sie 66
nnii^n bei $of erjo^en unb genoffen bie C5unft bes Aöniqs. iSBegen i^res entf^iebe«
nen Eintretens für bie JUnigin bei ber (E^eJ^etbung ftarls m Ungnobe gefallen, mußten
fte ben $of oermffen, 9bal]^b, um W>na) im itlofter (Eorbie ju merben. Um 775
ombe er oom A9nig }um Slbte oon (Eorbie ernannt. Sr trat in freunbf(^aftlid^ Se«
158 «bttÜ^ unb SBda
jte^ngen ju SlIcuTn unb '^Qulus !Dtaconu$ unb untetftfiiiie beten Sefhebtnraen. 6etne
Setebfmnieit, Xteue unb uRomt^sIeit tohb gerfibmt. Sr gab feinem Abfler neue
Sohungen (MSL 105, S. 535—550) unb oerfaMe eine S^rift de ordine palatü. J>fe
Srru^tung oon gfrentben^betgen bei ben Aloftem »itb auf i^ ^urOd^efDfal Ws
0 9^unb unb Sertieter beutf^ Silbung unb beutf^ Qptaäj^ catSf m ber ftrn^ ^h
bigte er bem (Smubfo^, bag biefelbe neben ber röntif^n feitens ber ftleriler mib bei
(EQiebuna berfelben bte forgf$Itig[te ^ege oerbiene. fie^aften Snleil nofim V. an
ben SerQanblungen fiber bie Streitfrage oom Husgmig bes ^. Seifles^ bie tnt ^rerbft
809 auf ber S^nobe 3u Ha^en uer^anbelt »urbe. Stcu^bem bie enoetierte bogmdMe
10 gfmnel gebilligt, »urbe er mit bem Sif^of SemBarb üon SBorms nati^ 9lmn entfenbet,
um bie 3u|timmung bes ^apfies £ea III. ^erbetjuffi^ren , was i^en jebo^ nii^t ae<
long, inoem ber $apft jnMtr bie £ebranfi^t niAt aber bie oon ben Vertretern ber fron«
Hf^en Air^e grforberte Snberung bes S^mbous billigen toollte. 3m ^fj/en, Kot bes
Abnigs unb in oen Slugen ilarls Hanb er in großem 3fnfe§n , ebenfo loie fein Sniber
15 SBala, ber ju ben ^ö^ften (E^renfteuen gelangte unb eine jeitlang als obertter Graf bie
Senmiltung Sa^ns m leiten ^tte, loä^eno 31. bem na^elajfenen unmfinmaen 6i
9i)q)ins, Sen^b, als 9Ri|fus unb Serater in ber SertDamina 3taliens oekc^
vmm, in oel^er Stellung er bem Kei^e oefentli^e Dienfte letftete, namenfli$ i
bie ^erfteüung bes ?^ebens mit bem ^er5og ®rimoaIb oon Seneoent. Huäf SBalä
aoiourbe 812 nam Stalien gefenbet, um bie maurijAen ^traten ju belSmofen mb bie
SBabl Sem^aros 3um fiongobaroenlönig ju betreiben. €o lange Aarl Ime, fibten bie
Srfloer 9. unb 9l5. einen roa^fenben Sinfluft auf bie Kegieruna aus, fo bag fie jogar
bi»figIiA ber Z^onfolge ben alten ilaifer bapin 3u beftimmen H^Aten, baft bös 9mif
mit übergenug bes f^oäc^lit^n fiubmig bem jungen Iraftoollen ^em^b fibettragen
V loerbe. ms nun fiubmig, jenannt ber fromme, bama^ jur Keaientng gelangte^ nmr
% SAidfal entfd^ieben. Sofort nac^ ber X^ronbefteiaung Suboigs jogen fie \vb in
MS Alofter Sorbte jurüd. 6ie tourben ber SRitfi^ulo an ber Sm^rung SentQoibs
bejid^tigt. Sergebens brachte SB. bem neuen $erm feine ^ulbiaung bar, er mujste als
Sfönd^ in bas Alofter eintreten, 91. aber tourbe o^e roetieres aller feiner SBfirb^ ent»
so fe^t, feiner (Stlter oeraubt unb in bos illofter 6t. ^^ilibert tuf ber 3nfel $eri an ber
fioiremfinbung oerbannt. (£in erbitterter (Segner, Senebiit oon Slniane, erfreute RA
nun bes Abntgs (Sunft unb erft na^ Senebitts Xob, fieben 3<4^ [pSteri burfte V.
twrfi^^en, er umibe nrieber in [eine SBärben eingefe^t unb SB. ^atte fogar ben Sormg,
bem filteften 6o^ne fiuboigs, £o^ar, als 9iatgeber für bie italienif^n 9[nQe(epen^etten
» beigegeben ju merben. Sluf bem Slei^tag ju 3ttttgn^ (822) !am bie feterlt^ Ser^
B^ung JU flanbe unb ber (Einfluß ber Srüber toar roteber fo groft ©ie juoor. — Sl.,
oer bereite 826 Derftorb, befeitigte oiele SRiftbr&u^e im fieben oes ftlerus unb ber
9R9nAe, beforberte bie Srflnbung oon !Didcefanf^ulen an ben SifAoffi^en }ur Sorbil*
bung oer (Seiftli^en unb oeranlagte SRagreaeln gegen bie (Entmeigung bes Sonntags
40 unb aegen f^led^ten ftirc^enbefu^. Son befonberer SBic^gleit wat aber bie ®Tflnbimg
b^ ftlofters Sleu^itoroeq in Saufen. SereÜs 815 batten bie SRbn^e oon SHt^orbie
auf SIj5 Eingebung am Orte ^tii)a mitten im SBaibe im (gebiet bes Sif^of oon
Saberbom bie Anlage bes ftlofters oerfu^t, 91. oerlegte aber ben 6i^ besfelben an bie
SJefer nadbber Siaa Höxter, ber Sau rourbe erft nad^ 9l.s Xob oollenbet. gfir i^re
tf Gd^mefter X^eobrata arfinbeten bie Srüber ^u ^erforb ein gfrauenflofter na^ bem
9Rufter bes 9Rarienno|ters in Soiffons. SBafa überlebte feinen Sruber noA um je^n
3abre. 3^m SfloAfolger feines Sruber in Sorbie ernannt, finben wh fS)n balb toieber
in oie polttif^en SBtnen j^meingesogen, bie Ji^ bereits feit ber ®eburt itarls bes Raulen
oon ber jmeiten Gemoblin fiumoigs, 3ubitQ, oorbereitet Ratten. Cs Rubelte fi(^ um
Bobie St^bung bes Crbfolgegefe^es oon 817 unb um eine neue Zeilung, bte bem
"Kei^sbeftanb gef^rli^ werben Tnu^te. SB. lämpfte mit allem 9ladbbrud bogegen an,
bis es ber ASnigin unb bem ftanslet Sem^arb gelang i^n ju oerbr&ngen uno feine
Serbannung bur^sufe^en. SB. ^atte auf bem 9iet^stag ^u Slawen 828 eine !Denl|d^rift
oorgelegt, in melier er ben Sefc^ioerben gegen bie Slegterung ununnounben Slusbrud
u gegeben, insbefonbere aber bie Sema^läffigung ber meltlic^en 9legierung unb ber KrA*
fi^en 9{e^te f(^ getabelt, größere Sorgfalt bei ber SBa^l ber Sif^bfe unb Stfid^obe
ber frfi^r entsogenen Rhiftn^Ux oerlangt ^atte. (Er büßte feinen ^^eimut unb bte
Ißarieino^e gegen bie Abnigtn unb bas neue (Erbgefe^ in ^rter (S^ngenfi^, Suerft
in (EbiHon am ®enferfee, bann in ^ermoutier, ^emaA in beutf^en Jtlftftem, bvs er in
^ (Eorbte eing^Ioffen mürbe. SIls aber 833 fiot^or mit ftarler $eeresma(^ in Segfeitung
Sbd^arb unb SBda 9bam 159
bes ^ßapftes (ßiegor Aber bie fllpen ^erfibetruitte, tourbe er toteber in gftei^tt gefe^
(Er b^gab fi(^ in bas fiager fiatQors unb ermutigte ben ^opft jurSBo^rung feines 9m
le^ens gegenfiber ben ju SBorms um fiubioig oerfommelten Sif^5fen. ^Pafi^fius
Wobbertus, SBala's Segleiter, berid^tet in feiner £ebensbefc^reibung oon Slbol^b unb
9BaIa ebtge^nb Aber oiefen Sorgong mit bem Semerlen, bog bem ^^fte bur^ 9Rit« 5
tetlung oon efli^n 6(^riftftQden feiner Sorfo^ren unwiberlegfic^ beioiefen »orben fei,
quod ejus esset potestas imo Del et B. Petri ap., suaque auctoritas, ire, mittere
ad omnes gentes pro fide Christi et pace ecclesiarum pro praedicatione evan-
gdii et assertione veritatis et in eo esset omnis auctoritas B. Petri excellens
et potestas viva. a quo opporteret universos judicare, ita ut a nemine judi- 10
eandus esset. uRon 1^ barin bie erfte Spur ber pfeuboifiborf^n !DeIretaIen|Qnnii«
hmg gefe^en. — So^r fibertrug 9BaIa balb na^r oie 9btei SBobbio. Sor feinem
836 «folgten Xob ^ er fi(^ mit bem 5lQifer ousgefö^nt, als er an ber 3pi§e einer
(BefanbtfCQoft ben gfneben joifAen Sater unb 6obn n)ieber^er[tellte. — 9Bie Wml^
ift Sßola ouf ben IRei^taaen ffir bie Snterejfen ber ftir^e eingetreten, ^t bie Sin« 15
^te^mtg be> ilirc^eimuts miftbinigt unb auf Serfd^r^na ber Dtsjiplin bes jtlerus ge«
omiMen. (Sx fydm Smfknjung bes 9Rön<^m9 in oas Sa^fenionb ebenfo roie Me
bSnitte unb f^ioebif^e SRtftion ^efSrbert. 826 fanbte er »nslar mit tlutbert no^
S^iMDig, fptter Snsbnr uno SBtttmar na^ Qäfwthtru 91. fBemer.
Sbtm. 9bam (p7^f *Addu, Adamus, i ober Adam, Adae^ = 9Renf^ , ift ber 20
aUmtienalHIif^n mie ber mobernen fritif^n X^Iogie (SBelQaufen, Stob« u. a.)
eine m^t^if^ ^erfon gleich ben ^[totriard^en Ssraete, na(^ bem SBortlaute ber (genefis
aber, mAfyx im 9cZ an ber parallele mit C^ifto, oon bem aus bie gan}e Sd^rift
betroMet fein loill, einen gans befonberen Stä^unit finbet, ber Slame bes erften
9Renf^n, ben i^ (&ott felbft gegeben ((Ben 5, 2). 9ber 3(bams Sebeutung mirb xASfi, 25
erlonnt, loenn er nur als ber ooroerfte, glei^orti^e in ber langen 9lei]^e ber nacMoIgen«
ben 99lenf^n, alfo als 3nbioibuum aufgefapt »trb. 910^ bem biblifiben Seriqte er«
fi^int er suTiScbft als ber übf^Iug ber mperlid^en äBelt, fo bog fie in i^rer gansen
SittDidhing auf i^n abgezielt ^. 3m ftufemoeifen gfottfAritte fteigt bie Schöpfung
ju i^m empor. 3^^^ ^^ ^i^ ^^^ geftaltet, bann robrb fie aefullt. Die ^pflan^n« so
loelt ift ber SEbMluft ber erften brei "^i^mj, ber SRenJd^ ber Sbf^Iu^ ber gansen Sd^of^ng;
mir finben in t^r lauter mfa^e jum uRenf^n, ois er felbft tn fie eintritt, glei^fam
bie 3ttfttmmenfaffung berfelben (SRifroIosmus). Slls fold^e gehörte er einesteils biefer
gcMoffenen 9Belt ab^ i^r Seftanbteil an: er ift gemalt npn^^ '^w^ Staub 00m Srb«
reiffi: anbemteils mugte er fie ^0^ öbenagen. ilBä^renb es nämlid^ oon ben anberen 35
(BewApfen ^igt: „®ott bnro^: bie (Erbe bringe ^eroor'', lefen n)ir oon ber Schöpfung
bes SRenji^n, bah ®ott behufs berfelben einen eigenen CEntf^Iuh gefagt unb ba^ er
i^n ju fernem Silbe gef^affen babe. 3Bas bas befagen molle, geqt nid^t aus ber p^ilo*
lo^if^n 3eiglieberung uno llnterf^ibuna oon cb^ unb r^*i^l fieroor, fonbem eines«
teils aus Der Seftimmung, bie bem SRenfqen sugemiefen ((Ben 1, 26), unb anbemteils 40
aus ber Xrt unb äBeife, mie er belebt unb beaeiftet mirb ((5en 2, 7). 3^ne Se*
fttntmung aber fekt bie ^I. S^rift in bie $err|^ fiber bie Srbe, utib oon biefer Se«
lebung berichtet fie, ba§ fie ^efcbo^ bur^ (Etn^auc^en bes £ebensgeiftes oon feiten
(Bottes. SBenn au(^ aüerbin^s tn oem Slusbrud „lebenbige Seele" an fid^ no^ nvSjli
ber fpejififc^ Unterf^ieb jioifi^n 9Renf(& unb Xier geaeben ift, fo bo^ barin, bob (Bott 45
es iDor, ber fie i^m unmittelbar ein^4^e. (Bott ift bie grteibeit, bie abfolute ^^rfdn*
liiUeit in ber 9BeIt berrfcbt bie »otioenbigfeit. C5ott fpiegelt ftd^ im SRenf^en babur^,
ban Mefer be0u|ites 3^, freie ^erfönlic^it ift unb yaxxi in ber unmittelbaren 9{t^tung
auf 9ott 60 tft er im )tanbe oon ber (Erbe Sefi^ ju nehmen unb fie in ber ^«
moniJAen Qin^it mit bem Schöpfer ju erhalten, an Slbam tritt uns alfo bas SBefen so
bes aRenNben in feiner gottgeiDolIten (Eigentümlid^leit entaegen : er ift bie Sin^ett oon
34 unb »otur in ber ^ittelftellung jmtf^en (Bott unb ber SBelt. 3n biefem Sinne
ift er ber 9bf(^Iug ber S^öpmng, n)el(^e marüert ift bur^ ben S^öpfungsfabbatb.
SBir finb noA 3A unb 9latur, aber 3lbam n)ar bies in l^armoni|(^er (Einheit als
Slmäefitant ber unenfi^^it, als 9Renf^beit in ^erfon. (Es ift oon ber allergrbhten 55
SB^t^eit unb Sebeutfamleit, bag ber Wenfc^ als Siner gef^offen ijt im Unterfd^ieb
oon bem (Battunasleben berXiere; benn fo fteben fi^ (Bottunb uRenfm als ^^on unb
^eiFotL bie abfolute unb bie heatürli^ iperf önli^leit im perfdnlic^n Ser^ItniJfe unb ^
bemfelben gegenfiber, ber eigentli^en (Brunblage ber ganjen ^eilsgef^i^e. !&amit ift
160 Sboitt
oon felbft aegeBett, bog in Slbam uifprünglic^ eine X)iffeien|iientna ber (BefAIed^
ni<^ jtatt^ane. (Er nmr nic^t SRonn , no(^ weniger SRornniDew, fonbem ber SDIenIA,
»ie i^n ®ott ooIUe. Slllein ber ^tepräfentont ber 3fUn\i)^H in loirKi^ TJfyo^lufy'
feit iDurbe er erft, inbem er SRann bes SBeibes, wtläfes ou$ i^ genommen orarb, in*
5 bem er unfer Stommooter mürbe. 9Bie er ober ob folc^er naA bibli|iil^er Snf^ouung
ju bem aus i^m folgenben ®e[^le$te |tebt, erfe^n toir erft oduig aus bem 3^^^ ^
^eiteoef^ic^te, aus %ri[to, bem jroeiten SIbam. 2 Sto 5, 14.
Vit bebeutfome ^erglei^ung jioif^en Slbam unb (Qri|io finben vir 915 5, 12 ff.
unb 1 Ao 15,21—22. 45--49. Sin ber erjten Stelle ift bur^effl^, »ie oon SIbam infolge
10 feiner Übertretung Sünbe unb !Iob in bte 9BeIt ae!ommen unb oon i|m aus ber Xob ju
oQen äRenfi^en ^mbur^ebrungen fei, unb mk bieferXob fiber alle äRenfAen ^errfdk, oi^ne
bog unb oeoor fie mit t^rer eigenen perfönlid^en Übertretung i|n oeraulben. 3^ no^
me|t: auc^ bie Serbommnis (t6 x^t/xa ek rd xonäxgißjia) ift oon Slbam aus iloer ade
ÜRenfc^en gelommen, roelAe eben tm Xobe, na$ feinem ganjen Umfana gebad^, fü^
15 ooIIjieQt Diefer S^fame gegenüber ge^t ebenfo (Bereqtigfeit, 9te(^]fertigung (di-
xcuoavvTjf diHaiwaig) uno £eben oon (^rifto, bem joieiten SQmm aus, unter beren
SRa^ bte Sinselnen eintreten in bie 9BeIt, o^ne ban fie erft mit einer perfonlid^n
£eiftun^ fie oerbienen lönnten — nur mit bem Unterf^teb b^ SRages ber ausge^n«
ben SBtrfung. 9Bie ^ier 6änbe unb Gerec^ti^feit, Xob unb £eben oergliAen finb, fo
2() in ber Jtorint^erftelle Xob unb 3luferfte^ung, tn melier bos in QE^rifto für uns ge<
iDonnene &d>tn erft ju feiner ooUen (Erf^einung lommt 9lber immer loerben bie oielen
toboerfaüenen Sünber, nie bie oielen gerechtfertigten Ainber bes £ebens unter bte per«
fönlid^ Cinbeit eines ^uptes sufammenbefa^t, bur^ beffen entf^eibenbe 3^ i^
3uftanb ^roeigeffi^ ift. 99Bie fi^ baju ^imoteberum bie perfonli^ gfrei^it ber (EinjeU
25 nen oer^lt, ift^^ier ni^t meiter ausjufü^ren. $ier fommt nur in SefeaAt, bag in
unb mit ber Ubertretuna Slbams Sfinbe, 6<^u^ unb Xob bes aRenfAengef^le^tes ge<
fe^ UHtr. bog er alfo niqt blog ber erfte SRenf^, fonbem re^t eigentlich bos fie reina*
fentierenoe $aupt ber 3Renf(^9eit getoefen ift.
Slbam ftorb 930 3d^e att ab Sater oon Söhnen unb X5^tem ((Ben 5^ 3. 4).
:a) aber bos SBefen bes SRenf^en als eines freien 3A befte^ in ber X^logte feine
Dtfferen}. 9lur ber eigentli^ ^ant^ismus feM bie $erfonlu^feit bes aRenf^n 2^
einer Stufe bes Selbfweiougtfeins ^rab, roeli^e oom SRenf^n übenounben loerben
mfiffe, um aufjuge^en in bas Ji^ felbft roiffenbe allgemeine. (Gf. 3)eli^fA, ^oL
6. 49.) !Der uRaterialismus ooUenbs fielet im 9Renf^en lebigliA ein 9latuqn:obiA unb
:i5 ein ber puren 9latumotioenbiafeit untenoorfenes Subjeft, an niel^em er fogar bie Seele
leugnet. (Er fennt nur Araft unb Stoff unbelümmert barum, bag fi^ baraus bos
SBunber bes Selbftbemugtfeins nic^t erflaren lägt. !Damit ift bann ober auA bie (Ein*
^itlic^feit bes aRenFd^engef^le^ts aufgehoben; benn mtnn glei^ Soat uno ^Donoin
olles aus ber Ibselle ableiten, fo laffen fie bod^ bie Slnnol^me einer SieU^it oon Ur*
40 menf^en offen, beren ^rotot^p ber 9lffe unb no^ frfl^ bos itonguru^ ift
Der Ideologie fte^t bie ^erfönlid^feit bes SRenfc^en feft. 3Iber Ober bie Stellung
SIbams 5u bem aus i^m gelommenen (Sefd^le^te ge^en Die Slnfic^ten frä^jeitig aus»
einonber. !Die olteften arie^. 9393. fpre^en fid^ über bie Slrt biefes 3ufo^nten^nas
3n>ifd^en Stommooter unb Slo^Iommen n\i)t aus. (Erft 3renäus fogt bie erfte Sünbe
45 als Qefomt^ot bes (Sef^le^tes. „3n Slbom wca bte gonse 9Renf^^eit unge^orfam
unb ift in i$m ber Sünbe unb bem Xob oerfallen" (3ren. III, 23, 3. V, 12, 3, ogL
Seeberg, !Dogmengef^. I, S. 82). 3^m ift äbom ber (Sottungsmenf^, bos ^oupt bes
(&ef$le$tes. !Da^egen fie^t Crigenes in Slboms X^ot feine fol^ (Ent^eü)unügstbat
bes (Sef^Ie^tes; t^m ift ber 9Renf(^ fünbig, roeil er fi^ im 3ujtanbe einer getoiffen
50 ißrSexiftens ^ur Sünbe beftimmt ^at bur^ 9Rigbrau^ fetner (Jrrei^eit; in ^Ibom ooren
nur bie £eioer oller, bie oon i^m ftommen, bem Aeime nod^ gefefet (C.(3els. IV ogl.
Ao^nis Dogm. II, S. 107 f.). Die mit i^m fonjt auf deinem Soben [te^nben SS.
(Bregor 9toff., (Tregor Sloj., (t^rqfoftomus leiten bte Sünoe lieber oon bem ge|<j^{<^«
li^en gfoll Slboms ob. Sor ollem ober oertreten Xertullion (De anim. 40, de carn.
56 Chr. 16), CDoprion, ^ilorius, Slmbrofius, Sluguftin ben biblif^en Stonbpunlt. Slm»
brofius, ber Sorloufer bes großen ^uguftin, fogt bereits (inLc VII, 234. 164): Fuit
Adam et in illo fuimus omnes. Sluguftin loirlt beftimmenb für oKe 3^^^^^»' ^^
ibm fünbiflte unfere Kotur in Slbom (quest. 66, 3—5; IIb. arbitr. III, 20, 56).
!Dafür looert Selogius, ben ein^eitli^en Crgonismus ber (Gattung in bie Summe i^rer
CO 3noioibuen ouflöfenb, biefe enge Sejte^ung. (Er fte^ in Slboms Sünbe nur ein bofes
Xbottt SIbam tioii Sremeii 161
Seifpiel für bie 92Q(^mmen, in i|m felbft olfo nur ben erften an ber 6pt^e oteler,
i^m ift SIbant nur bos oorberfte 3td»u}tbuum. 9Iu$ ber Gemipelaaianismus ((Saffian)
fte^ auf feinem anbem Stanbpunite, ba i^nt bie erfte 6änbe nur miag unb anfangs«
mintt bes allgemeinen Serberbens i|t. Das Concil. Arausiac. le^ ^ur Sluguftintf^n
zlnfc^ung surfid. Die Sluguftinif^e £e^re, bag in Slbam bie aRenfd^^eit latent mar 5
(omnes iUe onus homo fuerunt, peccat. mer. et remiss. I. 10, 11), gel^t bur(^
bos gonje 9RittelaIter ^inburA. 9lud^ bie 9ieformation, meiere in bem [emipelagianifd^en
@q[tem bie äBurjel ber 6elbftgere(^tigleit fa^,^ lehrte jur £e^re 3luguftins oon ber &b*
[ünbe }uriidE unb gab SIbam bie Stellung mteber, mel^e er m ber Schrift ^at (£utfier
m feinem Jlomment. 3. 9lomerbrief, namentli^ 5u 5, 12 ff.). 3n Slbam fflnbigte bie 10
gange aRenf^it, fie ift bas 9RitfiibieIt ber erften 6finbe. Adamus ut communis
parens, stirps et repraesentator generis humani spectatur (^olla], cf. Aa^nis
Dopm. III, 6. 302). Da ift allent^a&en Slbom bie ^erfon. mel(^e guglei^ bie Gattung
in fi^ tragt Der Slationalismus mirb bejflgli^ fetner Sluffaffung Sbams bur^ bie
Semer&ingen fiber ben ^elagianismus, bie feit gK^te beginnenbe Spefulation imi) 16
bie fiber ben ^ant^eismus ^aralterifiert. S^leiermad^ers 9In|^uung mirb burc^ folgen«
ben 6at| bqetc^net: „9Bir fe^en an bie Stelle bes Ser^Itniffes jmifc^en bem erften
SRenK^n unb allen übrigen bas aüaemeinere jmifAen iebem früheren (Stjä^Uifi
unb Dem boteren, unb fagen, bag überall bie mirlenbe Sünbe bes frflberen bie nerüor«
brtngenbe Urfflnbe ffir bas footere i[t" ((SlaubensL II , 6. 66). 9lm bebeutfamften 20
ift, mas 0. ^ofmann im Sd^riftbemets unb r>, grtanl im 6qft. ber Ariftl. äBa^rbeit
über ben er^n unb ben gmeiten Slbam fagen. Die X^eobgie SRitfqls, meiere ben
Status integritatis fomie bas peccatum origin. abmeift, Jpriqt auc^ bem Slbam jene
^ilsgef(^i^i^e Seoeutung ab. Do^ bie X^eofop^ie oon Scotus Srigena an bis ^erab
ju Hornberger ben Urmenf^n urfpriingli^ in einem oerllärten £eibe leben lagt, fei 25
no^ f^lielli^ ermahnt. iBm^ntifeT.
Hbtm iDOn Sremen. Johannis MoUeri Cimbria literata, Hauniae 1744 , 11,
pag. 12—17; Jacobus Asmussen, de fontibuB Adami Bremensis, ^iel 1834, 4^; 3. ^.
:^appenbcrg im ^rc^io ber Q^efcaf^aft für ältere beutfc^e (S^ef^ic^tdfunbe , 8b VI, ^onnouer
1838, 8.767 — 892, unb in ben SJorbemerfungen ju ben ^ernad^ ju ncnnenben 9lu^aben 30
^antd; S3. ^attenbacj^, S)eutfd)(anbd ©efc^ic^tdquellen im Mittelalter, 6. 9(ufl., Berlin
1894, »b II, ©. 78 bi« 82, unb in ber «flg. beutfcften JBiograp^ie ©b I, ©. 43; fit. Stopp*
mann, ^ie mittelalterlichen ^^efc^tc^t^queden in Sejug auf Hamburg, Hamburg 1868, @. 27 ff.;
2)e^io, ©efcfticfite be» erjbigtumS 4>Qmburg . ©remen, ©b 1, öerlin 1877, ©. 176 f.; ©aucf,
ftiTcbenfleWic^te 3)eutfd|lQnbd, 3. SBb, fieipj. 1896, @. 939 ff. 35
SRit bem Slamen „Slbam oon 9)remen'' bejet^net man leM allgemein ben 93er«
f affer einer (SefAic^te ber (Er3btf(^5fe oon ^amburg^Sremen , melAe bis 5um Xobe bes
(Erjbtf^ofs 9balbert (1072) xtxi)i unb beren Sqlug eine Sefc^reibung ber an ber
Oftfee liegenben £önber unb 3nfeln, namentlich ber bamals mt ^amburaer Diöcefe
geborigen, bilbet. 9Ius bem SBerle felbjt, bas bem 9la^olger ma^rts, £temar, ge«40
mibmet ift, ge^ über bie äußeren SSerQöltnijfe feines 93erfa)fers nur ^roor, bag fein
9lame mtt 81. anfangt, bag er um 1068 naq Sremen lam, bort eine Stellung an ber
Siixäfe ^i||flt (ecclesiae matricularius roar), bema^ canonicus (Domherr) marb
unb fein SBerl jmif^en bem Zobe Slbalberts unb oes bänij^en jlonigs Soen Sftrit^«
on, alfo jmifc^en 1072 unb 1076, gef(^rieben ffcA, Ss ift aber ni^t 3U bejmeifeln, bag 45
iefes SBerl bosfenige ift, roeld^es ^elmolb als gesta Hammaburgensis ecclesiae
pontificum anffi^rt unb einem magister Adam 3uf(^reibt; bann mirb biefer Slbam
ober au^ ^öc^ft mabrf^inlic^ berfelbe fein, ber als Adam magister scolarum, b. ^.
Soitte^er ber Domfc^ule, eine ni^ oor^anbene, oom 11.3anuarl069 batierte Urlunbe
in ISremen gefcbrieben iinb mit vielen anbem unterfd^rieben ^t ; unb ebenfalls mirb es so
berfelbe Slbam fein, als beffen Xobestag uns ber 12. Oftober obne Slnaabe bes 3^^^^^
in einem Sremer Xoitnbudf fiberliefert ift. Über feine ^erhinft ift nu^ts fixeres be«
fonnt ; ein altes Sc^olion 3U feinem SBerle meift auf Oberfa(^fen, tima bie (Segenb oon
9Reigen, eine 9limabe, bie imi) bie 9lrt, mie er (Eigennamen ausgefpro(^en baben mug,
befidtigt mirb. 95ermutli(^ ma^ er in ber Schule 3U 9Ragbeburg feine Stlbung em« 66
pfongen ^aben. £)b Slbalbert t^n bann nac^ Sremen ge3ogen ^ai^ mu| babingeftellt
bleiben. 9Bir ^ben uns iebenfalls, bas le^rt bos äOerl felbft, ben äJerfaner biefer
^ta Hammab. eccl. pontificum als einen für feine 3^tt ^o^ebilbeten 3Rann unb
tn geoc^eter Stellung 3U beulen. Sein (&efd^i(9tsmerl gel^ort 3U ben beften, bie mir
aus bem 9Rittelalter ^oben; £a))penberg fagt, i^m fe^le nur eins, nämli^ berC5ebrau^ go
9ttalsQmci9ttopählt für S^otoflie unb Stixd^t, s. 91. I. ^|
i
162 Xba» Hon Sremai 9kaiit 6c«tad
[einer SRutteifpta^e, um als bet $erobot be$ 9lorbens ge^nriefen ju loerbcn. Sein SBerl
tft n\^i nur bie loii^tigfte Qu^e ffir bie &Ite[te (Bef^i^e oon ^<nnbuzg<Srenien
unb ber r>on ^ier ausgegangenen norbifAen aRijfionen, fonbem gim aw^ oft fonfl
Aber beutfdbe unb au^erbeutfqie norbi]^ Ser^tntjTe ermänfAte Slusbtnft Sr ift be«
6 lannt mit ber oor^noenen gef^i^tli^en Sitterotur ffir fein Srjbistum unb knnt eine
aan^ Steige alter eAriftfteller; fein Sorbilb im 6til i[t SaUuft; ffir {eine Arbeit
panoen i^m bie im bifi^öniAen m^vo in 9)remen oor^oenen llrbinben unb Sfi^r
ju Gebote^ unb au^ fonft lag i^m mon^es ber Sbt oor; er benu^ manAe 9ßene,
bie uns ni^t me^r erhalten finb; augerbem forf^te er nomentlicb aum bei 3^u8^Mf^n»
10 fo 3. 5B. bei einer 3uf^^^^nfunft mit bem f^on genannten b&nifqen ASnige 6oen
(Eftrit^fon, bejfen Aenntni|fe in biefen Dingen er ni^t genug ju rfibmen loetB» na^
ben frfi^eren Si^idfalen ber StorboöBer unb bes CE^ftentums bei i^nen; — unb fo
nxur er {ebenfalls febr gut mit ben nötigen S&^igfeiten unb Aenntniffen au^erfiftet, als
er fi^ an fein SBerl ma^e. Seine (Slauboürbtoleit unb äßa^r^itsliebe ift au^ emft«
16 11^ nie bean^aiü>et toorben ; au(^ bie neueren gorfi^ungen ^cwen i^n als einen burq«
aus juoerl&lftaen (Seioa^rsmann felbft für bie il^m femer lii^enben Dinge enoiefen.
!Da| er manmes nic^t n(^tig airfgefagt, man^es anbere folfi^M geglaubt fyA, ift [a
ni^t ausgefAuoffen, nenn i^m felbft bos £ob größter 3ut)erläi)iglett erteilt loirb. Smige
feine Air^ betreffenbe Urlunben uoer ben 9)efi^ oon Zur^lt unb Kameslo^ unb bos
20 Serb<nis oon Sremen ju Jtdln werben ibm f^on inoerf5lf(^er (Beftalt oorgelegen ^aben ;
He finb oon i^m iebenfalls bona fide benu^t; bag er felbft an anbem oorliegenben
golf^ungen beteiligt [et , ober bag folAe au^ nur ju feiner 3^^^ ^ Sremen begangen
feien, ift ni^t na^oetsbor. Sgl. itarl Aofxpmann in ber 3^i4<^^ ^^ Sereins ffir
bamb. (&ef^. SBb V, 6. 483ff. Seine Unporteilic^Ieit jelot ]iA namentliA aw^ in ber
26 Slrt, wit er freimfitig über Sibalbert urteilt , bem er peifönliq no^ Jtanb unb ben er
beiounberte. be[fen Siftx>ai)tn unb S^^ler er aber ni^t oerf^ioeigt. wxi) feine iftono*
logifc^en Slngaoen fino ni^t fo oenoonen, als man oft gemeint bat, n>enn ]l^ auc^
einige arge iBerfe^en, namentli^ bei Segeben^iten aus frfi^ren 3^^^^! voifinben.
Die filtefte Ausgabe ber gesta hammab. eccl. pontificuin ift bie oon Andr.
ao Severinus VeUejus, Halniae 1579, 4^ in roel^er aber bie descriptio insukirum
aquiloniSy ieM geioö^nli^ als 4. Sßvn^ bejei^net, fe^lt; bie erfte Iriti)(^e Stusgabe, in
wü&tx oorjugli^ ein äBiener itobex ju (Brunbe gelegt toarb, oeranftalte £a)ipenberg in
fßerg, Mon. Oerm. bist., SS VII, p. 267 ss. Diefe Ausgabe erf(^ien fobann in
einem befonberen Slbbrud, ^annooer 1846, unb in jmeiter Auflage mit ber oollftan*
86bigen Cinleitung, in ber au^ bie ^anblmriften unb Slusgaben einge^enb befpro^n
loerben, unb mit bem oollftönbigen bitifipen Slpparat, $annooer 1876; in beutf^er
uberfe^ung oon Laurent in ben (&ef(^i(^i|4^eibem ber beutf^n Sorjeit, mit Sonoort
oon i^qjpenberg, 9)erlinl850; „2. 9lusg. 1888. Sin 9tegifter fei^lt ben ausgaben, finbet
[i^ aber in ber 2.9lusa. ber Überfe^ung. gfir Sitate aus Slbam ift ju bemerlen^ ba|,
40 (eü Soppenberg ben äBiener Aobex 3U (grunbe legte , bie Einteilung jum Xetl ber
SBfi^er, namentlt^ ber Aapitel eine anbere gemorben ift^ fo bag ffir ältere Citate bie
fonft ie^t befte Slusgabe (^annooer 1876) ni^t ausretd^t; ber Drud bei ^ttl^ fyA
au^ bie frfi^eren Slbteilungen am 9{anbe notiert j wtm ber nid^t 3ur $anb ift, oer«
glet^t am beften für fte einen ber Drude ber £tnbenbrogf^en Ausgabe (Lugd. Bat.
46 1595 unb abgebrudft oon gfabricius, Hamburg 1706), bie im übrigen nic^t me^ ge«
nfigen lann. (5«rl »ert|ean.
9bam, SRel^ior.— Sttld^ntr in ber ^Og. beutfi^n S3iograp^ie I, 6. 45.
9R.^m ift ju C5rottIau in Sd^lefien geboren, ftubierte oomebmlic^ auf ber UnioerfitSt
^eibelberg, toarb 1601 als ailagtfter an bie bortige Stabtf^ule berufen unb blieb
60 an i^r in oerf^iebenen Stellungen bis ju feinem fruJ^en, am 2d.3Rar5 1622 erfolgten
Xobe. Selannt gemorben ift er burd^ 136 9)iogra^§ien, bie 1615—20 in ^eioelberg
unb (ISrranlfurt in fut^ 9)änben erf^ienen. Ss [inb metftens Biographien beutf^r Geleier
unb barunter oonoiegenb lieber oon 3^1ogen. 93on 3luslanbem finb nur joKin^ig
X&eoloaen be^anbeli Die Sammlung, na^ bem Zobesfa^r georbnet, ift tro^ man<9er
66 99&ngei immer noi) red^t u)ertoolL Vlitt t*
%bam, ScotUS. Godefr. Qhiselberti vita Ad. in MSL 198, @. 19—90; Oubin,
De Script. eocL U, p. 1544—1547 ; X. «1. ^x^tx, in fi. 6tep^end' DictioDaiy of National
Biogr., t I (1885) p. 81—83.
9lbem Scotui» Jlbam Hott Üt 9iHot 163
0bam Scoius (auc^ 9RaQifter Slbamus Slnolicus ober Slnglo^Scotus), ein nam*
Softer Tira|tif^«asfetif^r Sc^nfmeller bes 12. Sö^flt^unberts. löurbe trgenbiDo Im {übt
SÄottlano nüA bem Z^^xt 1100 aeboren, trat um 1150, als SRSn^ ju St. SlnbreiD»,
in ben ^rfimonltratenferorben, oenoetlte bann angebli^ einige !^t\t auq tm anutterflofter
biefes £)rben5 }u ^römontrö bei fiaon, unb u)urbe fpftter (nt^toor 1170) ?lbt unb 5
Stf^of 3U SBt^eme ((Eafa (Eanbiba) in (Saüomaq, toel^es ^Ibtbistum furj juoor na$
ber Siegel bes ^. 9lorbert reformiert roorben toar. SRe^reres in ben ^ier sufammen«
gefteüten Snaoben ift unfi^r; au^ betreffs [eines £ebensenbes bifferieren bie 9In«
na^en jroifqien ca. 1180, unb einem bebeutenb fpöteren 3^^wnft. — Sein fc^rift«
li^er 9lo^la^ (aufgenommen in MSL 1. 198) begreift in fi^: junö^ft eine ^Dreijo^lic
monafttf<^«m9ftifd^er Zroltate (1. Lib. de ordine, habitu et professione Praemon-
stratensium [XIV sermones]; 2. De tripartito tabernaculo; 3. De triplici ge-
nere oontemplationis) , roeli^e bereits 1518 bur^ Sgib. (Sourmont in $aris heraus«
gegeben ©urben ; femer 4. eine Sammlung oon geftpcebigten (Sermones 47). loel^
m einer bur^ (Dobefr. (S^ifelbert }u Sntioerpen (bei $etr. Seiles} 1659 oeranftolteten is
neuen Susgabe feiner 9Berfe (juf. mit ber oben gen. Vita) juerft erf^ienen; enbli^
5. Soliloquia de instruetione discipuli (s. de instr. animae), 11. II, eine frflfier
feinem Settgenojfen Sbam 0. St. »iftor beigelegte S^rift, ©el^e 1721 bur^ ^ej
(Thes. anecd. 1, 2, 335 ff.) mit bur^fd^lagenoen C5rfinben i|m otnbiriert morben ift.
39if(e?. w
füam oon St. SSiftor. ©eine Sequenjen, jucrft jum 2cU herausgegeben oon
dUc^toüeud, Elacidatorium ecciesiasticum 1. IV, $arid 1515; ooUftänbig unb tritifc^ oon
fi^on lautier, Oeuvres po^tiquea d'Adam de St. Victor, ^ari« 1858, 2 Voll, (banat^ ab*
flcbr. bei MSL tom. 1$6) » 1894, 1 Vol. Über «.§ Sebcn unb ©Triften ogl. Hist. litt,
d. L France XV, 39 ff., unb befonbev« ben oon ®Qutier ber erften Hufl. oorauiJgefcöicf ten 25
dffa^; über bie ^nftform feiner S)i4tungen f. auger lautier $t. S3artf4, ^ie lateinifcj^cn
Sequen^n bed üRittelalterS, 9lofto(( 1868, @. 170^.; (gug. ^iffet, Essai philolog. et litt
8ur las Oeuvres poet d'Ad. d. St. V., ^arid 1881 ; fonft ogl. SR. be ©ourmont, Le Latin
mystique, ^arid 1892, ©. 235 ff., unb bie ©emerfungcn oon ®. 3R. 3)ret)e^, Analecta
hymnica medü aevi VII, 3 f., VIII, 6 ff. 30
SIbam 0. St. Siftor wox einer ber bebeutenberen liturgif^en Dieter be$ 9Rittel«
alters. Über |ein fieben ift ©enig befannt; er ©irb ab Brito (aus ber SBretagne,
ober 3nfelbritte?) bejew^net unb ©ar in ber 2. §olfte bes 12. S^^^. ftönonifus in
St. aSiftor. 3)a er eine Sequenj auf Ifiomas (Sedet) 0. (Eanterburq gebietet ^at
([Gautier' 397 ff.), fo muh er beffen §eiligfpre^ung, 1174, erlebt ^aben. Son ben 35
i^ beigelegten no^ ungeorudten S^riften bflrfen als i^ midlii) juge^orig gelten:
1. Summa Britonis s. de difficilibus vocabulis in Biblia contentis, toooon (Bautier '
in bem Sffaq § 2 bie einleitenben, etioas holperigen Hexameter unb ein paar groben mit*
f'eilt $at 2. Expositio super omnes prologos Bibliae — einAommentar 3U ben
:ologen bes Sieronqmus (nid^t ju oenoec^feln mit ber glossa s. pr. Hieron. bes 40
inoriten SBi^elm 9)rito f 1356). 3. etn pfq<^ologif$er Xraitat De discretione
animae Spiritus et mentis. Dbmo^l bie beiben erften Soften Vxif im Wi. eines
gemiffen 9in[e]^ens erfreuten , fo beruht bo^ bie Sebeutung $.s roefentli^ auf feinen
^i^ngen.
(Es ift belannt, bog man feit bem 9. 3^^^^- angefangen ^atte, ben SRelobien, in 45
bie man bos §alleluja bes (Brabuale in ber SReffe ausllingen lie^ (Jubili, Se-
quentia) Ztxk untersulegen , bie man mit bem Flamen prosa, roetterqin au^ se-
quentia bejei^nete. Sie (Beftaltung biefer Zexte unterlag ^emijfen rbptqmif^en (Be*
fe|en (Sflotfi^ a.a.^O., S. 18 ff.) ; im 11. 3a^r^. aber trat eine Senoilberund ein, ber
bann im 12. ein Übergang ju um fo gr8|erer gormenftrenge folgte. Sin Stelle ber 00
freieren St^nffimen ber alteren 3eit traten ftreng aeregelte mit einer (Blieberung in gereimte
Strogen. SBenn 31. au^ ni^t ber ift, ber juerft in biefer neuen 5orm Sequenzen ober,
©ie man fie au<^ ieW nod^ 5U nennen fortfuhr, ^rofen gebietet ^, fo ift er bo^ ber erfte,
ber boburdj einen Kamen erlangt ^at unb beffen Seifpiel oon bauembem (Einfluß je*
loefen ift; er bot für biefe jmeite ^eriobe ber Sequenjenbic^tung eine o^nli^e Se« u
beutung mie 9co0er ffir bte erfte. Unter ben ja^lreic^en i^m beigelegten Setmenjen
finb f^ilid^ oiele jmeifel^er $erfunft, bo^ bürfen na^ (Bautiers Unterfud^unaen
45 als oon i^ ftammenb betrachtet ©erben. — 21. seigt ein bebeutenbes lalent in oer
Se$errf(bung ber gorm, in ber furjen unb mirffamen ^eroor^bung ber fflr iebes be«
[ofibere ge^, f&r bie Ser^enli^ung iebes ^eiligen fic^ barbietenben 9Romente, unb eseo
11*
164 Slbam tioit St. Stftor Xbamitcit
fe^lt feinen belferen Stüden ni^t an XDo^rer ißoefie, ober bie tiefer bos (Bemflt be«
loeoenben Zont unb ber ^ö^ere Sluff^mung ber btd^terif^n ^^ntttfie fte^n i^ ni^t
3U (geböte ; einem Salve caput, Stabat mater, Lauda Sion lomntt leiner [einer ®ef&nge
f)Iei^. 3ft 31. alfo aui) mi)i ber größte unter ben mittelalterli^n Sieberbi^tem, ge«
^tDeige, bag man i^n mit (Sautier ben größten !Dic^ter bes Wl, nennen bfirfte, fo
gäfi^rt i^m bod^ eine ehrenvolle Stelle in ber C5e[^i(^te ber litur^if^n Di^tung, unb
unter ben 2}ertretem bes oielfeitig bebeutenben uno fruc^tboren getftiaen £ebens, burc^
bos fi$ bos 6tift 6t 93iitor im 12. Z^^cf)- ausjeiqnete , rei^t fid^ [ein 9tame tofirbig
ben berühmteren eines $ugo unb JRic^b an. ®« W. ^eutfi^«
10 übatniten, Slbamianer. I. $gl. ^eoufobre, Dissertation sur les Adamites de
Boheme (im 9(n^ang jum 2. ^eil t)on Senfantd Histoire de la guerre des Hussites, ttmftfrb.
1731), @. 355—358; ^x. g. SB. «ßal^, Entwurf einer üollft. l^iftorie b. ftcjereicn u. f. ro.,
1, 1762, @. 327-335.
Cpip^nius berichtet (haer. 52) oon Slbomionem oIs einer Seite, bie i^n Gottes«
16 bien[t in unterirbif^en (Semo^em (^qpolouften) nodt, aRönner unb SBeiber gemein[(^aftli^,
Q^u^lten pflegten, um [o Slbam unb (Sx>a ö^nli^ ju n)erben, wk [ie anif i|re itin^
bos ^arobies nannten. Der 9)erj[a[(er ber unter bes CEpip^nius Stomen ge^nben
Anakephalaiosis unb nad^ i^m ^o^^nnes oon Domoslus (Opp. 1, 88) roei| oon
einem befonberen Seltenfti^er älbam utü) fügt ^inju, bag bie K. bie S^e oenoorfen
20 unb als 3lsleten unb SRönd^e lebten, ^nli^ 3luguftin (haer. 81). Srft X^boret
(Haer. fab. 1, 6) ^at bie Seite mit ben oon (Elemens oon Süexanbrien (Strom. 3»
4, 30 u. a. 6t.) oIs unfittli^ gelennjeid^neten Sln^fingem bes ^robilus ([. ben SIrttlel
itorpolrotianer) mfammengeioorfen. Da CEpip^anius bie 91. nur oom $ören[agen
lennt unb [elb[t f^toantt, ob er bered^i^t [et, oon i^nen als einer be[onberen $5re[ie
25 ^u reben, [o tohrb man gut t^un, hinter t^re Sxijtens ein gfniaejeid^en m mo^en, {eben«
aus aber [ie aus ber ^ei^ ber gno[ti[^en Seiten bes 2. (ober 3.) 3<^unberts ju
treiben. Ihüjer.
II. (S^. @(^mibt, Hist. et doctr. de la secte des Cathares, 2.S3b, @. 150 ff.; St. ^nUcx,
^r^engefc^i^te, 1. ®b, f^reiburg 1892, @. 610; $reger, (S^ef^iditc ber beutfi^n S^ftit,
30 1. ob, Seipj. 1874, S. 207 ff., 461 ff ; ^. ^aupt, 3Ä®, 7. ob, @. 552 ff.; Sunbt, Histoire
du pantheisme populaire, $arid 1875, 6. 48 f., 56, 111 ff.; Sea, History of the Inquisition,
1. 8b, fionbon 1888, @. 100 ff.; 9Jiber, Formicarius, Lib.IH, cap. 6.
$atte ber ^eibni[d^e JJfanatismus bie oon i^m angefeinbeten er[ten ^rijtli^n (Be<
meinben ber 2Beibergemein[(l^, bes ntuellen Ainbermorbs unb ber Slb^Itung no^t«
86 liAer, mit ae[d^le^tli^en 9lus[än)eifunQen oerbunbener Drgien bejid^tigt, [o Jloben bie lird^«
liqen JUeiTe bie(e jtampf esmeife frii^settig na^gea^mt unb aanj ölnli^e Sinuagen gegen bte
oer((^ieben|ten, als Ie^eri|(^ befe^beten ^eligionsparteien ber frä^n[tli^n 3eit (SRon«
tam[ten, uRani^äer, ^nsciniant[ten u. (. w,) erhoben. Die gleichen Se[qulbigungen
[inb unter [teter mi^bröuäU^er 93enDei[ung auf bie paulini[d^e Stelle 9ld 1. 24—27
40 g^en f a[t alle mittelalterlichen Selten gerietet Sorben , [o bog bie [pra^li^en 8e«
jew^nunoen für bie oerfe^mten !efteri[d^en Selten (,,ketterie'S „vauderie'O ßerobeju
an bie Stelle bes Slusbruds für un}U(^t unb 3^uoerei getreten [inb. ^nx bte gegen
bie asletif^en 5lat^arer erhobenen äJonoürfe ber Zeuf elsanbetung , bes ftinbermorbs
unb ber Slb^altung ritueller Orgien (ogl. (E^arles S^mibt, Hist. et doctr. de la
4ö8ect. des Cathares II, löOff.; fiea, Hist. of the inquisition I, 100 ff.) [inb o^ne
Srage bie 9)eri^te über bie oon ben ,,3lbamiten'' ber er[ten 3p^^^u^^^^^ (^Ol* ^^^)
unb oon ben o[ü:ömi[^en 9Re[[alianem (ogl. Psellus, de operatione daemonuniy rec.
Boissonade p. 8) an^ebli^ oerübten ®rauel oorbitt)li^ gen)e[en. ^Ils [Amo^li^e Ser»
leumbungen nierben bte(e Slnllagen oon einem 3nqui[ttor bes 13. 3<^^^unberts be*
Goaei^net (3acobus be Qiapellis, bei SRolinier, Rapport sur une mission en ItaUe,
in Archives des missions scientif. et littör. S6r. III, T. XIV, 289 f.). »elannt
!tnb bie ^a^en^aften Sd^ilberungen, bieAonrab oon 9Rarburg oon ben rituellen Orgien
)er oon i^m als ,,fiuciferianer" ©erfolgten 2Balben[er entwarf; ju Seginn bes 14. 3«^*
^unberts nierben über bte ö[tenei^i[(^en ,,3lbamiten'^ in benen man glei^^alls 9Balben[er
ö5p erlennen ^t, bie abenteuerliqften (Erjö^lungen oerbreitet, piemonte[t[(^e unb [üb*
beut[$e 3Baloen[er („C&rüblinsleute'') n)erben im 14. unb 15. 3<^^^unb^^ ritueller
Unsuqt unb ber 3Beibergemein[(^aft besichtigt (bie 3laä)xx>tx]t ogl. bei ^aupt, äBolbenjer*
tum unb 3nqui[ition im [übo[tL X>eut[d^lanb S. 6, 26 f., 39 ff., 46). 3n ben romanif^en
«bamtteit 165
Säubern enbHA tourbe f^on in ber erften ^ölfte bes 15. 3Q^^unberte bte Sese^nung
„vauderie** glei^beutenb mit Icufetsbu^lf^aft unb $excret (Buoerger, La Vauderie,
1875 ttnb Sourmtebt, Biblioth^ue de T^cole des chartes, 2. s^rie III, 1846^
p. 81 ff.). ©leim ben SBalbenfcm unb ebenfo grunblos tote btefe tocrben 1466 oud;
bte ttalteniFAen ^fraticellen. 1454 bie ^ettjAen t^firingif^eii (Beigelbrflber ber 9b« 6
^üung näipt^er Orgien bettulblat ((Efirle, 5lfiÄ(5 IV, 1888, S. 110 ff.: $.Äaupt.
3Ä® IX, 1888, S. 114 ff.), srfe ,,ab<nnttlf^e Äe^er" ^ man femer au^ bte 2ln§änger
ber Seite oom freien ©etfte bejeidjnetj beren um 1320 }u 5ttln in unterlrblf^en SRäumen
oeronftaltete nfic^Il^e Xänje unb ntuelle Susf^toelfungen 3o^nn oon Slctrlng In
^eora^ter äBelfe Ullbert (Sd^mer, Fontes I, 401; 3o^. oon SBlntert^ur, ed. lo
®. 0. SBqg, 6. 105). Seronloffung ju btefen 9lo^reben ^ot too^I ble X^fa^e ge»
geben, ba| ba unb bort, befonbers in illöftem unb Seglnenlonoenten , flberfpannte
uR^ftlter fl$ nodt ju ^emelnfornen (Bebetsf eiern oerfommelten, Serelnjelte qu^ ole ber
Sefte oom freien (Bet[te elaentflmll^e 9ln|$Quung, bag ber In (Sott aufgegatmene
SoQtommene ber aRSgll^Iett 3u ffinblgen entrfldt fei, In antlnomlftlf^er 9ßelfei5
umfnrogten.
III. ^öflcr, Qk^diid^mx, ber ^ufit. »cJoeg., I, 3; 452, 499 ff.; II, 336, 345.; ^alaOt^,
®ef(^. 0. ©ö^mcn, HI, 2, 227 ff., 238 ff.; IV. 1, 462; ®tnbel^, @cf4 b. bö^m. »ruber
1,18,36, 56 f., 97 f.; ©eaufobre a. a.O.; ^obrotodli^, (S^ef(b. b. bö^m. $ifarben u. ^bamiten,
in ben Kb^anbf. ber bö^m. (S^efeafcj^. b. SSiffenfc^. t). 1788 , ®. 300 ff. ; &oVi, dueUen u. ao
Unterf. j. Okfc^. b. bö^m. »rüber, 1, 119; II, 10 ff.; 4>.$aupt, «ßalbcnfcrtum 2C, 6.23,109,
%nau 1.
3n So^men umren um 1315 ble bort toelt oerbrelteten 9BaIbenfer glelA l^en
Gloubensgenoffen , ben öftenel(^lf(^en „Slbamlten", bes Xeufelsblenftes unb unju^ttger
ßufommenlfinrte ht unterlrblfi^en ^d^Ien angellagt Sorben. 9lu^ ble ^uflüf^e Seroegung 25
loben obbonn ortboboxe Strettf^rlften, mit ble oes Snbreos oon Srob oon 1421, In 3u*
fommen&ing mit Den Sudferlanem unb „Slbamlten" gebracht unb gegen ble bd^«
mifd^ SeoöBerung , moriiber ber Soslauer fionbtag Im 3unl 1421 itlage fil^rte , ben
allgemeinen Sonourf ber Sobomle unb Slutfd^anbe gef^Ieubert. 3n bos glet^e Z^
1421 föllt ble blutige Verfolgung einer toüborltlj^en Seite, an ber ble trabltlonelle Se« ao
SelAnung ab „Slbamlten" bauemb ^en geblieben Ift 3laA l^rer 93ertrelbung aus
Zabor Im SRfir} 1421 botten m blefe Semerer, oon ben (Segnem mit JRüdfldlt auf
bie aimeblid^ Ilbertlnlftlfi^e Seite ber M^^rlftlld^en St\t ouc^ 9tlIoIalten genannt, auf
einer 3nfel bes Sluffes fiuf^nl^ (bei Steu^aus) feftgefe^t , unternommen oon bort aus
angeblich blutige Slaubjfige unb eraaben ftc^ , oöUlg entllelbet , hti nöc^tlld^en %anitn ss
ben ftrgften 9[us|^elfungen. Slaq heftigem SBlberftanbe würben Jle oon 3^^^^^ unb
UlrUm oon 92eupau$ Im Oltober 1421 äbenoäUlgt unb nlebergemac^t. Unfraall^ ^at
uns auc^ oon blefen „9lbamlten'' ble ^artelli^Ielt ber gegnerlf^en Serld^te ein bur^aus
entstelltes Sllb überliefert. Willem Slnfc^eln nad^ fyibtn n)lr In l^nen eine ent^uflaftlf^'
d^lllaftlld^ (Sfrcdtlon ^ bes Xaborltentums ju erbilden, ble, oor allem burc^ SRartln ^ausla 40
unb St{[munb oon ^epan , aber auc^ burc^ bas SBalbenfertum beeinflußt, ble ybixotn*
bigfeit etnes oolllgen Sru^s mit ber Ammenle^re , nametttllA mit bem Dogma ber
Zransfubftantlatlon, In entfd^lebener SBelfe oertrat, roo^I auA behufs Verbreitung l^rer
Grunbfä^e ju tenortfüf^en uRltteln griff. Die gegen ble Slttllc^iett ber Seite erhobenen
SnOogen finb in ^o^em (Srabe oerböc^tlg unb roo^I In glelAe £lnle mit ben oorjte^enb 46
befprod^nen Verie^erungen anberer angebll^ „abamitlfc^er" Seiten ^u ftellen. Übenefte
ber oon 3i^I<^ oeitolgten Seite erhielten fl^ no^ bis Ins le^te Drittel bes 15. 3obr«
^unberts unb fc^Ioflen \xä) telboeije ben bö^Men Srflbem an, ble bis Ins 16. ^ofyi»
^nbert ^Ineln gletAfalls als „gfoffarier" uno „CBruben^lmer" unter ble Slnllage oer
Üeufelsoere^ng uno ber Slb^Itung abamltlfd^er Orgien gefteüt blieben. so
(Ein 3ufontmen^ng ber um 1787 Im (^Irublmer Areife aufgetretenen fogenannten
Seite „oom reinen ®eljte" unb ber 1848 In ber gleiten (Se^enb aufoeiommenen, aleld^«
falls ate abamltlfcb oerle^erten, lommunlftlfAen ^Aniörmeret ber „SlcaroSaner'' mtt ben
taboritlfi^en (Cmillaften Ift {ebei^IIs ausgefc^loffen (Dobromsi^ a. a. £)., S. 342 ; 9in<
gemeine ftir^enjeltung 1849 m, 51, S. 422) 66
IV. 6(filüffelbura, Catalogus haereticorum XU, 29; 9HppoIb, 3^% 1863, @. 102;
(romeliu«, mm, W- Cl. XI. 67 ff.; 9l?atoIi« «lejanbcr, Hist. ecd. XVH, 183; Pra-
teoltu. De vitis haereticorum, @. 1 ; 3* ^oid, Le satanisme et la magie, 5. M.., 1895.
166 Xkamttett übamnutttti»
Die utn 1580 in ben 9lieberIonben oeid&teitete loiebertäuferif^e Seite ber „SQm«
miten'' füi^rte angeblid^ i^ren 92amen ba^ei, bag bie 9leuau^utteptenben {i^ oor ber
®emeinbe m eniileiben unb burd^ i^i 93er6alien \iif barflber QusjuiDeifen Rotten, bag
bie Sinnenluft leine Araft über fie beji^e. m^ bem töuferif^en ganotilei Daoib Goris
5 ([• ben 31.) tDirb bie £e^re juaef^rieben^ baJS ,,Döniae Stadt^eit unb 9Iustreibung ber
od^m jur Srlanguna ber SoUfontmenJ^ett bienliä fei^. Siner aeiftigen Störung unter*
Ic^en [(feinen bie Sln^anger eines rDiebertäuferi|Aen Aonoentilels ju tlmfterbam, bie
1535 auf C5e^eig eines i^rer ^rop^ten nadft uno SBe^rufe aber oie C5ottIofen aus«
Kogenb in ben Strafen 3lmfterbams umherliefen. „Slbamiten'' lourben femer bie
10 ^[twanaer bes loiebertauferifd^en Selten^auptes SIbam ^oftor (9luboIf 3Rartens) ([. b. Sl.)
nad9 ^xtm^^xtx benannt. 9leuerbings finb enblii^ auc^ über obomitil^e Orgien
{„jqwoxit SReffen'') angeblicher Satansanbeter ber Gegemoart abgefd^modte gfabeleien
omreitet roorben. ^erwami ^nnpi.
SbatnitaiUtd* jQueüen: ^auptfäcj^lid^ feine 6(!6viften unb Baeda bist, ecdes. gent.
15 Angl. lib. V, c. 15 u. 21 [Mon. Hißt. Brit I, 265 u. 80 (1848) unb ^olber-eggcr (1882),
6. 254 ff., 279]. — ©efamtauggabe ber C)auptf4riften in MSG, 88. ©b, ©. 722 ff. nad^
iWobiUon AS ord. S. Bened. III. 2, 456 ff. — einjclauäjaaben : Vita Columbae, am
Beften t)on ^. 9^eet)ed, Dublin 1857 (@elten); nac^ ii^m a^ebrudt mit feinen gelehrten
(Srlöuterungen unb überfe^t in The Histor. of Scotland. VI, (Sbinb. 1874; belgt. na«^
20 ll^m mit einer (ginleitung iibcr irifc^e ^rc^cngefcftidSte öon 3. 2. Sfowler, 9Jeto»9orf 1895 ;
3. 2:. 3fott)Ier, Ad. v. Col. Oxf. 1894; Ad. v. Col. A new translation. Lond. Frowde 1895.
^ier f. bie älteren Slu^gaben uon ^anifiud , ^effing^am, @:oIgan, A 8S Boll. unb $inler«
ton. — Arculfi relatio de locis Banctis (^uSjug bei SBaeba V, c 16 u. 17) ; befte 9Cu8gabe
in Itinera Bieroeolymitana t). 2:it. Xobler unb ^ug. SDloIinier I, (S^enet). 1879. ^icr f.
25 ttftere Kudgaben t)on (S^retfer u. q. (Sngl. Uberfe^. t)on 3. 91. ^acpberfon, £onb. 1889 (Pal.
Pilgrims Text Soc); Fis Adamnain (9[.$ ©ifton), überf. unb erläut. D. Sß^itle^ 6to(ed,
@imla ($an]&b) 1870; Sebendbefc^reibungen in ben^orreben ber genannten SBerfe, befonberd
bei aieetJeS unb in Dictionary t). SmltQ u. SBace I (1877 ; bier ü. SReeüe«) u. SeÄlie @te*
pUn I, (1885 ; to. ©ilbert) ; in JHrc^enle^ton t)on ^e(er u. ^elte I (1882 ; t). ^md). S3ei
80 allen f. Sie fiitteraturangaben. (Snbtic^ noc^ $. ®e^er, 9(bamnan, 91. to. ^ona, ®^mn. $rogr.,
9(ugdb. 1895.
Stbontnanus, angebliA ,,neiner Sbam'^ ein S(bt bes l^ottifAen ftbfters auf ber
3nfel 3oYta ober ^q, rntti oon feinen 3^it^^nof|en Saeba unb 9Ibt CEeoIfrib oon
3arrou) als ein oeifer, gottesfür^tiger, lenntntsreimer 9Rann gerfi^mt. SieÜet^t toor
35 il^ fogar bas ^cbräifd^e unb (bmqMt ni^t frentb. (Ein Denfmal aber fj(d er fic^
felbft burc^ mehrere nterhofirbige, nocQ erhaltene Schriften gefegt. Dies finb: 1. Ar-
culfi relatio de locis sancüs nac^ Seri^ten eines gallifi^en Sif^ofs 91. !Dtefer,
oon feiner 9{eife nac^ ^alöKina, Serien, Sllesanbria unb Aonftantinopel jurüdSe^renb,
UHur, bei feiner 3Biebereinf(^iffung oon 3talien aus \>uxi) Sturm oerf(^lagen, na^ Sri«
40 tannien unb 3u 3(. gelangt. C jeid^nete beffen Säuberungen ebenfo mit feine er«
ISutemben ilirc^enpläne auf SBa^stofeln auf unb fibertrug fie bann auf ißeraantent.
Slrhilfs eingdbenbe Slntmorten auf feine ja^Irei^en ß^if^enfragen ergönjte C bur^
anbre i^m befannte SeriAte. !Diefes fpöter oiel oerbreitete 3BerI f^enlte er 9Ibfrib
oon 9lort^umbrien, bur$ oen es in bie ^önbe Saebas gelangte. S. aber oerarbeitete
45 es weiter unb mad^te a\xi) einen Slussug baraus. 9.s jtpeites äBerl ift bie fiebens«
bef^reibuna bes (Eolumba, bes Stifters unb erften SIbts feines illofters, genauer eine
orbnungsloje ^Darfteüung oon beffen ^ropbejeiungen unb äBunbem, mä) mflnbli^en
unb f^riftluben (Erjo^Iungen älterer fieute, befonbers einer S^rift bes britten SIbts (Eum«
meneus, 5a)tfc^en 692 unb 97 oerfagt unb fflr bie Jlunbe ber Sitten, bes £anbes, ber
60 irif^n unb fqottif(^en Sprai^e unb (Sef^i(^te ber 3^it n)ic^tig. Seinen 9lamen ffi^enb,
aber oon SB. Stoles mit triftigen (Srunben fpäterer 3^it jugeroiefen, oielleic^t aber an
roirilidbe Seelenerlebniffe 3l.s unb an feine Daraus gezogenen fie^ren anlnüpfenb, ift
SI.S Sifion, eine S^ilberung feiner SBanberung bur^ $immel unb ^ölle. Sqm mit«
unter sugefc^rieben werben femer eine C5efc^i(^te ber 3rlönber, eine bes ^. ^atrid unb
55 ein Sruc^ftfid oon (Sefe^en, meift Speifeoorf^riften. £[ber fein £eben finb nur wenige
juoerlöjfige ^[ngaben oor^anben unb biefe am grünblic^ften oon 9ieeoes unterfuc^t. %.
ift in I)rum^ome, (912B. 3rlanbs, S3B. ber ®raff^. l)onegal) oiellei^t 625 geboren
unb mit (Eolumba oenoanbt. Unter Seg^ine, bem fünften 2lbt feines Älofters, trat M. in
bosfelbe ein, unb n)urbe feiner C5ele^rfam!eit unb Srömmigleit n)egen naA bem ad^ten WA
60 gfail^be im Sllter oon 55 3^^^*^ 3^^^ £^Uer bes illofters ernannt. Sein 3^ägenoffe,
oer gelehrte jtönig SHbfrib oon 9lort^umbrien, ein greunb au^ Sllb^elms, fou in feiner
übamnamtd 9bc(#^l|«gett 167
3usenb, oerbannt, bei %. 3ufIuAt gefunben ^oben, ja na^ mf(&er Sesetcbnung [ogor
\tm Qäßltt geiDe[en fein. Sieuei^t gelong es 91. besioe^en oie Sejfretuna infqer
(Befangenen oon btefent 3u enoirlen (686). Sei einem mtütn SefuAe Slb^s (688)
lernte er ben angelfa^fifqen unb r5mifd^en SrQU(^ ber xonfur unb Ofterfeter fennen,
tDurbe bur^ ein 3®tege[pra^ mit 9Ibt Ceolfrib iux 3lnna^me besfelben gebraut unb 5
oon bo ab ein eifriaer Serteibiger biefes Srau^s in feiner ^eimat. 6eine Alofterbrflber.^
[u^te er oergebli^ boffir ju gen)innen. 9Re^r (Erfolg aber ^tte er mit biefen Se«
ftrdbungen in 3rlanb, too er längere 3^it seilte, mehreren 6nnoben beiioobnte, beren
Sef^Iüffe als „®efe^^9l.s" bejei^net ©erben. 3n 3rlanb feierte er bas le^te Öfter«
feft nac^ feiner neuen Uberjeugung unb, in fein Alofter ^imgele^rt, ftarb er na^ irif^en lo
unb f^ottif^en 5lalenbem am 23. Stift 704. o^ne ferne Senoffen belehrt m ^obtn,
mos erfi 716 bem Gottesmanne C^berd gelang. 3n oielen irifc^en unb fd^ottifdben
Air^n mich Sl. unter mannen SlamensenqteKungen, mit CEunen, X^eionan, SIeulan
als 6(^u^eiliger oere^rL $. ^a^n.
fibelmantt. P. Galeardi, Veterum Brmae episcoporum . . . opera, ^redcia 1738; 15
Biblioth. max. patr.XVIlI, 6.438; MSL 143, 1279; @(t|mib, Adelmanni de veritate cor- .
poris et sanguinis Domini ad Berengarium epistola, fBraunfd^toeig 1770: Havet in ben
Notices et docmnents publ. pour la sod^t^ de lliist de France, ^ari» 1884, ©. 71—92. —
Sigib. de Bcript eccl. 153, MSL 160, @. 582; Hist litt^r. de la France, 7. SBb, ^ari«
1746, ®. 542.; ^aucf, Ä.(». 3)eutf^Ianb8 III, @. 954. 20
%s ^eimot unb (Seburtsseit ift unbelannt. (Er felbft bejei^net fi$ als 3liAU
Deutf^n (ep. 6. 5): man pöIt il^n barauf^in allgemein für einen eJrtanjofen; aber
es ift niAt ausgef(^lo||en, bag er ein fiombarbe mar. Das erfte fiebere Datum feines
fiebens ift fein 6tubtum bei gulbert oon (E^artres, gemeinfam mit bem menig {fingeren
(ep. 6. 1 : ego maiusculus) 9)erengar oon Xours ; er bat fpater mit Segeifterung 25
an bie fr3^Ii^e3^it auf ber „^abemie'^ju (S^artres jurudgeblidt ; feinem £e^rer mibmete
er bie ^5^|te Berebruna (ep. S. 1 f. Rhytm. alph. v. 7 ff.). Sobann begegnet er
als S^olafttlu^ an ber Domf^ule in £ütti4 ma^rf^einlitb fett 1042^ in meinem Z^
SBajo bas Sistum erhielt. 3n biefer SteUung bat er bte beiben S^riftftude oerf^,
bie bas (Beb&^tnis an i|n er^Iten ^aben: 1. feinen Srief an Serengar fiber beffenao
Stbenbrna^lsle^re, 2. bie Rhytmi alphabetici de viris iUustribus siii temporis.
X)er Srirf ift oor ber erften Verurteilung Serengars, aber als bas Gerüst oon feiner
£e^rabmet(^ung bereits bie SBelt erffillte (6. 5), gefd^rieben, alfo gegen (Enbe ber oier«
3iger3a^re; ber 3^»^^ ^f^t Serengar ju beftimmen, oon feiner £e^re 5U laffen, 6.7:
Ut pacem catholicam dlligas, neque conturbes rempublicam christianae elvi- 35
tatis. bene iam compositam a maioribus nostris. Diefer Slbfi^t entf^nri^t, ba|| ber
Srief ni^t eigentlich eine Unterfu^ung ber oon Serengar angeregten JJrtage bnngt;
9belmann mamt oielmebr oon bem rein trabitionalifttfmen Stanbpunlte aus (einen
Sfteunb oor ber (Befo^r, tn eine ^arefis 3U oerfaüen. Dte eJrtaQe, ob bas Slbenoma^I
verum Corpus Christi ober figura quaedam et similitudo fet, bfinit i^n entf^ieben 40
burc^ bas est ber CEinfe^ungsroorte: quis hoc ita esse non credit, nisi qui
aut Christo non credit aut ipsum hoc dixisse non credit ? (6. 10). Vermittelt
ober benit er bie (Segemoart bur^ bie SEBanblung : Poterat vinum in san^uinem
suum transferre (S. 12), transmutare in speciem carnis et sanguinis (6.16).
Do^ fagt er bafflr aud^ 6c^ö)^ng: Christus per manum et os sacerdotis corpus 45
et sanguinem suum creat (6. 15). Dag oie äBanblung [i^ unfic^tbar ooihtebt,
gef^ie^ um ber Öbuna bes (maubens millen (6. 17). (Eben Deshalb aber lann oiefer
unb Qnnen S^nli^e Sorgfinge nid^ erforf^t, fonbem fie muffen geglaubt merben
(6. 20 ff.). — Die Rhytmi alphabetici finb bem 9{u^me gulberts unb feiner 6$ule
Seoibmet — 92a^ bem 3^U9ni^ Sigiberts Iam Slbelmann oon £ütti^ als Sif^of na^ so
Jresda ; bo^ Ifigt fid^ meber bas ^afyc feines Amtsantritts no^ bas feines Xobes be«
ftimmen. (Bams, Ser. episc, 6. 779: 1048—1053. ^and.
9be(ii)pi|agen ^igt im ^rabeftinatus (1, 71) eine (Sruppe oon £euten, bie ber
SReinung nxnren, bag es fi^ ffir einen (E^riften nid^t sieme^ 3U effen^ mtnn ein anberer
[ttfie^t Gemeint finb offenbar biefelben, oon benen ^^ilaftnus (haer. 76) berichtet, bag 66
,ie cum hominibus non sumunt escas, wobti j^on bem 9Iuguftin (haeres. 71) , ber
S^Iaftrius ausf^eibt, unllar mar, ob bie[e Sefttmmung au£ auf ben Serle^r ber
Qmt unter [ic^ ober nur mit Draugenfte^noen [iq erftredte. grui ^ S\tit beriefen
i
168 SMoti^ett füittp^mta
fte ft^ auf ptop^etifi^e 9Iu9f|)rä(^e (1 ftg 13, 8. 9 ]?]; (Ej. 24, 17. 22 [?]). 9B&^nb
^Sb. ousMdli^ ii^re ilotboltjttät betont, bemerlt ^^ilaftnus (unb nad^ i^m Sluguftin),
bap fte ben ^eiligen (Seift für eine iUeatur oebalten ^en. ^röbeftinotud totll loiffen,
baß episcopi de Epheso mit i^nen oer^nbelten. ftrfiger.
5 «beobttttt«. Lib. iwntif. cd. Duchesne, 1. «b ^ari« 1886, @. 346 f. ; Jaffd l.«b, ©. 237
9hr. 21 04 f. — fiangen, ®cfc6i(^te ber römifcöen tirt^c, a3onn 1885, 6. 545; ®rcaoroöluö,
®ef(^. ber ©tobt SRom im ?Dfi?l. 2. ^b, @. 177 f.
^eobatus, 3Fl9nc^ im Alofter 6t. Srosmus auf bem CSIius, tDurbe am 11. ^ifdl
672 $apft unb ftarb am 16. 3uni 676. Sein ^ontifüat ift für bie allgemeine (Ent=
10 roidelung o^ne jebe Sebeutung. (Sx fAeint ^auptfoAIiq ber gforberung bes 9R9nAtums
gelebt ju ^oben. !Das ^apftbuc^ fc^reiot i^m bie SBieber^erftellung bes Cäasmusllofters
ju; bie betben einjigen oon i^ er^Itenen Hrfunben |inb ^rioifegien ffir 6t. ^eter
tn Santerburq unb 6t. 9Rartin in Üours. Ober feine ^Beteiligung am monot^Iettfc^en
6treit f. b. 91. 9Ronot^eIeten. ^anif.
15 ^ixapiiova. Slbiap^oriftif^e 6treitigleiten. 3ur Sitteratur ugl. ouger ben
et^ifcn S.ÄÖftlln, Über baä Erlaubte 3b^ 1869; 3. ©Ritter, ^Probleme ber c^rlftl. dt^lt,
fBerl. 1888. 2)ie ^bnograp^ie t)on @r^. @4mib : ^biop^ora, iDiffenfc^aftlic^ unb ^iftorifc^ unter«
{u(^t 1809, beftreitct ba« 9le(^t beS SBegriffeg mit ^jebantij^cm SRiaoriömuS; ber ^iftonfc^
Xeil ift tiielfac^ unjutierläffig. 3)ie fiittcratur ju ben ab. ©treitigletten ügl. Im 2:ejt.
20 9lb. ober SRittelbinge feigen in ber (5ef(^i(^te ber ^riftli^en Sifiil $anblungen, bie oon
®ott meber geboten no^ oerboten finb, beren Sege^ung ober Unterlafhing bemgemSb
als fittliA gleichgültig ber grre^it bes 9Renfc^en an^eimgeftellt ift l)ie gfroge na{
bem 9{eqt bejio. Umfang bes Begriffs 91. ift in ber eoangelifAen ilird^e mit Sejug
auf ^ei lonfrete Gebiete, bas ber religiofen Otiten unb bos bes roeltii^en fiebens»
25 genunes (Segenftanb bes 6treites gemefen. SRit ber lonfreten ($rage oerlnü£[t fi^ bie
prinjtpielle, ob über^upt ein (gebiet bes ^anbelns oon ber 5lategorie ber Motmenbig«
feit eximiert fein unb nun unter bie bes blo^ (Erlaubten fallen lann. *
!Diefe Aontrooerfen baben i^e Sorgef(^t^te. !Der Xerminus 91. ift oon ben (E9»
nilem geprägt, oon ben 6toiIem eingebürgert. !Der 9Ra^ftab i^rer eqif^en SBertung
80 \\t bas 6treoen na$ (Slüdfeligleit. Sin Sfbiop^oron ift i^nen barum , mas roeber ein
(Dut no^ ein Öbel ift. (Sut ober Übel ift i^nen nur, was bies immer ift unb in
unferer Semalt ftebt. !Dies gilt nur oon ber Üugenb unb ber fiafter^aftig!eit ; mas
bajmif^en liegt, (Sefunb^eit, fieben, S^re, Begabung, 9{eic^tum, Seranügen unb tl^r
(Begenteil, gebort unter ben Segriff 21. 91. fino alfo ^ier nic^t §anblunaen, fonbem
85 l)inge ober 3uftönbe. !Die 91. teilen fie in abjolute , bie überhaupt meber Segierbe
no^ 9Ibneigung enegen (bebeutungslofe Unterf^iebe mie ganj gleiAe äRünsen) unb
relatioe^ bie als naturgemöj bejm. natunoibrig roie C5efunb^eit ober Aranl^eit ober als
$ilfsmtttel bejm. §emmnij|e fittlid^er Ibätigleit, mie SRei^tum ober 9fcmut einen SBert
ober 9Rigmert befi|en. 9lus ber 9IbiapQorie ber öugem !Dinge folgern fie aber ni^t
40 bie ber auf fie bejüglic^en §anblungen. AI vkai ddid(poQoi, t) de XQW'^ amcbv ovx
ädidq)OQov (Epictet.). 9Bo es o^ne 9la(^teil für bas ^ö^fte (Sut mögli^ ift, ift es
oemunftgemöR Ji^ mit 6orgfaIt naid^ ber fflSertabftufung ju richten, bie in ben Usingen
liegtj bie relattoen (Büter bejm. Übel ansueignen bes©. }u meiben. 3nfoIge fener
Sebtngung unterf^eiben fie oon ben ^fli^ten, bie bies immer finb, foI(^e bie es nid^t
45 immer fino, als ueaa; {liaa nennen fie aber aud^ fol^e §anblungen, bie oerttiebenen
3weden bienen fönnen unb erft bur^ ben ^xoti i^re fittli^e SBertbeftimmung oelommen
3. 8. heiraten. (95on ^ier flammt ber Segriff SRittelbinge.) 3n i^rem 3beal bes
naturgemäßen fiebens toirtt, ob a\x6) gemilbert, ber c^nif(^e (Segenfa^ ^u ben Sebürf^
niffen na(^, bie bie ilultur grogaejogen. 9}erlangen fte au^ nimt oon jebem, ber roei e
50 fein mill, ein fieben, bas fi^ auf bie Sefriebigung ber nottoenoigften Sflaturbebürfnijfe
belAränft, aber ben über bas Slottoenbige ^inausge^enben, befonbers au^ ben äft^tift^
beomgten CBenufe oerf^mä^t, fo ift ibncn boc^ ein folc^es fieben als bie mirifamfte ^re=
bigt ber lugenb eine befonbere ^ö^enftufe. Unb bem 9Infanger in ber lugeno raten
[ie (Ent^altfamfeit im fiebensgenul (SBein, (Befang, CBaftmö^ler, 66aufpiele), mfi^renb
65 oer in ber !Iugenb«9lpathie Crftarfte biefe ni^t me^r nötig ^abe. l)ie Sfrage, ob alle
$anblungen burdb ben $fli(^tbegriff me|[bar finb, ^aben fie \\6) no(^ xMjji geftellt. ^wixt
fagt eins i^rer Jparaboxa, baß ber SBeife nic^t einmal ben ginger ftreae obne eine
Sorf^rift ber Semunft (toenn fie 9Iuf9eben eines 6plitters als meber pflt^tmdgtg
SbtiMPlpinra 169
no^ pfli^üoibrig bejetc^nen, fo benlen fie offenbor an uiraoilßfirliAe , bbg tned^anifd^
SeiDegiingen). Sbet ba % eigentli^ 3oeaI nOA bie 9{ealifterung eines obtel'
tioen !iw^ts bur^ SBirlen nacp ougen, fonbem bte Se^Uf^na ber innem grrei«
^tt tft, biefe aber, toenn fte einmol gefejtigt ift, \xif in fe^r oerfAtebenen $anblungen
olei^noeife be^u^rten hnn. lo reben fte oft oon erlaubten ^anolungen. !Der 9Rag« 6
ftab ber Semumhnögioleit i|t bann ni^t, ob bur^ fie eine ^i^i erfüllt, fonbem, ob
im Senug, gefeuigen %erlebr, Selbftntorb, bie Xugenb be^uptet miro.
Sie Umgebung oon 3ubentunt unb $eibentum brängt bent (E^riftentum fofort
Srragen auf n)te bie ^u Slnfotng genannten. 3^fu 3beal ber (Sered^tigleit oIs ber $in=>
Sabe ber ^ai^en ^erfon an ben als ooIHommen fittlic^en (E^aralter offenbaren Satergott lo
ebeutet etnerfeits im ^rinjip bie Befreiung oon {eber (Sebunben^it ati ein ftatuta*
rif^es (Befek jpesieü an fultifc^e (Sebote. 60 ^ er benn bas Ser^Iten in Sejug
auf äußere 9ttten als für bie wdftt Kein^it ber ^erfon gleidbgültig beseic^et 9RC 7, 15,
unb roenn er felbft bie SBorte .,bas t^ut ju meinem (Debä^tnis" ober fogar SRt 28, 19
gefpro^n fyd, fo ^at er bamit nii)t So^ungen fonbem Segensftiftungen au^eftelü 15
eben loegen feiner innerlichen SIbiap|orie gegenüber ben {fibifmen Küen lann fte aber
3efus, foroeit bas nUft bie SoIIbringung oes (Suten i^inbert, Sic 3, 4, mit ben Seinen
beobad^ten als ein 9RitteI für ben fittli^en l^mtd feines Semfes an 3srael, 9Rt 17,
24 ff. 9nbrerfeits fcbliegt fein 3beal eine fol^e SerUorfung ber fittli(^en ^i^t ein,
bag oor i^m unbeoingten (Emft unb umfaffenben umfang bie grage gar ni^t auf* so
lommen lann , bie für oos gefe^Ii^e 3uoentum ebenfo b^ei(^nenb qt, mit feine (5e«
bunben^it an Kiten, »ie oiel man fi$ im Xbun unb fiaffen erlauben Snne, obne bas
®efe^ 3U übertreten, fonbem bag felbft bie neinfte fiebensregung, fofem fie Siusbrud
unb Organ ber (Befinnung ift, loie bas einselne SBort, bie gröftte fmli^e Sebeutung
^eroinnt, 9Rt 12, 25 — 37. IDennoc^ unb tro^ ber ausf^Iieglicoen 9{i<^ng auf bosss
lenfeitige unb in nä^fter 91S^ enoartete (Bottesrei^ unb auf bie pifrei^e 5Mebe, ift
3e|us ni(^ Slslet, fonbem nimmt an SRa^I unb $o(^^it unbefangen teil, Sc 7, 34;
30, 2 ff., unb oerteibigt eine nu^Iofe. luamsartige Sefoftbarfteüung ber Siebe 9Rt 26,
6 ff., eine ^aUuna, oie feinem Ainoesgefü^I gegenüber bem (Bott entfpriAt, ber in
feiner SBelt trofc oer in fte eingebmngenen Seroerbensmfi^ mit reiAIiA fpenbenberM
®üte loaltet, 3m 6, 39. Saulus witi ju prinzipieller (Erörtemng oeranlagt bur^ juba*
iftif^e, asletif^, libertiniftij^ Slnfprü^e. (Er betont einerfeüs oen umfaffenben, feinen
SRoment bes £^ns fittlt^ unbeftimmt laffenben (uralter, ben bie (^riftli^ 6ittli$*
lett loegen i^er Segrunbu^ auf eine neue (Sefinnung bat, onbrerfeits oie üev^egla
bejiD. i^ovaiaf bie bem a|riften pftebt. 9lus ber üoenoeltliA fittliAen 9latur besss
$eils, bas ber (T^ft erbofft, ia beft^t, folgert er, bag bie Seoba^tuna ober Übertretung
oon Sa^ungen, bie Stn^e ber finnlid^en SBelt betreffen, »ie SeMneibung, C^en,
Xrinlen, oor (Bott, inCE^ftus, in Sesug auf bas 9{eic^ (Bottes glei^Itig finb (Ba5, 6;
1 Jb 8, 8; 6, 12; 9{o 14, 17; ftol 2, 20. Pr ben (^ftli^en ®emeinbegottesbienR
lennt er bi^er auger bem ^ermmc^I leine neuen gebotenen (Jformen, fonbem nur bte 40
fittlicben (BmnbfS^e, bag alles mit Slnftanb unb in ber Orbnung gef^ebe, 1 Ro 14, 40,
unb bag ber (Brab ber (Erbauli^leit ber einseinen fultifcben X^gletten, 14, 25. 12,
unb bie Küdfic^ auf bas SBünfi^nsioerte einer (Blei^mfigigleit ber (Bemeinben ju be*
achten feien. Sus ber 3uge^öriafeit bes (Soften ju ®ott bem $erm ber SBelt folgert
er feine l^ovola über alles, 1 Äo 3, 21 ff., fpejiell bas Ke^t alle oon (Bott gef^aff* is
nen unb gef^entten (Büter ber (Erbe, bie als folAe rein finb, unbefangen 3U braud^en,
toobei bie gfffl^igfeit für fie 3U banlen bas fubjelttoe ftriterium ibrer Steinzeit ift, 1 Jto
10, 23. 26. 30; 9lö 14. 14. 20. 6; ogl. 1 Zi 4, 3—5. Diefe f^ranfenlofe 8rreibeit
ber (Erlaubnis Jticbt er oen (E^riften ju im ®egenfa^ ju ben mfprüd^en, mit mtlqtn
onbere^ beren (Bemtffen burc^ bas (Befe^, 9[sletismus (^enug oon SBein unb Sfleif^), so
äng^lu^IeÜ gegenüber bem oon ben Reiben (Bemigbrauc^en fp))ferfleif^) gebunden
ift, i6n einengen toollen. (Ein ymxits (Bebtet bes (Erlaubten ift i^m bas bur^ bie
hii^lt^ Kei^tsorbnun^ implidte (Serbot blog ber S^ef^ibung 1 Ro 7) ober bur^
ousbrüdli^es Srlaubntsgele^ (9{e^t ber ^oftel 1 Ao 9) (Jfteiaelaffene. SIber für bie
fittli<|e Selbftbeurteilung bes Sinselnen unterliegt i^m bas ^anbeln auf biefen (Bebieten u
bes Erlaubten ber (Einfmrönlung burt^ jittli^e ®mnbfa^e, na^ benen oer Sinjelne fi^
feOft m binben ^ (1 ko 10, 23, es ift alles n)o^l erlaubt, aber ni^t alles pmmt) :
1. ^ebinauna b^ fittli^n (Bebrau^s ber objeltio geltenben grrei^it ift bas lubjettioe
Seroufetfetn ber Sere^tigung ba3u 1 Äo 8, 7 ff . ; JRö 14 . 2 ff . — 2. 3)er (Bebrau^
bes 9leqts bes (El^riften über bie finnli(^en !binge barf nic^t baju ausf^Iagen, bag fie 60
170 «bu^ilpora
über ibn toicber aJloc^l gcroinnen^ 1 ilo 6, 12. — 3. 9luf on |i^ erlaubte» ju oerjü^ten,
ifi $fl{<^ ber £iebe, wo ber ®ebrau^ bes 9lt^is bem geiDtffensf^iDa^en Sruber jutn
Sefo^rbenben Slnftog gereuen ober ben (Erfolg ber (^riftß^n Serufsodeit ju ^mtnen
ro|i, 1 Äo 8, 9; 9, 20. 21; 10, 28—32; SRö 14, 19. 22. Umgefe^ tft ble »e*
5bau|»hing ber pfrei^tt geboten, too SBeugung unter eine obieitioe unberechtigte 9n«
^Quung als religiös notxoenbig geforbert toirb (6a 2, 5. !D{e $anblung in concreto
atlt i^m alfo in allen bieten ^mtn als eine ni^t in bas Selieben bes (Einjelnen ge«
(teilte, fonbem als eine, oie er fi$ oon (Sottes n>egen gebieten ober oerbieten mug.
3)ie (l^age, ob, menn bem (&ebrau(^ ber i^ovoia leine jtttli^e SAranle entgegenfte^,
10 ber (Einzelne, roas er t^ut, unter bent ®efi^tspunit bes bloft (Erlaubten ober unter bent
ber ^flt^t 3u t^un ^ ^ er nic^t aufgeworfen. 3)o^ bleibt ber Sinbrud tro^ 1 jlo
10, 31 ; Aol 3^ 17, ba^ bas (Erftere in feinem 6inne n)5re.
%n bie Stelle btefes Selbftbinbuna mit Unbefangen^it oerbinbenben 6tanb«
punites ber gfrei^it trat balb ein gefe^Mer, ber f^on bur^ feine formelle Statur
isju beibem, ju ängftli^m 9ligorismus uno ju laxem Si^erlauben ffi^ 6Aon
JU !£ertunians 3^^^ lämpfen in Sejug auf fonfrete eJrtagen mit einanber bie beioen
(Brunbfa^e, bie auf biefem Stanbpumte betbe 9{ei$t ^ben unb. menn au(^ in ber
Slnmenbung auf oerfc^iebene Cbielte unb ^ßerfonen, nebeneinanber befte^n : „n>as
nic^t ausbrfldRii^ erlaubt ift — burd^ bie als C5efefebuA aufgefo^e ^. Sd^rift — tft
sooerboten" unb „loas nic^t ausbrfidliA oerboten ift, ift erlaubf , de cor. mil. 2. Die
Sinenguna bes ipfli^tbegriffes burcg ben bes (Erlaubten unb fomit bie Slnerfennung
einer Sphäre ber Slbiap^orte wirb bann bur(^ bie Unterf^ibung oon praecepta uno
Gonsilia unb bur^ bie SBel^uptung oon merita supererogatoria feftgelegt. Son ben
gemeinfamen Sorausfe^ungen aus ^ barum ber ^. Xbomas xoeniger 9lefflt als Duns,
SS loenn er s. th. II ^ qu. 18 art 8. 9^ im Snfd^IuJ an ben oon Sluguftin iqm oermittel«
ten ftoijd^en 9)egriff ber uioa^ joar tnbifferente ^anblungen secundum suam speciem
gelten lägt, fofem i^r Stoff ju guten ober ^böfen 3^^^^ bienen lann 3. 9. ambulare,
in individuo, aber leinen aus betougter Überlegung ^eroorge^nben 9ut anerlennt, ber
ni^t auf ben gebü^enben 3^^ ^^ entioeber georbnet ober ungeorbnet unb bes^Ib
30 aut ober böte loSre, OKi^renb Duns in individuo inbtfferente ^anblunaen lennt, n&m*
M fol^, bie o^ne dtuell ober oirtueü auf C5ott bejogen ju fein, bo^ leine mm 8e«
griff ber Sfinbe jureic^enbe Unorbnung enthalten, in sent. II qu. 41. 9ln bie Cnt<
»imung, in ber es boJ^in lam, bag ceremonielles ^anbeln, noq baju aberalfiubifAes,
als oon C5ott erforbert erf^ien, brauet ^ier nur erinnert 5U o)erben. 9Bas bas (gebiet
»ber (Sefelligleit unb (Erholung angebt, fo fanb bas (E^riftentum ben 3uftanb oor, bag
es einen uSoermägig breiten Inaum neben ber SIrbeit einnahm unb bog feine ber (ini*
faltung ber ilultur entbred^enb manniofac^en unb rei^ enttoidelten formen in oie^a^
Sejiepung jur ^eibni)(^en 9leIigion ftanben unb oon ^ibnif(^er ßu^ofialeit erffllQ
maren. So gehörte es ffir bie erften $riftli(^en 3^^^unberte in jfeiner ^f&(^Iioen
40 (Beftaltung 3ur pompa diaboli. 3^ einer (Erlenntnis feines prinjipiellen Siebtes fehlte
es aber umfome^r an 3lnla|, als bie esAatoIoNoif^e Spannung es oer^inberte, bie
9{otsDenbigIeit ber (Erftredung oer (&riftUd^«fittu^n wbeit oon bem (Eentrum aus auf bas
perip^rifme Gebiet ber toeltliAen itultur, gef$n)eige benn bie !oneIate Sebeutung bes
profanen oarfteüenben ^anbetns unb ber bies begleitenben (Jfteube ju erlennen. .&atte
46 ^aulus jmar ni^t bie Üeilna^me an C5a]tma^Iem bei Sli^t^riften, 1 fto 10, 27, n)obI aber
an £)pferf(^maufen oerboten, meil ba niqt bas eigene Urteil ilber bie Slic^tigleit ber (Do^en,
bnbem bas ber Seranitalter in Setra^t lomme, 1 Ao 10, 19. 20^ fo befSmpfen bie
SSter bie loeltli^en Vergnügungen S^aufpiele, SBettiämpfe, Sptele, femer fiuxus,
^u^, S^mud ni^t nur. n)ie bas alles qatfa^Iid^ in religiofer unb fittli^er $tnRi^
tA im ^eibentum geftaitet ^atie, fonbem prinjipiell. Unb jmar einerfeits oon ber nn«
i4t aus, ba| bas £eben bes (E^nften in allen feinen mgerungen birelt unb ahit auf
Sott bergen fein muffe. 3Ran lann bei bem allen, bei ben äBetffiimpfen, ben ZragSbien,
ber rDeltli^en SRufil unb ber (Erregung, bie baburd^ oemrfoAt mirb, nidbt m (Bott unb
göttlid^e Dinge, ^rop^eten. ^falmen u. f. 0. benfen ; ber (Eqrift ^ beffere (Erholungen
u unb ($reuben ; feine S^ujpiele finb bie X^en (Sottes, bie bie S^rift erjo^It , ferne
ninglömpfe bie mit ber (^ünbe, feine £itteratur bie biblifAe ober fonft reliaiofe. jturj
alles SSerlanaen na^ 93ergnügen au|erC5ott ijt abgöttif^e SBeltUebe. 9[nbrerfeiü» eignen
[ie fi^ oon oiefer aus[^nehH^n iionjentratton auf oas 9{eligiöfe aus bie (&mnofS^e
ber ci)ntf6«ftoifqen Sf^mbfqoft gegen bie ftultur als eine 93erlel^rung ber iRatur' an.
«> Da ^ auer (Douig nur 9{eqt, fmoeit er notmenbig unb unmittelbar oemfinftig, b. i. jiDcd*
fiO
«bttMi^m 171
DoH ift. Da oerbietet ft^ jebes WtSft oon Speife unb Zratil fiber ba$ jur fiebens«
friftung Kotige ^inaus, bas Xnmen oon ftränjen uitb ouqmmer WioQt^ ilbtperbilbung im
Stobium ab totOIMi^ äJeranberuna oon Sottes S^of^ng, bie Sc^ufpiele ab Un*
iDQ^^oftigleit $at bie Air^e 3un&qft bie (Ent^Iiung oon jenen Dingen allen juge*
mutet, )o !onnte {ie mit bem (Ein{tr9men bei SRoffen unb ber boran geio9^nten Staube «
biefe ^altung ni^t bur^fü^en. Sie ^ielt nun bos ur^ftli^ 3beal aufrei^, forbette
ober feine oolle (ErfflDung nur oon ben berufsmäßig ba]u 93eqifli^teten. Das ftonjU
oon £aobicea 364 oerbietet no^ allen (C^riften ben Xanj auf ^o^jetten, aber nur ben
^^rieftem ben Sefu^ oon S^ufpielen. 3^^ fi^ ^ i^ SRittelalter bie religidfe bra*
motifj^ DorfteÜung felbft gepflegt unb fo ben ®runb ju einer neuen (Entfaltuna bes lo
meltlid^en S^fpieb geled. Die franjislanifc^e Sieformation ma^t bann ben Sierfud^
awi^ in Sejug auf bies fiebensgebtet oos m9n$if^e 3beal bei ben SBeltli^en fon>eit
als mogli^ burApffi^en, inbem fie oon ben Xertiariem graue Aleibuna unb CEnt*
^ttung oon £ufw(äleiten forbert, i^nen jegliche Unterftfi^ung oon S^fpi^Ien oer<
bietet u
Der r9mif^en mie ber |^u)armeri{^en (biblijiftifc^en) (Befe^Ii^Ieit g(^enflber nimmt
£ut^ feine Stellung in Paulus. 3^^ f^eint er ben Segriff ber Slbiap^ora (ber
Slusbrud ni^t bei i^m, ab^ Slpol. VIII, 52) nac^ einem gefe^^n 9Rogftao ju be«
ftimmen, u>enn er jmif^n Dingen ober Werten, bie fein muf^n, bie <&ott geboten ober
oecboten mit Haren SDßorten im 91X, unb jmif^n foli^n unterf^ibet, oon benen bies lo
ni^t gilt, bie alfo freigela[fen finb, bie ju übertreten bes^Ib leine Sflnbe, bie ju ^Iten
leine ^rommigfett ift (Deutf^e äBSB. £.91. 28, 216 ff., 291. 29, 188). «ber er faat
bo<^ mäi aerabe in biefem 3ufammen^ang. ba^ im 91Z. eben ni^ts od^oten ift a»
®Iaube uno £iebe 28, 26 unb bag im Colauben bie (tooilfen frei, bie o^riften Ferren
über alle Dinge, fpejieü augerlid^ unb ilber(Bebote barin ftnb 28, 291. !Dem entbri^ »
es, loenn i^m leibli^er (&ottesbienft im 91X fiber^u|rt nid^t geboten ift (bas Saba*
ment i|t lein officium, fonbem ein beneficium) unb n>enn er bas Stotioenbige unb
Sreie tn ben Ifa^Ii^n £eben$formen na$ ben SBirhingen unterf^ibet 9lotoenbig
ift, u>obur4 bas S5oQ (Bottes geheiligt mich, $rebigt, Salrament, (Bebet ; frei, mos bies
niAt lotrlt, bie Seit, Statte^ Suberlid^ SBeife bes Sol^ugs oon {enen 25, 283 ff. fi. lo
^gt olfo auf einem prinjipten gefe^esfreien Stanbpunlt, auf bem es ni(^t nur sufäll^
(Jrreigelaffenes giebt, fonbem bem bte Se^uptung oer grtei^it ober Sbiap^orie fflr bas
ganje (5ebiet äu^erli^er Dinge mefentliA ift Diefelbe bebeutet bie Semeinung aller
Snfprü^, bie ^ter bur^ „gemeine" (Sebote unb SBerbote bas Semiffen binben o^ollen.
3m (Eiigelnen u>irb bann bas Selieben bo^ burc^ fittli^ Swtät uno 9teaeln bef^änlt u
£eiblt^ Sottesbienft ift notig jur (Er^ie^ung ber Unmflnoigen unb Sinföltigen; aber
au^ iä^er (S3fd\t mug fid^ an i^m beteiligen, um bie Selenntnispfli^t oor (Sott unb
aRenfqen utw bas (Semeinf^oftsbebiurfnts }u erfüllen ((BottfAid. &a SInJ(^auungen
oom qriftL (Bottesb. 1887). (Eeremonien ^aben babei ben politii^en 3^» bag Die
feine uno barum oon ber SBemunft erforberte Orbnung ber notioenbiaen ^anb« 40
hingen befte^ (gleid^fam bie SBinbeln, in bie bas Äinb bei ber Xatrfe ma\fi, mirb);
im etnjelnen finb fie frei, meU es nur a\ä bas 9Bas ni^t auf bas 9Bie oer Orbnung
anlommt Do$ folgt aus i^rem ^med, oag fie ni^t aberglaubif^ , gS^enbienerif^
pompbaft fein bürfen unb „em 3Ra|" ^ben miiffen unb basu taugen, bie rüdes K,m
^rebigt unb (Bebet ju loden, opp. v. a.VIL 11, 12; ex. XXV, 191; Deutf^eSBSB. «
25, 383 ff., 60. 389. 3Beiter mtrb bas Selieben in Sejug auf fie befc^ränlt burd^
jtDti pfliffitmabtge 9lüdfiAten. Die erfte ift bie ber £iebe; barum ^ £. im (Begenjo^
}tt (Eorlftaot um oer (Beu)i||en ber S^mac^en millen fogar mit ber Slbftellung bes Salf^en
CBebuIb gehabt, fyA befte^en laffen, mas o^ne Snfto|^ bleiben tonnte, oeil es leinen
^jifif^ römifAem Sinn batte ober fi^ boq mit 3. S. bie SIeoation in gutem Sinne fio
interpretieren lieg (ogL SIpoL VIII, 38, £.s Srief an SuA^oIjer oom 4. Dej. 1539)
unb ift bereit gemefen, ber fir^Ii^en (Eintrad^t meaen um ben $reis ber Srre^ebung
bes (äKtngeliums mand^es, fogar bte bif(^dflid^e 93erfaffunp }u tragen, menn es nt^t ab
^tbnotoenbig, fonbem nur ber Orbnung unb bes gfnebens wegen geforbert mürbe
(noAart smalk. p. III art. X, ogl. Slpol. VIII, 52). Damm 9at er oon bem 9lec^t w
ber 9nbemng ni^t o^ne guten ®mnb (Bebrau(^ gemacht miffen mollen unb oom (Einseu
nen aeforbert, bag er bie Orbnung ni^t oeraAte, 25, 384. Die jmeite Sifldfi^t ift
bte oer Slufrec^ter^Itung ber ^riftlic^en Stei^eit, bie ^bftarrigen (Befe^esmenfAen
gegenüber geboten ift So mill er 1540 oon einer 93ergleid^ung tn SRittelbingen ntd|jt
efya reben, ab bie Sif(^öfe bie (^riftlid^e £e^e annehmen (Sriefe, be SBette V, 257) w
172 übtiMi^orQ
unb ift es t^tn 93erIeuQnung ber jjfret^ett, ber loeltli^en Obriglett 3U geborgen,
tDenn fie gfeier» unb gfofitaa^ f^einbar ju ^xotitn ber 3^$^ ^^^ 6par|amfett ob
meltlt^ Orbnung, ber 311 gelQord^en £iebe$|^t^t, gebietet, mö^renb fie b<wei inbirelt
anbre brfiden unb ben ^opft ftSrlen mill 30, 402 ff.
5 Die lir^Ii^n 91. bilbeten ben CSegenftanb bes 1. abiop^oriftif^en Streites. SRit
ben im Anfang ber 9leformation ousgefproqenen unb bet^otigten (Srunbfo^en glaubten
bie SBittenber^er !QeoIogen ifir SSerfo^ren reAtfertigen jn Qnnen, als fie in ben 93er«
^nblungen mtt ben hirfurftlicpen 9{öten unb oen fö^Hfmen Sif^öfen ^njeffionen ge«
ma^t ffoktn, auf ®runb beren am 6. Dej. 1548 bos fietpjtger 3nterim oon ben fö^fif^en
10 Stäuben bef^loffen unb im ßuli 1549 teibneis im msjug publijiert mürbe. Sie
nmren |i^ bemugt in ber £^re tro^ formeller 9Riß)erungen nt^ts, fonbem nur in
traditiones humanae fiber 95erfa^ung unb Aultus na^egeben, au^ Qierin nur, ums
f^on in ber alten Air^ an ni^ffirmmibrigen SrSu^en oor^anben gemefen unb teil»
meis fogar i^nen felbft als f^9ne Orbnung unb ^ilfame 3ua)t mfinfdjensmert erf^ien,
15 mieber jugelaffen, {eben abgottifd^en Srau$ abgelehnt unb beim SBiebenugelaffenen {ebe
obgSttipe Deutung, fomie bie opinio justitiae unb necessitaüs burcQ Alaufeln aus«
Sef^b|)en m baben (fiateinif^ SRegliturgie mit fifiuten, Sintern, ^riefterfieibem,
oi^ 00m S^riftmibrigen gereini^, nidjt ofne Aommunion, mit einigen beutf^en ®e«
Kngen; gi^^I^^O <^» Untermetfuna unb ^txiix im AateAismus, Sefroftigung oon
20 w>* unb 3uf<t9^ ffUnb alfo" Seftottgung im (glauben oermtttelft ®ottes ®nabe , mit
^onbaufleaung, Artftli^en (gebeten unb (Zeremonien ; %ronIei^namsfe|t als ^rebigt oom
^nbma^I unb ftommunion ; I^te £)Iung als erlaubt : mit ben jtranlen lann maus
^Iten naA ber Slpoftel Srauq ; ^{ten als loeltli^ Orbnung ; 3urisbiItion ber Sif^e,
»bie i^r Sunt naA (Bottes Sefe^f ausri^ten'' u. f. m.). ^uä) bem bie grei^eit in ben
25 SRittelbingen bef^rinlenben (Srunbfa^. ba^ ni^ts erlaubt fei, mos 9lnfto^ erreoe, glaub«
itn fie treu geblieben ju fein, fofem (ie etnerfeits bie SSenofiftung ber (Semeinoen bur^
ben 93erluft oer ^rebiger uno ber reinen £e^e ^en oerbflten, bur^ i^ren 9lat bie
SAma^n ni(^t o^ne 9lot in bie Serfud^ung ber Selenntntsfrage fü^en, bie no^ ju
~fenbe f^Iie^Ii^e (Einigung ber Airqen bur$ unnBtige (Erjfimung bes Aaifers ni^t
ten oereiteliri mollen, unb fofeme fie ben ®egnem gerabe burA t^re aanje Haltung
(Xreue im notmenbigen, Sladjgtebigleit im fibrigen, (Erfüllung früherer 3up9^n) ^(^tung
abnötigen ju Bnnen hofften, CR. VII, 322 ff. — eine Selbftre^tf erttgung , ju ber
freili^ i^ u)ä^renb ber Ser^anblungen oft mteber^olte 3Bamung oor Snberungen in
oen SSröu^n als einer fflr bie !Ru^e ber Rixi^t gefö^rli^n Sac^e nid^t ftimmte, unb
SS bie 9ReIan$t^on fp&ter felbft fyxt fallen laffen. S^e nod^ eine aut^ntifd^e 93eröffent«
lid^ung bes fieipjtger Interims gefd^meige benn eine (Einführung ber sugeftonbenen
SröuAe erfolgt mar, begann unter (!^rung oon glarius eine argmS^nifd^e unb bc^er
40 mactus de veris et faisis adiaphoris 1549 bie (Jf^age {nrinjipiell. Dabei oerf^iebt
m fiut^rs SlnfAauung mel^rfad^. (Erftlid^ ift er gefe^hd^er als £ut^er. Slid^t nur, bag
^rebigt, Xaufe, Stbenbma^I, Sbfolution als ftatutari|(^e Gebote ®ottes aufgefaM merben,
er folgert aucq aus 1 Ao 14, 40, bag bie ä., bie bie Umftönbe jener ^anblungen be«
treffenoen Sräuc^e, bo^ in genere oon ®ott geboten feien, unb in specie nur oon
45 ben jUrd^n, iebenfatls nid^t o^ne i^re ßuftimmung — alfo niAt oom £anbes^erm —
angeorbnet merben bürften, babei aber ^r gottgeorbneter 3n>^» oerOrbnung, bem de-
corum, ber (Erbauung p bienen maggebenb fei. SBeiter fud^t er burc^ ben 3^eä be*
fonbers bes decorum bie £ut^eriJ6e ^nbifferem bes (Einjelnen ju begrenjen, freiließ
o^ne bie pofitioen äft^etif^en ®eft(^tspunfte ju finben, in benen ber ®runb liturgif^
M ®efe^e liegt, ba er nur bte einfd^rönlenben (pebote bes CEmftes unb ber SBürbe ent«
midelt, um papiftif^e ®en)önber, 9ReIobien, Speitalel ausjufi^Iiegen. 3Beiter betont
er, ba^ in ben 9{iten 5lonformitat ber Rbcäjtn mit fid^ felbft b. f). mit i^er Sergangen«
^eit. mir mürben fagen, ber inbioibueüe (E^arafter ber Aird^e m magren fei, bagegen
oornanbene erbaulid^e (Einrid^tungen nur ju ®unjten befferer, ni^t aber foldper geSnoert
w meroen bürfen, bie fie binbem — mie bie fateinif^e Sprache — ober auA nur ben S^in
einer Silligung oon SKigbräud^en enoedCen lönnen, ober nn £auf ber 3^it bur^ ®9^en«
bienft befleot morben feien, ^rib er fo fAon in ben angeblichen Slbiap^oris bes äntertms
oiele gottlofe ®reuel, fo oetfoAt er oollenbs ben Sa|[ nihil est äduifpoqov in casu
confessionis et scandali. unb ^ier traten aud^ 9Ränner mie Sren^ um) (Ealoin auf
00 ^ine Seite. Sretq fyd babei bie treffli^ ^o^^^Ii^^^S i^^^t ^d ^^^ ^-t ^^^ ^^
abti^^imi 173
spectu 8UO iDeber gut no(^ bofe feien, ex suis conditionibus ju beurteilen feien unb
burc^ biefe entmebei gut ober bofe meroen. Site ®rünbe, UHtrum unter ben obnmtten«
ben Umftanben bie AonjefTionen ni(^t me^r ein 9ßt tragenber £iebe , fonbem ber 9)er«
leugnunp feien, merben fotgenbe oorgebrod^t : ber Snlag fei ber ^^^^9 ^on feiten bes
irgenbmte auf ^^teUung ber folf^en 9{eUaion ousgdenben Aatfers ; SRotto grur(^t, 5
00er beftenfaUs menf^Ii^e 3Bei$beit unb 3nfangel an CDlaube, ber (Sott niäfi sutraut,
ba| er feine jtirAe fdbu^en n)eroe; bie notoenbige 3Birhing ba$ mgemis, ba bie
SBteber^erftellun^ bes ^ef^oRten ein fH^oMäßi^ Selenntnis begangenen Unred^t9
borfteüe, alfo bte (Begner tm Irrtum beftörle mb bie Seu^iffen ber S^ioa^n oer«
iDtrre, unb oa$ umfome^r^ als bas gemeine 93oR mebr auf bie äußere 9Beife aU auf bie to
£e^ fe^ unb be$^alb tn ber SBieber^tellung a^ef^offter Sr&ud^e tro^ aller Aau*
telen unb Deutunaen nur ben Anfang ber äBieberQerftellutm bes ^opfttunis erbliden
lonne. Die Serufung auf bas äJerfo^ren bei Seginn ber ^teformotton oeifange nid^t,
ba es etnms anberes fei, äefte^nbes einftoeilen bis 3ur (Erftorlung ber Sqioa^n ju
bellten unb menn biefe eingetreten^ älbgefteütes lieber eitijuffi^ren. — Der StreÜ 15
fe^te fiA Aber ben Slugsburger Sleltaionsfrieben hinaus fort unb bie Aonbrbienformel
ffai in mt X ni(^t nur bie Sntf^etoung getroffen, bag )ur 3t\i ber 93erfoIgung, 00
Sefenntnis erforberli^ ^ei, ben (jeinben bes Soan^eliums auq in 9L niAt 3U u>ei^n
fei, ba es f i^ ba um bie SBabr^eit unb bie Arifthd^ S^ei^it ^anble, fotwem fyxi mif
einiges oon ^ladus Sefc^r&nmng bes Segriffs ber 91. fi^ angeeignet — 3ur £itte< »
rotur ogL S^Ififfelburg Catalog. haeret. L. XIII, 1599; ^reger, 9R. gflacius 3II9«
ricus I, 135—204, 1859; gfranl, SSeoL b. Äonlorbienf. IV, 1—120, 1865.
3m 2. abiop^. Streit ftogen auf lut^rifAem Soben Unterf^iebe bes £ut^ertums
unb bes CEaloinismus auf einanber. (Segen bie franjislanifd^ geftimmten SAoärmer
botte £u^ aus ber freubiaen SiAer^ett unb Sefefeesfrei^it heraus bas 9le^t unbe< «
^ngenen mafooüen (ßenuffes irbif^ ^euben oe^tptet „wfo (b. l unter, nidbt
neben ober über i^m) lann ®ott auq leiben, bag wvc feine Areaturen lieb baben; fa
fie finb borum gefc^en". 14, 6, bie, loel^e bas gute Seoiffen ®ott gegenfioer ^oben,
„fe^en nic^ ünbres an oen Areaturen , benn (Sott baran fte^t" . . b. i. eitel C&utes
— barum ^en fie alle fiuft unb grreube baoon 33, 44. (Segen bie asletif^n Sor» 10
berungen in Speife, XranI, jtleibem, (Seberben fagt er, ba| bas alles frei ift iebermann
„nur ba| man nu^tem unb mägia fi^ barinnen ^Ite. vlv^i finb bie Dinge oerboten,
fonbem llnorbnung unb SRigbranq — barum brau(^ alles Dings auf Srben, mel(^es,
mtnn unb wo bu millft, unb banle (Sott — SIeib frei unb biiü) biq ni^i . . . i^nn
bu mirft ein Sonberltn^ unb oerlierft bie (Semeinfc^ ber ^eiligen 7, 145. 146. tt
46, 228. SpeiieU oertetbigt er gegen bie ,,jauerfe^enben ^tu^ltt unb fewftuKK^fenen
^eiligen", ias 9{e^t oon ocbmud, gfro^li^Ieit, (Senug oon Speis unb xranI ober ia»
Sebiufnis oon pfeifen unb Xanjen, w\t bas bie £anbesfitte forbert bei ber^oA^eit
„(£s liegt (Sott ni(^ts an fol^em äugerlid^en SBefen, u)o immer (Slaube unb £tebe
bleibt, fofem baj} es mäjjig fei nac^ eines jegliAen Stanbes (Sebfi^", 11, 40 — 42, 40
Die notige 3^4^ gegenfioer ben Slusfc^reitungen üoerlägt er einffaoeilen ber u)eltli$en
ObricAsit CEbenfo n)ei| er ben jtunftgenug }u mfirbigen. 3^^^ ^^"" ^^ SluffuJ^rung
unb 93e[uA oon jlomSoien, au(^ ^eibni[(^en sulögt, fo oenoeift er nur auf ben mora<
lif^n wigen. ben fie als Spie^elbilb bes £ebens gemäbren 62, 336-^37. Dageaen
^ er ben 9SBert ber 9RufiI barm gefunben, bag fie geraoe burq bie grtö^Iic^Ieit, oie ^
t^ unmittelbare Slbfi^t unbSBirhing ift, inSnfe(^tung erquidt unb bofe £eibenf(^aften
oertreibt 62, 307—11. SOIerbings über bie Serträgli^Ieit biefer ganjen grei^eit mit
ber ^i(^ bie ganje ^erfon unb i^re (Suter in ben Dienft Qpottes unb bes 9laAften
ju fteuen, fyA er niid^t refleitiert Dos erflart fi(^ aus feiner ^ffaffung bes (^riftltd^n
fiebens ms naturartiger 93et]^guna ber Sefinnung. so
SInbers (£aIoin. Sli^t nur ge^t er mit ilir^enju^t unb $oIi^ei gegen bie SRij}»
brmi^ oor (93erbot ber 3!ön}e, ($aftna$tsfpiele, S(^iegiU)ungen; Sqliebung ber SBirts«
^fiufer; £u2usgefe^e), er fte^ auq prinjipieli anoers. 3u)ar belämpft er als falf^en
Stoicismus ben Srunbfa^, man burfe bie JinnliAen (Sfiter nur fou)eit brausen als es
bie 9Zotn)enbigIeit forbere ; bie S&ne unb Sc^önpeit ber ftreaturen jeige, bog (Sott fie ^
ou^ 3ur (Ergb^ung gegeben. Slber bie rigoriftifd^e SRaiime ift i^m bod^ ein pium
consilium. Das boni et sancti homines geben. Die entgegengefeMe ober, baft bas
SRag ber Sef(^ranluna ber gfrei^it bem (Seu)iffen bes (Einjelnen }u uberlaffen [et, ift
t^ bIo|}er SSonoanb ffir bie (Ero^ung ber Srtei^eit bes Skiffes. ÜRü^t nur i|t i^m
jeber (Senug ffinbig, ber }ur (Erfüllung ber gottesbienftli^en utU) Serufspfii^ten un*^.
174 »k^loni
fö^ia ma^t, gleifAesIuft enhfinbet, ni^t mit £tebe oerbunben ift; i^ gilt für bie
gfte^eit bet Cimelnen qu^ oasQefe^ ut quam minime sibi indulgeantan8t.L.III
c. 10). Das 2mtb> biefes rigoriftud^en (Srunbfa^es, in ben bie anffinglid^ freie (Er«
Srterun^ auslöuft, loirb ni^t nur (£.s ber Srj^olung ni^t bebflrftige (Eigenart, fonbem
5 au^ ferne pej[imiftif^ Beurteilung ber einpirif^en 9Ren|^ennatur fein, bie in jeber
Serfu^ung erltege : ea est hominum pravitas, ut laetari nequeant, quin Dd ob-
liviscantur. dA SIn[^uungen. befonbers au$ feine unbebingte 95ennrteilung bes Xanjes
ab notorifAer (Einleitung jur 9u$fd^tDeifung unb ber S^u^iele mürben oon ben re^^
formierten !tbeoIogen f or^epflan^, unb nun ni^ blo^ auf bie unoermeibli^en f Aäbli^en
10 wirhingen, fonbern ou^ auf bte ^erlunft au$ ^ibnif^er Superftition unb ^etulonj
(quia in oüo nulla de causa, sed ex mera lascivia animos relazabant^ unb
auf ben SRangel ber Sbjmedung auf bie (E^re (Sotte$ im UnterfAieb oon äRufams
3:anj b. i. auf i^ren blogen QD^atter ate meltMes Sergnflgen beorunbet (oal. 3. (&er»
tob loci 25, 471). 3^ weniger fiA nun bie mi^Iid^e unb Jtaatltd^ Seftrqung btefer
16 !binge aufregt er|ialten liej}. um fo ftrenger u^urbe ba$ 3beal ber freimilligen , Jirfijifi^
W unb oie S<^beruita lir^Ii^er unb ftaatli^er 3^4^, um fo enger tmä) bie begrün«
bung. 6o befSnqift Soet ni^t nur Xanj unb !Qeater, au^ (ßeminnfoiel ^ (Sefuno^it«
trimen, Zoilettemoben ab excelsa mundi unb 6flnbe utü) ma^ oabet bie S^^rift
au^ in (Einjel^iten ber Sitte jur ftatutarif^en 9lorm (perfiden oerboten 1 Ao 11,
20 14. 15, 3:an3e xwfwi Stö 13, 13, (&aftmä^Ier follen %apen fein). Sluf lut^fAer
Seite ift S. 9Reisner (phil. sobria I, 5. 2 c. 4) hierin ber uaffifd^ (ßegner ber
(Eabiniften. (Er Jubfumiert juerft bie u>eltli^en Sergnfigungen unter ben Seariff ber
SQrtopbora ab fol^r ^anblungen, bie per se meber gut no^ böfe feien, aber per
aliud oefonbers ^erfon unb 3^ ^^^ 3^^ in concreto ftets gut ober b9fe u^erben.
3B Cbo^o^I er fi^ au^ auf ben gefe^HAen 6^riftbeu)eb einlägt, fo oerteibigt er i^ Sie^t
bo^ oor allem burq bie X^efe, bag fie einen finis honestus paben, menn fie mit ber
Xan3 ber jugenbli^n ^^ö^IiAIeit, bie Si^fpiele ber bem (Setft gerabe jur (Erfrif^ung
ffir oie Srbeit ndtigen (Eid^olung bur^ (Eraö^ung (^er angeneqm^ mregung aller
itrfifte) bienen u^oUen. Sünbe finb fie i^m, fofem fie gl^ifd^^sluft erregen u^oKen
90 ober bem (Einjelnen t^atfäAIid^ erregen, ogl. 3. (&er^arb loci 25 de conjugio 471—73.
Dannbauer Aote^bmusmil^ II, 45.
!Der 2. abiap|. Streit begann nun bamit. bag bie ^amburaer pietiftijc^en 7^^
logen 9{eifer unb SBinfler 1681 unb 1687 bie Oper ab u)iber$ri|tlt(^ angegriffen, einige
(Bot^er ftonbibaten 1692 in i^rer Aonfefjion Zanjen, Aomdoienbefu^ , Jtartenfoiel,
86 S^rsen ab (Sreuel oor (Sott besei^net, bte £anbpfaner XoIIner unb (Eraffel ben ^art«
nSdigem Zeilnebmem an ausgelaffenen 93olbfeften bie Slbfolution oenoeigert ^en,
was ju i^rer Sdbfe^ung führte 1697. 98. (Es wattn be|onber$ Sln^önger grrondes,
bie fo Dorgmgen. (Ebenfo loaren es bie 3Bortffi^rer im litterarif^en Streit, Soaerobt, Z^^-
£ange, 3i^^oIi^- ^i^ piettftifd^e Se^auptung OKir, bog jene unb a^nlic^e ^änblunpen
40 ni^t nur in abusu, fonbem in ipso usu, ni^t nur per accidens ab n)(i$rf(^einlt^e
ober notmenbige Urfad^en oon crassior ävojtuaf fonbem per se Sflnbe feien. Sie
fc^en bie.^age in prinjipiellfter 3Beife an. fiange (fein Antibarbarus orthodoxiae
1709. 11 p. III membr. I— II giebt eine ^iftorij^e Darfteüung oon SKnfang beräBelt
an unb eine fqftematif^e) lögt oor bem geoffenbarten (5efe^e gar feine inbifferenten
46 ^anblungen ju, ba bte$ ab geiftlid^es ben gamen SRenfc^en in Slnfpm^ nel^me, au(^
ni^ in abstracto, ba bei einer ^anblung \ia) oon Subjeft, Smedf ($orm gar nic^t
ciAftrabieren laffe. (Sut finb aber nur bie $anbiungen, meiere aus bem eintrieb bes ^.(Seiftes
ium!ys>ed ber(E^e(&ottes, im(SIauben unb Flamen (E^nfti aef^e^en. Unb imex oerfte^t
er biefe Sebingungen fo (3. S. 3ur (E^re (Lottes = in beftSnbiger Selbftoerleugnung,
so im (glauben = in ber (Semi^^eit bamit ein (&ebot (&ottes ju erfüllen unb ein Stiia
(gottesbienft ju ooübringen), oag er bie $errfd^aft bes gottlioen äBiüens nur in ber
i^orm birelter Stormiemng bur^ bemühte, unmittelbar religidfe 3mpulfe unb g9ttli(&e
^bemngen lennt. Daraus folgt bann, bog bie actiones ludicrae, bie oon (Sott ni^t
gAotenen, fonbem oon ben äRenfd^en bes SSer^nügens falber erfunbenen ^anblun^en,
» ab fol^e, in beren Segriff es liegt, bag fie mAt nfi^en, fonbem Siergnflgen beretten
loollen, fSmtli^ fflnb^aft ftnb. 9la^ äJoderobt hegt ben SRittelbingen ftets bie ^fid^t
m grunbe, fic^ einer ffinbli^en £uft ^injugeben, ba es nur jmeierlei £uft giebt, bte
our^ ben |. ®eift gemirlte unb bie angebome fflnbli^e, jur legieren aber alle 5hift an
etiDas anberem m (Sott gehört, yiaä) AietoJh lann leine ilreatur mSMg geliebt loerben.
^ (Ss giebt ffir fie aUt leine bere<l^e greube ab bie bireft religiöfe an IBetra^tung,
HiUtfffmtn 175
(Bebet, geiftl^er SRuftf, unb leinen anbem beredtsten Svfyili für bie (gefelltgiett ab
ben relmiSfen. Sr^oluna barf nur hierin ober in nfigliAen Sefd^oungen, toie Stubien,
nte^ifqen jlfin|fen, ^anbarbeiten gefu^ loerben. 3^ ^^^r^^ obftr(dt religiSfen (Enge
bmntt hex \tox\ift ®runbfa^, bog olier iiber bos Slotoenbige ^inousge^nbe (Sebraud^
SRigbrmtd^ fei. DomoA ergiebt fid^ bos Urteil Aber bos Sifnelne oon felbft. Xanj, 5
caiq ber leine gfl^if^esluft erregenbe, Sd^aufpiele, anbere Spiele mac^t fc^on ber 3id^
ber eitlen (Ergo^ung unb bes 3eitoertreibs jur Sfinbe. 3nt ^Ilifc^n Slsaifen^fe loorb
folbft ben ilinbem bos Spiel oerfagt. (Saftma^Ier finb Sflnbe, loeil (&enug Aber bie
Stotburft ^inous unb loeil oon Si^erjreben begleitet, bie eben aud^ nur ber Srgö^ung
bienen loollen. Seim Xanj lontmt oer SRiftbraud^ ber oon (Sott m ^iligen ^loedin 10
gegebenen 9MiI, beim S^ujtoiel ber ^ibntf^ Urfprung, bei (Setotnnfpielen bie Sfinbe
iower bos 7. (gebot ^inju. Sogar bos Soojterenae^n erf(^ien ab !itiAen eines nic^
in C5ott ru^nben ®ei|tes in bebenfli^em iiidbi So ift benn bie CEnt^Itung oon bem
oHen ein notn)enbiges jtriterium bes (ßnobenftonbes. 19 (5rfinbe jo^It fionge auf, aus
benen ber SBieberaebome es meiben mfifje. Die barin Se^orrenben oollen fie 00m is
9benbmal^I ausgel^Ioffen mi|{en. Die Obngleit foH bos alles unter Strafe Heuen. DurA
bie Senoerfuna ber uRittelbtnge ooüenbet fi^ ffir Sodkrobt bie 9leformation erft, uno
für fionge tft t^re Skrteibigung eine ite^ret, bie bie ganje eoangelifd^e fie^re auf^,
loeil fie i^e (ßrunbloge leugnet, bie fie^e. bog na<& bem Sali alle naturltd^n 9teigunaen
Sfinbe finb. — Spener Qot 00m Sdbaufpiel abaefe^en nid^t anbers geurteilt als [eine »
greunbe. (Ss ift nur S^in. menn er ben Iut^eri|<^en (ßrunbfa^ oertritt, bog bie 9RttteI«
btnge an fi^ ni^t Sfinbe feien, fonbem nur i^r SRi^braud^. Denn bos Xanjen an
[\d^, bos er im unterfd^ieb oon bem ffinbigen lanbesfioli^n ffir inbifferent erllart, ift
nur bie fieibesbeQ)egung nad^ einer äRelooie. In praxi, bie i^ bas (Entf^eibenoe
ift, ISgt er nur Daoibs Xanj b. i. ben religibfen gelten. Sfinbe i[t ibm ni^t nur jeber S5
jmtf^n SR&nnem unb grrauen, unb ber, meU^tx oeaen ber fieb^aftigfeit ber Semeaung
mit ber ffir S^en, ouA jugenbli^, ndtigen (Braoität ftreitet, fonbern ieber, berjemem
natfirlid^n 3p^» ^^ Sergnfiaen bient. Sinen Xanj mit ben ndtigen Kefoittionen
»firben bie Xfinjer Jelbft ntd^ begeben. aSBas nidbt unmittelbar auf (5ottes (B^e, bas
eigene ober bes Sliqften leibli^s unb geiftiges SBo^l abjmedCt, ift Sfinbe f^on als so
3eitoertreib. gteube an etnxis, mos nid^t unmittelbar nfi^t, Hreitet mit ber notioenbigen
Selbftoerleugnung. Der Sonntag foH ganj ju geiftli^n Übungen oenoenbet merben.
SSenn er jtegel^iel unb Zabafrauoen nic^t unter allen Umftanoen oerbammen will, fo
lommen i^m betbe nid^t als (Senfiffe, fonbem als ffir bie (ßefunb^it nfitjlid^ ober ndttg
in Setra^ Dagegen ift fein pobagogif^es SerfaJ^ren milber unb meifer. (£r mill bie ss
biefen Dingen Srgmnen ni^ an oiefem Stfid ^uerft angegriffen miffen unb loamt
oor bem bnelten Serbote, bas nur bie Aranl^eit ins 3nnere treibe, unb rSt, bie fiuft
an jenen Dingen burd^ SRa^nungen jur Slac^olge C^rifti unb Sblegung ber SBeltlidie
inbtreft ju entnmneln, mill aud^ bie SCMolution nid^t jebem be^lii^en Xeilne^mer
oerfogen. ba mon^ bie Sfinb^oftigleit btefer Dinge loirtlii^ nic^t erlennen (!Qeol. Se< 40
benfen Z. II, 484 ff.).
9ls Serteibiaer ber bis^riaen fie^re treten befonbers Slot^, aSBamsborf, Si^boig
oirf. 3m Serglet^ ju ber (ßefffiloffen^eit bes Eingriffs ift i^re Sbme^ f<^a(^, ba bie
gefeM^e Senming auf bas Sr^f^n eines ausbrfitfliqen Serbots in ber SArift unb
ber ^laqtoeis, oag gr^eube an SBeltli(^em unb (Ergö^ung bem C^riften ni^t fiber^upt 46
oerboten fein bmn, ni^ genfigen, um bie aus bem d^riftli(^en (E^aiter bes neuteftoment«
li^n (gefejes gefolgerte Sorberung gönjlid^er unb borum jebes Si^rlauben eines
meltlii^n cSenuffes ausf^liegenbe Eingabe an (Sott 3U miberlegen, unb bies um fo
oeniger, als feit ^omejus (Ethicae II. 2 '*) bie X^omiftifd^ Diftinition , bog ^anb*
lungen, bie in abstracto betrai^tet, inbifferent [inb, boA in individuo immer gut so
ober bdfe loerben, allgemein recipiert mac. Sefonbers ani^ulidi^ ift bas an (E. SaL
fiof^, ber im 8. cp. bes oollft&nbigen Ximot^eus Serinus oon bem 7. (Sfyacütc
bes mali pietistici, bem praecisismo Rubelt.. (Er erfennt mobl in ber fie^re oon ber
Senoerfliimeit jeber fiuft an 5treaturen eine Hbertreibuna , bte bie Statur bur^ bie
finube niqt g4^ilt , fonbem obforbiert n)i[|en molle. (Er tritt au^ ber Serfd^iebung bes ss
Urteils fiber natfirliAe fiuft, bie bie ^iettften bur$ ^erbeijie^una ber fiebre 00m na«
tfirlidben Serberben oe^angen ^en, mit oer Diftinftion jtotfd^n oer oerbietenben unb
ber lu^terlic^ (ßerec^ttglen (Sottes, oon beren erfter an fi$ nid^t oerboten fein bmudbe,
mos oor ber jmeiten megen ber (Bejomtbefd^en^it ber !on!reten $erfon Sfin^ fei,
Ixelfeiib entgegen (anbers 9litf(^l). SDber er ift oon ber pietiftifd^n (Enge, bie bie
tDugte, eamrelje unb birelte ieligi5fe SRotioieruna unb S^ie^ung Quer fiebettsi^unaen
forbert, jeKft tnficiert. Sine foI(|e ift t^m ber aRagftab yam nt(^t ber SBiebergeburt, ober bes
^orth^ntts in ber Heiligung. (£t toeig ffii \m gonje ftrittige (Bebiet leineriet oofitioe
ftttliqe Sebeutung in Slnfpru^ ju nejimen. (Er ffcA oielme^r oon ben ben 9Rittelbingen
6 t^tfo^Iid^ on^aftenben Greueln unb Sei^u(^ungen ben ftariften Sinbrud , jo finbet [ie
faft bur^e^nbs bem deconim eines in ber Heiligung fortfAreitenben Soften un»
gemög unb bem Sort[(^ritt ^inberliA unb bejeiAnet fie bes^tb na(^ 1 Ao 6, 7 als
fpcinfAma^ niemanb anjuroten moql ober ju u^iberroten. 9Benn er bennod^ für i^en
an (td^ abtop^orif^en (Qaralter eintritt, fo ift ber ®runb eine gans fiu^erlid^e Gefe^^'
10 li^Ieit, .,bag man vMfi, in bie oerbietenbe Serec^tigleit Gottes eingreife unb etn>a5
als 6unbe oerMete unb oerbamme, melc^es Gottes Geje^ ni^t birelt verboten ^''.
Das ift ein Gefid^tspunit , ber tooql 3ur Slbtoe^ bes ptettftif(^en Sli^tens Aber anbere
Aur 9lot genügt. 2für bie Selbftbeurteilung muMe er naA ben $r&miffen bie (Ent«
oaltung oon ^ij/juxta }ur ^fli^t mac^n. Diejen gefeMi<9en (E^ralter semt £. aud^
16 (n ber Beurteilung bes 5ffentli^n GottesbienHes unb oer oielfaAen 3nbifferen} ber
^ietiften aegen i^n. ÜRi^t aus einer tieferen SBürbigung feiner etmf^en 9lotoenbigIeit
9eraus reAnet er i^nen bieje Haltung jur 6ünbe, fonbem unter Berufung auf Gottes
exprejfes Gebot. — 3ur £ttteratur : 9lttfd^I, Gef^i^te bes Pietismus I. II. 1880. 84 ;
Sac^fe, Urfprung unb SBefen bes Pietismus 1884 ; fiut^bt, Gef(^id^te ber d^riftli^n
90 CEt^a 1893, II, 304—309.
9kue Gefid^tspunfte, u>enigftens fol^e fru^tbarer Slrt, finb erft bur^ 6AIeierma(&er
binsugebmmen. Gr bejtreitet (ftrittl b. bis^. 6iüenlebre 2. Slufl. 106 ff., 135 ff.;
aB9B. 3. ^ffxl II, 418ff.), bas e^if^e 9{e(^t bes Segri^s ber SRittelbinge unb bes
(Erlaubten im Suteretfe ber Ganj^tt unb Stetigleit bes unter ber Jtategorie ber 9lot«
26 menbigleit fte^nben fittli^en fiebens, in meld^em ber 5<^nbelnbe leine Raufen eintreten
laffen !onnte, o^ne eine fiol^muna bes fittliAen 3ntereffes ju oerraten unb bur^ Sin*
loenbung ber ($ertigleiten im Dtenft bes (oinnlic^en i^re fittli^e äJenoertbarleit ju
fd^iaen. 9lur im Sledbtsgebiet unb bei ber [ittliAen Beurteilung anberer, an beren
^anblungen uns bie fittli^ 9lotoenbigleit otelfa^ unburdMi^tig bleibt, Iö|}t er ben
30 Segriff oes (Erlaubten geUen. Slber er oot^ie^t nun bie Subfunmon ber £eoensgebiete,
auf bte ^ä)\itns biefer Segriff amoenbbar ^^ien, unter bie fittlicbe 9lotn)enbigIeit,
inbem er bie Segriffe bes Guten unb ber Xugenb bem ber ^flid^t überorbnet unb mit le^«
terem nur bie Serfa^rungsmeife bejei^net, burd^ bie bie Xugenb fittlid^e Güter probujieri,
aber bie 9{efIesion auf ein Soll nic^t als fein lonftitutioes SRerlmal gelten ISM, ii&em
86 er ber Susbe^nung bes ^fli^tbegriffes über bas ganse fieben alfo oas Serfteinembe
nimmt. Dieje Slusbe^nung bes fo mobifijierten ^flid^tbegrtffes mirb i^m möglid^ burd^
bie (Erlenntnts einerfeits ber fittlid^en ÜRoüoenbigleit bes oart^ellenben unb berei^mbe
Gemeinf^oft erjeugenben $anbelns, meld^es in bie Raufen bes mirifamen fallt, anberer«
[eits ber fittli(^en Sebeutung ber 3nbioibuaIität ; benn jenes gebt auf bie Sefriebigung,
40 bie in ibm unmittelbar aetoonnen mirb, unb jemebr ein (Entfd^luB aus biefer ^eroorge^t,
umfome^r roirb er ftatt als (Erfüllung eines Soll als unmittelbarer Smpuls empfunben.—
9Bas nun bie Raufen bes mtrifamen $anbelns ausfüllt, ilunftleben unb Gefelligleit,
finb i^m U)efentli^ Seftanbteile bes fittlid^en Gefam^robuites ober bes ^öd^ften Gutes
loegen i^res Urfprungs aus bem organifterenben unb fi)mboli|ierenben ^anbeln bes Geiftes auf
46 bie 9latur. ^enes ift bie Gemein|äaft bes inbioibuellen (Erlennens, an ber jeber jur Ser»
mirllic^ung feiner menf(^li(^n Seftimmung , loenn auc^ nur reseptio. teilnehmen mug,
biefe bie bes inbioibuellen Silbens, in ber bie (Einjelnen einanber an iqrem burc^ fittli^s
Silben gemonnenen geiftigen, förperlic^en, jac^lid^en (Eigentum in gegenfeitiger Darftellung
Anteil unb Genug geioä^ren. So gewinnt ibm bie fpielenbe unb unmittelbaren Genujs be«
60 reitenbe SetbSti^ung ber forperlic^en unb geiftigen Arofte, fiuxus u. f. to. fittliAe Sebeiäung
Imofjl burm fetne Sluffaflung bes Sittlt^en als bes $anbelns bes Geiftes auf bie
Statur loie our(^ Die SÖüroigung bes gememfc^aftlid^en Genuffes als 3lustaufd^es bes Sn^
bioibuellen. 3^nen Gebieten erlennt er au^erbem eine inbirelte fittli^ Sebeutung
1iU^ meil in i^nen bas jum toirtfamen $anbeln erforberlid^e Semugfein um bie XüAtig«
ett bes Geiftes ^ur 9laturbe^errf(^unp fid^ altualiftert. So ift bie Xeilna^me an i^nen
nic^t blog erlaubt, jonbem pfli^tmögtg. Unb toas basu treibt, foll unb lann eingeiftiger
b. ^. tugenb^er 3mpuls, bas 3ntereffe an biefem befonberen fittlic^en Gebiete fein.
Dur^ bie SInmenbung bie[er Gebauten auf bie c^riftlic^e (Et^if mirb gunapft bie
Glei^üUtgleit, bie ben pottesbtenftli(^en (formen an fi^ eigen mar, menigftens in|ofem
60 befeittgt , als eine äft^ttf(^e unb fo inbireit et^ifc^e 9lotmenbigIeit über iqre 9lusiöa^l
mk^fiftta 177
eitifi^eibet, loeil fie ab biegformen ber gegenfettigen feiemben Darftellung bei gftommig«
lett — mit biefet Xuffajfung ber Sebeutung bes ffiottesbienftes ift bie Sei £ut^r oor*
loiegenbe p&bagogif^e floetboten — bem barge^ellten Se^t entffnrec^en unb 3ur (Er*
fülluna bei gorberung beitrogen mfiffen, bog bie Dorftellung ein ^ormonif^es (Sonjes,
ein ei^enb^ Aunfttoerf iDerbe. Die mobeme fiitiugil bn[truiert b«mgem&g bos Detail 5
bes (Bottesbienftes aus feiner 3bee. 3Birb fo bie bie Slbiopborie ber gottesbienftli^en
Scrmen befcl^r&nlenbe (Entfc^ibung ber Aon!orbieirformeI beftängt unb erweitert, fo bleibt
meaen bes felunbfiren Q^aiters ber äf^etif^en SlotiDenbigleit bo^ bie reformatorif^
SCraufung oes 9lotiDenbigen unb nid^t Scotoenbigen in anberer Sorm befielen. 3^ne
(5eoanIen jeigen femer ben SBe^ ju ininjipiener Segrfinbung ber lut^erif^en Sn» 10
f(^uung oon bem 9leAt bes (Sänften ju meltlid^er ^eube gegenfiber ber pietiftif^en
fl^ge. Sntfd^ibenb ift Qier bie (ntenntnts, bog bie gefellige Do^Hung fic^ jum notur*
biloenben ^anbeln loie bie fittliäe Srgänjung unb loie eine Sebtngung Der|ölt, bog bie
3erft9rung bes einen Gebietes Die bes anbem noc^ fiA jie^n oflrbe, unb bag bos
Serlangen na^ bem in i^ ju geminnenben (Senug lein finnlimer antrieb ju fein brctu^, 15
[onbent in bem SRa^e ein 3mpuls bes fütli^ gebilbeten Seiftes fein lonn, als es
ittfliAe SiOmng ift, bte fü^ bort borfteOt unb als ber Xrieb jur Xeilna^me an ber ge«
meinpc^offliAen DorfteUung eben ein et^ifc^ ifi SBirb bie Q^riftianifierung bes notur«
bilbenben ^anbelns , gemap ber lut^f^n mffaffung bes Serufes , aus bem ^ft«
(i^en (Seifte heraus notioenoig , fo ^at 6^1. 9{e^t , loenn er bmuptet , bah in ipt 20
ebenfo ber entfpre^nbe 3mpul$ ^ur (Qnftianifierung bes gefeltmen 5<^nbelns lie^e.
Unb tote {ene erfolgt, obne bag tn ber Serufsarbeit immer oer (Bebanle an (Sott im
SeiDuMem fein muMe. fo ^ er 9{ed^t, n)enn fi^ i^m bie (Qriftianifierung bes ge»
feDtgen o<ni)^Ins nic^t baour^ oollsie^, bah fie emen eaqnreg $riftI{A«reiigiöfen Slnftru^
beiommt, fonbem baburd^, bog fi^ in i^m oie ^ftli^en Zugenben beioi^ren, in benen 25
m aegenflber ben (Einlüden, bie im finnlid^en Semugtfein £uft unb Unluft beroor«
jurufen geeignet finb, bie oon ber Spodt^ie fe^r oerf^iebene 5^<^oft bes dbrittliAen
ffieiftes o^e Slnftrenoung bcnftelU (bie fittlic^e 6d^5n^eit in ber eigentfimlid^ Mitten
9oriii)f liämlü^ ileufd^^it im meiteften Sinn unb ®ebulb, fofem ber Sinselne fflr
K^, Demut unb fiaimmut, fofem er als (Slieb ber (SemeinfAoft aufgefaM mirb. 3^ne so
Kotioenbigbit loirb i^m auq nid^t ^inf&IIig bur$ bie Xbdfaqe, baft auf oiefem (Sebiete,
meil es immer f^on oor bem (Qriftentum ba ift, t^tfaqlim unAriftli^er (Seift j^errfAi
9ti^ SwcuM^unii, fonbem 9teinipuna ift bos Srforberliqe. 6a^e bes inbioibuetlen
(SeiDiffens aber ift es, bie eigne Xetlna^me ben quantitatio xoie qualttotto befd^rönlenben
Aammes gem&g ju geftalten, bie JiA boraus ergeben, bog ber (£nrift bei ber Sinffibmng ss
bes (Qriftentums ins öffenüi^ £eben biefem ffir bie eigene ^erfon treu ju bleiben
^, ba biefe SRog unb 9lrt betreffenben Siegeln ffir jeben (Einjelnen anbere fein
loerben.
Die neueren t^ologifd^n (Et^iler ge^en in ber fittlid^en SBflrbigung ber2. jtlaffe ber 9.
faft bund^n^ in 6(^I.s Salinen , fofem fie bies ganje (Sebiet als einen notmenbigen 40
Seftonbteil tm (Sonjen bes fittUd^en, aud^ bes ^riftlid^«fittli(^en Aosmos anfe^n. (Eine SIus*
nannte ma^t nur SBed, ber etma Speners Stanbpunit emeuert, einerfeits fofem er bas
9te^ jum (Bebraud^ ber oon Gott 3ur Sefriebigung ber menf^KAen 9laturbebfirfniffe
gef($amnen(Sfiter bur^ bie DifHnUion jmifd^en bem göttlichen ^robuit felbft unb bem,
UKis aienfi^emDinifir baraus gema^, einfd^ränlt, anbrerfeits fofem er i^m in ben poba* 46
gogifdben (Smnbfo^en folgt. Someit bie betr^enben Dinge ni(bt in i^rer !onIreten
CSeftott bmr^ i^re ffinbigen Solgen gegen (Sottes allgemeine (Sebote oerftopen, feien
fie ben (Seje^es^riften ni^t jur Sunbe anjured^nen, bie (Seiftes^riften aber ^Iten barin
fo goDib oefledEenbe (EiteReiten ju erlennen, als fie gefinnt fein (ollen unb mollen mie
SJ^fnjfm , bem man bod^ leinen Xanj « ober Z^eaterfinn onbi^en I9nne — eine 93er> so
loertuna bes Sorbilbes (E^rifti, bie freiließ bei i^em Slbje^en oon (E^rifti Seruf me^
taitgislanifc^ als reformatorifc^ ift. Sei benen, meldte tm allgemeinen Sd^Ls (Enoerb
v^ aneignen, begegnen bann Serf^ieben^eiten in ber Slrt, mie fie ben fittlid^n SBert
)es gonjen (Sebtetes beftimmen, je nad^bem fie einen birelten ober einen bloh inbireften
aBeit, me^ ben fittUc^n (Sfyaaüti unb fittli^ bilbenben äßert ber tünftlerifc^en 6elbft' 65
batffenung unb oes gefelligen ^anbelns . ober me^ bie ffir bie fittli^e mbeit nötige
(Ecfrifd^una bur^ bas freie Spiel ber ^ofte unb ben Genug, ben bies gen)%t,
betonen, wn einge^enbften unb jugleid^ im engften Slnfd^lug an Qä)i ift 9lot^e. Se<
fonbets feinfinnig ^t er bie Sebeutung ausgeffi^rt, bie bie Gefelligleit als Jittlic^e
SiOmngsfc^uIe 9at , fofem fie ben Sinn für bie (Eigentfimlic^Ieit fc^rft , Xeilna^e so
ffUaU^w^ttopdhit fflr X^eologie unb mr^e. 8. V. i. \2
178
toedt, Xugenben tote Sefd^etben^ett, SRütetlfamlettj $9fli(bleit u.f.tD. gtofoie^ Säjls
unb Slot^es 9ln(AauunQ, baJS bos ^anbeln be$ ®etftes auf bie 9latur ab fol^ beieite
ettDos 6tttli(|es Jet» mtrb felbft oon S^anl geteilt, loenn er bie \MvS^ Sere^tmutig
ber oIs 3L be^(^neten X^tigleiten barauf grfinbet, bog fte bem plafttfAen Xneb ber
6 geijtleiblic^en uRenf^ennotur ent^ngen, mä^nb man bo^ nai) ben SDlaMtSben ber
^nftlic^en C^if bemfelben nur tnbireften fitthd^en 3Bert juf^reiben bmn. fofem es für
bie SenDtrHiqung bes 9{ei^es (Sottes als einer fi^esgemeinfd^oft mi\äiin ^erfonen
notxDenbig unb förberlic^ ift, mos nur freiließ oom älft^etij^n gilt, (ofem es über bie
SBertfc^o^ung na^ Stufen unb Slnne^mli^Ieit in eine ^qere zBelt ber SBerte hinauf«
10 bebt. Umfing ^at 3. Jloftlin (6tubien über bas 6ittengefe^ SIrt. 3, bas (Erlaubte,
3b3:^ 1869) Darauf ^ingemiefen , bag ber Umfana ber in 9lebe fte^enben ^nb^
lungen fid^ nic^t auf bie gefelligen bef^ranle, fonbem jebe genieftenbe Aneignung
fiiber bas ^ag bes unbebitmt Stottoenbigen hinaus unb \<m freie 9t^{anileit umfaffe,
unb bag bie t^atjäc^li^n lulotioe hierfür loie fflr bas gesellige 5<^nbein ni^ bie oon
16 Qijil. unb 9{ot^e behaupteten ibealen 3mpuIJe, [onbem bas teite nat&rliAe teils fift^tifd^
Sebürfnis nad^ (&enu§ fei. (Er ^at bes^lb inr fittli(^es Sle^t loefentlic^ nur auf bie
Sebeutung beraubet u^iffen wollen, bie (ie als SrfriJ(^ungsmitteI im ^ousbolt
bes [ittli^en fiebens ^aben. 6o bea^tensmert bas ift , |o ift boq bobei ilberf^n , Sag
bas SRotto nid^t bas Serlangen na^ (genug fiberbaupt, fonbem naA einem gai^ be«
20 ftimmten (Senug ift, eocntueu bas m^ bem (genug emes oom fittliqen (Beift befeeUen
Sustaufd^es.
Solle (Einigleit ^errf^t über bie S^ranlen, bie ber IBeteiliguno ber (E^en an
biefen ^anblungen bur^ bie 9{ü(ffi^t auf bie eigene 3nbioibuaIitfit (fittli^e (menntnis,
Snter, Silbung, SteUung u. f. m.), auf bie Sexoa^rung bes eigenen, fittli^ < religtSfen
26 £ebens , bie Sermeibung einer (gefo^oung anberer , bas SRäk ber ^errf^enben ilor«
tuption pejogen finb. Dagegen bauert bie Aontrooeife über oie gtage fort, loie bie
ni(^t pfltd^troibrige Seteiligung ju beurteilen ift. Uno ber Streit hierüber greift über
bies befonbere ®ebiet hinaus. 3nfoIge ber (Dlannigfaltigleit ber mbgli^n (Sefi^ts«
punfte unb bes 6pra(^gebrau^ ge^n bie Slnfi^ten jum Zeil fe^r bur^einanber, bo^
ao reid^t ber t^atföc^Iic^e nonfenfus meiter , als es sunä^ft f^eini (5emeinfame Soraus*
fe^ung ift, ba^ für ben fittli^ Steifen bas c^riftli^e Sittengefe^ ni^t als Summe fixierter
einjelner Gebote unb Serbote exiftiert, fonbem bog er aus bem QB^ften Swedt unb ber auf
i^n geri^teten C5efinnung ^raus feine ^o^bemngen in ber Slmoenbuna auf bie einseinen
e^Ue 3u erlennen ^at , unb bag für oiefe mittelft bes ^fli^tbegriffes ^u ooüjie^enbe
85 flraoet&ung unbefc^abet ber oorausjufe^enben (Einigung bes SBifiens mit bem l^c^ften
3toe(Ie bas Seiou^tfein bes oom äBtllen unterfc^ieoenen Soll c^araiteriftif^ ift (g^en
S(^I.). 9lus bem umfaffenben S^araiter bes ^od^ften 3^»^^^^ unb ber Stetigleit, Die
bas Ariftlic^e fieben als Set^ötiaung einer ein^ettlid^en (Sefinnung ^ben muß, folgem
alle, oa^, abgefe^en oon med^anipen £ebensäu§emnaen, bie fittli^r Beurteilung über«
40 bauj^t ntd^t unterliegen , es fittli^ gleid^gültige l^anblungen gar ni^t geben lann. SDs
Slbiop^ora !onnen ^anblungen nur in abftraiter Setra^tung erf(^einen , als ionfrete
^anblungen einer beftimmten ^erfon oerlieren fte fofort ben abiop^orif^en (E^aiter.
^ur bas ift bie Sriage, ob bie niät pfli^tmibrigen ^anblungen unter bie ilategorie
bes ^f[u^tmägigen ober bes blog (Erlaubten fallen. Dem Segriff ber (Erlaubten beftreiten
45manqe {(S)x, ^. SAmib, Domer, Aö^ler, p. Sc^ul^), ba| er pofitioe et^ifd^e Se<
beutung babe. SBie feine (Geltung in ber ilinb^eit aus ber unoolllommen^tt ber (Er=
lenntnts oes (&efe^es fi(^ erllöre, |o beute fpöter bas Urteil, bog eine $anblun^ meber
geboten noc^ oerooten, mo^I aber erlaubt fei, barauf^in, bog bie Subfumtton ber
$anblung unter bas C5efei^ no^ nic^t oollitanbig fei. Dabei f)ttt]äfi, aber äberein«
60 fthnmung barüber , baft bie gefamte fittliAe Set^gung ni^t auf allgemein gfiU^e
(Befe^esformeln surüdgefü^rt werben lann, onne bie in ber Seftimmun^ ber 3nbbibuaIiQt
begrünbete Or^ei^it, S^ön^ett, Unbefangenheit, fiebenbigleit ber $n[tli^en Sittli^feit
bur^ Slrupulofitat unb ^ebanterie aufsuQeben, fonbem bog ^ier eine tnbwibuelle, buxd^
obieltbe (Sefe^esformeln nü^ ju burd^bringenbe Snftanj eingreift unb bog bie inbiot*
66 buelle (Entf^eibung nic^t immer in ($orm ber bewußten Reflexion auf obienioe Slormen
?u erfolgen ^ai $ier oenoirrt nun SRot^s oon JDlartenfen, ^^eiberer, SButäe abop<
lerter Spra^gebraud^, wona^ alles, toas in biefer SBeife inbtoibuell geartet ift, unier
ben Segriff bes (Erlaubten gerechnet toirb. C5emtg i[t, baft berfeße ^ier mc Set«
ftfinbigung mit anbem, benen bie inbioibueüe SRotwenbtgleit oes ebenen 5<^nb^Ins oft
eo ni^t beutlic^ gemacht werben lann , unentbe^rli^ ift, aber es lommt, was ni^t immer
abuM^lm tiboiitt 179
beo^t iDtrb, borauf an, ob im SRotnent bes ^onbelns, ber eioene SBiOensait im Se«
tDugtfein bet Slotioenbigleit etfolaen mug. ober ob er au$ ein 9{ed^t ^t, toenn er nur
mit bem Seiotigifein bes (£fia\mtn erfolgt. Dag ou^ bie r^onftifd^ Sntfid^etbenben
leiner gefe^IiAen StrupuIoRtfit bas SBort reben tooKen, jeigt \\i) borin, bag fie iroenb
oie ber <J^ioeit loieber 9laum geben, 3. S. Domer. inoem er oon bem (Entfd^Iub &
}um Sonjen ber ^onblung, ber unter bem ®ef t^tspunn ber $fli(^t erfolgen mflffe , bie
einjelnen 3Qllomente ber $anbluna, oon benen oob nid^t gelte .unterf^ibet , ober
$. 6c^I^y inbem er am pfli^tmägigen X^un oerf^iebene m9pKd^ Ulbbifitationen unter«
^ibei bte bann gar niAt unter fituiqe Seurteilung fallen. Dte Sfoüe. in benen bie (Jf^age
imdtifcQ loirb , finb , abgefe^n oon bem ®ebiet oer (Erholung bie maaen na^ Serure« 10
iDQ^I . Singe^ung ber ^ flber^unt unb mit einer oejtimmten $er|on eoentuell oie
[og. oeroifqien !Qaten. !3n ben le^tgenannten ^Utn befielen bie einen barauf, bag
fie finlic^ nur mit bem Serou^tfem ber 9h)tQ)enbigIeit ju ooüjie^n feien {Siiu%
Aopitn), rookenb anbere (9{it|^I) bas fittli^e Ste^t bes (Erlaubten bei i^nen oer*
treten. Die SBa^^it mirb in ber SRitte liegen ; benn fo getoig als ber ftrenaen 3bee ^
noi^ bie (Entf^ü)ung eine inbioibueü notioenbige fein foUte, fo pemig ift in taufeno gföllen
bie Snbioibualitot ni^t entf^ieben genug, um fi^ in ber ^terfflr erforberli^en SBeife
pm SeimMein ju briimen. SRan tann fogen, bag ber Segriff bes (Erlaubten ^ier
our^ bie unoonbmmen^eit ber (Er!enntnis Serec^tigutm beiomme. Snbers aber [te^t
es mit ber (Erbolung. 3ft es au$, objeitio betrad^tet, ^i^t \^^ \^^^ ^^^ I^ine anoere ao
als ber 3nbiotbuaInat ent^e^nbe }u g9nnen, unb mnn bie nad^tragli^e 9{efIesion,
bte frembe Aritä ober eigener Sfrupel oeranIa|t, bies beibes ionftatieren, fo lann bod^
bie mirllid^ Eingabe an ben (^enug ber (Erholung ni^t im Seiougtfein erfolgen mtt
bem T)a^f 9Bas 9Bie unb 3BieoieI ber Sr^olung etne S^vifi ju erfüllen, etmas
9lotn>enbtges ju t^un. Das Seu)uMfein ber (Jf^eibeit in einem fmififd^en über bas< 26
jenige, loel^ au$ in ber Unteroänung unter bte ^i^t m be^aujrten ift, binaus»
ae^Ttoen Sinn, alfo bas Seougtfein, blog (Erlaubtes ju tqun, jrt ^ier gerabesu tonftitutio.
Dte 6tet^eit bes fittli^n £ebens in oiefem (&ebiet, bas alfo bur^ ben ^fli^tbegriff
iti^ pofttio ju beftimmen ift , mirb , tote Slitfd^I in Senu^ung oon (ßebanlen 6$Ls
au^fi^rt, burq bie Xugenb ^emo^Ieiftet, fofem i^ Sor^nbenfein unb fpejiell i^r 93or* 9o
^onbenfein in bergorm bes tnbioibueüen fittlid^en Xaites beibes oerbürot, fomo^I, bag
nur ber fittM toertoolle (Senuft erftrebt, als auA, bag im Senug ben Objelten gegen«
über, iDOs Sqleierma^r Äeuf^^eit nennt, bem 9lS(^ften gegenüber Sefc^eiben^eit, ®üte
u. f. ID., betoo^rt mirb. 3. ^ottfi^iif.
8bi. Hist. litt^r de la France V, ®. 461 f. ; 8ä^r, d^efc^. ber röm. :Sitt. im larol. 86
3eitalter, 6. 182 u. 500; (Sbert, (^efd^. ber £itt. bed Wttelalterd m, @. 150 vl 229;
^ott^ft, ^gmeifer I, 8. 15 (2. 9(uf(.)-
Xbo, geboren um bas 3^^^ 300, ftammte aus einer angefe^enen frSnfifAen
gomtlie, bie im (Gebiete oon 6ens anaefeffen roar. Seine (Ersie^ung ej^ielt er in oen
Aldftem Sferriäres unb $rüm , ma^te fpäter eine gelehrte 9{eife na$ Italien , q)o er 40
mit bem berufen Silberfeinbe (Elaubius, Sif^of oon Xurin, Serbinbun^en anfnibfte,
iinb tourbe im Sommer 860 auf ben burd^ bas SIbleben Slgilmars erlebtgten (Er3|tu^I
oon Sienne erhoben. SBo^renb einer 14|a^rigen Amtsführung na^m 9lbo bebeutenben
SCnteil an ben iir^Ii^en unb meltlid^en 95enotaIungen jener 3^tt unb galt für eine ber
fefteften Stufen ber pMtlid^en ^ierar^ie. SRe^rere Sriefe finb auf uns gelommen, 46
tn loel^n bte ^öpjte 9lUoIaus I. unb fein 9taAfoIger $abrian II. ben (Erjotfi^of oon
Stenne als einen Sertrauten be^anbeln. Abo ftarb ben 16. Desember 875. Äuger
mehreren fiebensbefd^reibungen oon ^eiligen ^interlieg er jmei Smriften, mel^e fein
SnSeiden i^ereoigten : ein uRartqroIogium unb eine SBelt^ronil. 3Bas bas erftere an«
ktnai [0 fibertraf Abo alle leine SSorganger (f. ben A. Acta martyr. S. 147 3* ^1) ^
an Stetem bes Stoffes. Die befte Ausgabe lieferte Dan. (Seorgi, 9{om 1745^ Sol. —
Abos (E9roniI unter bem Xitel: Chronicon de sex aetaübus mundi begtnnt na$
bamoltger Sitte mit (Erfi^faffung ber 3Belt unb ift bis jur SRitte bes neunten 3<4^
fiunberts ^ob bei u)eitem oem größten Zeil na$ aus belannten Quellen abgetrieben.
9bir ba unb bort entölt bas 93u^ famt feinen oon anberen gefAriebenen grorite^ungen 66
einzelne JeM&nbige S^a^^ten, toet^e mitunter oon großem äßerte finb. $^ ffoi
le^tere StiUte ausgesogen MG SS II, 315 ff. (Sfvdvert (^eibemimn).
Ibiilai f. ^t1ioi>a1i.
12*
180 abo)itiaitt»miid
8[il0)itiaitidntttd« l. Schriften ber «bopHaner : MBL96; Flore2,EspafiafagTada5.»b,
@. 543 ff.; andj in ben Werfen tdcuind.— 2. @d^riften ber Qkaner: Beatus etHeteriuB ady.
Elip. bei Basnage Thesaurus monumentorum eccles. , lunfterb. 1725 11 , 1 , ®. 279,
MSL 96 ; Alcuini opp. ed. Frobenius , 9iegendb. 1777 ; MSL 100 u. 101 ; Monumenta
5 Alcuiniana, ^eraudgeg. üon ^attenba^ u. ^üntntler, Berlin 1873; MQ Epist. 4.8br ^annoo.
1895; Paulini Aqu. opp. ed. Madrisius, $enebigl737; MSL 99; Agobaidi Lii^d. opp. ed.
Baluzius, «ßariä 1665 f.; MSL 104. — 3. »earbcltungcn: (J^r. ». 3Pr. »al|, (hitwurf
einer üottf tänbigen ^iftorie bei Äe Jereien, 9. ©b, ßeift. 1780, ©. 667 ff. ; berf. Historia
Adoptianorum, ©öttingen 1755; 3)omer, ßel^re Don ber »erfon (Jl^riftl, 2. Aufl., ISerlin
10 1853, II, 1, @. 306 ff.; ®aniÄ, ftircftengefcft. Don Spanien II, 2, 8legen8b. 1874, 6. 261 ff.;
^fcle, ftonailiengef^icbte, 3. »b, 2.«up., gprcib. 1877, @. 642 ff.; ^Ifferi^, 3). »eftaotWcfte
^nanidntud unb bte fpanifd^ te^ergefd^i^te , IBerlin 1860; ®raf SSaubiffm, duloatud unb
«(lüar, £eipa- ^872, 8. 61 ff.; »qc^, S)ogmengefd)i4te bed ^ittelalteri», SSien 1873, 1, ®. 102 ff.;
@(^n)Qne, ^ogmengefdjid^te ber mittleren 3ett , gfreiburg 1882, 8. 227 ff.; X^omafiud, ^ie c^r.
lö ^ogmengefc^ic^te 2. 8b, 2. ^uJL t)on @eebera, (Erlangen 1889, 8.16 ff.; ^arnad, Se^rbuc^ ber
^oomengeft^i^te, 1. $(uf[., ^reiburg 1890,3.8b, 8.248; iiioofd, Seitfaben ber S)ogntengef4ic^te
3. %uf(., ^aae 1893, 8. 250; ^Qud, ftird^engefc^tc^te ^eutf^Ionbd, SeU^aig 1890, 2.8b,
8. 256 ff.; @lrögler, bie tludrottung bed tlboptianidmud im Sleic^e fhirl« b. ®r., (Eidleben
1879.
20 Der oboptionifd^e fie^rftreit ijt ein Slodbball ber (^liftoIogifAen fi^rftreitigleiten
ber allen Anrede. Die (Formeln, iiber beren ^ered^tigung man ftarm. reichten juifld in
bie öllefle 3^^ ^ obenblänbifd^en !QeoIoaie. SIber bet Seift, in oem bie Ssedonb«
lungen geffl^ muiben, unb bös Stefultat, bas fie fyxüen. ffii^n ben Semets, bag bie
Ot^oboxie bes a^ten 3^f^unbeits bie alten ((ormein ni^t me^ ju ectoogen im
25 [tanbe mar.
Die ocdbentalif^en X^eologen [proben oon lange ^er nid|t nur oon ber Wmbmt ber
menf^li^en Statur iutä) ben 6obn Lottes, fonbem auq oon ber Slnno^me bes mtn\iftn
ober bes ÜRenf^enfo^nes. 6o f^on 9h)oatian, de trinit. 19 MSL III, 6. 934: (Filius
Dei) filium hominis in se suscepit, consequenter iilium Del fedt, quoniam illum
:¥) filius sibi Dei sociavit et iunxit, ut, dum filius hominis adhaeret in naüvitatem
filio Dei, ipsa permixtione foeneratum et mutuatum teneret, quod ex natura
propria possidere non posset. ^ilarius gebraute bie gleid^e 3Benbung. (Er fdgt:
Diligenter autem ea observanda ratio est, ut quaecunque homini Uli, quem
ex utero s. virginis assumpsit et in quo se nasci hominem qui Dens erat
35 voluit etc. (Tract. in Ps. 138, 2 MSL 9, S. 793). Sie begegnet au^ bei 3fibor
pon Seoilla, Etymol. VII, 2, 13 MSL 82, S. 265: Unigenitus vocatur se-
cundum divinitatis exeellentiam, quia sine fratribus, primogenitus secundum
suseeptionem hominis. Ss lag ni^t ferne, ftatt oon ber tlffunqmon oon ber Slbop«
tion bes ajlenfd^en 5u reben. Das jeigen §uarius, de trinit. II, 27, S. 68 : Aliud
40 intelligitur, aliud videtur: parit virgo, partus a Deo est; infans vagit, lau-
dantes angeli audiuntur; panni sordent, Deus adoratur : ita potestatis dignitas
non amittitur, dum carnis humilitas adoptatur, unb SRarius Sictorinus adv.
Arium I: Non sie filius quemadmodum nos; nos enim adoptione filii, ille
natura. Etiam quadam adoptione filius et Christus, sed secundum camem:
45 ego hodie genui te (Bibl. patr. Lugd. IV, S. 256 E). gä^rt 3fibor an ber foeben
angeführten Stelle fort: in qua per adoptionem gratiae fratres habere di^atus
est, quibus esset primogenitus, fo mar au^ ^ier bie Sejie^una ber Sboptmn auf
ben lulenfd^gemorbenen niqt aan5 unmdglic^. T)\t\t (formet nun fanb fi^ mehrmals
in ber jpanifd^en fiiturgie (f. Elip. ep. 4, 11, ö. 874 unb Ale. adv. Elip. II, 7.
üoS. 264 unb ofli. basu Sefele, S. 651; $elfferid^, S. 91 ff.: Saud. S. 257). Die
foanif^en Sifmofe bes achten 3^^^iiii^^^» befonbers i^r (^il^rer, (Elipanbus oon Zo*
tebo, legten Söert auf Re, prooojierten aber bur^ bie 8lrt, mie fie [ie oermenbeten,
9Biberfpru(| 3uerft in ^ftunen, bann auc^ in bem bena^barten frönüf^en 9{et^ unb
in Kom.
56 (Elipanbus, aeb. 25. 3ult 718 unb feit ungefähr 780 Sif^of oon Xolebo, mürbe
burd^ ben (Segenja^ gegen SRigetius (f. b. 31.) oeranlagt, mit bogmatif^en erll&rungen
oor bie £)ffentuäleit 3u treten. (Er ^ob babet unter Setonung ber rein oöitHcben Xrans«
fcenbenj ber bret ^erfonen ftarl ^eroor. baft bie ^erfon bes Sohnes ni^t bie aus bem
Samen Daott)s na^ bem ^Mä) settli^ entftanbene (facta), fonbem bie oom Soter
60 oor aller 3ett gesengte fei ; auq naA ber Slnna^me bes Sletf^es fei bie jmeite ^erfon
ber (Sottl^eit ni^t bie aus bem SIetfq geborene, oon melier ber $err faat: ber Sater ift
groger benn t^, fonbem bie, oon meu^er er fagt: i^ unb ber 93ater ftnb eins. Durc^
Hi^piimnMmta 181
Mefe (S^ibung foIUe bie ott^oboie £^re nüfi aufgehoben loerben ; ober menn man ben
'Husbrud pt^, fiel bie angenommene menf^Iii^ Statur unter ben Segr^ einer oon
ber ^erfon bes £ogos unterfd^iebenen ^[krfon, bte (Einl^it ber gottmenf$Ii^en $erfon
\^itn aqo aufgehoben. 9toA oerf^iebenen 6eiten bin, au^ im benaäbarten ^[turien mad^te
CSiipanbus bnefli^ feine SReinung geltenb; er gebrau(^ babei au(^ bereits ben Slusbrud, 5
bag S^ftus jibar nad^ feiner (Sottoeit nni^rer unb eigentlu^ (proprius) 6o^n (Lottes
fei, nad^ feiner SRenfq^ aber Sbotrtiofo^n. 3n Slfnirien er^ob fu^ fofort SBiberfprudb.
(Er ging aus oon bem ^riefier Seatus unb bem 9R9n^ $eterius oon £ibana. (Eli»
ponbus erfu^ baoon bur^ ben afturifc^en Sif^of Slscartcus. ber auc^ fernerhin unter
feinen ^ßarteiaenoffen genannt mirb. ^dd^ft txitdi barüber |^eb er im Cftober 785 10
an ben afturij^n 9bt gribelis, mit Su^erungen bes Slbfc^eus über feinen $auptgegner
Seatus, ben er femedln im Streit als Inbeatus unb befonbers gern als antiphra-
sius Beatus (beffen 9came bas 3BiberfoieI jeines 3Befens ift) bejeic^net unb reid^Ii^
au(^ mit fittliqen SRdeln it^ti; neben t^m, aber offenbar oon geringerer perfon«
liäjkt Sebeutuna, fte^ ^eterius, ben Slipanbus megen feiner iugenbli^n Unerfa^ren^it 15
als oerleitet anfielt. Seatus unb ^eterius belamen ben bereits anbem bebinnt ^e«
iDorbenen Sriej erft ju [e^n, als fie am 26. Slooember 785 bei (Selegen^it bes (£m*
tritt» ber Abntgin S&ofmba (SBitme Silos) ins illofter mit gfibelis jufammenlamen.
3nfoIgebeffen fqrieben fie bie planlofen unb u>eitf(!|n)eifigen , rei^Ii^ mit patri[tif(^
®elemamteit ausftaffierten jtoei Sfid^er gegen Sliponbus. Sie faben in feinen (^ö^en2o
einen Xngriff auf bte (&ott^eit (E^rifti unb betonten i^nen gegenuoer , bag ber aus oer
3ungfrau ®d6orene, baft ber (ßelreujigte unfer (&ott fei, aus beiben Staturen ein einiger
unb ekener (proprius) So^n (Lottes bes Soters. 3^^ ^eftipleit bes Streites lonnen
politifd^e (Begenfa^e unb bas Strien nad^ Krd^KAer Selbftftönbigleit älfturiens gegenüber
ben SCnfprfiqen b^ oome^mften jpanif^n Sif^ofs mitgeu)ir{t ^aben. 3Ba^f^tnItd^ oon 23
Sfturien aus mürbe in 5Rom Alage gegen (Eltpanbus er^ben, unb alsbalb erllörte [i^
^[kpft ^abrian gegen Slipanbus unb mcarkus, meldte in bie £afterung bes 9leftortus
gefauen feien (Cod. Carol. 99 S. 294). 3Bann nun ber bebeutenb|te 93ertreter bes
Sbqrtianismus , Sifc^of gratis oon Urgel in ben ^^renäen (unter fränfif^er ^enfc^
unb feit 3^i4t9rung oon Xanacona jur Air^nprooin} 9larbonne peredbnet) tn ben Strett so
Jitneinoejoaen mum, ift unbelannt (Er mug oon lange ^er mtt (Elipaitbus in freunb«
i^ Serbinbung geftanben ^aben (Elip. ep. ad CaroL : Fei. quem novimus ab
ineunte aetate in dei servitio proximum partis nostrae defensorem), aber 789
nxtr minbeftens im (Jfranlenrei^ oon feiner Beteiligung no^ nid^ts belannt, mie Sllcuins
erfter Srief an i^n (Monum. Alcuin. ep. 2 , in MO 5, bei grtoben 4) jeigt. Die ss
Sloti] oon einer angebliAen 93erurteilung bes gfelix mtf einer Karbonner S^nobe 788
ift faden ju laffen ($efele III, 662 ff.). Dagegen lourbe in ber 2fyä auf ber Siegens«
bturger Snnobe 792 ber Slboptianismus in (&eaemoart ilarls b. (ßr. oon (Jfelix perf9n>
li^ oerteibigt, aber oon ben Sif(^öfen oenoorfen. ($elis xoiberrief. mürbe gleu^mo^l
oon jtol in Segleitung bes Slbtes ^ngilbert nad^ 9{om gefanbt unb oon ^oorian ge« 40
fangen geilten, bis er ein ort^oboxes Selenntnis auffegte unb feierli^ bef^mor. 9lac^
Vtcatl jurfidgele^rt, fagte er fi^ aber oon bem abgenBtigten Selenntnis mieoer los unb
fIo9 auf fdra^enifd^ (Sebiet. 3^^i ri^tete Sllcuin 793, d^en oon (Englanb jurüdC«
gelebct, bie bnefli^ SRa^nung an tbn, bas oenoerflic^e SBort adoptio, meines iqn um
Die Snu^ eines oon 3ug^nt^ ^f P frommen £ebens m bringen bro^e , fahren ju 45
laffen unb au(^ Slipanbus jur ^fldRe^ ju bemegen (ep. 30, S. 211 ff.; MG 23,
S. 60). Dem »riefe folgte feine erfte StreWArift adv. haeres. Felieis (opp. II,
S. 87 ff.). Ungefö^ gleidQjeitig manote fic^ (Eltpanbus mit ben fpanifd^en Siteofen
in einem bogmattfd^en Sd|retben an bie Sifd^öfe oon (Pallien, älquitannien unb 9l|tunen
(bei Bhtob. II, S. 568, na^ neuer äJeralei^ung ber $anbf^. bei ^elfferic^, S. 39 ff.) so
unb juglei^ an jtol jelbft mit ber Slitte um billige Unterfuc^ung unb um 3Bieber«
einfe^ung bes 0elix. 9Rit bem f^mei^lerifd^en (Eingang !ontraftieri ni^t nur bie 9Bar«
imtig oor bem S^idfale Aonftantins, ber naq ^utem Sli^ang bur^ arianif^e Serfü^rung
in Die ^olle geftüi^ fei, fonbem me^r noc^ bte Unterftellung, bag ilarl nid^t burd^ (5e«
recl^tmleit, fonoent burd^ ben S^reden fetner SRa^t überführe; unter ben Reiben ge^ m
trie Sttbe, Aarl glaube gar ni^t baran, bog CE^nftus (Dottes So^n fei. 5krl ma^te
bem Sapft SRitteilung unb lie^ bie Streitfrage auf ber glän^enben Serfammlung 3U
Sfntnlfuzt (Sommer 794) aufs neue unterfudben; au$ einige englif(^e Z^eologen
unb als (Befanbte bes ^opftes bie Sif^ofe X^op^lolt unb Step^n nahmen teil.
fb» ben Ser^anblungen gingen gmei getrennte, aber in ber äSenoerfung bes 9lboptta> «>
192 9totPiumt#«itti
nismus einige S9tU)baIMri[ten fftawt, n&mli^ bie bei franfifi^en unb germanilAen
St[db9fe (Synodica) unb bte von ^oidinud oon SlqtiileiQ oerfQBte ber obmtalienitffien
SiMdr^ (libell. sacro-syllabus). Seibe fanbte SUcal jugleic^ mit einem bogmotif^^n
Sqieiben ^obrians. bem 9lefultat einer rdmtf^en S^nobe ber mittel » unb unteritdie«
5 nifqen Sif$9f e , uiw einer eigenen Slntmort an SlifKtnbus , morin er ma^nt , von ber
SuitoritSt bes opoft. Stuhls unb ber allgemeinen ilirc^e fi^ nic^ ju trennen unb fii^
ber 9&rbitte ber >Urc^e unb ber uieüeiAt ju ^affenben ^Ufe oon yMs SBaffen gegen
bie Ungläubigen ni^t ju berauben. SRan fu^te nun ober oon frönfif^er Seite oor
allem auf b^ burA bie Streitfrage tief oemi^e Spanien unb Septimanien ein«
10 juroirlen. SHcuin befonbers u)enbete fi^ mteberbolt an bie bortigen tDlonAe. fieibrab,
eit 798 Sif^f oon fi9on, mirlte, ben Sif^of 9lefrib oon Starbonne unterp^enb, per«
Snli^ bort, ebenfo ber SIbt IBenebilt oon 9lniane. 3m gfiü^ia^r 798 erhielt SOcuin
eine Si^rift oon gfelis, m beren 3BieberIeguim er fi^ bei Jtarl bereit erflorte; er
mfinf^te aber auA SRitteiuing berfelben an $aulinu$ oon SlquiL, Slic^bob oon Zrier,
16 !QeobuIf oon Drleans. 3m folgenben grtü^fc^r 799 !onnte er feine groftere poIemifAe
Sd^rift (adv. Felicem) Äarl oorlegen (ep. 142, S. 144 ff.; MG 202, S. 835; Ulf.,
S. 454 u. 457; MO 171 f., S. 282). m^ an Slifxinbus loanbte er fi(^ oieber mit
9tfidfi^t auf bie Sd|rift bes gelis. Diefem mug es ii^if^en gelungen fein, fi^ in
Urgel mieber feftjufe^en; benn oon bort aus lorrefponbierte er mit CEIipanbus. Dur^
20 [eine 93ermittelung ge^ (CItob. 799) bie f^roffe Slntoort an Sllcuin, unb jumr fo,
^h fi^ Sf^Ii^ \tS^ in Jlarls $&nbe gelangen lajfen foll, als SHcuin fie er^e. Ss
beburfte erneuter mftrengungen . um ben SD$optiantsmus aud^ nur in ben ben ($ranlen
jugänoli^n (Begenben ju flbenotnben. Suf Serlangen Aarls ^iett £eo III. 798 ober
799 eine S^nobe in 9tom, meiere gfelii oerbammte, loenn er nic^ mibemrfe. Unitt'
26 beffen oirBe £eibrab erfoIgreid| utw erlangte in Urgel felbft bie eiblid^ o^f^^ bes
gfelix, fi^ oor iiarl ftellen ju moHen, geaen bie 3.u|i^ning freien ®e^ors oor ben
Sifd^Sfen. SDcuin brannte oor Segierbe, |i(^ mit feinem ®egner ju meffen: im 3uni
799 lam es in Ka^en ju einer llntenebun^. gelis miberftonb lange, erflirte aber
enbli^ li^ überxounben uvh mürbe in ben gneben ber iliräe aufgenommen, niät ober
doioieber in fein Sifi^ofsamt eingefe^t. fonbem bem Sifd^ fieibrab jur Seauffu^tigung
flbergeben. grelix fe^te eine 9leooIattonsf^rift auf utd^ ermahnte ben iUerus ber urgelli»
tanif^en ilir^e, i^ 3U fo^en. Die erneuten Semfi^ungen £eibrabs unb IBenebifts
nxtren jefet oon gro^m(moIge; balb neig SUcuin ju beri^ten^ bafa fie an 20000 Seelen
belehrt ^tten. (Er untoftü^e felbft briefli^ unb burd| ferne Sqriften leb^ biefe
86 Semfl^ungen. Seine raf^ ausgearbeiteten 4 Sfl^r gegen Slipanbus botte er i^en
bei ihrer erneuten äRiffion mitgegeben, aud^ mit ber Slopedung, fie abfqrtftli^, menn
mdglti^, ju ben fpanifd^en Srflbem lau^ far(^enif(^em (Bebtet) gelangen ju laffen. Skuin
rfl^intte \xi) ber Sde^rung bes gfeltx, oeffen $ah gegen i^ fiq in £iebe oer«
loanbelt ^be; gleidlmoj^l ^at gfelis toä^renb ber fibrmen 3eit feines £ebens in fi9on
40 feine alten Seoenlen in ber Stille ge^ unb gebgenüid^ felbft bomit sufammen*
b&ngenbes geäußert, fo bag Slgobarb, £eibrabs Slac^olger, über feinen Slgno^tismus
tfym noif SSor^altungen gemalt unb na^ grelia^' Xobe gegen ^interlaifene Sluf}ei^nungen
besfelben eine SBiberleoung gefd^rieben ^at. — 3n oem farajenifd^n Spanien mug
Slipanbus bebeutenben iun^ang gehabt ^aben ; er f anb aüerbings an oem SUd^of Xeubula
46 oon Seoilla , an Safiliscus u. a. (Begner, unb feine £e^re mürbe aümä^lid^ aw^ ^xtt
jurfidbebrängt, bo(^ ^atte no^ SHoar mit aboptianifd^en Steigungen ju t^un.
Z)ie S!äftt bes Slbanbus ift aus feinen Sriefen unb aus feinen in ber (Segen«
f^^ bes Seatus unb ^eterius ju einer Slrt oon Selenntnis jufammengeftellten Suge«
Hingen ju entnehmen, ($elix lernen mir oom^mli^ aus ben sa^Ireid^en gftagmenten
60 in ben (Begenf^riften bes Xbuin unb ^aulinus lennen , moju bte oon Sgoborb be*
lönmften Stufsetd^nungen iommen. — Die frubefte Sugerung bes Slipanbus mit i^
[tarfen Sonmuitg ber menl^li^en 9latur (T^fti oon ber jmeiten Serfon ber ZcinÜfit
ift oben angeffi^ 9hin jetö aber ber meitere Serlauf, bag Slioanous unb gfelix ganj
entfd^ieben nid^t nur imter^lb ber ort^obosen Zrinitatsle^re, Jonoem aw^ in ber utA»
66 lid^n (Q^ftologie nad^ ben d^dcebonenfifAen IBeftimmungen i^re Stellung nehmen, olfo
bie (Eini^eit (singularitas, ($elix) ber ^erfon bei Setonung bes 9laturenunterfd^iebs
riten mouen, mie au^ 9Scuin anertennt (Elip. in epist. ad episc. Gall. etc. 10.
bei Slh. V, 3. 4. u. a.) : bie Sbentitot bes Subjelts, oon mei^m gSttlic^ unb
menfAIi^es ausgefagt mirb, betonen fie nad^brfitfltAft (ppcl. ib. III, 16. V, 9 u. 9.),
60 unb oer 9bisbrud, baj} ber nm^re So^ (Bottes 9Ren^ gemorben, mtib letnesmegs
»eriiiäi^ bw^ ben, babcr chten SRenf^n artaenontmen ^e (Blip, bei Beat, et
Het Bssn. II, 310). Vba bic innüfte Serbinbung bei (gott^it mit menf^Iii^ec
Statur lOitn niQt aufgeben, baf) biefci ber (5ott^it aeeinte Wen}^ menfc^lii^em unb
nt^ gSttlti^m 3B^n ctimammt, menti^Iii^en unb nti^ göttlti^en 2Se[ens i[t, alfo jui
Zeiintqnte am göttli^n fieben nur ei^Dbtn merbtn tann, unb jene ^etbinbung borf b
din btcfEi Cä^ung bie bleibenbe Vitalität Tntnfi^lii^en SBefens unb tnen[<^ltc^ pei<
i(^n Seben« ni^ Dentisten, öierfüt tritt jene ®runbt5e[e bes €lip. ein:
Jesum Christum adoptivum (esse) humanitate et aequaquam adoptivuin divi-
nitate. gflr ben Susonul bei 9Q)option beriefen [i^ bie Spaniei mit belonbeiem
Ko^ibrud auf t^ie SHuraie. 3)ie aabliei^n, fon(t oon i^nen angerufenen SJäterfteHen lo
finb größtenteils nit^ Iqlosenb fOr i^ Sluffaffung, ba es Kd» in iqnen teils um bie
oIIgemciTU 3bee ber bui^ bie a7lcn|(^iiieibung Detmittclten Slneignutm bei SRenfti^beit
fiber^aufrt, teile Ipejiell um bie Seife^ung bei (SlSub^en in bieAmbf^aft ^nbelt. @ie
ober fa^n nun ben 3Iust«u(f in fpejiftl^ Sejie^ung jum So^nediegiiff. Cos be«
jet^nete 3nleief[e trieb 3U bei Se^ufitung, bag Q^iiftus bei Sottmenf^ na6 bei einen is
Seile feines 3Befena ben So^nesnomen m einem anbeien Sinne trage, aU na^ ber
onbem; ba| tx^ota nai$ fefnei göttli^n Slolui sNihiei unb eigen« So^n Sattes fei
(„i^ unb bei vatei finb eins"), na^ ber aus bei Sunsfmu angenommenen Anc^ts*
geftoU abei, in mtli^a ei gcnnger als bei Satei, filius adopÜTUB. Siefei Slusbrud
iDa nma beieits ouf ber 11. toletan. Sqnobe (675) ausbiütffi^ oeriDotfen, ober gegen»
bie fie^ ber Bonoiioner, njel^e non einem anbem Sobne ol« bem oon (Sott jum
Sofynt ei^obenen DTlen^n ni(f|te n)i|fen mollten {l b. 91. !Bono[uB). ^itioon füllten
fi^ (Bi|). unb bie Scinigen, ml^e bie 2tf)ct be» ^onofus ausbiüJIii^ oenoarfen, nii^t
flctioffen, ja Slifianbus (ep. ad Fidel.) ftellte fogai feinen (fie^nei Seotus mit Sono'
pifi ^mtmn, m fie M in bie gdlften bei DoQen SBo^ibeit teilten, jener bie Slboption »
bei vienf^^U, biefet bie eioige So^nf^ leugne C^iiftus ift na^ feiner SRenf^^eil
Sboptiofa^ Gottes: aon eeoere sed adoptione, non natura se<i gratia. ^ffiätjienb
®irtt mii bunb ben eigentlu^n natfiilti^n So^n bie 3BeIt gefdjuffcn, ^at ei btm^ ben,
iK(fe}ueIeuQ Gottes- unb SRenfAenfo^n (notfiiliAer unb aboptiocr) ifl, bie SBelt ei-
löfL Sßei bie Sboption bes SRenJqtn leugnet, behaupte o^ne 3ioetfel, bo^ S^ftus w
nie ab nx^tei: SRenfA geboren fei (ep. ad episo. Galt. 6. 149 gelfferi^), mü|fe
atmeten, bog (E^rtfli tlrlfif^ nit^ ous ber ^ffe bes 3J!enfd|en(ie[d)lc(^ts flamme,
fonbon aus büSubfionj bes 3kiteis erzeugt fei (Ale. adv. Fei. II. 12, €. 135, III,
11, S. 169 ; Elip. ep. ad Ale. Monum. Ale. pag. 498). Ubei^upl UKifen fie ben
®^neni bl^ 9»rmifi:{|ung ber 9)aturen Dor, bog p>i]0en (Bott unb lOlenft^ lein Unter* u
f^tu blewe, it!^ Sllcuin urteilt, bie Sc^u 001 (EutQi^iooismus brolie fie in bas anbere
Sztiem, ben Sleftorianismue, ju treiben (adv. Fel.I, 11, S. 136). 9hin ift es aber
bem 9Dwj)tianismus nii^t blog um SeoM^ng bes (üöttlii^n 00t Serenbliqung unb
anbereifem um Slettung bei menfi^li^n Suoltanj, |onbem oome^mlt^ um Stettung
bes uK^oft mcnfi^lit^n £ebens unb SeiDu|tfeins bes (Eiiajeis ju ^n. Übereinftim< ta
menb betonen fie alle menf(^lii^n Sliebiigfei^ftÖnbe Q^riftt unb feinen ilne(^ts|tanb,
ben Seltx ousnfldlii^ als einen nid)t bloß treimitlig fibemommenen, [onbem bei mcnf(^<
lii^ Kotui loefentlidien bejeü^net (servitus conditionalis , debita. Alo. adv. Fd.
VI, 4, €. 203; IV, 8, S. 182; Paulin. I, 19). <Er ift als aRenf^ in oHem uiri>
in CEn^ett bem $atei untei^n (Ale. IV, 12, 6. 186 ; VI, 6, 6. 204 ; Faul. III, 3) ; w
mea au^ gut, ift ei es bo^ nic^t naturaliter a se ipso {Wc 10, 18. Ale. V, 10,
€>. 198), nt(t|t et na^ feinei SRenfi^^it ^t flbei bas gimmelret^ ju »erfügen (Mi
20, 23. Paul. III, 3). 9Ii^t mfnb« n»eiben bie nottoenbigen Si^rairfen bes menf^-
lii^n ©iffens (Qri|ti betont (Elip. bei Basn. II, 810. Fei.: Ale. V, 9, S. 196,
Paulin. m, 3). Mäft feinen, bem ftel(^e roibeiftwbenben, [onbem (ßottes SBinen«
bot et ausjufü^n (Peulin. III, i) unb niait nui ffii uns, [onbem au^ für fii^ [etbft
bat S^riftus gebetet (Ale. VII, 15, 3. 228; Paulin. I, 30). Die natüiIiAe (BIei4<
ReiluM (E^ mit ben äRenf^n (Ale. I, 15, G. 139 u. ö.) citrält obei iV ^»Ut
Sebcimuig bui^ bie mefentlii^ Sejie^ung [einei älboption ouf bie babuic^ oermiltelte
Uwiition ber (Släubigen. äDte S^nftus na^ [einet (Bott^it unigenitus, fo ift ei na^ »
fetnci 3Ren[(^^it als aboptioei: primogenitus in multis fratribus (ep, ad episc,
Gall., 6. U?f. Selfferi(^, mit Seiufung auf :3[üioi Etymol. VII, 2), mit benen ei
in Aonfoimitfit fte^: fie finb adoptivl cum adoptivo — cum Christo Christi et
cum parvulo parvuli et eum servo servi (Elip. b. Basn. II, 310) ; nad) ^0 10,
34 f. ift C^ftiu deua inter deos. 3n bei aboption bes 9Renf(^n C^ftus fie^ «■
184 tH^i)ituniifMS#
gfelis prhtjipiell bie SnnoBme unb aSBieberges)imtung ber menf^Ii^n 9lotur SbeAfxnpl
(Ale. II, 11, 6. 154). vamm tagt er (äer tmi) gonj enif(^ieben an etfter Stelle
oie 9Renf^eit S^ttfti ab Objett oer gBttli^n ann^menben unb 31» ilinM(^ er*
. ^ebenben QDnabe. i>it membra adoptiva infi|Ten ein caput adoptivum ^oben* na^
6 [einer 9Renf^it, ni^t na^ feiner ®oti^it fte^t (E^tus ^u i^en im 93er^ttnts bes
fynvftts ju ®Iiebem (feine (Doti^it ffcA ni^t (Slieber, fonoem nur einen Xempel, Ale.
II, 4, 6. 149). (Ojm^ ffot ebenfo mie mir bie ^beftination jur jtinbf(^ ^lix
legt ben Segriff ber 9U)o|^n, oon toeU^m bie (Gegner oe^upten, bog er fo ni^ in
ber SArift na^^uioeifen fei, in alle bie biblif^n Segriffe auseinanber, loel^ (E^ftum
10 ab Objeft gSttlt^er (Snabe erf^einen loffen: deetio, gratia, voluntas, assumtio,
placitum seu applieaüo, Segriffe, bie alle ni^t auf einen natfirliAen Soffn Gottes
. paffen. Sd^on baraus ift ju entnehmen, baj} i^m bie adoptio nid^t {i^Ie^in mit ber
Slnno^me ber menf^Ii^en Slotur in ber (Beburt pfammenfänt, memt aud) biefe als
adoptio earnis bos erite u>efentli^e SRoment berfelben bilbet. 6^on (Elipanbus ^t
16 ®emi^ auf bie Xaufe (t^fti gelegt (ogl. aud^ bie plenüudo unctionis nat^ 3ef 9, 27
in ber ep. ad episc. Oall. 6. 142), ^lix beftimmt bie Stotmenbigleit berfelben fflr
(Qriftus behauptet; unb er ^ fie in Snalogie unb urfS^Ii^en ^ufa^^^^^^ fi^ftent
mtt oer spiritualis generatio oer ®Iöubiaen in ber 3!aufe. aSBte ourA bie fleif^Ii^e
(geburt mtt Slbam, fo fte^n fie in ber aSBiebergeburt unb SIboption mtt bem jiDeiten
loSbam in notoenbiger Serbinbung. Der SrISfer fyd na(^ feiner SRenfd^^it beoe (&e*
bttrten in fid^ jufammengefagt : primam videlicet, quam suseepitex virgine, nas-
eendo, seeundam vero, quam initiavit in lavaero, a mortuis resurgendo (Ale.
II, 16, e. 157; Paulin. I, 45). Da gfelii ou^ 9» 6, 6 ^anjog (Ale. n, 13,
S. 156) unb bie natflrli^e SRenfA^it (^rifti (obmo^I unter ^f^dtung ber 6flnb*
tfbfigleit) oud^ ab vetus homo bejeit^net ju ^aben f^int (Ale. adv. Elip. I, 3,
€. 245), fo eroiebt fid| bie Snf^uung ber bur^ Xob unb Sluferfte^una ^inbur^ fi(^
ooüenbenben 3Biebergemirt bes bbg noinirlii^n &ben9 (Ebrifti ins (Seiftlu^, in toel^
bie bur^ bie Xaufe CE^fti prinjbien gefet|te Sboption fid^ ausioirtt. Diefe geiftlid^
SBiebergeburt (Qrifti ift ibm f^Ied^t^ notmenbig gebunben an bie 9nna^ ber OKi^n
80 natürliqien 9Renfd^it (Eqrifti. Damit ^ngt ena jufammen, ba| (C^ftus nur ab oon
C5ott aboptierter SDlenfd^ ^eibmittler fein, nur ab foI(^ ab ^rfpreqer (advoeatus
1 30 2, 1) b. i. Vlittler fflr bie SAuIb ber eflnber beim Sater eintreten fonn; \a
nirgenbs fte^ im (Eoangelium. baft Coottes 6o^n, immer bag bes SRenf^n 6o^n für
uns ba^in gegeben (traditum) fet (Ale. adv. Fei. V, 7 f., S. 193 ff.). Iroti aUer
K (Segenoerfi^eruna muffen natflrli^ Sie Krc^Iidben !Qeobgen in biefer Sluffaffung be$
menjAIi^n ^erfonenlebens (Cbrifti eine 3^^6unaber perf9nli<^n Sin^tt bes (Sott*
menfcpen Je^n, loie im Sleftortanbmus. 3n ber !Ibat erinnem manche Susbrfiffe an
bie antio^enif^en 00m 3Bo^nen (Lottes in bem fflr fi^ perfbnlid^ gebai^n 9Renf(^n;
fo bie Setonung oon 9l(& 10. 38 (deus erat eum illo), 2 Ao 5, 19 (in Christo
40 Ale. V, 4, 6. 191: freilidb fet ber angenommene SRenf^ au^ (Sott, aber gratia unb
nuncupatione) ; CE^riftus tft (Sott oerbunben (eonjunetus deo), trSgt bie (Sott^ in
fi^ uno bilbet fie in fi^ ab (divinitatem gestare, liniare, Ale. YII, 2, 6. 214).
(Smx^ ift Ci^riftus na^ feiner iulenfd^^eit fomo^I Daoibs ab ®otte9 €o^n ; ein 6o6n
aber fonn oon 9latur niqt jmei Sater ^aben, mo^I ober einen, ber es oon 9latur ift»
46 unb einen jmeiten oerm5ge ${boption (Ale. III, 1, 6. 162). 9b Serft&rlung ber
jte^erei fe^n es bie (Segner an, bag ^A\x ben filius adoptivus aud^ im Gegenfo^
jum »a^ren (Sott ab nuneupativus deus bejeid^net; er le^re mtx (SMter, einen
Omaren unb einen fogenannten. ^lllerbinas foll ber Susbrud junöd^ft negatb ftari ht»
seltnen, bag Ci^riftus nad^ feiner SRenf^Qeit eben ni^t ®ott oon 9latur ift; aber bas
60 (Sott*genannt«iDerben foII boÄ nid^t eine leere Xitulatur fein, oie bie adoptio ni^
bbg bie SBfirbe ber jtinbfd^aft bejeii^net, fonbem xoie mit biefer jene 3Biebergeburt im
^neumatifd^e, fo mirb mit ber nuncupatio ein Sergottetmerben (deifieatio) roit aller
Ctoöpen (3o 10, 35), fo in ausgejei^neter 3Beife O^rifti na^ feiner SRenfd^^it
glei^efe^t (Ale. IV, 2, 6. 173)^ momit fi(^ für Ci^riftum felbft oermbae feiner inni*
66 gen Serbtnbung mit ber xoefentlt^n (Sott^ett bie Übertragung ber biefer eignenben
gbttltcben SRa^t oerfnflpft (ib. IV, 5, 6. 178). SBenn nun tto^ allem bie mcKotioner
Die 3bentitat bes gottmenf^Iu^en SubjeHs feft^alten mollen, fo finb boA bie SufSi^e
ba}u, biefelbe oorfteUig ju machen, nur bflrftige. SRan lonn bei CEIipanbus auf bie flbrigens
ni^t loetter entmidelte exinanitio deitatis (bei Beatus et Het. Basn. II, 310: ep. ad
60 epise. Oall, 6. 146 u. 149) oenoeifen, bei ^lix auf bie no^ feftge^ltene Snaiogte ber
UifitiattUtititi 186
Stn^it 0on fieib unb Seele (Ale. adv. Fei. V, 3, S. 189, tooju i^m aber «Icufn
bos 9lt^ obfpru^), femer borauf, bah er bos Geborenmerben aus ber 3ungfrau bo^
ou^ für ben iiKt|ren Gdfyx Lottes fefqalt als ein jxDeites (Sejeugitoerben, ein (Ein^
ge^n jn einen lie[onberen gottö^nlid^en 3uftanb (Ale. V, 2, 6. 189; Agob. 13 unb
14). Über ein inniges 3netnanberfein oon ®ottes< unb SJlenf^enfo^n unb eine genriffe :>
Sbiomenausiaufd^ung oermSae ber gemeinfamen SDHonen ber ®ott^it unb 9Renf^^tt
in ber nur pofhilierten (Einheit ber ^erfon (Ale. V, 1, 6. 188; Agob. e. 33 unb 35)
fommt er aber ni^t hinaus.
Die (Segner bes Sboptianismus lommen oon i^ ®^ent^efe aus, ba^ Q^riftus
auA noc^ feiner menf^Iid^en 9latur, u^eil biefe bie oom Somte (Sottes anoeet^nete ift, lo
mQqrer unb eigener 6o^n (Lottes [ei, bei aller g^ftl^altung oer lir^Iid^en 3i»^tn<^turen«
unb S^eimillenle^ 3U |e^ entfd^tebener Slu^nnrfigung ber SSorfteüung oon einer rein
gdtfii$en ^erfon mit angeeigneter unperfbniiqer SRenfc^enfubftotj unb SRenfd^ennotur
(Ale. adv. Fei. II, 12, 6. 156) unb ge^en, wit rid^ bemertt u^orben ift, int mefent«
lidftn auf Q^ills Sluffaffung jurfid, ber benn au$ etne ber oome^mften SlutoritSten n
fui fie ift. Va (E^ftus ni^ homo, fonbem deus homo, fo ift er leinesroegs uns
in alleni o^Ii^ au^r ber Sfinbe, fonbem er ift nur in oielem ^nli^, in bem meiften
unbioic^tigften unä^i^ (Alc.1, 15, 6.140); ntK^ ftftrier Seatus bei Basn. p. 316 sq.).
Slcttin leugnet in fc^roffem (geaenfo^ gegen bie et^if^ Suffaffung (E^ftt bei gfeltx
ntnboieg, ba^ (E^fbis fflr fi^ t^Ib|t gebetet ^, ja feM eioentli^ ou^ fein Sitten
unb 3iitn fflr bie Seinen ju einem Sc^einioert berab, lagt wm minbeftens eine blog
beittif^ Sebeutung (YII. 15, 6. 228). Die in ber entf^iebenen tlbmeifung bes
9bo)rttanismus tro^ D9opb9fitismu$ unb Dqotteletismus fiq ooüjie^nbe bebeutfame
SBenbung ber mittelolterltqen (E^ftologie auf Xransfubftontiotion bes unperfbnli^ oe«
backten Slenf^IiAen ffcA Domer ^araiterifiert. Sie lünbigt fi^ bereits fe^r beutu^ 25
an in ben ausffi^rli^n SrBrterungen bes Seatus fiber ben faframentli^en ®enug bes
(5otteskibes.
Sragt man enbli^ na^ ben gef^i^tlid^en SBurjeln biefes 9la^lommIinas ber ^rifto»
Iogi|4^n Streitigleiten, u^eld^e ja oon ber ni^jten Seranlaffung m unterfd^eiben finb,
fo It^en biefelben einmal in ber innem Unruhe , mel^e ber firc^Ii^n CC^riftoIogie in 90
i^er Serinfipfung miberfpred^enber Seftimmungen nofaoenbig an^et. 3wc (Erlmruim
aber ber geiftiaen Stimmung, loelc^ gerobe bie[e Untertreibung bes Sottesfobnes unb
bes SRenfc^en ^eroorgerufen, ^at man mebrfa^ (CDfrSrer, sBaubiffin) eine 9{üdfiqt auf ben
3slam, ein Seftreben, ben Slnftog an ber £e^e oon ber (Sott^eit dOfd^ mBgli^ft ju
milbem, angenommen; ic^ jmeifle, ob borauf großes (Semi^t ju legen ift. ba ber ^aupt« ss
anftoft (Zrinitfit unb SorfteKung eines ^eugenben unb gejeugten (Sottes) fte^n blieb,
^elfferu^ ^ ben Sboptianismus auf eine SlaAmirlung bes (Seiftes bes germanif^n
Sriomsmus, bie er in ber altem fpan. Seltengefid^id^te nad^suioeifen fu^t , 3urfldgeffi|rt,
iDOs bur^ bie dimoeifung auf bie ortl^obose Xrinit&tslebre ber Slboirtianer letnesmetgs
oSIIig ausgefAImfen ift ^nbrerfeits ^ bie offenhinbige 93enDanbif(^ mit ÜReftorianis« 40
mus unb antto^nMer Dogmatil mc Sermutuna einer birelten Simoirlung ber S^riften
oon I^bor oon aftopsoeftta, geführt, mas fi$ 00$ ^infiAtli^ ber uns belannten SIbop
tioner au^ burd^ bie Semenung 3<^cobis (Sleanbers I)ogmengefd^. II, 26 f.) niqt
ftringent na^n>eifen laj}! (Ebenfomenig ju beioeifen ift bie Vermutung, bog mix in
ben oon Slipanbus gerfibmten rec^tglaubenben Srflbem in (£orbooa (ep. ad Felle, in 45
Xbuins Sriefen ep. 123), meldte iqn mit gele^em^ SRaterial oerforgten unb bei benen
ancuin (ep. ad Leidrad 141) ben Urfiming bes Übels oermutet, morgenlönbif^ , im
Gefolge ber Grober bort^in gebmmene (!:^ften neftorianifd^er Silbuna ju fe^en ^tten,
oel^ bie abo^rtianifd^ Zenbenj, menn nid^t ^eroorrtefen, boc^ unterftfl^en. (SBgl. ®ams,
Jtirqengefd^. 0. Spanien II, 1, 263 ff.}. m
Der fpStere SIboptianismus. 3n ben Sriefen bes $. Sllooms oon (Torbooa Hingen
bie oboptionif^n ^fragen noA nad^ (Florez Hisp. sagr. XI; MSL 121, 411 sqq.).
3n ber aufftrebenben Molafttfc^ « bialeftif(^en !QeoIogie tritt — o^ne ^iftorifd^en 3^'
famnten^g mit bem (streit oer faroIingifAen ^eit — - ein neuer oon ben Segnem
besfelben gerfioter Slboptianismus ^eroor. Die oialeltifc^e Se^nblung ber X^eologie u
fu^ in abafarb, ®iIoert u. a, notmnixa oon jener moftifd^^p^^fifd^en Sluffaffung ber
(ErBfung unb bemjufolge oon ber S^rillf^en unb 9ncuinfd^en Q^riftologie ao ju einer
tolionenen Suseinanber^Ituna ber beiben Staturen, me^r no^ im 3nterefTe ber Un«
oezfinberlif^eit (Sottes als blog ber begrifflid^en Sonbemn^ ber beiben Staturen ober
ber Setonung einer reellen menf^Ii^n (Entmidlung (Qriftt. ^itifftr gehört bas, qhis w
186 Xbo^tiimtdtntid Sbromnteled^
mon ben Sleftorionismus 9lboIarbs nennen fonn. 9IuA bte (ErSrteruitaen bes £om«
barben barfiber, in xotläftm 6tnne (Sott SRenf^ gemmroen, liegen md^t ncu^ bie^r
6ette. (Segeniiber fielen befonbers bie Srflber (Stxf)oä) unb mno oon 9lei^mberg,
entrüjtet über bos, idos i^nen als 3^f^ning bes Sl^fteriums unb oIs 9{mib on ber
5 ^errli^ieit unb (Sfyct bes 9nen|(^enfo^nes er^^eint. ®er^ Ifimpft oegen bie neuen
$^otinioner. ^auliniften, Sonofianer, 9te[tortQner, tote gegen fenen ftonjSfif^n 9Ra*
gi|ter £uitoIf tn 9tom, ber be^aufrtet: Christum secundum quod homo est, homi-
nis quoque filium esse naturalem, sed dei patris esse fUium adoptivurn, unb
ftellt bem entgegen: quod etiam secundum hominem Christus est fUius Dei na-
10 turalis non adoptivus. 3n 3)eutfAIonb belam))fte (Sttf)o^ befonbecs ben Stopft bes
Sor^enenjtiftes 2xiefen|tein in fronten gfolmar (t 1180), ber toie in ber fie^re oom
enbmo^l, fo in ber Cd^iftologie auf ber bialettifmen 6ene ftonb unb on bem Sif^
(Eber^arb oon ^Bamberg einen Seiftanb gegen (Seroo(^s Angriffe fanb. üuf einerMU'
fantmenhirrft in Samberg (1158), wo aum ber SRetropolit Coer^o^, (Enmf^of &tt*
15 ^b oon äaljburg, jugegen toor, mochten bie Sef^uIbi^Bungen bes Sontoergers gegen
ben „(Eutoi^ianismus" ®er^o(^s, ben man in ben Sugerungen fanb, „bafi[ ber in (Bottes
6o^n aufgenommene iDlenfd^ (Sott fei" unb bag SqualitSl ftattf inbe }n)if^ bem (Sott*
menf(^en unb (Sott, [ol^n (Einbrud, bag ber Saljburper (Er}bifAof oon (Ser^oi^ eine
no^malige ^rflfung feiner 9In[i(^ten unb eine 9tetrattatu)n beoenfli^er mgerungen oer*
ao langte, unb (Ser^o^s (Segner i^n als flberffl^rten $Sret9er anfo^n. (S. f^rfeb nun
feine 6(^rift de gloria et honore filii hominis unb fu(^te bei SUesonb^ IIL eine
(Entf(^eibung gegen bie „neuen 3uben" ju emirlen, aber oeraebli^ 6. be^nbers
SadSi, II, 6. 391 ff.; 9teuter, (Sef(^. ber relig. SlufOfirung im WL II, 6. 12—14;
ilntttel, m ber I^QS 58, S. 306—328 unb 9K5Uer in ber 3Ä(S 11, S. 440 f.
26 VlWtt t i^ÜMä).
9(brammelefi^ ('JlV??'??^^. SWerj, ?r. «brammclct^ in @(^cnlel8 öS.; ©(grober, «.
^rammeledi in 9lie§md ^^. ; berfelbe. ^rtc^te ber $t. SAd^f . Q^ef . b. 29iff., |)^iIoI.«^tft
61. 1880, @. 19—23 %nm.: bcrf., 3)ic Äeilinfcöriftcn unb bo« «Itc Xeftamcnt, 2. «. .1883,
@. 284 f. 329—332; $. ©d^ol), @(ö^enbtenft unb Baubertoefen bei ben alten j&ebr&em
30 1877, @. 401-405; Sßincficr/ a)cr mörbcr ©on^erlb», 3eitf4r. f. «ff^riol. II, 1887,
6. 392-396.
1. Slbrammele^ toirb 2 itg 17, 31 genannt als eine (Sott^tt, bie oon ben
Sep^cOToitem p'^l^^-^), ben Seioo^nem oon Sepbanoajim (ilettb ö'^'eo), mtt itinber*
ofyfem oere^rt rourbe. Gep^ammiim, beffen SeiooQner oon ben Slffqrem noA 6amarien
35oerpfIamt toorben maren (2 Ag 17, 24; ogl. 18. 34; 3ef 36, 19; 37, 13), fyA man
?eQ)ö^nIu^ ibeniifijiert mtt ber in ben ileilinf^riften Sipar genannten biw9lonif^n
Dtabt (6(^raber, iteilinj^r. u. b. 91X., 6. 279 f.), bem ZuKpdga bes ^^tofemius,
ogl. (Eufebius, Chron. (aus SHexanber ^olq^iftor xiaö) Seroffus) ed. 6^öne, Sb I,
S. 21. 22: h Jiolei fjUov SuaTtagoig^ in solis urbe (Heliopoli) Siparenorum
40 (Sipparenorum, Siparis) unb ebenb. 6. 23. 24. 9Ba^rf(^einIi^er ober ift Sep^ar«
maftm (LXX teihoeife Zm^tpagiv, ZeTt^ageui), ba es neben $amat unb Sb^mb ae'
nannt n)irb, eine tarifc^e 6tabt unb ju ibentifijieren mtt ber 6tabt Sabara'in, mtÜ!^
in einer babqlonif^en (S^xonit als oon 6almanaffar II. ^erftbrt genannt n)irb, bann
oieüeid^t audb ibenttfdb mtt Sibrajim (o-*'-*3c (£} 47, 16) jtotFi^en $amat unb 3)amaslus
45 ($aI6o9, 3etif(^r. f. älffqriol. II, 6. 401 f.). 3)er (Sott SlbrammeleA wkh bann niAt
ein boü^Ionif^r, fonbem oielme^r ein fqrifc^er fein, n)03u bmmt, bag ein ba^Ionif^«
affqrijd^er C&ott entfpre&enben Slamens bis je^t niAt na^eioiefen ift. 3)en Ninip ge«
f^nebenen affqrifi^en (Sottesnamen ^at Sd^raoer allerbings jur (Erfl&rung bes SlSrom«
mele^ Adar lefen ujollen; f. bogegen 3^wfen, 3)ie ilosmologie ber Sabnionier 1890,
50 6. 457 ff. 3)er aff^rifc^e URannesname Slbrammele^ (f. unten Str. 2) freilid^ nriirbe
fjA am etnfac^ften oon einer ajl^rifd^en (Sott^ett SIbar abletten laffen, boo j. eine onbeie
SBermutting: 3enfen, 3eitf^r. f. äffqriol. II. S. 204. 3n bem ^ebraif^en SMonats*
namen Slwir, afjqr. Adaru Unnit VDofjH ebenfo wk in bem SRonatsnamen Zommuj ein
(Sottesname fteaen; aber biefer (Sott Slbor n)ürbe fd^n)erlid^ mtt Ninip gleic^ufteüen
56 [ein, ba biefer bie Sonne am öftli^en ^orijont ift, ma^rfd^einli(^ auA bie grni^Iinas*
fonne ober oieüeic^i genauer bie Sonne am 3^^^^<^^^ns^» |o ^h ^^» ^^ jioöqte
äRonat, laum als fetn SRonat gelten Unnitf anä) nii^t ettoa als fein Sterbemonat;
benn bie Sonnengötter fterben im $erbft unb 3ur 3^it ber SBinterfonnenmenbe (SRtt«
teihing oon ^. 3^nN)* — ^^^ (Sottesname oon Sep^onoaiim Slbrommeb^ fd^faü
«kraimiteleiil Skfa 187
in ber 3:^ aus Adar (ehoa ""»» ober ""Tn „^rrlic^", f^r. hadoro, hdiro; leinen*
falb tuu^ aRooers [Die ^Qinijiei 93b 1,1841, 6. a40]u.o. bas perfifd^e azar,,gfeuer"),
als eigetmid^ S^i^nung bes (gottes unb bent in Serbinbung mit (Sottesnamen
^ufigen e^cenben Spit^n 1^9 ju bejtel^en. Slud^ ein b^iell ]tfA\ä)tx (Sott 9lbar
ober $obar ift bis j^t nid^i mit Sid^ergeit noi^jutoeifen. 3)agegen lö^t \xä) an einem 5
p^nijif^n (Bott Slbar nic^ jtoeif ein. Slls (Epit^ton neben einem anberen (Sottesnamen
iomnit TiK oor in ben p^önijiteen (Eigennamen ^^"^« unb T?:"nN, f. Saubijfin,
etttbien jur femü 9leIiaionsge|4 I»1876,6.312; basu no^ i^^z^ri^ als Slome eines
jtonigs oon ®ebal (S^Ios) auf iinünjen aus ber 3^^^ SHexanbers b. (Sr., f. 6ix in:
The NumismaticChronide 1877,6.182; ogL femer ""^n pc» „ber ^enlid^e Slslun" lo
b. l ber (Sott Salon, in einer p^önijildden Snfd^rift oom $iraus, f. (Silbemeifter, S^miS
XXVII, 1873, 6. 132; Corpus Inscript. Semitic. Sb I 9lr. 118 unb boju 6.145,
iDO noA enoS^nt: "^k -^^ P^^ aus einer 3nf(^rift oon CCirta. 6elb|tanbiaer CBottes*
name ift '^'w in bem lart^gif^n (Eigennamen ":^N:n- „SIbar ^ gegeben^' ((Euting,
Sammlung ber Sart^gif^n 3nfd^riften 1883 9lr. 138; |. baju ^tmen, Seitrage jur i5
|emü »eligionsgef^i^e 1888, S. 54), ebenfo oieHei^l in bem altteftl. =TT! ober c^™
(etüKt *nn, *tt« mit Slominalenbung -ftm ober au4 = ST"^"^ w^öbor ift ergaben";
anbers Saet^en a.a.O., 6.67 9lnm.6) als aramäifdbem (Eigennamen unb arobif^em
Stommnamen (ogL no^ Saubiffin a. a. C, 6. 312). Derfelbe (Sottesname [(^int
eriannt toerben ju mfi|fen in bem Hadran, toeldben bie pfeubomelitonif^ Slpologte als 20
^ouptoott^it oon $ierapoIis in 69rien nennt ((. Corpus apologetarum Christ, ed.
Otto, Sb IX, 6. 505. 426). 3)o(& tonnte ^ier eine Senoe^felung oorliegen, ba anber«
rofirts Hadad ("^ Jtatt ^) als f^rif^ ^auptgott^eit genannt toirb (Saubi{fin a. a. C,
e. 312—314). I)ag ^ran unb $abab in ber !ti^at ibenti|<^ feten, VM \iif barous
folgern, bog „^ran" als $auptgott oon ^ieroBoIis ber ^arebros ber Dort oere^rten 35
S^ria dea bes ($feubo«)£uctan uKur, b.^. (tro^ iiudan) ber 3)erIeto, unb bag anberer«
fetts SRocrobius (Saturn. 1, 23) Adad unb Adargatis (= Sltargatis, 3)erieto) neben
einonber nenni Da an bem d bes Adad bei äRaaobius fid^ niAt jtoeifeln la^ (f.
oon Gutf^ib, 3a^b. f. claff. $^iIoL 1876. 6. 518), |o oirb oieUeic^t Hadran auf
einem 3rrtum bmi^n. 60 lange n)ir mit Sn^^eit nur $abab ober Slbab als [orif^en ao
®ott bnnen, lic^t bie Vermutung na^e, baft au^ Slbrammelec^ aus einem urHmlnp«
Iu|en Sbabmeleo lorrumpiert ift; aber freiltd^ wvdt bur^ ben pbonijilc^en Soor em
gletc^nomiger f^rifAer (Bott oa^f^einlic^ gemad^t. — Die in a]f9r{|[i$en 3n|d^riften als
norbarabif^ enoä^nte (gott^eit Atar-samain „SItar bes Fimmels" ift nid^t mit „9Ibar''
ju tbentimieren (64raber, !^\>m(5 XXVII, 424), oielme^r ift barunter bie ®ottbeit 35
-^ny (f. ä. atargatis) ju oerfteben, ogl. bie Slftarte (?) als „§immelsl5nigin" bei 3e.
remta (fo {e^ au^ 6$raber, ^eilinf^r. u. b. 91X., 6. 414). Der Slame eines ajfq*
rif^ (Epon^men A-tar-ilu lann, ba A-tar ni&t bas 3^i<^^n für „(Sott'' oor fid^ not,
{^loerli^ mit 6^raber (Die affprifc^'babqlon. AeilinfAnften 1872, 6. 149) oerftanben
loerben „Star ift ®ott''; augeroem tft bie £efuna unftd^er ($. 3^nfen). 40
2. Slbrammele^ ^iej^ naä) 2 ilg 19, 37; 3ef 37, 38 ber 6o^n unb SRorber bes
affgrifi^ ilSnigs 6an9enb. Der altteftamentli^n gform bes 9lamens entfpri^t bie oer«
ftümmeUe Sonn Adramelus bei ^qbenus in ber armenifd^en (E^ronil bes (Eufebius (ed.
Sd^one, 93b I, 6. 35) unb Ardumuzanus bei Sllexanoer ißolq^iftor (ebenb. 6. 27).
leSoIf »anbifftn. 45
9bfo. ^ie meifien iRacJ^rid^ten über fein fieben finben ft(j^ in ber gfortfe^ung ber Vita
Bercharii and bem 11. Sq^t^. cap. 11 (bei ^abiaon, A8 III, 814 f. ; ber bej. ^bfdfnitt
auA MG 88 IV, 488). - ögl. Hist litt d. 1. France VI, 471 ff.; (gbert, «tag. ®ef(j&.
b. £itt. b. aR9l. im 9lbenbl. m, 474-482.; ^attenbac^, ^eutf(^e Q^efAid^tdqueQen "I, 351
unb bcfonberd @acfur, 3)ie (Jluniacenfcr I, 176 ff. II, 224 ff. 362 ff. — 3)ic üon \f)m wer.» ßo
fagtcn ^iligenlebcn nacj^ 3WabtIIon abgebrucft bei MSL 137, 599—700.
übfo, einer ber bebeutenberen unter ben 9teformäbten bes 10. 3<t^t^unberts, ftammte
aus oonumer gfomilie im 3ura, mar in fiuxeuil uRdnc^ aemorben, mürbe oon S. (Saujiin
naäf Xoul gejogen unb mie es fd^eint jum 93orfte^r oer itat^ebralf^ule gemalt (ad
magisterium sacri ordinis sublevatur). 6paier ging er in bas bur^ ben 90U&o
aonieri^ um 935 reformierte illofter SRontier^en^Der in ber Diosefe (E^alons f. 3R.
iiber unb mürbe 967 ober 968 Süberi^s 9la^foIger, f 992. 9lls 9lbt enoarb er oerlorenes
Aloflergut iurüd, legte ben (grunb 3U einer neuen prac^tooüen Safilifa, beren £ang^aus
iu^ ^otte fte^ (6adur II, 391), unb flbema^ bie 9leform anberer ftlSfter, nrie
188 «bfo Sbimt
6t. Senignus 5U Dijon auf SUten bes Sif^ofs Sruno oon fion^es (Chron. S. Be-
nign! ed. Bougaud 6. 130). 9lu(^ auf Dem (SMtit bes lituigtfc&en (Befonges fyd
er eine beffembe X^gleijL unb yaxa über ben Serei^ ber jttofterlmQe hinaus, gefibt.
C5Iei(^ feinen Srteunben Slbbo oon gfleurn unb (gerbert oon Stein» (tml. 3. $aoet, les
5 lettres de Gerbert Par. 1889, S. 6. 74) gehört er ju ben »itfenfioftti^ intereffierten
SRfinnem ber 3eit, in [einer Sibliotbel fanben fid^ u. a. e^riften Ws Sriftoteles unb
^orp^^rius, Xerenj, OLafor unb Sirgtl, unb es f^It bei i^m ni^t ganj an Üaffif^en
SReminiscenjen, boq ^auptfä^li^ las er n)ie anbere in jener 3ett bie juaffifer um ben
eigenen SBortfd^a^ ju bereitem, nm^renb fiir ben (Seift bes Suertums bas Serftfinbnis
10 noA nic^t enoad^t roar. Der iRuf böserer Silbung, ben SIbJo enoorben, oeranlagte
oielfac^e Slufforberungen an i^n jur Sbfaffung oon S^riften, befonbers Heiligenleben ;
fo 9at er £eben unb SBunber oes ^bebert, (Srflnbers oon äRontier'ta'Celle (Mab.
II, 600 ff.), bes ananfuetus, erften SifAofs oon Xoul (Mab. lY, 509 ff.) unb bes
Safolus, Stifters oon 6t. Sasle bei 9{etms (Mab. II, 62 ff.; bie translatio lY, 2,
15 137 ff.), jule^t bas £eben bes Serd^arius, 6d^utoatrons oon 9Rontier«en*Der (Mab.
II, 797 ff.) befd^rieben; ob au(^ bas fieben äBanbelberts (Mab. in, 2, 452 ff.) i^m
Sugebort ift jn)eifel^aft. Slugerbem ftammt oon ffim eine meteifc^ Bearbeitung oes
2. Su^s oon (Sregors b. (gr. Dialogen (£eben Senebüts oon Sihirfia); ou^ (ot er
ambrofianif^ Hymnen gloffiert unb felb[t $9mnen gebietet. Die grSMe Serfl^ntt^it
20 unter [einen 6d^en aber fyd bie frü^efte, oer auf SeronMung ber itontoin Serberga,
Zoi^ter bes beut[d^en ABnigs ^einrt^ I. unb ®ema^{in fiubioigs IV. b'Outremer, oor
954 oerfagte Tractatus de Anticbristo (bei M^ 101, 1291 ff. hinter ben 9Berlen
Slcuins) erlangt. 9Ib[o tritt ^ier ber in [etner 3^tt weit oerbretteten SIiiMt oon ber
nabe beoor[te^nben Qmd^einung bes 9Intid^n[ts entgegen. 9bi(^ feiner Deutuna oon
25 2 X^ 2, 3 mug ber Untergang bes r9mi[^n 9tei$es oor^geben, nod^ aber befte&t
biejes iReid^, loennglei^ jer^Milten, in ben fr&nfiJAen jtönioen, bie feine 9Bfirbe auf«
reqt er^lten. Die 6d^r{ft, bie aud^ fiir ein 9Beri bes 9{abanus, SUcuit» ober gar
9Iugu[tins galt (Hist. 1. d. 1. Fr. IV, 477) o^urbe [e^ oiel gele|en, aber auA bm:^
frembortige, ja mit ben tifitn Zeilen im aSiberfpru^e hebenbe 3^\6kt oerme^rt unb
ao tjt in biefer (De[talt in bie Slusgaben übergegangen, mesfyxtb ber (Smcax% ben DöHinger
(QC^ftentum unb ilir^ jur 3^it i^er (grunblegung '435 f.) u. 91. oon berfelben mc
oie (Se[d^i(^e ber mittelauerli$en 9[n[(^uung oom 9Intid^[t gemadbt ^aben, ber Se*
riAtigung bebarf. Die Verausgabe eines gereinigten Xestes fyd QcSvc in Susjic^
gefteut. S. m. ^entf«.
35 Sboent. 9}orausae[e^t, bag bas Seneic^nis epi[toli[d^er £ettionen [Aon bamals im
codex Fuldensis [tanb, als ber Si[^ofSiftor oon (£apua i^n las, fo giebt uns biefer
codex bie ölte[te 9la(^ri(^t über Slboent. Denn bie[er Si[(^of las i^n 546, unb in ber
SRitte bes codex i(t bas genannte Setjeic^nis. Die[es en^lt oier fiettionen De ad-
ventu Domini. 9In bte[es 3^ugnis für» bie Slboentsfeier rei^ fid^ über comicus,
40 ^rausg. oon SRorin 1893, nac^ bem Urteil bes Herausgebers in ber ftird^e oon Xolebo
oor ber mo3arabi[^en £iturgie im (gebraut, mit fünf 6onntagen. Die gleich 3^1
£eftionen ^at ber [ogen. comes bes ^ieronqmus, b. f). bas alte r9mij^ £cltionar, uiä>
bie gleite 3^1 orationes ber über sacramentonim (gen)9^nli4 bas sacramen-
tarium Gelasianum genannt). 6e^s 9Iboents[onntape fintNen [i^in ber mojarabif^n
45 unb in ber mailanbt[^en £iturgie ; le^tere ^at unmittelbar oor SBei^na^ten no^ eine
be[onbere Missa de exceptato (3^[us, ber in bie 9Ren[^^it 9Iuf genommene? ober de
exspectato?, bie S^ier i[t be[^neben oon Serolbus, ^erausg. oon 9nagi[trettt 1894).
9nit ®runb oermutet SRabillon, bag bie fe^lenben Slötter bes oon i^m mitgeteilten
Lectionarium Gallicanum ^De liturg. Gallic. L. I) bie Slboentsleltxonen entölten
50 ^ben, mie benn ein gallicant[(^es 9Rif[aIe (SRuratori, £iturg. Rom. vet. II, p. 783 bis
792) eine Orbnung ber Slboentsfeier ent^<. Die[e eingaben geben junä^ft borfiber
Sluslunft, mo Slboent gefeiert mürbe* [ie la[[en au^ ungefähr erlennen, feit oKinn bie
pfeier au^efommen ift. Denn einerfeits roar eine befonbere, mit befonberem Kamen
belegte SÜ^oentsjeit ber alten ilird^e unbefannt, anbererfeits ift anjune^men, bah bie
55 Sfeier alter ift, als bie Sü^er, in benen bie bofür beftimmten £enionen unb C5ebete
uns er^lten finb. Die Sln^änge ber Slboentsfeier finb alfo eüoa an ben 6(^lug bes
5. 3a^^. 3U fe^en.
Die mgaben laffen meiter erlennen, bafj in ben erften 3^tten eine Ungleic^miMg'
feit ^rrfd^te ^infic^li^ ber Dauer unb borum ^infid^tlic^ bes Slnfangstermines. Z)ie
«kneiU 189
SRailänber 3. S. begonnen mit bem Sonntag nac^ 3Rartini, bie 9tömer in frästen
3etten mit Dem elften l^ejember (Sottifol, Hist.du Breviaire 1893, p. 329). Dos
o^nKinfen beftonb oud^ im äRittelalter nii) fort (ogl. bie Stellen bet ^bo Slonoc,
Spologet, le^t ^fo^, unb bei Semo Slug. De celebr. adv. unb De init. adv. MSL
T. 139 u. 142). Die Differenj jmif^n oem comes, bet fünf 9lboentsIe!tionen ent» 0
^It unb bem Slntip^norius, ber 4 Slboentsfonntage jo^It, oeranlagte bie mitteldterlid^n
£tturgifec ju mpfttf^n Deutungen (Amal., De eccles. off. L. III c. 40; Semo,
Slug. De quibusdam rebus etc. c. 4) unb toutbe bo^in ausgeglichen, bag man ben
Sonnjog oor un[ecem etften Slboent als praeparatio adventus fahte.
Über ben Sinn ber gfeier giebt ber 9lame adventus Sluffi^IuR. 3[iborus $ifp., 10
ber eine befonbere SIboentsjeit ni^t ju fennen fd^eint, tDenigjtens ni^t enoo^nt, [d^retbt
De ecdes. off. I c. 25 oomäBeü^nad^tsfefte: Haec est diel hujus nova et gloriosa
festivitas, adventus Dei factus ad homines. Demna(^ ift auc^ bie befon^re 3Ib<
oentsfeier auf ben adventus, b. i. bie (Seburt (nfn\ti gerid^tet, unb btes oirb inbirelt ba«
bun^ beftfitigt, bag ba, mo bas S^Iaoport adventus fe^It, bie Seseid^nung Ante na- 1&
tale Domini angemenbet roirb (ogl 3<^cc<^f Biblioth. rit. T. I, p. 213 unb 236
unb Smaragbi, CoUectiones : Hebdomada IV ante natalem Domini , hoc est
Prima Dominica adventus MSL T. 102, p. 512). Seitätigt unb jugleii^ enoeitert
wirb biefe Sebeutuna burA bie fieltionen. Sc^on bie Slteften uns bekannten fieltionen
bcs cod. Fuld. bejie^en fi(9 nid^t blog auf bie Geburt (E^rifti, fonbem au^ bie 3uhinft. ao
bie CEni^it; es finb biefieWonen 9» 8, 3—17; 11, 25—36; (5a 3, 15—26; II5
5, 14—23« Die SRenae ber anbem 9lboentsIe!tionen mac^t biefes Silb reid^er, ober
im oefentli^en nii^ atwers ; bas ißrop^tif^e unb SsAatoIogifc^ ift rei^Ii^ barin oer*
treten. (Es li^ ber in ber b. S(^rtft en^altene (Seoanle bes jmeifa^en jlommens
bcs ^erm ju ®runbe. $i)xpo^tus (ilegl t. ocor. ed. Lagarde § 44, p. 21) Iprfa^t s&
oon einer mtVIaibtn Ttagovoia, einer äriptog unb einer Sydo^og. ^o^nnes ber !Xai^er
ift ber Sorifiufer ber erfteren, unb ba bemgemäg S^^nnes in ben Slboentsleltionen [eine
beomnugte Stelle ^, fo begreift fi(^ leidet, bah ber SIboentsgebanle au^ eine Sesiebung
auf me fortoS^nbe fie^rmfittgfeit 3^|u, auf bie Air^n^eit erhielt, oeli^e jiDifd^en
feinem erften unb ya>tikn Aommen oerifiufi So bilbete ftd^ bie 9}orfteIlunQ oon ma so
adventus triplex, ober mif ber SafjH ber Sonntage: quadruplex, bem bte 9Bo(^n
oor 9Bei^naAten geoei^t oaren. X)ie fiiturgSer unb ^rebiger erfannen lei^t bei^«
li^ 2f<>nnul{erungen 3. S. einen adv. ad homines, in homines, contra homines
ober in camem, in mentem, in morte, in majestate.
Xus ber Cntfte^ungsgefd^idbte ber Slboentsfeier ergiebt [id^, bab beftimmte, bem 36
Xboent als folc^em gemwmete Jtultusftäde aus ber alten ftir^e niqt berilberlommen
tonnten. Sor allem leine SIboentsprebigt, ums man notürli^ nid^t mit |)rebigten oer*
»e^^feln b(nf, bie fiber biblifc^ Slbf^nitte gehalten morben finb, bie mh ^eutjutage ab
Sboentstexte anjufe^n gemo^nt finb. unb bie oon ben \paitxn ^Herausgebern }u Slboente*
prebigten geftempelt u)orben jinb. Dies gilt oon ben SIboentsprebigten bes (Taefarius ^
oon wies, SRazimus oon Zurin, (Sregor 9R., bes j^omiliors bes $aulus Dial., unb
ber Sammlung $aumos. grür bie (Sef^id^te ber Sboentsprebigt finb bemerlensmert
bie ^ebbten bes ^Ubebert (Eenom. MSL T. 171, 'ilelreb T. 184, (guerricus T.185,
Sbomus &oi T. 198, ißetrus (£all. T. 202, ^etrus SIesn. T.207. j^ierju lommen
bk Vrebigten oon Sonaoentura (Opp. T. III), bie prebigten in ber S^önbad^f^n ^
Sammluna altbeutf^er ißrebigten, unb bie ißrebigten aus ber unter bem Flamen Zou»
lers ge^noen Sammluna. mf SJoIIftanbigfeit ma^en biefe eingaben feinen Slnfprud^.
9m meiften uiirb ber befonbere greftc^after ber ff, S^^ Of'n Sern^b oon (Hatroaux
(MSL T. 183> berfidfi^Hgt. ^nli^ Sorfid^t U)ie bei ben unter bem Zitel Slboents«
lirebtgten fiberlieferten prebigten ift bei ben 9lbDents^9mnen ansmoenben; bie ölteften ^o
4^9mnen biefer Gattung, mie 3. S. ber $9mnus bes ^mbrofius Veni redemptor gen-
tium, unb ber j^pmnus bes Qutelius Sebulius : A solis ortus cardine, mürben f|)ater
ffir bie Sboentsfeier oenoenbet, roaren aber nid^t für fie gebic^tet.
SRon foltte enoarten, bag eine fol^e 93orfeier ber (Seburt (E^rifti ben ({i^araiter ber
%eube an fic^ trage, unb fo fagt benn auA bte erfte SIboentsprebtgt aus ber ben 9tonen ^
Uimlers tragenben Sammluna: 9Bie ber 3Rai alle anbere 3^^^ ntit £uft unb greube
übertrifft, fo ift biefe !^üt befonbers innig unb ^ilig oor anberen gfeften. Xro^bem
^otte otefe 3^^^ ff^n tm 3RitteIaIter, mie nod^ beute in ber römif^en ilir^e ben (Sfyi^
fotter ber Sujsseit. Die erfte Spur baoon finoet fi^ im 5. 34<^m Q>o ^erpetuus
9911 Z9urs fflr bie 3^^ ^ depositione S. Martini usque ad Natalem ein breimaliges ^
190 Xbumt
galten in her 3Bo(^c angeorbnct ^ben JoII (Gregor. Tur. Hist. Fr. X, 31 S. 445), bic
jmeite 6pur finbet |iq im 9. Ranon be$ concilium Mause, oom 3* ^^ (MO
Concil. I, 6. 157). Diefe beiben Sor|^nften oeiraten leine Seji^ung ju ber 3^^
als Slboentsjett. 9lber f(^on 9{at^riu9 oon 9}erona giebt ben C5eiftli^n (Enti^Itfam^
6 leitsDorfd^riften für bie 4 SBod^en bes adventus Domini , Synodica c. 15. (Ebenfo
rebet ein bem ^uguftin untergefd^obener Srief oon bet abstinentia a carnibus vel
conjugali copula, beten \xä) bie filii ecclesiae in ber üboentsjeit befleißigen foKen
(SRabillon, De liturg. gallic, p. 458). 3n biefem 3ufammen^ana mug ober enDogen
iDerben, bag bie grie^ifc^e Sivtift, tDelc^e eine befonbere Slboentsfeter ni^ lennt, ein
10 bem SBei^nac^tsJeft oorausgebenbes f^ften ^ot, toeld^es \xi) loett ^urficberfolgen lagt,
unb toelAes, naqbem es aleiq bem abenblänbif^n Jfaften urfprflngli^ nur oen Dienern
ber ilir^e auferlegt gen^efen mar, bod^ aud^ jur Solfefnte touroe (Theol. Stud. Catech.
chron. MSQ T. 99, c. 2 unb Codinus Curopal. De offidis c. 7. Historie. Byz.
T. VI). !0ienei(^t ^aben toir bo(^ hierin ein ^meid^en, bog man Sbnli^ toie bei ber
15 Ofterfeier, |o aud^ ber SBei^nad^tsfeier , na(^bem oiefes gf^ft feinen fta^ierten Zag be«
fommen Qatte, eine 3eri ber Slsfefe oorausge^n lie^, nur mit bem Untertrieb, bog
bas ($aften oor SBe^naAten niemals fo allgemein ourbe, loie bos Quabragefimalfaften.
Der fa^Iid^e C5runb i[t bereits in einer bem 9Rasimus Xaur. pgefdbriebenen ^rebigt
ausge[)>rod^en, bie mehrere Xage oor SBei^na^ten gehalten omroen tft: Purifieemus
20 spiritum ae nitidi et sine maeula immaeulati suseipiamus adventum (= ®dfturt),
ut cujus nativitas per immaculatam virginem constitit, ejus natalis per imma-
culatos servos procuretur. 9In Semü^ungetu ni^t blog bie (Seiftlic^n, fonbem
au(^ bie (Semeinben jur Disjiplin anju^alten, fehlte es ni^ (Selet^, De div. offic.
c. 11, Concil. Abrincat. 1172 §arbuin Coli. VI. P. II, p. 1634; Sd^Snba^,
25 $rebb. I, p. 146 ; II , p. 14) , aud^ niAt an einjelnen (Erfolgen (Excerpt. Ec-
berti bei ^arbuin^ Coli. IV, p. 1985). SRit biefem Suftc^alter ^ngt sufammen,
bag bie Slboentsjett im 3RitteIaIter bis jur Oftaoe bes (Epip^niastoges als tempus
clausuni gebalten rourbe (Gonc. Salegunst. 1022 $arb. Coli. VI F. I, p. 828),
oon toeld^er 3^i^)^uer bas xribentinum toenig^ens bie le^te 9BoAe bekitigte (De re-
30 form. Sess. XXIV, c. 10). T)oä) i|t bas Ijfaften niemals fflr Sie Slboentsjeit jum
allgemeinen ilir^ngebot in ber römif^n ilirc^ gemorben, fo fe^ fid^ au^ i^ti^spexo
fiambertini, ber nachmalige $apft Senebitt XIV., baffir ausfprac^ (Opp. T. XI In-
stit. XI). 6o fam bie 9ß)oents3eit ju i^rem DoppelAarafter, ben ^laoulp^us Xungr.
De canon. obs., propriet. 16 furj unb bfinbig oef^reibt: Adventus partim est
Solaetitiae, quia Alleluja dicitur et cantus in jucunditate cantatur, partim tri-
stitiae, quia Tedeum, Gloria in excelsis et Ite Missa est reticentur nee in
festivitatibus sine autoritate dici debent, et in nigris vestimentis fit servitium.
Das gegemoärtige 9RtfTaIe [d^reibt oiolett oor. Der Cmft ber Sboentstooc^n tritt in
ber gefteigerten $rebigt^ unb Unterri^tst^ötigfeit, [oroie in bem Dringen auf Hommunion»
40 genug ^u 2:age.
Die {nroteftontifd^en ftir(^engemeinf^aften Jd^Ioffen ]\äf ^infidUIid^ bes SInfangs unb
ber Dauer ber ^oentsjeit bem römif^en ilirqenlalenber an. nufC5runb ber oblligen
Sd^eibung pifd^en bflrgerli^er unb fir^Iid^er 3^itre(^nung fom ber erfte Kboents»
fonntag ^u ber loeiteren SBürbe, bas ftird^enja^r ju eröffnen, b. f). er belom befonbere
45 a^enbarif^e Si&dt^ 6ebet unb £ieber, toelc^e borauf Sejug normen. 3m flbrigen be>
btelten ote (EoangeliJ^n bie alten braud^baren jtolleften bei, ber fte^enbe Slooents«
99mnus mar aum oei uns bas Veni redemptor, bas lateinifd^ (Lossius, Psalm.)
ober in £ut^ers ^Bearbeitung gefungen mürbe, bis ^. (Ser^arbts : „SBie foU ic^ Di4
em;rfangen? i^m ben iRang ablief, (ferner normen bie £ut^raner bie mittelalterliAen
60 Slboentsperilopen mit ^erflber, barunter aud^ tro^ ber oorausge^enben ef^ototogif^n
Xearte ber legten Xrinitatisfonntage ben «bfdöinitt fic 21, 25—36. fiu^er _
^ in feinen Slboentsprebigten nur einmal (ftird^enjpo^. (Epiftelpr. I. Slbo.) mit bem
(E^orafter ber SIboentsjeit unb ^ebt bas ilommen (E^rifti in feinem (£oangeIium oIs
bas mid^tigfte 5lommen ^eroor. Sren} baaegen lögt es \iä) in feinen Pericopae ex-
65 positae 1556 angelegen fein, bie eoangelifd^e Sebeutung bier ^. 3^^^ ^^ (&egenfa^ ju
ber Sluffaffung ber hypocritae barsuftellen: Majores nostri instituerunt quatuor
hebdomadas ante Natalem diem Christi, ut iis diebus doceantur de vetustate
Religionis nostrae, quod Christus non fortuito advenerit, sed longe ante prae-
missus ; bie sobrietas ber Stü erflort er aus bem 9Bunf Ae ber grommen , ab sobrii
Go bie fo notmenbige Se^e beffer 3U begreifen unb ju betoa^ren. 9us biefer 9Iiiffa||«iig
Xbuntt Skumtifteti 191
etllfiien ft^ bie Seftimmungen , loel^e bie 5ltrAenorbnungen für SBütitemberg 1546
utib 1559, für Jluq^ol^ 1556 unb am ousffi^It^ften bie für Sommern 1568 aber
bie $rebigten geben, iDona^ bie 9}erbeigungen ju ibrem 9teAte bmmen foHen. (Ein
Airäenfen im oollen Sinn m ber erfte Slboent niqt. (Erft Der S^nobalbefd^Iug fflr
So^fen^^ilbbiirg^. 1685 mill i^n boju burd^ 9ln[e^ung ber ftommunionfeier ergeben, g
Gaf tiari.
lUlieMtifleit« W. H. Lyon, A study of the aects, »ofton 1892; H. K. Carroll, The
religions forcee of the IlDited Btates (The AmericaD church history series I), 9^en)«{)otI
1893; J. White, Sketches of the Christian life and public labors of William Miller, ga-
thered from his memoir by the late Sylvester Bliss and from other sources. S3attle @^reef in
1875; J. N. Loughborough, Bise and progress of Seventh-day Adventists with tokens of
God'B band in the movement. Sattle (Sreet 1892; 3. ^. ^nbremd, ^ie @)ef(^i(^te bed @ab«
bat^d unb bed erften ^Bo^ntaad, bearbeitet üon fi. SR. (Sonrabi, ^afel unb ^ambura 1891 ;
Seventh-Day Adventist Year book for 1894, ©attlc ßrecl; äcttungcn unb 3eltf Triften ber
Seventh-day-Adventists rote: Hie Advent Review and Sabbath Herald, Sattle Q^reel 1895 i&
voL72; C^riftHci^er ©auSfreunb, ©attle (Sreef 1895 17. Sa^rg.; Signs of the Times. Oaflanb,
(Solifomlo 1895 vol. 21; Tidens Tecken, ©todt^olm 1895 1. Sa^rg.; The Present Truth
SoTi^on 1895 vol. 2; Les signes des temps 1895 19. Sa^rg.; ^erolb ber ^a^r^eit ^m*
bürg 1895 12. 3al)rg.; 3tond«®fi(^ter, Hamburg 1895 1. Sa^rg.; Qood Health, a Journal
of Hygiene, Sattle (Sreet 1895 vol. XXX; The medical Missionary, Sattle Qixttt 1895 vol. lY ; 20
ftatalog ber Sntemationalen XraltatgefeQfc^aft, j5amburg 1895; (S. 2)redbad^, ^ie proteftan*
ti{4en Selten ber Q^egentpart im ü^id^te ber ^L Schrift, Sarmen 1888.
Die ^«üboent'Seoegung'' in Slmerüa, ber bie 9erf(^iebenen Denominationen ber
Sboentiften eniftommen, ijt ein Zeil ber esci^oIogifAen (Enegung, bie in ben erften
KSo^rje^nten bes 19. 3<{^rmtnberts in pietiftif^n jueijen oerf^tebener d^riftli^er £anber 25
^ bemerfbor mac^. 3n aBfirttembera enoorteten oiele ber „Stillen im £anbe'' gemäg
n ne^nuimen 3. 91. Sengeb (ogl. ben 9.) bie SBieberfunft bes $erm für bas 3obr
1836; im i^einifcben Pietismus tooren. oenn au^ o^ne berortige 9{e^nereien. bte
es^^Iogif^n Hoffnungen (Sele^ng Ssraels, balbige SBieberfunft bes $erm u. f. m.)
lebenbig (9{i^l, (&ef(b. bes Pietismus I, 565. 584). 3n ^olbinb fd^rieb $. $en^e* 90
peter 1819 etne Sd^rtft über bie aanstaande wederkomst van onzen Heer, unb
1822 unb 1823 lieg er }mei ä^nli^ Sd^riften foben. 3n Spanien erf^ien 1812 unter
bem ^feubonpi Sen«(Esra ein (f|)ater burd^ (Etm. Urnings enaliJAe Überfe^ung belannt
geootbenes) Su^ ,,über bos Kommen bes SRelfias in j^erriiqteit''. an (Englanb ift
eine oemKtnbte ^^riftftellerei feit 1814 nat^roeisbar (ogl. ben Sl. Sroing). Seit ben 35
matqlqet ^(o^en entftanb in Sflb»3rlanb bie Daronften • Semegung (ogl. ben 9.
DaroD)' fett ungef&^r 1831 ging aus ber f&otti[^«engIif(^n Srregung bie apoftolif^e
®emenu)e ber 3roingianer beroor. 3ofef SBoIff, ber 1821 oon (Englanb nad^ bem
Orient ging, um unter ben^uben ^alöftinas ju mifjbnieren, fnrebigte oon ber balbigen
SBieberfainft bes $erm in ^olöftina, in ^mpttn^ in iDleJopotamien, in (Srie(^enlanb, 40
in ber Zfirlei unb anbem (Sebieten bes Orients bis ^in naq ^inbuftan (Loughborou|h
S. 18). Dag bie oeroKinbte amerilanifc^e Seoegung ni^t unabhängig mox oon biejer
intemdionalen Srregung, ift feIbftoerftönbli(^, n)enn auA f^merln^ nad^n)eisbar. Der
SoimtanfSimer biefer amerilanifd^en Seoegung max äBilliam SRiller (geb. in ^ittsfielb,
aRart., 15.$ebr. 1782, f in Bow $ampton, 9lem $or!, 20. Dej. 1849). SRiller mar 45
ein Sinmer, beffen lebbaftes geiftiaes 3ntereffe nur buri^ bie Sef(^ränft^eit ber pehi«
nifiien SRittel feiner QEuem an miffenj^aftlid^er Slusbilbung ae^inbert mar. Seine fiel«
ifiie ^atit i^n gum Deiften gemacht. 9toq mä^renb bes engIM*ameriIaniJd^n „Krieges
Don 1812'|, ben SR. als captain mitmaqte, gehörte 3R. ju oen Ungläubigen. Srft im
^jafyct nai9 feiner (Entlajfung oom anUitar, 1816, erfuhr er, 34 3a^re alt, in fiom go
^ompton, mo er 1812 ftq angefiebelt ^atte, im 5lreife ber Regulär Baptists, benen
feine gmnilie |uge^e, feine „Selc^ng". Seitbem trieb er tn feinen SRugeftunben
eifrigftes Sdmtftubium, ni^t mie ein X^eologe, fonbem mie ein aläubiger fiaie. Sein
Snteieffe fyd fuq babei frü^ ben es(^atologtf(^en (Sebanfen jugemanot; f^on 1818 (na^
fetner eignen Sngabe bei White S. 57) jtanben i^m im mefentli(|en bie (Sebanlen 66
fefi, bie er in ben näc^Hen 25—31 Z^xtn f eftge^ten ^ 3m (Seaenfog ju allen fpbri*
tualffliKben Deutungen bes SRillenniums, im (&egenfa^ aud^ 3U all ben (ßebanlen, meld^
Me aBteberbinft bes j^erm erft na^ ber Sele^rung ber gangen 9Belt in Slusfi^t ftellten,
iibeittttgte er fi^ booon, baft ber $en balb mieberlommen Beerbe, um noiäi bem 9BeIt*
tetfue (2 p 3, 10) unb ber erften Sluferfte^ung, ber 9Iuferfte9ung b^. Senoanb« eo
192 SkUCKtifteit
lung ber (gläubigen, [ein taufenbiobriges Stei^ ouj^urU^n, n(u| beffen fiblauf bte S[u|*
enoedung ber (Soitlojen unb bas (Enbger^t folgen toerbe (9R. bei White 6. 53). Du
9lä^e ber ^orufte glaubte er beregnen ju lönnen: Da er Da 8,14 auf bie nemigung
ber Srbe bur(^ bas (Jfeuer bes SBeltbranbes bejog unb annahm, ha% bie 2300 Zage
6 (= 3<^^te) btefer Stelle mit ben 70 (3a^r')9Bo^n in Da 9, 24 ff. begannen, fo ergab
{i(^ i^m, roeil er mit oielen (Exegeten jene 70 9Bod^en oon ber 9tfl(Re^r (Esras nad^
3eru[alem (im Z^^^ ^^7) an red^nete, ba^ 2300 3<^^i^ nadb 457, alfo ,,ungefabr
25 3a^re naä) 1818'' (9R. bei White 6. 57) ber ^m toieberfommen »erbe (pgl. tn
bem Selenntnis SRillers bei White 6. 62 9lrt. 15: on or before 1843). (Erft 1831
10 (9n. bei White 6. 80) begann SR. mit biefen (Bebanlen ^orsutreten. Ss gef^
bies burc^us im Stammen ber befte^enben Denominationen: in ber Siegel luben bie
C5eiftlid^en ibn 3U einem 9}ortrage ein; namentliA bei Sa)]fti|ien, ftongregationaliften
unb SRet^obiften fanb feine Sotfd^aft (Eingang (SR. bei White 81). 3a 1833 (ogl.
bie Urlunbe bei White 6. 93 f.) erhielt 3R. oon ber SaptUtenaemeinbe ju Sampton
16 eine förmliche (Erlaubnis jum ^rebigen. 3n bem gleichen ^apre legte er arn^ fc^riftlu^
[eine (Sebanlen bem ^t&lihim oor: Evidences from Scripture and History of
the Second Coming of Christ about the vear 1843 etc. (Sranbon, Serm., 1833).
Diefe S^rift unb bie Steifen SR.9 trugen bie Seoegung in immer loeitere S(m\t.
^unberte fanben gelegentlid^ m SRillers SReetings fi^ ein; Sele^ngen. benen na^
90 boptiftif^en Zrabttbnen bie xaufe folgte, loaren bos SlefuUat femer Sieben. 6elbft
manme Universalists (ogl. ben Sl.) vomhtn gewonnen. Diefe traten bann in bte
bafrtiftifd^e (Bemeinf^aft ein, ber SRiuer angftfßm; bie, u^eld^e aus anbem Denomina«
tionen gewonnen uiuroen, blieben in ben langen: eine eigene Denomnmtion }u grflnben,
lag 3Bm. SRiller um [0 femer, {e fefter er booon flberjeugt ukut, bag „d)e C^ftus
25 fomme in feiner ^errhd^Ieit, alle fxtrteiif^en ^rinjipien (sectarian prindples) wt^'
gefegt unb bie 9}erfe4ter ber oerfd^iebenen ftir^nixKrteien jerftreut toerben m&Atn m
bie oier SBinbe" (Sefenntnis SRs. bei White 63). 6eit etom 1840 na^m bie Se«
rpegung inner^lb ber Sleu«(Englanb«6taaten — nur biefe lommen junft^ft in Setrai^t —
immer gröjjere Dimenfionen an. 6eit i$ebruar 1840 lieg ein Sertrauter SRUIeis, 3^»
80 fua^ S. j^tmes, in Sojton unter bem Zttel The signs of the times (bi&ter: Advent
Herald) bie erfte [noA je^t befte^enbe] aboentiftif4e3(itung erf^einen(White6.135).
9ns bas oer^ngnisooUe 3^ no^kf folgten „The Midnight cry'S »»The Trumpet
of Alarm'' u. a. SRiller felbft lam bamals benjenigen feiner Sn^nger, benen fein
., about the vear 1843'' niAt oenau ^enug mar, babun^ entgegen, ha% er gem&g
86 ber iübif(^en 3<^resred^nung bte ^eit jtotfd^en bem 21. Wtxi 1843 unb bem 21. SRörs
1844 ate bie ßtit ausgab, innerhalb Deren ber ^tn lommen merbe (SR. bei White
6. 172 Str. 16). 3m SBinter 1843 auf 1844 ftiea ba^er, wo SRiller (glauben fanb,
bie Qcrregung aufs ^öd^fte (Loughborough 6. 44 f.). 9lls ber 21. SRor^ 1844 oer»
gangen roor, f^ai SR. in einem of[enen Sriefe an bte 9Iboent«(&laubigen feinen Srrtum
io befannt. fein (Enttaufd^tfein eingeräumt (bei White 6. 282), ^at auq auf emer ibn=
ferenj ber Slboentiften in Softon (Enbe SRai biefe (Erll&rungen oieber^olt (ib. 284);
er oersid^tete ^unäqft auf Jebe Sered^nung ber mä) mit oor fiir noi^t ge^ltenen $ar<
ufie. Do(^ em anberer (gläubiger, 6. 6. Snom, ougte bie einmal erqi^te (Enoartung
auf einen neuen fi^em Zermin ju knien (ogL ben Serid^t aus ben Signs of the
i5 Times d. d. 3. Oft. 1844 bei Loughbor. 6. 50). 6i^on SRiller ^e inne^Ib bes
3eitraumes oom 21. SRörs 1843 bis 21. SRörs 1844 roegen ber altteftamentlic^en X9«
En mie fie 16, 29—34; (Ben 8, 4; fie 25, 9 f. u. a. (od. White 295 f.) ben
beuten SRonot ber 3uben mit befonberer Spannung enoartet; 6noro eriannte mm. bag,
bie 2300 Zoibxt erft erfüllt merben müßten, nur ber 10. Xag bes fiebenten SRonots
60 (ogl. fie 16j 29 ff.; 25,9) i. 3.1844, alfo ber 22. OÖober 1844, in »etrad^t lommen
lönnte. 6ett 3^11 begann bie[e Sotfd^aft 3U jünben. Sis über uRittemac^ }ögert ber
Srautigam naqi SRt 25, 6; etnen bafoen jübif^en Zag, b. ^. ein falbes 3ci^> ^^^
21. SR&cj bis 22. Oltober, mirb ber ^en uns roorten lanen, fo ^ieg es nun (Midnight
cry 3. Oft. 1844 bei Loughbor. 6. 53 f.). 3^ näi^^r oer Zag ^eranrfidte, befto lauter
^ erfd^oll „ber ma^r^ige Stittema^ts^Stuf" : in hirjer Stü mtrb ber $en lommen.
3mnä)t (Gläubige liegen bie J^elbfrüd^te uneingeemtet ober oerfauften i^r (Eiaentum;
Leitungen unb ZraUote oerfud^ten tro^ bes Spottes ber Ungläubigen Sufte ju prdiigen; ^
unb ba lam es jur 9lusfd^liegung Slboentglöubiger aus i^ren Denominationen (Loughbor.
6. 57 ff.): als ein Säbel erf^ienen biefen nun bie befte^enben ilin^en (ib. 68 ff.;
^ Slp(14,8). S^mSrmerei unb neue Qcrienntniffe gebieten in biefer Xreib^ousbifL Va*
mals (mbliskrte (george Storr oielleid^t in 9nfnüpfuna an ältere^ |(^on im 17. 3<44-
lUtt^iDeisbore Zrabttion (ogl. bie soulsleapers in bemC „^uritonet" 2. Slufl. XII, 419)
jje^s ^tebigien'' n>el^ bie natürli^ un|terbli^leit ber Seele leugneten, bie Xoten
im ^ttftanbe ber SemuMIofigfett backen, bie Unftecbli^Iett ollein ab eine Gabe S^rifti
ffii bie Glfiubigen em&rten unb bementf)>re^ni) bie emige Strafe ber (gottlofen m 5
eniiger Semi^ng fanben (Loughbor. 6. 69). Zaufenbe oon SQmentiften acce)merten
btefe anfd^auung, onbre ni^t; au^SRiller fyd bie oulgäre 9lnf(^ung ftets geteilt (9R.
bei White 6. 63 u. 346) unb bis an fein CEnbe feftoe^tten (ib. 402). m^ gegen
bie Seftlegung ber ^arufie auf ben 22. Dttober 1844 ^ot amiler fi^ no^ am 30.Sqit
1844 geftäubt; erft feit bem 6. Oltober lieg er fi^ oon ber loaAfenben (Erregung m 10
bem (Bumben an bies Datum fortreiten: toenn (£^ftus bann niqt lomme, ]o loem
er jiDiefa^ bie (EnttSuf^ung ffi^Ien, bie er im SM^^H^S fl^ffi^U ^t fo l^neb er
(White 6. 296). Sber au^ btefe jiDeite Snttauf^ung tan: bie moentiften emfifanben,
nrie einer ber bamab Seteiligten fdgt (bei Loughbor. 6. 74 f.), b^n S^meg ber
3finger am Xbenb bes Ofterfaobat^. 15
9Ran^ OKtnbten fe^ ben SIboentsgebanlen ganj ben Widtn (Loughbor. 6.89).
^k bie Zreubleibenben lam eine 3^it ber Prüfung, bie um |o emfter toar, je ge|pannter
m ber 3^Ü unmittelbar oor bem 22. Oltober i^ Serbfiltnis ju i^ren Denominationen
geiDorben loar. SRilkr felbft wollte einlenten. ,,9teueroings, meine Srfiber'', fo f^rieb
er im Herald oom 3. Dej. 1844, „finb mit bes f^ulbig geioorben, felbft eine eigene 20
ZeiSirdk (a sect of our own) au^uric^en; benn eben bos. mas unfereSfiter t^n,
bo fie Xeiuirc^n würben, eben bas ^aben toir gettan. übUii) i^nen ^aben von at*
f<|rieen »Sabel! Sabel! Sobel!« aegen alle, bie nidjt Xboentiften loaren. 9Bir ^n
numil^ feftiererif^ 3Reinungen, bie nichts ju t^un fyibtn mit unferer Sotf^, auf«
gd^roi^t unb pro unb contra be^od^en. 9R9ae (&ott uns oergeben!'' (beiWhite(9.320). 25
Wlein bie 3^Ü 3um Sinletden war oorbei: tm 3omuir 1845 XDuAtn auä) SRUIer ui»
feine Sln^ger in fiom ^am^rton aus ber ba^ftif^en AirAengemeinf^oft ausgeftogen
(White 6. 330). 60 lam es ju aboentiftif^en (Bemeinbeoilbungen. (Ein oerfaflungs*
magiger ^^^Mmenf^Iuft aller Stboentiften ober erfolgte ni^t, obwohl SRiller mit oen
i^ %&mfte|enben auf einer ftonferenj in 9IIban9, 91.$. (CEnbe Slpril 1845) Dxaa^ ao
nifdtionspläne enoog unb enhoarf (White 6. 343 ff). Die Slboentiftengemeinben blieben
eine febe felbftänbig für fi^, ja feqr oiele ^erftreute Sboentiften blieben obne gemeinb«
li^ Sufammenfoffung, unb wo eine (gemeinbebilbung fi^ oolljog, gefd^ bies oft in
ben orimitioften Sformen. Unter biefen UmftSnben begreift fi(^, ba| oon einer C5lei^«
beit Der SlnH^auungen unter ben Slboentijten nur in bef^ranftem mokt bie Siebe fem 3»
romtte. Diejenigen freili^, welche neue, tmmer wieber brrefturbebfirftige Sere^nungen
bes Cnbes auffteHten (Loughbor. 6. 140), bie fog. time-brethren, finb nad^ 1844
Hete nur eine bebeutungslofe SRinoritat gewefen (CarroU 6. 3). Die groge 9Raffe,
oer bie fpfiteren 6onbergru;q)en entftammen, gab bie Sered^nungen auf, wenn au^ nid^
bos QAtn in ben ^ßarufiegebanlen. Slllein au(^ btefe $au)ytma|Je borg manche iDleu 4o
nungsoerf^ieben^iten in i^rem 6(^oge. (Einig war man unb eintg ift man no^ ^ute
auf oboentiftifc^m (gebiete, wie fiber bie Setonung bes iparufiegebanlens, fo 1. in, 3. Z.
Mn^ antüot^oIijAer, eoangelifc^er (grunbrid^tung : fiut^, 3^1^91^ unb (laloin werben
gKtqmagia ab 9ceformatoren ber iUrc^e gefd^ä^, 2. in einer 9lei^ oon (Sebanfen, bie
ab 3Ritgift ber ba^rnftif^n $erlunft ber Slboentiften bejetc^net werben lönnen : 93er« 45
loerfung ber JUnbertaufe, $raxb ber Zaud^taufe, Seftellung oon ministers, „^Uteften'',
in ben C&emeinben, Ausgabe oon ißrebigtl^enjen auA an 9tid^t«ältejte u. bgL, 3. in
ber Sefeitiguna aller lir^Iic^n Symbole (ogl. oben SRillers Urteil über bie sectarian
prindples) : bie Sibel allein ift 9lorm. 9c^n biefem (Semeinfamen bejtanben f^on
1844 SReinungsoerfd^iebenbeiten fiber bie Unfterblid^Ieitsfrage unb bie mit i^r jufammem so
^Sngenbe naq bem Sd^idfal ber (Sottlofen, unb neue l)i^eren3en erhoben fi$, als feit
1845 unb 1846 oon einjelnen bie Slohoenbigfeit ber 6abbd|feier oerfoqten würbe.
Diejenigen, toelAe auf bie 6abbatMeier eingingen, bie fp&tem Seventh-day Adventists,
^aben feit 1846 i^e eigene C&ef^iqte gebc^, fie fonberten fattifd^ frfi^ ftq ab oon bem
aemeinfamen Stamme (ogL unten). Dte fibrigen finb tro^ oer SReinungsoerfd^ieben« &5
oeiten, bie bei i^en oor^anben waren, im erften 3#9^^ n<t4 1844 in gewif
iBeKe no<^ eine (Bruppe geblieben, ni^t weil bas Sanb geiftiger (ßn^it fie ju
umMIang, um Spaltunaen aufbmmen ju laffen, oielmebr oes^alb, weü es bei
Untotigfeit ber (Semeinbejuftanbe an Sin^itsoanbem oiel ju f^r feblte.
CErft 1855 (CarroU 6. 4) ^n fi^ biefenigen, wel(^ mit SRiuer unb ber fton< m
UtüU^nciftlopäMt ffir Z^oloflic unb Stixdtt, 8. H. I. |;j
104 «tooiüfltett
ferens oon SUban^ (White 6. 946) an ben oulgären 9Inf(^uungen fibet Unfteiblic^Ieit
unb etoige Serbrnnnttiis feft^ielten, oon ber at^ ®. 6torr6 (Sebaiden etngegangenen
SRoiortt&t getrennt. !Dtefe Evangelical Adventists, wie man fie nemtt, finb
bentnod^ bie genuinfte 9IbDenti|ten«(l^ntein|4aft. Sie fi^n ait^ in Xmema (ebiolic^ in
5 einigen ber oon ber Sfboent^botf^aft juerft erregten Staaten (in SRaffa^ufetts, ^nnfql«
oamenf 9l^obe 3slanb unb SSermont)^ il^nen gehört au^, mtm i^ nic^ irre, bos SÜt^t,
in Softon begrfinbeie unb nod^ erf^tnenbe Siboentiftenblatt, ber Advent Herald. Slllein
[ie jinb au^ an aRitgItd)er}a]^I eine ber J^a^ften Slboentiftengruppen: 1890 ^tten
|ie (Carroll S. 5) in ben ^bereinigten Staaten nur 1147 altioe Semeinbeniitglieber
loiitommnnüanten), unb an^ttfißB) ber bereinigten Staaten feinen fie ni^t oeroreitet
pi fein. Der xotnn auA jüngere, fo bo^ n>eit ftSriere ^auf^titamm, bie Advent
Christian church, Die &twm ber Advent Christians, 90! Hq XDtÜ fiber bie
^renjen ber anfängli^en Slboentsoeioegung ausgebreitet unb ift felb|t in mehreren ber
{fing^en, loeftlü^en Sebiete oertreten; 1890 ^att^n biete Advents Christians in ben
15 ^bereinigten Staaten 25,816 jlomntunilanten. Itter ^re SeAreitung au^^ ber
bereinigten Staaten ~- fie ^aben Sln^nger i. S. auä) in Sngbnb (Whitaker's Al-
manack for 1895 S. 250) -— oerma^ iS^ feine Slusmnft ju geben. (Eine funge Sb«
Witterung oon ber Advent Christian churoh ftellt bie tfft 1864 in 3Ra|fa^ufetts
organifierte Life and Advent Union bar. 9Bas bie SIboentiften biefer (Brumme oon
20 ben Advent Christians unterf^ibet^ ift eine f^on feit 1844 nac^eisbore aRobtfäation
ber Slnfc^auung Storrs: mö^renb bte Advent Christians mit Storr annehmen, bag
au^ bie Sottbfen am (Enbe bes äRillenniums enoedt n^erben, loenn au^ nur um bte
Verurteilung ju exoiger Semi(^tuim ju em^yfangen, ^Iten bie SUmentiften ber Life and
Advent Union bofur, bag bie Sottlofen einer Cmoedung fiber^aujrt ni^ teil^tig
2& loerben, mit ibrem Xobe alfo glei^ fflr immer Fterben. Diefe Life and Advent Union
ift eine [e^r fleine Gruppe: oon einer (Semeinbe in 3oioa obgefe^n, ift fie nur in
emigen ber älteften 9torbftaaten oertreten (1890: 1018 itommunüanten) unb f^int
auf^er^alb ber bereinigten Staaten nid^t oeroreitet ju fein. — 9uger ben genannten
bret Gruppen ge^ nod^ eine oierte je^t ^ ben First-day Adventists, bie ber
sochurohes of God in Christ Jesus, bte Age-to-come Adventists, uiie fie im
SoHe feigen (CarroU S. 13; 1890: 2872 ibmmunilanten). 3)od^ fc^eint es — au(^
ber 9tame beutet barauf ^in (ogl. unten) — , ab feien biefe Sboentiftengemeinben oon
abtrünnigen Seventh-day Adventists gegrflnbet n)orben: Sommer 1855 fd^n oer«
Iflnbeten jmei mit i^ren Slaubensgenoifen jerfaüene Sttefte ber Seventh-day Ad-
86 ventists, Step^nfon unb §all, bie ,,Age-to-come doctrine*' (Loughbor. S. 205).
Organifiert ift biefe Gruppe erft 1888 in Sbilabelp^iajpeinjelne Gemeinben aber esiftierten
fAon lanae (Census BuUetin 3tt. 369 SBaf^tnoton 22. uRors 1893 S.32). 3^re Sonberl^
gtebt biejen Slboentiften allen anbem Slboenttften gegenüber eine f inguläre Stellung : alle
anbern älboentiften nehmen mit iDliller an, bah bte ^arufie bas Snbe biefer SBelt unb
40 bie SemiAtung ber Gottlofen mit fi^ bringen nnrb; bie Age-to-come Adventists enoarten
mit ber $arufie ein „3iuuntts}eitalter'' biefer (£rbe, eine3eit, in ber bie pro{Aettfd^en
SBeisfagungen oon ber SBieberqerftellung bes urfprflngli^en Srriebens fi(^ er^en, bie
Israeliten mieber in 3^nifalem ^enfAen o)erben (Carroll S. 13), eine S^^f ^^ ^
Ö^riftus als ber ^o^epriejter ben oünbem eine le^te Gnabenjeit getoä^ren n)irb
45 (Loughbor. S. 215). 3n Sejug auf bie Unfterbli(^!eitefra^e beulen bie Age-to-come
Adventists, glei(^ ben Seventh-day Adventists, eoenfo mte bie Advent Christians.
3^rer 33erfa|funp na^ finb fie mie alle Slboentiften aufeer ben Seventh-day Adven-
tists jl^ngregahonaliften, b. ^. bie Sinselgemeinben finb autonom, ben fton^njen ber
Gemeinben eines Staates, bie bei leiner Slboenüftengruppe fehlen, unb oer bei ben
50 Age-to-come Adventists oor^anbenen Generaßonferenj lommt nur bemtenbe Sebeu«
tung ju.
£s bleiben nun nur nod^ bie Seventh-day Adventists unb ehte unbebeutettbe
9lb3n)eigung berfelben, bie Church of God, ju befprec^en. Die Christadelphians
itamli(^ ober Brothers of Christ, bie Dresbac^ (S. 304) in feiner fe^r unoonftfin«
55 bigen unb fehlerhaften £ifte oonSboentiftengruppen auffü^, merben mit Carroll (S.89f.)
be|[er ben Slboentiften ni^ jugejo^lt. Denn wtnn anif bie Christadelphians bie
baloige 9BieberIunft bes ^erm betonen unb Aber bie Zaufe baptiftif(^ beulen mit alle
Slboentiften, menn fie aucb, a||nlid^ toie bie Age-to-come Adventists, 00m SRillennium
eine Sammlung ber jtoölf Stämme 3sraels tm Eiligen £anbe enoarten unb Aber bie
60 Unfterbli^feitsfrage beulen mie iene unb anbere Slboentiften, fo fyibtn fie bo^, obgleid^
Ktontltfleti 165
fte 3u oll biefen <&ebonfen f^toecli^ unob^ngig oon ber ^IboenttftenbetDegung gefommen
faibf letetUA anbete SBurjeln ab bie ^Iboentiftengtuppen unb unterf^iben fi(^ au^
]ofi^ oeietitfi^ x>on i^nen alkn. !Die Ghristadelphians finb Don entetn ec{t 1844 in
Xocbomerila eingeioanbetten (Englftnbet 3^n XBomofi, einem X^ologen, in ben 8er«
etfcigtcit Siaaien (1890: 1277 ftontmunilonten), in (&tnabo unb in ®rogbritannien 5
(190 fte au^ ^te noA oettreten finb) bejgrunbet oocben. 3)iefer X^omos mug uni^
tarif^ S(»e^ungen gelobt ffcibtn, benn bie Christadelphians leugnen bie Zrinitäts«
I^: C^rqtatf, ber Slittler, ift i^en ber (Soite«* unb 9Renf^fo^n, ber ^I. (Seift eine
oMtlUle ArafL Den 9lboentifien ligt fiA berglei^en ni^ na^fagen (gegen Dresba^).
aRffler (et ft<^ otsbriiAii^ jur XrinitoteU^e betoint (ogL fein Sebnntnis bei White 10
@. 69): bie Seventh-day Adventists r^nen ganj ausbrfidli^ bie £ebre oon ber
DreMmgieit ju ben ,,nHi^^gen £e^n ber 6W' ($eroIb ber 9BQ^r$eit 14. 9Rai
1895 6. 72); bädUe irgenb eine Slboentif^ngru)xpe anbers. fo nifi|te bies in ber ein«
ttnigf oemmnten fiitteratur beroortreten. Ubäbi^ ^aben Die Chrlstadelphiaiis, an«
de» ab oOe Sboentiften, lerne ilteften, äber^ufrt feine orbinierten (SeiftliAen: ..bieMc
ne nbe Srfiber^' ober „oortrogenbe Sräber" ^Aen bie, wtlStt bei ben gottesbienftltAen
Serfttmmlungen reben. Slnoers i|t auc^ bie Stellung ber Christadelphians unb Der
atoeitfiften pm SRüitfirbienft: erftere baben int Sflrgerlriege oon 1861—65, oö^renb
beo fk )uerfl als ,, Christadelphians'^ fi^ bejeid^neten, aus religiöfen (Brünben Se«
ftriMiia 00m JWeg^bienft oerlangt; bei ben SIboentiften finb jUKir oenoanbte (&ebankn2o
oantttt geltenb gemo^, aber niiQt junt Siege geiomnten (Loughbor. 6. 243).
Sie Seventh-day Adventists finb bie bebeutenbfte, rfi^gfte unb megen
i^ S^breitung atu^ in 3)eutf4Ianb ffir uns oi^fte 9lboenttfiengru|ipe. 9Ba$ fie
oom^mli^ c^ardteriftert giebt ber 9lame fAon an, ben fie unter Slble^nung bes oor»
gcH^famneK „Church of Ood'' feit 1860 ft^ felbft gegeben baben (Ljoughbor. 6.227): 26
fie lauen ben ^bei ber Qifiifl^m f^on eingefe^n'' 6abbat|. Uberbies fyä}tn fie
VMmft anberen (rtgentflmlii^ietten : |te fMn bie Aranlenolung fd^n feit 1845 (Loughbor.
6. 143 f.), fie oerbinben mit bem Slbenbnta^I bie BfufonmfAung (CarroU6.8; $eroIb
ber aSa^d^t 26. aRftrj 1895 6. 48). fie finb «b^nenjler, Xabadsgegner unb feit 1863
greunbe einer entbre^nben ,,(&efunb^eits«9lefoim"^ fie meiben — ibr j^aupiftantm so
menig^lens — feit Der gleii^en S^ü auA 6^einrfletfd^, X^ unb Siofftt (Loughbor.
@. 214; Carroll 6. 11), oiele unter i^nen finb SJe^etorianer. (Eben biefe fragen ber
(Befunb^itsoSleform, fpejiell bie Stellung ju 6(i^tnefleif(^, X^ee unb Aoffee, unb
baneben bie SBerfatng ber Sifionen ber Mrs. 9Bpe (ogl. unten) [eitens ber URajoritfit
Finb ber ®runb baffir geioefen, baj) feit ben ^ren 1864—66 biejenigen, wtU^ [ttttn 86
Cn^aUungen unb biefer 6^ung ber ,,iprop9ettn'' ni^t juftimmten, unter bem 9lamen
ber Church of Ood oon ^n übrigen Seventh-daj Adventists fi^ trennten. Diefe
Chureh of Ood ift ganjliA unbebeutenb geblieben: 1890 jä^Ite fie m ben 93ereinigten
Otooten nur 647 itommunitanten. Die Seventh-day Adventists aber finb eine mo^l
organifterte, ftetig loai^enbe (gemeinf^aft, beten auf alle (Erbteile auger Stfien jerftreute 40
Aommiotilantenja^I na^ Slngabe ber legten Senerallonferenj (im (Jfti^ia^r 1895)
etQNt 42000 betoua ($eroIb ber 9Ba^^eit 12. Wki 1895 6. 40), eine (Semeinf^,
bte ein umfangreioes Serlaasgef^oft ^at, an breigig 3^iiungen in enalif^r, fransöfifc^er,
beitt(4^, f^ebilc^er, bfinifd^er unb ^ollänbifil^er Sprad^e ^erausgiebt, fünf Colleges
unb tnehere anbere ^ö^re Spulen fyd (Year book for 1894 6. 44 f.), in Sattle« ^
(Ereel, 9Ri(^., feit 1866 eine groge fturan|tolt, ein ,,Sanitarium'^ unter^ialt, bem fAon
feit Ungerer 3eit ein }Q)eite$ in 6fibafrifa, feit Anfang 1895 (^erolb ber 9Ba^9eit
14. aRai 1895 6. 72) ein brittes in fiincoln, 9lebrasla, mx 6ette getreten t[t (ogl.
laetne ^e unb ba nacQ biefem Slrtiiel }u beri^tigenben Susfülrunoen fiber bie Siebenten«
SZoos fiboentiften in ber ^.(E^riftli^en 9BeIf' 1895 3ix. 46 unb 47). Die (gef^i^so
bteier Seventh-day Adventists oon i^en Qeinen %(nfängen an bis ju i^ gemig
ftsooQen (S^emoart ^in ift nic^ o^ne allgemeineres, monnigfad^ t^pifd^es 3^'
6ie lann ^ter nur in groben Umriffen fitjjiert merben. — - 9Bie ju oermuten w&itf
rt toirs nu^t, lommt bie erfte SInreguttg ^ur Seier bes Sabbat^s aus bem jlreife
ber Seventh-day Baptists (ogl. ben 31. SoqpttFten). 3m 6patfommer 1844 lam aus ^
bem Staate !9teb'$oici eine Si^nten«Zags«Sa)>ttftin nac^ SBafl^in^n, 31. ^., 00
eine 9(boentiHengemeinbe beftanb. Sie n)urbe Dort ffir bie aboenttftif^en (&ebanlen
MMnnen uno iioeqeugte i^feits bie bortigen Slboentiften oon ber 9lotQ)enbigIeit ber
Sobbotifeier (Loughbor. 6. 109; Slnbren)s«(£onrabi 6. 554): es entftanb bie erfte
Oemeinbe oon Seventh-day Adventists. Slllein ber 22. Oftober 1844 unterbra^ bie 00
13*
196 Xtoeirtiflett
ilontinuitat ber (Entmidtuno. 9I6er bie gtoge wox angeregt in oboentifttf^n streifen.
Säfon 1845 iDuibe bie Sobbot^eier oon pei SIboentiften. oie i^ bolb untotu ouiben,
Iitterarif(^ t)erfo(^ten (Loughbor. 6. 110). Derjeniae, ber i^ eine bauembe Statte
oerfd^afft ^at, mar 3%f ^^^teSp ein ausgebienter S^l^felaiiitän unb gISubiger SboentiH.
5 Zro^ [einer geringen ^Kittel brachte er e$ fertig, 1846 einen Zndtot Aber Die So&bato«
feier 3U publtjieren, oon bem ob bie Seventh-day Advenüsts mit Stecht bas Dofetn
t^er Denomination batieren (Loushbor. 6. 110 ff., ogl. 384). 9b^ in bemjeloen
3a^re mürbe bie 6abbaWeier Don oen beiben angenommen, bie me^ noA ab ^ates
als bie Segrflnber ber (9iebenten*Xags«9[boentiften*(Sru)ipe b^eibfinet meiben Snnen:
10 oon bem fd^on oorbem in berSboentiftenbemegung ^eroorragenben futefien 3am^ 9B^ite
(geb. 4.9Iug. 1821, gejl 6.9Iug. 1881, Loughbor. 6.325) unb feiner i^ feitSuauft
1846 oerbunbenen ®attin (Ellen (B. 93^ite geborene j^armon aus ^orOanb, SRame,
<^eb. 1827). Stau 3Bpe mar bamals in einjelnen Sboentiftenbeifen bereits eine
mtoritfit: reit 1844 ^atte fie, eine f^äc^Ii^e, ftets b&nQi&e tame, Stfionen gehabt,
15 bie ]xä) auf bie 9Iboents|ad^ belogen (Loughbor. 6. 91 ff.). Diefe Sifionen boben
[eitbem bei i^r immer mieber \xq aejeigt — fioug^oroug^ allein ffot feit 1852 fte an
Tün^igmal in i^em oifionären 3u|tanbe gefe^n (Loughbor. 6. 93) — , fie finb in
ber (Sef^id^te ber Seventh-dav Advenüsts jmetfellos ber gemid^gfte Sntmidtunos*
fcdtor gemefen. ^tnn bie Siftonen ber %tm 9B^ite begleiteten alle mistigen Sretg«
20 niffe ber !Denomination$Qef(^i(^te^ fie miefen ben „oon (Sott gemoüten'' 9Beg in maml^n
jtrtfen. Die 9lrt biefer SJtfionen tft oon fioug^boroug^ in ja^bei^en g&den mit Sutopten«
Serid^ten genau befd^rieben: ^au 9B^ite mar m&Eirenb biefer „bismeilen 30 SRinuten
bauernben 9}ifionen" auger (Empfinbungssufammen^ang mit ber Xugenmelt, o^ne fpfir«
baren SItem, babei aber im ftanbe, oiel oeme^mli^r ju reben, als i^re fi^iooc^
26 Stimme fonft geftattete, fä^ig au^ ein^erjuge^n, \a im ®e^n eine gemic^e ^'
milienbibel in einer $ano 5u ^Iten uitb aus i^r ju citieren, als fS^ fie etmas, mä^«
renb bo(^ i^re Slugen gegen leinen Sleij reagierten. 3u(tänbe berart finb, tx^nn man
bas angebli^e 9Iujm5ren Der £ungent^gleit auf ein bem £aien ni^ fid^tbares (Ein«
gefd^ränltfein berfelben rebujiert, mie i^ oon SaAoerftanbigen bore, bei ^o^grobigen
^ (Eri^einungen oon ^pfterie ni^it beibieHos. Sluq eine iiber oas 9lormaIe Jinaus»
ge^enbe Ibteilsbaft mo^nb biefes 3uftanbes milrbe beuftAe mebijinifc^ 9Bif|enfcMt
ni^t flbenafd^en. ßut (Erfl&rung beffen, mas oon biefen SSifionen eqä^It mirb, reid^t
bies alles aber nom^ nxäft aus. grau SB^ite bat naä) ben (Erjä^Iungen i^ Sere^
in i^en Sifionen, bejm. in ben nad^trüaliqen Deutungen beffen, mas i^r „gejeigt nmr^',
35 über ^erfonen jutreffenb geurteilt, bie fie niAt lannte, oon (Sefc^ebniffen gemro^en, bie
fie niqt miffen lonnte, feUen aud^ in bibIifq«prop^etifd^er 6pra^ oon 3ul&nftigem
gerebet. A>it ^aat, mieoiel ^ier unbefangene mebimifc^ aßtffenf^oft ju erfl^n
oermo(^te, inmiemeu es fid^ um 6elbfttäuf^ungen ^anoelt, inmiemeit man au^ bier
oon unerlloidtorem ^eüfe^en reben mügte, oon bem bie (Sef^i^e ber SR^ftif unb oes
40 Pietismus Seibiele genug bringt, ift m. (E. ^ier gleid^gfiltig. Semerfenstoert aber ift,
ba^ in biefen 5Biftonen ber %tan äB^ite bie Sd^mSrmerei oer^Itnismagig jurfidtritt.
6te fe^It n\ä)t gan} : balb na^bem S^au SB^ite ben 6abbat^ ju ^Iten begonnen ^e,
erfuhr fie in einer 93tfion, „bag, menn ber ma^re 6abbat^ geilten moroen mSre, es
niemals einen Ungl&ubigen ober Slt^eiften gegeben ^aben mürbe" (Loughbor. 6.122f.).
45 3n ber 9tegel aber fehlen berartige ^furbitöten. 6piritifti[(^ 6d^u)armereien. fiber«
fpannte 93ouIommen^eitsetbif u. bal. merben oon grau 9B^tte infolge i^rer 93ifionen
gurfidCgemieJen; i^ren fittlic^en (Emft oerleugnet fie auA als „ißrop^ettn'' nic^: SRfigen
gegen ^eudDlerifc^e (glaubige iebren in i^nen Je^r oft mteber. Slbfid^tli^e Xrfigerei f^eint
naA bem fieben unb ber 6 Anftftellerei ber äBpe ganj ausgef^Ioffen: oon i^n ja^I*
60 reiben Sfl^m mirb „ber 9Beg 3u S^rifto" (beutfm ^ambur^, 3ntemationaIe Zrottot«
gefeiD[f6aft) jebem eoangelif^en Q^riften erbauliA fem. — Siftonäre „(Erfa^ngen'' ber
Ijfrau SBbite unb ein ®rilbeln fioer bie 6d^riftfteuen, oon oenen bte Sboentsbotfd^
lebte, ^ben bann oor 9lprU 1847 (Loughbor. 6. 122 f.), mie es f^eint juexft bei
bem (S)^ifxat SB^ite, bie (Sebanlen Ober X)a 8, 14 unb 9lpf 14, 9—12 anaeregt, bie in
65 ber Slusbilbung, bie fie in ben na(^ften 3^^^^ erfuhren, als bie bogmatn^n (Eentcol«
gebanfen ber Seventh-day Advenüsts bejeid^net merben Vonmn. WAtt ^aät \vS)
geirrt, aber feine Serec^nung erf^ien fehlerlos : ber 3rrtum mugte barin ftedten, bag er
unter ber Steinigung bes Heiligtums bie iReinigung ber (Erbe bur^ ben welttianb
oerftanben ^e. man lernte (ogl. Loughbor. 6. 122 f.; %[nbrems«(tonrabi @.550f.)
eo Da 8, 14 barauf bejie^n, bag ber j^en am 22. 0(tober 1844 „bas ^immlif^ fettig«
übueitttfleti 197
tum'', „ias Utbilb ber Stifts^ütte" {^bx 8, 5} gereinigt habe oon ben 6änben bet
5tmbec (Buttes ($br 9, 23). um fo, ba au^ biefer ^^tool^e Setfd^nungstag", gleid^ bem
3sraels, juglei^ ein (Beri^tog ift, „Uis (Seric^t am j^au|e (Sottes ju beginnen" (1 ^
4, 17). 9tun erfAien bie ecfte (Engetebotf^op (9lpl 14, 6), oon ber man fc^on lange
geiebet ^atte, als Sie bem äRenfd^engef^Ied^t tn ben SnfSngen ber Slboentiftet^etoegung ö
geiDorbene Aunbe oon jener bas (Eiwe einleitenben Steinigung bes ^immlijAen $eilig^
tums. Xu^ bie jtoeite (Engebbotfi^ (Spl 14, 8) jeigte fim in neuem £td^te. !Das
Xier in fbfit 13, 1—10 ^otte man löngft auf bas ^apfttum oejogen, in Sbl 13, 11 ff.
tums. Xu^ bie jtoeite (Engebbotfi^ (Xpl 14, 8) jeigte fi^ in neuem ZÜ^it. 7>as
jft auf bas H^
fanb man nun eine äBeisfagung gegen — bte SJereinigten Staafen. 9tom ifts gemejen,
bas, ben €abba$ bun^ ben Sonntag oerbrönpenb, (ßottes „3^it unb (Sefe^" geSnbert lo
^ (Da 7, 25), bie Rirc^n alle, fa [elbft bte SJereinigten Staaten ^aben burd^ reli«
giofe ®eMe fioer Sonntags^iligung u. bgL ibm j^eRerbienfte geffian. Sä)on birj oor
bem 22. Ottober mar bie peite Sngebbotf^aft in Slboenti|tenaei|en ab £ofung gegen
bas Sabel ber 5tir^en oerftonben. Seit man, ben 6abbat$ ^Itenb, in allen grteunben
ber Somitagsru^ pope's sundav-keepers and God's sabbath-breakers ^Loughbor. i5
S. 110) f^, £eQXinn bie Sotfqlaft, iktg „BdbtV* gefallen, i^m bas Urteil gefproAen
(ei, eine neue QäjUcdt. 3hä) mid^tiger aber mürbe nun bie bntte Sngelsbotf^^: ,,9ier
\\k (Bebulb ber ^eiltgen; ^ier |inb, bie ba ^Iten bie (Sebote (gottes unb ben CdIou«
ben an 3^^'' (^ l^i 12)- ^M^ 9Borte erf^ienen im £i(^e ber (gmeuerung
bes 6abbot|gebotes als eme auf bie Seventh-day Adventists fo oortrefflid^ paffenbe ao
Seh^ibung ber ^eiligen ber Sni^eit, bag man es begreift, bag no^ ^ute bie
gripe 3^iäing ber Seventh-day Adventists, The Advent Review and Sabbath
Herald, fie als SRotto auf jeber Stummer abbrudt. „Die britte (£ngeIsbotf(^' ift ber
pofmUrfte Segriff ber Seventh-day Adventists geioorben, i^r S^ibbolet^, oon bem
[te in a^nlü^n 9Borten reben, mie bas 16. 3^^- o<>^ Soongelium. — 6el^ oiel 25
fatngfamer aber als bas Soangelium ber 9leformation breitete .,bie britte Snoelsbotf^^aft"
fi^ aus. Unter großen Opfern ^aben 3ttnte$ SB^ite unb ferne gfcau, 3* 9l- SInbrems,
3. S>' SBogooner u. a. biefe Ausbreitung \xä) angelegen fein Men. Die beiben 9B^ite
hoben mttJ^ren Ainbem {a^Iang ein entbe^rungsrei^ wanberleben )>rebigenber
Konud^n gefObrt 9^ift nur bur^s 9Bort mirlten [te; hn ßuli 1849 gab 3ßfßt bie so
elfte Kummer oer erften 3^itft^nft ber Seventh-day Adventists beraus: The present
Tnith rogL 2 $t 1, 12; ein gftäfimile bei Loughbor. 6. 153). Diefe ^monat«
li^ 3^ng ift ber Slnjang bes ausgebe^nten Serlagsgef^Sftes ber Seventh-day Ad-
ventists gemomn. 6te, bejm. The Advent Review and Sabbath Herald, ber
fett 1860 an il^e Stelle trat, ^ot mit anfangs fe^ geringen 9RitteIn (t'glvj. S. 36
Loughbor. 6. 193) ber ^ropaganba febr oiel genit^ Dod^ bis 1853 OKtr bas Sßac^s«
tum gering. Geiftem gings in fd^nellem Xempo oonoorts. 9lamentlid^ in 9Ri(^igan,
UN) tioi^ ^eute bie Seventh-day Adventists am jablreid^ften finb, aber au(^ in anbem
Stodm^eft'Staoten breitete „bie britte (Engelsbotfcbaft'' ftd^ aus. Die $aufer reichten
nid^ me^ fifar bie SReetings* groge aReetina«3^tt^ mürben angefAafjt 1855 erbaute 40
man ein eignes ^ous für !bruderei unb SNbeetings juglei^ in Soitle CDreel, SRiA.;
ein Silb bes fc^Kc^en Ileinen Saues bei Loughbor. 6. 204 jeigt neben ben id^U
rei^^ unb grogartigen Sauten, bie fe^ ben Seventh-day Adventists in Satile
Cbeet ae^n (ib. 254. 310. 346. 363. 380), toie gemalti^ feitbem bie Denomination
geoNiAfen ift. Die (Ehtfjl|^ng bes 3^nten feit 1858 ^at eme fixere peluniore (Srunb* 45
uige für bie SBeiterentmidlung gefd^en. Xus ben ilinberfAu^en aber mar bie 93e*
xoegung bomols nod^ ni^ ^aus: no^ fehlte jebe Oraanifotton. Srft in ben nSd^ften
6—8^1^ ift bie Denomination gemorben, mas fie fe^t ifi 3n biefer 3eit ift, nic^
0^ AsntBf geaen foIAe, bie in jeber IirAIi(^en Orbnung bie (Sefabr fa^en, bag man
fclbft ein Säbel aufrichte, eine Oraanifatton gefcfiaffen morben: bte (Bemeinben finb 60
frfter iufammengef^lojfen, Staoten^jlonferenjen finb gebilbet, ein offijieller 9tame (ogl.
ooen) m auf einer itonferenj in Sattle Creei im $erbft 1860 aemo^lt toorben unb
im SRot 1863 Ift bie erfte (BeneraHonferenj ht Sattle Creef ae^alten. $ier mürbe
eine General Conference Constitution angenommen, ber Cntmurf m einer ben Staaten«
Jlonferen)en }u empfeblenben State-conference-constitution oereinbart. Der je^t gfiltige 55
Zeatt biefer 6tafaiten jinbet fid^ ntitn ben fpoter ju oerfd^iebenen 3^iten bef(^Ioffenen con-
stitutions ber Qeneral-conference association, ber International Tract society, ber
State Tract societies, ber International sabbath school association, ber State sab-
bath Bchool associations unb ber International religious liberty association im
Year book for 1894 6. 87—104. 3n ber gleiten 3eit, in ber mit ber erften (Seneral« go
198 Sbtiettttftett Advocatas ecclesiae
lonfetem bie Orgontfotion t^ten Xbi<!^Iug er^ieltf ^^loni fiiAt'' über bie C&ehinb^tts«
reform (ogl. oben; Loughbor. 6. 214). 3n ben nä^ften 9 ^Ufytm fyibtn oiefe C5e*
banlen gegen bie Church of God (ogl. oben) fid^ btir^qe^t, 1866 tourbe bas
Sanitarium in Sattle (Ereel begrflnbet (Loughbor. 6. 263). €M^ 1868 lonnte
5 mon eine impofonie $eerf(^ fiber bie (SUhibigen ^en: oom 1.— 7. Sort. 1868
nnu^ in 9Brig^, 9Ri^., bos erfte Camp-meeting •— ,,fiager«SecfdmntIttng" fagen bie
beutf^enSiebenten^Xogsi'SbDenttften — gelten; jODei grogie Secfamntlungf jette (mee-
ting tents) unb 22 fiogerjelte (camping tents) ffillten ben $Ian (Loughbor. 6.287,
ogl. bos Silb 6. 291). Dod^ toax bis 1868 bie Slnsbe^nung befd^nft auf ben Zeil
10 hit Sereinigten Staaten, ber nBrblid^ oon ber Sfibgrenje bes Staates SKtlfoiiri unb
oftlidl oom 9Ri|fouri«8fluB liegt. 3m Sommer 1868 begann bie Arbeit in italKornien
(Loughbor. S. 276 ff.); etoa glei^seitia looren buril^ einen frühem la^Iif^n ^efter,
ben $olen Cje^omsl^ (f 1876 in 9Bten), ber in SImertta Xboentift getoorben nwr,
in ber romanifd^en S^etj bie erften (gl&ubigen au|er^Ib XmerHas gewonnen f Lou^bor.
15 S.258f.ogl.287f.). 1874 oarb eine SRinwn naj^ CDentraleuropa organifiert (Loughbor.
6. 299), 1878 bie Slrbeit in Snglanb in Singriff genommen (Loughbor. 315; erfte
Xaufe 1880 ib. 321). 1885 ^at Sfrau SB^ite mit i^m SoQne Vi. (E. aB^ite (ber
noA 1894 bem Executive Committee ber General Conference m^ebbrie) u. a. eine
Snfpeltiontfreife na^ bem Often unternommen unb au bie ®egenben h^p»m, too in«
20 mi]äftn (BISubige getoonnen Omaren, in Snglonb, ber S^e$, JhNtvdrei^, Stalten,
!bfinemarl unb iRonoegen; in Safel oar fie am 3. Se|it 1885. 9tu^ ^ier in unferm
Often ^t fie prop^f|e 9lfigen unb (Ermutigungen gegeben (Lou^bor.6.347). 3n
Deutfd^lanb gab es bamab no^ leine Siebenten-Zags Xboentitten. 3i»ar gab et Mm
dft bie britte Sngebbotfd^oft na& 3)eu^Ianb gelangte" ^ier einjelne, bie oen Sobrnd^
25 beobaAteten (Slnbren>9«(tonrabi S. 667) — rmf bamab oirlten in ftinen Areifen bie
Sdbriften bes 9tfimberger ^erfldenma^ers 3o^. Zennborbt (f 1720; ogl. 9tit|4I,
(Se|(^. bes Sietismus IL 341) na^ ((Eonrabi bei Loughbor. S. 20) ! — , unter i^nen
murbeUf ooqI oon ber S^o^eij aus, 1876—79 bie erften (bemebiben gegrflnbet. Sie
fd^einen aber jerfallen ju fein; bis 1889 gef^ ni^ 9Beiteres für bas beutfAe fb*
90 beitsfelb (9lnbrems«(Eonrabi a. a. C). Srft als in ber jtoeiten $ölfte ber od^ber
3cü^re aud^ in ber beutf^en Sc^n^eh einige (Bemeinben entftanben toaren, ift bie beu^e
p,9Riffion'' mieber aufgenommen, unb mit gutem (Erfolge: am 30. Sqit 1896
man in 3)eutf^lanb 706 (^lieber. Welatio am bi^eften |inb biefe (Staubigen in $äm*
bürg (166). in 9Bfirttemberg ((Eannftabt: 41), am 9l^in (Sarmen: 35) unb in Oft>
85 preujjen (diäteres in ber ,,C^riftl. äBelt" 1896 3h. 47). Sis tarn Xuguft 1895 mar
Safel, wo bte Siebenten «Xogs^Stboentiften feit 1884 eines wrer großen Foreign
Publishing houses ^aben — bie anbem [inb in £onbon, (E^rqtiania unb SRelboum
(Year book for 1894) — . ber aRitte^)unlt aui) fifar 3)eut[Alanb. Seitbem ifts fym'
bürg gemorben. Dort ift bie beidlAe griliale ber 3ntem(monalen XroItat«(Befel^^,
40 bort erfc^eint je^ ber ,,$erolb ber SOa^r^eit" unb ber ^^ßi^ns^SBä^ter''. — Dos ganje
(gebiet ber Seventh-day Adventists n>ar 1894 in 7 Diftritte geteilt, benen Superin-
tendents oorfte^en; fed^s biefer Diftritte finb in ben Sereinigten Staaten, ber 7.ttmfa^
bas Sluslanb {mif bem Year book for 1894 S.66: 4106 aRi^lieber). Dte genaue
Statip oies bamals im ganzen 37,404 9Ritolieber naä). Daft bie 3aU feit ber
45 (generaHonferenj oon 1893. oel^e ju biefer Statiftil bie (Brunbuigen aeli^ert ^oben
mirb, auf 42000 geftiegen ift — mie bie leMe Q&eneraRonferem angab (ogl. oben) —
ift buräaus glaublid^. So n)unberli(^ „bie oritte (EngeIsbotf(^aft" bem flinat. ber bas
(Eoan^eiium oon ber gtei^it eines C^riftenmenf^n tennt; bas mirb au(^ foUem il^re
(Sefd^u^te lehren: bie Seventh-day Advenüsts finb gegemoSrtig ehte nMfÜa oor*
50 bringeim Denomination unb nod^ längere 3^^^ sterben fie, namentlid^ in Smerna, im
9Ba$fen bleiben. Eooff.
Advocatus ecclesiae. G. L. Böhmer, de advocatiae ecclesiasti^ae cum jure pa-
tronatus nexu in beffen Obervatdones juris canonici. Obs. VI; B. Happ, de advocatia
ecclesiastica. 5öonn 1870; $>. ©runner, ^eutfcfte Slcd^tSgcfcftid^tc , ßcipjia 1892, II, 302;
55 2Bai6, 1)cutfd)c ©crfQffungSgeftfiltftte »b 4, @. 398 ff. ; 93b 7, 6. 320 ff. : \>. ©ct^mann^^oUtocg,
ber eiDilprojefe bc§ gemeinen SRct^tS ©b 4, 6. 419 ff.; ©b 5, 6. 47 ff.; gfider, (Snoelbert
ber ^eilige, 6. 145 ff., 155. 191. 208. 341; Ä. fiamprec^t, 5)cutfc^c ©irtfd^aftögeM. i.TOttel»
alter, fielpjig 1886, I, 2, 1062 ff.
!Der Advocatus ecclesiae (ilird^enoogt) ift eine mit bem äußeren Smutje fir(^<
60 lieber Stiftungen beauftragte U)eltlic^e ^rfon.
Advocatus eoeledae 199
Q^n int romtf^n 9lei^ xdqx es ben fthrd^en i^Wttt ftd^ defensores (ju i^rem
<34u^ unb i^ei Settretung) aus bem ftoneontm ber ^Sbomitn juglei^ mit bem 9{t^
bcs mmittelbaren Suitxtits ju ben ^ö^n »eamten ju bestellen (Aoitjil o. itot^go
407 in c. 97 codex eccl.Afric. bei Sruns, can. ap. etconoil. 1, 184; ogl. SDlaaffeTt,
eef^. b. Quellen b. fonomSle^td I, 164; L 38 a. 407 Cod. Theod. XVI, 2). Bremer 5
ftnben M jeit bent CEnbe bes 5. 3^^^- ebenfalls fbU^e defensores ecdesiae jum
@^^ oer ilrmen unb aSaifen, foioie jur Sertreiung ber lir^li^n Sle^e unb Güter
in 3tQlien. Hud^ im merooingifqen Keid^e bimmen iprojejioertreter ber Ritä^n unter
ber Sqeid^nung: agentee. advocati, defensores oor. 93enn ]omo^l ^ier, mie au^
im bngob(nrbif<$en 3tQlien oie Ain^noberen me^ac^ bie Sngelegen^iten i^er itird^n 10
feM uertraten, fo erOort M bies boraus, bah bie 93if(^e unb atme ber lantali^n Sr«
laubnis beburfien, um burq einen Vertreter %05effe fiU^n gu Ibnnen, toenn |(^mt oiel«
lei^t bie erfteren bur^ ein allgemeines ißrioilMium b^ ermS^^tiat nxiren.
3n ber laroIinaifAen ^m mürbe in Cifdumg mtt ben Itrqili(^en Seftrebungen,
bie ®eiftli(^n mialiqft ben meltlicben Sefi^äften fem}i^fien, ongeirrbnet, bag bie 15
Airc^enoberen, Sifi^Sfe, äUe unb mtiffinnen, fi^ fol^e Si^e ^Uen follten (Fipp.
Cap. 790 c. 3, MG cap. reg. Franc. 1, 201; Gap. missor. 802 0. 13» a. o. 6.
1, 93; Gap. Aquisgr. 801—813 c. 14, a. a. O. 1, 172; Mem. Olonn. com. data
822—823 c. 7, a. a. O. 1, 319), unb menn bie iürAe Sefi^tflmer in oerfd^iebenen
Groffd^oflen ^atte, beburfte es {ogar ber SefteDung eines [obben ffir febe berfelben, ao
cap. Rpp. 782—786, c. 6 a. a. O. 1, 192. (Ein lebensliiujlubes ober aar oereA«
lites mmt bilbete biefe Sertretun^ ber 5tird^ in 9{e^RreitmIetien unb bei 9le^>
aefd^i^n junSt^jt ni>^ nid^t. X)te (Erblid^Ieit entmidelte (i^ otelme^ erft in ber no^»
frairitfc^n 3^% aber fAon Snbe bes 9. 3<^- lommt es oor, boj^ ft^ ein 6tifter eine
Sertreätnaber ftirc^ ffir fi^ unb feine (Erben ooiAe^U, Dipl. 0. 862 bei Srunner, 25
3)eut|^ 9l^tsgef$. 2, 306 n. 24.
3nfoIge ber (Entmidluim ber 3mmunitStsred^te ffir bie ftin^en, Alöfter unb Sttfter
bebur^n biefe aber au^ fol^r Seamten, u. a. ebenfalls advocati genannt, mel^
bie SrnmunilU mäf äugen, bem Staate oeoenfiber oertraten, alfo nomentliA bie hinter«
faffen jum ^eerbienft ausju^eben, fie auf Klage eines Dritten bem öffentItAen ®eri<^ so
JU ftellen utb i^re Siechte gegen Dritte bei bemfelben ju oertreten Rotten. 9lad^ innen
pot bagegen ein \o\äftx 9}ogt bie (Seri^tsbarleit bes 3mmunitöts^rm fiber bie £eute
besfelben ju oenoalten unb polijeili^e ^nltionen innerhalb bes 3mmunitätsbe}irfes
ausjufiben.
Seit ber larolingifcben 3^^, jeit melc^ bie itirc^en ebenfalls folc^e SSgte polten ss
mukten, nnudOe bie SSogtei ber errteren 9lrt mit ber grunb« unb immunitatsberrli^
oerounben, unb ^ufig erhielten bie Sögte mit i^em $mt ein 93enefi}tum als SImts«
gut oerlie^en, Gap. Aquisffr. 809 c. 23, cap. cit. 1, 151.
3n oier laroUngifd^en ^t\i ^otte ber ftonia bas 9tec^ bie 93öate ffir bie firAIic^n
3nHitate ju beftellen. Do(^ ift einjelnen berfelben burd^ ^rioileg fii^on bos Steigt ber 40
freien SogtaDo^l gem&^rt morben, unb menn ber ilönig oon feiner (Emennungsbrfuanis
leinen (&mau^ machte, ^atte bie Seftellutm oor bem trafen, »eld^m mo^I ein SBwec«
fpcuAsre^ julam, 3U erfolgen. (Enbti^ [outen bie 93ögte in ber Sraffd^aft, in mel(^er
fie bte inr^ gu oertreten Ratten, mit (Brunbeigentum angefeffen fein, Gap. Aqmsgr.
801—813 c 14, cap. dt. 1, 172. «
3n ber naqfräidij^n Stft artete bie 93ogtet oielfa^ ju einer brudenben £aft ffir
bie ftir^ aus. ba bte 939gte i^e einfluhreü$e Stellung balb m ben bebetdlid^ften
Stngi^Fen in bte Siebte uiw C5fiter ber Svx^ migbraud^ten. SaU) finben \ii) Jtlagen
über $Ifinberung oon itirc^ngut, (Einjie^ung ber 3^nten unb (Einifinfte balb ds
£e^n, balb als Smentum, fiber Drud gegen SSafaüen unb ^erfonal bes Alofters. (Ein 50
Sogt fiubmia oon Zrier im 12. 3<^t^unbert na^m bos meltlid^e 9tegiment im Sprengel
für \\ä) als Stmtsred^ in Slnfinru^ unb tooUte ben Sif(^ auf bie geiftlid^en SerriA«
tutiaen einfc^rfinien; bie Sinlfinfte gog er gana an fid^ unb gab oor, bag er baoon bte
(getpü^n eri^aUe, mobei er i^nen bie jtoft bfirftig genug gumag (Hontheim, bist.
Trevir. I, p. 468). 9BeI^ 33orteiIe je^t in etner $ogtei fiber ein angefe^nes Stift ^
enttalten moren, er^elU fd^on aus bem (Eifer, momit oiefelbe ^u £e^n genommen,
erbiiA gema^, i>€rtauft, oerfd^enft marb. SCoer au^ bie Aird^n fuAten fi^ je^t einer
fo ISftig geiDorbenen 9Bo]^I^ mieber gu entlebmen ; man f^fi^te f i^ geaen alle Sogtei
burd^ mmrlic^ ^rioilegien, lieg bie urfprfingli^n 9te^te bes Sogts f eftftellen , en^
ft^ bei Husfterben ber Familien, ums namentlid^ um^nb ber Areuggfige nic^ feiten eo
200 AdvocatoB ecclesiae Aeditans
tDor, {ener SJerbinbung ober laufte fie ob. 6ogar bos 9RttteI ber ^If^uitg, ber Ser^
fertiaung faMer Iblunben OKtrb ^ier toie in Jo mondän gillen (enu^, um aus an«
gdlu^ alter 3^^ ^i^^^ 6d^u^ gegen bergle^en Dnid ju orobujieren. 9Btr beft^en
eine ganje Steige oon 3)oIumenten, angeblich aus ber l^tit 5tarls b. C5r. unb fiubbtgs
5 b. St., bte einjelnen ftßftem im ooraus 6dbu^ gegen ben 3)rud burcb 89gte jtufi^ent
[ollen (9{ettberg, iUrc^imefd^. 3)eutf4I. II, § 93 not. 27). Slamentli^ bie 9Benbung
18^ b<mn ein \pHtxts maqwtd erbnnen, bab ber Jtai^r oor allem feine Seforgnis
ausffrred^n folle, es mSge oon ben Sbgten äRigbrau^ i^ (Benxilt ausgeben , quod
nescimuSy quales sint quandoque futuri (Neugart, cod. dipl. I, p. 175 n. 204).
10 9Ius ben Sef^Snbingen, oie barin ben Söoten im ooraus auferW fein j^Hen, lernt
man menigftens ben 6tanb)mnlt fennen, auf n)el(^en man in Der 3^ü ber äSerfertiaung
fener Urlunben, 12.— 13. 3<^unbert, bie Sbote jurfid^ubringen mfinfc^; fo oiro in
einem anaebli^en Diplome ilarls b. ®r. ffir itenq^n, 773 (Monumenta Boica 30,
@. 377), DOS (wer er(t bem 12. 3Q^|^nbert ange^rt, ausgemacht: bie 9Ba^( bes Sogtes
15 folle bem 5tIo|ter fret fte^n unb ni^t aus (Erbred^t ober anberem Sonoanbe obgeleitet
merben: ber Sogt foIIe auger bem Sib ber Xreue an ben ftonig aud^ bem 9Mt brei
(Eibe J^oören, [oUe [i^ mit v« ber Sinifinfte aus ben (gerieften bM|nfigen, feinen anbe«
ren Sogt an ferne Stelle fd^ieben, leine (£r|n:ejfungen fiben, auf entbieten bes Slbtes
mit 12 9Rann unb 12 gerben m (Serid^t erfdpeinen u. bgL
20 Sine (Erlebigung ber firc^Iid^en Sef^u)eroen fiber ben Drud ber Sögte erfolgte
niAt c£er, als btö oen SßSof^n bun^ (Einmifd^ung in bie inneren Sngelegenbeiten ber
"" 'tli^n Staaten, in Deutfd^Ianb bur^ gemanbte Senu^ng ber jioiftigen >taifenDa^Ien,
bie (Selegen^ett erbffnete, ber tDeMtqien 9Ra(^t fi^ ju oiberfe^en. anfangs traten
Inbes ni^ einmal bie beut[d^en Sifc^Sfe biefem Streben bei: als Urban UI. bos
25 Sogteired^t jum beften ber Atrd^en befd^rätden ober gar aufgeben wollte, Jtimmten bie
Sifd^öfe auf bem 9leidbstage ju (Seln^aufen (1186) bem Jtaifer griebri^ I. ju, bag
fenes 9{ed^t bur^ bas mter g^eiligt fei. (Erft 3nnocenj III. bei feinen Ser^onblungen
mit Otto IV. wib (Jrriebru^ II. lonnte ben 5lronrioaIen bos SerEpred^en abnötigen, oag
fie ben JtirAen gegen ben Drud ber Sögte 6d^u^ oerlei^n woQten (Raynald, annal.
80 eodes. 1203 n. 29). (9iettlere f) ^ufd^iulS«
«befind f. «beffinif(^e Airc^e 6. 84,45.
Aedituus, bei ben Ütomem ber mit ber Cura eines öffentlid^en Seböubes, ins«
befonbere bes Zempels Setraute. $ausmeifter. 3)er Aed. eines Xempels, <mäf ilt^tos ge>
nannt, teilt fi^ mit bem Xem|)e^mejter in bie Cura. 9Bo ein fold^er fe^It, liegt biefe iqm
35 allein ob. (Er wo^nt in bem Heiligtum. Der Sebeutung bes Sacellum ober bem
(QaraUer ber ben Xempel oerforgenben (&enoffenfd^aft (auq bei einem CoUegium fu-
neraticium ift ein Aed. erm&^nt, Corpus Inscr. Lat. VI (10291) entfmAt ber
6tanb ber Aed. (Ein j^ö^ergejtellter lieg bie nieberen Dienfte (£)ffnen unb Sd^liegen,
9leiniaen bes Xempels, herumfuhren ber grremben, 3^^^^ ^^ 3^^ ®^^ u^ Cpf^^
40 bereAtigten, SCbmeifen ber unbefugten ^erfonen) burc^ einen Diener beforgen , n)ö&refib
er felbft bie (Einrichtung bes (Seb&ubes beforgt unb bie SBeibgef^nte unb bie bepomerten
Jtapitalien unb Dolumente oenoa^ 9lud^ mc 9lusübung beftimmter 5biße in grij^erer
Snjabl beftellte Aeditui n^erben enoo^nt ([. $abel in $aul9, 9teaI«(Enc9l(. ber flaff.
3[ltermmsn)i||enf^, neue Searb. s. v., unb iDlarquarbt, 9ldm. 6taatsoenDaItung III,
45 214 ff.). Dte rbm. (Einrid^tung ift oon (Einfluß auf bie 9lusbUbuna entfpre^nber
tttnrtionen unb mxkx in ber itird^e geoefen. Der Ostiarius (f. ben 91.) tritt an bie
teile bes Aed. ($amad in XU II, 5, 93ff.). Aed. mrxh barum au^ für Ostiarius
gebrandet : credo ipsius (Domini) ordüiatione correptus et presbyteratu initiatus
sum, fateor, invitus, non fastidio loci (nam testor ipsum, quia et ab aeditui
60 nomine et officio optavi sacram incipere servitutem) fd^reibt ^aulinus oon 9loIa
ep.l, MSL61,158f. SRit ben Oftiariem anfan^Iid^ mo^l jufammenfallenb, allm^Ii^
aber neben i^nen ju felbftftänbiger Sebeutung ftd^ entmtdtefnb, fibemebmen aud^ bie
Mansionarii unb Custodes bie ^nftionen ber Aed. Die fte^enben Sebflrfniffe für
6(^u^ unb Serforgung bes (gottes^fes, ebenfo Heinere Iir(^Ii(^e Serbaltniffe erbeifd^en
55 pmaf ffir bie nieberen Munitionen ein ftänbiges ^erfonal. 6. bie äbtilel. Airmen mit
befonbers oerebrten unb befuc^en (6rabft&tten oerlangten nod^ befonbere Seauffiqtigung
unb oerlieben bem j^flter befonbere Dignitöt : ^ier finb befonbere Aeditui genannt, bie
au^ ben Xitel Martyrarius filmen (f. b. ä.). Gregor. Turon. de virtut. S. Martini
Aeditnns 201 ,
(Susgobe ber MO) I, 2, 588 ; de virtut. Julian! 1. c. 582 : post obitum Proserii
maiiyrarii Urbanus diaconus huius basilicae ordinatur aedituus. 9lu(^ ber SEbt
tonn ba$ Slmt unb ben Ittel l^ben (Greg. Turon. Hist. Franc. IV, 11, 1. c. I,
I, 147) unb ernennt gur Custodia bes ^eiligen anbere Martyrarii (Testamentum
Aridü bei ^beffus (Diplomata I, p. 140; ogl. 9lnm. juGreg. Turon. I, 2, 582). 5
Suc^ fonft |ie^ unter bent Aed. ber Auftos (auc^ mel^rere Jliütoben, Greg. Turon.
de yirt. Juh'ani c. 18, 1. c. I, 2, 573), ber 3. S. bas Sc^Iiegen beforgt unb bte
S<^Ifi|feI oemm^ (custos aeditui [im Alofter], Greg. Turon. in^loria mart.
e. 9, I.e. 795). Srooingielle Serfc^ieben^iten in (Einn^tung, (Entmidlung unb Se>
jeu^ng biefer fir^Iic^en Smter finb beutlic^ 3u erlennen. 3m allgemeinen tritt Aed. 10
als Xitel junäc^ft jurfid , n^o^I megen bes 3ufammen^anas mit bem ]^eibni|(^en Xempel.
Die Sermenbung bes 9Bortes im SUten Xeftamente Sfulg. (C^ 44, 11; ^0 10, 5;
3e 1, 4) gab 33eranlaj|ung, bie Dftiarier auf biefe Aeditui 3U bejie^en (xovt auf bie
ianitores bes Zempels), noc^ nic^t bei 3fibor, CEtvmoI. VII, c. 12, MSL 82, 293;
Ck>ncil. Aquisgran. 816, $arbuin, IV, 1061; Slmalarius Don 9Re^, de ecclesiast. is
II, c. 7, MSL 105, 1083; aber bei 9{abanus 9Raurus de cleric. instit. I, c. 12,
MSL 107, 305; (Sncuin) dedivin. offic. c. 34, MSL 101, 1232. 9lu^ bie CErinne'
rung an bie (Eiicri^tung bes |xiganen 3nftitut5 lebt n^ieber auf, Duranbus, Rationale II,
c. 5 de ostiariis: Hi autem imitantur aedituos, qui apud gentiles erant et
idem custodiebant. 20
Dos 9Bort Aed. be^ bamit allaemeinere Sebeutung unb n^irb mannigfach oer*
menbct, ebenfo ffir ben Ostiarius eines jtb[ters in ben Miracula S. Augustini
Episc. Gantaruensis (AS 9Rai VI, 407), XBVt ffir ben jtuftos unb Thesaurarius
einer ftlr^ in ben Acta S. Frederici (AS 3uli VI, 469 — 471). SBie in bem le*«
teren Seri^ ber XrSger bes Slmtes einen Diener unb jOHir einen £aien ffir bie 35
Seforgung oer (Bef^&fte angeftellt ^ — ber auc^ ^ier Auftos Reifet — (res etomnem —
templi post aedituum procurat thesaurum; er ^ bas bauten 3U beforgen; er
fc^üft in ber Airc^e) fo OKtr allgemein im 9RitteIaIter bie Slusfibung ber nieberen
gfunttionen, als uno^Sglitd^ mit ber geiftlic^en SBfirbe, Unterbeamten fibertra^en, bie
iDoM im fpSteren SRitteloIter burc^gingig £aien n)aren. Sluc^ in ber "^tA^tivi ift bie ao
Seforgung biejer ®ef^afte tro^ aller Semfi^ngen, fie AlerSem 3u fibertragen, auf :&iien
angemiefen geblieben. Aed. n)irb Benennung mr biefe. gleic^bebeutenb am mit ilfijter,
Siäriftan, Seseic^nung ebenfo ffir bie unter Dem Auftos bes ftapitels fte^nben 93e*
btenfteten, mt ffir ben jififter einer Airc^e fiber^aupt. Der Umfang feiner gfunftionen
beftimntt fic^ na«^ ben örtli^en 93er^Itniffen. Doc^ be||^ränlt \\i^ ber (gebraut^ oon ss
Aed. neben Sacrista (unb Custos) oonoiegenb auf bie bftli^en Air^ngebiete, be*
fonbe» Deutf^nb (Conc. Salisburg. 1569, ^ar^eim, Conc. Germ. 7, 276; fianbs«
^fer Statuten t. XI, 9R(mer, Thes. novus iuris ecclesiast. II, 339; Ck)nstant.
1567, $art(^im, 1. c. 7, 500 f.); aeditui unb campanarii finb als (Ein Dienft sufammen«
geiumtmen Conc. Wanniens. 1610, 1. c. 9, 144 (Aedituos, qui in Ecclesia quo- 40
tidie drca Altana, Capellas, Sacristiam, in qua tota supellex Ecclesiastica ser-
yatnr, versantur) ; fie ^en 3U lauten, bie ftirc^e 3U Sffnen unb 3U fc^Iiegen u. f. xo.
(Dgl. Metense 1610, 1. c. 8. 975. Aed. seu matricularius, auc^ ludimagister, Trevir.
1678, 1. c. 10, 71 f.), unb in i^er Stellung finb bie Aed. mit ben nieberen ftirc^n»
btenem sufdmmengefagt ($rager $rooin3iaIlon3iI 1860, t. 6, c. 7, Acta conc. coli. 45
Laeensis V, 563). S. ^infeius, S^ft. b. lafl^. ftir^enre^ts II, 104 Wr. 11; III,
321 f. 325.
Dagegen i|t in ber fat^oliji^en ftirc^e ber n)eP(ben fiönber Aed. glei^bebeutenb
geoNffben mit ben ^roluratoren ober ißrooiforen (f. b. mt.) bes Airc^engutes, ben Ser«
iDoIieni ber itirc^ei^abril (f. SBotlmann , de provisoribus ecclesiasticis secundum so
ius canonicum [1863]), 3U beren Ooliejpet^eiten ja <tudb bie 6orge ffir bie aedes
ge^, ffir bie ^il. Getoanber, Geräte, für fter3en, £)I, 9Bei^rau(^ (ogl.Constant,
1609, ^or^im, 8, 913) unb benen oarum auc^ in geioiffer Seste^ung bie Mfter
na^ft bem Pfarrer unterfteüt finb (1. c. 8, 787. 791). 6o in ben Stieberlanben
(Hariem. 1564, I.e. 7, 15; Mechlin. 1607, 1. c. 8, 791; ©ent 1650, 1. c. 9, 725; 56
DgL Colon. 1662 ; aedües, 1. c. 9. 1066), teihoeife in Sranlreic^ (Tornac. 1660
u. 1661, 1. c. 9, 879. 883), au(^ — mit entfpre^enben Serönberungen — in bem
über canonum ber 5tön^in (Elifabet^ (Concil. Britann. 4, 266). Sefonbers ift
in unterem 3<^^nbert Aed. in ber Spraye ber fot^olifc^en Air^e bie Benennung
goporoen ffir oie in ben fat^olif^en ^aro^ien 9lorbameriIas 3ur Senoaltung bes eo
202 AeditnuH 9gtbtti0 Hott 9ünbü
(Sutes unb ber loeltHc^en (Sefi^öfte ber Rxtäft befteüten £aten«^mtniftrtttoren, Trustees.
Conc. Ck>ll. Lacens. III, 296 unb 3nbex. afiM»««^ 9itftr.
aiötbltt«, AS Sept. I S. 284—304.
Sdbius , einer ber fop. oierje^n 9lot^Ifer, nmr angebltd| eine 3<it lona Sinfiebler
5 in ber ^rooence, barauf SJorfte^r eines oon i^ georfinbeten AIoHers, in oeffen 910^
bie nad^ i^m genannte €tabt St. CSiües entftanb. Da oie Urfunbe SenebHts II. ffir fem
Jlbfter r>. 26. Wfdl 685 (Jaff^ 2127) eine gfilf^ung ift, fo fe^It jeber filtere ^utdt
ffir ba$ fieben bes feit bem neunten 3<^^unbert ju gro^r Seru^mt^tt gelangten
^eiligen. Sein g^jt ift ber 1. September. ^ana.
10 Kgtbttti^ be (Eolumna ((Eobnna). BnlaeuB, Hist. Univ. Par. III, p. 671; Satter Hist.
litt Script. EccI. II, p. 326; gfabnciud, Bibl. lat (gflor. 1858), p. 19 sq.
%ibius ift unter ben unmittelbaren Schülern bes Ü^omas oon Xqutno einer ber
^eroorraaenbften ; er tofirbe unfer 3ntereffe ganj befonbers in ünfprudl nehmen, loenn
bie SBagrfc^einlidbleit , bag gerabe er ber Serfaffer ber SuQe Unam sanctam geioefen
15 fei (ogl. Sf. X. haas, %. o. 9{om, öften. Stertelio^fc^r. f. lo^. X^ol. 1862, I),
[i^ in ®etoift^it oenoanbelte. Geboren in 9lom (um 1245 ?)' als S)ir3glhtg bes be*
hmnten ®ef^Ie^es, trat S. M^ in ben 9Iuguftinereremiten«t>rben unb lourbe burd^
ben ®eneral (Elemens oon Djimo 5um Stubium nac^ $aris gefanbt gfit feinen bor*
tigen £e^rer 3]6omas ift er naA beffen Xobe eingetreten, n^enn auA ni^ in oem (bur^
30 Qu6ttf unb (t^aA 1, 603 oielme^r einem Dominttaner gugeft^eoenen) Defensorium
sive Correctorium librorum S. Thomae contra Guildnii Lamarensis Thomae
Mastigis Comiptorium. 3n $aris promooiert, auif als erfter Xuguftiner felbjt ab
fie^rer ttätia, foll er fc^on bort ben Seinamen Doctor fundattssimus emdten
^n. Sei Der ^ulbigung ber Unioerfit&t oor ^^ilipp bem S^önen l^ielt er auf beffen
25 »erlangen bie SRebe; V leart bei Offinger, Bibl. August. (3ngoIft. 1768), S. 228 ff.
3n ben ^af^xtn 1292—1295 n^ar n. General bes Orbens: 1296 )um S^bif^of oon
Sourges ernannt, loo^I o^ne bort SIefibenjju ^Iten, bli^ er in engfter gffi^Ittng mit
bem romif(^n ^ofe unb oerteibigte bie SBa^I Sonffatius Vin. bmn^ StacQuieis ber
tfiUigleit ber Xboantung Söleftins V. in bem Xrdtate De renuntiatione Papae.
. ftarb in SToianon 1316.
(Eine relatto oodftanbige Öberfii^t feiner Schriften, oon benen ein gro|er Zeil
no^ ungebrudt ift. giebt (Sanbolp^us, Dissert. de 200 scriptt. August. (Offhiger,
a. a. O. 242^.). Sie erftreden fic^ auf bas ®ebiet ber ^^ilofop^te (5tommentare )u ar^»
telifc^en Sc^rtften; Slbl^nblungenjur 9Retap^9ftI; De institutione principum 1. III
85 unb De regimine principium [9tom, jule^t 1607]), bas ber (Exegefe (itommentore in
Hexaemerum, in Cantica Canticorum, in epist. ad Romanos) unb ber Sogmottt
(Äommentar ju ben Sentenjen bes £ombarben (bis 1. III dist. 11 ; (Eorbooa 1707), Quod-
iibeta unb Opuscula (Sorbooa 1712). Son bem für bie (Enttoidelung ber firAenpoIitifd^n
Slnfid^ten bea^tensnierten Sßerfe »De potestate ecclesiastica« ift burc^ ^^urbain im
40 Journal g^n^ral de Tinstruction publ., F^vr. 1858, ein Üeil oerBffentlt^ morben.
Sine bei ®oIbaft (Monarchia S. R. J.II, 95 ff.) abgebnulte S^rift De utraque po-
testate regia et pontiücali toirb nac^ ilraus (a. a. D.) irrtfimlic^ bem n. ]u«
f^eben. »eiirtH.
Kgtbtttd oon Siterbo, General unb fpöter ^roteftor besOrbens ber Sluguftiner«
45 (Eremiten ^u £ut^rs 3eit, ftarb als itarbinal in 9tom 1532. Seine f&if^erij^e
SBirIfamiett fyd jal^Ireu^ fl^ugniffe aufswoeifen gebobt, unter benen bei sN^brictus,
Biblioth. lat. (grlor. 1858) I, 23 bie folgenben aufgejöl^It loerben: ein itommentar
jum 1. Su(^e ber Sentenjen bes fiomborben usque ad dist. 17 ad mentem Pia-
tonis; eclogae saorae tres; commentaria in Psalmos; libellus de Ecolesiae
50 incremento ; über Dialogorum unb Orationum ; Informatio pro Sedis Aposto-
licae auctoritate contra Lutheranam sectam. (Sebrudt liegt nur n^enig oor : oaL
bei darbuin, Conc. Coli. IX, 1576, feine 9{ebe jur CBrSffnung bes £atemnfon}tIs
1512; Epistolae selectae bei SRart^ne, Coli, nova, III, 1234 ff.; aus ber Sluguftiner«
bibliofeel in SRom ^ fiammer (3urÄ.*®ef6. b. 16. unb 17. 3a^^. [1863] S.64ff.)
55 bas 9{unbf^reiben gelegentlich ber Slieberlegung bes Orbensgeneralates 1519 oer^
Mfentli^t, m&^renb o. ^&f(er bie an $abrian VI. gerichtete Denif^rift fiber ftr^Iii^
Reformen in ben SlSRtC III. ftl.iy,3 mitgeteilt ^at. Ober bie ^umaniftif^en Keigungen bes
tgtktit« 1101t Silerio i^i^ ^a« alte 203
91. brinat <&etacr, 9{ei4Un (1871) 6. 339, 404 u. a. o. 6t. einiges bei, too^renb fiber
feine 3$atigieft im Orbeit, fein Sec^ältni$ ju Stoupi^ unb anbetes Aoloes STuguftiner*
Jlimaiegation (1879) passim }u oergleiAen ift. Staif ^ergenröt^ toare „eine genauere
^ntfung ber Qanbfiqnftlii^ ooqanbenen SBeTle bringenb ju Mnf^en''. fbtutaiii.
Sg^^ten, bal» alte. Sitteratur: ^a bie Ägyptologie noc^ eine junge ^iffenfc^ft ift 6
unb im dntmicflungdftQbium fielet, oeraUen ^et^oben unb 9(nf(^auungen fe^r fd^ned; r>on
ben filteren ^rten finb nur menige ^eute no4 magaeblidftr unb andi oon bec neueren Sitte»
ratur, bic im folgenben naml^aft gema(!^t toerben fou, entfpric^t nic^t aUed bem augenbttcf*
li^en @tanbe ber gforfc^ung. S^er fiefer mug fidft bied oor fingen galten unb uiele ber in
biefen ^rfen oorgetragenen 9ln{l(!^ten nur ald oorlSufige betraci^ten, bie bereite geSnbert |tnb lo
ober leiffet aefinbert »erben fi)nnen. ©efd^icbte: ®buarb SRe^er, ®efd)i4te bed ?[Itertumd
I unb n (Stuttgart 1884 unb 1893) ; berfelbe, (Bef(bi(^te bed alten ^g^ptenS (^Berlin,
(»tott 1887); K. Siebemann, Ag^ptifd/e (S^cfc^ic^te I, II unb Supplement {(»ot^ia 1884 Md
1888); berfelbe, QkWä^tt bed alten ^g^ptend ((Sal» unb Stuttgart 1891, befünberd für
Sefer bed alten Zeftamentd beftimmt); Mospero, Histoire andeDne des peoples de POrient 15
(4. «ufl., ^rtd 1886; beutfc^ uon 91. fietfcftmann, fieip^ig 1877); berfelbe, Histoire an-
denne des peuples dePOrient dassique ($arid 1895); W. M. Flinders Peine, History of
E^ypt I, (iionDon 1894). Quedenfunbe unb ®ef4i(^te ber Ausgrabungen auc^ in:
a. Sa^dmutb, (Einleitung in ba« Stubium ber alten ^ef^i^te (SeipMg 1895). tultur«
Qej4i(!^te: WükinBOD, MannerB and cnstoms of the andent Egypnaos (2. fTufl. Sonbon 30
1878); V. d^rman, ^g^pten unb fig^ptifc^d fieben im Sfitertum, 2 ®be (Tübingen);
4p. Oruafdbr 2)ie 9(g^ptologie , 9[brig ber (Sntjifferuna unb Sforfdbungen auf bem Gebiete ber
figl|f>t. S(^rift, Spradfte unb AltertumShmbe (fieipalt^ 1891}. dteligion: in ben meiften
ber obengenannten ®erte ; femer: Sp. IBrugfc^, 9le(tQton unb ^^tl^ologie ber alten ^g^pter
natb ben 3)enfmfilem bearbeitet (Seipjia 1884— 18887; G. Maspero, Stades de mytJiologie '^^
et d'arch^logie ^syptaeDnes, 2ebe ($arid 1893); «. %Biebemann, 9ieIiaion ber alten 9[gnp«
ter (Slünfter 1890); 2:iele, Q^ef^ic^te ber Religion im 9((tertum I. (beutf(^ r>on (S^Wcbr
(»otfta 1895). ftunft: Perrot und Chipiez, Histoire de Part dans rantaquit^ I, ($ari«
1882; beutfd^ 9(u§gabe oon $ietf(f»mann, Seipsig 1884) ; G. Maspero, rarchMogie ^gyp-
tienne (^rid 1887 ; beutfc^e 9ludgabe o. Steinborff u. b. 2:itel : dgnptifd^ ßun{taef(!^tcf|te, Stip* ^
lig 1889) ; FUnders Petrie, Ten yeais digging in Egypt (fionbon 1893). Sprache:
9L(Srman, fta^ptifd^e (Srammatil (Berlin 1894); ®. Cteinborff, l^optifc^e ^rammatit (Serlin
1894). eejtebunaen ^gi^ptend }u ^al&ftina: ®. (Sberd, ^g^pten unb bie Sdü^er
Vto\t% I, (fieipjig 1868); «B. ^Roj^iiller, «ften unb duropo noc^ oltfig^ptif tften 3)en!mälern
(£«i|>5i9 iB93). Sammlungen fig^ptifc^er Originale, ^Itertfimer unb f^ipi^abaüffe, bie S5
einen winblid in bie fig^ptif^e ^nft unb 5htltur gewfi^ren, ftnben fi^ in S)eutf<!QlQnb oor
aOem in ben Iönialid)en ^een %n »erlin (audfübrlid^ed f^er^eic^nid ber figtyptif^en 9(Iter«
tuner, (HipSabgüffe unb $ap^rui», »erlin 1894; ägi^ptifc^ unb oorberafiatifd^ 9(Itertümer
aud ben fbnigl. ^ufeen a,u 8erlin, 87 groliotafeln mit erllfirenbem %i}^t t>on ber ^irettion
ber Sammlung« Berlin 1895); ferner in Lesben (Slulpturenfammlung) , fieipjig (figt)pto* 40
logif^er Apparat berUnioerfitttt), ^ilbed^eim, IBraunf^teeig, Sl^unc^en (ä^I^ptot^el unb 9lnti*
quarfum). SBon augerbeutfc^en Sammlungen finb bie ^eruorragenbflen: i^airo (^ufeum \>on
im^^, bie grb^te fio^ptifc^e Sammlung, bie ed aiebt ; t)gl. Notice des prindpanx monuments
expoe^i an mns^ de Gizeh, Jlairo 1895), grlorenj (Schiaparelli, Mnseo archeologico di
Firaiue, antiqnitä Egizie, 9^om 1887), ftopen^agen ((l(It)ptotbet), Selben (Ägyptische Mono« 45
menten van het Nedetlandsdie Museum van Ontheden te Ldden, fieiben 1839 ff.)r Sonbon
(Britisfa Museum and Bouth Kensington Museum, ferner oerfd^iebene gröfiere ^riixitfamm«
langen; )>gl. Golde to tlie exhibition galleriee of tiie British Museum), O^orb (Ashmolean
MusBimi), Sarid (Sout^re), $eterdburg ((ftolenifc^eff, Ermitage imperial, inventaire de la
ooQection aryptienne 1891), SRom, %urin (Lanzone, Regio Museo di Torino, antiquitä 50
Egirio, 2 «be, Surin 1882—1886), ®ien u. a.
Käme. Der griecWffte 3lome ATyvmos finbet ]ii) JAon bei $omer unb mirb
foioo^I 00m Sfittjfe, bem Sfctl, als au(^ 00m fianoe, bas btefer bur(^|tr9mt. Qebrau(^t.
Sine befriebioenbe (Erllfirung bes SBortes ift nodb ni(^t gefunben. Somo^I bie Ableitung
oon ber femittf^ SBurjel ^-^ clausit (Sidler, Seogr. II, 586) , ah aud^ bie3ufammen« 66
fteüntia mit bem ^ebr. ^"^cd \y jiüfte (ober 3nfel) Äap^or" (3er 47, 4), bie man
00^1 tn jtreia unb ni^ am Sg^pttfi^en SRittelmeergeftabe ju fu^en ^, finb laum ru^g
mib wn ben meiften S<>^[<$^^ aufgegeben. 3Iu^ bie (rrllärung bes 2Borte$ aus oem
itif^n — nai^ 8rug|4, ©eogr. 3nf(^r. I, 83 foH Aiyt^mog auf hat-ka-Ptah, ben
jen Flamen ber Stobt SRemp^is , jurüdge^n — lann als oerf e^It betrod^tet mer^ co
ben unb ift in neuerer 3^it nid|t me^r ernftl^ uerfo^ten morben. Da fid^ ber 9lame
mir bei ben (Srie(^n unb ben SöIIem, bie il^n uon biefen erhielten, finbet, fo ift es
am oo^^einlii^ften, bog er grieAif^n Ur^ngs ift, menn fid^ au(^ feine urjprfing«
ü(^ Skbeutung ni^ m^t ermittetn lögt.
204 ig^tett, H» äUt
Die Hebräer nennen bos fianb geiDö^nIt(^ o?*?^^ (bte (Enbung ift too^I ni^t bu»
ali|i^, fonbem fotol) , feltener '^'i^'5, ums oon ben Grieben mit MeatoaXa, MemQoeifi
umfd^rieben toirb. Der Slome ift femitiM unb finbet [i^ auc^ bei auen [emitt|f^n
SöIIem: babqlonifc^ Mi^ri, Mifiir; affqnfd^ Mußur, (perfifq Mudrftja), axabt|(^ Mafir.
6 (Eine fixere (Erllärung be$ Stamens ift no^ ni^t gefunben; ogl. Diümann ju (gen 10, 6.
Der ein^eimift^e 5Rame %9ptens iDor j^ — i _^ © Km-t, Kernet, loptif^^
luuuie ^im oberagqptij^en), Xha&i (im unterSgqptif^n Dialelt). Das SBort ^gt
iDo^I mtt ber SBiuijel km (kjulojui „[(^toors xBmtxC\ R«juie „fi^toar}'') [jufammen.
Sg^pten mfirbe bann etaoQ ,,ba9 [(^loarje £anb" ge^eigen ^oben oon ber f^orsen
10 CEn^e, bie oom 9lile ^erobgefi^toemmt ben fnul^tbaren X^alboben oon ber umgebenben
blenbenb gellen SBfifte auf bos ougenfalligfte unterfi^ieb. 6^on ^erobot (II, 12) be«
merlt, bag „ber Soben ^optens n^eber bem angrensenben arobif^en fianbe no(^ bem
lib^fi^en no^ auc^ bem f^rif^en gleite, fonbem fcQXDarserbig (ueidyyeio^ \ti unb jedor«
ften, n^eil es Schlamm unb ongefqroemmtes fianb fei, bos oom^lrluffe aus ^t^topien gebraut
15 n>erbe" unb ^lutorc^ (de Is. c. 33) bringt biefe Sigenfd^ bes fd^ioarjen Sooens bereits
mit bem öggptifc^en Jlomen inSerbinbung rtjvATyvmov h rolg jMjuna ^leXayyeiov
offoav, Sanw to fxikav tov 6(p&al^ov, Xtjfjuav xakovoi. SJor ber 3uf^^^^^'
ftellung bes 9iamens K^St mit bem bebr. 9lamen bes (£^m (^am)p bes Sohnes
9loa^s, unb oor ber SIbleitung oon ber SBurjel ^^ incaluit (loptifi^ gAiojui „uxtrm
ao n^erben'') fei ausbrfidlic^ getoomt.
Slusbe^nung. 9Bie f(^on imSdtertum (ogl. $erobot II, 18: „lig^pten ift bas,
mas ber 9lil überfqmemmt unb bemäffert. uno bas finb Sig^r, bie unterhalb ber
Stabt (Elep^ntine aus bemfelDben SM^ trtnfon")f fo beoreift man mb no^ ^ute unter
%9pten nur bas 9liIt^I im engeren Sinne oom erften Aataralt bis jum SRitteU
26 meere, bas fi* oom 24« 6* bis 31« 36* n. 8r. unb oon 27« 30* bis 20« 40* 6. fi.
(^aris) erftredt. Das 3:^1 oon Sffuan bis ober^Ib Aairo bat eine Sänge oon
960 km ; feine mittlere Sreite betragt 12—14 km unb fiberf(^rettet nirgenbs 25 km.
9luf ber $0^ oon jlairo. eboa unter bem 30"^ n. Sr. treten oie Xl^boänbe im Dften
unb SBeften surfld, unb oer 9li(, ber fic^ 25 km unter^ Kairos in mehrere 9ume
30 teilt, bilbet bie fruAtbare 9lieberung bes Delta, eines Dreieds, bef[en fiSngsfeiten
160 km unb beffen ^afis 140 km betragen. Die ®efamtbobenfIa(^e oes DeQa um«
fabt 1402600 ha (auger ben längs ber aReeresIilfte Ji(^ ^injie^enben Seen). Dos
gefamte Aulturareal %^ens beträgt etaoa 534 beutfme Quabratmeilen, ^ alfo un*
gefä^r biefelbe (Sroge xxAt bas Adnigreic^ Selaien. 9laq 9lorben oom 9Reere, im Often
36 uitb SBeften oon großen SBfiften umgeben, gletAt ber fqmale Streifen beiool^nten fiion«
bes einer langgeftredten Oafe, beren oollig ^gefi^Ioffene, ferner 3ugängli(^e £^e oon
entft^eibenbem '*^' '^ ' ' *^' ^ . *^ ^ . ^ .,.* „ «^ « v r. — ^y^.rt. —
ju ben beno
unb $^ilae
4o3lil burc^ ei , , _, , . jv -
tifi^en (Sefteins ben 9Beg bricht, oxir xxAt noc^ je^t, fo f^on im 9luertum eine SproA«
unb SöHergrenje joifc^en %9ptem unb 9lu^tern. 3n oorl^iftorifc^er 3^^^ I<^8 ^M^
Grenje freiu^ no(^ loetter norotic^ bei bem heutigen Silfile, mo bie Sanbfteinberge im
Dften unb SBeften unmittelbar an ben gflug l^erantreten unb wo fid^ urfprfingli(^ ^nli^,
45 menn au^ Kursere Stromf^neden befunben ^aben merben mvt bei 9Iffuan. 3^ ä^9{rten
^ feberjeit noc^ bie 125 qkm groge Oafe bes Sfaifum (loptif(^ mojut „ber See'Oi
bas altäg9ptif(^e „Seelanb" ae^ört. ein X^albeden in ber IqbifÄen SBfifte, bas but^
einen 100 km oberhalb jtoiro etnmunbenben 9lebenarm bes ^il, ben Sa^ 3uffuf
(„3ojefsianar') ju einer ber frui^tbarften fianbfd^aften %Qptens gemacht morben tft
60 21m S^ijum lag auc^ ber im ^tertum boc^berfi^mte SRoinsfee, em natfirliAes (ni^t,
Q>ie man lange '^tM annahm, ein ifinftlt^s) 9tdvx^ beffen le^ter 9{eft nocq fai bem
gütigen Birket Kärün er^Iten ift.
Sin bas Delta grenjten im SBeften bie libqfc^en Siolfer bes norbafrilanif^en
jtuftenlanbes an; im Often ging bas iianb in bie arabifi^e SBfifte fiber. in ber \m\*
55tijd^e Sebuinenftämme jelteten. Son bem gütigen 3smailia bis naq Sueg reiAte
oteQeic^t ein fAmaler, an einjelnen Stellen (eboa bei ben heutigen ^itterfeen) fic^
oerbreitember UReeresarm mit ftagnierenbem, fumpfigem SBaffer. in bem mir n>o^I bas
q<io-&:: „Sc^ilfmeer'' ber 93ibel ju fuc^en ^n (ogl. HR. SRfiUer, Slfien unb Sutopa,
ifl^teti, ta« ttte 206
€. 42). Die äugerfte (grenjftabt im 9lorboften mar Tharu, beten fiage noA nic^t feft«
geftellt ijtj oon lier aus ging bie ^eerftra^e nac^ ^aläftina, auf ber bie ftSnige bes
neuen Sletd^ i|re SeO^g^ ^^^ ^P^n untema^en.
üuf biefem SBege lag auA ber ,,Sa(^ llgmrtens'', ber in ber Sibel (9hi 34, 5;
3of 15, 4. 47; ogl. auA Diobor I, 60) bie Sflbgrenje itanaans bilbet, W (eutiae 5
Wftdi el 'Arisch, eine Slieberuna, bie ben ganjen norbIi(^n Xeil ber Stnai^Ibinfel
oon 6uben nac^ 3hAtn buri^jie^t unb fixiltet, unb bei bent Dotfe el 'Arisch, bem
alten 9^inoIontra, in bie See mfinbei
Ulima. Das Alima bes £anbes ift |e^ oerfc^ieben in ben bem 9Reere bena^*
borten Zeilen bes Delta unb in OberSg9|)ten. 3m unteren £anbe, bas am jififten« lo
Hima bes SRittelmeeres teilnimmt, ift ber 9{egen ni^t feiten, in Oberfignpten ift bas
gonje ^ifyc binburA nur feiten eine SBoße am ^hnmel ju fepen. Die mittlere 3<^tes<
©arme oon Äairo betrug 1888: 22,02 • C; 1889: 22,22* C; 1890: 21,95 • C; in
Xlezonbrien ift fie einige ®rab niebriger, in Ober&gqpten n^efentli^ ^5^r. Die Tfnu!^«
bioleit bes fianbes ift unter biefen Ser^wnifjen oom 9{egen gam unabbftngig (Dt 11, i5
10) ; fie n)irb lebigliq burc^ bie grogen uberf(^n>emmungen bes Sflil bebtngt, oeren SRe«
Sitng burA eine lorafame Unterhaltung ber jtanäle ju allen !itHtn oon ber grölen
ic^eit ffit bie aßo^Ifa^rt bes fianbes uKtr. Das iä^Ii^ Steigen bes 9lite n>irb
belannüic^ burdb bie regelmäßig eintretenben unb an^Itenben Siegen in ben tropiMen
^o^I&nbem {»tf^n bem 1. unb 16. Sreitenarabe l^erbeigeffl^. 6(^on Snfan^ 3uni ao
fSngt ber 2flu| in Oberagnpten lon^fam ju fteigen an. Snbe 3unt erreicht bte Sflut
bas Delta. Das SBajfer neigt bret 9Ronate lang. Son Cnbe September bis Snbe
Ottober bleibt ber böq|te aBafferftanb n)efentli(^ ber gleiAe, bann jie^t \\ä) bas SBaifer
allma^Ii^ jurfid. !bas fianb mm befot unb bebedt fiq mit grünen Saaten. Diefe
3eit bes aßad^ms bauert bis (Enbe Sebruar. 9Rit (Enbe bes 9Rar} tritt bie (Ernte 26
ein, ber SBafferffainb bes 3Iuf[es nimmt mebr unb me^r ab, bis im 3^^^ ^^ neue
Jtreislauf beginnt. Diefer Serlauf bes Sg^ptifc^en 3<4tes oeranlagte auc^ bie (Einteilung
beslelben in brei ^cü^^txitn noA ben brei ^auptperioben ber fianboirtf Aaft : bie
„Öoerf^memmung'', bie oom 20. 3uli an geregnet n)urbe, bie 3^it ^^ »»^P^ofT^n''
ber Saat unb bie „(Ernte''. so
3ru<|tbarieit. Sauna unb Slora. $gi)pten o>ar im gamen Altertum be«
rfi^ nmen feiner großen J^nu^tbarf eit ; es oiar bie itondammer für alle 9lad^bar«
ftaaten, claustra annonae (Tacit. hist. 3, 8); unb biefer felbjt au|ergeo>ö^nIiAe
SRiftmaAsia^e flbertragenbe SReic^tum an C&etretbe n^ar es, um beffentroulen bas 9lX.
nierft 9{bra$am ((&en 12, 10) unb fpSter bie So^ne 3alobs ((&en 42, 1 ; 43, 2) nad^ 85
daqfrten jid^n Ws^t Sluger an 5tom n^ar bas fianb aber au^ rdA an anberen Sila^rungs«
mnteln: I)ie Ainoer 3sraels feinten fic^nc^ ben Skifc^töpf en 9[^ptens ((Es 16, 3) unb
no^ ben ^Vji^n (bie fie, ba bie meiften ^g^ter fie niqt agen , umfonft }u elfen be«
famen, 9ltt 11, 5), ben ®urlen, äRelonen, Swithtlrtf bem fiau^ unb Anoblauc^ ^.g^ptens
]urud. bie i^nen bort in grülle geboten nntren. Diefen Steid^tum ^9ptens an gerben ^
oon ^inbem, Scbafen, 3i^^n, Steinen, an Sifc^en unb 9BiIb, fon^ie an SBein. geigen
unb ben manniOTaltiaften anberen grnlc^ten unb ®emfijen n^irb uns auc^ burd^ bte Deid«
maier beftStigt in einem (&rabe oon C5ife^ (fiepfius, Denbn. II, 9) mxhtn 835 9{inber,
220 ftaiber, 760 (Efel, 974 Schafe unb 2235 Siegen als Sefü^tum eines SRannes auf«
gejault — Xuffallenb ift, bag bas ftamel, bas l^eute m ben nüp^ften Xieren bes fianbes ^
e9drt, im Slltertum ntmt oonam unb nieber in ben DarfteKungen abgebilbet, noc^ in ben
l^nMriften ermähnt oiirb. 9lu^ ^erobot unb Diobor fagen ni^ts oon agmrtifd^en Aa«
melen: bagegen enoä^nt Strabo (p. 815), bog bie%9pter mit Aamelen burq Die SBfifte
oon ftoptos na<^ Serenile reiften. (Erft in griec^if^er ^tit ift bas jtamel in %9pten
eingeführt loorben. ^iemac^ ift bie Slngabe ber (Senefis (12, 16), bog Slbra^m oon go
Qorao jlamele jum (&ef^nt erhalten Qobe, ju beurteilen. Sluq bas ^erb ift ben
^mitem bes alten unb mittleren 9{ei^s unbefannt; es ift erft in ber 3^it jmif^en
mittlerem unb neuem 9tei(^, oermutlic^ bur^ bie ^qlfos, aus Slfien na«^ %9pten ge*
tommen. Seit ber XVIII. Dpnaftie finben w\x ^feroe unb 9Bagen in Sg9pten, unb
unter ben ®ef^iden, bie nam oen leilf^riftli^en Sriefen oon Teil Amama (f. u.) ^
bie afiatiUien ^nige ben ^^aonen ber XVIII. Dpnaftie naA Sg^pten f^iden,
fpielen wtbe unb äBagen eine Hauptrolle. Unb mit fte Jelbft fo finb <m^ ibre ägqp«
ttf^n Sqeic^nungen entlehnt; neben htor (lopt. ^to) i,$ftrb'', bas figvf^f^ ift unb
u<fpninglii| „(Befpann'' bebeutet, ^igt bas $f erb Sg. samt unb smsm un^ b^ SBagen
s
206 im^f ^» ilte
je nac^ ber Oform 'glt (lopt. ^öoxtc) ober mrkbt (fo)it. &epe6aM>YT€), Slomen, bie
bem Semltif(^n, l^ebr. 010 bej. st???, bej. ^375 jiDdfcIlos entnonnnen finb. SBie oon
allen 93ölfem bes Slltertums ift bos $ferb ouc^ x>on 9g9|rten ^ouptfäc^Ifa^ ab 3^^»
befonbers für bie itriegstoagen benuM lootben ; bod^ fommt es baneoen auA niqi feiten
oate 9leütier Dor (Dgl. (5en 50, 9; (b 14, 9. 23). Das jemö^nli^fte fioft« unb 9{eit^
tter loar mit im ganjen Orient ber (Efel, ber tn^ro|^ Sicenge geQalten omrbe (f. 0.).
SRineralien. Sud^ an SRineralien loar ^n|iten reii^. unb jioar an ben nfift«
Mften Don allen, an guten Saufteinen. 3m grogten Xeile bes £onbes befte^ beibe
Ipalufer aus Aallftein, beffen feine unb fefte Xezhir mvc no<!^ je^t in ben ^^romiben,
10 ben Ileinen ®rabbauten oon (pije unb SoSora (9Remp^is), fon)ie in ben mit ben
[(^9nften Shilpturen bebedten Selfengrabem Ober^qptens bemunbem. Ober^Ib !Qeben
tn ber (Segenb oon (EI Aab beginnt bie Sanbfteinregion, in ber namentli^ bie Srfid^e
pon Silfile berühmt finb, aus Deren f&onem ®eftein ber gröbte ZeQ ber oberSg^tif<6en
Zempel unb eine grofte SInjabI oon (ototuen unb anberen obilpturen brfle|t. 3n oer
15 Aat(mdtengegenb enblic^ trat Sas ^e Urgeftein in einer reiben Susool^t fd^SnfaiAiger
Granite ju Xage. 9lo$ grSger mar bie 9RannigfaItigIeit ber 6teinarten in ben enifmi«
teren (Segenben Dom vtil unb im orabifAen (Säirge, ju benen ber berühmte l^niggelbe
Wobofter, fomie bie i)erf(^ieben(ten ^orpg^re unb Srecrien ge^rten, bie oir oon ben
alten aig^ptem oielfac^ oerarbettet finben. Slui^ ®oIb loarb in ben oon 6pene spi^
20 gelegenen (Gebirgen ge|unben unb Smaraab in ben 9Rienen oon Serenile. jhjpfer
muroe irgenbmo Im (^atjum unb feit ben alteften 3^tten auf ber 6inai^QlbtnfeI gefun«
ben. (Eifenminen lagen in ber SBüfte n^eftliq oon Sqene.
Quellen jur (SefAic^te. Sfiir bie Kenntnis ber Souptifc^en ®efAi^ unb
(Eioilifation Rnb mix in enter 9lei$e auf bie ja^Ireid^en Denim&Ier angeiotejen (3n«
25 f(^riften in Xempeln unb (Drobem, bemegli^e $abe aller ürt, S^riftftiUte auf ipap9rus,
£eber, Aallfteinftilden u. f. m.), bie uns in fiberaus grober SRanntmaUbleft bani bem
ionferoierenben ^ima unb bem f(^fl^enben SBflftenjanbe ber äoqptif^e Soben beioa^
bat. 3(r SerftSnbnis ijt uns oor auem bur(^ bie (Entjifferung oer eigentiimli(^en 5g9p«
tifc^en ^ierogiQp^enf^rtft. bie 1821 bem Sftansofen Jytangois (E^nuoIIion gelana, er^
% mSglic^t moroen. Sieben ben ein^eimif Aen Sennnälem fielen bte ScaAric^n , bte mir
ben fteillAr^en. ber ^ebraif^en tiDberlieferung unb ben Q5rie$en oeroanlen, unb bie
gr gemifie ^^^^ ^ ag9ptif(^en (SeJc^iAte oon grogem SBerte finb. Um nun biefe
aqnAten, oie für einjelne 3^it^n ja^lreiq, filr anoere mieber red^t fp&rl{(^ finb, in
^iftorif^en 3uf^^^^'^<^nS 3^ bringen, mühten mir eine jufammenfaffenbe Sgoptifi^e
:)5 ®ef(^i<&tsb<mtellung ^aitn. Diefe exiftiert Uiber ni^ unb es ift auq feine Hoffnung
oorqanben. fie jemals m erbalten, ba bie Slgppter ein berartiges SBerl loum befejfen
baben. was Jte an btftorif^n 9.uf3ei(^nungen Rotten, oon benen uns au(^ Kefte UDer«
lommen pnb, oefc^fintt \iä) auf hirjgefagte Snnalen einjelner 5t9nige bes neuen Sleit^s
unb auf Slnnalen ber 3:einpel. Dagegen ift bas, mas uns fonft an ^iftorifften (tt-
40 Gablungen er^Iten ift, bun^aus märc^enbaft unb nur mit grbgter Sorfi^t für bte (Be<
miäjltt 3U oermerten. Slufcer ben SInnalen mürben mo^I ju praltiff^en 3^^^ in ^n
Xempeln SSerjei^niffe ber ABnige geführt, in benen bie einjelnen ^errfc^er in ^iftorif^r
Solge mit genauer Eingabe ber 9fegierungsbauer aufgejSl^It roaren,* i^I. Diob. I, 44.
Sius einem fold^en SeqeiAnis lafen bie $riefter oon SRempl^is bem ^erobot bie 9lamen
45 oon 330 5t9nigen bie nad; 9Renes regiert, oor, freilid^ o^ne über bie Si^en ber ein«
seinen, mit Susna^e ber 9lito!rts unb bes SRoeris irgenb etmas fagen ju fönnen (ogl.
^erobot II, 100). (Eine berartige jtönigstabelle ift uns nun jum Slüd no^ eti^alten
gebli^n, nSmIiq ber fogenannte 3:uriner jtdnigspopprus, ber ober leiber febr jerbrBdelt
unb ooller £Oden ift (Er ftammt aus ber ^tit 9{amfes III. unb en^ielt eine ooll*
50 ftSttbige fiifte ber ögnptifi^en ilonige bis in bie ^qffosjeit. (Etma 220 Adnige maren
in i^m oufoescE^It uno in Dqnajtten einaeteilt; bei jebem fanb fiA bie genaue Sngobe
feiner Stegierungsjeü — iluo) bie fi^en Sgofrtif^er Abnige, bte in (ßribem ober
Zempeln erbalten geblieben finb, ge^n auf berartige 5t3nigsoer3ei(^niffe surfid.
Die mti^gften biefer £iften jinb: 1. Die Aonigstofel oon 5t(umcd, ein imXempel
55 oon ftamaf gefunbenes, je^ in ^arts befinblic^es 9{eltef aus ber XVni. Dnnaftte,
ouf bem Abnig X^tmofis III. bargeftellt ift, mie er 61 feiner Sorfa^ren, beren Flamen
fctxlvif o^ne genaue jeitliAe Orbnung aufgefübrt merben, bas Xotenopfer baiMngt; —
2. bie jtbnigstafel oon 9(09bos, ein a^nliqes Relief aus bem 6et^ostempe( in Sio^bos,
bos ben ftinig Set^os I. unb feinen 6o^n 9lamfes II. jeigt, mie fie ju 76 alten
«0 $errf(|em beten, bie in c^ronologtf^r gfolge genannt merben; — 3. bie Abnigstofel
•
oon SoHora, bie im (Stabe eine9 äg^ptifc^en ^riefters in SaRora gefunben toorben ift.
Sie ftttmmi aus bei 3^it Slamfes II. unb fä$rt 52 5tSitigsiiamen auf. Sine Srgönjutig
biefer ägq^f^n fiiften bilben nun bie Slusjfige aus bem gtogen (&ei(^ic^tsn>ede, bas
ber fio^i^e ^rieftet SRanetl^o aus 6ebenn9tos, etnw um bas 3?^^ 270 d. (Ef)x. unter
bem Zitel Alyvmiaxä vjiouytjuaTa Derfagt ffcA unb beffen 5tonigstabeIIen jtDeifellos 5
bie eben gefc^ilberten äg^ptifqen ilönigsliften ju (grunbe liefen. Dem SBerle i|t Don ben
(Sxiedftn feinetlei Sebeutung beigemeRen n)orben, er[t bet ben fpäteren jübtUen unb
^riKIt^n C^onograp^n l^t es gröBere Sead^ng gefunben. £eiber ift bas SBeri
felbft oetbren gegangen nrib abgef^en oon einem furjen Sussuge, ben 3oF^^us in
feine Streitf^nft ge^en Slpion aufnahm , finb uns nur bie £i[ten ber ASnigsbonaftien 10
mit Angabe tier 9{egterungsia^re er^Iten geblieben. Jluc^ biefe aber, burA Searbettungen
ber mmic^n (E^ronograpQen, bie bie £i[ten im 3ntere[[e ber bibIMen (Chronologie
juremt ftu^en, arg eniftellt. SBir ^en ben Slusjug ber !D9naftien SRanet^os in pei
oerfqieoenen Slebattionen, bei Sfrifanus unb bei (Sujebius, bie unter einanber oielfa^
akoeiAen, oon benen aber bie erftere oor ber l^xtn faft immer ben Soqug oerbient. 15
Sei biefer Sef^affen^it ber Quellen ift eine jufammen^nj^enbe Darfteüun^ ber
ogmytifi^en (btjäfxifit unmogli^ ; mS^renb für gemiffe (Epo^n etn reiches SOlatenal m
(Sdoote fte^, 93ren ffir anbere bie Quellen foft gan} auf. 60 bleibt bem ^iftorifer
ni^ anberes fibrig, als ein Silb ber politifi^n (Ereignine berienigen pa^r^unberte ju
liejf m, ffix bie genfigenbes Quellenmaterial oor^nben ift, anbere 3^^^unberte aber, 20
aus benen uns leine ober nur menige Denbnöler erlitten Jinb, turj ober fajt gar ni^t
3U bebonbeln, felbft mtwx fi^ in i^nen bebeutfome Sreigntffe abgeH)ielt ^aben follten.
Den mnertn 3u|^ii^^^n9 ^^ politifc^n (&ef(^niffe m ergrunben uiw barjulegen,
loerben loic uns aber felbft für bie ^iftonfA aufge^Ilten 3^iten oerfagen mfiffen.
S^ronologie. (Eine fefte Sra, bie Sie (Drunblage ber (E^ronologie bilben mürbe, as
fyibtn ote %9pter ebenfo menig mie iraenb ein anberes SoK bes ouen Orients be«
^ffen. SRon rennet nai^ 3<^^^n ber Aönige unb batiert 3. S. ein beftimmtes (Ereia*
nis ob ipUiifytn im „3. 3^ 9{amfes II.''. Unter biefen UmftSnben vmt jur jen«
liAen Sqtpellung ber einjelnen ^iftorifAen gfalta ein ooHftänbiges äkrjeic^nis jämt«
li<9er l^^f^er 9leaenten mit genauer Eingabe ber Slegierunasja^re erforberli^. Stefem so
3nmte tofim pieüeid^t ffir eine gro^ (Epoc^ ber altajjoptiMQen (gef&i^te ber oben er«
mobnte Xuctner jton^spopqrus genfigen, menn er nv^i in einen [0 frogmentarüAen
3|4ton^ tDore. 3n einjelnen $unlten mirb er freiließ burc^ bie anoeren Adnigslinen
(Vnibos, Aamal, Salbtre) erq&njt. aber es bleiben bo^ nod^ ber fifiden fo oiele, oag
eine ooIQttnbige Abnigslifte m^ ^ergeftellt loerben lann. £ange 3^it finb bie SRane« »
t^onifd^n g^gmente als Safis ber agnptifi^n (E^ronologie betrautet unb oenoertet
QH»rben; bo^ ^t man in neuerer 3^Ü immer me^r eingefe^n, bag eine 3Biebeti^«
ftellttiia ber urfprfingli^en £iften SRanet^os unmöglich ift unb bog eine SergleiAung
ber 3cSfltruiniä>tn oer Denimaler mit benen HRanetbos ftets 3U Ungunften bes le^teren
aus^U. SBos bei äRanet^ ffir uns oon 3Bert ift, fino bie £iften ber ftonige {wenn aud^ 40
Sie ^ufig fifiden aufioeifen unb oielfac^ in ber 9tamensfoIge Unorbnung ^errf^) unb
^ie (Einteilung ber ^enf^er in X)9naftien. Die 9legierung$^iten mimen auf Q5runb
ber Xngdben Ux Denbnäler, bes Xuriner Sßccptfxm unb ber (Genealogien oon ^rioot*
perfonen obgefi^^t xoerben. Dag bas 9le|ultat biefer Sled^nung namentlich bei b^
ni^t loenigen benfmölerarmen (Epo^n ein |e^ unfi(^res fein mug, liegt auf ber $anb. ^
£etber muB au(^ ber 93erfu^, auf ®runb oerjc^iebener talenbarif^er eingaben ber Denl«
makr bie ^gierungs3eiten ein3elner Aonige (^menop^is I., X^utmofis III., Stamfes II.)
3tt bcte^nen unb fo geioiffe Slnge^nlte ffir bie ög^ptifi^e 3^itre(^nuna 3U ^eminnen,
jitni^ no^ ab mißlungen be3eiAnet Q)erben. Sluc^ bie ^atfa^e. ba§ bu Könige
Smenop^is III. unb IV. 3^ij^^noFl^n ^^ babqbnif^en itoniae 5tanima«6in, Suma^M
UxtvM I., Aurigal3u I. unb Sumaburial^ II. maren, Iä|t fiq bei ber Unfi^r^it ber
bd^umifil^en C^onologie (SBindler fe^t ote 9legierurm ^urnaburiofc^ II. 1456—1422,
^ilmdfi 1342—1318) 3unäAft ffir bie agqjptifc^e (Chronologie nicpt oenoerten. Dos
ätefte einigermaßen fimere l)atum, bas mir befi^en, ift bte Stegierung bes Aönigs
3c9efd|onI I. (Sefoni^k bes 6(^if^I ber Sibel), ber 3ur 3^it Slel^eams ben»
Zewpd oon S^^^^^rn plfinberte: er mug in bie 3iDeite $alfte bes 10. oori^r^tliil^n
3a^unberts getreu. Slber erft feit bem Slegierunasantritte bes ^fammend^ (663
0. (E9L) ft^n vir auf ^ronoIogM gans fieserem Sooen.
Stntetlttng ber ag^ptifi^en (&ef(^i(^te. 3u^ ^fj^^^n Orientierung ^nuin
bie oit&gqpitf^ w^iifit in mehrere grojje (Epochen eingeteilt , neben benen man no^ ^
208 atm**»t Mi «Uc
bie alte Stnteilung SRanet^os in HO ^D^naftien ber Sequemlt^fett l^lber beibe^Iten
^. Die bei I— V bemefügten ^abx^cSjlitn foQen nur als ganj ungefj^ betroii^et
loerben unb bfirfen auf ^ic^tigleit lernen Snfimu^ et|eben:
I. Sntes Wei^ 2700—2400 r>. ff^.
6 Dnnaftie 3—6.
II. aHittleres ttxif 2200—1800 d. S^.
Eijn. 11—13.
III. ©^Ifosjelt 1800—1600 o. (Sfft.
D^n. 15—17.
10 IV. Keues SRei^ 1600—1100 o. (Qr.
3)9n. 17—20.
V. 3elt ber gremb^fd^n 1100—700 o. r. (Ef)
a)ijn. 21—25.
VI. Spatseit 700—332 o. (Qr.
16 E^n. 26, 700—526.
^erfetberrf^ 526—332 o. tt^r.
VII. (6rie4i[($.r5mi[4e ^It 332 o. (E^r. —641 n. (Sfft.
tk 3elt ber l^tolemoer 323—30 ». (E^r.
Die 3eit ber römif^en $err[^ 30 d. C^. —395 n. C^.
20 Die 3eit ber |patr5mif(^n (b93antini|(^en) ^errfc^ 395 n. (Efyc,
—641 n. 4^r.
^bftammuna bes Solls. Das Soll, bas feit ben aiteHen (ifioritten 3eiten
%9pten beiDo^nte, oetra^tete [i(^ als ureingefeffen unb nannte [id^, im (B^enfa^ ju
ben umtDol^nenben Sarbaren (ben 9hibiem im Sfiben, ben finbtem im 9Bqten, ben
25 6nrem im 9lorboften) btrjmeg römet ,,9Renf^en''. tCbtt ferne et^nogropMd^e 3^^
pe^örigfeit finb bie SReinungen geteilt. Dte (Et^nogra^^n red^nen bie äig9pt^ <mr ®ninb
im» >torperbaues ju ben Siegern unb meinen, bag ein aümobli^r uberaang oom
^gqpter jum Subanneger [ic^ na(^n)eifen laffe. Die iß^ilologen hingegen n^nten auf
®runb ber Sprac^oenDanbtfcHt an, bag eine Trennung ber %9pter oon ben Semiten
80 Sorberafiens unmöglich lei uno ban bie %9|)ter ebenfo loie bie i^nen ^oc^IiA oer«
n^anbten Serberft&mme 9lorbn)e[tafrtIas unb aemiffe Stämme 9lorboJtafriItts (SiM^orin,
C&alla, Somal) in oo^iftorif(^n l^trttn aus Slfien nac^ XfrUa in t^re jel^me ^ehnat
eingeuKinbert feien. Siellei^ liept bie SBa^r^eit in ber 9Ritte, unb bie Ser^ltniffe
lieaen fo, bog bas £anb urfprfingltA eine reine 9legerbeooRerung mit eigener Sprache
86 gehabt bot. (Ein femittf(^r Stamm ift bann nac^ ^ppten eingebrunaen, fyd fic^ bcs fianb
unterjo^ unb ber untenoorfenen Seoölferung feine Sprache aufgeorfingt 3n ber Sibel
(C&en 10) Q)irb %9pten (uRijraim) als peiter So^n $am$, bes Sohnes 9loa^,
neben 5iuf(^, $ut unb Aanaan aufgeführt, unb infolgebeffen pflegt man ^ufig bie
^gppter als $amiten m bejeic^nen.
40 Sprache. Die Sprache ber alten ^qpter fte^ in einem oenoanbifc^Ii^ii Ser«
^Itniffe 3U ben femitif^en Sprachen, m oen Serber^a^n 9lorb(rfrifas unb ju einer
®ruppe oon Sprachen Storboftafrttas (Sega, ®alla, (Somali k.). mit biefe Spröden
faftt man unter bem 9lamen bes ögqpt.'femitifAen Sprac^ftammes (noc^ ben beiben
lot^tiaften ^^tiitn) jufammen. Die ägqptifc^e Spraye, beren Sc^riftbenlmSIer bis in
46 ben Anfang bes 3. oord^riftl. 3^^rtau|enos jurfidErei^n, erhielt KA unter bem 9lamen
ber !opttf(^en aaä) in ber AriftHAen 3^^^, obgleiA möbrenb ber ^toIemder^errf(^ unb
fc^on früher bie grie^if^e Spra^ neben ber einqeimi|(^en aufgelommen unb nament«
lic^ in Wexanbria unb äRenm^is ju aroger Serbreitung gelangt toar. 9Rit ber arobifcben
(fooberuna bes fianbes unb oem (Ein|trdmen arabif(^er (Etmoanberer erhielt bie axmiwfyt
80 Qptaäft immer allgemeinere (Seltung unb fie ift je^t bie allein ^errfAenbe, bo<| er^ett
n4 ^{^ loptif^ Sprache bis ins 11. 3^^^^^^^^^ W i^ g^tujen fianbe, bauerte in
Dberäg9pten noc^ bis ins 15. 3<4i^unbert, um erft im 17. ^a^^unbert me^ unb
me^r ju erlöfc^n.
Uiat\i)x^U. 3n ber 3^it, in ber bie %9pter mit i^ren Denimalem jum
66 erftenmal als biftorif(^es Soß auftreten , ift ibre iiulturentroidElung f(^on auf einer be»
träc^tli^n ^ö^e angelangt. Sie finb im Sefi^e einer ausgebilbeten Staatsoerfaffunp,
einer faft fertqen Jtunft, einer oollftänbig ennoidfelten S^rift unb fittterotur. Dte
religiofen 9ln](^auunaen finb ju einem fqftematifc^en 9Ibf(^Iug gefommen. 9Bie lange
ßeit bas Soll ju biefen (Errungenfc^en gebraucht ^at, VM fiq auc^ nid^t onn&bemb
eo beftimmen ; nur bu«^ Sermutungen fann man bas Dunief ber Sg^ptifd^en Soi^tt an
etnselnen Stellen ereilen. Dos 9Bi(^tigfte ift, bog ba$ fianb urfprfinglt^ in smei
Staaten geteilt mat, bas ,,9lotb(anb'' (ög. t'-mhj) unb ben ,, Silben'' (ög. rs, ^ebr.
Patros, ^^(OQfjg b. t. p-teT-r^s „bas fianb bes Sübens"). 3)ie (Srenje be$ 9lorb«
lanbes'' b. i. bos X)ella, laa in ber Slö^e oan aRemp^is, ber ,, Silben'' reichte urfprilng:^
lic^ nur bis junt (&au ber oeiben S(^ioefter|töbte JReqen unb 9le^ebet (^eute SI ftab), 5
{p&ter bis ju ben Aotandten oon S9ene. 3^ber Staat ^erfiel in eine Steige Heiner
giirftentfinter , bie anfangs unabl^ngig maren^ bann aber t^re Selb|tftanbiglett oerloren
fyititn. Die Sereinigung beiber Staaten fc^etnt auf uns unbe!annte SBeife oon Ober«
ög^en ausgegangen m fein unb n^urbe fpöter bem Adnige SRenes jugefc^rieben. Die
(äinnerung an biefe 3iD^itei(ung ^atji^ nocb bis in bie ^iftorifc^e 3^^^ erhalten; fo 10
bilbet bie Sereinigung ber SBappenpflan^en Ober» unb l[nteräg9ptens , ber £ilie unb
bes ^apqrus, bas ^Sappen bes (&e[anttret(^es ; ber 5tonig nennt ftd^ „ Aönig oon Ober«
unb unterag9pten" obn f,^txx beiber fiönber" unb trögt auf bem Raupte oie Doppel«
frone y bie aus ber loei^en ftrone bes Sübens unb ber roten ftrone bes 9lorbIatu)es
!vS) jufantmenfekt, auc^ \n b^Senoaltung fyA man ftets an biefen, flbrigens au^ bur(| 15
de nattlrli^e SBef^offen^it Slg^ens gebotenen 3i»^iteilung fejtge^alten. 9hir oorilber«
ge^nb j^el bas £anb in römif^r 3^it in brei Zeile (X^ebats, ^eptanomis, DeUa),
o^ne bag biefe IfinftliAe (Einteilung je burc^ebrungen xoaxt. Die fpötere 3:rabition
füllt bie bunlle Sorgef^i^te bes fianbes loie bei anoeren Soßem mit einer $enf(^aft
ber Götter aus. so
Das alte 91 ei db. Ws erfter agopttfc^r itonig n^irb fon^o^l oon ben Denl«
malern ab auc^ oon Snanet^o ber aus !Qints in Oberägmrten ftammenbe 9Renes ge«
nonni (Er foK bie ^auptftabt bes alten Sleic^s, SRemp^ts, unb ben Xempel i^res
^ouptoottes $ta( georünbet fyibtn. 93on oen Slac^folgem bes 3Renes ift uns
^tftortf^ ni^t überliefert 3n ber britten Dqnaftie fi^eint es Sitte geworben juss
j^hi, bag fiA bie A5nige unb bie (Srogen bes 9{ei(^s fefte (&rabbauten ent^teten, unb
oon ba an beginnt bie eigentli^e ^iftorif^e 3<it ^9ptens. Die ölteften Denlmaler, bie
mir befi^n, |tammen aus ber 3^» ^^ 9lebla unb bes Aonigs 3^l^^f ^^^ fi^ in ^^
Stufenp^romibe oon Sallara ein grogartiges (&rabmonument gef^affen ffcä. 3n biefe
er^ &üd)t gebort auc^ loo^l ber groge S^^ins oon (Sife, eine bloffale, aus bem ftall« ao
ftetnfelfen ber lib^fc^en SBüfte herausgearbeitete Son^eirfigur mit einem ftönigsfopfe, bie
ben (Bott ^arma^is barftellt, fon^ie bie fogenannte ftnidp^ramibe oon Da^fd^ur, bie
(grobonlage eines no(^ unbeiannten ftonigs. (Enoobnt fei no^, bag nac^ ber Xrabition
ber ^tolom&er^eit unter ber 9{egierung bes 3^1^^ ber ml fieben %if)xt lanp ni^t ge«
fliegen unb imolgebeffen eine groge Hungersnot über bas ganse £anb beretngebrodSen u
fem folL Diefes (Ereignis mit ben biblijqen 7 mageren 3#^^n ((&eneftö 41) in 3^*
fdmmen^ng ju bringen, mit bies n^o^l gef^el^en ift, liegt aucQ ni^t ber geringfte
(&runb oor. — Die oierte Dnnaftie ift eine (EpoAe groger äRac^t. 3^r erfter ilonig
i\t Snofru, jugleic^ ber erfte ^errfc^er, oon bellen X^aten gleid^seitige Denlmöler be«
nd^ten. (Er fyd bie Sebuinen ber Sinai^albinfel, bie für bie Sanpter n^egen ber Aupfer« 40
mtnen oon großer SBic^gleit mca, befielt unb ^ier bie agqptif^e $errf(^aft für 3^^^^^
^nberte begrüiü>et Sein (Grabmal ift bie in ber 9lä^e bes S^^ijum belegene ^qramtbe
oon 9Rebum. Seine näc^ften 9la^folger (E^ufu, (E^afr^ unb ^enfer^ ((E^eops, (E^ep^ren
unb SRqierinos) joblen n)egen ber arogen ^qramibenbauten , bie fie bei bem heutigen
®tfe (veftli^ oon Kairo) erridbten liegen , 3U ben berü^mteften ögnptifc^en $enf(^em. 4s
Son anberen jtonigen biefer Dnnaftie itt n^enig überliefert. 9Rtt 9Beferf(ff lommt ein
neues (Befd^leAt (V. Dnnaftie) auf ben !Qron, Das na^ einer fpoteren Sage oon einem
^ßriefter oes Sonnengottes in ber Stabt Scfc^bn) abftammte, nad^ SRanet^o aber in
CQcpqontine )u ^auje gemefen fein folL Unter ber ^Regierung biefer ilönige, beren
®nufi9romiben bei Saflora unb 9[bufir liegen, erreicht ^qpten einen öö^epunft feiner m
ftuBnr, ber fic^ oor allem in ber Slüte ber ftunft äugert. Die ^rioatgraber ber
IV. unb y. Dnnaftie, bie Ji(^ um bie ^qramiben ber Aönige gruppieren, Kefem uns
in i^n ja^lreii^en Snfc^rtften unb 9leliefbarftellungen eine überraf^enb oollftänbiae
Sbi|i<!^ in bie bamaligen fiebensoerbaltniffe ber ^gnpter, i^re ftunft unb ^anbtoerfe,
i^ Stet^mer unb tSgli^en Sef<^amgungen, i^r Staats« unb ^riootleben. 1»
Der let|te ftönig ber V. D^najtte ift Unis COwog), 3laif feinem lobe fc^einen
innere ft&mpfe ausgebrochen ju fem unb in biefen lommt eine neue Dqnaftie (VI.)
^ ^errf&tft, als beren Se^nber ber ftonig Xeti ("O&orjg) gilt. 9Bä^renb unter
t^ unb feinen 9la^olgem im 3nnem bie SRai^t ber itbnige 3U C&unjten ber Selbft«
fianbiglett ber (Baue jurüdtritt, Inüpft %9pten nac^ äugen n^eitge^enbe ^anbels« eo
210 ^iflW^ ka^ il^
bejie^ungen an. ÜBor allem toerben unter Sfü^rung bes (^rften Don (Ekp^ntine groge
jtaratDanetufige nac^ (Eentralafrtfa unternommen , bie oie oerf^tebenen Stobulte be$
Suban, 3Be(|rau(^, (Eben^ok $ant^er, Slep^nten k. na^ iSlgiffttn bringen. 9Rtt
bem [agenunuDobenen fianbe $unt , bas n^o^l an ber afrSanif^n jlflfte bes fflbliAen
5 Zeils Des roten SReeres ^u fuAen ijt, ^en bie %9|rter f^on unter oer V. i)9nQ|tte
$anbel getrieben, unb biefer Serle^r n^irb gemij^ aiUQ unter bem neuen itönigs^fe
iortgebauert ^aben. 3m Slorben n^urben gegen bte femitif<^en Seioo^ner 6flbpaI8fttnas,
Ae woffl einen 9{aubjug oegen bas Delta unternommen ffoüttit fiegrei^ Kriege gefil^,
bei benen bos fianb ber ^tinht oemic^tet, bie Dörfer oerbrannt. bie Sru^tg&iten mit
10 i^ren SBein« unb gei^en^ansungen oemi(^tet n^urben. 3^ einer bauernben Unter«
loerfung bes £anbes tft es aber ni^t getommen. Die Ißv^^^mit^n ber A5nige ber
VI. Dqnaftie liegen bei 6aBara; im (Segenfa^ ju ben Siteren S^^romiben finb ne unb
auA bie ^qramibe bes Unis, im 3nnem mit 3n|^riften bebedt, bte bie SIteften retigi5fen
S^riften ber %9))ter. 3um grogen Xeil auf bas fieben na^ bem Xobe oejflglic^, ent«
16 lalten. 6ie (inb oon uRafpero (Les inscriptions des Pyramides de Saqqarah, $ari$
1894) herausgegeben unb mit einer oorlöufigen Öberfe^ung begleitet loorben. (Segen
bos (Enbe ber VI. Dqnaftie jerföKt bos 9{ei(^p innere Unruhen bre^n aus unb Sfirger*
Iriege [(feinen an ber Xagesorbnung ju fein.
Das mittlere 9{eiA. 9Bä^renb im Slorben felbftftfinbige 5t9nige in ^eralleopolis
20 ^enf^en, reiben im 6üben t^ebanifqe (Jfürften bie SRac^t an fi^. 3bnen gelingt es, aÜmS^Ii^
bas 9tei^ toteber 3u einigen, unb IDlentuQotep III. f^int gans Stäupten mieber befeffen ju
^en. Doc^ erft oon feinem jpeiten 92a^oIger Slmenemh^t I. onrb nac^ einer etma 200-
l&^rigen 9{eooIutionsperiobe bie oollige Slväft unb Orbnung loieber ^ergeftellt. Die D^noftie
Slmenem^'ts (bie XII. 9Ranet^os), bie etma 200 3<$^ regiert f)at — bie ^errf^er
25 fu^n bie 9lamen Slmeneml^'t uno Ufertefen — fü^ eine neue Slfite^eit bes £anbes
9erauf , bie \xä) oor allem in ja^Ireic^en Samoerlen öugert. (£s giebt foft leine größere
6tabt %9ptens, in ber fim niAt Spuren ber Saut^tigfeit biefer 5t9nige jn&tn,
9lamentli^ bas Sfaifum, in Sem fie auc^ refibierten, tourbe oon i^nen beoorjugt unb
rei(^Ii(^ mit Samoenen bebaut: fo erbaute Slmenemhe t III. bei bem l^eutigen ^oroftra
80 einen bloffalen Xempel, ben no^ bie (Srie(^en unter bem 9bnnen bes £abnrint^ tonnten
unb bemunberten. Dagegen ift ber belannte iDloärisfee ni^t erft oon ben ^enf^m
biefer Dqnaftie, mie man oielfoc^ angenommen l^at, angelegt: er ift oielme^r ein na«
tfirtiäes SBafferbeden, an bem nichts Ifinftli^ n^ar, als bie Dfimme unb 5lanöle, bie
bas grnt(^tlanb oor feinen überfc^fiffigen SBaffermengen fc^ü^ten. 9lu^ bie Shilptur
26 unb £itteratur feierten unter ber XII. D^naftie ii^re Slüte , unb no(^ ber fp&teren !itxi
fyd bas mittlere 9{ei^ als bas golbene 3^^^Iter bes SgQptifAen Sd^rifttums gegolten^
oeffen Sprache unb Stil nac^juapmen man fi(^ befleißigte. 9$or allem aber jeigte fi^
bie SRamt biefer 5tonige in ber 9lusbreituna ber ägnptif^en ^errfc^aft naq <tuhen.
Das fflblic^e Cprenjlanb 9hibien , bas megen feines (Sofbreiqtums etne befonbere »n«
40 sie^ungslroft befaß , lourbe untenoorfen unb lolonifiert ; bie Sinaibermoerle lourben
loieber ausgebeutet unb bie unterbrochenen ^anbelsbesiebunaen 3um fianoe $unt toieber
angehtfipft. Ob bie %9pter in biefer 3txi au(^ nad^ ^alöftina oorgebrungen finb, I&jjt
fi^ nic^t feftftellen. — Unter ber XIII. Dqnaftie ^ielt jid^ %9pten no^ eine 3eit lan^
auf ber $ö^e feiner SRac^t, bann aber trat loieber eine ^eriobe nationaler 3^^!^^^^
46 ein , aus ber uns nur Q)enige Denlmöler erhalten finb unb oon ber mix uns lern ge«
fAid^tlidies Silb entwerfen fönnen. SBo^renb im Süben oielleic^t Slac^Iommen ber
auen ^enfc^er in X^eben refibierten, ^errfc^te im loeftlii^en Delta in ber Stobt XoTs
ein anberes gü^jtengefd^Iec^t (XIV. Dqnaftie).
Die dpltosjeit. Die politifqen S(^u>ö(^en %9ptens benu^ten „£eute un«
so belannten (Sef^Iec^ts aus ben öftliAen (Segenben'', bie foaenannten Sqlfos, um in bas
oftIi(^ Delta einsufallen unb bas £anb^o^ne Scbn^ertftretA'' ju erobern. Über biefen
(Einfan befi^en u>ir einen 9lu$5ug aus SJlanet^o. ber uns bei 3<>J^^^ (contra Apio-
nem I, § 75 ff.) er^Iten geblieben ift. 3laS) i^m „Ratten fie fi^ ber $errf(^enben be*
mä^tigt, bie Stöbte graufam angejilnbet unb einen aus i^rer HRitte, Salitis, 3um S&n\üt
&5gemacbf'. Seine Sleitbem toar^emp^is^ oon ^ier aus n^urbe ganj %9pten be^errf^t,
0. f), |teuerpf[i(btig gemaqt , in bie mc^ttgeren Stöbte Sefa^ungen geleat. 9lamentlt(^
iDurbe bas oftli^e Delta ftarl bef eftigt uno als Stfi^unlt ber gfremb|errf(^aft bie Stabt
Kuaris äg. Ha(t)wa're(t|, im feqroitifd^en ®au. am SUlarm oon Subaftis, mit feften
9Rauem oerfe^n. 19 ^a^re ^abe Salitis regiert. Son feinen JRac^foIgem nennt
60 aRanet^o: Snon, 9Ipa(^nas, Slpop^is, 9lnnas, Slffis. „(£s l^ieg aber bas gonje Soll
9gt))itett, H» ilte 211
f}rfi\üs b. ^. $irten15mge. Denn bas Sßort hyk bebeutet in ber ^eiligen Spraye
,jMnx%**, ba$ 3Bort sös ober in ber oeioö^nlic^n (Solls«) Sprache »$irt< unb »Ritten«''.
Diefe (Etymologie ift in ber "XfyA richtig, nur bebeutet sös urfprfinglic^ ni(^t allgemein
„^irt", fonbem ift in ber älteren Sprad^e einSößemame, unter bem bie %ppter be$
mittleren unb neuen SleiAs oome^mliA bie 9lomabenft5mme ber fqrifc^en SBü|te oer< o
fte^n. 9Bie in fp&terer ^tü gegen 9Re]opotamien finb biefe Sorben (oermutliq Slro-
mitx) no^ &9pten oorgebrungen unb qaben bos £anb jeitmeife beberrfc^t. ÜBon ben
DenlmSIem i^rer $errf(^er i(t uns nur u>enig erbalten, boc^ fe^en mit aus ibnen, bag
fte, iDeit entfernt, bie a^qptifd^e Aultur ju oerni^ten, biefe fi^ auf allen (Gebieten an»
aeeignet ^aben ; felbft bte Titulatur ber $irtenlbni^e entfprtc^t ber ber alten ein^eimif(^en lo
^bcmtonen. Sorfibergebenb ^en bie $qlfos n^entgftens bem Flamen nac^ ganj 9[g^en
beberrf^p bo^ n^erben fie bie Selbftftönbigfeit ber in 3!^eben refibierenben oberägqpttfc^en
Aonige too^I nie gonj aebro^n l^ben. 3ßie gegen Snbe bes alten 9lei(^s unternimmt
oui^ ]eM loieber Die er)tarlte SRad^t ber X^aner bie (Einigung bes 9{eiäs unb bie
Sertreibung ber grremben. ilonig Smofis erobert Suaris. bie ^auptfeftung ber Slfiaten, 15
unb bringt bis ins fflblii^e ^alöftina oor; bie oonftänbtge Vertreibung ber Sarbaren
ift ober nur aümä^Iid^ gelungen unb fc^eint erft 50 Z^^^fftt nac^ Slmofis oon 3:^utmofis ni.
oeenbet morben vi fem.
9Ran fyA \qon frflb biefes Sreignis ber Vertreibung ber ^qffos mit bem Slusjuge
ber 5linber Ssroel in Serbinbung fe^en , ja beibes ffir eins erflären loollen. Diefe 20
Snlic^t nmrbe nomentlii^ oon 3<>[^^^ geltenb gemaqt, ber hatmxä) feinem 93oße ju«
glet<^ ein oberes Sntertum unb oen SRt^m einer friiben SRad^tenboidFIung oinbijieren
JU Smten glaubte. 9Bie meit ^ofep^us mit biefer mjd^auung Stecht ffcA, lägt fiA
urtunblic^ nt^t fejtftellen. ^ijtortf^ unmögli^ aber ift ferne 9lnfi(^t ni^t, unb es ift
mo^I benibar , bag ben Crjä^Iungen oon bem Slufent^alte in Sgqpten unb bem Slus- 25
5uoe eine (Erinnerung an bie einftige ^errfd^aft femitif(^er 9lomaben über %9pten
unb ben ^eitmeilken SBobnfi^ eines i^er Stämme (ber „ftinber Ssrael" u. a.) im
fianbe ®ofen ju ®runbe Iteot. Die (Ein^el^etten finb jttili^ fagen^aft unb oerbanlen
00^1 erft ber H'äteren Xrabitton i^ren Urfprung.
Das neue 9{ei<^. 9Rit Slmofis beginnt bos neue IReic^, bie (Epoche ber ®rog« 30
mo^ SgQptei^ in ber feine 5t9nige, bie Slmenop^is unb 3:^utmofis, ibre fiegrei(^en
SBoffen nac^ ^nrien unb 9htbien trugen unb mit ben entfernten $enf(^em zBorber«
afiens in enge politifd^e Serbinbung traten. Diefe Seränberung ber äußeren Stellung %np*
tens ^otte aud^ eine tiefge^enbe Umgeftaltung bes Sollslebens jur ^ol^t. Dur(^ oie
Xiibtüe ber fremben Staaten f (offen ungeheuere 9{ei(^tümer ins fianb , befonbers nac^ 35
ber Reic^s^ouptftabt Xbeben. (großartige Denlmäler erftanben , unb bas (&efü^I ber
aefic^en, raf^ gemaqfenen SRac^t burc^brang überall bte 9Berle jener l^üi^ oie no^
9eute beomnbert »erben.
9iaiäf ber Vertreibung ber $ql[os n^urben junäAft bie inneren Ser^Itniffe neu be»
feftigt un^ georbnet !Rad^ au^en ^in n^anbten fid^ bte ägqptifc^en SBaffen junö^ft naif 4o
9lumen, bos loäl^renb ber $qlfosberrfAaft bem 9tet(^e oerloren geaangen n^ar unb unter
X^utmofis I., bem 9la^oIger bes ^mofis, n^ieber jur ägqptif^en ^rooinj gemalt
iDurbe. Dann unternahm x^utmofts noA einen großen S^tbjug nac^ Sqrien, ber i^n
bis hinauf an ben (Eup^rat führte, an beffen Ufer er eine Sie^esinfc^rift aufftellte. Die
tCusnfi^ung biefes 3uges lourbe huxä) Xnronftreitigtetten, bie tn ^gqpten ausgebroAen 45
untren, oer^inbert, unb erft als X^utmofis' So^n X^utmofis III. jur Slllein^enf^aft
gelangt loar, lonnte er bte (Eroberungspolitil feines Saters loieber aufnehmen. 3n
mehreren Sfelbjügen, auf beren erfteren es ju einer großen S(^Ia(^t bei ber Stabt
SDtegibbo m ber ftifonebene lam, tourbe aanj Sqrien füoli^ oom ^manos unb xoeftlic^
00m (Eup^ot bem ä^ptif(^en 9{ei^e aeTid^ert. CBine fiifte oon Stäbten SRtttel« unb oo
Slortoaläfiinas, bie Xqutmofis III. auf feinen erften Selbjügen untenoarf, ließ er auf
ben XempelQoren bes Slmons^eiligtums tn ftamdt aitheic^neh; barunter befinben fic^
bie bdannten Orte jlabefc^ am Orontes, SRegibbo, Damashis, $amat, SIllo, Z^W^t
(Sejer u. a. Siele ber ermähnten Stäbte laffen fid^ no(^ nx^i ibentif ijieren ; ju i^nen
ge^dcen auc^ bie beiben i^res 9lamens n^egen intereffanten Drtfc^en 3^tob»eI unb 55
3W«rt^I (»fli. ®>. SKe^er , 3ataB VI [1886] , S. 1 ff. ; SR. SRüIIer, Slfien unb
ffiuwpa, S. 162 ff.), gerne Staaten, (Eqp^m, (Eilirien, Mff^rien, Sab^Ion, felbft
bie JSnfeln im großen SReere'' b. b. bie 3nfeln bes ägäifc^en äReeres loarben um
bie SteunbMoft bes $(arao unb fd^idten il^m (&ef(^ente. %9pten n^ar je^t jur
ffi^nben SRaqt im Orient gexoorben unb biefe Sroßma^ifteüung xourbe auc^ unter oo
14*
212 ^g^t'ieiir kad alte
ben nac^folgenben ilontgen Slmenopl^is II., Xfiutmofi$ IV., Slmenop^is III. unb
IV. behauptet 3n ben größeren, milttirifA toidUiflen Stobten logen ig^ptif^ (Bor«
nifonen, fo in Snblos, Sibon, "SSo, StefatoUp ^erufdlem unb 9^ibbo. (ritten in*
tereffanten (Einblia in bie Sejie^ungen , bte ber ^fyvcao }u biefen 9!5Q|aIIenftibten unb
5 3u ben befreunbeten SRac^ten Sorberafiens unterhielt, ^oben loit bur^ bte in ben Stobt*
ruinen Don Xell Slmama (in ^9pten, om meftlidpen 9lilufet) oefunbenen fteilj^nft«
tafeln aus bem Slrc^ioe ber jUnic^ Slmenop^is III. unb IV. erholten hat SBinoIer«
SIbel, Der !rbontafeIfunb Don W, 9mama (Serlin 1889—90); Sejolb, Oriental
Diplomacy, (£onbon 1893); bie auf ^fiftino beai^Iid^n mifyd^ttn biefer Zofeln
10^ 3immem, 3b$S XIII, 133 ff. sufammengefteUt; bie uinfongrei^ fiitterotur
fiber biefen ^tio lann ^ier nid|t <^ngrfubrt rotthtn]. Unter ibnen befinben fi^
Schreiben ber Adnige Don Sob9li)n, ^9nen, SRitftni (eines Kei^ am oberen
(Eup^rat), in benen es fiA ^uptfäqli^ um ®ef(^enlfenbungen unb um heiraten ofiotifdber
^nnjeffinnen mit bem ^fyvcao |anbdt, fotoie 9{(mporte ber palSjtinenfif^n ißajaütn
15 unb (&amifonsbeje^Isl|aber an ben $of, bie teils prmote, teils polittf^ SlngelegenQeiten
erörtern. Wlt biefe (^(^reiben [inb in Aeilf^rift unb in bobQbnifcber Sfm^ obgefogt
unb seigen, bog bas Sab9lonif(be um bie SRitte bes 2. Dor^rtftli^n 3<4i^ttt%nb6
bie 35enebrsfprad^e bes alten Drtents geioefen ijt. gerobe loie es etnnt 1000 3o^e
bciter in ber ^erferjeit bas Sramoifi^e vsxa. Stefer enge Serle^ mit SQien ^ auf
20 Die ägoptijc^e Aultur feine SBirfaing niAt t)erfe^It unb foiDo^I in ber 6)iraAe oIs ou^
befonbers tn ber ftunft Bnntn n)ir bie fremben Sinnflffe oQent^oIben beoboffiten. aber
au(^ bie agm)ti[(^e 9ieIigion i^ Don bem großen umf^uitg, ber f i^ oirf ben oer*
[(biebenen (Debieten bes öffentlu^en unb prioaten £^ns ool^og , nt^ unberfi^ ge«
blieben. 3lxä)t nur, ba|| frembe jtutte in Ülgmltn 3utritt erhielten, au^ bie «oge
25 religiöfe 9{ef ormation , bie Slmenop^is IV. mtt beiDunbemsmerter (Energie ins 9Bm
fe^te, ^ngt oermutlic^ mit ber oerfinberten politif^n Stellung, bie bas SleiA^in biefer
3eit einnahm, jtifommen. SImenopbis IV. unternahm es nSmli^, an bie Stelle oer
jo^Ireii^en alten (Bötter, fiber beren äBefen oenoonene Snf^ungen ^errf^n, bie Ser«
e^rung einer neuen (Bott^eit, bes (Be|iirns ber Sonne, etnjuffi^ren. ^iemi mürbe er
80 u)o(I oon ber ^riefterfc^oft oon $eIiopoIis (On) , bmn ^oiiptgott ein Sonneitaott
mar, unterftü^t. Durq ben SBiberftanb, ben feine £e^ bei ben übrigen ^riefter«
foHegien bes £anbes , oor allem bem ^rieftertum bes Smmon oon Sieben fanb, lourbe
er in einen hlä)tn granatismus bineingetrieben , bog er bie übrigen äouptU^n (Botter,
oor allem Den 9lmmon, bie 9Rut unb ben (E^ons oon 3:^eben abfqaffte unb i^e
S6 Silber unb SRamen allentl^alben oemic^tete. Seinen eigenen 92amen Amen-hotep
(9lmenop^is) b. i. „Slmmon tft 3ufrid>en'', ber ja mit bemScamen bes oer^gten S(mmon
^ufammengefe^t mar, legte er ab unb na^ einen neuen 3^4^nieten ((E^unaten) „(Blonj
Der Sonne" an. Die alte 9lei(^sl^uptftabt X^eben oerlie^ er unb arunbete in einem
beiligen Sejirle eine 9lrt ftirc^enftaat unb eine neue Keftbenj (bei bem gütigen Zell
40 ^marna), ber ber Slame „Sonnen^orijont'' beigelegt mürbe. 3lab bem Xobe bes
Aönigs, ber nur 12 3^^^^ regiert ^, brachen innere Sßirren aus, bie neue 9{eIigion
mürbe abgef(^afft, bie IRefiben^ nac^ 2^en jurüdoerleat. Die 9{ii^ im fianbe miii^
er[t hmä) ^arembeb ($armais) mieber^ergefteut, einen Sfüif^^n. ber f^on unter 3^^'
{eten in ^o^em mfe^en geftanben ^atte unb nun oon ber ^mmonspriefterj&ft noc^
46 Xl^en gerufen unb jum ftonige gebont mürbe. 3Rit i^m fommt eine neue D9naftie,
bie XIX. auj ben S^^ron, beren bebeutenbfte $en[Aer Seikos I. unb fein So^n
9{amfes II. [inb. 3n Serien Ratten fi^ bie aRaAtoerqöItniffe mä^renb bes (Enbes ber
XVIII. D9na[tie me(entli(^ oeranbert. Das mal^r(^inli(^ in ftleinafien ^imifi^ Soll
ber ^et^iter, bas fc^on unter bem oierten Slmenop^ts im tibrbliAen S^en ooraebrungen
60 mar, ^atte bas gro^e 9lei(^ oon SRitäni geftfirjt unb bebro^te je^t bie Sgmmfi^n Se«
figungen in ißala[ttna unb Sqrien. Slad^bem Seikos [iegretc^ gegen fie gä&nqrft ^atte,
unternahm 9{amfes einen großen itriegsjUQ aegen bte mit ben Staaten nbrbuA oon
Sermon oerbänbeten S^inbe. 3laA langmtertgen, mit mec^felnbem (Erfolg geführten
itampfen, beren SAaupIa^ bas [übltc^e (Eoleforien mar^ lam es im 21. 3obre 9lamfes II.
66 3u einem gfriebensfdgluh, in bem bas ei^entliqe ißal&fttna im äg9ptif(^en Seji^e beUtffen
mürbe, mä^renb ber 9corben bem ^et^tteneid^e tribtüpfli^tig mürbe. Slamfes f^ci na^
biefem Sünbnisoertrage no^ 46 3^^^ im ^rieben regiert unb mol^renb biefer 3^^ ^^ne
aroge äRenge oon Sauten in allen 3:eilen bes fianbes, oom norbli^n Sttibien bis
ins Delta , at^effi^rt 3Ran ^at oieüeic^t mit 9{eAt bebauptet , bog bie Raffte aller
60 aus bem alten %9pten er^Itenen Xempel oon i^m ^errfi^re; nur f4<^be, bog bie ffinfi«
^gifpitn, H» die 213
lerijd^ Susffi^ng ber 9Renge ber DenbnSIer ni(^t entfpri^t, unb feine SBieber»
'ciftellungen alter jerftSrter SamoeTle hinter ben urfprfingl^en toeit jurfidfte^en. 3^^^^^
;m ^o6en i^n fein glüdli^er ^et^it^eo , feine lange friebensreic^e 9{eaierung, bie
jo^bei^n lentpelbauten ben folgenben ^^rQunberten ab bos aRufter emes Aönigs
^^inen laffen. SOIe Srinnerungen ber ^mrter an bie einfüge (Srogmac^t htfipfen 5
iffl an Feinen Planten, unb toenn bie (Srieqen oon bem großen (Eroberer Sefoftris
^ooeln , Jo tft fein anberer ab 9{amfes II. gemeint 9lu(^ in oen biblifc^en (Erjö^lungen
tft ba$ Slnbenlen an i^ er^aUen : er ift ber ^fyxtao ber Sebrüdung . für ben Die
3$raeliten bie SonatsftSbte ^tt^om unb Ramfes bauen mugten. Die IRuinen ber
erfteren 6tabt finb flbrtgens in neuerer ^tü bei bem l^eutigen Xell el SRafc^uta im 10
SBftbt Xümilftt (3»if(^en bem 9HI unb bem Suesfanal) n^ieber aufgefunben morben.
Unter Slamies' 6o^n SRerenpta^, bem einjigen, ber i^n oon feinen 14 Sonnen über«
leMe^ erhielt fi^ bas 9lei^ no(^ auf ber $ö]^e ber 3Raä)i ; ein Eingriff libnfd^er Stamme,
bie tm Sunbe mit SöHerftämmen Don ben agäif Aen 3nfeln unb ben italifd^en Mften r?)
im QieKIi^n Delta eirmefallen maren , muroe ftegreic^ abgemiefen. Dann aber f^etnt 15
eine ^eriobe ber Snariqte eingetreten xa fein, in oer Derfmiebene ^rfitenbenten um ben
Zbron ISmpften. Diefer p^aobfen 3^it ma^te ein geu)tffer S^tnaifi ein Snbe, mit
beften 6obn 9lam|es III. bie XX. Dqnaftie beginnt. Slac^ äugen ^in n^ar er mit
(Smi Q&ttg ; er oefiegte bie fiib^er unb fibenoanb in ^ei großen SAIaAten einen
mSc^tigen tStmriff borbarif^er 93SIierf(^aften, bie Don Alemafien ^er 3U Si3af)er unb ju 20
fiatd^ atmerudt nnuren unb beren Snfturm bereits bas $et^tterrei(^ erlegen mar.
^ISftinQ blieb unter fig^ptif^ Ober^o^tt, unb im £anbe jlanaan baute er bem Slmmon
einen Xenmel, ,,3tt oem bie Semol^ner oon 9{etenu (^alSftina) mit ij^ren (5äbtn
lommen''. 3m mfentli^n n^ar 9{amfes'III. SSfä^rige 9tegierung eine l^tri ber Stulpe
unb bes gfriebens ffir bas £anb . fi^nli^ ber 3^^ 9{amfes' II. Den Xempeln ber 25
(5&tter mod^ ber jt5nip flbermägta groge (Sefc^enfe, fo bop ber gefamte Sefi^ %qp«
tens jum großen 3:eil tn ber ^artD bes 5tonigs unb bes iuerus ru^te. Den Simtn^
anbtü an btefen Gaben erhielt bie $riefterf(^aft bes Slmmon ju X^eben , beren Ober-
pnefter jur mS^gften ißerfönliAfeit bes Staates n^urbe. Die 9la^oIger IRamjes' III.,
bie alle ben 9lamen 9{ant[es ffiorten , iamen me^r unb mebr in bie Slb^angtgfeit ber so
Xntmonspriefter, bis ber ^ol^qnnefter bes Slmmon felbft bie Aöniasberrf^aft an fi^ rift
unb ft^ mit ber Doppelfrone Ir5nen lieg (XXI. Dqnaftie). aßä^renb biefer 3eit ift
00^1 ou^ ^alfiftina oem Sgoptifd^en Steiqe oerbren gegangen, unb einer ber trans«
iorbanif^n 9lomabenft5mme, „bie Ainber 3srael" ober bie „Hebräer'' nahmen oon
bem £anbe loepA 00m ^oxhan Sefik ^Qpten lommt xoieber in einen 3uftanb ss
nationaler Sdfioiqt. 3n 3:anis im £elta tam ein neues (5t\ijHti)t jur $errf(^aft,
bas buri^ SarfAn>ögerung mit ber gfamilie ber ^o^enpriefter oon Xbeben anä) bas
ASnigtum ilber ben Sfiben erlangte. (Einer ber $errf(^er biefer Dqnaftie (ber XXI.)
nKir n>o^I ber S^ieaeroater Adnig Salomos, für ben er als äRitgift feiner Xo(^ter
bas an ber p^ilifiS^fc^en C&renje gelegene C&ejer eroberte (1 5lg 9, 16). Um 950 ^o
0. (Efyc. wwcitn bie tanitif(^en Adnige burc^ libqf&e Sfiirften geftfir^, bie als Solbner«
fü^ naA 9[g9pten gelommen maren, fic^ im önliAen Delta anfäQtg gemacht unb bei
oer Stoai^e oes Adnigtums immer größere SRad^t erlangt botten. Der erfte Adnig
Mefer D^ncjtie (ber XXII.), bie in Subajtis refibierte, mar Sc^efc^ont (Sefoni^is, in
ber Sibel (oifi\afal genanrü). Seine ^olttif mox oor allem barauf gerietet, ben oer- *^
lüitn aegangenen (Einflug ^qptens in 9)aläftina mieber 3ur (Geltung ju bringen. 3m
5. ^mt ftonig Ke^obeams jog er nam ^alöftina, eroberte 3^nifalem unb plünberte
bie Suibt unb ben Xempel oa^mes. Die 9lamen ber oon i^m untermorfenen Stabte
lieft er, oie einft !nutmofis III., auf ben Xempelmänben oon ftamaf einmeißeln. So^
1D09I norb« ab au^ fübpaläftinenfifd^e Ortfd^aften finben \iä) unter i^nen unb seigen, ^
bag ber S^D^ua Sd^ef(^onb feinesmeas 3U (fünften S^^o^^^^s aegen 3uba, lonbem
acpen Gqamtsamftina atx\ä)M xoar. unter ben ißac^olgem SAeJc^onb, ilber bie mir
faft niAts minen, oerfiel ber Staat mieber unb I9fte Ji^ in Ileine J^ürftentfimer auf.
Diefe S^^oe benu^ten bie Adnige oon St^bpien (mbien), b. b. bes oberen 9lil«
ffiab , bos fiq etma feit ber XXI. Dqnaftte oon ^qpten bsaeriffen ^atte unb ein ^
eigenes Keim mit ber ftauptftabt 9lapata (am CSebel Sarfal) bibete, um oon %Dpten,
b(B fie ab i^ SRutterlanb betra^eten, Sefi^ 3u ergreifen. Sberägnpten fiel tonen
jtt, toffirenb fte im unteren £anbe niAt bauernb gfug faffen bnnten. ^ier behaupteten
oidmemr in ben groben Stöbten (Qais, Subaftis, SeraTIeopoIis u. a.) bie lofabn
affisften {^ Sebftpnbigleü. <»
214 ^iffipiai, kad olle
(Einer oon i^nen, ein aeioilfer Setoe (ber bibl. ^^^, toagt e5 fogar, fi^ in bie
|qri|(HHi(&|tinen|i[^en 93er^Itniffe eii^umifd|en unb im Sunbe mit ^ofea Don Ssrael
ben 9Biber|tanb gegen bas affqril^e 9{eid^, bos feit Xigl^'^ilejer III. (745—727
D. (Efyc.) bie er|te uRa^t Sorberaftens gexDorben max unb bte fqnf&en Qiaoitn unter
5 [eine Sotmägigfeit gebrai^t botte, ju organifieren (um 724 d. (Efyc.). in ber entf^eiben«
Den 6tunbe lägt er aber ^ofea im Stic^, be|fen $Quptftabt Samoria 722 in bie
$Qnb ber Stjfqrer fallt, ^nij an einem neuen Slufftanbe oer [qrif(^en Staaten ($amat^,
®aja) beteiligt ]xä) Seme mit [einen 3:rui)|)enp xDirb aber Don bem ^or^nioe (Sargon)
in Der Sc^Iaqt bei 9{apbia {a\{^x, IRapiqu) (fiblic^ Don Saja, famt bem gfürften oon
10 ®Q3^ Qef(^Iagen unb mug nac^ %9))ten fiteren (720 d. ^,).
(Einige 3^^^ IP^ter {tta>a 707 d. (Sfyc,) unternimmt ber ^io^idonig 6(^abala
(Sabalo) einen neuen Sorftog gegen Unterägqfrten, unb es [cbeint i^m gelungen ju
fein, ba$ ganje fianb ju untertoerfen ; bie unteräg9ptif(^en Aleinfärjten muroien in i^n
Stabten als ät^iopif^e Safallen belaffen. Um Sqrien Ifimmert ftc^ 6(!^abalajuna4|t
15 nxi)i , er fc^eint otetmebr mit Sargon Ser^nblungen gepflogen 3U ^aben. fils aber
701 neue Unn^en in $alaftina ausbre^en, \i)m aud^ ^SP*^^ ^^^ ^^ ^^ ^^'
tingenten ber Alein^ften aebilbetes ^itf9|^eer gegen bie vmctx (unter San^erib^ ;
nom e^e biefes ben in 3^nifalem oon Den 9lff9rem belagerten ^nig ^tsfia oon 3uba
entfe^en tann, bmmt es bei SUefe (im Stamme Dan) ßur SAIaAt, in ber bie %9pter
20 aefffitaaen loerben unb fogar bie So^ne eines ber äg9|)ttf(^en ^rften in bie (gefangen«
lAaft Der Slffqrer geraten. !Iro^ btefes Sieges giebt Sanl^b balb bie Selagerung
3erufalems auf; ogl. 2 Äg 18, 14 — 16; 18, 13. 17—19, 8. Ob fi4 bie Stelle
2 % 19, 9 — 37 auf biefen Selojug bejie^t, ber bann f^on unter ber 9tegierung bes
Xir^afa (&g. Tahrakö), Des jroeiten 9laäf olgers Sc^abdos, jtottgefunben boben lofirbe,
25 ober ob fte, mit Sßindler ((^efAic^te Sabqloniens unb 9lffqnens, S. 254 f.) annimmt,
oon einem neuen 3^9^ San^eribs gegen 3uba oerftanben toerben mug, lägt fic^ gegen«
toärtia ni^t entfc^etben.
^ie immer erneuten 9Infprfi(^e %9|rtens auf ißal&ftina, bie ftetigen Umtriebe gegen
bie aff^rifc^e (ßrogmac^t, oeranlagten enblic^ ben 681 jur 9teaierung gefommenen
iegen bos Slei^ i
30 Slff^rerlönig 9lfar^ä)bon einen entfAeibenben Schlag gegen bos 9lei^ am 9lil aus
naä) 2:^eben) mürbe ben Slffqrem untert^an, bie Aleinlönige blieben in i^ren Stöoten
36 als affqrifc^e SJafallen. (Ein Serfud^ XirQalas , fic^ Q)ieber in ben Sefi^ bes £anbes
JU fe^en unb Slfor^abbons SSajauen ju oerjagen, mißlingt; ebenfo mirb ein üufftanb
mehrerer 5lleinlönige, bie Ji^ insgeheim mit Xir^afa in SBerbinbung gefe^ ^en, nod^
e^e er offen jum ^usbrucQ lommt, unterbrfldt. Die 9{abelsffl^rer mürben noA 9tinioe
gebracht, aber bas ^aupt berfelben, 3ltifo oon Sai's, oon 31 furbanipal, bem Stai^olger
40 Slffor^abbons, begnabigt unb mieber in feine^enfc^aft eingefefei
äRittlenoeile mar Xir^ala tta>a 664 o.(Ebr. geftorben, uno fein 9leffe Xanutamon,
ber So^n Sabafos, i^m in ber 9legierung gefolgt. Diefer oerfuc^t gleimfalls, nqyjjfttn
mieber5ugen)innen; er fe^t fi(^ in !Qeben unb ^eliopolis feft, belagert SJcemp^is, jie^t
fid^ aber oor einem aus ^ffqrien lommenben Crfa^peere na(^ Oberagqpten unb ^er
45 na(^ St^iopien jurüd. hiermit finb bie St^iopen befinitio aus %9pten oertrieben
unb bie 9Ra^t Der Slffqrer ift aufs neue befeftigt. Voä) mar fie mc^t Don langer
Dauer, ^fammetidb. Der So^n vltä)os oon Sais, benu^t bie Slbmefen^eit größerer
affqrifAer $eere, bie imä) 5lnege in Sabqlonien unb (Elam femge^Uen maren, um,
Dom Aönige (&qges oon £qbien unterftfiM, bas ^^rerjo^ abjufcpätteln. (Er oertrieb
50 bie feinblicQen Sefa^ungen aus bem fianoe (etma 663 o. QP^r.), unb es gelang i^m all«
mö^Iic^, ber ^errf^aft ber lleinen ägqptifc^en gfii^ftentümer ein (Enbe ju machen unb
%Qpten bie lang entbehrte (Einheit jurfld^ugeben.
Die Spötjeit. Unter ^fammetic^ (663—609 o. (Ef)x.) unb feinen SRad^foIgem
(5Re^o 609—595, ^fammeti^ II. 594—589, Slpries 588—570, Slmafis 569—526),
55 ber XXVI. D^naftie, erlebte bas fianb eine neue 3^^ ^^ Slüte. Der $anbel ^b
fi^, oor allem inxä) bie mit (5rie(^enlanb angelnüpften ÜBerbinbungen ; Slmafis r&uinte
fogar ben (5xxt^tn eine eigene Stabt im Delta ein, 9lau!ratis^ bas balb ber mic^tigfte
^anbelspla^ bes fianbes mürbe. 3lu(^ bie 5lünfte nebmen einen neuen 9Iuff<^ung.
$lan Inüpfte mie fd^on unter ben Sti^iopen an bie uaffif^e ^eriobe ber ägQptijAen
60 i^unft, bos alte Stei^, an unb fuc^te bie älteren formen mieber }u oermenben. m^
9g^tett, bad alte Sg^teti, bad ttene 215
Quf anbeten ßebieten, in ber fittteratur, in ber Drt^ogropbie ber 3n((&riftenf im Staats*
leben ma^te fi^ biefe SlaAa^mung be$ alten 9{e{(^$ geltenb, fo bag me XXVI. !Dqnaftie
mit 9{ed|t als bie ägqptij^e Slenailfancejeit beseiiqnet n^erben lann.
9lad^ äugen n^irb bie ^oliti! ber XVIII. DqnaKie, ber libiofc^en unb ät^iopij^n
^errf^er mieoer aufgenommen, um Q)enia|tens $alä)tina bem 9leic^e jurfid^uerooem. 6
SBö^enb ülfqrien mit Sab9lonien unb uRebien um bie eigene (Esijtenj fSmffte, rüAe
608 Sle^ atgtn Sorien oor. Sei SRegibbo in ber (Ebene 3^3^^^! (na(^ $erobot bei
9RagboIon) (teilte iic9 ber ftonig Z^\ia Don 3uba bem $^arao entgegen ; Zo^cl n)urbe
gefi^Iogen unb fiel in ber 6(^IaAt (2 % 23, 29). 3uba lourbe ög^ptif^er £e^ns^at
unb auc^ bie anberen forif^en Staaten bis an ben (Eup^rat iamen unter ög^ptif^ lo
Ober^obeit. Vis aber 9linioe (607 ober 606) oefallen n^ar, jog JRebuIabnejor, ber
6o|^n 9cabo)K)Ia[fars, gegen Sled^o, um i^m bie fqrMen ißrooinjen loieber ju entreißen.
Sei Aarlemif<^ am (by^rat lam es jur Sc^Iac^t, ote ^qpter n^urben gefc^Iagen (^er
46, 2), unb gam Serien unb ^al&itina fiel ben Sab9lontem ju; ogL 2 ftg 24, 7.
2>o^ ber 9Bunf^, 69rien mieber 3U geu>innen, ru^te nic^t 9us SIpries (in ber is
Sibel $)üsifyca genannt) 588 ben Xbron befnegen ^e, no^m er bie alten (Eroberungs*
plane loieber auf. 3»>^^ ^^n 3uoa, bie Adnige oon (Eoom unb äRoab, ber 5t9nig
ber Slmmontter, bie ASnige oon Sibon unb Zqrus (3^ 27, 2) mürben oerleitet, ge«
meinfdm mit ben Sgmrtem gegen Slebutabnejar bie gfü^ne bes Slufftanbes 3u ergeben.
9ber nocb el^ eine Sereinigung bes ägi)ptif^en $eeres mit ben Serbfinbeten ^ergeftelU 20
mar, muibe Spries gef^lagen unb na$ Sa9pten jurüdgemorfen. 3^^N^^ mürbe oon
Kebulobnejoc belagert, 586 erobert unb jerttört, bos 9{ei(^ 3uba für immer oemi^tet
unb feine Semo^ner no^ Sabplonien o^qleppt.
Hls 669 Spries bur$ Smafis geftfirjt mar, oerfu(^te oieKeiAt ber neue 5t9nig,
fi^ obermab in bie f9rif(^en 9Ingelegen!^iten ju mij^n. 3^^^^^ 3^0 Slebulabn^ar 25
567 gegen %9pten, o^ne bas fianb inbeffen 3U erobern. 9cö^eres über biefen Sf^tt^ug
ift leuer ni^ belannt.
!Der groge innere ^uffc^mung, ben %9pten unter ber ^Dnnaftie ^fammeti^
genommen, mürbe 525 jä^ unterbroN^n, als bie ißerfer unter ftambnfes bas fiaitb
eroberten unb jur perfif^en ^rooins machten. (Einige glüdli^e 9lufftänoe abgeregnet, ao
blieb a[g9pten bis 404 unter ber Sremb^errfc^, bann mürbe es noq einmal für lurse
3eit unter einbeimilAen $err|Aem Jelbflftänbig, bis es um 342 jum jmeitenmale per«
\x\di mürbe unb balb barauf tm äÖinter 332/31 oon Wexanber bem C&rogen erobert
mürbe.
Die grie(^i[(^*römi[Ae 3^it. 3laä) bem Xobe Sllexanbers 323o. (E^. mürbe ss
iBLgimttn juerft oon bem maleboni|(^en S^lb^rm ^tolemaus, bem Sobne bes £aaus,
ab (sotropie oermaltet, bis biefer [e&|t 306 bie ilontgsmürbe annahm unb an bie Stelle
ber alten ^^oraonen trat Unter [einen nö^ften SRa^olgem (^tolemöus II. unb III.)
ift %npten ber erfte Staat ber ^ellenißifc^en SBelt, unb feine ^auptftabt 9lexanbria
ber Vtätelpuidt grieAifd^er Silbung. 9(ad^ bem !£obe ^tolemöus III. (221 0. (E^r.) 40
oerfiel ber Staat me|r unb me^r unb genet allmä^lic^ in bie 9Ib^ngigiett 9loms, bis
bas fianb no^ ber Sc^lad^t bet Slctium im 3<4^^ 30 0. (Ebr. romifc^e ^rooinj mürbe.
Seit ber Zeilung bes romif^n Staates (395 n. (E^r.) gehörte es mm Dftrei^e oon
Si^an}, bem es 619 ber per|if(^e Aonig (aus bem $aufe ber Saffaniben) ^osro§s
mtf fu^ Stil (bis 629) entrig. 641 mürbe es oon ben 9lrabem erobert. Sla^bem 45
unter ben^tolemoem unb 9{ömem bas fianb me^r unb me^r ^elleniliert morben mar,
iDurbe fAon im 1. 3<^unbert n. (Sfft. bas (E^riftentum na<^ %9pten gebrad^t unb oer»
breitete fiA fe^ raf(^ im fianbe. Soc^ erbielten \iä) baneben nom bie ^eibntf(^en ftulte,
befonbers oer ber 3fis. ^ieroglqp^ifd^e änfc^riften laffen [ic^ bis in bie IDlitte bes
3. 3<^^<^i<l>^^ ^ &a9ptif(^en itempeln na^mei|en, unb ber le^te ilaifemame. ben mir so
fbiben, tft ber bes X)ecius im Zempel oon (Esne. 3n ^^ilae mürbe ber üfishiltus
ecft um bte SRitte bes 6. 3<4r^unberts unter 3uftinian aufgehoben. (B. ®teinb0rff.
flg^teit, bai^ nene. Description de r^^ypte, publik par ordre du ^ouvemement;
barin II, 2 ($atid 1822), 361 — 526 : de C3iabroT, Essai sur les moeurs des nabitants mo-
demee de l'^gypte; ^. fB. fiane, An aecount of the manners etc. of the modern Egypt 65
1836 (5. «ufl. 1871, bfutf* üon 3enfcr 2. «uÄgabc, fici^jlg 1856, 3 ©bc); 3- . S^luffcggcr,
«eifcn in (guropa, «fien unb «frifa, 4 ©be, Stuttgart 1841 ff. (bie JRcifen in Ägypten bie
lauptfo^e^f.Sb 1— 3; bad ißatumiiffenfc^aftUcbe überwiegt); ^a.o.Hrcmer, %Qpten, 2 Sbe,
Bipiig 1863; ^. 6tep^an, ^ad heutige ^g^ptcn, fieip^ig 1872; SR. fiüttle, ^g^ptend
216 Xg^tm, bad ttette
neue 3ett, 2 Sbc, 2c\pm 1^73 (für bie fir^ti^n 3uft&nbe bad au!»füH^fte $Bert) ;
(£. gi^cIuÄ, Nouv. G^graphie univers. X, 1, ^ati^ 1885, 462—620; St. Wäbefcr, «gtopten,
1. )Bb Unteräg. 3. 2lufl. 1894, 2. Sb. Oberög. u. 92ubien 1891 (l^ier befonberS alled to))o«
grop^if^c).
5 I. Singemeines. ^olitifA ge^Srt daqfrten feit ber (Eroberung burA Sultan 6eltm,
1517, jum tfiriifd^en Sleid^e. !6te 3^1 ^^^ Zflrien im fianbe nxir ^ets fe^r oering.
Die fartifd^e $errfd^aft übte bis jum Sluffomnten ber je^t ^rrfd^enben !D9nafne hoB
Jlorps ber SRomelufen, eine !Irup)>e ö^nlid^ ben römifc^n 9)rdtorianem, bie fid^ unter
ben arabifd^en it^Iifen gebilbet ^e unb aud^ ben tfirKf<9en Sultanen nid^t erlegen
10 roar. Die ^o^e Pforte roor oertreten burd^ einen $a[(^, ber neben ben »fimrern oer
9RanteIuIen Je langer je nte^r blog eine S^attengevalt be[aj|. 3m 18. 3a9i^unbert
^tten bie älcamelulen fid^ oollenbs oerfelbftftanbigt unb ben $a[(^ oerfagi DagMen
erlagen fie in ber Sd^Iad^t an ben ^qramiben ber 5b:iegs!unft 9cq>oIeons, 1798. Die
$exind^ ber J^anjofen roar oon iurjer Dauer unb roenn nad^ 9tapoIeons 9]^ug aud^
15 bie ^orte roieber im ftanbe roar, einen ^afd^a in bas fianb ju Nben, fo erhoben
boA aud^ bie SRameluIen [i^ loieber. Damals tarn als gfübrer eines !ubane{etA)rps,
loeu^es ben ^afd^a ftfi^en f^e, ber 9Rann nad^ %9)rten, bur^ ben eine neue 3^tt
bort ^eraufge^rt roorben, URo^mmeb Slli, ein 9Racä)onier feiner $erluitft no^. T>it
eifeme (Energie, foioie bie eminente 3ntenigenj unb Serfd^Iagen^tt biefes SRonnes bim
20 eine SBeile fd^einbor bem Regiment bes Sultans m gut; 1805 ^e er felbft bie
Stellung als ^af^ oon Slgnpten erlangt, burd^ oas ®eme^el oom 1. SRSrj 1811
batte er fid^
m moalid^
erblid^ für
oon ben SRameluIen befreit, (jfortan loar all fein Sinnen borouf geriil^et,
t unab^ngig oom Sultan }u mad^en, iebenfalls bie Stellung als ^a\äfa
eine (Jramilie p erhalten. 3n ber ^uten Sc^ilberung ber Ser^filtniffe, bie
25 £uttle i, 203 ff. giebt, ftnbet man eine äberft^ über bie mannigfaAen 9Beqteffane
feiner 9tegierung: 3um S^Iuffe 1841 eneiAte er bod^ bas SBefentlic^e feiner Slöne.
Seither regiert in Gopten bte Dpnaftie 9uis, suerft na^ bem tflrKfc^n Srbredbt, mo«
na^ ber ietoeilen ältefte lebenbe So^n eines Sultans ber Z^ronfolaer ift, feit 2lsntail
(1863—79) nac^ bem euro)>&ifc^en Siechte ber (Erftgeburt. Den Üitel jt^io, ber etnra
30 ourc^ Sice^ilSnig loieberjugeben ift, ^aben bie agqptifc^n $errf^er erft fett 3sma9,
1867, erlangt, pr bie innere Senoaltuna f)aäm fte faft oolle el^eibeit. Do^ befi^
bie Pforte bei jebem Xobesfaü bas 9ted^t ber neuen 3noeftitur, au^ fyd ber SiteSntü
einen er^eblid^en Üribut ja^rliA ju jc^Ien. Slac^bem 1879 3smail (f 1895) bur$
3nten)ention ber europaifc^en uRöd^te in 9tüdfiAt auf feine Serfc^enbung unb im
35 3nteref[e ber europaif^en Staatsalöubiger jur Slbbanning gejtoungen roor, bat 1882
(Englano bas fianb befe^t. Den (Srunb ober Sonoanb bot ber 9Iufftanb bes Sirabi Se;,
ber eine 9tealtion bes em^eimifd^en (Elements gegen bie Sftemben bebeutete unb bem
ber junge il^biu) Üaufil nic^t getoad^fen loar. Die (En^Ianber ^aben offijiell erllört,
bie ORiipation loieber aufgeben 3U loollen, fobalb bie ftnanjielle fiage unb bie 9b<
40 miniftration bes fianbes geregelt fei. S^^^nfaKs ruBt gegenmürtig bie ganje eiaentlid^
9{egierungsgeiDalt in ber $anb bes englijcqen 9te|ibenten in Kairo. Der SueBn^,
feit 1892 SKbas II, ernennt sioar [elbft etn 9Rinifterium, aber unter bem Xitel 9on
.,Seiröten" ^at ieber SRinifter en^Iifc^e Seamte 3ur Seite. Die Sftemben genie|en
feit SRo^ammeb mi oollfte gfrei^ett bes Serie^rs^ 3umal aud^ ber itultusübung. Swer
45 auA bie Stellung ber eingeborenen (E^riften ift fett^er eine gefi^erte; loo^I nic^t fanmer
in ber ^ra3cis, loo^I aber redbtlic^ finb Jie ben 9Rubammebanem gleid^eftelQ, i^ lir^«
liefen Slngele^en^etten oenoalten fie felbftftönbig. unter 3smail loar oos fianb bis ju
ben centralafnlanifc^en Seen unter bem Zitel bes „ögnptifc^en Suban" me^ ooer
loeniger ooIIJtanbig untenoorfen. Die Seroegun^ bes 9Ra^ot. feit 1881, fyA ben faftif^n
50 Sefi^ bes A^ebiu)s loieber eingefc^rönlt auf etne (Srense, oie offijiell bei SBabi ^Ifa
angefe^t ift. Die Statiftil oon 1882, bie erfte unb bisher le^te amtlii^ aufgefteOte,
bejmert ben grlad^enraum bes fianbes auf 994300 Quabratlilometer (alfo faft bo|ipeIt
fo oiel als bas beutfd^e 9{etd^}. Die 3a^I ber Seodiferung lourbe bamals auf 6800000
A9pfe berechnet. Da bas lotrllic^ beioo^nte bej. beioo^nbare fianb oerf^inbenb Hein
55 gegen bas nominelle (Sebiet ift (loie yi6dus S. 472 angiebt, beträgt es faum 30 000
&u.«5tiIom.), fo i|t bie SeoöIIerung febr bic^t (nac^ ^^lus breimal fo bi^ tote in
^anfrei^). SUs groge Stöbte finb nur Aairo unb SHesanbria ju nennen. Die StattftB
oon 1882 giebt jener 374838, biefer 227064 (Eiraoobner. 5teine weitere Stabt eneii|t
me^r als 30—35000 Seelen. Die 3a^I ber Sluslönber betrug ftorf 90000, über«
60 oiegenb (faft 40 000) (Srie^en, bann befonbers 3taliener (18665) unb Srronjofen (15716),
ÜLgi^UM, ba0 nette 217
Deutfc^ nur 948, jfQEnglänbet unb brUifi^e Untertbonen 6118, 6^t3et412, Slieber«
lanber 221). 3n Aoiro lebten oon biefen äluslänbem 21650, in änesonbria 48672.
Sgl. für biefe leMeren 3^^^^ ^^ (5oifyn\i)tn genealog. ^oflalenber 1893. fieibei
fep ^tet bie teligtSfe etotip. «^lus bemerU nur. bog bie ^o^I ber Jlo|iten 400000
Oftrage (9{u|fegaer no^m no<^ blog 150000 aUf fione, ber tn biefen Dingen be{fer 5
orientierte, jur gleic^n ßeit 250000). 9lo(^ 9l€dus' 6Aafeung niSd^ft bie Seodllerung
io^Iii^ um 50000 Seelen, bie Jlo|rten befonbers feien in jtoner Serme^ng.
II. Die i^riftUAen 5tird^en bes fianbes.
A. Die ÄMten. S. b. «rtüel.
B. Die ortQoboxe orientalif^e 5tird^e. O. @4netber, S3eiträae i^. ^enntnid b. grie^.« lo
ort^. St. 9gQptend, $Togr. b. ^(nnen'Slealfc^uIe ^n S)redben 1874 ; gr. tattenbuf(^, )^e^rb. b.
WTglclc^enbcn ÄonfefftonÄfunbc, 1. 93b (Srelburg 1892), @. 170 ff.
Die Sgn^fc^ Aird^e ging bebtnntermagen fo gut loie ooäig 3um ÜRonop^qfitismufi
über. 9htr oie im fianbe lebenben (ßrie<^en, bie es mit bem Aaifer^of in itonftanti«
nopel hielten, onerionnten ben Dqop^qfitismus, bas Jaiferli^e'' Dooma oon (E^Icebon. 10
6te erhielten oon i^en (ßegnem oen 9kmen ber SReleliten. Stoqaliften. 9hir je na^
bem 9Rage ber loiferlic^n (Setoalt in ^^pten gelang es, ben ^otrior^Ifth in 9Ieianbria
mit Vertretern ber Orqoboxie 3U bejegen. Sta^bem es eine längere ^eit nur mono«
^tofitif^ ^atriar^n gegeben, loor ^uftinian I. loieber in ber fiage, etnen or^oboxen
SpatrioiAen einjufe^en, 538. Seit^r ^at es [tönbig jmeierlei ^omor^n aeaeoen, bie 20
ft^ tDe^felfeitig ben Slnfinrucb, ber reAtmagige ^Ra^olger bes b. 3RarIus 3U jein, ftreitig
moAtett. Ober bie e^maltgen Airrqenfnrooinsen tn %miL (nac^ bem 4. ^o^^unbert
j^Be man neun mit me^ als bunbert SifAofsfi^en) ogl. £eOuien,0riens christ.n,
WUOA, Ain^L (ßeogr. u. 6tatiml I, 177 ff. u. 438 ff. Die ^atriar^noerseic^nijle,
\tmtm ber 9ReIefiten als ber Ao|iten. finb IrttifA beteuAtet bur^ 0. (ßutfi^mib, AI. 20
6i^r^n II, 396 ff. (^ier aiiA eine Öoerfic^t fiber oie OueUen ; bie jiemlic^ ^Irei^n
neueren Dosftellungen ber (oefc^ic^te ber aleionbrinifi^n Airqe finb oenet^net oon
^eraenro^r, Sl. „SHesanbria'', Aatb. Air^nles. P, 524). Unter ber orabifi^en $err*
j^^ galten olle (Qriften (Aioer 3U leiben. Cft oieber^Ite oeraeblic^e SufftSnbe fu^en
3u immer meiter ge^enber Dejimierung. Die S^ilberuna bes SRalrhi ((gete. b. >u)|iten, so
fiberfe|t k. oon gf. SBüftetifelb, reicht nur bis 1260) gtebt einen ÜGberblid; bie Ao|iten
iDurben fibrigens einigermaßen beoorsugt oor ben 9ReIeIiten. Der belanntefte ort^oooxe
^ßatriarcb ber legten 3a^^unberte oar (Eqrillus fiubtris (f. 91. ^uloris")» ber 1602—21
bort regierte (von 1621 ob ^atriard^ oon Jlonftantinopel). URit bem 18. 3^t^unbert
erreiil^ bas ^atriard^ ben Xiefounit. SBie es f^eint, loaren [eitbem Aber ein 3^^ %
bunbert Umg alle 3n^aber besfewen nur Zitulanofirbenträaer. fo jnKur, bag fie 00m
^^(Moaäftn oon Aonftantinopel ernannt lourben, au<^ jtänbm in Aonjtantinopel lebten.
aRo^ommeb 9Ii intereffierte fi$ bafür, bag biefe Ser^aitniffe fid^ finberten. 6eit ben
oietiiaer ^oibttn biefes 3<^^unberts leben ba^er bie ißatriarcben roieber im £anbe
atoemlnb m 9Iesanbria unb Aairo roo^nenb. 3^re (Semeinbe tft numerifA fe^ Hein, 4o
no^ S^eiber nur 8000 Seelen; fie befagt rec^tlic^ blog bie (ßrie^n. oie suglei^
^mitif^ Untertanen finb : oie es mit oer geiftli^en Serforgung ber etngemanberten
(Stte^n He^ ^obe id^ ni^t erfeben lönnen. über Jeine $erbe bot ber ^atriarc^ auc^
ein Xeil bürgerlicher Sefugniffe, befonbers in rioilrecQtlid^en SIngeiegenbeiten (CErbfAofts«
rMutterungen, SRflnbeboefen). Der ^atriard^ loirb geaeraoörtig genmp oon Sou unb 45
juents ber oeiben $au)>tftöbte: auf bemfelben SBeg ber Sbftimmung au^ nur ift er
o^fe^en. 3n uttfiAerer SBeife ift bas Ser^Itnis 3um dhimenifc^en ^atriar^n be«
ttnmnL Aird^nreqtltc^ ift ber 6i^ oon Süesanbria fo felbftftanbig, roie ber oon Aon<
ftaittinopel, prdtifd^ gidbt bie iemeiliae Situation ben 9Iusfd^Iag, ob man in Jlonftonti«
nopel etne Seft&ttgung ber SBo^I, gelegentliA gar eine Smennuna ober blog ben Segen eo
naqfu^ Aonbetes unb anfc^einenb ^uoerlöfftges Detail fiber bie 3uftanbe bei S^eiber.
Der Sik oonSHesanbria gilt nad^ aUem lir^Iic^en (ßunbfa^ ffir ben 3n>etten im Orient;
hin Sn^ober ffi^ niAt nur bas ^röbüat jiatgidQxrjgf fonbem auA ndnag (hierin
\i^ alfo mit bem ^apfte berfi^renb, beffen Zttel ber SDlexanbriner 3ettQ)eiIig über^uirt
tmitiert ^: fo au^ k, S. ben bes „5tneAts ber Untäjiit CE^rifti" unb bes „Sifars — 55
roTurniMrtrjg — (EMti", f. meine Äonfeffionsl. S. 115). $iftorifd^ ni^ [id^er auf*
gdürt m, oie ber Üttel xqvtrig xrjg olxov/iihnjgf ben ]xäf ber ißateiarA bis in bte
neuere 3^it beilegte, 3U ftanoe gelommen; f. fiber i^n fie Quien II, 481 , CDuMmib 487,
9^. 3Re9er, ^2^ 1891, 227 u. 232. Der ^atriarA fibt feine $errf^ in Ser«:
Uiumng mit einer G^nobe, bie aus oier Sif^en mit bem aRetropoIitentitel gebilbet eo
218 ^^P^, kttd «tue
ift, namltc^ aus ben SMöfen Don dt^iopta (bloger Zitel), Staho (e^mals 9Reinp^ts),
t)Qmiette (mo^tn bet 6t^ von ^elufium oetleat), 9to[ette. 9l(u^ ^ergenrSt^r beftflnbe
bte[e Orbnung feit 1672, nac^ Sd^neiber feit 1867 (le^teres Datum mo^I bos ber
äBteber^erftenuna). Sdle fonftigen äogptilAen Sistflmer feinen aufgegeben, gr&t bie
5 iDeltlt^n Sngel^en^eiten ^at ber ^atitarc^ bie beiben ,,orl^obosen Aommiffionen"
(iniTQOTtal) oon Weianbria unb Aatro jur Seite; i^re Silbung ift erft neuen Da<
tums. SBie Sc^neiber bemerlt ift bem nieberen jiemlic^ jo^Ireic^n Alerus jmar naäi
allgemein gültigem Airc^enred^t bie (S^ oerftattet, bo^ relrutiete au^ et \\df Mt gans
aus ben Unön^en unb bleibe mit Sorliebe im JUofter u)o^nen. Xro^ ber Jtleii^eit
10 feiner (gemeinbe oerfügt ber ^atriar A offenbar über niqt unemblid^e (Einlunfte (6^neiber
6. 11). Dem $atiar($en unterftellt tft bas gro^e (Seorgsllofter in Wt«Jtairo, bagegen
nic^t bas (politif^ 3u %m)ten gehörige) Aa^nnenflofter auf bem Sinai, beffen fCbi
mit bem 9tange eines S^tfc^ofs auto!e))^aI ift. über ben ^. (ßeorg, ber eine ,,gan3
exjeotionelle Sere^ng" im ganjen Orient, bei ben äRu^ammebanem ni^ oeniger
15 als ben CEi^ften, geniegt, f. ®utfd^mib, Die Sagen oom ^. (Seorg, AL Sd^riften III,
173 ff. (berfelbe ift banac^ eine m^t^if^e gfigur, le^tlic^ ibentifc^ mit aRit^ra). Der in
SReaeanbria aufbeioa^ fieic^nam bes b. SRarbis ourbe, mie $ergenrS^r enoo^nt,
9Infangs bes 9. 3^^^unberts oon ben Senetianem entführt.
C. (Jftembe Äirdben. 1. Slrmenier. ^. ©eljer, 3). gcgcntoärtigc »cftanb ber omieiu
20 Äird^c. 3n)2(i 1892, 163 ff.
Dag bie Slrmenier u)eit^in in Kolonien oerbreitet finb, ift befannt. 3n Sgqpten
^aben fie befonbers in Aairo unb Slesanbria blfi^nbe (ßemeinben. bie in Aairo allein
nac^ fifittfe u)oM 5000 Seelen ftarl. Da fie fe^r xtiA finb, auA fc^on oft bie ^iW^ften
Seamten geftellt ^aben (eine ganse 9tei^ oon 9Rin(ftem feit SDco^meb Slli moten
26 Armenier, 3. S. auc^ 9tubar $af(&a)^ ^ben Re befonbers gut georbnete SBobl^dtigleils«
unb Sc^ulanftalten. 3n Aairo refibtert ein Sifc^of , abhängig, fomeit ic^ feQe, oon bem
Patriarchen in Jlon[tantinopeI.
2. fiateiner uno linierte. €. i)lejer, ^. $ro))aganba, i^re $rooinaen u. i^r ^tdit, l
(®öttingenl852), 398ff.; 8ilbernag(,9$erfaffuna u. gegenwärtiger IBeftonb fftmtli^er IHrd^en be^
30 Orientg, ßanbSl^ut 1865, @. 288 ff. unb fonft; ^fel^cr, «. „Ägypten", Äat^.mrdftenlej.^P, 264 ff.;
O. $3emer, S. J. Orbis terrarum catholicus s. totius eccleeiae cath. conspectuB geogr. et
BtatiBt, gfreiburg 1890, 8 195 ff.
a) £ateimfd^ ^atriarcbot oon Slleaeanbria. Die Areiujfi^e oaren ber Slnlaft ber
ibreierung einer römif(^«fat^olif<ben ^ierarc^ie bes Orients. Setter giebt es au^ latets
85 nifdbe ^atriardben oon Sllesanoria. Diefelben [inb lauter 3:itularpatriarAen geiDefeti.
Sgl. fiber bie im ein3elnen unfid^eren Umjtönbe ber ilreierung biefes ^atrtarc^ats ®ut»
Mmib, ftl. Schriften U, 520 ff. (nad^ i^m i^ bie Belagerung Damiettes burd^ bie
gfranfen 1218 bie !^t\i berfelben). (Segennmrtig refibiert ber $atriarc^ in 9{om, 00
naA 9leber bie AfarAe „St. ^aul auger^alb ber SRauem'' i^m übenoiefen ijt. b) Dos
40 apoftolifqe Sifariat Der fiatemer (Vicariatus apostolicus Aegjpti), geftmet, gugleid^
als Delegatio apostolica, 1839, befagt bie in %q)>ten lebenben europöifc^en Aat^«
lUen, befonbers bie SRiffionen. („URiffionen'' oerben ftets 3uerft „apoftolifc^en ^rofelten''
unterftellt. (Ein ^rofelt bat jebod^als bloger ^riefter leine Drbinationsfa^igfeit; 00
bie ISer^ltniffe bie regelmäßige SBei^ oon ^rieftem im fianbe nbtig ma^n, rotrb
46 ein „apoftolifd^er Silar" ernannt, ber unter bem 2:itel eines Sifc^ofs 1. p. bie Sa^ig«
feit ber ^rieftenoeil^e fysi unb eoentuell 3uglei^ als pö))ftlic^er „Delegat'' in benimmt
angegebenen (Srensen 9teAte fiber (Semeinben ober au(^ Diocefen fibt, bie i^m an fid^
in feiner Sifarqualität ntd^t unterftellt finb. Der apoftolif^e Silar in %qt>ten ift
Delegat gegenfiber ben unierten Aopten k., f. unten; er bat als folc^erSi^itationsre^te).
60 3lai) 9leper giebt es 12 lateinifd^e Airc^en, o^ne bie itlofterürdben, (3 tn SHexanbria,
2 in ftairo, bie weiteren in ben größeren Stäbten). Die SDliuion mirb oerfe^n in
erfter £tnie burd^ reformierte ($ran^islaner, bie fd^on feit bem 16. 3^r^unbert im fianbe
finb, (Alöfter in Slleasanbria uno Aairo. oiele Stationen), femer burc^ £a3art|ien
neit 1840 in Stleasanbria) unb 3efuiten neit 1879); baneben finb Sc^ulbrfiber, barm*
56 Qer^ige Sd^meftem (feit 1844) unb anbere >tongregatu)nen (befonbers fran3öfi|(^) oir^m,
oefd^e ^enfionate, ^ofpitäler, SBaifen^ufer (in ftairo, 9llex., ^ort Satb, 3smatlia)
bebienen. Airc^li^ unterftellt ift bem opoftolifc^en Silar, ber in Sllexanbria refibiert unb
meift ein (Jfran3tslaner ift, (ber gegenu)örttge ift 3:ttularer3bifd^of oon ^elufium), 1. bie
^räfehur ber (Jfran3isfaner für Dber«%9pten, 2. bie ^räfettur für bas 9lil«Delta, ein
60 3liffionsunteme^men bes Seminars 3U fiqon (flein unb erft 1884 errichtet), 3. bie
%Mpitu, bai» neue 219
äRiffion ber (Jftonsisfaner in Unter»%9pten (bie früher ber custodia terrae sanctac,
b. ^. bent Suatbian bes Sronjisfanedlolters in 3erufalent unterfteHt iDor unb qI[o feinen
be|onbeten ^tafelten ^e).— c) DieSistfimer ber linierten. Sie befaffen btejenigen
ßemeinben, bie [ic^ oon ben orientolif^n ftir^en obgejmeigt unb unter bem SorbeQQlt
ber ^rßmmlic^n Sprache unb gronn t^res Aultus bem ^opfte in Sejug auf Dogma ,5
unb Regiment untenoorfen ^en. Sie gelten als römi|^*fQt^oIifA. 3^nen i[t befonbers
Qud^ bie ^rieftere^e geftattet. SoI. im allgemeinen metne Aonfeffionsf. I. 245 ff. 3m
einseinen bmmen filr ISieqfiitn in Setraqt: a) Dos ^atriorqat ber (ßrtec^en. Dioe-
cesis Alexandrina Melchitarum. SBieber^oIt mitten orf^oboxe ^atriar^n oonSnesan»
bria Steigung jum 9nfd^lu|t an 9{om. Dod^ blieb bie ß^I ^ unierten (Sried^en fe^r 10
Hein; fie untente^n jur 3^i^ ^^ Patriarchen Don mtioc^ia, ber fie burd^ einen tn
ftatro rejibierenben 9BeIU (ä^ifar), ber aber Sifc^of i. p. ift, oerfe^en lögt. Die dx-
nennung eines ^atriar^n für fie ift bis auf weiteres oertagt. ß) Das (Erzbistum
ber Armenier, Dioecesis Alexandrina Armenorum, [eit längerer !^t\i unbefegt. Die
Slbmimftration ffl^ ber ^atriarc^ oon eUirien (äßemer S. 148; bosu 9le^r). y) Das 15
Sistum htt Sqrer. SHIe Wirten oon Syrern finb in %9pten oertreten, befonoers feit
ben ]iDan3iger 3^ten, 00 SRo^mmeb 9lli burA feinen So]^n 3bra^im Serien fic^
untenoorfen ^atte. Sßie Sirius S. 507 ^eroor^, l^aben bie S^rer bie Aooten in
ben oerfd^iebenen limtem, bie biefe trabitioneüenoeife inneren, befonbers in ber Srinan^>
oenoaltuna, n)efentlid^ jur^ebrangt, ba fie eine ^3^ere Silbung ^aben. Someit fie »
(E(friften fmb, ftnb fie tn Slanpten angeblich ade uniert. Die Dioecesis Alexandrina
Syronun ift bem unierten 9$atriarc^at oon Slntioc^ia unterftellt, Sßemer S. 164. Unter
ben Syrern im Ihc^Ii^en Stnne oerftebt man bie S^^^^en (fqrifc^n SRonop^qfiten).
Sieben ibnen lommen in %9pten au^ Heine (Semeinben oon unierten Sleftonanem
(,,<l^aIbaiMie S^ten'') unb URaroniten oor, bie jebo(| nur £ofaIpriefter ^aben. ö) Das m
apoftolifd^ Stfariat ffir bie5topten, errichtet 1781 oon $ius VI, lanae oalant, Snbe 1895
oon £eo XIII. als loptifc^es ^atriar^t lonftituiert. (Er ernannte ben loptifd^n ^riefter
SRcdorius, jur 3eit Sifi^of oon Cöfarea ^^ilippi (f. Aber biefe DiSjefe SBemer
S. 155) mm Seramiter besfelben. 3uglei(^ finb brei Sismmer, Delta, SDlittel« unb Ober«
ä09pten Ireiert loorben. Dte itunbe oon ber $CbfiAt bes ^a;>ftes, bie lo^rtifc^e ilirc^ in so
btefer 9Bei[e ju orgonifieren , mit fic^ bringenb, ^at SRalarius 1895 oos £anb bereift
unb angeblt^ in faum einem Siertelja^re 4500 C5efud^e um 9Iufna^me in bie fat^o«
lif^K 5tird^ feitens feiner ,,fc^ismatifd^en'' Stammesgenoffen erbauen. SRit einer Stb«
orbnung oon 40 Ko|iten lonnte er in 9lom erfc^einen, 00 aisbann bie „Wikittccu^'
rii&tung ber fatl^. Io|it. dierar(|ie" ooCjogen ift (Jtoln. Soßsjeitg. 1895, 9h. 846, 10. Dej.) 35
Dte3a9[ ber unierten Gopten roirb oon SSemer auf 12—13000 bere<^net (in Aairo 3000).
SHs eine Sd^rtft, bie infonber^eit ber SRiffion unter benftofrten gilt, lam mir 3u(&efi^:
L'^glise copte, sa foi d'aujourd'hui compar^ avec la foi de ses p^res par
Georges Macaire, pr§tre copte catholique, Aairo 1893 (tl^eologifc^ gänjltc^ U)ertIos,
aber mereijant, oeil oon einem eingeborenen ^riefter oerfa|t : bie 3efuiten leiten ein 40
bptifd^ $riefterfeminar). — SBemer nimmt als (ßefamtjopl aller ,,ftat^oIifen'' in
%qpten ftorf 80000 an; bas rofirbe nad^ bem CEenfus oon 1882 loo^l um ein Viertel
ju ^ gegriffen fein unb ftimmt au(^ gegemoSrtig fc^oerlic^ ju.
3. ^roteftanten. gfortlaufenbe gelegentliche SRitteilungen in iReuefte l^at^rid^ten aud
b. SD^orgenlanb (feit 1856), gegentoärttg ^eraudgeg. oon (£. ^offmann, S3erlin. t&. @cl^u(^) 45
unb jeneild in ben $rotoIouen ber Sa^redDerfammlungen ber ^tafpoTa«Jlonferen]^ (SRuboI«
jtabt, 3Rfiflerf4e JBu^^anblung; bie Äonferenj bcftel)t feit 1882): $. ®unbert, 3). eöang.
TOfflon, Ibre Sftnber, «ölfcr u. tlrbciten, 3.?(uJ., Qalto 1894, @. 177 ff.; d^inaelmltteilunaen
befonberd in htn englif^en unb amerifanifc^en ^ifftondjettfc^riften. Überfielt über bie Se«
fd)i(^te ber »ic^tigften (^emeinben bei SüttfC; 11, 408 ff. so
Sertreien ift a) bie anglilanifc^e Air^e mit (Sottes^ufem in SÜea^anbria unb
itoito, Setfalen in $ort Saib, Suej, 3$matlia. SRo^ammeb Slli u)ar ben (Englönbem,
ben ^au|itgeanem feiner Seftrebungen, Je^r feinblü^ gefinnt, hingegen förberte er bie
SntiQofen. oein jmeiter 9la(^folger SIbbas I. mox ben (Englänbem me^r sugene^.
So bnnten biefe Slnfangs ber ffinfjiger ^a^re^in Sllexanbria bereits eine Semeinbeöö
ionftttuieren, bie öltefte proteftanttfc^e (Semeinbe Sg^ptens. Diejenige 5U Aairo, too oiel
loeniger (Englanber leben, lam langfamer 5U ftanbe ; fie u)ar, als £fittle f^rieb, noc^ nid^t
in odii^rtem Seftanbe. b) Sc^ottifc^e ^resbqterianer. Sefi^en feit 1867 eine Aird^e
in lUesabrina. c) Deutf(|«eoangelif^e ftirc^. Sie ift burc^ eine (gemeinbe ju^lesan-
220 ^m^f k^ nnt^ ^\^^
bria unb 3U ftdro oertreten. Die elftere befte^ fett 1857 unb bat feit 1866 eine
eigene ftfarc^e. 3ntereffant ift, bab 9Ri)^nieb9H ben (latBoIif Aen) momofen. Sbbosl.
ben (EnglSnbem, 6aib ben Deutf^en ben C5runb unb Sooen ffit i$re (Semetnbebauten
in Snesonbria gef^nlt ^at, bie Deutf^n erhielten auäf oon 6aib unb Ssmofl ietAifU
s Ii(^ (ßelbgejc^me. Die Semeinbe ju 5tatro entmidelte fi^ f^mieriger, junSAft tnt
engen Snf^lug an bie oon ber (Ebrif^ona errid^tete 9RiJfionsftation ; etft na^bem teuere
ourae^oben vm, gelong es i^t tn ber 3nM^ngsIage fiA beftnitio 5U lonftituieien, 1872.
6^on 1869 ^atte fie i^ren Afan^nbau begonnen, ktonodmytkMq SBil^Ini oon
jPreugen, bontals aus Snlag ber Sf^ierlic^feiten, mit benen oer Suejianal eröffnet lourbe,
10 in Aairo araoefenb, legte ben (ßrunbftein. Seibe beuff^e eocmgelif^n (ßemeinben
unterfteben bem Obertirc^nrot in Serlin unb gelten ab angegliebm an bie inreugifi^
fianbestirc^e, beren £e^e unb fiiturgie auc^ für fie ntaggebenb ift. Der Obenir^nrat
fenbet bie (ßeiftlid^en, bie naA 5— 6}ä^riger XbStideit ein Pfarramt in ber ^eintat
er^Iten. (Er gen)S^rt auA oiberrufltc^ etnen Seimig ju ben Jloften ber Semeinben.
u 3n Snexanbria amtierten feit 1857 bie ^orrer 6ior, fiOttle, 0. Üi^ieblinL (SijUväfi,
Mngemann, gegemoärtig S^reder; in ^iro feit 1872: Xrauioetter, C5rffiDer, Soit,
Itegemofirtig weoemann. Die beuttc^^eoangelifi^en C5emeinben umfaifen au^ ade bie*
enigen ^roteftanten, bie nic^t engltfAer 3unge finb, alfo befonbers Die S^meijer unb
9tieoerIänber, aud^ bie ^amofen. Da oie niAtbeutfAen (plieber bunto^ hk fron*
M }öfif(^n 6pra^ mächtig ^nb, tft bas gtanjSfifc^ tn bemfelben Umfang mte bos Deu^
im amtlichen Srau^e. Soioo^I in SHesanbria als in Aairo paben bie (ßemehtoen
eine SAuIe unb ein $o^itaL Das lektere ift an beiben Orten oon Aaifersioeri^
Di<doni|fen oerforgt; aus bem 3Q|tesben<^t bes ,,$ofpitaI Sictoria" in Aairo für 1893
jlNts 10. 3<^ )>^ Sefte^ns) entnehme i(^ fobenbe Slotijen: gepfleot ourben 321
» 9Ranner, 100 gfrauen, 36 Ainber, baoon 121 ^roteftanten, 101 rSmifi^ Aat^oIBen,
70 Slnge^örige grie^if^ 5tir^n, 73 9Ru^mebaner, 39 Ssraeliten, 32 Armenier,
21 Aopten. ober: 100 %mrter, 72 (Englänber unb ÜRaltefer, 69 C5rieAen, 46Deutf(^,
31 Hrmemer, 26 fifterret^r, 25 3taliener, 20 gfranjofen, 17 6<^oeuer, 10 Zfirbn,
8 Serberiner, 5 ^ollänber, 5 9{u{fen, 5 Sqrier, 4 Spanier, 2 Sel^ier, 2 Dänen,
w 2 Hmeräaner, 2 Sübanefen, 2 9beffinier, 2 $erfer. 1 6(^ebe, 1 9)ulgare. 60 bunt
biete 9{ei^ oon 9lationaIit&ten ift, itt au(^ biefentge ber Ainber, bie bie Spulen be«
fu^en. — Die 9Ri{fionen anlangeno, fo fyd man fi^ oonoiegenb an bie jto|rten ae«
QKmbt. 3m oorigen 3<^^unbert (1752—83) oaren eine Slma^I ^errenbuter Sriäer
t^g, in unferem, feit 1861, bie „^tlgermiffion auf St. (E^jAona" (»afel), bie febo^
86 ie^t ebenfo jurfidgetreten ift, roie f^on oorqer eine anglüanifd^e 9Rinion. Die Xräger
oer Aoptenmilfion finb gegeraofirtig bie unierten ^resbqterianer 9lorb«9mer9as. Dtefe
begannen 1854 i^re (Ersi^ungsarbeit in Aairo, erhielten 1861 oon 6aib $af(^ wed*
ooTle C5eböuli(^leiten unb oon bem inbijAen ^rinjen Dalip Sing (f 1893), ber feit
1864 mit einer Ioptif(^n £e^rertn ber uRi{fionsfd^uIe 3U Aairo oerQeiratet smr, groge
40 (ßelbgef(^nfe (im gomen 340000 SRarl). Sie befifeen ^auptftationen in Xlexanbm
(mit ]vft t^ger treffe unb Suc^^nblung), 5ta{ro (mit t^IogifAem Stmirm), Sfait
(mit fie^rerfi^ule) unb fünf u)eiteren Orten, baneben 144 Slugenftationen. Sin ibrer
SRet^obe ift Aaralteriftijq, boft fie fi(^ befonbers bie C5emeinbebilbung angelegen fein
lalfen, m^eno bie früheren auiffionen oonoiegenb auf bie (ßeminnung unb grbrbening
46 einselner Seelen gerichtet gemejen. Sie baben oereits 30 organifierte (Semeinben ju ftanbe
gebracht. Sie jffl^Ien 13 orbtnierte SRiffionare, 14 eingeborene (Seiftli(^e. 3571 Aom<
munüanten, 110 SAuIen mit 6763 Sqfilem (barunter 984 aRu^meoaner). Se^
fegensrei(^ ift bie Sqriftenoerbreitung, burc^ wm^t eine ^offnungsooHe SeuK^guim ouq
unter ben an i^rer Air^ noc^ ^ngenben Aopten ^eroorgerufen i[t. — Die SRHIion
60 unter ben SRu^ammebanem ift no<^ in fleinen Snfäitgen; in Aaao bat 9Ri| SRar^
9B^atelQ 1861 eine Schule für 3RosIem«aRab(i^en errit^tet, bie guten Sejtanb Qot unb
an bie fi(^ einige n)eitere Unternehmungen angefc^lofjen ^aben. So fyA fi^ bie angli«
fanifc^e Ghurch Missionary Society (G. M. S.) feit 1882, unb energif^ feit 1889,
roieber bem fianbe jugeu)enbeL fe^t oen 9Ru^mebanem. Seit 1892 roirft au^ bie
66 North Af rican Mission in Suesanbria mit jmei SRiffionaren unb jmei 9Riffionariimen.
%. S^attenbnf^,
9(Ifreb b. (ßr. Asserius Meneyensis Annales renim gestarum Aelfredi magni regia,
rec. F. Wifle, Ojf. 1722; (Sjaerptc MG 88 XIII, @. 120 ff.; ogl. ©rigl^t, Some üiatorical
doubts relating to the biographer Asser, 1842; gegen i^n fioppenberg in ber ®g91 1852,
Wfreb 221
If. unb $auli in bem gleich 5U nenneitben ^ert; Sa^))enberg. dkft^t^te ))on (Snglanb,
1. »b, ^mbura 1834, @. 310 ff. ; ^inlelmann, (»efc^i^te bei ^ngelfac^fen, »erlin 1884,
6. 142 ff.; fauUr ftönig 9(Ifreb unb feine Stelle in ber ®ef(^i^te (Snglanbd, IBerlin 1851;
^S^i, etWäiU ^IfrebS b. ®r., S^aff^aufen 1852; (»reen, (Skf^i^te bcd englif^en !6oIfö,
ttberf. Don IHr(fineT, 93erl. 1889 1. 9b, @.56ff.; C^bert, d^efc^it^te ber Sitteratur beS^Rittel' 5
alterd, 3. )Bb, £ei^}. 1887, @. 241 ff.; ^ülcfer, (S^runbrig }ur d^efc^icbte ber angelfS^f. Sit«
teratiiLßei^jjig 1885, ®. 387 ff.
filfreb m ®toge, ABntg oon (En^Ionb 871—901, nxir 849 ju 9Bantoae in Serl«
Atre geboren, ein QEnlel bes loeftfa&ftfj^en ABnigs (Ecgber^, ber bie oielen Qetnen
Soi^niet^ unter feiner Ober^nliqteit oeretnigt ^e, unb ber jfingfte 6obn bes 10
Äonigs fb^ebDuIf unb ber eblen frommen Dsbur^. Die CEItem loouten, fo roarb er«
)&^, bem f^Snen liebensmfirbigen Anaben bie Arone jumenben unb fanbten i^n, bomit
er ben Segen ber päpfQiAen @albung empfange, f^n 853 na<^ 9lom; ^tn ba^in
bm er loieber noc^ jtoei ^a^n in Begleitung feines Saters, unb es ift roo^I benimtr,
bog ber ^oi^eaabte Anabe bort möi^tige unb bleibenbe (Einbrflde empfing, eyreilid^ ffir 15
(eine gei^e ^usbilbung fonnte in ber ^eimat, ido fic^ nii^t einmal ein fieser ffir
untem^t tm fioleinijc^n finben lieg, fo gut rote nOfis gef^^n. 9lur feine SRutter
md^m fi^ feiner treuli^ an unb le^e ^n alte fSc^fifi^e £ieber unb in feinem »oSIften
3a^ oiu^ bas £efen. (Er mugte bie mc^^Iung bes Serfäumten unb bie Sefriebi«
giit^ feines grogen SBiffensbur^es auf bie reiferen 3^^^ v^Mitbtn. Stamif^n aob 20
er fu^ in feiner 3^9^^ alleriet ritterlichen Übungen bin. 9Ifreb ^atte fiq bur<^ feine
^o^n (Saben, feinen oortrefflicben (Qoralter unb burm feine in man^er 6^Iaqt be«
märte glinjenbe Zopferleit bte Seounberung unb fiidbe feines SoHes fAon oollig
gef^ert. als er. laum 22 fährte, feinen 3 älteren Srfibem auf bem Xbrone folgte. (Es
iDor eine 3^it ber fc^merften $eimfuc^ung unb tiefften Demflttgung. &^n 40 3<^ 25
kna Rotten bie feeraubenf(^n Danen bas Sa^fenrei^ bebrSngi :3mmer tiefer brangen
Re tn bas £anb, fengenb unb raubenb, unb es fehlte ni^t oiel, bag fie bie Obergeioalt
über Sngbmb an M riffen. iQfreb mugte einmal, oerlaffen oon fernem Solf . mit toeni«
gen CQ>kn unb Dtenftmannen meiere SBintermonate in ben SRarf^n uno 9B&Ibem
oon Somerfet jubrin^en. 9lur ber unerf(|fitterli^ SRut im tiefften Ungifld unb bie ao
)&^ Se^Ii^teit btefes fielbenlönigs fjii bamals (Englanb 00m gSnjIi^n Untergang
geiettet, unb er |at es ]do|I oerbient, bag i^ fein SoH bie glanjei&fte Gtelluna in
ber Kei^ feiner Jlonige anoies. Denn ntd^t blog ein 9{etter, fonbem im oolmen
(Sinne ein Sater bes Saterlanbes nxir er, in meinem, oie Sibbon fagt, bie Xuaenoen
bes Sntonin^ bie ®ele^mteit unb Zapferleit Cäfars unb ber gefe^gebenbe (ßeift bes 35
JBqbirg oeretnt glänjten.
aOb es i^m bur^ ben grrieben oon SBebmore 878 gelungen OHir, bie gfeinbe auf
bos f. g. DaneboD (b. ^. auf Slort^umbrien. Oftanalien unb einen Xeil oon SRerda)
31t befffirfiiden. begann er nid^t blog burc^ f efte (Brfinoungen bas fianb beffer ju f AiU|en,
ni^ blog £)ronung unb SBo^Iftanb im fianbe ^erjufteüen, fonbem auc^ bie geiftli^en 40
unb toiffenf^aftlic^n SlnHalten, bie frfi^r Jier tn |o ^^r Slflte geftanben ^en, ge«
totflermaften neu ju jAaffen. Die ganje 95erfaffung bes 9{ei^ er^telt eine neue, ob«
1009I auf ben alten ^iftorif^en (ßrunblagen ni^enbe Siegelung (ogl. Leges Aellredi bei
Xborpe, Andent Laws and Instituts of England 1840, 6. 2(>--44 unb beiS^mib,
Du (Befe^e ber Slngelfac^fen, 2. Slufl., £p^ 1858, 6. 58 ff.). 9loi) einmal im 3.893 45
erneuerte fic^ ber Aampf mit ben Dänen bis 896 unb erft bie legten ^iaifu bis ju
feinem Xobe, am 28. Olt. 901, lonnte $lfreb bie gfrüAte feines großen unb reiben
Stidbens in gneben genießen. Ss wca ein (Slüd , bag &freb felbft no^ in feiner
3it0enb einen (Einbrua er^Iten ^atte bes geiftigen 9{ei(btums, ber in frieren l^tUtn
bei ben Xngelfa^fen in Air^e unb Schule gepflegt roaro, unb bag er ein 9Rann OHtr so
empfSi^li^n (ßeiftes ffir biefe ^nltc^e Silbung, bie i^m nun als SoiAilb oorf^mebte
nnb i^n rei|te, feine SRac^t unb feinen (Seift anjuioenben, um au^ naA ber Gene bes
geiftigen £ebens feine 9lngelfa(|fen toieber auf eine ^ö^re Stufe 3U ^eben, als auf
oeiqer fte ber lange, graulame Aampf sule^t gelaffen batte. SBeis9eit unb ffielel^am«
fett» ober beibe im fiiäte bes CEi^ftentums , fuAte ^ifreb felbft fein £eben lang. Da 66
bie Jienntnis b» Hafftfd^en Sprachen unb Sfiqer in (Englanb feiten geworben mar,
forgte er nic^ nur in biefer ^infiAt ffir (Erfa^, 30g gelehrte SRönner, mie (5rintbaQ)
oon @L Omer, 3o^<^nnes, ben Slltfac^fen aus (Eoroei (?) unb ben 9Balifer Wfer,
feinen Siograp^n, nac^ (Englanb unb an feinen $of unb belohnte fie in murbtger
SBeife, fonbem er fuAte auq bur^ Ulberfe^ungen, bie er jum Xeil feloft ^erftelUe, bie 00
fbi!H fetner fCngelfa^en an ben (otubien neu ju beleben. Unter ben oon t^ über»
2^ ^freb tlfric
festen Iatcint|(^en 2Berten nimmt bie erfte Stelle ein bie flberfe^una bes SBertes De
consolatioiie philosophiae oon Soetl^ius, bie febo^ in etnjelnen Partien [d^r felbft^
[tänbtg oon ifim ausgeführt loarb, fo bag ^ie unb bo an bie Stelle bes OrijStnaltextes
Die eigne älroeit bes itSnigs tritt. Diefe Öberfej^ung i|t herausgegeben oon (Eorbale,
5 King Alfreds anglosaxon version of Boethius de consolatione philosophiae,
fionbon 1829. 8 unb oongfox. fionbon 1864. (Ein jmeites SBerl, toeI(^es er fiberfe^te,
mar bes Orofius (&ef(^id^tsbu^ ; auc^ biefes Sud^ ift in ber Öberfe^ung frei bejubelt ;
eimelnes f)ci er baraus ausgelaffen, anberes ^insugefe^t, — unter oen 3#^^^ i[t ^
toi^tigfte eine geograp^if^»eqnogr(^^ifd^e äberfimt I)eutfAIanbs unb ber angrenjenben
10 Slaoenl&nber unb [obann bie 9{et[eber{(^te peter norbifc^er Seefa^er , beren einer
Dbt^re bieg unb etn 9lormanne nmr, ber anbere Sßulfftftn — biefe Seric^te bejiel^n
fiq oefonbers auf bie geogropbifc^n unb et^nograp^i|qen Ser^ältniffe Scanbinaoiens
unb ber OJtfeelänber. Sine Slusgabe biefer Überfe^ung ^t Dr. Sosmort^, ^rofeffor
ber onglofat^ftfAen Spraye in Oxforb 1859 oeranfiattet, eine jioeite Sioeet, fionoon
15 1883 ; ogl. Shilling, 5tdnig ^frebs angelf. Searbeitung bes Drofius, ^alle 1886 (über
bie geograp^i[^«et^nograp^i|^n 3ufö^e ^Ifrebs ogl. ben erften Sanb bes: Samlede
tildels forhen utrykte afhandlinger of H. K.^Rask, Kiöbenhavn 1834). Da-
gegen loirb ^freb mit Unrecht bie angelfSd^fifc^e äberfe^ung ber ftiridbengef(^{(|te ber
vlngeln oon Seba jugejc^rieben, in ber fic^ ni^t 3#$^> ^^^^ ^^ Hblfinungen unb
ao Sluslaffungen f inben ; fte ift jugleic^ mit bem lateinifd^en Üeste oon Srntt^ heraus»
gegeben, Historia eccles. gentis Anglorum auotore Beda, Gantabrig. 1722 fol.,
oeffer oon !X^. SRiller, The old en^lish version of Bede's ecclesiasücal histor^,
fionbon 1890. SBi^tiger für uns [tnb bie Öberfe^ungen unb Bearbeitungen eigentlt^
^ologifd^er SBer!e burq ^Ifreb, unter benen bie erfte Stelle einnimmt ber liber pa-
26 storalis curae bes ^apftes (Tregor I., loelc^er $apft ja bie Sele^ng ber Slngel«
foc^fen jum S^riftentume einleitete. !Die[es feine unb für bie Atrqe loo^Ibere^nete
Su(^ follte ben ®eift bes angelfäAJiJc^n ftlerus neu beleben ; er fibenanbte ein (Exem<
pkr ber %beit an jeben feiner Stfqdfe. Diefe in brac^Iic^er ^infid^t ^ö(^ft loi^tige
uberfe^ung ift in bem boppelten Üearte ber älteften Cobices ((Eotton unb ^otton) mit
80 tüchtigen 9(oten unb englijc^er äberfe^utm oon $. Smeet 1872 für bie Early EngUsh
Text Society ^ausgegeben loorben. !Die Dialoge bes^^es Tregor flberfe^te ^U
freb nid^t felbft, fonbem lieg fie oon äßerfrit^, Sij^of oon SBorcefter, unter fetner 9[uf «
[ij^t überie^en; ogl. Ärebs in 3lnglia II, S. 65 ff. unb in, S. 70 ff. Dagegen ftnb
oie Soliloquien bes ^I. 9Iuguftin fou)ie bie Sammlung oon Sittenfprfi^n unb bie
36 Bearbeitung oon Sfops ..grcibeln aus fpöterer 3^it. SBiKelm oon SRalmesburq fyxt auA
no^ bie 9bu^rid^t, bag Slfreb angefangen ^abe, bie $falmen 5U fiberfe^en. Bqwtxliq
getreu aber oon ben angelföc^fiß^n $falmen, bie loir ^aben unb loeld^e S. Z^otpe
1835 nac^ einem ^orifer SRanuflript in 03Eforb Verausgab, irgenbroeld^e bem grogen
Jlonige an.
40 aSä^renb Slfrebs 9tegierung loarb, nad^bem bie oon ben 9lormannen gebracbte 9lot
nur ein menig befeitigt loar, ber leb^efte Serle^r mit 9tom Unterbalten. Dte oon
ben 9lormannen jerftörten Jtirc^en unb Aföfter u)urben aümS^Iid^ aufgebaut unb fftt'
oeftent; neue Alöfter u)urben in ält^elnen unb SBinc^efter gegrünbet; bem 9RangeI an
Suchern marb naq 5lraften abgeholfen, freilid^ manches ^enlic^e unb unerfe^Iic^e mag
46 bennod^ in bem früheren Sturme für immer untergegangen fein. <£• 649fl.
t«
Klfric SBrig^t, Biographia BritaDica literaria. Anglo-Saxon per. London 1842,
S. 480 ff.; a)ietri(ft in b. 3^2:^ 1855, @. 487 ff. unb 1856, @. 163 ff.; febcrt, ®cf(^i(^te ber
iiittcratur beö SR^i. 3. S3b ßp^. 1887, 6. 509 ff.; SBüIcfcr, ®runbri6 jur ®ef(^idjtc ber
angelfäc^fif(^en fiitteratur, Spj. 1885, 6. 452 ff.
60 Cte gab in ber angelföd^fifd^en Airc^e auger anberen gleichnamigen bS^ren unb
nieberen ®eiftli&en, bie ^ier übergangen merben Ibnnen, jioei ^rölaten biefes Slamens :
Slfric, (&fjbiJ4of oon «Danterbur? (996—1006) unb Slfric, (Erjbifc^of oon «orf (1028
bis 1051). !Der erftere beftieg ad^t ^(ä)K na^ Dunftans 3:obe ben (Erjftu^I Dunftan
^tte bos römifd^e Airdbemoefen in feiner $eimat fefter ju begrünben unb ben angel«
66 f&c^fifc^en JUerus, ber [id^ u)eber bem Cdlibat, nod^ überhaupt ber [trengen !^viäft fügen
loollte, burc^ bie Senebiftiner, meldte balb ber .^eiifd^enbe Orben tn (Englanb ourben,
}u erfe^en oerfuc^t. 3n feine 3^^^^^^^ ^^^ ^(fi^^ ^^ ^^¥^ Slnfe^ fl^nog. jumal
tn Stmn, mo burd^ bie (Einfalle ber Dänen bas £anb J^ioer ^eimgefu^ lourbe, unb
bie £eitung ber Airc^e nac^ innen unb äugen einer fixeren ^onb oeburfte. (5on3
Wfric 223
anbetet 9tt foll Slftic, (EtsbtfAof oon $otf, getDefen fein, oon bent SBil^Im oon
aRalntesbutQ betic^et, bag auf [eine 9Iuffotbetung $atbtcanut ben fieic^nam feines
Snibets $aroIb l^obe aus bent 6atg nehmen unb en^upten laffen (II, 188, 6. 320
ed. Hardy). Das gleid^jeitige unb juoetl&ffige Saxon. Ghronide toeig nichts baoon
fonbem bemetit bei [einem Xobe, et [ei a very pious man and wise geioefen (3U s
1052 Mon. bist. Brit. 6. 445).
Dh einet oon btejen jnei St3bi[(^öfen, unb oelc^et oon i^nen ibenti[c^ [ei mit
bem gele^tten Senebminet mfxk (C5tammaticus), i^ eine jc^oet ju Iö[enbe Sftage.
9Bas loit [t^etes übtx bie[en n)t[[en. [inb einige Siolijen tn ben Sonootten [einet
S^lriften. Datnac^ mat et ein Schulet unb gteunb bes ^t^eboolb, SIbtes in Sloing« 10
bon, bet ein Setttautet X)un[tans oat unb nac^^et Si[(^of oon 9BinAe[tet wwm
(c.9es). Son beffen 9la(^oIget, Si[(^of 9nf ea^ (984--1006) loutbe et 3ut3eTt bes ilSnig
^St^btb in bas neugegtunbete AIo[tet Cetnel tn X)ot[et[^ite ge[anbt, 100 et c. 990 [eine
^omilten [c^ieb, bie et bem (Et3bi[c^of Sigetic (990—94) bebiriette. (Et ntnni [icp in
bet Sottebe „SDlBnd^ unb aKe6ptie[tet", abet in [einet ©tammatif [oroie in bet auf 15
Sefebl bes (EnbiJ^of SBuIf[tan oon $otI (1002—23) ge[c^tiebenen $a[totaIe))i[teI nennt
et |i^ 9bt (namlid^ oon Q^nsbam).
Cs ift niAt unmöalid^, ba^ älftic oon Sltbeboolb nac^ SBinc^e[tet g^ogen outbe,
ober unoetttöglid^ mit (einen eigenen eingaben [ooie mit bem oben fibet ^Ifea^ ge[ag*
ten, ba| et bas botttge Sistum fibetna^m, als 990 Sigetic St3bi[d^of mutbe, unb 90
ebenfo, oa| et 969 Slbt in (Slottonbutq n)utbe, loö^tenb et boc^ 20 Zw^ [pötet nut
SRönq utio 9Re|}ptieftet toat. £s Knnte fein, bag et [eine Sbtet ^nsfym na^ btnet
3eit mit bem (Etjftu^I (Eantetbuti) oettau[d^te, allein bann mfihte bie obenaenanttte ^a«
[toialepiftel. beten (SbOftii no^ niemanb bejo^ifelt ^at, eine ^I[c^ung [ein. Dag bet
(EtsbH^ tn bet aßa^Iuthinbe als 9Jlonc^ oon $(bin^bon besetc^net loitb, loo^nb $1* s&
ftk (Dtommaticus bomals 9bt oon dxfns^m roac, t[t au^ nicpt ju flbet[e^en. SRan
fyd aus biefen (ßt&nben es ffit ^unlid^et geilten, ben C5tantmatifet mit bem (Etjbild^of
oonf)otI ju ibentifisieten ; toofiegen cAet ju bebenfen ift, bag bie[et 1051 [tatb, unb
ber ®tammattlet 00t 962 in Sloingbon geQ)e[en fein mug, ba S^boolb, [ein fie^t, in
biejem 3<^ bas Aloftet mit 9Binc^e[tet oettau[fflte. ao
SBte bem nun auq [ei; mit obet o^ne bie enoi[A8fIic^e SBfitbe i[t bet gele^tte Sene«
bätinet ^Difric eine !iitx\>t bet angel[ac^[i[(^n itit^e gen)efen, nid^t nut [ofetn et bas
oon Duntton begonnene Sßetl bet debung unb (Etsie^ung oes gei[tli(^en Stanbes eifriaft
K bette, [onbetn auc^ ffit bie ^[tllc^e Silbung bes SoIIes unb bie pflege bet fäfflft*
tn Sj/naift buxi) ubet[e^ungen unb Schriften Sotge ttug. Seine Iateini[^ < [öc^fifibe »
(Siommotä mit Slojfot unb Kolloquium, mtlo) le^tetes in bet 800 3^te [pStet belieb«
ten $amiIton[([^n uitet^be oetfagt unb nad^bet oon [einem Sc^filet äQftic Sata oet«
me^ motben i[t — [te^n in oet angel[ö9[i[c^en 3^it als eimig in ibtet Sltt ba
(®tomm. u. (5Io[[at, ^etausgegeb. oon 3upt^a, Setiin 1880; bas JloUoquium bei
SBrig^, Anglo-saxon and old english Vocabularies, 2. Slufl. 0. SBüMet, 1. 8b «
e. 89 %). SBie bie[e 6^ulbfic^et ffit bie ja^Iteid^en ftIo[tet[(^uIen oon gtoget SBic^tia«
feit OMiten, fo, unb nod^ otel me^t [eine $omuien obet Sermones Gatholici ffit bte
9rie[tet unb bas ganse Soll. (Die jmei etften Sfi(^et in The Homilies of the anglo-
saxon church. The first pari, containing the Sermones cathoHci or homilies
of Adfric. By Thorpe. 2 8be, fionbon 1844 f., bas btitte Suc^ untet bem litel ^
Aelfric's Lives of Saints ed. by Skeat, fionbon 1881). (Es [inb fteie ÜOtt^
[e^ungen oon $omiIien ffit ade Sonn« unb ^eiettage, ausgeu>a^It aus $ietonqmus,
^ba, (ßtegot, Smatagbus, $a^mo. (Et [ei, fagt et, bei [einet Set[e^ung nac^ (Eetnel
cnrf ben Sebaiden gelommen, bte[e ^omihen ins 6ö(b[i[^e m fibetfe^en, ba in anbetn
Supern fo oiele bebauetlid^e 3tttfimet \xA finben, bag bte fieute bte eoangeIi[^ fie^e ^
([tha godspellican lare^ niAt ^ben. äuget in ben Öbet[e^ungen besilSnigs ^fteb.
Diefe ^omilien nun [inb nidgt nut ein Spiegel bet fiepte, bte et [einet 3^it oot^alten
lotn, fonbetn au^ ein teines SRuftet bet fd^önen föd^fifqien SRuttetfptad^e unb babtu^
oOeiR tton oon |3c^ftet Sebeutung. 9Bie ftönig ^fteb bet Segtfinbet, fo ift ^ftic
ber gtiB^ gfötbetet bet fö^fifd^en ^tofa gemefen. 9ud^ ben ^eptoteuA, bas Sud^ »
(1^^ unb loa^tfc^inlid^ auc^ $iob ^at et fibetfegt (gebtudt bei (Stein, Sibliot^I bet
angeI|SAf. ^tofa, l.Sb, 5taffel 1872, bas SuA^C^t in bet 9nglia 9.Sb, S.25ff.).
gfmer fc^eb et Slb^nblungen fibet einjelne Xeile bestallten unb 9leuen Xeftamentes
(de vetere et novo testamento bei (Stein a. a. D. Übetfe^ung oon ÜIcuins Inter«
rogationes Sigewulfi in bet ^nglia, 6. 93b, S. 425 ff. unb 7. 8b, S. 1 ff.). ^
224 ihftic ÜUtftt in ^xütt
^Ifrics anbete Schriften ftnb: eine Seorbettung oon Sebos S^rtft de tempori-
buSy femer Excerpta ex libro Aethelwoldi: de Consuetudine Monachorum ; Ca-
nones Ecdesiastici, bem 93tf(^of SBuIffine oon Sberbome geioibmet unb Epistola
Pastoralis auf SBunfc^ bes Crj^ifc^ofs SBuIfftan oerfagt (beibe bei Thorpe, Andent
5 laws . . . of England , 1840, 6. 441 ff. unb 452 ff.). 9Iufi bem Sonoort ju
ben Ganones ge^ ^eroor, loeld^ bebeutenbe Stellung &frtc in bet Sütäft feinet 3^^
eingenommen qat. Obioo^I als humilis frater tritt er oem Sif^of mit einer Sutori«
tSt gegenüber, ab Omaren bie Stollen oertauf^t. (Er ermahnt t^n, feinem Alerus bie
Ganones einjuf^&rfen, bamit er ntc^t mit ^m ju (Brunbe ge^e, loenn er als ftummer
10 $unb erfc^eine.
Dem Sbtmen biefes großen 9Rannes i[t bur^ bie Stiftung ber Aelfric Society
1842 ein Denimal gefegt loorben, bie fic^ bie Verausgabe ber atten fS^fif^n Sd^en
oon Slfric unb anberen jur 9Iufgabe ma^t. gür fie ^ Senf. Z^orpe feine oortreff»
li^e Ausgabe ber ^omifien oeranftaltet. tt* S^octt.
15 Wtefte in ber Stni^t f. ^resbqter.
^Itefte in 3sraeL ©eefemann, bie ällteften im Otiten 2:eftament, S)iff., 2t\p%. 1895;
Oen^nget, ^bt. ^(rc^&ologie, gfreib. 1894, g 41—43; § 45; 9totoad, ^bt. 9(n$&ologte,
1. »b, gtclb. 1894, ©. 300 ff., 320 ff.; Spüret, ®cf(^. be« jüb. »oIIc8 im 3citalter 3eju
(X^tifti, 2. 2., Sei^jig 1886, @. 132 ff-
20 Sis jur (£rrid^tung bes Adnigtums ftanben bie Ssraeliten auf berienigen Stufe
ftaatlic^r Organifation, bie man mit bem 9lamen Stammoerfaffung bejeid^nei 3^ ben
(^alteriftif^en äicerfmalen berfelben gebort bie oolle SelbftftSnl^tgfett ber eiiqelnen Xetk
)>es Stammes, mit ber einjelnen 3nbtoibuen. Son einer 9{egierung bntn niAt bie
Siebe fein. Der S(|e^ eines Stammes ober fiagers bei ben SIrabem ß. S. fyd feiner*
36 lei gefep(^e SutoritSt. Sein 9{e^t ift, ben Stamm im Arieg anjufü^ren, im grieben
ben £agerort ju beftimmen unb bgL; aber er fann ni^t befehlen, fonbem nur raten
unb ni^ts toi^tiges anorbnen, o^ne bie ange[e^nen SÜSnner bes fiagers ^u bejnragen.
SluA als 9tiAter fyit er nur moralifc^en (Etnflug, aber feine SRac^t, fernen opru^
burd)3u{e^en ober jemanb ju ftrafen. 3n öbnlic^er Stellung ^aben roir uns bie ^T?7,
80 3U beulen, oelc^e in ber SrjS^Iung bes SBiiftenjugs bei E (feltener D, gar nid^ bei
J unb P) genannt merben. Sie erfc^einen nic^t als (Einrichtung ber mofaifc^n 3^tt,
fonbem ftnb f(^on oor^r ba, feit es ein ,,a3oIf' 3$rael gab ((Ex 3, 16 ff; 4, 29). Sie
werben au^ bei anberen SöHem als felbftoerftänblic^ oorausgefe^t (^o\ 9, 11; 9lu22,
4. 7, roenn au^ ^ier oieKei^t nic^t ur|prfinalic^) . Sie j^aben fein befonberes 9mt,
86 fonbem erfAeinen nur als bie an^efe^enften lieute (^^n -«ti;» (gx 18, 21), bie bei be-
fonbers rotqtigen Slnläffen burc^ t^re natflrIiAe Stellung bemfen finb, bos Solf ju te*
präfentieren (fe 16, 12; 19, 7; 24, 1 ff.; Ku 16, 25; 3of 7, 6), auf beren Urteil
etoms anfommt ((Ex 17, 5; Dt 31^ 9), unb bie im Aamof an bie Spi^e treten (3^1 8,
10). Arirft biefer SteUuna finb fte eine 9rt SDlittelsperfonen jmif^en 9Ilofe uiw bem
40 Solf ; memad^ lägt E (ob D, ift fragli^, f. Dillmann ju Dt 5, 20) ben 9Rofe bie
Sefe^k 3a9mes sunäAH an bie titeften ausrid^ten ((Ex 4, 29; 12, 2lf.; 19, 7 ; Dt 5,
20; 27, 1; 31, 9). 9Bas ij^nen anbefohlen ift, gilt bamit als bem Solf aefagt, befjen
Sertreter fte finb, ba^r an oielen ber angefahrten stellen ber fibenafc^enbe äbngaim ber
[teften in biots Solf (bie Snoä^nung ber heften gebort allerbings ni^ flbnau bem
46 urfprflnglid^en Xext an). Sie brauchen in i^re Stellung nic^t erft bur^ 9Rofe einge*
fe^t JU »erben, fonbem ^aben fie oon felbft bur<^ i^re $eifon unb (ßeburt, offenbar ols
Mupter ber (Sefc^lec^ter. Der 3ttfammen9ana mit ber (Sef^le^tsoerfaffuitg blidt beut*
Hi^ burc^ in (Ex 12, 21 ff.: jeber Joll für fetn C5efc^lej^t bas ^affa^lamm befcMfen.
Sa(|lic^ richtig bejeic^net eine (Slojfe ju Dt 1, 15 bie mtejten als ^T'^rä -v?fin b. ^.
60 als bie Sfamilien« unb (Sefc^le^ts^öupter ber Stamme, mc^ bie Sejeic^nung IP^C
üTn (9ht 25, 4) ift fo ju oerfte^n. Son i^tet tic^tetlic^en Sefugnis bat fic^ eben*
falls noc^ eine (Etinnemn^ et^lten (Cx 18, 13 ff.; 3lu 11, 16 ff.; Dt 1, 9n.): elnroeite«
rer Seu)eis baffir, bog fte bie (Jramilien^upter finb; benn bei bem (ßefqlec^ liegt ur«
fprfinoli^ alle (Seric^tsbarfeit ((gen 38, 24; 2 Sa 14, 7; ogl. Dt 22, 13).
66 ^)aneben finben fic^ in bem Silb auc^ 3^0^» roel^e ber (Segemoart bes S^rift*
Kellers ange^ren unb nic^t red^t in bie alte 3^» P<^ff^n. Doj^in getreu: bie (Ein«
fe^ung eines Zeils ber ^teften als Slic^ter, nms fie urfprfinaliA olle roaren (Sx 18,
13 ff.; 3lu 11, 16 ff.; Dt 1, 15 ff.) ; -^ bie (Emennung juS^e^&^bem oonXaufenb*
mttftt in ddrod 225
f^often unb ^unbertf^ofteit k., eine (Slieberung bes 93oI!9, bte rein militäiifd^ ift, ber
Sdtdg^tü angehört unb fid^ mit ber Stommoerfaffung nic^t oertrogt; — enbli^ bie
(Enoä^nung oon anberen Seomten, roenn ber Susbnuf erlaubt t[t, neben ben Slteften.
JE unb D gemeinfam ift bie (Ermahnung oon ^""T^'^ mit bem Unterfc^ieb, bag oiefe
bei JE einen Slusfd^ug ber 9[Ite[ten Silben, aus bem bie 9tic^ter genommen loerben (9lu 5
11, 16), ©o^nb bei D (Dt 1, 15 f.) bie 70 Kic^ter erft ju C""^'^'^ ernannt ©erben.
Übrigens lommen biefelben nur ein etnjiaesmalbanbelnb oor (3o[l» 10 f.; 3, 2), unb
mat gong in ber Stellung, toeli^e [onft bie Suteften einnehmen, als Sermittler eines
^efe^b; ein ftrenger Unierfc^ieb jmifc^en beiben ©irb alfo nid^t gemacht. !Das !Dt
nennt ©eiter neben einanber c^^PT, orp^s, c^mö unb c^^Nr (Dt 29, 9; 31, 28; 10
3of 8, 33 ; 23, 2 ; 24, 1). Slud^ mit biefer Slufjo^Iung foll nid^t ein [(^arfer Untere
[(^ieb 3©i[d^en biefen SBilrbenträaem gemaAt, fonbem nur ber Segriff „Some^me
oes SoQs'' in erfAöpfenber iffieife umfc^rieoen ©erben ; benn 9{iAter unb Slmtleute
geboren na^ bem Dt ju ben atttejten (1, 15 ff.) unb bie n-'^SNT finb in bemfelben
6mn ju o^teben ©ie Dt 1, 16 unb m 35, 4 (f. oben). 15
Die 9n{ieoIung im äBeftjorbanlanb ^atte groge Seränberungen im Seftanb ber
Stamme im (Befolge, aber ju einer fefteren ftaatlid^en Orbnung fam es ni(^t fo balb.
9ud^ ie^t no^ ©ar ber Stamm eigentlich nur für ben Arieg prganifiert. Die (5t*
fd^Ie^tsb&ufrter blieben bie einjigen autoritatioen $erfonen. Die ^Iteften bes Stammes
®ileab bieten 3ep^a bie SBürbe bes Häuptlings an (9» 11, 1 ff.) ; bie ^Heften ber to
Stamme ber 3^^^» 3^<^nteeliter. Aeniter unb anberer [ucqt Daoib burc^ (Se«
[Aeide ju ae©innen (1 Sa 30. 26 ff.) ; bie Slteften 3sraels als Slnffi^rer im $^i«
l^ririeg be)c^Iie||en, bte fiabe 3^oes ins fiager fommen 3U laffen (1 Sa 4, 3). 3m
en bes Sous begehren bie ^Iteften oon Samuel einen 5t5nig (1 Sa 8). 3m
Deboralieb tragen fie bie »ejeid^nungen nny^, DT.P:^, "^j^ '^?p2i ü-^^iz (3ii 5, 2. »
9. 14). 8emerlens©ert ift, bag nie ein einsetner IP.J genannt ©irb: Sauls Sater
Äis ©irb ^?1 '•'ia^ genannt (1 Sa 9, 1 ; ogL fe 18, 21) ; Daoib ©irb als ^? be*
jei^net (1 Sa 22. 2); ber titel für ben gübrer im Ärieg ift r^rp, (Ki 11, 6), ber
eines Stammesffir(ten ^^ (ebb.). Die „Suteften'' aber erfc^einen immer in ber
SReteo^L 80
^Daneben [Aeint fi(^ frfl^e eine 9lrt Stobteoerfaffung ^erausgebilbet ju ^aben. Sin
ber Spi^e htt fiofalaemeinben finben ©ir ebenfalls ^^7?.]: bie ^Iteften oon SuRot^
©eigem Sibeon bie unterftfi^ung.(9ti 8, 4 ff.); bie Slteften oon 3<^^9 oerbanbeln
mit 3USfQS (3fa 11, 3 ff.); bie ^Iteften oon Set^le^em empfangen ben Se^er (»amuel
(1 Sa 16,4 U. Da^^bies eine allgemeine (Einrichtung ©ar, jeigt 1 Sa 30, 26 ff. 9luc^ 35
oon lanoanitif^n Stabtälteften ift bie 9tebe (3of 9, 11), unb es ^at mand^es ffir fi^,
an einen !anaanitifd^en Urfpruim ber (Einrid^tung 5U beiden. 3n ben lonaanitifd^en
®emein©efen finben ©ir eine 9lrt Slbel, ber oon ber Sauemfc^aft als SRama, „Unfere
Herren", oejetd^net ©irb (^ietfcbmann, (Sefd^. ber ^^dnijier 148). Seim (Einbringen
ber neuen SeoöBerung mußten bann biefe alten Slbeliaen i^re Stellung mit ben 9er« 40
Donagenben ^ebräifc^en (Befc^lec^tem teilen. Die alte Sejei^nung C'*?^.^ ^at fi^
auc^ auf biefen Stabtabel übertragen; baneben finbet fic^ als gleid^bebeutenb ber ^us-
bnid trrfe (Ki 8, 14), oielleic^t au^ 2-^>:;a («i 9, 1 ff). SBir ^aben uns unter
biefen StobtSUeften bie Häupter ber ^nfd^enben (Jramilien (nid^t ©ie unter ber Stamm«
oerfaf|ung bie Häupter aller (gefriedeter) 3U beuten. Der 5lreis biefer (Jfamilien mag 45
oemtd^en ©eit ge©ejen fein ; bie fleine Stabt SuRot^ ^atte 70 fold^er (Jramilien^öupter.
3n ber $anb ber Meften lag bie ^Regierung ber Stabt, bie im ©efentlic^en auf bie
Ke^tftvrei^na hinauslief (}. u.). $aben ©ir uns biefe ^Iteften au^ nid^t oon
Anfang an als einen organtfierten SDlagiftrat ju beulen, fo ging boc^ bie (Ent©idlung
naliitaemag in biefer Stid^tung ; mit ber 9lnfieblung ©ar oon [elbft gegeben, bag bie 50
^upler ber (ßemeinben allmäolic^ ben CE^aralter einer Obrigfett ge©annen, bie immer
mel^ mit bem ^nfpru^ auf ^efe^liäe Slutoritöt auftrat (ogL (Ex 22, 27). Slamentlid^
in Sejie^ung auf bie 3urisbtltion qatte bie lolale (Semeitwe ein 3ntereffe baran, ben
9lirternn:ur i^er $&upter aud^ bur^gefü^rt ju fe^en ; ©er |ic^ i^m nic^t beugen ©ollte,
bem ©ar fe^ bie Sntfemung aus ber ßemeinbe niAt fo let^t, ©ie im 9lomabenleben. 55
Den JUniaen muhte bm:an liegen, bie SRad^t ber (Sefd^led^tsoerbfinbe 5U brec^n
unb an Stelle oer (ßefdblec^ts^upter löniglid^e Seamte 5U Je^en. Diefer ^rojeg ooll«
SO fi^ jebo^ fe^r langfam unb ©ar beim Untergang bes Staats noA ntd|t oollenbet.
nter Saul unb Daoib fpielen bie ^Heften ber Alane nod^ eine bebeutenbe 9lolle
(1 Sa 15, 30; ogL 30, 26ff.). Die mften oon Ssrael fuc^t Slbner ju beftimmen, eo
fltiäU9nt^tio^bU ffir X^eoloflic utib ftird^c. s. 0. I. j^g
226 tntefle in ^dmcl
bag fie oon Sfd^baal ju Daoib fiberge^en (2 6a 3, 17); biefelben {^liegen bann mit
^aoU) einen Vertrag, ibn als jlonig anjueriennen (2 6a 6, 3); mit ben israelitif^n
titeften ratfd^Iagt ber mufruArer Slbfalom (2 6a 17, 3. 15); mit ben Slteften Subos
oer^anbelt ber oeriagte Daojo n)egen feiner 9tfldRe6r (2 6a 19, 12) ; 5ur (ciraoei^ung
6 bes Zempels n)erben bie Slteften als Vertreter oes ^oHs gelaben (1 Ag 8, 1. 3),
ein fpäterer 3^1^^ erflört ^ier tpieber gans richtig bie Siteften mit: ,,ane Rauptet ber
6tämme, bie Jj^rlten ber tsraelitifc^n (SefAIed^ter".
3n bem SRage ieboc^, tpie \iif befonbers feit 6aIomo eine georbneie 9{egierung
bilbete, oerloren bie dtejten i^re polttifc^ grü^rerftellung. (Es erfc^eint als eine Xus«
10 na^me, bag Sl^ab in fetner SebrSngnis bie mteften ber £anbgemeinben, bie fiA na^
6amarien geflüchtet, um 9tat fragte unb fi(^ ü^rer Serettroilligkit 3um ougerften SBiber*
ftanb oerfi(9erte (1 Ag 20, 1 ff.). 9In ber eigentliAen Slegierung ^en fie leinen
Slnteil — basu oaren bie löniglic^en Seamten, bte 6tatt^Iter unb £anoo5gte ba
(1 Ag 4, 1 f^ 20, 15 u. a.) — , abex fie gehörten bod^ no^ 3U ben (ßrohen ber SefeH*
isfd^oft. 6ie oatten in ben fleinen Areifen bes (Sefdbled^ts unb ber (ßemetnbe no^ ein
bebeutenbes Slnfe^en (Cj 7, 26 ; ogl. 2 ftg 30, 1 ff.). 3)ie älte[ten^;eru|alems na^m
3eremia ju 3^ugen ffir feine fqmbolifc^e ^anblung (^er 19, 1) ; bie Stteften bei £aitb«
Semeinben traten mit bem (ßeoic^t i^es 9lnfe|iens ffir ben ^rop^eten ein (3er 26,17);
ie lllteften aller jubifc^en 6tabte ourben als Vertreter bes SBoOs 5ur Serpfli^ng
»auf bas Deuteronomium berufen (2 Ag 23, 1 ff., aüerbings oielleUbt fp&terer 3^!^)-
6o ourben auc^ oon ben ^rop^eten bie tieften neben ben Jalfc^en Sßt(nntttn unb S3e«
amten oerantmortlic^ gemacht ffir bie 3uftSnbe im SoH (3ef 3, 2. 14 ; 9. 14 ; Q^ 8,
11; 9, 6).
^auptftabt oamaria erfc^einen mäf ber Srmorbung 3o<<nns neben bem 6tabttou|rt>
mann bie heften als bie ^erren (2 Ag 10, 1 ff.). Sor allem gelang es bem Adntg«
tum nid^t, i^re (&eri(^tsbarleit aufjii^eben. aBo^I oar ber ABnig als ber SRS^tigHe im
ao £anb au(^ ber oberfte 9tid^ter, an ben man oon bem Urteil bes SefAIe^ts oppeuieren
lonnte (2 6a 14, 4 ff.) - ebenfo ging man befonbers in fd^n)ierigen fragen mobi aud^
fofort an fein (Serid^t (tt 17, 9; 1 Ag 3, 16 ff.; 2 6a 16. 2), unb biefe ^eri^tsbar*
leit fibertrug fic^ bann auc^ auf feine Seamten. ^Daneben aber blieb bie (ßeric^barleit
ber (Sefc^IedQter bejn). ber (Semeinben in oeitem Umfang befielen. Sor bem (ßemeinbe*
S6 gerieft, befte^enb aus ben Q^-.?.T unb ^'''"n^ mugte ^ü^ bem 9tabot^ ben ^rojeg
machen laffen (1 Ag 21, 8 ff.). Das Dt fu(^t bie (Seric^tsbarleit ber heften ju
fünften ber bes Aönigs unb ber ^riefter einsufi^rSnlen (16, 18; 17, 8 ff.; 19, 17;
25, 1 ff.) ; nur ein Heiner Üeil oon Serge^n bleibt noif ben mteften pt Vb*
urteilung, lauter 6aAen, tpelc^e bie gfamilie in erfter £inie angeln: bie 3u^^n9
40 bes ungeratenen 6o9nes (21, 18 ff.), bie Serleumbung ber (Ehefrau (22, 13^, bie
»ertoeigerung ber fieoiratselbe (25, 7 ff.), lotjc^Iag unb »lutrad^e (19, llff.; 21, Iff.). Der
(Einfd^ub ber 9tic^ter unb $rie|ter in le^terer 6tene (21, 2. 5) oenät biefelbe ^nbenj.
3u enoo^nen ift nod^, bog oir in ber ffxtteren Aönigsseit auc^ oon Slteften
ber $riefter ^ören (2 Ag 19, 2; 3ef 37, 2; 3er 19, 1). 6^on frfi^e $at bie ?Jriefter«
45fc^aft |i^ ju ßefc^Ied^tem 3u|ammengefc^Io)fen (ogL 1 6a 22, 11); bie Sejeid^nung ber
leitenben ißriefter, etaoa ber iBorfte^er einselner (gruppen, als c-".::!:.! ^at alfo ntd^ts Sluf*
fallenbes (ogl. (Esr 8, 16}.
3m Csil lebte bie (Sefd^Ied^tsoerfaffung neu auf ; bie Stnfieblung fc^eint oielfa^
ae|(bIeAtenDeife erfolat ju fem. 6o treffen toir bie gramilien^öupter an oer 6pifce ber
so Ülieberlalfungen. 6Te ^anbeln im 9lamen ber (Sef^Iec^ter unb ber (Semeinf Aaft ; fo
3. 93. ^olen fie als Slepräfentanten ber (Semeinben bei C^e^iel ein Oralel ffir bas
SoH (20, 1 ff.; 8, 1; 14,, 1 ; od. 3er 29, 1).
Die StficSe^r aus bem (Exil erfolgte nad^ (Sefd^Iec^tsoerb&nben ((Esr 2; Ke^ 7).
2ln ber 6m§e ber (Befc^Ie^ter ftanben bie ninNn -««^ (fer 1, 5; 2, 68; 5le$ 7,70
66 u. a.), an oer 6pi^e bes ganjen 3^9$ ^^ SRönner aus ben (^miliet^äuptem ((Esr 2,
2; 9le^ 7, 7; (Esr 4, 3). Dementfprec^enb n)urbe bas neue 6taatsn>efen orgonifieil
Die nationale Regierung ber (Befamtgemeinbe bilbeten bie „SKteften ber 3ttben" pM
ö^?.T'^';): fie leiteten ben lempeibau; mit i^nen als ber ofpjiell anerlannten Obrigleit
oer^nbette ber perfifc^e 6tatt9alter ((Esr 5, 3 ff.; 6, 7f. 14). 6ie oaren eine 8bt
eo9lusf(|ub aus ben gcrmilien^uptem ((Esr 4, 2 f.), ob fie etma bur(^ 9Ba^I b<qu berufen
tltefte in ^tatl Sbtntö Hon $artd 227
iDurben, loijfen lotr nic^t; bte Sbt i^res Auftretens ((Est 5) fprid^t bofür, bag |te eine
9lrt AoIIegtum bilbeten. Unter btder Oberbe^örbe mochten bie £anbgemeinben i^re
9ngelegeii£eiten burc^ i^re lolale Cbrtgfeit ber ^-^y ';.PJ unb 9ttd^ter (Ssr 10, 14)
liemlid^ felbftftonbig orbnen; jiDetfellos iDoren anif biefe SRönner bie Häupter ber ein-
fbigreiq|en gfamilien. 5
fieiber erfahren toir über bie SBeiterentmidlung btefer Organifatton nichts (Senoue«
WS. 3wr 3^rt (Esros unb 3le^mias ftanben atv ber Spi^e ^''i^, bie ben «^'v'^"": ""^^
entfpr^en ((fer 9, 1 f.; 10. 5: 10, 14; 3le^ 10, 1; 11, 1 ; 12, 31). ffienn roir bie
Si^oben bes ^riefterlobex ^ierQerjie^n bürfen, fo tporen es auc^ je^t nod^ smolf
„'Sva^n" geioefen, bie als Häupter ber Stämme gebockt mürben (ogL 3. S. 9tu 7). 10
Sie QKizen iebenfalls aus oerf(^iebenen (5t\ijHti)ietn genommen, roo^nten aber bei^^
[ammen in 3^ölem (3le^ 11, 1). Die lofale Obngfeit ber flanbgemeinben bil*
oeten bie Stobtolteften unb 9ti(^ter (Ssr 10, 14). SBenn ein anbermal bie „dürften
unb fntefte'' jufammen als bie oberfte Se^örbe erfd^einen, fo i[t babei ido^I an biefe
Sorfte^ ber fianbaemeinben oebaAt ((Esr 10, 8). (Ebenfo liegt es na^e, bei ben 150 15
3^;30, für loelAe Mebemia in 3erufalem offene Xafel pt (»e^ 5, 17), an biefe »e*
^ben ju benlen. SBie im übrigen biefe Q'^r^P 3U ben C'T^ unb ju ben ebenfalls
unter ben obrigIeitIi(^n 9Berfonen genannten ^''i^ (3le^ 2, 16 u. (ü fii oer^Iten,
ift niraenbs (maebeutet. Semerlensroert ift, bag nur für bie lolalen Se^örben bte alte
Öqeii^nun^ .,^efte" in Ssros unb 9le^emias 9Remoiren beibehalten ift. Die 3^nifa« 20
lemer S^orben foiDo^I als bie Häupter ber (Sef(^Ie(^ter roerben niät me^r fo genannt
Der SBedUel bes 6prad^ebrauAs jeigt \xif am beutli(|ften im $rieftenobex; biefer
fteHt bie (Semeinbe als oonftanoig orgamfiert nac^ Stämmen unb Saterbäufem oor:
an ber Spi^e ber Stämme fteben bie D^-^b ober nnrn •'«ia: (jfiu 7; 3of 9, 15 ff.
u, a.), an ber Spi^e ber (5ef^le(^ter bie ninöjtn ^w><^ (3of 21, 1 u.a.). SRur in einer 25
einitgen Stelle finb bei P bie nnyn -^ppr genannt (fie 4, 15), offenbar eine alte SRe*
miniscen].
9tts ber 3^<tl^fn^t (ßemeinbebe^örbe ber särim ift in griec^ifc^er 3|^it ber arijto*
batifAe Senat ber yeqovola getoorben. Sie roirb 5um erftenmal jur ^t\i Slntioqus
bes Großen enoä^nt (Jos. ant. jud. XII, 3, 3; für bie ((olgeseit ogL 1 SRaf 7,33; 30
11, 28; 12, 6. 35: 13, 36; 14, 20. 28; 2aRaIl, 10; 4, 44; 11, 27; 3ubit^ 4, 8;
11, 14; 15, 8). 3Bie 1 9MaI 12, 6 ogl. mit 14, 20 seigt, finb bie »egriffe fi yegov-
ala Tov i&vovg unb oi jiQeaßvregoi ^loQarjX ober rov kaov ibentifd^. 3n ber (5e«
(c^ii^ bes aerobes begegnet uns jum erftenmal für biefe ber 9lame avvedgiov. Später
tft bies bie gen)ö^nlic^e Sejeii^nung {mi 5, 22 ; 26, 59 u. a.), baneben lommen aber s»
aiu^ bie 9lamen jigeoßmiQiov (flc 22, 66;.. 81(5 22, 5) unb ßovX^ (31® 5, 21) oor.
Dog biefe »^resb^ter" oon ben früheren „SUteften" nur ben mmen ^aben unb ni^t
als ®efmleqts^äupter i^re Stellung einnehmen, oerfte^t fid^ oon felbft 9Iud^ bie^Jfort*
eadftem ber fiolalbebdrben ber „Stabtälteften'' mit richterlichen gfunftionen tft für bie
Sria^if^ unb römifc^e 3eit beseugt (3ub 6, 16. 21; 7, 23; 8, 10; 10, 6; 13, 12; 40
J06. bdl. jud. II 14, 1; fic 7, 3). 9lä^eres f. in bem 91. S^nebrium.
IBeit)in0er.
ftetter S^ftt f. 3efu C^rifti breifac^es 9Imt.
§nead oon (Saja. ^ugga5en a. bed 2)iQlogS: J. Wolfius, Turici 1560; C. Bar-
thiua, Lipe. 1653 (mit Sac^arlaä SJHil^Icnacu«) ; J. F. Boiseonade, Par. 1836; MSG 85,46
871—1004. b. ber »riefe: R. Hercher, Epistolographi graeci, Par. 1873, 24—32. Sitte*
ratur: Wernadorf, Disput, de Aen. Gaz., Naumb. 1816 (f. auc^ ©olfjonabc) ; ©. 9litter,
Qkf4. b. c^rlftl. W^ol, 2. 21, ^amb. 1841, 484—495; Ä. 93. ©torl, ©oja unb bie p^lli*
ftftlf^e JWfte, giena 1852, 634 f.; ft. Seift, 2). Stöulc ö. ®Qja, C)eibelb. 1892, 23—27.
Sneos, Schüler bes 9leupIatonifers ^ierolles ju Sllexanbrien (Dial. If.; 19, 21), 60
£e^ ber 9l^^orif ju (Sc^a, ^at oor bem 3a^re 534 (Soiffon. 75. 25^ einen Dialog
j,3^eop^raftus'' gef^eben, in melc^em bie fie^re oon ber ^räesijtenj oer Seele beftritten,
ify[t llnfteAIiAfeit unb bie Sluferfte^ung bes fieibes aber behauptet u)irb; bie £e^re
Don ber (Eoiozett ber äßelt toirb obgelel^nt. Die SeQ)eisfü^rung oenät ben 9{eupIato<
nfler. Die lAriftftenerifc^e Seiftung ift mittelmäßig, bas (ßefpräc^ „o^ne fieben, eine »
Sptegelfe^erer. Sin oerfc^iebene Slbreffaten ^at $neas 25 Sriefe, perf5nKd^en 3n<
^09, gerietet &. ftxHtx.
inta» oon Saris. Dacheril Spicilegium, 9(u§üabe t^on de la Barre, $Qrt§ 1723,
l.»b 6. 113; MSL 121 @. 681; Hißt ütt^r. de la Fraoce, 5. »b (¥arf8 1740) @. 386 ff.
lö*
228 Xneai» nim $arid £)intttd
^neas, 858—870, Sifc^of oon ^aris, ift ber Serfaffet einer ber 6tieitf^^en
jen bie Stiegen, bte butd^ bie (Enc^flOa bes ^^otius ^roorgerufen muä^n. 6em
)X umfänglid^er liber ad versus Oraecos be^anbelt o. 1—94 bie fie^e ootn Shis*
aang bes ^. CBeiftes, c. 95—168 bie ^rieftetebe, c. 169—177 bos gafien, c. 178—181
5 bie consignatio infantiiun, c. 182—186 bas GAneiben ber $Qare ber iUerüer.
c. 187—209 ben römif^en ^rintot, enblic^ c. 210 bie (Er^ebuna oon Didonen auf
ben rSmifd^en Sifd^ofsfti^I. $neas erO&rt bie Sonofirfe ber (Snec^en gegen bie 2a*
teiner ffir superfluae quaestiones ad saecularia potius quam ad spiritualia
tendentes(6. 118 c). Seine eigene Sd^rift ift Iebigli<|> eine Sentenjenfontmlung. S'ßti
10 Sriefe oon i^m finbet man bei^irmonb, Gondl. Gallic. IT, 6.670; ogLouA Lupus
Ferrar. ep. 98 f. S. 197 f. ed. Desdevises du Dezert. (£c ftarb am 27. IDej. 870.
änead e^Ioind ^iccolomini f. $ius II.
9otten [. C5nofis.
15
9ip\nn», 3o^anne$, geb. 1499, geft. 1553. ©top^orft, ^amburgifc^ tirc^engeft^.
n, i, Hamburg 1729; ^molb &xtt>t, Memoria Joannis Aepmi instaurata, Hamburg 1736;
J. Molleri Cimbria Llterata, Hauniae 1744, 11, p. 27 sqq. ; 9}itoIaud $StI(fen9, ^ambuf
aif^er (S^reutempel; ^amb. 1770, 8. 248 bis 280; C^r( ^öndebergS Vb^anblungen über
bie ^pinfc^e JHr^enorbnung unb älpind Sfleife naij§ (Snalanb in ber 3eitf4rift bei» Sereind
20 für ]^Qinb.®ef4.,.öb 1 u. 3; ßcjüon ber l^amb. ©c^rlftftcller, ©b 1, ^amb. 1851, @. IB
bis 19. Über tpinS ^ohorpromotion: iJlitteUunaen bedSSereinS für ^amb. Q^f^., Sa^ra.
1885, 9hr. 6. Über ben Streit »cgcn ber Seljre oon ber ^öffenfa^rt : ^land, ®ef(fi. be» protejt
ße^rbcgrlff«, 5. 2:eil, 1. W)t. (1798), @. 252 ff.; Sfranl, SJl^eoIogie ber Äonforbienformel,
3. S3b, 1863, @. 397 bid 454; Dgl. auc^ SiOem, d^efd^. ber (ginfül^ntng ber Sieformation
25 in Hamburg, ^aDe 1886 (S^eretn für Sleformationi^gefd^icbte).
3o^anne6 &)inus, ber erfte hi^txMt 6u))erintenbent oon Hamburg, lourbe 1499
3u 3i^f^ 0^^^ 3i^9^[^^ i^ ^^^ ^^ Sranbenburg geboren, mo fein Sater 9tcisffm
mca. Sein urbrüngli^er 9lame war $oedF. Son SInfang an f Aeint er fi^ ben 6tubien
geQ)ibmet ju ^aben. (£t maxi Sugen^gens Schüler, loaMd^einlii^ als biefer Stettor
90 im Alofter Selbud mar. 3n aBittenberg, mo er ftubierte, ift er am 1. Oltober 1518
als Johannes Hugk de Gziesser Brandenb. dioc. immatrüuliert; am 13. SRfirj
1520 toorb er Saccalaureus ; im 93er3eiAnis ber Saccalauren ^eigt er Joannes Huck
de Gvesar (ogl. (Jrörftemann, album, Q. 75 unb jtöffitn, baccalaurei et magistri,
2.$eft, 6.8 le^te 3eile). (Er ift ^ier mit fintier unb SRelandbt^on perfSnIiA bebrntit
35 unb befreunbet geroorben. $emad^ ^at er im Sranbenburgifmen einer Soule oor«
geftanben, mürbe aber unter 3oa(bims I. 9tegierung megen feiner ber 9{eformatton
freunbli(^en SBirIfamfeit oerfolgt uno gefanaen gefegt; na(| feiner Sefreiung mugte er,
um toeiteren Slac^ftellungen ju entgegen, feine ^etmot oerlaffen. (Er fagt feloft barflber:
satanas cum suis mancipiis, monachis et saorificis .... compulit me e pa-
40 tria commigrare, apud externos sedes quaerere et apud ignotos in eidlio
agere et cum multis et magnis difficultatibus luctari (1545 in ber SBibmung
bes commentarius in psalmum XIX. an 3o^<^int II. oon Sranbenburg, citiert bet
©reoe). 3n biefer 3^^ änberte er aud^ feinen Kamen ,,ob adversariorum pertinax
odium et cupiditatem mihi nocendi''; er bilbete ben neuen na^ bem griec^ifAen
45 qljieivog, bas na^ Sinberung eines ober bod^ftens jmeier SucMtaben, mie er [agt, eine
uberfe^ung feines beutfd^en 9lamen$ fei ; oen neuen Flamen [d^rieb er anfangli$ $ae<
pinus unb ^epinus, fo ftebt menigftens gebrudtt 3. S. auf oem Üitelblatte oon i^m
[elbft in Dnuf gegebener SBerfe, mte er aud^ no^ nac^ ber Snberuna feines Sbtmens
tid^ eines ^etfd^aftes mit ben Sud^ftaben 3* $• bebiente ; ^emac^ fc^neb er felbft oo^I
60 immer Slepinus (bie 6d^reibart dtpinns, bie ftd^ auc^ |inbet, ift mo^I oon i^m feftft
nic^t angemanbt); auf bem Xitel einer beutfd^en 6^rtft aus oem 3* 1^30 nannte er
fic^ bod^ auäf mieber $oed. Die Eingabe, bag er bamals, als er feine $eimat oer<
taffen mugte, aud^ in (Englanb geioefen fei, fd^eint, fomeit fie fic^ bei neueren S^rtft«
ftellem finbet, auf ber ullitteilung Sedenborfs ju benign, roel^ fagt, hunc, sc.
66 Aepinum, monachum Franciscanum in AngUa fuisse in MS. Myconii notatum
reperio, unde factum sine dubio est, ut Anglicae linguae gnarus et in reli-
;ionis negotio a rege in Angliam vocatus fuerit (ogL historia Lutheranismi,
tanff. u. fieiw. 1602, fol. p. 245). galls biefe ganje SKitteilung nic^t auf einem
Jerfeqen oon oedenborf ober oon uRQConius beruht, fo mfirbe es fiq bo^ in i^ nur
60 um efaoas ^anbeln !önnen, mas oor ben SBittenberger 9luf entölt ^ns fiel; bag er
Srraitjtsfaner geioefen fei, lann aud) nic^t auf feinen ^ufent^dt in Selbud ge^en, bo
Mefes ein ^tonionftratenfer 5tIoftet mat. Sicher i[t, bag ^in fid^ nun oieber ncu^
^onintem tDanUe. 00 er mit ben bortigen Seforbetem ber 9{efoTmaKon, einem $er«
mann Sonnus, $etet Suaoe unb anbem in gleichem Sinne t^tig mox. Dag er in
(BretfsQKiIb bamals ein Sc^ulamt oemmltet ^obe unb bort anbers als oorfiberge^enb, 5
etiDQ jum SefiK^e ber genannten gfteunbe, \iq aufgehalten ^abe. ift nic^t ganj ft^.
hingegen iDiffen mir gemig, bag er unb joiar etma von 1524 bis 1528 in Stralfunb
als rector scholae auf bem 3o^<^nttisIir^of tbotig mar, mas roa^fd^einlid^ nac^ an<
bem angaben fo ju oerfte^n ift, bag er oort etne ^rioatunterrid^tsanftalt leitete. Ob*
mobi er fein Pfarramt oeOeibete, mar er bo<^ in mt^Ii^n Slngelegen^eiten oon ein* i«
flugreic^er 9Bm|amfeit; i^m mürbe oon bem State unb ben äldjtuitboierjigem in
6troIfunb ber Sluftrag, eine Afarc^enorbnuna ausjuarbeiten, mel^e bann am Sonntage
naAHIIer^eiligen, ben 5. 9h)i>ember 1525 eingeffi^rt marb; [ie ift je^tme^rfac^ gebrudt,
5. S. bei Stifter, Soangelifi^e Air^norbnungen I, 6. 22 ff. 3m 3(^e 1529 treffen
mir i^n bann in gflensbw^, mo er am 8. Slpril neben Sugen^gen, Stephan Aempe 15
unb anbem bei bem mit 9ReI<^ior $offmann ae^Itenen ilolloquium gegenmärtig gemefen
ift Ob er mit Stmen^en, ber bamals fett bem 9. Ottober 1528 tn ^ambura mar,
oon Hamburg nad^ ^ensourg gereift ift, mte 3. S. S.9l.5lro^n, (Sefc^ii^te berSBieber*
tauf er in 9lorbbeutf^Ianb, Sei^ia 1758, 6. 150 erj&^tt, ober ob er erft in Flensburg
mit Sugen^en unb ben Hamburgern 5ufammentraf unb oieüeic^t biefes 3^^^^^^' ^
tre^n bie Seranlajfung marb, i^n ^erno^ nac^ ^ambura 311 ^ie^en, mie ätap^orft
meint, lagt fi<^ niqt Jid^r feftfteüen; bo^ ift ni^ unma^Aeinlic^, bag er [c^on oor
bem gfknsburc^ itolloquium tn Hamburg mar. Unb ma^c^einli^ ^at er )id^ au^
mS^nb bes Sommers 1529, o^ne eine amtli^e Stellung 311 ^en, tn Hamburg auf*
pe^oUen (?). 9laAbem Sugen^agen am 9. 3uni 1629 mmburg oerlaffen batte, legte ss
ber bortige, f^n bejahe $aftor 3U 6t. ^etri 3o^nn Solbeman, ber frflqer 9Ibt 3U
Selbud mar unb ma^^inlic^ oon bort^ fc^on mit Sugenbagen unb ^in befannt
mar, fein 9lmt nieber, entmeber, mie meiftens txfi^U mirb, metl er felbft bönlli^ mar,
ober loeil feine gftau bas Alima ni^ oertraaen lonnte (fo Stapborft a.a.O. 6. 150;
Aber Solbaoan ogl. Sillem in ber oben angeni^en Sc^nft unb (Enbers, £ut^ers Srief* so
iDed^fel, Sb 4, 6. 366) unb oerlieg bie Staot, unb nun mürbe ^in 3U feinem SlacQ*
folger berufen unb am Sonntage oor gfelidani, am 17. Ottober, in fein 9Imt eingeführt
60 er^tt Step^n Aempe, ber bamals felbft in Hamburg lebte, ogl. feinen %enc^
Ober Me 9{eformation in Hamburg bei ficmpenberg, ^ambura. (E^onilen, Hamburg 1861,
5. 541. Die Hngabe, bah Sugetuagen i^n noc^ mö^renb feines Slufent^altes in $am* 85
bürg in biefes 9mt eingefu^ ^abe, ift iebettfaus eine irrige; es folgt bas u. a. auc^
aus einem Sriefe Sugen^agens 00m 11. mguft 1529 (3uerft oerdffentli^t in bes
Untersei^neten Ausgabe oon Sugen^agens Atrc^enorbnung fiir Hamburg, Hamburg 1885,
6. XXIX f.). Do^ mug %in als ber betrautet merben, ber 3umeift oas Sßerl sBugen*
^gens in Hamburg in bem Sinne feines i^e^rers unb ^^eunbes fort^^te. gfür bie 40
Dduige (Einffi^ng ber Sugen^agenfc^en 5tir^enorbnung in Hamburg i[t er mie lein
anbofer Q&tig gemefen, mie er es benn auc^ mar, ber ^auptfäd^Iic^ ben Aampf mit bem
noA lot^Iif^en Dom!apiteI oon ün^Iic^er Seite 3U führen befam: feine Suffaffung
besfelben ift aus ber frü^eften S^rift oon ibm, bie mir noc^ ^en, feinem Pinacidion
de Romanae ecdesiae imposturis, $amb. 1530, 3U erfe^en. 3^m mürbe bann aucb^ 45
fobalb nac^ ber Sefeitigung ber äußeren ^inbemiffe, oie bem entgegenftanben, es möalid)
mar, unb nac^bem Urbanus 9tbegius oergeblic^ 3u berfelben berufen mar (ogl. (&effden
in ber 3eit[^ bes Sereins für bamb. ®eM|id^te, Sb 2, S. 341 bis 356), bie ^öc^fte
geiKIi^ Stelle in Hamburg, meldte na^ Sugen^agens 5tb:(^enorbnung bafelbft ein*
gerietet iDeri)en foIUe, bas 9fmt eines Superintenbenten, am Sonnabenb oor ^fingften, so
am 18. SRai 1532^ ilbertragen; oal. Üro^iger, $amb. CE^ronil, in ber Slusgabe oon
£appenberg 1865, (o. 269. 3n biefer Stellung, mit melAer bie eines ^aftor unb eines
£eItor Primarius am Dom oerbunben mar, blieb er ois 3U feinem aooe, obmo^I er
me^a^ anbersmo^in berufen marb. SIIs i. 3* 1533 bie tl^eologifc^e gfafultöt inSBitten*
ber^ neue Statuten er^Iten ^tte unb nun 3um erftenmale mieber Doltoren ber Xbeo* »
lo^e beirte, marb ^in, ber auf SBunfd^ bes 9{ates in Hamburg boju nac^ SBittenberg
retfie, am 17.3uni mit Sugen^gen unb Cruriger biefer SBfirbe teilhaftig. Sluf SBunf^
^einrid^ YIII. oon (Englanb marb er i. 3* 1^34 3uglei(^ mit 3mei Hamburger 9{ats*
Ferren, bie in politifc^en 9[naelegen^eiten bort^in gingen, naA Snglanb gefanbt, um bem
5lonige in ber belannten (E^efi^eibungsfac^e unb flber^upt bei ber (Einführung ber 9{e* ^
230 S)mm#
fomtation oon 9lu^en 3u fein. Spin ging am 12. 3uni 1534 3u 6^fff unb lant ^et
als [eine Segletter er[t im 3<^nuar 1535 oiebet na^ Homburg jinrud, na^bem ber
9{Qt in Hamburg in einem befonberen Sd^teiben an $einri(^ VIII. um feine (Eni«
laffung g^eten, ba er i^n nic^t me^r entbe^en lonne. Uuäf in ber golgejeit finben oir
6 ^in ^aufig auger^alb ^g^ntburgs als SIbaefanbten ber Stobt in firc^IicQen ^imelegen*
Reiten ^otig; fo [(^on im 3^1^ 1^35 tpimr in £üneburg, 1537 in S^maHaloen. ido
er ffir Hamburg unterfd^rieb, 1546 in Aopenbagen, 1547 in 9loftod, 1548 in 9RöIn,
1551 in fiflbed. Dag er bei ben Ser^nblunoen, wüife in Hamburg felbft ftatt*
fanben, roie auf bem oid^ti^en itonuent am 15. ^tpril 1535 in 6a(^n btf Sabamen«
10 tierer, einen bebeutenben Stnflug ^atte, oerfte^t fic^ oon felbft. Sin allen ür^IiAen
93eu)egungen feiner l^txt na^m er Anteil unb nid^t feiten OHir fein SBort bas entf^ei*
benbe. Die (gutac^ten, oeld^e er babei prioatim ooer infolge eines er^Uenen Xuftraaes
oerfagte, finb mit 9te^t fe^ geadbtet unb ^aben mäf f^uit Sßert; unter i^nen finb
befonbers ju nennen bte im Suguft 1548 suerft erfc^ienene, oon ^in oerfagte 6d^:
» ,,S3eIentniffe onb (Erfieringe (in fpötem Druden fteqt Hatt beffen: Sorflannge) op bat
Interim borA ber (Erbam Stebe £flbed, ^amborA, äinenbor^ k. Supertntenbenten,
^aftom onb ^rebigere t^o (E^riftlifer onb nSbiger Snberrid^nge gefteüef ' (ogl. £ap^n«
bergy 3^^ ®efc^i(^te ber Su^bruderlunft in Hamburg, 1840, 6.30) ; femer bas (S^etben
an 3ReIand[)t9on unb feine Aoüegen megen ber adiaphora o. 3- ^649, bann bie
20 responsio .... ad confessionem Andreae Osiandri o. 3* 1552, U)eU^ ledere
^m mit 3o^<^i^ Sßeftp^al oerfaMe unb bie oon ben 9Rini^rien in Hamburg unb
£flnebiurg unterfc^rieben SKtrb : biefe brei finb abgebrudt bei Stop^orit o. a. O. im Sin»
Ehsng. 9Bir lernen aus i^nen Spin als einen ebenfo milben als grfinbltc^n unb gelehrten
Xl^eologen fennen. Son bem ,,Sefenntnis auf bas 3nterim", bas f^n 1549 in 90A*
S6 beutf^er Iteertrcmung erf^ien, urteilte aud^ SRelanAi^n, bag es bas befte fei, loas in
biefer Sac^e gef^rieben morben; unb felbft loenn ^n ni^ mit 9ReIanqtbon fiborein«
ftimmte, oie in ber Sew^teilung ber adiaphora, ifyA bas i^ Sfreunbf^^ leinen
(Eintrag, ba SRelan^t^on &)ins vlnfic^t ebren muMe unb fiA bur^ feine emfte, ruhige
SBeife nic^t oerle^t ffi^Ien lonnte. (Sgl. uRelan^ons Sriefe an fipin im Gorp. Re-
80 formatoruin.)
Unb anb^ts fyä fid| f[pin oiu^ nidjt in bem 6tieite geseigt, bun^ ben fein «Rome
am belannteften gen)orben ift, bem über bie fi^re 00m descensus ad inferos. XIs
fiettor am Dom ^otte %in moc^entlic^ mebrfaq lateinif^e tl^ologifc^e Sorlefuimen ju
^Iten, oelc^e oon ben ^rebigem unb anoeren (gelehrten bejud^t ju oerben mtg^n;
u tn bieten Sorlefungen na^m ^in eine längere 3^it bie ^falmen bun^, pflegte aber
bei ber (Erflorung auf fol^e gfrogen Slfidfic^t m nel^men, u)el(|e gerabe fonft bie (&e«
milter beQ)egten. SBeil nun I 3. 1542 ber mtHel oon ber $öuenfa^, fo erjfflHt er
[elbft, |o gebeutet oarb, bag ^ölle fo oiel als (grab fei. ^abe er fi^, als er ber 9lei^
oer ^falmen nac^ an oen 16. ^falrn lam, auc^ auf btefe gftage etnaelaffen unb na^
40 fiuti^ers 93organg in ber (ErllSrung ber ^falmen gejagt, (E^riftus fei ffir uns 5ur $5ne
geftiegen, bag er uns oon ber ^ilU erlöje. 6c^on bamals ftellte 3<>^nn (ßmxfius
(ogl. 30)93 VIII, 368 f. — au(^ ju bem ^olgenben), tpins 9la^oIger im ^aftotote
ju 6t. $etri, %in hierüber jur SRebe unb berief fi^ caidf feinex|etts auf £uJ^, ber
tn einer 1533 m Xorgau ge^Itenen ^rebigt bie ^bUenf ai^ (Ebrifti als ben Zriumpl^ug
tf eines Siegers barfteüe. Damals fam ber Streit aber noc^ ntc^t jum Susbruc^; (6ar»
cäus tourbe 1543 nac^ Spanbau berufen, oon 00 er feboA 1546 oieber als $aftor 5U
St. 3<^iobi na^ Hamburg jurfldfam. 3njnif(ben ^e 3o^<nnt gfreber, ber bomals
als $aftor unb fieftor ferunborius am Dom ^ins nä$fter Aollege loar, faft gegen
%ins Sßillen, mtnn aud^ fc^IiegliA unter feiner 3uftimmung, ben Jlommentar ^ins jum
<^ 16. ^falm herausgegeben (gfranifurt 1544), fo bag %ins 9Infi^t Aber bie ^oüenfo^
(E^rifti nun aügemein befannt tourbe. 9lid^t lattae nac^ (ßarcSus' 9{fi(RuTrft brad^ ber
Streit nun toieoer aus unb mürbe namentlich öffentlich unb ^eftig, als Zilemann Sp«
pingf unb anbere in toettläufigen Sc^rfften unb auj ber Aanjel ^in angriffen; nun
lonnte auA (Sarcäus niAt \qwtxatn. I)ie (Einjel^etten bes Aampfes^ um beffen Sei«
M legung fi(^ aud^ bie Obrigf eit bemühen mu^te, finb oenig erqutddtc^ ; fe I&nger er
bauerte, befto erbitterter toorb er. Son oerfäiebenen Seiten toanbte man fic^ mä^nb
bes Streites um ein (Sutac^ten nac^ SBittenberg; SDlelanAtl^on lonnte nur ausfprd^n,
ba^ es über biefes fie^rftüd no(^ nic^t ju einer flbereinjttmmenben 9Infi^ \>tx fie|rer
gelommen fei, unb jum •grtieben raten. SBegen ber Unbotmägigleit uno ^eftioieit ber
^ ßegner %ins enbete ber Streit in Hamburg äugerlic^ bamit, bag bie (^rer ber
«tiiimd Xrgentid 231
leMeren, Gorcäus, (Eppingl unb ^adcott, am 26. Slpril 1551 i^rer Slmter entfe^t tourben
utib bie Stabt meiben mußten.
9ür ^mburg tft Spins SBirffamleit no^ oon befonberer Sebeutung getoorben burd^
bie na^ i|in benannte Jtir^enorbnung, toel^e als eine nottDetü>i^ geiDorbene (Ergän^ng
ber Siigen^enf^en at^ufe^n i[t; er erhielt ju i^rer Slusorbettung 1539 oom mte 5
ben 9ufnag : barfiber, lote loeit |ie (Sefefaesfroft erbalten l^t, i|t in neuerer 3eit geftritten
iDorben, hoof lann loo^l niAt jmeifelqaft fein, bag |ie bts jum 3^^te 1603 in Geltung
mt. Sie i|t in einem Stusjuge bei Stifter ^ebnidt. m^ für Sergeborf arbeitete
llpin L 3- 1^40 eine ftir^enorbnung aus unb t. 3* 15^2 fflr Suste^ube eine 5lir^en«
unb Si^ulorbnung ; er[tere i[t aebruA in ber 3^it[d^nft filr ^ontb. C5e[^. I, 6. 589 ff. lo
äpin ftarb noic^ einer reiben Xptigfeit am 13. 9Rai 1553 im 54. fiebensfa^re.
db iDor jiDeimal oer^eirotet getoe[en; [eine erfte Stau [tarb 1549. Sluger einem Sope
Srriebri^ ^interlieg er mehrere unmflnbige ftinber, mo^rF^einlid^ nur Xödbter. Q5Iei^
noc^ feinem Xobe oerfertigte ber ^rebiger 3oad^i^ SRagoeburg, um Fein vlnbenfen ju
e^n, ein CEpitap^ium auf Uftt, b. $. ein (gebiegt, bas in beutf^en dleimen bie t^eo^ 15
U^ifAen Seroienfte &)ins befqreibt; es erfc^ien fc^on im 3^i 1^^3 ju Hamburg bei
3oa(9im fieme. — Über Spins Slac^Iommen ogl. Säur in ber CncqUopabie oon (Erf^
unb (Bruber, I. 6ettion, 2. Sb, 6. 59 in ber %nm. (Sari »evt^ea«.
Sreit f. 3^itred^nung.
. argentti». SRit biefem SBorte finb oon fiut^er im Sil. bie STusbrüde ^tä?» 20
nbdp?5 ^1>P^ ^^^^j ^ ^2;. axdvdaXov unb TtQdgxo/iifjia. Der «Brunbbegriff ber
^dbcaif^n unb grieqif^n SBorte ift ber eines Obfeltes, an roel^em {emanb ftraud^It
ober biac^ tpelAes {emanb gefangen mirb. axdvdaXov = axavddXn&govt bas Stell«
^ol} in ber SfaÜe, an tpeld^em bie £od(pei|e fi^t, bas 00m Xiere berührt, losprallt. (Ent<
^^nb im Deutfcben ber metap^orifAe Slusbrud Slnjto^ » fo im eigentli^en Sinne 25
3 SKof. 19, 14: „tu follft für bie »linben leinen Slnftoh (^tc:m) fefeen", im un*
etgentu^n 915 14' 13 ; 1 Ao 8, 9. Das 9Bort Sraemts lö[t bie URetap^er auf,
in biefem SBorte 9at namli^ ara bie Sebeutung f^le^t, oeroerbt, [0 fiut^er (bet
SBalA XXII, S. 1673): »Srgemte ift, toenn etiDas gerebt unb getan roirb, baburd^
ber 9Ban unb 9Reinung oeroerbet iDirb, beibe gegen (Sott unb SRenfqen". (Es bejei^net 30
alfo ber (Etomologie nad^ ein Obfelt, b. L ^er{on (3m 16, 23 im gried^ifqen Xext) . Sinnesart
ober eine ^anblung, looburc^ eine arge b. t. fqle^te (Sefinnung ober eine Slnfi^t beoirK
ober eine oigr^nbene offenbar gemalt wirb. Die ^ilige S^rift gebraust auq ba ben
Slusbrud „&gemis", loo bie Sejeugun^ ber SBabr^eit ober ber Selbftbarftellung einer
ibeakn ißerfömic^Ieit bie fünbige Oppofttion excittert. Den 3uben lourbe CE^riftus „ein 35
etein bes SInftoges unb ein gfels bes &gemiffes'' (1 $t 2, 8; & 2, 34 ; »ö 9, 33;
3o 8, 14); unb bie ^rebigt oon bem aefremigten Qi^ftus roirb immer ben einen
ein wgemis, ben anberen eine X^or^eit fein (1 Ao 1, 23). Die (Srunbbebeutung,
mie fie in ber (Etymologie bes SBortes gegeben ift. bleibt aüerbings au^ ^ier befteben.
Das wgemis molAt fie ärger. SIus btefem oerfqiebenen Spra^ebrau^ eraiebt fi^, 40
baft iDtr ein boppeues llrgemis ju unterfd^eiben boben , ein genommenes unb ein ge<
geoenes. Sei bem erfteren brauqt bas drgembe Subjelt leine fittli^e S^ulb ju ]^aben
(SRt 11, 6), oielme^r fonnte es S^ulb inoobieren, toenn ber G^lrift aus f^ioaAIi^
^^aratterlofer Sfriebensliebe bas Ärgernis bei ben Söfen ju oermeiben fud^te; aber |te^
upa ntdU fittlt^e Sos^eit, fonbem fittli^e S^wa^beit gegenüber, fo loürbe allerbtngs 45
bor (Ebm M bes SRanaels an S^onung ber Sqioaqien J^ulbig ma^en, loenn er
feine lüidftd^t buauf no^me, ob bie Qäfwaiftn an feinem äSer^Iten &aemis nehmen
ISnnen. 3n biefem öinne fcmt (E^riftus SRi 17, 27: „auf bag aber toir fte ni^t oraem
u. f. ID.'', ogL vJtt 18, 6. $ier mug eben f^on oon mgemis geben gerebet tDeroen,
unb bies inooloiert ftets fittli^e S^ulb, roeil es im (Erfolg ber Sünbe oorarbeitet. Ss 60
oenoirrt bas fittliAe Seiou^tfein, [ofem in bemfelben über bie Sittli^Ieit bes wgemis
C&ebenben, ober üoer bie Sittli^Iett ber $anblung, ober über bie Sti^ttgfeit bes eigenen
fitüi^n Urteils StotVel txmtü loerben. 3nbem jeber foIAer 3ufton)^ ^on einer Xrü«
buna bes Haren ftttH^en . Südes begleitet ift, alfo bie ßutaffung ber Sünbe erleichtert,
aerotnnt jebes geaebene Ärgernis bie Sebeutung einer beiou^ten ober unbeiouMen 93er« 55
TO^ng. S^on bie unmittelbare Selbftbarftellung bes Sünbers ift bem fittliq leuf^en
Singe ein Jlrgemis unb toirlt oerfü^enb , er mag es wollen ober ni^t. Da^er finben
mit im btblifc^n Spra^ebraud^ im Segriff bes Slrgems, Slrgernisgebens juglei^ mit
232 ivgcntt» SSrbiB
bas Seileiten jum Stiou^eln, jui Qfittbe, |et es babun^, bag man unElegrfinbet falfdic
3In|ii^ten beioiiff (3ef 62, 14; 31» IL 6; 17,27; 26, 31), [ei es babiödi, bag man
bie falf^e 9lnftd|t Mr(£rlau&t^it geo>i|(ct $anblungen unb Somit bie 9fai^^cqrmuru| ^'
ieiffi^rt (3)lt 18 6; 1 Äo 8. 13; 10, 32 u. a.). %n Iti^ ift biefe 9te6enb«fe^unfl
G nEqt notibenbia Damit oetbunben ; iDti fpie^en Don gegebenem 9[nftog unb wgemis
miA ba, Dojimn^ bie ^onblung nut eine gete^te emHe SRif|6inmng fieoHn^enifen
»iib. Dofi &gemis in biefei enaeien Sebeutung offtcurt foIfltK^ auA nut foUpe,
mtl^f bie \M\d)e SBeltorbnung ^^en, toobei niAt ausget(bto|fen ift, sog Rc t^'
|ö<^lid) etwas für eine (^orberung ber nttlimen 3ßettotonung ^Uen, uxis boiout feinen
10 älnbrud) maä)tn [ann ; bae i[t j. S. ber gfoH. ttxnn fie an einer in ßttli^ £rRi^if
geübten, al[o erlaubten ^anblutm ^gemis nepten, meil fie niAt oirf »Hennen &ö^
littli^et ffirlenntnis ftc^en, meli^e b«qu gehört, um biele afrei^a, allo bie oBoubt^it
bei ^anblung, ;;u begreifen. (£fi gilt ba^t oft, fi^ '^I^Pefftrihtbng in bcifluriibung
leiner [ittlidien ^eif)eit aufjuetlegen , um nii^t ben St^nxKQen aiaernis ju beieiten.
« 3n bie|ei Seji^ung oetiannt ber 3l(>ofteI oon ben ftorinttem.bafi fie (t(^ «« ©enujje«
bes Opferf]ei[d)es enthalten follten, um ben Sdinu^n mn w^entis al geben 1 flo
8, 7—13; 10, 28, unb ttellt er benffirunbfo^ auf: „i^ fyiSx es alles aJwqt, aber es
frommt niiiit alles" 1 Ro 6, 12 ; 10, 23, 32. 3n ganj fi^nlidict 9BctIe begr&nbet fii^
Die 9tü((fi(^, bie mir bei unfetem ^anbeln auf bie Ainbermelt )u nehmen ^oben; ni^t
20 alles, mos mir oor (Enooc^fenen t^un bürfen, bfiifen mir ou^ vor Ainbent t^un.
Sßii ^aJben bo S^oi^e, |ittli(^ Unreife doi uns, benen man^es mm mgemis, bos
fftiH ^ier jur Serffi^rung unb jui Trübung ^its [tttlic^n uiteib gere^n mürbe,
mis bie|en Sinflug auf <taBa^\tnt nii^ ausüben mürbe. $ier^ g^ren ou^ bie
^Ile, mo jemonb mit feiner ganbluna in SBiberfpruA tritt ju ber allgemeinen fitt>
2iilt^en SlnjAauung, obgleidi biefe eine jol^e i[t, bog fie ni^ borauf flnpiti^ niaAen
!ann, mirili^ ffii bie n^t^e gegolten ju nerben. $i« midi bie Slflofi^t «if bas fitt<
It^e ®effi^[ einer otogen äRotorilät moggebenb, meli^ eine ebenfo grobe 3<>$I oon
Si^^tn teptfilenttert. Sin Mnftler fann in reinem itunftent^ufiosmus bie Si^Sn^it
bes meiblic^tn Jtörpers in purer Siadt^it jur Xiotftellung killen, o^ine bomit ettöos
90 Unjtttlii^es ju t^un; ober eine anbete Stnge i(i, ob et fein Aunftmerl auA Offctttii^
ausft^en borf, meil bos [ittli^e S<^amgefQ$I ber Sn^emein^it baron 9In|to|t ntmmL
Itergemis bereitet (et)tliä| aHts, ows oIs eine bSsmillige Setletaung ber fittli^n
äBeUorbnung erfi^eint, [ofem es bei benen, loel^e bie [ittlii^ SBeltoronung ^^Iten,
ni^t blo^ geregte, emfte anigbilliguna ermedt, [onbem immer auä, me^ ober Denioei
ae betDufit, Don ber Seforgnis begleitet i^, bag es, menn au^ ni<^ jm |ie felbft, boi^ }üz
onbete Derffi|tetif(^ ober bas [ittli^e Urteil trübenb toirlen I5nne. So bereitet jebe
Sünbe o^ne Unterf^ieb äigemib. SIber ni^t in gletd^er SSeife. 3n ben S<!IIen, too
Sfi^ne, b. ^. bie entfpie^enbe Strafe eintritt, mirb bas Sr^emis bur^ bie Seftrafuttg
geiotfftnnagen groben. Tia^t oetlangen bie iSeSrgetten bte Seftrafung, unb es ent*
ta \itffi ein neues mgemts , menn bie berufenen 9Iii$tei leine ober nut eine oei^UntS'
mägig gelinge Strafe auferlegen; man [ie^ barin eben toieberum einen SRangel an
^o^forning ber fittiu^en 3BtItorbnung. 3)a^er reben loir au4 im befonbeten
Don Srgemis, roenn einer, ber burc^ feine fiebensfteOung befonbers m^u berufen niäie,
über bie 9[ufred)äKiItung ber fittli^n 9BeItorbnung ju loa^en, \i^ einen groben Set<
46 ftojl gegen biefelbe ju [äulben lommen Ifigt , ober menn über^QUfPt temanb M einer
Sünbe i^ulbig maät, oie man gerabe i^m am meniaften jutrouen follte mit nfidfic^
ouf [einen Stanb, Seruf, Slltet, (Sef(^Ied|t u. f. m. 3!)ie mit bem Slonje bes Stanbes,
ber 3Ra^l, bes Stubmes unb bes ^elftes umtleibeten Sünber geben ein [i^mcreres
&gemi5 als bie Sunbet aus bet otogen 3Renge. Unb enblt^ muffen tote noc^ bes
Go Jtralles gebeiden, mo eine un[ttttii$e ii)cA [t^mlos geübt mirb , meil [le bfligerli^ nt^t
ftrafbar i[t: ba lonjentriett [ii^ bas fcgemis botin, bog §ier eine SflJbne oetgcbli^ ju
erroorten i|t. m«h- *»>«»«.
aSriwe. Epiphanius, Panarion Iiaerea. 75, opp. ed. Slinbotf 3. !@b, Selpg. 1671,
S. 354ff.: e^r. ffi. 3. ©al^ ffinltnutf einer Bonflänbigen ^iftotfe bct »e6«"ifnF 3- '^ • fi'iPJ-
65 1166, ©. 321 ff.; Stittädij. Sftr. Äitc^enocf^idile , 6 ZI. Seipj. 1779, ©. 235 ff.; aRöUet,
Sel)r6u(6 b« girt^cngefcfticött, i. «b, Sreiburg 1889, ©. 305.
Merius mar ein Su^enMreunb bes (Euftat^ius, nai^^erigen fflif^ofs oon Se6a(te
in ^ontus, unb führte m (Semeinji^aft mit i^m eine ^eü lang ein asteti[(^ £eben.
9]a4 be[1en (Erhebung jur btf^öfli^n XBürbe (365) mürbe et jum $resbi)tei unb S3or=
Serittd afrila 233
[tei^t eines 9Innen|bau[es in 6eba|te ernannt. (Er geriet ober iaVb mit (Eujtatbius in
Streit, ob aus CEiferfud^t aeoen oen ^ö^erjte^enben gfreunb mag ba^ingeftellt bleiben.
£r bel^ulbigte i^n, bag er M nur barum beffimmerep C5elb ju fammeln, bag er mithin
[einer frfi^eren asfetif^en 9lid^tung oöllig untreu aeiDorben. ^Differenjen in ben 9In<
fixten über geroilfe mä)i umoi^ttge fünfte ber Air AenoerfaffunQ p bes (ßottesbienftes 5
unb bes ^riftlii^en fiebens me^en bas (Jf^uer bes Streites ^tf^en beiben ebemals
befreunbeten aRönnem. Slörius ftanb flbrigens in [einer Oppofttion bur^aus ni^t oer«
einjelt. Denn als es ba^in lom, bag er, ungeachtet ber (Ermahnung bes (Euftat^ius,
bas i^m onoertraute $aus juSebafte oerlieg(c.360), f^Iugen fi^ eine SRenige CE^riften
beiberiei (Se[^led^ts m iffm; es entftanb fo eine eigene Partei ber SlSnaner, oie, 10
oon allen Seiten oeifolgt, i^re 93erfammlungen ^ufig auf freiem Sr^be, in SBälbem
unb auf Sergen ^ielt, bo^ balb [purlos oer[(^anb. 9lMus ^ielt bie (Slei^^it oon
Sifd^of unb ^resbqter feft; mit Berufung auf 1 Ao 5, 7 erllärte er RA gegen bie in
jenen (Segenben ^errf^enoe Beibehaltung ber ^affa^ma^heit bei bem ^nbma^Ie. Sr
belam;rfte ben 9Bert ber prbitte ffir bie 2:oten unb bie fittlid^en 9Iusnm^fe . bie fi^ 15
boran tnfi|)ften. (Er iDoIIte au^ oon ben burd^ bie Air^e gebotenen Soften niqts toijfen,
ni^t als ob er. ber Slslet, bas fjfaften felbft oenoorfen ffitte; er erllörte M gegen Jene
megen bes {fibtl^^bte^tif^en 9Be[ens, bas babur^ beforbert toerbe. Des %[grius mA^
tung uHtr ber in ber Air^e benf^enben m |e^ entae^engefe^t , als bag fie na^^Ittg
batte merben lönnen. (Epip^anius ^ai i$n mof)l fälf^Ii^ jum Srianer 0eftenu)eIt mb 20
be^belt i^n au^ (onft Je^r parteiif^. «frers^g t (**• SKetper).
tt^iofiifc^e ^rc^e [. Slbeffinif^e Air^e, S. 83—89.
Sfftmtat f. (E^ere^t.
Äftü. SRuinart, Acta marlyrum, SSerona 1731, 6. 399 ff.; AS ^Tug. II @. 55 ff.
Sicttbcrg, Ä® S)cutf(]^lQnb«l.»b S. 144ff.; Sricbrit^, m 3)cutf(6lQnb8 l.»b »ambcrg 1867 25
6. 186 u. ®. 427.
Dag eine (E^riltin 92amens Slfra in 9Iugsburg ben ÜRSrtqrertob erlitt, ift eine
unanfe^uKtre l^iftorifi^e 3:^atfa^e. Sie roirb bur^ bie Serfe bes SSenanttus (Jfortu«
notus (vita Martini lY, 642 f. S. 368 : Per^s ad Augustam , quam Yirdo
et Lica fluentant. HUc ossa sacrae venerabere martyris Afrae, unb bur^ bas su
Sorlommen i^res 9Iamens in ben alteren SRartQrologien beioiefen. Das |og. $iero«
nqmianum ^ 3. 5. Slug. : elvi augustana sei afri (cod. Eptern.) ober: In ciuit
agusta pas süi afri (cod. Wissenb.); 5. 6. Slug.: passio Sei Afre (cod.
Bern.); 5. 7. Slug.: retia. ciuitate agusta. Afre. Uenerie (cod. Bem.) ober
civi agujj afrae veneriae (AS Nov. II, S. 101 f.). 3rgenbu)elme Sebenlen gegen 36
bie SInnabme eines SRart^riums in Slugsburg giebt es niä)t Denn bei ber Sebetdung,
bie Slugufta 9}inbelicorum als Stabt ^atte, oerfte^t fi^ bas frfi^seitige (Einbringen bes
([^riftentums oon felbft.
Dagegen [inb mit o^ne Aenntnis fiber bie ^erfönliAIeit ber 3Rärt9rerin unb bie
näheren Umftänbe i^res Xobes. Dag [ie in einer $anbf(brift bes Senantius virgo ^eigt, 40
ift oufföUig. SBürbe 9}enantius fo gef^rieben ^cdben, fo UKhce ausgef^loffen^ ba§ bie
tlaifA^itn ber Acta s. Afrae einen ^iftorif^en Aem fyä>tn. Denn nacb t^nen mar
bie (E^priotin Slfra oon i^rer SRutter bem Senusbienfte gemei^, unb lebte fie in Slugs*
bürg oon offentli^er Unp^t. Die Sitten ersetzten meiter, bag fie oon einem flfi^tigen
Sif^of 9lamffus belehrt, in ber allgemeinen SBc^lgung aller (E^riften mutig i^ren (glauben 45
belannte unb am 5. m^uft ben Sreuertob erlitt. Sulein ber urffyrüngli^ Xext bes SBenantius
lautete ma^rf^einli^ nt.^t virginis fonbem marhrris. £s ift alfo mogli^, ba^ in ben
Slten ein Aem e^ter Überlieferung enthalten ift. Slber es fe^tt uns febes $ilfsmtttel, um
}u lonftatieren , mie meit man i^nen Glauben f^enlen barf. 3^^ ift \W^f ^h fi^
!ein einheitliches SBerl finb, fonbem mit 9{uinart unb Stettterg in acta conversionis so
unb acta passionis jerleg^ merben muffen unb bag bie le^teren alter finb. Do^
fielen auA fie ben (Eremni|[en offenbar fo feme, bag man fie fiur alle Sinse^eiten nii^t
als gef^iqtli^e Quelle benü^en lann. ^anif.
«frifa f. ÄgMten, S. 215—220, Slbeffinif^e Air(^, S. 83 — 89; Aoptifc^
Airc^e Slorbofrilantf^ Air^e; 3Riffionen, |)roteftanttf^e; ^ropaganba. 05
234 agotiett
9gll)iett. Suiceri Thes. eccl. ed. III, p. 23—28 ; Sing^Qin, Orig. sive Antiqn. eccl. veitit.
GrischoviuB VI, 504-524; ^tefcj^er. De vet. Christ, (agapis, Giessae 18^; ^. fl^i^,
a)!c ältcftcn Oucttcn bc8 Orient. Älrd^enrcc^t« (2U VI, 4), fe. 198—205. Über «Itct unb
terhtnft ber in le^terer ©c^rift üerarbeiteten Canones Hippolyti unb ber fog. Sg^tifd^en
_ ircftcnorbnung (Aegyptiaca ed. Lagarde p. 239—291, über bicÄgopen, p. 258 ff.; grie^ifc^
in ©unfenS Anal, antenicll, 469 ff., bcutft^ XU VI, 4, 104 ff.) ift nodft nicftt üöflige Ätar^eit
crjielt, tjgl. jule^t 3runfe, ^iftor. ga^rb. 1895, @. 1 ff. 473 ff.
Dos SBori äydatrj btente in ber alten Atr^e, auA ber lotetmf^en. ]ur Sejei^«
nung geioiffer Set^ötigungen ber Sruberltebe ober ou^ ber gefamten ^rifilü^n £iebes«
10 t^atigfeit (Tert. ad mart. 2 : per curam ecclesiae et agapen fratrum ; Orig. c.
Cels.Iy 1 aus beut SRunbe bes (Segners: trjv xaXovjiihnjv äyänrpf Xqutcuivwv noog
AkXriXm)g cf . Julian, fragm. epist. ed. Hertlein, p. 391), tnsbefonbere aber geu)t)fer
SRa^Ijetten me^r ober mentger gottesbienftU^en Spalters. 6o in ber fittterotur ]uerft
3ub 12, oieüei^t au^ 2 $t 2, 13. SBenn Clemens in ausgeftnrod^ner mOixi^i
15 auf bie bei einigen Selten oorgeloutmenen SRigbrau^e unb auf ^eibmkbe Serkunt«
bungen aegen jebe Slmoenbun^ bes SBories auf irgenb welAe unb auA auf folc^ 9Ra^l<
Seiten, oie ein Slusbrud remer, mitteil|amer £iebe feten, proteftierte (Paed. II,
§ 4—7 cf. Strom. II, § 10. 11 ; VII, § 98), |o blieb bies o^ne (Önflufe auf ben
nrc^Ii^en Spra^ebrou^. 9lo$ Sluguftin (e. Faustum XX, 20) wie ber oon i^m
20 belampfte 9Rani^aer gebrauAen ben Aunftousbrud, unb es ^ngt mit bem Serfall ber
3n[titution julammen, bag ber 3nterpoIator in oonst. ap. U, 28 bos in feiner, bem
3. 3^^t^unberi anae^öngen Sorlage oorgefunbene äydnriv (didasc. syr. ed. Lagarde,
p. 37 cf. bie fqrif^e äTerfion oon 3ub 12) bur^ ^toc öoxiiv c&c 6 xvqioq (bvö/Miae
25
nostra de nomine rationem sui ostendit; id vocatur, quod dilectio penes
Graecos (b. i. äyduitj). Sie bient oor allem baju, ben Firmen ber (ßemetnbe eine
(Erquidunp ju bereiten, im übrigen ber (Erbauung. (Sebet eröffnet unb [^He^ bos Sei«
30 [ammenfetn. 3la^ Seenbigung ber SRa^^eit unb naäf bem Slnjfinben ber fii^ter mirb
oer eine ober anbere aufg^orbert, aus ber Sibel ob^ eigener Srfinbuna einen $falm
oonutragen. Dag bie[e SRa^beiten unter fieitung ber ®eiftli^n ftanben, unb bag
biefen unter Serufung auf 1 Xi 5, 17 eine boppelte Portion oon Speife unb Xranf
|ugeteilt n)urbe, erfahren mir gelegentli^ de jejun. 17 cf. didasc. syr., p. 37. Die
3ö llgapen n)urben jur 3^^ ber geioö^nli^en ^auptmal^Ijeit gehalten unb Sehnten fi^
bis nad^ Sintritt ber Dunlel^eit aus. Slugerbem miffen mir nur no^. bag im (Sefic^tcf is
Süertulltans Das Sahament ber (£u^ariftie niät mit benfelben oerbunben war. Dies ergiebt
!i^ no(b nid^t mit Si^er^eit aus bem Steigen SiiertuIIians oon ber (£u^adftie an
)iefer Stelle, moffl aber baraus, bag nad^ Tert. corona 3 ein Scniptunterf&ieb
40 ptf^en ber Stiftung 3^|u unb ber lirqli^en gfeier ber (Eud^ariftie bann befielt , bag
3e[us bos Soframent jur 3^^ ^^b bei (Selegen^eit einer ^Jlal^Ijeit eingefeM fyd, bie
Air^e bagegen es ni^t fo, fonbem (unter umftSnben) fogar oor Zagesanorud^ feiert
(etiam antelucanis coetibus). hierunter [inb troft bes alten ,,ante lucem con-
venire" (Plin. ep. 96, 7 ad Trajanum) J^merlid^ oie fonntaali^en Srü^ottesbtenfte
45 ju oerfte^en, fonbem, mie ber [teigembe msbrud ju forbem J^eint, augerorbentli^
nä^tlid^ (Sottesbienfte ber Serfolgungsjeiten unb oer ^afc^iatlie (ad uxor. II, 4;
de fwgSL 14 cf . apol. 2 ; Minuc. Fei. 9, 5). SIber mäf (wge|eben oon biefen auger*
orbentud^n gf&nen feierte man bie (Eud^Jtie regelmögia oor jeoer anberen äRo^Iseit,
aljo morgens, nms |i^ aud^ aus bem ergiebt, was XertuIIian orat. 17 Ober bie $alb«
aofarttoge |agt, unb o^ne Serbinbung mit einer eigentli^en SRa^Ijeit. Die Siegel, bie
mir bei Spprian lefen (Epist. 63, 16: nos autem resurrectionem domini mane
celebramus, cf. §15: in sacriflciis matutinis^, galt [^on ju SÜertuUians 3^^^ ^^i
nxts bie enbgfiltige S^etbung oon (Eu^oriftie unb ^gape anlangt, für groge C&ebiete
ber jtir^e fd^on jur 3^it 3ufttns (apol. I, 65. 67). Dies beftötigen auq bie ni^t
55oieI jüngeren 9Ipo|teIgef^i^ten bes Seurius (Acta Jo. ed. 3^^t P* 2^^* C^» ^<^t.
Petri ed. flipfius , p. 46, unb bie etnms jüngeren Act. Thomae ed. Sonnet, p. 22.
35. 82). Der Serfud^ oon Sigg (The Christ. Platonists of Alexandria 1886,
p. 102—104), JU beroeijen, baß in Sllexanbrien jur 3^^ bes (Tlemens Slgope unb
(Eu^ariftie no^ nid^ gef (Rieben maren, befielt aus einer Rtüt feltfamer 9Ri|oerftönbx
60 niffe. %uäi ber (Srunbfa^ , bie (Eu^ariftie nü^tem ju empfangen , toelc^ lebe Ser«
^tCfiU 236
Mnbung berjelben mit einer oorange^enben SRa^^eit . unb insbefonbere mit ber gegen
9benb ftottfinbenben Sgope ousfd^bg, iDiib inbirelt unb ganj beiläufig [^on oon Ztt'
tullian (ad ux. II, 5) bejeugt. ^uguftin fanb i^n fo al^emein anerbinnt, bag er ge«
neigt uxtr» i^n auf eine ber 1 Ao 11, 34 in Slusfi^t geftelUen Slnorbnungen be$
^oulus ^urüd^ufiU^en (Epist. 54, 8), unb CE^rqfoJtomus uxtr tro^ aller grunbjap^en 5
^ei^it in bergteic^en I)ingen [0 feft Don bem Sluer biefer Siegel überseugt, bag er
äen bobur^ als (Exeget ju oer unmogli^en Slnji^t fam, jur 3^it bes ^aulus
^abe |i(^ in jtorint^ an bie oorange^enbe (Euc^ariftte eine gemö^nlt^ 9Ra^l3eit an-
»loHen (hom. 27 in 1 Cor. Montf. X, 240 cf. epist. 125 vol. III, 668). SBenn
ote äqnobe oon $ippo (a. 393), beren Se|^lfl|fe in ber S^IS^S^i^ me^ac^ mieber« 10
^olt tourben (Conc. Carth. III, c. 29 Bnrns, p. 127. 138. 167), oon ber SRegel
„ut sacramenta altaris non nisi a jejunis hominibus celebrentur'' ben (ßrün«
bomterstttg ausnimmt, fo sollte 3Iugu[tin, ber an biefen Sef^lflffen ni^t unbeteiligt
UHir (Epist. 22), biefe Aonjeffion ba^in be[^ranlt wiffen, bag jioar am (Srfinbonnerstag
ebenfomo^l na^mittags als morgens bas Scurament gefeiert werbe , erfteres aber nur 15
für fol^e, bie bis ba^in gefaftet ^aben (Epist. 54, 9). Slber au^ abgeje^n oon *
biefer oieueii^t inbioibuellen ibeutung bes Aanons Rubelte es fii^ bei bemfeKen nur
um bie gfrage, ob bie Sinjelnen nfid^tem ober na^ eingenommener SRa^^eit (post
cibos) lommunijieren bfirfen, unb fetnesn)egs um gemeinbMe SRabljeiten, in SSer*
binbung mit loel^n bas Salrament gefeiert Sorben loare. ^ies gut au^ oon ben m
&9ptem, meU^e, abmei^enb oon ber altoemeinen Sitte ber Airdbe, au^ ber alesan*
brtmUen, an ben Sabbot^en erft gegen Slbenb m^ bem (Senug aller mdgli^n Speifen
bas ^drament feierten (Socr. h. e. Y, 22). 9Ius b^ 3^^ na^ 3uftinus Knnte
als ein 9left ber ehemaligen Serbinbui^ ber (Eud^riltie mit einer oorange^nben
SRo^ljeit nur etnxi bies betrautet »erben , bag^ bie Vertreter ber oon (Ssffdan be< n
iompften Sitte, bie (£ud^ariftie mit SBaffer o^ne äBein ju feiern, biefen Sraud^ auf bie
am Sinken ftattHnbenbe gemeinblid^ (Eu^ariftie bef^änlt, baneben aber eine fnrioate
Eu^ariftte bei ober na^ oer ^auptmdbljeit gefeiert ju baben fi^einen (Cypr. epist.
63, 18), unb baft eine luben^riftliAe Partei Die (Eui^ariftte m eine 9lrt oon {fibiteem
palfomafil angefd^loffen ju ffcmn (d^eint (Epiph. haer. 30, 16). 3m übrigen entmioelten so
fu^ bie Sgapen im 3. unb 4. ^a^r^unbert berart, bag Jie immer oöuiger aus bem
3u[annneT^ng mit bem (Semeinbegottesbienft entfielen. mM man bie Angaben ber
brif^n Dibaslalia (c. 9, p. 37) unb ber fig9ptif^en ÄO. (8 47 — 53 ZU VI,
4, 104 ff.) mit ben Sef^lüffen oon (Sangra (can. 11) unb £aobicea (can. 27. 28)
pjammen, |o roar im Orient bie 9}eran[taltung ber Slgapen unb bie (Einlabung einjelner, »
befonbons ber SBitmen unb fonftiger Sbmer }u benfelben eine ber (formen , in voeläftn
iDO^I^obenbe (Semeinbeglieber aRilbtbätigfeit fibten. Der Sif^of unb anbere Seiftlid^e xouxitn
mit eingelaben unb. menn fie erf^tenen, befonbers gee^ unb mit ber fienung betraut.
^6f ber Sg. 5i£). foll ber 93i[(^of ober in be{fen Vertretung ein ^resbqter ober Diaion
bux^ Gebet, Srotbre^n unb Danei^una etnes Sijfens an bie (Safte bas SRobl ein« 40
leiten, toop febo^ u)egen ber äugeren ^nlic^Ieit mit bem Stitus ber SCbenbmalQlsfeier
QusbtfiAid) bemerlt mirb, bak bies ni^t wk „ber fieib bes $erm" eine eimigimla^
fonbem nur eine eHoyla [et, wel^e n)egfallt, n)enn lein (Seiftli^er ber Stgape bei«
Do^ni (&enfoQ)enig an beftimmte £)rtliqfeiten als an beftimmte 3^iten nrnren biefe
fitebesma^le gebunben, fanben jebo^ ni^t [elten in ben jtir^en [tatt (%. A£) § 47 ; 4»
in Can. Hipp. § 164 ^t ber arabifi^e uberfe^er offenbar irrtfimli^ aus iv xvgtaxd)
efai xvpiox^gema^t). (Eben bies mürbe ju fiaobicea oerboten (c.28), nm^renb gleim*
j^ttm febe Sbenbmo^lsfeier in ^rioatböufem unterfaßt mürbe (c. 58). Die meltlid^e
"^li^eit bei ben Slgapen, mel^e i^nen bie Stbnetgung ber asfetif^en (Euftat^ianer
9f roogegen fie ju ®angra (c. 11) in 6^u^ genommen mürben, mürbe au^ in m
iltf^ jbreifen immer me^r als unoerträgli^ mit ber SBfirbe ber gottesbienftlic^n
(MMhibe empfunben unb trug mefentli^ baju bei, fie aus febem 9}erbanb mtt bem
Aultus ju Ufen unb baburc^ bem Untergang entgegenjufü^ren. 60 au^ im 9Ibenb«
lottb. (Eine grogartige Semirtung oon Slrmen, mie fie ber rei^e ^amma^ius in ber
»afilöa bes Ißetrus ju SRom oeranftaltete (Paulin. Nol. ep. XIII, 11—16), mag feiten »
oorgelommen fein. SBie populär jebo^ fol^e Speifungen in ben Air^en, in ben
9Rärt9rerIapellen unb au<^ an ben (Sröbem anberer S^riften in Sfrila maren, ergiebt
fi^ aus bem me^rfa^ mieber^olten Sej^lug oon ^tppo (Conc. Carth. III c. 30
Bruns p. 127. 138. 167), bap (Seiftliqe in ben Aachen nur bann fpeifen bfirfen,
ivemi bie ^flxift ber (Saftfreunbj^aft gegen Dur^eifenbe es er^eif^t, bag aber bas m
236 agotm
93oII naäf SRogKAIett oon berortigen C5aftma^Ien abge^lten loerben foll; femer ous
ben S^tlberun^en 9luüu|ttn9 unb aus ber großen Se^utfamleit . loomit er bie Sbftellung
ber orgften SRtgbr&uqe beantragte unb unter Siraoeis auf oen Sorgmm ber meiften
italifd^n unb faft aller anberen Atrien bie oSHige Sefeitigung biefer SOtt^Ijeiten an^
öftreWe (Epist. 22, 3—6; c. Faust. XX, 21; conf. VI, 2). (fojanbeße fi^ um
tiefgemurselte alte Sitten; benn f^on ju ZertuIIians 3^^ ^^ ^ Qlütf iSfyäiof am
S^ooestag ber 9Ingebörigen ber Firmen ju gebenlen (cor. 3 ; monog.lO; exh. cast.ll).
Da aber f^on ^ an ben 9Jlart9rerfe|ten unb au(^ an ben 2:obestagen anberer CE^riften
au^ bie Sui^onftie gefeiert mürbe (Gypr. epist. 1, 2; 12, 2; 39, 3; const. ap.
10 VI, 30; August, c. Faust. XX^ 21; Conc. Carth. III c. 28) unb au^ grofee
SIgapen in otn Air^en gelegentlt^ bur^ (Jf^ier ber (Eu^ariRie eingeleitet mürben
(Paulin. epist. XIII, 14), |o ergab [iA na^trfigli^ eine gemijfe SeAtnbung jmilc^n
S[gape unb (£u(^ftie in umgele^rter Orbnung, mie fie in öltejten 3^tten beftanben
botte. 9In biefe merben mir aud^ erinnert, menn no^ in jiemlim JtoSten StHtn eine
u 9[gape o^ne (Eu^ariftie gelegentli^ ein xvqwlx6v deutvov ("Ag. Jtu. § 49^ ober eine
• TiQooqyoQd genannt mirb (Vita Polyc. per Pionium e. 26). — 3Ba« bie in bie erfte
$ölfte oes 2. 3<t^r^unbert$ fallenbe Xrennun^ ber Slgapen oon ber (Euc^ftie oer«
anlagt ^, ift ni^t iiberliefert Sluf einem aRtgoerftanbnto beruht es, mtnn man aus
Plin. ep. 96 ad Traj. ^erauslefen mollte, ba| bie (Elften Sitroniens unb bie gonje
90 CE^rifteitbeit infolge bes Serbots ber $etärien eben bamals i^re abenblid^n SRa^Ijeiten
eingettelu unb bie (Eu^ari|tie in ben 9Rorgenbienft oerlegt ^obe; benn es Rubelt li^
bort tebiglii^ um geri^tlicpe Slusfaaen einjelner, mel^e jugeftanben, e^mals abritten
gemefen ju fein, unb aus biefer (Erfo^rung heraus bie $auptftfide bes ($ri[fli^n ftultus
beigeben, meldte aber ju^Ieiä oerfiqerten , feit einiger 3^tt fi^ oom (E^riftentum unb
16 eben bamit oon allen d^nftli^en jniltusalten losgejagt ju ^aben, ogL 3<^> Sgnotius
0. Slnt, 6. 586 ge^en bie bamals no(^ ^enf^enbe mnabme. 6e^ moljrfAeinlic^ aber
ift, bag bie be^It^en SnÜagen auf „l^neftelfd^ SRabljetten utu> £)bipooeXf$en (Be*
f^Ied^oerle^' ber ^auvtgrunb gemefen finb, bie (Euqariftie. vi^üi^ allein ein un*
oer&ugerli^es Stfid bes itultus mar, aus ber oerbSAtigen Serbtnbuna mit einer abenb«
so li^en SRa^Ijeit, moran alle Sütersftufen unb (Sef^Iedpter teilnobmen, lossiüöfen, |unb bie
le^tere babur^ aus bem ekentli^en jtultus aussufqeiben. SBenn bie Spologeten, be*
fonbers beutliq SJlinurius gelii (Oct. 30 einerfeits, c. 31 anbererfeits, cf . c. 9, 4 — 6 ;
28, 2) unb Zertuüian (apol. 7—10 unb 39 anbererfeits), jene beiben Snflagen ge*
fonbert miberlegen, fo en^pri^t bas ber Aultuseinri^tung t^rer ^t\i. Die fonftante
35 93er!ettung be&er mHaaen (Just. ap. I, 26; II, 12; dial. 10; Athen, leg. 3,
31—36; Min. Fei. unb Tert. 1. 1.; Epist. Lugd. Eus. h. e. V, 1, 14 cf. 52;
Iren, fragm. 13 ed. Harvey 11, 482; Orig. c. Cels. VI, 27) fetjt aber bie SJer«
binbung ber (Eu^ariftie mit einer abenbli^en SRa^Ijeit ooraus, ftammt alfo aus ber
3eit Dor Trennung ber (Euc^ariftie oon ber 9lg(U)e, mas fi(^ baraus ergiebt, bag bie
40 müage auf (ßenuB oon SRenf^enfleif^ bereits bei ^linius berüdfic^gt mirb (ad su-
mendum cibum, promiscuum tarnen et innoxium), bur^ Den mir anbererfeits
erfahren, ba| in bem abenbli^en Sonntagsgottesbienft eine mirlliAe SRa^Ijeit ftattfimb.
Die SBerbinoung ber (Eui^ariftie mit einer mirüi^en SRa^Ijeit ergtebt \\6) au$ aus ber
mit ^linius etma glei^jeitigen Diba^e ; benn, mie man aud^ aber bas Ser^&Itnis ber
46 bort fiberlieferten euc^ariftifäen (Sebete (c. 9. 10) ju ben begleitenben juiltusbanb«
lungen beulen mag, jebenfaUs bemeift ber bas jmeite (Sebet einieitenbe Slusbrud (c. 10
/i£rd dk rd ijuTiXtja^vai), bag ju bem in Stebe fte^enben 9{itus eine fottigenbe mcUfyh
jeit gd^örte. 3Bie ^ier hos SBort evxagiorla, meines oon S^fttnus on (apol. I, 66)
als nr^ltAer Aunjtausbrud für bas oon (E^riftus gefttftete Sahament bejeugt ift, eine
Go gemeinbliqe SRa^Ijeit menig)tens mitbefagt, meiere mir feit SRitte bes 2. S^i^unberts
überall oom Saframent abgetrennt finben, fo gebraust Sgnotius, bem evxoQunla als
Sejei^nung bes Saframents gelaufig ift (Philad. 4; Smyrn. 7, 1; 8, 1), baneben
au^ äyojiri unb äyanäv jur Sejeid^nung ber deinen $aiu)lung (Smyrn. 7, 2 ; 8, 2 ;
Rom. 7, 3, ogL 3aj^n, 3gnatius S. 346—351). Daraus ift ju lAliefeen, baft in ben
66 (Semeinben oon SIntioqien bis 9{om, mit melden 3gnatius es ju t^un ^otte, Sie na^«
mals ausf^liegli^ fo genannte Slgape mit ber (Eu^ariftie no^ oerbunben mar, mie bas
gr biefelbe 3^ii ^lintus in Sejug auf Sit^qnien unb bie Diba^e ma^rf^einlüb ffir
lesanbrien bejeugt. Dasfelbe mirb ba^er au^ für Z^\> 12 (2 $t 2, 13) an3une9men
fein. 9lo(^ ^ö^er hinauf ffi^rt uns 1 5to 11, 17—34. 3Bä^renb ^aulus bas oon
60 3^fu9 angeorbnete (Effen bes einen unter alle 3Ritfeiemben oerteilten Srotes unb
aO<)iett Xfloliei I. 237
Xrin!en bes ^tetffir gemeinten SBeines (5tel^) fo fi^oif toie mögli^ oon allem gemeinen
(l^en unb Xrimen unterf^eibet (1 Ao 10, 3 f. 16 f.; 11, 23—29), bejeugt er ju*
gki^, bog biefes Sff^n bes Srotes unb Xrinfen bes Ael^s bes ^emt in jtorint^ an
eine bet 5bee no^ gleiAfaüs gemeinblt^e SRo^Ijeit fic^ an[(^Iog, bei n>el^er es do^
iam, bag ber eine juoiel SBein trani unb ber anbete ju memg m e|[en belam, um bdu^ 5
mu^ol^enbe Sobament in feiner Sigenait ju mürbigen. Sei aller (o^rfe b^ IbteUs
über btefen Unfug, unb tro^ bes Uiieils, bag ein Cffen nur jur Stillung bes Jüngers
ni^i in bie (ßemeinbeoerfommlung , [onbem in bie ^riod^ufer ge^re (11, 22. 34),
UKir Paulus bo^, mie 11, 33 jeigt, leinestoeos geotnt, jene Serbinbung bes Saba*
ments mit einer toirlli^en SRa^Ijeit abAuf^affen.. Sie 9at fortbeftanben bis in bie lo
erften 3<^^nte bes 2. 3Q|t^nberts uno btloet bie SBurjel ber oon ba ab auseinander
ge^nben (Sef^id^te \(moql ber (Eud^ariftie als ber Slgape. S|, Sal«.
Oaotietl^ $ap[t, 535—536. 3aff6I,6.113ff.;Lib.pontif.ed.Duche8De,l.»b,$arid
1886, @. 287 ff. — (5^r. fö. ^x. SBalc^, d^nttourf einer ooUftanbigen ^iftorte ber römif c^n köpfte,
®öttingen 1758, S. 121; %. Corner, Unpart. ^iftor. ber römifd^en $äpfte, überfe^t oon i&
9{am6a(^ 3.9b, ^agbeburg 1753, @.359; Sangen, ®efd^i(^te ber römifd^en tirc^e Don £eo I.
bid 9HtoI. I., S3onn 1885, @. 324; SRo^rbac^er, Histoire univeraelle de P^glise catho-
Uque, 5. 9b, 5. Auflage, $arid 1868, @. 91 ff.; (S^regoroütud, ©efd^ic^te ber Stobt 9lom
im 3R«. 1. ©b, Stuttgart 1859, 6. 341 ; »leumont, ©cf^ld^te ber @tabt SRom, 2. ©b, ©erlin
1867, 6. 47; ^fele Gondltengefd^it^te 2. ©b, 2. «ufl., greiburg 1875, @. 763 ff.; SRanfo, 20
(Skf c^id^te bed oftgottf ^n Sieic^d, ©redlau 1824, S. 185 ff. ; ^al^n, i^önige ber (Skrmanen,
2. «btL IRünc^cn 1861, S. 185 ff.
Sgopet I. toar ber So^n eines römif^en ^riefters (Sorbianus, ber mä^renb ber
Unnifien unter Sqmma^us erfd^Iagen motbtn war (Lib. pont. vita Symm.. S.261).
SBo^l auf SBunf^ bes £)|tgotefd5nigs Z^eoba^b oeftiea er, 6 Xage mäi oem Xobe 25
3o^annes U. am 3. 3unt 535, ben Stiäl $etri. (Sle^ im Seginn feines ^ontifi»
hts lieg er es fic^ angelegen fein, bie SDligftimmung, toel^e bur$ bas oonSonifatiusII.
fibet ben (Segenpopft Dioscorus oer^ngte Slnat^ema (530, 3^^ B80) im römifc^n
illerus beroorgerufen war, ju befeitigen, inbem er bas im Sw^to ber römifd^en Smäft
niebergefegte Serbammungsurteil in (SegentDart ber gelamten (Seiftlii^feit oerbrannte. so
Seine bimb bie SQUobe ^u jtartbago 535 (Mansi 8. 55b S. 808) §en)orgerufene &*
florung, ban febem in bie latboltfffle Airc^ fibertretenben Jttrianer bier (Eintritt in ben
^riefterftanS reb. bas SBerbleioen m bemfelben unterfagt toerben mfifTe (3^ff^ ^^^)i
yomk bte Serteibigung biefer 9Jla^regel in einem S^reiben an ben Aatfer 5u|tinian I.
(3affä 894^, laffen uns in i^m oen eifrigen Seiampfer ber ^eterobosie abnen, als 35
mlqler er fic^ mo^renb feines Slufentbaltes in Aonftantina|)el enoies. Dorthin fanbte
i^n jegen (Enbe gfebruar 536 ber Oftgotenidnig 2!^oba^ab, in ber Hoffnung, bur^
bte Sorftellungen bes ^opftes ben [$on einmal unter ben emiebriaenbften ^ebitmungen
edettelten, bcinn aber toieber lei^tfmnig oerfc^rsten Srrieben nod^ in ber le|^n Stunbe
00m jkifer erlangen ju lönnen. (Liberati breviarium 21, MSL 68, B. 1038 f.; 40
Marcellini comit. chron. auct. ju 535 f., MG Auct. ant. XI, S. 104 f. ; Yictoris
Tunnun. chron. 5. 540, S. 199 , Procop. Bell. Goth. I, 4 ff., S. 21 ff^ Slgapet
muj^ obvo^l er er|t oor einigen 3Ronaten bem Sij^of (E&fanus oon mies fea«
lii^e dntajtung bes Air^enguts, elbft jum 3^^ ^^ Slrmenoerforgung, aufs ftrengm
unterfagt ^atte (3aff^ 891) jur Seftreitung ber 9{eifeloften fogar bie heiligen (Sefäße 45
in 9lom oerpfanben (Cassiod. Varia XII, 20 , MO Auct. ant. XII, S. 376). Som
Raffer mürbe er glanjenb empfangen ; aber ben S^^^ f^i^^ Senbung errei^te er nii^L
3uftinian oenoeigerie ben gneben. Die Vermutung entbehrt ni^t ber äBcurf^einlicQ'
btt, bag er in jtonftantinopel me^r gegen als für bie (Soten t^ig xxm. X)enn feine
eigenen Krd^i^en ^Ibti^ten mu^tt er jum Siege ju fähren. Sie jielten auf ben Stur; 50
bes !ßatriar(^n Slnt^imus oon Aonftantinopel, eines geheimen Slnbangers bes SRono*
p^ittsmus. Diefem mar es bur(^ bie Unterftfl^ung ber 5tai[erin l^eobora, ber rönle*
oouen Segfln[tigerin ber SRonopbqfiten, gelungen, ben erjbif^fli^en Stu^l oon Zrape«
^nt, aegen bte Seftimmungen oer (£anones, mit bem ^atrian^enftubl oon Aonjtan«
tinopel 3u oertauf^en (MarceU. com. ju 536, S. 105). Sei feiner ^ntunft in Aon« 56
ftantinopel oerfogte %apet bem Slnt^imus iebe fki^lid^e (Semejnf^aft unb ließ fid^ auA
^ i, unb
bSter 311 berfelben nidjt ^erbei, obmobl bie Aaiferin glänjenbe 9}erfpre^ungen ma^te,
oer oon ber 9le^tglaubigleit feines Patriarchen fiberjeugte ftaifer mit bem (Esil bro^te.
Snbli^ gelang es SIgapet, 3uftinian ju überzeugen, bag Slnt^imus i^n odfiuf^t bcme.
£e|terer mürbe nun genötigt, ben ^atriari^nftu^l ]u oerlaffen unb bem URennas $la^ ßo
238 Slgotiet L »stMKt U.
ju ma^en, ber, na^bem er ein ber römif^en ^uffoffung entfprec^nbes Selenntnis
überreizt, auf SBunjd^ bes ftotfers unb, loie es f^etnt, im Sinoerftönbnts mit ^eroor«
ragenben orientdifi^en Sifd^öfen ber ort^oboxen Stiftung am 13. SRfirj 586 oom
$ap[te lonfecriert lourbe (Liberati brev. 21, 6. 1038). J3iefe 5U)nfefration be9 3Ren«
5 ms bur^ einen ^apft preift 3lga))et felb|t in einem Sriefe an ben Sifc^ ^etrus oon
3eru|alem als eine befonbere, bem neuen ^atriar^en mieberfa^rene göttlt^ C5nabe,
bie nur ber ju oerglei^en, burd^ bie bie erften orientalifAen Sif^öfe gemflrbigt lourben,
lOQHtr Die, oaB oer um Den :Kut letner ^ec^tgiauDtgten ängiuim 1 , „
Serbac^t, als ob er mit feinem monop^qfiti)^ gefinnten $airuur(^n in einem ge^imen
Sinoerftanbnis geoefen, ju begegnen, bem t[gapet ein ^laubensbelenntnis fiberreid^e,
n»el^es biefer in einer 3^1^^ ^^ ^^^ ^^^]^ ^^^ ^^* ^"'^ ^^^ ^^ Slusbrfiden gut
^ieg, bie beutli^ seigen, mte [e^r fid^ ber ^cM feiner errungenen Xriump^ bemugt
15 UHtr (3(^^ 398). Salb barauf emonlte er in Aonftantinopel unb oerfAieb bafelbft am
22. 9$ril 536. Seine fiei^e mürbe mi^ 9{om gebrad^t unb in 61 $eter beftattet.
9«. 3ö>ffel t (««Alf).
Sgofiet n., $apft , 946—955. ^aff^ I, @. 459 ff. ; lib. pontif. ed. Duchesne, 2. »b,
$ariö 1892; ©attcrld^, Pontüicum Bomanorum vitae, 1. «b, ßci^j. 1862, @. 34 unb
20 672. Sgl. bie oben @.237, u genannten ^erfe; ^öp!e unb Tümmler, ftaifer Otto b. &x.,
Sel^j. 1876.
SIgapet II., oon (geburt 9tömer, oerbanite feine (Erhebung auf ben Stu^I $etri
(946, 10. 9Rai) ma^rf^einlidb ebenfo mie leine 95org&nger jenem SHberiA, ber [eit 932
als ^rinceps unb Senator 9tom unb bie ^Spfte be^rrf^te. SIber er (meint tflc^er
25 als fie gemefen ju fein; benn unter feiner äJenoaltung oerme^en fic^ mteber bie 93e«
^ie^ungen ber Aurie ju ben ausmortigen Air^en. Sei feinem 9Imtsantritt fanb er in
ber Jranjöf if^en Aird^e fe^r f^mierige Serbaltnilfe oor ; qier Ifiät im 3uni 940 C5raf
$enbert oon Sermanbois oen (Erj^if^of afrtolo oon 9leims jur Wbanbtng genötigt
unb feinen So^n $uao auf ben erleoigten Stu^I eingefekt. Da nun 9rto& an bem
30 franjbfif Aen Abnig fiubioig bem Überfeeif^en einen einrigen Vertreter feines guten
9{eqts, Sr^iJ^of $ugo aber bei bem $ei^og $ugo oon fjfronrien, feinem D^im, 9lfid«
balt unb ^ilfe fanb, fo ^atte ber Streit um oie 9leimfer SRetropoIitamofirbe einen
blutigen jtam^ jmif^en bem framöjif^en Aönige unb ben C5roften bes 9{ei6s 5ur
gfolge. 3^ ^in^^ oorlöufigen Sntfipetbung lam er bur(^ ben beutf^en itönig Dtto I.,
35 ben S^ager fiubroigs, ber ibm 946 ju $ilf e 30g, Sleims eroberte unb ^rtolb surfid «
g^rte (5lo^e unb Dümmler S. 105 unb 151 f.). Diefe Ser^tniffe ßogen junä^ft
gapets Slufmerlfamfeit auf fid^. (Er ergriff für Slrtolb Partei unb gebot bem (E^ifi^of
Kuotbert oon Irier, ben Vertriebenen roieoereinjufe^en, Sommer 946 (Flodo. Hist.
Rem. ecd. IV, 34, MG SS XIII S. 585). 3m nfidbften 3a^re jebo^ liefe er fid^
40 bur(^ ben Sleimfer jUeriler Siegebolb, ber in Stom perfönlid^ etne oon il^m unter«
gefd^obene (Eingabe ber Sif^ofe oon Seauoais, Soiffons unb £aon m ®un[ten $ugos
oorgemiejeu ^atte, aufs gröblt^fte getöufi^t, für $ugo geroinnen uno ju etner, ferner
erften Slnorbnung oöllig entgegengefe^en (Ent[d^eibung bemeoen (Flodo. lY, 34 f.).
3ebod^ Slrtolb toanbte fi^ nun mit einer Alagefqrift an ben v^\^t ^^^ ^ bemirtte,
45 ba^ btefer einem fiegaten, bem Sif^of SRarinus oon Somarso, bie 9leimfer Slngelegen«
bett auf einer neuen Sqnobe — jioei 93erfammlungen oon beutfd^en unb franjofifdben
Sif^öfen 5U Serbun 947 unb IDloujon 948 Ratten ben gftieben in ber itir^e mdbt
mieber bersuftellen oermod^t — ju unterfui^en unb ju (Enbe ju führen übertrug. Dte
neuberufene Sqnobe trat tn 3ngelbeim am 7. 3uni 948 jufammen unb entjd^ieb, ob<
uo mobi fie Mi nur oon beutfi^en Sif^öfen befugt roar, in oiefer Angelegenheit ber fran«
55fi|Aen KtrAe ba^in, bafe Slrtolb als ber re^tmägige 3n$aber bes erjbif^Sflu^n
Stuhls anjufe^en unb ber (Einbringung $ugo mit bem Sann ju belegen fei (Flodo.
1. c; Richer, Hist. II, 65 ff., S.92ff.; MG Constit. Imp. I, S.8ff., 9h. 5 ff.).
Diefe Sefd^lüffe beftätigte bann Slgapet II. auf einer römifd^en Snnobe 949 (Flodo.
55 annal. 3. 949 MG SS III, S. 399). ^^ für bie beutf^en SJer^filtniffe ift ber
Sontifilat biefes ^apftes nid^t gana umoiAtig. 9Im 2. 3anuar 948 beftfitigte er in
etner nur interpoliert er^Itenen Urfunbe (oon^ 3641) bie Steinte Hamburgs auf bas
norbifc^ SRiffionsgebiet. Sruno oon Aöln oerlie^ er bas Pallium (Ruotger vita
Brun. 26 f,, S. 27 f. ; ogl. ep. Mog. 18 bei 3aff^ Bibl. rer. Germ. IH, S. 849).
agotiet II. fiiolpio» 239
Sr gene^mtjgte bie (Erct^tuna bes Crjbtstums SRagbeburg unb bte Organifatton bes
SRifffonsaebtetes noA ben 3(b|t^ten Ottos (ep. Mog. 1. c: quo sibi placeat). Witt
bie aU^nung bet Äd|erlrönuna t. 3.952 (Annal.Flodo.j.b.3. 6.401) jetd, bog
er unter SQbertAs öerrf^oft [tanb. Diefer gebot in 9{om: [elb[t bie Stefonn bes SDlon^«
tums no^ er m Jeine $anb, er ernannte Otto oon Cluni ^m m^imonbriten ber 5
romifd^n Aldfter; nur bort, wo [eine SRa^t ni^t ausreid^te, loie 3. S. bei berSBieber«
Stellung ber Alofterju^ inS.^ouIju Stom, forberte er ben ^opft auf, i^n ju unter«
[tu^n, im aenannten gfaUe i^m aus (Börse tü^tige SRon^ für 6. ^aul ju oerfAaffen.
9itoiq oor Jetnem Xobe lourbe bem ^apfte ein STa^f olger befteüt, oenn SIbertq lieg
954 bie ®ro|en Sloms f^woren, feinen 6o|n Odaoian, ben (Erben feiner loeltliAen 10
9Ra^, na^ oem Eintritt SIgapets auf ben ^tu^l^etri ju ergeben; unb als nun Sga«
pet tm De). 955 ftarb, muroe in ber Xbat Odaoian als S^^^nn XII. fein Slacbfolger.
Sgotiiod monadjioi^. 2)ürftige btogra|)^if(l^e ^^otijen bei 2:d^g, NeotXXt^vtxij ^iXo-
loyia, «t^cn 1868, S. 313 ff.; ZaßiQo^, Nia'EXXds, ^erauSgcgcben Don Kge/^og, Ätl^cn 1872, ^5
6. 159 ff. ; Kgifwg, Neo*lXtjvi9<lj ^doXoyia, «tftcn 1854, I, @. 171 ff. SBonft&nbigcr ift A-
deatv, '0 "A^ois. Äonftantinopcl 1885, @. 212 ff. ©eine ?Bcrfe ebenfalls bei ben angeg^enen
8(briftfteIIem, am beften ober unb btbltograp^ifc^ genau hei Leffrand, Bibliographie Hell^-
niqiie, ou description raisonn^ des ouvrages publik par des Grecs au dix-septi^me
si^le, $arid 1894/95, btei Sänbe. (SinigeS aud^ bei gabridud unb (Siave. ^en Streit über 20
bie 'AfMtQj(oXüfv o€OTT)Qia bed H. be^anbelt mit fiitteraturangaben ®a^. De claustris in
monte Atho sitis, biegen 1865.
3^ befpreAe juerft bas fieben bes Slgapios, bann feine t^ologifd^ Stellung,
enblü^ feine S^riften.
^opios, m 3R5nd^p mit feinem n>eltlid^en Flamen Ht^anafio £anbo (Sonebe jum 25
nagdieiaog , fiegranb I, 6. 415) ge^ei^en, ftammte aus ftreta CA/Luzgr, oon, I,
Cap. 36; Sorr. }. Ila&id) unb jiDar dalla cittä di Gandia (ebenba). & loirb
(Enbe bes 16. 3<^^* g^oren fein, n)enn er na^ Sd^g fein erftes SBer! bereits 1620
f^rieb, oon bem fiegranb bie erfte Sluflage aber erft in bas 3<^ 1644 fe^t (I, 6. 452).
(& ftarb jiDtfc^n bem 3^^ l&Sl^ n)o er feine KaXoxaiQivri ^rausgab (£egranb II, so
5. 89) unb bem 8. SRärj 1664, wo Suftronius in ber Sorrebe 5um Niog nagd-
deiüog bereits oon i^m als einem Serftorbenen rebet (fiegranb 11, 6. 185). Sr
führte anfangs ein SBanberleben. (Einige 3^^^ braute er ju in $$umi unb $iero«
peteos (auf 5treta ober am Sufen oon 9laupiia?) unb mar bier befreunbet mit bem
iHnm^tn SInbreas jtaraoella {'A/mgi. oon, II, Gap. 6, /'')) ber fpäter, nSmli^ 35
1644, als i^m 9. fein *ExX6yiov loibmete, TonorriQYftrjq ber ^a^ar^en oon Sdesan^
brien unb hüxQOJtog ek rd tov '&q6vov /wvaarrjgia auf ftreta n>ar (fiegranb I,
6. 482). (Sx beHeibete, ebenfalls nocf oor 1641, jtoei 3^^^ 1^9 ^^^ Stelle eines
Sehet&rs bei bem »ixka/ajigdratog air^ivcrig ^Avögiag 6 KopvdQiog<^f ber JU ben
grolooenetianifi^n gfctmilien auf ftreta gehörte {'A/Ltagr. oon. lll, '&avßia |^. 9. 40
W^iäft aber aadj oon feinem ?lufent^alt auf ben Snfeln »2Wv^oc, "Avdgog, 2l(pvog,
Siguta xal hega« (SBorr. 5ur KaXoxaigivrj), 3n ber goftenjett 1655 ©ar er auf
ber 3nfel Aytog Evorgdriog (ebenba). X)auemben 9Iuf enthalt n^m er erft auf bem
Wfy>s unb jQxir lebte er juerft 2 3^^^ in ^^^ fiamra, bann als Slslet, mo^fAeinli^
in ber Sfiti ber $1. Snna (KaXoxatg. S. g Sv)- 3^^ Verausgabe feiner »üi^er be» 45
fu^ er Wufig Senebig (SSorr. jum *ExX6yiov.). 3u feinem unfteten fieben ftimmt
011^ fein (Qaralter, er lonnte bas ftrenge fieben in bem itoinobion ber fiamra nic^t
ectoigen, er nennt fi^ JeM ßavvyvoyfwg {Kaiox. S. g ^tj). ?l. itt einer ber be»
beutenbften lird^Ii^en Sol&f^rirtftener bes neueren (Sriet^entums. Td noXvdgi^fia
rm 'Aycuäov ovyygdfifiaxa hu dvo alövag vTirig^av rd jjAvov dvdvvoyofia rcbv so
ir rfj dovXelq, Ellii^vo)v [i:d&ag], 9Bar feine Stlbung auf allen (gebieten mo^I nur
enqiuopäbifd^. benn oon etnemStubium auf abenblönbifd^nSilbungsanftalten oerlautet
nichts, fo befag 9. {ebenfalls ein großes Spra^entalent, er lannte altgrie^if^ , ita*
ItenM unb loteinifd^ unb bas befähigte i^n namentli^ jum Öber[e^en ins Solls«
grie^Me, morin er feine fiebensaufgabe Jab. (Er flirrtet, falls er btefem 2:riebe niAt 65
ge^o^t, oon (Sott als ein fauler jlne^t be^anbelt ju uierben {'Auapr. ocot. Sorrebe).
m^ tn feinen eigenen 3Ber!en folgt er meiftens älteren 6^rif^tellem. Das Solls«
grie^Me aber ^b^bt er meifter^aft.
Seine t^eologifqe 9li^ng ift^ mit man bama(^ enoarten lann, ort^obos. SBenig*
ftens loin er ort^oboz fein. "Oti diomg elg xijv ägxrjv trjg ßlßXov ngoebia, iyw 60
240 Hiopü»
TiiOTfvco xa&ax; ögi^ei f] ^uivarolixi] ^ExxXrfola xwv rqavKOiv (bg *Oa&6doSoc:
(*Au. ocüT. III, '&avfjia d\ 9}onebe am 6^lug o^nli^.)- 9^^ |i$ ^^^^ mftögiges
in leinen Sfl^em finbet, foltten es ,,bie fieqrer'' oerbe{fent. Dem Ra&oliiismm ftdU
9[. bobei freunbli^er oegenilber loie bie meiften (ßrie^ien bes 17. 3<4^unbert9. (rr
5 benu^ au^ römifd^e Sü^ec unb dtiert ni^t allein oUete abenblönbifd^ SSter, toie
9Imbro|ius unb 3lugu[tinus, fonbem au(^ ^etrus Damianus, einen $apft Sontfocius,
Wbtttus magnus unb anbete. SIber auq ben $rote|tanten fte^t er ni^t allpi feinbli^
gegenfiber. ä^ lenne nur eine SteUe, mo er gegen beibe polemifieri (Sx iooelt an
oer fol^olif^en (Et^if, bag |ie aber ben Sugeren (geboten bie (&efinnung oemai^Iä]{ige,
10 an ber lut^fi^en ben entgegengeje^ten Regler {"AfmQx, oan. II, Cap. d). (Er leloft
bölt fi^, wie gefagt, ort^obos, fo tn ber Xnnitatsk^re wie in ber fie^re oon ber Ser^
(b^nung , ido er leine 6ati$f(rftiünst^eorie lenni 3n ber Slbenbmo^IsI^e belennt
er fid^ jur Zransfubftantiotion, aber in ber milben ^omif wie [ie bereits im 15. 3^^^
^unbert galt. 'O ägrog, önov Tgcoyofiev xad^ ixdan^v, uezaiQbiezcu xal ylverai
15 adgS, xal 6 olvog aJ/iia, Ovro) nahv 6 äjiXovg ägrog o<d rfjg rdgnog xov na-
vaylov xal reXezagyMOv Ttvevfiarog yiveiai aißia xal odof ^gtatov (^Afiaqt.
ocox, II, Cap. li), Ibas SBort juexavakoaig ^be i* ni^ gefiinben. Sei ber 8ufee
unterfd^ibet er bereits bie brei Steile avrxgißtj, ifoßjLoXoyrjoig unb Ixavonolrjöig. Die
ledere i[t ^mvrjoxeia, IXesfjLoavvri unb ngooevxri (^Afxagx, owx, II, Cap. ij). Stter
90 au^ hierin l^ot er |^on reätgläubige Soraanger. (Eine ausgeführte DogmatS giebt 31.
flber^upt ni^t, es fte^t alles unter pramf^em (SeRdbtspunlt, fo au^ bte jiemu^ aus«
geprägte (Esi^atologie (^Ajuagx. acox. II, Cap. «rtf-;- ^^ allgemeinen folgt er ber
m9ftagogi[(^n Stu^tui^ in ber griet^if^en Z^eologie, bie als bie legten 93er«
treter oor i^m ben 9ftIolaus Aabafilas unb 6pmeon oon X^efjaloni^ lennt Die
85 Srage na^ ber Ste^tgloubinleit bes 91. ift ausfiurli^ oer^nbelt tm 17. 3<4t^unbert
2iDifAen ben Sotem oon Sort«9loqd^ bte ben %. als 3^ugen ffir bie 3bentttat ber
römi|(^en unb grie^if^en fie^re in Slnfpru^ nahmen, unb ben reformierten (Seiftli^n
Sloube UTÜ) 9l9mon. 3d^ oenoeije auf: La perpätiiit^ de la foi de T^lise cath.
touchant l'eueharistie, Slusgaoe oon £au[anne 1781 ff., III, 6. 520, 531, 534;
» I, ®. 375 ff., 1080 ff. unb Aymon, Monumens authentiques de la reügion des
Grecs, ä la Haye 1708. S. 475 ff.
Die f^nftftellerif^e X^aleit bes 91. war breifad^. Sr ^t einige SBerle felbft
oerfagt, er Qat ältere überfe||t, fre^^ unoeränbert herausgegeben.
Sein öaupüoer! ift bie 'AjLiagxcDXcbv aayxi^gia, juerjt erf^ienen 1641. Das
36 93ibliograp^if(^e bei fiegranb. Die (Söttinger Unioerfitätsbibliot^ef beji^t ein (Esemplor
oon 1671, bas meinige ift oon 1883. Das 3BerI würbe au(^ ins Srabif^e überfe^
(La pei^tuit^ etc. lY, 6. 204). (Es foll ein toglii^es 9lnba^tsbu^ fein, namentlid^
ffir bas 9)011 (9}onebe). (Es jerföllt in jwei le^r^ofte unb einen ^iftorifd^en XeiL
$anbelt es fi^ bei ber owxrjgia xcov äuagxcokojv juerft barum, bas Sofe ausjurotten,
40 bann bas (Sute einjupflanjen, fo will 91. im erften Zeil bas Söfe barftellen unb bie
aRittel feiner »elämpfung selgen, im jweiten bie «Bere^tigleit unb bie SKittel, biefe ju
erwerben. Das erfte Sßuä) jaj^It barum juerft bie Sfinben auf unb mox an bem
Schema ber lobfünben unb ä^nli^en (Cap. 1—15). Dann tommt bie Darftellung
ber 9Rittel jur Uberwinbung berfelben. (Es gehört boju bas £eiben, bur^ bas (&ott
« oon ber Sünbe freima^en will. Damit es biefen 3n)e(f eneii^t, mufe es aber redbt
ertragen werben (Cap. 16—29). (Ein weiteres SDlittel ift bie aSeroi^tung ber SBett,
JU ber bie Capp. 30—38 anleiten. (Es finbet fi^ man^es reit S^öne in biefem
SCeil. 3. 93. fte^t bas lejte ftopitel auf einer relatioen §ö^e. Der jweite leü Des
93ud9es Rubelt oon ber C&ere^tigleit juerft, nä^er oon ben Xugenben, bte bie (Ser^tig^
w leit ausmalen. Die lugenben ergeben ficb na^ bem breifac^en S^ema ber ^i^ten
geaen (6ott, ben 3läMen unb uns felbfi »ejeii^nenb fiir bie oerlangte «Befinnung ift,
oal wir gegen CBott ^oben follen xagdiav vlov, ngog xov TtXrjoiov xagdtav ariX{ '
xal ngog xov Xoyov oov (gegen bi^ felbft) xagdiav xgixov QI, Cap. d). Die
SlöAftenliebe lommt ba^er nic^t über bie iker]/M)ovvrj hinaus, bie pii^ten gegen uns
M \ini äjwvixgwaig xwv 7ia§d)v xal xvßegvtjoig xov acojuatog (II, Cap. /). Daneben
läuft jur 93eurteilung ber lugenben ber URafeftab ber 3nnerli^feit unb äufeerlid^eit.
Die Inneren lugenben finb bas 3iel, bie äufteren bas SDlittel (Cap. 1—4). Die
aRittel für (Erwerbung ber (Bere^tigleit finb »uße unb (Senufe ber (Eu^oriftie (Cap. 9
bis 17) unb ftete 93etra^tung ber legten Dinge. Der britte leil bes 9Ju^s en^äU
» 69 CErjo^lungen oon SBunbem ber SRutter (Bottes. gur ben aKarienfultus immerhin wtil^tig
ao<)it0d Xonito 241
CRn anberes oon ?l. f^einbor felbft oerfofetes SBcr! ift bie 'Odrjyia XQi(ntav(7)v.
fEbtiMBs asletifc^eti 3n^lt$p mir unbelannt, loie aud^ fiegranb (III, 6. 92). Ob 91.
eine wolutbio Des ^I. 9Robeflos gef^rieben, iDie i:d&ag angiebt, ift mir bei bem
Si^iDeigen Ses fiegranb jmeifelbafL
Unter ben IJ^rJe^ungen oes 91. ^t befonbem SSeifall gefunben bos Kvgiaxo" 5
dQÖßuov, SibliogropQilqes bei fiegranb (III, 6. 92). 3^ befi^e bie Slusgabe oon
1852. Ss ift eine Sammlung ^oon 56 ^rebigten, alfo auf bas ganje Atri^enfa^r be«
rei^net. Die ^rebigten ftnb Überarbeitungen oon älteren SRuftem. Slnge^ngt finb
11 fiomilien bes (ßregor oon lauromenien eig rä lä Ico&iva evayyiXia^ ebenfalls
in uberfe^ung. lo
^ferner pat 91. bie ^falmenauslegung Z^eoborets überfe^t. 9}gl. fiegranb I, 6. 438.
III, S. 7; III, S. 60.
Seine doutrt^fitigleit im Ütberfeten ^t 31. ben $eiligenleaenben juaemanbt. öier«
^er g^ören oer naoadeioog, ber Niog napddeioog, has^Exlöyiov. Diefe breiäOerle
entölten uberfetoingen aus Sqmeon IDletapQraftes. Das Sibliograp^if^e bei fiegranb. 15
34 befi^e bas *f!xl6yiov mäf ber Slusgabe Don 1810. Ss ^at als 9[n^nge einiges
aus bem AavaaXxdv unb einige asietifqe Xraltate. Sin Neov ixXdyiov, bas üöSag
anffi^, beru^ auf SenoeAsIung. SBertooIIer als bie uberje^ungen aus bem 3Reta«
mca\ttn ijt bie KaloxaiQivrj, eine Öberfe^ung oon Heiligenleben aus bem Sommerbolb«
jcmr. ^ter ift man^es SOfertooIIe. bas fonft niAt ^erausaegeben. Das Sibliograpqifd^e so
bet fiegranb. Die Unioerfitotsbibliot^el in (Sottingen befi^t bie Originalausgabe oon
1657.
Son ben bur^ 91. unoeranbert ^rausgegebenen SBerlen ift bas bebeutenbfte ber
BrixoQäg oon 1643. 3^ befi^e eine 9lusgabe oon 1833. (Es entölt ifivovg unb
evydg auf bie Xrinitot ju liturgifd^em (Sebrau^. Ob GrjxaQäg eine $erfon gemefen, 25
loie meine Ausgabe annimmt, bte v^n ju einem 9[sleten maAt, ober ob eine ooHstäm«
li^e (ßefialtung eines fird^Ii^n 9lusbruds oorliegt, mie Du CCange (Oloss. Inf. graec.
s. Y. oTixfjQiv) oermuten täM, meift i^ ni^t Das Sibliograp^ifi^e bei fiegranb.
fiiturgifi^n 3veden bient auo; bas Seoroxägiov bes 91. oon 1633, bas na^ Sor«
logen 00m ^t^os jufammengeftellt i^. Das 9l3|ere bei fiegranb I, 6. 446 ; II, so
e. 450. wi^¥ mt^tx.
Siat^tt* AS Fbr. I, @. 595 ff.
as bie lateinifi^en unb bie grie^iMen 9Rten ber b. 9lgatba berieten, ift fo aus
Sogen unb Did^tungen sufommengefe^t, bog es unmögliiQ ift, oarous einen gef(^i(^«
li^n ilem ^ousjtuf^älen. 35
Die XbotfSd^Iiäleit i^res 9Rartqriums mirb {ebo^ oerbflrgt burd^ bie (Enoä^nung
besfelben bet bem romifd^en93if(^ofDamafus (carmen 30MSL 13, 6. 403 f.), in bem
Calendarium Garthaginiense bes 5.-6. 3a^^unberts ((Egii, S^t^riftli^e Stubien,
3firi4 1887, S. 111) unb in bem foa. SBlartoroIogium ^ieron^mianum (AS Nov. II,
^. 17). Daran ju jmeifeln, bog fie m CEatonta am 5. ^ruar litt, beKe^t lein 9lnlaft. 40
Dos 3a^ lägt M ni^t beftimmen. Die SBere^ng ber \. 9lgat9a ift befonbers m
Sfibitolien uno Stjilien ^eimif^. 9In mehreren Orten Siziliens wich fie als 6^u^<
patronin gegen bie 9lusbrflAe oes Stna oere^, unb nod) mt ftreiten fi^ bie Stäbte
^abrmo unb (Eatonio um bie (E^re, i^e (Seburtsftatte ju fein. $aitif.
tlgot^o, ipopft, 678—681. 3aff6, 6. 238 ff.; Liber pontific. ed. Ducheene, l.©b,4B
fJari« 1886, S. 350; ügl, blc @. 237, U genannten ©erfe.
9(gat^ mar aus Sijilien gebürtig, trüber 3JBn^ unb mürbe im Z^ni ober 3uli
678 noA peiein^olbmonatli^er Sebtsoalanj $apft. dx Jt befonbers belannt burd^
ben entjÄeibenben 9lnteil, ben er an ber monot^etetifien Streitiglett na^m. Darüber
im 9(. HRonotbeletismus. 9Iugerbem ift bemerfensmert , bog er erreichte, bog ^Qeobor 60
oon Kooenna bie 9lb^ngigfeit feiner Äiri^e oon Äom anerfonnte (Lib. pontif ., S. 350,
ogl. AgneOus, lib. pont. ecd. Ravenn. c. 124 MG Scr. rer. Lang., S. 359 f.),
utib bog er auf einer Snnobe ju 9tom im Oft. 679 bie 9Biebereinfe|ung bes oon
Z^bor oon (Eonterburg abgefegten SBilfrib oon ^or! onorbnete (Speimann, Concil. I,
S.158 unb vitaWüfridi 29 bei GaleHist. Brit. script. XV, S.65}. Die peluniären66
Ser^Itnijfe ber fturie J^einen unter i^m menig gflnftig aemefen ju fein: benn ni^t
mir moAte er ben Serfu^ bas 9lmt bes arcarius, b. t. bes Aaffiers oer rSmifd^en
Ais^, m eigene Senooltung ju nehmen, fonbem er mugte ou^ ben ftoifer ju be*
RcoI'ifnc^nopAkU für Tfftoto^U unb tth^. 3. «. i. |g
242 HiaÜfü «gnellitd
Itimtnen, bog bie 3^^Iung, mel^e für bie iton|irmatton bes Vapftes ju entrt^ten mar,
aufgehoben tourbe. Die 9lottDenbigfeü ber bnferlii^en Settattgung touibe bcwei Dor«
bej^alten (Lib. pont. 6. 354 f.). Slgat^o fiorD am 10. 3an. 681. 9In btefem Xaa
feiert bie römif^e Air^e fein (Sebö^tms, bie grie^if^e am 20.e$ebniar(AS Jan.l.So
5 S. 622). *«iii!.
ügoitttttm f. SRauritius.
9gbe, 69nobe Don. ^onfi VIII @ 319; Ck>ndL QaD. coli. 1. fbb, ¥and 1789,
©. 161 ; 93rund, Canones apost. et conciL, 2. 5:ell, ©crlin 1839, @. 145 ff. — ^fcle, ^on*
ciliengefc^it^te, 2.»b, 2. «uff., grclb. 1875, @. 649 ff.; ?lnxoIb, ©öfariu« üon «rclate, 2t\pi.
10 1894, ©. 224 ff.
^gbe, Slgot^e, i|t eine griei^if^e, oon SRapia aus gegrünbete Snfiebeluna in ber
jtüftenebene jiDif^en ber SRunbung bier iR^one unb ben ^^renfien (ftiepert, £e^bu^
ber alten C&eoorap^ie, Serlin 1878, 6. 510). ftir^engefiqt&tlic^ beiantd i|t ber un«
bebeutenbe Ort, ber fi^ rfii^mte, bie 9leliquien bes Slpottels Slnbreas ju befmen (Greg.
15 Tur. In glor. mart. 78, 6. 540), burd^ bie am 11. 6eptember 506 bafetb^ obgel^h
tene Sqnobe geioorben. Diefelbe trat mit (Erlaubnis bes SBeftgotenlönigs manäf II.
5u[ammen unb toar oon 35 ffibgallif^en Sifd^öfen befud^i Den Sorfi^ ^^ (U|ariu$
oon 9lrles. Die 47 jlanones ber Sqnobe treffen Seftimmungen Aber manniafad^ Sh^oaen
ber Disjiplin, ber Sermaltung bes Air^enautes, bes gottesbienftli^en fiebens, enbiid^
20 toirb auq bie für Sfl^allien niät umoid^rae 3ubenfrage berfl^ 3n erfterer ^infid^t
i[t ^eroonu^eben bas Seftreben, oen Ctölibat ber ^riefter bur^juffi^en (can.1,9, 16),
unb bas faft argmo^nit^e Ser^alten bem SRön^tum gegenüber (can. 19 : Serfd^Ieierung
ber Sanctimonialen erft mit 40 3#^^n i 27 : ®rfinbung neuer Alöfter nur mit bifc^of «
li^er (Erlaubnis; 28: 3ungfrauenllö[ter bfirfen ni^t in ber 915^ oon 9R3n$snoHem
25fte9en; 38: gegen bas Sinfieblerleben). SBas bas Au^engut anlangt, [o xxxa bieübfii^t,
bie Unoeräugerli^Ieit besjelben fefhuftellen (can. 7, 22, 26, Xusna^mefSIk: 451) unb
m oer^flten. bag bie Aird^e burd^ Sermengung bes firAIic^en Seji^es mit bem ^moi*
be[i^ bes Si[6ofs ju 6(^aben lomme (can. 6, 33). 3n S^ug auf bas gottesbienft«
lidpe £eben foUten altlir^Ii^e (Einrii^tungen, mie bie ftrenge Seoba^tuna bes Quabra*
30 gefimal|a|tens (c.l2). bie traditio symboli am Aarfamstag (c. 13), Das Jtommimijieren
Der £aten an SBet^na^ten, £)[tem unb ^ngften (c. 18) feftge^alten, bie uberein«
[timmung ber C5ottesbien[tform Durd^geffl^rt (c. 30) unb bie ^uflö|ung ber Saro^ien
in Üeine gottesbienftli^e Cöemeinben oerpfitet toerben (c. 21). äßas enblid^ oas Ser«
^Itnis ju ben 3uben betrifft, fo bemerft man bie aaä) fonft belannte X^fad^e, bajj
36 es im fojialen £eben irgenb me\ä)e Spannung ^iUen (S^riften unb 3uben ni^t gab,
bag bie Air^e aber ben Serle^r mit 3^^^ mt|biuigte unb au^ ben {iMc^n J&n-
oertiten miMrauif^ gegeniUberftanb (can. 34 u. 40). Den SefäMen Don 9lgbe liegen
jum Xeil ältere 5lanones ju (Srunbe unb jiDar ni^t nur gauifqle (can. 1 blidt auf
conc. Valent. I [a. 374] can. 1 jurüd; can. 37 — 42 = Conc. Venet. [a. 465]
40 can. 1, 5—7, 11—13, 16), [onbem au^ afrilanif^e (can. 7 = cod. ecd. Afric. 26,
35runs I S. 164; can. 35 ^ cod. ecd. Afr. 76 S. 174), unb fpanif^e (can. 43 =
conc. Tolet. I [a. 398] can. 2). Öberbies toirb ber iBrief beis romifc^en Sifc^ofs
Snnocenj an (Ea^iuperius oon 2:oulou[e (3^^^ 293) dtiert (can. 9). Sie felbft iDurben
alsbalb oon anberen Sqnoben benäht: bie 93e[^lü{{e ber erften |ranfif^en Sqnobe ju
^ Orleans (511) unb ber burgunbif^en Sqnobe ju (Epaon ^^51 7) fmb Don ben Aanones
oon ^gbe abhängig. 9luA mürben [ie frü^jeitig in lird^enrec^tli^e Sammlungen auf«
genommen: juerft in bie fog. $if{Ktna (CoUectio canon. ecd. Hisp. ed. Gonzalez^
uRabrib 1808 S.229), bann in bie Pseudoisidoriana (ed. $in[$ius S.331): fpoter
^aben Stegino ([. ben 3nbex ber Slusgabe oon SBojAersleben S. 519), ber Serfalfer
'"O ber coUectio Anselmo dedicata, Suri^arb oon SBorms u. a. fie benfi^t; (ßtatum
na^m einen großen S^eil oon i^nen in [ein Detret auf (f. ben Sla^ioeis m ^efele).
^iincf.
Sgenbe [. Air^enagenbe.
Kgneliud. ausgaben : ^iuratori, Berum ItaUc. Script, 2. S3b, 1. !2:l, SRailanb 1723,
8. 1 ff.; ^olber'(^gger in ben MG Scriptores rerum Langobardicaram, ^annoDer 1878,
ö5 ©.265 ff.; MSL 106, @.429. XiraboSd^i, Storia lett. Italiana, ^loxtn% 1806, 3.«b, l.«btl.,
6. 212 f.; (gbert, ©cfd^ld^tc ber filttcratur bed aJl«., 2. SBb, ÜeiM. 1880, S. 374 f.; ^ott^ft,
SBcgmcifcr, 2. Slufl., 1. »b, 6. 26.
SIgnellus, ber (Sef^i^tf^reiber ber Air^e oon 9laoenna, mürbe bafelbft hn Einfang
ügnettttd Hgtted 243
bes 9. 3<<^^utibert$ geboren. (Sx trat frü^ jeitig unter ben Älerus ein, rourbe 9Ibt ber
itlSfter 6t. SRoriQ ab Slad^emos unb €t. Sart|olomSu9 unb Üßresb^ter ber (&emetnbe
oon Kooenna. Seine flberragenbe 93{D>una rourbe oon feinen ^mtsgenoffen babur«^
anerftinnt, bag fie t^n aufforderten, bie Sef^t^te bet ^imif^n $tirc^ 3u oerfaffen.
Sr begann ben über pontificalis ecdesiae Ravennatis oor bent Raffte 838 unb r»
oollenbete fein SBerl mof 846. T>as 3ct^t feines 2:obe9 i[t unbefannt. Sein (Se[^i(^^
loerl entölt, bem Sorbilb ber rSmifdben Stf^ofsgeF^i^te folgenb, bie Siograp^ien ber
rooennotifi^en Sif^dfe; bie Keibe beginnt mit S^oütnaris, bem angebli^n $etrus[^filer
unb erften »ifd^of, ber als aKftrtprer am 23. 3uli 75 (ober 78) gejtorben fein foll
(f. Sgnellus c 1 S. 280 unb ogl. AS 3uli V S. 344 u. Petr. Chrysologus sermo lo
128 BM 7. Sb, e. 947) unb beffen SeböAtnis bie i. X 549 gemeinte Safilila in
(Elaffe bei Slooenna (^gnellus c. 77 6. 330) lebenbig er&alten ^. Sie fd^Iie|t mit
(ßeorg, beffen Xob toa^^Aeinli^ in bas 3<4r 846 f&Ilt. Semerlensmert ift an oiefem
SBert ni^t nur bie ftarl ausgeprägte lolalpatriotifi^e Xenbenj, fonbem befonbers bas
groge Sntereffe, bas Stgnellus für uRonumente, Sauten toie anbere Aunftioerie, ^egte. i5
(Er ift einer oer erfien (Sefd^i^tf^reiber, ber bie SRonumente in größerem SRaße als
gef^i^ic^e Quellen benfi^te. Sd^riftli^e Oufjeic^nunaen ftanben tqm nur [pdrlt^ jur
Serffiaung. Dagegen oerbanlte er man^es ber munblid^en äberlieferung, tm Slotfall
^If bie iDO^Imouenbe ^^ntafie aus. ^auif*
Slgnei», bie Ö eilige. AS Jan. t.II p.350— 363; Slulnart, Acta Martyruin, t. III, 20
8. 82 ff.; ®regoromu8, ©cfd^it^te ber ©labt ^om im W«, 2. »b, Stuttgart 1859, @. 137;
5Rüna bei Shrau« 9iC ber (ftr. «Itertümcr, 1. ©b, Sfreib. 1882, @. 27; ©tabicr unb ^elm,
^ligenle^ton, 1. 93b, ®. 78 ff. ; ^ier qu4 ein ^er^eid^nid ber übrigen ^eiligen bed ißamend
Jtgned, barunter einige oon nid^t geringer SBebeutung, mie 9(gned be SJ^onte $oIitano, f 1317
unb 9lgned a gefu, f 1633. 25
3um(ßebä^is ber filmen SIgnes merben in ber r9m. Rhi^ ber 21.unb ber28. 3anuar
(jener als ifir Zobestag, biefer als ber Xag ibres (Erfc^inens bei i^ren (Eltern) , in ber
tnorgenlSnbifi^en bagegen ber 14. unb ber 21. S^^nuar, fomie ber 5. 3uli feftli^ begangen.
X)a bie ätteften Saugen (bas Calendarium Rom. Bucherii, bas Gal. Afrioanum
Mabillonii unb bas altgotif^e u. morgenlänbifd^e Missale) in ber Seftimmung bes ao
21. 3pn. als i^es S^obestages einig fino, fo bat SoIIanb mit 3itä)i ibre äRdrtqreralten
bei biefem Ztm mitaeteilt. $infi^tli(^ bes Üobesfobres [d^manlt berfelbe joif^en einem
3abre Der bioflet. 93erfoIgungs5eit unb irgenb melqem 3^i^untt bes 3. 3^^^- allein
Kutnart ]eigt mit guten (Srfinben, bag ^^nes erft nm^renb ber legten $au^(^riften*
oeifolgung, alfo etooa im 3- 304, jur SRartprerin getoorben fein lonne. Derfelbe be« 35
^uptet aud^ mit oollem 9{ed^te bie Une^t^ett ber Dem Slmbrofius beigelegten unb hx
ber Zfyxt auA in ben alteren Slusgaben oon beffen SBerlen (Eplst. 1. lY, nr. 34)
ent^Uenen mttn, mie fie SoUanb a. a. £). mitgeteilt ^at. 9lad^ oiefem [albungsoollen
unb im tounberffl^tigen fiegenbenftile bes SRittelalters abgejagten Serii^te roar ^gnes,
bie Xo^ter reimer qriftlii^er (Eltern ju 9{om. bereits als Atno fo ausgesei^net fromm, 40
bag fie bas (ßelflbbe etoiger ileuf^beit t^. ^Is nun einft ber 6obn bes Stabtprofelten
Sqnül^onius fie, bie laum brei^e^njä^rige, aus ber S^ule na^ ^<^ufe ae^en Ja^ unb
oon £tebe ju i^r entjfinbet loarb, mies fie alle feine eintrage mit ber feierlimen £r«
flarung 5uriid, Jte fei f Aon einem anberen unb ^ö^eren oerlobt. Ser^ebens fud^te anä)
ber Skäer bes liebetranten 3üngIingSj fie juerft our^ Sitten unb gütlti^e Sorftellungen, 45
bamt bur^ Drobungen jur 9la^iebtgleit ju bemegen. Sie blieb feft unb treu in ber
Eingebung an iqren ^immlif^en Sröutigam, au^ als bie fur^tbarfte Prüfung über fie
oer^¬ tourbe, momtt bie Jteuf^beit einer ßungfrau ^eimgefu^t toeroen lann. SRan
ffi^e fk auf Sefe^I bes Stabt|n:afeften in ein Su^I^aus, naot unb aller i^rer Aleiber
oeroubt, bamii fie um fo fieser jum ^olU geraten mö^te. Slllein i^re $aare muffen 60
plö§li$ 3u einer foIAen fiange unb Dt^tigfeit ^eran, ba^ fie i^re ganje 93lö^e bamit
bebten lonnte; au^ umgab fie ber $err bur(^ Vermittlung eines (Engels mtt einem
^immlifAen (Setoanbe oon fo munberbarem (Slanje, bag bie Slugen ber etn)a na^ i^r
Sd^enoen oollftänbig gebtenbet mürben. ^Is ber Sobn bes ^rüfelten, oon rafenber
fietbenj^aft getrieben, Fie in i^rer 3^11^ in bem Su^l^ufe auffuc^en unb fi(^ aud^ bur^ 55
ben fie umgebenben ^tmmlifäen fii^tglanj ni^t jurüd^alten laffen mollte, mürbe er
pU^Iic^ burd^ ^ö^ere SRa^t leblos m Soben geftredt. 9Iuf i^re gfürbitte enoedte i^n
jiDar Sott toieber unb ber träfen mürbe bur^ ben 9Inblid biefes SBunbers ganj
gerfi^ unb ju i^en (Sunften geftimmt. 9niein eine 6$ar fanatifd^er (Sö^en)nriefter
16*
244 agHed
[^rte nur um [o lauter: |te fei eine S^uberin, bie bur^ i^re ntagifc^n Mnfte ben
Sünglin^ juerft getötet unb bann ins fieben jurüdgerufen bobe. Dem ftfirmifAen Xn«
brigen bie[er mätenben 9lotte na^aebenb, fiberontiDortet fie S^mp^ronius bem 6^iter«
boufen. m[ein mie oot^er bie SSerfiu^ungen bes ^uren^ufes t^ niAts anboben lonnten,
6 \o tafteten je^t ou^ bie flammen bes doljltoges i^en reinen jungfrauli^en fieib nt^t
an, ia i^r inbrflnftiges ®ebet um ben ScQufi (Sottes loMte fie geiabeju bis auf ben
legten j$unlen aus. 3^^^^ ^^^ auf Sefe$I bes ^r&felten i^r fimenblic^ $»aupt
bur^ einen S^toerfftrei^ oon i^rem 9ladten getrennt Son i^ren (Eatm auf einem
i^nen juge^örigen Sloer an ber Via Nomentana (b. ^. ber oon ber alten Porta Yimi-
10 nalis nacb 9lomentum im Sabinerlanbe fä^renben Stea^e) begraben, erfc^int fie ben«
felben einige 3^it na^ i^em S^obe in ^immlifc^er jttar^ü mit einem fiammlein (agna,
ogl. unten) auf bem Slrme, oeranlaM auA ben SRSrtqrertob ibrer SRilAfcbiDefter Sme«
rentiana, bie auf i^rem C&rabe oon einer QAox ungläubig^er Setben geftetn^ mirb, unb
oerurfai^t balb barauf bie munberbare ^euung oer faiferlTi^n $rii»ej|in Aonftontia
15 oon einer bösartigen jiran^eit. Des^Ib lagt ber Aaifer eine fyrä^tme Saftlila m i^rem
C5ebä(^tnis über t^rer (Srabftätte erbauen, wofelbft itonftantia, na^ SCblegun^ oes (5t»
Iflbbes beftänbiger 3uttgfräulic^feit, famt anberen C5Iei$gefinnten oftmals ju t^rer Ser«
e^rung fiq eingefunben ^aben foU.
6o meit bie fiegenbe, an ber febenfalls bas 3Boifyct bleibt, ba^ eine ftomme S^ng*
20 frau eignes, na^ tooblbeftanbener Aeuf^^eits» unb (&Iaubens|)robe, tn ber bioKetianif^n
aSerfolgung ent^t^tet tourbe unb bag man biefelbe bereits fe^ frfi^jeitk m oerd^n
unb bur^ eine, oieüei^t f^on unter Aonftantin bem (grogen ewaute Sajuibi an ber
Via Nomentana ju oer^errlic^en begann. Sd^on mehrere lird^I. Sc^rtftfteller bes aus«
ge^enben 4., fomie bes 5. S^^^^tinberts aebenlen i^res SRSrtqrertums, 3. S. Sif(|of
25 X)ama[us in feinen (Sebi^ten uno ^rubenttus im 14. ^qmnus feines Peristephanon ;
besglet^en Slmbrofius in mehreren feiner unbeftritten e^ten S^riften, n»ie de Virg.
1, 2; de ofüc. I, 4; in Ps. GIY unb ad Virginem lapsam c. 3 IDO Sgnes bere&
mit 3U)ei anberen $auf)tmuftem ber Aeuf^^it unb unoerfe^n S^^iSf^I^^^ 3^'
fammengefteüt erf^eint: „Quid fades coram Maria, TeclaetAgne, et immaculato
30 choro puritatis, etc.'^ (femer Sluguftinus, Serm.273 (am Zage i^res Start^riums),
Serm. 286 unb Serm. 354 ad Gontinentes; ^ieron^mus, Ep. 130 ad Demetriad.
c. 6 (,,Si te virorum exempla non provocant, hortetur faciatque securam
beata martyr Agnes, quae et aetatem vicit et tyrannum, et titulum castitatis
martyrio consecravif' etc.); Sulpirius Seoer., Dial. II, 6, u. a.
85 Snie biefe älteften !^txttn beflinieren übrigens no^ Agnes, (Senitb Arnes ober
Agnae, n\d)i Agnetis, mel^e ^otm erft mittelalterli^en Urfprungs ifi SBoraus fi^
als n)a^r|^einli^ ergiebt, bag ber 9lame urfprüngli^ mit bem grieM^en Syvn, casta,
ibentifd^ t[t; benn auf a^a, bas (toeibli^e) fiamm, bfirfte oerfelbe woql l^erli^
jurü^ufüQren fein, fo behebt au^ biefe (Etymologie f^on frfi^jeitig geworben itt(Aug.,
40 Serm. 273 c. 6: ,,yirgo, quae quod vocabatur erat. Agnes latine agnam
signifcat, graece castam. Erat quod vocabatur, merito coronabatur**); btM
bod^ bie ^eilige in ben grie^. SRenäen lonftant "Ayvrj. Die mittelalterlii^e ftuit|L
freilii^ ^at beibe 92amenseruärungen juglei^ feft^e^alten unb bes^Ib eignes, bie 9lt^
pröfentantin iungfräuUAer Unj^ulo unb jteuf^^ett, faft immer als oon einem £amme
45 0egleitet, abgebilbet. URit btefer Sqmbolif mag es jufammen^ngen, bag in {euer
Safilila S. Agnese, bie noi) je^t eine ber $auptlir^en 9{oms ift unb einem ber
Äarbinalpriefter feinen Zitel giebt, anjS^rlidb am 21. S^nuar jn^ei fi&mmer einoefa^net
sterben, aus beren äBoIIe man bie 00m ^topfte m mei^enben erjbif^öflic^n Pallien
(f. b. Sf.) oerfertigt. — SBegen bes möglii^enoeife bis in Äonftantins b. (fer. 3^0 ivaM'
60 reic^enben Sltters ber genannten Safilila, fomie n)egen bes roo^I no^ ^ö^eren ber i^
bena^barten, na^ ber ^eiligen benannten jtatalombe ogl. SlrmeÜini, n cimetero di
S. Agnese, 9{oml880; ^J.S^ut^e, ^r^ol. ber alt^r. Aunft (SRfin^en 1895), 6.53.
84. 140. 149.
9teliquien ber ^eiligen ^gnes follen Ji^ au^er in 9tom auA 5U Utre^t in ben
66 Slieberlanben, fomie 5U 3Ranrefa in 6panten beftnben. (Einer bef. zBere^ruitg erfreut
fiA biefelbe im Orben ber Xrinitarier, ber fie als feine ^auptpatronin bletra$tet unb
alliä^rliA am 28. 3anuar bas „jjeft i^rer (Erf^einung" feiert; benn im 3. 1198 foll
|ie an biefem S^age bem ^apfte Snnocenj III. toä^renb ber 3Reffe erf^ienen fein unb
'in jur ^eftStigung bes genannten Orbens beu^ogen ^aben. S^dltt.
Agnus De! 245
Agnus Dei. Qo bejet^net man bie aus ben äberbletbfeln ber Ofterierjen in 9lom
oeifertigien £annnsbilber, melAe (Ebrifiunt ooifiellen follen, na$ Coang. 3o Ir 29, unb
oom fkipfte int 1. unb 7. 3^ f^"^^^ 9legierung am Dienstage naq Oftem getoei^t
unb oon t|m ju Sef^nlen ffir ^o^e ipeifonen benfi^ merben. ^etjog f-
Agnus Dei. Sd^öberlein, ©cj^al bed liturg. @^or« unb (Sknteinbegefangd I, @. 398 ff. 5
2. «u4g., ©öttingcn 1880; ^arntomflcrungen üon 3. öurmciftcr 1601, 3. Dtdtx 1604,
SR. $rfttoriud t 1621 unb Steueren.
Das Agnus Dei ifl ein uraltes liturgifAes 6täd aus ber (Jfeier ber (Eu^ariftie,
nad^ einigen ^nbfArtften im Sdramentare (pregors bejfinbliA na^ bem 93ater Unfer
unb £ibm; bie auf io 1» 29 gegrflnbeten gottesbienftli^en SBorte lauten oollftänbtg: 10
Agnus Dei, qui toUis peocata mundi, miserere nobis. 3laäf allgemeiner SInnabme
|at es erft btf r3mif<^ Sifd^of Seraius I. um 680 aufgenommen, bamit es jur 3^it
ber eonfractio dominici corporis oreimal gebrauAt n»erbe. 3n ber griec^ifc^en Air^e
ift bie Slennun^ bes fiammes (ßottes bei ber feieru(^en SReffe unb Opfer^nblung alter
Sebnnid^ (f. bie fiiturgie bes 3ofo^us), wenn au^ ni^t in ber ^o^^ ber SInrufuna. i:>
Kffi^bem Der ^efter ein Stfld bes Srotes in ben AelA geworfen, beginnen bte
folgenben ausffi^Iii^n 9Rte mit ben SBorten: „6ie^, bas (ft ®ottes £amm, ber Qofya
oes Soiers, ber ba trSgt bie Sflnbe ber 3BeIt, gef^Ia^tet ffir bas fieben unb $eil ber
SBelf' unb ge^en bann in ben (Sefana ber Sänger Aber „S^medet unb febet, vok
freunbli^ ber ^en ift!" Sis mc förmlt(|en S^Ia^tung bes im Srote f^mbolif^ bar« ao
geRenten fiammes ^ fic^ in ber grie^ifd^en Rvcäft bas Sred^n bes Srotes heraus«
gäilbet
3n SCnrufungsform erfi^int bas SIgnus an einer anberen Stelle bes gftfl^^aupt«
gottesbienfh» unb^oar inner^K bes an bas (Sloria fpater fi$ anf^Iiegenben ^qmnus
Laudamus Te (SBir loben bi^) mit ben SBorten: nAyve ^eov, 8g aTQ€ig^T^v2b
ifiagtlav xov xöauov, iXhjaov fifmg** welAen $9mnus (Sregor in lateinifd^er Über«
fqum in bie abenbünbif^e Aircbe oerpflanjt qat, ber aber lange ^t\i unb bis in bas
12. 3<^unbert nur bem Sif^of unb allein m Oftem au^ ben flbrigen ^rieftem 5U
fingen erlaubt nmr. $ier lautet bas Sgnus: Domine Flu unigenite, Jesu Ghriste,
Domine Dens, Agnus Dei, ^us Patris, qui toUis peccata mundi, miserere 30
nobis; qui toUis peccata mundi, suscipe deprecationem nostram. — SIIs bas
tniüanif^e jlonjil Sie Darstellung unb SInbetung CE^rifti unter bem Silbe bes fiammes
oeAieten uioKte, leistete bie romifi^ Air^e entf^ieoenen SBiberftanb, unb Sergius
(687 — 701) oerorbnete, um bie mffaffung C^rifti als eines Opferlammes aüaemein
unb iffentlic^ ju bezeugen, nunme^^erabe eine weitere feierli^e Stecitation bes ^nus 35
biorc^ gemeinfqiaftlifflen (Sefang bes ^efters unb bes Soßes an ber Stelle ber itom«
munion, alfo innerhalb bes Canon Missae. Seit 767 unter ^abrian I. bur^e es
iebod^ bei oer Aommunion nur no^ oom (£^or gefungen werben. 9la^ tribentinif^er
Orbnung fpri^t es ber ^riefter oor ber Sumtio breimal inclinatus Sacramento,
junctis manibus et ter pectus percuüens, bas britte 9RaI mit bem %tAt\ dona4o
nobis pacem. 9lur bei ben Xotenamtem lautet bie Anrufung nic^ „erbarme bi(|
unfec'^ fonbem dona eis requiem unb bas le^te SRal mit Seife^ung oon sempi-
temam. Sei feierli^en Ämtern, namentliA (m Sf^ften, wirb bas ^gnus glei^jettig
bur^ ben (Qor in lunftoollen 3Beifen ausgemärt, öfters oon fanften (Jrßten unb jartem
Saitenfpiel begleitet, mit tief beweaenber SÖirtung, morfiber SRojarts Urteil oergli^en 45
wei^n mag. Soraus ge|t bie Aonfetration, bas gefungene Sater Un[er mit bem C5ebet
Libera nos, quaesumus Domine, ab omnibus malis, praeteritis, praesentibus
et fnturis. Fax Domini sit semper vobiscum: worauf ein Siieil^en ber lonfelrierten
nnb gebro^nen ^oftie (Smnbol bes jtreujestobes bes fiammes (Bottes) in ben Aeld^
geiDorfen wirb, mit ben SDBorten: Haec commixtio et consecratio Corporis et60
Sanguinis Domini nostri J. C. fiat accipientibus nobis in vitam aeternam. Amen.
9bin folgt bas breimalige SIgnus. 9Iu^ bei ber Slusteilung bes Sabaments fpri^t ber
^ßriefter in ber SRitte bes Sutars fte^enb juoor: Ecce Agnus Dei, qui tollit peccata
mundL Domine non sum dignus, ut intres sub tectum meum. Die (Släubigen
füllen in bem Slugenblid, wo fie bas fiamm (Sottes leibliA geniegen, au^ baranas
aebenkn, bog er fOr uns gefreujigt, geftorben unb begraben ift. grür bie Sinffl^rung
oer britten Sutrufung dona nobis pacem giebt man na^ 3nnocen3 III. gewo^nliq
an, bag biefelbe wegen bes oielen Unglfids unb 3<^m^^ ber 5lir^e unter oem Drua
ber 9M um bas 3a^r 1000 bef^Ioffen worben fei. SRe^ aßa^rf^einli^teit bfirfte bie
246 A^inis Dei Slgotiork
Slnno^me ^6en, bie Snberung ftebe im 3ufammen^ng mit bem alten 9titus, ben
(Jfnebenslu^ auf bas Agnus Dei folgen 3U laffen, loie benn au^ bie |i4 an{<^Iie^nbe
erfte StoIIeUe auf (E^rijti SBort Sejug nimmt „ben Sieben loffe i4 eu^, meinen ^neben
oeBe id^ eu^" unb ft^ als eine (rnoeiteruna bes lebten Teiles bes ^nus borfteUL
5 9lur bie loteranenfif^e Safilüa in 9{om betoal^rt noA bie alte breimalige (jform miserere
nobis. Die breifa^e SBieber^oIung be$ Slgnus felbft binn in ber itirqe bes breieinigen
C^ottes ni^t befrembli(^ fein unb ^ot i^re Slnalogie an bem breimaligen A^rie eleifon;
I)uranbus (t 1270) ©ill fie in feinem Rationale offioiorum divinorum 4, 52 bamit
erQären, ba| bie Atr^e im (SebS^tnis bei unenblid^n fieiben unb ber (Bebulb bes
10 (£rIo[er$ oenounbert unb bes^Ib mo^Ibeb&^tli^ breimal finge. @pielenbe Serunftaltungen
be$ 3RitteIatters, liebformige Snoeiterungen (24ropen): qui orimina toilis, aspera
mollis, agnus honoris, entfernte bas Xribentinum toieber.
3n 1^ Iut6erif(^n Aird^e toar oon Slnfang an bas ^nus allgemein bei ber
Slbenbma^Is^nblung gebräud^Ud^ unb jiDar enta>ä)er in ber Üoerfe^una oon 91. Decius
15 (1522 ober 1523) „O £amm (Bottes, unfAuIbig" (f. Sut^rs beutfd^ SReffe 1526)
ober na^ ber prajileren gfonn »»(E^fte, bu £amm Gottes, oer bu trägft". aiOerbtngs
mar bie Stelle besjelben naä bem SBegfall ber Srotbred^ung eine unfi^ere unb oer»
fd^iebene geiporben, balb mq bem SBater Unfer, bolb oor bemfelben, aud^ im äßed^fel
oon £ateinif4 ober Deutfd^, am ^Mten too^renb ber Aommunion (Sbisteilung) ab
20 (£^or« ober (Semeinbegefang. 93gl $^ng, £iturg. llrl.*93wj^ 6. 120. Die Formula
Missae 1523 oerlangt tooprenb ber 5tommunion bes $riefters unb bann bes SoQs:
Interim cantetur agnus dei. Die 93ranbenb.«9lumb. A£). f^reibt : n)^renb ber 9bis«
teilung yjollen bie Sanier fingen agnus dei k." SRarl Sranbenb. ASj. 1540 : Jbo»
agnus dei fol au$ latinifc^ gefungen merben". Die )«eugij(^ Slgenbe ^ basfelbe
25 Q& beutf^n (E^orge[ang mtt ettoas oer&nbertem Xearte }u Slnfang b^ Slusteilung. Der
9{ationaIismus befeittgte ben ber (Semeinbe oorjügli^ lieb oetoorbenen (&efana teils
ooHftönbig, teils mit umoKinblung oon „£amm Gottes" in „^o^n Gottes", n)eiT {enes
an einen und^riftli^en leoitifd^en 0)^erbegriff erinnere. 9Ran faiu bas £ieb oielfotc^
austoenbig, als es in rationaliftif&en Gefotmbfld^ ^e^tte, bis bie neuere 3^it bie
80 urfprünghcQe jjform toieber^er^efteut fyxi, Smifüalif^ ift bas SIgnus in oerf$iebenen
äneffen für bie Üage unb ^txUn bes Aird^enjo^res oor^nben als dominioale, feiiale,
sunimum, minus summum K.; aud^ im SSe^fel oon Gemeinbe* unb (E^rgefang.
Sgobarb, geft 840* ©eine $i^erle ^eraudgeg. t)on $at)ir. ^affon, $aridl605; beffer oon
86 8t. ^lu^iud, 2 teile, $Qrid 1666 ; bie leitete 9(u9gabe ift in ber BM 14. »b. ®. 233, bei
Gallandi, Bibl. patr. 13. »b, @. 403 unb bei MSL 104 wieber^olt; MG SS. XV, @. 274.
— Hißtoire litt^raire do la France, 4. ©b (1738), ©.567 ff.; mf)x, ®ef(5i4te ber römiftl^cn
Sitterotur im torolingiftfien Seltolter. Äorlgru^c 1840, ©. 98 u. 383—393; €6ert, Qkf^.
ber fittt. be« 9RittcIalterS, 2. »b, fi^j. 1880, ©. 209 ff.; S)ümmler im 9W1, ©b. 4, 6. 263;
40 ^unbed^agen. De Agobardi vita et scriptis, biegen 1831 ; ©lügel, De Agobardi vita et
scriptis, ^alle 1865; Seift, Stgobarb Don fil)on, ©tenbal 1867; (S^eoaUarb, L'^glise et l'^tat
en France au IX. si^le, S^on 1869; ^artd, bie polit. tird^I. ^irlfamhit bed (Er^b. %gix
barb, IBierfen 1888 ; !ßicolad, Agobard et T^lise France (Revue de lluBtoire des religions,
3. ©b 1881, 6. 54 ff.; diomx, Agobard de Lyon, ^ontauban 1891; 9teuter, (^ef^id^te ber
45reagiöfen «ufflärung im m., 1. S3b, »crlin 1875, @. 24 ff.; ©imfon, So^rbb. bed frönl.
$Hei(^8 unter ßubwig b. gr., l.»b, S^j. 1874, ©. 397 ff.; ^aud, Äir(^engef(^. a)eutf(^Ianb#,
2. ©b, fipj. 1890, @. 453 ff.; 3Battenbüc^, ^eutft^IanbS ®e|c^i(^t8queaen, 1. ©b, 6. «ufl..
©erlin 4893, @. 211; ^ott^aft, ©egtoeifer, 1. ©b, 2. «ufl., @. 26 f.
SIgobarb gebort p ben au$gejeid^netften 3Rännem bes !aroIingif(^n Sc^riftftellers
&o freifes. Seine ^erfunft unb 3ugenb ift gänjlid^ ins Dunfol ge^fillt SBir mifien nur,
bafe er l 3. 792 nad^ fiqon fam (Annal. Lugd. MG SS I, S. 110). ixxxmSi
f^eint es, bag er feine Silbung großenteils feinem Slmtsoorgönger £eibrab m oerbanien
^atte. Diejer ge^rte 5u ben f^ottgften Gehilfen ftarls b. (6x. unb ^at fi^ berfi^mi
gemadbt teils burd^ feine Semü^ungen für ben SBieberaufbau ber oerfaüenen Air^n
&5 unb AIBfter in feiner Diocefe, teils bur^ feine 6orge für bie SBfirbe utü) ben (Slanj
bes (Sottesbienfts , teils burd^ ®rünbung oon Sibliot^efen unb Spulen fflr bie (&«
^ie^ung tüchtiger (Seiftli^er. 9IIs er im Seginn ber 9tegierung fiubmigs bes ^. fid^
m bas Alofter 5u Soiffons surfldjog (Ado ehr. 33 MG SS II, 320), n)urbe Sboborb,
bis^r fein Qi^rbifd^of, fein Sla^folger (Annal. Lugd. 3. 816). (Er tourbe alsoalb fai
60 bie politifc^n äBinen oenoidelt. Der ®ebanfe ber Srbfolgeorbnung oon 817 fyA
XgoBarb 247
iiKi^(^inIi$ feinen Urfprung in ben ür^IiAen Aretjen. V\b fte auf Setriob ber
Amfenn ^ubitl^ jtu (Sunften i^res Sohnes Aarl untgeftogen muibe, geborte Slgoborb m
ifyctn eifngften Serteibigem. Cr ^ biefe Serfinberung als bie Queue aller Unoro«
nun^en unb 3^^ttungen im Steige betrautet unb foroerte alle auf, roel^e (Sott, ben
jl5ntg unb bos 9{et^ liebten, b(^tn ju roirlen, bag bas Unheil grünbli^ unb o^ne 5
Sltttoeroie^en obgeftellt toerbe. X)odi ^at er bei bent Slufftanb bes ^dfyces 830 fi^
iDQ^tfdbeinlu^ nt>q jurüdge^tten. ^Dagegen erf^eint er 833 unter ben offenen (&eg»
nem £itbiDigs ; als (Tregor lY . na^ gfranrrei^ fam, begab er fi^ in beffen Umgebung :
er billigte bie ^fe^ung bes Aaifers; er ae^örte ju ben Sif^öfen, meldte il^m ju be«
mfitigenber Air^nbu^e nötigten, um i^n babur^ mr ferneren 9{egierung unfö^ia ju 10
ma^n. !Die grolge oaoon roar, bog er 835, als ^ubroig loieber bas li£ergen)iAt er*
rong, feines Xmtes entfe^t toorb (vita Hlud.54 MG SS II 6. 640). Später fd^eint
er |t$ mit bem Aaifer iDieber ausgefö^ ^u ^oben; er gelangte loieber in ben 5Befi^
feines Slmtes, ftorb ober für} oor fiubiDtg am 6. 3unt 840 (Annal. Lugd.).
3n b^ larolingili^n Silbungsgruppe nimmt Slgobarb eine oer erften Stellen ein. 15
Denn er blieb niift fte^n bei ber übenoiegenb nur reprobujierenben unb lompilieren*
ben Z^Stirieit, roelc^e berfelben eigen omr, fonbem er [^ritt mit freiem unb felbftftSn*
bigem ®eule in me^ als einer $infi$t iiber biefelbe hinaus. Das UHtr jum Xeil
bim^ bie Sbt feiner Sd^riftftellerei ermogli^t. t>tnn Sgoborb f^rieb ni^t nur als ge«
le^rter S^^ologe, fonbem er fc^rieb jumeift als ^ublijift. 9lur einige feiner SAriften 20
^ t^ectogifd^ : fo ber Subtoig b. 3fr. gemibmete über adv. dogma Felicis, fobann
Ute Gqitift geaen bie Silberoere^ng unb feine aegen ben 9lbt gftebeais oon 6t. SRortin
in Zouis gend^tete ÜRetoIritil. Semerlenstoert ut, bog Hgoboro in Den beiben erfteren
genau ebenfo reprobinierenb unb !ompiIierenb oerfu^ , mit irgenb ein anberer X^eologe
oer itorolingerjeit. Do^ aber bobur^ bie SCble^nung oollstfimli^er 93orfteIIungen nid^t 25
ausgef^lofjen mar, ergiebt bie britte. Sieben onberen Stagen rotrb ^ier bie ber 3n*
^nrodtion oerfi^; Xgobarb f(^iebt feinem (Segner bie Stuftet unter, ut non soliim
sensum praedicaüonis et modos vel argumenta dictionum Spiritus s. eis in-
spirsverit, sed etiam ipsa corporalia verba extrinsecus in ora illorum ipse
formayerit (c. 12 6. 177). Cr be^uptet ni^t, ba^ (Jrrebegis rDirfli^ fo lehrte; aber 30
mit einer gemijfen grteube ^rt er aus, u)ie abfurb btefe 9Infi(^t möre. Dabei aber er«
Hort et fic9 prtnjipten trabit{onaIiftif(^ : Neque vos neque nos de hac re aliquid
sentire aut dicere debemus, nisi ea, quae orthodoxos magistros sensisse aut
dixisse legimus (0. 9 6. 174). SlucQ bie S^rift de üdei veritate et totius boni
institutione, bie ni^t einen t^eologif^en. fonbem einen pra!tifAen 3^td ^at, jeigt, 35
bag Xgobarb in bogmatifäer $tnfi(^t auf bem rein trabitionaliftiK^en Stanbpuntte ftanb.
(freier htwt^ er ftq in feiner politif^en S^rtftftellerei. 3^ ^ ^^^ ^^^ f^<>n
bie S^rift de privilegio et iure sacerdotii rennen, infofem als fie ^roorgemfen
iDUzbe buri^ bas unter oem iUerus bes fränlüAen 9{ei^ xDei^in verbreitete ®e^I,
bag feit bem Xobe itarls bie bfiftige $anb fe^tte, mtUat bisher bie Atrc^e gefd^irmt 40
unb 9lef^t unb Setec^tigieit oufred^ter^aüen ^otte. Die Sufforbming, ju (Sott ju beten,
ut ipse regat regentes, ipse dirigat dirigentes, ut possimus pascere ^egem eius
cum disdplina (c. 20 @. 144) jeigt, mo Slgoborb bie Urfac^e ber Unfu^rbeit fanb.
Das 9ldäft ergiebt ber Srief an ben trafen SRatfrib de iniustitia. Sine ber [(^mieri^«
ften Sragen regte er auf ber 9{ei(^soerfammIung 3U Slttigni 822 an: er foroerte bte 45
Keftmttion ber itird^engfiter; biefe gforbemng , erörterte er oon neuem in ber S^rift de
dispensaticme ecclesiarum rerum. Die änbemng ber (Ei^olgeorbnung unb bie (Er*
l^etang gegen ben itaifer fil^rte mt SIbfaffung ber flebilis epistola de divisione im-
perii Francorum (0. 830), in ber Slgooarb £ubnigs Serfa^ren offen unb entf Rieben
mi^iHigte, ber comparatio utrius(j[ue regiminis ecolesiastici et politici (0. 833), 60
einer ber often S^rtften, in benen bte (Jforbemng ausaefpro^n ift, bog ber ilaifer ben
Crloffen bes $apftes g^ord^e (c. 2 f., 6. 49 ff.), uno ber jroei gflugf^riften für bie
SSfy^t £ubnrigs (0. 833), bie Salu5ius als ben IIb. apologeticus pro filiis im-
peratoris adv. patrem ju einem Sud^e vereinigt ^at.
Son einer onberen Seite jeigt fi$ Slaoborb m feinen gegen ben SSoIfsoberglouben 55
gerid^eten Sänften. $ier^er gehört bos {(^on 814 oerfajjte Sßnä) contra insulsam
vnlgi opinionem de grandine et tonitruis, bie ben ollaemein oerbreiteten 3Ba^n
belbitpft, bog ^ogel unb (Setoitter burd^ !icaämmn ^erbeigqfü^rt merben fönnten, ober
bun^ £eute aus einem 3cniberlanb (Magonia) bewirft umrben. (Er ffi^ ben Jtampf
niil^ mit p^fttalifd^n, fonbem mit religtöfen ®rfinben, appelliert ober gelegentli^ ou^ go
248 Hgibforb %rda
an ben gefunben 3Renf(^noerftttnb. (Sleid^alls gegen obergloubige SorfteUungen ift
ber Srief an Sort^oIontSus oon Stoibonne de quorundam inlusione signorum ge«
rietet Sbenfo bef^fiftigte t^n bie gfcage mäf bem 9{ed^te bes geri^ilic^n 3n)eäampf6.
Cr oemeinte fte bur^aus (adv. legem Gundobaldi et impia certamina quae per
5 eum geruntur, unb liber contra iudicium Dei) ; qu$ ^ier beru^ (ein urteil ju*
metft auf religi9fen (Eno&gungen ; bod^ fprid^t er mit einem gen)i|fen 9la^brud ben Qa^
aus, bag nuUa auotoritas, nulla ratio oredere sinit, quod veritas armis mani-
festari egeat (adv. leg. Ound. 10 6. 117), unb erAärt er fiA als primipiellen
(Gegner ber in ben germanifdben Steigen berrf^enben 9lec^tsungIei^Mit (ib. 4 S.lll).
10 Sflifflt iDeniger als fünf S&riften ^ot Slgobarb ber für bas |&bud^e ytamtxäf ni^t un«
mistigen 3ubenfrage geioibmet: de insolentia Judaeorum, de iudaic. supersti-
tionibus, de bapt. iudaic. mancipiorum, ep. ad Nibrid. de cavendo convictu
et societate Judaica, ep. ad proceres palatii contra praeceptum impium de
bapt. iudaic. mancipiorum. I)er SInlag ju feinem $eroortreten lag barin, bag bie
15 Xaufe ^eibnifi^er SHaoen im Sefii^e oon 3uben nur erlaubt nmr, n)enn fie mit 3u»
[timmung bes $erm gef^o^. Slgooarb biett fid^ babur^ ni(^t fflr aebunben unb for*
oerte ^nberung bes Ineqtes in biefer ^infid^t, fanb ober am $ofe nur äßiberftanb.
(Er bef^ränlte fid^ flbr^ens ni^t auf biefen $unlt, fonbem er agitierte fiur f^^ere
fojiale S^eibung ber QD^riften oon ben 3uben.
20 (Enbli^ finb no(^ bie liturgifc^en Sd^rtften Slgoborbs m enoS^nen: de correctione
antiphonarii unb contra libros quatuor Amalarii aboatis. Die lefetere S^rift ijt
eine itritü ber CErflarungen ber fiiturgie oon Slmolar oon 3IUk (f. b. $1.), bie erftere
bie Sonebe ju bem oon Slgoborb l^ergefteHten oerbefferten S(ntq)^onar. 6ie ift mistig
meatn bes barin oertretenen ißrinjips, bog nur fol^e Slntip^nen unb 9le^nforien be«
26re^tigt feien, beren SBortlaut ber Eiligen S^rift entnommen ift: Antiphonarium
habeamus omnibus humanis figmentis et mendacüs expurgatum et per totum
anni circulum ex purissimis s. scripturae verbis sufficientissime ordinatum
(c. 19 6. 100). Dte Sd^rtft de divina psalmodia ge^rt, mit neuerbings mit
guten C^rünben b^uptet iDoroen ift (3R9n4emeier, Slmator o. 9Re^, SRiinfter 1893,
80 6. 60 ff.), ni^t Slgooarb fonbem glorus oon £9on an. ^aitif.
Xgreba* A. G^ermond de Lavigne, La soeur M. d'Agr^da et Philipp lY, roi d'Ee-
pagne; correspondance in^ite traduite de ITspagiiol, $arid 1855; ©örrel, ^ie c^riftltc^e
«^fti!, SHcgenSburg 1879, 2. JBb, ©. 586 ff. ; ^rcufe, bie römlfd^e ficl^rc üon ber unbeffcdCten
©mpfänaniS, ©crltn 1865, @. 102 ff. ; g. ^. SRcuf(^, 3)cr gnbcj ber verbotenen »üc^er,
86 2. ©b, 1. TOt. »onn 1885, @. 253—257.
Die gftanjislanerin Slgreba (SRaria oon 3^[us), geb. 1602. geft am 24. SRai
1664 5U ^greba in Sütlaftilien, feit 1627 Supertonn bes JUartf|en<5Uofters oon bei
unbefl. (Empfängnis bafelbft, ift Serfafferin bes angeblich ^öttlid^ infpirierten Su^:
Mvstica Giudad de Dios etc.. 3Rabrib 1670, einer oterbänbigen Siograp^ie ber
40 9Rutter C^ottes, beren fd^firmerif^^p^antaftif^er 3n$alt (gefloffen ^ouptffi^Ii^ aus apo«
Ir^p^en Coangelien fomie aus ben ,,Revelatione8'' bes [el. SImabeus oon aßailanb,
J' 1482), umfome^r Slnftog aab, als er oon ben grranstsfanem für gottIi(^ iDffen«
arung ausaegeben rourbe. über bie grta^e, ob bie genannte 9lonne SSerfafferin fei,
bmie fiber oen 3n^alt bes Su^es unb bte (Erlaubnis 5um £efen besFelben entfponn
45 |id^ ein langer Streit in ber tot^. Air^e bes 17. unb 18. 3<^t^* ^i^ int Dienfte
cotiftif^ * immalulijtif^er 3RarioIogie erfunbenen Dffenborungen oer Serfafferin leiften
Unaloubli^es in ledem grobulieren. SRoria roirb foglei^ na^ i^er (Seburt at^ (Sottes
Se|ebl in ben ober[ten $immel getragen, wo fie per visionem beatificam bte !Dtei«
eimgieit f^aut. Cpott oerorbnete 5u i^rem Dienfte 900 (Engel (na^ ber 3^^ ^
50 9 (EngelAbre), an beren Spi^e ber Crjengel 3Ri^eI fte^t SBenn bie 3unafrau nitfit
foglei^ bei ber (Seburt jprad^, fo tam es ni^t bo^r, ba^ fie nii^t fonttte, fonbem fte
modtt ni^t. 6^on als Aino erbittet fie \xi) oon t^rer SRutter SInna ein Aleib
na^ 9Irt ber Alarijfentra^t k. (Es o)irb auf fie bie ißerfonififation ber gbttlifien
SBeisbeit in 6pr. @al. 8, 22 ff. angemenbet ; fie roirb als bie $errf^erin oer SBelt
nriefen, bie foroo^I ber SJerllarung (E^rijti roie feinem leisten 3Ra|le beigen)o^nt |abe,
Pter na^ ibrem Üobe 5U 3^nifalem auterftanben unb ni^t roeniger als jroetmal oen
mmel gefahren fei k. Cin fir^It^es aSerbot bes Su^s — motioiert ^uptfoc^lid^
bur^ fein einfeitiges (Eintreten fibr bie ni^t tanonifterte £e^re oon ber unbefl Sm^fihtg«
nis, fowie burd^ bie barin oorgetragene te^erifd^e fie^re: IDlaria Srl^if^ unb Slut feien
Sgrebu Xgricflo, 3^^^ 249
propria specie in bei (EuAQriftie gegemDortig — erlieg 1681 ^apft Snnocenj XI.,
10^ Itd^ iebo<^ balb naäjl^, infolge bes f^il^enoen (Eintretens itarls II. oon Spanien,
oeronlagi bie in biefent Steige ungemein beliebte unb xDeit verbreitete £eltfire bes«
felben ipieber frei 3u geben. SIus Slnlag ber 5U SRorfeille 1695 erj^ienenen franjöf.
äberfet|ung (La mystique Cit^ de Dieu etc.) bejd^lo^ bonn bie Sorbonne int 6ept. 5
1696 eine 93erbammung bes Suc^ bod^ tonnte qu^ bides feine fortaefe^te Verbreitung
buxf^ franjistQnif^ unb fonfti^e Vertreter bes 3mntdultsntus ni^t Qinbem. 9Bie benn
neueftens au^ beutf^e Seorbettungen erfd^ienen finb, juerft eine o&!ur5enbe oon £. CQq*
lus, bann etne ousffl^IiAe in }n)ei ftmen Sönben: ,,Die geiftli^ Stabt (Lottes,
fieben ber {ungfr&uliqen (Gottesmutter nad^ ben £)ffenbarungen ber e^noflrbigen SRoria lo
0. Sgreba'S 9{egensburg 1890, 2. 9. 1893. datfUr.
Slgricila, ißelagianer. (j^afpan, S3riefe, ^b^anblunoen unb $rebtgten aus ben
Aioei leiten ^a^r^unberten bed ttr^Iic^n ^Itertumd unb bem umfang bed SRittelalterd. (S^ri«
ftiania 1890.
^rofper oon SlquUanien enDSj^nt in feiner (E^onif 5. 3- ^^9 eines brittifd^en 16
^Qieologen Sgricola unb fagt oon i|m: Agricola Pelagianus, Severiani Pelagiani
episcopi filius, ecclesias Britaniae dogmatis sui insinuatione corrupit. Sed ad
actionem Palladii diaeoni papa (Hc^estinus Oermanum, Autissiodorensem
episcopum, vice sua mittit et deturbatis haereticis Britannos ad catholicam
fidem dirigit. (Ea^xiri ^ in ber oben genannten Schrift 5 anon9me Sriefe unb eine 20
Sb^nblung de divitiis herausgegeben, melAe offetÄar pelagiani|^n Urfprunas finb.
(Er ^ jugfeu^ ben 3laäpx>t\s eärad^t, bog oie fe^ Sd^riften oon einem uno oem*
felben ^ela^ianer ^erftommen unb qat bie Vermutung ju einem fy>^n C5rab oon
9Ba^f(9einItA!eit erhoben, bas berfelbe ibentif^ ift mit oem oon Sro^er enoo^nten
9gncoIa. über biefen ergiebt fi^ bann aus b>em 1. Sriefe, 6. 3 ff. no$ folgenbes : 35
(Er oerlieg, gegen ben äßunfd^ ber Seinen, bie $eimat, um im Orient bas roo^r^
oslettf^ 2j^n tennen 5u lernen. Slujf ber 9leife berilQrte er Sijilien , bort trat er in
Se)i^ng ju einer oomebmen 9lomerin unbo)urbe bur^ fie ju einem begeiftertenSln*
^nger hcc pelagianif^n SIsIefe. Non ergo, fd^reibt er in bte $eimat, aegre ferat
dilectio tua me ad peregrina profectum, cum per ipsius peregrinationis occa- 90
sionem notitiam ueritatis inuenerim . . . Nunc ^rimum scire coepi, quomodo
uerus Christianus esse possim (1,^2. 6. 8). SBie fein Vriejf 3e^, qku:o er unter
feinen gfceunben eifrig für feine neue Öberseugung. 9u(^ bie übrigen Sänften f^einen
oor feiner 9{üdle^ in oie $eimat oerfagt 3U fein. 3m jn)eiten $rief oertritt er ben
Sa^, bag Unlenntnis bes gbttliAen SBiuens leine (Entfi^ulbigung für ben 6ünber ift, 35
foHMcn nur bie Strafe oerboopelt. SDlan mü|fe bes^w nad^ ber (Erlenntnis bes gbtt«
li^n äßillens ftreben unb üoerseugt fein, bog man erft bann ein magrer (Ebrift ift,
loenn man Sorge trägt, alles bas }u beobachten, mos (Sott befiep. 3n ber zlb^ano«
lung de divitiis legt er bie pelagianif^e Seurteilung bes 9{et^tums bar: berfelbe ift
nii^ oon (Sott, fonbem ftammt aus ber Sünbe, lann bes^alb ni^t o^ne Sünbe be* 40
feffen unb beißen n^rben. Das Vorbilb CE^rifti unb ber 9^)o[teI oermic^tet }ur SIr<
mut Das X^ma ber 3 übrigen Vriefe ergtebt fi^ aus i^ren uberf(^rtften : De malis
doctoribus et operibus fidei et de iudicio futuro, De possibilitate non peccandi,
De castitate. Der äßert bes ganjen Sd^riftenfreifes aber befielt barin, bag er einen
(Etnblid in bie et^ifc^e Seite bes $elagianismus itmfy± ^anä. ^
Stgrtcolo, 3o^ann, geft. 1566. üuellen (»riefe u. ^Itenftücfe) : ^uger b. »rieftoedbfel
b. aiicfonnatoren (J. (£. Sförftemonn, 5». Urhinbenbu*, ^amb. 1842, @. 291—356; 3^2:11872,
321— 410 i 3Ä® IV. 299—324; 437-465; X^@tÄrl881, 160—174; ^.^rcwö, 3K. Öut^erä
5)i8putotionen, ®ött. 1895, @. 246 ff.; ü. 3)ruffcl, ©riefe unb ?tften i, (»efd^. b. 16. So^r^td.
m, 131 ff ; Agricolae Apophthegmata nonnuUa prim. edid. Lud. Daae, Christianiae 1886 GO
(baau X^ß8 1887, 61 ff.), ©rftct Serfuc^ einet »iffenft^. öiogra^^ie in 3. «gr. üon (SiSlcbcn
oon i», llatoerau, SSerlin 1881.
3o^n Slgricola, eigentli^ S(^neiber (Sneider^, ba^er latinifiert au^ Sartor,
bonn bun^ Umfe^un^ oon S^neiber » Snfder in ^Anitter feit 1518 Sloricola be«
nornit, toud^e mdffi^i^xnlxi) 1494 — fo na^ eigener Eingabe ; anbete alte Slad^rid^ten 55
f^ioaiden jioifc^en 1492 (fo gemö^nliA) unb 1496 [Cod. Goth 263 931. 15 ^'l — am
20. flpril geboren. Stai) ber (&eburts|tabt erhielt er ben Seinamen (Eisleben, 3slebius ;
Suäfex nennt i^n fpoter meift in urfprüngli^ f^erj^er, bann aber ben (Semegroh
oerfpottenber93erIür3ung„(&rideP'. 9lad^ Squlia^en in Sraunfd^ioeig unb oieüeid^t mq
250 figdcolü, 3o^nn
in fieipjig (Daac, S. 20) bejog er im 38.6. 1509/10 bic fieipsiger Uniocrfttät, ur-
finrflrtgli^ in ber Slbfi^t, SRebtciner 5U merben. Utinam mansissem medlcus sie ut
coeperam, fcuht er fpäter. (Slet^ anbem ^at i^n erft fiu^r für bie ;aeoIogtc gc«
iDonnen. 9{Q^bein er bacc. artium in fieipjig getDoroen, fud^te er in Srauitf^toetQ
6 »ef^oftigung int Siulbienft; oon bort trieb i^n SB.S. 1515/16 ber fteiaenbe Wuf
SBittenbergs jur gortfehung ber Stubien an btefe Untoerfität. $ier fam t^ buri^
fiut^r bie SBenbe für [ein inneres fieben. SJon ftinb auf „oerjagten (5eiDi(fen5" nnb
naA bem 3wge ber 3^^ in mannigfad^ roeAfeInben Deoottonsmttteln grieben fu^enb,
iDiro er je^ oegeifterter S^üler unb balb aud} perfonltd^er greunb fiut^rs. ,,!DurA Jeine
10 £e^re unb (Softes C^nabe bin i^ neu geboren unb gl&ubig gen^orben'^. 1518 gtebt er
na^ feiner Ka^f^rift unb nii^t o^ne eigene 3#^^ Cutters SJater - Hnfer * ^bigten
^raus (3821 IX, 122—159), bie uns tro^ biefer ßut^at bie in ber gaftenjeit 1517
ge^Itenen 9)ortrage £.s bod^ treuer loieberfpiegeln, a» beffen eigene Slusgabe oon 1519
(3BÄ IL 74 ff.). (& ift 3euge bes Ü^efenanfd^Iags unb ber fieipj. Disputation, bei
16 ber er Butler als Sefretör bient anjiDifi^en ift er 4. gebr. 1518 mag. art. ge^
©orben unb tritt ant 15. Oft. 1519 in bie pl^ilof. golultät ein ; bi^toor^er, am 15.eept
nmr er mit bem i^ntf^nell befreunbeten SReland^t^on jum bacc. in bibliis promooiert,
unb bamit in bie 3l5ittenberger Z^eologenfdbar eingetreten. Cr gebort fortan }u bem
enaften unb oertrauteften greunbesireis, oer |i^ um £ut^er fammelt, unb sroar als ein
20 befonbers gefeüiges unb £ut^er fqmpat^if^es C5Iieb: ,,Agrico]a, quem post Phi-
lippum unice amavi'^ ogl. aud^ CR I, 818. SRit einem (unbebeutenben^ ^asqutll
auf fiut^ers „ülliftgünftige^' aretft er 1521 in ben Äampf ein (S^abe, Sattren II,
190 ff.). Die greunbe t. unb SRel. begrünben 1520 faft glei^jeittg ben eignen $aus*
ftanb. (Einen befd^eibenen Unterhalt gemSbrt i^m bie Stellung als £ebrer am „^Sba^
25 ao^ium", too er anfangs mit SRag. $remfel gemeinfam, feit 1523 auein (grammatU
lehrte unb fieftionen fiber lerenj unb 3Jirgfl gielt Daneben ^ielt er auf fiut^ers SJer*
anlaffung feit 1521 in ber ^Pfarrrlrd^e ber ougenb biblif^e fieftionen (vocatus in par-
tem docendi verbum super pueros; urbis nostrae catechetes); baju lom feit
1523 eine I^Stigfeit bei oen 2Bo(^engottesbienften (draYvcoauK in templo). Bor*
30 lefungen über p^uof. DisjipHnen (DialeÖif unb 9?betort!) unb über neuteftamentli^
Sd^r^en lamen baju. ^us le^teren enou^s fein^mmentar jum fitdas'£t)ana.l525,
aus ben fieftionen in ber ^arrtir^e eine beutfd^e Auslegung oon SRt 16, 13 ff. Slls
fiut^r 1624 jur SRitarbett am eo. Air^enlieb aufforberte, lieferte au^ 31. etlid^e Sei«
trSge oon mSgigem 3Bert. SRit Z^nas jufammen erlieft er Anfang 1525 Auftrag,
85 einen erften SBmenb. Aated^ismus 5u arbeiten; aber feine Slbberufung na^ ausioSrts
oer^inberie bie 3Iusffl^rung. 93eim 3lusbrud^ bes Sauemfrieges begleitete er fiu^er
auf ber 9{etfe naäf ben ^orjgegenben unb ftellte fi^ babei bem (trafen Sllbre^ oon
Sransfelb ais fieiter ber in Stsleben }u eröffnenben fiateinf^ule oor, gab balb au^
unter oen lebhaften (Einbrfid^n oon bem Üretben feines alten greunbes X$. äRflnjer
40 beffen i^m 5u $änben gelommene p^antaftifd^e Xusleoung bes 19. ißfalms mit einer
(g^enem&runa heraus, bie toertooRe 3lngaben fiber ben S^toarmgei t ent^aU. Da«
ptfd^en fenbete i^n fiut^er als DeputUrten 3Bittenbergs noc^ granifurt a. SR., um
bort bei Der Orbnung ber Hri^L 2Jer^Itni|fe ju Reifen; bann rauguft 1525) trat er
fein S^ulamt in (Sisleben an, lurje 3^it mit 9Rag. Hermann Xuliä sufammen, bann
i5 aKein bie fieitung ffi^renb. (3^re Sqiulorbnung fe^ au^ in $artfelber, Melanchtho-
niana paedagogica. fieips. 1882, 6. 1 ff.) 3lus feiner SAuIarbett enoud^fen jiDei
late^et. 3Irbetten: Elementa pietatis 1527 (aud^ beutfA) unb „130 gemeiner grage«
ftfidte fflr bie jungen Ainber tn ber beutfd^en aRobd^enfdbuIe }u (Eisleben" 1527, balb
erweitert 3u 156 grageftfiden (1528) unb enblid^ überarbeitet p CGCXXI formulae
60 et interrogationes pueriles (1541). Sieben manc^m Soßstumlid^en finbet ^id^ ^ier
boc^ auäf udji f^merfaQige unb gefd^mocftofeSIusbrudEsiDeifej baneben oiel ^olemil gegen
9lom, unb in materieller Se^tepung bominiert in ber petten S^rift f^n bie gegen»
fa^Iid^e Se^anblung oon ®e)e^ unb (Eoangelium, bie i^n in oen antinomift Streit
oenoidelte. 9lud^ eine 31uslegung bes Zitusbriefes (1530) unb äberfe^ung unb S^o«
» lien ju Zerenj 3Inbria (erft 1544 erf^ienen) oerbanten mo^I ber Sd^ulorbett i^ren
Urfpruna. SIeibenben Dan! enoarb er fi^ burd^ feine in (Eisleben begonnene Somm*
hing UTU (Erläuterung beutf^r Spri^mörier (1. Sammlung 1528, 2. 1529, 3. [oiel
unbebeutenber] 1548), ebenfo huxä) ben mittels ausaebreiteter fieftfire jufammengetrage«
nen Stoff, toie burd^ fein nxnrmes (Eintreten für bie äßutterfprad^e. ^oi er auc^ oen
« Segriff „Spri^orf ' nid^t fc^ erfaßt, fo ^t er bod^ für oiele Generationen treffli^
Sgricila, Sa^nn 261
beutfi^ fiefe^ unb Soltebu^er bamit geFAoffen. (Jrretli^ oenoidelte t^n biefe 9lrbett
loegen einiger IntiMer Slugerungen Aber lun^ oon SBäxttemberg in Unonne^mli^feiten
mit biefem unb beffen 6d^fi^r ^^tlin) oon Reffen; ein (Ebelmann fiubtoi^ o. ^offo»
Dont Itejg eine en^te 9lnIIage[(^nft g^en ben eoangelif^en 3:^eoIogen, ber emen eoong.
grüiften gelifiert ff&tf ausgeben; Slgricola leifteie int erften 6foed bemiltige abbitte 5
(24. 3uH 1529), bann aber trat fintier fettft energifd^ fiir ben grcunb ein — freili^
tonnte unter biefen Umftänben 91. jum 3Rarourger Kolloquium ni^t mitsie^en. Xro^*
bem baft Xgr. in [(Ktteren 3lufl. bie anffigigen Stellen bejeitiat ^e, grollten Ulri^
unb Wlipp loeiter, bis Sgr. abermals, 13. ^, 1536, ^bttte leiftete. (Ein [tarier
Unmut gegen ben Sanbgrofen blieb feitbem in feinem (Bemüt boften, ber auf fein 93er« 10
galten im f^moll. itrie^e oon (Einfluß oku:. SIber au^ eine ^ebigtt^tigfeit mar i^m
m (Eisleben an ber Sltlolaiürd^e jugemiefen. Zrokbem er felbft oor bem ^bigen als
einer ^oben unb oerantmortlid^en 6a^e 6d^eu bettelt, reebnete man i^n unter bte tfl^«
tigften ^rebiger bes SBittenb. Areifes unb f^Mte i^n als folgen bei $ofe fo ^0^,
bag er 1526 auf ben SReic^stag m Speier miljie^en mu^e, mo er im $of ber furfflrftl. 15
^ber^e unter ^rogem 3utouf oer SeooIIerung inrebigte (bie (Epiftel an bie ftoloner
3u Spetergeprebtgt 1527: (Eoang. 00m ^^f. unb 3dnner ju Speier geprebigt 1526; oer
90. [91.1$^Im 1526). tas (Blei^ mietor^olte fi^ 1529 auf bem jmetten Speirer 9lt\iß-
tage. Sbenfo mugte er noA Sluasburg 1530 }ie^n unb prebiote bort, bis faiferli^
Serbot bos ^rebigen abFtellte. mA 3o^. gnebri^ bebiente ftA noA 1535 feiner als »
$etfepcebiger auf bem 3^05 nadb SBien ju grerbinanb. Daneben ^otte er fi^ als
Umfe|ec lai S^riften (S^mfib. S9ngramma 1526; SRelandbt^nf^ jtommentare
paulhu Sriefe 1527; 93eroeutf^ung ber (Sefd^ic^ unb einiaer Sriefe bes 3^^. $us
1529 unb 1536) oerbient gemalt; au^ in bem Streit mit oem ben SBittenbergem fo
oerfeinbeten fc^iblujtigen laß), ^rebiger (Seorg SBi^el in (Eisleben fAeint er als „$ans »
(Ederlttig oon $retelit|" mit jmei flott gef^riebenen {leinen StreitJAriften 1535 ^tia
geiDefen ju fein. Slber bebenfli^ getrfibt mar fein Serb&Itnis ju HRelon^t^n. (Blei^
nad^ feinem gforigang oon 9Q3ittenberg mar eine neue ^eol. $rofeffur, auf bie 9ReIand^>
i^n ^m unb er felbft fid^ ftoIe$oftnuna gemad^t, ni^ i^m fonbem eben bem^^reunbe
übertragen morben. Das gab ber 3ntimtiät einen Stoft ; mürbe ou^ in per^nlid^ so
Vusforo^e bie So^ beglid^en, fo mirb bo^ oerftänbli^ boft 91. feinen erften antinom.
etceit 1527 ni^ mit £ut^r, fonbem mit SHeL anfing (f. Stnttnomismus). Da fiut^r
fo^lt^ SReL bedte, juglei^ aber bie Differenz auf 93erf$ieben^eit bes (^ad^gebraud^
beiber Seile jurfidlffl^rte, fo tonnte eine Seretnigungsformel ^. 3- ^^ Streit no^ m»
bedett. SReL flojgte aber {e^ fiber oerleMe grreunbf^oft unb furdbtete bei Slancolas ss
SeAtnbungen mit bem $ofe bur«^ i^n bort oerb&(^tigt ^ merben. Sllü^fam muroe no^
eiitmal bie jerriffene gteunbfc^ geflidt; 9l.s 9}er^Itnts }u £ut^er mar bagegen un*
oerSnbert ^liqi geblieben. 9lun trübten fid^ aber 9Ls Sejie^ungen ju (Srof 9Ibred^t.
Des (Brufen Seh, Differenjen in ber gfroge megen Stat^oftigleit ber 9UAa>ifyc gegen
ben Jlaifer unb in ber Se^anblung oon (^efac^en f^ufen SerbriegliAIeiten ; 91. oer» 40
Rubelte 1536 mit £ut^ ilber eine 9lfldberufung nad^ SBittenberg. Der 5iurffirft oer«
^(^ i^m balbiae Slnftellung an ber Unberfität unb Iteft i^n junSd^ft jur Sorberatung
über bie fd^mall. Slrtilel noq SBittenberg fommen. 9Rtt unqofli^r SIbfdge an ben
(giofen fiebelte er SBeibna^en 1536 nad^ SBittenberg Aber; oufgebrad^t über biefen
Ub|iig oerllagte ^n Slbre^ je^t bei ben SBittenbergem als Stifter einer befonberen 45
Sdie nriber fiut^er, beim Aurfärften als einen unrubftifter ä la SDtflnjer. £ut^er
gfantbte ber Xnllage nic^t, na^m bie Serantmortung ffir feine äberfiebelung auf fid^ unb
Mb t^ mit ber gonsen gfamilie in feinem ^ufe Verberge. 9Is er bann 1537 mä^
oc^ntolialben reifte, oertrat i^n 91. an ber Unioerjitat mie auf ber itanjel unb oenoal*
tete i^m au^ fein $aus. 9lu^ beim jturfürften blieb er noq in oollem Slnfe^n unb 50
btente i^m als ißrebiger auf bem Sürftenfonoent in 3^i^- ^^^ ^in^ ^^ ge^ene
^ßiebigt mit i|ren „neuen SSoIabeln", bie ißublifation feiner „breq Sermon unb ißre*
bken" 1537 unb bas (Berüd^t, bog er antinomiftif^e Xl^efen mit Arttif an £ut^er unb
WtL im enaften Areife jirfulieren laffe, ma^en i^n im Sommer 1537 oerbä^tig;
fein antimmtift Streit mit £ut^er felbft beginnt, mirb fd^einbar noA me^als gebfimpft m
unb bri^t bann mit immer neuer $eftigfett mieber aus (f. ben Serlauf im einjelnen
unter Sntinomismus). (Er finbet ^mar no(^ grebr. 1539 Slnfteüung unb SefAoftigung
im neu begrilnbeten äBittenb. Stonfiftorium, es tam aber 5U JdrmliAer Alage ^.s gegen
£11^ oor bem Aurffirften, ber ij^n bis 5um Slustrog ber Sad^e tn SBittenberg „oe«
ftotd^n" liej^. Der Soben mürbe ^m je^t ju ^ig. 3Bieber^olter SBerbung 3ott<^tms II. m
262 fSfritola, 3o^n
folgenb htai) er oor Slusirag ber Unterfu^ung ben Slrreft unb enttoi^ im Xugufi 1540
naif Serlin. VJQAoIogifA intereffant ifi babei, bog SReL, je me^ m £t^is (Er«
bttterung unb Setoenf^aftli^feit gegen X. fteigerte, umfomebr oermütelie unb immer
n^ieber unter ^iraoeis auf £ulqers au$ oon i^m erfobrene ^eftigleit ben (Segner px befd^roi^«
5 tipen jN^te, au^ feine gfeber lie^, um mögli^ft oorft^tige 9leoolQtionsformeIn m f^mteben.
9iaA uRels Sorlage unb unter Sugen^gens Vermittlung fenbete 91. eine ^teoolotions'
\äjlt^t ein, auf C^runb beren nun no^ eine äujjerli^e 9lusf9^nung mit fiut^r erfolgte
unb i^m tro^ Feines Slrreftbru^es freier SBanbel in Saufen geftdtet mürbe. Sber ber
(groll blieb auf beiben Seiten: ffir £ut^er blieb er ber eitle, unsuoerlSffige Karr, bem
10 er nie mieber traute ; 91. aber blieb babei, bag er, ber materiell nie oon bem fMtn
£ut^er abgetoi^en fei, oon fiufi^er, bem vir Dei, ber aber ju febr unter bem (Einflu|g
feiner Umgebung [te^, mit ungere^tem Slrgmo^n fd^nöbe be^nbelt morben fei. (Er
ba|}te jeitbem 6a^fen unb betraqtete alles Ungifld, bos ben Aurffirften unb |eine X^«
lo^en in ber (Jfolge traf, als (Sottesgerid^t für bas Unre^t, bos ipt }ugefugt morben
15 fet. 3oa^im gab i^m Slnftellung an feiner Domlir^e als $of|>rebiger. ms fol^r
begleitet er i^n 5um Keaensb. 9{eid^staa 1541; im 9{egensb. 3nterim erblidt er eme
brau^bare Sereinigungsformel — offenoor oon 3^4^^^ (Sebanlen beeinflugi 1542
folgt er feinem Prften in ben unril^mlid^en Zfirlenfelbjug. 3n ber $ofluft ffiblt er
fid^ mo^I, — unb in geheimen Slufjei^nungen Hagt er Aber ben fiebenstoanbet {eines
so $erm ober aud^ Aber fi^ felber, ba| bie vitla, quibus Juventus delectatur, 'ü/m im
reifen 3RannesaIter ftorler ^ufe^ten als in ber 3ugenb. fiut^ers treue gteunbin, bie
fturfurftin (Elifabet^, 3oa^tms 9Rutter, bemfibte fiQ oergebli^, ben i^ fo oed)fiAtigen
2JkLnn oon i^em @o^ne ju entfernen. Diefer fibertruo i^m oielmdr ou^ miAttge
ür^enregimentliAe JfunTtionen. (Er toirb (Seneralfuperintenbent unb Stfitotor ber SRorf ,
S6 Äonfirmation unb Orbination ber (Seiftli^en liegt m feiner §anb — roobei bemerlens«
o^rt ift, bah er felber nie eine Orbination empfangen ^e. Seine lenbenj ge^ babei
babin^ ben Sinftub SBittenbergs, fpejieü SRelancQt^ons, in ber m&rlif(^en (Seiftli^Ieit ju
befeittgen. 3n ®eorg Su^^olser, bem ^opjt oon Serlin unb gfceunb £ut^, fyd er
ben naä)Htn (gegner, mit bem er forigefe^t m 9{eibung lebt. Unausgefb^nt mit i^m
80 mar Su^er ge[torben. (Es gereift 9Ljur S^e, baft er unter bem erften (Einbrud biefer
Sla^ri^t i^m m einem Sriefe ein (E^renbetAnal fe^t, nur feine 9letaung ju 9rmio$n
unb bie Seeinfluffung btu:^ faMe (^eunbe bellagenb. SIber als bie Smmaßalbener
nun jum Äriege gegen ben Äatfer rüfteten, griff er Jie in ißrebigten ols Sufrübrer an,
^ielt na^ ber St^Ia^t bei SWü^Iberg eine Danfprebigt für ben Sieg bes ilatfers —
86 bie (gefc^r ffir bie 6a^e bes (Eoangeliums fa^ er ni(^t, miegte fi(^ oielme^ in Fügen
§oJfnungen auf einen friebli^en Beraleid^ ber ftreitenben Äonfeffionen. 3n biefer
Stimmung na^m er am „ge^amifd^ten'^SIugsb. KeiAstag 1547/48 teil. (Es f^mei^elte
feiner (EiteHeit, als eoang. !X|eo(oge in bie Aommiffu)n für bie Searbeitung bes 3n*
terimsentmurfes ju^esogen ju merben — als eimiger, na^bem Sucer Ji^ entf^ieben
40 aeroelgert ^atte. $ier ©irb er eine fe^ untergeorbnete SRoHe aefpielt ^ben (ojl. »eu«
fei, tfter ben Urfprung bes Slugsb. 3nterim 1888). (Es blenbete i^n babei bie trüge«
rif^e (Ermartung, bag bos 3nterim aud^ für bie lat^. Stönbe gültig fein joIIe (ogL
^ieju au^ 3Heib in 9131 f54f. (5e[A. XIII, 297 ff.), (fe fiel $m nun aud^ bie un«
oan!bare SloUe ju, unter feinen (Dlaubensaenoffen für bie Slnna^me bes 3nterims
«werben ju Jollen, ein Suftraa, ber i^m meift nur 3otn unb $o^n eintrug; fo miröe
er in ben SSedknblungen mit 9Rori^ burä ein (Suta^ten mit, bas er für (Eorloioi^
ausarbeitete (9m fö^f. (Sefd^. I, 267 ff.), fu^te oergebli^ aRartgraf ^o^nn o. Aüftrin
m geminnen, ersielte einen p^^gen Sd^einerfolg in 9ifimberg, oerbarb fi^ bie alte
greunbf^aft mit Safp. Slquila, als er biefen (in Saalfelb) fürs Interim ftimmen moHte;
60 ben gleiten SRigerfolg ^atte er in Orlamünbe bei (Eafp. (Slatius. SRugten birfe (Er«
fobrunaen f^on ben Cifer für ben über Augustanus abfüllen . fo no^ me^r ber
9EBiberitanb, ben er in ber uRarl felbft fanb, unb bie immer meqr anf^mellenbe all«
fettige litterorif^e Oppofition. 3oa^ims Stelluna jum 3nterim mürbe fe l&ri^er je
me^r bie, bah er, um gleid^seitig feinem £anbe, oem ilaifer unb 9Rori^ oon Stulpen
66 (genüge 5u tpun, fi^ mit bem äußeren S^ein einer 3nterims«(Einfü^ng begnügte, bei
ber t^ttfö^li^ f^ J^* ®^^ ^^^^^ geänbert, bem Äaifer nur ein figmentum obsequii
geleiftet mürbe. C lobte bas 3nterim im allgemeinen unb tabelte es im einzelnen,
ninbigte eine S3erteibigungsf^rift an, bie bann boA ni^t erf^ien, arbeitete für bie
©eiftfi^Ieit eine „Defloration" (3$!tb. 1851, 362 ff.), bie an entfdbeibenben fünften
eo bas 3nterim im eoang. Sinne fonigierte, na^m an ber 3üterboaer 3u|<^^m^i^nft
Ssncflo, 3o^n Ogric^Io, 6tep^ 263
(16. Des. 1548) jiDtf^n 9Roti^ unb 3oa^iin teil, loo er bei bem Serjud^, ben 3Reg'
laiion im 3ntenm ju red^tfertigen, in (georg oon Sln^t einen fd^arfen (Segner fanb,
bedte Jic^ aber fortan nur 3U gern oor ber ntörtifd^en ®eiftHd^!eit bontit, hak Sac^fen
unb Sranbenburg fe^ in ber 3nterimsfrage einig geiooroen feien. !Die ^üterboder
Srtilel galten fortan au$ ffir Sranbenburg als (Erfai^ftud für bos !aiferl. 3nterim. Dem 5
[o ftori abgefc^Sd^ten 3nterim fügte fid^ in ben nunmehr erfolgenben Ser^nblungen
oie SRe^nobl ber (Seiftli^en (auf 9{at ber SBittenberger) ; eimelne oerlieften bie SRorl.
Der (Srou bes eoong. Deutfd^tanos über bas Snterim ergog fi^ nun aber in oollen
6^Ien, mit unoerbiflmter Derbheit, auf SIgricolas ^(xwft ; Slquila, gfladus, SÜberus, Cfian«
ber u. a. ^aben boffir gelorgt, bag fein 9(ame gebranomarlt mürbe. (Bern benu^e ba^ lo
SL 1562 ben Ofianberfiqen Streit, um feinen 9luf als £ut^eraner mieber ^ersuftellen ;
er ift {ebenfalls ftarl beteiliot gemefen an ber ^erlömmli^ bem SInbr. 3RuscuIus beige«
legten mSrrif^n (Seaenf^rift gegen £)f.; ber gemeinfame Aanwf gegen biefen näherte
i^n noA einmal oorfiberge^nb uReland^tJ^on. 3m Streit jnifd^en Stamoro unbäRuscuIus
$atte ^ bie (EntfAeibung ju fpred^en unb entf^ieb mit aRuscba^in, bog (E^rifti 3RittIer« 15
amt aud^ ber gbttli^en 9latur juge^re; auq bie göttli^e 9latur ^e gelitten. Dag
aRehm^ns Guta^ten (CR XXIII, 87 ff.) lej^teren 6a$ ob iidonelt abmies, f^rte
ijegen bieten,
,6 fortan im Serein mit feinem Seiger SInbreas
ju einer Serftimmung bei $ofe gegen biefen, oie für bfe Sbilippiften in ber mad
SRuscuIus in Sranifurt a. £). als ber S^ü^er bes reinen £ut^ertums gegen ben ^^U 20
lippismus, ber in (äj(t. fialius in S^nbau, tropft Sud^^oljer m Serlin unb befonoers
in Sbbias ißrotorius in grt^idfurt feine $aupbertreter ^at 3^i^I<tn9 ^lemifiert man
für unb miber bie Slotmenbigfeit ber guten äßerle unb ringt um bte (Entfc^ibuim
^oad^ims, oobei bie iß^ilippiften ben Trumpf ausfpielen, mit ber £eugnung bes „3Raw*
falle auA ber ®e^orfam gegen 4)en gfflrften, ^ bagegen SReLs oerbä<$tige Slbeubmobte» 25
te^re unb bie oon i^m „oerfälMte" Slugsb. jlonf. als Snflagematerial oenoertet. ^rft*
torius oerlieg 1562 !ampfesmflbe bie SRarl ba [u^te ber alte Swj^^oher bur^ bie
ftirlften Stmriffe auf bie ^erfon 9Ls bie ^d^e ber S^ilippiften ju ^Iten, mit mo»
mentonem Srf olg : ^rät. le^e jurüd, f anb günftige mfna^me unb glaubte fcbon als
Sieger feine Sebingungen ftellen ju ISnnen : ba f$Iug bie Stimmung bei $ofe aber« so
mals um, $r&L mi^ jum peitenmale, Su^^ber fiel in Unanabe. Der oon SL im
Serliner Dom oeleitete 9{eformationsfdt*C5ottesbtenft am 24. Oft. 1563 bejei^nete bas
Si^esfeft bes fiut^ertums über ben ^^ippismus. So ^ ber SRann, ben Sut^er
geo^^tet ^atte, ^ier bem ftrammen fiut^ertum ben Sieg bereiten geholfen. 9m 22. Sept.
1566 ftarb er loö^renb einer $eftepibemie. 35
Sein 3enDürfnis mit £u^r ^t ben begabten, aber aud^ fid^ felbft ftarl über*
f(^kenben, eitlen unb na$ SInerlennung bfirftenben Wtann aus einer normalen (Ent*
oiduing ^rausgefd^Ieubert. (£r ift ber äberseugung geblieben, bie e^te reformatorifc^
fie^ooition — g^^n £ut^ felbft — 5U oertreten; barum ^e man il^n ae^M. Dag
ber leid^tlebige vSftann ben Serfud^ungen bes $oflebens nid^t CD^Iterfeftigtett genug 40
entgegenftellen fonnte, ^at er fetbft {ebenfalls erft ju fpöt erlanni iB. ftaioeran*
figfcicüla, Stepban, geft. 1547. a^r. (Spanaenberg, SBiber bie böfe (Sieben in Teufels
ftamöffelfpiel, 1562. loogen p lijff. — ©(^el^orn, de religionis EvaDgel. in provincia Salisb.
artu 1732, 4« p. 18; ^aufiborf, fiebendbefc^reibung ©pengicrä k., Sf^ümberg 1740; SSeefen*
melier, tieine )Beitr&ge ^ur (^efc^. b. 9?etc^dtQgd ^u ^ugdburg, 92ürnberg 1830, ®. 52 ff.; 45
9lotennunb, (ä^efc^. bed auf bem SReic^dtag ^u ^ugdburg 1530 übergebenen S3etenntnif[ed it.,
^nnooer 1829, @. 318 ff.; Matterer, ^ed ßarbtnald unb ^rjbifc^ofd oon ^aljburg ^at«
t^Bud £ang IBcr^alten jur iReformation, (£rl., ^iff. 1892; 9^. $quIuS, ein ©utac^ten bed
Stoupl» au« bem g^i^rc 1523, ^3® XH. 1891. @. 773 ff.
Step^n Xgncola, eigenth^ CEaftenpauer, beffen (&eburts{a^r unbefannt ift, ftammte so
aus 9Dbensberg (ex Aventino) tn Slieberbcmem, mar alfo ein £anbsmann bes oerü^«
ten boqerifd^en C^efAi^tf^retbers. Die Xrabition (juerft Spangenberg) ISM i^
SRon^ merben, in SBien ftubieren unb le^en unb bann auf ttalienifc^e $o^fd^uIen,
Sologna unb Senebi^. geilen, oon mo er als Dr. theol na^ SBien 3urüdgefe|rt, htt
Set^tooter ber unganjd^en jtdnigsto^ter Slnna, ber na^maliaen (Semo^Iin ijferbinanbs 1. 55
aemocben unb bann in bie Dienfte bes CErsbif^ofs SRattböus £ang oon Sal^urg getreten
yna foH. (Slei^jeitige Quellen ergeben, bah er in äßien ftubierte, in {ungen ^cü^n
(teneris ab annis giebt er an> in ben ^guftinereremitenorben trat unb in iit\tm
ab ^rebiger unb £e9rer ^u Slnfe^en lam, fo bah ber SIuguHinergeneral (Sabriel Sene»
tus am 19. 3uni 1519 ferne ißromotion jum !DoItor ber X^ologie gene^igte ober 00
354 llgrtcolfi, 6tqi^n
t^n fogar aus eigener SRoi^tDoIßontmen^eit boju ernannte (j^aulus a. a. C, 6. 773).
Um 1515 jprebigte er in SBien unb jtDor m beniugter Sca^o^ntung XugufKns, in
beffen Sd^rtften er fi^ leb^ oertiefte, iiber gome Sild^r ber Eiligen Sd^rift, ebenfo
in ben 3<^ten 1519 unb 20 als £eItor int Slugufiinerilofter ju Ste^ensburg, uno enbliq,
5 als 3RitgIieb bes Sluguftinerfonoents ju 9{attenburg om finn, an btefent Crt, in SAioaj,
in 3nnsbru(I unb in ^all im 6al3burgi|^en (Dolterer, 6. LIII). !Diefe ^rebtgten,
niAt foI(^e, bie er als angeblicber $ofpremger bes (Erjbild^of SRattfiaus fiong g^tten
^aben foll (in ben Quellen ift immer nur oon bem oefongenen 9lattenburger Wini)
bie 9{ebe), brad^ten i^n in ben Serba^t ber Ae^erei. SRon befd^ulbiate ^n, ^tif^,
10 aufrü^rerifc^e unb äraemiserregenbe Dogmen gqirebigt, Supers Sd^en oon ber ba«
bqlomMen (SefanaenfAojft unb oon ber Slbf^af^ng ber 9Re{fe ennifo^len, gegen ben
rSmifqen Stu^l, Die ^tf^öfe unb ben Alerus ^eleibigungen ausaeftogen utw Die 9b«
(Raffung aller (Zeremonien k. geforbert 5U ^en. Uno ber OErsbifd^of, feft entf^loffen,
eine Dtöcefe oon bem (Sifte ber $&refie 5u befreieUj^ lieg i^n im 3^^^ 1^22 oer«
16 haften unb na(^ 9Ril^lborf ins (Sefänanis bringen. Seine Serteibigung auf bie 33 ffim
oorgelegten Xnllagepunite, in ber er feine SlbQöngiateit oon £ut^r leugnete unb \IA
auf Sluguftin unb bie Sd^rift berief, ber er allein na^o^en loolle,-— „^cam, Sifi^dfe unb
alle (Seijtlid^teit feien ju e^en als Stott^Iter S^nfti, fo fie nad^ ber iSe^e ber beil.
S^rift lehren unb leben", — fonnte i^n nid^t entlaften. Slu^ ein bem 3d^- o- ®uiu«
20 pi^ abgeforberies, milbge^altenes (Suta^ten tabelte feine Serme|fen^it , inbem er feine
^rioatmeinung bem Urteile ber Aird^e oorsdge (ißaulus, 6. 775). Sr Wb [einen Xob
ooraus unb bereitete ficb barauf oor, inbem er etn oon feinem grteunbe SBoIfgong 9luh
(®efellpfaff ju £)tting (n SaQem) ^ausgegebenes, in unbeholfener Qptai^ ober mit
echtem Selennermut oerfagtes G^riftd^en fi^rieb: „(Ein !3ftlid^er gutter notmenbiger
26 Sermon oom Sterben'' 1523 (Aucsinslq Thes. 9h:. 433, oal. borflber U|^Drn,
Urb. 9l^eQius. S. 54 f.). C^leid^o^l enffam er, inbem man oielleimt auf feinen SÖunfc^,
ben er m feiner balb barauf ^rausgeaeoenen 9?erteibigungsfArift (%rtilel oioer
St. (Eaftenpauer eingelegt ic, bei Aucjinstq 9tr. 434, abgebr. bei !Datterer a. a. C
XXXII ff.) ausgefinrod^en, i^n in eine ^embe !Diöcefe sie^n ju laffen, einging; benn
80 ums man fpöter (f^on Spangenberg) über feine lounberbare (Errettuna aus bem in
Sranb aeratenen ober gar mc Sprengung burdb ißuloer beftimmten (Sefängnisturm er*
i&^lte, fc^int ebenfo fieoenbe ju [ein, loie feine angebli^ breijä^ge (Sefangenf^afL
9to$ 1523 fanb er Slufna^me bei feinem ^reunbe, bem Aarmeltter 3d^. fNf$ in
9lugsburg, unb jroar in ber SBeife, baj} er ^egen einen 3Riet3ins im St. Slnnauofter
86 SBo^nung erhielt unb oon 3^^ 5u 3^^^ prebtgte ((Ebexf). S^ott in 3^4^* ^- ^9^ ^^<*
für S^ioaben unb 9leuburg IX. 93b, S. 329). 9lii)i lanae barauf (febenfalte nad^
1523 unb oor bem Sauemfriege, ni^t 1520 toie 9Beller, Sieperi. 9lr. 1329 annimmt),
lieg er unter bem Slamen Signcola Soius ((Ein bebenden bes agricola Soius loie ber
iDcSgr^afftig (Sottesbienft oon (Sott felbs geboten unb auggefe^t, mdAt mit befferung
40 gemeqner (E^ften^e9t miberumb aufgeri^t werben o. O. u. 3.) eine mt 9{eformations*
Programm ausgeben, in bem er in fe^r oerftönbiger unb milber SBeife (,,man foll bie
(Jfeinbe ni^t oor ben Aopf ftogen, fonbem ftttig, freunbli^ unb brüberlid^ mit il^nen
umgeben") burd^ bie n^eltlid^e §ürftengen)alt „unb (Eommun" eine allmfi^li^e $nberung
bes (DOttesbienftes (im u^etteren Sinne) aufgeri^tet 5U fe^en roilnfj^t, u)oraus, toeil ber
46Q)abre C&ottesbienft in (glaube unb Siebe befte^t, auc^ jonft „oiel duts" unb eine
Sefferung aller 95er^altniffe folgen roirb, mos er im etnjetnen bort^ut.
Sieben 9l^aius unb 3d^* d^o]ä) roirlte er bann unter bem S^u^e bes 9{ates in
ben nä^ften 3^^^^ 0I5 ^rebtger für bie 9{eformatton in Slugsburg uno jmar je langer
je me^r im Sinne £ut^ers gegen eine siotnglianif^e Stiftung, loar er es bo<^, ber
60 Sugetmagens Streitfdbrtft gegen 3^in9li Contra novum errorem de sacramento etc.
im 3^1^^ 1^25 ins l)eutf$e überfe^te unb bamtt ben Streit aud^ in bie Slugsburger
(gemeinbe trug, fo berichtet menigftens £.$e^er an3®ingli am 17.CIt.l525(3a)inglt
opp. VII, 419). Die älufforberung bes 3Rarfgrafen (Seorg oon Sranbenburg, an bie
Spi^e feines Äird^eraoefens ju treten (Oft. 1528). lehnte er ab (Beitr. j. bcufr. Ä(5.
66 II, 29 ff.). 9Iuf (Einlabung bes £anbarafen ^^tlipp na^m er am SRarburger 9leli«
gionsgefprö^ teil unb unterset^nete auf äut^ers Seite bie bori oereinbarien %rtSeL
9Rit oem ^rebigtoerbote bes Aaifers auf bem 9{eid^stage ju Slugsburg erhielt au^ Sari»
(ola feinen 9Ibfd^ieb. (Er ging na^ 9lümberg. 93on bori im ^an, 1531 jurüd^eru^n,
oerfu^te er oergebens, mit Z^b. Sfrofc^ ber bamals unter bem (Einfluß Sucers mc gen>
eo f^aft gelangenben jiotnglianifqen Sliqtung entgegenjutreten ($au|}borf , a. a. &. 332 ff..
KgtkuUf Qi^ifyin üoriMia I. 255
ftoiDerau, 3onasbr. I, 178. 181 ff.) unb loeigerte \xi) bie bucer|$e Sermittlungsformel
anpinü^mtn. Vis ber 9{Qt bierauf ben £ut^etanem Sd^ioeigen auferlegte^ na^m SIgri»
coIa, Ms eine unbeuglome, mf^^ 3latat, ]i)t>n im 9Ran 1531 ^egen bte Seitangobe
bei Aetm, 6d^xD&b. SleformationsgeM. e. 278 bie Stott} bei 6d^ott a. q. £). 337)
[eine Sntkffung unb ging toieber no$ Scfimberg, ido er einfttoeilen bei SBenjesIous £inl 5
(an\äf. 9la^r. 1706, 6. 851) Slufno^me fanb. 9Ba^rfd^einIid^ nod^ (Enbe be$ Saures
smäe er bann als 9la^oIger bes im Sommer 1581 vertriebenen Aa[par £oener
als ^foner an bet SRic^elisIir^e in $of angeftellt (SBiebemann, Chron. Curiae bei
SRenden, scriptores III, 751). 3m Slirftrage feines £anbesberm na^m er 1537 am
Xage ^u S^maSalben teil unb unterfArieb £ut9ers 9Irti{eI. Sei (Einführung ber Ke« lo
formatton in ber Oberpfalj folgte er einem 9{ufe als ^arrer na^ Suljba^, mo er am
3. 3uni 1542 bie erfte eoangelijd^e ißrebigt ^ielt (C5od, (6efc|. bes ^erjodums Sulj«
bac^, £ei()3ig 1847, 6. 154). unter nx^t no^ befonnten Umftanben muroe er, xooJift^
Metnli^ im f$malfalbi|$en 5b:iege, oon bort oerbröngt unb fanb ein Unterlommen als
$faner in (Eisleben, roo er aber fd^on Oftem 1547 9od^betagt geftorben ift. — Sluger i5
ben bereits genannten brei Sd^riften bürften toeitere, bie i^m oon alteren Slutoren ju«
gef^rteben merben, i^m nid^t angeboren. Die i^m oon Gedenborf, bist, luther. lU,
134. 375 gugef^riebenen beutfAen äberfe^ungen oon £ut^ers 5tommentar gu Cbabja,
Sla^um, 3^^^]^ un^ SRalea^i, bie in bie SBittenberger unb SIttenburger Slusgcwe
oon SuX^exs äBerlen aufgenommen n)urben, ritten oon feinem oon 3ReIand^t(on fe^r 20
gef^d^en (S^el^rn. (Erg5^Itd^feiten II|713) glei^namigen 6o^ne Stepban Sgr. ^er,
ber, nat^m er eine 3^it lang $a[tor in uRerfeburg gemejen, ]xä) haiwci) beninnt aemai^t
^, bag er (nad^ 1556) jur romif^en 5tir^e fibertrat unb bann gegen ben ißroteftantiS'
mus fwlemifierte. ^^eobor ftolbe.
figdfpah OufHen: Joseph. Antt.XVin, 130-135. 143— 204. 228—255. 289—301.26
XIX, 274—279. 300-311. 326-361 (na* berÄuÄgabe oon ö.9licfe). «9I. bort im 3nbej
bie ©teilen aud Bell. Jud.; Philo in Flaccum § 5-6; im "JIZ. %(^ 12. ^ün^en bet
SRobben, Coins of the Jews (1881), p. 129—139. 3nfArlftcn: Sio^i 1873, ®. 248—255.
«gl. Saurer, ©cf*. bcd jüb. öolfed, 1. ^11, 2. «ufl., ficlpaig 1890, @. 22, 459-471.
aerobes 9grippa I., (Enlel bes ASnigs $erobes unb ber SRariamme, niel^e bur$ ao
Sater (Xlexanber, 6o^n Xriftobuls II.) unb SRutter (Sllesanbra, ZoAter $qrfans II.)
bie betben ^mon&if^n fiinien in fi(^ oereinigte ; 6o^n bes oon $erooes ^ingerid^teten
Sriftobulos unb ber Serenile (einer ZoäfUx bes (l^omiters 5toftobar unb $erobe$'
S^ioefter Salome); (Sema^I ber jt^pros (einer Xoc^ter ^^afaels — 6o^n oon $erobes'
Srub^y^fael — unb ber Salampfio — lo^ter bes §erooes unb ber 3Rariamme) — 86
oqL XVIII, 130ff . — oerbanfte naq einem abenteuerliAen Sorleben bem Aaifer CEaliguIa
ferne (Erhebung. (Es fe^lt ni&ts im 9{oman bieles £ebens: Srsie^ung in 9lom unb
na^ Sqie^ungen jum JtaiFer^aus, oerfi^menberifi^es fieben unb S^ulben, Sf^u^t unb
(Sebanten an Selbfhnorb. ^bn)ros rettet i^n; feine Si^niefter $erobias beftimmt i^ren
Semol^I Sntipas, i^n 5um SRorttauffe^er in !£iberias ju matten ; burc^ ben SJonourf 40
bes Sc^aers, ein Settier 5U fein, beleibigt, begiebt er |i^ naä) allerlei SIbenteuem
an ben $of bes itaifers Xioerius, n)irb freunbf^o^Iid^ aufgenommen, aber auf (Srunb
einer unoorfit^gen &ugeruTm gefangen ^efe^t; ein beutfäer (gefangener toeisfagt i|fm
aus bem (Erf^einen eines II9U (bubo) fetne glänjenbe 3urunft — unb (Ealigula mad^t
bie SDBeisfagung ma^r. Dem 47iä^rigen SIbenteurer mar eine nur 7jabrige 9{egierung 46
betrieben (37—44 n. C^r.). Sier ^dfyct reaierte er unter (Ealigula, erft als „itönig" Aber
bie Zetrcnr^ie bes $erobesfo^nes iß^ilippus ((Saulonitis , Xrad^onitis , Satanöa,
^ias XVII, 189, XIX, 351) unb Ober bie XetrarAie bes £9fanias oon SIbilene
J£c 3, 1; XVUI, 237). im vierten ^a^x aud^ über oie XetrarAie bes oerbannten
(ntipas (f. b. 9.) : (Balilfia unb ^erfia. Die brei folgenben Z^^^ feiner 9legierung 00
fielen in bie 3eit bes ilaifers (Elaubius^ beffen (Erbebung er in 9U>m gefdrbert batte ;
jum £o^n erhielt er no^ 3ubäa unb ^amaria, fo oaj} er nun bas ganje ^ei^ feines
Srotooters iit feiner $anb oereinigte ((Einifinfte: 12 SRillionen Drachmen XIX, 352,
n^onttt er jeboc^ nidU ausreichte). Die in fid; unmSgliAe unb unlösbare Slufgabe bes
5erobianif(^en Abnratums fu^te 31. mit engem Snfd^Iun an bie p^föifd^^nationale 55
6tr3muim tm {übifcgien S3oII ju löfen. (Er mad^te M jteenge Seobad^ng ber p^ori«'
Bif^en So^un^en jur Slufgabe, n)ien)obI [ein ^ibnifcbes $er5 gro|eres (gefallen ooron
fanb, bie rSmif^ jtolome Ser^tos (Senrut) mit X^eotem unb Sobem ju [d^muden
unb CNobiotorenfpiele bort aup^ren ju laffen (XIX, 335). (Er oerfolgte bte junge
266 Kgiril»)!« I. Vgfim U*
(E^iftengemeinbe, lieh 3<^lo6us, ben Sruber bes 3o^nnes, mit bem St^toert ^in=
riAten unb ba er [09, ba|^es ben 3uben gefiel, fu^ er fort unb fe^te aud^ ^ßeteus
X)ora eine Statue be$ ilaifers (naubius aufgeftellt ^en, oon bem f9n|(^en (Statt^Iter
"lublius ^etronius bafür p Ke^enttoft gejogen ©urben (XVIII, 289 ; XIX, 300).
;a. er ging in Feinen {übifd^en unb [elbft^errli^en Slbfmrationen fo toeit, bag er bcus
Dublins ^etronius baffir p 9le^en[4aft gejogen mürben (XVIII, 289 ; XIX, 300).
3a. er ging in feinen {übifd^en unb [elbft^errli^en Slbbirationen fo toeit, bag er bcus
Sagtrauen ber Slömer erregte unb fernem So^ne bie Koc^folge oerbarb. Smoobl ber
10 yian, eine neue geioaltige Sefeftigunasmauer im 9lorben oon 3enifoIem auhupUbren
(XIX, 326), toie oer 9iirftenIongre| tn Liberias, ju bem 91. ffinf rdmif^e Sotauen«
fOrften einlub, n^urbe oon bem fqr. 6tatt^Iter aJlcnrfus geftört uno oereitelt (XIX, 338).
6ein pIB^IiAes (Enbe in Söfarea toirb 31® 12, 19—23 unb XIX, 343—352 in
loefenthd^eruoereinftimmung erjo^It; bie S((g ^ bos (SottesgeriAt iiber ben grreoler
16 beroor. ber jic^ göttli^e CBgren gefallen liej} | 3ofep^us fd^mfidt fernen SeriAt mit ber
Srf^etnuna oes oer^ngnisoollen IJffiu, ber etnft(SIfld unb nun ben34)b anseqite. Sein
3{exQ^ mum eingesogen unb bem ^rohirator aufpius (Jfobus unterftellt (XIX, 363).
agri^n II« Ouellen: Joseph. AnttXIX u. XX, BeU. Jud. n— VII. ^ie aa^Ireic^en
20 etcttcn oerieic^nct ber Snbej In «. !ßlefeÄ «uÄgabe, @. 3. 3m ^%, «« 25, 13—26, 32.
»gl. @(^ttrer, «ef*. bc« jüb. »oWeÄ, 1. a:eil, 2. ?tufl., ßeH)§ig 1890, @. 22, 490—502;
Seeim in ©c^enfold »ibelle^iton UI, 56-65.
3Rit $erobes Slgrippa II. (atb, 27, regiert 50—100 n. S^r.), bem 92a(^!ommen
bes ASnigs aerobes im britten (glieb, ging oos (Befc^Ie^t 3u (grabe. „3n weniger als
35 bunbert ^cüfttn nmren $erobes 92a(^Iommen tro^ i^rer grogen 3^^! f^ft alle umgelommen ;
tfyc Unglfid entbfilt eine fie^re fflrs menfd^Ii^e (gef(^Ieqt jur Sefferung unb aRa|igung''
moralifirt in fetner SBeife 3ofq)^us (XVIII, 128). Seines Saters %rip|)a I. mtDaif'
li^eres 9la^btlb, oerbanite ber So^n ben römif^en itaifem (Elaubius, 92ero unb SSefimfianus
eine tro^ loieber^olter ÜRe^rung oeit bef^ranltere ^errUaft unb mad^te fi&, oone je
do nrie fein Sater fein ißraftigium einjufefeen, „als itletbermnftler (ber ben pfalmenfmgen»
benSeoiten bos SorreAt oer^riefter einrSumte, leinene (Semfinber 5U tragen XX, 216),
Soljlauer (B. J. V, 36), öfterer (XX, 222) unb mirllic^er Zempelinfpdtor (ber 00m
alten, burq einen Zurmauffa^ erl^öQten bosmondif^en ^alajt aus bie Eiligen ^nb'
lungen im Xempel beoba^tete, bts bie ^riefter bur^ (Erriqtuna einer ^o^en SRauer
85 bie Susfi^t fperrten XX, 189} um bas fintenbe 3erufalem oerbtent" (Rtim a. a. D.
S. 59). SSBfflbrenb bes ifibifqen 5lrieges ftanb er treu auf Seite ber iRSmer; er l^e
oergebii(^ burq eine 9{ebe in 3^nifalem oor ber C5efabr unb X^or^it bes ^ufftanbes
40
bie ari>tm beiben benign ^au|^ SBa^rl^eit — 3m eimelnen ift m bemerlen, bog (tlati>
bius bem 3fingling, ber jur ^txt bes Zohts feines Saters in 9lom roeilte, noq fe^s«
jfi^riger äBartejeit im 3* ^0 bas Heine jl9nigrei(^ CEi^aKis am fiibanon oerliel, bas
Sioor ber (gemabl feiner Abel berfid^ti^ten S&toefter Serenile, aerobes, Sruber
grippas I., befeffen ^e; baju tam bte Sluffi^t über ben Xempel unb bos fleißig
benükte 9le^t, bie §o^enpriefter ein« unb abäufe^en (XX, 104 unb 222). 3m 3. 53
erhielt er gegen Sersii^t auf (t^allis ein größeres £anb: bie S^etrar^ien bes ^^ilippus
unb fiqfdnias (f. S. 255, 46); ogL XX, 138. ilaifer Slero ffigte Stflde oon
(Saliloa unb ißeraa ^inju, barunter d^iberios (XX, 159); }u 9leros ^ren mürbe bie
60 enoeiterte $auptftabt (Eöfarea ^Mlippi 92eionias genannt (XX, 211). ttaäf ber Seen«
bigung bes 5bdeges oerme^rte äiefpdian aufs neue bas C5ebiet bes treuen Sunbes«
genoffen (na^ ber allgemeinen Eingabe bes 3uftus oon Liberias). Serenite , bie C5e«
fidbte bes Znus, hoffte beffen C5ema^Iin m toerben; ber Spott ber 9lomer ^errig bas
Ser^ältnis.— SorSlgrippa unbSerenile ^ielt ber gefallene SIpoftel ißaulus in (E&farea
^ eine Serteibigungs* unb 3Riffionsrebe ; man tann bie Süorte %(& 26, 28 (in ber 9(us«
gäbe oon Slah: h dXlyq) jie Tiel&fi XQtjatiavdv nomoai = fo leidsten Aaufs
bilbeft bu bir ein mid^ }um (Elften ju mad^en) nur ironif^ oerfte^n.
3. ^Mf CciteY.
ügriMMi fUftuv lisn^ Hon ftetted^etm 257
Sgrimill CafiUnr« %I. M. J. Kouth, Reliquiae sacrae, I«, 1846, 85—90; MSG V.
1269—72 unb bie £ttteratur ^ur ^atriftit unb $ut (S^efc^i^te bed ©nofticidmud.
Xgrippa (Eafior, ^riftlt^r Sd^rtftfteller ^ur 3^U $(ü)rian9 ($g9pter?) oon (Eu^
febius h. e. 4, 7 (ogl. Hieron. vir. ill. 21 unb Theodoret. fab. haer. 1,4) mit %us*
jeuJ^mina oenonnt. Seine Schrift gegen ben (Sno|ttIer Safilibes (Sleyxog xarä Ba- 6
odelöov) 9Qi nod^ bem (Eufebius oorgelegen unb iDtrb oon ii^m als fe^r tü^tig (Ixavcb-
TOTog) bepeid^net: er ^e bes SRannes f^redlid^e 3^^^^^nft^ enthüllt, alle feine
C&e^imniffe ans £i$t gejogen unb namentlu^ enoo^nt, bag Saf. 24 Silber etg rd
evayyihov gefd^rieben, foo)ie bag er fid^ bie ij^rop^eten Sonobbas unb Scniop^ unb
anbere, bie gor nii^t exiftierten, erfonnen unb i^nen fxabm\ä)t Slamen beigelegt ^abe. lo
(gegen bes Sofilib^ (£ä)n f)cA 91. (t. einjmoenben, bag er ben C&enug bes Sd^enopfer«
fleifi^es unb bie Serleugnuno bes (Slaubens in ber Verfolgung filr ein 9lbiap^oron
erttöre unb bag er feinen m^ngem nad^ ber SBeife oes ^qmaaoros fünjiäbri^es
Steigen auferlegt ^e. 9Ius biefen SRitteilungen ge^t ^mor, oon 91. d. bte baftli«
bianifc^ £e^e jnxut aus ben Quellen gefannt , ober lern tieferes SSerft&nbnis für fie i5
befeffen fy± (CBagenmann f) 5hrüger.
Stgriptia Hon Kttted^eim. 3n ber «ludgabc feiner ©erfe, fitjon 1600, 2 »änbe, finb
bie eckten unb unechten Schriften, ber Sriefroedifel unb t^enoanbte )Oittcratur ^ufamtnengefteHt.
Son Biographien ift }u erto&^nen: ^einerd, Sebendbefc^reibungen berühmter 9]>l&nner, 8b I;
8ianco in : SDie alte Unioerfttät Stoln, l.SetI, StUn 1855 ; H.Moiiey, the Life of H.C. Agrippa !>o
TOD Nettesheim, £onbon 1856, 2 Bänbe; ©igmart, kleine @(^riften, 1. Sftei^e 2. nu^g.,
grreiburg 1889 ; baju bie O^efc^i^te ber $^iIofop^ie t)on ^. Flitter, IBb 9. (5e6r fc^ä^endi'
toert über i^n unb bie filtere fiitteratur, i^n betreffenb, Eayle fm dictionnaire I, beachtend«
mert auc^ Nouvdle biogiaphie g^n^rale I, 1855, p. 421-— 423 ; augerbem SÖc^er, aüaem.
©ele^rtenlejifon I, 154—156; ©rfc^ unb ®ruber, attg. dnc. 1, ®. 227 f., unb ^IbtB I, 25
8. 156—158. «kitcre fiitterotur ^iemat^ §u finben.
Slgrippa, $einrid^ (Eomelius oon 9lettes^eim , aeboren 1486 ju Abln, geftorben
1535 3U ffir^noble, d^i^g^^^'ff^ ^^ 9lefomtation, boA berfelben fremb geblieben^ booegen
Parteigänger bes (geifies ber neuen 3eit, als C&ele^rter t^tia in $^iIofop^te, i^eo«
loßte, S^nsprubenj, 9Rebi}in, SReifter ber geheimen 93iffenf^aften , bem ftlerusao
fetnbjeltg , ooH 92euerungsgebanlen , ober niemals ju innerer itlar^eit unb Harmonie
gelangt.
Sein nie^feloolles £eben ift teils bas eines (Ebelmannes, teils eines (gelehrten,
xti^ an allen mögli^en Situationen unb SBenbungen, ooll Slbenteuer, aber u)enig
alumic^. Die 5tenntnts besfelben. bie fiA faft gan5 auf feine 93rie|e [tü^t, ift unooIUsö
ftanbig unb nx^t suoerlänig. Sluf oie Stuoienseit in 5toln unb ^ans folgt 1507/8 ein
gd^imnisooller Slufent^lt in Spanien, oon i^m felbft abfi^tltd^ in Dun!el gefüllt.
9lad^ feiner Snaabe wca er aber aud^ in feiner 3ugenb im $ofbienft Aaifer 3SIqxU
miltans. SBie biefe Dinge fi(^ folgen, ift ni^t Har. Si^erer vo\x\> feine (gef(^id^te
Don 1509 aiif wo er in DöIe unter anberem über 9leud^Iin de verbo mirifico lieft 4o
unb mit aRön^en in 5tonfIiit lommt. Darauf erfd^eint er am $of ber Statt^alterin
ber 9lieberlanbe , SRargareta oon £)ftenei(b, lommt au^ nad^ Cnglanb, ^ie^t |u^ oon
ben Kieberlanben megen Slnfe^tun^ bur^ WSn^t nad^ Köln jurfld unb lieft ^ter über
quaestiones quodlibetales. Sett 1511 ober ift er im 5triegsbienfte bes 5taifers
unb bobur^ gegen fieben 3^^^ in 3talien, wo er übrigens aud^ bei bem ^ifaner45
Aomil als SiQeoIoge oenoenbet wixh , unb nad^^er in $aota unb in Xurin als £e^rer
ber S^Iogie, ÜReoijin unb 3urispruben3 auftntt unb über ^ermes Xrismegiftus heft.
1518 loirb er syndic in SRe^, u)et^t aud^ ^ier oor ber 3nquifition , ftreitet gegen ben
^exenglouben, fu^t fpoter ben Dienft bes $er}ogs oon Saooqen, lommt m^ ®enf, unb
1523 als Xrjt nad» (jrreiburg i. b.S. unb 1524 na^ fiqon, u}irb 9mt ber 5tonigin«3Rutter 60
oon Srcanfreid^. Slbermals oertrieben unb 1529 u)ieber in ben 9(ieberlanben , u)irb er
^iftoriograpb Aaifer Aarls V., lebt meiter^in eine 3^^ ^^i unter bem Sd^u^e bes
(Er^fd^ofs ^ermann oon 5tbln, ge^t nod^ einmal na^ ^anmxä), gerat ^ier in neue
SBtbärvärtigteiten unb ftirbt 1535 m (Sr^noble. Seine oielen Serbriegli(^leiten ^t er
dbenfo feiner fieibenfAaft unb (Eitelfeit, wit feiner (E^rli^leit 5u oerbanlen. 55
Son feinen S^riften finb jroei gröjere 5U enoo^nen : ^uerft bie Sd^rift de occulta
philosophia , frübe gef^rieben, bem 9Ibt Xrit^eim mitgeteilt, im 3Ranufmpt meit oer«
breitet, unb enblic^ mtt reoibiertem Xext 1531 in Slntmerpen gebrudt. Sie enthält
eine neuplatonifierenbe äBeltle^re, als C&runblage ber Slnmeifung jur SRagie. Drei
McaUttnc^nop&bic ffir 2:^o(üo<c imb ftir^c. 8. V. I. ^l
258 UtriMHi ^n Ketted^etm Stiptim
SBelten folgen füi^ in ber Stufenrei^: bie intelleltuale, bte ^immlif^ unb bie irbif^e
ober elementaie. Die oiei (Elemente bet irbif<^n 3BeIt teuren in bet ^immlifd^en
ipteber als Arafte , in ber inteüeftualen als SR&d^te , in (Sott als 3been. Die SBelt
ift befeettes SBefen; bie SBeltjeele bie allgemeine fiebensiiuelle ; ber SBeltaeift, bie
5 quinta essentia, bie Vermittlung jroij^en Seele unb £eio, fiber^upt für bie 9Bir*
hing oon äBefen auf SBefen. SBos bte SRagie betri^, |o ift fie ebenfalls breifoc^.
Die natürliÄe SRagie beruht auf ber Aenntnis ber vires occultae, roeU^ in ollen
Dingen neben ben elementaren jtoöften finb unb oon ber SBeltfeele ftammen. Die
magia coelestis ift bie ^ftrologie. Die ^öAfte SRogie aber i[t bie (erimoniale ober
10 religiöfe. SBie C^ott mit äberad^ung ber SRittelurfad^en unmittelbar in ber 3BeIt
toirlen tann, fo niirb ber SRenf^ hm^ ®otteserIenntnis unb (Bemeinf^oft unmittelbar
$en aller Dinge. $ier5U bereiten bie ®ebraud^e, oorjfiglic^ ober bie jtontemplation mit
gereinigtem fersen.
Die jioeite $au£tf$rift, de vanitate soientiarum , gefd^rieben 1526, oebrudt
15 juerft 1527, ift eine pqmfi^e JtritU nid^t nur aller äBiffenf^often unb ilfln[te Jonbem
aud^ bes £äens nac^ allen Seiten ^in unb ^aratterijiert ben Serfaffer bur(^ bte SRif^ung
oon Sieboifferei unb Unorbnung, (Emft unb (Eitetleit. 3n ber !QeoIogie ftreitet er
gegen 6(^oIajtiI, ^eiligen», Silber* unb Keliquienbienft, lanonif^es 9le^t unb ^ierard^ie
um forbert 9Ui(He^r }ur 6(^rift als bem Lydius lapis unb jum einfa^en (E^riftus«
20 glauben mit Demtü unb ^eqensrein^it ; bte (gemeinf^oft (Sottes fommt nur bei $in«
gebung an feine SBa^^it unb C&nabe. 3Rit allem bem blieb er bo<^ ber 9{eformation
oollftänbi^ fremb. Dte Sleformotoren finb i^m nur intereffante Srfd^einungen , £ut^er
ber unbeftegbare Ae^er. Den Pfaffen freiltc^ wca er felb|t ein Dom im Xuge. Die
Sd^rift de vanitate etc. ift befonoers oft gebrudt, unb ins Deutfc^e, Sr^anjofif^e,
26 (EngliJAe, $onänbif(&e unb Stalienifc^e fiberfe^t morben.
!bie erfte S^rift (de occtilta philosophia) ift eine itompilation aus bem neuen
^latonismus unb ber jlabbala, bie jioeite eine itompilation aus bumaniftif^r unb
reformatorifd^er AritiL 3^ Serteibigung ber lekteren ^at er jroei Sqriften gef^rieben,
g^en bie £9u)ener X^ologen unb gegen feine Serleumber bei itaifer jtarl V. Unter
ao ben Heineren S^riften ift ju enoä^nen : de nobilitate et praecellentia femin. sexus,
für 9Rargareta oon £)ftenei(^ gefd^rieben, ber libellus de sacramento matrimonii,
oer jtommentar ju ber ars brevis bes ^la^munbus SuIIus, de originali peccato
(ber Sfinbenfall befielt in ber gefd^Ied^tli^en SermifAuna), orationes decem.
Slorippa niar lein (SfyaoittXf aber er ^e ein Ser^lanbnis ffir bas Seffere. (Er
36 QKu: tetn felbftftänbiger Denier , aber er batte (Empf&nglic^Ieit für bas geiftige £eben
feiner 3^^^ ^^ übertrug bie (Sebanlen anoerer in bie Sreite; er blieb aber befonbers
an bem ^ngeti, u)as eiaentli^ bie UnHar^it in bem neuen freien CErlenntnisftreben
ausmalt, ber uRagie. llnb qmis er felb[t nid^t geleiftet fyd^ bas bat i^m als 3<niberer
bie Sage um fo letzter anaebi^tet, als fein unftetes feltfames £eben biefelbe eigentli^
40 berausforberte. Seine S^rnten lourben oorsüolid^ besroegen begehrt unb nod^ mit unter«
|(^obenen berei^ert. Strauß ^at i^n nid^t ope C&runb genannt ,,ein feltfames (Semif^
oon gutem jlo^, S(^iDärmer unb QAarlatan", f. U. o. $utten S. 339. (Ein Seioets
feiner Sebeutung ift bie fe^t na^getoiefene Senü^ung bur^ (Biorbano Sruno.
a. S»eiSfftifer.
46 Äguirrc. Biographie universelle, 1. ©b, $ari8 1811, @. 332; ^urtcr, Nomenciator
literariuB recentioris theologiae catholicae, 2. f&b, 2.9(uf{., Snni^brud 1893, @. 521 f.
3ofe|)^ Saenj be SIguine , geboren ben 24. SRörj 1630 ju fio^ofio in Spanien,
Senebütiner, ^rofeffor itt X^eoiogie in Salamanca, Sibt oon St. Stncens bafeloft unb
Sefretär ber 3nqutfition, 1686 oon 3nnocem XI. mit bem ilarbinals^ute gefd^müdt, meil
60 er bie Superiorttat bes ^opftes gegen bie quatuor propositiones der! gallicani
in einem eigenen SBerfe (Defensio cathedrae s. Petri adv. declarat. cleri Gallic.
anni 1682, Salamanca 1683) in S^u^ genommen ^e. Die jmei beben«
tenbften feiner oielen S^riften t9eoIogifd^en unb p^üofop^if^n 3n^Its finb 1. Collectio
maxima conciliorum omnium Hispaniae et novi orbis cum notis et disser-
66 tationibus, 9{om 1693, 4 voll.^ neue Slusgabe oon CEatalani, 9{om 1753, 6 voll foL,
toorin oiele aud^ für bie polittf^e C&efd^i(^te Spaniens mid^tige Dofaimente enthalten
finb, 2. bie unoollenbete theologia S. Anselmi in 3 Sanben; bas (Erf^einen bes
4. Sanbes u)urbe bur^ ben Xob SIguirres (16. Suguft 1699 in 9lom) oer^inbert.
^ersfg t ($anif)*
ügitr Wjjii 259
Hgitr f. Sprühe Salomos.
«^«i, Ädnig oon 3srael. l ^g 16, 28-22, 40; 2 g^r 18, 1—34; mi 6, 16;
üol. ftöftler, mbl (öcfd>. beS ÄJ, 2. ^Älfte, 2. Xcil, Erlangen 1893, @. 71-75. 87-109.
372—381; ©tabe, (»efd>. bcd ». 3Är., JBcrIin 1881, 1. SBb, 6. 522—532: Älttcl, (Sefc^. ber
4^br., ®ot5al892, 2.»b, ©.224—232; ©ctt^aufcn, 3»r. u. jüb. ©ef«., a3crlinl894,@.49f.; (
«hincfer. «cfc^. b. «Itert., 2.»b, S. 186—193; (£b. ^Kctjcr, ©ef^ b- filtert., Stuttgart 1884,
1. »b, ®. 392-394.
Dem Serfoffer be$ JUnigsbu^ ^n ffii bie (gef^ic^ie Sl^abs auger bem ,,Su^
ber Den&Dfltbigieiien ber itSnige von Ssraer, rooraus er nur einige ein}elne Slngoben
gef^pft fydj noäf ya>tx alte, too^I no^ aus bem 9. 3<^^unbert unb aus bem mi^ lo
Si^ratm ^eixQ^enbe Quellenf^riften ju (Sebote geftanoen, unb er ^at grdgere (Er«
sa^Iungsftäde aus i^nen entlehnt. Die (Erjo^lungen oon ben ASmpfen Sl^oos mit ben
ttKtmfiem, 1 Ag 20 unb 22, flammen aus einem ooRstflmlic^n SuAe mit ep^raimitifc^n
jtonigs' unb JmegsgeUiqten, bie (Erji^Iungen 1 % 17—19 unb 21, toorin (Elia bie
^ouptperfon ift, aus emem anbem, idoqI in ben ißrop^etenoereinen gefäriebenen Su^e. i5
Sine otmtige ouslänbif^ Slaä)üäft über Sl^ fc^tnt bie Eingabe Ser fogenannten
SRonoIit$tn|ci^ Salmanaflcnrs II. Don Sin^rten ju fein, bag unter ben oon biefem
bei Aarlar (in ber (Beaeno oon $amat) oefieaten (gegnem aud^ 10000 SRann unb
2000 äBogen bes Wf(& oon 3srael gemefen feien. £ag biefer nSmlu^ unter bem
Ahabbu Sir'alai ber 3nfd^ ju ou:fte^n fei, ift jOHir nid^t Aber ieben 3i^^if^I 20
onaben. aber fti^ nniM^inlid^. Z^toi^ nehmen einige ( itittel, 6. 233 f., ilampQaufen,
(E^ronoL ber ^m. Abnige, 6. 43 9lnm.) an, bag M Salmanafjor ober [ein Xafel«
fi^retber jeirrt ^obe, unb bag an iener 6^Ia^t nii^t Xruppen St^abs, fonbem feines
Sohnes 0oram beteiligt getoejen feien. (Es toirb baffir gelteno gemocht, bag es f^u)ierig
itt, jiDifqien 854, mo bie S^Iaqt bei jtarlor ftattgefunben bd, unb 842, too bereits 25
34u bem 6almanaffar Zribut beja^It ^, 9l|iabs leMen ibrieg mit SIram, bie nad^
1 Ag 22, 52 30>eii&brige 9{egierung Sl^jas unb bie na^ 2 Ag 3, 1 ]tD9If]ä^rige
bes lioxom untei^ubrtngen uno aufsuflären, mie Wfobs Serpältnis ju Damast einmal
fo gODefen fein foQte, bag er biefem $ilfstru)ipen ftellte. Die Snna^me eines 3rrtums
mi affqnf^en Sendete ift aber bod^ rec^t migli^. enbli(^ gebeult Wfobs au^ bie 3n« ao
fa^rift bc^ ailef^ oon 9Roab, freili^ o^ne feinen 9lamen ju nennen, inbem fiefctgt,
Dajg 9om So^ne bes Cmri bie oon biefem erlämpfte Ober^errf^aft 3sraels Aber SRoob
aupre^ erhalten toorben fei.
91^, ^W)»^ 'Ayadß, affqr. Ahabbu, mar ber 6o^n bes Cmri. (Er fyd nad^
frfi^n 9lnfat|en 918—897, na^ 5tomp^ufen (3at9B III. 6. 200, (E^ronoL 6. 32) 35
878—857, nad^ Dunder 875—853, nad^ ^ommel (Slbng ber bab.«aff9r. u. isr.
®ef^., 6. 5) 874—854, nad^ SBell^ufen bis ungefähr 851 regiert. Die Seit feiner
Sle^iening ift eine ffir bie (gefd^ide 3sraels fe^r mu^tige geoefen. Die £age bes
9let^ Snberte fi(^ babur^, bag ber langmierige Arieg mit 3uba }u (Enbe ging.
Die Serftonbigung UHtrb befieaett bur^ bie Ser^iratuna oon 3ofap^ So^n 3otam4o
mit Stolfa, ber Xoi^ter Sl^os. Das alte S^eunbf^aftsoer^aitnis }u ben ^^önilen
Qwrb ebenfoüs bur«^ eine ^eirat befeftigt. ^ab na^m 3febel, bie S^k^ter (Etbaals
(^H^ioßaiog 885—854 (?), früher 3lftartepriefter. ogl. bie Angaben bes Sofep^us na^
ben t9rif^n Slnnalen-bes 3Renanber oon (EpMos, Jos. arch. VIII, 13,2 u. c. Ap.I,
18) oon X9ros (guglei^ natürli^ au(| oon (^ibon — 1 Ag 16, 31 — , bas immer 45
no^ eine, menn au^ ni^t me^r bie erfte, $au)>tftabt ber ^önifen mar), ^ur grrau
(1 Ao 16, 31). Die 9Roabiter blieben noA unter bem 3o4e 3sraels unb johlten
betra^i^n Xribut (2 Ag 3, 4). Der 9Bo^Iftanb 3sraels mu(^s, man baute 3erid^o
loieber auf (1 % 16, 34), anbere Stäbte mürben ausgebaut ober mit SRauern oerfe^en
(22, 39), 91^ erri^tete fid^ in 3esreel einen neuen ^alaft (21, If. ogl. 18, 46), ber öo
oenrnmiffi bas (&emtube mar, meld^es megen feines 9{ei^tums an (Elfenbeinsterot
(Elfenbetn^aus" genannt marb (22, 39), ^anbel unb 9BanbeI blO^te. (Erft in feinen
Mieren ^afyczn gab es Arieg, nämlidb mit ben SIramöem oon Damast, mel(^e, feit
91^ fie gegen 3srael ju ^tlfe oerufen ^atte (1 Ag 15, 18 ff.), biefem gefSl^rlic^
gfeiitbe gebliäen maren unb bem Sater Sl^obs mehrere Stabte entrtffen unb bie (Ein« 65
raumung oon Sorrec^en ffir i^re ilaufleute in Samarien abgerungen Ratten (1 Ag
20, 34). Ob SIbab bieten ilanqrf unternommen ^at, um bie SqKtrte aussume^en. ober
ob ber StramSerfönig (im "HZ ebenfo mie ber (Gegner Saefas unb £)mris Sen^abob,
nm^ ben Aeilfi^rifttarten aber ^ababejer, ogl. S^raber, Aeilmfd^r. u. Cbefc^i^tsforfqung,
17*
260 Sl^ali
S. 371— 395) i^m neue Sumutungen geftcKt ^e, iDi|fcn iDtr nii)t Snfongs mar ber
Arieg für 91^6 unglfidli(^, er roarb in bie Stobt Samaria getrieben uno belagert Cr
botte \x& anä) ergeben, xoenn Sen^abab nt^t fibermä^tg jd^Q>ere Sebingungen gefteüt
^tte. vlls biefer forberte, bag er alle feine 6^e, ferne äBeiber unb Ainber bergäbe,
5 unb ba}u no^ in eine ^Ifinberung ber ganjen Stabt toilligte, ba ermannte fiq W^^
lieg fiqi au^ bur^ Drohungen ni^t roieber einf(^fid^tem. (Ein (mi) 1 % 20, 13 f.
auf ben 9icA eines ber ^roppeten) gef^idt mit bem ungefo^rliA ausje^enben Slusmarfd^
Don ein paar J^unbert An(q)pen ber £anboögte begonnener Slusfall ^e glänsenben
(Erfolg. Der beim C&elage übenajd^te Senl^abab entfb^, unb Wfdb bra&te bem SCramöer^
10 beer eine f^roere Slieberlage bei (1 ftg 20, 1—21). 3m folgenben 3a^re fem es bei
9lp^e! in ber (Ebene 3^^^^^! ju einer großen S^Iad^t , xoorin bie Slramöer niteberum
aufs $aupt gef(^Iagen tourben. Sen^abab mugte fiA gefangen geben. Sl^ab be^nbette
i^n mit Iei(^^inniger (Srogmut. ^egen bas Serffnre^en, bie (Eroberungen feines Saters
^rau$5ugeben unb nun feinerfeits ben Aaufleuten 9(^abs C&affen (SBasare) in Damast
16 einsuräumen, fe^te er i^n in J5ftei$eit (1 ftg 20, 22—34). l)er griebe ^at brei Z^^^
gebauert (1 ftg 22, 1). 3n biefer 3^^ ^^^^^ ^^nn nun ^i^ Beteiligung 9l^s an
bem ftampfe geqen bte Slffqrer ftattgefunben baben. Sla^ i^rem SIblauf lam es ju
einem neuen itriege mit Damast, ben Sl^ab begann, um bem Stramäem bie Stobt
9{amot in (Sileob 5u entreißen (22, Iff.), bie too^rfd^einlii^ no^ bem SSertroge oon
20 SIpbet on 3srael ^ötte surüdgegeben toerben follen. Diesmal ^e er fid^ ber $tlfe
3ofop^ots oon 3^^^ 3^ erfreuen, be|fen So^n oielleid^t gerooe bomols bie XoAter
Sl^bs ge^irotet ^otte. Der ftrieg no^m ben oom ^rop^eten 3Ri^, 6o^n 3inilas,
geioeisfogten (22, 7—28) unglfidlid^en 9lusgong. Sl^ob toorb burA einen ^eilf^ug
tbtlxä) oenounbet. (Er ^lelt tro^bem, im SBogen fte^enb, bis 5um SIbenb ous, too er
26 ftorb. Die S^Io^t mar oerloren.
Sefonbers Sebeutungsooües ift unter Sl^ob in ber religiSfen (Entmidelung 3sraels
oorgegormen. Sd^ioere ftämpfe ptf^en ber ftrone unb bem ißrop^etentum ffibrten ju
Hörer Slbgrenjung ber 3^n)ereIigion oon ^ibnifd^en Slnf^ouungen. SC^ob ba($te ni^t
boron, oon 3^n)e, bem (Sötte feines SSoRes, obsufdlen. Seinen ftinbern ^t er
80 Slomen geaeben , in benen ein SBelenntnis ju ^c^we ousgelpro^n log. Über bem
^eiligen SBefen 3#K)es geregt 5u roerben, mar feine Sod^e niÄt. Dag er ben Stier«
bienft, ben 3erobeam als eine gform bes ^^mebienltes eingefüBrt ^otte, nid^t ontoftete,
mor, mit 1 ftg 16, 31 gefogt mirb, nod^ bas (Serirmite. Durq fein 9Bet6, bie ^Inrierin,
lieg er fi(b bemegen, bem tqrifc^en Soolfultus (9KeIfartIuItus) in Somorien (Eingang
86 ju oerf^affen. (Er baute für biefen in feiner $auptftabt einen grogen Üempel mit
ollem 3ube$3r, mit 3lltar, Steinfäule unb 2lf^era (1 ftg 16, 82 f.; 2 ftg 3, 2, ogl.
10, 26, 27). Dos mar etroos oiel f^limmeres, als bos roos Solomo get^on fyiüt,
ols er ben Sluslönberinnen unter feinen (JrTouen ^tore für i^re C^Stter am £)lberg
bouen lieg. Denn biefer Xempel Vl^obs mor ni(bt blog 5um ißriootgottesbien^t ber
40 3febel , fonbem ju öffentli^em Dienfte beftimmt , für meieren eine jo^uei^e ^nefter»
f^oft ongeftellt roorb. 9lu^ ^ot Sl^ob felber bem neuen (Sötte feine Sere^rung be»
jeigt (1 ftg 16, 31 f.). Dobur^ morb ber Sieligion 3o^n)es , bie freili(^ ni^t ab-
gefront merben follte, bo^ fbrmlid^ ins C5efi^t gef^logen. (Es ift ou^ tDo^f^einli(^,
Sog roeite itreife in 3sroel an biefem ^eibnif^en ftultus XnHog genommen ^oben.
4& 3e^u ^ot i^n mit lei(^ter 3Rü^e ousrotten tonnen , unb anä) t<^on bem (Elio ftonben
no^ bem (Bottesurteil ouf bem ftormel $änbe genug jur Serfügung , um 450 Soot
propbeten nieberju^ouen (1 ftg 18, 40). SIber es fehlte bo^ ber uRe^r^eit no^ ber
Sita für bie (Sröge bes SBiberfpru^es fol^es Soolbienftes gegen bie mofoifd^e 9{e=
ligion. SRon ^otte bomols in 3srael bie Unoereinborleit ber rid^tigen isroelitif^n
50 Denboeife unb £ebensfü^rung mit ber lanoonitif^en no^ nid^t ollgemein grfinbli(^
erlonnt. SRit ber in ftonoon oorgefunbenen ftultur moren oon ben 3sroeliten ni^t
nur oiele Opferftotten ber oertriebenen ober unterjo^ten ftonooniter, fonbem ^ufig
ou^ beren C&ebröu^e unb mon^es oon i^ren SlnfAouungen übernommen morben, unb
es roor mit ber 3ett nomentli^ mo^l in ben nörblid^en £onbesteilen fem oom booibi^
55 fcben ftönigsfi^ unb bem Heiligtum mit ber Sunbeslobe ein SRittelbbig jmif^en 3ctbme^
btenft unb Soolbienft oufgelommen, begünftigt babur(^, bog mon l^o^me ouc^ als 93ool,
„$en" bejeid^nete unb me^r no^ burd^ feine Sere^mng im Stieroilbe. ©erobe bes»
bolb ober roeil bie Unoerträgli^Ieit bes tqrif^en Dienftes mit ber rid^tigen Sere^mng
t^o^roes oer^öltnismögig lei^t erlonnt toerben tonnte, ^ot biete Serfeblung Slbobs bie
60 (Entroidelung ber 3<i9ia>eteligion mefentli^ gefSrbert. Dos Soll bei biefer (Selegen^it
Wtah fOta» 261
0oin „^itiien auf betben Seiten", oom S^ioanlen jiDtf^en 3<^^ii>^ unb Sad 3U j^etlen,
ber Keligton bes (Seiftes unb [tttli^en (Emftes mtift ju oerf^offen gegen bte ben
SRenf^n bet^renbe, erf^Ioffenoe unb entfittltt^enbe SRoturreligton , mat bte Slufgobe
(Elias (f. b. ^.). SRit Stebegetoalt unb äBunberma^t ausgerüftet fyd er feinem S^oIIe
bemtefen, bag ^o^e ber allein um^re, lebenbige (Sott (ei. Slu^er i^m ^ben au^ 5
|a^Iret(^e SRnglieber ber ^rop^etenoereine i^re Stimme oegen ben ärger oerbenben
Saalbtenft ti^obtn, aber o^ne anberen Srfolg, ab ben bie SRört^rer immer ^aben.
3febel, bte tDillensftarle, rfldfi^tslofe (Sattin bes [(^toa^eren unb gutmütigen SC^ab,
brad^ fie burc^ blutige Verfolgung jum St^toeigen, fo bag Slia Ilagt, er fei allein
übrig geblieben als ^^rop^et 3<^tDes (1 Ag 18, 22; 19, 10). 99lan mug aber nid^tio
meinen, es fei bamals aUes ausgerottet toorben , loas ^rop^et ^^dfyjots bieg. Dos ^otte
Vfykb getoij^ nü^t jugelaffen , ber ja ein Sere^er 3^^^ bleiben tDoute unb es au^
für gera^Itc^ ge^tten ^ben loürbe. Die 3^^op^^ten, toelt^e fi^ nit^t ^egen ben
Saalbtettft auporfen , finb getoig unbehelligt geblieben. Die galten aber etnem Slia
nic^. SBirlltA loaren au^ folqe toie {ene 400, bie bem Sl^ab toeisfagten , togs er 15
m ^ren loünfqte (lAg22,6ff.), nit^t toefentlid^ befjer als bie ^rop^eten Saals. Ober«
qoupt finb in ben oerborbenen 3^tten, in loel^e W^abs unb Slias Zag^t fielen, unter
ben ^rop^n fe^ oiele getoefen, benen reIigtos«JittIi(^er (Emft unb (Etfer um 3^^^
bur^mis abgingen, ^rop^eten aber im ^öt^ften Stnne, b. i. oon (Sott unmittelbar be^*
rufene unb mit augerorbentlit^en Soften ausgeRattete SRänner f)ai es ju allen 3^^^^^ ^
nur etiqeln gegeben. 60 ^at benn (Elia eine 3^it lang ganj allein geftanben. 3la(fy
bem Sorgang auf bem 5tarmel ^at es jebo^^febel offenbar au^ben muffen, ben
9ßfi)er|pru<l^ gegen ben Saalbienft getoaltfam ju unterbrfitfen. Slia mu|te jun&t^ft
no^ etnmal fli^en, fpSter^in aber burfte er loieber im £anbe loeilen (1 ftg 19, 16;
21, 17 ff.), unb es ^en ba au^ anbere ^rop^eten, bie fi^ gep^et Ratten (ogl. 25
1 Äg 18, 4), toieber jum 95orf(|ein lommen lönnen. So treten benn tn ben (Er*
fo^ngen oon ben Sbamäerlriegen mehrmals ^rop^eten auf, in benen e^ter propre»
tifÄer (Beift maltet (1 ilg 20, 13 f., 35 ff.; 22, 6 ff.). OTit SRamen genannt toirb
nmn (Elia nur jener URi^a. — 3m (Segenfa^ oegen bas UmfiAgreifen ber fanaani«
tif^n Slotuneligion ift oieUeit^t fd^on in ben Xagen SC^abs bie (Senoffenft^aft ber 30
Sted^iten geftiftet roorben, loeld^e ben £anbbau famt bem 2Bo^nen in ^öufern fotoie
ben C^enug bes SBeines, alfo bie ganje oon 3srael in Aanaan angenommene itultur
oenDerfcnJ(3«r 35; ogl. 2 ilglO, 15 f.). — Slufeer ber Seförberung bes Saalbienjtes
fyd \iq S^ob no^ anberes Unret^t ju Jt^ulben lommen laffen, toogegen Slia (ein
StrafiDort unb bie göttliche Drohung er^ob. 9lamentli(^ ift bie ^auptfä^li^ Durd^36
3fe6el, ober mit Sl^abs 3ulaffung an 9labot unb feiner (^amilie begangene 99li{fet^at
(1 ftg 21 ; 2 5lg 9, 25 f.) 93eranlaffung einer Strofanlfinbigung aetoefen, roel^e einen
tiefen (Einbrud auf bas Soll gemad^t unb oiel baju beigetragen ^t, bag es na^^er bie
Sefeitigung bes Kaufes 9l^b ru^ig bulbete.
Steuere erfl&ren im (Segenfa^ gegen bie fe^r ungfinftige Beurteilung, bie früher 40
geiDö^li<!^ loar . ben 'Sffolb für einen treffli^en Aönig, bem 3srael befonbers otel ju
oerbanfen gedopt ^e. (Es roirb i^m aud^ ein geioi^e Zfld^tigleit ni^t abjufpreAen
fein. 3nbes finb jun&d^ft feine politift^en Srfolge ni^t ju ^0^ anjuf^lagen. Der
^ebensf^lug mit 3uba i(t gen)ig otel mebr ^ofop^ats Serbtenft getDe(en (1 Ag
22. 45), unb oon großem Stufen ber nöl^em Serbinbung mit ^^önijien ift uns ntd^ts 45
bdnmt (Sebie^ bier SBo^lftanb Israels in ber erjten 3^^^ ^^^ 9{egierung ^bs, fo
ffoi in ber batem ber Slramäerfrieg oiele Arofte aufgejebrt unb toenig Sorteil gebraut.
Do^ ^ S^ab obne !irDt\^tl ben SBillen gehabt, fein SoR ju förbem, ift ein tapferer
ftri^mann getoefen unb als ein aRann gefallen. 9lud^ loar er nt^t o^ne (Ebelmut
(1 % 20, 31 ff.). ZroMem roirb man angefit^ts feiner Sd^roöd^e gegen 3febels 50
6(^i&U(|Ieiten , feiner mrjfid^tigen fiei^t^erjigleit nad^ bem ^iege bei Slp^el unb
feines SRongels an reliaiofem Serftänbnis unb (Emft feinen (E^araHer Jonoerltt^ ju
rubelt, fc^erlid^ bered^tigt fein. SSBii^elm fiot;.
Wiü», Äbnig oon 3uba. 2Äg 16; 2(E5r28; 3ef 7, 1 ff . SBgl. bie @. 259.8
angeführten »cric oon ÄÖ^Icr H, 2, @. 228-239. 425-429; Stabe I, ©.589—599; Äittcl II, 66
8. 290—295; ©cß^aufcn @. 83 f.; S)untfcr U, @. 291 — 296; ^c^er I, @. 451. %I.
au^rbem (S^dpari, Über ben f^rifd^»e))^raimitif(i^en ^ieg u. f. f., 1849.
9^, '^^^''Axat: {Cod. Al/AxadC), affi)r. Ja'uhazi (alfo eigentli^ TTOr^ ©ooon
xn» eine SbKtrjung, bte im %Z mof)l ber Unterft^etbung oon 3oa^as, bem So^ne
262" Wiu»
Sofias, 3U fiiebe fo ausft^Iieglt^ gebraust ift), 6o^n unb 9Ta^oIger bes S^'i'^f W
na^ frfiletem ^nfofie 742—727, naäf Abriet 739—724, noA ftamp^fen (f. o.
6L 259,36) 734—716, ttac^ ^oimnel (f.o. 6. 259,86) 734—728 regteiL Das bebeulenbfte
poitifd^e (Ereignis in [einet ftegierungsjett mccc bie buic^ ben aramSif^« (ober fonfc^«)
6 ep^raimitifc^en ftrieg oeranlagte Untenoerfung 3ubas unier bie Dberberif^aft 8lf|ttrs.
Vtt jtrieg ber oerbunbeten C^^raimiten unter !ße!ad^ unb SramSer unter Kejin (aff9r.
Rapunu) oon DamasI oeaen 3uba ^ot f^on jur 3^it 3otanis begonnen (2 iral6,37),
ift ober erft na(^ Sl^as Xqronbefteigung mftia in (Bang gelommen. Seine urfa^e ift
unbelonnt. SRand^e nehmen an, oag man oas roibenträenbe 3uba jum (Eintritt in
10 einen Sunb gegen Wfur ^e jmingen toollen. O^nfaüs ^e man bebeuienbe Xb«
fitsten. Das $aus Daoib follte entthront unb ber So^n eines getDt|fen Xab'el jum
itonig über 3uba gemalt roerben (3ef 7, 6). Den Serlauf bes ftri^es fennen oir
au^ nic^t, [onbem blog einjelne Seaen^eiten boraus. 8^as bat bas (jfelb ni^t ^Iten
!5nnen unb \vSf in bas fefte S^nifalem oerfen mflffen (2 jtg 16, 5; 3^1 7, Iff.);
16 oor^er ober aud^ in einem fpateren Xeile bes ilrieges tft er na^ 2 (Efyc 28, 5 in
offener gelbfd^Iad^t befiegt roorben. IRejin fyd einen 3ug na^ oem 6fiben unter*
nommen unb bie 3^^^ <^us bem burd^ Smcgfa unb Ufia ju einem feften $anbel$<
plo^e 3ubas gemad^ten Slat am roten SReere oertrieben, uno es ben (Ebomitem, oiel«
lei^t 3um Datd fib: $Ufe, bie [ie gegen 3uba leifteten (oaL 2 (üjpc 28, 17), jurfid*
20 geaeben (2 Ag 16, 6, wo fic^erlid^ a"^]? unb ^onzm m lefen ift). 3uba ift oenoüfiet
uno ausgepiflnbert, ftellemDeife entooDert oorben (ogL 3ef 1, 5—9), loas Hd^ bie iß^«
lifter alsbalb ju SRu^e gemalt }u ^n f^einen (2 (Oft 28, 18). einer 6^
na^ Samarien oeggefd^Iqbter 9Betber unb Ainber fyd bie SRa^nung bes ^rop^n
Dbeb bie grreilafTung enoim (2 (Oft 28, 8—15). Wfca ffcA M ni^ anbers ju Reifen
25 aeu)ugt, als bag er Ziglotptlefer II. oon nffur unter 3u)enbung aller oerffigboren
Aoftbarleiten um feinen e^ufe bat (2 jtg 16, 7. 8; 2 CE^ 28, 16). Die 9{ei^n*
folge unb ben 3ufammen^ang oiefer Sreigniffe oermogen oir nic^t l^uftellen. fianae
fyd ber jtriep ni(|t gebauert. ÜIs im 3#^^ 734 Xiglolpilefer ^ranjoa, ^rte für 9itm
unb $eia4 bte SRoglid^Ieit. 3uba ju belriegen, auf. Ztolatpitefer, in beffen 3nfc^riften ft^
80 einigermajjen genfigenbe Angaben finben , jagte ben Sfejin mq DamasI hinein, mo er
fi(^ no^ jmei ^aSftt lan^ geilten ^, unb griff aud^ (ogleid^ bie SRa^baroBHer 3ubas
an. Dem Keid^e CEp^ratm na^m er meite nörblid^e unb norböftli^e fianbftri$e ob
(ogl. 2 Ag 15, 29) unb entführte oiel (6ut unb oiele aRenfd^en. ^ebi^ ffoi fi<^ loo^I
rafd^ genug unterworfen unb ift noA eine 3^it ^ng als Safall gebulbet roorben. Sluq
35 bie S^ilifter rourben gebemütigt unb gebranbfd^a^i SRa^ bem ^11 oon Damast (732)
begab Ji^ SC^as babin, um bemSrogQerm ju ^ulbiaen (2 Ag 16, 10). 6o oar ^uba
ein affi)rif(^er SafaUenftaat geroorben, ber ^anje ItönigsfAafc famt ben 6(^en bes
2:enmels mar als Kaufpreis fär bie affqnfc^ ^ilfe naq 9linioe geroanboi (2 Ag
16,8), unb basu mar ein jo^rln^er S^ribut ju entrid^ten. eine fd^mere fiaft für bas oer»
40 armte £anb. Dag 3^^^ roenigftens je^t ein paar 3<^^nte ^rieben ^atte , uKtr ein
gor gerinaer (Erfa^ für fold^e 93erffimmerung. Unb oan 3uba nun ben an ^^pten
angrenjenben Xeif bes Slffnrerreit^es bilbete, roar ein Mcü^xüollti Übelftanb. Snies bas
loar bie (^olge oon Sl^as Unglauben , ber nid^t auf 3^fa{as mit bem SIngebot eines
SBunbers na^ 9lbas tücü^l betröftigte Serfid^erung qatte ^ören roollen, bag er fid^ nur
46 im Vertrauen auf Sott ru^ig ju oer^alten brauste , um bie Sefa^r bes aramäifA»
ep^raimitif^en ftrieges oorüberge^n ju fe^en (3ef 7, 4—12. 13 ff.). 9Bir ^aben fem
^e^t unb leinen Q5runb, baran 5U jmeifeln, ba^ (&ott i^n^ ^otte er geglaubt, ebenfo
fi^er befd^irmt ^aben roürbe, mie er foäter ben ^islia aus otel größerer (gefabr gerettet
ffcA. Slber freilid^, roie lonnte ein Wfos unbebtngtes Vertrauen auf ^dfyx>e fe^en, ba
50 er oon loa^rer (Jrrömmigleit unb 3^toetreue weit entfernt roar !
SBenige 5tonige oon 3^ fi^^ ^^^ ^i^n 3^^^^^Iision fo ab^olb geu)e[en mie
Sl^as. Dag er ben 3^o)ebienft ganj ^e abfegen looUen, ift aüerbings mc^t an*
june^men, mag er aud^ ju einer ^^\i aus SBioenoillen ^egen !3a^e bie X^firen h^
Tempels oerft^Ioffen ^cwen (2 (£br 28, 24), aber ber Dtenft anberer (gotter entfpraA
55 feiner Denboeife oiel beffer. Da^er oerunreinigte er niAt nur ben 3^^^^i^nft I^urq
Setreibung besfelben nad^ 9lrt oon Saalbienft „auf ben ^figeln unb unter allen grfinen
Säumen" unb burd^ 33en»enbung oon Stierbiftem u. b^l. babei (2 Äq 16, 3 f.;
2 (S)x 28, 2. 4), fonbem er opferte fogor in einem Slugenblttf groger 9cot fernen Soqn
in bem vo^I oon i^m 3u biefem Dienft erfe^enen (Zop^t f^on 3^f 30, 33) ^tfyd
60 ^innom bem 9RoIo^ (2 Ag 16, 3; 2 (Oft 28, 3), loona^ bie Eingabe ber S^onil,
I^ad XMbmd 263
bag er ouA Saalbilber ^be gießen laffen , ni^t undoutofirbig etf^eint. Dagegen
bie ängobe bes (EQtontften, bag SI^os ben Dtenft bamoscentfd^er Söttet ein«
^cibt (2 (0)1 28, 22f.), wofjH nur auf einer Ausbeutung ber Slo^rid^t, bag
an Stelle bes alten, ehernen Sranbopferaltors oor bem Zempel einen größeren,
fteinemen na^ bem SRobell eines Slltars in Damasi, ber i^m gut gefallen ^atte, ^ 5
mo^n laffen unb bas erfte Opfer felbft auf bemfelben bargeorad^t^at (2 Ag 16,
10 — 16). 3d)enfans jelgte [i^ in biefer ^anblungsroeife ein groher SRangel an CEftr*
erbietung gegen ben (Sottesbienft feiner Soter. Dag er oon ben gfo^rftfi^Ien im SBor^of
gemiffe Seftanbteile foioie bie 9Ba|ferbetfen unb bie ernten 9{inber unter bem „3Reere''
toegne^en lieg, unb anbere SerSnberungen am Zempel „um bes Aönigs oon Slffut ^^
©illen" (b. l TDüfjH um i^n ju bef^enlen [?]) ooma^m (2 Äg 16, 17 f.— lext 3, Z.
unoerft&nblic^ — ; 2 (Übt 28, 24), i{t aber mo^I gegen {eine SReigung aus Slot ge«
[äft^n. Ob aus Snaaben roie 2 Ag 16, 3; 2 (T^r 28, 2; 29, 16. 18 ju fdbliegen
fei, bag Vfyis ®ottesbiIber in ben Xempel aejtellt babe, ftd^ ba^in. 9lus 2. JRg 23,
11. 12 ift k entne^en, baft er, bur^ affqrifqen (nnflug bemogen, auf einem Söller, ^^
oiellei^t Aber einem ber 9lebenbauten bes Zempels, Sdtare ffir Die Sere^runa ber (6e*
Hfane errietet Bot grtoglic^ ift, ob bie Sonnenroffe unb Sonnemoagen bort f^on bem
Wfos jugef^eben toetben.
unter einem fold^n Aönige mu^te auA ber religiös'fittlid^ 3uitanb bes Soßes
airfs tirffte finfen, ukis sa^Ireic^e SusHnüd^e Sefafas bezeugen. SRimt m oerlennen ift, ^o
^ü 3^r4<^ SBeisfagungen oon bem ju enoartenoen 9Reffias bos böfe SBefen bes 9tfyB
]ttm bunfeln $intergrunb ^aben. »ifl^elnt So^.
Hbadio, jtönig oon 3srael. 1 Ag 22, 50. 62 — 2 % 1, 18. »gl. ^ö^Ier
n, 2, 6. 110—113. 382; Stabe I, ©. 533; Äittcl II, @. 233 f.; ^nndn II, @. 194 (bie
Xitel f. 0. @. 259, 8). 26
a^ia, "(rrrn»^^ au^ ^:rn^, (2 ilg 1, 2: 2 Cfir 20, 35). '0;toCidff, ber So^n
unb Stod^foher bes a^b, ^t nur etma jmei ^aiftt reatert, mu^ >Uimpbaufen 856—855
(DgL bieSlnffi^e ber 3^ii VfyAs oben 6. 259,35). 9Bir finb Aber (eine 9{egieruna fo
gut tote aar ni^ bertAtei (Er fyd o^ne 3n)eifel ben ftrieg mit Senbabab bur^ einen
Sertrog beenbigt (mögtid^ienDeife mit ber Sermli^tung mt ^eeresfolge — geoen bie so
^qfqrer? f.o. 6.259, 22). Die 9Roabiter f^fittelten na$ 9D^abs Xobe bas 3o$ 3sraels
ob (2 jq 1, 1; 3, 5), SCbasia f^eint aber ju feinem Aanq^e loiber fie gelommen ju
fein. (Scyoüt bas UnaUia, ourq ein j^enfter ju ftflrsen unb fi^ bobei innerli^ ju
nerle^en. SHs er, ein Saaloere^rer (1 % 22, 54}, Soten na^ (Sron [anbte, um ben
Saat*6ebub, beffen Oralel bamate befonberen 9(uf gehabt ^aben mun (ogl. 6^ob,86
®S|enbienft unb 3^ubenoefen bei ben alten Hebräern 6. 170 ff.), über feine ftranlbett
m befragen, trat biefen (Elia entgegen, ftrafte bie Senbung ju oem Saal unb lünbtgte
ben tötln^n Ausgang ber ftranl^eit bes Aönigs an (2 % 1, 2— 17).
Uai^ia, Äönig oon 3uba. 2 % 8, 25 — 9, 29; 2 (Sfyt 22, 1—9. SBgl. 40
ftö^Ier II, 2, S. 205. 345 ; Stabe I, 6. 541 f.; SHttel II, @. 239, 243; ^Befl^aufen @. 82;
^mdcx n, ©. 196—198; "SttXjtx I, @. 395 (bie Xitel oben @. 259,3).
Wma, fTT^m, au^ ^:]m (2Äg 9, 16ff. 11, 2), 'Oxo^lag, So^n 3orams, ^
nur ein ^cifyc regiert, nadb frfi^rer Sere^nung 884, na^ Aamp^ufen 843, na^
^ommel 842. 9lad^ bem Aönigsbud^e fomoQl ab nac^ ber (£^onU wcx er ein Saal* 45
oere^er. ows beim (Satten einer !to^ter bes 9^ab unb ber 3febel nic^t oenounbem
lann. !tie Senoanbtf^aft mit bem $aufe Omri brad^te i^m au^ ben frühen Xob.
3um Aampf mit ^afael oon DamasI oar er mit feinem Sd^nxiger 3^^^ i>on Israel
no^ Siamot (ßUeob gejogen. nad^^ aber aus bem gf^Iblager nat^ ^^tsxttl gelommen,
um S^'i^^nn, ber fi^ oenounoet bort^in ^e bringen Taffen , ju behi^en. $ier fiel er ßo
mit in bie^ $änbe Z^^^t ^^^ i^n ^^ Senoanbten bes $aujes Omri ebenfalls um*
bra^e. Uber bie 9lrt unb ben Ort feines Xobes ^aben Aöntgsbud^ unb (£^ronU gan}
oeifi^iebene Angaben. SSBil^elnt fiot;.
t^oduerod «^"^^?o^K, ffift^ 10, 1 Äef ib '^^^m, LXX 'Aooofftjgog, m ber grie4. 5Re«
jenfion besSu^es Xobiasl4,15 'AavrjQog oiet'ÄoovtjQog, in ben perj. ileilinfcQrtften 55
Khfiayftrfian nom. Khgayärgä b. i. ^rrfc^nber ober mä^tiger $eib ($er. 6, 98
264 X^adnerod fOtm»
= AQTJiog, vDomii nur bei jmette Seftonbteil bes Slotnens totebergegeben tft). 3m 9Z
finben mh ,,3iDei Aönige" Diefes Slamens: 1. 3n Da 9. 1 tft ber Sater T>oxxus* bes
SRebers {o genannt. Da nun D. b. SR. naA feiner 6teuung oor Stsfcos nur Slftqages
fein lann, Jo mug mit 91. Sts^axoxts gemeint fein ; nur lann oer SRame ebenfooenig roie
6 Aoaxares lautli^ mit bem ^amen sufammen^ngen, ben ber Aönig in ben perf. RtiU
infi^riften flirrt, ber u)a^rfd^inn(^ Huvakhgtra ju lefen ift. Slu^ fonft finben
mtr me^rfad^, bag bie mebifd^en unb perjift^en ilontge in unfern Quellen oerf<9ieben
genannt roerben: eine Serf^ieben^eit, bte meift borauf beruht, bag fie nad^ i^rer
a^ronbefteigung einen neuen Slamen führten, äu^ %o 14, 15 ift *AovtjQog —
10 Astvages , ba er neben Naßovxodovoaog als (Eroberer oon 9linioe genannt mirb.
2. 3m 93u^ (Eft^er ift 31. ber KhSayärSä ber perKf^en 3nf^riften, Sig^tjg ber
Sriet^en, ber oon 485 — 465 regierte^, ber 6o^n oes Darius ^qftapfis. Dajür
ftnrid^t bie 3bentitat bes 9lamens, Die Ubereinftimmung bes CE^afters, mie roir i^n
oor allem aus ^erobot lennen lernen; femer bie (Enoo^nung oon 6ufa, als feiner
löSlefibenj, fomie bie Eingabe in (0t 1, 1, ba^ bas 9{eu^ oon 3nbien bis St^iopien
\iSf erftredte: eine 9(ngd[»e, bie ourq bie mfjo^Iung ber ^rooinjen bes perfift^en
9{ei^es in ber (&rabinfd^ri[t bes Darius oon Naqg i Rüstern, i^re Seltotigung finbet,
aber für bie 3^^ ^^^ fcarius nid^t jutreffenb fein ©ürbe. SKit 3Cerxes ift 09ne ^mtr^ü
aud^ oer (Esr 4, 6 enoäbnte SIbasoeros tbentif^, an roel^en bie Samaritaner eine 9In«
ao Ilagefd^rift roiber bie na^ Serufalem jurfltfgele^rten Sxulanten richteten, ni^t mit Harn»
b9fes, an ben man fonft (fo aud^ QSbalb no(|) ba^te. 3n 93s. 6—23 finb fpotere
CEreigniffe oorausgenommen unb erft 93s. 24 Infipft roieber an 93s. 5 an.
0r. Sinbuer.
X^adnemd f. 3ube ber eroige.
25 Wfon^, ^einrid^oon. Ouetlen finb bie in Derfd^tebenen @^^roniIen Dorfommenbcn
oereinjelten ^rtuäl^nungen bed SJlanned; fo befonberd in ^ufd^d chronicon WiDdesheimeDse ed.
St. @rubc r^oflc 1886) 1, 26 p. 73, c.58 p. 172, 174, c. 61 p. 184, n, c. 41 p. 356. grcmcr
in ber ungebru^en frendtoeaenfc^en (S^roni! (im ^efi^ be89ntertumdt)ereind ^u SRiinfter, Stop. 52,
Statt 35), unb in bem SRunfterf^en ©ebäd^tnidbud^, in einer oon 9^. ^eftenborp in f. Anti-
80 quiteiten I 8. 460 befc^riebenen ^anbfd^rift, toelc^e fiinbebom (historia episcopatus Daven-
triensis 1670) benu^t )u ^aben f^eint, ^anbelt eine OttaDfeite van heren Henne Ahuis van
Münster, in bem Äölner ®ebenfbu(^ (In ber ©erl. f. löibliot^ef Macr. boruss. Q. 249) ; in
ben päpftlit^en ©uflen oon SÄartin V. unb engen IV. oon 1424, 1431, 1439, abgebrurft bei
Aub. Miraeus regulae et constitutiones Clericorum in congregatione viventium Antw. 1638,
35 p. 8, 9, 11. 3n Dumbar analecta I, 531. — fiitteratur: ; ©eleoentlicfi ge^onbelt »irb
oon ifim bei Delprat yerhandling over de Broederschap van G. Groote 2. ^uf(. 1856,
p. 187—89; bei Aequoy, het kloster de Windesheim, Utrecht 1875, I p. 237, II, 105,
283. gfür bie nac^folgenbe 2)QrfteIIung Hegt ju ®runbe: iBubkoig 6c^ul)e, ^einric^ oon
Ä^auS, ber Stifter ber ©rüber beS gemeinfamen ßeben« in 3)eutf(i9lanb, in ßut^arbtä 3fi^'
40 fc^rift für lirt^Ut^e SBiffenfc^aft unb firt^Iicöeä ßeben, 1882, 1 u. 2.
^enbrif oan Sl^uis (au^ S^ups, Sl^ues, SC^us. de Ahues), ber (Srflnber ber
SrfiberjAaften oom gemeinfamen fieoen in Deutfd^Iano, ftammt aus ber im norbmeft^
ItAen uRflnfterlanbe oon ber 9la burt^floffenen unb barnaA genannten $errfd^ SOaus,
urjprilngli^ „^aus an ber ?la" (od. lucfing, ffief^i^te oer §errfd&aft uno ber Stabt
45 Slqaus in ber 3^itfArift für oaterlänbif^e ®ef^id^te unb Sütertumslunbe SBeftfalens,
3ö]^rg. 1869, S. 1 ff.), wo bie anfange bis ins 9. 3o5i^^wwl>«rt jurüdtreid^n ; suerft
regierten Dqnaften aus bem $aufe Diepen^im, unb nadb bem CErloft^en biefer £inie
aus ber ^orftmarer. Sie fii^ren in ben Urlunben ben iRamen de Ahues, au^ Do-
minus de Ahues unb Nahus. Die Vermutung SRo^nidfes in feiner £[berfe|ung ber
60 erften Susgabe bes obengenannten De^atfdben SBerles 6. 175, ben 9tamen ^einri^s
oon ber fd^n)ebif(^en 6tabt SC^us a^uleiten, tft oollig unbegrünbet.
Um bie 99liite bes 14. 3^tbts. wca !Dqnaft bafelbft ^ermann, oel^er auger feinen
iioei Sonnen fiubolf unb ^einri^ nod^ eine XoAter 3utta hatte (ju oal. bie Srüffeler
ÖanbfArtft 3lr. 8849 ff. S. 223 ff. unb bei SRolI 3o^annes Srugmann, »mfterbam 1854
55 S. 22 fj. Diefe ©ar jeit i^rem fünften ^^afyct in ber Slbtei ju 3Jreben, bei ©rönlo. in ber
preugif^en ^rooins (pelbern, unb fpater oon ben aRitiungfrauen 3ur ^riorin uno bann
Qui) 3ur ^tt|Tin geum^It. Sie sögerte aus uns unbelannten Srfinben fiber fe^s 3^^»
|i<^ mit bem SCbtftab belehnen ju laffen. (Enblid^ als bie ^tü feftgefeM UKtr, oerrei|te
fie, um bann bei i^rem glönsenben (Einjuge in bie Slbtei bie ganse ^errli^feit i^r
60 Stellung ju erleben. 93ei i^rem feierli^en Sinsuge in fd^on gef^müdtem 3Bagen, um«
Wian» 266
geben ooti jo^Ireic^n (Ebeüeuten unb bereit Gefolge ju SBooen unb ^ferbe, [tfir^e
pBMt^ bei AuiUer i^re$ SBagens oom 6i|| tot jui Srbe. 3^re grteube loat ba^tn,
tDeil um i^retmitlen ein 3Ren[($ ben Xob etutten. SBeber bie JJfeiet {elbft no(^ bie fol»
oenben S^age unb bie neuen Slufgoben mit i^er Arbeit unb anbeten auA toeltli^en 3^^^
(beuungen oenno^ten [ie ju ben^igen. Die gottliAe ^ngft in intern fersen Jd^Iug um &
m eine longtoietige ftran^it. ^obalb i^r ^uftano es geftottete, lieg^ [ie \xq 3U bem
frommen ^aftor ber na^n Semeinbe im boRanbif^en Slmelo, 3u uRagifter (Eoer^arb
oon (Elje bafelbft, ber Ruglei^ ein roeitberilomter %t^ nrnr, tragen. (Er mox bur^ ®er*
^arb ®rog belehrt, ftano in enger ®emeinjqaft mit tJ^m, mit gloris Slabeto^ns unb 3o^.
Srinderinl, unb förberte beren ,,beoote'' 93eftrebungen. (Er \fxaäi ber abeligen Rotten« lo
tin tröftli^. ober auc^ mal^nenb ju; „T)u [ud^H bie (gefunb^it bes £eibes, bu t^oteft
bef|er, bie oer Seele ^u fudben'^ über biefe SBorte ba^te fie mä); bei bem in ben
meiften unb au^ in t^rer ^ei ^errf^enben roeltli^en S^reiben iomen fie i^r nit^t aus
bem Sinn ; jie trat mit Srtntfertnl in einen Srie^oe^fel, unb folgte na^i einiger 3^it
feinem SRot, m bas $aus ber 6(^ioeftem oom gemeinfamen fieben ju Deoenter. beren 15
peiter 9{eItor er oon 1393 bis 1419 roar, einjutreten. Sie roo^nte anfangs bei ber
frommen grtau 3^^^^i<^» SBitme bes Slitters 3^^^^^ i>on Kunen, einer ^o^en gfbrberin
ber Srüber oom gemeinfamen fieben. 93on ^ier jogen beibe (Jrrauen auf SInreguna bes
energif^en 9{e!tors in bos oon i^m eine Stunbe oon Deoenter begrfinbete neue 6($rDe|tem«
^ous ju Diepenoeen. Sie maren bie erften S^ioeftem, Ratten bie größten S^ioterig« ao
leiten ber neuen 9lieberlaffung mit großem SRut übenounoen, unb loaren ein Sorbilb
oon (ße^orfam unb ^enensbemut (grondootmoedigheid ift bei i^nen gebräu^Ii^ Se«
jjeii^nung in ber Quelle a. a. O.) bis an il^ren frfl^ f^on 1408 am 25. 3on. erfolgten
!tob Uu ogl. 9tfinning, Monumenta monasteriensia, S. 39, 340 ff. unb bei moU
a. a. O., S. 26). 25
9ttf 3uttas Sater folgte in ber ^errfd^aft i^r älterer Sruber fiubolf , ber auäi bas
9mt eines Oberbroften ber 3Rün]terfAen itirc^e (officium dapiferi, dapiferatus)
oenoaltete unb ber oberfte bijd^öfli^e Seamte loar. Sermä^lt mit 3o^anna oon fiingen
^atte er, loie er in einem ^riotlegium oom 3^e 1389 fagt, oon feinem echte wyf
drei' echte dochtere. Suger ber S^, loa^rfd^einli^ oor ber Sermä^lung mit 3o^nna ^
Qxtr i^m oon ^abmigis oon St^öppinaen 1371 em So^n $einn^ geboren (nit^t
.^ermann, »ie (Eomeltus in feiner „(Sefd^i^te bes münfterf^en Slufru^rs, fieipjig 1855
ms 60, I. 22 irrtümli^ fagt). Da er leinen e^lid^en So^n ^atte, ging nad^ feinem
%ohe bie $errfAaft jum großen Xeil auf feinen Sd^ioiegerfo^n Sueber oon Sorft,
Q^emo^I feiner äUeften lo^ter 3ö^onna, bur^ (E^eoertrag oom ^a^re 1393 über. (3u 36
OflI. SWefert, IWunbenbud^ II, 400—416.) Da er im Äriege mit »ifd^of Otto IV.
Don 9Rfinfter unterlag, oerlor er feine $errf(^aft an biefen 1406.
3n ber fiebensbefd^reibung bes genannten Sift^ofs Otto oon ^opa (^ausgegeben
iDon Srider in ben (gefd^iAtsquellen bes Sistums SDlfinfter I.: bie mfinfterifd^en (Sfyco^
nifen bes SRittelatters, URfinfter 1851, S. 156 f.), ber bas Sistum oon 1392 bis 40
1439 oenoaltete, ^eijjt es : wante Ahus up eme gestorven was und de leste Juncker
van Ahus hette her Hynrick und hadde enen basterdes sonne, de began dat
fraterhues to Münster. Dur^ bie[e Angabe roirb, ©ie gidfer a. a. O. (S. 160)
mit SRtt^t äu unferer Stelle bemerft, bte ^erömmlit^e SlnfiAt (bei (5. Siod in Series
episcoporum Monasteriensium II, 122) befeitigt, roona^ $einri6 ber So^n eines 45
ntünfterfc^en Sflroers, bes fiubolf oon Sl^aus, gemefen fein foll. greilid^ oenoe^felt
ber G^onift bie Flamen, inbem er feinen Sater $einri(^ ftatt fiuboff benennt. Denn
bog btefer unb nid^t ber 3unler $einrid^ ber Sater unfers ^einri^ gemefen, ergiebt
fiep aus ber frensioegenfd^en (Ebronil roie aus bem 3Rünfterf($en (gebS^tnisbu^. 3n
terer f^reibt ber grater^err 2So^ann oon §orftmar : Henricus de Ahues primus 50
pater fratrum Monasterii ad fontem salientem, qui prius dictus fuit Hinricus
de Soopingen, quia mater ejus inde exstitit et ipse ibidem natus filius na-
turalis domicelli Ludolfi filius (fo in ber ^anbfd^rift, ftatt filii) nobilis domini
Hermanni de Ahues. 9Iu^ in bem SRflnfterfd^en ®eoa^tnisbuA loirb fiubolfs Sater»
\fyiSi betätigt (mitgeteilt oon (Erbarb in ber 3eitf4rift fflr (gef^i^te unb SUterhims« 05
fum>e aöeftfalens, 1843 S. 89, befonbers unfere Stelle S. 123). Unter ben ja^t
tei^n fiaiemoo^It^tem finbet fid^ am Slnfange bes Serseit^niffes : Ludolphus de
Ahus et Hadewigis, parentes dilecti patris nostri Henrici de Ahus et Johanna
uxor Ludolfi, roo ano in sarter Slnbeutung jroift^en $einrid^s SRutter ^abioig unb
fiubolfs (Bemoi^lin 3o9anna unterf^ieben roiro. eo
266 W^ftttd
3n [einem fflnfunbjiDonstgften 3^^^ (1396) trat ^einri^ in ben geiftlic^n Stanb,
unb beaob fi(^ alsbalb naä) Deoentet, ido^I bur^ 3uttQ, feines Saters Qäfm\iet, boju
oeranlalt. Sediere ^e au^ beffen jiDeite Xo^ter 9Raigareto, mit bei fie in ber
S(btei jufommengelebt, beioogen, in bos JUofter 3U Diepenoeen eimutreten.
5 3n Deoenter iDo^nte ^einri^ im grratet^fe bei bem jmetten $rior ^miltus
S({(^e, bem 9laiMati bes gflorentius. Den Stifter (StxfyxA (Sroot, unb feine bie
6eelen [uc^nbe fiieoe, bat ^einriA ni^t me^ lennen gelernt (er oar om 20. Sluguft
1384 geftorben), roo^I aber beffen bebeutenben S^filer, Sebfilfen unb 9la^oIaer (flo«
rentius, wt^tx bie (Sebanlen (Srootes nid^t blog teilte, fonbern i^nen auA bte r^te
10 Sform unb Slusgeftaltung gab. 9Bare Dumbars ^nbeutung (anal. I, 13) tiäßi, fo
iDare $einri(^ erft 1400 boi^in aelommen. unb fein SIufentQalt nur etnxi ein ^Ibes
3a^r bafelbft geu)e[en, roas lö^ft uTODa^rJAeinUcQ ift. Ss uKtr bie 3trt rfiftigen fbc*
beitens in ber erften fiiebe, roel^e ^einri^ ^ter mit glei^aefinnten ,,beooten'' SRcht*
nem loie (^lorentius, SrinderinI, Ser^arb !ittholt oon ^fltpQen, (Serlo^ Meters u. a.,
16 bie oom eAten Seift bes Stifters geteaaen maren , oerlebte. 9Ius eigner ^nf^ung
lernte er bie neu be^nbete Semeinf^aft ber Srilber oom aemeinfamen £eben, i^re
(grunbfSfte, Sebensmeife, arbeiten, unb bas ^obe oerbiente Snfe^n lennen, loelAes fie
in Stabt unb £anb, bet ber Obr^it ber 6tabt unb bes £anbes, bei ber (Beiftlid^feit.
befonbers im Solle allgemein genoifen. Den tiefften (ginbrud matten mrf i^n, oie auf
20 alle $örer bie foaenannten AoIIatien bes (^lorentius unb anberer. loie 3. S. Srugmonns,
jene frommen, tief ju fersen ge^nben unb erquidenben Wx\ftaifytn in ber 3Rutter>
brad^. (Ebenfo lernte er i|re Sd^ulen unb (Erjie^ungs^fer lennen ; unter i^n Sc^iilem
oen X^omas oon itempen.
(Es ift niät Ju^er fef^ufteUen, u)ie lange fi^ ^einrieb ^ter aufgellten fyft Die
25 1398 au^ naq Deoenter gelommene ^eft oeranlagte bie Srfiber, ben Sflorentius unb
anbere nad^ SImersfort ju ge^n, bis bte (ßefabr oorüber oar. Sielleiqt ^at er mffy
bes gflorentius Xob am 24. SR&r} 1400 miterlebt, unb fiA erft boma^ nrieber in fein
^resbqterat na^ SRünfter beaeben, um bafelbft ein Srfiber^aus ju grflnben.
Diefe allgemeinen 7>aitn feines £dbens fte^n au^ bun^ bas no^ oor^bene SRfinfier«
80 [Ae (Beba^isbuA bes Sr&ber^aufes, loel^ jä^IicQ an ben Sigilien ber oier großen
Sfefte oerlefen muroe, feft. Dama^ ift er 1370 geboren, 1396 ^resb^ter gemorben unb bat
bas aRflnfterfc^ Srflber^us 1400 begrfinbet. ÜIs vicarius perpetuus ^ielt er es für
[eine mit^gfte Sufaabe geiftlid^es £eben im Ststum ju oeden unb ^u |rflepen. Doju
toIUen bie Srfiber Reifen. Durd^ fein bebeutenbes eignes Vermögen, ourq SAenfungen
35 bes Saters unb feiner SRutter, namentlid^ burc^ feine (Erbf^aft nad^ bes Saters im
^a^re 1406 erfolgten Xobe, u)urbe er in ben Stanb gefegt, nat^ bem Sorbilbe oon
ieoenter au^ in SRünfter — junäd^ft auf bem fogenannten §onefamp (Matth. anal. V,
181> in einem oon ben $resoi)tem Semarb oon ^oUe unb ^ermann ^einelind aus
Sternen gebauten $aufe (C&eböt^tnisbud^ S. 121) ein Srüber^aus einzurichten; fpfiter
40oermad^te er i^nen fein als (Erbteil jugefaHenes $aus unb (grunbftud Ter Wijck,
nad^mals ad fontem salientem, jum Springbrunnen, genannt in pomerio episoopi,
auf bem Sifd^ofs^of, na^bem ber ^rior 311 St. SRarien in 3Binbs$eim bie Sad^e ge<
prüft unb $apft SRarlin V. burd^ eine SuIIe oon 1429 (bei Aub. Miraeus 1. c,
S. 8, 9) bie (Erlaubnis gegeben. (Es aeft^ unter bem Sif^of £)tto IV. oon $oqa
46 (geftorben 1424 oal. Matth. Tymp catal. episc. Mon. bei Matth. ann. 1. c. S. 186);
00C9 ba er fe^ otel Streitialeiten ^atte, lonnte er für biefe Srfiber u)enig t^un. 3n
bem bier erriqteten arogen ftattli^en gfrater^aufe führten bte Srüber, loie es in CCor«
feos 3#^n 3^ früheren (EQroniHen (herausgegeben oon 3^n{fen, (gefd^ic^queüen bes*
Ststums uRflnfter III, 314) ^etgt „oQn Obligation emiger reguln nod^ gelubben unb
50expresse in habitu saeculari unter einem pater, ben fie felber an« uttb abfegen
lönnen, ein geiftlü^ fieben". 9lad^ berfelben Quelle f^at „anno 1403 §err $etnri(^
oon 9{|ufen, ein vicarius in thum onb feine gefeüen angefangen bie Ain&enbfi<^
ju fd^reiben''; fie fysütn bas Sfid^erfd^reiben als Hauptarbeit unb als Queue i^
fiebensunter^altes. 3n ber pöpftliAen SuIle u)irb i^nen erlaubt^ fünf Srfiber jum
M geiftlid^n Slmte oorjubereiten ; ber 9la^foIger (Eugen IV. ge|tattet tm 9looember 1431
eine (Enoeiterung.
^inri^ SBirlfamleit blieb ni^t auf bie Stabt bef^ränft. 3n ber 9Binbs^imer
S^ronH (S. 184) roirb er als pater magnus et gloriosus, in ber frensQ)egenf^n
S^ronil als reformator et Illustrator äSeftfalens, in bem {olnifd^en (gebenlbiu^ nrirb
M er nid^t bloj} als inceptor oon äRünfter, fottbem au^ als fundator ber Käufer oon
«4im9 267
SVSin unb SBefel gerfibmt. 3n mentgen SBorten fagt bie frenstoegenfc^ CC^onil {eine
gcrnje StbtnsaAtn juiommen: „(Er ^ SBnbenboA in A3In pegiünbet, in SBeftfalen
Die 6(^ftem^fer m Soiden, Ao^Ib, fiinpe 9meti^tet, tn Dsnoorfld bas ^aus
ber Aleriler lange oe^alten, unb oenn es in fetner uuad^t aejtanben, ^ätte er in jeber
Stobt burd^ bie ÜDiScefe SRiinfter unb Osnobrfitf C5emetn|^en ber Srflber unb 5
G^eftem beraeri^tet, obgleicb er, roie er felbft geftanb, mit ben 6einen oielen unb
olet^Jotm unfagooren SSiberftonb, Sebränonis, Serfolaungen unb in getDilfer ^infid^t
SerfqtDihrungen oom gamen Jtlerus unb oem SoRe, oie i^n mit ben Seinen ausm«
rotten begehrten, ju erbuloen l^e". !Die ^ier ongebeuteten SBibenoortigleiten , oelqe
^etnrid^ ^^^r fi^^S^n teils oon ben illerilem aus, ba i^re unb bes SoBes Sefe^rung 10
jum ,,beooten" £eben in ber Slat^olge bes armen £ebens 3^fu geforbert rourbe, teils
oon ben Settebrben, loeil ^er eine ®emein[<^ aus itlerilem unb £aien o^ne Orbens*
^elfibbe in freier 9Beife ^um 3^^ ^ gemein^men £ebens unb gemeinfamer Slrbeit
tn ber fiiebe 3^ S^riftt ben übrigen SReligiofen als gleid^bere^tigt unb (Sott xdo^U
gefsnig ^ingefteUt lourbe, teils oon £aien, bte fid^ in i^em (Betoerbe beeintrat^t 15
gloitbten.
Dtmoif blieb man ben Srflbem bur^ $einri^s (Einfluß suge^on, loie bie ioSjH*
reiAen C&efc^nle unb Stiftungen für fie aus allen Areifen jeigen, roeld^e i^e (Se«
bä(|tnisbfi(9er oon SRünfter unb A3In atiMblen.
3n A9In oaren f^on 1404 fe^ (geiftlic^ jum gemetnfamen £eben jufammen* 20
Getreten. Do^ erft als 1416 ^einru^ ba^in bim, louroe bie Srünbung einer Srüber«
K^aft, oie bas (Sti)äd^tnisbud^ angiebt, m ftanbe gebracht $einriA ffi^e per tempus
S^eb&^tnisbu^ S. 109), felbft bas ^matoL bis er aus bem 3Rünfter^ufe 92iIolaus
eng oon 91sfelb als jmeiten einfette. X)ie überaus too^hoollenbe Siufna^me unb
gforberung, wüqt $einri^ mit feinem treuen ^etfer unb Sealeiter 3o^nnes 9{o{fenit 25
(9lo6m9t) bei ber (Brünbung in ftoln burc^ ben (Erjbif^ Stetri^ (1414—1464) ge*
funben, toar loefentlid^ ^ier, loie aud^ an anberen Orten burc^ bie auf bem Aonftanjer
ftoitjil geffij^ Serteibtgung ber Srüber bemirlt loorben.
8Is bie Angriffe bes Dominilaners 9Rdt^us (Braboro (au^ (Brabo, (Brabon,
Orabbo, lector ordinis predicatonim diocesis Razeburgensis conventus Wys- so
mariensis, fo im obengen. Aölner (BebenIbuA) in einem grande volumen (Chron.
Wind. ed. (Brube p. 172— 74, nod& banbf6riftlu| im SBiener cod. Ut* 4257, fol. 261«»)
Deroffentlid^t , lourbe feine AlageM^rift bur^ ben (Er^if^of oon Utrei^ unb burc^
bie Srflberf4aft bem itonftanjer Aonjil ooraelegi Dte oom $apft eingefe^te itom«
miffion ffi^ bie Unterfu^ung unter bem Sorftge bes jtarbinal ^nton oon Verona, u
3ur Serteibigung loar ber bamalige Sleltor oon SfBinbs^eim, ^cfyinnts Sos oon $ues«
ben, unter bejfen langer umfi^tiger fieitung bie 5tongr^ation einen groften Suffd^ng
oenommen batte, na^ ftonftanj gereift. 3n feiner Segleitung befano fi^ ^einriq
^K^aus oon URflnfter, ber roegenjetner J^ömmigleit im ^anjen umlnfterlanbe im ^o^n
tCnfe^n ftanb, femer 30^nn 9BaeI (SDßallius), 9)rior tm Set^Ie^mllofter ju 3poQ^» ^
iino jtanonilus CEoer^b 3^^^^ <^us OlbenjaaL Unter bem Sinflu^ bes ^arifer
Aanjler (Berfon unb oes AarbinaI*(Er^ifd^of ^etrus b'SIillq oon (£ambrat, mü^x 1398
ben 3uftanb ber Srüber^äufer aus eigner Slnfd^auung fennen gelernt, rourbe (Broboro
in Mfentli^er Si^tmg am 3. Slpril 1418 abgeoiefen; er felbft ^um gfeuertobe oer«
urteilt, auf fugfSHmes Sitten ber Srüber begnabigt , aber jum SBtberruf genStigt unb 45
aus ben ^Iteberlartben oerbannt (ogl. v. d. Hardt Magnum oecum. Const. con-
dlinm Helmstedt 1700 , IV. 1543. Mansi sacrorum Concil. nova et ampl.
oollectio, Florenz unb Venediff 1759—98, XXVII, app. 386 de rebus Matthaei
Grabonis; ^efele (Eondliengef^i^te, 7.Sb S. 366f., (jfreiburg). Sooo^I bas Urteil
ber Aommilfion n>ie bas Slt^eten ber Srüber öffentli^ n>ie tm Serle^ medte ben so
Slusntf auf allen Seiten : „Das finb bie UHtl^^en frommen Söter, bie loir längjt ju
\dftn unb ju ^ren roünf^ten" (ogl SAaten a. a. O.). Die (Bunft ber öffentli^en
SReinuna oxtr bur^ bie oollig grunblofe mflaae für fie umgefd^Iagen. Die (Ertüoidnung
ber Sr33)erf(^aften nol^m feitbem einen neuen mff^iouna.
Die britte unmittelbar oon $einri^ ausgegangene Stiftung loar bie m 2Be|eI, in m
ber alten $anfaftabt im Aleoef^en. $ter lam 1435 bie Stiftung ju [tanbe (ogl. Ce-
diila unionis im (Bebät^tnisbud^ S. 109 ber münfterfd^en trüber), burt^ Aanonilus
30bann oon itollil (im Äölner (Bebenib. 3o^. Äok, im münfterf^en : Colck de Clivis
OUQ van den Ck)lck, van den Collick de Clivis), de cujus patrimonio prima
fimdatio provenit (jtöln. (Bebb.), bamit bas geestelick leeven tm Unterf^iebe oom 60
268 Wfm» Wiia
becterleeven ber IRönt^sorben gefotbert loerbe. 911$ Sleltot besfelben fonbte ^etntu^
ben unter i^m im Srübet^ufe ju SRunfter eigenen 93emer oon (BubesBen^. auf
iDelt^en bann in äBefel ber glet^falls in äRänfter gemefene obengenannten C&efd^n^eber
3o^. S<omi folgte.
5 3n allen bret genannten Stiftungen (orgte §einri^ mit fiiebe unb güif^rge bis an
[ein (£xü^ teils für Sefeftigung teils für (Enoeiterung.
Sieben ben Srübe^ufem roaren es no^ bie S^toeftem^ufer, roeld^ er forberte.
So entftanb au^ in äBefel ein $aus beooter meg^be, aRoriengarten, inbem 3[^us
ben ^erso^ Slbolf oon 5tIeoe unb Jeine (gemal^Iin für basfefte ju gen)innen muMe.
10 Sd^ioterig fcQeint es in Csnabrütf geftanben ju ^ben, loo er lange oerfu^t fyd,
bas $aus ju galten (Lindeborn, bist, episc. Devento 184, Hamelmann, opera
FLerngd] 1711, I, 211). Seine Keife (1422) nad^ Dfterberg im ledlenburgif^n
Qatte ben Srfolg, bag er bie Aonoreaation ber Jüerifer gu einem monasterium Cnici-
ferorum er^ob (promovit, bei £inoebom a. a.C, na^ Rusel, chronicon Ordinis
15 8. cnicis, unb Janautscheck, Ori^um Cisterc. I, 1879, S. LH, toas i^m ex ar-
chivo osnabrugiense mitgeteilt |et).
Das S^tD^em^aus in 99lünfter fyA fd^on 1401 ben erften SInfang genommen;
es [(^eint o^ne feine 9RitiDir!ung entftanben ju fein, bo^ erlebte er oeffen Sufblfi^n
feit 1444 nt(^t me^r. Dagegen ^at er bie großen Stiftungen in Smmerid^ 1419, in
20 ^erforb 1426, unb in ^iloes^im, roo^in er ben erften Sleltor Sem^b oan Suren
(im C&eba^tnisb. Bernhardus locken de Buderick) aus bem aRünfter^ufeJ^idte ;
ebenfo bie SArDeftem^öufer inSortfen, itosfelb, fiipp^abt (oaLbie frensQ>eQ. C^ronü),
Sobefen bei ^aberbom (na^ SAaten annales paderb.), toonin Sij^of 9BtI^Im oon
^aberbom S^ioeftem fanbte, vm beren $aus t$o^nn oon SursfeU) (geft 1439) bei
25 ber 3Jifitation in treffli^em 3uftonb fanb.
3u gegenfeitiger görberung ftiftete §einri^ fd&on 1428 eine Union bes SRunfter«
f^en unb i^Iner Kaufes, mit aus ber no$ oor^nbenen Urfunbe Cedula seu exemplar
unionis domorum zu Wydenbacb Goloniae et fontis salientis in Monasterio
(abgebr. im (Sebä^tnisb. S. 104) ^eroor^e^t. Slls 3n)ed biefer Bereinigung u)irb anoegeben,
80 bafe fie mit einanber (Ein $er5 unb Ctne Seele im $erm fein unb untereinanoer alle
bur^ ein unlösbares Sanb ber fiiebe oerbunben blewen follen, unb bag, falls, ums
C&ott oer^fite, Unglüdf fie treffe, Sranb ober Verfolgung, man einanber als Srüoer in
bas anbere ^aus aufnehmen roolle; bag man aber Ungeeignete, aus gen)iffen (Srünben
CEntlaflene nu^t aufnehmen molle. Sollte ein $aus oon Srübem gönsfi^ oerlaffen fein,
35 bann Jollten bie anberen für geeignete ^erfonen Sorge tragen. CEnbli^ rourben burdi
biefe 93ereinigung bie jo^rli^en fo u)i^gen Sifitationen burd^ einen Sleltor unb einige
»rüber feftgefe^t. — 3n biefe Bereinigung trat 1441 am 2. gebr., alfo nad& ?Ij5 lobe,
au^ bas $aus 3u SBefel ein.
Die no^ oon Slbaus beim ^opfte (Eugen beantragte (Sene^miaung biefer Ser«
40 einigung, monad^ bas uRünfterf^e $aus als Si^ bes (SeneraBo^itels oiefes Collemum
canonicorum fontis salientis beftötigt mürbe, teaf erft na^ feinem Xobe ein (1439
im aWai).
Sea^tet man nodb ben ^ier ni^t u)eiter barjuftellenben (Einfluß au^ nur biefer
brei Käufer auf bie 5tir^e, bie ^eranbilbung oon itlerilem, oie Deformation bes
45 9Rön^su)efens, bie gforberung bas geiftlic^en fiebens über i^re (grenae hinaus bur^
^nre^ung neuer (gemeinfdbaften, bie Slnlegung oon St^ulen, bas Subfd^reiben oieler
geiftltier Sii^riften, au^ m beuttter Sprache, jur Verbreitung au4 unter bem SoB,
ben eifrig betriebenen Sü^erbruct (bef. in Jloln), fo mirb bas ^o^e Serbienft besStif«
ters für Deutf^lanb ni^t gering anjuf^laaen fein.
50 öeinrid^ oon Sl^aus jtarb na^ ben mgaben im (gebö^tnisbuc^ im 3^^ 1^39,
in meinem 3^^^, roie es in ber frensmegenf(iQen (£^roniI ^eigt, no^ jmei anbere Hen-
rici notabiles monasterii (bef. Henricus Loeder) ftarben, im 68. 3^^ feines
fiebens, im 45. feines $resbi)terates, nat^bem er 38 ßa^re bas grater^aus ju SRünfter
geleitet ^atte. Der Xag feines Slbfd^eibens mirb in feinem ber oerf^iebenen Sebä^tnis*
55 oerjei^niffe genannt. finbioig ©i^iilse.
8Hta^ ber ^rop^et, ^ebr. "rnö?, ober ooller '^n^ne^ (= mein »ruber ift 3o^ ober
3abu, ober einfacher: »ruber 3oMu]s), fommt im Sil an folgenben Stellen oor:
1 Äg 11, 29 f.; 12, 15; 14, 2. 4—6. 18; 2 (E^r 9, 29; 10, 15. Die fämtli^n
Stellen bes jtönigsbu^es finb entmeber gerabesu beuteronomiftif^ ober jebenfalls beu<
Wliü a^inteM 269
tetofiotttifttfcb überarbeitet. ZroMem roirb man au$ inneren Srünben bere^tiat [ein,
bie ®eftalt oie[e9 ^ropbeten [iq im mefentli^en fo ju benlen, mie bos Ronigsbu^ {ie
^i^net. Sl^ia ftammt oemnaA aus bem belannten Silo, beffen Heiligtum jmar (ogl.
3er 7f 14) ^o^ft rDobrfd^einlif^ na^ jener unglüdli^en S^Ia^t jur 3<^it bes ^rieiters
Sli (ogL 1 6a 4, 1 ff.) oon ben ißQiliftem serftört roorben nxir, bas aber als 6tabt 5
fortbeftanb. 3la^ 1 >lg 14, 1 ff. f)ai W)xa bort aud^ [einen 9Bo^n[i^ gehabt. (Er f^eint
m ber fpöteren 9{egierungsjeit Salomos be[onberes Slnfe^en als ^c^m^jftopffti genojfen
3U ^oben. Unb er ift nö^n 6amuel unb (Elifa bas berfi^mtefte Seifpiel für bte Zijat'
fad^e, ba^ bie ißropbeten Israels, neben i^rem ibealen SBirlen jur (J^rberung ber
3o^ereltgion — uno juglei^ im engften 3uf<i^^^n^ng mit il^m — je unb je au^ lo
tief in ben Sang ber äußren politif^en Sreigniffe in i^rem Soße eiimriffen. Unter
bem Sinbrutf bes tiefen ^igbe^agens, bas na^ bem überein[timmenben ^^^S^i^ untrer
Quellen bie fpötere 9tegierung Salomos bei allen ®utge[innten in 3srael, oor allem
ben treuen 3^^oere^rem, road^rief, be[^IieM SC^ia 3u qanbeln. (Einft, als er bem
(Ep^aimiten 3^^^^^» ^in^^ Seamten Salomos, auf bem freien (Jfelb in ber 3laffe i5
3erufalems begeanete, erariff er [einen SRantel unb jerrig i^n oor 3^tobeams Slugen tn
12 Stüdfe. dt [oU 3^tobeam 10 ber[elben gereid^t rntben mit ben SBorten : „^mofytf
6alomo roill i^ bas 9{ei^ entreißen unb bir bie 10 Stamme übergeben ; nur ben einen
Stamm [oII er bellten um meines itne^ts Daoib unb um 3^ni[alems roillen (1 %
11. 29 ff.). Die Srjö^Iung I)ierüber i[t tn un[erem ftonigsbu^ ^i[^en ben Slnfang 20
uno ben Srortgang bes Seri^ts über 3^^o^^<nns (Empörung gegen Salomo eingelegt
aßell^fen ^ot bo^er gemeint (SIeels (Einl. ins SlX' 240), ein Zeil bes Serid^ts
über 3^^0^<Knis (Enworung [ei burA [ie oerbrön^ loorben unb bas aanje Sluftreten
S^ias an biefer Stelle [ei lebigli^ ipäteres (Ein[^teb[el. Slllein Iitterari[d^ betrad^tet ift
bo^ bie (Erjä^Iung 1 Ag 11, 29 ff. er[t in i^rem n)eitern Verlauf e^ nid^t ober ate25
(Banjes, beuteronomi[ti|A, unb [a&U^ ange[e^n Ut es red^t too^i^emlid^, bag aud^
hinter 3^^^^ ^in ipropbet \iti)if mit hinter !Daoib unb 34u. Dagegen i[t es
jmeifenos, bag bie Siebe ^ias [tarl überarbeitet ift Sd^on bas SRigoer^ältnis ber
eimelnen leile bes SRantels ju einanber im ^eutiaen learte (12 = 10+1 ogl. SJ. 31 f.,
35 f.) bemeift, bag ^ier eine [patere $anb eingegriffen ^at LXX ^ilft burd^ Mo 93. 32 so
unb 36. Witt bos ift wofjH bloge ^usgleid^ung, ba bie anbem Xestesjeugen ni^ts
booon Q)t|fen. (Es mirb oielme^r einmal 11 + 1 geteilt geiDe(en [ein (ober 10 + 1 ?).
— 9lo^ einmal greift Sl^ia in 3^wbeams S4id[al ein. SRad^ 3<i^^n, oIs 8lbia [^on
ein alterslranler erbhnbeter (&reis ijt, [enbet i^erobeam [eine (gema^lin ju iqm nad^
Silo^ um Aunbe unb oomögli^ ^ilfe oon i^m 5U erlangen, ba [ein So^n [d^ioer franl 85
bomteberliegt 3^^obeam mug mtt SC^ia längjt serfallen geioefen [ein, benn er befiehlt
[einer (gemo^lin [id^ unfenntliq ju mad^en. Der iprop^et aber erlennt [ie [ofort unb
oer^i^ il^r um ber Sünben S^^o^^^nts roillen bes Sohnes balbigen Xob 1 Ha 14, 1 ff.
— Dte CE^onil bat nad^ ibrer C5eiDoI)n^it au^ biefen ^rop^ten 3um Darfteller ber
Se[c^t(^te [einer !it\i gemaqt (II, 9, 29) ; bo^ i[t bte[e 9lott} [on[t nirgenbs beseugt. «o
m. ftittel*
Sl^imclei^, iW^^ 'Axi/^eXsy, Achimelech, („»ruber bes Äonigs") ^eiftt 1 Sa
21 unb 22 ber Oberprie[ter 3U 9lob, ber für ben flü^tigen Daoib, o^ne um be[|en
3ioiefpalt mit Saul ju n)i([en, ben $errn befragte (22, 10. 15) unb i^m auf [eme
Sitte als SBegse^rung bie abgetragenen S^aubrote unb als SBoffe bas im Heiligtum 40
Derma^rte Sd^n)ert (goliats ret^te, aber auf bie SInjeige bes (Ebomiters Doeg ^in jur
Strafe bofür oon bem argroo^nifAen Saul (amt ber ganjen i^m untergebenen unb hms^
oenoonbten $rie[ter[^aft bem S^ooe überanboortet rourbe, meines Sluturteil eben jener
Sietätbf e (Ebomiter an biejen 85 (LXX: 35) gemeinten Dienern 3^^ oon[tredte.
lur ^jatbar, ein So^n Sl^imele^s, entrann bem (geme^el, bas auf bie ganje Stobt 50
9fa)b auj^eoebnt n)urbe, unb flo^ mit bem Sp^ob ju Daoib, bei bem er fortan bos
priefterli^e Dralel oenoaltete. — Die[er Sl^imeled^ i[t ein So^n Sl^itubs (22, 9. 20),
alfo Urenlel (Elis unb Sla^Iomme 3t^amars. 3Ran mügte i^n ba^er für einen »ruber
unb Sla^olger bes 1 Sa 14, 3 enoö^nten Sl^ija galten, ber na^ biefer St in einem
etnms frühem 3^ttpunlt ber 9{egierung Sauls bas $o^eprie[tertum inne^atte^ wtnn 55
ni^ mtt oen meijten Steuern anjune^men möre, bog beibe ibenti[^ unb Sl^imeled^
nur ein anberer Slome für Sl^Ua ift 3^benfaUs galt bas Heiligtum ju Slob (im
Stamm »enjamin, [übluQ oon Coibea, ber Stabt Sauls, norbli^ oon 3^nif<^I^ni; Sage
ni^ fü^r na^etoiefen; ogL itö^Ier, C5efd^. II, 202) als (Erbe bes frfl^ gu Silo
270 «^tio)il|d »llfdb
oor^anbenen unb X^imeled^ mit feinem $aufe fteOt ben $QU)itftamm bes Kaufes (Eli
bar, fo bag bie (Erfflllung bei Ober biefes ergangenen Sro^ng 1 @a 2, 30 ff. : 3, llff.
M in ber Unä^ Sauls fortfefet, o^ne [i^ nqq ju ooneid)en. S^imeled^ &o^n 96*
ia^ar, ber Daoib auf feiner (flu^t (ndefterliAen Seiftanb leiftete (1 Sa 22, 20 ff.;
6 23, 6 ff.; 30, 7) unb no^ bei ber (Empörung Stbfaloms treu ju i^m ^ielt, be^auirtete
jroar bos ^o^epriefterlit^e 9Imt lo&^enb ber ganjen 9{egierung biefes ASnigs, obnio^I
3aboI (aus attberer priefterli^er fiinie) fc^n bofmals an bie erfte Stelle oorgerfldt ju
fein fc^int (2 Sa 15, 24: 17, 15; 19, 12 [11]; 20, 25).- SOs aber W>l(Sfyvc beim
X^romoe^fel für Slbonia gartet genommen ^e, mürbe er i>on Salomo abgefegt (1 Ag
10 2, 26 f. 35). ^mcac figuriert fein 9lame no^ 1 Ag 4, 4; ober nenn er auq bie
priefterlid^e äBflrbe niqt oerlor, fo muMe er bo(^ oon Stabt unb Xempel oerbannt ju
nna&€i bleiben, loomtt bas Sd^tdfal feines Kaufes entfc^ieben loor (ogl. 1 Sa 2, 36).
— ma^ 2 Sa 8, 17 unb 1 (Oft 24, 3. 6. 31 mflgte man annehmen, llbjat^ ffobt
einen So^n Sld^hnele^ ^e^, bur^ ben er fi^ unter Daoib teiUoeife im Sfmt oer«
15 treten lie^. SBa^rf^inh^ bat aber frü^ eine oerfe^entli^e Umitelluim ber 9lamen
tattoefunben, oelc^e ben Sqroniften (au^ 1 (Sfyc 18, 16, oo SIbimeleq Schreibfehler
ür Hd^imele^) irreführte, unb ift 2 Sa 8, 17 su lefen: „Xbjat^, Somt Sb^imele^s,
)e0 So^ns Sl^itubs''. (URooers, X^nius, SoKiIb, äBell^aufen.) — SRc 2, 26 fte^t
irrtümli^ 'Aßid&ag für ^Axi/iiXex. »♦ Ore«!.
20 Äljttop^d, ^criTIK, ^Amdweky Achitophel, ber (Bitonit, b. ^. gebürtig au» ber
Stabt (gilo (3of 15, 51) m \m. Xeil be$ (Gebirges 3uba, U)abrf(^einli4 bem ^uti<
8en CC^urbet $f^Ia (nicht aÜjuiDeit ndrbl. oon öebron, oal. 2 Sa 15, 12), XDar als
{atgeber Daoibs megen feiner ungeu)5^nli<ben jmig^it beim ilbnig unb beim SoRe
^0^ gefragt, fo bag fein Slot wk ein gottli^es Oralel galt 2 Sa 16, 23 ; ogL 1 S^
20 27, 33. äei Slbfaioms (Empörung aber lieg er fic^ mit biefem ein unb oerriet ben
alten Aönig aufs fd^nöbefte, offenbar in ber (Enoartung, bas (Blüd loerbe fic^ bem fü^nen,
fAönen unb beliebten 3ünalina jumenben. 2 Sa 15, 12. 31 ; 16, 21 ; 17. 1 ff. 90$
aber fein loo^Iberet^neter 9{at|^iag, Daoib ungeftiumt anzugreifen, oon Sbfalom oer-
»orfen lourbe ju (Sunften ber entg^engefe^ten, oon $ufai, bem ^imli^en greunb 2>a«
aooibs, empfohlenen 2:altil, fa^ %(qitop^eI fein Spiel oerloren. Siegte ^falom, fo
genog er bo^ ni^ me^r bas Slnfepen, roelc^es er fi^ burdi feinen Senat ^e fi^ern
iDoIIen; fiegte Daoib, roas ber Iluge uRann je^t als bas va^rfc^inli^e oorausfa^, fo
enoortete iQn mett größere S^mod^. (Er reifte fofort nad^ feiner (geburtsftabt ab unb
enoürc
35 man
biefem , _ , .,.,... , , . , , ,
gehörte ju Dooibs angefe^enen ^auptleuten 2 Sa 23, 34. 9u^ 1 (E^ 11, 36 loirb
ftatt „^iia, ber $eIontte" ju lefen fein: (Eliam, ber (gilonite. Da aud^ Sat^febas
Soter (Eliam ^ei^t, 2 Sa 11, 3 (1 (t^r 3, 5 ftatt beffen SImmtel), fo ^Iten mon^
40 biefe (gattin Daotbs für eine (Enlelin Sl^ttop^els, fi^erli^ mit Sle^t. t». DreOi.
JUIfelb, griebrid^, geft. 1881. — gr. «., »cilanb ^aftor ju @t.9JiIoIai inSelpjig,
ein fiebendbilb, ^ade 1885.
(Jrr. SC^Ifelb, einer ber angefe^enften ißrebiger unb ber ^efegnetften Seelforger bes
eoangelif^en SeutU^Ianbs ift am 1. 9{oo. 1810 ju SRe^nngen am Oftab^ng bes
45 ^arjes geboren, (»ein 93ater, ein 3^^^^^^^» ber nebenher als Xaglö^ner arbieitete,
u)irb als ein rubiger unb befonnener SRann, oer als reblid^er Slrbeiter beliebt mar, ge*
|Äi&)ert. Die SDlutter, SRana Sophie (Elifabet^, uKir eine gottesfürdbtige ftille Srou.
ote nid^t nur bem $aus^It tü^tig oorftanb unb bie fi^ me$renbe Atnoerfqar treuliq
oerforote. fonbem au^ ber itinber (gemüt pflegte, i^nen biblifd^e (gef^i^ten er^fi^Ite
50 unb £ieoeroer[e einprägte.
Sl^Ifelb ift als e^ter Dorfiunge aufgema^f en ; an luftigen Streid^en, beren einer
beim Sfdelen mit ißuloer bem feqtsjä^rtgen bas rechte Sluge foftete, unb an fnaben*
^aftem Übermut ^t es bei bem feurigen 3ungen nid^t gefehlt. 3^^ Slume in 9Bie(e
uno ^Ib intereffterte i^n, aber au(^ bie Zienoelt. So ift i^m in löftlic^er jtinb^tt
56 bie mfd^auung ber Statur frift^ unb ooll ju teil geworben, roas feiner fpäteren geift«
liefen 93erd)famfeit ftets abjufü^len mar. Da^ er als ein Jlinb bes Solles beraniou^,
^If bem aRann ju feiner e^t oolistümlidben SBirIfamleit Slls S^üler nmroe ber auf«
geroedte lernbegierige gfn^ oon feinem O^eim, bem Aantor ^ermann, mit £iebe unb
«Illfelii 271
[tröffet 3u(^t fo oeit geföcbert, als bies in bet Dorfi^ule überhaupt m5glt^ mar. Der
nwdere Sforrer be$ Orts, Sobbe, unterrid^tete tbn tm fiateinifd^en. & wox ts auc^,
ber mit [einer ganjen Slutoritot bdfir eintrat, grri§^mfi(|e [tubieren, unb bas (6qm«
na(tuni in bem na^en Slf^ersleben oejud^en. Der äBiberftano bes Saters, toeld^er bie
9RitteI boju ni^ be[ag, mürbe bur<9 bie Sermenbung bes ^orrers, bur^ bie (anfte b
aber fe[te Snt[^to[fen^it ber SRutter, alle Opfer boffir ju bringen, unb burA bas
fle^entliqe Sitten bes Sohnes [Aliegli^ äbermunben. Sier ^afyct haiftt er in Slfc^rs«
leben ju, fobann ^iein^Ib 3<^re ßu Delfau. Unter anregenben fie^rem, im Umgang
mit jugenbli^en (jrreunben, in er[pneMi(^em (]fort[^ritt rourben bem ®9mnajia(ten bie
ZoSftt in Delfau ju einer frö^Ii^en Sugenbjett. Salb n>ar er bie Seele ferner Alalfe. lo
9Bie oft erging an i^n bie Si^orberung ber Aameraben : „^l^Ifelb, erjä^Ie roas !''^ Das
^lii^ (ßebö^tnis unb bie (pabe glMid^er Darftellung fanb C5eming unb äbung
juglei^.
3m Srubfabr 1830 oerlieg SOIfelb bas (Bumnafium unb be^og bie Unioerfitot
ßolle, um X9eoU)gie j|u [tubieren. Dte mu^Itigfte Anregung empfing er anfangs oon i6
9lofeidran^ in betreff ber älteren beut[d^en fiitteratur, unb oon ^einrid^ £eo, be[fen
frif^ Srjö^Iuna ber (Befd^i^te bei nationaler Seaeifterung ij^n fe|felte, moraus eine
(Mtuembe 9reunb[<&aft enoud^s. 3m t^Iogi(d^en Aur(us befriebi^te i^n Ulimann am
meiften, toä^enb t^m fär 2^oIuds (Eimoirtung bamals no^ bie nd^tige (Empfängli^Ieit
abgina. 20
ms aRitoIieb ber Surf^enf^aft na^m 3l^lfelb teil an ber [tubenti(d^en (&e[eaigleit;
bem engeren Areis ber Serbinbung ffcA er niqt ange^rt Xro^bem loHete i^m bie
3ugebSrigieit jur Sur[d^en[^aft [päter fein fiebramt am Sqmnaftum ju S^^ft-
3m Sommer 1833 be[tanb er bei bem iton[i[torium ju Delfau [eine t9eologi[(^
^^ritfutm. Dann gings in bie ^ausle^rerseit. (Enoe 3uli 1834 rourbe i^m bas 9lmt 25
eines 3nfpettors unb £e^rers an bem ®9mna(ium ju 3erbjt ju teil ; er übte balb einen
anregenben Sinflug auf bie älteren SAfiler, errang [id^ iS^tung unter ben £e^rem,
unb jenxmn Seliebt^it in ber (gelelllqaft ißrebi{[te er, [0 ging er in bem Sebife
bes SRotionalismus etn^, aber o^ne innere Sefriebigung. Da [e^e bie 00m Sunbes«
tag aus angeorbnete Demagogenunter(ud^ung bem ferneren 935inen bes ehemaligen so
Suxf(^nf^afters in 3^^^|t ^in (Enbe. Sx mürbe jum 9{eItor ber Anabenfd^ule in 9Bör«
Wj ernannt, mit ber Serpflic^tung ju Hr^Ii^er Slus^ilfe für bie C&ei(tlid^en bes Ortes,
ffnfangs 1837 trat er bies 9mt an. 3m SDlat oer^eiratete er [id^ mit 9lo[ane be Wlox^es;
es bepann, bei ben be(d^eiben[ten SRitteln. ein i^aus glücuid^es gfamilienleben. 3n
SBSrItfc gdangte SC^Ifelb ju innerer Alar^eit unb jum £mn im C&Iauben. Unter bem 35
SinfluR bes ^aners Sobbe ju SRe^ringen mar er im 9{ationaIismus aufgemalten ;
mä^tä bes (dabemi[d^en Stubiums unb ber jtanbibatenjeit mar ber ®runbpg [einer
Detdart berfelbe geblieben, nur bag \äfon in 3^^^(t ^in Sd^manfen eintrat 3^M aber
lom es unter bem (Einfluß bes }um bibli[qien Glauben burdbjgebrungenen Aaplans
S^ubring bei aemein(amem SibeIIe[en einiger grreunbe unb gpreunbinnen, fd^Iieglic^ 40
mc inneren SntJAeibunq. Son ba an mürbe ^Ifelb ni^t mebr manfenb; er ar*
leitete an [i^ feloft; [ein SBe[en mürbe ernfter, [tiller, [ein Slidf flarer, unter bem
SRitbeten unb uRitarbetten [einer grrüu. 9tun er[t prebigte er mit geller grreube.
3m gfrü^ja^ 1838 mürbe i^m bie ipfarr(telle bes preugifAen Dorfes Sllsleben
an bo: Saale, unmeit 9l[^ersleben, angetragen. 9lm 23. September mürbe er einge* 46
ffi^ Die (gemeinbe mar geipd^ oerma]^rIo[t, ber Sorgänger mar ein alters[c^a^er
SRann geme[en, unb ber jmeite (get(tli^e brad^te burcb (einen SBanbel (id^ (elbft unb ben
geiftH(^n Stanb um alle Slutorität. Sin groger Xeil ber ®emetnbe beftanb aus
S^imm, bie na^ langmieriger 9lbme[en^it 00m $au[e Un[itte unb oer^ärtete fersen
beimbta^n. über Sl^Ifelb griff bas äBerf mit greuben an, unb [ammelte burd^ ^re* 60
oigt, treue Seelforge uno t^äige Sbbeit für bas Sefte ber (gemeinbeglieber einen ftem
in ber (ßemeinbe. 9Rit Sei^ilfe bes Aantors $ei^fd^ grünbete er einen (Jrrauenoerein ;
bie mfinnli^e 3ugenb oereinigte er mö^entliA einmal im ^farr^fe ju belei^enben
unb unter^Itenben SRitteilungen aller Slrt; als mit ber 3^^ ^i^I^ äRänner [i^ baju
einfonben, mürbe auA ein äRänneroerein gebilbet. So mudbs Sertrauen unb £iebe ju 66
bem rfl^en. freubi^en ^a(tor. (Jrreili^ regte [id^ aud^ äuiberfprud^ unb geinbf^aft,
mmal ob Sl^lfelb mit groj^em (Ern[t ^e^en bie £a[ter, 3. S. ben S^naps, auftrat
Daneben fehlte es ni^t an oieljeitiger gei[tiger Slrbeit, |pra^mi|fenf^aftlid^, Iultur^iftori(d^,
jeitof^i^id^; bobei oerfu^r Sl^Ifelb nid^t blog (ammelnb, [onbem auä probultio, in
mfjjUstn, fai ^Sqo^Iungen für bas Soll'' (Sollsblatt für Stabt unb £anb), unb in go
272 ^ Wllfelb
Dtt^tungen. (Es gab manchen frif^en fro^Ii^en Rampf gegen ben Stottonaltsmus unb
für hos e^te (EDangeltum ber SibeL 9luf bet (gnabmiet itonferenj, im Umgang mit
ij^tofelfot ®ueride, trat Sl^Ifelb Sd^ritt ooc Stritt bem lut^erifc^n Selenntnis als
einem Karen, feften ®runbe nä^er. 3nbes mar es ni^t [eine 9Reinung, ous ber Union
5 au95utreten, gegen bie reformierten Srübeyu fömofen, unb Selenntnisueterei ju treiben.
Die SRiffionsfa^e fe|felte il^n, er bielt 9Ri|fions|tunben, unb loar balb ber belidbtefte
Solbrebner auf äRinionsfeften im Stn^Uifcben unb $reu^if^en. Sr rourbe ein toeit unb
breit belannter unb gefud^ter Siebner unb ^rebiger. (Es fehlte nid^t an Berufungen.
Die fiir ^aUe na^m er 1847 na^ langem S^manfen an.
10 Dort beburfte man eines gläubigen 9Rannes oon gfeftigleit unb (ßeifi Denn bie
£id^tfreunbe Ratten eine oirüid^e Seu)egung ^eroorgerufen. Durd^ X^oluds Semfi^n
gef^o^ es, bab Sl^Ifelb basu erloren u)urbe. 9m 10. Oltober 1847 ^ielt er in ber
fiaurentiusKrcpe feine Slntrittsprebigt ooll paftoraler 9Beis^eit unb tapferer (Ent{^ieben»
^it. Unter ben f^mieri^en 93er^altni|fen errang er [i<^ in ber 6tabt Sld^tung unb
15 liiebe. 3n bem Steoolutwnsja^re 1848 [tanb er fönigstreu unb feljenfeft, aber er iDuri>e
nie ein politifd^er ißarteimann, [onbem blieb ein 3^^^^ 3^fu CE^nftL 3m (Eboleraia^r
1849 bemale er fi^üls treuer $irte, als unermfibhd^er Seelforger, als Serforger ber
bur^ bie 6euc^ 3u SBaifen gen)orbenen Ainber. Damals gab er brei ^rebigten unter
bem Zitel: M3:ro[t unb SRo^nung in ben Xagen ber (T^olera" heraus. SInoere tre^»
20 Ii(^e 3^i^^i^i.Qi^^ maren bie 7 Tßrebigten über ben ,,oerIorenen 6o^n'' 1849, unb bte
oier $rebigten\ roeli^e unter bem Zitel: „Sonntagsgnabe unb Sonntagsfunben" 1850
er[^ienen. Slber bet roeitem me^r als bur^ bas ^eorudte 9Bort loirtte ^Ifelb bun^
feine ganse $erfönli^leit im £eben, mit oieloerjoetgter Slrbeit in SRiflionsftunben , in
£eitung bes 3ungIingsoereins unb Se^ie^ung ju ftubentifc^n Serbinbungen , in ge«
25 feUigem Serle^r, ni^t blog mit miffenf^oftlid^ (ßebilbeten, fonbem au^ mit Sürger^
freifen.
6obaIb 9Q|Mb bas länbli^e Slmtsleben mit ber Stobt ^aUe oertaufd^t ^e,
leniten fid^ bie Slidfe no^ oiel me^r als bisher auf i^n. Sd^on 1848 »urbe t^ ein
Sluf nad^ 93armen ju teil, ben er {ebo^ ablehnte. ÜRad^bem $arle| 1850'Dber^of«
30 preoiger in Dresben geu)orben, »öblte ber SRaaiftrat oon fieipjia ^Ifelb jum ^aftor
an 6t. 9{iIoIai bafelbft Unb biefem 9{ufe folgte er. SIm 2. Oftei^eiertag mürbe er
burd^ Superintenbent D. C5rogmann in fein mxt eingemiefen. Sonntag ben 1. 3Rax
1881 (Miser. Dom.) ^ielt er, in ben Stu^eftanb tretenb^ feine Slbfd^iebsprebigi Somit
^ er oolle 30 3^^^ ^^ ißaftor einer (gronftabt in ret^em Segen geioirlt SUs er
35 noA £ei^3ig lam, ^atte er bas oierjigfte 3#^ nur um ein paar iulonate überfd^ritten ;
er ftanb in ooüfter frif^er Sßannesnaft unb SlrbeUsfreubigieii 911s ^rebiger loar er
ein aJlufter oon ißopularitdt oermöqe ber SlnfAauung, bie überall burd^f^Iögt 9lbftr(dtes
Denlen, le^r^afte Dottrin mar nit^t feine Sai^t, Slber ein Slid ins fieben, eine
frifd^e Slnfd^auung ber Statur, eine ^^ntafie, bie allenthalben reale Vorgänge, brama«
40 tifd^e ^anblungen fie^t, mar feine ausjeid^nenbe (5abe. 9BeiI er bas itonirete, bos
Sleale liebte oenoenbete er mtt 9}orIiebe Srsö^Iungen aus ber b. (geftbid^te, aus ber
(gef^id^te ber Air^e, aus eigenen unb fremben dälebniffen. Slber nxa)i bas lebens«
frif^e Silbmerl, oomit er bie (gebanien umlleibete, roar bie ^auptfo^e an feiner Siebe,
fonbem ber 3n^alt, bie Serfünbigung oon Sfinbe unb (geriet, oon Vergebung unb
45 C5nabe, oon bem $eilanb unb feinem $eil, oon Slealitäten, bie er bejeugte, meil er fie
an fiA felbft erfahren ^atte unb barin lebte. Der SJortrag felbft mox funftlos. bexo^te
fi^ o^ne otel SRobuIatu)n in einem ftets mieberle^renben gleiten Xonfall, loöQrenb i9m
£ebenbigleit unb ftraft ni^t abging. Die SRtion loar energif^, faft linfif^ unb hod^
abgerunbet. loa^renb bie innige ^erjli^leit unb 3Börme bes Xons, bie ooterlid^ C&e-
50 [innung, bte feeUorgerlid^e paftorale Stellung jur (Semeinbe, roel^e aus allem fpa^,
einem SBorte Sa^n bra^ unb bie ^erpen öffnete. Sli^t bie leisten, bie oon feiner
Seelemo&rme erfaßt unb enoecft mürben, maren in ^alle, loie in £^W9^ bie
Stubenten, unb jiDar nid^t blog bie Xbeologen. SRandbem ift burd^ eine zCPfelbi«
f^e ißrebigt ober (Brabrebe ein neues £imt, ein neues £eben aufgeaangen. (Eine nac^
55 baltige SBirfung ^cA Sl^Ifelb bur^ feinen Aonfirmanbenunterri^t auf oie 3ugenb betber»
fei ®ef^Ied^ts geübt; babur^ tnüpften fi^ Sanbe für bas £eben, unb relrutierte fi^
feine ißerfonalgemeinbe. £e^terer f(^Io|fen fi^ eine URenge oon Sllannem unb ^hconen
an, bie im Durd^f^nitt eine ru^iae grefttgleit, o^ne enge 9&ge[^Ioffen^eit in fic^ trugen.
$at bo(^9I^IfeIb felbft, fo feft er fi^ auf benSoben bes Iut^enf(^en Sdenntntffes fteute,
60 bod^ nie bas 3^^ ^^3^ g^^^t, abftratt auf ber 3inne ber ißartei }u fte^en. 3^ owr
Wfilfäb nmp^i 273
es fanmer nur banim ju t^un, bog olles ,,nar" unb feft fei, ober unter „tlox** oerftonb
er bie (Bebieaen^it ber (Befinnung unb bes CE^dters.
Sru^, Die ba bleibet, fyd Sßlfelb ^interlaffen, ni^t nur in jo^beid^n (SemäteriL
in bie er burc^ äBort unb ifyd jtrofte eu)igen Sebens eingepHon^ fydf fonbem oud)
bunl^ Stiftungen, ju benen er ben erften C5runb lepte. SIs im ^aSfit 1853 bos 6
50i^r%e 3ubiI5um bes (SQmnafiums ju 3^Mt gefeurt ourbe, gab er ben Snftog
}ur (prfinbung eines 6tipenbiums ffir So^ne oerftorbener fie^rer ber SAuIe. $ier in
£etmm rourben auf feine Anregung jmei Stiftungen pemaAt, bie eine ffir AfiTter an
ben Hn^^^^^^^^t \^^ ^^n witiDen unb SBoifen, bte anbere für Aäfterfamuli unb
niebere Air^nbtener. Sie le^e ber Stiftungen, bie er angeregt bot, ift, oenn i^ lo
nid^t ine, biefenige, meld^ jum S^etmebädbtnis D. Xffoluds in $aue, am 2. Dejem*
ber 1870, bem Xage feiner alabemif^en 3^ißum$feier, »efentli^ unter Sl^Ife^Ibs
SRUmirtung gegrunbet roorben ift.
3m Sru^fobr 1876 ourbe bas 3ubilaum feiner 25|ä^en Slmtsffi^rung als
$aitor }u St Nicolai oon (Semeinbe unb Patron, Smtsbrubem unb Airc^enregiment i6
fe^idb begangen. Diefer Xaa bilbete einen SBenbepunlt im £eben ^Ifelte: es fing
an ^nb gu »erben. 3nsbefonbere aber mürbe bie SlbnaJ^me bes Slugenlid^tes für m
Serri^tung feines geiftli^en Smtes ^inberlid^. Sd^on biefer Umftanb legte i^m ben
(Bebanlen nobe, fein Simt nieber}ulegen. Der (Entf^lug nurbe befd^Ieunigt bun^ einen
ÄranQeitsanpU, ben bie Srjte aus Slutmangel im C5ebim eril&rten. 3n biefer 2fyd' ao
[od^ erfannte ^Ifelb einen äBinI (Sottes unb reid^te fofort fein (Befu^ um Serfe^ung
m ben 9lu^eftanb ein. Oftem 1881 lonfirmierte er jum lektenmal, unb an Miser.
DominL 1. SRai 1881, ^telt er in bid^tgefflUter Airqe oor oer trauemben (gemeinbe
feine Sbfd^iebi^rrebigt
»iAt uBIIig brei 3a^e u>a^rte bie Ie||te fiebensjeü «m 4. aRorj 1884 frfl^ 25
1 U^ ift er geftorben. &. fied^ler f ((ouif).
Ilid|f)ialt^geft. 1320. — ^ibetnann, ^ter t)on mptlt aU ^rc^enfürft unb Staatd«
mann, »erlln 1875; 9iie)(er, «efc^i^te »aiernd, ®ot^a 1878, 2. fßb, @. 260 ff.; iQinbner,
^futfc^ @^ef(&i(^te unter htn ^abdburgern unb iQu£emburgem, 1. f&h, 6tutta. 1890, @. 161 ff.
Slid^fpaU, Sli^fpalter ooer Sspelter ift ber Seiname bes SRainjer Sr^ifd^ofes ißeter ao
b unbiefem beigeleot nacb feinem Geburtsorte SIspelt bei fiuxembura. $eter, um bie
SRitte oes 13. 3^v^^- W^ oon bflrgerliAen (Eltern geboren, erhielt feine n)iffen[d^aftli(^e
^usbilbung unb ferne erften geijtlit^en ^mter im Zrierfd^en. 1280 roar er ^arrer ju
9ltoI unb Sirttingen unb S^olafticus ^ St. Simeon in Zrier; 1286 aber A^IIan
unb fieibarjt 9(uboIfs oon $absburg. bn bie[er Stellung enoarb er fiA rei^e ^frün« as
ben, unter anberen oie ^robftei ju Singen. Seine Semerbung um bie Domprobftei in
Xrier Meiterte 1289 tro| ber SrüifpraAe bes itönigs unb Sapftes an feiner burgerli^en
WtmqL 3nfoIgebe|fen trat er als $rotonotar in bie Dtenfte ftonig SBenjels II. oon
So^men, beffen (Sunft er KA in ^o^m aRage enoarb. 1296 miobe er bö^mifAer
jfanqler unb ^robft oon SBqffe^ab. ^Is Aanjier ftiftete er ein Sfinbnis ipimtnso
Sßeinel II. unb SUbreAt oon £)^enei(^. fie^terer belohnte i^n baffir bur^ Serlei^ung
ber $robftei m St. (otep^an xn SBien unb burc^ Srbebuna auf ben bif^öfli^en Stubl
ju SafeL Cme (l^olge bes bSbmifA^öfterrei^ifd^en Sünbniffes n)ar ber (^tiu^ 3lbolfs
oon 9«iffdu unb bie ftdnigsoKi^I ^re^ts oon £)fteneid^. 1303 entjmeiten fid^ biefer
urib SBetqel II. weatn ber Sefe^ung bes erlebigten ungarifd^en X^rones. ^eter lourbe 45
oon ba an ein entfd^iebener (gegner Slbred^ts unb bra^e gejgen i^n ein 93ünbnis
jnrifil^en SBenjel II. unb ^^ilipp oem Schonen oon grtanIretA ju ftanbe. 3B%enb beffen
ober ftarb äBenjel II., unb fem 9la(^oIger 3Ben^eI III. etnigte fic^ mit ^Ibred^t unb
enttieg ben Aanjler ißeter aus feinem SImte. Diefer lebte, ^red^t grollenb, fortan in
SafeL 3m 9loo. 1306 ernannte i^n (Hemens V. jum (Egbifd^of oon aRains. (Es ae« so
tta^ niAt, veil ^eter i^n oon einer Aranl^eit furiert batte, roie bie Sage erjäqtt,
[onbem tm 3nteretfe grranlreid^s. aRit Sllbred^t lebte $eter bis 1308 in einem äuger«
lid^ guten (Einoeme^en. Dab er jur (Ermorbung biefes jtönigs mitgeroirft babe, ift
eine (Erfinbung bes Bfteneid^ifqen ^eim^roniften. 1308 fdrberte er fei^r angelegentlid^
bie SeioeiAuna ^einri^s oon £uzemburg um bie beutf&e ftrone unb bann mit btt 66
gdMen Singeoung bas 3ntereffe ber luxemburgif^en Dvnojtte. Spätere SIribenten
erllfirten ^in intimes Serbältnis ju $etnri^ VII. burd^ bie Sebauptung, bag er fr^er
beffen fieibarjt geniefen [et, n)ogegen ber gefamte £ebensgang Meters jieugi Die 9{e«
gierungsfa^e fenes ilonigs biloen bie C5Ian}epo^e im fieben Meters, m beffen ^nben
9ttat*9at^tlopdhit fflr Sr^cologic unb STirt^c. 8. K. I. j^^
274 «l^f^mlt flini
bte ganje beutf^e ^olittl ru^te. ^eter$ bebeutenbfte 2M in biefer ^tit tft bte (Er-
iDerbung Sö^mens unb 3Rä$ren$ für bos $qu$ &ixemDUig nad^ Dem Siurje bes b5^«
mi[c^n Aönigs $einri^ oon ASini^n. 1314 »Mte er gegen bie X^tonbeoetbung
Snebru^s bes S^onen unb für bie SBo^I fiubtoigs bes Satem, unb in fei^fS^er
6 unermflblt^er 2^&tigleit iDugte er bejfen it9nigtum gegen bie politif^en SRo^inohonen
unb bie Inegerif^en Sngri^e ber ^absburgifd^en gartet 5u oerteib^en. (Er jtob am
4. :^uni 1320 unb erhielt Jeine 9{u^[t&tte unb jp&ter aa^ ein Denlmol im X)ome m
99latn3. — Seine gef^i^tlt^e Sebeutung beru^ nid^t in feiner geiKIid^en, fonbem in
[einer politif^en 3BtrI[amIeit als ersfonjler bes beutfAen Sleid^es. 9ltAt feiner tbeblogi«
lofd^en Silbung ober perfönlic^n gfrommigfeit oerbantte er fein gfotnommen, tonbern
grö^igleiten unb Aenntniffen onberer 9Irt. 91$ 9Ir}t, Slotor unb Diplomat lom er
enuor unb als ^olitüer flbte er (Einfluft auf bie (Sefd^idfe Sö^ens unb.Deutf^»
lanos. 3n SRains S^iff ^^ <^uf bie SerfafTungsreformen feines Sora&ngers (Ser^b II.
jurildE, inbem er fiA oon $einridb VII. uno Suboig b. Saier bas iRecQt beftStioen lieg,
16 allein ben !5nigl. ^anjler, ben Jßrotonoiar unb bie 9lotare ernennen unb nad^ Selieben
entlaffen ju bfirfen, oomit ber 9Beg m einer bem 9{eid^e noAteiligen SefArimung bes
ilonigtumes betreten Q)urbe. SBeti ft^ biefen Zenbemen SflbreAt I. feinbjelig gegen»
überpeftellt ^atte, max $eter ein politifc^r (ßegner ber Qabsburgifqen Dnnaftie getoorben.
(Es tft feine Zfyä geu)efen, bag bie ^cdbsburger auf ein 3^<9unbert hinaus aus bem
ao Sefi^e ber beutfc^n Arone oerbrängt rourben unb bag bas 14. 3<^^^unbert ber beut*
fd^en (ßefd^id^te oen fiusemburgem ge^rte. {^eibentanu.
«tban f. Aeltif^e Aird^e.
SCillt, $ e t e r 0 0 n (Petrus de Alliaco, Pierre d' Ailli) geft. 1420. — DueEen ftub ^upt«
föd§Hd§ feine ®cr!c, bcrcn Xitel bei ^. Xfc^acfert, ^eter »on «liOi (®ot^a 1877), ®. 348—366
35 unb bei L. Salembier, Petrus de Alliaco (InBulis b. i. fiille 1886, lat.), ®. XII sqq. ; bie
toid^tigften »erben unten erioä^nt. — ßitteratur über «itti : bie oben ongcfü^rten beiben
aRonogra))^ien ; fobann Wta^ 2tnh ^rei Sialtate qu8 bem 6(^riftenc^!Iu9 bed ftonftan^er
Äottiil« unterfut^t (SWarb. 1876) ; % Jfc^arfert, S)er Äarbinal ^etcr oon «itti unb blc beiben
i^nt ^ugefc^riebenen Schriften „De difficultate refonnationis in condlio universali'^ unb
30 „Momta ae necessitate refonnationis in capite et membris^' (3b2^ 1875 XX, 272 — 310);
berfelbe, ^ie Unec^t^eit ber angeblich ttillifc^en ^ialope »»De quaerelis Frandae et Ang-
liae'' unb ,^e iure successionis utrorumque regum in regno Frandae" aud ben Sa^^^^
1413 big 1415 (35^® I, 149—456); berfelbe, Pseudo-Zabarella's „capita agwidorum, unb
i6r wahrer »crfaffer (ibid. I, 450 — 462). — ©ül^renb fiena, Revue critique IX (1879).
36 464 ff.; (5arl Füller in 8Ä® VHI (1886), @. 277 ff. unb fdm, „B^x ©efcftic^te be«
Äonftauäer ÄonjilS" (1891) ben Äarbinal «itti »efentlid^ al8 franjöfifc^en ^oütiler auffoRen,
ijt er nac^ 2:f (Rädert unb Salembter ^Qu))tfäd)li(^ 2:^eolog, ^filofop^ unb iHrdbenmann.
(Salembier ^at bad iBeben 9(iQid im Slnf^Iug an Xfc^adert erjd^It, aber t)ielerlei litterarifd^
92a(^ri(^ten aud franjbf ifc^en S3ibIiot^eIen ^in^ufügen Ibnnen. Über beibe «Serie urteilt ^inri^
40 ginle, Iat^oIifct)er ^iftoriler ju SJlünfter, in feinen .^grorfc^ungen unb ClueUen jur ©efc^id^te
beS Äonftanjer ÄonjilS" («ßaberbom 1889), @. 103, baft «beibe ficö gegenfeltia in mancften
fünften erg&njen", bog aber „©alembier §u wenig bie ©rgebniffe ber beutf($en 3rorf(^ung
lennt", w&i^renb „beS erfteren (2:fc^arfertS) ©erl für lanpe Seit aU ba« maftgebenbe an»
gefe^en werben wirb". — ©ic^tigc neue ^iad^rit^ten wie iiber baS ganje Äonftanjer Äonjit
45 fo bcfonberS über 2(itti brlnat ti^nU in bem oben genannten 3BerIe l^auptfSt^lic^ ou8 römifAen
unb SBicner ^rcftiücn ; ein ÄopiteC ift barin auÄbrudli* ber „literarifcöen Xfiätigfeit be« Aar«
binalS oon Sombra^" (@. 103—132) gewibmet. 3)ur^ bie »eröffentlit^ung bed XagebucW
be« ÄarbinalS gittoftre ^at ginle o. a. O. (@. 163 ff.) out^ für bie ©ef^i^te «ifli« eine bc
fonberS wertöolle Ouelle erfd^loffen. — X^eobor SRüIIer. granlreicfi« Unlon«oerfU(i unter ber
50 iReaentfc^aft bed ^erjogd Don ^urgunb 1393—1398 ($rogr. bed Oi^mnafiumd )U ®üterdlob
1881) unb »eS8» einbringenbe @tubien „8ur ©cft^it^te be« Äonftanjer Äonjil«" I (1891)
orientieren ^auptfäd^li^ über bie ))oUtif4'tird^Iid)e (S^ef^ic^te gfrantreic^d. %u(^ tft (fikorg
©rIerS SJ^onogro^^le über „^ietrld^ öon 9lie^eim" (1887) ^ier^er )u jie^en.
3n ben SBtnen be$ großen abenbl&nbifd^en S^ismas rief bte 9lot ber JUr^e
65 eine ganje 9{e^e tüd^ttger 3Ranner roadb. roeld^e einerfeits bie (Einheit berfelben buri^
SRfldgang auf eine über ben ftreitenben $äpften fte^enbe Slutorität, auf bie unfoerfale
5tir^e unb iJ^re Stepröfentation im itonjil, Q)ieber ^ei^fteüen untemabmen, anberer*
[eits ab innedird^Ii^e Sieformer bie offenen Stäben berfelben attfri^tig ^ilen ju
Ibnnen hofften, o^ne ibre ^ierar^ifAe 9ierfa|Tung anjutaften. Der Srennpunft bie^
60 Seftrebungen mar bie unioerfit&t $ari$ ; unter i^ren berü^mteften ^rofefforen ftanb
hamab obenan $eter oon SÜIIt, ber fieptet 3o^nns oon (Stx\on unb 9ttIotaus' oon
Sientanges.
3ni 3^^^ 13^0 in 9lorbfranIret^ , loa^rf^etnlt^ in bem ^Itdtn Ailli-haut-
docher (Dejp. AbMville) geboten unb in Sornpiegne ersogen, erlebte Slilli in feiner
3ttgenb bie I)entütiguna feines SBaterlanbes im englif^^fronjöfifcben (Erbfolgelriege. 6ie 5
unb bie Sreuel bes gjeid^jeitigen franjofif^en Sürgerlrieges (^ocquerie) ^aben too^I
ben lebenbioen ^Patriotismus enoeift, mit mtl^tm 9(im fpater, befonbers auf bem
ilonftanjer Jtonjil gegen bie englif^e „Station'' auftrat. Zro^ ber ärmli^en Ser^ölt«
niffe, unter benen ber 5tnabe au^u^s, rourbe es t^m mbgli^, 1372 als Stubent ber
Zlleologie in bas ^arifer Stubien^us (SoIIeg) oon Slaoana einsutreten. 93alb 30g 10
er bie Äufmerifamleit ber 5lommiIitonen fo auf fim, bajj er no^ in bemfelben 3a^re jum
„^rohirotor'' ber fran^fif^en .,9lation" enoSp mürbe. 93on feinem ben)unberungs»
ourbiaen KUi^t , mit bem er fein ganjes fieben binbur^ neben jettraubenben SImts«
gefAqten beft&nbig litterarif^ t^ätig mar, legte er f^on {eM groben ab; fein 3ngenb«
iDerf, ber jlommentar ju ben Sentenjen bes ^etrus £omtobus, aber mel^e er 1375 15
m lefen begonnen. (Quaestiones super libros sententiarum ed. Arg. 1490), oer«
K^o^e t^ ben 9tuf eines f^arffinnigen Denfers unb bemirlte , bah ber 9tominaIismus
Occams, beffen Softem er barin lebenbig renrobusiert ^tte, bos pmlofop^if^e 6tubium
an ber ^artfer Ünioerfit&t be^enf^te. Slei^jeitig nmr ber junge X^eologe als Aamel«
rebner me^rfa^ fnraltifffi t^tig , roie er benn in oorgerfidten 3a^en bte ^rebigt bes 20
Eoangeliums fooor fo 90^ f^^te, bag er fie für ein ^rioileg ber ^ralaten angefe^en
»iffen roollte. ^m 11. Slprtl 1380 fnromooierte er in $aris jum Doltor (unb ^ro«
feffor) ber X^obgie; feine ^abilitatiansf^riften (1. 9usg. als 9(n^ang ju ben Quae-
stiones 1490; fc^led&ter Drudf in Gers. op. ed. Dupin. Antw. 1706, 1. 1, 603 sqq.;
662 sqq. ; 672 sqq.) unb 3n)ei gleid^jettige Zraltote (de legitimo dominio; ib. 25
641 sqq. unb utrum indoctus in jure divino possit juste praeesse in ecclesiae
regno; ib. 646 sqq.) be^anbeln bie bur^ bas o^isma (feit 1378) in ben SBorber«
grunb gebraute fie^re oon ber Air^e. Das lonftüutioe aRerfmal berfelben ift joar bie
auf ben lebenoigen (E^riftus . ni^ auf ben irrenben ^etrus , jroar bie auf bie beilige
Schrift, ni^ auf bas lanontf^e 9{e^t gegrfinbete (Semeinf^aft ber (Sl&ubigen ; aber oa so
man ju bewen bo^ nur auf ®runb bes eingegoffenen (Slaubens lommt, roel^er no^
bi^ ds ein äBiffen oon ,,^eoIogifAen SBa^r^eiten'' befiniert u)irb, fo fte^t ^illi als
Dogmotibr oollig auf bem Soben ber mittelalterlit^en 5tir^e. Slllein ourA bie Se«
^uptung htt 3rrtumsfä^igleit bes ^apftes in Sachen bes Glaubens unb oer 6itten
unb bup| bie £el^re oon oer Stepröfentation ber Air^e im Aonjil trennte er ji^ oon 85
ben bamaligen ^apaliften, mö^renb er \xä) anbererfeits burc^ feinen 00m nominaliftif(^en
Sfeptijismus ^erjuleitenben 3ii>eifel an ber Unfeplbarfeit au^ bes Aomils f^on in
fungen 3o|ren roie bater ju itonftan^ ben Aonjtbfreunben nü^ unbebtngt anf^bg.
Die ftirt^engemalt febft ^ielt Slilli . ein treuer 6o^n (Jrranlrei^s, fflr eine rein geift«
li^, gegenüber roel^er bie ftaatliqe i^en eigenen Sle^tsgrunb Qat. — (gemäg feiner 40
fie^ 00m itonjil gbubte er anfangs, bo^ bas S^isma am beften bur^ einen „Aom<
inronttj}'' aeroben roerben lonne; aber balb fiberjeugte au^ er fidb oon ber Slotmenbig»
fett ber SSerufung eines (SeneraRonjib unb Qielt 1381 im Flamen ber Unioerfttöt
^poris oor bem bamaligen Siebenten granfreic^s, bem $er3oge oon Slnjou, eine feier=
Ii^ Äebe, um ben §of für bte Äir^enpolttif ber Unioerfität ju geroinnen. Der ^tauis
mtbbng; Silli bepab fi^ ba^er in bemfelben 3^^^^ ^uf ein ftanonibt naä) Slonon
unb ]d^eb gegen bte gfeinbe bes itonjite eine ge^amif^te Satire „bas 6enbf(^reiben
bes ieufeb an feine Prälaten" (in ber Slpgenbix ju meiner unten ju nennenben
Sd^rift). %x bie Serufung einer allgemeinen Sqnobe mar oorber^anb nid^t 3U benfen;
bes^u fu^e ^iUi roenigftens bur$ Hebung bes moralifd^en 3^1^^^^^$ '^^^ Aird^eso
bem übel entgegenjuroirlen : in biefem Sinn geißelte er bie ^riefter in feiner „Strett*
fd^rift (Ejed^ieb gegen bie falfd^en ^irten" (f. biefelbe Slppenbix) unb lieg feine fc^mersens«
oolle Ätage in prebigten 3U CE^ren bes b. gfran^ oon ?lffifi (1382) (P. de Alliaco,
tractatus et sermones, Arg. 1490) unb bes $. Sem^arb oon (flatroaux (f. meine
tippenbix) bui roerben. 55
(Ein neues gfeb ber X^igfeit öffnete fid^ i^m, ab er 1384 ^um SJorfte^er bes
CoIIegs oon SRaoana berufen rourbe; ^ier mar es, u)o er unter anoeren 3<'^<^nn oon
®erfon bilbete, ber bann bts ju feinem Zobe fein treuer (Jrreunb blieb. Sin allem, roas
bie Umoerfitfit beioegte, na^m Sltlli t^ätigen vlnt^eil; in il^rem 3ntereffe belämpfte er
(1384—1385) in Streitf^«« M«i> ^ox bem ^apfte CHemens VII. in Sloignon (f. m. eo
18*
276 Httti
SIppenbtx) bie ^abfu^t bes ftanslers, loel^ oon ben armen fikentianben bet Tfyto-
bgte ^romotbnsaebil^ren etpreMe; in ihrem 9lamen eiferte er (1387) für bie un«
Mledte Smpfangnts SRorios, wüä^t ein SRapifter oom Sominifonerorben (aRontfon) in
Zqefen angegriffen fyMe; loo^renb bie Untoerfitot bie DominSaner bis auf meiteres
6 ausf(^bg , pries man WBx um feiner Serebfamfeü unb feines ®Iaubenseifers millen
als ,,9lBler (Jrtanlrei^s'' (Aquila Francia, malleus a veritate aberrantium inde-
fessus). Da ber bamalige ^eiAtoater bes A5nigs itarl VI. auA bem Dominilaner«
orben an^eb5rte, u)urbe er entlaffen; an feine Stelle trat ber $eu) bes Xages, Seter
oon Slillt (1389), juglei^ als Sllmofenier bes A5nigs^ in bemfelben 3^^ wmit er
10 pm Aanjier ber llnioerfitat ^aris ernannt : fpäter erhielt er nod^ basSlmt eines 2^«
faurarius (Sorfte^ers) ber lonialid^en ftapeUe, einer Stiftung £ubiDigs b. $. 9Benn
u)ir enoögen, baft ber jugenbli^e 5t5nig (er jo^Ite etxoa 20 ^tt)^ti\^ unfeM«
ftanbig unb ßrperlic^ jerrflttet mar (1392 fiel er jum erften SRaie tn SÖomtfmn), xoäp«
renb auf ber anbern Seite bie UnioerfitSt $aris eine bie heutige Steuung unferer
16 ^oijl\ä)uUn meit fibenagenbe ®etoaIt befag, ]o loerben mir jiemli^ fidber oermuten
ISnnen, einen mie großen (Einfluß älilli ausgeübt ^aben mag. (9caA (Earl ämiUer a.a.D.
S. 230f. ift älilli als ^eroonagenbes SRitglieb ber politifd^en annburaunbifc^n Sßmiti
in feine Stellung bei $ofe eingerfldt). 9Iuf bie £auteruna feines (E^riftentums mtrite
bie 9Itmofp^e bei $ofe inbes ni^t gflnftig; im Snterelfe oes fran}oftf(^en $ofes ^ielt
20 er 1389 für bie ilanonifation eines fflngft (1387) oerftorbenen grinsen, bes juimen
jlarbinals $eter oon £usemburg, oor $apft (Hemens ju Sloignon ^i Kebetu meu^
im 9lberglauben an bie auf bem ®rabe bes i,$eiliaen" gef Ae^enen 9ßunber alles mog*
Ii(^e leifteten. 9Iu^ mar er bemüi^t . in feiner ^Qen Stellung ffir feine eigenen (Etn<
fünfte 3u forgen. S(^on in einer (Wtenprebigt (1388; in die Septuag. — tract.
26 et serm. 1490) ^atte er \xä) bitter benagt, bag bie ^r&Iaten leine Doltoren ber Eiligen
Schrift auf KrcQlic^e ^frünben bef5rberten. (Hemens VII. fa^ \i^ enbliA genötigt, Dem
„feuerfpeienben Dramen mit einem fetten Siffen bas SRauI m ftopfen" (Mart. et Dur.
thes. II, 1147 E ff. 1464 D), unb übertrua i^m bas Sistum fiaon; allein Xilli
burfte es nic^t annehmen, meil ber ftönia i^n m feiner SlSfyt behalten moQte (f. Apo-
ao logia concilii Pisani, in meiner Slppenois). Das Servituts Sltllis m (Clemens VII.
mürbe fc^liegli^ bur^ bas Drängen ber unioerfitot auf Seileouna oes S^ismos b
^ejpannt, ba|^ ber ^mt bie beiben ^eerfül^rer ber Unioniften , mm unb [einen 9lo4'
olger im (ToUeg oon dcaoarra ®ines DesAamps, m fid^ na^ Sloignon entbot, meil er
brer $ilfe 5ur £eitung ber Rvcift notig 9abe. £iefe aber hielten es ffir geraten, in
86 $aris ju bleiben (9Infang 1394). SRit bem balb borauf erfolgten Xobe bes ^apftes
traten bie lird^Iic^en llnionsbeftrebungen unb älillis £eben in etn neues Stobium.
O^ne Sinflug oon Seite bes framofifäen $ofes mar Senebilt XIII*, COemens'
9la(MoIger, ermö^lt morben (1394]| ; [oute (^franlreiq i^n anerlennen ? Der A5nig (otte
jur ^eantmortung biefer (Jh:age ein franjoftfäes 9lationaIIon5iI auf ben 2. gfebr. 1395
40 na(^ ^aris berufen ; oor^er aber feinen ^Imofenier mit geheimen 9Iuftragen noi^ Soianon
entfanot. Der Srfpla mar, bag Slilli unb mit i^m bie Sqnobe ben 9Beg ber „Semon"
jur Hebung bes ö^ismas enqifa^I, ein Sorfc^Iog, meld^er bie Slneclennung ber SteAt*
mögi^Ieit ber popfthAen SBürbe Senebilts jur zBorausfe^ung ^e. Son fe^ an fyd
er bts lurj oor (Eröffnung bes Sifaner ftonjils bie äac^e besfelben oertreten : mir
46 merben nic^t inen, menn mir annehmen, bag ber meUerfa^rene, oon ber ^offttt uno bem
9{e^t feiner SBüroe ooll überseugte unb boc^ fc^einbar unionseifrige ^apft ben auf*
itrebenoen WSlx gerabe bei jener geheimen iDltffion in fein 3nteref|e ju jieqen oerftanb;
mg biefer aber oreije^n 3<^^^^ toi|^ trüber (Erfahrungen bei ^m ausfielt, ^ mo^I
feinen (prunb ani) in ber eifemen o^aralterfeftigleit, ourA melme Senä)ilt feinen 3^it*
M genolfen Semunberung einjuflögen (Selegeni^eit fanb. (oarl SlüIIer erü&rt a. a. O.
S. 232 bie Parteinahme mWs für Senebilt XIII. aus ben bamaligen politifd^n
^orteioer^öltniffen (Jrtanlrei^s.) i)zm SBo^Imoüen besfelben oerbantte Slilli juitomft
feine (Ernennung mm Sif^of oon ^uq ^en Velay, 1395 9q)ril 2) unb feine barauf folgenoe
Seförberung auf ben bif(^öfli(^en Stu^l oon (Eambrai (1397). !ba Ststum unb (ßrcqUoft
66 CExnnbrai ((Eambrefis) jum römifd^en Steige ^e^örten, oeffen ftönig SBenjel auf Seite oes
italienif(^n ^apftes ftanb, mu|te SenebUt btefe ^ralatur mögli^ft f^neU einem ihm felbft
eraebenen SRanne anoertraut feqen. Daju fam, bag fie no(^ ein anoerer als feine X>omane
beqerrjc^en mollte, ber mächtige Serjog $^ilipp ber ilü^ne oon Surgunb, melier ni^t
im mtnbeften geneigt mar, ben l^m unangenehmen (Emporlömmling in bem meift auf
60 feinem ®ebiet belegenen Sistum ju f^n. 9lur mit 9Iufbietung oUer (Energie gelang
«UK 277
es Silli, bem $enog Xro^ ju bieten; nac^bem er alle feine SBürben bei $ofe unb an
ber UntoerfitSt niebergelegt (als Aonjler folgte i^m ®etfon), 30g er am 26. 9lug. 1397
feterli^ in feine Aai^rebde ein unb loarb am 3. Slpril 1398 oon ftSnig SBenjel, ber
gembe in 6aAen ber Airc^emtnbn bem franjSfifc^en 5t5nige in Slbeims einen 93e[u(^
a6ftattete, ju yr>oxt (bei 9lamilr) als Sifmof unb (Sraf oon CCombrat (ftameril) mit ben 5
Sträolten feiner Rhqt belehnt. Diejes auff&nipe (Entgeaenlommen oon feiten SBensels
erliirt ftc^ bobur^, bag man in Sl^eims oeretnbort ^otte, WXli alsbalb als (Sefanoten
an bie beiben Aurien ju fc^iden, um im 9lamen beiber ilBnige auf Seffion m bringen,
^apft Soniforius IX. erxoartete aber bie reichen QEinnobmequellen bes no^enben 3ub^I'
jo^ (1400) oiel ju begierig , als baj; er an Sbbanmng gebac^t ^Stte. (Ebenfo oer« 10
oebli^ tote m 9{om bot Silli feine Serebfamleit in Sloignon auf ; ^ter fd^ritt inbes bie
framoftf^e Regierung ernftlic^ ein; in n)enig Zagen mar Senebift befangener bes
SOnxjp Aorl \I. unb blieb es, bis er 1403 be^ent entflog. %m 1. 6ept. 1398 mürbe
bie Subftraftion in gfranbei^ oerifinbet; am 7. !De^ember folgte (in älillis SIbmefen«
^tt) Sambrai allein in ber papHbfen 3^^ oerfc^Iimmerte fi$ ber 3uftanb ber fran* is
äfifc^n Air^ nur no<^ me^r, [0 oa]; ber $of 1403 bie 3lixälifyc jur Dbebienj 93ene«
bitts bef&bj}, nm^enb biefer liA mieber unter beftimmten Sebingungen jur Seffion
bereit erflfirte. SBieber mar mm in biefer ffir ben Abnig unangenehmen 9{ild^ugs*
beioegung als Unter^nbler t^g; auc^ ^ielt er auf ausbrfidlic^en Sefe^I Aorls VI.
bei ber Ijfeier ber 9{e(titution in ber 9totre«Dame«AirAe bie greftrebe (1403 9Rai 29). ao
Son ie^t an fe^n mtr i^n bfter an ber 6eite Senebms , befonbers 1405 in (Senua,
mo er oor iom eine 9lebe für aKaemeine (Einffi^ng ber geier bes Xrinitatisfeftes
Meli, bie ber^cmft infolgebeffen auqi anorbnete(P. de Alliaco, tract. et serm. 1490).
Vis aber inamifqen i<£x um 3a^r oerginp, o^ne baft biefer [i(^ jur (Eeffion anfc^idte,
mtxbe auf einem fransbjifc^en Scationallonjtl im Serbß 1406 m $aris oon neuem bie as
€iibftndtion beraten; als ^orragenbfter Serteiblger Senebifts trat am 11. De3. SliKi
mit einer 9{ebe auf, in melc^er er felbft einen Eingriff auf bie Unioerfitot nic^t fAeute
Bourgeois du Chastenet, nouvelle histoire du conc. de Constance. 1718. [%n*
Ceffion ju beme^en fuc^en. SIber fie erreichte bei bem einen Zapfte fo mentg mie
Ibtm anbem. SBt^tiger mar es, bag fi^ beibe in einem Sertrage ju SRarfeiue (1407
t^iril 20) JU einer 3uf<^ntenlunft in Saoona oerftanben Rotten. SBirlliA traf 93ene*
mtf ober bemannet, qier ein (Sept. 20), unb mieber begegnet uns 9iui an feiner ss
Seite (9loo. 4, 5): cmer ba (Bregor ni^t erfc^ien, unb Seneom fic^ nac^ $orto 93enere
bei Spejjia begab , reifte Silli (1408 3<^nl in feine Heimat , mo balb ber $ag ber
Unioerfität. melAe bie Sleutralit&tserlldruna gfranlreic^s (1408 9Rai 21) bur^fe^te unb
fo Senebm jur ^nä)i naä) Spanien oeranlagte, auc^ i^n traf ; er mürbe aefangen noA
^oris gefü^; aber beri^nia mo^te feinen (Setreuen ni^t opfern, uberbies mar WXllio
bttn^ feine le^n trüben (Erfahrungen nunmehr fiberjeugt, bag ber Airc^e nur burc^ ein
(BenermlonjU jur (Einheit ju oer^elfen fei.
Sc^on in Soroerfammlurmen ^e er ju Wx unb Xarrascon Einfang 1409 für
Unionsfir^npoIUS agttiert; aber mit ri^tigem Sc^arfblid eine Sleumaql behufs Se«
fe^ng bes piSpfOic^en Stieles nur für ben ^U empfohlen , baj; man fic^ oorper ber 45
3ttftiiftmung ber ganjen (T^ften^it ober menigftens eines grojjen Xeiles oon iqr oer«
gemflfett bobe ; [onft. mürbe man ju bem alten Schisma no^ ein neues f^affen, unb
ber leMe öe^Iariff mSre fc^Iimmer als ber erfte (Martine et Durand, Script, collectio
VII, 917). f>xt SBer^nblungen na^en ben (Sang, melcben 9(iui befürchtet ^e;
mo^^inli^ lag barin ber (Srunb, bag er auf berSqnobe nic^t ^roortrat, obgleid^ er. so
mie feine ^erteibigung bes ^ifaner ilonjils" (in m. ^(ppenbis) bemeift, pifinjipieu
auf i^rem Soben ftanb. Dagegen arbeitete er fibr bie oon t^ in Slusfic^t genommene
Slefonnation jmif^n 1409 unb 1411 Sorloaen aus , mel^e mir in einer fpoteren 9{e«
boltion in bem (f&If^Ii^ bem Aarbinal 3^<^^na jugefc^riebenen) üraltat Capita
agendorum (v. d. Hardt, T. I, pars IX) befi^en (ogl. meinen Sluffo^ „^feubo« u
3abaieIIas cap. ag," in ber 3A(5 oon »rieger 93b. I, $. 3, unb ^ftnles SKit«
teibingen in feinen oben zitierten „gforf^ungen'' S. 105jf.). Durc^ fetne bis^erme
Z^atigfeit mar (ein Kuf fo 90a geftiegen, ba^ i^n $(m[t !io^m XXIII.. melc^er alle
Urfd^ (atte, bie ii^m gefö^rit^n Stimmfflbrer ber Atrc^e auf feine Sette ju sieben,
1411 (3uni 7) jum Aarbinal er^ob; Slillis off^ieller Xitel lautete ,, Cardinalis eo
278 WOi
sancti Chryso^oni^'; am liebften nannte er fi^ aber ,,itarbmal oon CEombrai", ob«
alei(^ er fein Ststum aujgegeben ^atie. 1412 begegnen mir i^m auf bem Aoniil in
vlont, iDo er, loie 1416 tn ytonftanj, ffir einen faqgemäb begrfinbeten fiieblingsnmnf^,
bie Serbefferung be$ Aalenbers, 3ntereffe ju meden oeruanb, o^ne bog bie Damaligen
5 fir^Iic^en unb politif^en Ser^ältniffe an bie Slusfflgrung feiner Sorfi^I&ge ^e
beulen laffen (Mansi, Sb 28 6. 370 ff.). SBo^renb 3obann burc^ fiobislaus oon
3teafitl 3ur grluät nac^ £)beritalien , in bie 9Irme bes 5t5ntgs Sigismunbs unb bux^
biefen ^ur Berufung bes ilonftanjer Romxls gebr&ngt mürbe , bereifte Slilli als po^ft«
lieber fiegot Seutfqlanb unb bie 9lieberlanbe, mo er neben Jeiner amtlic^n no^ eine
10 ret^e prioote X^tigteit als oftronomifc^er unb erbauli^er Sqrtftfteller eirtfaUete. Die
(Emennungsurbinbe, ausgefteUt oon 3o^<tnn XXIII., ift batiert „Romae apud S.
Petrum XV Kai. AprlHs a. 3'* (1413, ajl&3 18), abgebrudt bei ginfe a. a. O. S. 819. «m
20. September ftellte er Urlunben in 6t«®^tslain, am 8. Ottbober in (Eambrai, am
6. 9boember in 93erbun aus. (Sgl. unten SbquoQ III. 282 ff.) Xrofe feines- na^n Ser»
16 ptnilfes ju ^obann XXIII. fyA Slilli in btefer 3ett bie StotmenUgleit einer „Slefor«
mation ber Rvcqt an Saupt unb (Sliebem" ni^t aus ben Slugen oerloren ; jmei Sriefe,
meläe er bem $apfte oarüber f (^rieb , mochten biefen a^nen laffen , bag er fic^ bei oer
9Ba$I besfelben jum ftarbinal bo^ getäufAt |iabe (Oers. op. II, 882 unb 876) ; fi^
öffnete i^m älUIts Sluftreten in 5lonftam [elbft bie Slugen.
20 Der (Sang ber äJer^anblungen auf oem ftonjil ^ing oon ber (Erlebigung prin*
jipieller Sorfraaen ab. 3n ben erften äRonaten, mel^ bamit ^ugebraqt mürben,
erf^eint Slilli als bas $aupt ber Oppofition, inbem er bte Ste^tmagigleit bes Sifaner
unb jlonftanjer Aonjils über allen 3iD^if^I tt^ob, fi^ aber benno^, um Senebtit unb
(Sregor aai) je^t ben SBeg ber dU^ixon offen ju erbolten. ni^t fc^eute , be}figli$ ber tn
26 $ifa gegen fte anaeorbneten (BemaÜmagregeln ben Su^^fuiben bes Delrets ju ermei^n,
ba jenes 5lon3iI lelbft ^abe irren lonnen (v. d. Hardt, T. II, p. 201; Mansi
27, 547). 3n einem um biefelbe 3^it ausgebro^enen Streit über bie b5^ Snttanj
in (Slaubensfadben oerteibigte er femer bie Supenorität bes ilonjUs Aber ben $apft
|o energM, ba| er ^o^ann oer^^ rourbe (v. d. Hardt, T.VI, 60—64; in T.IV, 135
80 tft ber Streit fälf^ItA in ben 9lpril 1415 oerlegt) ; in einer glei^eitmen SDioents«
rebe, bie er aoer ni^t ^Iten fonnte, betonte er bann no^ einmal bie %otmenbigIeit
einer „friebli^en" Union (Tract. et serm. 1490 unb s. de adv. dorn. s. II bei
V. d. Hardt, T. I, pars. VIII, 436 sqq. unter b. milß. litel „de officio im-
peratoris'' u. f. m., in bas 3^^ 1^17 oerle^t, mie f(^on bie ed. princ. irrtümlül^
35 tereibt). Si^^If S^efen, mel&e ber unionsetfrige itarbinal in ben Slnfangsmonaten .
bes jlonjils aufgefteUt ^at, tetit ($inle in feinen „Sforfi^ungen" 6. 124 ff. mit. 9Is w
enbli^ au$ bem $apft 3o^<^nn im gfebruar 1415 bie Seffion na^ gelegt mürbe, ^
ftanb ber Aarbinal oon (Eambrai mieber auf ber Seite feiner (Segner (v. d. Hardt, «
T. II, 220; Mansi 27, 559). S^^^^nn hoffte inbes no(^ burc^ eine i^m ergebene:s
40 aRajorität oon ^r&Ioten, meiere er \iä) bur^ einen ^,$air$j(^ub" gef<l^en ^e, beiai
9lbbanlung entae^en m Ginnen. Denn naq bamaltgem Srauc^ qatten nur ^rälotetr^
unb infulierte Sbte auf ilonsilien Si^ unb Stimme. SHIein bie Gegner beftanben irfl
beftigem Streit auf (Erteilung bes Stimmrechtes auc^ an Vertreter oon Unioerfitfiten^
aJcagifter unb Doftoren, (Befanbte meltlic^er prften unb Stobte (v. d. Hardt. T. IL
45 224). Der SIbftimmungsmobus nad^ Stationen, mel^er^ o^ne burc^ ilomilsbef^Iub fefK*^
geftellt ju fein, im ^m. 1415 eingeffibrt mürbe, bejet^nete ben Sieg Der Dppofttiotr/
bag aber Slilli gerabe biefen SRobus geoilligt ^be, läjjt fic^ aus ben oorliegenben Wiev
niqt bemeifen; {ebenfalls fyd er i^n 1416 oermorfen unb ftatt beffen bie SIbftimmum
na^ Itr(^Ii(9en ^rooinsen oorgef^lagen (v, d. Hardt, T. I, pars VIII, p. 431 uni)
60 T. VI, 38-42).
93on je^t an, befonbers feit 30^<^n XXIII. mirlliA bie (Eeffion oolhog, ^orte
Slillis oormiegenb oppofitionelle Stellung auf; benn ba ber $apft ben billigen 9n>
forberungen fc^einbar genügt ^e, bielt bas jlarbinalscolleg ju 30^ttnn XXIII., wSi^z
renb bas ilomil feine eigene Jlir(9enpoIitiI trieb; ja als es \\ä) am 26. SRfir^ 1415
66 naä) ber gflucQt S^j^^^nns (SRan 20) auf eigene $anb 3u einer Si^ung (ber britten)
anfd^idte , ^otte älilli smar ben vmi ju präfibieren, aber bo<^ o^ne feine papftfreunblid^
Stellung 3u oerbergen (v. d. Hardt, IV, 73; Mansi 27, 581). 3n ber golge jog
er \\ä) Qöufia unb manAmal auA lange 3^^ ^on ben öffentlichen Si^ngen ^uiud,
möQrenb er tn ber (Glaubens - uno SReformotionsangelegen^it eine rege x^^Iett ent<
60 faltete. 9IIs Sorfi^enber ber (Slaubenslommiffion oer^örte er am 7. unb 8. 3ttni 1415
«mt 279
3o^nn $us (Doc. J. Hus. ed. Palacky p. 273 sqq.) unb iDO^nte beffen Sentttei«
lung in ber feterlti^n Si^ung am 6.^ult bei. 9Bas er oIs ^Deputierter bes ilarbinal«
(on^ in bem erften Keformausf^uft (ber ^ilnfunbbreijjiger'ilommiffiün) gearbeitet ^ot,
Qgt fi^ mA feiner reiqbaUigen 9(efomtatu)ns|(^rij[t oom 1. 9loo. 1416 ermeffen, in
iDeU^ er eme oüfeitiae Sefferung ber fc^Iimmen OAShtn ber Stitä^^ anftrebte, freilid^ s
o^e i^ Serfaffungsinrtnjip ju oerle^en unb leiber oqne bas oon ber Aurie eingefi^frte
(&prejnm^b|tem cwjufc^en („de reformatione ecclesiae" bei v. d. Hardt unter
b. nmH. Üttel „canones ref. eccl., im T. I, oars VIII]; im Streit über bie gort«
bauet ber 9nnaten ftanb er auf ber Seite ber ihirialen. mtipopftlic^ im oligarc^if^en
5tarbinalsintereffe (ogl tract. [cap.] a^dorum c. 4 u. 6, v. d. Hardt, T. I, lo
pars IX), mat er ooc^ ab ^Reformer fe^r oorfid^tto. Sie biefer feiner Xenbenj ju
(Brunbe Itegenbe £e^e „r>on ber itir^ngetoalf' oerSffentli^e er (am 1. iDIt. 1416)
in einem bdonberen Xrattat (de potest. eccles. bei v. d. Hardt, T. VI). 3n3tDif(^en
batten bie Aonufe (Englanbs mit (Jrratdreid^, loelc^ oor etnm einem ^dfyi bei Slgincourt
ois auf ben Xoo mit einanber gerungen, i^re bunOen Statten auc^ auf bie ilonftamer 15
Ser^anblungen aetoorfen : mit feinem j^^mtr^" an bem 9te^ ber (Englanber , etne
eigene itonjusnatton }u buben, fo^ieSIiui (in f.S<^rift de pot. eod. I.e., p. 38 sqq.)
ben ^aber jniMen (Ingl&nbern unb gfranjofen in Aonftanj an; A5nig Sigismunb er<
bitterte baju feine franjofif^en i)freunbe burd^ feinen Übertritt auf bie Seite ber (Etm«
I&nber im Siinbnis oon (tantewurq (am 15. Sb^. 1416) ; fo eruärt es fid^, mie Sliui 90
193. 194). 9n ein einmütiges Sorgefien in Sodben ber 9teform wat unter biefen
Smft&nben gar ni^ }u beulen; als oa^er, na^oem f^n 1415 Tregor XII. ab'ss
oebatA (atte unb 3obann XXIII. abaefe^ mar, nun au(^ nac^ bem (Eintritt ber Spanier
Ol bas Aomil bie 9[bfe|una Senebms XIII. oolhogen lourbe (1147 3uli 26) unb
bie 9Bal^ etned neuen $apftes beoorftanb. e^b fx^ bie bremienbe Sfroge nad^ ber
^|}rioritfit oon ^Reformation ober ^apfnoa^t 9(a& jroeimaligem heftigen Streit einigte
man fid^ bol^in , oag juerft bie in oem 1417 jufammenqetretenen jtoeiten 9leformaus« ao
f^ug, ber gf&nfun)^an3iger«5lommi|Tion, oereinbarten SIrttlel über bie 9{eformation ber
,,capita eoolesiae'' jum iton^ilsbejcglu]} erhoben mürben, mas aud^ in ber 39. Si^ung
gefd^o^i bag aber glei^ borauf bie ^cipftma^l ftattfinben, bie Deformation ,,in membris
inferioribus'' aber erft fpSter oorgenommen werben follte. SBefentlic^ bur^ Sltllis
9RitimrIung ift biefes 9tefultat ju fianbe gelommen (ogt modus vel forma eligendi 86
suxnmum pontificem unb sermo in die Pentecostes, 1417, beibe in tract. et
senil. 1490), aber ni&t, U)eil er jeM eine SAioenlung oon ber liberalen jur pS^«
Itc^n Sortei gemalt, fonbem a)eil er f^on am Sutfang bes ilonjils „leine Sieformatton
o^ne llnion" geroünfAt ^atte (ogl. ben [^on genannten sermo de adv. dorn.) 3n
bem AonKooe feM (Sloo. 8—11) rioalifterten $eter oon SlUIi unb ein anberer Sian^ 40
bibat oeroebli^ mit Otto oon (Eobnna (Doc. J. Hus ed Palacky, 665 sqq.). 3n
toel^^m Ser^Itnis nad^^er ber ilarbinal oon (Sxmtbrai ju 3Rartin V. geftonoen ^,
ia|^ fid^ barcms f^Iieben, bag er nac^ Slirflofung bes itonjils in beffen auftrage in
^toigiton als fiegat t^Stig u)ar. 3n biefer Stellung befc^bg er bafelbft fein itbtn am
9. fuig. 1420 (Dupont, bist. eccl. de Cambrai, t. II, part. 5, p. 10 sqq. SBei« 46
tete uueUen fiir bte 9li^tigfeit biefes Xobesja^res liefert ^xnlt a. a. D. S. 104).
I)en S^noeminlt feines SBirlens finben mir in feiner t^ologifc^en unb lirc^liäen
tmlett; auf (Brunb ber empirifA«JIe^f(^en (Erlenntnisle^e Oaams behauptete oer
ratnke So^olaftiler bie Unmöauqleit, bas Dajein (Sottes, feine Sin^eit u. f. to.
fi^ifffi }u benieifen ; aus berfelben uuelle flon aai) fein 3iDeifeI an ber inneren m
„.Jd^tt oer Xransfubftantiationsle^re, welcher auf £uffier£influ| ausgeübt bot (Luth.
de capt. bab., (ES v. a. V. 29) ; hoä) untenoarf fi^ Slilli, loelc^er als Slominalift
Jtomunff' unb „(Blauben'' m (5ta(tn\a^ ftellte, ber 9Iutorit&t ber ^. SArift unb ber
Äirc^ Seine C^il ift, mie bie aller feiner p^ilofop^ifc^en (Senoffen, inbaltslos; alles,
oud^ bas 9Befen bes fittlidben (gutes, ^ngt in i^r oon bem unoerlennbaren Selieben 66
ßottes ab, n>eIAer feM ftttlic^ unbeftimmt i|t. Unbeftiebi^t oon feiner eigenen p^ilo»
to^ifAen unb t^eobgifqen Serftanbesarbeit Qot älilli in etner nü(^tem»!ontempIatioen
3R9fm, o^e Selbttftanbigleit m i^rer le^often SlusbUbung, (ErquiAing gefu(^ unb
a^nben (ogl. bie Zraltate in tract. et serm. 1490) ; fo tonnte er benn, als ein fanati*
^er SRön^ bie (Esiftenjberec^tigung ber Srüber Des gemeinfamen £ebens auf bem eo
280 HtUt fUmom Hon gflemii
Aonftamer Aomil (1418) in gtoge ftellte, ebenfotDcnig loie (getfon um^in , ben an«
oefeinbeten jnromf^n aR^ftifem feinen minfomen 6^t^ angebeffien ju lernen. — t>a%
in Jeine lird^Ii^e unb befonbets in feine fird^npolitif^ 3:i^alett einerfei» bie inner«
polttif^n ^atteioer^Itnitfe Sfranlreiqs, anbeterfeits ber (Begenfo^ Der ftanjSftfc^en gegen
5 bie englifc^e ^olitS ^inetmoiilen, ift burc^ous riAtig ; aber baft . oie fienj, oorl Wmtt
unb Sess meinen, fein gefonites SBirlen n)ejentliq burc^ politi^ prcdtifc^e (gefiAispuidte
bebingt fei, baffir feblen fiebere Quellen, nm^b bie eigenen Smriften (oiffenfi^Iid^e
3BerIe, Ürd^enpolitif^e Xraliate, ^ßrebioten unb Sriefe) mA metner SReinung beutli^
ben (BrunMoroIter WSlls als einen ^logUcben, p^ttofopQif^en unb lir^enpolitif^n
10 bejeuaen. 9P^nIi(^ mie x& fyd neuerbings aucp mnle in ben oben enoä^n gotfi^ungen
ben Aarbinal oon (Eambrai beurteilt. — (6mth ^anbelte Xilli als gran^fe im notio«
naien (Segenfa^e gegen Snglotü» unb innerbalB ber framöfifAen 3nterenen als Sn*
^nger Orleans gegen Surgunb, unb ic^ oill gern jugeben, balt man bem potttifi^n
^intergrunbe feines fiebens eine einbringenbe ffufmer^amleit nmmten tont unb foll :
15 aber iq lonnte mir bas niifl jur Slu^abe nebmen unb fiberlaffe bas au^ beute noq
gern anberen ^orf^em; fienj, Z^. aRfiller, Cutrl aRflüer unb Sess ^en odfir eine
oorsilgliAe Orientierung geboten; aber gegen biefe (jum Xeil nur bttr^ ftomoinatton
JU erf^Iiegenben) pomifc^en Sejiel^unaen bie erftaunli^ rei^e MOt ber eigenen
64riften bes SRannes als Quellen surflc^ftellen, fann l^ meffiobtfi^ ni^ Aber miA
20 geQ)innen. 9Ran oergegeraoSrtige fi^ bo^ feinen neuerbings auq oon Qfime 6. 105 f.
eingdbenb unterfuc^ten Tractatus (Capita) agendonim, bie oi^fle Sorlage filr
bie 9{ef ormarbeit bes ilonftatner ^tmls ; in ibm finbet \i^ jnmr eine fel^r Jtarle
nfldfiAtna^me Sliflis auf bie franjbfifdQen Sei^Itniffe , aber ber ^errf^enbe (Beft^*
minlt biefer 6(bnft ift trotöem burqaus ber unio^d'fir^Ii^. %idf m bem oon
26 IJfinfe oer9ffentli(^en Xagebu^e gftllaftres erf^eint Stlli als ber Sertrauensmonn bes
ftamdfif^n $ofes, fa als ,,protector regis et regni'^ sc. Frandae (SfiKaftre bei
Sfinfe a. a. O. 6. 184), unb bo^ ift lein Slid auf bie itin!^ als (BatQes gerfai^et
6r nmr eben JlirAenmann, aüerbings am franjiftf«^ (Brunblaae. — X)ie Slroeiten Xtllis
auf bem (gebiet ber (Beogrop^ie ^Sbtn infofem no^ beute qiftorifd^ 3ntereffe . ab
80 burA fein ^auptmerl imago mundi (oerfagt 1410 , ebiert s. 1. e. a.) (E^fto|)9 do*
himbus in ber Hoffnung, 3nbien oon Spanien aus in lurjer ^tit ju erreiqen, oenigftens
beftSrft oorben ift. 3n feinen aftronomif^en Sc^rfften benm^ S. eine SRittelftellung
mann au(^ in ber (gefc^i^e ber (Beograp^ie unb ber Slftronomie ni^t unenoft^nt laffen
bfirfen.
9Ius Snnis fiegotionsreife 1413 finb jobbeic^e oon i^m ausaeftelUe Iblunben,
meiere ^rioilegien (Slbläffe) ffir bas Alofter SBinbes^im en^Iten, belannt gemorben;
40«egeften berfeften giebt Acquoy, Het Uooster de Windesheim, in (1880), S.282
bis 287; ber lateinif^e ilopftitel besfelben in »b II, S.67, Mnm. 5. Hu^ Beflrtbet
[iA im Jlgl. 6taatsar^io m 5t5nigsberg (^x.) ein Slblagbrief für bas (Beorgs|ofpitaI
bafelbft ausgeftelU ^u ilonftam, ben 21. 3uli 1417 „apostolica sede vacante" oon
ben auf bem ilonjtl amoefenben JlarbinSIen ; unter feinen fec^s Siegeln , oon benen
45 bas britte gam fe^It. befinbet fi^ bas bes Petrus Gardinalis Cameracensis als bas
peite; es jetgt (allerbtngs arg befAäbigt) in [einer 9Ritte bie 3ungfrau 9Raria mit
bem 3^fusfinbe fi^enb unter einem Salbac^in ; {eber, ber bas ^ospital neprosorum,
extra murod, dioec. Warmiensis) unb bie b<ßu ge^öriae Aapelle ber uRoria befuc^t
unb bort etnms ftfftet, belommt laut biefes Sriefes bunbert Xage SIblag (Xest ge*
50brudt bei £ucas I>aoib, ^reuMf^e Gi^onil, 4. Sb, ftSnigsberg 1813, 6. 36 ff.)
$. Xfc^aifert.
Xtntoitt oon Sfl^ur^. — @etne ©d^riften bei Duchesne, HiBtoriae Franconun acript
3. ©b, ¥ad8 1640, 6. Iff.; Bouquet, Kecueü des hiatoriens, 3. ©b, fari« 1869, 6.21 ff.,
in ben ASB unb bei MSL 139, @. 617 ff. unb 6.375; (Syjierpte MG 88 IX, 6. 874 ff. —
55HiBtoiie Utt^raire de la France, 7. fßh, $arid 1746, 6.216; ^attenbac^, 2)eutf((Ianbd (^^
f(^i(^t8quellcn, 1. ob, 6. «ufl. »crlln 1893, 6. 109 f. u. 417 f.
Himoin war 9K5n^ in bem Ätofter gtoriacum (gleur?, S. Benott sur hoite).
dt mt ein Si^üler bes Slbtes SIbbo (f. b. «. S. 26, 43). »on ibm aufaeforbert,
alfo oor 1004, oerfagte er feine Historia Francorum, mel^ in oter Sfl^ent bie
Xintiitt Hon gfleitr^ VHH 281
(Sef^tAte ber ijfranlen, oon i^rem fabelten Uifprung oon geflfic^teten Zrojanem an
bi$ auf (SUtmxa II. (t 657) unb Die (Srünbung bes Alofters gfleurq (c. 650) barftellt.
QuenetuDert ^at bas 93erl nic^t. Dagegen ift tDettooIIJeine nac^ ^bos Cbmoroung
oecfdgle Siogrop^ie bes 9Ibte$, bie er ^eroeus, bem X^efauror oon 6t. ÜDtortin in
ZouxSf tDtbmete. Cr felbft enoa^nt (vita Abbonis 16 MSL 139. 6. 406) . bah er 5
ein Su(^ de vita vel actibus abbatum Floriacens. ^efc^rieben Qobe : bas|elbe [meint
verloren graangen ju fein. (Erhalten Jinb ba^eaen eimge Schriften, Die [td^ auf bie
Reliquien Senebilts oon 9turfia besieben. Dtefelben u)aren naq ber 3^m^^9 ^^
5lIofiei5 SRontecaffino burc^ bie fiangooarben oon bort nac^ Jfleurp fibertraaen u)orben.
Die ®ef^i^e biejer Xranslation unb ber i^r folgenben SSunber ^atte tm neunten lo
3a^i^nbert ber iDtBnc^ Stbreoalbus oon gfleurp gefc^rieben; ju feinem SBer! ^otte
UKter ein anberer floriacenfiUer 9R5n(^, Soelerius, einen Slac^trag geliefert (ASB II
5. 353 ff., MG SS XV, S. 474 ff.; ogl. Alm. de mirac. s. Bened. prolog. 3,
6. 804). 3nt Snfc^Iu^ an biefe aSerle f^rieb Slintoin ^t\ Sflc^er de mirac. s.
Benedicti, bie eine 9{et^ oon ^totijen jur franjififc^en (Sef^ic^te bes je^nten 3^' ^^
^unberts entölten. £)^ne grojjen SBert ift enblt^ ber sermo in festivitatibus s. patris
Benedicti. $onif.
Ximoiit oon @t. (Bermain. — @eine Schriften l^eraudgegeben in ben ASB IV 1,
6. 604 ff. unb bei MSL 126 6. 1009 ff. Histoire Utt^raire de la France, 5. fßh, «arid 1740,
@. 641 ff.; 5DümmIer im "31% 4. 6b, 8. 543 f.; (Sbert, Q^efd^ic^te ber Sit. be« Wi., 2tW^ 20
1880, €. 352 ff.; »attenba^ S)eutf4Ianbd Q^ef^iAtdqueOen. 1. 8b, 6. ^ufl. 1893, @. 299.
Simoin mar SRbnc^ in bem illofter 6t. (Bermain bes $r60 bei $aris unb fi^rer
an ber Alofterf^ule. Seine litterarif Ae X^ialeit fd^eint er um 865 begonnen ju ^aben.
Da i^ bas nac^ 896 ooüenbete SBerl Slbbos De bellis Parisiacae urbis (MG
SS n 6. 776) geoibmet ift» fo ftarb er am (Enbe bes neunten ober im je^nten 3o|^« ^^
bunbert Seine S^riften gehören fämtlic^ bem ^giograpj^if^en Gebiete an; fie finb
fotoenbe: translatio s. Vincentii, translatio s. Georgii et Aurelii, unb de mira-
cuHs 8. Oermani, bie le^tere Schrift nur bie Überarbeitung einer fremben. 3^
SBert BeRe||t barin, baftfie bie bas ^^italttt be^errfAenbe fietoenf^, Reliquien ju
b^ihen, oie oor leinem SRittel jurfldfqeute, um jum SxAt ju gelangen, in i^er ganjen ao
Sr9^ fennen le^en. ^onif*
Wtba* (Skiftfreunb, T5led5t Rabbi ' AkilA, SembetQ 1871 ; ®tae^, ©efd^. b. Suben
IV*, 53— 60,148ff., 176 f.; Derenbourg, Essay Bur T Histoire 329 ff., 395—401,418-425;
IBcii Dör dör we-döresäw II, 101-118; ^ad&cr, «gabo ber Xonnoitcn I, 271-348;
Sfranfel, DarkSha-Misnä 111—123; 93rüII. Mebö ha-MiinS 116— 122 ; @trac(, Einleitung in 85
ben 2:aIinubS 60 f., 81; Hamburger, 9?eaU@nci)riopäbie II 32—43; Schüret, Q^efc^. bt^ \nh.
9olM U\ 310 f.
'Akibä ben Joseph foK mc 3txt bes jmeiten üempels in 3^nifalem aelebt unb
t^ in oorgerfldteren ^a^ren fi^ oem C5efe^esftubium gen)ibmet ^aben. !!3ie Stätte
lemtr £ebru&tigfeit mar nac^ 9er 3^^ft5rung 3^^!^!^^^ ^^^ (Segetu) oon 3^<^* ^us« 40
ad>e^nte Ketfen ffibrten i^n auc^ in bas Sluslanb. Die oon (Srae^ u. a. angenommene
!£^&mfeit jur Qmtflammuna bes SluHtanbes ber Z^^^ fl^O^n 9{om ift unbeweisbar,
ou^ ift eine »eitere Beteiligung Sllibas an bemfe^en ni$t belannt, als feine %mx*
bnming bes Sar ilosiba, ben er nadb 9lu 24, 17 als SReffias beseid^nete. 9lu(^ feine
oraufame ^inri^tung bur^ Xinius JRufus naA ber Sliebenoerfung bes iäbijAen 3[uf* 45
[tanoes bur^ ^abrian um 133 u)irb oon ber ffibif^en Xrabition nic^t burc^ feine Xeil»
no^e am 9bifftanbe motioiert, fonbem burc^ feine Übertretung bes Verbotes jfibif^«
ge^^IU^ fie^rt^otigfeit Sine ni^t geringe 3^1 ^^^ Slusfpnu^en wvA unter feinem
Samten fiberliefert. Sag er ffir ben beiligen (E^arafter bes oon i^m alleaorifc^ aus«
; elften $o|ienIiebes eintrat, ift oon Sebeutung für bie (Sefc^iAte bes ffibifd^en Aanon so
f. Sul^I, jUinon unb Zext 28 f., ftonig. Sinl. in b. %Z. 450). 6ein ^aupHntereffe
fialt bem Sbisbou bes trabitionellen Stents, meines er — oieüeicbt jum erftenmal —
n faAaemager Orbnung oortrug. (Eine „iDlifc^na" ourbe unter feinem Flamen trabiert.
Sus fetner Schule ftammt iebenfaKs aui) ber (Srunbftod ber uns als 6(^riftn)ert Aber«
bmmenen SRif^na. Sefonbere mfmerlfamleit mibmete er ber Verleitung bes trabitio« 60
ntUtn Stents aus bem ^entateu^, beffen äujjere gform bis auf bie ^artifeln unb
SudMbd^n ^inob i^m ^ieffir als $anb^abe bieiäe (fiber bie oon ij^m ausgebilbete exe-
getifqe Siegel bes Mf üt we-ribbüj f. Mielziner^ Introduction to the Talmud 125f.,
182—185, Soffmann, '3ur Sinl. in bie ^la^if^en SRibraf^im 5—12, 6trad, Sin«
282 mbü ^ »bbHleii
Aanon unb Xest 152—155). Sie ^alac^if^en 9Ribra|(9tDerie Sip^oju £eotttcus unb
5 Stp^re 5u Deuteronomium enthalten befon])er$ rei^Iic^en Stoff aus vmos 6^ule.
Sßoiitteten^ b. b. Sc^Ioflofe, äRon^e, bte in btei (S^e geteilt obtoecbfelnb Xog
unb Stacht (Sott lobfangen (Baron, ann. 459, 16). Dos erfte SKoimetenllortec eiriA«
tete um 400 ein geioiffer Sllesanber (AS 15/1, 3an. 1, 1018—1028) am (Sü^cA, em
10 ^ites 3U ilon^ntinopel. 9^ feinem Xooe Hebelten bie SRSnme unter oem 96t
io^annes nac^ Sit^nnien in bas neugegrünbete jttofter (Eicenaion Aber, übt SRarceüus
raqte fie na^ ilonftantinopel jurfid unb i^m oerbonlte bie (Einri^ng tl^ tDadjfenbe
Verbreitung im £)rient uRönd^e aus bem itlofter bes SRorceHus fu^ im 3<^re
459 ber 5ion[uIar Stubius (Sutbas s. v.) in bas oon ibm gegrünbete unb mu^ i^m
15 benannte itlofter in ilonftantinopel über. 3nt ^eopafc^ttifqen Streit (f. b. 9.) oer*
fochten bie SÜoimeten bie oon ben fiegaten bes ißapftes Sormisbas oer&etene ^nfic^
mürben aber 534 oon S^l^^nes II., an ben fie ftd^ mtt einer ®efanbtf^a[t (iüftus
unb (Eulogius) gemenbet Rotten, besaoouiert uno enommuntjiert (Srief beis ^ßomes an
3uftinian bei Mansi 8, 797. Sgl Liberatus, Breviarium 20). StiOft unmSgli^ ift
ao ein birelter 3ufammen^g jmifdjen ben SRoimetenmönc^en unb bem 515 oom 0ranlen*
{önig Sigmunb ju Slaaunum (S. 9Raurice im ilanton SBallis) geftifteten Alofier^ in
mel^m man glei^alls einen psallentium assiduum (seil, chorum) eingenAtet
batte (Gregor. Turon. Hist. Franc. 3, 5. Sgl. (L (Jf. 9moIb, (Eaefarius o. mt*
lata, £ei;q. 1895, 51. 213). 0. Shriger.
25 Xfolntl^en. (Sl^riftian (Sottfrieb (Srabener, De acoluthis. 2)rei 2)iffertaHonen, %>xt»^
ben 1748, 1749, 1749 (oerftönbig unb grünbdc^). — Über bie Sntfte^ung ber ordines mi-
nores: $lboIf ^omacf, ^ II, 5, @. 94 ff.; SRuboIf 6o^m iHrc^enred^t, 2tipi, 1892, 1. Sßh,
@. 128—137.
SOoIut^n Qierben juerft enoS^nt in ben Sriefen ber SMöfe oon 9lom unb iUir«
ao t^ago aus ben fflnfjiger 3o^ten bes britten 3^i^unberts. i>a XertuHian unb ^imo*
m fie noA nic^t lennen, u)irb ibr ordo in ben breigiger ober oierjiger ^dfyctn gefäoffen
[ein, ^ur felben 3^^^ alfo, als bie anbere ordines minores entftanben. Dem Onent
finb bie SHoIut^en unbelannt geblieben. — Der 9lame bes Suolui^en (dx6Xov&o^)
toeift barauf bin, bog er urforüngli^ als perfönli(|er Diener bes SifAofs heya>. ber
85 ^resbqter galt. 3n biejer gmnltton Re^t man bie Sfolut^en in ben Srtefen (E^prions :
fie überbringen im Sluftrage i^res Sifc^ofs Sriefe an anbere (Bemeinben unb ^erfonen,
au^ fiiebesgoben an befangene (ep. 7. 45. 49. 52. 59. 77. 78; gartet II 485, 13.
603, 15. 612, 6. 616. 8. 677, 7. 835, 20. 836, 13). Muf ein perfonli^es Dienft
oer^Itnis jum Sif^of f^eint au^ 5u n)e{fen, oenn (Eufebiüs V. C. III, 8 als Se«
40 fui^er ber 9licanif^en Sqnobe neben Sifmöfen. ^resbqtem unb Diaionen nur SRo*
lu^en nennt ; als Diener i^rer SSiI(|öfe ^aben fte bie Snnobe mitbefu(^, u)ä]^enb fonfti.
itleriler ber nieberen Orbnung ni^t genannt n)erben. vtoif ju Sluauftins 3^it fino fte
Überbringer ber offijiellen »riefe (ep. 191. 192; MSL 33, 867 f.). Da fie als^
Soten unb Segleiter jugleic^ in geiotjfer SBeife ibre C5emeinbe ausmörts ju oertreterr
45 ^tten, ift es b^reifli^, bog fie oon Anfang an tm 9{anae Aber ben Sxorriften, fiel«
toren uno Oftiortem, beren Seruf fie innerhalb ber (Semeinoe ^ielt, ftanben. Die rbmif^e
(Bemeinbe ^otte fc^on im 3^^^ 251 nxifi u)eniger als 42 Sllolut^n ((Tomelius ooir
9{om an gobius oon ^ntiomien, Eusebius h. e. VI, 43. 11); bie 3a^l lagt ben
(irogen (Befc^oftsbetrieb ber (Semeinbe er!ennen. — 3n fpSterer 3^it ift oon ben jftd^
anen Dienftleiftungen ber SHolut^en niAt me^r bie 9{ebe; fie ^aben nur no^ lttur>
gifc^e ^unftionen : bie Sorae für bie Siebter unb ffir ben eu^ariftijAen SBein. Das
oeutet au$ ber 9{itus bei i^rer £)rbination an: ein ceroferarium (fieu^ter) unb ein
urceolus (Sc^Bpfgefog) n)irb i^nen fibeneic^t (Statuta ecelesiae antiqua = .yCk)n-
cilium Carthaginiense IV.** c. 6). Dag fie für ben Slltarbienft auf bie oerfAiebe*
55 nen Airc^en in 9{om oerteilt roaren, ift oerftönblic^; fo beseic^net ft(^ ein molui^
SCbunbantius um 600 auf feinem (Srabftein als 3ur Rbc^t ber Vestina gehörig (de
Rossi, Inscr. I n. 1185). SBenioer burAfi&tig ift, oarum fie jugleic^ ju ben 9{e<
gionen ber Stabt in einem feften Ser^öltnts [tanben; berfelbe Slbunbantius giebt ou^
VhtnÜitn VUma» 283
an, 3ur oterten 9{egion ju gehören, unb ber ordo Romanus jur 3^^^ ^^^ i^
flogen legt auf bie 9{egtonar » (Einteilung getabe ber SRoIutten grojjen SBert (MSL
8b 78, 937 ff.) ; er giebt jugleid^ eine genaue Sefc^reibung ^rer gfunftionen. — 9Iu4
in biejer gorm i{t ber ordo abgetommen. Seit bem Slusgonge bes SRittelalters befte^
er in Der iot^Iit^n ilir^e nur noA bem 9hinien nac^, unb ber 9t(d bes Xribentinum 6
(sessio 23 de reformatione c. 17) bie ordines minores loiebei^eQuHellen unb fie
etuKi oerbeiroteten £aien ju übertragen, f^int o^ne golge geblieben ju fein; bo^ ogl
bos SRadonber ^rooinsiaOonjil oon 1565 (Gollectio conciliorum regia Sb 36.
^[knis 1644, 6. 80). — 3n neuerer 3^it ift ilber bie (Entfie^una ber ordines minores,
unb fo au^ ber ^lut^n, oerl^nbelt u)orben. ^arnad bot auf bie Diener ber ^riefter lo
im rSmif^n 6aaala)efen Denoiefen. 3^^^ ^riefter pfleate ein calator beigegeben ju
ein; unb ba in bem Sriefe bes (Tomelius oon 9{om (Eusebius h. e. VI, 43. 11)
bie 3<^ ^ SHoIut^n (42) ber ber ^resbqter (46) faft gleic^Iomme, fei amunebmen,
bog mtt ben SHoIut^n eine (Einri^tung bes qeibnifqen ^rieftertums in bie Airc^
übernommen fei. älber bag je ein Sllolut^ an bie S^erfon fe eines ^resb^ters gebun« is
ben mar, lä^t fi^ nirgenbs nac^toeifen; es f^int otelmel^r bie game S^ ber Silo*
lut^n ber etnj^eitli^en Senoalüing ber (Semeinbe }ur Serfüaung geftanben ju laben.
SBemt man bie SBurjel bes SlRoIutbates aufseigen loilli muB man oielmebr auf bie
befannten Soten unb SReiJebegleiter ber (moftoliM^en 3^^ oenoeifen, auf Siloanus, 9lr«
temas, (Eoopbrobitus, S^qüus u. f. m. Son Anfang an uierben bie ^riftli^n (Be* 2o
meinben Jold^e Sllolut^n (aber o^ne biefen Xhel) oenoanbt |aben. SBas aber lange
3eit in lebem einjelnen Saue ein freier Dienft toar, tourbe im jDeiten 93iertel ht»
britten 3<^^nbe^ 3^ ^inem Slmte, juerft mo^I in 9{om, balb im gaffen SBeften.
^au» «d^elid.
tDominatod f. 9licetas. 25
Xlacoiltte, 3Raria f. C&efellf^aft bes Eiligen ^erjens ^t\a.
Hlamtd. — - Über bie bem 12. 3<^|unbert ange^Srenben S^riftfteller bes 3lamtns
Slanus unb bie benfelben beigelegten 93erle bat lange eine arge Senoirrung ge^errf^,
unb au^ ^ute fe^It no^ oiel an ber lofinfi^ensmerten Alar^Ü T>o^ ift als fi^r
anjunepten, ba^ als oerfc^iebene ^erfonen gelten muffen so
I. Slanus oon 9Iuserre, ungemiffer ^erhinft, Sifterdenfer unb (1140, f. 3^«
nauj(&el Orig. Cisterc. p. 59) 9Ibt oon fiorioour (Ripatorium), 1152 ober 1153
Sqb^^of oon äluxerre (oaL über bie SBa^I bie ^Briefe Sem^arbs oon CO. 275, 280,
282) ; na^bem er biefes vlmt um 1167 meberaelegt, lebte er noäf etioa 20 3a^re in
(□atroaus. Cr 1^ ein £eben Sem^bs gefArieben, bie fog. vita secunda. bei MSL 36
185, 469 ff., ogl. jur 9Bürbigung berfelben ^üffer, X>er |. Sem^arb o. (El. I, 142 ff.
II. Silanus^ 9Ibt oon Xemlsburq, SBerfaffer einer fimnsbefcbreibung b^
Z^mos Sedet, einiger Sriefe unb ^rebigten (ausgaben oon (giles, Dsf. 1846, bei
MSL 190, 1475 ff.).
in. Sllanus ab insulis. 3)ie ftiteften S^a^rid^ten über i^n finben fid) bei^o
Ctto oon 8t. 8(afien (Chron. ad a. 1194, MG 88 XX, 326); 9((beri4 t). Srotd ^on»
tained in ber (Sl^ronil MG SS XXIII, 881, unb ^einric^ o. &tnt, De scriptor. eccleBiast.
cap. 21, bann bei £ritten!)eim I, 305 b. gfrantf. ^uda. o. 1601. ^gl. Oudin, Comment.
de 8cr. eccl. 11, 1387 ff. ; Hist litt. d. 1. France XVI, 396 ff. ; 3. (g. (Srbmann, ©runbrift
b. (Skfd^. b. $^i(ofo))]^ie § 170, unb befonberd bie (leine aber fel^r inl^altreic^e S^rift t)on 45
in. Sftumfer, ^anbf(6riftn4ed 5U ben Kerlen bed Manud 1894 (@ep.*$lbbr. aud ben p^ilof.
3a6rbb. b. @örre».®ef. ©b VI u. VII). drfte @ammelau«gabc ber ©(ftriften oon ©ar. be
Sif4, ^ntm. 1654 fol ; fe^r bereichert bei MSL 210. 3)ad ©erjeic^nid ber ungebrucften
S^riften H. 1. 6. 421 f. ifi Ieinedtoeq$ ooQftänbig ; toid^tige 9?a4tröge giebt IBäumler.
Da Slanus ab insulis, ^aufig magister 91., aud^ magister universalis genannt, so
oeber mit bent erften (fo Oudin II, 1338, bagegen Bulaeus bist. univ. Par. II,
432 ff.), no^ mit bem jmeiten (fo H. litt. p. 403 ff. unb 420) ber oorgenannten
ibenttftjtert merben barf , fo lägt fi^ über bie £^ensumFt&nbe bes Slannes menig jagen.
9ttt4 ^. 0. (&ent flammt er aus Insulae b. f), fiille (Kqffel) in gflanbem unb qat in
$aris eine t^obgifc^e £e^rt^ätigleit geübt, xot\ä)t. le^tere Eingabe ni^t mit ber H. 1. 05
bes^alb oenoorfen merben fann, meil ^0^. 0. Galisbutp (Metalog. II, 10 u. a.) i^n
unter ben $(mfem £e^rem niAt aup^rt, benn biejer rebd nur oon bc^ ^trl bis 1148
iDQ^nb bos 9l5itlen bes $1. o^ne 3^^tf^l ^uptfS^I^^ ^ jmeiten ^älfte bes 3<^'
284 aiottnd
^unberts anae^ort. 6on|t legt feine genaue Aenntnis ber befonbers int ffiblt^en ^anl*
tei^ Ji^ finoenben ^Stetifet unb feine Sejie^ung ju $etf9nli^letten oiefet (Begenben
bte Slnno^me eines löngeren ^ufent^Ites in benfe&en naht. 3L als Sqrtftfteuer ift
Sr uns jbor feinesmegs eine ganj problematifc^e (BrSfte, eine genfigenbe (£^ara(terifttf
. sfelben u)irb aber aüerbings erft möglich fein, toenn (Tber bie 9^aaen betr. bte Sui^n«
tie unb bie Xextfiberlie^erung niederer ber i^nt beigelegten Schriften eine größere
Alar^eit eneiAt fein u)irb, idoju Säumler a. a. D. einen oieberfpre^nben iSnfang
gemalt bat. tliebenfalls loar er ein SUtnn oon oielfeitiger (Belemantleit unb ni^t
obne Originalität als Sc^rMteÜer unb Did^ter; er bilbet ein niat ju fiberfe^nbes
10 SRittelglieb 3n)if<&en ber ScQoIaftif ber früheren ^eriobe unb ber ^oqfAoIap. $ier
ntilfjen u)ir uns Darauf befc^rSnlen, bie u)i(^tigeren ber i^nt beigelegen ^^riften furj
jtt befpre(^n.
1. Dichtungen, a) Anticlaudianus tM. 485—576); ber 9lame foll bos 9Berf
als ein ®egenftfla ju bes Slaubianus Satire auf 9{uf{nus bejei^nen, |ofem es bie
15 SBirlung ber Xugenben wit (Haubian bie ber £lafter mc 9Inf^uung bringen iDill. 3n
neun Sfl^m in jiemlic^ lorrelten ^ezametem gefAneben, gi^ es eine Sbt p^ilo»
Sop^if^^t^obgifc^er Snc^Üopäbie. tDobei auf bem (Sebiete bes natflrIiAen (Erlennens
)ie prudentia, auf bem bes ^oberen bie fides bie gfB^rin bilbet. Set aller an ben
Zaa gelegten (Beleqrfantfeit fep es bod^ auA niAt an poetif^r &finbung, unb es
80 bilrfte fi^ na^eifen laffen, Da| Dante bebeutfame Slnregungen aus Suanus entnommen
1^; — b) De planctu naturae (M. 421—482), ein »Hb ber fitöi^n 3uftfinbe
ber 3|^it na^ ibren Sc^attenfeiten, teils in $rofa. teils in Serfen, unb jiDar oerf^iebe«
ner luletren, gefArieben. Die 9latur Hagt iiber oie ^errMenben £ajter , befonbers bie
unnat&rlic^e aBoUuft unb beantwortet eine Slnsa^I oon gfnigen bes SerfafTers.
35 2. X^eoIogi|(^e Stritten, a) Regulae coelestis iuris (fo bei Dtto o. 6t.
SI. unb anbenoorts ; fonft audQ als R. de s. theologia ober, bem v^oloq entfpre^enb,
maximae theologicae bejeic^net) 3uerft ^erausg. oon %%. SRingarelli m bemAnec-
dotorum fasciculus, Rom. 1756, bei M. 621—684. SBie anbere SBiffenfi^aften, «logt
ber ^roteg, i^re (Srunbfä^e ^aben, fo fehlen au^ ber supercoelestis scientia, n&mliq
80 ber 3:^oIoaie, i^e SRaxtmen niäjd. Diefe merben nun in einer Slnja^I furjer 3. Z.
parabos gefaxter 9{egeln, benen ausfflbrli^re (Erläuterungen beigegeben finb, aufgefteOt;
oie erften 62 regulae umfaffen bie fie^e oon (Sott, 63—115 oon ber RUIic^n Xuf«
gäbe bes 9Renf(^en, 116—125 (u)03u in einer !&b\ift. bes Abfters fitliei^Mb noq
9 loeitere lommen) foIAe pbilofopQifd^e ^fragen, bie etne Sebeutung für bie !£beoIogie
86 baben. Die Schrift jetgt eine Itarle ^innetaung 3um Slatonismus unb ent^u 3. X.
fe^ eigentfimli^ (Sebanlen. tote benn 3. S. ber getDö^nlic^ bem 9li!. 0. (Eufa 3uge«
f^riebene 6a^, bag (Sott etn Areis fei, beffen QCentrum überall, beffen ^eripberie im*
genbs ift, fic^ fc^on ^ier finbet. Sei einer aenaueren Unterfuc^ung, beren bte S^rift
iDobl u)ert lofire, lofirbe es befonbers barauf anlommen, bie ^erhinft biefer ®ebanlen
40 naqsmoeifen, benn urfprfinglic^es (Eigentum oes 91. u)erben fie mobi meift nic^t fein. —
b) Summa quadripartita adv. hujus temporis haereticos, bei M. 305 — 430, ge«
loibmet bem (Srafen SBil^elm 0. SRontpeÜier. Das 1. Suc^ richtet [i$ 8^8^^ ^^
Aat^er, bie au^ fc^Ied^t^tn haeretici genannt loerben, bos 2. gegen oie 9BaIbenfer,
bas 3. gegen bie 3uben, bos 4. gegen bie SRul^amebaner, bie ber Serf. au^ pagani
Sfm ausfü^Ii#en ift b - - -
letismus 3U belömpfen unb oie lir^Iic^en Sairamente ünb ibre SBirlfamleit 3U ntx*
46 nennt. Sfm ausfü^Iic^ften ift bas 1. Sud^, in bem es galt, ben Dualismus unb Do«
teibigen. Die Setoeisffl^rung ftfi^t fiq 3umeift auf bie ^il. Schrift, bianeben auc^ auf
Semunftgrflnbe, unb ijt ni^t feiten 3utreffenb. Den SBalbenfem gegenüber loirb bie
Sefugnts, o^ne firälic^en Auftrag 3U prebigen, beftritten, c. 1; bie $fli^, ben Vj^*
60 Ixäjitn Obern unbebtngt 3tt geqor^en c. 2—8 unb bem ^riefter 3U beuleten c. 9—10
bärget^ (boc^ mirb für ben SlotfaK bie Seilte oor bem £aien noc^ anerbtnirt), ber
Slbtaj} u)irb, witmoU, mit einer eigentümlichen Deutung (er gelte nur für bie 93ugen,
loel^e jemanb bei £eb3eiten ni^t me^r ^abe leiften fSnnen), aere^tfertigt c. 11, ebenfo
bie gfürbitte für So^ftorbene c. 12, 13; bie 93e^auptung, bog {eber dm unerlaubt unb
66 bag bie Zotung eines SRenf Aen unter allen Umftönben fünblic^ fei, loirb bdftm^
c. 18 ff. Dbtoo^l bie 9Iutorfmaft unFeres 91. burc^ Otto unb befonbers burc^ SQbeiu^
beseugt ift, ift fie io^ be3Q)eifeIt u)oroen. Ravaisson (Rapport sur les biblioth^ues
des departements de TOuest 1841 p. 157) fysi in einer ^anbf^rift 3U Slortttt^
einen bts^ ni^t oeröffentli^ten t^eologifc^en Xraltat unter bem 9lamen eines, ilbrigens
60 gSnsIic^ unbelannten 9llanus be $obio gefunben, unb fyd bie Vermutung ausge^nto^en,
abmitd 285
bag eben biefem 91. bie Schrift adv. haer. juge^oren mochte, momus bei ^ertling
gm. bei 9B. 9B. Air^nles.) ein „MtAvSi" setoorben ift, aber iveber folgt aus ber
ejeiAnun^ ht» trafen oon äRon^uier in ber 9Inrebe ab dominus meus, bag ber
SerFajfer etn Untertan besfelben gemefen. noA nötigt ber Umftanb, bag ein 2:^eoIog
bie ffibfroinififd^n ^oretiler belamm, ju ber Slnna^nte, bag er felbft aus jener (Segeno 5
ftamme. 3«>^^^n^ reic^n biefe Cprfinbe ntc^t aus, um bie enoö^nten 3^^niif^ 3^
enfiräften, bea^tensmert ift ober bie Vermutung Saumlers, baj; unfer C Jelbft oon
einem jum 3pede ber Selämpfuna ber SHbigenjer genommenen längeren Slufent^e
ju Sßwf en Selaq ben Seinamen oe $obio erQalten |aben mö^te ; c) eine Sqrift
(M. 685—1012), bie. unter fe^r oerf^ieoenen Ziteln als Oraculum scripturae sacrae, 10
Gompendium utrlusque testamenti, Tractatus de diversis verbonun similica-
tionibus, Distinctiones dictionum theolofidcarum u. a. oorlommt, mo^I bie am
Mafien gebrudte Schrift bes 91., 1477 ju 3)eoenter bei ^(rffroet, s. 1. e. a. * f. b.
Soi^merlung bei Migne 6. 685, ogl 6. 25 9toi 4 — ein biblif^'t^eoloaif^es SBörter-
bui^ mit befonberer Serfidfi^tigung ber allegorifAen 9lmDenbung ber 9lusbnlde, für 15
bie Aenntnis bes mittelalterli^en S^riftoerftänbnif|es unb Sc^rifmebrau^es nxi)t oqne
Sebeutung; ^ier unb ba finben [i^ au^ Semerhingen oon bogmengeii^iAtlic^m 3ntere[Ie,
3. S. unter character unb delere. Die Xenoenj beaei^net ber Serfaffer in bem
joeiten $roIog mit ben für i^n unb bie 3^it ^arafterifttfc^en SBorten: ne falsum pro
vero affirmet theologus, ne ex falsa interpretatione errorem confirmet haere- so
ticuSy ut a litterali intdligentia arceatur Judaeus, ne suum inteUectum scrip-
turae ingerat superbus, <Ugnum duximus theologiconun verbonun slgnilica-
tiones d&tinguere, metaphorarum rationes assignare, occultas troporum posi-
tiones in lucem reducere, ut liberior ad sacram paginam pandatur introitus.
Da bei bem 9[bte (Ermengalb oon 6t. (Billes, bem bie Schrift gemibmet ift, febenfalb ss
an ben jmeiten biefes 9lamens (1179—1195 |. GaU. Christ.'' VI, 489) ju beulen ift,
fo boben mir bamit tin ungefähres Datum i|rer 9lbfaffungs3eit. ^ertling u. a. ^aben
auq fie bem 9L be $obio sujpre^en moKen; d) De arte praedicandi M. 112—198,
eine ^omiletil, bie es meniger auf bie X^eorie als auf )n:anif(be 9lnleitung jum $re«
bigen d^efe^n ^t; bie erften jla))p. entölten allgemeinere Sorfc^riften, unb bemerlens« ao
wä ift, oag eine Definition ber $rebigt an ber 6pi^e fte^t: praedicatio est mani-
festa et publica instructio morum et fidel, informationi hominum deserviens,
ex rationum semita et auctoritatum fönte proveniens — mobei ber etoentfimli^
^ftlic^ (^oralter berfelben freiließ nur etma bur^ bie (Enoo^nung ber Sfutoritäten
angebeutet t^ SBeiter mirb oorgefc^rieben, baj; bie ^rebigt leinen äoortorunf treiben, ss
(bta ^twUftvi fein unb i^r 9lugenmerl gans auf bos Sefte ber $örer riqten JoII. Sie
fon emen Xest ^aben, nac^ ber captatio benevolentiae jur 9[uslegung besfelben über«
aeben, baju bie in Setra^t lommenben 9lutoritäten ^eramie^n, au(^ ^eibnif^e S^rift«
itener bfirfen angeffi^ merben; fie foH lurj fein unb geeignet, einen (Einbrud auf \his
Semüt 3U macben. Dann folgen 9[mDeifunaen, mit man über befonbere ^^auptgegen* 40
fßnbe 3U {irebtaen fyäye^ befonbers bie fiofter (üobffinben) c. 4—10. bie Zugem)en
c. 15 — 25, enblic^ lote man ju ben oerf^iebenen Stäuben ju reben qobe c. 39 — 47.
Der fibermiegenb moraliftif^e (ü^aralter biefer ^omUetif ift augenfällig. — SBenn bie
bis^ genannten S^riften unbebenütc^ bem 91. ab ins. beigelegt merben bilrfen. fo
ift bies iragli^er ^inft^tlic^ e) ber füiri Sucher de arte (fo, nid^t de articulis, na^ bem 46
^rolo^) catholicae fidei, bie bem $apft (Elemens (III. 1187—1191) gemibmet finb.
6ie fmb juerft ^erausg. oon Pez, Thes. anecd. I, 1, 476 ff., abgebr. oeiM. 6. 595 bis
618 ; mii^tige 93erbefferungen bes arg entftellten Xextes aiebt auf ^nbf^riftlic^er ®runb«
laae aSSumfer 6. 4—12. Die Qifx^t ift merla)firbtg als SerfucQ, bie fir^Iii^en
(Bumbensroa^r^iten benen, bie feine 9lutorität anerlennen, ni^t nur im allgemeinen 50
rationell, foitbem burc^ ein ftreng logifc^ met^obifc^es Semeisoerfo^ren, in modum
artis, anjt^emonftrieren. Des 9Iusbrudes „mat^ematifc^" bebtent fi^ ber 93erf. ni^t,
aber eine ll^nli^Ieit mit bem fog. geometrif^en Serfabren, beffen fid^ fpoter Qpintm
in ber St^ü bebtente, i[t unoenennbar. Der (Srun^eoanle ber, oon CEcbmann a.a.O.
fibermfigig ge^iriefenen, Scbrift ift bemerlensioert, bie msffi^ng 3. X. bo^ rec^t f^ma^, 66
befonbers mo es fiA um oie fpesied firc^Iic^n fie^ren ^anbelt. Der 93erf . meint, ein
^Iler Aopf n>erbe feinen 9Irgumenten faum mibeifte^en fönnen, aber ni^t nur ftetlt er
neben ben smeifeUofen 9Iziomen brei petitiones ooran, oon benen er felbft fagt, bag
|u ni^ o^ne n>eiteres einleuAtenb feten, verumtamen ad probationem seauentium
peto iUas mihi concedi, fonbem au^ feine Definitionen jinb 3U augenfäll^ bana^ co
286 fttauM Vtbm Hon aRditj
3ugefd^nttten, bog boraus eben bos folgen foll, was er ben)eifen oill 3. 8. humi-
Utas est qnae minimis maxima aequat, (ogl. boju II, 13); misericordia est
quae ex poena debita aliquid relaxat (ba3U III, 8), unb menn Me Air^e befbitert
mirb als con^egatio sanctorum conütentium Christum et sacramentorum re-
5 medium. [0 tft es bann freiließ rdift ]^wtx 3U betoeifen, boj; es ofine bie Salrantente
fein Serbtenft gebe, aber oie petitio principii aegenäber ben bie oalrantente oenoer«
fenben ^äretilem liegt auf ber ^anb. 3ntnter^tn ijt bie 9S[rbeit gef&t^ic^ nac^ ^ütm
unb 3n^It oon Sebeutung ; fo ftnben roh ^. 33. ^ier fc^on gans mt \fMtx bei X^mos
einerfeits bie 93er|5^nungsle^e auf anfelmtfc^er ®runblage entmidelt III, 1—14, bo*
10 neben aber c. 15 ben bamit ni^t ^armonierenben (auguftinifc^en) 6a^, bag (Sott bie
ÜRenfc^en au^ auf anbere SBeife ^e erretten I5nnen. Dieje 6(^rift loirb in ntebre«
ren §anbf^riften einem SRifoIaus oon Ämiens beigelegt (ogl. Hist. lit. XVII, 3 jf^,
ffir ben [i$ au^ Haur^u. Hist. d. 1. philos. scol. 1. 502 entfc^eibet, bageoen Kellt
5. einen 3laAwt\s ber SutorfAaft bes 91. in 9S[usfi^ 3^ beac^n itt {ebenfalls
16 1^ bie Serf(^ieoen^eit ber Sd^retbioeiFe oegenfiber ben anerfannten 6<^en bes S.,
eine Beobachtung, bie fic^ bem Serf. 0. Slrt. atrfbrängte, bie fi^ aber na^ 8. 6. 4,
Ii^on in einer ^of^r. oes 14. ^oifycf). ftnbet 3Ran ISnnte einen (&runb baffir in ber
oefonberen 9Ib[i$t ber S^rift finben, aber fd^on bie Debifotion ftiAt in ibrer Xroden«
^ett unb gformtefigfeit geaen S^nli^e Stfldte bes 9. ab. 2) Sa^Ii^e Differensen mit
io ben Regulae: oiefen (te^t bie Sidbenja^I ber Salramente feft, mS^enb De arte IV
neben ben befonbers ^eroorge^obenen, Xaufe. Su^ariftie, (E^e, Suge, eine unbeftfanntte
Xma^I anberer angenommen u){rb. Slu^ bte Sbt tote De arte n. 4 mit einer ffir
(&ott oor^anbenen Slotmenbigleit operiert, fc^eint mit reg. 33 ntqt im (Etnllang ju
fte^n.
» 3. Aanoniftifc^e SAriften. a) CEine Compilatio, nur ^anbf^riftli^ oorbanben.
Aber loelc^e 3. ^* ^' 6(^uUe, bie Aompilattonen Gilberts unb %anus (69B9, p^.»
^ift. Äl. 8b 65) eine fe^ aenaue Unterfuc^ung angeftellt ^at; b) ber Poeniten-
tiarius, enoä^nt oon Xrtttenqeim u. a.; in feiner oouftonbigen (Seftalt in 4 Sfi^em,
n)ieber aufgefunben oon 8. (ogl. a. a. D. S. 18 ff.), getotomet bem &. ^einriA oon
wSourges ($. o.SüHii, 1183—1200 f. GaU. ehr.« II, 56 ff.), ein ausfü^Hc^es ^anb«
bu^ber SuMisjipIin, u)i(&tig befonbers burc^ bie in 8. II cap. 16—152 enthaltene
3ufammenftenung oon 93u|lanones mit bem Slaäfwexs ber Queue jebes Aanons. ®e*
brudt finb nur jroei 9lu53üge, ber eine als Mag. AI. . . . IIb. de poenitentia, Slugsb.
1518 (ogl. Äunftmann in ben (Bei. 3In3. 0. amtgl. b. »a^r. 2«. b. SB. 1852 S.605f.,
36 ber aber benfelben ffir bas oollftänbige 9Ber! ^telt), ber anbere als über poeniten-
tialis na$ be Sif^ bei M. 281— 304; „beibe beoor3ugen bie paftoralt^eologtj^en Se»
ftanbteile bes SBeries mit Rarler 93erlfir3ung ber lanoniftifc^en''.
SBeniger bebeutenbe bei M. gebrudte Schriften flberge^en wit ebenfo, toie bie^
unferm 91. beigelegten fieben Sü^er explanationum in prophetiam Ambrosü Mer-
4olini (Francof. 1608), bie u. a. 9la^ri(^ten über bie (Bef^i^te Snglanbs bis auf
Seinri^ II. enthalten. «. 3». ^tnt\^.
Whan oon Smain3. AS guni 4. «b 6.86; MG SS 15. »b @. 985 ff.; 9?eutcT
Vlbandaulben ober htrje ^efc^ic^te bed dtitterftifted 5. )§. 9Iban, ^ain^l790; S^ettberg, ft®.
a)cutf(^lanbS, 1. ©b ©ötlingcn 1846 ©.211 ff.; JJricbric^, f ®. 3)cutfc^lonb«, 1.8b, »ambcra
46 1867 6. 314; "Battcnbadi, Xeutfc^Ianb^ ©efc^ic^ldqueüen, 2. »b, 6. 9(uf(., IBerlin 1894
6. 114; ^olbcr-eggcr im "31% 13. ©b @. 11 ff.
Snban oon 9Rain3 gehört 3U ben ^eiligen, beren mtrllic^e (Esiftens fragli^ i[l
(Er fon im 4. ober 5. 3<^t^unbert bei 9Ratn3 ben ÜRört^rertob gefunoen ^en. 9t(a)
ber älteren (Seftalt ber £egenbe, mie fie noc^ bei Slabanus Sicaurus (Martyrolog.
60 21. Juni MSL 110 S. 1152) fi* finbet, toll Sllbanus 3ur 3eit bes ftaifers
Ji^eobofius I. (379—395) mit 3©ei SBeglettem. X^eoneftus unb Urfus , oon ber Snfel
Slamfia (9lasos?) na^ SRailanb ge!ommen uno oon ba bur^ Slmbrofius 3ur 3Ri|fions>
Sebigt naA (Sallten gefc^tdt toorben fein. Ibfus ^abe Jc^on untenoegs in einer Stabt
ugufta, bte beiben anberen bei 9Rain3 ben 9Rartqrertoo burä (Entbauptung gefunben.
66 Spätere Seri^te (oie ein SRainser Sreoier unb bie hierauf ]iä) grunbenbe Passio s.
Albani, bie ber DomN^oIofter (5om\n 1060 — 1062 bem (E^ifAof Sigfrib unb
bem 9Ibt Sarbo oon &. mban lotbmete) toilfen bann. 9{äume, fetten unb $er«
[onen feltiam bur^einanbenoerfenb, noc^ manoerlei ausfi^müdenbe 3^0^ beisuffigen.
Snban foll ^resbqter, X^eoneftiis Sif^of 3U ^^ilippi in SRacebonien geioefen (ein.
flPKim Hon aRtiiij Xtter (Erosmus 287
Dunl^ ben Sanbalenfonig ^unneric^ oon ba oertrieben, loenben fie fi^ ^uerft noA iRom,
bamt no^ (Ballten, um gegen bie Sbianer ju fnrebigen. Da ooer Sanoalen uno ^^*
Iqxpi ni^ re^ ^t^menpoffen, \o machten anbete m feiner $efanat bas afrilant|me
$qxpo, unb bte Stomen jiDeier angebli^er S<gleiter oes SÜbanus (unter bem 30. Ol*
tober) Hangen feltfam genug (Zobraantus unb Xabrot^us)^ um fie ffir puni[^e Flamen 5
ausg^n ^u Idnnen. Dffenoor oollte bie Sage bte $eiltgen ni^t blog tm Aant;^
gegen pmtn, fonbem au^ gegen Ae^er (Slrianer, Sanbalen) bie ftrone bes 9R5rt^»
tums fU^ oerbienen laffen. — 3m (Bartenfelbe bei ÜRainj enqaufrtet, foll ber ^eiltge
nac^ her fpSteren fiegenbe feinen ftopf felb|t an bie StStte feines Segräbniffes getragen
^aben — ein in ben SRart^rien fiq öfters finbenber 3ug, n>o^I b<mms ju erltSren, 10
bog SRirtorer, bie ben Xob burd^Snt^ti£tung gefunben, mit bem Aopf in ben $än*
ben bilblÜD borgeltellt lourben. Sn ber Stätte, bte er ft^elbft jur legten 9lu^e aus*
erfe^n ^en fou, ffibli^ oon ber Stabt. er^ob fi(^ eine ^ansfirc^e, erftmals enoo^nt
in einem gfulbif^en Kaufbrief v. 18. SDlai 758 (Dronke, C D Fuldensis, Cassel
1850 6. 12 9lx. 18). Aarl b. ®r. beftimmte fie feiner im 3. 794 oerftorbenen britten 15
(Bema^lin gaftrabe jur 9{uMpiStte (Annal. Lauriss.! Einh.3. 794 ed. Kurze 6. 94 f.);
bies gab Sniag ju einem Sceubau, ber bur^ C&sbMof 9{icu]^ 796 begonnen (Annal.
Lamp. ed. Holder-Egger 6. 18) unb am 1. IDej. 805 geioei^ lourbe (Annal.
Wirzib. MO SS II @. 240). SUit bem 9{eubau ber Jlircbe ^not n)O^I bie Um«
loanblung bes Stifts in ein SenebiItiner*JlIoHer 5ufammen. Ss lourbe im 3- 1^19 in 20
ein Stittmtift oenoanbelt, bas 1515 00m ftaikr SRosimilian I. bas ^rioilegium er«
^It. Gologttlben )n:ilgen ju laffen mit bem Silbe bes ^eiligen im 9Re|sgeiDanb, ben
Stm in ber Sanb traaenb (fogenannte Sllbanusgulben). 3m 3^^ 1^^ nmhe bas
Stip bun^ S^graf mbre^t oon Sranbenburg jerftdrt. SBagennoiiii f ($oitif).
Hlboil oon SeruIIam. VenantiuB Fortonatus, Cann. VIII, 3 v. 155, MG Anct 26
ant. IV, 1 6. 185 ; Beda, Historia eodesiaBtica g^tis Anglorum I, 7 (Vuda. t). i^olber
Srciburg 1882 @. 12 ff.); AS 3uni 4. «b @. 146 ff.; 9ioo. 2. «b 1. %U @. 81.
SIban toirb als britifc^er SRartqrer oon Senantius fjrottunatus unb im fog. Mar-
tyrologiiun Hieronymianum enoal^nt. Stnen Seric^t über fein (Enbe giebt Seba.
Ka^ bemfelben na^ er in ber biofletianifc^en CE^riftenoerf olgung no(^ als ^eibe einen ao
flie^lenben Alerifer bei fiA auf. !Dur^ ben (Einbrud feiner ^erfBnlic^feit fibenoSItigt,
iDorb er (E^ft, unb um feinen (Saftfreunb 3U retten, bot er fi^ felbft bem Xobe bor.
fOs Zm oes uRort^riums nennt Seba ben 22. 3uni, als Ort Serolamium, bas heutige
St Sllbans in gerforbf^ire. (Er enoäbnt eine prächtige ilir^e. bie nac^ SInerlennung
bes CE^ftentums bort erbaut u)urbe. 9la(^ ber Jbäteren £eaenbe biente Slban fiebenss
3a^ lang im $eere DioIIetians unb wat ber Scome bes $riefters, ber i^n betete,
Snq^ibalus. ^und.
Hlber, Srasmus, geft.l55d. — gf.^d^norr oon (Saroldfelb, (SradmuS 9(Iberu9. (Sin
Moürop^ifc^cr Beitrag jur (SJcfc^lc^tc ber ^tcformationöjcit, XreSbcn 1893, wonad^ alle früheren
^Iroeiten (ogl. ©öbecfe, (^runbrtg ber &t]q. ber beutf^en fiitterotur, 2. 9nfl., Xredben 1886 40
6. 440) oeraltet finb.
(Erasmus 9llberus, X^eobg unb Sinter, u)irb um 1500 in ber SBetterau geboren
gn unb vouäfs in bem Stäbtofen Stäben auf. 3^ 9libba unb bann loakfci^einli^ in
eilburg befugte er bie Schule, bis er bie Untoerfhät SRainj unb im 3a^re 1520
(Erasmus Alberus de Francfordia maguntinen. dioc. 19. Junij Album S. 85) 46
bie Unioerfit&t SBütenberg besog. Sieben 9ReIanAt^on unb £ut^er, beifen mö^tigen
perfonKi^ (Einflu]} auf feine Sntmidelung er no^ nac^ 3,<^Q^^nten rilnmte, toar es
(Eariftabt. ber oen jungen SRann befonbers ansog unb \hn, loie er [elbft belennt,
beinahe tn feine Sahnen gesogen ^otte. Sla^ beenbigter Stubienjeit finben u)ir i^n
als (o^Imeifter in Säbingen, bann in Urfel, wo er ji^ oer^eiratete, unb in (Eifenad^. so
3m S{mp\ jtoif^n Crasmus unb Butten trat er ,,non Lutheranus sed eins quem
docet Lutlierus discipulus'' bamals infofem juerft als S^nftfteller auf, als ein
oon ffyn in biefer Slngelegen^it gefc^riebener ^rioatbrief unter bem Xitel Judicium
Erasmi Alberi de Spongia Erasmi Roterodami in ben erften 9Bo(^en bes 3^^^
1524 (S^norr S. 13) oon frember ^anb oerdffentli^t lourbe. 9Bie m fener 3^tt^
nur Qienige ftellte er fic^ rüd^alttes auf bie Seite fiutbers gegenüber (Erasmus,
loenn er erOort, £ut^r befi^e in einem Sfinger mebr an gefunber eoangelif^er 9Beis«
^ als ber gonje Crasmus; biefem gebühre ber 9lu^m ber 9Bo^Ireben|^tt , fiut^r
288 Witt, (Ecosmus
ober fei ein fidbter bes (ü^riftenhtms , mie bie SBelt feit $aulu9 leinen befferen
aefe^n ^obe. 9ca^ einem hinen Slufentl^It bei einem iRäter ^ottftein ju gelben«
bergen umoeit $anau im Srtu^ia^r 1527 lourbe er oom fianbgrrfen oon Reffen
als ^farr^en nac^ 6prenblingen in bem bem ®rafen 3fenburg ge^brigen, an bie
5 SBetterau angren^enben £änb(Qen Dreieic^ berufen (S^non 6. 18 ff. 6. 161). mo
er in elfto^riger mbeit in itird^e unb 6c^ule Jfir Die Verbreitung bes (foangeliums
iDirfte. vlus oiefer 3^it ftammen eine SRet^e Sd^riften, bie juerft Feinen 9lamen be«
fannt machten. 6ie finb teils päbagogif^^bibaltif^en 3nbalts, loie oas SuA oon ber
S^e (aber basfelbe unb anbere bie (E^e oerbenlid^enben SAriften Silbers ogL 3B. Ra-
10 wttau, Die ^Reformation unb bie (S^t, ^alle 1892, 6^riften ber Ser. f* Slef.'Gef^.
3tt. 39 6. 77 u. 6.100), feine Praecepta morum unb namentli^ feine }um erften«
male 1534 erf^ienenen, oon urfprilnglic^ 17 bis jum 3<^^ 1^^ ^^^^ oerme^rten,
in beutf(^e 9teime gebracbten (Jfobeln Sfops (neu Qerausg^eben oon äßil^m Sraune,
^alle 1892 , Slieme^erfi^e 9{eubrude 104—107) — teiU» polemifd^er 9latur, e^riften
16 gegen (Seorg SBicel, bann ,,Som Unterfc^ieb ber eoangelifd^en unb papiftifc^en SDleg" x.
„(rine gefunbe ilemnatur, ereilt oon raftte[em (Eifer für bos fiut^ertum unb oon grim<
migem 3<'^ S^gen bie ^apiften, als 6Anftftener oft berb unb grob, immer aber ein
9Rann oon lauterfter ®efinnung unb rfid|aItIofer SBa^^itsIiebe'' (SB. Aaioerau), oer«
banb er mit feiner Seoba^tung ber 9latur unb bes 3Birfli(|en ilber^upt eine an
90 fintier ^eranrei^enbe 93oQstümu^Ieit ber 6pra^ aber au^ beren 6<^e , bie feine
Stiften aus ber SfüHe ber bamaliaen fiitteratur ^roorboben, i^ren Serfaffer aber, ber
an fid^ etioas unftät , unb ber mit oen ^dfyctn immer fi^ffer lOurbe, niiqt o^e fein
Seif Bulben in mandje mijjlic^e £age brauten unb ibn niemals ju Ku^ lommen liegen.
3loa) too^renb feines 9Iufent^Its ju Sprenblingen, oas er, toie f(^int mit ber ^aming
26 feiner (Semeinbe unjufrieben, 1539 oerlieg, burfte er Snbe 1537 unb Slnf ang bes folaenben
3ci^res 090^1 auf (Empfehlung bes fian%afen bei ber (Einfii^na ber SReformonon in
ber 9leumarl mitoirlen. 3laä^ feinem Sikug aus Sprenblingen fc^eint er beinahe jioei
3a^re lang an oerfAiebenen £)rten prioatifiert m ^en. Snbe 1542 lOurbe er bann
^uperintenbent in 93ranbenbura , muMe aber e^r balb feinen bortiaen ®eanem na«
80 metülic^ im 9late oeic^en unb oe^ab fi^ nad^ Wittenberg. $ier fd^rieb er eine feiner
befannteften Schriften, bie, mit etner Sorrebe £ut^ oerfe^en, 1542 bei ^ns £ufft
in SBittenberg erfAien : „Der Sarfu^er äRonAe (Eulenfpiegel unb Sücoran". Das ^a^r
barauf ourbe er ipdtor in feiner $etmat in Stäben in ber SBetterau unb promooierte
als fol&er am 11. Öttober 1543 in SBittenberg 3um Dr. theo!., ging aber f6on na^
36 einem ^o^re als Pfarrer mi) Saben^aufen m ber (SraffAoft ^anau<£i^tenoerg, mt>
er jebo(^ alsbalb in ^ftiae Streitigtehen geriet, bie ibn in einen fAtoeren Seleibigungs«^
projeg oenoidelten, fo oan er auä) biefe Stelle nac^ laum einem ^obre oerlaffen mume,
um nun oöllig oerarmt unb mit bitterer 9lot ISmpfenb oon neuem in SBittenbera eine 3u«
flu^t Vi fumen. Sei £ut^er unb na(^ beffen Üobe in SRelan^t^ons $auTe fanb er
lomfnaqme. Die ^Öffnung, tn iRot^enburg an ber Xauber, mo^in man i^n wem 1546
berufen batte, ein oauernbes Unterlommen 3u finben, erfällte fic^ ni(^t. äÖeil er ba^
mals Ieu)enb mar unb oiellei^t auA^ allsu f(^roffIut^erif(^ aufgetreten mar (propter
aliquot Articulos, ogl. (5g3l 1895 6. 693), muroe er nai) fünf SBo^en, wenn au(|
el^renooK, toieber entlaflen. SBieber finben mir il^n in SBittenberg, bann oorfibergebenb
46 in Sranbenburg unb fieipjig, unb im 3<^^e 1548 in iDlagbeburg, b. ^. in ber 3eit,
in ber aller Slugen auf bie ftanb^afte eoangelifc^e Stobt aeriAtet mar, oon ber aus
gegen Aaifer unb 3lziä) unb il^r 3nterim ber mutige Aampf aufgenommen mürbe. Unb
$[Iberus ^riff mit ber gansen Cnergie unb Si^rfe feiner $erfönli^ieit in einer 9{ei^
oon Strettfqr^en, in Serfen mie in $rofa, in ben ilamof ein unb f^nte mä^r feine
60 t^eoIogif(^en C&egner. oor allem Slgricola, noi) ben „3uoias" SRori^ oon SaAfen unb
ermunterte burc^ geiftlii^e unb meltlic^e £ieber bie belagerte Stabt (ogL 3B. ftamerau,
(Erasmus Süberus in SRagbebura in (Sefdbic^tsblätter für Stabt unb &inb 9Ragbeburg,
28. 3al^rg. 1893). Dafür traf t^n im mot>, 1551 oon neuem bie Serbannuna. 3Uäi
einem einjährigen SBanberleben in Hamburg unb £übed mürbe er am 19. Dft. 1552
66 mm ^rebiger an ber SRarieniir^e 3u 9teubranbenburg unb jum erften Superintenbenten
bes £anbes Stargarb ernannt, ftorb aber f^on am 5. 9Rai 1553^ nac^oem er bis in
bie le^en Zage feines £ebens an einer erft brei 3^^e na^ fernem Xobe ^aus«
8eIommenen Streitf^rift gearbeitet ^atte, bie man fein Xeftament nennen barf : „äBiber
ie oerflud^te £^re ber (Eariftabter, SBiebertäufer, Stottenaeifter, Sabamenttafterer,
60 S^fi^änber, aRuftcoerSd^ter, Silberftürmer, Seqerfeinbe uno Sermflfter aller guten
nifr, (EiQsmttS Whn, 9Rttlt^ 289
Oi^nutm''. SIeibenberen 9Bert als btefe Ae^ergefc^i^te, in bie fibrigens ni^t utUDic^ttge
inliqe Crinneningeii eingeflößten [inb , ffcSoen feine fißliegliß noß ju enoo^nenben
[eijtli^en Siebet (Qemusgeamn oon Sttombetger, ^oUe 1857), oon benen naß
jnons sttoerläffiger Unteifußung (6. 105) Qnerbin(|S nur oier mit Sißer^it i^m
Sugefßrieben neroen ISnnen. barunter bos bdannte ^immelfo^rtslieb „iRun freut (Euß 5
fiottes ftinber aü." (Ein Serjeißnis feiner 6ßriften bei (Bobede a. a. D. 6. 440.
Saju bie 9laßtrSge unb Serißtigungen bei 6ßnorr 6. 222 ff. tiit9h9x ftolbe.
Wber, SDlatt^aus. gfision, Sironila üon SReutlinaen, eb.8acmeifterl862; grifßlin, Me-
moria theoLogomm Wirtemb. 1710; IBeger, Umftänbltc^e ^Relation (über bie äteformation in
9ieutnngeit) 1717; d^a^Ier, S)enfn)ürbigteiten ber 8iei4dftabt 91., 1840; ^rtmann 3., SJlatt^&ud lo
mUx. 1863 (Hnjeige Don Sttim, $r. StS- 1863, 857; ^aaenmann, 3b^ 1870, 553); 9311.
f&M. 1889, 79. 1893, 24 ; Sttim, 2)ie Stellung ber fßtoöbifc^en IHrßen }ur jnHnglifß^utl^e«
rifßen Bpaltm^: %fi. 3$üßer t>. fßavLx u. Srfler 1864/55; föurttb. ^rßengefc^ic^te 1893;
Sottelft, ^ani» Sc^abin, $rogrontm bed (&\)mn, Sieutlingen 1892/93: 93offert, Xer ffttnU
(inger 6ieg 1524, «armen 1894; koffert, Interim in fBurtt., ^aDe 1895. 16
9R. Hlber, munbartliß üulber, ber ,,fiut^ Sßmobens", entftammt gleiß ben
meiften Reformatoren Sitoobens Sreni, Slarer, 6ßnepf , £aßmann, einer anoefd^enen
mo^I^obenoen reißsftobtffßen Sflrgertonilie uiti) ift ju Reutlingen ben 4. I)e3ember
1495 geboren. Sein Sater 3oboIus Silber, ein (ßolbfßmieb, burß fein ®emerbe oielfaß
mtt ber Airße unb ber (BeiftliAIeit in Sme^r gebraßt, beftimmte ben 6o^n ffir oen ao
aeiftlißen Stanb, mürbe aber burß eine Seuersbrunft 1602 in [einem 9Bo^Iftanb ge«
Ißabigt, mes^alb fein 6o^n, naßbem er ber Reutlinger Sßule emmaßfen mar. ju mei*
terer Stusbilbung in Sßmabifßo^all, 9lot^iAurg o. b. X. unb Strogburg fein Srot
oor ben X^firen erfmaen mugte. IDlit feß^n 3<t^^n mürbe er ^^u^ebilfe unb
jUntor in ^iner Saterftabt, bejpg aber im Rooember 1513 bie Unioerfttot Xfibingen, 25
mo er neben feinem Stubium unter Srafficans £eitung an ber fiateinfßule unterrißtete.
1516 mürbe er Saccalaureus, 1518 SRagtfter unb fofort auf bie neuaräriinbete ^rebiger«
ftelle in ber SRodenlirße feiner Saterftabt berufen, erhielt aber, moQi auf SRelanßt^ons
Smpfeblung» einellnter^^ung, um noß brei meitere 3<^^ 3^ ftubieren unb |um 9lb'
Wm oie iBfirbe eines Dottors ber Zbeolooie ju ermer^n, bie meift fflr $r&oQaturen so
oeforoert mürbe. Da bie ftreng fßoMuße Rißtung ber t^ieologifßen gdultät in Xfl<
oingen unter 3^b fiemps gru^rung ^wer je j&njger {e meniger jgjifagen moßte, auß
an eine ^romooierung jum Dr. th. nißt beulen heg, manbte fiß mber naß gfreiburg,
mo er am 1. 3^^^ l^^l in[!ribiert mürbe. Sluß Qter balb enttaufßt, lebrte er naß
$au|e mAd unb übernahm nun bie ^räbilatur, bie er als Sln^änger £ut^rs mtt 35
Sreimut unb berber ®erab^eit oerfa^, inbem er nißts als bas Kare SBort (Bottes
)n»big[te. Sein SBort jfinbete mSßtig unter ber Sfirgerfßaft, bie fAon Slnfana 1523
einen Sriefter „oon ber Sippfßoft ber Slntißrifts" oon ber ftanjel noite unb fiß am
litterarifßen itampf gegen ote alte Airße beteiligte (ber fpotere Staotjßreiber Seneb.
C5re^inger 1523 unb oer SSder ^ans Staqomaqer). Sßon im SMibi(ßr 1523 mar 40
Vfbm Ruf 3u SvingK naß 3&rtß gelangt, ber am 19. äRarj einen Sriefmeßfel mit
Xlber begann.
Der bmm berufene Pfarrer jlasp. SBöIfflin mugte bie ^offnung anheben, bas
alte Airßenmefen aufreßt ju ^Iten, tm Sarffi^erllofter mie in ber oenaßoarten Aar«
tau{e C&flterftein fanb bie Reformation Soben* bte lateinifße SReffe mit ber O^renbeißte 45
fiel um Oftem 1524. SRs fiß nunmehr ber Sifßof oon Aonftans, (Erj^erjog gfer*
oimtnb uiü> ber Sßmfibifße Sunb jum Sßu^ ber rSmifßen Airße in Reutlingen er«
boben unb mit Sann unb Strajjenjpene oorgmgen, magte es üloer mit Alara Säur
\U^ 9ffentIiA }u oere^Men unb muqte im Dejenmer 1524 burß gemanbte, ebenfo mi^i^e,
mte mflfenfßqtliß ^rfinbliße Sertetbigung feiner £e^re oor Dem Rei^slammergenßt so
in (Eglingen feine meifpreßung ju ermirlen, um ber römifßen Airße eine enq^nbliße
Ri^mage ju beretten. SBas £ußer in SBorms ffir Deutfßlanb get^n, bot Silber
in C^Iii^en fflr Sßmaben erreißt. Sein (Einfluft mu^e in Reutlingen bie Störungen
ber Rcformotton burß ben Sauenärieg, bas !tau|ertum unb ben 9[benbma^Is[treit fem«
iubaUen. 3m Sauemirieg blieb Reutlinaen nßtg. Die Sbt , mie ülber bte X&ufer, 55
befonbers bie aus (Ehiingen gefifißteten. ourß einae^enbe Sefe|rung unb milbe Se*
(oiiUung unter SBabrung ber eoangelifßen greibett flbermanb unb miebergemann, ift
meifter^. 3®ingli, ber in feinem Srief an ^Hber 00m 16. Rooember 1524 mm
erftennial mit feiner ^enbmo^lsle^e in bte £)ffentlißleit trat, hoffte oergebliß Silber
MtaMhK^nppähit fttr Xfttoloqit unb ftlrc^t. 3. %. I. | g
290 Hlbcr, aRoif^atis
3U getDtnnen. Denn Silber tdqx bas SCbenbmol^I eine (Babe tote fiut^, bem geoen«
läer er ober feine oolle Unob^^igfeit nwi^rte, inbem er ben Q&enug ber Unglfittbtgen
unb bie lolde (Segenoort bes fietbes in ben (Elentenien ablehnte.
SBenn Silber feiner Hinneigung ju fintier bur^ bie oon i^m mo^ oeronla^e
5 JRotsbotfAoft ber 9leutlinger im Sejember 1525 Haren Slusbrud gab unb bie Ser«
" " ■ ' ^ te, bie " '
binbung yleutlinaens mit ber SBütenberaer ^{eformation anbahnte, ote fiutter ju bem
freubigen Selben oom 4. 3<ntuar 1526 Snlaj; aab, unb 1528 fi^ mit feinen t^-
logifA iDteberum (elbftftanbig gebauten Slxiomen Aber bos Slbenbma^l bem Sorlonqifer
bes fiut^ertums tn S^maben, 3<>^* Stenj, bem Serfafjer bes Sqngromma, an bie
10 Seite ftellte, [o blieb er bo<^ ftets in freunblic^er Serbmbung mit ben oberbeutf^n
(^eunben 3^Wi^r ^I<n:er^ Su^er, Sopito u. a.
3n Sleutlingen ging bie Sieformation unter Silbers fieituna rfiftig oonofirtsj 1526
n)urbe bie SReffe auq im Sarfflgerllofter abget^an; 1531 eine Air^enorbnung mtt pres«
b^terialer fieitung (brei oom 9lat, brei aus ben H^reb^em, feAs oon ber (ßemetnbe)
Iß unb 3u4torbnung gef^affen. 3®ar begann ber Sif^ oon 5ion|taiu 1528 einen neuen
^rojej} gegen SlCber uno alle oere^elid^ten ^rieHer in Steutlingen beim 9{ei(^sfammer<
Serid^ty braute auc^ Silber in Slc^t unb Sann, (wer ber ^rojeg oerlief na^ Dem 9tfim«
erger Sleligionsfrieben 1532 im Sanb. Unter Silbers (Einfluß wmtt Reutlingen 1530
bas SlugsburgifAe Sefenntnis vi unterfc^reiben unb seiote oor allen Stei^mMen ben
20 entfc^lojfenften 9Rut, inbem es lelbft ben beu)afhteten äBtberftonb gegen ben i%aifer gut«
|ie|. t>xt Sl^tung, xotl^t Silber genog, jeigt (ic^ barin, bag ^erjog Ulri^ oon SBurt*
temberg i^n nac^ ber (Eroberung feines fianb^ 1534 na^ Stuttgart berief um im Säger
^ preoigen unb bie erften Schritte mt Reformation eii^eiten, eine blewenbe Stellung
m ber u)ürttembergif(^en ilird^e Id^nte Silber cib. S^m Slbf^lu]; ber ftonlorbie jog
25 Silber im 9Rai 1536 mit ben Oberbeutf^en na^ 9Bittenberg, xoo er auA am 28. 3mx
über bie Zaufe orebigte. Sluf bem Uradber (Söfeentag ben 10. September 1537^100
bie f(^mSbif(^en Reformatoren fiber bie Silber tn ber jtir^ oerbonbelten, riet snber
3U oorfi^tiger Sefenigung ber Silber unb SlltSre, wtl^t ber 9Rdfe bienen, mit fpfiter
bie (Erbaltung ber lir^li^n jtunftaltertfimer in Slaubeuren oal^d^einlie^ Slbers Ser«
so bien[t ift. Wt ^ofymn gforfter nmrbe Silber 1539 oon ber tbeologifAen gfalultBt in
Xfibtngen ^m Sottor ber S^bgie Ireiert gforfter ftanb in fnniger grreunbfAoft mit
Silber unb Reutlinger ^ebigem, empfing au(^ in Reutlingen bas Slbenbma^l, ba ^QrQgio
in Zflbingen i^m als 3Q>inglianer galt.
Das 3nter{m, gegen wtlä)ts Silber fi^ Iroftig u)e^rte, trieb ben oerbienten
35 9Rann aus feinem Slmt unb feiner Heimat. Slm 17. Sluguft 1548, jmei Xa^e oor
ber erften SReffe, na^m er feine (Entlaffun^, fanb aber Slufna^e bei $erjog Uln^ oon
SBflrttemberg^ ber i^n als Ratgeber bei ftA behielt, bis er ^n Snbe 1550 jum Stifts*
prebiger in (Stuttgart unb jugleic^ jum CDeneralfiq)erintenbenten Aber einen ber oier
neuen Sprengel beftellte. fortan entfaltete Silber eine reic^ aefegnete SBirIfamfeit als
^Srebiger, in ber er audb gegen Slberglauben unb $ exenoerf olgung auftrat, unb im
Air^enregiment. SJlit ^renj, ber 1553 Stiftspropft unb bamit oberfter fieiter ber
tofirttembergifc^en Air^e geworben u)ar, innig befreunbet tro^ ber Slbmei^ung Silbers
oon ber lloiquitätsle^re unb feiner Slbneigung geaen bie neuen gformulierungen bes
®egenfa^es gegen ben ^^ilippismus , arbeitete mber an allen fi^nsfiugerungen bei
^5 neugeorbneten Äir^e SBürttembergs, ber confessio Wuerttembergica, ber Sifitations*
orbnung unb Ain^enorbnung oon 1553, am SBormfer Religionsgefpräc^ 1557, mit
3n ben Sitten bes ftonfiftoriums erfc^eint er fiberaK unmittelbar nad^ Srenj ober in
beffen Slbn^efen^eh als erfter Sotant. Snbe 1562 ober Slnfang 1563 lourbe Silber ma
erften eoangelif^en Slbt bes reformierten unb 3ur Schule umgeftalteten Abfters Smu«
^^beuren beftellt, mo er fi^ aber bas SRigfallen bes $enogs jujog, wtü in ber Ser<
nmltung 3U menig gefport unb bie Sllt&re unb Silber erbauen mürben. $ier ftarb er
hirje 3elt mi) Srenj (11. Sept.) ben 2. Dejember 1570.
Silber, ein tü^tig gefc^ulter, aber nic^t originaler X^eologe, gemtnnt bun^ feine
oerfo^nli(^e 9Rilbe bei allem (Emft gegen Irrtümer, burA bie (Semanbt^eit unb Araft
"'^ in fetner SBirIfamleit, burc^ bie £auter! eit unb bismeilen Serbe (ßerab^eit feines SBefens,
bur^ ben ungemeinen SRut unb bie Sefonnen^it in ben fAmerften fiagen. Sea^tens*
mert ift fein SBort, als er fic^ 1560 oor ^erjog (£^riftop9 über feinen SBiberfpru^
aegen feines (l^eunbes Sren3 Zbeologeme rechtfertigte, er fei frü^ aus Rüdfi^ten
ins Unterf^relben geraten, mos i^n aber nac^ge^enbs fe^r gerauen (gereut).
CO i». »Offert.
Wbert mint »er @ro|e 29t
Xtttrt, ®egeiqxq>ft 1102 f. ^af(^alt$ II.
Wbtxif ber (Sroge, aeft 1280. 2>te tneiften «Berte 9.9 erf dienen juerft einzeln: bie
Smmna theol. )u I9afel 1507. Jline ({eboc^ ni^t aOeiS tanbf^riftlit^ Dor^anbene, §inaegen manC^ed
uite(^te ent^altenbe, übeT^au|)t untritifd^e) Sammlunq berfelben ebierte Petr. Jammy, Lug-
duni 1651, in 21 gfoCiobb. ^ie ©d^rtft de vegetabilibus gaben ^e^er unb Reffen befonberd 5
^etaud, ^rl. 1867. ^ie befte Sioorap^ie f. in b. Scriptoree ordinis praedicatornm recen-
siti, inchoay. Jac. Quetif, absoly. Jac Ecnard, Tom. I, Par. 1719 (p. 162—171), tt)o man
aud^ bie filieren Siograp^en (namentlid) Ludov. de Yalleoleti, Petr. de Prussia unb Ra-
dnlph. deNoviomago) angeführt unb d^aralteriftert ftnbet (p. 789, 866, 871), augerbem eine
ÜberfiAt über «.« ©(firlften, fowle bcrcn doblceS unb Äu8ag. (p. 171—183). 5Son neueren lo
@4riften über 91. unb feine Seigre finb }u ermft^nen: Poucnet, Hist des sciences naturelles
an mojen-ftge ou Albert le Qrand et aon ^poque, Par. 1853 ; 9[. 3* ®* Su^Ie, De fonti-
bus uiide Alb. M. libria suis XXV de animalibua materiem hauBerit (in Comm. soc.
Gotting. voL XII) ; t)on Sßtaxttni, Über bie Don 9[. Wt, ermft^nten fianbtiere (im Vrc^. f.
«ahiraef*., Sa^rg. 24, ©b I @. 123 f.. ogL Sa^rg. 33, »b I @. 95 f.); 3. ©ig^art, «Ib. iß
9^., fem fieben unb feine Siffenfd^aft, SRcgen^burg lö57; Soel, b. ^er^filtnid 91. b. ®r. )u
^ofed SJlaimonibed, Sredlau 1863; ^aneberg, 3ur ©rlenntnidle^re t)on 3bn 8ina unb
911b. "St. (in b. 91b^bl. ber pbilof.'Ptilol. Stl ber l ba^er. 9(fab. ber ^iff. XI, 1, ^ünc^en
1866 (S. 189 f.); O. d'Assailly, Albert le Grand, Par. 1870; SR. ©teinf^nciber, 3um Spe-
colum astioiiomicum be« 91. Vt. (in b. 3eitf(^r. für 9bt(. u. $(^f., 3a()rg. 16, S. 5, 1871 20
6. .S57f.). t). ©ertling, 91. TO., ©eiträge »u feiner «ürbigung, geftft^r., Äöln 1880; 91. 3R.
in ®ef4i(4te unb @age, ?$e^4r. %wc 6. etihtlarf. feined Sobei»tagei», ebenbaf. 1880. $gl.
auc^ 3r. 3. Don ©ionco, Xie alte UniDerfitfit ftöln, %. I, 1855 ; ^te^er, (»t\ä^. ber laotanil,
Sb IV, ftönigdberg 1857 6. 9—84; $reger, (&t\d). ber beutfc^en ^ftil im ^9(., %, I,
fieipsig 1874, unb ben 9Irt. t)on 4>ertling in ber 9lb93, »b I, fieipjig 1875 (S. 186—196). 26
SQbert ber ®roge (Sübertus ^Slogans), ber etgentItAe Segrfinber ber bur^ bas
(Einbringen ber gefdmten ^fiilofop^ie bes Slriftot. im 13. o<$^- ^rbeigefü^rten Slüte
ber S^afHI, foinie ber n)tnenf(90ftli4en 9{t(^tung innerQoto bes ^rebigerorbens, ift
— oon ben eigentli^n SMtilern obgefe^n — ber größte DeutWe unter ben JJmIo*
fop^ unb X^oloaen bes SRitteloIters, oon benen i^nmca nianqe tro^ feines S^orf^ ao
fiitns on f^ftemotifi^r Segobung, Selbjtftanbigleit, ^olitdiftimit unb 5llar6ett im
3>enten fibenooten, leiner aber an Selefen^eit unb gfülle bes SBiffens. db ftammte
Qus bem (Sefd^le^te ber (Eblen oon Sollftfibt unb morb, unroeit bes SAMes feiner
seinen, in ber Stobt fiauingen int baQeriUen Sc^maben (in ber !Di9cefe Augsburg)
1193 g^ren. 3n^abua, n)o^n er fi^ begeben ^otte, um bie artes liberal, ^u ftubieren, 35
uKtrb er um 1223 burc^ ben SBeftfden ^orbonus, ben erften Senerd na^ bem Stifter,
für ben Dominüaneroroen oemonnen. Dag er oorber in ^[knris, naA^r in Bologna
ber SBiffenf^oft obgelegen, ift niifi bezeugt ; mo^I aber, ba| er einige ^ol^e na^ ferner
(Einfleibung mif £eutf(^Ianb suradgemnot mürbe, um in ben 5lonoenten bes no^ ganj
jungen Oroens in ilSIn, ^ilbes^eim (mo gerabe bamals — 1233 na^ Petr. de Prussia, 4o
Vita B. Alberti, p. 90 ed. Antverp. 1621 — ein ,.conventus aedificabatur"),
gfreiburg i. Sr., 9{egensburg. Strasburg, enbM (etma feit 1243) mieber in ilöln bte
Stubien ber Srflber 3U regeln unb eine 3^tt "ing als fle^er („lector") 3U leiten.
3n il3ln, mo^n er immer f(^liegli(^ mieber surüdfgefe^rt ijt, mürbe bamals }um erften»
mal X^omos oon Squino [ein S^W^^f unb mit biefem ging er 1245 m^ ^aris, um 45
fi^ bie SBfirbe eines 3Ragtfters ber Z^eologie 3U enoerben unb in bem Orbens^aufe
St ^Mb als magister licentiatus a cancellario Parisiensi bie oorf^riftsmögigen
fteologifc^en Sorlefungen unb !Disputationen 3U galten. Sla^ oollenbetem breijö^rigen
jfurfus marb 9. im $erbft 1248 mieber nac^ ilöln gemiefen, nunmehr als Primarius
lector unb regens ber injmif(^en ju einem,, Studium generale" (P. de Pruss. 1. 1. 50
p. 102) ei^obenen Orbensf^ule. Sr lebte jeboc^ auq^ als fru(^toarer S^rtftfteller
feinem Seruf, unb anbererfetts beteiligte er fi^ (befonbers bur^ ^rebigen) audEi an ber
proftif^n !l9&tigleit ber Srfiber. 1254 oon bem 5lapitel in SBorms 5um Orbensgeneral
für !Deutf(^lanb enofi^lt, mar er palei^ auf SIufreAterbdtung ber cerimonialen unb
fittli^n 3114t beba(^t. 311 Sfu^ ]o^ ^^ ^^s guten Sein)iels meaen behufs ber SBifi« 55
tation ber i^ unterftellten 5ll9fter nörblic^ bis na(^ $olftein, meftli<^ bis naA Srabant,
ffibM bis na(^ £)ftenei(^ oorgebrungen fein (f^merli^ aber fam er na(^ ^olen, mie
ber Serf. bes faljdbtt^ i^m oon 3<iiniii9 beigelegten ftommentors jur ^olitif bes Slriftot.).
flttger^alb DeuW^lanbs bem Orben 3U bienen, fanb er oon neuem Slnlag, als er 1256
oon Slesanber IV. an ben päpftli^en $of in Slnaani berufen mürbe, um bes SBi^elm go
0. 61 Smour (bes $au)rtoertreters ber auf Slusf^liegung ber Settelmön(^e oon ber
IVJ*
292 fOknt bor ®ro§e
^orifer UntDerfitat bringenben gartet) foeben in Utnlouf gefegte 6(^ ,)de periculis
novissimar. temporum'^ 3U tDiberlegen. 2)09 Su^ toutbe oentrteilt. 9Benn 9. bei
biefer (Gelegenheit loiifli^ sunt Magister sacri palatii (b. ^. pm popftlid^n $af<
t^eologen) ernannt n)urbe J[o iann et biefes Xmt ni^t lange beueibet Reiben. Denn
6 na^ etner Urhinbe 00m moxi 1258 befanb er \iSf um biete 3^^ oieber in ftSIn. 3ni
3. 1259 mo^nte er bem (u. a. mit ber (Entroerfung eines Stuoienplans für ben Drben
Si^ befaffenbetO SeneraHopitel in Salenriennes (in (Jfl<nibem) atif n)el(^es i^m fibrigens
)ie £aft bes ^rooinjialats abnahm, ^er oon biefer iaum befreit, nuirb er 1260 oon
9Ies. lY. genStid. ben bifc^öfli^en Stu^I in 9{egendbutg einjune^men. Do^ gelang
10 es i^m, na$ ys>tx t^oÜfttn (^ytumultuum bellicorum, quibus episcopi Oermani in-
volvuntur, pertaesus'S Scriptor. ord. praedicat. I, 162, Par. 1719) au^ bieje
äBflrbe unb Sürbe mieber los ju roerben, fo bag er fortan fiA ber SArif^eUerei unb
bem Orben mieber ungeteilt n)ibmen lonnte. (Sr lej^rte naA ftöln in fein JUofter 3U«
rüdf, roel^es er jeboc^ minbeftens bis 1267 jeitiDeiiig mieoer i)erlie|, DOtjfigu^ um
i5 9Bei^ungen oon ilirc^n unb SlUoren oonunemnen (fo in jlonftanj, oolmar, 9l&ftriAt
unb befonbers in ber jlblner Diöcefe). 3n SBfirjburg unb in ftöln ^at er HA ab
grriebensftifter in ben ^änbeln mit bem Sif^of beijiD. (Erjbifd^of au^ um bie Suraer«
fi^aft als fol^e Serbienfte enoorben. 9ln bem ilonjil 3U £9on 1274, beffen Serutuf
er allerbings genau gebnnt baben mag. fyd er nid^t teilgenommen; bogegen f^int er
20 {i^ in ^09em Snter no^ einmal mq ^toris begeben 311 ^oben (AS aRorj 7. Sb
6. 714), um bes bereits oerftorbenen X|omas 0. SI. Drt^obosie perfbnIiA ju Der»
teibigen. (Er felb[t ftarb, 87 3abre alt, am 15. 9loo. 1280 unb nuirb in bem (Oor
ber DominüanerhrAe in Jlöln, ffir ben er einH bie Sauloften beftritten platte, he*
iiraben (fpöter muroen feine (Sebeine in ber ^nbreaslir^e beigefe^). (Tregor XV.
pra<^ i^n 1622 ijiDar ni^t ^eilig, aber boA feiig.
SHs £e^rer unb S^riftfteHer betrieb %[. bie 9BiJfenf(^en in einem Umfang, ber
feinen (Ehrennamen »^doctor universalis'' im 3Runbe oer (Sele^en als loo^berbient,
(eine Sejei^nung als !^a\ibtttt im SoIIsmunb, jumal im ^inblid auf feine notur*
rDiffenf(^aftIid^en ftenntntffe unb beren ^nraltifdie Senoenbung, als erüSrlid^ erf^einen
30 I>. Seine gro|e ^aufüleiftung roar bte Sluff^Iiegung bes gefamten £e^eb&ubes bes
Smftot. für bas Serf^nbnis ber gelehrten aRttroelt unb nS^ften 3la^t% ni^t oer<
mittelft einer neuen llberfe^ung, auA ni^t (in ber 9Beife bes SHex. ^cM-) oermittelft
einer blogen Senu^ung f&: bas t^eologifqe Softem, Jonbem Dermtttelft einer um*
^reibenben, erlautemben unb bie £flden ergSnjenben 9tqnrobuItion nebft eingefi^en
35C^Iurfen, in ber %uptfa(^e auf C5runblage ber ti^m oorliegenben , aus arabif^n 95er«
fionen gefloffenen Übertragungeiv foroie ber arabifAen Kommentatoren. 3^em ^^wtdt
iiemSg tragen feine betreffenben (^cQriften grögtentei^ bie Xitel ber entfin:e4enben arifto*
elif^en S^riften (3. ^. De praedicamentis ; Super octo libros Physicorum ;
Libri XIII Metaphysicorum ; In decem libros Ethicorum etc.), 3um Xeil f äffen
40 fie aber bei Slriftoteles unb anberen 3^^f^^utes ndft eigenen Seoba^tungen unter
neuen S^iteln 3ufammen (3. S. De Mineralibus). 3n ber Deutung ber ariftotel. 6a^e
f^Iie^i fiä 91. bauptfa^Iid^ an Sloicenna an, auA in ber (310. Sleolism. unb Stomind.
oermttteinoen) £e^re oon ben Unioerfalien, roel^e na^ i^m ante res als Urbilber im
göttli^en Serftanbe finb, in rebus als bas Gine in ben oielen einseinen !Dingen, post
45 res oermöge ber SIbftraltion. bie unfer !Denien ooIl3i^t (ogl. ieboc^ ^rantl, Q5efq. b.
£oa. im ^enbl. III, 89 f.). Dabur^ ift niAt ausgefAlojfen, bog er nebenbei boc^
auq ^latonif^es, Steuplatonif^es unb (T^riftlti^es in oos ^riftotelifdbe bineinbeutet.
Slo^er ,,Simia Aristotelis^' tft er aber ni^t. !Denn bie £e^re oon ber Sioigleit ber
SEBelt (a parte ante) oenoirft erj nirgenbs oerföumt er, roo 9lrijt. me^rbeuti^ ift, fi^
noeine beftimmte Sluffaffung an3uetgnen, unb befonbers in getotflen natunotffenfd^aft«
li^en SArifteiK mte ,,de natura locorum'S 9^t er oölltg imx benfelben hinaus.
£eMere oat iqm n)egen feiner 93ermutungen über bie Sebtngungen ber Ilimatif^n
Unterf^ieoe bie Slnerlennung 91. 0. $umboU)ts, feine S^rift „de vegetabilibus et
plantis'' bie SIAtuna bes 55otaniiers URe^er eingetragen, ^er freili^ bei fetner oor«
&5 miegenb Iomf)iIatorifqen 9Ret^obe bleibt bte Slnnoi^me mogli^, ban er, loie noc^islü^
faft ieben pbtlofopbif^en 6a^, au^ bergleii^en „(Entbedungen" (cais uns unbebinnten
orabifAen uueUen) entlehnt ^at.
9l., ber groge Aomptlator unb „Stofflieferant", ift nun aber ni^t nur ^bilofop^,
9laturforf^er unb SRat^matiler, fonbem, mennglei^ nt^t in erfter £inie, ouq !£^<
CO löge. & ift es f^on als Vertreter ber 9Retap^9fti b^ Stagiriten, wd^ biefer [a
Xltert ber 0ro#e 293
felUt als ^.X^Iogtf ' bese^net. 3ft er dfo al$ Slriftotelifer X^olog, \o ift er bo<^
noq eittfAtebener aU X^ologe Slriltoielifer, f^on htfofem er oon ber (Erfahrung aus«
oe^n mm, aber aud^, infofem er ben losmologifd^n Setoeis für bas Dafein (Sottes
oeooi^ugt unb tn[ofem er flber^tqit ben Slrinot. hn roeiteften Umfang 3ur Verbeut*
li^ung unb (Sr^örtung ^riftli^ bogmatif^er So^e ^rbeijfe^. (Eine gfolge feiner Ser« 5
fnflpfung bes ^riftotelismus mit oer red^tol&ubigen !QeoIoaie ift bie, bo^ er allent«
^Iben feinen Philosophus x. i. fo c^riftti^ ort^obos erfd^einen l&|t, o& es irgenb
ongtna. 3nbejfen auf ber anbem Seite meig gerabe 91. bie eigentliche xi^eologie unb bie
f[9uo|op^ie Jqfirfer oon einanber ju unterf^e&en, als oor i^ namentlub Slnfelm. Son
feinen ni^tmeologif^n 6<briften ^aben t^ologif^es 3ntereffe namentlich oie brei Sucher ^q
de anima (opp. t. III) , bas Su^ de unitate intellectus contra AverroSm (t. Y)
[Unfterbli^ieitl; bie beiben Sfl^er de inteUectu et inteUigibili (ib., (Entrfidung ber
oeele in ®ott) unb bie Schrift de causa et processu universitatis a causa prima
(ib.y SBefen Gottes unb 2BeItemanation). Seine t^Iogif^en Sd^iften finb teils
jlommentare jur ^. 6^. (t. VII : in Psalmos ; t. VIII : in Threnos Jeremiae, 15
in libr. Baruch, in 1. Danielis Proph., in XII Prophetas minor.; t. IX: in
Matthaeum, in Marc; t. X: in Lucam, ooju nod^ lommen [t. XX]: Super
evangelium ^^Missus est'' [Lud, 26!.] quaestiones GCXXX [bos f. g. Mariale] ;
t. XI: in Joannem, in Apocalypsin), teils ^rebigten (t. XII: Sermones de tem-
pore; orationes super evangelia Dominicalia totius anni; sermones XXXII de 20
sacramento eucharistiae; de muliere forti na^ Proverb. 31, 10 f.), teils mo«
ralifc^ unb asletif^e Xrattate (t. XXI: Paradisus animae sive de virtutibus unb
de adhaerendo deo, toel^ Sd^rift ibm neben bem ftomment. jum Sreofxiaiten unb
ber a. Vb^. de inteUectu etc. eine Stelle unter ben aR^ftilem fi^ert). Sorjfiglic^
lommen (wer in Setrac^t bie eigentli^ bogmatif(^en 93erfe: 1. bie Commentarii in^s
Dionysium Areopag. (t. XIII); 2. In libr. IV magistri sententiarum (t. XTV
bis XVI), mo er inSsffen ni^ unmittelbar bie eigenen, fonbem juna^ft feine Sfaffung
ber 9nftd|rten bes £ombarben entmidfelt; 3. bie Summa theologiae (t. XVII uno
XVIII), meiere fein eigenes SQftem enfl^tt, jeboc^ mi^ ber fie^e oon ber Sfinbe ab«
bri^; 4. bie Summa de creaturis (t. XIX), ,,divisa in duas partes, quarum so
prima est de quatuor coaevis, seil, materia prima, tempore, coelo et angelo,
secunda de homine''. Daju lommen no^ bie Sb^nbl. 5. de sacrificio missae
unb 6. de sacramento eucharistiae (t. XXI).
9. befiniert bie X^ol. als scientia de bis, que ad salutem pertinent. 9la^r
tfl fie i^ eine sc. practica. !^wox ge^ fie aus auf bie 9Ba^r^it, jebo^ ,, verum ss
quod inquirit de deo et operibus ejus, inquirit non ut verum simpliciter, sed
ut summe beatificans, in quod referat totam pietatis intentionem in affectu
et opere" (S. th. p.I, tr. 1, qu.3, m.3). Sie ftütet fic^ auf bie bur* bie flbemat.
Offenborung ober bte ^I. S<^r. bebingte (Slaubenser^o^ng. Denno^ er9eif(^t au^ fie
ein Seioeisoerfal^en, meil bie Gläubigen bur^ Setoeife in ber (Erlenntnis ber SBa^^it 4o
beftfirit merben, meil bie noc^ nic^t gISubiaen (Einföltigen bur^ flberseimenbe (grünbe
im (glauben gebra(^t merben, enbl{(^ meil bie unglaubiaen nur burd; Semeife ^u
Ifyctn Rnb (ib. tr. 3, qu. 15, m. 3, art. 2). ®ott felbft lann ni^t oollftanbtg
.fen, aber bo^ oon bem erlennenben (Seifte berfi^rt merben (attingi potest in-
teUectu, sed non comprehendi, ib. tr. 4. qu. 18. m. 3). !Den zlusgangspunÜ 46
bilben bobei bie gef^Spfli^n Dinge als SBmunaen oer f(^9^erifc^n Urfa^e, nä^er
bos vestigium C5ottes tn allen 5treaturen unb bte imago (Sottes in unserer Seele,
01^ aber bos fii^t ber C5nabe ergönjenb ^insutreten mug. Das (gIei(|mo^I ju be«
metfenbe) Dafein C5ottes ift lein Slaubensartiiel, fonoem Sorausfe^ung je^Ii^en
®laubensartilels (ib. tr. 3, qu. 17). Seinem SBefen na^ lommt C5ott allein etaenes so
unb om^es Sein, abfolute CEtnfad^^eit unb Unoeränberli^Ieit. fomit au^ CEtoigleit ju
(tr. 4). Seine (Einfad^^eit ^ebt jeboc^ nic^t feine Dreifaltiglett auf (oon ber bie natür«
ik^n Dinge ^ar ein Silb entpalten, bte aber bur^ bas bloge £i^t ber Vernunft
ebenfomenig tote bie 3nIamation unb bie Sluferfte^ung eriennbar ift); quin potius
quo aliquid simplicius est, eo multiplicius est in relationibus (ib. qu. 20, m.l); u
feine UnoerSnberlt^Ieit ni^t feine toeltf^ö^yferif^e unb melter^altenbe Xl^^^gleit, toel^
kbigli^ eine oon (Etoigleit ^r oon i^m gemollte Semegung burc^ i^n, aber niift tn
t^ oorausfet|t (qu. 21 m. 1). 9Is ber Unoerönberliqe unb CEtoige (nihil acdpiens,
nihil perdens, tr. 6) ift C5ott aber 3uglei(6 summum bonum. Son ben Attributen
®oites, ipeU^ ni^t ausf^Iiegli^ bas SBefen, fonbem juglei^ bie 9BeUbe}ie^ungen «0
294 Wbert bcr @ro#e «ttcrt Hon «ftd^ett
ausbrüden, loirb bie Mgegemoart bobin befümmt, ba| (Sott eesentialitery praesen-
tialiter unb potentialiter in ollen !t)inaen jei, bie mlma^ ni^t (mit SUIorb) auf
bos bef^r&nft, idos Sott miifli^ t^ut, 1009! ober ouf bos, ma m\m\äf SRoc^t unb ni^t,
mie bois Söfe, UnmoAt jeiot ober ber (Bflte unb SBeis^it loiberftiriqi %l3 Stfftt oom
^ äBunber bietet bem Siugufttnus gegenfiber foAIi^ ni^ts neues (ogl. gf. 9li^f4, Suojs
£e^re 0. 9Bunber, Serl. 1865). 3^ ^^n 9Dlontenten eines ^unbm im flrenQ|ten
Sinn rennet er (S. th. p. II, tr. 8, qu. 30, m. 1, art. 1, p. 178) 1. bie t^oqad^«
li^e SnieimDirlfomleä bes gottli^en 9BuIen$ mit Slusf^Iug ber SloturbSfie, 2. bos
^tnous^e^en ouA Aber bos, mos bie Statur leiften lonn uiu> foH, 3. bos Tlugenblitf«
•0 n^e. nt^t Succefjioe, 4. bos ^eroorge^n ous ber publica justitia, aus ber legitimen
^ottlic^en SBoItung. ((Sefc^ie^t bie ^eroorbringung im Slnf^Iug an bie bei ber ScQi^nfi
tn bie 9latur gelegten, bisher eben nur unentn)id:elt gebliebenen jteime unb nur mittel^
Sefc^Ieunigung eines Slotur^nrojeffes, fo liegt lein miraculum, fonbem nur ein mira-
bile oor, ein lubfeltioes unb reldioes äBunber, oie im gfoH ber ägpirtif^n ßouberer.)
1^ Die äBelt ift oon oom^erein fo eingerichtet, bog ]iSf entn)eber ber noturgefe^i^ Ver-
lauf in i^ren (Elementen oenoirlli^en lonn (possibilitas ad consuetum naturae),
ober bog m benfelben unmittelbar gottHAe Sllte $Io^ greifen tonnen o^ne notflrli^
SRittelurfoi^en. Die äBo^I bes iebesmoligen SRobus 90t fi^ ober (Sott oorbdbalten,
bem legieren (bem nxd^r^ n)unl)erbaren SBirlen (Sottes) enforic^t 3. S. bie Geburt
20 (£]^rifti aus ber 3ungfrau. Die jtroft ju biefer muMe ber Warn erft bur^ einen
neuen göttli^n Wt befonbers oerlie^n sterben ; nur bte habilitas et possibilitas obe-
dientialis in hanc virtutem (bie oon ber pofitioen $otentiaIitat mo^I ju unterfi^eibenbe
rein poffioe Sfo^igleä, bie Slbmefen^it eines pofitioen ^inbemiffes) materiae mundi,
ex qua corpus beatae virginis factum est, in principio mundi est insita (ib.
25 p. 185). t>k (Erf^offung ber 9BeIt re^n^t Vi. ni^t m bem äBunberbaren (nee mira-
culum est, nee mirabile, ib. p. 192). Ubrmens benagtet er lektere tro^ SIrifL ni^t
oIs onfonqslos, ebenfon)enig bie SDlaterie, bie ®ott ni^t dnxt oorgefunben unb lebiglid^
oeformt, otelme^r ous ni^ts gef^offen fyd unb jiDor bur& einen SBt feiner ^uftxL
!bo3u pogt benn freili^ f^IedSt oenug bes ällbert neuplotomf^r Smonotismus^ oermoge
30 beffen er bie SAöpfung onbererfeits als Slusflug aus bem notioenbigen Sein (Sottes
oermittelft ber oberften Sntelligen] ^inftelU, unb oieberum feine SCbl^nung bes 0|)ti*
mismus (benn er leugnet S. th. p. I, tr. 13, qu. 77, m. 3, art. 1, bon (Sott leine
beffere Sßelt ^e fronen lonnen, oIs bie gegemoärtige^. Den UrEprung oer inbioib.
Seele foM er treotionti^, bie Unfterbli^Ieit ber 3nbbibuen oerteibtat er gegen Sloer«
85 roes {wüi)ei Unfterbliqieit nur bem bem aRenfc^ngef^Ie^t gemeinjamen unioerküen,
niAt bem inbioibueUen (Seift pfpri^t), unb bos bie Sortbcmer ber Seele in i$tage
fteuenbe (Sebunbenfein ber nieoeren Seelentrofte (ber oegetotioen, Jenfitioen u. f. m.)
an ben leibli^n Organismus leugnet er. 3n oer £e^re oon ber Sunbe f^Iiegt er [i^
befonbers an 9ln[elm an, ni^t fo entf^i^n in b^ SBerfo^nungsIe^re. itonftitutioe
40 9Romente bes (ootroments finb i^m (In sentent. 1. IV, dist. 1, art. 1) 1. bie
äBirlfomieit ex opere operato, 2. bie göttli^e Ginfe^ung, 3. bie (Snobenmitteilung
ex sanctificatione verbi. Der $apft ift vice dei in terris, habet potestatis pleni-
tudinem unb ift bo^r ber Ordinarius omnium hominum unb cujuslibet (S. th.
p. II sub fin.). 3n ber et^if^en $f9(^logie foM er bie Synderesis (cwtngrjatg)
4üOls bos angeborene, felbft in ben Serbommten ni^t f^Iei^^in erIofd|;enbe , fittlidje, bös
iRoturgefe^ in fi^ trogenbe Urteilsoermögen, als bie scintilla conscientiae, quae in-
dinat ad bonum et remurmurat malo, oIs bie an unb für fi<^ unfe^&coe 9lorm
ber (ni^t unfehlbaren) consciential(ib. p. 470). 9. Ki4f4*
SUbert oon SIoAen. ^udgaben: Ol^ne ben 9^amen bed ^erfafferd ald chiODicon
öo Hleroeolymitanum ü. Sieinecciud, ^Imftebt 1584; baraud, aber mit bem S^amcn bed Ber^
fafferd bei Songarg, Oesta Dei per Francos, 1. Sb, Hanov. 1611 @. 184 ff.; ber lefttere
^flbbrucf mieber^olt MSL 166. ®b @. 387 ff. ; Becueil des Historiens des CroisadeB, Hist
ocdd. 4. S3b, ^rl8 1879 S. 265 ff. — ü. @^bcl, ®cfd|i(^te be« erften Ärcujaua«, 2. «ufl.
ficipj. 1881 @. 62 ff.; Äuglcr, Gilbert oon «odjcn, Stuttg. 1885; ^attcnbac^, ^cutfc^Ianbö
66 ®ef(|lc^t«qucttcn, 2. ©b, 6. Äufl. »erlln 1894 8.178; ^ott^aft, ©cgiocifcr 1. »b, 2. «ufl.
»erliit 1896 @.";30f. (biet »eitere ßittcraturangaben).
Gilbert mxth ^nbf^riftli^ als canonicus Aquensis beseic^net ; man betrautet i^
bemgemoh entneber oIs i)om^rm in Slix in ber ^rooence ober als Stifts^erm bei
6t SRorto in Stocken. Do er noc^ ben ildnigs» unb Jtoiferio^en ^einric^ lY. bo<
60 bierte (I, 7), fo ift es nm^^einlic^er, bog er ein £ot^ringer als bog er ein ^roDen«
9ttert Hon Xtä^ Sttert Hon Wtfla 396
CQle iDor. 9li^ uitmögli^ ift es, bog er mit bem jule^t 1192 emSfyxUn Slac^enei
custos Adalbertus ibemiUMft (Sod in b. Stieberr^im 3$rb. o. £ecf$ 1. Sb 1843 6. 42 ff.);
boc^ niügte er bomt fein SBeri in fe&r fungen ^täfttn gef^rieben ^oben. Sns bem
SBoIe felbft erfo^n mit fiber feine ^erfon nur, bag er ben lebhaften SBunf^ ^egte,
bos betlige £anb ju befu^, baft er aber bur^ man^Iei Umftfinbe ge^inbert auf bie 5
Crf&ttung besfelben Derjic^en mußte. ®en)iffermagen als (Er|a^ fagte er ben Cntfiqlug,
ethi^ oon Dem nkbersuf^reiben, umxs er auditu et relatione oon folgen, bie ben
er^n Areusjug mitgemacht ^en, erfuhr. Sein Sßerl bejubelt in jmötf Sü^em bie
Sreigniffe oon 1095—1121. Sis gegen bie aRitte unferes 3a^^unberts lourbe bie
(Slatmoiirbigleit feiner Sqo^Iungen allgemein angenommen, dagegen beftritt $einriA 10
0. Sqbel in ber erften mflaae feiner (Sef^id^e bes erften jtreujpugs (1841), bag
i^nen irgenbioel^ £!uieneniDerx juiomme. 3n htt peiten Sluflage ^ieu er an biefem Ur«
teil fefi 3^m gegenüber 1^ befonbers S. 5tugler ben Sßert ber Histor. Hierosol.
ezpedit. oertreien, inbem er annabm, bag abgefeben oon mflnblid^n CEnS^Iungen unb
Areujft^rerliebem Gilbert eine ausffi^rMe f^riftlic^e Queue benu^te , Sufjeiqnungen 15
eines lot^ngifil^en C&eiftli^en, ber im ^eere (Sottmebs oon Soutllon am itret»3uge
teflno^ unb nac^ ber (Eroberung S^ntfolems im ^eiligen £anbe blieb. Sing Sipel
in feiner Sble^nung SQberts uiwerlennbar ju loeit, fo mirb man bo^ au^ bie leMere
Slrnio^e ni^t fflr beioiefen ^Uen I9nnen. 7>k QimAifen bes C5ef<l^td^tsn)erks ertioren
fi^ am lei^ften, oenn i^m ^ufrtfa^Iül^ mflnbl^e (Erjfi^Iungen 2u ®runbe lagen, au
Vütxi D 0 n 91 i ga, geft. 1229. ^auptquelle : Heinrici dinmicon Uvoniae MG SS XXDX
231—332. «eofbeitungen ihtrb ü. S^Iö^er, fiiolanb unb bie 9lnfänge beutfc^n ü^thtn^ im
^rben 1850; ^utoonn, Xad klingen ber S)eutf4en unb ^ftnen um ben S3eft| C^ftlanbd,
1870; ^audmann, albert oonSliaa in ber9(b8 I. 196 ff.; ^elgio, ^efcftt^te beS Ürjbidtumd 26
^inburg«l9Teinen. 1877. 2. 8b S. 160 ff.; Sd^iemann, dluglanb, $oIen unb Siolanb, 1887,
2.Sb 6.1 ff. (inOncfend aIIgem.(Skf4. in ^ituelbarfteHungen); (S. fBinfelmann . ^Wip^ t)on
®4toaben unb Otto IV. t)on Sraunfc^todg, »b 1 u. 2 unb jhiifet grtiebrid^ ü. (Sa^rbüd^er
ber bcutf(^n ®ef<fii(bte) ; ©inter, 3)ie ^tämonftratenfer 1865 @. 225 ff. ; bcrfelbe, S)le ©iftcr*
ctenfer 1868 1. 8b <5. 218 ff. so
tObert ift ber Segrfinber bes d^P^n unb beutfc^n 9Befens im fianbe ber
Sften unb Betten. Vis bie Oftfeeorooivqen ber ^rrf^oft ber 3)eutf^n oerfielen unb
(^r^ttoiifiert nniä)en, mo^nten im vU>Atn bie eftnif^ Stfimme fimtif^n Urfprun^
unb im Sfiben bie ben fiit^uem unb SCÜpreu^n oenoanbten SUütn, Stmelne fbnot«
mmifil^ Slnfiebelungen an ben Jtfiften unb auf ben 3nfeln beftonben fqfon bamals,85
o^e als poIitffAe aRaMaltoren tn ^ita%t ju lommen. SBi^tiger maren bie Jturen
unb Sioen. Diefe, loa^f^einli^ aus ftaretten gelommenen, alfo ben Sflen oenoanbten
Siratenfttmme oaren bie SBinbau, Dfina unb liolönbifc^e 9a aufioSris ins £anb ber
fietten eingebrungen unb ^en fi^ einen XeQ beriefen unterjo&t. Die Heinen
Scharen ber (Eroberer ^aben Ü^e nationale Eigenart nii^t behauptet 6ie nehmen fp&ter 40
Me lettif^ Sprach an, aber in Jturlanb unb fiiolanb lebt tbr Slome oeiter fort Sie
baltif^ @tamme lebten allefamt ein barbarif^ unb ftaotlofes Dafein. 3^ ^eibentum
Qwr bur<^ bie (E^ftianifierung ber Djtflaoen, bie unter norm&nnifc^ $enMaft jum
SoDe ber Wuffen ^fdmmenrnuAjen, ni^t erfAfittert morben. !^(a ma^te oer (grog«
ffirft 3<^flQ>> I- M ^inen Xetl ber (Eften jmsbar unb eAaute 1030 am CEmba^upn: 45
bie 3®ingburg Surfe»; aber fie louri^e fc^on mä^ einem ÜRenf^enalier oon ben llr«
etmoo^nem goftört 3m allgemeinen ougten bie baltifc^n Stamme ffire Hnabl^ngig*
lett gegen oie Wuffen ju behaupten (ogl. SAiemann). (Eine grilnbliqe Untenoerfuna
unb Jtolonifierung bes fionbes 9at Um rup^er Sfirit geplant ober burAgefflbrt Sluq
bie mffifc^ ftirc^e Iflmmerte fid^ ni^t um biefe £änoer. 9}on etioa^en uRiffions» 50
oerfttAen an ber Sflna unb am SmbaA ift ni^ts ju beri^n.
Sinbers bas 9[benblanb. Srjbif^of ^Ib«1 oon Sremen batte bei feinem Se*
ttreben, bie (Trensen feines SRad^tgebietes ausjube^nen, ben Sntfqlug 9^<t&t, ni^ nur
bie gfinnen, fonba:n au^ bie Jtttren, £ioen unb Sften ju betd^en. (Sx erfreute ft^ bei
biefem Hnteme^en ber Hnterjtfi^ung bes DSnenlonios 6oen SftritMon. Sin ber Aflfte 66
fturlonbs touite auf bie 3nitiattoe oes $enf<^ers ^in bani ben Semfi^unaen eines
bfinifi^ itaufmannes eine JtirAe erbaut (Adam, Gesta lY, 16). 2)er Sater $iltin,
9bt bes Alofters (Sofedf, als aRifjionar 3o^nnes genannt, XDUä>e oon kalbert »im
Sif^ Qtwtüft unb t^m bie Srbett an ben Auren, fiioen unb (Eften jugen)irien, fein
ooriSttfiger 6tt| foUte Siria in Sd^ben fein. Sieüei^t ift es bas Qeimge Sorg^olm ao
296 tEftert Hon ttig«
auf £)Ianb (ogl. De^to I 6. 198). Son ^iltins 9Birifainteit tft ni^ bebmni
pot\\SfyA%tx SimtsfQ^ng (1062—1064) oob er kinen Stab in fOKiItotts $inbe -^
(Er alaume niAt an bie Dur^ffi^rborlett oer SRinionspISne bes SrAifc^oh. 9bi^ {ene
ftirqe in fturlanb oirb ni^t lange bejtonben fyMxi. Der ^kn eine SRifHon in iSfl'
5 lanb in Angriff ju ne^en, lebte fpftter in £unb auf, als bie b8ni|^ SRaffit ful^ no^
Often ausjttbeQnen ftrebte. Der (^[jbif^of Ssfill Don fiunb n>eime ben jtaiaM^n
WinA ^Oo aus bent Senebittinerliqfter uRontier be la Celle bei xronesjunt Stfi^iofe
ber (Eften (ido^I in fiunb 1169?). Der neue SifAof fuAte bei $q^ SOesanber ni.
9nle^nung, ber bie SRinion in (Eftlanb ju einem untemepmen ber jranjen Jtaibinaoi*
10 l^n Jtir^e ju ma^n fu^te. Der SRin^ 9lSoIaus, ein gebomer Qfte, foute gfuKos
SBegleiter »erben. 9ber auA feine X^gleit ift refuMIos geblieben. SRan wti^ tüäfi
einmal, ob er ben Soben Sftbmbs betreten 1^ (ogL 9{euter, (ßefc^i^te Slesonbers III.
3. «b S. 615 ff.).
9li$t bie Slanbinaoier. fonbem bie Deutf^n foIUen bie ^ripd^ ftir^ unb
u jtultur an ber Dflna begrfinben. — Deutfc^e 5l(nifleute aus fifibed unb 9Bisb9 batten
ben 9Beg ju ben Dflna«fiioen gefunben. 3n bemühter ftonlurretu mit ben Snmbi«
naoiem entn)ttlelte fi& ber beutfd^e ^anbel. 3^m folgte bie SRimon auf bem ^%t.
Der SIugufttner'Oi^orQerr oom Segeberger Stifte SReit^arb, ein oeja^rter SRann oon
betrS^tltd^m Sermbgen, ourbe oom Serlangen ergriffen, ben fiioen bas 9Bort ffiottes
10 m orebigen. (Sx f^Iog f iA ben fiiolanbfa^em an uno fonb freunbli^ SIufmAme. Der
nunenffirft SBIabimir oon ^oloji, ber über bie Dflnagegenben eine 9rt Ober^Qeit befag,
oob i^m bie (Erlaubnis ju bouembem SBirlen. 9n eine ru|[ifAe SRiffion bat biefer
gffitft ebenfomenig gebaAt mit bie ftleriler feines (Blaubens. Seim £ioenborfe Uexl&n
erbaute Ji^ SReirworb eine ftir^ unb lonnte balb bie CMtlinge 3Io unb Siejo Uxu^,
» Das gefc^ im 3a^ 1184. 3m 9Binter mürbe UnfM oon £etten fiberfallen unb
bas ganse Dorf eingeSj^ert Da f^Iog SReii^b mit ben Dbrflem einen Sertroa.
Serftanben fie fi^ jur Xaufe, fo oerpcaä er i^nen be^fllfli^ ju fein, eine Steinfe^
m bauen. Sie gingen barairf ein unb beb^gten i^ 3wi^ ^tt (Sben. 3m mSi!^
Idfyc 1185 erf^ienen aus (potlanb gerufene ÜRaurer unb Steinme|en. Die Suq
so mürbe auf ilorten ber £ioen gebaut unb SRein^b mürbe SRiteigentflmer, ba er ein
Mnftel ber Sauloften aus feinen aRitteln beitritt (Ein Xett ber Reiben ^otte fi^
fener 3ufaae gemag taufen Men, fiel aber mq SoUenbung bes Saues bis $eibentum
jurfid. uReituarbs e<^t bit^Itf A-mittelalterlid^ SDliffionsoraatis ^dte einen S^inerfok
erjielt, b» Jiq als jiemli^ ni^tig enoies. 3m SRutterlanbe mürbe man auf i^n am<
SS merifam. (Erjbif^of gartmi^ II. oon Sremen mei^ i^n jum Sif^ofe oon 3fes(ola
(Hesian) 1186. Die £ioen auf $oIm oerf^afften fi<^ burq einen S^nlid^n Sertmg
mie bie oon Uexffill eine Surg, um na^ entgangener Xaufe glei^aüs ins ^ibentum
mücbufaUen. 3l\ätt beffer erging es bem (Eittercienfer Dietri^. (Er miffionierte unter
ben £ioen oon X^reiba. 3mmer ftSrrif^ unb fetnblic^er mürben bie (Eingeborenen,
40 meli^e bie Xaufe in ber Dflna abmufAen, um ben C^ftenglauben na^ Deutf^lcmb jurfid«
gufAiden. Durd^ £e^re unb materteHe Sorteile fqienen biefe Reiben ni^ m geminnen
ju fein. (£s blieb ber 3ii>^9* SReinbarb mar Aat^olS aenua um i^n oereqtigt ju
finoen. Ss lann feinem 3vetfel unterltegen, bag ber greife Sif^ fi^ utit Aret^ugs«
f^ISnen trug, bei ben beutfd^n itaufleuten, bie an ber Duna ju flbermintem begannen,
anb er aber leine Hnterftfi^ng. So rief er [eine C5eno{fen jufammen, um na^ Deimd^Ianb
auhubre^en. Die £ioen für^eien mit 9{e^t, er merbe mit ^eeresmaAt jurfidfe^ren
uno bef^oren i^n ju bleiben, inbem [ie bie llaufe oerffnra^en. Der StfAof mar out*
mutig uitb unpolmfc^ genug i^nen ju glauben unb blieb, iraum mar ber (potlaubfa^rer
fort, Jo fa^ ft^ SReit^arb betrogen. (Ein gflui^toerfu^ bes Sifd^ofs mitelfldte, aber
80 Dietrich mugte bie Reiben ju tfiufd^n unb ju entmeid^en. (Er lom na$ 9lom unb
ftattete ^apft (ESIejtin III. Seri^i ab. ^eboA oer oon ibm geplante Jtreujsug^ miftgifidie
infolge miorigen äBetters. SRein^b biteb oQne $ilfe uno mu^te mit feinen ytteriiem in
ber (pebulbaweit oer^arren. SHs er fein (Enbe lommen fol^, rief er bie äUeften ber
Düna'£ioen unb berer oon Z^oreiba 3U fi^ unb nabm i^nen bas Serfpreqen ab,
s6 feinen Sta^Iaer anjunebmen. 31m 14. Sluguft 1196 in er 3U UesfuII gefunden. (Er«
folglos mar fein SBinen oo^ ni^ gemefen. Sei UesfuH uno $oIm mimie ber fUtu*
bau oon ben £ioen na^ beutfc^er SBeife betrieben unb einige maren ffir ben Soften«
glauben bauemb aemonnen morben.
Sein 9latf olger Sif<^of SertboQ), frfi^ (Eifterrienferabt in £o(cum. tan i^ nid^
eoglei^. C^ne ^eer erfc^ien er in feiner Dtbcefe unb geba^ burd^ 8^ff^n ^i^ ®^
«ttert »Ott Wiga 297
feinte bie fiioen M unb bem C^riftenglauben ju geminnen. X)q$ Vertrauen, bas
SReht^b befdfen Qotte, imn^ i^m ni^ ju teil. Die fiioen oecfammetten fic^ unb
maren balb mit bem (Entf^Iuffe fertig, i^n 3U tBten. Sert^olb tourbe getDomt unb flo^.
3m Stfi^iabr 1198 ie^e er an ber Spi^e eines Keinen ^eeres jurud. 9In ber Dfina,
00 Ijeute 9(iga Fte^ , lam es jum ftampfe. Der Snfturm ber beutf Aen JBanjeneäer 5
oarf bie fiioen in milbe gflu^. SHs erfter ber Verfolger feMe i^nen ber Sif<^of noA.
CEr oemuNAte fein 9{og ni^ ju ^Iten. SRitten in bie gfeinbe trug es i^n. Dort ift
er unter ioren fionsen gefaUen. Sein fieid^nam mürbe in Stfide geriffen. 60 ftorb
ber Sff^of Ser^Ib. Der 24. 3uli 1198 mirb als fein Xobestag angefe^n. Die
fieareiqen jlreuj^i^r jmangen burA Senofiftung bes £anbes bie fiioen ba^u, ben 10
gfneben ju erbitten. 3n $oIm unb Uesifln fanben 2:aufen ftott. Die fiioen oeriprac^^n
iebem ^eKer eine iloma^abe p feinem Unter^ ju gemä^ren unb boten um einen
Stf&of. SRe^ oerlangten Die jtreujfa^rer ni(&t (£s aetüftete fie nic^t im umoirtli^en
Sonoe m blieben unb fie bra^n na^ Deutfqlanb auf. Ss blieb ein Jkuffabrer, es
Hieben oie Sriefter o^ne {eben Sc^uk Die fiioen muffen fi^ fof ort naA^ Slufbru^ is
ber gflotte bie Xaufe in ben ^uten oer Dfina ab. SHsboIb begannen bie gfeinbfelia«
leiten : mt jjfaftenjeit fagten bie fiioen in einer großen SoIIsoerfammlung ben (Entfd^IuB,
alle Ceiftli^f bie na^ Oftem nod^ im fianbe fi^ befänben, ben C5dÖem ju opfern.
Die Steiften loagten biefer Drobuna niAt ju trogen. SIm 18. Slpril 1199 ^en faft
aOe bas fianb oerlaffen. Die SRiffion fd^ien aufgegeben ju fein. Dag SRanner bie ao
SeMiMe ma^n, foQte fi^ auA fe^t jeigen. fyabDläi oon Sremen loei^te feinen
eqpHWo^n ällbert jum Sif^of oon ueamül unb ftelUe bamit ben SRann, loel^
ber Aufgabe, ein beutfi^ geipAes JJrüiftentum an ber Düna su grfinben oolßommen
geoKiAfen loar, an bie rechte öteue.
Suberts SRuiter, bie Sc^efter bes (Erjbif^ofs ^artioi^ , ge^rte bem bremijd^n 25
9belsge[(^le^ ber Htlebe an. Sie ift 3a)eimal oermap geroefen. Der 9lame i^res
often Satten ift unbelannt. Die 5linber biefer (Sfft untren Sllbert, fRotmar, $ermann.
Scan fennt alfo Xlberts Familiennamen ni^t. Slu^ fein (ßeburtsial^ unb feine Sor*
MOmng ift unbdannt (Er eid^int juerft als Sremer Domren in ber Umgebung feines
Oheims; etioa ju Slnfaim Vcarj 1199 mürbe er jum Sifqof geniei^ uRä ber Hm* ao
eines geborenen ftir^enffirften ging er an fein SBerL (Er fu^r nac^ (Sotlanb unb
. , :te fi^ bort etOKi 50 itreujfafoer fOr fiblanb. Dann \uäfit er ftdnig ftanut oon
Dftnemarl, $er}og SBalbemar 0. S^Iesmia unb (fojbijc^of Slbfalon oon fiunb auf. Ss
lam t^ ftm auf gute Sejie^ungen ju biefen SRa^t^cübem an, ba bie D&nen bteCft«
fee belerrf^ten. Son Snnocenj III. enoirlte er eine SuIIe, in ber bie (gläubigen in 35
Saufen unb SBeftfalen aufgeforbert tourben, bie ilir^e fiiolanbs gegen bie Reiben ju
bejptien. 3u SRoabeburg feierte er bos 9Bei^na(^tsfeft mit >tonig $pipp unb
fi^ote fi^ \Sx bie 3ulunft ferne (Sunft unb ffir ben Slugenblid ben S^vk ber (gfiter
ber ^ilger. SRit 23 S(^iffen fu^ ber SifA(rf etOKi im §(pril 1200 bie Düna binauf,
befreite einioe Vanä^, bie fiA noA in Uemü ge^tten ^en, fettte p^ in $oIm feft 40
unb joang oie SIteften ber Dfinauoen unb ber 2£oreibaer 30 >tnaben als ®eifeln 311
pellen, oel^ er im ^erbft na^ Detüfd^Ianb braqte. Dietrid^ oon Z^oreiba enoirne
m Vlberts auftrage eine erneute Areu^ugsbulle. 9Rit einem ftattlid^n $eere lonnte
Snbert 1201 naA fiiolanb aufbre^en. (Er orfinbete am 9{igabaAe fi^ bie SifAofsftabt,
wüäft oom Sa(9e ben Flamen erhielt unb burdb päpftlid^e SuUen in i^ren $anoeIs« 45
intereffen gefi^fi^t ourbe. Dann belehnte er beutfd^e (Ebeüeute mit fiönbereien unb
fd^ oaburo ben rigif^n Stiftsabel. Um fi^ ein fte^enbes 9{itter^eer 3U bilben,
granbete er oen Orben ber S^ertbrfiber (f. b. Sl.). Der SReifter gelobte bem Sif^ofe
6^iNrfam unb Xreue als feinem Cber^erm. Der geiftlic^en unb meltli^en (gen^ts*
barfeit bes Sif^ofs mac jeber Drbensbruber untenoorfen. SRit ben Untertanen bes 60
Orbens ftanb es ni^t anoers. Som (geriete bes Drbens lonnten fie an ben Sif^of
opfpellieren.
Die Orben ber Sifterrienfer unb ^ramonftratenfer oei^anjte Sllbert gleit^alls nac^
fiiolanb, um i^e Dienfte ffir bie 3Rtffion unb für bie >tuItioierung unb mmfc^Ii^
Hebung bes fianbes ju gewinnen. 1205 mürbe bas erfte liol&nbifd^e ftbfter 3U Düna« 55
mfinbe gegrünbet unb ben Siftercienfem übergeben. Dietri(^. na^ bem Orte feiner
erften aSimomleit Dietrich 0. X^oreiba genannt, lourbe Hbt btefes ftlofters.
Die fiben gemo^nten fiA an bie $enfd^ bes beutfc^n Sif^ofs. S^on ju (Enbe
bes 3#^ 1206 nmren fie aUe getauft unb untenoorfen. 3^r angefel^nfter ^äuptlina
SUavfo ^ fif^ feft an Gilbert angefc^Ioffen. (Eine 9letfe an ben $of bes ^apfte» na^ eo
298 attcrt tioit SRigt
9lom geomnn biefen fitoen oölltg für bie JtirAe unb Jlultur bes Slbenblanbes. 60 loar
es nur bie re^tlime Slnerfennuno einet oollenoeten 3:^atfad^, bag ilönis $6Ui|ip auf
bem $oftage ju Sinjig ben Sif^of SObeit, 1. Slpril 1207, mit £ioIanb belehnte unb
i^n 3um grütften bes ^ei^es ma^ie. 3)em Dtben gob ber Sifd^of ein Srtttel bes
0 eroberten fianbes ju £e^n, ber bamit SlfterDafoK bes 9{ei(^e$ ourbe. !Das einträchtige
^ufarnntemoirfen beiber iom ber beutf^en äRodbt ju oute. 3)ie 9{tt|fen iDurben aus
Jtulenois (ilolen^ufen) oertrieben uno Sffirft SBfetDoIob oon (&er|ile 'gesoungenp bes
Sifc^ofs SafaH ju toerben. 3)antit mcac ber fibenoiegenbe (Einfluh ber Wujien im fianbe
ber fiioen unb fietten oemi^tei (1208). 9In i^re Stelle trat bie ^errf^oft bes Si«
10 Mofs. 2)er Xob bes Orbensmeifters 93inno, ben einer [einer Orbensbrflber eriAIugp
ftBrte ben gfrieben pi[^en bem Si|(^of unb ben 6<^Q>er&rflbem. 2)er neue SReffter
SoOrnin mo^e niqt tm Sif^ofe feinen $erm fe^en unb trachtete noA einer felbft«
ftfinbigen Stellung. Die Ser^ltnifFe ourben \o unleibli^, bag beibe aRänner, SObert
unb Soltoin, M 1210 nac^ 9lom begaben, um bes $(q)ftes (Entt^eibuna ansurufen.
li 3nno€en3 befc^to^ bie Ser^Itniffe in feinem Sinne ju orbnen. Snbert erhielt nic^t bie
9Bflrbe eines (Er^f^ofs, aber er beiom bas 9{ed^, )Btf^9fe p mSSfitn unb ju loei^n.
!Damit uxtr 9{ma t^ftAIi^ aus bem SeAanbe mit Sremen ausgetrieben unb {lonb
unabl^ngig neben ber SRutterlirAe ba. Sber 9{iga follte anif niqt ia mäc^ oierben.
Slbert burfte fein geifilic^es S&rftentum nur Aber bos (Sebiet ber £ioen unb £etten
^ ausbe^en. (gelang es bem Orbien augei^alb bes bem Sif(^f referoierten Territoriums
(Eroberunaen ju ma^en. fo foIIte er fie uncA^ngig 00m rigi(^n Stuhle befielen» biefe
(gebiete j^Ibft aber anberen Sif^dfen jugeteilt sterben. (Eine oer^gnisooUe Snt«
fd^bung. X)er Orben tourbe aus emem werheug ju einem 9{ii>akn its Sif^fs ge*
ma^t unb neben 9{iga follten fi$ anbere geiftliAe gfürftentümer bilben. Die (Etttfieä*
^ li^eit ber ftaatli^en (EntDidtfung nnurbe för £ioIanb Demi^teL Der Orben 9atte
(großes eneid^t unb enqrfing am 20. Z^nuox 1211 eine Seftatigung feiner Sef^unmi
burq 5laifer Otto lY. SDoerts (Entt&uf(^ungen uxtren noäf niqt ju (Enbe. xus oer
Orben fflr bie neueroberten ffib « eftnif^en £anbf<l^aften Salfala unb Ugaunien einen
Sif^of oerlangte, fibertrug ber Stapft bie (Einfe^una biefes neuen ^rSIoten nic^t WbnL
so fonoem bem erjbifd^f oon £unb. S(^on 1210 qatte Slbert feinen (genoffen Dietri^
Don Xboreiba, nunmehr 9Ibt itu Dfinamflnbe, jum (Eftenbif^ auserfe^. mitt SQfifteiq
ber Sifc^Sfe oon Serben, ^aba:bom unb 9ta^urg ^otte er i^n ^m Sif^of ffixs
Sftenlanb geroei^t unb i^m fieal als Sife beftimmt. Slu^ bier grtff Snnocen] gum
Sla^teil Vfoerts ein. (Er ftellte ben Sifd^of oon fieal bem Sifd^ »on 9liga oöllig
36 gleiA unb ISfte fein Sistum aus jeglid^em aRetropoIitanoerbanbe. SIbert fowe loeber
baltil^er C5efamtbif(^of mäf rigif(^ (Ei^bif<^of n)erben. Damit tooren unerträgli^ 3^'
ftfinbe gef^affen morben, namentli^ ba Sc^ala u. Hgaunien, bie fflbli^ften (Eftengaue,
fotoo^I Dietn^ als aud^ bem oon fiunb einjufet^enoen SMof 3ugef)nro4en oorben
nmren. Gilbert unb Dtetri^ jogen 1215 3um fiateranlonjtl, oQtie 00m Sapft eine
40 mebr als notbflrftige Orbnung ^u erlangen. SBo^renb fo bie Deidf^ in fiiolanb in
unfru^tbarem $aber fi^ geoenfeitig I&^mten, no^m bie bönif^e SRat^t einen Suffd^ioung,
feit Sriebric^ II. auf bem ^oftage ju 3Re^ 1215 bas fianb {enfeits ber (Elbe unb (Sbe
oem ftönige SBalbemar II. abgetreten ^tte. fifibed, ber Slusgangsminit ber liollnbi«
f(^en ftreujfobrer, lam baburc^ in bie $anbe ber D&nen. SBo^enb bte{e SerMiebungen
45 auf bem (gebtete ber großen ^olitS ftattfanben, ^tten bie liolänbif^n SRa^^tQober, ju*
lekt au<^ SUbert, einaefeben, bag bie Untenoerfung ber iriegstfi^tigen unb raubluftigen
(Eßen bas einjige ÜRtttel wca. um georbnete 3uftönbe im fianbe ^erjufteUen unb bie
fiben unb fietten oor fibren mgri^en 3U Wü^en. Gin grriebens« unb ^nbelsoeriiog
mit bem <Jrfirften oon S0I03I, n)orin aKeroings bie Xributpfli<^tigleit bn fiioen bem
oo gffirften gegenfiber anermnnt tourbe, gab bem Sif(^of Gilbert unb bem Oiten freie ^onb.
1211 n)urbe gfeUin, bie gf^fte ber Sd!alaner, eingenommen, Ugaunien unb Socoen
oer^eert, unb bie (Eften 1212 3U einem 3 jährigen SBoffenftillftanb gepungen. Untu^n
unter ben fietten unb fiioen n)urben o^ne befonbere mHÜf^ unterbruot. 1215 begannen
bie ftämpfe n>ieber unb mit foli^m (Erfolpe, bag bie Ugaunier fi^ 3ur Xaufe «boten.
55 Saflala, 9lotaIa unb bie SBiel mußten ftc^ b(»u gleichfalls oerfte^n. Da SRtifion
war bamit ein neues (Sdiet erfc^Ioffen. Da mif($ten fi^ bie 9{uffen ein. gurft WUbu
mir oon ^fbu) fiel in Ugaunien ein, Obenpab mu^te lapitulieren unb bie oufftSnMfc^n
(Eften warfen bte laj^oltf^e $enfd^ ab. 6m Sunbe mit ^ftoto unb Koiogorob ge«
backten fie fic^ ber 9lbenblänber 3U enoe^ren. SIber beoor bie 9Raät Slomgorobs jui
60 (Seltung iommen lonnte, Ratten Gilbert unb äJoIboin ge^anbelt. Der ^if^i'f ^otte teqt<
aUert noit Kiga 299
jeittg jtreujfa^tet aus !Deutf(^Ianb ge^It, letti[^ unb lioif^e <Sä)Qxtn oerftärlten bos
$€cc ouf 3000 SRonn. Unge^tnbert jogen fie in SeHin, oo ftc^ bte beuif^e Sefa^ng
behauptet ^e. ein unb in oer S^mft am 3Raif^ustQge (21.6qit.l217) erlitten bie
(Eften eine o9IIige Stieberlage, moburc^ Saffala jur Untenoetfung gebraut iDurbe. ebenfo
3enDen unb bie Sßeftifilte. Ikaunien unb bet eftnifd^e 9lorben unb. Often blieben noc^ 6
unab^ngig. Soju ftano ber SinfoH ber 9{u{{en beoor. Sllbeits £age iDurbe eine oer«
^ifelte, als ber Srjbifc^of C5er^b o.Sremen bie Untetorbnurm fiiolonbs unter [eine
aRetropoIe forberte unb £ilbed ben ftreujfo^rem fperrte, um Snbert jum 9{a%eben ju
jiDingen. I)ie[er mu|}te fi^ an SBalbemor II. um Säfuij n)enben. (Er eroien am
24. 3uni 1218 auf bem ^oftage ju 6(^Iesn)ig unb oenid^teie im 9tamen ber x)eutf(^en lo
auf aUe eftnifd^n Xerritonen, rnüäft bie Dänen in 3ufunft erobern foKien. Dafür
oeöflic^ete fi(| SBalbemor mit ^eeresma^ na^ (Eftfanb 3U jie^en. SUbert lonnte
toffen, mit banif^er $ilfe bie (Eften in Sifyaif ju ^en unb es fo beffer mit ben
Kttffen aufne^en }u I5nnen. Sber ber (Einfall ber 9lu|fen f^eiterte an ben SRauem
oon SBenben unb bie Deutf^en unb Danen lonnten fi<^ um bie SBette an bie (Erobe« i5
rung ber eftnif<^en Territorien ma^n. SBalbemor ^atte fi^ in bem ^exna^ 9ltJDal ge«
nannten Crt einen Stutounft gef^offen unb bie Hmgegenb untenoorfen. Sifqof
Dietrid^ roor in feinem (Defolge gelanbet, aber balb oon ben Sften erfAIagen moroen.
3tt feinem SlaAfober als Sif^of oon (Eftlanb ^e 9BaQ)emar SBescelin erfe^en. oä^enb
Subert feinem Keqte gemSg feinen Sruber ^ermann jum 93if Aof beftimmt ^otte. Der ao
JUmHfft UHtr ni^t me$r }u oermetben, sumal ba 9BaIbemar aucQ SaBala unb Ibaunien
fSr fi^ beanfpruqte. Der ftSnig fperrte barouf bie Dftfee^n, lieft jn)ei Suiten bes
^ßopftes ^onorius, oeld^e Subert ermtrit ^atte, unberfidfi^gt unb fe^te es burd^, bag
bfe Jhtrie feinen jlanbibaten als Sif^of oon (Eftlanb anerlannte. 1220 erfd^ien ber
jtBnig jum jmeitenmal in (Eftlanb, feft entf^bffen, in feinem 6inne in OEfflano bie Ser* 25
(&ttnSfe 3» orbnen.
mbid unb SoBmin mürben oor i^n geloben. Der erftere mar fc^on mi) Deutft^«
lanb abgereift, um $ilfe ju fuAen. Der Orbensmeifter aber oerriet ben SiMof, inbem
er-geoen Abtretung oon 6anala unb Hgaunien ben ildnig als Cberberm bes fibrigen
Sftenumbes anerlormte. 9uf e|tnif^em Soben follte fi^ tein bifc^i^s grürftentum so
bilben. 9BaIbemar unb ber Drben foll^ bort bie einjigen fianb^s^rren , Wbert unb
^errmonn aber ausgefAIojfen fein. Der Sif^of oon 9ltga fanb bagegen leinen 6^u^
beim ^apfte ober bei Aatfer (Jrriebri^. Die 9lfi(9e^r natq fiwianb mar i^m unb feinem
Smber unb ben beutfc^en jtreujfofoem oenoe^rt, fo ent[d9log er fiA, um nur ben SBeg
noA 9{iga j^i ju belommen, 9BaU)emars Ober^^eit ntd^t nur über Sftlanb, fonbem 30
ouq über fiiolanb ansuerlennen. Seine Hntermerfung mar ni^t eine unbebingte, fon«
bem ousbrfldli^ an bie 3uftimmung feiner JUerifer, SafaUen, ber rigif^en Sflrger,
Sioen unb Setten oelnüpft. SIIs er in 9{iga eintraf, moIUen bie 6einen ni^ts 00m
Sertrage miffen. Den Deutfi^n mar ber (gebanle, ber bSnif^n ^errMaft oerfallen 3U
ntfiffen, unerträgli^. (Ebenfo ben £ioen unb Seiten. Die Sffentli^e uueinung manbte 40
li^ g^en ben iDri)en unb oerurteilte bie SRad^enf^aften Solboins. D(qu lam bie
S^^mfime ber bänifc^en SteHung in 9{eoaI ; Srsbif^of mbreas oon £unb, ber bort an
Stelle bes Aönias gebot, mar auger fianbe bie eftnif^en Slorbftömme ju bänbigen unb
nmri)e oon ben feetud^tigen £)felem ^eftig bebröngt. (Er beburfte ber $ilfe ber Deut«
f^ unb gemann fie gegen bas Serfpre^en, fimlanb mx alten grrei^eit jurüdfü^enia
}u be^en. (Es lam 311 einem Sertrage auf biefer Srunolage unb im Sommer 1222
lotifijierte ibn ber Itbnig in £)fcl, bas er eben fid^ untenoorfen ^tte unb mo^in
SIbert unb SoDmin gelommen maren, um mit i^m ju oer^nbeln. fiwianb mürbe frei
Sieben. Xlberts Sruber mürbe als Sif^of anerfannt, aber SaSala unb Ugaunien
teben in ber ®en>alt bes Crbens. Do^ nid^t lanae. 1523 empdrte M £)fel unb so
Me fibrigen eftnifd^n C5aue folgten bem Setfpiel biefer 3nfel. Die x)rbensburgen
gdlin, Dorpat unb Obenpa^ fielen in i^e $önbe. 3uglei^ fiel SBalbemar in oie
®efangeiiMaft b^s C5rafen ^etnric^ oon Sterin, mobur^ bte bänifc^ 9[Ra<^t gelahmt
nmoe. aRit 9Rü^ ^ielt fi^ bie Surg 9{eoaI ^egen ben SInfturm ber Reiben. (Es
mar eine ma^tige 9{eaItion gegen bie burc^ bte 3u<^t ber Jtird^e neu eingeführten 66
Sitten. Die SRonogamie mürbe mieber oon ben (Eften befeitigt: fie na^en bie
SBeiber mieber 3U fid^, oon benen fie fic^ Ratten [(Reiben muffen. Die £ei(^en lourben
(XU» ben Srieb^fen gefc^arrt unb nac^ ^eibnif(|[em Srau^e oerbrannt. Sllles (E^riftli^e
mwrbe abgenmfd^n, ber ^eibnif^e Jtult unb bie ^ibnifd^e Sitte reftituiert. Die (J5e*
fanbten ber SaRalaner erflörten fic^ in 9iiga 3um ^rieben bereit, mollten aber bas w
300 9ttert Halt Miga
C^riftentum niemals annehmen, |o lange no(^ ein ftnabe ein 3^ ^^ ^^ ^^^ ^I^
1^ im fianbe |ei. 3)as eftnif^e ^eibentum hoffte fi^ mit ruffifi^er $iffe ju behaupten.
^fbiD unb 9lon>gorob mürben um $ilfe angegangen unb rufftfAe Seta^ungen 3ogen
in bie Orbensburgen. beten M bie (£ften bem&^ftigt batten. X)er Orben iDor na^
5 biefen h^meren Serluften entf^Ioffen, einjulenlen. SoDmin gab feine feinbli^ Gattung
auf uno voax Gilbert gegenfiber 3u otogen 3ugeftanbniffen beteit (Et geftonb ben Si*
f(^9fen Hubert unb $etmann Slnteil an ben miebet ju etobemben Xetraotien ju unb
fid^ette fi^ bamit i^e $ilfe. 3)a0 liolönbifd^e $eet, au$ Ateu3f(^|tetn, ben 6tteit«
froften bes Cxhtns unb fiioen unb fietten befte^enb, fiegte an bet $met unb etobette
10 gfeuin, beoot bet tupfte ^tinj 3<u^ofIam, Stubet bes ®to|sffltften oon Susbal, betan»
lam. 2)ie 9{uffen, 20000 SRann ftati, ^eetten im £anbe, oetmo^ten aber 9{eiKtl unb
bie anbeten Sutgen ni^t 3U ne^en. 3n Ugaunien g^brten ^orpat unb Obetmj^
no^ ben Sften. $ier mürben ftarle tuffif^e Sefa^ungen untetgebtac^ (Es galt bos
£anb bauetnb bem (Einfluß bet tigijc^en ftit^e ju erajie^n. T>ann l^fyAt oos ^eet
15 bet 9{u[fen ^eim, obne bie aRac^ilung bet Det^dben emftlfa^ erfAfittert ju häeiL
Det gefanaene SBa&emat etlannte ^ttmann als SiM^of uon Sübeftmnb an unb bet
Otben etflotte fi^ beteit. ju i^m in ein Safalleno^altnis ju tteten. 3m Septembet
1224 mürbe Dorpat erobert unb bamit ber groge C^enaufftanb beenbigt t>a glei^«
gitig bie mongohf^e 3noafion Aber 9luglanb beteinbtad^, mutbe bie 3Raifl bet rup^n
20 Xeilffirftentümer fo meit gef(^^t, bah eine Aonfolibierung ber lir^Ii^en Ser^Utniffe
fiiouinbs bur^ (Eingriffe oon Often mAt geftSrt merben lonnte. (Es murine mit ben
9luffen (Jfriebe gef^toffen unb bie 9)(qimierung bes £anbes o^ne meitere 6^ieria*
!eiten ooüenbet. Ugaunien fiel Sif^of ^ermann ju, ber in Dorpat [einen @i^ ai$«
Mlug. 2)er Orben na^m SaSala oon \fyn ju £e^n unb trat ju t^ m ein S^IiAes
26 Sofallenoer^&Itnis mie 3um Sif^of oon 9{iga. 3ur iUfirung ber Sei^BOniffe erbat fi^
Snbert oom $apft^ ^inen fiegaten. $onorius ni. f^idte feinen ftaitgler, oen SiMof
SBil^Im oon SRobena. 3m grü^ia^ 1225 langte er mit ausgebebnten SoHmaqten
oom ^apfte ausgeftattet in fiiolanb an unb ift bis ins nä^fte Zw ^ £anbe ge«
blieben. (Er reaelte bas Serböltnis bes Orbens ju ben SiJ<^9fen oon 9liga unb Dorpot,
90 na^m bie norbeftnifc^en Territorien (nur 9{eoaI oerblieb ben 3)&nen) unter popftlu^
Senoaltung, mas IpSter m oer^ängnisoonen Senoidlungen Sniag gab, unb fi^erte^i«
bett unb 9le<^te ber eingeborenen. (Er brang auf 9leubau ooer SBieberaufbau ber
$farrlird^n unb Untenoeifung ber Steugetauften.
%iq ber gro^e 3ug na^ £)fel ift Slwerts (Energie mit ju banlen. Seit Sertreibung
36 ber Danen batte (t^ oiefe groge, bem rigif^en 9Reerbu]en ooroelagerte 3nfel unab^ngig
geilten, ^a^ Sejmingung ber fefflänbifmen eften tonnte oas $eibentum unter ben
3nfeleften niAt gebulbet merben. Unter Huberts t^ger aRhmirfung mürbe ein $eer
oon 20000 9Rann, befte^enb aus jtreujfo^em unb ben Kontingenten ber liolinbifd^n
fianbes^enen, lioif«^, lettifc^e unb eftnifd^e ^eerbaufen eingeremnet, jufammengebrcu^,
40 bas im 3<inuar 1227 Aber ben jugefrorenen ^unb na^ £)fel |og unb biefes 6ee*
toubetneft, meines eine (Beitel bet Oftfee gemefen mat, jum gfrieben jmang unb jur
Xaufe ndtigte. £)fel unb bte SBiel mürben ju einem ^tetum oereinigt unb bamit Die
(E^riftianilierung biefer C5egenb gefi^ett.
3n Sfrieben finb SUbetts U^te £ebenstaae oetfttiAen, neues 1^ et ni^t me^
46ttntetnommen, fonbetn fi^ mit bet pflege bes (Etteiqten begnflai 9m 17. 3<ntuat
1229 ift et aeftotben unb in ber Domftt^e ju JR^a beftattet ©otoen.
Subett tft ebenfo mie 9Rein^b eine but^us mittelaltetli^e (Seftatt. 9hir meil
er an politifc^er Segabung unb (Energie feinen Vorgänger übertraf, trSot fein SBirlen
einen meltliid^eren (äjoxaUtx. Sllbert ift politif^er Sifd^ unb Surft 6ein SAtn ift
60 erfällt oon biplomatifc^en Ser^anblungen. 13 mal ift er ilber bos SDleer gejogen. um
burc^ bie 5treumebigt $eere ju Jammeln obet um mistige 6taatsge[<l^fifte ju erlebioen.
Unermfibli^ ijt er beftrebt bie SRad^t unb innere 5tr(rft feines ^rftentums ju ^n
unb ben polittfc^en C5eminn aus ben 5treuj3ugsuntemebmungen ftc^ ju fiAem. Sr ift
6täbtegrilnber, grober Sau^err unb 9{egent. Dabei oerfte^t er es au(^, bie Sn^ng«
66 Ii<^{eit unb Xreue ber fiioen unb fietten fi^ ju enoerben unb ju behaupten. Dos
fe^en mir an ftaupo. Dag unter bem 5brummftabe gut 3U mo^nen mar, merben feine
lioifi^n unb lettij^en Untert^anen unter feinem froftigen 9{egimente mo^I erfiqren
^aben. $atte er t^nen bo^ ben Segen einer cioilifietten 9legietung, mel^ bie anot^
^ift^en 3uftänbe bet 93ot3eit befeitigte, ju teil metben laffen. Den D&nen gegenfiber
(K) bnnte et fic^ auf i^e Zteue oetlaffen. Den Otben ^atte et bun^ fluge Senulung
Wbnt nott Miga nterttm 301
bec UmRänbe in einer gemiffen Slbfiangigleh er^Iten, müift allerbings geringet tDor,
als er fte bei ber (ßriinbuna besfelben ocn^efe^en ^atte. Cqne (ErjbifcQof getoorben ju
fetn, benn ^ßapft $onorius fyd i^m bte|e SBürbe ooren^alten, toor er bocQ oon Sremen
unab^ngig — $onorius ^tte 1223 bie Unab^ngiglett beftotigt — unb flbte SRetro«
(wlitanred^e Aber bie Sifj^&fc oon SentgaHen, 3)orpat unb £)fel aus. Unb bo^ ^d 5
er aiaä) ffir bie ^eiftli^n ^ic^ten [eines Slmtes 3ntere[|e gel^t. Sein ftlerus mar ent<
l^bffen. ber aRtffionnifli^t m genägen. 9Ran \(iS) auf bie mi|[ionstr&ge ruffif^e ftird^
ab auf eine unfrumbare SRutter ^rob j[$einri(^ r>. £ettlanbs (Q^ronQ. >top. 28, 4,
ogl. 16, 2). Unter oen lioIanbifAen ftlerilem mirb eine nid^t gerinoe 3^1 ^^n (Ein«
aeborenen i^ (Seburt na<^ angehört ^en. 3c^ meije nur auf ben H}rie[ta: ^tAannes lo
9in, Don beffen blutigem (£nbe uns ^einriA oon £ettlanb 3u erjS^Ien metg. ^fymnts
nxir eftnil^r ^erfunft unb ftammte aus SBirlanb. Son Reiben geraubt, aber ooni
Si[(^ SReinbarb losgebuft. mürbe er in Segeberg jum ^riefter gebilbet, oon Sllbert
gemeint unb tn $oIm angeftellt. Seine 9Bnqaniieit mar erfolgrei^. Ss ^eigt, bag
er oiele 9om (S9|enbien[te bele^ bat SHs \vSf 1206 bie £ioen ber Hmgegenb em« i5
i^Mtn, ri^e fiq i^r ^ag gegen ben ^riefter. Sie ^aben i^m bas $aufrt a^eMIagen
unb feinen fieib jerftüdelt (X, 7). 9Bie biefer C^te mtrb au^ manAer ^riefter lioif^en
unb lettihlen Sluies treu an ber (E^riftianifierung [einer SBoItsgenoffen gearbeitet ^oben.
3^ Sbbeit nrar nic^t oergebli^ gemefen. !Die £men jt^rian unb Saqan liegen Jid^
liäcr oon i^en ^ibnif^en fianbsleuten qualooll ^inmorben, als ba^ fie ben Anftlimen ao
(Bbuben oerleugneten (^einri^ X, 5). SRo^te bie Stömmiglett ber IioßnbiJ<9en
SliffionsKrc^e no^ fo rob {ein, 9or^anben mar fie boc^ unb begann au(^ bie Sleubele^rten
i erffiüen. SObert felmt mar biefent 2jü>en ni^t frentb. (Er yd bem dürften oon
(olod gegenüber feine $fli^t betont, ben SRiffionsbefe^I|C[Briftt m erfüuen unb bas
bigtomt ni^t ju oerf&umen (deinri^ ^^II?'^' ^^" tir^nffirftMes 9BirIen ftanb25
ifo mie bas unein^bs im t)ienfte ber 9Rinion unb in ben ro^en gformen bes
SRtttelalters ^ er ffir bas 9lei<^ C5ottes gearbeitet. ^ir. Sesind.
Wbcrtt, Salentin. 9lb8 1. 8b @. 215; ©djriftenoeneid^nid bei 9lbelung, gfort«
fet^ung ju Söc^rd (S^eU^rtenlej:ilon 1. 166 füeiph- 1784 8. 441 ff.
Solenttn SIberti, belannt bur^ fein Eingreifen in bie erften {lietiftif^en Se» so
mengen, ift ju fiaqn in SAIefien am 15. IDej. 1635 geboren. (Er mar feit 1672
auBerimentli^ ^rofeffor ber X^eologie in fieipjig unb ftarb bafelbft am 19. Se)rt. 1697.
Xüertiitt. 3o^<^nnSaptift o., Sif^of ber eoangelifd^n Srfiber'jlir(^e unb Gräfes
ber UnildtS'9[lteften«ilonferen} ju Sertl^elsborf bei $errn|^ut, mo er ben 6. Dejember 86
1831 ftarb, mar geboren ben 17. f^ebruar 1769 ju 9leumieb, mobin feine (EUem, ^oSoh
Ubri^ 0. SQbertini unb SRargareta, geb. o. Planta, aus ber Sc^ei} gebogen maren.
Seine 3ugenbbilbung erhielt er in ber Jlnaben«$enfionsanftaIt ber Srfloergemeinbe ju
Steumieb, fobann in bem ^fibagogium ju 9lisb| (1782—85) unb bem t^Iogif^en
Seminar m BwAif (1785—88). 3n beioen le^toenannten 3nftituten mar er Stubien« 4o
genoffe unb ^erjensfreunb S^IeiermaAers (ogl. äB.Dilt^, fieben S(^Ieiermad^rs, I
S. 12 ff. unb: »us SAIeierma^ers fieben. 3n »riefen, I S. 9 ff.), ^en beibe
in 9lisa| ungeltbrt i^e Ilaffifi^en Stubien unb öft^etifc^n 3ntereffen gepflegt, fo mürben
fie in Sarbq Qineingemorfen in ben geiftigen >lampf ber 3^it jmif^en oem ererbten
biblif^n unb erf(djiingsmagigen (E^riftentum unb ben neologifc^en unb p^ilofop^ifÄen 45
Zenoenaen feiner SBibnfaAer. Sllberttni gehörte einem gteuno^freife an, oon benen
SRitgltebem meiere, mie ^^leierma^er, enbli^ bas Seminar oerlie^en, um fic^ freiere
Sahnen ju fu^n. (Er teilte i^e S^merjen unb ftänmfe, aber er fo^e ibnen nid^.
Snbeis angelegt, als jene, eine bei aroger St^ärfe bes Öerftanbes bod^ sualet^ innige,
geffi^t unb p^antafiereic^ Statur unb frfi^e für (E^riftum gemonnen, lonnte er in ber go
engen ^ftliqen (Entf^ieben^eit, mel^e i^n umgab unb nid^t oerftanb, bod^ ni^t bbg
bie Sd^ame (e^en, mel^e bur^bro<^en merben mugte, fie mar i^m jugleim ein 3Rag«
net, ber kin 3nner^es anjog. SBas mi(^ bielt, fagt er fpöter eät jinjenoorfif^, mar
— bes SDlenfd^n So^n in Settfemane. unb biefer muroe i^m, immer me|fr au^ ber
emige (gottesfo^n, ber gottmenfmli^e Xilger leiner Sünbe. Slls fol^n bat er ibn ab 66
SRoitn im Stusnistoottt unb fitebe marm uno lebenbig aefeiert unb in btefem (Blauben
9 er unter f^^meren fieiben ooH (^rieben getrojt entf^Iafen.
SBie unb mann biefer (glaube in feinem 3nnem J eftbegrünbet morben. miffen^mir
sid^ benn er ^ ni^ts fi^li^es über feine Sntmidnung ^interlaffen uno fprod^ fi^
302 Wtcrttiti
Quc^ gegen greunbe batüber nxift aus. jtmint toerben tDtr inen, loenn mit annehmen,
bog neben ben inneren Ctfa^rungen bie bentflic^ Slrbeit in ber ^. 6^rift i^ fytufi*
^cfii^ jum Quell bes Ztbtns gen)orben fei. Ctne tbeoIogif^^iDiffenf^aftli^ Suseinanber«
fej^ng p^ifc^en feinem (glauben unb bem rationaliftifd^en Softem ber ßeit ^ er too^I
5 ni^t oollsogen. Seine erfenntnisntögigen 3ntereffen ri^teten fi^ m^ auf bos neu<
träfe (gebiet ber Sm^en, befonbers ber orientalif^en, ber 3RatJ^mati! unb ber Statur«
rDiffenf^ojft namentli^ ber 5BotaniI, toelAe er t^eoretif^ unb iirdtif^ jeitlebens mit
fiiebe meb. (Ein in (gemeinfc^aft mit feinem Srteunbe o. S^ioeini^ ausgearbeitetes
Spesiahoerl Aber bie $il5e ift u. a. 3^^^ baoon.
10 9ns fie^rer am ^äbagogium, bann am t^ologif^en Seminar, bem er einige
3a^e ^inbur^ au^ als Direltor oorftanb^ ertoarb er fi$ oiel fiiebe oon feinen Schülern,
^ie (grfinbli^Ieit unb iUar^eit [eines unterri^ts, bie grreunblii^Ieit unb (gebulb, mit
loel^er er fi^ ber 3ugenb annahm, genninnen i^m bie ^erjen ber 6^er uiü^ ber
aRitarbeiter. (Er vsxa eine in ft^ Ilare unb gef^Iofjene, naq äugen §in mitunter faft
15 abgef^Ioffene ^erfSnlic^Ieit, im tieferen Sinne aber etn SDlann ber fiiebe, grojger grreunb
ber ftinoer, überaus mo^It^ätig gegen 9Irme, babei Reiter in (gefeöfc^aft. oon notoem
$umor unb SBi^. So genog er au^ in roeiteren iaeifen oiel fiiebe, als SRenf^ mk
als C^rift.
3n biefem Sinne n)irlte er in 9ltsi9 neben feinem SImte am Seminar ou^ als
20 (geifUi^er, bann ausfc^lieglii^ als fol^er in anberen (gemeinben ((gnabenberg, (gnaben*
frei inS(^lefien), bis er 1821 9Ritglieb ber Unitöts^Slteftenoftonf^^ens im Departement
ffir ftir^n« unb SAul^^ngelegen^eiten unb 1824 beren liröfes n)urbe. 9(uc^ in biefer
ßeit roar er ber na^en (gemeinbe in ^erm^ut ein geliebter unb aefeierter ^rebiger.
W>tt bie Mlle unb (Eigentämli^Ieit feines geiftigen fiebens ^at fim oielleii^ no^
2bVDatmts uno ooller offenbart, mäbrenb er ausfd^ltegli^ biefem Serufe lebte. Diefer
3eit entftammen bie ißrebigten, n)eu^e, roie au^ eine Sammlung geißlit^er (gebic^te, bur^
ben 7>tnä oerSffentli^t unb me^a^ aufgelegt mürben. (Se^unboreigig 9{eben an bie
(gemeine in $erm^ut in ben 2^^xtn 1818—1824 gehalten, (gnabau 1832. Dreigig
^rebigten, f&: SDlttglieber unb (^eunbe ber Srfibergemeine, in brei Auflagen, 1805
30 bis 1829. Seiftli^e fiieber, für SRitglieber unb grreunbe ber Srfibergemeine, ebenfalls
in brei Sluflagen, 1821—1835.) Somobl jene flomiletil^en, als biefe poettfd^n (Sx--
jeugniffe oon Sllbertinis (geift unb (glauben ^aben fic^ oamals in ber 3^it m^li^r
Dilire unb erften (Enoaäens eines neuen fiebens au^ auger^alb ber Srübergemeitäie
Sa^lrei^e Srteunbe unb 9}ere^rer enoorben.
35 93on ben ^rebigten fagt Sad (Ü^StA 1831, 2) mit 9{e^t: „3m oUgemeinen
bejeii^nen mir bie 3!Beije biefer ^rebtgten als Ginfalt unb Sic^er^eit biblif^ ffirunb«
läge mit freier, geiftrei^er SBesiequng auf bas tiefere (geiftesleben ; innige fiebenbigleit
ber ^er^enserfa^runaen in ber (gemeinjd^aft mit bem ^eilanbe, mit natflrlicber unb
frif^er 9Iuffaf)ung ber allgemeinften fiebensoer^öltniff e ; groge SBa^r^eit uno ilraft
40 Der SIsietii neben einer poetif^ finnlic^en Silblii^ieit im Slusbrudf ber (Empfinbung;
SRannigfaltigleit unb 9tei5 in ber SBieber^oluna o^ne einen meiten 5treis praltif^
Slntoenbung". ^er er ocrmigt juglei^ nt^t oQue (grunb teils eine umfaffenoere Sn»
menbung bes S^rifttoortes „auf oie mannigfachen mirili^en 3^f^&n^^ ^^ Solls«,
$aus* unb ^erjenslebens ber (iQriften^eit", tetls ein tieferes (Einge^n in ben 3n^lt
45 unb 3ufammen^ang bes Sc^nfttoortes 5um !^rDtdt ber Segrünbung unb Alärung ^rift«
lid^er (£r!enntnis. Slu^ biefe ^rebigten finb neben i^m rein^eoangelif^n (gruno«
geilte suglei^ 5ltnber i^rer !itii: bas Crseugnis einer lebenbigen unb originalen
Serbinbung jinsenborfifc^er (gefüJ^lstoörme mit bem öft^etif^en Sc^munge ber neuen
fiitteraturperiobe. Slber fie ^aben bamals oielen unb ^ogen Segen gefttftei
60 SBon ben fiiebem Sllbertints fagt $. Rletle ((getftlid^e 5BlumenIefe aus beutf^n
Diätem, Serlin 1841 S. 323) : „^llbertini ift nä# 9boalis ber bebeutenbfte geift«
lid^e Siebter unjerer 3^^^- SBo^r^ofte (gloubensinnigfeit, Demut unb ^inaebung 6e«
5eiAnen feine fiteber, bie ebenfo aus einer ünblii^en (^ommigleit, mie aus oer tieferen
triftlid|ien (£r!enntnis eines ^od^gebtlbeten bi^terifc^en Seiftes ^eroorgegangen finb.
ipraAli^e ^rten finb nic^t immer oermieben, sumeilen aber au^ bie gform mnftlerif^
oollenoet. 3Ran^ befremblic^e ber bilblid^en Stusbrudfsmeife gebort me^ ber Semeine
als bem Dieter arif unb mirb burc^ ben lebenbigen $au^ bes ®eiftes annebmli^^''
(Eine ^emiffe uberf^toengli^Ieit bes 9lusbruds ^at i^re Urfa^e jum Xeil in oer 3nbt«
oibualttot oesäRannes, 5um oielleii^t größeren Xeil aber au^ in bemC^arafter ber3^it
Go unb gemiffen S^rabitionen feiner Umgebung. 3I.s fiieber ^aben in ^riftliqen jtreifen oiel
StterttMi «Iferd^t V. Hon »o^ent 303
SetftSnlmis unb in ber ^rioaterbauung monnigfo^ SlntDcnbung gefunben, mtm fte gleU^
Wx ttr^IiAen ®ebrau4 fi^ toeniger eignen. Sd^Ieiemtiu^er, fem 3ugenbfreunb, lieg
m <nif fetnent Sterbebette noc^ einige berfelben oorlefen (ogL fibet^aufrt ben frönen
Srief Sic^Ieienna^ers an (E^ftlieb ^ei^el, in Sejug auf iubextinis Heimgang : Briefe
2. »b S. 423 ff.) t>r. .^ermann *Htt f. ß
aUbigeitfcr f. ftat^aret.
Wbo (3ofef). «rfift, ©eftfil^tc bcr gubcn VIII« 157—167; «iÄlcr, «oricfungcn
über bie jübif^en ^^ilofop^n bed Mittelalter» Ul ld6--234 ; Slo^ in hinter u. Sünfcbe,
(Bef4i4te ber jübifcften ßitteratur n 787—790; ®ei6. Dör dör we^öreSSw V 217—225.
(Irfre ^u^abe ber 'Ikkärim, Soncino 1486, beutft^e Überfe^ung Don f3. unb 2. ©c^Ieftnger, lo
^ranffurt a. SR. 1844.'
Wbo, um 1380 in 9RonreaI in Spanien aeboren, 1413/14 beteiligt an ber oon
$apfi Senebilt XIII. ins SBerl gefegten Disputation 9on Xortofa, oerfoj^e um
1426 in Soria in Sltlaftilien fein reIiaionsp^iIofop^tf(^es ^auptmerl Sepher ha- Ikksum
(!8u(^ ber ^nbomentalartilei), ftarb um 1444. (Er vor ber le^lte bebeutenbe 9{e« i5
ugionspl^Uofop^ bes mittelalterlichen 3ubentums. 3n ben 'Ikk&rim [Reibet er ^mif^n
ben (Srunbprtnjipien, ©eU^e jeber JReligion eigen fein müHen, beren er erft brei (®ott,
Offenbarung, Seraeltung) unb bann loeiterbin elf ((Einheit, llnl5rperl{(^leit, S^^Mifl'
lett, 9RanaeIIoPg^ett (Sottes ; gBttli^e aDImtffen^eitj ^rop^etie. Senbung eines C5efeH*
gebers; So^n unb Strafe, Sea(^tung ber menf(^It(^en ^anblungen bur^ (Bott) auf« 20
sä^It, unb jiDifd^n ben befonberen ftennseic^en ber ^iftarif(^en Stelipionen, unter benen
oQS 3^^ntum fi^ oon bem (E^riftentum bur^ feine größere (maubmfltbigleit unb
feine SemunftgemSMeit unterfd^eibe. Der üRefTiasglaube gilt 9Ibo babei als not»
oenbiger Seftanbteil ni(^t bes 3ubentums, fonoem bes Q^ftentums.
0. Taiwan. 25
Snbrei^t V. unb bie (Gegenreformation in SaQern. Kretin, 9a^ems
auto. l^er^ftüniHc (1839); berfclbe, Stf. ^Rajimillan I. (1842); ©ugcnl&eim, »a^em«
Äir*en-ttnb »olfSjuftanbc (1842); mt^kv («bö); ßoffcn, %>tx ftölnift^c 5Wcg I (1882);
»Htter, 3>eutf(öe ©cf*. I (1889) S. 238 ff., 300 ff. ; ^öpflcr, a)ie Äcltftbetocgung in ©a^em
(1891); ®tiet)e, a)ie Steformationi^bemegung im ^gt. lOa^rn (^il. ). ^(Ilg. 3tg. 1892 9{r. 38); so
9Ke§Ier, dur «Bürbigung ^g. «Ibret^td V. (^9R9( 3. tl. 21. »b I 1894); ®oe^, ^ie bakjerifc^
?oIitif 1550—1560 (1896); ©cöea^afe, S^untiaturberlc^te IH ©b 3 (1896).— S)ie Schriften
üon Sttd (1842) , Sungermann (1843) unb ^öfler (in ©ednarbd SRepertorium 1841) finb
unbraud^bar.
^enpQ SQnreAt V. (1528—1579) folgte feinem Soter 9BiI^Im lY. im aRSrs ^
1550. Seine ^{epierungsjeit ift fflr ben jtot^olijismus in Deutfdblanb oon ^^ter
Sebeutung : bie ®egenreiformation fekt ein , es fammeln fidb bie serffareuten 5tr^e oer
fth^e, ber boverif^e $of mirb ein uRittelpuntt ber neuen deu)e^ung. Die feit langem
nac^ Senoirfliqung ftrebenbe iat^olift^e Deformation^ ber Q^futtenorben, bos Zriben«
timim — bie|e brei (^oren bejeic^nen, ]\a) gegenfettig ergänsenb, Urfprung, SBerben 4o
unb Orgonifatton ber (Gegenreformation; bie CMoidlung biefer SeiDegung mug man
bebetrfen, xoenn man bie 9{egierung Sllbrec^ts V. geregt beurteilen wm,
Sanem wax ber alten ^irAe treu geblieben; tro^ mancherlei S^n)an{ungen in ber
9ugent ^oltttt, bie unter lebiglic^ territorialen Sebtn^ungen ftanb, Ratten oie beiben
Soc0lhtger Wbre^ts V. ber 9{eformation ben (Eingang ins ^ersogtum oermel^rt. SUbred^t 45
fibemolim bos fianb in feinem guten ßuftanb : bte ^inanjen nntren erfc^Bpft, bie Ser«
oattung in fc^Ie^tem Staube, bos 93oII infolge ber getfti^en unb ftttlid^n SBermabrIofung
ber (5€tftli<^teit lirAIid^ oenoilbert unb jur Unbotmägtgleit geneigt !Die gebilbetften
S(^id^tfn ber SeoöIIerung, ber Slbel unb bas Silrgertum, ftanben june^menb unter bem
Sinflitg ber neuen fie^ren; auf ben £anbtagen brauten fie i^e SBfinfAe oor. Wm5i
ber junge ^erjog [elbft wox unberfi^rt oon jegli^er 9letgung jum Slbfall. (Er loor
ial^It|i^ erjogen; tn 3ngolJtabt, am geiftigen 9RttteIpunn bes alten ittrc^entums, ift
er 9on 1537 — 1544 unterrichtet n)orben — mir miffen, bag i^m bort 3obann (Ed unb
beffen jflngerer Stiefbruber Simon Xbabböus (£d na^egeftanben ^ben. Keformations«
feinbli^ loar bereits bie äberlieferung oer baQerifc^n ^oliti!, als Sllbrec^ ^ur Stegierung 65
nmip obiDo^I ber territoriale (5egett|a^ ju Ofterrei^ bis^ eine folgen^ge 7>v^^
ffil^ng biefer Snfc^uung fortmä^renb beeinträ^tigt ^tte. Die $eirat ülbre^ts mit
304 Sttrc^t V. Hon So^em
einer Xo^ter geibinanbs I. (1547) befettigte btes ^etninnte. DoA olle Sete^nungen
Aber eine notutgemä^e SBeiterenüoidlung ber 3)inge loflrben btitfaUia fein» oenn
Wbttäft eine ftarle. etgenoitige ^erfonli^feit geiDejen iD&te. SBo^I b)nnte er gelegent'
li^ im ^ftigften 3onte aufbraufen, aber feine p^legmatiFd^, mittelmagia b^abte, {u
6 äußerem $runl neigenbe , an uRufil unb !iaah am liebften f i^ ergo^enoe Sfcotur omr
loeber für neue 3been noc^ f&r Ira^oüe Sntfqlfiffe geeignet, fieibenjqoft — im beften
Sinne — fehlte i^m, au^ in reltgibfen fragen; iDeltii^ 3ntere|ten ^oben auf bie
me^r ober mmber J^roffe Haltung bes $er}og9 in ßr^Ii^er ^infi^t 3um guten Xeil
beftimmenb eingeiDtrft. (Er f<^eint am SInfang [einer 9legierung in ber Sefolaung ber
10 lir^Iii^n Sorf^riften lau geroefen ju fein; er toirb um fo [trenger, fe m^r bte^olittt
[einer 9{egierung in bas gfalnoaffer ber (Gegenreformation gerat. Z^m^ bte Slnfii^auung
bur^bringt, bag nur t^aflräftiges $anbeln aegenfiber ben bleuerem bie Airc^ oor n>ei*
terem Stäben bebten lonne, bag Sta^gieoigleit ber Sna^tooIIIommen^tt m ^erjogs
im eianen £anbe älbbrud^ t^ue unb bag eine ftreng tot^. ^olitil bem oitWteba^if^n
16 ^audintereffe am förberlu^ften fei, um [o Jtrenger finb am baQer. $ofe bie itud^n«
aebote befolgt ooroen. !Die langfame (Enthüllung ber gegenre[ormatoriN||en Seioeguim
wiegelt fic^ In biefer Seranberung ebenjo n)ieber mie in ben SRannentp bte fuj^ oAIofenb
oem öerjog als Berater jur 6eite ge|tanben §aben. SHbre^i^t uxtr nid^t burcbaus ob'
bonaig oon ben Slnfi^ungen feiner Umgebung : er fuAte fi^ bie 9läte aus, bte feinem
90 SBefen unb feiner Cpefinnung entfpra^en, unb oiejen gab er ft^ baitn oertrouensoou |in.
Dr. C5eorg Stod^mmer (—1552) utto Dr. SBmuleus $unbt (--1557) bc^n ben ^er^og
in ber erfien St\t oorberrfc^enb beraten — beibe un3n)eifel^afte Aoqolüen, aber ju
roenig bebeutenb unb f^opferif^ veranlagt, um ibre lirdUi^e (ßefinnung felbftft&nbia }u
einer aef^Ioffen gegenreformatori[<^en 3U entmioeln. Set ben mic^tigften (&reigntffen
« ber erpen Slegierungsseit, beim ^affouer Sertrag (1552), bei Slbf^Iug bes ^etbeibe^er
Sunbes (1553) unb beim üugsburger 9leIigionspneben (1555) toar ^unbt ber Setter
ber ba9er. ^outif. Set feinem biefer (Erei^niffe ^ ber $er30^ ober feine K^imitq
eine Hinneigung jum ^roteftantismus gesetgt: 1552 brangte bte 9lot ber Sao&Itniffe
ju einer t>ermittelnben Haltung — ber ^twB>. Sunb b^ies bur^ feine ro^ ein«
so teetenbe 3^^^^u^9f ^6 ^^^ lat^olifd^n 3ntereffen Saqems unb £>ftenei^ mit benen
ber Orot. Staube nid^t oereinbar n)aren, unb oer Slugsb. Steligionsfriebe UKtr eine
litif^e 9lotn)enbigieit, in bie fi^ SBca^tm fügte, — bo<^ ni<^t o^ne unter bfterreid^ifi
gfl^rung ben fal^. Stanbpuntt noA 9RogliqIeä ju oertreten. 3m eianen £anbe ,
ber öerjog in biefer 3^it an manchem ^eifpiel gejeigt, bog es ibm mit ber Si^tung
SS ber lat^. ftir^e ernft fei; boc^ XDOXtn bie erfien 3<^^^ R^er 9{egierung mit ibrem
äbergen)i(^i ber reidEispoIttif^en Slngelegen^eiten für etne SefASftigung mit bem rir^*
lii^en 3uftanbe bes fianbes nic^t re^t geeignet. (Einselne 95erorbnungen untren er»
gangen: eine ^rooinsialfqnobe ju 9Rä^lborf (Des. 1553) ^e bie Snittel jur Sefeitigung
ber 9Rtgftanbe enoogen unb ben (Segenfa^ jn)if^en ber läffigen 9luffaffuna ber Si
40 unb bem reformeiMgen SBillen ber baQer. Regierung offenbart. Slber eine fefte Snfc^attititg
über ben 3um 3iele fü^renben SBeg wca no<^ nic^t gefunben. SBeniger aus biefer
Unllar^it als melme^r aus finansieller 9bt gab Sllbrec^t 1556 ber brfingenben £aitb«
l^aft bie „DeUaration'', in ber er lebigli<^ für Smpfang bes^ Slbenbma^ls unter beiberlei
C5eftalt unb für bie mit C5en)iffensbebenien be^rünoete Übertretung ber goftengebote
46 oorläufige Straffrei^it QmSfyAt , — o^ne bamtt irgenb eine Steuerung billigen ju
mollen.
3u)eierlei mith balb na^ bem 9{eligionsfrieben oon entf^eibenber Sebeutung: bie
Serufung ber 3^fuiten nad^ Saqem unb bie (Emennutm b^ Dr. Simon Z^bfius
(£ä ^um ^ofbtmler unb bamit jum einflugrei^ften 9{ataeber bes ^erjogs. 1549 tooren
80 bereUs oon SBtli^elm IV. einige 3^futten nac^ 3ngolnabt gebogen toorben ; Hlbre^t
^e fie 1552 na^ äBien überftebeln laffen, wd^l ebenfo aus finanjiellen (Brflnben —
oenn oer SBunjd^ na^ einem eignen itoKegium lonnte er i^nen bamds niAt erfüllen —,
als u)eil bie politifAen Ser^öltnifte im Slugenbltd alles anbre jurüdbrängten. l)ie(&rtemttnis
oom SBerte ber (DefelMoft 3^|U tnag in ben folgenben ^(^xtn geftiegen fein ; bie
66 ba^erifi^ 9{egierung fa^ bomals unb fpoter bie Sefferung bes jUerus fih: bie Sonnis«
fe^ung febes u)eiteren (Erfolges an, unb mä^renb bte getftlic^ Obriglett für eine i^>
tr&ftige g^rberung biefer grctge nic^t ju ^en mar, ftellten gerabe bie ^^hiiten bies
als oberftes 3^^^ W- ^^^ ^eranbilbung einer (ittenreinen , glaubensfeften i&eifai^it
Unter günftipen Sebingungen lamen nunmebr (3uli 1557) bie 3efuäen na^ Simolpobt
so Die amttel fibr ein ilolleg mürben bereit geftellt, bie aRogli^Ieit, an ber Unn^itit
mbttiii \. Hon »irtimt 305
ju lehren, eröffnet unb9{fid(t4t auf die ihre äBflnf^e }ugefagt. !Dte baiier. Ste^terung
bat es fortan an görberung bei (&e[ell[^ft ^efu nic^t fehlen laifen : 1559 mutbe t^r ein
jtolleg in anfingen er|[i<^tet — in ben langen Gammen ber llnioerfitöt 3ngol[tabt, bie
[i^ bes junel^menben Ubergemi^ts ber 3^Jutten enoepren moIUe^ ^t 1^4 ^i^ 9tegierung
ftets auf Seite ber 3([uiten gejtellt unb fc^Iieglic^ bie oollftanbtge Uoerantoortung ber 5
^o^f^ule an bie 3^fuiten geotlligt, — ber ^erjog ^ ben Sötem fteigenben (Einfluß
auf ben ^of unb auf [eine Samilte aejtattet ; 1568 erhielt ber junoe ^erso^ SßiQieInt
einen 3^fuiten jum Sei^ater. 3{mm unb mit Crfola finb bie 3efuiten tn Sapem
t^otig gen>e[en : fie boben bie 3ugeno unb oor allent oen Iflnftigen illerus erjojgen,
burt^ Si^riften unb ^rebigten an ber 3unldfübruna ber Unterti^nen jur bü^. Rvc^t 10
geamitet unb gerabe an ben bebro^teften ^unnen bes £anbes t^re XQätigleit entfaltet
— in Ketent Sinllana mä ber Stegierung. bie i^re !Dien[te ffir unentbd^rli^ ^ielt.
Cs ift ois^r nicbt f e|tgeftellt , toie grog Der (Einflug ber 3^fuiten auf bie eimelnen
9[n|qauungen uno SRogna^nten ber bo^er. 9tegierung getoefen ift ; aber es ift ijioeifenos,
bob i^re 3been in (^inton !^abbaus (£d (f 1. (§ebr. 1574) unb in feinem 9la^« 16
fo^er Dr. (E^riftop^ (Elfen^imer überjeugte Vertreter fanben unb bag fie auf bte
Stimmung h^ gansen ^ofes surfidgeioirit ^aben. Die 3^fuiten bilben ben geiftigen
SRittelfmidtf um ben fiA bte Sln^nger ber gegenreformatorifc^en Setoegung f^aren.
Simon da wax feit 1543 als ilansler ber iRegierut^ 5U Surgbaufen tn hoa^^
rif^n Dienften; feit 1553 oenoaubte t^n ber ^erjog immer ^aufiaer, befonbers2o
in tird^npolttif^n S^a^en, feit 1555 ift er ber eitiflu^ei^fte ^atgeoer ^eroorben.
Snfong 1559 rfldt er tn bie Stellung bes ^oflanjlers ein, — er Qot fettbem bie
innere unb äußere ^olitU Saqems beftimmt 9lus einem 5treife oon 3Rännem,
bie, o^ne im Dienfte bes ^erjogs ju fte^en, ibn boA aufs ftorlfte beeinflußt
(oben» ift Od gleic^fam ^eroorgeioa^fen : ber IgL 9iat 34iu6» ber Stei^soi^elaiuler ss
SeQ>, bier tgl. 9{at ®raf ®eorg oon ^elfenftein, ber ^ugsburger ^atrnter ^0^
^nn 3tt!ob (jrugger — fie alle Qoben um bie 3Ritte ber fün^er 3<4i^ <^\ ^^^ W
Gegenreformation [trebenbe 9{i(^tung ber ba9er. ^olitit eingetotnt unb ben Soben ffir
Sd, ben t^otlraftigiten Sörberer ber 9{ea{tion in Sapem, geebnet. Slu^ er f)oi fetne
Snic^auungen erft entnidelt ; fie oer[(barf en fic^, nac^bem er bie Hnf^igleit ber geiftlt^en so
Se93rben erbinnt ^t : er brin^ fettoem barauf , bog bie n)eltMe Obrigleit fefbftttönbig
eingreife, fobalb bie geiftli<^e t^re S^^üfi oerfaume. Diefer Corunbfa^ ^t bie Durc^«
ffl^ng ber (Segenreformation ermogltc^t unb sugleic^ bie SRa^t ber ba^er. 9{egierung
gegenuiber ber itir^e er^eblic^ gefteigert; — nur bie unoerlennbaren Serbienfte biefer
Regierung um bie ilird^e fyä)tn bie 5lurie in fpöterer 3^i^ (1574) oer^inbert, bens5
^erjog emftli^ an bie Grenjen feiner Sefugniffe 5U mahnen.
3n ben funhiger 3<^^ten mar man ]idf am Uoftt. $ofe fiber bas mirifamfte 3Rittel
}ur Selompfung oer Slbtrünnigen ober S<^man!enben no(^ nxi)i Ilar ; man glaubte alei<^
ftönig SedDrmanb , baß bur^ bie (gema^rung oon ilelc^ unb ^rieftere^ etn (Erfolg 5U
enei^n fei. 9lu(^ &t fyd bamals no^ nimt feinen aansen Sittfluß gegen biefe 3^- ^
gefttti&niffe einge[e^t; Aarbinal Otto oon mgsburg ift ber einzige gemefen, ber oen
^enog immer mteber oor jeber Sla^giebigleit mamte unb 3U ruofi^tslofem 93orge^en
}u oejtimmen fu^te. Xro^bem mürbe 00m öerjog^ gemeinfam mit gferbinanb I., beim
Aonjtl unb bonn bei ber ilurie um bas 3ug^^n^nis ^^ £aienfel(^es ange^lten.
Sls biefer enbli^ im Slpril 1564 00m ^opfte getoö^rt lourbe, ^e fi^ bie Stimmung ^&
am bafer. $ofe oeränbert: bie Slnfc^uung, ba| nur Strenge o^ne Slac^giebiglett
Sm 3^^!^ \W^i ^^i^^ ^errf^enb geioorben unb Sd i^r Sorlömpfer. (Es ift bies bie
(irlung ber (EretgnijTe oon 1563 unb 1564. SIbel unb Stabte matten auf oem £anb^
tag ju 3ngontabt (Sn^i- 1563) um lirc^li^e Semilligungen ang^alten, unb ba ber
$€r3ogi a^efe^n 00m £aien!elAe, toiberftrebte. ^atte (Sraf 3^^^^^ »^n Ortenburg^
in feiner retqsunmittelbaren ®raff(^aft bie Slugsb. 5lonfeffion eingeffi^rt (^erbft 1563).
Aenog Sllbre^t beftritt bie 9{et^sunmittelbarfeit bes juglei^ in Saqem anföjfigen
®nqen, unb als (Ermahnungen jur SBieberabfAaffung oer Steuerung nichts fru^«
teteiL befe^e er bie (Sraff<^aft mit CBeioalt. Sim banerifd^en $ofe iam man je^t
jur uberjeupung, bag es 00m Slbel überhaupt auf (Einffi^rung ber Slugsb. 5lonfef(ion^
obgefe^n fet, uno als auf einem ortenburgifc^en Schlöffe ein Sriefmec^fel baQer. Stbltger
aepinbien mürbe, in bem oes ^erjogs nidQit jum beften gebac^t toar, oermifqte fi<^ mit
ber pfeinbfc^ft gegen bas fiutlertum bie Sorge um bie Sr^altung ber lanbes^rrlic^en
SRo^t: man fap als enoiefen an, baß bur^ bie neuen £e^n ber(&e^rfam ber Unter«
f^en gegen bte Cbrigleit jerftort toerbe. «>
VttaU9ttcmiopAh\c für Zlitoloqic unb STirc^e. 3. ». i. 20
306 Winäft Y. bau Sa^ent fftre^t bau aRoiii)
(Es beginnt nunntebr ein rfidfi^tslofes Sorae^n ber boner. Keoierung im eignen
£anbe: ber 9Biberftanb Des Sbels iH 1664 filr immer gebrooen — Sie Sanbfifinbe finb
{eitbem nur no^jur Dedung ber fürfili^n €^ulben in ^äjSÜmü—, bas SoH abet imirbe
oei Strafe ber musioeifung |ur Untenoerfung unter bie Aii^enle^ren aejnmngen. 3>ag
6 fe^t ein feftes Softem 3ur |[mDetü)ung lommen tonnte , toor eine SfoTge bes Zrienter
jtonjib: erft mit feiner Seenbiguna xdox ein gemeinfomer SCusaangspuidt f&r ade
gegenreformotorifcben Seftrebunoen gefc^offen* Dur$ Sqitatbnen ber Geiftlic^Ieit unb
Des Solfes, burq Xeorgonifatton bes Sc^ulmefens, bur^ ftrenge Sfidber^nfur, burd^
SBerpfIfAtung oller Seomten bes fianbes unb aller ^rofefforen ber llntDerfttat aufs
10 XrOientmum , bun^ Serbot bes S^ut^ oerbS^Uiaer ^odH^Ien, buni^ (Einfe^ng bes
geip^en Kotes (1578) ift erreiAt »orben, bog Sonern fett Snfong ber fi^ioer 3^^
oon i^Ii<i^r fte^rei befreit erf^ten. Hber monnigfod^ ftlogen seigen, bog bos fionb
in »ir^^oftli^r unb geiftiger $in|{At bobei niAt oeiDonnen batte.
HuA fflr bie Geoenreformotion im Sleic^e (ft Die X^Stigfeit ber boqer. Sleoferung
16 oen entfAetbenber Seoeutung : bie SBiebereroberuno ^Ib ober gons oerlomer Gebiete
ift in erfter SRei^ ber iDittelsboAifAen Sistumspolttil ju bonfen. S^t^^ ^ $^8
Snbrei^ in jeber Sesie^ung ber dteprmotion en^engeoirtt : er unto^t&^te Me litte«
rorifd^ Oraofition, er fommelte in feinem £onbe ebenfo bie um i^ Colotmns iDillen
onbenoSrts Vertriebenen toie bie 5tonoertiten, er ^ fein mogli^tes getbon, AoQer SRosi«
so milfen II. oon 3ugeft&nbnijfen on bie ^teßanten in DfteneiA unb im 9lei<^ (A<
ju^lten unb ben 5toifer feM ju entf^iebner SteHunono^me ju beftimmen, er beniMe
feine gteunbMaft mit Aurf . mguft oon €o((fen, um oiefen in politif^n unb Hnl^Ii^n
flogen oon Der orot. ^ßortei ju trennen, er ftrebte bomoA. in enoer Serbinbung mit
Spanien bos politif(|e äbergeioic^t ber lotb. fjta^tn iottmrber|tt|tenen — ober bie
25 toefentlid^ften (tdolat erjielte Die baqer. ^olittl bo^ auf Jenem ®mete, ouf bem fid^ bie
3nteref{eit ber Airj^e mit benen bes oittelsbo^ift^en Kaufes berfil^en. auf bem <5e«
biete ber SistumspoIttS. SObreAts {finofter So^n Smft ^ f^IieftM bie Sistümer
Sfreifing. ^ilbes^im, £fitti(^, SRiinfler, bie KeiA^obteien QiOAo uno SRoImeb;, foioie
bos (Erj^istum Smn in feiner $anb oereinigt. unb oor ollem JtSIn ift b<Aun^ ju einem
30 SRtttebunlt ber (Gegenreformation tn 9tieb«:Deuffd^Ianb geworben.
Seim Xobe tubred^ts V. loor fein fionb in DeutfAIotü) bie $o^rg bes nrieber«
erftorlten fto^olisismus, unb unter ben europfiif^en Se!Smpfem bes *S^
tonb Sofern neben Sponien an erfter Stelle. fBoIter i»9ti^.
SObred^, fturf flrft oonSRoins unb (Erjbifc^of oon aRogbeburg^geft. 1545.—
85 3- ^. ^enned, ttlbrec^t oon )6ranbenburg, SDtaixii 1858; 3atob ^a^, ber forfürft J^orbinal
unb d^r^bifcbof 9(Ibre(^tII. Don aH^ain^ u. SJ^agbeburg k., giän(l^ni865, 1875^ 2 I6be; «Ibr.
SSoIterd, ber Slbgott ju ^aOe, »onn 1877; iB, 3f.^er|berg, d^efc^. ber @tabt ^Ue o. b.8..
n. ^b 1891. (Sine Rettung oerfuc^te ^. ^reb^, tarbinal unb (Sr^bifc^of ^(Ibre^t II. oon
l^ranbenburg in feinem ^er^ältniffe ju ben ®Iaubendneuerungen, SJ^in^ldOI.
40 (j^eboren om 20. 3uni 1490 als 3Q)eiter Sol^n bes bronbenburgifAen ihtrffirflen
3o^nn (Cicero unb ÜRorgorete, einer Üo^ter bes ^erjogs äßil^elm oon Sod^fen, ein Sruber
bes nochmaligen fturfürften 3oo^imI. oon Sronbenburg^trot 9Ibre(j|t frfl^ 5U (Sunften feines
Srubers oon ber i^nyulte^nben aRitregent|c^Qft }urfi(!, um oIs 5tirqenfiir|t (Entf Aäbtoung
m finben. Unb ber 9Rod^ unb ber ^oIittE feines $oules gelong es, bo^ ber oc^^nii^nge
45 ^rft Domherr 5u aRoinj nnirbe, unb tro^ feiner geringen geiftlid^n Sceiottugen unb feiner
no^ weniger geiftli^en Sebensfü^runo, oon Der mon o^enig 9lfi^mlti|es ju enö^Ien
ougte, mürbe er 1513 (Erjbifi^of oon 9Rogbeburg, in bemfelben 3o^e oud^ 9bminprotor
oon ^olberftobt, unb enbli^, noa[|bem er injnyif Aen bie ^eftenoeibe em^pfongen, im o<^
1514 (Er}bif^of unb iturffirft oon ÜRoinj. So oeretniote er tn feinen $5nben eme
50 ftrd^Ii^e SRo^t , ber in Deutf^Ionb feine onbere gleiqlom, unb burfte jugleit^ ols
fturfürft unb ^o^enjoller borouf rei^nen. int politij^en fieben ber Station eine ffifirenbe
9{one 3U fpielen. 3n feiner SRoinjer SBo^ßopttuiotton ^otte er oerfpnx^en. bie ftoften
fflr bosVoIItum, minbeftens 20000 (Solbgulben, ni(^ mie fonft gef^^en, feinen Dibce«
fönen ounubfirben, fonbem felbft ju besohlen. Dtefes Serbre^en mürbe bur^ bie Ser«
55 lettung Der Umftonbe bos Unglüd feines Sebens. fiSngft oerf^ulbet unb foum im
ftonbe, eine fo grojje Summe ous ben loufenben (Einno^men ^u jo^Ien, entließ er oon
ben gfugger in Stigsburg 30000 Bulben, bie i^m ber Sertneb bes oon fieo X an*
gebli$ 3um 9leubou ber ^etersfir^e ousgef^riebenen Sbloffes einbringen foHte. l[nter
bem 1. Sluguft 1514 ^e er beretts on ben ^opft bie Sttte geri^et, i^ ben Ser*
WOmOti Unit Vlm»i 307
trieb bes Slbloffes für feine ftir^enprooinjen ouf o^t 3abre pi flberlaffen, tDQ$ i^tn
am 15. flfnril 1515 unier ber von t&nt |elD|t gemalten Seoingung gen^rt iDurbe, bog
fogiet^ 10000 (Sulben an bie pSpmiAe ftan^Iei geßo^tt loärben, ber W>la% bis junt
1. Slimft oerfilnbigt xoerben unb aUiö9rliA bte ^wm ber boburA erjielten (Einffinfte
nac^ iftom fliegen foltte (bie SOtenftfide bei Serb. ftömer, Xegel, ber Kblatorebiger, s
groidenberg in 6. 1880 6. 142 ff.). €r[t noA unb no^ lom bie €a^e m Sang,
unb Sfuggerfij^ itomntinsre b^letteten bie ^lokprebiger, um bie t^rem ^aufe }U'
fommenbe Quote glei^ in (Emprang gu nehmen. 25arau9 «o^te man leinen $ebl. Das
fbm%e nm, mit ber junge itirqenrorft o^ne 6<^ jugegeben ^aben mfirbe. etn ®elb«
tril^f an bos fi<^ fiU: i^n perjbnli^ oeber tk^Ii^ ober religiSfe Seoenlen noc^io
gn^eii inii|iften. 6oU^ Hauben ibm flbei^u|rt fern. iSx ge^irte ju ben 3Robemen
[einer 3^ ^ sior ein fttnb ber Stenaiffance, fibrtgens meb naäf 6eite i^es fiebens«
ibeab unb bes Sniereffes fflr i^e ftunft, bie in i^m namentlicb hwcäf loftfpielige Sauten
enen »armen Sdrbaer fonb, als rfidficQtli^ ttrer »iffenfilbaftli^n Seftrebungen. Das
SRfifenokfftaimge^Srte ju ben notmenbigen ^tributen eines gebUbeten gffirften jener 15
3eit, tmb ber Smnn^ ber frfll^ oon einem numoniftett» mie (EiteUooIf oon Stein, beeinflußt
mürbe unb f^on bei feinem oorfibergelenoen ^feitt^alt auf ber grranlfurter ^o^fc^ule
mit lOri^ 0. ^utten oerb^ batte, burfie als »efbrberer bes neuen ^oetentums ge«
{iriefen merben. (Es oerftanb ]wt oon |elbft, baft er ^ ben Semunberem bes (Erasmus
gc|orte^ Sleu^Iin g^n feine Serleumber gefdjfi^ 9atte, feine Unioerfitot 3Rain2 }U2o
einem 6ih ber neuen SD3iffenf(^en mai^n moute unb ^utten an feinen :5of ^t — <^
beMbe Slonn , ber in feiner 9lu^ unb in feinem fiebensgenug ni^ geftbrt med)en
moute, bttitte gegen bie Susf^ttungen bes Suc^bnub am 17. 9Rai 1517 ein je|r
ttmrfes 3w|uifittonsebiIt erlaffen, in md^m er neben feinem 9Bei^4(^ fiu^^
frfi^n ftoOegen 3ob. Xrutoetier in &ivsi, ben ünbfinger bes SIten, mit meit^ss
gc^enben Romjdenjen 5um 3n<tttifitor in feiner ganjen Diäefe einfeäte.
7>ü bie unter feinen IRamen auMegangenen Snftruttionen ffir oie übla^ebiger
f#BDerIi4 oon i^ felbft l^errfi^ bfirfteu, fo mar £uqers bemflt^er unb boA rud^t«
lofer Srief, mit bem er i^m am 81. Oft 1517 feine 95 X^efen über ben SIblag ju*
f^idte unb fernere SnIIagen g^en [eine Unter^nbler erj^b, oielleiil^ bie erfte emfte Ü^^ so
logifi^ S^age, oor bie fi$ ber injbiK^ g^t^ f(^. Sie mujjte i^m feiner gansen Statur
nSSf um fo unbequemer fein, als eine f^^mere S^obtgung feines ®elbbeutels ]u ben
no^Kegenbften Sefürd^ngen getreu mufete, unb man foeben in Xom barfiber floate,
ba| bieSoQe fo menig einbringe. 9[ber f^on ^ier jeigt ft^ feine Sigenort: nxis t^m
unbequem mar, f^ob er beifeite; felbft mas i^n petfönli^ oerle^en mugte, lonnte er 36
bes^Ib rubig bingel^n laffen; mo er emften SBiberftonb erfu^, unb bo^ ni^ts aus«
PL mbien f&r^en mußte, gab er ÜAtx na<^, um SRu^e |tt ^oben. i&rojje i&t*
nfte ^aben t^ nie gelettet, 9roge3i^I^ allgemeiner, niAt |ierf5nli(^er Sri logen
me, emften S^ierigleiten tft er immer nod^ SRöglid^eit aus bem 9Bege ge»
gongen. @o j^n bamals. £ut^ erhielt meber Slntmort no(^ Sele^ng. 3m 40
Srunbe ging bte 6a^, mo^te ber Sr]btf<^of meinen, feinen ^ufteagg^r, ben $apft
no(^ megr an, als i^n felber, unb fo gab er (ie meiter unb berichtete nac^ 9lom, aucQ
um fi^ ni^ ben ganjen Sluguftinerorben auf oen $als ju laben, ^uf bas (Butadien
feiner 9lfite bef(^Io| er jmar am 13. Dep., einen „ii^ibitorif^n ^rojeg'' gegen £ut^er
oufMen ju Men, ber fiut^er mal^rfi^inlic^ gar ni^t infinuiert mürbe (anbers45
Z^ Srieger : Imr ben fßrt^g bes (äijbifc^ofs SIlbreAt gegen fiut^r in ftleine Sei«
tr^e jur (5ef^ic^e oon Docenten ber fieif^tger ^oAi^ule, £ei)^ig 1894 3* 191 ff.),
mfinfqte gemifte Ungeli^idli^feiten oon Xe^els Unterbeamten im Sieben unb ^rebigen
oermieben gu f^n, oamit .,bas ^ilige Negotium aus £ei<^tfertigfeit nidbt oera($tet
merbe'V ecmeiteete no^ bie Jiompelenjen Ze^els, aber bas ,4Ü>^ig Some^men'' bes 50
^fOemcQeRen SRbnc^" fid^t i^n^ mie er fAretbt, menig an, unb feine SSeracl^tung bes«
WBkn mag bur^ feine bumaniftthbe Umgebung no^ oerft&rft morben fein. Sli^t bas
kifefte Sopnbnis ^atte er für bte Saqe, bte fiutber tief innerliä bemegte (ftomer
6. 148f. : 9109, Seilaaen 50: ^. Jtolbe, aRortin fiut^rl 357 f. SInm. 3U 6. 146).
hiermit Qotle ber miU^e jttr^nffirft leisten ^rjens fi(^ einer 6a^ entf^Iagen, &6
beren Stegdutm er mie mum ein anberer bamals no^ in ber $anb ^tte. Sr ^at in
ber Solgmjt bier unb ba 5U o^rmitteln gefuät, aber es ift i^m jpäter nie mieber ge«
bmMn, enie entf^eibenbe iRoIIe in ber lir^Iüpen (Entmidlung gu (piefen.
SBolieiä) bi» Sugsburger Stei^taas oon 1518 mürbe er 5um Aarbinal erhoben.
Son beiben ^Parteien ftari ummorben, entfi^teb er fi^ nai) bem Xobe 9RaximiIian$, burd^ eo
20*
308 VOnäii iin» Virini
bie größeren Snerbtetungen bes Habsburgers beftimmt, für biefen unb toirfte mit (Erfolg
ür bie aßo^l ftctrls V. 3n ber Qaäft fiut^ers ^tte t^m (Erostnus am 1. 9loo. 1519
3RQXi 79) ju Derfte^en geaeben, bafe er, jeme^r er Jidj oon i^r fem ^Ite, umfome^r
fir feine IRu^e [orgen iDäroe. X)as enMpracQ [einen Steigungen, unb Jo lange fein per«
6 |5nli(^es 3ntereffe ni^t berührt iDurbe, tonnte er eine roettge^enoe Xoleron} fiben. ms
£utber am 4. (jfebr. 1520 (Snbers, Butlers SriejiDe^fel II, 307) auf SBunf^ (eines
Aurfflrften fi^ oon neuem an Sllbre^t roanbte, antioortete biefer in fi^tlic^em ^nf^Iu^
an bie Sluslaffungen bes (Erasmus rDo^hooIIenb (ebenba 6. 337). ^utten, ber freilii^
in ienem 3eitpun!t fi^ ber angelegentli^ften (Empfel^Iung bes (&asmus erfreute, burfte
10 lange 3eit ungebinbert an feinem ^ofe Jetne romfeinbli^en ^amp^Iete ausgeben laffen,
unb ben CErasmif^en 9{ef ormationsbeftrebungen bürfte ber ftiuifflr^ jettioeilig ni^ fem«
geftanben ^aben, anäf voax er ben Settelmön^n ni^t ^olb (Spalatin. Annales bei
Mencken, scriptores II C. 598ff.). SIber als bie bem Äaifer entaegeneilenben fiegaten
ibm mit ber golbnen 9{ofe im Öftober 1520 beftimmte Sefe^Ie be^ügli^ ^uttens unb
15 £u^ers überbra^ten, loor er foglei^ bereit, jenen oon feinem $ofe ju entfernen unb
Butlers Sflc^er oerbrennen 5u laffen. ßleU^oo^I gab er (i^ au^ na^ bem SBormfer
9lei^stog, obf^on man erfuhr, mie er bie 3ur S^ greifenben ®eiftli(^en gefangen
fe^te, unter bem Sinflug bes laoierenben, oermntelnben Sßoifgang Capito, ber jetnDom«
prebiger unb bann fein ftansler aeroorben (Saum, dapüo unb Su^er, SIberfelb 1860
20 S.48ff., 3U beffen I^ätigfeit um leneßeit au4 SB. »riebensburg in 3Ä(6 XVI, 496ff.),
ben 9lnf(^ein, geioiffen Reformen aum fe^t ntAt abgeneigt 3U fein , \a als ob er \oiua
mit fiut^ers Sorge^en gegen ben römifc^en Stu^I nimt fo unjufrieben w&tt (Z^. ftoloe,
3Rartin Butter II 25), unb fanb bamit Glauben, foba^ Carlftabt (3öger, Slnbr. Soben«
ftein 0. (tolftabt, Stuttg. 1856, 6. 235), ^ffnungsooü ben „Primaten Sermoniens''
26 offentli^ als ben Zröger nationaler Sleformationsaebanlen bejei^nen lonnte. Slber
i5ut^er lief] fid^ ni^t täufd^en. 9luf bie ftunbe, bog oerfelbe 9Rann, ber in fetner fßtad^t«
liebe unb jur ^er^enlic^ung feines Stiftes in ^aUe eine Unfumme ber lofttor^ten SReli«
quien gefammelt j^atte, im 3ntereffe feines ftets leeren Seutels bie Snbä^ttgen jum
Sefu^e ber Heiligtümer (ogl. (6. o. 3:ereq, Aarbinal Slbre^t oon Sranbenmirg unb
30 bas ^Ilif^e ^eiltgtumsbu^ oon 1520, Strajjburg 1892) unb, als ob in^ifc^en ni^
^ef^e^en, 3um (Enoerb ber maglofen bamit oerbunoenen Waffe einlub, f(brieb fiut^ on
tbn oon ber 3Bartburg aus am 1. Des. 1521 einen Srief, toie i^n vooijH no^ nie ein
ilir^enfürft oon feinem Untergebenen ersten ^atte, inbem er bro^te, aegen biefen
„Slbgott", ben Slblafe (ogl. äBoIters a. a.D., bosu X^. »rieger in ber X^fiS. 1878
35 S. 287; V). Äolbe. 3». fi. II, 24 ff. unb bie Slnmerfung auf S. 567, ©o bie ge«
famte einf^Iögige £itteratur oerjei^net), öffentlid^ oorjuge^n, menn er niAt booon
abliefe, unb auä) feine eigene Staube aufjubeden. Uno oer groge 5Ur^enfürft beugte
fi^, |a na^ feiner bemütigen Slnttoort f^ien er toirflid^ oon Butlers Strafrebe erariffen
3u fetn, aber er t^at nur, toas bie 5tlug^eit unb fein Slu^ebebürfnis i^m eingab, unb
40 gab nur foroeit na(^, als er eben mu^te. 9u^ bie ^e^be Sidingens, an ber mon t^n
ni^t unf^ulbig glaiibte, brad^te ibm etne Stieberlage. Sie loftete i^m 20 000 ®ulben.
3n (fofiirt, roegen beffen er mit Äurfad^fen, roeld^es bas S^utae<^t über bie Stobt in
Slnfpru^ no^m, in SRig^elligfeiten ftanb, mugte er na^ oergebfi^n Serfu^n, fein 9ie«
aiment bafelbft 5u befeftigen, bie 9{eformation geroö^ren lafjen (9B. S^um, Aorb.
45 2llbre^t unb bie (Erfurter Äir^enreformation, §alle 1875; griebensburg, SRei^tag
JU Speier, Serlin 1887 S. 160 f.). SRi^t weniger bebeutete ber Sieg ber Deformation
tn SRagbeburg ((Jf. $äls5e, Die Ctnfül^rung ber 9{eformation in ber Stabt äRagbeburg,
amagbebura 1883).
9Rit (einem uRainser Dom!apitel n)ar er löngft serfallen. $ier na^m man t^m bie
oo 93orliebe für $alle übel, unb es f^eint nxäfi unmoglid^, bag er f^on bamals boran
ba^te, n)ie man auf bem 9lümberger Slei^stag oon 1524 n)iffen n)olIte, fein Aurfürften^
tum an einen ^faljgrofen absutreten (3oad^im ffi., 3)ie ^oltti! bes letten ^o^metjters
in ^reuhen, 3. 2., fiernjig 1895 S. 109, 313 ff.}. 3)ann !am ber SauemWeg, unb
ber Aurfürft mujjte erleben, bag [elbft feine Staot SRains mit ben Säuern pdtterte.
55 3n biefem Sluaenblid f^eint i^m jeine Umgebung ben ®ebanlen no^e gelegt 5u ^aben,
bem Seifpiele feines Setters in ^reu^en ju folgen unb fein Sistum ju fäulorifteren ;
bag man i^m au^ in gutromMen Areifen biefe W>\\(S)i unb bie anbere jutraute, feine
langiö^rige aDtattreffe Urfula 9(iebinger 3U heiraten, seigt ber 93rief bes Campeggto an
Sabolet am 26. 9Rai 1525 (bei Balan, Monumenta reform. Lutheranae, Ratis-
6obonael884 S. 465; ogl. Stomas, 391. £ut^er k. in ^ussügen aus SRorino Sanutos
mbxtdii t^on äRattt) 309
Diarien, «nsba^ 1883 3lr. 178). Unb bur^ ben SKamsif^cn 9?at Dr. 9?ü^cl basu
angeregt, forberte i^n £ut^r in einem balb befonnt geworbenen Sriefe uom 2. ^uni
1525 ooju auf (3Raq II, 651 ; Snbers V, 187). 9lber on bemfelben Xage rourben
bie fein Sistum bebröngenben Säuern bei jlonigs^ofen gef^Iagen. Die ougenblidfli^e
(Sefo^ mar uorfiber, unb am 19. 3uli bes[. oo^res oereinigtejt^ 9nbre<^t mit ben &
entf^iebenften ®egnem fiut^rs, 3oo4i^ ^^^ Sranbenbura unb (georg Don Saufen, ju
Deffou behufs aegenfeitigen S^u^es bei SlufruJ^r ber Untert^anen ju einem Sünbnis,
ba$ juglei^ „bie uerbammte lu^erif^ 6efte" ausjurotten inSIusfid^t no^m. Unter biefen
Sinffülien trat er je^t eine 3^it lang, roenn au^ niemals energif^, bo^ f^toffer gegen
bie eoangelif^e Semegung auf. 9lm 3. gr^r. 1526 erlieg er Don ^alle aus ein neues lo
äRanbat an [eine Untertanen, bei ber alten Ahr^enle^e 5U bleiben (SBeller, Repert.
typpgr. 3tt, 3904), augerbem [u^te er bur^ ^norbnunaen ougerli^er 9lrt, roel^e bie
„geiftlic^en Untertanen ben Siebten gemäg reformieren jollten", ber 9{eformation enU
geaensutreten, qws bo^ nur 5u jettmeilipen, feinen Flamen oerbo^t ma^enben Ser*
fo^ungen (über bie (Ermorbung bes ^IltfAen ®eiftli^en ®eorg SBtnller, für bie man 15
t^n oerontmortlu^ machte V). jlolbe, SR. fiu^er II 292) fiibrte, too^enb [ein (gebiet
[u^ fortiDä^nb oerringerte unb [ein (Einfluß im Steige abnahm. Set Gelegenheit ber
^dfd^n ^änbel beteuerte er bte 3lb[iAt, alles loas 5ur S|re (gottes unb 5ur grSt«
berung ber £iebe bes 9lö^[ten bienen fönne, ju liegen unb ju förbem, aud^ ba| er
einer c^[tli^n 9{eformation nie entgegen gerDe[en. Deshalb gab es oiele , namentli^ 20
unter ben (Erasmianem, bie au^ auf bem 9tei^sta^e 5U Augsburg 1530 auf ben frieb»
fertigen Air^enfflrften i^e Hoffnung ]tisitn. 9luf t^ren Wm]^ 9^f<^ ^^i ^6 £ut^er
Damals [einen merbofirbtgen 6enbbrie[ an Sllbrec^t (be SBette lY 72) [^rieb, in bem
er, fiberjeuot, bah bie 9{ömer bas umotberlegbare eoangeli[d^e Selenntnis nicbt annehmen
tpfirben, |(^Iie|lic9 ben mö^tigen 5tir^enftlr|ten bat, auf ein friebli^es 9lebeneinanber« 25
ge^n betber Xeile ^u xoirfen. (Er ^at bann an ben erfolab[en Slusglei^soerbanblungen
teilgenommen unb ji^ au^ ab Sermittler um bas 3u|t(^n^^t^^^^n ^^^ 91ümberger
gfriebens (1532) bemfl^t (3Bin(!elmann , Der 6^mallalbiJ^e Sunb k., Strasburg
1892 6. 111 ff.). 9Re^r als ie^trug er [ic^ na^ bem Slugsburger Slei^stage mit bem
(gebanlen, ju rejignieren, [eine Smter Aoabiutoren 5U fibertragen unb (eine no^ übrigen 80
fiebenstage in (einem geliebten ^alle 5U5ubringen (^ennes 274). Dort ^atte er ntd^t
aufgebort, ^Reliquien unb [onjtige Aoftbarleiten 3u[ammen3u^äufen. 9In bem oon i^m
ba[el6[t burc^ (Einsie^ung mehrerer Alo[ter errU^teten 9Rori^[tift rounj^te er SRönner
oon 9tuf um [ic^ 3U [ammeln unb bas Stift xoomogli^ 5u einer unioer[it&t ju er«
mettem. Seit 1531 ^atte er in $alle ju längerem Slufent^alt [eine 9{e[iben3 aufgef^lagen, 35
iDomtt bie in ben nä^[ten 3^^^^" P^ itnmer me^r [teigembe Serfolgung [einer eoange«
lif(% gefinnten UntenÜ^nen begann (ogl. §er^berg II 93 ff.; 3ft«5 XIV 1893 S. 603 f.),
bie [ogar in bem ein[t für fiut^er [0 begei[terten 3o^- Cwtus SRubeanus , ben oer
ftarbinal 3um ftanonifus an [einem otift gemaAt ^atte , einen Serteibiger fanb, loö^«
renb £u%r toie beareifli^ oon neuem Snlog na^m, ben ^arafter« unb [menlo[en SRann 4o
(ogL ®eB in b. 3^® XIII 121), be[[en ^ten [0 n)enig mit [einen 9Borten flberein«
ftimmten, f^arf an3U^reifen. Der [ogenannte ^allij^e Sunb. ben Sllbre^t 1533 mit
[einem Sruber 3ott^nn unb mehreren Iat]^oli[^en ^r[ten [^lo^, oermo^te bie (Ent<
iDtdüing ni^ auf3U^alten. Sergdbens bel&mfte er bie Sieformatton in Defjau (1534),
unb nad^ bem Xobe 3o<^^i^s I^[te [i^ au^ [ein Stammtanb oon [einer Dioce[e bs. 46
Selbft in ber eignen Staot $alle fonnte er ben 6iea ber Sleformatton bur^ bie Se«
nifung bes 3u^s 3onas im 3^^^ ^^1 ^W ^inbem. Sd^on [eit 1536 l^atte er
in Sorau5[ü!^t oer lommenben (Ereigni[[e [eine bortigen 5tun[t[d^a|e na^ 9Rain3 unb
3([(Mfenburg gerettet unb 1540 oerlie^ er $alle für immer. (Jfur £ut|er, ber no^
monqmal oud^ um ber xoirlli^en ober oermeintlid^en Ungere^tigteiten bes (^r[ten 50
loiQen (in 6a^en bes $. 66öni^, ogl. $üls3e, 5tarb. Sllbr. unb $. 6d^öni^ in
SRogbeb. ®el(^id^tsbl&ttem 24. Sb 1889 ; p). Aolbe, SR. £uti^er II 470 unb 603)
gegen t^ eiferte unb i^n bei (gelegenbeit [eines Streites mit bem ^amp^leti[ten Simon
£emntus (ebenba S.471f.) mit einer Seröd^tli^Ieit bel^nbelte^ loie nur er es oerftanb,
oerSnierte M in i^m unb ^tinnäf oon SraunFi^meig („$em3er unb 3Rain3er") ber 55
gottlofe 9Biber[pru^ gegen bas (Eoangelium. äÖie mad^tlos ber Aarbinal na^ unb
naäf geworben mar, 3eigt bie !Qat[a^e, bag bas 3Rain3er Domlapitel 1538 [i^ xotu
gerte, bem $alli[^en Sunbe bei3utreten. 3^^t, loo er, um 3U retten, roas no^ 3U
retten loar, ent[^{eben auftreten unb [einen aan3en Cinflug ausüben sollte, max es ^u
(pSt. 3n o^nmö^tiger 9But forberte er 3U inegensburg 1541 — , es mar 3U ber ^t\t, eo
310 fOMfit biitt SKata) VOntiii ba» Vren^eit
als ^uftus 3onQ9 unier hufä^fc^em @^^ in ^alle bie Slefotmotion burAffl^rte —
ben^Qi|et auf, gegen bie ^[hnrteftanten bie 9Baffen 3u ergießen, loenn tc m&m oict*
li^ Aatfei fein iDoIIe, fonft m&te es bejfet geoe^n. menn et in Qpankn geblieben
xoSxt (X^. 5toIbe, 3R. £. II 506). 3ekt xxm er lomlic^ bet f^rofffie unter ben ffirft«
6 liAen Gegnern ber 9{ef ormoHon gevoroen. unb fefuitifc^e tinregungen — einen btr
erften (Benoffen $eter gr<wer ^atte er 1642, our^ feine ^rebigten angejoaen, mStVMni
lommen laffen ($ennes 324) — motten i^n barin beftSrfen. ffis fiebt bcdpn, A ein 1643
oon i^m refp. feinem ftanjier Z^ob nonas ausgegangener, oonftänbig bis^r nic^ bdannt
gen)orbener JReformationsentxDurf (^Slaq II 405. 627 f.) t ^ ^^ ^^^ ^^^ ^tten
10 erosntijii^n ®ebanfen miibeeinfluM »or, mit biefen Slnregungen (n Sminbung }u
feken ift S^^^^^^ns toiberfe^ fic^ bos Domtoitel jeber Steuerung. Der Jtarbinol
enebte nur noA Snitöuf^unaen unb fd^ fic^ fe langer {e me^ Derein^mit. £eb^ in«
iereffierte er fio für bas 3ur'^^'<'^^^ ^ Xribentiner Aonjils, pi bem er im tl|iril
1545 feine (pefaubten abfertigte. Seinen Seainn ^ er nic^t me^ erlebt. S^m
15 längere 3^it leibenb, in fletem Htmfl^ mit feinem Domfof^l, in ben öftnben bn
3uoen, }ule^t faft mit 9lot Knq^nb, ftarb er einfam unb oerlaffen ju uRoinj am
24. @epi 1645, unb feiten fyd moffl ein 9Rann, ber ju fo großem berufen, abgeie^n
oon ben burd^ \bn aufgefü^en Sauten ju SRainj unb ^aUe unb feinem (Brobmal,
bas er fiA in W^^affenburg burd^ $. Sif^ fe^n lieg, fo loenig 6puren einer
ao Xpigleit Qinterlaffen, als btefer Subre^ oon SRoin]. Sl^eobir ftolbe.
Hlbref^t oon ^reugen, geft. 1668. — Ouellen: gieid^^alHged ^anbf^riftli^e«
9RateriaI im StaatSard^iD )u Mnlgdbetg i. $r. ; % %]d^adtxt, Uttunbenbuc^ gut 9(efonna*
tiondgefd^ic&te bei» ^r^ogtumd ^reugen 16 I— III (Sdh 43—45 ber ^Mifationen auS ben
St. preufilf^en ©taatdarc^ioen) 2t\pii^ 1890; Sut^eri IBriefe, l^rauSgeg. oon be fBktte;
26 £ut^erd 83riefe an ^raog 9(I5te(^t, Königsberg 1611, unb ^elan^t^ond Briefe an benfelben,
leraudgegeben i9on gfaber, ftön. 1817 ; 3. SBoigt, IBrieftoec^fel ber berti^mteften (^le^rten bed
]eitalterd ber ^Deformation mit ^er^og Hlbrec^t o. $r. Königdb. 1841 ; itothtf Analecta lu-
berana 1883; £utberi» IBriefkoeAfel o. @nberd IV 1891; Acta Bonudca. — Sitteratur:
tarthtod^, preufi. ftlrd^cnl^iftirlc 1767 ; 3f. S. Cod , ßcbcn unb 2:^atctt «Ibred^t» bed «Item,
önig8b.l750; Hmolb, furjgefafitc Äird^cngefd^ttftte o. ^rcufien, Äön. 1769; bcrfelbc, ^Iftoric
ber ÄönigSbergcr Unioerfität 1746; ß. D. »acafo, ®ef^. ^rcujcn« ob Iv, ÄBnigSb. 1795;
3. ^oigt, ®ef$ic^te ^reugend IBb 9; Q^ebfer, ber3)om »t ftönigdberg 1835; 9ianfe, ^utf^e
®ef(4i(j^te im geitalter b. 9lef., Ob n (a. C^nbe) ; 9B. iRöIIer, «(nbrea« Ofianber. fieben u.
auSenoä^Ite ©c^dften 1870. — $t. lüol^meier, «flbred^t ^arfaraf t>. IBranbenb.'fL. in ber qO'
86 gemeinen beutf^en ®ioar<M)]^ie l, Seip). 1875 ; ^rl ^Ifreb ^fe : ^er^^og Ulbre^t 0. $reu6.
unb fein ^ofprebiger 1879; £ol^meier, IBiograp^ifdfte @n»e bed ^er^ogd %Ibr., ^an|igl890;
$and $ru|, ^er^og mb. 0. $r. in ben $reug. ga^rbb. Sb 66 ^eft 2; $. Sfdioctert, ^'
)og ^Ibred^t oon $r. als reformatoriftj^e $erfdn(i^feit, ^aHe 1894 (31. 45 ber Sd^rtft bed
Vereins für 9iefotmatton8gef(^i(j^te).
^ Snbredbt, SRarlgraf oon Sranbenburg*9n$ba^, le^ ^o^meifter bes DeutfAen
Orbens, erfter t>^6 ^^^ ^reuften, ber fürftlid^ Reformator ber Smäft bes beut|Den
Srbenslanbes in preugen, oer ^egrünber ber pmigifmen fianbesHrAe, mar am 17. fmi
1490 2u Snsbad^ geboren, oon 10 @9^nen bes 9R(ämra|en grnebrra bes JOteren oon
Slnsbad^ ber britte, unb S^mefterfofin ber ftöni^e SBUibtsIao oon Ungarn unb 6tgis>
i6 tnunb I. oon $oIen. Die groge (^ar oon 5hnbem — neben jenen je^n SS^nen
merben no^ fünf Üö^ter gegfip — erf^erte bei ben o^ne^in bef^ränften (Einnafimen
bes SRarfgrafen eine umfajfenbere miffenj^aftli^e Silbuno, auf bie ber Sater, no^ ber
überaus tmrmgen unb no^ bagu unregelmäBig erfolgten Sejc^Iung hes SRogättrs, ber
ben iungen Slftrec^t ju unterri^ten ^tte, ju f^Iiegen, menig (ömiäft gelegt 9at.
60 Sli&t o^ne (Erfob fuAte ber Sater fi(9 bie Sorge für (eine oielen 6a|ne bcAiur^
ju erlei^tem, bog er fidp bemfi^, für fie entmeber ein Unterlommen an gfirften^Bfen
3U finben ober . menn fie RA jum Eintritt in ben geifili^en @tanb en^bffen , tin«
bäglic^e fßfrflnoen ju beimaßen. Seibes n)urbe bem jungen SHIbrec^ pi teil. 3^
feiner Slusbilbung in ^öfift^er Sitte unb ritterliAem SBc^enbienft lieg i^n ber Satet=
» junöd^ft 1507 na^ CEöIn an ben furffirftlit^^erjbif^id^en $of ge^en, mo er in bem
(genug einer Dom^ermpfrfinbe gelangte unb oon roo er, naqhm er mn^ baju eine
etntrögli^ Ded^ntenfteue in ^0^ erlangt ^tte, 1508 als ftanbesgemog gebilbeter Sla«
oalier in bie Heimat jurüdfe^rte. 3n bemfelben ^cSftt finben iDir l^n auf feinem
erften SBaffengong in bem Anege bes ftaifers SRasimilion gegen Senärig unter ber
60 grii^rung feines ölteften Srubers (Eafimir, ber oonoeg mit einer ^eeresam^ilung 00m
fUMlii t^9n Vrcttfoi 311
ftatfer gegen bie Seftuno 9looereto entfatibt mox. Sc^toer erhanlt oon bort in bie
^eimat paid%d^, §äu u fi^ bann einige 3^it bei feinem ßnigli^n ätenvonbien
om un^tml^ &0f e auf.
Sme entf^mnbe äBenbung für |ein ganjes £eben trat ein, als er nac^ bent am
14. T>tL 1510 erfolgten Xobe oes ^od^meijters bes 2)eutfdben Orbens, \m ^erjogs s
grriebrid) oon Soffen, auf (Enqifefiluna be$ Srubers besfeloen. bes ^ergogs (Seora,
jum Soc^meifter enioä^It tourbe. ^m 13. Februar 1511 feierlt^ in ben x)rben auf-
genommen» unb bann mit ber SBfirbe bei beu^c^en ^oqmeifterg belkibet, fonnte er
erft am 11. Oltober 1512 feine 9leife nad^ Aonigiberg antreten, ba feine Sßutter er*
fronit mar, bie am 4. Oft. ftarb. oo lonnte er erft am 22. 9looemb. feinen feierli^en lo
VäxqoQ in Aonksberg galten.
Sx mHJjte Dort (ofort in bae (&be feiner Sorgfinger, bie preugif^'polnif^e ^olitil
bes oon fßolen abbfin^igen Orbensltaate» eintreten, unb bomaA traqten, ein für ben
£>rben mögli^ft gfinfttges Ser^Unts Violen fl^fl^nfibersu ertanaen. 3>ie Se^anb'
lungen Ratten aber axiq je^ mieber leinen Srfofa. SUbrec^ts Seftreben^ ben Crben i6
oon ben brfidenben ^ebingunaen be$ X^omer mieSens oon 1466 }u befreien unb feine
be^U^e SB^erung, bem ftSnig oon Solen oen £e^nseib ju letften, oenoidelten i^n
in einen bas Orbenslaiü^ oenpfiftenben itrie^ mit $oIen. bem oorifiufig bur^ einen
oom jtonig oon $olen betoiQigten oierfo^gen äBoffenftUIftanb 1521 Sin^It get^
mürbe. 20
3niioif(^n na^m Sllbrec^t feinen Xufent^It loieber in 3>eutf&Ianb, um bort oom
JUtfer, ober mofoenb be$ Artege» bes|elben mit granbeid^ oon feinem SteKoertreter,
bem <&qiieqog gferbinanb, ober oon oem in 9lürnbera togenben Keii^sr^iment ^i^^e
[en $oIen ju erlangen, dt nmrbe aber bort oon Sem ^trom eoangeltf^ * ref orma«
(ßloubenfiftellung tm Soanoelium erfuhr.
Der ^o^meifter bes ^eutf&en X^rbens lonnte auf bem Mmberger Siei^stag bei
aOni Suj^n, mit benen er unablSflig fiber bie 3nterejfen feines Sroens oer^anSeUe, ao
ttiqioe$el9aft ab gut (ol^IiU angefe9en mei^n, unb befonbers feine nafytn Senoanbten,
bie ber neuen 2imt fetnbliq gMenfiberJtanben, ber iturffirft ^oaAim 1, oon Sranben*
Burg unb belfen Sruoet fturfilm^Snbre^t oon IDlaing unb (&)bi|(l^ oon äRagbeburg,
^ötteit nic^ oie geringfte Zeitnahme ffir jene 3ntei^en bemiejen, outm^ es }u einem
Mortigen Sru^ mit t^m !ommen (afkn, menn fie ben in Stfiniberg Fiq oolhie^enben u
i&a^gtng ^ines inneren fiebens oom romifd^'lo^Iif^n (Stauben 2U etner entf^iebenen
eoongelifd^n (5Iaubensfib»2euguna Rotten loo^e^men lönnen. Q» ift unjmeifelbaft,
baJS tx, d^efe^en oon ben grogen reformatorij^n Schriften fiutbets oom 3* 1620,
bie i^ nid^ oerborgen unb unbefannt bleiben lonnten, bur^ bie feurigen begeifterten
&ebt^n ^nbreos Dfianbers, bes Reformators 9lflmoergS| oie er in oer 6t. fiorenj« 40
' ' ^i^ig ^^ unb burd^ ben ^emfyc mit ^eroorrcmenoen eoangelifAgefinnten $er«
j^^^^^tUn im 9tat unb in ber Süi^erf^oft Stflmbergs. nomentliQ mit £(Qarus
Spengler, 2um eoangelif^n (glauben gefü^ mürbe. Donloar bofflr mnrüt er Ofian«
ber bioter feinen „STater in CC^rifto", ber aQein bos äRittel gemefen fei, moburq er
aus oer gfmftemis bes 93apfttums geriffen unb ju göttli^r, reAter unb mcArer (Er* 45
(enntnis geffl^ fei, melqe äBo^It^ot er fo ^o^a^te , bag fie niqt ausgufpre^en, oiel
loeniger mit etmos ju oergleiiben fei.
Sei ben Ser^blungen oes 9lämberger 9iel^stags 1522 unb 23 ^atte er fAon
Semtdolfuim^ feine im (Eoangelium begrflnoete !rittfAe Stelluna m gemiffen rSmif^«
io^IMen {^rberunjgen ju iennjet^nen. 9ns es fi$ oarum ^noeUe, melqe äBeifungen 60
Um yrebigem ^infu^tli^ ber Korm für i^re ißrebigten gi^eben merben follten, Qat
er, maktteinlii^ als bomaliger Vertreter feines abme^nben Sfetters, bes Aunurften unb
&ibifQofs IQbre^ oon SRains, bie oorgefc^lagene ^ormel, bag fie oerpfli^tet fein
foluen. i,bas ^iliae (&wngelium mu^ bemfi^rten SArtften unb na^ ber Sluslegung ber
Dier Sejnoer, n&mlicb ^ieronqmi, SIugiAini, (l5regoru unb Stmbrofit. gu le|ren^ o^ness
meitoef babin abgeanbert, bajj er biete oier Stomen ftriä, unb hinter ben äÖorten:
„nai^ bemfimen Stiften'' furj unb ofinbig bie SBorte |e^e: „unb ^riftli^er üus«
hmaii". unb als ber pfipftli^ fiegat ben Antrag ftelUe, boft man gegen £ut^
<9^ oorae^n unb bie reformotorif^en 6<^en oerbrennen Jolle, ^atte er, mie fiut&er
felbft berietet, erOfirt, er molle bie Air^ gern unterftü^en, aoer bas fei ni(|t bie reqte w
312 VOttiii iimt ^reitfieit
9Beife, t^r ouhu^elfen, ,,tDenn man offenbare 9Bo^6ett oerurtetle ober Sfi^er oerbrenne".
Unb SufSftt fupt ^inju: „ÜRan fagt, er foll oom Coanaelium ni^ fibel benlen".
9RerItDürbtg i[t nun loeiter, loel^e Stritte er infolge bes pSpftlid^n Sefe^Is,
eine 9{eform bes I)eulf^en Orbens oorjune^en^ ju f^un fi^ gebrungen fü^He, unb
( wk b!e Smeuerung biefes Sefe^Is ifin betoog, ]\i) mit Sut^er barfiber in SeAinbung
ju fe^en. (Er loenbet |i^ ^eintli^ tm 3unt 1623 bur^ feinen oertrauten Kot, ben
aRaglfter £)ben , unter bem Siegel ftrengfter SBerf^ieoen^it an ZuÜftt in einem ge«
Reimen S^reiben mit ber Sitte um Katfqläge für bie Deformation b^ Orbens, ba er
benfelben an $au|rt unb ®Iiebem ffir reformationsbebfir^g ^Ite. Sr fenbet Ibm burc^
10 £)ben ein (Exemplar ber Orbens^efe^e mit ber Sitte , i^ feines (Semiltes SReinung
borüber ju [agen. 3nsbefonbere bittet er ibn um 9us!unft barfiber, .,buni^ veld^ 9Rab«
normen er oieSifA9fe, ^rSIaten unb (Seiftli^n im £>rbensgebiet ,,tn ein e^rlt^ An\U
li^ Some^men uno Übung bringen folle''. Su^r m9ge i^m au^ auf alle feine
©eiteren 3*if^nfte^ „burA (5ott" SRat erteilen.
15 (Es ge^t baraus beutii^ ^eroor, loie ber ^oAmeifter bas Sebfirfnis unb Serlangen
^tte, gerabe oon fiuti^er in ber f^ioierigen Slngeleaen^eit einer bem eoangelifqen
Glauben unb Sefenntnis entf)>re<^enben Umgeftaltung bes Orbens beftänbig 9(at unb
Slmoeifung ^u empfangen. I)ie uns ni^t befannte SntiDort fiut^ auf biefe geheime
Senbung u^irb, na^ allem golgenben 3U f^Iiegen, feinen anberen Kot als ben einer
20 Uunoanblung bes aeiftliAen Orbensftaats in ein u^eltli^ Sutftentum ent^ten ^ben.
Die bturd^ £)oen ibm erteitte f^riftlid^e (ErllSrung fiut^ l^e jur Sfolge, baj]
ber ^oc^meifter in bemfelben 3<^^ ^^ perfbnIiAe münblid^e Serbanblung mit fiut^
trat, ini^ er auf ber ^üdreife oon Serlin naq 9lfimberg im September 1523 qn
im (geheimen in äBittenberg befuAte, um über bie Orbensfrage fic^ mit i^m ju be«
25 fpre<^en. 9la^ fiut^ers Serid^t fiber biefe Unterrebung, »elqer 3ReIan^on beiioo^nte,
|ab ^m Butler auf feine gftage loegen ber Drbensregel bie tlntnort: ,,er möge bie
lorid^te unb oerle^e Drbensreoel bei Seite u^erfen, in ben S^ftanb treten unb ben
)rbensjtaat in einen meltlidben Staat, fei es (^tentum ober $^gtum, oenoanbeln".
SRelan^t^on gab i^m benfelben Kot Der ^o^meifter Ifi^elte nur baju; aber biefes
so £a&eln obne weitere Sntnort mat ffir Su^ bas 3^^^^ t >f^6 p^ ^^ SReifter
^^tlipps Sorf^Iaa ibm gar n)o^I gefallen ^abe". SRit ienem eoangeIi|d^<proteftantif$en
SRat vomht oon £utper oer (Srunb gelegt 5U bem Sluffou bes preugif^en Staats, ju
bem preugifd^en itbnigstum unb ju oem mit ber preujjij^en 5t3nigsirone untrennbar oer«
bunbenenoetüf^enftaifertum. $ier f^onfiat bermsruf: „äBel^e 3Benbung bur^ (Sottes
86 ^gung" feine oolle Sered^oung unb Slmoenbung gefunben. Das loor ber SInfang
ber burd^ eine umfatmrei^e jtonefponbenj bejeugten innigen Sesie^ung unb Sedbin^
bung, bie |ortan pifqen mbtt^t unb ben beiben ^Reformatoren als feinen »Sotern unb
greunben tn (Qftx\tD*'f loie er fie banibar ju nennen pflegte, beftanb unb ffir bie preugifd^
Deformation oon grunblegenber Sebeutung n)urbe.
40 Der (Sebanle, ba^ oor allem neben bem eoongelif^en (glauben im fersen bie
(Erfenntnis oon ber 9lt^tigleit bes Cölibotsgelfibbes als ber C5runblage bes mon^if^«
ritterli^en Staatsioefens jum Dur^brud^ lommen mfiffe, u)ar bei STIbre^ f^on baburd^
jum Slusbrud gefommen, baj] er bem bei ben Keid^stagsoer^nblungen ^ema^n Sor«
fd^Iaa bur^ eigen^finbige Unterfi^rift jugeftimmt ^tte, nad^ mtUftm ®etftli(^, roelAe
45 SBewer nähmen, unb x)rbensleute, müm aus i^rem £)rben austräten, oon leiner roelt»
lid^en Strdfe getroffen, fonbem nur „aeiftli^", b. i. mö Serluft ffirer ^rioilegien, gf^i«
^tt unb ^pfrunben geftraft n)erben follten. (Es nntr bo^r ffir i^n naA jener Unter^
rebuna mit Sut^er ein ntc^t unenoartetes Sreignis unb ffir ben Deumen Orben ein
bebetmingsooller unb foIgenfd^n)erer Stritt, ben £ut^er no^ in bemfelben 3<^ 1^23
somit ber SerSffentlid^ung |einer S^rift: „(Ermahnung an bie §erren i)eutfdjen Orbens,
falf^e fteuf^^eü ju metben unb 3ur regten e^eli^en fteuf^^eU ju greifen", gettan fyst
(Es lonnte bei ber fd^on oor^anbenen inneren Suflofuna oes £>roens ni^t obne
SBirlung bleiben, n)enn £ut^r oor aller SBelt gerabe ben DeutfAen Orben jur liuf'
Hebung bes (Eolibatsgelfibbes ermahnte mit ber ^imoeifung barauf, bag biefer Orben
55 e^r als aUe anberen Orben ein ftarles Seifptel jur 9(a^foIge u^erben Bnne.
braud^e fi^ ja um bie 3uhinft leine Sorgen 5u mad^en, ba er mit seitli^er Slcüfpin^
iDo^I oerforgt fei. Dos Orbenslanb Qnne leidet unter bie Orbensleute oerteilt toerben,
unb aus biefen Qnnten fianbfaffen, Slmtmönner ober fonft nfi^Ii^e Seute gemad^t
toerben. Der Orben felbft wtxht burd^ fold^e Umoanblung ben Untertanen ertrSglid^
60 unb nfi^Iic^r fein, n)ö^renb er „je^t fd^ier n)eber C5ott no^ ber SBelt etioas nu^e'\
Windfi t^on ^nn^ 313
3o es fei 3u ^o^en, bah ber Orben im Sefi^ bes Sanbes oerbleiben toerbe, toenn bte
UmiDonblung mit (^fni^em Setftanbe unb unter bem Seifan ber Untertanen an*
gefangen wtAt.
Wtan !ann ido^I anne^en, bag es glei^faüs eine J$oIge {ener erften {^erfonli^n
Segegnung bes ^o^meifters mit £ut^r in äBtttenberg uKtr, wenn er bei feinen ernten 5
Seprebungen, ilber geiDiffe fir^enpolttif^e gfragen, bie ben Streit p^ifc^en fiut^r unb
bem ^ßapft betrafen unb niAt mtnber bie Stellung bes Orbens vU>m aegenfiber an*
g'ngen, fic^ oon fiut^r loettere Sele^ng unb Beratung erbat. (£x näfttit an i^n
Igenbe 5 Bremen, bie i^ auf bem gegemDortigen Stanbpunft feiner inneren religiöfen
(EntiDidlung fe^r ben^egten, unb burd^^ beren SeantiDortung il^m fiut^r jur (Erlanoung 10
einer Iktren Srienntnis unb feften Öberjeugung uer^elfen foOte: 1. £>b (E^riftus feine
5Ur^ auf ^etrus unb bie ^äpfte als be)fen 9la^oIger gegrfinbet ^6e; 2. ob ber
^ft oon (Bott bie ÜRaAt ^e, auger (Bottes (gebot ein ®efe^ ju gden, beffen Se»
folgung }ur Seligleit ndttg fei; 3. ob ^apft unb jlomilien (Sottes Gebote oer&nbem
fönnten; 4. ob oer ^apft legitime (Ehegatten oon einanber trennen, unb 5. ob berfelbe 15
eine in aujjerbiblifAen Senoanbtf^aftsgraben gefc^Ioffenen (Sfyt jerretgen bfirfe. — l)em
^o^meifter lourbe tm 3anuar ober gfebruar 1524 bie ausffl^Ii^e Antwort auf biefe
fragen, bie f^on babur^, bag fie fiber^upt oon i^m gefteüt loaren, auf eine ^tani*
iDortung in oemeinenbem Sinn binbeuteten, auf bem Scei^stage bur^ Spalattn über«
geben. Dag fie ffir bie innere gfeftigung Slbre^ts in feiner eoangelif^en Srienntnis 20
unb Uberseugung oon groger Sebeutuna gemefen itt, ge^ aus 'feinem fernem Ser»
^Iten in ®laubensangelegen6eiten beutlt^ ^or. Slamentß^ mugte ffir feine innere
SntiDiinung oon äBid^tigleit fein, bag £ut^ feine 9{atf$I5ge mit biblif^en ®rünben
erläuterte unb re^tfertiote.
3u mel^ (Entf^ieben^it unb Seftideit im eoangelifd^n (glauben er bereits ge« 25
fommen toar, roirb burd^ bie merlmürbige i^atfad^ bejeuat, bag er u)abrenb feiner fort«
bauemben SCbmefen^it oon ^reugen unb feiner for^efe^ten X^tralett in mgelegen^^
^tten feines Orbens f^on ^leid^seitig mit allen jenen Soraongen tm 3- ^^^^ für bie
Srebigt bes reinen Soongehums in feiner $aupt» unb Kettbenjftabt 5t3nigsberg burA
Senkung ausaejeiAneter fßrebiger unter bem Seiftanb unb Seirat fiut^rs ^infi^tli^ so
ber Xusrnm^I oerjeloen unmittetbar unb perfbnli^ Sorge trug.
Saft glei^^ettig mit fener Senbung hts 9{ats Oben na^ SBittenbera lieg er auf
Suf^^ (Empfepluna an ben SAüIer unb greunb besfelben, 3o^nes Snegmann, ben
Ruf erg^n, ab $rebiger bes (bangeliums fid^ na^ jlönigsberg ju begeben (f. b. 9U.
Hn ben Sif^of oon Samlanb, ®eorg oon Solen^, ber n)abrenb oes ^o^eifters 9b« as
oefen^it in Deutf^Ianb in beffen Auftrag bie 9{egentf(^ft führte, oon bem ^od^meifter
enmfo|len, begann Srie^ann mit (Erlaubnis bes Sifd^ofs, b^ ftA bereits ber eoange*
lifqen Sen)egung aus mnerfter äberjeugung angefd^bnen ^atte, feine ^bigttl^tigleit
am Dom in 5t3nigsberg, too er am 27. September 1523 feine erfte ^rebigt ^iett. Der
Stfc^ lieg fi^ felbft oon i^m immer tiefer in bie SBa^r^eit bes (Eoanaeliums ein« 40
ffi^n ; ja fogor no^ in ber ^ebraif^en unb griec^ifd^en Sprad^e lieg er fi^ oon i^
unterrld^en, um felbft in ber S^rift forfd^en ju fonnen.
9lod^ in bemfelben 3a^re berief abreißt einen peiten ^rebiger, ber i^m befon*
bers bun^ bie ®abe ooQstfimli^er Serebfamfeit unb V^^nbringenoer $rebigtn»etfe re^t
geeignet fc^ien, auf bas Sol! ber nieberen Stanbe mtt enoedli^er Serifinbigung ber 45
neuen fie^ einsumirlen. (Es mar bies ber frilbere ^uguftinermond^ 3o$<ntnes Slman*
bus, ber am 29. 9boember feine erfte ^rebigt xn ber altftobtif^en Air^e in Aonigs«
berg bielt, unb oon bem SlbreAt in einem na^ Königsberg gend^teten Sd^eiben aus*
brfiimi^ erlUrte, bag er febft i^n ben jlönigsbergem 3um Seften unb jur Untenoeifung
,,oerorbnet" fyibt. jfreilidQ mug ^ier f^on glei^ bemerlt merben, bag fid^ biefer Smanbus m
bab ab ein ftfirmif^er Agitator unb Siberftürmer unmbgli^ ma^te unb 00m ^Ia|e
meinen mugte, mtnn nic^t gerabesu ein reoolutionöres (Element bem (Einbringen ber
Xeformatbn Hunac^ft in ilomgsberg bie grögten S^mierigleiten bereiten follte. ms bem
$o^meffter barfiber JUagen unb Slnflagen gegen ben bib^türmerif^en (Eifer bes Slman«
bus jugingen, lieg er fiq ni^t gegen biefen babur^ abbab einnehmen, \a er na^ u
i^ juem nodb in S^u^ mit bem Semerlen, bag er fid^ mit feiner ^rebigt gegen aUe
menfqli^n !uli^brau4[e gerietet fyibtn möge, flbrigens aber (E^ftus in Seben unb
^rebigt „au^ mäft bei aHen anne^mlt^'^ geioefen ]ei. Dag ber meit entfernt 00m
S^^ouplod^ fener aufrfi^erifd^en ildnigsberger Semegung metlenbe $o^mei|ten in foU^er
SBeife fiber Slmanbus fi^ ausfprac^, jeugt nur oon fernem entf^iebenen lEmft ^infi^« «0
314 Sttrc4t Unit fta^im
l\äf bet 9(ni0enbung ber eoangeltf^n SBo^^it auf bie Keitiiaung bes Kt^UAen fiebens
oon allem unreinen Senoerf ntenf^Iii&er Sntfimer unb SRmbräu^. &in\o emft
»urbe bann bem balb als ^o^ft gefo^rli^ erlonnten {türmild^n (Etferet gegen ben ^eAft
bes 3- 1^2^ aufgegeben, ,,be{ Sonnenfii^etn'' bie 6tabt unb bos JBano ju Derlaffen.
s gemer i[t bie Aöniggoetger tefotmotorif^e Seioegung befonbets bobuiA gmrbert
unb berfl|mt geworben, bag ber öu^meifter unntittelbo: noii^ biefen beiben Berufungen
einen SRann als ^rebiger na^ Aonigsberg berief, ber bereite als Ifl^ner Refmrmator
an Derf^iebenen Drten mit geowttiger $rebi^ bes reinen (Eoangeliums aufgetreten mar,
ben Dr. ^aulus Speratus ([. b. $(.). 6o forgte ber ^o^meifter jun8# für ftBnigs*
loberg bur^ Berufung ausgesei^neter ^rebiger, um bort }u aüererft bem Soangelium
eine fixere Statte 3U bereiten, unb oon bort aus bann in bas £anb ^nein bas fii^t
ber SBoü^^eit leuchten ju laffen. 9lo^ einen Sd^ritt weiter t^ er in biekr Bejie^ng
im foIgetu)en 3<4re burd^ abermalige Berufung eines ausge}ei^neten X^obgen unb
^orragenb begabten ^rebigers. äBie ber berühmte Singer bes $eUsnd)es: „(Es ift
15 bas ^eil uns fommen ber'' bereite ate $tebiaer an ber Si^IoMir^ angefteüt loar, Jo
mürbe 1525 ber fein Qumaniftifi^ gebiloete ^irebiger unb {potere Did$ter bes £ob<
gefangs: ,,9lun lob' mein' Seel oen ^enen'S Dr. 3o|annes Solianber ((Sraunumn),
oon bem ^o^meifter an bie altltibtif^ Air^ an Smanbus Stelle berufen, um (n
gleid^em Sinn unb ®eift mie Brtegmann unb Speratus bem (Eoangelium bte SBege ju
so ben ^ei^en ber ffir bas|elbe freubig empfin^Ii^n 5l5nigsberger b^nen 3u ^Ifen. So
fibte ber ^oäfmti\lxx aus meöer gfeme, fAetnbor gonj; oen lir^Iimen imb politifc^n
3ttftanben ^reugens entrfl^, baft feiner bereite tief m ber eoangelif^n SBoorl^tt ae«
grflnbeten unb gefeftigten Uberjeugung einen unmittelbar beftimmenben (EfaifluR auf bie
reformatorifAe Bemeaung mn&M in jlönigsberg aus. G^alteriMfäfur oie buj*
25 [iqtige, romtf A'Iat^Itf^e ^fuffofiung biefer Betoeguna i|t es, menn ber (E^ronift Simon
(Srunau argerli<^ ausnrft: ,.!Der ^o^meifter mar oeAoräen, unb fab es alles an".
SBie aber ber ^oqmtx\ttx bas alles anfab, mas na$ feiner VDHid^ bie unmittelbar
oon i^m berufenen ^rebiger mit bem SRittel oes SBortes mt <&runblegung eoongeltf^n
(Blaubenslebens im Boß ausri^ten follten, bezeugt er mtt einen treffli^m SBort, mit
M bem er feine Si^gfeit j|ur ®eminnung eoangeu[(9er ^rebiger in jenem an bie Adntgs*
beraer aeri^teten S^reiben, in meU|em er bte Berufiutg bes Slmanbus mitteilte, in ein
beues Siäfl fteUt. 3^ ift es oor allem um bie Serforgung bes Boüs mit bem reinen
SBort Gottes ju t^n. „9Bir ^en," fagt er ba^er, „ni^t aus oeringmi^tigen, fonbem
bemegli^en Urfad^en uns ^ierau^ um tapfere unb oerftanbige fieute, bie bas ^Htge
96 (Bottesmort pi oerfünbmen unb oem gemeinen ÜRann em^ubilben gef<^idt unb erfa^n,
mit allem Sfleig bemorben." (Er fii^It fic^ ate 3n^er bes 9{egimente oon (Bett be«
rufen, baffir ju forgen, bag es feinen untertbanen nfa^t an ber grfi^runa jum ma^n
Seelenheil fehlen möge. (Er fagt, er ^Ite ftc^ als ,,furftli(^ regierenbe £)brigleit'' bo^u
oerpflii^et, oor oielen anbem Dingen biefeniaen 9Ranner }u erhalten, fo oon (5ott, fem
4oaBort ju erbalten, berufen feien, biemeil bies bo^ ber befte SBegmeifer }ur Selig*
leit fei.
Seine Blicfe rtAteten fiä aber aus ber beutf^en gfeme no^ meiter über jlonigs*
berg hinaus. Bei femer prforge, bem (Eoangelium bur^ Berufung tfii^tiger ^rebiger
Bcüjn 3U bre^n, lag i^m au^ bie meitere Ausbreitung ber Berlünbigung bes (Eoan*
46geltums im £anbe nic^t bloj} mittelbar oon Königsberg aus, fonbem unmittelbar
burd^ Berufung unb (Entfenbung re<^ter 3^ugen ber SBa^rqeit am fersen. (Er nimmt :
baju bie $ilfe bes Bifd^ofs oon $oIen^ als bes oon i^m beftellten 9{eaenten in Sn* -
fpruA. 3n jenem bie Berufung Sperote anjeigenben Schreiben beauftragt tx tfin, «
„aaq aiü)ere gel^e fieute, melAe bem (Eoangelio an^aig unb besfelben (unoig ^
M feien", aufs £anb unb auf bie umfiegenben (Jfled^n ausjufenoen, „bamit bas göttU^e^
9Bort nic^ bloft an einem Orte, fonbem allenthalben ausgebreitet merbe, bo<^ mit Ser»-
meibung oon ^ufrubr unb 3^^^tra^t''.
Über ni^ im für munblicbe Botf^ oom $eU in (E^rifto, fonbem au^ ffli^
Serbreitung eoanaeltf^er Sänften bemies er in ber Seme treue gSiforge. (Er fianl^
u mtt bem eoangeltfc^n jlansler feines Bmbers (Eafimir in Spanien, Coeorg SMler irr
Ansba^, in oertrauIiAem Berle^r; i^n bot er no^ am 30. S^nuar 1525 um 3u|enbunp
oon allerlei eoangelifmen Xraltaten; unb balb barauf giebt er (am 26. gebr.) omfelben
bie Berfid^mng, „bag er, Albre^t, felbft bem (Eoangelium unmanbelbar treu bleiben
unb alles jur Berbreming bes reinen SBortes (Bottes tbun molle''. (Er fonb babei bas
flomilligfte (Entgegen!ommen unb bie iräftigfte Unterftü^ung fettens bes Bif^s CBeoq
SOhredli bt« ^foi^ 315
oon ^oleit^, bem et am 8. 9looember 1524 f^tieb, er mdge fein X^un fo einri^ten,
höh „es in oUe 9Bege ntU bem 9Borte Gottes unb bet 9Ba$c^it beftfitigd »erbe'' ; ba*
bet iDoIIe er, ber ^o^nteifter, i^n ^Iten unb Ic^fi^en, fo lange er felbft in (&n<^n oon
(Sott er^Iten roerbe.
(Es nm ffir bie Sefeftioung biefer 6tenung bes ^o^meifters {ur 6q(^ bes (foan* 5
E"' B unb ffir fein Seftrmn, eoongelifAes (gloubensleoen im |nreugif(^n £anbe ju
, oon oroger 9Bi<!^tigIeit, ja entf^eibenber Sebeutung, bag ber 9fegent bes £an«
^ Sif^of (Seorg oon ^olim^, unter bem (Einfluß ber refommtorifd^en Semegung
in X)eut[AIanb Stritt ffir Stritt ju einer intmej entfqiebeneren ubei^euguna oon ber
9Ba^^ttbe$(EoangeIiums gelangt oMir unb biefer uberjeugung entfpreAenb }ureformatori* 10
Men aRa^no^men im (Einnang mit ber 9b[tAt bes ^o^meiRers fic^ oinDogen fonb.
9au$ feinem Stubiengange 3urift , ^e er (i^ als tc^er Orbensmann unb als Se*
amter in ber Orbensoenoaltuna allgemeine änerlemmng enoorben. 6eit 1519 93i[(^
oon 6amlanb mit feinem 93if(9ofsfig in gHfci^^fen. n>&^renb ber IDont in Ainigsoerg
bte 6i[^i^ Aat^lebrale xoar unb bas Domlopitel in 5t3nigsberg leinen 6it) ^e, is
etfAIoB er fein ^erj bem oon SBittenberg ^r aufgegangenen £i^ oes (goangelnims
in ber SBeife, bah er in biefem fiid^ ganj felbftftonbig jur (Erlenntnis unb Uberjeugung
oon ber eoangelifd^en ^ettsioa^^eit gelangte. (Es ei^eut bies baraus, baft er fqon am
SBei^na^tsfeft 1523 im 2)om px ftoniasberg feine erfte reformatortf^ ^Jrebigt ^en
unb bamtt fi^ offenßi^ als Sln^änger ber neuen fie^ belennen lonnte, inbem er be^^ 90
jeuAte, bag mit in bem Ainb in ber Artope ber ^eilanb ber äßelt aeboren fei, fo
aucD (E^rQtus in jebem aUenfd^nbei^n geooren »erben unb eine (Be^It genuinen
mfiffe. Diefe Srebigt, mit ber ^olen^ oen ifi^nen Stritt in bas fäift bes reinen
(Eoangdiums bmein ufcA, unurbe ourd^ 9ta^brud oeroielfSItigt unb gelangte au^ na^
Kom unb oerMIte ni^t, bort eine ni^ menia aufreaenoe Sßirlung ^eroorjubringen. ss
9lo^ me^r Suffe^n mu^e es ma^en, als er biefem SBort boib barat^ eine Ifi^ne
leformatorifa^ Zfyxt folgen lieg.
(Er erlieg am 28. ßanuar 1524 ein SRanbat an bie (Seiftlid^n feines Sfntngels
in lateinS^r S^ira^e, in »e^em er anorbnete, bag bei ber ^anblung ber Zaufe fortan
bit bestfqe @praAe gur ümoenbuna lommen folk unb fiut^s Sijmbni 3U lejen ben ae
Seiftlt^n enqifa^L unb am 12. mbi erllSrte er amtli^, bah ,,ber Sonn ni^t m^
gelte''. 9Is ber $o<6meifter oon biefen reformatorifi^n SRanoaten bes Si{(^ Jtennt«
nis belommen batte, färieb er am 16. 3Rat an einen feiner 9lSte, er munbere fic^ jnoar
torfiber, ba er ooA (ais £anbesfürft) ,,ber leins beMIoffen; er mS^te aber too^I letoen,
baft bomit gute (E^riiten gemaAt loürben". (Er gab bem Sifd^of bann aber ju oer^ »
fte^en. bog er mit btefen SRanoaten ganj in feinem Sinne gel^anbelt ^abe.
3n Adnigsberq »urbe nun unter bes Si^o^ 6(^u^ unb Surfen oon Srieg«
mann unb Sperat tn Sachen bes (Eoangeliums mtt äBort unb 3BerI fleif|ia loeiler pe*
orbeitei Sriegmann begniiate fi^ ni^t mit ber Srebigttl^gleit im Dom, bnbem Ite^
CS m eifrk anael^en fein , au^ auger ben (Dottesbienften in htt Jta^brale, bet 40
benen ber Stf^of fi$ nur brei ^rebigten. unb f/axa m ben brei ^en Sdfttagen, oor»
Malten f^^ buri^ Sortröge unb Sorlefungen bie (Erlenntnis ber eoangeltfi^n Wafyi*
l^tt bei ben (Beiftlid^n Jtbnigsbergs m pflegen unb ju forbem. Speratus mox gern
tn bei
oecett, noi^ Slmanbus ^ang aum tn ber Wt|tabtif(9en ftir^ mit feinen f[rebtgten
Sbis^fiRe ju (eiften. Unter Dem <9^u^ bes Stf^ofs oerlegte unb oertrieb eine neu 45
eingeri^tete Su^bruderei allerlei eoanaelijcbe Schriften ; unb iene beiben Reformatoren
lomen bem immer reger geioorbenen Seburfnis ber Sele^ng unb Srbauung in ber
Qemeinbe bamit entgegen, bag fie i^re ^rebigten unb erbauliche grlugf^riften bruden
Wßib oedreiten liegen.
Der ^oi^mtvlftt mugte freili^ nad^ äugen ^in aUen unausbleMi^en Slnllagen so
nfiber aus potitiMen (grfinben n)egen m no^ ungelöfien f^n)ebenben ($tage in
bes S^idfals bes Orbensftaats unb toegen ber barin begrflnbeten Segie^ungen jum
^ _ , unb ftaijer, fovie bem aegen bas (Eoangelium feinbli<^ gefinnten Xeil feiner Ser*
mmbten gegenüber, bie Suger^e 3^^{tung unb äSorfii^ oeoba^n. 60 lonnte er
auf Siogen in betreff feiner oerbac^tig geworbenen reltgtbfen Stdiung unb Slic^ng »
nur oOgemeine ober ausu^ic^nbe ober amoe^enbe Slntowrten geben. 60 enoieberte er
bcnn 3. S. auf bie Sor^altun^ feines Srubers 3o|iann SHbre^t, in 9lom ge^e bas
®erfi(9t, er folte ,,e^rbar lutbertfm fein'' unb ein 2Beib nehmen toollen, unb mtf beffen
Sitte, er indge boi^ ni<^ fold^ ä^nbe auf i^ ^us laben, ;,er betröge ft^, tDie es
einem e^iebenben, frommen, (^riftli^n Surften jufte^". eo
316 Ulbrei^t iia» yrnt^eit
SnjtDtf^n ober ^tng es in jlonigsbetg tote mit ber neuen £e^re, fo mit ber Sb^
Heilung fin^Iit^r äRtgbrou^e unb uneoongelifc^er (Elemente im (Sottesbienft unb in
ben ®0ttes^u|em o^ne Slufent^It ooriDärts, inbem bie teformatorifd^e Sevegung oom
Sifc^of bis 3U ben nieberften 6^i^ten bes SoRs binunter gleiAmSgig unter bet [Aon
5 enDä^nten Sfusf^Iiegung reDoIution&rer (Elemente i^ren £auf naqm. 60 muiben f^on
in ber Sfoftenjett bes 3- 1^^ <tus ben beiben Smipffir^en, bem Dom unb ber alt«
[töbtif^n Air^, bie Silber ber ^eiligen unb i^re ^ItSre befeitigt @o »urbe bie
groge SRenge ber SReffen Jämt bem 9Rego)^r objjefc^afft unb unter Seibe^Itung nur
einer tögli^en ÜReffe bos SLbenbmo^I „naif ber (mfe^ung (E^fti'' gefeiert. Das olles
10 gef^tt^ mit 9Bi|fen unb 3uf^^ung bes^o^mei|ters.
3n bem|elben 3<4^ n)urbe in ber 9utftabt unb in bem Stabtteil jlneip^of eine
bur^aus in eoangelif^em Sinne enttoorfene ,,£>rbnung eines gemeinen Aaftens" fflr
bie Srmen ber (Semeinbe oon ber SfirgerJAoft befc^Ioffen unb bem ^o^meifter gur (5t*
ne^migung oorgelegt. SortrefHi^ mirb btejes Sorgenen in bem am 17. Dejemo. 1524
15 an ben $od^meifter oon bem 5lnei)>^9f||^en !Rat genc^teten S^reiben begrfinbet, inbem
es barin ^i^t: ,,9laAbem mir burc^ Die C5nabe Gattes unb aus ber heiligen Sc^ft,
bie uns tfiglt^ oorgelegt unb an ben Zm gebraut mirb , ni^t allein einen lebenbken
(Stauben, fonbem mu^ ein grflnbli^es 3Bi|{en em^ifangen ^<Aen, ba^ all unfer Ser«
mdgen allein 3ur (Sfyte (Lottes unb jur £iebe bes 9la(9ften bienen |oll, finb mir oer«
20 urfa^t iDorben , eine Oä)nung oorjune^men , mit unferm Stapften mit $fi^; Steuer
unb Darlegung ^ur (Errettung feines Aummers geholfen merben mö^te". Dte ganje
(Semeinbe ^be oie|e Orbnung na^ Sorle|una gebilligt unb 3U ^Iten be|AloJfen.
Der ermahnten (Ermahnung bes J5o^ntet[ters jufolge ^stte Sif^of volenfe F^on
|eit Wingften 1524 au^ in bie Heineren ätabte bes fianbes eoaimelij^e $reo^er
85 abaeoronet, meld^ neben ben im 9mt {te^enben Pfarrern bas (Eoangelmm oerffinbigen
follten. 60 f(^eb er 3. S. ben Sartenfteinem. er era<^e fi^ ffir oer^^i^tet, bie £eute
m (E^|to, ni^t 3um Zeufel 3U fübren. 3n3tDtf(^en ^e auc^ ber jmeite preugiMe
Sif^of, Sr^b oon Quei^, gletAfalls urf;nrfingliA ein 3urift, mie ^olen^, ben
9ßeg m einer oollen eoangelil^en äberseugung gefunoen. (Er trat (Enbe 1524 mit bem
90 Sffetmid^n Selenntnis mm (Eoanaelium ^roor, inbem er unter bem Xitel ^Z^mata"
ffir feinen bif^dfli^en Sprengel ein 9{eformations|yrogramm aufftellte, nac^ toeU^m er
eine (Erneuerung bes fm^lid^n fiebens in glei^em Sinne uno (Seift, »ie ißolen^,
unternahm.
9la^bem um^renb einer breijS^gen Slbtoefen^eit bes ^o^meifters oom preugifd^n
S6 Orbenslanbe unter feiner ^ielbemugten (Eintoirmng bie Sa^ bes (Eoanaeliums unter
ber £eitung ber beioen Sij^ofe unb unter (Erhebung bes preugif^en Soßs bie refor«
matorif^e SBemegung fol^ munberbar j^nellen Serlauf genommen ^e, mar für oen
^o^metfter bie 3^^^ gelommen, ben iqm oon £ut^er gegebenen SRat, ben Drbensftaat
in ein meltli^es (Hrürftentum 3U oenoanbeln, 3ur X^at merben 3U Men.
40 Die Ser^anblungen, mel^e er nad^ Slblauf bes mit $olen gefc^blfenen 9Ba^en«
ftillftanbes burdb feinen Stoager, ben $er3og %iebri^ II. oon Siegnt^, unb feinen
Sruber ben äRarlgrafen Cpeorg, beibe eifrige t[n^onger ber 9{ef ormatton , mit bem
Äonig oon Solen ffi^ren lieg, b<^en bos gunjtige Ergebnis, ba^ biefer bem oon beiben
gemalten Sorf^lag: ber ^o^meifter folle erblid^er $enog m freuten merben unb
46 Das ^er^gtum ^reugen als fielen oon bem SVönvi oon $olen übernehmen, suftimmte.
Snie brei Staube bes Orbensftaates, bie 9{itter, ber fianbobel unb bie Stabte. erflfirten j
fi^ mit ber 9u|^bung bes beutf^en Orbens in ^reugen unb mit ber UmmanDluim bes ^
Srbenslanbes m ein erbli^es ^ergogtum unter ber Oberle^ns^obeit dolens burcg i^re^
Seoollma^tiaienj bie naA 5tra!au fi^ begeben Ratten, einoerftanben. Der ^oil^etftecz:
60 baut am 5. ^apnl 1525 feinen feierli^n (Ein3ug bort gehalten. 9la(^bem am 9. SpriV
förmlu^ ber Srri^ pif^en ber Arone $olen unb bem beutf^en Orben obgef^lo|fei
mar, fanb am folgenoen Xage, bem 10. 9lpril, bie |eierli^e Sele^nung Xlbre^ts als
ffÖ^i^Dgs in ^reugen" unb feiner gansen £inie mtt bem $er3ogtum ^reugen ftatt:.
Sr leiftete bem jlbnig Sigismunb ben ^ulbigungseib. (Es erfolgte feitens bes le^teren
66 bie feierli^e Übergabe bes ^ogliA preugif^en ^aniers, ftott bes bis^gen f^iDorjen
Jtreuses auf meigem C5runbe, in gletd^en gfarben eines f^marsen Slblers auf meinem Do'
maft. Die Säcularifation bes beutf^en Orbens in ^reugen mar bie reife Sni^t ber
9leform(dion.
Salb barouf ^ielt ^txjoi Sllbre^ feinen feierlid^n Ciiuug in jlonigsberg uitb
flonal^m bort gegen (Enbe SRai 1525 bie $ulbigung ber preugifqen Prälaten, ber in
^reuhen an|affigen bis^rigen Orbensritter unb ber Stönbe entgegen. Um ben jipetten
XetI oes 9{Qtes, ben t^nt £ut^r gegeben, 3U etfflilen, oermS^lte er fi^ am 1. 3ult
1526 ouf bem 6(^Io|3 in jlönigsberg feierli^ mit ber glaubensinnigen bänit^en
ftönigstod^ter Dorot^a. (Er loar bamals 36 Z^fftt^ fie na^su 22 3^^^ ^It.
Das iDor bie erfte eoangelil^e ^o^nsoIIern^oc^Seit. 6o XDurbe bos erfte ei>angeli((|e &
^obenjollem^aus ge^nbet 3n (Ermagung ber äRöglii^Iett, ba|^i^m filr feine 93er«
moQlung no(^ oUerlet S^vieriafeiten unb $inbemi|fe m oen SBeg iommen IBnnten,
lub er £ut^r unb 3o^nn ^eg, feinen frönlif^n £anbsmann in Sreslau, ju feiner
$o(6}eit ein. STn ben erfteren f^rieb er in feinem Cinlabungsbrief, er iDoIIe ,Jeines
froftes i^egen'S roenn i^m ,,irgenb ein trübes äßetter unter bie Slugen me^n" foltte. lo
9n ben le^tem f^rieb er, er baffe auf fein Aommen tro^ bes xoeiten SBeges, ,,bamit,
ob ber Xeufel oollte über^no nehmen , mir ^u einem Zrofte (Eu^ unb anbere an
ber $anb ^en". Seibe fonnten freiliq ber Sinlabung ni^t golge leiften. Slber bie
angebeuteten Seffir^tungen erfüllten fi(^ auc^ ni(&L
3e^t mu§te bie Sleuorbnung ber iu^Ii^en Ser^Itniffe unb insbefonbere bie (Ein« i6
ric^tung einer eoangelif^en ®ottesbienftorbnung in bie $anb genommen toerben. 3n
er^rer Sejie^ung beourfte es feiner neuen Serfaffung. Die bif^öflul^e Serfaffung
tonnte einfaA beibehalten loerben. Denn bie beiben Sif^fe batten in i^ren Sprengein
f(^n bie 9{eformation oorgenommen. 3^re £osfagung oon oer römij^n Aij^e mat
bereits erfolgjt. Sie folgten bem Seifptel bes ^erjogs unb traten tn ben (Eoeftaiü). so
3^1 Selenntnis loar bie £e^e fiut^ers, unb biefe toar au<^ bas Selenntnis aller eoon«
gelifdfen ^rebiger unter i^rer £eitung unb Sü^runa. Sie oersic^teten beibe 3U (fünften
bes £anb^^rm auf {ebe loeltli^e $err[^aft unb befc^ränlten fi^ auf bie rein geift*
la^n 9mtsfunftionen ber Orbination, Sifitation unb ber Slusübung ber (E^eri^tsbctr«
lett So nKiren fie bie erften eoangelif^en Sif^e bes 3^italters ber Deformation. »
So bietet bas ^ttißfjfum ^reujjen bas erfte Seijpiel einer rein eoangelif^ > bif^öf «
Ii(^n Serfaffung bar, bie als folqe ni^t erft aufgerüstet ju loerben brauchte.
Das anbere aber mat bringenbes Sebiirfniis für bos ganje £anb: bie Slufri^tung
einet feften Orbnung bes f irc^Ii^en (Sottesbienftes unb ber Kr^Iii^en ^anblungen av3(
bem (Dtunbe bes (Eoangeliums. Da es fi^ j^ier nu^t bb^ um eine bie (Seiftli^en be« so
treffeni)e tlngeleaen^it Rubelte, lourbe bie Slufrt^tung biefes SBerles einer feften
.Rirc^norbnung für ben nä^ften fianbtag (24. Sug. 1525) in Slusfi^t genommen.
Slber bie Unfic^er^it unb 3^<4i^^^^u ^infi^tlic^ ber gottesbienftlic^en Slngelegen«
^tten uKtr in biefer Öbergan^jeit fo groh, ba| es bringenb erforberliq f^ien, fo fd^nell
qIs möglich no^ oor jenen fianbtagsoer^onblungen bas !9totn)enbigfte für ben ®ottes« ss
hitn\t unb ^ftli^ fieben ^u oerorbnen. Unb bos oar um fo nötiaer, als bei ben
£olüifAen Ser^anblungen in Aratau jum üBeften ber Sa<^e bes (EoangelTums in 9)reu§en
ie reugiofe unb lir^Ti^e grrage gar ni^t berü^ motten mar. Der ^erjog ^odtte in
biefer ^infid^t oöllig freie $anb.
So erlieh er benn jäfon am 6. 3uli 1525 als fianbesfürft traft ber i^m für fein «o
Soll obliegenoen lanbesbenlii^en Sfürforae für C&ottesbienft unb ^riftlic^es £eben ein
,,9Ranbat", bur^ mel^ er fu^ offentliq unb feierlich 3ur Steformotton betannte, ber
eoongelifc^en Air^e re(|tli^e Slnerlennung oerf^offte, unb „3U iiob unb (Ebre (Öottes bes
$erm unb aller feiner ausenoö^tten ^eiligen um allgemeinen (^riftli^en C&Iaubens
loiUen" bie (SeMid^en amoies, „bas (Eoangelium lauter unb rein, treulid^ unb d^riftli^ «5
ju prebmen; SBintelprebi^er bagegen, unb bie bem SBorte C&ottes jumiber un«
ae|K»famlu^ unb aufrü^renf^ feien, bürften im ^erjogtum nid^t gebuloet loerben''.
3ugleii^ XDurbe mit biefem oon ben ®ei|tli^en oon oen Aanseln oerletenen 9Ran«
bäte ein einbringlt^es 3^uanis abgelegt gegen ben im SSoO ^nfAenben ilberglauben,
gegen bas oerbreitete gottlofen SBefen unb Zreiben im Saufen, in Unju^, leid^tfertigem m
S^iDoren unb ^hi^en. Der ^ersog ^Ibred^t füllte fiA berufen unb oerpfli^tet, ffior
feines Soßes religiofe unb fittli^e (Neuerung bur(^ bie Aroft bes (Eoangeliums auf
olle 9Beife m oirxen. (Er ^atte leine größere Sorge als bie, oaj] bas (Eoangelium nun
ouil^ aller Orten träftig unb lebenbig Dem SSoH geprebigt unb in Stabt unb £anb bos
Solisieben bur^ bie|e SSertünbigung aus [einer fin^liAen unb Jittli^en SJenoilberung, w
3u ber noä) man^e (Elemente urfprünglic^en, oon ber AirAe bisQer nidbt übenounbenen
^etbentums mitQ)irlten, 3u einem loa^r^aft ^riftli^en (otanb unb SiSefen ^erausju«
fü^n.
9Bie fiA Butler über alle biefe 9Banbelungen ber Dinge in ^reujjen freute, 3U
benen er felbft bur<^ feinen 9{at ben Slnftoj] gegeben, beengt fein Husruf in einem ^
318 Kttre^ r^m ^Prctt^
1525 an hen Sif^of oon ^^^olen^ genuteten Sriefe: 6te^ bas SBunbet! 3n f^ellein
finuf, mit oolkn Segeln eilt \m (Eoangeliutn nac^ ^teujjen, toS^nb es tii Ober«
unb 9lieber<Deutf(^I(mb mit aller 9But gef(^mä^ unb jurüo^eiDiefen loirb.
@ro|e Si^nrierigfeiten traten bem ^ecjog tllbret^ bei feinem Unternehmen, bas
5 eoanaeltf^e ftir^entoefen nac^ feinem fingeren re^tlic^en Seftonbe unb feinen inneren
(Einnc^ngen 5U begrfinben unb li^er ^u ftellen, entgegen. WMdft Senoilberung
^errf^ in bem bis^r gons äugetli^ lotooli^d^n, unter hix OberflSoe bes römifAen
Airqentums jnm grojjen Xeil in religiSs-pit^^ ^^^^ ^ ^ibnif^ geodeien SoEte«
leben, dm Sauemoufru^r, ber fil^nlU^e llrfa^n unb wirfungen ^e oie ber, müfyx
10 glei^^eitip in Deutf^Ionb tobte, unb mit C&en^alt niebergef^Iogen »erben muftte, hxäf'
braufte bte (Bebiete mm Samlonb unb iRotongen. 9Begen bes mit ber @fimI«[flatton
be$ OrbensFtaats begangenen grieoels fe^ ber Deutfi^ Orben im Kei^ gegen mbuift
aUe $ebel tn Seto^ung ; es erfolgten gegen ibn Verurteilungen, Sd^temmtngen. (Ese«
futionsmanbote, freiu^ o^ne ausaeffi^rt 3U loeroen. Unier b«r (BeifHi^Ieit b^ fianbes
16 gab es noA mond^, bie oerfledt in rSmifq^fat^oIifd^m Sinne lehrten unb nac^ tBmifc^er
äßeife amtierten.
9Begen ber gebfiuften SBibenofirtigfeiten in ben fiu^en unb inneren Ser^Itniffen
fonnte eer in Slusjid^ genommene ente fianbtag erft jum 6. Dejember 1525 noA
ftinigsberg einberufen Q>erben. Slus feinen ^Beratungen aing eine ,,£anbesorbnung''
90 ^eroor, unter beren jum (5efe^ erhobenen Seftimmungen btefenigen. »elc^e fi^ atrf bie
Mir(^e belogen, junSc^t biefelbe in i^m fingeren Seftanbe organifietten unb reqtlic^
K^ fteltten. pinficQtKA ber ^nftelluna oer (BeifUtAen unb SeMung oon ^[^farr«
(teilen toirb beftimmt, bag, mtnn eine ^farrfieüe ju befe^en ift, oer Se^ns^ na^
einem gefAidten, tfl^gen, in ®ottes SBort erfahrnen SRann fi^ umMen, unb i^n
25 bann ber ^arrgemeinbe anjeigen foll, unb bog, n^nn beibe Xeile fi^ iber i^n oer^
einigen, berfelbe ben Sijt^n oon Somlanb unb ißom^nien mt ^rfifung unb 3ur Orbi*
nation ^gef^idt merben JoII, inbem ffir toeitige gffille bie Mfi^i^ (Entf^eimtno ooAe^Uen
bleibt. 3n betreff bes unter^Its oer ^ßfoner n^erben junfi^ft neue voro^ioieinteitunaen
cmgeotbnet unb bann ffir {eben ^ßfarrer auf bem fionbe oier $ufen fianbes neben ffinfsig
00 SRarl boren Selbes beftimmt . n)fi^nb ffir bie Stfibte eine Vereinbarung mit bem
iebesmal anjutteKenben (ßeiftlid^n ^fiAtiic^ feines (Einlommens oorbe^Iten bleibt.
widf mürben ^eftimmungen getroffen uoer bie ju beiAo^tenben Sefttaoe unb Aber
bie fernere Venoenbung bisheriger fir^Ii^er einnahmen unb bie (mUnfte aus
frommen Stiftungen, bie alle bem „ftaften'' ffir bie tlrmenpflege fortan pfliegen foOlen.
06 Die in ber fianbesoerorbnung oorgefe^nen Seftimmungen über bie inneren lirA«
liefen Ser^öltniffe betrafen bie Sufftellung einer allgemeinen ®ottesbienftocbnuna, loeU^e
oon ben i^iben Sif^dfen bemfelben fianotage oorgelegt, oon biefem am 10. tDejember
1525 einbeüig befmlojfen unb im aRfirj 1526 oon mbtt^i bun^ ben 3>rud unter
bem Sattel „mtifel oer Zeremonien unb anberer Orbnung*^ oerSffentli^t mutbe. 3m
40 Vnf^Iug an fiut^rs formula missae roar biefe Orbnuna oon Sriejjmann, Speratus
unb ^olianber im Auftrag bes ^tjoos ausgearbeitet. J3ie Sifd^ofe fibemol^en in
oollem (Einoerftönbnis mn i^m bie ^ferantmortung bafür unb ertlorten es ffir i^e
^id^t, inbem fte bie £>rbnung traft bif^ofli^er Autorität erlaffen, barauf m fe^en. bag
„®ottes SBort re<^tf^affen unb 3ur üBefferung geprebigt roerbe", obne Joie qriftliAe
45 gfrei^ m befc^finJfen'' ober „bem (gemiffen Strtde 3u legen'', ^ie Orbnung ^oe
nur ben ^mtäf einerlei SBeife ber fir^Ii^en (Jformen fo oiel als mbgli^ ^rbeijuffi^ren.
Unter anberen xoi^tigen Seftimmungen mvth namentli^ bie jufammen^genbe fiefung
ber gangen Sibel oor ber (gemeinbe, bie Öbung oon Ait^enju^t unter Seteiltgung
feitens ber (Semeinbe unb bie Senu^ung einer angefügten Sammlung oon Itturgifc^en,
50 burAaus ben liturgifd^n 3Bittenberger Vorbilbem entffnred^enben (Jrormuloren angeotbnet. ,
fBögrenb ber jtdnig oon $oIen ^angog unb bereits ju ÜRorienburg lagerte, um in .
X)ai^ig einen bfirg^Ii^n Sufftanb, aber bamit juglei^ bie ^rebigt bes Coangeliums-^
blutig JU unterbrfiden, oeröffentlic^e ber ^erjog Slbre^ tro^ ber oon bort bro^nbe
C^emoltmagiregeln biefe Orbnung. Sr f^ieb batüber an ben Aanjler Sogler in tlnsbac^p.
55 er ^abe, loteuio^l löntoli^e 3R(^eftät ju ^olen „Rinnen im fianb ju 9Rarienburg Ifigen ,
unb feine Waffen au^ gern bas Soangelium bömpfen moKten", \\q besfelben bo<^ ni<&t
f(^en iDouen unb in bem Flamen C&ottes bie Drbnung ausg^^n loffen. „9Bem fte
gefallen lotlP', fagt er, „laffen lotrs gut fein, toem niAt. liegt au^ ni^ts baran".
Um bie oenoorrenen fiuigeren unb inneren lirc^Ii^n 9$er^öltnif[e jener Drbnung gemfi^
^ SU regeln, b^niftragte er eine oon i^m im (Einoerftönbnis mit oen Sifi^en ernannte
Wktäfi ba» frailnt S19
„5binmt|f!on", loelAe aus eiitetn toeltli^en unb einem geiftli^en Kot beflanb — unb
btefe 9lite «xoen Kkian mti SBoiUingen unb ber $of|irebtaer %aul 6feratU6 — , mit
ber SDb^Itung ehter ftit^enoifitation, ber erften, bie in v^eugen [tottgefunben fyd.
9uftrcq unb StritruIHon ffir biefen „Unuug" im £anbe nxtren bereits oom 31. SRör}
1526 batiert. Sefonberes Slugenmerl jolUe bonuu^ onf bie ilmtsfi^ng ber ^ß^arm s
unb auf bie 9lU9fioung bes (Sottesbienits noA ber eben gebrudMen Orbnung gerfattet
oecben. Die Stfitotoren follen bie ^Pfarrer fleißig prüfen ,,»>ie fie bas SBort (Sattes
prebigen unb bel^beln'', unb nötigenfalls fo oiel oIs mSgli^ ,,^ftli<^ unb freunbli^
untemdUen''.
mbnäfi Heg es infolge ber (Ergebniffe biefer SifÜation nU^ fe^en an Serorb« lo
mngen jur Steaelung unb ^ung bes fiii^IiAen £ebens. Unter bem 24. fipdl 1528
erliefi er im Slid auf bie inneren KrAIid^n 3u|tSnbe ein 9Ranbat an bie Reiben Si«
\l^f in loek^em er fie beouftroot, tn i^n, rnjunfc^en ^fic^i^ ber Qremen neu
leiten bi[<pflid^n 6prengeln Sifitationen m ^Iten , inbem er unter bem 9o4ften
Ti^ ßqidpounite bie^fgaben, bie bei ben (SeiJÜi^n ber (Semeinben in Segug is
01^ fie|ren um» fieben ju erffiuen feien, ins Suae foM unb jur Orflfung nnb Serfi^
_ ber fie^ren unb oes £ebensnNmbeIs oer Pfarrer bie Cinfe^ung oon (Ers«
pridtem, (Supointenbenten) anorbnet. gfür bie ,,llnbetiüraen'' wttbtn fogenonnte Xoßen,
iMmetfAer, «igeftellt, bie bas oom Pfarrer gefnrebigte SBort i^en ju uberfet|en ^en.
SIs Slii^nur unb Sorbilb ffir bie rechte mt unb SBeife ber Sermnbigung bes (Eoan« so
geliams envfo^I er fiu^rs y^^oftilta", bie er in gro^ Wm^ oon (Exemplaren ^atte
anf^^offim ionen, an bie (SeifUid^en ju oerteilen, unb i^en barno^ ju jeigen« wk fie
Me ^uige @^rift ausjulegen unb Glauben unb Siebe m treiben 9Stten, febo^ mit
e^uiy if^trif UKKs b<mn auf Väpfte, Sif(^ unb f^a^tn fid^ bepSge, „wüs in
ni^t nötig fei'^. (Es jeugt oon feiner loa^i^ geiftlt&en gfütforge ss
^^fien «Ott fiob _ _
ESoanoelifierung feines fianbes, xotm er ben Sif^Sfen f(^: (Er $abe ,,n{f^
in leiner ffirftlid^n Regierung ffir nötig era^t als bas göttfi^ ^ilfame
lüeniQalben in feinem gfivftentum bermoften oertflnbigen m Ionen , bog babur«^
bie (Knigleit unferes (Blaubens unb Sinnes genArt unb bie re(mf$affenen Sfrfii^te tSg«
li^ fe mebr itnb me^r bei feinen Untert^en oermerlt ofirben . so
3n btefem Sinne unb ju biefem ^^ed traf er frfifter , als es irgenbmo gef^,
bie &m\äfbim oon Snnoben ber (SeiftTid^en. 9Bie er jqon in bem enoö^ten Wanbat
an bie Sif^ bie Hb^Itung oon oierteliä^Ii^n 3ufammen!finften ber (Seiftlid^
unter ben (Ei^prieftem angeorbnet ^atte, fo gab er fc^on im 3uli 1629 ben 93if^i9fen
ben Vttftrag Snnoben unb SBifitationen }u halten, ,,bamit bort fiber (Slaube, Si^^se^ ss
C^efdAen unb anbere Angelegenheiten . loeld^e ben Tonern ju oerri^ten gefft^tid;
vm \fyjMX feten'V oerl^anbelt »erbe. 3nbem bie ilusffl^rung bietes fßlans nm Vn<
benmmuna oifc^ic^er Sqnoben unb mit ber Slusfü^ auf eine dofc^iegenbe (Befamt*
fqnobe nimt d^ als in ben erften 3Ronaten bes X 1530 in Xngriff genommen toerben
lanxütf Heg b^ $5^^ ^ur^ ^^ injiDifd^n mu^ uueig' Xobe jum Sik^of oon $ome* 4o
fdnien ernannten v^^ulus Speratus eine £e^rbnung, bie er als ),^ftli^ statuta syn-
odalia" begei^nete, airfftellen. bamit biefelbe ben ®eiftlid^n, inbem auf ben Snnoben
^Ile geiftli^en (gebrechen gehört unb gebefferf ' ofirben, einge^önbigt lofitbe. in ber
ftncrebe oom 6. 3^uar 1530 erllart er feine 3uKimmung 5U biejer S^rift, bie er
}uglei4 als fein lanbesooterlid^ lir^Iidbes Selenntnis binftellt, inbem er fi^ fiber feine 4&
Gtdbng gu ben lin^Ii^n Slngelegen^eiten ba^in ausfpric^t; bog, ,,u)ä]^b bie Sorge
ffir bie ^ftlic^n !Dinge ben Sifd^öfen unb ben oon i^m berufenen «rfftlid^n ju
tommen folle", i^m, bem ^erjoge, bie grfitforge ffir bie oeltlicben Slngelegen^eiten, au
fo 9eit fie bie jur^e betreffen, gugefaUen fei. 3^^ i>^ Sperat oerfa^ Si^rbu
oor ttr ißreuj^en ber 9}orIöufer bes 9lugsbu^if(^en Selenntniffes, loelt^s auf Sefe^I eo
bes ^erjogs oon ben Sif^öfen unb oen (Beiftli^en als 9{i<^ift^r ffir il^re fie^e
fi^ 1630 begeic^net n)orben tft
greili^ trat eine bebauemsn)erte ibrifis gerabe at^ bem fie^rgebiete ein. !Das ge*
f^ boburd^, bojS ber ^erjog ftc^ unter bem (Einflug fernes oerirauten IRates, ($ricbri(^
ooK ^tbed, ber bei Teinem Slirfent^lt am ^erjogIi(^n ^ofe in £iegni^ fi^ oon »
Sc^nienlfelb ffir beffen f^marmgeifteriJAe £e^n ^e genrinnen laffen unb nun oIs
be^dfterler Sinbfinger berfelben aus fiiegnt^ na^ ^reugen oon iSfm benrfene ^rebioer
ber fi^oen^Ibq^ 9li^ng auf feinen ausgebreiteten (Sfitem in unb bei ^offornm»
bürg ob jPfanier angeftellt Qotte, ber fie^ Sd^mentfelbs^ in Squg auf bas WbetU^ma^I
tjofi ber SSomungen feiner Sifqöfe, tnsbefonbere Sperats, ft^ gugfinglic^ eraries unb oo
320 Winätt tiait ^rtti|eit
hm 33or|tenungen bes leiteten, baj] er „htn S^tDömtern ^u uiel cinröutne", unb ber
fianbesfiid^e babur^ arojje Gefahren entfielen tofirben, loemg Sea^tung f^enlte.
(£x orbnete ein %eugtonsge|pra^ in IRoftenburg an, wtlifts am 30. Dej. 1531
in feiner C&egeniDart uon ben beiben 93if^5fen uno ben Aonigsberger ^fanetn als
5 93ertretern b^ lut^rif^en C5Iauben$|tanbes auf ber einen, unb $erm oon ^eibed, bent
fiiegni^er $rebiaer gabian (Edel unb bent ^eibedf^en ^faner ^eter 3^^^^ <nif ber
anbem Seite, floer bie grrage nac^ ber 92oüDenbigfeit ber ^I. Sd^rift für oen d^tli^n
Glauben unb filr bie eoangelif^e äBa^r^itserlenntnis . iit betreff ber Sebeutung ber
oujjeren ^anblung ber beiben Safrantente für bas ^riftlt^e £eben unb in Sejug auf bie
10 Slusbeututm ber 3Borte bes ^erm bei ber (Einfe^ung bes Slbenbnut^Is unter Dem Sor«
^e 9on ^aulus Speratus o|ne ein beftimmtes (Ergebnis abge^tten ourbe. — Sluf
93eranla|fung eines Briefes Subre^ts an fintier mit Srragen fiber bos Slbenbma^I unb
bie f^toenlfelbfc^e Slmoenbun^ besje<^ften ft(q)itels bes SDangeliums 3<^^nis f<^tdte
i^m fintier 3ur ^ntmort ferne ^^(oenbbriefe XDtber etlübe Sfottengeifter^' o. 3* 1^32
16 mit bem 9lot, ber ^erjog molle bie S^roärmer „ja ni^t im £anbe le&en". Da fingen
au^ bie Don £ut^r$ „Senbbrief'' mit betroffenen 3ün^^^ (Seiftlid^n an, f<|riftii4 ju
Ü^ren GunHen auf Sllbre^t im Cpegenfa^ gegen £ut^er einjubrtngen unb einguioiäen.
(Erft uRitte bes 3. 1533 erhielt fiut^r oon SObreAt eine Slntmort in einem Srtef,
in n^el^em er f^reibt, er lonne bei ber oeiten Slusb^nung feines £anbes bem (Ein*
90 f^Ieuben ber ,.6alramentierer'' ni^t loe^ren ; [eine geliebten (Seoattem Dr. Sriegmonn
unb ^ans ^olianber trieben tapfer i^r 9Imt mit Beeren unb SBamen ; er 6abe inbeffen
neuerbings no^ ausbrfldli^ bas ^imli^ ober öffentlid^e fie^ren ober ^rebmen ber
Saframentierer oerboten ; im übrigen laffe er aber {ebem feiner Untert^anen tn (Glaubens«
fad^en grrei^eit, xoeil i^m ni^t gejiemen u)one, „mit C&etoalt in bie £eute ben (Blauben
S5 pi bringen''. Die S^marmaeifter u)urben {e^t noc^ tü^ner. Die lut^erif^n ffitaen*
oorfteüungen beim $enog mürben befto bringenber. Da gingen bem ^ersog bur^ ben mi^er«
t&u|erif^en Unfug in SRünfter bie Suigen auf über bie (Bef&^rlic^Ieit jenes f^mfirmmf^
Spiritualismus als Grunolaae eines lommuniftifc^en Sokiolismus. ^m 1. Suguft 1535
erliej] er an Speratus , in oeffen bif^bfli^m Sprenael bie St^marmaeUterei noA be<
80 [onbers im S^mange n)ar, ein uRanbat mit ber (ärma^nung, bag bie (Einheit ber iBe^re
im £anbe aufregt er^tten merbe. (Er fagt barin, omDo^ler gemeint, in nienumbes
®eu)iffen }um Glauben ju bringen, molle es i^m bo^ auA ni^ gebfi^en, }u geftatten,
gegen bie eoangelifc^e £e^re unb oie einträ^ti^ oerfagte xir^enorbnuna etioas }u oer^
äTwem, am roenigften o^ne einhellige Sexotlligung ber Sifmöfe ober Der Stänbe bes
3& £aid)e$. Damit nmr oon i^m unb bem £anbe biefe Gefahr abgaoenbet 3miJ(l^n
Wbxtäft UTÜ) £u^r ift nie u)ieber eine 3rrung eingetreten. 9la^ Öbenoinbung jener
SlnfeAtungen f^rieb er 1537 an feinen Sruber, ben ItDlari^rafen Georg, bah er (U^ unb
[ein £anb als Glieb in ber 9lei^e ber Selenner ber 3lug|sburgif(|en 5tonfej|ion ange^
te^n miffen molle; unb biefem 93e!enntnis ift er bis an [ein (Enbe treu geblieben.
40 Dur^ eine £anbe$orbnuna oon 1540 bemühte er fi^ in oollem (EinoerftänbniB
mit ben Stauben um bie grfinblid^e Teilung bes SSoUsIebens oon allerlei tiefgemurjet
ten [ittli^n Serben unb Greueln. Dur(^ eine glei^faüs mit ben Stönben oerein^
barie SSerorbnung oon 1540: „Sbtifel oom (EnoöMung unb Unter^It ber Pfarrer'' er=
gönite unb oerbefferie er bie Seftimmungen ber £anbesorbnung oon 1525 ju Gunften
45 ber Pfarrer, auf beren SBerforgung mit guten SüAem Seba^t genommen, beren etnniige :
Slbfe^ung hmäf ein georbnetes Serfa^ren geregeU, unb fib: beren SBitmen unb SBoifen j
bie nötige Serforgung angeorbnet mürbe. 9lu(^ mürben barin bie alle ^fäfte ober menig^ -=
ftens alle jiDei 3^$^ abju^ltenben 93i|itationen geregelt.
Um felbft bie tir^li^en unb ^riftli^en ^uftönbe lennen 3u lernen unb auf Grunlc:
Go ber gemod^ten 9Ba^me^mungen bie befte^noe Air^enorbnung für alle jtirqen bei^
£anbes neu 3U geftalten, ^ielt er in eigener ^erfon unter ^ffipenj ber beiben Stf(^f^
im SBinter 1542 ju 1543 eine jlir^enoifitation bes gansen £anbes ab, bie i^n naM
ben idbtx gemad^ten trüben (Erfahrungen no^ mo^renb bes „Umjuges" nStigte, ar-a
1. Sfebr. 1543 in beutf^er unb polnif^er Spraye einen „Sefe^l, in meinem bos SoK'
66 }u Gottesbienft, ftirAganq, (Em^ang ber ^eiligen Salramente unb anberem erma^rr/
mirb'', 3U erMen. ^is ms (Einseifte bes ^öusli^en, gamilien* unb Gemeinbeleben^
inringen bie iD09lgemeinten (Ermahnungen bes ^ersogs, inbem allen Stäuben o^ne Untere
fc^ieb fogor unter Slnbro^ung oon Strofen aufs Sc^örffte „bie 9Ba^it gefugt mirb'';
unb namentli^ au^ bie Slbeligen, bie fi^ ber Sera^tung bes göttli^n äBortes uni
eo bes Sairaments f^ulbig ma^n, ^ bebro^t merben. Gin Sluffe^r, obme^felnb aus
Sttto^t t>0u ^xmfftA 321
jebem $au[e in bei (Semeinbe 5U beftellen, foll oon einem befttmmten er^ö^ten 6t^
aus Ober ben Ain^enbefu^ ipo^en. !Die parier follen ieben Sonntag Spiffel unb
Soangelium oom Wica ausbriUHi^ oeriejen, bann eine ^loe 6tunbe bos ^angelium
auslegen unb juIeM no^ eine ^albe Stunbe ben lutlerij^en Aatec^ismus erflören.
3n befttmmten 3ix>i[<^nräumen oon einigen SBo^en foIIen fte in ben Käufern in jebei &
®emeinbe ein Ser^i über bas, ipos bie £eute gelernt ^ben, aufteilen. ^Daraus tnU
ftanben fp&ter bie Sibelftunben unb Aate<^ismusanba^ten, bie unter Dem Flamen „Debets»
oer^re" tn Schulen ober grojjen gomilien^immem auf ben oon ber ^forrfirc^e entlegenen
!D5rfem abgepalten mürben, unb jum Ztx\ no^ {e^t [tottfinben.
3n einer „9{egimentsnoter' oom 3#^ 1^2 ^oät Sdbrec^t f^on bas gfortbefte^n lo
ber oon alters^er im ^erjogli^en Xeil oon ^reugen beftanbenen beiben Sistümer ge«
ft^^ mit ber Seftimmung, ba^ 3U benfelben „ftets gottesffir^ge unb aele^e SRönner
^emS^tt merben foIUen. bomit bas feliama^enoe äBort im S^mange bliebe". Ws eine
m bos innere Seben ttefeingreifenbe SBirlung ber grojjen Sifitation ift bie neue C5ottes«
bienftorbnung ju betrauten, bie auf ber (Srunblage b^ ni^t me^r sulangli^en ,,9lrtifel i&
ber Cto:emonien" oon 1525 unb unter Serfidfi^ttoung ber bei bem ,,um3uge'' feftge<
fleltten gottesbienftIi(^en Ser^Itniffe, ^auptf&AIiq oon Sriegmann ^ergeftellt, 1544
unter bem Zitel : »Orbnung oom äußerlichen (gottesbienft unb Slrtüel ber (Zeremonien,
oie es in ben Air^en bes ^erjogtums Preußen ge^en voith" erf^ien. 3^ ben barin
oorgenommenen Serbelferungen geborte unter anbarem bie SIbf(^affung ber (Eleoation 20
ber (Elemente beim SCoenbma^I. SlRit biefer neuen AirAenorbnutm wox Sllbre^ts SBerf
ber Air^norganifation abgef^Io|fen. 3n Jeinem ooraebrudten Sucanbat oom 2. 3uni
ott^ er fi(^ in ooller äbereinfttmmung mtt ber 9lugu|tana, ba^, obmo^I folc^e menf^«
lyfyt Orbmtngen ber gottesbienftIi(^en ^anblungen in ben Sereiq ber grtei^eiten gehören
uiu) f3r unfece Seligfeit an ipnen ni^ts gelegen fei. benno(^ megen ber 3ugenb unb 25
ber einfältigen S^^mo^n bann (Einheit ^errj^n uno {ebermann ourA fie jum SBorte
(5ottes angereijt unb Eingeleitet votxhtn folle. 3n gleii^m Sinne (prac^en fic^ bie
Sif(|&[e in ber Sonebe oaju aus.
äilit innerli^m Serftänbnis für bas (Erbauungsbebfirfnis ber (Semeinben unb fflr
bie SBi^^feit ber Slusbilbung bes ftir^engefonges in ben Spulen unb ber tird^en« :v)
mufttalifqen Seite bes (Sottesoienftes forgte Subre^t, ber [elbft ein £ieb6aber ber änufit
iDor, für ein (E^ralmelobienbuc^, inbem er [einen ,,oberften Xrompeter , mie ber ^of<
lapellmeifter onttlic^ ^ieg, 9lamens $ans Augelmann, eine Slusma^I meift religidfer
fiteber gu brei Stimmen lomponieren lieg. !Der Zitel lautete: Concertus novi
trium vocum, neue (Sefänge mit brei Stimmen , ben Air^en unb Spulen ju nu^''. 35
3n Sugsbura, ber Heimat bes Aomponiften, u)egen SRangels einer 9totenpre{fe in 5t5nigs«
berg, gdnrudt, ourbe bas Sü^Iein tn 320 (Exemplaren oerjd^idt Ss enthielt 39 £teber,
borunter 7 oon £ut^, 2 oon ißolianbcur. unb eines oon Speratus. Zest unb äRelobie
bes in ilonigsberg gebü^teten £iebes ^olianbers: 9lun lob mein Seel ben $erm
unb bie SRelobie oon: Slllein (Sott in ber $5^, finben \läf ^ier jum erftenmal. 40
9Bie tief eingebenb unb nad^ oerfc^iebenen (Reiten bin ber $enog SUbret^t per«
{onliA für ben Sufoau bes tir^Ii^en £ebens auf bem (Drunbe ma^rpaft eoangelif^n
(Blaubens in feinem £anbe mirifam ^emefen i|t, bejeugt bie bisherige Setra^tung feiner
meiftenteils bas (Gepräge eigener 3nttiattoe tragenben eoangelift^^firffllit^en Seftreoungen.
3aEIrei^ SDlanbate bes öerjogs begeuoen femer , mit emftlid^ er bemüht n)ar, 45
unter bem Seiftanb feiner Stftpöfe unb ^reblger eoangelifc^es (glaubensieben, d^riftlid^e
Sitte unb lir^li&e Sjrbnung in oen (Bemeinben ju begrflnben. ^er au^ ffir feine
eigene wtikxt Coeiftesbilbung unb n)ifjenf4aftli4e gförberung tru^ er ernftlitp Sorge,
um befto eifriger ffir miffenfmaftlic^e Stibung in feinem £anbe n)trlfam fein ru tonnen.
Seilt mit ben nam^eften X^eologen unb Sele^rten ber 9leformatu)ns3eit, i!utber unb so
SReUtnd^on an ber Spij^e, geführter umfangrei(|er Sriefo^eqfel bejeugt feine leb^fte
Zeilfuilme an allen Krqut^en unb t^eologifmen grragen unb feine mit bem St^merj
borfiber, bag er in feiner ^ugenb oon 9Bif|en|(Eaften,, nichts reqtes gelernt ^abe", oer«
bunbene gemiffenbofte Sorge, fi^ felbft auf biefem SBege in ^riftlic^er (Erlenntnis unb
tii^fif^ äBinenfc^ mogliqft ju forbem. SRe^rfat^e f^riftltc^e iBen)eife oon fetner 55
Sonb jtnb bofflr oor^nben, baft er es fiA eifrig angelegen fein lie^, unter C5ebet unb
Setroffitung in bie ^L S(Eri|t tiefer einjuoringen uno namentli^ etngelne Sfic^er, mie
bie ^l^men unb bie paulimf^en Sriefe, für feine (Erbauung unb Sfeftgrfinbung in ber
eoongeltfi^n SBa^^eit ausjubeuten. (Er fi^eute lein SRittel, um {unge £eute aus
$reu|en in SBittetwerg ju 3)ienem ber ftir^e ausbilben ju laffen, aber au(E benm^rte co
n€äl*9nt^nopähit für il^eologie unb ttixdtt. 8. K. I. 21
322 anredet tia« ^rett^
SRSnner mä) £ut^ers unb äRelan^t^ons Slot unb Siorf^Ios aus Deuifd^Ianb ju be«
rufen. Do^ hos lonnte auf bie Dauer bem Sebürfnis n^t genflgen.
ßur Se^nbung einer bem neuen etmngelifAen Air^entDefen entfpre^nben oiffen*
[(^aftlt^en Silbung fegte er auf feinem (S^Iog eme Sibliotl^I an. (£t legte benC5runb
6 basu bur^ eifrige SefAoffung litterarif^ 6^^e aus Deutf^Ianb. fOr beren teiboeife
red^t !o[tfpteIige Se[(^affung $m £ula$ CDranad^ tn SBittenbei^, ^olionber, unb fein
9lat, ber ^umanift Srotus Slubionus, mit 9lat unb 3:^ jur Seite ftanben. Hus biefer
feiner ,,£Serei" auf bem Aönigsberaer S^Ioft entftonb bie 1540 oon i^ geftiftete
öffentlid^e Sibliot^el. 6o forgte er f&r oiffenfAaftlt^e ^filfsmittel im SorousDlid auf
10 bte oon i^m geplante Slufrio^tung eines ^o^eren unterri^tstoefens im eoangeliMen C5eift.
(Er forgte für Stiftung ^ö^erer loteinif^er Spulen im fianbe* namentliqi aoer ftiftete
er 3ur 93orbereitung ber Segrfinbung einer HnioerfitSt unter 3uftimmung bes Sanbtoas
in Königsberg eine ,ireie Schule unb ^artihilar'', unb rief enblu^ 1544 bie tlnioeift«
tot bofeloft ak feine i)bäjl\tt re^ormatorifd^^miffenfc^Ii^ 2:|iat ins Seben, inbem fiutQer
16 unb uRelan^t^on i^n bcübei mtt 9{at unb 3:bat unterftfl^ten. Dun^ fie [ollte, nrie unter
anberm le^terer f(^rieb, „ber ^eilige Stame oes $erm oer (Sfyctn gqirief en , jein allein
feligma^enbes 3Bort gema^ unb bie 3ugenb m red^tf^affenen ^inlimen fielen unb
anberen guten Aflnften untenoiefen me^en". in oeld^em Sinn unb ®eift er bie tini*
oerfitat geleitet miffen vooUit, bejeugt bie 9luff(^rift ber jum C5ebS(|tnis i^r Stiftung
20 mit feinem Silbe gepr>en äRiinje : pax multa diligentibus legem tuam. Domine,
b. i. großen Qfrieben ^en, o $err, bie bein C5efe^ lieben. Slber mit menig ^ er
baoon etjflnt gefe^n!
SReland^tqons Sc^miegerfo^n, (S. Sobinus, ourbe oon grtanifurt a. O. jum Sleltor
fflr bie neue Unberfit&t, bos coUegium Albertinum, berufen. Der Seaen biefes mit
26 großen Opfern ^ergeri(^teten aSerfes, bie Sntmidelung ber {ungen änfhdt unb bes
eoangelif^^tir^Iiqen £ebens im gangen ^erjogtum ouroe in beHagensverter SBeife ge«
^mmt unb ^eftört huxä) bie an oer Sllbertina alsbalb ausbredbenben Streitigleiten, bie
teils in perfonli^em aBibenoillen gegen ben ^od^fc^renben eitlen Sobinus, teils in
SiferfuAt unb Srotneib, teils unb ^uptfS(^Ii^ in ^eologif^en fiebrbifferenjen, loelAe
do namentli^ ber oom öerjog in bas altftäbtifi^e Pfarramt unb in oie erfte t^bgif^
^rofeffur 1549 oon ^{ümoerg naä) ASnigsoerg berufene SInbreas Ofianoer bur^ feine
!Disputationen unb S^rtften de lege et evangelio unb de justificatione Denu:fa(^,
i^ren (Srunb unb 9lnla| matten. D^nt Serftanbnis ber eigentli^en t^oloaifd^en 5tontro«
oerfe in betreff ber 9{e^tfertigung ftellte ]xi) Sllbred^ auf bie Seite fernes oon i^m
36 ban!bar geehrten geiftlidben Soters , ber mit ftflrmif^er £eibenf^aft feine Sa<^ gegen
ben oon 91. 1550 als Dompfarrer berufenen 3- SRötlin unb benen ün^nger ful^rte.
Dos Sfeuer brannte naä^ Ofianbers Zobe (1552) no^ heftiger fort unter bem Xnfcbflren
feitens bes $oh)rebtgers 3- dfunde, bes Sc^tegerfo^nes Dfianbers, ber es oentanb,
mit nieberen SRitteln bas Vertrauen bes orglofen altemben ^erjogs immer me^r ju
40 geiotnnen unb für bie 3nterefTen feiner Partei ausjubeuten. Der ^erjog lieft fi^ baju
orangen, nur Sln^änger ber ofianbrif^en fie^re anjuftellen, unb Sie SBiberfacqer ber*
felben, SRörlin an ber Spi^e, auger fianbes ge^en ju laffen, tro^bem bag au^ 9Re«
lan^t^on biefe £e^re in feiner ilonefponbenj mit i^m entj^ieben oenoorfen hatte.
Sfunde unb Fein Sln^ang fpielten bei Verfolgung i^rer felbftfflAttgen Swtdt bos finqliA*
46 t|eoIogif^e Tßartein^ejen auf bas politif^e bebtet hinüber, mbre^t, oon i^en oerbero^
lu^en Umtrieben um|tri(ft unb oerblenbet, geftattete i^nen einen bominierenben Sinflug ^
au^ auf bie 9tegierunosangelegen^eiten. Vk politifd^e unb tir^Iid^e Senoirrung tourbe^^
immer groger , bis sule^t eine polnif^e Jlommiffton einf(^reiten mugte unb bos Treiber
biefer gar nt^t me^r oon t^eologif^en unb tirc^Ii^en (&eban!en getraaenen Partei ba*
60 hnxi) ein Snbe fanb, bag ^nde ^Is 9lu^eft5rer, £anbesoenöter unb Seförberer be
ofianbrif(^en fte^erei'' nebft jmei S^itf^ulbtgen 1566 enthauptet n)urbe unb bie oltei
9{äte bes ^erjogs n)ieber eingefe^t n)urben.
Der ^erjog mugte fi(^ infolge ber Ser^anblungen 3U)if^en ber itommilKoit unV
ben Stäuben, namentli^ bem Slbel, ber nun für bie 3^^^^!^ ^^^ 9legierung ^reugens
56 an fi^ rig, ben f(^impflt^ften unb bemütigenbften SRagregeln untenoerfen. Semigbtaud^f
unb inegefü^rt oon 9loenteurern unb Setrügem, mit jenem $aul Stalu^, ber 1561
na6) jtönigsoerg oelommen mar, fi(^ für ben 9lb!5mmling eines oeronefif^en grürften*
^ufes unb einen äJenoanbten ber frönltf^en ^o^enjollem ausgab unb fi(^ unbegrenjten
Sinflug m oerf^offen n)ugte, getöufc^t iwci) bie ^^undef^e ^ofoartei, ber er unbebingtes
Goblinoes 9)ertrauen fc^enUe, in feinen finansiellen SIngelegenbeiten bis aufs fiugerfte
Wbxtdit uoit ^rai§eii 323
beiangiert, o^ne 6tfi^e unb (Jfteube in feinem e^eli^n £e6en feit feiner stoeiten S^er«
mS^Iung 1550 mit mna oon Sraunf(^iDeio , ber Si^eftertoi^ter 3^^ims II. Don
Stanbenburg, bie i^m 1553 einen 6o^n, Wmtäfi (JrnebiiA^ gebar, ging ^erjog Slbred^t
einem bfijteren fiebensobenb entgegen, ol^e {ebo^ ben Stab bes (ßlaubens aus ber
$anb fallen m laffen, auf ben er als eoangelif^er gfürft \iä) bisher geftü^t ^otte, ober 5
bem eiKingelif^n Seienntnis untreu ju toerben. mit naq feinem Zobe Don gen)iffer
Seite ^ gefiwelt morben ift. Slaä) 9{u^e uno SBieber^rftellung bes grnebens au^
auf bem lir^Iii^n (gebiet ft^ febnenb, rief er 3- 3R3rIm unb uRortin (S^emnijh, ber
gleicKalls frfi^ in feinem Dienft geftanben, ober n)ä^enb bes ofianbrifd^en (Streits
benfelben oerloffen ^e. jur Slusarbettung einer ffir fämtlid^ C5eiftli^e oerbinbli^en lo
jtonfeffion na^ ftönigsoerg jurfid. Sie folgten bem Stuf, erllärten ober bie Slufftellung
einer neuen jbnfeffion, ba Subrec^t bie augsburgif^e Ronfefjion oon 1530 eingeführt
^atte, pa ^erfteöung ber (Ein^it unb 9leinbeit oer £ebre nt^t für nötig, fonbem oer«
onlogten am 25. 9Rai 1567 ben Sef^Iu^ etner oon Slibre^ berufenen Sqnobe, „ha^
man bei bem corpore doctrinae, mie btefelbe aus ben pop^if^n unb apoftolifc^n i5
S<^riften in ber augsburgifi^ ftonfeffion, berfelben Spologte unb f^maUalbifo^n ^r«
tifeln oerfoM, begrinen unb in ben Sqriften fiut^rs erflart fei, unoerrfiA oerbleiben
iDoUe". 9uf C5runb beffen lieg SHbre^t unter 3ufammenfteuung ber genannten Se*
lemttnisfc^riften unb beigefügter SBiberl^una ber mA bem (Erf^inen ber augsburgil^en
itonMfiim aufgetretenen ärrtflmer, namentlu^ ber oftanbrif^en, oon SRSrlin unb (t^em« 20
nik Ott repetitio corporis doctrinae christianae, ober: SBieber^oIung ber Summa
U10 3n^ ber re<j^ten allgemeinen (^ftli^en Airc^enle^re , au^ corpus doctrinae
Pnithenicum genannt, ausarbeiten. !Diefes oon ben fianbftfinben genehmigte ftoüefb«
f^mbol (mblijierte ber ^ersog SHbred^t mit einer Sorrebe 00m 9. 3uli 1567, in melier
es ^M „baft es binffiro ju emigen 3^^^^ ^^ £e^n , ^rebigen unb fonft in^alts 25
ber oiBoutgifqen Aotifeffion unb oermöge obgemelbeter oerfagter S^rift allo bleiben
unb feftigltd^ geilten, unb leiner ju einem $fmt ober Dienft in Airqen uno Spulen
mN^ Jonff angenommen ober gebulbet wtittn folle, es fei benn, bag er {ene Schrift
beoiuiae unb anne^e.''
9Bie bamit bie ftoebenben £e^rfragen jum SlbfAIug famen, vurbe au^ ^infi^tlic^ so
bes jlultus unb b^ jtirc^norbnuncf auf ®runb ber Orbnung oon 1544 eine 9{eoifion
oorgenommen, beren 9tefultat eine 93erorbnung über ben C5ottesbienft u)ar, n)el^e 1568
unter bem litel: ,.Air<^norbnung unb Ceremonien'' oeröffentIi(^t mürbe. — Slb«
loei^nb oon ber gfeftfe^ung binfi^tM ber beiben preuMfi^n Bistümer in ber 9tegi«
mentsnotel 0. 3. 1542 $atte mlbre^t oiefelben naii $olen^' (1550) unb Sperats Xob so
(1551) nt^t oieber befe^t, fonbem bur^ ^röfibenten refp. ^georbnete oenoalten
loffen. 9tad^ Seenbigung bes ofianbrif^en Streits fo^ er fid^ burc^ bie gforberungen
ber fionbftänbe 1566 genötigt, mit ben festeren über SBa^I, 3urisbiftion unb Sefolbung
ber neu anjufteüenben Stjmbfe eine Vereinbarung ju treffen unb bie bejüglic^en Ser«
orbnungen ju erlaffen, mel^ ^^^ na^bem C5. 93enebiger (Senetus) für ^omefanien, 4o
unb 3- 9RorIin fiir (»amianb ju Sijc^en gemault maren, unter bem Zttel: „Son
lung ber oeiben Sif^öfe Samlanb unb $ome[anien", ftatt beffen bie Benennung
„Sif(|ofsiD(]^I'' übli^ n)urbe, als ftir^engefe^ für Das ^ersogtum erf(^ienen. Damit
iDor bie bifffibflic^e SSerfotfung ber preu^ifqen fttrc^e n)ieber^ergeftellt.
So foIUe tro^ bes Dunlels, bas ft^ über bie legten fiebensja^re Sllbre^ts breitete, 45
i^m bod^ no<^ bie grreube ju teil roerben, ben 9lbf(9lu|3 ber reformatorifc^en Sntioict«
lung ber eoaitgelifi^n ftir^e ißreugens in £e^re, Aultus unb sßerfaffung ju erleben.
& ^ in feinem Glauben an bas Soangelium, oon vDtli)tm bie otelen ^anbfc^riftlt^
Don i^ ^interlafTenen C5ebete, Betrachtungen, Stb^anblungen unb namentli^ bas Xefta»
ment ffir feinen So^n S^HSl^i^ geben, Zreue gebalten bis an fein (Enbe. Der lob 00
ereilte i^n [^ell am 20. äRärs 1568. C5eftartt bur^ bas bl. Slbenbma^I ging er i^m
entgegen mit bem gfle^tt: „$en, nun laffeft bu beinen t>kntt in (^eben fahren'',
unb eniMIief mit bem Xusruf: „$en, in beine $änbe befeble i^ meinen (ßeift; bu
Ifaft nnq erßfet, bu getreuer (&oW*. — Diefer ^o^njollemf^e (glaubensjeuae unbSe*
lerntet 1^ bas eoangeltfc^e ^erjoatum gef(^affen, oon bem aus bas preugt|(^e ftönig« 55
tum txo§ 9toms SRa^t unb £tft feinen 9(blerflug na^m , um ber mäd^tigfte $ort unb
Sd^^ oer eoangelif^en ftir^e in Deutf(^Ianb 5U n)erben unb bie ftaifettrone bes ge*
einigten beutf<^ ^eic^s aus (Sottes $anb ju empfangen. D. (Srbmann.
Winift^lmtt, f. eoange(if(^e (Semeinf^aft.
21*
324 SIcaittanMCrbett Olbdert
9Icantara>Drben. Fr. Rades de Andrada, Cronica de las tres Ordines y Cabal-
lerias de Santjaffo, Galatrava y Alcantara (Cronica de Ale. p. 14), Toledo 1572, foL;
Mariana, 8. J., üistor. de reb. Hispan. Tolet. 1572, p. 569 f.; Helyot, Hist dea Ordres
monast. VI 53 ff.; ^. Slcutcr, ^opft ^cjanber m, 3. S3b, 2^.1864, @. 604 ff.; ¥.».®am8,
5 ^rd)cngef(ö. r>- ©pan. 3. «b 155 f., SRcgcnSb. 1876.
Dtefei geiftlü^e 9litterorben mit ctftetjtenftf^ei 9legel ourbe jur Sef^filung ber
caftilt[(^en ^Ntet^sgienje gegen bie SRauren unter itöntg Sllfons VIII. bem Sbkn
(1158—1214) gegiünbet, ntij naäf bem ca. 1160 ju deinem btegerif&en 3®ede unb
auf C5ninb berfeKen Cibensiegel bur^ 93elasque5 ins £eben gerufenen iDrben oon Sola^
10 trana. Die Benennung ber ®enoffenf(^aft naif SHcantora — ber ftarl befestigten (Srenj«
ftabt oon (Eftremobura am Zajo (Norba Caesarea ber 9{3mer) — erfolgte übrigens
erft ein ^Ibes 3ct^t^unberty na^bem fie, sunäAft unter bem 9lamen Orben oon 6L 3u«
lian bei ißereiro (= ,,oom Sirnbaum"), geftiftet loorben nnir. 6o n&ndUf Bieg oos
capif^e (prenjlaften, mittelft beffen (Errtd^tung bie tcqiferen Srüber Suorej uno Somej
i& Sarrientos, unterftfikt oon bem t^atlraftigen Sif^of Orbonius (Orbofio) oon Sola*
manca (1160—66), ben C5runb ju bem Orben gel^t Ratten. 3^ Sertauf^ung biefes
früheren Crbensfi^es 6t. 3- bei J3ereiro — auf beffen 9lamen bie beiben nften popft*
lid^en SeftatigungsbuIIen, oon Suesanber III. (1177) unb oon Surius lU. (1183)
no(^ lauten — mit Stbantora gab bie im 3- 1^13 erfolgte (Erftflrmung legerer Stobt
20 bur(^ itönig Slljfons IX oon £eon (1188—1230) Seranloffung. Der oon biefem $err«
f^er mit 3Jertetbigung bes wichtigen 9BaffenpIa|es gegen bie Ungläubigen junac^ be*
auftragte (£aIatraoa>Crben übertrug fünf iofyit fpoter mit löniglic^ ®ene^igung biefe
Slufgobe auf ben 6t. 3uli^^0^^^ni ^ nunmehr (1218) ben Soimen O. o. SQcontara
ann^m.— 9lnfangli(^ no^ bem (Srogmeifter oon Calatama untergeorbnet, ma^en bie
26 9ncantara«9litter [pöter, geleaentli^ einer ftreitigen (Srohmeiftenoa^I, fi^ felbftftfinbig.
Diego 6an(^e5 lourbe i^ erfter C5rogmeifter. äBobrenb oer fortoefe^en Aintpfe loiber
bie uJlauren, an mtUftn fie loetteifemb mit ben übrmen geiftL mtterorben ber pqren&i«
Hben ^albinfel teilnahmen, fQbrten fie auf i^rer gf^ne bie oereinigten SBappen ber
Steige Caftilien unb £eon neben einem Orbenstreuj unb bem alten (Embleme jenes
^ Sin^ms. 3^re %xaä)i beftanb in einem meinen SBaffenrodE, einem \ijiw(v^tn ^tlper«
fragen nebft Aanuje unb einem langen fd^toorsen 6IopuIier. äBo^enb btefer feiner
Slfiteseit jä^Ite ber Orben gegen 50 Jlomtureien.
Der 38. ®rogmeifter ^uan be S^^^i^ i]^^ ^^79) mar ber le^. (Er entfoate
1495 unb mürbe (Erjbifc^of oon 6eoiIIa, au^ Aarbinal mit 150000 Dulaten io^rl. (Ein«
86 iommen. ^^rbinanb ber 5lat^oIif(^e oereintgte nun (mit (Sene^miaung ^oofit SIexan*
bers VI.) in feiner ißerfon bte breifaAe Srogmeiftenoürbe ber Oroen oon oL 3^^^!
oon (Ealotraoa unb oon SHcantara. 3ugleid^ mit feiner felbHftfinbigen (Exiften| oerlor
ber Crben in neuerer 3^it nte^r unb m^r feinen geiftli^en oqaralter. 6ogar oie (Er<
laubnis jur (E^ef ^Hebung mürbe einem Zeil feiner 9lttter 1540 (bur^ $aul III.)
40 erteilt. — ftonig 3o(ef entjog bem Orben 1808 bie (Einfünfte, gerbinanb VII. gab
fie ibm 1814 mm XetI mieoer. Sei ben neueften Hnuoäljun^en mürbe er 1873 auf« ^
gehoben, aber bur^ Sllfons XII. 1874, freili^ nur als rein mtlitarif(^er Serbienftorben^^
mieber ^ergeftellt. dritter.
tUctmud f. ^o^epriefter.
45 aibebert, Slbelbert, fränfif^er Sif^of jur 3eit bes Sonifatius. 9lettber
^r^engefc^i^te ^.d 1 »b ®. 314. 368 ; @brarb, Srofc^ottif^e a)lifftondtir(^e 1874 ; ^eme
»onifadttä 1875 ; ^aud, Äirt^engef^t^te S).8 1878, 1. ob 507 ff.
9Bas mir oon Sllbebert miffen, oerbanlen mir ben Briefen bes Sonifattus unb
SRac^ri^ten über ben miber 91. geführten Aejerprojeg. 91. mar ein grtanfe. fein 9Bl^^
60 lungslreis 9leuftrien. (Er vibit einen ^ogen (Einfluß unb erfreute fic^ bei fernen fianb^^
leuten überf^mönglic^er Sere^rung, mbem er oon i^nen als aSunbert^oter. Sef^u^csc
9[pofteI gepriefen mürbe. 6obaIb Sonifatius bie Reform ber neuftrif^en jiir^e tn bte
$anb nal^m, eröffnete er ben ftampf gegen biefen „Diener unb Sorloufer bes 9lnt7«
Arilts", inbem er 743 feine äJer^aftung unb Slbfe^ung beantragte. Der 69nobe ju
55 (»otffons 744 mar es oorbe^alten, bies Urteil ju beftotigen unb 9Ls £e^en gu oer*
bammen. (Ein umfangreiches Slnflagemateriol mar oon Sonifatius sufommengetrogen
morben. Slus bemlelben entnehmen mir folgenbes : 91. babe bas SoO betrogen, bobu^
bag er fi(^ ben Reuigen 9IpofteIn glei^gefteut, oon ben Wallfahrten na^ 9iom dbgecaten,
«Ibefeert Wb^Int 325
ftir^en auf [einen Flomen aetoei^t, an besohlten Seuten [(^einbore 5lranlen^eilungen
oorgenominen unb einen SrTef 3^fu oorgi^eigt babe, ber angebli^ oom Fimmel ge«
fallen, in 3^nifalem oor bem Snengel miqatl gefunben motben fei. (Er gebe ooi
(dbon im SRutterleibe geheiligt morben ju fein. (Er rübme bie ^eilsfroft ber in feinem
Sefi^ befinbliAen Slefiquien , bie er Don ben (Enben ber (Erbe ^er aus ber ^onb oon 0
(Engeln in SRenf^imeftalt empfangen ^obe, unb beboupte, ba| er hwcä) fie alles, was er
iDoue, oon C5ott erbitten I5nne. (Er f^Sbige bie SivcäjlixäjUtÜ oes ^riftli^en SoIIes, roeil
er basfelbe aus ben Eiligen Air^en ber ^oftel unb SR&rtqrer heraus in bas gfreie
ffi^, auf gfelbem, d&geln, SBiefen unb an Quellen ilreuje unb Aapellen errieten
unb ^ier gottesbienftlic^e SBerfammlungen halten (äffe. (Er oera^te unb f^önbe bas 10
SeiAtfalrament, inoem er feinen Sei^tHnbem fa^e, er tenne alle i^e Sünben unb
gebetmen (5ebanlen, es bebfirfe ber Setzte ni(^t, fte follten in gfneben unb unter 93er«
iieming i^rer 6finben naä^ $aufe ge^n. 3n feinen Gebeten oefc^more er bie ^imm»
if^n (Seifter unb bringe ge^imnisoolle Sngelnamen oor. Seine 9l5gel unb $aare
lofirben oon feinen ün^öngem u)ie Reliquien oere^ri 9lus einem feiner C5ebete, in 15
bem er ben Sater ^t]vi C^rifti anruft, ber ba ft^et auf bem fiebenten Ü^on aber
S^mbim unb Seraphim, finb uns bie SBorte er^Iten geblieben: „oor bir, bu SBater
betitger (Engel, ber bu Fimmel, (Erbe, SReer unb alles, was barinnen ift, ^ema^t fyi\t
qt großes ^etl unb ffige SBonne. 3(^ rufe bi^ an , xä^ jAreie ju bir , t^ labe buq
^ mir Slrmen ein. Du ^ft uns ja geomrbigt ju fagen: zEBas ihr in meinem 9lamen 20
00m Soter bitten loerbet, ^abe i^ euq gegeben. Scq bitte bi^, t^ f^reie ju bir, auf
([^ftus ben fterm oertraut meine Seele."
Darauf bin ift 91. p Soiffons als Ae^er oerurteilt vorben, um^enb ^ippin ben
Sef^I gab, bie oon i$m ^errfi^enben jlreuje ausjurotten unb vx oerbrennen. (Eine
frftmtf^e (SefamtfQUobe oon 745 fyd bas ^fe^ungsurteil beftoti^ unb ibn 5ur25
Rirc^twuhe oerbammt; gIei(^noeife au^ ber ^apft. Denn ba %. tm (Seffi^l feiner
UnfcQuIb oem fiber i^n ergangenen KrAIi^en Ktc^terfpru^ bie Untenoerfung oerfagte,
o^ne oon {emanb be^üigt ju merben, rief Sonifattus bie $ilfe bes ^apftes 3^^^^^
an. Diefer legte no^ im ^erbft 745 bie Sfnuaae unb ben Sonobalfpruc^ einer rö<
mif^n o^nobe oor, mel&e o^ne Sorlabung uno Ser^or bes Slngellagten fd^Ie^t^in ho
bie Smtsentfefeung vH.s biuigte unb i^m im gfall bes SBiberftanbes mit bem Sann«
fbtc^ brobte. 9. f^eint fi^ aber niAt unteru)orfen ju baben ; benn no^ 747 befiep
Ott ^piopj^, eine beutf^e Snnobe fotie biefe Slngelegen^eit erlebigen unb 91., menn er
fi^ burd^ous nic^t ffige, na^ 9lom gefc^idt merben. Do(^ ft^eint beibes ni^t gefc^e^en
3U fein. ss
9Bnr u)iffen ni^, mas aus 91. gemorben ift Die SRainser Xrabition berichtet oon
einer Disputation, in melAer er oon Sonifatius übenounben vooxitn fein fotl , oon
fEttilerlerung im >tIofter Srulba unb oon einer oerungifidten Srlud^, mobei i^n S^meine«
Bitten am gfluffe, ben er ni^t fiberf(^reiten lonnte, erfAIagen ^Stten. SRan jeigte
longe naA^ fiber bem 9nbanstore in 9Raim ein Stfid ^015, bas er im Aerler mit 40
ben (EtfenfAenen, in bie er gelegt, suaefpi^t baben foH.
aber ils $erfdnlic^leit unb QAulb finb bie 9InfiAten fe^r oerfAieben. Die meiften
glauben ber DarfteÜung bes SonHotius unb feben in bem Verfolgten einen SBabn«
iDt^iaen , ober Setruger , ober S^märmer. 9lnoere betrad^en i^n als ein Opfer oer
xdmtf^n 9Riffion, inoem fie i^n als (£uIbeerbifc^of, ober als Vertreter ber national« 45
fmnnfAen 9liAtung, ober als (Gegner ber rbmifqen Airc^en^o^it anfe^en. 9Rit Sicher«
l^it lagt fid^ Qier ni^t entf^eiben. 9(. »erner.
lObetibitirg, Sistum, f. fiübed, Sistum.
SOb^elm, geft. 709.— dJefamttoerfc %3 in J. Giles, Aldhelmi opera, Oxf. 1844. TObrut!
baoon bei MSt T.89, Par.lSöO. ©onftigc OucIIcn: Baedae, bist. eccl. etc. ed. §1. §ülberl888; 50
8. Boniffttii et Lulli epist. in Mon. Mogunt. ed. Ph. Jaff^ 1866 unb in MO, Epist. Merow.
et Karol. aevi. ed. E. Duemmler 1, 215 — 43, 1892 ; Vita A. a) Faricio auctore, b) e Cap-
graYÜ Legendis no^s Angliae ; femer Ezcerpta ex libr. antiqu. Meldun. coenobii in oben
genannten ©ammlunaen. 3n bem Sammelmert : Chronicles and memorials of Or. Bri-
tain etc. S3b 9: Eulogium historianun etc., Lond. 1858, SBb 23a: Anel.-Sax. chronicle 66
ed. Thorpe 1861. S3b 52 : WilL Malm. mon. de gest. pontif . Angl. ed. Hamilton 1870.
9b 72: Begistr. Malmesbur. ed. Brewer & Martin 1879. S3b 90: Will. Malm, de gest.
reg. AngL ed. Stubbs 1887/9. Urll. bei Kemble, Cod. dipl. aevi Sax. I. ©ongige fiitteratur«
angaben H\ ^. ^a^n, ©onifaj unb Sut., Sei^pjlg 1883, öor allem bei fi. »ön^ojf, mh^.
frül
Die
326 «Db^cltit
ü^ aJiahu. J3)if|., Scip^iß'^rc^bcu 1894. öcbenöabriffc in bcn bioor. ^eyidd üon Üäejcr unb
Seite I (@(amd), Smith & Wace (Stubbs), Leslie Stephen I. (W. Hunt). Stnü\d^ Semev
hingen bei 2». SWanitiuä, 3u «Ib^clm u. «acba S2Bm 1883 8. 535—634, unb bei Traube,
Äarol. 5)i^tungen, öcritn 1888 8. 43 f. u. 130 ff.
Sllb^elm, SJlön^ oon SRalmesburq, bann Sif^of oon S^etbome, mac eine ber
i^eften £eu(^ten bei engli^en AitAe. Sielfeitig entiDtdelt, vereinte et in fic^ bie in
)ie Xiefe [trebenbe iro«|c^otti[(^e mit oer eben mq Britannien eingebningenen romif^^
Krt^Ii^en, auf bem (Siunbe grie4tf(^4ateini]£er Alofficitat ru^nben Siioung unb mit
fQ(^[if^«nationaIer Slic^tung. (Er max ein aBe[tfa(^fe, Don oomebmer Geburt, fogar
10 5lönige unter feinen SD^nen sö^Ienb, oermutliA ein 6o^n bes ftönigs Aentmine unb
mit otn Aönigen Ceobmal^Q unb ^ne, [omie our^ feine SRutter mit ben nort^umbri^
f^en $en[6em oenDonbt unb befreunbet. 6ein Seourtsjo^, ni(^t genau fef^ufteüen,
liegt möglt^enoeife jtoifc^en ben 3^^^^^ 6^9 i^nb 646. Seine (5eburt9ftatte toat mtU
lei^t Srolenboroug^ in ber SRo^e bes Abfters 9RaImesburq. Sin iriUer Sinfiebler
15 9RaiIbuIf (aRelbun) batte ^ier in SBiltf^ire 658 ein Heines JUofter uno ein ^oljemes
Air Alein angelegt uno eine 6(^ar Don G^filem um fiä gefammelt; unter i^nen wax
Snb^elm, ber von üfm feine erfte Silbung enqjfing. (riner feiner 9Ritfd^flIer ipar ber
fpätere ^ijc^of ißebt^Im. 3m 3* 661 na^m er bie Xonfur an unb lebte nod^ 14 3<^^
als aR5n4 unb ^resbnter bei feinem fie^rer, feine URonc^sfifli^ten ftreng erfullenb.
20 Seine SRägigung im Cfjen unb Sirinfen, feine (Einfa^it in ber Aleibung, jefaie Selbft»
lajteiung, Dor miem fein Streben naq C5ele^rfam!eit s^ben gerühmt t>m^ biefen
SBiJfensorang getrieben, ging er 670 mit (Erlaubnis feines S. ^I^b^e ^Leutherius)
na^ (Eanterburn. $ier ftreuten ber tiefQebiQ)ete S. 3^bor. ein fleinafiotttter C5rie^,
unb fein in flaffif^en Sc^nftftellem, mit in ber ftirmeniuqt benninberter ®enoffe fyi^
25 brian bie Aeime ber (5ele&riam!eit aus unb unterrichteten jo^Ireii^ S^filer. 2)te|en
reifte {i^ nun auA %. 1 ^a^r lang an, 5um jroeitenmale 672^ n>egen gef^ei (6t'
fuiib^ett aber nur nirsere 3^U. $ier le^te er ben (5runb ju fernem oieljeitiaen geift«
li^en unb meltlit^en SBiijen. Sluger mtt S|n:a(^ftubien befc^Sftigte er fiq mtt älletrS
unb SJlufU, mit Sted^nen, befonbers toegen ber Ofterberec^nungen, mit Slftronomie, Slftro«
30 bgie, ^oroflopie. la fogar au^ mit romif(^er 9le4tSQ)iffen|(^. Seine Selefeit|^it
mox bebeutenb. mtllaffif^e S^rtftfteüer, loie $omer, Slriftotetes unb Sirgil, unb ^nft*
It^e Did^ter unb (ßrammotUer, 3. 5B. JBrubetmus, SebuHus, Senantius gfortunotus
unb (Eafftan u. a. m. bienten am als Sorbilber unb i^re äBerle als 9lfifäammer für
[eine eigenen Slb^anblungen. l)iefe ftro^en oon grie^ifqen SBörtem in feltfom lattni«
35 fierter §orm. ^ebräM aber \ä)txnt er ni^t getrieben 5U ^aben. 3n ber Zonfainft be^
manbert, foll er ber Sage nao) wk ein ,,(&)angelimann'' feine fianbsleute auf Srfiden
unb Stegen burc^ $arfenfpiel unb Sefan^ frommer ooßstfimlic^er £ieber an fi^ unb
ju feiner Air^e gelodt ^oen. Slngelfä^ftfqe Didbtungen oon i^m finb aber oerloren
gegangen, mit au^ man^e feiner ^^amungen. 9Rit 9lec^t rü^mt i^n olfo ber Aenner r
40 !5aeba ,,als ^eroonagenb aele^rten, fpraAgemanbten unb bur(^ Aenntnis geiftli^er unb <
n)cltli(^er fiitteratur oerounoernsroerten aÄann".
(Ehoa 674 ober 675 mürbe er 5um ^riefter (ißresb9ter) gemeint unb na^ SRail^ .
bulfs 3:obe 675 am 26. Sluguft burc^ 93. ^Iob||ere als 9Ibt unb SRa^foIaer feine»-
fienrers eingefei^t. SKs fol^er mehrte er burc^ eigene Semfi^ungen uno feine Se :^
45 jtejjungen ju Sif(^öfen unb Aonigen ben Sefii^ fernes Alofters bebeutenb. !Die gi
ifite
fteigerten (Etnlünfte oenoanbte er 5um Unterhalt feiner ja^Irei^ 5uftrömenben S^i
5ur (Srflnbung oon Zöc^terllöftem, beren W>i er au^ mürbe, oor ollem aber
unb bas ift ein 3^^^^»^ '^^^ Slusbreitung bes (Blaubens in feinem Sprengel — 5
(Errichtung grö|erer fteinemer Atrien an Stelle bes früheren ^oljfirc^leins unb yoc^
50 naä) ben Sorotibem (Eanterburiis unb ber römij^en Saulunft. So entftanben ^m
SRalmesburq eine $eter^^aulsltr(^e, oiellei^t na^ bem Siege feines 93aters über b^^
Slorbmallifer 682 ober 683, femer eine prä^tige oon i^m unb feiner S^toefter, \>^r
^tiffin ^ug^e. 693 erbaute SRorienfirAe mit 13 Slltären unb na^ feiner 9u>mfa^
eine aRi(^aelts!ir(^e unb mehrere Aapellen in ber 9{a^barf(^aft. Aönig 3ne r^ er
55 }um Sau einer Air^e in C5Iaftonburq an. Dur(^ 31. mürbe SDlalmesbur^ neben CEanter«
burt) ein ^aupt^rb !Iaffif(^er unb !ir(^U(^er Silbung in ^Britannien, unb SRönAe un)
irif^e unb angelfö(^[if(^e Aönigsfö^ne, mte (Eeüanus, 3lrtmil, Stlbfrib^ SletgelmaOi
traten mit ibm in mi{fenf(^aftli(^e Serbinbung; benn fein 9{u^m brang m ade 91q(^-.
barlanbe. £)b au^ ber Diopter (E^nemulf unb SBinfrib-Sonifatius in perfBnlid^er Se<
(» }ie^ung 3U il^m ftanben, ift n\i)i fi^er na^meisli^ ; {ebenfalls ift ber festere bur^ feine
Slb^clnt 327
bi^terifc^en 3lnreaungen unb Eigenheiten niAt unbeeinflußt geblieben. 93or allem fyd
31. in ($iauenlrei en [eine Sei^erinnen. SRit ^QUiffinnen unb Stonnen fte^ er in
legftem mifTenf^ftliAen Serle^r unb feuert [ie 3U Stubien an. — Das 3}^( frommer
Sepnju^ Der Slngelfa^fen uku im 8. 3<^^^uiu)ert 9lom, ber @i^ ber Stelbertreter
(E^nfti auf (Erben. %näf %. folgte einer Slufforberung bes ^(q>ftes Sergius ba^in, 6
noi^bem er no^ oor^r unter int» £eitung (690—92) an einem meftföc^fifc^en 3Bitena«
gemot teilgenommen unb an ber SIbfafTung bes Sefe^es über äBo^n^ ber ^bnifS'
regel loa^rf^inli^ mitgemirft ^e. SluBer 9{eliquien unb loftbaren ^fid^em brad^te
er oon 9lom einen popfüi^en SAu^brief für [ein Alofter mit über Befreiung oon bifäof«
li^r (5eri^tsbarleit unb freie SKtsioa^I, ber bann oon Aönig 3ne unb ^etbelreb ^e« 10
ftätigung unb CEnoeiterung erließ. 9Bunl)er9ef^iAten über biefe 9lomfa^rt fino natürlich
}u oenoerfen. Seine Eingebung an bie romtfd^ Airc^ befunbet M au^ in ber Partei»
na^me für feinen grteunb. ben abgefegten Sif^of SBilfrib oon ^Qori, unb in ber Se«
Ifinqrfuim feiner ontirSmiH&en (5egner. ,,Die (Srunblagen ber Airc^e" erf(^einen ibm
wbuid^ jene ofitenbe Senourrung ber S^W* ,,Q>ie burA ein unge^ures (Erbbeben er» 15
futtert''. Sb Sorlonqrfer bes r9mii^'latboIif<^ (Slaubens bnoä^ er fic^ au^ in
Dem litterarifc^n Streit gi^en bie feiitbfel^en Sriten oon SBeffes unb i^ren ilonig
Seraint (Oeruntius) oon X)omnonia. 3n einem no^ oor^nbenen Sriefe an biefen^
ben er oielleif&t 680 auf ber S^nobe oon Sotfielb ober im Srfi^ja^ 705 auf eintrieb
einer iDefffij^ftfAen 93er|ammlung ju Sbberboume abfaßte, belehrt er bie Sriten, nac^2o
Soebos aRttteilung ni^t o^ne Srfolg aber bie 9b)tn>enbtgleit ber Annahme romif(^«
VxäjllvSttx (5tbtiuqitf befonbers ber banjfSrmigen Xonfur unb ber römtfc^n Öfter«
berec^nung, bie ju {euer Sth awäf in anberen Z^Uen Sritanntens (g^enftanb bes
Streites jtoif^en Sriten unb Saufen mar. (Eben biefe Selebrungserfo^e bemirlten
noA ^aebbis, bes Sif^ofs oon SBinc^efter, Zobe (705) bie latmft geplante Teilung 25
biefes Sirrengels unb ^meigung bes Sistums S^erbome. Omoogl ber neue Si§
bes Sifd^s aegen bie ftir^noorf^rift nur unbebeutenb mar, maren ibm bo(^ bie
größere Snaa^I oon ^aro(^ien sugeteilt, nomlid^ äBilt^ Somerfet«, Serl*, iborfet*. De«
ooitffitxe unb (Eormoau, mS^renb bem urfprfingliAen Si^ nur ^ampf^ire unb Surre^
oeiolieben. Der erfte Sprengel, im äBeften gelegen unb bie neugemonnenen (5Iäu« so
(igen umfoffenb, fiel 91., ber anoere feinem grteunoe Daniel ju. SRit biefem jufammen
empfing er in Santerburn bie SBei^e burc^ feinen ehemaligen 9Ritf(^fiIer, ben (Erjbifc^of
Sei^OKiIb, ben er oieüeti^t babei 3ur Serjd^nung mit SBilfrib betoog. 9u^ feierte er
ein 9Bieb«rf^n mit feinem £e^er ^abrian. Sßenig ift aber über feine oterjö^rige
bif^^ic^ vuntst^Stkleit belannt, bie in ben legten £ebensia|^ren oermutliä burAsö
jtram^ett unb Sd^c^e beeinträchtigt mar. Suf einbringen feiner itlofterbrüber foU
et bie SIbtsmfirbe feiner Albfter beibe^Iten unb fomit ben Sd^uj^ef fiber bie freie
Sbtsma^I felb^ oerle^t ^ben. (Sletc^eitig mit ^abrian unb Siilfrib ftarb er am
25. 9Rat 709 in bem gfleden Doulting, mürbe aber auf Sefe^l bes Sif(^ofs (Ecgmine
unb [einem jjäi^ ausgefproAenen 9Bunf^ entfprec^nb nam SRalmesburp fibergeffi^ 40
unb tn ber SRi^elsIird^e beftottet (Eine me^alige Umba^rung feiner (Sebeine fanb
in fpiteren Seiten ftatt unb jmar 955, 986 unb 1078. 3m 3. 1080 mürbe er ^eilig
gefpro^.
Jrür feine 3^U ®i^ f^. unfere Aenntnis ber angelfä^fif^n Silbunas^uftanbe in
berfeKen oon ^o^m 3Bert finb feine f^nffftellerifc^en £eiftungen, sunö^ft ferne oft nur 45
bnt^tädsmeife, jum Xeil burA £ul oon uRains er^Itenen Sriefe, in Denen \\ä) feine
etmmen C&efü^Ie unb fein miffenfAaftli^ (Eifer aofpiegeln. äBi^tiger finb feine ^«
nblungen, au^ in Sriefform. l)ie eme, ein Srief an SIcirrius b. f), ben me^rfac^
penannten Aönig SHbfrib 00m 3* 695 umf (fließt mebrere Slb^anblungen 3. S. fiber
Die ^eiligfeit ber Siebensabi, fiber bas SBefen ber Kötfel, fiber Sersbilbung unb 93ers« 50
iße unter 9Iitffi^ng sc^ueic^er Seifpiele unb gefAidtter SInmenbung bele^renber (ße«
fö^form. Die smeite ift bie bereits ermähnte vluseinanberfe^un^ fiber 3:onfur unb
Iftemre^nung, na^ meiner ffir i^n ber ^auptteil bes (Glaubens tn bem 3^1^^^^^^
^ng unb ber (Eintracht mtt ber la^oIif(^en Rnä^ liegt, gute SBerle on^er^alb biefer
ober, mie firenge jlafteiung unb frommes (Einfieblerleben, mertlos finb. Dte britte enb* öö
lii^p ben 9lonnen oon Sariing unb i^rer ^tiffin ^ilbiliba aemibmet (706), preift {ung«
frftttli^ AeuM^eit in pa^Ireic^en Seifpielen aus ber Sibel unb ^eih^engefc^i^ten unb
fd^Iießt nad^ Dem 93orbtIbe bes ^rubentius unb(£afTian mit einer S(^tlberung oon a^t
.^auptlaftem ni^t o^e Seiten^iebe auf einige unfitten unter ®eiftli^en, 3R5n^en
unb !9tonnen feiner 3^it. Dem babei abgegebenen Serfprec^en gemäß, fyii er ben go
328 «(b^cltn Slemtker
gleiten Stoff für biefelben 3ungfrauen in einem latmeren ©ebi^t in Hexametern be»
arbeitet, oon bem bie Säuberung ber a(^t Satter nidjt abgetrennt toerben barf. 9wl^
leiner Slb^anblung über bie Slätfel ^ot er ^erDilfermagen als Seifpiele 100 9{StfeI über
9tatur unb ftunftg^enftanbe na^ bem 93orbtIbe bes Sqmpofius mn weniger epigromma^
5 tif(^er 3^|pi^unä ab biefer, aber mit me^r 9laturfinn» betgefügt unb babur^ ein SRufter
für anbere £anb$Ieute, mie Xatmine, Sonifatius. oielleicft auä^ für SQneiDu^ geliefert.
atnhliä) rühren oon i^m noc^ 2 Air^« unb 4 Sutanoei^ebi^te ^r (9gl. Xraube I.e.
6. 43 f.) unb 2 C5ebu^te in r^qt^mifd^*iambif^en Dimetem, ein ®ebet unb eine Xnt*
©ort auf ein (Bebi^t oon »e^etoali) (Ep. Bonif . VI 3lr. III u. V, ni^ I ; ogl.
10 Xraube 1. c. 130 ff.). 3n allen biefen äßerlen jeigt fi^ groge SinraAgenmnbt^tt unb
Serebjamleit. Der oon fpSteren fianbsleuten gerupite „(5lam unb $omp'' [einer
Spraye i[t e^er als 6(^n)uljt ju bejei^nen unb oieüei^t auf Slec^nung feines ofnloni«
l^en £e^rers ^abrian ju itellen. (Ein^Aer unb oerft&nbli^er ift feine SfusbrudEstoeife
tn grammatif(^en Darlegungen. Der Silbenei^tum in feinen i)i4tungen, bie 8or«
15 liebe für Sersfpielereien uno bie ftarle Steigung 3ur Sniiteratbn in $oefie unb $ro|a
bangt n)o^I mit ber ftar!en (Einbilbungslraft unb ben bi(^terif(^en Seroo^n^iten feines
Soßes unb 3^itctlters jufammen. SRit 9leffit alfo mirb %. als ,,93ater ber angIo4ateini<
[dben ^oefie" gepriefen, unb [eine jtunft \ovoo% mit feine biaIogi[c^ £ebnDei[e fonb
Stat^a^mer auf bem 3nfeU, mie auf bem 8r<^fttanbe. Sein (5efamtoerbien(t für feine
20 3eit befte^ aber barin, bag er bem romi[d^>IaffioIi[c^n (glauben im SfiotDeften Sri«
tanniens jum Siege oer^olfen unb nAm Saeba (rnglanb jum 9RitteIpunlt ber bamaltgen
äBeltbilbung gemalt unb als ©(^rtftfteller bur^ feine Sta^al^mer über bie Grenjen
feines ^eimatlanbes auf bas gfeftlanb fortgeu)irIt ^. 4* 4a|u«
Slleanber, $ieron9mus, geft. 1542. — Ciacconius, Vitae Pont Born. III, Bomael 1677,
25 6. 623—26; Maittaire, Annal. Typ. II 1, Hagae Com., 1722, (5. 99—101; Mamicheli, Gli
Scrittori dltalia, I 1, Bresda 1753, ®. 408—424 (wcrtooO); * G. G. Liruti, Notiae de'
letterati di Friuli. I, VeDezial760, 6.456—506; (Tiraboechi, Storia della Letteratnra Ita-
liana,Vn, Fireiizel809, 6.285—288); 9flo8coc, Sco X., bcutfcj^ oon ©lofcr u. ^nlc, I, Seipjig 1808,
@. 315—824; Ges. Perocco, Biografia del Cardimale Girolamo Aleandri, Venena 1839
30 (unbebeutenb) ; ^arl Sanfen, ^leanber am Slei^dtage ^n W&oxm^, Sätl 1883. IBefte @ti»e
feined fiebend (bid 1538) bei gfrtebendburg in 28-41. 44 ff., nur für bie Anfänge (m
1518) je^t na6i ben eiaen^änbi^en i9[ngaben ^.d in feinen Tagebüchern teild ^u berichtigen,
teils %u ergänzen, loie oad in btefem mtilel gefd^e^en ift. l^ead^tendroert ift aud^ bie (fta*
raftcrtftil, toel^e fJrtebenSburg in bem SlJortoort juSanblll ber S'Juntiaturberici^te @. V— VJLl
35 gegeben ^at. (2)ie mit * be^eid^neten Sd^riften toaren mir nic^t jug&nglic^.)
^ieronqmus SHeanber (Girolamo Aleandro), nam^er $umani[t, belannter unb
einflu|reic^r als pap[tlid^er Diplomat, i[t geboren am 13. gebruar 1^80 ju Slotta
(bi fitoensa), in ber oenejianif^en ißrooinj %ncaii ^art an ber (Srenje ber mad 34re«
oifo aelegen. dx (tammte aus einer oome^men, boi) Iang[t in be[(^eibenen Ser^Itni[fen
40 lebenoen gfamilie. Seinem 1501 geftorbenen Später, einem Srjte, be|fen p^ilofop^if^
Silbung man in ^umani[tij^n ineifen pries, rfl^mt %. nadb, ba^ er ftds fiir bie
beften Se^rer ge[orgt unb letne SRü^e noc^ Ao[ten gefreut Qobe, tbm ju ^aufe xoie
au5n)arts eine n)tnen(6aftli(^e Slusbilbung ju geben: jumeijt bo^ tn iDlotta; nur mtU
mal finben mit m etn hucppes 3a^r in Senebig (1493/94 unb 1496'97), ein 3a^
45 lang J1495/96) au^ in ^orbenone, mo ein gefeierter $umanift unb ^oSta loureotus,
ber 3Rinorit ^aolo SImalteo, foeben [eine €qule eröffnet ^e. 3n feinem 20. ^oifyit
(1499) fiebelte %. mä) Senebig über. $ier mirfte er als £e^er, auq im ^ebrälfi^n, .
bas er ^u $au[e oon einem [panif^en 3ui>^n erlernt f)QÜt, Den Sommer 1501 htaiftt
er als £eiter ber Stubien eines jungen Senetianers in J3abua ju. Do(^ noc^ ooc
60 ^lauf bes 3^^^^$ W^^ pWiA [ein £eben eine anbere 9Benbung nehmen ju mollen.
Der päp[tli^e 9tunttus ju Senebig, Slngelo £eonini, Si[(^of oon Ziooli, mtm \fyx für
ben Dienft bes $ap[tes; ]6)on ^atte er i^n jum Selretor oes $ei^gs oon Solence^
Cefare Sorgia, beftimmt, als er ii^n (Desember 1501) nac^ Ungarn [anbte. um im
Slamen Süexanbers VI. eine anfe^nliAe C5elb|umme 5u überbringen. Slllein biefe erfie
55 bipIomatt[(^e SRiffion 9I.s f anb ein rafi^es (Enbe ; er !am nur bis Segnia (3^n99 fat
jhoatien); bie voaog xekxixi^ (oon ber fein Zagebuc^ au^ fon|t 3U beri^en oeig)
imam i^n jur Hmle^. 3^^ ^erfteüung [einer (&e|unb^eit fuc^te er bie $eimat auf.
(£rft faft na^ 3^^^sfnft lehrte er naif Senebig jurüd uno na^m nun feine £e^s
t^ätig!eit n)ieber auf. $Bie früher fanb er in jungen ^atrisiem lernbegierige Schüler.
«Detsker 329
Som Sommer 1503 ab too^nte et im ^dofte bes (Strolamo (Srimani als Sekret oon
be{{en 60^ SRorino, bem nat^maligen ^otrior^en oon SlquUeJQ unb jtobinal. Da«
mals xDitrbe er otK^ mit 9nbo äRanujio belannt. Der gele^e Sou^htutkx unb heraus«
geber ber AlaPer 30g i^n als 9Ritar6eiter ^an. Salb aalt %. als eine ber 3i^tben
ber Klbinifc^n SRabemie: unb \ä)on glaubte 9Ibo, in ber 3uf^nft| mit loeld^er er bem 5
Sierunbpansigja^riaen feine ^omerausgobe toibmete, bie SBelt auf biefen Slusbunb
oon (gele^amteit, biefes fOnf^aäige Süunber aufmerifam maAen ju bflrfen. (Eben
bamals ^otte fi(^ fibrigens %. jur SoÜenbung feiner ,,pPofop^if^en" Stubten auf bie
Untoerfitöt $abua begeben (12. 3uni 1504). 00 er ettoa jroet 3^$^ I^ng blieb. Dann
no^m er in Senebig feine SBo^nung bei ^0, fpoter, mie es Meint, im $au(e bes 10
Snbrea b'SfoIa, bes Sd^miegeroaters äRanujios (ogL 3^1. S^ud, Sllbus §lanutius,
»erlin 1862, ö. 41. 68. 72. Firm. Didot, Aide Manuce, Paris 1875, S. 266 ff.
317. 441 ff. Daju Sriefioe^fel bes Seat. Sl^enanus, ^rausg. oon ^oroioi^ unb $art«
felber, fieipjig 1886, 6. 427). $ier voca fe<^s SRonate ^inburA (Erasmus fein Stuben«
oenoffe^ ber es ni^ oerj^mö^e, bes juf^en ^umaniften Sorlefungen fiber putar^ 15
iRoralta ju ^ören, unb t^n mit (Enq^fel^Iungsf^reiben oerfa^, als 91. fi^ entfqlog, als
(gele^er fein (SIM in grtanlrei^ ju oerfuc^en jTogl. P. de Nolhac, ^rasme en Italie,
Paris 1888). 3m 3uni 1508 langte 91. in $aris an, um nun als £e^rer ber alten
Q^fttaifen eine rege Üi^otigbit ju entfalten. $ier ^at er bas (Slan^ftabium feiner
^umaniftif^n £aufba^n erlebt unb fi^ ben Slvfyn enoorben, bas md^bif^ 6tubium so
bes (grieqtf^en in grtanlrei^ eingefii^ 3u fyä>tn {übet feine SAriften aus biefer 3^it,
ein grieAifq'IateiniJ^ £esüon, etne 9Iusgabe ber arie^ifc^n Corammatil bes (Qrqfo*
loros, ein grie^if^ (Elementarhui^, eine (5nomoIogta u. a. f. Maittaire II, 240.
275. 657 ; Mazzuchelli I, 421 f. unb * H. Omont, Essai sur les d^uts de la
typographie grecque ä Paris in ben M^moires de la Soci^t^ de l'histoire de 35
Paris, t. XYIII, 1891). 9ns in $oris bie $eft ausbra^, manbte ji^ 91. Desember
1510 na^ Orleans, au^ ^ier ein begehrter £e^r (genauen 9Iuff4Iuft fiber feine
6^filer •— unter i^nen bemerfen mit ^roonagenbe £^rer ber Unioerfttät — gieM
fein Sle^nungsbu^ aus biefer ^tri; f. u.). 3m 3uli 1511 fe^e er na^ $aris ju«
xMf 00 er jekt immer grSftere Xriump^ feierte. 3m SRfirj 1513 mürbe er jum 9{ettor so
ber Unberfitöt gexoä^tt, wxt er anmertt, feit 200 3a^en, feit 9RarfiIius oon ^abua
(9lettor 1312), ber erfte 3taliener, bem btefe SBfirbe ju itü mürbe. Damals mu^
er ffir £ubmig XII. ein (Suta^ten über bas Jlonsil oon $ifa abfaffen, unb er fyd no^
1536 ^aul III. es als fein erftes Serbienft um ben apoftolifmen 6tu^I oorgere^net,
bag er jur Unterbrfldung unb 91ttflöfung bes (Tonciliabulum ^eroonagenb mitgemirlt 86
^obe. — Salb naä) 9lblmtf feines 9leItorats ^at er inbeffen feine afabemif^ Xl^ofeit
etnge)tellt: ber gefeierte Dozent trat (am 4. Dej. 1513) als SelretSr in ben Dtenft
bes Sif^ofs oon ^oris £ttenne $on(^er, bes ytanjlers Submigs XII. 9Bas i^n basu
oermo^t ^, miffen mir ni(^t; bo^ burfen mir oermuten, ber 6(^ritt fei aus jener
Sinnesart ^eroo^^egangen, meiere Srasmus, ber i^n aus« unb iraoenbig lannte, mit 40
bem SBorte gejeiqnet tfot: cui nihil neque lucri neque gloriae satis est. 9Rit
bem Jtanjler 90tte 9{. {e^t bem $ofe 5U folgen (na^ Slois, 6t. C5ermain u. f. m.).
(Es mar feine erfte biplomatif^ 6(^ule. @^on nac^ mä)i ganj einem 3^^^ V"^ ^
ben Dienft bes SiJ^ofs fatt: bie enoartetgn „^frünben ober aud^ fSniglic^en 6tq)en«
bien^ maren ausgeolieben, mie er Ilagt. uberbtes batte bereits ein anberer itirc^n« «6
ffiift, ber Sif^of oon fiüttidb (Erarb oon ber 9Rari, ber i^n am $ofe £ubmigs !ennen
gelernt ^otte, i^m lodenbe 9lusfiAten eröffnet. 60 oerlieg 91. (Enoe 9looember 1514
^Ikiris. Die oerffn:o(^enen ißfrunoen liegen mä)t auf lid^ märten. 9lo(^ oor 9lblauf
bes 3a^es 1515 mar er aRttglieb bes £ütti(^r Dom!aptteIs unb $ropft ju 61 $etri,
balb ou^ ^ropft 3u 6t. 3o^^nnis in Sfittt^ unb jlanjler bes 93istums C^arires. 50
SntfAeibenb ffir feine ßubinft mürbe ein 9Iuftraa feines $erm, ben er im 3<^^i^^ 1^16
er^ett: er follte in 9{om ffir bie (Ernennung (Erarbs jum ^binal mir!en. 9{ml7.3uni
1516 iom er in 9tom an. $ier fanb ber Aarbinal (5iu(io be 3Rebici Gefallen an i^m,
unb bolb mürbe 91. ber ®ebeimfd^retber bes ,alter Papa'. $d(^|t AaratteriftM ijt
fein erft Jfingft betannt gemoroenes (Entf(^ulbigungsf^reiben (su^Iei^ em fle^enber Settel* 55
brief: „S^uloen, erbrfidenbe 6(^ulben!'') an feinen bisqengen $erm, ber mit bem
bejeid^enben äBorte beginnt: Etsi necessitas nullis legibus obnoxia et fames
qaae lupum ex nemore pellit poterit videri sufficiens causa, propter quam
merito et Pontifici morem gererem, . . tarnen u.f.m. (25.3onuarl518. SeiOmont,
Journal 6. 107—113). 9Benige Xage barauf (am4.9ebr.) no^m er feine 9Bo^nung in go
330 fDcmker
ber päpjtlli^en (Eancellarta. Slm 27. 3wlt 1519 ernannte \ffn fieoX. mm »ibliot^efor
ber ^alotina. SQs es ein 3^^ Ip^^^ fflt i>i^ Aurie barauf onlam, i|ier SuHe aegen
bte 3rrtämer SRortin Butlers Rtm ju oerlei^en, tmirbe X. als au^erotbenSii^r 9htn«
tius an ben $of bes junaen ftat|ers oefenbet. 9Rit loel^em (5tm\d er fU^ [eines
5 Sluftroges entlebigt ^ot, mit tDe((^em Stfer unb mit nxts für aRttteln bos SSormfer
Sbiit burAaefe^t, ift ^eute aUgemein (efanni Ss oor bie grojje Z^ot feines fiebens.
Überall fettbem ^at er .Jein'' (Eb«t mit M geffi^rt. (Er Batte bie ^jte Sorftellung
oon ber Sebeutung fetnes Dienftes im oas ^[kmfttum, Die jlir<^. tlUein ber an«
geme||ene fio^n blieb i^m bei fetner SfidRe^r noq 9lom (1522) oerfagi Son ba ab
lopat er fo man^mal geglaubt, fiber 3urfld[e^ung Ilagen vi mflffen, über bie Un«
banibarfeit bes oopftli^en $ofes. 3®ar blieb ber e^mal^e ^umanift, oon beffen
tteologif^en Stubien man nie etmas oentDmmen ^atte, ber eifrigfte Serteibiger ber
itir^e, ber grimme gfeinb bes Srjte^ers fintier. Wm alle Suftrfige, SefBrberungen,
Slusgei^nungen betrachtete er bcKJ^ junid^ft aus bem ®efi(^tspunlt eines maglofen Vcfyc^
lögeijes. Unferem Urteile na^ boben bte ^ßSpfte biefes ni^ unbrau^bare SBer^eug
leinestDegs roften laffen unb loa^rli^ es loert geilten. %m 8. Sugujt 1624 ernannte
i^ (Tlemens VII. jum (Erjbifc^of oon Srinbifi, an bemfelben Zage jum 9hintius bei
9ran5 I. !Der Zaa oon ^ooio (24. gfebruar 1525), bes ASnigs unb feine eigene
Gefangennahme berettete biefer 9hintiatur ein \S^ (Enbe. (9. n^urbe oon Spaniern
20 gefangen genommen, toelc^e fi(^ aus feinem 6d^reien, er fei apoftolifc^ 9ttutttus,
ebenforoenig ma^n toie aus feinem bif(^i^n C5eiDanbe. 6. 9iA Xogebu^ }um
25. gebr. 1525 unb C5iroL 9legri in Ruscelli, Lettere dl Prindpi, I, Venetia 1570,
SL 130a; baju bie (E^öl^lung 3^^ S^^^^t ^ bamals 6elret& bei C5eorg oon
gfrunbsberg toor, in feiner Historia Clementis VII. bei SAel^om, Amoenitates
ssHist. Eccles. et Lit. II, Francof. et Lips. 1738, 6. 352 f. (S^on feAs 3o^e
Mter finben loir in einem Sreoe (nemens' VII. an 9., 31. SRai 1631, bie SRär,
oie 31. gefangenne^menben Spanier ^en il^n ex manibus Lutheranorunoi militum
anlmam tuam querentium befreit, ^^ebensb. IV 433. 9Bie fie entftanben, fie^
man aus %a ZagebuAeintrag 5um 2. W&ti 1525). äBo^enb ber SBirten ber nä^jien
90 3(t^te f^ien man in 9lom fflr 91. leine Senoenbungju ^en. Unb er felber metnle
am fii^erften ju ge^n, m^nn er fi^ in ben femften 9Bin!el 3taliens, in fein oimlif^
(Erjbistum jurflc^ge (grtfl^ia^ 1527). Dort bat 9. in ber 2:^at jmei Z^n lang
„refibiert", bo(^ o^e — aus gur^ oor ber ^J^ft — feine Weftbenj Srinbifi fe ju
betreten. 9lu4 ^er oon ben Ariegsftfirmen umtobt, fotete er mit grreuben einem im
35 ^erbft 1529 an i^m erge^nben 9{ufe bes ^apftes jur mldle^r an ben pfipftlic^en $of.
93entgftens bra^ er fofort noA Senebig auf. $ier aber fyA er 3<^^ uno Xog un--
lötig oerbrac^t. Denn na^ 9fom magte er fi^ feiner (S^ulben toegen ni^t. SBoIlte
in Der ^apft aufs neue oenoenben, fo mu^e er ben fogar a divinis fuspenbierten
irsbif^of erft Ibfen unb bsiaufen. Darauf vurbe %. (1531) mm jxoeitenmal Stuntius
40 bei ilarl V. mit biefem mar er in ben 9tieberlanben, in Deutf^lanb (Slegensburg
1532) unb in Sologna ((Enbe 1532). 93on 1533—35 oenodtete er bie ^umiotur in j
Senebig. SAipere Sorge bereitete i^ ^ier bas ^imlic^e Umfu^ifen ber jte^erei, «
»fi^no ju glei^er 3ett (Erasmus oon i^m ju berichten mujste: Aleander nunc Ve- ^
netiae plane vivit Epicureum, non sine dignitate tarnen, ^aul III. }oa jS^u.M'
isalsbalb mu^ Slom- ber $apft roollte fi^ feiner bei ben Vorbereitungen für bos AonjiV.
bebienen. %. ftono in bem SRufe. bur^ feine Stubien bie oertrautefte SetanntI
mit ber ®efdbi(^te berRonsilien ft^ enoorben ju ^htn, unb fo ift er ber einflugrei
Jtonjils^litäer ber iturie aeioorben. 3lus Sliidft^t auf bas geplante iton^ oon t^i-^ i
cenja mürbe i^m au^ enbßt^ (13. SRors 1538) ber lange oorent^ltene wpur be^
fioftorbinals ju teil: einige SBo^en fpoter ging er als ftarbinallegat na^ Sicenja, iiflo
alei6er (Eiaenfd^aft, als bas ilonjil abaefagt mar, im Spotfommer 1538 an ben ^o^
Kontg gferbinanbs, um ben ^apft bei oen bamals in Slusfi^t genommenen Susglet^^
oer^anblungen ber religidfen ^orteten Deutf^lanbs 5U oertreten. S^on Jeit längerer
3eit galt er als ein oorsügli^er Rennet Deutf(^lanbs, mie er benn feit fetner Slüdle^r
55 an bie Aiu:ie oor anbem bie beutf(^en ftirc^enfa^en ju bearbeiten ^atte. Slls £ego/
fyii fi(^ 9[. auf ®runb ber Erfahrungen, bie er je^t machte, momentan oon ber 9^'
menbiaieit ber „ftonlorbie" überjeu^t unb 3ugeftänbniffen bas SBort gerebet, für bie
man fonft in 5Rom fein Serftönbnis jeigtc. Ob biefe Stimmung ben Serfaffer bes
SBormfer (Ebiftes für feine biesmaltge vlufgabe genügenb geeignet ma^te, lann ba^in>
CO geftellt bleiben. Denn bie Dinge in Deutf^lonb nahmen eine äBenbung, bun^ mel^e
laeiittbdr 331
ber Cegot oon jebem Sinflug auf bie grtanlfurter SBer^onblungen m ausgefc^Ioffen \af).
60 ftellte \iä) feine ganje 6enbuno als Öberflüffi^ ^aus — eine fdbmenlid^e !De«
mfltigung feines Stolses. Daher bie ^eftigfeit, mtt melier er ben iaiferlioen Aom«
miffar, ben (Ersbifd^of Don £unb, tro^ feiner faft ni^tsfagenben granifurier 3^ftSnb«
nifie als Senäter branbmarlte. Da^r bie SlfidRe^r ju {einer alten fiofung: iRieber« 5
merfung ber ißroteftierenben mit SeuHtlt! SRihmutig lehrte er Snbe 1639 noA 9lom
mcM, um feine 93orarbeiten ffir ein Aonjil n^ieoer aufsune^en. Deffen Senoirlli^ung
9at er niät erlebt: er jtarb 3U 9lom am 31. 3onuar 1542.
9I.S 9anbf(^riftlic^er Sla^Iag. I. Die Depef^n 9l.s oon feinen ®efanbt»
fc^en. Diefe mtt 91. mit peinli^fter Sorgfalt ^ufammenge6ra(^t unb mo^Igeorbnet in 10
einer ftattli(^en Sleibe oon Sanben ber Äurie ^tnterlaffen — Ktnit feinen umfojfenben
Sammlungen 3ur 3^i^^f4i^te unb feinen (EoIIectanea jur Sorgefd^i^ bes Konjils
(ogl. fiaemmer, Melet. Rom. Mantissa, Ratisb. 1875, 6. 26 ff.; 8fnebens6urg(f.u.)
III 3 ff.; L. Dorez, Recherches sur la Biblioth^ue du Cardin. Oir. Aleandro
in ber Revue des Biblioth^ues II, Paris 1892, 49 ff.) eine ebenfo loertoolle loie 15
rei(^^(tige Quelle für bie Steformationsgef^it^te. 1. 9[.s erfte 9tuntiatur bei Aarl V.
Die Depef^en oon 1520/21 gebrudt bei P. Balan, Monumenta Reform. Luth.,
Ratisb. 1884, 6. 1 ff. 0ier aud^ bie (geaenf^reiben SRebids) unb (in beJFerer Orb«
nung) oon Z^. Srieger. 3lleanber unb £utoer, (Sot^a 1884. l>eutf(^ oon $. AaRoff,
^alle 1886 (6^riften bes Ser. f. 9lef.*(&eM. 17). Über 9L in 9Borms ogL $. Saum« 20
oorten, (5ef^. ftarls V., I, Stutta. 1885, ö. 432 ff. — 2. ^3 franjSfif^ Nuntiatur.
9Bie es f^int nur wtnxa^ er^lten; f. gfrieb. III 34 9. 4. (5ebrudt nur bas 9ntA<
ftfid einer Depef^ 00m 9loo. 1524 bei Omont (f. u.) 6. 113 ff. u. (giberti an H.,
5Rom 19. gebr. 1525, in ben Lettere di Principi II, Venet. 1575, »L 66 ff. —
3. 91.S jmeite 9hintiatur bei ilarl V. 9Ius %m Sammlung im 93atü. Sr^io ^25
fiaemmer, Monum. Vat., Frib. 1861, S. 77 ff. etUKi 50 JRummem, aber gam IfiAn»
^ gebrudt. — 4. 9l.s Senetianifc^ Shintiotur. über bie im Sati!. md^io oor«
^nbenen Depef^en f. gfriebensb. III, 37 91. 1 ; eine einjige bei J$rieb. IV, 434 ff. ;
ogl. auc^ Senrat^, (gef^. ber ^Reform, in Senebig, ^alle 1886, 6. 114 f. 116; be«
fonbers aber Ett. Tolomei, La Nunziatura di Venezia nel Pontificato di Gle- ao
mente VII dal Documenti dell' Archivio Vaticano in ber Rivista Storica Ita-
liana, IX, Torino 1892, S. 612 ff. — 5. 91. als ilonjilslegat ju Sicenja. Die im
Sati!. ^r^. befinbli^en Depefd^en (ogl. grieb. III, 40 C 6) no(^ nid^t gebrudt (9Ius
anberen Quellen f^öpften * B. Morsolin, II Concilio di Vicenza. Venezia 1889
u. * O. Capasso, I Legati al Concilio di Vicenza, Parma 1892, Estratto dal 35
Nuovo Archivio Veneto). — 6. 91. als Segat bei 5änig gerbinanb. Das gefamte
SRoterial biefer £egation ift in mu|tergültiger SBeiJe oon SB. Orciebensburg peraus*
geaeben „9luntiaturberiAte aus Deutf(^lanb , I. 9lot. Sanb III u. IV: „£egation
Slleanbers 1538—39", ©ot^a 1893. — IL Den!f^riften Vijs. Seine wi^tigen Itt^n*
politif^en Discorsi finb no^ niraenbs sufammengepelu. (£» fei ^ier auf folgenbe oer« «o
n)iefen: 1. !^wtx (5uta^ten über bas Negocium Lutheranum aus ben ^abren 1523/24
bei DöUinger, 93eitrage 3ur polit., lir^L u. Cutturgef^ic^te III, 9Bien 1882, S. 243—284
(ogl meine Semerfungen, ^&S, 1883, Sp. 228 f.). — 2. (SutoAten fiber bas
Jlonjil, (Enbe 1532, ftmrf liiden^ oon fiaemmer, Mantissa S. 139 ff. gebrudt. —
3. 3®ei C5uta(^ten über bas Romil 1537, bei griebensb. II, „9hintiatur bes Sllorone ^
1536—38", ®ot^ 1892, S. 435 ff. — 4. Denlf^rift über bas oenoterjt^e »er^Kiüen
bes (Erjb. oon fiunb, SRai- 3uni 1539, grieb. IV, 519—533. — 5. ©ier Discorsi
über bte S^age bes 9{ei(^tages, bas fiut^ertum unb fiunb, 3uni 1539, fiaemmer,
Mon. Vat. S. 233—241. 9lus ber (Jfeber 9I.s ftammen aujjerbem so^Ireiqe (Entwürfe
oon 3nftrultionen, Süllen u. f. m., mie 3. S. bie 9ßtenftüde aus bem 3* 1^^^ ^^ ^
»alan. Mon. Ref. S. 335 ff. 339 ff. 3u oergl. ift aber befonbers ber 9neanber*(Eobe3t
ber 3Rarcus«»ibIiot^eI 3U »enebig LIX, 181 (f. Valentinelli, Bibl. V, 242). —
III. Sriefe 9I.s 1. Sriefe aus Ben 3a^ren 1506—8 (meift an 9nbus SRanutius)
fyii P. de Nolhac mitgeteilt: „Les Correspondants d'Alde Manuoe'^ in ben Studi
e Documenti di Storia e Diritto, IX, Roma 1888, S. 208—17. 2. 1519 ff. bei m
Ang. Mai, Spicilegium Romanum II, Romae 1839, S. 231— 240. 3. 1529—38:
griebensburq IV, 421—444 (oiele ungebrudte 95riefe 9l.s enti^It na* grieb. III, 29
^. 1 no^ eine auf i^n surfldge^enbe |)anbf(^rift ber Satil. Sibl.). ämfterbem SruA*
ftüde feiner ilonefponbenj ober Stotijen über i^n in oielen Srieffammlungen ber 3^Ui
loie benen oon Crasmus, 3Ri^. ^ummelberg, Seat Sl^enanus, ^utten, Slaufea, Sembo, ^
15ti(
332 Weaitber Wemiittiieti
Sabolet, Contarini, ^ole, fiub. SStees u. f. ro. — IV. logebü^er ?C.s unb fonftige
autobiogrcu)6if(^ Slufjetc^nungen. 1. 9le4nung95u<| ber ^oifyct 1510—16 (üufent^t
in ^ammq unb fifltti^), Ondnol in lD)ine, int Susjuge ^rousgegeben oon H. Omont,
Journal autobiographique au Cardinal J^rome Al^andre, Paris 1895 (tir^ des
6 Notices et Extraits des Manuscrits de la Bibl. Nat. T. XXXV), S. 18—35. —
2. a:agebu^ ber ^io^tc 1524—31 nebft Jtotijen über bie ^o^tc 1493—1502 unb
1617—19, Orig. in Ubine, bereits oon Ciacconi unb aRajju^ni benu^, ooüftSnbig
bei Omont S. 35—98. — 3. Slutobioar. Äufjei^nungen in ftalenbern ber 3^^^
1492—1517, Orig., feit 1893 ju ^aris, bisher ganj unoeicmnt, bei Omont S.8— 17.
10 SBir finben in biefen Slufseid^nungen unb Xogebfic^em bos (5e^imfte, fa ^eimlidUte
— biefes mei(t in grie^iJAer Sprad^e — bem Rapier onoertrout, fflr bie Q^oftariftü Hs
oft ein nur allju juoerl&ifiges aRoterioI. $ier nur mtx groben. 3^^ 7. Dej. 1501
finben ©ir ben (Kntrog: gvvcov AixareQlvrjv uvd *jXXvQtxijv u. f. ro. (Omont. S.9);
)unt 27. 3uli 1516 trägt ber oor SRonotsfrift in 3lom angelangte Dont^ oon £ut«
\ä) ein eS^ d' wxrog ovv neQiX[)iii\, ©ä^renb roir beim 25. Sluguft lefen: Meydlt]
dQyv xard ^EQOJtaivaq IIegüÜif]g, f^v xal xtalveiv fi^ikrjoa (Omont. S. 17). —
4. Sinen oanj anberen C^aralter troot bas Xagebu^ aus ber 3^it f^^^^^ Station in
2)eutf(^Ianb 1538/39, gebruA oon gfnebensburg IV, 229—397 (baju bie üu^et^nungen
fiber feine 9lfidrei|e na^ 9lom 6. 398—401), au(^ neben feinen Depef^en buni^ oie
20 {^Ile ber ^ier aebud^en oertraulid^en Mitteilungen, toelcbe i^nt oon ben oerf<!^iebenften
^erfonen ^eioorben maren, eine ^ödbft f^bare Quelle (o^I. gneb. III, 23—28). 3^
oenoeifen tft ^ier enbli^ no^ auf oas jmei Xaae oor fernem Zobe aufgefegte Zefta«
ment, foeben oon Omont 6. 99—106 oeroffentliqt. (9Rit Sla^brwf betont ^ier fL,
ba| er niemals auf feinen ®efanbtj(^en (SefAenfe angenommen ^e. Unter feinen
55 (Erben begegnen mtr einem natürlichen 6o^ne ^.'s unb ber natfirliAen Xo(^ter eines
Srubers, ber Domben ju (£:^artres unb apoft. ^rotonotar OKtr). — 9to<| unoenoertete
Quellen für bos fieben fl.s bieten, oie es f^eint, brei um bie 9Ritte bes oorigen
3a^t^unberts oerfagte biogrcm^if^ Schriften (gioo. 9Raria Sotteglias fiber H. nebft
einer oon il^ angelegten reiqen Sammlung oon SRienftüden in ber ersbif^. Sibl. ju
90 Ubine (f. Mazzatinti, Inventari dei Manoscritti delle Bibliotheche ditalia, III,
Fori! 1893, S. 233 unb Omont S. 2). S^eobor JBrieger.
Wegombe. ^urter, Nomenciator lit. recent. theol. cathol. 1. ^b 2. Vuff. Jnndbr.
1892 6. 477.
$pin> be ^legambe, geboren in Srüffel ben 22. 3an. 1592. trat in Palermo
36 1613 in ben 3^fuitenorben ein, mürbe fie^rer ber S^^eologie in (&ra^, Dr. theol. 1629,
Segleiter bes Sohnes bes l)fürften o. (Eggenbero, bes C5ünftlings oon iferbinanb II.,
auf feiner Steife bur^ Deuq^lanb, grranfrei^, Spanien, Portugal unb Italien, barauf
loieber £e^rer in ®rak fobann Sefretör bes 3^funengenerals in 9{om für bie oeutfi^n
9[ngelegen^iten bes Droens, sule^t geiftli(^er Siorfteber bes ^rofeffenl^fes in ber<
40 felben Stabt, unb ftarb ben 6. 6ept. 1652. Unter feinen Schriften ift befonbers ^«
oorji^^en feine Bibliotheca scriptorum societatis Jesu post excusum anno 1608
catalogum Petri Ribadeneirae nunc hoc novo apparatu librorum ad a. r. s.
1642 editorum concinnata et illustrium virorum elogils adomata, Slnto). 1643, ^
Srol., roel^e bie früheren Slrbeiten ber 9lrt, bie Bibl. Script, societat. Jesu oon m
46 iRibobeneira, 1608 u. 1613 berausgegeben, an 9Iusfü^rli(^Ieit unb (BeleMamleit meit :M
übertraf, obne übrigens ben fefuitif^en Orbensgeift ju oerleugnen, inbem faft alle an» -^
gefü^n (^^riftfteller als mopre ^eilige, hingegen bie 3^f^niften SRarion unb Seroin^
als Ae^er borgefteHt u)erben. Do^ ift anjuerlennen. bag %, eine gemiffe UnparteiliA»»»
lett bes Urteils bema^rte, htfofem er bemies, bag einige Sfi^er gegen bie ibnigliffl^
50 Gemalt, gegen ben Cpiflopat unb bie Sorbonne oon 3^fuiten ^rrfi^en, inbes bte
franjBfif^en 3^fuiten alles aufgeboten Rotten, um biefe Slutorfc^oft 3U miberlegen. (Eine
neue, oerme^e, menn au(^ m$t berichtigte, fo bo^ oas Orbensintereffe me^ mol^renbf
9[usgabe ber Siblbtbeca oon Sllegambe beforgte in 9lom ber 3^fuit 91. Sou^ell
1675, %o\, (Eine ooUftönbige Bibliographie ber jefuitift^en £itteratur finbet mon bei
56 9lug. u. Sn. be Sader. Biblioth^ue des ^rivains de la compagnie de J^sus,
fiütti^ 1853--61, 7 »be, 4°. ^ersogf («au*).
SHemanntn. (S:i^riftop]^ gfr. ©täün, Sirtemberaifc^e (S)efd^i^te I, Stuttgart unb Sü.
bingcn 1841; %, «. «ettbcrg, SHrd^cngcfd^it^te S)cutf^lanb«, 2 ^bc, ^öttinjcn 1846-48;
Sltmaittttii 333
aib. .&aucf, ÄiTd)cn9ef*i(^lc 1)eutf^(anbg, d, 2,3, Scipjig 1887—93; ^cfelc, ^ic ©infül^rung
bed ^^riftentumd im fübioeftli^en ^eutfd^Ianb, befonberd in ^Württemberg, Tübingen 1837;
®. ©Offert, 3)ic Anfänge bcS (S^riftentumS in Württemberg, Stuttgart 1888; SGÖürttem-
bergifd^ ^r(!^engefc^i(^tc, tieraudgegeben Dom (Saltocr SerlagSuerein, Saltp unb Stuttgart
1893. 5
SOemannen, na^ SlfiniuB Quobrotus ^vy?cXvdeg xai jLuyddeg, Slnge^orige bes
93öQer5unbe9 bei Sueben, ober ni(^t 3Rannei bes Söttet^tnes (^lo^), reiben jum
erftenmal 213 oon Dio CDoffius eriDä^nt, als [ie am Untermoin mit ben Slömem unter
CoracallQ jufammenltiejsen. Sie lomen aus bem 9loiboften, mo bie Semnonen, bos
Aemoolf bei Sueben, pif^en (Elbe unb Ober fagen. 9Rit fc^anfenbem (Erfolg lampften lo
[ie mit ben 9lomem, fie brangen in bei jmeiten ^ölfte bes britten 3<^^$unberts über
ben £imes, ber Sage naA bei SRun^bt, unb fiberf(9n)emmten bos 3^^ntlQnb, branaen
bur^ OEioIIien bis naif 9taoenna unb öftli^ bis ins heutige £)Jterreidb, ober eine
bauembe Sefe^ung bes Gebiets bis 5ur W) unb bem 9ledar gelang iqnen erft um
300, nac^bem 290 no(^ SRasimian mit i^nen am £imes gelanuift ^atte. !Das fiibli^ i6
($lad^Ianb Don Oberfc^ipoben, bie angienjenbe 9{orb* unb Cft[^n)ei3 mit bem (gebiet
bis an bie 93oge[en gewannen [ie erft um 405 — 406. 3m fünften 3<^i^iinbeit beigt
bas fianb oon bei 3Uer bis 3U ben S3oge[en, oom Hnteimain bis jum C5ott^b mt*
mannien.
3^re 9leIigion f)QÜt ben innigen 3u|o^^^n^ong mit bei Statur betoa^rt, aber 20
menn ber C5rieqe Slgat^ias oon i^nen [agt, fie oere^ren Säume, 3Ba[fer[tr3me, $iigel
unb Sergf^Iu(^ten, fo oenoec^felt er bas, mas ben (Sottem ^ilig n)ar, mtt ben C5öttem
(elbft, bie fu^ ju perfönli(^en C5eftalten mit Jittli(^m C5e^alt im Semugtfein ber Sie«
mannen emporgearbeitet Ratten. Die oome^mfte unter ben (Sott^eiten mca 3tu, ber
Sater im Fimmel, ber 5megsgott ber SHemannen. Sein Zag mar ber Dienstag, ber 25
(Slüd brachte. Da| bie Sllemannen ben Seinamen 3iufa^rer, cyuvari, Ariegsmannen
im Dienft 3i^» 9^f^^> ift eine un^Itbare Slnnc^me unb beruht auf einer fallen
£efung oes 3Be|fobrunner Debets. %n ben Dienft Donars, bes Donnergottes unb
S^ü^ers bes Sldferbaus, erinnert ber Donnerstag, unb eine 9lei^e f(^n)äbi|d9er Sitten.
SBuotan, ber £eben [penbet unb im Zobe f^&^t, ^ lein (Sebac^tnis no^ tm SBuetes^ ao
ober SRuetes^eer, mfi^renb [ein Zag, ber uRittooq, feinen 9lamen oerloren fyd. %Qs
ittliAe SRa^t, bie Vergeltung übt unb £iebe unb |jrteunb[d^t f(^&^t, er[4eint er auf
r ^rbenborfer 3n[c^nft. Sin gfro unb ^tt^, auä^ Ser^ta unb $ulba genannt,
erinnern no(^ einjelne Sollsjitten unb Sagen.
Sielfa^ lajst [id^ bie ^nli(^!eit ber religi5[en Sorftellungen unb (SebrSu^e, mtUf^ 35
SRartin oon Sracara um 580 bei ben Sueben in (Salloden (Spanien) belampfte, mit
ben im heutigen Sii^maben no(^ teiboeife erhaltenen na^ei[en, fo bie 3ul3eit, bie
5n)oIf 9laffite, oas Sichten auf man^erlei 3^i^n, 5. S. bas 9liefen.
Die tnemannen voQxtn ein mtlbes, tro^tges C5e[^Ie4t mit un^ejügelten £eiben«
[haften, grembes 3Befen, bie römi[^e Silbung unb ibin[t, ^gten fte, unb jerfd^Iugen 40
i^re C5ebi^e. Die ein^eimi[(^e SeooOerung flo^ oor t^nen, [0 wen es mögli^ loar.
Slber ein ^uter Zeil 9{omanen mug in Säb[(^n)aben uno ber Oftf^n^eis surfld«
geblieben [etn.
3Bie n)eit unter ber ein^eimi((ben Seoößerung bas (£bri|tentum oerbreitet toar, ift
no^ ni(^t |i(^er fe[t3u[teUen. Slmooius in Siaa Seneria [e^ in ber Disputatio adv. 45
gentes 1, 433 um 300 ooraus, bag (£^ri[ten unter ben bemannen (den. (Ebenio
mei[t ber ^iftori[(^e 5lem ber S. SSfralegenbe in Slugsburg barauf ^in, ba^ es tn
SLugsburg 303 [d^on [eit längerer St\i (£^ri[ten gab. m(^ ein Sistum mug tn 9luas>
bürg be[tanben Qaben, e^e bte SHemannen lamen, benn nur [0 erOfirt Ji^ be[fen 3^'
gel^rigleit jum SRetropoIitanoerbanb mit ^Iquilefa, ber bis auf 3u[timan I. beftanb. 60
äBeiter fpriät bie Slorbgrense bes Sistums bafär. benn (ie ging bem rdtif^en fiimes
entlang. 2Borms ^atte 3ur Slömerjeit laut ber 3n[(^riften fi^ ^riftlii^ Siraoo^ner,
ma^rfqeinlid^ aber au^ einen Si[^of. gfür Stragbura unb Speier ift loeber eine (5t*
metnoe no(^ ein Si[^of na^3umet[en. 3n Slugft, SBinbif^ unb (Equr aob es nvM
nur S^ri(tengemeinben, [onbem auq SiU^öfe 3ur Slomerjett, wtnn auif ffir (£^ur eqt»
451 Si[^of Slfimo, filr 9Binbi(^ 517 Subuicus, ffir Slugft c. 610 9l(mna&ar na^ju*
n)ei|en [tnb. an Sregens gab es eine Air<^ ber ^. Slurelia, n>eI4e Die tOemannen
jum (So^entempel maäten.
Sebeutung unb itroft 3ur Slusbreitung bebben bieje Qeinen unb ^ebrudten C5e<
meinben laum. Do<^ blieben bie Sllemannen ntjt unbelannt mit ben Sttten unb Sin« eo
E
334 WemaiiKni
f(9tii«B|€n bei (E^rtlten. :Der 3llemannenffirft 9lQnbo tannte 368 bie 3ett ber i)n]U
H(^n Mte,, fe^te ooraus, bo^ bie (£6r{|ten an einem folgen mdfxlos iDoren. unb
äberfief bestMont SRainj maftf^einli^ am Oftetfeft. i>ti SllemannenlSma (Sibulb
ipar fogoi (£^rt|t, dto Sbianei. 9luf i^n Rotten (i^p^e Slsleten, ipie fiupus in
6 CSallien (f 479) unb @«minus in 9loricum (f 482), jtaiien Sinfluh. %\iäf bas
Soll lernte auf ben oeiten Avkgiifa^rten mä) (Ballien, Stalien unb Stmcum (^ftlu^e
SöQer fennen, ober e$ blieb l^etbinM. Die Se!e^tung ber Slemannen ifi bos SBerl
ber Sfranfen. 3^r SanxQ C^Iobmig fite 496 (ober 506?) bie Slemonnen beietra^«
bürg aufs ^oupt gefi^Iagen unb no^m \fymm ISft nSrbli^es (Sebiet bis an ben untern
10 9ledar ab, oorauf fie naA Oberf^roaben unK bei S^roeij unter ben SSß^ bes Oft«
goten X^bori^ logen. 3n bem oerlaffenen (S^Uet {^uf M ber gftamenlönig ein
ipeites iuongut mtt jc^lreic^n ASnias^öfen, oie in bciii 580 befieaten ^firingen oom
3Rain bis 5um 6fib&fan bes Z^finnger SBalbes. aRit bcm lontgltAen SemHitter lam
ber frSnfifcgie 3}riefter. SCuf bem Soben bes ilrongutes entfhmben fttri^n, mel^ bem
15 frSnfif^en Slottonal^eiligen 9Rartin gemei^ ourben. Das neu gesonnene Gebiet ftanb
nniBrf^einli^ unter ben SiM^Sfen oon Speier unb SBorms. Das (Miet bes le^en
bfirfte fi^ urffnrilnaliä gleid^ bem oon Speier Aber ben untern Slecbir »eit na^ Often
erftredt ^ioben. Die ^istfimer Speier unb Strasburg bagegen merben ben elften mero«
mtngifc^en 5lönigen i^re C5rfinbung oerbanten. Speier (qeint urfprünglid^ «»rmfif^
20 (gebiet er^Iten ju bcdben.
%\s 536 ber Oftgote Shiaed ganj Slemannien an ben grtanlenlönig X^ubAert
obtrat, blieb ben SHemannen iqr altes Sle^t, i^ Sefi^ auf bem platten fianb, t^
eigenes ^erjogtum unb i^r (glaube. Wm auf bem (Sebiet hex alten 9{5merftfitten [Auf
fi(9 ber ^onleniönig, als (Erbe ber 9{5mer, nm^rf^einlic^ ein 5irongut (fpfiteres Keims«
26 gut). $ier galt bes R5nigs 9le(^t, ^ier tonnte er ungebinbert Air^n grfinben. !Die
Hmfamleit ber Air<^ inner^Ib ^emanniens mußten bie Sdemannen in ber freien
^ereinfunft bes Pactus na^ einer Seite anerlennen. Der Sllooe ftonb unter bem
S^u^ ber Air(^. 9li^t nur bei ber (Einreibung ins ^eer, jonbem au^ in ber ftir^
tonnte ber Sllaoe feine ^ei^eit erlangen.
30 Unter ben grtantenSnigen mu| eine IrSftme unb u)irt[ame SRiffion begonnen
oorben fein, oel^e befonbers na^ (EnbiMof SDfcartin oon Sracara (f 680), Tn ber
SRartinsrln!^ in Xours einen 9RitteIpunn Qotte. Slber aud^ bie f). SRemigius, Srtoius,
9Rebarbus, £upus, Sincentius. Slnt^olianus. Clemens^ (Jfeltx unb SIbauctus oeifen auf
(Einpffe aus bem (Jrtanlenrei^ im 6. 3a^^9unbert. (s(^on um 575 ^offte ber (Sriec^
s& Slgoti^ios, ein mo^Iunterri^teter SRann, auf einen na^n Sieg bes (Q^nftentums unter
ben SHemannen, bie „Semfinftigeren'^ loaren fc^on iwcä) bie gftanten gewonnen.
Sli^t am menigften mo(^te 553 bas {o^e Snbe ber alemannijAen ^erjbge £eu«
t^aris unb SButilin mit i^ren ^eibnifc^n Sparen, n^el^e bie AriftliAen jtird^n in
Stalien oenofifteten unb beraubten, ju einem Hmf^lag in ber Stellung oes Slemannen«
M ooHes 3um C^riftentum beitragen. Die fiosretgung Slugsburgs oom SeAanb mit
Slquileja in ber 3^it S^f^f^ians pagt am beften in bie 3^^^ ^^ nationalen paffes
gegen bie C5ried^en, bie Ober^enen oon ^quileja, alfo um 553. (Ein Slnf^lug an bas
gfranfenreii^ wox aber nur bann rötli^, toenn bas ba5U)if^enliegenbe Sdemannien tein
reines ^eibenlanb me^ mar.
45 9lu^ bie balb mi) bem ($all ber ^erjöge 553 erfolgte Verlegung bes Sif^ofs«
fi^es oon bem entlegenen äBinbifd^ mä) itonftanj in bie ^laife bes h^i$ois]xiits ju
fiD6erlingen fe^t eine Srftartung ber itird^e in Sllemannien ooraus, toelc^e ben Sif^of
nä^ boben mugte. SUa^rf^etnlt^ mat ^erjog Undlen 588—605, {ebenfalls aber fein
3lQiäjHoiatx jtunjo ein (E^rift.
50 Die St&rle ber junaen Air^e n)ar au^ i^re S(^Q)a^e, fie mar franfif^e Stoots«
fir^, mu^ oon ben befi^eibenen Jlröften berfelben miten unb gemfirtig fein, bag i^r
bie fto^e alemannif^e (Eigenart ^inbemiffe bereitete. I)a$ ganje $oQslmn als Sauer<
teig mit (^riftlid^em £eben ju bur^bringen, gelang i^r ni^t. (ßregor I. tlagt ber ASnigiit
Srunic^ilbe 597. ba| oiele jur Atrc^e lommen unb bo<^ ben C5dttem bienen, unb for«
r>') berte oon i^r etn sTerbot ber (ßohenopfer, auc^ ber $ferbeI3pfe unb bes Saumtults.
3n Sregem uraoeit oom Sif^ofsfi^ unb ^erjogsfi^ biil^e no^ ber C5ö^enbienft in
ber Sfurelianr^e; in Xuggen am S\xnä)tx See tränten getaufte (E^riften o^ne (Semiffens«
blffe jufammen mit Reiben SBuotans SMinne. Die junge ftir(^e beburfte neuer Äräfte.
Sie tamen in ben 3rof4otten aus ben Alöftern 3rlanbs. Dasu gebort ber ^. gMbolin
Go nid^t, beffen fiegenbe teinen anbem Aem ^aben mirb, als bie C5rünoung oon ^iloiius*
Wcmanitcti 336
fir^n burA eine Don SJoitiers ausge^enbe 9Riffton. ^Dagegen begann um 610 ber
3re (Eobimba am Sobenlee ju Strien. Der Stanienlönig X^ubebert gmann i^n Jfit
bie aRijfion, bejtimmte t^m fein (gebiet unb na^m i^n unter feinen 6^u^. äRit
X^ubeberts gfou oerlor er ben 9{üd^It für feine fr&ftige Xbätigleit in Sregenj unb
Hmgeaenb, ido er bie 9lureliaiir(^e i^rer Seftimmun^ jurfic^ob, ein flöfterlic^es £eben 5
mit fernen Begleitern führte uiä» bos £onb tultioterte. (Er 30g 613 na^ Stauen
n. Solumba). Sein gurfic^ebliebener S^filer (gallus grünbete eine 3^11^ ^ ^^
Steinod^. Die grrSmmmfeit bes (Einfieblers gemann ibm (Einfluß auf ben perjog itumo
unb bas Sistum Aonftan} unb bie ein^eimifc^ (geiftlid^feit, (wer ab 3Ri[fionar mwk
(6aüm nidbt. Seine (grfinbung blieb oorerft unbebeutenb unb ^e mit tnrem fremb« 10
artigen £eben no^ lange unter ber Ungunft ber alemannifc^n C5rogen ju leiben. SIu^
6. Znibpert unb £anboIin finb boi^ftens als fromme (Etnfiebler gu htttaä^kn, mtlift
m Sf^morjoKtlb Aulturarbeit trieben.
Son einer anbem Seite bm eine neue Storlung ber Stellung unb 9RaAt ber
ilir^. 3^ tiefer bas $aus ber i[Reron)inger fan!^ um fo me^r ermatte ber ^elbft« 15
ftanbmleitstrieb ber 9Qemannen. 9Ran brauchte bte ^filfe ber Airc^e unb oollte an
ftir^U^Ieit ben uerad^teten unb fittlic^ tief jtebenben manlen ni^t na(^fteben. Z^^i
begannen bie rei^n S(^niungen an S. (Sauen. Die om^rfAetnlu^ unter ^tmfi
fioittfrteb 719 auf einer SoIIsoerfammluna gejUfaffene alemannifAe (Sefe^gebung, oie
Lex Alemannorum. gab ber Air^e unb bem Sifojof mit ber noq einfo^ geglieberten 20
^ierar^ie einen oettaebenben (Einfluß, ein ^o^es Sinje^n unb einen ftanen S^u^.
über baneben jeigen ]iq im SoBsteben no^ bunUe Sieden, obmo^I fi^ bie Süemannen
ftolj als 9Ruften^riften betrauten. Die Aroft ber (Erlöfung lannten fie nic^i
Die erfe^nte Selbftftänbigteit ber SHemannen brad^ unter bem ftarlen Slrm ber
fi&nlif^n ^ausmeier jufammen. Site (SegengeiDi^ gegen S. (Balkn, bos bie Sonber« 25
beftrebungen begfinftigt ^e, f^uf Aorl SRarteU 724 burq ^irmin bas Alofter 9leiAenau.
^trmin fanb bas gaiue SoQ getauft, aber im Denfen unb ^anbeln nod) \tm oon
9eibnif^m 9Befen beeinfluM. Diefes mollte er bur^ Sele^ng, bur^ bie $rebigt
oon ber (foßfung unb bte ^^t^t eines oeltoerleuanenben Sinnes unter feinen 9Rdn«
^n äbenoinben. Sie foUten fid^ als ^ilger benagten. 9[ber bie ^erjen ber We« so
mannen »1 geoinnen gelang i^ in 3ltxiftma niät, er mugte es 727 oerlaffen unb
grünbete bagegen äRurba^, Stemoeiler unb ^ombad^, n)&^renb er SRaurmünfter, SAut«
lern, (5engenbac^, Sä^mamif nur reformiert ju ^en fc^eint Die 9{eformation 9Bin«
fribs batte niAt fofort (Etnflug auf Sllemannien, ja fanb sunö^ft SBiberftanb. Die
Si[A9fe oon 9Borms, Speter unb Jlonftanj blidben feiner erften SQnobe 742 fem, 35
oietlei^ wtü bie (grünbung bes Sistums SBürjburß fte 741 in i^rem Sefig gefd^bigt
^e. SBol^rf^inliä ^tte aSorms bas C5ebiet öftlt^ oom untern 9ledar an 3üur3biarg
abtreten muffen, moü^tni bei Speier unb Aonftanj nur (grenjoerfc^ebungen ftattl^en.
9bec auf bie Dauer tonnte ber (Einfluß SBinfribs ni^ ferngepalten merben. S^on
738 begannen bie Sllemannen nac^ 9lom ju n)anfabren. Sluent^Iben fd^iehen neue 40
JUofter aus bem Soben. 3mmer nodb ma^t fi^ oabei ber (Einfluß ber frfinltfd^n
ftir^ geltenb. (Sboangen mirb oon Sif(^of (Erlulf oon £angres jur pflege bes rb«
mifc^en $falmeimefangs unb ^ur St&r!ung ber Zreue gegen ben grtanlenfbnia gegenüber
ben bai^i^en Selbft|tanbiglettsgelüften gegrünbet. 9lbt Sfulrab oon S. Denis ^atte
eine Keibe oon fletneren Aloftem, fo bie SeranusseÜe in $erbre^ngen unb bie 45
Sitolisjelle in Solingen, an \xä) gebracht. Die oon ben gfranleniönigen begünftigten
ftlöfter SBeihenbura, fiorfdb^ gfulba ^Iten neben S. (galten unb Steicpenau eine rei<^
(Ernte in Slemannien. SBte fe^r fiA bie Air^ unter Aorl bem Groben innerli<|
5e^ben, jeigt fic^ an ben beiben £i^tgeftalten, ber Adnigin ^ilbegarb unb i^m
3ruber (gerolb, bem tapfem gelben, mit in einer ganjen 9lei^ tflqtiger IDlänner, so
Q>elc^ unter ben AaroHngem in Deut[4Ianb unb Italien auf Sif^ofsftfl^Ie erhoben
mürben unb au^ an ber äRilfionsaidbeit ber bamaligen Airc^e ((Ermenri^ unter ben
Sttigaren, äBi^ing unter ben iDlä^ren) fi(^ beteiligten. Hnge^ures 9luffe^n erregten
ber oocne^e Sdemanne Sobo, ^ofbialonus fiubioigs bes (kommen, ber 838 jum
3ubentum übertrat unb oon Spanien aus bie Airme befe^bete, mie bie ^roppetin ^
Z^iotOf eine J$cau aus bem 93olf, toel^e 847 ben äBeltuntergang meiffagte unb bafür
auf ber Spnobe }u SRainj gema^regelt mürbe.
9lo4 einmal trat 9llemanmen im Aampf um ein Stammesberjogtum mit ber
Arone unb bem (Epifbpat in ben SSorbergrunb. Der mä^ge (graf 93urll^b oon
Stitien, ber na^ ber ^erjogsmürbe trottete, erlag 911 ber (Eiferfud^t anberer Großen, eo
336 SUentatttieti aieftnd
Sifi^of Salomo III. oon Aonftanj arbeitete auf bas Serberben bes ganzen Kaufes
^n. 3^t erhoben \xä) bte Aammerboten (£r(^anger unb Sert^olb, iDa^r|(^einu(^ aus ber
olten $er3|0g5faintlte ber Slla^olfinger, in glei^em Streben unb gerieten in Ijeftigen
Aompf mit bem Sif(^i)f Salomo unb jlönig ilonrab I. Sie nahmen ben Sif^of
6 fogar gefangen, erlagen aber trofe i^res Sieges bei SBa^Iioies 916, na(^bem fie bie
Snnobe ju $o^enaI$eim oerurteilt Qotte, ber vereinigten 9Ra(^t bes Aonias unb ber
Stf(^9fe unb büßten am 21. 3anuar 917 ibr ffi^nes Streben mit bem Xob. Slber
ber iilngere Sutroorb enang fi<^ im Aam^ mit A5nig $einri(^ I. ungea(^tet bes
SBiberftanbs ber Air(^e bie merfennung als ^erjoo oon Slemannien unb lieg bie
loAtn^e in f(^onungsIo[en Singriffen in tijren Sefi^ feine Ungunft ffi^Ien. 9lber mit
bem neugegrfinbeten (stammes^rjogtum oerf^ioinliet allmapdl ber 9lame ^Hemannien.
Sin feine Stelle tritt S^ioaben. (9. iBoffert.
fütuifoUf SQnobe 1637 f. SlmQraut.
Klefittd, 3llezanber, geft. 1565. — ©runblegenb für 7i.^ (&t\6)idt unb ^Rainungen
15 ift bie t)on 3af. 2;^omaftud über ^. gehaltene afabem. 9{ebe. Ma^. J. Thomasii, Orationes,
lipaae 1683 @. 300—322. S^om. ge^t für feine Angaben in ber ^auptfad^e auf bie ©griffen
91.8 surüd, benu^t aber, nad^ einer 9ioti) im (Eingänge ber 9lebe, auc^ Beza, Icones virorum
doctr. simul et piet illustrium, Genevae 1580. «He Späteren folgen i^omafiuö. SSgl.
aud^ in Bayle, Dictionaire ed. Maizeau 1750, bie 9iograp6ie 91.8; BaLe, Scriptorum Bnt.
ao poBt. pars, Basel 1559, Centnria XIV ; Wordswoiin, Ecclesiastical Biography vol. 11 ;
ATCrie, Life of John Knox u. Strype, Memorials of Cranraer; enblift A. W. Wards
«rtifel im Dict. of Nat Biography, ßonbon 1885 ©. 254 ff.
Der l^ottif^e X^eolog Sllesonber ^llefius (urfprflngli(^ Sllane , au^ Slles, StleRe,
ob 9lks) u)urbe am 23. Slpril 1500 in (Ebinburg^ geboren als Sprog einer alt«
25 angelesenen gfamilie. (Sx ftubierte an ber Unio. St. Slnbrems unb trat balb na^ bem
(Einbringen ber beutf^^reformatorifd^n 3been in S(^i)ttlanb als beren unerfd^odener Ser»
teibiger in ben Sorbergrunb. 1527 mu^e $atrif Hamilton, ber, als S(^filer fiu^rs,
SRetan^t^ons unb gf. £amberts aus DeutfAlanb jurüdgele^, bie oaterlänbifd^ $o^<
fAule in tiefe SexD^ung oerfeMe, [einen mbnen SBagemut im Gefängnis bühen ; bort«
so 9in fonbte CErsbiJ^of Seoton Sl., Damals ftanonilus an ber St. &onarbsnr(^e, um
^milton in gele^er Disputation feines lut^rif^en 3rrtums ju überführen. Slber
Hamilton mts mit fiegenber S^arfe bie Serftanbesgrfinbe 3l.s jurfid unb geu^ann banac^
burd^ feinen unerfc^rodenen 3^U9^n^u^ ^^ 3!obe anä) fein ^erj.
Die Sollen ber SBanblung traten fofort bei 31. in einer heftigen latein. 9{ebe
36U)iber bie Stttenlofigieit bes Alerus jut^e. 9lus Hnmut über ben als perfönli^
Äränhing empfunbenen Slnoriff legte ber $roooft oon St. 3lnbren)s 31. in $aft unb
biett i^n tro^ bes ttatfr&ftioen (Eingreifens itönig 3<ilobs V. unter fteten Xobes«
Drohungen fo lange feft, bis 9L auf Drangen feiner grreunbe \iä) jur gflu^t entf(^lo|| ;
bie rettenbe $lanie betrat er in bem 3lugenblide, als bie oerfolgenben 9leiter eben bie
4o$anb na^ i^m ausftredten. (£s wox ein beutf^es S(^iff; über jlöln (1532) ging 9.
nac^ SBittenberg (1533), xoo er mit £ut^er unb SRelani^t^on in Serbinbung trat, ohne
inbes innerli^ ju ooller (EntF^eibung in ber 9{eligionsfa(^e ju gelangen. — (Eine bei«
matli^e Slngelegen^it oeranlagte i^n, feine Stimme oon SBittenberg aus ju ergeben.
9Bä^renb bie röm. Airc^e als folcbe gegen bie 3luslieferung ber f). SdQrift an bie fiaien
46 nod^ leine Stellung genommen, Qatten bie Uottifc^en Sif^dfe bur(^ äRahregeln mtber
bas 93ibelle|en ($amtlton«Sibel), bas feit langer 3^it oor bem ogentliqen auftreten
ber neuen (Bebanfen in meiten Areifen bes SoDes geübt n)urbe, bie 9iu^e i^rer Sprengel
ju fidlem oerfud^L 3n ber »Epistola contra decretum quorund. Episcop. in Scotia«
(1533), in ber er bas Sibellefen für feine £anbsleute als gef(^i(^tlid^es iRe^t forberte,
60 erbob fi(^ 91. u)iber bie bif(^5fli(^e Sergemaltigung. Die Sorlabung oor eine Aom«
miffion Seotons im ^ol^roob ^alace (1534) lieg er unbea^tet; Imgegen ging i^m
ber fc^lagfertige (Eo(^laus mit einer burq f(^ottif(^es (gelb unterftü^ten Streitfd^rift (An
exp^diat laicis legere novi test. libros lingua vemac.) fd^arf ju fieibe unb oer«
anmgte eine (Erxoiberuna 3l.s (Resp. ad Ck)chl. calumnias), bie für bie SBürbigung
66 feiner ref ormatorif(^en 9Inf(^auungen beftimmte ^anb^ben bietet ; SBenbungen mie :
»neque susdpere se Luther! patrocinium nee oninia monachorum somnia pro-
bare« unb bas Sebnntnis: se in Lutheranis etiam adhuc moderationem qua-
rundam rerum et biieixelav desiderare, ad quam revocarl possunt, si res
»efuti» 337
rite cognosceretur«, befunben feine jiDtfd^n altem unb neuem nm^ fi^nienbe
^altung, ben 9Rann mit bem falben ^rjen. (Eift als in (Enolanb $einri(^ VUI* butd^
bie Sufnrematsalte ben entfd^ibenben S^Iag geführt ^e unb mr ben lommenben ftonuif
bie beutfd^ X^olo^en^ilfe fu^te, folote, iDä^ienb bie Areife fiut^rs bie UutbefleAe
ftSnigs^onb jurudiDtefen, 9. bem IRufe Sranmers, bei in bei fieigegebenen Sibel bie 6
^ouptftu^e leiner Seftremingen im Solle fud^te, fibenei^te (fbio. 1535) Seimig einen
oon ben Loci Communes begleiteten SBrief SRelon^fl^ons uno flbema^m but^ bie
Sermittlung (EronuDeUs unb (Eranmers, bem er oon SRelandbtton in einem 2. Sriefe
„megen feiner Sele^amleit, Sle^tf^Ktffen^it unb aUfeitigen Xfimti^if' (for his leam-
ing, probity and diligence in every good office) emf^o^Ien mar, eine t^I. lo
^rofeflux in (Eambribge. O^neSIfld; noA unerquidlid^n Slui^etnanberfe^ungen mit ben
Vertretern bes Xlten mürbe er no^ fionoon eittlaffen, menbete fiA ^ier, o^ne 9RitteI
unb 9mt bem 9RangeI ausgefe^, mebiginifd^n Gtubien }u unb gmg, na^bem er. auf
axommelte SBunf^ Sem ftreitboren SifAof Stobsleq o. £onbon in einer dffentlid^n
Disimtation unoorbereitet gegeniiber^fteutp in furcht«, aber auc^ fru^Iofem SBtberbni^ i6
bie S^a)t\^l ber 6<dramente eis btblifAe gforoerung nadbgemiefen, oor bem in (öronu
meOs Gturje (1540) fi^ anifinbenben (stürme rwäf DeutfS^Ianb jurfid. Vber ^eimot
unb StiQe \anb er niqt; meber im oaterlönbifd^n mk^ im fremben Soben f(^Iug er
SBuridn.
yßma Aurf. S^^^im II. oon Sranbenburg an bie Unio. oon Sranifurt fiber« so
nommen , mo er m balb mit bem 9late ber Stabt in e^reraoerter Qaä^ — er for«
berte bie ^bifbebung ber SffentL Käufer — oerfeinbete, mürbe er ab Unter^nbler, ber
|i^ an leine oer t^eol. 9{iffitungen fo eng gefettet, als bag er ni^t allen glei^enoeife
^ötte bienen Qnnen, }um SIeligionsgefpröA in SBorms (1540) abgeorbnet, feine Xeil*
na^e an ben Ser^nblunaen tnbes oon oem oorfi^enben jtorbinal (ßranoella meaen »
feines kibenf^oftli^ien SBefiens abgel^nt (ogl. in Surl^bt. £ut^ Sriefme^felf
Cntdgers Srief oom 6. 9loo. 1540, 3k. 365), unb in ben folgenben 3a^ren bei ben
Ser^onblunaen jur Beilegung bes religiöfen Streits, in ben er oft Iitterarif(^ ein«
piff (9RitgKeb oer SCborbnung bes Aurf. 3<><^^i^ on fiuUber 1541, abgeorbnet }um
!tno. AotqU, Xeiln^mer an Sen Steligionsgef^ä^en oon 9laumburg 1554, 9tfimberg lo
1555, 9laumburg 1661 unb Dresben 1561) oielfad^ oenoenbei Son £tbfi\i aus,
mo^ ibn 1543^er3og SRori^ gerufen, f^int er unter ben auf bas Slugsburger 3n«
terim folgenben SBinen DeutfAIanb no(^ einmal oerlaffen unb tm Sluftrage (Eranmers
an ben ßturgffd^n 9(rbeiten (rmoarbs VI (1549) unb an t^I. Dis|mtationen }u Dx*
hirb {18.flffni 1554) fi^ beteiligt ju ^en (biefe Slnna^me ge^ auf eine Semerhing»
Des an ber Oxf. Disputation beteiligten ^rolocutors Dr. 9Befton jurOd, ogl. Sermons
of Bishop Latimer, ed. Corrie, Parkers' Soc. Publication). — §ier in fiei^^ig,
beikn Unto.'9{e&orat i^m jmeimal (1555 u. 1561) fibertragen mürbe, fanb er na$
ru^elofen 9Banberungen fflr bieSxige bes SIters 9{u9e, aber ni(^t ^rieben ; amlT.SRär]
1565 ftarb er. 40
3n berXreue gegen feinen £e^rer SRelanc^tbon. befjen feinfinnige Sbt ben anbers«
gearteten 6(^en pUj in ben Sann feiner ^erpnliAfett gef(^Iagen, ^t er auif burd^
oie 3^ ^ 6(^ma(^ unb Verbitterung bebarrt. 9Bie jener ben caloinifd^n 9(uf*
fangen bes (Eoangeliums jugeneigt unb im |Dnergi[tif(^en Streite auf (georg SRaiors
Seite tretenb^ ^tte er fic^ gegen ben folgenben Sturmlosbru^ mit feinem SRetJter««
na(^ beiben Seiten ju oerteibigen. Diefe f^maidenbe Haltung oer^inberte bie glfidli^e
SnqaBuna feiner natfirlidben Saben. ^roge 3^^^^^ ^^ 85^6^ Slufgaben oerlangen
«mje SRSnner. Selbft SRelan^on bellagt fi$ mieberbolt über feine oft unbered^n*
bare unb mfberffiruAsoone HxL So lange er auf ^imijmem Soben unter feinen Solb«
genoffen ftanb, jeigt er Alarbeit unb 3jjat!raft ; bie ÜRfi^fale bes 9BanberIebens, bie m
bem lanoflflqtmen 9Ranne oen grrteben uno ben $alt ber Seg^aftigleit oerfagten,
baben feinen wxm unfid^r gemad^t unb feinem fiebensmerle ben na(^^Itigen uno
fi^em Srfola miggönnt O^ne Saterlanb unb ^eimat, jmijd^n DeutfAbnb unb
Sc^ottbmb ^tn unb ^ manbemb, unoerftanben bort mie ^ier, bietet er bas Silb eines
^eoIooHd^ reformatonMen ftosmopoliten. 66
Stmabe, bag 31. iex (JfamUie bes Doctor irrefragabUis unb Sehers bes
Xqutnoten, Suezanber gales, anae^ört, ge^t auf eine oon feinem ^anegQriier Z^t Z|o«
nuiftus — fibrigens o^ne (6twaqt — geäußerte SAmeid^Iei junuf.
Sie so^eid^en, oon ibm ^interlaffenen S^riften bemegen (id^ auf bem esegel,
bogmot. unb poIemi|d^n Smete. I. In aliquot Psalmos, fietpjig 1550, 1596 ff. ; m
nttH^mM^tUp^hU fttr X^cologic unb Stit^, s. «. l. 22
338 Sleflttd fOcsaitker n.
De utilitate psalmorum (ogl. baju bas in fieipjtg 1542 getetufte De autore et
U8U psalmorum); In evang. Johannis, Sofel 1^; In omnes epist. S. Pauli
libri XIV; Disput, in Paiüum ad Romanos, Sefa». 1553; Expos. I e^^st. ad
Tim. et ad Titum, unb: Posterioris ad Tim., fieipj. 1550 u. 51. — II. De
6 scripturis legendis in lingua materna, Sei))]. 1553 ; Ad Scotorum regem
contra episcopos, Sttagburg 1542 (gegen bas 6if(^9fl. Setfeot bes Sibelkfens);
Ck)ntra calumnias Coohlaei, fie{))3{g 1551 ; Resp. ad Jacobum V. regem, fiei)^.
1554 (in betfelben Qaäft) ; ogl. am bie im Zest genannten Stflde.— III. Ißolemifd^
SBerfe: A. gegen Me T5fnif(^e fttcd^e: Liber de Schismate, fieip}. 1540; De au-
lotoritate verbi dei (gegen Sif^ StotesleQ oon £onbon), 6hahb. 1542; De missa
ac ooena domini; Resp. adv. R. Tappenim de missa, fieqq. 1565; Resp. ad
XXXII Lovanianosartioulos, Seifig. 1559; Pro Scotorum ooncordia, £ei|^ 1544
(oerFAieben oon Cohortatio. . . ad pietatis concordlam ineundam, Seip3.1569). —
B. ote inneifnroteftantif^n Strettfcooen betr.: De Justificatione contra Osiandrum
16 (ift unter oerf^iebenen anbem Xitein gebrudt), SBittenberg 1552 ; Sei)^. 1553, 56,
62 K.; Contra Mich. Servetum Disput, tres, fieifq. 1559; Asserüo dootr. cath.
de Trinitate ady. Valent. Gtentilem, £eif^. 1569; Disput, de perpetuo ecel.
consensu, fieipj. 1553; De restituendis scholis, fieim. 1541; Catechismus Chri-
stianus, £etp3. 1559. — Die oorfte^enben Xitel finb abgelünt ber £ifte Soles in
20 be|^n Scriptorum Brit. Centuria XIY entnommen; eine ausf&^Ii^eie Sngobe ber
OriginaliDene 9.$ ift Don 31. X. ^get in Biograph. Dictionary of the Society
for the Diffusion of üseful Knowledge abgebrudt (unter „SDefiuf").
9lttbolf »ttbbettfleg.
SUeCOllbfr L, $ap]t. Dncheene, Le h'ber pontijficalis, 1. fdb, Paris 1836, G.XCIsq.
26 unb B. 54; Jaff^l.JBb. 6.5*, ^ungmann, DissertatiotaeB selectae inhistoriam eccles., i.lBb
Stegendburg 1880, @. 134 ff.; 2\m9, S)ie ({^ronologie ber römifd^en tBifi^Bfe, IHel 1869
€.167 ff.; idangen, @kfc^. ber röm. ftird^e m fieo L, 8onnl881, @. 100.
SDezanber loar romifd^er Sifc^of im Seginn bes joeiten 3^4unberte. (Es ISgt
HA mit Sic^er^it oon i|m nur fagen, bag er iex 9Ia^Iger bes (EDoreji, ber Sorginger
80 Xfftus' I. UHir (Iren. adv. omn. haer. ni, 3, 3 & 432, ed. Stieren). Z>a|^ er,
loie ber lib. pontific. unb bie acta Alexandri (AS Mai I 6. 371), Ie|iere mit oiel
fagenboften ms|(^mfldungen, berieten, mit joet (Befi^en (Eoentius unb Z^eobulus
Den {Dlart^rertob erlitt unb on ber via Nomentana begraben oKtrb, ift ni^ xxfdfyc^
fAeinlic^. (Es Meint oielme^ eine fp&tere 3benttfi}terung bes Sifc^fs mtt einem
36 giei^namigen SRort^rer oorjulieoen. Denn bie Slusorobungen, u)el^e an ber oon bem
über pontificalis bejei^neten Stelle, am 7. 3ReilenRein ber via Nomentana, oor«
aenommen lourben, ^en yoat jur Sntbedung eines Srud^ftiUfs einer 3n[i$rtft auf ben
ÜJlärt^rer SHexanber geführt; aoer in berfeioen loirb er ni^t als Sif^f beseu^net
(. . ET ALEXANDRO DELICATVS VOTO POSUIT DEDICANTE AEPI-
40 SCOPO VRS. de Rossi Inscr. Christ. 1. 35b. S. VII). (Ebenfo fe^Ü bie Sejei^*
nung als 93if(^of im [og. Martyrologium Hieronymianum; Silezanber roirb ^ier
nic^t einmal an erfter Stelle, fonbem nac^ (Eoentius genannt (AS Nov. II S. 54).
3Ran wich bemnac^ ben SRart^rer unb ben Stf^f }u unterf(^eiben ^aben. Das ^^
ber Slmtsübemo^me bes lebteren mirb oerfc^ieben angegeben. (Eufebius nennt in feiner
45 (E^ronil bas 3a^r 103 (ed. Sd^öne 2. Sb S. 165), in feiner 5tirc^nge|^id^e (IV, 1 S. 136)
b.3- 108» ^ Catalogus Liberianus (Duchesne S. 3) b.3- 109; ebenjo oerf^ieben
finb bie mgaben fiber bas :^a^r feines Xobes (114 bie (E^ronü. bes (Eufeb., 116 ber
liberianifd^ Aatalog, 117 bte acta Alexandri, 118 bie Air^engrfAiAte bes Sufeb.
(IV, 4 S. 138). {«• SipW t) «««*•
Go «legOMber IL, ?P ap f 1 1061—1073. — Jaff6 1. «b @. 566 ff. ; ©attcri*, Pontificum
Bomanorum vitae, 1. $dt>, i^eipjig 1862, @. 235 ff. ; Liber pontificalis, ed. DudieBDe, 2.9b,
$ari$1892, @.245; mVi, ^enjod ^oneo^ricud auf ^inrid) IV. mit befonberer SHüctTt^t auf
ben mrd)enftTett tt.^II. unb {)onoriud IL , ^arbura 1863; Q^iefebre<^t, ^ie Rir^enflHiItung
na4 bem Zoht ^itoian^ IL im Vtn^. ^u {einer Sdirtft Annal. Altah., IBerltn 1841 ; Sinbncr
65 in ben gb®, 6. «b 6. 515ff.; ©iefebrec^t. ®ef(^ic^tc b. beutf(^cn ^aiferjeit, 3. ob, 3. «ufl.,
»raunft^ttj. 1869, S. 70 ff.; »ojmann, 2)ie ^olitif ber 'JJäpftc, 2. S3b, dlberfelb 1869, ©. 291 ff.;
^IRartend, ^ie IBefetnng be» ^pftUd^en @tu^Ied unter ben l^aifem ^einrtc^IIL unb ^ein»
ric^IV., 5rciburgL»r.l886, 6. 118 ff.; u. 9tanfe, •©eltgefc^id^te, 7. 21. , ßei^ 1386, 6. 218 ff.;
mccattber II. 339
V^lungmann, DuscrtatioDos selectae in hieftoriam codeaasticain, t IV, SKegendburg 1884,
8. 242 ff.; Seo^bai^T, UniMrfolgefd). ber fat^olifc^ Shr^e, 14. fSb, bcarMtet üon 2:€nfi,
^R&nfier 1886, @. 585ff.; Sangen, «»ef «tickte ber Tömtfc^n ftir«^ iM>n 9HtoIau9 1 bi^Oregot VU.,
$omi 1892, @. 532 ff. ; ^e^er Don finonau, 3$. bed beutfc^n 9lel(^d unter ^inricjb IV.,
1. Sb, SeU)aig 1890. ®. 218 ff.; ^aud, m ^eutf^Ionbd, 3. fßh, Seipaig 1396, @. 703 ff.; 5
Se^T, SoTunterfuc^ngen ^u einer ®ef4f(4te ITIa^anbeti^ II, Straj^. 1887; &gl. bie ®.237, u
genannten fßerfe oon Bald) 3.224, Son)eT 6. Sb 1765 ®.458: Qhregoroüiud 4. ^ 4.9(uf(.
1890 ®. 126 ff. ; o. 9lettmont 2 0b 6. 358 ff. ; ^efe(e 4. »b 6. 851 ff.
SCIeimber II., na^ feinem (Setartemamen Snfetm, wax aus Saggio bei SRailonb
gebfiitig; feine gontilie ge^Scte bem SRdianber Xbel an (Bonizo ad am. 6 6. 594). lo
£r trat fcfi^itia in ben bottigen Alerus ein unb golt ate in geiftlid^i nnb meltlic^
SBiflenf^ gku^ beannibert (ibid.). Vb lOM bie patcnenifd^ Semegung in
SRauanb begann, f^int fi^ bec bun^ feine Seiebfdmleit eifiHu{p:eid^e Stain i^ an«
orfAIoffen jn ^n (Benzo ad Heinr. VII, 2 MO SS. XI @. 672). Det Srs*
Mfqof SBibo entfernte i^, inbem er i^n an ben j^of fanbte (fionbnlf, Hist. i»
Mediol. m, 5 MO SS VIII 6. 76). fiier ouMe er ^inri^ III. }n be^^en unb
biefet fibeitr^ i^m im 3a^ 1057 bas Siftum fiucca (ibid. ; Benzo ad Heinr. II, 2
6. 613}. WM Sifd^of nmr et jioeimal, 1057 unb 1059, im pipf^Men Auftrag in
Staiknb t^g, bo» erftemal nmn ^ilbebranb, bas jiDeitemal neben $eter Damiani :
er ift einer ber Ur^dber bes Sfinbniffes jvif Aen ber Aurie nnb ber $ataria (Arnnll ao
Bist. Mediol. HI. 14 6. 20, Smtiid 6 @. 502, $Mer Damiani, Acta Medfol.
MSL 145 e. 89 ff.). 9lQä) bem Zobe StOoIotts' II. (27. [ober 29.] 3uli 1061) be«
Htmmte an j^ilbebranb }um ^N^; ^ tmirbe am 30. S^ember 1061 ge^ablt unb
fofort in^ronifiert. Dies Soroe^en nmr eine offenhinbige aSede^ung ber Meqte bes
JtSnios, mMft bo^ felbft bo6 ^aptoa^ehet 9moknt9' II. oon 1059 ooAe^tten ^atte. 25
3n 13eutfAIoib bodte f^on bie Keuorbnuna ber ^apttoxibl grobe (Erbitterung bmor*
tfL_ i>ta^ 000 Mige Sorge^n ber Iturie otme [te noqf ge^ig^ Km jur
Uui
SHeianbers Steuung ju ne^en, berief bie jtattertn tbnes ab Kegenttn eine
mminng geiftli^ nnb »emi<l§er Großen mS^ äafel; ^ier loorb ber oon bem
)^ä^rben ^itm^IV., ab bem rSmif^en ^atridus, befignierie (Eobalut oon^armaan
otn lomwirbif^n unb beutf^ Sif^ofen unter bem Stamen ^oncnrius II. ab 9ta^*
folger ^[ktri am 28. Oüober 1061 ausgerufen. Sifm botte biefer im Srfi^r 1062
m einem blutigen itam;yf oor ben SRouem 9loms bie ^n^ger feines Gegners Aber*
omnben, ab (Dotfrieb ber Sörtige oon £ot^ringen erfc^ien unb beiben ^fimkn gebot,
bie inriefpiUtige SBa^I $einri4 IV. jur Seautad^ng oorjulegen unb M bb 3» dttd' 36
f^lming ein {eber in [ein Sistum lurfi^ujte^n. wij einer Deutf(^«itaIienMen 69nobe
Im £^ber 1062 |u Siugsburg brod^te es Hnno oon ilSIn, ber im 9Iorii oor^ ber
ftaifierin i^ren Qofyn unb bie Sleic^regenlf^aft entriffen bdte , ba^, bog fein 9leffe
Surc^orb oon ^olberftobt no^ 9lom gefanbt oorb, um im Xufirog bes 5tBnigs ju unter«
ftt^, ob Slexonbers (Erbebung te^oMg gevefen fei ; in bbfem gfall follte jie oor« 40
Hhffig onerlonnt, bie enogiltige (Entf^etoung ober einer neuen Smtobe oorbe^iten
»erben. Surt^orb entf(^ieb für Xlexonber, bn nun im Seginn bes t^o^es 1063 no^
9lom gurfidk^rte. 9Iuf einer Sonobe, bie er no^ OJtem 1063 in Stom |ielt, be«
Iqjte er ^onorius mit bem tlnat^emo. Diefer mUf niqt: er ^ielt eine (5egen^nobe
fiit ^ßormo unb oer^ngte bos glei^ Urtetl über SHexonber. Dann |og er gegen 46
Korn ; es gelong ibm, fii^ ber (Engebburg ju bemä^tigen. Die (EntUeibung bes
Streites folue etne ffir ^fingften 1064 na^ Stontuo berufene, beutf^itoIientfAe SQuobe
bringen, ^onorius. ber unterbes, oon feinen Sln^öngem oerloffen, aus ber (Engebburg
botte fugten milffen, meigerte fi^ in 9Rantua ju erfd^inen. ba niAt i^m, fonbem
xOejumber II. ber Sorfi^ suerlonnt rxxa, £e^rer Q)uftte bie oon Slnno gegen i^n so
ansgefp(od|enen Stdlogen teus ju n)iberlegen tetb abjulelnen, fo bog bie S^nobe ibm
ob bm re(|tmS|igen ^ßap\t ^u&igte unb ben Sonn Aber Cobolus ausbrad^ (31. SRoi
1064). ZroMem gob ^onorius II. feine SlnfinrOäe auf ben Stul^l ^etn bb ju feinem
Xobe (1072) nii^t ouf, oboo^I fi^Iiegli^ feine maAt nur auf bos Sbtum Sarmo be«
(Arfinft mar. S^on mS^enb bes 6trettes ^e Sllesanber bie Regierung ber obenb« 66
Ulnbffd^ itircbe in bie $anb genommen (ogl feine (Erlaffe mä) Stanbinooien, Jatt6
4471— 4474, Ibalmatien 4477, granlrei(^ 4481 f., 4516—4519, 4525). 9ta$ ber
Sbmtuoner Snnobe trat er aum DeutfAIonb gegenfiber je ISnaer ie me^ ab ^errfc^er
ber Atsd^ auf. Vnno oon Aoln mar burd^ Sie Serbienfte, m er M um feine Xner«
fennnng enoorben (otte, ni^t oor ben fc|roffften 9RagregeIn gef^ü^t: Oftem 1068 «0
340 Ultffitthtt n. SUcsanbcr III*
lieg er i^n, toeil er auf einer IReife na^ IRom mit bem gebannten (Eabalus in 9lei(^s^
angelegetmeiten oerle^ ^tte, erft bann oor fi^, als er barfuß unb im SilftergeiDanb
bie popftltAe Serjei^un^ erfleht ^atte. 3^^^ o^re fpöter mugte er oor oer Öfter«
f9nooe erfqeinen, um ftc^ oon bem i^m }ur Saft aelegten SJerbreAen ber Simonie 3u
& reinigen. Um bem gleid^en (grunbe mumn Sigfrio oon äRainj, ^ermann Don Sam^
bera unbSBemer oonStra^urg oor biefelbe SQUobe aelaben. mii) Jt5nig$einrid^IV.
muRte erfahren, bag SÜezanb^ feine SRfidfi^t auf i^n ju nehmen geioiut loar. 3m
3ct9re 1069 betrieb er bie Sd^eibung oon feiner (gatttn Ser^a; boq im 9lamen bes
^opftes bebro^te i^n auf bem iRei^stog ju grtanifurt im Oftooer 1069 ^etrus Domiani
10 mit oen fc^merften Ain|ienftrafen utd) na^m il^m alle Slusfi^t auf bie Aai|erfrone, es
fei benn, bah er fofort oon bem $Iane ber (Ebefc^eibuua abfte^e. Sa^Ii^ u^iAti^er
TDQXf bag au] ber SQnobe oon SRainj (1071) oer oon mm mtt IRing unb Stab m«
oeftterte SifAof Aarl oon ftonftanj, gebr&ngt bunl^ ben ^(afl\lt feine SBfirbe in bie
ginbe bes Königs jurfidgab , meil er fie hmif Simonie gemonnen boben follte. 9us
16 bemfelben (5runl)e ju^ang Sllezanber 1072 ben oom jtdnme eingefe^ten 9Ibt Kobert
oon 9teid^nau jum gleimen Stritt (Enbli^ na^m ^einriq ben Aampf auf. Sc^n
im 3^^ 1069 ^atte SUezanber ben oom S&nxat jum (Erjbifd^of oon ajlaibnb er<
nannten Subbialon (Sottfrieb als einen Simoniften oerurteilt; fpfiter ^e er bie
1072 oon (Erlembalb, bem gffi^er ber ^atoria, getroffene (gegenum^I bes Sttto out«
ge^igen. geinric^ ionnte auf bie SRa^t Aber SRailano unmdgli^ oerjiAten; er lieg
oes^Ib bem oon t^m befteülen CEr3bif(^of 1073 bur(^ bie mailfinbtfc^en Suffragane ju
9boara bie 9Bei^e erteilen. Die SInttbort oon feiten bes $ap|tes ioiir ein ^annMl
ber 1073 hvci oor bem Xobe Sllexanbers bie IonigIi(^en 9{äte traf, ba fie ben ildnig
oon ber (Bemeinf^oft ber Air^e ju trennen fugten. Den Aampf, ber bamit eröffnet
26 uKur. b(^ STIexonbers !Rtt(|foIger, (Bregor VII., ju filmen. SBie ju I)eutf^Ianb, fo ftellte
fi^ Suesanber auc^ ju ben fibrigen europaifoen 9lattonen : ben itdnig Qmtn oon IDone*
mar! forberte er auf, bem römif^en Stu^I bie f(^ulbige SIbgabe ju entri^ten, ita
tarnen^ ut non sicut oblatio super altare ponatur, sed tarn sibi quam suooes-
soribus suis praesentialiter offeratur (Jaff^ 4495). Sine ä^nli^ Sno^nung eraing
30 an SBil^elm oen (Eroberer (4757). ^nbererfeits ermunterte er bie beutebtftigen
normanmf^en iRitter im Silben unb Slorben Suropos ju i^ren (Eroberungsjfigen : bort
fanbte er ben unter bem Grafen 9{oger lümpfenben Sparen eine geu)e^te gr<^ne
jum jtompf gegen bie Saracenen Sidliens p (Oaufr. Malat. Hist. Sicul. II, 33
Muratori Scr. V S. 569), ^ier geuHinn SBiU^elm ber Eroberer unter bem popftH(^en
86 Sanner (Englanb (WUh. Malm. Oesta reg. An^l. III, 238 S. 410 ed. Hardy).
Diefem vxa er bann au(^ be^ilfliA, feine gerrfc^ im erob^en £anbe }u befestigen,
inbem er feine fieaaten amoies, 9lormannen auf oie bif^Bflic^en Stfible ju bnngen;
auf ben ei^if^dfu^en Stu^I oon (Eanterburq lourbe 1070 ber fie^rer filexanbers
unb oertrautefte Slatgeber 9ßil^elms, fianfranc oon See, erhoben (f. vlta Lanfr. 12
40 unb 24 MSL 150 S. 40 unb 48 f.), bem als bem ^rimas oon (Englanb auf
ber SQUobe oon 9Bin(^efter (1072) auA ber Srsbifc^of oon ^orl untergeorbnet
mürbe ^Mansi XX S. 19). Sem ganjes Selbftgeffl^I trug Sllesanber $pipp I. oon
gftanhetA gegenfiber 5ur SAau, wtnn er i^m fc^rieb: (£r möge femer bie p5pfttt(^en
Delrete oen ftanones gleic^a^ten (Jaff^ 4525). 3n f(^roffftem Gegenfo^ ju biefem
46^nf^ru(^ auf ^errf^aft fte^ bie SRaAtlofigleit bes ^apftes gegenüber ben ileinen
Sapttanen*C5ef($eAtem 9{oms, bie i^n bis ju feinem Xobe 3U einem erfolgbfen ilompfe
nbtigten. (Er ftarb am 21. SlprU 1073. (9i. sm^^ t) ««»<<•
aicsattber m. ^oppi 1159— 1181. — 3aff^, 2. »b ®. 145 ff. unb 761: »attcrl«,
Pontificum Bomanorum vitae, 2. Sb, Seip). 1862 @. 377; liber pontificalls ea. Duchesne
GO 2. »b, $arid 1892, @. 281, 397. — 9»iig, St. gfriebric^ I. im $ampf gegen tllqranber III..
©tutto. 1838; 0. Kaumer, ©cfc^icj^te ber C^oftenftaufcn, 2.«b 4.«ufl., Scipi. 1871; de eher-
ner, Hifitoire de la lutte des papes et des empereurs de la maison de 8oaabe, 1. W>
2. tlufL, $arid 1858; Deuter, (»efc^tc^te me^anberö IH. unb ber ^rc^e fetner Seit, 3 »be
2. aup. ßeipj. 1860 ff.; $ruj, Äaifcr 5ricbri(ö L, 3 »be, 3)aniig 1871-1874; ®icfebre(ftt
66(Skf(^i^te ber beutfd^en i^aiferieit, 5. fßb, ^raunfcj^meta 1885; Stibbetf, ^iebrid^ I. unb bie
«ömifc^e Äuric 1157-1159, Seipj. 1881; berf., S)cr Xraftat über bie ^apftroo^l öon 1159
in ben Sb(S^, 25. IBb ®. 354; Wolfram, grriebri^ I. unb bal» ^ormfer C^oncorbat, "Starb.
1883; 9leefe, $ie ftaatdrec^tU^e ©teUuno ber S3if(^öfe »urgunbd unb Stalienl» unter ftaifer
^ebrid^ L, Q^öttingen 1885; ©tbdl, ^olitifc^ Stellung ber 9iepublil Senebig ju Sriebric^ L,
60 Vllejranber HI. u. b. Sombarbenbunbe, tremfter 1884; ^eteri», Unterfu^ungen 3. (^f(b. beö
Skcattker DL 341
JVricben« Don $enebi(), ^aniioöcr 1879; fiötocnfclb, ^ic ^oi^tn bcö ffricbcnö tton SScttcbig,
Sb(S^ 25. Ob e. 449; t). ^flugN^orttung , ^te »er^etgunodalte Don 9[nagni, ^&, 23. »b
6. 208ff.: «e^r, 3)cr »ertrog üon «Lnagni S««, 13. ©b @. 75 ff.; ©dicffcr-SBoitJorft, Stai\ti
Jriebtif^^d I. legtet Streit mit berihtrie. Berlin 1866; %vttn, (S^efd^idite bed englifd^en ^olled,
beutj(6 von ftirc^ner, 1. 9b, Serlin 1889, 8. 124 ff.; ilourtual, Qö^mend %ntei( an ben h
tftmpfen gfricbrld^» I. In 3talicn, aJlünftcr 1866; 3)ic (S. 237,14 angeführten Scrfc Don
«alcft ®. 258, »ott)cr 7. «b 1768 ®. 283, ®rcgoroDiu« 4. »b, 4.?IufI. ©.532, D.mciimont
2. »b 6. 449 ff., ^fele 5. »b 6. 571 ff., fiangcn 6. 439 ff. — 3)eni|[e, a)ic Sentcnjcn fTbÄ-
larb« unb bie ^arbeitungen feiner Geologie, 9tS^ 1. S3b @. 434 ff. ; ®ietl, ^ie Sentenzen
dio(aitbd, nod^matö ^apfted 9ilqcanhtx III., gfreiburg 1891. lo
9loIcnb Sanbrnellus, aus 6tena gebürtig, loor eine 3^it long SRagifter in Sologna.
Ws foIAer oerfagte er einen ilonmentar jum Decretum Gratiani na(^ ber ^ouco«
pdeos, DOS Stroma ober bie Summa Magistri Rolandi {^. äRoagen: ^ucqKiIea,
ein Seiiiag jur fiitteraturgef(^{c^te bes lanonif^en 9{e^t5 i. SR., 9ßien 1859; ^. Xl^aner :
Die Summa Magistri Rolandi, Snnsbrud 1874.) Son (Eugen III. iDurbe er c. 1150 15
no^ 9lom ge}open unb junt jtorbinalbialon bei 61 (Eosnuts unb Damionus, ff^er
Sm ftarbinalpnefter bei 6t. SRarcus gemalt 9(u0 biefer 3tH ftamnten böd^ft mdfyc'
dnli^ feine 6enten3en, benn er bric^ in benfelben ab (Blieb ber rSmiMen Risüft
(6. 35). Die (Brunblaaen berfelben biO)ete bie Theologia 9Ib8I(a:bs (f. b. 31. 6. 20, 10) ;
aui^ bte SRei^be biefes X^eologen nKir ni^t ol^e Sinfluft auf Stolanb. 3n Sejugao
auf ben fie^e^lt bogegen folgte er ni^t in ollen 6tfl(kn bent SRagifter Petrus.
Seit 1158 belleibete Slolanb bas 3Imt eines popftli^en itanjiers unb galt jur 3^it
^ateions IV., beffen erfter 9{atgeber er umr^ als bie 6eele ih antisiaiferli^en Partei
unier ben ftarbin&Ien, bie einer engen Serbmbung bes rOmif^n 6tu^Is mit SBil^Int
oon 6icUien bas 9Bort rebete. 6einer orimipiellen C5egnerf^aft mag \iif eine tiefe 25
perfSnlU^e Verbitterung gegen Aaifer 9ri^ri($ I. feit bem SugenbIM pinjugefent ^aben,
ba biefer i^ auf bem Keic^stag ju Sefangon 1057 ben fibelften (Enqyfang bereitete,
oeil er ab pSpftliAer fiegot bas oon {^m ilberbrac^te 6^reiben $abrians IV. oertrat,
loelc^ bie loqerli^e SBfiroe ab ein päpftlid^ beneficium bejei^nete. Sb ^abrian IV.
am 1. 6ept 1159 ftarb, fielen bei ber am 7. oorgenommenen 9Ba^I bie Sota aller»)
ftoibiniie mit fiusna^me oon breien, naä) anberer Sngabe oon neun auf 9loIanb.
Son ber Oppofition n)urbe ber Iaijerli(^ gefinnte jtorbinalpriejter Oftaoian gen>ä^lt.
Seibe, 9loIanb ab Sllesanber III., Oltaoian ab Siltor IV .. erhoben 3Infpru(^ auf ben
6tii(I ^Mri. (SRori^ mtr)tt: Die SBo^I SHes. III. unb Sitt IV.. (BStHngen 1871.)
Sksonber mürbe oon [einen Sln^ngem am 20. Sept. in flxmpfyi, einem untergeganae« 85
nen 6t5btcben am gfuRe bes Soblergebirgs, lonfefriert uno gefrönt; bie ftonebotton
Sittors fdnb am 4. Ott. in ($<nfa ftott. gfnebric^ I., oon oom^ein für Sittot IV.,
ber ab Jtobinal ftets bemfi^ gen)e|en mar, ein mdglid^ft gutes (Einoeme^en jmif^n
bem ^apft unb bem 9{ei(^ ^erjuftellen, gfinftig geftimmt, f^rieb nun ab Sogt ber Airi^e
jur 6^Iu^tung bes SBabIftretts ein itonjit nacp Saoia aus. $ier mürbe, mie ju er* 40
mortetL bie SBo^I Ottaotans am 11. gfebr. 1160 beftStigt unb am 13. Ober Slesanber,
ber fid$ oirf^ber oon einem itaifer berufenen Airc^enoerfammlung ju erf(^einen geweigert
§atte, ab 9{ei(^inb unb 64tsmatiler ber Sann ausgefinro^en. 6eine 3Intmort toar,
bag er am 24. 9Rto 1160 oon 3Inagni aus ben Aaifer eatlommuni^ierte, unb aüe^bie
t^ ben Zreueib geletftet Rotten, oon bemfelben entbanb ; Sittor mar |(^on am 27. Sept. 45
1159 exiommunijiert morben. SIber biefe SRaftregel Jtanb in feinem Servitute ju
[einer SRoc^ unb m feinem Slnfe^n. 3^^ erflSrten ]i^ auf ber 6nnobe ju Xouteufe
tm Ottober 1160 bie ildnige unb ber Spijfopat oon (£nglanb unb ytontttiä) für Jbn,
unb folgten ihrem Sorgang bie fleineren fiänber 6panien, 3rlanb, Slonoegen. Slber
er oermo^ fi^ in 3talien niAt px galten : (Enbe 1161 mugte er 9{om, im uRfirj 1162 go
Stalten oerlanen unb ab bilfefuc^enber glü^Hng grtanfrei(^ auffu(^en. Sieüei^t ^e
btt »oitten ^apfttum unb itatfertum neu ausgebro^ene Streit fein (Enbe gefunben, ab am
20. Xpril 1164 Siftor IV. in fiucca ftarb, memt ni(^ ber gemaltige 9{einalb oon Daffel,
Srjbif^ oon ildln, ben ber Aaifer ab feinen Stelloertreter nam 3talien aefanbt, fo«
fon o^ne faiferli(^en 3Iuftrag unb o^ne alle Sea^tung ber fanon{f(^en SBo^lformen ben 66
Sif^of 9Bibo oon (SJrema unter bem 9lamen $afd^alb III. ab ben jmeiten (gegenpapft
au^efwnt bfttte. Huf bem ju ^fingften 1165 m 9Bfir5burg abgebaltenen 9{ei^tag
fibormte ^teinalb, oon bem (Sebanfen einer beutf^en, 00m Aoifer obQ&ngigen 9lational<
firAe befeett, grriebri^ I. unb jtoang mit biefem bie miberftrebenoen (^rften unb Sif^Sfe
JU bem {eben 9lfi^ug abf^neibenben (Eibe : niemab Suezanber III. ober einen oon eo
342 W^itttor m«
beffen Partei getDö^lten $ap|t ansuerlentten, bagegen mit allen SRttteln ^Malis III.
SunterfUtten (MO Gonst. Imper. I 6. 814 ff. 9x. 223 ff. ; 3. gUkr, Sletttalb mm
affel, itöln 1860). 9In SteUe bes Slesonbet mtbonoenben fbMAtl\% Jtoiirob oon
9Rann entannte SftietoU^ ben loiferlic^ gefinnfen (E^tian oon Sucl. tlui^ ftonrab
5 oon Saljburg nmioe, ba er on fOexonbet f eftpielt. aus feiner Siöcefe oettrieben« geinri^
oon Snglanb fehlen geneigt, fi^ oon ^lesanber los}u{agen. SHIein tro^ biefer Sugei^n
SInftrengung oon feiten bes 9lt\ä)§ amonn SQesanoer III. immer großes Snje^en.
3m ^äbjt 1166 oerlieg er SftanIreicD; am 23. Stooember bnnte er es loagen, mimt
in 9{om (einen (Einjug m galten, um i^ oon bort au oertreiben unb Saf^ts auf
10 ben 6tu^I $etri ju legen, unternahm ber Aaifer im 9loo. 1166 einen 3ug über bie
Sdpen; im6ommer bes nä^en 3opes festen er fein ^iel errei^ pi ^oben: 6.^eter
wm erftärmt, ^AotMalis am 29. 3uli 1167 eingefen; ber, oon ben airffiSt^(^n
9l3mem mit ber Stuslieferung bebro^ SUexanber hkfyt feine Kettung in ber gfui^t
Son ber ftoI}en $9^ biefer Xriump^ |n)angen ben Roifer 6^^ fite (SifM bis
u f4Iie^Ii<^ 3um na&iebtgften (Entoegenbmmen raf^ <uif einonber folgenbe ^acle 6<I^Iage
^ero^ufteigen: (Eine taufenbe ^iner ^eger ^inraffenbe Seft — i^ enag axtä) ber
geiftige gfffi^er ber hiferliqen O)}pofition , 9leinalb oon !Da|fel — irid ibn oon ben
SRouem 9loms unb gur 9lfldk|r m bie ^imat; bie angefe^nften lomborbmen Stibte
traten am 1. De}. 1167 m einem Sunb gegen i^ren (arten SebrSder 9aiAüSi at*
M fammen unb fanoen bolb uren ^roteftor an SQesanber III. , bem ju (Sfyotn fie Ufu
neuerbaute geftung Weffonoria nannten (3. SJoigt, (b^iäftt bes SombcoAtn * Bunbes
unb feines Aompfes mit Bfttebriil I. , Aontgsberg 1818 ; Cesare Vifinati, Storia di-
plomatica della lega Lombarda, Uli. 1869) ; bann entriß i^ ber Zob am 20. Qti/t
1166 ^afd^Iis UI. unb bamit bos 3iel unb SBexlEieug femer ^ISne. (Es ijt gmeifel'
n baft , ob bie römifd^en tlnbinMr gnebri^, ^"^^^^EJ^* ^^^ ^^^ Sefe^I a^iuoarten,
in ber ^erfon bes jUrrbinalbif^rfs 3o^nn ^^ Xloano, einen neuen ffiegenpopfi —
er nannte fU^ dalbd III. — auffteUten, bte VbMitn bes burd^ alle nribrigen (Eretgniffe
ber teilten ^foifyct m Susfb^ung geftimmten Aaifers trafen, ftaum fünf 9Ronate nä^
ber (Eäebuna (Ealuds ni. maren oergangen, fo fianb griebri^ in Unier^nblungen mit
•oSIezanber, ote a\kAirm nur ]u einer erfolglofen ß^fammetdunft feiner (Bejanbten
mit bem $apft in bem Sttbt^n Seroli ffibnen. 9M^ einmal griff er gu ben SBoffen
gegen ben $aoft unb ben mit i^. mie vUexanber meinte, auf aimSft Singebung |ur
Serteibigung oer 6tabte « unb jtm^enfrei^it oereiniaten fiombarbenbunb ; boqi bte
blutioe ^la^t oon Segnano am 29. 9Rai 1176 entfc^ieb in fo genxiltiger SBeife gegen
M ben ftaifer, bag er fi^ ju ben grSMen 3ugeftänbniflen feinem päpftli^en (Begner geoen«
fiber oerft^n mugte. Dte im Oltober 1176 in Stnaani junS^ft mit SOes. III. alkin
begonnenen Ser^nblungen mürben attf bem itongreg ju Senebig ni^ ilo% mit
biefem, fonbem mä) mit ben 6tabten, äBiI^elm II. oon Sicilien unb bem Jtaifer oon
ftonftantinopel, bie beibe fiA ju ben (Begnem gfnebriAs gef^Iagen, am 1. 9ug. 1177
40 3um Slbttlug gebraut, (^efete: griebricb Sarb. unb 9Ies. III. ju Senebig, tn Xflb—
uartalf^riftr o^tgang 1862, geft 3.) Dte ßouptpunite bes gfriebens - Sertrags finb^
folgenbe: 1. Dominus Imperator F. Bleut dominum papam A. in catholicum et=:
umversalem papam reoepit, Ita ei debitam reverentiam exhibebit . . . Suoces^
Boribus quoque suis catholioe intrantibus eandem reverentiam exhibebit. 2. Efl
a reddet dominus Imperator veram paoem tarn domino pape Alezandro , quanc^
Omnibus successoribus suis et toti Romanae eoclesiae. 3. Onmem vero pos -
sesionem et tenementum sive pref ecture sive alterius rel, quam Romana ecde—
sia habuit et ipse abstulit per se vel per alios, bona fide restituet ei 9alY<7
omni iure imperii. Ecclesia quoque Romana omnem possessionem ^ tene-
(Omentum quod ei abstulit per se vel per alios, bona fide ei restituet salyo
omni iure Romane ecolesie. 6. Preterea dominus Imperator et dominus papa
ad honorem et iura ecdesie et imperii conservanda se vidssim iuvabunt.
13. Ei autem qui dicitur Calixtus una abbatia dabitur. IUI autem qui dioe-
bantur eins cardinales redibunt ad loca que primo habuerant, niai ea aponte
66 vel iuditio dimiserant, et in ordinibus quos ante scisma percepenint reUn-
quentur. 22. Dominus autem papa et omnes cardinales sicut receperunt
dominum imperatorem F. in Romanorum et catholicum imperatorem, ite reci-
pient B. felicem uxorem eins in catholicam et Romanorum imperatrioem , ita
tamen quod ipsa coronetur a domino papa A. vel a legato ipsius (MG Const.
,eo imp. I S. 362 ff.).
Wtiünitt DL 343
Stnen lux^ arö^eren Üiiump^, oIs über ben ftaifer trug Sllexanber III. über ^ein«
riA II. ooit (Enguino baoon; btefen, ber [d^n im ^erb(t 1160 SKeianbei III. ab
Obei^ti|it bec engHMen Aird^ onerlanttt j[|. o), unb iuh^ im Slug. 1162 burc^ fein
entf^iebenes (Eingießen eine ffir i^ gefol^id^ Serbinbung gfriebri^s I. mit fiiiboig VII.
oon gmnfrei^ oei^inbert ^e, finben mix feit 1163 in einen oon 3<^ ^ 3<4t xoafy 5
lenben Streit mit ber ftiirie oenoidelt. !Der (&runb lag in bem Sioieipalt jioifAen
bem jttnig unb l^fymas Stdtt, bem (Er}bif^ Don (Eonterburq (f. b. 91.). Sergeblid^
forberte ^inri^ II. bie Slmtsentfe^ung bes Srjbif^ls; burq bie SBeigerung bes
Sapftes oeirfinft lieg er ]i^ in Unter^nblungen mit gnebric^ I. ein, f^idte fogar eine
(9e^btf(94iift auf ben Slet^toa ju SBfir^urg (1165), um (ier bie oeitgebenben Sline 10
Kainalbe oon !DaffeI ^u unter|ti^|en. aber enbliA geioann bo^ bie wkqi oor Sann
unb 3iiierbtltf oomit ber ^apft bro^, ilber ade 9ta^I&ne bie Obe^nb ; t» lam ju
einer nenn au^ nur fc^einboren Sbu^^nung. SIber bie (Ermorbung Sedets am 29. Dq.
1170 3err% ben Sieben. SUexanber mdU fUb an, ben an bem englij^n Sorlami^fer
ber finUiqen gfteiJ^it begangenen SRorb mit Samt unb 3nterbät )u (trafen. Um i^n 15
oerfibnltf^ ju flimmen. mujjte .geinri^ II. am 27. Sefrt. 1172 in oer Aat^ebrale
oon Tloroni^ oor ben fiegaten einen Keinigungseib leiften unb einen Jlreuüug ge«
loben, äbetbies f^or er: IllicitaB oonsuetudmee, quas temporibus meia in tota
terra mea introduxi (bie Dellaration oon (narenbon f. b.9. Btdtt), penitus oasso
et ex hoc nunc observari prohibeo. AppeUationes vero ad Apostolicam sedem so
de caetero libere iieri permittam et in hoc neminem prohibebo. Praeterea ego
et maior filiua meus rex iuramus, quod a domno Al^candro Papa et eins ca-
tholicifl sucoesBoribus reoipiemus et tenebimus regnum Angliaey et noa et nostri
sacoesooree in perpetuum non r^utabimus nos Angliae reges veros, donec
ipsi nos catholioos regea tenuerint (äBotteri^ II 6. 419 ff.). 3^^, um bie Sluf « 26
regung, bie bas gaiue englif^ Soll infolge jener (ßenmlttbat ergriffen, ju befd^iq«
tigen, entf(^Io6 er fi^ am 12. 3ttli 1174 borpaupt unb barfug huxS) bie Stragenoon
<£anterbun 3ur Aoqebrale ju pilgern, fiA bort oon ben araoefenben Sifd^5fen, 9bten
unb 80 SRbndkn ben 9{fl(fen mit 9luten ftrei(^en jui lajfen unb eine gange 9laAt am
abtdbt [eines gf^inbes auf ben Anieen ju lieaen. SluA oer A9nig SBU^dm oon 6(bott< 10
lanb erfuhr ben gaiuen 3i>ni SDezanbers, ab er naq bem !tooe bes Sif^fs Sticporb
iion 6. 9nbremi (1179) bem 00m ftcqntel enoäblten 3o^nn bie Seftfiitigung oer*
loemerte unb feinen Aaplan ßugo auf ben biMbfli^n Sfai^I fe^te. ^ea^anber III.
Dei^&ngte, na^ oergeblicben Slü^orberungen , ben re^tmftgig geoa^Iten Sif^of ni^t
Kiiger an ber Sefi^erareming feiner 9{e^e ju oer^inbem, bur^ ferne £^aten 1181 ss
'btn Sonn fiber ben Aöniig unb bas 3nterbift fiber ba9 gange fianb: fteili$ oermoAte
er bobun^ SBi^elm ni^t }u belegen, oon ber oon i^m aetroffenen Verfügung }u lolkn
(Oeeta Heinrid II. 3. 1180 6. 250 ff. ed. Stubbs). j^a^egen erfreute fiA neben VU
' I. oon Portugal ber 00m ^apfte bie Seftfitigung fetner Arone unb bie SlnoMirt*
auf bie, ben 9Kauren no(^ ju entreigenben Gebiete erhielt (3o|f^ 13420), ins* 40
fonbere fiubtoig VII. oon 9ranbei(^ ber gangen ®unft ülesanbers in.; er ^otte fi^
aujf biejelbe ein geviffes Slnrec^t enoorben, inoem er bem flfld^tigen ^|^ft tn Sens
nid^ Nog Hufed^alt gem^te, fonbem au^ i^m mit Jamt feiner Aurie bie leic^fte
Unterftfiliutm angebei^n liejs. SOs ein 3^i^^n feines I)anles oere^ ber 6^ii|Itna
feinem Sef^fijjer bie ^en^eipe golbene 9{ofe, bie ^o^te (E^engabe, fiber bie ber 6tubl 46
Setri oerffigt Siellet^t noA un^eilooller als bie minbf&aft bes ißapftes gegen bte
JOerxf&er smrbe ffir bie ^rifttic^ 9BeIt bie greunbf^ Weianbers mit £uboig VU.;
benn Ie||terer nxtr es, ber 1177 ben ®ebanlen 9{atmunbs V. oon Xouloufe, gegen bie
Aat^ater im ffibli^n gfranfreiA einen ftreu^ug ju eröffnen, mit ber ausoebriA^
Sqmpat^ie aufnahm unb benfeloen gur Segutamtung bem ^[tapfte oorlegte. 9Bte Sueian* 50
ber banioer backte, erfe^ loir aus bem 27. Kanon ber fiateran-Sonobe 00m 3^^^^
1179; ber ^ßapft begnfigte fi^ nid^t. fiber bie AoUbarer ben gflu^ oer Rir^ aus^*
fpceAen, fonitm er prberte bie CE^riften auf, bie SBaffen gegen fie m erqreifen unb
oei^ieft aUen, bie bem Stufe folgen lofirben, einen gmetiä^r^en Sta^IoB an il^er Suge.
Diefe^nobe, eröffnet am 5., gef^Ioffen am 19. ober 22. URarg 1179 (tttten bei Mansi 66
22. Sb 6. 210) fönte ber C^ften^eit bas ^apfttum in feinem oollen (Slang geigen,
ber SßaM mar umgeben oon 800 Stf^öfen unb mieber in ben fo fd^mergli(^ entbehrten
Sem Koms gefegt. Die loi^gfte Sejtimmung, bie getroffen lourbe, galt ber ^ßopft«
loapf: bog allein oie Aarbinöie als nmqlbere^tigt erfc^inen, oon bem nieberen Klerus
unb ber rdmifd^n fiaienf^aft ni^t me^r bie 9ieoe ift unb bes latferlid^n Seftatigungs« ^
344 «nccmtker HI. SIcciitibcY IV.
rechtes ni^t toeitet gebac^ loirb, ent|tnrQ(^ ben Set^ttniffen : Si inter cardinales de
substituendo summo pontifice non potuerit concordia plena esse et duabns
partibus oonoordantibus tertia pars noluerit conoordare, aut si alium prae-
sumpserit ordinäre, ille Romanus pontifex habeatur, qui a duobus partibus
o fuerit electus et receptus, si a paucioribus aliquis, quam a duabus partibus
fuerit electus, nisi maior concordia intercesserit, nuUatenus assumatur (can. 1).
Die (Silt{g!eit ber SBo^I amtbe alfo oon einet 3n^{t^^Im<ii<nr{ifit ob^ng^ gema(|t
(anbets, ober unin9ali(^ Sangen 6. 540. Sgl. 3<>^^If ^t^ ^ftSKi^Ien k., (B3t*
tingen 1871, S. 63 ff., S. 118, S. 143 ff. unb S. 152 ff.; O. awcenj, ipqjftiDa^I
10 unb jtaifertum, Serlin 1874, 6. 104—112.) Salb na(^bent VIesanbec bie Sakxan^
S^nobe ge[(^Ioffen, n9tigte ^n bie rOntif Ae Slqmblü bie Stobt 3u oerlalfen unb ins
(Exil px ge^en. 9uA bei SWl in ber Sabina bequemte fi^ ni^ jui tlneriennung
äQesanbets, fonbem ftellte, na(^bem CCalixt III. am 29. 9ttg. 1178 formli^ auf ben
Stu^I $etri oeijif^ batte, am 29. 6e{rt. einen neuen (Begenpapft auf . bec m 3nno«
15 cen3 III. nannk, SBoqI gelang es Xlesanber, biefen but^ Sefteil^ung bes tliri^as in
feine (Senmlt 3U bringen , aber in bie SRauent wms ourbe er bis ju feinem ^be
nid^t oieber aufaenommen. (Er ftarb in (Eioila (Eaftellana am 30. Slug. 1181. Selbft
ben Xoten oetfplgte ber ftab ber 9l3met; ab man i|n in bem fiatetan beifel|en oollte,
enqyfing bas SoH ben @<nfg mit SenDfinf(^ungen unb Steinmiirfen.
20 S^Pfftl t (ftttff).
Wcgauber IV., ^apft 1254—1261. — ^etU^a^ 2. »b 6. 1286 ff.; ?offe, Ana-
lecta Vaticana, Snn^bruct 1878 ®. 1 ff.; 8. 120 ff.; ftaltenbrunner, mnd\^ <5tubien, in
ben mt bed Snftitittd für öfterreid^ift^e O^ef^i^töforf^ung, 5. 9b @. 213 ff.; 2)ietamp,
3ttm paf)ftL Urhmbentoefen oon ^Iqconber IV. bid Sodann XXIL, ibid. 4. 8b @. 497 ff.;
25$enifle, ^ie pft^ftlid^en 9iegi{ierbfinbe bed 13. Sabr^unbertd, im «fifi®, 2. 8b @. 16 f.,
€.78 ff.; Disard, Laaerie des registreB pontificaux du XIII« ai^de, $arid 1886; t>. 9f[ugl'
^arttung, Iter Italicom, Stuttg. 1883, fle^e ben index Dominum; Sötoenfelb, $apftbuEen
in b. fgl. 8ibl. ^u Serlin, im 9m 11. 8b ®. 611 ff. ; (Sngelmann, 2)er 7in\pxvid^ ber ^ft^fte
auf (Konfirmation unb ?M>^robation (1077— 1379), 8re«I. 1886, 6. 53 ff.: ogL bie 6.237,14
30 genannten ®er!e Don 8o»er 8. 8b 1770 @. 106; ©reaoroüiu» 5. 8b (3. Äufl.) 6. 291 ff.;
». 9}eumont 2. 8b @. 547 ff.; Reffte 6. 8b @. 11 ff.; Sau, 3). Untergang ber ßo^flaufen,
Hamburg 1856; de Cherrier, Histoire de la lutteaespapes et des emperauFBae lamaisoii
de Souabe 2.u.3.8b (2.9uf(.) farid 1858; fioren|, ^eutfd^e Q^ef^i^te im 13. u. 14. 3§r^.
1. 8b, föien 1863; Sd^irrmac^r, S)ie legten ^o^enfiaufen, Oldttingen 1871.
85 9{ainalb, als Sapft Slesanber IV., ftammte aus bem (Bef^Ie^te ber (Brofen oon
6egni, bem au^ Snnoceiq III. unb ffirraor IX. ange^Srten. Der le^e uxir fein
Ooeim: er erbob i^n 1227 jum Aaibinal'Diafon unb 1231 jum AarbinatSifAof oon
0|tia (^ott^ft 6. 1286). SIIs ftarbinal fAeint fi^ 9{einalb ni(^t ab ausgeftiro^
antiteiferli^ ge||eigt ju ^aben; benn Aaifer 8friebn(^ n. f^reibt in ben Sauren 1233
40 unb 1242 an tfin ate feinen „geliebten" ober „ebnofirbigen (Jfreunb". (Er mirb als ein
freunbli(^, o)09lbeleibter, fiterer, aber etnms be^ränlter $en gefc^ilbeit (Salimbene,
Parmens. chron. 3. 1233, Mon.hist. ad prov. Parm. pert. Parma 1857 6.232;
Matth. Paris, Chron. maior. ed. Luard 5. ^b, fionbon 1880, 6. 472). Sla^ bem Zobe-=
3nno(en3 IV. am 13. Dej. 1524 mürbe er in 9leapel oon ben itarbinSkn jum 9hic^^
45 folger b«sjelben enod^lt ; nun folgte er ganjli^ bec oon feinen Soraftngem eifmefc^Iaae«»
ntn ^olitil. itonrab IV. ^atte auf bem Xotenbette feinen smeiifibrtaen 60^ itonrobtn^
ben Srben bes ^enogtums Sc^nmben, bes jerufalemifd^n unb )icili|^en jtbnigreu^,
bec oormunbf^^oftlic^en Cbbut oer itirqe anoectraut, in ber 9Reinung, bamit feinen un«
oerfbnlfal^en (Stgner, bas ^apfttum, in einen gemaltigen SeMfi^er feines Jlinbes jir
50 manbeln. 9Bie Snuocenj IV. flbemo^m Slesanber IV. bie SSormunbft^ Aber fton*
rabin mit gISnsenben ^^N^^* ^^ 2^- 3<^n- 12^^ oerfjnrai^ er, bie 9teqte besfelben
ni^t bl^ oor {eber Serle^ung ju f(^fi^en, [onbem i^m in 3^^^ f^^ befonberes
SBobboolfen anoebei^n ju laffen. I)oc^ ebeniomenig mie fein Soraanger umr er ge<
mint, biefe Serore^unaen ju ^Iten ; oenn f(^on am 4. gfebr. biefes 3<^^ forberte
55 er bte J^^oSbifilQen flSrooen auf, i^n angeftammten ^erjog Aonrabin ju oerlajfen, unb
M Slfons oon (Eaftilien jujmoenben. 9im 25. Wcci estommuniderte er SRonfreb,
oen Oneim ftonrcd^ins, ber es flbemommen batte, bas ildnigrei(^ Sidlien für fernen
unmfinoigen Keffen gegen alle anbem Sen^rber ju oerteibigen, unb am 9. 9^1 fi^Iog
er mit bem Vbgefdnbten $einri(^s III. oon (Enolanb einen Sertrag ab, in bem er (Q^«
eomunb, einem 6o^e bes jlonigs, bas (Erbe >tonrabins, Sidlien unb Simulien, als
SDcKttttbet IV. 346
popftlic^ &^n übertnig ((Eb. SBinfelmann, bte ^olittl ber ^äpfte unb Aonrabin, in
ber Soli SRondsfi^rift 1870, neue gfolge, Sonb I. $. 5). 9luA in bie angelegen«
^iten bes beulf^n 9lei^ griff Slesonbet IV. oielfa^ ein. 9us im Sommer bes
3ü^ 1254 oon eimelnen ^firften ber $Ian gefa^ lourbe, 9BiI^Im oon ^ollanb,
bem päpftli(^en SAü^ling auf bem beutf(^en Tfftont Ottolar Don SBö^men entg<^en ju 6
Ftellen, oerbot bei ^cif^i am 28. Xug. 1255 in einem 6^reiben ben beutf^en Prft^n,
t^ an ber (Erhebung eines ildntes ju fiebseiten SBiffielms ju beteiligen (9. Suffon,
über einen $Ian an Stelle 9Bi^Ims Don gollanb Ottolar oon S&^men jum r9mi>
\äftn ASni^ }u era)a^Ien. SBien, 1868) unb nac^ bem am 28. 3on. 1256 erfolgten
Xobe ftSntg SBilbelms unterfaote er am 28. 3uli ben Crsbifc^dfen ftonrab oon iloln, lo
C5er^b oon 9Ratn3 unb 3Imo1b oon Sxier ben jungen Äonrabin auf ben S^ron feiner
Säter 5U fe^en : Qualiter Fridericus olim Romanorum Imperator et sui progeni-
tores et posteri erga matrem ecclesiam se gesserint, . . patens est et cogni-
tum toto orbi ... In hoc pravo genere patnim in filios cum sanguine deri-
vata malitia ... Ex quo liquide perpencü potest, . . quid sperandum sit in u
futurum de illis; . . vitanamque ac gesta praedecessorum perveraa ac horri-
bilis et scelesta eorum memoria quicquam bonl de ipsorum posteritate credere
vd sperare non permittit. 3n bem ^ber, ber nun um bie oeutf«^ Adniostrone
anrifd^n Xlfons X. oon (Eapien, einem (Enlel V^Iin» oon S^nmben, uno bem
(Srofen W^h oon QEormoallis . bem Sruber ^einrid^s III. oon (Englanb, ausbra^, so
trat ber ^MK, oon beiben um bie ftrbnung gebeten , auf bie Seite bes lederen ; in
einem S^tben oom 80. 9lpril 1259 [teilte er i^ ni^ blog bas entf(^iebene (Ein*
treten feiner Seaattn m Deirtf^lanb ffir feine Aanbibatur . fonbem au^ bie laiferli^
ffifirbe in Susj^At (9. Suffon, Die 3)ofKpeIn)a^I bes tmcts 1257, SRAnfter 1866,
S. 39 ff . ; $. SqrOer, De studiis Anglicis in Regne Sidliae et Alemanniae adt* as
piBcendo etc», Sonn. Differt. 1867; (f. oon ber 9b)ip, (&^iMof SBemer oon 9Ratn3,
(Sbttingen 1872 S. 16). SBas ben ^ßapft jur ^arteina^e für 9{i^b Bemog, mar
bas (Belb bes englifi&en ildnigs, bas er in feinem Aantpf geoen 9Ranfreb niät tnt'
m tonnte. 3m mouft 1258 ^atte fi^ biefer auf ein oieliet^ oon i^ felbp aus*
engies SeriUU, meU^ feinen Steffen ftonrabin tot fagte, in ^ermo ^um Adnig lo
[iens trdnen laffen. Salb mürbe er in SRittel* unb Ober * Stalten als Das ^cauft
ber Gbibellinen anerlanni 9laäbem eine oon feiten ber Aurie oerfud^te Susfd^nung
mit Wanfreb fi^ aerfc^Iagen, unb bie blutige S^Ia(^t bei 9Rontaperto (A. Sqrt. 1260)
bas SoOmerl bes (5ueifentums, 31^>^n3» 3um Xreuf^ur gegen ben K9nig Siciliens
oenotiot ^otte, oe^note Xlesanber IV. am 18. 9loo. 1260 Aber ade, bie SRanfreb mit u
not ober TJfcAj Sffentli^ ober insge^im unterftfl^en, bie (EsfommunUation, unb beleote
Siena unb Swenj. fomie alle andren Stfiote, Aaftelle, unb Orte unter SRanfrebs
^errMoft mit bem Snterbift. Das mar bie Z^ot eines O^nmSc^tigen , ber oergebli^
Me Kdnige oon (Enalanb unb 9lonoegen ju einem ftreujsug ge^n ben ^o^nftaufen
aufgeforbert, umfonft jur gfortfli^ng bes ftrieges ben je^nten Zeil bes Sintommens 4o
oon bem fronjofifc^n Alerus oerlangt ^tte. (Einen ffir ben ^opft glfldH^eren Sbis*
gang no^m ber Aantfrf gegen ben Si^iegerfo^ SMebrii^ n., C^ettno ba Slomano,
ben mit ja^Hofen SeroreAen befledten gfi^er ber (g^ibellinen !Rorb«3tc^Ii^^- Diefer,
oon 3nnocen} IV. unb Suexanber IV. gebannt, oon einem pSpftli^n Areuj^er oer*
geblic^ beiimpft, erlag enbli^ 1259 berSRaAt oerbfinbeter gfürften unb StBbte (Sl.Jlor* 46
tfim: (Befc^iAtlii^e gforf(^ungen auf bem (Beoiete bes SHtertums , 9RitteIaIters unb ber
Keuseit, ^eibeOerg 1863. S. 278 ff.: (E^elino ba 9lomano). toä) in 9tom felbft ae*
loann bie ^[kirtei uRanfrebs immer me^r lunfe^en. Seit 1252 unb bann mieber feit
1257 ftonb als Senator an ber Spi^e ber rSmif^en ftommune ber Sol^nefe Sran*
oileone begli 3InbaI5 , ein SDlann oon Zaient unb Araft , oorbem ein Parteigänger so
Sriebri^ IL SRit i^ ^e SRanfreb fd^on oor Slnna^me bes fidlifd^n ftdnigstitels
ein Sfinbnis jur Stiebenoerfuna ber (gue^en gefAIoffen; infolgebeffen oer^ngte ber
^[tapft Aber ben rSmif^en aRagiftrat ben Sann, ^r in Kom oerfagte bie Araft bes
Sonnes. 3mx !am es, als Srancaleone im X 1258 ftarb, na^ oem furjen 9{egi«
mente Cafteüanos begli Snbalö jur 9Ba^I guelftj^er Senatoren; allein fürs oor feinem ss
Zobe muj^ SHesanber es erleben, bag ein Zeil ber 9{5mer feinen oer^§ten Coegner
SRanfreb jum Senator mahlte (1261). 9Bie furchtbar 3talien unter bem, alle fittti^en
Ser|i&ttniffe aufidfenben Aampf bes ^apHtums gegen bie ^o^enftaufen litt, bemeift bas
9tiftarden ber (Üflaaetlanten, oie i^er Sersmeiffung unb Sugftimmung au^ in Kom
1260 burd^ ^(^ffionen, ^ebigten unb (Seigelungen ^usbrud gaben. 3n fernen leisten eo
846 «Iccuttber IV. tUccuttkcr V.
3ü^n betrieb Snex. eifrig einen Äreugug gegen bie Üortaren. Kn Äonjll ju »iterbo
follie am 6. 3uU 1261 jufammentreten, um übet bk IRfiftungen Sefc^IiM hi foffen;
ober beotnr bosfdbe feinen Slnfong no^m , ftarb Slezonber IV. am 25. mal 1261 p
SiteAo. W. 3Mffe( t i^and).
6 SIestllber V., ? a pf 1 1409—1410. — Vita Alex. V. bei Muratori, Rerum Italic, acrip-
tores, 3. »b 2. fibt. 1734 8. 842; ^ietri<t t)on 92ie^eim, De schismate m, 51 ff. 6. 319
ber ttu^abe oon ({der, ßeip^. 1890; Platina, De vitis pontificum Romanor., ftoln 1600,
@. 282|. ; GiaooniuB, Vitae et ras gestae pontif. Boman. rec. ab A. Oldoino, 2. fßb, 9iom
1677, @. 773: Magxov 'Pn'tegtj 'loioQixai Msihai, 6 "ElXfjv fjdjrai AXe^ardgo^ E, 9[t^en
10 1881; CreigtnoDy A history of the papacy duiing the period of the reforraation, 1 ^b,
Conbon 1852, S.225f.; $öfbr, (öeft^Ufttc bcr<pftpftc feit bcm^uSgong bc« Vt% l.öb, JJrci*
btirgi886, 6. 146 ff. Sgl. bie 6. 237,1 4 genannten 3Bcrfc Don ©aldft 6. 332, ©ower 9. «b.
1772 ©. 80, ®regorotjiu« 6. »b @. 592 (2. ^lufl.), tt. Sleumont 2. ©b ©. 1143, $cfelc
6. fib 6. 1033; aucj^ bie fiitteratur über bie @^nobe uon $ifa.
15 $eter Sbilorgt , ein oemniiftet ftnobe aus ftreta, toorb Don mitleibigen SRinoriten
in ihrem Aloiter aufmoaen. 3n ben Orben feiner äBoUi^ter eingetreten, moAk er
}tt feiner SusmQmng Stei^n bun^ Stalien, QEnglonb unb gftanlrei(^ unb fanb in ^axis
ab tr^i^er fie^ unb begabter 9{ebner rfl^mli^e Xnerfennuno. Spater finben »ir
&i, einem Rufe bes j^er^ogs 3<>^ann C5aIea»o Sisconti foTgenb, in angefebener
20 6teHung am moilonbifi^en ^ofe. Son einer KrqliAen Sßfirbe bun^ bie (Bunft {enes
gfirften raf^ iwc anbem forteilenb, oarb er 1402 (Ersbif^of oon SDlailonb. 3nnocen] VII.
eü^b i^n jum ftorbina^nresb^ter. (Er ge^rte su ben Aarbinälen, bie im 3- 1^08
oon ffireaor XII. abfielen, um bie Seil^ng it» 6(^ismas ju enmingen. Vh Se«
ooIImSAttgter ber Aarbinile ^at er i^n im ^erbft 1408 oor bie |5ifaner SQUobe ge<
25 loben. 9la^ ber Slbfefaung (Sregors XII. unb Senebifts XIII. n)urbe er om 26. 3uni
1409 auf Setreiben oes jtobinab 9alba[far (Eojbi einmütig oon ben Aarbinolen als
Xlezanber V. geioip unb am 7. 3iili geIrSnt SBobl botte auä) er, loie alle auf bem
ftonjil omoefenben itarbinole, eine Ununbe bes Sn^alts unterjeii^net, oenn einer
oon ibnen jum ^oM zmSSß sterbe, |o loolle biefer bas gegemofirtige Aonjil fortfe^en
90 unb, foioeit es an {9m liege, beffen Kuflöfung nvSft e^ geftatten, als bis Die not«
oeiMge, oerftinbige unb genfigenbe Keformdion ber ftirqle an ^aupt unb (Bliebem
bunbaeffi^ n)äre. SIber na^bem er bie papftli(^e SBfirbe erlangt ^tte, entliejj er am
27. 3uli 1409 bie itongilsooter naif ^aufe, bamit fie in i^n Z)i9ce|en Sorberatunaen
fiber bie einer 9{eform bebfirfHgen ^untte oeranftalteten. X>mä) bie Slbfe^ung ber
85 beiben $äpfte unb bie SBa^I SIesanbers V. u)urbe bas Schisma niAt beenbtgt; benn
Senebitt XIII. nmrbe mi) toie oor in Spanien, Portugal unb SAottlanb, (greaor XII.
oon 9leapel, Ungarn, bem rSmif^n ildnig 9{upre^t unb einigen beutfc^n grüßten an<
erlannt, n>^renb [i^ ber gröbere !£eil DeutfAIanbs fomie gftanlrei^ unb (Engtanb ffir
SOesanber V. erllarten. ^uA ftanben auf feiten bes 00m Rot^H geoKt^Iten Ober«
40 bitten bie SortSmpfer ber 9{eform : ein 309Ann C5erfon l^of). SAioob, Z^^annts (Ser*
foK, äBflrsburg 1859, 6. 250) unb ein $eter oon ^illt (|. b. t. 6. 277, 50) ; auc^
Dietri^ oon 9liebeim fanb fi^ alsbalb an feinem $ofe ein (f. S. Sauerlanb, !Das
e^n bes DietriA oon 9lie^im, (gbttingen 1875. 6. 48 unb (Erler, t>. 0. 9L, £p3.
1887 €. 1881). Wttyc als bie IReform na^m filesanber bie (Eroberung bes Rir^nftoots in
45 SnfpruA : 9tom unb Umbrien loaren in ber (SeuKilt bes ftonigs fiabislous oon 9leaoeI,
bes SefAiU^ (Sregors XII. Um feinen SBiberftanb in breoen, fpnul^ Sllesanber ben
Sann floer i^n aus, erfUrte i^n feiner itrone ffir oerlujtig. fibertrug biefelbe fiubmig II.
oon fliriou unb fanbte ein oon legerem unb bem Aaroinal (Eoffa befehligtes ^eer
gegen ^m. £)bn)obl biefer 3110 mtftgifidte, gelana es in ben legten Ziagen bes 3)e«
60 aember 1409 ben Kn^ongem Suesanom in ^om bie Ober^nb ju gewinnen. Diejer
[ebo^ na^ leinen 6il| nic^t in 9{om, fonbem in Sologna. äBo^reno ber furjen 3eit
[eines ^ontiftiats nnir er etn Spielball in ben ^Snben feiner frfi^n £)rbensMloer,
Der SRinoriten, unb bes i^n t^rannifierenben Salbaffor (Eoffa. (Erftere enoirlten fi^ oon
i^ eine Suue 00m 12. Oitober 1409, in n>el^er bie 3um S^ioben ber Seelforge
55 o^fne^in alhu ausgebe^nten 9le(^te ber Settelorben auf ben Sei^^tu^I nic^ nur be«
ftitfot, fonbem in einem 3Rafte enoeitert tourben, bog bie 3:^atigteit bes ^anamts
odn% kqm gelegt toarb. Diefe SuIIe bro^e SHexanber V. um fein ganjes Hnfe^n
in gfronireic^ 3U bringen. Die UnioerfitSt $aris fagte ben Sef^lug, bie Settelorben,
falls [ie ni^t auf bas i^en erieilte ^rioileg oerjiqteten, oon ben £e^rftfl^Ien unb ben
Wcgmibet V. • SIcKtttkcr VI« 347
ftofijeln ous3ttf(^Itegen, unb forbeite — (Serfon on ber Spi^e — bte 3uiüdno^t bec
pjMilifben Slnotbirnng. Ws bie 9ta^^ oon biefem entfAieoenen Soige^ ber ^orifer
Umoetfittt na^ 9lom gelangte, lebte Sleionber nid^ meqr. St iDor am 8. SRai lilO
in Sologna geftorben. QEin attes, loeitoerbrettetes, ober allec SBo^rfil^inlti^t no^
gninblofes ®ecfiAt befc^ulbigt Solbaifar bet (Ermotbung SHezonbets. Die mobente 6
romiMe (Bef^ic^^ibung fiel^ in Suesonber V. nur einen Segenpapft, ber bem re^*
mäßigen ^ßiam (öregor xn. oon bem iUegitimen iUm;U oon $ifa gcgenfibergeftellt
tonrbe (f. ^ftor S. 147 «nm. 2). «. 3»e<pffer t («a««).
tnqrnnbrr VI, $apft 1492—1503. — »uUen im Biülarinm Rom., 5. $ßb, 3:urin
1860, (5. 353 ff.; i^öiDettfelb, ^^puQen tn ber f.^ibliot^t f^u^xlin,W!i ii. »b. 6. 615ff.; lo
PUtüia, De vitiB pontific. Bömaiior.,|löln 1600, @. 355 ; Ciaconiiis, Vitae et res gestoe Bommor.
pontific. Boman., 3. ^b, ^om 1677, ®. 147; Joh. Borchardi Argent. dmrittm, ^craud«
geoeb. uon Xffua^nt, 2 9be farid 1883 f. vgl. SOS 7. Sb 1893 @. 387 unb & »b
1894 6. 187; 6t. Snfeffuta, Diario della cittH di Booia, ^raudgegeb. Don Xommaßni
in ben Fonti per la storia dltalia, 5. SBb, 9lom 1890 ; Gervi, Borgia oasia Alessandro VI 16
Papa e saoi contemporaDei, Xurin 1858; t). 9lan!e, ^ie römif^en $(lp|le in ben testen
üicr 3Q^T^nbertcn, 1. ©b 6. «ufl., ßeipj. 1874, @. .^2; bcrfelbc, ©efc^ld^te ber tomanifc^en
unb germonifc^ Si^Ifer, 2. Ün^., Seipjig 1874, 6. 22; ftaifer, ^tt biel))er(eumbete
9lle|anber VL, «camSb. 1877; !Rcmec, ^apft «leyanber VI., Älagenfuft 1879; C^Iement,
Lea Borgia, hiat au ipope Alexandre VI., %ox\% 1882; Leonetti, Papa AleaaaDdro VI., 20
3 9be, Sologna 1880; Petrucelli della Gattiiia, Hiatoire diplom. dea awdayea, l.eb,$ari«
1864, e.341; ^gen, S)ie ^opfhoa^len oon 1484 il1492. Briden 1885; bie @. 237, u ge«
nannten fBerfe oon ®aI4 @. 366, Oouier 9. f&b 1772 @. 350, (Bregorooiud 7. 8b 3. ^ufL
1880 ®. 299, 0. Sieumont 3. 8b @. 199, ^efele 8. 8b oon ^ergenröt^er 1887 @. 300,
9}o(rba4er 23. 8b oon JhiöpfleT 1883 S. 262 ff.; $aftor, ®ef4. ber $fipfte feit bem 9ud» 26
gang be« VtfH 3.8b, greib. 1895 @. 271 ff. ; ^eibenl^eimer, ^ic Äomfp. bed ®ultan« 8ajajet^II.
mit «lejanber VI. 8Ä« 1882 @.511; 6i^neibcT, SDie ürc^I. u. polit.WiTMomfeit be^Segaten
tKaimunb ^eraubi, ^aUe 1882 ; Gottlob, ^er l^egat 9?aimunb Veraubi, ßtflor. Sa^rb.. 6. 8b
®. 456 ff. : Aknai, Cesare Boigia, Smola 1878 ; ^agen, We^anbe r VI., Gftfat 8otgia u. bie
drmorbung bei» ^mogd oon 8ifeIIi Rl^ 1886 8. 31 3 ff.; fihregoroDiud, Sucregia Borgia, ao
2 8be, a ILufL., Stuttg. 1875.
3u ben Steffen (Ealizta III. ge^rte Slobri^o fiat»oI^ geboten l 3. 1430 ober
1431 3u 3Catioa oei Valencia. (Er mürbe oon Jetnem O^tm aboptiert unb babur^ in
bie Samilie Soraia aufgenommen unb mit Sfrflnben unb SBflrben flber||äirft: 1465
mürbe er opoftoIi|qer Slotar, 1456 Aarbinolbidon, 1457 Sijelanjler ber r5mif<9en Iturie, 86
fiberbies erpielt er nai) unb na^ bie Sistümer Solenda, $orto unb CEartogena unb
eine gai^ 9lei^ oon Senefi^ien befonbers in Sponien unb 3talien. Seine Qinifltrfte
moren gerobeju fflrftliA : baa SImt bea äJicdanjIers [oII fSbrlii^ unaefal^ 8000 (Bolb<
gulben, bas SBiatum Valencia 16000 !DuIaten einaetragen Qoben. &tne SteKuna be<
nii^e 9lobrigo, um unermeßlich 9lei(^tümer m [ammeln unb biefe bann im Dtenfte^o
einer uner|Stau^n ^runlfuAt [omie einer jfigeuofen Sinnli^Ieit m oenoenben. Cinen
(ünbM in bos ^rioatleben biefes jtorbinals giebt ein (Bleiben ^ms' II. 00m 11. 3uni
1460, ber il^ unter anberem oonoirft, ju Siena an einem gfeft teilgenommen tu ^aben,
mtVfye» rä^u gu betreiben bie 6^am oerbiete, unb i^n aufa |<9&rffte tabelt, meil er
noA ni^ tramte, aU na^ jeglid^er 9lrt oon SBoHuft. SRinbeftens fieben, möglich» 46
meife neun Rinber ((gregorootua . fiucrejia Sorgia, 1. Sb 6. 19 unb 6. 127)
iDoren bem ilarbinal geboren morben, oon benen er oier, bie ibm feine Sfaooritin,
Sonoaa (Eatanei, ge^tdt: ^mn, CEäfdr, 3ofi^^ unb £ucre|ia, mtt befonberer fiide
umfai^ 9ta4 bem xobe Snnocens VIII. lam am ll.^uguft 1492 5tarbinal Stobrigo,
mie ein 3^^^no|Te mit IRec^t Jagt. ,,bur$ Simonie unb taujenb Sfibereien urib SBer« go
ru^t^n'' {um 3ie( feiner äBilnt^e. (£r beftieg als SHezanber VI. ben 6tu^I ^M.
SDeianber nntr ein ÜJlann oon "
Meinung, oon ebenfo grober
Sordige feiner Statur muroei
^^qift lebte er nfa^ anbera mie aU Aorbina!. Diefe X^ta^^e fte^ feft, menn aud^66
oielea ettoelne, nma bie ^^itaenoffen glaubten unb be^upteten. befonbers bie Slut«
Mbanbe mit fiuaegia Sorgm, jiA als Serleumbung ermeift. Sergeoli^ manbten fi&
Portugal unb Spanien, oergeblic^ ber ^rop^et oon Slorenj, Saoonarola, an ben ^ßopft
mit Sorftellungen unb Sitten, feinen $of oon (Srunb aus gu reformieren. (Erftere be«
ni^e man mit Serfpre^ungen, festerem fu^te man, ala er ganj 3talien g^en bosüo
M8 Wccattber VI.
^apfthtnt oufrief, burd^ ben Sann am 12. 3Rax 1497 ben 9Runb m [(^liegen. (6. b.
9. Sooonarola). Keben ber Sefriebtoung fetner Jinnlt(^en fieibenfq^ loar Sllexanbers
^ö(^|te6 Streben, bie glanjoolle Verheiratung fetner 5tinber unb bie Slusftaitung ber*
felben mit (Jfürftentfimem ; bo^ gelangte er ni^t jum 3iü. gut feinen äueften So^n
6 $ebro Suis enoarb er [Aon als ftarbinal bas fixinif^e ^erjogtum (Skmbia. Sod^ ber
^erjog jtorb in {ungen tjai^ren. Sein (Erbe nmrbe 3uan Sorgia. SUexanber belehnte i^n
1497 mtt bem ^erjogtum Seneoent famt Xenadna unb $reticoroo. 9ber loenige Xage
fpäter, am 14. 3uni. toarb er meu(^Iings ermorbet: es ift niemals aufgellSrt morben,
mer ber Urheber ber llnt^at loar. Der $apft tourbe bur^ biefenSd^Iaa tief erf(^fittert:
10 es {am ein 3Roment ber 9{eue über ibn : er plante eine Sieform ber Kurte ; ^Ibft ber
(Sebanle, jurfidtjutreten, ging i^ bur^ ben Aopf : j^Iiegli^ blieb bod^ alles betm alten.
Die Sorge ffir eine gISnsenbe Verheiratung fiucrejtas umr lange bo: Sltmelpunft ber
SoKtü SIezanbers. 3u^<ft mmU bie Vermahlung mit einem (5Iieb ber gamilie
Sforja betrieben, fiobooico ber SRo^r, ber (gouoemeur aOtailanbs, motlte fid^ biefe
15 Stabt, bie er ffir feinen Steffen (Siangaleajjo oenoaltete, aneignen, nmrbe baran aber
bur(^ ben (SrogiHiter ber (Sema^Iin besfelben, JlBnig (Jferrante oon Sleapel, oer^inbert
Um biefen ju oerberben, arbeitete fiobooico an ber Silbung einer £iga, m ber er ben
^apft baburd^ ^erbeijujie^n ftrebte. bajj er eine Beirat feines VenDonbten, 3<>^n
Sforja Don ^eforo, mit fiucrejia tn msfi^ ftellte. SIm 25. Slpril 1493 !om jene
90 fiiga jtoifd^n fiobooico, bem $apft, Venebig, Siena, gferrara unb 3Dlantua ju ftanbe,
unb balb barauf feierte mit bem grSgten ^omp bie Xo^er bes ^aoftes in ben (5e<
mäc^em bes Vattlan i^e VermSQlung mit ^o^. Sforja. Doc^ f^Iieglic^ gelang es
bem ranleoollen {$enante oon KecmeC too^I hmif Vermittlung Spaniens — bem ber
$apft bomals (4. SRai 1493) alle eben entbedten ober bereinft m entbeftnben,
25 100 SReilen u)eftli(^ oom (Tap Verbe unb ben Sboren gelegenen fiSnBerlompIese ]u*
([exoiefen ^e — Stiesanber VI. oon ber £iga abjußfen uitb i^n, burd^ bie Vermag«
ung einer natfirliAen Xo^er feines Sohnes Slfonfo mit ^üh€, bem oierten So^ne
Sleacanbtt», auf feine Seite ju sie^n (31. o. Keumont, 3ur (5ef(^id^te genantes
oon 9leapel in Aß, 3a^gang 1873 S. 324 ff.). Do^ bra^ bie VeAinbuna
10 mit bem $aufe llragon oon 9teapel, an ber älesanber VI. aud^ na^ bem Xoo
»nantes ((Enbe 3^". 1494) feft^ielt, i^n balb in eine f(^tDierige Sage. £obooico ber
to^, oom Siapfte oerlaffen, rief in (Semeinf^ mit einigen ftarbinSIen, Aarl VIII.
oon 9ran{rei(9 na^ Stalten, bie Slrone Neapels fi(^ aufs $aupt ju Men unb ben
Rmoniftif^n ^apjt oor ein Aonjil ju ftellen. 3m $erbft 1494 rüdte oer ftbnig oon
» gfranfrei^ in Italien ein. SHexanber VI. mu^e enoarten, bag Aarl auf bie Stimme
feiner (Begner im Aarbinalslollegium ^5ren unb i^m als Simoniften ben ^rojeg moc^n
n)erbe. Sloer oergebliA oerfud^te er ben 9Raif A ber grran|ofen gegen IRom au^u^alten ;
an 9Bei^na^ten entfqbg er fi(^, i^nen bie Stabt ju ö^en: am 31. Desember ^ielt
Aarl einen gISnjenben CEinsug in 9lom. 3Im 15. S^nuar 1495 f(^Io6 er ein 9b«
40 lommen mit oem Zapfte, iuxä) bas biefer ben Dur(^3Ug feiner Srmeegegen Sleopel
oeftottete unb bie abgefauenen Aarbinfile amneftierte. Dabur^ rettete Slexanber ferne
Stellung : am 19. 3anuar tü^e Aarl im ftonfi[torium ber AarbinSIe, als 3^i<^^n f^^^^
Obebienj, bem $apft $anb unb (Jfug unb fe^e bann feinen Siegesjug in ben Silben
fort: am 12. 9Rai bnnte er fid^ — Süfonfo II., ber SlacMolger genantes, nntr ju
45 Sd^tff geHoben — in 9leapel feierli^ 5um itonig frönen laffen. Do(^ er follte balb
bereuen, baß er SHezanber VI. in feiner 3Slaä)i belaffen ^tte; benn ju oen 9RaAten, bie
am 31. SRte 1495 ju Venebig ben getoaltigen SBaffenbunb gegen i^n abf^Ioffen,
ber ibn jum üffi^uge nötigte unb bem $aufe 3Iraaon bie aBiebergemmnung bes neopoli»
tanif^n ftönigstqrones ermogli(^te, gehörte au(^ Der $apft (C. deCherrier, Histoire
50 de Charles VIII, 2. t., Paris 1868). pr feine bem ^aufe SIragon geleffteten
Dienfte oerlangte SUesanber ni(^ts geringeres oon bem bamaltgen Veberrf^er 9le^ls,
geberigo, als bie $anb ber neapolhantf^en Aöniasto^er Ctolotta ffir feinen So^n
(E&far Vorgia. Diefen ^e ber Vater glei(^ nai) feiner (Erhebung auf ben pSpftli^n
Stu^l ^um (ErsbifAof oon Valencia gema(^t (31.3Iug. 1492) unb $m barauf 20. Sqrt.
56 1493 bie Aarbinalsmfirbe oerlie^en. Do(| ber oon maglofer $errfd^fuAt befeelte (Cfi(ar
mfinf(^te feinen ^urpur gegen ein (Jffirftentum ju oertau|(^en. Um M bie|em 3tel
JU nS^em, bef^loffen Vater unb So^n fiucrejia oon i^rem (Satten Z^f). oforja 5u
trennen unb fie mit einem neopolitanif^en ^rinjen, einem une^elid^n Sobn 9Il^ns II.,
JU oermi^len. Sfoi^a loiberftanb anfangs, gab bann aber, um ]iq oor 9la(^ftenungen
•0 JU fid^m, feine Stinoilligung jur Sd^eibung (1497). Salb barauf (1498) reid^ite
Wccatibcr VI. VUfawhtt YH. 34«
fiuaejia bem 5um ^erjoa oon Sifeglia ernannten ^agonefen bie $anb. Ws ober
bet iönig oon IReopel auf bie gforberung WSAoxs nxift einging, benxtib fiA biefer. naA«
bem er am 17. Suguft 1498 ben ^ui^ut aogelegt ^tte, um bie fran59fif(^e ^rtnjefftn
Cborbtte b'ffibret, 6An>efter bes Aöntgs oon 9caoarra. 3m SRai 1499 oermä^Ite et
f{4 mit betfelben. naqbem er oom franjöfifAen jlönig fiubtoig XII. — ftarl VIII. 5
mar am 12. ^ifinl 1498 geftorben — ben Xttel eines ^erjogs oon Salence empfangen
^atte. 3um £obn edielt iiubmig XII. 00m $apft bie (Erlaubnis }ur 6(^eibung oon
feiner ®attin. 9hin b^ann (ESJor ji^ eine gerrf^oft 3U grflnben burd^ SBaffengemalt,
Dol^. (5ift unb mit $dfe bes ytdntgs oon gtanfrei^ unb [eines Saters, ber 1499 ben
!l>9na|ten oer Slomagno unb ber SRarfen i^e pSpftlu^en fie^n entjog, um fie feinem 10
6o^n 3U fibergeben. Die (Selbmittel }ur Jlriqssfu^ng gegen bie IßroRribierten ge«
mannen Sater unb 6o^n bur^ Simonie, aus ben ^Ia§ge&ern, bie bos oubeljal^ oon
1500 ber popftli^en S^afelammer eintrug, unb aus m oon SHexanber VI eingefor«
berten 3:firlen|teuer. Soi^oem (Efifar bie ^rften ber SRomagna entmeber oerjagt ober
gefangen gefegt ober i^nen burd^ Dol^ unb Sift ben 2:0b bereitet l^tte, erbob i^ 10
Wesonber 1501 }um Sierjog ber 9{omaana. Die grSgte ^rooinj bes ftirqenftaids
f^ien jum erbli^n Sef^ ber Samilie Sforgia merben 3U foUen. 9lo4 meiter ffl^
bet Stur] bes Kaufes wagon in SleopeL Den ^g CQifars gc^en bie Si^onefen
«fu^ amSIbenb bes 15.3uii 1500 ber (Bema^I ber fiucrejia, ber ^erjog oonSifeglia.
Sceu^mSrber, bie n>a^rfAeinliä oon feinem SApager gebungen maren, oenounbeten i^ 20
fi^oer. SBo^I genas er mteber, aber nur um auf »ef^I oSfars im Sett enourot ju merben
(18. 9lua. 1500). 3um aRitf(^ulbigen an biefer X^ ma^te fi^ ber ^ft, inoem er bem
oenetianifd^n ^fanbten gegenfioer bas Sd^idfat feines S^miegerfo^es als ein too^«
oed>ientes bejei^nete unb Cafar entfd^ulbigte. 3m Sommer oes nS^ften ^dfycts trat
SOexanber VI. bem Sunb fiubnrigis XII. oon gtanlreic^ unb Sr^rbinanbs bes >tat^oIif(^n 25
oon Spanien bei, ber ben ausgefpScod^enen 3n>^ ^otit, o^s ilönigrei^ Sleopel jmifd^en ben
beiben genannten 3Ronanben ju teilen. Q^ bim in ber Xbat ju iet Vertreibung bes faules
Xragon. Dabur^ fa^ fi^ SQexanber in bie Sage oerfe^, bie ®fiter ber mit ben Sbagonefen
Dobfinbeten gfamiiie (Eobnna ju fonfisjieren unb an ^lieber feines Kaufes 3u oergeben.
Do(^ erft bie 3^^^ 1^0^ unb 1503 oejeid^nen ben gö^unlt bes Slutregiments ber ao
Sorgio. 3m Sommer 1502 m^m (E&farllroino unb<l^menno ein. SQs fi^ tm^erbtte
bie Drfini, bie bisberigen Seroflnbeten SHesanbers, miber bie ibnen oedagte Somiiie
ber (Eolonna mit einer älnjabl Heiner Stäbtetqrannen, bie meiftens frflper im geere
Sifors gebient fyxütn, geaen l^n oerbfinbeten, biente au^ bies nur 3ur (Säfi^um feiner
SRo^ : benn er mukte ftc^ bdc gffl^er ber ®q|ner ju bemo^tigen : im (EitioerftSnbnis 35
mit Jeinem Soter lieg er fie enoflrgen. Slu^ bie 9ta^ri^t bes gelungenen 9Rorb<
anf&mges lieg SUeacanber oen Aarbinal Orfini in ^ojt nehmen, iteine Sitte bet
ftorbinfik unb ber Senoanbten bes Gefangenen fonnte iJ^n retten. Der Jlarbinal ]iasb
am 22. S^bruar 1503 im (Befängnis, ioa^(^inIi(^ an (5ift, bas i^ bie Soiraias
rei^n He^n. S^on ba(^te Slleianber baran, ffiir feinen So^n 00m Aaifer $ifa, 40
Siena unb fiucca }u enoerben, i^m ben Xitel emes ildnigs ber 9loniagna unb ber
SRarlen ju oerlei^n, fc^on |a^ er im (Seift feinen So^n au^ als Se^errf^er oon
^ren), als ber Xob biefen planen ein 3i(I f^^t^- Sllexanber VI. erlag am 18. Sluguft
1503 einem Unfall ber aRalaria. Sein Xoo führte unmittelbar }um ßufammenf&r}
ber ^errfd^ feines Sohnes. SBeffen man ben ^opft für fo^ig ^ielt, sei^ bie alsbalb 45
erj&blte unb lange geglaubte (ßefc^i^te. er ^abe beabfiqti^, ben reiqen ftorbinal ^brian,
um oeffen Güter feinem So^n sumeifen ^u fonnen, bet einem (SaRma^I ^u oo^iften,
bod^ bobe ber Jlarbinal ben popftlid^n Afi^enmeifter erlaitft, ber oas (5ift in (Sdtalt
oon Konfeft bem $apft oorfe^te, an ben grolgen ber Vergiftung fei er geftoAen.
Diejen mebrigften aller mit ber p&pftlii^n Xiara Gef^mildten 9at man no<^ in neuerer oo
3eit ni^ blog oIs ben Sortampfer ber italienif^en Slationalfrei^eit gefeiert, ber aus
®runb|a| unb nid^t aus fiiebe ju feinen Ainbiem ben Aird^enftoat tn ein meltliAes
gfirftentum umjunmnbeln beftrebt gemefen fei (Petrucelli della Oattina, I p. 363^.)»
fonbem aud^ als einen mo^en Slac^folger S^njti aepriefen (Ollivier, Le Pape
Alexandre VI. et les Borgia, Paris 1870). SIber felbft bie CivUta GattoUca (in 55
einem Slrtilel 00m 15. äR&rj 1873) ^at im (Segenfa^ ju biefer Ser^errlid^ung bie
Senoorfen^it biefes ^apftes jugeftonben. 9i. S^Pii^l t (f^if).
HkKtltber VII., ^apft, 1655— 1667. — öuUcn Im Bullarium Rom. 16. u. 17. »b,
XurUi 1869; Giaoomus, Yitae et res gestae Pontif. Boman. rec. ab Aug. Oldoino 4. Ü^b,
%0 «esattber VII.
»tom 1677, @. 707; Sforza Pallavidni, Vita di Alessandro VII., $rato 1889; l<. Don
9ianle, ^e rötnif^en $&pfte in ben legten üier ga^r^unberten, 8. S3b 6. 9Cuf(. , iidp^ 1874,
@. 3Sff.; S9rof4, Ükfc^ic^tc beö mv^en^atö, 1. iBb, Q^ot^a 1880, @ 4'24fF.; bie €. 237, 14
genannten ^erle t>on S&aidi 8. 424, $dotocv 10. I^b 2. 9[bt. 1780 ®. 67, o. 9ieumont .S. 8b
5 2. 9Cbt. 1870 8. 629 ff.; Petrucelli della QattJna, Histoire diplom. des Ckmclaves, 3. 8b,
$oridl865, 8.145; D.SVeumont, ^bio C^^ioi (^opft 9ne£anber VII.) in Xeutfc^Ianb, fiad^tn
1885; Gerin, L'ambassade de Creqny a Korne et le trait^ de Pise 1662—1664, in b.
Rervue des questions Iiistor. 28.8b 8. 79; berf., La rflation de la conr de Rom (1660),
ibid. 27. 8b 8. 570; Gazier, Las dernieres ann^ du Cardinal de Betz, ^fktxki 1875;
10 0hantelau2e, Le Cardinal de Betz, 8ari9 1879.
Sobio C^tai, ^e M wi^rtnl ber ßeit, ba er in ildln (1639—51) bie etennng
eines Shintins belleibete, oen Kuf [000^1 eines rec^tf(^affenen SRannes . oie eine» ge«
En Sertreteis ber fturie enoorben. Ws Shintius lam es i^m jm, Jt^ an ben Sier«
ingen, bie sunt n)eftfalif(^n gfrieben fü^en, ju beteiligen. ^ebiN9 ^ erflSrte, an
ungen mit Ae^em Unne er ni^ teilnehmen. „Cr wme fernen Consensam in
nfa^ts, fonbem feberjeit feinen Dissensum bejeugen unb ecclesiae catholicae Tirgini-
tatem et jus inte|nniin lonferoieren." Diefem Stanbpunit oemäg liejh er m(fy ber
Untenefa^nung ber iJertrftge einen ^coteft geaen bie beiben Snebensfc^üffe orni SRAnjaier
unb Osnabrfla ausge^n. Srft herauf erf^fen bann jene dulle 3nnocen3 X., loel
20 allen, ben $rote[tonten in ben Sertragen gemalten 3ugefßnbniffen bie oom $0;,,.
ßangema^ Se{tötigung oerfagte (JBi Hoi), (Sef^iAte bes beutf(^en Keidjfs unter
Steuerung %erbinanbs III. , 2. Sb, 9Bien 1866, 6. 195 u. 526). Snnocein X.
aCEbtgi nm feiner 9lfi(f(e^r aus DeuMlanb jum ftarbinal erhoben unb i^ f^ne|«
mit ber fiettuna ber Staatsgefd^e betraut. 3^m ift bie $au|ytf(^ulb beijume^n,
35 ba| bie fflnf aus oem Sluguftinus bes S^nfenius ausgqogenen unb bem r9mif(9en
6nibl Don ben geinben ^ortro^als jur $rfifung t)orae%ten 6&^ 9on 3nndctn} X.,
ber pier nur bem jelotifc^n Drfinaen feines Staatsfebetars na^ab, am 1. ^md 1653
ab tt^f4 oerbammt nmrben. Ute 3nnocen} X. am 7. 3<nutar 1666 geftoAen, ooQien
bie }ttm itonflaDe jufammengetretenen ftarbtnSIe, insbefonbere bie fogenannte Soortei
30 bes Squadrone Volonte einen SRann auf ben 6tu^I ^etri ergeben, Der enbli^ ein»
mal bneit fei, fi^ als ^ßa^ift eine anbere Slufgodbe jm pellen, als bie, ber Seribrger
feiner Senoonbten unb fianbskule ju fein. Dtefer 9[nforberung f^ien gabio QQmju
entfpred^n; ^e er ft(^ bo^ ftets als ftrenger Kicker aller ber oielen aus bem 9fe«
potemoefen berrfl^nben SRijjbrSuc^ gejeigt. X>o^ bauerte es bret 3Ronate, bis fi(^
35 sie Aarbinäle einigten; benn bem Ciimug Spaniens, melAes fic^ für feine 9Ba^ aus«
tea^. ^ielt lange S^^ S^anlret^ — uRasarin oar f^on feit oielen ^f)mi fem per«
fonliffier ®egner — bas ®egengeiDt^t. (£nbIiA am 7. Slpril 1655 ging ^io (Eqiat
als ^|5apft sTlexanber VII. aus bem AonHaoe qerDor. 3m erften 3a9re feines $oim«
fifats lieh er in ber X^ leinen [einer SeruKtnbten na^ 9{om lommen ; aber ju tief
40 oar ber 9lepotismus mtt bem gansen 3Befen ber bamaligen Jlune oenoebt, als bog i^n
Xlesanber VII. auf bie Dauer ^ätte befeiltgen tbnnen. )luf Kat bes 3efuiten Olioa
berief er 1656 feine Senoanbten nac^ 9lom, uerforgte fie mit ben einträglid^en Staats«
unb ftird^namtem, mit ^aläjten unb fflrftli^en Sefii|ungen. Sine befonbere Genua«
^ung mürbe bem ^apfttum unter SHexanber VII. babur(^ }u teil, bajh (£:^ftine, bte
45 Zoiftn Suftoo Slbolfs, na(^bem fie in 3nnsbruä mx römifc^n Air^ übergetreten mar,
no^ IRom }um ^apft als ju bem nun ani) oon il^ anerlannten Ober^irten eitte. Sei
i^ren großen SluHnilc^en unb i^ren geringen SRttteln fiel fie balb — na(^ einem fiuf«
eirt^It in gfranheiA na^m fie i^ren 9Bo^n|i^ gai^ in Kom — ^lexanber VII. unb
befonbers feiner Aaffe fo jur £a|t, bag me^r als emmal feiere 9teibungen bos (Ein«
60 oeme^en jmif^en ber Aanoertitin unb bem $apft oöllig ju jerftSren bro^n. SUezon«
ber VII. jeigte \\^ überall als ein (Sönner ber 3^futten; ber f^on genannte Olioo
nmgte immer me^r bas Vertrauen bes ^ßapftes ju geminnen, fo bag biefer i^n auf
993unf(^ ber Seneraliongregation nod^ ju fiebjeiten bts Orbensgenerals }um SHar bes«
felben ma^te. (Er führte auä) bie oon ber Slepublil Senebig mfi^renb iqres ru^moollen
56 Streites mit ißaul V. oertriebenen 3^fuiten bort^in jurüd. Sefonbers eifrig trat er
für bie 3ntereffen berfelben in i^n Äampf gwen bie 3önfeni[ten ein (f. b. jL). 3n
Sermidlungen mit fiubmig XIV. btaä^it ben ^opft ber franjöftf^e Sotfc^after in 9tom,
^erjoa uon (Crequi. (Er glaubte als ^erjog ni^t oerpflt(^tet ju fein, ben SenoonMen
bes ^apftes 3uerft feine Slufmartung 3U ma(^en. 9lls nun im 3- 1662 forfif^e Sol«
00 boten, Die im Dienfte Sllexanbers VII. ftanben, oon ben (Gefolgsleuten b«s j^erjogs
^rausgeforbert 5U ben SBaffen griffen, ben ^alaft bes fransbfifi^en (Befanbten umni^en.
Wcgraker VU. tUcpmber VEtL 361
einige feiner £eute töteten unb felUt bo9 £eben ber ^erjoQin bebro^n, erllirte ber
(BefanMe, es liege ^ter eine obfi^Iu^ Seleibigung oor, bie i^ bie SeuMmbten bes
$iq)ftes angetan, ein Sbu^eolt für bie SBeigernng bes SefuAs ; mit bei oon ber Rurie
i^ angetragenen C&enngt^ung ni^t jufrieben, oerlieJS er 9lom. Subioig XIV. mox
\fy>n geoen Slesonber YII. onftimntt; benn biefer ^e in bem Streite ber beiben 6
ftnrbinUe SRajorin unb 9le^ für festeren fi<^ fo energitt oenoenbet, bog ber Üonjbr
gfronheic^ [i^ ffir bere^tiot ^ieli ber jlurie omrjuoerfen, fie ^obe einen SRajefttts«
ocrbre^ ^Mä^t, unb mit bem (Einmorfc^ fronjafifd^er Xm^ien bco^ (ftogier, @. 40ff.).
9ii4 jOmte bet ASnig bem ^N'fi^» ^^^^ t>i^f^f ^ f^^ner Pffproii^ ffir bie gfamefe
unb (qte, benfelben einjelne wn i^nen beonbnu^ SeMungen oorari^ielt Sus biefer lo
Serftimmung £ubmigs XIV. erBärt fi^ oo^i jenes S^reiben an ben $(#, in »eifern
er Don einem Attentat ber jtorfen, einem Serbre^n g^en bas Sbüerre^t, einer Z|at
rebele^ bie (elbft bei ben SSarbsren ni^t i^es gleiAen finbe. Der JOnig «etmies mt
pifllß,vi)tn 9^ntiu0 aus liranfrei^, bemäc^tiote fii^ Soignons unb Senai(|in9, bro|fte
ein f^ in ben ftin^n|«iat einrfiden ju la^ !Da SOeaninber unter oen Qfflvfttn 15
feinen Bunbesoenoffen fanb , fa| er fi^ 1664 m bem Sertraoe oon $ifa aenttigt, auf
bie bemfitigenb^en Sebrnmingen Snndreid^ eiiquge^en. Siot bloj^ ben >Utaiig muf^
er btts^ piüf ju biefem 3wtd na<^ ^[kiris aefanble jtaärinäle um Seqei^ng bitten,
fonbem <m^ ben ^erjog mm (Erequij fiberbies oeqrflfa^tete fiA ber 9^ ^ ^if<^
oRentli^ $Ia|e Slrnns eine ^^romtbe errieten }u laffen, auf ber bie SBorte ju lefen so
jeten: 3>ieJu»fen finbffir immer unfähig, bem pfipftlic^ Stu^e jubienen (M. Gmn,
l*ftlfaire des Gorses, in ber Revue des qnestions histor. Juli 1871; Casimir
Omillardin: Histoire du r^e de Louis XIV. 8. Sb, Skiris 1874, &. 158 ff.}.
J>a Vkt. VIL ebenfo mie fein Vorgänger, im engfien Sfinbnis mit Spanien ftanb, \o
mar er genStiat, in bem Aanqyfe biefes Stootes mtt Portugal bie oon Snnoceng X. ein« 25
gefc^Iaoene ^oHtS meiter ju ffibren; 3nnoce«3 X. I^e fiA gemeigert, ^^ßodUMl,
MB fiffi, unter einem coi» bem j^oule Sraganyi gemfi^tten Xcgenten, oon Spanien
1640 losaeriffen ^otte, als felbft^nbige SRonarAie anguerlennen nnb bie 00m ftSnig
3o^ann IV. ernannten Sifd^ ju beftotigen. Weatonber oerfogte ebenfalls ben neuen
portugief{f(^n Sif^en bie Hneriennung; bie gfolge baoon mar ober, bog ber ildnigao
bie oafarnten Sistfimer unbefe^t lieft, unb bie ®fiter unb bas Siidommen berfelben
unter ben Offneren ber Slrmee oertetlte. 3<^» 3o§pnn 3um äugerften entfc^Ioffen, badete
felbft baran, fiq oon Slom lossufagen unb eine SlotionaRirc^e 3U bilben, in ber oie
SeftStioung ber Sif^öfe nur bem SrjbifAof jufte^n foUte. (Erft Siemens IX. legte
im 3<^iK 1669 ben Streit mit Portugal bei Vit Staatsgef^ofte, benen RA ber Aar« 35
bind C^igi mit (Eifer binaegeben, maren bem $apft 9Uexanber VII. in tteffter Seele
juioiber. (Er fiberlieb jte oer ilongregation dl Stato. 3^m, bem feingebilbelen Sreurte
oer £itterofau: unb $]^uofop^te, mar oer Untoang mit C&ele^en lieber, unter benen be»
fonbecs Sforja ^laoicini, ber (&e[(^i^tf^eiber bes tribentinifc^n jlonjils, ^eroorrogte.
Sr felbft mar S^^riftfteller unb Di^iter; unter bem 9lamen Philometi labores Ju-40
veniles erii^ien in ^[saris 1656 eine Sammlung feiner (gebiete. Sllezanber VII. ftaA
am 22. 9Rai 1667. fft. BByffel f (^omf).
«Icpinber VIII., ^apft, 1689—1691.- öullen tm BuUarium 20. «b. Surin 1870;
Qnamscd vitae et res gestae pontif. Rom. 1. IBb, 9iom 1751, @ 327; fi. 0. atanle, ^ie
T&mifi^ tpapfte in ben legten oier Sa^r^unberten, 3. 9b 6. finfl., fifi|^ig 1874, ®. 118; 45
»rofc^ «ef(V4te bed tirc^enftaated 1. »b, (iot^ 1880, @. 447; G^n, Pi^ Alezsadre VIII.
ei Louis XTV. d'apr^ documents in^tis, $arid 1878; bie ®. 237* 14 genannten Serie
oon Solcb 6. 43t ^otoer 10. IBb 2. ttbt. 1780 @. 193, \>, Sieumont 3. fSb 2. Wbt. 1780
@. 639; Petraeelli della GaUina, Histoire diplomat des Conclaves 3. )Bb, ^rid 1865,
S. 213. ^
f^ietro Ottoboni, aus einer oenetiantf^ Sbelsfomilie ftommenb, mar f^ nnfcr
Snnoc. X. Aarbinal, unter beffen Sla^folaem guerft Sifc^of oon Srescia, bamt Daiorius.
91s am 11. 9ua. 1689 3nnocens XI. ftarb, ^ing für £utoig XIV. mie ffir bie ai^n
i^ oerbänbete Suigsburger Koalition oiel baoon ab, mer bie popftli^ SBficbe er9a&n
merbe. Dem (Sefanbten fiubmigs, bem ^erjog oon QL^lnes , gemng es, am 6. CItober 66
1689, bie 9Ba^l bes jtarbinals Dttoboni bur^sufe^en. £ubmig XIV., ben bte Koalition
bamals in eine fe^ frttif^e £age oerfe^t ^atte, glaubte in einiaen fünften, bie er
Snaicenj XI. gegenfiber feftju^lten gefu(^ bem 9lai^lger besfelben fii^ nrillfS^
ieisen ju muffen. 3^nä<^f^ 9^ ^^ ^^^ Aurie bas i^r im Ramn mit Snnocen] XI.
352 tOcsittker Vm. Ukgitit^ct I10K ^ded
entriffene Sloignon jurfid, bann oerji^tete er auf bas Jru^r to| ber pSpttlii^n Aoffd«
tion )o \ifi(/ff beanfpru^e ^tjjLxtä^i feines C&efanbten tn 9lom, 0. ^. airf oas Ke^ ber
®efonbten. tQren "^ciali ab eine 3uflu<^t9{taüe allen oon ber rSmif^en 3ufH} Ser^
folgten offen m fyilitn (le droit de franchises des ambassadeurs). 9Dez. VIU.
b |emte jid^ au^ [einerfetts jur SInInfipfung eines freunblic^en Ser^ttniffes bereit , ben
Sild^of oon Seauoais ernannte er sunt Aarbinal. SBäj^renb man in Qrtanlrei^ über
bas Slad^eben bes ilöni^ fpottete, befc^roor bie 5loalition ben ^apft, bie oier 6ä|e
btt gaUtlanifi^n AirAenfreiQeit aus bem ^. 1682, um oel^ fic^ ^ouptfSAIic^ ber
oroge Streit p^ifc^en oer Arone unb bem mtt i^ oerbflnbeten iUerus Srantrei^ einer«
10 feits unb bem ^apfle anbrerfeits bre^, meber bireit no<^ inbirelt gut^u^ijjen. IQesan«
Ux VIII. ^Stte fi^ ei^^Iiegen tonnen, fene Sif^ofe ju beftoHgen, bie als bie lüeber
1^ Vertreter ber Sdlaration oon 1682 oon fiubu)ia XIV. aus Son&arfeit an l^ren
^hk geftelQ nraren. menn fie fiA 5U ber na^elieaenoen Slusflu^t oerftanben. ba| fie
mtt oen oiar SrtSeln nur i^ ^rioatmeinuna funo ju geben, niqt aber ein bie ftirme
15 granfrei(^ binbenbes C&e|e^ auj^fteUen beabfi^tiqi 31b ber ftönig auf biefe für ^n
loenig e^renoolle £o[ung ber f^n)ebenben gr^age etnjugeben fic^ ni^ getoiHt jeigte, er«
nSrte aiu^ SHexanber VIU. im SlnfAbig an feinen Sorgänger bie DeHarmioti oon
1682 ffir ungältig unb entbanb ben Alerus oon ber mtt einem Sibe äbemommenen
8«:pflt4tung m (Ein^attung berfelben. SRan blieb alfo beiberjetts oi^ bem bis^ ein«
30 genommenen 6tanbpunlt , o^ne bo^ ben Strett offen f ortjuie^en. Die £idie Sonis
enoarb fi^ ber $ap[t bur^ eine im großen Umfang geflbte SBo^tt^t^Iett, bod^ bflMe
er bei ben Seffergeftnnten oiel an Xdjtung bur^ bte leine Srensen fennenbe Segflimi«
gung feiner 3bafottn ein, bie um fo mebc SRikfallen erregte, ms fein SorgSnger n^
oerfelben oöllia entölten batte. (Seine ^^tt fid} ju DanI oerpfli^t fyd er biu:^ «^ie
25 Serbammung oer in ben Schulen ber 3^f^tten ooraetragenen £d^ oon ha fogenantiten
i^ilofop^f^en Sünbe, b. f). einer foIAen Sfinbe^ oie, oeil fie obne Qar beouMe Vb<
fidgrt, ®ott ^ bekibigen unb fein C&efe^ ju breqen, begangen, feine ftoere, lonbem
nur eine let^ omebbare |ei, bie nur seitli^e ober 5tttd9enftrafen na^ fi4 jie^ (l^^)-
6einen für bie 9BiffenUaft aufgefc^Ioffenen Sinn botumentierte er burq ben Snbtuf
80 ber an ^anbfc^rtften überaus reiben Sibliot^f ber ftSnigin Gi^riftine oon €<^iDd^n,
bie ber oatttanif^n einoerleibt morb. (Er ftcot am 1. gfebruar 1691.
SUecanber Kaia», jlönig oon Serien f. Seleuciben.
SUeganber oon $ales, geft. 1245. — Summa univerBae theologiae, ^uerft gebrucft
86 «cncbig 1475, bann 9Jümberg 1482, öafel 1502 u. ö. — Hißt, lit de la France, 18. »b,
^ariÄ 1835, @. 312 f.; ©(ftröcf^, mr(^engcf*i(6tc, 29. »b, fieipalg 1799, @. 8 ff.; 8tö<n,
<»e{(4id)te ber ^^tlofop^e bed ^91, 2. 93b, ^Olainj 1865, 8. 317 f ; (Obmann, ®runbrife ber
(fikf(6i(^te ber $6iIof. 1. S3b, Berlin 1866, @. 323 f.; St^toane, 3)ogmengef4i(^te ber mitt-
leren Seit, 8rreib. 1882, @. 41 1. u. ö. ; 3:^oma|mÄ, C^riftl. 3)ogmengefd)., 2. »b, 2. «ufl.
40 t)on ©eebcrg, ©rlangeu 1889, ^. 63 f. u. ö. ; fioofg, ficitfaben ber 3)oamengef(b., 3. Aufl.,
^aUe 1893, S. 292 u. ö.
SHexanber oon $ales (Halensis ober Alensis, auc^ Halesius ober Ales.), mtt
bem CE^rentttel „Doctor irrefragabilis'S QU^ theolosorum monarcha genannt, wox
ber erfte S^olaftiler, melier mtt Senu^unp ni^t nur oer £oaiI, fonbem oer gemimten
45 $^ilo|op^ie bes SIriftoteles unb eines Xetles ber arabif^en Aommentatoren beneften
eine Summa theologiae oerfagte (^ingegen ni^t überhaupt ber erfte Summift, f. ben
Statoeis bei Haur^au, De la Philosophie scolastique, Par. 1850, I, 425: no^
iDeniger ber erfte 5lommentator ber Sentenjen bes fiomborben, ba 9BiII(|elm oon Vuserre
bereits als fol^er airfgetreten toor, oon Sl.s $anb ^inaegen ma^rfi^inliA niemals ein
Go Aommentor ^u ben (oentenjen exiftiert ffot), (Er etitpfitra febte erfte Siumng in bem
englif^ ftlofter ^ales (in (Slocejter^e), ging bann aber na6 $aris, mo er juerft
ftuoierte, bann bocierte, 1222 in ben ^anjislanerorben trat uno 1245 ftarb (primus
Franciscanae religionis in Parisiensi academia doctor, Wadding, Annal. Mi-
norum, 3. Sb. 2. Xufl. 6. 133). Unter feinem 9tamen exiftiert ungebrudtes in
55 oerf^iebenen Smiot^elen. 9Bas unter bemfeloen ^rausgegeben ift (u. a. Comment.
in Apocalypsin, $aris 1647 ; Comment. in IV 1. sentent., auc^ Clavis theol. genonnt,
£9on 1515; Summa de virtutibus, ^ar. 1509; Destructorium vitiorum, 9Sßcn*
berg 1496), ge^rt i^m loa^^inlic^ ni(^t an (oon ben i^m jugef^riebenen ^rnmen*
SUccattber Hon ^dkd 353
taten jum IIri|tot., G. in Metaphys. Ar., 93enebig 1572, unb in Arist. 1. 1. III de
anima, Osfotb 1481, fyd ben erfteren oielme^r ber gfronjislaner Sllexanber oon
9Iexaiü)nen oerfagt) mit Slusna^me bei Summa universae theologiäe, toel^e oon
3nnoceiq lY. oeranlagt unb (qtprobiert, übrigens ni^t oon Sl. Ie&[t, [onbem oon
S^filem besfelben um 1252 m (Enbe pefil^rt u)urbe. SBobrenb ber £om6arbe nur 6
eine Kei^e oon SlutoritSten aufführte, bte für feinen 6a^ fpra^en, Slbalorb im Sic
et non |d^on joei Steigen be|KtnbeIte, inbem er qu^ bie entgegenge[e^te Slnfi^t but^^
füllte, beginnt ^ier ein breifad^es Dur^finre^en ber SlutoritSten, inbem auger bem 3^
U1I0 ^ein (videtur quod sie unb v. qu. non) nun eine Sntf^eibung erfolgt unb
enbli^ noc^ eine ebenfo umfangrei^e SBiberlegung beqenigen 9tei^e beigefügt toirb, lo
gegen toel^e fi^ ber Sf. erflSrt (Entlehnt finb bie SlutoritSten, momit %. araumen»
tiect, bei loeitem ni^t olog aus ber 6^r^ unb ben SStem. [onbem mit Slrijtoteles
^ au^ bie gefantte Ilaffif^e Sitteratur, !Did^ter unb^rofaiften grie^ijAer, römi[^er
aßsi e "
unb aräbifAer 3unae, (Bettung erhalten. Unter ben Ideologen bes WSi enblic^, auf
bie er \xA beruft, ftgurieren nxM nur S^oIaftSer mie Slnfeun unb ber £ombarbe, fon« is
bem au^ 9R9|tQer, toie bie Sictoriner unb Sem^orb. (Eine mirlliAe Se^auptung
(asserere) borf ieboA na^ i^m nur bei 6Sj^en eintreten, bie in ber S^rift enthalten
ober bireit aus i^r aoaeleitet unb; alles übrige unterliegt nur ber SReinung (opinari);
bie S^rtft allein ^ei|it bes^lb veritas, ieber anbere (BeQ)a^rsmann nur auctoritas.
reilti^ [Smtli^e SlutoritSten ^aben re^t. Sl. oermütelt fo lange, bis [ie übereinftimmen. 20
ebe quaestio jerfSKt aber in membra, biete in articuli, unb leMere, toenn es ber
jtoff nStig mad^t, no^ in Paragraphen. SSon biefem oogmati[^en gfaben oerben
übrigens gäegentli^ Slusmei^unaen in fSmtlid^ na^en unb femen Gebiete bes menl^-
lu^n 9Bi|fens unternommen. Sin bie £e^re 00m ifing[ten (Seri^t Inüfrft [i^ 3. 93.
eine Se^nbbmg bes fyrojeffualifc^en Serfcd^ens, besglei^en toirb über 3^^nten unb 25
Sr^inpe als (BegenftSnbe ber IirAIi(ben (Seri^tsbariett gej^anbclt (P. III; qu. 40 f.).
Dte Summa Slje», eine f^Kogiftif^e ^egrünbung ber Hr^It^en Dogmen in freiem Sln=
\^hx% namentli^ an $ugo oon 6t. Sutor unb $etms £omb., (aber ni^t ein ilom^
mentor ber Senten^n bes legieren), serfSHt in oier Xeile. Der erfte mtmvStli in
74 QuSftionen bie iprinjipienfragen, bann bie £e^re oon (Sott, be||en Sein^ Cigen^ so
l^often unb XrinitSt. llnjere (menntnis (Sottes, toirb ^ier gelei^ri, tann ^ienteben, es
|ei oenn auf Slugenblide, leine intuitioe unb unmittelbare fein. SRittelbar aber [^auen
toir i^n bur^ bos SBori, toeh^es bem fii^te gleist, unb bur^ bie Areaturen als einen
Spiegel (Qu. 2, m. 3. art. 2). Do^ i[t Die SJ^eoIogie, toel^e alle SBiffenf^aften
überfteiat, im (Smnbe meni^er eine „cognitio secundum visum'' (ein eigentli^ss
t^eoretif^es (Erlennen) . als etne ,yCogn. secundum gustum'', ein S^meden Lottes,
unb fie ooÜenbet bie (oeele „secundum affectum, movendo ad bonum per prin-
cipia timoris et amoris** ^Qu. 1. m. 1), fairj fie i[t eine m9[tijd&e unb praftif^e
SBiffenfc^aft. unb teils aus btefem (Smnde, teils, meil [te auf bie ^o^fte Urfa^e ge^t,
niffit fotooDi scientia, als sapientia. 93ei ben Seroeifen für bas Da[ein (Sottes totrb 40
teiB oon oem Segriff ber abfoluten SBa^r^ett, teils oon bem ber SoIIIommen^eit aus«
Segangen unb u. a. au^ bos ontologif^e 9[rgument Slnfelms o^ne eigene (Segen-
emeitungen angeführt (Qu. 3. m. 1. p. 196 ed. Colon. 1622). Der jroelte leil
bejubelt in 189 uua[t. oie SAöpfun^, bie fie^re oon ben (Engeln unb bie 00m 9Ren»
\dftn na^ £eib unb Seele, enoliq bie £e^re oon ber Sünbe. Die dona naturae45
unb ^ratiae bei ber Slusrüftung bes SRenf^en u^erben niAt ttma nur (mit X^omas)
Iogifq[ unterfc^ieben, fonbem bie Informatio per gratiam foll bem 3uftanbe in puris
naturalibus erft gefolgt fein. Der britte ÜetI erörtert in 83 Etagen oie (Erlofung, bie
SRenMioerbuna fbte na^ Sl. au^ o^ne ben Sünbenfaü erfolgt fein mürbe, Qu.2.m.l3),
bie $erfon uno bie 92aturen S^riftt, enbli^ bas (&efe^ unb bie (Sudbe, toeläe Untere m
®ott bem SubieiEt, u^el^es t^ut. mas in feinen ArSften fteR ni^t um^in fönne an«
gebei^n ju laffen (freilid^ ni^t necessitate coactionis, aber bo^ immutabilitatis
Qu. 61. m. 5. art. 3), beren 93efi^ aber (in ber Sünbenoergebung) ber (SISubige
Sioar niäjil eigentlich in fi^ 5U erlennen, jebo^ scientia affectus per experientiam
rei in affectu in fiA 3U erfahren oermdge. Die 114 QuSftionen bes oierten Teiles 55
bonbeln oon ben Saframenten. $infi^tM biefer jeigt 91. einerfeits no^ eine geu)iffe
ilnbrfan^en^eit. (Er nimmt 3. S3. no^ nicqt an, bag oas Salrament^ ber ilonfirmation
oon Q^ftus eingefe^t fei. l)od^ reprSfentiert er anbererfeits ben Übergang oon ber
bcprecotioen (dominus absolvat te etc.) jur ex^ibitioen, ^ierar^ifAen SUfoIutions«
formel (ego te absolvo, Qu. 21. m. 1); erüSrt fi^ für bie 3uISffigIeit ber jtel^^eo
HcoI^Citc^rropAbic fftr Z^coloaic unb ftir^^c S. «. I. 23
364 Wtgwütt ii0ti ^üt» Wesaitber 9tm»h^
cn^ic^ung, mit Scrufung auf bie von f^m juerft fo genannte concomitantia, unb wax
einer ber $auptbef6tberer ber fie^ Don bem thesaurus supererogationis perfec-
torum. Da$ Dogma oon bem character indelebilis aus Xaufe, ^Jrtrmelung unb
Drbtnation ^at er suerft genau entoi(felt (Qu. 8. m. 5. art 1: m. 7. art. 2; m. 8.
6 art. 1), bie Unter[^etbung ber attritio unb contritio juerft f^oIofUJi^ fixiert 3>er
^apft enblid^ ift i^m „sub deo immediate*' (Qu. 20. m. 6. art. 3). 3rt ber JJrage
fiber bie allgemeinen 93egriffe (P. II, qu. 69) jei^t er [i^ ab 9{eali[t, {ebo(^ ni$t
im Sinne bes eigentli^en ^lotonismus. Denn bte universalia ante rem fajjt er
nid^t als gefonbert fubfiftierenbe Subftamen, oielme^r oerlegt er biejelben in ben Ser^
10 ftanb (Bottes. Das universale in re ober i[t i^m bie gorm ber Dinge.
(Segen ben S^Iu^ ber Summa tritt bas bettelm5nc|ifäe Sntereffe ^or, Inbem
er nidbt allein bei SeQanblung ber unbefledten Sm)>fangnis ber IDloria bie Strenge ber
granjtsfaner üorbereitet, fonbem au^ bie oon ben SRenbicanten in ber ftlrc^ einae*
nommene Stellung ©iiienfd^Ild^ ju ©ertreten JuAt. 8ei »ejirred&ung ber aimofen
15 unb ber eQangelifjpen 9[rmut betDeift er bas (Erlaubte, ja Serbtenftli^e bes Settelns,
unb bas uberflüjfige bes ?lrbeitens 5ur (Kmo^rung; erlämjjft femer feinem OAen bas
9ie4t jur Seelforge, worüber berfelbe mit ber JBeitgeiftlid^feit, unb Das Äe^t ju ^o=
logiteen SSorlefungen, worüber er mit ber UnioerfttSt im $aber lag. Seibes ©Irb
buro^ Berufung auf bie 9la(!^a^mung bes apoftolifmen fiebens gereAtfertlgt. 3n ;mtl«
20 tifd^en Dingen jeiot 81. nid^ jenen Rigorismus, auf ben ber gtanjisfanerorben onfangs
beregnet nmr. jonoem eine geroiife (Befdjmeibideit, bie {a in bemJeBen, wenn oud)
geaen ben SBilien bes ^il. granjishis. früj ijeroortrot. Den (B^frauen jeftdtet er
allen mSgli^n Sd^mudt, um fi^ oie fitebe tbrer SRfinner ju b(
^ , , , , , ^ betDcären. ms Sllmofen
©ill er aud^ §urenIo^n unb SBürfelgelb julanen. gut bie (Hferfutit jmlfc^en grmtsts^
26 fanem unb Dominüanem ift beselAnenb, bag er[tere be^upten, X^omos oon Slqutno
fei bes Sllex. S^üler geujefen (aBabbing a. a. O.), letjtere bies melft In ?lbrebe ftellen.
mettbetg t (8f. «i*f<|).
ailesttnbtr oon $ietapoIis. Sßal bie ^Briefe oon, an unb über 911. bei Mansi
V 831—965 pasBim (ügl. au(^ IV 1330 f.).
80 ^üesanber, Slf^of oon $ierapoIis unb 9RetropoIit ber SJrooinj (Eup^ratenfte, tritt
auf unb na(^ ber erften S^nobe oon (Ep^e[us 431 als ^epger (ßegner (E^ritls unb
gii^rer bes Imlen fjlügcls ber Slntiod^ener (f. b. 21. 3leftorius) ^eroor. (Er unteriei^=
nete ben ^roteft gegen bie erfte Si^ung bes Aonjils, erflSrte Jid^ gegen bas Unions«
fqmbol, [u^te bie SBerftönbigung ju)ifAen S^rill uno ben Slntiodgenem nad^ 9R3gIid^Ieit
36 ^u hintertreiben unb be^arrte in oer Öppo[itton, auA als bie gemäßigteren, ooran Z^O'
ooret, auf ber S^nobe oon 3^^fl"i^ ^n ber 211. ji^ ni^t beteiligte, bie Ort^oboxie
(Eyrills anerlannt Ratten. !£Rad^ meqr^a^er Sermoqnung n^urbe 21. abgefegt unb na^
3famo^is in %9pten oerbannt. Suibas (s. v.) f^reibt i^m eine Sb^anblung: rl
xaivdv elgyjveyxe Xgcarög elg xbv xoojuov JU. Ärflger»
40 SUe^anber oon fiplopolis. «umgaben: Fr. Cbmbefisius, Bibl. Graec Patr.
Auctarium novissimimi, p. II, Par. 1672, 3—21. Xanad^ Gallandi, B. P. IV 71—88
unb MSG XVIII 409—448. 9ieuefte 5(uSgQbe auf ®runb ber moggebenben §anbf(^rift oon
2(. 93rin!mQnn, fieipj. 1895. iiitterolur: ©rlnfmonn in ben ^roll. feiner ^luSgabe.
3n Cod. Medic. plut. IX 23 saec. IX [te^t hinter ber SArift bes D{b9mu5
46 oon 2nexanbrien gegen bie Sflani^er unb oor bem grragment aus bes SRetl^obius oon
Olympus 2lb^anblung oom freien SBillen ein Iraßat unter bem Üitel: ^Ale^d^v
AvxoTioUxov ijuoTQeii>avTog i^ l:&v(bv ngög rag Maviyaiotf dö^ag. 33om 93erfa[jer
meig man nur, bag er (ogl. 5lap. 2) ni^t lange m^ marm ^uftretetu n)a^r(^etnlt^
als 3^i^9^n<>ff^ ^^^ ^^\^^^ 3Ranid^äerapo|teI, bie nad| %9pten !ametu alfo ca. 300, ae^
60 fArieben ^at. ^^otius maät i^n (c. Manich. I 11) 5um Crjbildgof oon fiplopolis
(iQebais). 93aur (na^ lillemont unb 93eaufobre) unb 33rin!mann bejroeif ein, ba^
Der 93eria|fer bes als SlntJlt für bas mani^äi[4e SleUgionsf^ftem bea^tensmerten ^ü^*
leins überhaupt (E^rift roar, — anf(^einenb mit Ste^t, ba im Sn^alt niits barauf 5in=
meift, — unb behaupten, bag er ^eibnif^er $^ilo|op^, b. ^, ÜReuplatontler geroefen fei.
66 ihriger.
Jnqraubcr Kcw«!^. ber § eilige, jroeiter So^n bes (Brofefurlten 3<«foslQtD 11.,
geboren 1218 ju SBlaMmir, ge[t. 1263. (Einer ber berfl^mteften gürften ber filteren
lOcKftiiber WeMl^ 366
niffif^en GefAi^te, ber auf ber einen Seite bur^ C&ef^meibigfeit unb Alug^eit ba$
oor meniaen ^o^ren feinem Soll auferlegte 3^^ ber Xottoren ju erlei^tem, auf ber
onbem Die (Srenjen jluglanbs oegen gefö^rlid^e Singriffe oon äugen ju fd^ü^en oer«
ftanb. — Sereits 1240 errang oer no^ junge giitp fl^^t bie S^ujeoen, ©etj^e oon
gfinlanb aus in bas (}rürftentum 9lotoporob einbrangen, an ber 3ltma einen Sieg, ber 5
i^ ben (Ehrentitel »ber Slenrnfc^e" eintrug ; 1242 toarf er bie £ioIänber surfid, toeld^e
noc^ SIesIau unb 9lotogorob m bie ®ren3en oorf^ieoen mollten. — Dieje le^teren
Afintpfe ftanben in enger Seroinbung mit ben oro^en $Ifinen ber päpftliqen $oIitif
jener 3^n. UnermflblitQ ftrebte bie römif^e jturie naA oer Untenoerfung ber öftli^en
Rvt^ unb bamit au^ mäf ber Knerfennung i^er Ooer^o^eit in ben ruffifAen ®e« lo
bieten. Salb ^ing fie auf bem SBege ber Senmlt oor, i^re Areunnrebigten fugten ben
fiioISnbem Strafte aud^ ffir ben ftarnpf geoen Often jujufii^ren, oalb roä^Ite ber ^apft
friebltAe SRittel, fein ßi^^ 3^ erreid^en. fiebboft u)urbe im Süben mit bem ^rften
Daniel oon Salicj oerpanbelt, 1246 ber (Erjbifi^of oon ^reugen, Gilbert Suerbeer, jum
fiegaten aaif ffir 9luglanb ernannt, bort Bistümer 3U errichten, Snnocens IV. ba^te 15
baran, im Sbenblanbe basAreuj geaen bieXartaren prebigen 3U lajfen, forberte Daniel
unb ^exonber auf, t^n ju bena^riqtigen, n)enn etma ein neuer Xortareneinfall bro^e.
93or aUem aber ermahnt er fie 3ur Slnerfennung bes romifAen Stuhles. 9lm 23.3anuar
1248 f^eibt 3nnocen3 an Stlesanber: ;;Dein zBater, gfurft 3tt^os»nK>i ^^i^ ^on bem
Xau gdttli^er ®nabe bene^t, unb als er in ber Xartarei beim ®rog^an mar, bat er, 20
wxt mit oon unferm Soten, bem SRinoritermdn^ ^lano CCarpini erfahren, mit SBiffen
eines feiner Sofaren in bie $anb jenes SRond^es ber romif^en Air^e, feiner SRutter,
(Se^orfam gelobt, unb mfirbe o^ne 3^^if^I t>i^f^s Selenntnts öffentli^ ausgefprod^en
^aben, loare er ni(^ pßMic^ bur^ ben Xob boron gebinbert n^oroen. SBie Du nun
als Srbe Deines Saters In feinem (Erbe gefolgt bift, fo foloe nun au^ biefem feinem 25
Seifpiel, oerlaffe ben SBea bes Serberbens, oer jum eu)igen Zoi ffil^rt fAIiege Di^ in
(Se^orfom ber neuen itirqe arif bie ^eroiglid^ aue i^re ^lieber 3um ^eile leitet. 3n«
ftänbigft ermahnen unb bitten mir Dub, erlenne bie rbmif^e AurAe als Deine URutter
an, gei^orc^e bem $apft, untenoirf Deine Untertbanen bem rSmi^en Stubl. (Etoiges
$eil wirb Dir boraus entfpringen, unter ben übrigen fat^oIi|<ben ^üMtn JoIIft Du uns so
ein auserlefener fein. Deinen ®Ian3 3U erhöben, mollen mir immer bebai^t fein. Dro^t
Dir oon ben Zcortaren ®efabr, fo melbe biefes fogleid^ ben SRarienrittem in fiiolanb,
bomit mir burd^ fie bena4ri(^igt, befto bäftigere URagr^eln gegen biefen greinb ergreifen
Bnnen". — Unb roterer als Snnocens boffen mod^te, f^ienen feine SBünf^ m Cr«
füHung 3U ge^en. 8(m 15. September oesfelben 3<^^$ f treibt er ooll meube an
Slexanber: „(Sott fyd bie Sugen Deines (geiftes geöffnet unb bie jllarqeit feines
Silkes fiber Di^ ausgegoffen. oag Du, mie unfer fi^at, ber (Enbif^of oon ^reugen,
fAreibt^ treulich gefugt unb glfl<fli% gefunben ben SBeg, ber Diqf 3U ben Pforten bes
^arabtefes fü^rt Da jebo^ bie Sd^Iüffel bem ^eiligen ^etrus unb feinen 9la(^oIgem,
ben rdmifi^n ^ßdpften 00m $erm fibergeben, fo ^ft Du oerlangt, bamit Du ni^t an 40
ber ^orte abgemiefen merbeft, in aufri(|tigem Se^orfam mit ber römifc^en jtirc^e, mie
bos ©Heb mit bem Raupte oereint 3U merben unb als 3^^^^" Wefes (Be^orfams in
Deiner Stabt ^lescau ein lateinifAcs Sistum 3U enid^ten. Dafür preifen mir (5ott
unb umfaffen mit ben Slrmen ber fiiebe Di* als einen ausericfenen So^n ber ftird^e.
ber trok ber SDBeite ber (Entfernung bie fiieblid^Ieit ber magren Äir^e empfinbet, burdj 45
beffen Seifoiel noi) oiele 3um (ge^orfam geffi^rt merben mögen. Da ber ermahnte
Srjbifc^of D{<^ perfönli^ befuAen mill. fo empfange i^n als ein anaefe^enes (Blieb ber
Smift mit (E^rfiun^t, unb beamte mo^L mas er Dir 3U Deinem utw ber Deinen $eil
anraten wirb. Die ermahnte Äir^e erlauben mir Dir mit feinem 9iat ^u errieten".—
9ber biefe Hoffnungen bes ^apftes maren eitel, Slexanber ^t nie an eine ^nerfennung 50
Slams gebaut, nur bie eigenen fiberf^menglid^en SBfinf^e unb ^offungen fyii (Eb. m*
bert ber Jbme gemelbet. Xleaeanber berief, ersoblt bie ausffi^rlid^e Stograp^ie bes
Sffirfien, ob römifi^ (Befanbte ibm popftlid^e Snefe brauten, Jeine SBeifen unb fie
crtimcfdätn: mas bos Site unb 9leue leftament fage. mfi^ten fte, unb metter bis auf
(Eonftantin unb 00m 1. bis 7. Jlon3il lennen mir oie mabre £e^re ber ütirc^e, bie 55
(Eurtge ober mollen mir ni^t annehmen. Die jturie freili^ ^at nid^t fo balb i^e
pSne fallen laffen, 3nnocen3lV., aiexanberlV., ^aben fie no^ lange ocrfolgt, 1254
mirb (Bo. Wbttl oon neuem 3um £egaten für 9{u§lanb ernannt, 1255 foll ffir bie
Q[briften dftlic^ bar !Raroma ein abenblftnbifAer Siji^of eingefe^t merben. (Es mar oer«
gAenSf bie Deutfd^n oermod^ten bort feine bauemoe ^errf^oft 3U geminnen, C5ro^rft «k)
23-
356 fUtftmhn 9tmStii VIegattbrmtfiljie ftded^deitfil^ttle mb Sil^ttle
SHexanber behauptete bie C&renjen Sluftlanbs. nii)i jum iDenigften bur^ bie ®unft,
bie ber fluge grürft bei feinen monaolif^en Ober^nen }u gewinnen mu^e. Sein Sin»
flug toirb mitgen)irtt ^oben, bag {ogar an ben CCentren mongolif^er $enf(&aft bem
S^riftentum Dulbung geiDö^rt mürbe, fo am $ofe be$ (Srogd^an am Slmur, fo in ber
5 9leftoen3 ber C^ne ber golbenen $orbe in Sarai an ber untern 9Botoa. wo 1261
ein grie^i[^e$ Sistum erridbtet tourbe. — 9Iuf einer feiner sa^Ireic^n Steifen borti^in
[tarb Sllexanber 3ltmsb) 14. 3109. 1263, tief betrauert oon feinem Soll, in befjen flpe«
bfid^tnis fein SInbenten no^ ^eute ni^t erlofAen ift. Die AirAe \\naA i^n ^etlig unb
metbte i^m ben Xag feiner SBeerbigung 23. 9loo. Seine fterbli^en ubenefte mmhtn
10 im SRuttergottesflofter in SBIabimir betgefe^t, ^eute ru^en fie an ber Stelle, roo er bie
plänjenbfte X^at feines £eben$ oollbra^t, mo er ben Steg über bie Sieben errungen:
m bem {üngft entftanbenen Petersburg fttftete 1713 beffen groger (Srfinber bos SQezanber»
9leu)sl9^jlIo|ter, balb eins ber rei^ften in 9luglanb, 1724 Stug. 30 (Se)it. 11) ourben
bie 9{eliquien übergeführt, au^ biefer Xag gilt als gfefttag ber jtträe.
16 midi, ^andmatttt.
SUesanber Seoerus f. Seoerus, Septimus unb Sllexanber.
SKe^anbria, ^atriar^at f. ^atriar^en unb $gqpten S. 217, lo.
SUe^anbria, S^noben oon 320 ober 321 unb 362 f. Slrianismus; oon
400 f. Origeniftif^e Streitigleiten; oon 430 f. Weftorius.
20 SUesonbrinif f^e Sated^etenf c^nle nnb Sc^nle. Sitteratur : 9[uger ben Werfen über Siemens,
Origened, (S^rill u.f.to.: Baltus, Defense des 8. P^res accusez de Piatomame, Paria 1711;
Guerike, De schola quae Alexandriae floruit catechetdca 1824; ^a\\t\bad^, De schola
quae Alexandriae floruit catechetdca 1824; 9{ebe|)enmng, Oriaene^ I (1841); JuL Simon,
Hist. de r^cole d'Alex. Paris 1845 ; Vacherot, Hist. crit. de TÄcole d'Alex. Paris 1846—51 ;
25 Kingsley, Alexandria and her 8choolsl854; Bigg, The Christian Platonists of Alexandria,
Oxford 1886; ^arnatf, Sc^rbud^ ber 3)ogmcnflc|%. 3. «up. ©b. I u. 11.
Unter alexanbrinif^er Aate^etenj^ule oerfte^t man ein fpoteftens in ber 2. .^olfte
bes 2. 3<^^^unberts entftanbenes 3n[tttut, bas eine fefte Succeffion oon £e^em (toie
bie ^^ilofopbenfc^ulen) befap unb ft^ bis 3um (Enbe bes 4. 3^^^unberts erstell
90 Unter bem iRamen „wsanorinif^e S^ule" fagt man einige !I^oIogen bes aus^
aebenben 4. unb bes 5. 3<^^^unberts jufammen (beren bebeutenbfter Q^rill oon
mexanbrien getoefen ift), bie im (Se^enfa^ 5ur antio^enij^en Sd^ule geftantlen ^ben
unb bie Soter [oroo^I oes SRonop^^fttismus als ber anttneftorianif^en Interpretation
bes S^alcebonenie (alfo bie geiftigen Urheber ber ÜBeftimmungen bes 3. unb 5. iton^ils)
35 geioefen finb. Um i^res fa^u^en 3ufammen^angs u^illen ift es joedmfigig, bie betben
„Spulen" ju oerbinben.
Die Sutfänge bes (T^riftentums in SHexanbrien liegen im oöIIiQen DuiüeL Se»
beutfam ift, oag bie Xrabition bie Slusfaat bes (Eoangeliums unb bte Stiftung pbilo^
fop^tf^er ^fetenoereine in eine (Epo^e oerlegt unb geneigt ift, fie auf einen änann
40 jurüdtjufü^ren — SKarcus (Cufeb, h. e. II, 16; Hieron. de vir. inl. 8. 36). (fe
mag bas ein Sfingerjeig fetn, bag bie S^ule 5ur frü^eften Susftattung ber alesan^
brinif^en jlir^e ge^Srte (i^ ägxalov S&ovg didaoxaleiov xcov legdw Idycov noQ
avxdig oweoranog, fagt Cufeb. h. e^ V, 10). gür uns tau^t fie gegen (&ü)e bes
Dfort als fefte
45 jeugteh Sit^xtt $antanus (n^as ^^ilippüs Sibetes oon 9(t^enagoras als erften £e^er
2. 3^^^j u^ VP^ fofort als fefte 3nftitution auf mit ihrem oon Clemens SHex. ht-
h ^lexanbrien Mtet, mu^ b4in .geftellt bleiben). 3nbem gerabe Süezcbtbrien mit
biejer S^ule uns entgegentritt, beftätigt fi^ nur bie allgemeine Seoba^tung, ba^ bie
^nftlid^e Organifation ]\ä) überall in ben Stöbten unb ^rooinsen ben loialen Stgen»
tümli^feiten fofort angepaßt ^at (f. Lumbroso, L'Egitto al tempo dei Oreci e dei
50 Romani, Rom 1886; SRommfen, Köm. ®ef^. »b. V ; ben SWöel „Stlexanbreia" oon
^u^ftein in $auIi)«9Biffou)a'$ SlSnqllop. Sb. I ; ebenbort ben Slrt. „SOex. £itteratur''
oon Änoad; »ibliot^clen : 3titfd|I, Opusc. I S. 1 ff.; SRufeion: ^art^e?, 8erHnl838;
^^ilofop^ie: ßeller, (Sef^. b. grie^. ^^iloj. III', 1; o. SOBilamon)^, SIntiaonos o.
>tar9ftos). Die älteften gnoftif^en Spulen ((»d|ulen filr ^riftli^ 9{eItgion$p^uofoi^ie)
ü5 treffen toir in ^^pten, unb toieberum bie ältefte S^ule, bie mit ber Air^e in etnem
feftcn 35er^Itniffe fte^t — ^rioatfAuIen fojufagen Ratten 3ujtin^ lotion u, o. —
tft bie alexanbrinif^e. Sie beftanb f^on, als ber Slusbrud „öidaaxaXdöv** in ben
SDcsaiibrtmfil^e ftated^dettfil^iile niib (Biftüt 367
meiften anbeten ^rooinjen ber Aird^e noi^ einen üblen, ^retif(^en Setgefd^mod ^atte.
Über bas uifprfingltdje Set^Itnis ber alexanbrinlf^n Sd^ule {^ icov tugxcüv diarQißrj,
to didaaxaAetov xoyv legcav koycov, rd xar* ^Ake^dvdqeiav didaaxaieioVf ro rrjg
xattixnoeayg didaaxakeiov) ^ur Äir^e bafelbft roiffen roir freilli!^ ni^te. Dürfen rotr
na^ ber gfolgejett l^lie^en, tn ber immer toteber eine Sf^annung jiDifd^en ber Riti^t 5
unb ber 6^ule, bem Sifii^of unb bem Sebrer, ^eroorbrad^ (obgleid^ eine 3^it lang bie
fie^r bie Aanbibaten bes Sistums getDefen finb), fo ijt bte S^ule erft aüma^IiA in
bie Aird^e ^ineingenmd^fen ; aber auq bie alesanorinifd^e jltrd^e [elbft seigt no(| beim
äbergang bes 2. jum 3. 3^^^unbert eine freiere, oorlal^olif^e Haltung, tuie man au$
ben SBenen bes Clemens mtx. (f. au(!^ (En[eb., h. e. VI, 2) erlennt. (Erft unter bem 10
(Ept|bpat bes Demetrius 3. 3- ^ (EaracaUa unb (Elagabal ^at fie bie feften lat^olifd^en
(Jrormen angenommen.
Sorausje^unaen ber ^riftlid^en jlate^etenfc^ule in Wesanbrien [inb bas ^eüenif^e
„SRufeum" oa|eIb|t einerfeits unb bie ^oben 3ubenf^ulen (Sat^e^SKtbrafi^ot^) anberer*
[eits getoefen. Die {übifii^^^eneniftif^e SMenf^crft unb ipr Setrieb, toie mir fie für 16
mexanbrien namentltd^ aus ben SBerlen ft^ilos lennen, tft bie unmittelbare SSorftufe
ber Ariftli^en; biefe ift ein|ad^ in i^ Srbe eingetreten unb snmr [0, bag fi^ [otoom
bie (^pelulationen ber ^q|rtt(^en (Bnoftiler (ber 6 Aulen bes Safiltbes unb Salentin),
als bie ber fird^Iiii^en Xneologen oon bort ableiten lajfen. Die 2:^eoIogie ift ^iema^
6c^riftn)iffenf^^, b. ^. fie ift oermittelft ber exegetifd^^pneumatifi^en SRet^obe aus ben so
götilid|en Ordeln ju geQ)innen. 9Iber nur burd^ mehrere Vorbauen lann man m i^ren
Qd^ften (Se^etmnif|en oorbrinaen. Diefe Sor^Hen finb einerfetts burd^ bie oerf($iebenen
Disjblinen ber gried^if^n ^Qibfopbie^ anbererfeits bur^ bie partihiloren Offenbarunaen
ber (Dot^it be^ei(!^net. Sefben entum^t aber in eigentümlitqer SBeife bie ilonftitutton
ber !Ratur unb oes menf^Ii^n SBefens, fo bag eine ftufemoeife (Erlenntnis biefes oiel« »
aetti^ten Organismus sufammenfSüt mit ber ftu^raoeifen Dur^bringung {euer Sor«
fallen. Der (Bang, n^el^er ber n)iffenf(^a^i(^en mbeit bamit öorgeßeid^net ift, n^irb
ober ungepun^en ^r 9^IogetiI, fofem bte ganje Vorarbeit jur 6iäftru!tion ber t^eo-
loaijd^n (Dnofts mtrb, in ber URet^^qfü unb (Et^if, CErlenntnis unb gottbegeiftertes
fiteb^Ieben jufammenfallen. Dies alles finbet fi^ f^on bei $biIo, aud^ bie n^efentlid^ so
pbtonif^e Haltung ber ganjen (Bebanlemoelt, femer bas enerpt[d^e Seftreben, ^latos
obee DucA ein $9pemo§ton ju überbieten (unb fo ber 9{eItaton in ber gform bes
6upennteue!tuenen ein eigentümliAes unb jroar bas boc^fte (Beoiet ^ujmoeifen) , enbli^
jene aU^miftifc^e Slusbeutung ber Sibel, na^ ber fie nid^t nur bie ^b^fte ®nofis,
fonbem au^^^ mbrtlic^ unb moralifd^ ausgelegt, bie Sor^aUent^oIogie umfa§t. 30
Die ^nftlid^ Sd^ule f)at prinzipiell an biefen Setrad^tungen ni^ts geanbert ; aber
fie ^ He mobtftsiert, inbem fie bie Offenbarung ffiottes in (E^rifto bem alttejtament*
liAen (SeMe überorbnete, bemgemög btefes in bte Sor^aüe fd^ob unb in genuiner $in»
fiqt mit Der gried^ifd^en |}^iIofop^ie paraüelifirte, ben paulinifd^^fo^anneifd^en Cpebanlen
ber (Er|(^einung ber (Bott^eit (bes £ogos) auf (Erben (in S^us (ü^riftus) acceptierte 40
unb überhaupt an ber neuteftamentliqien Offenbarung eine (JrüIIe erhabenen Stoffes,
Rraft unb SiAer^eit getoann. Das SDlqfterium ber $erabfenfung ber Sott^eit in bie
itreotur (ber Seraottung bes beatürli^en (Beiftes), an (D^ftus unb an ber Seligfeit
bes (Düften ^iftort[d^ angefd^aut, n)urbe fe^t ber jentrale tteologifd^e ®eban!e utü) biente
bcßu, bie als ^^tlofopQumenon löngft oor^anbene SorfteÜung oon ber mefentli^en 40
®lei^artigleit bes IreatürliAen (Beiftes mit ber (Bott^eit unb oon feiner gbttlid^en Se«
ftintmung m bebSftigen. t)it Shfoge: ift bie 9{üdRe^ ber (Beifter m ®ott nur ein
@^tn, ^em fie in SBa^rbeit immer bei unb in ®ott finb, ober ift fie ein ftreng
noqiDenbtaer Slaturprojeg, 00er ift fie bie gef^i^tlid^e (^ol9^ ^i^^s gefd^i^tlid^en (Er«
eigniffes (nömlid^ ber SRenfd^roeroung bes fiogos) — biefe (Brunbfrage ift in ftreng 50
bäjutdtioer Raffung ben fiesem ber Aated^etenfcqule niemals aufgegangen ober oie^
me^r: fie ^en aues get^n, um bie ftrenge Disiunition ju oerbeaen. tnbem fie teils
oon einer oerf^iebenen Stufe ber Setra^tung rebeten. teils bie gefAi^tli^en (Ereigniffe
in ben 9laiurpro5eg ^ineinnabmen (ober umgeie^rt 9caturpro3e||e als gefd^i^tlt(^e oor«
Kellten). Die ^oretifc^en uno bie ür^Ii^en alesanbrinijqen fie^rer unterf^eiben fic^ 55
Doriny baj^ biefe ben emft^aften Serfu^ mad^en, bie (^ei^eit (bas liberum arbitrium
ber oentfinftigen Areatur) m retten unb bamit jugleid^ eine Grenje jn^if^en (Bott^eit
unb ilreatur ju sieben uno ber (Bef Aid^te einen Spielraum 3U geu)ä^ren ; aber bie
(Erlemitnis unb Stimmung bes d^riftlid^en (Bnoftifers, bie Origenes als bie ^öAfte
preift, ISgt bo^ n>eber für ben gef^id^tlid^en S^riftus no^ für ben fiogos, no^ über« 60
358 %ttfanMnx\dit ftatrtl|ttettfitiitle niib Si^itle
^Qupt für „Snittler'' 9{aum, fonbem |agt allee in ru^enber Smmanens unb Seligicit,
tDo^renb berfclbe fieser re^t eigentli^ bet Xbeologe bet (folöfung unb Serfo^nuno
[oroie bcr Scrmittelungen, fiug bcr ,^9iealttäten" u. ], w, gerocfen ift, fobalb er ftÄ auf
eine ber go^IreiAen Stufen [teilte, bte smif^en bem SRenf^n als Slatunoefen unb als
5 befelioter ©eift liegen.
ibie alexanbrinif^ jlated^tenj&ule bat eine ebenfo groge Sebeutung für bie innere
(Bef^i^te ber ilir^e mie für i^r 93er^Unis jur Sluftenmelt. Dort lommt in Setro^t,
bag [ie ber jtir^e eine !Dogm(mI unb X^eologie gefd^en, fie tpiffenf^aftli^ Sategefe
— in {ebem 6inn, ben man bamals nttt i^r oeroanb -- aele^rt, Uß bis ju einem
10 aeiDiffen ®rabe ben ^aulinismus sugangli^ gemad^t, ibr ein n)i|]enfd^aftIiAes SeDbft«
ben)UBt|ein gegeben, bie ^retif^en ^ulen niebergefAla^en. bie bogmotifipen öau)it«
fnrobleme ber 3ulunft aufgefteüt unb ben ur^ri[tUd^«ent$uftaftt(A«asIeti|d^en ®eift in ben
asleti[^»!ontempIatit)en umgemanbelt fyd. 3n ^ejug auf ica 93erbaltnis pr Srnberaoelt
ift [ie es gemefen, bie ben ^Uenifc^n ®eift gesmungen bat, auf bie ^ftlid^ SotfAaft
15 m merfen; fie ^ot ben Raxm mtt feiner le^en $^le, bem 9leuolatonismus, fi^fu^
fie ^at ben (Segner feiner 9{u|tung beraubt, um i^n bann mit [etnen eigenen woffen
nieberjuf^Iaaen. Die mit bem (Eoanaelium oerf^mo^ne arie^if^e 9leIigtonspBiIofop^ie
bat eben biefe Steligionsp^ilofop^ie. fofem fie oom däangelium m^ts mifien sollte, fon»
Dem fortfuhr, ben domer altegorij^ ju erlloren, bejiegt
20 Die JlateAetenfi^uIe ^atte etne fefte Organifotion unter einem £e^ec, ber ft^
aber unter Umftanben einen ®epffen jugefellte. Son bem ®ang bes Stubiums Knnen
iDir aus bem großen breipeteilten äBerl oes (Hemens SHes. unb aus ben Stn^oben über
bie fie^rt^otigieit bes Ongenes eine 93or[tenung gewinnen. 6000^1 bie metften ififilo'
'op^if^en $auptbisjiplinen, als bie fie^rfa^e ber oerUbiebenen ^^dofopbenl&ukn mur<
>en Dorgetragen; aber bie $auptfa^e unb ben Slbf^lug bilbete bas Stuotum ber ^.
S^riften (f. b. ftommentare bes £)rigenes, bie aus feinen fie^roortr^en entftanben
finb). Die inrofanoiffenfc^aftli^en Sortr&ge tourben aud^ oon ÜRiAt^G^riften ge^rt;
25 b
^at boA no^ $erallas, ber Sta^Iger bes Origenes, ben ^^ilofop^enmamel getraaen
(ber übrigens au^ oor Verfolgung f^fit|te). (Ein beftimmtes £o{aI fd^eutt bie
30 6 Aule — menigftens 3. 3- ^^^ Dr^enes — nfal^t befeffen ju ffobtn: too ber £e^
[ber übrigens au^ oor
ÄÄuIe — ©enigftens j. ^. ^^^ ^.^ — ..^» ^»,^„... ^^ ^^».., w^ ^^ .w^*^
n)09nte, !am man jufammen. Sefolbung ourbe ni^t gemö^rt; au^ ^at man nicbt an
einjelne fie^rftunben, fonbem an ganse Xageslurfe, loie [ie noA ^eute im Orient uBIi^
fino, 3u beulen (teils Sortrage, teils Unterrebun^en) ; oie gelehrten Sebürfniffe, 9[b«
fd^reiber, S^önf^reiber u. f. u). Q)urbeh bem Ongenes bur^ einen reiben grreunb ge-
35 xDSfyci — f^erlt^ ber einsi^e Sfall. 9u(^ n)o^l9abenbe Sd^üler brauten freie (Baoen
^06) Origenes ncum fie ntd^t an). Seit bem 4. ;^aMunbert maa ber Staat jur
Sefolbung ber fieqrer ttmos beiaetragen ^aben. Dte ^Reihenfolge ber Sorfte^ec ift
folgenbe: ^antanus (feit c. 190 fein ®epife Clemens), (Hemens, Oriaenes (fem®e^
pife $erauas), $eraHas (na^mals Sifd^of), DiotuaHus (noAmals Stfd^of), ^terius
40 (Sld^illas), ^Qeognoft, Serapion. ^etms (nadbmals SMof), macarius (?) Dibq«
mus, 9?5[öbon mrius ift f^roerliÄ 35orfte$er ber S^ule geioefen). SRbooon, ber fie^rer
bes iß^ilippus ^ibetes, ift um 405 nai^ Sibe in ^amp^^tten übergefiebelt. Die SAuIe,
bur^ bie arianifd^en Streitigleiten erf^üttert, bur^ bie unglfidCIiAen Aämpfe bes 3^eo«
p^ilus oon Sllexanbrien mit oer barbanf^en SRön^sort^oboxie oollenbs oemi^tet, erlofd^.
45 Die ori^eniftif^en ilämpfe baben i^r ein Snbe bereitet; toir bflr^n annehmen, bog fte
f^n fett ben Xagen bes ^t^anaftus an Sebeutuna immer me^r oerloren bot, loenn
au^ Dibqmus ein beroonaaenber £e^rer getoefen ift. $eibnif^e £e^er ernielten in
Slexanbrien au^ für bie (ü^rtften Sebeutung (ogl. $9patia unb bas fieben bes S^neftus).
Die !QeoIogie ber ilappabocier. befonbers oie bes (Bregor oon 9l9ffa, ift ein SAog»
CO lin^ ber ilateäetenf^ule, unb fofem biefe !^eoIogie, toelqe ^ermente bes origenifti^en
®etftes entließ, niemals in ber Aird^e pröimbiert toorben tft, blieb ein geu)iffe6 &be
ber Jlate^etenfdbule ber Aird^e erhalten, ^u^ in ber SBiffenf^aft bes ^ieronqmus,
9{ufin uno SImbrofius ^at fie Jortgelebt unb ift bem 91benblanb 3U gut gelommen.
Slt^anafius bot u. SB. mtt ber jlate^etenfAuIe bireö ni^ts m Qjßxn\ aber feine
55 Sluffafjung oom ^er^ältnis bes Söttlid^en unb uRenf^Ii^en unb fein (Bloube an bie
iDlenffflioerbung bes £ogos ftanb in Sfil^IunQ mit bem regten (^lügel ber origeniftifcben
Spelulation. 3nbem er bas ,,$omoufios'' in ber ilir^e bur^fe^te unb ollmäblic^ oie
beoeutenbften !QeoIogen bes Orients für basfelbe gemann, fe^te er jugleid^ oie 9In^
f^auung oon ber (Erloferperfönli^ieit bur^, nad^ meld^er bie göttliche 9catur bie menfA«
60 It^e in ft^ aufgenommen unb fie fo }u i^rex eigenen gemalt ^, bag eine oou^
aiqranbrtmff^e ftated^etenf^itle ttiik @il^it(e Wtgiantt 3ö9
lommene (Einheit ber Staturen oor^nben ift. fie^r^t ^ er bas niäft ausaefäbrt
(oielme^ [inb bei ibm unb ben jlq[»pabodem. bie |etne unb be$ Oriaenes Sqüler
iDoren, no4 Un|id^er9eiten oorl^nben) : allein fein (Blaube unb feine ^eDlogif^e Sim-
mung jielten auf ba$, idos na^mals aRonopbq|iti6mu5 genannt iDorben ift, unb
jiDor auf bie lonfequentefte gform besfelben. X>xt\tt Glaube unb biefe t^eoIi)aMe 6
Stimmuim änberten fi^ au^ ni^t, als man fi^ genötigt fc^, ben lonfequenten 93er:>
m bes Siftollinarie oon fioobicea, bie Crlöferperfönli^Iett als (Einheit ju {onftruieren,
obgule^nen; im Gegenteil — bur^ bie ^eoretif^e Se^uiitung ber ooUen SRenf^eit
3e|u tm ®egenfa| }u Slpoüinoris glaubte man fu^ ^inreii^enb gef^ü^t, um fi^ nun
um \p beftimmter unb energilAer ben Spelulotionen über bie /tiia (pvmg rov loyav lo
o£oaQxa>fmm Eingeben ju burfen. hinter il^nen ru^te bie Sorftellung, ba^ göttli^
unb menf^Iic^e Statur real gufammenlaufen ISnnen; ja fie bilbete ben etgentli^n
flnis religionis Ghristianae, unb fie lonnte in boppelter. 3. %, in einander über»
fliegenber ^oxvx auftreten, nomM in ^iftorifd^^realiftifd^ (bie gottli^e ^eilsoeranjtal»
tung ^ ^$ori[c^ bte getrennten Staturen }ufammengebra(bt) ober in ibeen«p^iIojop^i)d^er 16
(bie göttlt^e ^eilsoeranftaltung beHariert nur unb mad^t of^nbar, n)as im 9l5efen ber
Staturen liegt, jofem bie geiftiae Areotur an ]\äi im legten C5runbe Q>efenseins mit ber
(B^t^it ift). ÜDer 3ufammen9an0 mit ben leMen ®ebanfen ber Aote^etenfi^ule ift
^ier offetmr; biefer 3ufammen9ang, ber in oem ^lotonismus murjelt, tritt aud^
m ber pneumotifc^en ^egefe ^eroor, obglei^ alle geaen bie re^la fidel unb ben 20
biblifil^n Slealismus perftonenben 91uslegungen bes Or^enes ausgemerjt u)urben. !Die
X^Iogen. loel^e biefe (Beoanlen oertraten unb feit bem Slnfang bes 5. 3cti&r^unb^
mtt ben »ntio^enem (f.b.5l.) in Streit gerieten, nennt mon „^exanbrinifee Sd^ule".
Der Sebeutenbfte unter ibnen neben SRoIarius ijt Surill oon SIexanbrien our^ yä^h
rei^e iUmtmentore, 6treit|(|riften unb bur^ bie ftegretd^e Aü^n^eit feiner Aird^enpolitil. 25
SBos man au$ oon feinem o^aralter ^Iten mag — bag ferne 2:^ologie foteriologif^
beftimnU nutr. lagt fid| ni^t oerfennen. Den ^iben 6ieg; ben er auf bem (Ep^ejinum
genmmt (431)i lou^te er aUmoblic^ in einen ganjen ju oeromnbeln, unb burc^ feinen
Stod^fober unb ®e[tnnungsgenoffen Diosbir n)urbe bie antiod^eniff^e X^eologie in ber
Airme oefiegt unb oie ^da yvoK tov l6yov aeaaqHcoßieytj gu (l^oefus 448 oem Orient 90
ronomiert Sti^t toeti bie gfo^^I ^^ ®^ift oes orientalij^n (i:|riftentums n)iber«
ra^, fonbem loeil i^ (T^ampion fid^ als iurc^enbefpot geoärbete, erfplote bie oer«
ingnisoollfte Kedtion gu (S^alcebon 451. Die (Jformel, oie bort aufgeTtellt mürbe,
mib^rjprtt^ runb unb Ilar ber alexanbrinif^en X^Iogie unb l^e bie Sfolge, bag alle
entf^tebenen unb lonfequenten Kn^nger berfelben mit ber b^jantinifd^en Air^ brauen ; 35
aUetn fofem in CE^Icebon ausbrfiAicb^ bie Ort^obosie bes Cqrill anei^nnt morben, be«
^iett bte neue bojantinifA'römiJ^ Atr^, bie gefdbaffen mar. tro^ ber3u)einaturenle&re
bie alezanbrinifd^e Z^lo^ie xn il^rer SRitte. 3m 6. 3<^r$unbert geigten £eonttus
unb 3u^^3 ^6 )>^s ntd^i ein toter 93efi^ bleiben foltte, ba| fid^ otelmebr bie 9lus»
legung oes (E^akebonenfe naä) U)m gu rieten babe (5. Aonjin. Daran pat aud^ im 40
C5runoe bas 6. Aongil ni^ts geönbert; ja nad^ bem aboptiantfqen (ptreit tft au^ bie
Z^Iogie bes 91benblanbs bemuM ,;alexanbrinifc^'' gemorben. Dtefe $at bie Sor«
fteüung oon ber mirfli^en äRenj^leit 3^fu immer nur behaupten lonnen, refp. auf ein
gonj bef^ftenes 9Rag jurudfu^ren muffen — fie ift in 9Ba^rbeit apollinoriftif^ unb
boleti|(^. Dafür ober ^at fie in allen tQren ^^afen Slaum gelajfen für mqftifd^e 6pe« 46
lulationen über bas 9)er^ltnis oon (Bot^it unb SRenf^beit, bet benen ber menf^Iiqe
Sottor ju oerf^inben bro|4 unb bie (gef^i^te oerbampft. 9. •^arnait.
Wee^brtmfi^e fiberfet^nng bed 91ten Ze^amtni» f. Sibelüberfe^ungen.
We^lUtcr. ^Itiot, ^itiex' unb ^Iofter»Orben III 478 ff.; VtoU, ^orreformatorif^e
fi:ir(6eiigef(t). ber ^ieberlanbe (bmt\di bur(^ dupp!e, :Oeipa. 1895} II 8. 250 ff.; U^I^orn, i)ie GO
c^riftl. £icbe«t^atigfcit im aRittcIalter, ©tuttg. 1884, @. 390 ff., 508 f.
üleiianer ober Ceüiten, mi) fioll^rben (ogl. unten), ^eigt ber gu Slnfang bes
14. 3^c^unberts guerft in ben Slieberlanben au|tau(^enbe, bann über bas meftli^e unb
norblid^e Deutfd^Ianb fid^ oerbreitenbe SBo^It^öttdeitsorben, beffen ^auptname fi^ auf
ben U. Sdexius gurüdfii^. (Es ift bies ber berühmte, oon Aonrab oon äBürgburg 65
poeti^ oer^nltq^e S^u^patron freimillig gem&^Iter Slrmut. ben bie £egenbe gmor
einem oomel^men fenatori((^n Siömer^ufe bes 4. ^ftl. 3<^4unberts entftammen, aber
fein ganges £eben oon ber Srautnaqt an (too er bie tJ^m beftimmte Sraut unter
360 SOestatter
3uriuIgQbe bes 9{tnge$ plS^Iii!^ oerläM) in oSIIiger Settelormut Einbringen I8ht —
|ueift 17 3<^^^ I<^0 00^ ^in^ itir^fire Sbeffas, bann ebenfo lange vor ber ft^tt
eines eignen Sateuaufes 5U 9{om in Stmii unb fiuntpen liegenb, unb etft lurj na^
einem lobe (angebli^ b. 17. 3uH 417) öon ben Seinen ©iebererlannt. 3n ifaer
i UrgeftQÜ seigt bie (Senojfenf^aft in ber ihcA eine auf bie Senoitlli^ung eines fol^n
Slrmutsibeate gerid^tete ^lenbens. yfyct (Bliebet nennen Ji^ mit Sorliebe fratres vo-
luntarie pauperes ; fi^ leben oon milben (Soben, betoo^nen nur 3itts^ufer mit ^öc^ft
bfirftigem ^ousoerSt unb befi^en nur bcts 9lütn)enbigfte in gemeinjamem Sigeiäum.
ßu t|ren pramf^en Serri^tungen ge^Sren n^efentlid^ nur itranlenpf(ege mü> Xoten«
looeftattung — bie ledere u^a^renb ber ifer^eerenben ^eH^eiten bes 14. u. 15. 3<^^*
befonbers merlliA j^eroorgetreten unb n)a^d^einli^ jum Cptunb geQ)orben, oesbolb t^en
ber SoKsmunb fril^eitig jene beiben anberen Senennungen (5U benen ber ScnO'tnQme
„Sextaner" woi)\ erft etmos fpSter ^injutrot) , beilegte. 9Is „(SMÜtn" (3enbrflber)
nämlid^ fi^eint man \W niijii töegen i^es etmaigen Haufens in 3^nen, fonbem mtt
16 SJejug auf ibr oielfad^es Sef^oftigtfein mit bem anlegen oon (Sr^jeüen (cellae) be»
jeimnet ju ^oben. ,,fioII^ben'' ober fiollbrflber aber (ober au^ SloID^ben, vtaU^
brüoer) pieken {ie mo^I megen i^res eintönigen Singens ober „fiollens" (fiuHens),
oomit fie bie fiet^en ju (Brcwe trugen. 9R5gu(]^enDe{fe ^tmt aud^ bie einen getoilfen
Zobias als i^ren Stifter nennenbe äberlieferung (ogl. b. C ,,9nmaner" im AatQoL
20 A.fix.) mit biefer i^rer $auptfunition bes condere mortuos sufommen — - loenn es
anbers geftattet ift, jenen 9lamen generiK| ju ne^en unb auf bas bie ^fliAt ber
Xotenbeftattung oor allem eifrig empfe^IenDe Su^ Xob. als i^ren fie^rer ju beuten
(ogl. 35tfler, 5). S^ofe. b. «I, aWln^en 1891, S. 164. 168).
S^re erite (Entfte^ungs « unb Slusbreitungsgef^i(^e beborf noc^ aenauerer 9uf«
36 bellung. SBaM^einli^ mar iraenb eine flanbrißbe 00er eine nieben^int $e Stabt (ob
9[nto)erpen? ob ABIn?) ber xjtt, oon 00 i^ Snjtttut fi^ juerft ausbreitete, unb jiDor
bies {ebenfalls fc^on in ber 1. $SIfte bes 14. 3^r^. Denn um 1350 begegnet man
ibren 3lieberlaifungen — Heinen, meift nur oon 4—6 8rfibem unter je einem „SJater**
ooer „^roturator'' bemo^nten $&ufem— f^on in faft allen na^mM^eren StSbten ber
so Slieberlanbe, ber 9l^ingegenben (bier befonbers in ABIn, 100 ein Coeneraloifitatoc bes
Orbens [in i^em $aufe ,,3ur fiungen"] mo^nt, besgleiii^n in Slawen, fjfranffurt,
SSorms, ätragburg k.), aber aud^ fonft ^ie unb ba in @fib« unb 9lorbbeutf^lanb
(Sugsburg, ^alberitobt. ^ilbes^eim, Sraunfd^ioeig). 9BSbrenb ber ^äufiaen ^e^eiten
oes 15. unb 16. 3<^9ts. [feinen befonbers in ben n5rbli(^n 9lieberIanoen ^beü^
86 OieKUen^Aonoente entftanben ^u fein. ($aft {ebe anfe^nlic^ere Stabt erf^eint oier mit
i^en ilonoenten beje^t. 3^ ^^ mönnliqen Angehörigen bes Orbens beten pier aud^
meiblidbe ^insu, 3^Afqu)efter ober Srotftoeftem genannt, megen ber oon i^nen einge«
[ammelten ©aben an »rot u. b^l. (aRou, S.252; U^D^., S. 398 f.) unb in ber Kegel
oem 6d^ut|e ber b. Urfula. als t^er befonberen Patronin, unterfteut. Die Drbenstrac^t
40 mar bei beiben, Den Srfioem mk ben Sd^toeftem, ein grauer ober ferner ÜRantel
mit Jlapuje unb ein fAtoai^es Slqnilier. — Xrok ber feitens einiger $öpfte (bef.
Tregor XI. unb Sonifaj IX.) erfa^nen (Bunft erlmen bie Slezianer me^rfaid^ Ser«
folgungen, ba man fie mit le^erif^en Seg^arben unb Seg^inen oenoe^felte. ^tegraen
iten fie fi^ burd^ Annahme ber Jlbftenegel Sluauftins ju fidlem. Utrter Sesugnafime
46 auf biefe als ibr gemeinlames Statut erteilte ^apft Sixtiius IV. 1472 i^nen eine Se<
ftätigungsurlunoe , mit oem Siebte fid^ einen (Beneraloifitator (ogl. oben) su.ofil^Ien
unb befonbere Jlapellen mit C5Io4entfirmd^en ffir i^e (Sottesbienne ju l^aben. Übrigens
blieben fie behufs i^er feelforgerlid^en Sebürfniffe. i^res (monatlid^ einmaligen) Aom»
munijierens ic, an bie ^aroqiiaKir^en i^rer Staote geu)iefen. (Eigene ^riefter Rotten
60 fie nid^t, trugen oielme^r burqmeg fiaiendbarafter unb beftanben meift aus ungelegen
£euten bes ^anbtoerierftanbs , ja aus 3Uiteraten. SBes^alb 30^nnes Sßu]äf (De re-
format. monasteriorum Saxoniae, bei £eibni^, Scriptt. Bninsvic. 11, 857) oon
i^nen fagt: ,,Omnes fratres laici sunt indocti sine literis; .... fuerunt enim
sutores, sartores et similia opera mechanica in seculo exercentes etc." Sgl.
65 bie befonbers auf biefe Sufd^fd^e S^ilberung aurfidCge^enben nS^ren Angaben Aber i^re
fiebenstoeife bei lH^Iq. 1. c.
Da^ Die ^ier ^eroorge^obenen SilbungsbefeÜe au(^ ben Slesianem ber ®egeniDart
in giemli^em SRage no^ eignen, lieg ber f^orbesf^e ober SReüagefc^e Slanbalprojeg
bes 3* 139^ (^uf Q'^I^^n Qter ni^t näber eingegangen merben lann) in bejeic^nenoer
60 9Bei[e 3U Üag treten, ^uger ber burd^ biefe (Sen^tsoer^anblung 3U feauriger Serü^mt«
Ktpantt SIcKto« I. 361
^tt gelangten alextantfd^en 3nenQnftoIt 3Rariaberg bei Sa^en bejtanben bis cor birjem
niK^ oier unter iet fiettuna oon ^extonetbrfibem fte^enbe ^ethmftalten für (ßeifies«
fronle in DeutfAIanb (ju jtrefelb, 9R.:*(gIabbQd^, ^aberbom unb SBeigenfee). 9Riitter«
^ufer ffir bie msbilbung oon ^exianerbrübem gab es im „3- 1B95 auf beutfAem
Soben ftinf : in Salinen, Abln, äRontabaur, 92eug unb Xrier. iSotx bie barin befte^en^ 5
ben (Einrichtungen ogl. u. a. §. Äeiter, Sebingungen für ben (Eintritt in fömtl relia.
aRanner«Orben unb «(genoffenf^aften l)eutf(!^Ianbs uno £)fterreic^ (9legensbg. 1895),
S. 1 ff. 38rfler.
SUejrtoi» I.Somnennd, jtaifer oon Siaani 1081—1118. 3)adQ5ef(^i(^tdtt)er!bed9afe'
pf^oxoi dr^enniod (im Bonner Corpus SS. bist. Byzantinae), ber ^nna ^omnena (ebenba unb 10
beffer ed. dteifferfd^eib, 2 vol. Lipaiae 1884 IBibl. teubnO. bed 3onarai» itn legten SBud^ (ed. ^ino
borf IBibl. Xeubn.). ^ie $3er!e be« 5eitaenöffifd)en erabtjctiofd 2:f)eop^Qkltod (cf . ^umbacfter \
®cf(!^. ber b^janlin- fiittcratur @. 133 ff. u.@.463f.). 3)ic ®cfc|c bei Zachariae, jus Graeco-
RomaDuin 8b III. C^ine befrtebigenbe ^tftorifd^e 2)arftenuug ift ni^t toor^anben. ^m ad«
gemeinen Finlay, a history of the Byzantiue empire. ^er|berg , ®ef d^id^te ber IBt^jantiner 16
unb beä oSmanifc^en $Rci(^e«, »crlin 1884; Äugler, ®ef4i(fttc ber Sheuuüge, »crlin 1880.
Der Stifter ber lomnenifd^en D^naftie^ ber (©jprofe eines Ilemafiatif^en Slbels*
gef^Iec^tes^ ift felbft unter ben oielen ausgejetc^neten ^ertlAergeftalten bes b^jantinif^en
Ütei^es eine aufterorbentlid^e (Eri^einung. (Er ijt ber 3ceRe Jenes 3faa! ftomnenos,
ber als ftaifer (1057—59) oerfu^t ^atte, bas 9iei^ burd^ bie Slnnee vor ber Sureou» 20
Iratie ^u retten, aber gefAeitert mar, [0 ba^ bas JReid^ bamai!^ fiber smei 3^^nte
lang einen Serfall ber militSrif^en Arafte, eine Demoralikttion [einer Senoaltung, Ser»
lufte an ^rooinjen burd^ Xfirien unb 9a)rmannen erfuhr, oa^ faft leine 9lettung mogli^
[$ien (ogl. (E. 9leumann , aBeltftellung bes b^santin. 9{eid^es oor ben ilreujsfigen,
5t(m. 3 unb 4). 3n ber 3tH biefes 92iebergangs fyxt fid^ ^exios ilomnenos als erfolg« %
rei^ er (Beneral er[t gegen einen normannMen Sdlbnerfü^er, 9laniens Hrfel, ber fid^ m
ftleinafien auf gnecQif^em Soben ein [elb[tftanbiges 9{eid^ grünben mollte, bann gegen
jmei S^ronprätenbenten bie Sporen oerbient. Dies maren bie „brei $erlulest^aten"
oor feiner 2:^ronbefteigung. Seine (Erfolge qaben i^m ein Snfe^en, bas i^n oerM^tig
ma^e. (Er toar jsoar oon ber ftaiferin JUarta aboptiert oorben, fanb fid^ aber in ber 20
$aiqrtftabt in einer SBeife beobad^tet unb faft interniert, bag es nur eine f^ftei^eit unb
Rettung ffir i^n gab, bte Ufurpotion ber Arone. Sie gelang i^m bur^ eine Ser«
f^orung, bie als ein aRei[terftfid in biefer Hrt ^olitil 3U gelten |at. 3n bem uner«
martetften Sugenblid, auf bte Ofterjeit, — ein befonberer Semeis ber SfrupeKofigfeit
bes Jtomnenen — braA bie Serfd^morung aus, unb am ftarfreitag 1081 brangen feine 86
Solboten |u^tIos plünoemb in bte $auptftabt ein. ilaum aber im Sefi^ ber 5^one
|atte Snextos auf allen Seiten C&efo^ren }u mehren. Aleinafien mar in eine Slnjobl
ueiner ^errfc^often aufgeloft unb 5unt größten Üeil in ben $änben ber Üfirien; felbft
bie ftfiftenpl&^e ber ^ropontis Ratten niqt miberfte^en fönnen, fo bag ^nftantinopel
oon biefer Seite fajt bloüert mar. 9luf ber Saßanl^albinjel mar bie ^enf^aft Des 40
Steigs jmif&en (ßmrge unb Donau f oft nur no^ nominell ; feit ber SRitie bes XI. 3<^r^.
mar ein Sollsftamm türfifii^er 9{affe, bie ^etfAenegen, bie bisher red^ts unb Iin!s 00m
Dnjepr gefejfen Ratten, oon ben nai^bringenben Jlumanen oormortsgefd^oben morben.
Seiftem brüdten fie auf bie Donauprootnjen, unb bie Unrube mollte nörbliq 00m Saßan
n^t me^ auf^Sren. !bas Sd^Iimmfte aber mar bie (Sefo^r ber abriatif^en ^rooinjen. 45
Der 9lormannen]^er^g Stöbert (Buis!arb, ber bas 9leiq fAon feines unteritalif^en
Sefifees beraubt ^atte, mar im 3ug, ben 5lrieg aber bas abriatifii^e 9Reer ju tragen.
3n Sform einer 3nteroention ju (punften bes gefturjten $aujes Dufos mar er bereits oem
SorgSnger bes Slesios angefünbigt gemefen, unb biefer SorgSnger muMe fid^ leinen
anberen 9lat als gegen augerorbentliqe ^rioilegien Senebig jur $filfeletftung 3U oer* so
m5gen. 3n biefe oer^ngnisoolle Srbf^oft trat Sllexios ein. (Er ^at ben Sertraa mit
Senebig ratifizieren mfiffen, ber mie ein Sllpbrud auf ben foIgeTü)en 3^iten lag. Dann
fammelte er oie f^mad^en militSrifd^en ftrofte, über bie bas 9ltxä) noä) oerffigte unb
50g ben 9lormannen entgegen. 3n offener S^Iad^t befiegt, lonnte er ben Serluft bes
SBeftffiores bes 9{eid^s, ber Stabt Durasso, an bie 9tormannen ni^t ^inbem. Da 66
Derfuqte er, als es offenbar mürbe, bag es bie gfeinbe ni^t auf ^lünberung, fonbnn
auf bouembe SfeRfekung abgefe^en Ratten, burd^ eine Dioerfion fiuft ju belommen. (Es
gelang ffim, buri? öubfibiensa^lungen an ben beutteen ftönig $einrid^ IV. biefen ju
einem Angriff auf Sflbitalien ju bemegen, ber 9{obert ®. jur 9lüdRe^r jmang. Wer
feinen SoQn So9emunb lieg er surüd , unb er felbft na^m fpoter bie unterbro^ene ^
362 Slestos I.
Unternehmung n)ieber auf. S^Iieglt^ ift bas 9{ei^ nur babur^, bag 9tobert mitten
in fetner jmetten griei^if^en Unternehmung oom Xob ereilt n)urbe (1085) , vor biefem
furchtbaren gfeinb oerettet n^orben. Suf btefe jtrifis folgte eine jtoeite an ber Donau»
orenje. Die ^etf^enegen bejiegten ben Aaifer in einer großen Sd^Iad^t bei Siliftria.
5 oo^relang fd^roanlte biefer Aneg auf unb ab. Die Sarbaren brangen über ben SaUaUp
unb e$ 1^ einen Su^enblid aus, als U)ärben bie türIi|Aen ^iraten oon ftleina|ien unb
ber Sultan oon 3bmum i^nen bie ^nbe reichen, um oos vltiä) gön^ic^ gu oertihen.
Da gmann ^lesios bie Rumänen für \ii). SRit i^rer $ülfe übenoano er bie ^etf^e«
negen unujeit ber SRari^amünbung in ber S(^Ia^t bei (Enos. 2lls ber SReft ber ÜBar*
10 baren (i^ ergab — nod^ n^aren es fo oiele , bag auf {eben gri^ifäen Solbaten
30 (gefangene iamen — . ba rourben alle Gefangenen in ber folgenben Sla^t umgebra^t.
£s gab leine anbere 6t^r]^eit oor biefem Soß, als fie gu fd^Ia^ten (1091). 3lo^
[tanb aber bas SAmerfte beoor. Der groge SOlangel eigener militärijd^r Ar&fte, ben
ber Serfan ber 9MiHtaroerfa^unfl Jeit ber JRitte bes XI. 3o^rb. oerfd^ulbet ^atte, ließ
16 Sllexios me^r als einmal bte SItdte auf bas Iriegstfi^ttge Slbenblanb ritzten: 9lor«
mannen loaren langft in bmantinif^em Solb. Slber in Der 6(^Ia^t gegen (Suisfarb
mar bie alte SBar&aergarbe bis auf ben legten 3Rann jufammenge^auen morben. (Ein
flanbrif^s (Eorps, oas eben oon einer bewaffneten äBallfafirt ins ^eilige £anb jurüct«
!ebrte, mürbe je^t angetoorben , unb in biefem Sinne miutärif^er Silfeleiftung fu(|te
so Suestos bas Slbenblanb für ben Üürlenbieg gu interejTieren. Die Areusjugsbemeaung
na^m bann freiliA ganj anbere Dimenfionen arit als oer jlaifer gebadet botte. SIber
aud^ fo hUt^ er fte freubig begrüben unb (gutes oon i^r für bas 9lei^ erhoffen lönnen,
mSre niqt eines eitmetreten, mas bie ganje Setoegung in ben ^ugen ber b^jantinifAen
9leaierung beillos lonuromittierte, ber Slnf^M bes 9lormannen So^emunb, IRooert
9» (Sutslarbs (oobn, an bte Unternehmung. Durm biefe Serbinbung mürbe ber Aretmug
p einer Cbifooe bes 9lormannenmegs geftempelt, 5U einer neuen, gefo^rli^eren gform
Der alten (pegnerf^aft. 3^ Anfang fretlii^ nabm alles friebli^e 3üge <in. (Es mürbe
Sorge aetragen, baß bie ilreujfa^er auf oerj^iebenen SOBegen unb m oerft^iebenen
3eiten our^ bas 9lei^ joaen, unb baß lein (EtnseRori^s ju langen ^ufent^It bei ber
so ^auptjtabt nuu^e, bamtt m^t allju große SRaffen fi^ sufammenbaüen unb bem 9{ei4
aefaqrlid^ merben tonnten. Da Dos :&inb, in meines bie Areujfo^rer jogen, no^ oor
nirjem grieAif^r Sefi^ mar, fo mußte im ooraus für alle (Eroberungen Der £e^enseib
an ben ilatfer geleiftet merben , moffir Serpfleaung unb militörif^e ^ilfe oerforo(^en
mürbe. S^on bei biefen Ser^nblungen geigte |i(b. mie tief bas gegenfeittge SRißtrauen
u mar. Da^er martete bei ber Belagerung oon ZHÜaa Sllexios gar nxSft ab, ob bie
i^remben bie Sertragsbebingungen erfüllen mürben, fonbern feMe fi^ bur^ beimli^e
9[bma(^ungen mit ben belagerten dürfen in ben Sefi^ ber alten ®rie(^enftaoi SIIs
Slntiod^ien gefallen mar, mürbe bie Stabt ni^t, mie es Der SBertrag oeforbert ^e, ben
(Brie^n überleben. Da trat bie Ärifis bes Unternehmens ein. t)ie lürlen rücften
io gegen ^ntio^ten ^eran, um bie Stabt mieber ju geminnen. SUexios auf bem SRarf^
Dur^ iUeinafien bis ^^ilomelion getommen, mürbe ^ier oon Soten, bie aus bem be^
lagerten Slnttod^ien entflogen maren, beftürmt, ben ilreujfabrem bie oerfpro^ne ${Ife
3u bringen. (Etne Serpflt^tung lag ni^t me^r oor, t^atfäc^IiA maren bie SertrSge
jerrijfen. 3n biefem entfd^eibenben JDloment 50g SHexios feine §anb oon ben itreuj=
45 fairem ab ; er fao, er mürbe fie fid^ bo^ nidbt gu ergebenen Safallen^ bie Üürlen ober
jualei^ 3U unoermnli^en greinben gemad^t Qaben: ]o überließ er fte i^rem Si^idfal
utto fe^rte um. (Er fyii bann bie (Gelegenheit ausgenü^t, um bie AüftenlSnber JUeinafiens
mit ben aroßen Seeftöbten unb 3nfeln bem 9lei^ mieoerjugeminnen. 9lai) biefem großen
(Erfola boiSt er oon ber }urüderoberten Safis illeinafiens aus ben Arieg geaen bas neue nor=
60 manntfme gfürftentum in Serien eröffnet unb bis 1104 ben 3n^aber besfelben, So^emunb
fomeit bebrängt, baß er fid^ naA Qniropa begeben mußte, um neue Arfifte }u fammeln.
$ier ^at biefer gefo^rliAfte geinb Des SüeaEios, beim ^Jopft, bei ben Äonigen oon granlreü^
unb (Englanb aufs ^eftigfte agitierenb, jene offentliqe SBeinung im SIbenblanb gefc^affen,
ber ber grie^if^e ftaifer als 3nbegrlff aller CCbriftenfeinbfAaft unb aller lüden jalt.
56 (Ein neuer Areu^uig, oon ÜBobemunb geführt, folite je^t burcq Das arie^if(^e 9{eu^ fetnen
3Beg nehmen. 3n Äonftanttnopel oerftanb man bie ma^re Slbfi^t oolllommen. SRan
rüftcte re^tjeitig. unb im aBinter 1107 8 fiel bie ffintf^ibung auf ben gleichen Statten,
an benen ber ^tt Slormannenfrieg fid^ abgefpielt hatte. (Es mar ber größte (Erfolg ber
^Regierung bes Sllexios. Dura^o ^ielt biefes mal ber Belagerung jtanb; bui^ eine
w Slofabe, Die jebe offene S^Ia($t oermieb , mürben bie Belagerer felbft umlagert unb
mtm* '• tflcv 363
•
ausqe^ungert. So^emunb mugte fi^ bem bemütigenben SSertrag oon Seabolis unter»
toeifen unb Slntioc^ien oom Aaifer ju fielen nel^men o^ne bas Stecht, es meiter gu
oererben. Salb bama^ ift et geftorben. So^emunb toor ^nbert 3^^re ju frfib ge«
fommen ; tDore es nad^ i^m gegangen, |o ^atte bereits ber erfte ilreujjug, iDte naqmals
ber oterte, mit einer (Eroberung oon iton|tantinopeI geenbet. 5
Die legten ge^n 3<^^^ ^ SR^ierung bes Sllesios finb oon Aänifrfen erfflüt, um
ben roieberaemonnenen Se[i^ ber fleina[iatijd^en Auften gegen bie Xflrien }u ]xä)etn.
Die gried^ii^e SeooIIerung mürbe plonmögtg aus Dem auraegebenen 3nnem ^raus-
geführt unb auf 9{eiAsboben neu ange[iebelt. Daneben geben bie merliourbigen Se*
mü^ungen ^er, bie 3^nbe im 9{ei^ mit ^ilfe ber lirc^Ii^en Autorität m bnfoli* 10
bieren. 3n ber allgemeinen SlnarAie, bie bie Sorganger ber ilomnenen ^interlaffen
^oben, ^atte fi^ gezeigt, bag bie fertiererifd^n Spaltungen Stniag }u 6^[fionen gaben,
bie befonbers |ur bte Disjiplin bes ^eeres gefo^rlic^ n)urben. Diefe Seßen, $auK»
fianer Slrmemer, 3Ronop99|iten, Sogomilen (ogl. bie betr. 9lrti!el), bie befonbers in
bem heutigen Bulgarien unb Oftrumelien fagen, begann man je^ teils mit ubenebung is
in Steligionsgeljpra^n, t^ils ^it 3^^H 3U bearbeiten. (Ein roett^in fi^tbares Signal
ber neuen lir^Ii^en SSenbung ber ^olttif toor bie ^inri^tuTm bes Hauptes ber Sogo^
milen, eines getotffen Safilios, ber angefi^ts bes jlreujes, beffen S^ere^na er ablebnte
(ba bie Sogomilen bofetif&en SlnjiAten ^ulbiaten), im 3^^^ »<>< ^^^^ 3>oß ben xob
auf bem 6$eiter^ufen erlitt. Stifts unterf^ieb f^Srfer bas neue 9legiment oon ber 20
3eit ber Dulas unb i^rem fteigeif^en S^aralter, als bie Strt, nie ber priefterli^e
Nimbus ber 5lrone als $ebel ber $oIiti! ausgenfi^t n)urbe. 3m Einfang feiner 9{e
gierung ^e Sllexios felbft f^ioere Sänben au
fi^ gelaben: bie AirAenf^&nbung bei
ber geuKiItfamen X^onbefteigung , bama^ in ber Stot ber 3^it bie 6nanftn:ud|nobme
ber yttrd^enf^e, um bie leeren Aaffen m jällen. 9n Suge lieg man es nic^t fe^Ieni 25
unb bos $ofIeben belam einen ftreng religiofen Slnftri^, ber fe^r oon ben ügpi^en alten
3eiten abftail^. 3n ben f^Iimmen Xa^en bes erften ^reujjugs, als oon uBet^na^ten
bis Oftem bie 5lreu3|a^rer bei Aonftanttnopel lagen (10% 97), fehlte es ni^t an fieuten,
bie für Oftem ein ätrafgeriAt (Bottes enoarteten, als bie 3^tt ber ilir^enfreoel oon
1081 jiA jährte. 3Bie meit oer ilaifer perfonli^ oon biefer jtrengen 9li($tung ergriffen au
mar, fte^t ba^in. Offijiell bat er fie b^nftigt; ein merboürbiges 3^^^^ M^ Qt
bos äuA ^Dogmatif^e 9{ü|tlammer", etn ^anbbu^ fSmtlid^er Ae^ereten^ bas auf feine
Seranlaffung dhxib^mxos Si^ffAtno» jufammenftellte unb morin bie Hr^h^ $oIiti! bes
Äaifets mit ben ftariften ^ausbrüden gepriefen mirb {(£ 92eumannn, grie^. ®ef^id^ts*
f^reiber unb (gef^i^tsqueüen im XII. 3abr$. 31—36). 35
Das (Sefamturteil über Sdexios bat gef^manü, ba es ferner fällt, [i^ oon ber ein«
feitiaen unb ooreingenommenen ^nfiqt losguma^en, bie bie abenblanoitd^en Areu}5ugs*
f^riftfteller be^nfcQt. Setra^tet man bie Dinge, mie fie tooren, fo lann man iaum
oenug berounoem, toie Slexios bas 3{üä) aus einer oenmeifelten £üge mieber }u
mäften brad^te unb ju einem SDlaAtfaftor in ber SBelt eroob. (Ein 9Rann , ber nie 40
eine 2]borbett begangen 3U boben f^eint. 6^on in feiner ^ugenbgef^ic^te treten bie
be^errf^enoen 3üge jeines SBefens ^eroor: bie (Erfinbungsiraft eines überlegenen Aopfes,
bie nie oerfagenbe msnü^ung aller Umftänbe gepaart mit einer gerabeju fur^tboren
(Energie. (Es fehlte i^m nid^t an perjonltd^er Sraoour; groger aber ift fein moralifd^r
SRut unb bas Stanbl^ten in ben ae 'ä^rli^ften Situationen. (Er liebte bos Sd^ad^fpiel, 45
unb ber (Einbrud HLbler SRat^ematif begleitet feine ganje ^olitil, beren grbgte (mo^e
immer bie biplomatifi^en toaren. Seine beiben 9la($foIger |inb menJAIi^ liebenstoucbu
get unb glänjenber gemefen. Reiner aber fyit unter anno^emb fo fqmierigen 93er^t«
niffen fo 9IugerorbentIi^s geleiftet. ü, fUtnmann.
Kfitt oon fiuttid^., ©eine ©Triften finb nad^ früheren (gtnjcIauSgabcn gciommelt 50
bei M8L 180, 739-972. Übet ]c\n fieben ^aben »ir glci^jcitigc «Rac^ricbtcn eine« Öanb«.
mannet in ber Praefatio DomlDi Nicolai Leodiensis in libros mag. A., bie in ben ^nb«
fd^riften bem über de misericordia et iustitia öorange^t, bei MSL 737; oufeerbem einaclne
Siotijen bei $eter 0. ßlun^ (de mirac. I, 17; ctr Petrobrusianos ; epist III, 2; Bibl. Clun.
794. 1174. 1224) unb einige njeniger juterläffige Angaben bei Xnten^eim, de vir. illust 65
OSB n, 90 Script, eccl. p. 94. 3u üergleicften Oillier, Hist litt, des aut sacr., 22. ©b,
ilbS 6. 254; Hist. litt, de la France 11. ©b (1759), 158 ff. ; «Batfenboc^, ^. ©efc^icbtgqu.
2. fSb 6. «ufl. 6. 145. 518.; 91. «. 5Rirf)ter, ©eiträae jur ftcnntni« ber dueffen beö fanon.
»e^t», fiei^a- 1834, S. 7-17; ^crm. .pffer, «fcittöge ^m ©cft^id^te ber Oiieflen be8
Äin^cnrec^t«, aJHinfter 1862, @. 1-66.
60
364 SOger
% oon fiütti^ (au^ 9. Don Sluni, A. scholasticus , A. magister genannt),
belfen Geburtsjahr unbelannt i(t, genog ben Unterric^ ber bejien £ebrer an ber Dom«
]ä)ult ju fiflttiA, bie bontals in po^r Slfite [ianb unb gletdMam bie $o^((^uIe bes
norbmejtli^en I)eutf^Ianb9, suglei^ aud^ eine ^flansftStte ^odjfir^IiAer SnÜ^ungen
5 roar. I)ie (Bunft, beren fi^ 91. JpSter bei bem laiferlid^ gefinnten SifAof utbert er»
freute, lägt inbeffen f^Iie^en, bog er felbft menigjtens nid^t als SBorfämpfer biefer 9li^«
tung aufgetreten ift. Cr tourbe Diobnus unb Smolaftilus an 6t. Bartholomäus, fpoter,
c. 1100, burd^ Otbert (1091—1119) als Äanomhis unb Sdjolajtifus (magister) an
bie Domtird^e (Sanctae Mariae et S. Lamberti) oerfeM unb onrlte ba etioa 3n)ainig
10 3<^te lang im fie^ramt unb in firAIid^en (Befi^äften mn Slusseid^nung. (Slänsenbe 9n«
erbtetungen, bie i^m oon beutfd^en ^if^5fen ^emadbt lourben, lehnte er ab unb trat
no^ im SSoÜbefi^ feiner ISrperltd^en uno geifttgen itrofte nad; bem Üobe bes Sifd^ofs
rebrid^ 1121, oieUei^t aus 9lnlag ber iioer bie ÜReutoa^I entftanbenen Streitraletten,
bas Alofter (Hun^ ein, wo er, mit bem W)it $eter burc^ innige gfreunbfd^ oer«
15 bunben , in ^o^em ülter ftarb. X)a er na^ Eingabe einer (Sftonxt oon (Ebttitj (bei
Wion, lignum vitae. Ven. 1595 II, 400 unb Bibl. Clun. Annot. p. 139) fere
per decem annos religiöse b. ^. im 9R5n(^sftanbe aelebt ^t, Jo mirb er 1181 ober
1132 ge[torben fein (ogl $üffer S. 21 f.). Son SRilolaus unb ^eter roirb er aerfi^mt
als ein 3Rann oon Jtrenger ^e^tgläubigteit, oon feinem Seifte, groger SBo^Ireoenpieit,
90 Ilug im 9{ate, juoerläfTig in allen Dingen, oon umfaffenber Sele^rfamfeit in fir^It^er
uno toeltli^er SBiffenf^qt, babei bef^e&en unb anf)mi^sIos, oon reinem unb frommem
aBanbel.
Son feinen Sd^riften finb n)eber bie in Sa^en ber fifltti^r Jlir^e gef^riebenen
Sriefe, no^ fein SBeri über bie JRed^te biefer jlir^e (Ibeibe oon 9lSoIaus erto^nt) er«
25 ^Iten, bagegen befi^en mir yod anbere, na^ 31. mnfalls in ber 3^^ feiner Stellung
als JBeltgeiftli^er, alfo oor 1121, oerf agte §auptf^riften : 1. De sacramentis corporis
et sanguinis Domini libri III, |uerjt ^erausg. oon Srasmus, Safel (gfteiburg) 1530,
bann opmals, juIeW oon 3. 35. SRalou, fiSroen 1847, bama^ bei M. S. 439—854.
Unter ben (Segenfdgriften aegen Serengars ^enbma^lslebre nimmt neben fianfram unb
80 ®uitmunb oon Sfoerfa bie|e Sd^rift X^ers bie ausgejeionetfte Stelle ein. 3n ber Sor«
rebe bellagt Slger bte sa^Ireic^en unb gefä^Ii^en Snle^ren (errores unb haereses),
bie über bos Sebeimnis bes Saframentes bes fieibes unb Slutes S^fti oerbrettet
[eien ; bes^alb ©oUe er de veritate et virtute biefes Safeaments ^anbeln, foioie über
Die oerf^iebenen basjelbe betreffenben quaestiunculae. 3m erften Su(^ (22 ilapp.)
86 Hellt er bie ilird^nlebre oon ber mirflid^en unb fubftan^iellen (Begemoart CE^rifti tm
Sntarfalrament bar unb enoeift fie aus Sd^rift unb Zrabitton: bann f^nricbt er oon ber
9rt unb SBeife be^ Saframentsgenuffes unb insbefonbere oon bem mürbtgen (Senuffe.
Su(5 II erörtert in 10 Äapiteln bie oerf^iebenen Streitfragen über SRaterie, gorm
unb SBirfung bes Salraments. Sud^ III belompft in 12 itapiteln befonbers bieienioen,
40 loelc^e bie Sültigleit unb SBirfung bes Salraments oon ber SBürbigleit bes fpenbenoen
^riefters ab^ngig maii^en. Die fd^n)ierigen unb oenoidtelten (Jftagen finb mtt illar^it
unb Sd^e lebenbig unb anregenb bargejtellt. 3m gansen fd^Iiegt Jid^ 91. an C5uit«
munb an, bod^ ni^t o^ne bas Dogma in emigen fünften meiter va bitben. 9lamentli(^
fyd er 3uerft bie beiben Sä^e ausbrüdHi^ ausgefproii^en, baft oie menf^Iicbe 9latur
46 CE^rifti Iraft i^er Sr^o^ung üBer alle Areaturen oie Sfö^igl^it befi^e, an bem Orte, wo
fie iit, 3U oerbleiben unb jugleidb an {ebem anbem Orte, an bem fie n^ill, ungeteilt }u
eatiftieren (I. 14), unb bag bie finnli^en Qualitäten ber (Elemente nad^ ber3BanbIung
oIs Slcdbentta unab^änaig (per se, b. f), dffnt Subfeft) befteben (II, 1). — 2. Der
für bie (Bef^id^te bes ftir^enre^ts unb ber fird^Iii^en !Dis3ipItn n)t^tige Tractatus de
60 misericordia et iustitia. Die Sd^rtft ift oon Martöne Thes.Nov. Anecd. V, 1019 ff.
berausg., bama^ bei M. S. 857—968. Über ben jßlan ber S^rift fpri^t fi^ ^^er
[elbft in ber Sonebe aus. (£x toill bie fd^einbaren SBiberfprüd^e jtoif^en ben oerfc^te«
Denen jtird^ngefe^en aufllären unb ausgletd^en. Susge^nb oon^f 101, 1 JteKt er bie
misericordia uno iustitia einanber gegenüber unb loill seigen, loie nad^ ber Ser=
65 fdbiebenbeit oon 3^it, Ort, ^erfonen uno Umjtönben ba(b bie eine, balb bie anbere i^e
SBeredEittgung ^at. (fo teilt fein SBerf in 3 Xeile. Der erfte ^anbelt oon ber miseri-
cordia ober gratia unb seigt, in n^el^en gfällen bie Strenge ber Kr^K^en Disziplin
[i^ milbem läfet (Aap. 1—27), roie au^ bie 88fen unter Umftänben in ber 5lir^ ju
oulben (Aap. 28—51), ob bie Sabamente au^ oon Umoürbigen gültig gefpenbet toerben
eo lonnen (ilap. 51—70), toie überhaupt in ber Beurteilung unb SBe^anblung ber Sofen
9Igtr SObtm 366
mit 33orfid^t unb S^onung 3U oerfa^ren [ei (jlap. 71—89). Der joeite Xeil ^nbelt
oon ber iustitia, oon ben ^füllen, in melden bie Strenge ber jlir^engefe^e in Smoen-
bung 3U bringen ift, oon ber SIrt unb äBetfe, roie bies flberbmiiyt gd^e^n foll (jlap. 1
bis 12), oon ben 9lnf lagen gegen Sifc^ofe unb anbere ®ei|tli^e (Stap, 13—43) , oon
bem gerid^tli^en Serfa^ren unb ben Slppellationen an ben päpftliqen 6tu^I {Rop, 44 6
bis 63). Der britte Xeil [priest oon ben 4 species eorum, qui sunt extra eccle-
siam, namli^ ben excommunicati, damnati, schismatici unb haeretici, unb nantent*
li^ oon ber ®illtigleit i^rer 6alrantente (Siap. 1—86); mit Befonberer Slusffl^rlidbleit
loerben ^iebei bie beiben großen 3^^^^^" ^on ber (Simonie (item. 30 ff.) unb oem
Serl^altnis ber aeiltli^en unb meltlu^en C&eu)Qlt (ilop. 65 ff.) be^anbelt. ^olemifd^e 10
9{üdfi^t nimmt mger in biefem britten Xeile befonbers auf eine S^rift bes ^etrus
Damiani fliber gratissimus ad Henricum Archiep. Raveiin.), n^orin biefer für bie
®iiltia!eit oer [imonijtifd^en äßei^en na^ geleifteter Moniten} Ji^ ausgebro^n ^e.
Die Dorfteüunp i[t aar, überfi^Ui^ uno lebenbig. Die einseinen 6ä^e finb in lurjen
!I^fen 00er Xtteln oorangeftellt utü) merben bann bur^ ia^lreid^e Sitate aus ber ^eil. 15
Sqrift, ben Air^enootem, befonbers Slmbrofius, ^ieronqmus, Sluguftin unb C®or
b. (&r., aus Sqnobaßanones unb aus Jetten unb unechten) p^ftli^en Defretolen er«
wxt\tn; bie fd^einbar miberfpred^nben Siuloritaten loerben einanber ^egenubergeftellt unb
bann ju oereinigen gefugt 3i\ä)itx ^at juerft naAgemiefen, bag btefes SBerl 9U eine
mistige Queue oes Decretum Oratiani bilbet. vtvä)i nur ^at Sr. ja^bei^ patriftifid^e 20
Stellen aus 21. übernommen (mefir als 80, [. Stifter S. 13 ff., §uffer S. 61 ff.) fon«
bem au(^ bie erläutemben jlapitelfiber{d^riften. bie (og. dicta Oratiani öfter oon um
entlehnt. Slamentli^ aber ift 21. filr bos Serfa^ren (Sr^, bie bifferieret^en lirii^enreqt'
lid^en Sa^ungen bur^ biftinguierenbe Srlöuterung mit einanber in uberetn|nmmung
3U bringen, iüorgönger unb Sorbilb geu)e(en, oenn au^ ni^t er allein, benn bie 25
oonse entQ)idIung ber lird^li^en unb fir^enre^tli^en 9Bt[fenf<|Ktft brSngte auf biefe
aRet^obe ^in. — ÜRä^ft biefen ^auptf^riften ift 3. ber oon Slriten^im ermahnte trac-
tatus de gratia et libero arbitrio ju nennen. (Er ift oon S. ^ej mieber aufgefunben
unb im 4. Sanbe bes thes. anecdot. P. II, p. 114 sqq. herausgegeben roorben (bei
M. 6. 969—972). 3n fünf btrjen Aapiteln qanbelt er oon ber menf^li^en SBillens* 30
frei^eit oor unb nac^ bem ijfall (Rop. 1). oon ber göttli^n ^räfcien} unb ^rabeftina«
tion, toel^e ber menf^li($en (Jr^ei^eit leinen (Eintrag ^un (ilap. 2 u. 3), oon ber
9lotn)enbig!eit bes (Sebets }ur Crlangung ber ®nabe {SUw. 4), oon ber Slotmenbigleit
ber (&nabe jur Sollbringung bes (guten (Aap. 5). — 2lts Sin^ang biefes ZraÖats ift
eine Heine anonqme Sd^rift de sacrificio missae, oon 2!^einer in einer Variier $anb« 35
fdbrift entbedt unb oon 81. SRai, Scriptor. vet. Nova Coli. Tom. IX, S. 371 , oon
allatou, Sötoen 1847, unb oon M. 6. 853—856 unter Sllgers 9lamen herausgegeben
toorben. Slu^ ein in einer ^arifer $anbf^rift (MS. lat. Nr. 3881 saec. XU vel XIII
ineunt. membr. fol. 191 sqq.) fid^ finbenber Über sententiarum Magistri A., ber
oon (gratian oielf a^ benu^t ift, unb mit Sllgers Hb. de sacrr. ^nlimleit seigt , foII 4o
mie^üffer 6. Iff., 27 ff ju jeigen fu^t, na^ inneren unb äußeren Corünoen bem SUon
£ütti^ beijulegen fein. Die Sd^rift mürbe mbejfen als bo^matifAes Aomoenbium oor
allem eine Unterfud^una i^es t^ologif^en Sn^alts unb t^res SSer^Itniffes ju ben
fonft belannten bogmatifd^en fie^roüd^em ber erften ^älfte bes 12. Z^^' erforbem.
(föagettmantt f) ®* ^- ^eittfd^. 45
aituitt, geft. 804. Oueffen für bad Seben 2l.d bie alte auf Mitteilungen feine«
©c^ülerS ©igulf ru^enbe vita, bai» (Skbt(^t 2l.d über bie gorter drjbifdft. unb bef. bie »riefe
unb ®cbi(^tc. — »cftc 2lu8gabc ber ©erfc: groben, Ratisbon. 1777, 2 tom. Fol., «tbbrud
bama(^ bei MSL »b 100 f. ^ie ^Briefe (mit ber vita, ber vita Willibr., Carm. de epiac.
Ebor.) bei Jaff^, MoDumenta Alcuin. ed. 2)ümmler unb ^attenbac^, Berlin 1873. ^ie IBriefe 60
attcin: MG Epist. IV. Ep. Karol. aevi II. rec. (£. S)ümmler 1895. — ®ebi(^te: MG
Poetae kt Kar. aev. I 160—352 rec. (£. Tümmler 1881. @. auc^ A. Largeault, Inscriptions
m^triques etc., $oitier§ J885. — Über ©tnjelauägaben ogl. (ibert 11 13. — Überfe^una:
2rreunbgen, %,^ päbag. ©d^riftcn 1889 ; Hiat. litt^r. de la Fnnce IV. groben« Commentatio
in b. m&: 3r. SorenJ, «Ihiin« fiebcn, ^alle 1829; »Ä^r, ®ef(^. b. röm. ßitter. im forol. 55
3eitaltcr, Äarldru^e 1840; Monnier, AIcuId et Charlemagne, 2, 6d., ^riS 1863; SBatten*
ba^, 2)eutf(^lanbg ®efd)i(6t^quellen im WEi 6. 9. I unb bie bort oer^eii^nete epe^iaUittei;. ;
X^. @i(fel, «Ifuinftubicn I ©SB« 79. ©b 1875 ; Ä. ©emer, «llfuin unb fein Sa^r^unbert,
^oberbom 1876, 2. «ufl. 1881; «. O^bert, «ttgem. Okfc^. ber £itt bed Wi ac. 1880, U
12-36; W>tUr>. @imfon, 3a^rb. be» fränf. 9lei^« I, 2.«ttfl. (1888), H (1883); «.^aurf^eo
•»
^f^r^hn^m. fcatfinr ZI :-**••- 5. 9ama9scr,r^bL ^erc Ärfic unter ^«If.- unb bie
^im»n ?«• fotf^fldfa. 5fr:«5:: §. >:Soc^ 1 md «mo. ;jeitfdpr. f«r offcerr. (»qmn.
:«a: T «aipBfi. fiMBjnr m tzb ^ jm imumj -f JL. loxxä t.^74: (i. i)inmnicr. «Idjuin»
itaü^TT :^H. SNl JULVU; »r?«üie. .jar ^-nrmf^tti. i* Ä« Id. 51—70 (1892); J. ß.
Imftn^t A. iwHaiiuniUi' «in «sau»» •»£. ;:3iioaiB t^l : Piimvec» De rorigme de U philoe.
«umterwHw l'i^ — <fr;n^ipcuc m: X£4 I U3 f . :?r5. aim ^minkr; ßin^nle^t. 2c
j#fi ife^ j Sdie r 4.ifi L«: ; 2. iL ?V'. ir : Oydüp^dia etc. by J. iTClintock &
.r .^l»n«f : :.?r f. :.'i74": : EteL.iMrj ■»:. bf V aniäi «l H. Wice I 73 ff. (1877) üon
Ä. ^xÄ**: DiczSonuy -hil by Leriie ^tepiiBL [ 11^^. tai?f)i dos 3L Uamfon.
fBbüM iVU^join^ Iol angeMbet AÜniiiisi nm mdsr bcs SQmieni, beien fiA
^Hf ^ ifi ai; Kam HmUauogpi jjüT ^[jcl^]^^ )er SSbnog KtbviUe. hit ittüot-
t ein. £r ffiHliüijl He aiHyfiailifuifc frnyii^ttfiUcnjii^aflB^ Stlbuno,
t iffoi nef lifif^ip SddiK jnNDmennqse, mf bcs m^ imi^eit Soben
9iäiiß vnJb fie%t b dos Secf vner üntaBooi^ifteii Sotgonget (mf betn
bes SoiiSiq 0» s> Toc Sbs imycie^uKiK 6cfi^iieAt — wnixtnbt mit
St %, wBt 73o, neOea&t (ogor Ti^wt um 730 in jm^nm&cieii, mdg*
iWKüBtot nc ^wt gefeocBi, no er aon ?c^ oi SoAetfi^ Cnw^ig mib in oer be-
{Sprant xiwmyug sner ixjowpif cmea watt TcmiRng enpfnu. xQs feinen fieoier
jwi^te er SBett ^fiicficzt), te^nt lu u^uiMh flTii^i C^Et mib Ukicuii^ et felbfi Mil-
bÄfCaniL de pontffic. Ebor. yers, Uli sqq.) «ib «ft »dt^eni ober in beften
Hifhm er ob ^SBBußxg if^i inh 5Ie9n tbb^ bem ^^ondeneii^ xaA Slom nio^e
Ä. V. Uagagq. Ep. 112 nb 3^ im^ jg ß^gag ix JafKs Monnm Ale),
Bfe beten ^^^^MKnamig tun^ lun^ ^^k^ HväL Tobet bmie et cetMid)ene
tU^tt, me Sluoui^ snb C^feemi^ nd ^hxliim nie £bI oon Stein}, %titQb oon
S, tttoß mb ^ßettK oon f}^ l c n. taaesL SIs ^Oert ben ei^if^^i^n
3fiii|f oon fotf bepieg (766), snbe fOhriB bie Seämig bet S^^ nbatragen, mo
s. c obA £iHbger, ber SrnfenöHH Mm Untexti^l genft, uA ob fener ref ignierte
itn £eben nmnÄM |i bef^lMcn, |^ er, sOceiA (Embolb I., Sijs 9Rit^
ob gqjWjd^tol^, ben Tmam 9Bkot Bcr feinen tenetften <Si^%, bie
3(v gWMfafrl 0' ^^ ^^^'^ ^4ä%e de pontüEbor. t«s. 15S5 bis 1561, ogL ep. 72)
9uäWmH Üobe (8. 9loo. 780) snbe 9. no^ So« gefmbt, nit fb &nbalb bos
IßmBum yoL ^bn. fbf bieget 9le9e toof er (781) niil Jtoxl b. St. jn ^jktrma ju«
fnnnien, tn einer 3eit, in »eUber Jld dben begann oon aOen 6eiten geiflige Jtrfifte
äff CiIenAnng feines SoQes an fii^ jn jieben. 9I!nin nwr bereits ftfi^ einmal oon
7t^ {binem Setter m ftorl gefonbt ooiben, biefent aQo belonnt, o|iie i^o^ in beffen Dienfte
JK treten (Vita Ale. c. 6. Jaffe [3n ep. 1 p. 144] bnibinieit mit biefer Senbung
eine bereits oon JRabiQon n. a. mif nn^ wbin bejogene Slotq oon ber Senbung
eines fnbinns (Oi ^tojft ^abrion im 3- 773. SgL jeboc^ SSBottenbo^ Monum. Ale.
f. 903f. nnb Deutfi^lisnbs SefAicbtsq. 6 9. I. nnb befoi^ecs €idkl, SRuinRi^en
r/K> nnb Dfimmler 1. c. 3Wl 18, 58 »nm. 5 nnb Ep. Kar. aevi II Kr. 70
fbnn, U. rik^ ^ ^ ^^^ ^^" ^^ ^ t^^ ^^ (^^ KfidMr mit mebreren
fefner 3<^filer biefem 9liffe (782) unb foll, mte man oevo^nlii^, aber ni^t mtt be<
grfinbeter SMfttbvi annimmt, bis 789 im StanlenreiA geblieben fein- {Unfalls tft
er ober 786 bei e^noben jn Sorobrige nnb }u Ceai49b in feiner ^etmat gemefen
V, tfirb bat fi<^ bflfelbft längere ober fiugere 3^^ aufgellten (ogL Dümmler 1. c. 9ra
1«, m % u, ep. 3 JDümmler ep. Kar. ae\i II J). «usaeftottet mit ben (Knfünften
ber Abteien oon (^errtl^res unb oon 6t £upus }u Sjro^es lebte er am $ofe unb leitete
bte f)MiSfia\tj Q:ti wtXim oiele 6o^ne oome^mer ^ranlen ibre Slusbilbuna ehielten,
»B|ienb jpsgleii^ Aarl fetbft, feine Samilie unb bie ^ofleute fiA [einer Sele^na er^
Uf frinlen, (rr, bun^ unb buti^ ein Gelehrter, in oeltlicbe (Sefc^äfte fic^ roenia einmif^nb,
wmttt bie @eele jenes Areifes, ber fi(^ mit Sifer ben neuen mijfenf^IiÄien ün^
rfgMngen Eingab unb beffen (Slieber nad^ angelfö^fifd^m Soibilbe unter teils biblt«
Men. teils naffifc^n 9lamen (ftarl: Daoib, Cinl^b: Sefeleel, Sllluin: grlaccus SObinus,
tfliatlbert : ^omerus u. J. m.) eine ^rt (gele^nrepubul biu)eten. Sine rei^e ^unb«
f** aruoi ffir bie Aenntnb feiner Sestebungen 5u biefen unb anberen frinfifi^en, fomie 5u
leinen }a^lrei(^n lanbsmänntf&en grceunben, oor ollem ober 3u Jtarl bem (Broten
ebenfo mt ffir bie feiner (&lauoensarunb}a^e unb iir^li^en Seftrebungen, ber Sitten«
jufiftnbe feiner 3elt. n^eniger ber ge|(^t(^tlt($en Sorgange, ift bie 6ammlung feiner fid^
aw me^ als 3(K) belaubnben Srie|e, beren 3^itbeftimmung megen i^ ubenoiegenb
üo beiet^nben Snbalts oieffad^n 6<^u)terigbiten unterliegt. V. !e^ jiDar 789 ober 790
In feine {^elmat jurfid, oon Einfang an baju geneigt, oon Aarl, mS^ unP(^erer 9ln^
«nitfat 367
neunte (oqI. Dfimmler 1. c. 919 18, 64) au(^ mit poIHif^n Slufttogen betraut, bte
beff^n 3n>ift mit R9nia Offa oon SDletcien betrafen, unb lourbe ^ier, 00 ber oertriebene
5ldnig (Et^elteb oon Scort^umbrien eben loieber auf ben Z^ron gelangte, in bie Sffent«
lid^n Slngelegenbeiten ^ineinoejogen, machte \i^ ober, frflberen inrop^etifd^en SBeifungen
entbne(^enb, toieber I09, ab ftorl feiner in ben ürd^Ii^en Seroegungen oeburfte. 3n ber s
Silberfrage ([. b. 91. Aarolinif^e Sfl(^er) [oll SUfuin jd^on oon (Englanb aus (792), ab itorl
bie loteinif^ ^if^l^^B ^^ ^^" ^^ ^' nicönifqen Sqnobe jur ^fung bort^in ge«
[(^idt ^atte, eine Sbloerlegung im 9lamen ber englif^en Sif(^5fe unb Surften oerfdgt
baben, bie er bonn ju ftorl broAte (Simeon Dunelm. ad a. 792, ogl. ^uli in :
P(S XII e. 163, 161). 9Bie m )>tefe ju ben libri Carolini jelbft oer^t, mug 10
bo^ingefteüt bleiben. Sine Beteiligung 8l.s aber an ber beril^mten &i^ (beren er^
Stt^ auf bos Datum 790 weift), ift bis {e^t niAt ftren^ enoiefen. Sefonbers jebo(^
loar es ber aboptianiMe Streit, in melqem SlUuin fernen firc^i^en (Eifer (ep. 35
p. 255) Jtarl 5U t)ien|ten ftellte. £r lehrte 793 ins S^nlenreid^ jurfid, oerfagte balb
borouf eine milb gehaltene S^rift gegen bie Jtetoreien bes gfelis oon Urgel unb nad^ 15
beffen erneutem ^all eine »oeite größere, unb loar im folgenben 3<9^ <^ttf ber
grtontfurter Snnobe t^atig, loeu^e ben SIbopäanismus oerbommte unb ben utsolingitten
®runbfdi| in ber Silberfrooe auftec^ erhielt. 9luf einer loai^einli^ 799. otellei^t
ou^ im 3uni 800 (^e^auenen 69nobe ju Slad^en (ogl. 3)fimmler 1. c. ml 18, 68
unb Ep. Kar. aev. II ed. tDümmler 92r. 207 9lnm. 8) bröngte er feinen l&egner so
n<K^ oorongegonaenem 6(^riftftreit jum SBiberruf feiner fie^re unb beühnpfte er beffen
(Seno{fen (iiipanbus. Son 793 an fe^n mir SL mit 5larl in beftfinbigem Serfe^r, an
allen loiAtigen ürd^IiAen unb tird^tmolttifc^en Sngelegeni^eiten oesfeloen lebenbig be«
teiligt, me in Serbinming mit ben ^eroonagenbften äRönnem, fo namenfiit^ au^ mit
8mo oon Saljburg, ber fid^ Serbienfte um bie Sr^Itung feiner Srkfe enooden 25
^, ferner mit 9nailbert unb ^al^arb oon (Eorbie u. a. m. £)bn)o|I er no(^ 795
an 9{ficBe^ no^ fforl ba^te, ^ielt i^n jlarl feft unb oerlie^ i^m oIs ^rfinbe }u
forgenfreierem £eben 796 bie Slbtei 6t. 9Rartin au Xours, beren oerfallene ^ud^ er
mieber ^b unb beren fd^nell aufblü^enbe Aloftemule nun hmif \fyx ber toii^gfte
^erb tird^Iic^ unb roiffenf^aftli^r Silbung bes 9tei^ »urbe, oon mdh^r eine groge so
^cM oon Sd^fllem unb Stiftern neuer ^[^floiQftfitten ber Silbung ausging. 3u &^^
früheren ober ^ier erft ausgebilbeten (äd^filem gehörten auger £iubaer }. £. Sigulf
(Setutüs), bie Quelle ffir feine £ebensbe[^eibung, Sfribuoifus, fem 9ca<^olgar in
6t. SRortin^ oor allem ober ^robanus, ber litterarif(^ fruc^ttorfte unter i^nen, unb loo^l
aw^ bef JßtturgSer Slmolarius oon 9Rek 95
®egen dtw feines £ebens biufte Sniuin feinem öfter gebeaten, je^ burdb jlrinl«
li^eit «nb Srblinbuna oerftärlten Sserlangen nad^ mSn^ifdj'befd^ault^em £eben ent<
brn^nb bte fieitung oer ii^m unterftellten Jlßfter (ju benen bos oon Xours aus ge«
mttk (Eormerq unb ^I^^oign^ [Monum. Ale. p. 18] gegärten) feinen 6^filem fiber«
laffen (vita c. 8 ep. 170. 174—176); feinen Mat aber na^ ftarl aud^ ferner in an* 40
fpnid^ bis ju feinem !Iobe 19. SRai 804.
Snhiin ift ein SRann oon aufrid^tiger !ird^li(^er gfromm^eit, bem bie Sufrec^«
Siltung bes ort^oboxen (Glaubens unb ber Slutoritot ber JUrme unb barum mäf hos
vHtfftn bes romifc^en 6tu^ls am $egen liegt, ber aber bom oor allem beifKmmenb
unb beounbemb aufblidt ju ber t^eolrotifd^en 6tenung, Q>eld9e Aorl, ber groge de- 45
fensor et reotor ecclesiarum Christi (ep. 239 p. 763, ogl. ep. 114 p. 4r64)| ein«
nimmt, mag er i^ri aud^ ju loamen ^en oor ber $firte, mit wtUfk ben roibcx«
fpenftigen 6a^[en ober Sloaren ber 3^^^^ aufgebrungen roirb, unb erinnern, bog
(glauben nxäft erpungen merbe, im ganjen ift er bod^ erfreut über feine Seb^rungs«
erfolge unb bux^brungen oon d>tn bem 3beal bes d^riftliqen 6taats, bes tnmf oas ^
Sefe^ ber itird^e normirten SoUsxoefens, ju beffen energif^er Senoir!Ii(^ung fidb Jlarl
berufen ffip. IDaju beborf es, »ie er mit Aarl erlennt, ber Hebung bes gei^id^en
unb aRSnc^sftonbes in Sitte unb Stibung, ber (Erfüllung bes Alerus mit bem leben«
bigen Sefil^I [einer l^^en Aufgabe, feiner Sefö^iaung oor allem jur Sirebigt. bie er
als ^lige ^fli^t oen befreunbeten ÜBifAöfen einjuf^örfen nu^t muoe »uro ; aud^ ^
^resb^ter unb Diaionen follen bas ab Vjpit ^flid^t anlegen. Sehte X^Iogie i^
ganj bie pofitioe aus ben Sötem, befonbers aus ^ieron^mus unb Stuguftin, aber aud^
aus Saeoa gefd^bpfte. o^ne Criginalitot, aber mit Sele[en^ii gfleig unb formeller ®e«
oanUj^it bos Überlirierte einer noA ouf niebriger Stufe fteQOtben 3^it no^ebrhigenb,
in ber ^olemil boc^ ]äf(m i^ Arqte flbenb. Sieben ben 6treitf$riften gegen ben co
IDiopttantsmus finb bogmotifdies ^auptnieil bie tnej Sfi^et oon bei Ittinität (802 an
Aail übmt\ä)t), eine 3ld Doit IDogmoltl auf (Sninbluge b« fcetlii^ niii gom fonna<
Itftift^ eingcfi^attsn fli^ufttnifäen Xrinttätete^ie, „bei älnfaTig ber mittelaUeilti^en
X^ologie" b. 1). „bes bialem[^n (Spiels mit $onneIn" ($oud 1. c. II 134),
t baneben de trinitate ad Fredegisum quaestionee unb bei libellus de proces-
sione spiritus sancti. Die fidei confessio i(l tio^ ÜRobillons unb tJfiobene Sec=
teibiflung niät für ein Sert Slltuins ju galten, fonbem iünaeren Ui^ngs [ogl.
SBcmei. Seiüeit von 9Itinnac 1681 S. 146—149] ; ou^ bte e$t^it bes libeUus de
Srocessione »iib befflwtfelt. — Die ^I. S^rift lie^t 91. ganj mit ben Slugen bet
ötci an, nie (eine Aommentaie, auf beien buit^aus ton^olorifi^n (SfOtetiKC er
felb(t offen tiimoeift, jeigen. Das ^Z betieffen bie ^aatn ^ tSenefis unb bie &<
Oäning einei %nidif\ $|almen, bes ^o^enliebs unb b» ^lebi^ers, bos 91eue bei aus^
fü^li^e Aommentai jum <£d. So^ini^ {Aarls <9d|tDe|ter, ®t{ela, unb tlot^r 9tob=
tnUHi getDtbmet), bie <£iflärung oon Xit., $^iIemon, ^ebräet. Dei Don Ang. Mai
it (Script. Vett. Nova Coli. IX 257 sqq.) urttei SIa Flamen bebmnt gemalte flomTnettt.
jui 9tooIütop[e (c. 1—12) ift lebigfii feseipt aus Mmbxof. Huttötu», einem nwnifl
- - ~ l ■■'
öUeien 3cugenorfen. (^|<iraneIi|tifl$ ilt eine bieifoAe, nämli(^ bui&ftöblic^ atlegorilAe
unb moiali|(i9e Sinäning bei Flamen m bet ffieneatogie Q^iifti naffi SRott^us. Wo-
ralif^= unb mpftif^ = aUegoitf(^e Sli^al^ung iftrfii^ notätlii^ übei^oupt oot unb bie
w [qmbolifc^e älusbeutung bei S<^^'^ <[' 1^^' beliebt. 9Itier bte Briefe 9.e jeiaen aud)
man&t pialti|4 eibauui^e Senoeitung bei t^m oeitiauten Si^rift. D« Seibe|Teiung
bes vu^atdeictes bat %. auf SnlaTuen Aails fi^ untenogen unb M bebet an bte
älteften ünb juoem||igften angeilä(^|tfi$ urü> fpanif^en Scilogen ungelernt (ep. 136.
205 p. 698 mit Dummlets 9Inm., ogL S. Seigei, Histoire de la Vulgate etc.,
S Spam 1893). ~ gür 91. ftonb nun — unb baiin lam i^m Äoil aufs Td^aftefte
Slgegen — bos ftii^Iit^ 3Bt[Ten im innig|ten Sunbe mit ben aus bem mtertum
e[£5pften, butd) bie S^ultiobition übeilieferten allgemeinen Silbungsgiunbla^en. Die
iomfqe unb bie Hi^lidie ÜjobÜton ge^dien jufantmen unbjwoi fo, bob^ bie Aiit^
in Dei Seibinbung beibei ^e^eiin bei flultiu tfL Aoils Semü^ungen f^einen i^m
so bem Z^tal eines neuen Sitten mt ^anlencei^e ju5uftieben, nui eines tt^obneien, nwil
tt^riltufi ber arieifter über bte SBets^lt bei Mfobemie ei^; ba [inb bte yiOen Äflnfte
(B^tenae artes), abei übeiftro^It Don bei gtille bes fiebenfalti^eti ^I. (Befftes (ep.llO).
»uf ben Stufen bei (ßrammatif unb bei p^ilotop^ili^en Disätplinen miib aufgeftiegen
äum ffiipfel etjonaeliii^ei Solllommen^eit (ep. 217). Beibes fliegt i^m sujammen im
86 üobe bei SBeisheit (ep. 78J. SIuo) ^iei ift 91. aeft^idtei ftompilatoi unb Beoi'
beitei bes übeiliefeiten Woteriats, mie in bei S^ute }u Xouis (moju it|m ^oif bie
SüAei liefein mu^), |o aud) |^rift|teileri|(^ unb eijte^Iii^ genanbl buiq bie Slnmenbung
ber (oe^n^öcQsfoim bei [einem Unteiiiait. (£r f^ieibt eine (Srammotif unb über Orthographie
(ogl. Heil, (Erlanger ißrogramm 1868 3. 7ff.), tieantmottet gmmmat. ^tapm tep.262)
40 unb bemul)! fii^ um &ei[fellung ber ganj oema^ISIfigten Sntersunitton (ep. 112
Carm. 67). Der £ogit, als 91[)etoriI unb DialeFttl, bienen jroet Sdiiiften tn ®e=
fpiäc^sfoim, bie 9t^torif i|t eine für Aarl ge[d|iiebene »eitere 9Iusfü^ng Doian=
aegangenen münblii^eTi Unteiri^ts unb mit einem 9[n^ng über bie „Xugcnben", iD(t^r=
^einu^ als Öbungsbeifpiel, oerfe^en unb beruht auf Ottteros de inventione (ugl.
u «ranti, (Sefd). ber £og. II 14—17 unb ffibert 1. c. II, 18). Sl. ^ebt ben SBert ber
Aotegorienleqre für CEiIenntnte ber 3xtnität ^erooi. 3n aftronomtf^en tJfragen mu^
81. |auHg Aarls leb^es Serlangen nad) ^lufflärung (ogl. 9{eutet, <&ef<^. bei Suffl.
1 7 ^.) befriebmen (de saltu tunae unb de bissexto II 355 sqq. ep. 98 sq. 103. 11 1
u. 0. eidel, 9rautnft.l e. 51O). 91Bie [ein Se^r ^beit f^ä^te au^ er Slotuibinbe
w als SRittel jur (Wenntnis göttli^er aUeisbeit. uRit ajorliebe wirft \iq ^^ jugenbli*
oufftiebenbe Gi^uibilbung auf lateiniii^e ^oefie. Die poetifdje Drijinalttät bes !arol.
„Öoraj" ift gering, befto großer offenbai bie (Jreube an bei gertigleit in ber 6«iib=
bobung bei Sproi^e, in 3iQd)al)muno bei 9t(ten. Die ffiebidjte bes uneimübli^n SerS'
ninftlers, buTd)tneg (Belege nt)eitspoe[ie, ftnb glatt, oerftanbesmä^tg, r^toiit^ unb anti^
u t^efemei^, oft formelliafl, fnfil)er nur im 93et1e^r mit [einen ^unben, ieoen^Ib, nie
feine Snefe, eine mi(^tige ge[(t|i<^tli(t)e unb hilturge[^i(^tli^e Quelle.
Sieben ga^lreidie (Epigramme auf biblit^e ®egen|tanbe unb ma|fen^c 3n=
[giften für berühmte Airdien, öciligc unb öeitigtümer unb für ftlöfter (opL ep. 224)
treten polHif^e Spifteln an Aarl unb feinen Areis mit Ilof|i|Aen nemtntsomen unb
CO einem an ben $umanismns erinnentben Aultus ber gieunolc^; ou^l Spmnen,
Slfittti Saatm« 369
9{ätfel, gfobeln unb Qä^txit fehlen ni^t. Sott gef^t^tli^em 3ntere[[e ift be|onbers
bas Qroge (ßebtd^t de pontificibus et sanctis eccles. Eboracens., mtt iDarmer £iebe
3U fetner getftigen ^ettitat uttb 3u [einem £e^er ^Ibett gefd^rieben
Sine btefe Di^tungen, ju toelc^en nod^ bte poettf^en, nid^t ^erooaagenben Se«
arbettungen bes £eben$ SBtUibrorbs unb feines Sotets äBilgils naA einer fril^eren s
$ro[af^nft über fie lomnten, bie mit bem erbaulid^en 3ti>^^e ben Der Sc^ulbilbung
oerbtnben, finb entroeber in ^eroifd^en ober in elegifd^en Werfen gef^rieben ; nur einige
no^em fid^ ber ür^Kc^en ^qmnenbic^tung (3n)ei fopp^ij^e: II 174. 203; ein Carm.
Adonic. II 152 p aud^ bei Jaff^ p. 786) ; einige ftnb SRroftid^a unb jugleic^ na^
einer fiieb^aberei jener 3^it fog. Silber^ebtd^te. lo
Der oon 91. gans im (Seifte ber 3^^^ geübten Sere^rung ber ^eiligen, n)el(^e bie
6^IüffeI bes ^immelrei^s ^aben (ep. 134 p. 527), bienen bie fpejieü für bie £ofaI«
oere^run^ befttmmten unb auf SBunf^ oon iJrf^unben oerfagten fiebensbefd^reibungen
ber beiltpen SBUIibrorb, Sebaftus uub Sltd^ortus, oon benen nur bte erfte eigenes
äBerl, bte onbem oerf^önembe Bearbeitungen ftnb. £iturgif(^es SRoterial giebt ber i6
über sacramentalis , eine 6ammlung oon SRe^gebeten, bergleid^en 9. öfter nic^t für
ben offentliAen (gemeinbegottesbienft, fonbem ben ^resbqtem oerf^iebener 5lIofter jur
befonberen Deootion pfammengefteUt fyst (ep. 186. 224; ogl. über ben IIb. sacram.
^aud 1. c. II 137 mm. 2) ; ber (ßebetsübung für aRdnAe bienen : de psalmorum
usu etc. unb ofücia per ferias etc. ffir £aien, le^teres für oen jüngeren itorl auf beffen ao
SBunfd^ oerfagt (ogl. ep. 244 9Inm. 3 unb $aud 1. c. II 189 9lnm. 1), beibe feiner
inneren Stimmung entfprec^enb. SDbglei^ ni^t SRönd^ im etgentli^en Ginne, ^ot 91. bod^
bas Jtlofterleben no^ i&often ju förbem gefud^t j au^ i^m mar natürlid^ tm 3beal bes
frommen £ebens im ganjen bas Iird^IiA»mSnAtf(^e, nur obne eigentltd^en Stigorismus
ber 9ls!efe unb mobertert burd^ ^umantftifd^e 9letgung ; bo^ geaen Cnbe feines £ebens as
oerengem {i^ feine SlnfAouuit^en unb er mill aud^ oon „ben £ügen'' bes einft fo ge»
liebten Sirgtl für feine uRönqe nid^ts me^r miffen. 9lu^ bei t^m maAt fi^ bas bei
ber Krc^Ii^en 9Iuffa|fung bes 6tttli^en unoermeiblid^e 6(^man!en ^ifi^en freubtger
Eingabe an bte fittltd^en £ebensauf aaoen unb Steigung jur Sluc^t aus ber SBelt geltenb.
Slber er mo^e boA aud^ £aten in i^rem meltlid^en Serufe be^ilflid^ fein ju einer so
über bie bIo|e Seoba^tung ber Ürc^Iid^en 6a^ungen ^inausge^enben Jittlid^en £eben5«
geftaltung. Dem (Srcrfen 9Btbo oon ber Bretagne mibmet er bie 6(9nft de virtuti-
bus et vitiis, eine Slrt £alenbreoier, ma^f(^einlid& 799 ©erfaßt (ogl. §aucf II 135
SInm. 1), bie jmar aud^ gans trabitioneü bie ^erfunft aus ber SRön^smoral (£af|ians
offenbart, aber bo^ ^ie unb ba ben Serjud^ mad^t, bem 9BeItIi(^«6ittliAen geredet 3U 35
»erben. 3n ^^ilofop^ifc^er Sejie^ung tft bebeutenber bie 00m ^fqd^obgifqen aus*
ge^nbe, odber in Xugettble^re auslaufenbe Sd^rift de animae ratione ad Eulaliam,
virginem, eine Anleitung ju p^ilofop^i|^em Stubium für bie ^njeffin (Suntraba
(Sulalta), bie Safe Aarls unb 6d^toefter Slbal^arbs. 9R9Uer t ($a^n).
SUlatiud, £eo, geft. 1669. — (line üon %.d gfreunb, @te))(an ©rabiud aud 9la' 40
oufa, oerfagte S3ioarapt){e bei ^.^ai, Nova patrum bibliotheca, 6.93b, 2.%bt., 9?om 1853,
@. V— XXVra- gabriciuÄ, Bibl. Graeca 11. SBb @. 435 ff. (cur. ^arlcfe); ©«rödft, ^rt^en*
gefdjic^te feit b. Deformation 9. 33b, ßeipjig 1810, @. 21; ®lngucn6 In b. Biogr. univers,
i.m, ^arlÄlSll, @.583; ^uvtcr, Nomenciator lit. 2.a3b 2.«up., SnnSbr. 1893, S. 119 ff.
£eo 2lllattus (Leone Alacci) ift i. 3- 1586 öuf ber 3nfel (Qios aus grie^ik^* ^
orffiobozer gronttlie geboren, lam als neunjähriger 5lnabe na^ (£alabrien, mo er in oer
ttaltenifd^en 2fomilie Spinelli aufnähme fanb. 3m Z^te 1600 trat er in Kom in
bas 1577 oon $apft (Tregor XIII. gegrünbete Collegium Graecum ein, p beffen
berfi^mtejten Sd^üUtn er ge^rte. (£r ftubierte ^^iloFop^ie unb X^eologie, fpater an
ber Saptenja au^ aRebtjin, mürbe me^rfad^ ju HrAItd^en (gef^fiften oenoenbet, bann &o
oIs f^rofeffor am gried^if^en Kollegium unb als SIrtptor an ber oatifanifc^en Sibliot^e!
ongeftem. SIIs 1622 URaximilian oon Saqem bie ^eibelberaer Sibliot^el bem $apft
Gregor XV. fdbenlte, mürbe Sllacci 00m $o^ft basu erfe^en, oen Xransport na^ 9lom
m beforgen. X)en 13. !Dej. 1622 erfd^ien er mit ausfiibrlid^en 3nftrutttonen, popftlid^en
Srtefen, StblSffen unb Sloienlramen tn ^eibelberg , beforgte unter großen (o^mieria« 55
leiten mit größter (Energie bie Sferpadung ber Stbliot^ef b. b. oorjugsmeife ber $anb>>
fAriften, mS^enb er einen großen Xeil ber gebrudten Sfldjer an oas Sapienjfolleg
(Qenlte, unb JAaffte barauf feine Seute im gebruar 1623 auf 50 SBagen nac^ SRünd^eUp
oon ba auf uRaultieren über bie Sllpen unb ijpd^ 9{om, wo er ben 5. Sluguft 1623
Rcol^dnc^riopabic ffir X^cotoflie unb mtd)t. 3. 9t:^f. 24
370 «aatfatd mt^Btit
eintraf ([. ^ierfiber bte monoatcuMtn r>on 9BtIIen 1817 ; S^r 1845 unb be[. 91. Xbeiner,
6d^nIunQ ber ^eibelb. Sibl, 9Jtfltu^n 1844; ogl. audg 9tanle, (&ej(^. ber ^fipfte II,
306 (6. mfl) unb Sln^ng S.124*. Der lob ©rcgors XV. (8. 3ull 1623) enbog
i^ oen butffi btefe SRiffion oerbienten fio^n, ja er tourbe Derbäc^tigt, einen Xeil oer
5 Sibliot^ef fid; angeeignet ober roilHürli^ oerfd^enlt ju I^Ben. X>xt £tberaIitSt einiger
Jtarbinölep oef. besj^am Sarberini, ber i^n 1638 ju feinem $rioat«üBibIiol^e!ar mamte,
geiDö^rte i^m bie lulittel jur Sorti^ung feines gelehrten Sinf ieblerlebens , ba er fid^
ebenfo Q)enig entf(]^Iie|en lonnte, minc) ober ^riefter ju toerben, als in bie QE^e 5u
treten. Srft $apft SUeianber VII. ernannte i^n 1661 jitm Suftos ber Saticana; a^t
10 3a^re fpater ftorb er als 83 {a^riaer (greis am 19. 3an. 1669. 3eitgenoffen fd^ilbem
i^n als einen gelehrten 6onberIin{[ oon unermfibli^m SIeigp immenfer Slrbeitsbaftp
ftounenstoertem ®eba(^tnisp ausgebreiteter (Sele^rfamfett, aber o^ne oiel ^ubi^^m, ®etft
unb Aritil, unb niAt o^ne ein oe^Sriges 9Rag oon gele^er (Eiteßeit unb borniertem
5le^eid^ag. Seine litterarifi^n wbeiten vocactn oon ber oer[(^iebenften 9lrt: litterar«
» ^iftorif^en, funft^iftorif Aen, p^ilofop^ifd^en , tteoIogif(^en 3n^lts. Seine ^aupttenbenj
aing oo^in. ju jeigen, bah 3n)if4en ber römijil^en unb gried^ifc^en 5lird^e ftets Öberein»
Itimmung Jn allen loefentud^en &brpunlten beftanben ^abe : bamit tooHte er teils [einen
eiaenen Übertritt oon ber grie^tf^en jur rSmifd^en JtirAe re^tfertigen, teils feinen
oneAifd^en £anbsleuten eine Union mit 9iom b. ^. bie llntenoerfung unter bas in«
20fanible ^apfttum empfehlen (benn: nP^P^ ^^^^^ infallibilitatem habet et i>otest
condlio aUisque cum eo loquentibus communicare'O- ^ ^^ ^in ,,l(nionift im
fdble^ten Sinn'' (®a&)» bo er feine 5lir(^, i^re (&egenn>art unb Sergangenl^eit , roma»
meieren tooQte un^ unenblid^en S^ig barauf toanbte, eine äbereinfnmmunjg jcDif^en
beiben itir^en na^moeijen, bie in oer Zfyxi niemals beftanben ^at. Dabei tougte er
26 iDo^I, u)ie toenia er im (oinne feiner Soßsgenoffen banbelte . bie ^re im CoUegium
Graecum gebiloeten fianbsleute mit äRi^auen uno gf^inbfeligfeit bejubelten. Die
$auptn)erle £eos finb feine 3 Sfid^er de ecclesiae occidentalis atque orientalis perpe-
tua consensione, itöln 1648, 4, unb bas Heinere 9BerI Aber bie gegefeuerle^e (de
utriusque ecclesiae . . in dogmate de purgatorio consensione, 9{om 1655). Da|
80 es bei feiner ausgeprägt tenbentiBfen ®e|d^id^tf(^reibung o^ne (Semaltt^ätigfeiten unb
Serbre^ungen nid^t abging, lögt KA enoarten; es fehlte barum au(^ an (Entgegnunjgen,
insbefonbere oon feiten proteftantifqer jtritüer nid^t; fol^ erfolgten oon bem 3^^^
3. $. öottinger, oon oem lUmer (Elias Seiel (E. Vejelius, de eccl, graecanica
hodierna, Allatio, Arcudio et Nihusio opposita, Strasburg 1666), femer oon
86 2f. Span^eim (De ecclesiae Graecae et orientalis a Romana et papali . . dissen-
sione, opp. II S.485, £eiben 1703), 3o^-^uifto^ (Dissertatio de Christianismo
hodierno Graecorum^ u. a. ; aber aud^ 5la^oIifen loie 9t. Simon gaben ju, bag £eos
Darftelluna einfeitig fei. (Einen eifrigen (ßefinnungsgenoffen ^atte i!eo bagegen an bem
beut|(^n itonoertüen ÜB. 9leuJ^aus ^Nihusius), bem Sd^üler unb (Begner (6. (Ealiits.
40 3lAtn biefen toi^tigften Sc^r^en bleuten noä mehrere anbere ber Slnnaberung beiber
Aonfeffionen ober ber Serteibigung ber rdmif^en itir^e: fo bie Confutatio fabulae
de papissa 1630, de libris eccl. Graecorum, $aris 1644, de templis Graeco-
rum, 1645, Graecia orthodoxa, Kom 1652 — 59, concordia nationum chri-
stianorum, 1655, fiber ben 9Iu$gang bes b.(&eiftes, 1658. de symbolo Athanasii,
45 1659, de Synodo Photü, 1662, über bie gflorentiner Sgnobe, 1674 u. f. m. —
Slu^erbem ^ot SHIatius ^atriftifd^es , ^^ilologifc^es , £itteratur» unb 5iunftgef^i^tli^es
gefqrieben, j. S. de Nilis, de Simeonum scriptis, de Georgiis, de Joanne Da-
masceno, de Psellis et eorum scriptis, de Methodiis, aber aud^ de patria Homeri,
Apes Urbanae, Po§ti antichi, (5d)i(^te, eine Dramaturgie k. 3^1^^^^^ grie^ifd^e
60 Sd^riftfteller, Krc^Ii^e unb profane, ^at er ebiert, lommentiert ober lateinii^ überfe^t;
er arbeitete mit an ber ^arifer Slusgabe bes Corpus Bvzantinorum uno ^at oiele
hiner 3^itgenoffen aus ganj (Europa bei i^ren gelehrten mbeiten unterftü^t, 3u einer
iRei^ oon no^ umfaffenoeren SBerlen (j. 8. 5U einer Bibliotheca scriptorum Grae-
corum profanorum et ecclesiasticonim) (Entwürfe unb Vorarbeiten ^interlaffen.
66 Sein litterarif^r 9la^Iag, fou)ie feine ausgebe^nte 5lorreJponben5 (über 1000 Sriefe
in lateinif^er unb griec^ifd^er Spraye) befinbet fi^ in ber l^ibliot^e! ber Dratorianer
in 9lom. Sinjelnes baraus ^ot 91. 2|etner mitgeteilt; bas oon i^m oerfprod^ene aus*
fü^Ii^e SBerl über fieo Slllatius ift ni(^t erfd^ienen. SBagenmatin t (^aucf).
SUegone f. ^ermeneutil, biblif^e.
Xllettiatib Sfltit 371
fatmanh, £ubtDtg b'SHIentanb (Slletnan), (Ersbif^of oon SIrles, ge[t. 1450. —
AS Septemb. t V (Parisiis et Bomae 1866) p. 436 sqq.; Eggs, Purpura docta, JA-
ber III u. IV (Monachii 1714, folio), p. 50 sqq.; Manni, Domenico Maria, Della vita
e del culto del beato Lodovico Alemanni o Alamanni etc. (Firenze 1771); Concilium
Basiliense. @tubien u. OueUen gut ®e{(^. bed (S^onc. \>on 93afel. 1. fßb: @tubten u. S)ofu« 6
mentc 1431—1437, ^crauSgcacben t). 3. ^alltx, »Qfel 1896; ugl. bafelbft baS 3n!)alt^
tjcrjcid^nlS unter ^rleS @. 466, bcfonberS ober 6. 429, roo fi(!§ ein ©rief bcS Quf Äflcmanb
erzürnten ^opftcS ^ugcn IV. an l^n \>. 12. @ept. 1436 qu8 ©ologna pnbet; ©c^cr unb
Seite, ÄiT(|cnIeyifon, 2. «ufloge, 1. ©anb (^rcib. 1882), @p. 473 f. — «ujerbem pnben fi(^|
ja^Ireiti^e anbete Sitteraturangobcn, roeHe ^ier^er gebogen werben fönncn, über (jT^ön^^^clt^ lo
(Gallia christiaDa), 9(rled u. f. ro. in ben Acta Sanctorum a. a. O.
31. ©urbe im 3a^e 1380 ober 1381 auf bem Silojfe 9Irbent bei 8ugag (Dep.
Hin) Otts obeliger (JfQtnilie geboren. Sd^on in {ungen ^a^tn erhielt er ein itononSot
Vi £9011. iDurbe SRaaiJter unb ,,Decretorum doctor'' unb na^m als \oUftx am Aon«
mmjer jtonjil, tDO^rf^einlid^ aber au^ [Aon oor^er am ^tfaner teil. 9lod^ toa^renb 15
oes jlonftanjer Jtonjtls begegnet er uns aus SCbt oon Xinources (abbas Sancti Petri
de Turribus) ; 1418 tourbe er jum Stf^of oon SRaoelone eno&l^It, lieh aber bos
Sistum bur^ Söare oenoalten, ©ö^enb er am §ofc uRarttns V. als SJijelömmerer
refibierte. (Enbe 1423 ernannte i^n SRarttn V. jum (£r3bi(^of oon 31rles, 1426 jtum
ftarbinal ber römif^en Jlirc^e mit bem Xitel ,,oon ber ^etltgen (Tädlia". Das 95er« 20
trauen biefes ^apjtes geno^ 9L in [0 ^o^em SRage, boj^ biefer i^n bei fe^r hitifc^n
C5elegen]^eiten 3. 93. bei 95erlegung bes Aonjils oon JBaoia na^ Siena als £egaten
gebroud^te. Unter (Eugen IV. finberte [i^ aber 9I.s 93er^&Itnis }um ^apfttum ooll«
ftonbig, %. trat auf bie Seite ber Gegner (Eugens unb »urbe rec^t eiaentti^ bie trei«
benbe Seele bes Safeler itonjUs. 3^^ ®^ ^^ ^4^ i^ Slnfang auf oem[eIben t^otig, 25
befanb fid^ vielmehr bamals no<^ tn Stalten. 9ber im 3^^^ 1^33 oerlteg er 9{om
unb begab fid^ nad^ Safel. $ier mar er alsbalb bas ttätigfte unb angefe^eufte SRit«
glieb ber Jtirmenoerfammlung, ber eimige Jtarbinal, meU^er na^ bem Srud^e jmif^n
ftonjil unb ^ap[t Februar 1438 in SSafel blieb unb bie Ser^anblungen leitete. Dag
er in biefer tumulfaiarifd^en Serfammlung gelegentli^ mit tqrannif^er Si^er^eit oer- 30
|u^r, mie man i^m nomgefagt bat, mirb man gern glauben bflrfen. CEugen IV. erllärte
t^n, mie bie anberen 33afeler jtonjiliaren, bur$ bie Sülle Moyses 00m 4. Sept. 1439
ffir abgelegt unb aller äBürben oerluftig. 91. aber arbeitete rüftig im 3nteref[e bes
Safeler ftonjils fort; feine SKitioirlun^ an ber SBa^l gelij V. gehört in bie (Bef^id^te
bes Aonjils felb t. Slls aber alle btefe Angelegenheiten ben Serlauf nahmen, bab 35
Arelix V. 1449 abbanlte, unb bie Safeler fi^ 9lifolaus V. untenoarfen, fo mürbe auq
91. reftituiert. (Er ftarb am 16. Seöt. 1450 ju Salon im 9{ufe ber ^eiligleit unb
mürbe ju Slrles beerbigt. Die SBunoer, meldte na^i ber £egenbe an feinem (Srabe
gef^eben fein follen, mürben ber Snlagp bag (Clemens VII. 1527 ij^n beatifisierte.
morfiber bie Acta Sanctorum nä^er berieten. Sein ^rioatleben mirb als ,,öii^erft 40
mufter^off' gelobt. Sein Silbnis befinbet fi<^ oor bem litcl ber oben angeführten
S^rift oon Manni. Sgl. b. M, „Safeler ftonjil". *. Xfc^ioffert.
Xlltn^ SBilliam, geft. 1594. Fitzherbert, De antiquit. et continuacione Cath. Relig.
iD Anglia libellus, 9tom 1608; Th. Fi. Kdox's, Mcmoir of A. (in ben First and Second
Douay Diaries), iJonb. 1878; berf., Letters & Memoire of Cardinal A., Sonb. 1882; 45
Dodd, Church Hist II, 44—52; 219-245; III, 525; Lingard, Hist of Engl. vol. II
(5. Aufl.); Wood, Athenae Oxon., ed. Bliss. I, 615; Butler, Book of the Rom Cam. Church,
259 ff.; Pits, Belationes hjstor. de rebus anglicis, 1619; Füller, (]Jhurch Hist., vol. IX
(«ttög. 0. 1655); Füller, Worthies, ed. NichoTs I, 540; Bartoli, Dell' Istoria d. Comp, di
Giesu (in Graoger's Biogr. Hist. of Engld. 5. ed., I, 270 ff.) ; Sweeney, Life of Aug. ßo
Baker, 1856; Edinburgh Rev. 33b. 158, 354 ff.; Butler, Hist Mem. of Engl. Catholics,
fionb. 1876; Dict. of National Biography 1886, 9trt. 3B. Sitten.
Snien (Snan, Sllen, Slllnn) 9BiIliam, englif^er Z^log, itarbinal unb (Enbifd^of
oon SRei^ln, geboren 1532 m Koffall (fiancaf^ire), trat 1547 ins Oriel (Eoll., Oxforb,
ein unb enoarb, in ftillem, oon ben Stürmen ber reformatorif^en Semegung ni^t 55
geftSrtem Stubium, in regelmöjsifjem Slufftieg bie alabemif^en (grabe. Unter bem (Ein«
fluffe feines Xutors SRorgan ^^tlipps manbte er fic^ nad^ anfönglid^em Sc^manlen ber
(5a^ 9{oms m.
9lls 9Rana Xubor bas Steformationsmerl i^es Srubers 5U befeitigen [id^ anf^idtep
trat SI. na^ Tfo^gem Stubium ber ^^ilofop^ie unb fiitteratur in ben geiftlid^en Stanb eo
24*
372 WIett
über unb fälog \xi) als einer ber entfd^iebenjten Soriömpfer 9toms bem 3ßtber|tanbe
gegen bte 9teform an; naä) SRorias 2^obe ^telt er fi^ no^ einige 3^it in Oa^orb,
oerlie^ bann aber fein Saterlanb, jebod^ nur, um bie glSnjenben (Baben feines ®eiftes
unb SiSillens ^emer^in einer 9lu|gabe ju iDibmen: bie in Cnglanb oerlören gdbenbe
5 6äla(]^t fflr bte r5mif(]^e 6a^e toteber 5U aeminnen. Diefem !^\tU ^at er alles, Sater^
lanb unb Sfreunbf^aft^ 9lamen unb QE^re, 9(mt unb fiebens^offnungen geopfert, unb fo
nt&(^tig entflammte fetne oon jtarten religiöfen 3mpuIJen gd^altene (gliüfeele Der $ag
ni^t pegen fein Saterlanb, 0)09! aber gegen bie bort tn bie Crf^einung tretenben rom«
feinblt(]^en SRäd^te, bag er fic^ ju 2fyAtn oergag, bie i^n in jener 3^tt jum gel^gteften
10 SRanne in Snglanb matten.
3m 3-1^61 sing er naäfSJomtn inglanbem, ber 3uflu(]^tsjtatte sa^Irei^ier, loiber
(Elifabet^ 9{eformen groüenber Cndanber. $ier mad^ten ebenjofepr fein poliiifoer 9Beit«
blid. feine Zaiente unb fein ru^elofer romif^er Sifer, U)ie fetne perfonltd^e SQßfirbe unb
gefellfc^aftli^e Silbung i^n u)te gum natilrliAen Soaufit ber SOttgoergnägten. SHs
15 3ni<^t feiner t^eologifd^en 6tubien oeröffentliqte er in fibtoen (1561/62) eine Ser»
teibigung ber romifdgien £e^re 00m gegefeuer unb bes (Sebets fflr bie Xoten, lehrte
iebodj, unbeforgt um bie i^m bro^enben Sefa^ren, nai^ £ancafbire (1562) jurfid, orgo«
nijierte, im $aufe oon Senoanbten oerbor^en, ben SBiberftanb oer englif^en 5lat^oliIen
lotber bie 9{eaieruna unb ftaute burd^ fetn energif^es (Einfc^reiten gegen bie feinen
20 (&Iaubensgeno|^n bifAofliäerfeits oerftattete Praxis, ben poteftantifd^en (Sottesbienften
fi^nt fernere SJerf^uIbung' beiioo^nen ju burfen, ben (^o^l^ntt ber eoangelMen Saäft.
£ancaf9u:e ^at er bamals ber alten itiri^ auf eine !^tri mieber^eioonnen. 93on Serfted
|u Serfted pc^tenb, roarf er jtA in ber ^Ici^t oon Csforb mtt |o rfldfu^tslofem unb
ieber^oftem Cif er in eine alle zBorfic^tsmagregeln auger a^t laffenbe ^ropoganba unter
25 einen frii^m, injoifd^en gu (E^re unb (Einfluß gelangten grreunben, bag er oor ben
ein £eben bebro^enben SHa^na^men ber Stegterung abermals fliegen mugte (1565).
lUxä) Snglanb ift er nic^t roteber ^urfldgefel^rt.
9lambem er in SRet^eln bie ^rieftenoei^e entgangen, ging er (^erbft 1567) mit
Dr. Senboille, feinem Srreunbe, nad^ 9tom, mo biefer $ius Y. einen ^lan jur Se«
sofe^ng ber Unalaubigen (noA Dobb, Ch. Hist. II, 45: ,iwc Befreiung oer Sflaoen')
oorjuleaen u)finN^te. Senboille erlangte bei bem ^opfte leine Sluoieng ; als er auf ber
9lfldreife fein uRiglingen 31. mitteilte, fagte biefer bie 3bee mit ber gangen C5Iut feiner
Seele auf, inbem er i^r gugleii^ eine anbere 9{iAtung gab: er f^lug, in CErlenntnis
ber ber römifAen Jlirc^e in (Englanb bur^ bas 3Begfterben ber alten, unb bie Ser»
35 treibung ber fungen $rie[ter bro^enben Coefa^r, bie (Sriinbung eines Seminars fflr
englif^e ^riefter oor. SRtt ber ^enoirflid^ung biefes planes trat er in bie $au|rt»
arbeit feines £ebens ein.
SRit feinen greunben SR. ^^ilipys, K. üBriftou), 3. SRarf^all, ffi. Kisbon, Sta--
pleton, SBebb, Saileq, gumeift grabuterten Oatforber (Belehrten, unb unterftfi^t burd^
^0 rei^e (Selbmittel ber flanbrif^en unb englif^en Jlat^olilen richtete er 1568 in Douoq
bas (College als erftes ber auf ben £inien ber Xribentiner Sefc^Iuffe errid^teten ein.
3n ibm ru^en bie SBurgeln ber englifd^en (Begenreformation, bte unter 91.5 $önben
in ftiller SIrbeit i^re 5lröfte fammelte, um ni^t oiel Jpäter, auf bie Sahnen ber ^o^en
^otitil unb ber (Stwalt getrieben, Sleligion unb Slegterung feines SSaterlanbes an Den
*5 jRanb ber Semid^tung ju ftellen.
2^ro^ ber engl, ^egierungsoerbote ftromten goblreic^e englif^e 3&nglinge nad^
tDouaq ; raf^ gelangte bas Seminar gur Slfite, — miä). 1576 goi^Ite es 120 englifd^e
Stubenten — ©urbe aber infolge ber politif^en SBinen in ben Kieberlanben na^
9{^eims oerlegt, mo es [i^ ber CDunft ber (Sutfes erfreute. Die !at^oIifäen 9{eftituttons^
50 erfolge, bie S. in 3flanbem erhielte, oeranlaMen feine Berufung nadj Mom (1579),
100 er ouf ben Douaqf^en £inten bie 93er^öltntffe bes naAmals berühmt geroorbenen
Collegium anglicanum orbnen follte. 91. fpielte biefes fofort in bie §änbe ber i^m
befreunbeten 3^futten unb brachte, fein großes 3^^^ ^^^^ ^^ ^^^ ^^0^ oerlierenb,
nun auc^ $ius YII. bagu, ben 3^1^^^^^ ^^^ engltf^e aRtffton flberbaupt gu übertragen.
55 Sd^on 1580 betraten bie 3^fuUen ^arfons unb (tampton ben englifc^en Soben.
93on ba an bebeutete 9I.s 9lame ein ^ringip: für (Englanb bte romif^e Sefa^r,
fflr 9lom bie englif^e Hoffnung. Die 3^futtenmiffion unb bie ^riefterfc^ule tn Douo^»
St^eims oeranlaften fäarfe 93erbote ber en^lifc^en Slegierung: in einer ^roHamotion
nierben bie (grünblaue ber auslönbif^en Seminare oerbammt unb allen engtiUen Sltem
M (unb Sormunbem) bie (Entfenbung i^rer Sö^ne nac^ 9{^tms unb 9{om bei f^toere;
Vatn 373
Strofe Derbotcn. (Segen biefe Sej^ränfung ber perfonliAen grei^eit ©anbte \xi) 91. in
feiner Apologia for the two English Colleges (SR^nns unb Mom) against cer-
tayne sinister Information ^ven up against the same (1581) unb oerfagte in
ru^Iofem Stoffen eine älnja^fpolemifqer unb apologetif^er S^rfften, bie er burd^ bie
nad^ (Englanb jurflcffebrenben Stubenien unb bie iefuttifo^en Senbooten oerbreiten lieg : 5
ade erfüllt x)on leibenfc^oftlic^em (Eifer, bie eine immer fuBner, rfidfic^islofer unb tro^iger
als i^e Vorgängerin. 3n allen Der gleite Stanbpunn: ben S^tberungen ber röm.
ftir^e ^at fiq jebe fütlid^e, bfirgerlid^e, Doterlönbifc^e Serpflid^tung unterjuorbnen. 3n
einem oon ibm 1587 gefd^riebenen Sriefe oerteibigt er bie oerrSterif^e Übergabe De*
Deuters an Die Spanier (Defence of Sir W. Stanley), aber bie Stifte alier biefer 10
®runbfä^e roenbet er u)iber bas englif^e itönigtum : alle Sllte in Slutoritat ber Aonigin
(Elifobet^ [inb in (Entlaub null unb ni^tig, na($bem fie bur^ ben 6pru^ bes f). Stuhles
als Jte^enn erfl&rt tft.
3n biefen £e^en, bie feit 1585, bem 3^^^ feiner enbgiltigen Öberfiebelung na^
9lDm, in ben Sorbergrunb treten, ODlIjie^t %. ben Öberaang oon ber n)tf{enf^aftlid^en 15
t^ologif&en SIrbeit auf bas (btbitt Der politif^en 3nmgue. gaft 50 ^aqre feines
fiebens patte er an bie groge Sufgabe^ fem Saterlanb bem $ap[te n)ieber3ugeu)innen,
gefe^, bo^ of^nt (Erfolg. £em unauf^altfamen gortfAritt ber reltgibfen fiäensmS^te,
Die bem (Englanb (Elifabeffis \tntn ungebeuem Slufjqtoung ber politif^en, religibfen,
mirtfc^Iid^en unb u)iffenf(^aftli^en Solfebaft brachten unb bort oöllig neue !Denf«2o
unb fiebensf ormen f^ufen, fa^ er fi^ o^nmö^tig gegenüber. (Es blieb nur ber SBeg ber
C5en>ali
Son nun an fyA er feine $anb in allen ge^imen Unternehmungen ber romif&en
^olitöer, bie M gegen bas le^erif^e (Englanb rid^ten. (Er fe^te fi^ mit ben (Suifes,
mit ber Umgeoung UJlaria Stuarts, mit bem 3^fuiten ^arfons jur Entthronung (Eltfa« ss
bet^ in SSerbinbung unb galt oon ba ab als bas ^aupt ber en^IifA^panif^en Partei.
Da^ ein SRann fo rabilaler (Srunbfa^e unb fo meitrei^enber (Etnfluffe ber bmnif^en
^ofitif mertoolle tDienfte m leiften im ftanbe fei, f^eint ^^ilipp II., ber fidj gerabe
jum 9{a^e5ug u)iber bie Ae^ei rüftete, in biefen 3^1^^^ erlannt ju baben. (Es fanb
eine Slnno^eruna ber beiben uRSnner ftatt, unb nun folote S^Iap auf Schlag, ^^tlipp so
übeqeugte bur^ feine (Sefanbten ben ^(mft oon ber 9lotn)enbta!eit, einen engltfd^en
Rarbinal m ernennen, ber für ben gfc^U bes (Gelingens als (Erjoif^of oon (Eanterburq
bie 9leuorDnung ber lirc^Ti^en Slngelegen^eiten m übernehmen babe. Sixtus V. er»
nannte 91. am 7. 9Iuguft 1587 jum Jtarbtnalpriefter (oon St. ünartin in Montibus),
oerlangte aber bagegen, bag ber Aonia nunme^ unoerjflgli^ ber Slrmaba bie Drbress
Rum ^geln gebe, unb ber jufünftige ^rimas oon (Englanb oeröffentlic^te, no(^ e^e ber
ICbmiral SRebina Sibonia in See fta^, bie berü^tigte Admonition to the Nobility
and the People of Enj^land and Ireland, in ber er (Elifabet^ ber unfinnigften, bier
nic^ mieberjugebenben Stfter bejiAtiate unb ben iBeu)eis ju erbringen oerfu^te, oa^
bie fe^erif^e, e^bre^erifc^e unb biutfc^anberifc^e Dirne auf (Englanbs S^^rone, oon jroet «o
^op^en oerbammt, aller Ü^ronre^te oerluftig, bas 93ol! feines S^reueibes lebia unb
$^dipp als rechtmäßiger Abnig oon (Englano ansuerlennen fei. 9ladb neueren unter«
fu^ungen ^ 9. bie^ in bas ®ift unoerfo^nli^en paffes getaufte ^ranbfdbrift jmar
ni^t felbft oerfaH (^arfons ijt ftarl baran beteiligt), feine Unterf^rift, mtt ber fie
in Slntioerpen erfAien, mac^t i^n aber für ben ^o(]^oerräterif^en 3i^alt oerantroortlid^. «s
Sin Slusjug aus (l^r, A Declaration of the Sentence of Deposition of Elizabeth,
the pretensed (^eene of England, u)urbe in oielen taufenben oon Stbsfigen gleid^«
falls gebrudt unb follte, fofort naä) ber £anbung ber 9Irmaba moffemoeis unter bck
Soll geiDorfen, i^re ^od^oenäterif^en Dienfte unter ben nieberen ^ßollsfc^i^ten t^un.
Slber Das fpanifcbe Unternehmen fmeiterte an ber ^o^^erjigleit unb bem ^elbenmute m
ber (Englonber, bie fi^ unterf(]^iebslos, berJlat^oli! ntbtn bem ^roteftanten, ber Staats«
ürc^lic^e neben bem ^uritaner^ n)ie ein SRann gegen ben Spanier erhoben. !t)iefe Stunbe
beu)ies, bog 91. bie Seele feines 93olIes ni^t oerftanb; anbers u)ie er felbft ben^ä^rten
bie enalif(^en 5lat^oli!en, ben Unmut unb bte (Erinneruna an alles, was fie oon (Elifa«
bet^s Qorter $anb erbulbet, ^intanfe^enb, bie Streue. 9Rit ber gfolter unb bem (ßalgen »
3ur Selo^nung für ffiren Patriotismus oor 9Iugen, lafen fie bie Slbfe^ungsbulle i^res
^apftes U)iber i^re 5ionigin, fa^en bie (Seftabe ibrer 3nfel mit SRauem unb !£^ürmen
^iir Sbtoe^ ber eigenen (ßlaubensgenoffen fi^ befränjen, füllten in ^ittember Seele
ben Sugenblidt gefommen, n)o ein bloßer Suftjug bie SBage i^res (Sej^ids 3U i^ren
C^unften toenben {onne, aber i^r ftoljes ^er} unb i^re englif^e (Jftei^eit opferten fie ^
374 «Oett aaeri^tfUi^ficr Mmg
ni^t. 3n biefem »eltgef^t^tltAen Sluoenblid, bec bie |panifAe SormaAt in (Europa
umDtberbringlid^ brad^ unb an Uftt Stelle bie engIif(^«fnroteftanti[&e Stto^ fteHte, XDorfen
[ie ^o^^erji^ bie (Erinnerung an bie f^Iimme Sergangen^it uno ben (SroII Aber oie
(BegemDort tn bie gluten oes Jtanals, bie unter Den [toben !Dreima[tem ber Slrmoba
5 {(rollenb [i& aufbäumten unb liefen i^rem Saterlanbe tn oer Stunbe ber ^[ten 9tot
t^re fat^olij^e danb toiber ben $ap[t.
!Der fur^tbare @(filag bra^ %.& e^rgeisige SlSne: fein ^o^oenäterifAes Spiel
ma^te i^n bei ^rotefranten unb Aotboliten glei^ oerqaM, bte englif(^ ^eaierung
ftellte jebe SSerbinouna mit i^m unter oie [d^verften Strafen, — ber Sneftoe^iel %js
10 mit bem (Eorl SIrunbei mürbe einer ber (&rflnbe fflr bas an biefem ooHftredte Xobes^
urteil — unb jelbft ber ^apft en^ 81. [eine (Bunft für immer. 9lur ber [panifd^e
5tonia besoblte t^m bie geleifteten 3)ienfte; 1588 oerlie^ er 9L eine Stbtei in (Ealabnen, unb
im 9cooemoer 1589 ernannte er il^n jum (Erjbif^of oon SRe^eln unb SRetropoIitan oon
Selgien. SIber in biefe amtlid^en (&e|(j^e trat 91. nid^t ein, meil ber oerftimmte
15 ^apjt ^m bie $ralont[ierung oenoeigerte. SRit ber Slrmaba »ar i^m bie £eben$«
aufgäbe oemi^tet. 6o trat er, oor ®eIbforgen tro^ aller Zitel unb ^rnter nicbt be«
nxiQrt, in bie Stille, lofte aus unbe!annten Srünben bie engen Serbinbungen, bte i^n
fa[t fein jganjes £eben an bie O^fuiten gefejfelt, bemfi^te fio in feinen legten 3<^^^n»
nac^oem tbm bie SRiffion an feinem Soße mingliUCt, um bie Heineren (Erfolge perf5nit(^er
20 ^ropaaanoa an einzelnen na^ 9lom lommeitoen (EngISnbem unb ftarb am 16. Ott. 1594.
aHan toirb biefem SRanne. ber mit j^Ianjenben (Baben bes (Beifles einen ftarfen
SBillen oerbanb mit rfldfi^tslofem S^nattsmus einen naif ben ^ö^ften !^itltn greifen»
ben (E^rgeij, nid^t geredet, votnn man ibn mit (Begemoartsmagen mibi 3n römiMen
SlnfAauungen erjogen ]ä) er bie lat^Iifi^e ^Religion ab ioefentIi(^ für bie SBoblfc^
25 (Enalanbs an; in ber ^einbf^aft (Eltfabeti^s toioer 9lom fanb er bas Stecht für bie
manlofen Singriffe unb geheimen Unteme^munoen gegen bte le^erifd^e Arone. deinem
lat^olif^en Smffinben oerrfidten fiA bie Jittluben uRage. 3m Sänne legitimiftifi^r
SlnfAauungen, URaria Xubor unb iqrem (Bemabl $^ilipp als reAtm&gigen ^ecrfi^em
(Englanbs aegenflber, tourbe er ju oaterlanbslojen unb fittlid^ niqit ju re(^tfertueiti)en
80 X^en geführt 9n ber gottoeorbneten Obrigleit jum SerrSter geiDorben, wdytU er
bem Spanier $bQiW unoerrudt bie Zreue, oielme^r bem SonSmpfer 9toms unb
bem Abnige oon $a))|tes (Bnaben als bem freigebigen SBo^lt^ter. ber t^n mit (Bnaben
unb (E^ren bis ^u feinem 2^obe bebaute. 3)te Seele [eines SoHes ^ielt er nic^t in
[einer $anb; mtt ben SRagen feines perfonli^en (Empftnbens meffenb oerlannte er in
35 feinen SBollsgenoffen über bem 5lat^oltIen ben (En^lfinber. Me feine politifd^en ^löne
enbeten in uRigerfolg; anberfeits gab er bur^ bte (Brünbung oer ^prieRerfeminare in
!Doua9, 9l^eims uno 9{om ber n)an!enben römif^en Sac^e in (Englanb eine Stil^
unb ben popftlic^en 3^^^^^ n)enigftens eine ooräberge^enbe Hoffnung unb oer^inberte,
bafe bie Iat^olif(^e Meligion — ©ie in ben norbifcgien 9ltiä)tn — oollig in Snglanb
40 oemi^tet tourbe.
$on feinen ja^lrei^en S(^riften finb bie folgenben bie bemerlensmerteren : Cer-
tain brief Reasons conc. cath. Faith, !Douaq 1564; A Defence and Declaration
of the cath. Churches touching Purgatory and Prayers for the Soules departed,
%niw. 1565 ; A Treatise made in defence of the lawfnl Power and Authority of
45 Priesthood to remit sins etc., £ouoatn 1567; De Sacramentis in genere, de
Sacr. Eucharistiae et Sacrif. Missae, 9lnfaD. 1576; A brief Hist. of the Mar-
t^rdom of 12 rev. Priests etc. 1582 (a)urbe oielfad^ nad^gebrudt unb in mehrere
Sprayen überfe^t) ; An Admonition to the Nobility and People of Engl, and Ireland
concern. the present warres, made for the execution of His Holines' sentence
50 by the highe and mightie lüng Catholicke of Spain, by the Cardinal of Eng-
land, A° MDLXXXVIII, gebruat in Slntroerpen; A Declaration of the Sentence
of Deposition of Elizabeth, the Usurper and pretensed Queene of England,
1588. 9liibo(f IBitbbenfieg.
aUerd^riftHci^fter ftdntg, rex christianissimus, (Ebrentitel ber Aonige oon gfran!«
55 rei^, oon ^ius II. in einem Srief an Äarl VII. als haereditarium nomen ber
franjöfifc^en 5lonige beuii^net, oon $aul II. im 3- 1^69 £ubtoig XI. als befonbere
ißrorogatioe ber franjofifi^n ^enf^er getoobrt (Mabillon, De re diplomat., ^aris
1709. 2. »^ 2. Aap. S. 62, 5. »(^ 3. Ifl 22 S. 384, 6. »* 210. itp. S. 620 f.).
«aerBtttttigftcr fiStrig aOerfcdettiiig 376
ÜUeralSitbtgftcr Stinlü, rex fidelissimusy (E^ntitel ber Aonige oon ^ortugolp
oon Senebüt XIV. bem Aönig 3o^nn V im 3a^r 1748 mlie^n (Benedict! XIV.
opp. 17. »b ^rato 1846 S. 1). <^cttf!*
üUer^eUtgttt, Festum omnium sanctonun; 1. Slooember. 3tn über pon-
tificalis roirb Don Sonifotius IV. (608^615) erjap, bah biejer $apft fi^ oon 6
^^olos bas ^nt^eon erbeten unb es ju einer AirAe ju Sfyctn 9Rana$ unb aller
Sliärt^rer untgeftaltet ^abe. !Das barauj fiA bejie^enoe j^ft ber dedicatio S. Ma-
riae ad Martyres tourbe unb U)trb m 9tom am 13. SRai gefeiert. t)ie mittel«
alterMen £iturgiler (3)uranb., Rationale VII c. 34) laffen boraus bas üller^eiligen«
feft fi^ entioideln, inbem na^ i^rer Slnoobe CSre^or IV. bie gfeier oom 13. iutai lo
auf ben 1. 9tooember übertraaen ^abe. iDiefe SRemung ift {e^t aufgegeben; fie ift
m [^leAt beseugt unb miberfprid^t ber Zfyx^aAt. bag ein altes SRcdQroIogium bie
oeiben miem, als neben einanber in 9u)m oerte^nb, auhSl^It (ogl. unter: ^o
MSL Sb 123 e. 158 u. 174). SieHei^t ^ngt bie (Entfte^ung ber Seier mit bem
Oratorium ^ufammen, »eld^es (gregor III. (731—741) in m ^eterslin^e erbaute, i6
in quo, mt es im üb. pont. 9ei|t, in honore Salyatoris sanctaeque ejus
genitricis recondidit reliquias s. apostolorum vel omnium sanctorum mar-
tyrum ac confessorum, perfectorum justorum toto in orbe terrarum requies-
centium. (Jf&t bie 9Beiteroerbreitung bes |||fe|tes ift es oieüeic^t nli^t unintereffant,
bag ein getoilTer SatuMus in einem Sqreiben (MSL, Sb 96) Aarl M. unter 20
onberem auc^ barum bittet, ut unum diem post jejunium in anno in honore
sanctae Trinitatis et unitatis et Angelorum et omnium sanctorum celebrem
constituas super remum tuum cum consilio synodi Francorum. 9Bid^tiaer itl,
bag bie geier oon Sllfuin empfohlen voitb (Ep.76.edit. Proben.), bamals alfo bereits
Dorl^nben, aber no^ ni^t al^emein vdox. (Enbti^ m bie Eingabe bes Sigebertus C5embL 25
jum 3a^e 835, bag £ubu)tg ber gfromme bie freier moyente Oregorio papa et
Omnibus episcopis assistentibus ffir (Pallien unb (Germanien auf ben 1. 9cooember
angefe^t babe, oieüei^t ungenau, aber ni^ ganj ungbubiofirbig. X)enn um biefe 3^^
^t bte S^ier im gtanfenrei^ feften mig ju Men begonnen (Amalar.^ De ord.
Antiph. c. 64). Ob bas (Ebrengeba^tnts aller URbt^rer, loel^es oie grie^tfAe jtirt^ 80
f^on }u ben !^t\ttn bes CC^foftomus (Ed. Montf . II, 711) am Sonntag na$ $fingften
beaing, barauf oon (Einfluß geu)efen ift, lagt fi^ nid^t na^eifen. !Der Sinn oes
(Jeftes berührt \ii) iebenfaüs mit biejer Jfeier ber (Sriecben. Sonaoentura beftimmt in
einer ^ebigt (Opp. III p. 291) bte SSebeutung als etne 3^ammenfaf|ung ber bur^
bas 30^ m erftredenben ^eiligenfeiem. !Der oom Jtarbinal Xqomafius herausgegebene 85
(Eomes (Opp. V) ^at bie fieltlonen: 2lpl 7,2--12; SDM 5, 1— 12, a.
(Eine ^ßrebigt über biefen ZvA J)(A fiu%r in bie AirAenpofliUe aufgenommen, in
berfelben ^rebigt aber bie 9Ib|(^affung ber $eier bringenb befünoortet. Selbftoerft&nb«
li^ lonnten bie 5lir^en ber Steformation eine berartige ^eiligenfeier ni^t brauAen
unb oergebli^ fuc^te man fie eine 3eit lang in einigen Gebieten feftju^Iten (ogl. bas 40
3üri^er 9Ranbat oon 1526 bei Sglt, Wltn 3. 9{ef., bie JlirAenorbnungen ffir »annooer
1536, 9lort^eim 1539, Aurbranbenburg 1540, 6d^Iesn)ig«$outein 1542, StoSBifc^ ^all
1543, Sommern 1568, Common-prayer-book). Die S(^lesu)w«$olft. ÄO oerlangt,
bag an biefem 2:age oon bem (glauben unb ber 9tad^foIge ber ^eiligen im (geaenfa^
3U ber falf^en SBere^rung geprebigt u)erbe. (Eine gleiche ^rebigt mirb oon ber Sremer 45
S{Z> 1534 für ben 3o^^nnistag gemün[(]^t. Diefe Serfume, oie <Jfeier unuimeftalten
unb }u er^Iten, maren ni(]^t lebensfähig. (£r[t an ber (si^ioelle biefes 3<^^9unberts
fyd ^oi\t (9Pln[terio[. II, 462) einen neuen (rnttourf einer Snerbeiliaenfeier oorgelegt,
ber natfirliffi für bie Rixäft ganj unbrau^bar ift. (Es ift jur 3^" ^^ine ^usfic^t oor«
^nben, bag bie gfeier mieber erftebt. Dennoq Iä||t [i^ ni^ leugnen, bag uns mit so
bem STuf^bren biep Xoges, [ou)ie ber SIpofteltage unb ber Unnoanblung bes Stephans*
taaes in ben peiten SKei^na^tsfeiertag nur nod^ geioiJTermaften juf&Uiae (Gelegenheit
geblieben ift, bte (ßemeinben baran ju erinnern, bah nic^t blon bie alte itir^e, fonbem
auA bie ber Steformation i^e SRärtqrer ^at, unb oa|| au(^ bte in ber (gegemoort £e«
benben bie $fli(^t, für bas Seknntnis Opfer 5U bringen, ni^t oergeffen unb ni^t 66
^intanfeken bürfen. 3nfofem enthalt aud^ ber oergeffene ^er^iligentag ein (Element,
oas au^ für uns oenoenbet U)erben lönnte unb foUte. Gaf^ari*
SUlerfrelentag, Commemoratio omnium Fidelium Defunctorum; 2. 9loo. Der
bogmatif^ (&runb für biefe am 2. 9loo. ftattfinbenbe gfeier liegt auf bem (gebiete ber
376 9inerfedeitta0 flOIiattj
gürbitte |ür bie loten unb ber Dorbrin^ung ber (Eu^oriftie für fic. Die alte Ätrd^e
lennt jmeierlei lote unter i^en Snge^öngen; [olt^e. bie für Die Äir(3^e geftorben ftnb,
bie martvres, unb [oI(^e, bie ^ar ni^t für Die jtir^e, aber bo<^ im Glauben ber
Rxtäft geftorben finb. gür bie Ün&rtqrer brauet [ie ni^t ju beten, too^I aber für bie
5 oerftorbenen (Blöubigen (August. Senn. 229, c. 1 MSL 36. »b S. 867). (Ein ]aäf-
li^er 3u[ammen^ang oeranlalte au^ ben SImalarius, in [einem L. antiph. unmittelbar
auf bie officia Sanctonim Das officium pro mortuis folgen ju laffen: Post officia
Sanctorum inserui officium pro mortuis. Multi enim transeunt de praesenti
saeculo, qui illico Sanctis conjun^ntur (De ord. Antiph. c. 65). (so fd^reibt
10 er, o^ne einen beftimmten %aa für bte commemoratio im Sluge ju ^en. (Ein be^
ftimmter 2:ag bafür u)urbe erft oon Obilo oon CEIugn^ für bie (Eluniacenfer feftgefe^L
!Das Defret, u)et(^es bie ^^ier anorbnet, t[t no^ oorl^nben (ASB, Saec. VI P. I
p. 585). X>a^ bie geier ^atl&^li^ oon ben (nuntacenfem begangen mürbe, [ie^ man
au$ Udalrici consuetudines L. I c. 42 (MSL 149. Sb). Sonaoentura fagt in ber
15 einsigen ^rebigt (Opp. III), ©el(^e »interim (3)enfa). 5. »b 1. 3lbt. S. 495) aus
iener 3^^ f^ ^^^ Smerfeelentag ju ntnnen roeig: Animabus purgandorum de-
functorum prosunt suffragia. De istis, quasi in proximis regnaturis, post
festum Sanctorum omnium feliciter regnantium, ecclesia solemnigat hodie.
tDas 3Ri|faIe ^reibt bie Missa Requiem aetemam oor. fiul^er oerlangte in ber
30 ^rebigt an Sltler^iligen (5lir^enpo[t.) aud^ bie 9Ib[dbaffung bes SHIerfeelentags ; ob«
too^l er tougte. bog es foI(i^e giebt, ote es göttlich totfien 5u gebraud^en. X>it Damals
^err|Aenben SRigbröud^e, beren bie (Seiftlid^feit [i^ an bem !£age [^ulbig mad^te, finb
?ef^ifcert in Naogeorg., Regp. Papist. L. IV p. 161. Iro^bem ift es, wenn ®erber
(6ej^. ber Aircj^enceremonien in 5lur|a^fen) riättg Sef^ib vod^, fiufter niAt gelungen,
25 ju ^ebseiten bte Slbfd^affung ber fjreter in iturfaqfen our^5u[e^en. !Die RD für >nur<
branbetwurg oon 1540 (oom Segräbnts) toolue bie ^titt tn oerbefferter (Seftalt bei«
beimaßen n)t|fen, aber im ganjen oerf^anb [te auf proteftantifc^em Soben je^r rafd^.
3)enno(^ ift ber ^roteftantismus nid^ gam oaoon losaelommen. 2)er 9{ationaIismus
oerlangte bie (Einführung einer llotenfeier ($orft, IDl^fteriof. 11,432; SBagnik. £iturg.
30 3. IV S. 262 u. 282, man ogl. and^ 3. »r. 3acobis fiitanei auf bas geft 2iuerfeelcn
unb bie (Einleitung gu Sd^eUings (Elara). !Die fiitanei ber ^erm^uter am Oftermorgen
(®e[angb. b. Srübergem. 1778 9b. 210), ber (Eifer, mit bem bie ^roteftanten am
^age Des e^emaliaen Patrons ber C&ottesacferfir^e ober in oonoiegenb !at^oIi|^en
(Begenben am Smerfeelentag bie (ßrSber [(i^müden, Jpu)ie bos (Emporfommen bes !Ioten«
35 feftes [inb Slnjei^en bafür, bag bem ^nftli^en SoQsgemüt etmas 93enoerfIi(^es ge^
nommen, aber ni^t etioas (gutes ^um (Erfa^ geboten toorben i[t, unb bag bies Ser«
föumnis in irgenb einer SBeife mm gutgemaii^t U)erben muffen. craf^ari.
SlUtan), (Eoangelif^e. dlonferenee on Christian Union. Narrative of the Pro-
ceedings of Uie Meetings, held at Liverpool, October 1845, London, Nistel 1845.; Evan-
40 gelical AUiance, Beport of the proceedings of the 0)nference, held ad Freemasons Hall,
London from Aug. 19th to Sept. 2»d inclus. 1846. Published by Order of the Con-
ference, London, Partridge and Oakey, Patern. Row 1847 ; SJer^anblungcn ber SBcrfamm*
lung euangelifd^er ©Triften 3)cutf(^IonbÄ unb anbercr fiönbcr uom 9. U^ 17. ©cptcmbcr 1857
in ©crlin, beforgt uon Ä. ©b. SReinccf, g3crUn gr. St^ulje 1857; ^JcrjeldiniS ber 1857 er-
46 ft^icncnen ©roft^urcnltttcrotur in ber 3)arTnftäbter Mg. Ä.'S^'tung üom 31. Oft. 1857; Les
Conferences de Genfeve 1861 ; Rapports et Discours publi^s par D. Tissot, Gen^ve et
B&le, H. (3eorg, Editeur 1861 ; PrcMceedings of the Amsterdam Conference of the Evan-
gelical Alhance, held on Aujgust 1867, ed. by the Bev. P. Steane, London, Office of the
Evangelical Alliance 1868; History, Essays, Orations and other Documents of the Sixth
50 General Conference of the Evangelical Alliance held in New-York Oktober 2—12, 1873,
ed. by Bev. Ph. Schaff and lUv. S. Irenaeus Prime, New-York, Harper & Brothers
1874. — Siebente ^au|)lt)erfaTnmIun9 ber ©DangelifcftcnÄflianjae^alten inSaJel üom 31.®uguft
big 7. September 1879. ©eric^te unb Sieben, ^erauSgeg. üon (f^r.S.SRijoenbad), 93afel, ©a^n*
maierä S3cr(aq, 1. ©b 1879, 2. S3b 1880; Benetning om den evangehske Alliances ottende
56 almindelige Mede i Kjoebenhavn i September 1884, ed. T. Vahl. Kjoebenhavn i Kommis-
sion hos Indre Missions Boghandel (Cnr. Christiansen) 1886. Christendom from the stand-
Eoint of Italy. Proceedin^ of the r^inth General Conference of the Evangelical Alliance,
eld in Florence 1891, ed. by the Rev. R. A. Bedford, London, Office of the Evangelical
Alliance 1891. — S)cr @üangelifd&e ©unb. 3)ie ju fiiuerpool unb iJonbon gehaltenen ©on*
60 ferenjcn über cftriftltc^e ^Bereinigung, nad^ ben 9lctcnftü(fen befd^rleben tjon Pfarrer $tarl 9Rann
unb ^forrer J^eobor ^Utt, S3afel 1847 ; Dr. Massie, The Evangelical Alliance, its Origin
flOIiini) 377
and Development, London, John Snow 1847; L. Bonnet, L'unit^ de l^prit par le lien de
la paLx. Lettres sur Tallianoe ^vang^lique, Paris, Delay 1847 : National perils and opportu-
nities discussed on the Conference in Washington 1887, New-York, Baker and Taylor
1887 ; National needs and remedies. Discussed on the Conference in Boston 1889. New-York,
Baker and Taylor 1890. - Unter bcn ©egcnftfiriftcn befonberS gr. 3. @ta^I, S)ie lutl^crifttic 5
^rttie unb bic Union, ©crlin 1859. Sf^euntc« Kapitel : 3)ic (SoQngellf^e «flianj unb bie falft^c
Äat^oltdtät S. 441 f. ; SScraeid^niS bcr röntifA^fat^oIiWcn 5)arftcnungcn bei ^cfecr unb 38cltc,
Ätrc^cnlcjilon *I 566.
Die Coangeltj^e Sultans, anäj (Sx>armlx[Att Sunb genannt, too^l 5U unterf^eiben
Don bem 1887 gejttfteten ,,Ct)angeItf(^en Suno gur SBa^rung beutf(J^»proteftanttf^er ^n^ lo
tereffen'' ^ot, naqbem eine 9Inregung mt ^Bereinigung aller eoangelifd^en (E^rijten be«
reits 1842 uon bem $aftor Dr. itnieioel in tDanjig itnb bem SBorfte^er be$ lut^erifd^en
prebigerFeminors ju (geitodbura in ^ennfploanien, Dr. 6^muder, ausgegangen oar,
i^ren ilriprung in ber j^ottif^en SreiKrme. Unter ber S^^rung be$ d)len Stomas
(tffalmtxQ traten bie Slogeorbneten oon [ieben größeren Iir(|li(^en (ßemeinf^aften in i5
6d^ottIanb jufammen unb nä)tttm unter bem 5. Sluguft 1845 Don (Slasgov aus ein
3iriularf(^reiben an bie JtirAen unb !ird^Ii(j^en IDenominationen in Cnglanb, äBales
unb 3rlanb, toorin auf bie Stotroenbigteit engerer brfiberli^er SBerbinbung aUer eoan«
gelif^en (Elften jur Wmtfyc ber ÖBergriffe bes ^apismus unb ^ufeqismus unb jur
^orberung ber 3ntere|fen eines biblifd^en o^riftentums ^ingeroiefen unb ju einer weitere 20
Snagnol^men oorbereitenben Serfammlung eingelaben tourSe. !bie|e fanb in bemjelben
3a^te 00m 1. bis S.CItober in £berpooI [tatt; oon pangig lirc^Iid^en (gemeinjc^aften
nutren SRitglieber erfAienen. Sofort auf biefer oorbereitenben Serfammlung rouroe 9er«
Dorge^oben — am 3. vftobex auf ben Antrag bes englif^en Saptiftenprebigers Steane — ,
bag bie aeplante ^Bereinigung, für bie ber 9lame Evangelical AUiance oorgef(]^Iagttt 20
tourbe, n^t eine Union ber eoangeKfd^en Denominationen, au(^ ni^t eine Serfammlung
offigieller Vertreter ber Jtirii^en begtoeae ; ni^t einen Airc^enbunb, Jonbem einen (E^riften'
bunb toolle [ie ins £eben rufen, eine Sereiniguna gläidiiger 3noioibuen eoangelii^n
Selenntni[[es. Stls S^enbenj n)urbe erllort, angefimts ber Spaltungen unb ber S^*
Iplitterung ber Jtird^e unter ben gläubigen eoangeUj^en (E^riften eine liebeoolle $er» ao
[tanbigung ju fBrbem unb alles cägmoel^ren, toas tm ^cmfttum unb anberen (Sx]ä)tU
nungen bes 3rrtums unb ber (gottlofigleit bem eoangeli[(J^en ^roteftantismus ent*
gegenjte^.
Der Slufruf ju einer größeren, ben Sruberbunb lonftituierenben Serfammlung, ber
in allen fünf (noteilen oerbreitet tourbe, ^atte ben Srfolg, bag 00m 19. 9Iugu|t bis S6
2. September 1846 in £onbon jic^ 921 eoanaelif^e HRönner, unter i^nen 47 00m
europ&i[(^n gfeftlanbe, 87 oon Slmeribt unb anoeren (Erbteilen, (£pislopaIiften| SRet^o«
bitten, $resbqterianer, 3nbepenbenten. Saptiften^ ^erm^uter, fiut^aner, tnsgefcnnt
aRitglieber oon 50 fird^li(^en (ßemeinjmaften, ju emge^enber ÜBeratung gufammenfanben.
$ier tourbe ber bereits beantragte 9lame ber neuen Sereinigung f örmli^ f eft^efe^t : 40
Evangelical Alliance; bas Programm wwcit babin enoeitert, oob man fiir 9teItgions«
freiBett einjufte^en, infonber^eit [id^ ber eoangelif^en (ßlaubensbrüber, oie um i^res
Sefenntniffes roiUen oerfolgt n)firben, angune^men unb überall $Ufe gu leiften ^abe,
VDO 3^M CE^riftus in ben (ßliebem feiner Air^e leibe. 3^ ^^ augemeinen n)ie be«
fonberen !iwtdtn [ei eine genaue Jlenntnis ber religiofen unb lird^Udjen 3uftanbe ber 45
eoaitgelif^en (Q^riftenl^eit burd^ (Eingie^ung unb (Erftattung oon Senaten angu|treben.
Sor aUem aber ift bie £onboner 93er|ammlung baburdb oon Sebeutung, bag auf i^
«in bie SRitgUeber ber SUHang oerbinoenbes (Dlaubensbelenntnis in neun Slrtifeln oer*
cinbort mürbe, beffen lateinifd^er Z^ in bie|er Raffung oorliegt:
Societatis Evangelicae constitutionis et statutorum expositio^
brevis.
Eos solum associandos esse, qui sententias complectuntur et profitentur,
quae plerumque Evangelicae appellantur, de locis doctrinae sequentibus:
1. De Scripturae Sacrae inspiratione divina, autoritate et sufficientia.
2. De iure et officio iudicii fidelium slngulorum in Scriptura inter- 65
pretanda exercendi.
3. De Deo uno et tribus in eodem personis.
4. De natura humana penitus per lapsum oorrupta.
378 SauwS
6. De Deo filio homine facto, de opere eius reconciliationis pro peccatori-
buB humanis, de eiusdem mediatoris intercessione et regno.
6. De peccatoris iustificatione per fidem solam.
7. De Spiritus Sancti opere in peccatore convertendo et sanctificando.
i 8. De animae immortalitate, corporis resurrectione, generis humani per
Jesum Christum iudicio, una cum aeterna quum iustorum felicitate, tum im-
piorum poena.
9. De divina ministerii Ghristiani institutione, et de baptismi coenaeque
Dominicae ordinatione obligatoria et perpetua.
10 Srfit bie Seretnigung gläubiger eoangelifd^er S^riften. xdqs bo^ bie SOIianj fein
fontep mar es o^ne |jh:age Sebürfnis, ein Seknntnis aufjuitellen, bos bem eoanoelifd^n
(glauben unb bem Setougtfetn bec C5ottesfinb|^aft, alfo bem (Srunbe ber SSeretniaung,
Karen Susbrud gab. allein es fragt ft^, ob bie oeretnbarten neun SbtUel bas leiften. (riner«
[eits befd^rönfen Jie fi^ ni^t auf notn)enbige (Slaubensausfagen^ fie oerifinben oielme^r
15 befttmmt formulierte weoIogifAe fie^ren, Seren fpejtfif^ reformierter unb britij[A«btJfen«
terif^er Ibiprung unoerlennbar tft. SInberfeits forbem fie nur ein Sefenntnis ber vtnfidgten,
bie gemetnQtn eoan^elif^ genannt merben . über (sententias . . profitentur ... de
locis doctrinae) bte bejei^neten fie^rftüae. X)tm entfpre^enb lourbe ausbrfidli^ er«
Ilärt, bag bie SIrtUel nic^t in einem formalen ober lir^It^en Sinne als ein Srebo ober
so C5Iaubensbe!enntnis angefe^en mflrben; fie follten nur anbeuten, toel^erlei ^erfonen
man als (ßlieber bes Sunbes ju fe^en mflnfqte. Slllein es mürbe nid^t erfl&rt, loeU^
bie sententiae, quae plerumque evangdicae appellantur, feien, unb aleic^o^I
iDurbe bas Selenntnis ju biefen Slnfi^ten geforbert. Solches Selenntnis oerfep nad^
oerfc^iebenen Seiten ^in feinen 3iwid, Sfirgf^aft für ben eoangelifd^en ®Iaubensftanb
25 dho bie C5ottesKnbf^a^ bes 3ufttmmenben ju fein. 9{eligiöfe ®emeinH^aften/ bie |i^
i^re ,,9Infi^ten" abn)ei(]^enb oon ber Xrabition gebilbet ^oben, toie bie Qufiler, ftnb
bun^ bie neun SIrtilel oon ber Xeilnabme an ber üllian} oon oom^erein ausgefd^bfien,
unb bie groge S^ar gläubiger eoanaelifd^er (Qriften fd^Iiegt fi^ felber aus, bie arunbfä^li^
{Religion unb X^eolopie unterfc^eibet unb bie Slnerlennung i^res C5Iaubensftanoes oon ber
30 3ufttmmuna ju trabttionellen mfi^en fiber bogmatifd^e Sö^e unb fie^rf ormeln niAt ab<
gängig ma^en toill. Unb ^at bte Praxis ber Snianj jene bef^ioic^tiaenbe (ErlUming,
ha^ ein fird^Iid^es (Erebo burc^ bie neun Slrtilel ni^t aufgefteüt fei, beftätigt? 3Iuf ber
SBerfammlung ju Serlin (1857) rebete ber Cnglänber Caims unter begeifterter 3^*
Kimmung ber £eutf(^en baoon, bag in (Englanb unb SImerüa eine geioiffe Sermittelung
« oer großen Äluft jtoiMen ben (Ealotniften unb Slrminianern ftattge|unben ^abe. ,,3)iefen
Äonfenfus," fu^r er fort, „^at fogar bie Coangelift^e Slllianj in einer neuen Äonlorbien«
formel aufgeftellt unb i^ren Üntonsbeftreburmen ju (ßrunbe gelegt. Ss f^eint eine
aroge Slufaabe nic^t nur ber (Eoangelifd^en ^Hlian}, Jonbem ber fflri[tli(i^en 9SeIt über«
9atupt 3U lein, eine X^eologie, wüAt biefen irenifd^en unb bo^ f^rtftmägigen unb
40 gläubigen Slqpus barftellen foll, nod^ tiefer in ber Sd^rift ju begrflnben unb fort»
JU entmicfeln" (Serliner 35er^anblungen S. 401). Da bat bo^ gr. X Sta^I fo unredbt
nic^, ba^ er gegen bie ^lianj ben SSonourf ergebt: fie ^abe in oen neun Slrttieln
bas Srunbament ju einer allgemein eoangelMen ftir^e gelegt mit einem allgemein
eoangelif^en Selenntnis, bem geaenüber bie Sonberle^ren als ^rioatmeinungen gelten.
45 ^ie^t man anbere ^ugerungen, bie fiA bis jur ifingften Serfammlung bes 92orbbeutfd^en
ßn^eiges ju Jtaffel im OHober 1895 u)ieDer^olt ^aben, unb bie fir^li^e Praxis ber STDianj
In Setramt, Fo toirb man Sta^l aud^ in bem SSonourf ni^t unrecht geben : fie fei eine
eoanaelif^e iparteigenojfenf^aft, bie auf reformierter oeite gegen bie fiut^eraner, gegen
bie lo^Iirc^lic^en Slnfi^ten fte^e, u)03U fte bie lut^erif^e fie^re oom Sabament unb
6o2lmt re(^ne; innerhalb ber reformierten ftir^e ftebe fie parteiijd^ auf feiten ber
rabüalen Denominationen mit oer S^enbenj ber Slufoebung aller mtionaßurd^n unb
alles Sanbes oon Staat unb 5lir^e, mit ber Üenoenj ber unbebingten 9{eltgtons«
frei^eit. 3n ber I^at ijt feit bem 2lngriff Stahls ein SBemü^en unoerlennbar, ben bur(^
oie neun SlrtUel unb t^re Slusleguna erjeugten S^ein eines Jtir^enbunbes ju (fünften
56 bes d^riftlid^en Sruberbunbes ju befettigen. C^ne bie Slrtilel aufju^eben, fud^te bte
franjöfifc^ Seftion in einer !ur^en Formel bas Sefenntnis t^res (Glaubens ausjubrücfen ;
m ben Serfaffungsftatuten ber f^n)ei3erifd^en Seftion ^eigt es §2: „Der fd^u)eherifd^e
3tDeig nimmt unter bie 3<^^l \^^^^^ ÜJlitglieber alle (Qriften auf, bie in ber orüoer>
Itd^en £iebe leben u)ollen unb ben äBunf^ ausfpre^en, mit i^nen gemäg ber Eiligen
eooon (Sott infptrterten Sd^rift i^ren gemetnfamen (glauben an (Sott, ben ^eilanb, ju
Wrunij 379
befennen: an ben Sater. ber fte geltebet ^t unb [ie aus ®naben burA ben (Stauben
an 3^[um C^riftum re^ertiat; an ben 6o^n, ber [te bur^ fein DerfSjQnenbes 0|>fer«
leiben erlauft fyd, unb an oen Eiligen (Seift, ben Urheber ii^er 9Biebergeburt unb
Heiligung; an ben einigen (Sott, boAgelobt in CäDigleit, beffen S^re fie i^r £eben m
we\^tn iDfinfAen.'' Unb auf ber Serfantmlung in Safel (II, 923 f.) ftellt D. $. put 5
„ben Qottoerfiegelten (Erfa^rungsbeji^ ber gunbontental« unb (EentraI*9Ba^^eit jur
Geliglett'' in ber ,,6umma bes ftate^ismus ber loal^en Ainber (gottes'' mit bent
9Bort 1 30 ^f 12 bor : ,,3Ber ben 6o^n (Sottes fyA, ber ^at bos fieben ; toer ben
6o^n (Bottes ni^t fyd^ ber |Ktt bas fieben nid^".
SBas bie äußere Drganifation ber (Eoangelifi^n SHIianj betrifft, fo mürbe auf 10
ber lonftituierenben Serfammlun^ in fionbon 1846 bie (ErriAtung oon fieben ^^^^S'
vereinen bef(^Ionen. nömli^ 1. tn (Sro^tannien unb 3^1<t^r 2* i" t)en Seretnigten
Staaten oon ^oroamerifa, 3. in ^anlreid^. Selgien unb ber franjöfif^en Gäfrotii,
4. in 9lorbbeutf^Ianbp 5. in Süboeutf^Iano unb in ber beutfAen oAn>ei3, 6. in
Sritif(^«9lorbamen!a, 7. in SBeftinbien ; aber au^ in Sd^meben, tn 9{ugianb unb in 15
ber Xürlei rourben 3tDeigoereine insSluge gefaxt unb gefammelt 9lu^ empfehlen bie
6totuten ben SRitgTiebem, am SRorgen bes erften 9Bo(d^ntage$ unb in ber erften
SBod^ iebes Z^^xes fflr bie großen ^roede bes Sunbes ]u beten. Sei U)eitem am
t^athäftigften jeigte fiq ber englif^e uno norbamerüanif^ !^wtieotttin, unb unter allen
hr^liqen (Senoffenf^^en moren bie Saptiften oon Slnfang an bie eifrigften in Ser« 20
tretung unb Seförberung ber 6a(^ ber Slllian}. !Der brttif^e S^üi wox es, ber f^on
1847 bie 3^itfq|rift grfinbete: Evangelical Christendom, its state and prospects,
London, Partrid^e and Oakey, Paternoster Row., U)eld^e als litterarilmes Organ
ber Sniiang bie Sejte^ungen jioif^en bem in fionbon refibierenben ftöt^igen itomitee unb
ben 3i»eipoereinen unb eingelnen SRitgliebem ber Sllianj oermittelt. Der englif^e Sop« 20
tiftenprebtger 6teane u)ar es, ber 1853 aus oerfAiebenen englif^en 5lir(^ngemeinf(^^en
100 ^rebiger um fiA fammelte, mit i^nen in ärlanb einbrana, um bur^ {e 100 ^re«
biaten biefer 100 ^reoiger bas römif(i^«Iat^oIif(^e 93oH gum ^roteftantismus ju belehren.
Ob au4i ber Sonourf aere^tfertigt tft, ber feinerseit oon (E. 9B. ^n^ftenberg aus«
O' , bog ber (grof Gboftesburq, eins ber poupter bes englif&en 3^^^^^» ^^ ^^' ^
ung mit feinem S^ti'iegeroater fiorb ^afmerfton bie relraiöje Seioegung ju pott»
tijd^en S^joedtn mi^raud^e unb Slufftänbe ber unterbrfidten Scationalitäten, ber $oIen,
Ungarn. 3taliener u. f. to. „jur S^rberung bes CEoangeliums" ju f^firen unb ju unter«
ftfl^en fu^?
Der ^ö^epunit ber 9inian5ben)egung in Deutf^Ianb »urbe in ber SSerfammlung in 80
Serlin 1857 eneiAt. Sie toar oon 1252 eoangeIif(]^en (E^riften befuAt, oon benen Deutf^«
lanb 974, (Englanb 165 unb bie übrige SBelt 113 Zeilnebmer gefanbt ^tte. 9lirgenbs
ift bie ibeale Seite ber SlUiam, eine Darfteüung ber Einheit aller nm^en 3unaer
3efu ju fein, fo bie (ßemüter be^errfd^enb ^erooraetreten, mit ^ier. (Es fehlte jioar niqt
an manqerlei unliebfamen Sorfäuen. 9luf betreiben bes ffir alles (Englif&e be* 40
geifterten £^r. Aarl Sofias 0. Sunfen ^e itön^ griebrid^ SSil^Im IV. bie SHIianj
nad^ Serlin eingelaben; aber es begegnete 0. Sunfen, bag i^ oon ber Serfdmmlung
bie Sruberf^ofl oenoeigert tourbe. STls namli^ SRerle b'SIubi^n^ ben i^m Sefreun«
beten mit einem offentuc^n Ru^ beroilllommnete, aab ber Sorft^enbe, Lic. (E. >mim«
moAer, feiner (Entrflftung barüber, bie oon bem größeren 2:eil ber Serfammlunig geteilt 45
iDuroe, energif^en Slusbrud ferner ^e ber bntifd^e 3^^i8 ^ mliang in einer
9bre]|e an ben Aonig 00m 6. äRai 1857 bas emftlid^e Serlangen na^ einem gröberen
(^riftMen Serle^r 3n)if(^en (Englanb unb Deutfd^Ianb ausgefprod^en unb feine Hoffnung
auf uoenoinbung bes religiöfen Despotismus unb ber anard^ifd^n 3ügeno[igIeit in
bem (Erlauben an ben be!unbet, ber ben (E^rgetg ber $^fäer beugte unb ofe Stei« 60
geifterei ber Sabbucäer burc^ bie SRac^t ber gottlidben SBo^rl^it fibenoältigte. Den
„(ärge^ ber ^^ariföer'' bejogen bie lonfeffioneuen fiut^aner auf fi(^, unb eine ftarie
Slgthttion »iber bie SHIiang »urbe ins äBerl gefegt. Der itönig trat ber Slgitotion
burd^ eine Aabinettsorbre an ben (Eoangelifd^en Obenirc^nrat entgegen, bie ^. 3* ®^I
jum Slustritt aus biejer Sebörbe oeranlagte ; ber 5t5ni^ erfl&:te, er erblide in ber Ser« &5
fommlung ein no^ nt^t erlebtes 3^i§^n bes Sruberfmns unb Inüpfe fd^öne Hoffnung
für bie 3ubinft ber Jtird^e baran. (Dlei^n)o^I ^ielt es ber (ßeneral * Superitrienbent
Dr. SB. ^offmann für angebracht, barauf ^tnjmoeifen, bag ^rebigern ber Gemein«
Aaften, bie aggreffio gegen „unfere ftir^e unb ibre 93elenntni[fe unb Orbnungen oor«
^retten'', bie SUtnutl nu^t eingeräumt merbe, unb bag bie Xeilna^me an ber gemein«
GO
380 Snitaii)
famen geicr bes ^eiligen Slbenbmafils fcitens ber ^rebiger Dcrmieben ©erben mod^te,
um „Slmtsbrübem ober ©emeinbepliebem feinen Slnftofe ju geben". Slber bie SSer^nb»
lungen nahmen benno^ einen bte !leilne^mer ^od^begetftemben 33erlauf. Suger ben
Scripten über bie religiöfen 3wftänbe ber eoangeltf^en Äir^en in oerf^iebenen fiön«
5 bem tDurben SSortröge fiber bos Mgemeine ^riefterhim ber (gläubigen, über bas Ser«
^ölinis ber neueren SSerfontmlungen eoangelif^er (E^riften ju ben SlonjiKen früberer
^eii, über bas SRe^t bes eoangemfien Sefenntniffes unb über ben Cit^uJ^ ber SJer«
eintgung britif^er unb beutf^er (E^riften auf bie tDijTenlAoftli^en unb reltgi5[en (5e«
biete u. f. id. gehalten. 3^ren $o^epun!t erreichten bie »efttage bur^ bie ^ulbreid^e
10 ^ubienj ber SOtitglieber beim 5lömge.
(großartiger an (Entfaltung äußeren (Slanjes unb an 3^1 ^^ Xeilnebmer toaren
bie Serfammuingen in £onbon 1851 unb in $aris 1855 gemefen, ba [ie mit ben
internationalen msfteüungen in beiben Stäbten oerbunben looren; bie SSereiniaung
eoangeIif(^er (i^riften trat bort als immerhin impotente SBeltma^t in bie f)ffentli^!eit.
16 WIetn bte religtöfe SegeUterung für bie 3bee ber (EoangeIi|d^en Mianj fyd ©eber
oor^er noA na^^er fo ma^tooll gelobert, ©ie in Serlin 1857.
(Es ift pf9^oIogi[4 oerftänblid^, baß auf berartige Öberfpannung ber religiöfen
3bee, bie 9lü^ternbeit unb uorestDenfen bo^ fe^r oermiffen läßt, infonber^it auf bie
Serquidung ber religiöfen 3bee mit ber ^ulbi^ung oor einem gefrönten Raupte in einer
so Sform, bie loo^I nur in ber bqjantinif^en Atr^engeJ^i^te Sutalogien bot. ein ftorfer
iRüdfd^Iag folgen mußte. (Es gelang jtoar bem ftänbiaen Aomitee in Bonbon, anbere
internationale SSerfommlungen ju ftanbe ju bringen, fo in (Senf 1861, in Slmfterbom
1867, in 9?em-3)orf 1873, in »ajel 1879, in Äm)en^aen 1884, in gflorens 1891,
unb jebe beu)ä^rte bur^ bie inbiotbueüen lofalen Ser^Itniffe große Snjie^ungsfraft ;
86 aber feine oon i^nen oermo^te für ben Sniianjgebanfen ^emerfte^nbe ju toerben unb
eine bie Sr^fttage lang flberbauembe Segeifterung ju enoeden. 3laä^ ys>ti Seiten ^in
iDurbe ber naturgemäße 9Kebergang ber Mianj ouri^ bie Serliner SSerfammlung aus»
brüdlid^ beförbert. (Einerfeits nämli^ fonftituierte fid^ bort ber beutf^e 3^t\i ber ^ianj
m einer fir^enpolitif^en Partei; balb ^ema^ (1859) trat als Organ ber SHIion} bie
80 9teue (Eoangelif^e Jlir^enjeitung auf ben $Ian, bie bis jum !Iobe bes Herausgebers,
^rofejjor D. §ermann SReßner, bie 3ntereffen ber Partei ber pofitioen Union in ber
preumt(]^en fionbesfird^e gegen alle lutl^erif^ fonfef[ionenen, mittelporteilid^en unb
proteftantenoereinli^en Seftrebungen oertrat. SInberfetts fam bereits in Serlin ber
SBibcrfpru^, in bem bas praftifd^e ©erhalten ber englif^en unb amerifanif^en Difjeu^
SS ters namentli^ ju ben beutfdben eoangelif^en £anbe$m^en mit ben 3been ber Sultans
jte^t, jum 2Iusbru(f. Die Älaaen unb anflogen gegen bas unbrüberli^e ©erhalten
lener Semeinf^aften hörten feitbem ni^t auf, gemannen oielmebr an Sd^rfe, unb ein
toeitoerbreitetes uRißtrauen gegen bie £auterfeit bes großen ^ruberbunbes nmr bie
golge. Die praftifd^en SSerbienfte ber Slllianj, riAtiger: bes ftänbigen 5lomitees ber
40 STdians in^ fionbon, follen ni^t oerfannt merben. Der 3nteroention ber Slllianj beim
(groß^erjoa oon Zosfana 1852 ift bie Befreiung bes tübtf^en (Ehepaars SRabiai aus
bem 3nqui|ition5ferfer äuglorenj ju banfen; 1855 trat fie 5U (Bunjten ber in Preußen
unb 9RedIenburg poIi^eiliA oerfolgten Saptiften ein; 1863 t^at fte bur^ (Entfenbung
einer Deputation an oie Königin 3fabena oon Spanien bas 3^rige, um SDlotomoros
45 unb feine (genoffen bem (gefängnis ju entreißen , in bas i^n eoangelifc^es (glaubens»
jeugnis geführt : 1876 oenoenbete fie ]xä) für bie rujfif^en ^ßroteftanten, 1878 für
mehrere megen t^er SRenttenj gegen bie neue ^effifd^e Sgnobalorbnung unb bie neuen
Äird^engeje^e beftrafte lut^erifi^e Waner ; 1879 legte ^rof. D. 3^. G^riftlieb auf ber
Serfammlung ju Sajel ein entf^tebenes 3^ugnis gegen ben f^mffl^Ii^en englif^en
60 Opiumbanbel ab. md^ bie fird^engef^i^tlic^e Sebeutung einiger ^Referate unb bie
ftatiftif^e Sebeutun^ ber Mian3»3^ttf^rift : Evangelical Christendom follen mit (E^n
Senannt fein. SHIetn alles bies mog bas bere^tigte SRißtrauen, bas jenes )nropagan<
iftifd^e umoefen in fteigenbem SRaße ^eroontef, ni^t auf. ftonnte bod^ im ^litf
auf jene ^ropaganba bas Komitee in Safel feine (Einlabung ber SKIianjoerfammlung
66 na^ biefer Stobt (1879) nur babur^ re^tferttgen, baß „bei uns bie ftir^e ber 9{e^
formation bereits burd^göngig einer fold^en 3^^i^ng anheimgefallen ift, baß als ber
ma^rf^einlii^e Slusgang ber Jlrifis, fei es nä^er ober femer, faum etn)as at&eres als
eine Umgeftaltung na$ amertfanif^er SBeife in Slusfid^t fte^t''. Suf berfelben Ser«
fammlung mürben [Amere anflogen geaen bie und^riftliAe Jlonfunenj auf bem (gebiet
0ß ber ^eibenmiffion, ote ni^t nur burcq Die Diffenters bet^ätigt morben, erhoben, unb in
aUtatti aimuftii 381
einer Spestaßonferens unter bem 93or|t^ oon x>, Sismard^Soblen n)urben gegen bos
Xrelben ber SIbre^ts6rilber feitens ber je^taen C5eneial«6upermtenbenten D. Sr^anbei
unb D. 3B. Säur umoiberlegte unb unn)tberlegbare 93e(dbulbtgungen ausgefpro^en.
(Es t|t 3U bellagen, bag fol^e unliebfame (Erörterungen, tote Sie Begegnung oon üRerle
b'Subignä mit o. Sunfen unb bie Debatte aber bie äübre^tsbrilber in ^afel in ben &
Deröffentli(^ten offisiellen Serii^ten uerfc^iegen iDorben (inb.
eine Iir^enpolitif(^e ober religiöfe Sebeutung fyä bie Sllians, toenigftens in
DeutJ(^Ianb, nid^t m^r ; an i^rem unllaren unb unpraiti|(^en 3bealismu$ unb an bem
3Rigorau^ ber religiö|en 3bee teils 3U frembartiaen Iir^enpoIiti((^en ^arteibe{trebungen,
teils 3U feinbfeliger feparatiftif^er ^ropaganba, t|t fie ge|(^eitert. f&* d^t, Sc^eUii». 10
ÄUl& ^eter. — ^aag, La France protestante, 1. ©b, $ariä 1846, @. 61 (^icr ein
UDUftfinbiged SSerjeid^nid feiner Schriften); Encyclopaedia Brittanica, 1. 93b, Sonbon 1875,
@. 586; Xabaraub in b. Biogr. univeraelle, 1. ©b, ^ariS 1811, @. 596.; SEBcife, Histoire
des r^fugi^s prot. de France 1. ©b, ^ariS 1853, @. 345.
$eter Slllix, einer ber gele^eften unb fnu^tbarften ^olemiler ber fransofM^refor» 15
mierten jlir^e, ift ^u Sllengon 1641 geboren, loar juerft ^faner an einer Rvtä)t in
ber (Champagne, unb bann 3U (Efiarenton. ^aäf ber 9{eooIation bes (Ebilts oon Stantes
aing er na^ (Englanb, too i^m ^aiob II. geftattete, 3U £onbon ffir bie ja^beic^en Slü^t«
lin^e eine fransöfifc^e Aird^e 3U eroffnen. 1690 tourbe er ftanonims 3U Salisbur;.
6etne (Bele^rfamleit enoarb i^m (0 großes Slnfe^en, bag i^m bie Unioerfitoten oon Ox« 20
forb unb (Eambribge bie Doftor«9Bärbe erteilten, unb bag er oon ber enalifc^en (Seift*
ti^ieit ben Sluftrag erhielt, eine oollftanbige (Sef^id^te ber Jtonsilien 3U fc^reiben, bie
7 Sönbe in golio bilben joUte, aber niemals er|(^ienen ijt. Sr ftarb 1717, 76 3^^
alt, 3u fionbon. Seine Schriften, in fransofifmer , in lateinifc^er unb in engltfdQer
Spraye finb fe^r 3a^bei^ unb 3um Xeil fe^r fetten. Die meiften (inb polemif^er ober 25
affologetif^er 9ratur unb seujjen oon grünbli^er Kenntnis bes d^riftli^en Rittertums, ber
Aird^nooter unb ber SAnftfieller bes SRtttelatters. SIuc^ ((|rieb Slllix 3iDei SÖerle
über bie SBalbenfer unb Sllbtgenfer : Some Remarks upon the ecclesiastical history
of the ancient churches of Piedmont (Lond. 1680, in 8.), unb Remarks upon
the ecclesiastical history of the ancient churches of the Albigenses (Lond. so
1692, in 4.), um gegen Soffuet ben 6a^ 3U beioeifen, bie Sllbigenjer feien feine Dua*
liften, fonbem mtt ben SBalbenfem ibenti|(^ getoefen; Wh trug otel oasu bei, biefen
3rrtum in ber jlir^enge|(^i^te 3U ermatten. $ersog f ($aucf).
SUntofen* La Placette, Trait^ de raumöne. ^mfterb. 1699 ; 9letn^arb, @Qftem ber
(^r. 3RoraI, 4. «ufl. 3. ©b, «Bittenb. 1807, @. 171 ff.; «ot^e, St^col. ©t^il, 2. «ufl. 4. ©b, 35
©Ittenb. 1870, @. 294 ff.; 9Jlortcnfen, gnbiüibueUe (5t§il § 111 ff.; ßemmc, iRäc^ftenliebe,
©re«Iou 1881. U^I^orn, (S^riftl. fiicbegt^tigl. 3 Xle., ©tuttg. 1882. 1884. 1890.
9Imo(en ift 2tf)nwoit aus bem (5xitä)i\i)tn (iksnjuoovvrj) bur^ Sermtttelung ber
lateinifc^en Aird^enfprac^e (Jt. ogl. Tert. de pat. 7. Vulg.) unb bes Slomanif^en (in
bem in erfter unbetonter Silbe öfter e in a übergebt) unb be3ei(^net bie o^ne ^nfpru^ 40
auf ®egenfettigfett ober (£r|a^ gelpenbete milbe C&abe als Slusbrudf bes (Erbarmens, alfo
bes aus anitleib unb ^ilfsl^reitj^aft 3u[ammenge|e^ten (Sefü^ls ber ^erablaffuna bes
Sefi^enben 3um Stotleibenben. l)ie Sad^e finbet fiä überall, loo ber fopiale Slbftanb
bes tnbioibuellen Sefi^es oon ber Se(i^lo|tgfeU eine 9lusglei(|ung forbert (93gl. Seneca
de beneficiis, Cic. de off. 1, 14 — 18). iReligiöfe S^ä^ung erf&^rt Das 81. im 45
Subb^ismus unb im 3slam. ^ber loenn ber Suob^ismus au^ Sann^er3iglett unb
äBi^l^otigfeU empfie^tt, |o treten i^m ioi) pofitioe SRoraloorjN^riften hinter negaüoe
Seroote surüd, unb felbft no(b biefe üRoral hinter bie paffioe Sceaation ber 3Bett. Der
3slam ^ bie ^oc^f^a^ung oer ^Imofen 00m 3ubentum itys). ^ubenc^riftenfaim aber«
nommen ; aber [ie entbehren in i^m ber SBursel ber allgemeinen üRenfd^enliebe unb 50
finb barum großenteils 3U einer regelmäl|i^en 9u)gabe entartet^ bie in ben Dienft bes
9errf^enben Fanatismus gefteltt n)irb. X)te ^eimat ber religtos«]tttli^en $o(^J^a^ung
ber H. ift bas 3ubentum. Dos "ÜZ ^at eine ^ö^ere organijd^e Setrad^tung. 3m 3u«
fammenbang bes enoo^lten 93ol!s (Lottes als einer großen CDottesfamilie, in ber prin«
jipiett feber bem anbem glei(^|te]^en unb bie gleü^en Slnred^te auf bas fianb bd^n 65
müßte, belfen eigentlicher Sefi^er (&ott ift,„follte jeoer gegen ben Sruber bie Soften«
liebe üben (£e 19, 18. 31), ni^t nur uberoorteilung, Seraubung unb Sebrädung
besfelben gu unterlaffen ((Es 20, 13 ff. 21, 14 ff. 22, 21^.; £e 19, 13. 16. 24, 19.
S82 tUmofett
25, 17; J)t 27, 17 ff.; ^f 15, 1. 3; Spr 3, 29; 3er 22, 13 u. f. ©.), fonbcm
oud^ f^onenbe 9lMf\fy ju eriDetfen (Ss 22, 24 ff.; Dt 24, 10 ff.; 6pr 11, 12.
24, 28 u. f. ©.), ja pofttiüe §ilfe ju Iei(ten (fe 23, Iff.; Spt 25, 21; 3ef 58. 7:
ffij 18, 5ff^ in «orm^erjigfett ($i 6, 14; Spr 14, 21. 21, 21; So 12, 7; ©o^
s 7, 9). Sollet (Seftnnung entfora^ fooo^l bte Snotonung, ben 3e9nt€n be$ brüten
Softes 3u einer Speilung ber fieoiten, 8eifaf|en, äBitioen unb SBaifen ju oenoenben
(Dt 14, 28 f.) , iDte oie Sorfd^rift, ^er unb SBeinberae ni^t genau absuemten, |on^
bem 91anbfru^, Abfall unb Sta^Iefe ben %:men unb Seifaffen 3U fiberla|fen (Dt
25, 19 ff. ; £e 19, 9 f. 23, 22) . toie bos morali^e (Bebot ber Srmenunt^tfl^ung
10 (Dt 15, 7—11). Sinb (BereAtigfeit , (6üte unb ireue bie «Xli^en (Brunbbegriffe
ffir bas {ittliAe SerMItnis bes frommen 3sraeltten ju feinem Stapften , (o ergiebt ote
(Bfite oon felbft bte äBo^It^atialeit (6pr 3, 27 f.; $( 112, 9) in einer (Bottesgemetnbe,
in ber eigentlich !ein ürmer fein foH (Dt 15, 4), ober ti^at|ä(^Ii^ unoermeibli^ oiele
SIrme (15, 11) finb. 3n ber na^Ianonif(^en 3eit trat infolge ber rfiumlid^en 9[us«
16 be|nung unb inneren 3eiiplitterung 3sraels ber t^eolratif^e ®eban!e, ba^ (5ott ber
eigentliche Sefi^er bes ^iltgen £anbe$ fei, toie bie orgamf^e Setra^faing oes 93oI!s^
lamen jurfid. 3nbem fo bie SBo^U^ätigfeit au^örte, unter ben (Sefti^puntt ber
WW 3^ fallen, gemannen bie Sdmofen, Sie als msbrud normaler t^Irati[€|er C5e«
fmnung fretli^ jur (Er^Itung ber ®ottesgemeinfAaft bienen ($f 41, 2 f.) unb (Sottes
20 aSBo^Igefaüen ^aben (6pr 24, 13) , als religiofe fieiftungen oerbienftli^n (T^aroiter
(eir 35, 13; Zo 4, 9) unb (finbentilaenbe Sebeutung (Sir 3. 32. 33; Xo 12, 9),
aOo ben 9Bert ber Slnlnfipfung ber ®onesgemeinf^aft unb ber 3uioenbsng bes ^eite
(Sir 29, 15; lo 4, 7—11. 12, 7 ff.). Der Übergang oon bem Sllli^en (Bebonlen,
oog SBo^It^tialeit als gottgetooKte !SeIunbung ber bem Stinbe (Softes mit 3srael tnU
S6 ^ed^nben (Sefinnung Gottes SBo^Igefaüen um) barum feinen 6egen ^at (6pr 3, 9 f.
11. 25. 22, 9. 28, 27), ju ber 6elbftgereAtigfeit, bie |i^ bas 9Bo^It^un als oerbienft«
lidje fietftung anreAnet (Oo 1, 3. 4, 9), ift oft faft unmerfli(^ (Sir 35, 10—12; Xo
4, 1—11). Slber ber SOmeg ffibifd^r eelUtfu^t, bie im 91. bas 3^ er^bt, ift bo^
befi^ritten, menn es Xo 12, 9 ^eigt: „äBo^l^&tigleit eriettet oom Xobe unb reinigt
80 fort alle Sfinbe". Der 9Bertf(^a^ung ber fiugeren £eiftung entipri^ in ben ^olrQpben
oer Übergang bes Segriffs iXerj/wovvrj (Sarm^igleit , äBobltptigleit) in ben oes
»mofens Xo 4, 10 f. 12, 9ff. (Es ift niAt me^r bie %(XU^e iReliatofitat, fonbem
bie Sefinnung bes 3ubentums, bie |i^ ausfprid^t Xo 12, 8: „6ittli($ gut ift (Bebet
mit gfoften unb 3Bo]^It^tig!eit (Sllmofen) unb (BereAtigfeit''. Der ^ier |(^on auf«
S6 tretenbe Dreillang jfibtfc^er oerbien|tIi(^er £ei(tungen (Sllmofen , (Bebet , SN^ften) ift es
benn au^, ber oom ^errn SRt 6 einer Seurteilung unterjogen mirb.
Das p^arifSif^ unb talmubif^e S^bentum ^at bem %. (beffen Überflutung
fic^ barin Iptegelt, bag ber 9XIi(^e Segrtff npn^ tn ben Xargg. uno im Xalmub bie
einfache Sebeutun^ „Slmofen'' annimmt) einen bas Subfeh erj^ö^enben SBert ju«
40 gefdbrieben, ber etne £ebenserneuerung fiberflüffig 3U mad^en (^ien (ogl. S* SBeber,
@9ftem ber altfqnagoaalen palaft. X^eol. 6. 268. 273 ff. 291). 3n aller iReligion
ober, in ber men{^U(i^ £eiftungen bas 93erMItnis 3U (Bott beftimmen, ift bie
9römmig!eit egoiftilA oerfe^t unb oerunreinigt (3o 5, 42). 3m funbamentalen (Begen=
ra^ ^ienu ift bie £)ffenbarung (Bottes in (einem eingebomen So^ne (Eoangelium oon
450er £iebe ®ottes als rein felb|tt^atiger, b. 6. als (Bnabe, bie in bem oon oben
bmmenben 91ei^e (Bottes bem bur^ ben (Blauben an 3^ium (E^riftum in basfelbe
(Eintretenben alles frei giebt, o^ne ffir ben ^etlsioert oon Jlroftöugerungen menfd^Ii^er
Sigenbeit 9?aum 3U laffen. Das {ittlid^e $anbeln ber Steid^sgenoffen unterfte^t barum tm
91% md^t bem 3toed ber (Bere<^tig!eits* unb ^etlsenoerbung, fonoem ift für ben 3iin8^t
CO 3eju (i|rifti, ber (Bottes 9{et$ unb (Berecpti^feit im (Blauben ergriffen tyd (am 6, 33),
auf bem Stoben bes 9{ei(^s (Bottes unerlöMt^e £ebensöugerung, beren Slusbleiben be«
fttitben ofirbe, bag ber (Emigleitsboben, auf ben ber 6o^n (Bottes feine (Bläubigen oer«
fd^, ni^t mirllid^ betreten ift (SRt 7. 13—23). ^us ber bem 9Be|en bes ^immebei^
eirtfpredbenben fikbesgefinnung, bie bte gefamte 6ittli^leit in fiA befaßt (äRt 22, 39.
56 5, 41 ff.; £c 11, 27 ft^ 5Ro 13, 8 ff.), ergiebt (i(^ in ber SRei^e ibrer Sufterungen
auA aRtlbt^gleit unb 9Bo^lt^ätig!ett (£c 3, 11. 6, 30. 10, 33 ff.), bie im SaHe ber Se*
igfeU bie Opfenoilligleit jeid (3o 13, 29), mel^e \ii) jm ^mofen ausfpri<^t mt 25,
35 ff.). Su(^ bie apo|toIiJ(^e £e^re fagt burd^ioe^ bie Übung ber jBarm^ei^^Ieit als
tae®ehinbuna bes (Bumbens, ber buri bie £w'
freubtge Selunbung bes (Bumbens, ber bur^ bie £tebe tbätig i|t (2 3^3, 13; 9d 12,8.
60 15, 26; 2 Ao 8, 3; Aol 3, 12; 1 $t 3, 8). 6elbfttf^ Si^nnammem an ^obe
HbKoftii 383
unb 93efi^ loürbe ber 3uge^rig!eit jur jenfeitigen SBelt unb 3ur Siebe (Sotten iDtber*
fore^en (ÜDU 6, 19 f. u. f. to.). Der CE^rift befielt, als beU|e er ntd^t (1 5to 7, 29 ff.).
^iuäf mtx ntc^t (iDte ber reiche ^fingling) feine fpestelle !3ungerQufgobe in Slufgebung
bes Cigentums 3U oenoirllic^n 9at (9Rt 19, 21). barf nie RntAt feines Sefi^es loer*
betu fonbem mu^ bos innerlid^ fiosfein oon biefer weit unb i^ren Gfitem barin be* 5
tDo^ren, bag er ft^ feiner $abe ba 5U entöugem im ftanbe ijt, ido es bie Sorm^rjigleit
forbert (£c 12, 33). 3Bo^U^g!eit als Susbrud biefer (gefinnung trögt toie bos redete
«&ebet Opfen^ordter (§brl3, 16; «CB 10, 4; 3a 1, 27) int Sinne »on Kö 12, 1,
bient aQo jiir (Erj^Itung bes (Snabenftanbes. Da ber (Slaube o^ne SeiDft^rung ber
£iebe nid^t lebenbtg, foiu>em unir&ftig ift, ift bie 9Bop|iätigIeit ebenfo Sorausfe^ng 10
ber 3un)enbunQ ber göttlichen Siebe ju eiE^tem S^ng^^nbe (2 Ro 9, 7), toie ä}e^
fö^nlti^Ieit Sebtngunp bauernben Sefi^es ber Sflnbenoergebung (SRt 18, 22 ff. 6, 12).
Stn (Slaube obne Stebest^ätigleit ntäete barum am eioigen ^ben oorbeige^en (1 li
6, 18 f.). 3nfoIgebeffen lann bie Sobnoorftellung auf Die Übung ber 9Bo$It^tigIeit
SlniDenbung finben (am 6, 4. 25, 34 ff.; Sc 14, 14. 12, 33; 2 5to 9, 6; (Sa 6, 9). is
Sus biefer alle augerc^nftli^ Religion unb Sittlid^feit loeit binter fid^ 3unid(«
laffenben unb auA alle meltliqe Wloral ^^ flbenagenben (Sefamtanf^un^ erllärt fid^
bos S^Ien bes 93orts 91. in ben epiftolif^n Sd^riften unb im jobannetf^en (foan«
aelium. Da aRatt^Ktus unb Sucas baruber berid^ten, loie 3efus (£^iftus oon ber 93ot«
f^oft bes 91ei^ (Sottes aus bie jAbif^p^arifaif^e URoral beurteilt, berühren fie aud^ 20
btefen Segriff (ber fonft im 91Z nur no^ in ber 9IpofteIgef^id^te oorbmmt). 3nbem
nömli^ ber $err bie ifibi[(^e Slrt oenoirft, bos Wmofen In ben Dienft bes religiSfen
$od^muts 3u ftellen, oenoirft er am Sl. bie Selbftgefäuigleit unb ^ra^Ierei (SRt 6, 1 f.)
unb forbert für reAte 31. bie bemfltige eelbftoergeffenbett [tiller Stebesfibung (6, 3 f.),
unb inbem er bie Seremonial^efeMi^feit belömpft, wüäft bte (Befinnung ber uRtlbtlNotig* »
feit erftidte, er^t er über biefe Sie Siebest^igleit bes Sllmofengebens. bie Aber äuger<
lid^ 9IeiniaungsDorf^riften hinausführt (Sc 11, 41). 3ft ^iemadb Sumofengeben ni^t
nur berei^ttgt, fonbem notxoenbig, fo ift bamit natürliA audb bas Sumofenempfangen ffir
ben Sali ber Sebürftigfeit gerechtfertigt (Die apoftoL ^nftit. berieten 4, 3 in Serbin«
bung mit 31® 20, 35 aus einem apo!n)p^en Soangelium bos ^eneraoort: „SBe^so
benen, bie ^aben unb bo^ in ^eud^elei nehmen, ober fic^ felbft belfen lonnen unb bod^
oon anbem nel^men n)onen! Denn beibe meroen (Bott bem ^erm am (Seridbtstage
aiec^nf^oft ablegen'^) SIber ber ^eilanb felbft nnu: nid^t, mit es mön^if^*Iat9oIif
aRoroI barjuftellen geioo^nt ift, Sllmofenempfönger, fonbern abgefe^n booon, ba| er bU
morgenlanbifqe C5aftfreunbf(^aft geno^ , lebte er (ö^nlic^ wk gegenn)artig SRiffionare, as
(Eoangeliften u. f. to. au(^ nid^t SUmofenempfänger linb) oon ben reaelm&gigen Seiträgen
feiner Stn^nger (Sc 8, 3) unb 3H^örer (00 12, 6), bie ebenjoioentg ben Spalter oon
mmofen trugen, loie gegenioörtig bie Seiträge 3U $forrgebäItem u. f. vd., unb bie nad^
1 5to 9, 7 ff. bem Slrbeiter im 9{eiAe C&ottes jufte^en. Slfmofen bejei^nen ein ^ö^er*
[teben bes 6penbers, (Sefi^enfe auf (oegenfeitiafeit n)erben im allgemeinen unter ®Ieic^* 40
fte^enben gegeben, bie genannten Seiträge fi^Tiegen Danfbarleit m fi^, bie bem $erm
gegebenen Seiträge bebeuteten Unterorbnun^ ber (Seber.
9Benn ber Segriff „Sllmofen'' bem althr^Ii^en 6pra(^gebrau(^ fAon aus bem 31Z
juiam, fo ging bie iübif(^e Sorftellung oon feinem meritorifc^en uno fatisfaltorifd^n
(E^aratter, na(^ bem es Seligleitsmittel lourbe, bur(^ Sermittlung bes 3ubend^riftentums tf
(pid. 1, 4; Herrn. Mand. 2; Clem. hom. 14, 9) in bie entjte^enbe altlat^olifi^
llir^ über. JUaJJifi^er Slusbrud juben(^ti|tli(^er Denhoeife ift 2 Clem. 16, 4:
„SimiAjjut ift 2limo[en (= Sarmberjigfeit) ©ie Sfinbenbufte; beffer als (Bebet ift
Saften, Sumofen als betbe. Siebe aber oedet Sünbenmenge, (Bebet aber aus gutem
Snou^ein rettet 00m Zobt. 6elig feber, ber barin oolllommen erfunben wxtt. Denn m
Slmofen mirtt 6ünbe erlei^temb''. Diefer juben^riftli(^en Slnf^auung lonnte fi^ bie
Air^ unmöglich enoe^ren, loenn fie ben SlXIi^en 9lpoir9p^en biefetbe (Beltung ein*
räumte mit bem Aanon ; unb fo seigt fi(^ biefe benn f(^on oöllig benfc^enb bei (Enprian,
bejfen Se^e um fo bejeiAnenber ift, je unfelbftftänbi^er er bie tird^ii^e Gefamtanfqauung
XDiberipiegeli 3n bem 9ierar^if(^en Semü^en, mit ben mirifamften Slrgumenten ai^M
Cftif^ SRoral ju btängen, Id^rt er im Xraltat de opere et eleemosynis, bag, n^enn
4 bie Xaufe bie oor^er begangenen Sünben abgeioafAen feien, na^ ber Xaufe bie
operationes lustae, fpejiell bie misericordiae merita (Bott genugt^un, i^n o^bnen,
bemno^ Sünoen tilaen, oon (Befahren erldjen, (Bebete n)irflam maäen, bie ®erea^^(eit
m^n, fa ®ottestinof(^aft ^erftetlen unb bte emige Seligleit enoeroen. STbgefe^n oon 00
384 aitRufett
ber äBtrIung ber Sänbentilgung , bte fpatei bem lot^oltfc^en SuMaframent sufiel, tft
bie 9[n(^Quung (Iqpnans im loefentli^en (Eigentum ber iat^olifc^en Airc^e geblieben
(Cat. rom. 3, 8, 16. 4, 8, 9. 4, 14, 23; Bellarmin , contr. de bonis opeiibus
in particnlariy b. i. de oratione, de jejunio, de eleemosyna). Ztoiß feiner eoan-
6 gelitten ®nabenle^re ^at au^ Sluguftin ben 31. rnftificierenbe unb |ab)ifuierenbe SBir«
ning 3ugeJ(^rieben, fa er fyd t^nen (glei^ bem 9lbenbma^Isopfer) eine Sejie^ung ouf
bie (Erleid^terung bes Strafjuftanbs ber 9[bge|(^iebenen aegeben, eine Slnfc^auung, bie
(loie überhaupt bie (Srunblaae ber Sorftellungen über ben SBec^feloerfe^ ber oberen
unb ber biesfeitigen (Semeinbe) aus bem 3ubentum ftommt. (6. gr. SBeber a. a. O.
10 6. 315 f.) 3n Dem bogmati|^en ^anbbud^ bes SRittelalters, benSentenjen besSetrus
fiomborous , tritt bie Sep^ung bes Opfers ber 91. auf ben SReinigungs^uftono bes
Fegefeuers fogor einfeitig tn ben Sorbergrunb.
3Benn nun fc^on in ber alten Airc^e bie Sbmut religiös jo ^oc^gefcbä^ loar, bag
im au^erfir^Ii^en 3uben$ri|tentum bie Qi^riften (Ebfonim b. 9. 9bme Riegen , \a bog
16 fogor tn ben pfeubocIementimF^en $omiIien (15, 7. 9) Sefi^ oIs Sefledung mit ben
X)tngen biefer 9BeIt für 6finoe erQort lourbe, menn femer im 4. 3^^^- ^urc^ i^^
SRönd^tum bie Hrmut in bas Ariftliäe £ebensibeal aufgenommen mar, [0 erfuhr im
13. 3^1^* ^urd^ Sr^^^nj oon Mtfi oer berufslofe unb bo^ berufsmäßige SImofen»
empfang ober Settel eine religiöje 3beali]ieruna, oie im 3ufammen9ang mit ber £el^
20 oon ber 93erbienftli^!eit bes Sllmofengebens oie 5Drbnung ber bürgerlii^n 93e]^&It<
niffe aufs tieffte fc^bigen mußte. Slngefid^ts btt^Iifci^r n)ie proteftantifd^ aber«
tretbungen in ber Serlenlic^ung bes ^an^ ift immer lieber baran ju erinnern,
baß ferne religiBfe Slnfc^auung eine ftarle Ctnfeitigleit unb feine etl^if^e Sluffaffung
einen oollftanbiaen Smoeg bebeutete ; ber Settel berufslofer SRond^e ift eben einfoq
26unfittli^. 9{atw:Ii^ tonnte man bem loeltlici^en £anbftrei^ertum ni^t entfc^eibenb
en^egentreten, loenn ber Settel arbeitsfähiger SRönc^e mit bem Sd^immer religiofer
SBei^e umgeben wox. (Eine prtnjipieile Erneuerung ber offentli^en Ser^Ün^e
bahnte bie 91eformation an, inoem |ie bie Serbienftli^Ieit ber 31. auf^bunb i^fe
Sejie^ung auf Sriofung, Serfo^nung unb iRed^tfertigung Aber ben Raufen uKtrf unb
80 fie als msbrud ber Siebe oerfte^n le^e , bur^ bie ber (5Iaube t^ätig ift unb not«
loenbig t^ätig fein muß. 3nbem femer bie iReformation bie monMd^e 93erufsIofigieit
oenoarf unb ber t^tiaen £iebe i^r (5ebiet im georbneten (5emeinf(9afteleben loies, be«
feitigte fie ben reltgiöjen Stimbus bes Sllmofenempfangs : fie forberte otelme^r oon Jebem
(E^rtften bie SIrbeit als Smnblage feiner Cingliebemng in bie bfirgerli(^e ®efeuf^aft,
86 freUidb aud^ bie Sfi^rjorge ber Siebe für bie Slrbeitsunfä^igen unb ^ilflofen. Sius oiefen
(Bmnofä^en ergab ft^ oon felbft bie moglii^fte (Erfe^ung bes ungeorbneten Sllmofen«
Sebens unb «emf|fangens bur^ eine geregelte SIrmenpflege. Diefe f)(A benn au^ fd^on
I ber Sleformationsjeit begonnen (ogl. Sli^aenbadb , bas Slrmemoefen ber 9{ef., Safel
1883; Aoffmane, Sutber unb bie innere aRtffion, Serlin 1884). Unb fomo^I bie mo«
40 bunten Humanitären Seftrebungen, loie no^ bie neueften Seftrmngen ftaatlid^er (gefe^«
gebung, bie Slrbeitsunfä^igen ni^t 3U Sllmofenempfät^em ^ernnterfinlen ju laffen, be«
jei^nen nur ein SBetterbauen auf ben oon ber Deformation gelegten (&mnblagen.
Sbenfo loie bie proteftantifc^en (Srunbfä^e religiofer Selbftbeftimmung unioiberftei^Hd^ bie
bt^olifi^en (Sebiete iiberfluten, ^oben [x^ aud^ bie fat^olifc^en Sönber ge3n)ungen ge<
46 f4^n, ben proteftantifc^en (Smnbfä^en, bie fi(H in ($orm ber ^umanität burmfe^ten,
Stniaß unb (Geltung 3U gemäbren. Xro^bem loirb ber 9{eifenbe in lat^Iif^en Sänoem
immer no^ oon bem Settel beläftigt, ber nic^t etma nur ^usbmd natu)naler Si^enart,
fonbem ncdfirlic^r SBiber^II ber fat^olifc^en SebensanJ^auung ift, bie ben (Egoismus
oes Seiligfeitsfteebens begünftigt, bas fiq im 91. ein Slnre^t auf ben $immel enoirbt,
60 unb bie ben littli^en 9Bert ber Slrbeit wit bas fittlic^ (Entrofirbigenbe bes Settels 9lr«
beitsfi^iaer ntc^t mx (Geltung lommen läßt, meil bie asfetif^e 9RoraI bas befd^uli^
Seben über bas t^ätige ftelU.
Die Sluffaffung oer %(. beseic^net bis ^eute einen loic^tigen DifferenpunÜ jmifc^n
Jlat^olijismus unb ^roteftantismus. Aat^olifi^e Dogmattler unb (Et^ifer tragen bis
66 beute bte alte X^eorie fort, bie ber jübifc^en nä^ftoertoanbt ift, nur baß foU^ X^o*
logen, bie auf proteftantifc^e 3Bif|enf(^aft Slüdfi^t p nehmen fid^ gebmngen füJ^Ien, bte
S^ärfen 3U oerbedten ober abjuf^leifen fuc^en, unb baß Sojiatoolitiler, bie für i^e ftirc^
ernten mod^ten, loas fie ni^t geföet ^t, mit proteftantif^em Aalbe pflügen. Die eoan*
gelifc^e Dogmatil |Ktt für bas 91. leine Stelle, nac^ ber es irgenbiote am Segriff ber
60 Srlofung unb SSer^^nung Slnteil ^ätte , inbem fie jebes Cpfer oenoirft , xoü^ bas
aimfni ;tH5
Opfer (E^rifti feiner einsigortigen (Seltung berauben toürbe, unb laM für ba$ ^. nur
9taum unter ben griU^ten bes re^ftfertigenben Glaubens. 3nbem ober bte eoanqelif^
(SäfS ben C5Iauben barftelU, tnfofem er Xriebfroft fittlid^n ^anbelns ift. entfottet fte
bte £tebe, in ber bte SoIIjte^utm bes Stttengefe^es liegt (Kö 13, 9), nacb i^ren j>tX'
f^tebenen Seiten, aud^ no^ ber Der Sorm^rsigleit. 3nbem fo alles fittlic^ :5<^nbeln :«
gefd^fikt iDtrb naq bem (Blaubensgeift , aus bem bos Siebesioirfen enoac^ft, unb nad)
ber Sejie^ng oiif bie Sförberuna ber Semeinfcboft, fte^ ^ über oereinjelten Sllmofen
bte Öeftnnung ber SBo^It^fitiglett , bie ni^t tn ber (&abe fi^ felbft ein Serbienft er^
loeden, jonbern bem 9&dj^n bienen toill, unb jioar ^u feinem nrabren ^eil, alfo au^
nifit bloB eine ouaenblidlic^ Slotlage berüdfi^tigen , fonbem ben 9Renfc^en felbft , bie lo
bo^er aud^ nül^ blog oorüberge^nb ^Ifen m5d^te, fonbem fic^ bes 9lotIeibenben an^
nimmt, um ipt ju einer georbneten £age ju oer^Ifen. Sie notn>enbi^e unb unerlü^^
li^ SSeiD&^nQ bes lebenoigen (Blaubens in einer fiiebest^ti^Ieit , bte 3u oberft bie
Seelen jum eiotgen £eben retten toill, eben barum (d^r au^ tn ber gu^^^^ ffi^ ^>^
3nbioibuum ben (Beft^^tspunlt im S(uge fyA, ibm mogIi# eine felbftft&nbige Stellung n
im Ralfen ber bürgerlichen (Sefellfc^ ju geben, i^n alfo nic^t 3um Settier ^runter^
iiubruden, fonbem jur Selbftbeftimmung ber $erfonli(^!eit }u er^ben, ift ber bur^'
d^Iogenbe (Befif^tspunlt eoangelifd^ SRoral^ ber in neuerer Stit auc^ bie Humanitären
unb fiaatn^n Seffarebungen beftimmt Stn Unterfc^ieb joifd^en ber Solbtotrtfc^afts'
kbre unb ber eoangelifd^n Stbif befte^ nur barin, bag bie le^tere für bie perfönlid^e Se= so
iDO^ng bes c^rifui^n fiieoesgeiftes SRaum ma^t, n>äHrenb bie er[tere geneigt ift, nur
ber orgonifierten 9lrmen)rflege Serec^tigung sujugefte^n. Aeine Stnri^tung fann aber
ben goltor perfbnIiAer fiiebest^igfen erfe^en ober überflüffig ma^n. Siefe aber
lommt mit ben bepel^nben Organifationen ftaatli^er, lommunaler unb inrioater $lrt
in bem 3^^I juhmmen, ni^t oereinjelte 9. jmedlos aus3u|treuen, [onbem mSglic^ft ben 25
SRenfd^it auf eigene M^t ju ftellen. So Ilar nun in biefer gtnfic^t bie (omnbfö^e
ber eoangelif^n Steiler fiiü), fo utdlar finb oiel|a^ noc^ bie Sorftellungen in ben
Semeinben. ds ift feftgefteüt. bag oiele £anbftretd^r i^r fiafterleben nur bur^ bie
unoerfünbmen lUmofen pietimfc^ gefinnter ®I&ubiaen ermoalic^en (ogl SI^if^^<^nn,
X>tat(ä)t6 Sogobunben« unb Serbred^rtum im 19. 3Q$tH-> Sarmen 1887). Sol^e «. so
tnmen ben (äaralter ber Se^ünfti^ung ber UnJittlu^Ieit. 3ur Xiefe unb 3ntenfttöt
^rqüi^ £ieoe ae^rt aber ntAt bte unoerftanbta!eit, toelc^e bie UngereAtigfeit beför*
bot (1 Ro 13, 6) ; oielme^ foll im loa^ren S^riftenftanbe mit bem (&ef fi^l ber Serftanb
mfanunentDirlen (14, 20). 3m einjelnen galle mag ja bie Unterfc^eibung 3n)if(Hen bem
9L, wtlfyts bie llnfittluHIeit forbert, unb bem 31., bas oorflberge^enber (oerf^ulbetcr 3&
ober unoerf&ulbeter) 9lot abhilft, \Awtt ju jie^en [ein. Slber gmnbfö^lii^ mug biefer
Untof^teb tn ben (Bemeinben mc ^neriennung unb Durc^fe^ung gebraAt toerben, ni^t
fai ber Einleitung jur Eart^eqigleit, fonbem ju überlegter unb oarum jittlic^ bauenber
SBiAGAotiafeiL !Der gl&ubige (^rift mug bamm bie dffentli^en aSo^lfa^rtseinri^tungen
in qrpiqlen Sabnen m erbalten fuc^en unb unterftü^en, an fold^en Sinri^tungen mit> ^0
bauen, bie ben 3^tltn oer ^riftlic^en £iebe bienen, aber auc^ M felbft ein S^lb eigener
|ierfonIi4€r fiideseinfe^ung offen ^Iten; benn alle offentli^en (Einrichtungen lönnen
itie b aller Slot fteuem, bag nic^t no<l| für bas 91. unb befonbers für bte perfönlic^c
Seii^iu^ bes meigebigen 3um Sürfttgen ein breites (Bebtet übrig bliebe.
SlutairliA nimmt bos Sl. je nac^ ber oerfi^iebenen (Beftalt ber bürgerlichen unb po^ ^^^
n 8ei9&Itniffe eine gan^oerfd^iebene Stelle ein. 3n un^eorbneten ober ^ax c^a-
n 3uftfinben tritt bie 9lofaDenbig!eit bes perfönlic^en Stnpreifens ber etnjelnen
'1 ^eroor. 3m mobemen (»taatsleben, bas bte ^riftlt^e gorJJCTUJifl i>«^ fl^'
foqe fitr bie 9tot in georbnete SBo^lfa^rtseinri^tungen umfe^t , n)irb oic
^rifBUe fitebest^atigleit organifiert unb organtfatortfd^. (Begenn)aritg bef^ränlt [tc^ bat)er ^
bor gloHge S^ft niAt auf inbioibuelles Sllmofenfpenben , au^ nt^t auf bie SKit^
mittiig ttu lir^lIiiQer Sirmettpflege. Sinb ja bo^ auc^ bie öffentlichen Stnri^tungen,
Mf eincf utioiieUen Sollsvirtfoaftsle^re entfpre^en, mit bie Humanitären 3l|fo5tationen,
Mf in 3Bf>niii€ii^ang mit ftaatli^n unb lommunalen 3Ragna|men bem (Eleno unb bem
Softes CBlgMeniDirten, als ein Sr^eugnis eoangelif^en (ßeiftes ansuerlennen , loie ja ^
m^ bie bmdft^n fiänber hierin our^ioeg gegen bte proteftanttfc^en 5urü(tftet)en, unb
Wf ui^hjpipii^ £anber SBo^lfa^etnri^tungen ni^t fennen! Sllle Humanität bat
aber mr fo lange 8e[tanb, als fte am c^riftltci^n £tebesgeift 9{ücfl^alt bat. Diefer aoer
tqßwtjt m|r ab occemutte SRntofen: er pflanjt immer neu unb oerbrettet bie (f)efin^
mg, bie bie 6c|eiqi|aft gefunb mac^t unb bie (Bemeinfc^ auf erbaut: (Bütigteit, ^
IlMUtK^lbpiMc fir tleolooic umb Mr4c. 3. H. i. 2:')
386 «Imofett aHoger
(^eunbli^f eit , (Sebulb, fiangmut, Sanftmut, gfnebe, Sarm^erjigfeit, SBop^Stigfeit,
ober loie man bie £iebe fon[t in t^ren Serstoeigungen benennen m5ge. £e«»e.
Slmofemer. Du CoDge s. v. elccmosynarius; Thomaasin, Ancienne et nonvelle
dificipline de r^lise, «ßariö 1725, I, 2 c. 112 n. 9, @. 1260.
6 2)ie SBfirbe bes SHmofenier, aumönier, eleemosynarius, lommt feit bem 13. 3^'
^unbert am fton}o{{[(^en ^oje oor. 3^r Zx&itx geborte jum $offIeru$ unb nmr |una^|i
nur mit Serteilung bet föntgL 9Imo|en betraut. Salb gob es mehrere, loorunier ein
C5rogaImo{enier feit bem 15. ^a^r^. genannt mirb; ber erfte wax Sobannes be Kel), 8ei(^*
DOter itarls VIII. unb Sü(^of oon Angers. Sor ber Keoolution golt ber C5roft*
10 almofenier als einer ber ^öc^ften ür^Ii^en SBürbentrfiger Stanlrei^ : er batte bie Vuf «
fi^ über bos gefamte 3Bo^It^gIeitsiDe[en ; unter feiner fieitung Itanb bie ^ofgeiflli^eit ;
oon i^m ginaen bie Sorf^Iäge jur Se)e|ung ber oon bem Adntg ju oeraebenben Sene«
fijien mit msna^me ber Sistumer uno Sibteien aus. 3n ber 9{eooYution fiel mtt
oem ftSnigtum bas 9lmt bes (Srogalmofeniers. Stopokon I. unb III. ^oben es er«
16 neuert
über ben Sleemofqnorius am pSpftlic^en $ofe f. b. 91. Aurie.
««§•• t («•«*).
fHoger. Epiph. haer. 51 (bie mic^tigen (Srg&n^unoen auS Cod. VeD. Marc. 125 }uer{t
in ber «luÄg. oon B. 3)inborf II, 450-503 cf. III, 718-738 grünbllc^cr für ben Xert
20 t)em)ertet) ; Fhilast. hacr. 60. ^uf btcfelbe gartet be^ic^t fic^ »afir^c^einli^ fAon Iren. III,
11,9. — gRcrtcI, ^ift. trit. «ufllärung ber ©trclttgrcit ber «logcr über bie «pofal^pfe 1782 ;
^einic^en, De Alogis 1829; Sipfiud, 3ur Ouellenfritit bed d^pip^niud (1865) 6. 23—28.
233 f.; bedfelben CueDen ber älteften ^^ergefc^. (1875) @. 101-114. 214 f.: 8«^^«, «ef«.
be» ntL Äanong I, 220-262; II, 47. 50. 236. 967-991. 1021; beSfelben gforf (jungen V,
25 35—43; SSoigt, (Sine uerf^oQene Urhtnbe bed anttmont. ^ampfd (1891) @. 65 ff.
Die Öberein[timmung {Difc^en bem furjen SeriAt bes ^^ilofter unb beut aus*
ffibrlid^en bes (Eptp^nius erilort ]iä), wit in ben meijten, n>enn aud^ ni<^t oHen Vfyn*
lidQen Sällen aus gemeinfamer Slb^ngigfeit beiber Ae|erbeftreiter oon ^i^iobts „&^n»
tagma gegen 32 5are{ien'^ 9R3gIi(^ wattf bag (Epi^nius ougerbem noq bie auf
aober Ad^ra bes ^ippolqtus beseugte 6(^rift besfelben inkg tov xarä 'Itodrrtiv
evayyddov xal änoxaXinpecog benu^t ^e, o:»eI(^e einen Angriff auf bie beiben ^tipt<
fc^r^n bes 3o^nnes oorausfekt unb [omtt gegen bie ,,Snoger'^ bie einjigen jener 3^it
anaebörigen C&egner gerobe biejer S^riften gnid^tet gemefen fein mug. ^anboremid^
fino bie Seril^ungen oon Epiph. haer. 51, 34 mtt oem 4. gfragment oon ^^pobts
35 Gapita adv. Cajum (3a^n, ®e{(^. bes Aanons I. 237 ; II, 977), unleimbar oud^ me
pif^en haer. 51, 35 unb Iren. III, 11, 9 (3abn 1,225 f.; 11,970 9:.8). Daraus
folgt aber ni(^t. bag CEpip^nius auc^ bie{e 6(brtften bes gippointus unb bes 3reii8us
oenoertet fyd, (onbem bag ^ippobt in bem ben „Slogem'' gemumteten jlopitel feines
6qntagma foioo^I C&ebanlen bes 3renaus n)ieber^oIt, als au^ |oI^ Sbgumente oor<
40 getragen ^t, n)el^e er, n)aMc^einIi(^ etmos fpöter, ber Aritü ber Slpofal^ bun^
(Eafus entgegengehalten f)at vlu|erbem no^ münbli(i^ äberlieferung ober eigene (Er<
fa^rung bes (Epip^nius als Quelle feiner Dorftellung anjunei^men, ift unt^unltc^; benn
er rebet oon ben „Slloaem'' bur^mea als einer Sr[(^inung ber Sergangen^it unb
jiDar ber 3^it, ba ber 90iontanismus bte fleinafiatif^e Air^e aufregte (Dind. II, p. 450,
45 4—11; 451, 31; 500,25—29; 503, 21 cf. 510,2—10), unb er toeife auf bie nfid^ft»
liegenben grragen feine Sntmort. Dag er i^nen ben 9{amen "AXoyoi aus eigener Sr«
itiS^ung gebe, befennt (£pip$. felbft (I, 248,5; II, 451,29; 474, 9; 494,1), iDö^renb
ie bis ba^in, b. ^. in ber Vorlage bes Q^ip^anius leinen anberen 9lamen trugen, als
Hn^önger htx „§ärefie, loel^e bie Schriften bes So^^nnes oenoirft" (p. 451, 31;
50 452, 9). Der, ©ie es f(^eint, aus bem URunbe ber „tlloger" felbft genommene Sus»
brurf xd auTov (sc. "Icodwov) ßißUa (p. 453, 6), rotlSfix m ber »eftreitung öfter
©ieberfe^rt (p. 452, 9, moran fic^ bas bretfa(^e amd 452, 19—21 anfc^Iie^; p. 501,30),
erflört es, bag (Epip^nius ungen)ig nxtr, ob fie au(^ bie Briefe bes 3o9<tnn^s ^^'
iDorfen ^aben (501, 31 cf. 503, 14). 9lur aber i^re itrüil bes (Eoangeliums unb ber
55 9lpofal9pfe batte ^ippolqt einzelnes berichtet. Den felbfterfunbenen 9camen „Woger"
©ugte SpipQonius nur ourc^ bie felbfterfunbene ^^rafe ju re^tfertigen, bab „fie ben
oon 3o^nnes geprebigten £ogos ni(^t annehmen'' (451,33; 474, 10). Dte oon i^m
felbft oorgeffi^rten (Srünbe ber „Slloger'' gegen bie apoftolif^e $ertunft ber io^anneif(^n
SHoger 387
Sänften, foioie ber oon ^ippol^t t6nen gegebene 9tame unb bie hirse Sfijse bes
^^ilafter unterftfiten biefe ^Deutung i^rei fritif(^en Haltung burd^aus nid^t, unb (Epi«
pbonius tDtberfprid^t \vSf (elbft, loenn er offenbar na^ ^i^olnt fagt: [te fqeinen oen
gleiten Glauben mit ben ftat^olüen }u ^dben, nur bag fte nti^t an ber 3uoerIäf|tgiett
ber biu:^ ^o^nnes oermittelten göttlU^en ^rebtat feft^alten (452, 30). Sluc^ bie nad^« 5
trSglid^e minilpfung ber Z^obotianer an bie $(loger (haer. 54. 1) i(t eben boburc^
als eine ber oielen vEräumereien bes (£pip^nius enoiefen. Die X^efe ber Slloger lautet:
,,fie (bie io^. SAriften) finb niAt (6(^rtften) bes ^o^nnes, [onbem bes jlerint^'^
unb ,Jie finb nid^t toert, in ber ftirAe ju fein'' (452, 20). Sie allgemeine Segrun«
bung : ,, Seine S^riften Jtimmen ni^t mit ben übrigen Slpofteln überein'' (453, 6). 10
3m einseinen iDiro bies fo ausgeführt: 1. „X>as (foangelium auf ben 3lamtn bes 3^«
bannes lügt'' (474, 18: 479, 6), inbem es c. 1, 1—2, 11 bie loid^tigjten 6tüde ber
mnoptif<^n (£r}a6Iung, msbefonbiure bes SRatt^us, mit bie ^Inäfl na^ Sgqpten unb
bie 9{ü(Re^ na^ Slajaret^, bie Xoufe unb bie oienigtfigige Serfud^ung, bie iRüdRe^
nad^ (SalilSa, Seginn ber offentlidben ^rebigt unb Berufung ber jünger, teils gänjlid^ 15
übergel^, teils aus bem gefc^i^tlic^en 3u|ammenbang reift unb iDiuIürlic^ oerlnupft
(453, 8—27; 474, 13—21; 478, 33—479, 9). SBenn bie Slloger Jelbft ©egen biefer
Slbroeicbungen oon ber f^noptifi^en SarfteHung bas (Eoangel nac^ 3o9<ntnes ädidi^eTov
genannt ^oben (475, 8), fo lann bies jebenfalls nid^t „un!anonifA", fonbem nur „un«
georbnet, f^Ie^t bifpontert" ^igen (S^n, ®. b. A. II, 971). Sielleic^t ift aber nad^ 20
Epiph. haer. 51, 30 extr. ätnci^erov ju lefen. 2. „3o^nnes fyA gejagt, bag ber
^eilanb jioei ^affa^fefte im Serlauf oon 3n>ei 3<4c^n geilten ^at, bie anbem (Eoan»
geliften er^Ien nur oon einem ^offa^" (481,32). 2)er Schlug aller SBiberlegungen
biefer itrittfen lautet: bie (Eoangelien ft^en im fi^önften Sinllang mit einanber(497,15).
®ele^ ^armoniftit loiberleot bie Soangelienfritil ber Sdoger mit bie bes Selfus, bes 25
^orp^qrius unb bes ^^ilofabbotios (459, 13). 3n Sesug auf bie ^o!aI^e Jpotten
fte: 1. „SBos nüM mir bie 9CpoIal9p]e bes 3o^nes, inoem fie mir oon 7 (Engeln unb
7 Xrompeten fogt" (499, 6). 2. (Einige oon ber Partei jaaen: „(Es ^M^ 2, 18:
,6(^e{be bem Sngel ber (Bemeinbe oon X^natira', unb es gtebt bort, in X^Qatira !eine
(E^rtftengemeinbe. SBie fd^rieb er alfo an bte nic^teiiftirenbe (Semeinbe" (p. 500, 12) ? 90
3. 9ns Utd^erltd^ htbtn fie befonbers noc^ 9b)f 9, 14—17 beroor (501,33). Die 9Ro«
tioe ber ibitif lalfen {iq aus biefen SruAftüden nid^t ertennen. 3|t ber 9lame ber
Slloger unb bie oomit jufammen^ngenbe Sermutung, bag eine SIbneigung gegen bie
fiogosle^re unb über^upt bie (T^riftologie bes 4. (äangeliums bas Slfotb wrer Aritii
fei, nat^isli^ eine fc^Ied^te (Erfinbung oes (Epip^nius, mel^e o^ne^in bie Senoerfungas
bet ^olal^pfe unb ben oeräc^tltc^en Xon ber an biefer geübten jteitif nic^t ju erflären
geeignet ift, fo oerbient um fo me^r Seoi^tung, bag (Ep^ip^anius fie ni&t nur geo«
grapQifc^ und d^ronologifc^ mit ben SRontaniften jlleinafiens in Serbinbung fe^t (450, 4 ;
500, 14—501, 2), fonbem i^nen auc^ eine Serlennuna ber in ber Air^ oor^nbenen
(E^orismata nac^fagt (503, 7—21). ^t er ^ier, mit bie Serglei^ung mit 3ren. III, 40
11,9 beioeift, ®ebonIen bes ^ippol^tus unllar genug loiebergegeben. fo folgt, bag fcbon
^ippolqtus an fener Stelle bes 3renäus eine Seftreitung ber Suoger gefunben fyd,
obwohl 3renaus bem 3|if^^^^n^n9 ^^ bortigen Slusfü^ng entfpreci^nb i^nen mit
bünen SSorten nur bie Senoerfung bes 4. (Eoangeliums unb nic^t audb bie Senoerfung
ber Spolal^pfe jum Sonourf mac^t. Darnad^ Darf als Slnfid^t bes 3renöus unb bes 45
5ippol9tus aelten, bag biefe übrigens re^igläubigen £eute tn f^rfem (&egenfaj^ gegen
bte 9Rontan{ften biefen bie Stufen ju entjie^n fuc^ten, meiere fie für i^re £ebre oom
Palleten am fo^. (Eoangelium, fiur i^ren Iröftigen Qi^iliasmus an ber 9{pofaIt)pfe 3U
boben meinten. (Eine Seftotigung biefiir liegt auq barin. bag ^^ilafter (haer. 59—60)
\xt ben Sertretem eines finnltc^en (T^tliasmus gegenüberftelU, unb ihnen mit fenen jum 50
Sonourf mad^, bag fie „bie 5lraft ber S^rift ni(^t ertennen". !Dag biefe freie lln*
ffl^ng oon 9Rt 21, 29; SRc 12, 24 unb fomit auc^ bie ßufammenftellung ber ^x*
liaften unb ber „Slloger" oon ^ippolqt ^erril^, ift um fo fici^rer, als bei Spip^anius
(474, 12) bie Slloger afe jutj voovvreg rrjv dvvajuiv x(bv evayyelUov (^ralterifiert loerben. —
3nbem oie Slloger bie {ob. SAr^en für umoert erflärten, in ber Rix^ ju fein, er* 55
tonnten fie beren t^fad^It(^e (peltung in ber Air(^e an; unb inbem fie i^re Slbfalfung
bem Aerint^, einem 3^i^9^ftoff^n ^^^ 3o^nnes, ^ufArieben, erlannten fie an, oag fie
3u £e^iten bes 3o^nn^0 gera^rieben feien. Dag fie oen Aerint^ als Serfaffer nannten,
erllSrt fiä baraus, baft trügertfc^ Slnfertigung oon GAriften unter apoftolifd^en Kamen
als ebi SeAre^n golt, bas man oon {e^ am liebften ben Ae^em jufd^ieb, foioieeo
25*
388 fOoitt mombu^o»
barou0, bog Aerint^ ber nambaftefte 3nle^ret aus ber legten fiebensjett unb ber Um^
gebung be$ 3o^Qnne$ loot. Stne mdfic^t auf bie befonbere fie^rart Aerint^ ift babei
nv^i anmne^men; benn na^ ben gtaubmfirbigeren Slod^ric^ten bei Srenaus, ^ispol^tus
unb QU^ ^feubotertullian (c. haer. 10), ^at Aerint^ £e$re nic^t bie gering|te au(^
6 nur gan5 au^erlid^e ^nli^teit mit ber jo^anneifd^en. 2)a$ gilt aud^ Don bem, idos
er[t Cpip^ntu0 unb oiefem folgenb ^^tlafter i^m angebietet ^aben (cf. 3* Aunje,
De hist. Onost. fontibus, 1894, p. 64—- 67). SBenn aber (Eajus oon 9lom bem
jlerint^ einen finnli^en (E^iliasntus anbii^tet, |o ift bas niAt etne Urfad^e, fonbem
nur eine golge baoon, baj er, hierin ben ^bgem (ic^ anfc^Iiegenb, bie ^!al9|)fe bes
10 3o^annes für ein 9Beri Jterini^ ertlSrte. S:^« Bo^n*
SUnmbrobod. Malvasia, Catalogu8 omnium haeresium et condlionim (9fiom 1661),
p. 269—274; Baynaldi, Ann. eccl. ad an. 1524; Spondan, Ann. eccl. ad an. 1623; $».
^pc, &t\di. ber quiettft. ^ftil in ber lat^. ^r^e, Serlin 1875, @. 41 f.; ^enenbej $e'
la^o, Historia de los heredoxos Eepaüoles, ^abrib 1880, II, 521; III, 403; ^. d^. £ea,
16 Gnapters from the relig. History of Spain connected witibi the Inquisition, ^tw»^oxt 1890 ;
(g. ®ot^cin,, Sgnat. d. fioQoIa unb bie (Segenreformation, ©alle 1895, @. 61 ff., 224 ff.
Die unter bem Stamen Sllombrabos, ober feinem lat ^uioalent Illuminati be«
lonnten 9RqftiIer Spaniens treten juerft um ben Slnfang ber 20er 3<t^c^ bes 16. 3<^^«
^nberts als (Begenftanb inquifitorifd^er Verfolgungen beroor, unb toar jiemlic^ gleic^^
aoj^g in ber C5egenb oon Seotlla foioie in (£aftiuen (bef. in unb bei Xolebo). 9t(äf
äBabbing, Ann. Minorum ad a. 1524, breitete fic^ bamals unter Alerüem unb äßom^en
Caftiliens aus: perniciosa pestis haereseos nuneupatae Illuminatorum s. Viae
illuminativae aut dimittentium se divinae dispositioni, nihil volentium facere
nisi quod nitro per divinas inspirationes aut revelationes sibi suggeri facile
35 et erronee credebant. 3n Zolebo foll insbebnbere bie .,93eate'' 3{abeua be (Truce
(nic^t ju oenoe^feln mit einer gleU^namigen gfranjislanertn bes folg. 3<4Y$unberts,
T 1681) illuminatifäe fie^ren uno (Drunbfö^e oerbreitet ^aben. (Ettoas fpfiter erf^int
bie (Elariffin aRagbalena be (Eruce aus Slgutlar (bei C[i)rbooa) in einen 3nquifttions'
proseg roegen 3uuminatismus oenoidelt, ber mit i^er 9Ibf(^n>drung enbigt (1546);
80 a^nli^ bann bie portugief. Dominilanerin üRaria be Sifttatione (1586) u. f. f. 3»
ben am frü^eften loegen bes SerbaAis illuminatorifc^er Ae^erei inquifitorif(^ Verfolgten
im 6. 3a9tb. gehört ber Stifter ber ©efellf^aft 3e|u. fio^ota (ogl. b. 31. „3e[uitenorben")
n)urbe juerft 1526, loöbreno feines Stubierens m Sllcala ber 3uaeprig!ett jur Sllom^
brabo^Selte angefla^t; oie asfetif(^e Haltung unb ärmliche Xra^t, beren er unb mehrere
86 feiner ^{nbänger (bte f. g. Snfaqalabos ober .,9Bonrodfa:ager, SBolböde'') fi^ oor ber
£iffentli(^feit befletgigten, foioie geioiffe m^ftif^^quietiftifc^e £e^ren, n)eld^e biefelben oer»
breiteten, ^tten iqm biefen SSerbac^t 3uge}ogen. Dte oon bem enbifc^ofli^en Silar
gigueroa angeftellte Unterfu(^ung ergab jtoar bie llnf(^ulb ber ^naellagten, führte
inbeffen 3U ftrengen Serboten i^rer groben Sefleibung unb i^res Sarfugge^ens foioie
40 }u loieber^olten Sin!erferungen. SluA in Salamanca, loo 3gnatius bemnä^ft feine
Stubien fortfe^te (1527), ^atte er fiep loegen ber Sefd^ulbigung, bog er £e^ren unb
(Srunbfö^e jener ^elte oerbreite, m oeranttoorten; unb jioar loar es ^ier bie oon i^m
erteilte Slnioeifung 3U geioiffen gei[tli^en Übungen, bie (Srunblage feiner fpoteren Exer-
citia spiritualia, meldte, als ber illuminatif^en Ae^erei oerbäi^tig, einer uirüfung bur^
46 eine ^etftli^e Aommiffton unterjogen mürbe. 3Ran fanb im fibrigen ni^ts fe^erif^es
in fetner £e^eife; nur bie 3Irt, wk er ben Unterf(^ieb jtoifi^en 34)bffinben unb Wl^--
li^en Sänben formulierte, 3^ i^m, na^ 42tögiger Unterfu(^un^]^aft, eine CDenfur 3U,
foioie ein Verbot, fii^ aller SSerfu^e 3ur Definierung jener Dtftinttion in 3ubi^ 3^
en^aßen (SRibabeneira, Vita Ign. Loy., c. 5; Oo^ein S. 225). 9Kan tonnte aus
60 biefem, freiließ ber nötigen näheren Sluf^ellung ermangeinben jllagepunite, Jotoie aus
ber bebeutfamen 3^it bes erften Seianntmerbens illuminatorif^er £ei^ren überhaupt, bie
9Rutmagung eoangelif^er Cinflüffe als ber eigentlichen C&runblage biefes fpanif^n ällu»
minatentums j^erjuleiten oerFuc^t loerben, mk bies benn feitens romif^er Beurteiler ber
(ErfAeinun^ bis tn bie neuefte !^tii oielfa^ gefäeben ift (ogl. no(^ S(^äkSlrti{el „(£r«
56 leudgtete" tm gteib. Ä£ei., loo bie fienre ber Sllombrabos als „ein ©unoerlii^ C&e«
mif4 oon fiut^ertum, (Bnofticismus k. oesei^net ijt). Doi) trögt toeber Ofunas Abe-
cedario espiritual 00m 3- l^^^ (^ine sioar !at^olif^ approbierte, aber au^ in Sllu»
minatenlreifen oielbenu^te Anleitung 3U bef(^auli^er^noad^tsflbung,o^L®o^ein,S.68f.),
ni>df bas Exercitatorium spirituale bes SBenebütinerabtes (garem be Cisneros oon
Kbntfoiko« 389
SRanrefa, aus loel^etn fioqola unsioeifel^ loic^tme Smpulfe unb SRotioe für feine
,,iXbunatn" gefc^öpft ^at, irgentoie eoangehfc^en (SfyxsoSkt. miä) loeift, idos fonft über
bie fiepte unb fiebensrid^tung ber Snombrobos fic^ ermitteln lägt, e^r atrf einen 3u*
fammen^Q berfelben mtt ber ün^ngerjc^ft bes (Erosmus, als auf lut^nM reformo«
torifc^e ®eftnnungen unb Seftrebungen bin. SBeber 3uQn b'SbilQ, ber „^oftel Wx* s
baluftens'\ no(^ £uis be Gronaba, nm grtancis be SBoxaia, bie man gleid^ mehreren
anberen mqfttf^ genuteten ffmnifAen 2^tolo^tn fener 3^tt als SHombroDos oerbädUigt
^Qt unb bie besbalb Ser^öre bei oer 3nquifttion 3U befte^en Rotten, f^einen mit 9<e^t
geheimer Serbinoungen mit benfelben bef^ulbigt iDorben 5U fein. 3Bo bie £ebren ber
9[lombrabos burc^ Witn ber Sncjuifition bargefteüt toerben, erfc^einen fie allerbings 10
benjenigen ber me^r lirc^Iic^ aenc^teten 901nfti!er (roie bie eben genannten, ober lote
Xerefa, 3o^nn 00m itreuse 2c.) in einigen fünften, befonbers ber eifrigen (Empfehlung
bes ^er^ensgebetes, oeriDQnbt^ jeigen aber jugleid^ aaq ein geioiffes quöferif^es C5e«
{nrage (ober, falls ben parteit[(^ gefärbten Seric^ten ber inquifitorijd^n Si^nfifteüer
(Slauben ju fc^enfen loäre, Sejielungen ju ben 9lnf^unaen beutfd^er Slnobapti^en is
unb Sc^iDormer loie SRünjer, S^enlfelb k., ogL SRoqnalo [f. 0.] ad ann. 1524).
(Eine Drbonanj ber fpan. 3nquifition 00m 28. S^nuar 1558 ^ebt als btefenigen £e^en,
loeli^e als Aennseic^en bes lefeerifAen SÜuminatentums ju gelten ^en, ^eroor: allein
bas innere C5ebet fei oon (ßott befohlen unb oerbienftliq, bas 93eten mit bem SRunbe
eine äugerlic^ fnmbolifc^e ober fabamentli^ $anblung obne religiofen SEBert; ben 20
Sei^tootem, loeu^e andere leiblidbe Übungen aiäefe^Ieiu fet ni^t ju ge^orc^en; bie
redeten Siener (Sottes mfi^ten über [olc^e Übungen ergaben fein, Ratten auc^ ni^
notig, oerbienftlidbe SBerle tm geioo^nh^en Sinne ju t^un; bie ^eioaltfame Seioeguna,
bas 3itt^nt, bie D^nma^ten, loelc^e ibre innerliche Snba^t begleiteten, feien üRenmoIe
ber göttlid^en £iebe unb ber C5nabe oes ^I. ®eiftes; im Staube ber SoIBommenen 25
f^ue man bas (Se^eimnis ber Ürinit&t fc^on ^ienieben unb loerbe besilgli^ olles m
!li^uenben loie m fiaffenben burc^ (Eingebungen bes $1. (&eiftes reaiert; in biefem Staube
lonne man bie Silber ber geiligen ni^t m^r \d)tn, lonne ^rebtgten ober auf adttliAe
Dinae bejflglit^e Unter^Itungen gemd^nlic^er ^rt ni^t m^r ^ören 2c. (filorente, Artt.
(Sefqic^te ber fpan. Snauifition, beutf^ oon god, II, 6. 3 f.). (Ein nod^oollftänbigeres ao
Serjei^nis illuminatorii^er 3nle^ren aus bem 17. 3^^^unbert (bei uRaloafia, Cata-
logus omnium haeresium et concilionun, Rom. 1661, Centur.XVI, p. 26& — 274)
bnngt biefelben im gansen auf 50 65^e, unter melAen Jiä) auger ben bereits mit*
geteilten 3. S. noi) folgenbe befinben: „3m Staube oer SoHlommen^eit [ei meber ein
iRüdfc^ritt nod^ ein (Jfortfd^titt ber Seele möglich, fofem burd^ bie (Snobe alle 93er» 86
mögen berfelben aufgeboben o^firben; ber SoIHommene fe^e im 3uftanbe bes gerjens*
gebetes meber Silber ber geili^en u. bgl. an, no^ bebflrfe er flberbaupt ber (Jrürbitte
oer ^eiligen, {a nid^t einmal bte Slnba^t jur SKentt^eit 3efu fei ipm nötig; auf ber
Stufe ber SJoIßommenbeit bebürfe bie Seele o^eber oes C5ebrau(^s ber Salramente nod^
ber Serric^faing guter Sßerle; etgentlitbe Sflnbe ISnne ein Solllommener niä)t tbun; 40
felbft eine äugerlt(^ betrautet als lajter^aft geltenbe ganblung oermoge bie in mqftMer
Sereinigung mit (Sott lebenbe Seele ni^t ju befledfen." — UnfittliA antinomifttf^e
(Srunbfö^e oon berSIrt bes ^ier sule^t atmeffinrten foK au^ jene URagbalena aus 9gmlar
(f. 0.) fqon oorgetragen ^oben; besgleic^en Sie um b. 3* 1^75 in (Eorbooo unb Um»
gebung aufgefpfirte 3lluminaten[elte, mel^e fiA auf bie £e^ren einer (Eormeliterin. (Ea» 45
terina be oefus, foroie auf bie oes ^uan be SSillelpanbo aus leneriffa berief unb oon
ber bomols oiele imi) bie 3nquifition bem gfeuertobe überliefert louroen. vtoi) 1623
tau(^ in ben Diocefen oon Seoilta unb (Sranaba eine Seite oon SDl^ftßem auf, ,,qui
obtentu orationis mentalis et contemplationis divinae atque unionis cum Deo,
quibus se praeditos jactabant, sacramenta Ecclesiae, praedicationem Verb! Del 60
aliaque pia exercitia flocci faciebant, eam adeo extollentes, ut etiam ad turpia
commercia eius vi absque peccato perveniri posse affirmarent." 3^re3nlebren
foll ber bamaliae (Sroginquifitor SInbrea ^a^eco fogar auf 76 fünfte gebraut ^aben;
fieben 9?äbelsfü$rer ber SeHe erlitten bamals ben 5l<nnmentob(Spondan. ad a. 1623).—
9li^ loefentltA anbers lauten bie einer um biefelbe !^t\i im ndrbli^en granlrei^ ^r* 56
oorgetretenen Seite oon Illumin^s fc^ulbgegebenen 3nle^ren. 9lls Segrünber biefer
im 3- 1634 in gl^nbern unb ber ^icarbie fir^li^ oerfolgten fraiuöfifc^en 3lluminaten«
p«tei u)irb aufeer einem geroiffen Slntoine Socquet befonbers ber $faner 5U St. CBeorge
oe 9io9e, Wb€ (Su^rin, genannt, beffen ^n^önger unter bem 9lamen ber (Su^rinets
belannt lourben. 9lod^ um ben Slnfang bes 18. 3<4^$f um 1722, mürbe eine Sehe eo
390 Sbrntrokod 9Ifteb
oon Illumin^s im fäblic^n Sranlreic^ entbedt, bereit Softrin eine nähere Semmnbt«
fd^oft mit ben m^ftifAen Seroottungs« unb falfc^n SoIUommen^itsIe^ren ber fflom»
brobos auf3un>ei(en {^ten; bo$ f$Io{| biefelbe ^glei^ aeioilfe mourerij^e Elemente in
M, bie fie als eine Slrt r>on Sorläuferin bes naturalifttf^geri^teten äüuminatentums
ber
5 ber 70er unb dOer 3a^te bes oorigen ^oifycf). (ogl. ben 9. „Slluminaten'O !ennjei(^nen.
Sine nähere SJenDonbtfäaft mit {ener fponifc^en Sdombrabosb ^
mqftifd^^quietiftifi^en fie^ren bes SRoIinos ju (f. b. betr. 9.).
ao
9[(ot)ftnd DonC5on3QgQ.— 8. Aloypi opera omnia ed. Heuser, ^'6ln, 9onn u. !6rüffel
1850, aixä) In bcutfc^cr Übciicfunö; ^. ü. Stcumont, ©riefe l^eiltgcr unb gotteSfürt^tiger 3ta*
10 liener, grcib. 1877, @. 271 ff.; AS Sunt 4. ©b @. 847; 2)Qurignac, QkW bed 1^. mot^^m
t9on ® on^aga, Derbeutfd^t \>on (Slarud, gfranif. 1866 ; $apencorbt, SDer ^. ^lo^fiud ; fein fiebcn,
bie 9lnba(^t ber fe(^Ä Sonntage unb Öebete, ^aberbom 1889.
fiuigi (Snoqfius), aus bemCSeMIe^te ber (Son^dgo. ift ouf bemSd^Ioffe Saftiglione
bei SRontuQ am 9. 3Jl&n 1668 geboren; oon gorter o^genb an burc^ innige osfetif^
15 geri^tete ^dmmigleit uno unerbittliche Strenge gegen fic^ felbft ausgejeic^net, oerjic^tete
er 1585 auf fein (Erftgeburtsre(^t, um in ben ^^fttitenorben einsutreten; 1587 legte er
bie (Selfibbe ab. 3m 9{om erlag er (1591) feinen aufopfemben Semfi^ungen, arme
jlranle mo^renb einer oer^eerenben Seu^e ju oflegen. (£t nmrbe oon (Sregor XV. im
3(^r 1621 für feiig, oon »enebi« XIII. im 3a^ 1726 für ^ilia erflärt. Sein geft
20 fänt auf ben 21. 3uni. Seine Sere^ng ift in ber römifc^en Atrc^e ber Gegemoort
loeit oerbreitet. hersag f (*•«<)•
«HiMtt«- 1. »ater bes Soüners fieoi SRc 2, 14; fic 5. 27. — 2. 3n allen
oier ^ofteloerjeii^niflen loirb ber yotiit S^'obus }ur Unterfc^e&ung oon bem 3^^'
baiben 6 xov 'AXepalov b. ^. atfo So^n bes SIIp^us aenannt. Sefonberes 3ntereffe
26 Infifrft \\ä) an biefen 31., jofem er ma^rfäeinliA ju ibemifisieren ift mit bem 3ol9»25
em^nten Alopas. SRamlicQ oon ben be&en 9lRarien, lodd^e neben ber URutter 3^u
als bei ber 5b:eu3mung jugegen enofi^nt loerben, beiftt bie eine bei 3^ (19» 2^) ^^^
bes Alopas, bei Mt (27, 56) unb SRc (15, 40) URutter bes 3aIobus (resp. 'Iax(oßov
xov fjuxQov)^ unb es liegt ntä^e^ auA o^enn 6 /Mx^g nUfyt „ber 3fingere'' bebeuten
bnte, unter biefem 3^^^^ ^^^ fetten Slpoftel btefes 9lamens 5u oerfte^n. Qrragt
i(^ bann, wie bie Serf^ieben^it oer 9lamen 'AXtpaiog unb KXaynäg m erfloren fei,
0 fi^einen jroei SBege offen $u fielen, a) Kkcojzäg = Kleönag (jufammengejogen
aus KXeöjiQTQog, wie ^Avibiag aus ^AvibicnQog) ift ber griec^if(^e 9(ame, melqen 31.
neben feinem aramäif(^cn führte (ogl. 2avkog — IlavXog; ^rjaovg— *Ido(ov); \o De^
36 li^I^, 3I3:^Ä. 1876 S. 605 f. 3)o^ ftebt biefer Annahme entgegen, boft in ben mit
xho sufammengeje^ten grie^if(^en 9lamen bie 5tontraltion in xXu) fonft ficQ nic^t finbet.
£eid^ter f^eint bte Slnna^me, b) bag ^ier nur ywei oerfc^iebene neben einanber ge^
brauste grädfierte formen oon ""^bn oorliegen, ba bas n ju Slnfang, jmar geQ>ö^ntt4
bur^ spir. len. ober bur$ X, bo(b mitunter aui) burdb A mieoergegeben loirb: ogl.
40 KdQ§ai = uti, Kakaxivri (ob. KaXaxfjvrj) = nbn (Gesen. Thes. p. 436). 3^l>cn=
falls bürfte jene 9}erf(^ieben^ett ber 9lamen bie 3bentifi^ierung ber ^erfonen ni^t ^in^
oern. Unter ber Sorausfe^ung bann, ba^ bie 3o 1^, 25 enoä^nte Stoefter ber
SKutter 3^fu eben Magla ^ xov KXconä ijt, ©äre Sllp^. ber Obeim, 3ölobus ?l. ber
Setter 3^fu, — ein (Ergebnis^ n)elc^es für bte 3^{obusfrage oon ^ebeutung fein loürbe.
45 Ob aber jene 3Inna^me ri^ttg ift, ober oielmebr bie S^o^efter ber SRutter ^e\u mit
ber SRutter ber 3ebebaiben ibentif* (fo 8.83. fflJiefeler, astftl848, S. 648 ff.), bafür
aber oieüei^t Slb^äus^AIopas Sruoer bes Z^\eph (^egefippus nac^ Euseb. 111,11),—
bas itt in bem 2irt. 3ölobus im 311. ju befpre^en.
^Beiläufig ^ier no^ ein !iwe\\ai)eB: 1. ber oon SRt u. SRc em)&$nte yooexie So^n
60 ber SRaria, S^l^^i ^^1 in n)eiteren 5treifen bclannt unb aenannt, alfo in ber ap.
(E^riften^eit irgenbn)ie ^eroonagenb gen)efen fein, bo^ ift auffanenbem)etfe fonft ni^ts
oon i^m überliefert. — 2. Den fic 24, 18 enoä^nten Kieonag mit KXoynäg ju ibenti*
fijieren, ift nic^t nur unoeranlagt, fonbem au^ na(^ bem oben Semerften unjul&ffig.
$t. ^f^mibt.
»Ifleb, 3o^. $einri(^, geft. 1638. — Bayle, Dict. bist. l. ob s. v.; Äoacfala,
66 3.^.91. in Ungar. JRcuue 1889, p. 628 ff.; g. 38. ©. mx\), 5.^.^. in ^onatÄt/efte ber (5o»
Wßeb Ottor 391
mtniu^'Qk\t\i\diait 1895, p. 29 ff. 9(u(^ u. (fricgern, 3. 9(. ^omentud ald Xl^tologe, 1881
p. 365 ff.
2)er reformierte Z^Ioge unb ^olq^iftor 3ofi. $etnri(^ 9. tft 1588 ju SoIIersboc^
bei $erbom geboren; er las feit 1608 ju $eroom fiber ^^ilofopbie unb ^^ilologie,
iDurbe 1610 $rofef|or in ber p9iIo[op^ifd^en, 1619 jugleic^ in ber t^eologifd^en SfofuUät. o
Sus ber Unrii^ bes beut[(^en 5lneges ging er 1629 an bie neugegrünoete reformierte
Unioerfitot 3U SBeigenburg tn 6ieben6iiraen, too er 1638 ftarb. 9In oer Dortred^ter 69»
nobe oertrat er bie naffauij^e JlirAe. C mar einer ber berfi^mteften fie^rer feiner ^tü
unb ein unglaublich fru^toarer S^riftfieüer. Seine Sebeutung rubt toeniger auf vn^
flinalitat, als auf feiner (SefAidlic^kit, bas allgemeine SBiffen ber 3.^U flberfi^tli^ ju« d
ammenjufaffen , loobei er fe&ftoerftonbU^ in toeitgebenber ^^ängiaieit oon fremben
^beiten fi^ befinbet. 9Bir lernen ben Stanb bamaliger SBilfenfqoft !ennen aus "Sl'
ftebs Thesaurus Chronologiae, Herborn 1650. Gompendium philosophicum 1626,
Compend. lexici philosophici 1626, ganj befonbers aus ben beiben (Enc^IIopöbien,
ber p^ilofop^ifd^en : Cursus philosophici Encydopaedia, Herb. 1620. Sin Quart« 15
banb oon 3072 Seiten umfaßt bie brei Slbfc^nitte 1. quatuor praecognita philo-
sophica: archelogia, hexilogia, technologia, didactica; 2. undecim scientiae
philos. theoreticae: metaphysicai pneumatica, physica, arithmetica, geometria,
cosmographia y uranoscopia, geographia, optica, musica, architectonica ;
3. quinqueprudentiae philos. praeticae: ethiea, oeconomica, politica, scholastica, 20
historica. Sin toeiterer Sanb gtebt bie Septem artes liberales. — Sebeutenber ift bie
Unioerfal « (Enqnopfibie in jmei ^olianten: Eneyelopaedia Septem tomis distineta.
Herb. 1630. Sie entölt 1. loteberum bie 4 praecognita disciplinarum ; 2. phi-
lologia i. e. lezica, grammatica, rhetorica, logica, oratoria, poetica; 3. (mie
oben) philosophia theoretica unb 4. practica ; 5. tres facultates principes : theo- 25
logia, jurisprudentia, medicina; 6. artes mechanicae; 7. ein Srgänjungsgebiet:
praecipuae farragines disciplinarum : mnemonica, historica, chronologia, archi-
tectonica, critica, magia, alchymia, magnetographia etc., \a felbft .tabacologia
als doctrina de natura, usu et abusu tabaci. — Die bier gegebene Öberfi^t floer
bie 2^eoIogie bietet als t^eologif^e Cnc9nopabie ben S(^lfiffel 5um Serftanonis ba» ao
maliger SRet^obe: 1. theologia naturalis, 2. catechetica, 3. didactica, 4. polemica,
5. theologia casuum, 6. theologia prophetica (b. b. $omiletiI), 7. theologia mo-
ralis. ^faft aHe biefe Xeile ober Se^anblungstoeifen oer X^eologie ^t 91. in befon«
beren äBerlen bearbeitet, eine theol. scholastica (b. ^. ,,quae convenit scholis
atque adeo fit accuratior quam popularis illa, quae in ecclesia obtinet apud 35
populum'Ö didactica, $anau 1618, th. polemica 1620 (bagegen fc^rieb ber 3^nen»
fer $immelius einen Antialstedius s. examen theol. polem. J. H. Alstedii), theol.
casuum 1621, th. prophetica exhibens rhetoricam eccles. et politiam eccles.
1622, th. catechetica 1622, th. naturalis adversus Atheos, Epicuraeos, Sophi-
stas 1623. 3i^f^^^^^S^^&i H^^ ^^^1^ Disjiplinen in ber Methodus s. theolosiae octo ^
Ubris tradita 1623, bie eine 9lrt (Einleitung in bie Sibel ooranjtellt. — Öberbies ^aben
loir oon Sllfteb einen Tractatus de mille annis, toorin ber Slnfang bes 1000 jährigen
9lei^ auf 1694 berechnet ift; ein großes SBerl de manducatione spirituali, trans-
substantiatione et sacriücio Missae, Genev. 1630, Fol.; eine S^f^^^^nfi^ll^nfi
ber (Jrunbamente aller äBiffenf^aften aus ber beil. SArift : Triumphus bibliorum. 45
Francof. 1625, loel^e au^ ein fe^r Ilar gefaxtes jlompenbium ber Sogmati! unb
(Et^ü ent^tt. 91. ^at auA bie Panstratia catholica oon Qi^amier oeroollftänbigt
(&l^e oon R\xi)t unb Saliamenten in ed. 2, 1629).
(«les. ®ftioei»er t) <£* 9- Statt ^Mtv.
JUtttr (in ber ^r. Äirie). — 3)ie filtere fiitt. bei (S^mih (f. nac^fter) @. Vf. $icr 50
toerben nic^t ertoöl)nt: Pocklington, Altare Christianorum. London 1637; Sven Bring,
Dias. hist. De Fundatione et Dotatione Altarium. Londini 1751; J. Blackbume, A brief
historical inquiry into the introduetion of stone altars into the Christian church. Cambr.
and Lond. 1844; 3Roriö teurer, ^ritorfc^mud. 2t\pm 1867- — ^nbr. ©cfimib (jcftt ^rof.
ber fatft. X^eoloaic in ^ünc^en), 2)er S^riftUcöe ?lltar unb fein ^ä^mud, 9legcn«bura u. f. ». 55
1871. Chr. Bonault de Fleury, La Messe. £tudes arch^l. sur ses monuments. Paris, bie
umfangrclcöfte @ommlung be§ bilblldjen 3Jiatetiol« bl8 jum @nbe ber rotnanifd^cn Reit» im
Srolgenben ^l cittert. 3)cr Xejt lägt Diel §u wünft^en übrig. iRünjcnberger, äurSccnntnlg
unb SSürbigung ber äRittelalterlic^en Elitäre ^eutf^lanbd. gfronffurt a. ^. 1885 ff. , mit
Dielen ^tbbilbungen gotifc^er 9(ltöre. ßn Dgl. finb au(^ bie einfc^lögigen ^erte üoer c^r. 60
392 mtwt
9(r(!^&oIogtc, (SkfAi^te ^er Hunft indbefonbcre ber 4r. ^{r^tteftur. @ic^e au(^ meinen $or*
trag: Über bad beutfd^ebona. ^r^engebäube int Sai^r^. ber Bteformation, l^eip^ig 1894, unb
bad bort angefünbigte (in ^tbereitung begriffene) größere f&tvt : Sutl^erü^ fCnfc^uungen t)om
^r^engeböuoe unb ber beutf4'et)ang. ftir^enbau im 16. ga^rb-
6 I. ^tefte Sejeid^nungen. Der nad^eisbar frü^fte Stomen für bie Stfitte, on ber
bos »SRq^I bes $erm'' gefeiert toirb, ift xQdjie^a xvqIov, 1 Ao 11, 23, ben bie
grie^. SSter entxoeber unoerfinbert übernehmen, fo Drigines, c. Celsum VIII, 24, ober
ju etnem blogen Tgdjie^a oereinfac^en, fo Sufebius, hist. ecd. VII, 9; Si^onafius,
apol. c. Arianos 31, hist. Arianor. ad monach. 56; (Ebr^foftomius in Matth. hom.
to 16. 49. 82 , hom. in b. pascha, ober aber burc^ 99ßenbungen, tote ro. h^ ober
kga TQ, ((E^foft., c. Jud. et Oent. demonstr., in acta app. hom. 9; SQnefius,
Catastasisj Sokates, hist. eccl.I, 38; Sojomenus, hist. eccl. V, 20. Vin, 7. IX, 1.)
TO. äyia (Coregor oon Stqffa, in bapt. Christi) ; ro. uvatixn^ ((Sregor oon SRoj., carm.,
MSG 37, 1161), jLLvarixh xal »ela tq, (§ippolnt., MSG 10, 628), »ela xallega
15 xal lenovgy ixdg tq. (Saftltius, oratio 3 in Adam.) q)oixT^ to, ((E^r^fojt., de poenit.
hom. 7), ri/tua tq. ((Eoagrtus, hist. eccl. VI, 21) erje^en. 9ltqt fo QSuftg erf^eint
^vaiaan^giov fflr ben Ort oes ^ermma^Is (Sgnotms, ad Eph. 5, Magnes. 7,
Philad. 4; Gregor o.9b|fa 1. c; (l^foft., c. Jud. et Oent. demonstr., in epist. I.
ad Cor. hom. 24, in Joann.hom. 46; Const. apost. II, 25. IV, 7. VIII, 4. 12
20 u. d.). Son St^anaftus, e. Arium disput., loirb tq. bur^ &va. erllfirt. Dagegen
mixhß(ofjuigf als 9)e3ei(^nung für ben d^r. Sntor, oon ben S&tem gefliffentltc^ oermteben.
SBobl ftnbet ß. bei Sqneftus, 1. e., neben r^. unb dva. Senoenbung, aber mir in ber
Umfc^reibung 6. ß, 6 ävaluaxrog tegicog afßjuxti uiatvöuevog, (£^foft.. c. Jud. et
Gent, demonstr., in epist. I. ad Cor. hom. 24, ftellt foaar oent qr. ^a. ben
25 nläjiiijx, ß. gegenüber. — Sie lat. üusbrüde für bie 9[benbma|lsftatte lauten mensa,
ara, altare, altarium o^ne unb mit abfeltb. unb genetio. ß^fo^. Optatus oon SRileoe
beseic^net ben 9ntar als mensa aut ara unb altare, de schism. Donat. III, 4. VI, 1.
Sc^on oor i^m ^atte XertuIIian ben d^r. Sntar ara itm, ara dei unb altare genannt,
[o de orat. 19, de poenit. 9 (£)bler lieft caris). 3nbeffen ift nid^t ^u oeriennen,
30 oag bei anbem unb fpotem Sd^riftftenem fic^ ehie SCbneigung gegen ara im Sinn oon
(^. Sntar geltenb ma^t. d^ftian ffni^t oon altare, ad Demetr. 12, ep. 43 plebi
univ., 45 Comelio, 65 Epieteto, 67 Cyprianus, Caec. etc., 70 Cypr., Libera-
Hs etc., 72 Stephano, 73 Jubiano. 7>o% bies aber nic^t etom auf einem blogen
3ufan berubt, läM epist. 65 Epieteto erfeqen, mo ber (Segenfa^ jmifd^en ara unb
35 altare f^orf mattiert loirb, inbem Smnrian ju arae ein diaboli unb ju altare ein Dei
^injufügt. Sluc^ SRinurius gfelix, Octav. 10; ^rubentius, Perist. VI, 36; ^etrus
(i^fologus, sermo 51, u. a. ^aoen ben ^ionifmen ^ar im üuge, loenn fie ara
f^retben. Umgele^rt beaegnet altare (altar) ^ufig als fpejififc^er Siusbrud für ben
Ar. Sntar, fo bei Slmbrofius, de virginit. 18 ; Sluguftin, c. Faust. XX, 21 ; gruben-
4ottus, Perist. IX, 100; ^aulinus oon 3loIa^ c. XI, 664 in Felic; «etrus (£^rgfo=
logus, 1. c, u. f. u). (Einer Stelle in ^aultnus o. 9loIa mit ara für oen c^r. Sntar
lann als ^usna^me oon biefer Siegel barum fein großes (Seu)i(^t beigelegt merben,
n)eil fie fiA in einem ®ebi^t finbet unb ara bur^ excelsa domini nS^er erläutert
n)irb. Sieben altare loirb auc^ in oielen gf^nen mensa angetroffen, fo bei Sluguftin
4öde verb. dom. sermo 47, tract. 26 in Joh.; ^rubentius, Perist. XI, 171; u. a.
Sigilius, epist. 15 ad univ. eccl. brautet altare, um ben ^tar als Ganses, mensa,
um feine 35edplatte ju besei^nen, ein 6|Nra(^gebrau(^, ber ^ie unb ba au(^ in bie mo«
beme Xerminologie Sinoang gefunben ^at.
II. CBeftalt, 5örm, Slusftattung, 9lnorbnung u.J.id. a) oor ber Deformation; 1. bis
M3um 3- 1000 etu)a. 9Bie bie ältejten gottesbtenftlic^en Serfammlungsftotten ber
(E^riften, gröbere unb Heinere 9{äume m ^fiufem, fic^ n>e[entli(^ oon bem jüb. $eilig»
tum in 3^^pl^^ unb ben Xempeln ber Griechen unb Stdmer unterf(^ieben. fo aud^
ber „Z\\ä) bes $erm'' oon ben lübifi^en unb ^eibnif^en Slltären; unb es ijt bejeic^»
nenb, bab in ben Slugen ber Reiben gerabe bas ^t^kn ber SdtSre in ben ^r.C5ottes«
56 bienften befonbers anftoftig loar (ogl. SRinurius Jjfelii, Octavius 10; Origines, c. Celsum
VII, 64, VIII, 17; C^prian, ad Demetrianum 12). Die S^ier ber SIgape unb bes
[i(^ baran anf^Iiegenben ^ermma^Is forberte einen Zifä , unb fo o^^Jt|^^t es \ii) oon
feKft, ba^ bie erften 3finaer bes $erm, ebenfo mk er felbK^ bas ^Ig. URa^I an unb auf
einem Xtf^ begingen, vtaäjibtm ber c^r. (Semeinbegottesotenft oon ben ^rioat^ufem
60 in befonbere C&ebaube oerlegt u)orben wat , bauerte ber ausfc^Iiegli^e (Sebraud^ oon
mtat 393
Xtfc^en für bte Slbenbrno^Isfeier fürs 9lö(^fte no^ fort. Die befonbere gotm ber Üifc^^
altare enoa^nen gelegentlich bte S^riftfteller unb seigen bte nod) oorbanbenen Ori*
gittale unb bie Slbbilbungen oon folgen. Die ^ufioen SRo^^ten, bog SJerfoIgte unter
bem Sntor einen fiesem Sergungsort fu(^ten unb fonben ober bie ^ge bes Sütors
3um 3^i<^^n i^rer bebrängten Soge umflontnterten O^ugniffe f. bei Sc^mib, 6. 31 f., 6
69 f.), foioie bie Stotijen beiCSregor oon Zours, mirac. I, 28, unb ^aulus 6ilentio«
rius, descr. S. Sophiae 752 sqq., bag bie Sltore in ber ^etersfirc^e ju 9lom unb in
ber 6op^ienIir(^e ju Aonftantinopel oon Säulen geftfl^t Sorben feien , fe^n bie tif^«
förmige ®eftalt bes Wioxs ooraus. Die (Erinnerung an biefe Urform bes Sntors tft
tn ber Rixi)t nie ob^anben gelommen. Die r5m.*Iat^. Air^e fennt im 3R91. unb nod^ lo
fpöter ^ier^r ae^orige ^Beijpiele (ogl. 6(^mib, 6. 183 f., 321 f.) , unb in ber griec^.
jfot^. Air^e bilbet ber XMaltor bis avS bie (Segeraoort bie SRegel. SBos bie monu»
mentalen 3fugni[fe betrifft, fo geben bie 9Ru|iobiIber oon brei rooennotifc^en Airci^n
mistiges sDlaterial an bte $anb. 3n S. Giovanni in fönte erfd^inen in ber Rwfjpü
oier Sntore: auf einer rei^täigen $Iint^ fte^n an ben (Eden oter 6äu(en, unb auf is
biefen liegt eine re^tedige platte. 9lus ben n&mlid^n Seftanbteilen fefaen \\ä) bie
Elitäre auf ben SRofaüen in 6t. Sitalis, 6t. SlpoKinaris in classe unb au^ auf einem
(Elfenbeingefög jufammen; nur fe^lt in ben beiben le^en fallen bie ^lint^e. 93gl.
Sl. X. 29. 2. 3. 40 (!). 9Benn bie im Original auf uns getommenen (Exemplare auc^
me^ ober minber oerftflmmelt (inb, fo laffen [ie bo^ no^ er!ennen, bag eine platte,»
auf einem ober mehreren Xrägem, 6äulen ober Pfeilern, rul^enb, bie tm)i((^e Sorm
bes Xif^tars in ber 3^U bes ä)x. Altertums mar, mS^enb bte 93afis mancQmal gefehlt
baben bfirfte. $äufig mcatn bie ^lint^en an ij^ren Aanten unb bie 6tfi^en, no(^
qöufiger bte platten an i^n Aanten mit beloratioem unb f^mbolifc^em 6(^mud ober
auc^ mit Snf^riften gesiert. Sefonbers bemeriensQ)ert [inb je {e^ 6(^afe I. unb r.s5
oon u4 -ß CO auf ber ^orberfette einer platte unb {e eine äBeinranle mit ^ oben u.
unten auf ben ^feilem (^. X. 48); ebenfalls 6(]^afe I. unb r. oon einem £amm
((E^riftus) fiber etnem Serg mit ben 4 ^arabiefesftrSmen auf einer platte (gl. X. 46).
Snbere platten bieten Xauben bar, jiDifAen bie ^ ^ CO im Areis ober Aranj einge«
[teilt ift (SI. X. 46. 47). SBeinranlen flanlieren eine Darftellung mit je einer Xaube so
I. unb r. oon ^ >g CO im ^ans auf einer meitem platte (gfl X. 49). Daneben be«
aegnen 9Beinran!en mit Xrauben, unb 3iDif(^en ibnen gelegentlich pidenbe Xauben ((Jfl.
X. 46. 47). Sei Xifc^altoren mit nur einem ^m finben niAt feiten antue (^eibnif^e)
®rabjteine in Sippusform, Slltöre unb 6äulen als 6tfi^en 9}eru)enbung , bie ab unb
3U i^rem neuen S^td entfpred^enbe 6innbilber unb 3n((^ri|ten erbielten; ogl. gfl. Iss
p 114 sqq. 3Bo bas 3JHH. bie Xif^orm bes Altars betbe^telt, anoerte es ni^ts an
ben lonftrultioen Xeilen; $&A{tens oertaufi^te es bie ^intern ^yü^e mit einer aufre^
fte^nben platte ober einer 9Rauer. Dagegen oerfu^r es fpar|amer in ber Einbringung
oon 6(^mud banf ber Senoenbung oon I)eden unb üntepenbien.
Sine SBanblung in ber gönn bes Altars oollsoa fiA infolge ber Sfufna^me oon 4o
9{eliquien unter unb in bie Slltäre; aber es ^anbelt fi^ babei md^t um einen rafc^ er»
folgten Umfcblag, fonbem um einen 3^t^unberte bauemben ^rojeg, ber in manchen
®eaenben raji^ere e$ortf^ritte ma^te als in anbem, ber {eboc^ niemaB ju einem oölligen
Sbf^Iug gelangte. Sofün m 5. Zod^xf). n)urben bie Slltfire ^ie unb ba Farg« unb
iaftenförmig aeftaltet ; unb biefe neue Slrt gemann im 3RS. in [teigenbem SRage 93er« «s
breitung, (o bag bie Xifc^altöre je lönger befto me^r in smeite £inie rfidten. Die
Sere^ng ber SRört^rer unb Aonfefforen ffi^e baju. bag man oui) i^re (Sräber in
manniofaqer 9EBei|e aussei^nete. Dfirfte bie Eingabe bes über pontiücalis, bag
f(^on $if^of S^ltx I. oon 9{om ooraej^rieben ^abe, supra memorias martyrum
missas celebrari, n\i)i in bas SereiA ber ^ift. X^atfa(^en gehören, fo ift bo^ fi^er, 60
bah fi<!^ fett bem 4. 3^M' ^^^ 3w ^^^ Z<^f)XQthä6^tni\jt an ben Slti^eftätten ber
Slutjeugen me^rt. Die geier ber (Eu^ariftie an biefen (ßrfibem oeranlagte bie 9Iuf«
ftellung oon 9ltaren an unb fiber i^nen. £ag in fold^en gf&Ilen lein ß^^^ng oor, bem
^erlömmMen Xif(^altar ben SIbfAieb ju geben (ogl. 3. S. ^rubentius, Perist. XI,
171 sq.), fo au^ nid^t in ben anoem, locnn man über bem ®rabe einselner aWärt^rersö
unb Aonfefforen ober an bem Orte il^res 3^ugentums, mie 3. S. bem (Eqprians, befonbere
gottesbienjKlic^e Stäume erbaute, in benen ber Elitär feinen $la^ oberhalb bes ®rabes
ober ber >Ri(l^tftätte erhielt. (Erft bie Übertragung ber ^Reliquien oon i^ren urfprfing«
lt(^n 93ei|efaungsftatten in Airc^en unb ber 9l5un[c^, bas ^etligengrab ju fe^n unb 3U
berfi^en, oeoingte eine Serbinbung oon ElUar uno C5rab. Dabei tourbe entioeber bas so
394 ntar
Se^Itnts mit ben ^eiligen 9?eften unter bie platte bes 3:ifAaltaTS geftellt ober aber
biefer felbft burc^ entfpre^enbe (Etnffigung oon platten ober SRouem ju einem faften»
artigen 9{aum umgetoanbelt, in bem man ben ^g (arca) borg (beponierte). Selten
erhielten bte Steliquien i^re Statte oor ober hinter bem Slltar unb erft im Wi. über
6 bemfelben. 9Bo aber immer ben Slu^eugen unb Sefennem ibr C5rab bereitet mar, |o
bieg basfelbe martyrium ober ^ufiger no(^ confessio, Slusbrfide, bie bemnac^ [oidoqI
fOr ben Iraptenartigen 9{aum, als aud^ fflr ben 6arg unb [elbft fflr ben Sntor, loo fene
ruhten, gebraust lourbe. SoI. Gaeremoniale episc. I, 12; MabiUon, Mus. Italicum
t. II p. XXII. Um bie >U)nfe[fion naA SRöglic^feit jugängM 5u ma^en unb \o bos
10 Sefc^auen unb Serü^ren bes $etItgengraoes, festeres nametüliq mit Xilc^em, brandea
unb palliola (opi. 2^iel, Epist. Rom. pontif. 1868 6. 874 ; Gregor o. Zours, Mirac.
1, 28) 3u ermoglt^en, erhielt |ie niAt an allen i^en Seiten einen bidnen 9}erf(^Iug, fonbem
an ber Sorberfeite bes Slltars louroe ein (Sitter aus SRetall oberSRarmor (transenna),
ein genfter^n, (fenestrella, ogl. Gregor oon Üours, 1. c.) ober ein Z^flrc^en mit
15 Jtoei SI^9^In (regiolae, ogl. über pontif., vita Oregorii III.), ober aber ein Gitter
|u|ammen mit einer größeren £)ffnung angebracht. Seibiele f. bei gfl. X. 27 ff. 124.
3n einigen gfSIIen mürbe fc^on in alM^r. 3^^ ^ 3utrttt ju bem $eiligengrab bur^
einen ober mehrere Gänge oermittelt, SJ^nlic^ toie betben jlrqpten in ber roman. Aunft.
Sgl. Sfl. 2. 125 ff. 9Bo ber Srauc^ Geltung erhielt, nur an ÜUoren mit 9{eliquien
20 bas 9Dlego)^er ju feiern, tourben im Wi. oielfac^ sepulcra , grabartige Sertiefun^en,
Aonfelfionen im Aleinen, aus ber platte ober ben SBänben, gelegentlich auc^ aus einer
ber Stillen bes Stttars ausge^ö^It, toel^ bie Aapfeln mit oen 91eliquien aufnähen.
3nbe||en loSre es irria anjune^en, bag fc^on aUe Sllt&re bes 9R9Is. ober aar ber
legten 3^tt bes ^r. Slltertums in ber einen ober anbem SBeife mit Seiligenr^n in
25 Serbinbung ftanben. (Erhellt boA aus ja^Ireic^n ^eugniffen , bag bis ins 12. unb
13. Zcif)x^, ^erab Slltäre o^ne Steltquien Ion{eIriert unb fomÖ bem KrAL Gebraut aber«
geben mürben. Sgl. Sc^mib, 6. 95 f., 194 f. 3u ben Sdtören in llij^orm unb in
Aaften» ober Sargform lamen ^uf^, unb bies Mon feit buftantinifc^er 3^it, über«
bauten, Salba^ine, getragen oon Säulen, meld; le^tere oielfa^ burc^ Querftanoen
80 unter einanber oerbunoen maren, um oerfc^tebbare Sor^nge aufjune^men. Diefe aber«
bod^ung mürbe als Siborium bejei^nei
2)as SRoterial, aus bem bie SItäre in bem 3^ttraum bis 1000 ^rgeftelU mürben,
mar $ol3, Stein unb aRetall. $oI} nennen occtbentalifc^e unb orientalif^e firc^Ii^e
Slutoren, fo Optatus o. SKUeoe, de schism. Donat. VI, 1; 3lujäuftin, c. Crescon.
35 Donat. III, 43. epist. 185, 27 ad Bonif. ; Slt^nafius, bist. Arian. ad monachos
56; Stein mirb ermähnt in ben Oesta purgationis Felicis (Solter, Urfprung bes
Sonatismus S. 11 ff.), oon (^feubo^ mguftin, sermo 230, 1 ; ^aulinus oon
Kola, epist. 32, 17; ^rubentius, Perist. IX, 100; Gregor oon 3l9|fa, de bapt.
Gbristi; (E^r^foft., in Joann. bom. 40, in epist. II. ad (üor. bom. 20; u. a.
40 Gegenüber btefen ^eugniffen fiber bie Gziftenj oon ^oljaOären !ann bie 9la(^>
ri&t, bog bereits oie römif^en Sifc^ofe (Eoanjtus unb Siloefter ben ausf^Iie^«
limen G^rauc^ oon Steinaltären angeorbnet, nubt auffommen. SBo^I aber ift es
riqtig, ba| bie ^o^emen Sntäre fett bem 4. ^a^r^unbert feltener mürben, mie
a\äf ber SQUobalbefdoflug oon Cpaon im 3- ^17 Taltaria nisi lapidea ebrismatis
45unctione non sacrentur) beftätigt. Dag bie ^obaltore nic^t fo leidet aus ben
Airc^en ju oerbrängen maren. ergellt aus mannen iilotisen au^ bes fpätem WUs.
3n Spanien gab es fold^e Sutäre no^ um bie 9Ritte bes 11. 3^$unberts ($ar»
buin, Acta concil. [17141 VI, 1 p. 1026) ; in (En^Ianb Men fie |i9 noc^ bis hug
oor 1100 nac^meifen, bis Sif^of SBulftan ein biesbepgliAes Serbot erlteh (Mabillon,
50 ASB saec. VI pars 2 p. 860) ; \a (elbft in grranfrei^ mirb noc^ am Gnbe oes 13. 3#^]^*
bie (Errichtung eines Aolsaltars geftattet (Martene, vet. script. et monum. coUectio
I p. 1387). 9u$ Sbelmetalle mürben jur ^erfteüung oon Slltoren oermenbet. 9luf
Aonftantin ben Gr. merben (ilbeme Sntäre in St. ^etrus unb ^Rarcellinus unb in ber
^etersfird^e m 9{om, melc^ le^terer überbies mit Golb unb CEbelfteinen reic^ oer^iert
55 mar, surü^effl^rt; eoen|o em golbener Slltar in ber Basilica Sessoriona. %uäf anoere
rom. Airci^n befagen ftlbeme Elitäre. 3n ber Sop^ienürc^e 5u Aonftantinopä ftanb
ein aolbener 9ntar unb meiere fol^er in ber ^Ig. Grabesür^e 3u 3(nifalem. Ob frei=
lic^ biefe unb ä^nliäe SHtäre majfio !onftruiert maren ober nur mit SRetaüpIatten oer=
Ileibet maren, lägt |td^ ni^t entfc^etben. Wi 9lüdfid^t auf bas gelegentlich angegebene
Ottor 395
(!5etDi(^t be$ URotertate mochte man glauben, bag in ben mei|ten Sollen ^öljetnc unb
ftetneme SItarldtper mit foUben flotten nur flberjogen loaren.
3Bie bie geiod^nli^n Xif^e tm SUertum mit einem XuA bebedt ju toerben f^flegten,
falls an i^nen ein aRapI aefeiert lourbe, fo auA ,,ber Xifdp bes $erm''. Sfirfte ber
Stau^, ben Sbenbma^btiH^ in entjptec^enber SBeife ju bebeden, au^ fc^on fo alt [ein 5
iDie biefer XifA {elb{t, |o gehört bo^ bos erfte \xi)txt 3^ugnis borUber erft ber jioetten
^Ifte bes 4. 3^^^^s* on; Cptatus, 1. c, eno^nt bas linteamen, was iiber ben ^ölj.
9ltar gebreitet iDuroe, tDä^eno er VI, 5 nur allgemein oon velamina \f(AAt $aufiger
berid^ten bie Quellen aus ben folgenben 3(^^unberten unb namentli^ mtttelalterli^
über Sntartü^er ; aber es ift meiftens niät ju ermitteln, ob fie eine ben gonjen Slltar 10
umf^lie^enbe Selleibung ober nur eine bte platte bes Altars oer^fillenbe Sede meinen.
Su^ bte Sejei^nungen für biefe Xflc^er äj^pia, tiißkrjuaxa, AJLovoyiöeg, pallia,
pallae, velamina dominicae mensae, tooju bater no(^ Ulusbrüde, tote vela, indu-
menta, mappae, panni, mensalia u. f. to. lommen. [tnb ju allgemein, als bag aus
i^nen beftimmte 6(^lüffe auf (Sröge unb Sef^^enneit ber Xfi^er gemad^t toerben 15
tonnten. Stur besfialic^ i^res Stones barf es auf ®runb ber Angaben bes Cptatus
unb fonftiger C5eiDä$rsmanner als ausgemacht gelten, bag meiftens Sinnen oenoenbet
iDurbe, obmo^I au^ gelegentliA Sütortfi^ aus 6eibe (Gregor oon Xours, bist. Franc.
VII, 22. X, 16), Purpur (Paulus Silentiarius, 1. c. p. 758 sqq., §arbuin, 1. c. I
p. 1370) unb Golbbrolot ((E^rnfoft., in Matth. hom. 50) enoä^nt loerben. unmöglich ao
t|t es, bie grrage nac^ ber ^o^I ber Sntartü^er genügenb |u beantxoorten. 3^^^|W9
loar aber biefe 3^1 \^mamnh. na^bem man angefangen ootte, me^ als eine X)ede
über ben SHtar ju breiten. Ster berartige Xfid^er nennt ein $tus I. untergefi^benes
Debet, bos jugleic^ auc^ jeigen fann, bag ber (S^au(^ oon mehreren Xuc^em ber
Srur^, etxoas oon bem tn bas 931ut iEfycx\n oenoanbelten 9Bein ju oerf^fltten , feinen S5
EUrbrung oerbanlt. 9to^ unferm 3^itraum gehört bas (Korporale an, unter biefer 8e«
Ic^nung in einem angeblichen 93rief Gregors b. ®r. nac^meisbar (MSL 77, 1331},
tft au$ als palla corporalis unb opertorium dominici corporis bejei^net, tDoqi
sfelbe 6täd, loelci^s 3fibor oon ^elu|ium aivdciv nennt, unb oon bem er ongieU,
inbem er an bos fieic^ntui^ 3efu erinnert , in ibm befinbe fiA bos jur Oblation »
beftimmte Srot (epist. I, 123). %m bem einen (torporale (^aua) lourben in ber
folaenben ^eriobe jtoei, bas eine, als Unterlage für bte ^Ig. (peffifte, auf ben SHtor
mit feinen XüAern gelegt, bas anbere als 6^u^bede über ben ftel^ mit ber $atene
oebreitet. (Erfqeinen beibe fürs erfte unter bem 9lamen corporate ober palla, fo
[e^e fi(^ toeiter^n ber 6pra(^gebrauA feft , mit corporale bte untere unb mit palla ^
Die obere ber in Siebe ftepenben Deden m bejeic^nen. 93eibe follten aus fieintoonb
befte^n. — Unter allen Slusftattungsaegenpänben ber Elitäre in romanifc^er 3^tt UMuen
bie antependia ober frontalia ^uftg bie prä^tigften unb loftbarften. 9EBie fd^on ber
9tame ausbrüdt, tooren es Deden aus me^ ober minber lofftarem Stoff ober Patten,
loel^e bie Sorberfeite ber ^Itöre f^müdten. 3n oielen pllen erhielten au^ bie Sieben« ^
feiten unb bie 9{üdfeite ber Sltöre fol^e Sorfe^er, loobei bie ledern bie ^Bejei^nung
dorsalia fü^en. C5en)ig ^aben bie Quellen, too fie oon vestes unb vestimenta al-
taris, vestire altaria u. bgl., oon pallia, coopertoria. laminae, tabnlae u. f. m.
fpre^en, oft nur bie Selleibung ber miäxt an beren Settemoönben im 9ltM|e; aber es
feblen in ber iRegel nähere Sln^aben, geeignet, {eben 3^^if^l p befeitigen. Sin (gleiches ^
aiu oon ben 9{amri(^ten über ftibeme unb golbene Sntöre : auq ^ier loirb es fii^ meiftens
lebiglic^ um Somi^latten aus 9Retall ^anbeln. £eiber ift aus bem d^r. Altertum toeber
ein maffio aus URetall ^ergeftellter 9ntar, noi) au^ eine 9RetallpIatte in gfo^ ^^^^
Slntepenbiums erhalten. Die älteften berartigen Sorfe^tafeln , bie man tennt, beli^
S. Ambrogio in SRailanb; fie ftammen aus bem 9. 30^^^- ^^ umgeben ben Slltar^
an allen oier Seiten. Slofe für bie 33orber[eite bes Slltars ift bie pala d'oro aus
bem 10. ^af)x^. in 6. üRarco 3U Senebig beftimmt. Die beutf^n alletallantepenbien
finb fSmtlu^ jünger als bas erfte 3^'^^oufenb, fo bie golb. Sntartofel 5U 93afel, {eM ju
$aris, ein (Sefc^en! Aaifer ^einri^s II., bie Zofeln ju Abfter»9leuburg unb Aomourg,
oon benen jene fi^er, biefe n)a^rf^einli^ aus bem 12. 3<^^^* ftammt. Durd^ Säulen ^
ober Streifen lourben auf biefen unb anbern (Exemplaren bie f^löc^en in gfelber einge«
teilt, bie (jHpuren ober Scenen aus ber biblif^n ober $eiligengef(^i(^te aufnahmen,
loobei mit STorliebe bie (Seftalt (£^fti in bas Sentrum geftelß maxb. 3ur (Er^d^una
bes (Slanjes unb äBertes bienten ^ufi^ CEbelfteine, Gemmen unb Glasflüffe, bie auf
bie platten aufgefegt lourben. ^ür ote Aenntnis ber Slntepenbien aus 3^u9(tpff ift^
396 KUat
man in bet $auptfad^e auf Ittterarifc^e Stottsen angetDiefen. 2)q}u fommen no^ W>'
bilbungen, bie tote {ene seigen, bog man 5U ben STltorgeiDänbem fofftorfte S^t mit
Silber« unb (golbftidereien tDoblte. Sieben biefen bemegli^en Sotfekem oob es auc^
feftfte^nbe in bie Seiten bes ^tars eingefflgte Steinplatten, gefc^mudft mit SRofatfen
5 ober 9{elief9, für bie man bie SRotioe aus bem ^eitgenoffifd^n gformen[d^<^, befonbers
9{iemen» unb Sfle^txoerl, unterbro^en oon SQmbolen, entnobm, }. S. m. Z. 66. 3ßenn
^iec ein 5treu5 auf bei Sorfe^Iatte erf^eint, fo borf too^l ffir alle ^tSre aus bem
elften O^rt^^f^nb angenommen toerben, ba^ bei i^nen, fofeme fie mit einem ilieuj
Siefd^mfidt Omaren, biefes nid^t eüoa als Arujtfix feinen $Ia^ auf ber platte, fonbem
„ eils ebenfo, roie bas 9Ronogramm (E^rifti unb bas itreujmonogramm , auf ber jlante
ber Sntarplotte ober auf ber Slltarbelleibung, teils über, hinter, oor ober neben bem
SDtar ^e. (Jrür biefe mfic^t fprec^en fotoo^I bie Serorbnung £eos lY . : Super altare
nihil ponatur nisi capsa et reliquiae Sanctorum aiit forte quatuor Evangelia
et buxida cum corpore Domini ad viaticum inürmorum, als aud^ alte 3^uaniffe,
15 mie fc^on bas bes Saulinus non 9loIa (c. XI, 664 in Felle), unb bie Dennnäfer in
£)riainal unb SIbbiumng. 3ln ber Sorberfeite oon Sntären erfcbeinen Areuje, unb jmar
in Slulptur ausgeführt unb jum Xeil oon Xauben, gfif^^n unb Sc^n flanliert, bei
8fl. Z. 25. 27. 28. 30 f. 35 f. 38. %n ber Sorb^eite unb ben S^malfeiten bes
mars, ber oon Deden um^fillt roirb, finbet fid^ {e ein 5treu^ b. ^. X. 8. 11. 60.
ao 263. 3Btnn gelegentli^ berietet toirb, bag ein Areus auf bem 9L Xifd^ befeftigt tourbe
(Soaqrius, bist. eccl. VI, 21), fo Q>irb bies burd^ Seifpiele, Q>ie gfl. Z. 290. 506. 571,
uluftnert. hinter ober n^n bem SHtar fte^t ein Areu3 b. gfL Z. 11. 13. 16, offenbar
als Sortragefreuj gebadet. SBurbe bas Areuj in Serbinbung mit bem Ciborium ge«
brad^t, fo btente es entxoeber als oberfter 9Ibfd9lug bes Salba^ins, fo b. gfl. Z. 11. 552,
95 ober aber es ^itm sufommen mit einer reifartigen Arone oon ber i>tSt bes Ciboriums
Aber ben Sntar Qerab. Slnftatt Arone unb 5trem ift an biefer Stelle aud^ bie erftere
allein nad^roeisbar. Sgl gfl Z. 387 ff. Diefe Doppelte Sbt, bas Siborium mit einem
5treu5 aussuftatten. toiro auc^ bur6 litt. 3^ugniffe belegt, toonac^ bie Sop^ientird^ 5u
jtonftantinopel unb bie 9RarienIirffie ad martyres 5U 9{om Siborien mit 5lreuj auf
80 beren Dac^lpike befagen unb bie ^opfte (Tregor III. unb lY. Jotoie fieo lY. fopare
Aronen mit Jtreusen f&r Slltäre romif^er Airmen ftifteten. gretlid^ gehörte bas Areuj
in unferm 3^il^^^ n^d^ leinesroegs m ben Stflden, bie ein Slltar befi^en mugte. Ss
feblt beifpiebroeife an unb bei ben SlÖären b. gL X. 2—7. 9 f. 14. 29. 40. — SRid^t
minber d^aralterittifc^ als ber 9RangeI oon Stanbireusen mit oem Srujifbms auf ben
86 platten ber Siltore ift für bas erfte O^^^ufenb ber oon fieu^tem an ben nämlichen
Stellen. SBo^I erlboben fi^ auf bem Siborium ber Sopl^ienlirc^e ju Aonftantinq^el
fieuc^ter (^aulus Silent., 1. c. 746 sqq.) unb toaren anbenofirts £eu^er oor unb um
ben Sntar aufgeftellt, unter benen es folc^e oon loftbarem SRetall gab, au^ toaren
^ufig $ängampeln mit einer gfl^nnme unb ^angeleu^ter in Aronen« unb Areujform
40 mit mei^reren frommen oor unb unter bem Siborium aufge^ngt (oal. 5. S. ^l. Z,
549. 554. 443. 445), aber man oermieb es {e^t nod^, bie fieuc^ter auf ber Slltarplatte
felbft unterjubringen. O^i^^J^^U^ red^net eine Darftellung aus ber 3^it Urbans II.,
auf ber 5 brennenoe Aerjen hinter bem 9ntar unb jioei mit üeu^tem auf bem Sntar jteben
— offenbar biefelben, toel^e na^ bem erften unb jroeiten rSmifc^en Drbo bie SKoIut^en
46 r. um) I. oon bem Slltar aufitellen follten — ju ben frül^eften, n)eld^e bie neue er[t im
13. Z^^' i^ flroheren ffieitung aelangte Slrt jeigen (gl. Z. 552). — SBirb ourc^
biefen X^eftanb bte oben angeführte Itturgif^e Siegel £eos lY. beftatmt, fo entfpric^t
es i^r au^, u^enn oiele ber ermahnten Seifpiele entn)eber bas Slbenbmal^bbrot ober bas
Srotgefag (pyxis), ben Aelc^ unb ein Su^, u^elc^es bei bemSRoJail tn S. Giovanni
60 in fönte ju Slaoenna als (Eoangelienbu^ bejei^net ift, auf ber Sutarplatte beutli^ er»
lennen laffen.
3n ben erften 3^tten ftanb in ben gottesbienftli^en Slaumen nur ein eimiger Slltar,
ben toon 3gnatius (f.o. S. 392,i7), ebenfo roie CSriftus, bas Slbenbmai^I, bas gleifc^
bes ^erm unb ben Süein, als Sinnbilb ber (Einheit beutet. Die Cinja^I ber Slltore in
66 ben Äirc^en betonen au^ Sluguftin, in epist. Joann. ad Parthos tract. III, 7 ;
(B^r^fojt., in epist. II. ad Cor. hom. 18; u. a., unb (Eufeb., bist. eccl. X, 4 foroie ^aulus
Silenttarius, descr. S. Sopbiae, fonjtatieren , bag bie Safilila 5U 2:9rus unb bie
Sop^ienlir^e ju Aonftantinopel blo^ etnen Slltar befagen. Seinen Stanbort ^tte ber
aitar in ben Safilöen of)nt Querfqiiff unb in ben Centralbauten geioö^nli^ auf ber
eo gjlittela^fe ber Slpfis, bod^ |o, bafe er an bas fiong^aus angrenste. SBar ein Iranfept
«ttor 397
oor^nben. fo iDUtbe ei in biefes bis 5ur (gtenje bes fiang^ufes oorgerüdt. Die morgen«
ISnbif^e ythrc^e ^ielt oud^ in boterer !^tti no$ an bent einen Slltar feft , too^enb ba«
gegen bie abenblanbif^e bie 3^^I i^^ Wiäte naif unb mA oerme|^rte. SereÜs $qu«
linus oon 9loIa (epist. 31, 6. ad Sever.) fprid^t booon, ban bie 5lird^e bes ^Ig. (grobes
rei^ an SlUören fei, eine 9lQ^ri(^t, bie ftorf übertrieben fem bürfte, ba ein Senm^« 5
mann aus bem 8. 3#^^/ nur brei Sntare in jenem Gotteshaus nennt (Mabillon, ASB
lY, 456). Slu|er 3n>eifel jte^t es aber, ba| bie 9{eIiquienoere^rung bas treibenbe
9Rotio bei ber Häufung Der Sntäre bilbete; unb bie gfolge wat, bag eine aallif^e Aird^
fd^on ^u fiebjeiten ®reaors bes ®r. 13 Slltöre befag (epist. Hb. VI, 49). sBergeblic^
uKtr bte ^eartion eimelner in ber Aarolingerseit wk au(^ noc^ im 13. o^^^- gegen* 10
über ber Überja^I oon vlltoren (S^annat»§ar^eim, Conc. Oermaniae I, 388, III, 599).
mos bie 3noentare mittelalterlicher S^xtAtn bexoeifen. ^otte bo(b beifpielstoeife 6t. 9ltfoIai
ju 3üterbog 30, bie aßarienüribe }u 2)an5ig 46, ber SRagbeburger Dom fogar 48 SU»
tore, unb jeid^nete bo^ ber ^erfertiger bes Sauriffes bes jtbfters 6t ®allen im
3. 820 auf bem ^lan ber suae^drigen Airc^e fd^on 17 Slltöre ein. 3lus ber 3Regopfer< »
ibee unb ben ^rioatmeffen fotoie bem 9{eliqutenfultus entlang biefe 9Re^rung ber
Sltöre mit innerer 9IotxDenbigIeü 3Rit 9tüdfi^ auf i^ren 6tanbort unb i^e Senoen«
bung erhielten bie Slltöre bes SRSls. befonbere Seseid^nungen, bie aber in i^rer SRe^r«
icäjil {ünger finb als bas erfte 3#^<^ufenb. Der $auptaltar ^ieg altare majus, capi-
taneum, cardinale, magistrum, prind^ale, ^o^altar, bie übrigen Slltöre altaria so
minora. Der SlUar, in u>eld^em bas 6antttffimum aufberoo^rt u>urbe, ffi^e ben Flamen
grronaltar. Stacbbem Sllexanber VI. geroiffen Altären 9IbIag)NrioiIegien 5U erteilen an«
gefangen ^atte, fprid^t man oon einem altare privilegiatiun. 9Buroen an einem foU^n
für bte Serftorbenen 9Reffen gelefen, fo erhalten fie eine plenaria indulgentia, einen
oolllommenen SIblag. Unter oen mittelalterL 9lebenaltfiren mar ber u^ic^tigfte ber bem »
^Ig. 5lreu3 geroei^te (altare s. cruds) , ber in ben AIo|ter« unb 6tiftslirqen auf ber
Srenje jmif^n S^or unb fiang^iaus ftm er^ob unb ^uft^ an einen £ettner (f. unter
£ettner) fi^ anlel^nte. (£x u>ar für bie fiaiengemeinbe befttmmi — !lragaltare (altaria
viatica, portatiüa, itineraria, gestatoria, motoria) lennt erft bas 9R^. feit bem
7. 3^^^- 93on 3Riffionaren, ^ralaten unb dürften auf i^en Steifen beim C&ottesbienft »
benü^t, nutren biefe Slltöre aus $013^ 6tein ober SRetall gefertigt, unb yaxa roegen
i^res befonbem !^mtdts in Keinen Dtmenfionen, fo bag fie nur 9{aum für bie ^enb»
ma^Iselemente mtt i^ren (gefögen barboten. 3n wrem 3nnem enthielten biefe platten-
ober laftenartigen Slltor^en Reliquien. Seifpiele bei gl. Z. 342 ff.
2. Som 3. 1000 bis 1300 etxoa. Die alt^r. unb frübmittelalterl. 3eit binterlieg ss
ber romanifc^en Aunftepoc^e einen Slltar in Xif(^*, 6arg« ober Aaftenform, fenr häufig
mit einem Siborium ilberbad^t. 93on biefem überlommeiten (Erbe beba^rte oie neue
(Epoche in ber ^guptfac^e bie ®eftalt bes eigentlid^en Slltars, bagegen erfe^te fie ben
baOMubinartigen Überbau bur^ einen ^interbau. 6u(^t man nam ®rünoen fihr biefe
Umgeftaltung, fo ift oor allem ju betonen, bag bie Slnsie^ungsbaft ber 9{eliquien am 40
Xnfang bes 2. 3^^^^ufenbs no^ gröber u>ar als am Cnbe bes erften. Dem 9Bunfd^
ber Snbad^tigen, fie oor Slugen 5U ^aben, entfpra^ freiliä bie bisher übli^e Sei«
fe^ungsort nur in feltenen (^Ilen. äBoIIte man i^m aber 9ie^nung tragen, fo muftte
man fi^ ent[i^Iiegen, bie ^eiligen Slefte, bie feit^er unter, in, ^mter ober oor bem Slltor
^eru^t, auf otefem unterjubringen. Dag gerabe bie Translationen ber 9{eliquien oon a
iffttn frübem Sergungsorien auf ben Slltar bei ber (Entfte^ung ber neuen Stltarform
eine toicQtige Stolle fpielte, barf aus ben Sta^riAten über jo^Ireid^e Hebungen unb
Steuaufftellungen oon ^Ig. Steften aus bem 11. 3tt9t^unbert entnommen roerben. 3m
13. Z^^^' g^brten Steliquien auf bem 9ntar 5U beffen regelmäßigen Susftattunos«
ftüden. I^anbelte es fi^ babei um Heine ^artilel, [0 lonnten fie, m einem itöftqen so
u. bgl. eingef^loffen , unfc^ioer auf ber 3lltarplatte felbft Sßlaij finben. 9Bo bagegen
6tüde oon größerem Umfang ober gar ganje 5lörper in Setrar^t lamen, mußte man
für i^re 6(^reine einen anbern $Ia^ fu^en; unb biefen fanb man burc^ (Errid^tung
eines ju bem Slltar ^injutretenben ^interbaus. Die noq er^Itenen Driginalaltare
aus bem genannten 3^itraum unb Slbbilbungen, leiber toenig sol^Ireic^, kffen an ber 66
^interfeite ber Slltarplatte einen 9(uf[a^ erfennen, nii)t ganj fo ffoä) roie ber Slttar,
retabulum genannt. 3lus 6tein ober ^olj ^ergeftelU, trug ber 9[ufbau entxoeber
6fulpturen ober SRalereien, ober aber er rourbe mit befonbern uRetallpIatten, SBebereien
unb 6tid(ereien befleibet, bie bie SejeiAnung superfrontalia filmen. Die bcorgeftellten
SegenftSnbe entfpred^en benen auf ben Slntepenbien. 60 erfd^eint loieber^olt (^riftus eo
398 SUtar
mit feinen 3üngem, ©citer SRaria mit bem ftinb, Serlünbiguna unb laufe 3^fw,
fobann ber «Belreusiflte mit Scenen aus ber §eiligen»(6cf^i^te (gl %. 116 ff.). Offen*
bar bienten jum Sd^mud ber 9{etabeln aud^ in man^n fallen 9leliquienlaftd^n , bie
aüerbings häufiger iqre Stelle unter bem Salbac^in hinter bem Slltarauffaik gefunben
5 ^6en toerben. 9Bo noä) fold^e Salbac^ine erbalten finb, erinnern fie an oie frül^em
aiborien; roie biefe roerben auc^ fie Don Säulen getragen, nur finb biefe manAmal in
pei Stellungen über einanber angeorbnet, fo bag ber Slnfbou jmeigefc^offiQ u^trb unb
m feiner obem Startie ben Sleliauienfc^rein aufnehmen lann. Son romanifd^en 9ldU
quiarien ^ai nod^ eine größere 3a^l bie Stürme ber !^eittn überbouert ffieme gdb
10 man i^nen bie gform eines Sarges ober Kaufes, roobet man Aufifer, Silber, (&olb,
(Elfenbein als 9Raterial nm^lte unb (Email, giltgran, (Ebelfteine, (Bemmen u. f. xo. gur
Serjierung benü^te (eine 3ufammenftellung größerer Se^lter bei SRünjenberger S. 37).
— !bie fo geftalteten Slltaranlagen mürben mit SSulen umgeben unb unter einanber
burc^ Stangen oerbunben, oon Denen oerf^iebbare Sorbönge (2:etraoelen) ^rab^ingen.
li 9ßie biefe äiorl^nge f^on bei ben Sibormmsaltoren Daju bienten, um m&^enb be*
ftimmtec 2:eile bes (Bottesbienftes ben Slltar ju oerpUen, fo au^ bei ber neuen gform.
m^n ibnen, ben beweglichen SIbfperrungsmitteln, lennt bereits bie aliäft. 3^^ ^4
unbemegltc^e Sd^ranlen, dlxrva, Tteglßokoif xvxloi, xiyxUdeg, xdyxeXoi, Ijoxot u. f. to.,
cancelli, septa, pectoralia, bie, Hb unb ju fogar aus ®olb ^rgeftelU, ben SItar um*
30 gaben. 3nbeffen finb fie bamals nod^ niAt überall oor^anben, unb umgSunen fie nur
ben 9{aum unmittelbar um ben Slltar. (Erft ber naA unb na^ fi^ immer me^ geltenb
moi^enbe (Begenfo^ jmifc^en Alerus unb fiaien lögt bie Sd^ranlen |^figer toerben,
inner^lb beren fidd gu bexoegen als befonberes SoneAt oon ben Alenfem in Slnfprud^
aenommen mürbe ; unb bas Slnmac^fen bes Alerus führte bagu, ba^ mit ben Sancellen
tftmmer arögere 9{aume eingefriebigt mürben, mie oeifpielsxoeife bte AlemensÜrc^e tu
9{om jetgt. Segretflic^enoetfe t^t unfer 3eitabf(^nitt btefer (Entmidlung hinen Cin^Q;
anberfeits fc^eint aber ber abenblänbifc^en Ritäfe es ouc^ feki no(^ nidbt geglüdt ^u fein,
bosfelbe ju erlangen, mas bie morgenlanbif^e nad^ bem Sieg ber ^ißerfreunbe mit
ber (Errimtung ber SUbermanb errei^, in oen S^ranlen einen integrierenben Sefianb*
80 teil bes vlUatraums 5U f^offen. — Seit bem 13. 3<^r^. erfd^inen Sfters Areuje, aud^
mit bem Srudfixus, unb £eu^ter auf ben platten ber Slltöre, o^ne ba| feboi^ in
biefem unb bem folgenben 3^^^unbert bie Siegel, bie 3nnocen3 III. auffteUte (de al-
taris myst. II, 21), ein Areu3 jmifd^en mti £eu^tem, ftrenge eingel^lten morben
märe. Denn balb finbet man Areuje unb fieu^ter mit einanber, balb getrennt. (Ebenfo
86 ift bie 3p91 i>^t £eu^ter oerf^ieben : es begegnen ein ober gmei £eud^ter, feiten aber
me^r. Sgl. gl. I. 17. 18—21. 264. 412. S3on ben fonftigen (Segenftänben, bie
bireft ober inbirelt }ur Slusftattung bes 9Iltars gehörten, feien no$ ermähnt (Eoangelien*
büd^er, oft in funftoollem (Einbanb, flabella, Herne (Blöden unb 9Bei^rau(baefäge.
3. ^om 3. 1300 eima bis 5ur 9tef ormation. 3n 3tolien ^e li^ ber (Etboriumsaltor
40 [o fe^r eingebürgert, bag er bie ^txi ber romanif(^en Aunft überoauerte ; ja er trotte
lelbft ben (Einftüffen ber (Botil, mie bie (Exemplare in S. Paolo fuori le mura,
S. Giovanni in Laterano, S. Maria in Cosmedin ju 9{om u. cl bemeifen, unb
no^ ein Semini burfte i^n nid^t oerf^mä^en, als er bie Aonfeffion in St. $eter ju
fAmüden ^e. 9Iud^ an anbem Orten mollte man \xd) Don biefer gorm ni(^t trennen,
45 au; f^on bie C5otiI neue unb prö(^tige £eiftungen oon ^Itarbauten in ^fllle unb (Jrülle
aufmeifen tonnte. (Botif^e Siborien finben fi(9 j. S. in Stegensburg, SBien, SRaul«
bronn, Dinlelsbü^l ; freiließ finb biefe nur als msna^me oon ber ^egel ju merten,
meldte burd^ Slltare mit $od^bauten an i^rer 9{üdfeite bejeid^net mirb. SBä^renb in
gfranfreidb bas 9{etabulum \xd) bis gegen 1400 behauptete, mürbe es in Deutfc^lanb
60 f(^on früher oerbrängt burA Qö^ere ^iluffä^e. Den Übergang ju ber neuen %[rt ftellen
SOtäre bar mie ju St. (Elifabet^ in SRarburg (3. 1290), ber, aus Stein aebilbet, brei
oon Stüihen getragene 93alba(^ine aufmeift, hinter benen ber 9{eliquien(d^rein $la^
finbet 3m meitem SSerlauf trat aber bas Seftreben, in ben 9Iuffa^en nur Stammen
für bie Sleliquienbel^lter 5U f(^en, me^r unb me^r jurüdt. Die Qlg. 9{efte merben
66 mieber regelmäßiger in bem 9(ltarunterbau beigefe^, unb mo man fie noc^ in fünft«
oollen Q5efägen, tn beren (Beftaltung mu^ Seiten ber Sorm unb Slusftattung bie ®oti!
®roftartiges leiftete, oerfd^log unb auf ben Slltören aufftellte, fpielen fie nur eine unter«
georonete Stolle. uRit biefer (Entmidlung ßing $anb in $anb, als SRoterial für bie
mffäj^e $o]^3u oermenben unb einen letl berfelben bemeglid^ 5u mod^n. wi bas
Go feftfte^nbe Uliittelftüd, ben Schrein, mürben bre^bare gflügel (ostia, £iber) angebet,
«lor 309
mit benen jenes Derf^loffen loerben lonnte. Später erhielten SArein unb Slügel no^
einen {odelortigen Unterbau, bie ^rebella ober Slltarftoffel, toeU^e bie Serbtnbung upifcben
ibnen unb bem Slltartifc^ ^rftellte. Sei ben frfi^otifd^n SHtormerien , oie oer
^rebella entbe^en, rourbe ber Slufbau jiren^ or^itetionifc^ in ber gmrmaebung ber
3ett geilten, loobei bas 3Sta%^ uno Salbcc^tniDerl famt feinen Stillen ftoftig ent« 5
iDidelt QHtr. Der figfirli^ Sd^mud orbnete fi^ ber Slr^iteitur unter. Diefer felbft
beftanb bei bem Schrein unb ben 3nnenfeiten ber gflugel atwSfyüul^ aus Cinjelfiguren,
jeüener aus Gruppen. 3n bem 3^ito6f4nitt 00m le^en Siertel bes 14. bis jum legten
Siertel bes folgenden ^idbx^s, etoa, in beffen jiDeiter $äl^ fd^on ^fig bie Staffel
m ben Seftanbteilen bes ^oAbaus rechnete, roum bas ard^tteftonif^ äRoment n)eniger lo
betont als oor^; namentliq gilt bies oon ben Salbad^inen. bie \väf bem figfirliqien
Sd^mud anbequemen, unb oon ben X^firmd^en Ober bem S^irein, an beren Stelle als
obner SlbJc^Iug bes ®e]^ufes böufig genug nur eine lai^Ie fiinie trat. Die 3^1
ber Slugel, bie bis ba^in nur fetten bie 3^t jmei ilberftieg, tourbe je^t oft auf oier
eiAo|i 3^ n<><^ ^^ einzelnen Zeilen bes Airc^enfabres unb ber Sebeutuna ber ein* 16
seinen Zage n>urben bie £iber teilioeife ober ganj jufammengefloppt, u^oDon oie Slltire
ben 9Iamen Aloppen« ober SBanbelattore er^ietten. Srft neuem Datums ift bie Se«
}eid^nung berfelben, n^eh^ an bie 3<^I ^ Sflügel aidnilpfti Diptqc^, Zrinti)«^, Xet«
troptq^, ißentapt^c^ 9Bas ben Sc^mud bes SAreins unb feiner £ioer anlangt,
[0 XDumn ber Sd^etn unb bie 3nnenfeiten bes an i^n $unS^ft angrenjenben Sflfiael« w
paars mit Sfulptur, bie Slugenfeiten bes em)a^nten unb oie beiben Seiten bes
jmeiten gflfigelpoars mit SRalereien ausgeftattet. grteilid^ toarb in bie{er S^xt nväft
me§r bie Siegel ber gtü^otU innegehalten, bei Snioeiümng oon Sfulptur CEinjel«
figuren ober fettener (Gruppen }u mft^len, oielme^ lam feitt ber anbere Sraud^ auf,
in ben S^rein Sinjelfiguren unb in bas 3nnere ber gflügel Gruppen einsuftellen. 3Rtt »
bem 3#^ 1^75 etoHi ^t eine britte $^fe in ber ffie^i^te bes got. Slltarbaus an,
in ber bie Staf^I }u ben integrierenben Seftanbteilen bes Sittars gejä^U n>trb.
3^e Srette tvi!f/mft balb ber bes Schreines, in man^n (geaenben ober ouc^ ber b^
Steins unb ber geiffneten Sflugel; unb in ber Siegel wvcb |ie rechts unb lints mtt
einer Sogenlinie aogejd^Ioffen. Zrua bie ^rebeüa einen gefd^ni^en Sd^in , fo er^iett m
auc^ fie geioöbnlid^ ^ni^ereien, fettener SRalereien. Süai bte oorausge^nbe ^tü
\^n bei ber Sierja^I oon Slfigeln angelangt, fo lamen nunmehr oielfad^ noc^ jioei
toetteie, fix ober bexoeglic^ ge^ttene, binju* babei mürben bie feftft^nben £iber un«
mittelbar neben htm Sd^rein anaebraqt Vtx ^fte C&Ianj ourbe bei ber ®eftaltung
bes 3nnem ber gflügelattöre entfattet. 3nbem man fidb immer me^ oon ber $err* »
fd^ ber Sbd^itettur emancipierte^ machte man ben figfirlic^n Sc^mud 5ur ^aupt*
jcü^, fo bojs bie gemö^nlid^ tn ^rogen Dimenfionen ge^enen gfiguren unb
(Snippen in ihrer Serbinbung unter emanber einem Sleliefbilbe gleichen, ju bem bas
OmamenüDerf nur bie Staffage abgiebt. 3a in mand^en gfallen oeQi^tde man fogar gan}
baiaitf j }u ben S<^ni^« unb maJbubnn einen au^ttettonifd^en Slawen bin}ufiigen. 9Bo ^
man ft^ aber nod^ an bie Zrabition ber Vergangenheit ^ieU, fc^mpften oielfac^ bie
Pfeiler, bie Zräger bes obem Snagnyerts, }u bünnen S&ul^n unb Saum|tämnu^en
foioie DNerfc^Iungenen Sjten unb bie |elb|tftänbmen Salba^ine ju einer battkubinarti^en
ober 9lan!en" unb £aubn)erimotioen folgenben Seironung gufammen. Dag fretli^ otele
jtfinftlet unb ^anbtoerler biefe malerijqe Se^nblung lonftrultioer Zeile als etmas Un« ^
jttlängl^es em|rfanben, bemeifen biejenigen Slltore, toel^e Aber bem Schrein noA einen
SbAd^ befi|en in Sfonn oon ^Qramiben unb grialen. Damtt griff man im ^rinjip
oimr }tt ber frü^otif^en :^t\t jurild, menn aud^ bie bort ^enfd^enbe arAitettonifd^e
Stsetige einer oer Spatgotif entfpre^enben freiem Se^nblungsnetfe nei^n mu(
bie »telfai^ ben inneren 3ufA^^^n^n8 iififc^en ben einseinen (gliebem ber Slrd^itemir m
ni^t me^ lannte. Die Suffa^e Omaren läufta mit Statuen, fettener mtt 9lelief$ aus«
gdtattei — 9Bas ben SUbertrets betrifft, ben bie Serfertiger unb Sefteller ber aotifc^en
wtite 3UX Darfteilung brad^ten, fo umfa^ er bas £eben bes $erm, unter befonbertr
Setfidfu^ung feines £eibens unb Sterbens, unb bas groge ®ebiet ber ^eiligen«
~ li^ unb £egenbe. 9li^ alhu grog ift bie 3a^I ber Silber, bie bas 31Z jur Sor* m
^aben. Da ber ^o^altar in oielen JtirAen ber SRaria geo^ei^ loor , fo
e unb bie ^Ig. Sippe an biefer Stelle befonbers ^ufig, Q>ie bie $affion l^efu
am {oa. JCtreujattar. m ben fonftipen Slebenaltoren loerben g}fl^^^ ^^ Scenen aus
bem £eben ber ^eiligen, benen Ite geroibmet, beoorjugt. Dte Silberffille mar eine
lefa^ ChieUe, aus ber bie grrömmtgiett in i^er mtttelalterl. gform f^bpfen lonnte, unb «0
400 JUifir
bie bie ^^ntafie ber Sefc^auer niAt ru^en unb raften lieft, jumol bie eJHsuten unb
(Bnif^pen, nie ouc^ bie(&e^ufe berulltfire felblt^ nur feiten ote 9tatuif(nAe b^ $oIjes,
fonbem in ber Siegel ^o^tontie jeigten. Sior^bem bos ganje SntatiDeri mit einem
Aieibegrunb flbersogen max, lourben ®oIb, Silber unb gf<n:6en aufgetraoen. Die $inter«
5 arunbflöc^en lourben mit (glanjaolb bebedt^ nM)6ei bomosaerte SRufter ^Sufig als Unter«
läge Dienten ; [eltener finbet \i£ Ia[ierter (Solbgrunb mit aufgemalten Delorationen. Sei
ben Sfiguren unb ®nqipen in oAnt^erei Rotten in ber auten 3^i^ ®^^ ^^'^ Silber bas
UbergeoiAt ; feit bem (Enbe be$ äRittelalters übenoogen feBo^ bie roten^ blauen unb grünen
Sorben. X)ie SRoIbilber erhielten bis ins 16. 3<^^- hinein einen golbigen gintergrunb,
10 foioeit es fic^ um bie 3nnenfeiten ber Slltfire ^tüMsIte: bei ben Slugenfeiten, bie häufig
monoi^rom geilten u^urben^ no^m man aber baoon Slbftanb. 3i^^i$ regelmäßig ourbe
au(^ Ott ar^iteHonMe Stoßen ber Sc^ni^« unb SRalbilber famt ber iBdrönung oer-
fiolbei — Die 3^1 ^ noA erhaltenen got. SilberaUare beträgt oiele ^unberte ;
dbft bie fleinen Dorftirc^en Jteuen tbre Vertreter (Slbbilbungen bei aRfinjenberger). —
15 Der Umftanb, bag ber $o^au, aud} oenn er etnm nur aus Zäunen * ^olj bergeftellt
uxtr, ein erhebliches C&emi^ ^atte, lägt es o^ne u>eiteres begreifen, bah ber unterbau
(Btipes) in ben meiften gräUen ma|fio aus Sruc^« ober Sadfteinen ai^geffi^ nurbe.
lim ibn ^roortreten ^u laffen. erhielt er oben eine ^eroor^ringenbe platte unb unten
eine oder meiere Stufen. — wx^tx ben eigentMen Slltartfl^em bienten jur Slusfiottuim
so unb |um S^mud bes Unterbaus feltener uRetaluIatten, ^figer bagegen fhilpierte uno
bemalte ^oljtafeln, joioie geu)ebte unb geftidte Stoff e, fet es, baftfie alle Seiten um<
gdben, fei es, bag fte fid^ nad^ SIrt ber Slntepenbien nur auf bie grtontfeite bef&räniten.
b) Seit ber Sieformation. 9Bä^renb man im Gebiet ber reformierten Airc^e grfinb«
li^, loie mit ben 3noentarftflden ber mittelalterli^en jtultftätten, fo aud^ mit bem Wtar,
S5 oi^äumte, ber burA einen feften ober bemeglic^en Zifd^ erfekt umrbe, befeitigten bie
luiU^rif^n fianbesfir^en nur bie mit ber big. Si^rtft in ^iberforud^ fte^enoen 3^'
t^n, burA bie ber Zif^ bes $erm im Saufe ber 3tÜ 3um Dpferaltar gemoroen
mar. Da bte Siebenaltäre in ben (Bottes^fem erft Slufna^me gefunben, naobem bie
£)f^er:< unb ^riefteribee unb bie ^rioatmeffen 3ur Geltung gelangt, fo tonnte fic^ i^rer
80 bie eoang. AirAe unmbali^ bebienen, unb bes^Ib mürben folc^e Altäre entmebtr ouher
liütrgifc^en (gebraud^ m^^t cbtt an i^rer bisherigen Stelle bdaffen, mie 3. S. in St
fiorenj 3U Slfimberg, ober abgebrochen unb i^e S^reine u. f. m. an ben SBänben ber
Äird^en, Sa!rifteien unb Xfirme auf^e^ängt, oon mo fie allerbings fpäter, namentlid^
in ber 3^U ^^ Pietismus unb Slationalismus, auf ben Soben ber Jtuc^en unb ^an«
85 ^ufer manbem mußten. Unter ben oor^anbenen Slltören mürbe gemö^nlic^ ber ^odf*
altar megen feiner centralen Stellung oon ben fiut^eranem für bie gfeier bes ^Ig. 9Ra^Ies
in Gebrauch genommen, mobei fie nur bie^etxoaigen freiftebenben 9^eliquienbe^lter unb
bie 9Ronftran3 mit ber $o[tie ^imoegräumten, bagegen gemb^nli^ au^ bie mit ^eiligen«
figuren gefr^müdten Scbretne. bie i&ujifise unb Beuchter, bie ^ntepenbien u. bgl. Ion«
40 feroierten. 3a in oielen ^Ilen oer3iffitete man fogar borauf, bie 9{eIiquien<SepuIaa,
an bem Unterbau ber Slltöre an^ebraqt, i^res 3n^alts 3U entleeren. SBoren fie ioi)
oerbedt unb barum bie fl5ef(^r 3temlid^ ausgefc^bffen, baj fie bas Soll 3um Gegenftanb
bes Aultus mad^en mürbe ! i>it fo oon ben Stn^ngem sTut^ers geübte ^|)raxis entfprad^
bem gefunben, für bas ^iftorif^ Gemorbene entf^ängli^n Xattgefübl, mie auc^ bem
45 ed^t eoangelifd^en Sinn bes Sleformators. 9Bas £ut^er an ben Elitären ber lat^.
Aurd^e aus3ufe^en batte, galt i^nen als (Erseugniffen eines falfd^en Gottesbienftes unb
einer oerfeqrten 3Berfgere(^tigteit fomie als Zrägem einer befonbem öeiligleit. Der
(Bebrau^ ber Slltäre an fi^ ift ebenfo mie ber ber 5lru3ifixe, £i(^ter, Sloden u. f. m.
»frei'^ mos er befonbers Sarlftabt uno feinen Slnbängem unb ben Speisern gegenüber
60 betont. 9Benn er in ber „Deutfc^n 9Re|fe'' {m iBb 23 S. 237) faat „in ber regten
aReffe unter eitel d^riften mugte ber Slltar ni^t fo bleiben, unb ber $riefter fi^ immer
jum Soli le^ren'S fo giebt er bamit lein oerpfIi(^tenbes (gebot , fonbem nur eme 9ln«
regung, beftimmt einer^its burA bas Sorbilb bes erften ]^Ia. Slbenbma^Is, anbrerfeits
burd^ bie ^KAt unb oen 9Bun)(^, eine Sammluna ber miliigen, e^en C^riften berbei«
55 3ufü^ren, oielleid^t aber aui) oeranlagt bur^ ben alten Srau(^, ben er in oielen Airc^en
3taltens noc^ beoba^tet fanb, baft ber ^nefter hinter bem Slltare ftanb. Ss !ann !aum
jmeifel^ fein, bag £utber bei oer befürmorteten Snberung ber Sform bes Slltars an
ben ^o^n Slufbau benü, ber es bem (geiftlic^en unmögli^ ma^t, hinter ben Slltar 3U
treten. Dah^ bas enoäbnte SBort aber in ber Xbat nur ben SBert einer Slnregung unb
60 beiläufigen Semertung beanfpru^n barf, er^nt ]i)on baraus, bag er bie Gemeinoe oon
SIttt 401
,,eitel Stiften" jeitlebens nxift ju ftanbe gebracht, loeiter aber aus einem Slusfpruc^
oom 3- 1^30 unb feinem Serben gegenüber ben untec feinen Slugen entftanbenen
SItoneubauten. 3n ber Slusl^una bes 111. ^falms empfiehlt er fogar ,,XafeIn auf
benSIUor'' mit bem Silb bes ^Ig. atbenbrno^Is unb ber 3n[4rift ^f. 111, 4, möbrenb
er metter ^eroor^ebt, „bie anbern Silbe oon ®ott ober Qnfto mögen wofjil fonft an 5
onbem Orten gemolet fielen" (SSI Sb 40 6. 224). l)er SRaler ber ^Reformation
unb Sreunb fiut^ers, fiulas Aranac^, f^uf eine Slnjo^I SOtorbilber für eoang. Aird^en.
itann ou^ nid^t f^fj^^ftellt loerben, ob unb loie loeit £ut^ an ber (Entfte^ung unb
(geftaltung biejer sBtloer beteiligt i^, fo borf boc^ in bem Ser^Unid ber beiben Sßönner
3u einanber eine Sfirgjc^aft bqür erlannt vottittif bag ber jtflnftler nid^t geaen ben 10
Qusgefpro(|enen 9ßunf$ unb äBUIen bes iReformotors feine S^otelbilber auf oen 91I<
toren aufftellte. Sin (glei^es mirb man oon ben fonftigen gleichseitigen SRalem unb
SSb^em, ben €(^ö)rfern oon SlUarl^oc^bauten, oorausjeBen b&rfen. Ss ift bejeir^nenb,
bag unter ben eoang. Slltären nur in X^firingen unb SBurttember^ (Jformen oorlommen,
bte ber 9{fidmanb entbehren unb barum bie ^uffteUung bes amttrenben C5eiftli(|en an 15
ber $interfeite ermöglichen, bag bogegen fonft bte lut^. £anbeslird^en bie C&eftalt, (Jform
unb ^norbnung ber SlltSre am Snbe bes 9R9Is. unmittelbar flbema^men, mie ^aJ^Ireic^e
Seifpiele oon vlltameubauten im 16. 3<^^^* erfennen lafjen. ßu ben frfl^eften oon
fint^eranem errichteten SlltSren rechnet ieoenfalls ber ^u o^neeoerg aus oem 3- 1^39,
ber fiber bem Stipes eine ^rebella uno einen @%<^nt mit oier bemegliAen Slägeln 20
befiM, ein SBerf oon £ulas 5trana(i^ b. ^. Der uRaler entnahm ben (otoff für feine
Dantellungen ausfc^Iieglid^ bem Sl unb 31Z, fie^t man oon ben Silbern ber Stifter
ab, oie ^ier, mie ^öufig auf ben fpotgot. laA. StUanoerfen, begegnen; unb barin offenbart
[id^ ein (Jfortfcbritt gegenüber ber frühem ^^it, i>i^ ^ ^^ ftiefmfitterlic^ bejubelte,
Dagegen mit Vorliebe Sinjelfiguren unb (oruppenbilber aus ber ^eiligengef^i^te möpe. 25
^reoella, Schrein unb gflfiaelfinb auf Sorber« unb 9{üdfeite bemalt, unb ymt finb ju
nennen oome auf ber 6tan<^I bas ^Ig. SIbenbmabI, hinten bie Sluferfte^ung ber Xoten;
oome auf bem S^rein bie Aremigung, hinten ocis jfingfte (Berimt; auf ben glügeln
SRofes mit ben (gefe^estafeln unb 6ünl)enfan, Slbam oon Xob unb Xeufel in bie gölte
getneben, 3^^^^^ ^- 3^- i>^n SIbam auf ben (Belreujigten ^imoeifenb, S^riftus Zob so
unb Xeufel üoenoinbenb unb 9Raria bas 3efus{inb em|rfangenb, bie SilbniRe oer fürft«
li^n Stifter in falber (Jfigur unb barunter S^riftus am öwerg unb [eine Siuferfte^ung,
6ünbflut unb Untergana oon 6obom unb C&omon^a, alles figurenret^e Aompofittonen
unb jum 2:eil burdb entfprec^enbe Sibeloerfe erläutert (ogl. Darftellung b. altem Aunft«
benfm. bes 5t. Samfen 8. $. 6. 40 ff.; £inbau, £ucas SranoA 6. 311 ff.). 3lo^ m 35
£ut^rs fiebjeiten Dürfte au^ ber go^bau bes ^tars ber SBittenberger Stabtlud^e
entftanben fein, ebenfalls aus Aranac^s Sttelier ^eroorgegan^en unb aus ^rebella,
6cQrein unb joiei Slügeln befte^enb. gier legte es bie Snüdftc^t auf ben Ort na^,
neben biblifc^en Silbern bie gaiiptreorafentanten ber 9{eformation unb bes eoang. (gottes«
bienftes jugleiA ben Sefud^em ber Aird^e oor Sluge unb 6eele ju führen. 3m Sentrum, 40
auf ber ännenfeite bes 6^reins finbet fiA bas ^Ig. Slbenbma^I: S^riftus reicht bem
Serr&ter ben diffen* auf ber ^reoella fiutqer prebigenb, auf bem I. Seitenflügel innen
SDlelanc^t^on taufeno, auf bem rechten Seitenflügel innen Sugenbagen bas Slmt ber
SAIüffel oenoaltenb unb auf ben Seitenflügeln äugen bie Slufridjtung ber ehernen
Smiange unb bie Opferung 3faals (ogL £inbau, a. a. O. S. 259 ff.). SBenn aud) 45
nid^t in allen feinen äieilen, fo boA in feinen gauptteilen ift auf ben öltem Aranai^
ber go^bau bes SUtars in ber SBeimarer StabtfirAe surüd^ufii^ren , ebenfalls ein
Schrein mit plügeln, auf bem bie Areujigung ^e\u f(9on buriQ il^re centrale Stellung
als gauptfaqe betont ift ffiinbau, a. a. O. S. 400 f.). £eiber fe^It bei ben
SIteften eoarm. SHtarbilbem Arana^s ^euttutage bie urfprünglidbe ard^tteltonif^e Um« 50
robmung. 3^boc^ gejtattet bie äBa^rne^mung, bag bie Stnflüne ber 9{enaiffance an ben
Sutoren bie S^emperaoilber burc^ öl^emölbe erfe^en, bie ^a^l ber ftatuarifc^en Dar«
fteUungen in ber latb. Airc^e ftarf, tn ber eoang. Airc^e bes 9{eformations}a^r^unberte
auf ein SRinimum reoujieren unb an bie Stelle ber got. Salbad^ine, ^^ramtben, gfialen
u. f. w. Säulen, ®efimfe, (Siebel u. f. vo. treten lieg, o^ne loeiteres ben S^Iug , bag »
bas ®e^ufe ber ftranad^J^en Elitäre lein anberes nntr als bastenige ber gleichseitigen
lotb. uttb ber nur mentg längeren eoangelifd^en, alfo ben ^formen ber 9{enaijfance
entfpre^enb. 3^^^nfaIIs aber mar bei biefen älteften lut^. Slttören ber Silberf^mud
ebenfo loie bei ben fpätmittelalterliäen bie gauptfa^e, mie f^on aus ben (Srögenoer«
^Uniffen unb ber 3<^I i>^^ Aranailfd^en SHtargemälbe erl^eut, unb ber ard^ltcltotüf^e (^
9UaU9n09tlopiihit fttr Zytologie unb Stixdtt, 8. K. I. 2()
402 «tot
StoBmen bte Stebenfa^e. SRit biefent Stanb ber Dinge gab Jtc^ freiließ bte jioette
^alfte bes 16. 3<^t^- ni^t me^i jufrieben. aBS^renb bie Sr^iielten bis in bos fol*
genbe 3^^^- hinein bei eoang. Annd^enneubauten bie 9Ru|ter ffir i^re Grunb« unb Sluf *
riffe oon ber 6patgotiI entlehnten unb ^o^ftens ben (iforbetunaen bes neuen Stils
5 gegen&ber M burc^ Einbringung Don me^r ober minber ^a^lrei^en 9tenainQnce«3i^^'
flltebem abfanben, brachen bie Sefteller unb Serfertiger bes iirAlic^en SRobiliors fe
Snger befto me^r mit ber Jpätgot. ä^rabition. SBos fpesiell bie Stltfire ang^, b oer^
^id^tete man auf bie bemealtd^n Slflgel unb ben jtiU|^ Umfang ber ^reoella. mHott
Des S^reins mit feinen fiibem mürbe eine einjiae SBanb erridbtet, in bie bie SilWr,
10 in bret oertüalen Streifen angeorbneti eingelaffen lourben, btes noc^ in (Erinnerung
an bas got. 2:rio^^on. $aufig genug oerf^manb aber auc^ biefe le^te &innerung,
unb man füllte Die SBanb i^rer gansen Sreite nad^ mit einem ober meieren Silbern
aus. Daju lomen Slrc^iteftunai^men, bie bani i^rer (BrS^e unb ^usjtottung anfangs
mit bem Silberf^mud aUenfalls noc^ bos (&lei(^en)id^ hielten, fpöter aber ^ufig genug
15 ben Sinbrud ber Silber laum noc^ jur (Beltung lommen liegen. Diefer immer groger
loerbenben $err[Aaft ber Slrc^iteltur lam es fe^r ju ftatten, oag }u ben SlUar^od^bauten
im C5egen[a§ ju ber mittlem unb lefeten 3^it ber ®otiI loieoer oft Stein oenoenbet
iDurbe. ber es 3. S. in ber 9lilolainr^e ju Spanbau (1582) gejtattete, bem Sluffo^
eine ^o^e oon ettoa 8 SReter ju geben (ogL Sergau. ^au< unb Aunftbenim. b. $roo.
20 Sranbenb. S. 727). 910$ batte man aber au^ in oiefer 3^^ ^^^b^ Sreube an ber
gfarbenprac^t. Selbftoerftanblic^ sparen bie gemalten Silber farbta; baneben erhielten
nic^t minber bie Stein« unb $oljrelieh( unb Die Stein«, ^oh« uno Studor^tteiturteile
ißolnd^romie. 3n bie Steige ber foeben ^rafterifierten WSSat ae^ren u. a. ber 3U
SBiefenburg (1561) mit einem an bie Zriptraa erinnemben breiteiligen SanUteinaufbau
26 (pgl. Sergau, a. a. £). S. 776), ju SloAsburg (1576) ebenfo (ogl. Aunftoenlm. bes
Ä. Saufen, 14. §• S.87ff.), ju CBörsborf (1581) besgt (ogLSergau, a.a.O. S. 387).
ju Spanbau (1582) besgl. (f. oor^er). SIus ^bella, einem einfaAen SArein unb
einer grogem ober fleinem Selrönuna |e^en fidb jufammen 3. S. ber Slltar 3U mguftus«
bürg (1571), befjen Stauen ber Sub^uer S^reÄenfug fertigte — er arbeitete au^
86 an ben Slltaren 3U Xorgau, (Grimma unb ftolbi^ — (ogl. Aunftbenlm. bes R. Sac^fen
6. $. S. 33 ff.), unb ber 3U Äletnumltersborf (ogl. bafelbft 3. $. S. 101 f.). Diefe
unb anbere öQuIiAe ^od^bauten finb aus Stein ober $013 gebilbet, bie caxm als 9Ra«
terial für bie Weliefs in Setradpt fommen. Der in ber got. 3^ö bemertte SDBed^fel
pif^en SRalbilbem unb 9{eliefs auf ein unb bemfelben Stltanoerl bauert auc^ iei^t no^
86 fort; es giebt oiele ^öl3eme Sluffö^e, bie naäi biejer Seite ermahnt sterben fonnten.
Die Z^mata für i^re Darftellungen entnehmen bie SRaler, Silbfd^ni^er unb Silb^uer
ber ^Ig. Schrift, algeje^n oon ben (JfSHen, q}0 bie Stifter eüoa es loüntc^ten. fid^ unb
i^re (Milien im Sitb ober SBoppen oereioigt 3U fe|en. gfaft regelmäßig erfd^eint bie
einfe^ung bes ^Ig. Slbenbma^ls, ^öufig ber (Delreu3igte unb Slufentanbene, bie Serifin«
40 bigung, bas jüngfie (Stnäfi u. f. m. äBegen i^rer oorbilbli^en Sebeutung erfreuen fi^
unter ben altteft. Scenen befonberer Seoorsugung bie Opferung Sfaols unb bie erboste
Solange. Aann es bem aujmerifamen Seoba^ter ]d)on bei ber Setrad^tung ber Sutar«
bilber Aranar^ laum entgegen, bag ibre 3Iusn)a]^l feine sufölliae ijt, fo brangt \iSf i^m
auc^ angefi(^ts biefer fpätem Silber btefelbe SBa^me^mung auf. Die Slüdfidjt auf ben
46%ltar, als ber Saframentsftätte, fübrte 3ur Anbringung bes ^Ig. Slbenbm^ls; in Areu3i«
gung unb Sluferfte^ung lam 3um ^usbrud, bab bos ftreu3 unb leere (grab Aem unb
Stern bes ^r. ©laubens finb, ber mit ber Darftellung ber Serlünbigung auf ben Sin«
fang bes (Eoangeliums surüdfd^aut unb mit ber bes jungften (BeriAts auf beffen CEnb«
punite binausblidt. 3loi) oor bem Cnbe bes 16. Zw^- ntad^en Jiq bie Sinfiüffe einer
60 neuen S^mbolü geltenb, bie in ber gfolgeseit fic^ no^ fteigem. So finb an bem Span«
bauer ^erl 3iDei Aar^otiben 3U fe^en, (jr^uengeftalten , bie ber Afinftler als (Blaube
unb £iebe ^aralterifieri ^at, an bem Slltar ber Stabtfird^e 3U £iebero[e (1593) nthtn
(Blaube unb £iebe auc^ bie Hoffnung, oerfinnbilblic^t bur^ Sunbeslooe, $elilan unb
^^önix (ogl. Sergau, a. a. O. S. 494).
66 Die Slltore, xoel^e in ber 3<^it bes Sarods entftanben, teilen alle S^attenleiten
biefes Stils. 8lu^ an i^nen offenbart M ber Äontraft 3tDif^en ß©ed unb Sfciltel,
Svfydt unb 5orm, CBebanfen unb Sorftellung; bie gormen ©erben ins Derbe, Star!«
auslabenbe, S^mülftige oerie^rt. Die Slltanoanb ber Slenaiffance toud^ nadQ Sreite
unb $o^e unb bemeiüfpred^enb ibre ar^iteitonij^e Slusftottuna. Stuf f^erfallige $ofta«
eomente n)urben Säulen oon beoeutenber ®roge geftelH, über bie bas fernere, oft
mtüt 403
oerlropfte (BeMII mit [einen oeit auslobenben (gelimlen^ loioie Dreiedsgiebel^ S^neden-
^aibgiebel u. bgl. ^u liegen lomen. !Die Säulen Jtellte man häufig ju ya>tkn unb
breien biliffenförmtg neben unb ^intereinanber. SÖä^renb nuin anfangs aber no^ ben
Qifo^ ber Säulen na^ altem Sorbilbem geftaltete, gab man i^m fpäter eine gen>un«
bene (Jform. Daju lam, bog man bem 9RateriaI, aus bem biefe Slufbauten beftanben, 5
niAt me^ feine natürHAej)ratbe belieg, fonbem es oft mit SRormormuftern fiberjog. 3n
biefe 3^^ ^t UnnaturfälU eine bebeutfame änbening ^infid^iA bei Slnorbnung ber
^untftude bes Ür^I. SRobiliats. Die ÖbericJ^tfung bes äBertes ber ^rebiot im Lottes«
bienft unb mo^l aud^ bie (Erlennntis, bag bte SUto^oc^bauten mtqen i|irer enormen
Dimenfionen Das Shtge nid^t gan) b^ebigen tonnten, ffl&rte baju, oag bte Aansel feit 10
ber aRttte bes 17. ^oAiäfs. immer häufiger hinter ben Sutar oerleat lourbe, um fpäter
mit biefem ju einem (dangen oereinigt gu loerben, ein Sorgeben, jür bas man ^eutgu«
tage oieffa^ f^on in ber Sd^Ioglapeue gu S^maBalben ein Sorbtib finben gu lönnen
gbubt (00 img aber biefe Snna^e ijt (ogl. meinen Sortrag), fo n^eniq [tid^^Itig ift
bie anbere, bag in ber %oxm ber fog. itatuelaltäre bas (Ergebnis oon Ipegtfifc^ prot. (&e« 15
baiden gu erlennen feL £1^ bo^ ein Sltd in bie gleiAgeitigen lot^. Abtuen, bag aud^
fie turm^o^ ^(ufbauten hinter bem SlUar befi^en, an bte ber Xabernalel uno bie (Es*
pofitionsnif^ für bas Sonftiffimum ba angeleot finb, n>o in ben eoangelifc^en
®ottes6äu(em bie Xräger ber Aatuel unb btele ]elb|t begegnen. 3^ ^i^ fo9- Cathedra
Petri über bem SItar in ber Zrtbuna ber ^eterslinbe gu 9lom , ein (Ergeugnis Ser« so
ninis, geftattet einen no^ unmittelbareren Serglei^ mn bem ilangelaltar. 3nbeffen biefe
unfc^e Serquidung oon SDtar unb jlan^el genflgte ber (Sefc^modsrid^ng ber Saroa«
|eit no^ ni(^t. 3n oielen Sfällen n>ies he ber Orgel unb bem Sängerc^or einen $Ia^
über ber Aangel an. !Dag bei foIAer xluftfirmung ber lirAIic^en iKusftattungsgegen«
ftänbe feiner oon i^nen gu jeinem fqon burc^ bie Slftbetil geforberten 9{e(^ lam, fann ss
ni^ 9Bunber nebmen. mx meiften litt aber babei ber Stltar, ber oon ben aJlafjen
fiber i^m f Srmliq erbrfidt lourbe unb ber barum in ber Siegel gu einem an ben Seiten
gar nid^t ober bflrftig gef^mfidten jlaften oerfflmmerte. 9Burben SlUar unb jlangel un»
mittelbor mit einanber oerbunben, [0 bnnte man biefer oielfa^ nicbt einmal eine fleine
Släd^ gur Anbringung eines Sntarbtibes abringen. !Der Xltar mugte fi^ mit Arugifix unb so
£eu^ter begnügen unb ben Silberf^mud an bie gfläd^n neben unb fiber ber Aangel
abtreten, wo benn auA 9RaIereien, iReliefs unb Statuen, leMere nic^t feiten Überlebens:'
grog, aber in aufgeblafenen unb oerbre^en gformen, erl^inen. Das allegorif^
unb fnmbolifd^ (Element, bas fi^ bei ben bilbli^en Darftellungen ber 9{enaiffance tn
beff^ewenen (Brengen gehalten, brängte fi^ je^it me^ oor. SRan tonnte fi^ nid^t genug 35
^m, bas Sluge (Lottes unb ^^\ umgeben oon Strablen, Urnen mit lobemben
(iflammen u. bgl. an ben Aangeln angubringen, unb fu^te bie SIrmut an e^t biblifd^n
Gebauten burqi eine magbfe Häufung oon (Engelf^ren gu oerbeden. — Die Aunft
bes 9{ototo unb Smpire übernahm bas Schema bes Sarod'XItorbaus, bem fie nur i^e
befonbem Sin^elformen aufprägte. — Da bie meiften altem Airc^en Sntäre aus bem 4o
17. unb 18. Sa^r^., biefer größten SerfaOsgeit in ber (gef^ic^te bes Sltors, befi^en,
fo ionn ffigli^ booon abgefe^ sterben, eingehe Seifpiele aufgugä^Ien.
(Eine neue 3^ü in oer (Bel^i^te bes Xltarbaus inauguriert bas 19. Z^if), Die
Slomantit griff insbefonbere lieber gu ben altc^r. unb got. formen. SBeiter^tn n>anbte
mon au<^ Air^en. bie biesfeits ober jenfeits ber got. Q^oAe liegen. Die Sutäre
ber aüemeueften 3^^ tragen oielfa^, n>ie ber Air^enbou ber (Begennmrt, ben Stempel
bes (SIelthismus unb oubfettiotsmus, ber fi^ gu gut bflntt, um alte gute 3Rufter6o
genau m mibieren, ber barum aber au^ ber C5efa^ ni^ entge^, (Elemente, aus ien
oerf^ieoenften 3eiten jtonmenb unb fomit einanber oft oiberfpre$enb, gu oermif^en. Sor
allem finb jebo^ bie ^eftrebungen gu rfigen, mtläit bie itattgel hinter ober gar oor bem
Wka ouffteKen ooHen, Seftrebungen , bie fidb ni^t einmal mit (Brflnben ber Sw^*
mäbigteit beden Ibnnen, bie aber mit ben C5runbfäten ber $ft|«tä unb £iturgil unoer« 65
einbar finb. (Ebenfo ift oor ber 9leigung mand^ mr^itetten gu momen, ben Xltarauf«
fä^en eine gu groge ^usbebnung gu geben unb babei gu je^r bie ard^itettonif^e Seite
gtt betonen, nobun^ ber bitblid^ Si^mud in SRalerei unb Stulptur noüDenbigeru>eife m
einem bfirmgen Sn^ängfel begrabiert oirb, gumal toenn baffir nid^t ttma entfpre(9enbe
Mblif^ Siloer unb Symbole, fonbem (Engel, ftilifierte Slumen u. bgl. geuriip n)erben. eo
404 mtttt SUttttfidtt
GoIIen in biefem 3uf^^m^^^n9 noc^ einige hine 3BinIe für bie 3Bfirbtgun^ unb
(Beftoltung bes ^ntars innerhalb ben lui^. unb ben unterten Antuen, beten (Sotiesbtenft*
ßtmen auf bie 9{eformation fiut^ets surfi^el^en, gegeben loerben, fo ift junöt^ft gu
tonen^ bag, u)enn oon Slltar getoo^n rotrb, btes nur im Sinn bes poulintfd^en
6 „Xif^ bes ^etm'' unb mi) bem SBott fiut^etd, ber SQtoi fei y,bo}u georbnef^ „bag
man bas 6alrantent borauf Rubeln follte'' (ogL (ESI 40. Sb 6. 224) gef^e^en tonn.
Slnbetnfalls I&uft man (Sefo^r, bie Srenjünie, u>el^ bie eoang. Ricä^ Don ber lat^o*
lifc^en trennt^ gu fiberfc^reiten. Die 3bee bes SlUors, als ber Statte, an ber bie Oft.
(gemeinbe bas SRa^I bes $enn begebt, n)irb auA baburc^ nic^t eingefd^r&nlt ober gar
10 aufgehoben, ba^ oor bem|elben nod^ anbere fultifc^e ^anblungen. n>te ftonftrmation,
Xrauung unb Orbinotion oolljogen Q)erben. Denn bei iBnen finoet !ein etgentlid^
(Bebrau^ bes Sntars [tatt: unb es ift bejei^nenb, bag £umer in feinem „Xraubfl^Ietn''
bem (&et|tli^en einen ^la^ oor bem SHtor antoeiH^ o^ne febo^ feine ermahnte Susfage
fiber ben 3n)ed bes 9utars gu änbem (ogl. £31 23. Sb. 6. 211). Der 3bee bes
16 eoang. Slltars mirb aber nur ooll unb ganj genügt, u)enn bas ^Ig. 9Ral^I nie jebes
3Ra^I auf einem Xif^ gefeiert n)irb. 9ßag man au(^ im einzelnen noc^ fo grobe 9lfld«
[i^t auf Die Umgebung bes Altars, namentlid^ auf ben Stil, in bem bie i^n um«
teliegenbe Airc^e erbaut ift, nehmen, fo barf bo^ ni^ auger a^t gelaffen merben, bag
Der Z\\if oon primärer, aQes anoiere aber oon fehinborer Sebeutung ifL Darum
20 foUen etumige Stborien, StfidoSnbe unb ^o^bauten, ausgeffl^ in 9(r(^neftur, 9RaIerei
unb Sfulfrtur, niemals eine (&rö|e unb 9[usftattung er^dten, bag baburc^ ber (Einbrud
bes ZilAes beeinträ^tigt mirb. (is entfpric^t ber Stellung ber Aommunion im (Bottes*
bienft, als bem $ö^unit ber gemeinbli<i^en gfeier, wtnn bem Slltar bie öauptftelle im
®ottes^aufe angemiefen n)irb, in einem befonbers abgegrenjten 9{aum (Spfis, (E^or),
26 ber aus oerf^ieoenen, bier ni^ jur (Erörterung fte^enben (Brflnben unentbe^rlid^ ift.
^dlt man aber biefen (Befic^tspunlt fe|t, fo u)irb man baoon Umgang nehmen mfiffen,
bie £)rgel hinter unb bie Jtan^el hinter ober oor ben Slltar ju »erlegen, votil hahwcd)
feine centrale Stellung jum mtnbeften in prrage gefteüt, XDenn ni^ oöllm aufgehoben
n>firbe. Dagegen entfrfie^It es fid^, ben Slttar burd^ Slnlage einer ober mehrerer Stufen
30 über feine Umgebung berausju^eben unb il^n frei ju jtellen, lekteres befonbers aus
prait. (grünben. Die ^Itarfd^ranlen, unb ooren fie au^ auf bie Qeinften aRa|e rebu«
}iert, ^oben in ber eoang. Airc^e, bie leine Xrennuna jiDtfd^en ^rieftem w& £aien
lennt, i^r Sle^t oerbren. 3^ ^^^ notxoenbigften Slusftattungsgegenftönben bes SlUars
gehören auger ben (gefägen für bas ^Ig. Slbenbmai^I itrujifis, nimt einfa^ itreuj, ba
86 bie|es nic^t bie ^atwtfa^e ift, fonbem ber (gebeujiate , unb minbeftens jniei £eud|ter,
(entere in allen ^Im niebriger als bas itrugifix. 3ft ber (gebraud^ oon 5irujifis unb
£eu^tem and) erft pingem Datums, fo ffobtn fie boc^ in ber eoang. Rvtift ein
^iftorif^es 9{e^t, gang abgefe^en oon ben biblif^n (gebanlen unb ber f^mbolif^n Se«
Deutung, mit benen i^re Slufftellung gerechtfertigt loerben lann. Sreilic^ bitrfen bte £i(^ter
40 auf ben £eu^tem, u>eil fie ni^t einem pralt. 3u)ed i^ren $Ia^ auf bem Slltar oerbanfen,
nur aus SBad^s befielen, unb nid^i etwa (&as, loie 5. S. in ber Stabtfir^ ju Xorgau, ober
eleftrtfdbes £t(^t, loie 3. S. in ber Aaifer äBili^elm « (gebä^isfird^e ju Serftn, baju
oenoenoet werben. 9lbgef^madt ift es. {ünftlid^e Suletts jum S^mud bes Sntars
5U benfl^en; baaegen ift nid^ts einjumenoen, xotnn man befonbers an gfefttagen einige
46 Strange aus frif^en Slumen jmifqen Armifix unb £euc^ter ftellt. Der Skalier bes
Sntars als Zif^ bes $erm, an bem bas Qlg. 3Ro^l gefeiert mirb, erbeifc^t eine Dede
aus £innen, nid^t SaumiooIIe, äBoIIe ober Seibe, bie aus prait. 9{üdfi(^ten am Seften
über eine untere Dede aus gröberm Stoff ausgebreitet mit\>. (Beftatten es bie Ser^It«
niffe, fo ift es burd^aus iDünf(^ensu)ert, ben Sutar mit Slntepenbien ju fd^mfickn, beren
60 Srette fi^ naä) ber Slusjtattung ber einjelnen Zifd^e ju rieten fyst Dtefe Slntepenbien
in ben belannten liturgif^en grorben unb mit entfpred^enben Darftellungen, in ber Siegel
fombolifr^en, finb nii)i minber mk bie Xexte fiu: bie £eItionen unb ^rebigten geeignet,
oen C&ang bes Airr^enja^es ber ®emeinbe jum lebenbigen Seiougtfein ju bringen.
55 aUtenbnrg, ftolloquium 1568—1569 f. ^^ilippiften.
HÜtn^itin, Aarl Orrei^err oon, erfter preugifc^er Aultusminiftec (1817
bis 1840). (Sine erfc^öpfenbe ^arfteEung feined £cbend unb ^^irtend wirb bi^^er Dermigt.
X^oluct tonnte no(^ in ber ^weiten Auflage bicfed ^erfee nur auf ben beutfc^en 9{etroIog
VUtnfl^ 405
1840 uitb einen bürftigen ^J(rti!cl in.^igonb^ ^onDerfatiun^Iejrilon ucnueifcn, ba tt)m bic
fett^er me^rfad^ benu^te ^anbfc^riftlid^e @(ij$e Don So^onned ^(Sfui^ (^Berlin, ^öniglic^e
Sibliot^el) entganaen mar. ^n ber ^toifc^enliegenben 3eit finb manche neue S9eiträge jur
Surbtgung ^Itenfteind erfcbienen. Srreilic^, bie uoQftänbige SSiogrop^ie, bie ber gfrei^err üon
Stein 5U ftoc^berg in ^u^^fi^t geftellt l^atte, tft audgeblteben, immerhin ift bie ^rtitelferte 5
beSfelben ©erfoffcr« in 3)eutf(^e JRcöue 7. S3b. eine bQn!cn«tt)erte SlniQ^Iung. 3)er ®oIb*
fdöm!btf*e «rt. (?lb53 36. ©b.) cntjie^t fid^ bem «UQe leitfit, toell toir Ältenftcin nid^t unter
Stein ju fuc^en pflegen. (SBenba ^aben einige ber Mitarbeiter ^ItenfteinS i^te ^ürbigung ae«
funben. 3n SBIuntfd^Ii^ 2)eutf(^em @taatdtti5rterht<4 f^ai ^Iming ou^fü^rlid^, in ^erbp
enct^flopäbie ber 92eueren «efai^te SBaiHeu turji über i^n berietet. SSi^tige Beiträge liefern lo
ferner Xreitf^ted ^utfd^ (Skfcl^i^te im 19. Sa^^^unbert unb SSarrentroppS äRonogropl^ie
über So^anned Sc^uli^e. 2(u(^ auf bie S)atfteaung ber Nrc^Ii^en ^abinettdpolitif gfriebric^
^il§elmd III. burc^ $3anaemannr $uma( auf ben Sd^Iugparagrap^en , ber ^angemannd
frü^ercd Urteil über 91Itenftein (Sieben ©üd^er preugifc^er JHrc^engefc^i^te) feiertid^ prüdt«
nimmt, barf umf ome^r oermiejen tütvbtn , al^ bie lanbläufigen ungünftigen ©eurteiifunaen 15
be« SRtniJterö jum großen Xelle auf SBangemannS Ältere« Äer! jurüdjufü^rcn [inb. 4ic
9lhen be« ©e^eimcn ©taatSartftit)« ju ©crlin finbcn eine (grgftnjung an ben in ber ^t»
giftratur bed preugifc^en foltudminifteriumd t)erbliebenen fomie an einem, n)ie verlautet,
nid^t unbeträchtlichen ft^rijtlidjen ^^ac^laft. Q^ft bie umfaffenbe Durcharbeitung biefer CtueSen
mürbe eft ermöglichen, in jebem einzelnen ^düt 9lltenfieind £igcne ^Inftc^t unb feinen t)erant« 20
mortlic^n 9lnteil an ben Magnal^men ber Siegierung (bad wafi \>on 3nitiatit>e, ^ompromi^
unb ^iberfianb) annä^ernb ^eraui^jufteHen.
Rml ^i^n von Stein 3um SHienftetn, in ber Siegel lurjmeg Sntenftein
^enannt, nmrbe 5U SlnsbaA am 1. OftobÄ 1770 geboren; fc^on 1779 oedor er
einen Sater, ber als 9{mmeifter in morlgrSflid^en Dienften ftanb, unb |o fiel2ö
ie Srjie^ung ber Ainber (ftorl mar ber filtefte von 3 (Befc^miftem) gans ber uRutter
m. bie oermSge einer reichen (Seiftes« unb ^erjensbilbuna biefer Hufgabe oor anberen
uRüttem gemachen erfc&ien, aber boc^ ben fe^Ienben oftterli^en, mönnliAen Sinfluj]
niAt erfe^en lotinte. 2)09 merlmflrbige UnoermSgen 3U einem burAgreifenben (Ent«
d^mj], bas an bem fp&teren 9nten[tein um fo auffälliger ift, als es fim mit bofier (Ein« ao
t6t unb [Dörfern Urteil paart, geqt in feinem Aeime mo^I mit barauf surfia, cHig ber
)eft{mmenoe (Einfluß feiner 3uaenb ein meiblid^er, ber ber SRutter, uoar. (Er obfobierte
bos (SQmnafium [einer Saterftabt unb besog bann bie UntDerfität, um fic^ bem Stubium
ber Stifte 3U miomen, suerft in (Erlangen, fpSter in SSttingen. Ss fprtd^t für bos f^on
in bem O^^Slinfl oor^nbene geiftige £eben, baft er nid^t in feinem (l^qftubium auf« 35
aingjjonbem neben ber 3«rifterei auc^3^tt für feine fiiebbobereien fanb: ^^ilofop^te,
mjieu 9{eIiaionsp^iIofop^ie, unb Staturmiffenf^aften, fpejieu SotanS. Dag er aud^ in
ber Orientalinnen fiitteratur f{$ umgefe^n ^aoe, bafur ift uns S^olud ber ein3ige, aber
iiemig unoerofid^tige (Semö^rsmann. 3m ^afftt 1793 trat er als Kammer» unb Sanb«
c^oftsreferenbar bei ber Ärieas« unb Domänenlammer feiner mittlermeile peufeif^ ge» 40
morbenen öeimat ein. (SJgl. SB. (Bermann, in ben ^o^ensollerif^cn gorfc^ungen in
6. 1 ff.) (Er ^e ^ter bas Slüd, unter $arben6erg als feinem Sorgefe^ten 3U arbeiten,
ber bte ^eroorragenbe SefS^igung bes jungen Seamten balb erlannte unb i^m feinen
meiteren SBeg geebnet f)ci, ^arbenberg mar es, ber i^ 1799 naA Serlin berief, mo
Sntenftetn balb eine maggebenbe ^erfonlid^Ieit mürbe, befonbers als Slutoritöt in Srnton}« 45
fad^en galt unb fc^on 1803 jum Geheimen Oberfinan^ot aufrüdte. (Enbe 1806 finben
mir i^n beim preugifc^en $ofe in itönigsberg, im3ultl807 alsSRÜglieb berSmmebiot«
lommtffion. im September besfelben Ijo^res bei ^arbenberg in 9{iga. $ier mürbe er
feines 9Reifters (Berufe bei Ausarbeitung besJBIanes vvc Sleorganifation ^reu^ens;
^orbenbergs grober (Entmurf bafieri auf einer ^tenfteinifd^en Demf^rift, beren lettenbe 60
Sebonlen anerbmgs oon Stein u. a. bereits oorg^ei^net moren. ^x ben fpSteren
ftultusminifter ift barin oor allen Dingen ber ^af^s über ma^e SBiffenf^oft, f^one
itunft unb Unioerfitöten ^arafteriftifd^, 3iDede, bie fic^ oon feloft bejd^lt ma^en unb
für bie barum ber Staat au^ in ben f^merften 3^^^^ bie erforberlid^en SRittel muffe
flüffig mad^n fönnen. SIls im ^afyit 1808 ber grellen oon Stein als Icitenber Staats« 60
mann ^reugens unmöglich gemorben mar, mürbe auf ^arbenbergs Setreiben 9ntenftein fein
(Erbe, ^m 24. 9looember 1808 jum Si^anpinijter ernannt, fa^ er Rc^ im Sllter oon
38 3ö^^tt ön ber Spi^e bes b. 3. toi^tigiten uRinifteriums, beffen mfgabe es mar,
burA Slufbringuna ber unerj^minglic^en franjöfifd^n fton^ributionen meiteren De«
mflttgunaen ^reugens oorjubeuaen, für bie Sonaparte nur na^ einem Sotmanbe ßo
fu^. Ilber ben Sorberungen bes SRomentes jeigte fi^ bas 3RiniJterium sntenftetn
nic^t gema^fen. 3lvx bis }um Srni^ia^r 1809 oermo^te er bie Aontnbution an ^anh
406 aUmflebi
reid^ obsufu^ren. 9lus Stolj ober Cioenfinn oerf^mäbte er eine lonfultierenbe Sfi^Iung
mit Stein ober ^orbenberg unb oerftel auf bie ^olml ber fleinen gfinanjtnittel, bie
[i^ balb als unjurei^enb enoies. Seine (Etnji^t lieft feine Zöufd^ung Aber bie (Sefa^r
ber £age 3u, ober ^u einer grogen nationalen ^outil feblte i^m m 9Rut. SHs er
s bem Aonige ben Ileinen Sorf^Iag ma^e. gegen eine (Erleid^terung ber Kontribution
S^Iefien abjutreten, fai^ fic^ berfelbe ^oroenbera, ber ibn anbert^lb 3^^ juoor als
Steins Sladjf olger bur^georfidt Qatte, unt ber 3ulunft ^reuhens willen genötigt, i^n
m Itfirjen (4. 3uni 1810). (Ein mirllif^es Serbienft fffd er \Üf iDo^nb feines 9Rini«
jteriums boA eroorben: er fyd tro^ ber bebrSngten Sfinanjla^e bie Selbntittel ffo bie
10 neue lIntoer|itat Serlin ju beft^en geiougt. beren ®rfinbung er f^on in ber Sfligaer
Denifd^rift [o brinaenb geforbert qatte. SlUenftein toor noA ni^t oierjig ^cifyct alt, als
er fic^ oom politifd^en S^auplog entfernt fo^. Seine Slumen unb sfi^t^ S^riften
toaren bo^ nur ein fd^umAer Xroft für ben m oorjeit^er Unt^igleit Verurteilten.
9D^er i^m lourbe bas in [oIcQen gfSuen [eltene Qlflcf, oaft fein JlSnig auf feine Dienfte
16 no^mals surfid^riff unb t^n biesntal an einen $Ia^ fteute, loo er bas mbenien ber
traurigen ^Jolitti oon 1809/10 oergeffen maAen lonnte. ^orbenberg ift es gemefen,
ber 1813 bes ilonigs Slime loieber auf Slltenftein lenlte unb biefem oabur^ eme neue
3ufunft eröffnete. 9li^t leisten ^erjens ^atte er 1810 ben SRann feiner S^ule ge«
prjt unb immer i^m bas atte SBo^booIIen betoa^rt Seit 1813 bereiten Sriefe $arben*
90 bergs Slltenftein barauf oor. bauemb u>ieber in ben Staatsbienß flbemommen ju sterben.
3l(S^ mehreren oorüberge^enben ftommiffionen fanben biefe ß^f^S^n i^^ (Erfüllung in
ber am 3. Stooember 1817 erfolgten Berufung Slltenftetns an bie Spi^e bes neu^
gebilbeten 9RiniJteriums ber Seijtli^en, Unterrid^ts« unb aRebijinalangelegenl^iten. So
umge roaren btefe Slngelegen^etten oon einer Seition bes SRiniftertums bes 3nnem
95 oenoaltet n)orben unb borfiber ,,totaI oer^oljt". Sntenfteins Sorgänger, ber SRiniRer
oon Sc^udmann, nat^mals ftatt ber Direltion ber geiftli^en Sngel^ei^iten mit ber
bes hätten« unb ^ammenoerls betraut, mar na^ oes ^oMAo^ (liiert (CE^after«
jfige aus bem £eben gnebrid^ äßü^Ims III, I S. 198) Sc^ilberung „ein energi^r
Smatsmann, meU^er aKe laufenben Saiden in einem feften prompten (Bange ^telt,
80 aber geiftli(^ Dinge geifUic^ ju rieten ni^t oerftanb". (Beoen oie (Bef^oftslenung
biefes Sorgangers ^t fi^ biejenige SRtenfteins f Acöf ab. Die Serf^ieben^it ift ^ufig
beroorae^ooen morben unb mit Stecht, aber mie tft fie ju formulieren? HC^oIud fiber^
]i^i bod^ bie Slac^^Iti^Ieit ber frommen (Einbrüde, bie Sutenfteins im frommen Spnlen^
tonbe oerlebte 3^8^^ 4^ s^ffi^ten muMe. Die (Energie einer felbftönbigen ^riftlid^en
86 Uberjeugung meroen mir bem neuen SRtnifter im ®egenfa^ ju feinem Vorgänger laum
jufpreAen burfen. Daoor mamt fAon ber [tane Xerritorial^mus, oon bem er fic^ in
lir^Iimen Slngelegen^eiten oielfac^ leiten Heg. Ss ift bo^ me^ ber (Begenfa^ eines
feingebilbeten unb fetnempfinbenben (geiftes 5U einem bfireaulratifc^en Sanaufen, mas
Qier in grtage fommt, als etma ber (gegenfa^ eines SRannes, ber oermöge fernes per^
40 ßnlid^en C^riftentums (geiftlic^es geiftlic^ gu nd^ten oerftanben ^e, ju einem^ ber bies
nid^t oerftanben ^e. SHtenftein ift eine erasmif% 9latur, ber ^umanift in t^m über«
miegt bur^aus. 9[ber tbtn\o falfc^ more es, mollte man i^n, mie auc^ gefAe^n ift,
als einen „SRenfc^n mit giftigem $ag gegen bas (Eoangelium im $eqen" binf^^nen.
Um i^m gerecht }u loerben, mu)^ man mepr Srofben auf feiner ^alette baben als nur
46 f^ar^ unb meig. S^er märe }u fragen , ob fein (E^ftentum ni^t ftart rationaliftifc^
gefärbt mar.
X^olud fyit an bem itultusminifter SHtenftein bie (Srbge bes Staatsmannes oer<
migt, htx mit f eftbegrfinbeter religiofer Überzeugung jelbftftanbig unb lonjequent bie i||m
anoertrauten mgelegen^eiten }u einem bejtimmten 3iele binleitet. Sei biefem Urteile
60 mirb es fein Semenoen bebalten. SHtenftein ift ber (Entmidelung mit me^ ober menmer
glfldlid^em Serftanbnis gefolgt, ^at fie aber ni^t Jelbft in bie $anb genommen. Hber
minbeftens bis m einem gemiffen (prabe ift biete ^affioität bur^ bie (Eigenart ber i^m
anoertrauten (Bdiete bebingt unb begrfinbet alfo nimt o^ne meiteres einen Sormiuf.
Die entgegengefeMen itrofte unb Stiftungen fid^ neben einanber entmideln unb burq
u einanber bef^ränfen ju laffen, bie in feinen äugen ebleren fteime, mo fie in SEßiffen»
fd^aft unb Air^e fi^ regten, ju finben, obne bie entgegengesehen ju unterbrflden, bie
oom Xbrone ausgegangenen 3been unb $tane unter oorfi^tiger Serfldfi^tiauna loirl^
li^er ooer mögli^er ^emmniffe nur mit be^utfamer 39gerung ins fieben einjufü^en,
bies mar bie Stufgabe, melAe fi^ Sütenftein gefeM ^, ber er in feiner langjährigen
60 Slmtsoenoaltung treu geblieben ift. Xreffenber, ab in anberen Ofällen , finbet fid^ biefer
Wk9ftm 407
perfönlic^e (E^arafter, iDte bie bur^ ben|elben bebingten 93enDQltuna$mcu£tmen bei C^Iert
gefÄilbert, beffen aus langer (Er[a^rung gefloffenes Uiteil lotr $ier aussu^en niAt
um9in iönnen ((E^araltersäge I @. 361) : ,,äBenn eine [oI(^e Aufgabe f^on an [i^ bte
Aräfte eines SRannes^ aucb be» rei^begabten, 5u überfteigen f^utt, fo rourbe fte nod^
[(^toeier bur^ bie Sef^affen^tt etner aufpere^ten, unru^i^en^ reforntatorij^en 3^it 5
unb bem mn Slltenftein fe^r ftoer burc^ bte Stgentümlid^Iett, in ber er |te auffaßte
unb, ft^ {elbft treu, nur auffaffen tonnte, loenn er felbfMnbig bleiben mollte. t)tnn
votnn fein unmittelbarer Vorgänger, ber 9Rini|ter oon S^udmann, mit ftorfer $anb
bie gfonnen b^ ®e[(^iaftsganges fe|t; unb alles in {einer lonfequenten SeiDegung ^ielt,
bur^ Iategori[d^e unb, wo es i^m gut bfinlte , felbft bur^ poli^eilid^e aRagre^eln, fo 10
fagte 0. Idtenftein ben ®eift ber Qa^tn auf unb be^anbelte fie n>i{|enfd^aftlt^ unb
üiäßä^. (Eine allerbinos ^o^ere unb eblere Slnfic^t; aber aucb eine Slnfi^t, in ber bas
SBerl fernerer unb ©eöläufiger ©irb. — Diefen Dnuf feinbfeliger Parteien unb ftrei«
tenber Dppofttionen, in benen bas Sitte mU bem bleuen lömpfte, fil^tte SlUenftein unb
unter feiner 6(^n>ere feufjte unb ftö^nte er. dt überfa^ bas C&anse mit Harem Slid ; 15
aber für bie Praxis fa^ er juoiel. Dft, loenn i^ ben geiftretc^en äRann ftunbenlang
reben ^rte unb er bas Snbe nid^t finben tonnte, ffcA ftq mir bie Srage aufgebrön^t:
ob man für feinen amtli^n Seruf niAt }u oiel lotffen tonne ? — Ob übrigens btefe
Sielfettighit nad^ allen X)imenfionen qin, in loeli^er er temporifterte, ^filterte utib
lavierte unb in allen jSDeifel^aften (Üfallen ad interim oerfilgte, filr bie fd^roantenbe, 20
oon taufet^ Aontrooerfen bemegte 3^^^» i^ melier er lebte unb n>irtte, nid^t oft aud^
bie rechte unb angemeffene mar mag bo^ingefteOt fein/'
(Etne fo in ber eigenen uberjeugung jwoeilen unentf^tebene, ba^r oon frembem
Urteil unb Umftanj>en ab^ngige unb bebingte ober caxq nur burd^ milbe Sd^onung
entgegenfte^nber uberjeugungen jum 39gem unb fiaoieren geneigte Senoattung Jotte 25
bem, roennglei^ ebenfalls tooQhooIIenben unb milben, bennoo in feinen eigenen mer«
jeugungen oeterminierten CE^aratter bes SDlonarc^en nic^t xdo^I sufagen itönnen. Siel«
fad^ emfte ftonflitte erfolgten, me^ als einmal n>ar bes SRinifters Stelluna aufs
ougerfte grfö^rbet, am metjten auf Seranlaffung ber bemagogif^en Unterfud^uttgen,
fpater auf Seranlaffung ber ^allif^en Streitigleiten 00m 3^^^ 1830 unb in ben Ser« so
midlunaen ber tat^olif^en Angelegenheiten n>egen ber gemif^ten (E^n. 3mmer {ebod^
mugte ourA Setbftübenoinbung unb Siefignation, burA ^nbequemuna unb jeitiges Stac^«
geben j mirtti^es, in mannen fallen au^ nur fc^einbares, berSninuter in atten fol^n
$)enDtdQungen feine i^m fo lieb getoorbene Stellung 5U be^upten. Wit tief me^uenb
mugte er feine (Sbxt oerle^t füj^Ien, als^ ganjlic^ oQne fein SonDiffen, im Z^^^ ^824 86
pIo§H(^ burd^ jlabinettsorbre bie Direttun ber llnterri^tsabteilung 9licoboius entriffen
unb auf (&. 9t oon itamp^ fibertragen lourbe; bennoc^ erHorte er, als in biefer Sleattions«
jeit auc^ i^m na^ bem Vorgänge anberer ^o^eftellten Staatsmanner ben älbfd^ieb
|u n^men jugemutet lourbe , geaen einen vertrauten gteunb : „3c^ ^dbt einmal ben
Slbfd^ieb genommen unb gefe^en, bag es baburc^ nid^t beffer loirb, fonb^ bag es belfer 40
gea)efen n>fire, i^ ^tte meinem jtönige in aller !Ireue fortgebient, n>enn es auc^ m^t
no^ meinem äßtUen ging; i(^ loerbe bleiben unb i^m bienen, fo gut id^ tann'' ($ar»
nif^, Der {e^i^e Stanb oes preugif(^en Soltsf^ufaoefens, 1844, S. 57). „So manqes,"
fd^neb SHtenftetn bamals an 9licolooius, „roas für Sie IrSnlenb ift, fii|le i^ tief in
3^rer Seele, unb es ift mir Am fo fc^m^Ii^ als bas, loas mir in biejer Sesiebung, 45
oielleic^t nur etroas oerf^leierter, begegnet ift unb no^ begegnet'' (Dentfd^rift auf dlico«
looius, 1841, S. 300). Slber er bulbete unb blieb unb — mie oer enoo^nte Sd^ul«
mann fortfä^: „fo btfete er ^in, btfete ^er, fuc^te allmäJ^M bas S(^^, menn aud^
nur langfam, bur^ bie Sranbungen ju bringen, unb babei als ein ebler Steuermann
linls uno red^ts ju retten , lieg fo menig n)te m3gli(^ über Sorb Q)«rf en unb geomnn 50
jule^ einen $afen, wtnn es aud^ ni^t gerabe ber mar, mo^in er moltte." „
3e sugängltc^er gerabe ein SRann oon meniger befeftigter religiSfer Überseugung
unb oon fo großer perfönli^r SRilbe für bie 9{atf(^I&ge unb Singebuitgen ber uRtt«
^lieber feines ftollegiums fein mugte, befto me^r tommen ^ier fene oortrefflic^en 9Ranner
in Seira^t, n^eldbe in ber £eitung ber tir^li(|en unb QnterriAtsangelegenbeiten bem 55
aRini[ter jur Sette ftanben. (Es fi^l bie Grünbung bes SHtenfteinf^en 3Rtnifteriums
in bie Stit bes neuerma^ten d^riftltc^en £ebens, wtU^ts au^ mebrere berjenigen
SDlänner tn feine Strömung gesogen ^atte, benen im SRinifterium bes Aultus 3U minen
ber ^^ Seruf gestorben mar. Sor allem ift ^ier ber eble Slicolooius ju nennen. 3n
ben Areifen eines Stolberg, Hamann, 3<Ko^i ffl< l^ine ^o^e Stellung oorbereitet, mürbe ao
408 tEUmfleiii
er im Za^xt 1810 jur Dtreftion bet Seftion für ben ilultus tmb öffentlichen Unter«
rid^t berufen unb ftanb biefem loid^ti^en %mlt, eine burc^ bie Slealtionsperiobe ^rbei«
oefil^rte unterbreAung obgered^net, bts junt 3ctl^te 1839 oor (f. Denlfd^ri^ auf (S. $. fi.
9luoIooius r>on mft. Sticolooius^ Sonn 1841). 3n gleiAem Sinne n)irlt neben i^m
6 Sfioem als Sleferent in UniDerfüSts«, (SQmnafial« unb SoHsfAuIanaelegen^iten, unb
uon Sedeborf, ber erfte [elbft|tanbige 9{eferent für bos SoHsi^ubDefen, ausgezeichnet
burc^ energifc^e religiofe (pefinnung unb ootjugsmeife praSif^en Slidf in feiner opMre.
Seit 1818 mar über Unioerfitats* unb (Si)mnafial|a(|en bas 9{eferat an ^oi, S^ulse
übergegangen, burc^ flaffifc^e Silbung unb lebl^efte Segeifterung für SBilfenf^aft nac^
10 biefer Seite ^in ein ^5d^|t oerbienter 9Ritarbetter, bem nur bas n)if|enf^^aftli(^ ^eruor«
ragenbe 5u bejörbem in allen Zeilen feiner Smtst^tigleit am $enen lag.
Durc^gretfenbere neue S(b5)>fungen unb Serbefjerungen bes 3lltenftetnfi^en 9Rini«
fteriums fallen am meiften in im S^mnafial* unb SoOsfc^ubDefen, bas auf eine $5^e
gehoben u>urbe, bie auq in allen Se^enben bes Sluslanb^ ber preugiUen 9{egierung
15 einen glänsenben Flamen unb ungeteilte Seiounberung emmrb. Smoiefem innerhalb
ber Sp^öre bes SoRsfd^uboefens mit geiftiger Silbung bie religiöfe mitgepflegt unb be«
fSrbert roorben, bot $amif4 in ber angeführten Schrift auseinanbergele^ ; bag Jie in
Der (Snmnafialbilbung, tro^ mancher im Sntereffe bes Steligions« uno p^Iofop^ifd^n
Untemc^ts erIa|TenerBerorbnungen (f. biefelben in Sleigebaur, Das preuhifc^e (B^mna^ial«
20 [c^uboefen), ju (e^r aus bem mae gefeM lourbe, ffci bem SItenfteinfmen aRiniftenum
nerbe, roieroo^I ni^t ungerechte Soröfirfe unb SlnHagen juge^ogen. Die £eitung lir^«
lieber Slngelegen^eiten blieb innerhalb ber bur$ bie Aabinettsorbre oon 1817 fe^<
?efe^en unb burc^ bie anbere oom 31. Dejember 1825 mobifisierten Orbnuna.
(nter ber Dberleitung bes 9Rinifteriums behielten bie 9)romn3iaI«ftonfiftorien refp. bie
26 9{egierungen , benen als ein externum aud^ bie SlnfteHungen ^geteilt UHiren, un«
gehemmten Spielraum. SBie fe^r auc^ feit biefem neuen aRinifterium bie SRinifterial«
erlaffe ben (Seift einer lebenbi^en (Jfnimmigleit atmeten, bauerte benntx!^ in ber lirA»
lid^en £oIaIoenDaItung ber bureaulratif(|e GefASftsme^nismus, großenteils mit megr
ober weniger rationauftifc^er Xenbenj, fort, m^ lonnte bies nic^t anbers enoortet
30 werben ; bie aRitgIid)er ber Aonfiftonen gel^Brten i^r t^oIogij(|en Hnfid^ nad^ g|n3|«
tenteils einem matten Supranaturalismus ober bem 9{ationaIismus an. Die wa^I
neuer 3RitgIieber toie auc^ ber geiftlid^en State bei ben ^Regierungen ging r>on ben
£)berpräfibenten, ben bamaligen S^efs bes ConsiBtorii aus, bei beren eigener SBa^I
anbere 9{fidfid^ten, als bie auf ben lirc^Iic^en (SfyaaütXf bie Dberbanb Ratten, bas
86 SRinifterium ober oerjic^tete auf oofitioeren (Einfluß. Sine teihoeife Selebung ber
Kreislichen fiolalbe^örben barf ben im 3<^^^ 1^^ emgefe^ten (Beneralfuperintenoenten
jugef^rieben merben, SRannem oon me^r ober weniger firc^Ii^er (Sefinnung, bie
©enigftens auf bas Sebürfnis einer geiftigen fträftigung ber 5lonfiftorien ]^imoiefen.
(Ebenio loie in ber ilir(^e lieg au(^ im ^aä^e bes SBoRsfc^uboefens bas 3Rinifterium,
40 nur mit Slusna^me ber hirsen Sedteborff Aen ^eriobe , neben ber c^rijtli^n grtaftion
ber peftabjjif^en S^ule bie me^r rationaii[ti[(^en (Elemente berfelben ru^ig gemö^ren.—
So ge|(^aS es, bag bas neu enoar^enbe (^ri[tli(^e £eben oon 1817—1830, allein mit
Slusna^me ber 9{^inlanbe unb SBeftfalens — [eit ber SlnfteUung oon Sartorius aud)
ber ^rooinj ^rcufeen — , fi^ überall nur unter Äonflilten mit ben ftonfiftorien be-
46 baupten uno oerbreiten lonnte. Sol^e Aonflilte, teils mit einseinen eifrig ^riftlic^en
^anem, teils mit (Bemeinben, bereiteten feit 1820, namentlich in S^Ie|ien, m ^om=
mem unb in ber JReumar! bem SRinifterium, auf bas bcibe ^Parteien refurrierten,
man^e Verlegenheit. (gemSg bem Sinne bes itönigs felbft, an ben ^aner unb (5t^
meinben \id) öfters unmittelbar roenbeten ((Ediert, (^araltenüge III, 2, S. 151),
60 oerfud^te bas SRinifterium ftets milbe unb oerfö^nlic^e Siustünfte ; uRinifterial^
ilommiffarien mürben abgefanbt 3. S. nac^ bem proteftantifAen Stifte ^eiligengrabe
((Eqlcrt a. a. O. S. 151), na^ ^ommem (Cglert a. a. O. S. 177), ©eiftli^e
iDurben oerfe^t u. f. f. Do^ lieg oie gegen bie fogenannten pietiftif^en unb teil-
loeiie in ber !Qat excentrif^en Seroegungen bei bem SRinifter unb ben mejKen SRit»
66 gliebem bes SVlintfteriums obioaltenoe SRigftimmung SRagregeln gegen Pietismus
unb Äonoentilel in Beratung nel^men (Stiert a. a. O. S. 178) unb 1826 erfc^ien
ber oielbefproc^ene, gegen ÜRnfticismus unb Pietismus geri^tete SRinifterialerlag,
bem ya)ax oon ben fioialbe^öroen oielfad^ eine ber religiöfen Setoegung nachteilige
pra!tif(^e Slmoenbung gegeben rourbe, 00^ minber fo, menn oon ben 5u(menben bie
60 Streitfälle 5ur itenntnis ber ^ö^em 9{egionen gebradjt mürben, ogl. bie S^rift oon
mtat^ 409
$eng[ten6erg, ,,Dte preugifd^ 9RintfteriaI«Serfügung über aRQJtkiemus, Jl^tetismus unb
Separatismus, mit einigen Semerhingen unb einer au^nttf^n (Ertläruna oerfe^,
Serlin 1826''. 60 gelangte, toenn au$ unter Hemmungen, benno^ bas religtöfe fl5e*
meinbeleben ju immer loetierer (Entfaltung unb Slusbebnuna. itonnte au^ jene ffarengere
Krd^Iii^ 9{iAtung, bie feit 1827 in ber CEoangeliMpen fthr^enseitung ein mächtiges 5
Oi^an erlitten ^atte, niemals, meber bei bem Äönige, no^ bei bem SRinifterium
pojttioe Segfinftigung unb Slufmunterung enoarten^ Jo beoegnete He bo^ anbererfeits
bet ben ^ödiften Se^orben niemals entfd^iebenem äbiberftanbe. anbererfeits ffi^rten
allerbings ebenfomenig Slnflagen unb Sef^n^erben ber firqMen Partei aegen ^tero«
boxe Geiftlidbe, mie ^filsmann im Sergifd^en, Sintenis in SRaabeburg, Aonfiftorialrat 10
Sd^ulj in Sreslau, 5U ben oon ben ftl&gem *beabfi<i^tigten (£rti)Igen; an bie Stelle
ftrengerer Snagre^eln traten auc^ ^ier begfitigenbe Sermntelungen.
3u bur^retfenberem Serfa^en glaubte fi(^ Sltenftein our^ bie oon i^ ni^
bur^ea genau auf^efagte ®efinnung bes 9Ronardkn genötiat in ben Iut^fd^«Ion«
feffionellen Gtreitigletten. 60 roenig oerlannt loeroen foH, boft fi^ aus ben Sitten 15
bas Urteil Sqlerts (a. a. £). I 6. 365) me^a^ belräen lagt: „(Ss ift nic^t )u
leugnen, bie Sebenfli^leit unb Sd^mterigleit bes SiHnifters oon Sntenftein tft
bem Abnige, mie öfters löftig unb bemmenb, fo au^ oft ]e^ nfi^Ii<i^ gemefen. Siele
tirc^Ii^e £inge backte fic^ ber ^od^felige $err, mtm fie iqm u>arm am ^erjen lagen,
letzter in ber Slusfü^ng, als fid^ biefelbe bei bem in aUen Gtfinben ^err^enb getDor«» 20
benen 3Biber{pruc^sgeifte benxniftelligen lie^'S fo ^ft ^^ anber|eits beroonu^iebenj bag ber
aRini^ter oerfÄiebentIi(^ im Flamen bes itdnigs, aber rdäfi in beffen Ginne mtt ^rten
poIijettiAen SRa^aeln ooraegangen ift SRit Sefremben lieft man in ben SIten bes
H^enbenjtreites, u^ie ®eu)i|[ens3n)ang jualeiA geübt unb als foU^er in SIbrebe gj^elU
lotrb : bei ber 3U)angsioeifen (Einführung ber ^enbe (ei oon <Ben>i|Fenssioan0 feine 9(ebe. »
SBo es galt, auf frembe (&eu>i{fen 9lud!fi^ ju ne^en, fyd SÜtenfteins Strtuofitot bes
Snenufinbens gelegentli^ oerfagt.
9>Bas bie afngelegen^eiten ber lat^oIifAen Air^e anlan^, fo ^e bie oielleid^
alljugrogmütige (gefinnung, in ber gteeugen {ein Aonlorbat mtt ^om gefc^Ioffen, auq
in ber miniftnrieOen £eituim ber fot^olif^en mgelegen^eiten [i^ bet^d. d^ttte bies »
ni^t f^n in ber eigenen Sefinnung bes SRinifters gelegen, fo fönnte Sinnesart unb
(SfyxtoStex besjenigen SRiniftenalrats bafür bürgen, beffen Seftimmung unb (Einflug fo
oieles anheimgegeben loar ; xoimofjii auf äBa^rung ber Staatsrechte bebcu^t, u>ar benno^
9ticolooius oon oem aufric^tigften SBo^hooIIen gegen bie btt^Iifd^e JUrd^e erfüllt, unb
bies bis gu bem (Brabe, bab (gerügte oon Feinem Übertritt jur id^olifc^en Air^ nid^ »
nur im $ublifum umherliefen, fonbem felbft bis jum Z^ne branaen (Denlf^rift auf
9licoboius S. 305. 324). Daneben mar bos n^ejielle 9{eferat m lot^Iifi^n 9n«
gelegenbeiten bem C5e^imen 9{at Smebbing anoertraut, einem ebenfo flafftf^ gebilbeten
als d^riftliA fromm ge[innten SRanne, ber aufrichtig bemü^ mar, mit oer (gefinnung
eines preuBifdben Patrioten bie 3Bd6rung ber Siechte unb 3ntereffen feiner Rvc^t m 40
oerbinben. mtffx^ad) batten auA Winifterialerlaffe in lat^olifc^en Sad^n, namentli^
im proteftantifd^en S^Iefien, SRtgftimmung g^en bas SRinifterium unb Sef^ioerben
über Segünftiaung ber Aat^olüen oeranlagt. lfm fo auffaUenber mar es, baft nun ge«
rabe biefes SRinifterium \vä) genötigt fel^n follte, in emftere Aämpf e mit ber lat^olijd^n
5tirAe einjutreten. (Erfolglos maren bie Ser^blungen Slltenfteins mit bem (Er^tfd^of ^
C5raf Spiegel geblieben , um in Sa^en ber gemif^en S^e eine günftigere $raxts als
bie bur^ bas pöpftli^e Sreoe oon 1830 5U erlangen; erft mit $ilfe bes gemanbten
Domlapttulars SRünd^en gelang es Sunjen, jenen ^rioatoertrag abjujAIiegen, beffen
(ge^imnis man entmeber ftrenger ^otte Qüten ober 5U bem man fi^ offener ^e be»
fennen follen. SBiber bas Mnraten oon JRicolooius, unter ben »ufpijien bes 5lron» «>
prinjen, auf fieber^ftes Setreiben Smebbings unb {ebenfalls nic^t gegen ben aus»
gefpro^nen äBillen 9ntenfteins, ber febod^ oorfiAtig genug mar, fid^ bos mit bem
Grafen Spiegel getroffene klommen aud^ oon beffen 9(a(^oIger garantieren 3u laffen,
mar 1835 Drofte oon Sif (gering 5um (Enbif^of oon jtbln gemault morben. t)ie
afolgen biefer SBa^I finb betonnt. 3n ben SBenoidelungen, bie je^t folgten, ^at Sllten» w
ßein leinen £orbeer geerntet, unb menn an ber unglüdDi^n preuBifc^en Airc^n»
politi! biefer 3<^ Sun|en bie gauptfd^ulb trögt, fo ift bo^ ber SRinifter menig|tens
oon bem Sonourfe ber S^Ioffbeit nid^t ju befreien.
Stiften mir nun ben 93Itd auf bie Unioerfitoten, insbefonbere bie tbeoIogi|(^
^alultaten mö^renb bes 3llten|teinf4en ÜRinifteriums. Son 9{eformen auf oiefem (&e« ^
410 mtmfinn
Biete \\i nidbts ber allgetneineren Sea^tuna toertes 5U enoö^nen ; bem aRim|ter er{<^ten
bie alibearunbete beuif^ UniperfitStseinnqtttng als nationales Heiligtum unb toenn
eine Seforänfunj; ber alabemifc^en gtei^it, loie fie in ber 9{edtion$periobe bro^te,
oon ben unioerfttöten obgeioanat morben ift, |o gemi^ au^ Slltenftein an bem Danfe
5 boffir ein SlnteiL Sluf bie Sefe|ung ber t^eologif^en i^fuUaten beiber Aonfeffionen,
ber eoangelifc^en unb ber lat^olif^^n, ffci fiq alfo oer Siid m ixifttn, 3m allgemeinen
ift ^ier rfi^menb 5u enoo^nen bie liberale Aufmunterung um Unterftfitong, oeren oie
in anbem gfahittiten. fo namentli^ in ber t^oloaifc^n. bie aufftreienben ber da«
bemif(^en £aufba^n fic^ toibmenben 5irafte insbefonoere in ber frfl^n ^eriobe bes
10 Sntenfteinf^en ÜRinifteriums bei bamals reiAIi^ ju (geböte fte^nben Gelbmitteln fi^
}u erfreuen litten, ein £fide, Ob^aulen, ^X^hxdf Sleel, ^engftenbera: nur birje 3ett
bejtanben aud^ t^eoloaifd^ Staietententtellen in Serlin: [o fyä bas Suenfteinfd^e mu
nifterium nur in n^enigen J^uen, unb in bie|en unfreinriHia. ]iif genotiot ^efepen, bei
entftanbenen Safanjen im Xuslanbe $ilfe ju |uAen. 9u^ bie mit minmeneuer Unter»
li pfeung unternommenen gelehrten 9leifen oon Orientaliften, nrie (Bejentus, Sernftein,
6qol3, finb ber t^eologif^en gfalultit gu ante gelommen. 9Bas bie t^eologifcl^n Sin«
Heilungen betrifft, fo ijt too^I ju bea^ten, ba| bie äßirifamleit bes SRinifters bei i^nen
foft noc^ XDeniger als in (ird^Ii^en Slngelegen^eiten ben eigenen (Srunbf&^en, als ben
3mpulfen aus ^ö^ren 9{egionen folgte, namentli^ feit bem 3<^ 1^0. Srft na^
so bem Zobe Kltenfteins ift im 3^ ^^^ ^^ ^i( 3^ttungen eine itobinettsorbre oom
2S. 6e)rt. 1830 belannt geworben, in ber auf Seranlaffung ber ^aQifc^en 6treitia!eiten
bie Knigli^e äBiüenserflarung na^brfltflic^ erneuert miA, leine anberen als oom (Seifte bes
Soangettums burc^brungene fieser ju ben eoanaelif^n t^ologif^n gf(duBSien m
berufen. „Durd^ meine ^ut an Sie erlaffene itobittettsorbre, ^igt es bcdn, ^obe tt^
tf auf 3^re SlntrSge über bie SlnÜage miber bie Srofefforen 9ß. unb (5. entf^ieben, lann
Sbnen jebo^ ni^t oerMIen, bag, wenn iA gleiA meit entfernt bin, auf bie t^ologifil^n
9Bi|Tenfd^aften unb auf oen Unterricht in benfelben burA Weite SRoftregeln ber laitbes»
l(|emi(^en Semalt einen birelten (Einfluß auie^ufiben, i^ oennoc^ bie Sortrage ber £d^er
ber eoangelif^n Air^e, bie oon oeren !Dogmen, als anerlannte (Blaubensnm^r^iten,
90 mefentlic^ abmeUben, für febr bebenlliA, uno. bei ber (EmpfSngUAfett iugenbli^ (&e«
mfiter. ffir bie Sceliaiofitot, oeren ausf^Iiegenbe Sefbrberung unb Verbreitung bas 3^^!
ber Silbung unb bie )nra!tif^ Seftimmung funger Z^Iogen fein foll, ffir febr grfa^<^
oon ^Ite. 3<^ !ann 3^nen ba^r nic^t bringem) genug em)>fe^Ien, bei ber aBooi oer
abbemif^en fiej^er ^logifAer äBilfenfc^aften 3^e gonje Slufmorflamieit auf biefen
» (Begenftonb m richten, unb bie emftliiQfte 6orge m tragen, bog bie £e^ftit^Ie oer
X^Iogie auf unfern Unioerfitaten jmar mit miffenf^oftli^ gebilbeten SRinnem, aber
nur mu foI(|en befefet merben, oon oeren Sln^änglid^Ieit an ben fiebrbegriff. ber eoan»
gelif^en AirAe im Sinne ber SlugsburgMen Aonfeffion Sie ^inret(^nbe Uberjeugung
Semonnen haben; looburd^ Bugleic^ ben SSerirrungen bes Sepaxxitismus unb ben Spa^
ingen in ber Riaf^t mit oem fi^erften (Erfolge entgegengemirft merben mirb. 3Benn
es baber au^ nid^t meine Slbfid^t ift, bie auf ben unioerfitaten bereits angeheilten
^ofefforen ber Üi^eologie, beren Slnfic^ten laut i^ren Sd^rtften unb i^ren mutuli^n
SBortrSgen mit bem lirdjlii^n £e^rbegr^e ni^t übereinftimmen^ blog b^sbalb immebiat
oon ben £e^rftfi^Ien }u entfernen, fo giebt bies menigftens tm 3nterene bes Staats
tf leinen 9nlah, i^e (Er^iltung ju begfinftigen, falls i^nen eine (Selegen^eit ju einer 93er«
befferung iqrer perßnli^en Ser^Itniffe an ausmortiaen Unioerfitaten, ober fonft, bar«
geboten wich, (sie ^aben bies bei (i^ ereignenben ^Ilen, genauer als bis^er^ ju be«
rfidfi^tigen.'' 3Bo^in bie eigene Üffiei^euguna bes SDlinifters ging, mit ber bte feines
oomebm|ten 9{ates in Unioerfitotsangelegen^eiten burc^aus jufonnmenftimmte, erfennt
M man fc^on aus biefen I9niglic^en SBoriten; nac^ ibr mürbe, o^ne UnterfAieb ber t^«
looifd^en garbe unb gartet, ben miffenf^aftlia qeroonagenben unb baoei moberoten
Sffinnem ber 3^<^n9 3^ ^^ t^Iogifi^en fie^rftfi^Ien erSffnet toorben fein. Sis ju
ben breigiaer Zw^^ ^^ » nun für ben SRinifter minber (gierig, bie Slbfic^ten bes
itbnigs mn jenen feinen (Brunbfä^en in (Einllang 3U bringen; benn bie n)iffen[^aftlic^
w ^orrcmenberen Ideologen bes jüngeren (gef^Ie^ts ge^rten enüoeber b^ Soleier«
mai^^en ober ber 9leanberf(^en Sd^ule an. 9Rit Ideologen biefer gfai^ mürben
ba^ au^ bie entftanbenen fifiden ber gfalultöten ausgefüllt, unb smar fo, bog gemäg
ber Sinnesart bes SRinifters bie me^r oermitteinben unb toleranten CE^aftere oor ben
entf^iebenem ben Sorsug erbielten, ousna^msmeife mo^I auc^ X^eologen oon minber
90 beftimmter t^ologif^ grarbe, aber gelehrtem 9lufe Serüdfic^tigung fanben; miffen«
tnimflciii 411
l^aftli^e tottonolifti]^ 9Ioto6tUtäten mürben bei Serufungen oon auhen f)tt, ohne
Slüc^td^t auf t^n t^eologif^en (Qorofter, mit ®e^lteulagen juifidae^iten — fo ^e*
lentus bei oem oon Sottingen aus an i^n ergangenen Stufe, looroitf bte obioe Aobinetts»
orbre in ben S^Iu^orten Sejug nimmt. 60 nurbe bte glei$ oei bem Seginne bes
äRinifteriums im 3a^e 1818 geftiftete Unioerfitat Sonn, eine ausnähme abgeregnet, s
nur mit !IbeoIogen aus ber 6(^letenna(^erf(^en 6(^ule befe^t; ab bogegen an £)l0«
boufen in ytbnigsberg ber 9luf na^ Srhtngen erging, fanben leine Semu^ungen ftott,
t^n für Jßreuhen ju erbalten. S^ieriger mürbe ffir SHtenftein bie Stellung feit 1830.
^Diefes 3a^ begann mtt ^oteften geigen ben 9lanonaIismus. Som 26. S^nuar 1830
batiert bte DenMrift bes ^ifen jBrrei^erm oon Stein fiber ein in ber Sraff Aaft 9RarI 10
5U errid^enbes ^rebigerfemtnar, bie, m. 9B. bis^ ungebrudt, au^ ^ier niqt in ex-
tenso oe^entlii^t merben fann. (6eit bem 5. S^nril 1890 oefinbet fi^ bas Criainal
im C5e^. ätaatsord^io ju Serlin. Slbfc^riften in ber Slegiftratur bes |n:eugi|^n Auttus«
mini|teriums fomie ber jlonfiftorten ju ^annooer. Aafjel, Aiel, 9Biesbaben). . . . ,.3)ie
„erfte unb mic^tigfte grrage bleibt immer: 9Bas [oII gel^ loerben? eine geoffenbarte is
„(^ftlic^e Sleltoion? etmas feftes be|te^nbes, in einem (Seift, ber be!ennt bah (E^ftus
„oon (Bott ift, ober ber bas niqt befennt, ben 1. 3o^nnes 4, l~-3 (Seift bes SBiber^rift
„nennt, ber 9lationaIism, etnms Unbegr&njtes. 93(mes, bas jule^t allen 3rrtpmem,
„beren menf(^Ii&er Dünkl unb menf^Iic^r Sem fS^tg ift, ben 3ugttng eröfnet" ? . . .
Um biefelbe ^tti erf^ien in ber Soangelif&en ftir^engeitung unb lam au^ jur Aunbe 20
bes ftSntos eine emfte Slnllage gegen bas Sutnifterium toegen ungef Aeuter unb felbft burd^
friüolen Xon bie 3ugenb oeratftenber 3rrle^e in ber Qallifc^n Sfolult&i Cin Idnig*
ti^er ftommiffariusj jur Semeltitung ber betreffenben aiabemif(9en fie^r aboefanbt, fi
Stobt unb Unioerfttot in emfte Seforaniffe unb bie Stimme ber bffentitcllen 8Ü
in gam 3)eutf(^lanb in Semegung. S^sm tourbe burA bes OliniHers Semfl^ungen, »
benen bie unterbes eingetretene ^arifer 5lataftro|Ae ju ^ilfe lam, bte So^e }u einem
glimpfliA^ren Ausgange geffi^, als er bei b^ (Befinnung bes JtBnigs \iif l^dte enoorten
laffen. Slber mä^enb auf tier einen Seite burtb bie jugleii^ fein eignes 9Rinifterium
anllagenben Singriffe bie Slbneigung bes SRinifters gegen bie anllcmenbe Partei an
Sntfqiieben^it getoonn, }og auf ber anbem bie äBinenserflorung bes jibni^s nur befto m
enaere S^ronlen um ^n. Son biefer 3^^ ^ nmrbe bie (Bunft bes SRintfters in m*
ne^menbem 9Rage ber ^egelfd^en Säule jugeioonbi bie oud^ in bem funaen dbMltafit
nm^fenben 9n^g fano, fo ba^ bau) md^ere Sln^nger berfelben mtt nti^t unbegrün«
beten Snfprflc^n unter ben Sfptranten auf ^obgtf^e Aat^eoer auftraten. SRan mürbe
irren, menn man bes 9Rinifters Hinneigung ju jener S^ule, bie i^m in ber legten tfi
3ett auf ber einen Seite eoenfo berben Üobel ju^g. als auf ber anbem Siopulont&t
ermarb, einge^nben Stubien ber ^egelf^en ^^ilofop^ie jufc^reiben mollte. unoerbo^Ien
{yflegte er ju gefte^n, in feinen eignen p^ilofop^ifc^n Stubien über gi^i^ tti^t ^inaus«
Enen 5U fein; aber er batte, mie er ausfprac^, bie auf unmittelbarem Stnbmd^
nbe fette uberjeugung, oag biefe ^^ttofoji^ie gerabe bais fei, mas ber (Begenmart «0
sr $infi^t not t^ue, unb eben biefe Übei^euguna fanb in einem mtt fener ^bilo«
foi^ie oertrouten unb oon i|r begeifterten 9RttgIiebe feines 3Rinifteriums eine Iroftige
unb mirifame Stü^e. So mürbe benn Tegels 9lat unb (Butacbten in Unterri^faAen
oemommen (f. Tegels SBerle Sb 17), auf fein (Butad^ten mtt großer fiiberalitctt W
„^Sxäfdmättt für miffenf^o^Iic^e SMixV* 00m ÜRinifter unterftüM, bie p9iIof(^)^if^n £el^« «s
ftü^Ie, au(^ mebrere Stellen oon (B^mnafial^Direttoren unb ^rofefforen mit ^elianem
befdtt, uno bosfelbe mSre bei ben t^eologif^en fiebrftellen gefcbeben o^ne bie bur^ ben
SDsiUen bes ftönigs unb beffen na^fter Umgebuna in biefer ^infiqt gejogenen S^ranlen.
Vbet gerabe oor ber ineiigiöfen Zenbenj bie)er ^^ilofop^ie maren oon oertrouten
SRonnem (0. ftottmi^, 9teonber) bem Aonige birelte SBomungen jugegongen; bemso
9Rinifter muä)e gerobeju aufgegeben, fi^ megen ber ber $egelf(ben $9iIofop^ie mc fioft
gellten ontiAriftli^en Zenbenj ousfii^rlic^ ju re^ertigen, unb (BBf^el unb Steffens
mürben bomols ju 9lote gejogen, um ben egrmjlrbigen SRonn, oon bem bie SInnoge
ousgegongen mar, momogliq ju einer anbem Ubeqeugung ju bringen. So fonb b^
SRinifferium na^ biefer Seite ^in jeben feiner Sqjritte erf^ert; eine ^roteffur in»
Greifsmolb fonnte nur mie burA fibenofc^ung mtt einem ^aelioner befeM, Satie nur
toö^enb einer Sobereife bes Aronprimen in ein (Extroorbmoriot befördert toerben;
S. (£. Sours Semfuna auf ben burq Sc^IeiermoAers Zoh oermoiften fie^tu^I mürbe
bur^ „ge^ime (Eittfififtemngen unb ^rotefte'' oerQhtbert, unb als SlUenftein 1836 für
eine ^Ilefi^e Solan; mieber auf ben großen Xübinger X^Iogen jurü^reifen mollte, ^
412 Wtettfieiit mut, loiwmf^ei»
l^tntertrieB bies ber Atontnrin} : ,,S. ^6e fi^ neueibinas ben Snfi^ten eines Dr. 6traug
gQitj ongefc^Ionen'' (!) ; felbft (Se^oU^uIagen an ^egelfd^e !Docenten mwA>en nur mit ^öfi«
totionen utü) Sebenlen erteilt
(Es wat bosfelbe ^rinsip, bos t9i|[en[(^aftli(^ ^eioorragenbe m beprbem, loel^es
5 bos Sntenftein|(^ 3R{ntfterium ou^ bei ^efenung ber f^eoIoaif^<*Iaf^oq^en gfcdultaten
Seleitet ^. unb juwr mit fibenoiegenber Sorlube niift ffir eine rationahftifc^ auflofenbe
lif^tuna, (onbem ffir fot^olifc^ !QeoIogen oon anenonnter StömmigleiL SRe^r 6em<
menb ab aufmuntemb ^e bas SDlinifterium M m ben 1827 oon bem Sreslauer
^ofeffor X^etner ousgeaanaenen rationaIiftif4«iat9oItfc^n Sejtrebungen oerbaUen; loar
10 bie ^ermefif^e X^Iogie in ben 9l^inlanben unb 9Be[tfaIen oon bem !uHni[terium
b^ünftmt tporben, b gefd^^ es in ber tvo^Ibegr&nbeten lüdmjeupung, bag fic^ m ber«
feuen 3fii{fen|dMtIi(9lett mit fat^olifdbem Smmmaturalismus oerbtnbe. unb fobalb Drofte
1835 beim v^ ^^^ Verurteilung ber oer^aftten $ermefian{f(^en Xoeologie bur^efe^
^e, lie^ bos SRiniiterium leine bisherigen GunfUinge fallen, fonieit fie fti^ nic^t unter*
i5ioarfen; in einem 9[RinifteriaIre{Iripi oom 13. (|^r. 1824 mar ber Sreslauer gahiltat
in Seju^ auf SorUblaae ju SrofeflanoaBIen p erlennen geaeben morben, „bag bas
9Riniftenum einen Sorfi^Iag, oer gegen Die SleAtolSubiglett ber gabiltat 3Q>^if^l ^'
meden lönne, niAt mfin]^" (bie td^oIifA^^oItmifae gamltat ^u Sreslau, £etp}igl845,
6. 27). 9Bi|Jen((^Iic^e 9totabiIitSten ber lat^olif^ X^eobgie, mie Derefer, Alee,
ao ^ermes, 6(^ok SOtooers mürben berufen; um anbere. mie ben nad^maligen Sifc^of
Sailer, $ua, iDöIIinger, Srenner. Slo^Ier, benrii^ fid^ bas 9Rinifterium oeraebens.
9tur bte abftd^ii^fte Smblenbung Qat Gegner mie bie$erausaeber berf»Iitif(^nSIätter
SefAuIbigungen gegen bie preu§i[^ 9legierung aus^Hl^ Iaf|en mie bie, bag fie es
abfiqtlicb auf Serbummung ber 5i(rt^oI9en anleae. äBie oiel oerbanft berfelben nic^t
25 nomentlu^ oas la^Iif^e S^ulmefen, insbefonBere bie Srooin} ißreuften unb $oIen,
mie fruAtbar i[t bie (Erri^tung btQolif^er e^uUe^rerfemtnarien gemorben. 3®ar fyd
ein gelehrtes SRitglieb ber Ic^Iif^ SaluItSt ju Sreslau, SRimers, in ber „Denl*
fd^ fiber ben 3uftanb ber latQoIifi^'t^eoIogil^en gfdultfit an hii Unioerfitat jp
Sreslau feit ber Bereinigung ber Sreslauer unb gnntlfurter Unioerfitfit bis auf bte
ao (Begenmart, 1845" f^ere mllagen gegen bas 9lttenfteinf(^e 3Rinifterium megen ber
Sema^ISIfigung ber bortigen Samltot ei^oben; aber bie jur 9leMertiguna er[$ienene
S^rift „bie Ia^IM«t^logif$e gabütat an ber Unioerfiiot ju Sreslau. ^rfifuim ber
fitoc bie Ser^Itniffe berfelben oon $erm ißrMeffor Dr. URooers oeröffentltcbten i>tnU
Mrift, 1845'' liefert in biefer ^infi^t eine 9iei^tfertigung, bie bem leibenfc^aftslofen
86 Seurteiler genfigen mirb. (X^olncft) ^* ^off«*
Wtcr, ianonifd^es. — ^infd^iud, ^^ftem bed lat^. ^rd^enre(]^td,l.S3b, Berlin 1869,
@. 17; Srriebberg, iSe^rbuc^ bed fat^ol. u. euang. ^ir^nred^td, 4.$(ufl., fiei|>). 1895, 6. 306
u. 339.
Die Sorberung eines beftimmten Slliers ffir ben eintritt in ben ißriefterftanb finbet
40 [i^ 3uerft im 11. ytanon ber Spnobe oon Steocaforea. $ier mirb ffir bie yeigotovin
bes ^resb^ters bas breiftigjte 3^r als Sebingung gefegt, ba auc^ ber $en 3^^
(Effriftus im breigigften 3^9^^ getauft morben fei unb fein fie^amt angetreten ^e
(Sruns. Canon, apost. et concil. 1. Sb 6. 72). gffir bie Diaionenmet^ bestimmte
htc 1. itanon ber S^nobe ju $ippo oon 393 bas oollenbete 25. 3<^ (a.a.O. 6. 136).
45 Diefe Seftimmungen mürben feitbem oielfa^ mieber^olt, 3. 99. ju SIgbe can. 16 f. (Sruns
2. Sb 6.149), ju SIrles 524 can.l (MO. Gonc.l.Sb, 1893,6.36), ju Orleans 538 can. 6
(a. a.C 6. 75), ju Zolebo 638 can. 20 (Sruns 1. Sb 6. 230). Da bie 69nobaIbe|f^Ififfe
oon 9teocafarea, Slgbe, Slrles unb Zolebo in bie fir^enrec^tlicben 6ammlungen bes begtnnen«
ben SRittelalters fibergingen (Dionqf. (Exig., $ifpana, ^feuboifibor), fo blieben )ie un«
5ooergeffen (ogl. Regln, de synod. caus. 1,421 f. 6.191 ed. äßafferf^leben, Sur^b
Decret. II, 10—12 MSL 140 6. 627). 6ie mürben inbes me^rfae^ abgeanbert.
Urban II. oerffi^te auf ber 6qnobe ju uRelfi ben 11. 6epi 1089, bag niemanb bie
6ubbiafonatsmet^ oor bem 14.— 15., bie Dialonatsmei^^ oor bem 24.-25. 3<^ ^t*
Ifalte; ffir bie $rieftermet^ blieb bas 30. 3a^r »egel (Mansi 20. Sb 6. 725);
55 G:iemens V. oerorbnete, bag bie SBei^e bes 6ubbiafons im 18., bie bes Diatons im
20., bie ^rieftermei^e im 25. £ebens|ai^r enoorben merben fönne (Glementin. I, 6, 3
6. 1140 ed.iJftiebberg). (Enblid^ befttmmte bie tribentinif^e 6t)nobe, baft ffir bie 6ub«
biafonatsmei^ bas 22., ffir bte Dialonatsmeibe bas 23., ffir bie $neftenoei|e bas
25. fiebensjo^r bie (Srenje fei (23. 6i^ung, 9ief. Delr. c. 12 6. 170 ed. Danj).
mttt, tatfittf^ed mOtma 413
3n ber eoangelif^n Rxxäft gilt bn allgemeinen bie (Bro^öbrigieit als fanontfi^
SCItet; einige fionbesfir^en forbern jebo^ oas 24., anbete b^nfigen fic^ mit bem 21.
fiebensja^e ([. grtiebberg a. a. D. @. 340). ^anif«
Altercatio Jasonis et Papisci f. Sliifto.
aitgUnbige |. 9{asIoIniien. g
SUt^omer, 9 n b r e a S, geft. 1 539. — J. A. Ballenstedt, Andieae Althameri Vita, Wolf enb.
1740, 4; e. »oancr, «. Slt^amcr in 6(^njäMf(^.®ttiünb, »lättcr f. «ürtt. m. 1891,
®. 75 ff. ; %f^. ßolbe, Vnbread ^It^amer ber ^umanift unb ^Reformator in 83ranbenburg«9[nd«
ba(4, mit einem 92cubru(! feinet ^ted^idmud Don 1528 unb arc^ioalifc^en Silagen, Erlangen
1895. 10
summet (gcä}ifieit Palaeosphjra) Slnbreos, geb. um 1600 in bem mätttem«
bergifAen !Doi^e Srenj bei (Bunbelfingen, beju^te }uer{t bie S^ule ]u Slu^sburg. nnir
bann rurje 3^^ (1516) auf bet Unioerfit&t tn fieij^ig, unb mürbe na^ einem ruqen
SlufentboU tn (ober an?) ber S^ule ju 9{eutlingen am 8. SRai 1518 in Xfibingen
immatrtluliert. $ier, mo er fi(^ be(onbers an 3o^- SQ^- Sro{ficanu0 anf^Io^, mie pei ig
einem jmeiten SlufentJ^ in £ei^tg (feit 1519) unter £eituti^ oon (£rocu5 unb 3Ro«
feüanus mibmete er fi^ ^umaniftt|^en Stubien unb jmar ^pU benfenigen, bie ]Ut
mie bei S. Sl^enanus, S. ^euttnger, Sr. 3renicus, 9B. ^ol^imer au$ oer oater*
lonbif^en (Bef^tc^te jumaubten, unb begann f^on bamals emen ftommentar pxx (Ber«
mania bes Siaatus, beffen DrucQeguna er aber auf ben 9{at [einer Ktterarifd^n gfieuiUie 20
Surüdftellte. 1521 finben mir i^n ate SAuIge^ilfen in 64mabi[4*$aU unb 1522 in
Reutlingen, unb im Z^f)xt 1524 als ißrteper unb $el|er in 64mäbif(^»(Bmflnb. $ier
mürbe er oer grü^rer ber eoangelif^en ißartei^ unb blieb auc^, ab man i^n abfeMe,
bem 9{ate jum Xro^, i^r ißrebiger unb oer^iratete fic^, inbem er. meil man i^m oie
tin^Ii^e (Emfegnung oenoeigerte, oon einer 6(^ar beoK^eter Slnpanger begleitet, mit 25
feiner grau ben öffentli(^n jtir^gang ooma^m. Der 9te^tfertigung biefes Stritte«
galt feine erfte ^Drudf^rift. 9htt mit WSSft entging er bet ber balo erfolgenben 9le«
aition ben auf i^n fcwnbenben 5&f(^em ht% f^mäbif^en Sunbes; er flob mäf SBitten«
berg, too er am 18. £)It. 1525 immatriluliert nmä^e. Slaäi breioiertetjä^rigem Xufent«
^It bajelbft monbte er fic^ im Sommer 1526 m± 9tfimberg. 3nnerIiA oereift, jei^ 30
ein entfi^iebener fitit^eraner, entfaltete er bier, glei^ f^arf gegen ^apiften tote 3n>inglianer
unb S^toormer, eine rei^e litterarifAe u^otigiett, bie i^ enbtiA SKnf. Slpru 1527 eine
SCnfteüung als ^faner in bem mtmoergif^en Dorfe Slkrsborf (bei (Erlangen) eintrug.
Dort oouenbete er in ber Slbfi^t. einem oiel beamteten (Einmurfe be$ S^mirmers
3o^. Deni entgegenjutreten, eine (einer gelefenjten G^riften, bie fp&ter me^rfaA er« 36
mettert in oielen Slusgaben erf^ien unb au^ alsbalb oon Gebaftian gfrani oon 9B9r^
ins Deutf^e übertragen mürbe: Diallage hoc est conciliatio locorum acripturae
qiii prima facie inter se pugnare videntur. Norimbergae Friedericus Peypus
1527. SCnfang 1528 mürbe er Dialonus an 6t 6ebalb in Stümberg, ncAm nod^ im
3anuar als Serfe^ter bes lut^erifd^en Stanbpunits an bem Semer neligtonsaebrfi^ ^
teil, iDurbe aber f^on Einfang 9Rai auf (Eni)jfe^Iung bes fiajarus Spengler no$ SCns<
bod^ berufen, um bafelbft unb im aanjen branbenburgifc^n (Sebiete gentetnfam mit bem
6ttftsprebiger Z^^- sturer bie Sleförmation bur^jufUQren. Die oon Ü^m mit feinem
eben genannten itollegen unter oielen SRfi^falen uiib ^emmniffen oorgenommene Sifi«
tation oeranlagte i^n jur Slbfajfung feines mabrf^einliA im Stooember 1528 erfAienenen 4&
„(Eote^ismus. Das ift Untem^t jum ^riftlicpen (Blauben, mie man bie S^V^ l^n
unb jie^n foU, in gfragemeis unb Slnüoort aeftellt'' (na^ ber erften 9lusaabe abgebrudt
bei tfy. ftolbe, Sllt^mer 6. 77 ff.), ber, abgeje^n oon ber Alo^eit unb Seftimmt^it
feiner Slnsfagen unb ben i^ angeqänaten itolleltengebeten, bie oon ba aus 5um Xeil
in bie branoenburgif^^nümbergifd^e jttr^enorbnung unb baOur^ in ni^t menige Ux so
heutigen Slgenben unnen, auA b<mtm aus ber late^etifd^n fiiUeratur Jener ^txi ^<
oorjubeben ift, als er bos erlte, bas (Sanje ber c^tli^n fiefoe in gfrage unb Slnt<
mort oe^nbelnbe G^rift^en ift, bas fi^ ,.5tate4ismus'' nennt. 3n ben n&qften So^fren
mar er neben bem Aonjler Seor^ SSoaler bie Seele ber proteftantij^en Sartei im
£anbe. (Eine energifd^e unb orgamfatortfc^ begabte 9latur, oon bem SBunfc^e befeeÖ, 66
in bie fe^ minen Hr^Ii^en Ser^ältniffe bes Sranbenbiirger (Bebiets burd^ fte^enbe
Sifitationen, Suffteüung oon Superintenbenten mit meüge^nben itompetenjen, Sin»
414 Wätamtx IDtisg
nd^tung oon Sqnoben unb Sufre^ter^Itung ftrenger Attd^nju^t balbmBglt^ft Ocbnung
Si brinaen, loar er für bte ^oxtttitmidhxm bes emmgelif^n Air^entums in bet Stobt
nsbaq unb im ganjen fianbe, bie f^IieBlid^e 3(nnai^me unb eifte Dut^iffi^ng ber
naäf Öbenoinbung fe^r Jtogei Sc^mterigfeiten enbltA 1533 ju ftanbe gelommenen
5 Air^enorbnung (ogl. ^. uBeftermaqer, Die branbenbuigif^^nfimbetpif^e Air^noifikttion
unb Air^enocbnung oon 1528—1533, Sriangen 1894^ unermübh^ t^g, l^otte ober
QU(^ oiel 5u Hagen flbei ben SRangel an (Etfei bei oen madgrSflic^en 9{aten, ber es
nirgenbs ^u aeorbneten 3uftönben fommen ließ. 3m ^^xt 1537 mar er, oon 3o^nn
oon 5lflftnn boju erbeten, an ber (Einffl^rung ber 9tefomumon in ber Sleumad beteiligt.
10 9ion feinen t^Iogif(^n S^riften (ogL bie Sefprec^ung ber dnjelnen Drude 2:^. ftolbe,
Snt^mer €. 129 ff.) finb no^ ^roorsui^en ferne ,,Annotatione8 in Epistolam
beati Jacobi. Argentorati 1527'S in benen er fiut^ (Beringf^ung biefes Sriefes
auf bie 6pi|e trieb, mos er jeboi^ in einer neuen Sluslegung oom ^o^re 1533 im
Snf^Iug an SRelani^tl^ons Sluffaffung ermäßigte, unb feine ,, Silva bibliconim no-
16 minum, qua virorum, muliemm, populorum civitatum etc. propria vocabula,
quorum in sacris bibliis mentio emlicantur Nor. 1530'^ eine ttrt biblif(|»en
^ealiDörterbud^s, bas ^inerseit |e^ gef(9S^t mürbe. Daneben blidb er immer ein
>len,
reunb ber ^umaniftifd^n Stubien, unb (einen juerft 1529 gebrudten 64oIien m
dcitud' (Sermania, bie er 1536 ju einem ummngreiAen ftommentar oerorbeitete,
ao ^e er es ju oerbonlen, bag man feiner bis in bte neuefte 3^it ^nb geboc^te, wSfy^
renb man ben 9leformotor unb t^eologifc^n S^rifUteller faft oergef^n §atte. 3m ZoSftt
1539 nxir er ffir ben in Slusfic^t genommenen Slfimberger Aonoent als Deputierter
OorgeMIogen unb balb barauf mirb er geftorben fein, oa no^ in bemfeKen 3<^
SRarttn SDloninger als Pfarrer oon Snsba^ genannt toirb. tfit$Ux St$w.
26 Ultini, 3o^. $einriA, aefL 1644. — Effigies et vitae professorum acad. Gro-
ning., audfu^rlt(4 benü^t bei f'r^er, theatram virorum eniditione clarorum 1688 p. 512 ff. ;
Bayle, Dictionnaire hiAtoriqne 1. 16b. 8. v.
^. Snting mürbe ju Smben 1583 als 6o^n bes atmete^nen ^rebigers 3Renfo SC.
gdoren, ftubierte in (Bröningen bie aQgemeinen ffiiffenf^aften, feit 1602 in ^erbom
ao il^Iogie bei ^iscator, bilbete fic^ auf Steifen, leitete ote Stubten oon brei beutfc^n
(&n^n, bie mit bem pfoljiUen Aurprtmen, bem na^aligen Aurfüriten gMebri^ V.,
in Seban unb ^eibeloerg ftubierten, unb iibema^ 1608 Sie 9lusbiloung bes iprin}en
felbfi (Er begieß feine Stellung ou^, als ber oierje^nja^e ißrim 1610 bie Slegie*
rung atürat, unb begleitete ben nunme^en Aurfürften na^ Cnglanb, mo fi^ oer^
86 felbe 1613 mit ber Xo^ter ^ciobs I. oerm&^lte. 3n bemfelben 3^^ ^^ Suting ju
^eibelberg bie fie^elle ffir Loci communes (Dogmatil) an unb äoemabm 1616 bie
Direltion bes Semmars im Collegium Sapientiae. Slls ber Aurfürft oie böbmifc^e
Arone aimenommen, b^ann für bie ^falj eine f^limme ^eit Xill^ plfinberte ^tu>eh
bera im (oent. 1622. wtin% tnüflof), litt aber in Deutf^umb unter ber Hnbulbfamleit
40 lutqerifi^ $^f^^^n un)> ^9^ f^4 ^^4 ^ollanb ju bem Aönige oon SB^men, beffen
filtefter 6o^n feiner fieitung anoertraut mürbe. 3m 3uni 1627 fibenu^ er etne
tteologif(^ ^rofeffur in (Sroningen unb mirlte bier bis ju feinem 2!obe 1644. 3n
Coef^öften oiel georau^ fanb ^Itina an ben f^olaftif^en 6pikfinbig!eiten bamaliger
X^ologie leinen (Settmaa. (Er moltte ein bibltf^er X^eologe )ein, o^ne febo^ oon
46 ber ^rfbmmliAen reformierten Ort^obosie irgenb objumei^en. Sei ber Sqnobe oon
Dortre<^, melier er mit Xoffanus unb ScuUetus als pfölsifi^er SCbgeorbneter beimo^nte,
oertrat er ben entf^iebenften ^rfibeftinationismus. Set fiebjeiten oerdffentlic^te er tro|
oieler Slufforberungen feine S^riften nic^t, bo^ mürbe aus feiner mertoollen litte^
tori^n ^interlaffenf^aft oieles ^rausgegeben, meift oon feinem So^ne. (Eigenartig
60 ift bminter nur oie Theologia historica, Slmfi 1664, eine Sorläufenn ber Dogmen^
Bef^if^, biblif^'tl^logif^en, religionsgef^ic^tlic^n, bogmengef^i^tli^en unb fqmbo«
J Aen Stoff auf bie ein}elnen loci theologici oerteilenb, boä nur etma jum oierten
Xetle oollenbet. Slu^erbem: Historia ecclesiae Palatinae, grtanif. 1701; Exegesis
Augustanae oonlessionis mit einem Syllabus controw. quae Reformatis hodie
66 intercedimt cum Lutheranis. $[mft 1652. Die Scripta Hddelbergens. ^mfi
1662 entölten im erften Sanbe bie Loci communes, im jmeiten bie Problemata
theologica, im Mätn bie Explicatio Gatecheseos Palatinae. SlUing gehört au^
unter bie aRitarbeiter ber ^Hänbif^en Staatenbibel.
«lei« ®4»eiser f («• 9- STarl WiUor).
nUMlnIisiiMid 416
9iWaiifoliixmn&. — ed^ulte, %\t ©teautig ber Soncilictt, ^ä^fte unb »if(]^öfc ic,
^:ßrag 1871 ; berf., ^er ^Itfatl^ol^idmud, Q^efd^ic^te feiner (gnnDtdelmtg, inneren ®e^Itung
unb red^tlic^n Stellung in ^utfd^Ianb, @^iegen 1887, (^ier ftnb bie 9(!tenftü(fe mitgeteilt
be^tt). nac^getoiefen, auc^ ift bie l^itteratur angegeben); g^iebber^, @ammlung ber 9(!tenftüde
}um erften üatilanifc^en (Soncil, Xübingcn 1872; berf., flftenftude bie altlatl^ol. Semegung 6
betr., Tübingen 1876; (g. ^erjog, »eitrfiae jur S^orgefd^icftte ber (ftrifttatl^ol. Äir^e ber
Sd^toeij, S3em 1896; S^er^anblungen ber 12 Äonareffe unb 14 S^noben; Sammlung ber
fird^I. u. ftaatlid^en 18orf(]^riften für bie altfati. sffrd^enoemeinfc^aft, S3onn 1878; ^^ad^trag
au ber Sammlung k., S3onn 1882; ^imtlid^d altlat^ol. SHrc^enblatt, feit b. 10. tCug. 1878,
71 9htmmern; 9{eue Srolge hi^ )e|t 36 9htmmem (bie Serl^nblungen ber S^noben unb baS lo
^rd^nblatt lönnen Don ber bifc^öfl. ftanjlei in SBonn, 9hebu^rftra^ 29, belogen nierben,
ebenfo ber ^atec^i^mud, Seitfoben unb bie Sammlung).
duftere (EnttDidluna bes Slltiat^oIigUmus. Slm 18. 3uli 1870 oerlünbete
^opft ^\vi& IX. unter 3u|nmmung oon 533 SRitgliebem bes oatSanifdben ftotqib
o^ne 9{ficlfid^t auf bie Sinrofirfe, $rotefte unb SRa^toeife oon ber Unmögli^Ieit einer 15
{oI(^n Definition, bie oon einer groben ^cSfi, oon Sif^^en ausgegangen maren, in
ber ftonftitution Pastor aeternus bie neuen (&Iaubens|Si|e oon oem unbegrengten
Unioerfalepiflopate bes romif^en 99if<|ofs unb als „ein oon ®ott geoffenbartes'' Dogma
bas unfe&wore £e^amt besfeloen, roenn er eine ben (Klauben ober bie Sitten betreffenbe
fiebre befiniere. Die Aapitel III. unb IV. jener itonftitution, in toel^en biefe Dogmen 20
fte9en, ftnb gemalt morben im SBiberfpru^e mit ber (^on an fiA jebe »Jh^ei^it unb
(gränblid^ieit ausfqlieftenben (Be[(i^Ktft$orbnung bes itonjils; fie \wjitn niqt auein im
®egenfa^e ju ber ^il. Schrift, oer £e^e ber Jlir^enoSter, ju oem bis ba^in ange«
nommenen Colauben. fonbem [ie entölten au^ oerfi^iebene OffiI|<^ungen, 3nterpoIationen
unb Sluslafjungen, [0 bog es faum etums oern»erfIi(|eres geben iann, als ein berartiges 25
äRa^erl bem ^eiltaen Seifte beijulegen. Die S^l^^i^^ung ber Ait(^ liegt ni^t oor;
benn bie bijfentierenben Sif^Sfe oertroten in Serbinimng mit jenen, «toelcQe eine me*
[entli^e Snoerung forberten, ober in ben entfAeibenben 6i|ungen fehlten begie^uims«
meife ni^t (timmten, gut bie $älfte ber iatbolifi^en (Ebriftenqeit. Das ftonjil trabet
ber nStigen grei^eit; alle auf ben obimenifd^n Sunooen ber erften a^unbert 3«^ so
befolgten (&runbfä^e rourben miga&tet. ZSfyxt jegl^e virlli^ ^rflfung mar in ber
(BeneraHongregation bes 13. 3uli bei 601 araoefenben SRitgliebem, mooon 91 fi^ ber
Sbftimmung enthielten, tro^ bes SBiberfpnu^s oon 150 SRitgliebenu ber 9BortIaut einet
Definition angenommen; btefer mürbe aber in ber 3^^^ ^^^ 1^- ^^ 17. "ivXx no^ in
einem unbebingt mefentli^en fünfte, nomli^ bur^ ben !^\3^^ ba^ foU^ päpftlid^ 35
(Entf(^ibungen (ex sese): „non autem ex consensu ecclesiae'S trreformaoel feien,
in gerabeju orbnungsmioriger 9Beije oeranbert. Son beutfdben Sif^en Ratten am
13. 3uli mit nein, alfo gegen bte Definition geftimmt elf: Samberg (x)einlein),
SRfin(^n (€^n), 9lugsbura (Dinfel), 9tottenburä (defeie), SRainj (0. ^etteler),
Sreslau (S^rfter), (Ermlanb (Aremen|, jektilöln), Osnaorud (Sedmann), Zrier ((Ebec* 40
^b). Saufen (gonoerl), !ßamk}anon>sIi mrmemf^of) , •-- oon öfteneiMA«ungari(^n
fe^unbsmamig, barunter bie itarbinäle gf- S^toai^enoerg ($rag), 9lau|(9er (9Bten),
bie (Er|bif4öfe oon (Sran (6imor), (Eolocfa (^a^nalb), Olmil^ (8rii(ftenoera>, £em«
berg r.I., SBosnien unb Sqrmien ((^trogmaier), — oon italienifcQen 9, fraiqftflf^en 26,
englif^en unb amerilanif^en 15, im gansen aqtunbac^ijig ; augerpem ftimmten jmeiunb« 45
fe^ig mit »tiuxta modum". b. ^. oerlangten eine mef entließ ^nberung, barunter bie
oon Aoln (URel^ers, f ^ >tarbinal in 9lom), Saljburg. 9lm 18. 3uli maren an«
mefenb 535. mooon smei mit nein ftimmten. Unter ben 533 juftimmenben befanben
fi^: 4 beutjAe (0. £eonrob, SRortin, Seneftreq, Sraf fiebo^omsK), 3 fd^ei^erijAe,
9 öftenei^ifffl^ungorif^e, 148 italienifd^e, 45 fran3öfif(^, 30 fpanif^e, 2 Doitugtefi|(9e, co
bie 6 belgif^en, 4 ^ollänbij^e, 13 irlänbif^e, 5 englif^ 69 amerilantfd^ u. f. m.
9lid^ ftimmten alfo 298 Stf^ofe aus (Europa; oon ben aoftimmenben ^en 95 gar
leine mirfii^e Dibcefe. Die nid^t abftimmenben oertraten gut bie d&Ifte ber Aat^olilen.
Sta^ bem, mas bis ba^in in ber X^Iogie unb im bmonif^n ^{e^te ab Srunb*
fa^ galt, unb na^ bem feftfte^enben 6a^e: Dogma fei nur, nms immer, fiberaü unb 55
oon aUen geglaubt morben, lonnte man biefe neuen £e^ren nii^t als oie Definition
einer dlumemfd^n Sqnobe anfe^en, 00m ftren^^Iat^oIijÄen 6tanb|)unlte nid^t fuir xooift
balten. SRan platte bie jefuitifd^en fie^rfa^e mtt bem (Oaralter eines oon (Bott geoffen«
oarten fie^a^es befleibet. Die mSglu^e nad^tröglid^e untenoerfung b^ biffentierenben
unb niAt [ttmmenben Sif^ofe tonnte ber ftonftnution leinen anberen (S^oxalter geben, eo
Cs buxfte tnbeffen oorerft no^ bie j^^ung ge9egt merben, bag namentli^ bie beuq^n,
416 meMf»Uii»ml^
oftenei^if^^unaarifc^n unb fran3oft|^en Stfc^ofe ber aRinotität an bem oon ij^nen auf
bem ftotqil bemnbeten (glauben, am alten (Blauben fef^lten nfirben. grflt bieje $off«
nung bot eine Stfifee, bag fe^sunbffinhig SifAöfe, barunter 8 beutfAe (§efele, Are«
menl^, Dinfel, (Eber^orb, 6^en u. f. to.), 18 oftenei(^tf(^*ungari|d^e (Shnor, ^aqnalb,
5 6tro^eier, gfürftenberg u.f.iD.), in einem S^reiben oom 17. 3uli an ^ius IX. t^e
Sbftimmung mit nein loieber^olenb protejtierten; man ^e JiA bos 9Bort gegeben, nur
gemeinfam oorge^en 5u iDoIIen: ftaroinal Si^iDarjenberg, !DtnIeI, Aremen| ermunterten
jum Sefu^e ber 9lfimberger Aonferen], ber le^tgenannte botte oerfdbiebenen ^erfonen
gefagt, bag bie 3u[ammeniun|t in grulba ju einem gemetnjamen Sßiberftanbe fül^ren
10 toerbe. 3nbef|en ra)^ jeigte {i^, bag in ber Ofxpofttion auf bem ftonjU bie Sif^Bfe
i^ren SRut unb (glauben erf^Bi^ft Ratten, bag bem 3i^I^ )>i^ äußere (Eif^eit, bie SJladQt
ber $ierarAie ju er^Iten, ubei^euoung unb (Staube — benn toofem man ni^ an»
nehmen n)oute, bog bie Sif^bfe bte[e unb biefen otrf bem itonjile befunbet ^oben,
mflgte man i^re Cppofition ffir Spiegelfe^terei, bos nei^ beiDu^ fiüge erll&ren —
15 geopfert tvurbe. Slm 30. SCuguft lamen auf (Einuibung be9 jlolner (Erjbifi^oite 9ReId^
Heben beutfd^e Sif^Bfe unb jioei AoptteboUare, barunter o. Aetteler unb Jtremenfi, in
gfulba 5ufammen unb matten einen Hirtenbrief, tvorin fie bem Sode bie neuen !Doginen
als Jtets geglaubte oorftellten. 9Benige Xage vorder fanb in 9tfimbera auf (Einlobung
!Dduin^er9 eine 3ufammenlunft ftatt, auf ber am 27. Sluguft eine (Swmirtq gegen bie
20 oatiiamfc^n Delrete angenommen tourbe. Dieter trot eine groge 3<^I ^^^ lat^olif^n
^ofefforen in Sonn, Sreslau, Sraunsberg, aRund^ 9Itfinpter, Src^, aßflrjburg u. f. tv.
bei. (Eine im 3uli bereits oon Aiü^n, Dotlinger, unb mir feftoefteute (Erfltoina nurbe
nid^ oeroffentli^t, loeil man ben $rote|t be$ 17. ^\Ai m mott fanb; i^e ja^Ireic^n
Unterfd^riften bemeifen aber, bag bomab no<b faft alle Zoologen u. f. m. anrnnfalli«
25 biliftif^ toartn, bie tlnfpruA am 9Bi{fenfd^Iic9leit ma^n ßnnen. 3n grulba ^en
bie Sif(^9fe oetgeffen, nms fie etn Soi^r oor^er oon t>emfelben Orte aus bem beutf^en
SoRe Doraerebet unb nxtö fte in 9{om bezeugt ^en.
9taAoem fie bos neue Dogma angenommen ^tten, fe^en fie bie 5te|eroetfoIgung
gegen alle X^loaen in Sjene, toeli^e ni(^t oermo^en i^r ®eiDi|fen burc^ 9Be^fel bes
80 Glaubens lalt ju ftellen. Der Abiner SReU^ers begann ben Steigen, fein ie^iger yiaif--
folger Aremen| oon (Ermlanb folgte, @<^en oon Stünden, t)infel oon mgsburg,
gfdrjter oon Sreslau f^Ioffen fi^ an. Döllinaer, grtiebric^, 9leuM, fianoen, Anoobt,
Saraer, 9leiniens, SlRi^elis, bie man bis bol^in als ^eroonagenoe fotl^olifc^ (Stldftit
^Qielt, iDurben oerflu^t; bie Seelforgsgeiftlid^en, n^el^e ben SRut offenen Selennt»
85niffes botten: 9lenftle, Xangermann u.f. id., eine Slnsa^I anberer ^rofenoren: SRenjel,
Zreibel, SBoIImonn, $ort, 9Regmer u. f. id. ereilte ber Sannftra^I. 9Öer es oerftanb
^u J^meigen, loie alle bamaligen Dosenten in ^Tübingen, ober fi^ burc^ Deuteleien 5U
Reifen, ober ju untenoerfen, toie Dieringer, X^iel, §ippler, Diettri^ u. a., Xaufenb unb
aber Zaufenb 6eeIforgsgei{tIi^e, blieb oerfäont, ober tourbe gar, toie bas oem Slbt
40 $aneberg im Sommer 1872 unb als 9la^otaer oon Aremen^ in (Ermlanb bem Dr. Sin«
breas XQiel glüdte, mit einem Sistum beba<$t. Aeinen £aien fyxt man eilommunijiert;
bejüglid^ i^rer begnügte man fi^ mit bem Sc^meigen, forbert bod^ ber tounberbare Aanon
bes 4. A(q}itels nur, bag man „ni^t miberfpre^e'', oerlangt alfo lein glauben, fonbem
blinbes untenoetfen.
45 Die grulbaer Serfammlun^ ^otte geseigt, meffen man fi^ i^^oM ma^en burfte.
3uerft regte fi^ bas alte lir^lt^e Seioultfein am 9l^ein, n)o man fq^on 1869 i^m in
ber (toblenser £aienabre[fe Slusbnuf gegeben ^otte. Diefelben 9Ränner, loel^e biefe
angeregt ^en, blieben au^ jeM ni^t jurfld. Sie unb anbere Ratten im September
1870 ju jlonigsointer am 9l^etn eine Srlläruna bes Sn^lts:
50 „3n (Enoögung, bog bie im 93atilan gehaltene Serfammlung nid^t mit ooller
gh^ei^it beraten unb toi^tige Sef^lüffe ni^t mit ber erforberli^en äberein«
ftimmung gefaM l^aif erllaren bie untetjei^neten Aat^olilen, baft fie bie Debete
aber bie abfolute (getoalt bes ^opftes unb beffen perfönli^e Unfe^lbarleit als
(Entf^eibungen eines 5Iumenif^en ilonjils ni^t anerlennen, vielmehr biefelben
55 als eine mit bem flbereinfttmmenben Glauben ber Air^e im 9Biberfpru(^ fte^enbe
Steuerung oenoerfen"
unter ber $aufttbätigleit oon Dieringer erlaffen. Sie ©urbe in ber „ Ablnifcben 3citung"
mit ben eingefanoten Unterf^riften oerbffentli^t, bie balb auf 1359 oon gebtlbeten fiaien
[liegen, unter benen monAer 9lame prangt, beffen Xröger fpäter unb ^eute als Sfiule
60 bes Ultramontanismus erfqeint. Son einjelnen bei jener Serfämmlung befonbers tilgen
«Mat^ultitdiititd 417
£aten tourbe ber 93er{u^ gemalt, feftsuftellen, ob bie SilAofe ber SRtnoritöt in
i^rem (Slouben ftanb^aft feien. Die %[nttDorten ergaben, baft Dies nur no^ bei $e[ele
(Xottenburg) unb 6trogmaiei (I)ia{ooQr) bei Soll mar. Sto^bem bie preubif^e ^e«
gieruna bem $faner Dr. Xangermann in Unlel am 9{^in auf bes (Erjbif^ofs 3ReI«
^s mfuc^n ben Staatef^u^ oerfagt, i^nt fogar bas Staatsge^tt enijogen ^atte, s
entfiel bem Alerus ber SRut; oos ,,$ungerboama", tote man es am Sl^ein nannte,
fiegte im Slngefidbte ber älltemattoe: glaiwens|tar! unb brotio«, ober unterworfen unb
bepfrflnbet. 3B09I entjog bie bo^erif^e 9legierung ben (BetftUc^n i^ren 6^u^ ni^t,
noi^m aber erft in einem (Erla|fe 00m 27. 9luguft 1871 fefte Stellung. Sis bo^m botte
ber Xerrorismus ber Sif(pfe Aber bie 3Raf|e ber (Beifttid^en unb fiaien gefiegt. 9lom 10
botte neben bem 3nbifferentismü$ ber SRaffe ber gebilbeten itat^olifen, auf ben bie
^efuiten als ben beften (Senoffen geregnet Rotten, in bem Ariege einen $elfer gefunben.
Die Staatsmänner flimmerten \xq menig um biefe ibealen Sinae unb Ratten feine
%[^nung baoon, meiere äBirfaing eine fiel^re ^aben miine, bie oon i$nen, namentliA 00m
baqerij^en SRinijterium, im angefil^rten (Erlaffe als ftaotsgrfä^rli^ unb als ein umfturs is
ber Atrd^enoerfaffung erflärt mürbe, unb bie j^on im 9lugu(t 1870 mt^tn biefer (Srunbe
ben Aatjer oon £)ftenei4 bemogen ^otte, bas jtonforbat megen gämlt^er SerSnberung
bes aRittontrc^nten ffir hinfällig ju erllfiren. Der le^te beiUf^e Sif^oj, ^efele, unter«
marf ficb im ^pril 1871, meil Die milrttembergij^e Regierung i^n im 6ti^ lieg. Ob«
mo^I bte preugif^e Regierung bie (Seifttt^en tn Staatsimtem in biefen fc^üMe, bie 20
baqerifd^ bem tro^ bes ißlocets, ja gegen be|jen Ser|aaung oerfaffungsmibrig oermnbeten
ootiianif^n Dogma jebe (Einminung auf bte bfirgerli^en unb [taatli(^en Ser^Itniffe
abf)n:a^, bie milrttembergif^e nacb einem ni^t mtt bem (Befe^e ftimmenben Sorgan^e
mit einer obnlu^en (Eruarung ft^ abfanb, lieg man ben oatüanif^n Sif^Sfen bte
SRad^t, im Steligmnsunterri^te an ben oom QUuA^ geleiteten Spulen bas Di^ma bei« 25
3ubringen, in bas oon ben $rofe|foren ber Xbeologie abjulegenbe Gloubensbelenntnis
bie neuen Dogmen einsufe^en, utm oer^telt {id^ ben SlUIat^oInen gegenilber menn ni^t
gerabeju able^nenb, fo bod^ btit; bie menigen Slusna^men fonnten ni^ts bejlem.
9(aAbem es M bis 3um april 1871 Qctr ^rausgeftellt batte, bag alle SiJ^ofe
untermorfen maren, blieb ben an t^rem iotboIifAen alten (glauben ^Qenben (Seiftlid^en ao
unb £aien nur flbrig, entmeber einjeln o^nt ^ufammen^na unb o^ne Sefrieoigung
bes fir^Ii^en Sebfirfni||es unterjuge^n, ober ft^ ju gemeitiolic^r unb Krc^li^er Or«
ganifation jufammensufqliegen. 3n einer $fing[ten 1871 ju SRäni^en unter DöIIingers
Sorji^ unb mefentlid^ oon biefem entmorfenen (Erfldrung mürbe ber la^olifc^e Stanb«
punrt gegenüber bem oatifanifc^n (Blauben feftgeftellt; man einigte \iq sugleiA, im so
^erbft etne allgemeine Serfammlung abjubalten. Diefe, oorbereitet auf einer %erfamm«
lung am 5. unb 6. Sluguft m ^eibelber^, fanb oom 22. bis 24. Septetnber in SKfln^en
als Aon^reg ber 9IItid^oIifen unter metner fiettung ftott. 93on biefem mürbe im (Ein«
Ilanae mit oer 9lümberger unb 3Rflnc^ner ^fingfternarung ein ^rooramm bef^Ioffen,
melqes bie Stiftung ber notmenbigen tird^Ii^en 9{eform feftfei^te. ß^glei^ tagte auf^
meinen SIntrag ber Aongreg ben SefAIug, bog überall na^ Sebflrfttis unb SRogli^feit
bie ^erftelluna einer georbneten Seelforge ftattfinbe. 3nfoIge baoon bilbeten fi^ in
einer grogen Slnsal^I oon Orten in Saben, Saqem, ^reugen unb Reffen Sereine unb
mürbe, mo bies mö^Ii^ mar, mit Slb^altung bes (Sottesbienftes begonnen. Der smeite
}u JtBIn oom 20. bts 22. September 1872 unter meinem Sorfi^e abgehaltene Aongreg «&
erganjte in einigen fünften bas bis^me Programm unb fe^te auf meinen Eintrag
eine jlommiffion mx 93orbereitung ber SBa^I eines Sif^ofs ein, ju beren 9RttgIiebem
bie geiftli^en ^rofefforen gfriebric^, SRi^elis, SleufA, bie fiaien: Santtätsrat Dr. $afen«
cleoer, $rof. Dr. aftaaffen, Oberregierun^rat SBfilffin^ unb v^ gemd^It mürben, ms
beren Sorfi^enber erliep t^ feit SInfang Oflober oerfcbtebene Slunbf^retben an bie SRit« 50
glieber, mel^e ^ur (Einigung über alle mefentlid^en ißunlte führten. Sta^bem i^ burd^
Ser^nblun^ mit bem ^rften Sismord im Slfrfang S^^uar 1873 ju Serlin ber 9ln«
erlennung emes 3u mo^Ienben Sifäofs feitens ^reugens miA oergemiffert ^e, mürbe
in einer Si^ung ju Sonn am 19. ^ril bie 3B(uIorbnung unb ber 4. iunx als SBa^Itag
liefen unb 55 £aien als SCbgeorbneten ber Vereine aus Saben, Saqem, Reffen, ^reugen
ber ^rofeffor ber Zoologie in Breslau Dr. 3of^f Öubert Keinlens jum Sif(^of ge«
ma^lt, eine Squobalrepräfentanj befte^enb aus 2 (fteiftli^en unb 3 £aien als orbent« »
]Kca(s(hic9novabU ffir XlyeoloaU unb ftir^e. 3. «. l. 27
418 «Itfttt^oltjtömitd
li^en, je 2 ®eiftli^en unb £aien als augerotbentli^en 9RttgHebem i^m als SSertretungs«
orgon ber Jtir^e 5ur Seite geftellt. 9Im 11. ^uguft toutbe ber getod^Ite Sif^of oon
bem Sifi^of ber altfatl^olif^en 5tit^e ^ollanbs, ^e^fantp S. oon Dementer, in 9lottet»
bam ^um Sifi^of fonfelriert. Huf Singdben ber S^nobalrejoröfentanj erfolgte bie ftaat«
6 US^t vlnerlennung bes Si(^of6 feitens bes ilditigs oon ^reugen mit uttunbe oom
19. 6ept. 1873, bes SroB^erjogs oon SBaben oom 7. 9to9. 1873, bes (Sxo%fftty>as
oon $e|fen oom 15. Desemoer 1873; bas bonerif^e SRinijtertum lehnte es ob, biefelbe
bei bem JtBniae ju bi^ntragen, ongeblid^ toeii fie ftootsredptli^ unsuUJfig fei; einettn*
l^ung, n)el$e oon mir unb oerfqiebenen SInberen als unrid^tig na^eroiefen roorben
10 i[t (f. m. f^sntlat^olijismus" 6. 420). Dur^ biefe SInerfennungen loor enei^, bag
mm erftenmale feit fe^s^unbert ^aUfi^n ein oon jllefus unb (Semeinben, nie es bos
9{e^t ber aßen jlirqe forbert, enoäblter Sifc^of obne pöpftlic^e Seftötigung als fat^o«
lif^er Sif^of frei unb unter ftaatlic^em 6(^u^e feines Slmtes nxilten tonnte. (Es toor
bobun^ ber Sen>eis geliefert, bag brei beutf^ fianbes^nen, unter i^nen ber beutf^e
16 Aaifer, fi^ beuiugt gporben looren, bag bie Slufgabe bes fianbes^rm ni^t forbert,
ben Aat^otiten i^re 9{eIigionsfibung nur ju oeftatten unb jie nur ju ff^fi^en, toenn fie
bem rdmifc^n $q)|te ben ^JatanifAen" (S^Oh^^ ^^^ Sut^ers Slusbnül leiften, fonbem
aviäf bann, toenn fte balteno an oer S^rift unb am alten iRed^ ber Ain^ fi& auf*
lel^nen gegen bie römtfd^e Sergetoaltigung in ber Serifinbung MoIaJti[(^er aJlamxDerie
so ab oon ®ott geoffenbarter ®Iaubensfä|e. (Es n^ar eine ^SfyA o^nli^ oer, vodqt bie
9leformation im alten beutf<^en 9{ei(^ ermSglid^ fyA; es loar eine Q)eItl^iftoriMe X^.
Uno loenn biefer Vorgang oon oielen Seiten etroa in berfelben SBeife berietet, ober
airfgenommen würbe, als bunbert anbere ous ber Xagesaefi^iAte, wenn gar gro^e po*
littfc^ Slitter bemfelben bium me^ Seaätung angebei|en liefen, ab irgenb einer
» {wlttif^en Serfammlung ober einem alltSglid^n Sorlommniffe : fo belunbet bas eben
nur, mie in großen Jtreifen ber 3nbifferentismus unb 9Raterialismus alles 3ntereffe
unb 93erft&nbnis für ibeate Dinoe oemt^tet ^. 3Bfire loie im 9lnfange bes 16. 3<^t«
bunberts ber Glaube no^ lebenbig, fo roürbe es anbers Jte^n. Diefer aber fyxt inner«
oalb ber römifdben AirAe längft ber fiugerli^en jlir^li^Ieit $la^ gemalt; ber®laube
Mtft ^lebenfa^e bei ber uRaffe; biefe fie^t ibr $eil nur in bem Ste^n jum Alerus,
bur^ ben fie in bem (glauben eigogen würbe, bog bas Seelenbeil oon ber Slbfolution
in b^r Seilte, bem ^Jten u.f.n). ab^ge; bie fog. (Sebilbeten mtben ju neun3^^nteln
loeber (glaube no^ hrd^liAes Sebflrfnis, lie f inben es bequem, ougerli^ ben 9l5mif(^en
sugejo^lt 3u merben, auq nötigenfalls jttnl^enfteuem ju joblen, borilber hinaus bie
86 9teligion.3U ianorieren unb mit SUUeljuden ober fiöc^din religidfe Strebungen ju oer«
folgen. Imr oiefe Sage waren bie uRSnner, toel^e in bie Semegung mit ganjer Araft
eiräraten, ni^t im unuoren; ^ätte man im 9lngeft(^te berfelben oer^weifeln toollen, fo
wflrbe 9{om triumphiert ^ben. Das (Ereignis ber onerlonnten Stf^ofsnxt^l ^ ffir
alle %olm^ii bewtefen, bag glöubiger Sinn, (Entfd^loffen^it unb ($eftigleit einsig unb
M allein eine Sefferung innerhalb ber römij^^mt^olifc^n Airtl^e herbeiführen lönnen. Unb
tpenn bie alüatqolifme Rir^e in Deutf^umb aud^ nod^ ^unbert ^a^x^ auf eine fleine
S^ar bef^rönlt bleiben follte, fo ijt unb bleibt fie bas 9nittel unb (Eentrum einer roir!«
li^en 9{eform innerhalb ber fatfiolif^en Air^e.
SBir oerfolgen in itürje bie weitere (Entwidlung. 93om 3a^re 1874 ftellte man
4& in Saben uno ißreugen einen 3^14^6 ^^ ^^n Staats^us^ltsetat ein. (Er betrug in
»aben für bie 3a^re 1874 unb 1875 bie Summe oon 6000 SKorf, feitbem 18000 SWorl
unb ift für 1886 infolge eines ®efu^s besSif^ofs an bie jweite jlammer auf 24000 3)1.
er^o^ worben. 3n $reu^n waren es ftets 48000 SR. ffir C5e^lt, SBoQUung unb
Steifeloften bes Sif^ofs (jufammen 21000 3RX ber im ÜRärj 1874 auf 93erlangen bes
M SRinifters S^ll bie ^rofqfur nieberlegte, bie ^erwaltungsloften. Seelforge in ben (Se<
meinben unb (nroHif^e 95orbilbung ber (geiftli^en. Der größte 9Ri^ftanb war ber 9Rangel
an Aird^en, ba nur an ganj wenigen Orten oom Staate ober emjelnen (Semeinben in
i^rem (Eigentum fte^nbe 3um (gebraute überlaffen worben waren. SRon mu^ fomit
eine Sefferung auf gefe^li^em 3Bege anftreben.
^ 3n Saben würbe infolge eines Eintrags oon mehreren SIbgeorbneten ber jweiten
ftammer auf Seranlaffung ber Ferren giefer unb Sd^mibt unterm 16. 3uni 1874 ein
(gefe^ erlajfen, welkes bie 9lner!ennung altlatiboliMer (gemeinf^aften unb beren Sln<
forüqe auf ben aRitgebroui^ ber lot^olifc^n Air^en, ^wie auf ben 9Ritgenu^ bes
Air^enoermogens regelt. Dosfelbe würbe unter bem ^inifterium 30^9 oereqt unb
60 billig ge^anb$abt; fett Oftober 1876 trug es wenig Sfrü^te. Som Slpril 1881 an
m«üäiMii»mM 41»
mürbe infolge ber belannten Stimmungsänbening, Slfidgängtgmad^ung ber SBo^It^t
besfelben in allen fallen ins SBeil gefegt, bie fi^ mit einer ffinftli^en jurifttf^en Slus«
legung vereinigen Hegen. 3n $reu§en bim auf SorfAIag bes Sbgeorbneien Dr. $etri
ein analoges, leboc^ teilioeife fe^r unflares unb ungünftiges — was f)itx natflrli^ nic^t
nä§er ausgeführt toerben iann — (&efe^ oom 4. 3uli 1875 jujtanbe. {Jfür beffen 9Ius« 5
fü^frung fehlte besflgli^ ber Gemeinf^often in Sonn, Srefelb, Adln tro§ i^rer äBid^ttg«
leit, unb obglei^ Sonn bie Slefiben] bes Sif^s i[t, oon oom^reijt an entf^eibenber
Stelle ber äBille ober lourbe bur^ bösere (rinftü|fe la^m aelegi uber^upt lieg fi^
bie Senoaltung loefentli^ oon bem ®runbfa^e leiten, bag bas Sle^t im Senoaltungs»
loe^e in bem Se^en beffen befte^e, nms bie Senoaltungsoraane : Oberprafibent unb 10
SRtnifter, jioedmägtg ftnbien. Seit 1879 i[t bie 9{egierun^ beftrebt, mit allen äRitteln
ben äRitgd^rau^ oer lat^olif^en $farr!ir^en ben SCIni^oItien mieber abjunebmen. Um
biefe Haltung in Soben uno ^reugen m oerfte^n unb ju begreifen, mie btefelbe als
^erftellung oes gfriebens bejeimnet toiro, i{t auf bie äRa^ination [ehens ber Aurie
^tnjuioeifen. Der 9lunttus in HRfinc^n erlieg am 12. SRärj 1873 angebliA auf (&runb is
popitlic^r SBeifung eine 3nftru{tion (ogL S* t- 9leufd^, Das Serfc^ren beim^er Sif^Sfe
be^gliq ber ben ^nflatboulen }um witgebraud^ eingeräumten Kirnen, Sonn 1875).
3lfit ber URotioierung : „unter ben gegemoartigen SerqSItninen tSnnte {ebe Dulbfamleit
bei bem Sebrau^e oer AirAen ju Q&unften ber 9leulefeer (favore neohaereticorum)
als (Slei^filtiglett unb als Sllangel ber nötigen Settiglett anjgde^n toerben ; au(^ mare 20
fie ber (Sefa^r bes ^gemiffes unb für bie (rinfälttgen bes ^Dofalls oom (glauben aus»
aefe^'', — unterfagt jte bie Slb^Itung bes C6ottesbien[tes in berlelben Aird^e mit ben
$ntfat^oItIen unb orbnet an, bag, falls eine Iat^oIij(^e JUr^e oon ber Se^rbe ben[elben
einaeraumt n)ed)e, erft opponiert unb an bie (5eriqte (gegen bie Ae^r Hnb bie Staate»
geriete gut genug, fonft ftej^t CEsiommuniMon barauf , roenn ein roeltli^er 9{i(^ter über
Airqenfad^en 5U erlennen Ji^ herausnimmt — ) gegangen, fobann bie Sttcä^t interbiciert
>tu:qen)a(9en 5U enennen ju^ Qerausnunmt — ) aegangen. looann ote xtrqe tmeroutert
unb auf bie beftmogli^e SBeife für bie SebüqfntfTe m 9t9mi[^en Sorge getragen ooer»
ben foUe. Diefe bem lanonijAen Siebte buri^aus roiberfpre^enbe SBeifung mürbe beftens
befolgt. Selanntli^ ^aben {t<^ bie Slegierungen, namentli^ bie preugifAe — bas marum
gehört ni^t ^ier^r — besügltcb ber 9QBiriung iQrer „firc^enpolitif^en'' (gefe^e oerreci^net 30
unb [eit 1879 mit bem „friebltebenben" fieoXIII., ber na^gerabe p „einem ber erften
Staatsmanner'' aoanciert i[t, ber in feinem S^impfen über ben $roteftantismu5, bie
Reformatoren unb SUtfat^oIifen menig oon ^riftUAer Sriebensliebe jeigt^ güblung ge»
|u(^tj um Sentrum unb ultramontane Aammerfraittonen ju bre^n. SretlUp ^aben bie
Slegterungen, insbefonbere oon Saben unb ißreugen, Ilar unb oemebmlid^ in ben £anb» ^
tagen bie Sli^tbere^tigung jener SBeifung ausgefprod^en ; fie fa^n glei^ jebem beriefen
iann, fe^r gut ein, ba^ ber (5runb bes Serbots, roie beffen SBorte ergaben, lebiglid^
bie Sfur^t tft, bie 9lomif(^n fönnten einigen, bag bie Slltlat^olilen nichts SBefentltd^es
im 9titus unb namentli^ ni^ts an ber aReffe geanbert baben, fönnten gar lei^t burc^
bie ^rebigten ber altfat^olif^en ®eiftli^n oon ber galfq^it ber neuen Doamen über» «o
jeugt roerben; bie preugifc^e 9{egierung erHorte fogar in einem (Sefe^entmurfe bie ^rü»
jfung ber grrage für bered^ttgt, ob bie äfatibtner eigentli^ nod^ bie anerlannte lat^oUf^e
ftirc^ ausmalten (SRotioe 5um (Entmurfe, 8. 3<^n.l87d, bes®efe^es oom 11. aRail87d
in Drudfac^en bes ^Ibgeorbneten^oufes m. 95) : bie 9legierungen hielten es fiir Wj^^»
bie Slltfot^olilen bur^ C&efe^e ju f^ü^en. ^er bas roill ber römif^e ^ontifex nicQt. ^
Unb fo fanben biefelben Regierungen allma^li^, bag eine SBeifung bes römifd^en 9tun»
tius über Silligieit, Aonfequenj unbRed^t ge^ bag es ^dUt unred^t fei. benRomifd^en
Siuumuten, gegen bie 9Bei|ung bes „Eiligen Saters'' unge^orfam ju fein. X^atfa^lid^
erUien ber Unge^orfam ber Sifc^öfe u. f. m. gegen bie Stoatsgefefee infolge römif^er
SBeifung allmä^li^ als ein Serbtenft, bas burd^ Crben^ Sertrauensftellungen unb neue m
(gefe^e belobnt morben ijt. 3^^nfalls muten bie Regierungen nunmehr ben Sllttat^o»
liien 2U, auf bie fat^olif^en Aircpen ju oerji^ten, unb bes Snebens falber, richtiger
bem ^apfte ju liebe, fid^ als Ae^er bebanbeln m laffen. Die Regierungen lommen
ni^t einmal auf ben Einfall, bie Römifc^en aunuforbem, i^e Sif^ofe behufs 9luf»
^ung ber Runtiotunoeifung anjuge^n ; es ijt wnen auq glei^üln^, bag bie R9» ss
mifc^en überfUlffiges (Selb ^aben, um überall „Rotnrc^n" ju bauen. SBtr mugten biefen
$unlt berühren, meil er begreifl^enoeife oon (Einflug gemefen ift.
®egenmörtiger Stanb. 3n Saben gab es 1874 28, ^eute finb es 37 (&e»
meinben. oon benen 29 anertannt finb; 3 tonnten ober bie ünertennung nur erlangen
gegen SSerji^t auf ben üRitgebraucQ ber ^farrür^e bis 3ur (Erlangung ber SRe^r^eü. 60
27*
420 WUhOioüiiimn»
Son ben (Semeinfc^en ^ben 15 btit aRttgebraud^ bet lot^olifc^n bejiD. einer ^fon^
lir^e, 6 ben einer la^Iifd^n ftopeüe auf ®runb bes (Sefe^es, 5 ben oon im Qtoais*
eigentum fte^nben Smi^n (ftopellen), bie übriaen finb mrf bie (Sfite ber (Eoangelif^n
angemiefen. Der frü^ eingerdumte SRttgebrau^ ber ^[ifarrnrt^ iDurbe bis }uni 2f^
6 1895 7 Semeinfffioften abgenommen unb burA ben einer ftopeüe erfe^. 3n 21 ^rten
finb ftänbige Seeuorger angeRellt ginfid^Ii^ ber SRitglieber Janb bis 1877 eine jtetige
6teiaerung ftott, bann trat StiOftanb ein, feit 1882 lieber 9Ba(^tum; bie Slnjool ber
felbftttänbigen SRanner betrögt mit Aber bos Dofipelte ber oon 1874. Sufter in ben
Orten, toelc^ 6i^e oon ®emeinj^aften finb, giebt es in oielen Orten eine größere
10 ober geringere 3<^I oon SHtfo^Inen, toeU^e in ben ftatiftifd^en SRitteilungen niqt oor«
fommen, loeil fie leine fbrmliqen Sereine ober Semeinben bilben. Son le^tem ^oben
2 Aber 500, 2 über 300, 1 Ober 200, 7 fiber 100 beam. 150 felbfpnbige SRänner.
3n 2 Orten (ftorlsru^, 3en i. 98.) ^n bie Sdtlat^oHien eigene Air(^n erbaut.
iPreu||en i/Sfß 14 ^aroc^ien, 6 anbere anerlannte, 16 nur lir^Iidb organifierte C5e«
16 meinben. $on ben beiben erfteren jtategorien ^ben 2 ben SRitgebraud^ ber io^olifc^n
^farrlir^e, 5 ben (gebrauch oon im (Eigentum bes Staats ober oer polttifc^n (Semeinbe
Menben Air^en bes». Aopellen, 3 ben einer bit^olifd^n Aopelle auf (Brunb bes (6t*
le^es, 5 befi^en eigene (oon ibnen erbaute ober enoomne) Air^en, bie fibrigen banlen
Den (EoangelifAen Die a)l9gli(^feit, in AirAen ®ottesbienft ju ^Iten. (Entjogen mürbe
ao allmä^M ber SRitgebrau^ ber tat^olifc^n $farrliriäbe 6 ßemeinben. 3 (Semeinoen ^oben
eigene ^farrbaufer. 2 eigene Gd^ulen unb Si^ul^aujer, 1 C5emeinbe fyd eben (Stoo.
1895) ben Sau einer Air^ unb eines ^ßfarr^aufes begonnen. Suger bem Sifd^of unb
äßei^bif^of jugleid^ Seneraloilar fungieren 18 $faner, baneben einige anbere ®eift^
lid^e. Die 3a9l ber ®emeinben (39) ift feit 1874 um 9 geftiegen, Die ber aRSnner
26 in biefen um 1000 ; bie jabIreiAen Suffo^olilen an Orten, mo es leine (Semeinf^en
liebt, lommen nirgenbs in ben S^beÜen oor. 9Bas bie ®roge ber (gemeinben betrifft,
0 ^en Sreslau über 900, Sain 400, 4 über 250, 6 smifc^n 100 unb 200 felbft^
tSnbige SRfinner.
Reffen befi^t 4 (Bemeinben, 2 (BeiftliAe — auberbem oerf^n auswärtige bie^
90 [elben — , eine eigene Air(^e. Die Sfnso^I Der (Sememben unb i^rer Sfnge^ngen ift
leit 1874 meit flbo: bas Dofipelte geftiegen.
3n Saqem fpiegelt fü^ bie SAmieriofeit ber öugeren Organifation panj befonbers
ab. SRit Segeifterung er^ob man ftA; bie an bos SRinifterium oegen bte oatüanifc^n
Delrete abgefanbte Slbreffe trug laut Der Angabe in ber an ben ABnig gerid^teten Sor^
86 fteüung oom 1. 3uli 1871 „an 18000 Unterf^riften, barunter me^ a& 8000 Unter«
[(^riften ^iefmer (üRün^en) (mmo^ner, sum größten Zeile gamilieno&ter ber gebilbeten
juetje ber ^tabf'. Die Gattung ber Slegierung, toelAe ni$t einmal in 3Rfin4en eine
Air^e gab, bie (Entbehrung aller 9RitteI 3um llnterpalt oon Seipci^en, ber 9RangeI
oon Air^en, bie Senai^teUiaung aller ni^t bur^ ü^re Stellung unabbängigen fieute,
40 bie 9lüdfid^t auf bie fiaufbaqn. bie (gelboofer in einem fianbe, bos ubeiflug an rö«
mif^en Airc^en, (geiftli^n (einer fommt our^f^nittli^ auf 530 Seelen) unb (Selb«
mittein ^t, biefe (Srfinbe emären ben Wüdgang jur (Senüge, menn man basu bos
SBfiten ber Sifdböfe u*. f. m. aegen DoIIinger u. a. auf ben Aanjeln, bem bie 91^-
gierung ru^ig sufa^, unb ben llmftanb in Setrad^t sie^t, bag ber romifd^ Alerus in
46 ber 6(^ule allein ^enf^te, im Sei^tftu^I laum irgenbmo me^r (Einfluß ^ unb bos
fiugerli^e AirAentum mit feinen 933anfa^rten u. bgL in ooHer Slüte fte^t, infolgebeffen
ber 3nbifferenttsmns ber gebilbeten 3Ränner nid^ts 5u mfinfc^n übrig lögt * oon anberen
Urfac^n ju [^memen. Slm 10. 3anuar 1890 jtarb Dbüinger, bei bejfen fiebseiten man
fiA f^mte, bas (Gegenteil oon bem 1870 Sluraefteüten eintreten ^ laffen. 3n unglaub«
60 tiefer ^a\i unb Segrünbung mürbe oon ber Stegierung am 15. ÜRSrj 1890 erfifirt, fie
»betraute bie Slltlc^olilen ni^t me^ als aRitglieber ber fat^olifd^en Air^e''. SRit (Ent«
ff^Iie^ung oom 2. Sqnril teilte bas SRinifterium mit, bah ber ^rinjregent ben . . . Sit«
ic^olilen bie Siebte einer ^rioatfirAengefellf^aft naA SDRa^gabe ber ^eftimmungen bes
9leIigionsebi{ts allergnäbigft ju bemilligen gerum fyAtn (f. meine 64rift „Das Sor«
66 ae^n bes baqerifc^en SRinifteriums gegen bie Sutlatbolilen'' (Biegen 1890). 9Bas bie
ultramontanen ooollten, bie Slltfatbotnen oemid^ten, ift nid^t eingetreten, ^ie ^ben in
9RfinAen unb ^affau eigene Aird^en erbaut, an 5 Orten $faner, 8 (Beiftlid^e, 3 neue
(Bemetnben gebiibet, mä^renb man^e Heinere als fol^e eing^angen finb; 14 Semeinben
fte^n feft, bie oon SRünc^n fyd gegen 550 felbftftfinbige URfinner.
Sltftti^nIijtAititi» 421
Sott ben attt 4. 3uttt 1873 aufgejS^Itett 30 (SeifaiAett ^6en 8 tiietnals feit 1871
feelforgerlt^e (Jfunitiottett geübt. loirnitett alfo tti^t iti SetraAt; teei booott ^obett ft^
tttfolge bes (Eoltbotsbef^luffes oaoott fem gebaUett, 10 Don bett oltioett fhtb geftorben,
ttt ber Seelfoige oott tl^ttett ^eute ttur ttoA emfd^tteglic^ bes Sif^ofs 6 t^dtig. Da
^eute 56 t^tig uttb ettteritiert finb, obioo^I oon beti feit 1873 geiDei^tett ober qu$ §
Qitberett DiScefett aufgettotnmenen 13 geftorben finb, 4 in bie GqiiDeis, 18 aus^oer«
f^iebenen Srfittbett etttlaffett iDiucbett bejiD. ausgetretett finb loegett !Dietiftuttfa^tgieit, aber*
TtQ^me oott Staatsättttem u. f. m., fatttt bie 3^^^^ "i^t ^I^ ^iiK id^nmffie angefe^n
toeibett; 62 rötttif^ett (Beiftlid^n tourbe bie Slufito^ttte oenoeiaert. Die 3^1 ^on 49
^fanent ittt etigerett Sitttte ffir gegen 120 Semeinben ift freiließ Hein, mehrere ^aben lo
3, 4 bis 6 Crte ju poftorieren, toelcbe oon i^em QVjt ^inSj^n Stunben toeit aud^
unter Senu^ung der SSdSfn ober oon mi^noerl entfernt finb. «Cber es fehlen eben ben
SntfQt^olilen bie SRittel ber Slb^ilfe. m beren Anoppbeit liegt es ouA. baft bie 3q$I
ber XQeoIogieftubierenben nid^ gr5|er ift 9tur in Saoen ffob^n bie tutlatijolilen an
13 Orten ^frünben, bie 6tid>ierenoen niflffen fie faft g&njlii^ er^Iten, nur einigemale u
fyd einer ein Stipenbium belomnten. Die fiußere Stellung ber ®eiftli(^en ift toenig
alanjenb; in ^reugen baben 3, in Saben ^&^n 10 Dienfttoo^nungen, bas X>wc^*
fc^nittseinfommen ber ^faner betr&^ fount 2500 9DlarI, manAer fjm ein bebeutetw
geriimeres. Die Aoften ber ^aftorotion finb toegen ber 9{eiJ^ften filr manche Orte
o^e^in bebeutenb. einnahmen aus Stolgebfi^n u. bal. giebt es nic^L 2o
9Benn es nid^ beffer ftebt, trägt bie Opfenoiniafeit Der Gemeinben ni^t bie S^ulb.
T>tnn obtDobI bie ßo^I ber Segfiterten fel^r Hein ip, fonnte ber ffir ben 4. 3uni 1883
arftattete „miitnitiat Seri^f ' ben Sitnelna^tDeis liefern^ bag bie (Senteinben bis mm
31. Dej. 1883 bereits 1.100,000 3R. hergegeben ^en, tooju Ober 1,000,000 ^iti^em
^in}ugeIontmen finb. Dieter felbe Sen^t jeigt, bag am 31. Dej. 1882, fon)eit bos s0
aus ben SinjelberiAten fejtgeftellt loerben lonnte, bie felbftftänbigen SRänner beftanben
aus 188 air^n unb Spoilern, 1434 Slrbeitem, 2315 Seamten aUer «rt, 350 gfabri*
ianitn, 1239 (Brunb*, $iaus*, (&utsbefi|em, 3258 ^anbmerfem, 1269 Aaufleuten,
317 £e^er aller »rt, 140 3RiIitars, 403 $rioatiers, 306 9Birten, 736 Sonftigen.
£s ift alfo nid^t ber gebilbete Stanb allein ober oor3ugsn)eife, in bem er Soben fyxt, 9o
SRit ilabinettsorbre oom 17. 3an- 1^94 lourbe einem m Sonn gegrfinbeten JlonoUt
unb Seminar fturiftifd^e ißerfönlid^ieit oerlie^n; fein gfonos betragt gegen 160,000 SR.
9IIe, bie lein tieferes religidfes Sebflrfnte ^aben, bie loegen oes (SeJc^Sfts, ber
($amilie, ber fiaufba^n u. f. m. unbequem fanben, fid^ burA förndiAe 3uge9örigieit ju
einer altfat^olifcben ^emeinf^aft m ibiieren, beren anffinguAer 9[imd^n)ung einer W>* 86
fpannung mv^. finb ausbrfidflt^ ober ftinf4n>e{genb ausgef^ieben. Das ^atte ben Sor«
teil, bag bie heutigen Semeinoen einer 6^ gläubiger (Soften bilben. 3^ 9Ba&s*
tum finbet auf bem 3Bege bes Sla^u^fes unb Seitoitts ftatt. Sie ift Hein aber feft
in bem Serougtfein, ffir i|r (5eiDifTen nur im 9Borte (Bottes i^ren $alt ju finben, ntqt
im SRa^ioerle bes rBmifqen ^apftes. Ss fte^ in (Sottes $anb, bie ^unberte m 4o
ebenfooielen $unberttaufenben loerben ju laffen. Die S^ierigfeiten, loelc^ ben mU
iat^oliien auf Stritt unb Xritt entgegen[tanoen, bier ju jeigen, ift unmdgli^. Das
aber mug gefagt sterben: es giebt leine trriaere 9nfi(^t, ate bie SReinung, baj irgenb
eine 9leaierung bte|elben begflnftigt. feit 3%^n audb nur mit berfelben 9löd!fi(|t be«
Rubelt ^abe loie bte Siomifd^en. Sßenn fie niAt in ft^, im (glauben i^ren $alt fanben, 46
mären fte längjt verfallen. Unb in biefem (plauben finbet ber biobolifd^e ^ag feine
SrOärung, roomtt bie 9l5mif^en oom ißapfte an fie oerfol^en, toeil fie fte furzten.
3nnere Sntmidlung. 993efen. Organifatton. 9Rit ber meriennung
bes SiMofs mar ein georbnetes btt^olif^es Air^moefen gefd^en. Sluf bem 3. fton«
greffe tn ftottftan} (Sept. 1873) mürbe eine „S9nobaI< uttb (gemeinbeorbnung" an« 5o
aenommen. Damit ^e bie Ü^gleit ber jtongreffe ffir bie innerfin^Me Organi«
fation ibr (Enbe eneid^tl; bie fpäteren in ^reiburg 1874. Sreslau 1876, SRain} 1877,
!8aben*Saben 1880, (Erefelb 1884, $eibe&erg 1888 befAä[tiaten fi^ mit ber äußeren
%[u$breitung ber Semegung unb fa|[ten bejfigli^ beren SeMIflffe unb 9Inträae an bie
Sqnobe. Diefe neun ftongreffe — mit SlusU^mg bes ^u 9Ratn5, bem i^ lranl9eits^Iber 66
niAt beimo^nte, lann id^ es ffir alle als beren 9}räftbent bejeugen — bilbeten beben*
tenoe Aunbgebungen fir^Ii^en Sinnes unb bemiefen, bag bos Sntereffe ffir bie 9{eform
in ber SeoSDerung mad£ geblieben ift, bah au^ bas eoanaelifdbe Soll leb^ teilnal^m.
9Im 27., 28. unb 29. SRai 1874 mürbe tn Sonn bie erfte S^nobe abge^Iten, oon
i^r bie Sqnobal* unb Semeinbeorbnung'' mit unmefentlic^n mberungen unb 3#^^n ^
422 mtMlioli^§mt9
angenommen. 9Iuf i^r unb ben folgenben bieije^n in Sonn (bis 1879 allii^Iii^, fett*
bem alle jmei Z^^) tagenben Sqnoben f^uf man bie Slefotmen itnb (Euiri^figen,
wtU^ nunme^ borgefteltt toerben [ollen.
Der jlongre^ ju SRilnci^en ^e unter III. ausgefproAen :
s »9Bir erHreben unter aRitQ){rtun0 ber t^eologifc^en unb fanoniftifc^n äBiffenf^Mt
eine Reform oer Aird^e, n^el^e im (Seifte ber alten ilfard^e bie gütigen (Mmqtn uno
3Rigiiräu&e ^eben unb insbe onbere bie bere^gten SBfinJ^e be$ lat^oIiMen SoOes
auf oerfaffungsmägig gereaelte Xeilnabme an ben Hrc^Ii^n SCngelegen^tten erfflOtn
Q)erbe, — oobei, unbefc^abet ber lin^lii^en (£in^it in ber fie^re, bie nationalen Sin*
10 [jungen unb Sebürfniffe Serfidfi^ttguna finben lonnen."
Derfelbe gab ber Hoffnung auf 93er|i8nbigung mit ber (nroteftontif^en Air^e Xusbnul.
Ctmpred^nb biefem Programm ^ben oie Snnoben bas Hr^lt^e fieben in fol«
genber 9J3eife ae|taltet. Die erfte Sqnobe famu^ i^re Sere^tiguna aus. fol^ ttnorb'
nungen ju befd^Itegen, mie fie naA bem alten tir^Iid^en 9lemte lebe ^ortHuIarfunobe
16 »1 erloffen befugt mar. ^Ile Sunoben gingen baoon aus , bag es niAt i^re Aufgabe
fei, Dogmen ^u formulieren, moql aber folcbe angeblich (BIaubens|ä|e niqt omuerlennen,
meUbe lebiglt^ auf p8pftli^en 9RaAt^men rul^en unb im offenbaren 9Bibeif|irucl^
mit oem (glauben oer alten ungeteitten Atr^ fte^n, mie er burd^ bie anertennteii
fi^n 5Iumenif(ben Sqnoben bebinbet ift. Der oon ber Squobabemfifentan] ber Snnobe
so oorgelegte „ Actmolif^e Aate^ismus" en^It auf 66 6eiten Kein vftao bie Diucftdlttiig
ber Glaubenslehre in gfragen unb Slntmorten, unter ftetem Slbbrud ber (Sd^riftftellen.
& bietet ben Semeis, bag ni^t bie geringste Abmei^ung oon bem (glauben htt alten
ftir^e ftattfinbet, bag bie me^d^ gerabe oon ort^boser eoangelifd^er 6eit oermiMe po»
fitioe Statur bes ^Itld^olisismus nur oon bem oermil^ merben mnn, melier fi^ nf^ bie
» 9Rfi^ giebt, Aemttnis oon bem £e^rbegriffe gu geminnen. Der AatM^ismus ^ eine
Qraftnjung gefunben in bem „£ei^aben fDr ben fotiboIiMen Sleßgioitsuntern^ an
Pieren Spulen'', melier bie mic^gften Zeile ber Air^engefi^id^ berfi^. Sbge
päpftlid^ Dogmen: Unfe^Ibarleit, unioerfalepiRopat, unbefledte (Entfifängnis u. bgl.
möoen ni^t gele^ utib in f^age 213 ausbrfloliq gehrat : ,,9lur biefenigen (Blaubens«
90 le^en geboren ju ber Uberlieferung ber Spoftel. in roeuQen bie fiebrer m ftir^ fiber«
einftimmen". Die erfte Sqnobe Qot bas päpftlid^e (Bebot ber jo^rli^en Ol^nbeiAte
(c. Omnis utriusque 12 X. de poenit. et remiss. V, 38) als ttnbd)ingtes re^t«
li^s ni^t anerlannt, biefelbe bem (gem^en an^imgeftellt unb bie 8uge ni^ oon
berfelben abhängig erflfirt; ber Aate^ismus (gr. 269) erflärt bie „£(^)nc«^ung buc^
35 ben $rie|ter ganj unb gar unnilk memt ber Gflnber leine Sleue ober leinen emften
93orfa| ^at'' unb ((Jrr. 268): „unter Sosfjne^ung ober Sbfolution oerft^ man bie
feientcle (Erllaruna, mel^e ber ^efter als Diener 3efu CE^rifti ausfprid^, bag (Sott
oem Silnber um o!er 93eri>ienfte S^Jti millen feine ^finben erlajfe." Sfrage 97 [ogt :
„3n bem Sinne mar 3efus ber Sorni Lottes, bag er mit (Bott bem Sktter gleuQen
40 SBefens mar'\ ^x, 41 : ,^ie Offenbarung le^rt, bag bie (Bott^h fi^ oon (äoigleit
^ entfaltet als Sater, 6o^n unb ^eil^r (Beift''. (£r fet[t grr. 168: .,Q^riftus als
§aupt ber (Bemelnfc^", mel^e bie 5tird^ ift, gr. 164 biefe ,,(Bemein(^aft als un=
fhl^re'', fo meit fie alle umfa^i mel^e ber Srßfung bur^ (ariftus tetl^tig finb'',
gr. 167, bog „jemanb jur unfu^tbaren Air^e gehören lann, o^ne bog er ft^ in ber
46 fid^tbaren Aird^e befinbet''. 3n gfr. 40 ift bas foß. apoftolifAe (Blaubensbelenntnis auf«
genommen, meines allein gebraud^ mirb au^ tn ber SReffe, mo bas NicaenoOon-
stantinopolitanum anaenMrnbt mirb. Die metteren Sa^ungen ber erften unb folgenben
Sqnoben Aber bie $anb^abuna ber Suge, bie ^rebigt, bie J$eiertage, bie ißrojenionen,
bie %a\kn unb Slbftinenjen, bie SReffe, mel^e ffir oie (Bemeinbe gelten foll, bie Slb=
60 f^offung iet Stolgebfi^en. (Beburtstaggelber u. bgl. bemeifen, bah fontequent, aber
unter (l^ft^lten am ia^olifAen (Blauben jeber 9RiRbraud^ abgeftbafft muroe. Stttfemt
mürben metter bie 9Rigorauqe unb Slusmfid^fe bes Slblagmefens, oer ^eiliqenoere^ng,
ber Scapuliere u. bal. Sejüglic^ ber £iturgie fyd bas „Aat^olif^e Slituale" unb „Vn=
^ng'' ffir bie Xaufe, gfinnung, Sei^e, Aommunion, Aranfen « £)lung, (Einfegnung
66 ber (S^e, Seerbiguna bie beutf^e Sorad^ eingefii^, au^ ein gformular für
ben (Bottesbienft gegeben, falls bie SReffe ni^t gehalten merben lann, oerf^iebene
beutf^e (Bebete, „gemeinfd^oftliAe Su^nba^en als ^Vorbereitung ffir bie gemein«
fame Aommunion'' aufgeftellt. yffir einjelne Xeile ber SReffe ift bie beutfd^ ^prad^e
1879 5ugelaffen onnrben; ffir ben gefamten 9Re^ritU5 ift bas ni^t fofort gef^e^en,
»jomeil es großen S^mierigleiten unterliegt, mürbtge unb tnappe (Jformeln 5U mod)cn
Slttot^nItatMitd 423
unb ein unbebingtes Sebürfnis bamm ni^t oorli^t, meil bie oorbe^Itenen Zeile
nic^t ber SBei^ehoirfung pifAen Srieftec unb Cpemeinbe angehören. Die jd^nie
Sqnobe (1887) geftottete bte mtoenSung ber beutf^en JJformuIare bes int Sluftrage
ber 69n.«9lepr. ^erausoegebenen liturgifd^en Sebeibu^ (oon ^rof . Dr. X^firlings). nienn
bie (Semetnbe bies 6e[(^Iiegt. 9lad^bem ein (oon bemfelben aema(^tes) WiaAw^ fertig 5
gefteüt nKtr, iDurbe btefes (91od. 1888) ausfd^IieMic^ für bie gonje SDleffe sugelaffen.
^ute i[t bie beutf^e SDleffe in foft allen Semeinben im (gebrouii^. Die größten ylt»
formen )inb auf bem Ked^tsgebiete, unb ^ier in ooller ubereinftimmung mit bem Siechte
ber alten Air^e gemad^t morben. Dem Stf^of ift bie alte Stellung adblieben. 3Bfib«
renb berfelbe in ber pq)ftli(^n Siixift jum oIoBen Sibr be$ 9kq)fte9 qerobgefunlen ip, 10
^at er in ber altlat^olifd^n ein Organ ber Rmift neben fid^ in ber S^nobatSleinräfen«
tan}. Sie loirb oon ber Sqnobe geioa^It, beftc^t aus 2 geiftli^en, 3 meUIi^en Wt^
gliebem als orbentli^en, 2 geiftltc^n mb 2 neltlic^n als au^erorbentliA^n. Den
Sorfi^ fyä ber Sif^of, ein oon i^r felbft gemS^Ites meltlii^es orbentlid^es Wüilith ift
peiter 93or[i|enber. Sei (Erlebimtng bes bif^fli^en Slmtes regiert [ie. Die Airc^e is
t[t oertreten auf ber Sqnobe. ^Uglieber [inb wc Si||^of als Sorfttenber, ber im
Cinoerftänbnis mit ber 6.*9L ffir jetne SjM^inberung einen Gtelbertrem ernennt, bie
aRitglieber ber 6.'9{., Bmtli(|« ®eiftlic^, ^Ibgeorbnete ber Gemeinben (1 ffir jebe bis
Si 200 felb[tftfinbigen uR&nnem, barflber für je 200 einer). 6ie tritt jmfammen auf
l^öflic^en 9luf j^rlic^, mit 3u|timmung ber Q.*9l. alle jmi 3<^te. SClie organifc^en 20
Orbnungen — bte lefete (Entjd^ibung in Disiiplinarfad^n ber (&eiftli(^en, loenn bos
Urteil auf uttfreitDilltge Smerttierung, Stmlsentjie^ung, Slbfej^una huiü, — Slelurfe
aegen Sutpenfion eines (&eiftli(^n — Bt\äfmmtn graen 9!5er[uaungen be^. (£id'
((Reibungen bes Sif^ofs unb ber 6.«9{., — bie äBa^l bes Stj^ofs, ber Sqnobal«
eaeaminotoren für bie t^eoIogi[d^ Prüfung (6, barunter 4 X^logen, 2 itanoniften, 25
3uriften), bie SBa^I ber Qimtn bes 69nobaIaeri4ts (je 8 (BeiftliAe unb fiaien), —
bie ^rfifung ber Sleänungen oe^fialiA ber iVonosoeruKiItung: bies finb bie mi^tigften
Snaelegenl^eiten ber Qtftmt. 9luf bie Sefd^oftsorbnung brandet nid^t eingegangen ju
meroen. Die 93er^blutigen finb ni^t öffentli^t merben ober [eit 1878 fteniogrop^i^
uiA im IBortlaute itfp. 9Uis}ug burc^ ben Drud oerbffentlid^t. Die $faner unb so
(tanbioen ^Ufsaeijtli^en merben 9on ben (gemeinben geni^It, er[tete auf fiebensjeit,
00m Sifc^of^ beftfitigt, gegen beffen SenDeigerung Sef^merbe an bte S^nobe o^ne auf«
Mtebenbe SBirbing 3u|te$t ; bet ^frünben im $atronat befAranIt fiA bie 9BabI auf
SorfAIag an ben ^otron unb 9Ba^I uor ber bij^flt^n (£iit|e|ung. Die ^anb^abung
ber Dissiplin ift geregelt bur^ ein auf ber 5. S^nobe 1878 enaffenes Statut. Diefes 85
lennt eine augergeric^tli^e ^onb^abung für leid^ere Serge^n bur^ ben Sif^of allein
ober mit ber Sqnobalrepräfentanj, unter üraoenbung oon (Ermahnung, Sermamung,
Senoeis^ oenoeift bie grdljeren oor ein Sqnobalgeridm. Den ^rSfibenten, jioei |tSn<
biae Setfi^er unb ben S^nobalanmalt ernennt ber Sif^ aus jum Sli^teromte be»
fa$igten 3uriften * für bas $au)itoerfa^n unb bie Urteilsfällung u^eä^en burd^ bas 40
fios je 3n)ei geijtlic^ unb meltli^e Stoffen }uge}ogen. Au jeoer bem 9!nge!bmten
no^eiligen Sntfqeibung bejüalic^ ber 6(9ulbfrage finb 5 Stimmen erforberli^. Das
9)erfa^en fc^IieBt jid^ vefenui^ ber beutf^en Strafpr^gorbnung an. Urteile über
unfreiwillige Cmeritierung, (Enljie^ung bes Smtes uub^fe||ung merben bur(^ 3W^^
mung ber S^nobe re^tsfräftig. 9uger biefen Strafen ift nur jetttoeilige Sintis» 45
entjte^ung als Sic^rungsmagregel unb bis ^ 6 SRonaten 3ul&|fig. 9luf ber 5. S9«
no€« 1878 u)urbe ber 3ii>^ng^i^<ti gonslid^ aufge^ben, u^as allerbtngs uerfAiebene
(Beiftli^e booogen ^at, fid^ ni^t mebr an ber Seelforge unb fonftigen Itrd^li^en IDingen
oltio 3U beteiligen. Das unb au^ bte mogli^e Srolge, bag eti^lne £aien, u^ie es ge«
ff^e^n ift , biefen Sefd^big benu^en mürben , um aus perfönlt^ (grünben bem 3ut« eo
Ic^olUismus |ormell ben Wüden |u lehren, mar ooraus||ufe|jen. 9Benn aber bas
SRün^ener ^ftngftprogramm eine ,,ineform ber ürc^lic^n 3ttftanbe fomo^l in ber 93er»
foffung als im £eben ber jlir^'' forberte, bas Programm bes SDtünc^ner Jlon^Hes
bie „^eranbilbung eines fittlidb frommen, loiffenf^cpi^ erieuc^teten unb patrtotiU»
geftnnten Alerus" als 3^^! ^inftellte: f 0 mar es unmSgli^, biefes 3i^l S^ errei^en 65
o^ne bie Sefettigung einer bloßen, erft burd^ ben Sefc^lug bes lateranenfif^en ftonjils
oon 1123 (can. 7. 8 in c. 8 D XXVII), melier ote Cben ber fficiftlic^en ^erer
(grabe ffir ni(^ erflärte, oollmiäfam gemalten 9{e(^orf&rift (fi^e meine Sd^rift
,,Der (UlibotsgiDang unb beffen Sluf^bung'', Sonn 1876). SBorten mar smedDos. Sfm
13. 3uwi lö9ö maren es 17 ^dSjxt, bafe ber 3w<"*fl ^feitigt mürbe. Die 3»ftönbe eo
424 SHtliit^iiIigttitiitd
im jllerus unb ben C5emeinben ^ben ft(^ etJ^Hc^ gebefjert, bie Semegung bot nic^t
obgenommen. Die 6. Sqnobe (1879) errid^tetete ein „Qiaiui ber ^enfions« uno Unter«
ftu^ungslaffe ffir C&eiftliAe'' ; in biefe Aaffe trSgt bet C5eift1if^e na^ Ser^Itnis bes
(Einfommens, bie C5emetnben nac^ oet Seelenjo^I unb bem Sinfommen bei. Die
5 $en|ion foll bei e^renDoKet (Emeritierung minbepens 1200 9Ri., im gegenteilioen galle
600 SRI. betragen. Der gfonbs fyxt ein Sermdaen oon 30200 SRi. 3m 3o$re 1883
iDurbe beim se^ni&^gen Seftanoe ein Si|f^o^fonbs gegrünbet, qu$ bem bis jum
3uni 1895 Aber 94160 9RI. oerousgobt nmrben ffir SeiPqe unb Semeinben, ber (ßrunb«
M beträgt 35700 W. Hm 1. 3uni 1887 nmrbe ein gonbs 3ur (Erganjuna unb
loSr^o^ung bes Cinfommens ber Seelforger gebilbet, ber einen ftopitalbeltQnb Don
42300 m unb bereits 43000 SM. ffir feinen 3tDed verausgabt fyd. Der ^arrer
^t bie jeelforgerlii^e fieituna ber (Semeinbe unter üuffi^t oes Sifc^ofs. grfit alle
anberen (Demeinbeangelegen^enen befte^ ein Ain^nuorftonb (^[tforrer, 6—18 jlird^n«
rate) auf 3 3^^ genöQlt oon ber (SemeinbeDerfantmlung ; ber Sorfi^enbe jenes n^farb
i6 oon i^ Jelbft geomp aus feiner SRttte. Der Gefc^Sftsbreis bes jtirc^nuorftanbes um«
fa^t bie laufenbe SermbgensoenDaltung, Slnfteüuna ber ftfifter, Organijten, Crbnung
betm ®ottesbienfte. SIrmenpflege u. f. m., bie (gemetnbeuerfammlung n)öp ben $faner,
bie jlirc^nr&te, SCbgeorbneten mx (ornntm, gene^igt bas Subget u. f. u). Aeine eitrige
biefer Seftimmungen fiberf^eitet bas (gebiet bes pofitioen, fird^Iic^n Stents im Sinne
so bes lanonif^en im C5eaenfa^e jum gbttlid^en, funbamentalen. Der Sif^of barf nur
Aanbibaten vei^n, mtlift bte ^logif^ ^rfifung beftanben ^aben; ^u i^ foHen nur
folci^e geMen werben, n)el(^e bie SRaturitSts^nüfung unb bas t^eologifc^e UnioerfitStS'
ftubium abgelegt ^en, bejie^ungsmeife gemSg ben Staatsgefe^en angefteüt merben
t5nnen.
55 SIus bem Sefagten ergiebt jiA, bah alles gefc^e^n ift um in ben einjelnen (&e«
meinben bas Sntereffe am lird^li^en fieben fewft }tt tveaen unb bie (l^meinben ju
befjen fieitung toefentli^ ^rai^ujie^n. 3^^ ^ierard^iMe Sergenniltigung ift befeitid;
bie einjelnen unb bie ®emeinben ^aben aufgehört, eine n)inenIo|e, bloß ge^or(^nbe
SRaffe ]u bilben; ber Slaube: bie Seligleit n>erbe gewonnen, wenn ber einjelne im
soSe^orfam unter ber $ierar^ie oenoeile unb losgefprod^n werbe^ 1^ bem SewuMein
ber eigenen SerantwortliAIeit $Ia^ gemacht; ber SHtla^Iil fte^t oor feinem (gewiffen
nur bann fittlii^ gerechtfertigt ba, wenn er bewu^ bem (geböte (gottes folgt; ber
3n>ang bes blogen Süßeren Sln^örens ber 3Reffe u. f. w. ift erfe^t bur^ bte religiofe
Vfli^t, aus innerem Xriebe am (gottesbienfte teibunebmen, bie Satramente öfter 5u
56 empfangen u. f. w. 9Benn nun ^ier unb ba biefe l^ei^eit 3U äRigftönben geffi^rt f^,
fo tjt bas biefelbe CrfAeinung, wie fie bie 9leformationsgefäic^te aufweift. (Es tft bies
ju bellagen, aber letqt ju begreifen. Denn bie (gewobn^eit, in bie man fid^ oon
Ainbesbeinen an eingelebt ^atte, bas 9Iuf geben bes lirwlid^n fiebens in einen ^or«
malismus ber äußeren (geböte bes jlir^enoefu^es, bes efaftens, ber ofterlic^en Seichte
40 unb jlommunion u. f. w., ffir beren Vertretung fowie für jebes anbere gebei^tete
Sattum bie fiosfpre^ung ben bequemen (glauben eneugt: bamit fei bie Sa^e pro
Sraeterito abgemalt, W05U bann nodb als (generativer Slblöffe traten, biefe (gewöhn«
tit lieg manqem bie gr^eibeit als IDlittel erfd^einen, feine ttr^IiAen Serpflic^ngen
auf ein SRinimum ju rebujferen. Sud^ ift niAt ju leugnen, ba^ emjelne (gemeinben,
46 weil bie 3nbioibuen ans blinb ge^orc^n gewohnt waren, fi^ berausne^men ju bfirfen
meinten, bie ^errf^er fpielen ju tonnen. Das tonnte man f^on 1871 oorausfe^en;
oor bie Sllternatioe geftellt: entweber wirlliA ju reformieren, ober alles ge^en ju laffen,
blieb nur erfteres mmü ; bie 3^^ ^^^ \4^^ befiem. Denn bie ^uptfAuO) an bem
3uftanbe tragt bie X9atfa^e, bog in ber Iat^oIi|^en SeobDerung bie SRe^rsa^I ber
Bofog. (gebilbeten infolge bes römtf^en Air^enwefens innerli^ gSnsIid^ inbifferent ift,
weber ben (gottesbienft befugt, nocq ju ben Salramenten ge^t, fiufterli^ aber fi6 fttll
bölt, }u lir^Iid^n 3®^en saqlt, um bei Xrauungen unb Segräbntffen ni^t in kottu
[ion 5u geraten, wer ^eute nac^ bem poIitifAen Aatbolisismus urteilt, urteilt eben
falf^; benn biefer umfabt Sltl^eiften, ^ant^eiften u. f. w., lurj alle, bie im Ultras
u montanismus bas 9Rittel finben, bem (Staate, befonbers bem preugifd^n, unter pro^
teftantif^em ftönige, unb bem beutf^en 9lei^e mit feinem proteftanttf^en Aaifer eins
JU oerfe^en.
Der le^te ^unft, auf ben ^ier eingegangen werben möge, ift bas 93er^ltnis 5U
ben anbem ^riftli^en itonfeffionen. Son ber Slfimberger 3ufammenlunft an ift ftets
60 bie Hoffnung ausgefpro^en unb feftge^alten worben, bog es gelingen weroe, burd^ eine
WiStttft0liix§mM Wtmam 425
mtrfli^e 9iefonn tnner^Ib ber lat^oUf^en Rvcijt ben Soben für eine Stellung bei
ilonfellionen ju geiDtnnen, bie eine bereinftt^e SBieberoereiniguna mogIi(^ ma^e. 3m
3a^e 1874 unb 1875 mürben in Sonn Untons'jtonferenjen gehalten (Serid^ über bie
Untons^ftonferenjen. 3m auftrage bes Sorfi^enben Dr. Döüinger ^ausgegeben oon
grr. ^einri^ KeufA, Sonn 1874. 1875), an benen fot^oIifAe unb eoangelif^e SSU 6
l^ofe unb Seiftliqe aus (Englonb, 9torbameriIa, Srie^enlonb, 9luglanb, DSnemail,
Deutfd^lanb unb ber Sd^veij u. f. m., au^ auf ber jibeiten 7 eoangelifc^ beutf^e
(&ei|tli^e teilnahmen. Diefe Konferenzen, einsk in i^rer ttrt, ^ben {ebenfalls be«
miefen, bag man bie Hoffnung ni^ aufjugeben brauet Seitens ber Slttiat^olilen i|t
insbe|onbere bur^ bas Siwfe^n r>on 9{eo«rfen unb Ser^ec^ungen bei (Eingebung ge« lo
mtf^ter S^n bte Sorfc^nft ber anftanbslo en (Einfeanung lirAu^ 3ul&f|iger (E^n, —
bas ift ber 9^11, mtnn bie Q^e ftanbesamtlii^ ge|^Iof|en n>uroe, beibe aeile S^riften
!inb unb ni^ ein Xeil (ober beibe) oon bem no^ lebenben Statten gef^ieben tft — ,
ne (Erflorung : bie ür^IiAe Seerbigung als einen fiiebesbien|t anjufe^n, bie|em Stanb«
punfte im fieben entfpro^en Sorben. !DasfeIbe ift feitens ber Soangelif^en mit Der« i6
t^inbenber 9Iusna^me bet^otigt burc^ (b^mSÜpim bes C5ebrau^ eoangelif^er Aird^n
unb juKir reaelmögia o^ne ®e&Ieiftung für ben ®ebrauA als fol^n. Das ^at, nienn
aud^ bie 3^1 ^ $[Iäat^oIiien nod^ Hein ift, jebenfaßs f^on ben Seioeis geliefert,
baft gläubige ^roteftanten unb 5tat^Iifen, uiwef^et i^res (Blaubens, in ber £tebe
fidQ oereinigen ISnnen jum SBo^Ie ber Sefellfc^oft 20
Die brei leisten ftongreffe, jloln 1890, fiujem 1892, Kotterbam 1894 maren inter*
nationale, roeil bie SHtfot^oIilen Deutfd^Ianbs, £)Jterreü^s, ber S^ioeij, SoIIanbs,
granireiqs SRttglieber nmren, bie ort^oooate rupqe, bie anglSonif^e, omoüanifc^
Spiflopale, eoangelif^e, italienif^e Iat^Hf(^< nationale Süxqt burd^ (BUeber oer«
treten u>ar. 26
Sd^IiegliA fei ermähnt, bag Sifd^of 9{einiens am 4. 3onuar 1896 geftorben, am
4. SRorj 1896 ^rofeffor X^eobor SBeber jum Sifc^of-geuKi^It unb oon ben 9{«sierungen
oon Saben, Reffen, ißreu^en anerlannt ift. )»•« Spulte.
Vlilttt^eraiier f. £ut^eraner, feparierte.
ültmann, Sif^of oon $affau 1065—1091. Vita Altmanni ed. Wattenbach, 30
MGBSXn, 220— 243; X^. ©icbemann, «., ©.ju % 1851; 3.@tülj 3). ficbcn b.©.«. t).
$. : ^enlfAriften ber faiferlic^en ^fabemte ber ^iffenfdftaften. $^iIof.«l^iftor. ^affe, 4. ©b,
©im 1853, 3.219—287; g. 3R. ^a^er, 3)ic öftlic^en «Ipenlönbcr im SntocfHturftreit 1883,
8. 68-85: SW. ©brolef, 3)ic ©trcitfc^riften «8. 0. $. unb «Bcjiro» oon ^ainj 1890;
Iraner, 9l$l XVI 529 ff.; 9S. u. Oicfebrct^t, ®cf(l^i(6te ber bcutfcften ftoiferjcit, 3.©b 5.«ufl.35
1890; e. TOrbt, 3)lc ^ubllaifHI imSeitalter Orcgor» VII. 1894; 3B. Porten«, Tregor VII.
1894 ; 9[. ^u(f, tirc^engefd^id^te ^eutfc^Ianbd, 3. S3b 1896 ; ©. SSattenba^, S>eutf(^Ianbd
(gef(^i(4tdquenen, 2. ©b 6. 9ufi. 1894.
Sntmann, ein 9BeftfaIe oon abiiger ^erfunft, fyd bie S^ule ju ißaberbom befui^t
unb fpSter geleitet, mürbe barauf ^ropft tn Sfacben, bann ^aoellan ^einriAs III. unb 40
trat nac^ beffen Slbleben in ben Dien)t ber ilaiferin « 3Bitme 9gnes. 3m pabre 1064
na^m er an ber großen Pilgerfahrt teil, melc^ oon Deutfd^Ianb aus naq ^erufalem
unternommen mürbe; auf ber 9tä(Be^r eneic^te i^n f^on in Ungarn bie Sotfqaft oon
feiner (Erhebung auf ben Sif^ofsftu^I oon $affau (1065). — 3n bem grojten itampf
pifd^en Tregor VII. unb ^einri^ IV. ffcd Slltmann ftets auf Seiten bes $apftes ge« 45
ftanben unb mit Hnerfc^roden^it, unermilbliäem (Eifer unb großem Sef^id beffen Qaä^
oertreten. 6d^on ber Sinlabunof }u ber 93erfammlung nad^ Süorms (3on. 1076) mar
er nic^t gefolgt, bann über ben 93erlauf ber romif^en (Jfaftenfqnobe, meu^e gegen $ein^
ri^ IV. Sann unb Slbfekung oer^ängte, bur(^ bte ilaiferin ^nes unterri^tet, ^t er
als erfter unter ben beutfqen Sif^öfen ben ^nn gegen ben Abnig oerifinbigt unb ift so
[ofort mit ben Jflbbeutfc^n Soften tn 93erbitü)un^ getreten, loelc^ gegen ben itonig
fi^ jufammenf^Ioffen. Sei ber 3Hf^inmen{unft tn Ulm (Sept.) mar er bereits als
pöppÄer £egat t^atig, aud^ in Xribur (Oß.) fehlte er nid^t. Der Gegenlönig Slubolf
oon Gqtoaben (feit 15. SRorj 1077) ^atte an iqm einen feiner treueften 9lnbanger unb
mürbe oon i^m nac^ 6a^fen beglettet, als er ben Süben ^einri^ IV. fiberlaffen muMe. 55
Unterbeffen oerlor Slltmann |eine eigene Sif^ofsftabt unb bie $a]fauer Aird^e ^tte oen
3om $einri^s ferner 5U büfeen (107778). 3m 2Infang bes 3a^res 1079 ging 91.
na^9{om unb mar no^ bort, als (SregorVII. auf ber graftenf^nobe 1080 }um jmeitenmal
ben Bann gegen ^einric^ f^leuberte. Dann lehrte er als ftönbiger Silar bes ^apftes
426 %ltmMn SUnit Hon Citkniia
(Gregorii VII. Registrum VIII, 33) na^ Deutfi^Iütib jurürf. 3n feinem äuftrag ftelltc
et bem latferlfa^en Otto oon Aonftonj einen gregorianifd^en Sif^of aegenäber unb loatf
\ii) ouf Slupsburg (3uni 1080); aber es geTang ibnt niil^, ben Smnoeften 2)eittf$»
lanbs mit \xA fortjureigen. ^Dagegen braA unter fetner ÜRitmirlung SRadgrof fiiutpoQ)
boon Öfterreicq mit $einri^ IV. (1081) auf ber Serfammlung ju Zuln; % ionnte na^
^ffau 5urfi(Re^ren. Snjroif^n mar Kubolf oon S^ioaben umgelommen (15. £>it.
1060) unb JlBnig ^einric^ Qotte (ÜRSr} 1081) feine 9{ontfa^ angetreten. 3n btefer
f^ierigen £age mar SDtmann ber Vertrauensmann Gregors (Reg. VIII, 26. 33),
»eldber fflr ben SfoII einer SBieberaufri^na bes (Segeniönigtums 3nftruItionen empfing.
10 3n Der t&cA ift balb barauf (Slnfang Sluguft 1081) ^ermann oon fiusembur^ geioöp
morben. 9ifi^rig fyd Hltmann bamab bie SChoe^n^ett ^einrid^, fo lange es t^m mog^
li^ uKu:, in Saiem ausgenukt, ober na^ ber 9lieberlage, wtVbt ber SRor^af £iutpou>
bur^ ben S9^en^rj(og SBrottsIao bei 9RaiIberg erlitt (12. SRat 1082), begegnet er ni^t
mebr als gfü^er ber greaorianiMen ißartei in !Deut[^lano. Unter bem 6^| jenes grürften
15 ^ielt er fic^ im Dften feiner X)i9(efe auf, benn ber itlerus oon $af[ou oar lotferlic^
unb froblodte (vita A.c. 16), als na^ Der Sntfekung SHtmanns in ÜRoin} ber ffieoen«
bif(|of ^ermann (1085—87) einjog, n)el^em balb Zbiemo (1087~-1092) folgte, mt-
mann, ber leine Aompromiffe lantite, ift fem oon ^(fou, 8. Sfug. 1091, geftorben. —
aaSie %. als f^olitüer Hreng ben Sorj^riften Gregors VII. gefolgt ift, fo ^ er au^
30 oerfu^t, im Sinne biefes ^ßapftes ferne !Di9cefe }u oemmlten. S^onoere S^nrierig«
leit bereitete bie ^Dur^ffi^ng bes SSlibates ber ^riefter. Ws SDtmann auf einer
@9nobe bie pSpftli^e gforberung oerlefen Heg, meigerten fid^ bie ^ier mie anbenoSrts
oerl^irateten Geiftli^n. ber bur^ altes ^erlommen leoitimierten 6itte gu entfagen, unb
traten bem SifAof tn oebro^li^r 9Beife entaegen. Unb als berfelbe gar (26. De}.
35 1074) in Slraoefen^eit ja^lrei^er jtleriier unb £aien oon ber jtansel ^erab Das popft»
lic^e Sd^iben oerlas, bia^ ein Xunntlt aus unb ber Sif^of umre jerr^en oorben,
loenn i^ nicbt feine Dienftmannen gefMkt ^en (rita c. 11). 9Rit oefönberem (Eifer
mibmete fi^ intmann ber Sleform ber Stifter unb >Uafter. Dirfelbe erftredte fi^ auf
6t. grlorian, 6t. gölten, AremsmfinHer, SReH, au^ bei £amba^ mirlte er mit. 6ein
30 eignes 3BerI mar bte (Srfinbung oon (Bötitoeig 1083 (1072) in ber 9l&^ oo« SBautem.
Das lir^li^e £eben in ber uiaffauer Diocefe na^m unter feiner fieitung einen mäch-
tigen 9[t^(^Qmng toie gleid^ettig in ber Saljburaer unter (Seb^b. SHs nltmann ftorb,
enS^lt fem Siograp^ (c. 17V maren faft alle jttr^en bes Sistums aus 6tein atbaui,
mit Süd^m oerfe^en, mit CDemSlben gef(^mfldt unb i^re ^riefter lebten leufq unb
35 maren loo^lunterrid^tct. — Der liber canonum contra Heinricum IV. I^at ni^t
9lltmann oon $affau 5um So^affer fonbem Seml^b oon ilonftan]. Carl ^irbt.
Silttmnat. — ^inft^iu«, Äirt^cnrc^t 4. ©b, »crltn 1888, 6. 517, 503 ff.; ^cjcr, 3)ic
^vüpQflanbQ, l^rc ^roöinjcn unb i!)r 5Rc*t 1. 2:1., ®öttinflcn 18f)2, 6. 73 ff., 225 ff.
Sllumnat — in firid^nre^lic^ Sebeutung bejeid^net ben 6tanb eines Schülers
40 in einer bifc^Sflit^n ober popftli^en Silbungsanftatt. Der (Eintritt in eine fot^e fe^t
allgemein bie (Jfa^igleit ^um Rlerüat unb ben emftli^en SBillen oorous, benfelben ju
enoerben; fibriaens befttmmen bie jebesmaligen 6tatuten bas 9tS^ere. 3^ 6emi^
narift bat, fobalo er tonfuriert ift, aui^ o^ne irgenbn)el4e 9Bei^n erlangt ju l^ben, bie
Sonette bes geiftliien 6tanbes. Trid. sess. 23, c. 6 de reform. Sefonbers ous^
45 oejeii^net finb bie ^umnen berienigenpäpp^en 5BiIbungs«3lnftalten (6eminarien unb
ftoKegien), n^lAe px (Erjie^ung oon 9Riffionaren beltimmt finb. 6ie fyAtn eine9{et^
b^nberer ^prioilegten, roerben berfelben aber nur bobur^ teil^, ba^ fie bei i^rem
(Eintritt in dos Kollegium, 5. S. bas (Sermonicum in 9{om, einen (Eib kiften, melc^
einem Orbensprofeh ni(^t unä^nli^ ift, inbem fie M oerpfti^ten, in feinen Oroen
50 3u treten, fonbem älkltpriefter ju oerben unb als jolqt i^r ganses fieben ber 9Riffions=
tl^gfeit 3U mibmen, unter oberfter £eituna ber itongregation de Propaganda Fide,
loelqer fie jfi^rli^n Serii^t abjuftatten oerfpre^en. unter ber Sejei^^ng ber Alumni
Collegiorum Pontificiorum behalten fie biefe ^i^ten unb biefen 6tanb für immer.
SWejer t (aftiebberg).
00
Slbar oon CCorbuba, geft. um 861. "B, Ä ®raf x>on ©aubijfin, euIoaiu§ unb
Ältwr: ein ^bft^nitt fpantfdjer 3lir(^engefdjid)tc quo bcr3cit ber ^Waurcnpcrrf (^aft 1872. ^ie
6 (^riftcn «bar« jucrft t^oHftfinbig ebicrt in : Florez, Eepana aagrada, ©b X u. XI, IRobtib
1792 ; (^in§elned ft^on früher mit ben Schriften bcS (Sulogiud herausgegeben, ^uerft uon Vni'
fUntr nott SorMt 427
brojino bc ^JWüvqIc<J, Gomplutum (?lIcoIa) 1574. OTc« nae^ bcn Äu^obcn öon Wovolf»
unb ^lorej abgebrucft in MSL, JBb CX V (unter ben Sd^riften bed (f ulogUid) u. !Bb CXXI.
X>uxi) feine ffl^tenbe Stellung in bent Raxtüf/ft bet fpanifAen (Qriften bes neunten
3a^]^unberts mit ben SRi^mmeoanem 1^ ^etius Slbotus SSebeutung. (geboren um
bos 3H^r 800, trfigt er bie Seseii^nung als (Eorbubenfer oon bent ®emtrts» ober oon 6
bem äBol^nort. Seine SorfcAren feinen 3^^ geioefen 3U fein. Seine gomilie
mal begütert. Slloor lebte, oqne ein ftootlidbes ober Ür^Ii^es mxk }u beQeiben, auf
einem ererbten £anbji^ bei CEorbooa in qod^ngefe^ener unb bei feinen ^riftliAen
fianbsleuten einflugretffler SteHuna. (Er loor erjogen morben oon bem 9bt Speratnoeo
(geft. oor 852) ju (Eorbooo, }uglei^ mit (Eulogius. !Diefem oerbonb er |t^ bomals lo
bur^ eine ffir bos £eben unb Aber ba$ fiebeneenbe bes CEuIogius hinaus bauembe
Sfreunbf^, bie fiA oon Sloors Seite in fe^ fiberf^^nglid^n Suherungen befunbete.
Sperainbeo mar SSerfaffer einer SArift geoen ben 3slam unb einer Ster^Ii^ng
peier (^riftli^r Srüber, bie unter Wboenobman II. ben aR&rtqrertob parben. Durq
il^n nmrbe in feinen beiben Sd^fllem ber ^ag gjraen bie SRusIims gemeot ober genährt. i6
— SBir iennen Slloor nur aus feinen eigenen S^riften, aus benen bes (Eulognis unb
aus einigen oon anberen an Snöor aerii^teten Srtefen. 3n ber reiA^tigen Samm«
lung oon Sriefen Sdoars ftammen bie filteften ungefo^r aus bem 3^re 835 (Sau*
biffm a. a. O. S. 43). 3n bem Sri^ec^fel mit feinem S^^qm^ Johann oon
Seoilla unb in bemienfaen mit feinem fi^rer Sperainbeo m\A etnmes X^eologifi^ 2o
bejubelt in menig felbftinbigen Sluseinonoerfe^ungen, bie ober niqlt untnterefiante
Streifli^ter merfen auf Damals in Spanien befte^nbe ,,ftei|ereien'' unb Dioergenjen.
Seftimmte aboptiani^ Slnf^uunoen, bie SCIoor leb^ belämiift, uHiren noq nic^
ausgeftorben. grfii bie 3^itoer^Itniffe d^afteriftifc^ ift ber Stiefme^M mit einem jum
3ubentum flbergetretenen alemannifi^en itleriler, Sobo, ber na^ Spanien lam unb 26
bort bur^ feine ^riftenfeinbli^en Seftrebungen Beunruhigung ^eroorrief. — Slloars
n)t(^tigfte ä^rtft ift ber Indiculus luminosus oom ^oiSft 854. Sie mürbe oeranlajjt
bur^ oie SRart^rtumsbemegung, oon Q>elc^er bie unter maurif^er ^enf^aft bbenben
(ttriften jur 3^^ bes (Emirs Slbberra^man II. unb bis in bie SRegierung feines 3la(^*
foiQecs SRu^ommeb ^inetn ei^riffen Q>orben moren. Die erften 3il&i^er nmrben ^in« so
geruhtet, meil fie als Slnae^nge oon Stenegotenfamilien mieber jum (iMttentum über«
troten. vorauf bie Xobes|trafe gete^ mar. SpSter nmrbe ein ^esbqfter ^erfectus oon
ben SRusIims oeronlagt, ft^ fiber oen $rop^n SRufiammeb m Sufiem ; als er barouf^
biefen MmS^te, oerfiel er ber Xobesfbrofe (850). ^Dur^ biefen SorfaÜ enegt, brängten
fi(^ ni^t menige (T^riften jum SRartprtum. inbem fte, o^e baju ^erausgrforbert ]U35
toerben, bie oi^ängnisoolle S^ma^ung SRu^mmebs ausbradben. Sie alle mürben
^it^erid^tet. Vvoax ermunterte ju fol^em Sorgel^en burA bie Siermittdung feines eine
3eit long jc^mantenben (Jfreunbes (Eulogius. Dtefer, fpoter ermo^er, ab« 00m (Emir
nic^ beftottgter Sijbifi^i^ oon Xolebo, na^m f^on Jmer eine angefe^ene geiftlid)e
Stellung ein unb mar bie Seele ber Setoegung. uRit bem Indiculus luminosus 40
griff V&ac pm erftenmal aud^ bhreit in bie Skmegung ein. Diefe S^rtft ift eine
oon fanatif^em (Seifte getragene Serteibigung ber freimuligen ÜR&ctqrer, toorin Kloar
ben „^aitwm" (indiculus) fü^n mill, bog SRubommeb ein Sorl&ufer bes Slnti^fts
unb besbalb jebe S(^m&bung gegen i^n bereqtigt ^i. Die }unä^ft befremblii^ per«
ßnltd^ ^Itung SUoars, ber fi$ felbft oon bem uRartorium fem ^ielt, finbet eine re^« 45
fertigenbe (ErKorung in ber ni^t oon i^m, aber mieber^olt oon (Eulogius ausgefproi^nen
(bm^ung. ba|| nur fob^ Soften bas SOtart^rium auf fi^ nel^men bürften, mek^
bun^ ^euigfett reif feien, in bos emige £eben einjuge^n. SHs ou^ ber greunb (Eu»
lo^ius ben SRSrt^rertob geftorben mar (859), oer^nlmite i^n SHoor in ber oon be»
getfterter Semunberuna ex|fillten S^rift: Vita vel passio divi Eulogii. SDlit bes go
Sttlogias Zob erlofc^ Die 3Rart9riumsbemegung. 9lur oerein^dt iamen au^ naäf ber
9{egiening SRu^mmebs no^ gfölle freimilltgen unb unfreimilligen SRat^riumstobes oor.
— 9noar enbete fdn £eben, gebroi^en oon ftront^it unb onbflftert bunl^ ben mit
oiekn äBibermorttaleiten oerinüpften Serluft feines 93efi^. Cr fdbeint um bas 3^
861 geftorben }u fein. äBabrf^einli^ feine lebte, {ebenfaltö feine reiffte Si^rift ift feine 56
C3onf688io, in ber bleibeno mertooUe (Sebanlen ent^ten ftnb. Ste ift bei oielfa^
Selbftft&nbigfeit eine 9la^a^mung ber SArift 3fibors oon Seoilla : Oratio pro correp-
tione vitae flenda semper peccata. äBeniger als bieje Oratio frei oon femipebgtt«
nif^er Suffaffung, beiunbet bie Confessio bod) in m^fttfc^-tontemplotioer gocm gi»f|e
3nnigiett oer Su|}e unb bes ^eilsoerlangens. Das bemegenbe SRoment ba: C^nt» »(j
428 Vhat Hon (Sjnrtaii amiiliirtitd 11011 VtHi
iDuIelung Mlbet ber gegen bett 6^Iug ausgefpro^ne (Sebonle: Tolle me, Domine,
mihi et redde me tibi uitb: Exue me meis, et induar tuis.
%\x^ nod^ einige (Sebt^te befi^n toir oon Snoor, bie in i^er SRanieriert^it fe^
unbebeutenb ftnb. — !Dann toirb i^ in einem oon gflore), (ßh XI trat. 34 c. 2
5 num. 68) enoS^nten gotif^en Aobes ber ftönigl. Sibliot^el 3U uRabrib (angeblti^ aus
bent 11. 3^^) ber Liber scintillarum (Sauoiffin a.a.O. 6. 206 f.) 3Ugef(^eben:
In Chrisü nomine incipit liber Scintillarum Alvari Cordubensis, coUectus de
sententiis sanctorum patrum. Ss ift bies, fo oiel mir bebnnt, bie einjige nt^
unghtubioflrbige Sejeugung bes l&Äebers jener in ^Irei^n 9Ranufirbten erhaltenen
10 unb öfters, ober niqt unter ben S^tiften SHoars bet gflore], gebrudten Sammlung, bie
eine Sirt (^riftli(^er (S&H in einer 3ufttmmenftenung oon SuBfinrflc^en biblifAer unb
Hni^Ii^ Slutoren, aum bes Zo\tf^n6f rtaä) oielen StubrSen georbnet, ent^tt. !Der
Sammler felbft ffok ni^ (Eigenes ^inpgeffigt. T>a^ 3fibor oon Seoilui reiqlid^ bcurin
benfi^t nitrb, ift ber Verleitung oon SUoor gflnftig. Die Sammlung fte^ (mit me^r
16 Aapiteln als jener gotif^ Aooes tnäßit) unter ben SBerlen bes Seba in ber Safeler
Husgabe (Sb VII, 1563 St 515—627). (Ein ^ier fe^Ienbes jtapitel (De doctori-
bus), bos in bem gotif(^en Aobes ju SRabrib en^dten }u {ein J^int (gflorej
S. 49: C.32), t[t aus einem Aobes ber Hamburger ißdri«jtir^e (angebliA 14. 3a^.)
o^ebrudt bet 9ttIoI. Stap^rft, Historia ecdesiae Hamburgensis, I. Sb III, 1727,
20 S. 358 ff., mo ein !Drud ju ABIn oon 1556 (o^ne jenes ftoimel) er&)a|nt loirb „unter
bem Stauten bes Defensoris theologi vetussimi auctoris". Die Sammlung bem
Sebaju^ufd^reiben, liegt Einerlei Seranla|fung oor. Da]} [ie einem SRön^ Defenfor
oon ^ottou um 550 angehöre, ift u^en ber Witterung 3fibors (f 636) unter ben
Stisä^tAtfyimi n>entg maQrfc^inltq. Hier ben lib. scint. ogl. nod^ (&rä|}e Ce^.
26 einer aHg. fiiterSrgef^. II, 1, 1, 1839, S. 197; MSL Sb XG, R. 94 f.
»0(f »tubifflB.
Sloor ^eligind f. ^elagius Slloar.
Xmalartttd oon aRe|, gefi um 850. — guoeriafftged, toenn auc^ fp&rlicbed OueUen«
matetial über t(. geben bieten nur feine eigenen @(^riften fowie bie feiner dkgner ftgobarb unb
90 ^lorud. «gl. über i^n: Histoire litt^raire de la France, t. IV, Paris 1738; Ceillier, Hi-
stoire g^n^rale des auteurs sacr^s, t XVIII, XIX, Paris 1752, 1754, neue Kuff. t. XII,
Paris 1862; ©ae^r, ®ef(^i(ftte ber ßittcratur im farollngift^en Zeitalter, Äarldni^e 1840;
Slmjon, ga^rbüc^er bc« fränf. 9lei<^S unter ßubwig b. 2fr., S3b 1 u. 2, Set^jlg 1874, 1876;
©cfclc, ö:onciIiengef(^i(^te, ©b 4, 2. «ufl., greiburg 1879. ©ejonber« eingc^enb : «Rönc^c-
asmeicr, ttmolor öon ^ej, fein fieben unb feine Schriften, ^Rünfter 1893. Sgl. au4: ©al^rc,
5)er Siturgifer «maloriu«, ®. ^r., 3)re8bcn 1893. — öefamtauögobe ber Sdjrlften «malarö
bei MSL 105. ©b, 6. 815 ff.; über bie älteren einjelbrutfe Dgl. bie angegebene Sltteratur.
9(malartus Sqmp^ofius, ein liturgif^er S^rtftftener bes 9. S^^^unberts, UKir fran=
ftf^erSbftammung. (Etoa um 780 geboren, genoj} er naA feinem eigenen ^eugnis in ber
40 ougenb ben UnterriAt Sllfuins. Ws Ort feiner ^itfrtfa^Ii^ften 9Btrifamieit gtit gemetmgli^
wlek bo^ finb au^ gegenteilige Slnfid^ten geltenb gemacht morben (Säre, S. XI ff.).
Xmalar, noq Diafonus, trat — unb bas ift bas erfte, n>as mir oon feiner X^ättgteit
erf obren — in bie Öffentlic^feit auf ber S^nobe 5U äae^n 817; i^m befonbers oer*
banite ber aus ber patriftif(^en fiitteratur lompilierte Xeil ber r^la Aquisgranensis,
45 mel^ ben ftlerus bes 9lei^ jum Ianonif(^n £eben oerfifltqtete, feine (Entfte^ung
(Adern, bist. III, 2, MG SS IV, 119). 3m 3a^ 825 mo^nte «malarius, bereits
mit ber 9Bürbe eines (El^orbiU^ofs beKeibet, ber oon £uba)ig betreffs bes Silberbienftes
berufenen Serfammlung ju $aris bei unb mürbe nebft ^alttgor oon (Eambra^ 00m
jtaifer baju auserfei^en, in biefer Slngelegen^eit mit 9lbgeorbneten bes ißapftes na^
60 ftonftantinopel m reifen. £)b biefe Steife }ur Slusfü^ng gefommen ift, oerf^toeigen
bie uuellen, baß |ebo^ Slmalar Äonftantinopel einmal befuAt ^, ift aufter 3n^ifri. —
Sla^m fo Smalarius ^roorragenben 9(nteil am tir^Iii^n fieben feiner 3^i^> \^ ^^ ^^
nUbt minber als SAriftfteller t^g. Die grmc^t Ifingerer Stubien mar fein (fiil^
ni(9t oor 819 entftanoenes) ^au^er! de ecciesiasticis officiis libri IV, meines er
55 bem Jtaifer £ubmig, feinem (Sönner, mibmete. (£r legt barin famtli^en gottesbienft«
li^en (gebrauten, ben fir^Ii^en geften unb Smtem, ja felbft ber liturjlf^n ®e-
fleinften leilen bes Squ^rb etnen m^fti
»anbuna ber Sriefter bis ^erab }u ben ,
f^n Sinn unter, mobei er freiltc^ oielfa^ auf [el^ gemagte, p^ntaftiMe Deutuimen
oerfaüen ift. Stnlaj} ju toetterem Stoffen gaben bem Slmalarius bie oielfa^n jmifiQen
ben tltttip^onarien feines Soterlonbes befte^nben SerfAtebenl^eiten. Um \xäf oon ^apft
Gregor IV. ein rBtnif^es Slntip^onor }u erbitten, reifte er im ^^oifyct 831 mit 3u*
ftimmung bes itaifers naäf 9lom. ^Der ^apft tonnte gnxtr feinen SBunf^ nvSfi er«
fflllen, ma^te i^n ober auf bie bereits im Jtlofter (Eorbie befinbli^n romif^n Snti«
p^narien aufmerlfom. Unter Senoertung man^r in 9lom \fym ^emorbenen SRit* s
teilungen fiberarbeitete er bo^im no^mate feine 6<^rift oon ben hrAli^n Offiden,
fobann ftellte er ^uptffi^Iic^ auf (&runb ber fr&nlifc^en unb ber in (Eoroie oor^oenen
romifd^en Xexte ein neues Slntip^onar ^ufammen, beffen Aommentar ^in 3Btd liber
de ordine antiphonarii bilbet Son geringerer Sebeutung finb bie fibrigen noäf
ed^Itenen Schriften Slmalors, bie eclogae de officio missae unb fe(^s Srie|e. — lo
Slmalars Slnfd^auungen erfreuten fic^ letnesioegs allgemeiner Siüigung; namentitdb in
fi^on erftanben ibm heftige Gegner. !Dem rebeUif^en (ErjbifAof Sgobarb oon fi^on
QKtr naq ber 9B{ebereinfe|ung oes Aaifers fiubmig auf ber Sqnobe }u Dieben^ofen
835 feine SBfirbe aberlannt morben, unb mit ber £eitung ber QErjbidcefe batte man
Smatarius betrout. !Den baburdb gewonnenen Sinfluj} benukte ber (QorbtfAof, umis
in fi^on eine Umgeftotltung ber Liturgie in feinem Sinne burqsufilbren. 9nietn bamit
rief er eine heftige Oppofition toaA, an beren Spi^e ber ^Dialonus ^rus, ein eifriger
^rteigSnger Slgoborbs, tanb. Dtefer arbeitete ben Seftrebungen llmaloxs in fi9on
rfidfi^tslos unb unermäbti^ entoegen, beKmpfte ben 9leuerer jqmäMfic^tia unb in oft
bitter han!enber 9Beife bur^ 9Bort unb S^nH unb nagte i^n f(^liegli$ als einen w
3nle^rer im 3- ^^ <^uf ber 69nobe m ftierfp an, beren Spru^ in ber Tfyxt bie
fie^re Smalars na^ gorm unb3n^It Durchaus oenoorf, insbefonbere aber feinen oon
^lorus ffir ^etif^ erliarten <5a^ : Triforme est corpus Christi (de ecd. off. III, 35)
als jmetfenos oon ben Dämonen pammenb oerurteilte (Flori opusc. adv. Amal. MSL
119, 71 ff. ; eine bis^ ungebrudte @treitf<^rift bes glorus f. bei aRbn^emeier S. 235 f.). »
9li^t lanae bama^ le^e Slgobarb in feinSi^istum jurfid unb bMonn nun aus bem
ihittus alles ju entfernen, mas an Smalor erinnerte. Seine ^inficptlic^ bes (Sefanges
getroffenen Snberungen re^ertigte er in feiner Kb^nblung de correctione anti-
phonarii, in ber er fiA naqbrfioH^ für bie Seroenbung nur fol^ Slntip^nen unb
9lefponforien ausfpri^t, beren Xexte mbrtli^ ber Eiligen 6<^rift entnommen feien. 3n to
einer jioeiten Sqrift liber contra libros IV Amalarii abbatis griff er au^ 9ma<
lars Sfi^er oon ben Kr^Iic^en Offiden an. Der unter feinem 9lamen auf uns ge«
lommene Suna^ de divina psalmodia ift QKi^rf(^einIic^ ein SBerl bes gflorus, ber
barin ebenfalls für Slgobarbs 9{eformen eintritt (MSL 104, 325—350). Über bos
fpätere £eben Slmalars breitet fi(9 ein unburc^bnngli^es Dunlel; nur no^ einmal S6
toud^t fein 9lame auf. Der um^renb bes ®ottfdMiIIfAen Streites }u fi^on oerbffentlid^e
liber de tribus epistolis 15|}t erfennen, bah dmalar für ^inlmar oon Sl^ims litte«
rarif^ t^tig mar , beioeift aber au^, bog bte Slbneiguna gegen i^n in fi^on no^ bie
alte QKtr. Iturj oor bem (Erf^inen ber genannten ^ri^ etma 850 ob^ 851, UKir
Slmalor geftorben ; er foH feine le^te Slu^eftotte in ber ^tei 6t. 9bnulf }u SRet| ge« «o
funben ^oben.
Die SAriften Slmalars finb für bie (St]äfiäfit ber fiiturgie oon Q>eiigebenber Se-
beutuna. Sie eröffnen einen (Einblid in bie am Slnfange b^ 9. 3^^^* Qerrfd^enben
jtultusf ormen unb geben oor allem ^luff^Iuh über bas Servituts ber Im Sfranf enret(^e
mi^g merbenben fiiturgie 9ioms jur gallifanifc^n. Der romifc^e 9litus, beffen Cin« 46
fü^ng ^ippin unb namentlich fein groper So^n itarl [i^ fyxätn angelegen fein Men,
^e bereits im gftanlenrei^ feften grul gefa^, o^ne oag {ebo^ bamit aüfeitig äjoer«
einfttmmung jtoif^en 9{om unb ffiaüien gefqoffen morben lodre. 3n biefem (»tobium
yticA \v^ bte £iturgie auc^ no^ bei Smalor. 9Bo^I tritt in feinen Sb^iten allent*
halben bie SlbfiAt jn Xage, ben aallilanif^en ituttus mit bem 9{oms in (Einüang 3U so
ringen ; bennodb mill er fi^ ni(^t baju o<tfte^n , ben römtfi^n Srau^ unter allen
Umranben als 9corm anjuertennen, fonbem er Iä|}t au(^ ber ^ßraiis feiner ^eimat i^r
9{e^, tDtnn fie i^m ben Sorsua }u oerbienen f^int. Dag tro^bem Smalars ZJ^Stig»
leit roefentli^ baju beigetragen Qat, bos Überaemi^t ber römil^en fiiturgie in (SoHien
}u einem bauemben }u mad^en, unterliegt feinem Smt\!jitl ^ebeutungsooll aber finb &5
bie SAriften Slmalars auA votatn ^res Sinfluffes auf bie liturgifc^n Sßerfe ber Sfolge«
SU. i>lt meiften mittelaUerliqen S^riftfteller auf bem Gebiete ber fiiturgie fü^fren
malar als Slutoritot an; }um Xeil ^aben fie feine Schriften berart ausgebeutet, baj}
t^ SbAeiten nii^t oiel mebr als ^lusjüge aus Umam finb. SRanc^e unter i^nen
^oben fi(^ aud^ feine m^ftif^^allegorif^ Deutungsme^be gum SRufter genommen« — go
430 Sbttdomd Hott Wc^ Ibttularittd Hott tritt
Slmolor oetetntgt mit umfQJIenber 6^rififenntnis unb Selefen^eit in ben äBerlen ber
93fiter ein ni^t geringe uKag oon gfl^ift unb Sorgfalt (oioie ftcenae Semilfen^tigteit
bei Eingabe ber oon iJ^m benu^ten Quellen. Die ^au^rtf^iDä^en feiner Sbbeikn. ber
SRangel an ^iftorifc^r gforf^ung, bie ermübenbe Srette feiner Darfteilung unb befon»
6 bers feine bismeilen xtäft munoerli^e 9rt aQegorif(^er Auslegung finb nid^t fo fel|r
i^, als otelme^ ber fetner ^tit eigenen fl&eiftesricqtung anjurei^nen, beren (Etnfbij}
felbjt fein £e^er iSIbiin \iit nxijd fyküt entjie^en fonnen. — 3n ber £e^re oom tlbenb«
mtQl er!ennt Slmobtr eine reale Segemoart (t^rifti in ben (Elementen an. 60 fagt er
u. a. : Hie credimas naturam simplioem panis et vini mixt! vevti in naturam
10 rationabilem, scilioet corporis et sanguinis Christi (de eccl. off. III, 24, MSL
105, 1141) — unb: Notum est enim ideo secretam orationem faoere super
oblationem, ut possit ex ea fieri corpus Christi (Edog., de secreta, MSL
105^ 1328). (Einen loeiteren Setoeis liefert ber Srief {HmakSs an ®untrab, in bem
er hit teAtfertigt, bag er ft^ na^ bem ®enuffe bes Slbenbrno^b bes Sbisfpuoeiis ni^t
M enualte. mS ben Sor^ fl&untrabs, Smalar fonne ^ugleic^ mit bem sputum ben ge«
noffenen £eio bes ^errn loieber austoerfen, entgegnet oer (Betabelte, er fei, wtm oQne
feilt 39Btf|en unb SBillen ein Zeil bes £eibes C^rifti au6 feinem äRunbe aebe, be$>
oegen letn Serä^er ber ^tlic^en ^Religion unb bes Seibes bes ^rm. Merbe ber
le^tere mit einem reinen unb bemfitigen ^erjen entf^angen, fo braud^ man ni^t
sobocfiber }u ftreiten, ob er unfi^tbar in ben ^immel aufgenommen obes in unferem
Satptt bis jum Xage bes S^robniffes aufbeioa^ loerbe, ober ob er fic^ auf irgenb
oelc^em natürlichen 9Bege toieoer ausfAeibe (MSL 105, 1337 f.). Diefe (Erörterungen,
Ott benen (Jflorus mit 9le<^ Slnftog nc^m, jetgen^ roie loeni^ Stmalar bie demente im
Sbenbmo^l, mefa^e i^m Zrfiger bar aetftigen 9lealitaten £etb unb Slut Knb, oon U^^
26 ieren }u trennen tou^e ; (wer gerabe jie finb ein 9bgument boffir, bc« SImalar an
einer loirilii^en (Segemoart (E^fti im ^nbma^l nii)i jmeifelte. Ss ofitfte bes^lb
oitberen feiner Slusfpru^e, in benen er ber f^mbolif^en ober ftgflrlid^en 9u|faffung )u
^ulbigen fAeint, too^l taum befonberes (Seioi^t bei^legen fein, unb bies um {0
sieniger, als fie fi(^ ganj aus ber aQegorif^en Darftellungsioeife Slmalars erllfiren
90(ogl. bc^u äRom^m. 6. 112 ff.). «nbolf et^re.
Xmaloriui^ oon Xrier. SRettberg, ^ ^eutfc^IanbS, 1. 93b 1846, ®. 472: "Sflaxi,
®cf*ic^tf bcg (Jraftiflä Stricr, Strier 1858 — 1862; ^aud, m 3)cutfc^IanbS, 2. «b 1890,
@. 192. 53gl. baxu bie fiitteratur unter „^Imalariu^ üon 9Reti''. — «malar« Schriften in
AlcniDi opera, ed Froben, II, 519 ff.; MSL 99. ©b, 6. 887 ff., 101. Ob, 8. 1287; Jaff^,
.-t5 Bibliotheca rerom GermaoicanuD, IV, 406 ff. 428 ^. ^ie versus manui auc^ MG, Poetae
Latini aevi CaroliDi, rec. Duemmler, I, 426 ff.
Stmalarius (^ortunatus, Srjbifd^of oon Ürier, n)urbe früher jumeift für äentif^ ge^
^Iten mit bem fiitur^Uer 9(malarius, ein 3rrtum, ber, obu)09l bereits oon Sirmonb
überjeugenb 3urfi<fgen>tefen, benno^ in neuefter l^tit einen Serteibiger in C&. 3Rorin
40 gefunben f)ai (La question des deux Amalaire ; Amalaire. Revue B^n^ctine
1891, 10 p. 483 ff.; 1892, 8 p. 337ff.). »on ämalars fieben ift »enig belannt.
(& trat fein 9lmt um 809 an. 3n i^m Jjid man ben galli|(|[en Sif(^ Slmal^arius ju
Men, ber ums 3^^^ ^^^ ^on itarl b. (Sr. naäf 9lorbalbingien gefanbt lourbe mit
om 9(uftrage, bie in Hamburg neu errichtete jtir(^e (na(^ Ann. Bremens. MG SS
46 XVII, 854 i. 3. 810 gegrünbet) 3U meinen (V. Anskar. 12, MG SS II, 698).
3m (^riU^iabre 813 reifte ^mahtr mit bem ^te ^etrus oon Slonantula na^ ftonftan^^
tinopel ju Aaifer SRiqael, um bie (Jfri^bensoerl^nblungen smif^en bem franlifAen unb
oftrimifd^en 9{eic^ oollig 3um ^fi^luffe ju bringen. Die SUigeorbneten, bie bei i^rer
mlunft bereits SRi^aels 9la<^folger £eo V. antrafen, lehrten na^ un^efä^r ad^ig«
r,ol&gigem Slufent^alte in Aonftantinopel unb gefa^rooller 9Reerfa^ri, begleitet oon jioei
(§efanblen Des grie^if^n Äaifers, im 3- ^^^ i^ Submig b. ($r. jurüd, ber feinem
itqioifd^en oerftorbenen 93ater gefolgt roar. Slusfunft über biefe Vorgänge geben bie
«nnalen jener 3eit (Einh. ann. 813. 814. Ann. Fuld. 813. MG SS I, 200.
201. 355. Thegan. 9. V. HIud.23. MG SS II, 593. 619 al.), bas S^reiben Äarls
55 an aRi(^el (Froben II, 561; Jaffö IV, 415 ff.; MG, Epist. Karol. aev., rec.
Duemmler, II, 555 f.^, bie versus marini Slmators foroie fc^iegli^ ein oon C&obr.
9Reier in neuerer !^tit nai) einem ilobex oon Sinfiebeln (cod. 168, saec. X.
p. 134—160) oeriiffentli^tcr (STWl XIII p. 305—323), an ^ilbuin, ben «bt oon
6t. Denis unb Srjfapellan fiutoigs, gerii^teter Srief (de tempore oonsecrationis
Kttduris« 1101t Xtitr tbmfUt 431
et iciunii) unferes Slmalartus. !Dtefe Steife tft bte le^e uns beiannte 3^atfQd)e aus
bem fieben bes (Erjbtfd^ofs. X>k ^raebro^te Kmta^me, Slmalor fei 814 ober 816
geftorben, entbehrt jebo^ ber biftorif^en Beglaubigung. Sein 9la^foIger $etti wax
par 816 bereits Crsbifc^of (S5l^mer«aRu^Iba(^er, Reg. Imp. 9tr. 606), allein bie
^uff^rift (Epistula Amalherii abbatis ad Hilduinum abbatem) unb einjelne ^
Stellen jenes Sriefes an ^ilbuin ^aben gu bem S^biffe geffl^, ber Stu^I ju
Zrier fei nid^t bur(^ ben Zob Slmalors frei geioorben, ionbem legterer ^obe fein Sind
niebergeleat unb als Slbt eines iUoflers no^ längere Se\t aelebt. — - !l>er Ittterorif^
SlaAhtft %nalars beftebt au^r in ben f(^on genannten S^rtjten in einer biijen, frii^
ffilfqliq ffir ein 39Berl 9lliutns ge^Itenen Sib^nblun^ über bie GEeremonien bei ber i4)
Xaufe. !Diefe S(^rift giebt eine Srilorung bes Zaufrttus unb bilbet bie Slntioort auf
ein oon 5tarl b. (&r. an bie dxMi^t bes 9leii^ erlaffenes Sbinbf^reiben, in bem
ber itaifer anfroot, auf meiere Siseife tn ben einzelnen Sprengein bie Xoufe oolljogen
unb ber Unterriqt fiber bies Sahönent erteilt mtxht (Froben 1. c. p. 520; M8L 08
p.892; Jaffa I.e. p. 402. Sgl. baju bas ioiferli^e Danlf^eiben Froben I.e. p.524; i»
MSL 1. c. p. 901 ; Jaff^ 1. c. p. 409). fiebigli^ um ^rioatangelegen^iten ^'
belt es fi(^ in bem Sriefe bes (Er^if^s an ^etrus oon 9lonantuIa. Slnmlarius fiber«
fenbet bem 9bte auf beffen Sitte (Froben p. 519; MSL p. 890; Jaffa p. 422)
feine oben genannten Sqriften unb ffigt ben Srief ab Seglettf^eiben bei.
Mubolf et|ve. 90
fbmtdd. ?r^r^.:f ^AfiakriHvta, 9[makliter, ein SebuinenooII, bas in ber filteren (At*
l^u^te bes tsraelitifc^en SoHes eine }iemli<^ bebeutenbe SloUe fpielte. Sein SBo^noKt
mirb bur(^ folgenbe Slnbeutungen im Snten Xeftamente beftimmi 9{ad^m bas d^er
Aeborloomers bis }um filanitif^en SReerbukn oorgebnmgen Q>ar, jog es oiebet in nSrbi*
li^ 9liAtung naq itabes unb befiegte „oas ganje ®epbe ber Simokliter'' (6en 14, 7). 25
3lls bie Israeliten na(^ i^rer äBonbening 00m toten SReere naA bem Serge Sinai in
9{ap^tbim lagerten, mud^n fie oon ben Smelefitem anpegrif^n (San 17, 8). Ser
Serfu^ ber )i^ am ikbes auf^Uenben 3snieliten, oon äfiben ^er in bas fianb Ao'
noan einjubnngen, mirb oon ben Stammen bes CMKrges unb oon ben im „Sfiblanbe''
(9legeb b. i. bie Steppe fflbli(^ 00m fl&ebirge Z^iba) mo^nenben Sbnoleiiteni jurfidigetDiefeii ao
(9hl 13, 29. 14, 25. 43. 45). Soul mufterte (1 Sa 14, 4) oor feinem itciege mit ben
Slmalelitem feine Arieger in Xelam (I. c^b-j), einer Stobt in 9lege6 (3of 15, 24) unb
f(^Iug bann bie (^inbe oon ^amilg (otellei^t beffer in „Zelam" ^u anbem) Ms aegen
Sur an ber norbdftli^n (Brenje Sa^ptens ^in. 1 Sa 27, 8 enbM ^eigt es, bog oie
^[nialefiter bas £anb jtoif^ 3^iam (I. c^^ für Q^^) unb $^^n inne^dten. 86
9Ifo bemol^nte biefer Sebuinenjtamm bie Steppen ffibli^ 00m Gebirge 3i^ unb Me
SBfifte ber finoitif^n $albinfel. Dtefen Haren SteQen gegenflber fomraen ber bunQe
Slusbrud 9li 5. 14 ((Ep^aim, beffen SBurjel in %nalel) unb bie Eingabe 9{i 12, 15,
ba| ^irat^on im £anbe (Ephraim auf bem „Smaklitergebirge" lag, laum in Setrad^i
^ebenfalls ift es getoagt, barauf bie $9pot^fe ju bauen, bc^ bie ^malefiter urfmflng* 40
lt(^ in Aanoanjfelbft geioo^nt ^aben unb erit allmä^Iic^ ^egen Sflben jurfidgebranot
toorben finb. Uber ben et^nographifäen 3ufammen^ng biefes SoIIes teilt bas alte
Xeftament ni^ts mit. 3^^^^ ^^W ^ntalel (gen 36, 12. 16 ein <EnIeI (Eboms, ab«:
bas iann gemij} nur bebeuten, bog ein Zeil bes amaletitif^n Stammes in ben Serbanb
ber ebomitif^en (gefAIei^ter aufgenommen morben mar. 93ielme^r |«igt Slmokl 9hi 24, 20 46
ber (Erftling ber SöUer, mas na^ bem ^arallelismus »o^I nur oon bem ^^n SOter
biefes Sous oerftanben merben Iann. (Ebenfo roenig merfen bie augeifiiblifc^ OudQen
Sid^t über biefe Sftage, ba bie arabif^en Sogen über 9lmalds UrgeU^te, oie SUIbele
(über bie S(maleliter 1864) gejeigt ^, mertlos finb. %Sii einen 3u{ammen^ang mit
bem arabi^en SoUsftamme nmroe ber 9lame SIgag fpred^n, menn btefer mirDt^ mit so
bem arabifi^en ag^, brennen, jufammen^gen follte. — 9Bie fc^on bemojt, iomen
bie 3sroeIiten fc^on in ber mofaii^en 3^it mit ben Stmaleütem in Serfi^rung. Sei
9{ap^ibim gemann 3oN, bur^ SRofes (Sebet ermutigt, einen grojjen Sieg imr fie,
mona^ ber $err ben 3sraeliten bie oollftanbi^e Slusrotturm biefes SoHes aufarlegle,
nms in einem Spru(^ SRofes fo ausgebrüdt mtrb: 3^<^ 9at auf eioige 3^iten Aneg 55
mit benamaIditem((Esl7, 8—16). hierauf bejie^ fi4au^Dt25,17tf., 100 esbeigt,
ba^ bie 3sraeliten, oenn [ie in Aanaan jur 9lu^e ^elommen fein mürben, bie Slma«
lehterooUftinbig ausrotten joUten, meil biefe fie, als fteuntenoegs erfi^toft nMren, o|me
jebe religiSfe S^eu fiberfallen unb bie 9lai^figier oon ben übrigen abgef<qnitten Rotten.
432 amdel fbiialriil^ n^tt aeiui
Sugerbetn Um e$ ju einem 3uiantmenftog jtDtf^n Slmalel unb ben Ssraeltten, als
biefe oon jkbes aus ben mihgliidten Serfud^ moAten, in bos fflbli(^e itanaon ein}u<
bringen (9lu 14, 45). 3n ber nod^mofaif^en S^n iDo^nten bie mit ben 3uböem oer«
bflnbeten jteniter im ffibli^ften Zeile ber SBfifte Z^has unter ben ^ier nomabifierenben
6»mQleIitem m 1, 16 LXX). Son Eingriffen auf bie Ssraeliten oon feiten berSmo«
leliter ift in ben (Erjoblungen oon (Ebub (m 3, 13) unb Gibeon (9{i 6^ 3. 32. 7, 12)
bie 9{ebe, n)obei es freiließ jmeifelpaft ift, ob bie Slmaleliter f^on tn ben in bos
SKAterbuA aufaenommenen ^elbengefd^i^ten felbft genannt loaren. ^Dagegen iom es
loänrenb ber 9fegieruna (Souls n>iebe|d^It ju Aöm^en pif^n ben beiben SoIIem.
10 Stuf Samuels Sefe^I beginnt 6aul einen Susrottungsbieg gegen bie 9[maleiiter unb
bejiegt jie oollftänoig auf i^rem ganjen (Sebiet jmifc^en Xelam unb Sbqpten (f. oben).
S^ren Jtonig ägaq (ogl. 9hi 24, 7) nimmt er gefangen, unterlajjt es ober i^n ju töten,
loes^Ib Samuel t^n mit eigener ^nb oor 3^^^ in (&ilgal nieber^aui Sei biefer
®elegenbeit ift oon ben S^« unb SUnbei^erben unb ben Aamekn ber Slmdetiter bie
16 Kebe. ^u^ eno&bnt 1 Sa 15, 5 bie fonft nii^t oorlommenbe „Stabt ber SlmaleKter'',
ooffir allerbings bie LXX „bie Stäbte ber Smaleiiter" bietet. :Da|} fibrigens bie
^maleliter bei biefer fl&elegetä^eit nu^t oollftanbig ausgerottet »urben, jeigt bie ®e'
Hbi^te Daoibs, ba biefer oilü^renb {eines Slufentbaltes in 3^^ ^ p|iHf^i[<^
Safaüenffirft mieber^It gegen bie in 9legeb Q)09nenben Smalemer }og unb ibnen oe*
80 beutenbe 92ieberlagen ^ufugte (1 Sa 27, 8). Deshalb ergriffen biefe bie (Selegen^it,
als Saul mit ben ^^iliftöem in ben jtampf gejogen nntr, unb fielen in 3illag ein,
beffen Semo^ner fie mit fi^ j^Iepfrten. Sloer Daoib, bem ein ägqptifc^er Sflooe eines
Xmaleltters als SBe^meifer btente, fe^ ibnen mit 400 9Rann nä) unb f^Iug fie ooll*
^bia, monaA er bte ocnqe $oroe, bie SiELaa geplünbert ^atte, toten lieg (1 Sa 30).
S5 Son \fAitm Aanq^en X)aoibs mit biefem Soue rebet bie (oiellei^t fehinbire) Stelle
2 Sa 8, 12. Sonft oerf^Q>inbet Slmalel oon ie^t an ooUft&nbig aus ber ®ef^if^e.
9lur 1 o^ 4, 42 f. lefen mir, baj} bie Simeonit^, mabrf(^etnlid^ 3ur 3^ ^ ^isfia,
bie auf bem ßebirge (Eboms mo^nenben ubenefte ber ^maleßter ausrotteten üiä> \\äf
01^ i^em (gebiete nieberliegen. Sermutlii^ ift ^ier oon bem Xeile Smalete, ber fi^
80 mit Sbom oerbfinbet ^e (oal. oben), bie 9lebe, roo^nb bie fibrigen f^on früher
i^ Selbftft&nbigleit oerloren Ratten. — Dag $aman CEft^ 8, 6 ein Sgogiter pof. Sri^.
11, 6, 5 ein 9lmakliter) genannt mirb, ffot mi^ bem eigentümlichen o^aratter biefes
Sucres leine mirlli^ Sebeutung. gf. Oii|f.
Slmalrif^ oon 5Bena, geft. 1204. — GuillelmuB Annoricus, De gestiB Philippi
86 Attgosti bei Bouquet Becueü, 17. 8b 6. 83; Henricus Card. Ostiensis, L^tura in omn-
2ue decretalium Gregorianarum libros. Parisius per Jo. petit, 8. a. Lib. I fol. 1111^;
(enÜL Guidonis, vita Innocentii papae bei Muratori Berum Ital. scriptores 3. IBb 8. 481 ;
Mansi, 2.2 IBb 6. 801—809 u. @. 986; Caesarius Heisterbac. Dialog, miraculorum dist. V c 22
(ed. Strange 1. ©b, ^Öln 1851, @. 304 ff.); Chronic, de persec. fratr. minor., pers. VI, bei 5DöI*
40 Unger, ©eiträge 2, »b, 9Rün(^en 1890 @. 509; ügl.^Jfi^ 2. ©b @.13ü. — ^önlcin, Ämalrid)
DonS9cna unb^amb üon3)inant(3:^6tÄ1847@.271ff.); ^a^n, ®cf<^i(^tc ber Äcjcr im9R9l.
3.©b, @tuttg.l845, @. 176 ff.; ^reger, ®cf(^i(^te ber bcutfd)en ^R^ftit im ^91. l.©b, ßcipj.
1874, 8. 166 ff., 173 ff.; gunbt, Histdu panth^isme populaire au moyen ftge, $artd 1875,
8. 20; ^efelc, eoncilicngcfdjicötc 5. ©b, 2. «ufl. tjon ^nöpfler, fjrcib. 1886, 8. 861 f. ;
46 »cuter, ©cf*. ber rcUg. «ufllärung im »1«. 2. ob, »erlin 1877, 8. 218 ff.
Slmalrid^, einer ber bebeutenberen Vertreter bes Pantheismus im SRittelalter unb
Stifter einer religiofen Seite, »ar m Sena in ber Didcefe (Ebcortres geboren unb las
gegen (Enbe bes 12. 3<^^^unberts tn ißaris juerft über ^^üofop^ie . oann Aber 3:^'
bgie. (Er ftanb im Stufe eines fubtilen ^Dialeltilers. Dtx ^Daup^in uno nadbmalige JtSnijg
60 fiubmig VIII. f^enlte i^m feine (gun[t. 9Bie meit Slmalriq öffentli^ feine pant^i«
[tif^en £ebren oorgetraaen ^obe, lägt ft^ nid^t me^r beftimmen ; ^nftog erregte junöi^ft
feine pant^eiftifc^ gemeinte Se^re oon ber (gliebf^aft ber ffilöiibigen am Selbe (£^rifh.
Son bem bifAöfliqen itansler, melc^er bie 9luffid^t ilber bie S(^ulen oon ^aris führte,
angellagt, mu§te er fic^ im 3* 1204 in 9lom oor 3nnocen} III. oerantn^orten. Dtefer
66 entf^ieb aegen i^n, unb 9lmalri(^, na^ $aris jurfidgetebrt, mürbe jum SBibernrfe ge«
Rottgt. mäft lange bama^ ftarb er unb erhielt bei bem Alofter St. uRortin bes (Sfyvmns
ein tm^Iii^s Segröbnis. 3lad) feinem Zoit lata man ber oon ibm gefti[teten Seite
auf bie Spur; in $aris fanb man nid^t loeniger als breije^n (Seiftlic^e. bte i^ ange<
^rten, unt> ou^ in ben Sistfimern paris, fiangres, Xroqes unb in oem (Eqbistum
60 Sens ^atte fie jo^Irei^ Sln^nger. um bie Seite ausjurotten, trat im ^iafyct 1209
tlmalrif^ Hott S)etta 433
eine Sgnobc in ^aris sufammen. Slmalri^s fic^rc ©urbe oerurteilt, er fclbft ca£!om=
municiert; feine Gebeine follten toieber ausgegraben unb auf bos 3^Ib geiDorfen toerben.
9leun jener (5eiftU(^en unb SBtl^elm ber (Solbtemieb, einer ber Reben ^rop^eten ber
Seite iDurben oerbrannt. bie oier anbem ®ei|tlt4en ju lebenslänglichem Gefängnis oer-
urteilt. Diefelbe 6gnobe oerbot 5uglei(^ etne 6Anft bes !DaDtb oon I)inant, bes 6
^Iriftoteles natur))^iIo[op^i[^e Sfii^er, fotoie einige t^eologif^e S^riften, ein (Slaubens-
belenntnis unb ein SSaterunfer, meli^e in ber fianbesforame DerfaM roaren. 9lu^ 3nno«
cenj III. Derurteilte 1215 auf bem 4. fiateranlon}U ^nalri^s fie^re; fie mirb oon i^m
als eine loa^nfinnige beseiAnet, aber i^r 3n^alt ni^t angegeben.
SBenn man aud^ fie^rfö^e, bie bem Scotus (Engena angeboren, auf eine migoer» lo
Itanbene Stelle bes ^einrid^ oon Ojtia ^in, mit Unre^t o^ne toeiteres bem Slmalri^
3uge[4rieben ^at^ fo !ann ioä) fein S^o^tfel [ein. bag Slmalri^ an (Erigena anlnüpfte,
beffen (grunbanfd^auungen er in einjettiger SBetfe enttoidelte unb jum entfi^iebenften
Pantheismus burd^bilbete. S3on 3lmalrt(^ jinb brei So^e mit Si^er^eit beseugt; oon
feiner Seöe finbet fid^ beren eine größere !^(ä)l Da xnbts bie Sö^e ber Seite fürs i5
nac^ ^malri^s Xobe ermittelt tourben, unb biefer bie Seite feKft gefttf^et ^at, bie
Stiftung aber o^ne biefe Sö^e nic^t gebaut toerben iann, fo ijt fein !so>ti^tl, bag auc^
Slmalri^ felbft fd|on biefelben im mejentlii^en gefe^ ^at. 3ene brei Säi^e, loeld^e
als Sä^e Slmalrid^s mit Sid^er^eit bejeugt toerben, finb: Quod deus esset omnia;
quod quilibet Christianus teneatur credere se esse membrum Christi, nee all- ao
quem posse salvari, qui hoc non crederet; quod in caritate constitutis nullum
peccatum iniputaretur. 93on biefen Sä^en erhält ber smeite fein fiiAt burd^ ben
erften. Die Cplöubigen finb (Slieber am fieibe (E^nfti. beigt : in ben (Slöubigen ift (&ott
ebenfo (Jffeif^ getooroen wk in (E^riftus. Die ben Stn^än^em ber Seite jugefd^riebenen
Sa^e finb nur bie Susfübrung unb Slmoenbun^ biefer (grunbgebanfen. Dreifai^ unb 25
in tmmer ooIHommnerer SBeife ^at fid^ naä) t^rer fie^re ©ott im fiaufe ber S^ütn
offenbart. SRit ber 3nIamation Gottes in ^ro^am beginnt bie !^t\i bes Saters^ mit
ber 3n!amation in Tlaxxa offenbart ]i(^ (Sott als So^n, mit ber 3nlamation in ben
SImalriianem offenbart fi^ (oott als ql. (geift Diefe £e^re oon ben brei 3^italtem bes
SSaters, bes Sohnes unb bes Seiftes, roel^e aud^ bei bem gfeid^seitigen S^^^^^^ >'on so
Sloris, aber ^ier nic^t in pant^eiftifqer Sluffajfung, [id^ finbet^ mugte nun in i^er
u)eiteren GEamofition ba5u bienen, bem Slntinomtsmus oer Stmalrtlaner fotoie i^rer oppo-
fitionelfen öteHung jur ÄirAc eine religiofe Med^tfertigung ju geben. Denn mie mit
Dem (Eintritt bes 3^ttalters o^rifti^ fo karten fie, bos mojatf^c (Seje^, fo Ratten mit
bem 3^italter bes ^I. (Seiftes bie Saframente bes neuen aSunbes i^re ilraft unb 8e= 35
beutung oerloren. Sie oenoarfen ba^er bie Salramente unb alU öctnblungen unb
Orbnungen ber Äird^e, fofeme huxit fie bas §eil oermittelt loerben follte. J)ie Sln==
rufung oer ^eiligen erHärten fie für CSo^enbienft. Die itir^e über^au^ voax i^nen
3ur Sabqlon ber ^oiaIi)pfe getoorben, hn ^apfte fa^en fie oen SlntiArift. Dagegen
galt i^nen ü^re (Bcmcinfd^aft nur als bie Statte, ba ftd^ ber (Beift offenbart. (Er offen« 40
oart fid^ burd^ bie ^rop^eten ber Seite unb Ifinbet bas Aommenbe* aber auA jebe
anbere 5Regung im $er3en ber (BKubigen ift feine Offenbarung. l)iefe Offenoarung
bes ©ciftes erfe^t bie laufe, fie ift bie 2lufer{tc^ung ber loten unb bas ^arabics, ein
anberes ift nic^t 5U ertoarten. 9(u^ bie $ölle tft ni^ts als bas Setougtfein ber Sünbe.
9lur eine unmittelbare 3lnioenbung bes pantbeiftif^en (Brunbgebanlens toar es, loenn ^
bie Slmalrilaner (5ott ober ben ficib C^nfti [d^on oor ber ilonfehation im ÜBrotc bes
Slltars fein liegen, ba i^nen (Sott unb bie Dinge eins maren; ober roenn fie fagten,
(5ott ^e ebenfo in Ooib roie in Sluauftin gcrebct, ober (D^riftus fei in feiner anberen
9Beife (Sott getoefen, als rote jeber anbere äuenf^. Der Sa^ 9Imalrid^s, bog ben in
ber Siebe Stebenben feine Sfinbe jugered^net merbe , er^lt leine Deutung burc^ ben 60
So^ ber Smalrilaner, bafe ben im ©eijte Stebenben §urerei unb anbere Seflcdtung
nic^t }ur Sünbe gereid^e, roeil jener (Seift, ber (Sott ift, oon bem (^pteifc^e unberührt
bleibe unb ni^t fflnbigen lonne, unb roeil ber SRenfA, ber ni(^ts ift, ni<^t fünbigen
Ibnntf fo tanae jener Seift, ber (Sott ift, in i^m fei. Diefer toirle alles in allem. Doft
bie freie finnlid^e £iebe unter bem Sd^ilbe biefer unb i^nli(^er Sä^e bei ben SlmaU &5
rifanem (Einlaj} gewonnen unb fi<^ behauptet ^be, ge^t niAt nur aus ben gleichseitigen
Senaten ^eroor, fonbem loirb aud^ burd^ ja^lreiqe 3^U9niffe Aber bie Seite bes freien
(Seiftes beftotigt, in roel^er bie Seite ber Slmalrilaner i^re gfo^^^^ino f^^^*
*reger t (*auif).
IReol'tfitcvUopdbie fflr X^cologie unb ((ir^^e. S. 91. I. 28
434 Smoiihtid Wm^ia
Kmanhn», gelt. 661 (?). S^iogrop^icn üonSaubcmunb uubTOIo ASBII 6.7J0ff.
«cttbcrg, «..®. 2)cutf c^Ionbä I, 554. II, 507 f. ; 2friebri(^ , Ä..®. 3)cutf(^Ianb8 H, 322 ff. ;
Smedt, Vie de St. Amand 1881 ; Gosse, Essai sur St Amand. 1866; &xaxt>, ivofc^ottifd^e
^iffiondÜT^e 1873; ^. ^aucf, m. ^eutfc^Ianbd I, 269 ff.
6 Slmanbus entflammte einer oome^men romanMen Familie Slquttaniens. (E$ toirb
3a6r in einer 3^ne auf ber Stabtmauer oon Sourae$ gelefit f^ab
Slufent^alt in 9{om, loo^in t^n SInbaAt unb Sere^rung loteber^olt ffll^rten, burc^ eine
10 Srfi^einung bes ^oftel ^etrus oeranla|}t loorben fei, \xäf ber Se!e^rung ber Reiben
}u roibmen. Sin ber fränüfd^ « frief ifd^en Grenje, mo bamals noäf QE^nftentum unb
$eibentum mit einanber im Kampfe lagen, Beaann feine ÜRiffionsorbeit. Um 626 ift
er in ber Umgegenb oon Cßent in X^ätigleit. Die (Enoartung, baj} ein ®efe^ bes itSnigs
Dagobert I. über 3ii><^n9$taufen unb ba$ Serfiot bes ^eibentums aröftere (Erfolge für
16 bie aRijJion bringen tofirbe, toar eine bittere Xäuft^ung. 93on ber 9eioni|(^en SeooHe»
rung mtB^anbelt, oon feinen (Sefobrten oerlaffen, aujjer ffanbe etroas roeiteres }u eneid^en,
als losgelaufte Sllaoen }ur Xaufe ju brinaen, oerliej} er unmutig bas fianb unb roen^
bete fi^ fübioarts jenfeits ber Donau in bte Süpenlanber oon jtfimt^en unb Zirol, loo
er ben einbringenben flaoifc^en Stammen bas (E^riftentum }u prebigen untemobm. SIber
20 au^ ^ier loaren bie (Erfolge fo gering, bag 91. boc^ oorjog in feinen alten SBirlungs^
Ireis jurfld^ule^ren. Slbgefe^en oon einem hirsen 3^Urttu^» loä^renb beffen er oon
Dagobert I. oerbannt aus (ßrünben, bie uns ni^t belannt finb, bas fianb oerlaJTen
mugte, ^at er l^ier befonbers als Jttoftergrünber geroirlt. Die iReid^tümer bes oon t^m
gr bas (Ebriftentum geroonnenen SHIoioin, genannt Saoo, boten t^m ba5u bie SRittel.
26 Siele JtlBjter merben mit bem 9lamen bes Slmanbus in 3uf<^Tnmen]^ng gebracht, naif'
loeislid^ ift es aber nur oon breien, bag Slmanbus fie in bas £eben gerufen fyA, jmei
in (gent, Slanbinium (St. Pierre au mont Blandin) unb (Sanbaoum (6t. Saoo)
unb fobann (EIno bei Xouma^ (6t. Slmanb). 93on 9Bt(^tigIeit loar, bag er in feinen
6tiftungen bie 8enebffiinerregel einführte. 647—649 befleibete er bas Sistum in
ao 9Raftri(9t, bas frfl^r in Zongem, bäter in SMi^ fi(^ befanb. Der J^apft benfi^te ibn,
um bur^ feine Sermittelung bie meriennung ber römifc^en 6qnobaIoefqIfiffe gegen Sie
SItonotfieleten feitens ber fränlifd^en SiU^öfe ju geroinnen. 3n feinem Sprengel fanb
er bei bem 5tlerus ben ^eftigften SBiberftonb gegen bie oon i^m unternommenen 9{e=
formen unb au^ bie ÜBele^rung ber Reiben ma^te leine roefentlic^en grortf^ritte. 6o
86 reifte in i^m ber (EntfAIug, fein bifc^oflii^es 9lmt aufsugeben. Sergebli(^ ermahnte i^n
^opft 3Rartin jum SIeiben unb sur Slraoenbung ftrenger 3w^t^ö^reaeln gegen bie
unge^orfamen (peiftlid^en. (Er begoä fi(^ nunmehr roieber in bie fneftf^en Snifftons^
geoiete an ber unteren 6^elbe, oon ba na^ 6panienju ben Saslen unb lehrte enbli<^,
unbefriebigt oon feiner SBirffamfeit, in fein Alofter (Elno ein, roo er geftorben ift, na^
40 ber gemö^nli^en Slnna^me gemäg ben Annal. Elnon. maj. 661 (MO SS 5. Sb
S. 119). Sein lobestag ift ber 6. gebruar (f. DeHsle Memoire 6. 109). 6ein un--
^eifel^aft uneAtes üeftament oerflu^t biejenigen, bie feine (Sebeine toegffi^ren u)ürben.
äBie er felbft als äBunbert^ter, fo tourbe fein (&rab als äBunberftötte gepriefen.
£). iBBerner.
45 Kmanbui^^ 3o^<^nn, Sluguftiner, fobann ^rebiger in Aonigsberg i. ^r. ]. %l'
bre^t oon $reugen 6.313,43.
Uma^ja, Äönig oon Z^ia, — 2Äa 14,1—20; 2a^r25, 1— 28; ögl. bicS.99, ss
angeführten ©«riftcn oon Äö^Icr II, 2, @. 221—223. 350—356; ©tobe I, 6. 567—569;
ftittcl II, @. 245 f. 250 f.; SBcIl^aufcn, 3«raclit. u. jüb. ©cfc^ic^te, ©crlin 1894, 6. 83.
üO «masja, nn;^:u^^, au^ ^::^m (2 ftg 12, 22; 13, 12; 14, 8; 15, 1). 'Afieoaiag,
'AjMzaiag, So^n bes 3oas, ^at nait frühem 2lnfa^e 838—810, m^ Dunrfer 797—792,
na^ SBell^ufen 800—792, nad^ ftamp^aufen 796—778, nad^ §ommel 799—773
regiert. (Er !am 25 !icif)xt alt auf ben X^on infolge ber (Ermorbung feines 93aters,
bie er alsbalb an ben Üi^atem, löntgli^n !Dienem, rä^te. Dabei niirb als bemerfens^
55 niert ^eroorge^oben, bag er im (Einnang mit bem (geböte Deut. 24, 16 beren itinber
oerf^ont ^. SlmcQJa unternahm bie äBieberuntenoerfung bes unter 3oram abgefallenen
(Ebom, f^lug auA bie (Ebomiter im Saht^ale (b. i. roo^l in ber 3traba füblic^ oom
toten aReere) aufs ^aupt unb eroberte ben ^la^, melier „ber ^W* genannt marb,
Smajja Smiott 435
Don i^m aber ben Slamen ^oltü beigelegt beiam. (!Dag bies [d^tDerlic^ bas fpötere
$etro fei, jeiat Subl, (&ef(^t(^te ber (Ebomtter, Seidig 1893, 6. 34 f. 65 f.). 9lu(^ Slal,
bos na^^er Stfärja burc^ SBieoeraufbou }u einer juooif^n Stobt maAte (2jtgl4,22),
ma^ bur(| Slmojja erobett unb jerftört »orben fem. Dtx oon ber Uxaba öftM gelegene
ZetI (Eboms mit ben Stobten Zeman unb Sojra ift jebo^ bomals nid^t in Sie ^anbe 6
3ubQ$ gefommen (ogl. 9lm. 1, 11. 12; 9, 12). vlait bem Siege fiber Sbom fing
Slmajia int Öbermute einen itrieg mit 3$rael an, b^ fe^r unglüdli^ enbigte. 3^^^
oon 3$rQeI, ber ben SlmojJQ im Seiougtfein (einer ub^a^t juerft fpöttif^ ober bo^
gutmütig oufoeforbert ^e, 9{u^ ju galten, fc^Iug S[m(t3Ja, ber leine Vernunft hatte an«
nehmen tooUen, bei SBet«f^emef(^, na|m i^n gefangen, legte eine breite Sref($e in bie lo
3Rauer 3^^ufalem9 unb jSfycU bie oorgefunbenen <Sm^t nebft (Seifein ^inn)eg. !Den
9[mo}ja gab er mieber frei. SBas biefen 3U ber unfinnigen öerausforberung Ssraels
oeranlagt ^t, Iö|}t]i(^ ni<^t aufllaren. SieüeiAt bing bie Sa^e bamit gujammen, bag
Slmajia, mit bie Spronil erjo^Q, filr ben ebornttifd^en gf^Ibgug tsraelitifd^e uRannf^aften
gebungen, aber auf ben 9{at eine$ $rop^eten atebalb mieber entlajfen ^cAit, unb bag i5
biefe unmutig barüber im {ubaifc^en (Sebtete gepifinbert ^tten. Slmajja ift mie fein
93ater bur^ eine Serf^tobrung um$ fieben gebrad^t toorben. Die Urfad^e berfelben ift
nic^t überliefert SRan^e fu^en fie in ber oon ibm oerf^ulbeten fd^tmpflid^en ^t^
mfltigung 3ubas unter Ssrael. t>it Eingabe, bag Slmcgfa feinen (Beaner 3o<^ um
15 3a^re überlebt ^be (2 Äg 14, 17; 2 QP^r 25, 25) bilbet bei ber UnjuoerlaHigleit 20
ber fqn^roniftifc^n Angaben oes Jtdn^dbuc^es allerbings leinen entfd^eibenben (Srunb
bagegen, aber es Qiebt au$ ieinerlei Setoeis bafür. Der £ei(^nam Slmajjas toarb mit
ioniglic^n iSbttn tn 3^nifalem beigefe^t Das jtönigsbuc^ jo^It i^n unter bie beffem
Aönige oon 3uba, i^m nur bie Dulbung bes $ö^enbienftes ^ur fiaft legenb, mä^renb
bie CD^ronil angieot, bag er na^ bem Siege iiber bie Q^omiter bie erbeuteten C&ö^en 25
berfelben oere^rt fyibt (2 (£|[r 25, 14 ff.) unb aI[o oon 3<^oe abtrünnig aetoorben fei
(25, 27), niooon fie bos 9Riggef^td ^erjuleiten f^eint, bas i^n betroffen pat.
Smbon. Thiers, Dissertations eccl^aatiquee 8ur les principaux auteU des 6g\\eoB,
les jubez et la doiture du choer des ^gliaes, Paris 1688 ; Barraua, Notice sur les cnaires 30
a pr^cher in De Caumont, Bulletin monumental, Paris 1870, p.lsqq. ; Bohault dcFleury,
La Messe III. voL, Paris 1883, p. Isqq. u. tafeln (im folgenben gfl. citiert). S^gl. aud) bie
^crte über c^riftl. $(rc^äologie unb ^nftgefc^ic^te.
SBie ß^/M. auf ßalvo), fo ge^t äfißwv auf ävaßao) (ävaßaivoj) itya>. ä/bißdio
(äßißalva)) jurüd, unb ni^t tima auf ambire, mie SBalafrib Strabo, de rebus ee- 35
des. 6, u. a., ober auf bas lateinijd^e ambo, toie SRot^s, SBauIesilon I S. 89 an^
nehmen. Sc^on bie rid^tige (Et9moIoaie la|}t erlennen, ba^ ber Slmbon eine Sr^ö^ung
ift, ^u ber man ^inauffteigt. 3m ^rimi^en Gotteshaus wvti bamit eine SIrt Plattform
bejet^net, bie oerf^iebenen !^tdtn oienftbar gemaAt lourbe. Der 9lame begegnet fe^r
^uftg in mittelalterlichen Quellen, feltener in alt^riftli^en, bie neben il^m freili^ eine 40
9{ei^e oon f^non^men 9lusbrüden aufmeifen. (£m)rian ermähnt ein pulpitum, loas er
an einer Stelle our^ bas fonft au^ für ben ^fisraum gebrau&te tribunal erflärt,
unb Iä|}t erlennen, bag er babei eine (Er^ö^ung im Sluge ^at, toel^e bie £e!toren be=
traten, unb oon ber aus bie praecepta et evangelium Domini ber ^rijtlic^en (&e^
meinbe oorgelefen mürben (epist. 38. 39). Sufeb h. e. VII, 30 erjö^It, S3if^of $aul i.-)
oon Samofata ^abe für fi^ in einer jtirc^e au^er einem ^o^en Xbron au(b etn ßfjfjLa
als 9lebnerbü^ne errietet. Dag ^ier nic^t an bte ^albbeisförmige ^fis geoa^t toerben
lann, bie fonft au^ als ßijßia bejei^net toirb, erhellt fomobl aus bem 3ufammen^ang
biefer Stelle, mieau^ aus anbem 3^ugniffen. Soprebigte naq Sojomenus, h.e. yill,5,
3obannes (t^r^fojtomus ijtl rov ßi^juaxog xwv ävarvcoarcbv xa^e^ojuevogf unb loar 50
na^ bemfelben 9lutor, 1. c. IX, 2, ein ®rab angelegt tkqI rdv ä/ußcova' (ifjuu de
Tomo xa>v ävayycoar&y. C®or oon 2!ours fätlbert ben Slmbon in ber Airme dif'
{nrians ju jtartbago, ben er analogius nennt (Miracul. I, 94), ein 9lame, oer tn
9leutralform aua^ bei 3fibor oon Seoilla, etymologianim XV, 4 na^getoiefen loerben
lann, loö^enb es bei ^feubo*^iuin, de divinis ofiiciis pars IX, cap. 40 jroeifelbaft 50
ift, ob analogius ober analogium gemeint ift. SBeitere Se}ei^nungen für ben 3lm«
bon finb sugp^estus, solea (00^0), pvrgus hivgyog), ostensorium, bie teils an
bie S^rm, teils an bie Senoenbung btefes 9Ius|tathingsftüdes im itird^engebaube an^
Infipfen. 3nbeffen ieiner biefer Slusbrüde bürgerte \lq fo fe^ ein roie a/ißcm', am-
4ä6 tbnboit
bon, ambo, ber qu^ im (^an^öjtf^en unb (Englifc^n u. f. m. (Eingang fanb. 9}on
altc^riftli^en SAriMteUem, bie ftcp feiner bebienten, mag auger bem Jc^on enoo^nten
Sojomenus noq Solrates genannt fein, ber bes ä/Lißcov, als ber ^rebigtftötte bes
(E^foftomus, gebenit, mit ber Semerlung, bag ber berühmte jtirc^nmann unb ^rebiger
5 auf bem 9(mbon gefeffen unb biefen $Ia^ gerDO^It bobe, um oon feinen l^väßxtm
beffer oerftanben 3U roerben (h. e. VI, 5). Sen nomli^en Slusbrud unb bie nomli^e
9la<^rid^t bieten iDeiter^in au^ CEajfiobor, bist, tripart. X, 4, unb 9licep^orus (Tallifti,
bist. eccl. XIII, 4, bar. 3m 5081. begegnet ber 3lame ämbon fo ^öufig, Daft oon
ber Slufsa^Iun^ oon Q)eiteren Selegftellen füglid^ abgefe^en merben barf. SBertooU
10 ift es, bag Sftbor oon Seoilla, 1. c, tribunal, pulpitum unb analogium nö^
erflärt (tribunal eo, quod inde a sacerdote tribuantur praecepta vivendi. Est
enim locus in sublim! constitutus, unde universi exaudire possunt. — Pul-
pitum, quod in eo lector vel psalmista positus in publico conspici a populo
possit, quo liberius audiatur. — Analogium dictum, quod sermo inde praedice-
16 tur ; nam koyog Graece sermo dicitur, quod et ipsum altius situm est. (^Dürfte
au^ feine (Etymologie anjufe^ten fein, fo ift bo^ ri^ttg, oxts er Aber ben S^ed btefer
fl&egenftönbe bemern). Hus praftif(^en iRflqic^ten unter bas 3Robiliar ber iiir^en auf=
genommen, mar ber Slmbon oon ^aufe aus, fo fc^on ^u (E^prians S^Ü (fie^ oben),
Der me^r ober n>eniger aus feiner Umgebung ^eroortretenbe ^la|, auf bem bie mit ben
20 biblif^en fieftionen betrauten ^erfonen, namentli^ bie lectores unb ävayvcboTai, foroie
meiter, unb bies befonbers im Orient, bie ^falmenfänger, yaXral, i^res ^mtes roalteten.
Unter ben Serbienften, bie \x^ $apft Sixtus III. enoarb, n>trb au^ enoa^nt, bag er
ben 9(mbon ober suggestus in ber ^afilila Stberiana gef^müdt babe, ubi evangelium
et epistola canitur ^Platina, de vitis pontificum Roman. [1572] p. 49 sq.). Die
'-'& oIt< unb neuteftamentlt^en Schriften, nielc^e bie apofto(if(^en AonftituKonen II, 57 jur
fieftion oorf(^reiben, follen jum Sortrog !ommen bur(^ /uioog 6 ävayvcban^g kp* vcprfkov
xivog eaxa>g, 9luf ben 9lmbon oerl^ bie fog. fiiturgie bes (Ebrpfoftomus bie Sorlemng
bes (Eoangeliums oon feiten bes !Dia!onus (MSO 63, 910), ebenfo ^feubo^SlItuin,
1. c, u. a. !Die Senoenbun^ bes 9Imbons jum ^falmengefang beseugt 3. 5B. ein Se^
ao f(^Iug bes Aonjils oon £aobtcea, ber nur ben xavovixol xpaXxai geftattet, ben Slmbon
m befteigen (Gonc. Laodic. can. 15). SBo^renb no^ in ber aMot^oIif^en 3^^^ ^^^
SifAof ber eigentlid^e ^rebiger n>ar unb feiner (&emetnbe bas äBort (Lottes oon ber
Äatpebra ober 00m Slltar aus oerffinbigte, mehren Jid^ in ben folgcnben So^^^^unbcrten
bie (Grolle, mo bie Sifd^öfe bie ^rebigt anberen (geiftlid^en ibertragen unb biefe ben
35 Slmbon als Stanbort mablen, fo ein 9(r(^ipresbqter bes Sistums Aonftanj (Isouis
SangaU. de mirac. S. Othmari I, 4, MSL 121, 784). SBas bie »ifd^öfe felbft
oeranlagte, als ^rebiger i^ren SffXok hinter be5n>. bei bem ^tar mit bem auf bem
SImbon ju oertaufd^en, lögt fi(^ unf^oer erfennen. Ober follte es auf einem bloßen
3ufan berufen, ba| es namentli^ Sif^ofe oon grojjen ilot^ebrallir^en oaren, bie 00m
^9lmbon ^erci 3U prebigen pflegten? Um feiner §örerf^aft moaIi(Wt oerftänbli^ ju fein,
n)ä^lte, Q)ie f(^on ermähnt, C^rx)foftomus ben SImbon. t)erfe(be (&runb bürfte au(^ für
Slmbrofius (ogl. vita Ambrosii a Paulino conscripta 18), ?luguftinus (ogl. sermo
XXIII, 1), ?J5auIinus oon SRola (ogl. Uranii epist. de obitu Paulini) u. a. mafe=
gebenb gemefen fein. C&elegentli^ n)urben auc^ bie bif Aoflid^en (Erlaffe an bie C5emetnben
46 auf bem Slmbon befannt gegeben. 3n bejonberer SDBeife u)urbe ber Slmbon in ber
Sop^ienfir^e in Äonjtantinopel in 9lnfpru(^ genommen, xotm man i^n jur Äaifer=
bönung benü^te; nacQmeisIicq erhielten bort ^eraHius unb 6taurarius bas Diabent.
Diente jo ber Slmbon na(^ oerf(^iebenen Seiten ^in, fo oergag bod^ au(^ bas fpötere
WSi. ni^t feine urfprfinglid^fte SBebeutung. "^gü^ Snnocenj III. jie^t eine parallele
60 pif(^en i^m unb bem SBerg, auf bem ber $err feine ^rebigt ^ielt, ©enn er oorfc^reibt,
oag ber Diafon ben Slmbon jur 93erlefung bes (Eoangeliums befteigen folle (ogl. de sacro
altaris myst. II, 43). Dabei fe^t er ooraus, bag bie (Er^ö^ung ju^ei Slufgönge befi^t,
einen für ben Diaion mit bem (Eoangeliarium unb einen anbem für ben Subbiaton
(ogl. I.e. II, 42). SKan^ielt ftrcnge barauf , bafe bie (Eoangelienabf{^nitte auf einer bö^m
66 Xreppenftufe ber SImbonanlage oorgelejen n)urben als bie (Epiftelabfd^nitte, roeil, mie
§uao oon St. SJiftor betont, bie fie^re (Qrifti biejenige ber äpoftel roeit übertrifft
(ogl. Speculum ecclesiae 4).
Das^riftMe 9ntertum lennt nur einen einsigen 9lmbon in ben einzelnen Air^en, unb
au(^ im IDm. biU)ete bie (Einsa^l bie Siegel, oon ber nur größere unb f)ra4tigere(&ottes^ufer
^ eine Slusna^me mad^ten. Diefe, insbefonbere bie bif^oflic^en ^auptlir^en, finb es aud^, für
Slmboti 437
loel^e ftorl Sorromäus bie Einlage eines ^o^eien SImbons fKr bas (foangelium unb eines
niebrigeren für bie (Epijtel entpfiep. 3Bo man fi^ obex mit einem einjioen 9Imbon begnügt,
oerlanot quc^ er, ebenfo tote ^ugo unb ber ordo Romanus, baft ber ^plo^ für bie iSxyan*
gelienleltion um einige Stufen über bie Stelle für bie C^ijteueltion er^o^t ©erbe. —
(^agt man na^ bem Stanbort bes Slmbons in ben Qlt^ftli(qen unb frübmittelolterlic^en s
Aird^en, fo er^It man aus ben litterorif^en Quellen leine genügenbe SInttDort. $5^«
[tens lagt ber ^oneg^rifus bes Siaulus Silentiorius auf ben Slmbon ber Sop^ieniir(^e
in Äonftantinopel unb [einen (Erbauer, bie exqjgaaig xov äußcovog, erlennen, baft bie
ausgebe^nte Slnlage fi^ im 9RitteI|(^iff bes (Sottes^aufes er^ob oor ben S^ranfen unb
X^ren bes (I^ors ; unb ein (ßleid^es ©irb man für bie fonftigen 9lmbone annehmen lo
bitrfen. 3^^if^I^<^ WM es ober, ^^ ntan bei ber Sluffteltung biefes Air^enmobtliors
|t(^ me^r an oie £angsadbfe bes aRittelfc^iffes ^ielt ober aber me^r ben 9{aum smif^n
biefer unb ben an bas 9}cittel|(^iff an|gren5enben Seitenf(^iffen beoorsugte. Das leMere
ge[(^a^ jebenfalls in C5ottes^u|em mit jn^ei 9lmbonen, mo, oom (S)ox mit {einem mtar
aus geregnet, ber (Eoangelienambon re^ts, ber (Epiftelombon linls ju [te^en lam. SBie 15
bie St. (Hemenstir^e in Slom jeigt, mürben bie Slmbone gelegentlt^ in bie S(^ranien
eingealiebert, roel^e ben jtlerus oon ben £aien trennten. — 9Iu^ in ibren eingaben
über bas SRaterial, bie Sin^elformen unb ben S^mud ber 9lmbone fliegen bie litte»
rarifi^en Quellen fparli(^, fo oan man ein re^t ungenügenbes Silb er^Iten roürbe, toenn
man auger i^nen nic^t au^ auf monumentale 3^US^% oenoeifen iönnte. Geioig maren 20
oiele Slmbone aus $015 gefertigt, im einjelnen lagt \iä) bies no^ beifpielsioeife naA^
meifen an einer Slnloae in SRonte Caffino» bie unter ber 9legierung bes 9Ibtes Defi«
berius, bes fpoteren $apftes Siftorlll., entftanb (ogL Leo cardinalis episc. Ostien-
sis, Chronica sacri monasterii Casinensis III, 20). SRit (Elfenbeinplatten mar ber
alte älmbon gejiert, ben ber 9lbt Suger oon St. Denis um bie SRitte bes 12. 3<^^^- ^
mieber^erftellen lieg (ogl. Sugerius abbatis S. Dionysii, de rebus in admin. sua
gestis 32). Sieben (Elfenbeinreliefs rourben (Q>elfteine unb (Emails, namentli^ aber oer«
golbete Aupferphttten auf $ol3 aufgefegt bei bem Slmbon, ben Aaifer $einri^ II. bem
Wünfter ^u Slawen [(^enüe. Sgl. ^I. Z. 188. (Ebelmetalle unb loftbare Steinjorten
befanben \xä) in oerfd^ioenberif^er (Jfüue nac^ ber Sef^reibung bes ^aulus Silenttarius so
an bem Slmbon in St. Sophia ju RonftantinopeL Die meiften nod^ erhaltenen älteren
(Exemplare befte^n aus SRarmor, ber freili^ an ben bem Sef^auer sugele^en Seiten
^ufiGJ mit $orp^9rplatten, 9RofaiIen u. bgl. überüeibet ift ober 9{elief[$mud trägt.
^erfud^t man es mit ^ilfe ber ermähnten Slngoben bes (Tregor oon Xours unb
bes Silentiariers Paulus unb ber oor^nbenen SImbone unb Slmbonfragmente ein (6e« 35
jamtbilb oon bem ®runb«' unb Hufrig foioie oon ber Slusftattung ber Vorläufer unferer
ftanjeln ju jeii^nen, fo finb 5U ermähnen ein ^obeft ober eine Plattform, aus einem ober
meieren SUden gebilbet, oon (Tregor, 1. c, mensa genannt, bie auf einem an [einen
Seiten gefd^lo|fenen ober offenen unb bann geu)öbnli(^ aus Säulen beHe^enben Unterbau
ru^t unb oben mit einer ^rüjtung gefront ift, fomie ein ober ^toei !Xreppenaufgängen, 40
bie ju ber (Er^öbung binauffü^ren. SRand^mal er^ob fid^ über ber Srüftung no(^ eine
[äulengetragene Aui>pel, ä^nlic^ bem (Eiborium ober bem Aanjelbedel. — Der (Srunbrig
Des Unterbaues, glei^oiel ob an feinen Seiten gef^loffen ober offen, mirb als Quabrcd
ober 3ltäikd formiert bei gl. Z. 170; 178; 184; 185; 186, 2; 190; 192; 196;
199; 200; 201; 202; 203; 204; 206; 208; 209; 210; 211; 212; als Sed^sed:45
gl. I. 171; 189; 214; 215; als ilreis: gl. X 172; 176; 177; 179; 181; auf bem
Saurig oon St. (fallen oom 3- 3^0. 9lus unglei^en 5lreis[tüden befte^en bie (Srunb«
riffe bei gl. Z, 174; 188. 9Ius Säulen, man^mal auf einer ^lint^e [te^enb ober
auf fidmen unb menf^lic^en giguren rui^nb, fomie oben bur^ Sogen miteinanber oer«
bunben, fe^t fi^ ber Unterbau jufammen bei gl. ü. 175; 178; 184; 185; 186; 189; so
191; 192; 198; 206: 207; 208; 209; 210; 211; 213: 214; 215; 216; aus platten
ober 5DlauenoerI unb ^ilaftem, Säulen, Dreioiertel» ober §albfaulen bei gl.1. 170; 171;
179; 181; 190; 200; 202; 204. Die auf bem Unterbau bes Slmbon aufliegenbe S^i^t,
aus einer ober mehreren platten bejm. Steinen ^ergeftellt, toeli^e ben gugboben für bie ganje
3lnlage abgiebt, toirb in i^rem (Srunbrig entmeberber Subftrultion unmittelbar 00er mittelbar 66
angepagt, ober aber bur^ Sluslraaungen enoeitert. Dabei toä^lt man für bie le^teren in ber
9{egel ^albac^tedige ober ^albrunbe gormen. 2Bo berartige Sbtslragungen Slmoenbung fin«
ben, finb fie gemb^nli^ nur einfa^ unb bann an ber grontfeite, ober boppelt unb bann
on ber 95orber= unb 5Rüdfcite ber Slmbone oertreten, feiten bagegen an allen Seiten,
loie 5. ». im Dom 3U SJenebig. Sgl. gl. Z. 178; 189; 196; 199; 201; 205. 9Bä^ eo
438 JCmiott SItttfooftatter
renb nur lucnigc oon ben alteren (Semä^smönnetn ber Srfiftuna Cnoä^nnng t^un,
mel^e bte ^lamomt einfagt unb obfAIiegt, Bilbet fte Bei ben erbattenen SDlonumenten
einen integrterenoen SeftanbteU bes ^moons. 3^ ^^^ ^^ (St]ä)mad bei Serfertiger
ober ^luftrogaeber ^ö^er ober ntebriger aufgeffl^p W^^h^ f^^ ^^" oerablimg ob unb
5 mirb |te ^öuftg an ber Seite, nad^ loe^er fi(^ ber Sorlefenbe menbet, mit einem iiult
5um Sluflegen ber Sudler u. bgl. oerfe^en. Sr^ielten bie llmbone belocotioen ober oilb^
liefen S^mud. fo monbte fi^ bas 3ntere{fe ber itfinftler ^upt[ä(^Ii(^ ben grl&^n ber
Srfiftung ju. vlus prQlti|(^en ®rfinben lonnte eine Xren)e, auf oer man ju bem $obeft
^inaupeg, nid^t entbe^ merben. ^Die Anlage oonjaoei SlufgSngen entpfo^I ft(| aus
10 (Eno&gungen 5]t^ettf(^er 9latur, jumal bas (&efd^ bes ^otaUelismus in ber altd^riftlidben
Aunft eine mic^tige Stolle fpielte. 3^ ^^^N i^^inen ent fp&ter bie IiturQi{^*[mnbolif^n
9{efIe3cionen, mel^e bem 2)iaIon bie eine unb bem @uobia!on bie anoere Xreppe m*
mitjtn, ^in^gelommen 3u fein. Die 3^^! ber Stufen riil^ete fic^ naturgemöj} noi^ ber
$09e bes ^mbons unb bie fflnftlerif^e ®eftaltung ber Zreppenbrüftungen na^ ber ber
15 Sefamtanlaoe. — SBas bie (Sröj^enoer^Itniffe ber erhaltenen Slmbone betrifft, fo finb
bie altt^riftlid^en unb frfl^mittelalterli^en in oer 9{egel nic^t fo ausgebe^nt als bie fpot^
mittelalterli^en, eine SH^tfa^e, beren 9Bert freili^ nic^t fioerfc^j^ roerben borf. (Sx*
^Sfyct man boA au^ anberfeits, bag auf ber ^lotiform bes Smbons S^inrions ac^ £eute
unb auf bem SImbon 5u ftonftantinoptl foaar einige Duihenb fielen tonnten (f. oben). —
20 Die CEnid^tuna ber fd^on enoä^nten Uberoat^ung bes Smbons na^ %rt ber Siborien
bflrfte fiA loefentlid^ auf ben Orient bef^ränlt ^en; fi^ bejeugt ift fie ffir bie
Soj)^ten!ird^e 5u Aonftantinopel bur^ ben Silentiarier (f. oben), unb jebenfalls loeifen
aud9 bie er^Itenen Originale unb Slbbilbungen mit Au)ipeln fiber bem Slmbon no^
bem SRorgenlanb. »gl. gi. I. 181; 186; 189. — Die greube bes d^riffli^n «Uer-
^ tums unb aRittelalters, bie jtir^en unb i^ 9lusftattungsgegenft6nbe ju f^mfiden, iam
auä) an ben Slmbonen jum Slusbrud. Sluger ben [c^on genannten farbigen Steinarten
unb gli^emben SRofaüen toSfilte man Sfters Sieliefs, |fir bie menigftens ber gormen»
fd^a^ ber ^Ird^iteltur oon ^flan^en«^ Stanlen» unb Sttememoeri berange^gen mürbe,
menn man nid^t ju bilbli^n Darstellungen griff. Dabei laffen fiq namrliq auA ^ier
^ mie auf anbem oenoanbten (Bebieten beflimmte burd^ bie 3^i^ ^^^ ^^ ^ bebii^te
Znpen oon DarfteÜunaen unterfc^eiben. So meifen 4 (Exemplare }u 9{aoenna, bie mo^I
aUefamt bem 6. 3^^9- ange^ren, ein lafettenartiges 9Rufter auf, unb wtAtn bie ein»
jelnen ^^Iber ausgefflllt oon Schafen, $trf^n, ^auen, Xauben, Snten unb griffen,
oereinjelt au^ oon mSnnlic^en unb roeiblidpen ^eiligen. Sgl. gl. Z. 172; 174; 176;
35 177. Drei »mbone in SSeffaloniA, oiellete^t no(^ Im 5.3oW- entftanben, befi|en in
i^rem Unterbau SIenbariaoen mit uRuf^In, gu Denen in einem galle giguren ^inju«
treten, SRaria mit bem itinbe, Wirten unb URagier, in i^rem Oberbau oetoratioe unb
fnmbolif^e Darftellungen, fo bas ftemförmige SDlonogramm. SaL gl X. 170; 171.
». S^ul^e, ard^äol. ber aüd^r.ftunft S.1315iq.38. Die SJerferttaer ber ftabtromif^n
40 Slmbone, paanoeife in S. (nemente, S. 3Raria tn Cosmebin unb wacoeli fomie S. £o»
renjo f. 1. m. oertreten, aber ni^t über bas 12. 3^^^- binaufreic^enb, oerjic^ten auf
bilbli^n Sc^mud unb beforieren bie bem Sef^auer jimele^rten gflac^en nur mit ^i::
laftem ober fiifenen [oroie mit farbigen Steinplatten unb ^wofaüen. Sal. gl. 2. 199—205.
Umgefe^rt loä^Iten oie itfinftler, mel^e befonbers im 12. unb 13. 3<^^^- f^ mittel»
45 unb oberitaIif(^e Air^enja^Ireii^e fäulengetragene 9lmbone f^ufen, jum S^mud ber
SrQjtungen geiod^nli^ 3RarmoCTeIiefs, bie fie mit biblifi^n Scenen unb |int&ilblt(6en
Darftellungen, fo ben (Eoangeliftenhmbolen, ausftatteten. 3n erfter fiinie tft babei 9lu
folaus ^ifano gu nennen, »gl. gl. I. 190; 206 ff. Jlls Iröger ber fiefcpulte geigen
bie Slmbone nid^t feiten einen ^ler, auf einem Cbemplar in Sologna als 3o^annes
öobegeii^net (gl. Z, 191), oon bem SJerfaJfer bes Rationale divinorum officiorum,
Duranbus, bur^ ^f 18 (17), 11: volavit super pennas ventonim erllart, ber gu^
glei^ auc^ bie Seoedung ber ^ulte an gefttagen mit einem linnenen ober feibenen
lu^ bejeugt. »eifpiele: gL 2. 190; 192; 194; 195; 205; 210; 211; 215. —
Die meiften erbattenen Slmbone begeanen auf italienifc^em Soben, für Deutf^lanb
55 fommen Qauptfä^liA Slawen (f. oben), bie £iebfrauen{ir(^e gu ^alberftabt unb bie 92iIo^
lauslopelle ^u 9Binoifc^»2Ratrei in Setra^t, im aangen aber mentg Szemplare, oer»
8 liefen mit ben fiettnem unb Rangeln (f. b. 91.), bie in unferm Saterlanb meite Ser=
reitung gewannen. Wfolait« SRftner.
Smbroftanrr. $ch)ot, ®cf(ftid|te ancv 5t(i)fter» unb JRitterorben, auö bem J^raujöf.,
^ 8 53bc, iici^j. 175:t, 2., 4. u. ö. «b.
9mfcrofiiwer 439
Obcritdicns unb Sjpantcns entftanbenen ^icron^mften (f. b. ?lrt.) ben öteronnmus. 3u
einer über bie (Etjbioceje 3RailQnb ^inausretd^enben Sebeutuim gelangte nur Sie äßefte 5
biefer Srflberfc^aften, bie Fratres S. Ambrosii ad Nemus (9int0ro|iu$brflber am ^oin),
benannt na(^ bent oor ber SRailanber Porta Cumena geleaenen ^aine, in wtliftm
9lmbrofiu5 }um 3^ede bef(^ulid^er Surfldgejogen^it jetoetlig M aufjii^Iten pflegte
(laut f. eigenen %igabe : De bono mortis 3, 11). $ier follen in oer erften ^SKte bes
14. 3a^t^unberts brei fromme SRailanber: SIeae. (Erwelli, Sllberto Sefi»t unb flntonio 10
^etrafancta einen herein 311 gemeinfamen Slnbad^tsäbungen gegriinbet |aben, loel^en
bann d&repor XI. 1375 auf (Srunb ber Reg. Augustini p^Ii^ beftStigte unb jum
Üraaen etner befttmmten OrbenstraAt (laftanienbraune Xunica mit Aofn^en k.) foniie
5ur 9[b]^ltung oon (&otte$bien[ten mq ambrofianifc^em Slitus oerpflu^tete. (£tntae biefes
9litu5 \ii) niäfi bebienenbe vlmbrofmS'Srüberf^aften, wüä^t miSft ober loentaer un« 15
abhängig oon biejem SRailänber SRutter^fe entHktnben u)aren — nSmlid^ eine ge«
nuefifcQe, eine umorifi^e in (Eugubio unb eine ju Slecanoti bei Sncona (unter bem be«
fonberen 9lamen ,,9i[pofteIbrflber" ober Apostolini) burc^ einen geunffen ^lacibus
(t 1348) erri^tete — oereinigten fi^ in lir erften $8Ifte be« 16. 3öW- ^" i^^^
äRailanber ^aufe ju einer Kongregation, loel^ (Eugen IV. 1441 als Congr. S. Am- 20
brosii ad nemus Mediolanensis beftätigte. 9la^m biefe fflblt^eren Sereine Q>egen
9lt^nna^e bes ambrofianif^n Slitus (ben bas SRailSnber 9Rutter^u9 i^nen auf«
5ubrangen fu(^te) oorfiberge^nb fi(^ losgetrennt unb ju einer ouguftinif^ regulierten
,,Samabas«itongregation" (Congr. S. Barnabae Provinciae Marchiae et Januae
sub reg. Aug., 1496) !on|tituiert ^en, gelang 1589 unter Sixtus V. bie SBieber« ss
oereinigung beiber unter bem Dofipel * iRamen Congr. fratrum S. Ambrosii ad
nemus et S. Barnabae sub regula Augustini. ^apft $aul V. oerfa^ biefen tom«
binierten SImbrofius« unb Sama£is«£)rben bur^ eine SuIle oom 3- ^606 mit teil»
n)ei[e neuen ^rioilegien. WIein ni^t fe^r oiel fpoter, unter 3nnocen3 X. (1644—55]), er«
folgte auf (Srunb eines überhaupt alle Ileineren unb ärmeren monafttf^en Kongregationen ao
be^itigenoen Gefe^es feine befinitioe Sluf^ebung (ogl. ^eüjot, Sb. II u. IV, fou)ie
bie betr. pöpftl. Süllen im Bull. magn. Rom. I, 289. 360. 467; III, 194).
9lur oon IoIaIIirAIi(^er (fpejtfif^ mailSnbif^) Sebeutung Rnb bie brei übrigen,
ben 9lamen bes ^. 9lmbrofius ffi^renben Srflberf(!^ften, beren bie jt(& bes 15. bis
17. Z^xf), gebenft, nämli^ 86
a) bie Schola S. Ambrosii s. Oblationarii, ein aus bejahrten SRSnnem unb
prrauen gebilbeter 93erein ür^Ii^er ^frfinbner, oerpflii^tet ju gemtffen ^ilfsfunUionen
bei ber ambrofianif^en SOtegfeier, iusbej. jum ^erjutraaen ber Opfergaben (oblationes,
beftel^enb aus $o|tten unb roeij^em SBein) bis an bte Sltarfturen unb jur Übergabe
berfelben an ben celebrierenben ^riefter (na^ altmailSnb. 9({tus); ogL Sonanni, 40
Catalog. ordd. religg. III, 68—75 u. $el9ot VIII, 301 ;
b) bie Slmbrofianerinnen (fttofterfrauen oom Ordo S. Ambr. ad Nemus), ge*
ftiftet um 1475 burä Aa^arina 39lorigia unb 3uliana aus ^urefeHi in ber 9tfi^e oon
^allanja ; fpöter bef. oon (£arIo Sorromeo inrotegiert, feboc^, mie es fc^eint, nur auf
bie genannte eine Stiftung am £aggo 3Raggiore bef^r&nlt geblieben ; 45
c) bie ®eno{fenfd^aft ber Oblaten bes f). S(mbro[ius, geftiftet oom oben genanntem
erjbifclof (unter Seftötigung (Sreaors XIII. 1578) in bem ilollepiat^oufe di San Se-
polcro in SRailanb, einem £iebungsn}obnft^ Sonomeos (mit etner eigens für biekn
befttmmten !^t\U, bie er als feine „SBonne" [deliciael ju besei^nen pflegte). Die
nai) 3^fuitenart bem Sr5bi[(^of ju unbebingteftem C5e^or|am oerpfltc^teten 3n[a{fen — 50
feine „f^reimillioen'', mie er fie gern nannte — ^tten au(^ i^r ^rioatoermögen (ober
eoentuell i^r ^frflnbeneinlommen) feiner obei^irtli^en SIuJTi^t ju unterftelten unb
u)urben oon i^m pr Unterftü^ung feiner 3Ri|fionen, Seelforget^gteit, SSifitations»
praxis, £iebesarbett, über^upt „ad functiones ecclesiasticas quaslibet cuilibet
ecclesiae praestandas'' oenoenbet. Die Stpung, mtUft ungeffi^r ein SRenf^enalter 55
md) Sorromeos Zobe (ca. 1620) no<^ 200 URitglieber jaulte, fyA fu^ bis in unfer
3a^r^unbert er^lten, mürbe aber 1844 (bei einer Stirie oon nur no^ 16 SRitgliebem)
aufgehoben. — Sgl. Acta Ecel. Mediol. a Carolo Arehiepiscopo cond., Milan.
1599, foroie ©iuffanos Sonomeo*Siograp^ie, X 4. SiiäUx,
440 Stnirpftatttfdier (Befotig
Slntbrnfianifdicr Kffaufl.— (i(. %. S^tixä, fturclius Umbrofiuä, b« „SüKr be«»ir(^ii.
flcfangee", ^eiburg, ^etbei 1893; &. fl. Söttlin, 9i^0ä)tt bct ÜRufit, S.SIufl., ^cliu
1888; S'DTtlage, @efangc Adftlit^r %or|dt, SBcrUn 1844; @d)toficr, DU Sir(i)t in iÖKit
Ciebcrn buvt^ alle Sn^r^unberte, aBoing 1851; Daniel TheMurus hymnolc^cus, 5 jlc,
5^aae 1841ff.-, aKone, Saleinifd^e ^^mncn bcS fflUttctalferS, 3 »bc, greife. 1853f|.; Ebert,
HUgemeinc ®e(*i<!6te bcr aitterolur bcS aBHtetdlerä. 1. Sb, 2. «ufl., Seipjifl 1989; 3. Sa^fcr,
«tUtagt jiir mt]iif\ä)U unb eiriBniiig ber Blttfttn fiiri^en6?inneti . 2. »ufE., ^aberb. 1881.
!Dei burA^mlnofius, Silc^of oon ^ailanb 374— 397, geregelte unb in bic a&cnb=
lönbif^e Jtii^e einaefü^rte t^iguralgefang, ein (^D^mtf^ melobiJAti (Bcmeinbegefong.
11) SBie nii un$ biefe (eine biei ^Q^ipl^igcnfäiiiften, »o^t^mus, nnelobie unb (&emeinbe=
mögmletl nä^ ju benlen {)al)cn, i|t nod) 5u ermitteln: bet ®e|ang [elbft enoui^ aus
ber Seibinbung bes ölten itricdfitdien 'Inn[g!tem9 mit bcr ftia|lia| übetliefetten tß|al=
mobie, unb StmBrojius Dolljog, ongeieot btut& bte |qri[i^'ntorg(ntSnbi[i^e Htn^, biefe
Seibeljenin^ ber uRuftf im ^ottesotenfte, inoem er untei [oigfälttger Sea^ltung bes
15 aJlettunts eme tf|i)t^Tni|(f|e, Denn <mi) ooieiit mit unDoHfomniene unb, roie es %eint,
auf lange unb tune IBne fic^_ be[(5tänlenbe Sentegunfl bes ffie|angB unb mäfeig mo'
bulieite SWelobien 5er|tellte. öierous ergab [ii^, gegenüber einem eintönigen ober regeU
lo[en SlerUataejang, bie (Eignung für einen beöegt unb mit jjeltigfeit fortft^eitenben
wfang ber (£)e[oniti|eit. SJorbent wfanb \iä) bei (gejang Döllig in ben $änben bes
3) (T^s ber Sänger {yiaXrai, cantores), auf beien ^falmenrecimtton mit geringer (Sf
^ung ber Stimme |amt t^rem eintönigen, tunftlolen Singen oon (gebeten bie (&e=
meinbe nur in furjen Strophen ober (^i^tiegenb Slntmort ^ab. WH notier jlrieube
griff bos 3(Dlf nai) ben ambrojionifi^n äßeifen, in iDelAen bie melobienieii^en ftlänge
bes griedjil^en ©cfongs mit ber ganjen mufitalifdien SBeltblttung in ber Serflärung
K unb 9leuge6utt burc^ ben ttirittli^en (Beift fi(^ roteberfonben unb foroo^I bie größere
mannigfaltigleit als ber melobif^e Sc^mung unb r^t^mif((|e XoU fomt ber oon bei
griet^. Atii^e entlehnten ^oim bes 3Ge<|fe^efangs (pifqen Snönnem unb grauen,
(Semeinbe^ören, iSemetnbe unb S^or) lebenbig anaog. 1)09 grie^ifdie ttonfqftem louibc,
Don feinen (Entoitungen geieintgl, in folgenben otet 3j)narten aufgenommen : ber bo'
30 lifdien (I>— d), ba p$r^i|i|en (E — e), ber Iqbifctien (F — t) unb mizolqbtteen
(O— g) ; bo[^ ^aben äaoM bieje profanen iSIemente, nat^^er bis in olle ibre flon'
[eijuenjen entoidelt, bie Slotmenolgleit einer Sejorm ^erbeigefüBti Unter ülmbrofius
jei^nete fii^ b*t ^riftlii^e ffiefong ebenfo burtli Cieblii^Ieit, oIs bur^ erhabene 9Bürbe
unb eble (Eiirfalt aus ; er ^otte eboos aufeerorbentlii^ ßortea unb ffientinnenbes unb
85 rührte, mie Sluguftin berietet, bie 3"5örer oft ju I^ränen. Confess. X, 33 : es
tDUlbe gelungen liquida voce et convenientiBBima modulatione ; unb IX, 7 : quan-
tum Oevi in hymnia et canticis tuis, suave sonantis Ecclesiae tuae vocibus
commotuB acriter!
äUs Xexte benü^te äintbrofius teils bte fi^on ooi^onbenen grie^. unb latein.
u Aomnen, in Strop^n geglteberte (SefSnge mit ober o^ne 9tetme ((£p^rom f ^78,
Öilorius oon ^Joitiers f 368, ogl. aus ber ^riftli^en l^eit (Ep^ 5, 19; ftol 3, IG;
vjfi 5, 12 u. ö.), teils oerfo^te er eigene unb jnoi reimlofe („ambrofiani[d)e" ober
„römif^e") ö^mnen, bie nii^t blo^ über^upt eine metrifi^e aJerBolHommunq ber
^nmnusfoim waren, fonbein aud) in i^rer loo^lflingenben Sprotte lic^ befonbers innig
15 mit ber neuen melobifc^en Sanmoeife oeibanben. 3" ^^ ""'^i^ uielen uneif|ten unb
jmeifel^aften bem Sfmbiofius mrt Sii^ei^eü 3uju[^reibenben $i)mnen ge^öien : DeuB
Creator omnium, ogl. Aug. conf. IX, 12; Jam surgit hora tertia, ogl. Aug. de
natura et gratia 74 ; Aeteme rerum conditor, ogl. Aug. retract. I, 21 ; Veiii
redemptor gentium, ogl. Aug. sermo 372, 3 (Sulpei: 9Iu lomm ber Reiben ;geilanb) ;
ao oiellei^t aui^ 0 lux beata Trinitas (eDongelifd^ : Der !Du bijt brei in Sinig^
feit), Splendor patemae gloriae u. Apostolorum passio; in ber (Jolge [i^bffen fii!^
biefer weife on ^lubentius, Melius unb Sebulius t 459, (Ennobius (SBif^of ju
%ioia t 521), gortunotus f 600 u- <>■ ^^' $qmnen [inb bie Qieber bes [iea^often
e^ftengloubens, b« Urgefong bes C^riftenrums mit all fein« roeltübenoinbenben
55 (Energie, gerbei ^t fie juerft loieber gerühmt, Sortlage unb Sc^loffer fie überfe^t,
S. ^obein, 3B. o. Sinroioslq. — 6e^ rafd) oerbreüele fii^ ber ambro[iani|^e ßetong
filier bas ganje SIbenblonb, bas er tm 5. unb 6. 3o9>^I)U"bert ols (Semeinbegefang
solI[tönbig be|enfc^e, bis ollmä^lidi eine fo neltförmige, gejierte unb teilroeife ro^e
3Bei|e einrig, bog bie gegen l£nbe bes 6. So^^^uxberts ^eroorgerufene giegorionifi^e
00 9teform ben eigentltdien ^qmnenge[ang aus[$lie§Ii^ bem Alerus jumies unb übet'
ütttiriiftatttfil^ft (Sefattf) üttthrofuifiter 441
f)a\tpi ber ftrcngere fog. gregorionif^e ftir^engcfong ben Qmbro|iQntf^cn faft auf ein
gonses O^^^ufenb Derbtöngte. SoxDol^l in mebbt|(^er als r^qt^mif^er Sejiebung ^atte
ber festere eine raffiniert erfünftelte unb überfeinerte SRanier angenommen, bei melier
Don ber alten (Einfachheit unb eblen äBfirbe xoenig übrig loar. Der frif^e rbqt^mif^e
<Semeinbege|ang bes SReformationsjeitalters, meift aus bem Soben bes SoIIsgefdngs 5
erma^fen, fann menigftens teilmeife als äBieberenneduna bes alten Slmbrofius gelten:
mie benn bie eoang. Air^e in oerf^iebener "S^vm in i|iren Air^enorbnungen ($amb.
1529, fi. fioffius 2C.), bie „feinen hymnos Ambrosii, Pnidentii etc." ausbrüdflid^
resipiert ^. aw. ^etolb.
Slmbrofiantff^cr Sobgtfang f. Te Deum. i„
ambroftttftcr. — MSL 17, 39—508 (Äbbrurf ber »launner*?lu<Jgobc 1)üu1690). Am-
hroeii opera ed P. A. BaDerini Tom. UI (Mediol. 1877) p. 349—372, 971-974; J. B.
Pitra, Spccilegium Solesmensel (Paris 1852) p. XXVI-XXXIV, 49—159,567 88.; Sixti,
Senensis bibliotheca sancta (1626) p. 242, 660—706; Oudin, Comment de scriptor. eccl.
(Lipsiae 1722) I c. 481 ss.; gflofcnmüttcr, bist. Interpret. III (1807) 589 ss.; 3. J&. ÜRcinfen^J, 15
.'pilariu« uon ^oirtcr« (1864) @. 273 ff.; Reifferscheid, Bibl. patr. lat. ital. II (1871)
@. 41 6 ff.; 3* fangen, Conmientariorum in epistolas Pattlinas, qui Ambrosii et quae-
Htionom biblicarum quae Augustini nomine feruntur scriptore dissertatio, Bonnae 1880;
bcrfelbc, ©cf^i^tc ber röm. Äir*e I (1881) 599—610; R B. ßwete, Theod. Mopsvest.
comment, 1. ob, Cambridge 1880 @. LXXVHI, 2. SBb (1882). @. 351; 3. ß. Sacobi in2<»
®9?l 1881 @. 1185—1203; ißirf^l, fic^rbu* ber $atroI. II (1883) 382 ff.; SJlarolb, SJer
5rmbrofiQftcr nat^ Sn^alt unb Urfprung, SwX)^ XX VU (1884) 6. 415—470 ; ®. ^üger,
l'ucifer tjon daloriS (1886) @. 89 f.; @. ©erger, Histoire de la Vulgate pendant les
Premiers si^lcs du moyen age (Nancy 1893) p. 5. 118. 139.185; Söarben^cwer, ^atrologic
(1894) 6. 404 f.; Rh. Mus. XLIX, 316f.
9Imbro|iafter nennt man bie ge^altrei^en Commentaria in XIII. epistolas beati
Pauli, tDel^e oon ca. 850 bis auf Crasmus bem Slmbrofius Don SRailanb 5ugef(^rieben
3u tDerben ^yfleaten. Diefe no^ immer ni^t gan5 ausgeftorbene 9In[i(^t f^ai in ber
alteren äberlieferung leine Stü^e; [ie fAeitert an bem obioei^enben Sibeltest, bei
93erf^iebenartia!eit bes Stils, ber jtoiefacqen SReinuna über bie ^erfunft bes ^ebraer« 30
briefs, ber bifferierenben Stellung 5ur grie(bif(^en fittteratur unb man^erlei anbem
Diffonansen. Cbenfo toentg !ann aber ber Slmbrofiafter, rotnn man oon ber allein«
fte^enben 9{e5en[ion bes cod. Corbeiensis abfielt, eine erft um 800 oeranftaltete
5tompilation fein. 93ielme^r beseugt ber cod. Cassinensis, in bem ber 9{dmerbrief
freiließ fel^lt, ba| ber ftommentar oor bem 3* ^70 f^on bie fiberall fonft überlief erte 35
(Beftalt ^aüt, f>tx Sibeltext ift ein^itli(^, oorl^ieronqmianif^, unb jxoar ber aus
^uguftin unb bem cod. Brixianus belannten „italif(^n" Slepeniion anpe^örenb. Die
älnt^ropologie ift naio^oorau^uftinif^» bie Sf^atologie noc^ (^tliaftifA, bte anti^etif^
^olemtf ©eijt überall auf bte 3cit um 380, oas Filioque fel^lt 9lo^ genauer ©irb bie
2lbfaffungs5ett beftimmt bur(^ ad 1 Ti 3, 14 : ecclesia . . cuius hodie rector est 4o
Damasus. %n eine 3nterpolation ift l^ier ni^t ju beulen; bie ^ßorent^efe erflört fid^ am
beften, menn ber Serf affer balb na^ ben Sntf^eibungen C&ratians gegen ben f^ismatifc^en
Sif^of Urfinus (375 unb 378) f^rieb. 2luf biefelbe 3eit ffl^rt ad 2 Th 2, 7 novis-
sime Julianus . . coeptam persecutionem implere non potuit, quia desuper
concessum non fuerat (363). Die 9Borte ju 9{ö 12, 11 in hoc tempore quo 45
pax est fuhren uns aber über bie SSorgönge na^ ber Qä)laä)t bei 9lbrianopel hinaus
5u ber Untenoerfung bes gefamten C5otenoolIs ben 3. CHober 382. Damals ^errf^te
au^ im äBeften Slui^e. ^ierju ftimmt, bag bei 9lmbrofiafter ^ufig oon bem SBioer»
tanb ber gentiles (feiten pagani genannt) ge^en bas (E^riftentum bie 9tebe ift, bag
pesiell ber römif^e Äultus noä) als einflugret(^ erf(^eint. (Serabe im ^ci)x 382 be« 50
lieben bie ^eibnif^en Senatoren bie SBieberl^erftellung bes Siftoriabilbnines, xoö^enb
i^re ^riftli^en älmtsgenoffen an Sif^of Damafus ein entaegengefe^tes URemoranbum
richteten, bas biefer hmä) 2Imbrofius in bie$anbe bes Äaijers gelangen lieft- — ®n«
^ettli^!eit unb Sibfaffungsseit bes älmbrofiafter fte^en feft; na^ bem 9lamen bes Ser«
faffers aber ift bisher o^ne (Erfolg gefu(^t. 9DBeil Sluguftin im 3^1^^^ 420 ben Slnfang 55
htt (örflörung 5U 9?ö 5, 12 als SBorte bes sanctus Hilarius citiert (c. d. epist.
Pelag. IV, 4, 7), ^aben manche, unb no(6 neuerbings 3- 33. ^itra in ^esug auf bie
SRejenfion bes cod. Corbeiensis, im Slmbrofiafter einen leil bes oerloren gegangenen
442 Kmbroßftfter
ftommentars bes Hilarius Pictaviensis 3U ben 9leuteftamcntl. Spifteln fe^en mollen.
3. $. 9{etn!en$ unb SRoroIb hoben biefe ^qpot^efe xDtberlegt. C&rogen Serails er^
freute ft(^ lange bie Deutung bes ,,sanctus Hilarius'' auf ben töntifAen X)tafonus
oiefes 9{amen$, bet Parteigänger bes £uctfer oon Calarts loar. 6d^on ^tetaotus unb
5 Oubtn flirrten bie tnftigften ®rünbe bagegen an. Steuetbings glaubte £angen ben
^resbqter ({faufttnus, einen ®egner bes I)ama[us unb Serfaffer ber S^rift de trini-
tate (MSL 13^ 37—80), als Urheber bet jtommentare enoiefen }u ^ben. ^Iber
6til, CE^riftoIügte unb Sibeltext Jinb ju uerfc^ieben , unb ad 1 Ti 3, 14 ßu einer (gloffe
ju ftempeln, t)t ein l&exDaltftteiq. 93is auf roeiteres mirb man fiA babet ^u berufen
10 laben, bag ber 93erfaffer ein ^resbpter ber römif^en Air^e getDefen ift (mguftin fyii
DicüeiAt bellen Quelle, ben HU. Pict., citiert).— gtögU^ i|t au^ bas SSer^ältnis bes
9Imbro)ia|ter 3U ben p|euboaugu|tini|^en Quaestiones ex utroque testamento (MSL
35 2213—2416). fiangens 33er|u^, aus ben sa^Irci^en engen ^Berührungen beiber
Sd^en bie 3benttt5t oer Serfaffer 5U enoeifen, ^at eben|o xoenig allgemeine 9n=
15 eriennung gefunben, wk ber entaegenfe^te Qon SRaroIb, tDeil biefer bie Differensen
übertreibt (mie bie Quaest. lennt au^ ber ^mbro|iafter bie brei 3<'^<^nn^^^neTe :
MSL 17, 161 C, 182 A). — Der Slmbrollafter gehört nifit nur in antiquorifd^cr
$infi^ 5u ben intereffanteften SAtiftft&dEen bes Arimit^en sntertums, {eine (£xiat\t
$ au^ als foI(^e mettooll, fie jei^net |i^ bur^ JtlalQeit, 9lü^tem^eit unb (Sebanten^
20 reiAtum aus unb erreid^t einen im tfttectum {eUenen ®rab oon llnbefan^en^it unb
Obfeltioitöt. Den Spefulationen unb„6op^i|tereien'' berSrieAen i|t 9{mbro|ta|ter freilii^
bis 5ur Unbillialeit ab^olb. er loirft ii^nen foaar gfilfc^^tgen oes Stbeltextes xxn. Dle|e
Haltung erlläri |id^ mn|o aus ben bamoligen Iti^enpoIitif(^n Ser^Itnijjen (ogl.
9{abe, Dama|us 6. 122 ff. 137 f.), mt bie 9(nimoftt&t bes 9(mbrofia|ter gegen bie
25 Dia!onen aus ben Qon Hieron. epist. 146 gef^ilberten 3u[t&nben ber römij^en Sivcäft.
(61üdli^ermei|e erleid^terten bie|e Sin|eitigfeiten bem 5lommentator fein Seftteben, bie
^aulusbriefe |elb|t[tanbi^ unb unbefangen aus bem Zext |elb|t ^u erflaten. SBieber^
^olt bemerft er. oie hrdUi^n (EinridQtungen ^en |i(^ fett oet apo|toli|^n S^it
me|entlid^ oerSnbert. — Die ^ofiel feien faft fomtlid^ oer^iratet gemefen; ^ulus
3o|^reibe an (Semeinben, quia adhue singulis ecclesiis rectores non erant con-
stituti. Son Aftern 3nteref|e finb bie ^(usffl^rungen über bie ur|prüngli<!^e Se^
meinbeoerfaffung: erft fpSter outben fefte Otbnungen nStig. Primnm omnes doce-
bant et omnes baptizabant, quibuscunque diebus vel temporibus fuisset
oecasio. Omnibus inter initia concessum est, Scripturas in ecdesia ex-
ssplanare. 9ln bie Iqnagogalen QEinric^ngen ^en bie ur^n|tlid^en |i^ angelehnt Et
synagoga et postea ecclesia seniores habuit, quorum sine consilio nihil age-
batur in ecclesia. Quod qua negligentia obsoleverit nescio; nisi forte docto-
rum (ber 8t|^dfe) desidia aut magis superbia. dum soli volunt aliquid videri.
^resb^ter unb (l^ftopen maren urK^rünglti^ basfelbe, |ie |inb es im ®runbe no^
40 immer : beibe vicarii Christi . . . Uterque enim sacerdos est, sed episcopus
primus est; ut omnis episcopus presbyter sit, non tarnen omnis presbyter
episcopus. — SRi^t hnxä) Slpo|teI fei bie romi|(^e ©emeinbe gegrünbct, fonbem hmä)
etnfa^e credentes ex Judaeis. Romani susceperant fidem Christi, ritu licet
Judaico. Dann feien foIAe, bie riAtiger glaubten, ^injugelommen, unb nun ^tten
45 fi^ Streitfragen ergeben, übet bas gfleif(^e|fen, et utrumnam spes quae in Christo
est sufficeret, aut et lex servanda esset. Der 9lmbro|ia|ter teilt ni^t bie bis auf
i^t, als |ei ber ®a 2 beneidete
ed^terei gerDe|en.— Sticht ^etrus
9Iugu[tin ^rr|(^nbe unb noA^ fpäter oft oerteibmie 9In
itonfliit jmil^n ^etrus unb Paulus oerabrebete (opiegel
allein, aud^ Paulus fiabe einen ^rimat gehabt. Die Stigmata ^bes SIpoftels (&a 6, 17
50 beutet er xoeber auf Sie Se|<!^neioung, no^ auf Seelen!am;^e, |onbern Der|te^t barunter
bie Sterben oon ben SRih^nblungen. Dte „Cngel ber 6emeinben" in ber 9lpoIalm)|e
inb fl^m 8i|(^9fe. Die po^n SJorjüae bes ?lmbroJia]ter re^tfertigen es oollauf , oiafe
eine (Erllorungen neuerbings ni^t btog oon fot^oii|^en 5tommentatoren (Steit^ma^r) ,
onbem au^ oon eoangeli|^en (®omemann) einge^nb berüd^i^tigt ©erben. — Unter
55 ben ^anbfd^riften i|t auger ben genannten bejonbers bie um 769 oon bem St. 6allener
ÜJlon(^ 9Binit^rius ge[(^riebene (Komerbnef) intere||ant. Dag als 3Serfa||er bort,
xoie au^ |on|t oft, Örigenes genannt 0}irb, erilört |i^ aus einigen origeni|tt|^en
H^eologumenen. ©enauer ols je^ ©erben roir über bas SBerf urteilen fönnen,
nenn bie oon W. 3^m für bas CSEL oorbereitete Slusgabe oollenbet [ein loirb.
ütttirofittd eatttolktilettftd Umitü^u» t»im Statlanb 443
ümbroftu^ Camalbulenfi«, gejt. 1439. Seine «riefe gab m^ ©iortettc (Vett.
Scr. m p. 6—728) in weit Donftftnblgcrem Umfange ©anneto ^erau« (glorenj 1759, II);
feine Vit« fiftrieb ^c^u« ,,niit her mül^famften 3(u«fü^rli(^lfit'' (ebb.. t)or bcr eonnetif(ftfn
?lu8g ber Epistolae). 3n ba« redjte ßi^t fiat i^n juerft ®. SSoigt (^ic «öicberbelebung bcö
«äff. «Itcrtumö. 3. ?(ufr. 1893. 2 Jöbe) getücft; ügl. bef. I, 314—312; baju: t). JKeumont, 3
Lorenzo il Magnifico, »b I (1874).
2tmbroflio Irooerfari, geboren }u ^ortico bei glorcns 1386, feit 1400 im Älojter
Sta. Maria degli angeli, mürbe im ^afyct 1431 jum (Beneral bes (Eamalbulenfer*
orbens ermöfilt. 3n biefer Stellung ^t er, roeil bos nun einmal jum guten Ion ge«
^örte, bie „Reform", b. 1^. bie genauere Seoii^tuna ber 9?egel geforbert, bot fiA ou^ 10
geaen bie Seräugerli^ung be$ fiebens an ber 5lune gemanbt, ift ober bur^s ^opalift
geblieben unb ^at bies befonbers bemiefen, als er 1435 ab fiegat (Eugens IV. beim
Safeler Äonjil erfc^ien — „oon ben SJatem bes Äonjils, bie bas Keformmer! emft^
in Die $anb nehmen mollten, \\ft(ii) er nie onbers mie oon einer 3wfömmenrottung
maJ^nfinnioer Serbred^er, unb Sofel pflegte er bas roeftlic^ Sobplon 3U nennen" (Sotgt, 15
I, 316). UBenn fo feiner ?Htion in Safel, obmoM er felbcr feine bq^IomotifAen I^ten
bort unb beim Äaifer Sigismunb febr ^erausftrei^t, ber Stempel ber (&rgebnisIo|ig!eit
aufgeprägt geblieben ift, fo f^ien ferne SRitmtrfung bei ber Union mit ben ©ne^n
1438—39 me^r 3U oerfpre^en: er mar es. toeld^er bie ©rie^n fion in Jknebig be»
grillte unb bann in (Jflorens bur^ Setetliguna an ben t^eobgMen Sefpret^ungen 2^)
unb Hberfeftung grie^if$er S^riften alles jur §erbep^rung ber Sereinigung tbot —
freili^ ift olle ferne 9Rfl^e, bie er ni^t gering anf(^lug (Epist. XIII, 34), mte ber
ganse 5ßerfu$ fdbliegli^ oergebliA gemefen.
Dag aber !lraoerfari mit fol^em (Eifer ffir jene ausfic^lofe Sa^e eintrat, mag
bei i^ mie bei oielen anbem babur^ ^eroorgerufen loorben fein, baj} bas 3ntereffe 20
für alles (grie^if^e in i^nen ols $umantften leb^ft enttoidelt nxur. unb bamit be«
rühren mir jugleid^ ben (gefi^tspunit, unter toel^m Xr. uns oon tqpifc^em Sntereffe
ift. (Er ift in ber großen ^umaniftenrepublü am Smo ber erfte, in loelqem bas fyx^
maniftif^e (Element fo Irfiftig neben bem lirc^lic^en fi^ entmidelt, baj} „wir ^ier bos
erfte Seifoiel eines ÜRönäes ^aben, in meld^m ber S^önoeift mit bem ^eiliaen (Seifte :k)
im 5lampfe loa, unb mir fe^en f^on, mie bie ifinftlerif^ £ieb^aberei oon gflorens be»
reits bas lir^u^ £eben fibenoog" (Soigt I, 321). (Erft unter biefem ©rft^tsmitdel
tritt aud^ bas ma^re SBefen !Ir.s heraus. 9Ber i^n nur ab öffentli^en (E^arolter lannte,
mo^te i^n für einen garten, ru^mrebiaen unb |eu(^lerif(ben aRBnc^ ^Iten; mit ben
Orbensbrfibern mar er oft in Streit oerjtridt. über unter feinen ^umoniftif^ gerichteten 05
(Jfreunben erf^eint er ganj anbers : bo nimmt er on ben fetteren (5efprS(^en an Sofimo
be SRebici's lofel teil, neben i^m bie fieu^n ber 9Bifjenf(^ Jener 3ett. Sllles «ms
aus ber (Erbf^aft bes flaffifc^en Slltertums oon litteranf^n ^äfiUtn guganglid^ ift,
bilbet bort ben (gegenftanb oon (&enub unb Sforfc^ng, unb nicbts min^ oud^ oon Xr. im
Sereu^ feiner penonli^en unb amtlt^n Sejie^ungen unb feiner 9lei{en oerabfüumt, 40
um bie foftbaren S^ä^e an ^anbjd^riften ju oergrögem. Spesiell fretltd^ ri^teie er
babei fein ^ugenmerl auf bie ür^li^en Tutoren grie^if^er 3unge, unb xottm er ein«
mal einen ^ofan|(^riftfteller, mie ben Diogenes aus £aerte, um mit ben übrigen
^umaniften 3U metteifem, ins 3talienif^e überfe^te, ba gef^a^ bas ni^t o^ne Aoutelen
unb mit bem (Gelöbnis : na^^r mill t^ mit befto glfi^enberem Serlangen, befto ^ige» 45
rem Durfte jur Übertragung oon ^eiligen S<^|ten jurfidle^en unb fie wn fo inniger
füffen, ba t(^ foft oon Ainb auf an fie getoö^nt bin <ogl. 3x. Epist. VI, 23. 25. 27;
VII, 2; VIII, 3; XXIII, 10).
Zt. Horb am 20. CItober 1439. „Die 3a]^l ber ^umaniftif^en (geiftlic^en unb
Wön^e ift feine fleine geblieben ; bie ängftli$e CSemifTenbaftigleit bes (Eomalbulenfers 60
aber fe^en mir bei feinen 9lad^folgem immer me^ bal^in fpomben". (Soigt, I, 322).
IBenrat^.
«mbrofitt«, ®if^of oon SRoilanb, geft. 397. — «uSgoben feiner öcrfe:
»enebiftinerauSgabe (4 «Bbc. SBeneb. 1748 ff.) bei MSL in 14.— 17. ob. »aücrini (3Railonb
1875 ff. 6 ©be); in ber ..»ibliot^. ber ^ir^enuäter« : ausgewählte ©Triften beö ^L «. oon 66
5. X. ©d^ulte (Job 15—16); bie Schrift de officiis etc. ^at ^obinger 1857 ^eraus^gegebe«.
— fiitteratur: 3)er ältcftc biograp^ifc^e S^erfutft uon ^aulinuö (In ber SenebiftinerauÄgobc
u. a.); Muratori, renun ital. scriptorcs etc.; Dupin: nouvelle biblioth. II; ®lbbon, ®ef^.
bcg ^erfaa§ jc VII; .öermant (^ßari§ 1678); @ilbert (1841); Öaunarb. ®ef(^. be§ ^1. H.
(1874) ; gflubelbac^, ©^riftl. «iograp^ie (1 849) ; »ö(|rlnger, a)le Äir(^e ©^rif« 2c. 1 0. «b (2. «ufl. 1877) 00
444 9ittinrii{tit9 Hott aRoämib
If). Sörftcr, «mbv. »ifdjof \j. «lailanb (1884); (gbert, ®ef*.ber 4nftli(l)*latein. V»itt. (2.«ufl.
1889); 3f)m, ötudia Ambrosiana (1889); Üiiditer, ©ef*. be§ wcftröm. iHci(^8; (»ülben*
pcnning u. 3flanb, Ädfer 5:^eobofiuS (1878); grüner, ^ic Xbcol. b. ^mbrof. (1862);
5)cutf*, 3)c§ Slmbrof. fie^rc üon b. @ünbc unb ©ünbentilgung, (1867) ; 2)räfc!c, Ciceronis
5 et Ambrosii de officiis U. (1876) ; % @walb, 5)er @influg ber ftotf(i^»ciceron. ^orol auf bie
(Stf)if bei 91. (1881). 3u benJ&ijtnnen beä ?t. ügl. außer ben @. 440, i ff. acnonnten Werfen
»ä^r (e^riftl. a)i(^tcr 1872); öirag^i, (Inni sinceri etc. 1862); ^uciner (Ünterfut^. über b.
filtcften latcin. • c^riftl. SR^^t^mcn 1879); 5^^icrfelber (De christiaDonim psalmiB etc.
1868), u. a.
10 SImbroftus entftamtnte einem alten ®e[<|le^t, otellei^t ber gens Aurelia, unb ift
ffinbe ber breifeiger 3ö&c^ ^^ 4. ^dSftf^. (gegen 337— 40V in ;&icr geboren, wo fein
Sater bas 3lmt eines ^räfeiten in (BoIIien befleibete. uRit [einem Sruber Satprus,
weiter frü^ [torb, unb [einer S^xoefter aRorcellina xourbe er in 9lom erjogen unb oon
[einem SSater für bie [tQQtsmänni[d^e fioufba^n beftimmt. 9lo^ als junger SRann
15 iDurbe er ftonfulor in Oberitalien unb no^m [einen Si^ in SRailanb 374, bo^ bereits
in bie[es ^oiS)x fallt bie grofee SBenbung [eines £ebens: burd^ ben einmütigen SBillen
bes 93oßs mürbe er, als er in ber jur 93i[<|ofsma^I oerjammelten SRenge erf^ienen
iDor, [elb[t jum S3i[^of geroo^It, obgleid^ er no^ ni^t emmal bie Xaufe empfangen
^e. (ging bem neuen Si[$of lir^li^e Crfobrung unb iü^eoIogi[^e Sorbilbung ab,
20 unb ^at er er[t nad^trögli^ bie Süden [eines t9eoIogi[^en 2Bi[[ens bur^ einge^enbes
Stubtum ber grie^tfi^en uRu[ter, namentli^ bes ^^ilo. Origenes, Sa[ilius ausjufüKen
ge[u(^t, [o ging i^m bo^ ber 9{uf ber 6ere(^tigleit, Wü>t unb (£^aralter[tar!e ooraus,
unb %, ^at ben[elben bur^ ein SjA^u ber ^fli^ttreue, (Ent[agung unb geQ>i|[en^fte[ter
Eingebung an [ein 9Imt gered^tfertigt.
23 Der Spiflopat bes 31. f&IIt in bie Slegierungsjeit bes Salentinian I., ber [^on 375
ftarb, unb [einer 6a^ne (Srotian f 383 unb Solentinian II. f 392, foxoie bes X^obo»
[iust395. Die ni(&m[d^e 9le^tgläubig!eit botte imSbenblanb bereits ge[iegt unb xourbe
ntd^t me^r re^tli^ beftritten, aber bas fieben bes Si[d^o[s ift tro^bem oon ben legten
Aam|)|fen um bie $omou[ie [torl betoegt loorben. Die anani[d^e Partei, ju ber nament^
aolicb bie germani[^en Seamten unb OnQi^^^ gehörten, fanb jtoar ni^t bei ben Iai[er»
Hqen Srfibem, xoo^I ober bei i^er Wtutter 3uftin<^ S^u^» unb es ^e^Ue ni^t an
me^oÄen Ser[u(^n, für einen ariani[^en $oft^oIogen eme ber 3RatIanber Air^en
Si geo}tnnen, be[onbers als na6) ®ratians (Ermoroung ber [ebr jugenbli^e Salentinian II.
e[en Seftr^ungen 3U oiel 9la^[i^t entgegenbrad^te. Die[e Aömpfe, xoel^e in bie
35 Ofterjett ber 3^^ 385 unb 86 falten, bejei^nen ben ^o^epunft bes bi[^öfli<!^en
SBaltens bes 31. Denn ba ber 5Bif^of mit (nttfd^ieben^eit {ebes 3u8e[tönbnis an bie
ar{ani[^e ^ofpartei ablehnte, unb oon bort aus eme geiDaIt(ame 93e[e^ung einer Sa[i:=
lifa mehrmals oerfu^t 0}urbe, fd^ (i^ 91. genötiat, in ber aefö^rbeten jlir^e mit [einer
mannboft für ibren 93i[^of eintretenben ®emeinoe Xag uno 3ta^i ausjul^alten, bis bie
40 f einbltAe SRam erlahmte unb bas SRilitar surüdgejogen mürbe ; 31. f)(ä über bie[e 93or=
gange [einer ^^0}e[ter 3RarceIIina einen an[^aulid9en 33eri^t er[tattet. 3n bie[en auf^
oeregten !^txitn ^cA er, um [eine (getreuen oor (Ermattung 5U beioa^ren, bie fir^Ii^en
)Kntq)^onien unb S^mnen, n>el(be im Orient [^on langer in (&ebrau^ n>aren, eingefül^rt
unb bamit eine ungemeine äBirtung erjielt (über bie ^qmnen bes 31. [. u.). SIber au^
45 ber llm[tanb, bog in bie[en [^xoeren Xagen bie fiei^name ber berühmten Stabt^eiligen,
®eroa[ius unb ^rota[ius, aufgefunben xourben, loelAe au^ alsbalb als munbertbatig [i^
bebinbeten, oerlte^ ber 6a(^e bes Si[^ofs gegen ben $of ein aufeerorbentli^es mpra«
Uf^es Seioid^t, unb es mufete bem le^teren geraten er[d^e{nen, [einen (}frieben mit bem
Si(^of ju ma^en. Übrigens fysi [i^ biefer [tets als ein (Jfreunb unb eine 6tü^e ber
50 D^najtie beQ>ie[en : na^ l&ratians (Ermorbung ^at er gegen ben ll[urpator SRaximus,
na^ 93alentinians II. Srmorbung gegen 3lrbogaft unb Su^enius bie legitime $err[(^er»
familie marm unterFtü^t unb au(^ ourd^ biplomati[^e 9ni[[tonen [einen Sinflufe für bie^
[elbe aufgeboten, unb o}ie er bem laijerli^en Sruberpaar ein oöterli^er gfteunb unb
SBerater locnr. [o trat er auA ju i^rem (Erben, bem großen 2:^eobo[ius, in ein freunb^
55 [^oftli^es SJertrauensoer^öItnts, loel^es nur einmal erbebli^, unb stoar bur^ bie be^
tonnte ^ata[trop^e oon !I^e[[abni^ getrübt woxhtn i[t. 3^^^ \^on oor^er, im ^a^it 388
lourbe eine oorüberae^enbe aReinungsoer[^ieben^eit 3lnlaj3 ju 93or[tellungen [eitens bes
Si[^of$. als Xl^eobo[ius ben (E^ri[ten in jlallinifum (in äRefopot.) aufgab, eine bur^ ^ri[t=
li^e Solls^ufen 5er[t5rte Sqnagoge loieber aufjubauen. DurA briefliche unb münblic^e
Go SRa^nungen gelang es bem Stfd^of, ben Jlai[er 5ur 3urü(Inabme feines Delrets 3u be-
Umit^fmd tpoit SRatltiA 446
iDe^en. 9Iber mistiger unb foI^enretAer war ya)e\ ^aSftt fpäter ber 93oraang in Zfft^a-
lottt^, n>o 2:^eoboftus, bur(^ etnen SoHsaufiu^r unb bte Srmorbung (eines Wilitor'^
goupemeurs Sot^erid) fur^tbat gereijt, mehrere Üaufenbe 3ur 6üfine im Circus
niebemtad^en lieg. 31. trat biet ffir eine reinere unb gered^tere Qa^t ein, als in
jlQlIinitum, er roor ^moalt bes tief oerle^ten ^riftlü^en Gefühls gegen bie leiben^ 5
f(^aftlid^en Sla^eoite be$ JtQifers. Smat ift es legenbenj^e 9lust^mfl(funa, n>enn
^aulinus, unb mit i^m bie [pateren Seri^terftatter, Qon einer bromottf^en wtion in
ber Safilifa 5U 99lailanb reben, iDorin bem bie jlir^e mit [einem ^offtaat betretenben
Aaifer Qon ^. ber eintritt Dertoel^rt unb er aufaeforberi fei, juoor Suge 5U t^un^ 1D05U M
3:^eobofius aisbann na^ a^t 9Rünaten en^Iüffen ^obe. Slber bos ift riAttg, ba^ 9l. 10
mit gfreimut unb (£m[t bem Aai[er briefli^ [eine S^ulb Dor^ielt unb i^n ermahnte,
Suge Qor ber ®emeinoe ju t^un, el^e er jum Salrament [i^ no^e. Son einer (Es»
tommunilotion i[t feine SRebe, aber ber jlaijer ^at bem [eel[orgerif<|en 3i(ät [eines
bi[^öfli^n S^eunbes ^olQt gegeben, mas ^. tn [einer na^maligen Zrauenebe auf ben
itai[er rü^menb ^en^or^ebt. 15
3nit ber gleiten Snt[(^ieben]^eit, mit xoel^er (tc^ 91. gegen alle 3untutungen ber
ariani[^en Partei aus[pra^, roies er au^ bie Serfu^e jurfld, roel^e auf 3uae[^nbni[fe
ber Staatsgeroalt im 3ntere[[e einer paritati[(^en Stellung bes ^eibentums uno (E^riften«
tums hinausliefen; Ser[u(^e, n>el^e oon bem Senat in 9{om, bem ftäriften Solhoerl
ber altemben 9{eltgion, ausgingen. 9Ba^r[^einltc^ 9^[4^ es unter bem (Einfluß bes so
93i[^ofs, bag 6rattan im 3^^ ^^^ ^W ^^h ^^^ Staatsbeiträoe für ben ^eibni[^n
Aultus surüdjog, [onbem auq bie Sefeitigung ber berübmten 93ilb(aule ber Siltoria
aus bem 6i^ungs[aal bes Senats oerfflgte. sDtber^olte 9jer[u(^ ber römi[^n Senats«
partei, loel^en namentli^ ber eble praefectus urbis Spmmac^us Slusbrud gab, blieben
[omo^l bei 6ratian unb 93alentinian II., als ou^ bei X^bo[tus erfolglos. 25
Seiner ganjen 6ei[tesart unb ffintroidlung gemah neigt [ic^ 91. in feinen le^r»
l^aften Darlegungen oiel me^r 5U ben praftijd^ * et^if^en Brragen, als ben grtogen
ber Wetap^9)il, unb er bean(pru^ in ber Dogmenenttoidluim nur in Sejug auf
einen fie^rpunft größere Seobad^tung, bas ant^opologif(^e Problem, meines thtn
au^ ber etbifd^ « praltifc^en Setra^tung am meiften fi^ empfahl. Sx ift fein so
genialer Sa^nbre^er, fonbem in feiner Dogmatil unb in feiner Sc^riftauslegung
abböngig oon ben grie^if^en SRuftem, Origenes unb Safilius oor allem, au^ oon
^Qilo. 3n Se3ug auf bie S(^riftauslegung folgt er ber atleoorifierenben 9Ius«
legung mit SSorliebe; in Sejug auf bie Dogmatil aaeptiert er, oem es an p^ilo«
fop^if^er Durd^bilbung fep, bie ort^oboxe fi^re oon 9licfia unb le^nt fi^ au(^ 35
im übrigen an bie red^tglöubigen £ebrer an. 3l. ift ber 3Rann ausgeprägten firA«
li^en SeiDu^tfeins, feine aanje äBirffamfeit getoinnt eine Se^ie^ung jur Air^e, m
loel^r er bte Darftellung oes Steiges (Sottes auf (Erben fa^, jür todh^e er mit ber
gamen Araft feines CE^arafters eingetreten ift. (Erinneri fem Air^nibeal aud^ bereits
an Den mittelalterlichen Seariff ber fir^li^en 9lnftalt, unb ^at er es m S^Htn Der» 40
ftanben, ben Airc^enfürften ftarf 3ur (Geltung ju bringen, |o lag i^ boq oielme^r, als
an $errf(^aft unb Wa^t, am fittlidben Slufbau ber (gemetnbe unb an treuer Eingabe
an [eine ober^irtli^en $fli^ten. äuann^aft unb loürbeooll, bo^ au^ milb unb l^uman,
mit ber Urbanität bes gebilbeten SUmers })ai ei feiner (Bemeinbe gebient unb ift i^r
in ben ferneren !itritn feines (&)iffopates 9}ater unb grü^rer geioefen, immer bas 9Iuge 45
auf bie praftif^^religiöfen älufgaben ber 3^^^ gerietet Die Stellung bes 91. 3U ber
großen (^rage, mel^e im 5. io^xS). bas 9lbenblanb beioegte, la|}t fid^ rurj fo beseid^nen,
bog er im mefentli^en ben Stanbpunft oertreten ^ot, roel^en 9lugufnn in feiner frü^<
ren $eriobe einnabm: eine ftarfe Setonung bes erbfünbli^en Serberbens mit S^ft^al«
tung einer (^ö^igfett bes aRenf(^en 3ur fiüli(^en SelbftentJAeibung. Siel ftorfer als m
feine gried^ift^en Sorbtiber unb au<| als Xertullian, an toelqen er \xi) am meiften an*
le^nt, ma(^t 91. ben 3ufammen^ana bes gegemoortigen fünbigen 3uftanbes ber SRenf^n
mtt ber Sünbe 9lbams geltenb. !^wox oas fyd er mit ben Orientalen gemeinfam, bag
er an ber äBillensfrei^eit bes äRenf^en feftl^ölt unb {ebe Spefulation abioeift, in wtlij^x
bie Sünbe unter ben (Sefi^tspunft ber Slatumotioenbigfeit geftellt loirb. 9lber oielft&
flarer als bortxoirb {ebe Sünbe in einen 3ufammen^ang gefegt mit ber Sünbe 9lbams:
in Adam omnes perierunt. — Antequam nascamur, maculamur contagio —
et in iniquitate concipimur ; in delictis generat unumquemque mater sua ; . . .
nee unius diel infans sine peccato est. (]!oncipimur in peccato parentum et in
delictis eorum nascimur. — Lapsus sum in Adam, mortuus in Adam (f. loeitere ^
446 Wnlnnfin» tiiitt
Scicflc in meiner St^rift über 81. S. 152 ff^. Dofe bie ben 9Kenf(^en angeborene
Sfinbe ben 3Renf^en bereits f^ulbig ma^e, feiert 91. alleibings nUbt, aber einen fau»
[olen 3uf^^^^n^n9 <^H^^ 6finben mit ber erften xoirb man bei rfyn jugeben mfiffen.
(Er besei^net in[ofem eine xoi^tige Cntn)idlungs[tufe oon ben früheren abenblanbt[<9en
5 Settern unb ber orientalif^en X^Iogte ju Slugufttn bin. Unb je energif^er 81. an btefen
u. 5. Stellen bie 6roge ber Sfinbe nno ber Sierberot^eit ber menj^^en 9latur betont,
befto me^r tritt bann au^ ber Glaube als bas bie ®nabe (Sottes in (E^rifto oermitteinbe
Organ in (eine centrale foteriobgif^e Stellung: non ex operibus, sed ex fide per
gratiam suam nobis peccata donavit. Non gloriabor quia justus sum, sed
10 gloriabor quia redemptus sum ; gloriabor non quia vacuus peccatis sum, sed
quia remissa sunt mihi peccata. (Es mug freilü^ gugeftonben loerben, bag 91.
feinesioegs immer auf biefer $öbe ber Setra^tuna Jte^t, loo ber Glaube funbamentale
^SfyA bes ^riftlic^en £ebens unb uuellpunit ber fittli^n Erneuerung ift, oielfoc^ loirb er
ber Siebe loorbiniert unb mit ber fiducia ober ber Glaubensfiberjeugung inbenttjtjiert.
15— 3wr 93eleu^tung ber et^if^en 9ln[^auunaen bes 91. ift befonben» bie S^rtft de
officiis niinistrorum oon Selang, bie in [e^ erlennbarer SBeife fi^ an bie cicero«
nknifi^e 6<^rift de officiis anlehnt, unb eine me^r als formale Senoanbtfc^aft aufroeift,
aber bo^ ein einfeitiges Silb ber ambroj. (£t^il barbietet, rnenn fie ni^t aus ben anberen
Sd^rtften, namenüi^ben ^rebigten ergängt wich. (Es gilt au^ ^er, baj^ 91. eine bop^
90 pelte 9{ei9e oon (&eban!en menig oermittelt neben einanber oortrögt : bie reineren eoan»
gelif^enp roo ber SBert ber ^anblungen oon bem [ittli^en C^ralter ber $erfönli<|fett
ab^ngig gemalt niirb unb ber (glaube, bie (gefinnung bes 3Renf^en als Cluell bes
fittli^n ^onbelns erf^int, unb eine me^ mittelaUerliffle, mo bas einjelne SBerl ifoliert
unb na^ [einer £eiftung getoertet xoirb. !Der f^on fx&n in ber Air<|e fi^ (Geltung oer^
ts f^affenbe (Sebanfe einer bohren unb nieberen Sittli^kit oerleitete ju einer übertriebe^
nen 3Bertf^ä^ung ber befonberen oerbienftlid^en SBerle, ju einer uneoangelif^en (£ni^
aegenftellung ber praecepta unb consilia. Der mit Der fonftantinif(|en (Epo^e [tarier
peroortretenbe loeltflflAtige, asleti|<^ 3ug jeigt M) auc^ bei 91. in ber ubirmägigen
$o^[tellung ber (Ebelofigieit, bes aRortQriums^ ber freiwilligen 9lrmut, unb bie Stlbbängi^^
SD leit, in met^e er ]i^ in ber genannten 6<^rtft oon ber [toi{^«dceroni[^n 3Roralt^eorte
begab, begfin[t^te bie antii<art(toIrat{|(be Sorttellung oon etner nur ben 9lusenDapen
guaänglicben ^o^eren Stufe bes ^rittli^en Gebens, 5U xoel^er bie groge 9Ra[(e [i(^
oi^u[^iDtngen unfähig i[t.
(Eine Qö^ere 9Bertf(^ö^ung, als es frül^er übli^ mar, barf 91. als ^rebiger in 9In^
8s IpruA nehmen. S^^^ ftnl> ^i^ erbauli(^4e^r]^aften ^traltate über oer[^iebene ^Bü^er ber
9I. ^^rift nid^t in ber gorm oon ^rebigten oer|agt, [ie tragen alier ben ^omilien»
garaiter ^um grohen Xeil in [0 erlennbarer 9Bet[e, bag [ie aber bie ^rebigtn)ei[e bes
annes ein Imeil ge[tatten. 3n Segug auf [eine exegett(^en (&runb[ö^e unb auf bie
bogmatt[^en Srörterungen, loel^e er im 6e[^ma(f (einer Seit namentlich über bas
40 Xrtnitatsbogma barbietet, i[t 91. abhängig oon [einen orientalijäen Sorbilbern, be[onbers
oon Crigenes unb Sa[ilius; bie o^rtftauslegung leibet oielfad^ an aßillfürli^ieiten
unb einer ermübenben ^üllt allegori[d^er fiiebl^abereien, mel(^e aus bem 3Rangel eines
(Einbli(fe in ben gefAi$tli(^en Organismus ber $. 6. erllärlid^ [inb. ^eroonagenb
aber i[t 91. in ber Wloral« unb ffielegen^eitsprebigt: ^ier Der[tär!t bie eble, gemeinte
46 $er[önli(b!eit bes SRannes, [eine reife £ebenserfa^rung, [eine tapfre, uner[^fitterte Über^^
jeugung oen Sinbrud [eines prie[terli(^en 9Bortes. Seme möd^ti^en 9lngriffe auf bie
@finben ber 3^'^, auf £uxus unb 6ittenb}igfeit, Unborm^erjtgfeit unb SBeltfinn,
3xuni[u^t unb 9Bu^ [inb na[[i[db; unb in [einen Xrauerreben auf [einen Sruber 6a=
tqrus, auf 93alentinian II. unb X^eobo[ius, in ben 3^^^^^^$^^^ 9^fl^^ 9lu2entius
Bou. a. er^eot [id^ bie Siebe ni^t [elten m ffopex r^tori[(9er Araft unb (eine 6^il^
berung ju Jc^mungoollem ^at^os, roobei 00^ immer bie SDSürbe unb (Sraoitat bie(er
eblen [ittlid^en $er(önli^Iett erfennbor i[t ([. meine SArift über 91. 6. 218 ff.). Sel^r
bea^tensn)erte pa[toralt^logi((^e SBeis^eit enthält bie [i^on genannte Sd^rift de offi-
ciis ministrorum.
BS 3n bie 3^^^ ^ ariani[cben jlömpfe fallt bie Bereicherung ber mailönbi(d^en £i^
turate ni(bt nur burd^ neue Aultuselemente (certatim — b. f). im 9Be^(elgejang ober
anttp]^oni((^ — student omnes fidem fateri), [onbem aud^ bur^ bie S^öpfung
eigener ^pmnen bes 91. im ort^oboxen 3ntere[[e. 6inb i^m aud^ bie orientali[(^en
^omnen niAt unbefannt gemejen ((Ep^öm xoar [ein 3^ttS^i^[[^)» (0 S^ifit ^t \xi) bo^
60 auf bie[em ßebiet bur^meg originell; bie ber lateini[^en ^qmnenbtd^tung eigentümliche
Sbnbtoftitd tpott äRttloiib ümefitti» 447
(Sraottöt unb 6(^It^t^eit, i^ fittlt^r (£mft unb i^re (^tiftli^ Gloubenseneroie ffcd
}n>etfelIo$ in 91. Ujfttn etgentl^ien 6^pfer, unb als Slusbrud bes (gemembeglaubens
erinnern bie £ieber bes $1. mit ijbrer eblen liturgiUben Objeftioitot an bie 6(^^^ngen
fiut^rs unb feiner 6^üler. £eiber ge^en bie uReinungen ilber bie eAten ambrof.
^pmnen noi) loeit auseinanber, unb fiqer ift es, baj^ oiele fog. ombrofianifi^ ^omnen 6
!einesn)egs auf 91. jurfidjuffil^ren finb. 9Re^r als 4—5 loerben als uiuiDetfel^aft ec^
faum anjunebmen fein, unb loenn ber neuefte Darfteller biefes (Segenftanbs, Dreoes,
in genauem 9ln{^lu|} an Sirag^i [i^ für bie 9nna^me Don 18 ed^ten ^nmnen auf
bie uRailanber äberlieferung beruft, fo Jtammen bie älteften Codices bo^ erp aus bem
9. ^dfyä). unb mti^tn untereinanber ab ; f^n bag bas unleugbar \patttt Tedeum mit lo
unter ben ambro{uinif(^en S^^ngen aufgefü^ witb, mug bie fog. Überlieferung
Qerbö^g erf(^inen laffen. !Dte allgemein als ed^t anerfannten ^qmnen finb bie
S. 440, 46 genannten oier: 1. Deus creator omnium ; 2. Aeterne rerum conditor;
3. Jam surgit hora tertia ; 4. Veni redemptor gentium (ober Intende, qui regis
Israel) . SIls 5. mo^te i^ Splendor paternae ^loriae ^ingune^men. äBie oiel no<| i5
ou^erbem oon ben bem 91. gugef^riebenen £iebem onginal finb, muh bo^inge^ellt bleiben.
9nie ambrof. $nmnen s^len 8 oierjeilige Strophen, jebe 3^"^ befte^ aus einem
iambif<|en alotaleltif^en l)imeter (w — w — w — w — ). W^ mtf bie 3)i^»
tungsform unb bie mufüalif(^e Seite ber grtage einjuge^en, ift ^ier ni^t ber Ort (f. m.
QäfxSt 6. 266 ff. unb oben 6. 440). 20
3n ber (Jrrfi^e bes Sonnabenbs oor Oftem, am 4. ^ril 397, ift 9L geftorben
unb pif^en ben beiben Stabt^eiligen (&eroafius unb ^rotafius beigefe^t Q)orben. Sein
9la^folger rourbe Simplijian.
Unter ben S^riften 0. 9L fte^n ooran I. bie exegetifAen fiber oerfAiebene Sfi^er
ber $S., ni^t ezegetif<| im ftrengen Sinn, oielme^r praftifd^ biblifc^e Setra^tungen, 25
mit ^rebigt^lorolter : Hexagmeron ; De paradiso; de Gain ei Abel; de Noe et
arca; de Abraham; de Isaac et anima; de fugasaeculi; de Jacob et vita be-
ata ; de Joseph patriarcha ; de benedictionibus patriarcharum ; de interpella-
tione Job et David; apologia prophetae David; de Elia et jejunio; deNabuthe
Jezra§lita ; de Tobia ; enarratLones in 12 psahnos ; expos. in ps. 119 ; expos. 30
evangelii sec. Lucam; II. Sd^riften bogmatifd^en Sn^lte: de fide 5 SS; de
spiritu sancto 3 SS; de incamationis dominicae sacramento; de mysteriis;
III. St^ifc^^asletif^e S^riften: de virginibus; de viduis; de virginitate; de poe-
nitentia; de bono mortis; de officiisministrorum; de institutione virginis ; ex-
hortatio virginitatis ; IV. Sieben : de excessu f ratris Satyri (^ierju als §orfe^ung : 35
de fide resurrectionis) ; de obitu Yalentiniani consolatio ; de obitu Theodosü.
V. 91 Sriefe. VI. ^^mnen. — Smeifel^aft ift bie »erfafferf^aft bes «. bei fofeen*
ben S^riften: de sacramentis; de lapsu virginis consecratae; apologia U.
9lu^ fiber bie unter bem 3Umtn „Pseudo - Hegesippus" bebinnte 6^^: de ex-
cidio urbis Hierosol., meiere in oielen Stellen an ISi. erinnert, lann noq ni(^t mit 40
ooller Si^er^eit geurteilt loerben, tro^ ber belangrei^n Seitr&ge oon 3^m (a. a. O.),
9{önf^ {3w^ 1883), Sogel (3tf^r. f. oftr. ®mnnaften Sb 34), Xraube (9{^in.
SRuf. 39) u. a. Da bie SArift mü jiemli^er Stc^er^it in bie aRitte bes 4. 3a|r§.
ju fe^en ift, fo ift bie SRoglidpfett ber Serfafferjc^ bes 9(., loelAe ^omad, 3^m u. a.
annehmen, jusuge^tel^en , ba mnere ®rünbe bte 9lnna^me unterftu^en. Siel unfi(^rer 45
unb unioa^f^einli^er ift ber ambrof. Urfprung ber ebenfalls bem 4. 3<4^- ange^ren«
ben Schrift „Lex dei, quam Dominus praecepit ad Moysen'' — (bei SRommfen,
collect, libr. juris antejustin. IIL 1890). Über bie unter bem Slamen „9lm«
brofiafter'' in ben 9l.«9lusgaben fi^ finbenben S^riftioerle f. S. 441, 11.
D. St« Sirfrer. »)
Slmerito^ fir^li<|e Statiftii f. bie eingelnen Staaten.
Umeftitd. 9Bil^elm, geftorben 1633. — Sebendbefc^reibung oon ^att^. ^ti^enu^,
^rofeffor in Utre^t, in ber Sefamtaud^abe feiner lateinif^en Wkxh: Quil. Amesii . . . opera
quae latine scripsit omnia in 5 volumina distributa. Amst 1658; Eocyclop. Britt. voL I.
8. V. ; Hugo ViBflcher, Guilelmus Amesius. Zijn Leven en Werken. Haarlem 1894. ^5
3Billiam 9lmes lourbe 1576 ju 3psn)i4, ber ^auptftabt oon Suffolf, einem ^aufrt«
ft^e ber puritanifc^en Cppofition aegen bas offijielle englif(^ Air^ntum, geboren. 9)on
einem C^eim lourbe er in ben ftrengen Sitten unb ber emften biblif^en ((lämmigbit
bes puritanif^en Sflrgerftanbes exogen. 9Iu4 in (Eombribge, wo er befonbers unter
448 ümeM
SBilliam ^erfins (über beffen Sebeutung ogl. $eppe, C5ef^. be& ^ißtettsmus unb ber
SEflqfttl in ber ref. >ttr(^e, 1879, S. 24 ff.) fhibierte, atmete er puritanifc^en (Seift. (Eine
Stellung als Fellow bee S^rift^CCoIIege ju (Eambribge behauptete Slmefius nur hirje
3eit. Sein ftrenges Sluftrcten gegen ben oerrfAenben fiibertinismus führte 1609 feinen
5 9tfi(Hritt ^erbei. 3n ber Staatslirc^ loar lein $Ia^ für i^n. 9lls er Qollenbs bie 1604
erf^ienene Serteibigung be$ ^uritanismus oon SBilliam Srabftao) behufs austoörtiger
Verbreitung ins £ateinifd^e überfe^t unb mit einer 93onebe oerfel^en ^e, mu|te er,
Don glei^gefinnten Jlaufleuten unterftüt|tf mit einem ^eunbe Härder nad^ £etoen in
^ollanb flieJ^en. Dort oerfe^e er mit 3o^n 9{obinfon, bem Raupte ber englif^n
10 ^ilgeroäter, ol^ne beffen lonfequenten Separatismus ju billigen, [a benfelben etmas mil^
oemb. Salb joq ^oratius 9}ere, Sefe^Isl^aber ber englif^en Zruppen im ^aag, ein
®önner ber ^untaner, ben ^mefius in feine 9lä^e unb gab i^m, als ber ^rebiger
biefer Xruppen, Surges, beffen Xo^ter er el^eli^te, naA (Englanb in eine ftaats!ir^Ii(^e
^friinbe ging, beffen Stelle. 9lls entfd^iebener (Ealointft lonnte Slmefius bem bie ^ol«
15 lönbif^e irtir^e bamals beroegenben fie^rftreit nid^t fem bleiben, sumal ba Slrminius
feine 93ebenfen über bie ^röbeftination ^erabe an eine Darfteilung feines gefeierten
fie^rers ^ertins angef(^bffen ^atte. 9Imeftus bisputierte bereits 1611 mit bem 9lrmi«
nianer Sreoind^ooius, ^rebiger in Slotterbam, junöc^ft mflnbli^, bann briefli^ (De
Arminii sententia, qua electionem üdei praevisae dooet inniti, disputatio scho-
2o]astica inter Grev, et Arnes, ed. 1613, oerteibtgt 1617: rescriptio scholastica et
brevis). Aurs oor ber Dortre(^ter Spnobe erf^ten feine Qon ben Ort^oboxen fe^r
^o^ge^altene Coronis ad collationem Hagiensem (1611), qua argumenta pasto-
nun HoUandiae adv. Remonstrantium quinque articulos vindicantur. (&em
50g man alfo ben (Englönber jur Dortre^ter Spnobe 1618 ^erbei: bie SeneralHaaten
25 iDtefen i^m ein Xa^elb oon 4 fl. an, bamit er in Dortre^t leben unb ben ^räfu)enten
Sogermann mit fernen Aenntniffen unterftü^en tonnt, Cr lourbe baburc^ im regten
Sugenblid fernerer Sorgen überl^oben: episfopale Gegner ^tten bei $ofe enoirft,
bag i^n Sere aus feiner ^rebigerjtelle entlaffen mugte. Dom finben mir Slmefius in
Idboftem unb meift freunbli^em äierle^r mit ben englif^en Sqnobalabaeorbneten. Da
ao er [elbft 5U ben offijiellen Deputierten ni^ gehörte, fo ift fein Cinflug auf bie Se»
d^Iüffe ber Sqnobe unme^bor. 3taif Seenbigung ber Snnobe erl^ielt SImefius bas Sn^
peltorat über bie mit otipenbien aus 9lm|terbam in £eiben ftubierenben 3unglinge,
ür xoel^e er feine Medulla theologiae auffegte. Die galultät 5U £eiben betrieb feine
mftellung als ^rof effor ber X^eologie ; man trug aber megen feiner mächtigen C&egner
85 in Snglanb fo lange Sebenien, bag bie Auratoren ber Sllabemie ^aneder suoorfamen.
9u^ bort jmar fud|te ber englif(^e (Einfluß feine älnftellung ju hintertreiben, bis ^rins
SRori^ für i^n gemonnen mürbe. 3Im 7. 3Rai 1622 trat Slmefius bas t^eologif(^e
fiel^ramt an mit einer Siebe über bas Ibim unb 2:^ummim. $ier gab er feine be^
beutenbften S^riften heraus, jene nad^^er oft mieber erf^ienene Medulla theoL, ein
40 f^rfgejeid^netes ort^oboxes fie^rfqftem, meli^es in einen bogmatiji^en unb moralif(^en
Xeil jerlegt ift, offenbar im 3ntereffe, bie oemad^laffigte moralifd^^praftiFi^e Seite ber
!Qeologie na^si^olen. Slusbrüdlid^ in biefer Slbftc^t f^rieb er, feinem fie^rer Berlins
foq^enb, bas gefdbö^te 9BerI de Conscientia et ejus jure vel casibus, eine einfa^
prcutifd^e Aafuiftit, beren Stoff bie Einteilung ber Medulla beibe^It. ^orjügli^ fein
45 Seifpiel l^at ba^in gemirft, ba^ man auf ben meiften Sliabemien anfing, naq ben locis
theol. unb ber (Erllörung ber Aontrooerspunfte aud^ bie paltiK^e Seite ber Z^eologie
ju bejubeln. Seine 3RoraI ift ftreng, ni(^t o^ne puritanif^e Cmfeitigieit, roie er benn
tn feinem Puritanismus Anglicanus, seu praecipua dogmata eorum, qui inter
Puritanos rigidiores habentur, unter ben Snglanbem nur bie Puritaner als ma^re
50 (Epriften gelten lögt, mel^e 2:an3, Spiel unb Sd^maufereien fliegen. (£in Schüler ^at
ferne 3bee oom S(ä)bat^ uns aufbeioa^rt. Amesii sententia de origine sabbathi
et de die dominica, quam ex ipsius mente concepit — Nath. Eatonus. Amst.
1658. — (Es folgten xoiber bie remonftrantif^e Darfteilung ber Dortre^terfqnobe feine
Anti-Synodalia, miber bie römif^«!at^olifc^e £e^re ber Bellarminus enervatus, anä}
55 einige englifAe SArift^en für bie lißuritaner gegen ben nac^^rigen 93i[^of 9Rorton
unb gegen feinen eigenen Sqioiegeroater Surges. $raftif^ brau^bar ift feine (Ertlörung
ber ^folmen unb htt beiben Briefe ^etri, au$ feine Sciographia catecheseos ; merf =
ofirbig einige Sxoftote über ^l^ilofop^ie, bie nt^ts gerinaeres mollen, als 9Retap^9fi!
uid) St^if aus ber ^l^ilofop^ie befeitioen, um fie ber ^riftli^en X^eologie jujuioeifen.
Go Dies Untemel^men ge^t aus bem entf(^iebenen Siblicismus unb ber emften ^uffaffung
ümeftttd Sttttttiiuuii» Vlwtttllvm» 449
ber (hriftli^en Sittli(^fett ^en^or, wüi)t feine 9lrt fennje^net: oa^re (Erfenntnis (Sottes
unb feines 6efe^es bietet nur bie Offenbarung. Dies praltifc^e Sibel(^rijtentum ^at
Slmefius ber reformierten jlirc^e gerettet, im 6egenfa^ gegen eine 3. 93. bur^ SRaccooius
oertretene unpobultioe S^oloftil, beffen 5ur Selämpfung ber Stemonftronten bienlic^e
Wetl^obe er jebo^ ni^t unter allen Umjtönben oerbammt loiffen iDolIte. Orthodoxia 5
et pietas (Scet^enus a. a. £).) in i^rer ^ufammenge^örigleit prägen ben e^t caloinifd^^
puntanif^en C^arafter biefer Stiftung. ,,Theolo^a est doctrina Deo vivendi**
(Med. 1, 1, im offenbaren Slnfd^lug an ^erKns). ^it allebem oerbinbet 9Imefius eine
oefunbe Sd^ö^ung ^umaniftif^er Stubien (gegen 911. S^meijer, Die Snttpidelung ber
ÜKoralf^fteme in ber ref. ftir^e. "X^QiR 1850 S. 52 f. ogl. 3. 93. Amesii Techno- 10
metria qu. 65: ,,Ethnicorum scripta aestimari debent.'O^ ^< viH (^^^ )>ie SBürbe
ber Offenbarung rein erhalten. 3n ber (Exegefe mürbe er ber £e^rer bes Coccejus.
3m 93egriffe, nad| 9leuenglanb ilberjufiebeln, um bort ber Hrc^ii^en Drganifotion
feiner £anbsleute ju bienen, folgte SImefius einem Kufe an bie inbepenbentif^ geartete
englif^e (Semeinbe in 9totteroam. Aaum ^atte er biefe Stelle angetreten, fo \taxi er 15
inbes infolge eines (Jriebers, bas i^m ber S^reden einer plo^lid^en uberf^memmung
jugejogen, 57 3^^^^^ ^'t, im 3^^^^^ 1633 {niifi erft 1659, ©ie frül^er angenommen).
(mn. Sf^ttietsev t) (£. 9, ^arl mülitx.
amltttg, JBoIfgang, geft.1606.— öaumonn, ^iftoric bc« gfürftent. 9ln^a(t, 6.2cil,
9.— 13. Aap. @. 100 ff.; @$ubnng, 3)ie einfiil^rung ber reform. Äonfcffion in ^n^alt äI3:^t 20
1848; ^eppe in 2lb^ 1. »b ©. 399. ^^erieic^ni« ber Schriften bei «Ibelung, gfortfe^ung a«
3öc^er§ ©ele^rtenlejifon, 1. 93b, ßelp^ig 1784, @. 737.
SBolfgan^ 9lmUng, geb. 1542 3U aRflnnerftabt in f$ranfen, befugte bie 6^ule in
92aumburg, bte Unioerfitöten in Xübingen, 9Bittenberg, Z^na^ mo er 1566 SRagifter
toarb. SIIs tü^tiger Spra^ienner 3um 9{eItor ber 6^ule in 3^^^!^ berufen, legte er 20
1569 fein Sc^ulamt mieber nieber unb 30g na<| 3Rflnner[tabt, oon mo aus er in ür^^
liefen 91ngelegen^eiten oerf^iebene Keifen mad^te. 3m ^a^re 1573 marb er Pfarrer
3u ftosmig im 9ln^altif^en, im felben 3^^^ no(^ ^faner am 6t. Kilolai in StxW
unb Superintenbent. Cr ftarb am 18. 9Jlai 1606. — 9lmling mar ein beaabter uno
gelehrter 9Rann ; bo^ nimmt er in ber (Sef^id^te ber t^eoIogif(^en 9Biffen|^aft !eine 130
Oeroonagenbe Stelle ein. Dagegen ift er befonnt gemorben burc^ feinen Aampf gegen
bie jlontorbienformel unb hmä) bie oome^mli(^ Don i^m geleitete ^inüberfü^rung eines
großen 2:eiles bes an^altifc^en fianbes 3ur reformierten Atr<|e. (£r fa^ fid^ babei untere
ftü^t oon oerf^iebenen angefebenen äRönnem geiftli^en unb roelthc^en Stanbes, fo
befonbers oon bem 1567 geb. gürften ^0^. (Bcorg I., einem fonft treffU^en Regenten 35
unb oon bem beiannten ^^ilippiften jlasp. $eucer, ber aus bem fä^ftf^n Gefängnis
befreit 1586—1602 am $ofe in 3)effau lebte, gaft alle in itntn Äampfen oon an^
l^altif^er Seite ausgegangenen Schriften finb aus ^mlings geber gefloffen, fo au^ bie
1578 oerfahte fog. confessio Anhaldina, bie biefen Slamcn mit unred^t füJ^, ha fie
nur eine ^rioatf^rift blieb. — 9lmlin5 f)at feinen 3®^* S^ni ^röfeten Xeile erreicht, 40
aber bie 9lrt, mte er babei ^anbelte, mirft fein gutes fii^t auf feinen CE^araiter. SBie
fo manche ber bamaligen ^^ilinpiften brauste er bei feinem 9{ingen gegen bie fton«
lorbienformel unb beim ^inftreben na^ caloinif^er X^eologie unb Air^engemeinf(^aft
unbebenili^ unlautere 3Rittel. Die 3Biniel3ilge unb S^lei^xoege, meldte er ma^te,
muffen mit 3Bibenoillen erfüllen. ®. *litt t. 45
Slmmtonu« SDtarceUiuui». — «umgaben: 14.— 26. ©(^ öon «. ©obinuS, SRom 1474;
14.— 30. ©c^ üon 6. ®eleniu^, Öafell533; %, Saancr, fieipj.l80d; fj. (S^ffcn^arbt, ©erlin
1871; 93. ©arbt^aufcn, Seipj. 1874 f. (Bibl. Teubn.).; Xeuffel^S^roabe, ®efc^ic^te ber löni.
üitteratur, 5. ^ufl., iJeipj. 1890, 6. 1092; ©eecf in ^auI^^^Siffotoa, SfleaUenc^flopäbie ber
claff. ?lItertl)umSnjiff., 1. ©b, ©tuttg. 1894, 6. 1845-1852. so
9lmmianus 3Rarcellinus, 93erfaffer einer romifd^en (Sef^i^te (renim gestarum
libb. XXXI) oon 9leroa, 96, roo bie Darftellung bes Xacttus enbet, bis auf ben Xob
bes SJalens, 378; bie erften 13 Sudler finb oerloren- bie er^ltenen beginnen mit bem
3a^re 353, umfallen alfo namentli^ bie n>i(^tigen !ittitn 3ulians unb feiner nödbften
Slad^folger. Der 93erluft ber früheren Sü^er xoirb baburdj erträgli^, baft 91. in iJjnen 55
nur nao) fremben Quellen barftellte; ber SBert ber erhaltenen [teigt bagegen, meil er
l^ier felbft (Erlebtes f^ilbert, uno 3tDar aus einem ben $öu)rtem bes Staates fe^r na^tn
ilreife. Cr mar (Srie^e, aus 9Intio(^ia, ergab \ii) frü^ xoiffenf^aftlic^n Stubien, trat
«ea(<(»iKt)f(opabic fttr Xfitoloqit unb ftitc^c. S. «. I. 29
450 Kmmtatttti» 9RarceUtttttd
unter Sonftantius ins $eer, begleitete 3ulian in ben ^erferfrieg, unb na^m aud^ unter
beffen 9lQ^olgem an ben Kriegen im Orient unb Ocdbent 9lnteil. 6p&ter 30g er fic^
Dom Ariegsleben jurfid, unb na^m in 9{om bie ^ijtorif^en 6tubien loieber auf; fein
Xob xDirb um 400 angenommen. Slmmions Sef^id^tsmerl ift mit gefunbem politif^n
6 Slid, großer Unporteilic^Ieit unb praomatif^em Sinne oerfa^t.
3n t^eologift^er $infi(^t ift vi. mon loegen monier mitgeteilten lird^en^iftorif^en
Slotijen mistig, namentHÄ über bie ^erjon 3ulians, fomie über ben ^uftanb ber Jlir^e
9lom$ in fener betoegten 3^it; no^ anjte^nber roirb er bur^ fein eigenes Urteil fiber
bcis S^riftentum, morin man eine Slnfi^t aus ben ^ö^em Qäfxäfttn ber gebilbeten ^ib*
10 nif^en 9l9mer, jum Xeil aus bem Areife O^Hans felbft, über (T^riftentum unb AirAe
abnehmen lann. Son je^er fyit man bes^Ib bie grrage leb^ befpro^n, ob 91. feloft
(T^rift gexoefen fei; fie ift früher entf^ieben beio^t (Claud. Chifflety de Ammiani M.
vita et libris renim gestanim monobiblion, Lovan. 1627), no(^ l^figer aber
verneint (Ouil. Ad. Gart, quaestiones Ammianeae, Berol. 1868, p. 23—42), qkxs
15 fe^t bie allgemeine SlnfiAt geroorben ift; neuerbings ^ot auA 3Ras Sfibin^er fo ge<
urteilt: 9lm. SRarc. unb bie (Eigenart feines ®efäi$tsQ)erles. I)enlf(^r. b. aStenerSRab.
b. aBJ. »b. XLIV. 1895. Slb^anbl. V, S. 10 ff.
SBill man bie (EntfAeibung oon bem Umftanbe abfangen laffen, ob 91. aetauft uxir
unb fi^ öugerliA jum mriftli^en Selenntnis oerftanb, fo ift bas Urteil fe^r einfach;
20 aetauft mar er ft^er niqt, unb ebenfomenig f^ttt bie Sonn bes ^riftlid^en (Glaubens
in bamaliger 3^it mä^renb bes arianifc^en Streits feinen Seifall^ ober an^ nur bos
äußere 9luftreten bes ^riftli^en Alerus, sumal in 9lom, feine Stlligung; es febU bei
i^m ni^t an beigenben Semerhingen bagegen (XXII, 5). (Er^ebli^ ift f^on, bog er
felbjt fi4 nie ffir einen (£:^riften erflfirt, unaea(btet er bies jur S^^t ^^ ^^ f^^^ ^^
26 gefc^rieben, um 390, ni^t aöein obne (Sefapr, foiü)em logar im beften Sememen mit
oen Staatspuptem ^e ausforemen I5nnen. (Entf^eibenb ift aber, baj} er bei bem
Sericbt fiber bte äugem 3uftänoe ber Air^e biefelben immer nur referierenb bejubelt,
au^ bann, wtnn er i^nen eine gemiffe Sitligung ni^t oerfagt, unb nie fic^ felbft in
fie einfli^t. SBenn er fpejiell ^riftli^e (Erf^einungen bejubelt, roie äRärturer, 6q»
so noben, fuat er in ber 3iiqtl eine (Erllarung mnsu, oie für einen (E^riften oduig über«
5[fiffig erf^einen mug, uno nur oon einem Stanbpunite begreifli^ ift, ber {ene 9Ius«
dide als etmas (Jfrembes. in ber Spraye no^ Ungemobnlid^es betrautet. Der dugem
Stellung na^ mar er alfo gemig ein $eibe, unb ebenfo mirb fi^ aud^ feine ^anse
Denlart als befangen in ^eionifc^en 9Infi^ten ertoeifen, smar ni(^t aus 9ln^n9lt^feit
86 an bie SSoHsreligion^ über bie er als aufgellSrt fiA erbaben mei^^ aber bo<| tn ben
®runban|i^ten ^eibmfc^er Denlart über ein bie menfi^licqen Dinge be^errf^nbes f^tum.
(Er erlennt ein roaltenbes numen an, melAes menf(^liäen Übermut beugt, unb menf^«
li^en gfteoel röd^t, oertritt alfo bie religiofen Srunbanfi^ten, meldte ate bie l^d^ften
Slüten bes Haffif^en ^eibentums eine mnä^erung an ben monot^eiftif^en Stanbpuntt
40 a^nen laffen.
SBenn nun bei 91. juglei^ eine ^emiffe 9lnnaberung an bas (T^riftentum ju er<
meifen ift, fo barf bies nur in bem Stnne gelten. Sag er au^ am (E^riftentum eine
reinere, urfprüngli^ere ($orm annahm, bie er für einoerftanben mit {enem allgemeinen
Deismus erflärte, bog er alfo einen allgemein p^ilofop^if(^en Stanbpunft einnahm, auf
45 meinem i^m mo^loerftanbenes ^eibentum unb unoerföMtes (E^riftentum als glei^^
bebeutenb erf^ien, mö^renb er bie fpesifif^ ^n|tli(^en Saj^e, namentli^ bie (formen
ber Xrinitötsle^re unter ben bamaligen Semegungen bes arianif^en Streits für bloßen
9lberglauben enlärte. SRan mirb menig irren, wtnn man in biefer 9luffaffung bes
(E^riftentums bie Denlart ber Silliaeren unb Sefferen aus bem Areife bes Julian
60 mieber finbet; mö^renb ber Äaijer [elbft unb eine Mi^turg, bie etwa bie linfe Seite
jenes Streifes feigen mag, fi^ in offener Sefe^bung bes (E^riftentums mit ben SBaffen
bes Spottes unb ber (gemalt gefiel, repröfenttert 91. eine befonnenere Stiftung, bie am
(E^riftentume eine tiefer liegenbe (Srunbibee oon ber ^orm oes bamaligen bojjmatifc^en
Streits unterf(^ieb, unb ber erfteren, als einer allgemein gehaltenen oeiftif^n SÖelt-
06 anfi^t, oerbunben mit einem jittli^en (Emfte, megen oermeintlidber Öberein|timmung mit
bem auf biefelbe SBeife ibealifierten ^eibentume, eine gemiffe Zuneigung ni^t oerfagte.
(^gen mir biefer 9luffaffung ber religiofen 9lnfid^ten 9{.s etnige Sele^e aus feinem
9ßerle bei, fo mirb ni(^t etma ]ebe milbe, beiftimmenbe 93eurteilung Artftli^er Dinge
fc^on ein Semeis für fein eigenes d^riftli^es 93e!enntnis fein, mo^l aber eine Seftä»
60 tigung ber angegebenen 9Irt unb SBeife entpalten, in n)el^r er fi^ mit ber oermeintli^
Swmunttti^ 9RtttteIliittt9 451
reineren (^orm bcsfelben einoerftonben n>ugte. 60 ^t er ^oc^cu^tung gegen man^c
[tttli(^e Seiten, gegen ben et^ifcben (£mft im &ü>tn ber C^riften, loie i^n ber Stonb
ber Slsleten^ O^^SF^u^^i ^ox allem ber SRärtqrer barbot ; bier ftrenge 9{ömerfinn, roa^r-
fd^einlt(^ mit ftoi^en (&runbfä^en belebt, lonnte biefen £ei|tungen [eine SeiDunberung
n\ä)t oerfagen. ^ei einem 93eri(^te iiber bie milbe Se^anolung gefangener d^riftlid^er 5
3ungfrauen burc^ ben ^erferßntg Sapores ift in ber (Ersä^lung Xetlna^me unb ^^tung
gegen (ie ni(^t 3U oerfennen (XVIII, 10, 4 : inventas tarnen alias quoque virgines
Christiano ritu cultui divino sacratas, custodiri intactas, et religioni servire
solito more, nuUo vetante, praecepit). 3nbe9 ben Stanbpunit bes $i[toriIers lögt
er fiA burä jene Xeilna^me ntd^t Qerrflaen; i^er bie 3Rilbe bes fton^s fugt er glei^ 10
bas Urteil Qinsu, bag fie nur JBerftellung geuoefen [ei, um [i^ bie ®emuter }u geroinnen
(lenitudinem profecto in tempore simulans) ; Qon Dellamationen über bie C&emalt
d^riftlid^er Slsieten [elbft auf l^eibnifd^e (Seuoalt^er, bie ^ier no^e lagen, unb bie jid^er
ein 2:ertullian, ein Sluguftin, ni^t unterlajfen ^en, loetg 91. nt^ts. SRit glei^er Xtxh
no^me (Gilbert er <|ri[tli^ aRärtqrer, XXII, 11,10: Das 93olf in Slleaeanbrien erfd^lögt 15
einige ^ortei^aupter, Darunter einen Si[(^of ®eorgiu5, oerbrennt bie Seiten, unb loirft
bie vl[^e ins 3Reer, id metuens, ut clamabat, ne colleetis supremis aedes illis
exstruerentur ut reliquis, qui deviare a religione compulsi pertulere crucia-
biles poenas, ad usque gloriosam mortem intemerata üde progressi, et nunc
martyres appellantur. 20
i)ie|elbe merlennung eines fittU(|en SBertes im (T^riftentume bri^t 91. enbli(^ bei
SAilberung ber Sefferen unter ben AriftliAen JUerQem, namentli^ unter ben £anb«
aeiftli^en aus, bie burA ®enüg|amleit in Sjpeife, Xron! unb Slnjug, bur^ bef^eibenes
2luftreten ben ®eifall ber befferen 3eitgenDJ[en enoarben (XXVII, 3, 15). (& ^atte
ben Unfug ber ^arteUömpfe in 9lom gej^iloert jur !^titt roo Damafus unb Urftnus 25
[ogar unter Slutoergiehen )i^ um ben sBtfqofsftu^l ftntten, fo baj^ eines Xages infolge
bes jlampfs in einer kxxAt 137 (ErfAlagene gruben lourben. (Er erllärt biefen Unfug
aus ber pönslid^ oertoeltliffiten, ^enuBfilcptigen (Stellung bes Alerus in ber ^auptftabt,
ber, beret^ert bur^ (Erbf^lei^ereten, nur auf pra^tige äBagen, glönjenbe jlletbung unb
üppige (gaftma^le [inne, unb [teilt Jbie[er itäotif^en Susartung bos SRufter mancher so
mürbigen fianbgeiftlt^en gegenüber. Übnaens entölt bie (Erjö^lung ein Seifpiel oon ber
treng objeftioen 9lrt, wie ^. über (^ripc^e Dinge berietet, inbem er § 13 |e^r beftimmt
i^ {elbft baoon ausfc^liegt: constatque in basilica Sicinini, ubi ritus Christiani
est conventiculum, uno die centum triginta Septem reperta cadavera peremp-
torum. 86
Die Stelle^ mtläj^t einen no^em 9Iuff^lug über %s Segrtff oon bem ^ö^jten
numen, nid^t tm ^riftli^en Sinne, [onbem na^ ber Sluffaffun^ eines allgemeinen
^umanitötsf^ftems enthalt, bejubelt bte ra(^enbe 9lemejis, 00 bet aller Sd^ön^eit ber
Darfteilung ein rein ^eibnifd^es CBepröge unoerlennbar ift, XIV, 11,25. 91. ^atte eine
Scene bes (^amilienmorbes tm Iaiferli($en ^aufe ersöp^^ bie (Ermorbung bes (&allus, 40
bes Srubers 3ulians, bur^ (Eonftantius, unb boran gefnupft. ba| fomo^l ber Srmorbete
barin ben £o^n früherer Unt^aten Qebügt ^abe, loie au^ oie msffi^rer bes SRorbes
balb barauf oom rö^enben Strafgert^t ereilt feien. Dies fü^rt i^n 3U einer ^ersens-
ergiegung über bas rö^enbe (Sefqfid, meines über ben menfd^li^en Dingen roalte : sed
vigilavit utrobique (bei (5allus unb bei beffen SRörbem) superni numinis aequitas ; 45
unb nun folgt eine S^ilberung ber Slbrajtea ober 9lemefis, einer Xo^ter ber 3uftitia,
bie niAt nur^ burd^ 9lusfü^rung ber anttlen 3bee oom oergeltenben ^tum, meines
menf(61i(^en Übermut beugt, fonbern no^ mebr bur^ Sinflemtung ber {euer (&5ttin in
ber alten Aunft beigegebenen Slttribute, bie 3nnig!eit bemeift, mit melier 91. fi^ in
biefem ^eibnifqen ooeenireife beioegt. Haec et hujusmodi quaedam innumera- 50
bilia ultrix facinorum impiorum, bonorumque praemiatrix aliquotiens operatur
Adrastia (atque utinam semper!), quam vocabulo duplici etiam Nemesim ap-
pellamus, jus quoddam sublime numinis efficacis; fie u)irb abgebilbet auf einem
aJlonbfreife fte^enb, mit W^^J^» quam theologi veteres (bie aßen 33erfaffer oon
I^eogonien, rote §omer, §efiob) fingentes Justitiae filiam — . 21. oerleugnet babei m
nid^t ben Stanbpunft bes aufgellärten ^^ilofop^en, ber fi^ über bie SRqt^en ber ^eib»
nifd^en 93olIsreligion ^inu)egfe§t: pinnas autem ideo illi fabulosa vetustas aptavit,
ut adesse velocitate volucri cunctis existimetur; aber fein 3beenfreis ift ein un«
oerfennbar ^eibnifd^cr, unb bas numen perpetuum (XXVII, 3, 15; aud^ caeleste,
aeternum, divinum, summum) ift i^m geroife ni^t ber d^riftli^e (5ott, fonbern eine «>
29*
452 Smmtaitttd VtwxOlhm»
3bee ber (&ott^ett in otel allgemeinerer Sluffalfung. 911$ letztes 39lq|terium au^ bes
C^ri|tentum$ erlennt er nur ben (glauben an eine loaltenbe ®ott^it an» xoel^er bur<|
ein fittli^ emftes £eben Sere^rung ju teil loerbe.
hiermit nierben roir aud^ ben 6^IflffeI 5u einer legten Stelle gefunben fyibtn, bie
5 |i$ na^er über bas Slufftelten oon !Dogmen in ber d^riftlid^en jlir^e [elbft ausfprid^t,
XXI, 16, 18; er berid^tet ilber (Eonftantius Singretfen in ben arianif^en Strett:
christianam religionem absolutam et simplicem anUi superstitione coDfundens,
in qua scrutanda perplexius, quam componenda gravius excitavit discidia
plurima ; quae progressa fusius aluit concertatione verborum, ut catervis anti-
10 stitum jumentis publicis ultro citroque discurrentibus per synodos, quas ap-
pellant, dum ritum omnem ad suum trahere conantur arbitrium, rei vehicu-
lariae succideret nervös, ginbet man ^ier freili^ (mit ß^lfflet) bie rel. ehr. ab-
soluta et Simplex in ber 9I$ana[ian{F^en Orfi^obosie, Qon xoel^er Sonftantius abfiel,
unb bie anilis superstitio, bie an i^m getabelt u)iro, in feinem 3lriani$mu9, bann
16 Q)Sre %, aüerbin^s ein S^n[t. unb iwcac pon ort^obosem Sefenntnis. hinein loie xoenig
pagt bies auf bte ganse odgilberung ! SBar benn SBortftreit, Streben mäf ^Illein«
Qen((^aft im (glauben, ^aufung ber Snnoben, iDorfiber er ben (Eonftantius tabelt, ni^t
eben|o gut au^ auf Seiten ber Slt^anafier oor^anben? $agt bie ^erbe 3^^nu^8» ^^^
er entroirft, ni^t ebenfo gut auf bie ^artei bes ö/jxxyvaiov, mk bes öjuoiovaiov? roöre
20 es ni^t eine bogmatif^e Befangenheit, bie am loeniaften ju bem gerühmten S^orfblid
unjers $i(toriiers Ftimmen xDürbe, xoenn man einen 2abel, toel^er bem gansen ^ortei^
treiben bes arianifc^en Streites galt, nur ju fünften bes nicänif^en Selenntnif)es xoenben
xDollte ? Slllein morin foll benn nun bie rel. ehr. absoluta et simplex befte^en, beren
9}erfe^ung mit einer anilis superstitio er bem (Eonftantius, aber getoi^ aud^ oet (5egen>
26 partei, S^ulb giebt? Sie befte^t i^m in ben S^en eines allgememen Deismus, in
ber 3bee einer CBott^eit in yooca monot^eiftifAer (form, aber bur^aus o^ne bie Se^
ftimmungen ber ^riftliAen Ünnitätsle^re; nur oiefe lann 91. mit ber anilis superstitio
gemeint unb ben 2:abel bes (Eonftanttus ba^in oerftanben ^ben, ba^ er fi^ auf ber^
gleiten Subtilitäten einlief. (Eine treffenbe parallele ju oie{em Urteile 9l.s fiber ben
30 arianif^en Streit fürs oor oeffen Seenbigung liefert ftonjtonttn b. (5r. gleich bei be[|en
Beginn (Euseb. de vita Const. II, 69 sq.); m feinem Briefe an oen Älerus Don
SHexanbnen, mobur^ er ben Streit glei^ im Sntfte^en ^u erftiaen hoffte, [teilt er bie
lontroQerfen Silagen ganj ebenjo als unnötig, oormi^ia, hnbifcp bar, als bloge Subtili^
töten einer sanlfüc^tigen S^ule, bie mit bem JBefen ber ^riftlic^en Religion gar ni^ts
S6 m t^un ^aben ; mas er als eigentli^en 3n^alt ber le^teren angiebt, lommt gan^ mie
bas perpetuum numen bes 91. nur auf allgemein bei(ti[^e Sa^e Qon (&ott unb oejfen
$roDiben5 hinaus (c. 71 : nepl /ukv ovv rfjg 'deiag npovolag jLua rig h vuXv eano
TiUnig, /jUa ovveaig, uia otnwjxrj rov xoehrtovog), Bei ben fogenannten (feebilbeten
unter ben Römern crnielt [i^ alfo oa^reno bes 4. O^^^^^unberts ein Urteil über bas
40 (t^iftentum. ©eitles bie ^röfete Billigfeit barin ju üben oermeinte, bafe es ^tntcr ber
9lu6cnfeite oer fpesiell d)nftliqen Dogmen, bie t^m ols 9rberglauoen erttienen, eine
reinere %oxvx bes (Glaubens (u^te, mel^e auf bie 9tefultate eines allgemeinen Deismus
^inausiam, unb morin basfelbe mit ben Sö^en eines oom Wnt^en^lauben gereinigten
^eibentums oollig übercinftimme. Dies roar ber Stanbpunit Slmmians, unb nur in
46 biefem Sinne roanbte er bem C^riftentume eine geroiffe ©unft 5u. Bon bie[em Stanb=
punfte aus erllart fi^ au^ fein tabelnbes Urteil über 3uli^s Befehl, mobur^ biefer
ben (S^riften (Erteilung oon Unterri^t in ben liberalen Stubien oerbot, um |o bie ^rift^
lii^e 3ugenb in bie Spulen ber ^eibnif^en M^etoren unb (Brammatiler 5U nötiacn
(XXV, 4,20). 91. nennt naS^ ben (5runb|a^en ber allgemeinen Humanität einen Befehl
60 unbillig, roelc^er einer sa^lrei^en, i^m in oieler $infi^t a^tungsxoerten Partei bie
freie Benuftung ber litterarifc^en S^ö^e ber Borseit oerfümmem follte. 9lber er |elbft
^e öugerliA mit i^r ni^ts 5u t^un; umgele^rt beioegte er [i^ in ben religiöfen gfor^
men bes ^eioentums ; bei 3öoians Regierungsantritt berichtet er bie angeftellten Opfer
o^ne label (XXV, 6, 1); bei 3wlion tabelt er ni^t biefen ^eibnif^en (Bebrau^, fon=
66 bem nur beffen xKertreibung (XXV, 4, 17).
31. loar alfo nic^t S^rift, loeber bur^ bie Xaufe, no^ bur^ ein eigentli^ ^riftli(^es
Belenntnis, fonbern er urteilte über bas C^riftentum nur bur^ einen Zxx\xm günftig,
inbem er bei bemfelben als Srunblage allgemein beiftifd^e 3been oorausTe^te. benen er
felbft suget^an mar. »icttberg f («öMffUn).
tp* ümtniiit 453
«mmoit, C^rtftop^ gricbri^ o., gc|t. 1850. — gciftlcr, ®ef(^i*tc bcr fäd^fi.
jd)cn Obeiöofprebigcr, iicipjig 1856 ; iHcin^Qrb unb §lmmon alÄ 5)ogmatilcr, fieipxig 1813 ;
\). Ämmon noc^ ficbcn, Änjid|ten unb ©irfcn, ßcip^ig 1850; $Qbft, ßcbcnä» unb S^aralter*
umriffe öon ?linmon'd, 5)rcÄben 1850.
S^riftop^ (^ebri^ Don Slmnton^ eine glSnsenbe Srf^etnuna unter ben Z^eologen 6
bes Stotionalismus, beiounbett als pteliDifjenber (gelehrter, als fru^tborer S^nftfteuer
unb als einflugrei^er 5ltr^enpoIittfer, oor allem als gexoanbter 9{ebner auf jlansel unb
^arlamentstribüne ; abet als ein f^manlenbes 9to^r f^on n)S^renb [eines SBirfens oon
Dielen mit Aopff^fitteln ange[e^en unb oon S^Ieierma^er infonber^ett gor fc^arf ge«
geißelt ; no^ mit 83 3^^^^ t^ 9Imt, fi^ [elbft fiberlebenb, ba ein obetflä^Iii^er SBort* lo
reid^tum bie Stelle ber frfij^eren imponierenoen ®ebanlen oertrat unb üoerbies bie Stxi
bes 9tationaIismus oöllm bo^tn wat, 3n Sa^Jen ^Iten Stiftungen, bie [eine 93ereQrer
aus Slnlag (eines 70. CDeburtstages 1836 errid^teten unb bie für junge S^eolo^en unb
^äbopogen oeftimmt finb, fein Slnbenfen waif ; ber jlir^engef^t^te aber i[t er nic^t, xoie
ein äJere^rer 1850 meinte, eine Sonne, oor beren ©lanje no^ na<^ i^rem Untergänge i6
oiele ^unberte oon rDif|en|^aftIi^en Sternen erblei^en, fonbern ein glönsenbes SReteor,
bas eine SBeile lana oteler Slidfe auf M 30g, aber bann raf(^ oollenbs oerfd^manb.
3u Saireut^, bas bamals no^ Qo^enjoIIerif^ xoar, am 16. 3^^^^^ 1766 als
So^n bes marfgräfli^n Äammenats Slmmon geboren; aus einer gamilie ftammenb,
beren ®ef(^i^te er feDbft 1825 in ber „(Seneabgif^en 9la6u)eifung bes (^amilienabels 20
ber oon 9lmmon" ge[(^eben ^at, beren Slbel 1197 begrflnoet. 1594 erneuert unb auf
feinen 9ntrag au^ tn Saufen 1825 anerfannt tourbe. S^on als Stubent in (Er»
langen ber ange^enbe $oIq^i|tor, ben man betounberte, xourbe er mit 23 3a^ten au^er«
orbentli^er ^rofeffor in ber p^ilojop^ifd^en, mit 24 ^oSjittn in ber t^eologifd^en J^futtät,
m^ei 3^^^^ fP^^ 1792 orbentlii^er ^rofeffor unb stoeiter UnioerfitStspreoi^er bafelbft; 25
feit 1794 mar er in (&5ttingen ^rofejfor, erfter Unioerfitotsprebiger unb !DireItor bes
t^oIogif(^en Seminars, feit 1803 au^ ftonfiftorialrat. Den SRuf na* ©iefeen, CBreifs«
malb unb Aiel f^Iug er aus, aber gern lehrte er 1804 als erfter t^eologifc^er ^rofeffor,
erfter Unioerfitotsprebiger unb Direftor bes l^omiletif^en Seminars nad^ Sriangen surfid,
bcfleibetc bort feit 1808 neben ber ^rofe|fur bas Superintentcnbenamt, unb lourbe, als 90
erlangen 1809 an SSaiern abgetreten mar unb 9mmon einen 9{uf na^ Serlin ab»
gelernt ^atie, au^ bairif^er AirAenrat. 1812 mar Ober^ofprebiger D. 9{ein^arb in
Bresben geftorben; man ersäblte, oer Heimgegangene babe feloft mit ^inmeis auf ben
Äalenber, ber am 19. Dejemoer ben SRamen „Kein^ro" unb am 20. Dejember ben
Flamen „Slmmon" aufmelft, ben (ftlanaer 3Jrofe|for als feinen SRa^olger gemün[(^t; 35
{ebenfalls erhielt Slmmon 1813 unb bemelt bis 1849, alfo 36 3a^re lang, bie einfluj}»
reiche Stelle als föAfif^er Ober^ofprebtger. 1831 oerlor bies 9lmt an Sinflug bur^
bie C&rünbung bes ytultusminifteriums, gemann aber au^ mieber bur^ bie ^Berufung
bes ^mtströgers in bie (Erfte 5lammer. Seit 1835 mar Slmmon aud^ Sijepröfibent
bes fianbestonfiftoriums. I)ur(^ bie Sleoolution 1849. bie bis in feine 30Bobnung4o
^ineinbrang, mürbe bes C&reifes f^ier unerfdböpflid^e ftraft gebrod^en; am 1. Slboent
1849 ^ielt er feine Slbf^iebsprebigt, am 21. uRat 1850 ging er ^im.
ein bemunbemsmert elaftifd^er ®eift, ber in ber Ilaffif^en, orientalif^en , rabbini«
f^en unb t^eologif^en fiitteratur ju $auie mar, alte unb neue Sprayen bie^rrf^te, ni^t
minber ^biloba unb ^^ilofop^ als S^eobg, bementhn:e^enb Herausgeber ber $etuba 45
bes (Eurip&es, Des Slmmonius SaRas. einer grie^ifmen Überfefeung ber fünf Sü^er
anofis aus einer oenetianif^en ^anbltprift, einer auf Rantifc^er (Srunblage ausgeführten
Sittenlehre, unb als t^eologif^er S^riftfteller ebenfo ber ftrenaen äBiffenf^aft als ber
^raatis bes geiftlic^en Slmtes bienenb. Merbings oerbanb [%^intt biefer Claftidtfit
bes C&eiftes, menn man fo reben barf, au^ eine eiafticit&t bes (t^ralters. 50
Unter feinen miffenft^aftlid^ t^ologif^en SBerfen finb am meiften ^roorsu^eben :
Siblifd^e S^cologie (feit 1792), (SOß (feit 1795), Dogmatt! (Summa theologiae
christianae feit 1803), gortbilbung bes (IMtentums jur SBeltreligion (feit 1833).
9Jiel Streit erregte bte im Steformationsiubelja^r 1817 unter 3wffi^^^^9 i^ ^^
(naus ^armsf^en Xl^efen herausgegebene „Sittere ^nei für bie (&laubens[qmä^e ber 66
3eit". Der praftif^en Ideologie bienen: „3been 3ur Berbefjeruna ber ^errf^enben
^rebi^tmet^obe" 1795; „Anleitung 3ur ^riftli^en 5lan3elberebtfamfett" 1799"; „Über
bie QEtnfü^rung ber ^Berliner ^ofiir^enagenbe'' 1825 unb yäjUxtxijt ^rebigtfammlungen
[omie einsein gebrudtte ^rebigten. Airi^enpolitif^ blieben ni^t o^ne Sluffe^en: „uoer
oie Hoffnungen einer freien Sereinigung beiber proteftantifd^en ftir^en" 1818 unb „bie eo
454 tp* Swmoit
oemtfc^ten C^en'' 1B39. 6etne legten iDif|en|<|QftIt(^n S^riften moxtn: „T>as £eben
3cfu" 1842 unb ,;Die nm^rc unb folfc^c Oit^obojie" 1849.
Slmmons bibltj^e Z^eologie lotll nur eine SRoterialienjornntlung ffir bie Dogmatil
[ein unb ,,bie Slusbeute einer ri^tigen. ararnntatifd^^j^iftorifcpen (Esegefe berjenigen Se»
5 tDeisftellen liefern» aus loel^en bie fie^rfa^e ber bibli[(^en Dogmatil fliej^en". Sie
mochte „bas alte t^eobgif^e Softem feinen eianen JBerteibtgem ilberlaffen unb fi^ oor ber
$anb ausf^lieglid^ ntit genauer Unterfuc^ung oer biblif^n Segriffe unb Setoeisftellen be«
[(^äftigen''. Dabei merben bie „(Eigenheiten'' unb fiel^r^n ber einjelnen biblif^en Schrift«
fteller in ^ronolo^if^er Orbnung berudfiAtigt, ba es Stufen ber Cffenbarung giebt
10 unb ,,eine aügememe Offenbarung, bie auen SRenjd^en 5U allen 3^uen biefelbe fein
foll, fi^ ni^t beulen lafet". .,Die SAüIer JJefu bilbeten cm bem SRejfiasberuf i^res
großen £e^rer$ ben anegorij^*moraIi[4en Q^^nttianismus als bie ^iftonj^ Srunbla^e
oer neuen unb befferen !Reltgion", feber, fo mit er es oerftanb; aud^ ^aulus jeiat la
,,bur^ bas offene (&e[tänbnis über bie ÜnooIIIommen^eit feines eignen t^Ioatfc^en
16 äBiffens (1 fto 13^ 12), bafe er feinen Sele^rungen leinen unbebingten 3Q3ert beileate".
Die 3nfpiration tft ,,eine jiibif^ S^IIibee", aber troMem ionnten bie bibU|qen
Slutoren o^ne Xöufd^ung i^r SBort als gottli^en Unterriqt oortragen. „S(us eignem
9la^benfen, aus einem reinen moraIif<|en Semuj^tfein, aus einem freien, alle Sreffeln
ber äBiIHflr abioerfenben ®ei[t gingen i^re Offenbarungen ^eroor; mie !önnten mir in
20 einer reinen X^eologie ber 93ibel t^e JBerbienfte beffer ehren, als menn mix oon ber«
felben l&eiftesfrei^eit l&ebraud^ ma^en, ju ber fie uns felbft au|forbem?"
Diefer „rationale Glaube" beoerrfd^te au<| 9Immons Iatetni[4 ae[<|riebene Dog-
matil, als fie in erfter 3lu|Iage erf^ien; aber aüma^li^ ma^te fic^ oet ben 9leubeor>
beitungen bes meit oerbretteten £e^rbu^s ein immer pofitioer merbenber Seift, eine
26 sune^menbe Steigung jur lird^Ii^en £e^re bemerlbar. 1813 faate Slmmon auA ausbrild^
lid^ tn bem oon i^m herausgegebenen „ftritif^en 3oumal oer neueften ineologifd^n
£itteratur'', mie er bur^ fortaefe^tes Stubium ba^in geffibrt fei, baj} „bie Serfu^ung,
ber Ü^eolo^ie ein neues URobegemanb umsumerfen, nun jeben 9{e^ filr i^n oerloren
^abe". Dtefe SinnesSnberun^ mfirbe Slmmon mit ber3^tt teilen, in ber er lebte, unb
80 niemanb tonnte ibm baraus einen SSonourf ma^n. SBenn es aber [^on auffällt , bag
er in ben Ziagen bes fonft e^er tonferoatio merbenben Filters mieber bte frfi^eren ratio«
nalifierenben Slnf^auungen, ^c^ftens in nod^ mutigerem Xone, oerifinbet, Jo mac^t es
einen gerabesu peinli^en Sinbrud, bog fein (Einlenlen in bie lir^li^en ^a^nen mit
feinem Aommen na^ Saufen, mo bas URinifterium (Einfiebel bem lir^li^en Glauben
86 mieber (Eingang ju oerf^affen fu^te, unb fein 3urfidlenlen in bie frühere ^rt mit
bem 9tüdtritt bes genannten SRinifteriums jufammenfällt. „Die gfortbilbung bes Q^riften»
tums 5ur SBeltreltgion" erfd^eint, na^bem ber Sltem 1830 bur^ ben Sturs Cinfiebels
freier geroorben mar. „Um eine neue (geftaltung ber Sollsreligion Rubelt es ji(^ ^u--
nääft unb unmittelbar in biefem Su^e niät; ber Serfaffer nennt es oielmeqr etne
40 Slnfidbt ber ^o^eren Dogmatil, meil fie Denlem unb ^^eiflern gemibmet ift, mel^e bie
Srücte bes gemeinen (Glaubens ber Slutorität hinter fid^ ^en, . . . eAten Sere^rem
ber ^Religion ^t\Uf mel^e bas (Eoangelium 3^fu oon gansem ^enen fqä^en, aber es
ni^t begreifen, mas i^nen bie äBürbe eines ^ubenlönigs 5U i^rer Seligfeit nfi^en foll''.
(Es gilt, „bte unoerfennbare Xenbens aller ^riftli(^en ^arteten na^ einem gemein^
46 f^aftlid^en Selenntnis ^eroorju^eben".
Derfelbe Wangel an S^|tig!eit ma^t \väf bei Slmmon au^ in ber Seurteilung-
einselner t^eologif^er ^^aaen geltenb nnb tritt in befonbers bebenlli^er 9Bei|e in feiner
Sittenlehre ^eroor. Die unmo^^eit mirb 3. 93. jugelaffen, mo ber anbere fic^ fittli^en
(grünben umugöngli^ enoeift. 9Bir lefen oon ber unoerbrfl^li^en ^fli^t bes Ge^or-
60 fams aegen bie Obrigieit, bod^ au^ mit ber Sef^ränfung, ba^ er ni^t auf unaere^te
Sefe^le aus5ube^nen fei; mir lernen, bog biefer Geborfam bte 9{eoolution ausH^lie|e,
in Der SInmerlung jebo^. ba^ fie ba ni^t oermerfli^ fein I5nne, mo fie fi^ ber SBilllur
entgegenftelle. !Die (E^e|^eiouna mirb entfc^ieben oenoorfen, bann aber ein gf^fti^alten
am (Eoebunbe unter f^roierigen Ser^öltniffen nur als eine $elbentugenb. nHfi als ^fli^t
56 bargeftellt. S^leierma^er fyxi in feiner „3uf(^rift an ben Ober^ofprebtger 9Immon
über feine Prüfung ber ^arms'f^en Sa^e" berartigesS^roanfen gegeißelt: „So laoiert
bas S^iffd^cn, [0 gleitet ber Slal!"
Dem ^omtleten Slmmon gereAt 3U merben, ift in unferer 3^it> ^^^ ^^"^ flönj
onbere Sprache rebet, fe^r ferner, ^ebenfalls geno^ er bei feinen 3^^^^^^ ^^^^ ^^''
eo beftrittenc Slnerfennung feiner ^omiletif^en Äunft.
n. ümmott SUntttottttrr 465
9luf SImmons (&rQbftem im Dresbner (EUasfrieb^of fte^ 2 fto 13, 8: ,,9Bir lonnen
nt^ts loiber bie äBol^l^eit, fonbent für bte W&cifft^tri". D. ^ibeliud.
9inmoniter, V'.*? "•rs, *Afi/juxvhai. Den Urfprunfl biejes SJoIIes «gä^lt ber 8eri^t
6en 19, 38, na^ meinem es, tote bos no^e Qenoanbte SruberooH 3RoQb, burd^ £ot
mit SObrofiam unb ben oott Slbra^m abftommenben Sönent, Ssrael, 3smael unb Sbom, 5
genealogif^ Derbunben xoar. Der 9lame 9Immon mirb l^ier als Ben 'ammi, b. i. „6o^n
meines SSertDanbten" erllart. 3n frfiberen 3^Uen too^nten bie 9Immoniter in bem nörb«
li^ Don ajloab gelegenen Xeile bes x)ftiorbanIanbe6. n>o |ie nac^ Dt 2, 20 f. bie riefen«
Soften Urbemo^ner, bie Samjummiten, ausgerottet Rotten. 3^^ 3^it 9Ro[es xoar aber
ber ^rögere unb reiche meitli^ Xeil biejes (Gebietes i^nen Don bem amoritifd^en 10
ftöntge 6i^on entriffen morben, |o bah i^nen nur ber Oftranb bes Gebirges unb bie
ö[tli^ baoon liegenbe Steppe fibrig bueben. 6t^on mürbe Don ben Israeliten befiegt,
bte {t^ nun in biefem Xeile bes altammonitif^n £anbe$ feftfeMen, iDo^renb bie 9(m«
moniter felbft fortmä^renb auf fene dftlid^en Segenben bdArönft blieben (92u 21, 13.
24; Dt 2j 36 f.; 3o| 12, 2. 13, 10. 25; «t 11, 22). Kad^ Ki 11, 22 er|tre(fte fi^ 15
Das israelttif^e (gebiet 00m Z^i\^^n m äBeften bis 5U ben oon ben Slmmonitem be«
tDo^nten Steppen öftli^ oom fübgileabitifd^en (Gebirge, naAS^f 13, 25 bis 9[roer, bas
öftli^ oon Slabba lag. Slber Dt 2, 37 (eigt es ausbrudltd^, bag bie Slmmoniter au^
Stöbte auf bem 6ebirge befaffen, unb 5U biejen St&bten ge$9rte [elbft bie ^aupt«
ftabt bes ammonitif^en Steiges, Slabba ober Slabbat bene SImmon, bas an bem oberen 20
(geaen 92. fliegenben) "^^cbhol lap. (genauer loirb besbalb Dt 3, 16 u. 5. ber 3(AboI
b. 9. be[fen oberer £auf, ber je^tge Wadi 'ammftn, a& SBeftprenje bes ammonitif^en
fianbes angegeben. $iema^ n>aren bie Slmmoniter aHo jur $älfte ein auf ber 6teppe
lebenbes dtrtenooü, 3ur ^ölfte ein jtulturooß, benen oas an frud^tbaren !Q&Iem (^er
49, 4) unb f<|önen SBälbern reid^e Jflbgileabitif(^e (gebirge gfinftige Sebingungen ffir2ö
bie Entfaltung einer gen>iffen (Eioiliation barbot. Son ben ammonitif^en Stabten
mirb meiftens nur bie ^auptftabt Kabbo enoa^nt (Dt 3, 11; 3of 13, 25; 2 6a 11,1.
12, 26 f. 29. 17, 27; 1 (Ehr 20, 1; 8lm 1, 14; 3o[49, 2 f.; 0^21, 25. 25, 5). «Ein
2:eil baoon l^ieg „bie SBajjerftabt'' (2 6a 12, 26), ma^rf^einli^ ber untere, am Wadi
'ammän gelegene 6tabtteu. 3{a<Si Dt 3, 11 befanb ft^ in 9{abba ber loloffale aus jo
Safalt oerferttgte 6arg bes jlöni^s Og. ^ugeroem ift 9li 11, 33 oon jxoansig, oon
ben 3sraeKten eroberten ammonttifc^en 6tabten bie 9lebe, barunter befonbers 9lroer,
bas na^ 3o| 13, 15 öftli^ oon SRabba lag, WmrSi (C^ 27, 17?), noi (Eufebius
(£)nom. £aQ. 280, 44) oier römif^e 3Reilen oon ^esbon am aBege na^ 9iabba, unb
SIbel Aeramim, na(^ (Eufebius (Onom. 225, 5) ein xoeinrei^es Dorf. 7 SReilen oonsö
9{abba entfernt. 3bentifi3iert i^ leine oon biefen brei Stäbten. 93gl. augerbem noc^
„bie üö^terftöbte 9{abbas'' Z^i 49, 2. 3n politif^er Sesie^ung [tanoen bie 9lmmoniter
f^on in ben ölteften ^tWtn unter ber ^errf^aft eines ftonigs. Die 9{eIigion ber 9m«
moniter ift o^ne 3^^m^I niit ber ber äRoabiter na^e oenoanbt getoefen, loenn au^ ber
92ame Aemofd^ als ammonitif^e (gott^eit 3{\ 11, 24, loa^^einuc^ auf einer 93enoe^[e» 40
lung beruht. 35re ^auptgott^eit ^eiht im 311 SRillom, 1 % 11, 5. 33; 2 Äg23,13,
auc§ 2 Sa 12, 30; 3er 45, 1. 3 (aber laum 2lm 1, 15; 3ep^ 1, 5), ©0 bie aRafJo-
retten fal(^ oofaltfieren. Die Snbung biefes. mit äRoIoc^ oenoanbten 9lamens ^at
man als ein urfprün^li^es '^am erllärt^ unb Darin einen ammonitifd^n Sottesnamen
oermutet, ber au^ tn Sileam {'km t[t Ba'al ober $en) unb in bem Solfsnameniö
älmmon (ogl. (&en 15, 38) oorlieaen {oll 3n bem ftonigsnamen Saalis 3^^ ^0, 14
finbet SBae^gen einen ^uiammen^ang mit 3fis^ xoas auf [päteren äg9ptif^en QEinflug
l^imoeifen mürbe. Der tn ben ajfqrifd^en 3n{^nften aufbemo^rte jlömgsname $ubuilu
Seigt nur ben geioo^nli^en femittf^n (ßottesnamen (El.
Das SJer^öltnis pif^en ben Slmmonitem unb ben 3sraeliten loar beinahe immer 50
ein fe^r feinbh^es, n)te ja au^ bie (Enol^lung C5en 19, 30 ff. bie Stimmuna ber 3s«
raeliten ^egen bie ammonitijA^moabitif^en Srflberoößer Ilar ausbrfidt. 9la^ Dt 23, 4 f.
burfte !etn 3Rit^lieb biefer 9351fer in bie israelitif^e C&emeinbe aufgenomen loerben.
3n)ar n)urben bte älmmoniter bei bem (Einjuae ber 3sraeliten in Aanaan ni^t ange-
griffen, naci^ 9lu 21, 24, xoeil i^re ©rense feft loar. nac^ Dt 2, 19. 37, ©eil (5ott es 55
ben 3sraeltten oerboten j^atte. älber {(^on in ber 9{i&tei^eit lom es 5U S^inbfeligleiten,
inbem bie 9lmmoniter bie bebrön^te £age ber 3sraeliten 5U benil^en fugten, um i^r
(gebiet im Cftjorbanlanb 5U enoettem. Die Sileabiten polten inoeffen ben oon i^nen
oertriebenen ^reibeuter^uptling 3ep^ta surfid, bem es balb gelang, bie 9lmmoniter 5U
466 9lmtit0ttttfr
beficgcn unb eine 9?ei^c i^ter Stäbtc ju erobern (3?i c. 11). Später belagerte ber
arnntonitif^e Aönig 92a^as bte gtleabitif^e 6tabt ^cibes. 3n ber öugerften 9lot fd^idten
bie SetDo^ner 93oten na^ bem äBeftforbanlanbe, um bte ^ter roo^nenben Stamme
genoffen 5ur $tlfe m rufen. 6aul folgte btefem Slufe unb braute ben ^mntonttem
5 eine )o fd^roere 92ieoerIage bei, ba^ [ie bie Selaoerung aufgeben mußten, grür bie
israeIiti[Ae (I5ef^t^te roar biejer Ste^ oon ber grönten sBebeutung, loeil bas begeijterte
Soll nad9 bem Kampfe 6aul als [etnem ilönig bulbigte (1 6a c. 11). 3^ X)ai)tb
[tanb 3l(ä)a6 mä) 2 6a 10, 1 ff. in einem freunblt^en Ser^Itniffe. Sein ^o^n unb
92a^foIger $anun bej^impfte bagegen bie oon Daoib gef^idten SRänner auf fo fernere
10 SBetfe, oa^ ber israelitif^e Aonig ein ^eer unter ^oä) gegen bie Slmmoniter [^idte.
ObJ^on btefe oon ben Slramöem norbli^ oon ftanaan unterftfi^ lourben, u)urben fie
bo(9 oon bem energifd^en ^ooib ooüftänbig gef^Iagen. 9lad^bem Daoib bie ^romäer
in einem folgenben Slriege befiegt l^e, fanbte er aufs neue S''^^ ^^ ^^^^^ $eere
gegen 9lmmon. Die 3sraeliten oer^eerten bos fianb unb begannen bie ^auptftabt 3u
15 erobern. SRa^bem fie bie oben enocU^nte 3Baffer|tabt eingenommen ^tten, (am Daoib
auf 3oabs 3Bun[^ [elbft 5um Selagerungs^eere unb eroberte bann bie fibrige 6tabt,
iDona^ er bie 9lmmoniter ju f^ioeren (Lohnarbeiten benu^en lieg (2 6a 12, 31 na^
ber ^nberung (15. ^offmanns). Die pra^toolle ibrone bes C5otte9btIbes SRilloms unb
fe^r oiel Seute führten bie Ssraeliten als Irop^en mit [i^ (2 6a c.ll— 12). 6j)ater
2omaäten bie Slmmoniter fi^ u)ieber frei oon ber israelif^en ^enf^aft. 3Baarf^mIi^
gefcpa^ es erft naä bem Xobe 6aIomos — {ebenfalls loeift bie Xbdfa^e, bag biefer
Aönig in feinem $arem ammonitif^e grtauen ^atte, barunter bie URuiter SleQabeams
(1 ftg 11, 7. 14, 21), auj ein ungeftortes SJer^ältnis pifAen beiben 9350^ ^tn.
3lai) ber 6paltung bes 9let^es aber ae^örte bos loieber felb|tftanbig gemorbene amnto«
25nitif^e 9lei^ va ben f^Iimmften Jl^inoen (Ephraims, tote bie Slnllage bes ^rop^ten
SImos (1, 13 ff.), ba^ bie^mmoniter in f^onungslofen 5lriegen i^r C5ebtet tn ®ileab
erweitert Ratten, bemetft. Die itoni^sbfi^er eno^nen ni^t bie ^mmoniter in biefer
3eit; bagegen fennt bie G^ron9 etnen Eingriff ber SImmoniter unb anberer 93oIfer
auf Z^ha unter 3i>N^<^ (^ ^t c. 20). 9ca^ ben ajforiF^en- 3nf^nften lourbe
30 ber mit Sl^ab in ^qratm glei^eitige jlbnig ooUjSlmmon Sofia, ben 6o^n 9{u^ubi'$,
oon 6almanaffar II. (860 — 825) bei 5lariara in 6qrien ilbenounben. Die CD^ronif
berietet (2 S^r 26, 8. 27, 5) oon Xributja^Iungen ber Slmmoniter unter Uffia
unb^otam, roas freili^ naA 3^f H» 1^ ^on nur oorüberae^enber Sebeutung geroefen
fein fann. Dagegen ftanb ber mit SRanaffe glei^jeitige Aönig ißubuilu oon mimon,
85iDie überhaupt bie u)e|tafiatif^en Surften ber bamaligen 3^it, in einem 93afaIIenoer^
^aönijfe ju bem aff^nf^en ftönige Sljfar^abbon (681—668). Den Ssraeliten ^egen^
Aber blieb bie 6timmung ber Slmmontter in ben legten 3^^^^ 3ubas ebenfo fetnbli^
loie früher, roie u. a. bie Dro^u)eisfagungen ber ^rop^eten gegen 9lmmon jeigen (6ep^
2, 8; 3er 9, 25. 49, 1—6; CEj 21, 25). SUs 3ojaRm oon »abel abfiel, begnügte
40 92ebufabnefar fi^ oorlaufig bamit, ammonitif^e, moabitif^e unb aramäif^e otret|«
f^aaren gegen 3^<^ 3^ f^iden (2 Ag 24, 2). !ixo(vc btmen fpfiter ammonitif^e, rote
au^ moobitif^e unb ebomitif^e ©efonbte na^ 3cnifalem um 6ibfija ju einer ftoa«
lition gegen Sabel aufsuforbem (3er 27, 2 ff.). ^TIs aber 3^ni[alem gefallen roar,
jubelten bie Slmmoniter (CEj 25, 1—10), unb il)r ftonij Sa'alis f^idte 3smael na^
46 3uba um (Sebalja ju ermorben, roobur^ bie relatio ru^tgen Ser^altniffe unter ben ju»
rüdgebliebenen 3sraeliten roieber peftort rourben (3er 40, 13 ff.). 3n ber na^exilifqfen
3eit gehörte ber Slmmoniter lobta mit feinen fianbsleuten ju ben erbittertiten gfeinben
ber oon Ssra unb 9lebemia oertretenen Stiftung unb fugten bur^ alle ußittel, roenn
au^ oergebli^, ben ÜJlauerbau in 3^rufalem ju ocr^inbem (3leb 2, 10. 4, 1. 6, 1).
50 6onft tetlten bie Slmmoniter in biefer 3^tt bas 6^idfal ber 3sraeliten unb ber übrigen
9la^barftaaten unb ftanben suerft unter per
if^er, bann abroe^felnb unter ägqptif^er
unb fqrijd^er ^errfd^aft. Die alte ^auptftabt 9{abba rourbe fe^t in eine ^elle>
niftif^e 6tabt oenoanbelt, bie naA ^tolemöus II. ^^ilabelp^us ben Flamen $^ila^
belp^ia erhielt. 6ie rourbe im 3<^te 218 o. (S)X, oon Slntto^us belagert unb burd^
65 SBafjermangel 3ur Übergabe gejroungen. 3n ber maBabSif^en 3^it ftanben bie 3lm=
monttcr unter ber §errf^aft eines Igrannen limot^eus, ben ^ubas in mehreren Äömpfen
befiegte (1 SRal 5, 6 ff.). Um bas 3a^r 135 o. (Oft. roar ip^tlabelp^ia in ber C5eroalt
bes Igrannen 3^no Äot^las (3of 9lr^. 13, 8, 1). 6päter rourbe es oon ^ompejus
in ben 6töbtebunb ber je^n 6tabte (Defapolis) aufgenommen unb blieb nun für lange
60 3eiten unter römifc^er $enf^aft. Das (i5ebiet ^^ilabclp^ias erftredte fi^ gegen 2Bcftcn
9titm0tiMer !bit0b 457
bis jii einer Stöbt 3ia, 15 röm. 9WeiIen von ber ^ouptftabt, rote roit ans bem Se»
ri^te bes 3o^P^ws übet ©rensjtreittgleiten jroifd^en ben ^uben ^etöos unb ben ^^i«
erfahren (9ltd^. 20, 1, 1, roo roo^I für Mia oielme^t Zia ju lefen ift, ogl.
^en J^ei^ettslrieges rourbe $^tlabelp$ta
labelp^iern
(Eufcb. Onom; 258, 51). '9Im ainfan'ge bes jübi
roie bte metften ^elleniftif^en Stäbte bes fianbes Don ben aufjtänbif^en 3uben über= 6
fallen. Der 5Rame „SImmoniter" fommt no^ bei 3uftinus SKärtar (t 166) oor, ber
fie oIs fc^r sa^IreiA ermähnt. Später oerfd^roinbei er aus ber ©ef^i^te, inbem bte
«eroo^ner nun ju ben 9lrabem gereAnet würben. Die prai^tDoIIen 9?uinen 'ammäns,
rote ber je^tgc 9lante bes alten ^^abelp^ias roieber lautet, ftantmen aus ben römifd^en
3«itctt. ». mf)U 10
^moh, (Erjbif^of oon fi^on, 841—852. Epistolae et opuscula bei SBalmiuö.
Agobardi opera, 2.^ *ari«1665, @. 135 ff.; BM 14. ©b. 8.329; MSL 116. »b. ©.141ff.—
Hist lit^r. de la France, 5. »b, «Patt* 1740, ©. 105; SSerner, Sllcuin unb fein Saftr^un*
bert, 3Bicn 1681 , @. 327 ff. ; @*rör«, ^cr Streit über bte ^räbcftination Im 9. Sa^rb.,
5rcib. 1884, @. 83 ff. 16
Slmolo, Slntulo, in ber S^ule oon £qon unter ber £eitung Slgobarbs gebilbet,
feit 16. 3anuar 841 (Annal. Lugd. MG SS I S. 110) fein SRoc^foIger auf bent
ersbif^öfliAen Stuhle oon £qon, geftorben ben 31. aR&rj 852, rei^t fi^ bur^ feine Se«
fömpfung oes 9lberglaubens roüroig an feinen 93orgänger an. 3^U9^ ^^^ tft fein
Srief an Z^eutbolb oon £angres. Diefer ^otte i^m gemelbet, bag jroei 9Ränner, bie 20
]\6) för SKon^e ausgaben, (Bebeine eines ^eiligen, beffen Kamen fie oergeffen ^tten,
aus Stauen mA Dhon gebraut unb am ®robe bes ^. benignus in ber ii)m geroei^ten
ftir^e niebergelegt Rotten ; bur^ Seru^rung biefer ^{eliquien rooren SBeiber oon ^ef«
tigen 3u(fun9en überfallen roorben; in bem großen baburd^ entftanbenen 3ulctufe ^e
bas (Bleibe ftd^ an beinahe 400 ^erfonen roieber^olt, unb äj^nli^ Sr[^e{nungen hätten 25
fi(^ auif in bena^barten C5egenben gejeigt. 9lmoIo riet, jene C5ebetne auger^& ber
Rix^e 5u begraben, bamit fie ni^t fernem Slnlag 5U 3rrtum unb ^erglaufien gaben.
Die angebli(§en SBunberroiriungen beruhten auf betrügerif^en Slbfi^ten unb ©eroinn*
fuAt. ^nli^es |abe er bei £eb3eiten älgoborbs gefe^en, ber bie Setrfiger entlarot
Oabe; aud^ in Ufej ^Stten bie feltfamften Srf^inungen fofort aufgehört, als Sifc^ofao
Sart^olomöus oon 9larbonne oerbot, ben Betroffenen SlImo|en ju reiqen. — SBie in
bem SBiberfpru^ gegen ben SIberglauben, fo folgte Slmolo aud^ in bem Slnlömpfen gegen
bie Stellung, roeli^e bie 3uben in Sübfranfret^ einnahmen, bem Soigang ^Igoboros.
Sein ftarl 0. Ä. geroibmetes Su^ gegen bie 3uben giebt ni^t unintereffante 2Rit=
teilungen über bie meffianif^en CErroartungen ber3^^n im beginnenben SKittelalter. — so
Snbli^ beteiligte fi^ Slmolo bur^ einen Srief an ©ottf^aß auä) an bem ^röbefti*
nationsftreit bes neunten 3<^t^unberts. ©ottj^al! ^otte oerfu^t, ii)n für fi^ ju inter«
effieren, fanb aber bei i^m fein 9Serftanbnis für feine ©ebanlen. Sein Stanbpunit
fpri^t fi^ in ber an ben gefangenen SRön^ geri^teten 9Bamung aus: Noli te
sensui tuo committere , s^ maiorum iudiciis atque sententiae, immo divinis 40
et ecclesiasticis auctoritatibus facile cede, libenter adquiesce et obedienter
subde te (ep. 2 S. 152 Bai.) Den fa^Ii^en ©egenfa^ fagte er felbft in folgenben
Sö^en 5ufammen: In primis displicet nobis valde, quod dicis et asseris, ne-
minem perire posse Christi sanguine redemptum, secundo loco, quia eccle-
siae saeramenta, videlicet exorcismi et baptismi, chrismatis et eucharistiae, 46
ac manus impositionis , perfunctorie et fnistratorie omnibus, qui post per-
ceptionem eonim pereant, dari confirmas; tertio quia et divinarum scriptu-
rarum testimoniis et sincerissimis s. patrum dietis tarn perverse abuteris,
ut haec omnia . . ex Ulis . . adfirmare contentas; quarto, quia tarn dure . .
de divina praedestinatione sentis et loqueris in damnatione reproborum , ut 60
omnes illos, qui ad sinistram ponendi sunt in die iudicii, . . ita sint divinitus
ad interitum praedestinati, ut eorum prorsus nullus aliquando potuerit, nullus
possit salvus esse; quinto quod ita exarsisti adversus eos, . . ut dixeris, eos
tam irrevocabiliter et incommutabiliter perditioni esse praedestinatos, sicut
Deus ipse incommutabilis et inconvertibilis est; sexto, quod Deum et sanctos 60
eins in perditione eorum . . dicis exultaturos et gavisuros. — Sirmonb f)ai ber*
felben ^anbfc^rift, ber er ben Srief an ©ottfd^all entnahm, jroet anonqme Xraltate
(De praescientia vel praedestinatione divina unb De gratia et praescientia
Dei) unb eine Sammlung Sentenjen aus ^uguftin entnommen (S. 172 ff., ogl.
458 Slntob SCmoti
S. 148 95alu3.); et urteilte, bafe bie beiben Xraltate a genio Amolonis non ab-
horreant. Die ^ier angebeutete SSennutung, Jie feien SBerfe Slmolos, eignete fi^
Salu}ius an (praef.). Sie rourbe feilbem ^enfienb (bo^ ogL S^rots S. 33
S(nm. 37). 3rgenb ein Seioeis fflr |ie lagt fid^, foDtel i^ fe^e, nt^t fähren.
6 (^^nn t) <^o«tf.
amott CP"-? 3er 46,25), äg9pt. «Bott. - (£b.»ic^cr, «rtiIcU«mmon"in5Rof4cfö
l^e^ifon ber gvtec^lfc^en unb römtfc^en ^^t^ologte.
Simon, grieA. "J/^/xcov, feltner ^^licoy, altäg^ptif^ A'mön, jpater (au^ loptif^)
Amun, ijt ber 9(ame Des £oIalgottes ber oberagqptifdben 6tabt Xqeben, ber Diospolis
10 megale ber ©rieben (|. No-Amon). Die (Etymologie bes Jlomens i|t mie bei ben
meiften äg9pti[(^en (göttemamen ni^t fejtjuftenen, bie X^ologen ber fpöteren Stri
bringen i^n mtt ber SBursel 'mn „oer^ültt, oerborgen fein" jufommen unb erilären
Simon als ben „oerborgenen" ; fo auA Manetho (bei $lutarq, de Jside 9) rd xe-
xQvjujuevov xal rrjv xgvynv. lufpüngli^ f^eint ämon ein ©Ott ber gni^tborfeit, ein
löQErntegott aeioefen ju fein; bo^ rofarb er f^on im mittleren 9{ei(^e, na^ ber £ebre, bag
alle agqptif(^n ©ott^eiten, loel^en Flamen fie au^ tragen mögen, nur oerf^iebene
gf^rmen bes einen Sonnengottes feien, als Sonnengott aufgefaßt. Slls fol^er ^igt er
Amon-Ra-setn-nteru „9Imon ber Sonnengott, ber ftönig ber ©ötter" (griec^. M/iov-
qaooyv&rjQ) unb tft fp&er oon ben ©rieben tj^em 3^^ gteic^^f^^t toorben. Sein
20Deilige5 ^ier loar ein SBibber mit eigentfimltd^en na^ unten gebogenen Römern.
!baraeftent u)urbe ber ©ott gemo^nlic^ ab SRenf^ mit blauer ^aumtrbe, auf bem
ftopfe eine eng anliegenbe ftappe mtt smei langen, aufrecht tte^enben gfebem tragenb.
Seltener u)urbe er in ber ©eftalt bes (Erntegottes ÜRin oon ilootos, mtt bem man i^n
oielfa^ ibentif ijierte , itbqp^allif^ miebergegeben. 9lu^ toiboerldpfi^e Slmonsbimr
25 finben fi^ befonbers ^uf tg in iRi^ien, toopin ber ftultus bes ©ottes tm neuen SleiAe
gelommen loar unb mo er namentli^ fett ber XX. Dnnaftie befonbere Pflege genoß.
— SBie leiner anberen äg^ptif^en (Sott^tt finb bem ^mon bie oer&nberten polttif^n
Ser^ltniffe fett bem ©nbe bes alten SRei^s ju ©ute gelommen. Dur^ ben Sturj
ber unteröQ9ptif^en Dnnaftien loaren bie ^ü^ften oon TMbzn pr ^errf^aft gelangt
30 unb bie bts bo^in unbebeutenbe ^ooin^ialftaot lourbe aum&^liq 3ur SRetropole bes
9leiAs. Die Sd^u^gott^tt X^bens trat tn oen 93orbergrunb bes ög^ptif^en ißant^ons ;
im 9tamen bes Simon unternahmen bie ip^araonen i^re ^eerjuge na^ Slfien unb
Shibien unb felbftoerftönbli^ fiel ber fiöroenanteil ber Seute bem ©otte ju, fo bog fein
Sefi^tum me^r unb me^r roud^s. Seim heutigen ftamal lourbe i^m oon ben 5tonigen
35 ber XII. Dqnaftie ein ^eUigtum gebaut, in bem er neben feiner ©ema^lin 3ltut unb
bem SRonbgotte (Ebons oere^rt mürbe ; lommenbe ©ef^le^ter roetteiferten, biefen Xempel
}u oergrögem, unb no^ bie £agiben roaren beftrebt, es i^ren ögqpttfc^en Vorgängern
im Slusbau bes großen Simonstempels na^jut^un. Die „!I^rone ber 9Bett'' — fo
^ie^ ber Icmpel — ©u^fen 5um impofanteften og^ptifAen ©ottes^ufe ^eran unb
40 nöttgen no^ ^eute in ibrem trfimmer^en 3uf^^ni^^ ^^^ bie größte ^etounberung ab.
Sluq an anberen Stellen ber t^ebanii^en (Ebene mürben bem Simon Xempelbauten
errii^tet, in fiuior oon Slmenop^is III., auf bem SBeftufer bei DSr el bahari u.f.n).
S3or allem mürbe fein 5lultus tn bie eroberten ißrooinjen eingeffibrt; in 92ubien er=
^oben fi(^ allent^lben Slmon^eiligtfimer, in ben Oafen ber libof^en SBüfte unb in
46 Sqrten mürben i^m Xempel erbaut. So lann Simon aerabesu als bte äg^ptif^e 9lational=
gott^tt bes neuen 9{ei^s gelten. 9tur einmal ^at (t^ gegen feine june^menbe SRa^t
eht energif^er SBiberftanb geltenb gemacht, als um 1400 o. (E^. Slmenop^is IV. ben
Serfu^ magte, bem Steige eine neue 9leligion ju ^eben unb ben 5lultus bes Sonnen«
oeftims einsuKl^ren. ©egen biefe religiofe SReoolutton f^eint fi^ in erfter 9te^ bie
60 ^rtefterf^aft oes Simon aufgelehnt p baben, bie ja au(9 bei ber Steuerung bas uReifte
5U oerlieren ^tte. 3ur Strafe mürbe oer ©ott oon bem 5lonigc mtt fanatifc^m $affe
oerfolgt, unb fein 9lame unb Silb überall jerftbrt. SUs aber balb na^ bes Abnigs
Xooe ber alte ©laube mieber 5ur ^errfd^aft gelangte, gemann au^ Simon unb feine
^rtefterf^aft bie frühere 9Ka^t mieber, unb.i^r Sefijtum ftieg namentli^ unter ben
öö Kameffiben ins llnermeWi^e; ogl. (Erman, %9pten o. 409 f. Der $o^epriefter mar
na^ bem Jlonige bie erfte $erfon im Staate, unb es gelana i^m f^lte^lt^ (gegen
(Enbe ber XX. Dqnaftie), ben Aönig felbft bei Seite ju f^ieben unb fi^ bie äg^p^
tifAe ftrone aufs $aupt ju Wmi, Aonnten nun au(^ bie $o|enpriefter bie Jlonigsberrf^aft
nt^t lange be9aupten, fo Qaben fie fi(^ bo(^ infolge i^es großen 93ermögen$ iqren po=
Sntim 8iit»rtter 459
litifc^en (Einfluh no^ lange genui^rt. (Erft feit ber XXVI. Dqnajtie fd^etnt i^re 9Ra^t
gefunien, unb $[mon anmo^Itd^ iDteber in bie Heine Stellung etner $rooimialgott^it
Aurildgebrongt ju fein. 3n ben Oofen ober unb namentlid^ in bem äqiopil^en 9let^
pat fi^ ber Aultus bes ,,(&ötter!5nigs" unb bie meltli^e fterrfdbaft feiner ^riefter bis
tn bie römif^e ^tü unbeftritten erpalten unb ift ^ier erft oent S^riftentum getot^en. 6
&. ^tetnbovff.
amott, ftonigDonSubo.— 2% 21, 18—26; 2 (Qr 33, 20—25. «gl. bie
ö. 99, 33 angeführten Schriften \)on St'6f)kxU, 2 8.283, 453; Stabe I ®. 640f.; SHttelll
8. 320.
Simon, "P"» , ^A/iuijg, ^A/uoh', So^n bes SRanaffe, bat na^ frü^rem Slnfa^e to
642—641, na^ ftamp^aufen (f. 91. „«^ab" S. 259 3eile 21 unb 35) 640—639,
na^ Bommel (J. „9I^b" S. 259 3eile 36) 641—640 rwiert. SBäbrenb (einer fursen
^Regierung ift m^ts bebeutenbes oorgefallen. Das ben Üffqrem tributpflichtige 3uba
^tte Stieben. Smon nmnbelte veiter auf ber Sa^n feines 93aters 9Ranaffe, inbent
er bie affqrif^e Seftimoere^runa, ben Saal« unb ^lo^bienft u)eiter pfleate. Dag lo
er ben ^d^enbienft ni^t anaetaftet fyxt, oerfte^ fi^ oon felbft. (Er warb our^ eine
flalafti)erf^n)örung, beren Urfad^e uns nic^t oelannt ift, aus bem 9Bege geräumt. Die
anbbepolferuna aber {Y^^^ ^) erfiob fkb, braute bie Serf^roorenen um unb fe^te
Simons a^tja^rigen 6o^n Sofia auf ben Xpron. ^il^clm fiot».
Slmoriter, '•'?':», 'A/xoggaToi, »erben ffien 10, 15ff.| 1 S^r 1, 14 als eins ber 20
11 oon jlanaan abftammenoen SSölIer enoä^nt. Slls (Einjelftomm lommen fie au^
in ben Slufjo^lungen ber 6tämme C5en 15, 21; (Ex 3, 8. 17; 13, 5; 23, 23; 33, 2;
34, 11; Dt 7, 1; 20, 17; 3of 3, 10; 9, 1; 11,3; 12, 8; 24, 11; Ki 3, 5; 1 ftg
9, 20; (Esr 9, 1; 3le| 9, 8; 2 C^r 8, 7 oor. 3lnbere Stellen jeigen, ba|bie 3lmo»
riter, tm (Segenfafe m ben ftanaanäem, befonbers auf ben C5ebiirgen bes äBeftjorban« 25
lanbes ©o^nten, f. 3lu 13, 29; Dt 1, 7. 19«. 27. 44 ; 3of 5, 1 ; 10, 6, 12; 13. 24;
3of5, 1; lOj 6. 12; 13, 4; 3Ji 10, 11. 3n biefen (Segenben muffen fie. loie biefe
stellen beutlt^ le^en, bie ^auptbeoöllerung aebilbet ^aben. fei es nun, bag oie übrigen
Sebirgsftömme, mte bie 3^u[iter ober bie ^eotter, nur Unterabteilungen bes amori«
tif^en ^u;>tftammes gemefen )inb, ober bah fie nd^n biefem mä^tiaeren Stamme in 90
ben ^intergrunb traten. Da nun bie Ssraeltten bas ganje ®ebirge uieftli^ 00m 3otban
eroberten, ober {ebenfalls allmä^Iid^ bie ^ier fibrig gäliebenen Ibbemo^ner ibrer Selbft*
ftänbigleit beraubten, [0 erflart Jidb, bog einzelne biblifc^ S^riftftellen (oefonbers E
unb bie beuteronomiftii^en SJerfafier) bas äBort „älmoriter" tm Sinne oon ber be«
fiegten oorisraelitifc^en ^eoöRerung ftanaans überhaupt benu^en; ogl. (Ben 15, 16; 35
3of 7. 7; 24, 15. 18; Ki 6, 10; 1 Sa 7, 14; 2 Sa 21, 2: 1 ftg 21, 26- 2 ftg
21, 11; 3lm 2, 9. 10, ogl. (Ej. 16, 3, roo «moriter unb ftet^tter bie (Eltern Israels
genannt n)erben. ^ierber gehört auc^ 3^f 17, 9, u>o na^ Dem mo^c^inli^en e^en
4:exte ber LXX Oie ^Imoriter unb bie ^eoiter als bte oon 3srael oerbrfingten
Stamme genannt werben. 9{i 1, 34—35 ^ei^ bie SeoöRerung bes nieberen fionbes 40
roeftli^ 00m Gebirge 3^^ „9lmoriter". Sin anberen Stellen ift es yootr^tSS^, ob
bas SBort in biefem loeiteren Sinne gebraust loirb, ober ob es ben amoritif^en
(Sebirgsftamm im engeren Sinne bebeutet. So C5en 48, 22, 100 bie Slmoriter in
Si^em, C5en 14, 7, tpo fie bei ^ascgon^Xamar, unb (Sen 14, 13, 100 fie bei
Hebron oorfommen. ^nlid^ oer^ält es fid^ mit bem OfQorbanlanbe. 9ln oielen46
Stellen fpri^t bas alte Zeftament oon bem „amoritifc^en" iReid^e bes 5tonigs Sil^on
norbliA oon SRoab unb n)eftlid^ oon Slmmon, unb oon feiner (Eroberung our^ bie
Ssraeltten, ogl. 5Ru 21, 13. 21. 25f.; 31—34.32, 33; Dt 14, 4; 2, 24; 3, 2.8;
4, 46f.; 31, 4- 3of 2,10; 9, 19; 12, 2; 13, 10. 21; 24, 8. 12; 3H 11, 19—23;
1 ftg 4, 19; $f 135, 11; 136, 19 unb aufeerbem 3lu 32, 39; Ki 10, 8. gemerw
mirb ber ebenfalls oon ben 3sraeliten befiegte ilbnig Og in Safan ein 9lmoriter
genannt Dt 3. 8f.; 4, 47; 31,4; 3of 2, 10; 9, 10; 24, 12. Sllle bieje SteUen
erlauben eine Doppelte (Erflärung. (Entioeber maren biete beiben 9lei(^e roirfliq oon bem
amoritifAen (gebtrgsftamm in engerem Sinne gegriinbet, ober ber 92ame ,,9lmoriter''
fte^t au^ bier umfaffenb für bie lanaanaifd^e, oon ben 3sraeliten befiegte Uroeoöllerung, 66
o^ne befonoere Serüdfi^tigung ber nöj^eren Stammoer^ltniffe.
Die ni^tisraelitif^en Quellen, bie bie Slmoriter enoä^nen, ^aben bis je^t e^r
neue Probleme gef^offen, ate £i^t über bie et^nograp^if^e ($rage oerbreitet. Da$
460 . SmiHrttfr 9iit»i».
Slmara ber ögi)ptifd^en 3nj(^riften, mit rochen man gctoö^nlid^ bte bibltfd^cn Slmoriter
Sufammenjtellt, mu^ na^ ben Unterfu^ungen 9R(ut SRfillers (%{ien unb Suropa na^
altögnptif^cn Denfmälern, 1893. 218—233) in ber aileberung äwif^en bem fiibanon
unb Dem Slnttlibanon ocfud^t roerben. Danad^ j^eint man annehmen 5u müfjen, bafe
5 bie Slmortter im 15. S^^^^unbert na^ Süben gebrungen finb unb ba$ palafttnenfifd^e
(Sebirge erobert ^aben, etne Seroegung, oon melier oiellei^t bie in Zell^el^SImama
gefunbenen Sriefe aus Sorberafien Sla^ri^tcn entgolten (ogl. §. SBintfler, ©ej^i^te
Ssraels 1, 52). %. »w^t.
9(mQrttfattQn, 9lmortifationsgefe^e. ^a6l bie beutf(!^en 9ltnortifattondgefe(e,
10 Tübingen 1872; Äouj in ©ÄmoIIer» 3a^rbüd)cm, 83b 14, 6. 113 ff. «uölfinbifd^c ßittcratur
bei gncbbcrg, Äir^enrecftt S. 472.
Die Aird^en [inb bur^ Seraugerungsoerbote be^inbert, i^re Semtögensftfide in ben
lebenbigen 93er!e^r ju bringen. Deshalb ^cA man fie als 3n^ber oon Vermögen manus
mortua, tote $anb, genannt, unb Slmortifattonsgefefee l^t^en bie ftaatli^en SBerorb»
15 nungen, toel^e bem hr^Ii^en SSermogensenoerbe Smranfen je^en. 6oI^e finben [i^
[Aon in ber farolingifd^en $eriobe, unb nomentlid^ ^oben ftöbttfAe Statuten bes SRtttel«
alters aud^ bem (Enoerbe oon (&runbetgentum bur^ ftir^en uno ftlöfter — fd^on loeil
bie ftir^e für biefes Steuerfreil^eit beanfpru^te — S^ranfen ju [e^en unternommen
(jjriebberp, De finium inter ecclesiam et civitatem regundorum iudicio ®. 191 ff.).
2o^reiIi^ tjt ber (Erfolg aller fol^er SRagna^men lein bur^j^Iagenber getoejen. 3n
I)eutf4tenb geborte na^ ben ^unbert Sefd^ioerben ber beutf^en Station (e. 28 bei
S^ilter. De libert. eccl. germ. S. 880) */» ober V* bes ganjen Sobens oer ftird^e,
mö^renb in 3talien in einjelnen ®emeinben au^ ni^t ein 3Rorgen fianbes mebr oon
ben £aien befeffen tourbe (Muratori, Antiquität. Italiae, Sb. 6 6. 261). in ber
25 neuern !itxi [inb 9Imorti[ationsae[eMe in allen Staaten unb [elbjt in ben gei[t(i^n
erla[[en ©orben (ogl. JJfriebberg, Äirdpenre^t, S. 472 f.), unb er[t bte mobeme 3^^ W
ibnen teiln)ei[e bie ge^en bte Air^e genutete Spi^e babur^ genommen, bag [te bie
9iormen auf alle jurtfti(Aen jßer[onen ausbe^nte. Cinen eigentümli^en Stanbpunft
nimmt bie (I5e[e^gebung oer SSereinigten Staaten oon 9torbamer9a ein, na^ n^el^er
30 leine religiofe Äörper(^aft me^r als 50 000 Dollars SBert beji^en barf , unb {eber Ober»
[^ug Aber oie[e Summe bem Staate jitfäüt. 3n X)eut[^Ianb fehlen Hmorti[attons»
ge[e§e in 14 Staaten, unb bie ber übrigen loeid^en mannigfa^ oon einanber ab. 9lad^
bem preu6i[c^en (Be[e^ oom 23. gfebr. 1870, bem babitten oom 5. SRai 1870 unb
bem (5ro6^. ^e[[i[4en (&:Ia[[e oom 27. SRai 1874 i[t bei allen iuri[ti[(^en iper[onen
35 für jeben bie SBertfumme oon 3000 5DM. über[teigenben lulratioen (Erroerb — in Saben
o^ne jebe SBertgrenje, unb ebenfo in ^reugen, falls burd^ bie 3u^^ni^un9 ^^^^ ^^^^
juri[ti[^e $er?on ins £eben gerufen toerben foll ober einer im 3nlanbe bereits be[te^nben
JU anberen als i^ren bisher genehmigten 3toed!en geroibmet ©erben [oll, in §e[[en über
200 3RI — bie [taatli^e ©ene^migung erforberli^. gür ben Smmobiliarenoerb [inb
40 augerbem no^ bie ölteren 9{e<|tsnormen in Geltung bela[[en Q)orben. Die übrigen
beut[^en ®e[e^e geben entroeber ben aMobiliarenoerb oolfltanbig frei, ober be[^ran!en
S^eniungen unb le^tioillige 3un)enbungen [^led^tioeg, ober boA, falls biefe etne be^
(timmte ^umme überfteigen. Der (Erroerb oon Smmobilien roirb in ber einen Äla[[e
oon (5e[e^en 3ugela[[en — balb nur ber onero[e, balb nur ber lubatioe — in ber
45 anbern burc^roeg an [taatli^e (Sene^miaung gebunben, roobei allerbings toieber ber
lidratioe unter einem beftimmten SBert freigegeben i[t. Sluf bie Übertretung ber ge=
[e^li^en Se[timmungen Qot bie preugi[^e C5e[e^gebung Strafe ge[e^t, loöbrenb baneoen
no(^ unb [o au^ na^ benjenigen (Sefe^en, bie bies ni^t aus[pred^en, 9lid^tiglett bes
ge[e^u)ibrigcn (Enoerbes angenommen toerben mufe. ®. Sttebbetg.
60 Umo», (CTr? Üragenber), ein ^ßrop^et, be[fen SBeisfagunasbu^ bie britte Stelle
auf ber Wolle bes 5ebröi[(^en Dobelcqnropfieton einnimmt unb Dermalen mei[t für bie
ältefte auf uns geiommene prop^eti[^e S^rift gehalten loirb. Der 92ame Slmos finbet
[id^ aus[pe6lid^ in (einem »ud^e (1, 1; 7, 8. 10—14; 8. 2): bie[es i[t ba^er bie
aus[^lie6li^e Duelle für un[ere ftenntnis ber ?perfon bes ^rop^eten unb feiner 3Bir!*
55 [amfeit. (Es jerföllt, abge[e^en oon ber äber[^rtft 1, 1, in brei beutli^ oon einanber
unter[^iebene leile. Der er[te leil, Aap. 1, 2—2, 16 beginnt 1, 2 mit einer an 3^^!
ij 16 [i^ anle^nenben 93erlünbigung, bog 3^^^^^ ^on !i\on aus ein Straf^eri^t über
bte 93öl{er ringsumher ^Iten roerbe. SIls [ol^e SBotler toerben bann mtt glei^em
W»0» 461
9lebeetngang unb unter Darlegung i^rer 6(^ulb unb ber beoorfte^nben 6trofe genannt:
Domasfais 1, 3—5; ^^iliftaa 1, 6—8; Ü^rus 1, 9. 10; (Ebom 1, 11. 12; «mmon
1, 13—15; SKoab 2, 1—3; 3uba 2, 4. 5; 3srael 2, 6—16. Die Dro^roeisfagunjj
gegen Ssrael t[t an bos Snbe gefteüt unb ousffl^Itc^er als bie Dorange^enben, toetl
bie äBirIfamlett bes ^rop^ten oomebmli^ bem 3^^n|tömmeret^e gilt. Der jtoeite 5
Zeil Aap. 3—6 |ebt fi^ formell fc^arf oon bem erften unb brttten Zeile ab Cr ent^
^It eine 9{ei^e Don 6trafprebigten uno (Seric^tsanbro^ungen gegen bas nörblic^e 3{txd),
wtläft in ber ben ^rop^eten gemö^nli^en r^torif(^<poetif^en DarlteÜungsioeife ge^tten
finb. Des fübli^en 9letAe$ gefc^ie^t barin nur 6, 1 ausbrildli^e (Eri^nung; o^K
aber au^ 3, 1. 2. Die Slbgrenjung ber einjelnen Sieben bes jmeiten 2:eiles ift ftreittg. 10
Der britte Zeil, Aap. 7—9, beginnt mit ber (Erjo^Iung, bafe (Sott ben ^rop^eten na§
einanber brei bem JJoIfe Ssrael brobenbe 9Sifionen ^e teauen lafjen (7, 1—3. 4—6.
7—9). 93on ber 93erfflnbtgung biefer 93i|ionen no^m ^Imajja^ ber £)6erprie|ter oon
Setzei, 93eranlaf{ung, bei bem Aönige 3^to^^<tnt II. bie Slusroetjung S(mos aus Israel
5U beantragen (7, 10—13). Diefer aber lieft M in bem SBoIljuge ber oon feinem 15
Sötte i|m aufgetragenen SRiffion ni^t inema^en (7, 14. 15), oerifinbete oielme^r
bem Oberpriefter, rote (icb auq (pejiell an i^m Gottes Gerichte oenoirllic^en coerben
(7, 16. 17), unb [(^loft ^teran (itap. 8. 9) bie SRitteilung über stoei Q)eitere i^m ^u
teil geroorbene SJtJtonen nebft beren Slusbeutung. Die erfte oerfelben (Aap. 8) t[t
toieber aus[^Iie|Ii^ un^eilbro^enben 3n^alte5, bie 9Iusbeutung ber 3Q)eiten !SBt|ion aber 20
{nüpft an bie äJerfunbigung bes pnä(^[t beoorftel^nben Senates (9, 1—7) bie 93er«
Neigung einer ^eilooHen 3ufunft für ben burd^ bie (geriefte ^inburc^geretteten taugli^en
9?ejt bes Solfes (9, 8—15).
9lmos ge^rte bem 9iei^e 3uba an. 6eine ^eimat loar bas Stobt^en Z|e!oa,
4—5 Stunben fübs[üb*o[tIi(^ oon 3^ni|alem (1, 1; ogl. 7, 12). (Et ©ar, beoor er bie*2ö
jeni^e 3BirIfam{eit entfaltete, oon roeld^er fein ^u^ S^^S^is giebt, loeber als ^rop^et
t^ättg geioefen^ no^ ^atte er fi(^ bei irgenb einem angde^nen ^ropbeten auf biejen
SBeruf oorberettet, fonbem ^e bis b^in in Jtiller äSeu^orgen^eit bem Semeb ber
£anbrDirtf(^aft unb ä^ie^juc^t in feiner ^eimat obgelegen (1, 1; 7, 14. 15). Daneben
aber ^tte er ioif au^ bie politif^en (Eteigniffe feiner C5egenroart mit aufmer^amem ao
Slid oerfolgt unb roar nic^t minber mit ber ®ef(^td^te feines eipenen unb oer btnai)'
barten Sölfer, foioie mit emjelnen geograp^ifc^n Ctgentflmlic^Ietten bes Gebietes jener
aSöIfer loo^l oertraut (1. 5; 2, 9. 10; 4, 10. 11; 5, 25; 8, 8; 9, 5. 7; ogl. femer
bie jum Zeil ni^t me^r äberall oerftänbli^en gefc^iditlic^en Slnfpielungen in 1, 3 — 2, 1).
3n ber ßeit, loo U[ia oon ^\xha (777—736) unb 3erobeam II. oon 3srael (781—741) u
neben einanber regierten, alfo stotfäen 777 unb 741, mithin 5U ber 3^it| too bos nörb«
li^e 9{ei(^ auf bem ^ö^ften (Sipfel äußerer SRat^t unb aufteren ®Ian^sJbanb, tourbe
er mit ber f)rop^tif^en Senbung beauftragt, aus roelt^er b(^ oorliegenoe SBeisfagungs«
bnif ^eroorging (1, 1; 7, 9—11). Die Itterterift beftimmt ben Zämin noc^ genauer
bur^ bie Eingabe „smei 3^^^ ^^^ ^^^ Crboeben". Diefes (Erbbeben muft jioar, ba 40
|ier na^ i^m toie na^ bem Seginn einer neuen &a geregnet loirb unb auq6a(^14,5
feiner gebenft, lange 3^W «ine furchtbare Serü^mt^eit gehabt ^ben; in loelc^es 3^5^^
es aber fiel, ift gönslid^ unbefannt (ogl. hierüber ®. Säur, 9lmos S. 58 f.). Da Slmos
in erfter £inie bem norbli^en 9{ei^e feinen Slbfall oorju^alten unb bie ^ierburc^ oer«
u>irften 6trafen ansufünbigen j^atte, fo begab er fi^ ju bem (Enbe nad^ Se^el, mo bas 45
berü^mtefte unb oon ben Königen 3sraels am meiften begunftigte Heiligtum bes nörb«
liefen 9{ei^es ftanb (7, 10. 12. 13). 6ein Slufent^lt bafelbft f^eint aber nur oon
lurjer Dauer geroefen ju fein unb feinesfalls langer als ein 3a^r geroö^rt ju ^aben.
Denn alles, roas in bem äBeisfagungsbuc^e enthalten ift, loirb 1,1 aus bem 2. 3Ö^te
oor bem (Erbbeben batiert. 3laa) Seenbigung fetner SRiffion in Setzei roteb fic^ Slmos so
ba^er loo^l loieber in feine ^eimat nac^ Z^eioa jurädgejogen |aben. Sein iSuif trd^
^It nur ein 9tefumee beffen, okis er münblic^ ben Sen)09nem bes 3«^nf^^^^«^«i^«s
oerfünbet |atte. Die (E^t^eit unb 3ntegritöt ift allgemein anerfannt; nur 1, 9—11;
2, 4. 5; 3, 14 b; 4^ 13; 5^ 8. 9; 8, 6. 8. 11. 12; 9, 5. 6. 8—15 roerbcn in neuerer
3eit oielfa^ teils ©egen i^res Sn^altes, teils megen bes SMf^n^w^n^ngs für (Bioffen 66
gebalten (mebr ober roeniger übereinftimmenb Dubm, Stabe, (Biefebrecbt, Comtll,
eine
Sau
rafc^enber, aber ftets jutreffenber Silber unb Slnalogien 3, 3—6. 8. 12; 4, 1. 2; 5, 7. »
462 9m0d
19; 6, 12^ ober btc ©roftartigfeit bcr SAilberung 3, 15; 5, 8. 9. 24; 8. 8 ff. mifi
nur unbillig, fonbem gerobeju unri^tig (ft es bd^r, menn ^ieronqmus unferen $ro«
Poeten als imperitus sermone bejetd^net unb noq 9{o[enmüner ben gleiten SSonourf
erl^ebt. Selbjt bie oieloerbreitete mgabe, bag Slmos in bem SRage feine Silber bent
6 £onb» unb $trtenleben entnehme, bog man ^ierbur^ an feinen früheren 6tanb erinnert
©erbe, |atan2, 13: 3,4. 5. 8. 12; 6, 12- 8,8; 9,5 unb ben mfionaren Silbern in 7, 1:
8, 1 leine ausrei^enbe Segrünbung; ober toas ntfigte ber Serfaffer bes Su^ $iob
na^ ben oon i^m gegebenen S^ilberungen alles gemefen fein? fianbioirt. Sergmann,
ungenig ober iit, mit oiel ^ieroon auf ben Serfaffer felbft jurüdge^t.
Da bas äÖeisfagungsbu^ bes S(mos oon ber neueften >brttif unb altteftamentlic^n
9{eIigionsgef^i^te ab bas SIteRe f^riftli^e 3^u9nis f^^ t)ie oon i^r angenommene
16 Umbtibung ber altisraelitifc^en 9leIigton burc^ bie ^rop^eten bes 8. S^^^^nberts ju
einer me^r fUtli^en unb geiftigen 9leIigion betrautet mirb, fo ift eine Dorftellung feines
Sn^altes unb ber barin mebergeleoten Slnf^auungen unerlögli^.
3n feiner ^olemif gegen bte religios^fittli^n ßuftänbe bes nörblidben 9{eiAes
^ebt 9lmos oorsugsmeife jcoei 6<^äben ^eroor, n&mlim bas ni^iofirbige treiben oer
20 ®rogen unb ben in biefem Steige geübten gottmi^SIItgen jtultus. Den (Sro^en legt
er 3ur £aft, bag fie bas 9{ed^t mit grüben treten unb nur barauf aus finb, \iä) burd^
ffirpreffung unb SBu^er ju bereitem (2, 6. 7*- 3, 9. 10; 5, 7. 11. 12. 15; 6, 3;
8, 4—6). Die auf biefem SBege aeioonnenen URittel oerprajfen fie in mafelofer Üppig«
feit (6, 3—6). Um nid^ts bcffer |te^ es bei il^ren grauen: biefe forbem gerabeju
85 oon t^ren (Ehemännern, baft fie i^nen bur^ Sebriklung ber 9(rmen ein fifRpiges C5enu|^
Iden oerj^affen (4, 1). €d^u oor 3<t^i>^s Gerieten giebt es ni^t: teils lebt man,
bie C5eri^te no^ fem Q)fi^nenb, in Iei^t[inniger 6i^eraeit (6, 1—6), teils fe^nt man
fie in bem äBaJ^ne, bag 3a^oe, mie bte Jundt in Qoileab erfo^tenen 6iege jeigen
(6, 13), mit 3srael fei (5, 14) unb feine (Senate ba^er nur Israels geinben gelten
so lönnen, gerabesu herbei (5, 18—20). Des SBoQltooIIens 3^^^^^^ W^ ^^^ 1^4 ^^t«
fidberi auf C5runb oes in Setzei unb ben übrigen Heiligtümern bes £anbes burd^ Opfer,
abgaben, gefte unb ißroseffionen eifrigft (4, 4. 5; 5, 21—23. 26), aber au^ unter
fol^er Serfennung bes ftttUd^en 3Befens Z^f)ms gepflegten Aultus, bag bie (großen Ji^
nid^t freuten, in ben Heiligtümern oon ben bur^ (Erprenung ertoorbenen SRitteln S^^oe
85 3U (E^ren obfcöne C5elage ju galten (2, 7^. 8). 9Iber iqr SBertrauen auf ben oon i^nen
ausgeübten Aultus ift um fo unbereqti^ter als 3^^^^ überhaupt an 3$raels ftultus
fo loenig Gefallen finbet, ba| er bur^ t^n oielme^r gerabesu jum !ioxn gereijt roirb.
Der ^rop^et bef&mpft nirgeno ben Aultus als folgen, fonbern nur ben ftultus, loel^en
3srael in Setzei unb ben übrigen Heiligtümern bes Steiges ausübt. Der Sottesbienft
40 in Setzei unb (i5ilgal ift ein fo gro§er greoel, bafe 3^^« ^^ feinetroillen 3srael be=
reits mit ben f^merften Gerieten ^eimgefu^t bat unb bemnö^ft 5um abf^liegenben
C5eri^te f^reiten roirb (4, 4 — 13). Das Sertifgungsgeri^t fommt über 3srael, info=
fem es an Setzei ben anittclpunft feines ftultus ^at (9, 1—8). 3Ber 3<j5o« ^^ ben
Heiligtümem 5u Setbel, ©ilgal, Serfeba auffu^en toill, finbet i^n bort ni^t; ja es
46 befte^t 3U)if^en bem mffu^en biefer H^iliQtumer unb bem Slufjuc^en 3,<[^t'^^ ^^^ ous=
f^liehenber ffiegenfa^ (5, 4—6). Die Höljen^eiligtümer 3sraeis finb für 3^^^^ ^ben=
foiooQl ein C5mnb jur Strafeinf^reitung, rote bie 6ünben 3^robeams II. unb feines
H^ufes (7, 9; 3, 14; 8, 14). SBamm 3^^^^ ^Hen Aultus bes norblt^en 9tei^es
oenoirft, fe^t Slmos als einer (Erlöutemng nid^t bebürftig ooraus. 3ft aber ber ^rop^et
60 als frommer 3ul^5er ber (Betoife^eit, . bafe S^^oe auf 3wn in bilblofer SBeife mo^nt unb
umltet (1, 2), fo fann nac^ fetner Überjeugung 3^^^^ ^'^^ Stierbtlber oon Setzei, Dan
u. f. m. als oermeintli^e Darftellungen {einer felbft unb ben i^nen geroibmeten ftultus
als einen im legten ©runbe i^m felbft oermeinten Dienft nur baffen (8. 14; 5, 21—23).
Statt burc^ folgen Aultus i^n 3u e^ren, follten fie i^n oielme^r e^ren bur^ Übung
ft5 oon 9te^t unb (Sere^tigleit (5, 24). Denn bag 3^^oe ni^t bie Opfer jur Sebingung
feiner H^I^noeifung ma^e, tonnten fie aus ber C5ef4i^te ber SBüftentoanbemng rotjTen
(5, 25). ?lber fie beharren bei il)rem Silberbienfte unb glauben 3ö^oe ni^t beffer
ebren Ju lönnen, als menn fie i^re tDoj^loenoa^en (l5ottesbilber auf Zragba^ren in
^rojeffionen um^ertragen (5, 26). (5möf)nliif 5U>ar oerfte^t man 5, 26 oon afft)rtf^^
eo babqlonifi^m ®ö|enbienft, oer ft^ im norbli^en 9lei(^e eingebürgert ^abe. ^er ^ter^
s
Wno» 9itt)i1|tl»4ittti» 463
egen fpri^l, ba^ 95. 21—23 bcr oon bem ^rop^ten aciabelte Äulhis ab ein für
Joi^De oetmeinter Mngeftellt toar; femer bag ber ^ropqet in feinem ganjen Suc^e
fonft nirgenb auf ®ö^enbienft Israels ju Jpre^en lommt; enbliA bag e$ ebenfo un-
natfirli^* t[t, Saffut^ unb Aeoan. beibes Flamen be9 Planeten Saturn, in parallele
m einanber ju ftellen, als eine |oI(^ iparaüelifi^runa bei ^böbus unb Spolb unnatfir« 6
li^ roöre. Ss toirb ba^er benen 9{e^t 3U geben fem. tDelme mie neueftens auA SB.
9?obert[. Smitb mDC unb T^ ab Nomina appellativa faffen, bie einer feften Stelle
entbe^rcnben worte cs^bx nns aber aus bem learte ausftoften. Ste^t nun bos
Su^en Setbeb in ausf^Iiegenbem C5egenfa^ 3um Su^en ^ahvts ^5, 4. 5). fo ru^t
biefer (I5egen|a^ auf bem (Segenfa^ 3mi|men Dem C5ottesbiIbe ober 3ooI unb bem bilb» lo
b[en (Sott. Die an 3srael gerichtete Slufforberuna, ben le^teren 3U {u^en, lann fiA»
na^bem nun einmal 3srael bur^ (gottes gef^ic^tli^e (Jffigung oon 3u)n losgjeUft i|t,
nur no^ i)on3ie^en burd^ ein aus ber (&emeinf^(^ mit t^m erma^fenoes unb t^m tnt*
fpreAenbes (I5eftnntfein unb SJer^Iten, insbejonbere bur^ ubung oon 9le^ unb (6t*
re^tigleit (5, 24). %uf ben oon ein3elnen Jytommen bes nSrbliqen 9{ei^e$ u)inifirli^ 15
]i^ oergeblii^ na^ einem propbetifd^en 3uf)>ni^ febnen miro (8, 9—14). Das £anb
roirb erobert unb bem israelitif^en (gemeintoefen etn (Enbe gemalt (3, 11. 15; 5, 2; ao
9, 8»), Samaria unb »et^el werben 3erft5rt (3, 14; 6, 8—11; 7, 7—9; 8, 1—3;
9, 1), bie Setoo^ner teib getötet, teib in mmt gfeme beportiert (4, 2. 3; 5, 3. 16.
17. 27: 6, 7. 8. 14; 7, 11. 17; 9, 1— 8». 10). Der ^rop^et Jßli bie 9Dl8gIi^!eit
3mar nidit für ausgefc^bffen, bag 3<^^i>^ i^ 8f<^n^ t^er Suge no^ Segnabigung ein«
treten lape (5, 4. 6. 14. 15) ; abtx bas gan3e Suc^ ma^t ben CEinbrud, bag er bie 25
SSenoirflt^ung biefer SRögli^ieit taum meqr enoartet. 5tommt es aber 3ur 3,^rft8rung
bes israeltttf(9en C5emeinn)efens unb 3ur Deportierung, fo merben insbefonoere bieienigen,
u)elc^e ben propbetif^en Drohungen Sead^tung unb erlauben oenoeigem, bur^ oas
6^u)ert hingerafft (9, 10). 9lur ein Heiner 3U belferen Hoffnungen berecpgenber 9left
u>irb gerettet n)eroen (3, 12; 5, 3; 9,8^. 9), i^m ober mito J^ItegliA no(^ ein neues»)
unb bauembes $eil erblühen. 3a^e mith nämli^ ber einft tief Qerabgelommenen
baotbif^en Dqna[tie 3U neuem C5Tan3e unb 3U neuer unb enoeiterter $errf^aft oer^elfen
(9, 11. 12), unb in bem abbann oon 3^^^^ ntit oor^er nie erlebter ^^uc^tbarlett ae«
jegneten £anbe mirb ber 9{eft 3sraeb fic^ mieberum unb für alle 3^^^ anfiebeln bürfen
(9, 13—15). 35
9leue (Er!enntnif[e über bas SBefen 3<^9^9» fi^^ f^in Ser^Itnb 3ur SBelt im
allgemeinen unb 3U 3srael tnsbefonbere mitzuteilen beanfprud^ S(mos nirgenb. 9Bas er
in biefer 5Be3ie^ung [agt ober anbeutet, nne bog 3^^r ^^ ^ ^immel n)o^nenbe
®ott, dimmel unb (Erbe famt allen i^ren Arfiften gefcqaffen fjcA unb über biefe ebenfo
unumfqröntt gebietet, wk über bie Seroo^ner ber (&:be, 3srael unb bie SöIIenDeIt4o
(4, 13; 5, 8. 9; 9, 5. 6; — 1,8—2, 3; 9, 7); baft er 3srael aus äg9pten aefü^rt
unb [id^ 3u i|m in ein ein3igartiges SBer^Itnb gefegt ^at, burd^ mtläfts 3srael 93er«
pflt^tungen auferlegt finb, beren uoertretung er a^nben mu^ (3, 1. 2); ba| er feinem
35oI!e SBeifung unb Sa^una für fein 93er^alten geaeben ^at (2, 4) ; bah feine gforbe*
rungen ni(^t [otoo^I auf Opferiultus, ab auf CEnoetfung u)a^rer Sittlic^feit, mel^e in 45
ber religiöfen Semeinj^aft mit i^m i^ren C5runb fyxt (ogl. 5, 14. 24. 25 mit 5, 4. 6),
gerietet [inb; bagberAultus bes norbli^en 9{ei(^es oenoerfliic^ ift; bog ein allgemeiner
Gerichtstag 3^^^^^ 3U enoarten fte^t — bies alles feM 9lmos ab ben grommen felbft«
oerftönbIi(9 ooraus. 6elbft baoon fe^It in bem Suc^e tümos {ebe Spur, bog n)enig«
ftens bie ^eilbfen Oberen 3sraeb bte Drol^ung, 3^^^ xoexit bas israelitifc^e C5emein* 60
n)e[en 3erjtören unb ben 9{eft bes 93oIIes in bie (SefangenfAaft fü^en, ab etmas fad^Iic^
Unmögliqes an^efeben Rotten; aus 5, 14^ folat im 3u|<^^^^^oIi ^U 5, 4. 5 nur
bies, bog man ft^ folgen Un^eib, bas 3U oer^ängen ^a^oe an unb für fid^ bur^
ni^ts gebinbert roar, nt^t glaubte oerfel^en 3U muffen, roetl man fid^ ja bur^ ben Aultus
oon Setzet bes SBo^ltDoIlens ^d^Dts oerfid^ert Qabe. 91. ftd^ler. &&
9lmp^t(of^tUd oon 3conium. — L. de Tillemont, M^moires pour servir ä rhistoire
eccl^^iastique IX, 617 sqq. unb 744 sqq. ^it de Venise 1732; 3. Ä. t^abriciuS, Bibliotheca
graeca ed. ®. St), ^arlcö VIII ßomburg 1802 @. 373—381 u. ö. (og(. ben 3nbcj, Selpjig
1838); J. B.Lightfoot, Amphilochius (DchB I 1877 p. 103— 107); 3. Segler, Institutiones
patrologiao ed. 50. Sungiitann I Snn^brucf 1890 @. 600—604. go
464 ^mptfiloiim» n. fbngbot^
9lmp^iIo(^ius oon 3contum, ein ^eiliger be$ grie^if^en unb romifc^en Aalenbers
(23. 9100.). loor too^rf^einlic^ ein rechter fetter (Gregors oon Slasians, {ebenfalls gel^ort
er mit biefem unb Safilius b. C5.j feinen altem Sreunben» eng jufammen: me^r als
C5regor oon 9lq{fa ber britte ber Itc(Qen))oIitif(^ ein^ugteid^en ftoppabodet aus ber 3^i^
5 ber [iegenben antiarianifc^en Ort^oboxie. Den altlir^Iid^n 3<4t^unberten nac^ i^m ift
er einer ber gef(^oi^te|ten 93äter gemefen; bie ®egenmart toeig ^oome^mli^ aus ben
Briefen bes Safilius unb C5regor, baneben aus öieroni)mus, ^Qotius unb ben $tfto»
tifem bes 5. 3<^i^^*) nur roenig oon i^m. 93om ^oofatenberuf jum asletifc^en £eben
belehrt, ift er um 374 Sif^of oon 3{onium. SRetropoIit oon fi^foonien, geworben. Slls
10 folc^er ^at er in enger ^^eunbfäaft mit Safilius unb (Tregor oon 9la^ian3 ben gleiten
fielen gelebt roie tene. SBie oie 9la(^toeIt feinen antiarianifd^en Stfer f^ä^te, jeiot
bie fc^on bei Z^oboret (V. 16 ed. Gaisford 6. 427 ff.) nac^toeisbore, aber bamals
noä) ni^t fi^er mit SlmpQiloäius oerinfipfte (ogl. Sozomenos VII, 6 ed. Hussey
II, 692) £egenbe oon feiner überlegten Ut^öflid^feit gegen ben ^rtnjen Slrcabius. 9Im«
16 p^ilo^ius läte no^, als $ieronqmus (392) ^n unter bie viri illustres einreihte
(c. 133 Vallarsi ed. Ven. II, 2 p. 951); jule||t ^ort man oon i^m als leilne^mer
einer Aonftantinopolitaner 6qnobe oon 394 (Mansi III, 851). — 93on ben unter feinem
Jlamen je^t oorheaenben SBerlen (MSG 39, 9—130), ©erben, fo umfangrei^ 81j5 f^rift*
ftellerif^e X^atigfeit gemefen fein mug, hoä) bie meiften gegentoaitig i^m allgemein
ao abgefprod^en; als ec^t gilt, abgefe^en oon ben gutbeglauoigten yfragmenten, bie ep. sy-
nodica (MSG p.94 — 97), uno jiemlic^ allgemein toerben bie für bie ©ef^i^te bes
ftanons roi^tigen Jambi ad Seleucum (Gregor. Naz. opp. ed. Ben. II, 1089 sqq. =
MSG 37, 1577; ogl. 0^. ^a^n, ©ef^i^e bes neuteftamentlic^en ftanons I, 214 f.,
erlangen 1890) bem Slmp^ilod^ius jugefc^rieben. QEine neue Unterfu^ung über bie
26 oerlorenen S^riften bes 8l. (ogl. W. Cave, Scriptorum eccl. historia literar. ed.
Basil. 1741 1, 252 sq.) toirb, jumal nac^ befferer Crfc^Iiegung ber ^arallelenlitteratur,
oielleic^t ni^t nu^Ios fein. iBoof^.
ümi^borf, 3lüoIaus o., aeftorben 1565. — 3)ic ©riefe %.^ finb nic^t gefatutiielt;
manches ift in bem ©riefwed^fcl ber 8f?efonnatoren öeröffentlic^t, einiget quc^ in u. 35vuffel,
ao S3rlcfe u. Eliten. — - 5 S3bc Amsdorfiana auf ber öibliot^e! ju SBeimar ; Cod. 43 ber Uniu.*
»ibliot^e! ju 3)orpQt; üielcS baraug gcbrucft in 3Ä® II, 117 ff.; in (Sifenoc^ (®Qmn.«©ibl.)
9?. SReb^an (f 4626), Historia eccl. Isenacensis, tnil niel urhinbli^em Material für feine
fpätere fiebcndjcit; S^r. gr. «ßaullim, Hist. Isenacensis, gronff. 169» ©.149-199; 2 ^vo»
gramme oon @. öcrgner, 3Äagb. 1718; Xt). ^reffel in Seben u. au^gero. ©djriften ber Später
36 u. SBegrünber ber lut^. ^tirc^e VIII ; bcffer Q. ^^Weier in ^JJleurev, ^aö fieben ber 9(Itnätcr
ber lutb. Äir(!^e III. ©ine umfaffenbe 93iograpl)ie fe^lt nod^.
Slüolaus oon 9lmsborf, £ut^ers oertrautefter S^eunb unb rüftiger äRitarbeiter am
9{eformationsioer!e, juglei^ ber öltefte Z^pus eines Sefenntnis«£ut^eraners oon un^
beugfamer greftigleit unb unerbittli^er 6(^(irfe gegen jebe £e^rabtoei(^ung, ift am 3. De}.
40 1483 in lorgau, ni^t 5U C6ro6=3f^9>ö» welches JRittergut fein Sater erft 1503 enoaro,
geboren. Unter 6 SBrüoem ber sioeite. mfitterli^erfeits mit Staupi^ ocnoanbt, loarb
er bem geiftli^en 6tanbe beftimmt, erhielt feine S^ulbilbung in fieipjig, begann au^
bort 1500 feine Stubien (ogl. C6. (grler, Die aWatrifel ber Unio. fieipjig, 1895, 1, 435:
N.Amstorff deTorgaw; CR XXV, 581), bejog aber 1502 bie neue Unioerfitöt 3Bitten=
45 berg, unter beren erften 3nflribierten er toar. 3ioU (Eifer im 6tubium burd^Iäuft er
rafd} bie erften alabem. (i5rabe (1503 bacc., 1504 mag. art., 1507 admissus ad
bibliam, 1508 sententiarius, 1511 licent.), bojiert in ^^ilofop^ie unb X^eologie, ift
instoifc^en (1508) ftanonilus an bem mit ber Unioerfitöt oerbunbenen Slller^eiligenftift
![en)orben; mehrmals oenoaltet er bas 9{eItorat. 6tarf im Disputieren unb oon regem
irc^KAen 3ntereffe befeelt, fc^liegt er ]\if fofort an £ut^er an, als biefer ben Z^efen^
ftreit oeainnt, unb ift mit ber Sifrigfte unter benen, bie be^anli^ 3u i^m galten, ^u^
mit SBRelan^t^on befreunbet er (i^ f^nell, arbeitet 1519 mit oeiben an fflcrbefferung
bes Stubiums auf ber Unioerfitöt, begleitet £ut^er 5ur £eip3iger Disputation; biefer
loibmet i^m 1520 bie Schrift an ben 9lbel (3891 6.93b S.404), aWelan^t^on glei^cr=
66 toeife i^m feine 9lusgabe oon 9lriftop^nes SÖoHen, ,,quod ut es acerrimo in literis
tractandls judicio, ita efflorescentibus melioribus studiis unice faves** (CR I
275). SBieber begleitet er fiut^er na^ SBorms unb ilt mit im 9Sertrauen bei beffen
9lbfübrung nac^ ber SBartburg. 95ei ihm le^rt fiut^er ein bei [einem ^eimlic^cn Scfui)
in SBittenberg; er oer^anbelt neben SRelanAt^on im 9Iuftrag bes fturfürften mit ben
Go 3Q>i^üuer ^rop^eten. 9la^ £ut^ers Stüdfe^r beteiligt er fid^ an ber Sibelüberfe^ung
n. Wn»Ut\ 465
unb bringt mit t^m auf gtfinbli^e ^Reformation bes SlUer^eiligenftiftes» loeigert fid^ anif
1523, !De(^ant be5[elben m loerben, ba „alle geftifteten unb ^läfenjmeffen nidit allein
obn Lottes 3Bort unb (E^rifti Sinfe^ung, Jonbem auc^ ftrals boioiber funbiert unb ge»
fttftet finb". Semerlensmeit ift, bag ec fqon 1523 fein ®uta^ten ba^in abgiebt, bag
ein Ariftlic^er Srürft 3um SAu^ bes Soangeliums bie SBoffen ergreifen bürfe, ja basu &
oerpfli^tet fei (Aapp, AI. 9(ad|lefe II, 576). 3uni 1524 begleitete er £ut^r na^
3Ragbeburg ($artf eiber, Melanchthoniana paedag. 6. 138), loo^in er balb barauf
als $faner an 6t. Ulrit^ unb erfter Stabtfu^rintenbent berufen mürbe, um bie gi^«
rung im Aampf gegen bie tat^. Domgeiftli^Iett (Subito u. a.) gu flbeme^men unb „ba«
mit au^ ben anbem (eoang.) ^rebigem in ibm ein 3i^l fi^Ht loerbe''. grriebriA ber lo
9Beife lieg i^n m be|ferer I)ur(^9rung biefer 9Iufgabe Teine SBittenberger ^röbenbe
noc^ loeiter bep^en. (Er orbnete ben (Sottesoienft nac^ äÖittenberger Sorbilb, getoann
bie eoang. ®ei|tli^en jum ftriften Slnf^lug an fiut^ers fie^noeife, errid^tete bei &. ^o-
ffann\s eine neue eoang. fioteinfc^ule, beren 9{eItor erjt Aafp. CEruciaer (1525—28),
bann ®eorg SRajor (bis 1536) lourbe. (Sgl. grnebr. $u% X)ie (Einffi^na ber 3it- 15
formation Tn ber 6tabt SRagbeb. 1883 e. 89 ff.}. SRit iBertretem feltierenj^er 93e«
(trebungen, einem Dr. Cncloff unb bem 9Biebertaufer SR. $offmann, lourbe er in heftige
Streitigleiten oenoidelt, bei benen er nxM^ immer bas nötige SRob innehielt. Ober bte
litterar. gfe^be bes Dominilaners Zof). uRenfing mit i^m imL 3l. Paulus in Aatl^oli!
73 II. 1528 unb abermals 1531 naif (Soslar berufen, ffi^rt er auA bort bie -Siefor« 20
mation mit Araft unb ffintfc^ieber^it bur$ ((Enbers 6, 305; »id^er StCD. 1, 154 ff.).
Sin C5lei(i^es t^at er 1534 auf Verlangen bes ^erjogs ^^ilipp oon ®ruben^agen tn
beffen gfürftentum, befonbers in Sinbed. SHs i^n ^annooer um S)rfifung ber bort er«
riqteten, oon fiutqer bereits gebilligten AirAenorbnung anging, mmrriet er in extremer
Betonung ber perfönlic^en ($tei^eit bie (Einm^runa einer |ol$en als bie „Slufric^tung S5
eines neuen ^apfttums" (3B. Sa^bt, ®ef^. b. Kef. b. 6tabt ^annooer 1891, 6. 104).
3n feinem (Eifer ffir bie £ebre Jqürte er 1534 ben Streit jmift^en £ut^r unb Cras«
mus n)ieber auf (bSB 4, 507), lam l^ierbur^ unb burd^ manches anbere mit SRelan^«
t^on me^r unb me^r auseinanber. geriet mit Sucer in Streit fiber bas SKenbma^l,
xDox mit ber SBittenb. Aontorbie in ^o^m ®rabe unjufrieben, oenoeigerte feine Unter« so
[(^rift unb mac^inierie aegen fie, oertrat auf bem ftonoent ju St^maluilben ben ®enu^
bes Salraments burc^ bie Unglaubiaen mit Sugerfter $artnSdigIeit, prebigte aber auq
oor ben oerfammelten Ofürften fo freimütig. Sag £u$er i^n einen „!Qeologen oon
Slatur'' nannte. SRit deinem (jfreimut erfl&rte er Jic^ gegen bie Doppelehe bes £anb«
grafen oon Reffen, ^alf 1539, aber nur oorübergeoenb, auf Sitten ^enog ^einri^s ss
oon Sac^jen bet beffen ^Deformation, namentli^ in SReigen, loar bei ben äfei^nblungen
3u ^agenau unb bem SBormfer Aolbquium 1540, unb trug 1541 loefentli^ ju bem
erfolglofen 9Iusaange bes 9{eligionsgefprac^s in 9{egensburg bei, loobin il^n ber Aur«
ffirft in ber Seforgnis [enbete, man möge gu oiel na^eben; ^ieroerle^te er benftaifer
ourc^ fein rüdfic^tslofes Sluftreten. 40
unterbes loar ber Sifd^o{ ^^ilipp oon 9laumburg«3^i^ geftorben (6. 3<tn. 1541).
). Sflug; 3o^vRri( ^
als lanb[ä[[ip betrachtete unb Siflug als einen louer oeffere uoerjeugung bem Aatbolüis
Das Domlapitel loä^lte ben l)omprop|t 3ul. 0. ^flug; oo^^mtebri^, m bas Sistum
mus oerteMgenben ^rölaten ^urteiUe, oenoarf bie 3Bäbl unb ernannte geaen bie sKer«
ma^nung bes Aaijers unb gegen ben 3{ai feiner !^eo(ogen aus eigner SRa^t, ba er 45
fi(^ mit bem Aopttel ni^t einigte, Slmsborf jum Stf^of, loeil er „unberoeibt, begabt,
Sele^rt unb oon SIbeP'. SSon ben uRagbeburgem ungern entlalfen, narnn er mit SBtber«
reben bie im Serglei^ mit fril^er nur larglic^ (600 fL unb freier XM) botierie Stelle
an unb lourbe am 20. 3(in. 1542 in (Segemoart bes Aurfilrften unb einer großen Solls«
menge, bie mit it)rem „Slmen" bie i^r angdünbigte SBo^l laut beftätigte, burc^ £uti^er sc
im iRaumburger 2)om feierli^ft geroeibt unb eingeführt, empfing bie $ulbiaung bes
9{ates unb na^m am 22. 3^^* ^^^ 3^i^ in Sefik Salb qier. balb in Slaumburg
refibierenb, lam er, u)ie oorausjufe^en, mit bem für Sie loeltliAe Senoaltung eingefeMen
Stifts^auptmann SRelc^. 0. (£rei^ in fc^limme ^'^^^W^i ^enfo aber auc^ mit oem
9laumourger Stabtpfarrer unb Superintenbenten ml. SRebler. 9lu(^ Aapitel unb Stifts« u
abel roaren oft renitent. 9ls SteUung bem Aurfürften gegenüber, ber i^m ben Zitel
„oon Sottes Snaben'' oerbot unb ni^t nur in n)eltli^e llngelegen^iten eingriff, blid
[(^ief; oft feinte er M naif SRagbeburg jurüd, lourbe aber oon £uQer immer loieber
befAu)i(^tigt unb auq tnfofem unterftüM, als er bie (Erric^ng eines Aonfiftoriums fürs
Stift burd^fe^te. 31. reformierte bas Stift unb traf man^e jmechnagige (Einri^tung; eo
mtaU(iiic\itlo\>mt für X^tolo^it unb ftirc^c. 8. «. I. 3()
466 ^« SCmdborf
ober oon $flug, oom Aaifer unb au^ Dom ^erjog SRonh iDurbe gegett feine (Ernennung
unb 93enDaltung proteftiert unb fomtt ber ®tunb 5U STenDicHungen gelegt, bie 91nla|
unb Sonoanb er[t jur SBumner gfe^be, bann 5um f^maRalbif^en 5mege gaben. 3ion
fiut^er jTOeimal in Stilj befugt, reijte i^n 91. bei bem erften Sefu^e 1544 5U ber
5 großen Sitterfeit, in ber er fein j,Iuräes Sefenntnis 00m Slbenbma^I" oerfoftte. 2lu^
UReland^l^ons ,,lölnif^e 9lefomtatton'' iDor nidU nad^ feinem 6inn, unb mit (Seorg
oon 9ln^alt, bem Slbminiftrotor bes Sistums Suerfeburg, ftanb er niAt befonbers. £u»
t^ers Xob traf i^n ferner; bann bra^ ber Arieg aus. 9[. rüHete im Stift, mugte aber,
oon Snori^ bebrängt, loei^en; $flug na^m es in Sefi^ uno lieg fi^ ^ulbigen. Ob«
10 loo^I au^ er no^ einmal im SBeAfel bes 5lriegsglfidfes oertrieben Q)urbe, f^roanb bo^
ffir 91. na^ ber S^Iac^t bei SRiiperg jebe ^o^nung auf SlüdRebr.
9lls ,,Exul Christi" bei ben jungen ^ersögen ju äßeimar betreibt er eifrijft bie
(Srfinbung einer ^o^en Sifiule ju 3^na im C5egenfa^ ju SBittenberg unb ift bet i^rer
erften (Eröffnung sugegen. Watgeber bes gefangenen 30^. gricbric^, ber i^n als fieibens*
16 genojfen betrad^tete, in Sejug auf fein SJer^alten jum 3nterim, eröffnet er gegen biefes
oie qeftigfte ipolemil; benn es lögt nur ju, roas S^riftus befohlen (^rieftere^ unb
beiberlei (&eftalt) unb befiep, mas G^riftus oerboten. (Er feM biefe ^olemil bann oon
9Ragbeburg aus, Q)o^in er fluttet, gegen bas Seimiger 3ntertm unb bte „9lbiap^oriften''
fort, ben alten C5enoffen Sugen^agen, SRajor. aRelanc^t^on u. a. ben (^e^be^nbfAub
20 pinioerfenb. (Er loirb neben gfladus ber anfebnlid^e ^iäftex ber £ut^eranerpartei. vlu^
m bem Aam^jf gegen Ofianber lieg er feine Stimme f^arf loiber bas „gröuli^e &gemis"
oeme^men (1552). 92a^ SRagbebur^s Übergabe loollte er ni^t lönger „unter ^ersog
aRori^ bleiben" unb bat ben emeftintf^en $of „für mi^ unb meine Sü^er um ein
eigen (5ema^, barin \& unoer^inbert meines 6tubierens loarten fann, benn i^ fonft
25 auf (Erben niemanb fonft mel^r nfi^e fein lann, benn bag xA in ber f), S^rift ftubiere
unb lefe, bas ift meine greube uno fiuft" (0. Druffel, »riefe unb SKten II, 52).
3o^. gh^ebri^ oerfe^te i^n na^ (Eifena^ in eine jiemlid^ günftige, ^o^e unb freie geift«
li^e Stellung. Semen Jturfürften, bem er unoerbrfi^lt^ bie Xreue gehalten, em^ng
er feierlich bei ber ^eimle^r aus ber C^efan^enfc^aft, reimte fogar bei biefer (I5elegen^it
90 ein Sinjuaslieb, ftanb 1554 in SBeimar an fernem Sterbelager unb ^ielt i^m bie fieidien«
prebigt. 9lu^ bei feinen Söhnen, befonbers bei 3ö^- (Jh^tebrid^ b. SRittleren, genog er
forttoö^renb faft unbebingtes Vertrauen als t^eologifd^er Serater unb bei ben Sintis
p^ilippiften ^o^es 2ln[e^en. Unter feinen Slufpiden unb auf feinen 95etrieb roirb —
tm ©egenfa^ gegen bie SBittenberger Slusgabe, gegen beren „oorfo^li^e 2luslaffungen"
85 in Sb. II er f^on 1549 als bffentli^er 9lnllager aufgetreten ©ar — bie ^tnatx Aus-
gabe ber SBerfe fiu^ers oeran|taltet, ju ber er bie SSorrebe f^reibt (EA opp. var.
arg. 1, 3 ff.). S5on oielen Seiten roirb er um ©utaditen in Rr^lid^en Dingen an=
gegangen unb leitet bie erfte groge Air^enoifitation in ben emeftinif^en t^üringif^en
fianben. Sei biefer (1554) geröt er in Äonflift mit bem oon (Eifena^ nac^ (5ot^a
40 übergefiebelten Superintenbent 3uftus aJlenius, ba 91. bie SSenoerfung ber fie^re 9Ka*
jors, bog gute SBerfe 5ur Seligfeit nbif)\Q feien, oerlangt, SRenius aber roiberfpri^t unb
eine ©egenf^rift in 110 Sa^en ben ^itatoren überreizt. 91. enoibert in 195 unb
bann no^ 46 ©egent^efen; ^ier lautet I^efe 33: bona opera non sunt necessaria
ad salutem. äRenius fu^t ausjutoei^en unb begiebt fic^ na^ ^alle 1555, roirb aber
45 oon bem £anbes^enn nadi ©o^a jurüdberuf en ; eine neue Sd^nft oon i^m, bie sioar
ben anftögi^en Sa^ äRajors oermieb, aber bodj au^ bie fc^alt, bte ba fagen, gute 2Ber!e
feien in feinerlei SBeife nötig 3ur Seligfeit, trieb 91. 311 erneutem 9Ingriff. (Eine
Silenad^er X^ologenfqnobe 12. 9Iug. 1556 fe^te eine Aonfeffion roiber ben ^ajorismus
uno mie |ie meinte au^ gegen Jülenius auf, bie 91. als erfter unterf^rieb; als aber
60 au^ anentus felbjt jur Unterk^rift bur^aus Q)inig u)ar, machte 91. neue Sc^u>ierigleiten,
fo bag bie 5lonfe|fion unoeröffentli^t blieb (gebrudt bei ^aullini, Hist. Isenacensis,
S. 159 ff.). Der itempf rourbe oon i^m 1559 bis ju oer anftögigen ißaraboxie ge=
trieben: „gute SBerfe fmb jur Seligfeit ttoblic^" -— roobei er freili^ unter „guten
SBerfen" ftets SBerfe oerjtanben ojifjen rooltte, mit benen ber 9Kenf(^ meint ©nabe oer=
56 bienen ju fönnen. Der Streit oenoidtelte i^n in §änbel au^ mit S^nepf unb Strigel,
ja felbft mit glacius. Dod& oermittelte er bes festeren 93erufung na^ 3ena, brängte
hn 93unbe mit i^m oon äöeimar aus bie fiut^eranerpariei auf bem SBormfer ftollo^
quium 1557 jur Trennung oon SKelan^t^on unb beffen 9ln9angem unb trieb bie
(Emeftiner jum 2Biberfpru(9 gejen ben oerfö^nli^en gftönffurter ^ejeg 1558; er be«
60 jubelt bas toeimarif^e 5tonfutattonsbu(^ oon 1559, fte^t in Dem barüber ausbre(^enben
n. SmdbPrf Smtildt 467
Streit jtDif^cn glacius unb Strigel unbebtngt ouf bes erfteren Seite unb f^eint für
bic gemolttbötige Se^ubluttg bes anberen mitoerantxDortltt^ ju fein. Um fo [(^merj«
lid^er für iqn, ah bie Sa^e erft bur^ Sinterung eines bie felb{t^nli^ ^ieror^ifäen
Zenbensen ber ort^oboxen Z^eologen bebroQenben Aonfiftoriums, bann bur^ oollige
(£ntlQ[fung ber griacianer oon ber UniDerfitöt eine für biefe [o ungfinftige SBenbung 6
na^m, 1561. Sr ^ielt au^ unter ben oerönberten 93er^öltni|fen unb roä^renb ber fort«
gefegten fQnergiftijc^^n ^önbel 3u ben Sl^ctanem; bo^ trat er ber oer^ngnisoollen
!l^efe bes gfl^^ius über bie Sünbe als Subftanj bes natürlichen 9Renf^en nidit bei,
unter[(^ieb Dielme^r oorfic^tig smif^en intellectus unb voluntas an ]\ä)f bie aud^ naA
bem Sünbenfall geblieben finb, unb rectus intellectus unb recta voluntas. bie burdg lo
ben Sünbenfall oerborben feien. Da^er unb auc^ in ^nbetra^t [einer früheren Ser«
bien[te unb [eines ^o^en Silters blieb er oon ben über bie glactaner oer^öngten |cn:ten
aßa^regeln oer[Aont. 3IIs ber SRagbeburger SRagiftrot miber ben 3eIoti[c^en ZU. ^e^^us
unb bellen aßi^orau^ ber S(61ü[[elgeu>alt einJAntt, 1568, trat er [e^ energi[^ auf bie
Seite bes erfteren unb ]aff \xa) fo nod^ am $[Jbenb [eines £ebens in einen Streit mit i6
biefem S'dnUx oenoidelt, m bem er bitter oerlöftert rourbe. 5Ro^ einmal [oll bie $o^»
nung, na^ bes oer^agten 3^1. W^S ^ott (1564) auf [einen iRoumburger Si[^ofs[t^,
ben er allerbings [tets als [einen reqtmagigen ipia^ betraAtete, jurücbule^ren, tn i^m
aufgelebt [ein. Aaum glaubli^, benn er ma^t in jenem ^a^e [ein Xejtament, o^ne
bos ®ering[te baoon 3U enod^nen. dx [tirbt am 14. SRai 1565 unb lieget oor bem 20
Slltar ber ®eorgenfir^e in (£i[ena^ begraben, an be[fen Seite [ein £ei(^en[tein ein Silb
ber gebrungenen C5e[talt mit ben [diarf ausg^ögten S^i^^ fli^ 0>^^ (&rab[(^rift bei
^auUini S. 199). !Der le^te oon £ut^s Sf^unben unb ®eno[[en an [einem SBerf,
bas er freilieb je länger je me^r in ein(eitig[ter SBei[e aufgefakt^ ein [^olafti[^er 93er«
[tanb mit eifemem SBillen, in freiroilligem Sölibot bis an )etn (Snbe (tro^bem bag 25
er ein[t bie Z^e[e oerfo^ten ^atte : non consulimus neque petimus, sed autoritate
Dei et Christi sui volumus, ut saoerdotes sint uxorati. Propositiones Witeb.
1538SBI.N8), ooll^orte, aber oon ber ^ingeben[ten 93ere^rung für [einen £ut^er, ben
er oft me^r, als gut roar, beeinflußte, ben er au^ bis au| oie S)>ra§e }u topieren
[u^te. 93on unoertoü[tli^er Slrbeitshoft, [eine fe[te $anb[^rtft bis ons Cnbe be^ltenb, so
ein eifriger Seter, aber au^ ein ^eunb ber 3^S^ ^^ ^^ Slaumburger Sieres, auf
bem Aampfpla]^, u>o nur immer bte Steinzeit ber £e^e i^m getrübt unb gefä^rbet er«
[c^eint, ooll glü^enben $a([es gegen bas ^wfitcexäf unb ba^r au^ gegen alles, toas
m fie^re, ftultus unb ^erfaffung an ftat^olijismus [treift — babei [elb[t nüfit frei oon
^ierar^i[d^em 9Be[en, ein mann bes Suc^[tabens, oon bem Snefiolut^ertum als bersb
„ffilifa" bes (Elias fintier, ja als ber „sroeite fiutber" auf ben S^ilb erhoben, oon ben
Gegnern über Gebühr oera^tet ober bemitleibet, [elb[t oon ber jlonlorbienformel ($a[e
S. 591) mit [einer £e^re oon ber S^ablid^feit ber guten SBerle als einer offendiculi
plena et christianae disciplinae pernieiosa besaoouiert. 93on ber 9la^melt lan^e
oerlannt, oft ungebü^li^ gef^mö^t, i[t er er[t in neuerer 3^it billiger beurteilt unb tn 40
[einer Sebeutung gen)ürbigt toorben. Den 3Beg basu mtes D. S^roarj bur^ [eine
(E^arafteri[tif in ber 1. Slufl. bie[er (Enqllopabie. D. ©i^worjt (®. Äawerau).
ätmt eiirtfti, breifac^es [. 3e[u CC^rilti breifa^es Slmt
^mi, bas gei[tli(^e, [. C5ei[tli(^e.
Smulett. — 3. 9iei(^c(t, Exercitatio de amuletis, Argentor. 1676 : $. fj. ^rpc, De 45
prodigiosis naturae et arti» operibus talisinanes et amuleta dictLs cum recensione scrip-
torum huius argumenti, .^amb. 1717 (tjicr bie ältere fiitt.); 3. (£me(c, Über 9lmuletc, unb
ba<? waö barauf iBcjug \)ax, in leichten Umriffcn, SSla\n^iS27; am rcit^^altiaften J.B.Thiere,
Trait^ des superstitions qui regardent les sacremens, Avignon 1777 f4. mif(.)# X. J unb 4
unb .^üpp, Paiaeographia critica vol. 3. 4, ^ann^. 1829, f. Index. Kevue des traditions 50
populaircs, passim.; King, Talisman and amulets, Archaeol. Journal 26, 25 — 34; 149—157;
225—23'); J.Lewis Andre, Talismans in The Reliqoaiy, Vol. 7, 1893, 162-167; 195—202.
Vol. 8, 1894, 13—18; Martigny, Dictionnaire des antiquit^ chr^t, 2. ed. s. v. Amulette;
itrauö, JHcaU6nct)fIo^äbie ber djrlftl. 9((tcrtümcr s. v. Amulete (^au^) Enkolpien (be 3Saal).
91. (jur gfrage ber Slbleitung bes SBortes aus bem2lrabi[^n [. (5ilbemei[ter in3bm(5 55
Sb 38 S. IAO— U2)f7ieQiajnov, qwlaxr^Qiov u. (. w. ([. Pelliccioni in Atti per l'Emilia
5.1, 177 ff.) junö^ft allgemein ein ®egen[tanb mit magi[c^er 3Birfung }ur Wnotlft ober
3>ertreibung eines 5Bö[en, ber Dämonen unb i^rer SBirfungen, bes bbfen SlidFes, Aranl«^
30*
468 anttddt
^itu.f.iD.,ba^fa!tif^mei|tmitXaIisman jufammenfanenb. Snimä^Ii^ iDtrb3(.oonD{eaenb
r>on cntii^ngenben ®egenfianben gebraust. %>if im 17.3Q|r^- oon Kr^Ii^ ttnedaiimen
(f. $aä^m, Ck>ncilia Oerm. 9, 943), mie qwXaxtrjQuyy junäc^ in ber alten 5t{i^,
gebt %. mie biefes in allgemeine SSenoenbung über. 93on ber allgemein teligior»«
5 ge|6i(!^tli(^n Seoeutung, ben Anfängen, ben pi9(^oIogif^en C5runblagen ift ^ier nid^
3tt ^anbeln.
3m SQten Xeftamente finb mo^I ^iei^er ju jie^n einige oon ben S^uctfoAen
ber grauen, 3ef3,16ff., bie aR9nb^en au^ bei Xieren (9{i8,21), aui^ bie ®I9d4en
am Saume bes ^o^enpnefterlic^en Senrnnbes ^en urfprfinalii^ leine anbereSebeutung;
10 ogL au(^ bie 6(^IIen an $ferben, @ad^ 4, 20 (9BeU^au|en, Sfi^jen unb Soradetten
3, 144—146). Das [p&tere 3u^n^^ umgiebt ben einjelnen o5Uig mit DSmonenp
geiDibrt aber auc^ bie GAu^mö^e gegen böfe Cimoirlungen : bie (Engel; bas ^erfogen
bes (Bottesnamens ; be|. ^annbrfic^ unb Sc^riftabfc^nitte unb S(. mit bem Qottes«
namen; bie Zefillin (^eraomentftreifen mit SArptelten). bie an ben ftörper angebunben
15 toerben (wvXaxttmia, od. SRt 23, 9) unb bie uRefufen (^ergamentroüen) an ben ^foRen
ber $aust|firen, oer $of«, Stabt« unb Siu^ore (f. Hamburger, 9leaI*(EncnBo|riibie oes
3ubentums s. v. SRefufa. X^ep^ilin). (Sd. SBeber, SlUf^nagogale pal&ft. X^Iogie
& 247 ff.). Sin bie 93ej^tDörungen unb )l. bes fpöteren 3ubentum6 (f. neued^ings
bie £itt. b. 6tflbe, 3übi|^«b(äqlonif$e 3auberte^te, 1895), au^ ber SRanbäer fei l^ier nur
so erinnert hervorgehoben fei nur Salomos befonbere SRa^ Aber bie D&monen; esor*
|Mf^ gformeln toerben auf i^n jurfidgeffibrt, Sefelfene burd^ bie oon ä^m angegebenen
aRittd unter 9lufen feines 9lamens ge^iu, f. 3. S. Joseph. Antiq. 8, 46--48, Niese,
mo bas Heilmittel in einen 9{ing eingef^Io|fen ift.
Die bomonologifc^en Sorfteuungen bes ^^Xubentums, bie SRagie bes iDrients üben
% bie ftSrIfte (Eimoirfuncf auf bte gried^ifc^«r9mifAe SBelt 6i^ |ur Orientierung ffir
biefe Stieg in $aul9'äBtffon>a,„9{eaI«(Em. ber Ha|t. Sntertumsmilfenld^aft s. v. SKergutube
unb Slmulet unb v. 3ä|n, aber ben Slbergteuben bes böjen Shds, Seri^te ber 6®
1855, 28 ff. 3n biefer 0{(£. Drezier, Stet, «brafax. $ierffir unb au^ jumfolgenben:
Maury, La ma^e et l'astrologie dans l'antiquitä et au moyen-äffe, 1860, passim.
so 3n ben c^nftli^n (gemeinl^n oenoa^e man ]iäf lange g^en biefe abergliubif(^n
Gebräuche unb toeift jeben Serba^t ber Serfi^ng mn magifd^en 5ifinften ob : Origenes
6. 39 (MSG 11, 1356 f.) c. Celsum, ber (ogL 40) bie (Exorcismen ber Soften im
Sluae ioA; gegen bie Slmulette 3. S. Orig. De prindp. 2, 11, 5 (MSO 11, 244).
9to$ Sufebius lann fagen (Dem. ev. 3, 6; MSO 22, 226): abd' ^miv nd>noxe
S6 XQuniavöv Ttegid/Ajucnt xmbfisvov '&edaaa&ai ovo* ijuXodtäig fj JtetdXcov tivcbv tuqi'
iQYcov iTiiygatpätg. Die ilmoanblung oollsog fid^ aber rafcb: mit bem ^ereinbrinaen
ber ^eibnifqen SRaffen etablierte fi^ breit in ber Air^e bie |uperftitöfe 9{eIigiofitöt ber
SRei^e unb bas Sebürfnis nac^ lorperli^er C5reifbarfeit bes äberfinnlic^n, bie SRagi»
Iierung ber 9{eIiaion unb bie bur^eifenbe DSmonifierung bes S^riftentums, in bem
)ie bämonologifäen Sotftellungen fic^ oon Slnfong an in ftei^enbem SRa^e entmidelt
Ratten. 3Bas ftd; im Czorsismus oes 2. 3^t9. [iS^on in entiotdelteter Gewalt barftellt
(f. 0. (Eelfus), mixt oerallgemeinert, oergröbert, oerfinnli^t, poganifiert unb jubaifiert, in
ber SBeife, xn ber bie C5no|ti!er ootangegangen n)aren (Safilibes, Iren. 1, 19, 3 ^aroeq).
Do^ jlonitantin bie magifd^en SRittel 3um Seile bes 5torpers unb ^um S^u^e ber
46 ^[}flan3ungen billigte (33ing^am, Origines 7, 251), mugte bie Oberleitung bes alten
Smulettmefens neben allem mogli^en anbem Aberglauben bo^ mit beutli^er 3unld^
bröngung bes aus|^ltegli^ SRp^ologen unb bes Obfcönen no^ beforbem, unb bie Untere
f^ä)ung 3n>ifc^en meqr pbn|ij^en unb eigentlich 3auberif(^en SRitteln u)urbe par ge«
mad^t, mar aber ni^t oon Selang unb bahnte fo nur biefen mit jenen ben 3Beg (August.
60 de doctr. Christ. II, 30 MSL 34, 50 : ogl. Au^st. Possidio ep. 245^ ed. Bass.
2, 1137). So merben, mie bie ffe^Ii^en Sc^rifflteller biefer 3^0 rei^lic^ be3eugen
(Selegftellen bei Singbam 7,250 ff.), S^uberformeln mieber geffnroc^en, bie alten ilRittel,
oie g^imnisooHen oft unoerftanbenen unb unoerftänblidien 3^i^^n (characteres) an-
aebunoen ober umgehängt, ben 9{eugeborenen (Chrysost. in Oal 1, MSG 61, 623),
66 ben Aranlen; auc^ oor £tebes3auber mamt (T^rqfoftomus (über 1 5to 7, 3, MSL 51,
216). ndcn^g äoeßelag yifwvta ygafifiaxela roerben u. a. genannt (C^nifoft. in
Gal 1. c.), notajMöv (?) dvöjuara xal /j,vQia roiavra (Hom. 8 über Äol MSG
62, 358), (SMtn u. a. (Hom. 12 über 1 Äo; 61, 105), jiegUgyoi xaQa>^^lQ^^
(BasU. über $| 45, MSG 29, 418), (Silber oon) retodnoda (Athanas., ^ragment,
eo MSG 26, 1319), als ^o^efc^^te Xalismane mürben uRfinsen bes großen Sllesanber
«ntttlett 469
getragen (Chrysost. ad illum. Catech. 2, 5, Montf. 2, 243 f.). Huf Abraxas —
caeteraque magis portenta quam nomina, quae — quasi de Hebraicis fontibus
hauriunt, meift ausbrfldli^ ^teron^mus ^n (ep. 75, 3, MSL 22, 637). SBie man
bei Reiben $ilfe fu^te, |o rief man au^ {fibif^e waguaHol unb yörfreg ins $aus
(Chrysost. adv. Jud. 8, 6, Montf. 1. 682 f.). SIb Slßfall oom C^jtenalanben roirb 5
biefe 6uperftition Don ben itr^Ii^en fiesem gebronbmailt, bie ^rimiqe ^iaategemalt
o^nbete auf bas ftrengfte bie Slmoenbung oon flmuletten bei AraidQeit (Ck>n8tantius,
Ammian. Marceil. 16, 8, 2; 19.12,14, Sqff^n^bt; Cod. Theod. de malefic. 9,16,3
Gothofr. j. St.). aHan Jud^te Dem 3U begegnen, Inbem man ben oenoenbeten SDlitteln
bie befonbeien (pvlaxeg jur custodia unb tutela bei SöBer u>te Der einjelnen, maren
für bie oerf^iebenen Steligionen bie (Engel. SBirIfamen 6^ttb geben barum S(mulette
mit Sngelnamen. Die p^Idterien, wtU^ auf bem atten Soben bes (EngeQ)ienfte$ i5
ermabnt u)erben, Concil. Laodic. c. 35 (Sruns, Canones Apost. et condl. 1, 1,
77) finb geiDig als folc^e m oerfie^n, jumal bas SeiAot ber (Engelonnrfung unmittel«
bar ooraufge^ (c. 34). 93ie fi^ aber bamit f^on Slugerc^rifilii^es einf^Ifll, bejeugt
®ela[ius, de recip. et non redp. libris (X^iel, Epist. Rom. pontif. 1,469): Phy-
lacteria omnia, quae non angelorum, ut Uli coi^ngunt, sed daemonum nomi- so
nibus consecrata sunt. (Ebenfo virb ber 9tame (ßottes gebrau^HChrysost. ad illum.
Catech. 1. c: eine (T^riftin oerQ>enbet i^n jauberifd^) unb Gi^rifü 9l(tme eingeigt
(August, tract. 7 in Joann., MSL 35, 1440). Abriler felb{t ftelUen Kmulette ^.
t>xt ftir^e unterfagte es i^nen, fie fAIog aus, u>er fol^e trigt, Laodic. 1. c. (u>ie bie
Benennung wvXaxxrjQua um fi^ 9tein. j. auc^ Epiphan. haer. 16, ed. O^Ier 1, 1,»
82). Das Conc. Agath. a. 544 oieber^It biefe Seftimmungen (Sruns 1, 2, 159).
3lm tDirIfam|ten aber enoies fic^ au^ ^ier birette (Erfe^ung burq SDnttd oon unreife!«
^oft Ariftli^em öugeren Skalier ober Unqnrägung ins (ImftliAe, mobei an bie Dbiefte
biejelbe ben (Effeft ber ^eibnifc^en nur n>eit ubeiAietenbe aBirmng gebtü)^ ourbe, fo
u)ett als bas CE^ftentum [eiber ^eibentum unb 3ubentttm fibenagte. 6o erläutert 3^no m
Don SJerona ben 9leop^9ten bie geheime Sebeutung b«B ^orofloos mit (^riftli^r lim«
beutung ber Xierseii^en (Lib. II tract. 43 MSL 11, 494). i>tt (Erjenael SRidbael
u)irb als Iranfen^eilenb in Slnfpruc^ genommen, i^m »erben jtir^en gemeilt, in fetner
5lir^e in jlonftantinopel giebt er in S^ifionen Aranlen Kenntnis oon ^olgre^en ^eil*
mittein (Sosomenus, Hist. eccl. 2. 3, MSL 67. 940 f., Narratio de miraculo Cho- »
nis patrato ed. Sonnet 6. 24 f.). Unter auen 6ffiu^< unb 9Bunberm&d^ten fte^
bas jtreu} obenan (J. b. %. Areujesjeic^n). üb ftarles Sc^u^mittel trugen gfrauen
unb ftinber eoangeIi(^e Sprüche, deXxLa evayyüux (Chrrsost. ad pop. Antioch.,
Montf. 2, 197 mtt ber Sna^nung, bie (Eoangelien lieb^ brinnen im $men ju tragen.
Isidor. Peius, ep. 2, 150, MSO 78, 603) ; ®reaor b. C5r. fd^idt an ^ä^belinbe als ^
(Sef^en! für i^ren Sobn lectionem sancti evangm theca persica indusam (ep. 14,
12 MSL 77, 1316). Das (Eoangelium bes 3o^nnes mürbe als befotd^rs mirbtngsbaftig
betrachtet: es tourbe gegen Sieber an ben Aopf gelegt unb Suguftin lobt ben Srauq,
non quia ad hoc factum est, fonbem meil bamit oen £igaturen entfagt merbe (Tract. 6
in c. 1 Joann. MSL 35, 1443). Der ganje Serei^ ber beiligen Dinge mürbe all« tf
ma^Ii^ biefem Sebürfnijfe bienpar gemami Satqrus, SImbrofius' Sruber, ^ngt bei
einem 6^iffbru^ bas in bas Orarium geborgene eud^ariftifc^ Srot um ben $als (ut
fidel suae consequeretur auxilium, de obitu fratris Sat. c. 43. MSL 16, 1361 f.).
Daneben befonbers bie 9{eliquien: gestare sinu pignus fidele i\t ber 9Bttnf^ Der
(i5Iaublgen (Prudent. Peristeph. 6, 136, MSL 60,421); oon SRom aus mürben bie»
an ber Slpoftel C5raber angerufen ^ranbea fiber bas ganje Keid^ gef^iA (X^iel 1. c.
II, 874 f.). 9li^t menioer erobern M bie Silber bie Sebeutung baffer Si^t^mitteL
3ns eine qndaxn [eien Silber oon 6imeon St^Iites in iRom in Sorbiten oon ^öufem
angebra^t, erjap 3:^oboret (hist. relig. c. 26, MSG 82, 1473), elxdyy — tcov
dnifidvojv ikdteiga, 3ob. Damasc., Orat. de imag. 1, 27, 1. c. 94, 1253. (Bbenfo »»
SBa^s unb £)l oon ^eiligen Stätten, gemeines SBaffer unb gemeines Salj ((Sretfä:,
de benedictionibus 101 ff.). Aapfeln ober üreuje, in benen ^Reliquien aufbema^rt
[inb, merben als befonbere Slusjei^nung oon ^o^geftelüen fir^Iic^en ißerßmi^Ietten
getrogen (AS OTai 1 S. 57, 3uli 7 S. 213) unb ©irfen bie grSMen SBunber: fo
trug (gregor oon Üours, bie oerjc^iebenen Sleliquien barin mec^felnb, ein golbenes Areuj ^
470 Smtildt
auf bei 33ni|t unb löf^t bamit bas grauer (in gloria mart. c. 9, MG 2,495; f. bos
SButtber bes SBa^fes ib. 589), uttb (Tregor b. (St. oerfenbet ah Amulette gegen alle
(gefo^en bie Derf^tebenartigften ^eiligen X)inge: Xeild^en oon ben ftetten ^eiri, auc^
in S^Iüffelfonn, daves s. Petri (MSL 77, 630; 798 f.), geilfpäne Don ben ftetten
5 ipauli (ib. 704) ; oon ber beißrofKgen äBtrfung bes Sd^Iäffels Dom Ototorium bes
IJ. SKartin für ^ferbe weift ©reg.iur. ju beriefen (\, 3 de mirac. S. Martini c.33).
^eiU(9 mox bie Air^e ni^t im ftanbe, bie rem Beibnif^e Superftition ganj ju
oerbrängen, roie energif^ einselne anif ben ftampf führten (3. 93. Pseudo-August.
8. 279, MSL 39, 2272; Gregor. Turon. de virtut. S. Juliani 46). SBeber auf
10 bent alten Soben (Conc. Quinisext. c. 61: (pvXaxxijQvoiy Mansi 11, 972) no^
au^ bem ^eibentume ber neuen SJöIIer aegenfiber. Das Concil. Rom. a. 721 oer^
bomntt ben (I5ebrau^ ber ip^Ialterien (c. 12, Harduin. 3, 1865). 3n bem In-
diculus superstitionum et paganianim bes Concil. Liptin. \{ü^tn bie filacteria
et ligaturae (MG Capit. I S. 222), |. au^ ^irmin, MSL 89, 1041; »eba,
16 Hist. Angl. 4, MSL 95, 205 ff. unb Sonifaj mirb gerabe mit 9{üd{i^t borauf bei
^apft 3^^^^ oorftellig (ep. 42 Mon. Mogunt. ed. 3^^ ®* 11^)* Unter ben
$^9lafterien finb oonDiegeno XSfel^en mit aufgef^ebenen 9Borten, gformeln ju oer«
fielen (phylacteria i. e. scripturae, $ar^^im, Concil. Germ. 1, 75 ogl. Gloss. des
Cod. CoisUn. bei X^iel 1, 469 91. 81), bie SRenj^ unb Zier umgebunben ober
20 auA auf Stangen 3um S^u^e ber gfl^r aufgehängt lourben (Saud, ftir^engefci^. Deutf^^
I(Dmo$2,696). 3^^^^0i^^In ^ibnif^en S^aralters, maleüca carmina, [pielten hierbei
eine groge 9loue (6d^mi^, Sugbfld^er 6. 463), ni^t anbers aber unb jene aümo^Ii^
jurfldbrangenb, (Jformeln ber ^. 6^rift. Phylacterium erläutert ber Cod. Coisl. 1. c:
decem verba legis vel scripturarum varianun, quod ligat homo super cabal-
SS lum aut super caput suum. Sine etxoas [pStere Seftimmung lägt für fiigaturen
unb für ^uff^rift in Brevibus suspendendis vel ligandis nur SJaterunjer unb Sym-
bolum 5u (Ducange s. v. Brevia), Aleriier unb 9R9n^e merben oielfa^ als SBer«
fertiger genannt ($aud 1. c). Die fiigaturen per herbas etc. |. 6^mi^ 1. c. 312,
f. ^ier SBeleae ffir oerf^iebene Xeile ber abenblänbif^n ftirc^e, 480. 581. C. Sieger
80 Der Slberglaube bes SRittelalters 6. 255ff. (gi^en jebmebe 9Irt ber 91mulette
oon nid^t m^Ii^em Gepräge ift {eb^eit fdgarfer 9Biberfpru(^ -laut geu)orben. Sllfuin
toenbet [i^ fogar gegen bas 9(n^ängen oon ^eiligengebeinen, au^ oon eoangelif^en
SRa^nungen um ben §als (§aud( l. c. 683). S. Sar^^J^im 1, 424. Concil Turon
III c. 42 (Mansi 14, 90). Rabanus Maurus de universo 15, 4 na^ August.
86 de doctr. Christ. 19 — 21, MSL 111, 424. TOtoIaus I. ad consulta Bulgar. (Har-
duin. 5, 378), Burchard. Homil. bei (Ecf^rt, Francia Orient. 1, 840; Audoenus
Vita Eligü 2, 18 bei Surius jum 1. De}.; Concil. Trevir. a. 1310 c. 79, ^cx^-
^etm 4, 144- Samberper Snnobe a. 1491, 1. c. 5, 623. Sgl ge^r, Der Slber-
glaube unb Die lat^oltf^en Air^e bes äRittelalters, passim. grfit [pötere 93e|tim^
4« mungen aegen berarttge magif^e Superftition, bie [i^ teihoetle mit ben Flamen oon
^ßopften leftft bedte (Gr^moire du pape Honorius, avec un recueil des plus
rares secrets; Manuel ou Enchiridion de priores contenant les sept Pseau-
mes p^nitentiaux, diverses oraisons de L^on pape, au^ lat.) f. Thiers a. a. £).
1, 293 f., 311 ff., 366 ff., 394 ff. unb jur (grgönsung baoon Synod. Salisburg.
46 a. 1569, $ar^^im 7, 243; Synod. Boscoduc. tit. 13, 1. c. 722 f.; Antverp.
a. 1576 t. 11, 1. c. 822 f.; Prag. 1605 1. c. 8, 682: Signa vel imagines anu-
live, orationes, scriptae vel ut vocant brevia, characteribus aut nominibus
incognitis impressa — fascinationes vel ligaturae lectae. L. c. 9, 860: liga-
turae um bie Säume, patibula pro cessatione febrium — monebunt etiam abo-
>• minandam esse eorum vanitatem, qui certo numero et praescripta forma ver-
borum et precum asserunt certas animas semper a purgatorio liberari. (Monast.
1659). Sef. 5l8ln a. 1662, 1. c. 9, 943 ff.: amuleta, brevia, involucra signa
Sanctorum etiam permistis reliquiis deque coUo suspensis — Neque refert
quod interdum specie pietatis Signum Crucis, sacra verba et preces adhi-
M beantur, quibus alia quoque vana et inutilia admiscentur etc. (i5cgenmittcl
946, 950: gestet quoque ex coUo Sanctorum reliquias, saepius Nomen Jesu
reverenter invocet — bie $eiltgen unb S^u^engel, SWaria. 3n uHi^r^aft gro6=
artiger 3Beife ^ gerabe mit ben Slmuletten ber neuere Aat^olisismus ben 93ebürf=
nilfen ber oerfinnli^ten J^ömmigfeit 9{e^nung getragen, mit i^nen [ic^ popularifiert,
60 bur^ bie 93enoenbung ber alten äIHttel unb bie Steigerung i^rer 3Bir!ung, bur«^ neue
«mtilett 471
Witiel ben 93oIfsglauben unb ^abetglauben teiliDetfe in Seld^Iag genommen unb bamit
ani^ ntd^tftrd^Ii(^e (Elemente 5um Ztx\ poialqfiert ober oeroröngt. 3m 91. finbet bie
populäre grtömmigleit mit ben (^Qra!teri[ti|d^ften Slusbrud unb es loirb loeni^e Siaifjp»
lilen geben, bie nu^t irgenb ettoos bei [id^ trafen, was als [ol^es 3u besetd^nen i|t,
|ei es ein allgemein oerbreitetes Deootionale, [et es bos SSereinsjeid^en einer lir^li^en 5
(!5enoffen[d^a|t, eine (Erinnerung an ben Se[u(^ beiliaer Stätten, fei es um ber [$u^«
fröftigen 93u!ung millen — [et es, loie gemö^nltA, oag es mel^reres jugleiä bebeutet:
5lreu3e, bie oerfqiebenen iRotenlränje, bas $er5 ^t]\x unb äRortä, bie man^erlei 6Ia«
puliere, bie ungeheure 3^1 ber oerf^iebenften iDlebaillen mit ben Silbern oon $ei(igen,
bie Agnus Dei, ^etersletten, (Bebete ; §. SBaffer roirb gebrau(^t unb äbnlid^es. Die SBei^ung 10
giebt biefen (gegenftänben bie re^te 9Q3trIung unb mit ij^nen toerben [eit bem Slusgange bes
16. 3<^^^^unberts mannigfache SCbläffe oerhfipft (Sixtus V. in ber SuIIe Laudemus
viros glorioses, Dej. 1587, Bullar. Roman, ed. Taurin. 8, 966 ff., mit ber er ben
im £ateran gefunbenen unb an (^ftli(^leiten oerf^enften äRfinjen vlblag juerlennt).
Senebitts XIII. Decretum (a. 1725) unb (a. 1727) Tenor — Indulgentianim, 15
quae coronis, Rosariis, crucibus, Imaginibus seu Numismatibus ex auro, ar-
gento aliove metallo confecüs vulgo medalliis applicanda sunt, im Bullar. Ord.
Praedicat. 6^ 606); bie SSorfd^riften toerben bur$ leben $apft aufs neue feftgefe^t,
bie ^eute gütigen s. Rescripta authentica s. consreg. indulg. sacrisque ritibus
praepositae 1885 p. 345—349. gür einjelne Seftimmungen ogL bas Debet Ur«20
bans V., auf bas fid^ »enebiftXIV. bejie^t (BuUar. Bened.XIV. T. I p. 579 §41),
prohibens distribui numismata in eorum honorem confiata, quibus aut Beat!
aut Sancti cultus ab Apostolica Sede tributus antea non fuerit; bie bargejtellten
^eiligen muffen vel canonizati vel in Martyrol. Rom. descripti fein. SIucQ 2Re«
baillen, bie auf ber einen Seite einen ^eiligen, duf ber anbem trgertb eine berühmte S5
ober eqnoflrbige ^erfonlid^Ieit jeigen, lonnen geioei^t toerben. Die Silber muffen aus
feftem Sto^e gemad^t fein (1710, 22. De}.): Decreta authentica s. congreg. in-
dulg. sacrisque ritibus praepos. 1883, p. 24 ; o^I. Rescripta authent. 1. c. In-
dex p. 400. gür bas lirqli^ anerlannte unb juläfftge, für bie 3Birlung biejer 91. fei
roeiter oertoiefen auf »erinaer, SlbKjfe'«, 1893, S.298 ff. 308 ff. 350 fL ißrooft, ftir^lao
Senebiftionen S. 190, 200 f.: 3leuf($, Die beutfd^en »if^öfe unb ber Slberglaube, 1879
(^ier unb bei Geringer bie fpesieüe fiitt^.
Die Denhnöler ergän3en unb beftättgen bie litterarif^en SRoäri^ten, toie fie felbft
mieber, bie oft ftummen, bur$ biefe i^re (Erllärung empfangen. 9Kan mug hierfür ben
Umtreis ber augerc^riftlid^en Denhnälertoelt überfmauen. SEBie bie Slbfi^t bie gleite 85
bleibt, ben £ebenben mit ben Zoten, bas oberiroi^e unb unterirbif^e $aus, bie (&e«
röte 5u f^ü^en, fo bleiben au^ bie SRittel, bie gformen unb ^^ormeln prinsipiell bie
gleiten. (Einselne (gegenftönbe finb obne toeiteres oon ben (E^riften übernommen roor»
ben. 3n ben romifd^en ilatalomben (inb oiele aRebufentöpfe gefunben roorben (Buo-
narroti, Medaglioni p. XX; einer aud^ im iübijAen (grobe, Garrucci, Storia dell'io
arte cristiana t. 492^ 4); Bullae, toie fie als %nulette oon ben 9{5mem getragen
tourben, imex baoon mteber in ber Sform oon (ßorgonen^uptem ^Boldetti, Osservazioni
509, 55—58); praftifd^e 33ertoenbung biefer Bullae (als ^ßarfümbe^Iter bleute 5. S.
bie Bulla ber ilaiferin SRaria, Garrucci 1. c. 3, p. 124 n. 2) unb bie SSertoertung
bes SRebufenfopfes als 6^mud laffen beffen prop^qlattifd^ Sebeutung bo^ nid^t oer» ^
geffen. Cbenfotoenia bei ben mand^erlei (Slooen aus ben (Sräbem (De Rossi, Roma
Sotterr. 3, 586; mmbanb mit Sd^ellen abgeb. 6$ul^e, Aatafomben 215). 9Iu| ber
Sruft einer (Jrrau fanb Crfi in ber ilatalombe gfü^rer ju Snrahis ein prä^iftonfc^es
Steinbeil, in stoei Äinbergräbern Sln^nger, tool^I eine Sorte (Erolofer, bie als 91. galten
(9iQS1895, 476 ff.), ^wti Sronje^önbe, 5um Sln^öngen, aus ber ^riftli^en Scefro* w
pole oon 9l(^mim=$anopoli5 (goner, Die fr&^riftL SlÖertümer oon 21.-9^. 1.10,4.5),
tn oerf(^iebener gform ftellen bas betannte uRittel ^egen ben böfen Slid oar. Die eben
bort an ben Zag gelommenen altögqptMen SRumtettftatuetten Jinb too^l au$ als 9[.
bem (grabe unb bem fieid^nam jum 6$u^ beigegeben (ogL SBiebemann in 3^^^^-
bes aSer. 0. Slltertumsfr. im K^inL 86 [1888] 45). Derfetben »efttmmung bienen au^ w
bef^riebene Slätt(^en in ben (Bräbem (für bie antile Sitte 5. S. 1. c. S. 55). 3n
ber Vigna Cassia ju Snralus lag in einem Sd^üjTel^n neben bem ilopf eines mann«
li^en Sfelettes ein Aupferrol^r, barin ein SRetallpIättd^en mit unoerftänbli^en S^rift«
jeu^en (Orfi in Notizie degli Scavi 1893, 301); ein fold^es ^^^lanerium in 9{egen8«
bürg am $alfe einer toeibli^en £eid^e (9tQS 1893, 162 ff.; ogl. bie Sleitafel aus^o
472 Untttlett
S. Ciriaca in 5Rom, Boldetti 322, 3). Idismane in ber aÜen oftrologtfd^n Se*
beutung tinb bos* SIrmbanb mit ben dilbem bes Xierfretfes (Boldetti 500, 16) aus
ben 5tataioniben unb bie glfijerne SRebaille, im ütaUe eines fioculus ber ftotolomben
oon S. Ciriaca gefunben, mit bem Silbe bes Slotpbns (BuUettino di archeol. crist.
5 1869, 61). 93on oen 3uben nhnmt man ^erfiber bas Stib Salomos, ber ju 9tog ben
ftafobömon nieberftBgt, mit ber ipilger oon Sorbeoux oud^ in feinem 3ttnerarium bie
Stelle oermerlt, ubi S. Daemones torquebat (Xobler, Itinera Terrae s. 1, 17):
auf einem Sg^ptifd^en 9. (Somx 1. c. 6. 21); bei einem Srmbanbe mit ber gleid^n
Darfteüung aus 3^nifalem tft ber d^riftlid^e (Bebraud^ nid^t ausbrfldlid^ bezeugt (Comptes-
10 rendus de TAcad. des Inscr. et Belles-Lettres 1892, p. 155).
Serien unb ißerfien finb lange St\i oor anbem fiSnbem bie $eimat ber Xalismane,
bie Slmulette, bie oon ba ben Often bes r9m. 9tei^ fiberf toemmten, finb mit bie oon
(Eentralafien, 3nbien unb bie borborifd^ SBIIer in SReoatKonform gearbeitet ober als
Siedle mit eingefe^ten Steinen ober C&Ias in gönn oon Sl&ttem (neraXa) mit grfinem
15 ober rotem (Email, mit Slofetien, fiunulae, ^erjen, Sorreaus u. f. u). (Aonbaloff in
Smenigorobslol's S^jant. S^nenfAmeljen 6. 82), in Jtg^pten, wo oon ie^er reltaiofe
(Embleme flbenoogen ^ben, ift bejonbers bie (Entftel^ung oon 9. mit fpejmfd^ religtSfen
Darftellungen unb gormen ju fuqen. Diefe reben oon bem ftarlen (Einifluffe ber filoi«
fd^n religidfen (Elemente auf bas ^eibentum: bie (Bottesnamen, bie (^gel fteben im
20 (Eentrum, mit eine game 9tet^e ber Slbrafasgemmen bejeugen. grür meitere, befonbers
auc^ für d^riftliäe 5ueife nmrbe beren Senoenbung no(^ bä)urc^ geförbert, baft in ben
beibntf^n l^avbtmtn ber (E^ftengoti unb ber ^^fusname jenen glei(bgefteut mürbe.
9Bie in ben ^^yibtxpaprfd (Babriel unb SRid^ael ntbtn SRofes fielen, )o mirb 3^fus
^rijtus als <5ott ber Hebräer bei ^ei Xeufelsaustreibungen anöerufen, neben Helios,
25 SRi^ras u. f. ©. (SBejWto in „SOßiener Stubien" 1886, 183). I)erfelbe Spnirettsmus
in ber oerjd^iebenften uRMung tritt auf ben 9. ju Xoge. 9tid^t ftd^er u)irb ju tnt*
fd^eiben fem, ob bas Siloertafeld^en im fiouore (f. nai) §rö^ner ibraus in 9la[f. Snnalen
1868, 123 ff. unb basfelbe in ergiebigerer fiefung oon Smati bei ipellicriont a. a. O.)
ifibifd^ ober iilbifd^<d^riftIiA ift mit feiner 9lnrufung bes großen unb ^iliaen Slamens bes
80 §erm (Bottes — gegen alle Aranl^eiten, böfen Slid uno afle bBfen (Beifter, bie erinnert
loerben rfjg dia^xrjg m l&evro btl jueydkov Zolofiarvog xal mixariXov rov äyyeXow
SRit loelc^er (Emp^fe tft aber Salomo in beibe ^anbe bas ibreuj gegeben auf bem
Sg^ptifd^en (BeuKmbfHW bei goner, 9?om. unb b^j. Seiben«le3rtilien Z. 3, 2 (mit ftreuj»
lanse auf einer bei !I^ebeffa gefunbenen eapsella pendula, Bullett. crist. 1891,133;
ssogl. Garr. 492, 10)! Der 3^Mn<^^f ^^^ SRonogramm, ber gute $irt, bas Opfer
Sfaals, Daniel in ber (Brube, ©erben mit §eibnif(^em (SDlonb unb Stern, Horus Garr.
492, 14) ober mit 3übifd^em ((Engel, ^ebr. (Bottesnamen, Salomon) oerbunben: ^ier
tritt jroeimal vi(n)cit leo de tribu (Juda) radix David ^eroor, ober mit Seibem:
Garr. 492, 12; ber magifd^e 3lagel mit ber Sufd^rift: Ter dico ter incanto in signo
40Dei et signo Salomonis et signo de nostra Art(e)mix. S. de Rossi, Bullett.
crist. 1869, 61—63, Garrucci 1. c. 8—24. Dasu: 3ntagIio mit IXSYC unb fe^s
(Engeln; (I^rijtus mit Sd^rifttafel, worauf h dgrij ^v 6 Xöyog, Bullet, monumental,
1884, 771. Wing mit Aßgaoa^, babei ^, Kofler, Les catacombes 2, 325. (Erhalten
finb aud^, 5umeift aus ^onorius' !itit Suexanbertalismane, bie feit SÜexanber Seoerus
45 u)ieber gepräat unb jgetragen u)urben, Garr. 492, 20 mit Snea^anberlopf unb iRamens^
umfd^rift, auf bem 9teoers fougenbe (Efelin, barüber Slorpion, barunter bie 3nf^^
Dominus Noster Jesus Christus Dei Filius; ein anberer ib. 19, SÜexanberfopf unb
Sonnenseiten, 9{eo. ^ (ogl. fienormant, La monnaie dans Tantiquit^ 1, 40).
(Es mu| bei biefen festeren Seifpielen unentf(^ieben bleiben, ob nid^t oielmel^r oon
fio d^riftlid^«lird^lid^er Seite biefe SSereinigung oolljogen u)orben ift, um ben 31. d^riftli^e
Sebeutung ju geben, bas aufterd^riftliqe URittel bamit in ben Dienft bes Q:^nften yx
[teilen. Denn auf augerorbentlid^ mannigfad^e SBeife ^aben bie d^riftltd^^fird^Iid^en 5hetfe
oem fi$ fteigemoen $ebürfni[je na^ Si^u^mitteln iRed^nung ^u tragen fid^ bemüht unb
mit bem u)a^fenben Sebfirfntffe l^en bie (^riftlid^en Symbole unb Siloer immer aus^
K gebe^ntere reale, immer mafftoere Sebeutung erlangt, bte bei ben ^eiliaen 9{ealitäten,
AreusesparÜIeln, ^Reliquien ober Sd^rift^eidQen oon tlnfang an oor^anoen mar. 3ns
(Brab toerben Statuetten bes fiasarus mitgegeben (9{om. Aotalomben, De Rossi, Roma
Sott. 3,599; Sgnpten, goner, Slltertümer 13,19), ber Snfer unb oerjd^iebene giguren
d^ftli^er Symbol« (ib. S.17), gifd^, S^iff, laube. Die größere Slnsa^l oon biefen
«ift }um Iragen om $alfc beftimmt gemefen. Unter biefen d^riftli(^en fog. (Enfolpten
Hnmlett 473
nimmt ber Sftfd^, mit bem man junaAtt ebenfalls bie augerAtip^ Sitte fortführen
lonnie, roegen feiner befonberen fomboIt|^n Sebeutung einen 9eroonagenben $Ia^ ein.
Solist ^\]i)t jum Zragen aus ben oerf^iebenften Stoffen finb, eine Kei^ mit fidler
nad^meisborer ^rooenienj aus ben ftatolomben m Xcräe gefommen, in einer Snsa^I
oon Sammlungen ei^Iien, ein bronjener mit 3nf^rift CCOGAIG (Gorp. Inscript. 5
Graec. 9076), ein anberer mit SM unb SN, oon de Rossi (BuUettcrist. 1875, 141)
mit Salus Nostra unb Mea ausgelegt, biefer unb ein anberer (1. c. p. 189) innen leer,
alfo jur Slufna^me einer 9teliquie ooer bergL beftimmt Sereinjelt fAeint ber (ßebroud^
bes gfitöes bis ans (Enbe bes SOtertums ^erab}uge^n. 9leben bem ^if^ fte^n frü^
SRebaiUen (de Rossi, Le medaglie dl devozione dei primi sei o setie secoli 10
della chiesa, Bullett. 1869, 33 ff., 49 ff.), oerfd^ieben in gform unb 9Raterie, in
ibren Darftellungen in genauer ilonaruenj mit ben fibrigen Denhn&Iem (Oarr. 480):
SBenbe bes 3. jum 4. 3<^^- {ombolitte, neutrale (Begenft&nbe, $irt unb $erbe, bie
Xaube aud^ fpater nod^ ; ber fe)mllrale (Beoanlenireis, bie ®eu)ig^eit ber rettenben 9Bunber>>
ma^ bes $erm : Selige, atrf jmei (&Iasmebaiuen Daniel, ben Drad^en oerniftenb is
(Garr. 174) unb (£^riftus mit SJSunberftob (BuUett.crist. 1891, 128), Siools Opferung.
I)a3u Jbeilige ^erfonen : CC^Ftus mit ^etrus unb Paulus, itS^e oon $etrus unb $au*
lus, CE^riftus als £e^rer. Ooer einfach bas SRonogromm, allein ober Korne, Silb bes
Seji^ers auf ber anberen Seite. Dieje äRebaiUen 9fters mit 9aIamationen, jeben«
falls (ßefd^enle ; ob einjelne in birelter ^ejie^ung ju bem (£m|ifang ber Zaufe fte^n, so
erf^int mir wtniaet bur^ 3^^^ oon Serona (Üb. I tract. 15, MSL 11, 360 f. ogl.
II, 35, 1. c. 48l), als burc^ bie Acta Maximilian! (Ruinart, Acta mart. 341)
roaM^einlid^. Sqon jpSterer :^titaüßitn bie SRebaillen jum (B^äi^tnis bes Grobes
bes D. fiourentius (5. 3a^rb.), oer Suj^e^ungslird^ u. f. w. on. Unb mo^I in Sejug
auf funlretiftifd^e 91. bie Snfd^rift: In >|^ Leo (Bullett. 1869, 44). «
X)er Sergung oon ^Reliquien ober Sd^rifftlöit^en bienien bie poei (ßolbläftd^en,
bie 1571 in ootilanifd^en ®räbem gefunben lourben mit A^CO unb Zoube, bos brom
jene, ebenfalls mit jenem SRonogromm fioniert (Bullett. crist. 1872, 12 ff., t. 2,2.3)
unb bie oblonge Capsella, mo^I aus $orto, mit Jtonoiounber unb ^YAOrlA ouf ber
einen, SRari^riumsfcene ouf ber 9lfidffeite (BuUett. ib. 5 ff.,t. 2, l),^mtlid^ wofjH 5.^a^r^. so
Die ($orm ber römifd^en Bulla mirb fortgeffi^, ober mit bem SRonogromm oene^en:
eine fe^ de Rossi (Bullett. 1863, 37) ins 4. 3oM.; eine fObeme mit A-fHüd im
itranje, ouf ber JRfldqeite Xoube auf Ö^eig in Xner (ftrous, Die d^riffL Snf^riften
ber 9(9e{nlanbe 1, n. 252); eine onbere fono fid^ im (ßrobe hex Aoiferin SRorio (00m
3. 410), boneben ein (golbplfittd^en mit oem 9lomen SRi^el, ®obrieI, Kofoel, Uriel ts
(Bullett. 54 f^.
3m gleiten (grobe logen oud^ 10 golbene, mit (Ebel^inen befe^e jtreuje: bos
ilreu3 nimmt [eit 9lnfano oes 5. 3<^r^. meitous bie erfte Stelle ein: loie bos SRono*
gromm Jo je^t, biefes olImfibliA ablö|enb, in ben oerfd^tebenften gormerL in ollem mog<
lid^n 9Rateriale, in monnigfod^fter Senoenbung, ouf ber Sruft, als gH^el, im O^r ge« 40
tragen (f. 3.S. goner, Altertümer X.9.10). 3n ibm nierben ^ortfleln bes Areuj^obes
ober ^Reliquien geborgen, [0 in bem fd^önen, in (9. fiorenjo in 9{om gefunbenen ®oIb«
{reu3e bes 6. 3($r^. (BuUett. 1863, 31 ff.), bos in ^^inen 9uffd^riften feine Sebeutung
ousfprid^t: Crux est vita mihi, mors, inimice, tibi; 'EujMivovinX, Nobiscum Dens.
9lad9 unb nod^ oud^ mit ber Dorftelhing bes ftrujifbtus (Arous, 9tS.. Areugigung). 3n «s
ben (Srabem oller 3<^^^unberte finben fic^ ftreuje, be[. jo^Ireic^ in longoboroiMen
(de Baye, £tudes arch^l. Industrie Longobarde, p. 80^.), feiten in S)eftgotifd9en
(Barriöre-Flavy, £tude sur les sepulcres barbares du Midi et de rOuest
de la France. Industrie Wisigothique p. 99). 9u^ SRünjen mit bem Areuge U)er»
ben fo getragen (3. 8. Bull. 1869, 43; 1871, 152. Revue archÄ)l. 1863, 270. 3m w
(grabe bes CP^ilberid^, Chifflet, Anastasis Ghilder. 270 ff.). ®oi» entfpreti^nb ift auf
ben Weboillen ber gfortfd^rittju oerfolgen: oor ollem trnt bos itreua ^or unb bie
Kreuzigung, in Slbenb« unb SRorgenlonb (Garr. 435. 480. gforrer, Sluertfimer, 11, 4),
in loie ousgeprägter Slmulettbebeutung seigt bos (Enlolpion oon Slonso mit ben Serfen
©regors oon 9lo3ion3. (AnomQocpi] xov novtjgov : ^evy* an* i/nfjg xQadii^g doXo- w
/trjxnve q)Fvye xd^Knaf (pevy* äji' ijLubv fXEJütiov U.f.tD. (Garr. 433, 6). Doneben
aber ift beutlid^ 1. oudb ^ier bie Senoertung bes ®ottesnamens (Emmanuel ; 2. 9Renf(^«
merbung als größtes SBunber, unter bem Siii>e ber Slnbetung ber SRogier, im Often oud^
ber (Beburt (Garr. 480, goner. Altertümer 11, 1. 2, ogl. bie »rofd^en 13, 2—4).
3n fe^r ^eroorfted^enber SBeife ^ot fi^, ^U{rtfo4lic^ ouf ög9))tif^m S3oben, im £)ften co
474 Hnmlett
Solomo be^uptct unb fi^ rociierc ?lnerfennung in d^riftlic^en Äreifen erobert: mU
itreuj, mit (geburt unb ^immelfa^ }ufammen oirb ber DämonbejiDinger borgefteUt
(goner 1. c. 6. 9; 11, 3. 4).
Die JRinge roet[en mit bem gleid^cn 3n^Ite i^rer Darftellungen (Symbole, SALVS,
5 9Ronogramm, Rttuj u. f. m.) auf ben gletd^en ®ebanlen5ufammen^ang unb auf über«
einftimmenbe SnttDtdlun^; bie (gerate emfrfangen eine (^ri|t(id^ ^rögung, bie apotro«
pöifcj^n ^ibni|d^en aRottoe merben burc^ jene (^riftlic^en 3ei^n unb Silber erfej^
(ogI.jt. S. bie ^nlid^Ieit ber Darftellungen unb ber Sluffc^riften auf ben Ölflaf^n
oon uRonsa, aud^ ^ier 'Eu^mrovfjk ue§^ ^/idw t^foc, Garr. 433 f. ; ogL 466, 2),
10 ebenfo erpalten bie 3Bo^nftatten ber 3:oten, bie Sorbp^age unb (gröber unb bie ®e>
«M^*r^ vr«/*^r», ^ VJkLf^viir^y X^U^Vlir^f X^Vta** lyl.AK7V* X«^l\/, A4«J|.^. ^»'»■•(J*^ »■• M^A^V* ««*» ft|» VtV
oalmotinif^ SIettafel, bei Trau gefunben, bie jum Sln^eften beftimmt iDor unb ^m
15 6<^ufae oon $au$ unb (Jfelb einen (Exorjismus gegen bie (gefahren bes unreinen (Setftes
tX(äji8Si in nomine domini Jesu cristi (Bullett. 1871, 39)*
^^lafterientofeld^en mit Sluffd^ri^ 5um 6d^u^e fiir bie ißerfon Rnb er^Iten in
jenem Slättd^en ber ilaiferin IRarta mit oen (Engelnamen, in bem oon Seinit^ : ^E^oq-
xi^(o ae d> laTaväg (f. 5hau$,9{(E.,9lmuIett), in bem ögopttf^n mit 9lnrufung(gottes,
20 Snoi^nung oon 5lranlen^ilungen unb bem ^erabfteigenben, bas 3Bajfer beiDegenben
(Engel, bem ICrifagion — gegen Stcanü^ii getragen (Corp. Inscr. Oraec. 9060. 9061),
ber ed^Uene 2:e2t eines toptifd^en nennt bas Slut di^rifti in SJerbinbung mit ber
(Ettc^ftie, bie 9lagel ber ^affbn (E^rifti unb bie (Eoangeliftenf^mbole (BuUett. 1887,
44). Das in 9{egensburg gefunbene ^t oielleid^ d^riftlid^n Xext (9lQ61893,162ff.).
S5 snie bie SAu^mittel trug ber C^ft bes Oftens, oie mir aus ben ä^iHitilÄen
Xestilfunben erfenen, nid^t nur auger, fonbem in bem (Senmnbe au$ felber emgetoirft
ober aufgenö^: bas Sluge (gfoner, 9Itertfimer 8, 2); 3nfd^riften (bie eine ib. 12,
(grSberfunbe oon ^d^mim 6. 25 f.: ber $en 3^fus, ber (Eqriftus, er fegnet S^^fitet
unb loa^t) ; 3Ronogramme unb ibreuje ober Slötter mit äRonoarammen (Soner, Suter«
so tfimer 14, 7; 18, 13); 6aIomon mit bem ftreuje (18,1); bie ^eiligen Darftellungen.
3ur 3^tt no^ unflberfe^bar ift bas SRotenal ffir bas aRittelalter unb bie fpätere
3eÜ Darum bier nur einige SInbeutungen. Unoermäftlic^e 3ä^i8f^it ber alten Sor«
fteüungen unb Sonnen tritt aud^ ^ier burt^meg 5U Xage, ja »eitere Slusbe^nung, bis
in bas (Sroge, Slonumentale. (5caii in ber 9Beife bes sntertums merben Xelesmota
» beim Hausbau oenoenbet, ffir bie ganje Stabt aufgerid^tet: bie Xfirlen fanben in ilon»
ftantinopel eine Statue gegen bie 6(^Iangen, eine 9{eiterftatue(6aIomo?) gegen bie ^ft
Qaffarel, Curlositez inoujres, 1650, S. 121. 2Inberes, ouif im Slbenblanbe, ib. 129 ff.
I^ers 1, 299 ff.; »unfborDt, ftultur ber Kenaiffance 2, 285 ff. Daju aber umfpinnt bie
aberalöubifd^e 6(^eu,mit ber bie 9ntile betrad^tet loirb, alle Denrmöler mit gebeimnisoollem
4o3auber: oon i^nen loirb bas SBo^I unb SBe^ ber Stabt abhängig gemac^tt fie f(^u|en
bas $aus, bie ißerf on. So enoeitert fid^ ber Umireis ber Sd^u^mittel. S. SBad^s^
mut^. Das alte (Sried^enlanb im neuen; Zrebe, Das ^eibentum in ber r5m. Airc^
passim; (ßrimm, Deutf^e SR^t^oIogte; SButtfe, Der beutfd^e SSoHsaberglaube ber
(ßegemoart. grfit bie Denfmöler: Die Slusgrabungsberi^te aus ben oerf^iebenen £an=
Mbem; bie Sammlungen in 9Rufeen, S^a^Iammem, bie Aataloge oon Slusftellungen f.
einen arogen Xeil unter Slrt. Slbrajox; eine erf(^öpfenbe SJereiniaung aller SBerle, bie
[i^ auf C&egenftänbe aus (EbelmetaU bejie^en, gieot ber bemna(^|t erf^einenbe Aatalog
oer Stbliot^el 3^ii^Is in Srranffurt. Cine Sammlung ausf^Iieglij^ oon 91., bie aus
3talien ftammen, f^at Dr. 3. Sellucd in Perugia angelegt: oon einer aus ben c. 7000
wJlummem getroffenen Sluswal^I liegt ein ftatalog oor : B.,Catalogue descriptif d'une
coUection d'amulettes itaJiennes enyoy6e k PExposition universelle de Paris
1889, Pörouse 1889. Die oulgöre Superftition i[t es, bie ^ier bur^ge^enbs oertreten
ift, unb bie oonoiegenben Seftanbteile biefer einft oon 9Renf^ ober Zier getragenen,
im §aufe, am Sett, im Stalle aufgehängten (Begenftönbe [inb bie ftofflic^en ^., an ber
w 9Raterie felbft ^öngt bie befonbere ftraft, unb 5©ar haftet oen oerfc^iebenen SRitteln ber
Sd^u^ gegen eine beftimmte (ßefa^r ausfd^Iieglic^ ober oonoiegenb an. Sli^^ SIut%
SRild^», Stern«, SSferblidftein ; (Branaten, S^fpts, Äorallen, Serpentin; 3ö^"e oer«
f(^iebener Xiere, itrebsf(^eeren u. f. lo. Der (Einflug bes (S^riftentums fpri^t 3. S.
aus ber ^Benennung Äreujftein (gegen 3öuber), $eil.»(5eift=ftein unb =f(^lüffel; fiucicn=
fiofteine (gegen Sktgenfeanf^eiten), 31nfelmsei(^eln (gegen $agel) unb tritt in ber d^riftlic^en
«mttlett 475
Htnformung oufjer^riftli^er demente entgegen: Äreu} aus SlcpÄrit (S.24,14), Stern-
ftein mit ^eil. I)arftenungen (42, 13). (6. bie merootngtfd^en n,, Antiquitäs du d^p.
de TAisne 2, 192 f.). ©egen ber partiellen 9Bir!ung ber S. ift, um mögli^ft Ud^eren
Sd^u^ 5u erretten, 93en)ielfältigung not, barum loerben game (Sruppen oon Sl. ge«
tragen, unb ^ier mifAt |i^ oas öufeerlid^ (I^riftltc^e mit bem2ru6erc^njtIi^en(S.79n.). s
9Bas |i^ ^ier beobachten lögt, beftotigen bie mit Silb ober S^riftjei^en formierten 91.
(Eine Slei^e bi)3antinif(^er 81. (Sorlin Dorigny in Revue des £tudes grecques
1891, 267; bef. S^lumberger ib. 1892, 73 ff), m^l sumeift aus bem fpciten SRitteU
alter, aber alte 2Ru|ter loieber^olenb, [teilen Salomo bar, bas 9Rebu[en^aupt ober ba$
bö[en Slicf abioel^renbe Sluge; auf einigen ift ber elg ^eoc; in oerfd^iebenen ^bröifc^en lo
9lamen ermahnt, Sngel, Ianoni{^e unb frembe, !aum bajj auf ben meiften bur^ ein
Heines 5treu3 bas (E^riftlid^e oertreten ift. 8luf einigen aber, ©ie früher, bie fll^ic^^
ntägige 3ufönimenftellung beiber (Elemente, ogl. 1. c. n. 3: 6alomon; Sifldfeite: SKarto
mit ftinb, bie SRagier; barunter Kgiarog vixa E/iifia[vm^ri]X &F[og], unb Umf^rift
8" qevye u]Ffuai^ifvi Sioxi oe o ayyelog Aq^cl^P >cai Ovgtei (pevye f.u [nvvfuvri]. 15
nbcrc ä^nli(^e ib. 6. 92 unb (mit ^. Slnna) Bullett. 1891, 137.
SBie j^ier, fo fe^en fid^ allgemein bie alten magifd^en gformeln unb S^^^^^f of^
in ben gleichen, oft m no(^ unoerftänbli^eren unb unfinnigeren Suc^ftabenoerbinbungen
fort, unb allgemein vü aufs neue bas 6emittf(^e feinen (Einfluß. (Le Blant, Sur
quelques formales cabalistiques, Revue arch^l.1892, 1, 55 ff.) Der (Bottesname 20
in feinen ^ebr. formen, namentli^ (Emmanuel, ober filr J^"'"'' Tetragrammaton ;
Agla (The Reliquary 1893, 196), Ananizapta (King in Archaeol. Joum. 26,
270 ; (Elifabet^, (Bema^lin Slbrec^ II. trug einen ibragen mit biefer 3nfd^rift, ^m-
gott Monum. Austr. 3, 1 proleg. p. 82, tab. 11); (Engelnamen; au<^ bie (Engel»
orbnungcn. 3n ausfi^liejslic^ ^Xli^em ober Slugerc^riftli^em tritt aeioB^nli^ eine 25
d^riftlic^e 6igel (Seifptele auf ben Xafeln oon 9{ei(^lt. de amulet^s).
Unter ben alt^riftlit^en Sujets oerf(^inben au^ 9ier bie 9Bunber. Um Areuj
unb jtreu5ipuna unb oamac^ um bie 9Renfi^n)erbung (Sottes (unb bamit ouc^ SRaria)
gruppiert ftc^ oas ^auptfäd^lic^fte. Die Sortragsbeuse oon Ooiebo tragen u. a. als
Sluffc^rift: Hoc signo tuetur plus, hoc (signo) vincitur inimicus (Riano, The 80
industrial arts in Spain, 10 f.). Sluf ber — fpäteren — Umpllung be« ibreujes
ilarls b. (&r.: Ecce crucem domini, fugite, partes adversae, vicit leo de tribu
Juda, radix David, berSlnfang einer StSip^one, roelAe 3U ben laudes im Offijium
ber Arei^auffinbung gefungen loirb (aus'm SBeert^, ^unftbenfmSler bes Ariftl. W&,
in ben 9l^einlanben t. 37, 2, S. 123). Vicit Leo de tribu Juda auA fonft öfters 86
(9{ei(^elt 1. c). ^iersu gehören bie im frühen SRSI. auftommenben Q)&(9femen Agnus
Dei, erft mit bem £amme, fpäter mit onberen Dorftellungen bef. ber Seronifa geprägt
(SReumann, Der Sleliquienfd^a^ bes Kaufes Sraunf(^n)eig*fiflneburg 307 ff.; Steuenoalot
unb aSirgin, Die mittelalterliÄen Äunftft^ä^e j|u Queblinburg 8—10, 16—19).
9Bie früj^er fo n)irb bie URenfd^ioerbung oefonbers unter bem Silbe ber Anbetung 40
ber brei 5Ünige borgeftellt; bie 5lönige toerben besbalb, n)o^l au(^ als Magier, bur^
^o^e 6^u^ioirIung ausge5ei(^net, aud^ in lir^lid^en 9{itualen (X^iers 1, 354; Sn^nger
ib. SKebaille Revue numismatique 1891, 249 ff.; Äinae: 908. S^nes, gingemng
fiore 1890, 137. 143 f.). 3n befonberer S^^ung ftenen bie gormein Verbum
caro factum est unb au^ In principio erat verbum (f. u.). «
Öierju treten auf 31. S(^riftftellen, bie jur »efd^roSrung, 5ur Rettung oud^ fonft
gebraust toerben (Ü^iers 1, 352 ff.; Le Biant De Tancienne croyance ä des
moyens secrets de d'fier la torture, M6m. de l'Acad. des Inscr. 34, 1,
288 ff.), Stellen, bie eine Befreiung, etuHis SQBunberbares, eine große SBirfung berief*
ten: Jesus autem transiens per medium eorum ibat (Sc 4, 40) (auf oielen eng- ^
lifj^en äRünjen, oon (Ebuarb III. ab, au(^ auf 9{ing, The Reliquary 1893, 200 f. ;
mit In principio erat verbum etc. auf ber 3uptterlamee in (Epartres, Le Blant in
Revue numism. 1894, 183 ff.). Die meiften begießen fid^ ©ieber auf bie ^affion.
Si me quaeritis, sinite hoc abire (9ting, The Reliquary 1. c. 201); Imparibus
mentis (oon ben S^öc^em); Sronjeamulett 15. ^^^oSfä), (MOm. I.e. 299) ; Os non com- »
minuetis ex eo (3o 19,36) (9ling,f(^on6.3ö^r^., Le Blant, Revuearch6ol.l892,l, 56;
Consummatum est ; bie ftreujesüberfd^rift Jesus Nazarenus Rex Judaeorum meift
abgefürst; ober nur ber S^fusname, meift, 00m Slusgange bes SBittelalters ab, in ber
6igel IHS, aber au(^ biefe erhalt bur^ 3uf^0ung bes itreuses, balb ou^ ber brei
9iägel ben ^inioeis auf bie ^affion. SJerfd^iebene biefer gormein ober ^^tvijitxi finb ^
476 Hmnlett Hm^mi
metftens sufammen gebraust, um eine re^t fiebere SBirlung 5U ^6en. ßanse Aompen^
biett |tnb 3. S. eine SRebaille bes 14. 3a|rr^. in ber Bibl. nationale (Le Blant
in Revue numismatique 1891, 249 ff^, ein englifc^er 9ling bes 15. 3#^^- (Jones
1. c. 136 f.), aus bem 17. 3<^^^- i>^t (^erbinanb 00m $apfte gefd^enlte Degen (Mis-
6 cell. Ups. 12, 41 f.).
(EDangeIien|})ni^ unb (Eoangelien felbft behalten bamit i^e SBirbtng, iDeitaus bie
^oc^fte bos SoQ^neseoangelium, fein etftes Aapitel an erfier Stelle (Le Blant, Le
Premier ehapltre de Saint Jean et la croyance ä ses vertus secr^tes, Revue
arch^l. 1894, 2, 8ff.). Über bas (Eoang. £ucö f. The Reliquary 1. c. 198, SIbaorus'
10 Sriefn>e(^fel ib. Unter ben alteften (&tMtn, loel^e bem, ber fie bei fid^ trägt, &c^u^
oerlet^en, [te^n bie angeblich im ®robe bes ^erm gefunbenen : Anima Christi sancti-
fica me; Ave verum corpus unb bas aus bem(Srabe berSRaria ftommenbe: J^us
en croix (X^iers 4, 51. 84) ooron; baju bas angebli^ Suouftinifd^e Dens propitius
esto (6.56), bie 15 Orationes s. BrigiUae (6. 65 f.). I)ie jauberbfiftigften SRiltel
15 bietet bas Snd^iribion mit bem (ßebete angebli^ $a^|t £eos (III.) unb anbem (&e«
itttn, in benen fid^ bie oerfAiebenften unb abenteuerhmften (Elemente ber magif^^c^rift»
lid^en Superftition jufammenfinben, ein Sbrafas in Ariftli^er SerQeibung. 9us neuerer
3eit giebt }. S. bie „(geiftlic^e 6d^ilbn)ac^t" eine $robe ffir bie 31. baff eines mitge-
filmen (gebetes (Bavaria 4, 1, 228). 3Btnn ^ier manqerlei ^urüdgef^ben morben
20 ift, toenn bie 9{eI{ouien 3. S. nic^t in oollig aüaemein perfSnli^n (Sebraud^ |aben
iiberge^n lonnen (9{eli(|utenrinae Jones 145. 257). Keliquienbe^Uer jum Xrogen um
ben $als 3. S. Sleliquienfd^a^ oes Kaufes Sraunf(^eig'fifineburg 119 f.; 307 ff., in
alter SuHoform Srouiüet, Description des reliquaires de Garrouz 1856 pl. 4;
eine befonbere Sform finb bie 9Rart9rert&feU^en, Seringer 6. 382), fo ^ bie 3a^l
26 unb Sebeutung ber $eiligenamulette fi^ tns Unermegli^ gefteigert, niAt aum loenig«
ften mit ber Srmfi^Iung befonberer Sd^uMeiligen unb mit oer Spejtaltneruna ber
3Birffamleit ber ^eiligen ffir fpejielle SBirfun^en. Die ^ausbe^fiter 6. SRtAael,
6. glorian, auc^ 6. Slgat^ — toer lennt i^ Stiber an ben $öufem ni<|t oon feinen
993anberunaen ! Unb nur um einige 99hi[ter m geben, mas ben eimelnen fd^fi^, feien
80 oenannt 9{tnge : SRi^ael unb SRaria (gforrer, Sütertfimer 13, 6). C^top^orus (ib. 11).
S. Sarbara gegen 6turm unb Sli^, 6. Aat^na unb 6. uRargaret^e (Jones 141).
SRebaillen: $. (georg in tempestate securitas; 6. Snbreas Sbeüinus gegen 6^g»
anfalle; 6. Snaftafius cuius aspectu fugari daemon(es) morbosque repelli acta
2 conoil. Nie. testantur; 6. Antonius' SRebaillen fd^u^en bas 93ie^; aRfinjen bes
86 5. SJenantius u. f. ©. (Bellucci 73 f. ; anbere 2l.mün3en [. Sd^roieber in (&nw ^^^
CSruber, Slllgem. Sncqclop. s.v. Slmulette). Cine ^eroonagenbe Stelle nimmt bie SRebaille
bes ff, Senebilt ein, mtt ben Slnfangsbud^ftaben u. a. ber SBorte: Vade retro Satana
nunquam suade mihi vana Sunt mala quae libas, ipse venena bibas. Crux
Sacra sit mihi lux Non draco sit mihi dux — ausgeftattet mit befonberer ibroft unb
40 beftätigt burdb befonbere (Erfolge, f. Geringer 350 ff., 9Ibb. X^iers 1, 305. (Etliche
9}roben von ti, bes SMs. unb ber Sleujett f. u. a. Sefd^reibung ber Silbioerle ber
c^riftl. (Epo^e ber »erliner SRufeen Uli. LIV. LXII. Seiner, ftotol. ber Samm=
lungen t>on Sigmaringen. Aleinobien 66 — 68. ilataloge bes Sa^erifd^en Slotional«
mufeums V. Sb S.52 ff.; St^auft, Sd^a^fammer bes »a^cr. ftonigs^aufes 8b IV. V.
^ SBie (gierig es ift, aud^ nur annobemb ein Silb oon bem umfange ber Sterbet
gehörigen !DenIm&Ier 3U geben, beroeift auiein fd^on bie 3<^l ^^^ SRarienmebaillen : 3n
oer Sunmia aurea de laudibus Mariae coli. Bourass^ berid^tet t. 5, 539 ber Sf.
bes betreffenben 9lbfd^nittes, bog er in feiner 9himismatot^eI gegen jioeitaufenb SRarien^
SRebajüen oon oerf(^iebener Slrt gefammelt ^be.
60 aber bie oerfd^tebenen Slopuliere, bie ebenfalls oereini^ getragen »erben lonnen,
i^re gorm, (Bef^i^te, Senoenbung. f. Geringer 356 ff. Die 3öuberfraft ber (Blöden
gegen l(nu>etter ogL Otte, (Blodenfunbe 6. 44—46.
(Es bebarf loo^I ni(^t erft ausbrüdlid^er (Enoö^nung, bajj bie ^ter angeführten
groben aus ber £itteratur mie bie übrigen Stotijen, bie an btefer Stelle juiammen^
» gebrängt ©erben tonnten, nur ber aüererften Orientierung für ein faft uncrmeftli^es (5c=
biet bienen follen. 3o^anned ^iifer.
Smntt ber (Einfiebler f. SDlond^tum.
Amarant, SKo^fe (SKofcs Slm^ralbus) geft. 1664. — ^oi)lc, Dictionnaire bist. I.
s. V.; i&aidi, $iftorif(^c wnb t!)co(. (Einleitung in bie !ReIigionSftrcifigfciten au6ert)alb bei
Stii)|raitt 477
lutl^. ftir^c, 3cna 1733, I, 454 f. III, 736 f.; &m. @aigc^, M. Am., sa vie et ses Berits
(th^) 1849; 9(1. @(^toeuer in %üh. i^tol Sal^rbb. r>on Saut itSeOer 1852 @.41 ff. 155 ff.
unb in ben $roteftant. ^nttalbogmen (SMäi 1854 ff.) 11, 225 ff.
31. n)urbe 1596 3u Souroueil in ber Xourdne — in bentfelben 3^^ unb in
berfelben fianbfc^ mit CEarteftus — - aeboren. Die gfomilie, ber reformierten Air^e 5
angebbrig, in Orleans einflugreid^, befttmmte ben tnkntoollen ftnoben oer Surfeprubenj.
9la$bem er biefes 6tubtum in ^ottiers begonnen unb 1616 f^n ben Srao eines
fiicentiaten erlangt ^e, bemog i^n bas £efen ber Institutio rd. eh. (£abins mc
3n^o(ogie flberjuge^n, meiere er ju Saumur eifrm ftubierte, namentM bei 3^6. oa»
mero, an beffen $erfon unb £e^ren er aufs innigpe fic^ anf^Iog. 9lo4 hu^em ^\att» 10
bienfte ju 6t. 9lignan »urbe er an bes na^ $aris ((E^nton> befbrberten 3^^ Datll^
(Dallaeus) SteUe $faner in Saumur 1626, unb ragte balb fo ^or, bob bie 9la«
tionalfnnobe ju CD^enton 1631 i^n mit äberrei<^ung i^rer 9Bflnf<J^ unb Sefd^merben
an fiubiDig XIII. beauftragte. Sr fe^e es bur^, bie SQtenftiide jte^nb, niAt Inieenb
bem Aonige m übeneid^en, unb enoarb |i<^ bur^ fein taftooUes SBene^men Wi^Iieus 15
Slufmerlfamlett unb Sl^tung. (ßleic^eitig mürbe er 1633 mtt 3ofu6 be la Sloce (Pla-
caeus) unb fiouis (Eappel (Gappellus) jum ^[)rofeffor ber Zbeologie in Saumur ge<
mo^It. Die brei ausgejeic^neten, unter M enge befreunbeten SiRfinner ^oben fernen bie
Slabemte Saumur ^u auherorbentlid^er ämte, ]o bag au^ ausmirtige 9leformierte, be<
fonbers e^toeijer, Dort l^ologte ftubierten. Salb aber en^n ungeioo^nte £e^ren 20
oer Z^eologen oon Saumur in oem bogmatifd^ fe^ reizbaren 3^italter ein orobes Suf*
fe^n. 3n grranbei^ felbft, wo man ber Saqe näl^r ftanb. blieben ysHxt oiefe X^eo*
logen gefd^fl^t, aea^tet unb mit ben angefe^nften (SeiftU^n, entern Dallous, Slonbel u. a.
befreunbetj m oer &^mtxi aber ereiferte man fiA [0 fe^ oiber fie, bag einjelne Orte
i^e Stubterenben oon Saumur abriefen, unb enoltc^ 1675 bie Formula consensus, 25
— bejei^nenber vmt formula antisalmurienBis — als f^mbolifc^er 6$u^ gegen
loeitere einfd^Iep;mng ber falmurienfi|<j^n .,9leuerungen'' aufgefteüt ourbe. (Bonj be«
fonbers galt es ber £e^re 9m9rauts, mtil fie ben mfl^fam auf ber Dortre^terf9nobe
1618 auf 1619 befeftigten „^au^unlt bes reformierten fie^rbegriffs", bie Snabenma^I
unb ipräoeftination ju milb^ fd^ien burc^ Setfügung einer bebingten allgemeinen (&nabe ao
5ur unbebinaten unb partüularen. — 3uerft oerdffentlid^te Slmurout feine, oon CEamero
einft im Sqflierlreife angeregten, oon oer fibli^n fie^noeife amoeiAenben 3been 1634
im traitä de la pr^estination, oeld^er fofort ein grobes Sluffe^en ermte unb in
(Senf oenoorfen n)urbe. (gegnerifc^ erbob fi^ ber ^oi^oere^rte ^ierre bu 9DcouIin (Mo-
linaeus), bomab ^rofeffor im rioalifierenben, ftreng oruobosen Seban, unb bejfen 86
S^ager Slnbr^ iRioet in £eiben n)iber „Steuerungen, oelc^e oon bem Dortre^f^n,
in grrantrei^ auf ber Slationalfpnobe p Sllais 1620 unb oieberum ]u (Sfyatvion 1623
förmlid^ eingeführten fie^rbegriff abmetd^en". Der Strett für unb oiber bie Steuerung
entbrannte fo ^tig, bah bie 9lationaIf9nobe ju SIengon 1637 einfd^reiten mu^te. Sn^
Ilagenbe 3u[(^nften mioer ^Jlm9raut unb feinen gf^eunb $aul Xeftarb, ^eoiger juio
SLois, ebenfalls Schüler (£ameros, nmren eingelaufen oon C&egnem auger|alb manf*
retd^s, oon bu SRoultn aus 6eban, roeU^es no(^ nid^t ju grranbeic^ ge^brte, mbr^
Stioet aus Setben mit betftimmenben (Erfi&rungen mehrerer ^ollfinbifcber gfafuUfiten, unb
oon ber ®etftlt(^ieit (genfs. Die SngeM^uIbigten oerteibigten fi<^ aber mit fo gutem
(Erfolg, bog bie S^nobe na^ genauer $rü^n^ fie oon aller ^eterobosie fre{f^a($ unb 45
beiben Parteien 6tt(Mn)etgen über biefen Strettpunlt auferlegte. ^Kusn>&rts ourbe man
|e^r miggeftimmt burm biefen QptMäi ber 69nobe, bie Eingriffe bauerten fort, bie fotoenbe
9lationaI|9nobe ju CE^arenton 1644 auf 1645, mit emeuerien 5llagen be^elliat. oteber«
^olte bas frü^re Urteil. Denno^ ouroe ber Streit fortgefeiht, befonbers einuBlid^ oon
bem aus (&enf naci^ fieiben oerfe^ten grriebrii^ Span^tm, beffen mit 9lmoraut geoeofelte co
6(^riften (Exercitt. de gratia universali [1856 Seiten!] für Seurtetlung bes fieffr«
3enDür|niffes fe^r ioi(^tig |tnb. Da Slm^raut fi$ immer in IfiM anftSnbiger Solemil
oerteibtgt ^atte, unb oon oen (Segnem aud^ itnmer mit grober ^tung beQanbelt n)or*
ben mar, fo gelang es t^m, fid^ mit ben bebeutenbften, bte in grramreiil felbft auf«
aetreten untren, mit Stncent unb mit (&ui(. 9lioet (bem Sruber bes 9lnbreas) ju oer« 6&
(tönbigen, toorüber 1650 bte SRte oon 3:^uars aufaefe^ mürbe, fa 1655 au^ rmf mit
bem greifen Du SRouKn. Denno^ lamen auf ber folgenben 9lationaIf9nobe ju fioubun
1659 (ber legten, bte man oon berArone, md^t o^ne 9lmorauts Semü|ungen, brailligt
erhielt) mieber Autgen oor, nunmehr ausgebe^nt auc^ auf^nDaill^, ben ^rSHbenten,
unb Daotb Slonbel, Setretär biefer Svnobe, meil beibe in dffentli^en Sqriften ben 60
478 H]ti)|rttitt
Slmgralbtsmus oertetbigt Rotten. Slm^raut mürbe aber gerabe Don btefer Sgnobe e^ren»
ooll beauftragt, eine neue Slusgabe ber ilicAenbtsjipIin 3U befor^en. Cr ftorb na(^
gerausgaW oteler 6d^riften 1664, I)unbert ^dfyct nadf Calotn, etn ebenfo gebtibeter
als gelehrter äRann, ber aufri(^tt^ an [einer Airc^e festgehalten, unb i^r nie etroas oer^
5 geben f)(Af obroo^I er pefellig mtt (großen bes Stetqs unb lat^olifd^en ißrölaten oer«
lehrte. Sluf [einen 9Btber[tanb ^in mugte ein (gebot, bag aud) bie ^Reformierten am
gfronIei^nam9fe[t i§re $au[er ju [Amflden Rotten, prfidgenommen merben. — 3n
^anbei^ [elb[t war bas Unbebenllicpe [einer fie^noetje formli^ onerlannt roorben, bie
ange[e^en[ten C^eiHUd^en blieben [eine (Jrreunbe, unb oqne bie be[tonbigen Sinroirfungen
10 ber ausiDärttgen 9teformierten ^Stte bas Iitterari[4 [e^r gebtibete grranlrei^ [iA no^
leiditer fiber bie 6ad^e Der[tanbigt. ^ollanb aber eiferte für bas genaue SJerbleiben
bei ben in Dortret^t miber bie Slrminianer bur^e[e^ten gformeln, unb bie S^meijer
mollten oon nid^ts ioi|Jen, toas ben mä^[am 9erge[teIIten £e^rfrieben mieber [töten
lonnte. ,,(£ntn)eber loeid^e Slnu^raut eben bo(^ materiell oom X)ortred[)ter £ebrbegriff ab,
15 ober roenn [eine Steuerung, mie man in Stantrei^ behaupte, nur bie fieqtmet^obe
anbere, [0 [ei oollenbs niqt 3U begreifen, mit er mit nur met^obi[(^er Steuerung ben
tl^uren Srrteben ber reformierten Äird^e gefä^rben mdge." Sergebli^ ^tte Slmnraut
1647 eine ausffl^rlid^ ^Darlegung bes Unoerfänglid^en (einer £e^re an ben 3ürc^^t[d^^n
9lnti[tes 3rminger ge[d|i(it, ein nod| oor^nbenes 9Ranu[lript, roeld^es i)ortreffIi(^ bie
2oSebeutung bes SImqralbismus barlegt; oeraebltib ^tten bie (&ei[tlid|en ber ipari[er
Semeinbe in gleichem Sinne na$ 3^^^ ge|(^rieben; 3^^nger unb (ßemler in Sa[e(,
grranj Üunetin, ber in Senf [elbjt bte (Sei[tlid^en SReftrejat unb Xronc^in am9ralbi[ieren
[a^, bearbeiteten bie ö[tli$e S^eij [o lan^e, ba^ enblij^ ber 3ür^r[$e 2:§eoIoge
deibegger ben Sluftrag iibemel^men mugte, mtber bte [ämtltd^en Steuerungen oon Sau«
25 mur eine Jton[en[usformeI auf3u[egen, bie 1675, al[o 11 3<^^^ nad| Slm^rauts Xobe,
^ [tanbe lam, ganj miber ben 9Bun[$ ber oon juone unb illerus immer unerträg«
lid^er gebrüiiten reformierten Air^ in grranlreid^, un|treitig aud| ni^t jum Sorteil ber
Ort^obosie in ber Sd^toeij.
!Die £e^re SImnrauts i[t Universalismus hypotheticus genannt roorben, sioar
ao mit (Srunb, aber bom [e^r oerföngli^ ; benn [0 läjst [i^ aui) bas in Dortred^t be[ettigte
arminiani[d^e £e^r[9[tem nennen, melAes oon Sm^raut bel^arrlid^ unb aufrid^tig immer
bel&m)}ft morben i[t. Der Unter[d^ieb beiber £e^rbegriffe i[t ein tDe[entIid^er, mas Sbrarb
(Sleform. Aird^njeitg. 1853 6. 106 ff.) oergebli^ be[trettet Der armtniant[d^e ^at eine
gratia universalis sub conditione üdei 5ur Se[eitigun^ ber ort^obox reformierten
35 gratia particularis absoluta ; ber am9ralbi[(j^e hingegen ntmmt eine gratia univer-
salis hypothetica (b. 1^. sub conditione fidei) auf, um ben garten ^^artilularismus
ber ort^ooos reformierten (Snabemoo^l be[[er oertetbigen, bie i^m gemachten gep[Figen
Zulagen befriebigenber abQ>ei[en ^u fönnen. Der Slm^ralbismus ^It ben realen Sßax^
tttularismus fejt, [0 jtoar, bag etn ibealer Unioer[alismus ^insugenommen loirb. Der
40 daupt[a^ ift bte[er: „(Es giebt in (ßott einen SBillen, ba^ alle aRen[(^en [elig merben
unter oer^ebingung bes (Glaubens, eine Sebingun^, bie (te an [i(^ mo^I Iei[ten tonnten,
bei ber nun einmal an^enben ererbten ilorruptton aber unausroeic^Iic^ oer[(^mö^en,
[0 bag bie|er allgemeine CDnabemoille leinen einstgen fafti[d^ [elig maAt. Daneben giebt
es einen portifularen SBillen in (&ott, mit mel^m er eroig fe[tge[e^t ^at, eine be[ttmmte
45 9n5a^l be[timmter ^er[onen ju retten, alle anoem aber mit bie[er (&nabe ju übergeben ;
{ene (änoä^lten toeroen eben[o unfehlbar [elig, als bie übrigen alle unfe^loar oerbammt
loerben." Die[e 6qnt^[e bes realen ipartifatlarismus unb bes blog tbealen^ leinen ein«
jtgen loirllid^ rettenben, llnioer[alismus, b. J^. bie ^insunabme eines nur tbealen Uni«
iM^dismus ^um ort^obox fe[tge^altenen caloini[^«bortre^ti[qen fie^r[q[tem i[t bas (£igen>
50 tfimli^e bes Slm^ralbismus. Segreifli^ bag man bie[es 6q[tem na^ bemjenigen (Elemente
benennt, meines i^m eigentümlich ijt; gar na^e liegt aber bas 9DtigDer[tänbnis, als [et
bie[er bqpot^rti[^ Unioer[alismus ein für ben ort^oboaten reformierten ^artilularismus
teinb[efi0er, toa^enb Slmqraut Der(i(^ert unb na^gen)ie[en ffoif bag er mit ber calDini[^'
»ortre^tt[4en fie^re gans einig ^e^.
55 Die Stational[9nobe fanb bte[e Steuerung frei oon aller ^eteroboa^ie, nur mugie
Slmqraut^ ums er [ei^r gerne t^at, xti)i beutli(9 [agen, bag ber allgemeine äBille lein
inräbe[tinterenber Statjdilug [ei, [onbem eine 3umutung unb 93or((bri[t: „glaubet alle,
[0 toerbet il^r alle [eltg|'; unb bag, mie rotr nun einmal oerberbt (ino, gar leiner blop
auf bie[en gottli^n äBillen ^in (elig roerbe. 3n ^ollanb unb ber Sd^ioeij aber [tie|
eo matt [id^ [d$on boran, bag 9lusbrfide loie gratia universalis, voluntas dei conditio-
fSmüfnaA 479
nata, redemtio unb vocatio universalis, bie eiitmol Sti^^nrihrter bes omtinionif^ti
£e^6eariffs geiDotben, oon einem Hti^li^n Slebtmierten flberoll nod^ aütm^ mOtbeti,
XDQS ofne (&ef o^r gar ntc^t gefi^e^ Knne. aOBa^nb ein SL Risctus, ja ein aRoIinaus
enbM einfo^n, „oag eine uniottfale Snabe, qua actu nemo salvatur". in ber ^Efyoi
als etne unfc^ulbige 3nIonfejuen} tokrieit memn Dnnt: blieben bie Qqnntiicc babei, 6
ben Slusbrud in gar feiner SBeife stQuIaffen: ntiM|ten fanmecbin bie onaef^^nften Slieber
ber framSfitöen Slationalf^nobe nom 3itric9 Mceiben: „|eib oecfiAertp Stmqraut oSre
längft abgefegt, mnn er ber feierli<^ approbierten bortoe^tfcben £ehe orirRiA oiber»
Iprfid^e".
Der nur ibeale Unioerfalismus ift in ber Z^ bei ftreng feflge^Itenem, loiber bie lo
Slrminianer oerieibigtem. realem '^(kurtibilarismus fo nngefi^rt^ W ^ £)r^boxie,
bag man fic^ fragen loirb. nms Smqrout benn gewinnen »oOte mtt biefer Stoterung.
Sr meint: „es laffen JU9 bie auf allen iaffioUf^n Aonjeln eriSnenben Sd^Sl^ngen
leiAter abu)eifen, ber Sonourf namentliA, ab ob ber rehlnnierte £efabeariff Sott jum
llr9eber ber 6ünbe mad^e, bie menfd^IiAe 3ui<^i^a^^tt befeime^ u.f.o.; 0^ is
ßoeifel ^ben aber biefenigen Segner mnapnits riqtiger gefe|en. odu&e, ums er eine
biog neue 9Ret^be für ben alten fie^degrrff nannte, eine 3U niqts fimrenbe. unf^b«
U<j^ Snberung nennen, als biejenipen, uiel^e grobe üMSfc oon berfewen befib^eten.
3ule^t mug Sm^raut auc^ felbft bte geringere (EqiebliAbit bes Streites aeffip |aben,
ba er, juMtr o^ne alle Keoolation, ni^ ungeme i^n enoHA oau} ru^ Im, unb feine ao
legten fiebensfa^re nur friebli^n Stubien, nie namentM ber Susorbeuung feiner
dlriftli^en 9RoraI mibmete. Sm^rouis allgemeiner Snobenville umr ja ni^ anbrns,
als im ort^oboxen Softem bie gar ni^ blog ffic (gnoS^ [onbem promisoue ffir alle
aufgefteOte ^ilsorbnung, bag Sflnber nur bind^ (Blaimn felto »eAen Dnnten; ba|ier
bie 69nobe eine voluntas dei biefes Umfangs jugab, nur fet es leine voluntas de- 25
creti, fonbem praeoepti.
fyd ber ^^pot^tucj^ Unioerhdismus biden Z^Iogen bebnmter gemaAL als er
es oerbient, |o hegen bagegen anoere Seä^ienfle XntQrauts u>eit me^ in ber Sergenen«
^it, als billig i|t Sor allem gebirt ba^in, vnis er fiber bie Union befber eoatmelif^
Aonfejfionen aefcgrieben bat „aSä^renb vir mit 9le^ eine Union mit ben ^cmi^n, mit bo
ben Slnabaptipen, Sodnfanem, \a auA mit ben tbmlnianem unmSali^ er^^n, giebt
^ hingegen gar leinen re^n (Bruno, bie (Bemeinfi^ ber fiumraner )u flie^n.
Über bie oic^tigften £eMfide Jinb oir mit i^nen einoerftanben, über anbere Qnnen
mir bei etmos unglei^er mffamtna boc^ ju einer gformel uns oereinbacenj übet rwäf
anbere enblii^ ift |ou)obl bie ttnfiqt ab ber Slusbcud oerfc^iri^n, fo {eboq bah feber «g
Xeil ben anberu füglim neben fi<9 bulben hnn, meil bie Hoffnung oes^eib fdbft oon
biefen 6ä|en nimt alASngig ifL 3ur SerftSubiguna ift gegenfettiger 9uslaufÄ nbt^,
benn bur^ bas SBefteQen befonberer SanbesürAen ift man ebtanber entfrembet moc
feien bie ibnoquien niibt 6treit^nbluimen, bei benen ber eine Zeil fiegen, ber anbete
unterliegen foll, unb leiber fu^n bie IRenf&en aemeinigliA meit m^ ben Gieg ab 40
bie 9B^^eit 3lo^ meniger prberlu^ [inb beiberfetts berufte ^noben mtt legitimer
Snt{(^eibung bur^ Stimmenme^r^it (Enolic^ bflte man fiq, eine Sxifd^ng btt ftoettiaen
Slnft^en anjuftreben, mobei nur {meibeutige grormeln ^erauslommen. mit beren Sinn
fjDoter ein neuer 6treit ent|te^ Sm beften bejeiAnet man oorup bie mefentli^en
itontrooerspunlte, fuc^t oon lebem bie 9Burjel 4utf mtt Sefeitiaung ber blo| abaeleiteten «
9{ebenpunlte. 3n ber SOBurjel mirb man beibe proteftontif^ ^^'^f^ immer ein^ finben.
Sludi f(^riftli(^ Slustoufd^ mirb nfi^liA fein, menn aufriAtige SerftBi^igung ob 3iel
Dorfd^diebt. Dann befud^e man gegen^ttig ben ®ottesbtenft, CMße ntüMU ben G^nooen
ber anbem Aonfeffion beimo^nen, (BeinliAe einanber in ben gfutmumen ausl^fen.
3Bürben bie C&eifflt^en einanber freunbl«^ o^nbeln, bos Sofl mSre baOi ausge^vni w
^rofelQterei unb Übertritt ISnnen gata megfallen. SBad^e nur ieber Zeil m eoange«
lt{^ Srienntnis unb ergan}e ben anoem mit ber il^m oierliebetien (Bobe". „ttm äf«
tigften greifen bie fiut^aner unfete portSulore (Bnabe an« SRbgen fie bebenlen, oafi
Suiguftinus fie au^ 9^^W^ ^6 ^^^ Säftfft fmoo^l eine uniomb, ab eine partUu*
lote (Snabe lenni" — äBeiter fyd Smqiaut fi^ um bie fttsbnbung ber c^rtftli^ 55
et^il grojse Serbienjte enoorben (Slusjim aus feiner moral ohrestienne bei SDlar'
^ler, 9lm. ab etiler, 1884. Sgl Z^3S 1884 6. 201. 204). Übtt^aupt nmgte bie
Stimmung ber Zoologen oon 6aumur im 3ufammen$anae mit i^cem Uniomdis«
mus filr bie et^if<$e Seite ber Religion ^orrogenb interemert fein. Xmvrmit (u^
einen fiber ben rein abftra&en (Bebanbn ^inousg^ei^en Unioerfalbmus babur^ ju lo
480 a»l)twii
ftü^en, hak er eine geiDt|fe Srienntnts bes $eiIso6jeftes allen S9ßem unb 3ettaltem
iufqriebf obgleid^ bte 9Renf$en in eigner S^ulb btefe „objeltioe Snobe" juiüdhDetfen,
unb nur ben Srbö^Iten bie ,,fubieltbe Snabe" ju teil oirb. Damit ift ein (BäKinle,
bem iDir bei 3iv^n9li häufiger beg^nen, oieber jur (Bettung gebrad^t, iDontit aud^ ju«
s {ammen^ngtf ba^ Slmnraut unb $Iacaeus bte unmittelbare 3uted^nung ber ^ulb
xlbams an alle jeine iRaäfommen bestreiten muftten. 3iu^^nommen ffoi Slm^tout
biefe bie Ort^obosie enoeiqenben (Seboiden nie, ooäf tmSxU er fi(^ oor ber 69nobe
oon Sllengon 1637 bereit, bie auger^Ib ber politioen Offenbarung erreid^b<ne (Bottes«
erienntnis Ifinftig niAt me^r (Blaube ju nennen, grür bie inbioibuelle 3ueignung bes
10 ^ib an bie Snoä^Uen legte SlmQraut nad^ (Eameros SSorgong unb ftd^er niiqt im
®egenja^ ju daloin Seoi^t oarauf , bag bie uniDiberfte^Iid^ SSirtung be« Seiftes ni^t
ab bitnbe 9Mx]^t Semegung, bnbem als moralifqer (Etnflug m benfen fei. 9lad^
aUebem ruqt bie Sebeutung oes Slm^ralbismus barin, baft er ben Sabinismus in feinen
entfd^eibenben (grünblauen yam unoerönbert loM, aber (eine et^ifc^en unb allgemein«
ift menfdbli^en SRomente in ben Sorbergrunb rfldL
Ylmqrauts SAriften finb, auger feinen in ben theses Salmurienses mit ent^aUenen
9lb^nblungen, jpolgenbe: 1. (Esegetifd^e: Paraphrases sur l'Ep. aux Romains.
Saumur 1644. 8; sur l'Ep. aux Qal. 1645; aux Coloss. et aux Thessal. 1645;
aux Ephes. 1645; aux H6br. 1646; aux Philipp. 1646; sur lesEp. cathol. 1646;
so aux Corinth. 1649; sur l'evang. de S. Jean 1651; sur les Actes 1654. Para-
phrasis in psalmos Davidis una cum annott. et arg. 1662, 4. Considerat. in
cap. VII. ad Rom. 1648. 12 ; Exposit. des chap. VI. et VIII. ad Rom. 1659. 12. —
2. (Befdiid^tlic^es ^t er ni^ts gefc^rieben ab bie Siograp^ie bes tapfem 2a Koue,
Q^eU^e unter bem Xitel Vie de FranQois de La Noue, depuis le commencement
^ des troubles religieux en 1560 jusqu'ä sa mort ju £ed)en 1661 in 4 Sänben
^d^ienen ift. — 3. Dogmatifd^es: Du m^rite des oeuvres contre les opinions
de M. de la Milleti^re. Saum. 1638. Disoours sur l'^tat des fid^les apr^s la
mort. Saum. 1646. 4. Disc. sur les songes divins dont 11 est parl6 dans
l'^riture. S. 1659. Descriptio Christiani. Amstelod. 1660. 12. De mysterio
^otrinitatis deque vocibus ac phrasibus quibus tam in scriptura quam apud
patres explicatur, diss. VII. part. absol. Salm. 1661. In orat. domin. exercitat.
Sal. 1662. 8. In Symbol, apost. exercit. S. 1663. 8. 3m Syntagma thesium
theol. in acad. Salm. var. tempor. dis^utt. Ed. 2. Salm. 1665. 4. befinben fi^
62 Surfen oon 9lmqraut. Direft ober inbireft betreffen ben 6treit über bie (Snabe:
86 Trait^ de la priest, et de ses principes diff. Saum. 1634. 8. Eohantillon de
la doctrine de Calvin sur la pr§dest. Saum. 1637. oor ben einfd^Iägigen Six ser-
mons. De la justilication. Saum. 1638. 8. De Providentia dei in malo. Salm.
1638. 4. Defensio doctrinae J. Calvin! de absol. reprobationis decreto. Salm.
1641. 4. Dissertt. theol. quatuor. Salm. 1645. 12 mit ßufd^rift an ä. Kioetus ent*
40^Uenb: 1. de oeconomia trium personarum in operibus div. dissert.; 2. de
jure dei in creaturas diss.; 3. doctrinae de gratia particulari, ut a Calvino
explicatur, defensio; 4. doctrinae de gratia universali, ut ab orthodoxis ex-
plicatur, def. Exercitatio de gratia universali. Sal. 1646. 8. Declar. fidei con-
tra error. Arminian. Salm. 1646 (auä) franjofif^ erfd^ienen). Disput, de libero
46 hom. arbitr. Salm. 1647. 12. Specimen animadv. in exercitt. (Spanhemii) de
gratia univ. Sal. 1648. 4. — 4. SRoral: La morale chrestienne — k Msr. de
ViUarnoul. 6 T. in 8. Saum. 1652 — 1660. Considerations sur les droits, par
lesquels la nature a T€g\6 les mariages. S. 1648. 8. 5. Air^enregihient:
De la vocation des pasteurs. S. 1649.8. — Du gouvemement de l'^glise contre
60 ceux qui veulent abolir Tusage et l'autoritä des Synodes. S. 1653. 8. Appen-
dice au livre du gouver. de l'^gl. ou il est trait^ de la puissance des Con-
sistoires. S. 1656. 8. Epitre dedicatoire de la paraphrase lat. des Psaumes k
Charles II. S.1662. 6. H^olemif^es, ^pologetifd^es unb 3renif(^es: Trait^
des religions contre ceux, qui les estiment toutes indifferentes. S. 1631. 8. (ins
66 (Englifc^e unb Deutf^e äberf.). De T^l^vation de la foy et de l'abaissement de
la raison en la creance des myst^res de la religion. Charenton 1644. 12. De
secessione ab ecd. Rom. deque ratione pacis inter Evangelicos in relig. ne-
gotio constituendae. S. 1647. 8. Apologie pour ceux de la religion. S. 1647.12.
ElQTjvixiv sive de rat. pacis in rel. negot. inter Evang. const. Sal. 1662. 8.
60 Lettre ä la Milleti^re sur son ^rit. contre Dumoulin. S. 1637. 8. Ad Gull.
titiuirattt Siitta)itifieit 481
Rivet! responsoriam epist. replicatio. S. 1649. 8. Du r^gne de mille ans ou
de la prosp^rit^ de V^Mse. S. 1654. 2 T. 8. R^lique ä De Launay. S. 1656.8.
Apologie de S. EÜenne k ses juges. S. 1660. 8. Lettre Justificative pour Tapo-
logie de S. Etienne. 7. ^rebigten: Six sermons de la nature, estendue,
n^essit^y dispensation et efficaee de TEvang. S. 1636. 8. Sermon du voyle 6
de Moyse sur 2 Cor. 3, 13 — 16 avec deux autres sermons sur les textes sui-
▼ants; S. 1641. 12. Sermon sur 2 Tim. 3, 12, prononcd ä Gharenton 29 janv.
1645. Le mystdre de pi^, expUqu^ en quatre sermons. S. 1651« 12. Un
sermon sur Hebr. 6, 14 — 16; 7, 1 — 3. S. 1657. 8. Cinq sermons prononc^s
ä Gharenton, 1658. 8. Le tabernacle ou 5 Sermons sur Hebr. 9, 1 — 5. S. 1668. 8. lo
Sermons sur divers textes; 2. ed. 1653.
«fcs. Sf^üdset t (<E. 9. ftad VlMtt).
HnoBn^tiftoi, 9BiebertSufer. ^uptoueOen [tvb bie sa^Ireic^ gum %til f e^r feiten
getoorbenen @(briften ber ^.2:. , oon betten einkitte in 9{eitbru(fen Dorliegen; bann bie
neuerbingd erft in »eiterem Umfqnae Deröffentlu^ten (Beri(^ti»t)€r^attblungen gegen Sftufer. 15
^ie Okf^ic^tdbü^er ber ® .Z. in OjteTreic^lIngam (at 3of. t). f&td in ben Fontes rer. Austr.
U, XLim^eraudgeaeben, eine toic^tige aber mit Sorftd^t )u benfi^enbe OueUe. ^annigfrantS
(S^ronif; ^glerft Sabbata; euHlngeT, S>et S3.Z. Urtoruitg u. f. m. 1560. — Ottii Annales
anabapt 8af. 1672; ^glin, Beiträge ^ur SL^ unb 9ief.«(Slef(^ be« @(^toeiserIanbed. — 8ei*
arbeitungen: ^rbtam, (Skfd^. ber ^roteft. ^ttttn im RV. ber {Reform. 1848; Blaupot ten 20
Gate, Geschiedenis der Doopgezinden in grriedranb, IpoQanb, S^tlanh u. f . to. im ®amen
1839—47; dorneliud, ®ef4. b. ^ünfterf^en 9(ufru^r«, 2 fßht, 1850/60; SttUtt, ®ef4. ber
"&,%. 1880; berfelbe, ^ie 9leformation tL bie filteren Sieformparteien 1885; 8weet»er Bu-
wage, The anabaptbts of the 16. cent. (Piipers of the American 80C. of chnrch. bist. III) ;
e^r. (Btpp, Kerkhist Studien, Reiben 18a') ; 9iitfd)I, Vrolegom. 5. einer Qk\di. b. ^ietiSmud 26
m^II, 1); berfelbe, O^efcb. b. $ietidmud I; @eibemann, t^omad ^tin^er 1842; Z^diadttt,
Stoxdi unb ©tübner fü>fd ; 9^. 9htf(^, Okf^i^te b. ^X. in ber Qd^tom ». dleformationd«
%eit, Ginftebeln 1885; (Igli, ^ie pri^er f&X. 1878; berfelbe, S)le @t. (»aUtx X. 1887;
igrnft ^üüer, ®ef(^i(6te ber 93emif4en ^fiufer, gfrauenfelb 1895; Sofert^, ^ie @tabt
$3albd^ut unb bie Ofterreic^. 9iegterung 1523—26 (%rÄ. f. bfterrei«. ©ef^ic^te LXXVII) ; so
berfelbe, ». ^ubmaier unb bie Anfänge b. ©.J. in Währen, «rfinn 1893; berfelbe, 3)fr
^nabaptidmud in ^irol (9lr(^. f. ö. @kf 4. LXXVIII u. IX) ; berfelbe, ^er l^ommunidmud
ber SRfi^rif^en "B.Z. im 16. unb 17. 3a^r^. (Olbenbaf. LXXXI). Aber ^ent: ^ebevle,
Zl9.(BtStt. 1851 u. 55; fieOer, ein tlpoftel b.».S. 1882; SAtpabe, 31^X11, 452 ff.; I^olbe,
ßgef(^. Stubien, 2t\p%. 1886. Über ^(er: Sf>Zfi 1856. Aber So^-^unberUn t). Sin}: ytu 35
colaboni, 3. 8. Don £. unb bie oberöfterr. S&ufergemeinben 1525—31, Berlin 1893. Aber
^(4. ^o^mann: ftro^n, (Skf4 b. fB.%, 1758; Seenber^ unb ßur fiinben, Vi, ^offmann,
taarlem 1887/88. Aber fünfter auger ben fd^on angegebenen Serien t)on (lorneliud unb
euer: Sorneliud, de fontibus, quibus in bist seditionis Monast etc. 1850; ^efc^id^t^uellen
b. ©i»t^. aJWinfter ©b II, 1853; ^afe, 3)aÄ 9lei4 ber Ö.X. 1860; 3)ettmer. unaebrucfte 40
Cucnen jurOef*. b.».2:. in 9R. (8eitf*r.j.t»eftf. ftef*. 1893. 3)ort aud^ eine Aberftcftt über
bie fiitteratur \>on O. ^a^Imann). Aber ^enno @imond unb bie Stennoniten: ^. @.'d
Skrfe, «mfterb. 1581; Cremer, 3R. 6., «mfterb. 1837; «. ©ron», Urfprung u. f. w. ber
Xaufgertnnten ober ^nnoniten, !Korben 1891 ; Dr. 3. (B. Mütter, ^ie ^nnoniten in Dft«
friedlanb, @mben 1887; ^offtebe be (S^root, ^unbert l^al^re aud ber Qk\d^ ber flieform. in 45
ben 92ieberlanben. ^eutfd^ 1893.
9lnobo)rtiHen. 3Biebert&iifer, ift eine $arteibe3ei<^nung 00m gegnerif^en 6ianb<
punUe aus. JDietenigen, oel^ ber SBiebertaufe beUuIbtot unb SSiebertäufer genannt
werben, wollen nic^t etom w Xouffdrament oiebet^olt erteilen, fonbem nur jum
erftenmale gültig, weil fie be^upten, bog ber fAon geMe|ene Solbug besfelben fein so
gflitiger fei. Der Streit brebt fiq ni^ Darum, 00 bas Zoundrament oieber^olt erteilt
»erben lann; ftreitig ift oielme^, ob ber aefqe^ne erfte voO^ug ber Xaufe ein gfll«
[ein wollen, mflffen fie in ben Sugen bnjenigeii, welcbe bie merft oolljogene Zaufe
ffir gfiltig era^n, als fol^ erfdkinen, wel^ bie Xaufe felbft »ieber^olen, unb werben
Deshalb SBiebert&ufer genannt. Sie felbft nepten bagegen in Slnffmid^, bah i^re Xaufe
bie erfte unb allein wa9re [ei, fie lehnen ba^ ben 3lamtn 9Bid>ertiufer entfd^teben ab uitb
nennen fic^ 3:8ufer, Sa^rnften, 3:aufge[{nnte, getaufte (E^riften u. f. w., um bamit aus« go
3ubrfiden, bah fie bie re<l^te Zaufe baben, be3ei<^nen aii^ wo^I bie Segner ab SSBiber«
tSufer, b. ^. pier ab geinbe ber regten Xaufe.
Rcat<<litc9f(opdbic fir Ztcolofic mb ttM^, 8. «. I. 3|
482 . «nato^tifittt
Die gfrage nai^ ber (Sülttgleit einer oolt^ogeneti Xouf^ttblung ift in ber Air^
Sieimal in oerft^iebener 3Beife auf getane^ unb jmeintal toutbe bes^ oon SBiebcr«
ufern gerebet. 3^^^ ^^ ^^ S^^^Qe, ob eine oon Ae^em ooüjogene Zauf^nblung ds
iDtriflid^e Xaufe gelten bfirfe. Diefentgen, tdü^ bas leugneten, bie oon jte^em Setoufien
t als Ungetoufte be^anbelten unb bes^Ib i^erfeits tauften, mürben oon ben Segnem
ber rebaptizatio befAuIbiat ([. barüber ben SIrt. Ae^jertoufe). Dann als $rage
nad^ ber Serec^tioung ber Ainbertaufe, unb biejenigen, oelcj^ bte Ainbertaufe oenoer«
fen unb bie als Ainber Setauften als (Enoad^fene no^ einmal taufen, finb eigentli^
gemeint, mtm man oon Slnaooptiften, SBiebertfiufem rebet. Kid^tiger ofirbe man fte
10 Sp&tt&ufer nennen.
Der 9Biber{prud| gegen bie Ainbertaufe ^ai ben6<i^in bes UrliirflngH^n, Slpofto^
lifcj^n für \xi). Denn allerbings mugte bie Xaufe in ben erften l^txitn ber ®rfin«
bung unb msbreitung ber Air^e oonoiegenb Zaufe Snoad^fener, ^rofebtentaufe fein.
(Erft als es (^riftlt^e ejrcimilien unb in oaäfenbem SRage ein (^riftltd^s Coenu inbe« unb
16 Sollsleben gab, lonnte bie Ainbertaufe augemeine Orbnung iberben, mugte es ober
aud^ im fiaufe ber gef^id^tlid^n (Entooknung fo gemig loerben, als bie Aii^ b^timmt
toar, Solisfirdie ju werben unb bas game men|ffili^ fieben mit i^n Arflften jpt um«
fa[fen unb 3U bur^bringen. Deshalb ft^t ber Slnabaptismus fiberall, mo er auftritt,
mit m9ftif(&*feparatiftif(ben 9lid^tungen im 3uf<^^^^^n9- 3Ran oenoirft bie Ainber«
20 taufe, mtil man in erfter fiinie bte gefdbiAtlid^ aemorbene Aird^e oenoirft unb an bie
Stelle ber atmeblid^ ganj oerberbten SoHsnr^e eine neue (Semeinbe ber ^eiligen Je^en
oill. Des^aß seiaen fim anabaptiftif^e Semegungen in 3^it^n, in benen es fim um
eine ^Reform ber Airdbe oanbelt, unb ge^n ben oiefonnenen unb gemoM^ten Reform«
beftrebungen als angeolid^ auf entfAiebene unb arfinoIiAe 9leform, in wnilii^ieit aber
25 auf rabilalen Umfturj gerid^ete Seftrebungen ote ein 6Aaiten jur Seite.
6o [$on oereinjelt bet ben m9[tijdb«[eparatifti{^ Seiten bes SRittelalters. Slament»
lic^ oenoarf Petrus oon Sruis bie Ambertaufe unb loollte bie Xaufe nur foIAen er-
teilt Q)i[fen, bie nad^ empfangener Untenoeifunq felbft ein Selenntnis i^res (Bmubens
ab}ulegen im jtanbe |inb. !8ebeutenb oiro bte anabaptijtifd^e Semegung erft in ber
so 9{efonnations3ett, unb an bie bamaligen SBiebertfiufer beuten oir audgi junadgft, loenn
oon SBiebertaufem bie 9lebe ift.
Die Seu)egung jeM an jöei fünften ein^ in it^flrinpen unb Saufen einer[eits,
anbererfetts in ber ^qweii. 3n beiben (ßebteten tragt [te aber i^ren eigentfimItAen
oerfd^iebenen (E^aralter. 3n 3^ürinaen unb Sadbfen, ben (ßrensgebieten ber ^uffttif^en
86 Semegung, i[t fte ent^u[ia[ti[(^*fanatif^, in ber B^meij ift fie, loenn aud^ bos ent^uft«
ajtifd^e (Element nid^t gans fep, quietiftifd^. (Es finb bie beiben formen ber mittel
alterli^en SRqftil. bie |id| mer mieber^olen. 3ur 9Biebertaufe lommt es in Sac^fen
noc^ md^i iwox tinben ]ii) bei ben 3Q'id<^u^^ Iprop^ten unb bei SRünj^er 3^eifel an
ber Sere^tigung ber Ainbertaufe, aber bie Aonfequensen biefer 3®^if^i» ^^^ SoÜsie^ung
40 ber Xaufe an (Enoad^fenen unb bie Sammlung einer (&emeinbe oon (getauften loerben
no^ ni^t aesogen. 3^rem ent^u]iaftif(^sfanatt|d^en (Ebaratter entfpred^enb lenft bie Se^
toegung fofort auf reoolutionore ^a^nen ein unb ge^t barauf aus, mit (getoalt, mit
bem Scherte (Stbeons. bas Sefte^enbe umsufturjen unb ben Sunb ber Slusenoa^Iten,
ein erträumtes Keid^ Des (Blüds, aufjuric^ten. Slnbers in ber Sdinjeis. 3n ^Mif
46|ammelt fid^einArets oonäRannem unter bergü^rung oon(&rebeI, äRanj^ unb Slaurod,
oie anfangs Sln^nger 3Q'inoii^» fi<^ ^^¥ ^^ ^^^< ^^^ i^^ fonbem. Sit merfen i^m
mit fiut^er ein „faljc^es, un^riftU^s, abgöttifc^s S^onen'' oor, bie Ainbertaufe ift
i^nen ein „abgöttifqer ®reuel''. 3^r 3beal ift bie ^erftellung einer (gemeinbe ber
^eiliaen nad^ oem 93orbiIbe ber ^Jtngftgemeinbe. 9Rttte Dejember 1524 (ogl. fiber
50 ben 3^i^nlt 9litfd^ S. 29) gefd^ ber entf(^eibenbe Stritt ; Slaurod lieg fid^ oon
(grebel taufen unb taufte bann bie übrigen. 9Rit ber 3Biebertaufe wax bie Silbung
eigener Semeinben gegeben. Salb entftanben folc^e in S^niff St. (Ballen, äBalbs«
but u. a. a. O. SBo^l ^ielt man in biefen Areifen äRünjer ftbr einen ^rop^eten unb
fud^te in Serbinbung mit i^m 5u treten, aber man orbnete ftd^ ^m nic^t unter, fonbem
55 QKt^rte feine Selbftftanbigleit (o^L ben Srief (örebets an SRfinjer bei (Eomelius II
240 ff.). Dem finftem, reooluttonaren, jur (gemalt greif enbem (Seifte äRunßers trat man
entfddteben entgegen unb, abgefe^en oon einigen enti^ufiaftifd^en Slusfd^rettungen ein»
meiner, finb bieje (öemeinben bur^us frieblid^er 9latur. Swox ein obrigIeitli(^es Slmt
ocnf ein (E^rift ni(^t annehmen, aber er n)iberfei|t ficfi ber Cbrigiett aud^ ni^i, fonbem
60 leioet. Die (Bemeinben loollen ntd^ts fein als Bereinigungen oon Srübern, bie
SttftM'ttfiett 483
ds bte nm^r^aft getauften S^riften auf bem (Srunbe ber bud^ftöbli^ ausgelegten
^. 6c^nft, bte aber nur ber oom Seifte erfflUie red^t oerfte^, mit bem ^rtftli^en fieben
unb ber Sruberltebe oollen (Emft mad^n unb alle Dinge mit einonber gemein ^aben.
SJenoerfung oon 3*"^ w"*> 3^"*^«» (Sütergemeinf^qt ber 8rüber unb S^roeftem
gilt als unentbe^rlt^es 3^^^^^ ^^'^^ (E^riftentums. 5
9lad| löngerem 3^^^ ^^^ man^n Sei^nblungen |d|ritten bie fd^n)ei3eri[d|en
Obrigfeiten ein. 3m 3<muar 1527 rourbe SRanj in 3üxmf bingeri^tet, bie übrigen
oertrieben, unb nun beginnt eine täuferif^e ^ropaaanba in Oberbeiüf^Ianb (9lieber»
beutfd^Ianb bleibt für {e^t nod^ rul^ia)» in Xirol, OoerSfterreid^ bis naA 9Rä^ren ^in.
Sei ber ungeheueren SS^rung, bte bas ganje SoR ergrfffen ^aite, fanb oas tau« lo
ferifd^e Soangelium namentlich tn ben S^iiqten ber ^anbmerter bereittoillige Sufno^me
unb an oielen Orten bilbeten feine raftlos umberreifenben Soten Heinere unb ^rö^ere
(ßemeinben. Augsburg, Slümberg unb etnms fpStec Strasburg finb bie ^auptft^e bes
^naboptismus, aber in ganj Sübbeutfd^Ianb mbd^te laum ein größerer Ort ju finben
lein, in bem es leine Xöufer gegeben ^otte. (Ebenfo fte^ es in Xirol unb Oberöfter« i5
rei^. Su^ ^ier ijt ber mabootismus auf Anregungen aus ber 66n)ei3 jurüd^u«
fü^en (gegen Slüolaboni, ber iqn Jid^ felbftftfinbia aus ben alteoangelifAen Srüber«
gemeinben entroideln lä^t). 3n Slifolsburg tn SRä^en, n)o ^ubmaier totrfte, foll bie
(ßemeinbe 15000 Seelen umfaßt ^dben. 3n ben lat^Kf^n (gebieten übenoog bie
^opaaanba bie lu^erif^e, in ben lutterifc^en £&nbem braqte fie ben Sefi^ftano ber 20
Iut^eri{Aen 9{eform(mon emftlic^ in Q5efa^r.
(£rft bie neueren gforf^ungen ^oben uns ein jutrrifenbes Silb oon ber Slus«
breitung bes Anabaptismus gegeben unb gejeigt, bag biefe toeit grS^er nxtr, als man
früher annahm. Damit ift oann audf erft bas ^roblem aufgetaucht, mie biefe bas
93oIi fo m&qtig ergreifenbe Setoeguna ju erüSren tft unb ido t^re Quellen liefen. Ss 25
genügt nid^t, toenn (Eomelius fie blog ba^r ableitet, bag bie oerbeutfd^ Stbel {e^t
allen juganglic^ toor, benn bamit ijt bie Hauptfrage nid^t beantmortet, mie es jugel^t,
bag man in fo toeiten ftreifen ber Sibel ein aanj anberes fiebensibeal entnimmt als
bie Reformatoren, unb fo ganj anbere 3i^l^ »er Reform aufftellt. (Ebenfo roenig ge«
nügt es, bie SBieoertäufer als bie Rabilalen, bie Ultras ber Reformation ju bejei^nen. 20
Das ift nur nad^ ber einen Seite ^in richtig. 9Bie bie ibr parallel ge^enbe Säuern«
beroegung trögt au(^ bie töuferif^e ein boppeltes C&efi^t. 3n beiben Seroegungen oer«
oerbinbet fiA mit etnem mobemen, oortoörts bringeitben (Element anbererfeits ein real«
tionäres. äßie bie Säuern auf ber einen Seite rüdioarrs ftrebten in einen bereits
übenounbenen agrarif^en Sozialismus unb bo<^ anbererfeits ben mobernen Sejtrebungen ss
auf n)irtf4aftlt(^em unb polttif^em (gebiete \vb einjuorbnen fu^en (ogL £atnpreAt,
Deuifd^e (Befi^id^te V, 352). fo trögt bie töuferifc^e Sen)egung auA einerfeits etn
Streben na^ mobemjter fubieltioer ^freibeit in ji^, oö^renb anbererfeits bas oon i^r
oerfolgte 3beal Arifth^er Sonfommen^ett in ber Vergangenheit liegt, no^ burAaus
bas mittelalterlid^e ift. Das 5uerft beutlidb ^erausgeftellt m ^en, ift Rttf^Is äSer« 40
bienft. Slber loenn Ritf^I (3ft(5 II 1) bie,Setoegung btreft aus ben Äreifen ber
3fran3islaner«2:ertiarier herleitet, fo ift bas ni^t nur Jiftortfc^ nid|t nad^ioeisbar, fonbem
au(^ minbeftens fe^r unroal^rfd^inlic^, ba eine jold^e Serbrettung ber Xertiarier, toie fie
Ritf(^I annimmt, ni^t oor^nben loar (ogl. itolbe, %f)2:i 1883. 369). Ritf^^I felbft
bat biefe $i)pot^e[e bann au^ balb unb Qalb fallen Iaj|en, toill aber bod^ bie töuferifc^e 45
Seroegung lebigltcb als eine Srottfe^ung ber mittelalterli^en Reformbeftrebungen auf«
faffen. 9Iud^ bas ift einfeitig, es mixt babei bas in ber Seioegun^ neben bem rea!tio«
nören au(^ oor^nbene mobeme, auf oöllige grrei^it bes 3nbwibuums oon allen
Sd^ranlen trabüioneller Slutoritöt geriditete (nement oie es 3. S. bei Denl ^eroor«
tritt, überfe^en. SöIIig unhaltbar |d^eint mir bie 99pot^fe Aellers unb Rüolabonis, 50
bie in ben Xöufergemeinben bie btrefte gfortfe^ung oer naäf i^er Anfidit überall oer«
breiteten aIteoangeIif(^en Srübergemeinben fe^en. SrotV\tVM fyAtn au^ roalbenfifi^e
unb taboritifdie (Etnflüffe mitaeoint, aber berartige Srübergemeinben finb in biefem Um«
fange jebenfalls biftorifA niAt nad^jutoeifen, nod^ n)eniaer, bajs bie Xöufergemeinben
i^re Sfottfe^ung finb. Die Sen)egung ift otel ^u lompKsiert, oie SInfdiauungen unb ^
Seftrebungen ber Xöufer finb oiel p n)enip eiuQeitlidi, als bag es gelingen lönnte, fie
auf eine Quelle jurüosufü^en. Die oerfd^iebenften Strömungen fliegen im Anobaptis«
mus 5u buntem (gemifd^ ineinanber. ^as oie (Seifter jufammen^It, ift nur ne«
gatio ber oolle Srud^ mit ber ^ijtorifd^ geioorbenen AirAe, ber in ber Seno^ng
ber ftinbertaufe feinen Ausbrud ftnbet, pofitio bie Serufung auf bas innere SBort 60
31*
484 fbitta^ttfteit
unb bos Streben eine ®emeinbe ber ^eiligen unb Soldommnen anzurichten. 9Rtt
9le^t, glaube i$, fyd Aolbe barauf aufmerffam gemacht, bag auc^ aus ben buntaniftif^n
ibretfen, nantentli^ oon (Erasmus ^er SBege ju ben X&ufem ^infiberffiQren. (Es ift
bo^ eine unooQftänbige Beobachtung, menn 9lilfc^I unb bie nteiften mit i^m, bie
5 SBiebertaufer nur mit menigen 3lusnc£men ben ^anbmerlerlretfen ange^rig betrauten,
(ßeioig bie SBiebertaufer rdrutieren fiq oonoiegenb aus bem ^anbvenerftanbe unb bie
in biefem, namentlich in ben (gefellenlreifen, ^fAenbe Sfi^rung i[t au^ eine ber Ur«
fad^en i^rer xa\d)m Verbreitung, aber bie ^^xtt ftnb bo$ oielfad^ ^umaniftifA gebilbete
£eute. 80 ®rebel, bann Denl unb $e^er, unb ouc^ in ber SDifinfterl^n iiataftrop^
10 fpielten ^umaniftifd^ (ßebilbete eine ^eroonagenbe SloIIe. 60 Slot^mann, ber in Vt^
oenter gebilbet nmr, 9{oU ber im jfilidber £anbe bos geuer |(^flrte. Srasmus ooRte
aud^ eine 9{eform ober leine religiöfe, fonb^m eine 9leform ber Sitten unb ber bilr^ei«
ß^en (&efell|(^aft. Slls fiA jemte, bag £ut^ SBege anbere toaren, fe^en otele
(Erasmianer enttöufd^t jur auen Mir^e jurfid, ober anbere trieb au^ bie (EnttSuf^ung
16 auf bie Sonnen bes Slnabastismus.
SSer^öngnisooII n)urbe ffir biefen bie blutige Sliebenoerfung bes Souemaufftanbes.
3u)ar birelt in benfelben oerflo^ten omr nur ber 9Rfinjer[d^ ibreis, unb bie noc^fte
gfolge ber 9lieberlage SRflmers bei grranlen^ufen SKir bie, oag {e^t für eine 3^it lang
in Oberbeutf(^Ianb bie frieDlid^en Xöufer bte magaebenben u)urben, unb bie umftur}«
so oebanlen jurfldtraten. (otVb\i ^ans $ut, ber Sudjfil^rer, ber bei Sfranfen^jen bem
!lobe entronnen mar, [d^Iie^t |id| an bie frieblid^en Xäufer an, aber motten biefe noc^
fo ftari betonen, bag em C^rilt feine (gemalt äben biurfe fonbem leiben mfiffe, nad^ ben
(Erfahrungen bes Sauemlrii^es gatten [ie ben Cbri^Ietten als gefa^rli^e 9{eooIutionare,
unb fo begann benn eine Verfolgung, oie in ber Aud^ngefc^i^te loum i^res (Bleien
85 bat. 3n iDberbeutf^lanb, in ber S^^eij unb in öfterrei^ finb bamals taufenbe oon
Xäufem enthauptet, ertr&nit unb oerbraniä: bie bem Zobe entgingen, mürben mie ein
flfldltiges SBilb oon Ort 5U Ort ge^^i 9m fd^Itmmften roar es in ben btt^Iif^en
fiänbem. 3n SoQern uno öjteneim galt bos ®efe^: 9Ber nid|t miberruft mirb oer*
brannt, mer miberruft mirb getopft. fiiU^er bat fid^ ausbritdlid^ bo^in edl&rt, man folle
soieben glauben laffen, mas er molle, uno bte Obrigfeit foIIe nur g^en (Empörer ein«
tereiten. Slber Atn als (Empbrer aalten bie SBiebertaufer oielfac^ au$ in eoangelifd^en
(Bebieten, unb au^ ba lamen $init(^tungen oor.
SBoi^renb bes Sturms mar es natfirli(^ nid^t ntogßdb, bie miebertäuferifd^e Airc^e,
benn eine [old^e mar mirlli^ in ber Silbung begriffen, fefter 5U organifieren. Sin 93er<
85 fucben baju ^at es mi)i gefehlt. 3u Schlotten am 9{anben oereiniaien fi(^ f^eijerifc^e
unb f(^mäbif^e SBiebertaufer 1527 3U einem Selenntnis in 7 Sfrtileln, bie mbglidift
toeit gefaxt finb, um Zaufer ber oerfd^iebenften 9{id^tungen barunter jufammenjufaffen.
SRitten in ber Verfolgungsjeit hielten fie in Slugsburg jmei ja^lreic^ befd^idte Sqnoben.
I)ort oerfudite ber bebeutenbfte SRann unter ben Xöufem, Denl, ben (Semeinben feftere
40 Sformen 5U geben. Slber oiele ber (Jrübrer fielen als äRart^rer, Denl ftarb überall oer»
trieben 1527 in Vafel an ber $eft. 3^ einer bauemben Or^anifotion ber Üöufer lam
es nid^t SBas eine foldie ^inberte mar übrigens nid^t blog bte Verfolgung, ber ^aupt^
orunb liegt barin, ba^ bas einfeitig fubjeltioe SBefen ber Zäufer leine feftere ßufammen*
[affung ertrug. Sluc^ ba, mo fie mie in SRo^ren eine oer^ltnismägige 9{u9e genoffen
na (
«..^ i^r (öemeinbeibeal burt^fü^en lonnten, lam es 5U fortmä^renben Spaltungen, oft
über geringfügige Dinpe. Stn Xeil ber großen Slilolsburger (ßemeinbe fonberte fi^ ab,
unb ging nam Slufterltft, bann fpaltete \xSf au^ biefe (Semeinbe unb bie Slusf^eibenben
fiebelten lid^ tn Slusfpm an. (Erft ber2:batlraft eines ber bebeutenbjten gfü^rer, ^uter's,
ber oon Zirol borffiin lam, gelang es oen grrieben ^ersuftellen. äeitbem bilbeten bie
50 Xaufer, bort ^uterif^e Srüber genannt, ein frieblic^es (&emeinmefen mit oöllig burc^*
geführtem Kommunismus, übten aber oon ba ab auf meitere Areife leinen (Einfluß me^r.
SebenQid^r no^ für bie meitere (EntmidDung bes Xaufertums mar es, bog ftd^
ie^t unter bem Drude ber Verfolgung ein innerer Umf^mung oolljog. Der eine S^ii
lang nieberge^altene SRünserif^e (&etft geminnt me^r unb me^r Cinflug. Vefonbers
55 ijt es $ans $ut, ber, nat^bem er fi^ juerft ben friebliAen Xöufem angef^bffen unb
M ber geiftigen Übermalt Denis gefügt ^dte, mit feinen llm]tur|geoanlen mieber
beroortritt. Sbolalqptifd^e S(^marmereten bröngen fid^ in ben Voroergrunb, SBeis«
fagungen oon bem na^en (ßenc^t über bie (Sottbfen toerben laut ; juerft ^ei^t es, (öott
merbe bas (&erid|t burd^ bie Zürien ooUjie^n, bann (Sott merbe ben (gläubigen felbft
eo bas Sd^mert in bie $anb geben jur Vertilgung ber (öottlofen. Der (ßebonle regt fi^.
flnahaüftifttn HttoKrtl. 486
bas (6oiitsxtxi)f bos neue 3^nifalein ni^t bur^ £eiben fottbem mit bem Gäfwttlt ju
grflnben. Der eigentli^ $rop^ biefer neuen ^^fe bes Xiufertunts ifi bann SHel*
qbr ^offmann gen)orben.
3n iDberbeutf(^Ianb nmr bie lotebertfiuferit^e Sen)eaung meberge[d^Iagen, je^t fe^t
fie in Slieberbeutfqlanb ein. Dort roor ber Soben für fie bereitet mit [onft nirgenbs. 5
3m 3fili4^ £anoe, am Sorben^ein, in ben oefffSIifqen Stfibten ^atte bie S^efor*
mation meift in 93erbinbung mit poIitifAen Ummaljungen gefiegi 3n ben Slieoer«
lanben nmr fie blutig erftidt. überall rxxac oos SoR tief aufgeregt^ unb in bie gä^renben
9Ra[fen fiel jeM bie jfinbenoe ^rebigt oon bem no^en (gottesretd^. Seftimmt toeisfagte
$offmann als Xermin bas 3^ 1^3» Stragbura ^ieh es [oute bann bas neue 3^nifalem, 10
ber 9RitteIpunft bes (Sottesreic^s werben. (Einflmeilen folle man mit ber Xaufe inne*
^Iten. Slber nad^ $offmanns Ser^aftung trat in ben Slieberlanben 3<^n 9Ratt^9fen
als ber oer^igene ^ropbet $enoc^ auf unb beaann aufs neue mit b« Xaufe, aanj
9lieberbeutf(|lanb geriet tn Semegung. Öberalf enoarteten taufenbe bie balbige 9[uf*
ri(^tung bes neuen 3^^^- ^^^^" Strasburg, in SRünfter lam es unter Stoti^manns 15
Seiftanb burd^ bie Slieberlanber uRott^qfen unb ^o^nn oon £eiben mc grauenhaften 93er*
roirlliAung. 3n ber SRunfterfd^en Xragöbie gifrfelt bie anabaotiftt|d^e Semeaung, ^ier
^ie^t [te i|re legten Aonfequenjen, um bann bort unb in ben 9lieberlanben blutig unter«
briidt m u)erben.
unter bem (Einbrud bes furAtbaren ®erid^ts u)urben oiele X&ufer em&^tert, es 20
mirfte auf ben 9{eft berfelben reintgenb unb ISutemb ein. Sold^e. mtläft bie frü^ren
frieblid^en C&ebatden feftge^alten, gen)annen oieber bie Ober^nb, bie Umftursibeen finb
für immer befeitigt. uRenno Simons, eine lautere ^erfonlid^Ieit, ein re^tes ($riebens«
linb, fammelte fie, allen SSerfoIgungen tro^enb, ju Qeinen C&emeinben, bie juerft in ben
9lieberlanben, bann au(^ in Deutfqlanb ab 9Rennoniten Dulbung erlangten. Damit 25
fyxi bie u)iebertauferif^ Sen)egung für Deutfc^Ianb i^ ®^f#^» ^ ^^ ^^ Sebeu«
tung oerloren. (Eine glönjenbe 3u(unft eröffnete [i<^ bem xöufertum erft (n fpaterer
ßeit unb unter anbem 93er^Itntffen. Die tauferifd^e Sem^ung finbet igre Sortierung
in ben Snbepenbenten (Englanbs. Dort unb in 9corbamerifo fyd fie aufs neue weit«
gef^i^tlic^e Sebeutung gen)onnen. D. <^. U^Iljont. 30
flnod^oreten f. SRond^m.
flnognoft f. £ector.
Knallet I., $apft. — 3aff^ 1. S3b @. If.; Duchesne, Le über pontificalis, l.Sb,
$aTtS 1886, 3. LXIX u. 8. 52; ^olfmar in b. t^eol. Sa^rbb. d. Säur u. Seiler, Xübina.
1857, @.151; 2\pm, (^^ronologie ber röm. ©ifc^öfe, Äicl 1869, @.146; (^olombier in ber 86
Revue dee questions historiques 1876, @. 381 ff.: ^nngmann, Dissert selectae in bist,
eccles., 1. ©b, SRcgcnSbura 1880, @. 122; fiangen. ®cf(]&i*te ber röm. ftircfte big 2to L,
SBonn 1881, 6. 81; Lightfoot, The apoatolic Fathere, fionbon 1890, 6. 201 ff.; ^ar*
nacf, 6©« 1892 @. 628 ff.
^naflet I., romifd^er ^resbQter am Sd^Iug bes erften 3^^unberts. Die $9po« 40
t^efe 9}oOmars, bag Slnaflet gar leine ^iftorifdie ^erfönlt^feit fei, bag oielme^ Srenfius
\i) biefen 9{amen aus Xit. 1, 7 {dd ydg rSv hdaxonov äviyxkrixov elvai) ab«
tradiert ^abe. loirb burA bie in Sejug auf bie 9ufna]^e ündlets in bie 3^ ^r
römifc^en SifAöfe ^errfdgenbe Ubereinftimmung ber gried^ifd^en unb lateinifd^en ^apft«
lotaloge oü>erIegt. 9lur barin ge^t bie Xrabition auseinanber, bag bie (£|ronil oi» 45
^ippol^t unb naä i^r bie Iiberiani|Ae (Tbronif , Optatus oon SRileoe, mguftin, Seoerus
Slntto^enus unb ^feubo*3gnatius t^n als britten 9la^oIqec bes Setrus nennen (ißetrus,
£inus, (nemens, Slnafletus), mo^enb 3renaus unb mtt i^ Sufebius, ^ieronqmus,
ber unter £eo bem C&rogen oerfc^te ^apftbttalog, bas xQ^^Q^f^ov ovyio/nov oon
853 unb bie ftataloge bes S^nleuos unb Slilep^oros i^ — uiu) bas ift {ebenfalls bie so
urfprüngli^e 3^^Iun9 — in jnieiter Stelle naäf bem ^etrus aufführen (ißetrus,
£inus, 9lnafletus, (nemens). Da ber 9lame im ®riec^if^en balb Aviyxlrjrog, balb
KkrjTog gefc^rieben tourbe, fo ^en ber Catalogus Liberianus oon 354 unb ö^nlid^
fpoter bie öltefte Slejenfion bes über pontilicalis, ber ftatalog ber jüngeren 9{e5en«
fu)n ber gesta pontific. oon 687, fonrie (Epip^ius^ 9lufinus unb bas pfeubotertuuia« 66
nifd^ Carmen adv. Marcionem aus ben jioei oerjc^tebenen 9lamen für ein unb biefelbe
Herfon jmei oerf(^iebene ^opHe gemalt. Dag bter eine Serboppelung oorliegt, ^oben
aff6 unb fiipfiuSp unb unabhängig oon biefen (Eolombier enoiefen. Sine n^ere Se«
486 «MoHd I. Sxriiet U.
Itimmung, in melden ^iobxtn ^ndltt im romifAen ^resboteriunt geioirlt ^t^ ift un«
mdglid^, oa bie ^opfHataloge oon bec bogmotif^n Sorousie^ung aus Ionfta:utert finb,
ba| ber monar^if^e (Epiflopot in 9{om uifptängli^ fei, unb ba bie oon i^nen ange«
g^nen !Soi)Un — für 9[naQet loerben meiftens 12 ^ciSftt oenec^net — auf einer
5 nte^r ober loeniger fünjtli^en C5ruppteruna benign unb jeber ^ef^U^tli^n ®runblage
ettH^e^ren. Die (Ersöblung, bag ber Sif^of StnoQet ebenfo lote £inus unb Clemens
oon einem Slpoftel (^etrus) bie 9Bet^ emfi[angen ^obe, entfinrang aus ber Xenbenj,
\Sß in bie mifitt Serü^na mit ber Urhrc^e ju bringen. Der liber poniifioalis
toeig femer ju beri^en, ba| er aus Danibarleit für bie i^m oon Petrus erteilte
10 ^riejtenoei^ bie memoria b. Petri, ubi episcopi reconderentur, erbaut l^obe, b. ^.
bie ^apjtgruft am SSatilan. Dag Slnallet unter Domitian ober ~ loie Saronius unb
Öausrat^ (9ceuteft. 3eitgef^. 3. »b S. 391) anne^en — unter Irajon SRartijrer
geiDorben, lö^t |iÄ, ba bte ^la^ri^t oon ber ^inri^tung erlt bat auftritt^ ni^t mit ge»
nfigenber SidjerQett enoeifen; bie lot^. Air^e feiert ben (Beoac^tnistag fernes Zobes am
15 13. 3uli. 9i. 3i^t>ffel t («t«tf).
ünatlet IL, ©egenpapjt 1130—1138. 3aff6 1. «b, ®. 911 ff.; 91«. 11. »b
e. 596; fih% 8. $b 6. 164; »riefe im Cod. Udalrici, Jaff^ BibL rer. Qerman. 5. m,
@.418 ff. 3)ic @. 237, 14 genannten SSerle üon 3BoI(^, @.47, »ower T.Sb 1768, ®. 164;
OiregoTOüiud, 4. ^b, 4. «ufl. @. 389 ff.; \). Steumont. 2.S3b @. 408; ^efele 5. Ob 6. 406 ff.;
2o£ongcn, ®cfc^. ber röm. Äirt^c o. ®rcaor VII. bl« 3nnocenj HL, ©onn 1893, <S. 315 ff.;
®erüai«, ^aifer fiotl^ar III., fiei^)jig 1842; 3aff6, ®ef(ö. b. bcutfc^en SJeic^S unter fiot^Qr,
S3erlin 1843 ; \>. ©iefebrec^t, ®ef(^. b. beutfc^en üaifeneit, 4. 93b, 2. 93earbeituna, 8raunf4».
1877, 6. 54 ff. ; Scrn^arbi, ßot^ar o. ©u^plinburg, Scipaig 1879; harten«, mt »efejung
beS p&pftll4en ©tu^lS, Srelburg 1886, 6. 323 ff.
25 Petrus ^ierleoni entftammte einer unter $ilbebranb rei^ unb mad^tig getoorbenen
jflbifc^en (Üfamilie, ftubierte in $aris, lourbe an ben $of fitwmigs VI. oon gftantreidl
oejogen unb trat fpater in ben (Huniacenfer^Orben ein. Stuf bitten bes mä^tigen
Saters rief ^af^alts II. i^ nac^iRom unb treirie i^n c. 1116 jum Aarbinal'Dudon ;
als [ol^er begleitete er (Selafius II. auf feiner grlu^t na^ Sranlrei^ unb bäeil^e
30 fid^ Dort, naffi bem Xobe biefes ^apftes, in ^eroorragenber SBeife an ber Sr^bung
CEalists IL, oer i^n 1120 mm ftarbinalfnresbqter er^ob unb ^m 1121 eine fiegation
na^ Snglanb unb Sftantrei^, 1122 gemein|am mit Aarbinal (Dregor, feinem fpoteren
(Begner auf bem Stuhle ?Petri, bie pap|tlid^en Vices für gtanfreim übertrug. (Es ßfet
Vx^ ni^t me^r feftlteKen, mie mtü bas, oon oielen jeitgenSjfif^en Seri^terftattem,
36 Darunter Sern^aro oon CQairoaux, über ben Aarbinal ^etrus $ierIeoni gefällte Urteil
eines fittenlofen, ^b|fi^tigen ^rölaten auf ber Zenbenj oer fpoteren C&egner bes !ßap[tes
9[naIIet II. beruht, ber Slneriennuna besfelben burd^ bie <$flr[ten unb Sif^5fe bas
$inbernis eines ruc^Iojen £ebensn)anDeIs entgegen 5u ftellen. äi^er ift, bag ber Aar»
binal ^etrus ^ierleom fd^on unter ^afc^alis II. naA ber ^apftlrone ftrebte unb um
40 bie Stimmen Der Aarbinöle n)arb. ^er er[t nai) Dem Zobe .^onorius' II. eneid^te
er am 14. gfebr. 1130 fein 3kl unb bann ni^t einmal in ooKfommener SBeife, benn
beoor er als Slnaflet au\ ben Stu^I ^etri, ben lanonifc^en 93orfc^riften gemä|. erhoben
mürbe, mar es einer 9Rmorität oon neun Aarbinälen gelungen, einen ber Sermittler
bes SBormfer Aonlorbats, ben Aarbinalbiafon (Sregor, o^ne Seobad^tung ber ^ergebra^ten
45 unb oereinbarten SBa^Iformen als Snnocenj II. mit bem roten ^apftmantel ju fc^müden
Obpffel: Die Doppeltoa^I bes ^afftts 1130, als Seilage ju ben „^apfüoal^Ien",
(Bötttngen 1871; berjelbe; in ben (5g3l 1876. S. 257— 304; SWüpa^er: Die ftrcitiac
^apjhoa^I bes3a^res 1130, Snnsbrud 1876). knallet, inbem er bie 6^% berAir^
jur Se[te^ung oenoanbte, gemann bie SRomer für fi^. SDlitte SRai flüd^tete Onnocenj II.
50 naA ^ifa unb bann über CDenua na^ granireiq. Seibe ^ßopfte toanbten fi^ toieber^olt
nam Dentfc^Ianb an £ot^ar, um bie Slnerlennung besfelben ju erlangen. Der oer^angnis^
oollfte Sd^ritt Slnaflets II. xdqx es, fi^ im September 1130 mit 9{oaer oon Sicilien
3U oerbinben unb biefen jum Jlonig ju ernennen ; bamit ^atte er ben oQne^in für 3nno»
cenj II. eingenommenen £ot^ ju feinem entfc^iebenen ©egner gemacht (Sentis, Die
56 Monarchia Sicula, gr^iburg i'Sr. 1869, S. 50). 2Bie gfranlrei^ unb ffinglanb, fo
eriannte auc^ er S^nocenj an (f. b. 9[.). Damit roar bas S^idfal ^[nallets entf^ieben,
ber auger 9lom unb bem ilönig 9{oger nur noc^ ben $er5og SBil^elm oon Slquitanien
unb bie Stabt SRailanb als feine Parteigänger betrachten burfte. Snnocenj II. fonnte
bo^er im DU. 1131 ju 9{eims im 9lamen ber ftirc^e unb im Seifein ber (Sefanbten
60 ber Aonige oon Deutfc^Ianb, Cnglanb, ($ran!reic^, Caftilien unb älragonien über Slna^
Stuind II. SburatNidc^ 487
llti II. bie exlontmunilation oet^ngen. 3m Srrä^ling 1132 lehrte er na^ Stalten
jutüd, im 9^1 1133 erf^ien er mit SVSnra 2oifytt in9tom; er no^ feinen 6t^ im
fiateran, iDö^nb Slnallet fi^ im Satilan ^m. X>a |ein SefAfl^ Jtönig 9{oger oon
Sicilien in Unteritalien oon ben ®rogen [eines Keines ^ oebrSngt lourbe, unb ba
bie angefe^enften Qxtpitanengef^IeAter 9{oms fi^ mit Snnocenj II. in Serbtnbung 5u ö
fe^en begannen, toar er oouid hilflos unb mukte fi^ ba^ jum SerfpreAen l^erbei'
lalfen, mtt Snnocenj oor bem Ki^terftu^Ie bes JtBnigs ju erf^inen. Sr letftete inbes
ber Cttation bes ftonigs nid^t Srolge. SnfotebeHen \ifcaA Sxrifya Aber i^n als einen
üBerbre(^er an ber gottu^n unb tSnigli^n URafeftSt bie %^t aus (MG. Gonst. imp. I
6. 167 9hr. 114). Sniein M^ war nfa^t mä^ genug, bies urteil ju ooIIftre<len. lo
Sielme^ mugte er 9Ritte 3uni 1133 9{om loieber oer(a[fen unb nun gelang es Slna«
Het. 3nno<en3 II. ju einer jtoeüen gflu^ aus Kom no^ $ifa ju notmen. Dort ^ielt
biefer im 9Rai unb3uni 1135 eine S^nobe ab, auf ber er no^als über Slnallet unb
alle feine 9ln^nger ben Sann ausfpcac^. 3m ^erbft 1136 30g fiot^ jum {meiten*
mal über bie 9Ipien unb braute bie Obebienj Snnocenj' II. in Untentalien j^ur 9ln« 15
erfennung. 3)oA max es »eniger fein Setbienft, baft bos @<(isma f^Iiegli^ ein (Enbe
[anb, als oielmeqr bas Sem^bs oon Cbriroaust; oiefer ^e f^n fml^er URailanb
für 3nnocen3 gemomten; feit bem Oltober 1137 bemog er einen großen Xeil berfiaien
unb C&eiftliAen 9{oms jur Untermerfung ; fa Jogar mit Ainig 9{oaer oon 6i£ilien, ber
naii bem Stbjug fiot^ars fi^ oon neuem er^ob, n)U^ er Unter^bbinaen anjubtüiofen, 20
bie ben SIbfaifl aud^ biefes Sefc^ü^ers tInaQets 11. bejoedten. Da, ab alle feine iln^
^nger i^n 3U oerlaffen bro^en, ftarb Slnoflet II. am 25. 3<^nuar 1138.
«. 8M«J t «^ttttrf).
Xnammele«^ (T^^. ^rj, tt. „Knammeleft" in St^enW» ©S. (1869); ©d^ra-
bcv, ?(. „«nommcled)" in JHic^m«©Ä, 2.?l. 1893; ?. 6(^oIj, ©ötenblcnft unb 3attbcr»efett 25
bei ben alten .^cbräcrn 1877, @. 405—407.
SlnammeleA mirb 2% 17, 31 genannt als eine (Sott^it, toel^e oon benSep^ar»
loitem (f. 91. Slorammele^ 6. 186,32) neben bem tSbrammeled^ mit SeArennung oon
5tinbem oere^n)urbe. Da bie 6tabt 6ep^anoaiim umMil^einliA in Serien ju fu^en ift,
fo ^t man für biefe C&ott^it ebenfo U)ie^fflr Xbrammeieq na^ einer auf ßrif^en Ault ar)
jutreffenben (Erflfirung fi^ umjufe^en. Öbrigens fel^It im fiudanifd^en Xexte ber LXX
oie (ßott^eit ^nommele^ gSnsIiq. 3u ber 3üfammenHenurm eines niAt aef^Iec^tli^
bifferensierten C&Sttertxtars ift ju oergleid^en bas infi^riftliqi bezeugte ®5nerpaar oon
^almpra «glibol unb SDlala^bel (biabx? unb ^a^^). Der jmefte leil bes SRamens
SlnammeleA ift natürli^ bas ©ottl&eitsepit^n T^a „ftSnig^'. 3n bem erften leile 35
fann ettoa ber männlid^e ^arebros erfannt merben für bie bei ben SBeftfemiten oor<
fommenbe (Böttin *"•=-, Slnat (fo $al609, Inscription de Byblos in Journal Asia-
tique Ser. VII, »b XIII, 1879, S. 209: über «nat f. (Eb. 9Re9er, 3bm(6 XXXI, 1877,
S. 716 ff.). Der entfpre^nbe männli^ 3lame ©flrbe (oon einem ©tamme ^^) lorrelt
'anaj ober 'an^ lauten, oal. LXX ^Avn^ieUxy *AuinueUy. Der Käme ber ®8ttin 40
r:r {ontmt oor auf einer bilinguen grie^if^ « pbSnuifcQen Snf^rfft oon fioott^os auf
(£t)pem aus ber 3^it bes ^tolemous I Soter uno xom bort mtt *A^]va n)ieoergegeben
(Corp. Inscript. Semiticarum I, n. 95). Der Käme Snat finbet flA femer auf
einer pftonisMen SRünje neben bem Silbe ber (SSttin, xotliit auf einem 2imtn
reitet, über igr ein Stern unb bas ^enleOreuj (f. bie Slbbilbung bei oe Soafi^, M6- 45
langes d'arch^ologie Orientale 1868, S. 47; ©iebergeben in bem 81. „Slftarte" in
SRie^ms $508.). SSgCbie SBibmung nrrb auf einer 3nf^rift oon 3balion ((Euting, S»«
1887, S. 420 ff.) unb ben ^erfonnamen T^=», mi^ (Eutina - ^nn n:^ ,,?ittat
[p:n = nrr?] {ft gnäbig" (Hadrum. VII bei ffiuttng, ^unifte Steine, Mtooires
de r Acad. imp^r. des Sciences de Saint-Pätersbourg, Ser. VII, Sb XVII, 1872, eo
S. 25 f.). Der Aultus biefer (Söttin lam mie ber man^er anberer meftfemitif^en
(gott^eüen au^ na^ ^gppten, auf beffen Dentm&Iem eine (65ttin 9[nat enoS^nt n)irb
(f. be 93ogü6 a. a. O., S. 41-48, 71—76 unb baf. S. 45 eine SObilbung ber
ög^ptif^en %nat; ogl. 9B. 9Ras SRüIIer, Slfien unb (Europa mi) altägoptifc^en Den!«
mälem 1893, S. 313). Der 9lame ber (Sottin lommt femer oor in bem Stabtnamen 55
Set'älnat in Slap^tali (3of 19, 38; 9li 1, 33), für mMtn hmi) feine agqptif^
Schreibung 'Anat als 9lame ber (Sottin erlannt mürbe, ebenfo n)o^I auc^ in bem Orts»
namen »et^Slnot in 3uba (3of 15, 59 : r-:? = rjy mit ber im ^l&önijif^en ^u«
figen Serbunlelung bes a ju o, f. Si^röber, ^^önij. Spraye, 1869, S. 124—127),
488 AMttUttcMi f[Mfhi|hid I*
b. t. ,,$aus ber %mV\ od. Set«(Q, Set*Do0on, uiib in bem 9Rannftiumten r^^. (9ti
8, 31 ; 5, 6) ; öoL beti (Eigennamen "»rcy (unb n» ober nara [? = Pficra Neopim.
LVIII, no$ 64t9becs ßä^bina]). 9B4rneinIi^ ^ngt au^ ber Stome bes Ortes
Snotot bei 3^<dem mtt ber ®Bttin Unat julommen.
5 6o lange man bie Stobt Sep^artDafim in Sobplonien fu^, lag es na^, ben
(Bottesnamen Stnommele^ aus Anu-malik ober (naq $. 3^nN) Nl^ Anu-malku
„SüniQ S(nu" entjtanben ju benlen unb auf ben babqlonif^n (Sott Sinu ju bejie^n
(fo e^raber, Aeilinf^en unb bas Wte Xejtament, 2. SL 1888, 6. 284 f.; Sadl^
gen, Seitr&ge jur femiti|^en 9{eIigionsgef^i^ 1888, 6. 264 f*). Daran bmn bann
1« nidU gebort merben. vs^xm, loie btes als einmermagen gefiltert onmf^n ift, Sepbar«
uKtiim eine Stabt in Sqrien oar. 9BobI (wer ift menmftens nt^t unmBglt^» baft
ber aus Slnommele^ ju relonftruierenbe ^ebros ber »e(t|emitif^n (BBttin Snot mtt
bem bobQlonif^n 9[nu julammenbing. 6e^ SKil^rf^inM ift aud| bies ni(^ f^on
bes^Ib. loeil ber babqlonif^ (Sonesname Vnu leine (ErOorung bietet ffir bi» ' oon
16 n:? unb femer bes^Ib, »eil oQerbings in ben AeUinMrtften eine bem Snu }uge«
Urenbe (Böttin S(ntu genannt mirb. bie|e aber im boo^lonif^n Aultus gar knie
nolle {pielt unb ein ^robult t^etijierenber ilonftruftion ber bao9lonif^ (Sottesl^re
m fein f^int. tinu ift bei ben Sabdoniem ber Urgrunb aQes ^immlif^n unb 3r*
bi[<qen (3^nfen, Die 5tosmoIogie ber Sab^Ionier 1890, 6. 272 ff.). (Es ift oon bem
ao ^tmmel bes (Lottes Slnu bie 9{ebe, unb mit 3<W^^u^^^ ^^^^^ niqtfemitif^n
ffiortes ana erllSrt man 9nu gerabeju als ben ßnnmel neben Sei als bem ^erm
ber Srbe unb (Eä als bem ^erm bes SReeres. Dem Vm ber in{i(riftli^n 6ittter«
li^n entfpri^t bei Damasous in feiner bab^Ionif^n ftosmogonie oer (5ott *Av6g
(6. 384 ed. Ropo).
26 (Eine n^unbttiti^e (ErOorung bes Xnammele^ f. bei $i^, ®ef^i^ bes SoHes
Ssrael 1869, 6. 44. »olf »onbifiln.
SttoniaS, ber ^o^e^nriefter, in beffen Slegierunoo^eit bie Ser^aftung bes Spoftels
$aulus gu Serufalem (ux^MAeinlic^ im 3. 58) föut, S((S 23, 2; 24, 1. 3n ber Iu>
lanifi^n Darfteüung b^ jlonfliltes mi\ättn Soutus unb bem ocuiftinenfifAen 3ttben«
80 tum (9l(S Jt 21 — 26; oal. m. „«M^Igef^bte'' Sb I. 1882 6. 240 ff-) fte^ %.
ba als $aupt unb gfüQter oer im Sqnebrtum oominierenben fabbucüf^n ^ierari^n«
partei, mel^e i^ren oSUigen Abfall oon ber Hoffnung 3sraels burc^ bie Serfotoing
0^ ^ftels (E^rifti befiegelt, loogegen ber Spoftei in ber Serfon bes S. bie i^rem
Serufe untreu getoorbene Oorigfett bes SoOes i^ göttli^en 9[utorit&t unb 9Bfirbe
86 entfeM unb entfleibei 3laif 3ofep^us (Antt. XX, 5, 2 : 6, 2; 9, 2—4 ; B. J. II, 12, 6;
17, 6. 9) umr 9., So^n bes SlebebSus, etma im 3* 47 burc^ aerobes oon (Ebalds
ab regierenber J^o^er^nriefter eingefefct (ber 20. in ber 9{ei^ ber 28 $o^n|nrtefter,
mtläft oom 9{egierungsantritt bes grogen aerobes bis jur 3^t3rung 3^ttlems bies
Slmt belleibet ^aben). 3m 3-^2 mujte er anl&Mi^ einer oon oen Samaritanem gegen
40 bie 3uben erhobenen Slnllage na^ ^om, um |tA oor (Elaubius ju oerteibigen. £ie
Snna^me manAer, bog er bamals bes Smtes trtt\t^ fei. ift unbeoriinbet (ojjL SBiefeler,
Aronol. SQUopfe 6. 187 f.) ; oielme^ behielt er bas Sunt, bis wm. ma^rfiqeinli^ im
3. 59, 3smael, 6obn bes $^i, bur^ Slgrippa 11. jum 9ladDfoIger gefe^ ourbe.
(Er ift naA ftaipbos oer einjige, ber eine längere 9{ei^ oon 3^n biiwuriq regiert
46 bat 9ud9 na^ feiner Slmtsnteberlegung blieb er im Sefi^e einflu^ei^ften 9nfe9ens,
bis er im Snfang bes ffibif^n Krieges ermorbet »urbe. Lic. St. ®d|»ibt.
titto^l^ora entfpri^ in ben aried^if^n fiiturgien bem Canon Missae in ber rSmi*
f^en aoteffe, nur bag geioSl^nli^ in ben erfteren no<^ ber oorausge^enbe gftiebenslug
mtt ben entfinred^enben (Sebeten ^injugered^net wxth (Renaudot lit. Orient. Coli. I,
60172. 224. n, 45. 75). (». Slietf^el.
Snaflaftnd I., SPapft, 398—401. — Saff^ 1. »b @. 42 f.; lib. Pontif. ed. Du-
chesDe, 1. Sb, ^orid 1886, @. 218 ff. — S)ie @. 237, 14 angefül^rten %Berfe Don $»al«
6. 92; S3otoer 1. Sb. 1751 ®. 484; Sangen, (^ef^i^te ber rSm. ftird^ bid £eo I., Sonn
1881, ®. 653 ff.; ^ungmann, DissertatioDes sei. in hist. ecdes. 2. Sb, S^egendburg 1881,
66 e. 205 f.
Slnaftafius I. nmr nad^ bem lib. pontif. ein geborener 9lomer unb stürbe (Enbe
9tooember ober Slnfang Dejember 398 jum romtf^n Sif^of geu)äl^It. Die Dauer
Xntftaffatd I* t[M{faiM# OcgmtMtift 489
feines ^ontififoto loirb auf 3 ^ffxt unb 10 Xoae ongegeben. Demita^ fölli fein Zoh
in ben Desember 401. Sebmnt ift er bun!^ feine Seteiliguna an bent oriaenifKf^en
6treit (f. b. %.). SbiA ben Donatiften gegenfiber jeiote er fiA ob ein oor oen kitten
ilonfequenjen ni^t jurudf^redenber Sertoeter bes tird^Ii^n (otontounHes; auf einer
am 13. @qrt. 401 ju Aartbago oerfommeUen Snnobe n^urbe ein Brief oon ipt oer« 6
lefen, in wtUftm er bie afruanif^n Sif^e aufforberte, bie oon ben I)onaUften geaen
bie lotboIifAe Airt^ ausgeaangenen Shul^fteuunaen aufoibeden, b. ^. jene bent ftrofenben
arme bes Staates ausjuliefem. 3)ie Sqnobe banite bent $apfie fiir feine 6orge^ unb
bef^Iog ben Donatiften gegenüber leniter et padfice ju oerfa^, glei^eitia tebo^
bie n^eltlid^n Beworben ju erfu^n. bie (Benmlt^aten ber SRaxnnianipben, bie fi^ oon lo
ben Donatiften getrennt Ratten, feftftellen ju kffen (Sruns, Canon, ap. et concil.
1. Sb, Serlin 1839, 6. 172). K. 8MeI t «^anif).
Snaf^afind IL, $apft, 496--498. — 3aff^ 1. Sb 6. 95 f.; Über pontif. edDn-
chesne, 1. !8b, ^arid 1886, 6. 258. ^ie @.237, 14 angefahrten Serie oonffia^ @.114,
»o»er 3. »b (1753) 8. 98, Sangen @. 214 ff.; Sormonn, ^ie ^olitil ber 9&p\ie, 1. 2:eil i&
(£lberfelb 1868, €. 20 ff.; Pitra, Analecta doy. speoledi Solesmensis 1. Sdh, Xttfcul. 1885,
€.462 f.; Viani, Vite dei dne poDtef. aOelado I.e. S.Aiiaataaio 11. Mod. 1880; Havet^
Questdons MeroTingieDsis, in ber Biblioth. de T^oole des Chartes, 46. Sßh, ^aM 1885.
Snaftafius nmr mA bent Stwgnis bes üb. pont. ein jebomer 9l3mer; er ourbe
io(^rf(^inIidb ant 24. 9(oo. 496 lonfeMert. 6etn SontifBdt fiel in bas 35i5br{ge 20
Qäisma smifAen ber orientaßf^en unb ocdbentalifqen >tir^ (484—519). Dtefes
enlRnrang im Serlauf bes monopMitifd^n Streites aus bent Serbantntungsurteil, mü^
ber $apft J$elix II. ant 28. flluli 484 Aber ben ^atriar^n fkadus oon JtonRontinopel
ousgefpro^n ^e. 9na]tauus II. mox beftrebt, bie Serbinbung mit ilonftantinopel
n)ieber an^tditfipfen. DesQalb Janbte er alsbalb mä) feiner ilonfelration jioei Sif^bfe 2&
an ben gned^ifqen iloifer Snaftafius mit einem S^teiben, in n^eUbem er fi^ bmit
erllarte. oie oon bem bereits oerftorbenen ücadus ooRjogenen 9Bel^n anjuerfennen,
jebo^ Die Verurteilung bes 9lcarius aufredet erhielt unb bemgemSg borauf antrug, bag
[ein 9lame beim Gebet im (Sottesbienfte ni^t genannt wmc. Die oSpftliAen ^t*
fanbten traten in Ronftantinopel aud^ mit ben Sertretem ber alesanbrintf&n Airt^e in ao
untei^nblungen über bie aBteba^erftellung ber fir^Ii^en (Semeinfi^ (ä:$H Epist.
Roman, pontif. 1. Sb, Sraunsberg 1868, 6. 628). Unter bem römifqen mttu»
fAeinen bte Unionstenbenjen bes ^apftes SBiberforu^ ^roorgerufen )U oaoen. Das
^opftbu^ ^^It, er ^e, als ber Didon ^^ottnus oon Z^aloni^ naq 9tom !am,
obxDobl biefer oie 9{e^Iaubi^eit bes Slcadus oertrat, alfo no^ rSmif^n Segriffen 86
ein fte^er n)ar, mit ibm lommun^iert; bes^ ^en oiele Alerüer unb Sriefter bie
Air^ngemeinfd^aft mti i^m abgebro^n; fie arp5^nten, bah er bie SerurteOung bes
SIcacius auf^en o^oHe. Seit (Sratian, ber in feinem Debet Snaftafius n. als einen
,,Don ber Air^e Senoorfenen" bejei^nete. faben i^n bie lir^Ii^n (S^riftfieller bis ins
16. 3a]^^. als einen $äretiler an (Döllttraer. Die ^ftfabeln bes SRittelaßers, 40
SRilttd^n 1863, 6. 124 ff.). Aurs naAbem llnaftafius bie p5p[tli^ 9Bfirbe er^Iten
batte, lieh ber S^fratdenldnig (Qlobmia fU^ taufen. Die (BratuI<monsep{fteI, bie Slnafta«
tus an % gedi^tet ^dbtn foll, ift mbes eine gfalfd^ung, f. $aoet 6. 258 ff. — 9.
tarb im 9looember 498. 91. S^Pfl^^ t (^^anif).
Snaftafittd, (Begenpapft, 855. — 3aff6 1. fdh, ®. 341; Lib. poDtif. Vita Leo- 46
nis IV. MSL 128 8. 1331; Vita Bened. m. S. 1345. ^ie €.237, 14 angeführten Serfe
)9on SotDer 6. S3b (1765) 6. 4; ®regorodud 3. S3b @. 112 (4. Kufl.); x>. 9itumtmt, 2. Ob
6. 207; ^felc, 4. »b 6. 178 ff.: Sangen @. 837 unb 844.
Unter Sßapft £eo IV. ftanb in Oppofition aegen ben $apft ber ^[hresb^ter Sna*
ftafius oon ber Air^ bes 4 SRarceüus. Cr l^e oon fieo bie ^eftenoei&e er^Iten 60
(Annal. Bertin. 3. 868 6. 93). Sus n>el^ Ser^ttniffen ber (6tatn\a^ tmuitßj
la^ fi^ nid^ me^ erlennen. SBir l^5ren nur. bag S. feit 848 pei Juibre lang fi^
in SRom nid^ me^r feben lieg, Jonbern fiA, oQne auf bie brinoenoen SRa^nungen £eos
5U a^ten, in anbem X)idcefen, befonbers in ber (5egenb oon Squilefa, um^ertrieb. Da
bie jtoeimal n)teber^oIte Sorlabung oor eine Sqnobe erfolglos blieb, exiommuniiierte i^ 66
ber $apft am 16. D^ember 850, unb als Slnaftafius au^ fe^t nod^ nnberftanb,
fora^ er am 29. 9Rai 853 3U 9laoenna bas Snatl^ma über i^n aus, bas er auf einem
Aonjil }u 9{om am 19. 3uni n^ieberl^olte. 9loA einmal lub i^n ber ^ft oor ein
r5mtf^es ilonjil, als tt aber au^ ^ier nic^t erfdjien, beraubte er i^ auf einer rSmi>
490 StMfiiifhi«, &tfinipü!i^ Sxaftoiiiid IV.
f^en Sqnobe am 8. De}. 853 fogar feiner priefterli^it Sfunftionen. Z^ho^ Slnoftafhis
troMe Quf feinen IReic^tum unb auf feine SeiMnbungeir in 9lom ; er Raffte, na^ bem
Xobe fieos gute 9(usft^en auf ben Stu^I $etri ju boben. fieo ftaA am 17. O^Ii
855 ; in 9{om einigte fi^ ber Alerus alsbolb auf bte 9Ba^l Senebitts III. SOIein
6 Stnaftofius trat ab C&egenfanbibat auf. Segleitet oon einigen befreunbeten Sif^en
unb angefe^nen 9{5mem begab er fiq px ben laiferl. (Befdnbten, bie cmf bem 93ege
na^ 9{om in ber Stobt $orta $alt gema<^ ^en. & gelang il^m, biete für feine
$Iöne ju gen)innen; am 21. 6epi brang er in ben fioteran. n)o[eIbft ftd^ SenebSt
auffielt, Iie| i^n oom päp[tIiAen Stu^I ^rabreigen, feiner ^ontifilal « ®eiD5nber be«
10 rauben, mi^anbeln unb f^Itegli^ gefangen fe^en. Z)ie Snirfiftung in 9{om mar all*
oemein ; f^ter ber gefamte iUerus ftanb auf Seiten SenebiHs unb lieft fi^ bur^ alle
X)ro^ungen ber iaiferli^en (Sefanbten ni^t einf^il^tem. 9[u^ bas Soll erOfirte fid^ für
i^n. Das (Enbe mar, bag bie (Se|anbten nachgaben, bag Senebiit befreit jinb am
29. 6ept 855 in 6t. $eter lonfebtert mürbe, tinaftafius muMe mei^n. Über Jein
ismeiteres Sd^idfal beri^et'^abrion IL, bag Senebiit unb Slilofaus I. ibm bie fiaten«
lommuniongeftatteten ; $abrian felbft l^at i^m an feinem Aonfelrationstag bte Aommunion
unter ben ^rieftem gereid^t (Lib.pontif., vita Hadriani €. 1383), muMe i^n febo^
fpfiter mt^tn neuer Sßublereien unb Serbre^en mieb^ eslommunisieren (Annal. Bert.
|. 868 ^ 95). Ob maftafius mit bem glei^namigen als S^riftftelter belannten
20 Sibliot^elor ber römijAen Airti^e ibentifd^ ift, mie $ergenröQer (^fiotius 2. Sb 6.230 ff.)
annimmt (ogl. auA mnofh i. Sl. Slnaftafius Sibtii^larius u. 6. 492, 54), f^eint mir
ntinbeftens joeifeuoft; ber ^riefter oon 6t. SRarceu {tfifete fi^ auf bie memi^e C5e<
malt; ber Sibliot^ebr bagegen mar ein (Befinnungsgenoffe ber Krd^It^en gartet.
(«. 3ö*ffel t) *•«*•
25 3(naflaftttd IIL, $apft 911—913. gaff^ 1. 93b ®. 448; Lib. pontif. ed. Duchesne,
2. ©b <Pariä 1892, S. 281, 2)ie @. 237, U angeführten ©crfc üon 2BaI(^ S. 196, gjowcr
6. Z, ©.270 ff.. dJregoroDiu« 3. »b 4. «ufl. 8.242; Sangen 6.318; »ojmann, S). ^oUtit
ber ¥&pfte, 1. 93b, eiberf. 1868, 6. 82.
£)er ^ontififat ^naftaftus' ni., eines adftorenen 9lömers, fallt in bie 3eit, wah
30 renb melier 9{om unb bie römifi^ ilir^e \xA unter bem S^ama bes römifqen Xbels
befanben. 3)emaem8g ift oon 9{egierungs^nblungen biefes ^apftes niAts fiberliefert.
(Enoä^nenstoert tft ber ^roteft, ben ber $atriar^ Slüolaus oon Aonftanttnopel bagegen
erljob, bafe bie fiegaten 6ergius' III.. bes Vorgängers Slnaftafius' III., bem grie^if^en
ftaifer fieo VI. bie oierteCE^ geftattet Rotten (Mansi 18. 95b 6.244; ogl. »ic^Ier, (Be-
35 jÄi^te ber !ir*Ii^en Irennung jmif^en bem Orient unb Ocribent, 8b I 6. 215 ff.).
Seoor ber $ap(t biefen Srief beantmorten lonnte, ftorb er, ma^rJAeinli^ im Sluguft 913.
Das i^m jugefd^riebene ^rioilegium für Hamburg ift eine gölwung (3öff^ 3551).
«. 3Mcl t ($a«tf).
?ltt«f!o|iud IV., ^apft, 1153 — 1154. — 3aff6 2. «b 6. 89ff.; Liber pontif. ed.
^ Ducheene 2. 93b, 9JoriS 1892, 6. 281; 3Bottcri(^, Pontif. Roman, vitae, 2. 93b, ficq)a.l862,
6. 321 ff. — Die @. 237, u genannten ©er!c öon $3oI(^ @.254, 93o»er 7. :iell 6.2.32 ff.,
OJregoroüluö 4. 93b, 4. ^uff. 6. 495, o. 9?euniont 2. 93b, @. 442, fiangen @. 414 ; C>efclc
5. 93b @. 537.
9ns (Eugen III. am 5. 3ult 1153 ftarb, mahlten bie ftarbinäle ju feinem 3lad^*
46 folger, ben j^oc^bejabrten Sifc^of ber 6abtna, Jlonrab, ben 6o^n bes iBenebiltus, einen
S^mer aus ber 6iAuna. (Sx mar oon ^onorius II. }um AarbinaI*Sifd^of bes 6abiner'
knbes erhoben morben. SHs folc^er na^m er an ber !DoppeIma^I bes 3^^^^ 1130
Anteil als einer ber entf^iebenften Seiner ^[nallets II. Snnocenj II. Heg i^n, nac^
Sranlrei^ flüAtenb, als feinen 93ilar m 3talien jurüd. 9lun mürbe er ^opft. (Er
60 oatte junamft oen 6treit mit gfriebri^ I. megen ber SBefe^unp bes (Erjbistums URaabe^
bürg 3U erlebigen. 9Bie Sugen III. beanftanbete aud^ er bte (Erhebung bes Stfqofs
SBic^mann oon 9laumburg auf ben oafannten erjbifc^öflic^en 6tu^I. 7>oä) als SBtq«
mann felbjt, begleitet oon (ßefanbten Stiebri^s I., m iRom erf(^ien, geftattete er i^m
auf einer Versammlung ber ^rölaten in ber ^etersürd^e, im S^^II, bag er glaube, re^t^
56 mögig gemal^lt ju fein, feiner Überseuguna babur^ Slusbrud 5u geben, ba^ er felbft
bas erjbif^bfli^e Pallium oom Slltar neqme. !Diefe (£ntf(^eibung mürbe tn Deutfc^^
kmb als ein 6ieg griebrii^s betrachtet (Otto oon greifing, Gesta Frid. II, 10 6.110;
4^. ged^ner, £eben bes Srjbif^ofs SBt^mann oon 9Ra^beburg, in ben gb(& 5. Sb
6. 431 ff.). %udf in (Englanb legte Slnaftafius IV. emen langmierigen Air^enftreit
9Maf^oftttd IV. Sittfitftii», l^^amettkii^ 491
bei, tnbem er beut, Don Snttocen) II. unb S5Ieftin II. surfidgeiDielenen. bontt Don
fiucius II. aneriattnten, oon (Eugen III. tDtebet obgefe^ (Eqbifc^of SBil^Im oon
""Ilorf enbli^ bas Pallium oeilie^. Den \i)on oon (Euaen III. nad^ 9lonoegen unb
64n)eben behufs (^eftfteUung bes SSerJ^öItniffes beiber Ritäftn pxm (Enbistum £unb
gefanbten unb im Stooember 1154 nad^ JRom gurficRebrenben Aorbinolbii^of 9liiolau9 0
oon 9IIbano enu^fing 9lnaftaKus mit ben bd(^|ten S^irenbeaeugunaen. Salb borauf
mugte er i^m ben 6tu^I $em fiberlaffen. (Er ftorb am 3. vtitmm 1154 unb am
4. t)ti. tourbe ftarbinal 9liioIau$ oon ülbano ab ^abrian IV. fein 9lad^oIger.
m. Sirtfel t (*attrf).
ünaftaftnd. Unter ben }al)Irei4en Prägern biefed 92amend in ber orientalifc^n ftirc^e 10
(f. Fabricius-Harless, Bibl. gr. 10, 571—613; 3- ^ergenroet^er, Äat^. Äirfteniej. 1, 787 f.,
792 ff.) oerbicnen bie im folgenben genannten Srwft^nuna. S^re ©Triften finbet man MSG 89
unb Pitra, Jur. eccl. Qraecor. Hist. ex Mon. 2, 251 — 295. ^gl. $itra«^ forgfältige, befou«
berd über ^anbfc^riften unb ^anbfc^riftü^ d^r^oIieneS fi(^ oerbreitenbe (Einleitung (238—250).
J. B KumpfmüUer, De Anast. Sin... WirceU 1865. 15
1. Slnafto^ius I., ^ßatAcxäi oon «ntioc^ien 559— 599 (MSG 6. 1289 [1309] bis
1408; ^itra 251—257; 8fabriciu« 595—600 [= MSG 1293—1800]; Äumpfmüllcr
4—12), greunb ©regor» I. (Greg. M. Reg. 1. 7. 25 [al. 26.1 27 u. 0.), WRete ab
eifrioer (ßegner ber SRonopbmiten ber festen ^Qafe oon 3uftin{an6 Air^npolttS, bie
bie Slp^^rtoboleten begflnfttgte, aSiberftanb (Euagr. H. E. 4, 39—41). 670 oon 20
3uftin II. oerbannt (ib. 5, 5), n)arb er erft 593 bun^ URauricius (6, 24) ^rfidfterufen.
(Er ftarb 599 unb mvtb am 21. Sl|nril oerebrt. Son feinen Sc^fflen finb gebfudt:
1. negl rcbv xa^* ^fiag öqi^qjv Trjg dkrj^etag doyfidxcav i6yoi t^ in lotein. über«
fe^ung unter bem Xttel de nostris rectis dogmatibus veritatis orationes quinque.
2. Xoyoi d\ ^ßrebiglen jroeifel^fter (EMeit. 3, P.K9mu; ainnofjuK xfig 6a^od6S(n^ 25
mmEioq. 4. Fragmente. 5. 9lebe. oe^atten 25. SRSn 593 bei ber SBieberbefteigung
bes ^atriard^enftubb. 9lr. 1—4 oei Migne, 5 bei ißitra. (Benannt toerben n)eiter
eine äjiSdet^ig, ön /ueya xal äyytXixhv rb Agxi^Qftuxbv ä^itofMi (ojl. Sßitra 276
n. 5), ein 99}erf gegen 3o^nnes ^l^iloponus u. a.
2. Snajtaftus II., ^atriard^ oon Hntio^ien 599—609 (ihtmpfmflller 12— 15), 30
ebenfalls in intimen Sejie^ungen ju (Bregor fte^enb, beffen Gura pastoralis er über«
fe^te (Greg. 12, 24; ogl. $itra 241). Cr lOinb 609 oon antio^enif^en 3uben er«
morbet (Theoph. Chron. ed. de Boor p. 296). 6ein (Bebenitog ber 21.X)ejember.
3. «naftafius, ber Sinaite (MSG 1 [35]— 1288; ^Öra 257—275; gÄrtdus
571—595; A. Papadopuios-Kerameus, 'AvdXexta xtX. 1, 1891, 400—404- Aumpf « S6
mfiller, 1. c; £). Sarben^mer, bes ^. $ipp. 0. 9{om Somm. 3. Su^2>antel 1877,
13 f., 106 f.; A. C. M^'Giffert, Dialogue between a Christian and a Jew 1889,
17. 35—37). Der ^riefter. aRönAunb 9Ibt auf bem Sinai, «., geb. oor 640 gejt.
naä 700, Serfe^ter ber fir^Iid^en X^eologie gegen lieber unb 3uben, ffcA mand^ertei
Smriften oerfaM, bie no^ niAt oollftönbig ge|ammelt unb tro^ Aumpfmfillers trefflid^ 40
%oeit noc^ ni^t ausreic^enb oun^orf^ ftnb: 1. ödfjyöc, SBegmeifer jur Serteibiaung
bes lir^Ii^en Glaubens gegenüber ben mannigfa^n Sd^ttierunoen bes SRonop^qfitis«
mus, in 24 Aaptteln. 2. 154 iganrnjeig xal äjioxgloeig ttfqI otatp6QO)v HSfpaXaUov
fx diaqyÖQwv 7iQondmo)v (Edit. piinc. J. Greiser 1617), oon kinen na^ Ä,s Ur«
teil (6. 90) nid^t alle, aber bo^ bie meijten ec^t |inb. Über 4 n)eitere ^anbf^rtftli^ 45
erhaltene fragen f. Sarben^eroer, 3. loyag tteqI Tijg &y(a^ owd^eoK» 4. Ana«
gogifc^e Setra^tungen über bas ^esaemeron {ek ttjv nvevfAatixfjv ävaywyijv xfjq
J^arjfiigov xrioEcoq). 5. koyog unb 6/uXia etg rdv hctov tpaXjbuiv. 6. «Wo Xoyoi
ek rb xnr elxbra^ Über bie (Erfd^affung bes 3Ren|(^en na^ bem (Ebenbilbe (Lottes;
oon bem erften nur ein SBrud^ftüd erhalten. 7. XQ^^^^ (ffraament). 8. (Ein Aetor« so
fatalog. 9. ovvrojnog xal oa(p^g didyvoyoig r^g Tiiarecog rjfÄWV, 10. (Ein Vuffa^
über oie gfeier bes 9Rittn)0(^s unb gfteitags. 11. negl ßXaofprffiiag (gragment). 9lr. 1
bis 7 in MSG; 8—10 bei ^itra; 11 bei Papad.-Kerameus. Une^ unb nt^t oor
bem 9. 3a5r§. oef^rieben (ogl. M<^G.) ift bie didh^tg xaxä 'Iwöaliov (MSG
1208—1282). X)a6 Stnaftafms bie Antiquorum patrum doctrina de verbi incar- 06
natione (ed. Mai, Nov. CJoll. 7, pars 1, 6 — 73) lompiliert ^abe. n)ie Le Quien oer»
mutete, bölt fioofs (fleontius 0. S%. 107) für fe^ uraoa^rf^einlic^.
4. ^naftafius beigen jmei griec^if^e $qmnenbi^ter ($ttra 242 sq. 249. 280
bis 287. fi. 3. 3a!obi, jur (6ef^. b. grie^i[^en ftir^nliebes in 3ft(5 5, 224—226),
p. I
Ihm
492 Stttfkfbi» 8tUtot|rciitiit9
Sott bem einen, 6 rfmewog mit Seinamen, ^t $itra eine i^o/iiokoyrioig unb einen
oJroc (Kondakion de dormitione), beibe aIrofti^tf<l^, obgebnät. IMger*
9nafiaftttd Sibliot^ecarius, gefL 879. — P. A.Lap6tre De Anastasio biblio-
Üiecario Pur. i884; ^ergenröt^r, ¥5otlu« II (1867) @. 228—241 u. f.; Ufener gprXft
6 XIII (1887) @. 240—259; ßffclc. (5onciIlenacf(^td)te IV* (1879) @. 374 — 386 u. f.;
&tt%oxot>\u^, ®efd). b. @tabt mom im Slittelalter III ^ 105—146; jhumba^er, (Befdi. ber
B^a. ßltt. (1891) @. 122 ff.; 3)ümmlcr, ©«fdft. bed oftfr. 9lci*«' (1887) n, 251, HI, 686;
^ucf, Ä®^ II, (1890) 477, 481, 643. Ducheene, Le Liber PoDtif. II (1892) p. VI p. 188;
Sangen, ®cf(^. b. röm. Ä. III (1892) 147 ff., 272 ff.; ©ergenröt^cr bei «3c>er unb fecite *
10 (1882) 8. y. ; Nicephori opuscula bist. ed. de Boor (1880) p. XXXII ss.; TheophaDis
Chronogr. rec. de Boor 11 (1885) p. 401—435; ^. Qklytv in ftrügcr« 8amml. audae».
Ducncnfidftr. ^. 5 (1893) @. XXXV— XL; ^ie 6d)riften be« «Inaftafiu« oröfeteitteil« MSL
129, 9—744; ^ie Ghionographia tripertitia in llieopbams Chronographia rec. de Boor
K 31—346. «nbcrc ßlttctahimaftwcife ^prZtj a. a. O. 3)a»u noc^ ©4»« 1892 (S. 393
i9 442.
Der popftlid^e Sibliotbelai unb ftamleioorfte^r Snaftaftus ift einer ber tDenigen
bebeuienben romtf^en illeruer um bie 9Rttte bes 9. 3<^$unbert$. 3n ^iner ro^n 3(it,
als bie Trennung ip>i\Atn bem Sbenblanb unb bem Drient [xiji immer entfd^iebener
anbahnte, l^ai er mit Stfer ber Aufgabe obgelegen bie bb^e litterarif^e ftultur bes
20 (BrieQentums ben fioteinem jugänalic^ ju ma^en. (Er ift in 9{om aufgeoNid^fen. 3>ag
er als Anabe bie oon SRetbobios (f 846) um 818 ju 9{om oerfabte fimnsb^^ibung
bes Dion9fius Slreopagita las, ISgt oermuten, bag er in bem Alojter unterru^et n^urbe,
n)el^es ber $apft ,yAd sanctos martyres in schola Oraecorum^' appellari fecit
ad honorem et memoriam pretiosissimi Dionysii sociorumque ejus. S^i^^Hs
36 iDirb er feine bamals im Ocrioent feltene Selanntfid^aft mit bem (pried^if^n geflfi^teten
9R5n^n oerbanlen. Son feinem Obeim (ober Sater: Ann. Bert. a. a. 868 MO SS
I, 477) Slrfenius, bem Sif^of oon Orta bei 9lom, beffen 9{eife an bie larolingif^n
^9fe i. 3- 86^ epodb^ma^nb für bie SRa^entvidlung bes ^opfttums n^urbe, eme er
oeffen Sejie^ungen ju ber Aurie unb ben Z^onen. 3uglei(9 mit biefem »o^nte er
80 nad^ ber ^neftenoeilie bes Slaoenapoftels SReqobius 868 ben ju 9{om abgegoltenen
flaoif^n 3Renen bei, nMi^d^inli^ als grie^ifil^er Dolmetf^er. Sr nmr bamals fc^on
I&nger 9Ibt bes Alofters s. dei genetricis Mariae virginis trans Tiberim, unb wtib
nac9 bem 14. Dej. 867 ^e %n ^abrin II. jum Swliot^ebtr ber römifqen ilir^
ernannt Sein Sinflug erreid^te ben ^o^unlt, als er im 3« ^69, mglei^ mit einem
36 Setter ber ftaiferin Sngelberga unb bem Xrud^feg (Eber^b, oon Aaifer £ubn)ig II.
tö66— 875) na^ itonftantinopel gefd^idt Q)urbe, um bie Sermä^Iuna oon beffen einjiger
Xo(^er 3rmengarb mtt bem älteften Sol^n bes Aaifers Safilius SJcacebo ju oermitteln.
(Es gelang i^m, feine 9Ritgefanbten ju einer Slftion im pöpftlic^en 3ntere[fe ju beniegen:
nac^oem oie ben fiegaten entmenbeten Aonjilsalten auf Sefebl bes Safilius jurfid«
40 gegeben looren, na^m fie 9lnaftafius in Senoa^rung. Slm 28. gfebr. 870 wobntt er
ber 10. unb le^en 6i^ung bes VIII. ölumenif^en Aonjils bei SHs bie fiegaten
auf ber 9{fidreife oon (Seeräubern ausgepifinbert tourben, ginaen alle ^en oerloren.
Snaftafius aber brachte eine oon i^m felbft genommene Slbf$rift naA 9{om unb fertigte
auf Sefe^I $abrians II. eine lateinifAe Überfe^ung an, in beren Sorrebe er biefe Sr«
46 etoniffe egä^Ii Spater n)ibmete er 3o^nn VIII. (872—882} feine Überfe^una ber
Wen bes 7. ötumenifil^en ilotntls. Die Air^npolittl biefes ^apftes jd^int ätnaftafius
fan 3ntereffe feines greunbes $^otius beeinflußt ju ^ben. i>as 6^reiben, mtläfts
S. na^ oem Xobe Slilokus' I. an Slbo (Er^tf^of oon SSienne Janbte, ift oon l^obem
E' ^i^üi^en 3ntereffe ; ebenfo toicbtig finb feine Srief e an Aatfer Aar! ben Aablen
bie C&ef^i^te ber fiegenbe bes ^ion^fius Slreopagita unb ber !Dion^s * Öberfe^una
pol^annes Scotus Cmgena. $incmar oon SReims bat ben 91. briefhd^, baft er \\q
ffir i$n bei ^abrian II. oenoenbe unb erfubr balb burA ben ^opft felbit, bafc Dies mit
(Erfolg gefd^^n. Da $incmar aud^ fonft ben 91. ju (einen familiäres rennet, wixh
no^ MO SS I, 477 bie Sbentitot bes Sibliot^efars mit bem Aarbinalpriefter oon 6t
65 SRarcellus fo lanpe ffir jiemli^ jn^eifellos balten muffen, bis ber Sexoeis einer Snter-
polation biefer Stelle in ^incmars Slnnalen erbra^t ift Der oon ben biferli^n
(Befanbten b^nftigte bilberftflrmenbe ^apftlanbibat b. 3. 855. ben man 868 ber 9[n^
ftiftung jur (Ermorbung einer Xoc^ter ^abrians II. unb beren 9Rutter besichtigte, ber
mebrmols gebannt, aber ftets balb reftituiert tourbe, nmr bemna^ juglei^ ein berühmter
60 (Sqxili^ntx. 879 mirb 3o^na$ ^. oon Slnagni fein 9lac^foIger als Sibliot^elar.
Unaftüfjm» 8iBUot|ccäruti Kmiiliema 493
3n bielem ^aSft f^eint Snaftapus geltoi^n ju fein. — Seine Mriftftellerif^n unions«
freunbli^n Seftrebungen Jotten auf boamotif^em (Bebtet getingen (&folQ. 9Benn er
MSL 129, 560 D ben Diffenfus in ber fie^ oom ^. (Seift auf einen Ubecf^unosfe^Iet
jurüdfü^rt unb bie processio bun^ missio etflait» etfc^etnt er ob^ngig oon $^otitt9
(ogL $ergenr. III, 186). 3ur 9{ettung bes fkpftes ^onorius f^rieb er Gollectanea 5
ad Joannem diaconum. $o#ebeiitenb für bie unt^d^fir^et^ef^iAtli^n Stubien
bes Slbenblanbes lourbe feine Chronograpbia tripertita (ogL ^ugo glor. MO SS IX,
357). ^aufrtquelle bieFes jmif^n 878—875 fflr bos geplante (Sef^^bu^ bes 3o»
^nnes ^^monibes oollenbeten SBeries ift bie 60 3^ f^^Q^ abgef^lojfene C^ono*
grapbie bes 2:^eop^nus (Tonfeffor. Sugerbem bemi^ er bie bis 828 reimenbe Chrono« lo
grapQie bes ^otriai^en Küepboros unb bie um 806 gefc^riebene (Ebonit oes (Beorgios,
(&e9eimfetret&rs (ovyxeXlog) oes ^atriar^n Xarafios. Sis 566 toerben bie Quellen
fporobifcb excerpiert, oon bem 9{eaierttngsantritt b^ SRauritios (582) an beainnt bie
eigentitme Öber{e|ung, bie oon SRigoerflßnbniffen unb 3^^^^ ni^ frei ift unb Reiten*
meife mx ober^^Ii^ oerfS^, babei ober fpt^Ii^ fo oolfm oom Original be^errf^ i5
n)irb, oog fie einen n^id^tigen Xextjeugen für Zbeop^anes biloeL — (Ebenfo einfbt^id^
ift 9[. bur^ Öberfe^ungen ooRstfimliqer grie^ij^ £egenben geworben. Xiblaus I.
ift bie Bearbeitung bes um bie 9Ritte bes 7. ^iäfy^vbeüs oon Sik^ fi^ntios auf
(Sxf^m oerfa^en fiebens 3o^nnes bes SarmQenigen ((ES. oon Wesanbrien 610 bis
619) gexoibmet. Km 29. 3<kn. 875 mürbe bie i]&a:fe^ung ber fieiben ber $$. (Eqrus ao
unb 3o^nnes oollenbet, um 630 oon bem ^atriard^en Sopbtonios oon 3^ru[alem
oerfagt. Son ben flbrigen Bearbeitungen feien l^ier no^ bie etner ^[hcebigt bes x^o«
borus6tubita (f 826) auf ben ^. Bartholomäus unb bie 876/77 bem ftaikr Aarl b.
Siahltn gemibmete äberfe^ung b«s SRor^ums bes ^. Demetrius oon Z^ffaloni^ er*
wS!^ni, Seine äbertraaung ber S^riften bes Dioimfius Sbeopogita ift oerloren. Bon 25
bem l^5^ften 3ntereffe ift ber 1892 oon 3. 9riebri(9 oeri^entliqlte Brief an B. (6aa^
beri^ oon Belleti, gef^eben jmif^en 875 unb 879. -~ über bie mmt, mie loeit
Slnaftofius an ber S^ebaition bes Liber Pontificalis beteiligt toar, fi^e biefen SbtileL
«tnolb.
ünat^rma. 3ur fiitterotur: fto^Ier Seitf^rift für oerolei^enbe 9{e(^t8koi|fenf(^aft ao
III, 206 f.; VitriDga De Bynagoga Vetere @. 789 f.; ^Iben De jure naturae etgentiiim
IV, 51 ; ^ugufti ^anbbu^ ber «Lr^äofogie III 6. 8 f* ; ftober ^er ftir^enbann, Tübingen
1857; Dgl. ou^ btn 91. Sann.
*Avd&rifjLa bebeutet bem (Srie^en bas C5ottgen>ei^. Die Bejei^nung er*
flart fic^ aus bem Brau^, bas SBeiMef^enl an Si&umen, Sfiulen ober [onft mie jusg
befeftigen {ävaxt&to^ai). Stber es mirb alles barunter begriffen, mos ber aRenfd^ pro«
faner Senu^ung enteignet unb ber (Sott^it als (Eigentum fibeanoei^: %6 daneQ^fjLe-
vöv T6 xal ävaiiMfiBvov hgcö rivi rÖTtip (Etymol. Oudianum. Lex. Cyrilli). Da^
erflört bos (Bloffor bes ^^ilozenos äv&9r}fia bur^ delubrum, ävadrjfwxa our^ do-
naria, oblationes. Sieben ävd^ua mirb als minbenoertige grotm dvd^ejja ur*4o
fprfinglic^ in glei^r Bebeutung gebrauch, ebenfo mie ijUäejm ntbtn bem befferen
irndtj/Mi, avr&efia neben avvbtjfAa, Moeris S. 28: ävd&i]ua ärtücwg, ivöi&efAa
ekXrjviHcbg (Lobeck ad Phryn. S. 249). Etym. magn.: orMeua nagä rov h
rfj (nrjXii ävan&eo&ai. Die Doppelform erflort bas ni^ feßene SiQiDanbn ber ^anb»
fqriftlt^en äberlieferung. Diefes mirite fpoter oenoirrenb, mett äyd&ejm bun^ einen 45
äußeren Slnftolt eine oerengte Bebeutung aetoann unb in (Segenfd^ ju ävd^fia ge»
ftellt mürbe. (Belege ffir bie Benoirrung bei Suicer Thesaur. eccles. s. v.).
Slnlag ju ber Befonberung oon dyd^e/iogab bie Benu^ung b^ SBorts yix aber«
fe^ung oon eherem bur^ bie LXX. Die Uoerfe^ung ift rii^g; benn bie (Brunb«
bebeutung bes ^SifAen SBorts : „aus* ober einf^fiehen, utqttgänjgli^ ma^n^' maAteso
es aeeignet, bas ber (pott^eit C5emei^, bem menf^lidjen BerfugungsreAt our^ j^ten
(EnMIug (Entjogene bamit ju b^eic^nen. Xber eherem behielt in ber rdligidfen 9{ei^ts«
anfqauun^ bes Sllten Xeltaments ntAt blo^ ben Sinn bes (Bott 3ugee^neten. bas ber
aRenf^ nt^t antajten barf, meil es qeilig tft. fonbem ge^ fibo^aupt aitf aUes, mas
ber (gottbett jur (^ü^ne unb Semi^tung anheimgegeben mirb. Damit ift unter ävd- 65
^eua alles embegriffen, mos ber (Bott^tt uraoiberruflfa^ unb unbebingt ni^ nur ju«
gebort, fonbern i^r au^ überlaffen unb fibenoiefen tomi jur Semic^tung unb jur Straf*
ooUftredung. Suidas: ävä^de/na xai tö ävaxi&iuevov rtp ^ec5 xal x6 ek äqxxyuj-
ßiöv iao^evov. ä/Lupotega atj/xalvet, Unb au^ ffir bie lejtere Bejiel^ung lommt bie
494 Sttailifint
(Brunbonf^uun^ bes Avatif^rniktt jur (Seltung. Das Avdfhfm xjt eine öffentUAe,
ougerrfSIIige ^cetsgobe. Das preisgegebene ift getoiffennaften ausgeftellt. 3nbent aber
ber 9itenf$ beim ävd^/m borauf oerji^tet, felbft $ano anjulegen unb Sott gum
6(^u^ unb jur 6fl^ne aufruft, trennt er \i^ gonj unb gar oon bentfelben. ([Hesych.:
^ävd^sjLia indgcnogf äxoivcjvtjxog). 3ebe SBerfil^ng oerftridt in bas Ut^il, bas auf
bem ävd&Bfjux Hegt, unb ruft bie entbre^enben 30tnesäugerungen ber ®ott(ieit auf
ben ^ntaftenben ^ab (3of 6, 18 f.: Da 7, 26).
Diefe Doixpelbejiebung erilort ft^ aus ber SeiAinbung oon 9{e^ unb 9{eIigion,
mtlij/t bie altteftamentltAe (gefe^gebung lennjei^net Durcp Susfpre^n bes cherem
10 n)irb ®ottes 9ie6t auf beftimmtes Skentum in feinem SoOe ebenfo anerlannt, mie
(Sottes 9ie^, alles feiner $eiligleit SBiberftrebenbe ju oemi^ten. Sottes IRe^t aber
er ffir
15 (t$of 6, 18). ^ie Sfus'flSiing' bes gMtAen 9{ad^ts n)iri> pm e^u^mittel ffir bas
®ottesregiment in 3srael. UBos ®ottes ^^m reijt, o)irb fernem 9[uge entjogen burc^
Semi^ng; nxts i^m befonbers juaeeignet ift, n>trb ge^iligt bur$ Sßei^ (Es ift
oerbannt (ogl. jur entfpre^nben Sorftellung ben tirtilel Sann in ®rimms Deu^^m
SBörteAuqe). Das Verbannte aber, infofem es ®ott jum (Eigentum geoei^ ift. o)trb
Mjualeic^ ^rieftergut. 9Birb es ju cherem erll&rt, um bas SoO oor Snt^iligung
unb Serfu^ng jum (Bö^enbienlt 3U bema^ren, fo mug es oom Srbboben oerf^irwen.
Da^r mtrb bie Ariegsbeute auf (pottes Sefe^I ganj ober jum Xeil oemi^tet (Dt 13, 15 ;
3of 6, 18. 8, 26), bie befie^n gd^enbienerif^en S5Der »»erben getötet, eroberte Stöbte
merben gerftort unb bfirfen m^t u)ieber auf gebaut n^erben (^of 6, 27. 7, 12. 24; 1%
S6 16. 24). — Die Doppelbesiebung oon cherem, Avd&eua ^ t^e 9[naIogien im griec^if^en
unb romif Aen Safralred^t, in oem urfprfingli^ glei^falls bas ftaatli^e unb religidfe Sntereffe
gufammenfallen. 6o ift devotio einerfelts glei^ xo&Uqüxju; (Cicero Nat.Deor. III, 6),
anorerfeits glei^ imprecatio, maledictio, exsecratio, qua irae deorum et ultioni
aliquem addicimus et veluti sacrum caput malis omnibus destinamus. Sei-
sofpiele ber devotio Nepos Alcib. 6. Liv. 8, 9. Macrob. Sat. 3, 9. Caesar Bell.
Oall. 6, 16 (oon ber Ariegsbeute). Die Analogie mitdi^dt^^a bringt bie Überlegung
devotamentum (Tertull. Contra Gnost. 2 6. 349) jum nusbrud. (Ebenfo ift Sa-
crum na^ Festus einerfeits^ quod quocunque modo atque instituto civitatis con-
secratum est, anbrerfeits gtit oom sacer homo, bag er oogelfrei fei. (Sott foll an
85 i^m bie Strafe oollftreden. Macrob. Sat. 3, 7 : Animas sacratorum hominum
diis debitas existimabant et sie quam primum ad eos mittendas arbitrabantur.
9tuA bie Senuj^una ber &Qd ffir bas religiöfe 9lec^tsleben in ber alteren 3^^ i'on
Bellas bietet eine xlnalogie. Durc^ bie ägd U)urbe Sie^tsfc^u^ für bie Staatsein^
jtungen unb Sfi^ne bur^ bie ®ötter oerf^fft. 93gl. 3i^^(tri^ Hermes III. I,
40 S. 57—70.
9Bar bas cherem für 3srael junö^ft mel^r ein Sc^u^mittel gegen bas cri-
men laesae majestatis divinae na^ au^en ^in, fo erhalt es in ber nac^ezilif^n
3eit eine neue SBenoenbung als Strafmittel jur Sr^Itung ber inneren 9{etn^eit ber
®ottesgemeinbe. Ss bejeiqnet bie excommunicatio, bie Strafe bes Slusf^Iujfes, mit
45 ber ber 93erluft ber $abe oerbunben fein lonnte ((Esr 10, 8). Die Sannproxts lourbe
oon ber Synagoge ausaebilbet, inbem fte jtoei Stufen unterf(^ieb, bas nidduj (ä<fOQia'
jLUjg SSertreibung, Sntfemung, ogl. änoovmycoydv notelv 3o 9, 22. 12, 42. äqx)-
oiCeiv St 6, 22), unb bas cherem^ bas jur SSertreibung ben Sluä^ gefeilte. Die Soll^
ttredung bes Sanns n)urbe ein offtueller 3(it mit ausgebilbetem Stitual, mö^renb es
60 in ber ooreatitif^en 3t\i nic^t ausgef^bffen loar, bag aiui^ ber ^rtoatmann ein cherem
oer^gte (£e 27, 28. 29; 1 3Slal 5. 5).„ Da bie Belegung mit bem 93ann mit ^tx-
^ud^ung oerbunben n^ar, erflört [id^ bas Übergeben ber Sebeutung oon cherem, heche-
rim äyd^eßia, dva&ejuatiCeiv m ben Sinn oon 93erfluc^en fiber^aupt {3Jk 14, 71)
ober oon ber Sinbung bur^ ein (5elübbe (Act. 23, 12f.).
55 3m te^nif^n Sinne lommt im Steuen Xeftamente ävd&eim (nic^t äva^Efui-
TiCey) nur in ben großen |)aulini[c^en Sriefen, unb jroar an fünf Stellen oor. Die Slrt,
n)ie ^4}aubts \\ä^ bes 9Borts bebtent, jeigt, bah er mit einer belannten SSorftellung
rennet 3i>^^^I gebraw^t er bas äBort als STotum: dvä^e/m ioto), ffno rlvd&ejiKi
((ßal 1, 8. 9; 1 Äo 16, 22), einmal in SSerbinbung mit 3efus (1 fto 12, 3: ävd-
60 »Efia *Iriaovg), einmal oon fl^ (Äö 9, 3 : dvdäe/na und rov Xfjiarou), 3n allen
XiMtiKno OttcMfail 496
btefen Steifen ^nbelt es fi^ um ein rein teligiöfes Set^Itnis, in bem ®ott junt
^nbeln aufgerufen oirb. 3)ie Ser^naung bes Avdlhua aber ift bebingt unb ger^t«
^rtigt burc^ 000 Sei^Iten bes bantit Selegten, ber ben §emt nfa^t liebt, ber ein
foIfcQes (Eoangelium oerifinbigt, unb nt5ge er einSngel oom^^immel fein (1 Ho 16,22;
C&ol 1» 8. 9). Das 93elenntnis m Zt\ü% als bem ^erm f^IieM es aus, bag 3^M 6
felbft als ävd&£ßia bejei^net n)eroe, b. ff. als einer ber oon Sott oemi^tet oorben ift
(1 S<o 12, 3). Sin ivd^ejua ind rov XgiaTov ju iDerben, b. 1^. (»getrennt oon
Si^jtus ber 93emi(^tutra bun^ (ßott anl^eimjufanen, ift für ben Slpoftel religiös um
mogli^ {e6x6/i^v äv, 9t9 9, 3). (Er toO^It ben feltfamen Slusbrud »0^ in CErinne«
rung an bas dvd&eua ber Sunogoge, bas über ben abtrünniaen Saulus oer^gt nxirb. 10
Diefe Stellen bemeifen, oah oon ^aulus Avä^eun niifi auf gSIIe ber ®emeinbe*
Ruc^t angeioanbt toirb, u>ie bies tn bem f^nagogalen Srow^e ber J^n loar. SBeber bei
msftogung bes Slutf^Snbers. ber Seftrafuna ber gurer unb fonf^en Sünber, no^
bei ber Slufforberung 3ur SBteberaufnal^me oes Sünbers nimmt $aulus Sejug auf
bas ävd&eua, Sr forbert 9lusf(^Iug aus ber i&emeinbe (l^d^nze x6v novrindp 1 Ao 16
5, 13; ogl. Dt 13, 6; 9Kt 18, 17 — naoadovvai tö> aaxavi} — 1 Äo 2, 5; 1 li
1, 20), Slusfd^Iug oon ben 9(gapen (1 fto 5. 11) unb^äBieberaufno^me auf (Srunb
ber Suge (2 ilo 2, 2 f.). (Es ift ba^er unrtc^g, in Ubertraaung bes fnnaaogalen
Srauc^ eine boppelte gorm bes 5Banns bei ^aulus va unterfibeiben. Die 9la|regeln
gegen fittlid^e Verfehlungen unb bie Ser^naung bes dvw%/m finb in feine Sejie^ung 20
3u einanber gebraAt. Sie fielen oielme^r in gerabem C5egenfa^e. Dem nagadovrai to7
i^fffi, mic es burq dvdt^F.fia oolhogen roirb, ft^ bas jiagadovvai rrp oarava ais
fAärffte Seseid^nung bes Slusfc^Iuifes unoermittelt gegenüber. Das ivdihfm ift aus«
((^liegli^ S^u^mittel, ni^ 3u4^^I- 3^ 3nterene (Bottes o)irb es ausgefiirod^en.
(ßottes Sa^e ift fein Soluua. Das (Sebiet bes dvd&ejua ift oerengt: es rietet fi^ 2&
allein gegen gfreoler an (gottes SBal^^it unb Offenborung. So übernimmt ^pkiulus
dvdf^ejLia aus ben LXX. Seine Smoenbung aber bedt ff^ ni^ mit ber ^azis ber
S^nagoae, au^ entfpriAt fie ben Sejie^ungen oon cherem nur jum Xeil. Sac^Iic^
Sutreffenb fennsei^net bies bie C&Iof^ bei (Eu(|erius (SBotle S. 146) : anathema autem
maranatha, sicut quidam dicunt, perditio in adventum dominl. ao
Daraus bflrfte es fid^ erüaren, bo^ in ber Slusbilbung ber Air^nju^ bis jum
oierten 3<^t^unbert dvdi^ejua ni^t teqinif<l^er Slusbrud für SlusMlug unb Sann ift.
Die Can. apost. oermeiben es; fie gebrauten xm^igehdoD, atpoQd^ta&io. (Ebenfo
n)trb es ni^t im Symbolum Quicunque oenoanbt. Dogegen lommt es im 52. ftanon
ber Sqnobe oon (Eloira (305) gegen Spötter, im 29. ftonon ber Spnobe oon fiaobi« 35
caea geaen 3ubaiHen (eoxiooav Avd'&efm naga Kgimcß) oor unb loirb ftünbige Sann*
forme! feit bem ytonjil oon (E^alcebon (451), bie ganj allgemein (Zonaras ad Can.
III Condl. in templo Sapientiae S. 263: 6 dvdi^efia yevd/aevag nQoexXriQovtai
rcp diaß6ko xai dvamhjoiv airtfx; iavtdv)^ aber oonotegenb »iber Me Ae^erei an«
jetoanbt n)(rb, toie bies au^ bie HnaH^matismen bes iton^ils oon Zrient unb bie 40
poteren pöpftli^en Aunbgebungen bejeugen. (Es lommt babei ju leiner n^iberfpru^s«
Ofen ^rasts. (Einerfeits o)irb für ben Sannfpru^ obfolute 9Birlung in Snfpru^ je«
nommen, anbrerfeitsjeine Sluf^bbarfeit jugelaffen. uberbaupt fehlen ein^itli(^ %i«
f^uunaen über bie SQSirlunoen bes Slna^ma unb über bie (ßrenjen feiner Snmenbuna,
über feine Stellung in ber Sannffala ber fat^olif^n ftir^, in oeren Slusbilbung biefe 45
mit ber Synagoge geioetteifert ^t. Den in i^r oonoiegenb onerlannten Segriff um«
fc^reibt du Gagne (Glossar, s. v.) : Anathema propria notione apud scriptores
eoclesiasticos significare infliotam ab episoopo vel conoüio excommunioationem,
non tarnen quamvis dxoiycovtjolayf sed eam, quae cum exsecratione et male-
dicto deoernitur. Seine Ser^ängung gilt als aeterna mortis damnatio. go
&. {^eiurid.
ünatolittd, ber Sllea^anbriner, $if(&of oon fiapbicea. — ^dgaben bed
Liber de ratione paflchali uon A. Bucherius in: de doctrina temporam commentarius etc.,
Antv. 1634, 439—449; GaUandi 3, 345—350; MSG 10, 207-222; S3r. Äruf« in: «Stu.
bicn jur mittelalt. (It)ronolo9lc, 1880, 311(316)— 327. «q(. Fabricius-Harless, Bibl. gr. 3, 50
401—464. 7, 299 ßq. ; Jb. ^^n, ärorfcöungcn j. ©cfcftT^te b. ÄanonÄ u. f. 10. 3, 1884,
177—196; A. Anscombe in: The Engl. HiBtor. Rev. 10, 1895, 615--535.
Slnatolius (ogl. Euseb. HE 7, 32, 6—20), ein in 9t^torif unb ^fßtl{affjkf
9{atunoiffenf(^aften unb 9Rat^eiiiatif o)o^lben)anberter C&ele^rter, beffen SBerfe burq ben
486 WmkMM XttcUbtt
bodn entfalteten 9{eiAtum oon ftenntniffen ausgeiei^net nmren unb bem feine akaum«
Mntfd^n WMxatx Die (Srfinbung einer S^ule bet ari|toteIi|^n $&uofiqiAie an«
oertrauten, oerliep feine Satetftabt no^ ber Selaaetung oon Stuqium oiuq l^eobot,
ben ^Ib9emt bes (Ballienus (262), »ar eine 3^« bina jtoabiutor bes 8if(9ofs Zl^
5 telnus oon CESforea unb feit 268 (269) Sif^of oon fiaobicea. Son i^ ntnnk Cu«
^bius folgenbe S^riften: 1. jtegl rov ndoya, baiaus (Euf. ein giSgetes Sru^^pd
(7, 32, 14—19) oufoeioa^rt |at Dec bteinif^ jefAriebene Liber Anatoli de ratlone
paschali, in loel^m fi^ bos oon Suf. citierte Stiia finbd, oirb oon Aruf<| unb Sns*
combe für une^ gelten unb in bas 6. 3a^unbett oetfeM, »fi^enb ^ifyn bie (B^*
10 ^it oerteibiot, unter ber Sorausfe^ung, bag geoif[e te^if^-^^onologifqe XbfurbitCten
einem unmtffenben uber|efeer bes 6. Z^^- aufgebfirbel »erben. 2. äQi§ijmocal
doaymyai in 10 Sfi(^ (Suf. 7, 82, 20). (Einige Sru^ftfide baraus in ben Theo-
logumena Arithmeticae, ^M^ 1^43, 9. 16. 24. 34. 56. 64^ SMger.
Xttcillon. — Srman unb 9i6cIom, Memoires poor seirir ä rhiBtoire des r^fugi^
isdans les ^tats du Boy, 8erltn 1782—1792; ^aag, La France protestante, l.Sb, ^rid
1846, <3.80ff.; NouTelie Biographie flnSnenüe, 2S3b, $arii»1859, <3. 510 f.; Sieger, Qkf^t^te
ber fran^öfif^en l^olonie tn ^reugen, «Berlin 1852; SBki% Histoire des r^fugi^ protestantes
de Fnmoe, 1. 9b, $arld 1853, ®. 123 ff.; ißoole. A histoiy of the HogueiiotB of the
DispersioD, Sonbon 1880. 8.144 ff.; deFelioe, Histoire des protestants deFranoe, 8.f[uf(.,
ao 2:ouIoufc 1895. ®. 377 f.
Die Samttie tinrillon, bem ^roteftantismus getreu, feitbem SncUIon, ^rfifibent
eines ber l^ö^ften (BeriAts^e granfreii^ im 16. 3a^unbert, feiner Stelle entfagt
(atte, um feinem eoangellf^n (Blauben ni^t entfagen ju muffen, ^ ber reformierten
jUrd^le eine 9{ei^ ausgejeid^neter SRänner geliefert — Daoib Smillon, llrenlel bes
26 oenannten ^rfifioenten, Snlel (Beorgs, eines ber ®rfinber ber eoanaelif^en Ain^ oon
iRe^, unb Sol^n Stbra^oms, eines ausgeteic^neten 3uriften in oiefer Stabt, ONirb
17. ansr} 1617 geboren. SlaAbem er feinen erften Unterricht im SRe^er SefuÜen«
ftoUegium empfangen, unb ben Semfl^naen, i^n Eoqolifd^ ju mad^n, »ibiMrainben ^e,
ftubierte er S^Iogie ju (Senf; er DerTieJ^1641 ®enf unb »urbe ab Sfarrer x^
80 aReaus berufen. Seine ScSmmmleit, feine SRilbe, feine 9Bol^It^igIeit ffir Sirme beiber
jlonfeffionen, fon»ie feine ausgebreitete (Belebrfamlett unb fein grobes ^rebigertalent, ge«
ipannen i^m ni^t nur bie fitebe ber ^rote^nten, jonbem au^ bie mol^UDoIIenbe !U^=
tung ber angefeQenften Aat^Iilen. 1653 ging er ate ^rebiger no^ URe^ ; (ier ^atte er,
1657, eine öffentlich Aonferenj mit bem Dr. Säbacier, Suffragan bes Sif^ofs oon
85 9Re^, über bie Xrabitionen ber Air^e : na^bem ein SRond^ eine oerf&If^te Delation
biefer Untenebung oeroffentlid^t, gab Slmillon feinen in l^iftorifAer unb bogmatif^
j^infi^t trefflü^n trait^ de la tradition (S^an. 1657, in 4.) 9eraus. Sr blieb ]u
SReL bis tbn bie Sleoolation bes Sbilts oon SZantes ndtigte, ^anfreid^ ju oerkffen.
(Er begab fiA na^ gfranffurt, unb n^urbe alfobalb an ber ftansofifi^en Air^ oon ^nau
«oangeftellL $ier fc^rieb er gegen ben itarbinal SiiAelieu eine Slpologie fiut^rs,
Afar^ gab, bie er bis an fein (Enbe, 3. 6ept. 1692, oerfoQ. Das £eben garels, bas
46 1691 unter feinem Kamen unb unter bem Xitel L'id^ du fid^e ministre de J. C,
DU la vie de Ouill. Farel (Smft. in 12.) erfc^ien, ift nur ein 9lbbnul einer oer^
ftflmmelten, fehlerhaften ftopie eines 9Ranu|!ripts, bas er Jelbft ni^t ju oerSffentli^n
geboc^e. Sgl Mäanges critiques et litiäraires recueülis des conversations de
leu Mar. A., avec un discours sur sa vie et ses derni^res heures, oon feinem
60 6obn Aorl ^ausgegeben, 3. 93b, Safel 1698, in 12. — Aarl SlnciOon, 3)aoibs
aUejter 6o^n. geboren ju 9Refe 28. 3uli 1659, aeftorben ju Serlin 5. 3ult 1715,
9{i4ter unb D&eltor ber fransoFifc^en ilolonie, ^Tftoriograpq gM^bric^s I., oerbient
!lier eine Siede n)egen ber S^rtften, bie er J^erausgab. um oon polittfd^em unb re^-
i^em Stanbpunite aus gegen bie 9{eooIation bes (B)ilts oon SZantes ju proteftieren.
66 Seine R^fl^dons poütiques, par lesquelles on fait voir que la pers^ution des
r^form^ est contre les v^ritables Int^röts de la France (ftdin 1685, in 12.),
unb feine Irr^vocabilit^ de l'^dit de Nantes (SImft 1688, in 12.), gefioren ^u ben
gr&nbli^ften 9Uetten biefer Slrt. Die oon mehreren i^m jugef^nebene 6<|rtft La
France int^reaste ä retablir l'^dit de Nantes (Slmft. 1690, in 12), ift ni^t oon
il^m ; ogl. bas Avertissement mä) bei 93orrebe. 93on großem 3ntere[fe für bie (Se^
fqt^e ber franjöfil^^reformierten Aolomen in ^reugen, okjleid^ me^r im Xone eines
^onegqrüus ab in bent ber ^iftorifd^n (£r55^lung gefc^rieben, ift feine Histoire de
l'etablissement des Fran^ais r^fugi^s dans les ätats de S. A. E. de Brande-
bourg. (8erl. 1690, in 8.). Seine übrigen Sänften geboren nid^t l^ie^et. — 3^= 5
f^ann $eter Sfnebric^ Slncillon, Urenlel bes ebengenannten unb Sol^n fiubn)tg ^rriebrid^s,
ber 1814 ab ^rebiger ju Serlin ftarb, tourbe geboren 1767, ben 30. .Slpril; er loib^
mete |i^ ber Urologie, jeigte jeboid^ frü^ gf&^ifil^it^n für ^iftorif^ unb pl^ilofop^if^e
Stubien. 93on feinen Steifen nad^ ®enf unb ^om jurfid^efel^rt, toorb er ab fran=
löfij^er ^rebiger ju Serlin angejtellt. I)ie 9{ebe, bie er bet (gelegenbeit einer ^Irauung lo
Qielt, melier ber ^rinß ^einrt^, Sruber gnebri^ bes (Sro|en, bein^obnte, gemann
\^m bie 3uneigung biefes Surften, unb nmrb bie ^te Seranlaffung ber QO^n (E^ren,
JU meieren Slnrinon in ber golge erhoben tourbe. (Es ift l^ier ber Ort ni^t, feine
S^riften über £itteratur, (Bef^id^te, Jpolitil unb ^l^ilofopQie ju ht\pttä)tn. 9lur ein
SBort möge oergonnt fein über Die ^rebigten, bie er in ber Air^ ber r^fugi^s ju ig
Serlin gehalten (2 Soe, 1818,), unb in Denen er fi^ man^mal ju einer pb^t ber
Serebfamleit erboben fyxif bie an bie ausge^ic^netften SRufter erinnert; nur ^aben fie
me^r eine pb^^fop^i^^^nbe unb allgemeine Xenbenj, ab bag [ie oon ber Stbel au$=
gingen, um lie aus}uleqen unb anjutoenben. SlnriUon loar |eit 1810 (Erjiel^er bes
ftronprinjen, (pöter fiegationsrat, er ftorb ben 19. Slfnril 1837 ab Staateminifter. 20
SttCl^ra, € I) n 0 b e , 314. — Maiuai 2. 9b @. 514 ff. ; 9rund, Canones apostol.
et concU. 1. X^., 8crl. 1839, @. 66 ff.; ftefele, (5®, l.«b, 2. «up., grreib. 1893, @. 219 ff.
Sinc^ra, bas je^iae Slngora, beinah im SRittelpunft (Salatiens gelegen, toar in ber
Stömerjeit bie Senoaltungsqauirtftabt Der ^rooinj unb gelangte ab fol^e ju nic^t ge^ 25
ringer Slüte (f. ftiepert, fie^bui ber aßen ©eograpl&ie, »erlin 1878, S. 102). gme
Zrabition über bie (Entftel^ung Der bortigen CCgnjtengemeinbe giebt es nid^t. Des^
^alb ift es nur toa^rtc^einlic^, bab fie auf bie Xbötigfeit bes SIpofteb Paulus in
^alatien jurfidge^t. 3um erftenmale enoä^nt loirb fie oon bem anonymen Slutor ber
gegen bie SDlontaniften fc^rieb (Euseb. H. E. V, 16, 4 ff. S. 215) : er fßttt in änqra .v)
oon ber neuen ^rop^etie; bas ^resbqterium wat ber bas benad^barte $^gien er^
regenben Crfc^einung entgegen, in ber (Semeinbe aber fehlte es ni^t an folgen, bie
peneigt n)aren, bie $rop^eten anmerfennen. Sla^bem bur^ ben Untergang bes SDlaximin
t. 3- 313 aud^ für bie orientaIi|d^e (T^iltenbeit ber grriebe oSIIig bergeftelQ mar, fanb
in Slnc^ra eine S^nobe ftatt, bie für bie Jtobifijierung ber lirc^Ii^ 3)b3iplin oon iiö
ipger Sebeutung ift. X)as 3<^^ ift nt^t fiberlieferi. 9[us bem 6. ftanon ergiebt
tc^, bag fie lurj na^ bem OFterfefte abge^Iten Q)uroe, unb ba i^e Sef^Ififfe bie burc^
bie Verfolgung gef^c^enen 93er^altniffe orbnen follten, fo ^at bie ^errfd^enbe Snna^me,
bog fie in bas erfte 3a^r bes griebens föllt, alle 9ßa|rfAeinlid^feit für fic^. 3)ie erften
9 ftanones regeln bas Verfahren gegen bie in ber Verfolgung (gefallenen geiftlid^en 40
unb n>eltli(^en Stanbes. Von ben übngen 16 ftanones jinb bemerlen$n)eri ber 10., ber
bie Verheiratung ber !Dia!onen sulSgt, fofem fie bei t^rer 9Bei^ bie Slbfic^t. in bie
C^e 3u treten, erllärien, ber 13., ber ben CE^orbij^öfen bas Stemt en^ie^, ^resbqter
unb ^ialonen ju toe^en, ber 18., ber erlennen lögt, baj} ber ueinaftattfc^e (Epiflopat
geneigt mar, unter Verlegung bes SBa^lrec^ts ber ®emeinben, Sifd^5fe ju ernennen, 45
babei aber nic^t feiten an bem SBiberfjmid^ ber (ßemeinben fdbeiterie; Denn er oerfügt,
bag Sifc^ofe, bie für eine (gemeinbe ernannt n)aren, oon i^r aber nid^t angenommen
iDurben, fid^ ber 9lbfi^t ju enthalten ^ben, fic^ irgenb loo anbers einjubröngen : fie
follen ©lieber bes ^resbqteriums bleiben, Dem fie obiger angel^5rien.
Sa bie Sefc^lüffe oon Slncqra in bie alten firAenred^tlic^en Sammlungen auf« 50
genommen n)urben, fo mirlten fie no^ auf bie mitteblterli^e 9{e^bbiG)ung. ^ancf.
Snbai^t ift bas Slufmerien bes SRenf^en auf ben (Bott, ber fi^ i^m offenbari.
9Bir finb anböd^tig, mtm uns ber Sinbrud ber äBtrOi^Ieit <&oltes fo übermö^ttg toirb,
ba^ mix ftill merben unb bei bem Hnoer^leiAlü^n oenoeilen. 3Ber in ber 9leligion
lebt, ift auc^ baoon überjeugt, baj} bie äBalliiQleit (Sottes irgenbn)ie an i^n |ieranlommt. 55
(Er gefte^t ft^ oiellei^t ein, baj} er fie anberen nic^t nac^ioeifen lann. Slber er felbft
ift beffen gemij}, baj} es il^m gegeben ift, fie }u erleben.
9(eat*(Sriic9Ctop&bie fflr Xfftolo^it unb i^ir^e. 8. «. I. 32
498 Sttkoi^t
Durc^ ein fold^es Crlebnis iDÜrb bie Snba^t in reIigio|eni Sinne begtiinbet. Da«
burc^ n)irb fie au^ oon bei aft^tif^en unb fitfli&en Snegung unterblieben, bie eben«
falls bisn)etlen Slnba^t genannt n^eioen. ftant 3. S. (Religion innerhalb u. f. m, Siertes
Qi&df Slllgem. Slnm.) nennt ,,bie SBiifung bei moralifAen 3bee fubjeltio betra^tef
6 Slnbac^t. (Ebenfo \vt\äii man r>on einer tlnbac^t im (Senug bes S^nen unb (Erhabenen
in 9latur unb Aunft. (gerechtfertigt iDirb bas nic^ nur bun^ ben urfprfigli^n (Sinn
bes äBortes, bas ein geiftijes Senoeilen bebeutet. (Es ift oielme^ jujugeben, bag biek
Sorgönge au^ bes^Ib mit ber religidfen Slnba^ sufammengefa^ xomtn lönnen, loetl
ber 9Renfd^ auc^ in i^nen fi^ oon bem (Eo^^en ergriffen unb Aber ben Serle^r mit
10 bem Snblic^en unb Sergänplimen erhoben ffi9lt. 3n oiefelbe 9lei^ ge^rt aui^ bie
Eingabe bes gorjc^ers an bte fittli^ Slufgabe. 9Bir ^aben leinen (Srunb, es a^ulej^nen»
n)enn bas, was ber 9Ren(d^ in biefen brei 9{i^tunaen fiA innerli^ ju eigen ma<^, mit
bemfelben 9lamen benannt loirb, mit bie bemühte Setpfittgung ber ^Religion. Denn wh
mfiffen uns freuen, n)enn alles, toas ben 3Renf$en über dos tierif^ Beben erl^ebt, m5g<
15 lic^ft emft genommen loirb. (Es ift noc^ ein anoerer (Srunb, ber uns auf bem Stanbpuntt
ber ^Religion oerpflic^tet, bas alles mit ber Slnba^t in religiofem Sinne unter einem be«
ftimmten (ßeftc^tspunit jufammenjufafTen. ^woot aber muffen mir ben Unterf^ieb ^<
oor^eben, ben mir ni^t oenoif^en laffen bfirfen. Der Unterf^ieb aber ift ber, bag bie
religiofe Slnbad^t nid^t nur bei bem (Emigen oenoeilt, fonbem bei einem SBefen, bas
20 im (Emigen lebt, aoer auA in unferer Sxijtenj, mie in allem ^tiäxAtn bie ent«
f^eibenbe URa^t ift unb aues, mas ba ift, (einem SBirfen unb feinem (Enbjmed ein«
orbnet.
Dtefes äBefen, ber lebenbtge (Sott, ift nun aber in ber na^meisboren SBirfli^feit,
bie bas menf^IiAe SemuMfein in allen 3nbioibuen in berfelben SBeife eneugt, nic^t
26 JU finben. 3n btefer SBirlTU^ieit tritt bas 3^ÜIi^ unb (Emige auseinanber. i>as äBefen,
in bem beibes geeint ift, ift jenfeit biefer 9BeIt (Sott ift flbenoeltli^. Desbalb ^t
alle religiofe Slnba^t bie Xenbeiu jur 9Belt(Iu^ unb gebt babei leimt in bie 3rre.
Denn ber äBelt, bie bas (Erjeugnis unferes eigenen lebenbtgen SBemugtfeins ift, lonnen
mir nU|t entrinnen. 3Bo mir lelbft finb, ba ift bie 9BeIt Der SRenf^ ber jenfeit
90 biefer SBelt (Sott m erfaffen fu^t, oerfu^t alfo bas Unn%Iid^e. 9Benn er i^n gefunden
}u ^en meint, qat er bod^ n{qts roeiter ergriffen, als einen Zeil ber 9BeIt ober bie
i^rer anfc^auli^en Seftimmt^it entfleibete mogliqft abftraft aefa|}te 9BeIt. Die 3[n=
bac^t, bie aus biefem oerirrten 93erlangten na^ bem ilbermeltliqen (Sott entfielt, ift bie
SR^ftil. Slber äRenfc^en^ bte fi^ mit ber oergebli^en Slnbac^t ber HRnftil abmü^n,
36 bemeifen boc^ in oielen t^rer mgerunaen^ bah M an i^nen bie SSerJ^eiBung 3^^ 2^»
13—14 erfüllt ^at. 9Bas fie als SDc^fttier fi^ felbft erringen mollten, ift i^nen als
emften uno treuen URenf^en gegeben morben.
Der fibenoeltlic^e (Sott lann oon bem SRenJc^en nur gefunben merben, loeil er
[elbft bem 9Renf^en na^e iommt, inbem tcM rfym offenbart. (Er offenbart fi(^ i^m
40 m ber befonbem äBeltftellung eines jeben, alfo in ber Süirilic^Ieit, bie jebes menfc^Iic^
3nbioibuum für fi^ allein $at. 9lur fofem (Sott fic^ barin t^atföc^Iic^ offenbart, !ann
ber 9Renfd^ (Sott finben unb aisbann aud^ bie Spuren biefes (Sottes in ber obfeltioen
9BirfIic^!eit erlennen, in ber er mit allen SRenfqen ^ufammentrifft. Desl^alb loll ber
URenf^ nic^t burc^ feine Slnba^t (Sott in feinen Seretc^ jie^n mollen. Seine vlnbac^t
46 foll ni^ts anberes [ein als bie SBilligleit auf ben (Sott 5U ^oren, ber fic^ i^m jumenbet.
Butler fc^ärft oem (£briften, ber fic^ nad^ religiofer Slnba^t fe^nt, bas (Segenteil
beffen ein, mas Die SR^ftil oorfqreibt. (Er oerlanat, man folle barauf fe^en, bag bas
^erj 3U fi^ felbjt lomme (ogl. „(Ein ett^ältige 2Beife ju beten" 1534 C. 3(. 23, 235).
Sott offenbart fn^ uns in ber SBelt, bie {eber für \x4 (elbft bat, in unterer eigenen
50 (Exiftenj. (Er offenbart fid^ alfo jebem auf befonbere SBetfe. X)es^Ib ^aben mir nic^t
ein SBtffen oon (Sott, fonbem (Stauben an ®ott, alfo perfonlic^e Überjeugung, beren
3n^alt nic^t mie eine Sla^ri^t meitergegeben merben tann, fonbern oon jebem (Einjelnen
für \xi) gemonnen merben mug. Diefe ^, mie (Sott \\i) uns offenbart, meift uns ben
3Beg ju mir!Ii(^er SlnbaAt. 9Bir muffen ja (Sottes Offenbarung an uns felbft oer-
56 nehmen, menn mirflicbe Slnbac^t in uns entfteben foII. Dann erhalten mir alfo nic^t
bie SBeifuna, baj} mir bie Slnffnrü^e unferer Umgebung als etmas fiöfti^es abmeifen
foHen. Unfere natürlichen SSerbinbungen mit ber SBelt follen im (Se{;entetl bie 9leroen
eines moglid^ft intenfioen inneren fiebens merben. 3(us ber 3BeIt, m bie (Sott uns
geftellt ^at, quellen uns bie oerborgenen fträfte ju, bie uns für eine jenfeitige 3uiunft
(x> gefc^idt machen unb jum (Erfaffen bes Unfic^tbaren befähigen. 9lic^t in fünftli^er Ser«
«liiMt 499
etnlamung, fottbern in ber inbioibuell bur^Iebten iDirlli^en 9Belt finben wxx bie X^at^
fachen, in benen bie leife, allmöc^e ^anb (Sottes uns anfogi
1)05 3Bort, büg anbä^tig f^tDärmen leider fei ab gut Rubeln, mirb bis^
iDeilen jur ^erobfe^ung ber 9{eIigion oenoenbet. Som Stonbpunit bei Sieligion ift
barauf 3U ertDibem, bag, n)er fd^n)annt, über^upt niAt onbäAtig ift. (Ein energielofes 6
ZrSunten ift mögli^ft Derfd^ieben Don uHi^r^iget Slnba^t. Stn 3ufonimenfajfen unferer
iDtifli^n Öxiftenj tn emfter SelbftbefmnunQ bringt uns ju (Bott. aber nimt ein 3^^'
fliehen in übertDallenben (Seffi^len. äBo^l tft ffir ben, ber fie fennt, bie wit>ai)i ber
^5($fte (ßenuj}, aber fie ift Ji^leid^ bie ftörifte Spannung ber perfbnli^en (Energie, in
tneli^er bas, toas fonft bent SDcenfAen fioer oen Hopf ju toa^fen pflegt, nieberae^alten 10
unb übenounben loirb. Um anb&mtig ju fein, muffen oir uns aus ber 3^^uung
fammeln, mix follen im itömmerletn beten, über in bas Aämmerlein Jolf ni^t ein
Statten gelten, fonbem ber SRenf^ mit Sfleif^ unb Slui Sin aufri^tig erfaßtes,
m5gli(^ft georbnetes Silb unteres Bebens muffen n»ir mitjubringen fu^n, n^enn otr uns
(&ott no^en wolkn, Dem Slufric^ti^en lä^t es (Sott geliimen. 3)enn gerabe in bem, iß
n)as mit uns aufrichtig als bie SBirlliAIett. in ber mix jte^en, oergegemofirtigen, ift
immer bas enthalten, toas in ber Stiue innerer Sammlung fiber aues anbere em<
porfteigt unb uns ju ber Offenbarung n)irb^ in ber ®ott ju uns rebet.
Dann ge^ aber ber SBea }u n)a]^^afttger Snba^t burc^ bas (Beoiffen. Denn ein
aufrichtiges Srfaffen unferer eigenen SBirlli^ieit gelingt uns nur bann, toenn mit felbft ^
Don bem fittliAen (&ebot erfajgt jinb. Der SRenf^ mug oeme^men, loas er t^un unb fein
[oll, um toa^rnaft ju fid^ felbjt ju lommen. (&rft n>enn loir bie ftlai^it oes Seu)u^«
feins eneid^t Qaben, bie in einem regen (Beipijfen befteM. lönnen lotr au^ ben loirlli^n
Se^alt unferes £ebens n)a^mebmen. 3ft aber biefe Sebingung erfflllt, fo mith mä)
jeber, ber in fittli(^er (Bemeinfqaft fte^t, bemerfen, oag in Jetnem fieben eine jenfeitige 25
Wlaö^i 3u feinem $eile maUtt (Er ftögt fi^rli^ auf X^otfaAen, bie in ibm Das Ser»
trauen entfte^en laffen, bag bas (Bute uRa^t ^. Silben au^ bie SBa^me^mungen, bie
bies SSertrauen begrfinben, ein lei^ jerreigbares (ßeoebe, in oen 9Romenten il^rer Araft
enthalten fie boc^ oen ^intoeis auf ein unfi^tbares unb unbegreifli(^s Sgens unb in
ben 9Romenten innerer Sammlung geben fie ben (Bebanlen bie Stiftung nac^ oben. ^
9Bas ein 9RenfA an fittli^er Xü^tigleit, an fiiebe unb Xreue in feinem fieben erfahrt,
^afft i^m ben 3ugano ^u (&ott. mit fiel^re Aber (Sott bleibt i9m ein toter Su^«
tabe, bis i^m {ene Snabrungen eine Siebe (Bottes mit l^m felbft geu)orben finb.
9Bo toirflic^ c^rijtiicbe (Semeinbe ift, finb biefe (Erfahrungen reid^IiAer unb beut»
lieber. 93or allem gipfeln [ie f^liepli^ in bem (Einbrud einer fledenlofen unb unbe« 35
5U)inglic^en fiiebe. 9Bas mvt an (E^riftus unb feinen ^eiligen erleben, lann uns ben
(Sebanfen auf3n)ingen, bag i^r (Sott lebt. (Einem logif^n 3^onge unterlieaen toir babei
freili^ ni^t. Die Offenbarung (Sottes ISgt fi^ nt^ in bas Serfte^n eines Semeifes
auflBfen. 3Bir erleiben babei oielme^r bie (Senmlt, bie oon (Sott ergriffene IDlenfcpen
über uns gen)innen. 3n ber (E^rfur^t oor 9}erfonen, in benen bas (Sute 9Rad^t unb ^
fieben ^t, toirb unfer 3ii'^if^ln unb 9Biberftreben flbenounben. 3^r Dojein, bas in
i^nen oenoirtlic^te (Sute, n)edt in uns bie SSorftellun^ einer jenfeittgen uRad^t. Unb
jte felbft sengen baoon, bag fie burc^ (Sott finb, toas fie finb. 9Iber menn uns in ber
S^urcQt oor ber fittlid^en (Sfite oon ^erfonen ber (Sott biefer ^erfonen eine 9Birilic^^
lett loirb, fo oolbje^t Jic^ in biefem Sorgang au(^ unfere eigene freie (Entfd^eibung für ^>
bas (Sute. Die Offenbarung als innerer SSorgang i]t Glaube unb Sinnesanberung, Cr«
lebnis unb Ü^t. Zn einem 9Roment, ber oöllige untenoerfuna unb freiefte Cr^ebung
bes (SeiFtes äUfjleic^ ift, empfanaen toir bie Offenbaruna. t)iefelbe X^tfaAe aber, an
ber mix ber SBuIli^feit (Sottes inne »erben, totrb uns oann juglei^ eme Aunbgebung
biefes (Sottes an uns felbft. 60
Das SJenoeilen bei bem (Sott, ber in lolAer SBeife in unleugbaren oon uns felbft
erlebten 3:^atfa^en ft(^ uns bejeugt, ift ünbac^t. Die no^ fo an^ltenbe Setra^tung
oon 9Borten unb fiel^ren anberer ift ni^t 9nbo6t. SBorte, in oenen 9Renfäen, bie
oor (Sottes Slnaeficbt ftanben, bas toas fie oema^men, ausgefprod^en ^aben, finb ein
unf^ö^bores SRittel jur 9lnba^t. Sie lönnen uns harn bienen, loie fiut^ es aus« ^
brüdt, bei uns felbft ein geuer ansufc^lagen. 9lber barin, bag toir folc^en Porten na$«
finnen. unb bas, n)ooon [ie reben, uns oor^uftellen fu^em befte^ bas gf^uer nid^ Die
Offenbarung (Sottes, Die uns Jelbft gilt, finben mn nid^t in Sßorjtellungen, in benen
ficQ bie (Erlebniffe anberer befeftigt ^aben, fonbem in unleugbaren Seftanoteilen unferer
eigenen (Exiftenj. tio
32*
500 XtiMt
9Bic aber bie Slttboät aus bem (Erlebnis ber Offenbarungjgottes entfielt, ]o toirb
ibie 3Irt unb i^r Sn^olt our^ bas be[timittt, nxts (Sott 5um SRenf^n reoet 3ft uns
Ilar geiDorben, baj} bos, idos (ßott uns faoen iDtll, oni beutItcUten bortn ausgebrQidFt ift,
bag uns bie ^erfon 3^jN gegeben ift, fo beginnt unfere ^nbad^t in (E^rfurc^t unb gipfelt
6 in DanI, S^eube unb ^ebe. X>tnn wenn mir biefe Si^atfa^e unb unf^e ganse burc^
bieje 3:^at|Q^e geiennjeic^nete £age als ben Slusbnu! beffen oerfte^n. loas (Sott uns
fagen mill, Jo ffl^Ien mir uns oon einer £iebe umfangen^ bie uns oöllig bemfitigt unb
uns tounberbar oergiebt. Deshalb ift an jene Biegungen, m benen mir bas SBort (Sottes
aufnehmen, immer bie (Erinnerung an unjere eigene fittlid^e Serberbnis geheftet. I)ie
10 aus biefen beiben Duellen [trömenben (Sebanlen ge^en in ber Slnba^t bes (I^riften
jufammen. ^uf |ie ^orc^en mir in [tiller Sammlung, menn (Sott felbft uns bur^ feine
Offenbarung anba^tig gemalt ^t. £ut^er |agt, in fold^en (Sebanlen (»rebige ber ^. (Seift.
Sliis i^nen meinte er me^r ju lernen, als aus oielem Stubieren. Soldbe 9lnba^t eines
Qi^riften ijt Jic^erlic^ lein meuoerpeffenes XrSumen, fonbem bie ^dd^fte itlar^eit bes 93e>
16 mu|}tfeins über bie eigene SBirflt^Ieit.
Slber titn meil fie bies ift, (at bie 9lnbaAt bo^ nic^t i^r 3iel in ber Aontem»
f)Iation i^rer (Sebanfen. 3Bie "iebe Steigerung bes Semugtfeins um bie eigene WHid-
tid^feit ^ai [ie i^r natürli^es 3iel in einer Suiregung bes SBoIIens. Das (Erlebnis ber
Of[enbarung, in bem bie Slnba^t entf^nrinat, entölt aui^ bie eigene (Entf^ibun^ unferes
20 SBtllens für bas (Sute. Dur(^ biefe Sntfd^eibung fommt fiic^t unb Orbnung m unfere
SBorftellungen oon unferer mirfli^en (Exiftenj. 3e ftiüer mir aber auf bie Offenbarung
(Sottes Igoren, befto bebeutfanter merben uns bie befonberen Sejie^ungen unferes Bebens.
3(us beibem jufammen aber, aus ber Iroftigen (Entfc^eibung für bas (Sute unb aus ber
lebhaften (Empfinbung für bie Sebeutfomleit unferer tnbioibuellen Sage tni]tt^i bas Se^
25 mu^tfein unferer ^fli^t. Das bränat uns jum ^anbeln. 3n ^Öfcd unb ^beit ge^t
ba^er bie Slnba^t aus. 3l^re SSoIIenoung ift eine X^tigfeit, bie bun^glü^t ift oon ber
(Erinnerung an i|ren ^eiligen Urbrung unb barin einen Sc^u^ finbet gegen URigerfoIg
unb 93er!ennung. Die banibare ghfeube, bie bas berufsmaj}ige Sn^un bes (E^riften be«
gleitet, ift ein geijtiges Sanb jmifc^en i^m unb bem lebenfpenbertben (Sott. Darin
ao ningen bie Srlebniife ber Slnbamt fort.
9Benn aber bie Slnba^t nimt biefen Slusgang in berufsmäßiger X^ätigfeit geminnt,
0 muffen älnregungen, bie ber äuenf^ empfangen ^e, oeriommen. 3e mertooUer aber
olc^e erftidten Aeime maren, befto größer ift oer Araftoerlujt. Deshalb bient nid^ts fo
e^r boju, ben 9Renf(^en aussu^^Ien unb innerlich 511 oemtci^ten, als bie Slnbac^t, bie
35 ^nreaung unb (Senuß bleibt unb nic^t ^ai mirb. Son biejer fittlic^ entneroenben (Se^
malt ber ^Religion ift ber 9Renf(^ überall bebro^t, mo bie 9lnba(^t ni^t aus ber befon^
beren bem (Einjelnen felbft ju teil merbenben Offenbarung ermac^ft, fonbern auf bie
Kontemplation überlieferter ^orfteüungen angelegt ift, mie im Aat^oli^ismus^ !benn
hcüb^x mirb ber ^Religion pemaltfam eine Sprm gegeben, bie ben natürlichen Übergang
40 in berufsmäßige X^ätigiett ^inbert. Der 93erle^r mit SRenfc^en unb bie Slrbeit merben
bann notmenbtg als eine Unterbrechung
men ift aber alles, mos i^n oon (Sott
bes SJerfe^rs mit (Sott empfunben. Dem grom=
fc^eibet, eine fiaft. Sei jener 2luffaffung ber 9In=
bactjt mirb alfo bas £eben in ber SBelt burc^ bie 9ieligion nid)t gehoben unb ni^t mit
ben Aröften bes (Emigen burc^brungen, fonbem entmertet. SBenn ba^er bie in rein
45 lat^olifc^en £anbern auf!ommenbe älufflärung oon einer furchtbaren geinbfc^aft gegen
alle 9ieli^ion erfüllt 3U fein pflegt, fo ift bas nic^t immer eine (Erfc^einung bes Söfen,
fonbem ftc^erlic^ oft eine Slufle^nung bes gequälten (Semiffens. Der 3Renf^ !ann als
3Rtn\ä) nur leben, menn er in ber berufsmäßigen X^tig!eit feinen 3ufammen^ang mit
bem (äoigen erfahren unb bes^alb mit ganzem freiem ^erjen an fie fi^ Eingeben
50 barf. Sine 9{eligion, an ber er bemerlt, baß fte i^m ober anbern bas oerfflmmert, !ann
ibm ba^er leicfjt als ein Seinb bes £ebens erfc^einen unb muß bann bas Sefte in
i^m 3um SBiberftanb reijen. äl^nlic^e (Erfc^einungen begleiten aber natürlich aUe Or«
loboxie b. % lebe Sluffaffung ber Sieligion, bie bie Offenbamng in einer ^ottlic^en
ie^re finbet. mk SiicQtungen ber mobemen eoangelifd^en X^ologie finb bann einig,
55 baß in biefer Sesie^ung ^^ler ber lirc^lic^en äiertretung bes (E^rijtentums oorliegen,
bie es mitoerj^ulbet ^aben, baß bie ^ö^er (Sebilbeten in fo mettem Umfang auc^
bem eoangelifqen (E^riftentum entfrembet finb. SIber barüber ^inmeg5uiommen giebt
es nur einen 3Beg. (Es muß rücf^altlos oon ber Airc^e oer!ünbigt merben, baß für
jeben SRenf^en bie Offenbamng ®ottes, an ber fic^ ma^r^aftige 9lnbac^t entsünben
Go fann, nichts anberes ift als X^jac^en, bie er felbft als smeifellofe Seftanbteite feiner
Xttbai^t Ünitti, 3aIo6 501
eigenen Gxijtenj fie^t unb mS)i crfl in ort^oboxem Sinne 5U glauben braucht. 3|t es
uns gegeben, bie ^^er|on 3^fu als eine fol^e !£^atfa4e ju fe^n, fo lönnen mit (£^rt|ten
roerben unb in ber 8lnba(^t eines (Sänften bie änfönge eines feiigen fiebens empfangen.
6on|t lönnen mir es eben ni^t.
OTittel 3ur 3lnbaAt ift oor allem, baft man bas, roorin man bie Offenbarung (Sottes 5
gefunben ^t, ^eilig plt unb es in i:>anl unb Sitte oerwertet. 2Bir bringen nic^t
burc^ 3u mirili^er mba^t, toenn toir ben 9{eid^tum, mit bem (Sott unfet fiefien aus»
aejtattct ^at, nic^t erlennen ober i^n oergeuben. SDber ein aufeerorbentli^ loic^tiges
uRittel jur ^nbac^t ift au^, bag man fi^ bur^ eine 3u[ammen^nqenbe berufsmäßige
airbeit ber 3^x]ixtmm entreiW. Die|e Äonjentratton ift eine geiftige SSorftufe ber 10
Selbftbefinnung, bie auein in oer Slnba^t ooll eneiAt rotrb. SBer ni^ arbetten lann,
roirb aud^ nic^t beten lönnen. 3^ ^^¥ ^^^ ^^^ Slroeit ben aanjen uRenfAen in ^n-
fpruc^ nimmt, befto nö^er [tdU fie bem religiofen Crlebnis. !Das ift oor auem ba ber
gall, u)o ber SRenf^ mit Ilarem ffieroiffen feine 3li*ett als einen JBeftanbteil feiner
fittlid^en Slufgabe erfaßt. 9Iber in geringerem IRaße finbet ettoos ^nlid^es au^ in 15
ber roiffenf(l^aftli(^en unb fünftlerif(^en I^Stiglett ftatt, m ber rejttrtioen foroo^l roie in
ber probuttioen. Denn au^ bobei lommt es ju einer eigentümli^en Sammlung bes
ganjen 3RenfAen in (einem X^un. Dabur^ toirb alfo ebenfalls ber Spra^gebrau^,
bas, ©as beruRenf* m biefen Stic^tungen feines Beioußfleins erlebt, SlnbaÄt 3U nennen,
erflärt. (Enblic^ finb uns ein unf^ö^bares aWittel ber anbad^t bie 3«U9«# ^^^n bem, 20
was fromme 9Kenf(^en in ibrer anbackt erlebt unb ertannt ^aben. Diefes SRtttel ift
mx (Entjünbung bes gfeuers tn uns felbft fo unentbe^li^, baß barin eine (Entfi^ulbigung
für biejenigen gefunben roerben lann, bie ben Sebraud^ bes SRittels mtt oem !5w^d
oenoec^feln. ®. «^ertmatttt.
Slnberfon^ Hat» (^nbrea fiorenj), f. Suftao SBafa unb bie 9{eformation25
in Sc^roeben.
Stnbrcä^ 3ölob, geft. 1590. — 3)lc ^auptqucUc bleibt immer noti^ bie @c6rift
feinet (£nfeld, Joh. Val. Andreae, Fama Andreana refiorescens sive Jacobi Andreac
WaiblingeDsis vitae etc. recitatio. Argentoratd 1630. ^arin auc^ eine 9ln}a^i Briefe grölsten«
teils uon i^m. «Inbcre in görftmann, ^leuc SWitteilungen »b 7, ©cft 3, @. 78 ff unb fonft 30
vielfach jcrftreut. Seine fontorbiftifc^e ^^fttigleit ift in Spejialarbetten getoürbigt »orten
v»on 3o^annfen S^tli 1853, öon X^. ^reffet in3b3:^ 1877 unb in ben bie Äonlorbienf ormcl
(f. b. 9t.) betreff. 9lrbeiten; C^enle in 9lb©. ©ine ©iograp^ic fe^It. Ungenügenb ift bie
iejjte 3ufammenfaffung bc8 Sefannten bei Wl. 3rittbogcn, 3al. ^Inbrcae, ber SSerf. ber Äon*
forbicnformel. ©ein fieben unb feine tbeologifdftc ©cbcutung. ^agen u. ßpj. 1881. 35
3alob Slnbreö, ber lut^erif^e I^eolog unb ftonlorbienmann bes 16. 3ö^^^5., ift
geboren ben 25. SRöig 1528 in SBaflilingen. Sein aus bem gtSnlifd^n (ex Mico-
lau in ditioiie episcopi Eistettensi b. ^. SRödenlo^) ftammenber SSater 3ötob (Enbriß
wax S^mieb, ba^er au^ ber So^n fpater ni^t fetten SAmieblein. Sd^miebjalob,
gabri, {Jabricius, S5ulcanus k. genannt rowb. ?lnfangs jum lif^Ier^anoroerl befttmmt, 40
burfte er auf ben 9{at bes Sürgermeifters \iäf ben (Stubien suroenben unb ^or na^
Senoenbung oon (E. S^nepf unb mtt Unterftfi^ung ber Stabt auf bem Stuttgarter
^ißöbagogium, mo {e^t naä) ber !Rfi(Ile^r bes ^ersogs Hlrid^ unb (Einführung ber 9{e=
formation ber treffli^e S(^ulmann STleianber aRorflin (Marcoleon) fein fie^rer rourbe.
3m 3uni 1541 besog er bie Untoerfttöt lübingen (Jacobus Faber Waiblingensis. 45
Urfunben 5. (ßefc^. ber Unio. lübinaen 1877 S. 681) als SRiiglieb bes gerabe Damals
(9Wai 1541) in ben 8?aumen ber alten Burfa einaen^ten ^enogliien Stipenbiums.
1543 n)irb er Saccalaureus, 1545 9Ragifter, in feinen t^eologifd^en ^tubien befonbers
beeinflußt oon bem milblut^erifc^en (Er^b Sd^nepf (|. b. C), ber 1544 — 1548 als
^rebtger unb ^rofeffor ber I^ologie in lübingen ujirtte. S^on in feinem 18. fiebens* 50
ja^r 1546 oerlteß er bie Unioerfttöt unb tourbe Diafonus in Stuttaart, oer^eiratete fic^
ani) bereits in bemfelben 3öbt mtt Slnna (Entriiwer. 3laäf ©nfünrung bes 3nterims
1548 mußte er Stuttgart oerlajfen unb gina naq Iflblngen, ber §eimat feiner (Jh^au,
um ftnaben in ftoft ju nehmen. Dort predigte er juerft bei oerfd^loffenen I^üren in
ber Sied^en^auslapelle, bann räumte man i^m bie öpttaBirc^e }u St. ^ahh ein, roo 55
er über ben ^rop^eten 3cremias prebigte, unb auf bes $er5oas Sefe^l mußte i^m ber
^bt oon Seben^aufen bas (ße^tt eines Äote^iften geben. i>tt muttge ^rebiger, ber
id^ huxi) leine Sebro^ungen beinen ließ, wca es oud^, ber bem $er5og UlnA oor
einem am 6. 9loo. 1550 erfolgten Xobe oos lekte Slbenbma^l reid^te unb Xroft 3U«
pra^. Sc^on oor^r taar er Dialonus an ber Stiftslird^ getoorben unb prebigte, fo eo
502 fbikreS, 3aIob
mürbe es menigftens 1551 Dertraosmögig fe[tQe|teIIt. im 6<^iff, nm^enb htx Snterims«
iplhxttx im Q^ot bie IReffe las. (I5fin|ttger geftouete \iäf feine fiage tote bie ber lofirttemb.
ftti^ unter bem frommen unb eifrig luäerijAen, bobei ober befonnenen unb frteb«
liebenben ^ersog C^riftopb (1550—68). 9Iuf {einen 9Bunf^ ermirbt fi^ 9. ben t^o«
sIogifAen Doltorot im ^bpm 1553, toirb jum Stobt^^oner unb SpejiQl«, fpoter (Beneral»
fupertntenbenten in Göppingen ernannt unb entfaltet oon je^t an eine auj^erorbentlt^
oielfeitige 3:i^tia!eit fomo^I in ben Slngelegen^eiten ber ofirttemb. fianbeshr^ ob in
auswärtigen 9Rt|[ionen unb Dienften, als treuer (menn aud^ anfangs ni^t in allen
%agen einoerftanbener) 9Ritarbeiter oon Srenj unb neben biejem ^auptmerf^eug feines
10 ^(t5ogs bei feinen fir^Ii^en Organifationen unb feinen SSerfuc^en )ur ^erbetffl^ng
einer lut^erifd^en Jlonlorbie. Son Göppingen aus na^m 9. teti an ber Sieformatton
ber gelfenfteinif^en (Sraff^aft SBiefenfteig 1566, (beren Sefi^er ®raf Ulri^ oon $.
freili^ fpöter, tro^ Slnbreäs Segenoorfteüungen, 1667 jur römtf^en R\t^ jurfidtrat),
an ber Cinfimrung ber 9{eformation in ber SRarlgraff^oft Saben, ^fors^eimer Anteils,
15 im SJlat 1656. an ber 9{eformation ber ^enh^ft £)mngen'$arburg 1558, berOrbmtng
bes Air^entoefens in ber Slei^sftabt Slot^nourg o. b. Xauber 1558, ber Sieformation
ber £iebenfteinfd^en ^errf^crft 3^n^ufen u. f. id. 3n SBflrttemberg felbft mirft er
1554, in (gemeinfd^aft mit feinem Stoager jtospar ^er, 6up. oon Scfirtingen, unb
im (Einoerftänbnis mit ben eigenen Intentionen bes ^erjogs, fflr (Einfu^ng einer
20 ftrengeren Sittemu^t, einer censura ecclesiastica na^ IaIo{nif(!^m SRufter — ein
Srojelt, bas befonbers an bem SBiberfpru^ oon 3* Srenj f^eiterte: oer^inbelt mit
$. $. Sergerio unb ^rimus Xruber loegen ber naoif^en Sibelfiberfe^ung 1556
(3anuar), nimmt teil an ben Secbanblungen mit !3ob. a £asco ilber bie Sbenb»
ma^lsle^re unb f(^reibt aus biejem Slnlag 1556 (einen „rurjen unb einfältigen Seri^t
25 über bes $erm Sla^tma^I mtt 93onebe oon ^rem", ben er an (Diloin fib^d^idt
(11. ^an. 1557), fomie an ben Ser^nblungen ber Stuttgarter G^nobe im Dej. 1559,
mo er mit bem caloinijierenben $faner Sart^ol. $agen über bie ma^rl^ofte (Segen^
loSrtigleit bes £eibes S^rifti im Scac^tmal bisputiert unb bas bie brenjifc^e Ubtauitals^
le^re fanttionierenbe Stuttgarter Xl^Iogenbelenntnis (19. Dej. 1559) mit unterf^reibt,
30 n)omit SlnbreS mie bie game mfirttemb. jtird^ oon allen bisher no^ teiboeife aepflegten
p^ilippiftifc^en ober caloinifierenben SSermittlungst^orien in ber ^eubma^lsle^re fi^
befinitio losfagt, baffir aber auA ben Spott 9lteIan(^Qons unb bie 9ngrtf[e ber S^toetjer
Sesa, SuHinger u. a. fic^ sujte^t. — Slber qu(^ ju austoärtigen t^eologtf^en ilonoenten
unb Jtoüoquien mirb 9l. ie|t immer ^ufiger ^ugejogen: er begleitet ben $enog (S^A^
35 ftof 1557 auf ben Slei^stag 5U Slegensourg unb auf ben (^firftentag 3U grrantfurt,
mo^nt im ^uguft unb September besf. 3^^^ ^^ Steligionsgefpräc^ m Sßorms bei,
ift 1559 auf oem Slei^stag 3U Slugsbura, mo er megen feines f^en mftretens gegen
einen fat^ol. ^rebiger bes 9teIigionsfrieoensbruc^s angenagt mirb; 1560 ift er 5ur
Jlir^enoifttation unb ^acifilation in fiauingen, 1561 (Slprtl) auf bem ^Deputationstag
40 3U (Erfurt, im $erbft besfelben ^ofycti reift er mit bem Xubinger Aan^Ier 3<^bb Seurlin
unb bem Stuttgarter $ofprebiger Salt^afar ÜBibembac^ nad^ $aris 3u ilonig ^nton
oon Slaoana, mo er ^ar 3u fpot anlommt, um an bem im Sept. uno £)ft. gehaltenen
Sleligionsgefpräc^ ju H^oiffq no^ Anteil nehmen 3U lonnen, aber oon ilonig mton mie
oon jtonigin ito^arina freunblic^ empfangen mirb unb niät unterlägt, bie lut^. Sbenb-
45 ma^lsle^re in fqriftli^en DeHorationen unb mfinblic^er äJerbanbluna 5u oerteibigen.
9ns Slac^folger bes in $aris oerftorbenen Seurlin 3um ^rof epor ber x^eologie. ^ropft
unb ilanjier in Zfibingen ernannt, reift er gfebr. 1562 mit feinem $er5og nacQ Clfag^
3abem 3ur SSerbanblung mit ben (Suiten, im SRat besf. 3* ^i^ (Qriftof ÜBinoer nai^
Weimar 5ur Setlegung bes [qnergiftifqen Streits (4.— 10. 9Jlai), 1563 ((^ruar) nac^
50 Strasburg }ur Seileguna etnes bur^ $. !^an(if\ oeranlajjten Streites über bie in-
amissibilitas gratiae, fd^IiAtet (Enbe STOär^ 1564 ftrc^Ii^e Streitigfeiten in £)ttingen
(IRic^el, Seiträge 3. £)ti C5efA. II, 100) ntmmt teil an einer ZJ^eoIogenfonferenj 5U
Sebeni^ufen 3ur ^ßriifungbes $eibelberger itated^ismus, fomie 1564 00m 10.— 15. Slpril
an bem ilolloquium ju uRauIbronn, mo über bie (Segenmart C^tiiti im Slbenbma^I mit
55 ben pfäl5ifd^en X^ologen oer^nbelt mürbe; reformiert 1564 5U uBa^enborf, 1565 in
ber Slei^sftabt ^agenau, ^ilft 1567 mit 3ur Orbnung bes Air^enmelens in (Egiingen,
mo^in bte Unioerfität megen einer $eft übergefiebelt mar, beteiligt fi^ am Aargf^en
Streit 1567/68 unb mirb enbli^ 1668 (5Iuguft 29) oon feinem ^erjog na^ Sraun=
l^meig^äBoIfenbüttel ^ejc^idt, um ^ier auf SBunfc^ bes ^erjogs 3ultus an ber Cin=
flo fü^rung ber Sieformation unb Slufftellung einer eoang. Airc^enorbnung (ber äBoIfenb.,
Sttkreft, 3ido6 503
fpöter f^. jtolenberget JtO.) M 3u beteiligen, suglet^ ober auA in (Semeinf^aft mit
S^mntj, SelneHer u. o. norobeiüfd^n X^eologen einen ftonfenfus bet fä^fif^en mit
ben anbem eoangelif^en Aird^n onjuba^nen.
Damit beginnt bie bebeutun^DoOlte $eriobe in Snbreäs £eben — [eine lonfor«
bi|ti|(fie S^tiaiett 1568 — 80 (Sgl. b. 9. Aonfotbienformen^ & fu^t suerft bie 6
braunf^toeigif^en 2:^eoIoaen uno 5^og S^Iius fflt feinen ^ocifibtionsplan 5u ge«
toinnen, bereift bann fa|t fSmtli^e eoangeliJAe $5fe, Unioerfitfiten unb Stobte oon
92orb« unb Sübbeutf^Ianb, um iwexall f^riftu^ unb mfinbliA für feine 6 gf^ebens«
artifel 3u merben, bei benen es borauf aogefe^n mar, bie in oer eoaTmelifc^en Air^
feit fiut^ers Zob entftanbenen Streitigfeiten beijulegen, bie eingefc^Iiq^nen 3rrtfimerio
5urfl(^mDeifen unb fünfti^em Streit oorjubeugen. Da ober 9. bei biefem erften ^aci«
filationsoerfu^ oon ber tnigen Sorausfetong ausging, bag es mSali^ fei, burc^ 9leu«
tralifierung ber oor^anbenen Segenfö^e eine Sii^it m ftanbe jfubringen, unb ba bie
beiben extremen Parteien, gfl^t^i^^ ^te ^l^ilif^piften, oem fc^toäbif^en SSermÜtler glei^
fe^r mißtrauten (loie er bas insbefonbere 1569 in SBittenberg, 1570 in Z^m erf^ren i6
mußte), ba man au^ anbenoarts tbmme^ f&5ne SBorte gab, als auf feinen Sinigungs»
plan loirlli^ einging, fo f^eiterte btefer erfte itonforbienoeriu^ fAIiebliq aufs Haaliqlfte
mit bem ilonoent 3U 3^(bft (SRoi 1570). Die Serfammlung blieb refultatlos, oa es
loeber ben SBittenberger ^^iltppiften noq ben ®nefioIut^anem um eine (Einigung ju
t^un oar ; tlnbreö fewft lourbe na^ bem unterbeffen eingetretenen Zobe bes ^erjogs 20
S^ftof oon ber toflrttemb. 9{egieruna naA $aufe gend[en.
Sfinftigere Slusfi^ten erS^en ftA erft na^ bem eturj bes t^flringif(!^n ®nefio«
lut^ertums 1573 unb bes Iurfo(^ftf4en ^^ilippismus 1674. SlnbreS loar in ber
3n)if^en3eit ni^ unt^atig; er bisputiert 1571 mit einem 3^futten Sl. gabridus in
^tuttaart, oifitiert mit (Oft. Sinber bie AirAe ber ®raf|^ SKSnipelgarb, fyii im 25
Sluguft in Straßburg eine Unterrebung mit gflocius fiber oeffen (Erbfilnbenle^e, nimmt
1572 teil an einer SrflSrung ber mfirttemb. S^Iogen oon Serfon unb beiben Staturen
S^riftt IC. gegen ben äBittenber^er Arnptocalotnismus, beteiligt fi^ feit 1573 leb^
an ben Ser^nblungen ber Xfibtnger Ideologen unb ^^ilologen mit bem ^atriar^en
3eremias oon ftonftantinopel (f. Acta et scripta 1584), an oer S^IiAtung ber !on« ao
feffioneUen 2Binen in 9Remmingen 1573 (ogt. Sraun in 2:^eoI. Stubten aus 9pfirtt.
1888 6. Iff.) u.f.m. unb ift baneben mit ben Obliegenbeiten feiner alabemif^en 9lmter
unb mit $rebigten unb f^rtftfteUerif^en Slrbeiten befd^fiftigt Sei aU bieler Siet
gefc^igfeit aber oerlor er feine Ion!oroiftif(!^ 3bee nie aus ben Sluaen, jonbem be*
reitete gans in ber Stille einen neuen Operationsplan oor. 9lber ni^t meQr auf 9leu» ss
tralifierung ber (Segenfo^e, ni^ mebr auf einen Kompromiß ber ftreitenben Parteien
^t er es je^ abgegeben, fonbem tote er felbft unterbeffen, mif Susftoj^ung aller feiner
caloiniftif^en unb p^ilippiftif^n Sleminiscenjen, jur ^ne bes e3Eflufu)en fiut^rtums
übergegangen toar, fo mar es ie^t fein Pan, buri^ etne SHIian) bes ffibbeutf^en unb
norbbeutfqien, fAumbifi^en unb nieberfäc^fif^en fiut^ertums ben (Ealoanismus ausju« 40
[Reiben, ben ^^tlippismus ju oemi^ten uttb burd^ eine neue, alle bis^eriaen Streit«
fragen entf^ibenbe £e^morm bie lut^rifd^ Ortbobosie für alle 3ulunft feftjuftenen.
9(n bie Stelle bes ilonforbiengebaniens ijt fomtt jefet bie 3bee eines gefdmtlutberi«
f^en corpus doctrinae aetreten, burd^ befjen Slufftellung unb Dur(^ffibrung allerbtngs
ber lut^erif^e JBroteftantismus geeinigt, aber aii^ gegenüber bem S^inQlianxsmviSf i6
(Ealoinismus , p^ilippismus eine fefte Srenje geigen merben JoII. 3^ (Enetc^ung
biefes 3^tlB ^e Slnbrefi fc^on im 3- 1^72, alfo balb na^ bem S^eitem feines erften
planes unb ber babur^ bei i^m felbft ^erbeigeffibrten Stontoerontlerung. bie lontro»
oerfen (fragen juerft in 6 pebigten bel^anbelt, biefe 1573 unb 74 in Drud beraus«
gegeben (Xübingen, (Sruppenbac^, 4''), (Exemplare baoon mit befonberer 3uf4nft na^so
^orbbeutf(^Ianb gefc^idt (an ^erjog 3ulius, an (E^mni), (SfyfbAviS ic), bann aus jenen
'iprebigten einen Slus^ug oerfaM unb biefen, naAbem er bie Slpprobation ber Zfibitmer
gafultot unb bes Stuttgarter itonfiftoriums er^uen (bie fog. fd^tofibifd^e Aonlorbie 00er
(Erilorung ber Stirnen in Stäben unb im ^erjoatum 2Bflrttemberg) ben norbbeutfd^en
X^eoloaen ^r Seguta^tung mitgeteilt. Diefe nehmen mit biefem (Entn)urf ntc^t un« 55
tDefentIi(^e ^eränberungen oor unb arbeiteten i^n um jur fog. f^to&bif^^fä^fif^n iton«
forbie (gebr. bei ^aff. Acta et scripta 1720: tmL ^eppe. ber Ztxt ber Sergif&en
Sormel u., 3Rarburg 1857). Ws nun Aurfur|t Siugu^ na^ bem Sturs bes furfö^fi«
fc^en Ar^pto » (Ealoinismus 5ur äBieber^rfteUung bes Slufes lut^rifc^er 9te^läubigleit
unb bes fir^lid^en ^riebens nac^ ausQ)Srttgen X^logen fi^ umfa^, fo touroe i^m oor 60
504 Siikrei, 3oIob
dien Snbteö empfohlen, ba btefer cor onbem bie (Sefil^tdltd^ieit unb htn 9Rut ^abe,
bie re^te 9RetnunQ oom Soframent ju Ie|n:en unb btn Geonem ben SRunb )u fto|)fen,
bte Unioerfttöt miebet ^ute^t ju bringen unb eine te^e Ctn^IIigleU ber Atrc^en C. A.
Qn5uri(^ten. Der bobin lautenbe 9[ntraa bes fiid^tenberaer Xqeologenlonoents (15. bis
5 16. Sebr. 1576) traf mit bes fturfürpen eigenen SlbfU^ten jufammen; im Slnfana
SRär} erhielt 91. bie Berufung, 24. 9R5t3 reifte er, oon feinem £anbes^erm omrerft au|
2 3^^^ beurlaubt, oon Xflbinaen ab, am 9. Slpril traf er in Xorgau em. 9lm 28. 9Rat
beaannen bie SSer^anblungen oes Zorgauer it)noents, mo unter 3ugtunblegung ber
beiben bei ben Aurffirften eingelaufenen, unb oon Slnbrea beguta^eten (Entmflrfe^ ber
10 f^mabif^»fa(^fif(^en unb ber im 3^"^^ 1^76 oon einigen mflrttembergif^en, babtf^n
unb ^ennebergif^en 2:^eoIogen aufgefteüten fog. SRauibronner Si>i^^I (abgebrudt in
3b2:^ Sb XI, 640), bas „Xorgifd^e Su^" (mhx, bei 6emler, ^qipe) abgefajst, ben
7. 3uni bem jhirfflrften fiberrei^t unb junSmft nur als Sotlage fflr eine )u paltenbe
lut^ifc^e (5eneraI|9nobe, jur ^rfifung unb Seguta^tung an alle gffijtften unb Stönbe
15 C. A. Derfanbt tourbe. 9lad^ (Hnlauf ber oerf^tebenen (bnfuren unb ^ebenfen trat 9.,
ber unterbelfen mit feiner (Jfomilie na^ fturfa^fen fibergefiebeU nmr, mit (£^mni} unb
Selnefler in ilIo|ter Sergen jufammen (SRSrj 1677). um unter jiemli^ flfl^tiger Se«
rfidfi^tigung ber oer[^iebenen (tenfuren eine neue Keooltion hes über Torgensis oor«
june^men, roofür SInbrea nun noA einen lursen Susjug, bie foa. epitome, ausarbeitete:
20 bas (g^ebnis ber brei bergif^n 5tonferemen, ju beren leMer (19. /28. 9Rai) bann auc^
no^ (£9qtraus, 9Ru5cuIus uiti) ftömer mtt suge^ogen nmroen, loar bas Sergifc^e Su4
ober bie Formuia Concordiae, unb JpSter, naqibem eine 9lei^ oon loetteren Ser*
^anblungen oorangegangen, an benen allen Slnbreä perfSnli^ ober f^riftli^ fic^ beteiligte
(Äonoent ju langermünbe 1478, S^maüalben 1578, 3flterbog 1579, Sergen 1580)
2s — bas ilonlorbienbu^ oom 25. 3unius 1580. (Es lag in ber 9latur ber Sa^e, ba^
Slnbreö fic^ burc^ feine SRitroirlung an bem oielen oer^gten Su^e unb befonbers burq
bie Slrt, mie man bemfelben (Geltung unb f^mbolif^es Slnfe^n ju oerfqaffen fu^te,
SSonofirfe aller 9(rt uno ein SRag oon Serunglimpfunaen ^u|U)g, mie fie feiten einem
X^ologen ju teil gen)orben; itat^olUen unb (£aloini|ten, $^tli)ipiften unb gflorianer
30 maren glei^ menig mit ibm ^ufrieben ; in feiner fd^mSbif(!^n ^tmat erf Aperte eine
mächtige (Segenpartei — oie ber Sibenbad^e — i^m feine Stellung unb 9!BirffamIeit ;
{a im eigenen £ager ber itonforbienmänner fehlte es nic^ an Differensen unb ge^ffigen
Denunsiationen. SRan marf i^m oor, bag er bei bem Aonlorbtenmerl me^r oon per=
fonli^em (E^rgeij als oon £tebe 3ur 6a^e jid^ ^abe leiten laffen unb bag er ju ^rrifc^
S5 unb gemaltt^otig in ber (Seltenbma^ung fetner Slnfi^ten oerfa^re. SelneQer llagt über
feine $erfibte, (£^qträus unb (E^mnis über feine pöpftifc^e Zqrannei. SInbrea fanb für
an biefe Slnoriffe reiäen (Erfa^ in feiner reblic^en Uberseugung, für bie 6a^e ber
2Ba^^eit unb oes Kr^lic^en (Gebens gearbeitet unb gefämpft 3u ^oben, fomie in ber
Slnerlennung ber (Slei^gefinnten unb in bem el^renben 3^upi^ ^^ f^ ^^^ (Einigung
40 aufri^tig fidj intereffierenben gfütften, befonbers feines eigenen fianbes^rm, ber i^n 5u
mutigem ms^arren in feiner Sofation ermahnt (eigen^. Sd^reiben bes $. fiubmig oon
SB. an 2t. oom 10. Dej. 1575), fomie bes Äurfürften Sluauft, ber ibm für feine Ser-
bienfte eine complutenfifqe Sibel oere^rt mit ber eigen^nbtgen Dioife tandem bona
causa triumphat, i^n aber f^liegli^ bo(^ im Dezember 1580 megen une^erbietiger
45 ^[ugerungen, bie fi^ 91. über ben iturfürften unb ferne (Sema^lin Slnna erlaubt ^en
fönte, in fe^ ungnabiger Stimmung entliejj (Wttn bes Dresb. Slrd^ios ogL $eppe,
(6ef(^. bes beutf^en ^roteftantismus IV, 256, ^reffel a. a. O.).
3n Xübingen, mo^in er 5U Slnfan^ 3<tnii^^ 1681 jurüdle^e, enoarteten i^n neue
jtämpfe unb Serbriegli^Ieiten bur^ bte SM|(^linfd^en $anbel (f. Straujj, 9liIobemus
6ogri}(9lin S. 153 ff.; 205 ff.), fpoter au$ our^ Differensen mit bem aRotbematiler
8lptan unb bem Sänften |>o^mann (Strauft, SnWlin S. 283 ff. nac^ Xübinger
Senals^^^rot.). 9Iber au^ bie t^eologif^ * lir^Iid^en itfimpfe bauerten fort unb boju
traf i^n 1583 ein jAtoerer ^usli(^er 93erluft burc^ ben Üob feiner erften (Gattin, ber
IRutter feiner 18 >ttnber, mit ber er in 37 iä|riger (E^e gelebt ^atte; 1585 oer^eiratete
w er fi(^ 5um jroeiten SKal mit einer frommen Sfeftroe (nö^eres über feine JJfamtlienoer^
^Kntffe giebt ber (Enlel J. V. A. in ber Fama Andreana). Äir^liAe (Bef^ofte riefen
ti^n 1581 mii ber (Braffc^oft ^o^enlo^e, roo er an einer Air^enoifitation teilnimmt
unb mit bem $ofprebiger Slffum oer^anoelt (f. SBibel, Sif^er); 1582 beteiligt er fi(^
an ben mibermdrtigen Straftburger Streitigfeiten megen (Eittffl^rung ber ilonlorbien»
60 formel unb ben per^nlid)en X)ifferen3en jmtf^en ^appus unb 3o^- Sturm; 1583 fe^t
ünitdk, 3qIo6 505
er bem Consensus orthodoxus ber reformiertet! Z&eologen eine auöfil^rli^e ffiegen«
[c^rttt entgegen, roorin er insbefonbere bie Ubiquitätsle^re (vera corporis et sangui-
nis Christi in toto terrarum orbe praesentia) Qusffi^rli^ entmidelt, 1586 (SRorj^
^t er auf ben SBunf^ bes (trafen ^ebrid^ oon SBfirttenibera eine Disputation mtt
3:^eobor Seja 5U SRontpelgarb über SOenbrno^I, ^erfon (E^rifti, S^räbeftination, Üaufe k. 5
(|. bie gebrudten ActaCoUoquüMontisbellig.), 1587 otrb er in Hrd^Ii^en Slngelegen«
Qeiten nad^ 9lörblingen berufen, Dft bis 3^n. 1688 ift er, laum oon einer totli^en
Aranf^it genefen, in Slegensburg m Beilegung eines Streites über ben SBu^er, unb
in Snsba^ jur Sntlaroung eines ber Snle^e oerbSAtigen ^rebigers, im September
1588 nimmt er teil an einer 6enbung na^ Sem in Qaäjtn Zubers unb besSRBmpel« 10
qarber (Sefpräc^s, 1589 (9loo.) toobnte er bem (&Iaubensge{)n:äA mit bem 5lonoertiten
^obann ^iftorius 5U Saben an, oos auf SBunfc^ bes fonoerftonsluftigen SRarforafen
3atob III. oeranftaltet taurbe: ein Seriell barfiber unb eine babur^ veranlagte Schrift
H®efprad^ oon ber Iat^oIif^*apo{toIi|4en Air^e" toaren feine legten litteranj^en Sir«
beiten. 9ln bem Xaa^ an loel^em er bieje Schrift oollenbete, begann ferne le^teis
5tranll^it, eine ^leuntis, ber feine fonft fo IrSftige 9latur am 21. Zage, am äRorgen
bes 7. ^anmx 1590, im 62. fiebensja^r erlag, na^bem er 44 3<^^ ^^ ^rebigtamt,
28 ^a^re bas Aansleramt belleibet. Sein ^itap^ium in ber St. ®eorgenIir^e in
Üübtngen (abgebrudt in ber Fama Andreana) b^eic^net i^n als vir judicii
magni, ingenii dexterrimi, pietatis et eruditionis eximiae, eloquentiae ad- so
mirandae.
Sonft lauten bie Urteile ber 3^i^9^iu)ff^n fl^ ^^ \^¥ oerf^ieben: {ebenfalls mox
er ein SRann oon unermübli^em (^lei^ unb unoenofiftltd^er SUbeitstraft, oon reid^en,
n>enn auA nid^t eben fel^r grflnbli^en itenntnillen, oon groger (&ef^dftsgetoanbt^it unb
SRenfc^enlenntnis, oon geioaltiger, nur oft aujufeuriger unb toortrei^ Se^ebfamleit 25
(vehemens, extollens vocem sicut tubam, mera tonitrua sonabat), oon grojer
Sic^er^it im Serle^r mit (^rften unb Srogen tote mit Seinesglei(!^n. auf bem ita*
t^ber oor^nfd^enb praftifd^er X^eolog, toobei i^ feine groge mc^Iid^e (Erfabrung
trefflic^ ^u Statten fam, tn Ser^blungen unb Disputationen oenmnbt, f^Ia^ertig,
unermflbli^, aber aud^ niät feiten reAt^aberif^, etgenfinnig, leibenfi^Ii^ unb tn berso
SBa^I feiner äBorte unoorfi^tig. Seine S^toä^en unb (ye^Ier geftonb er felbft offen
ein. unb taar eben fo bereit anberen 3U oergeben, taie bie, roeld^e er beleibigt, um Ser«
Sei^ung 5U bitten. (Er taar unbefangen genug, um ein|ufeben, toieoiel Slnteil perfbnli^e
^Befangenheit unb blinber Unoerftanb an ben meiiten 3finlereien feiner 3^it ^e; ober
er erlannte au^, mit n)enige, bie (Sefobr, taeld^e oer eoongelifAen Airc^e oon ber ju« ss
ne^menben 3^ifplitterung in ftreitenbe Parteien ober en^^rjig fi^ abFd^Iiejjenbe fianbes«
firmen bro^te. 3^m ift es emftlid^ um bie SBa^rl^ett toie um bie ^erjtellung ber
itonforbie 3U t^un, aber er n>ar ni^t immer glfidRi^ in ber SBo^I ber uRittel, niAt
meit^erjig genug in ber Stnerlennung anberer ^erfonlid^Ieiten unb Öberjeugungen, nid^t
immer Ilug unb taitooll in feinen Sieben unb [einem ganjen Senel^men. angeregt aber 40
finb bie maglofen S^mö^ungen unb Serbäd^ttgunaen, momit er oon 9Rit* unb 9lad^«
melt überhäuft n)orben ift (ogl. ^. S. $ofpinian, wnolb, unb gegen i^n (Earoli SBflrt.
Unfd^ulb.) ; bie tiefere ^riftli^^t^eologifd^ ®runblage bes 9Rannes unb bie Slufrid^tigleit
feiner JJnebensbeftrebun^en ift feiten genügenb erlannt njorben. — Seine ja^Irei^en
Schriften, über 150, metft polemifd^en, irenifd^n ober praltif^en 3n^Its, • ae^ören 5U45
ben tntereffanteften Denfmalen 5ur (E]^aften[til ber Spigonenjeit bes SReformations»
ja^r^unberts. 9}on benfelben feien auger ben fd^on genannten uttb ja^Irei^en ^rebig-
ten, bie oielfac^ einseln gebrudt finb (ogl. au^ Schlier, S^axmiia ^rebigten oon
3alob Slnbreä aus ben 3a^en 1557, 1559, 1560, ©üterslol^ 1890. Sonft. ^rrtigten oer«
jeic^net SI. f.SBürtt. ft.®. 1894, S. 63ff.). no^ enoö^nt: refutatio criminationum w
Hosii 1560; Streitfd^riften gegen StapQ^lus, Sregorius oon SSalentia, SuIIinger,
Sturm K., S^Iugreben oon ber SRajeftöt bes 9Renf(!^n (£^fti unb feiner magren
(Segemoörtigleit 1565, de duabus naturis in Christo 1565, Seri^t oon ber ijbu
quitot 1589, de instauratione Studii theol., de Studios, literarum, de disciplina
in acad. Tub. instauranda, methodus concionandi nac^ feinem Xob ^erausgeg. 06
1591 u. f. w. Sine (Sefamtausgabe taurbe balb na^ 9I.s Üob 00m $er}og (^ebri$
oon äBürttember^ beabfid^tigt, ift aber nic^t 5ur Susfü^rung gelommen ; Jpöter ^e ber
Snfel 3- 93alenttn 91. ben ^lan, alle gebrudten unb unaebrudten (»Triften feines
(Srogoaters 3U fammeln unb ^eraussugeben. (Ein Vorläufer Qiersu ift bie oben enod^nte
Fama Andreana reflorescens. tSagenntann f (^4* S^olbe). eo
506 atttbreü, 3o^nn Sdenttn
XnbreS, 3o^ö"" Valentin, geft. 1654. — Viu ab ipso c^nscripta e<l 5. i\
^{^einmalb, 93erl. 1849 (beutfd) mit 9(nmerfungen oon @e)^bolb 1799) ; ^eterfeit, idtbtn 91.,
in bcm loürttcmb. »Icpcrtortum bcr ßittcratur, @t. II @. 279-386, ©tuttg. 1782; VLn^
oebrucfte Schreiben unb ^VL^ü^t Don ©(^reiben uon Dr. lg. S. $[. an Dr. go^. 8d)mib in
5@trQ6burg üon 16B3— 1654, mit Änmcrfungen auÄ bcÄ fcci. Änbrcft acf(ftricbcncn iicbcn«*
beft^reibung in d. 9Roferd $atriotif(fiem 9r(^U) ffir ^eutft^Ianb, Ob 6, @. 287 ff., ^ann^eim
unb ficipjig 1787; 3. fß. Änbrcfid 4)i(6tungcn jur ©c]^cr5igung unfcrc« ^üialitxi, mit einer
^orrebc tjon 3. ®. ^erbcr (^cvQuSg. üon ®eneraIfiH)erintenbcnt ©onntag in Sliga), Seipjig,
@öf(ben 1786; ©erber, 3crftreute ©Ifitter, 5. ©ammIg. (©crle, ^erauSgeg. üon @up^an,
10 »b XV, XVI, S3crlin 1888); ©. ^jofeba*, 3. ». «nbrcä unb fein 3eitoIter, «crlln 1819;
$almcr, Krt. 9(nbreft in ®4mibd iß&bagog. (Snc^üopöbie, 2. $(. I llOff.; berfelbe, $äbagog.
S^etrad^tungen unb $^anta)ten eine^ ȟrttembergifdben S^eologen aud bem 17. Sa^r^unbert,
im @übbeutf(!^n @4uIboten, 1855, ^x. 15—17 ; ft. fi. @t^mib, (S^efc^ic^te ber (Sr^ie^ung,
in 2 («rt. : ?lnbre& t>on Dr. 3ul. örügel),; (Stuttg. 1892 ; (X. ©rüneifcn, a)ie C^rijtenburfl
15 Don 3. SS. 9nbre&, in ber 3^^ oon (£. Sf. 3IIgen, Seip^ig 1836 ; ©en!e, 9)littei(unaen aud
bcm SSerfe^r Stnbrefi« mit ßerjog «uguft, in ber beutf<!^ett 3eitf^. f. (^riftl. ?Blffenfc^aft, 1852,
©.260-354; ©cnfe, «rt.lCnbreä, in ber9(b©, fieipj.1875, I 441 ff.; Xboludf, fiebcn^jcugen
ber lutl^crif^en Äirc^c, ©erlitt 1859, @. 314 ff. ; 5. S. ©teinmc^er, «nbreä« ßeben^abtift
in ^iper, 3cugcn bcr cüang. SBal^r^cit, ©b IV, @. 258 ff., Scipjig 1875; ®. ©uftmann,
20 Beipublicae christianopolitanae deecriptio, in ber3f^S, 3a^rg.l886, 6. 326ff., Seipa. 1886;
(S;. ©üHcmann, ©. ^nbrcä all» $äbagog, Ztii I, 3)iffertation, Seip). 1844 ; 3o^. iß^iL ®lö(f'
Icr. 3. ©. 9(nbrcä, (Sin Sebendbilb ^ur (Erinnerung an feinen 300ften ®eburtl»tag Stuttgart
1886.
3o^nn Salentin Slnbreä ift geboren am 17. Suguft 1586. ob 6o^n bes Delans
26 0011 ^enenberg unb fp&teren SIbtes oon itbnigsbronn 3i>^nn Slnbreö , ah Snlel bes
Xfibinger Aanslers 3<tb)b Slnbreo, bes SRUoerfQffers ber AonlorbienformeL Dem Ku^me
bes (Srogooters fyit 93qI. SlnbreS ein piet&tooues littercniFd^ Denimol gefegt in ber
Fama Andreana reflorescens 1638. Seine 9Rutter SKaria ftommte aus ^m fpäter
benimmt geioorbenen $aufe ber SRofer; glei^ ouspejeic^net burd^ Seift unb gr^ommig^
so leit tDor jie bem So^ne jeitlebens eine »^aRontca'' (f 1631). Siß fiebensbilb fjoi
Xobe bes Soters 1601 be^oa ber 15iä|rige Rnabe, oon feiner 9Ruäer gleitet, bie
85 Unioerfitöt Zflbingen, um X^eologie m ftubteren. Wi unerfottli^er SBi^begierbe
eignete er fic^ grfinbli^e p^ilofopif^e unb mat|ematif(^e, aef^i^tltd^e, geneaIogtf(^e unb
geoorap^ifd^e Aenntniffe an, lernte auger fiatein, (Sne^if^ unb $ebr&U^ anäj ^an-
5oftf^, StalienM unb Spanif^, oielleic^t auäf CEnglif^, begeifterte fid^ für alte unb
neue S^rtftfteller unb Did^ter, bef^fiftigte fic^ augerbem einge^enb mit iDloIerei unb
40 SRufif unb lernte baneben allerlei me<|anif^e Aunf^erti^Ieiten. Der Xoq geborte ben
emften Stubien, ber SIbenb bis tief m bie 9la^t pinetn ber mannigfalttgften £eftäre.
Cr lebte fo eingebogen, bag nm^renb ber fec^s Stubienja^re ni^t ein 9Ra^ SBein oon
i^m unb jeinen 6iubiengeno|{en au^er bem $aufe getrunfen mürbe. Denno^ murbc
er einmal in 2lusf(^reitungcn lei^tfertiger Äameraben oerftridt, — ©tr roiffen nic^t,
46 toas es gemefen — , bie fflr i^n felbft empftnbli(^fte S^Ifl^n Ratten unb feinem £eben
eine anbere SBenbung gaben. 3n tiefer 9{eue oerlieg er piroillig Zfibingen unb begab
fi^ ouf Steifen na^ Straftburg, $eibelberg, ^anffurt uno fiauingen. 3wmeift enoarb
er fic^ bur^ Unterricht 00er als dxiitfftx cweliger Sö^ne feinen Unterhalt, überall
infipfte er Selanntf^oft unb Serbinbung mit bebeutenben SRannem an. 93ergeben5
60 fud^te er um SBieberaufna^me unb Slnfteüung in ber toürttembergifc^en Air^e nai) ; er
enoog emftlid^, ob er bem Air^nbienft entfa^en unb alabemifAer fie^rer merben follte.
3m grü^ja^r 1611 lam er na^ ffienf. $ter erfüllte i^n btc caloinifd^c 5Berfa[fung
mit a^rer ftrenaen Sittenjuc^t, bogu bos reine, ^riftli^e ffiebetsleben im $au][e bes rc=
formierten Sreoigers Scanon mit fold^er »erounberung, bajj er felbft fagt : „SBenn mii^
56 nld^t ber unterf^ieb ber ^Religion (reli^onis dissonantia) äurüdfge^altcn ^aüt , [0
bötte mi(^ bie Übereinftimmung ber Sitten (monim consonantia) für immer ge-
fejfelt" (vita p. 24). Scitbem mar es ber trcibenbe ffiebanle feines fiebens, eine aQn=
liqe (EinriAtung auA in feiner luti^erif^en Airc^e einsufü^ren.
(Er reifte naA fi^on, ^aris, 3ö^i^ » S^f^I w"^ ^«^ "^^ Tübingen ^urüd, ©0
«0 je^t aJlatt^ias $afenreffer, ber i^n einft aetauft ^otte, fein greunb unb t$eoIogif^er
gu^rer rourbe, bann ging er nac^ Öftenci^, 3talten, 5Rom „einft ber $auptftabt ber
fflßelt, |e^t ber Softer"; enbli^ bes Segens mübe unb na^ einer [tetigen Berufsarbeit
finita, 3o^n SideiiHn 507
ocrlangenb, lehrte er 3ur öelmat roirter. SeQog 5^^^"" 2fri«bdd^ na^m i^n freunb«
li^ auf unb mollte t^n für ein mettlic^ 9lmt gemmnen, aber Slnbreo mr entfAloffen,
ber ftird^c 3U bienen. Dur^ [ein SBonberleben aus ber i^otoaifc^en SBilfenjc^aft heraus«
flefommen, erhielt er auf Sitten «ufnabme im lübinaer Sttft unb berettete |i^ nun
auf bas 9Imt oor. (Er ftubierte befonSers fiutber unb bie Air^oSter, oor allem 5
3lugu|tin unb $ieronpmus, unb nebenbei mit feinem JJreunbe, bem fiüneburger 3ßih
fftlm 0. 2Benfe, SRat^ematil u. bgl.
1614 ©urbe «nbreö Diabnus in Sai^ngen a. b. (Enj unb oer^iratete fic^ in
bemfelben Saläre mit äanes (Hifabet^ ©rüninger, ber Slid^te bes fionbprobften unb
crften Prälaten bes fianbes (Erosmus ffirüninaer. — Unter oielen unaea^nten $inber== 10
niffen, ber Sittenocrberbnis unb Sroietrod^t ber »ürger begann er feine «mtsarbeit.
Salb erfuhr er Serleumbung unb geinbfAaft, boju ^emmte ber Sieden einer jaei*
maligen oer^eerenben gfeucrsbrunft feine ©irifamleit Dennoch .arbeitete er mit fro^n
Hoffnungen. ^tmef)x er na^ innen ge^inbert ©ar, befto angeljMentli^ pflegte er bie
auswärtigen Serbinbungen, befonbers mit Sibembad^ unb bem mftronomen Aepler, unb 15
entfaltete balb eine au^erorbentli^ fru&tbare f<^riftftenerif6e X^gleit Son ben 100
unb me^r S^riftcn, bie er ausgegeben, (inb 40 — uno jroor abgelesen oon feinem
I^op^ilus bie beften — in Sai^mgen oerfafet Sd^on 1612 ^otte er mit ber Se*
geifterungsglut ber crjten S^^rl^unDerte „de christiani cosmoxeni genitura" ge«
[(^rieben, ein Seitcnftfid }u bem Sriefe ad Diognetum. 3n glei(^m (Beifte gab er so
1615 einen Susjug aus bem 1610 erf^ienenen „nm^ren Cbriftentum'' 3o]^ann mnbts
heraus unb fanbte i^n mit einem oon tDormfter Sere^rung eingegebenen Segleitfc^reiben
an ben Serfaffer (Apologia Arndiana). 3to(^ im felben 2w« erft^ienen Herculis
chiistiani luctae (beutfA Don Dr. Siltor Snbreö, einem Sla^fommen Salentins,
granlfurt a. SR. 1845) unb „bie (Qri|tenburg", eine aHegorili^e (Epop8e, in »ek^er Ur« »
[prung, 9Ba(^stum, innere unb öubere IBebrangnis unb ber l^errliAe (Enbfieg ber d^rift«
lid^en (Semeinbe in treu^eniaen oeutf^en Serfen auf $ans So^fens Suanier erjö^It
mirb, „eine Slpoialqpfe, roetsfagenb auf bas toas Speners 6(^ule erfflUt''. 1616 er«
f^ien bie Aomöbie „Turbo", ein fatirif(^es einerlei gegen bas gele^ Xreiben, 1618
„Menippus" s. dialogorum satyricorum centuria, inanitatum nostrarum spe- ao
culum, gegen alle I^or^iten uno S^Ie^Ieiten bw 3^tt- I^örcm rei^n fi<^ „My-
thologiae chrißtianae" s. virtutum et vitiorum vitae humanae imaginum liber III,
Argentor. 1618, eine Sammlung oon 300 grübeln unb (Bleic^niffen, ^ologen genannt;
1619 „Civis Christianus" s. Peregrini quondam errantis restitutiones (beutfc^
oon S. gr. ÖWer, $cilbronn 1878) ; unb bie „geiftli(^ Äurjroeil", in »eitler u. a. 86
„bas gute £eoen eines re<l^t|<^ffenen Dieners Sottes". eine „^aftoraltteologie in
Serfen" (Berber) fi* finbet (bei fiö^, ber eoang. ffieiftlü^e, Sb I). „Die ©aupt«
f^rift aber biefer erften 3^^^^ if^ ^^^ Reipublica christianopolitanae descriptio
1619, bie Sef^reibung eines c^riftlid^en 3bealftaats mit einer du^ifl^u^S ^^ 3^'
^ann ^mbt , ber erfte eoangelif^e Sojialromon, entfpre^enb ber Utopia bes Xbomds «o
3Rorus unb bem Sonnenftaat bes (Eampanella unb So^ilb ber Atlantis bes Sacon
(ogl. über fie ©ufemann a. a. t).). Sllle biefe Sd^en oerfotoen bie «bfi^t, bem
]efenf^aftli(^en unb lir^Ii^en £eben ber 3^tt einen treuen opiegel i^rer mannig»
a^en Serirrungen oorsu^alten unb bolb mit ^il. (Emft balb mit Sronie unb
6pott auf Sefferung unb auf c^riftlid^e 3uc^t unb Sereinigung ber (Sleid^gefinnten ju «5
bringen.
Sereits oor^er maren anonqm erfd^ienen: 1614 Fama fraternitatis Roseae
Crucis ober bie Sruberj^oft bes Orbens ber Wofenfteujer, unb 1615 bie Confessio
ober Sefenntnis ber Societät unb Sruberf^^ R. C, beibe eine Satire auf bie mq«
[tijc^e unb al^pmiftif^e (Se^imnisfrämerci ber 3«Ö- Ob SnbreS htt Senaffer ober w
oas (San^e nur ein Üübinger „Stiftlenoi^", ift tro^ aller bisherigen Unterfumung nid^t
fi^er 5u ent|^eiben. 9la^ ber Semerlung in bem jmar anouQmen, aber (id^r oon
ainbreä ftammenben „Turris Babel, s. judieiorum de fraternitate R. C. chaos"
1619, bag bie angebliche Stiftung ber Stofenfreujer^SruberfAoft eine fpöttif(!^ (Sxhiäf^
tung, famae vanae ludibrium, [ei, ift es eine (atirifdje ffltoHtfilation Stnbreäs ge* 5»
loelen. SIber aus bem S^erse fyd fi^ i^m bann eine emfte ^fiqt entmidelt. Seinem
freunb[(^aftsburftigen ®emüt mürbe bie ungeahnte 9laäfraae na^ bem oermeinten
C&e^eimbunbe bie Seranlaffuna, einen (Seiftesbunb oon ^riftli^en ^eunben aus allen
fiönbem ju ftiflen, „um e^ri{tum roieber an feinen $Ia^ ju fe^en unb alle ®9l^en,
bie religiofen u)ie bie litterarif^en, baoon ^erabsuftogen" (an (Eomenius 1629). Diefe ^
I
508 Oiibrefl, 3o^n Sülentfat
(6eban!en cnÜDidcIte er 1617 in ber Invitatio Fraternitatis Christi ad amoris
candidatos unb 1620 in ber Ghristianae societatis idea unb ber Ghristiani amoris
dextra porrecta. — 3o^- ^ntbt in ^alle unb 3<>^w^ Cßer^b, Saubert in 3lüm=
berg unb ^ol^carp £eqfer in £eip5ig. ber SRebhiner San. Sennert in 2Bittenberg
5 unb oiele anbere taurben 5uer|t basu eingelaben. !Die Jtriegsbrangfale liegen ben ißlan
nid^t 3ur 9(usffl^rung bmnten, toenn au^ 9nbreä noi^ 1628 im verae unionis in
Chr. Jesu specimen roieber barauf surüdlani. Das (Same blieb "Sprojeö ab Ser*
binbung inniaer (£^ri[ten gegen 6e!ten unb bloge Or^oboxie unb ift nur bebeutfam
als 33or[pieI bes ptettftif^en (Semeinfd^aftsrDefens, ber Srübergenieinbe 3in3^nl>0^s ^^^
10 ber heutigen inneren SKiffion.
1620 rourbe SInbrea oom Didonus in Sai^ingen sunt !X)e!an unb Spegialfuperinten^
beuten nai) (Ealm a. b. 9lagoIb berufen, oont otium jum negotium, oon m ftillen
SBeibe 5ur ilreujesfa^ne (vita S. 80). Sleunse^n 3^^« ©irlte er ^ier in reid^fter
(Entfaltung feiner prcätifd^n (gaben junt Segen ber Stabt unb bes aamen £anbes.
15 3unä^ft fuc^te er ^ier bos (genfer ftir^enibeal ju oenoirQu^en. (Er lelbrt eqä^It in
feiner vita p. 24 : „Ws i^ in (Senf mar, bemerlte iäf etmas gto||es. moran bie
Srinnerun^ unb 6e^nfu(^t nur mit meinem £eben erfierben mirb. zRic^t nur finbet
\\äf \)\tx etn Dolüommen freies Staatsmefen, fonbem als befonbere „3i^i^be eine Sitten^
}u^t, na^ meli^er über bie Sitten unb felbft fiber bie gerinaften uoerfAreitungen ber
so Bürger moc^entlic^ Unterfu^ungen angeftellt merben, juerft our^ bie Siertelsauffe^er.
bann bur$ Sie SUeften, enbli^ bur^ ben 9Ragiftrat, je naAbem ber gr^eoel ber Sat^
ober bie ^er^rtung unb SSerftixIung ber S^ujMfl^^ ^ er^eif^en. 3nfoIgd)ej|en finb
alle ($Iu^n)orte, alles äBfirfel« unb itartenfpiel, äp^Ieit, 3^» d^Bt S^trug, £uxus k.,
aef^meige benn größere Vergebungen oenoe^. SBelc^e ^enli^e ^mie für bie ^rift^
25 lid^e 9{eIigion Jol^e Sittenreii^eit ! SRit allen Maronen mfiffen oir betoeinen, bag
[ie bei uns fe^It unb fa|t ganjli^ oemad^Iaffigt mtrb, unb alle (Sutgefinnten muffen
fid^ anftrengen, bap fie tns £eben gerufen toerbe. {(Ss folgt ber ^usipru^ oon ber
dissonantia religionis unb ber consonantia morum. cf. oben.) SDltt allem (Eifer
^e iif oon ba an bamad^ getrachtet, bajj etoas o^nlid^es m^ unferer Air^ 5u
»teil roerbe."
(Sem ^e er biefes caIoinif(^e 3beal in orögerem ilreife oenoirfiid^t, aber es
falten i^m baju bie mitmirfenben 5Üafte. Die er baju aufrief, blieben bei 3^^
ttimmungserllarungen unb frommen 9Bünf(^en fte^n unb mürben burd^ biefelben Sr^ffeln,
bie i^n brüdten. gehalten. So lam es, bag Slnbreo, ben Ser^Itniffen ]iä) beugenb,
35 oerji^tcte unb fi^ ganj ber Sorge für feine eiaene (Bemeinbe roibmete. S3on bem (5c^
banlen befeelt, bag ber Sau ber i^ir^e bei oer 3^9^^ anfangen muffe, manbte er
3unäc^ft feine ganse 9lufmerlfam!eit bem Aate^ismusunterri^t ju. Da bie bisherigen
Aate^ismusprebioten fomo^I bem 93erftanbnis als bem Sebürfnis ber Ainber nid^t ent^
fpra(^en, fo fc^rieb crjuerft feine „Äotec^etifc^en graoftüde", oie er ber 3^9«"^ iw bie
40 ^anb geoen mollte. SBennglei^ ni^t in ben offentliqen (Sebrau^ ber Air^e eingeführt,
erhielten fie, ausgejeic^net burd^ felbftftönbige unb flare 9(norbnung unb forgfaltige unb
eble (Raffung ber Stagen unb SInttDorten, eine grunblegenbe Sebeutung für bie mürt^
tembergij^e Ainberle^re unb bas no^ ^eute gebrauchte treffliche ilonfirmationsbü^Iein. -
Dann bilbete Slnbreö 1620 aus roo^I^benben Sürgem ber Stabt, bie sumeift ber
45 3^ugma^er' unb „^^orber^ilompagnie" angehörten, bie „^riftlic^e gottliebenbe (Sefellf^aft"
unb fttftete am 12. 9looember 1621 aus freimillig 5ufammengelegten (Selbem bas no(^
beute in großem Seaen roirtenbe „gärberftift" (1639: 18000 fl.; 1886: 220000 3«!.
SJermogen) 5ur Unterftü^unj armer Stubierenoer ber Ideologie, bebürftiger fie^rlinge unb
$anbroerler, bebränater SBttroen unb SBaifen, oerlaffener ifeanler unb Vertriebener unb
50 jur gorbemng ^rifth^er änftalten. — Dur^ bas SJertrauen unb bie fiiebe unb Serc^mng
ber (5emeinbe getragen, rourbe Slnbreö ber treuefte SKenfc^enfreunb unb ebelfte Süraer
feiner Stabt in brangfalooller 3cit. flcs roor bie Stxi ber ftipper unb SBipper. Durd^ oie
plo^li^e allgemeine Serf^Ied^temna bes (Selbes bis 5U V/,o bes Jlennroertes rourbe ber
SHorft mit unterroertiaem (Selbe fo übetf^roemmt, bah bie greife ber SBaren unb
55 fiebensmittel ins Unglaubliche ftiegen. Die allgemeine leuemng roü^Ite bie 5ä6li(^ftcn
fieibenfd^aften auf. ffl^fame Sürger roaren 5U Spielem unb Imnfenbolben geroorbcn,
roo^I^enbe ($amilien an ben Settelftab gebracht; £ei^tfinn, ^enteurertum fü^rien
Unsö^Iige ins SSerberben. Da griff Slnbreö mit ftarfer §anb ein. 3n unermüblid^er
fiiebe unb flarer ÜBefonnen^eit linberie er bie fur^tbare 9lot, bie auc^ über (Eairo
flo ^ereinbra^. (Sx felbft oerlor burc^ bie „Seuche mit ben bbfen äRünjen" 800 fl. Scharen
Otibrea, 3o^nn Soletttin 509
Don Settlern unb flu^tigem (Befinbel überfluteten bos fianb. Slnbreö fommelte unter
ben größten 6c^u)terigfetten bei ben Sürgem unb bei ausmSrtigen grteunben SHmofen»
um ben Firmen unb ilranlen 3U Reifen unb ben 2Banbemben eine SBeojebrun^ 5u
geben, ober ani) „bte faulen $ummeln" ju oertreiben. (Er oraanifierte bie SÖo^u^öttgfeit
fo ooriteffli^, bog in ^nfS^^^en, bis 1631, über 110000 mme (ultra centies decies 5
mille indigentium ni^t : eine SOtillion) gefpeift n)urben, ,,ein Seifpiel für bie Slac^^^
wdif toie oiel eine ^nbooll Sfirger oermag, wtnn alle fiA 3U qriftlid^er £iebe 3U»
famntent^un'' (vita 108). 3®^i^^I taglidb mürben arme ftinber in ilranlen^äu|em
gefpeift, unteni^tet unb eine ni^t geringe 3^1 bei ^anbtaerlem untergebracht — Zxo^
all biefer jahrelangen 9U)te gelang es i^m baneben, bie arojje 6tabtlird^e ju enoeitem 10
unb ausjujc^mücfen, bie Spitaßird^e neu einjurid^ten. Unb bo^ taor bie 9cot ber !^z\i
noA im Steigen begriffen. Der breiMgja^rige Juieg traf au(^ (TalxD. Das SReftitutions«
ebin Don 1629 Dcrtrieb oiele (Seiftli^e unb £e^rer oon i^en Ämtern. Den Sertrie«
benen öffnete Slnbreä nac^ SRdglic^Iett [ein $aus unb ^alf i^nen bur^ neue JtoIIeften.
ÜRit ^offnungsfro^er begeifterter ^eube begrüßte er ben itSnig (Suftao ^olf, „ben 15
großen Reiben, ben Wetter Deutttlanbs, ben Seften ber 3eit, bos SRufter eines ^nft-
lic^en 2fürftcn". 3m tiefjten Si^merse bellagte er beffen frühen 2!ob. Slun bra^ un»
ausfprec^lid^er 3oni^^^ li^^^ SBürttemberg ^in. 3ia^ ber Sc^Iac^t bei 9l5rblingen
1634 VDUxit dalm hnxi) ^o^ann oon SBertb überfallen, geplünbert unb in Sranb
aeftedt. Slnbreö u>ar geflogen unb irrte mit ferner gfcmtilie unb 200 bolbnadten Sflüd^t« so
fingen in ben äBälbern um^er; als er 3urü(f!e^rte, mie bur^ ein äBunber oor i^n
Kroaten unb Sägern bema^rt, fanb er 450 Käufer eingeäf^ert; bie Stabtlirc^e, bie
(f)ottesader!tr(^e, auc^ fein ^an^aus u>ar ein S^utt^aufe. Sein ganjes Vermögen,
unerfe^bare ^anb|(^riften, !o|tbare (&emalbe Qon Dürer <9Raria), ^oibein, (Sxamäj
u. a., baju anbere un|(^a^bare itunftmerie mannigfacher 9Irt, es mar olles Der«25
loren. 9tur bie Sibliot^et mürbe gerettet (vita p. 144). 9Rtt bemunb^cnsmertem
(&lei(^mut ertrug er feinen Serluft unb mibmete fic^ nur um [0 ^ingebenber ber 3(uf«
gäbe, bie unfagbaren 9totftänbe ber Stabt ju feilen. 3n jiDet ergreifenben Sd^riften,
ber „Memoria virgae divinae Calvae inflictae'% unb ben „Threni Calvenses"
bef^rieb er ben 3^ntmer ber Stabt. 93on 4000 Semo^nem fanben fic^ nur noc^ 1500 so
mieber sufammen, ^um Xeil oermilberte unb übelgefinnte 3Renf^en; bann fing bie^eft
ju muten an. Seine Slmtsbrfiber maren alle geftorben, an Srfafe lonnte nidn gebadet
merben. 3m £aufe bes 3<i^<^ ftarben 772 3Renf^en, oon ^uguft bis Slooember
529. Slnbreö beeroi^te booon 430, unb ^ielt 85 etgentli^e £ei^enprebigten (vita
p. 157). Ss mar bte $ö^e [eines £ebens, fomo^I an raftlofer feelforaerlic^er Slrbeitss
als an innerer (&laubensfreubtgleit „ÜBeftanbig Hang mir bas ,£eme fterben' in bie
O^ren unb ma^te mi^ ^ jeoer Stunbe reifefertig unb bes Sebens, bos oon fo oiel
Silagen erfd^üttert mar, ni^t ac^tenb- unb boc^ mar es burc^ (Bottes (Bfite bis ju
biefem 3^^^ [0 f^nft oerfto[fen, bag t^ ibm menige 3<t^re ber äieraangenl^it oer»
gleichen lann. Die Sürger metteiferten in £iebe unb ^flid^ttreue, unb bie Serleumber 40
oerftummten an^efi(^ts ber Sc^reden bes Zobes" (vita p. 158). Dennoch brüdte bie
Sd)mere ber 3ett, bie fteigenbe 93ermilbernng bes ftttlid^en unb religiofen £ebens feinem
SBefen einen (£rnjt auf, ber mit ber ßtü nimmer me^r ju St^ermut unb peinooll
pe[[imifti[(^er Stimmung fi^ oerbüfterte. Das £eben erfd^ien i^m nur noc^ als eine
Strafe. 3Bo^l fehlte es t^m ni^t an troftenben Srquidungen. Die Steunbe unb 46
(Sönner [teuerten me^r als 4000 fl. für feine Slrmen , bie Stabt Jo^Ite i^m fein rüd«
ftöubiges (geaalt unb barüber hinaus, fobag er mieber ju einigem wo^lftanb tam , aber
fein ^ut mar gebrod^en.
SBieber^olt (amen 9tufe nacb ausmörts, befonbers na^ Slümberg, an i^n, ^ule^t
1637 fo bringenb, bag er mit feinem ^erjog (übtxfyah III. über beffen ^onnungenso
ber 9iücfte^r oer^anbeln mujjte. Diefer ^otte fein armes £anb im Stidb gelaffen unb
lebte in £eid^t[tnn unb Uppigfeit bei feiner SRutter in Sirajsburg. Die Steife na^
Strasburg mürbe für Slnbreö nic^t nur burc^ bas grojje äiertrauen, mel^s er beim
^erjoge fanb, mistig, [onbern m^r noc^ burc^ bie Erneuerung alter unb Slnfnüpfung
neuer grcunb[d^aften mit ^ri[tli^n unb gelehrten SRannem (vita p. 171). 3Jt>9<inn66
St^mib, bie 3i^i^be ber X^eologen. unb ben alten jeM banfen ÜBernegger. (&loner,
äJlodel unb Sod^ofer, unb [einen banibar geliebten Di^er mieber3u[e^en, uno Södler,
gfreins^eim, Dor[(^, ^iftorius, bie ^rofefforen Dan^er unb Sd^aller uiü) oiele an«
bere burc^ neue Jf^eunofd^oft fic^ ju oerbinben, mar i^m eine ^enensfreube in aller
üJctrübnis unb SBersagt^eit. Den ^erjog aber oerbanb er fic^ burdgi ein oon gr^eunben eo
510 Xiikrdl, 3o|aiin Sdentttt
jufammengebiad^tes Datieren Don 1200 9tt^Im., bur$ toelc^es bie SBteberausfo^nung
bes fianbesfutften mit bem Aotfer gefotbett wmht.
Ravm xDor ba^er bet $6x509 mieber in [ein fianb jurfidgele^rt (1638), fo berief
er ^nbteö, [ei es als ^ofprebigec unb 5lonfittoriaItat no^ Stuttgart, [et es als t^o»
5 Iogi[c^en $rofej[or na^ Zfibingen. S^toeren ^er^ens unb nur bem Drangen ber
^eunbe na^gebenb, ging S(nbreä 1639 na(^ Stuttgart. 9laAber reichen [c^rift[terieri(^en
^:^tigfeit in Sai^ingen unb ber ^elbenmfitiaen ]>ralti((^en aBtrI[amIeit in (üAm beginnt
{e^t [eine ürc^enregimentMe 2:^atigleit in Stuttgart, bie no^ ^eute in 2Bfirttemberg
oon unoerge[[enem Segen t[t
10 SBflrttembera iDor einem mü[ten Slderfelbe oleic^. $er}og Sber^orblll., ein lei^t»
(inniger unb aus[c^xDeifenber 3SngIing oon 24 3^ren. gutmfitig ober [c^Iimmen 9{at»
gebem folgenb, bos fton[i[torium oon lalfiaen [eft[t[fiAtigen IRSnnern befe^t, bas £anb
oenDfi[tet unb oeröbet. 95on 1046 eoangeu[c^en (6ei[tu^en bes £anbes oaren no^ 338
am Ztbtn (vlta p. 185). !X)as 3;übinger Stift [tanb m^ ber Slorblinger S^Ia^t
16 4 3a^re leer. Son 1628—1650 ^e bos fianb 200 SRillionen SRarl oerloren; 1654
logen noc^ 66 itirc^en, 230 Bffentlid^e unb 36000 ajriodgebSube in Schutt. Me Sanbe
ber ßucbt maren aufgeI9[t. Sin oenoilbertes, umDt|[enbes, gottIo[es unb jud^tlofes (&e^
[c^Ieffit, oas nie ben gfneben ge[e^n, [torrte l^offnungsbs in bie 3ulunft. 3n fiumpen
gebaute £anb[treu^er, blei^ oor junger unb (Elenb, [c^toormten f^emDei[e bettelnb
20 uno [teblenb burc^ bos fianb, anbere raubten unb moroeten unge[(beut. SlUes Sllitleib
unb (Eroarmen ber 9lad)[ten untereinanber mar erjtorben. „3ung unb Wi — llagt ^rälat
^einlein — meijs faft nic^t me^, mtt (SfyA]tas [ei unb ber Xeufel.''
Die erfte Sorge Snbreos ging ba^in, bas Xflbinger Stift unb bas Stuttgarter
(Snmnafium mieber ^erjuftellen, um bie oenDai[ten gei[tl^ien Stellen mieber mit taug«
26 li^n uRännem be[e^en }u lonnen. Dur^ eine fianoesIoHette brachte er 3000 fl. ffir
bas Stift, 2500 fl. ffir bie 3lufbe{[erung armer (Seiftlid^er, unb 3000 fl. für anbere
3medte 5u[ammen, unb balb mar oas Stift mieber oon 41 jungen ange^nben (&eift=
lu^en befeM. 9lls ^erjog (Eber^arb in ber allgemeinen äJerminung unb 9tot ben oon
derjog Sfriftof geft^eten itir^enfonbs an^utaften begann, miber[e^te Ji^ Slnbreö mit
30 männlt^er grteimfitigfeit unb es gelang i^m au^ menigftens einen XetI bes geraubten
Air^enguts surfichuer^Iten. — £ber am metjten lag t^m bie 2Bieberaufri(^tung ber
Air^ensuät am ^erjen, bie bur^ bie 93enx)ilberung bes jtrieas faft gönjlic^ oergeffen
mar. 9luf (Srunb alter Serorbnungen entmarf er eine Slnmeifung für bie (Seiftud^en
jur JJfu^rung i^es Slmtes (Cynosura oeconomiae ecclesiasticae Wirtembergicae
36 1639) unb bemirlte. bag ber ^erjog eine SRei^e oon Sittenmanbaten gegen Sonntags^
ent^eiligung, Unpqt unb S^ebruä erlieg. Dann [teilte er bie jä^rlt^ „S^nobe" bes
5lon[i[toriums unb ber oier (Seneralfuperintenbenten bes fianbes mteber ber unb eben[o bie
Dioce[an|qnoben. Sein gauptgebanle aber mar bie (Einführung ber „iltr(^enfonoents^
orbnung" 1644, burc^ mel^e er ben Xraum [einer 3^9^^^^ emeuemb nat^ reformiertem
40 Sorbilb bie Atr^enju^t auf lutj^erif^em Soben 5U oermirlli^en f)t3^t. Sein 3bea(
mar, ba| nac^ bem (Senfer SSorbilb neben ben (geiftlic^en fretgemöblte äRäitner ber (Se-
meinbe oie ^nifi gefibt hatten, aber er mujjte ben SSerbältninen unb ber Qe|^i(^tlt(^en
(Entmidlung ber Iut^eri[(9en Stixä)t 9{e^nung trafen unb fid; mit bem 3n|titute ber
„ jtir^nlonoente" begnügen, b. ^. größeren JtoIIegten oon get[tli({)en unb meltltd^en Se^
46 amten jur ^uge ber Vergeben miber bie erfte (Sefe^estofel unb Heineren aus bem ®eift=
lid^en, Sc^ultfeijjen unb Coemeinberoten 5ur 9{üge ber Sergeben miber bie jmeite (5^^
[ehestafel. SAmerere Sergeben mürben ber Obriglcit 5ur Seftrafung übergeben. —
was er eigentlid^ mfinfd^te, \ptai^ er in ber [c^on 1622 ausgearbeiteten, aber erft 1649
^rausgegebenen S(^rift aus: Theophilus, s. de christiana religione sanctius co-
solenda, vlta temperantius instituenda et literatura rationabilius docenda eon-
silium cum Paraenesi ad Ecclesiae ministros (überfe^t oon (£. X^. ^opft 1826
unb oon SB. gfr. Oebler 1878). (Es ift fein teuerftes Vermächtnis an bic Äird^e. 3n
brei (Sefpa^en ^mifd^en Xbeopbilus unb Demodbes fü^rt er aus, mie bie Aird)e mteber
^ergeHellt merben mfif[e. (Er mo^te einen fiutber ermeden unb menn es not ift, aud)
66 oon (Gegnern unb Seltierem lernen. Damit eine gtögere Harmonie jimifcben göttltt^er
unb menf^Ii^er Orbnung ersielt merbe, foFI bas zEBort (gottes bie vlotm merben für
(Befe^gebung unb Senoaltung, unb niqt nur bffentlic^ oerffinbigt, fonbern au^ burd)
Unterru^t wx 3ugenb eingef^orft unb im fieben ber ein^lnen beseugt merben. 3m
britten ^e^Scb b<^nbelt er oon ber SRetbobe unb bem Stoff bes 3u9^nbunterrt(^t$.
Sbkrcip 3o^nn Sdentfat 511
$ier ftnb |etne (Sebanien fo oöllig neu, bag et ob einer ber grSgten ißfibagogen aHet
Letten unb als oenioler Satei ber Dibdtil bes (Eomenius, unb ote ber bo^nore^enbe
Schöpfer ber mooemen peftalosjifc^en S^ulgebonlen ju bejeiinen i(t (»gl ». CCrieoem,
3lmo5 Comemus, $eibetterg 1881. S.361). — Seine (Bebanfen über ©emeinbebilbung
unb Sittenju^t ftnb fpoter im Pietismus virlfam gen)orben unb peigen i^re ilraft in s
manchen Seftrebungen ber ©egenroart, bie auf ©cmeinbeorganifotlon unb Cßemeinbe»
Serglteberuug bur^ Sejirle unb fog. ^ausofiteroerbanbe gerietet finb. 9Bä^nb aber
bie 9leu5eit bos ^au^eoi^t auf 3^rt^Uung ber arogen Senieinben, ^rip^ (Befellig*
feit unb £iebe$t^tiglett legt, ge^t Snbrefis 9IbfiAt auf bie Di03iolin unb Semeinbe«
jud^t. Slus allen Sfirgem meroen ftragenmeife 9Rdnner oon un$e)^oItenem 9{uf unb lo
autem «nfeben geroö^lt, jroei bis brei für Jeben »ejirf, bie über grBmmlgleit, Sttüd^tern*
Qett, Slrbeitfamleit in jebem $auje 3U n)a^n, Slnjeiaen über Serge^n toie Zrunlfu^t,
Spiel, (E^cjroilt, Ungcgorfam, fc^le^te SReben unb fiieber entaegenjuneBmen unb an be«
ftimmten klagen ber Woäft 3U rügen unb ju mahnen ^ooen. 3^^ \olSitt Sitten«
auffe^er ^aben einen Decurio (Difmltsoorfte^er) über fi^, bie Decurionen jufammen ic
bilben ben ilDuoent, 3U n)eld^em nur tabeuofe, iDürbiae Greife geiD&^It toerben follen.
9lur in ben feltenften Säuen foll bie Se^brbe eingreijpen. (E^oratteriftifc^ i[t, bah 9n<
brea für bie (&eiftIiAen leinen eigentlichen $Ia^ tn feinem S^ema ^, otelmefr i^e
Ü^tigleit auf ^rebtgt, UnterriAt unb SabamentsDenixtliung befi^nlen min.
SDtit ni^t minberem (Emft liejs fi^ Slnbrefi bie ^erftelluna ber rein fir^Iid^en 3u(^t 20
angelegen fein. DurA (Seneralreflnpt oon 1642 mürbe ber Sonn unb bie Air^enbuge
micber eingefül^rt. Slber er felbft enäp (vita p. 217) mit jhimmer, bafe bie 9lei(^en
unb aRä^tigen bur^ fürftlicge äBiUlür im ent^en unb balb „nur bie Xauben unb
ni(^t bie 9{aben" bur^ bas (Sefe^ erreimt mürben. Salb mürben nur bie fexuellen
Sierge^en unb jule^t nur no6 bie une6eH(|en Geburten beftraft (£» mar biefelbe (Er« 25
fa^runa, bie au^ in ber catetnif^ 5lm^e, mo bo^ bie Sis^tplin oon Anfang an als
Gefe^ f eftgeftellt mar, bie Unburqfü^Aarleit ber oolQeili^en ftir^enju^ in ber organi«
fierten fianbeslir^e ermies (9{it[Al, (Bef^. bes Sietismus I, 104).
3e mutlofer SInbreä bmr$ me (Erfolglojigleit feiner fonfiftorialen ^Uitigieit mürbe,
befto eifriger manbte er fi^ ber ^rebi^toroeit ju. 3^^^^» in ber SBoilpe pflegte er 30
3u prebiaen, in 10 3^^^^^ ^ielt er 1040 ^rebioten. (Er pflegte feine ißrebigten ni^t
3u fc^reiben, [onbem nur in genauen Sfi33en mtt forafältiger Dispofition uno (bliebe«
rung unb mit oielen beutfqien Stic^mbrtem lateinifcQ 3U fonjbieren. Jiroben baoon
giebt Sanier, (gef^. berSSeränberungen besC&ef^maos nn^reo^en, $auel792, Sbl,
S. 166 f. u. 300 ff. 86
3loq immer maren bie (Einnahmen bes £anbes fo ungeorbnet, bag Snbreä in
3 ^a^xtn ni^t me^r als 150 fl. fernes (&e^Its ausgeja^It erhielt. Daoon !onnte er
ni^t leben. Sein $aus mar eine beftänbige ^erberae für arme ^rebiaer, fie^rer, 5iünftler
unbSreunbe oon na^ unb fem; 3U ben eigenen itinbem na^m er nU^t feiten bie 5tinber
oerftorbener greunbe bei fiq ouf, um fie 3U oerpflegen unb 3U ersiefin. (Es n)öre ibm 40
unmogli^ gemefen aus3uIommen, menn ni^t sa^lrei^e ausmfotige ^ilfsctuellen fi^ i^m
erf(^Ioffen Ratten. Sefonbers mürbe i^m je^t bie grteunbfd^ft mit bem oielfeitigen, fünft*
finnigen unb t^eologifd^ intereffierten $er3og 3luauft oon ÜBraunf^meig*£ündDurg nid^t
nur eine innere (Erquidung, fonbem au^ eine rei^e äußere $ülfe. X)ur$ feinen 3ugeno*
freunb äBil^elm oon äBenfe näherte fU^ 9(nbreä oon Stuttgart aus bem $er3og unb^fi
gemann fein SBo^ImolIen bur^ t^Iogif^e 9Ritarbeit on einer Soangelien^armonie mie
burd^ (Sefd^enfe oon allerlei Auriofitoten für bes $er3ogs 9?aritätenl(m{nett. Der $er3og
ermieberte bie Sriefe unb Senbungen mit einem (5naoenge|d^nI oon 300 ^\x. unb
fpäter mieber 300X^lr.; au^ bur^ äbema^me ber itoften fetner^romotion sumDoftor
ber X^eolo^ie, 1641 unb 1642. Salb barouf gemäße er i^ auf feine Sitte ben !£itel m
eines geiftlt^en 9tates unb ba3u einen 3^^^^It oon 400 Ü^alem. Son nun an
ftanb ^nbreö in allenegftem Sriefmed^fel mn bem braunf4meia.<Iüneburgi|^en $ofe unb
fanb in biefem ^eiftigen Serfe^r, tn melc^em er im Saufe ber 3<^re 900 Sriefe taufc^te,
eine Quelle inntger gr^eube unb reiben Zroftes. (Es ifyA au(^ not. Seit 1640 na|m
bas Unterleibsleiben, bas fd^on in (£alm i^n gebrüdtt ^otte, me^r unb me^r 3U. ißer* u
[önlxi)t Singriffe unb Serle^erungen, ^eimlic^e 3ntriguen mirtten mit, feine ffreubigleit
unb X^atfraft 3U lähmen unb 3U bre^en. Sein (gemüt mürbe immer oerbflfteter. Slm
fd^merften aber bebrüdte i^n ber Iiü^erifd^e Q^aropapismus, ber in (Seftalt bes ffirftli(|en
^bfolutismus bie Sru^t bes breijjigj&^rigen Arieges mar unb {eben Ifarc^Ii(!^n (Jfortjc^ritt
^emmte. Sc^on 1631 fc^rieb er ben ,,Apap proditus'S in n)elc^em er bas fürftlic^eflo
512 Sbkrea, 3i^n Sdentin
Atic^enregiment, t^n Apap, als bte Setle^ng unb Serfc^Iimmetung bes ißapfttums
(Apap, bte Urnfel^ng Qon papa) [Gilberte. 3^t erfuhr er, tote rid^ttg er gefe^n
$atte (vita p. 219 ff. u. a.).
^Des^alb bat er 1647 lebensmübe unb gebroAen um feine Sntloffung »aus ber
5 SHaoeret, in ber er neun 3#^^ jugebraAt". 3)er ^erjog getoö^rte i^nt ftatt oerfelben,
bah er fidb na^ feinen Sebflrfni|fen jurficniel^en bärfe, unb gab i^m 1650 bie erlebigte
SIbtei ÜBeben^aufen, mit ber baran gefnämten (Beneralfuperintenbentur. ^t^i fd^idte er
fi(6 an, [einen (jrreunb ben ^erjog 9lugu|t enblid^ mii oon Slngefi^t ju fe^n unb
rfiftete bie SReife. 9Iber es toor ju fpäi 9leue fernere ilranf^itsanfäKe nötigten i^n,
10 au^ bie (Seneralfuperintenbentur oon Seben^ufen nieberjulegen. 1654 erließ er bie
^tei 9(belberg. 3^boc^ f^on menige SBo^en na^^er am 27. 3uni 1654 erlBfte i^n
ber Xob oon allem 3<nnmer bes £äens, bos f(^on langft nichts anberes geioefen loar
als ,,ein beftanbiger ilam))f mit bem Zobe''.
Slnbreö ift o^ne ^toeifel einer ber bebeutenbften unb fruAtbarften SRönner bes
iBl7.3^^^unberts. Dur$9(bel ber (gefinnung unb felbftoerleugnenoe 9lä^ftenliebe, bun^
unbeftec^lid^en 2B(^6eitsfinn unb 3Slaaft ber Spraye ft^ er po^ fiber ber 9Renge (einer
3eitgenoffen. ^^ilofop^ifc^e 6(^ulung unb oielfeitige SBelterfa^rung, beroeali^ Sßban^
tafie unb [ittlic^er (Ernjt, lebenbtge gftSmmigfeit unb |Aarfer 9Bi^, grfinblid^e (!5ete^=
famleit uno praltifc^e £ebensflug9eit oereinigen [ic^ in i^m 3u einem munberooKen ^^
2omonifc^en (Bansen, dt ift nic^t eigentlich eine fd^öfrferMe ißatur, bie in urfpriingliAer
Araft neue 3been beroorbringt unb neue jufunftsoolle SSBege bri^t. er ift ein geiftreiiqer
Dilettant, bem nimts SBiffensioertes in itunft unb SBiffenf^oft ^leicbgfiltig ift, aber er
bat bur^ [eine S^riften auf ben oerfAiebenften (gebieten ber SBtjfenfqaft unoerlierbore,
ober oon feiner !itit oergeffene SBa^rQeiten mieber ins Sen)ugtfein gerufen unb bur^
86 feine ür^Ii^e unb päbagogifc^e SIrbeit unb feelforgerli^e Xreue ber ofirttembergif^en
Air^e ben Stempel aufgebrüdt, ben fie no^ ^ute trägt. — (Sx i|t eine impulfioe, rei}«
bare, einfeitige 9latur, auf ber einen Seite ^u bfifter unb peffimifttfc^ in ber SeurteUung
ber Sd^äben feiner 3^tt, neroos unb oerle^Itc^, bitter unb perfönli^ gegen feine (&eaner,
auf ber anberen Sette ju fiberfc^m&ngM uno bit^prambifil in bem £obe unb ber SJer^
soe^rung feiner (^eunbe unb (Bonner. X^olud beurteilt i^n ri^tig, roenn er fagt(£ebens»
jeugen 331 ff.) : 3n 9lnbreäs Snbioibualitfit begegnen uns bie 93or3fige unb Sic^^en
ber meiblid^en 3laiux . . (Er ift fibenoiegenb re^eptio unb fubjeltb. (Er tairb übenoaltigt
oon ben äußeren (Einbrüdfen unb giebt fie mit einer gen)iffen neroofen Übeneijung
mieber. (Er ift enttoeber Optimift. xoie namentlid^ fi^^^r ^^^^ ^^ffii^tft, loie in ben
86 fpoteren 3^ii^n. 3n alles legt er [eine Subjeftbitöt hinein. 9Bas nur ju feiner ÜBIuts^
oenoanbtf^oft gebort, ift ibm Objelt ber Serebrung, er fc^reibt i^re 3Remorien: feines
Srojjoaters 3^b, feines Srubers £ubmip, feines Sruberfo^nes 3ob^nn 3ofef unb btefe
feine £ebensffi55en mie auA bie SRemonen feiner Sfreunbe merben ju panegqriftifcben
(Qtien ... (Er bölt forgföltig ÜBud^ über feine ausgebe^nten Srieftoei^fel, notiert bte
4oXage bes (Empfangs, bemerlt unb lombiniert bie merfmürbigften äJtonatstage in feinem
eiaenen fieben unb bem feiner greunbe, beroa^rt forgföltig jebes 2lnbcnlen — eine roeib^
li^e SRifroIogie, in u)cl(be fi(^ bie gülle feiner Itebenben Seele legt". — (Ein ujabrer
93trhto[e ift Snbreä in ber S^eunbfAoft. SRit bem lüneburgif^en (Ebelmonn SBtlbelm
oon SÖBenje oerbinbet i^n f^on bte unioerfitötsjeit. $ainbofer unb Saubert in 9türn=
tfberg, 3^9^^^ Sd^mib unb Danbauer in Siragburg, ber ^rofanjler oon Tübingen
' aWelc^ior Sflicolai^ 3o^nn Slmbt [inb feine gfreunbe. (Er fte^t in inniger Serbinbung
mit bem caloinifterenben ^^ilologen Semegger, mit bem bb^mifc^en Srüberbifcbof (Eo^
menius, mit bem oiel angefeinbeten (Ealiart, [elbft bie Unionsgebanfen eines Duraus
xoeift er nid^t oon ber $anb. (Ebenfo fte^t er ben ort^obosen SoAfen na^e, ^ülfemann
60 unb Caloo, oon 9Retf(& unb oon gfriefen; mit £eqfer unb bem SGBittenberger aRebijiner
Sennert unb £eibni5 fu^t er eine vera unio in Christo ju fnüpfen. Unb u)ie innig
erft ift feine (Jr^eunbfd^t, u)ie ret^orifcb bis 5ur Slpotbeofierung preift er ben ^ersog
Sluguft oon !Sraunf^n)eig»£üneburg!
äei all biefer SBeu^erjiaieit aber ift er bod^ im fersen lut^erifc^, bem Dogma
» {einer AirAe treu unb ooll älbneigung gegen ben (Ealoinismus u>ie fein Slbn^en ^aloi
Sbibreä. grreilic^ föllt ibm ni^t mie ben anbem Qrt^obosen (Ebtiftentum unb £utber«
tum sujammen. 3mmer ift oielmebr Q^nftus unb religio christiana ber 3Rittelpunfl
feines äntereffes. £r oere^rt £ut^er als oen grojjen ^eros, ben 3RegaIanber, aber in
ber (E^riften^t toirb £utper ni^t ermahnt. 9li^t reine £ebre, fonbem fttäicbe (Er^
«> neuerung, ntc^t bie itonfeffton, fonbem bas involubile connubium vitae doctrinae-
Xttbrdt, 3o^n Sdentin Ibbreftd^ IM^oftel 513
que christianae ijt fein ^ot^ftes 3 W- ©^ ^I* bur^brungcn baoon, bofe nur „— biefd^o«
laftifAen Strettigletten ber !li^oIogen, bie felbft einen [o ^il^en SRann toie 9lmbt
ber Ae^erei ansuflagen getoogt ^en, bie Urfa^ ber ferneren $eim[u^ungen (Sottes
über Deutf^Ianb unb bie Air^e finb". ,pie lut^rifAe 9{eIigion ift in ber £e^re bie
reinfte, in ber Praxis bie befd^mu^tefte, in ben (nnrtqtungen bie befte, in ber $anb« s
^bun^ berfelben bie I&ffigfte". Do^er rebet er ftets nur oon einem caüdus affectus
unb einem ardens pectus, bas ber X^Ioge boben mfijfe unb i|t auc^ in biefer Se=
Sie^ung ber unoerfennbare Sorlöufer 6pener9. 3RU9le^t tagt (Bugmann oon i^m (547):
,,(Er ift tein äRQftifer mit 9lmbt, lein Sc^ioarmgeiH toie 3Beigel| lein Ort^oboxer loie
CqIoo^ fein ^iettft n)ie grtande, fein (Qiliaft toie ^eterfen, fonbem ber 9}orIam))fer bes lo
lut^enf^en SoIIstums, ber ^oftel bes C&ottesftaats, ber ^erolb bes Sleic^es Gottes,
ber ben 9{ei^gebanlen in feiner ganjen (Sröfte unb Sffille unb SBeite oertritt.
Die 34l feiner 6d^riften ift fe^r arog. Dos SerjeiAnis oon SR. $^. Surf »Soll»
(tonbiges Serjeid^nis aller in Drud gelommenen fioteinMen unb Xeutfc^en 6mriften
Des K. D. 3o|. SBal. 9lnbreö, in 100 Stummem na^ ber S^ttfolge georbnet", lüoingen is
1793, ift feine$u)ea5 ooUftanbig, ba$ oon SReufebac^fc^e (Exemplar auf ber lonigli^en
Sibliot^et in Serim giebt beaqtenstoerte Sla^tröge. „ds finb nic^t Si^riften, fonbern
S(^rift(^en — fagt $erber (2B3B. 16, 232 f.) — ni^t grofec leere Sale, fonbem nieb*
li^e SBo^mimmer, jum Zeil oon feltenen ausgefu^n SRerboürbi^Ieiten; S(uffä^e, bie
ber Stobel feiner ^t\i anftaunte, bie aber oielen unferer 3ett jumetlen befremoenb, ^ie 20
unb ba unoerftfinbli^ unb als Spie^eug oorlommen münen. bie aber alle oon ber
feinen (Erfinbungs* unb (Einbilbungsbaft, oon richtigem Seffl^i unb [Aarfem Urteil, oon
ber ausgebreiteten Aenntnis unb bem toiemo^I unausgebtibeten Dn^tergeift bes 93er«
faffers ^eugen.'' Sie finb faft jämmtliA latetnifA gefc^eben. 9lnbreas Stil i|t ge«
t^raubt, aetftreu^, flberlaben, ooU Slnfpiemngen uno 9(&tfeln, ooll loi^iaer unb f^tllem:» 25
Der äBortfpiele unb 9(ntit^efen. „3^n ju ilp$rfe^en ift feine Aleinidett unb i^ loügte
beinahe leinen alten Si^fteüer, ber bem Uberfe^enoen ^ie unb oa fc^toerere 9(rbeit
ma^te.'' (Berber 9B9B. 16, 592). aRit SReifterf^ bejubelt er ben Dialog unb er«
roeift fi^ ^ier als glönjenber 9l6etorSer unb DtaleftUer unb suglei^ als einer ber
arö|ten Satiri&r Deutfd^Ianbs. Durd^ alles SIumen> unb 9laniemoen aber mi^t ein ao
frifcler gefunber (Seift, ooll fid^n unb unofl(^figer Araft, unb ,,9lnbreä ift ein feltener
unb lieber (&aft, fomo^I am Serftanb als am $enen'' f^reibt Berber, ber ein anberes
3Ral urteilt: „(Er jagt SBa^r^iten, bie toir je^ laum, na^bem loir ein 3#^^unbert
loeiter oorgerüdt fino, 3U faaen uns getrauen ; er fa^ fie mit fo oiel £iebe unb Steblid^Ieit
als Aürje unb S^arffinn, fo bajj er in feinem ftoettenben unb oerie^emben 3^t^unbert 35
VDXt eine 9{ofe unter Domen no^ je^t neu unb frif^ bafte^t unb in aartem SBo^Igeru^
blü^tJ' „Die Sd^rift^en 3. S. Slnbreos entölten eine nmllre Slrjenei für bie geheimen
SBunben ber Sleujeit, \a biefer 9Rann gehört fo eigentlid^ ffir unfore 3eit, ba| i(^ in
9}ielem, Vielem il^r einen 3o^nn Satentin SlnbreS lofinf^" (äBSB. 593. — 9la^Iefe
2:äbinaen 1815, Q. 255). Spener aber mft aus (Ck>n8il. et judic. theol. latina 4o
p. 731) : „Äönnt idb 3emanb }um Seften ber Äirc^e oon ben loten enoeden, es loäre
3o^ann »alenttn 9lnbreä." (SHoInif t) D. *aif i^er.
flnbrcä \!aurentiu«^ f. (Suftao SBafa unb bie 9{eformation in Sd^roeben.
%tbrea!^ (ein au^ fonft bei 3uben oorfommenber grieA. 9lame, DioCass. 68,32),
einer ber3a><ilf» Smber bes^etrus. loie biefer aus Set^faiba ftammenb (3o 1,41.45) 45
unb in Aopernaum mit ber gf^milie bes Petrus bos glei^ $aus beroo^nenb (SRc
1, 29). Slad^ 3» 1» 35 ff. loar 81. einer ber erften, loek^e infolge bes 3cwpijl^s
bes Zöufers oon biejem 5U 3^fu fi^ loenbeten; bur^ i^n i^ $etrus 3U 3^fu geführt;
bei ber fpöteren galilöif^en 3üngerberufung nmren Petrus unb 9. bie erften, an n)elc^e
bie 9(ufforbemng Z^]\i 3U bauernber unb oertrautefter 9la#)Ige erging (3Rt 4, 18 ff.; 60
3Rc 1, 16 ff.). 9li^t mit Unred^t ffl^ 9. bei ben (Briden bas aussei^nenbe $ra«
bilat TtQiDxdxXrftog. 60 finben fi^ Denn au(^ in ber eoang. Uberliefemn^ beftimmte
Slnbeutungen, bah — näd^ft ißetrus, 3öIobus unb 3o^nnes — 81. mit ^^ilippus eine
^eroonagenbere Stellung unter ben3ii>9If einnahm (ogI.einerfeitsaRc3, 18: 8l(&l,13,
onbererfeits aRc 13, 3; 3o 6, 8; 12, 22); boA tritt er in ber Slpoftelgef^id^te ebenf0 66c
3uräd u)ie faft alle einseinen ous bem SlpofteOoUegium. Unter ben aujerbiblifmen Über«
liefemngen oerbienen am meiften Seac^tung bie in grorm einer (Encqilib ber ^resb^ter
unb Diatonen ber (Semeinben 8l<^ias oor^anbenen acta Andreae (Tischendorf, acta
«cal^^OtncDriopabie fttr Xl^eoloflie unb INr^t. 3. «. I. 33
514 ftaiitta», Ktioftd Üiikmi» )i9ii OESfam
app. apocr. 1851, p. 105 ff.; £ip|tus, Die opolr. apoftelgef^i^ten, Sb I, 1883,
6. 543 ff.), toel^e \iäf oor ben übrigen q)oirqp^tf^en SlpoftelQiten bun^ telotio fti^
Seseugun^ ausj|ei^nen (ogl. Tischendorf, 1. c. proleg. p. XL sqq.) ; fl^nen jufolae
mirfte er tn (Srie^enlono. Daaegen noc^ Euseb. h. e. III, 1 foll er 6q^ten cSs
ß 9(rbett$|elb erhalten ^aben, xDes^alb i^n bte IRuffen als t^n Slpoftel oere^eiu Seht
3Rart9num, bos er burdb ben ^rolonful ^eos Qon Sl^aja 3u ^otrö unb yaiax an einer
crux decassata ^x, „mbreosbeuj") gefunben ^aben [oII (Fabricius, codex apocr.
p. 456 sqq.), n)irb auf ben 30. Sloo. gelegt. Lic. ft, 6cl|mibt.
^nitta» Don Cöfarea. — 9(udgaben. guerft erfc^ien bie lateimf(j^ Überfeltmg
10 bed Sefuiten $eltanud 15b4. ^en griet^ifd^en Xt^t Deröffentllc^te tn gebtegener ^ife mit
bev lateinifdften Überfe^ung g. @^lburg 1596. — ^iefe Arbeit übernahmen (S^ontmeQinud unb
^oreUud in t^re ^tudgaben bed (S^r^foftomud. 3ule(t brucfte ben Sejrt unb bie ^ottn
@^Iburgg ah MSG 106. S3b ©.199—485. — 3u ben ^anbftftrtftcn Migne a. a. O. 6.202;
g. 3)eli6f^, ^onbftftrlftlic^e fjunbc n, 29—44; Gr^ry ProleeomenA ad Tisch. VIII
15 1159 f. — äur Xcjtfritl! 5)eli^f{ö a. a. O. II @. 45 f. ; Ch. F. MatSiaei Apocalypais graece
et lat. 1785 praefatio; Bengel Apparatos criticas in ^%., 2. ^. 8. 490 f.; Über tuettere
@4riften, bie unter bem 9^amen bed ^Tnbread ge^en, \>%l, Migne 204;- $BeIte im Sfreiburger
mrc^enlejfifon, l.»b 1882 €.830; ^idfon im DchB 1. SBb S. 154f.; 9tettig in bm2:tStil
1831 @. 743 f.; Surfe dinleitungjn bie Offenbarung 3oMnl8 2. «u«a 558 f, 646 f.; 3-
20 (^. dtofenmüUer Hist. interpr. NT. IV 223 f. ; SR. Simon, Hist. crit. des princ. comm. du
NT. («Rotterbam 1693) 465 f.; Sabridu» BibL graeca Vn, 791, ed. Haries« 6. 696.
3InbreQ$ mar 9RetropoIit oon (E&hreo in Aoppaboden (Arethas )u ^ 8, 6;
Migne 615: 'AvSgeag 6 117^ xar' ifA Kaiaagetag — meiner Stobt im Utäerfmiebe
non anberen gleichnamigen — ä^lcog rhv kpoQeiav iaxc&v). 9Rit Snbreas oon Jtreta
26 oenoe^felt i^n eine oon SRontfaucon (Diarium Italicum 6. 221) bef^riebene ^nb>
f^rift. Seine Slütejeit mirbjioif^en bem 5. unb 9. ^ol^^nbert angefe^t. 3^nfaIIs
fallt fie nac^ ben per|ijd^n (EQriftenoerfoIgungen unb oen jt&nqrfen 3ioif(!^n Slrianem
unb Qrt^oboxen in „9leurom"; benn btefe geboren ber (&ef^i(qte an (pu 9pl 17, 6.
7; Migne 378). 3lnbererfeits bejie^t er bie äBeisjogung oon C5og unb SRogoQ auf
30 [l9t^i|c^e 93oIfer im öu^erften 9lorben, äneg xaXov/iey Obwotd. „Diefe finb mte mir
[e^en, 5a^Ireic^er unb megerifc^er als jebes irbifAe 3itW* (}u91pl 20, 7. 8; Migne
416). Se^te biefe 9loti5 bie no^ unaebro^ne ^unnen^errMiaft ooraus, fo rofirbe ber
itommentar bes 3(nbrea5, in bem fie fic^ finbet, um bie URitte bes 5. 3a^r§unbert5
abgefaßt fein. Stber bie parallele im Jlretl^asfommentar (Migne 756) bemeift, bafe
35 m Övvyixd ein Sammelname für barborif^e 3noaJionsoöIIer ift, roes^Ib aud^ bie
(Soten in Slflen, bie &aupdXoi, ror^oygäixoi fo besetc^net roerben (äjicQ xoivco luvco
xaXovßiev Övvyixd). Daber geben ben einsiaen fieberen Slnbalt für bie Seftimmung bes
3eitpun!ts, oor bem Slnoreas ni^t gelebt Qoben lann, ferne Cbemä^rsmänner. unter
biefen ift ber |fingfte ber fojenannte Dionysius Areopagita, beffen Schriften 3uerft im
4o3Q^te 533 fi^er enoä^nt fmb (ju Slpl 10, 3 ; Migne 306: xard xijv ra5 fiaxagio)
Aiovvoiq) dtcogiofievrjv dyyeXixijv evra^iav). 3Sor ber IRitte bes 6. o^^^^^^nberts
ffai alfo Slnbreos nic^t gef^rieben. 9Bie lange er aber oor feinem 9la^foIger $lret^
gelebt f)aif ber am Slnfang bes 10. 3^i^^unbcrts (Erjbifd^of oon Eäfarea u)ar, loftt fi^
nic^t genauer beftimmen.
45 älnbreos f)ai einen Aommentar 5ur Slpofal^pfe oerfagt, ber für bie (Sef(^i(^te ber
Sc^riftauslegung n)i(^tig ift. (Er ge^t aus oon ber Slneriennung ber Slaubmürbigleit
bes Sud^s, Das eben um bes ä^tomazov ©illen infpiriert fei. Sluf eine Untcrfu(^ung
biefes Slnfpruc^s einsuge^n le^nt er ab, inbem er als (Semä^rsmänner bafür in ber
SSonebe (Sreaor oon Stajianj, ilqrill oon Sllesanbrien unb „oon alteren" ^ßapias, 3re^
Gonöus, aRet^obius unb ^ippolqtus anführt. !Diefe Slusmo^l fallt auf, namentli^ bas
Übergeben bes Origenes, ber aud^ bie Slbfic^t^otte, einen Aommentar 5ur Slpofalqpfe
m f^reibcn (ed. fiomma^fi IV, 307). I)a SDlet^obius, biefcr entfc^iebene ©egner bes
Drigtnes, ein beoorsugter (Den)a9rsmann bes SInbreas ift, |o erll&rt fi^ bas ^Mtn
jeber Sesie^ung auf ben proben SHexanbriner mofjll aus bem SBieberaufleben ber vxu
55 geniftif^en Streitigfeiten tm 6. Soj^r^unbert. 3«bcnfalls ^ält Slnbreas bie JJrage nac^
ber Äanonicitot ber Offenbarung für erlebigt. Slu^er ben genannten 3^U3^n, oon benen
er ^apias einmal (5U 12, 7), am ^ufigften SRet^obius unb 3renäus im Aommentar
(itiert, benu^t er ben (Epip^ius, ben 93afilius, ben (Eufebius, ben Dionqfius Slreopagtta
ben 3u|tinus. Sieben bem3renaus nennt er einmal ben^lntipoter (SRettigS.737) unb
Go„anbere ^eilige" (3U Slpf 20, 11), er erinnert an Off enbarungen bes „gottli^en" an-
M5
tmias, o^ fmSlm er tes Sunrim bcs fhripts i|i 2, t$K 9v «ntarik !&«f
Ikfena^oi htpdß er m MtoL Si Hprihro» db thhiMlii n^ «■ 8hn«
Viapts crinot er §ekyimii| te nkntea Sites ifä IS, 14), Me llyriqrcik ke<
xSlßt er «4 (pi 2l»h 8m «i^tttr^di*« e^riHKelin inisfi er cinHd tai ><
fe|ri|Ks. rk JwnKmnf ^^ippiil^lMs {v SpAlvpfe n^ ja £«nd ku « mN j^
geleftH, neOei^ m^ bcüea S^i^ mi fbitUlrilL flOgevrai yliiMhi Jbuitiiii Sl
bie naodAatm^ ix röVr drrooroimr (]■ 3, 3) tte Me cLmm^Aoc» ^tVMDr.iAni ipi
21,25:22,14).
aber (ene Vbfi^i uA JTOrtlrtf gieh er m Wr flBibMiy|rt<rin «i SKiAari».
ben Sobcr nk bcn^eaen atUmirifa (wümoro^xK), 9{cAmpW1 fE^ jel« ii' :;
fpirieik e^rift e«t^ tid| Me SptUgpfe «c|^ii$le. Znpobsie ««b «M^mie. Tie
kpm tele m i|r m «elftes ^coor m A fg^eie C^WJIqS- Ocr Wr S»k«rr
^ Me Sreiqtii |h beizte i. 6c(t ^ßtt Me Cffeahuug Qk^dk y§fbfi, mm ne
menf^^Ikl^ 34'^1I8^I'^ axiBlä^eni (Ar&gitKtior uäiixfr vor Juivcir «TTOi arnM"* -
Aoiörot* ntMfvu^vag ~' f^ ^' ^)- 3« $ 9 beme«^ SiHMtflMbcft nib Sekenii' u
msiofles n^ gleid^Mä^ig |h fce^nbdi. X)ts ficfi^MWidbe huui wit beftonden
T^atttt|fii Megt mnb «4 Snmb feafdl» gäcilct serbeiL 4Bas ia 9iii^ geoifeii'
bort fei, noi^ iadi ds Stätfd «acfieit seriM. SOcmeoe cAcr Sne Me Ciflaniiis
bies enei^H, bi^ fie 2ioft gebe bsnd^ Sifbeiieii ber fSeigfinglttUeit oDcr iibSd^ii
VkOj/t ttHb e^nft^t m^ ber ^enli^it ber 3alnift cnmie. Ste hOfih bobei b» m
Kr^ßt^ Xngeaeffeiie im 9ige (ogL i. S. {h 20, 7: Sn uer ovür rorrtor (j ixxhj-
oia öi&oaoi, jiegaror ion jJy&w). 6« fi^ Sibcetf IK ber CriBnng ber Ae«
)Mfit bie göitfi^ TS^MSPyii^ fir Me Scnleflnm ber Uvioeifolgefd^iible, h» doh
ba aus fir bie 3ulu^ Mr ftm^ uitb ber 9Beb mufMIuft 3^ geoinneit X^r mn
C&ott gekttete SBeUIauf bis auf ftonftantin liegt im Sfa^te ber CfTenbarung Hot oor »
9ugen (jH S|i0JL 17, 9). 9Bas haa^ bmmt, Uif|t pd^ ous ber Cifenbanng nQ(b
feinem gef^ii^iii^ii S^baif unb feinem eigeiiflkbeii (Se^ nur Mrmvteit
%^ bie StmelerllSnina bmqei^et M etnerfeits Mn^ bos 9tino»ii um bos
c^Ii^e Serfläiibms berlBef^iäte uiib bos ^nteieffe am Z^otlfS^iAeii (i.l8. bie weit*
ooUe Semetfunp über bie Suqionen ju 6, 14), anbteifetts buitQ iwnUWige 3elbf! »
bef(^aitfung bet ben Deutungen ber prop^difc^ 3utftnftsMlber. So bemeift er }u
ber oon (Efrip^ius fibemontmenen Deutung ber gruitbamentfteine bes neuen 3^nif<^*
lems (ju 21, 20): Ttoog yvjaraaictv toic im^yrdrot^ai lot^ oMyuaotr, tiJc oAtf^
t^elos xcnatnora-^ößieroi, rij^ äxgißetas lyr€oajH€vvjg /iwvfp rril ditoitnXvuHMnt. Dem
entfpru^ bie Deutung ber mpfti^n 3^^ ^ ^^i ^^i ^^ ^' fomo^l ^^IreidK ^
(Eigennamen mie au^ 9|ipenatn>e im Su^ftobemDeit fibereiidommen, nocb $tppoIi)tus
AoTurog, fonft AafjuteTTjg, SenebfltttS, xaxog öönvog, jtaXmßdoMaroi, dxi/t^c&s ßka^
ßeoos, Aßiyög ädoeog. ftbtx betreffs ber jnioerIS(|tgen Deutung gilt: i X9^^^ «<'v<^-
xfUrwei xai ^ ndga joig vfjqxwatv. n*^l^ aSttikbe (5nabe ^t fixifl aeoollt, bah
ber 9came bes Serftörers in bem göttlid^n SuqK auraejei^net merbe.*' Uber^upt ift «o
Slnbreas geneigjt, feber ^iliaftifAen Deutung ju miberftreben. (Er le^nt es bes^lb ab,
bas taufenbid^e SRei^ eigentlich nad^ feinem 3<^^I^»^ 3^ faffen, es beute oielmc^r
auf bie 3^it ber Serfünbtgung unb ber ^errf^aft bes (Eoangeliums bis jur ^anifte
(3U «p! 20, 1—4. 7).
9ber bie Sorausfel|ung, bag bie Spobimfe als (Sanjes uneingefc^rfinft als beut* «&
bare (En^fillung ber georbneten gottli^en 9BeItegierung an^ufe^en jei, beftimmt tro^
aller ^müdf^omni im einjelnen bie (Befamt^Itung ber Susleaun^. Die 3<t^kn bergen
ba^r mqftif^ Ser^Itnisbeftimmungen. 9Rtt KilaR^t barauf tetit tlnbreas bas Su(^
in 24 loyot unb 72 xeqxiXcua, bie Iel|tem oerfie^t er mit la^emöjsen Öberj^riften.
Slnlag 5u biefer (Einteilung. biemo^I bie erfte ift, geben bie 24 ^Heften. Die 12 (stamme »>
^u Je 12000 Sitebern ftellen bie gleic^mertige ^c^t ber apoftolif^en 9Irbeit bar (ju
3lpf 7, 8). 3n ben Deutungen ber Siebensa^I (5U 9lpf 7, 1. 11 u. ö.), ber Steine
{ibpi 21, 19 f.), in ber Öberfe^ng ber ^atriar^ennamen (lovdag' ^fo//oA()w/mc. /*<>r-
ßj/ti- SgäoEMg vlog. Fad' Ttetpaajuog u. f. ro.'ju 7, 4—8), bie ber exegetif^n Über»
lieferung entfpric^t , in ber degiebuna bes (tpalblibanon auf bie betben 9laturen ^
Q^fti ober auf bie ^,^nenbe 93erfünbtguna'' unb bie ^eibenbcre^rung (ju 1, 15) be*
^^S^ fi^ ^kiqermeife ber 3^0 }u ^rmlofer Sinbeutung tieferen Sinns in ben SBort*
laut. Sr gtebt bem Sangen Jetn Sepröge.
3n ber SMI^^ ^^ (Srllörungen oerfä^rt Slnbreas Dormiegenb glo{fatorif(^, aber
bur^fe^t fie au^ gelegentli^ mit erbauli^en 3ut^kn (3. S. ju 20, 2). 9Bo es i^m ^
33*
516 Sttbread tiott Cifdrca Stttetad Hon ftreta
erforberIi(^ f(^eint, {teilt er obtoeit^enbe 9Reinungen ober oerfAiebene 9RogIi^ietten neben
einanber (3. 9). 3U 12, 1. 17. 6) unb fiberlo^ bem fie|^ ote SBo^I. au^ fpric^ er es
iDobl gerobesu aus, bag eine bur^f^Iagenbe (Erfiorung nid^t 3U eneU^n fei (p 7^ 8:
ovöheQov djiaQddexrov). 9Iber catenenortig ift bo: Aommentar nid^t. !Dte Sttote
6 nehmen einen oer^öltnismögio fleinen 9{aum in Snffnru^. !Die biblif(qen Finb meift
mit Eingabe ber Quellen gegeben (3.9). 3U 20, 4: xa'&m (prjaiv 6 Aaßld $| 21, 4. 5
— TieQi (Lv (prjoiv *Haaiag — 26, 14 — 3U 20, 7: ro iv rölg äoßiaaiv dan-
^Jrov — Cant. 8, 11), bie patriftif^en [eltener (3. ». 3U 12, 7 ^optoß, 3U 6, 14:
öjg qmoiv Elgriväiog iv xc^ jiejLunq) kovco xov iklyvov rfjg ipevdwvvuov yvoHjefüg
10 ijii >le^£a;g) uno n)o|l nur bann, vomn Slnbreos niqi naA bem (Seböc^tnis, fonbem
nad) Cinfi^tno^me [ie ^eran3ie^t. £ebenbig n)irb bos (9an3e bur^ bie oft über«
raf^enbe ^eran3ie^ung biblifAer parallelen (3. 9). 3U 12, 3). (Ea^egettf^e Sbleitunaen
unb Sluseinanberfe^ungen fehlen. 3)ie (Erllärungen finb oft ffiqer ab ber 2ext, ber
bem Jlommentar bas zRüdgrat giebt.
15 (Eben bur^ bie Slufno^me bes Xeades belommt berfelbe eine meitere 9)ebeutung.
9)engel ^t bies 3uerft eriannt unb ausgenu|i 9Ratt^ei, ber bie Unterfuc^ung fortfe^te,
mac^t barauf aufmerifam, bag ni^t feiten (Stoffen bes Snbreas in ben Xest oon^onb«
fc^riften übergegangen finb. gf. X>eli^f4 ^^int noc^ n)eiter geben 3U lönnen unb bie
!äatfa^e, bag Die Xextflberlieferuna oer Slpolal^pfe in ben ÜHinusteln befonbers m*
2ofi^er ift, auf bie (Eimoirfung ber ^mmentare bes Snbreas unb bes Sret^ mM'
führen ^u lonnen. Die Slrbeit für oolle Sluf^ellung biefer Probleme ift no^ 3U leiften.
Sorbebtngung ift eine 3uoerIäf[ige bitif^e Slusgabe beiber jlommentare, bie bis^r fe^It.
Die iteerfe^ung bes Slnbreaslommentors oon ^eltanus ift me^ eine ^arapbrofe.
0. feindet.
25 9lnbreai^, (Ersbif^of oonjlrain. — $eter 9{umagen, GestaArchiepisoopiCrav-
nensis in J. H. Hottingeri, Hiat eccles. N.T. Saec. XV, p. 403-412; SBurftifen, «o^lcr
e^ronif, S3u(^ VI, Aap. 14; 0(^8, ©efc^lc^tc Don «ofcl, IV, @. 383 ff., 6. 405; 3ac.«urrf*
l^arbt, ^rjb. ^nbread uon ^ain unb ber Ie|te Q^oncil^oerfu^ in SBafel (^t ber ^iftor. (ä^c
feaf*. in «afel, neue golge, 1852).
so Der (Ersbif^of SInbreas oon Arain n)ar bie feltfomfte (Erf^einung unter ben Sor«
löufem ber 9lef ormation ; bod^ t^ut man bem IDtanne 3uoieI (E^re on, menn man i^n
3u oiejen Vorläufern 30^11 !SBon feiner friibem (Sefäi^te ift ni^t oiel belannt. Cr
nmr etn Slaoonier oon (Geburt unb Domtnilanermondj. Der (Sunft jtatjer Sriebri^s III.
mo^te er es oerbanlen, bag er auf ben er3bif^5fli^en 6tu^I bes Aramerlanbes, bejfen
35 9{eftben3 £aiba^ (Aemona) voax, erhoben ourbe. (Er nannte fii^ auA 5tarbinal mit
bem mittel San Sifto. Diefer ^rölot lam oorgebli^ als laiferlid^er Slbgeorbneter im
gfebruar 1482 über bie 9npen nadb ber (Sifvom unb trug fid^ mit bem (ßebanlen, in
Safel n)ieberum ein allgemeines Aon3iI ber (E^riften^eit 3U oerfammeln. (Er melbete
i(^, mit (Empfehlungsbriefen oon 93em, bei bem State oon 93afel, unb na^bem er eine
40 feierlt^e 9td)e im äJlünfter gehalten, n)orin er bereits feinem llnn)inen über ben $apft
Biitus IV. fiuft ma^te, f^hig er ben 21. 3uli besfelben Zaffxts an ben Äir^türen
bes ajlünfters eine 9lppeIIation (3noeItioe) gepen ben $apft an, bie mit einer Sluf^
forberung 3um Äon3iI enbete. (Er würbe enbli^ auf Slnbringen bes ^apftes, ber ben
Sann über i^n ausfpra^, unb bes Aaifers na^ langem $er^anblungen, n)obet bas
45 3nterbilt über 9)afel ergtng, bur^ bie Obri^Ieit gefangen gefeM unb ftarb ben 13. 9lo^
oember 1484 im bortioen Stabtgeföngnis, tnbem er nad^ aller äßa^rf^einli^ieit fic^
felbft er^entte. Sein xob n)urbe längere l^tit oerbeimli^t. Der fiei^nam bes (Be^
^enlten mürbe in ein ($ag geftedt unb in ben IR^ein gen)orfen. (Ein aufgenagelter
3ettel erhielt bas über i^n ergangene Urteil. Sein eigener (ße^eimf^reiber $eter 9lu^
oomagen oon Xrier ^telt i^n für oerrüdt (cerebro laesus). ^agetibac^ t*
Slnbread oon Äreta. ^TuSgaben: F. Combefiaius, Par. 1644; Auctar. nov. Par.
1648 ; GaUandi, Bibl. Patr. 13, 92—185 ; MSG 97, 789 (805) - 1444 ; Anthologia graeca
etc. edd. W. Christ et M. Paranikas, 1871, 147—161 (ber erfte 3:eil beS großen Üanonö
unb Äanon auf $etri ^ettcnfeicr [ob ec^t?]). naifiiaxf) ßißhoOfiHfjy m^m 1890, 430 f.
65 (Fragment einer ^omilie); A. Papadopulos-Kerameus, drd),EXTn y.iX. 1, 1891, 1—14;
a. ^Sal^em, ^Inbatftt^bu* ber Ort^ob.-^at^. Äirc^e b. aWorgcnlanbeö, ©erl. 1895, 17G— 277
(ber große Äanon beutfc^ u. flauif^. 2lud) feparat). -- SSgl. grabriduS-^arlcö, Bibl. gr. 11,
62—64. 68—75 (= MSG 791— 804) ; @^röd^, t<äJ. 20, 135; Analecta sacra etc. ed.J.B.
Pitra 1, 1876, 626 sq. (fiicber auf«.); 3- ^' 3acobi, 3ur ©efc^. b. griec^. ^rc^enliebc« in
9nbrefii» Hott fireta Slttkreiid Hott Sttttb 517
;^Ä(iJ r», 1881 82, 208 f., 223 f.; ^. ftrumbatftcv, (»cfd^. b. b^j. ßitt., 1893, 319 f. ; 3-&auft*
Icitcv in 3ft® 14, 1892—94, 73—76; D. »orbcnl^toer, ^ottoloaic, 1895, 527 f.
Slnbreos, geboren 5U Damasfus, 9R5n^ ju 3^<d^nt (D<Äier in S^noxorien unb
Öanbf Artften aui^ 'leQoooXvjLuzrfg genannt) unb Sefretfir bes HJatriori^en ÜScobor, in
bejfen tluftraa er 680 an ber 6. allgemeinen 69nobe ni R^. teilna^m^ wat fpoter ffirj« 5
bifd^of oon Areta, in wüAn etellung et balb no^ ^[usbrud^ ber Stlberftreitigfeiten,
etoa 720, aeftorben ift. Ws eifriger Serteibiger ber SUberoer^rung ^at er [eine
bur^ Seitmetfe oertretenen aRonotQeletismus onrfl^ige IRe^tglaubigleit m re^ilhteren
oermo^t unb mirb als geiliger ber grie^ij^n JliriQe am 7. 3uli oere^rt. 91. nimmt
unter ben grie^i|d^en Air^nliebbi^tem einen ^onogenben $IaM etn als (Erftnber lo
ber aus 9, roieber oerttiebentli^ geteilten, Ob^n äufammengefe^ten fog. xavoveg. Unter
biefcn (Befangen ragt oer grofee Sufelanon (6 ^yag xav(ov) in 250 Strophen ^eroor,
ber no^ jeht an ben erften oier Sofien ber großen (Jroltenjeit bei bem fltoj&en 9lpo«
bipnon geteilt, am Donnerstag oor $almarum beim ^orgengottesbienft ooUftanbia ge^
fungen roirb (SKal^eu) XLI, oaL 115). Irofe [einer ermfibenben »reite entölt Diejer is
Äanon „Seile oon [o unmittelbarem Äusbrua bes S^merjes unb ber fiiebe sum (Er*
lö[er, baft fie, abgefe^en oom Sersmag, unter bie beften jltr^nlieber ber eoangelif^en
Atr^e etngereil^t n)erben lonnten'' (^acobi). Sluger itanones unb 3biomeIa ^at 9L
eine grogere Slnja^I fiberlanger gomuien ^tnterIo|fen. 93on biefen finb 21 bei Migne
gebrudt, barunter 4 in nativitatem B. Mariae, 1 in annuntiationem B. Mariae, ^^
3 in dormitionem S. Mariae, bie für bie (gef^i^te ber 9Rarienoete^rung oon 9)e<
beutung finb. (Eine 9{ebe auf 3^^us, ben SIpoftel unb (&ottesbruber, oeröffentli^e
$apabopuIos*Aerameus (f. baju gaugletter). jltfiget.
«nbrctt«, QErsbiJ^of oon fiunb, 1201—1223. — Cueücn: ?.®.3Rüncr, Vita
Andreae Simonis, Arcniepiscopi Lundensis, (Hauniae 1830); Fr. Hammerich, En Sko- 25
lafitiker og en Bibeltheolog fra Norden (Äopcn|ogcn 1865) ; 3R. (£1. ©crf, Praefatio jU bcffcn
^ludgabe Don Hexaemeron (Hauniae 1892).
Slnbers 6une[9n (Slnbreas Sunonis) ftammte aus bem (SeJ^Ied^t goibe, bas
Dönemerf soblrei^e ^eroorragenbe Staatsmänner, ilrieger unb Air^enfiixften ge|(^en(t
\^. Sein 93ater Sune (Ebbefbn, Setter oon 3lbfaIon, n)o^nte auf bem Sanbgut Anar« ao
ttorp, 2v, ÜKeilen norbroefüid^ oon Äopen^gen, unb toar einer ber bebeutenbften
Proben Seelanbs. Die merbofirbige füngft reftaurierte Steinfiri^e oon Sfemebe, eine
SiunDiir^e, bie mö) ber SoIIsmeinung einer Sif^ofsmiU|e S^neln foll, n)arb oon i^m
aufgeführt (ogl. barüber 3- 9J- fiöffler, Udsigt over Danmarks Kirkebygninger,
Äopen^agen 1883, S. 249 ff.). 35
Slnbers n)urbe um bas 3<4t 1160 geboren. Ss n)ar ein frommes unb ftilles
Äinb, bas frü^seitig fiuft j|um fiefen oerriet. Den erften Untem^t erhielt er roal^r*
l^einli^ enttoeber in ber Domf^ule in 9losiiIbe ober bei b^n Aononilem im Stift
(Ebel^olt, beffen 9lbt bamals ber berühmte 9BiI^eIm oon ber St. ®eneoi^oe in ^aris
xoax (|. S. 121,51), au4 befugte er oielleic^ bie Dom{($uIe in £unb. Ums 3^^4o
1182 fam er na^ ^aris, um [eine Stubien m blefer angelesenen Stätte ber (Belehr-
[amleit fortsufej^en. Son bort aus mad^te er 9{etfen no^ Stalten (Bologna?) unb
QEnglanb „percipiendae litteranim disciplinae colligendaeque earum copiae gra-
tia (Saxo's Praefatio). JRad^ ^aris jurüdgele^rt, trat er hine 3^^* ob fie^rer in
einer oon ben Alofterf^ulen biefer Stabt auf, n)aSr[(Se{nIi^ in St (geneoi^oe. 40
9lls 3lnbers Sunefon um bas 3^t 1190 na^ bem Saterlanbe jurfidBe^rte, martete
feiner bort banf feiner ^o^en (Seburt unb feiner grünbli^en aJilbung eine glönsenbe
3u!unft. (Er erhielt ju MosKIbe, u)0 fein älterer »ruber ^eter SunefSn (^etrus Su«
nonis) im 3. 1191 »ifd^of rourbe (f. S. 123,6), bie Stelle bes Dompropftes. 3u-
glcid^ würbe er Äansler beim ftSnia Änut (VI.), So^n SBalbemars, unb unter i^mso
tam biefe 9Bfirbe, na^ bem 3^ugnif)e Saxos, ju größerem Snfe^n, benn je oor^er.
3m 3. 1194 rourbe bem neuen Äanjler jufammen mit bem WA SBil^elm berSluftrag,
mi) Kom 5U sieben, um 3ngeborg, ber S^roefter bes ftSnigs Änut, Me^t gegenüber
i^rem treulofen (Satten ^^ilipp (II.) Sluguft oon Qrtanlrei^ 3u oerf^affen ($. Daoib^
fo^n : ^^ilipp II. »uguH oon granfceic^i unb 3naeborg, Stuttgart 1888). Die (6e» 55
fanbten oer^nbelten 5uer|t mit (Eoelejtin III. in 3(om, begaben M bann na^ ^aris,
mußten aber im 3- 1196 unoerri^teter Sa^e ^imle^en. $^ilipp Suguft f(^idtte
feine (Sema^Iin ins Alofter unb nal^m fi^ Slgnes oon SDßeran 5ur gfrau.
SRa^ Slbfalons Xob (1201) n)urbe Snbers SunefSn (Eisbif^of oon £unb. SIs
foI(^er n)ar er juglei^ ^rimas oon S^toeben unb n)urbe fpäter päpftli^er fiegat, in eo
518 SnkrMd Hon Sttttb fbn^üthnwAtn
melier Cigenf^oft er ben ^tersf^nnta einfornmelte unb für ben lieabli^tigten ftreuj*
3ug tDtrfte. (Er mar ein milber unb fnebliebenber SRann oon ehnDfirbigem unb ge*
oinnenbem Slusfe^en ; er nxir 3 (Eden boA. fein CMi^t umr brett. bos 5tinn ^roor«
fpringenb, bie Augenbrauen jtorf. ®IeUb VDfalon loirtte er ffir (Efnfö^ng ber 3^^^",
5 unb lilbf^affun^ oes Aonfumnots ber Srirfter. (Er umr ein berebter ^räiger uno un<
oerbroffener SJifttotor, ebenfo beftrebt. bie StttliAteit in feinem 6|n:engel 3U fiebern, als
t^atig für bie Slusbreitung ber Aunlfirung. 91$ es oerloutete, bog auf bem 9RarIt
5U Slanör falf^e ^Reliquien oerlouft iDurben, oeAot er biefen ^onbel.
(Er wo^ntt umMc^einlit^ auA bem großen fiaieronlonsH 1215 bei, tro^bem »ir
10 feine Anu^efen^ett ni^t enod^nt ftnben. 3m 3« l^^^ MenSe er eins [einer ^Sufer
tn fiunb b^n Domtntlanem, bie bomit feften ^% im 9corben fo^en - uno 1224 ^e
er bie grteube eine SuIIe (oom 21. S^nuar) ju oeri&nben, bie ben iSH äBil^elm oon
(Ebel^olt ^ilig fprac^.
DSnemarl ^tte fernerhin fein itreusjugsfelb on ber Oftfee, unb Vnbers Sunefon
15 folgte au^ als üreusjugs^Ib ben 3u6ffaq)fen 9DbfaIons. 3m 3- 1206 untem^en oie
Danen einen 3^9 <^<(4 ^f^I ; ^^ moers 6un^on auf ber $eimfa^ na^ 9(iga lam,
^ielt er bort t^eologif^ Sorlefungen ffir ^efter. Seine Sortr&ge lourben mit $reuben
gebort ; ber Sruber bes Sif^ofs Slbert oon 9liaa, ber bie Airqe in 9liga mä^renb ber
^n)e?en^it feines Srubers oenoaltete, ^e ober oenta 9leimtna fii^ bem ^abifAof
20 oon £unb unterjuorbnen. Do^ oon ben 9{uffen unb SftQen bäroqt, mugte Albert im
3. 1218 als ^ilfefuAenber ft^ na^ Dfinemorl begeben (f. 6. 299, 8) unb ber ffir
(Eft^Ianb gemeinte Sif^of mugte oerfpred^n fiA bem Stu^I oon fiunb ju untenoar^en.
9cun unternahm SBaloemar ber Sieger im ^cüqu 1219 ben berfi^mten 3ug nod^
lanb, an ben ji^ bie Sage oon ber oom ^immel ^efoüenen Danebrogsfd^ne tni
25 3laii) feinem Sieg orbnete Slnbers Sunefon bie ÜrAlt^en 3uft&nbe in ^t^nb. Stön
biefem 3^^ ^^^^ ^^ (Erjbtj^of f^u)er IranI »trfid, er litt am Ausfat). Do^ fagte
er ben (Entf^Iu^ fein Amt nleberjulegen. (Er ffil^e ibn in bem ffir 35Snemari {o un»
glfidli^en ^a^r 1223 ous; in beneloen S^ü, m ber äBoIbemor ber Sieger unb fein
Sobn oom ®rofen ^einrid^ oon Sc^roerin gefangen genommen loutben, gog ber CErj«
30 bif^of fi^ auf bie 3nfel 3o5 in bem Sinnenfee 3o5f9 jurfid Dort ftarb er om
24. 3uni 1228, als ^eiliger gee^ unb im Stuf eines 9Bunber^ters.
Sx oerfagte: 1. »LexScandiae provincialis''. (Es tft bies eine lateinif^ Um«
[(^reibung bes S^ornjc^en C&efe^es („Skaanske Lov") (^ausgegeben juFommen mit
otefem oon $. ®. 3^orfen, ftopen^gen 1853) ; 2) „Hexagmeron'S ein oogmatif^s
35 (geot^t in 8040 93erfen, eingeteilt in 12 Sü^r, 3um erftenmal oollftönbia berous^
gegeben oon $rof. SR. SI. (&erk in Aopenbagen 1892. Dte Ai^it jetgt, bog tlnbers
Sunefon als Dogmotiler ein geneuer S^filer bes ^etrus £ombarbus umr; bo^ be=
merft man au^ (Einfluffe oon Alanus aus £ille unb $ugo oon Si Sidor. Sein
SBerl ift in melrif^er ^infi^t untabel^oft. bo^ ift ber 3n^It nur u)enig originell;
40 3. es n)erben i^m au^ 2 Sequenjen an ote 3ungfrau SRaria jugef^eben (Daniel :
Thes. hymnol. V, 222 u. 674; ogl. (6ert| S. 376 ff.); 4. foll er au^ em 3Ber!
fiber bie Salramente gef^rieben ^en, ein Sufiplement 3U Hexaemeron; bies SBerf
ging jebo^ oerloren. %t* ^llelfeu.
Angariae, (fronen unb Abgaben. Da biefelben an ben Quatembem entri^tet
46 3u merben pflegten, fo nannte man bie le^teren gtonfaften ; au^ ber Stame Angartö
u)urbe auf jie übertragen, f. Du (Eange 1. 9)b S. 249. ^auif.
Aügelitenorben. — BosfiigDolJ, Vita e virtü della conteesa di Guastalla, L Torella,
Milano 1686; ^el^ot, Softer» unb ?Rittcr*D. IV, 15. 16; gc^^r, aWön^dorbcn, IL 37.
Um 1530 fttftete £ubootca (£uife) o. Zorelli, Xot^ter bes reichen Grafen Sti^illes
60 oon (guaftaüa, na^bem fte 3um sroeitenmale SBitme geu)orben umr, einen 3ungfrauen^
orben für üranlenpflege unb Serforgung belehrter grauen. Slls 3u engelreinem äßanbel
Sen^fltcbtete nannten iJ^re (ßenoffinen fic^ ,.9lngeliien'' ; fie trugen grobe C&enmnber
ol^nlt^ oenen ber Domtnilanerinnen, ein ^o^freu3 auf ber Sruft unb einen Strtd um
ben $als, bei mannen aottesbienfUi^n gfeiem au^ eine Domenfrone. Der Orben,
66 an beffen Spi^e bie Stifterin unter bem Aloftemamen ^ßaola SRaria bis 3u i^em
Xobe (29. Oft 1569) u)irfte, erhielt 1534 unter $aul III. popftli^ Seftotigung auf
(5runb ber 9tegel Sluguftins. 3uglei^ ourbe er bem Samabitenorben, beffen Stifter
91. 9R. 3^^<^o f^in^ getftlii^e £eitung mit übernommen ^tte, in ber SBeife unter^
Sttgeitfetturkett üttgelfai^fat ßl9
toorfen, bo^ er bte 3)lif|ton9t^ätigIeit besfelben, [otoeii fie \x^ auf ^autn bejog, er^
gönjen follte. Slnf&ndid^ nii^jur Alaufut r)tTflfltSjittL mürbe er einer fol^n bolb nad^
äRüte bes 16. 3Q^rQts. aus miag ber f^tD&rmerif^n (Ezseffe ber ous feiner SRitte
^erDorgegangenen ,,Srop^etin" $QuIa Hntonietto (f 1555), untertDorfen unb (bur^
daxlo »onomeo) mtt ftrengeren Statuten oerfe^n. — 8ligt ju otttDe(^[eIn mit oie|er 5
9IngeIiIenIongregation, beren $auptfi^ bis ju ibrer SSuflSfung im Seginn unferes
3a$r^. bos oon fi. Zarelli aeftiftete groge SRailönber JUofter blieb, ift ber 93erein
ber (guaftallinen ober 5tIofterpnmen 00m .^AoUegium 0. ®uaftcdla", eine (grünbung
ebcnberfelben frommen SBitme, bie — gicimfalls ber 8luffi(^t ber »omabitenooter unter*
ftellt — fi^ ber (&äie^ung abeliger gräulein (18 an ber 3<^0 in einem eigens baju lo
errid^teten $au[e oor ber $orta IRomana in SRailanb ju miomen ^tte unb (na^ gre^r)
bis in bie neuejte 3^^^ beftanben ^oben foll. BSifter«
9iigelfa<^fen, Sele^rung jum Sbriftentum. — Anglo-Saxon Chroniclo
(91udgQbe Don Ztfoxpt, i^onbon 1861); IBeba, Historia eccleeiastica pentis An^lomm (9(ud«
i^nbe uon ^olber, greib. 1882); ©ilbad, über querulua de calamitate, excidio et con- 15
questu Bi-itanniAe (9lu^abe oon D^ommfen in MG Auct ant 13. ®b 6. 25 ff.) ; bie Briefe
^rcQord b. &x. ; Haddan and Stubbs, Councils and eccledastical documents, 3. 9b, D^f. 1871 ;
Xt)OTpc, Andent Laws and Instituts of England, £onbon 1840; @(!^mib, ^ie ®e{c|e ber
9lngc(fadjjen, 2. «ufl , ßeipv 1858 ; ftemble, 35ie Satfifcn in (Snalanb, überf. uon »ranbcS,
2. 53b, Seipa. 1853; Stubbs, The constitutional history of England, 1. Sßb, 4. Aufl., 20
Dyf.1883, 6. 237 ff.; Oretn, «cf<^. be8 englifd^en »olle«, überf. oon JMrAner, l.»b,©crUn
1889, 8. 19ff. ; Sioppenberg, ®et(!^. Don (Snglanb, Hamburg 1834; ^infelmann, (S^efc^. ber
^ngelfac^fen bid ^um !$:obe i^önig Ulfreb«, »erlin 1884.
6Aon unter ber 9{dmer^errf(l^ Rotten feefa^renbe 6a(^|en bie 6fib« unb Ofttflfte
Sritanntens ^imgefu^t unb fi(^ ba nieberoelaffen. Sie tonnten unge^inbert weiter ein^ 25
bringen, als im 3. 410 bie KSmer i^re fiegtonen jurfid^gen unb bie ^rooinj i^m
S(^uffal überliehen. 5lur auf furje 3eit ^ielt ber fog. §allelu|a|ieg (c. 429) bie fee«
röuberif^en Saofen unb bie oon 9lorben eingebrungenen Ritten uno Sloten 5urfld.
Sebrangt oon allen 6eiten riefen bie Briten ben tomifAen gelbl^rm Sföttus 446 um
§ilfe an, allein oergeblid^. Da nun, erjo^lt bie Saae, Ratten [ie bie iütij^n Reiben« .jo
föntge Sengift unb $orfa ^rübergerufen, unb mit i^rer §ilfe bie giften unb Sloten
über ben ©rcnäujall surüÄjeroorfen (449) ; bamod^ ober ^en bte Reifer fi^ in
9{auber oerfe^rt unb bie Sriten aus Sitrti oertrteben. 9Benn au^ bie fianbung ber
9ngelfa(^{en auf ber 3nfel Xl^net feinesmegs ber Xnfang ber germanif^en (Eroberungen
mar, {0 ift bod^ fi(^r, bag um bie 9Ritte bes fünften 3«^^^^^^^^ ^in furAtbarersa
Aampf jmif(|[en ben Sriten unb (germanen ausbraA, in meinem bie Sriten teius oer»
nietet, teils gegen 9Beften surfiägebrSngt mürben, bte 6^ö;^ngen ber rbmif^en Cioili»
fation 3u(Srunbe gingen, unb fomeit bte Slngelfa^Jen ^enen mürben, faft alle Spuren
bes altbritifd^en (EQriftentums oerfi^manben. 9la$ 150 3a^en bes Aampfes matten
bie (Sermanen ben Often ber 3nfel, 00m girtt of gort^ an fübmSrts, unb oen größten 40
Xeil bes Sflbens im 9)efi^. Dos eroberte £ano uHur in oiele Heine 9lei<^e geteilt,
bie balb felbftftänbig, balb mieber teilmeife oereinigt maren, fo bog man nur mit Uber^
ae^ung ber unbebeutenberen, oon ben mistigeren als einer ^e^^tar^ie reben lann.
9lm Cnbe bes 6. 3<^^i^^unberts maren es ^auptfai^li^ folgenbe Aönigrei^e: Aent, mo
f t(^ neben Saufen befonbers 3flten (biefe auA auf ber 3nfel 9Bigbt unb ber ^eaenfiber^ 45
liegenben Aüfte) niebergelaffen Rotten, mar mte bos filtefte, fo oud} bas ma^ttgfte unter
äbilberrt 568—616, ber feine $enf(^ bis an ben glun §umber ausbe^nte. Un«
bebeutenb baneben mar bas ndrbli^ gelegene Oftfa^fen (Snes), als beffen erfter Aönig
(obmo^l bie SRieberlaffung bort |U ben filteften gehört) Sieba 587 genannt mirb, un»
bebeutenb aud^ bas meftlid anftogenbe Sfibfa^fen (Suffex) oon flua gegrünbet, 477. eo
aSiel mid^tiaer ift aBeft[a<^fen (SBeffex), als beffen Stifter (Eerbic genannt mirb, unb
mo Ceolmuif 597—611 regierte, bas Kei^ ber unbänbtoften unb eroberungsluftigften
Sat^fen. Den gansen üften ber 3nfel nbrbli^ oon (ms ^en bie Sngeln ein*
genommen. Slnftoftenb an (Effex mar bas Wei^ Oftanglten (beffen anfange in bie
3?ömer}eit ^urüdgepen) unter Webmalb 593—617, bann SKercta . erft feit (Enbe bes 55
6. 3ö^t^unberts, meiter nörbli* Deira, etmo 660 gegrünbet, mo Slla bis 588 regierte
unb enbli(^, bis 3um ^itif) of Sfort^ reiäenb, Semina, bas ^ufig mit Deira oer«
einigt mar unb mit jenem ^fammen 9lorraumbrien genannt mürbe. — 9nie biefe ger*
manif^en Stämme maren Sere^rer bes woban, oon bem fie au^ i^en Urfprung ab«
leiteten. Sie ^tten ein oollig ^riftianifiertes £anb erobert ; aber ber bur^ bie langen go
520 Xttgelfai^fett
5lriege erseugte Slational^ag wax 3U gtog, ab bah bte Sitten auäf nur einen Setfu^
gemalt ^iten, t^ gfembe ju belegen. 3)ie etfte i^riKI^e jlitd^ in (Smlavh oar
eine fränfif^e Stiftung, itui} oor 590 ^itatete ASnig Slbilberä oon jlent Sert^, bie
trottet bes frönüfd^en Aönms CE^atibert (Seba I, 25, ogL mtt Greg. Tur. Hist
6 Franc. IV, 26 6. 160). iSx geftanb i^r bobei bie giei^ett bes ^rißli^n Lottes«
bienfts ju; ein franüf^er Sif^of, fiiub^orb, beglettete [ie: et benü^te eme qu$ bei
9l9menett [tammenbe Airline bet (£anteiAur9, bem alten l)orooemum, Sie toa^f^intt^
bur^ t^n bem fronüf^en 9lat{onaI^Uk|en SRartin oon Clonts gen)ei^t tourbe (Seba
I 26 löM [ie urfimlngli^ 3U (E^en zDlattins oon Clonts gebaut fein; bas ift, ba
10 9Rartin tnt 3* ^00 ftarb unb bte 9{9met im % 410 Srttonnien aufgaben, ^rono^
logifd^ unmogli^). I)oi^ tourbe bie Setebrung ber 9ngelfa^fen ni^t oon ber froin^
filmen Atr^e herbeigeführt; fie ift bas SBerl Gregors bes Großen. Slo^ e^ er bie
popftlii^e SBfirbe erhielt, foll er M ffir ben (gebanlen ber Seleqrung begeiftert baben,
als er etnft auf bem römif^en Sllaoenmarlt einige angelfS^fif^ Anaben oon pönem
15 Slntli^ unb erbabenem äBud^s, beten $aut unb longes $au|^aar auf eble ^fainft
beutete, 3um SSerlauf ausgeftellt fa^. £r [oII fofort beim ^apft ^elagius bie Sus«
fenbung oon SRiffionaren na^ (Englanb betrieben, aber nid^ts ausgerii^et ^aben, unb
als er fi^ berett erHSrte, bie 9Riffion felbft 3U unternehmen, foII bas rdmifcbe 93oH, bas
i^m fe^r anfing, i^n nid^t ^en ^ie^en Men (Seba II 1 offenbar Jagen^). SRa^bem
20 er $apft gen)oroen (590), no^m er ben alten $Ian loieber auf. Sein enter (&ebanle
voaXf bur^ Slnpelfa^ien, bie im c^riftli^n (glauben untenoiefen sterben foUten^ auf bie
$eimat ju lotrien: er beauftragte im 3- ^95 ben ^resb^ter (Eanbibus, fernen (ge«
f^oftstrager im franüfAen 9{e{^, angelfS^iAe 3fingHnae }u taufen, um fie in tömifd^n
jlloftem erjte^n ju toffen (Jaff^ 1386 ; biefer Srirf ift oermutlii^ bie SButjel bes
25 oon Seba erjo^Iten ®efd^i^t^ens). 3m nSAften Z(utxt t^ er emen entfd^iebenem
Si^ritt : er fanbte ben ^ropft bes JUofters auf bem OSIius (6. (gregorio), Sugufiinus
mtt etlichen anberen SRon^en nac^ (Englanb. Stls biefe, ertc^redt burc^ bie Säuberungen
oon ber 9to^ett bes n)ilben ^eibenoows, beffen 6)>raAe [ie nic^t o^tanben, in ^n!»
reiA anbtelten unb an ben $apft bie Sttte fteltten, fte biefer mil^tdigen unb gefa|fr«
80 ooUen Senbung ju entheben, gab er ffirem Serlangen ni^t na^, lonoem bejtanb auf
ber Slusfü^rung feines SJIanes. Die Sriefe, bie er im i^uli b. 3- on bie ftatdif^n
rfirften unb Sif^ofe riq^tete (Jaffö 1432—1441), lalfen |eine ®ebanfen erfennen: er
te oerftanbigenoeije bie Slbfi^t, bie frSnüfc^e Jlirc^e jur Xeilna^me an ber ^tbtit
, 6ei3U5ie^n: fränhf^e ^riefter (outen Sluguftin naA (Englanb begletten, bas Slnjeben
85 ber franlifAen grutften follte i^n j^ü^en, bie pnKf^en 9)i[A5fe unb bte fränüfd^en
®rogen [outen i^n unterftü^en. ä^atfa^Ii^ fyd benn auA bie frätdif^e ^ilfe tpt
ni^t gefep (ogl. Jaff6 1491, 1743 ff.^ 1751. 1838 f., 1841 f.). 3m grü^|(d^r 697 lam
bete mguftin mtt ungefobr 40 Segtettem, Darunter Srtanlen, bie b^ angelfö^fifc^n
mS^tig toaren, auf ber f^nfel !I^net unb melbete bem Jlonig äbilberd oon jlent feine
M Slnhiitft. „£r bringe bie gute Sotf^aft, rotlift ben gfoigfamen etoige grteube im
$immel uitb ein 9{et(^ o^ne (Enbe mtt bem n)a^ren unb lebenbigen (Sott oer^eige." ^il^
berd geroö^rte i^m unb feinen Seglettem Slufna^me in (£anterbur9 unb gfrei^ett ber
^ebigt. Unter oem ®efang ber fiitanei: Deprecamur te, domine, in omni miseri-
cordia tua, ut auferatur furor tuus et ira tua a civitate ista et de domo sancta
^ tua, quoniam peccavimus. Alleluia, ein Jtreu5 unb bas gemalte 93ilb bes Ferren
oorantragenb, joaen fie in (£anterbur9 ein. Sie hielten i^re (Sottesbienfte in ber 9Rar^
tinsfttc^e. Sn ber Aontgin Sert^a Rotten fie oon Slnfang an eine fi<^re Stille
(Jaff^ 1825). 9lo4 im 3. 597 folgte ber Übertrttt äbiäerds (Seba I 26), ber fret=
n^ nur ganj Sugerli^ getoejen 5U fein fd^int (ogl. Jaffe 1825). 3mmer^in toor
60 bur^ i^n bie lit^Iid^ Otgantfation ermögli^t. Stfi^of fiiub^b [^eint geftorben ober
na^ (Jrtanltei^ ^urfl^ele^rt 3U fein; benn nt^t er, fonbem Sluguftin tourbe m bie
Spt^e gefteüt: Die Sif4pfsn)ei^ erteitte i^m CEt^erius oon SIrles (9)eba I 27^ ogl.
Jaff6 1518). SRtt bem Übertritt bes ASnigs toar bie Sele^ng oon 5tent entf^teben:
f^on am SBei^na^tsfefte 597 tourben me^r als 10000 SIngeln getauft (Jaff6 1518).
^ Dur^ (6en)altmagregeln bie Slnna^me bes (E^riftentums 3U erjroingen, unterlieg ^il^
berd (f. 9)eba I 26 unb ogl bie entgegengefe^ten Slujforberungen ®reaors Jaffa 1827).
Sr begnügte fi^, bas (&ut ber Airqe utto Cgrer Diener bur^ er^öQtes SBe^rgelb ju
Sü^en (GouncUs III S.42). ®Iei^u)o^I f^rttt bie Sefe^rung bes SJoIies fo ra[^ fort,
6 ©regor im 3- 601 eine vettere organifatorifAe aJlaftregel treffen tonnte : er ernannte
00 Suguftin jum 9RetropoIiten unb gab i^m bie Sefugnts, jroölf ISifd^öfe 5U ernennen.
fteidf^ai 521
■
ferner follte er für f[)ori einen 8i)$of orbiniecen. ber, fofialb bie Sel^no tDeti genug
fortgef^^ritten fei, aRetro{wIÜeniang eisten unb bem ebenfUb iO&9 SSvjfi^ unter*
georbnet loerben [outen, er felbft ]ottte feboA StiguMn unimeoämet bleiben. !Diefem
iDurbe jugleid^ bie Sbtfli^t fiber fSmtli^ brmf^ 8iU9f^ fibertiageii: feine Stellung
nKtr alfo ab bie eines ^ßrimas ber ftir^ bei 3n^ ßAoM. Wkin [o foIBe [ie
nii^t fortbauem: oielme^ foIUen no^ feinem %^ bie ffibfi^ unb bte nSrblic
AirAen)n:ooin3 felbftftfiiüiig neben einanber fte^n, Me 9Retioook ber erfteren fol
£onoon sterben, ben ^^eren 9tang foIQe ftete ber iuerft bnfcbierte SRetropoIit Qoben
(Jaffe 1829).
Gregor betra^tete, tnie man fie^ bie S^IoAt ab geioünnen, unb er ^e in ber lo
Ti^ alle Urfa^ ®ott p bauten, „baft bie (Etmnobnct Sritanniens, bereu Qifta^
bb^ nur ^ibnifAen ufU) badonf^n Ismtäita gebient, nun »im £obe (Bottes bös
^brSif^ $aneluia6 jubelten, baft ber Ocean ber Reiben unb ferne Seeduber, mtlStt
bie prften biefer SBett nif^ mit bem S^^oede Rotten bSnbigen Dunen, nunmd^ burq
bie Sfur^t Gottes mit einfoc^ SBorten feiner bemfitigen Diener ge|S6mi u^orben u
(Moral. XXVII 11, 21 ritiert oon Seba U 1). (Es uwr ein groges SBeri, benn
feinem anberen Solbftomme tmu^ ber !^oh^ bes cbifUid^ (Blaubens mit grSberem
&foIg eingepflan^, ab biefem kmgduiäen »üben £>Ibaum. 8on leinem anberen
SoH mürbe tu oer f)foIg^eit fooiel {tfar bie Sbisbreitung bes (E^riftentums aeleiftet
ab oon ben XnaelfaAien; mit iforerSele^ng mm S^oriftentum ober beginnt elgenäi^ jo
i^re Gefd^i^ : ifir 3ufammemoa9fen 3u einem Soll, m einer juiliüf^ unb lirqli^n
(Ein^it greili^ oauerte es ISnoen ab (Bregor boAte, ob aUe @iftmme fiir bas (Euiften*
tum gewonnen untren. (Ein 3am$unbert ging oarilber (in. fiangfam aber fixeren
Gerätes gingen bie oon9lom gefonbten dauMusboten ooran. (Es UKir babei oon ber
größten Slsi^tigldl bag bas Sd^ngsoed im erfien 3#3^ ^n bem großen ss
jliä^nfflrften in 9fom mit fixerer ^onb unb »eitf^enbem SI» geleitet, bag no^
einem feften $Ian gearbeitet mürbe, unb ba| Gregor bdbei fo (ifli^tmue unb gefügige
SBeriseuge mt ^no b^tte, mie oor allen Sugumn. Diefer, eine bobe lUbtung ge«
bietenbe (Erf^inung, oorfiMo unb &n^i^, in auem Grrän» 9Ud etnQoIenb, mar be«
ftrebt, aUes na^ rbmifäem älcu^ einjuriffiien. S^t SMmmät beftimimte et eine in lo
(Eanterburq gelegene au^jQi^ ^^^9 Vbt tx (& Saloabrlir^ HDei^; ^ an ber
Stabtmauer mürbe bas Abfter 6L veier unb $aul g^nbä, bas inbes ecft fein
9la^oIger ooüenbete. IIb jmeites Sistum in SUni entRanb StoMter, bas ber im
3. 601 oon Gregor nacb (Englanb gejonbte 3ttftus er^iät 8ui( bei ben Oftfa^fen
fanb bas (E^ftentum (Eingang; fiber fie berrfQte 6aberd, Sibilbeids Sleffe ; er gruu' ss
bete im 3- 6M bas Sisbim fionbon; Sif^of imiAe ber mit 3ufbi9 nam (Englanb
?dommene 9lbt SRelittus. 9Qs jtofl^ebnde ehielt et einen e^moligen Dumatempel
Seba II 3, oal. Jaif6 1848).
9B%enb oie Ausbreitung bes (E^fientums in biefer SBeife forif&itL oermod^
bie gregorianif^ SRiffion bie Serbinbung mit ber alten bröifd^n Airme ni^ 3U40
finben. (Es mar oerb&iigniooll, bag Gregor babur^ bie (EiiAeit botte (erfteuen mollen,
oag er bie SRetropolttanreAte tltmuttins fiber bk britifd^ Itir^ erftredte. Denn at*
rabe bur^ feine (ierar^^n SÜtnnrfiAe flieg Suguftin bie Sriten bei ber smemn
Sufammenlunft unter ber SluguJtinttseiQe iurud (8eba II 2).
60 ftanben bie Dinge, als ni^ lange noAeinanbtt Greoor im 3- 604 unb a
Sluguftin ma^rf^inlid^ 605 unb ein 3atae&nt pter Sbilberä^616 häbtn. Vbtx
bie raf^ errungenen (Erfolge liegen fi$ ni^ (obrt behaupten, fibflbercis 6obn (Eab«
balb mar ein ^eibe, au^ bie 65bne Saberds patten an ber natbnalen Sieligion feft'
gebalten: fo trat flberall eine beibnif^ Sledtion ein, 3i#us unb SReDitus oerliegen
(Englanb unb beaaben fid^ na^ f^rantreid^ ; Sbiguftins Stolfober fionrentius f^idte ]\äf m
an, i^nen ju fo^en: oa gelang i^ im bfeten SRoment^ (Eabbalb umjuftimmen; er
blieb, au4 3ttftus bnnte naA 9loqefter mucBe^ren. Dct bUere mürbe 624 Sifd^of
oon (Eanterbur9. Daburd^, bog i^ Sontfotius V. SRetropoliienred^ oerlie| (Jaif6
2006f.), mürbe (Eanterburo, entg^en bem urgirfingli^n $bn Gregors, Si^^^^^ ffib<
lüben Grjbif^ofs. SIber bas polttif^ ubergemi^t itenb mar fqon oor &rilberds »
^b oerloren gegangen, fo bag oon bier aus Me (E^riftionifierung ber flbriaen 9lei<^
ni^t ^beigefourt merben lonnte; niqt einmal bb Sin^fifu^nfl ^ 9Rd!ittus na^
£onbon lieg fim erreiilben.
Die oormiegenbe 9Ra^ erraim na^ unb mSf Slort^umbrbn. Dort (errfAte feit
593 9Q)ilfrib, ein tofiferer, gemalttb&tiger ftriegsmanUi bc|fen S^mert bte SliNwrikn eo
522 «tefielftdifett
auf tangc Mnbigte: er be^nte feine §errf^ bis jum gfortj aus. ?rber er mar ein
^ftiger getnb be« (Qrtftentums. «Cb er bei feinem «imrtff ouf C^er hn 3. 613
bie britif^n ^efter — es roaren jfuineift 9Rdn(^ aus Sanier — abfetts uom §eer
int (gebet um ben Sieg ber SrHen erblutte, rief er ous: 9Benn fie oiber uns 5u
5 ^em (6oit rufen, bann, meiner 2:reu ! ttmpfen fie gegen uns, ou^ loenn fie feine
SBoffen tragen ! er gebot, bie 9Baffen juerft gegen fie ju rieten : ungefö^r 1200 ^rtefter
follen nieberoemai^t «weben fein ; nur Wnfjigen gelang es, m entflie^n. 3nbes thxU
Wb fiel im 3. 617 im Äamj^ geaen (einen »enoanbten ffwoln. Diefer erlangte nun
oie öerrf^aft in 3lort^umbrien unb bie Obergeioalt über SKercia, Oftangeln, Oft« unb
10 äBeftfa^fen. Seine Stellung jur JUr^ mürbe babur^ beftimmt, bag er j^ilberaa,
bie ioÄter ^toilbercts öon Htni, jur ©emo^Iin ^e (»eba II 9, ogl JafK 2008 f.). 3n
i^er Segleitung lam im 3- 626 ber 9Rann naät Xor^umbrien, ber bas Sele^rungs«
loeri bort beginnen follte. (£s umr ^aulinus, ben einftmals Gregor jugleid^ mit Zw^
unb SRellitus als.C5e$i^K Sluguftin gugefanbt ^e. (Er mürbe oon 3ttftus jum
15 Sif(^of gemei^. $Qm>in legte fernem SBirlen feine $inbemiffe in ben 9Beg. (Er felbft
blieb sunfid^ft $eibe. (Erft ols ofe ^Rettung t>or bem oergifteten 3)ol<^ eines 9R3rbers
unb ein na^tli^s ITraumgefU^ fein C&emüt ffir bfe Xnfnal^me ber gottli<^ 9Ba^it
empfSngli^ gemalt, entfdgte er na$ emfter Seratung mit feinen (Ebeln unb ^Ratgebern
in ber ^{eidyfsDerfammluna (9Biteno'(5emot) feierlid^ ben ^ibniMen (6öttem unb be^
20 fonnte fi^ jum Soangdium (12. ^ril 627). T>tx Oberoriefter felbft legte $anb
an bie Xempel unb vlltftre unb oob bas 3^i^n m ibrer Verbrennung. 3)ie
$etersfir(^ in ber alten 9{ömerftabt yoü »uxbe bie boqgefeterte ftat^brafe bes 9lor^
bens, feitbem ^(kntlinus, ber oom ^tofte $onorius im 3a9t 634 bas Pallium empfing
(Jaff^ 2019 f.), biefe Stabt als Stf^o^ enoSbU^atte. «u^ bfe Semo^ner oon
25 fiincoln braute ißaulinus jum (Ibriftentum unb ffl^e ben Sorfteber ber Stabt jur
Xaufe. Der 3^tanb oon SiA^it, (Sere^tigfeit unb Orbnung, oer bie 9legiening
aibmins, bes (ßrflnbers oon (B)inburg (äbminsburg) ausjei^nete unb feinen Flamen
no($ lange im Slnbenfen bes Solles er^lten ^, roor ein gutes 3^ugni$ oon ben SBir-
hingen bes (E^ftentums unb ber meitem Verbreitung b^e^felben man^fad^ f5rberli(^.
90 Der erfte VerfuA, bas (E^ftentum unter ben Oftangeln ju oerbreiten, gefd^^ oon
Äent aus; er mmte aber nur baju, bag Abnig 9{ebualb in bemfelben ^eiliatum einen
ültar für bas liefen ber SReffe unb einen fol^n ffir bie Darbringung ^ibnifd^er Opfer
aufftellfe. itonig Slbmulf (geft. 713) erjä^lte fpäter Seba, er felbft Qabe als Anabe
bie beiben SHtSre neben einanoer gefe^en (II 15). ftonig Säbmin beftimmte 9{ebualbs
85 So^n (Earpioalb jur tHnna^me bes ^rifUi^en (Glaubens, 632. 3®^ mürbe er furj
bama^ oon einent^eiben ermorbet ; aber na^ langem Aampfe gelang es feinem Sruber
Sigberd fi^ bes Xfrones ju bemö^tigen. (Er J^tite als Verbannter in ejfronfreic^ ben
^riftlid^en Glauben angenommen, unb braAte ibn nun bei ben Oftangeln ^ur ^tn-
f(^t. Sein ÜRitorbeiter mar ber burgunbifc^e Sif(^of gfelix, für ben bas Sistum Dun^
40 mid; gegrünbet mürbe.
xro^ biefer Siege bes (E^riftentums fam es no^ einmal ju einer ^etbnif(^en
Slealtion. Das $eibentum ^atte \xd) oome^mli^ in 9Renia behauptet. Der bortige
itbnig ^enba nun oerbanb fid^ im 3. 633 mit (Eabmalla . bem itonig ber Vriten tn
9Bale$, jum Aampf gegen bie Obma^t Sbmins. Sei ^atfielb fam es am 12. Ol=
45 tober 3ur S^la^t: ^mtn fiel im Aampfe. fein $eer mürbe serftreut. Schlimmer als
bie Reiben muteten bie Sriten. Die gfolB^. i^^< ^^^ Vernietung ber nortbumbrif(^n
Äin^e: ^aulinus flo^ mit ber Aönigin ^tlberga na^ Aent; er erhielt bort bas
Sistum Slo^efter. mA bei ben Oftanaeln mürbe oie ^enf^aft bes (E^riftentums^ er^
Mflttert. Mein ber brittf^^^ibnif^e Xriump^ OKir nidft oon langer Dauer. Aönig Hbil^
50 ^b ^e jmei Sö^ne, (Eanfrib unb Osmalo- beibe lebten, fo lange $bmin regierte,
als Verbannte in Si^ottlanb ; bort nahmen fte ben ^riftli^en (glauben an. 9lad9 IXb-
mins 2ob erhielt (Eanfrib ben norbli^en 2eil 9lort^umberlanbs, Vemicia: er trat nun
als $eibe auf, mürbe aber f(^on im 3* ^^ ^on (Eabmalla umgebra^t. (gegen bte
brittf^e (gemalt^rrf^ft er^ob fi(^ nun fein Vruber Osmalb. 9ln ber ^iftenmauer,
55 in ber 3läfft oon ^eat^am, fammelte er ein Heines $eer unb mu^te es mtt 9Rut unb
©ottoertrauen 5U erfüllen; nod) 5u Vebas 3^^ ^at man bas ^obeme Äreuj geseigt,
bas er an bem Sammelpla^ erri^tete, unb oor bem er unb feine Heine Sqar um
Sieg in bem geregten Äampf für bie SRettung i^res Voltes flehten. Der Sieg fehlte
i^nen ni^t: bie Slngelfa^fen nannten bas S^la^tfelb ^immelsfelb; bie SRön^e oon
60 ^ex^am erri^teten fpfiter auf i^m eine Airt^e.
Stigrifafitifett SiigUniiti 523
9lun ^nj(^te Osioalb in 9lott^um6rien ; ber Seftanb bes Ariftli^n (Slaubens
xDor babur^ gerettet SIber OstDoIb rief ni^t ^[kndimis no^ 9on »nfid, fonbem er
organtfierte bte nort^umbriMe Atr^e im SnUIug Qit bie irof^ttqd^ : Jfir ben SAotten*
btfd^of Sltban ourbe auf ber Snfel fiinbidtarne (ffibtt^ t>on SenDid) ein ISif^ofsfi^
ge^rfinbet. 3n berfelben 3^^ t<nn bos (EDriftenium bei ben 9BeftfQi^|en sunt Sieöe. 5
gter roar es ein oon 9{om gefonbter SRiffionar, ber Sifi^of Stnntis, bem bie Se«
ie^rung bes itonigs Cqnigib gelang: er erhielt Dori^fter als Sif^fsfi^ (635).
vm in 9Rercia unb Sflofac^N ^ieit füb immer no6 bos ^eioentum. ilönig
$enbo brfiftete \ii) mit bem 9{u^, ber unerfi^ütterlid^fte Sln^Snger ber olien nationalen
9{eIigion 5U [ein ; er oera^ete bie C^ri^n, ^bie bem Sott, an ben fie glaubten, ju lu
ge^o^en oerfSumten" (9)eba III 21). 3m 3. 642 geriet er mit Osnxxlb in 6treit:
bie (£ori|ten n)urben am 5. 9Ittguft auf bem SRaJerfelb gef^Iagen; Ostoalb fiel im
Aanq^; er loar erft 38 Zdbtt au. allein ber ^äßt^Uft Sieg oes (E^riltentums nnir
aud^ bobur^ ni^t aufjupaUen. ^enbas Qobn ^eoba, ber Ijffi^ft ber iDlittelangeln,
lieb ft<^ taufen ; burd^ pier jßnefter. bie Singein (Eebb, Sbba unb Setti unb ben 15
Spotten !Dtuma, mürbe bie Sliffionsinrebiat begonnen ; nt be^nte fidb balb au^ na^
aRenia aus. $enba ^inberte es nid^i (Er fiel inbes im Aamfrfe mit Osmalbs Sruber
unb 9la^oIger Csmiu in ber 6^Uu!^ am SMe SBimoäb bei £eebs am 15. 9lo«
oember 655. 9tun mürbe aud^ 9Rercia ^ri[tli$: oer (Sd^otte Diuma trat als Sif&of
r>on fii&fielb an bie S\n^ bes Aird^emoefens : benn auc^ SRercia f^Io^ Ji^ ber (&e»ao
meinf^aft ber Mottif^n >tir<^ an. !Do4 mürbe bfes Sanb no^ unter £)smiu aeloft
unb bie iir4Ii($e (gemeinf^ aller 31naelfad^|en JergefteOt (f. b. S. Jlettifd^ ftiri^e
unb SBilfrib). Sei ben Sübfa^fen braute ttft aßilfrib hos (E^riftentum gum Siege
(23eba IV 13).
Die anQena^(if^ Ain^ ^tte, mie aOe Air^en bes beginnenben 9RitteIaIter$ in 25
man(^r ^infiqt ein nationales (ßeprfige: menn bie Aontoe au^ bie Sif^ofe. mie es
[(^eint, ni^t jerabeju ernannten, |o mar bo^ i^r 9Biue für bie 9Ba9l beftimmenb
(0^1. }. 8. Seba III 7, 28 u. 29 ; IV 1 u. 3). An ben S^noben nahmen bie
Surften unb (Ealbormen Slnteil, umgele^ fanben {{^ bei ben {Beratungen ber Srogen
aud^ bie SittSfe ein (ogL j. S5. Counc. III S. 238, 340 u. B. 233, 273 u. 6.) ; uo
bie Aönige erliegen lird^IiQe 93orf((r{ften (a. a. O. 6. 214, 233 u. 3.). 3m (Sottes»
bienft mürbe bie angena^fijAe Spraqe gehört, befonbers mar bie Zaufformel angel«
[a<^[if^. Die Sild^r oes % unb bes 91. 2. mürben in angelffi&{i[d^er (Syta^t ae«
lefen, ebenfo fiberfe^te man ältere $omiIien in bie SoIIsf)n:a4e. 3m Snfd^Iug an bie
[taatii^e (Einteilung geftaltete ji(( bie firi^Ii^e folgenbermallen : 1. Aent: (Eanterburq 35
unb 9{od^efter ; 2. Sfibfacbfen : QtJkrtjxtgc, 709 ; 3. 9Beftfa(|ten, nad^ bem !lobe Rabbis
(geft.705) in jmei Diöcefen geteilt, SBind^efter unb Sl^erbom; 4. Oftfadbfen: £onbon;
5. Oftangeln: 673 geteilt in DunrnlA unb «Elm^m: 6. aJlerria: fiiificib, 676 §er*
forb, 678 fiinbfe?, 680 fii^fielb geteilt: aBorcefter, fieicefto: 7. SRortlumbrien : ?)or!,
fiinbisfame, 678 Stbnace|ter unb ^exl^am (f. Stubbs I S 247). «
tBeber f (t^outf).
«ngtlram oon SKeti. — JRcttbcrg, m. 3)cutfd^IanbS, 1. »b 1846 ©. 501 ff.; «bei,
Ja^rbb. bcö frönl. JReic^ö unter Äarl b. &x., l.S3b 2. 'Aufl. u. ©imfon, fiei^aigl888,®.38ff.,
487 ff.; ?lu*aabc ber «ngilramft^cn Äo<>lteI Don % ^tnf(^iu« in beffcn Decretales Pseudo-
iHidoriaoae, ficipjig 1863, 6.757; über bieta^)üel ^tnfd^lu« a.a.Ci. S.CLXIII; «Bafferfd^« ^
leben, SDic pfeubo-tftborif *e 3rrage in a)oöc« 8^9^- 4. »b ® . 286 ; 9lid§tcr.3)oüe, fieljrbud^
b. ^rc^nrcd^t«, 8. «ufl., fieipjig 1886, @. 87, wo bie filiere Sitterotur angegeben ift.
Slngilram, Sif^of oon 9Re^ feit 768; mie alleä^ings allein eine fpfitere Quelle
angtebt, aus oome^mer gfamilie, in (Sorje jptm ^eiftliAen Stonbe erlogen, oorb« 9lbt
bes Alofters ju Sens, meines er au(^ naq fetner (mebutm gum Sifdbof beibehielt. 50
Aarl b. (&r. oerlie^ i^m 784 bie bur^ ben 3:ob bes 9tbts ^ulrab oon S. Denis er»
lebtgte Stelle bes lontglii^n Slr^üapellans, unb mirlte na^ ber oon i^m cntf bem
Äonjile }u gran^ i. 3. 794 (c. 55; MQ cap. reg. Franc. 1, 78) abgegebenen
(Erflörung für Hngilram eine pöpftlid^ Dispenfatun 00m Slefibens^lten aus, bamit
biefer ben bur^ bas 9lmt bebingten, ftfinbigen Slufent^ am löniglid^en $ofe nehmen 55
lonnte. Seit 787 mirb Slngilram ntc^t me^ mie fruber als episcopus ft^Iec^in, fon«
bem als archiepiscopus oeseic^net, obglei^ fein Ststum niemals 9letropolitan< ober
erjbiJAöfliAe »e^te befeffen ^ai Dies lögt barouf f^liefaen, bag er 00m ^o^e bm:d^
bie Sertei^ung bes Palliums ausgegeic^net morben ift, ba mit ber (Erlangung besfelben
524 Sttgtlriiiti
au^ für einfalle Stf^ofe bte Srü^rung bes oebcu^ten Xitels Qetbunben nrnr ($. $tn»
[^ius, Air^enre^t ber Ad^olüen unb ^rofeftonten, Sb 2 6. 9, 35). db ftorb im
3. 791 auf bcm 3ufle ilarls gegen bte Jtooren.
33on etmelnen Uo 3. SJ. Meöberg, 8b 1 S. 502) ©irb t^m, o^ne jurei^nbe
5 (ßrünbe, bie Serfafferfc^oft ber unter bem 9lamen bes Scibelung be!annten gfortfc^ung
ber (£^onü (Jrtebegors sugefc^rieben.
9Bett belonnter ift [ein Stamt in ber C5e|Ai^te ber pfeubo*ifiborif^en Delretolen
Sen)orben, allerbtngs lebigliA aus einem SDlitoeiit&nbnis. on ben meiften $anbfAriften
es ^Feubo^3[ibor finbet fi(^ Qu^er ben 3)ebetQlen eine fleine Sammlung, loeldje bie
10 Auflagen gegen Aleriler, nomentli^ gegen Si|^9fe, balb in 71, balb in 72 ober au(^
in 80 ftapiteln jum (5egenftanbe bot. Sie loirb ollgemein als : Capitula Angüramni
beseiänet. Seranlaffung basu f)(A Sie uberf^rift ber Sammlung gegeben, rDtlä^t hanh
f^riftlid^ in mtx Saffungen fiberliefert n)orben tfi Die eine ^orm bejei^net ben Singil«
ram als 93erfaffer unb erjSp, bag biefer fie bem $apft $abrian übergeben bobe. X)ie
15 anbere, nai) bem alteften Sobes (Paris. Sangerm. 366 saec. IX) mortli^ lautenb:
,,Ex grecis et latinis canonibus et sinodis romanis atque decretis praesulum
ac principum romanorum haec capitula sparsim collecta sunt et Angilramno
Mediomatricae urbis episcopo Romae a beato papa Adriano tradita sub die
XIII kalendarum octobrium indictione nona, quando pro sui negotii causa
20 agebatur'S befagt bagegen, bag umgelebrt het $app bem Slngilram bie Sammlung,
ate bejfen Sat^e in 3lom oerbanbelt ouroe, fibergeben babe. Diefe lefetere (5eftaltutm
ber Öberf($rift i[t peifellos Diejenige, oeUbe iqr ber Serfaffer ber äSammluna felbft
gegeben Qat. Sie finbet ft^ in m fibenotegenben 3^1 ^^ ^anbf^riften unb joKir
au^ in ben beften unb alteften. (Ebenfo u)irb biefe 8N^ffung in bem Streite $incmars
26 oon 9{^eims mit feinem Steffen ^incmar oon fiaon oon beiben angefu^, unb ou^ bie
fpäteren Sammlungen bes (anonift^en 9{e^tes, loie bie 93ur^^ oon SBorms unb
^rotians bejeit^nen bie Aapitel als capitula Hadriani, ni^t Angüramni.
Dos (^altum. beffen bie Öberf^rift ermähnt unb bas na^ ber in i^r ent^ltenen
^ronobgif^en 9lot^ auf ben 19. September 785 ju jtl^tn ift. lagt fi^ ni^t auf ge«
ao f^i^tli(^em Soben unterbringen. 93on einer SlraoefenQett Slngurams in 9{om ift niqts
überliefert 3)a6 er bort perpnli^ bie Dispenfation oon ber SlefibenjpfKAt na^gejuc^t
^abe, toirb burd? bie oben enoo^nte (Erflärung Äarls auf bem gftanlfurter Äonjil lotber'
legt, ba biefer JeM bie Dispenfotion ausgemirft ^ot. 3n ber 3:^at bringt aud^ ber
Serfaffer ber ubertd^rift bie angebli^e lülberaabe ber 5tapitel an Slngilram gar ni(^t mit
35 biefer Angelegenheit in SJerbinoung, oielme^r mit einer Slnllage gegen benfelben, bcnn
bas fönnen auein mi) bem Spra^gebrau($ ber fir^lii^en Sleqtsquellen ^f. 5. S. c. 4
conc. Sardic.) bie ^orte: ,,pro sui negotii causa agebatur*' bebeuten. Die (Sx-
Hebung einer folgen gegen Slngilram in Stom ift aber m^t nur n\d)i ^iftorif(^ unbe^
olaubigt, Jonbem audQi Deshalb unmoglidb, U)eil m^ bem bamaligen Airt^enre^t ber
40 ^öpft noq nid^t jur Ser^anblung oon Slnflagen gegen 8if^5fe fompetent war. 9lbcr
bies felbft oorausgefe^t, fo toore es oöllig toiberfinnig anjune^men, baft ber ^apft bcm
Slngellagten eine Sammlung flbeneifit ^atte, beren Xenbenj barauf hinausging, bie
Sif^öfe gegen Auflagen fi(^er 5U ftellen.
Somit enoeift fi^ bie äberf^rift als gralf^ung unb es entfällt jebe Sejie^ung
45 Angilrams 3U ben Aapiteln, mie bies au^ je^t allgemein anerlannt ift.
SBas bie Äapitel felbft anbetrifft, fo mfijfen biefe felbft als gefölf^t beseii^net mer^
ben, infofem fie imax jum 2eil e(^te Quellen aus bem oon ^Jeubo«3fibor für feine
falfd^en Delretolen benu^ten Äreife 5ur ©runblage ^aben, an biefen aber mannigfache
9}eranberungen oorgenommen finb. Augerbem [timmen bie 5tapitel oielfa^ n)örtliA ober
60 bein^ oörtM mit ben falf^en Kapitularien oes Senebiltus fieoita unb ben pfeubo^
ifiborifAen Deftetalen uberein. ®n fejerpt aus biefen fetteren finb fie ni^t, otelme^r
lägt fi^ als bas U)abrf(^einli4jte annehmen, baft ber Serj^ffer ber Delretalen bie Ra-
pitel, biefe aber i^rerjetts bie ilapitularien Seneoilts als Quelle benu^t ^aben. 3brem
3u^alte unb bem CE^orafter ber Sälf($ung na^ \i^tn fie mit ben pfeubo^fiborif^en
66 Delretalen in fo engem S^fammen^anae, baft für beibe nur ein unb berfelbe 33erfaf[er
angenommen ©erben fann. ä^re QEntfte^ungsseit ift ba^er in bas ffinbe ber erften §älftc
bes 9. 3a^r^unberts 5U fe^en. Sie ^aben bem Serfaffer ber pfeubonfiborif^en De!re=
talen. mit U)eld^en fie imhii) jum erftenmale auftauchen, als Sorarbetten gebient, an^
bererfeits fyd aber ber ^erfojfer bie 5tapitel, mt namentlich bie 93erfe^ung berfelben
9ttgtlram 8iqI9iiiitfi(e ftttd^e 525
mit einer befonberen äbeiMrift jeigt au^ allein als befonbete IRec^tsfammlung, um auc^
auf biefe SBetfe für feine 9{ef ormtenbenjen ^ropaganba ju mo^n, ju oerbreiten gefugt
^. «^infdittd.
Suglitaniff^e Strebe (the Reformed Church of England as by Law established, the
Established Church, the Establishment, the Anglican Church). Diefe Ate^e ^ot i^re 5
gejd^ii^tlt^e (grunblage on nationalen unb politif^en Seftrebungen, ju benen na^trög»
Uq eoangelif^^religiöfe 3been ^injutraten. 3)er Xitel „gefej^mägige AirAe uon (Eng«
lanb" besei^net i^re W>\ii)t eine Rietet 3U [ein^ ju itt n)ie jur mittelalterli^en alle
SintDo^ner bes Aönigrei(^9 gehörten. Sie ^ot |t(^ freiliAJo ni^t burAfe^en ISnnen,
fattifA i[t fie nur eine Siitäft neben anbem in Snglanb. 9[ber Re batte ^e^te an alle 10
Cnalanber unb alle (Englonber batten unb ^aben Siebte on |ie. vta4 i^ier C5runbanlage
ijt oiefe Air^e eigentümli^ ftabil geroorben. Stur langfam unb feiten fjcA fie fic^ bur^
bie ^eic^i^tlid^en 93er^altni]fe oermögen lajfen, an \fyctn einmal gefe^It^ fonltionierten
3nftitutu)nen ju önbern. $iel pramf^e (rrbioeis^eit, jugleic^ ab^ etne geiDiffe let^ar«
gif^e Srt, bie oieles ge^en Ifigt, u)ie es nun einmal ge^t, befthnmt t^r Ser^alten ju 15
ben Parteien in i^rem 6(^o|e unb bei ben äBe^felfSIlen bes politif^en Bebens. Sie
ift unueriennbar fo mit bem SoBstum, ni^t nur mit bem off^ieüen ^taatsroefen. oer-
n)a^fen, bag i^r, au^ mtnn ber disestablishment einmal XQatfaAe mvcb, u)o^I no^
lan^e bie ffi^renbe Stellung unter ben Air^en im (gebiete ber englif^en $enf(^aft oer«
bleiben u)irb. 20
I. Sntfte^ung unb Serfaffung.
J. Strype, Ekxüesiaatieal Memorials relating chiefly to Beligion and the Reformation
of it and the Emergencies of the Church cS England mider King Henry VIII, King
Edward VI. and Queen Mary I, 3 vols, 1721 (neue Äuggobe Cjforb 1822); berf., An-
uals of the Reform, and EBtablidiment of Religion . . . during Queen Elizabeths reign, 05
1709 (mieber^olte fpätere «umgaben, juleft Orforb 1824); Edw. Cardwell, Documentary "
Annais of the Reformed church of Englaad, being a coUection of Injunctions, Declara-
tions, Orders etc. from 1546 to 1716, Oxf. 1839, 2 vols; bcrf., Sjnodalia, A collection
of Articles of Religion, Canons and Proceedines of Convocations etc. from 1547 to 1717,
Oxf. 1842, 2 vols; Bumet, The History of the Reformation of the Ch. of E., 3 Zi)lt, so
London 1679 ff. (neue «u^g. in 7 ©dnben Oyf . 1865) ; r>on bemf ., History of his own time
(geb. 1643, f 1715), 2 vols, Lond. 1724 (ebiert Don feinem ©o^nc ; ouc^ al«balb ind 3)eutfd)e
überf.). ^nerfanntefted neued ^ert G. G. Perry, A History of the English Church, 3 vols,
18(31—64, mieber^olte Auflagen (oon ben %nf&ngtn bed (S^Iiriftentumd bid auf bie ©egenmart,
ugl. SBb II«, 1894 unb III*, 1890). SSgl. noci^ R. W. Dixon, History of the Ch. of E. from 35
the abolition of the Roman Jurisdiction, Lond. 1878—91 (reicht in 4 IBänben nur big
jum %obt ber blutigen SRorio). — SBic^tig ouc^ bie poUtiJci^en ©cfd^ici^tSujerle, befonberS:
3. « 8rroube (üom ©turje Öolfeij« bi« jum Untergang ber «rmaba, 12 öbe, 1870 ff.) ;
©arbincr (3acob I. u. ^arl IL biÄ 1645, 8 »be, 1862 ff.); 2§. SRocouIa^ (Don ber Zf^xon*
befteigung 3acobÄ IL bis jum 2obe ^Bill^elmÄ III. bcö Oranlerd 1702: auc^ beutfc^, überf. 40
D. iJemfe, 8 ©be, 2. %VLfi. 1860) ; SRa^on (Dom grieben oon Utred^t m »um grieben oon
«erfaiUcö, 1713—83, 8 «be, überf. 0. @tegcr, 1855—56); ^. Sccf^ (18. Sa^r^., bcutf« ».
^mc, 4 »be, 1879 ff.) ; Sp. ©alpole (19. 3a§r^. 3 öbe, Sonb. 1878 ff.). 2)a5U bie SSerle oon
y. u. JRanle ((Sugl. ®ef(^. oorne^mlid^ im 16. u. 17. 3a^r§., 7 SBbe); ®. feebcr (®efc^. ber
ÄHrd)enrcf. in Sngl., 2 SBbe 1856); Wt. »rof4, ®cf(ft. 0. ®ngl., ©b VI— IX, 1890 ff. (big 4ß
1815, 8rortf. ju :ifQppenberg u. ?auli); 91. ^auU, ©efd^. (SnglanbÄ feit ben 8rrieben§f*Iüffen
u. 1814 u. 1815, 3 ^be, 1864 ff. gerner 91. ®neift, ®ngl. »erfaffung^efci^., 1882 (bef. § 30, tic
.^ir^enreform., § 31 ^JenoaltungSorganiSm. b. 6taotÄf., §47 (Einfügung b. Ä. in b. @t)ftem
b. ^arlamentdrcgicrung im 18. Sa^r^.); g. 3Äafotocr, SSerfoffung b. Äir(fte D. ©ngl. 1894
(fe^r mertooU; ^ier Angaben über bie ©pejialUtteratur). — %L jur ®rgänjung bie Art. 50
CSranmer, iiiatimer, SlibleQ, ißorler, ßoub, ©umet; 3öoIfe^, a;6.aJcoru8, ©arbiner, $oIe u.a.
Die Deformation ijt in (gnglonb in nier ^erioben oerlaufen. Die erfte befaßt bie
3eit, in melier $einri(9 VIII. es bur^fe^te, bie 5tir^e feines £anbes oon ber Ober«
^o^ett bes römif^en Stuhls 5U lofen unb ft^ felbft bie Stelle bes gefe^mögigen gauptes
btefer Rixäft 5U fi^n. Seine (Ebef^eibunosangelegenbeit ift ber nödMte Smlag fetnes 55
Unternehmens gemefen. Do^ tni^ptai) basfelbe ben 9ceigunaen bes 93oIts. beffen in«
[ular abgeji^loffene Stimmung unb fraftig felbftftönbiger Sinn bie Sb^giglett non einer
auslanbif(9en ^(utoritat als anftögig enmfanb, um fo me^r als bie ^obe C&eiftlid^ieit unb
bie 5tl5fter barin einen uneneidbbcnren md^alt ffir i^r oielfaA öraerlt^es 3j:eioen fan«
ben. ^einrid^ nmr für feine ^erfon burc^aus religiös in Imretnjtimmuna mit ben eo
£e^ren ber römif(^n itir^e unb ba^te on leine emfflii^ 9leformatu)n ber inneren $lrt
626 nntßani^iit SMft
bes Air^entum$. Dooegen tragt bte 3^^ ^ jungen dBrncxb VI. ob jn>eite ^riobe
bte Stonotur ber teligtB^n Vertiefung ber Seioegung. 3n Araft ber ermor&enen firi^*
li^n Ober^o^it bes Jlbnigs u)iro jeM eine Umgeftaltung bes Aultus unb eine Ser«
einfQ(^ung ber £e^re in bie SBege gefeitet. Die genmltfome Sleftauration bes Aottoli*
6 5ismu9 unter SRaria I. bebeutet ffir bie 9{eformation bie ^eriobe, in ber ibr bie 9K&r»
t9rer erftanben. &\t je^ enoo^te ber opfenoillige unb ftarle (glaubensmut iorer aeiftigen
<$fi^er. Der Sc^eiteroaufen eines (Eranmer unb 3iMtq jeugte oon bem oollen fittliqen
Smft unb ber religiofen grreubigleit berer, bie unter (rbuarb es leiAt ge^ Jc^n,
bas neue ftird^raDelen eituuri^ten. 3n ber Qbf(|redenb[ten gorm foQ bas 8oI! no^
10 einmal bie 9lrt ber alten ftir^ fii^ offenbaren. Unter oen 9c5ten m (ge^enreforma*
tion entftanb in meiten itreifen mit bem SerftSnbnis für i^ Segnungen etn Sntereffe
an ber eoangelif^n 9{eformation. 6o tonnte unter (Elifabet^ bas 9BerI ber ebinorbt*
ni(^en !^t\i mieber aufgenommen unb im CSnoemelmen mit ber fibon^iegenben ^Rtfyc*
beti bes SoHes )u einem 9lbf(^Iu|{e geführt merben, ber bie SReooIution oes folgenden
16 ^a^unberts flberbauert ^ unb tm mejentli^en noA in ftraft ftebt.
Die j^auptma|na^men, wüäft bie ^Reformation Dur^|e|ten uno {pater bie „5lir^
oon Qmglanb'' fi&nten, [inb bie folgenben.
Der Stur; 9Bone9S 1529 mar ber Seginn ber Unternehmungen ^einri^, bem
Stomas SronuDeü als ^ufitratgeber biente. Unter Snbro^ung bes fog. Praemunire
so (MPraemonere facias'S (formet einer beftimntten ftlageart) in berSejte^ung auf eine
9tei^e oon C&efe^en, bie Jeit Aonig IRi^aro II. (3uer|t 1392) erlaffen maren unb mel^
biejenigen, bie [t^ Senemien, Sdörberungen k. im äBiberfpruc^ mit bem äBillen bes
Adnigs bejAofften, mit [irengen Strafen belegten, mit fol^er Drohung, bie auf nur 5u
oiele geiftlt^e tßilrbentroiger anmenbbar mar, erreich ber jttntg bis 1531, ba| bie Aon«
25 oofationen oon Santerburq unb $ori eine (ErllSrung abgaben, mona^ fie 6. SRoieftSt
anerlamtten „als ben oorjügli^n Sef^ilkerf einjigen unb oberften $erm unb Ober«
^autrt ber englij&en Airiqe, fo meit es oas (gefe^ CC^fti gejtattet''. Damit mar ber
Alerus in bie Safin gejiDungen, bie ber ABnig mtt bem ^Parlament oerfolgte jur (Ein«
[^rfintutm ber pSpftliqlen 9Ra^t unb enbli^en ^erftellung einer unab^ngigen £anbes«
80 firc^e. S^n oos näc^fte Parlament, 1532, mo^ ben «Infona Ugu, inoem es bur^
bas Statut 23. ^nr9 VIII. cap. 20 ben „(Erpreffunge n unb Sebrfidungen'' ber Aurie
in Cinji^ung ber ^nnaten ein Snbe ma^te, oie Aonfebation ber SifqSfe im Sanbe
felbft anod)nete, falls ber $apft fie oenoeigem mürbe, unb pa|rftlic^ 3nteroitte für nn-
^Itig erfl&rte. Dem Alerus mürbe 3ur ^fliät gemad^t, feinerlet 93erorbnung ober (Ein^
S6 ri^ng o^ne bes Aönigs 3^?^^^^^^ ^^^ SeooIImaqtigung m erlaffen. vlaA hartem
Aampfe fügte er ]id) uno am 16. 3Rax 1532 übergab ber (Er^ifi^of oon (£anterour9 bas
Instrumentum super submissionem deri. Der SBiberftanb bes Alerus mar ge^
bro^n. Der Aonig ^e oon ber ibm oon ben 5tonooIationen 5ugeftanbenen Ober^
benli^ieit (gebraut gemacht. SRo^ aber mar biefe ni^t bur^ bas Parlament geje^Iic^
40 feUgeftellt. Dies gefmo^ im gfebruor 1533 burc^ bas 9teid^sgefe^ 24. ^enr9VIII.oap.l2
j,Statut gegen bie Slfpellationen na^ 9{om", bas aud^ in anberer $tn[i^t ^ö^ft mtc^tig
tft. Ss beginnt mit ber (Erllarung, bag bas iUnigrei^ Cnglanb ein imperium unb
als [old^es m ber aanjen 9Belt aneriannt fei, be^en(i^ oon einem oberften $aupt unb
Aöntg, bem ber potitif^e itorper, beftebenb aus (5ei)tlic^en unb 9Beltlt^en, notürli^en
46 untertänigen (5e^am ju leiften oei^i^tet Jei. Der A5nig fei bur^ bie (&nabe bes
allmaqti^en (Sottes eingefeM unb mtt unbef^ranfter Sollmod^t ausgerüftet, in feinen
fianben m allen Slngelegen^eiten 9te<!^t ju fpre^n unb alles ^u erlebigen o^ne Sin«
fpcad^e frember gütfien ober Slfipellation an biefelben. Die (5ei|tli^teit labe bas 9le<|t
tn {!h^agen, bie bas göttliche IRe^t unb geMic^e fie^re betreten, ju entfc^eiben; fie fyAe
60 \vb aber auc^ bem iUnig untenoorfen. SBas bie fippellattonen na^ S^om betreffe, fo
fouen alle Xeftoments« unb Q^efa^en u. f. m. innerhalb ber 3urisbiftton bes ASnigs
oon ben mettlt^en unb geMic^en (Serid^ts^Sfen erlebigt merben. SBer fic^ ben Urteils«
brüten ber (Senäftt miberfe^e ober no^ Korn appeuiere, oerfalle bem Praemunire.
Die Slppellationen follen fortan an ben SiU^f, oon ba an ben ersbif^bfli^en (Serü^ts^
66bof, in le^ter 3nftan3 an ben (Erjbifc^of felbft ge^n; mo aber eine Sad^ ben Aönig
berühre, folle fie oor bas Oberbaus ber Aonoolatton gebraut merben.
DuTQ biefes Statut mar bie Unabi^öngigfeit ber englif^en Aird^e oon 9lom im
mefentliAen fef^ftellt, aber ber le^e Schritt 5um Srudb noq nic^ gefd^e^n. Sorbereitet
mürbe btefer biwQ bas ^lament, bas oom S^^uar ois äRarj 1534 tagte unb binnen
60 14 Zagen bie p^li^ Sutoritat Stüd für Stüd abf^affte. (Es gef^| bies bur^ eine
«ttflliloiiifile ftnr^r 527
SRei^e oon Statuten 25. ^enr? VIII. c. 19—22. 3n bcr (Hnlettung ©irb erllärt, btc
|)a|>(tlid^e Slutüritöt in (Englanb Jei oon Sbtfang cot eine Ufuipotion aen>efen unb fiabe
uneitrögli^e Sebrüdungen unb (oelbeipcelfungen mit {i^ adva^t» jo Bleibe benn nt^ts
übrig, als bie popftliqe Sufnrenuitie gon} unb gor ab^uf^offen, t^ 3unsbittion auf
bie älteften fanonif^en (&e[e^e surfl^uffl^cen unb ber ^one i^ce alten Sted^ über bie 5
Stixi^ surfidjugeben. (£s ourbe 1) cap. 19 beftatigt, bah bte jlonoolation nur bur$
lönigli^en Srief berufen roerben lönne unb leine neuen jtanones, ^nftitutionen unb
SSerorbnungen o^ne bes Aönigs Sonviffen unb 3u[timmung machen bfiife. Die alten
(&e|e^e jebo^ follten, [ofem |ie nid^t ben 9teid)9geje^n unb ben Ibniglid^n $räro«
gatwen n)iberfireiten, uorerft i^re (geltung be^KiUen, bis fie bunl^ eine, {c^n in Slusfi^t 10
geftellte Aontmiffton (bie {ebod^i ber ilonig nie bestellte) geprilft loürben. SQIe Slppella*
tionen na^ 9iom u)urben oerpönt (n)ö^renb früber nur einzelne oerboten nmren), unb
bie ^Sd^fte unb Ie|[te Snitanj [ollte für alle 3umnft ber ftdnia felbft (the Kin^'s Ma-
jesty in the King's Court of Chancery) fein, ber jur QErieSigung ber 9Ippeuationen
eine be(onbere Aommi|fion (Court of Dde^tes) ernenne (iDwetu) frfl^r ber (Erj« 15
bi[(^of bie bohlte 3nftan5 loar). %xä^ 2) bie (Ernennung ber ^Ud^e cap. 20 lam
gan} in bie $anb bes Abnigs. Die WicM bur^ bie Hsoftkl muroe jur leeren Sorm,
ba benfelben neben bent Conge d'elir au^ ein letter missive, bas ben p SBo^enben
bejeic^nete, oon ber itrone sugefteüt wtthtn foQte, unb fef^ettelU lourbe, oajs, \aU» bie
3BabI ni^t binnen 12 Zagen ju Staube lame, ber itonig etnfa^ burc^ Letters patent 20
ernennen Unm. Sobann follte ber (gemähte er|t bem Jtönig ben ^ulbigungseib leiften,
ebe er bie iircbli^e SBeibe empfinge.
Slufs ftäri[te betonte bas ^lament in ber ^roambel ber SQte gegen bie (£r*
preffungen oon 9{om(cap.21) bie oöllige Unab^tmigbit bes Steiges oon iebbeber ^emben
Sinmif^ung; es erfenne fernen $ö^em unter Sott an ab ben Ain^ unb biefer inss
SJerbinbung mit ben geiftlic^en unb wtUHAtn £orbs fyä» oolle äRad^ lebioebes ®e[e^
absuji^en. Ss n^irb bemaemäj^ ber Ainig, als bas oberfte ^aupt Ux ftir^ (Eng«
lanbs (n)obei, u)as ^[t nu(^tig ift, bie Alcuifel „foioeit es oos (ge[e| C^rifti geftattet",
in äBegfall tommt) aufgeforbert, ben ^erspf ennig abjufcbaffen, bie Dtspenfationen ben
(Er}bi[(pfen, in befonberen gallen an bie ftrone ju ilbenoet^n. 9u<^ bie Sifitation ber ao
5tlöfter burd^ eine fönigli^e jtommiffion ourbe angeorbnet unb lönial. Serorbnunaen
über 3nbulgen3en u. f. u). xn Slusfi^t gefteUi Dabei loirb au^rüdtlicQ erllört, ba^ oer
Aonig unb bas 3)arlament in leiner weife oon bem lotl^olifd^en (Glauben ber (Elften*
beit abfallen moUen.
9lm 30. anar^l534 erhielten biefe C^efe^e bie löniglii^ Sanition. 9l^t Xage 3u«35
oor Q)ar in 9tom bie Sannbuüe aegen ^etnri^ oon ^m ^apft unta:}ei^net oorben.
9lm 9. 3uni erflSrte ein lonigliqes (Ebiit bie Sluf^ung oes ufurpia:ten popftlid^en
Supremates. 9lm 3.9loo.l5d4 aing im^Iament bie euprematsatte(26.&enr9VIII
c. 1) bur^, bur(^ u)eI4e feine unB feiner Ka^folger Ober^^eit über bie Air$e gefe^Ii^
f eftgefteüt xourbe. Der Aönig foHe aneriannt oi^rben als at^ (Erben bas einzige oberfte 40
^avLDi ber englifcben Air^e, genannt Anglicana Ecelesia, unb foUe bamit bas Siecht
ber mffi^t über bie Ritdft unb ber SlbfieHung aller Srrld^en unb SRigbräudbe fyibtn.
Die Slnnaten unb 3^^nten foUen für bnmer tn bie lönigl. jtaffe lommen. 3^ S^'
leibigung in 3Bort ober 2bat, ieber Angriff auf feine Wfttn, Zitel stürbe für $0^«
oenot erilört. 3^i>i^^i>^ 93er!ebr mit ber Aurie, ober Slnerlennung bes ^ßkipftes Jolle 45
oon bem 5tlerus abgef^u)oren u)erben. Dur^ bie Suprematsatte mürbe bie en^IiF^
Air^e als eine oon 9lom unabbängige fot^Iifd^ £anbeslir^ unier ber Ober^^ett bes
jtönigs fonftitutert. (Es mürbe 00m >t5nig mit ber Slusübung ber Ober^obeit, mie mit
ber (Erbaltung ber lat^olif^en £e^re ooller (Emit gemad^t. gfii bie fted^Iid^en 9nge*
legenbeiten mürbe ein (ßeneraloilar ((ErommelD etngefe^t, ber guglei^ (grogfiegelbema^rer m
mar unb in feiner ^erfon, mie ber jtönig felbft, bie Sereiniguna ber aei^i(ben unb
meltli^en aJlaAt borfteUte, ber ober feinem ^errn geoenfiber etne oöltig abbangige
Stellung einnahm. Um au^ bie bifd^öfli^e (&emaU als bloßen SlusfUi^ aus bem föni^*
Itd^ien Supremat barjut^un, mürbe etne ®eneraloifilation angeorbnet, mäj^renb ber bte
Stfcböfe inhibiert mürben. Sie Ratten bann ein Qoefu^ an oen itbnig einjureitben umu
neue 93erletbung ibrer Siebte um mürben fomä Staatebiener. Sm Si^^teüung ber
föntglid^n Ober^obeit biente femer bas Stahlt 28. ßenrp VIII. c. 10 (1536), bas
bte gfriebensrid^ter unb Sif^öfe oen^i^tet, bie ^ßfipfäic^efinnten oor ben bo^n ®e«
rid[)tsbof in ber Stecnbimmer (beFteoenb aus 5 ^o^n Seamten unb einem Sif^of) ju
bringen, 3uglei($ au^ beftimmt, oag alle n^eltli^en unb geiftli^n Seamten fomie bie 00
528 «tiglifomf^e ftird|e
9RttgIteber ber Untoerfttöten ben Suprentotseib letften mflffen. (Eine anbete ^orlaments^
alte (31. ^emo VIII. c. 9 k. 1539) fonltiomerte bie Slufbebung ber AUfter, bie ein
SBoüiberi bes ^opfttums oxiren. (Sgl. bcgu ®asquet [fora.] Henry YIII. and the
Engl. Monasteries, 2 9)be, 6. Sufl. 1895; au^ beutfm aRainj 1890). Do^ iDtiiben
5 bur$ bie glei^ Sllte jugleiA bie „\t^9 Slutaitiler' aufgeftellt, n)obur4 bie Steigung
p einer 9teform au(^ ber fie^rep bie ber Aönig eine 3BetIe ^atte getoo^ren laffen, unter»
orüdtt unb bie romtf^e £e^re gefi^ert loerben foltte. Die le^te ^eriobe bes A5nig9
(t 28. Z^n. 1547) mar Qielfac^ [^illemb. 3m iDe|entIi<^n oerfu^r ^etnri^ in biefer
Meit im Sinne bes t^m e^ebem oom Jitcipfte oerlie^enen Xitels als defensor fidei.
10 A>od) unterbrfldte er ni^t ganjlic^ bas 93ibenefen, benxd^rte auc^ bem (ErsbifAof Cran»
mer, ber fi^ f^on oer^öltnismä^ig roeit ju (fünften einer Steinigung au^ ber fie^
oorgeroagi ^otte, [eine ®unft.
Der X^ronroe^fel foaqte ben oollen Umfc^Iag. SRit ber (Einführung bes STbenb«
mal^Is unter beiberlei ®eftalt bur^ bie ^arlomentsafte 1. (EbiDorb VI. cap. 1, 1547
15 (9loo.) n)urbe ber Slnfang gemacht 5ur gefep^en Umgeftaltung bes (5ottesbienftes. Unb
Sion 3U SBei^na^ten 1548 oar bas ,,mlgemeine (gmtbu^'' oollenbet, bos burd^ bie
niformitötsalte 2. u. 3. (Ebnmrb VI. cap. 1, 15. 3<^nuar 1549, (5e{e^eslraft erließ.
Salb no^^er rourbe au^ ber (£ölibat in berfelben 6el[ion bes Parlaments aufgehoben.
3n ettoas oeränberter ®e[talt rourbe bas allgemeine (Bebetbuc^ nebft bem Orbincdions*
20 formular bur^ bie 2. Untformitatsalte 5. u. 6. (Ebm. VI. c. 1 am 6. Wfvl 1552 an-
genommen. Den S^Iug bes 9teformationsn)erIes machte bos (Slaubensbelenntnis in
42 Slrttleln, SRai 1553, ju benen ber Staatsrat in bes itontgs 9lamen feine 3uftim»
mung gab unb beren Untenei^nung er bur^ Serorbnung oom 19. 3uni 1553 oon ben
(Seifflid^en unb fie^rem oerfangte, obwoSfl, fie Q)d)er oon oer Aonoofation no^ oon bem
25 Parlament [anitioniert nxiren.
Die reformatorif^en Slet^sgefe^e, u)el^e bur^ SRaria (6. 3uli 1553 bis 17. 91od.
1558) aufgehoben u)orben loaren, u)urben u)ieber in ftraft gefegt bur^ bas Statut 1.
(Elifooet c. 1, gfebr. 1559, wtlofts tnsbefonbere bie lötitgli^e Suprematie in oollfter
Susbe^nung vieber^erltellte, nur mit ber uraoefentli^en Slnberung bes Xitels „oberftes
80 ^aupt" in „oberfter 9tegent'' (supreme govemour) in Hr^Iid^en loie u)eltlid^en 9ln>
^elegenl^iten. Der Sbcom u)urbe juglei^ bas Xed^t jugefc^eben, ffir bie Slusübung
t^rer Suprematie eine ilommiffion (the High Gonunission) beliebig aus SBeltliAen
ober (&ei[tlid^en m ernennen, gemer u)urbe oon allen (&eiftli(^en unb ben meltli^en
Beamten bie Slblegung eines Suprematseibes oerlangt unb bie 93enoeigerung ober
36 Sßerle^ung bes (Eibes mit 93erlu[t bes 93ermögens, (Gefängnis unb ben Strafen bes
^oc^oenotes bebro^t. Das reoibierte allgemeine Sebetbu^ mürbe bur^ bie Uniformt^
tätsafte (1. ffilif. c. 2, 3uni 1559) eingeführt. Dann mürben bie 42 (Blaubensartifel
ebenfalls reoibiert unb in lateinifd^er S^ffung oon ber itonooiation mit einigen Snbe-
rungen im lext 1563 angenommen, erhielten aber er[t im Slpril 1571 in englif^er
40 Spraye bur^ bas Parlament (Sefe^esfraft als bie 39 Üteligionsartifel. (Eine Slfte gegen
bie 5tat^oIiIen 1580 unb bie jtonoentifelafte 1592 Ralfen bie Uniformitöt bur(^fi^ren.
Slls bur^ bie Succefjion ber Shiarts (3aIob I. 24. SDlars 1603 bis 27. aKarä
1625, jtarl I. bis 30. ^an. 1649) auf ben englifäen X^ron bas ganse 3nfelrei^ unter
ein Oberhaupt gefommen mar, oeftreote fic^ bie >trone, bie tonigli^e Suprematie unb
i6 bie anglifanif^e Sivcift aui) in S^ottlanb 5ur (Seltung ^u bringen. 3n (Englanb mürbe
1604 ber Slusbau ber Air^enoerfajfung bur^ bie 141 Aanones 5U (Enbe aefü^rt. Das
Ser^ngnis ber Stuarts mar i^ iibermögig gejpanntes Suprematsbemugt|ein, gepaart
mit lat^olifierenben Steigungen m §in|i(^t bes Äultus, auf ber anberen Seite il)re Un=
fö^igleit bie Sthnmung bes 93oIfes. bie in S^ottlanb bem (Ealoinismus treu blieb, in
M (Englanb ütn i^m fe lönger te meqr SQmpatbien entgegenbrachte unb iebenfalls größere
inbioibuelle gtei^tt ber Äeligionsübung oerlangte (^resb9terianismus in S(^ottIanb,
^uritanismus, fpöter 3nbepenbentismus, in Snglanb), 5U oer[te^en. 3Ba^renb berX^ron
f^on mai(titf mürben oon ber 5tonooIation oon (Lanterburq bie berü^tigten 17 jlanones
angenommen (29. SRai 1640), mel^e bie lonigli^e Suprematie als göttUi^e 3nftitution
M unb bie anglifanif^e Äirt^e, in ber oon fiaub gegebenen ftrengeren gorm, als bie einsig
ma^re unb gültige Sihdft feftftellten, ben paffioen ®e^orfam als oon (Sott geboten for^
berten unb .allem bur^ ben (£tcetera*(Eib bie ilrone auffegten, in meinem aelobt mirb,
ju feiner Snberung ber 5U 9?e^t befte^enben Keaierung ber Äiri^e k. suftimmen 5u
mollen. W)tx biefe auger[te ßufpi^ung ber lonigliAen Suprematie führte nur jum
eo 3u[ammen|tur3 bes ganjen politifd^en unb fir^Ii^en Sebaubes in ber „großen 9lebeU
«[ttglttattifdie SM^t 529
lion". 3laä) beten Cnbe tourbe bie anglifamf^e StaatsKr^e burA eine oerf^ärfte Uni«
fomtitätsatte (14. (£at. II. cap. 4, 19. SRai 1662) tDieber^ergeftellt X)uid^ biejelbe
toitb bas allgemeine (Sebetbuc^, von ber Aonoolotion im moA 1661 reoibiert unb mit
menigen 3ufö^en oerfe^en. eingeführt. Die Sllte verlangt oon jebem (geiftlii^en 1. auf«
rid^tige ßufttmmung, butq Slamensunterf^tift, 3u allem, ms in bem ®ebetbuA unb 5
Orbinotionsfoimulor entbalten i|t; 2. bie (Erltorung, bag es gefe^ibrig fei, bie SBaffen
^egen ben itonig unb (eine Diener m ergreifen: 3. bie ^{urotion jeber Snberung
tm Staats« unb AirAenregiment ; mad^t 4. bie Übernahme eines geiftli^en Slmtes oon
ber Orbination na^ bem Orbinotionsformular ab^ngig, oerlongt oon allen ^rebigem
unb £e!toren, fi^ biefen Slnorbnungen ju untenoerfen unb erflort 5. alle Statute oon 10
(Elifabet an für rechtsgültig. SAon 5uoor (Dej. 1661) nmr bie Aptporation5dte(13.(£ar.
II. Stat. 2y cap. 1) burc^s Parlament gegangen, voüäft bie Öbema^me oon büraer«
lid^en Smtem oon ber &i[tung bes Sufnrematseibes unb ber (£rll&rung ber (gefe^«
n)ibrigleit, bie 9Baffen gegen oen ilonig ju trogen, ab^ngig ma^t. (Sgl. C. A. Swain-
son, The Parliamentary History of the Act of üniformity, 13. & 14. Car. II 15
c. 4, Lond. 1875).
äBaren bur^ oiefe Sitten bie 9tonIonfonni)ten oon bürgerlichen, bie anbersu)ie orbi«
nterten ^rebiger oon tird[)Ii(^en Ämtern ausgef^Ioffen, fo vdox es mit b^r Aonoentilel«
afte(16.(£ar.II. c.4, 3unil664) unb ber günfmeilenolte 1665 auf oöllige £amlegung
alles Diffenfes abgelesen. Denn jene oerbot alle ^rioatanba^ten, bei benen me^r als so
5 ^erfonen auger ber S^^milie zugegen feien, unb biefe beftimmte, bog lein ^rebiger,
ber niqt ben 2. u. 3. $aragrap^n ber Uniformit&tsatte unterzeichne, einer Stabt ober
einer früheren ^fanei na^en biirfe. 9Iu^ auf £e^rer n)urbe btefe 9Qte ausgebe^nt unb
1670 (22. Cor. II. c. 1) bie ilonoentifeUdte no^ oerf^rft. (gegen bie Aat^olüen mollte
t^ bas Parlament f^üt|en bur^ bie Xeftalte (25. dat. II. c. 2, 20. aR&rj 1673) ss
. b. 91. Durc^ biefe n)urben juglei^ bie eoangeliji^n Slonlonformiften bie bo^ ju
i^rer (Einfü^rrung mit 9tüdfiAt auf bie Iat^oIi[^e (gef(^ unb in ber Hoffnung auf bie
Dispenfe mitgeu)irft Ratten, betroffen, benn fie toaren bomit ni^t minber 00m $arla«
ment unb allen öffentli^en Ämtern aus^ej^Ioffen.
Sine 9lationaKn^e, bas ganje 9{eu9 umfaffenb, unter bem Summepi[Iopat bes ao
Jlonigs u)ar, im £aufe oon 150 3<^^n, unter ämtmirtung ber ^eip^n ^qnobe auf
rei^sgeje^Iid^em SBege begrünbet u)orben unb in ben 9limbus emer gSttliäen Snftitu«
tion gefüllt, ^lai) äugen grenjte fie fi^ fAarf ab gegen anbere Afanl^en, feoen Sinflug
u)ie iebe (Einmif^ung abf^neioenb, um fo bie nationale (Einheit oon Staat unb Rvcift
3u m(ä)xtn, W>tx es gefd^a^ auf iloften ber inneren (Ein^it. Die ftrengen Uniformi« ss
tätsgefe^e tonnten bie gforberung ber (&eu)iffen5frei^eit nu^ jum Sc^u)eiaen bringen,
bie heterogenen (Elemente ni^t oerf^meljen. Das (Seb&id^e ber Stoatslu^e in ber
esflufioften gform nmr nur oollenbet, um 5um jmeitenmal jufammenjubreAen, unb in
btefer (geftalt fi^ nie n)ieber ju ergeben. Son ber IReooIution an, bie 9BiI^Im oon
Oranien auf oen T^on er^ob, 13. gebr. 1689, jeigt bie (gef^i^te ber anglilanifi^en 40
Ricdft einen fteten Sortfc^Titt in liberaler 9{ic^tung. bamit aber aud^ eine immer mttitt
ge^nbe (Einfqrönlung iqrer 3Raäft unb i^es (5eotetes.
3una^ft Q)urbe bem ilrSnun^eib eme beftimmtere S^ffung gegeben (1 (Suil. u.
SRaria sess. 1 cap. 6). Der itontg gelobt ni^t bbg bas fianb naq ben Ütei^gefe^en
unb altem ^eriommen ju regieren, fonbem au^ bte (Sefe^e (Sottes, bas loo^re !Se« 46
lenntnis bes (Eoangeliums unb bie aefeMic^ fe|tge[tente proteftantif^ reformierte 9{e«
ligion aufregt 5U er^Iten unb ben Stf^öfen unb ®etftli^en uno ben i^nen anoertrauten
Sivcdftn alle i^e Stetste k. 5U bewahren. Durc^ bas Statut (ib. cap. 8) An Act
for the Abrogating of the Oaths of Supremacy and Allegiance etc. U)urbe ein
neuer ^ulbi^ungseib eingeführt, in votl^tm bie merlennung bes Aönigs oIs Ober« so
^erm ber ültr^e o)egfant unb nur bie feterli^e (Erllorung oerutngt loirb, bog man bem
Aönige treuen (ße^orfam leiften u)oIIe, bog man bie 8!äfu: dürften, bie 00m $apft
eatlommunijiert feien, bürfen oon i^ren Imtert^anen ober fonft jemanb abgefeM unb
^ingeriAtet ©erben, oenoerfe, unb femer, bog fein frember iWrft 00er ^ralat u. f. m. ugenb«
loel^e 3urisbiftion ober fir^tt^ Slutorität in biefem 9{ei^ babe. Dura bie ^loleranj« 55
alte (ib. cap. 18, SHai 1689) n)urben bie Diffenter, bie ben ooigen (Eib leiften, oon ben
ie nirgenbs u)egen
^loffenen Spüren
Strafgefe^en (35. (Elif., 1592, 22. (Ear. II, 1670) befreit unb erflÄrt, bafe fi
9bnIonformitdt oerfolgt n)erben bürfen. 9lur fouten fie nic^t bei oer
fi^ oer|ammeIn uno muMen i^e Serfammlungs^ufer bei bem bifc^öfli^en (Bericht ober
bem Sriebensri^ter regiftrieren laffen. Son ben ffiemeinbeamtem mürben fie ni^t bis« eo
MeaUdIncQriopäbU für zieologic unb JTir^. 8. «. I. 34
530 Siiglttamfdie ftnri^r
penftert, follten ober bas 9{e^t ^aben, falls fte ben babet erforbetltc^eit Sib ni^t ab*
lepen toollen, fic^ bur^ anbete vertreten 5u laffen. Set ben Quälern lourbe ftatt bes
Sibes eine feierh^e (Erfiorung t^res (&e^or[am9 geaen bte ürone (fett 1696 ihr ein«
fa^es 3<i) für genflgenb ^ea^tet Die Dtjfentergeqtlid^en fyMtn bte 39 Srtttel ber
5 Atr^e Cnglanbs 5U unterjet^nen mit Stusno^nte oon Slrt. 34—36 (Zeremonien ; (Silltig«
feit Des ^omilienbuAs unb Orbination) unb bes (Eingangs bes 20.3Irt. (9lutorit&t b. Airc^l
Den ISaptiften n)urbe au^ ber 27. Slrt. (über Xaufe) erloffen. Die Srlei^terung, bte
bur^ biete ällte ben Diffentem geniö^rt tourbe, voox bie Befreiung oon bem anglita«
nif^n SpifIopaIf9|tem utib bos Stecht i^en ®ottesbienft unb i^re inneren Slngelegen«
10 beiten [elbft 5u orbnen. Slber in ber Se^re matm [ie, mit 9usna^me ber bejetc^neten
fünfte, gan5 an bas Selenntnis ber anglilanif^en khift gebunben. Sie ^tten alle
Sbaaben an bie StaatsÜr^e ju entri^ten, toie bie 6iaat$fir^Ii(^en, unb bie ni^t be«
pal^Iten Jlommunalfimter etnes Air^noorjte^rs, Sllmofenpflegers u. [. u). felbft ober
our^ Steüoertreter ju oerfe^en; anbererfetts blieb i^nen ber reMi^e Slnfpru^ an bie
15 Sfunftionen ber 6taats{in^ (Zaufe, Xrauung, Se^öbnis). 6te nahmen me^ eine
Slusno^msftellung in ber fianbesürAe als eine frete Stellung neben i^r ein. Denn
bie (Einheit ber £anbesiir^ {ollte nt^t beeintrödbtigt toerben. IDoAer au^ bie oid^ttgften
Siechte t^nen oerfagt n>aren: oer (Eintritt in bos $<nrlament, bie äberna^me oon Staats*
unb mc^tmxtn SJlunicipalamtem. ber Suixiä ju ben Unioerfitäten unb offentlic^n
20 Schulen, ^i^t einmal eigene ScQuIen ^u grfinben roar i^nen geftattet. (Es umren au<^
nur bie ort^obosen Diffenter. auf bie \\d) bie Dulbung erftreAte: bie ^resb^terianer,
3nbepenbenten, Saptiften uno Quäler. Die Sodnianer unb Aat^olüen oaren oon ber
Dulbung ausgefälojfen.
SBar bur^ bie Zoleranjafte ber 8(nfpru(^ ber Staatsfir^ auf 9inein^en[(^ rot-
25 fentli^ belAröntt n)orben, fo mürbe gleichzeitig i^ (gebiet oerringert burc^ bte Ütüdfe^r
bes f^ottiid^en Keines jum ^resbQterianismus. Die Unionsalte (1707), loel^e Sd^ott-
lanb mit (Englanb 5U einem itonigrei^ (Greatbritain) oereinigtep IfcA sugleiA bie ItrA«
li^e Trennung {anitioniert. 3n S^ottlanb beftanb fortan bte presboteriontf^ Air^e
als Staatsfir^e unb bie anglüanif^e bort mürbe bie gebulbete. Damit borte bie angli«
aoiantf^ Aird^e auf, bie bas ganse Snfebei^ umfajfenoe Stei^sfirc^ ju fein.
Sleumig 3a^re blieb es bei bem ourA bie SjoleransaKe gä^affenen Staub ber fir(^*
li^en SerpaUnilfe. äBeitere 3ugeftänbnif|e mürben ben Diffentem gemalt burd^ 19.
George III, c. 49 (An Act for the further relief of Protestant dissenting mi-
nisters, 1779). Sin ber Stelle ber Unlerf^rift ber 39 Slrtifel ^aben bie (5ei[tli^en
85 eine feierli^e (Erfiörung oor bem ^^ebensril^ter ju unterjeid^nen, bag fie (E^riften unb
^oteftanten feien unb glauben, bag bie S^nft 91. unb 91. Zeftaments ben geoffenbarten
äßtllen (Sottes enthalte unb bog fie biefefte als (Glaubens« unb fiebensregel anerlennen.
Su^ bas IRed^t Squien m grünben mürbe i^nen gemö^rt. Den Aat^olüen mürbe burc^
bie fat^olifd^ (Bottesbienftafte (Public Worship Act, 31. Geo. III. cap. 22, 1791)
40 unter Sefd^ränfungen bie (Einrichtung eines (Sottesbtenftes geftattet, unb enbli(^ auc^
bie Dulbung auf bie Sodnianer ausgebe^nt bur^ bie 91Ite53. Geo. III. c. 160; 1813.
Die loleranj mar fo im fiaufe ber S^ii auf alle Slonlonformiften ausgebe^nt morben;
ju i^rer (ßlei^ftellung mit ben Staatslir^li^en fehlte aber no6) oiel Der 3wtrttt ju
ben bilrgerli^en unb otaatsamtem, 5um Parlament unb 5u ben llntoerfitöten mar t^nen
45 oerf^Io^en. Xrauungen lonnten nur in ber Staatsftr^e oolljogen merben, au^ Zaufen,
menn fie in bie gefe^Ii^ gültigen Üaufregifter eiitgetragen merben follten. Seit 1828
aber mürbe bur^ eine Sfleibe oon 9{ei(^sftatuten ben ^onlonformiften ein 3iti)t um bas an^
bere gemo^rt unb bamit Die SoneAte ber StaatsKr^e immer me^r bef(^ranlt. Cs ge^
]6^^ Dies 5una^ft bur^ bie Sluf^ebung ber leftafte (9. George IV. cap. 17, 9. 9J{ai
60 1828) unb bur^ bie 5tat^Iiten«(Emancipationsa{te (10. Geo. IV. cap. 7, 13. SIpril
1829). Dur^ erftgenanntes C5efe^ mirb bie Seftimmung, bag mc übernähme eines
Slmtes ber (Senug bes SCbenbmabIs in ber Staotsfir^e erforberIi($ fei, aufgehoben unb
ftatt beffen ein Sib oerlangt, ben Seftanb ber Staotsfirc^e unb bie Siedete berfelben
unb ber (Beiftli^feit in leiner SBeife beeintrö^tigen ju mollen. Dur(^ bie (Emancipa^
55 tionsalte mirb ffir bie itat^olilen ein (Eib nur bes 3n^Its angeorbnet, bog fie bem
ilonige Untert^nentreue galten, feine ^erfon, ilrone unb SBürbe oerteibigen, bte Ü^ron^
folge bes ^aiifes ^annooer aufre^t^alten moIIen unb es ni^t für einen älrtHel t^res
(Slaubens anfe^en, bog ein oom $apft exlommun^ierter gfürft oon feinen Untert^anen
abgefe^ ober ermorbet merben bürfe; femer, bog ber ^apft feine 3tuisbiItion in (Eng«
60 lanb $abe, ba^ fie bie Staatsfird^ in leiner SBeife beeintröd^igen moIIen, enblic^, bog
SlttgHtatttfc^e fthri^e 531
fie biefc fcictli^e (Erflärurtg in htm cinfa^en 6tnn ber SBortc o^nc alle äusflu^t,
3Q>eibeutiQfeit ober [ttllf(^a>eigenben SSorbe^dt t^un.
Durq biefe Ketc^sftatuten x]i ben Dtjfentcm unb ftat^olHen ber ßutritt jum ^ar*
kment unb ju ben Staatsömtem (bo^ mit ^usnobme ber p^ften, u)ie oas eines
9?eic^sregenten, Borblanjlers u. [. u)., unb mit ^usfcQlug ber ^riefter) eröffnet; qu(^ 6
u)irb ben jtat^olilen bie (grünbung oon 9lonnenIloftem geftattetp Don Orben$geiftlid}en
jebo^ nur bie fianbesange^örigen gebulbet, bie Slnno^me ober gfl^rung geiftli(^er Xitel
aber bei Strafe oerboten.
9luc^ ben Z^htn^ bie f^on längere 3^it bfirgerli^e Smter belleiben burften, rourbe
na(^ langem Äampfe ber eintritt in bas ^^Jarlament unb in bie meiften Smter geioö^rt lo
bur^ bie eibes= unb S^benemansipationsalte (21.U.22. JBict. cap. 48u. 49, 23. 3uli
1858). Den Quälern u)irb [tott bes G^roures eine feierli(^ (Erllärung geftattet. Do(^
ift i^nen bamit ber (Eintritt im Parlament nxä^t in glei^er 3Beife mit oen Diffentem
unb Aot^oliien eröffnet, [onbem fie roerben (nac^ cap. 49) nur bur^ befonberen
Sef^luft bes Ober« unb Unter^aujes in jebem etnselnen gN^lle jugelajTen. ^üx bie i6
Aat^oliten bleibt ber Stb oon 1829 in jlraft. 3laA einer anbem Seite Qin u)urbe bie
anad[|t ber Staatsfir^e mefentli^ bef^röntt bur<^ bie $eiratsafte (6. u. 7. 9Bill. IV.
cap. 85, 17. Slug. 1836) unb bie erläuterunosalte (1. 3Jict. cap. 22, 3. 3uni 1837)
foioie bie 9?egiftrationsafte (6. u. 7. fflJill. IV. cap. 86). ffiemäfe btefen Sitten finb
Stäbte unb (Semeinben in Sejirle geteilt, mit Stanbesbeamten, bei benen alle (Geburten 20
unb Üobesfölle angeseiot roerben mfljfen, foioie bie Trauungen, bie in DiffenierlirAen
jtattfinben follen. (Es tonnen nämli^, auber in ber Staatsfirdbe. auA in fol(^en So«
falen, roeld^e loenigftens ein ^^cifyc ausf^uegli^ ffir aottesbienftliAe !^mtdt gebrandet
unb bann oon bem Stanbesbeamten regiftriert voototn ftnb, re^tsgilttae Trauungen m\U
^ogen roerben. Daju ijt erforberli^, ba^ Sräutigom ober Sraut mtnbejtens a^t Sage 25
tn bem Sejirl geroo^nt baben, toorauf t^re 9lamen in ein 93ud^ eingetragen loerben,
bas 5ur offentli^en Sinfti^t aufliegt. (Es erfolgt, toenn leine (Etnfpra^e getrau roirb,
nad^ brei 3Bo^en (ober in loenigen Zagen, falte 00m Obenegiftrator etne Dispenfation
erteilt roirb) bie j^riftlic^e (Erlaubnis jur Xrauung, votlift in CSegenroart bes Stanbes«
beamten na^ bem Kitus ber betreffenben ftir^e ^©if^en 8—12 Ui^ morgens oolhogen so
oirb. "und) einfa^e (Eioile^en, auf bem SlmtsAtmmer bes Dberregiftrators gef^foffen,
^aben ge|e^li(^e (Seltung. Trauungen, bie in oer Staatslir^e gefc^lojfen roerben, be»
bürfen feiner Mnseige bei bem Stanbesbeamten. — SBä^renb aljo früher bie Dijfenter
nur in ben bif^öfliäen ftirc^en getraut roerben tonnten, unb i^re Äinber bort taufen
laffen mußten, um fte in bie re^ts^ültiaen (Beburtsliften (bie ^aro^ialtaufregifter) etn« sb
tragen 3U laffen, finb fie je^t au^ tn btefen Stüden ni^t me^ an bie Staatstir^e ae«
bunben, unb ebenfotoenig an bie geiftlid^en (Serid^böfe bei (B^ef^eibungen, feitbem für
biefe 1857 ein neuer (Beric^ts^of (f. u.) gef^affen ift.
93on grSgter SBid^tigfeit ift bie ^uf^ebung ber ßo'^ngslir^enfteuer burdb bie Com-
pulsory Church Rate Abolition Act (31. u. 32. SJict. cap. 109, 31. 3uli 1868). 40
9)atttn bie Di(fenter bisher immer no4 biefelbe Steuer ©ie bie Slnglilaner an bie
$farr!ir^e entrid)ten muffen, fo fönnen fie fie \tM einfa^ surüdtoeifen. Sie oerliercn
bamit nur bas $Rc(^t über bie JJcnoenbung ber Äir^enfteuer mi^uftimmen. Damit ift
nun auä) bie le^te geffel gefallen unb bie ooUftänbige grei^eit ber Diffentcr ^crgeftellt.
Cnbli^ ift au^ bas exllufioe 9{e^t ber Staatsfir^e auf bie Unioerfitäten burd^ bie 45
Hniocrfiti)^3:eft«2lfte (34.u.35.S}ict.c.26, 1871) befc^rönft loorben. Diefelbc erläjgt ben
Stubierenben, au^ bei ber Seroerbung um alabemif^e Cßrabe, bie Unterfd^rm ber
39 Slrtifel, räumt jebo^ ben (Colleges bas 3{ti)i ein, bie ilonformität ju oerlangen
ober 3u erlaffen, (o ba^ junä^ft oenigftens no(^ ber Staatslir(^e bie roiqttgften 33or»
rechte in ber $anb bleiben. 60
II. £e^re unb ilultus.
«umgaben ber 39 §(rtitel : 9Äaf otoer, @. 498 ff. ; f. f onft etwa ®. Ä. 92temet)er, CoUectio
confessiouum in ecclesiis reformatis publicatarum, 1840, 6. 601 ff. (l)ter @. &92 ff. aud) bie
42Slrtitel), über J. Lightf 00t Text-Book of the Thirty-Nine Articles of the Ch. of E. (mit
furjen (Erläuterungen), 1890. 3^^ ÖJefc^icftte : J.Lamb, An historical account of the 39 Articles 55
from the firet Promulgation of them in 1553 to their final establishment in 1571 (ju*
gleich biplomatifc^ genaue 9lu8gabe ber ^Dlanuffripte unb Urbrucfe unb JJaffimileS ber Signa*
turen ?c.), 1829; C. Hardwick, A History of the Articles of Religion (mit ßttgabe etncr
6eric \>on ^ofumenten ouö ben Solaren 1530 bi§ 1615), 3. «ufl. 1876 (feitl^er nod^ loieber*
34*
532 «[«filttaitifiile fttr^e
l^olt gebrucft, ^ulegt 1890; fel^r uoOftänbig unb tnftntttiu); E. H. Browne, An Exposition
of the 39 Articles (13. ttui^g., fionbon 1887, audfü^rlid^er bogmatif^er Kommentar).
%VLX bad Common Prayer Book t)gl. bic 1844 in fionbon (Pickerine) erfc^ienenen 9{eu'
brucfe ber fieben Derfcj^icbcnen ©bitionen bis ba^in (Firet Prayer Book of Edwud VI.,
6 Whitchurch 1549; Second Pr. B. of Edw. VI, ib. 1552; Pr.B. of Queen Elizabeth, Graf-
ton 1559; Kinc James's Pr. B., Barker, 1604; Scotch Pr. B. of Charles I. (Lands), 1637;
King Charles 11. Pr. B., the Sealed Book, 1662; Edition of 1662 ada^ted to the' present
Beign, 1844). f^emer An Introduction to the History of the succeesiye revisions of the
Book of Conmion Prayer (nat^ bcr SSorrebe üon J. Parker), 1877 , baju The First Fr. B.
10 of Edward VI. compajed with the successive revisions of the Common Pr. B. (Don beni'
fclbcn; bequeme Überficä^t bcr 3^cränbcnmgcn bis 1662), 1877, 2.9luf(. 1883; H.M.Luckock,
Studies in the History of the B. of C. Pr., 5. «ufl. 1896; Fr. Procter, A History of the
B. of C. Pr., 19. «ufl. 1892, (befonbcrS ^u empfehlen). SSon lat^olif ci^er ©eile : Fr.A. Gas-
quet and Edm. Bishop, Edward VI. and the Book of C. Pr., au Examination into its
15 origin and early history with an appendix of unpublished documents, 2. ttufC. 1891. ^aS
lange i7erIoren geglaubte ^Dtanuflri^t bed ber Unifortnitftt^fte t^on 1662 beigegebenen Book
of Ö. Pr., b. foa. Sealed Book, tft 1892 „verbatim et literatim'' im ^rud gegeben ()Sonbon,
Eyre and Spottiswoode). 83gl. au<]^ ^Dlafower, 6. 171 ff. — gum Äated^iSmuÄ §. ©. A. W.
Bobinson, The Church Catechism explained, Cambridge 1894, ober A. J. C. Allen, The
20 Chimüi Catech., its history and contents, Lond. 1892. — ^iix bie $omiIien : Certain
Sermons appointed to the Queens Majesty to be dedared and read by all Parsons etc.
(^crauSgcg. öon G. E. Corrie, Cambr. 1850). — Sntcreffanl J. E. Vaux, Church Folk-
lore, a jS«cord of some Poet-Beformation Usages in the Engl. Ch., Lond. 1894. ^ux
©rgänjung f. Ä. „©ibelüberfefung, @nglif(^e".
25 3Ba^tenb bie Serfaffung ber angltlanif^en iltr^e oBIKa unab^ngig oon auslan«
bif^en (Etnpffen 3U [tatü>e gelommen loar, [o seigt bie SOSfaffung be9 fird^I^en 93e>
lenntniljes eine faft gan3liqe Slb^&n^igiett oon ber !ontinentalen Keformatbn. Die
13 Slrttiel oom Zcifyct 1538 tooren bte Srni^t ber in 3Bittenberg unb fionbon gepfbge«
nen Ser^anblunaen behufs einer !ir^Ii^«poIiti[$en Bereinigung ber beutf^en unb eng»
30 Hj^en ^roteftanten. Diefe Slrtilel [tintmen in ber 9lei|enfolge unb im £e^n^It
oft iDortli^mit ben 17 erften SIrtileln ber Slugsburger ilonf enion iU^erein, bc^ finben |i$
in ber fie^re oon ber Ke^tfertigung. oom erlauben, oon ber ilir^e, oom Slbenbma^I
oerf^Ieiembe SBenbungen. Selbjtftänbia Jinb befonbers bie 91. de poenit. unb de rebus
civil. DiefeSlrt. legte Sranmer bei berHbfaffung bes (glaubensbelenntniffes in 42 SIrtileln
35 (Sboarbfme^rt.), bas 1553 ooüenbet touroe. suCSrunbe^ namentlid^ bei benSlrtUeln über
Irinitöt, URenf^toerbung (£^ri|ti, (&rb[finbe, Äir^e, ^rebwtamt, jum leil au(^ über Segriff
unb SBirfaing oes Saframentes. SOBo^renb aber bei ber ^ue^re oon ber 9{e^t|erti^ung unb
bem (glauben auf bie Slugsburger jlonfeffion jurüdgegangen n)urbe, unb btefe uber^upt
eine Vorlage für bie meiften übrigen Slrtilel bilbete, [o machte \xd) bo(^ au^i^ namentli(^
40 bei ber ^enbma^lslebre, ber Sinflug ber nad^ Cnglanb ge!ommenen reformierten X^o»
logen, bes. bclonbcrs Supers, geltenb. Sei ber Stenifion ber 42 Slrtilel, u)el(^c ^arfer
1563 ooma^m. n)urbe bagegen mieber mehr eine ^nnö^erung an bie Jtir^en tlugs«
burgi|(^er iwnfcffion oerfuAt. §aupt]öd^li^ rourbe bie oon Sren3 1552 oerf afete Con-
fessio Wirtembergensis oenü^t. 3lu5 ihr mürben 3um Zeil obrtli^ aufgenommen:
46 ber 3wföÖ 5um 2. Slrt. über bte cu)ige 3^ugung unb SBefensgleid^^cit bes Sohnes ;
ber 5. Srt. oom ^. (Beift; 3um 6. mt. bie nähere Sejtimmung bes Äanon; 2u\aijt
jum 10. unb 11. ^rt. über bie Unfa^igleit bes SRenJ^en ]xi) aus eiaener ilraft p
belehren, unb bie 9{ed^tfertigung burc^ ben Glauben allein um bes Seroienftes S^rifti
loillen; ber 12. Slrt. über bie guten SBerle, unb bic roa^rfd^einli^ erft 1571 3ugefügte
60 Seftimmung über bie Slutoritot ber Rix^t in (Blaubensftreitigleiten. Slugerbem n^urben
jmei neue Slrtiiel eingefügt: einer über bos 9(benbma^l unter beiberlei (geftalten,
unb, jebo^ erft 1571, ber 29. 91., ba^ bie Umoürbigen ben £eib unb bas SlutCE^rifti
im Slbenbma^l ni^t genießen. Um Heinere Snberungcn 5U übergeben, ijt nur noc^ 3U
enoa^nen, bag im 28. 91. über bas Slbenbma^l ber $rote|t gegen bie reale (Segenmart
65 bes im ^immel tj^ronenben (£^[tus mit einer CErllärung über bas geijtliAe (Beniegen
bes £eibes CChrifti oertau|(^i unb in einem 3^\^t 3^ bem 34. 91. jeber 9(ationallird^e
bas 9{e6t fir^lime (Sebröu^e anjuorbnen unb abpftellen 3uge||n:o^en n)urbe, enblid)
im 37. S. ber 9lusbrud: „ber ftönig ift na^CE^riftus bas oberfte §aupt ber englij^en
ftir^e", geljtri^en unb bofür eine CEnlörung über bie ^öd^fte ©ewalt bes gürftcn^in
Qogeiftli^en l)ingen mit geroinen SinfArönhingen gegeben mürbe. Die meijten bieferSn^
berungen rourben bur^ bie 3^itoerJ^äUni{fe ^eroorgerufen, n)a^renb frühere ißrotefte gegen
3nle^ren in ben (Ebioarbf(^en 9(rtiieln als bereits entbe^rli(^ ober un3n)edma§ig fort>
SCttglOattifi^e fttr^e 533
fielen, nämli^ bic 9lrtt!cl gegen bfe gefä^rlfi^ett golgetungen aus ber abfolutcn ^rä»
beftination (Cbu). 81. 10), geaen bie Sflnbe ©iber ben ^tl. (ßetft (Cbu). «. 16), gegen
Sintinomismus (19), geaen bie fie^re oon ber geiftli^ aebeuteten Sluferjte^uttg, gegen
^[q^opannqc^ie, gegen URillenarier unb gegen SBiebetbnngung aller fcinge (39—42).
SBas unter CEbmarb unterlaffen n)ar, n)urbe unter (Elifabet^ na^ge^oQ : bie Glaubens« 5
artifel rourben foroo^l ber ftonoolation als bem Parlament oorgeleat. Son jener rourben
fie im gebr. 1563 nac^ einem Iateini|(^en Xexi aebilligt. Darauf lourben fie, feboA erft im
Slpril 1571, nod^ einmal, ©ie angebeutet, reotbiert unb je^t auf bie Sa^l 39 (ftatl38)
ge|tellt, in englifc^er Qjna^t oon bem Parlament jum fortan gfiltigen (Slaubens»
befenntnis jemaAt. Die oermittelnbe lenbenj besfetten tritt ftarl 3u läge. 9li^t nur lo
iDollte es bie rechte SKitte [u^en jwifi^n ber lut^erif^en unb reformierten fie^re, fon*
bem au(^ jmifc^en bem itat^olqismus unb ben extremen reformatori|(^n SRi^tungen.
Unb fiberbies toaltete ber SBunfA unb bas Sebflrfnis, eine (Slaubenseinoeit mit ben $ro»
teftanten auf bem ftontinent ^erjuftellen. 3n biefer ©eftalt blieben bie Slrtilel unoer«
önbert bis auf ben ^eutiaen Xag. i5
Sieben bte 39 ^lauoensartilel tritt bas Common Prayer Book als Selenntnts»
l^rift. 3n i^m [e^en bie Slngliianer oiel me^r ein corpus divinitatis, als in ben
polemifierenben ooer oermittelnben Slrtifeln, fofem es pofitioer unb en^^iebener bas
Selenntnis barlegt. S^fammengeftellt aus ben beften £iturgien ber altenglif^en itir^e
namentli^ aus bem ^,Sanim Use" (b. % ber oon Dsmunb oon 6alisbur9 1085 auf» 20
gejtellten Sform, bie m ber $rooin3 oon SanterburQ allgemein geioorben roar) in ben
fieltionen |i^ anle^nenb an bas 1535 erf^ienene Breviarium romanum reformatum
oon itarbinal Quignon, refnrafentiert es einen [tarlen 3uf^^^^^^8 ^^ ^^ ^^^'
lommli^en iiräliqen ^rauc^, o&^renb es anbererfetts bur^ flei|}ige Senfi^ung ber
9{eformationsorbnung bes (Enbif^ofs ^ermann oon itSln an bie beutf^e Deformation ss
fi(^ anlehnt. £s ip; eines ber ^enli^ften Denfmale ber Steformationsjeit, in ebler
Sprache, ooll biblifd^en C&eiftes. (Es ift belannt, mit oel^er Semunberung basfelbe in
[einer erjten (&e|talt 1549 00m Parlament aufgenommen u)urbe. Damals loar es
namentli^ in Setreff ber Saframente me^r lut^erif^, entl^ielt aber au^ no^ man(^es,
roas uneoangelif^ roar. Stuf ben 9{at ber reformierten X^eobgen auf bem kontinent, so
namentlid^ oaloins, n)urbe mit Supers unb ^eter aRart9r8 $ilfe 1552 eine 9{eoifion
oorgenommen, bas (£^risma unb ber (Exordsmus bei ber Zaufe, bas jlrei^ft^la^en bei
ber Äonfirmation unb Irauung, bie Salbung ber Äranlen, bas (Bebet für bie Ser«
itorbenen unb bie D^renbei^te abgef^afft uno einige Slusbräde in ben Scdraments»
ormeln im 6inn ber reformierten i^eologen geSnbert unb einige 3^15^ J^^ (Bottes» ss
)ien|t aema(^t; au^ eine Semerhing einaeffigt, bag bas Jlnien beim Slbenbma^l ni^t
Sboratton fei. Die 9{eoifion unter (Elifabet^ 1559 lieg ledere Semerfaing loeg, [u^te
überhaupt, bejonbers im Slbenbma^l, eine Vermittlung, um bie 5lat^oliIen nid^t ab^u>>
jtogen, benen 3U lieb auc^ bas (Bebet toiber 9{oms Xqrannei n)egfieL 3n biefer (Eltja«
bet6](^en SRebaftion ^at fi^ bas Common Prayer Book in auem 9Be[entliqen über 40
bret^unbert 3aBre unoeränbert erhalten. Unter ^oSob I. 1604 ©urben einige fiefeftüde
abgeänbert, einige ®ebete ^insugefügt, au<^ ber itate^ismus um eine Se^e oon ben
Saframenten enoeitert. CEtioas eingreif enber mar bie Keoifion unter ftarl II., 1662,
bo^ aud^ nur im Detail. SBieber lourben man^e neue Gebete eingefe^t, £eftionen
ausgefd^altet ober erje^t k., mobei bie Stpolrnp^n rei^li^er berangejogen lourben. Die 46
^enfopen mürben je^t aus ber neueften Sibelflberfe^ung aufgenommen, mS^enb man
bie ^falmen in ber alten, bur^ bas ^falmobieren lanaft gel&uKaen CD)oerbale[^en
Überfeteung 00m 30^^^ 1^39 beibehielt. vlaA ber 3:]^onbeftefaung aßilliams HI. ©urbe
ein meitgenenbe 9{eoi{ion oroponiert, aber niqt burc^geje^t. 60 blieb bis in bie neuefte
3eit bie fiiturgie unanaetaftet, obmo^l oielfa^, namentlii^ feitens ber eoangelif^en Partei, 60
Heine ^nberungen, mit im Segröbnisgottesbienft, gemünf^t lourben. Die ^f^affung
bes alten ftalenbers (na^ loelAem bas Z^^fft mit bem 25. SRärj loe^felte) unb bie
(Einffl^ng ber (Bregorianif^n t|Sa^resre(^nung, bie am 1.3anuarl752 ftatt^atte, ma^te
eine Slbönberung ber bem (Bebetbui^ oorausgef^idten gfeftibsgstabellen nötig; fie lourbe
bur^ bie 2Hte 24. (Beo. II. (1751) c. 23 eingeführt, (ftft feit 1859 finb man^erlei 66
Steuerungen als unoermeiblic^ eriannt loorben. 3wna(^ft lourben auf Sitten bes ^ar«
lamentes bie brei (Bebad^tnistage ber ^uloeroerf^orung, ber $inri^tung ftarls I. unb
ber Weftauration, bie nur bur^ CErlaft bes jeroeiligen Regenten angeorbnet ©urben unb
in unbered)tigter 9Beife (1662) i^ren 9Beg in Das (Bebettuc^ ge^inben fysüm, bur^
fönigli^e ^roflamation 00m 3an. 1859 oogefi^offt. Sobann ©urbe burt^ bie ^arla« eo
534 tlnglttairif^e ftirc^e
mcntsaftc 34. u. 35. JBict. cap. 37 (1871) ble alte ßeöionentabellc burc^ eine neue
erfe^t, in melier bie 6c^riftoorIe[ungen stoedmagiqer oerteilt, jum Xeil obgetfirjt finb,
bie Slpobqp^en 5urfidtreten unb bie Slpoialp^fe (bie frfi^r übergangen iDor) ffit ben
6^Iu^ bes ^ia^xts aufgenommen t[t. äBi^tiger ift bie bur^ bie Uniformity Amend-
5 ment SlBe 35. u. 36. SJict. cap. 35 (18. 3uli 1872) gewährte ajertürsung unb 93er=
teilung bes C&ottesbienftes. 6^on lanae oor bec Deformation toaren bie ^aupt» unb
$orengottesbien|te auf jiDei (&ottesbien{te jufammengebrangt morben, fo bag bie SReffe
[xäf unmittelbar an ben Srä^gotte$bien[t an|^Io|. Die[e Orbnung tourbe in ber 9{e»
formation beibe^lten. f>a nun auf btefe Itturgifc^en (gottesbienjte joglei^ bie ^rebi^t
10 unb öfters bama^ bie ilommunion folgt, [o be^nte \xä) ber gauje (Sottesbtenft über bie
(gebühr in bie £ange. Dielem Öbelftanb ift nun burd^ bie genannte Slfte abgeholfen,
inbem für alle Xaae auger oen Sonntagen unb ^o^en gfeften eine 9(b!ür5ung ber £i^
turgie oorgefe^en ift, [o nämli^, bag meiere Stüde ausfallen, am SBortlaut jeboc^
nirgenbs geönbert toirb. (Ebenjo fonnen bie oer[(^iebenen Zeile bes ^au^gottesbienftes :
16 SRorgengebete, £itanei unb SHtargottesbienft getrennt unb als oerfc^iebene (Sottesbienfte
(aber an bemjelben Xag) be^anbelt n)erben. SBeitere (Sottesbienfte an Sonn« unb
gfejtta^en ober bei befonberen ^nläffen iönnen mit Erlaubnis bes 93i|(^ofs gehalten
unb etn aus bem Prayer Book unb ber ^l. S^r^ sufammengeftelltes Formular für
biefen 2wtd benü^t n)erben. Snbli^ »erben au(9 $rebmtgottesbien{te o^ne ooran^
20 gebenbe £iturgie geftottet, mit ber Sebingung, ba^ babei (gebete aus bem Prayer Book
gebraucht »erben. So ift ben oerf(^iebenften Seoürfniffen Dehnung getragen, o^ne bie
alt^rgebrad^te gform bes (Sottesbienftes anjutaften.
Der (Bottesbienft ift bur^ bas Common Prayer Book feflgeftellt unb bis in bas
einjclnfte burd^ hirje STmoeifungen (rubries) genau geregelt. 2für ben tögli^en
26 (Sottesoienft, ber auger in ben 5latbebral« unb ilollegiatür^en au^ in oielen anbem,
namentliA pufeqitifdben ftir^en gebatten toirb, orbnet bie £eItionentabelle bas Sorlefen
ber ^. Sqrtft an. !Der fiefelreis beginnt mit bem 1. S^nuar. Die lanonif^cn S^riften
bes Snten !Ieftamentes uno n)enige Stüde aus ben ^olrQp^en merben ber 9tefibe na^
fortlaufenb moraens unb abenbs gelefen, nur mad^t 3^J<^i^ ^^^ Sd^lug in ber^oents«
80 jeit. ini^t 3u ben fiefeftüden geregnet toirb ber ?Pfaiter, ber liturgif^ oenoenbet unb,
m 30 (Bruppen geteilt, jeben uRonat einmal burdtecfungen ober gelefen ©irb. Das
fiefen bes neuen leftaments beginnt morgens mit lulattqiaus unb nimmt bie Süt^cr
ber Wei^e na(^ burd^ — unb abenbs mit ber Slpofteloefd^id^te, worauf bie Sriefc unb
(Eoangelten folgen, ben S^lug bittet bie 9lpofali)pfe, bie fortlaufenb morgens unb obenbs
36 gelefen mirb. gür Sonn*, ge[t= unb gciertage Jinb befonoere fiefeftüdc beftimmt.
mger ben $auptfe[ten ©erben oie Slpofteltage, Slller^eiligen, ber erfte Safttag (Ash-
Wednesday; an biefem fog. Commination against Sinners) unb ber SRegterungs^
antritt bes gürften gefeiert.
Der ^auptgottesbienft befte^t aus 3 Üeilen: 1. bem ©ebetsgottesbienft (Morning
4oPraver), meiner mit Suftoermo^nung, Seilte unb SIbfolution beginnt, toorauf bie
^falmen oersmeife jmif^en £iturg unb ber (Bemeinbe ober ben Chören u)eq)felnb
(Ghanting) gefungen ober gelefen toerben; bann folgt bie £eftion aus bem 9IZ., Te
Deum, fieltion aus bem 5RÜ., Benedictus, unb bas apojtolif&e ©laubensbelcnntnis ;
hierauf bie ©ebete unb gürbitten, jroitoen ©el^en ein giguralgefang (Anthem) auf-
46 geführt roirb. Sei ben Introitus u. |. m. refponbiert bie ©emeinbe. J)iefcr Üeil bes
©ottesbienftes loirb oon bem £iturgen oom £efepult aus gehalten, hierauf fol^t bie
£itanei mit 9{efponfen bes CE^ores unb ber ©emeinbe. Den ^weiten ^aupttetl ber
jjeier bittet ber Slltargottesbienft (Communion Service), ©obei ber ®eiftli(^e, an ber
ZKorbfeite bes Slbenbma^lstif^es fte^enb, Saterunfer unb ftollelte lieft, bann sur ©e=
50 meinbe geioenbet bie 10 ©ebote, ju benen bie ©emeinbe fnienb refponbiert. Dann folgt
gürbitte für ben Stcaenten, Äollefte, Spiftel unb flcoangelium (bas bie ©emeinbe ftefjcnb
anhört), bas nicänif(|e (suioeilen bas atbanafianif(^e) ©laubensbelenntnis, barna(^ 9ln=
lünbigungen. 3Ils britter Üeil folgt na($ ©efang eines £iebes bie ^rebigt (über freie
leite), worauf ber ©eiftli(^e toieber oor ben 2lDenbmaf|lstif^ tritt, roä^renb ffiinfamm-
ööluna bes Opfers einige Sprüche lieft unb mit ©ebet'f^liefet. 908 irb 4. bas 9lbenb=
ma^l gehalten, fo beginnt bie geicr unmittelbar na^ bem Opfer. Sei ber ftonfelration
nimmt ber ©eiftli(^e oie ^otene (mit gcroö^nli^em Srot) unb ben ftelc^ in bie $anb,
bri^t bas 93rot, iommunisiert bann suerft felbft unb giebt barnac^ Srot unb Ael(^ ben
fnieenbcn ftommunifanten in bie §anb.
25
9tiglitiiiitfi^e Striae 535
3Bq5 bie anbeten ^I. ^anblungen betrifft, [o tft bei bem Xaufformular (bas fic^
oielfad^ an bie $ennannf(^e iRefonnationsoronnng anf^Ue^) bemecfensiDert, bag bie
Sefreujuna bes ^inbes an ber (stinte au$ ber 6arum«fiitin:gie beibehalten i[t, loäbrenb
[onft bas AreujfAIagen fortfiel, unb ebenfo, bag 1662 bie itonfefrcftion bes SBaffers:
,,^eUige biefes 9Ba||er ßur nuftif^en SlbiDafc^ung ber 6flnbe" loieber aufgenommen 5
iDurbe. ~ (Es giebt brei Üaufformulare, eines für bie bffentli^ Xoufe an Sonn« unb
(^iertagen, ein j^roeites für bie jebo^ nur oon ®eijtlid^en ju oerrid^enbe 3^taufe unb
ein brittes ffir bie Üaufe ber (Enoaqjenen. 9tur lur} lönnen bie ilbrigen gformulare
enoö^nt toerben : ffir bie jtonfirmation. bie nur oon bem SifAof ooUjogen toirbp für
bie Xrauung (in loelt^em bie ^eroor^bung oon C5en 1, 28 uno 1 5to 7, 2 a\s!iwtd 10
ber (E^e ^nftog geben ma^), ffir bas Segrobnis (in loelc^em nur bie eine Stelle,
mtlä)t bie ^o^ung ausjpn^t, ber Serftorbene fei in bie Seligfeit einaegonaen, als
ni^t allgemein antoenbbar an^efo^ten mixV), für ftronlentommunion uno Se|uc^p ^r
ilir^gang ber SBoc^nerin, Sd^iffsgottesbienft, ^ugtag (Gommination day) unb gfeier
ber Z^ronbefteigung. 15
So umfaßt bas Common Prayer Book bas ganje lir^Ii^e unb ^Suslid^e fieben.
%uä) auger^alb ber Air^e er^It es bur^ fleijjigen (Sebraucb bei ^ausonba^ten bie
SJeroinbun^ mit ber itirme. !Die £efeorbnung, n>el$e im n)e|entl{$en oielfa^ au^ in
ben gramihen befolgt oiro, fu^rt 5U einer Selanntf^Kift mit ber ganjen % S(|rift. Die
ftreng geregelten ^formen bes (Sottesbienftes unb bier bl. ^nblungen ermöglichen eine 20
Sertraut^ett mit bem (Sanken unb (Einjelnen. So otel au^ gegen bie (nnförmigleit
gefagt rnttitn mag, es ift ooc^ oon groger iEBiAtigieit. ba| ffir alle lirAH^en $anb«
lungen ie nur eine Sorm befielt, bie Xrauutmform, oer SeorSbnisgottesoienft ffir ben
itönig mie ffir ben ^rmften biefelben finb. Vcs giebt bies oas (geffi^I ber (Stei^^it
Dor ®ott. DurA bas Prayer Book ift ber religiöfe C5eift bes SoDs genarrt unb ge«
jtörtt n)orben. Uoer 300 Raffet blieb es bei allen Aampfen unb S^u)anlungen in ber
Ü^eologie eine unerf(^fitterte Slorm bes Glaubens. (Es ift bas 93anb, bas bie fiber bie
ganje (Erbe jerftreuten anglilanifc^en Ricäftn unb Air^engemeinfd^aften, au^ bie, n)elc^e
unabhängig 00m Staate finb, nie {e^t bie irifc^e unb bie itoloniaßir^n, mit ber
9Rutter!ir(9e oerbinbet unb in n)eiterem Sinne au^ bie f^ottifc^e unb ameriianif^e so
(Epi|IopaIiird^e fotoie bie fiberall oerbreiteten metbobiftifAen ®emem|$(rften umf^Iinot.
ä$as ben Äate^ismus unb bas fog. ^omilienbuq betrifft, fo ^at erfterer feine
Stelle im (gebetbud^. Soaleic^ bas Su$ oon 1549 enthielt etnen Aate^ismus im 3u«
fammen^ang mit ber 5lonfirmationsorbnung, Seit 1604 ^at berfetbe bie no^ ^eute
gültige ^orm. (Er fte^t [eit 1662 ni^t me^r in ber Aonffarmattonsorbnung, fonbem 85
oor t^r, als ein felbftftanoiges Stfid. Unter ^einrid^ VIII. tourben bereits ^eimal
ftate^ismen ebiert, The Institution of a Christian Man (bas fog. Sifc^sbu^)
1537 unb The Necessary Doctrine and Erudition of any Christian Man (fog.
itönigsbuc^) 1543. Diefelben uKiren noA bur^neg bit^olif^. 9lac^ bem Xobe $ein«
ri^s ging (Eranmer energi|(^er oor. S^on 1548 lieh er bie „Rtnber^ebigten'' bes 40
3. 3onas, bie Butlers Rl. ftate^ismus auslegen, flberfe^en (A short Instruction
into Christian Religion). Die in bas Prayer Book aufgenommene Instruction
to bc learned of every Child enthalt 3uerft eine (Erläuterung ber ^atenf^aft, bann
mit Inoppen Sluslegungen bas apoftolif^e Sqmbol, ben Delalog, bas Saterunfer. Das
Pr. B. Don 1552 bat bie Snberung getroffen, bafe bie 10 (Bebote. bie oor^er in furje 45
Sö^e jufammengefant toaren, n)5rtliC9 aufgenommen finb. 3ltitn oiejen jtinberfatet^is«
mus treten jtoei >late(^ismen ffir (Enoaqfene bej. „fie^rer", nSmlti^ berfenige oon
^oqnet 1553 unb 92ou)ell 1570. jteiner oon beiben lourbe offigiell. VDXtmd^l erfterer
unter Silliaung bur(^ (Ebn)arb VI., le^terer unter Spprobation our^ oie Srsbtf^öfe unb
33if4öfe ebtert n)ucbe. 9lac^ bem 9ton)elll^en Aate^ismus rebigierte Sif^of Ooerall 00
bas 1604 mit 9tfi(Ifid^t auf bie Puritaner in bas Pr. B. eingefilgte £ebrftfid oon ben
„5U)ci Saframenten". — Die.,öomilien" bilben einen Doppeloanb, beffen erfter Seil
1547 alsbalb na^ (Ebn)arbs ÜQronbefteigung erfi^ien, n)a^eno ber peite erft 1574 im
iRamen ber Aönigin (Elifabet^ ebiert n)urbe. Der Sanb oon 1547 mute einen }toeiten
bereits in Slusfic^t unb beseic^nete }um Si^luffe bie X^emata, bie barin b4<tnbelt56
toerben follten. Diefe ^rebigten follen ber S^ei^e nac^ an ben Sonn» unb gfefttagen
im ^auptgottesbienft oorgelefen toerben unb follten bie re^e fie^re fi(^ ftellen. Sie
jinb teils moralifd^er, teite bogmattfd^er 9latur. SRan lonn nur oon einseinen ben 93er»
faffer na^meifen. 9}on (Eranmer fmb mehrere, anbere oon ^arpsfielb, ^iltinoton,
Secon unb eine felbft oon Sonner. Sie ma^en rei^Ui^ (gebraui^ oon ber patriftif^en eo
536 9ti0lffatttf4e
£ttteratur, baneben merben oft oanje 6tflde aus Sänften oon Su^er, ^etrus Vlartqt,
aRuöcuIus, SuIItnger in einfaßt Öberie^ung oorgeffii^rt. 3n ben 39 Srtifeln [tnb
bte $omUten ousbrüdflic^ fdnttioniert (bej. angeüinbtgt, S(. 35), jum XetI lotrb auf
fte als bte tDettere 3nteqn:etatton oenoiefen ([o in 91. 11 ^inji^tlico ber fiepte oon ber
6 Kc^tfertigung). 3wr 3^tt finb Ile ni^t mebr in SBrau^, otcles oarin ijt fc^on ber
Sprache megen nic^t me^ oorlesbar. Dos (elbft|t&nbige ^rebigen mar nte unterfagt;
nur jollte \iä) niemanb baoon bispenfteren, jtänbig auify bie $omtIien ber ®enteinbe
oor5uIe[en. (Erhalten ffcA \xify ber Sraud^, bie ^rebigten, eigene ober foli^e oon aner»
lannten SRannem abjulefen.
10 einige 9loti^en iloer bie (gef^i^te ber 3^eoIogte in ber angliianif^en ilir^ loerben
^ier am $Ia^e fein. Sie ^t beutliA «oei groge Strome, bie fi$ aus bem (SfyaaUtx
ber englifd^en 9{eformation erfloren. 9uf ber einen Seite tft bur^ biefe ein befonberes
3ntere{fe an ber potriJtifAen, bejonbers ber oortonftantinif^en ittr^ gemedt morben.
So ^at bie anglilanif^e itir^e eme Kei^e ber ausae3ei$net|ten Sf^rf^er aber bos HcA^
15 Me Sntertum QeroorgebraAt; man brandet nur viamtn mit Uff^r, %earfon, Sun,
äßaterlanb, Sing^om 2c (f. befonbere ^.) ju nennen. (Segemoarttg ftno biefe Stubien
loieber oortreffliq oertreten. t>am blähen oie biblifc^en Sfo^^ungen, befonbers acäfa-
oIogMer SIrt (Zestlritil k.). mf ber onbem Seite ^oben bie gfraaen, bie fi^ auf
bie Sebeutung oer ftir^e, ben Unterfd^ieb oon illerus unb Saien, befonoers bie Stellung
20 ber 93i[^e, Sebeutung ber 3jrabttion, bas iEBefen unb ben SBert ber Sabamente,
bann bos P|[^l<^ fromme fieben na^ allen Sejie^unaen riAtetL im Sorbergrunb ge«
ftanben. SRe^r als in anbem itir^en mug man auf bie poutildjen (Entmidlungen unb
auf bie lebenbiaen religiöfen Seu)egungen a^ten. um bte Srseugniffe ber Theologie
^iftori[c^ ju mflc&igen. vas eigentli^e Jqjtematif^e bogmatif^e 3ntere|fe tritt prud.
35 Soroett es fi^ ougert, nimmt es p^iio|ofibi[c^es (SeprSae an unb menbet fim^ auf
apologetifi^e ^fragen. (Es mug genfigen, qier nur einige ber oorjfiglic^ften SBerfe
fiber oie ®e{(^iAte berX^Iogie in (Enalanb ju oermerlen; fie [inb mit 9{eqt bur^eg
3uglei(^ Darfteuungen bes religiBfen £ebens. J. Stoughton, History of Religion
in England from the opening of the long Parliament to the end of the 18. Cen-
ao tury, 6 Sbe, neue reoib. Slusg. 1881 (London, Hodder and Stoughton) ; berfelbe,
Religion in England from 1800 to 1850, 2 Sbe, 1884, ib ; J. Hunt, Religious
Thought in England from the Reformation to the end of last Century, 3Sbe,
1870, 71, 73 (London, Strahan and Co.). J. H. Overton, Life in the Eng-
lish Church (1660—1714), 1885 (London, Longmans); Ch. J. Abbey and
85 J. H. Overton, The English Church in the 18. Century, 1887, ib. ; Overton
The English Ch. in the 19. Century (1800—1833), 1894, ib. (3n ben oortreff^
liefen SBerIcn oon O. finbet man bie fepejiallitteratur am beften oerjeic^net). J. H.
Rigg, Modern AngUcan Theology (3. Slufl, fionbon 1880). (5. 33. £ec^ler. ®ef(^.
b. engl. Deismus 1841. O. ^fleSerer, Die ffintroitflung b. prot. Ibeol. in Deutjc^L
40 feit Äant unb in ©rofebritannien Feit 1825, greib. 1891. 93gl. bie 21. fiatüubinaricr,
SRet^obismus, Xraltarianismus. femer biograp^ifd^e 91. mie X^. Slmolb, 3- Butler,
Coleribge, Cubaort^, Dobbroell, 3. §ales, (Q. 3. $are, Äingsleg, 3of. u. 3f. JRil-
ner u. a.
m. Die (geijtli^ieit unb bie lir^Ii^en Smter.
45 ^afotoer, @. 204 f[. \ W. Stubbs, Begistrum Sacrum ADglicanum. An Attempt to ex-
hibit the course of Episcopal Succession in England, Oxf. 1858; Edw. Denny et T. A.
Lacey, De Hierarchia Anglicana dissertatio apologetica, Lond. 1895 (^enbenjfc^rift jur
Anbahnung einer gegcnfeltigen Änerlennung ber anglüanifcften unb römifc^en ^r^e, enti^ftlt
aber manqicriei SBertuoIIed für löiftorifd^c Srragen).
60 Das (Epiftopalf^ftem i[t im mefentli^en unoerSnbert aus ber alten Siitä^t herüber-
genommen Q)orben, im ein3elnen finb aber u)i(l^tige IRobifilationen eingetreten.
1. Der geiftli^e Staub. (Es befteben bie brei (Brabe bes Diafonats, ^resbqterats
unb(Epiftopds, für ©el^e bas lanonif^c 2llter je bas oollcnbete 23., 24. unb 30. fiebens^
jo^r ift. Die SBei^e ©irb nac^ bem Orbinationsformular im C. Pr. B. oolljogen mit
65 einigen Slbanberungen, bie burc^ bie Subftriptionsafte (Clerical Subscrlption Act. 28
u. 29. ajict. c. 122, 5. 3uli 1865) gemalt worben finb unb au^ einen 2eil berUni=
formitatsalte 1662 berühren.
Um bie 9Bei^ eines Diaionen (Deacon) 5U er^lten, muffen bie Aanbibaten
3eugniffe oon einem Unioerfitäts*College, ober t^eoloaifc^en Seminar nebft gü^rungs*
60 atteften 3 SKonate juoor bem Sif(^of suftellen, sugleic^ ein 95erufung6f(^reiben (Title),
!bi||Iitaitifill|e fttrd|e 537
o^ne toeld^es nid^t orbiniert werben barf. Die Orbination finbet in ber Didcefe ftoti,
in tDclAer ber itanbibot feine SlnfteÜung er^SIt. Der SilAof lägt mnä^ft burd^ einen
feiner jtaplane ein t^eobgtMes (Examen ob^Iten, fiber ote (SegenftSnbe f. c. 34 oon
1604 unb boju bie äbereinfunft fSnitli^er Sif^Sfe oon 1886. (Cs giebt au^ feit 1874
eine mit ben Unberfitäten oon Ozforb nnb (Eambribge in Seroinbung ftebenbe centrale 5
^rilfungsfommiffion, bei ber man jum Soraus ein (Examen betteln bmn, toelc^es
bie metften Sifd^5fe onerlennen). Des 9Beiteren ^, gemäg ber ätwfiriptionsatte, ber
ftonbibat oor bem Sif^of bie folgetd^e SuftintmunasernSrung fDedaration of Assent)
5u unterfc^reiben : „^A yI. S. emore meine 3ufttinmung p oen 39 9{eHgionsartSeIn,
bem (gebetbu^ unb feinen Seftimmungen Aber 9Bei^ ber Sif^Sfe, $rtefter unb 10
Diaionen. 3d^ glaube, bag bie Stfftt ber ftirAe oon Stmlanb, loie fie borin bargelegt
ift, bem SBorte C5otte$ gem&ft ijt; unb im 3ffentli(^n ®ottesbienft unb bei ber Ser«
maltun^ ber 6alramente min im bie in jenem Su^e oorgefAriebene gform gebrauten,
unb letne anbere, auger fo^m legeres bur^ bie gefeMi^ Se^rbe angeorbnet nnrb''.
(3n ber Uniformitatsalte ^ieg es: 3^ erllare meme feierli^e 3ufHmmung unb über« is
einftimmung 3U allem unb jebem, nxis in bem (Sebetbud^ u. f. w. ent&alten ift). Dar^«
nai) mirb ber ^egianj« (Xreu«) unb 6uoremat0eib na^ 21. u. 22. Sut. (1858) c. 48
unb 31. unb 32. Sici (1868) c. 72 abgelegt. Darauf erft folgt fpiter bie £)rbtnation,
aegen wt\i)t irgenb ein in ber ftir^e Slraoefenber (Einfpra^ t^un iann, mos mat
Qöc^ft feiten, aber boc^ geUie^t. Die DialoneniDeifie bered^gt ju allen Krdbli^n 93er« 90
ric^tungen aufter bem Sltaraottesbienft unb ber ^oframentsoenoaltung. 3^ festerer
befähigt bie ^rieftenoeibe, bie in gai^ abnli^er SBeife oolbogen loirb. Sei ber Aonfe«
fration eines Sifc^ofs ooer (Enbifoofs (bei ber au^ bie Sibe ooronge^en), loirb oor
bem SBei^eaft bas lonigli^e ^anoot oerlefen. — Die Orbination oerlie^ frfi^er einen
charactcr indelebilis; unb bei ben Sifd^dfen ift bas noä) fo, aber bem niebem ftlerus as
ift burd) eine ^arlamentsalte (Clerical DisabiUties Act; 33. unb 34. Sid. c. 91,
9. Sluguft 1870) ber Slustritt aus bem Staube ermSgliAt. Der Setreff enbe fyA eine
33er3i^tungsurlunbe (Deed of Relinquishment) ausjufertigen unb im IgL ftanjiei«
gerid^ts^of (Court of Chancery) nieberjuleaen. auA feinem SifAof eine ^f^rift
baoon sujuftellen. 9la^ 6 SRonoten Q)irb biefe Ibbinoe in bas Diocefonregijter ein« so
getragen. Son ba an qat er alle SRed^te als (Beiftli^er oerbren, ift nun aoer au^
gan3 frei.
Die oielen 93orre^te, bie ber ftlerus frfi^er ^e, Q)ie (Exemfition oon wtUli^tx
(Seri^tsbarleit (benefit of dergy) finb bur^ bas Statut 7. u. 8. C5eo. lY. c. 27
(1827) oollenbs aufgehoben n^orben. S^ei finb bie (Beiftlid^en nur no^ oon ber SfliAt, ss
ftommunalömter 5U übernehmen unb ate (gefrorene ju bienen. Dagegen bfirfen fie
auA ntc^t in bas Parlament eintreten. Sflaqbem bies burd^ bas ^lament fett ber
9{ej[ormation mieberj^olt ausgeffrro^en, ift es bur^ 41. ®eo. III. (1801) c. 63 jum
(&eje^ erhoben. Sis gegen Cmbe bes 17. 3<^unberts burften bie (Seiftli&en auc^
ni^t altio 3um Parlament waüjkn. £)^ne befoni)eres (&efe^ ift i^nen bas Jettter ge« 4o
ftattet. 3n Sesie^ung auf Seteiligung bei inbuftriellen llntemel^ungen fino fie laum
bef^ränft.
2. Die Krc^li^e (Einteilung, bie (Slieberung ber (geip^Ieit unb bie geiftli^n
Smter.
(Englanb serföllt in pei ^rooinjen, oon (Eanterbur; unb ^orl 3^ berfetben ^t 45
einen (Erjbifd^of. Unter btefen fielen gegeraoortig sufammen 32 Sif<^9fe. Sgl. 9lS^eres
in 21. „(Englanb, !ir(^l.«ftatifi"
a) Die Sifc^ofe finb bie eigentli^en 9{epr5fentanten ber Staatsür^e. 3^r 9mt
erhalten fie oon ber Arone, i^re SBei^e oon oer ilir^e. Der fianbesfihift ober oiel«
me^r ber ^remierminifter ernennt fie, unb es ift bloge Sform, loenn — unb bas nur m
bei alteren Sistfimem — bie jlrone JugleiA ein Con^6 d' ^r, mglei^ aber au$
ein Letter missive, bas ben Flamen b^ ju SBö^Ienben oejeiAnet, an im ftapitel fenbet
SBeigert fid^ biefes, ben Sorgef^Iagenen ju Q)a|len, fo oerfaOt es. nad^ aUem (Befek
bem Praemunire, ober bie ilrone ernennt bann einfa^ bur^ patent, was o^nebm
bei ben neueren Sistümem gefc^ie^t. Dbmo^I oon ber itrone ernannt, ^oben oiew
SifAöfe eine oon berfelben unabhängige Stellung. Sie ^en bie ausfc^Iieglid^e SoIIma^
ber Aonfirmatbn, Drbination unb jtonjefration, üben tu i^m Sfrrengel bas Sifitations«
red^t, unb bie jeM allerbings bef^ränrte, ^eiftli(^ (Beri^barfeit, mofilr ein DiScefan«
geric^ts^of befte^t, mit einem ilansler. Dte Superintenbenturgeft^e beforgen in i^em
>Ramen jtoei ober brei 3(r(^ibiafonen (Archdeaoons), benen oft fianobelane (Ruraleo
538 SCttfllttatttfi^ ftttdie
Deans) 3ur Seite fielen. Die 35t|c^8fe ^aben ba« 9?ec^t. in i^rer Diöcefe Sijnoben
m galten. Sei i^ren 93ifttationen galten [ie jemö^nlid^ etne 9In[|nra(^e (Charge) an
Die oerfammelte ©eiftUc^Ieit, ©obet fie ben Stanb ber Diocefe unb 3^ttTrö9«n beban-
bcin. 3^nen fommt auc^ bie Dberauffid^t über bie Aot^ebralinfthute unb iDo^It^tgen
5 Stiftungen 3U. 93on alters^er Ratten [ie als Steid^sborone, mit Slusno^nte bes Sif(^ofs
oon Sobor«unb<3Ran, ber frä^er SafoII eines Grafen toar, Si^ unb Stimme im
$aufe ber £orb$. 9Rit ben feit SBilliom IV., befonbers unter Sidoria gefc^offenen
Sistfimem u)urbe ober biefes 9te^t nic^t mebr oerbunben; oielme^r ift bie 3^^! ^
mm eHj im Oberbaus bereiWigten »iteofe bur* 10. u. 11. Sict. (1847) c. 108 ein
10 für allemal fixiert iDorben. Jbama^ ftnb ftets berufen bie beiben (Erjbiji^fe unb bie
3n^aber ber brei oorne^mjten, n)eil Slteften, Sifd^ofsft^e (fionbon, Dur^am unb iEBin^
^efter, [. barüber bemnä^ft unten)» oon ben übrigen ober nur bie juerft ernannten bis
3ur (£rrei(^ung ber beftimmten 3o^I- ^^ i^^^n Si^ im Oberläufe ift ber Air^
ein ni(^t unbebeutenber (Einfluß auf bie (Sefe^gebung geu)a^rt. 3m gfalle ber 2)ien^«
15 unfäbigieit iann jeber fidb mit einer au$ einem Zeil bes Cinfommens [eines Stuhls
befte^enben ^enfion surüdjie^n. 3n ben größeren Diicefen hoben bie Sif^ofe Suffra^
ganbtf^öfe 3U (ge^ilfen. 9Bä^enb ber CErlebigung eines Sistums oemmltet es ber
(Ersbifc^of bur^ ilommiffare, bei ber 93afan3 eines (Er3ftu^ls fallt bie SSenoaltung bem
itapitel 3u. 9ln ber Spi^e ber Sijc^fe unb ber Staatslir^e fte^t ber C&jbifAof oon
20 CEianterburq, ^rimas oon gan3 Cnglaub, erfter ^air bes 9{ei(^es ; er ^t bos Sorrec^t
ben ftbnig 3U honen unb Dispenfationen in beiben ^rooinsen 3U erteilen. Der Sif(^of
oon £onbon ift Deian feiner ^rooin3. Der (j^ifc^of oon $orf fyA bas Ke^t, bie
(Sema^lin bes jtonigs 3U frönen unb bot ben Sfortritt oor ben $er3ogen. Dann folat
in ber Kangorbnung ber Sif^of oon Bonbon, oon Dur^am (bos eine ^fakgraffAaft
26 mar), oon SBinc^efter, itaplan bes ^ofenbonborbens, bie übrigen na^ bem ^mtsalter.
Die Sefolbungen ber Sif(^ofe finb fixiert: für ben Sr3bif^of oon Canterburp
£ 15000 (alfo 300000 aJlf.), oon ?)orI £ 10000, für ben »ifc^of oon fionbon besgl.,
für ben oon Dur^am £ 8000, oon 3Binc^eHer £ 7000, für bie übrigen £ 4—5000;
nur ber Sif^of oon Sobor'unb«3Ran mu^ ji^ mit £ 2400 begnügen.
86 b) Die niebere (geiftlidbleit teilt f{(^ in bte ilat^bral> unb ^aroAialgeiftli^Ieit.
a) Die ilatl^ebral« 00er ilapitel^eiftli^Ieit (Dean and Ghapter) ftanb früher bem
Sif^of bcratenb unb ^elfenb 3ur Sette, mas aber im fiau| ber 3^^ faft gans in 8lb=
gang gefommen ift. Sie ^at je^t nur ben ilat^bralgottesbtenft 3U beforgen. 9In i^rer
Spi^e fte^t ber Delan (Dean), melier (mit Slusna^me bes Defans oon ^orf, ben
85 ber Crsbifd^of ma^li) bur(^ 93atent oon ber itrone ernannt wich, Cr mu| a(^t 9Ronate
im 3ö9re an ber ftat^brale t^ötig fein. Die Domherren ober Äanonifer (Canons),
beren an einer ftat^ebrale nic^t me^r als 6, in ben meiften göllen nur 4 fein bürfen,
beteiligen fid^ je 3 SRonate im 3^^^^ 6^i ^^^ Senii^tung bes ©ottesbienftes ; 2 ober
3 oon i^nen fmb 3ualei(^ bie Slrd^&ialonen, bie anbem ^aben anbere Smter baneben.
io— Slufeerbem ^at |eoes Äapitel meltlid^e SRegiftratoren unb Sefretöre. — Seim täg=
liefen ©ottesbienft baben (Berufen (minor Canons) 3U amtieren, bie aber ni^i 3um
Äopitel gehören. Den ffi^rentitel ftanonifus (Honorary Canon) erbalten oerbientc
(Beiftli^e. 3^re 3^^! f^D aber ni^t über 24 betragen. — Sobor«unb'3Ran ^at fein
ftapitel.
45 Unab^ngig oon ben bifc^öfli(^en Si^en finb bie Jtapitel ber iwtx Aollegiatfir^en
SBeftminfter unb SBinbfor.
Die Sefolbung ber Defane an ben größeren Äatfiebralen ift £ 2000, bie ber fta=
nonifer £1000; an ben Heineren Äat^ebralen ^^ben bie Delane bur(^f^nittlid^ £1000,
bie ftanonHer £ 500 bis 700.
60 Die ^röfentation 3U ben Äanonifaten ift in ben §änben oerfc^iebener Patrone.
ß) Dte ^fangeiftlid^icit unb bas ^arod^ialmefen. Die ^faner merben oer=
S^iebentli^ benannt, rector, vicar, perpetual curate, incumbent. Das festere ift
>er allgemeine 3lame für ben Seji^er einer Jßfrünbc. Die anberen Slamen ^aben i^ren
Cörunb in ber urfprüngli(^en Dotierung ber Pfarrei, bejei^nen aber im geringften nic^t
56 einen Unterfd^ieb m i^rer Stellung. Rector ecclesiae bieft ber ©eiftli^e, ber ben ©enufe
ber ^fangilter unb 3^^nten erhielt unb bafür bie ^fli(^t ber Seelforge übernahm, unb
roar m ben Slugen bes ©efe^es persona ecclesiae (ba^er parson) unb, fofern er bie
Seelforge felbjt ausübte, persona impersonata. 9Bo aber mie im SRittelalter ^öufig
felb[t|tönbige Pfarreien in Slb^ängigleit oon ftlöftem (appropriatio) ober in fiaien^
fio ^noe (impropriatio) famen, ©lirbcn biefe bie rectores unb oerfa^en bas ^^fanaml
9tt(|Ittaitifill|e Striae 539
h\x6) einen vicarius, für ben ein leil ber Ctnfünfte ousgejeftt ©ar. JBurbe ber
$faner auf einer nxi^i botterten ^fone angejtellt, fo ^ieg er ftanbiger ilurQtget|tli(^er
(perpetual curate). SRtt biejen alten SSerqöItnijfen ^ngt qu^ bas ^aironatsrec^t
(advowson) sujammen, bos bur^ appropriatio ooer impropriatio in bte $änbe Don
ftapitcin, 93i[d|öfen, ilorporationen unb £aten fam. Der Ärone fiel burc^ bie Stuf»« 5
Hebung ber ftlöfter ein Drittel ber ^ßatronate ju. Selbftoerftänbli^ ^tten ©uts^erren,
bie ^faneten grfinbeten, bos Kec^t fie ju befe^en. Das ^atronatsret^ !ann oerfauft
toerben unb bies mugte mi) bem ®efe^ 5. u. 6. äBill. IV. c. 76 mit allen ^atronaten
ber £aieniorporattonen gefc^e^en. 6o anjtdgig es Ut, ^Pfarreien in 3eitungen mie einen
9Rar!tarttfcI angefünbigt 3U Men, fo ift boc^ bie SWeinung bie ^errf&enbe, bafe bas 10
^atronatsre^t am beften in ben ^änben Don ^ßrioatperfonen fei Sei ^famoa^len bur^
C&emetnben tDenigjtens lam es ^ußg ju ben örgerlic^ften Sluftritten.
Das ^atronat erbt fi^ entroeber als Stealred^t (advowson appendant) ober als
$erfonalre(^t (advowson in gross) fort, aud^ in toeibli^er £inie, toenn bie männliche
ausgejtorben i[t, [0 bag bie Xöcbter (ooparceners^ es ber 9Dtersfolge na^ ausüben. 15
Sluslänber, Aat^olilen ober 3ui>^n lönnen oon bem ^atronotsrec^t leinen (Sebrauc^
matten. SBenn ber ^otron ni(^t binnen 6 9Ronaten mi) (Erlebiaung einer Stelle
einen 93orf^lag ma(^tp fo gebt bas Sttäft cot ben Sif^of über. SBill ein ^atron [eine
^farrjtelle [eloft belleiben, fo mu^ er oor ber CErlebigung bas ^atronatsre^ einem
anbern übertragen. 20
3ur (Einfe^ung eines (Seiftlid^en in ein ^fanamt i|t nun junö^ft ber Sorf^lag
(presentation) bes ^atrons erforberlid^, toorauf bie S^laffung (admission) bur^
ben Sif^of folgt; roeiqert fie biefer o^ne (Brunb.^fo ent^ibet ber Arches Court, ber
ben 93orge)c^lagenen einführen lögt. Sinfa^e Übertragung einer ^anei (collation)
tritt ein, rocnn ein Sifc^of ber ^atron ift. 93or ber SlnfteUung (Institution) ^ ber 26
(!5eiftlid)e oor bem Sifd^of ober beffen Stelloertreter bie oben enoS^nten SrQSrungen unb
Cibe abjugeben. Darauf übergiebt i^m ber Sif^of bie Slnftellungsurlunbe ; bann folgt
bie CBinfuQrung (induction) bur(^ ben Sb^lbidon. Sinnen yoDti 9Ronaten mug ber
eingeführte bei bem öffentlichen (Sottesbienft bie 39 SIrtilel unb bie 3ufttmmungs«
erllörung oerlejen ; bies ^iht Reading. Die UnterMung biefes fiefens sie^t ben Serluft ao
ber Stelle mo) \iä). Durm bie (Einführung tritt ber ^arrer in ben toirfli^n unb
perfönli(^en Sefi^ ber ilir^e, ^farrgei^ube unb (Süter ein; ba^r auA irgenbmelc^e
(Eingriffe in biefen Sefi^ als Serle^ung feines perfonli^en iRe^tes oor ben n)eltli(^en
brau§ flirren lann. (£r i[t fidler im Sefift [einer Steile, fo lange er ni(^t bur^ Ser*
ge^en gegen bie Sittlic^Ielt unb bas (5efe§ ft^^affällig ©irb.
Das 9iec^t, mehrere Stellen pgleic^ inne 3U ^oben (plurality) ift burc^ bie Slfte
1. u. 2. Sict. c. 106 bebeutenb emgef(^rän!t ©orben. Äetner borf 2 Äo^eoralftellen 40
5ugleid^, ober neben einer fol(^en unb einer ^fanei no^ eine 3. Stelle annei^men.
9lu(^ barf, ©cnn bie eine ^fanei 3000 Seelen 3äHt. bie jwette nic^t über 500 ^aben,
no^ bas (Ein!ommen beiber Stellen £1000 flberfteigen. Diefelbe 3ßte befiranlt bie
Slbtoefen^eit oon ber ^fanei (non residence), bie frü^r ^ufig in unbefqrönltefter
SBeife geübt u)urbe. 9Cbu)efen^eit über 3 9Ronate o^ne befonbere (Erlaubnis bes Si» 45
f^ofs ©irb mit Äa|fierung eines bis brei Drittel bes (Einlommens befteaft
$ilfsgeiftli(^e an (^iliallir^en (chapels of ease) unb ^arrge^ilfen erhalten oon
bem Sif^of ober einer ber 3U)ei Unioerfitöten eine einfa^e fiicenj, muffen aber, mie
oben, bie 3wftimmungserllärung geben unb ben 2lllegianj« ic. (Eib leiften. ai^nli^ mer«
ben bie oon ujrioaten unb fton)orationen angeftellten ißrebiger (leoturers) unb jtapl&ne 60
licentiert. Die 3a^l ber Äaplöne ift gefehlt* beftimmt. Die ©gbif^äfe bürfen 8, »i«
fc^öfe unb §er5öge 6 ^aben u. f. ©.
Das "iparoc^ialiDefen. JRir^enbs ift bas unjef^riebene Kec^t fo ^enf^enb als in
ben (5cmeinbeeinri(^tungen. Die größte aHannigfaltigleit uralter (BebröuAe finbet fid^
bo, bie bur(^ Jpätere ®e]e^gebung ni^t aufgehoben roerben lonnten. Die ^farraemeinbe 55
bilbete anfönglit^ eine Iird^li^e unb politifcqe (Ein^it unb no(^ ^eute liegt biefe {e^
unioa^re Sorausfe^ung ben Cinri^tungen ju ©runbe, alle ^fangenoffen ^aben einen
9InteiI an ber Senoaltung ber (Bemeinbeangelegen^eiten unb einen 3lnf|n:u^ auf Krd^»
lic^e ajeni^tungen, roie 3:aufe, Irauung unb iBeerbigung^ bie ber (Beiftlid^e nid^t oer-
loeigein barf. Die ®emeinbeoerfammIung ober ber (gemembeausf^ug, Vestry genannt 60
540 «ttulifoitifi^e ftivi^e
öon bem Vestiarium ber ftir^c. wo in alten l^txttn bte SJerJammlungen geilten
tDurben^ oeriDaltet t^re Slngelegetwetten felbft, tDfi^It bie (ßemeinbeoeainten unb legt [lif
[elbft bte 6teuem auf. ^titt ^forrgenone, ber Steuer ^a^It, fjfd SBo^Ire^t, aber aiu^
Die ^fli^t, bte (ßentembeomter ju tweme^nten. 93on btefen ftnb bie loiAtigften bos
5 ber Ätr^enoorfte^er (churchwarden) uttb ber Slmtenpfleger (overseer). Vas festere
ift eitt rein iDeltli^es SImt. (Eatemt oon biefen änttem finb bie ^airs, ^alaments»
glieber, bif^Bflic^e unb X)iffenteraeip(^e unb bie $tete, unfähig jum ftir^noorfteber«
amt Sluslönber, ftatfiolilen unb ^uben, ober ni^t bte Dtffenter. SBer fi^ f^eut ben
SImtseib 5u leiften, lann einen GteKoertreter nehmen, n^er |i^ n)eigert ju bienen, mtrb
!Die ittr^enoorfte^er (churchwardens) »erben auf ein ^ofyc gen>ö^It; geioS^nli^
finb es i^rer jtoei. Sie »erben oon bem Srd^ibiabn oeqrfli^tet. DerfeKe ^ lein
9tec^t, bie oon ber (Semeinbe (Semfi^Ben jurfid^moeifen, [onbern mug [ie oeeibigen. Sie
finb bie Vermalter bes iliri^noemtdgens, bflrfen biefes aber o^ne Sef^Iug ber Seftrq
15 ni^t oeraugem. Sie baben fflr alles jum ®ottesbienft ndtige ju forgen, bie jttr^
tt. [. m. im Staube 5u Qalten, aber ber m^ec^attung ber firoItAen Oronung unb ®e«
S^e 3u xDaä)tn unb bem Slr^ibialonus bet [einen ioi^rlid^n aJifnationen ju berieten,
u^ über bte Slup^rung bes (Seiftli^en ^en |ie ju um^n. Sie ^anbeln als Aor<
poroition.
20 3n ber 93e[trq ffl^ ber ^faner ben Sorfi^ unb ift fflr bte SeiAanblungen bem
Sif^of oerantiDortli^. Der Sefretor ber Sefte; ift oer befolbete (Bemeinbef^reiber
(Vestry clerk, oon clericus); oon U)el^em ber Äir^enf^reiber (parish-clerk) ju
unterf^eiben ift, ber bie itir^enbfl^er ffl^, unb beim (5ottesbien|t affiftiert Diefer
iDirb oon bem ^aner ober oer Semeinbe angeftelU unb jtoar umotberrufli^. (Er lann
25 (&eiftlid|er ober £laie [ein.
Die Seforgung ber JtirAengerSte, bes (Blodenlfiutens, Cßrabma^ens u. f. m. fyd
ber Salriftan, Sexton (aWS^fif^ segerstane).
3ur ®rfinbung neuer ^arreten erma^tiaen bie fttrc^enbaualten (Ghurch Building
Acts) 58.U.59. Georg III. c. 45. Dur$ biefe mürbe eine 5tommiffton niebergefekt uno
80 bur(^ 7. u. 8. Georg IV. c. 72 (1828) in!orporiert, unb berfelben bie oom iparlament
1818 unb 1824 fflr Air^enbaujmede ausgefegten 1 V, SRillionen £io. Sterling ange«
miefen. Die Aommtfffire ^ben bie SoümacQt, itir^n ju enoeitem. neue ju grfinoen
unb ^farrbesirfe 3U teilen. 3Benn 12 $ausbefi^er einer ^fonei [i^ an^eifqig machen,
bie $älfte ber 5lo[ten buri Subffription ju be^n, fo flbemimmt bie Äommiflion mit
86 3u[tfanmung bes SijAofs oie anbere $alfte. SIu^ ^rbatleute fönnen unter geioiffen
Sebinaungen neue Auqen bauen. SBirb eine ^fanei mit 3uftimmung bes Patrons
unb Sif^ofs geteilt unb oon ben Äommiffören eine Sejirlsfirc^e (district church)
für ben abgetrennten letl gebaut, fo bleibt oiejelbe eine ^ilfslir^e, fo lange ber ber=
malige ^aner am fieben t|t, unb mirb bur^ einen oon i^m beftellten ^tlfsprebiger
40 oerfdoen. CErft noA bem Slbgang bes ^faners toirb fie eine felbftftönbige $fanei. oie
ben Jlamen ber SJcutterfir^e (rectory, vicarage, perpetual curacy) trägt unb burc^
ben ^atron berfelben befe^t mirb. Sei ben burc^ Subfiription erbauten fttrc^en gebort
bas jBatronatsred^t in ben erften 40 S^Jt^n ben Subpribenten, nad^^er bem Pfarrer
ber ajhitterfir^e. 9Bo ein Sesirf aus Xeilen oerfc^ieoener J3farreien 3ufammengefeM
46 mirb, ^oben oie ^atrone biefer ^faneien bas Ked^t ber Sefe^ung gemeinfd^ftti^.
Stufeerkiem fonnen Silfefir^en mit i^ren Diftrilten ju einer fflr rein lirc^ltd^e Angelegen^
Reiten abgefonberten ^anei gemacht merben, menn bie Sefolbung fflr einen C5eijtlt^en
gefid^ert i]t. Die SKitglieber aller §ilfsltr^en aber ©erben, fo lange ber Diftrift nt^t
m einer felbftftSnbigen ^anei gemacht ift, als (Slieber ber 9Rutternr^e angef^n unb
60 baben an biefe bie gemBqnliAen Steuern ^u sohlen. Die SRutterfirc^e mu| i^rerfeits
mr bie $i^nr^en forgen. Sebeutenb geförbert mirb bie (Erbauung oon neuen Äir^n
ourc^ ben „Bishop of London Fund", eine großartige flber 3^^^^ f*^ erftredenbe
Sammlung.
y) Das Äir^enoermogen ift teils ein befonberes, teils ein allgemeines. Das bc*
66 [onbere Sermogen ber einseinen jtat^ebralen, Kollegien unb Pfarreien befte^t in liegen^
ben ©fitem, ©ebäuli^feiten. 3^^n*^«» Stiftungen unb Steuern ober Stii^lgelbern. 8ci
ben Aa^bral« unb ftollegtatlird^en unb 3nftttuten ift bie Senoaltung besfelben in
§anben bes Äcmitels ober SJorftanbes. Die ©nfflnfte berfelben finb fe^r bcbeutenb,
oiele i^er Stellen Sinefuren. Die fflr bie eimelnen ^faneien oeftimmten CKnlfinftc
eo geboren bem rector ecclesiae, ber entmeber feloft ^faner ift, ober einen ^orrer (vi-
tbflUfaitifile ftMe 541
car) ju befolben ^t unb ben bebeutenberen Xeil ber (Ebttfinfte fflt fi^ bej^lt, ber
bütnU für bie Atr^e oerloren je^L Die augerft unglei^ Serteilung bes fttr^noer«
mögens unter ben etnjelnen Stellen ^at jur Smennung einer lir^li^n ftommiffion
(Ecdesiastical Commission) fieffi^tt. bie eine 9[u$glei^ung oerfu^n follte. Die jlrone
ernannte im gfebr. 1835 eine itommitfion jur UnterfuAung ber Krmli^en Ciidflnfte unb 6
oer[prQ^ bie (Ernennung ouf 6ineluren einjulteüen. !Die 9Retoa^l ber ^Slaten unb
einige Patrone traten bei 3n fjfolge baoon erf^ienen bie Wttn 5. u. 6. iEBill. IV.
(1835) c. 30; 6. u. 7. SBÜL IV. (1836) c. 77, burd^ »el^e bie ÄommiHion in!or«
poriert mürbe, unb 3. u. 4. Sid. (1840) c. 113. ^u ber Aommiffion gehören alle
^rölaten, Staatsminifter, Oberricpter unb anbere £orbs ; ougerbent 3 Delane unb lo
4 £dien. Die ilommiffion ^t bie SSoIIma^t, Urlunben unb SutffAIüffe jeber 9lrt ju
verlangen unb bie eiblid^e Seftotigung ber Sti^tigleit berfelben m jorbem. Doc^ [oK
ni^td obne 3uftimmung ber betrmenoen Sifd^Bfe unb Defone gefi^e^en. Die Sorf^Iage
xDtxbtn Sem (Se^eimen 3{ai jur SeftStigung oorgelegt. Slufbeiferuna ber armen $far
reien i{t ber nSc^Jte 3^^» ^^n ^^^ jtommiffion im 9uge Qot. Dcnu »erben niAt
blog oiele jtanonifate unb anbere Ginefuren, fonbem^auA esemte Seri^tsl^fe auf«
gehoben unb bie SinKlnfte ber Sif^öfe fixiert. Der Uberfi^u^ fiber ben beftimmten
(&e^alt, Jou)ie alle (Einiflnfte ber auj^e^obenen Stellen fliegen m eine allgemeine jtaffe.
9Ius biejer n)erben ni^t nur arme Pfarreien aufgebeffert, jonbem au^ neue Sistfimer,
Slr^ibiaionate unb Pfarreien botiert Denn ^u 3n)edmaBigen Serönberutmen in ber so
tir^Ii^en (Einteilung bur^ Xeilung ober Seretnmung oon %e3irlen unb $faneien ift
bie jtommifjion ebenfalls bere^ttgi SDIerbirms Qot oiefelbe bisber ben ja^bei^en 9ln<
forberungen noc^ niqt genfigen fönnen, ein Sfnfong ju ndtigen 9leformen leboi^ ift ge<
mac^t. 3^ biefem allgemeinen ftirc^enfonb lommen no^ anbere Stiftungen, iiefonbers
bie Queen Anne's Bountv. SRit biefem Flamen ift ein Sonbs bejei^net, ber auf 25
33eranlaffung ber jtönigin Snna aus geoiffen e^emab Nr^IU^n, bann oerftaatIi(^ten
Slbgaben errichtet n)urbe, 2. u. 3. %m. (1703) c. 20. Die Königin ernannte für ben»
[elben eine befonbere Semmltungsbe^rbe. 3^^ ®^ ^^^ „Serme^ng bes (Einlommens
armer (Seiftli^er". Das Sermdgen beträgt gegeraofirtig aegen 5 SRiuionen £io. 6ter«
ling. Der Staat bewilligte 1809—20 je 100000 £, bie jum Aopttd gef^Iagen mx-- so
ben mußten, ^rioate 3uiDenbungen fteigem basfelbe loeiter.
IV. itir($enre(^t, Disciplin, (Beri(^tsbarleit, Aonoolation.
Reformatio LegumEcdesiasticarum ex authoritate primum Begis Henrici 8. inchoata,
deiode per ßegem Eduardum 6. provecta, nuoc ad pleniorem ipearum refonDationem in
lucem edita, 1571 ; neu ^craudgeg. t>. Ed. Cardwell, Oxf. 1850. Constitutions and C^ons eccle- 35
siastical etc., now published for die due obeervation of them by His Majesty's Authority,
Lond. 1604, bie fog. 141 Sanoned, l^eraudgeg. i. 9. t)on Coirie (im ^nl^ang ju ben „Ho-
milies''). ^u^jüoe barauS bei ^afotoer 6. 504 ff. (^ter Iateinif(]^, Suglet(^ bie oon ben ^on'
üofationcn ncucrbtng», 1865, 1887/88 unb 1892 bef(^Ioffcnctt «nberungcn). R. Phillimore,
The ecdesiastical law of the Ch. of E. 1873; 2. ed. by W. G. F. Phillimore and Ch. F. Jem- 40
mett, 2 vols, London 1895. Siei^Iid^ Sitteraturanaaben fon^ bei (E. grriebberg, fie^rbud^
bed tat^ol. unb eDangelifc^n ^ir^enre^td 4. ^ufl. 1895. 'Btxtx>oll für bie gef^id^tli^e
C^ntmicflung ber fir^lic^en (^erid^tdbarleit bie diepoxt^ ber Ecdesiastical Courts Com-
mission in S3b XXIV ber ^arlamentSof ten oon 1883 (in ben ÄppcnbiceS eine SReibc »iffen»
f c^Qf tlic^cr ©utac^ten): (J. @c^oeII, S)ie (lonDocation b. engl. Äirc^e, R'^Zf) 1853, ®. 85 ff. ; 45
JR. (äJneift, 3). engl. SScrwaltungSrcd^t b. ©cgentoart 3.«ufr. 2 JBbe, 1883 u. 84; aRafotoer
@. 366 ff. unb 460 ff.
Die C&runblage bes Jtir^enreAts bilbet bas ianonift^ 9le(bt ber romift^n jtir^e,
bie Aonftitutionen ber £egaten OtQo unb Ot^obonus 1237 unb 1269, unb bie eng*
lifd^en ^rooinjiallonftitutionen, woiu na^ ber iReformation no^ bie 141 Canones ober so
Constitutiones Ecclesiasticae lomen, bie 1604 oon ber JU)nooIation angenommen
unb oon ber Arone beftätigt Q)urben, ober ni^t burc^ bas Parlament, ba^er nur fflr
ben itlerus (Geltung ^en. Slber alle biefe früheren (Belege Rnb im Sauf ber 3eÜ
bur^ ^arlamentsatten teils aufgehoben teils bef(^ränlt looroen. Der jbreis bes Äirc^en*
rechts ift immer enger gesogen ©orben, fo baß feftt faft nur no^ Disdplinarfad^en unb 55
^eiratslicensen unb Dispenjationen in benfelben gehören.
gfir S^efAIiegungen gelten im Q)efentli^n no^ bie alten lanonif^en Seftimmungen.
Unter ben oerbotenen Sermanbf^oftsjmraben ift befonbers bie ^eirat mit ber S^eßer
ber oerftorbenen grtau 5U nennen. SBenn alle bisherigen Serfuc^e, biefes Serbot bur^
^arlomentsbefc^Iug ^u befeitigen, gej(^itert Jinb, fo ift ber ^auptgrunb in ber tiefge« eo
murjelten 6itte ju fu^n, nai^ iDel(9er bie 6^[ter ber grau oon bem SRonne mit
542 «ttglüotrifciie fttni|e
eine leibliche 6^iDe[ter an^efe^en toirb. JJlber Un^ultigieit ber &^n jmifi^en 9Rtnber»
taprigen u. f. to. blieben bte dien Seftimmungen m juoft. Dispenfationen iftnnen in
Den meiften ^Utn nur oon bent erjbif^öfli^en (geri^tsbof erteilt toerben. Das 9Bt^»
tigfte aber i|t, bog bur^ bie ^orlamentsalte 20. u. 21. Stet. c. 85 (28. Sluguft 1857) :
5 An Act to amend the Law relating to Divorce and Matrimonial Causes in
Snglanb ben bisl^erigen geiftli^en (Sertc^ts^fen alle 3urisbiItion in C^efa^en, mit SIus«
na^me ber (Semö^ng ber Erlaubnis ju ^traten, entjogen tuorben ift. (Es iDurbe für
bie S^efcu^en ein neuer (geri^ts^of bejtellt, be|Jen lau^nbe (Sefäafte ein be[onbers boju
beftellter SRi^ter (judge ordinary) erlebigen follte; bie SSerfaffung biefes ®eri^ts^afs
10 unb bas Serfabren oor i^nt ift^emo^ no^ me^rfoc^, n^enn au^ ni^t er^blic^, geön^
bert morben. Sie geric^tli^e (E^etrennung (ber frfi^ren S^eibung a mensa et thoro
ent[pre(^enb) mirb getoö^ im Sfall bes (EqebnK^, graufomer Se^onblung unb bös^
n)iuigen 93erlQf{en$ oon minbeftens gtoei ^Qfyctrif mobei ber oerlaf^nen ^rau re^tlt^r
6(^u^, 3. S. in Sejie^ung auf i^r Vermögen, gejid^ert n)irb. Sei Petitionen um Sluf«
15 löfung ber (Sf)t (bie frü^r nur burd^ eine beplle ^arlamentsalte mit ^roger SRfi^e
unb >U)|ten erlangt n)erben tonnte) bcirf ber Oroinarius ni^t allein fungieren unb ift
ein umftönblii^s Serfa^en oorgefe^en. Sc^eibungsgrünbe finb inceftuo[er Sl^ebruc^,
Sigamie, Slotju^t unb Sobomiterei. Sei ber (geriätsoer^anblung ^at ber f^ulbige
mie ber mitf^ulbige Xeil ju erfi^inen; au^ toirb bte gfrage babei erhoben, ob hix
20 illager ionnioiert, ober oerjie^en, ober fi^ felbft bes S^ruc^s f(^ulbig gemaAt fyAt,
Sinnen 3 SRonaten iann an bas $aus ber fiorbs appelliert loerben. X)ie ®e|(9iebenen
bfirfen mieber heiraten, aber lein (&eiftli(^ Iann gejmungen loerben, ben f^ulbigen Zeil
3u trauen.
Die iir(^li(^ Disciplin bef^rantt fi^ {e^t auf ben Alerus. Son ben brei lano-
25ni{(^en 3^nf^^n ift nur no^ bie 6uspenfion in Srau^. Sie toirb oon bem
Sifc^of ober [einem Seneraloüar (ilanjler) oerbangt bei Serle^ung ber gefe^lic^n
(Sottesbienftorbnung, 3Imtsoema(^la[|igung, unerlaubter SIbmefenbett 00m ^ßfoitfi^, unb
loenn bas fernere Serbleiben im Slmte &gemi$ geben lofirbe. Slbfe^ung (Deprivation)
unb Degrabation iann nur 00m oberften geiftlic^en (geri^ts^of oer^ängt loeroen in fol«
so genben grellen : mtnn bas Common Prayer Book nid^t gebrandet ober ben 39 Sir«
tileln sutoiber gelehrt n)irb, femer bei f(^n)eren [ittlic^en Sergel^en, Simonie, unb im
($all ber Serurteilung burd^ u^eltlic^e (&eri(^te. ^fe^ung ift anä) bie Strafe für Ser«
n)abrlofung ber ^farrgebaube unb ®üter.
Das Disciplinoroerfa^ren ift bur^ bie Church Discipline Act 3. u. 4. Sict.
86 (1840) c. 86, femer bie PubUc Worship Regulation Act 37. u. 38. Sict. (1874)
c. 85 unb bie Clergy Discipüne Act 55. u. 56. Sict. (1892) c. 32 aeregclt. 3Benn
eine Älagc gegen einen ©eiftlic^cn einläuft, fo bcna^ri(^tigt ber Sifc^of oenfelben baoon
unb fe^t eine Äommiffion nieber, um ju unterfu(^en, ob ein prima facie ©mnb 5ur
(Einleitung eines ^rojeffes oor^anben fei. 3[t ber Slngellagte geftönbig, fo erlebigt ber
40 Sifd^of bte Sa(^e, n>o nid^t, fo nimmt ber Sif^of no^ 3 Slf{e|foren basu: ben Defan
bes ilapitels, ben Slrc^ibiafon ober ftanjler unb einen ftirt^enre^tsgele^rten. Der
Sif(^of Iann aber au^ bie Sa^e an ben erjbU^öfli^en C&erid^tsl^of oertoeifen mit ber
Sitte, fie 3U erlebigen (letter of request^. toittlid^Ieitsbelifte finb nid)i oor bcm Si*
fd^of, fonbem feinem „ftansler" 3U oer^anoeln.
46 Die geiftii(^en (5eri(^t5^öfe. 3n rei^fter gülle ©aren biefe früljer oor^anben. Solan
3a^lte ibrer me^r als läge im Z^f)x. Slufeer ben ersbif^öflidpen unb bifd)öfli(^cn C6e=
rid^tsbofen in beiben iprooin3en gab es ilommiffariats^öfe innerbalb einer Diöccfe,
arqibiaionale C&erid^tsböfe. ben bif^öflii^en entmeber loorbiniert ober fuborbiniert, unb
enblic^ befonbere ©eric^tsböfe (Peculiar Courts) ber oerfc^iebenften 2lrt, bie meift nur
60 nod^ bem 9lamen na(^ exiftieren. äBeitous ber n)i^tigfte unter i^nen i|t ber er3bi)(^öf=
lid^e ©erii^ts^of ber ^rooins (Eanterbur? „Court of Arches" (fo genannt oon ber
Atrd|e Maria de arcubus ober Bow church, ber ©i^tigften unter ben 13 exemten
er3bif^öfli^n ^faneien in fionbon, bie unter einem ni(^tgeiftli(^n Delan (Dean of
Arches) ftanben, melc^er 3uglei(^ Oberri(^ter bes genannten enbifd)öfli(^en ©eri(^ts^
66 ^ofes ©ar). Diefer ©eriAts^iof ift ni^t blofe ber Slppellationsbof für bie ^^rooinj,
fonbem überhaupt ber ^ö^fte geiftli(be ©erii^ts^of, ber anä) bas 91ed^t fyxt^ felbftftänbig
UnterfuAungen einsuleiten. Daneben gab es er3bijcböfli(^e ©eri^tsj^öfe für ieftaments*
fa^en, ö«i^ötslicen3en, Dispenfationen unb ffibefcQetbung. Slbnli^ in ber ißrooins ?)or!.
Dur(^ 37. u. 38. Sict. c. 85 ©urbe beftimmt, bafe 3ur (Erlebigung ritueller Streitig-
60 leiten oon beiben (Erjbif^fen ein „9iid^ter ber ^{^rooinsialgeri^tsböfe oon (£anterbur9 unb
8lii9litatttf(|e ftinf^ 543
9)orf" ernannt merbe, ber juglei^Dean of Arches unb $räfibent bes Dispenfations^ofes
fein folle unb ber Gtaatstird^e onge^ren mfllfe. Ss i[t bies o^ne 3n)eif^I ber erfte 6(^ritt
5ur Dolligen Bereinigung ber yoDtx ^rooin3ial6dfe. Denn toenn ouA für olle onberen
JJöIIe bie gefonberte Surisbütton berfelben ni^t angetajtet toerben foU, fo finb eben bie
rituoliftif^en Streitigleiten berjeit bie ^ufigften unb nii^tmften. Um fo e6er tft bie 5
^Bereinigung 5U enoarten, ba bos Serfo^en biefes neuen Cperid^tes unenbli(9 einfa^er
unb rof^er i|t, als [onft bei geiftli^en (oeri^tslisfen. 5lommt n&mliä) eine Alage oon
bem 9Ir(|ibiQ!on, ober einem AirAenoorfte^ ober brei (gemeinbegliebem an ben Sif^of,
fo fenbet biefer eine ^[bfArtft ber(elben an ben Sellagten, ber ftA bem Sifc^of unter«
n)erfen iann ; n)o ni^t, [0 übergtebt ber Sifc^of bie 6a^e bem (Erjbifi^of , unb biefer 10
bem Sli^peUationsrii^ter, oer bie 6ad^e erlebtgt. Die Ser^nbluna ift 9ffentli^ unb
mfinbli^. Slppellation an bie 5lontgtn im ®^imen 9{at fte^t in le^ter Snftanj offen.
Das fonjt übli^e Serfa^ren in ben geUtliqen ®eri^t9^i)fen ift ungemein fd^Ieppenb,
gelb« unb ^eitraubenb. 9uf bes ftlogers Sitte geji^ie^t bie fd^riftlic^e SorI(ü>ung bes
Seflagten bur(^ ben (geric^tsboten. Der Sellagte Iann bann, toenn er guten ®runb ju 15
^aben glaubt^ eine ftompetensfroge ergeben, loel^ oon einem oeltliqen Obergeri^t
entf^ieben wtth. (Ergebt ber Seflaj^te feine (Einbrach, fo loirb bie ünHageatte abge«
faJSt, entmeber fummarif^ ober in einjelnen 9[rttfeln. Dann loirb entfc^iebetL ob Die
9(n!lage ^ulöjfig fei ober nic^t. SBirb fie angenommen, fo mug fie bem Sellaaten in
einer Slbfi^rtft jugeftellt merben. äBenn biefer gegen bie ftlage protejtiert, fo totrb 5um 20
3eugenoer^ör gefqritten, n)eläes naA ber Orbnung ber iUagepuntte tnsgebeim gefd^ie^
unb protofoüiert n)irb. Dasfeloe SSerfa^ren oirb beim (Segenoer^Sr beobachtet, ^ie unb
ba u)irb ein jmeites SSei^or oon neuen 3^^^^ oorgenommen. Dann toirb bos ^roto«
!oU Dor bem Kic^ter oerlefen, barauf fo^ bie 9{eplil bes Seflagten unb bie Duplil
bes itlögers. — £s ift lein SBunber^ bag man oor fo^en, friU^er ein3ig mogli^eiu 25
^rojeffen fi(^ fc^eute, 3um großen 6dbaben ber itir^e, ba, auf biefe ^tojeMi^eu M
oerlaffenb, 3. S. bie 9iitualtften getroft alle miglic^en Sleuerunaen toagten. 9Iu^ he^
ftd^ laum ermarten, bag bie geiftlid^en Oberen geaen i^e tenttenten Aleriier ^ro3effe
beginnen n)ürben, oon Denen einer too^I £ 1000 loften mo^te. Um fo loilllommener
unb mirfjamer mar bas neue ®eri^t$oerfa^ren. £s ift über^upt j«^ eine Xenben3, 30
bas geiftli^e (&eri^tsn)e[en möglid^ft 3U oereinfad^en unb 3U bef^finien. 60 ift bc^
Slmt bes (Seneralotfars Der ^rooinj abgefe^n oon ben 6traffad^n, bie i^ 1892 toie«
ber 3uaen)iefen finb, auf (Erteilung oon ^eirotslicensen unb Senoaltung ber esemten
^faneien (Court of Peculiars) beft^ränft. Der aiftamentsH 9^^ f«Ö 1867 nid^t
me^ 3u ben aeiftli^en (Sert^tsQofen. 86
Der ^5(^fte Slppellationsqof für geiftli^e (toie loeltlii^) Slngelegen^iten ift ber
geri^tliAe Slusf^u^ bes (ge^imen SRates (Judicial Committee of the Privy Coun-
cü), ©el^er bur^ hie Wit 2. u. 3. SBill. IV. (1832) c. 92 an bie Stelle bes Dele«
aaten^ofes trat, einer itommiffion, bie bei ^pellationen cot ben ^nig beliebig 3U«
fammengefe^t rourbe. Dur^ bie «fte 3. u. 4. SBilL IV. (Äug. 1833) c. 41 mürben 40
3u aJlitglicbcm besfelben bie ^röfibenten ber oberen ©eri^ts^Sfe ernannt, fomo^l bie
altioen als bie 3urüdaetretenen. Sofern bie ftrone aufeerbem no^ 3mei onoere ©e^im«
röte psie^en burfte, fo lonnten aud^ 3mei ber p^ften Prälaten, bie ©e^eimräte finb,
\)Qn Slppellotionen in Kr(^li(^en Sa^en beimo^nen, aber o^ne Stimmre^. Da froft
bicfcs ©efcftes bie Ic^te (EntfAeibung gons in §önben oon JlBeltli^en mar, oerfu^teis
bie ©ciftlic^fcit alsbalb eine mberung berbei3ufü^rcn. Sd^on bie Act for better en-
forcing Church Discipline 3. u. 4. SJtct. (1840) c. 86 ftellte feft, bafj minbeftens
ein Sif(^of beige3ogen ©erben muffe; Jpätere ©ejefee ^itn nod& einwes geanbert.
3m 3ufö»nmen^ang mit ben kle^t ermähnten Steuerungen ift iärigens eine
3nftitution loteber lebenbig gemorben, bie e^ebem eine beoeutenbe 9ftoUe fpielte, so
bie fog. ilonoofationen. (Es giebt beren 3u«i, eine für (Eanterburn unb eine für ?)orI.
Sie repröfcntieren ^rooin3ial!omilien. Sluf i^nen oerfammelten \i% gemö^nli^ paralell
mit ben ^arlamentstagungcn. Die SSertreter bes ftlerus. Urfprüngli^ ging bie Se*
rufung ber ftonoolationen, ebenfo ©ie bie bes Parlaments, oon einem Befehle bes
wobei ben ffiigbifc^öfen anbererfeits bas mei)t oerblieb, au(^ aus eigenem Slntrieb unb
ofine oor^erige (Einholung tönigliÄer Erlaubnis bie Äonoolation 3U berufen, (grft all«
ma^li(^ bilbete fic^ bie innere 93erfaffung ber Äonoolationen 3U fefter 3?egel heraus, eo
544 l(ti0ltloitifd|e ftird|e
Seit bem 13. 3<^^^iinbert gelten bie (BrunbfS^e, bie mutatis mutandis bis }ur
(SegemDort maggebeno geblieben [inb. DonoA nxiren bie oerfc^iebenen geiftlid^n StSnbe
b. Q. im gonjen oier AorperfAoften, bie SiUofe, bie ^te, bie 3n^ber oon Digni»
täten (Delane, 3Ir$ibia!one k.) unb bie nieoere (Seiftlid^Ieit, leitete na^ beftimnrtent
5 SBo^Ifqftem, ^ui Zeilna^me beiet^tiat. 3m Seginn bes 15. ^ol^rbunbeits enboidette
|idb bie Sc^etbung eines Ober« uno Unter^ujes, iDobei bie Stfdjofe unb 9Dbte bas
erftere bilbeten. Diefe S^elbung be^nptete fi^ {eboA nur in ber großen ^rooinj
oon (Eanterburn, fär $ori loar fie ni^t ourAfii^bar. 3n biefer ausgefnrogten Seftatt
betro^teten \iq bte 5lonooIationen als gleimbere^tigt mit bem ^lament unb als
10 [elbftftänbige. freibef^Iiegetd^e SJertretung ber ftir^e in ollen üerüaien Sngelegen^iten,
kumal QU^ oen Srtagen ber Sefteuerung bes Alerus 3U ftaatli^en SmtitxL Die 3lt*
formotion braute [ofort eine grose Sef^rönhing. ^einrid^ VIII. ma^te bie Serufung
einer jtonoolotion oon bem loniglid^en Sefe^I ab^ngig unb unterfteüte oKe Sef^Iäffe
einer jolc^en ber föniolic^en Seftatigung. Durd^ 1. Elis. (1559) c. 1 s. 2 ijt bos ein
16 bis jegt befte^enbes $le^t gen)orben. Die Aonoobttionen woxtn immer no$ mid^g
^enug. Sie rourben für bie SOte ber Stobilifierung ber neuen Orbnung bur^eg ju
late gejogen unb behielten formell bas 9{e(^t, C&efefeesoorlagen, bie oie ftir^ an»
3£
[ie unb bas iir(|liAe (Eigenhim oom Parlament iefteuerL i>a bie Aonoo!ationen fu^
oem Seftreben SEBil^elms III., ben Dilfentem ein gemilfes Steigt ju f^c^en, mioer«
festen, u)urben fie längere 3^^ ^W ^^ 3^ Beratungen jugtlaffen, otelme^ ftets
a&batt na$ ber Berufung (bie bem Sraud^e na^ mit b^enmen bes Parlaments ftott»
25fanb) oertagt. Da [ie floer^oupt [üf auf allen (Gebieten als ,,antiItberaV' enoiefen,
ma^te unb geftattete bas 3B^igmint[terium feit 1717 i^nen feine SSorlaoen me^r. 9lur
1741 unb 1742 erhielten fie no^ einmal bie (Erlaubnis m n)irl(i(^n 93er^nblungen.
Dann blieb es me^r als ^unbert 3<^^^ ^^^ tintm 3uftanbe, ber für engli[(|e Se^ält«
ni|fe fe^r beseii^nenb ift. 3n biefer ganjen 3^^ stürben fie ftets juglei^ mit bem
80 Parlament berufen, ftets aber auA unmittelbar oertagt. Da bas gai»e alte „^{tifi**
Seftanb behalten ^atte, tonnten fie tn ben oieniger 3<^^n unferes 3<^t$unberts plo^Ii^
toieber ju £eben fommen. Da bie ®eiftlid^!eu bur$ oie neuere (gefe^gdbung ungebu^r«
liA bef^räntt erf^ien in Sesug auf gerabe auä) fie felbft betreff enbe 9lngelegen^eiten,
erQob fid^ eine ooßstümli^e Semegung m gunften ber jtonoolattonen. 1847 tagte bie
35 51. oon (Dinterburq juerft n)ieber, ^umal feit 1852 aber entmidelte fie bann eine größere
S^otigfeit. Sr^agen ber £e^re 2c. ^aben fie unb bie it. oon $orl, bie feit 1859 mieber
tagt, bemegt. %xä) bie iirone ift u)ieber entgegenlommenb, 1861 fyA fie n)ieber ge«
ftattet, bag nirflic^e itanones erlaffen u)erben. Seit 1886 giebt es in Canterburq au(^
ein „§aus ber fiaien", ©eitles ntc^t „leil" ber Äonoolation ift, jeboi^ beratenb mit=
40 ©irlt. 2lu(^ iJt neuerbings bei ©i^tigen Slnlöffen öfter ein Church Congress berufen
©orben, ber lebod^ ooüenbs blog einen freien (SSyaaUtx ^at, etroa oie in Deutfd^Ianb
bie „Äiri^entage".
V. 93erf$iebene Stiftungen, SSer^ältnis 3U anberen Air^en, 93er>
breitung auger^alb (Englanbs.
45 (5. @(^ocn, S)ic engl, ^rcl^cnpartcicn nad) Ck)nybeare, Church parties, ®cljer$
pxot. momtm., 3. ©b 1854, 6. 266 ff u. 309 ff. ; ^^. @<]^Qff, 3uftänbc u. '^Jarteicn b.
engl. @taat«f., S)cutf<]^e Stfd^r. f. ä^x. fBiffenfc^aft Jc, 1855 u. 1856; Oüerton, in ben
unter HI jum Scä^luffc bcjcic^ncten ©crfcn; M. J. Procter, Pointe of differencc betwoen
Engliah, Boman and Protestant Churches, 1894; %. äa^n, Abriß einer ®ef(ö. b. euang. ^. im
60 brit. ©eltrcic^ im 19. 3o^r^., 1891 ; A. Barry, The Ecclesiaatical Expansion of England
in the growth of Anglican Communion, 1895; ^ofotoer 6. 147 ff. u. 186 ff.; PhillimoreSII
6. 1749 ff.
®etannt finb brei ^arteinamen. bie bo^ oft falft^ oerftanben ©erben : high church,
low eh., broad eh. 3m ftatb. Äirc^enlexifon VI. finbet man einen Slrtifel „öoc^-
66 fir^e", ber bie ganse anglilanifc^e Äirc^e be^anbelt. 9li^t als ob ber SJerfaffer ni^t
u)fi|te, bafe ber Xitel babei 3U ©eit gefaxt ©erbe, aber er f^liefet fic^ einem unter uns
oerbreiteten Sora^ebraud^ an, ber bo4 oielme^r 3U befeitigen ift. Unter „$o(l^tir(^e"
oerfte^t man m «Englanb felbft nur etne beftimmte ©ruppe, biejenigen ©lieber ber
6taatsiir^e, bie ben ^iftorif^n Spalter berfelben befonoers f^arf betonen. 3)abei
SCttgtöatttff^ ftidpe 545
^anbelt es \xä) \owohl um bie [taatsoele^Ii^e (Srunblage btefer Sttr^e fiber^upt, ben
Supremat bes ^errfqers, bie gefe^mofttgen ^rioilegten beifelben gegenüber bem Dis-
sent etc., als um ben oerbliebenen 3%^^^l^ng mit ber mittelalterlichen unb patri«
[tilgen Air^e in Aultus unb innerer Organifation, olfo befonbers um bie bifd^öflid^e
Serfaffung, ben C^ratter ber SBeiben, bos Common Prayer Book als 9lorm bes 5
(Sottesbienftes, {Aheglic^ au^ um %[ble$nung bes ^,^apismus''. 3Ber fein religiofes
(ober aud^ polttifc^es) 3nterefje foliborif^ n^eig mtt biefen fpe^tfif^en SDbmenten ber
,,ilirc^e oon Cnglanb" ift ein ^^highchurchman". Der eigetttluDe Ztms ber »$oc^«
iirc^e'' ift Srjbifc^of fiaub. Seine 9ti^tung ift es, ffir bie biftorif^ bei i^rem 9Bieber«
aufleben nac^ ber 9ieftauration ber Stuarts ber SRome entftanben ift ws ®egenfa^ 10
er[(^eint bie low church, bie „niebere ilir^". Sie wattn bie £eute ber S^mpa^ie
mtt bem ^uritanismus^ fie liefen fiA par bie Snftitutionen ber Staotslir^e gefaüetu
legten aber lein entf^etbenbes (Seoiqt oarauf. Sie empfod^Ien bie Dulbung ober aud)
Slnerlennuna ber Dissenters, unb boten jumal ffir ade SBerle ber äugem unb innem
9Riffion biefen gern bie $anb. (Begenflber allen ^iftorifAen gönnen ber Serfaffung is
unb £e^e oaren fie bie Serteibiger bes unmittelbaren Sibehoorts. 3^e ^auptoertreter
oaren bie „fiatitubinarier" (feit ber iEBieberberufung ber Stuarts; nic^ urfprfingliA,
aber je länger je mebr geriet biefer S^^^i ^^ 3nbifferentismus), unb ffttnaify bte
,jSoanaeIMen" (^ietifteni. Der „Evangdicalism" ober Evangelical Revival fyd
\xä) freiliq auA ben $od^nr^Ii^n mitgeteiU. 3o^n 9BesIe9 wca eigentli^ highchurch- 20
man. Der SRet^obtemus als fol^er fonb j^oq auf bie Dauer leine Stätte in ber
Staatsiir^e, nur als eine Stimmuim tonnte er plaggreifen. Sei oielen nam^en
93ertretem ber eoangelif^en Partei mnn man ftretten, ob man fie jur high church
ober low eh. rennen mflffe. Der tqpif^e lowchurchman im ^iftorif^en Sinn n^ar
Sif(^of Sumet, ber t^eoIogifAe $aiq^erater iEBiI|eIms III., bes jOraniers. Sis in 25
unfer l^a^r^unbert erhielt fid^ bie 9{imtung als fold^e bis ju ben (Emanjipotionsaften.
9Rit btefen oerlor Jie geoiffenna^en i^ren (Eatiftenjgrunb. £0^ ^ ber fiotitubinaris»
mus eine Sfortfe^ung gefunben m ber broad church party, als beren (Srfinber (Eole*
ribge (f 1838) gilt. Diefe ©ruppe fübrt aud^ ben 3lamen ber,.Liberal8". Sie oertritt
ben Evan^elicals gegenüber ben min ftatt bes Su^ftabens ber Sibel fie anerlennt so
bas Ked^t oer freien n^iffenf Aaftli(^n S^tfcl^ng unb ift oielfa^ in Sfü^Iung mit ben
Seoegungen ber beutfqen 9EBiffenfc^aft 9laturgemäg oreift ber Smflug auc^ biefer
9{iätung oielfa^ auf bie $od^IirAe über. Die Keßere ift fiber^upt gegenmärtig auf*
gej^Ioffen ffir bte oerfc^ieben[ten Slnregungen. Ss ge^ fo nenig loie in Deu^^Ianb an,
mtt ben ^arteinamen n)ie einfallen S^lagn)5rtem 5U operieren. Die „Ctuette*', bie 35
ein X^eolog trägt, ift oft fe^r jufällig ju ftanbe gelommen unb bie beften SSertreter
ber oerf^ieoenen 9{i(^tungen Q)iffen fi(^ gegenfeitig ju fc^en. Sebeutfam ift ber (gegen«
fa^ ber high unb low church befonbers oarum aeoeien, oeil er fid^ mit ben politif^en
^arteibilbungen oerbanb. Unter 3^^^ I^- Ji^ belanntlub bie beiben Spi^namen
Tories unb Whigs aufgefommen (f. $. Deftrüd, $ift unb potit Sluffäfee, 2. Slbt., 40
1886, S. 25 ff.). 3^ne toaren bie Slonferoatmen, unb auf i^rer Seite fiitoet man bie
meiften St|Aofe. 9luf ber anberen Seite Q)aren bie Whigs bie £iberalen, bie SSer-
fec^ter ber 93oIIsre^te , bes Parlamentarismus, 3uglei(^ auq bes ^roteftantismus oiber
Die iat^olifc^en Üenbensen bes JUnigs. 3^ i^nen hielten oie 3RttteIftänbe, sumal auc^
ber Dissent. Die 2ories unb $o$Iir$Ii^en maren bie Vertreter oer Slutorität, bes 45
göttli(^en Kec^tes bes ilönigs unb ber ilir^, bie Whi^s, bie Stieberlir^Ii^en, bie
Serfe^ter ber Srtei^eit, bes 3nbiolbuaIismus. So fd^ron unb bart fi^ bte Parteien
ent^egengeftanben ^aben, fo tonnte es bo(| nid^t ausbletben, bag fte fi^ oielfa^ inbirelt
beetnflugten.
SBas bas SSer^ältnis ber ftir^e oon Cnglanb ju ben anberen ilirc^en betrifft, fo 50
u)irb es oon ben oerf(^iebenen Kti^tunaen oerf^ieben gebeutet Die $oAIirmIiäen
lepen befonberen 9la(bbrud barauf, ba| bte ilir^e oon (Englanb eine „lat^olifqe ftir^e"
fet. 3n ber X^t ^at fid^ biefe ilb^e 0^ in offijienen ^Itenftüden fo genannt, sualei^ cim
and) eine „reformirte", gelegentlid^ felbft „protejtantif^e". Sor aUem fyd es bis auf bie
neuere 3eit ni^t einen (Segenfa^ ju .,proteftanti|d^'' bebeutet, votnn man bie anglüanif^e 55
R\xd)t als lat^olif^ bejei^nete. tn Staatsbohimenten mhh biefe ilird^e aanj un«
befangen als proteftantifd^e unterftellt unb in !onftihitioen SrQärungen minbeftens ber
Üo^terfird^en u)irb ber Zitel proteftantifd^ mitbeni^ S. SRalomer, S. 187, 9Inm. 5.
(Erft bie aus bem fog. Xraltarianismus (f. ben mt) ^orgeaangene „ritualiftifAe''
Partei unter ben $o^{ir(^Ii(^en ^at bem $räbilat „lot^oUfi^" einen antiproteftatttifqen go
546 Stoglttaittfdle fttrd|e
Sinn beigelegt unb burd^ fop^ijtifc^e, oielfod^ eoibent untDo^^oftige Sluslegungen ber
maggebenben i^ellen beis ^ngmanismus, ber 39 ürtiiel bes. befonbeis bes Common
Prayer Book, fi^ in bem Strdben ber Sbmenbung oon ben iReformottonsÜr^n bes
5lontinent$ unb ber Slnnä^erung mmd an römif^e 3been unb Sröud^ juu beden
5 gejud^t. Smmer^in ift es in fjo^mdjUidftn 5treijen (unb fie bilben bie wtfycjfäjH)
Qllgentein üblid^^ in bem Sinne auf bas ^rfibitot laf^olif^ (Bemüht 3u legen, bo^
es pofitio QÜetn aulönglid^ fei, um ben 3u[ammen^g ber anglHonif^n Atrc^e
mit ber urfprüngli^n Kirme in i^rer ^iftori|(^ lonireten (Jform ju (i^ordterifieren.
Das ^auptaetoi^t fallt baoei borauf, bag biefe 5lir^ an ber Unterh^fibung ber
10 geiftli(^n SSoIImaäten eines Diafoiten, ^riefters, Sifqofs unb an ber Übertragung
ber Ilerifolen Dualitäten bur$ bif^öflid^e SBei^en fe|t|alte. SCber bie angliiani|(^
Airc^e lennt !ein sacramentum ordinis. 6on)O^I Die 39 Sbtiiel (Sit 26) als bos
Common Prayer Book (Aate^ismus) lennen nur ,,^ei 6airamente''. 3nbem ni^t*
ritualiftifd^e $o(^iird^Ii^e oas nid^t oerlennen. n)irb iJ^nen bie Sfortffi^mng ber Unter«
15 fc^eibung oon SBei^egraben, bie Setonung Der bif^öfli^n SoIIma^ten. bos (Stmüfi*
legen auf bie continua successio inner^ub bes Sptslopots ju einer qeUfamen Drb«
nung, bie bis auf bie Sl;)ofteI 3urüdreid^e unb aus Se^orfam unb (Ehrerbietung ^egen
biefe !^tuQtn 3^fu (E^fti feftsu^alten fei. Sgl. bie (Einleitung )u ben JDrbinattons»
9orfd^nften im Common. Pr. B. Denjenigen reformierten Air^n, bie fid^ ni^t an
20 bie altfird^U^e 9lrt ber geiftlü^en Smtsflbertragung, ^umol niAt biefe SIrt ber Vmts*
abftufung, galten, mixt (Eigemoilligfeit geaenfiber apoftolif^r Orbnung f^ulb gegeben.
6o mirb in ber englif^en Airc^e bie JDrbtnation in ben anberen eoangeltf^n üin^n
ni^t anerlannt, q)o|I bagegen bie orientalif^e unb römif^e ^rieftenoei^. Doc^ ^
mit biefer 9In^ennung es bei lorretten ^oc^ür^Iic^en aud^ fein Seioenben, sumol ber
2^ römif(^en Aird^e gegenüber. (Eine ^lenbenj auf (Entgegenfommen gegen ben $apft, gar
Untenuerfung unter i^n. ift bei [ol^en ni^t oorbanben, ^od^ftens ba§ man gu referoterter
Slneriennunip unter Seoingung Der (Segenfeitigleit, ju einer freien itommunion, nic^t
Union, ya> fqen ber fat^olifc^en Air^e oon (rnglanb unb berjenigen bes £)ftens unb
iRoms, geneiat matt, 3n ben 9{eligu)nsartileln ift ber römif^en Aird^e ein Serberb
30 in Sejug auf ben (Blauben f^ulb gegeben, 9Irt. 19. (Ein gleid^er Sonourf loirb feiner
proteftantifc^en ftird^e f^ulb gegdben. 3n Sejug auf biefe legieren ift ber prinjipielle
SRa^ftab ber Beurteilung burd^ 9lrt. 84 filtert. Danach fyit jebe ^artifular* ober
9latu)naliirc^e bas iRec^t, fird^li^e (Eeremonten unb 9{iten, bie burc^ blog menf^lic^e
Autorität einge^M finb, na^ t^rem (Butbünlen ju be^anbeln. ftorrelte $0(^ür4li^
aö überfe^en bas Wa% oon älnerlennnng , toel^es i^nen bamit gegenüber bem Dissent
unb ben fontinentalen eoangelifd^en ftird^en geftattet ift,„ nid^t. 6o ergiebt fic^ au(^,
bag bie ftirc^e oon (Englano oon ^roteftanten feinen Übertritt oerlangt; loenn 3. S.
eoangelif^e $rin3e|finnen in bos itonigs^aus burc^ Beirat eintreten, aelten fie o^ne
loeiteres als SRitglieber ber Staatslird^e. Siel freier als bie $o^firmli^n beroegen
40 [i^ bie fieute ber low church, ober biejenigen, bie nur ©eroic^t barauf legen, Evan-
gelicals ju fein. 3n i^ren Äreifen fyd befonbers ber (Bebanfe ber „eoangelifc^en Slllianj"
(f. ben Slrt. S. 376, 38) feine Üräger gefunben.
9Ran fann ni^t oerfennen, ba^ bie angliianif(^e ftird^e einen Zqpus fjai, ber fie
oon allen anberen Airc^en abgebt. Sie fteqt mit feiner berfelben gan5 auf gleichem
45 Soben. 3n ber £e^rentn)idlung unb ber inbiotbuellen religiöfen Stimmung ift fie
eoanoelif^, ber reformierten calointfd^en 9bt nöber fte^enb als ber lut^erif^en. Slber
in i^rer objeftioen (Beftalt unb in ibrem (BemeinbeiDu^tJein ^at fie eine Senoanbtfc^aft
mit ben niqteoangelifd^en Air^en. Dag fie im n>efentlt(9en ben 3uftanb ber patriftifc^en,
3umal ber oornicänif(^en Äir^e loieberbelebt Jabe — loie bas bie $od^fird^Ii4en fic^
50 gern oorjpiegeln — fann man nur mit oielen Sorbe^Iten jugeben. als fpesififdpe gorm
oon 9latu)nal« unb Staatsfird^e ift fie ben ort^oboaten onentalifd^en Airc^en oerroanbt,
aber me^ ber b^antinif^en, als ber patriftifd^en (Beftalt berfelben. 9Kit i^nen teilt fie
auc^ bas 3urüdt:eten bes lebr^ften Sntereffes hinter bem liturgif^en b. l). bem
Sntereffe an ben gottesbienftliqen geiem. 3n ber foneften (ßeftalt bes „fat^olifd)en"
55 ®ebanfens in i^r unb in Der Setonung ber bifd^bflid^en Sollmad^ten liegt immerhin
etmas, toas an biejenigen lir^lid^en 3uftänbe, beren 9{epröfentant (Eqprian loar,
erinnert.
Die anglifanif^e ftirc^e ^at ]i^ mit ber englifc^en 3Jla^i unb burA bie SRiffion
über Snglanb felbft hinaus oerbrettet. Sie ift rec^t eigentli^ 3u einer weltfirc^e ge«
m iDorben. 9Biefem S^ottlanb unb Z^^^^^ ^^ % teil ^aben, loirb in ben biefen fiön»
«itfllttatiifdle IKtrfre Sn^It 547
bem getoibmeten ^rttleln 3u ^eioen fein, ^ier t[t nur mi) ber augereuropoU^en
3tDeige 3U gebenlen. Dabei bort K^^^ loieber oon oen Setetnigten Staaten oon 9corb«
amerila abgefe^en toeiben (f. b. 9lrt. ,,9lotbamerila'0. UrfprfinglMb fionben alle oon
^Imerifanem im 9luslanbe gegrflnbeten (Semeinben untet ben Sijfflof oon £onbon.
Durd^ bie Slfte 26. Geo. III (1786) c. 84 tourbe ein Siecht befetttgt, toonad^ blog 5
Snglönber oon ber AirAe oon Snglanb bie SBeffie ei|alten tonnten. Daburd^ mürbe
es möglid^, aud^ Sluslänber ffir eine ausISnbifd^e AirAe ab Sifd^Bfe ju mt\S)tn unb in
ben Kolonien ein^imifd^e (SeiftliAe m beftetlen, bie aU 9{e|nrSfentanten ber establlshed
church gelten tonnten. & ßim {e^t eine aro|e Serie oon Jtolonialbifd^öfen. Die
Sef^id^te ber 5loIoniaIlird^en Mngt ^m Xeil mit oer ®e[Ai(^te ber SOtiflionsgetellfd^aften 10
in (Ermlanb 3ufammen (f. b. 9rt. „uRijfionen, proteftanti|qe", ober SRatotoer 6. 150 ff.),
^uf (DTunb einer ^arlomentsofte ober aud^ o^ne fold^e ourd^ Qniglid^es potent touroen
3uerft in Dft« unb SBeftinbien bifc^öflidbe Dtikefen eingeri^t, befonbers au(^ botiert.
Der jl9nig ^e babei bas Siecht, bte Sifd^öfe ^u ernennen unb btnbenbe Slmoeifungen
ffir bie Senoaltung 3U geben. 9luf biefem Stanopunfte |te^ no(^ bos (gefe^ 6. Geo. IV 15
(1825) c. 87, s. 10—15, loeld^es im allgemeinen über iRrdbli^e ©nric^tungen in SSer^^
oinbung mit englifc^en Jtonfulaten Seftimmungen traf. Sloer bie Seroegung, bie auf
Cntftaatlid^ung (disestabüshment) ber Church of £. ^in3ielt, bat es nid^ ba^in
lommen laffen, bah bie 5loIoniaI!{r^n toirllid^ in ftaatsred^Ii^em 3uf^nten^nge mit
ber 9RutterIir^e blieben. So tourbe 1868 burd^ 31. unb 32. Yict. c. 120 ber Atr^ 20
oon 9Beftinbien bie ftaatli(^e Unterftfijkung entsogen. Ss mürbe befonbers ber (Srunbfc^
aufgefteut, bag ffir Aolonien mit JetoftfUInbiger (5efet|aebuim, sumal mit eigener $ar«
lamentsoerfaffung, bie Ürd^IiAen Orbnungen aud^ frequfl^n f^^^n. So aus Slnlag
bes Streites smifd^en bem IDletropoIiten ®ran oon Aapftabt unb bem Sifd^of Solenfo
oon 9latal, 1863. Später mürbe oiefer (Srunofo^ au(^ auf bie Jlronlolonien, oie feine 25
felb[tftönbige 9{egieruna ^ben, ausgebe^ni 3^ 3^^ gilt bos alte 9{ed^ nur no(^ ffir
Oftmbien. $ier mürbe nod^ 1892 burd^ bie Adnigin bos neue Sistum fiutfnom ge«
grfinbet unb ein SifAof ernannt. 3n ben fibrigen Jtolonien ^ fid^ nun aber ein
burd^aus loderes Serpitnis smifd^en ben Air^n unb ber ftaaUid^n (Semalt heraus-
gebtibet. Die ftird^en merben oort im (Sruno|a^ nur als Vereine betrachtet. (Eine so
„Staatslird^e" giebt es bort nirgenbs. J)fteiltd^ fyA man m unterfd^eiben 3mi]^en
ben alteren unb ben feit ben jed^ssiger ^cS^xtn bes 19. 3^t9unberts errid^teten Sis»
tfimem. Stur bie legieren ftnb gSnsIiA o^ne 3^^^^" ber Se^örben erridbtet, bie
erfteren ^aben nod^ gemiffe, unbefinierte Se3iebungen m bem Staate. (Eine itategorie
neben ben Aolonialbistflmern bilben nod^ bie URimonsoistflmer. 1855 mürbe oon (Eng« 35
lanb ber erfte 9Rinionsbif(bof ausgefanbit, nac^ Someo, er no(^ nominell als Si|d^of
einer ber Arone ge^örioen ileinen Sunbainfel: 1861 mürbe in Aapftabt ffir bas nid^»
engli^e Sentralafrita (3(nnbefi«fianb) ein Si)(^of gemeint, alsbalb nac^ber in (Englanb
einer ffir Honolulu. Die Colonial Clergy Act 37 unb 88 Vict. (1874) c. 77 ^at
bie legten Sd^mierigfeiten, meld^ ber firc^umen oollen Aommunion 3mifd^en ber Curch 40
of E. einerfeits unb ben ausISnbifAen anglifanif^n Sifi^fen no(^ im 9Bege ftanben,
befeitigt. (Es ijt je^t gleid^gfiltig, ob ein an^Iüanifd^er Sifqof im Sluslanbe bie SBei^e
empfangt ober xn (Englanb. 9u(^ ^at \xäf tm üuslanb ein Softem oon (Ersbifd^öfen
unb ä^tf^ofen entmidfelt, mie in (Englanb felbft. (Eine 9rt oon Sfirenprimat geniest
jebod^ bet allen ber (Er3oif(^of oon Santerbur;. 3n freier SBeife l^en fid^ alle ^rten 40
oon Sifd^öfen feit 1867 3U einer ,,pananalilanifd^en itonferen3'' unter bem 93or[i^ bes
(Erjbifd^ofs oon Santerburo 3ufammenaefqIoffen. Diefe itonferens tagt ttwa alle 3e^n
3a^re unb ^t, o^ne mirflid^e SRac^iefugniffe m befi^en, boi^ mi^ige Sef(^Ifif|e faffen
tonnen. (Es gab 1893 (obaefel^n oon ben bereinigten Staaten iRorbamerifas unb
ben }u il^nen gehörigen 9Rifftonsbifd^9fen) in augereuropäijAen (Sebieten 88 angIitani|Ae 50
Sif(^ofe. |ffir Sub^Ohiropa giebt es einen felbMt&nbigen Stf^of in (Sibraltar. mit angli-'
lanifd^en ftird^en im mittel« unb norbeuropäift^en ^uslanb unterfteben bem SifAof oon
£onoon. ((E. e^oel.) gf* ftatteninfi^.
?lnl)alt. äitteratur: Wunder, ©tatiftifc^cÄ Sa^rSucft ffir bad ^crioatum ^Tnl^alt, ^cftl;
^eric^te beS ^In^altifcften ^onfiftorlumS über bie äuftänbe unb ©ct^äftniffe ber cüangcUfc^en k
i*anbc^fird)c bc§ l^erjogtumS ?(nt)alt, crftattet an bie SonbcÄf^nobc in hcn 3tt^rcn 1892 unb
1895; ^'unrfer, ^n^altS 33efenntniSftanb lüö^tenb ber S^creinigung ber fjürftcntfimcr unter
3oa(^lm ernft unb 3o^ann &toxa (1570—1606) 5)effou 1892 unb berfelbe, i»a(fttrag ju
%nf)aU^ öcfcnntniSftaub ebenba 1892.
35*
548 Hn^alt
ftir^Iiäe Statiftil. 1. Die lonfeffionelle Verteilung ber Se*
oöllerung. Das ^erjogtum ^n^alt ift, mos feine fonfeffionellen Set^ltniffe betrifft,
als ein rein proteftantifqer Staat 5U besei&nen. Die Sln^aben ilber bie Ionfe|Iioneue
Verteilung ber SeQößerung in Sln^alt ntünen ben (Ergebntffen ber Soßs^jSl^Iung oont
5 1. Desentber 1890 entnommen loerben, ba bie (Erhebungen üoer bas 9{eIigion5be!enntnis
bei ben 3^Iungen oom 14. 3uni unb 1. Dezember 1895 nod^ nic^t verarbeitet jinb.
9Im 1. Dezember 1890 belief fi^ bei einer ®efamtbeoöBerung oon 271963 bie 3a1jH
ber (Eoangelifd^en im ^erjogtum auf 261216, alfo 96,06''/o ber (gefamtbeooBerung. Da«
nth^n iDurben aesä^It: 1. Aat^olüen 8875, barunter 4 (Srie^iJd^Iat^oIifAe, alfo 3,26''/o,
10 2. anbere Q^nften 293, barunter 138 ^oftoIifAe (Sroingumer), aUo O,ll''/o unb
3. 3sraeliten 1580, alfo 0,58'/o. Die 3a|I ber JtatboIUen betrug na^ ber 38blung
oon 1871 nur 3378 unb ift 1875 auf 3473, 1880 auf 4541, 1885 auf 5492 gepüegen.
Die an [i^ auffaüenbe 3una^me ber ftat^olifen erflort fi^ burc^ bie Slusbe^nung ber
3nbuftrie tm allgemeinen unb namentli^ babur^, bag ber 3^1unosto0 ^n bie [og.
16 Aampagne ber 3uc(erfabrilen, ffir bie oiele Sad^fengänger aus iat^olif^en (gegenoen
Deutf^Ianbs ^erangejogen merben, fallt 3m Sernburger Areife, wo bies Verhältnis
am metften oorlommt, betrug bie 3^1 ^^ 5lat^oIifen 4431, alfo na^esu 50*^/0 fanttli^
jlat^olüen im ^erjogtum. 3n einseinen (Sutsbesirlen moren offenbar aus biefem (6mvbt
md)x als bie ^alfte ber am 1. Dejember 1890 ortsaraoefenben SeoöIIerung Aot^oISen,
20 [o tm Domönenbejirl gredleben 69 oon 123, im Domänenbesirl !ßlöt|fau 116 oon 217,
tm Domönenbe^ir! £iitbau 72 oon 124 unb im Domfinenbejirt iRofdjiDi^ 78 oon 155.
Diefe lofale 9Rt[d^ung ber Aonfe|fionen an Stellen, wo laum bie 9JlogIt^!eit filr eine
religibfe Verforgung ber fat^olifd^en (Semeinbeglieber gegeben ift, midi entf&ieben \äfi^
bigenb auf bie fosialen Ver^Itniffe ber betreff enben Sesirle stirüd; anber^eits erifUtrt
25 biefer Umftanb auc^ bie bort befonbers ^ftg oorfommenben gemif Aten (EQen, toobei
oonoie^enb ber (Ehemann ftat^oltf ift. Die religibfe (Erjie^ung ber Ainber aus fol^n
S^en t|t meitaus tn ben meiften ^Jkn eoangeltfd^. Die 3^1 ^^ „fonftigen S&riften''
^at [i^ in Sln^alt m^ bem (Ergebnis ber 1890er 3&^Iung feit 1871 mä)t unbebeutenb
oermebrt. Den ^auot^runb ba[fir bilbet bas ftarte %tmaä)\tn ber apoltolif^en (ge-
someinben (3roingianer) in ben Stäbten Sembi^ unb Costoig, alfo in oem oormals
bemburgif^en £anbesteil, wo ältere gefe^Iid^e Veftimmungen über bie 3uläjfigfeit ber
Silbung oon 9{eIigionsgenoffenfd^aften bas (Entfielen fold^er (Semeinben erleichtern. Die
ßo^I ber jübif^en (Einroo^ner oes ^erjogtums seigt [eh 20 3^^n eine entf^iebene
^na^me. Set einer (Sefamtbeoölferung oon 203437 (Einwohnern im Z^i 1871 finb
36 no^ 1896 3sraeliten gesohlt, bas [inb 0,93"io, gegen 1580 ober nur 0,58'/o ber Beoöl«
lerun^ am 1. Desember 1890. Die 3uben too^nen in SInbalt faft nur in ben Stäbten
unb tn einigen grdgeren £anb|gemeinben mit na^esu ftäbtifc^em C^alter. 3n ben IIei<
neren lönblt^en (Semeinben Jinb nur nod^ 2 3sraeliten gejault.
Die eoangelijd^e £anbesiird^e bes ^erjoatums ift aus ber SBittenberger Sleforma-
4otion ^eroorgegangen unb fyd au^ mä^renb Der Streitialeiten unter ben (Eoangelifc^en
im legten Drittel bes 16. 3^i^^iinberts an bem oon oen Vätern fiberlommenen Ve»
fenntnis fejtge^alten, mennglei^ bie einfeitige Stiftung bes £ut^ertums, bie oon ben
Verfaffem ber Aonlorbienformel oertreten mürbe, in 9In^It abgelehnt ift, loie benn
bäter aud^ ber (Exorcismus ^ier befeitigt mürbe. Vielfa^e Vesie^ungen bes at^Itifc^en
46 {jfürften^aufes jur Vfalj unb ber (Einfluß, ben (Seijtli^e aus J^ranfen eine 3^it lang
in ber an^altijd^en Aird^e ausfibten, eriflären bie gegen ben S^Iug bes 16. ßc^^^unberts
oom gürften 3o^nn ffieorg unterftü^ten Vejtrebungen einiger leitenber Äird^enmänner,
getoilfe Airc^ena^röud^e ber ^fäljer S{\xä)t m Sln^It einjufü^ren. Dagegen finb alle
9)er[ud^e, aud^ ben Velenntnisftanb ber art^alti|d^en ftird^e bur^ fdrmli^e ^nno^me ber
60 $fäl5er Slgenbe unb bes $eibelberger Katechismus 3u änbem, erfolglos geblieben. 6o
mill benn, mie neuere ($orfd^ungen ergeben ^aben, bie Veseid^nung „eoangelilc^^refor«
miert", bie man bamals gern für bie anbaltil^e £anbeslird^e gebraud^te, nur ben luti^erifc^«
melan^t^onifd^en (E^aiatttx anbeuten, an bem bie|e ftiräe ber Slugsburger itottfeffton
gegenüber bem £ut|ertum ber jlonlorbienformel fe|tge^alten ^at. URit ber politic^en
66 Trennung ber bis 1606 unter aemeinfamer Venoaltunq fte^enben 4 an^altijdben gürften»
tümer (Deffau^ Vemburg, (Eöt^en unb 3^rbft) geftaltetc \i^ aud^ ber (Sjarafter ber
fianbesltrd^en tn ben einjelnen £anbesteilen etmas oer|d^ieben. SBö^renb in Vemburg
unb in (Eot^en me^r bie Steigung oorbanben toar, ben reformierten 3^9 i^ eoange^
lifd^en SBefen ^eroortreten 5u lajfen, Dagegen im gürftentum 3^*!t ^i« entf^ieben
eo Iiit^erifd^es Streben [t^ geltenb mad^te, ^at 9lnbaIt<De|fau mof)l am meiften an bem
an^oH 549
^rtnjtp fcftgc^altcn bos inner^Ib ber fonfcfftonenen 9?i(i^tungcn ber eoangdtfd^cn fttrc^c
(Rnigcnbc 5U betonen. Xlnb bies Sßrinjip gewann noA unb na(^ ©teber bte §errf^c^
in ailtn letlen bes iehtgen ^eräogtums Sn^It, 3umal fettbem 8[nl5>ölt*3^*f* ®ni^^ *^^s
18. 3aMunbert5 als fefiftftänbiges gürftentum m esiftieren auffiörte. So etfolote benn
au(^ tm Sa^rc 1820 o^ne alle Siioterigfeit bte (Einführung ber Union in ben alt« 5
bemburgif(^en fianbestetlen unb fobann ebenfalls oBne Sc^ierigleit unb jroar unter
gemein(amer geier bes ^eiligen Sllbenbmo^ls in ber Sc^lofelirdje in Deffau am 16. ÜJlai
1827 in ben alt^beffauifAen fianbestetlen. SAließlid^ finb aud^ bie Snt«(E5tl^ener fianbes-
teile burd^ bas fog. Unlonsgefefe 00m 29. Januar 1880 in bie unierte fianbesfir^e
Sln^lts aufacnommen. Die (Etnffi^ng ber Union ift fein (Eingriff in ben Sclenntnis= 10
ftanb ber anpaltif^en ©emeinben, bod^ erfolot bie orbinatorifc^e SBemlic^tung aller ®eift=
liefen auf bie bret ofumenif^n Symbole, oie auasburgifd^e Aonfeffton unb beren 9^)o»
logie als bie allgemeinen hrd^li(^en Befenntnisf^rtften j unb in oen Äir^en bes fianoes
^aupt fein entfc^iebenes Beroufttfein oon einem befonberen lut^erifc^en ober reformierten
Sefenntnisftanb oor^anben, offenbar meil |i^, oon meniaen üusno^men abgefeben, bie
\(fyo;>aAtn 9legunaen eines berartigen SeiouRtfeins bei bem eigenartiaen (Entrotdlunas»
gang ber an^altif^en fianbesfird^en bort früg oenoif^ ^aben. Unb fo erflärt es fid^ 20
benn, bog, n}S^renb bei frfi^ren Solfsjä^lungen nmn ben Angaben ,,eoangelif(^'' ober
„proteftantif(^" ober „untert" loenngleim loeit loenlger ^ufig aber bo^ immerhin nod^
in 5a^lreid^en fällen, namentli(^ im (Öt^nf^en fianbestetl, bie Sejei^nungen „lut^e*
n\ä)" unb „reformiert" geroa^lt ©urben, bie beiben letten Sejeii^nungen neuerbinas
nur no^ in [eltenen gallen oorfommen. Sd^on aus biefem (Srunbe lägt JiA nid^t feft^ 25
[teilen, tnmiemeit bie (Slieber ber eoangelif(^«unierten fianbesfirAe in Sn^aU \\^ ^eute
noc^ m ben 9{eformierten ober ju ben fiut^ranem 5&^len nrilroen. Sogenannte Sllt-
ober feparierte fiut^eraner finb 1890 nur 93. Snt*reformierte 101 gejoblt ©orben.
2. Die geltenben SRed^ts« unb SJerfaJfungsnormen. Die Äonfiftorial^
oerfaffung ber eoangelifAen fianbesfird^e Anwalts ift huxi) bie SJerorbnuna 00m 16. De* 30
jember 1850 für.?ln^alt*Semburg unb burd^ bie SJeroronung 00m 23. Dejember 1853
für 9lnbalt«Deffau unb 9ln^alt>(Eot^n neu georbnet. DurA Serorbnung 00m 1. SR&rj
1865 ift bie SJenoaltung ber Air^e ber bemburgif(^en fianbesteile bem an^altif^en
ftonfiftorium in Deffau mit fibertragen. Dem Äonfiftorium ift bei jener Jleuorbnung
bie oberfte SSenoaltung in inneren Äirc^enfac^en, ju benen namentttd^ bie Slnftellung 35
unb (Emeritierung ber (Seiftlid^en ^erec^net toerben foll, übertragen. 3n bieten Sad^en
loerben bie 93eri(^te bes 5lonfi[tonums unmittelbar an ben fianbes^erm errtottet, unb
Sroar bem SKinifterium eingereicht, inbes ftets bem öerjoa jur eigenen (Entf^eibung
oorgelegt. Die Aird^e ^at baburd^ bie (Garantie erhalten, bag bie Srlebigung ber fie
betreffenben gragen nur burc^ ben fianbes^rm felbft als oen Iroaer oes ftir^en» 40
regimcnts erfolgen fann. Daneben ift bas Äonfiftorium au^ mit SBabmebmung ber
Staats^o^eitsre(^te über bie Äiri^e betraut. Dur^ bie Äiri^engemeinoeoronuna 00m
6. gebruar 1875 mit Slbanberung 00m 8. gebruar 1886 unb bur^ bie Sgnobalorbnuna
com 14. Dejember 1878, foroie burc^ bie Staatsgejefee 00m 28. Dejember 1875 unb
com 24. anörj 1879 ift bie eoangelif(^ Äiri^e in Anwalt als eine eigentümliche fiebens- 45
orbnung im Staate -'-^"^ — • — ^ — ^ - /^i^^ „ -„v^^.i r * ^. ^r ...^r*
gcfonbert, unb bie
eoangelif^e fianbesj^i , , , , ,
Se^orbe ^at eine firmen« unb [taatsgefe^fiii^e (Barontie i^rer (Exiftenj, il^rer' ftollegiai*
oerfaffung unb ber Slrt il^rer 3ufammenfetjung erbalten. Der Äir^e ift baburdj ein 50
gefe^lic^er ^nfpruc^ barauf gemo^ morben, bag ftrd^lic^e Slngeleaen^eiten auä) huxä)
bie Äir^enbe^orbe erlebijjt toerben follen. gür bie Äfr^engemetnben finb hmä) bie
AirAengemeinbeorbnung tm (Semeinbefiri^enrat unb ber C5emetnbeoertretung Oraane ber
Selbftoenoaltung geMoffen, benen im ©efentlid^en biefelben Slufgaben jugetoiefen finb,
roie ben na^ ber ^reufeifien Äiri^engemeinbe* unb Spobaloronung 00m 10. Sep* 55
tember 1873 gebilbeten firmlid^en Vertretungen, gür eine (Befamtoertretung berfianbes«
ürc^e in ain^alt finb bie Slormen in ber fe9nobolorbnung gefd^affen. Dte regelmäßig
alte brei ^afyct jufammentretenbe fianbesfgnobe befte^t aus 39 uRitgliebem, barunter
bie 5 Äreisfuperintenbenten unb 5 00m eoangelifc^en fianbes^erm ernannte S^nobale.
Die übrigen 29 SJlitglieber toerben in ben fünf 5lretfen, unb jtoar burd^ SBa^lmänner* 60
550 «itiialt
lollegten. bte in jebetn Arets aus fömtU&en bort eht ürd^It^ Sinti belleibenben (&ei[t«
lid^en, eDenfooiel loeltliAen SRitgliebem m (&emeinbefirqenrate unb ^Ib fo oiel 9Rtt«
diebem ber Hräli^en Cpemeinbeoertretuimen oebilbet {inb, auf 6 Z^^^ geioä^Ii 3^^^
ftirAenlreis tDü^It m bie fianbesbnobe 2 geiftli^e unb 2 meltli^ uRttgiiebec aus ben
6 ftid^ltd^en ®emeinbelöiper[4aften oes eiaenen 5lreifes, \ovD\t mtx bejiD. einen übgeorb^
neien aus ber 3<^I ^ angefe^enen, m^Ii^ etf(^[ienen uno Derbienten SRfinnei ber
eoangeßfd^en fianbeslir^e. !Die äBo^ImannerloUegien ireien aud^ anjo^Iic^ als fog.
Diöcefanoerfammlungen jur Seraiung Aber Staaen, bie ben ftir^nfreis interejfieren,
p[ammen. Die fianbesfqnabe mo^It fflr bie feqsi&^riae ^eriobe einen Sorftanb, be^
10 ftei^enb aus bem Gräfes unb einem geiJtliAen uiü) u>ertli^n Seifiger. Die SBa^I bes
^rafes bebarf ber Sefiätigung bes fianoes^erm. Die fianbesfvnaoe nimmt felbftftänbm
Xeil an ber fird^Ii^en C5e|eg^ebung, ^at mit bem ftird^nr^iment bie 3uftanbe uno
Sebärfniffe ber fianbesiiroe m JDoa^t }u nehmen unb fibt eine JtontroIIe Ober bie
unter ^enoaltung unb aur Serffigun^ bes Aonfiftoriums gefteUten firc^Ii^en IJfonbs unb
16 Aaffen. 3^ ^^ ^erjoglid^n Aommtfforien, benen*bei ben Ser^nblungen ber S^nobe
bie Vertretung bes £anbes^erm übertragen n)irb. {oII ftets ik Sorf^enbe ober ein
SRUglieb bes itonfiftoriums getreu. Das Jtoimftorium oerftärlt [i^ bei n)i4tigeren
Seratungen bur^ oen Sqnobaloorftanb. Dem 69nobaborftanb liegt auc^ namentlich
bie 5lonnone Aber bie Sermaltung ber burd^ (&e[e| oom 14. J^ebruar 1888 gebilbeten
20 fianbespfarrlaffe ob. Diefe Aa([e, in u)elqe bte l][berfd^ii[|e oer 9}farr|tenenein!flnfte
oeleitet n^erben, unb bie bur^ etne fefte ftacdlid^e ^ol^tsxtntt gefpetft n)ub, bietet bie
uRittel für bie Sefolbung ber (&ei|tliqenp bie m^ emer bejtimmten burd^ (&e{e^ oom
gleichen Sage georbneten unb injmtf^en reoibierten SRintmalfiala erfolgt. Die £anbes^
pfarrlaffe bietet au^ bie SRittel jur (Semo^ng angemeffener (Emeritenge^Ite. auf bie
25 bie (Set|tlt^n mä) bem AirAengefe^ oom 14. gebruar 1883 bei i^rer 93er)e|ung in
ben iRubeftanb einen Slnfpru^ erlangen. Das Ser^iöltnis b^ Air^ jur Schule tft in
Sln^alt bur6 bie SJerorbnung oom 16. 9looember 1874 ba^in aeorbnet, bah bie obere
£eitung uno Senoaltung ber S^utangelegen^iteUp bie bis oa^in bem Aonfiftorium
mit fioertragen wax, oon berjeniaen bes eoangeIif(^en ftir^moefens getrennt uno einer
30 befonberen [taatlid^en Se^be übertragen ift. Sin Sinfluh ift ber Ritife auf bos Qä^uh
n)e[en nur mfofem no^ geQ)fi^, als oer etne Slbtetlung oer 9{egierung bilbenben Ober»
fd^ulbeprbe ein SRitglieb bes Jlonfiftoriums }ur äBa^me^mung ber Sntereffen ber eoam
oelif^en £anbeslir^e in Sejie^ung auf ben SReligionsunterriAt unb bie gemeinj^aftlid^en
Seamten« unb Sermö^ensangelegen^iten angehören unb oejügli^ [olc^er äntereffen,
35 mtnn es bem itonfiftonum notig erfmeint, bie Snt|c^eibuna bes ^tx^oi^ angerufen mex-
ben foll. Sei ben einfad^en Solfsl^ulen i|t ber OrtsgeituiAe au^ bur^gangig £o!aI=
[^uIin[pe!tor. 9luA bte als 3RitteI|d^uIbe^örbe in Sltt^It beft^nbe 5trets|d^ulinfpeition
tß nocQ überall in ben ^änben oon C5et|tliqen. 3lber bie SDlittelf^uIen unb bie gehobenen
SBoIfsf^uIen. benen ein iReltor oorjte^t, [inb meber £oIaI= no^ Areisfd^uIinf£e!toren
40 mit unterftellt. Die lirc^Iid^e Saulajt tft in Sln^alt burd^ bas (Befe^ oom 21. Ijrebruar
1873 babin geregelt, ba§ ber £anbe$!a[|e bie Verpflichtung auferlegt i|t, bei ürc^Ii^^en
9leu« unb $auptre|)araturbauten, [otoeit bie betreff enbe 5lirqe nt^t ablegli^ Sermöaen
fydf bie ftoften 3U yoti Dritteln 5U beden, U)a^renb ber 9left burA Steuern oon oen
Singepfarrten bes betr. Aird^fpiels be^. bei ^fanbauten ber betr. ^arod^ie aufgebracht
45 toirb. Die Kr^IiAen Sauja^en reRortieren in Sln^alt birelt oom Aonfiftorium. Patron
ber Aird^en urü) ^farritellen i[t fajt ausnahmslos ber fianbes^err. Cin ^rioatpatronats»
oer^öltnis beftebt tn 3ln^t nur noc^ für 6 Aird^en unb 5 geijtli^e Stellen.
3. Statijtif bes ür^Iid^en Gebens. Die 3<^I ^^^ in Sln^alt oor^nbenen
^farrfteUen belauft fic^ auf 155, augerbem 8 ^ilfsprebtgerftellen unb Areispfarroilariate,
50 bie 3abl ber Atrd^|piele auf 212 unb bie ber Atrien auf 215. 93on ben 143 an^I»
tifd^en H^oro^ien geboren 24 mit 35 ftirc^fpielen mm Äreifc De[|au, 35 mit 39 Äirc^-
toielen 3um Äreife feemburg, 32 mit 49 Äir^tptelen jum ilreife Cotben, 33 mit 69
Äir^toielen 3um Äreife 3erbft unb 19 mit 20 Äir4(pielen 3um ilreife »allenftebt. Die
perfonlid^e Sesie^ung bes Superintenbenten 3u ben einzelnen (Semeinben feines Atrien«
55 freifes mirb befonbers in ber ^orm oon angemelbeten ooer au^ nid^t 5uoor angemelbeten
ÄirAenoifitationen gefugt. Dtefe 35ifttationen finb burd^ eine befonbere 3nftruftion bes
Slonfiftoriums oom 31. SKärj 1883 eingeftl^rt. ©rofee Slnreaung bietet im SSer^ältnis
ber (Setftlid^en unter einanber bte allgemeine anbaltifd^e ^aftoralgefellfc^aft, bie bur(^
Statut oom 9Rail881 orqanifiert ift unb mit i^renS5e5irIs»,Areis»uno£anbespaftoraIIonfe<
60 renjen neben brei ber ^aftoralgefellfd^oft jur Verfügung fte^nben angemeffen botierten
Sti^att 551
^:ßQ[ioraIbtbIiot^cfen ber an^ItifAen (Seiftli^feit jur gfoiberung unb Störfung int 9lmt
unb in ber t^eologifd^en 9Bi|fen|$aft irefHi^ 3)ienfte leifiei Über bte SlmtsMrung
ber (Seiftlic^en loai^n in erfter £tnie bte ftreisftiperintenbenten, loeiter bos itonfiftoriunt.
9(1$ oberjte gertd^tltc^e Dtssiplinorbe^drbe entfAeibet bie geiftli^e Disjiplinorbeprbe
mä) bem fttrc^engefe^ oom 8. grebruar 1886. i>xt ftanbiboten ffir bos geiftlid^e 9Imt 5
^abcn \xä) naä) ber 95erorbnung oom 25. 3Rai 1875 einer boppelten Prüfung oor anbaltifc^en
^rüfungsbe^orben ju untenuerfen. 3u gunften ibrer weiteren praltif^en SBorbilbung für
bas ^rebigtamt, bie im 9{eglentent unb in ber 3nj[bniftion oom 10. Sluguft 1889 nöQer
georbnet i(t, |inb 4 Süariatsftellen einaeri^tet. !bem gleiten S^td bient u. a. ein
einjähriger Aurfus im Domfanbibatenftin in Berlin, fotoie Sie Setoäbrung oon SReife« lo
ftipenbien. Der Mfter«, ftantor* unb Organfftenbienft mirb faft burc^gängig oon ben
SoIfsf(^une^rem im organif^ oerbunbenen Scebenomt oerte^en. Die Kxäßäftn 93er«
pfli(^tungen biefer fie^er^ftontoren finb bur(^ bie ftonfiftoriatoerfügungen oom 27.3luguft
1887 unb 20. SRorj 1891 n^r feftgeftelli Die Dotationen ber mit folgen ftird^en^^
amtem oerbunbenen fie^erfteuen (iitb gemeinfames (Eigentum ber 5lir^ unb bee an« lo
l^ltifd^en fianbesfc^ulfonbs. Die Senoaltung biefes SJermögens ift burd^ bas C5efe^
oom 25. SRörj 1883 georbnet. gfür bie u>eitere Slusbilbung ber £e^er ^ Organiften
im Orgelfpiel mirb all|a|rlid^ ein Orpelfurfus in Deffau aoge^Iten. 9ln lird^IicQen
üBüd^em, Die für bas Krc^n^e £eben tn ben C5emeinben oon Sebeutung |inb, mürben
eit (Einführung ber Union tm (SiÜ^rMtn £anbesteU unter S^ftintmung ber Sqnobe 20
Urs ganse ^erjogtum 3ugelaffen: 1. Dos (EoangeliJ^e (&e|angbu$ für oos ^erjogtum
äln^alt im ^ofyc 1883; 2. bie (Eoangelifd^e Slgenoe fflir bos ^erjogtum Slnbalt ebeitfolls
im 3a^rl883; 3. ber üeine ftate^ismus D. aRorttn Butlers, ber t^otfö^^ItA bereits in
faft fömtli^en (Bemeinben bes £anbes in (Bebrau^ omr, als 9{eIigionsIe^ouA für bie
eoangelifd^e £anbeslir(^ bes ^erjogtums im 3^^^ 1892. grür ben Atr^engefang mar 20
bereits im 3^^ 1878 ein allgemeines (S^oxalbu^ in Sn^lt eingeführt. Der Äon«
firmanbenuntemc^t i|t bur(^ firAli(^e Serorbnung oom 4. Ottober 1887 neugeorbnet.
SIls SRinimum mirb ber Unterriqt tn mti ^albfo^ren gefordert. Die ftirc^enjud^t mirb
in ben (Semeinben auf (Brunb bes Aird^engejej^es oom 12. ejfebruar 1886 unb ber 3n-
(truftion oom 9. Oftober 1888 geübt. Die (Einfü^runa bes (Eioilftatü)sge]e^es unb bie 'm
3Ib|(^affung bes ftaatlid^en Xauf « unb Xraujmangs fyd bie Aird^e tn 9In$alt erfreuli^er*
loeife loentg empfunben, oielleimt mit aus bem (grunbe, toeil bie 6toIgebfl^ren größten«
teils oorber abgeldft toaren. 9Rit ber Slufbebung bes ^eidbtgelbes fomie ber (Sebiibren
für ür^ltd^e 3eugni|fe ift im 3^^ 1883 ber »eft biefer Ih^liÄen £ei[tungen befeitigt
morben. Der Slusfall an Zaufen, mobei biefeniaen grälle, tn benen Ainber im Sllter '^
oon über 8 9Bo(^en ungetauft oerftorben finb, unb femer fol^e. in benen Ainber ungetauft
mit i^en (Eltern oerjogen (inb, mitgerechnet mürben, ftellte fiä im ganzen fionbe 1892
ouf 0,55''o, 1893 auf 0,64°/o unb 1894 auf 0,74"/o. ©gentliAe laufoertemä^ungen
finb 1892 nur in 6j 1893 in 5 unb 1894 in 5 gaUen oorgebmmen. Der SIus^ill
an Xrauungen, mobet biejenigen ißaare mitgered^net finb, bie ungetraut o^e jebe toeitere 40
Aunbe oerjogen finb, unb femer fol^e, benen bie j^rauung aus (Srfinben ber lir(^«
lid^en Orbnung oerfagt merben mußte, ftellte fi^ 1892 unb 1893 auf l,27''/o, 1894
auf l,03*'/a. (Eigentliche ilrauoerfd^mö^ungen finb 1892 in 14 gällen (0,61°/o), 1893
in 17 gällen (0,74*^/0) unb 1894 in 14 pnen (0,60'/o) oorgelommen. Die fird^li^e
Ürauung mürbe aus ®rünben ber tird^lid^en Orbnung in ben betreff enben 3<^ten 11 45
bejm. 6 ie^. 4 paaren oerfagt. Die Xeilm^e ber (Semeinbeglieber am ^il. SCbenb«
ma^l (1894: 32,80"o ber gefamten eoongelij^en SeoöHemng ml^alts) ijt in ben oer«
fd^iebenen C5emeinben bes fianbes fe^ oerf^ieben. 6ie lommt im Saufe bes 3^res
1894 nur in 37 ?Jaro($icn über 50'/o ber feeelenja^l unb bleibt in 17 ^aro^ien hinter
25^0 jurüd. 3n 79 ?Paro^ien finb je^t Äinbergottesbienfte eingeriAtet. (Eine fir^lid^e 50
Slrmeiipflege ift in ben legten 3^^^^" in mancher (Semetnbe bes £anbes organtfiert.
grür bie $eibenmi|fion merben in ^n^alt im 3^< burc^fd^nittli^ 14000 3R., für ben
^uftao«9lbolf«33erein etma 10000 SR. gefammelt. Der (öefamtertrag ber etgentlic^en
ftirc^enlolleften mar 1892: 14610,71851., 1893: 13867,78 3». unb 1894: 15678,40851.
Die Statiftil ber unebelid^en (Geburten, bie über bas ftttlid^ £eben in ben (Semeinben 55
orientiert, ergiebt für bas 3a^r 1892: 9,ö3'/o, für 1893: 8,89'/o unb für 1894: 8,84°/o.
(Ein blü^enbes fir^li(^s Sereinsleben ^ot in bem £anbesoerein für innere SRiffion feine
Spi^e unb erfahrt in ben einseinen Areifen burd^ befonbere Didcefanoertreter fiir innere
SRiffton manntgfa(^e Anregung. Sefonbere fttr^enoereine unb Itr(^li(^ ($amilienabenbe
bienen oielfa^ tn ben (Bemeinben jur Pflege bes Gemeinbebemu^tfeins. Seit lurjer 60
552 ütt^dt Unna, bie {^eilige
ßett befte^t in Slnfialt eine eigene eoangeIif(^e Diofonilfenanftalt unb ^toor in Deffau.
Austritte aus bei fionbesfir^ unb äbettritte ju betfelben finb etfolgt im 3<^ 1S9I2:
66 beju). 29, 1893: 21 6ep. 39, 1894: 56 Ujp. 27. Der austritt tft faft aus^
no^mslos jum 3^1'^ )>^ Übertritts in eine ber beiben opoftolif^en ®emeinben bes
5 fianbes erfolgt Dr. ^ttuifeT.
9mcet^ ^öpft, c. 154— c. 165. — 3aff6 1. ©b 6. 9; Dber poDtdfic. ed. Du-
chesne 1. 93b, ^arid 1886, @. 58 u. 134; fii»)fiuS, (S^tonoloflic her tönt, »if^öfe, ^cl 1869
@. 189; fiauflcn, (öcfc^ic^tc her röm. ^td^ bl8 Sco I., ©onn 1881, @. 103; Lightfoot, The
apostoUc Fathere, Sonbon, 1 »b 1890 @. 201 ff.; ^arnacf, ©»« 1892 @. 631 ff.
10 Slnicet OHtr mif bem liber pontificalis ein Soter. 3ren&us nennt i^n (adv.
omn. haer. III, 3, 3 S. 432) als 9lod^oIaer bes ^ius unb Stnrgänger Soters; er
ertDö^nt bie in fein ißontifilat faUenbe römif^e Steife ^ol9!arps (a. a. D. 6. 434).
(Einen ausffi^rli^eren SeriAt über biefelbe entölt beifen Snef an Sictor, aus bem
Sufebius ein größeres Sruqttfid in feine Air$engef(^i^te aufgenommen ^at (V, 24,
15 11 ff. 6. 232 f., ogl. b. 91. ^olpforp). Die 3eit feines ^onttfibites ftebt niAt feft
Starb ^ol^farp i. 3* 155, fo ift 154 als Slnfangsfa^ anjune^men; ift bie elfi&^e
Dauer glaubmfirbig, fo ift bos (Enbtal^r 165. ^tmd.
%nm, bie heilig e. AS. JuL t VI, p. 233 (Vit., ccommentCnperi) au(^t.III
Mart. p. 77 (S. Joachim). Sgl. Srit^emiud, De laudibos S. Annae, 1494; it. ^imf^ina,
20 Oratio de divae Annae trinubio, 1518 ; SiÜemont, Mem. ad biet. ecci. I p. 266 ; @err^, Exer-
dtatt hißtoricae (Ex. XVin), Venet.1719; ©cncbict XIV., De fe8ti8Mar.\rirg.n,9; ®.^.
®ö(e, Diatribe de cultu aviae Christi ; grrant, ©ejd^ic^te bed Marien« unb bed 9(nnenhtlld,
talberftabt 4854; Sa«, 3)ie Screening ber ^. Anna (Im ^Äat^olil" 1870, @. 60 ff.);
. ^onin, ^ie 1^. Snna ald ^ilfe ber a^riften, 3Bten 1885; 9lic!enba(l^, 2)ie Sere^rung ber
25 ^. 2(nna in ber latl§. Äird^e im OTgem. unb am @teinerbergc inSbef. 1885; ^. ©amfon, ^ic
@(bu^^eiligen, $aberbom 1889 (®. 1 ff.). — ^tif^ed t)om proteft. @tanbpuntte aud, foioie
9[ntiquarif(^ed neueftend bef. bei ®. jtawerau, Sta^pax MUd, ^alle 1882 (@. 16 ff.); t)gl.
beffen «. „«Bim^jina" in ^91®'. Sfcmer 6. ©d^ountfell, 3)er ÄuItuS ber ^. «nna am «u^
gang be« SR«.«, gfreiburg 1893 (ögl. bie SRec. t)on ©offert: St^ß»!. 1893, %c. 37); auc^
30 &. »Offert, @t. «nnahiitu« in Württemberg (in ben »lätt. f. württ. Ä®. 1886 @. 17 u. 64 ff.).
jtnna, bie SRutter ber 3unflf^<ni Uitaria, ift m^ apofrnp^er altlirdbl. äberlieferung
aus SSet^Ie^m gebflrtiq unb eine Zo^iex bes ißnefters uRott^an. 3^re 6d^u)e{tem
SRaria unb 6obe oer^etrateten fid^ in Setble^m, bie le^tere u)ar bie SDlutter oon (Elifa^
bet, alfo (Srogmutter oon ^ofymnts bem Xöufer (ogl. bas Menolo^um Basilianum
36 in Assemani Calendaria Eccles. univers. Tom. VI. mm 25. 3uli; aud^ Sona-
oentura in ben Diaetae Salutis, Opp. Vol. VI. p. 324). Slnna felbft oer^bratete
\vSt mit 3oaäim aus bem Stamm 3uba; beibe u)o^nten bann in ^lajaretl; i^re
(Befd^i^te wirb ausfübrlid^ erjap im Evang. de nativitate Mariae unb im Prot-
evangelium Jacobi (Fabric. (IJod. Apocr. N. T. I. p. 19 f., p. 67 f. ; ogL Acta
40 SS. t. III Mart. 1. c; aud^ Salmet, Dict. bibl. s. Joach.; 6tabler ^eiligenlex. III,
168 f.). 3jx>t}^tl an biefer (Erjo^Iung be^en freiließ fd^on ^ieronqmus unb Sluguftin.
Das (Ehepaar wich als fe^r fromm gefc^tlbert, bas (E^ebflnbnis ^atte f^on 20 3^^
gebauert, o^ne bag es mit Atnbem gefe^net war. Sie gelobten, wenn (&ott i^nen em
ftinb aäbe, biefes feinem Dienfte ju weisen. — 5lnna wich einjt oon einer Dienerin
46 in Sßerfud^ung geführt, einen löniglt^n ^auptf^mud auf^ufe^en, aber fie toeift es surüd.
6e^r betrfibt nimmt Slnna i^re Srautlleiber, ge^t in ben (Sarien unb Ilagt es bem
^erm : „(Sott meiner Sater, fegne mi^ unb bbre mid^ an. a)ie bu ben £eib oon Sara
gefegnet unb ihr ben So^n 3fad oegeben ^aft'^ Sie blidt 3um $immel auf^ fie^t
ein 9le[t oon Sperlingen auf bem Lorbeerbaum, unb fagt : „O we^e, wer fyd mic^ ae^
60 boren, oag iäf jum grlud^ geworben bin für bie Ainber 3srael ? wem bin ic^ oleiq ?
bie Xiere ber (Erbe gebaren \a oor hie, o^err — wem bin \6) gleid^? au^ bassBaffer
pflat^t \x^ fort, 0 $en — wem bin iA glei^? au^ bie (Erbe bringt Städte unb lobt
ot(^, 0 ^err." Da tritt ber CEngel bes §erm 3u i^r, unb fpri^t : „Sfnna, 9lnna, Slnna,
®ott ber ^err fyd bein (gebet er^ort^ bu wirft f^wanger werben unb gebären, bein
66 Same wirb in ber ^ariitn 3BeIt gepnefen werben'^ md^ 3oad^im ^at (Engelserfc^ei«
nunaen, unb nun wtrb SRaria geboren. Da bie Xoäfitt ein 3^i^ oli tft, unb ein ®aft«
ma^I angeftellt whb, fingt 9nna bas £obIieb: „3^ will meinem $erm ein £ieb fingen,
er fyä mi4 ^imgeju^t unb bie Sd^anbe meiner greinbe oon mir genommen" k. (ogl
2t 1, 46 jf.). Setbe (Eltern bringen bann bie breijä^rige SRaria nad^ 3^ntfalem, wo
ümto, bie ^dli%t 553
biefelbe oon ben ^rieftem freubig aufgenommen toirb u.f.f. — (Eine anbete (Etso^Iung
berietet, bag 3^^^^^ ^<^ no^ ^ (SeBurt oon SRoria geftoiben fei. Unna ^tte fiq
bann nod^ jtoetmal, mit CCIeop^ unb Salomas, oer^iratet, unb aud ber erftem (£f^
wca i^e Zoi)kx äRoria, bie mau bes SIp^uSp aud ber anbeten SRatia, bie gtau bes
3ebebäu$. Sgl. Zo^- C5etfon in f. 9lebe de nativitate vir^nis Mariae Opp. T. III, 5
p. 59:
Anna tribus nupsit: Joachim, Gleophae Salomaeque,
Ex quibus ipsa viris peperit tres Anna Marias,
Quas duxere Joseph, Alphaeus Zebedaeusque etc.,
foioie hm Hexameter auf einem SRainjet geftidten Xeppi^ 00m 3- 1501 : lo
„Anna viros habuit Joachim, Cleopham Salomamque".
%uif A. SBimpina (f. oben; ogL JUnoetau u. SäfournleO) foioie (Ed oetteibigen fpotet
biefe Slnfid^t (Jo. Eccü opp. homil. Paris 1579. tom. III).
3n ber grie(^if(^en fttrd^e finbet fid^ bie Sereqrung ber ^il. Unna fd^on frfi^e im
4. 3^i^^uni>^^ B^i ^reaor o. Slqffa unb Qbip^anius (Haeres. 78 u. 79). 9lud^ $0« 15
milien bes SRond^s Slnttod^us (ca. 620), ein Encomium oon Cosmas Vestitor auf
ben ^eil. 3o<t4i^ unb bie ^eu. Slnna, oome^mlid^ 3o^nnes Damascenus De fid.
orth. IV, 14 unb beffen Orat. de dormit. B. Mariae, foioie bie Orat. 1 unb 2 in
nativ. Mariae geben auf bie Ser^rrlid^ung ber ^eil. 9nna. (griec^if^ £obgefänge il^r
5U CE^ren finb 3. S. in Lambecius, Gomm. de Biblioth. Vindob. 1. III. p. 207 20
aufbeuHi^, Jobann bie Hymni sacri oon Andreas Cretensis. — jlaifer 3u|tini^n I.
baute 550 etne 6t. Slnnenfirc^e in Aonjtantinopel (Procop. de aedif. I, 3), unb anbere
Aaifer folgten Der oome^mfte (BebSqtnistag ber ^il. Slnna in ber gried^. Air^ ift
ber 25. 3ulif i^ angeblicher Xobestag, neben bem aber au(^ i^r (Entfiffingnis* u. i||r
93ermö^Iungstag (9. !De}. unb 9. 6^.) bj^angen loerben. 25
3n ber abenblonbifd^en Airc^e befabl ^apn^ £eo III. im 8. ^obA., bag in ber
Safiliia oon San $aoIo bie (Sefd^id^te bes ^eil. 3^4int unb ber ^etL SInna abge«
bilbet toerbe. Dafür, bag fpöter, im 3^^^^^^ ^ Areujs&ge, bmantinifAe (Einioirlung
3ur Steigerung bes abenbl&nbifd^en ^nenlultus beitrug, lajfen ftd^ man^e Selege bei»
bringen. Der Xaufname Slnna beginnt feit etma 1200 beliebt ju n)erben, unb jmor ao
anfanglid^ me^r in ffirftli^en unb ritterlimen Sr<nnilien, bann naq unb naA au^ in
bürgerlid^en jtreifon (ogl. Soffert, a.a.O.). Slnnenlird^en entfte^n feit berfeloen Spod^e
in mad^fenber 3<^I* ^leliquien ber ^eil. 9nna, angebliA aus 3^^f<d^ni getommen,
beginnen im 13. 3^^^* W ^^^ ^ au^utauAen; ju oetrS^tli^m Slupt gelangen frfi^>
Seitig befonbers bie ber prad^tigen St. älnnarad^ ju Düren. — Drei fiaiqrfeigenfc^aften ss
le^t ber Solfsglaube bes ausge^enben SRSls. ber ^I. (Srogmutter (Ebrifti mit Sorltebe
bet : fie erhalt gefunb, fie ma^t rei^, fie [^flkt im Zobe. Sluger ben grraTQisIanem,
beren immaluliftifd^e Doftrin förbemb auf ote Sorftellungen oon Slnnos ^d^erer heilig*
lett unb übernatürlicher 3Raift eimoirlte, trug ber Aarmeliterorben 3ur Slusbreitung
i|res ftultus bef . oiel bei ; aber au^ bie ^iuaufnner erf^einen ftarl baran beteiligt (ogl. 40
Sd^aumfell unb Soffert. 1. c). 8elannt ip bes jungen fiuffier Hilferuf jur ff. Slnna,
als ber Cntfd^Iug äRonc^ p nierben bei i^m bun^bri($t (Jl9ftl. I, 55; Aolbe I, 45).
So grünblic^ auA bte 9{ef ormation mit ber Sefeitigung bes Slnneidultus ooiging :
ber Aat^olisismus lien i^n fid^ nid^t nebmen. XBimpina unb (Ed fanben in wrem
f^ü^enben eintreten für benfelben ja^Iret^e 9la(MoIger, bef. au^ in ^umaniftifd^en 45
Ärcifen; besgleid^en bei ben 3«fuiten (3. S. ^et. (lanifius, De Maria Deipara Vir-
gine I, 4), bei ben SWinoriten — oon melden ber fidlianif^e SBunbert^er 3nnocen3
o.(nu|a, genannt Slnnöus (f 1631), befonberen ^Ivfyxt als erfolmic^er 3^^9^ f^ ^
SegensooIIe ber Snba^t 3ur f), Slnna erlangte; bei ben 5lormeInem, Sluauftinem unb
Slugujtinerinnen (unter melden legieren namentlich bie Sixmierin Slnna, etne Spulerin 60
ber ^1. Z^erefa, Sebeutenbes in ber ^ier besei^neten Slid^ng leiftete). Da^r benn
aui) bie Slnnalitteratur feit bem 16. Z^^^^- ^^^ V^' ob abnimmt, sunod^ft bef. in Spanien,
93elgien, grönfreiA, fpöter (feit bem 18.3a|r^.) aber au^ im !d&. Deutfc^Ianb — f. bie
fpe3ienen 93elege bei Soffert, 13)&m, 1893, S. 442. — %i^ oon i&p\i\id)tt Seite
erfahrt biefe Setoegung nod^ mand^e ^^rberung. (gregor XIII. b^I nad^ ölterem 50
Vorgänge für alle fünftige 3ett im 3afir 1584, baß eine boppelte SReffe am 26. 3uH
3u S^ren ber ^I. Slnna in ber gansen itird^e geilten loerbe (ogl. bas Mariyrologium
Romanum 3U biefem läge). Senebift XIV. in De festis Mariae virginis II, 9
^anbelt einge^enb oon ber Sere^ng au^ ber ^il. Unna.
554 Wma bte ^eiltge SItina ftontnena
3n ber bilbenben Aunft totrb Slnna getoö^nlic^ bargeftellt, tote fie SRoria auf ben
SIrmen trögt ober lefen le^. 3n ber Actffiebrale ju Srfigge ift ber Stammbaum ber
^I. 9(nno abgebilbet. Sie felbft fi^t unter oem Saume in einem £e^nftu^L Der Saum
träat 3ur 9{ed^ten auf ben 3i^iS^n fi^enbe ober Inieenbe ®e|talten mit ben 9Iamen:
5 3^005, 3of^^ 3uftU9 unb SRoria (Eleop^; jur £inlen: 3i>^nnes ber (Eoanoel^t,
SKaria Salome, 3fllöl>u5 b. 3- unb Simeon. Unterleib finb bargejtellt ^ur iRedjten:
Stolanus, 3()^^intp 3^N^> SIeoet, ^ismeria unb ein Sifd^of (n)a^r)(qeinli^ berC5eber),
3ur £inlen: Slnna, Cmerentia, C^Ieop^as, Salome, 3^^na$. Slifabet, Z^fyinms,
meiter^in Sibebeus. 3^^^!^^ ^uftg merben 9lnna, mana unb (T^riltus auf einem
10 Silbe in ber 9(rt sufammen bargeftellt, bah eine mi oon Dreieinigleit (,,St Snno
felbbritt") refuüiert. Sgl S^aumfeü unb Soff. 1. c, au^ C. SJlün^ in Äraus SReal«
(Snqjd. d^r. Sntert. L 56 (über italienifd^e Darfteüungen oon „S.Anna mettertia'*). —
Slnberes bier^r gehörige J. in ben 9ßerlen Aber d^riftlid^ 5^n|t, in 9B. SRenjels „<^tfm"
bolil" unb bei 3. SBeffelq, 3conograp^ie (Sottes u. ber ^eiligen, fieip]. 1874.
16 3iif(cr.
9nna ftomnena. fiitteratur: 2)ie befte Qfudgabe in ber Bibliotheca Tenbueriana,
2 S3bc, ed. 9icifferf(^clb. Über anbcre Aufgaben unb fonftigc« Ä. ftrumbad^cr *, ®ef^. ber
bl)aantinlf(^n ßitteratur, @. 274-279.
C5eboren 1083, 2. Dezember, unb 1148 nodb am iebtUf ^at bie|e bqjantinif^e ^rin«
'^ Seffin politifd^ mie litterartf(^ ein bebeutenbes mbenlen ^interlaffen. (£^en in einem
ftreis bebeutenber (grauen, bie in ber $oIitiI t^g unb an bie biplomatif^e ibinft bes
^ofes getoöbnt maren, [qon als Ainb mit bem präfumtioen Z^ronerben, bem Sobn
bes legten itaifers aus oem $aus Dulas oerlobt, f^ien bie ^rinjeffin als bie (Erft^
i[eborene bes Aaifers Sllexios I. Aomnenos ju ^o^n 9[usfiAten bereqtigt; ein leiben«
^aftlic^er CE^rgeis, oielgeroanbte Segabung förborten biefe SRogK^Ieiten unb SBfinf^,
bie fie unb anbere für fie Regten. SIber bie ^d^ge^nben Hoffnungen erfüllten ]xi)
nid^t. Der oerlobte ^rinj ftarb frfi^, unb SInna n)urbe fpoter mit mfep^oros Sr^nnios,
bem So^n eines beftegten ^ätenbenten, oermo^It. Ss n>urbe llor, bog ber ftatfer ben
jüngeren Sruber älnnas, fetnen ölteften So^n, jum StocKoIger ju mac^n »finfc^,
80 nic^t bie öltefte Xoc^ter ober beren (Sema^I. Stls SUexios bie Slugen jut^t, im Sluauft
1118, fam es jur Aataftrop^. Die 35{^rige ^rin^ffin u)arb oie Seele einer Ser^
f(^n)örung gegen ben neuen ftaifer 3o^^n^s» ^^^^ Sruber. Sein Xob foHte i^r bie
ib:one oerfd^ffen. Der^Ian mißlang oollig. Das neue militärifd^e 9{egiment bröngte
bie ^oflabalen surüd; ber ^rinseffin mürbe, ein Seu)eis i^rer oera^teten Unf^blid)^
35 !eit, bas bereits bnfisjierte Sermögen 5urflagegeben. 9lls i^r (Bema^I je^n 3^^ \^^^
(tarb, fanf fie allmöolid^ in (Einfamfeit unb Hngnobe. Do^ f(^int fie in biefer Stü,
oa am $o| litterarif^e Sntereffen jurüdgebröngt maren, biefen eine Stü^e geboten 5U
l^en. Dte toiffenfc^aftlic^e Silbung ber 9Inna jtomnena ru^te nod^ auf oen Slai^--
u)irfungen jener glät^enben litterarif^en Spoc^e, beren ^auptoertreter SRid^ael ^feüos
^ gewefen mar. O^ne biefen großen Sorganger möre il^re Sertraut^eit mit ber antuen
fiitteratur unb $$iIofop^ie unemärlid^. Son ber politifd^en Sü^ne abtretenb griff fie
pr (^eber unb f(^rieb bte C5ef(^id^te ber SReaierung i^res Saters in ausffi^Iid^er ixxt-
ftellung, inbem fie fd^on burc^ ben .Xitel 9uexias belunbete, bag es auf eine ^roifc^^
epifd^e (Eno^Iung abgefe^en fei. $ugerli(^ giebt fid^ bas 3BerI als eine grortfe^ung
45 ber unoolfenbeten jtomnenengef^ic^te i^res oerftorbenen (Satten 9liiep^oros Srpennios,
unb für bie Slnfangspartien jtnb 5al^Iret(^e Stellen baraus einfa^ übernommen.
Stein litterarif^ betrad^tet ift bie Sllexias ein Igpus flaffistftif^er Drt^oboxie, in
i^rer Sprad^e oöIIig aus ben Stubien ber alten 9Iutoren ^erausgemac^fen unb ooll
hochmütiger SIbmeifung gegenüber ber lebenben Sprad^e unb i^en Sarbarismen, ftlafft-
öo fAe ^xtait toerben an paffenben unb unpaffenben Stellen eingeflidt, unb bie ftiliftifi^e
^ffeltation ge^t mitunter fomeit, bag bei 9lennung oon Sarborennamen um Sntfc^ul«
bigung gebeten mirb, als fei bamit etmas in pebilbeter C5efeIIfc^aft Unpaffenbes ge^
f^e^en. SRit biefem S(^umod^mut ber Spra^btlbung ge^t fad^Itd^ ber legitimiftifc^e
3ug §anb in $anb, ben ^rimat bes jicilifierten S^ans gegenüber SlusKnbem unb
65 Sarbaren, einerlei ob ^äpfte, lürfen ober ilreujfa^rer, ju betonen. Die Äompofition
ber Sllexias ift ungleid^. Cs fe^lt nic^t an Stellen, roo [ic i^ren Stoff nic^t in Drb^
nuna gebraut ^at, biefelben Dinge jmeimal ersö^lt unb tn ber Chronologie äBimoon
fd^afft. 3n ber Darftellung n)e(^feln bementfpre(^enb umftänblid^e unb langweilige leilc
mit gut unb lebhaft erjöpen mie ber Sefd^i^te ber Serfd^morung unb Segnabigung
Slittm ftontnena fbnmkn 565
bes Slnemos. Der eigentümliche Slaturalismus in ber Stecbejcene bes Sllexios finbet
bei iB|e((09 (eine Slnalogten. 90$ (Bef^i^ioerl MtifA Betracbtet logt bie Sllexios
eine ftarf per|5nltd^e (Jrörbung erlennen. Den aus $0190100 obgejAriebenen 9BaPjpni(^
ber (Einleitung, obne evvoia unb jutoog bie Dinge ju erj&^Ien, befolgt fie nic^t. $iel^
leidet nt(^t einmal bie bonafides fann i^rer £eioenfd^aftii^Ieit überall 3ugefpro(^en 5
merben. Sei aenauerer Sef^oftigung mit bem 9BerI fteigert fi^ ber (Einbrud, als w^nn,
sumal in ber Darftellung ber inneren SerbdUnifTe, oiel gelogen loerbe, unb oerbedle
Spieen aeaen bie beiben bem tHexios naAfoIgenoen jtaifer loerben fi^tbar. SRü^fam
oerbtrgt UQ bie Serjmetflung ^etauf^ttr j^^'ffnunaen unb bie Sitterleit einer oerun«
glüdten fiaufba^n. Die 9{eftgnatu)n n)irb ber G^rifmeüerin fd^ioer, unb fie Ilagt. bag bie 10
3eit ber SRetamorpbofen oorüber [ei, bie leibenbe SRenfAen xn gtüdfelia ffi^Uo|e Steine
Qabe oenoanbeln feqen. SRit bieten Sorbeten mub bie SÜesias getefen n)erben, bie
burd^ bie 9{eid^^altig!eit i^res Stoffs immer bie ^ouptquelle ber (Sefd^id^te oon Susans
in ber (Epod^e bes erften Areujjugs bleiben iDtrb. (Eor( ncnmonn.
9ntiad. OueUen: Joeepli. AdU. XVni 26. 34. 95. XIX 297. 313. XX 197 ff. Bell. 16
Jud. II 240. IV 160. V 506 (nac^ ber «uÄgabc öan ». 9Hcfe). 3m JiZ Sc 3, 2. «® i, 6.
;^o 18, 23 unb 24. «gl. @c^ürcr, 3)ie dext^Qels im «J (^6tft 1872 6. 593—657)
qec^fn Riefelet, «eitröge |ur rid^tigen Wirbigung ber (SDangelien (1869) @. 205 ff. unb beffen
^.' in ber 2. «Tufl. bicfer m.
Slnnas (00m ^r. '»^n^ im 3lZ\iwag — w noc^ Jlnaloaie oon^^Kva = ?^?n2o
& 2, 36 — bei Josephus "'Avavoq)^ SoBn bes Setb, eriHelt im 37. Z^ ^^ ^
S^Ia^t bei Slctium (= 6 n. (E^.) bie ^obepriefterli^e SBürbe oon illhiirinius, bem
Statt^Iter in Serien, unb mu|te ums Zw^ 15 bem oon bem ^burator Salerius
C5ratus eingelegten ^o^epriefter äsmael n^eimen. (Er behielt inbes ^eroonagenben Cin*
flug, mie benn (eine fünf 69^ne naA einanbet ^obepriefter lourben ((Heasar, etma 16 25
n. e^r. ; 3onat^an 36—37 ; Ü^ofi^Uos 37 ; aRoUQias. oon Sgrippa I (41-44) ein«
gefegt; älnanos 62 n. (T^. — brei SRonote lang; auf feinen Setrieb oerurteilte bas
Sqneorium 3<^fobus, ben Sruber bes ^erm XX 200). Doju fommt, bag 3^fep^,
genannt ftaiap^, ^o^epriefter oon 18—36, na(^ 3^ IB, 13 SAioieg^o^ bes 91.
mar. Das (Sefc^Iec^t gehörte, mie über^upt bie meiften pt^ljivftwjin fener !^t% berao
fabbucaifc^en ^rtei m (ogL 9® 5, 17). — S^ieriglett moc^t bie (Erllärung ber
Stellen £c 3, 2 unb 91® 4, 6. Dort mirb jur 3^ift^ftintmung bes Auftretens bes
Üöufers unter anberem angegeben: ^m ägrugicog (ben $IuraI ^en einige SRinus«
!eln unb bie Lateiner ein[$Ite|slid^ ber Sufi. : sub principibus sacerdotum) ''Awa
xai Kaid(fn, unb aud^ ä® 4, 6 fte^t bet ber Sd^i&erung einer Si^ung bes Sfne- 86
briums "'Awag 6 ägrieQevg an ber Spi^e, unb bann erft folpt Aaiap^as, ber bo^ ba*
mals (iDie aud^ gur 3^i^ ^on £c 3, 2) fungierenber ^o^epnefter mar. Die 9luslunft
9Bie[eIers u. a., man muffe ägyiegeifg in boppeltem Sinne oei|t^np einmal als ben
leitenben Oberpriefter unb Sorßanb bes Si^nebriums (bas fet Slnnas gemefen) unb
bann als ben fungierenben ^o^epriefter (Aaiapbas), fd^eitert gerabe an £c 3, 2, mo 4o
unmoglid^ bas nur einmal gebrauste SBort 9(rqiereus in oerfqiebenem Sinn je auf
Zinnas unb Aaiop^ bejogen merben lann; femer an 3^ 18, 13, mo bat Soroer^or
3e[u bei Zinnas nt^t bamit begrünbet mirb, bag biefer Sorfi^enber bes S^nebriums,
fonbem bamit, bag er Sd^miegeroater bes ftaiop^ mar. Annas blieb, aud^ na^ feiner
Slmtsentfemung burc^ ben römif(^n ^rolurotor, bas $aupt bes yivog ägzieganHorf 45
bie Seele bes Spnebriums, ber 9Ius[c^Iag gebenbe äQxugevg, moi^it oud^ mer immer im
Auftrag ber rafqen äBedbfel liebenoen 9{5mer bie QOQ^^ft^^Ii^ SBfirbe befleiben.
Diefer (Einfluß fe^te fi^ natürlich am lei^efteften biur^, menn ein So^n ober ber
S^miegerfo^n bes Annas fungierenber ^o^epnefter mar. So lennjei^nen bie beiben
Stellen £c 3^ 2 unb A® 4, 6 ^iftorifd^ treu bie mirllid^e £age, wtnn auA ber Aus« go
brud bem SRtgoerftänbnis ausgefegt ift, ds roore Annas ni^ nur bem ffyxt\aäjHiäftn
(Einfluß, fonbem aud^ ber gunmon na^ „ber bamaliae ^o^epriefter unb als fold^r ätor«
fi^enber bes Sqnebriums gemefen. Über bie SJferbinouna bes Sorfi^es tm Sq«
nebrium mit bem Amt bes ^o^priefters ogl. Saurer, (&efc|i^te bes jübifd^en 93o(Ies
II ^ S. 156. df. «^tuffeitcr. 55
Annatttt f. Abgaben lird^li^e S. 94, 49— 96, 4r,.
556 Anni clerl fütmo
Ann! cleri. Die mm Sau einer Äirc^e ober Wamoo^nuno aufgenommenen
Kapitalien mfiffen oon oen folgenben fßfarrem aus iqrem $früi&enetnIommen in
(Jfriften abgetragen loerben. Diefe SIbtragungsart l^igt anni cleri ober Serfi^en.
a»eier t*
5 Anniversarins sc. dies., S^^^S- ®^^ bem jiDeiten 3^^^)^ iDurbe es
Sitte, bag bie d^riftlic^en (Semeinoen ben ^tobestag fi^rer SOtSrtqrer gottesbienftltc^ be*
gingen (f. b. 21. SRort^rer). 5ludJ bie einjelnen (Jörntfien feierten bas Snbenfen i^
SJerjtorbenen an i^rem ^bestaae. 9Ius jener Sitte entttanben bie SRSrtnrer« unb
^eiligenf e[te, aus biefer ber SHIerfeelentag, \ow\t bie no(^ je^t in ber laifiolflqen Aird^
10 Sftli^en SInnioerfarien ffir oerftorbene (ßemeinbeglieber ; he merben burcQ SReffen, bie
fog. SeelenSmter, unb mmojen auf (grunb Befonberer Stntungen gefeiert Da le^tere
nur oon SBo^I^abenben erridQtet loerben Idnnen, fo ift ffir oie firmeren burj^ ben Suler-
feelentag geforgt (f. b. 51. S. 375, 58). SReier t*
9nno, Crsbifd^of oon A Bin 1056— 1075. — Lambert! Hersfeldenas annale
15 ed. Hesse, MG SS V ; M. Adami ffesta pontificum Hammaburgensium ed. Lappenbe^
MG SS VII; Triumphus S. Bemadi de Malmundariensi coeDobio ed. Wattenbach MG
SS XI 433—461; Vita S. Annonis (1105) ed Koepke MG SS XI 462—515; ®.D.®iefc.
bre^t, ©efd^ic^te ber bcutfc^cn taifcracit 3. 93b 5. «ufl. 1890 6. 1257 ff.; 9^« XIV (1889)
623. 624; ^rnnoUcb, ](|erau«gcg. x>on SR. fRöbiacr, MG S^ronilcn I 2 1895, 63—145; l:^.
20 ßinbncr, ^nno II. ber ^eilige, 1869 ; ©. ©tetnborff, Sa^rbüc^cr b. beutft^cn »leicj^« unter
^Inri^ m., 1. ©b 1874, 2. ©b 1881; ©. ^e^er t>on Stnonau, Sal^rbüd^r beS beutf(^n
9Jei(^§ unter ^etnri(^ IV. unb 4>etnri(ft V., 1. ©b 1890, 2. ©b 1894 ; «. ©aud, tircftcngefc^icfttc
^eutf (^lanbd, 3. ©b 1896 ; ©iefebre^t a. a. O., 2. unb 3. ©b ; SB. ^Q^ttenba^, ^utfcj^lanb«
@^ef4t(^t§quellen, 2. ©b 6. 9lufl., 1894 ; ^egibiu» Füller, «Inno IL ber ^eilige 1858.
2b Slnno n)ar ber 8o^n eines {AmSbifAen 9litters unb em)>fing feine Slusbilbung in
Bamberg. CEs gelaim i^m, bie Slufmerlfamleit ^inric^s III. auf fid^ ju ^te^n, ber
i^n 3um ^robft in (Soslar ma^e unb 1056 auf ben er^if^öflimen Stu^l oon Jloln
er^ob. — Das bifäSfli^e SBirfen Slnnos fällt mit ber ^eriobe oes 9Itebergang$ ber
beutfd^en iReid^sgeroalt sufammen, mtl^t burd^ ben Xob jenes Aaifers eingeleitet xourbe.
90 Die Aaiferin Eignes, vm^t ffir ben unmfinbigen jt9nig $einrid^ IV. bie Regierung
flberna^m, mar ben Slufgaben biefer Stellung ni(^t gema^fen. 3n ^apft Sidor II.
((Seb^arb oon (Eid^ftabt) ftanb i^r allerbings etn treuer Serater jur Seite, aber berfelbe
ftarb f(^on 1057. unb unter fernem 9lad^foIger6tep^IX. (gnebrid^ oon £ot^ringen)
begann bereits bas reformierte ^apfttum oon bem oeutK^en Aönigtum ft(^ ^u emanji«
86 pieren, unter 9liIoIaus II. erfolgte ber !Srud^. Die 93erbinbung, loelc^e btefer $apft
mit ben 9lormannen ^tnp^^S* ^^^^^ ^nerlennung ber ^ataria unb bas ^apjtmo^Igefe^
oon 1059 maren brei SRagna^men, beren antibeutfd^e Spi^e unoerlennbar mar. Der
beutfAe $of antmortete burd^ 9li(^tanna^me eines popfthd^en £egaten (1060), ber
beutf^e C^iscopat burd^ eine S^nobe, meldte ben ^apft entfette, feine Defrete anut
40 lierte, unb oerbot, [einen Flamen im C5ottesbienft ju nennen. Slnno oon iloln ftanb
in biefen 3<^^^n bet ber ftaiferin in Slnfe^en; er begegnet me^rfad^ als Snteroenient
in Urtunben unb fein Sc^ulfreunb Günther oerbanfte bie (Er^eoung jum Sifc^of oon
Samberg (1057) moM ebenfo feinem (Einfluß mle fein JReffe Surd^arb bie (Ernennung
jum 8if^of oon $alberftabt (1059). Slu^ mit §eräoa (Bottfrieb oon fiotbringen unter«
46 oielt 9[nno gute Sesie^nnaen. Daaegen mar ber ^aljgrof $einrid^ etn gefährlicher
SlaAbar. hoo) mürbe berfetoe burd^ oen im SBa^nfinn oollbrad^ten (Battenmorb (1060)
unf^äbltd^. Ob 9lnno an bem ermahnten Sorge^en ber beutfd^en Sif^ofe gegen 9li«
lolaus II. fi^ beteiligt ^at, mug baQin^eftellt bleiben. Das groge (Entgegenfommen,
loelAes i^m biefer $apft bei (Belegen^ett ber Seftotigung peier Stiftungen in 5toIn
60 bemtes (1059), genfigt ni(^t, um feine Slnteilna^me umoa^r|(^einIiA ju machen. Denn
9tiIoIaus f(^etnt fpöter 3lnno fd^arfe 3ure(^tmeifungen ertetit ju ^aben. 9lber bie fu^«
renbe Stellung in ber Oppofitton, meldte italienifd^e ^ublijiften (Deusbebit, Senjo oon
ällba) 9lnno jmoeifen, ^at berfelbe fd^merli(^ eingenommen. Da ftarb pI3^Ii(^ 9lifoIaus IL
(27. 3wH 1061). Dem rafcp eingreifenben $ilbebranb «lang es nun smar, mit §ilfe
66 Des SRormannen SRii^arb oon Capua, bie SlBa^l unb 3nt^ronifation STIexanbers II.
(Slnfelm oon fiucca) in SRom bur(^ju}c^cn (1. Oft.), aber ber beutfd^e $of erfannte
oenfelben nic^t an, fonbem er^ob emtge SBod^en fpoter §onoriu^III. (Cabalus oon
$arma). (Es mar oon größter Sebeutung, bag ^nno oon 5toIn ber 93erfammlung in
Xttiw 557
Safel, toeld^e btefen ®egenpopft auffteUte, fem blieb. Denn fd^on bereitete [i^ bie
gro^e Umtoälsung oor, voüi^ Snno sum^erm ber £age in Deutf^lanb ma^en follte. Die
notori{(^e Untüc^tigieit ber 9{eaentin, n>el^e bie Großen nid^t in SAranien 3u galten
mugte, mürbe dlent^Iben [o ]^tt empfunben, bag Slnno an bie Spi^e einer Ser-
lämorung treten lonnte, toeld^e auf ibre (Entfernung abhielte. Dabur^, tlag er SInfang 5
9q)ril 1062 ben jungen 5tonig in AaiferswertQ in feine (Stwalt brockte, ift bie itaiferin
bann t^atfö^iid^ oon ber £eitung bes Sleid^s oerbrangt iDorben. Dtefelbe ging über
auf 9lnno, unb por auf i^n allein, benn bie äBedMelregierung, wd^ er ben Surften
bei ber 9le^tferttgung feines Serf aureus oorfd^Iug (fianibert)^ ift ni^t einmal oerfuAt
iDorben. 9Inno iDurbe ber alleinige Sleid^soenoefer. Die iDid^ttgfte 9(ngelegen^eit, niel^e 10
ber (Erlebigung ^arrte, loar bas ^apftjd^ismap toeU^es burd^ bos (Einoretfen ®ottfrieb$ oon
£ot^ringen eben jeM (SRai 1062) tn ein neues 6tabium trat X)enn es gelang ibm,
bem Aampf ber beioen ^rotenbenten um 9lom ein (Enbe ju ma^n unb fie jur 9{ud«
!e^r in ij^re Sistümer, nad^ £ucca unb ^arma, ju belegen, um oon bem beutf(^en
itonig bie Sntfd^eibuug fiber i^e Snfprfi^ ^u empfangen. Die Streitfa^e (am auf 15
einer 6Qnobe ju Slugsburg ((Enoe Oft. 1062), m toelAer au^ ber lomborbifd^e (Epislopot
oertreten mat unb (Sefanbte ber 9lomer fi^ eingefunben ^en, jur Ser^anblung. Da
Segen beibe ^opfte (Eintoenbungen erl^oben tourben, fönte bie Serfammlung noiq feine
eftnitbe (Entj(^eibung,^ fonbem berieft biefelbe einer fpoteren SQUobe oor. immerhin
u)urbe f^on qier bas äbergen>i^t SUexanbers II. offenbar. Derfelbe ^e als Aanbioat 20
ber äld^tung gebietenben ^iloebranbinif^en Sieformpartei oon oorn^erein einen Sorfprung
oor bem Sd^ü^Iing ber gerabe geftfirjten Slegierung. Slnno oon jl91n, ber bas AonstI be*
berrfc^te, lieg ben Sefd|(u^ faffetu bag ein Vertrauensmann bas pro unb contra ber
beiben 9lebenbubler in Italien felbft unterfud^en unb barauf an Stelle bes Aaifers unb ber
Surften ein oorlöu^ges Urteil fallen folle. Die Senbung bes Sifd^ofs oon ^aO^erftabt 25
beu)ies babei, loo^in bie Sqmpat^ien ber Sqnobe fid^ ntigftn. 3n ber X||at fiel bie
(Entf^eibung ju gunften Sllexanbers II. aus unb biefer toirb nun burd^ ^erjog (&ott«
frieb nad^ inom oeleitet (oor Oftem 1063). (Einen loefentlid^ anberen ffl^alter als
bie SQUobe p mgsburg trug bie ju Sulantua (^fingften 1064). Slnno oon 5t5In
fpielte sioar ^ter au^l noc^ eine SloIIe, aber ber Sorfm lag in ber $anb SHexanbers II. 80
%uä) fanb mc^t me^r eine eigeiüli^e Unterju^ung futtt, fonbem es geiriigte eine eib«
lid^e (Erflämng bes ißa^ftes, um bie oon Sinno er^benen Slnllaaen ju eimroften. 3n
älugsburg ^anbelte es fid^ fflr Sllesanber um feine (Esiftenj. in uRantua um eine for«
melle Slneriennung, toel^e nad^ bem Vorangegangenen t^m laum noA ju oerfagen
mar. 3nbem il^m biefelbe 3U teil lourbe^ fiegte oer unter Verlegung ber laiferliqen 35
Siebte erhobene $apft. Diefes fär bie Stellung bes reforminten ißapfttums auberor«
bentlid^ toi^tige gdtum roar aber nur baburd^ mSgli^ geworben, bag Slnno in mgs«
bürg mk in uRantua bie äBa^mng ber iRe^te unb 3ntereffen feines $erm hinter bem
SBunk^ 3urüdttreten lieh, bie fibemommene IRoIIe bes Vermittlers, bie er im Sinne
bes äd^iebsri|$ters aunahte, erfoIgreiA bur^jufü^ren. Da nun aber (Eabalus bur^ 40
bie äRantuanif^e (Entf^eionng gans uno gar nidgt befeitigt roar, fo ergab fic^ fflr Slnno
bas ungünftige Slefultat, nid^t einmal fflr bie (Einbuße an Vertrauen bei ben iRegaliften
oon ber entgegengefe^ten Seite ber entfd^abigt 5U werben. Die Xage feiner glänjenoen
äRai^tftellung waren ooruber. <oä)on 1063 (3uni) ^tte er feinem ScebenbuJ^Ier, bem
(Erjbifd^of älbalbert oon Hamburg« Sremen, an ber ylet^r^iemng 9lnteil geben mfljfen; ^
biefer erhielt ben Üitel eines S^u^^erm (patronus) ^einri^s IV^ roo^renb er felbft
weiter als ber (Ersie^er (magister) bes iUnigs besei^net würbe. Sin 3<^ I^na war
bas 3ufammenarbeiten ber ^iben Staatsmanner ein oer^ItnismSgig gutes tro| ber
tiefge^enben Differenzen, welAe swifd^en i^nen beftanben. Slls aber 9nno oon Stalten
5urüdHe^rte, fano er oen £influ| Slbalberts fo geftiegen, baft er fic^ oon bem Idniglid^en so
^oflager ^urüdsog. Unb na^ oer Sd^wertumgflrtung bes Aönigia; (Oftem 1065) würbe
Siibalbert fogar bie entfd^eibeiü)e $erßnlid^!eit in ber Umgebung bes iReaenten. 993enn
bie Unterlaffung ber filr ben SRai oiefes 3<^^s aeplanten 9lomfa^rt ^inem (Einfluß
jujufd^reiben ift, fo war biefer iRat sweifellos jualei^ ein Sdblag gegen SInno, ben (Erj«
tansler oon 3talien. 9la^ ber ja^n itataftropqe , wel^e Vbalbert auf bem 9leid^stag ^
5u Zribur (3anuar 1066) ereilte, würbe filr ben itölner (Ei^ifd^of wieber freie Sobn.
Dag es 9Inno gelang, bie Übertragung bes erlebigten (Erjbistums Xrier an feinen Plenen
Aonrab ^rbeijuffl^ren (Oftem 1066), war ein beutlic^es Symptom feines wieber |tei>
genben (Einfluffes auf ben 5tonig. Stber ber bereits 3noeftierte fyxi fein 3lmt nid^t an«
treten Ibnnen, fonbem würbe oor^ oon bem Surggrafen (ll^beri^) ber mu bie ^
558 !bmo
Ofttoieruno eines gtemben moglos eneaten Sifd^ofsfiobt etmorbet. Unb nun fyd Unno tro^
groger Slnftrengungen es niäfi burd^3U|e|en oermo^t, bog bie Xrierer jur SerantiDor»
tung gejogen tourben. 9lac^ btefem S^Iog ffitlt er, juglei^ fc^er eriranft, r>on ben
Sefd^öften bes Staates ]iä) längere 3^it surfidE. Sein neues ^roorireten an Die £)ffent<
5 Iid^!eit trug i^m neue 3)entfitigungen oon anberer Seite ein. 'X>tnn als er im 8rni9ial|fr
1068 an einer fönigli(^en (Sefanbtf^aft na^ Stalten teil no^m, fyd Sllesanber II. i|m
iDegen feines Serle^rs mit bem aebannten Sr^iMof ^einrid^ oon iRaoenna unb mit
Qxioalus oon ^arma jAroere Sugilbungen auferteat unb ben glei<^eitig amoefenben
Ubo oon Xrier, um beffen 9ti(^taner!ennuna 9nno fic^ lebhaft Bemfl^ Qotte, burd^ (^ren«
10 enoeifungen ausgeseic^net. 1070 mugte S!nno fogar einer Sitation na<& 9{om f$oIge
leiften, um loegen fimoniftif^er Serge^n \i^ 3U oeranfaoorten. 3m fotoenben Jdfyct
u)urbe er burd^ ben ^eiligen 9{emaclus gejioungen, bas bem itIo[ter Stoolo 1066 ent-
riffene Alofter SRalmebn jurild^eben. Sei ber orogen 3^i9|f^tt ^^ toelcber Slnno
in langjö^gem Ravxflft ben Sefi^ behauptet batte, unb in »nbetraAt ber llmftanbe
15 unter roel^en er i^m entfagen mufjte, roar biefes ((^lieMi^e Unterliegen ein (euerer W^-
erfolg. 3taäf bem ^tobe malberts oon Sremen ^1072) ift Sfnno nod^ einigemale politifd^
berooraetreten. (Er wat beteiligt bei het 3lusf5Qnung jioifd^en ^einriA IV. unb $eQog
^iubolf oon Stäben in SBorms 1072 : geborte ju ben prften, mtl^t 1073 (£>ftober)
im Sluftrag bes Adnias mit ben jSd^ftfmen (Brogen in (geritungen oer^nbelten; ^
20 unter ben [Awierigen SSer^Itniffen, xn wtmt bie oerleumberifi^e STnllage eines ber K&te
^einri^s btefen gebrad^ ^atte, Anfang Januar 1074 in ftoroei neue Snlnfipfung mit
ben 6a^fen gefugt unb bamit ben C5erftunger grieben (2. gfebruar) oorbereitet. über
eine ffi^enbe ^erfönlid^feit mar 9nno bamals ni^t me^. 9[u(^ in ben Sejie^ungen
ber beutfd^en Aird^e ju bem injmiM^en ^apft geroorbenen (1073) ^ilbebranb ift bies 3u
25 bemerlen. C5regor VII. bellagte fi^ nid^t oQne 6(^e fiber bie fiaul^it 9lnno$ gegen^
ilber ber rdmif^en fttr^e (Registrum I 79). 9loif am (Enbe jeiner öffentli^n SBir!«
famfeit untren bemfelben f(^mere (Erfahrungen belieben, bte Serböd^tigung ^iner
Untert^anentreue unb bie (EmpSrung ber Jtolner 8flrgerf(^ gegen fein 9{egiment.
!Die C5eril(^te oon lanbesoenSteriUen Umtrieben mit bem Adnig SBiffielm oon (Eng«
90 lanb enoiefen fid^ aüerbings als 9idtIos, aber es beburfte bod^ eines vleinigungseib^
feitens bes Sefloaten. unh ber tlbfall ber eiaenen Sifd^ofsftabt marf auf bie 20ia^<
rige ^Regierung Slnnos ein grelles fii(^t. 9lid^t minber wox ffir i^n ote (Energie unb
$arte, mit ber er ben Slirf^anb ju Soben loorf unb beftrafte, beseic^nenb. Slber
fc^mere (Enttaufc^ungen oon uRannem, benen er fein ätertrauen gejd^enft, Xobesfalle im
35 Areife oon Senoatwien unb (Jrteunben, bie Sorge um bas Sqidfal feines Srubers
unb feines SRe^en, melAe $einri^ IV. in bie $önbe gefallen maren, brfidten i^n nieber, ju-
gleiq ergriff i^n eine f(^mcr^^afte 5lranlficit unb am 4. Des. 1075 mürbe er ifir Opfer. —
Die C5efd^iae Deutfd^lanbs ftnb bur(^ mno in ben fed^jiger 3<^f^n entf^eibenb bt-
[timmt morben unb aud^ in bie bes ^opfttums ^at er tief eingegriffen, bies begrfinbet
40 [eine Sebeutung für bie allgemeine CSefd^i^te. Seiben C5emalten bat er ni^t uner^^
lic^e Dienfte geleiftet, obmo|l er feiner oon beiben mit fieib unb Seele fiA Eingab.
l^tnn bie Iriebfraft feines $anbelns mar niemals bie Jorbcrung frember 2lntere|fen,
fonbem ftets bie Sefriebigung feiner Sonberjipede, hirj gefagt, feiner Serrf(^fud^t. SRit
bem itonigtum brauAte btefelbe ni^t notmenoig unb nic^t immer 5u lollibteren unb in
45 fomeit ^at er beffen &aäft gefü^, aber ein ^ingebenber Safall ift er $einrid^ niemals
gemefen. Seine Stellung gegenüber bem ^opfttum mar ö^nlic^ ; benn er befag bas
Selbftgefü^l bes unter $einn(^ III. aufgemaAfenen ißralaten. Der (S^^aralter Slnnos
ift oon ben 3^itS^n<>ff^n f^^^ oerf^ieben gef^tlbert morben. Seinen ^emaltt^tigen
Sinn Ratten bie uRönqe oon Stablo allen (Srunb ^roorsu^eben unb bte oon Srau=
CO meiler mugten bie (Erfahrung maäftn^ baj er auA oor 9le^oerle^ungen n\ä)t jurüd^
f^edte. Sbam oon Sremen \)M fetne §abfud^t geroor unb ben Sonourf bes Slepotis«
mus meig er ju belegen. (Serabe oon bem homo novus ertrug man bas ^errifd^e
SBefen ungern unb ben ^eftigen 3S^3ont 9lnnos leugnete au(^ £ambert nid^t. (Jrteilid^
muroe baneben feine JJrretgebigleit gegen Slrme gerühmt unb als Di9cefanbifd^of fyd er
55 bas fird^li^e fimn feiner ^Jrooinj gcfSrbert. Cr grfinbete in Äoln bie Äollcgiatftifter
St. 2Rariengreben unb St. ©eorg fomie bie Älofter ju Siegburg, Saalfelb unb ®raf^
[Aaft, in meldte er SRond^e aus (jfnictuaria oerpflanste. ^ni) asletif(|ie 9letgungen ^aben
oie Seele biefes SRannes erfüllt, aber fie traten bo$ erft bann ftörfer ^roor (feit 1071),
als bas Snter na^e, bie SRigerfolge fiA mehrten unb ber Si^aupla^ feines SBirfens
60 auf bie ®ren3en feiner Dibcefe fi^ befi^ranlte. (Es mar natürli(^ , bog ber Siograp^
011110 Hmtimctateii 659
bes 5Uo|ters Stegburg, loeld^es bem Setitor&enen ju grojsem Danl oeqyfli^tet »or, ge<
rabe biefe 6ette ftoii ^toor^bt. 3n btefem £^te lebte bie Erinnerung an i^n in
ber Srolgeseit fort, fo bog er 1183 ^eilig gefpro^en toerben lonnte.
(StrI mxhu
Annulus piHcatorius. grifAerring. 3^^ ^misttaäft jebes iat^olif^en Sif<^of$ 5
gehört feit ber ausge^enben oWir^Iid^en l^tH ein SRing. 3fibor r>on Seoilla beutete
t^n einfad^ als Signum pontificalis honoris vel si^aculum secretorum (de offic.
eecles. II, 5, 12 ed. Arevalo 6. Sb S. 420) ; blefelbe 3)eutung noä) bei SRane^^
golb (Ad Gebeh. 64, Libelli de lite I S.416) u. a. S^nlid^ Kupert oon Deu^ (De
divin. offic. I, 25: Annulus digiti donum significat spiritus sancti). Später badete 10
mon burc^ i^n bie ajermfi^Iung bes Sifd^ofs mtt ber ©emeinbe bejeic^net. (Einen fold^en
9?ing trögt an^ ber ^apft, unb 3©ar einen, beffen Siegel ben mf^3uj SJetri barftellt.
9Kit bemjelben , in rotem ober arfinem SBod^s ausgebrudt, rouroen fett bem 13. Jct^r«
^unbert bie papftli(^n IBreoen (f. b.) oerfilofTen unb ba^er ^tafig als sub annulo
piscatorio etlaffen bejeiii^net. (Segemoärttg oebient man \ii), ftott bes SBa^fieaels, 15
geiDö^nli(^r eines mit roter 9^be unter bas Sreoe gebrudten Stempels, ber bosTelbe
(Emblem seigt. SWcjer f (^anif).
annuuctaten. ^clijotlV 10 u. 42; VII 47; Vni 48. tarl Dom §1. «lo^S, a)ic !at6.
Äird)e in i^rcr ganjen «uSbr. 2c., SRcgenöburg 1845, ®. 305 f.; Sfc^r, ^Kön^^orbcn II
25—27; Moroni, Diz. II 154; 297; ®iucci, Iconografia storica degli Ordini etc., 1 20
52-54.
9lad^ SRariä Serfilnbigung (beju). na^ ber Maria annundata, & 1, 26 ff.)
benennen fi^ ffinf fat^. Orben, jroei männli^e unb brei meibli^e.
1. Der geiftl. 9litterorben ,,oom ^alsbanb", gefttftet oom fooovifAen (trafen
^mabeo VI. um 1360 unb fpSter bejonbers oon ^mabeo VIII. (als ^apft ^elix V., 25
t 1451) begünftiat unb gehoben, erBteB, fettbem er unter Carl III. 1518 fig ber bl.
Waria oon ber SSertfinbigung getoeipt ^atte, ben 9lamen Slnnundatenorben. (rr niurbe
in ber Srolg^» nad^bem er fiq gam tn eine meltli&e Serbienfts« unb übelsgenoffenfc^oft
umgemanbelt, ^um oome^mften aüer farbinifd^en (bes. italienifd^en) £)rben.
2. Sine mnunciaten»2Bruberf^^t ob. „Srsbruberf^aft oon 9Rar. Serfün^^so
bigung", bie nur in unb für 9lom einige Sebeutun^ erlangte^ ftiftete Aarbinal Xuneae«
mata in ber ftir^e S. SRaria Jopra 9Rineroa, too etn (angebli^ oon (Jfiefole gemaltes,
in SBa^^eit aber tüngeres) SiU> auf (SoD^runb bie Santissima Annunciata unb
ben als Sefd^ü^er armer URöb^en bargefteltten Aorbinal oer^Ii^t unb bamit an
beffen Stiftung erinnert (ogL aRoront II 297 ; Säbder, SRittelitalien, S. 192). 85
3. (Ein herein oon Snnunciaten'9lonnen ber H SRarcellina (ober au^
bes ^l. Smbrofius) für Aranienpflege u. bgl. fitebesmerie entftanb 1408 tn C&enua.
3u ii)m ge^örie bie als $elbtn ber (^ftenaslefe unb asletifc^^m^ftif^e Sd^riftftellerin
berühmt geioorbene ftat^rina gfies^i«^omo, f 1^10 (^I- ^' ^- ^^- ^^^ (benua).
4. „himmelblaue" ober „^immlif^e" Slnnunctaten (ital. Turchine [lürtis« 40
blaue] Coelestcs) ^eigt eine ungefähr 200 3^^^ fp&ter entftonoene (Benuefer ^lonnen«^
fongregation, geftiftet 1604 oon Der ^ommen SBtttoe SRoria Sittoria Somari (geb.
1562). 3^re burq meige (Seroönber mit himmelblauen 3Ränteln lennflid^en 9Ri^lieber
oerpfli&teten fi(b u. a. auA jur Slnfertiguttg nieiblii&er Slrbeiten ffir fttrc^n unb $ltare.
Sie follen jur ßeit i^rer ^o^ftenSlüte im 17. 3a$r5. über 50 Älofter, meift in Ober« 40
italien, gehabt Qaben.
5. Reli^ieuses Annonciades ^{^ber oon ber franj&fif^n Aonigin 3^<tnne
be 93alois (fett 1498 oon i^em ®ema^l fiouis XII. gefqieben, gdtorben 1505) ju
Snbe bes 15. 3^^^- unter SRitmirlunp ^res Seid^toaters, bes 3Rinortten C5tlbert
9licolai, gegrünbete Orben oon Silgertnnen (mit braunem $abtt, rotem Sfapulier, 50
fd^u)ar3em Sd^leier unb meinem SRantel). 3)er[elbe ^e laut [einer juerft oon SHexan«
ber VI., bann oon £eo X., beftätioten Siegel ft^ ^ouptf&^M ber Setraqtung ber je^n
Üugenben ber ^l. 3ungfrau (5teu|^^it, jtlug^eit, !Demut, Coloube, 9nba^t, (Seborfam,
SIrmut, C5ebulb, ®ofies]mdbtj uRitleib) ju loibmen (bo^er aii4^ „Orben oon ben 10 Xugen*
ben" genannt). Dur^ ^noilegien ^auls V. unb C®ors XV. begunftigt, braute er 55
es bis 3u 45 5tloftem teils in (Jfranbetd^, teils in Selgien, erlag aber 5U Snbe bes
oorigen 3^i^^unberis ben Stürmen ber 9{eoolution. B^^^lcr,
560 Anniui carentiae Ibfegti^
Annns carrentiae — bie l^txt, n>%enb toel^er bie itononüer naäi t^cem (Ein*
tritt in ein Stift ju (gunften ber gfobtU, ber ^tibetwenmafle. bes ^opftes ob^ Sij^ofs
auf bie Sinifinfte i^iet Stelle Setji^t leiften mu^en. mt beffen Stelk i|t Je|t tn
mand^en £Snbem ber SDbjug einer 9{ate am Cinfommen (^. S. uuartap ju (Bunften
5 eines ürd^Iid^en Sfonbs (Kirnen«, CEmeriten«, ^enfions*, SBttmen», 9{eIigionäonb9) ge-
treten, Sfteier f.
Annus claustralis — bos erfte unb ju ftrenger Slefibenj oerpfli^tenbe 3^
bes Stifts^erm.
Annas decretorius — bos 9lormaI»r!(a^ 1624, na^ beffen Sefi^ftanb im
10 toeftfölifd^en trieben bie beiben Aonfeffionen fU^ in bie beutf^n Territorien ju teikn
Ratten.
Annus deservitns unb graüae. — !Den (Erben eines (Seiftli^n fallen bie bis
S feinem Xob oon i^m oerbienten, aber no^ ni^t eingenommenen grfl^t^ )>^ U^n
ienftja^res 5U. ^ierju lommt geioö^nlid^ noi^ ein ®nabenmonat ober Quartal.
9Keier *{'•
15 Annus luctus, Xrauerja^r, ein (E^e^inbernis, f. (E^ered^t.
SnomSev f. Slrianismus.
Snfegii» eine obgelürjte Sorm ffir Slnfegifil. Slu^er
1. 9lnfegis (Slnd^ifes ben Ürofaner ma^t bie niStere oon 9Reb aus oerbreitete
Sage aus ij^m). bem am Slnfang bes 7. 3^^$unberts geborenen Soqne bes Sif^ofs
20 St. Arnulf in uRe^ unb bem Sater bes frSnliuJ^n (Jf&tpen Sipin oon ^ertftal, treten
in ber (&efd^i(^te bes frfiberen SRittelalters jioet 9)erfonen biefes 9lamens ^eroor, beibe
(geipd^e unb in nafier Serbinbuna mit ben frSnlif^n jt9nigen:
2. Slnfegis, 9lbt oon St. SanbrilUp geft. 833.— Capitularium collectio, befte
«ludgabe Don SoretiuiS in MG Cap. reg. Franc. 1. S3b @. 382 ff.; @tobbe, ^fc^ic^te ber
25 beutfc^en dle^t^quellen 1. ®b, S3raunf(^meig 1860, @. 231 ; ^. 8runner, ^eutfd^e 9te4t$gefd)id)te
1. »b, Scipälg 1887, @. 883.
9. oon St Sßanbrille, ber filtere unb berühmtere oon beiben. ift in ber jmeiten
tSIfte bes 8. 3^^^^^^^^^ geboren, aus altem franlif(^en Übel. Son ber S^ule eines
lojters im fiqoner Sprengel, loo er feinen erften Unterrid^t empfing, lam er in bas
doAIofter (Jfontanella (St. Sanbrille im Sprengel oon9louen), in jx>t\ä)tm ein Senoanbter
oon ibm feit 787 9ibt loor, mürbe bafelbft URdnc^ unb ^at als fold^er fpäter bem Aonig
ftarl Den £e^nseib geleiftei 3uerft mürben i^m Heinere 9lbteien, bie erfte in 9{beims,
bie jroeite in (SfyAom für 3Roxnt oerlie^en, im 3o^<^ 807 aber empfing er bos ^lofter
St. (Sermain be 9^ 0^ ^^^ Diocefe oon Seauoais) unb oon biefer 3^^ ^^ beginnt
86 [ein 9{u^m unb mfi^ft feine Sebeutung. (Er ^t bas Alofter, meld^es in argem öuger^
li^en Serfan gemefen loor, oon (Sruno aus mieber^rgeftellt, unb babei fiq ebenfo in
ber £anbmirtf($aft mie im Sauen oef^idt geseigt. Aöntg Aarl Dema|m bies unb rief
i^n an [einen $of na^ Slad^en. $)ort ift nun 9In[egis eine SBeile unter (Ein^orb als
Saumeifter, o^ne 3^^4^t ^^ S^u ^^^ ^f<^l3 uno bes SRfinfters bef^öftigt gemefen.
40 Uber^unt mar ber jt9ni^ ibm oorjfiglii^ gemogen unb betraute i^n öfters mit Sot^
[dboften tn oerf<^iebene Xetle bes iReiAes, mooon eine ber [d^mierigeren m bie fpanifd^e
äRarl befonbers genannt mirb. (Ebenfo angefe^en mar SInfegis auc^ bei Aorls Sobn,
bem ftaifer £ubmig; biefer oerlte^ ipm 817 bie SIbtei £ua^euil unb 823 Sontaneua,
basfelbe jttofter, in melc^em er fein SRond^tum begonnen ^atte. $ier bat er, toie es
45 f^tnt, jurfli^esogen oon ber 3BeIt, in ^eipd^en unb miffenfc^oftUAen äbunaen gelebt,
er mar nun betagt unb fränlli^. SBie tn "^Icof ffir $aus unb $of, fo forgte er jekt
ffir bie geiftigen C5fiter, unb etne lange Steige meift t^Iogifd^er Sqrinen mirb auf=
gesohlt, mel^e auf feine SeranlaJJung oon ben SRond^en gefqrieben morbenfinb. $ier
ooUenbete er auA ober oeröffentltd^te menigftens 827 ein miffenfd^aftli(^es äBerl, feine
60 Sammlung ber frSnfif^en iRei^sgefe^e, meldte feit 829 als libri IV capitularium
^iSielle (Seltung erlangt ^aben. Sein ^lan mar, bie in ben Ori^inalalten ^erftreuten
(oefe^e Aarls, &tbmigs unb £ot^ars, fe nad^ i^rem 3n^Ite ffir Atr^e unb mti^ aus^
aefdS^teben, 3u fammeln. !Das3BerI umfaßt etma 29(&efe^e, bie Aarl unb£ubmig innere
9alb ber 3<4^^ 789 unb 826 erlaffen ^oben. Die meijten ilapitel, mit Slusnapte oon
«nfcgtd 561
I. 140—158; II. 29—46; III. 64—66; IV. 1—12, fonnen ©ir auf bie noi) üor^
^nbenen Drigindquellen surüctffi^ren ; im Serglei^ mit bie[en i[t ber Ztxt bei 9ln«
egis nur je^r menig Deränoert ; etner S^Ifd^ung, mit fie jtoanjiig 3^^^ fP^i^^ ^^^ 3ort»
e|er bes SBerles, ber äRainjer Dialonus Seneoiftus planmäßig begangen ^at, begegnet
man niroenbs. Die SIutorfAaft bes äßerles ift früher oielfac^ in 3Q)^if^i gesogen roorben, 5
ba ber (Rammler in ber SSorrebe einfach Ansegisus Abba beigt. ©anj o^ne ®runb
unb offenbar falf^ ba^te man an Wn jüngeren Slnfegis, ben (Erjbifc^of Don 6ens.
Dagegen batte man Urfa^e ju jmeifeln, ba einerfeits in bes Slnje^is ausfü^rli^er
fiebensbej^reibung biefes OTerles feine (öroä^nung gef^ie^t, anbererfetts im 11. S^Jt-
unbert öigeberts (B^ronif aus einer unbefannten Quelle, unb ausSigebert im 12. Zw' lo
unbert 3ltteri^s CÖ^ronif, ben 33erfa[fer ber Äapitularienbü^er als Abba Lobiensis
ejei^nen. Slllein bur^ unumftogli^e gleichzeitige 9la(^ri^ten, bie über unb im illofter
£obbes aufgejei^net morben [inb (Annales Laubienses. Gesta abbatum Laubien-
sium), fteQt es feft, bag bas illofter £obbes im 9. 3^^^unbert feinen 9Ibt biefes 92a»
mens ^atte ; eine 93enDe^sIunQ oon Luxoviensis (mos auf SInfegis mo^I pagt) unb i5
Lobiensis ift bei einem Slbf^reiber roie 6igebert idoqI benfbar; unb augerbem beftötigen
bie Miracula S. Waideberti, mtliSft ber SIbt Slbfo Don £uxeuil im 10. ;^a^9unDert
^ef^rieben ^ot, bag Slnfegis oon (^ontanella mirfli^ ber Serfaffer fei. SRit btefem äßerfe
ift fein Slnbenfen auf bie fpate 3laä)mtlt gefommen; es mürbe f^on im 9. 3^i^^unbert
ins Deutf^e überfe^t — em Sru^ftüd booon ift erhalten, f. MG. capit. reg. Franc. 20
1, 378 — unb bis ins 13. 3ö^^5wnbert ^at jeber beutf^e Äönig auf biefes Su^ als
bes 3{tiä)s 3{tä)tt ben Sib aeleiftet. Slnf^is erlebte aum. bag es im IReiAstage be«
nu^t unb dtiert iDurbe; er i)t erft fe^s ^o^re nac^ ber Veröffentlichung besfelben, am
20. 3uli B33, geftorben. 6ein Vermögen, anfe^nlid^er 9lei(^tum, ben er fi^ aus feinen
Cinfünften erfpart ^tte, fiel an ilird^en, Äßfter unb Slrme. — 93on biefem 3lnjegis 25
berieten ausfiiqrli^ bie Gesta abbatum Fontanellensium (MG SS. 2, 293), etliches
au^ bos Chronicon Luxoviense, Sigeberti chronieon a. 827 unb bie Miracula
S. Waideberti.
3. Slnfegis öon Sens, aeft.882.— 3)ic ißac^rit^tcn über bicfcn ?lnfcgi« finbcn firf) in
Hiücmari Remensis annales a. 860 ff. unb in ben Annales VedaBtini a. 879, augerbent in co
üerfc^iebencn ©riefen beS^apfteä 3o^anneÄ VIII. unb im Chronicon Odoranni, bad bei Du-
chesne Scr. II. gebrucft ift ; unter ben neueren am beften bei ®frörer im 2. ©b feiner ltird)en*
gefc^ic^te. S^gl. ferner 3)ümmler, ©efcfiid^te beS oftfränfif^en Sfleid^ä, »b 1, 6. 748. 767. 795.
837. 845 ff., ©b 2 ©. 40. 70. 81. 122. Über feine «ifarlot^tcnung % «»infc^iuS, ^rc^en*
red)t, S3b 1 ©. 597. 36
aber Feine ^erfunft unb 3u9^n^3^i^ ij^ ni^ts befannt, er tritt, na^bem er f^on
früher (867) oertrauli^e Cröffnunaen bes Äonigs na^ SRom überbra^t, im 3^^^^ 870
als SIbt (iDa^rf^einli^ oon 6t. SRu^ael ju Seauoais) unb (Sefanbter bes meftfränfif^en
5lönigs itarl bes ila^Ien in 9lom in einer fe^ bebeutenben Stellung beroor. 871 mürbe
er (Ersbif^of Don 6ens. Slls oorne^mftes äßerfjeua bes ^opftes ^^^^^f^n VIII. unb 40
einflu^rei^er 9latgeber Aönig 5tarls ernannte i^n erfterer auf Seranlaffung bes legieren
naä) beffen ilaifertrönung im 3* ^76 pm popftlic^en 93itar ffir Pallien unb (ßermanien
mit ber Sefuanis, S^noben ju berufen, ben Serfebr pifAen bem römilc^en Stuhle
unb ben eriDÖQnten fianbem ju oermittteln, alle päpftlii^en Serfflaungen ben bortigen
Sif^öfen mitjuteilen unb über alle n)ic^tigeren unb tetoierigeren vlngelegen^eiten nac^ 45
9lom 5U beriqiten. SRit biefer (Ernennung jollte bem Jtaifer bas SRittel aegeben toerben,
über bie (Srensen feiner ^errf^oft hinaus Sinflug auf bie ilirc^e bes aejamten Sranien«
reifes ^u getoinnen. (Eine unbebingte Slnerfennung ber 93ifariatsfteluina bes Slnfegis
tonnte mbeffen ilarl auf ber Sqnobe ju ^ont^ion (876) oon ben roeftfräntifd^en $U
f^öfen unb SRetropoIiten nic^t erlanaen. 93on einer ^iQätigfett bes Slnfegis in feiner ^
Stellung als popftlic^er 93ifar ift nid^ts befannt. SAon 877 fc^eint er bos Vertrauen
bes ^apftes oerloren ju ^aben. 878 ernannte biefer ben (Erjbittof 9loftagnus oon SIrles
ju feinem Sifar in CDallien. roomit offenbar bie SBoIImac^ten fite Slnfegis jurüdgesogen
waxtn. Cr ftarb am 25. 9(ooember 882 unb nobm ben 9lu^m feines (Ersbistums mit
ins C^rab ; als primus Gallorum papa rourbe ibm bie (ßrabf Arift ge[e^t, aber feiner 55
feiner 9la^foI^er ^at jemals barauf ^in geiftlic^e mfprfic^e erhoben, roieioo^I nod^ im
15. Z^^^^' i>t^ (Ersbif^öfe oon Sens ben Xitel: Galliae et Germanorum primas
geführt baben.
4. vloä) ein anberer Slnfegis, obglei^ geringerer Sebeutung, aus bem 10. 3^^^'=
^unbert ift ju nennen. Diefer erf^eint, o^ne bag loeiter etioas oon i^m befannt u^äre, eo
9(eaI«<»nc9nopttbie für :£i)coli)flie unb Uiräit. 8. M. I. 3g
562 Kitfcgtd Ititfelm tioii danktfmxtf
innerhalb ber 3^^^^ ^^5 unb 959 als Sifd^of oon XroQcs; als folget jog er mehrere
SRale gegen bie Ermannen ju ^elbe, loel^e bomals ^anhtxä) unb Serien bebroqten.
(Er n)urbe um$ 3^^ 9^9 ^^ feinem Si$tum oertneben, erlangte es aber toieber bun^
Vermittlung bes C^ifc^ofs oon S&ln, bem er borauf jum £anle bie 9leHquien bes
6 ^I. ^atroclus überlieg, toe^e na^ Roln gebracht muroen. Ober i^n berichten Flodo-
ardi annales. Hugo Floriacensis, Richeri historiae unb bie Translatio S. Patrocli.
(9RetfeIt) ?. 4^infi^ittd.
Slnfelm, Crsbif^of pon Canterburg, geft. 1109. — ®c(amtau8gobcn feiner
^erte: SoanneS $icarbud, StUn 1612, Iritifc^er unb ooUftänbiger bie oon (S^abr. (S^erberon,
lo^aris 1675, 2. ^ugg. correcta et aucta 1721, abgcbrutft Scncbla 1744 mit mehreren SScr*
bcffcrungcn. 9icuer «[bbrucf bei Migne SL. tom. 158. 159, ncbjt einigen (eitbeni oufgefun»
benen etqten unb ^n^eifel^aften ©c^riften, befonberd einer meditatio über $fa(m 51 au9 A. Mai,
nov. bibl. I, p* 505. gm folgenben nrtitel ftnb bie ©eitenja^Ien nac^ 9)'ligne gegeben. (Sin^ei*
ausgaben t>on Cur deus homo fiämmer, Berlin 1857, befonberd O. gr. 3fri(f4e, 3üri4 1868,
15 2. äudg. 1886 : bedgl. Don ben ^auptfc^riften unb ber yita Sabmerd, fionbon 1885. — pr
fein fieoen ift ^auptqueHe bie nur jumeilen fc^önfärbenbc vita Anselmi feinet Sc^ülerd Q^ab«
mer unb bedfelben (uor^er abgefaßte) historia novorum, biefe befonberd für bie @trettig!eiten
mit ben Köniaen, beibe @d^riften bei ©erberon unb 3Rigne, ogl. $afd^ald Briefe MSL 163.
SJon neueren ©eorbeitem nennen »ir : SWöl^Ier, Xüb. t^eol. uuartalftftr. 1827. 1828 ; ®. fj. Sfrand,
20«. \>. ©., %üb, 1842; beibe arbeiten antiquiert bur(^ gr. SR. ©äffe, %. r>. (£., Seip^ig 1843.
1852, 2 Xeile (1. baö geben, 2. biefie^re), beffen burc^ Sorgfalt unb liebetjoUeö SJerpnbni^
QUdge^eicbneted ^er! noc^ beute grunblegenben $Sert §at. Ch. de B^musat, Anselme de
Cantorb^ry, tableau de la vie moDa^tique et de la lutte du pouvoir spirituel avec le pouvoir
temporei au XI si^le Paris 1853 2. 6d, 1868; beutfd^ oon d^. ^ur^bat^, 9tegendburgl854;
25 Mart. Bule, live and times of St. Anselm, archbischop of Canterburv^ 2 9be, i^onb on 1883 ;
P. Bagey, histoire de St. Anselm, archev^ue de Canterbury 2 S3be $arid 1890. — ^ür bad
@)ef c^i^tlic^e : P. Ck)Dr. Eothe, de yita et gestis Anselmi ardiiepisc. Cantuar. ratione habita
Status prioris ecclesiae Anglicae, Hamiae 1840; Xf^, ^lemm, 3)er englifcfte 3nüeftltnrftrcit
unter ^einric^ I. (S)lff.), fielpjig 1880; Ed. A. Freeman, The reian of William Rufus and
oothe accession of Henry the first 2 ©be, Dfforb 1882; SRojlm. ©(ftmif, 3)er englift^c Qn*
ueftiturftrelt, Snnäbrud 1884; gel. fiiebermann, ^nfelm oon ßonterbur^ unb^ugo Don fitjon
in: ^iftor. Äuff. ®. SSalf gewibmet, ^annoüer 1886. — 3für baS Xbeologift^e : Ans. Oecs^nyi,
de theologia S. Anselmi (diss.) Bnmae 1884; femer gerb. ©ftr. ©Qur, 3Dte cbriftlicbc Öe^re
oon ber SSerfö^nung, 1838, unb berf., 3)ie fie^re üon ber 3)reieinigteit unb ^cnfdjmcrbung
35®otteS, 2.iBb 1842; ^. SReuter, ®ef(^id^te ber religiöfen «ufflärung im 3Jlittelalter, 1. S3b.,
S3crlin 1875; f. übcrbie^ bie S)ogniengefc^icl^ten. aRonogropftifc^eS an ben betr. ©teilen bc*>
^Krtifclg unb bei Ucberioeg-^ein^e, ®ef(^i(^te ber ^l^ilofop^ic II^ ©. 154. — JJür bo§ ^MIo*
fop^ifc^e: «Ritter, ®ef(^. ber $5ilofop()ic 7. S5b 1844; berf., e^riftlicfie ^^ilofop^ic, l.Sb 185«;
"tprontl, @efc^. ber fioait X. II 1861, fomie bie ®cf(^i(^ten ber ^^ilofop^ie tjon^rbmann unb
40 Uebernjcg»^cinäe. — gür baö fiitterarift^e : Histoire litt^raire de la France, 9. SBb, 398—465,
1750. SSeiterc, bef. ältere fiittcratur f. bei Chevalier r^pertoire des sources historiques du
moyenäge, ^ari« 1877—86.
1. fieben. SInfelm mürbe 1033 in Slofta in ^iemont geboren, n)o fein Sater
(Sunbulf , einer lombarbifc^en 91belsfamilie ange^örig, fiq niebergelaffen ^atte. I)ie SRutter
45 Slnfelms, (Ermenber^a, mat eine tüAtige, fromme ^ausjrau. unb ni^t o^ne Sinflug auf
fein für reIigio[e Dmge befonber$ offenes ®emüt. SRtt iqnen bef^Sftigte fi^ loa^enb
unb träumenb fein linbli^er (Seift. Dem religiöfen Xriebe fol^enb, wöxt er fi^on als
ilnabe gern in ein Alofter eingetreten, unb bot Cpott, er möge t^m eine f4n)ere S^xanl-
beit fenben, bamit fein Sater unb ber 9Ibt bes illofters, wtläjt t^m bie (Erlaubnis oer-
DO fagten, baburd^ ben)ogen n)ürben, i^ren SBiberftanb aufjugeben. SIIs er bas nic^t eneid^te,
geriet er in etn n^eltli^es Xreiben, in n^eld^em er Stömmigleit unb SBiffenf^aft ju oer^
gejfen fd^ien. SIber biefe ^eriobe feines fiebens enbigte mit einer befto entf^loffeneren
Umfe^r. Unbefriebigt unb in 3ö)ift init feinem Sater, einem ©üften SRenfien, ©el^er
meber bie Sorjüge no(^ bie ($e^Ier bes Sohnes ju n)ürbigen mugte, entf^teb er ft^,
55 feinen 33efi§ im Stidb jw Ia||en. 3la^ mebrjäbrigem Umlenoanbem fam er na^ bem
Älofter See in ber SUormanDie, angejogen burc^ oen SRuf feines gelehrten ^riors fian*
franc, feines fianbsmannes. unter beffen Leitung nerfenfte fi^ Slnfelm mit auger-
orbentli^em Cifer in bie SBiffenf^aften, fo baft er fl^on oen ^lan fafete in ein anberes
illofter einsutreten, um ba ju teuren. Tioä) unterbrüdte er biefen nom CE^aeij ein»
00 gegebenen zDSunfc^ unb n)arb 27 3^^^ ^I^ u^^^^ fianfranc einfa^er äRbnä. ms na(^
3 3^i^(n, 1063, fianfranc 9lbt oon Säen n)urbe, mahlten bie SRönd^e Slnfelm in "Hn-
erlennung feiner miffenfc^aftlic^en äberlegen^it, feiner asletif^en (^römmigfeit unb feines
Siifebit tiott (UnkAwtm 563
nebeoollen Senc^mens jum $rior, unb er ^atte nun (Selegenfieit, feine groge fie^rgabe
iDtrfen ju laffen. 3Bie lebenbig unb Hat, mit anregenb burc^ äRet^be unb neue 3been
fein Unterrid^t geioefen fein mug, oennog man noq aus ber Sel^nblung p^ilofop^tfi^r
unb t^ologifd^r C&egenftSnbe in feinen 6(^riften ju erfennen. oon benen fo bie nteiften
QU5 fiebrgeffirä^n mit gereifteren Schülern berootgegangen jinb. Seine Untenoetfung 5
tDor ni^t meiftemb, fonbem liebeooll ^oblolfenb; fein pcattifc^ei Xiefblid lehrte i^n,
bag bie jungen Säume nxift gemaltfamer (Einengung, fonbem seitmeiligen (ß^enlaffens
bebürften, um fiA fräftig ju entoideln. Die Snetgte feines Senlens unb feine arünb^
li^e CDeIel^rfQm!eit unb Selefenbeit in Sd^rift unb Sitem famen feinem Unteiri^te 3U
oute, beffen 9{uf f(^on bamab M oecbreitete unb mit ber 3^tt eine groge 3^1 3- 3:. 10
mater beräumter 6d^filer um mn gefammelt ^ot (bist, litt^r. de France VII,74— 80).
nuä) als ein oortre^iAer Seelforaer bemies er fiq; oon (einem (Emft, feiner £iebe unb
(Sebulb, feiner ilenntnis bes menfc^Ii^n ^erjens uiü) fernen rein d^rifUic^en (5tMis*
punften geben feine Sriefe, Xraltote, (SleiAnisreben unb 9Rebitationen gl&i^enbe 3^ug«
niffe. SBenn er Xroft im Sterben ju erteilen ffcA. erbebt er fi(^ bis jur 9iein|ea b^ 15
eoanpelifd^en (Sloubens. litnn alsoann li^ er oie gfirbitte ber 9Raria unb anberer
$eihgen, mel^e er fonft niAt oerfc^mä^, betfeite, unb oenoeift für alle Sfinben allein
auf bte (genugt^uuna (E^ftt (MSL 158, 685—88). Slnfelm uxn: ein (&eift oon be«
l^ulid^er unb fpehilatioer SInlage. Slls er nun 1078 jtum WA enoo^It UMtrb, entftanben
t^m oiele CDef(^e ber äußeren SenoaUung; er fiberueg fie aber, fo oiel er es ffir 20
erlaubt ^ielt, anoeren. Do(^ ju einem n^it größeren Umfange berfelben nnirb er be«
rufen, als er um 1093 ^um (Erjbif^of oon Sonterburu ernannt mürbe. Ser ilönig
9BiI^Im II. belebte, mie fein Sater, uBi^ielm ber (Erooerer, bie Sistflmer mit nor«
manntf(^en Prälaten, meli^e gemobnt maren, i^nen ben fiebenseib ju leiften unb oon
i^nen bie 3noeftitur mit 9ling uno Stab ju empfangen, fianfranc ^otte bie ^o^its« 35
it^k ber Arone millig anerlannt unb (Sregor VII. ni^t aemogt. gegen SBil^m ben
(Eroberer mit Strafen oor^uge^en. SBil^Imll. mar ein mnjo oerrifc^er, mie ^ffld^«
tiger ($ilrft ; oier tSofyct lang batte er bas (Erjbistum m^ fianfrancs Zobe unbefe^t
^elaffen, um Aber ilird^ unb Semtogen fc^tten ju lönnen. 3^^» ]iia>tt erfranft unb
tn Xobesfur^t, gab er bem einbringen einer groben 3^1 ^on Setftlt^en na^f Slnfelm, 30
ber gerabe in (Englanb anmefenb mar, jum (E^btfAof 5U maij^n; ober Slnfelm meigerte
fi^ lange unb bas mar mebr als bloge ^otm. Sciqt nur freute er bie meltlic^ ge«
arteten (Sef^afte unb bie fqmere Serantmortli^Ieit, fonbem er ja^ au(^ groge Aäntpfe
ooraus. I)enn ob er au^ bamals no<^ niAt ein entf^iebener ^n^nger ber gregona«
nif^en gartet mar — mie er benn bem Aonige SBil^lm ben fie^nseib leiftete (ep.III, 35
36. bist. nov. I MSL 159, 372) unb fp&ter fi(^ regelmäßig nic^t auf (Sregors, fon«
bem auf Urbans II. Serbot ber 3noeftitur berief — fo mar er bo(^ ber Üteneugung,
bag Snglanbs $flug oon jmei trSftigen Stieren, bem Adnige unb bem (ErjbifcQofe oon
(£anterburq aesogen merben mfijfe (1. c. 368) unb fflr^tete, bob fein frommes Streben,
Rix^t unb Alems fittli(^ ju reformieren unb gegen meltlioe äfergemaltigung unb Slus^ 40
beutung fi^erjuftellen, mit bem ^en, eigenmä^tigen Stnne bes ftönigs jufammen«
fto^en merbe. Ss lam, mie er ermartet ^e. 3^^ ermarb er fi(^ burq feine fiiebe
uno Sfürforge balb bie 9leigung bes Soües, au^ bes f&^fifAen Xeiles, meiern er nitbt
fo geringf^ä^ig be^anbelte, mie £anfranc es get^n ^e. !3^bo^ ben ftömg reute bte
^nennung uno feine baran gefnüpften Serfprec^ungen. foba^ er genefen mar. (Er mar 45
unbefriebigt bur^ bas (&elbaef<^enl, meines i^m Slnfelm oere^rte, mißbilligte au^ bie
Slneriennung bes aregorianifc^en ^opjtes Urban II. oon feiten Slnfelms, obgleich er fi^
fpater^ 1095, ebenfalls ffir biefen entfAieb. Slls ber (Erjbifc^of borauf beftanb, na^ 9{om
ju retfen, um 00m ^apfte genauere Ser^Itungsbefe^Ie ebqu^olen, erblidte ber jtönig
barin eine offene Serle^ung feiner 9{e(^e unb oeroamtte ibn 1097. 3n ienen 3^^^^^ 50
^atte Slnfelm erlennen gelernt, bag nur bur<^ enaeren 3lnfAIu| ber englifqen ilir^e an
bie allgemeine ilir^e bes SIbenblanbes bie geiftlti^e (5man meltlid^er Coeioalt^at unb
Sittentojigleit erfolgreich entgegentreten Idnne. Snbeffen in 9lom fanb Slnfelm jmar
e^renoolle Slufna^me unb fc^one SBorte, jmar mürbe 1099 auf bem römifAen Aonsil
aufs neue bie änoeftitur burq £aien, \a aui) ber fie^nseib oerboten, allein iroftipe SRag« 55
regeln magte meber Urban no(^ fein Sta^olger ^fi^dis II. gegen ben Jlonia. Sn-
[eint fonnte felbft nic^t baju raten, ben ftonig ju esbmmunisieren. Denn biefer l^atte
Die Stj^öfe feines 9{ei^e$ unb au^ ben jum Xeil miberftrebenben Slbel auf feine Seite
gebracht, unb ^otte ben Sannflu^ oerlac^t. SIIs SBil^Im II. 1100 plö^IiA ftarb, über--
na^m fein Smber $einri(^ I. bte 9{egierung. 3Rit Slnfelms Slbfic^ten begegnete fi^ eo
36*
564 Snfelitt tion (SmUAnxtf
bte 9(ufforberung bes flugen unb tDo^Ige[tnnten ftonigs, in fein Sistum }urfid}u!e^ren.
Dos Qt]ä)(ä) benn im September. SIber Slnfelm lehrte surüd als gebunben an bie unter
$ap[t Urban II. gefaxten römif^en 93e|^Iüffe, benen ^olat 5u geben für t|n oberftes,
unDerbrfid^Ii^es ®efe^ roar. Daju ^atte er in feinem (Esil bei bem befreunbeten Primas
5 ber gallif<|en Air^e, $ugo oon £9on, ben er fdpon 1094 um 9lat angegangen ^e
(ep.III,24), bie Slnf^auungen ber extrem gregorianif^n Partei eingefogen. 91$ ba^
^einriA i^n aufforberte, unter fieiftung bes hominium aus {einer $^b bos (Erjbtstum
anjune^men, roetgerte ft^ Slnfelm (bist. nov. III, a. 91.) unb bamtt begann hu eng«
lifdde 3nDe|titurftreit (1100 — 1107), merbofirbm bur^ bie Slrt, mie i^n rDefentIi6 jener
10 eine SRann mit feiner fmffioen (Energie burd^fuqrte. merbofirbig au^ burc^ ben SEDf^Iujg,
ben er fanb. $einrt<^, ber roeber burd^ preisgäbe ber alten 9{e^te ,,bie ^älfte feines
jtönigreit^s'' Derlieren, no^ au(^ Slnfelm ins £ager feines Srubers 9lobert oon ber
9{ormanbte, bes X^ronprötenbenten, treiben rDoHte, f^Iug 93er^anblungen mit 9{om oor,
um eine 9Rilberung bes Snoeftituroerbots ffir Snguinb 5U enoirbn. Damit mar bie
15 GEntf^eibung noä einmal offen gelajfen. X>tnn menn au^ Slnfelm nid^t u^ünl^e, bag
man mit Mdficqt auf fein perfönliqes SBo^I bie grreibeit ber ilirc^e opfere, (o loar er
in feiner unbebingten Untenofirfigfeit gegen ben $apft fi^er emftlic^ bereit, einem etmaigen
Dispenfe fi<^ 5U fügen. SBo^renb biefer me^nä^ngen, xoieber^olten 93er^nblunaen nnir
bas 93er^altnis jiDifi^en Jlönig unb SrjbMof n^eqfelnb; es mar oft Je^r freunbli^, ba
20 Slnfelm überall, mo t^n ni^t feine Segriffe oon ben Siebten ber Sixx^t ^inberten. milb
unb bienftfertig fi^ benahm, unb au^ ber Aonig innerhalb glei^er Sc^ranlen i^m in
ber Sfürfor^e für bas 9Bo^I ber Airc^e entoegeidam. Cr lam aber jule^t immer toieber
auf 3noeftitur unb £e^nseib surüd. (Enbltd^ forberte er 9lnfelm auf, um fi^ feiner ju
entlebigen, felber in 9lom eine Vermittlung bes Streites ju oerjuc^en, xoo biefer 91od.
25 1103 anfam, ^inberte ^n bann an ber micRtfyc unb belegte bte C&fiter feiner ftir^
mit Sef^Iag. Da ber $apft loeber i^n roirlfam unterftü^te no^ etmas oom Snoeftitur^
oerbote surüdnabm, ^ielt fiq Slnjelm für genötigt, auger £anbes ju bleiben, mujgte aber
feinen Slufent^att in £qon, mo^tn er im Dejember oon 9lom 3urüdge!e^rt mar, oielen
SRigbeutungen ausgefegt feben (ep. III, 89. 90). Dur^ erneute SBerfprec^ungen unb
30 93erbanblungen lie^ f{q 9lnfelm oon einem Termin ^um anbem ^in^alten. Seine
gfrieoensliebe unb bie Hoffnung auf eine Ilare (E^c^etbung 9loms hielten i^n immer
mieber ab, ben me^rfa^ angebro^ten Schritt jum mperften m t^un. Slls aber ber
$apft auf einer fiateranfqnooe 1105 nur ju einer falben 9RaBre^eI fi(b ermannte, bie
SRdte bes ilönigs bannte unb bie bereits 3noeftierten eslommunijterte, oen Aönig jelbft
35 aber unter ni^tigen SJormänben immer nod^ fi^onte, ba entf^Iog [i^ SInfelm nun ferner^
feits ben Aonig ju ea^Iommunijieren. Der ^Sugenblid mar günfttg, ba $einri^ mieber
mit feinem Sruber im Streite lag unb Slnfelms Slnfe^en unb Seliebt^it im 93oIie
gro^ mar. So bequemte fi^ $einric^ 1106 ju einem merimürbigen 93erglei(^e, in
meld^em er auf bie ^eiftli(^e 3noeftitur oerji^tete, Slnfelm ben £e^nseib jugeftanb. Der
40 ^opft ging barauf ein, geftattete jebo^ ben £e^nseib nur in ber J^orm, bag er t^n 3u
einer 9iusnal^me {tempelte, bie ni^t ftraffällig machen folle (ep. III, 140). Die fibfung
mar, 3umal oa bie 3noe[titur erft naq £eiftung bes hominium erfolgte, für ben Jlönig
fel^r günftig; boc^ ^atte er felbft 9!ot, bies Jlon!orbat 1107 auf bem 9{etc^stage bur^^
Subringen; ein Semeis, bag au^ bos bur^ SInfelm (Enei^te me^r benn eine blohe
45 gorm mar. Seitbem ^errfc^ie ungetrübtes Vertrauen ämitoen 3lnfelm unb bem ftonige, |o
bag i^n biefer 1108, als er fi^ nac^ ber 9{ormanbie begab, mit berSefugnis eines 9{et(^s«
oermefers ausftattete. Slnfelm mar !ein äßann oon qieror^ifc^em C^raeij, aber auf bie
äußere CE^re, bie Siebte unb bie Sefi^tümer fetner ^ißrimatenmürbe ^ielt er ni^t nur
legenüber ber ilrone, fonbem auc^ gegenüber ber ilird^e. Von bem ^apfte ^af^alis
.oroerte unb erlauchte er bie Slnerfennung, bag ber (Ei^bif^of oon Santerburq legatus
natus für Großbritannien fei. SBieberqoIt ift er aud^ für bas 3{tä)i lanbesHr^Iic^er
(Etgentümli<^feiten in Sa^en bes Aultus unb ber £iturgie grunbfa^Ii^ eingetreten in
ber Uberjeugung, „bag bie Verfc^ieben^ett bes Vrauc^s nichts fc^abet, wtnn bie (Einheit
ber £iebe in Sem einen unb allgemeinen Glauben bema^rt mirb'' (de sacr. divers.
55 c. 1, 552. Von ^ier aus re^tfertigt er aud^ ben Gebraud^ bes um bas filioque er^
meiterten Symbols de proc. sp. seti 22). Segen ben (Erjbifc^of oon ^orl unb jegen
anbere Vifc^öfe unb Air^en behauptete er ^erfommlii^e ^ed^te mit grojjer S^^^B^^it.
Cr fyii o^ne 3^^if^I ^^^3^ gemirJEt, ben 3been bes pöpftlic^en Slbfolutismus, mie ber
gregoriantfd^en IReform bes illerus unb ber illofter me^r Voben in (Sroj^britannien ju
Go oerf^affen. Seine eigenen Slbfid^ten, meiere babei oor allem auf lebenbige J$römmigieit
fleae
50 f oro(
Shtfelm t)on Suttteriitr^ 565
unb Sittli(^rcit geriti^tet waren, unb fein öorleuc^tcnbcs Selfpicl abcllcn bicfc Scftrc*
bungen; bo(^ mar feine SBirffamteit ju fürs, feine Slbtvefen^eit lie^ ber Senoilberung
in allen 9?i<^tungen SRaum, unb ba^er fa^ er felbft nur ©enig 2rru(^te feiner 3lusfaat.
(Er ftarb am 21. 3Ipril 1109.
2. S^riftftellerei. Die aügemeinften unb pome^mften 3la^u)irlungen finb Don 5
feinen u)iffenf^aftli^en fieiftungen ausgegangen. (Er ift mit 9led^t ber Sater ber SAo=
lafttf genannt loorben. Denn unter bem (Begenfoft ber freieren, rationaleren unb oer
trabitionellen fir^Iie^en Urologie, n^eld^er fi^ in Söerengar unb fianfranc barlegte, folgte
er bem leWeren, bo^ fo, baft er bie oon fl. nur notgebrungen unb n)ibcrftrebeno su^
gelajycne Dialeftif mtt 2lb|i(^t unb rüd^altlofer gfreubideit auf bie t^eologifaen (5egen= 10
ftönbe anmenbete. So jeid^nete er ber fc^olaftifc^en x^logie beftimmter bte 9lufgabe
oor, bas trabitionelle fir<^li(^e Softem logifA ausjufü^ren unb bialeftifä ju enoetfen.
Seine Originalität rofirbe oiellei^t no^ me^r ^eroorglänjen, xotnn er fi(^ minber feft
an bie Autorität gebunben f)&iitf ift aber benno^ epo^emaAenb in ber £e^rgefd^iqte.
(Er oereinigt großen logif^en unb bialeftif^en Sd^arffinn mit ben tieffinnigften ilon* 16
3eptionen, u)el(^e fi^ i^m ^umeilen in einem ploMi^en Slufleu^ten genialer (Sebanlen,
ober au^ vok in einem oifionaren Stauen enthüllten (ogl. roas Eadmer vita I, 3, 26
oon ber Sntbedung bes ontologif^en Sen>etfes, ogl. proslog. prooem., ober I, 2, 9
oon bem (Sefi^te erjöp, burd^ bos Slnfelm ein STerftSnbnis bes prop^tif^en Sc^auens
gen)ann). (Eine Coaoe ber 3ntuition ae^t ntb^n einem niift geringen Xalent ^er für 20
bie Slbftraltion, meiere bei i^m inbeffen no^ leinesroegs oen Corao bes gfotmalismus
^ai, toie bei mannen S<^olaftifem bes 12. unb 13. 3^$unbert9. Seine SRet^obe ift
ba^er ungead^tet ber $enf^aft bes Sqlbgismus no^ otel freier unb bemeglic^er, als
bie burd^ ^etrus ben fiombarben eingeffi^rte. 3n n>iffen|d^aftlid^en SBerlen oenoenbet
er oerfc^iebene go^men (f. u.), befonbers aber liebt er bte Sntoidfung in bialogif^er 25
(Seftalt, mtl^t oon $lato bur<^ illaper unb AirAenooter ^erab auf bos SRittelatter
roirfte. Der oft dtierte 3luauftin unb burc^ feine Vermittlung ^lato liefern i|m au^
bie 3been, meldte ben C5runoge^lt feines Denfens ausmalen. Dagegen ift ber Sinflug
ber fpejifif^ mqftif^en X^eologie, mü^t bur(^ ^feubo^Dionqfius fmon im 12. 3^^^-
^unbert mö^tig n)irfte, laum in einjelnen Spuren enoeislic^. Segriff unb Sqlbgismus dt)
behaupten bte bö^fte Stelle in ber irbifiben (Erlenntnis.
Seine n)i[fenfd^aftli(^en «Sc^r^en ge^Sren teils ber formalen ^^ilofop^ie, teils ber
SRetap^qfif uno 2:^eologte an. Ober i^re Sntft^ungsjeit htyo), auq(EA^tt geben uns
teils Slnfelms ^öufige Sejugna^men^ teils bie 9Ing(wen (Eabmers 3uoer(affigen 9lufJ<^lug
(ogl. bie [orgföltige censura ber emjelnen Sc^rrften unb Sammlunaen bei Coeroeron, %>
abgebr. bet SWigne). Die pl^ilofopbifiijen fallen iit bie frflbere Seriooe unb finb ba^er
in See entftanben. (Er l^ielt bie i)talelti! für eine unertöp^e Sorbereitung jur I^eo^
logte unb f^rieb in ben erften ^oi)xtn feines ^riorats jur (Einführung in biefelbe ben
Dtalog de grammatico. 9luf (grunblage bes oon So^ti^ius bearbeiteten ariftotelifij^en
Organons übt er ben S^üler, mit bem bas (Sefpröc^ geführt mirb, in ber Se^nblung lo
ber Segriffe, Urteile unb S^lüffe unb braud^t biöju als Seifpiel ben Segriff gramma-
ticus, inoem bie 3frage erörtert toirb, ob bies ein DualitSts* ober fflJefensbegriff fei.
3n bie gleite 3^^ ^dltn au^ bie metapMifc^en SBerfe monologium unb de Veri-
tät e. 3^nes, feine erfte unb mol^l oorjfiglid^fte fpelulatioe Sd^rift (urfprünglic^ anonqm
erf^ienen unter bem besei^nenben Xitel exemplum meditandi de ratione fidei, 45
bis i^n $ugo oon fiqon nötigte, fte unb bas proslog. unter feinem Flamen heraus«
pgeben ogl. proslog. prooem.), ^ i^ren fpöteren Xitel booon, bag barin über (Sott
ipeluliert roirb sub persona secum sola cogitatione dispntantis et investigantis
ca quae prius non animadvertisset (prooem.). Die anbere S^rift (nfipft in bia=
logif^er gorm an eine Stelle bes monologium (c. 18) 011, ©0 Änfelm oon oer SBabr« 50
^ett mit Sejiefiung auf (5ott als summa veritas gefagt batte, bafe fie unenblid^ fei,
unb erörtert, 00 unb roie bies oon aller SBa^r^eit gelte. !^^t befriebigt oon ber roeit
aus^olenben SeroeisfüJ^rurig bes monol., fd^reibt Slnfelm, coepi mecum quaerere si
forte posset inveniri unum argumentum, quod nullo alio ad se probandum
indigeret, ein Sttrgument nämlic^ b(rfür, baft (5ott roo^rboft ift ol^ne eines anbem 3U 55
bebürfen, roa^renb alles anbere jum Sein unb SBo^lfein feiner bebarf (prosl. prooem.).
Dies Strgument legte er in einer S(^rift bor, bie urfprfinglic^ fides quaerens intellec-
tum, fpöter (f. 0.) proslogium betitelt ©urbe, ojetl er in glü^enber (Bebetsrebe an
(Sott feine (Sebanfen entQ)idelt. 3m liber apologeticus contra Gaunilonem gab er
eine Serteibigung unb Srgänjung berfelben. Ss folgten bie fpejififc^ bogmatif^n co
566 KiifeUit tioii Sttttcrimni
Schriften de libertate arbitrii unb de casu diaboli, bte legiere oieüei^t etiiKis fpoter,
ade genannten in ber 3^\i bis 1078. Um 1092 b^ann er bas geaen Stoscelin ae«
rid^tete Su(^ de fide trinitatis et incarnatione verbi, bas er Sßcam Urban II. vm^
mete, ba^er Don t^m getoS^nli^ epist. ad Urbanum cttiert, unb jett 1094 fein fy^ipt-
5 iDerl, Cur deus homo, in jKoei Sfi(^em, n>el(^e$ er, n)i^renb bes (Esils, in ber (Begenb
oon Sq)ua 1098 oollenbeie. Ws er banac^ in fi^on oenoeilte, folgte bas Sud^ de
conceptu virginali, bas im Slnf^Iug an Cur deus homo II, 16 bies als $au)rf'
frage oe^nbelt, mie Gottes 6obn ^abe 9Renf(^ merben lonnen, o^ne bamit Sfinber ju
merben. 3laA (Enolanb surfldgefe^rt, be^nbette er bie Streitfrage jmifi^en ber griec^tf^n
10 unb lateinif^en Aird^e fiber ben Ausgang bes ^iliaen ßetftes, morfiber er au(^ auf
einer 6qnobe ju Scni bisputiert ^e, in ber Schrift de proeessione spiritus sancti
(1100—1101). Die letite größere Sd^rift (1107—1108), au(^ bem Sn^B na^ ab»
fc^Iiegenb, ift bas Su^ de concordia praescientiae et praedestinationis et ^ratiae
Del cum libero arbitrio, mü^ gemSg ben im Xitel genannten QiMtn m brei
15 quaestiones jerfäüt. (Eine S^rift de voluntate unter Slnfelms 9lamen, anMpfenb
an ein Serfpre^en 9{.s in le^tgenannter 6(^rift (III, c. 11) ffcA (Semron beraus-
eben; eine anbere Heine Smrift de voluntate dei, bie fcQon bie Slteften ^eraus^
eer ^aben. unterliegt ftarlen Sebetden. Sinige £e^^reiben an SBaOram oon 9laum^
g unter oen Xiteln de azymo et fermentato unb de sacramentorum diversitate
20 be^anbeln liturgif^e Differensen, erltere {))e3. bie jioil&en C5rie^n unb Hbenblänbem
barflber obfc^ioebenbe Streitfrage; beibe 1101—1102 gefd^eben. (Ein 6d^iftc^n Offen-
diculum sacerdotum ift (Exzerpt aus ep. I, 56: ein anberes de nuptiis con-
sanguineorum ein abreffatenlofer, aber eAter Srief (ep. III, 158). aber UneAtes f. u.
Slnfelm i[t aber au^ ein asletifd^er S^^riftfteuer oon ^o^er Sebeutung. Son $re«
86 bigten unter feinem 9lamen jinb nur roenige flbrig (bei ®erberon 16 homiliae, bie 2.
unb 16. neu) unb bie Verleitung man^ oon ^mm ift nid^t o^ne Iritifc^ Sd^nlen
tto mo^l hom. 16 n^gen ber bort oorgetragenen SBerfd^nungsIebre* fi(^er täft hom. 9).
X)o(^ fmb bie oon bem Herausgeber ®erberon geSunerten, bag fie n&mli<9 mit bem
jtommentar bes ^eroSus oon £oI, loel^ jfinger tft, eine oerbSc^tige Senoonbtfc^
80 Ratten, ungegränbet. 9Bo eine fol^e Senoanbtf^aft ftattfinbet, beruht fie auf gemein^
famen älteren Quellen. Son erbouliqen Xrattaien finb ein hirjer liber exhortationum
(jmeifel^aft), ein tractatus asceticus (suerft bei Ach^ry spicil. I, 443 jiDeifet^),
oefonbers de pace et concordia (e^t naq ^anbf^riftlt^er Seseugung unb 3n^lt
oal. ep. III, 133; jum minbeften oon (Eabmer) unb bie löftlt^e admonitio morienti
86 ([; 0.) 3U nennen. 9lo^ n^ertooller aber finb feine meditationes unb orationes, ffir
bte Sluguftin na^ ^otm unb 3n^att 93orbiIb ift (ogl. au^ bas proslogium). Son
ben fiberlteferten 21 SRebitationen finb aüerbings nid^tioenige (Jo ido^I7,9,13,15— 17)
für unecht ju galten; bie anbem aber jeigen, mie Slnfelm betenb unb finnenb mit
feinem ^erjen in bas \i^ oerfenfte, was fein 'DtnUn ju begreifen fuc^te (ogl. medit. 11
40 mit Cur deus homo unb J. Olivier, Anselme de Cantorb^ry d'apr^s ses medi-
tations 1890). Seine (Sebete, bie auf alle Stimmungen ber C^Iaublgen, aber au^
auf perfonlid^e unb amtli&e Ser^altniffe Sejug nehmen, smoeilen au(^ an 9Raria unb
bie ^eiligen gerietet, gehören mit ben SRebitatbnen 5U ben Sd^^en ber aslettfd^en
£itteratur unb finb reiqli(^ (3. S. au<^ oon 3o^; (ßer^arb) benu^t toorben. 3uu)eilen
46 erfc^einen bie frommen (Sefälüe gehemmt bur^ bie gefflnftelte iR^etorif, bo^ barf man
nid^t oergeffen, ba|s man bamals in bergleic^en ftilifttfc^e (formen eingeioo^nt n)ar. (Eine
befonbere Srm&bnung oerbienen no(^ bte „3ufauigen Slnba^ten", bie 91. in ber ($orm
oon oft fe^r treffenben (Slei^niffen ju geben pflegte. (Eabmer ^at ni(^t nur in feiner
fiebensbef^retbung, fonbem tn einem befonberen liber de S. Anselmi similitudinibus
60 (bei (Serb. u. SRigne 159) groben baraus überliefert (ogl no^ besf. ebenfalls n^ejentli^
auf 9. surüdge^enben liber de beatitudine coelesti 1. c.) Seine Sriefe, bie tn oter
Sfi<^em aefammelt finb (Sud^ I bie er als SRönc^, II als 9Ibt, III u. IV als (Sxi^
bif^of ge|d^rieben), oermetben jmar ebenfalls ni(^t ganj ben r^etorif^en Ungej^mad ber
3eit, jinb aber ^ufig au<^ oon fcöftiger ffiinfac^^eit in ber Darfteltung unb finb leben^
66 bi^e 3^ugniffe oon bem 9let^tum feines inneren fiebens, oon jetner praftifc^en SBets-
l^ett unb oon ber Sielfaltiglett feiner Sejiel^ungen nac^ äugen. (Enblic^ finb au^ einige
Sebtd^te unter feinem Flamen überliefert; bod^ fpred^en bie o)entgen i^m roa^f^einlic^
beijulegenben (orat. 40 unb 60 bejto. 61 bei SRone, lateintfc^e ^qmnen bes 9R91.
»b. III, 3h. 621. 627, ogl. no^ »b I, 3h:. 188. 214, »b II 9Jr. 422—429) nic^t
60 für poetif^e Sebeutung. !Dte meiften ber t^m sugefc^riebenen geboren t^m, mie oor
Sitfelitt tion ^$nUxiuxtt 567
ollem bas ®cbt(^t de contemptu mundi, ni^t an (bejto. mirb bte ^anbfd^riftli^e Se»
5eugung oermigt, ogl. C&erberon unb bist, litt^r. 1. c), iebenfolls au^ nic^t bas
Mariale, bos IRageQ i^m beilegte ^ancti Anselmi Gantuarensis Archiepiscopi
Mariale etc., fionoon 1884) ; ogl. 3. 3ulian, dictionaiy of hymnologie, fionbon 1892,
S. 1200. 1201. — ffinblt^ finb bem Jlnfelm au^ fon|t piele Siriften mit Unrecht ö
beigelegt loorbeti. Die bist. liU^r. IX, 442— 463 jä^tt beten 36 mmmem auf unb
giebt bte nötigen 3laäfmti\t. Die n>i(^ig|ten ^aben (Serberon unb SRigne. grür 9ln[elm
fällt faum etiDos ab, au(^ wtnn 3. S. bas hirse iudicium de stabüitate monacbi
i^m angehört 159, 333 ff.
3. 6t|[tem. 6eine miffenf^Iii^en Schriften Rubeln bas fii(^Ii(^e fie^rf^ftem 10
noä) nxijt in ber SoIIftanbigfett unb Sef^Ioffen^eit ber f(i^oIaftif(^en Summen ab; bie
einseinen erörtern oielme^r gro^e gr(mmente bes 69ftems; aber bennoc^ lägt fic^ er«
fennen, bag er mit 6i(^r^tt bie 3urammen^nge flberfc^aut, unb m^rere überragen
in ber Slusfü^rung beftimmter .Seiten bes 6qftemes meit bas bis^rtge. Die ^rm«
3ipienfragen le^anoelt er als ber aetreue 6o$n ber Rvcä^f ber nie in bem (glauben 15
unb in Der Eingebung an |ie erfc^flttert morben toar. Da^ bie Unterorbnung ber
Spelulatbn unter bie Slutontät, loeld^e i^ren Slusbrud finbet in ben Sä^en: neque
enim quaero intellegere ut credam, sed credo ut intelligam (prosl. c. 1 a. S.)
unb: qui non crediderit, non intelliget. Nam qui non crediderit, non experie-
tur; et qui expi^rtus non fuerit, non intelliget (de fide trin. c. 2 Ojgl. c. 1.2). 20
Die naäf feiner Uberseugung in ber Offenbarung unb Airi^enle^re ibentifi^e 3Ba^r^it
fte^t i^m |o ^o(^ über ber (Erlenntnis ber Vernunft, bah es i|n eitel 2i^or^it bflntt,
Dogmen barum leugnen ^u n^oKen, meil man fie niift begreife (ogL bei. ep. II, 41).
Sin (glaube aber, ber nidjts meiter fei als eine SInenennung ber göttlidjen Dinge, fei
5U)ar als Slnfanospunft notioenbig, genfige aber nx^t SRan mfiffe fie lieben, unb eift 20
biefer oon ber Siebe belebte (glaube, loelAer eine 9Binensri(^tung auf ben (Segenftano
einf fliege (credendo tendere in aliquid), fei ber ©a^re (glaube (monol. c. 75—77).
Der (glaube aber ift i^m nic^t blog Sie unumgängli^e Sorbebingung ffir rechte
(Erfenntnis, fonbem brängt au(^ na^ oemünftigem SerfSnbnis bes 5U (glaubenben als
einer SRittelftufe auf bem 2Bege 5um ^ö^ften 3^^!^ ^^"^ Stauen (de fide trin. ao
prooem.). Die ratio oerfö^ aber ba aons na(^ 0ren (gefe^en unb mit ibren (&«
tenntnismitteln, o^ne alle ^fldfic^ auf bte fS)aX{a^lxqt unb xn ber ^eiL S^^ft it--
[d^riebene Offenbarung: rationibus necoessarüs — quasi nibil sciatur de Gbristo
— sine scripturae auetoritate (Cur d. b. I prooem. c. 25. II, 23. de fide trin.
C.4, 272 C). Unb sioar ift 21. ffi^n genug, Jo gut ©ie bos janjeöebiet ber (glaubens« 86
lehren anäf bie Irinität, 3nfamation unb Serfo^nung in biefer SBeife a priori Ion«
ftruieren ju ©ollen (11. cc. bef. Cur d. h. I, 25 (Sofo) : volo me perducas illuc, ut
rationabüi neeessitate intellegam esse oportere omnia illa quae nobis fides
eatholica de Cbristo credere praecipit, si volumus salvari). Sulerbinas behält er
immer oor, bag auc^ feine jmingenbften Seneisffl^runoen fo lange als bloge SlnfiAten 40
Selten foKen, als fie feine maior auetoritas beftättgt (Cur d.b. I, 2 monol. 1); ooA
ierfür genfigt es i^m fc^on, ©enn nur bie 6(^rift bas rationell (gefunbene niqt baett
oemeint (de eone. praesc. dei cum lib. arbitr. III, 6, 528 B : hoc ipso quia non
negat, quod ratione dicitur, eins auetoritate suscipitur). (Er ^offt aber ganj
offenbar Z^htn^ Reiben unb §äretifer, bie ben Slutoritäten ni^t glauben, mittelft jener 45
ühet^obe ©irffam 5U fiberjeugen (Cur d.b. 1. c. unb II, 23 de fid. trin. c. 3); bie
(gläubigen aber fo ju befeftigen, bag i^nen ber Unglaube au(^ als SBiberfinn erfqeint
(prosl. c. 4: gratias tibi, bone domine, gratias tibi, quia quod prius credidi,
te donante, iam sie intelllgo te illuminante, ut si te esse nolim credere non
possim non intellegere). I)ab babei ein ©enn au^ gebunbener 9lationalismu$ ku so
(grunbe liegt, anbreifeits aber bas ange©anbte Se©etsoerfa^ren oft ungenfiaenb ift,
be©eifen bie beiben buräael^nben £eitfä^e (einer Spefulalion, ba^ ffir (gott fc^on bös
geringfte inconveniens (fiiälings©ort) bte Unmögliqfeit, anbrerfeits fc^on bie geringfte
ratio bie 9lot©enbigleit oon et©as begrfinbe, benn deus nihil sine ratione facit
(Cur d. h. I, 10. 20. II, 9. 10 u. 5. de fid. trin. 5, 276). $ier liegen bie SBur^^ 55
sein SIbälarbs. — 3n ben metaptafifien Seftimmungen ift änfelm SRealift. Sluguftinus
unb bie (Entfc^eibung bes ^oip^qnus bei Soet^ius ffiqrten i^n ju ben platonifqen (ge«
banfcn über bie Sef(^affen^it ber Unioerjalien. Die allgemeinen gormen ber Dinge
(ben Slusbrud 3bee ^ai er nic^t) ^ben U)x Sein im göttlid^en SJerftanbe, im £ogos,
unb finb bas bem 6ein bes (Einseinen oorange^enbe unb ju (grunbe liegenbe. Die eo
568 Sttfelm tiott Omittinixtf
Mi^tung auf bas Übcrfinnlic^e, idcIc^c bie allgemeine Sebingung ber Ideologie üt,
f^len i^m mit biejer ©eltung ber Unioerfalien oerbunbcn ju lein, ber Kominalismus
bagegen, toelt^er bie 9lealitat in bos (Einjeljein feMe, f tnnli A bef^ränlt , untDi{fenf<i^aftIi(^
uno 5ur §ärefie neigenb. Des Kominaliften vtosctlin Drelcmigfeitslc^re tnar i^m
6 eine Seftötigung bafür (ogl. bie ^olemif gegen bie moderni dialectici de fid. trin.
c. 2. 8). 3n bcm Dialog de veritate l^at er bie realiftif^en ©ebanlen tiefjinnig aus»
geffi^rt. STIIe Dinge l^aben in C&ott ni<^t nur i^e Urfa^e, fonbem auA i^ren 3to^
(iqre 3bee). (Sott ift bas ^ö^fte Sein unb bie ooIRommene SBa^r^it. I)ie Crfenntnis
ber Dinge ^at alfo äßa^rbett, toenn fie in (&ott erlannt merben, mithin, mmn ber älus«
10 brud ben 3^^^ iDieberaieot. Dies gilt oon ber Se^ei^nung (signiücatio) bur<^ bos
SBort mk bur^ bie 2J^t. SlKe Sinselerf^einung ift notioenbig unoollfommen. Sie
entölt ein Sollen, toeld^es \x^ aber mit i^rem Sein nid^t bedft; fie loeift aber burc^
i^ren 3^^^ ^^^ ^^f ^^^ göttliche Sein, n>el^e$ mit bem Denlen (Sottes eines ift.
Snie irbif^en ^rSbifate ba^er, meiere ein Sem, ein ®utes ober SBa^r^eit ausfagen,
15 bejei<^nen nur einen Anteil, roelt^er i^nen an biejer ^o^ften 9?ealit5t oerlie^n ift.
3n feiner ©ottcs* unb Irinttatsle^e ru^t 81. fa^Ii^ mit Seiougtfein (ogl. ^. S.
monol. prooem.) gan5 auf Sluguftin (bejio. auf ben brei abenblänbtfc^en Symbolen,
bie er, ber erften einer, als tria christianae confessionis prineipia jufammenftellt
ep. II, 41). Der trit^eiftif^en Sereinjelung ber gottlid^n ^erfonen bei Stoscelin fe^t
20 er i^re 3bentifmerung mit 9{eIattonen in ber Siiäeit bes göttli^en SBefens entgeaen
unb nimmt no^ me^r als Sluguftin an ber (Jrormel tres personae SInftog, oerjXDetfelt
überhaupt an emer entfpre<^enben Sesei^nung für bas Dreifaltige: tres nescio quid
(monol. 78 ogl ep. IV, 104). Das eigentümlich Keue ift feine SRet^obe. 3m3Rono»
logium ^at er, was oor i^m in einer befonberen Slb^nblung nur ^feubo » Dionqfius
25 getrau l^atte, eine ausfü^rlid^e Unterfu^ung Aber Coottes SDefen unb Cigenj^^en in
ber SDeife angefteüt, bag er oon bem gegebenen relatioen Sein aus, n>ie es jtu|eraDeife
auffteigt, töliegt, es müjje notioenbig ein le^tes ^od^ftes, für; abfolutes Sem ober
SBefen ^totn, oon bem alles anbre fein Sein ^be. (Er beftimmt es nfiber als eioigen,
aümac^ttaen C5eift unb entroidelt boraus netter als notioenbig bie tnnitarif(^ 9.us'
80 einanberlegung bes göttlichen SBefens, für beren ilonftrultion er mit Sluguftin bie 9ina^
logie bes menfd^li^en C&etftes als memoria sui, intelligentia unb amor oenoenbet.
Jlur ju 3ln'
ang unb S^lug fe^t er bann {enen Segrtff bes fiod^ften SDefens gleich
(Sott. 3ft al b au^ im monolo^. ein fog. CDottesberoeis enthalten, fo ift er ho^ als losmo^
logifc^er oerj^ieben oon bem tm prosl. befonbers c. 2 — 4 oorgetragenen ontologif^en.
85 Dteier, ni^t mit bem 9?ealismu5 an fi^ gegeben, fc^liegtaus bem bloßen Segriff bes quo
malus cogitari non potest, ben ju btlben jebem Denlenben als unaustoeiqli^e 9cot^
tDenbig!eit jugemutet mirb, auf bie (Exiftenj biefes pnäd^ft nur gebauten ^od^ften SBefens ;
benn es toare ja ni^t, als was es notQ)enbig geoa^t n>erben mu^, roare es nii^t auc^
in re. Das Irügerif^e biefes oon ftant für immer roiberlegten Sd^lu|fes (bie (feiftens
40 lein ^röbilat neben anberen) ftedt in bem jmiefad^ oerftanbenen in intellectu esse,
bas Slnfelm einmal bem realen 9lid^tfein gleid^fe^t, um jur Slusfage, bag bas ^oc^fte
SBcfcn in re fei, fortfd^reiten 3u müjfen, bann ober ©ieber als reales Sein bes Db=
jefts im 3nteuefte oerfte^t, um 3U jener roeiteren Slusfage fortfd^reiten 5U fbnntn, 9fter
bei erfterem Sinne fann er niemals aus bem in intellectu esse bas reale Sein bes
46 Slbfoluten folgern, bei festerem braucht ers nifit. Der Safe, bafe bas Slbfolute in re fei,
rufit fAliefelim auf feinem Äanon, ba^ 00m Slbfoluten altes ausjufagen fei, bejfen esse
fc^led^t^in beffer fei, als fein non esse, roo5u notürli^ als unterftes unb bo<^ erftes bas
esse felbft gehört (prosl. c. 5. lib. apol. 10, monol. 15, 163. 81, 184 ogL de fide
trin. 3, 271 A.). Sofern aber babei ber Segnff bes Slbfoluten bo^ f^on oorausgefe^t
50 u)irb, lauft ber ontologif^e Sen)eis in ben bes monolog. jurüd (ogl. $af[e II,
265) ; benn hierfür beruft fi^ 3lnfclm im lib. apolog. gegen ©aunilo (aufeer auf oeffen
fides unb consclentia c. 1) roieber auf ben notQ)enoigen Slüdf^lug oom 9{elatioen
auf bas SIbfolute (e. 8); wtx aber an^ ben blogen Segriff nid^t bilben 3U Idnnen
erfläre, non modo sermo eins est respuendus sed et ipse conspuendus (c. 9).
55 (Baunilo, 9Kön^ oon SRarmoutier, ^atte namlli^ (lib. pro insipiente) Slnfelms Se=
rocisfü^runj angegriffen unb bej^auptet, bas Sein im 3ntelleft, bas aus bem SSerfte^n
eines Segrtffes folpe, fei nur ein oorftellungsmag|iges (möglic^enoeife irrtümliches) unb
bebinge feine Mealttöt (Seifpiel einer ^enli^ften 3nfel, oon ber bie Sage ge^t) : prius
enim certum mihi necesse est fiat, revera esse alicubi malus ipsum, et tum
60 demum ex eo quod malus est omnibus in se Ipso quoque subslstere non erit
Sitfelitt tioii dmMimti 569
ambigiium c. 5. ?(. öerteibtgte fic^ m obengenannter S^ift. 3^1>^^ölb ^d fein
»eroeis bas Dcnfen auf lange fru(^tbar angeregt (i>gL 3. 5l5ftUn, 7>xt Seroeife für
bas Dafein ©ottes T^QiSt 1875, S. 611 ff. ; Slunje, Der ontologif(^e ©ottesbemets.
Ärtt. Darfteilung feiner (5ef^. feit Slnfelm bis auf bie ©egeniöart, ^alle 1882). —
3n ber fie^re oom SRenfiJ^n, ber Sunbe unb (Snabe unb ^robeftination bleibt ^nfelm s
im gansen bei ben Dogmen Sluguftins fte^n, loei^t ober befonbers barin oon i^m ab,
bag * er in ber £e^re oom S9fen oie Raffung besfelben als bes 9li(^tfeienben nod^ fon-
fequenter burAfü^rt. ^mer beftimmt er bie fBillensfreü^eit als bas 93erm9gen ber
ocmünftigen 5Ratur, bie mitgeteilte rectitudo voluntatis (b. i. iustitia, de verit. 12,
482) propter ipsam rectitudinem ju benm^ren. Daraus folgt, bag bem gefallenen lo
SRenf^en roobi bie rectitudo voluntatis abge^, es ^m au^ unmoglid^ ift, fie ]iä)
felbft 5u oerf^affen, bie libertas arbitrii aber i^m ebenfo unoerloren geblieben ift,
wie etma bie Seßhaft einem in ginftemis SBeilenben. So wriieren bie Segriffe ber
(Erbffinbe unb ber (Erbf^ulb an 3ntention, unb es finbet ein Übergang ju bem triben^
ttnif(^en Dogma ftatt. — Son meit^reifenber SBirfung marb bie Z^eorie fiber bas is
3Berf bes ©ottmenfc^en, bie 91. in fernen 2 S93. Cur deus homo oortrug, bem erften
SBerle, bas biefen oon ber alten fpes. ber morgenlänbifd^en ilirc^e 3iemli<^ oema<^«
löffigten ©egenftanb felbftftänbig unb 5uglei(^ oon neuen (Befic^tspunlten aus fo be^an«
belte, bag er als Snittelpunit ber gefamten C&laubensle^ ^eroortritt. Die Srunb-
gebanfen finb fol^enbe: ber SRenfd^ ffoi mit fetner Sfinbe bie (loeltimmanente) (Sfyctm
©ottes oerle^t, bte biefer unbebingt loa^en muh. Des^Ib necesse est ut omne pec-
catum aut satisfactio aut poena sequatur (I, 15), biefe xoiber SBiHen bes Sfitwers
ju feinem Serberben, {ene mit feinem SBillen jum $eile. Da ®ott (teiboeife, niAt
blo^ jum (£rfa^ ber gefallenen (Engel) loenigftens eine Slnsabl 2Renf(^en befeligen toitl,
bleibt nur ber crfte fflSeg (I, 4. 16 ff., II, 1—5), benn eme Sergebung o^ne ©ut« 25
ma^ung ge^ allerbings ni^t an. Dte satisfactio mug aber secundum mensuram
peccati bemeffen loeroen (I, 20), unb berS^uIbige pro contumelia illata plus de-
bet reddere quam abstulit (I, 11). Slber ber iulenfA, 5umal ber ffinbige, fyd feine
entfprec^enbe Suggabe, ba fd^on bie Ileinfte Sfinbe me^r loiegt als bie oonje SDelt
(I, 21 : nondum considerasti, quanti ponderis sit peccatum), bie Sattsfaftion ao
alfo in einer ©abe befielen mug, bie grdger ift quam omne quod non est deus.
Non ergo potest hanc facere nisi deus. — Sed nee facere iUam debet, nisi
homo. — Necesse est, ut eam faciat deus homo (II, 6). Diefer ©othnenf^
n)irb iwax als rationalis creatura au^ jum (altioen) ©e^orfam gegen ©ott oerpflic^tet
fein, als Sünblofer aber nic^t baju, fein fieben ad honorem dei in ben Xob ju geben ss
(II, 11, I, 9). Sein Xob mürbe alfo ni^i unter bas pfli^tmägig ©ebotene, fonbem
unter bas oon ©ott jur (Erlangung eines praemium erlaubte „Seffere" fallen (II, 19,
427 A, roie j. S. bie virffinitas). Säftt er fi^ nun propter iustitiam (um nömli^
bamit ben ußenfd^en bas ^ö^fte Sorbilb ju ge^n), tSten, fo giebt er in fernem fieben
©Ott ein donum aus freien Stüden bar (II, 19 a. 51. 20 a. 31.), bas fo ©ertooll ift, io
ut sufficere possit ad solvendum quod pro peccatis totius mundi debetur, et
plus in infinitum (II, 18 a. ©. le^. 3wfammenfaffung; ju ber legten Seftlmmung
O0l. II, 22 a. (E.). Den fiol^n aber, ben ber ©ottmenfc^ junäcMt fi^ felbft bamit oer«
btent ^at (meritum), mug ©ott naä) feiner ©erec^tigfeit ausja^len (retribuere) unb
ya>ax, ba ber ©ottmenfd^ für fi<^ f<^on alles bef^t, anaemeffenenoeife an bie, ju beren 45
(Erlofung er 3Renfc^ gen)orben ift (II, 20). Sie ^aben nun an bem eingeborenen
So^n (Sottes (als ©efreujigten) bas pretium malus omni debito, bas fie (als
satisfactio) für i^re Sünben ©ott Eingeben (II, 21 a. ©.). SRur fo erft gewinnt bie
9la(^abmung feines SBorbilbes für fie 3u)e(I unb Srfolg (II, 20). ©ottes ©ered^tigfeit
aber unb Sarm^erjigleit gleiten fi^ fo aufs f(^5nfte aus (II, 21). Seine !äeorie 50
ftellt Stnfelm berDUBtermagen folc^en entgegen, bie oon einem SRed^te bes Xeufete an
bie ÜJlenf^en ausgeben (I, 7). 3^e befonbere ©eftalt oor aflem ber Satisfaftions«
begriff ge^t auf bas germanifd^e StrafredU surüd, bur<^ bas SRittelglieb ber mittelalter«
limen Sugbisstplin (ogl. Sremer, bie SBurjeln bes Slnfelmfd^en Satisfaftionsbegriffs
IfiStÄ 1880, S. 7—24 unb : Der germanif^e Satisfaftionsbegrtff in ber JJerfö^nungs» ss
le^re 1. c. 1893, S. 316—45). Do^ barf bas ©eioic^t btefer Unterf^eibung nM^t
überfc^ö^t werben, ba gelegentli^ 91. au^ bas £eiben als (ftelloertretenbe) Strafe fa^t
(orat. 2, 861). Kitfc^l^at «.s I^corie einer fd^arffinnigen Äritif untersogen (Wed^tf.
unb ajerfö^nung I, 3 S. 31 ff.), bie u. a. mit Ke^t ^roor^, bafe bas Ser^ltnis
jwif^en honor dei unb iustitia unbeutlic^ bleibt (ogl. I, 13. II, 1), mit Unre^t ba« eo
570 Kttfelm tion Soiiierimr^ ItitfeUit tioii ^imdBerg
gegen, bog ber II, 20 (nur beiläufig) eintreienbe Segriff bes mcritum Christi eine
Umbieaung bebeute, an (T^riftus i[t eben meritum mos für bie Sänber satisfactio
(ogl. fioofs, Dogmengefc^id^te', 6. 273). Die bo^motifi^e ftritif (ogL befonbers bie
rei^^oltigen Slusfu^rungen bei $amad, !t)ogniengefd^t^te III, 351—58) mirb oor allem
5 an bem priootremtlt^n Schema, an bet äujerli^en 6(^a^ung bes fimns Sl^rifti als
res pretiosa uno ber Beurteilung [eines !lobes als opus supererogationis (9litf(^l
1. c.) einjufe^en ^aben, n>a^renb anbere Slusftellungen teils Slnfelm ni<^t gerecht roerben,
insbefonbere feine trinitarif^en Sorousfe^ungen auger a(^t laffen, teils mit i^m bie
Sa^e felbft treffen.
10 4. Sqlugd^arafteriftil. 9ln[elm mgt uns im Stammen ber mönMc^en grommig^
leit, bie er fär |id^ unb anbere ftets als bie [elig[te £ebensu)ei[e |>ries, oos 93ilb einer
nm^r^ft geläuterten $erfonli<^feit, bie ben eigenen SBillen unter bas 3^^ S^rifti ge=
beugt ^at. Seine Demut ift me^r als monc^if^e Untenofirfigfeit unter bie htdßqen
Dberen; feine leibliche unb [elif(^e 6elb|t3U(^t n>irllidb ber 9lusflujs eines Sinnes, ber
15 oor bie SJSa^l pifd^en Sünoe unb ^btlenpein ge|teut, lieber bie le^tere too^len unb
es oorjie^en tourbe, unf^ulbig in ber $dlle ju leiben, als mit ^flnbe b^edi bie
Seligfeit ju penie^en (vita II, 2, 22). Die ^robe barauf ift, baft er mit ber Strenge
gegen fi(^ roett^entge, nadbfid^tige £iebe gegen anbere oerbanb, felbft einmal bie Sc^rf^
ber mönMd^en Stegel milberte, au(^ oon feinen (Segnem lieber eine 5u gute, als ju
20 f<^limme 3Reinung Qaben woütt unb immer bereit nrnr, Sdfes mit (gutem 3U oergelten.
9Rit SeiDu^fein unb 93erftänbnis übte er folc^e 9Rilbe befonbers gegen bie 5u bilbenbe
3ugeid>, ein £e|rer, beffen tiefen (Emft eine fanfte, geleaentli^ fi^erjenbe $eiterleit
oerüärte. Sine Sdbranfe freiließ botte feine £iebe, ido es bie SaAe ber 5Ur^e unb bes
^apfttums galt: äBaltram oon dlaumburg oerfagte er ben J^reunoesgrug blog roeil er
25 bamals no^ ber laiferli^en Partei angehörte (de azym. et ferment. a. 31.). 3nbef|en
fysi er auc^ in ber !itxt bes Kampfes, ber [einer oon perfonlid^er ^errf^u^t freien
5latur ni^t ^ulapte — am liebften ©äre er einfacher SWBnc^ geblieben vita II, 1, 8 —
bie £auterlett |emes Giaraiters unb feine aufri^tige gfriebensliebe beroo^rt. ^olitiler
unb (Sefd^öftsmann ju fein mar nie feine ftarle Seite: bod^ nal^m er als ^flic^t au(^
80 bas Saftige auf fiA, unb bie unbeugfame S^ftigfeit feines paffioen SBiberftanbs erfe^te
ben aRangel entf^loffener !QatIraft. C5rog aber ift unb bleibt er als t^loaif^e ^er^
fönli^feit. Seiner fliebe ©egenftanb, feines Sinnens unb Denfens 3^^^ ^^* 3!ag unb
3la^i wax bas ^immlif^e, oon bem ba^er auc^ fein SDlunb feberjeit fiberflog. Sei ben
äRal^ljeiten oenoeilte er nur, roenn ein geijtli(|es Xif^gefpräc^ 3u ftanbe tam. Sein
35 Denfen ift bei aller Strenae ber J^orm no^ ntAt 3um (Formalismus erlaltet, fonbem
roirb burd^glfi^t oon ber äJcqftit frommen C&efü^ls, er oereinigt no^ in [iA bie beiben
je länger je me^r auseinanbergeqenben Strömungen bes SRittelalters. vllles in allem
genommen fte^t er oor uns als ein äßann, n>el^er burc^ bie tiefe Harmonie feines
SBefens für immer eine ber ebelften CBeftalten ber ftirc^e bleiben wirb.
40 Oarobtf) Stnnge.
!(nfelm, Sif^of oon $aoelberg, fpäter (Ersbifc^of oon 9laoenna, geft.
1158. — 9?Q(^ric^tcn über fein fiebcn pnben ftc^ aufecr in feinen eigenen Schriften jerftreut
in @(ftriftcn, Briefen unb Urfunben ber äeitgenoffen. SSgl. ©piefer, ?I. ü. ^. in ber 3^^^^
»b 10 |)eft 2 (1840) @. 1-94; ©iefebred^t, ®cfc6. ber bcutfc^cn Äaiferjcit, S5b IV unb V;
^ö SBern^arbi, Qa^rbüc^er b. bcutfc^en SReicftg unter b. 9?eg. fiot^arS III. ; $ru^ in ber §lb©. —
Seine ©c^riften bei MSL 188, 1095—1248.
91. ift ein an tir^lid^en unb no<^ me^r an politifc^en ®ef^aften in ber !^txi ber
Äaifer fiot^ar III. bis griebri^ I. oielfa^ beteiligter Äirc^enfürft, ber mit großem
(Befc^id itatjem unb $af)[ten Dienfte leiftenb fic^ in ber ®unft betber ju behaupten
öoroufete. Seme $erlunft ift unbefannt ; ba er 3ugenbfreunb SBibalbs, bes fpöteren Slbtes
oon Stablo unb iloroe? ©ar (f. Wib. ep. 150 in Jaffö Bibl. r. G. I, 241), f^eint
er feine 3^9^^^ ^^ flot^ringen oerlebt ju l^aben. 3n ben ^rämonftratenferorben ein=
getreten ojurbe er roa^rf^einli^ bur^ Jcorbert na^ 5Dlagbeburg gesogen, ber i^n 1129
jum Sifd^of oon §aoelberg roet^te; als fol^er ©ar er für ben Orocn, bem bie Organi^
55 fation ber Äirc^e in ben toenbif^en fianben namentli^ oblag, ni^t o^ne (Eifer toötig,
befonbers burA Sinri^tung eines prömonftratenfif^en Domfopitels in ^aoetberg unb
fpäter bes Stiftes 3eri^oiD 1144 (ogl. SBinter, Die ^rämonftr. im norböftl. Deutf*^
lanb S. 148 ff., 312 ff.), boc^ erlitt fein SBirfen in feinem Sprengel bur^ leilna^mc
an ben SReic^sangelegen^eiten fe^r grofte Unterbrechungen. 3m 3- 1135 ging er oU
Siifelm Hon {^atidterg SttfeUit Hott Soott 571
@e[Qnbter fiot^rs III. na^ Aonftantinooel um bie oon feiten bes oftrömif^en Aoifers
3o^annes angelniqrften 93er^nblungen sunt 3i>'^ gemetnbmer Selompfung 9loaers
oon Sicilien toeiter ju ^ren; ^iet famen im Serlel^r mit bei grieAi[^en ®eiftli($leit
au^ bie fird^Iit^en 6trettpunlte jur 6prQ^e, unb mit bem (Sb. SRiletos oon Slilome»
bten Meß er etne förmli^e in freunbli(^er ($orm oerloufenbe Disputation. 3n ben 5
folgenoen Rafften finben loii ibn oftmals in ber Umgebung ber beut[(^en 5taifet, fo bei
ben 9{ömet}ügen oon 1183 uno 1136, fo aud^ SCBei^nac^ten 1146 5U Speier, als es
Sern^arb 0. cn. gelang, Aonrob III. gur Xeilno^me am itreujsuge ju bestimmen ; nai)
vita Bern. VI, 5 ift er bomals oon Sem^b auf lounberbare äßeife oon einem
^alsleiben befreit roorben. 9In bem ftreujguge gegen oie SBenben 1147 nal^m er felbft 10
als popftlic^er £egat teil, unb lebte bann, na^bem er 1149 loieber Stauen befugt ^atte,
einige ^a^re ganj ber Pflege feines Sistums unb [eines Orbens in bemjelben (f. bas
Schreiben an SBibalb ep. 221 in Biblr.G. 1,339). »ei ilonrab ftanb er m biefer3eit
aus unbefannten ©rünben ni^t in CBunft (ep. Wib. 211, p. 230; CBiefebreit 17,485
oermutet, ©egcn feiner ju engen SJerbinouna mit bem ^arite), erft Äaifer griebric^ 1. 15
berief t^n aufs 9(eue 3U poIitiFc^er 2:^glett, er fanbte i^n 1154 als feinen Sraut»
toerber naä) Äonftantinopel uno ernannte i^n 1155 jum (£rj|b. oon 9laoenna * in bem^
felben 3^^^ na^m er an ben Untei^nblungen sroif^en f^nebrid^ unb bem $apfte mit
(Erfolg als Vermittler teil, ©iefebr. V, 59. 64; er ftarb 1158.
SJon 21.S f(^riftftellerif^er I^ätigleit, bie ©0^1 ni^t fel^r umfaffenb geroefen ift, 20
f)abtr\ \\ä) erhalten 1. brei ^üä)tx'Avztx€iiuiivü)v oberDialori, ^erausg. oon d'Achöry
SpicU. I, 161 ff., bei M. 1139 ff. (Euaen III. ^atte 31. aufgeforbert, bie mit SRüctas
gehaltene Disputation aufjujei^nen. 9[. fAidft im erjten 93u^ eine Serteibigung ber
^nfc^auung oon ber ununteroro^enen Sintert ber Airme oon Sl^el an ooraus; bie neu»
teftamentli^e S^\i berfelben roirb naA ben opoIalQptifaen Siegeln in oerfAiebene StiU 20
alter geteilt, oon benen bas fiebente oie 3^it ^ »oUenbung ift. 3Bie oie ganje in
bem »u^e entQ)i(felte Slnji^t oon ber C&efc^iAte b^ Air^e, fo ift befonbers au^ bie
Stellung, bie bem SRonqstum unb feinen Reformatoren in berfelben gegeben mirb
(c. 10) oon 3ntereffe. Sermutlid^ liegen bier (Sebanlen Slorberts ju (Srunbe, ber, roie
toir aus Bern. Claraev. ep. 56 n>iffen. feine eiaentflmlid^en es^otologifd^n Spelu« au
lationen ^atte; bie weitere £ntQ)idlung finbet fiA fpater bei 3oad^im oon moris. Das
2. Su^ enthält bie Streiterörterung fiber bas ^usg^en bes ^eiliaen Seiftes, bas 3.
über ben romif^en Primat c. 2—12 unb anbere Differenzen. S^liehlic^ einigen fi^
beibe toenigftens in bem SBunf^e ber Berufung eines augemeinen jtonjils mt $er«
ftellung ber (Einheit. — 2. ein S^reiben an ben SCbt (Egbert oon ^uqsburg (^erausg. 35
oon Euseb. Amort, Vetus discipl. canonicor. Ven, 1747 II, 1048 sqq. unb oon
Spiefer a. a. O. S. 95—120 ; bei M. S. 1119 ff.) beftimmt, bie ^ö^e Stellung ber
regulierten il'anonifer aegenfiber ben 39lon^en m enoeifen; eines ber 3^ugniffe oon
ben gerabe bamals ni^t feltenen ^Reibungen jmtfd^en beiben Stäuben. 93on Ser gleichen
Üenbens ift be^errf^t : — 3. ber Liber de ordine canonicorum regularium (Pez, 40
thes. anecdd. IV, 2, 47 ff. bei M. 1095 ff.), ber bie für bie itenoniler (^rämon=
ftratenfer) geltenben Orbnungen angiebt unb re^tfertigt. Die S^rift ift, ba nac^ e. 29
9!orbert oor einiger 3^^^ S^ftorben ift, ^Rupert oon !Deu^ aber no(^ lebt, gegen (£nbe
1134 ober in ben erften 3liconaten 1135 oei^gt Dag 91., roie bie aus bem Al. ^amers^^
leben ftammenbe $anbf(^rift angiebt, ber Serfaffer fei, ift oon $e3, n>ie f^on früher 45
oon Seillier (bist. gen. d. aut. s. et ecel. XX, 316 f.) besroeifelt morben, mitC5rün«
ben, bie felbft jn^eifel^after 9Iatur finb unb benen fi^ man^es, n>as fiir 9[. fpric^t, ent^
gegenftellen lägt. — 4. (Ein tractatus de ordine pronuntiandae litaniae ad Fri-
dericum Magdeburgensem aep., beffen Verausgabe ^ej a. a. O. beabfic^tigte, ift
oon g. SBinter 3Ä(5 V, 144—155 (1882) ^rausgegeben loorben. so
Slnfelm oon l^aon (Laudunensis, au^ Scholasticus), geft.1117. ißol.®uibertu.9^o^
geilt, 1. III de vita sua unb 1. 1 de miracc. B.Mariae, c. 1 ; Hist. litt^r. de la France, X,
182 sqq.; MBL t. 162, 1173 sq.; G. Leffevre, De Anselmo Laudunensi scholaatico, ©Drciij
(Mediolan-Aulerconim) 1894. 55
3ll5 S^üler feines berühmten glei^namigen 3^tt9^woffen 5u See in ber Sbrman«
bie Qusgebilbet begann biefer um bie SJlitte bes 11. 3^^^- 3u £aon geborene X^eologe
fein fie^noirlen in $aris (ca. 1076), n)o er, sufammen mit SBiU^elm oon (E^ampeauat
unb als 93ertreter einer ä^nlic^en ftreng^realiftifc^en S^olaftii wk biefer, ben (ßrunb 3ur
572 KitfeUit tiott Soptt Kiifelm 11« tiott Sncca
^ürtfer §o^f(^uIe legen ^ülf. (Segen ffinbe ^ ^ahths. ©urbe er Slrc^ibialonus unb
!Dom«6<^olQft{iu9 in feiner Saterftabt. beren l^eol. S^ule burc^ i^n, namentlich feine
£eiftungen als biblif^er (Exeget. für bie Dauer von tima jmei 3^1^^^^^^^ 3" ^^em
9Ru^m gelangte unb u. a. avS) Den jungen SKalarb (f. 6. 16.3 1) ffirjere 3^^ ^ i^^n
5 S^ülem söl^Ite. Slus Sln^änglic^feit an feinen fiefaerberuf fc^Iug anfelm bie i^m an*
getragene Sif^ofsrofirbe mel^eremale aus. Cr ftaro 8 3ö9te na^ feinem Seiner Slnf.
D. Canterburg, am 11. Z^lx 1117. Seinen (Einfluß auf bie t^eol. Statoelt oermittelte
Dor allem bie Glossa interlinearis, eine para^l^rafierenbe Sulgata ^ (Brllarung, beren
jmifc^en bie 3^^!^^ ^^^ biblif^en Xeils gef^riäene (Erläuterungen (neben walafrib
10 Strabos Glossa ordinaria) 5ur $au|>tfunbgrube be$ esegetifd^en SBiffens im fpateren
WSl. ©urben (au^ mebrfad^ gebrudt: Sofel 1502, 1508 — am oeften Slntioerpen
1634). 6e^r magigen SBertes finb bie augerbem oon i^m ^interlaffenen aüegorif^en
ftommentare (Enarrationes) ju Cant. Ganticor., SRatt^. unb Slpolal. (bei Migne,
1. c. 1187—1585). »on größerem Sntereffe ift f. fie^rbrief an ben Slbt bes fiüttid^er
lö fiaurentiusllofters betreffenb bas Problem bes Söfen {Num Dem vult malum ?)
auf (Brunb Don3lo9 (dbb. 1587 ff.). — (EineJlnja^I bisher ungebrudter Sentensen oon
Slnfelm unb feinem Sruber 9{abulf gab oor lursem C5. fief^ore heraus (Anselmi Laud.
et Radulfi fratris eius Sententias nunc primum excerptas ed., Mediolan.
Aulerc, 1894). Sgl. ba5U §aur6au im Journ. des Sav. 1895, p. 444 ff.
20 33i!Ier.
Snfelm L, Stfc^of oon Sncca f. 9(Ieranber II. 6. 338, 50.
?lttfe(m II., Sifd^of öon fincca 1073—1086. — Vita Anselmi episcopi Lucenris
auctore Bardone presbytero ed. R. Wilmans MG SS XII 1 — 33 ; 91. Oocrniaun, 3)tc vita
Anselmi Lucensis episcopi bcS ?Rangcriu8, 9^.91. XXI (1896) 401—440; SB. o. ©icfcbredjt,
2b%t\^Wt her bcutfc^cn i^oifcrjctl 8. IBb 5. «ufl. 1890; 3. Songcn, %tW^Xt bcr römif(^n
mx&it oon Tregor Vn. bis Snnoccnj III. 1893; S. 3Rirbt, $ublijlftif i. Bcitdtcr @rc*
gor§ VII., 1894: 5B. 3Jlartcn«, ®rcgor VII 1894; 3Rc^cr o. Änonau, Saörbü^cr b. bcutfc^n
jReicfiS unter |)cinri(ö IV. unb |)cinri(ft V. »b II. 1894 ; 9B. ©attcnbat^, 5)eutf (ftlanbö ®c-
fd^ic^tSqueüen 2. 93b 6. ^ufl. 1894; @. IBeml^eim, MG Libelli de Ute imperatormn et dod-
30 tificmn saeculis XI. et Xn. conscripti tom. I 1891 ®. 517 — 9 : ©aUcrini, De antiquis collec-
tionibus et collectoribus canonum pars IV c.XIII : ©aUanbi, de vetustis canonum coUectioni-
bus dissertationmn sylloge 1790 tom. I p. 640 ff.; ?l. 2l^eincr, Disquisitiones eriticac in
praccipuas canonum et decretalinm collectiones Rom 1836, 363—382; 9lnbr. 5RotQ, Noti-
zie historiche di s. Anselmo vesc. di Lucca, SBerona 1733; 6. fjriebberg, fiel^rbucift b. la-
35 t^oltf(^en u. et)angelif(5cn Äirc^cnrcc^tS 4. ^ufl. 1895 @. 114.
9[nfelm, ber 9leffe unb 9lad^foIger bes gleichnamigen Sifd^ofs. toe^er als ^apft
SÜcxanber II. (1061—73) bie Senoaltung bes Sistums fiucca in feiner $anb bellten
l^atte, wirb bereits am 24. 3uni 1073 non ©regor VII. als electus Lucensis be=
Signet (Registrum I, 11). ^Damals fd^on rul^mte berfelbe feine Äenntnijfe unb fein
rteil. aber mar noA ungemig, mas er Don il^m ju ermarten ^abe. Diefe Sebenfen
^t Slnfelm raf^ jerftreut, inbem er erft münblid^ unb bann fAriftlid^ bei ©regor an^
tagte, mt er es mit ber Snoeftitur bur^ ben JlBnig l^alten folle. Der ^opft entfd^ieb
i^ l.Sept. 1073 (Reg. I, 21) für bie $inausf^iäung berfelben bis Seinri^ roegen
eines Umgangs mit (Exlommuniderten (feinen SRäten) ©enug^uung geleiftet unb mit
46 tbm felbft mmti friebli^e Sejie^ungen angetnüpft l^abe. Do^ oerjogerte ©regor bie
Orbination Slnfelms, ber naq SRom lam, unb als Seinri^ IV. burc^ ©efanbtc bie
Sitte ausfpre^en lie^ (1^74), bie SBei^e erft na^ ber föniglid^en 3noeftitur ju erteilen,
gab er na^ (bod^ nxi^i xn Sejug auf $ugo oon Die. ogl. $ugo o. glaoignn, (E^ronif
IIb. II, SS VIII, 411 f.). 3n ber f^at l^at 3lnfelm nunmehr aus ber §anb bes
50 ftonigs 9?ing unb Stab empfangen (vita c. 14) unb bann erft folgte feine Äonfefra=
tion am 28. Slpril 1075 (SS XII 14 n. 3). 9lls er balb barauf, in fc^roeren ©e*
©ilfensnoten ©egen ber Slnna^me ber 3noeftitur, refignieren mollte unb in ein Äloftcr
püÄtete, rief ©regor i^n auf feinen Sif^ofsftuol surüd (vita c. 4). Diefer ^^aX fid^
felbft bamit einen orofeen Dienft geleiftet, benn unter allen italienifd^en Sif^ofen ^at
55 9ln[elm oon £u(ca i^m bie größte $ingebun^ beriefen, als a!tioer ^olitifer tote als $ubli^
^i|t. SBar es fd^on eine bebeutfame 3Ri|fton, bag er jufammen mit ©eralb oon Cftia
bte oenoirrten lir^liAen 33er^öltniffe SDlailanbs 5u orbnen ^atte, na^bem biefe 6tabt
ben taiferlic^en C&gbifc^of I^ebalb preisgegeben (1077), fo lam feine ^erfonlic^leit jur
oollen ©eltung bo(^ erft bann, als in UBtbert oon 9{aoenna ein ©egenpopft aufgeftellt
Ibtfflm n* tioii Sttcca WMwc 573
mar unb bcr Rartvplf (Sreaors mit ben lombarbijAen Stfc^öfen unb ^einrt^ IV.
(eine $öl^ eneid^te. Die sB^etutm bei 6a^e btefes Hoppes im 9lorben 3tQliens
tag bamals ganj auf i^m unb ber C5raf in 9Rat^iIbe oon Xusaen. 9lus [einem Sistum
oeririeben unb mit bem Silariat aber bie ganje £ombaibei betraut (vita c. 11, 24),
[tanb er .ber gfirftin als 9latgeber jur 6eite, oeibe bur^ bie 93ere^rung ffir (Tregor ^
tnnig mit einanber oerbunben. Ws berfelbe. um ben 5tam)^ fortfe^en ju tonnen, an
bas ilir^engut bie ^anb leaen toollte unb bie in 9lom oerfammelten $i[(^öfe wibtx^
[prägen (1082), ^at aOlat^tlbe i^m ben betrSAtli^en Aird^enfc^^ oon Sanoffa jur
93erfflgung oeftellt (SS XII, 385 9lote). Die fiateranfnnobe 5U befugen, loel^e
(Tregor im Ülooember 1083 abhielt, mürbe SInfelm hmäf $einri(^ lY. unmoglid^ ae« ^
ma($t (Semolb. (E^ronil SS V, 438). Seim ^erannc^n feines !Iobe$ bot i^m
ber ^apft ben grojjen Sertrauensbemeis gegeben, i^n neben Otto oon Oftia unb
$ugo oon Sx^on als 9la(MoIger %u empfehlen (^ugo o. Slf^oign^, Chron. SS YIII
466). 3lm 18.aRär^l086 ftarb Slnfelm als SJerbannter inURantua (vita c. 42). 6eine
Stograp^ie ift foglen^ m^ feinem Zoht oon bem i^m na^efte^enoen 9}rie|ter Sarbo ^^
im Sluftrag ber ®rafm aRat^ilbe oerfaftt loorben. — Unter feinen f^riftftellerifd^en
£ei[tungen mar für bie grolgeseit am bebeutfamften bie CoUectio canonum (als Apo-
logeticus beseic^net vita c. 26), mel^e faft gans in bas Decretum Oratiani Aber*
gegangen ift. 93on ber no^ ungebrudten Sammlung, bie aus 13 Sfic^em befte^ (1. de
primatu et excellentia romanae ecclesiae; 2. de primatu rom. eccl. et libertate^
appellationis ; 3. de ordine accusandi, testificandi et iudicandl; 4. de auctori-
tate privilegiorum ; 5. de iure et ordinatione ac statu ecclesiarum ; 6. de
electione et ordinatione et de omni potestate s. statu episcoporum ; 7. de ordi-
natione presbyterorum, diaconorum et aliquorum ordinum ; 8. de lapsis ; 9. de
sacramentis ; 10. de coniugiis; 11. de poenitentia; 12. de exeommunicatione ; ^
13. de vindieta et persecutione iusta) f/oi 9. 3Rai, Spicilegium Romanum, Rom
1841, tom. VI, 316—393 bie ftapitelfib^c^riften mitgeteilt. SReben biefer lanonifti«
f^en 3:^tig!eit, bur^ n>eU^e Slnfelm auf bie Silbuna bes Aird^enrei^ts oen größten
Sinflug erlangt 1^, fte^t feine Semfi^ung um bie Sefeitigung bes Schismas. Cr riqitete
bereits 1084 85 ein SAreioen an SBibert oon 9laoenna. loelc^es aüerbings ebenfo menig ^
als beffen Slntioort erhalten ift; bo(^ finben fi^ grragmente ber leMeren in ber Streitfc^rift bes
9Bibo oon gerrara. 3taä) bem Zobe C®ots VII. f^rieb Slnfeun ben über contra Wiber-
tum et sequaces eins (25. 9Rai 1085— 18. TOxi 1086), beffen Ser^Qnis ju bem li-
bellus contra invasores bes Deusbebit erft neuerbings narge^elu morben ift !Diefe SArift
(libelli de lite I 519—528) nimmt in ber bamals oiel erörterten Streitfrage nac^ oem 3^
äBert ber bur(^ S^ismatifer oenoalteten Sabamente einen oermiäelnben Stanbpunft
ein, oerteibigt bie Unterbräduna ber ^oretifer burd^ bie mtVli^t Semalt unb oer«
miift fc^roff bie !onigIi(i^e 3noeftitur. 9lu$ an ^einri^ IV. bat Sl. ein, nic^t Aber«
liefertes, Gommonitorium (vita c. 21) gmc^tei gfür feine otelfeitiaen Semi^ungen
ift ni^t minber ber Srief (^arafteriftifi^, in xoeli^em er ben ftönig SBtll^elm oon (Eng» ^
lanb 3um 6^u^ ber ilirc^e aufrief ($. Subenborf, Berengarius Turonensis, 1850,
p. 237—39). 93on ben exegetifAen SIrbeiten Slnjelms ift bie expositio in lamen-
tationes Hieremiae (vita c. 26) ni(^t erhalten, bagegen oerbanfen toir $aul oon
»crnrieb (vita Gregorü VII c. 112) Stüdte bes auf Sitten ber ©rafin SKat^ilbe
oerfagten ^falmenfommentars (vita c. 26). Son erbaulichen Zraftaten Sinfelms (in ^^
ber Bibliotheca patrum Lugdunensis, 1677, tom. XXVII p. 436—458 finb unter
feinem 9{amen meditationes in orationem dominicam; de salutatione B. V.
Mariae sc. Ave Maria; super Salve regina; de gesUs domini nostri Jesu
Christi abgebrudt) berichtet Sarbo nichts. datl fEdixht.
%n^tax, ffiräbifi^of oon Hamburg 831— 865. — SRlmbcrt, vita Anakarii MG 88 ßo
2.SBb @. 638 ff.; OltaüauSgabe oon ©alf, ©annoocr 1884; a)eutWe Überfcfung uon fiaurcnt,
2. Vlufl., bearbeitet oon Sattenbat^, iScipjig 1889; «bam, Gesta Hamab. eccL pontif.
I 17 ff., f. S. 162. 29; toppmann, 3)ic älteften Url. bcä d^b. ©amburg.örcmen, Hamburg
1866; |)clnjea, Den danske Kirkes bist., 1. ©b, topen^agen 1862, @. 70 ff.; 8flcuterbo^C
SweDska kyrkans historia, 1 SBb, fiunb 1838, übcrf. oon ufeo^erl^of u.b.%. iieben Än«aorS;6ö
iiappel, iicbenSbcfcbreibung bcä QSrjb. ?t., SSremcn 1845 ; S^c^io, ®efd^. be8 (grjb. ^omburg*
53renicn, l©b, S3crlin 1877, 6. 42 ff.; Xamm, S^ic Anfänge bc8©ö ^amburg*Örcmcn, 3cna
1888; .&au(f, Äircöengcfc^i(^tc 3)eutf(i^lanb«, 2. »b. Seipj. 1890, 6. 617 ff.
Dur^ bie Singlieberung Sa^fens in bas frSnfif(^e 9{ei(^ unb bie Slusbe^nung
ber firc^Iic^en Crganifation über bas fa(|fif<|e (Gebiet tourben bie Dänen unmittelbare uo
574 Itndfar
3laä)baxn ber ^rtftlid^en SBelt. (San^ fremb wai t^nen bos (E^riflentiim bamab nlc^t.
Denn ^anbel unb SeerSuberet Ratten fte Iäng[t in Serfi^rung mit (El^riften gebrad^t.
9Iu^ I^Qtte SBtllibrorb (f. b. 91.) um b. 3. 700 einen SRiffionsjua nad^ Dfinemort
unternommen, ^thoä) mar es bem (ii^ftentum ni^t gelungen, irgenoiDo in DSnemort
5 Su^ p fallen. 9lu(| unter ftorl b. (Sr. lourbe bie SRtlftonsorbeit ni(^t auf bie Dänen
Qus^ebe^nt: was ftorl erftrebte, toor nur ber 6dbu^ bes beut[(^en Gebietes g^en
bänifd^e ©nfölle. 3^ biefem 3®^^ errl^tete er bte SRor! an ber Sd^lei, »ie er oen
SBenben gegenilber Slorbalbinoien bur^ ben limes Saxonicus bedte. Den 6Au^
bes £anbes oollenbeten bie betben 93eften $o^buofi (balb eingegangen) unb Q^eoeu)0'
10 bürg (3^e^oe). SIIs fiiubger bie (Erlaubnis ju einem Wiffionsjug oon i^m oege^,
oerfagte er fie i^m (vita Liudg. II 6, MG SS II S. 414). (Er ^ielt beftnnmter
als Sllfuin bie Dänenbefe^ng lür unmogIi(i^ (ogl. Ale. ep. 13, Jaffö, Biblioth. VI
6. 165). Dtefe Ser^Itniffe änberten [iffi' unter fiubmig b. grr. (Er griff enMiebener
als ilarl, aber mit roenig (Slfid in bie ^orteiungen unb Streitigfeiten in Dönemarl
15 ein. 3n 3uf^^^^n^^ng bamit ftanb bie 9luhtaqme ber D&nenmiffion. 3^r erfter
Xräger toar oer (Ersbif^of (Ebo oon 9l^eims. 3m Stuftrag bes ftaifers unb mit einer
Sollmad^t bes ^a^ftes (Jaff^ 2553) 30g biefer ma^rf^einlic^ im 3. 823 fiber bie
(Eiber. (Er ben)og eine Slnja^I Dänen jur Xaufe, nabm auA mehrere ftnaben mit fi^
^eim, um Jie ju fiebrem i^res SoHes erjie^en ju laften. ms Stfi^unlt feiner 9Biri>
20 famfeit [ollte ^m Soelanao (^eute 9Riin[terborf bei 3Qe^oe) bienen, too er ein iUoJter
erriAtete. SBeniae 3^^^ \^^^ wuxht ber I)änenldn{g ^aralb bur<^ feine politifc^
9lotlage 5um 9ln|(j^lu^ an oie (^raufen unb bes^Ib jur Snnc^me ibrer 9{eIigion be«
ftimmt. Slls ber Äaifer 826 in 3ngilen^eim (reeber*3ngel^eim) unfern SKainj einen
9{ei(^stag ^ielt, !am er mit fetner Coattin, feinem So^ne unb einem großen Sefobe
26bort^in. 3m 6t. SlIbanus^SRänfter, fflbn)ärts 00m ,,gfllbenen SRatnj" gelegen, rouroe
mit groger gfeierlic^feit ber ftönig famt feinen Segleitern in ben Q^o^ ber jtir^e auf«
genommen. 3^^t ^^^t galt es, Diener CE^rifti ausfinbig ju mad^en, meiere geeignet
n>aren, ben il5mg in feine $eimat 5U begleiten unb unter feinem Sode bie $errf^
bes ftreujes auf^uri^ten. $ienu mwcht nun cor onberen msfar erfe^n.
80 6o^n angefebener fränfifi^er (Eltern, n>urbe SInsfar (Slasgefr, Osgejr = Gottes
Speer) n>al^rf(^einii^ im 3* ^^1 umoeit bes jum Sifc^ofsfprengel oon Slmiens ge«
porigen Älofters Corbie geboren. Seine Äinb^eit ftanb unter bem (Einjlnffe einer frommen
SRutter; na^ i^rem fr&^seiti^en Üob rourbe er bem ftlofter Sorbte übergeben. SBie
ber Xob ber 9Rutter fo gab bte 9lad^riät oon bem Xobe bes ilaifers Aarl, mel^n ber
86ftnabe einmal in feiner $enHAleit unb SWa^tfülle erblidt ^atte, feiner Seele einen
na^^altigen (Einbrud oon ber 9^ic^ttgfeit alles 3rbif^en. Seine (Jfrommigleit erhielt
jenen pbantaftif^en ^ug, ber in allerlei Iräumen unb Sifionen fi$ öugerte; bamab
bereits fa^e er bie bis ins Sllter feftae^altcne Soffnung auf bie SRört^rerfrone. Slnberer*
feits machte er fid^ bie in ben fränlif^en iUöftem ^etmif^e t^eologifd^e unb allgemeine
40 Silbung ju eigen. 9Kan toufete i^n ju fc^ä^en. Säls im 3- 822 bas beutf(^e Älofter
Äoroe? (in SBeftfalen) als eine Äolonie oon (Eorbte angelegt rourbe, toarb er borti^in
oerfeM; er erhielt bas Slmt eines scholasticus unb rourbe juglet^ 5um ^rebiger in
ber ftlofterlirc^e beftellt.
Slls ie^t ber 9{uf an i^n erging, $aralb naä) Dänemari 3u begleiten, fagte er
46 o^ne 3öwbem ju. Der 3Rbnä) Slutbert aus (Eorbie erbot fic^ freitoillig 3u feinem (5e=
noffen. S3on bem Äaifer ausgeftattet unb oon bem Sifi^of §abebalb oon ftöln unterftüftt,
folgten bie beiben SKiffionare bem ftonig na^ Sübjütlanb. 9ln feinem $ofe begannen
fie i^e 3:]^ätigfeit; na^ fränftf^em SRufter erriAtetcn fie eine 2lrt SofJAule, ob in
SAlestoig (^abbeoge), wit man ansune^men pflegt, ift minbcftens fragltq. SRimbert
5o[prtc^t oon otelen, bie burc^ i^r Setfpiel unb i^re £e^re jum (glauben befe^rt loorben
feien. Stter ba er sugleiA anaiebt, bafe fie in i^rer Schule, obroo^l fie bie ftinber 5U*
meift tauften, nur jmolf oc^üler ober einiae me^r Ratten, fo lann bie 3<^l ^^ SBc*
fe^rten nt^t gerabe gro^ gemefen fein. Uoerbies rourbe bas 3Berf alsbalb bur^ bie
Vertreibung Saralbs (827), bann bur^ bas (Erfranten, bie KfidKe^r unb ben Zob
u3Iutberts gebemmt. Sd^liegli(^ gab es Slnslar auf.
SBa^rf^einli^ im §crbft 829 erf^ienen am !aiferli^en Sof f^toebif^e (Befanbte,
mtld)t berichteten, bog fotoo^l burc^ ftaufleute als bur^ (gefangene unter i^rem 9}olfe
bas äierlangen nac^ bem (Eoangelium angeregt toorben fei, unb bie Sitte ausfprai^en,
aWiffionare bort^in 3U fenben. 3luf ben mal SBalas oon Corbie tourbe msfar,
60 unb mit i^m fein frül^erer SKitarbeiter an ber Älofterf^ule oon Äoroei), SBitmar, naäf
Kndltr 575
6(^u)eben obgeorbnet. 9luf ber Öberfa^rt mürben Jie ooti SBiftngem übetfallen unb
Qusgeplünbert. 6te liegen Jt(^ feboA^ni^t jurüdfqreden, unb eneiAten enbli(^ na^
einer entbe^rungsoollen, ntfil^feUgen SBanberung iDO^Ibe^alten bte auf einer 3n]el im
Wölarfee gelegene 6tabt Sjörlö (Stria). S{5m en^^ng |ie freunbli^. Dur(^ Solfs«
bef^lu^ u)urbe i^nen (^rei^eit ber ^rebtgt geioo^. i>tx Häuptling jener C&egenb. bes 5
Aonigs oertrauter 9{at, derge{r ($eriaer), baute i^nen fogar, balb nac^ bem glfidFlic^en
9Infana t^rer bortigen wbigt, auf feinem eigenen ®runb unb Soben eine ftapelle.
ati uno anbere, meiere fi^ taufen lienen, blieben nid^t nur bem 9lns!ar, fonbem bem
C^ri[tentume feit bie[er 3t\i aufrii^ttg eraeben. 3mtx SEBinter brachte 91. im fianbe
3u; tm 3- B31 lehrte er ^im, um bem jtaifer über bie Srfolge ber aRiffion Seric^tio
ju erftatten.
Um bie[e 3^i^ oenoirflic^te \x^ ein fiir bie norbifc^e aRiffion toi^tiger $Ian,
melier fd^on bem Aaifer ilorl beigelegt xoirb, unb ju beffen Slusffi^rung nunmehr ber
6o^n ben regten SDlann gefunben batte : n&mli^ Die (Errichtung emer Diöcefe $am<
bürg. 3)ie erfte Segrünbung bes AirAenmefens in Hamburg iß Aorls Serbienft : er 15
lie^ bur^ Slmalar oon Xrier na^ ber untenDerfung ber Sac^fen bie erfte ftir^e bafelbft
ernsten. Spater übertrug er fie einem ^riefter $eribac, von bem man toiffen iDoIIte,
baJ3 er ibn 5um Sif^of beftimmt ^abe. 2)od^ ftarb er. e^e biefer $Ian ousgefül^rt
mürbe. £ubn)ig b. ^, fa^ oon i^m ab; er teilte 9lorbawingien ben Diöcefen Sremen
unb 33erben 5U; Hamburg fam an Serben, Sremen erhielt Die ilirc^ein SRelborf, alfoso
3)itmarf(^en (vita Ansk. 12 S. 33 f.; »bam I 15 S. 14 f.). ffirft im 3. 831 griff
fiubiDig auf ben C&ebanfen feines Saters surüd, oeränberte iln aber mit IRfldfi^t auf
bie in5n)tfd)en in Dänemar! unb S^meben begonnene SRiffion. Hamburg follte nic^t
6i^ eines Sistums, fonbem eines (Erzbistums »erben. I)er neue SRetropoIit foIIte
bas 9{e(^t ^aben, nac^ allen norbifd^en £anbem SRiffionen 3U fenben unb Sif(^ofe für 25
fie 5u orbinieren ' in Deutfc^Ianb erbielt er 9lorbaIbingien als unmittelbaren Sprengel ;
^elmgaub oon Serben unb äBillertd^ oon Sremen oerji^teten auf bie betreffettben
!XeiIe i^rer Diöcefen. 3m 9looember 831 mürbe Slnslar jum Sif Aof gemeibt ; bie Aon<
fetration ooll^og ber Sruber bes ilaifers, Sif^of Drogo oon SReg, unter Seiftanb ber
brei (Ersbtf^öfe (Ebo oon JR^eims, Setti oon Xrter uno Otgar oon SRaim. fiuomig ge« 30
mö^rte burc^ bie Sd^enfung bes Alofters Xur^olt (X^ourout in SBeftflanbem ffiblic^
oon Srügge) eine fid^re Slusftattung. Die in Deutfd^Ianb getroffenen Slnorbnungen
mürben alsbalb burt^ eine Sude (Gregors IV. beftStiat (Jaff^ 2574). Slnsfar begab
fi^ felbft na^ 9{om, um aus ben Rauben bes ^apftes bas ^allium 5U empfangen,
babur^, bag (Tregor lY. äk jum popjtlic^en Legaten für bte SRiffion im 9loroen36
ernannte, mar bie früher Sbo oon St^etms erteilte SoHmoAt nid^t aufge^ben. Die
beiben £egaten oerftänbigten fiA über bie Xeilung bes SRifflonsgebiete : S^meben
blieb 5unad^ft unter (Ebos Stuffiät ; jum Setter ber bortigen 9Rif|ton beftimmte er feinen
Sermanbten Cgaujbert: er mürbe jum SilAof gemeint, mobei er ben SRamen Simon
erhielt, unb (Ebo überlieg i^m bas illofter SSeianao. Saujbert mürbe in Sc^meben mo^I 40
aufaenommen; er erbaute eine jmeite ilirc^e (ma^fAeinli^ in Sigtuna) unb fAeint
mehrere 3^^^^ \dnts Slmtes in gfrieben gemaltet ju ^aben (ogL bie Sneffragm. gb(5
5. Sb S. 382). Die (Erfolge bes CCbriftentums führten jebo^ ä^ ^'wer ^eibnifd^en
•Keaftion: bas empörte Sott überfiel Sie SRiffionare, 5Rit^rb, ©aujberts Sleffe, marb
erf^lagen, er felbft mit feinen oriefterli^en ®e^ilfen genötigt, bas fianb ju oerlaffen. 45
& mürbe ni^t lange nac^^er SifAof oon Dsnabrüd.
SInsfar mibmete in ber naqften 3^it nad^ ber (Srflnbung bes Srjbistums feine
Ü^ätigfeit oormie^enb feiner niebena^jifd^en Diocefe. 9Iu(^ fie mar faft no^ SRiffions«
gebiet: er fanb bie jmei ilir^en in Hamburg unb SRelborf oor (f. 0.), oieüeic^t au(^
bte oon S^önefelb (Slbam II 15), er felbft grünbete eine meitere in ^eiliaenftebten 50
(Slbam I 20): no^ im 3* ^^7 gab es in ganj 9brbalbingien nur biefe oter Xauf»
firAen (vita Ansk. 22). Slufterbem errid^tete er in Hamburg ein Älofter unb eine
Squie. Die legiere follte ber Dänenminion bienen; aber biefe rüdfte nidbt oon ber
Stelle : es gelang ni^t eine einjige Äirqie jenfeits ber (Eiber 5U grünben. dDaft Slnslar
na^ bem Xobe fiubmigs b. grr. ^ur^olt oerlor, mar ein für bie SRiffion totli^er 55
S^lctg; f^lieMic^ traf i^n bas S^limmfte: im 3* ^^ mürbe Hamburg oon ben
Danen übetfallen unb oollftanbig j^erftort: er mar ein SifAof o^ne Si| unb o^ne
(Einlünfte. Siele feiner bisherigen SRitarbeiter oerliegen i^n. Seine aame mbeit fd^ien
oernic^tet. $ier balf fiubmia ber Deutf^e; er bemü^ fi(^ 3unä^ft, ben Sefi^ oon
Xur^olt i^m mieber 3U oerfc^affen. Da i^m bies mislong, fajjte er ben ®eban!en, eo
576 Sttdlar ,
9ln5!ar ben erlebigten Sifd^ofsItuM oon ^xtvxtn ju übertragen. 3lIIetn ber (Er3bi[(^of
^otte f^ioere Sebenlen bagegen. !Denn £iü>tDig$ $Ian nmr na^ bem lanonif^en 9le(|te
unsulöfftg. 3lud^ in ben Ser^öltniffen felb|t lagen S^toierigleiten ; benn Sremen ge»
^örte 3ur (Erjbiocefe ftöln. 3la^ mand^erlei Ser^anblungen unb Serfud^en, bie 6a^
6 anbers 3U regeln (9{ei(^soer|ammIung 3U ^aberbom 845, Spnoben ju SRain} 847
unb 848p Ser^anblungen mit C5fint^r oon ftoln) , tourbe [^Itegli^ bod^ ber ®eban!e
bes 5lonigs ausgeführt. 9l9oIaus I. beftätigte am 31. SRai 864 bie Sereinigung ber
Diocefen Hamburg unb Sremen.
Slnslor ^atte mä) ber SemiAtung Hamburgs 9lufnabme in 3iamtsUf) im Si$tum
10 Serben gefunben, feit 848 rejibierte er in Sremen. Öeitbem begann bie 3)anenmijfion
toieber. £)a er {e^t als Airqenfürft auftrat unb — mie es einmal bie fianbesfitte er«
Eorberte — bem $ofe unb ben Großen fid^ burA (Sefdbenle empfahl, befonbers aber
lur^ [eine milbe, e^noürbige $er[önli^leit auf Honig $aari! Sinfluft geioann, fo er«
^ielt er bie Erlaubnis, in 6(^Iesn)ig eine ftirc^e p grfinben. !Diefe erfte bänifc^ fttrc^e
15 mürbe ,,unferer grrauen" gexoei^t. gfortan galt tm fianbe bas QLQriftentum n^tn bem
Soßsglauben als aner!annte Steligion, unb bie Aird^e bnnte [i^ im ^eben erbauen.
3laäf ^aarils Üob fam freilid^ n)teber eine 3tÜ ber Serfoignng unb I)rang|al, mel^
ieboä nid^t lange anfielt. !Denn ber 9lad^folger, R, ^aml ber 3&ns^<^» ^^^ 8^9^"
bie ^ir^e balb eine freunbli^e Stellung ein unb be^euote laut: ^^niemals booe er
ao einen fo guten SRann gefe^en n)ie Slnslar^'. Sr geftattete. bag bie Airqe 3U S^Iesuiig
bas oon Den Reiben ang|tli^ gefreute C5IodengelSute erhielt. Slu^erbem n)uibe in ber
Stabt 9{ibe ein (Srunbftüd angeu)tefen 3um Sau einer größeren Atrd^e.
aber bem allen oergag Slnslar bie Soften in Sd^roeben ntAt. 3^^^^^^
fanbte er einen bisherigen Sin|iebler, ben ^riefter 9lrbgar, nac^ Sirfa; fpater oenoeilte
25 er [elbtt ©ieber bort (848—850), in (BemeinfAaft mit einem Slnoenoanbten (6auj=
berts, Samens (Erimbert. £r lam in einem tritifi^en Slugenblicf. £s ^ieg nomlic^, bte
(ßötter 3ürnten, mtxl \fyc Aultus oerföumt roerbe; eben mar einer ber oerftorbenen JUni^e
für einen (ßott erllort morben. JluQ, eine ^eibnifd^e 9teaItion er^ob ibr $aupt. ftöntg
Claf mar bebenllic^, bie SRiffion 3U3uIaffen, legte aber fAIieglic^ bie (Jfrage, ob (E^ri|tus
30 geprebigt merben bürfe, ber SoQsoerfammlung oor. ^ter trat ein ^ter auf, meli^er
^eifpiele anführte oon ber SRa^t bes Qi^riftengottes. @o lourbe befd^bffen, bag ber
^riftlid^en ^rebigt unb ber Spenbung ber Sabamente nid^ts in ben 3Beg gelegt loerben
folle. (grimbert blieb als bas §al^)t ber SKiffion mit einigen ©e^ilfen im fianbe,
mS^renb Slnslar 3urüd!e^rte.
36 3n ber Heimat beu)ies er bis an [ein fiebensenbe in aller 9Beife ben e^t prie^
[terlid^en Sinn, ber i^n bejeelte. Cr baute in Sremen ein §o[pital für gremblinge
unb ytranle. I)en 9lrmen fpenbete er rei^lid^e (gaben. Gefangene laufte er los unb
e^og Anaben 3U SRiffionaren. (Er behielt ftets eine befonbere Sorliebe für bas Sin^
fiebler- unb SDlond^sleben ; |o befugte er bie fromme fiuisbirga im Sobet^al ($ar3) unb
4D übergab i^rer Pflege junge SRöb^en, toel^e 3um Singen geiftli^er fiieber, [otoieju
allerlei ^anbarbeit unb Aunftferttgleit Einleitung befommen follten. Siebte er {elb[t
bod^ [ogar, unter (gebet unb anbä^tiger Setraqtung 9leihe 3U ftriden. Seine eigene
llneigennü^ig!eit ma^te er au^ ben ÜRilfionaren 3ur $fuät, loel^e ni^ts oon ben
Xöuflingen annebmen unb fi^ mit i^rer ^änbe 3lrbeit ernähren {ollten. 3^^^^ SRartin
46 oon Xours, toel^er aus einem ^eibntf^en jlrieger ein milbgefinnter St[d)of geioorben,
betra^tete er als jein Sorbilb. (Er trug [tets ein grob^örenes $embe, fajtete ftrenge,
betete unb [ang otel. Sol^e, bie i^n als SBunbeil^ater oer^enli^en sollten, loies er
3urüd mit oen SBorten: bas größte SBunber merbe [ein, toenn (Sott aus i^m [elb{t
no^ einen mabrlKift frommen uRann ma^e. 9lls er benno^ in Ser|u^ung !am, oor
Go anberen [i(^ felbjt in ber S^ar ber Elusenoä^lten 3U erbliden, lieg er [i^ bur^ ein
C5e|id^t aufs tieffte bemütigen, |ou)ie auA nur ein fol^es i^n barüber berul^igen lonnte,
ba^ er niqt ben SRörtqrertob [terben [oue. Sor [einem (Enbe legte er, in einem uns
erhaltenen furzen Sriefe, ben beut[^en Sij^ofen, aber au^ fiubmig bem Deutf^en, bie
norbi[^e SRi[fton unb [ein Sistum, als SRittelpunft ber[elben, no^ einmal bringenb
65 ans ^er3. unter (Ermahnungen an ben lieb[ten [einer SMler , ben flanbri[(^en yurn-
bert, unb anbere, unter ben ®e[anacn unb (Bebeten [einer grcunbe, gcftarB bur^ Äem-
[prü^e ber ^eiligen Sd^rift, ent[d^rief er in gneben ben 3. gebruar 865 in Sremen,
mo er am folgenben S^oge begraben tourbe. 9li!olaus I. Ianoni[ierte i^n balb na^^r.
3ener Slimbert, bisher $rie[ter 3U 9{ibe, marb [ein 9la(^folger.
tCttdtor Sttti^rtfi 577
3ion SlnsfoTs $anb befi^en toir eine Sammlung hiijer C5ebete, toelc^e an bie
Daoibtfc^en ^Imen angelnfimt finbp u. b. X.: Pigmenta (b. h. Sdfam), ^erausg.
oon 3. SK. fioppenbetg, 3eit|d^. f. ^amh. (Sefc^., 2. »b, S. 1 ff. Slbam f(|retW i^m
auäf bie vita et miracula Willehadi MG SS II 6. 378 ju (I 33) ; allein, xdos
bie vita anlangt, mit Unreit Q. 3)e^io, SML «usf. III S. 51 fj ; in ben SRlrafeln 6
nennt 9lns!ar (tq felbft als Setfaffer. (9tid|elfen f) ^anif.
Änfo, ein ajlon^ in bem ftlofter fiobbes unb inner^tt ber 3ö^e 776 unb 800
beifen 9Ibt, ber erfte, loeli^er nic^t me^r toie feine Vorgänger juglei$ als Sifd^of , jeboc^
nod^ unab^ngig oon £fltti(^ eif^eint, in beifen Sistum bas Rlmtt 889 ^ einoerleibt
tDorben ift. (Er galt ffir einen rebli^en unb ftrebfamen, jeboi^ tDinenf^^Ii«^ unbebeuten« 10
ben ^am, SBir ^en oon i^m bie fiebensoefc^reibungen peier ^uifq5fe oon fiobbes,
bie er no^ als mbnäf aus Siteren Cluellen oerfagt Qot, ein Vita S. Ursmari (a. 689
bis 713), ©el^e in ben AS j. 18. SB^ril II, 558 ff. unb bei SRobillon, ASB III,
1, 248 ff. gebtudt unb fpfiter nneber 00m SiJ^pf natperius oon Serona unb 00m 9Ibt
Sfolcuin oon fiobbes überarbeitet n)urbe (aRooiuon 1. c. 251. 257), unb eine Vita S. 15
Ermini ober Erminonis (713—737), xoeUbe in b. AS 3. 25. Storil m, 374 ff. unb
bei aRabillon 1. c. 564 ff. l^rausgeaeben ift. !bie 9laArid^ten fiber fi^n aus ben Annales
Laubiensis MG SS 4, 13 unb oefonbets aus fjfolcuins Gesta abbatum Laubien-
sium (1. c. 4. 59) finb am beften jufammengeftellt in ber Histoire litt^r. de France
IV, 203. Die O^roni! Sllberic^s ad a. 827 oenoe^felt i^n mit Slnfegis oon Son« 20
tanelle; f. b. 21. SInfegis S. 561, 10. (Werfer f) *• «itiWitt«.
«ntetienbiett f. b. 9lrt. Sntar 6. 395,87 ff.
Slnteroö. Lib. pontif, ed. Duchesne 1. »b, ^ari» 1886, @. 147 ; Eiweb. H. e. VI,
29, 1 6. 273 ed. Dindorf ; ßi^fmd in b. ^xZfi 1880 @. 233.
Slnteros mca ber Slac^folaer ^ontians im r5mifAen Sistum. 9tad^ bem Gatal. 25
Liberian. (ed. SRommfen in b. SlSffi 1. Sb S. 635) umrbe er am 21. Woo. 235
!onfe!riert. i)ie abioeid^enbe Eingabe bes (£ufebius, ber ibn erft unter (Sorbian fein 9Imt
antreten lögt, lommt bem gegenfiber ni^t in Setra^t. 9lad^bem er nur einen SRonat
unb 4 2:age bas römifd^e Ststum oenoaltet ^e, \lm> er am 3. Z^n. 236. Die platte,
bie fein ®rab im (Tömeterium Gallisti oerfAIqft. ift im 3 1^54 mieber aufgefunben 30
toorben. Sie trägt nur bie Snfd^rift ANTEFWC ETIl (ilraus, Roma sotteran.
($reiburg 1879 6. 154 gfig. 19). Da bie 9laumoerteilung es ni^t als nm^rfAeinlic^
erfd^einen lägt, bag auf bem feblenben 6tfid ber platte fid^ Die SejetAnung bes $apftes
als SRärtqrer fanb, fo ift bie ^taifdijli oon feinem SRartqrium f^iDerlic^ begrfinbet.
^ottff. 35
S(nt^imud, ^atriorc^ oon Sonftattttttofiel f. 9Ronop^9fiten.
S(nt^ro)iologte f. bie 9L SRenfd^ unb aSillensfrei^eit.
9nt^ro)iomor)»^tten f. Slubianer.
9lnttc^rtfi. ^rtilel über 91. oon (ä^efeniud bei (£rfd§ u. (S^ruber; oon ^audrat^ in
3c^eiitcld iBibe0e;i:.; uon $lumptre in Smit^ « ^ce, DchrB; oon @abatier in Sitten« 40
bergeriJ EDcyclop. des aciences rel.; ü. ^ä^Icr in b. 2. Ä. bicfcr @ncQlI. — gemcr: ^aU
uenba, de antichristo, Lugd. 1647; ©ouffct, ber 9lnti(^rift in ber Überlieferung bcS 3ubcnt.,
be8 i»X. unb ber a. Ä1rd)c, (SJött. 1895: ®unlcl, 6*öpfung unb (S^aoÄ 1895; »omemann
(in ^Jie^ctÄ ^owm.) unb Södlcr ju 2 4^ 2; d. ©abftein, 3)ic c«4atotogif(^ Sbeengruppc:
?lnti(]^rift — 3BcItf abbat— ^eltcnbe u. 3Bßcltgcri^t in ben ^auptmomentcn i^rer cftr. • mittel* 40
alterl. ©efamtentwidclung, in ^ilgenf. 3ro2§ 1895, 4 unb 1896, 1.
1. Diejer 9lame finbet jiA juerft in ben S^^^^^if^^n Sriefen, ber (6e«
banle aber f(9on in früheren neuteftamentlic^en S^riften, unb bie SQBurseln besfelben
liegen bereits im alten Zeftament. 9la^ einer neuerli^en Slnna^me n)ären fie fogar
no^ über biefes hinaus weiter jurü^uoerfolgen unb in bem badbplonif^en QL^aosmqtqus 50
3u Ju^en. fieMerer ge^t mo^l oon ben 9laturoorgängen bes SrüQlings aus, in loelAem
mi^ bunller ^tegenjeit bie Sonne bur^bred^enb Die äOBoffer fid^ ju teilen juiingt. mf
(&runb biefer in bie Urjeit ber SBeltentfte^ung jurfldoene^n Srfa^rung erjäfft jener
äR^tbus, n)ie X^iamat, bie ^errf^erin über bte Ziefen ber Sinfternis unb ber SBaffer*
flut \\i^ mit biefen gegen bie oberen (ßotier emp5rt, oon bem jur 5tonigs^nf^aft er» 55
^obenen (götterfo^n SRarbut befiegt unb serfpalten n)nA, loorauf berfelbe bie Fimmels*
lid)ter erfc^offt. Diefer Sdböi^fungsm^t^us. fo meint man, foll nac^ Ausweis ber
altteftamentliqen Schriften f^on in ältefter3eit in ftanaan eingeioanbert, oon ben 3s*
Mea(«ghic9r(o)>abie fttr X^eologie unb Stirere. 3. «. I. 37
578 «nttdlrifi
raeliten auäf auf bte (Enbjeit übertragen unb oielfac^ auf einen politilc^n g^tnb anae»
toenbet fein. 60 toäre bie altteftamentlic^e 3bee einer ber Slufric^ng bes 9lefa$es
(Sottes oorange^enben Sr^ung unb Sepingung böfer Semalten entftanben (C5utrfel).
9lä^er beult man \i^ bie CEntmidlung biefer 3bee in ber 9lrt, bog aus bem alten 9R9«
6 t^os oon bem jlampfe bes als !Dradbe erf^einenben Satan mit bem C5otte bes Fimmels
bie Slntid^riftjage burc^ SermenfdblidQung entftanben, nSmlic^ an Stelle bes 2)ra^n ber
mit SBunberlröften ausgerflftete, fi(^ C5ott aleic^ fteuenbe SRenf^ b. ^. ber falfc^e 3uben»
SReffias getreten fei, ber bann enbli(^ polttifc^en unb ^eibnif^en (E^a!ter angenommen
^be, bag aber immer roieber in ber u)eiteren lÜDberlieferung bie Altere (Seftau bes fa«
10 tanifd^en Dramen noA fic^ oorbrSnge. — 9inerbings jc^eint ja in allerlei (Einjel^iten
ein ben biblifmen Sqriftftellem bann gemi^ ni(^t me^r befugter 3ufammen9ang ber
bilblid^en Slusorudsroeife unb finnlic^en Slniqauungsform i^rer DiAtung unb esc^«
logifd^en (Enoartuna mn gemiffen alten orientalifc^en 3been ju befielen. Unb aegenfiber
einem einjeitigen Seftreben, bie gefamte biblifc^ unb au|erbiblif(^e Slpolaloptii febiglid^
15 aus bem Sinfluft ber 3^itgef(^i(^te unb ber unmittelbaren Senu^ung litterarit^er Quellen
ai^uleiten, oertntt jeQe Slnfd^auung bas SBabdeitsmoment, bag aucQ eine fiq forterbenbe
mfinblii^e lebenbige Überlieferung barauf (Etnflug ausgeübt bat. Solche 3ufammen^nge
bebürfen no^ einer weiteren forgfältigen Unterfuc^ung, bie qier niAt amuftellen ift.
2. S^^nfalls Jinb aber roeber bie eigentlichen Quellen oer im Segriff bes 9lnti^rift
20 fi^ jufpi^enben biblifc^en esc^atologifdben 3been noäf bie (ßrunMge i^rer Sntoicflung
auf bab^bnifAe ober fonftige augerbtblifc^e (Elemente jurü^ufübren. Sielm^ ^oben
[i(^ biefelben tm 3ufammen9ange mit einem Jpejififc^ altteftamentliAen ptopffeÜ]äftn C5e>
oanlenbeife. ber mit bem SDlittelpunft ber altteftamentli^en Offenbarung oerinfipft ift,
gebilbet uno unter bem Sinflug gef&id^tli^er (Erf(^rungen ber altteftamentli^n unb
26 neuteftamentlid^en C5emeinbe entmidett. 9lus bem ffilauben an bie Snoä^Iung Ssraels
benfelben befreit n)erben (oU. inbem bte Sermeffen^eit betraft loirb. mit ber fie ben
80 göttlii^en Sluftrag }ur (&etget (Sottes ju bienen überfc^reiten. 60 bilbet fid^ oer (Se>
oanle eines ber SSoIIenbuna bes 9lei(^es (Sottes oorange^enben Aampfes geaen basfelbe
oon feiten ber gottlofen SBelt. 9lad^bem als Vertreter ber leMeren oerfqiebene mit
3srael in aef^i^tU^e Serü^ng ^efommene ^eibenoöüer oon oen ^roppeten, bie ba^
bei bas (Enoe immer nobe ben!en, tns Sluge gefaxt Sorben finb, nennt Cje^iel (38, 2,
85 34, 1. 6) in glei^em 3uF^^^^nbange SRagog, bas fianb bes 5lonigs (Sog, eine 3^'
Stmmenfaffuna ber fernen SöRer bes 9lorbens als Xnpus ber SBeltmad^t, oon n)elqer
er le^te 3lnfturm gegen bas (SottesooD ausgeben foll. Sefonbers ausfü^rli^ ift beren
augerfte Sebröngung burd^ feinbli^e (Sen)alten oon Sac^arja (12—14) borgeftellt in
ber Sd^ilberung bes Streites, 3U n)el(^em alle SöRer ber (Erbe gegen 3^^!^^ fi$
40 fammeln, sunö^ft mit meitgej^enbem (Erfolge, bis bann in ber ^ö^ften 9lot C5ott mit
allen ^eiligen auf bem filberge 3ur SRettung ber Seinigen erteeint. — ffiine ©eitere
(Entmidiung aber fanben biefe 3been, als ber jlönig Slntioqius lY. (Epipbanes oon
Serien unter bem (ginflufe feiner (giteüeit unb feiner alle S^ranfen ber befte^enben
Sitte mi|ad^tenben SBtlllur bie Steligion Ssraels burd^ bas grie^ifd^e ^eibentum mit
45 blutiger ^arte unb ni^t erfolglos 5U oerbröngen begann. Damals erf(i)ien bie ^eibnif^e
SBeltma^t nicbt me^r als ein Strafmerljeuq in ber $anb (Sottes, bas \iä) i^r ju ent^
©inben fu^t, [onbem oon oom^rein als fetne SBiberfa^erin, bie jerftörenb ge^en ben
SRUtelpunlt feines 9{ei(^es oorge^t. 3n biefer Beleuchtung ift bie in Slntio^us gipfelnbe
®ef(^ifflte bes SBeltrei^es im Sud^e Daniel bargeftellt 3U jener ^tit als ber ^au^
60 ber |eu)nif^en Dpfer tm Xempel ju 3^nifalem oon bem bort im Dejember 168 0. (£^r.
erri^teten ^Itar bes olptpift^n 3^us aufftieg. Slngefic^ts biefes „(Sräuels ber Ser^
iDÜftung'' (Da 9, 27, 11, 31. 12, 11) unb bes um fic^ greifenben SlbfaOs oon bem
Glauben ber Söter befd^rieb ber Serfaffer bes Danielbui^es jeinen SoUsgenoffen 3ur
3ü^tigung, Sele^rung unb 2:roftung in gform oon 3uIunftsotfionen eines alten $ro«
56 Poeten bie Vergangenheit unb (Segemoart bes Steid^es (Sottes in feinem Sei^ltnis ju
oen Sßeltmä^ten, um baran ben ^imoeis auf bie na^enbe (Errettung unb bie Sollen^
bung anjufd^liegen. 3^^^ I^^II^ ^^ ^^^ SBeltreid^e in i^rer Cin^eit als ein loloffales
Stanbbiio b^, bas burdb ein o^ne SRenfd^en^anb losgelojtes Skinä^tn jerf^mettert
loirb (Aap. 2), bann oiellei^t mit Slnle^nuna an trabitionelle Silber als oter aus ber
00 gleiten UReerestiefe emporfteigenbe Ziergeftalten, mel^e beutli^ bem ^lb&if<^n, me<
«ittif|# 579
bifd^en, perft[(^en unb grtec^ifd^en 9{etd^e eitt[pre(^en. Die (EnfaDtdEIung bes legten, tuel^e
in immer genaueren Sefd^reibungen nö^er ausgeffi^rt toirb, fpiht \xA 3U in bem 3luj[«
treten eines als ^om am Üiere bargeRellten itonigs. bes %üio^us (Epip^anes, in
bem bie C5ottIofigIeit ber SBeltreic^e in iqrer äugerften 3u|ammenfajfung erfc^etnt. f^ec^
unb liftig, hochmütigen $er3ens oerfolgt er bie ^eiligen bes ^ö^ften, trad^tet bie 9{e< 5
ligion ju oeränbem, ©irft bie SBo^r^ett 3U Soben, tritt gegen ben öetm ber §erren
auf p t^ut grog miber jeglid^en (Sott, achtet nic^t auf bie (&Btter feiner äJoter, unb erfeM
bie tägli^en £)pfer burä ben Aultus bes 3^^^; ^^^ Qnfote feiner Seftrebungen bleibt
nxä^i aus, er mac^t oiele abfällig oon (ßott unb bunbbrücQig, flbenoinbet im Aampfe
bie ^eiligen bes ^o#en unb reibt Fie auf. Ws bas Danielbu^ oerfagt mürbe, ^atte 10
too^I eben nac^ bem mfftanbe ber SlaffaoSer ber 3^^$^!^ i^ Üempel fein Snbe
errei^tp fo bag ber Serfaffer bie Dauer bes Senoiiftungsgreuels auf (ßrunb ber Sr«
fa^rung abgerunbet auf fieben ^Ibe Zcäfxt berei^nen fonnte. Slber er enoartete (nac^
11p 40ff.)p bag bie gottfeinblic^e SRac^t sunäAft nod^ einmal in einem aTKeitiaen jlampfe
fiegen unb baburc^ oölltg ausreifen merbe (ogl. Sefirmann, Das S. Daniel in 9co« 15
mads ^anbfommentar 6. 81), e^ bie entfd^eibenbe SBenbung burA göttliche 3RaäfU
mirfung eintreten merbe. Dann foIUe bas C5eri(^t C5ottes auf (&ben beginnen, bas mit
ber 93emi^tung jener in Slntiod^us fic^ pfpi^enben 9BeItmad^t unb mn ber Übergabe
ber SBelt^enf^oft an bie ^eiligen bes $5qften, bie bur^ $re Xrfibfal betoo^rte unb
gereinigte (12, 1) (ßemeinbe, enben follte. filtere ift nSmlxä^ in i^rer C5efamtbeit 20
nac^ ber ausbrflmid^en CErflSrung aus Sngels Slcunb (7, 18) in ber (Seftalt bes oifio«
nären Silbes oerlorpert, mel^e mie bie SBeltreic^e tienft^r 9lrt unb oon ber Xiefe ber
jinb, fo oielme^ bie 3üge eines ed^ten SRenfAenfinbes tr> unb 00m ^immel qer
t^ren Urfprung bat. Dag ein meffianifi^er guQter an ber Spi^e biefes ^enlid^!eits«
reifes ftSnbe, ift nic^t ausbrfidli^ gefaat. 25
3. Slber es ift felbftoerfiSnblic^, ba| fobalb bie 3bee bes perfbnlic^en 9Reffias loieber
me^r als ^ier in ben SSorbergrunb trat, bann auf (Srunb {euer Slpolalqpfe ber le^te
(Jfeinb bes (Sottesreid^es als oos (Segenbilb bes Sceffias geba^ xoerben lonnte. Denn
aufl) na^bem Slntioc^us aeftorben roar, blieb jenes oon um im Danielbuc^e gejeic^nete
Silb als ÜiQpus einer legten perfönlic^n 3ufammenfaf|ung aller SRSAte bes Söfenso
um fo mirifamer, je beliebter gerabe bas 93ud^ Daniel in ben nad^ berSollenbung bes
$eils fe^nfü^tia ausf^auenben frommen Jueifen bes 3ubentums mürbe. 3noe||en
f^manlen bod^ bie Sorftellungen in ber nad^Ianonifd^en £itteratur aus biefen Jlretfen
red^t ftarl. 3n ber alexanbriniMen Sibelfiberfe^ung mag mo^l ber C5eban!e an einen
6ie^ bes äReffias über C5og als ben le^en perfbnlid^en Sauptfeinb bes Sottesreid^s 35
oorltegen, toenn ba bie Stelle 9lu 24, 7 mit beutli^ Sejte^ung auf bie SBorte „aus
3alob'' S. 17 überfe^t mirb: es toirb ausgeben ein 9Ren]d^ aus feinem (3(ilobs)
Samen unb er toirb $errf(ben über oiele Söller unb es mirb feine ^errf^aft ergaben
fein über (Sog. 3n ben alteften ^neniftifc^-ifibifd^en Sibnllinen aber aus moRabSifd^er
3eit tritt tooql ber SReffias auf, um altem Ariege auf Sroen ein Snbe ^u m^en, bie 40
einen oertilgenb, ben anberen bie SJer^eigungen erfullenb (III, 652 ff.). STllein ber
le^te gottlofe SInfturm erfolgt oon feiten einer 3Re!)nab\ oon ^eibnifAen 5tönigen unb
au^ nic^t gegen ben SReffias fonbem gegen C5ottes %tol! unb $aus. llnb in ber (bamit
n\ä)t oerbunbenen) Cra)artung einer ^ejtrofung C5ogs unb ^agogs finb le^tere als
fiänber aeba^t. Die uns belannte paläftinentif^e fiitteratur cmer aus oord^riftlic^er 45
3eit enthalt lebenfalls oon einem perfönlid^en (pegenbilbe bes SReffias niAts. 3n ben
alteren Seftanbteilen bes Sucres ^enod^ mirb nur enoartet^ bag unter oer Sfi^rung
ber (5xitä)tn bie übrigen ^eibenoöller bes macebonifd^en 9tetAes gegen bas (ßottesooU
5U einem leMen 93emid^tungslampfe fid^ fammeln toerben, e^e Das (Serid^t über bie
(^einbe bes leMeren beainnt (90, 16). Die (Erfd^einung bes SReffias mirb ba erft als so
auf ben 9Ibf^lu|E fämtltt^r Rimpft unb Geriete folgenb gebockt (90, 36 ff.). 3n ben
Salomonifd^en ^falmen aus ber 3^^^ ^ 9)ompeius ift ber 90lejfias felbft ber 93er«
nii^ter ber gottfeinbli^en aR3^te, tnbem er fie allein burt^ bas äßort feines SRunbes
(3ef 11, 4) besmin^t (17, 27. 39). Unb no^ in bem nadj^riftlifien mo^l ber 3eit
ber ($laoier ange^öngen 4. SuA Ssra, bas in ber uns belannten jübifc^en fiitteratur^
juerft bas le^te ber oier Danielift^Nen 9{eid^, auf bie römifc^e SBeltmad^t beutet, finb
es nur über^iaupt bie $eibenoölIer, beren legten vlufrui^r ber aus ber Xiefe bes SReeres
(b. ^. ^ier ber Smigleit) auftaut^nbe SReffias gleichfalls obne Iriegerifme SRittel be«
jmingt. (Erft in ber ungefähr gleid^jeitigen SaruA^SpoIa^e ift biete Stelle bes
4. Ssra^Sud^es fonft jiemlic^ unoerSnoert auf bie Slsemid^tung eines legten gottlofen ^
37*
580 «nttditifl
5lönigs iuxä) ben SRefftas übertragen (40, 1. 2). Die Sorftellung tft ober ba ido^I
laum ((^on qri|tli(^ beeinflußt. 3Rit^in tDor bie Snoortun^ eines perfonlidben 9Biber«
parts Des SRefftos bereits im oori^riftlid^en 3ubentutn ju fmben. Unb fooiel loirb man
aud^ ber Jpfiteren ifibif^en fiitteraüir entnehmen lönnen, toobrenb biefelbe für bie be«
f [onbere Slusffi^run^ jenes (ßebanlens ni^t magaebenb fein fonn.
4. 9ln bie btsQer füssierte (Entwicklung oesfelben [AlieM \iä^ aber feine Slus«
bilbung in ben neuteftamentlid^en Sd^riften an, mobei {ebo^ gat^ neue, ber neu*
teftamentli^en Offenbarung entftammenbe 3mpu^e loirlfam n)erben. Sinerfeits nomli^
fiil^rt biefe Offenbarung (ßottes in (E^riftus als oer ^eiligen Siebe }u einem fe^r oer»
10 JAörften jlampfe oegen alle Sfinbe ber SBelt unb biamit nii^t nur ju einer tieferen
mfoedun^ i^res zuTefens als einer in Selbftoergötteruna gipfeinben Selbftfu^t, fonbem
au^ 3u etner ftärleren t^tfäAli^en (Segemoirlung berfelben, nnts alles baju bienen
mug. jene 3bee einer legten 3ufpi^ung ber (Sottesfeinbf^o^ ju beleben. SInbererfeits
fibt Die £osIofung bes religiofen £ebens oom nationaI*pDlittf^en, nie fie infolge ber
16 SerinnerliAung bes erfteren bur^ bie ^rihli^e Offenbarung eintritt, au^ auf lene 3bee
i|ren Cinflu^ aus, fo bag fie i^rer nationalen Sform enffleibet fififfiger gemacht unb
oergeiftigt mtrb. — fie^teres seigt \iäf in ber fiel^re 3^fu befonbers beutliq. SBo^I ^t
er aus Dem Suc^e Daniel ebenfo mit bie auf ferne eiaene $erfon angemenbete Dar*
ftellung bes Steid^es (ßottes als ber auf ben SBoOen bes ^tmmels bmmenben (Seftalt eines
90 SRenfqenfo^nes [o auäf bie Sejei^nuna bes (Srauels ber Sermfiftung an ^eiliger Statte
ffir bie Drangjal ber na|enben legten 3en entnommen SRt 24, 15, unb au^ ^ier ift bobei
an national « ffibif^e £eiben gebockt SIber bie Urheber berfelben erfc^einen ba nur als
äBerijeuge einer oon C5ott über 3srael oer^ngten Strafe, gar ni^t toie im Doniel*
buc^e 3ugleii$ als Vertreter ber au|erften (gottesfeinbf^aft. Ilnb bie Sac^ bes (Sottes*
S6 reifes i)t oon bem nationalen (Sef^id 3sraels oSIIig getrennt. Dem meffianif^en
äRenfd^enfo^n fte^t niä^t loie bei Dantel ein bie nationale unb religiofe Seite ber X^o*
batie jugleid^ ^erftorenber ^enf^er gegenüber fonbem eine unbeftimmteSRe^l^eit oon falUen
^roppeten unb SReffiaffen 3Rt 24, 5, bie offenbar als Vertreter einer mä^ xfyctx Slbioeifung
bur^ 3efus (m 4, 1 ff. 16, 23 j :^o 6, 15) immer nod^ feftge^Itenen unb jelotif^
so gefteiaerten jübif^*nationaIen SRejftastbee gebaqt finb. — Diefe (toartung gebort, roenn
au(^ Die escqatologifc^en Sieben ^efu oon ben (Eoangeliften in oerfibiebener SBeife rebi*
giert morben finb, gen)ig 3U i^ren ur[prünglid^en Seftanbteilen (oal. auc^ SBenbt, Die
£e^re 3^fu, II 1890 S, 618) unb fie ift bann au^ in bie urapoftolifi^e Serlünbigung
{Übergegangen. 9In le^tere n)trb ^aulus aud^ in biefem Stüde angelnüpft ^aben, als
85 er ben !lQeffalonid^em suerft münblid^ (2 !t^ 2^ 5), bann eingepenber fc^riftlic^ jur
Sef^mi^tigung i^rer Ungebulb feine auf bie ^etlsoollenbung besügli^en (Eröffnungen
gab. Da oenoies er auf bie no^ oor ber SBieberlunft (£^n[ti 3u enoartenbe (Erfqei*
nung bes SRenf^en ber Sünbe, bes Ainbes bes SBerberbens, bes SBiberfad^ers, ber fi^
ergebe über alles, mas (&ott ober (&ottesbienft ift, alfo bag er \\^ in ben Xempel (ßottes
40 [e^t unb oon fid) felbft erllört, er fei ®ott, bis i^n ber $en Z^\\is mit bem $au(^
emes äRunbes oemi^ten merbe. (getoi^ ^at bier ^aulus toie 3^[us junäAft an einen
alfc^en SReffias, alfo an eine toefentli^ mnerifiotf^e (Erf^einun^ gebadet (ogl. S^neden*
mrger, SBetg u. a., neueftens Souffet). Unb ba5u mugte i^n feine perfönliqe Crfa^rung
füi^ren, na^ n)el^er bis ju ber !^t\i, ba er jenes f^rieb, oon bem mit politif^^meffia-
45 nifd^en C&eban!en erfüllten 3ubentum aus ber erbittertfte SBiberftanb gegen bas (Eoan*
gelium ausgegangen mar (1 Z^ 2, 15). (Eben biefe ($einbf^aft geaen bas allein
3U ooller Heiligung unb (Erfüllung bes göttli^en SBillens anleitenoe (Eoangelium
(1 2^ 2, 12. 3, 13. 4, 1) ift offenbar bas (ge^etmnis ber (Sefe^lofialeit, oon melier
Der ^oftel fagt, bog es f^on gegenmörtig in SBirifamleit fei unb Dann in offenem
60 Slbfall Jon)ie in bem ^ieraus ^eroorae^enben SRenfd^en ber (^ünbe offenfunbia toerben
folle. unb menn er ^tn3ufügt, no^ fte^e bem eine Crf^einung unb eine ^erfon ^em-
menb entaeqen (2 !Q 2. 6. 7), fo meint er aller SBo^rf^einli^Ieit mä) bte bur^ bas
romif^e itaijertum unb feinen gegenmörtiaen 93ertreter, ben gutmütigen (Elaubius, ge^
fd^ü^te ftaatli^e Ste^tsorbnung, oon melier ^aulus felbft öfters S^u^ gegen Den
55 g^natismus ber iübifäen ($einbe feiner Serlünbtaung erfahren qatte. 3nbeffen, roie oon
ben 3uben au^eftaAeU, bo^ au^ ber ^eibnifäe ^ßöbel an biefen SIngrKfen oft teilnahm,
unb au^ in ^^effatoni^ bur^ bie 3^^^^ f^^ ^^4 ^i^ ^eibnij^en 93ol{sgenoffen ber
jungen (E^riften 3ur Sefeinbung berfelben anftiften liefen (1 Z^ 3, 14), Jo ^eigt
au<n bas Silb bes leMen SBiberja^ers (E^rifti neben 3H^^ ^^^^^ selotif^en ungläubigen
00 3u^ntum$ hoäf moQl aui) foli^e, bie ^eibnif^er 3lrt finb. ^aulus entnimmt bofür
9itHd)rifl 581
manches aus ber 3^td^nung bes gottlofen geibenlonigs Slntio^us (Epip^anes im Daniel»
buAe (ogl. befonbers ^ofmann) unb er !nüpft beutlt^ an bos Unterfangen bes jlaifers
Saligula an, burd^ bas iurj juoor ^aläftina in (Erregung gebrad^t toor, fein Silbnis
in ber ©ejtalt bes ol^mpifc^en 3^us im lempel oon 3^nipilem aufteilen 3U Ia|fen.
Daneben nat au(^ bie trabitioneue Sc^erflärung ber {fibifqen Sd^ule mitaen)irft voxt 5
bie bort (tm largum 3onat^n) ©ieberte^renbe »enu^ung oon 3^1 H» 4 fiir bie Se*
fiegung bes SBibertad^ers burd^ ben voabttn SReffias jetgt. Sieben folc^en aitte|tament:>
Ii($en unb jeitgef^td^tlid^en ^Itoren ^en aud^ ipejpiq ^riftlit^ offenbarunasmöjsige
©ebanlen. loie [ie aud^ bereit» in ben I^jfalonic^erbriefen fidj finben, auf oie Dar*
ftellung jener Soeen ©nfluft geübt. Das erlenntnismäftige tiefere ©nbringen bes 10
^aulus in bas SBefen unb bie CEntioidlung ber Sünbe m^rt i^n ba^u. auc^ i^ren
(gipfelpunlt ins Sluge m faffen. Unb es ift Die ^obe Sluffaffung oon (E^riftt abermen|d^«
lid^er SBürbe unb a6irtungs!raft, loas fid^ in ber Ausmalung feines (Begenbilbes ©iber*
fpicgelt. So tritt bem jum $tmmel er^b^ten unb 00m §immel lommenben abttlic^en
§enn (ogl. SBeih, SSibl. I^eol. bes WI. § 61), ber um ben Seinen bas fieben m 15
oermitteln aus £tebe ben Xob übernimmt (1 2^ 5, 10), unb beffen CEoangelium fie
5ur »ruberliebe befähigt (1 ^ 8, 3. 12; 5, 8. 15). ber mit bamonifd^en 5lraften aus«
geftattete Vertreter ber Selbftoeraötterung, biefer S^fpiftung fünbli^er Selbftfu^t, ent*
gegen. — 3Birb nun ^itt unter bem ffiirmuB bes ftarl in ben Sorbergrunb tretenben
(Segenbilbes Qi^rifti fein SBiberport als (Etn^eit angefd^ut, fo lodert \xäf biefelbe toieber 20
fd^on in ber Z^ffmntscmlalifflit, bie i^ren eigentliqen !^rx>td barin fyxt, bie unmittelbar
beoorfte^enbe Slnfunft ol^fti mm (ßenAt über bie gfeinbe bes (Sottesreid^s famt ben
93orboten jener 3U fd^ilbem. ^eilid^ toirb ba eine perfönlid^e S^fP^u^B ^^< gottfeinb«
li^en SBeltmaAt bargefteüt uno jtoar aud^ bier mit Slnle^nung an bos Danielbu^ unb
bie bortige Setd^reibung bes SlntioAus Sptp^anes. SIber es gef^ie^t nic^t in bem u
Sinne, als |oUe ber Sqrerfönig felojt toieber 00m (Srabe enoedt toerben (^ofmann),
[onbem es voxxh an bie unmittelbare ®egenioart angehtüpft, mtnn es ^eiftt (17, 9 ff.):
,,bie fieben 5löpfe finb fieben Serge, auf benen bas 9Bew fi^t unb bie jieben 5lonige
jinb: fünf finb gefallen, ber eine ift. ber anbere ift noc^ ntc^t gefommen; n)enn er
fommt. foH er lurje ^m bleiben, unb bas lier, loelc^es loar unb nid^t ift, ift felbft so
ber a^te unb ift oon ben fieben unb gebt ju (Srunbe". 3wr Deutung biefer SBorte be«
barf es niAt notioenbig einer £9funa bes 3^I^n<Stfels 666, oon bem man einge»
fielen barf, bag eine obllig fiebere £öfung besjeuben nodb nid^t gelungen i(t, o^ne bag
man 3U ber SBermutung fm^ten müMe, bem Se^er felbft fei eine JolAe nnfit offenbart
toorben (3<t^n) . 3^ ^^^ munberlicpen iSfungsoermAen ae^ort ieoenfalls ber neuefte, ss
toonac^ iene 3^^I i>i^ 9^0^^ Sriut ber babnlonijäen X$(amdU^*Sage bebeuten foll ((ßun«
lel). Dagegen tft immer nod^ ber toaMcqeinlt^fte, nic^t gerabe burt^ Unmogli^leiten
ausgefc^lojiene (ogl. ^ol^mann 3. 9poI.) berjenige, toona^ auf (Srunb bes 3^'^^^
mertes ber bebraifäen Suc^ftaben neron kesar gemeint tft. vlnäf baoon abgefe^en
aber empfienlt es fid^ am meiften jene SBorte ba^tn 3U beuten, ba^ in bem als SSer« 40
treter ber SBeltma^t erfd^einenben achten unter ben Aaifem ber Steben^ügelftabt 9{om
ber fünfte berfelben 5Rero, toieberfe^, beffen lob bos Snteneanum herbeiführte unb
bie (Ea^iften3 bes 9{ei^es in gfrage ftellte. Dabei Inüpft bie Stfion too^l an bas ba«
mals oerbreitete (Serüd^t an, oag 9lero ni^t geftorben, fonbem 3U ben iport^em ent-
flogen fei unb oon ba toieberlommen toerbe, toas fpSter. als biefe (Enoartung in fol^er 45
($orm unerfüllbar mürbe, ^u ber Sage oon einer SBieberenoedhtng bes geftorbenen
Aaifers umgebilbet mürbe (ogl. SBeig, 3^n). 3n ber SpoIalQpfe aber ift {ene frühere
(Seftalt ber Slerofage nur benu^t, um bcoran ben (gebanlen an3ufd^lie|en, bag ber
äBtberfac^er Lottes als ein alter ego bes toa^ntoi^igen Sranbftifters, URuttermorbers
unb (^riftenoerfol^ers auf bem jlaifert^rone erf^einen merbe. £)b auq fäon eine Se« 00
jiebuna auf Domttian in ber ^olal^pje 3U finben ift, mug ^ier ba^inge|tellt bleiben.
3eoenfalls ift ber SBiberfad^er (pottes ^ier meber eine 00m !tobe enoeote gefd^i^tlic^e
^erfon no(^ blo| ber Slntitnpus eines ein3elnen SRenfAen, fonbem eine ißerfonifilation
bes romifd^en 9Bcltrei^es (17, 11: „bas lier ift fefcft ber a^te"), unb bes i^m
eigenen (peiftes gottioibriger Selbftüber^ebung. äoerbem aber umfagt bas C5egenftücfu
^m Sottesreid^ au|er jenem SBeltreiA unb auger ben bamit ^ier gar nid^t oerbunbenen
!93öllem (Sog unb uRagog, bie naif ^eenbigung bes toufenbiSBrigen 9{etd^es gegen bie
^eilige Stabt sieben {ollen (20, 8), aud^ nod^ eine äRe^eit falfqer ^rop^en, meldte
3um Äultus bes SBeltreid^s unb feiner $enf^ oerfü^ren (13, 11—17. 16, 13. 19,
20. 20, 10). 9Benn biefe ^ropQetie in ber Qoeftalt eines oon ber (Erbe lommenben eo
582 «ttitiilnfi
Zieres mit fiammspmem betn aus bem SReere auffteigenben Xiere, melc^s bas
993eltretd^ barltellt, an bie Seite gefegt toirb, fo entfpri^t btes einer trabitioneHen Hn«
fdjauung (§i 40 ; 2IpoI. Saruc^ 29, 4 ; 4 (for 6^ 49—52 ; $eno4 60, 7—9, ogl. (5un-
fel, Soufiet). l)ie|elbe ift ober ^ier mit Sejte^ung auf bie ^^it^efc^ic^te oenoertet,
5 inbem bamtt bas ^eibni[d^«r5mi[i^e (ßoeten« uno Sluguremoefen bejet^net loerben foll,
(letDig nid^t ber in ißeraamus \\A oerfammeinbe fianbtag ber ^tooins 3lfien (SRomm^
en, $oI^mann)p wom ber Segrm ber i(}rop^eten nic^t pagt. 3^ne beiben Ziere Hnb
es, toel^en im Slnf^Iu^ an Damel ^ter in ber 3o^<^nnesapoIal9p]e ber auf ben SBoDen
bes $tmmels erfc^einenoe äüenfc^enfo^n (1, 13. 14, 14) gegenubertrttt Da ober bos
10 äßeltreid^ oormie^enb in bireltem C5egenfa^ ju (Sott felbft gebadet toirb, fo toirb bos
^ropl^etentum mtt fiammesattributen, toel^es für jenes jeugt, gerabe ganj befonbers
jum ^egenjtfid (£:^rifti, bes eckten £ammes, bes treuen 3^^^^ U» ^- ^» ^^) ^^< 9^^'
Ii(^en 9{atJd^Iüffe. — I)ie|e le^tere 9In|(^auung bilbete ben lUergang ju berjenigen ber
3o^annisoriefe, in benen o^ne jebe S^ie^ung auf äußere (ßetoalt unb ^errfqaft ber
15 öugerfte (&egen|a^ ju (E^riftus auf le^r^oftem Gebiete gefunben loirb. Der \fy>n bisher
in mannigfa^en formen gangbare Se^ eines Gegners bes SReffias toirb ^ier juerft
mit bem ulamen bes Slnti^rift b. f). emes bem toa^ren S^ftus entgegentretenben uno
\xä) an feine Stelle fe^enben SBiberfac^ers (ogl. (Eremer) bejei^net (1 3^ 4. 3). Die(e
Sejeiänung mirb aber auf bie Vertreter einer 3nle^re fibertragen, toel^ bie (Ein^tt
20 bes ^ef^id^tlii^en 3^f^ unb bes Zrägers ber (ßottesoffenbarung (E^riftus ^erftört (Es
ift mäfi fo, bag fie nur als SorlSufer bes fommenben 9[ntiArift betrautet ober ju bem^
felben in bas gleite Serb&Unis gefeM toSren rote bie (E^rtften ^u (Emftus. Sonbem
nac^ ben unpeibeutigen 9lusbrfidfen oer Sriefe (I, 2, 22. 11^ 7) mm ber Seoriff unb
bas SBefen bes 3lnttqrift felbft in jenen £euten real oenoirfltcbt gefe^en, unb oa^er in
25 i^nen ein ^Injei^en bes na^en (Enbes gefunben, o^ne bag oamit eine nod^ toetier^
ge^enbe Sertoirfltc^ung geratieju ausgefd^toffen n)äre. Diefer (Sebanle ift oenoanbt mit
oem ^intoeis 3^fu auf oas bem Snoe oorausge^enbe Sluftreten falfdber ^rop^eten unb
SReffiaffe, er unterf^etbet fi^ aber oon jenem unb jugleid^ oon allen fibrigen bis^r
beriU^rten formen ber 3bee etnes Slnti^rift befonbers boburc^, bag biefelbe nur ^ter
30 mit einer tnnerd^riftlii^en (Erfd^einung in Sjerbinbung gebraut toirb. SRtt biefem (Ein<
tritt antic^riftlid^en SBefens in bie Air^e fflnbigt ft$ oas (Enbe bes apoftolifc^en 3^^'
alters an,
5. (San) im (&eaenfa^ gegen biefe religiofe unb le^r^e ^uffaffung bes3l. tmSlZ.
erf^eint im nad^^riftlid^en 3ubentum (ogl. Hamburger) bie opr^rijtlic^e nationale 9Ius^
86 präguna biefes (&eban!ens fortgeje^t unb weiter oerfd^ärft. überall roirb ^ier ber 91.,
ber biefen Flamen ba erft ganj \ifai (bei SIbarbenel) oom (E^riftentum ^er er^lten ^,
als ein Urheber äußerer (ßetoaltt^aten gegen bas jübifcbe Soll gebadet. 3n bieferSlt^^
tun^ finbet \i^ bie 93orftellung f^on in oen erften ^riftli^en 3^^^unberten, befonbers
in lübif^en Stüden ber Sib^uinen. Sereinselt tritt ba mM auq in (Erinnerung an
40 Aleopaira bie (Enoartung ber ^enf&aft eines mäd^tigen SBeibes oor bem SBeltenbe
ein (Sib. 3, 77. 5, 18. 8, 200, ogl. »ouffet S. 62). Sonft ©irb mit jenem (6e=
banlen meiftens bas oer^agte römif^e Aaifertum in Serbinbung gebraut. 3n biefem
Sinne läjst ein Jpaterer 3ufa^ ju einem aus ber ^^it bes $ompejus ^erru^renben
Stüd ber Sib^llinen SeTiar aus ber Steige ber laiferli^en URajeftoten ^roorge^n
45 (3, 63). Unb ber gleid^e $ag gegen bas laiferlid^e 9tom führte boju, an bie Sage
oon 9lero, bem 3uben mo^l einft a& einem SReffias ge^ulbigt Qatten (Sueton, 9lero 40,
ogl. 3^n 1^6 S* ^33)» ^i^ (Enoartung bes Gegenmeffias an3u!nüpfen (in jübtfd^en
Stüden ber Sibqllinen, O0l. Souffet S. 122). 3nbe]fen ber (ßegenfa^ gegen bie ftarie
Verbreitung bes ^anjen Coebanlenbeifes unter ben (E^riften lieg i^n längere 3^^^ in
50 ben jübij^en jtretfen jurüdtreten. 3^ tlntm boftigen SBieberaufleben besfelben lam
es erft it^olge bes Umftanbes, bag neben bem SAeitem bes national ^ meffianif^en
Unternehmens Sariod^ba's au^ bas (E^rtftentum ju ber 91nnabme eines leibenben unb
fterbenben SReffias bet ben 3uben ffibrte. 9Rit ber älteren jüoifd^en SReffiasibee tou^te
man biefe neue nid^t anbers aus^ugleid^en als burc^ Serboppelung bes SReffias. So btl^
55 bete fi^ im 34^^^^n^^nS^ ^^ ^^^ ^^^^^ (\^^^ 4 (Esr 13, 40 auftretenben) (Enoar^
tung einer 3lümt^ ber sep Stämme bes Steimes (&)^ratm bie Unterfc^eibung pif^en
bem leibenben SReffias ben (Ephraim ober ben 3ofep9 unb bem fiegenben SRefftas ben
Daoib, oon ber fi(Q bereits im 3^nifalemifd[|en Xalmub bur^ Sesie^ung oon Sa^arja
12, 10 auf ben erfteren eine Slnbeutung ftnbet. Diefe S^orftellung n)urbe bann mit
60 ben Flamen (&og unb 9Jlagog (SBünfc^e 117), bann mit ber 3bee bes Slnti^rift burd^
«tttidlrifi 583
ben (Sebanlen oerbunbetip bag ber leibenbe SReffias btm^ biefe böfen SRöd^e äber>
tDunben merbe. 9Bo6I in ber (Ecmnerung an bie Sefiegung Sorlo^ba's bund^ römifd^e
$eer{(^aren unb infolge bes fortbauemben paffes jge^en bas dmifd^e 9{ei(^, befonbers
au$ bes (^riftlii^ gexDorbenen erhielt nun ber il. bei ben 3uben ben Slomen 9tonmIus,
aus roelc^nt bann 9lnninus tourbe (Pseudo - Method. lat.: Romulus, qui et Ar- 5
maelius bei Souffet S. 67). 3m aLorgum bes 3önat^ 3U 3^1 H» ^ m* ^ offen«
bar erftj [pfiter ein^effigt (Hamburger), benn in beiben Zaimuben bmmt er noi) nid^t
Dor, jonbem er[t tn einer 9{ei^ oon SRibroFAint aus bent a^n unb ben folgenben
34r9unberten, tn benen mit abenteuerlü^er ^^ontafie, bie bann immer wtütx ausartet,
^Irmillus als ein oon einer fteinemen 3ungfrau geborener abfi^eulid^er 9tiefe befi^rieben 10
mirb (ogl. Si[enmenger).
6. Die tntereffante ober DenoideUe (Sef Ai^te ber SorfteHungen 00m S. in berd^rift«
liefen Aird^e, bie auäf na^ neuen oerbienfboHen Sldetten (Souffetp SBabftein) nod^
weiterer Unterführung beborf, erf^eint lange 3^it oielfac^ mq burd^ eine oon frflber
^er fortmirlenbe unb fic^ xoetter ausgeftaltenbe münbliid^e uberlieferuna, fe^ ftarl aber 15
au^ bur^ oerf^Iungene litterarif^e 3uf<^^^^ng^ ^^ ^^^ med^felnben Se^Itniffe
ber Airc^ unb burq bie oerfc^iebene Deutung ber biblifc^n fiebre o^rriAt. 9cament«
li^ in ber erften 3tit treten bie oerf^iebenen ^oupttm^en bes bibliN^ SBtIbes bes 9.
nebeneinanber unb loe^felnb lieber neroor. UnmÖteftor an bie kkte biblif^e Slus^
geftaltung bes (ßebantens in ben noQannisbriefen f(^lieM fic^ bie oSufige Sejie^ungso
bes 91. auf 3nle^e an. 9lm fiflfftgften n)irb biete Snfqouung bei Origiites, ber jene
3bee ganß allgemein unb obftrolt in ben Segriff oer foifi&en £e^re aufgeben Iä|}t, unb
bei bem hierin \iäf i^m ungefS^r anfi^Iiegenoen ito^xibocter (Bregor oon vbjlfkL Sonft
n)erben oft }eitgeno|fifi^e Vertreter ^oretif^, nomentlid^ ^teroboser ^nftologifc^r
£e^re als 91. be^eic^net unb joar meiftens opne bag bobuvd^ bie (Enoortung eines 9.26
als einer julfinfttgen (Einselperfon ausgef^Ioffen roore. Seftiinmt lotrb eine ]oI(^ n)o^I
in 9[usfi^t genommen in berDibo^ (16), roo bas bem (Enbe ber äOBelt oorange^enbe
Sluftreten eines SBeltoerffi^s gef^ilb^ loirb, ber „loie (Sottes 6o^n" erf^eint. trfige-
rifi^e SBunber oollfü^enb. Db berfelbe babei im SnJ^Iuft an ben ^imoets 3^|u auf
falf^e $rop^eten unb SReffiaffe unb an ben 2. SX^ejIaloniqierbrief als 3u^^nmeffias ge- so
ba^t ift, u)orauf bie 3u[ammenjtenung mit falf Aen $rop^eten ffi^ren lönnte, ift ^eifeU
^aft. 3^^nfans n)irb biefe 9lnf^uung fonft in ber alten unb mitielalterli^n ^pdpen
Airc^e in augerorbentlid^ weiter Serbireitung fortoefet(t (oaL bie Selege bet SBouffet
6. 108 ff.), ^ieronqmus beseic^net [ie als Die al^emein md^Iid^. Der 91. lobb oia«
^er au(^ als be{(^nitten unb jur Sefd^neibung nitigenb geba^ Spejieller enoartetess
man, ba^ er aus bem Stamme Dan ^^rroorge^en loerbe (Selege a. a. O. 6. 112),
eine SSorftellung, bie [i(^ n)o^I fc^on in einer jübif^ Sd^rift, bem Testamentum XII
Patriarcharum (Dan 6) ftnbet unb aus rabbimfdber (Edßrung einiger Stellen bes
912:. (Dt 33, 22; (6en 49, 17; 3er 8, 16) entftanben ift. Damit lourbe bann bie
oieüei^t |Aon altere SReinung, bag ber 91. oon Often lommen merbe, oerbunbenM
(a. a. D. o. 113). Daneben ober roirb au^ bie in ber 30^nnes * 91^oIaI^f e oor«
liegenbe 93erbinbung ber 3^e bes 9L mit ber Erinnerung an 9lero ba^in loeiter fort*
gebilbet, bag ber 91. gerabeju als ber n)ieberenDedte Stero gebadet wirb. Dies finbet
{i^ in d^riftlic^en Stfiden ber SibpHinen unb no^ im oierten 3<^)^ui^>^ ^^^ ^^\^
33or[tenung als siemlic^ oerbreitet bejeugt (Lact, de mort. pers. 2 ; Hieron. ju Dan. 46
11, 17; August, de civ. d. 20, 13). Snbeffen nac^ bem grtiebensfAIug bes römi*
f^en 3itiäfs mit bem (Qriftentum i|t fie naturgemäß oerblaM. SBunberli^ oerl^moljen
mit ber iübi[^«meffianif(9en 9luffa{fung bes 91. erfd^eint fie bei Siltorinus (in f. jlomm.
3ur 9lpoI.) in ber (Enoartung, ffir Q)el^ bie (Eintragung ^eibnif^ 3^^ in ^ fübifd^«
me{|iani|(^e Silb bes 91. im 2. !QeffaL«Srief bo(^ nur eine \qm^ 9rnaloaie bot, baß so
ber mieberenoedte 9lero oon ben 3iu>en entgangen loerben unb bte SRenF^en 3ur Se<
fd)neibung jmingen merbe. 3n nod^ ft&rlerer ä^erblajfung loirb fie mit lener iäbifdb«
meijianilqen 3oee öußerliA oerbtfifift ^u ber SorpHun^ eines bo^ielten ^., bte
einigermaßen burd^ bie 9lebeneinanberftefiung ber betben bte SBeUmac^t unb bie faQ^e
^rop^etie barltellenben anti(^riftli(^en Ziere in ber 30^«9[(M)I. oorbereitet wox, 60 u
iDirb ein meftli^er 91. als römift^r Jlaifer unb ein Sftli^ in 3^nifalem auftretenber
unter[(^ieben (bejonbers bei fiadantius unb Ctommobion, nSberes bei Souffet o. 49 ff.).
(Ein tx\ftblii)ts Qi)manltn jeigen bie SJorfteUuimen in betreff bes Ser^Itniffes pifqen
bem 91. unb Satan. SReift mirb er mofji im ^nf^Iuß an bie biblift^n 9lusbnule als
ein im (&ei[te Satans roirienber 3Rtn\i) gebaut, öfters aber au^ als be|fen 6o$n,6o
584 Sntti^fit Sttttbitninariamtett
ja als [eine etaene 3nIoipoTatbn, toas ido^I aus alteren Quellen (m mtü gc(t Mi
Souffet 6. 13) aber aum aus bent (Einflug^ber Sintiparallele (E^nfit (AS^) ]i et:
Haren tft. — Slls na^ oent Huf^ren ber Serfolgungen ber Atrd^ bie esqotobgMi
Stimmung ber älteften Airc^e fi(^ etmas abtü^Ite, trat au^ bie (EnDortung bes 9. w*
6 ^Itnismagis surfid, fo bag fie nur bei befonberen Gelegenheiten unb oon eiiqdKi
Airc^enle^rem erneuert mürbe. Srft aegen bas 3<!^t 1000 mürbe bie Spannung i^
bas no^nbe CEnbe mieber in meiten Areifen ber Rxiäft anwerft itS|ftig, unb ou^ !■#
bem bie SrnKotung besfelben [moo^I im 3#^^ 1000 als 1033 [ti^ nid^ iieuDuBi|i
^e, blieb bie es^tologifi^ Semegung juriid. Sie mürbe fettoem nur me^ ]n
10 (Segenmart umpebogen, inbem man bui^ bas 93orbringen bes 3slam, bie gun^JM^
fte^erei unb bie tiefe 93erberbnis ber ftir^e, befonbers au^ bes ^oq^ttums oenmkfel
mürbe, in folgen ubeln ber !^tü bie Slmeiqen bes na^n 9. m erblufen. Unb jck
Ki^tung glaubte \fyx in ben Ujfc am meinen entgeaengefe^n Srfcbeinungen bes in^
liefen unb fojialen fiebens ju erbliden. Sflad^bem [o belotmers ^ufig f^on oon jle|ai
16 unb reformatorifd^ gefinnten Parteien ber 91. auf oas ^^f^^ gebeutet oar, »im
biefe (ErOfirung oon £ut^ (adv. execrabilem Antichristi buUam) unb anbecen %>
formatoren (Sugenbcmen, 3iDtngli, (Eabin) mieber^olt unb bann au^ in bie fgmbolif^a
Sfic^r ber lut^ertfqien Airc^e angenommen (Art. Smalc. 2, 4. Tractat. de pol
Pap.). SRilunter mürbe bie alte llnterfc^eibung eines öftlic^en unb oeftliAen 9. anf
20 9Rn$ammeb unb bas ^|)ap|ttum angemenbet (SRelanAt. SuHing u. a.). änbemfeüs
^aben Jtat^Iüen hierauf mtt Sejiebung bes 9. auf £u^er unb ben ^rotefhmtisns
«eantmortet ((Eftius, Sromonb). Seit bem 18. 3<^^* beginnt eine jeitQefd^iQtltc^ &
[Srung ber oiblifc^en fie^re oon bem 91., ber man neueftens eine trabittonsgefc^i^Onle
fibertreibenb entgegengefe^t ffcA (C5unlel), m&^renb oon anberen eine enbgefd^tqtltdjic uA
26 rei^sgef Ai^tliil^e geltenb gemad^t i[i
7. })ie Deutung berSusfagen ber ^.SArift fiber ben 91. aus ben Sretgniffen unk
bem teilmeUe auc^ trabitioneU beftimmten Slnf^uungsfreife ber 3^i^» in iDelc^ bie
biblift^n Slutoren [(^rieben, ift o^ne grrage niÄt o^ne Sere^tigung. I>tnn oon jenen
gilt mie oon aller btblijc^n (Es^atologie in befonberem (grabe bas allgemeiner gemeinte
80 SBort bes größten Spoftels, bag er unb feines (ßleid^en nid^t anbers erlennen vaA
meisfagen als in ber Unbeftimmt^eit eines antilen Spiegelbilbes unb ber 2)ttfdel<
beit eines ungelöflen Kotfels. Der über alle Srfo^rung ^inausffl^nbe QE^otoIter jener
Dinae nStigt bie biblijc^en ^rift[tellerp biefelben in Slnf^auungsformen barjuftenen,
bie tte i^rer 3^ii entnehmen. Öberbtes ^ben |ie immer bas CEnbe als nabe angefc^ut
36 infolge baoon, bag ibnen ber ß^itpunft besjelben oer^üHt ift unb fie ben ^inmeis
barauf ibrer eiaenen !^tü mSali^ft ftarl 3ur SBomung unb 2:röftung mollen bienen
laffen. Da^er fc^ilbem fie es ftets fo, mie es }u i^rer ßeit eintreten m&rbe. Damit
ift ober ni^t ausgef^Ioffen, bag manqes oon btefer S^iloerung in anberen gf^rmen ju
anberer 3^^^» man^es am Snbe fi^ oermirflic^en !ann. Diefe (Elemente oon einanba
40 m fc^eiben ift gegeraoörtig unmöglid^. Dagegen gilt es, bie praftilAe Seite ber Kbll
fi^en £e^re oom 31. ^roor3U^eben in ber (htenntnis, ,,bag tm 9(1. bie allgemeinen
3üge oon fittli^er unb religiöfer SBertung bas ÜOber^etoic^t ^aben unb bie Sinjel^itcn
nur Slnregunq unb Darftellungsmittel bieten, um bte boppelfeitige fritif^e Sebeutung
3efu als (S)v\i ^eraussufteüen, mie er bas Söfe 5ur SelbftooIIenbuna in gef(^i(^tli(^
46 Srfi^einung nötigt unb bur<^ feine Selbftoffenborung oemi^tef' (Aö^Ier).
Sieffcrt.
Sntibtfomarianttcn. — Epiphan. Panarion h. 78 (cd. 3)inborf, 3. S3b, Öcipjig 1861,
@. 499).
Das 31Z. fpric^t oon ÜBrilbem 3£fu. 9lo^ bei XertuHian ^errfd^t bemgemög bie
60 Sorftellung, bag bie (E^e SRarias mit ^ofep^ mirflic^e C^e gemefen fei, f. de monog. 8 :
Christum quidem virgo enixa est, semel nuptura post partum, ut uterque
titulus sanctitatis in Christi censu dispungeretur per matrem et virginem et
univiram. Dagegen galt es im 4. 3^^9- bereits als fcftfte^enb, bag bies ni^t ber
5an mar, f. Ps. Äthan, contra Apoll. I, 4: ön ndiydg dtt/tiFirav fiF/iaiyTi'QTjTni.
66 Die ältere SJorftellung mar jebo^ nt^t oerfdpmunben. (Epip^anius fanb in Slrabien bie
Slnfid^t, SRaria ^be nad^ ber Geburt (Ebriftt i^rem SRanne 3ofep^ bie e^elic^e ^i^t
geleiftet unb ftinber oon i^m ge^bt. (Er machte feiner SBeife na^ i^re Selenner ^u
einer Sefte, prägte für fie ben Seftennamen Slntibilomarianiten b. i. (Begner ber SWarta
unb fudpte fie in einem meitläufigen Schreiben, bas er (1. c.) mitteilt, i^rer SReinung
(» abmenbtg ju machen. ^ersog t ($am!).
Slttlutttnfiiutt 9Ittit]t0itt{fHfil|c CftrciiigfeUttt 585
9(nttmenftttm {'Amfi^voiov ober ^Avtiulvoiov) ffti^t in bcr grie^ifd^en ftlrd^c
bo9 Dor bem jebesmaliaen Seginn ber SRegQcmbliing über ben 9ntortif(^ musgebreitete
Zui), tmi) tDeI(^c5 berfelbe etft sunt tDtrfli^en £))^eraltar lohb. 2)a es nSmlic^, tote
bte grte^ti^e jlir^e in äbereinftimmung mit ber rötnifAen annimmt, nur ein gexoei^ter
Slltar fein barf, auf bem bos SRegopfer baraebrac^t toorb (Gregor. Nyss. MSO. 46p 6
581 : To '{hoiamrJQiov rovro t6 äyiovy q> nagetmjxaßiev, U&og Itnl xatä rijv
(pvotv xoivöq' , . . bieidri dk xa&ieodi&fi rjj tov t^eov ^eqojielq xal rrfv evloytav
idf^aro, fmi rptbieCa äyla), unb oie|e SBei^ nur oom Sifd^of oolljogen ©erben
!ann, fo tDürbe tn allen benAir^en, berenSHtäre no<^ nic^t oom Si^of geioei^t ftnb,
lein SRegoottesbienft jtattfinben Virmtn. !Diefer Ubelftanb iDurbe im t)riente bur^ bas lo
qetoei^te vlltartud^ befeitigl, mä^renb in ber römifc^en Airc^ in biefem Solle bie fog.
2:ragaltäre (f. b. ä. »Mar S. 397,28) gebrandet ©erben. Sgl. Goar, Euchol. (edit. II) p. 521 ;
Renaudot, lit. orient. CoU. I, 182. II, 56 • Daniel, Cod. Ut. IV, 207: «ugufti,
Denbofirbigfeiten XII, 21. Die SBei^e bes tl. gefd^a^ jugleid^ bei ber aSBei^e einer
fttrd^e. CEtn gormular ^ier3U bei Goar p. 517 ff. «. «ietfi^iel. is
anttttomifKfi^e ®trettigftitett. — donr. S^lüffclburg, Catalog. Haereticomm, Francof .
15U7 Hb. lY; ^loncf, d^efd^ic^te ber (Entfiel^ung . . unferei» t>roteftant. iCel^rbegriffd 4. SBb;
^ront ^te X^eologie ber (Soncorbienformel 2. SBb, (Sriangen 1861, @. 243 ff.
Der Sonourf antinomiftifc^er fie^rmeife ift im Serlauf ber lut^f^ Deformation
bis ^u i^rem Slbf^Iug in ber Form. Ck>nc. me^db laut gemorben; es ^anbelte {i(^ 20
babet um oer|(^iebene Streitpunfte. 3uni Serftfinbnis mu^ oorausgefd^idt ©erben:
1. Butlers £e^re oom (Sefe^ bis jum erften Slusbrud^ bes antino*
ntiftifc^en Streites, a) Slusgefd^Ioffen bleibt oon oer (E^ften^it bie SetraAtung
als ©enn 9no|is (Sefe^ quoad judidaHa et cerimonialia Seltung ^obe. (Es ip ber
3uben „Sad^fenfpieger ((E9I 29, 157). Leges Mosi solum Judaicum populum in 25
loco quem elegisset li^bant: nunc liberae sunt (be 9B 2, 489). Seine Stelle
oertritt bei uns bas !ai[erlt^e 9{ed^t (be9B2,519). Sines foU^en „leibli^n (Sefet|es"
mit „(gelang unter bem Sd^©ert'' bebarf es fflr bie 9lo^n unb UnalSubigen, nic^t
für bie (Triften ; bo^u ift ©eltlid^e Obrigleit oerorbnet (m 29, 140). b) üusgefd^Ioffen
bleibt femer jeber (gebraud^ bes (Se^^es, auA bes Delabges, unter ber SReinung ope- so
rando justa justum fieri ; bas 03be nur eine justitia servilis, mercennaria, ficta,
speciosa, externa, ein (ßott btenen timore poenae aut promissione mercedis
(9B9I II 489). c) Dagegen bebarf es ber geifttic^en (Sefekesprebigt, b. ^. einer ^tt^
biot „alfo, ba| man bie Sünbe baburd^ offenbare unb ju erfennen legre, bamit bie C5e«
©iffen erfd^rem unb gebemütigt ©erben oor (Bottes 3om, 318 3, 20; 7, 7" (ffi« 29, 139). sö
Denn es t{t C5ottes 9Bei|e na^ 3^1 28, 21 erfi bas opus alienum, b. ^. bos oeci-
dere lege, ju oollsi^en, e^ er fein opus proprium ooDbrinat: facit peccatorem,
ut justum faciat (SB31 1 112. 361. 540 unb feiftem oft). gfreiTu^ bringt es (ßefe^es«
prebigt allein nur jur ^eu^elei ober }ur Selbftoer3©eiftung. SHIerbings beginnt, — fo
lautet £ut^ers an Staupi^' Sa^ poenitentia vera ab amore justitiae et Dei incipit 40
((Enbers I 196) aninfipfenbe fie|r©eife — ©a^e Suge a benignitate et beneficiis
Christi (90821 I 319. 576. II 421). Denn amor semper est prior odio — sie
nascitur odium mall propter bonum (1320). (SIei^©o^l ift ffir ben (Elften re^te
Setra^tung ber (geböte (gottes not©enbta, um aus t^nen beftfinbia neue' Sünben«
erfenntnis 3U lernen^ benn „obne bie Gebote (gottes lann lein SRenM feiig ©erben" 46
(3B9I II 60), fie fmb ba^er oie „Untenoeifung ©ie man bei<^ten fou''. Fides ante
omnia docenda et provocanda est, fide autem obtenta contritio et consolatio
inevitabili sequela sua sponte venient (9B2I VI 545). häufiger, 3. 83. im ®a*
laterbriefsAommentar 1519 (lex ad gratiam praeparat; finis legis est suspirium
ad Christum 9B3I II 529) unb in ber S^rift „Son ber gfrei^it eines C^riften« so
menj^n" 1520 ftellt er ben ^eilsprcgeB fo bar. bah er beginnt mit ber Demütigung
burq bie (Gebote ; bur^ fie lernt ber aOfcenjc^ an Ufm felbft oerjagen unb anbers©o $ilfe
5u fu^en; bie 9Ingft über ber (htenntnts feines Unoermbgens f^afft bie re^te De«
mütiaung — bann !ommt bas anberc SBort (ber SSer^iftung oer Sünbenoergebung bur^
d^riftum). Der 2Beg ffl^rt fomit ieben bur^s Sllte ins 9leue Xeftament (9leubrud, 55
§alle 1879, S. 21 f.). Dem gemöfe legt er 1520 bie (geböte aus als bas erfte Stfid,
bas einem S^riften not ift 3U ©iffen, fie lehren ben äRenfd^en feine 5lranl^eit erlennen, —
,,er erlennet fiÄ einen Sünber. Dama^ pit i^ ber ®Iaube oor, ©0 er bie Sbsnei
finben foll'' ((£$122,4). 9In biefer fie^noeife ^t £u^r feitbem unoerrüdt feft; 3. 93.
586 Xtrtiiwmifltfdde Simtigletteit
in De servo arbitrio: bas (Sefe^ ift ignaris et caecis lux .... necessaria, quae
notificet peccatum, ut humilietur superbus et ffratiam suspiret et anhelet in
Christo proposltam ((E31 opp. v. a. 7, 336 f.). Ilnb jiDat i[t Met „ffiefe^" mifi
einfach ibenttfi^ mit beut C5efeg SRofis, auA niqt ibenttf^ mit bem ^Debloa, benn aud^
5 biefer entölt cerimonialia (SBilber* unb Sobbatsgebot) unb judicialia, bie uns als
CE^riften nickte angeben, fonbem SRofis (Se[e^ lommt \üx uns nur injomeit in Setro^t,
als es M mit bem notfirlic^en, {ebem SRenfi^en ins $er5 gefc^riebenen Sittengefe^
bedt. 9cur barum trifft geiftlic^e (gefe^e^ebigt unfer (Semiffen, loeil es biefe (gefe^e
,,bei fid^ felbft alfo finbet unb füllet". vUvc meil ber 3:eufel bie fersen oerblenbet,
10 fällen fie folqe (pefe^e nic^t allezeit. Darum muMen (ie awgefc^rieben unb ae|n:ebigt
werben, ,,bis (Sott mttiDirle unb fie erleu^e, ha% fie es im Reisen ffi^Ien, tote es im
2Bort lautet". ((E91 29, 156). ®efe§es)n:ebigt ift alfo (Enoedung bes (Semiffens unb
als folc^e notoenbige Sorbebtngung für eine beilfame mfna^me ber ißrebigt ber (Snobe.
(Sgl. 91. »itJAl, «ed^tf. u. Serß^n.^I 162 ff. 198 ff.; SB. ^errmann, Die Suge bes
16 eo. Q^riften [3l^A I 28 ff.] ; vi. %. fiipfius, fiut^ers £e^re o. b. Suge, Sraunf^.
1892; g. fioofs, Dogm.*(Bef(^. » S. 354 f.).
2. Sin Sorfpiel bes boteren antinomiftiJAen Streites begegnet uns f^n 1524
in ber 6aal^ufenf(^n ^enfd^aft Sento in S5^men, inbem |tq SBiberfpruA gegen
bie iprebigt Dominicus SBeqers in XetFAen er^ob, als biefer im 6inne SutQers be«
so^uptete, ®efe^es)nrebigt milfle ber ^rebtgt bes (Eoangeliums oorange^n; bas (Eoan<
aelium nfi^e oenen niAt, bie fleif^li^ o^ne C5efe^ leben; femer: bie Ainber unb
bie SSfen milftten bur^s (Sefe^ getrieben inerben. 9Ran ^ielt i^ entgegen, bas
C5efe^ fei nur Ben 3^^» ^^^^ »^^^ Reiben" gegeben, ber (Slaube I^re. xdos mir
t^un unb laffen foIUen. SRan f^ob i^m unter, er le^, bag ber SRenf^ bunc^ Ser<
25 bienft oorange^enber (Befe^esmeife m (Snaben unb (Stauben lommen mäjfe unb er^
eiferte fic^ iiber feinen 9tiulfan in lat^olifc^e £e|re. 99BoIfgang o. @aal|aufen trug ben
etreitfan £ut^r briefli^ oor (27. ^uli 1524, (Enbers 4, 367). Seiner jelbft aberbra^te
bas S^eiben unb ftellte fid^ oen SBUtenbergem jum Sei^Sr. Diefe (£ut^, Sugen^
^gen, SRelanc^t^n) fteOten ibm ein 3^^^^^ red^er £e^e aus uno erllarten: bas
80 ®efe^ mug geprebigt merben als Slnjeige unb Strafe ber Sflnber, benn bas (Eoangelium
beut Denen nid^t Xrolt nod^ Vergebung an, bie i^ Silnbe ni^t lennen noc^ aAten.
Slugerbem ift bie (ßeie^esprebigt (neben ber ^anb^abung bes (Befe^es burc^ bie Dorig»
leit) au^ boju nbtig, bajj bie ^ottlofen unb ro^en £eute um gemeinen (^riebens millen
in 3u^t leben. !Da (Sott alletn mei|, mer bie rechten (E^riften finb, mug man [alle]
86 mit C5e|e^esprebigt treten, äu^erlid^ fromm 3U fein. 3<t» loeil ber Sofen me^r ift als
ber frommen, fo ift bie $rebmt bes (Sefe^es nbtioer als bie bes Soangeliums (beSB
II 532 ff.). SRan fie^t, mie ^ier ber burd^ bie 9lot ben Steformatoren aufgebrSngte
Segriff oon ber ftirqe als einer SInftalt ber Sotberjie^ung fid^ bereits bebenflt^
geltenb ma^t. (»gl. ^ftf^rift für 3ul. iloftlin. (Sot^a 1896, S. 60 ff.)
40 3. Sgricolas Streit mit SReland^toon, 1527. 3m 3uF^^^^<^n9 ^
Sifitationsarbeiten, burd^ bie Aurffirft 3o^ann bte eo. £anbestir&e Sa^fens aufnd^tete,
ktüe SRel. Articuli de quibus egerunt per Yisitatores aufgefegt, bie o^ne fein
SBiffen gebrudt mürben (Sommer 1527. CR 26, 7 ff.), ein 9{eamonsoerfud^ gegen ben
Sc^iaben, ben unoeiftanbige „C5nabenpreoiger" anrid^teten, oom Stanbpunft bes pöbago-
46 gif^n Airt^nbeorifrs aus, auf ben fi(^ bas fianbesfirc^ntum gemiefen fab. (Slaubens^
prebigt ift unomtänolti^, menn nic^t Su|e oor^er gemedlt ift; Suge ift Sorbebingung
bes (Slaubens, CSefe^esprebigt treibt jur souge^ gehört ba^er an ben (Eingang ber ^rift»
lid^n fie^re unb Damit bann meiter als Slnlettung 3u tögli^er Heiligung. Cor con-
tritum necesse est praecedere fidem, sicut aurora Oriente sole diem natura-
60 liter praecedit. — Ubi doctrina fidei sine lege traditur, infinita scandala ori-
untur. Sfl^igige (Sefe^esprebigt ift erforberlid^ 1. ut coerceantur rüdes homines,
2. ut [lex] terreat conscientias. Söfe (Erfa^ngen mit einzelnen ißrebigem (ogl.
CR 9, 764) unb ber ^nblicf bes ro^n, bie neue Snabenbotjc^oft mihbrauc^enben (öt-
jd^Iec^tes erllaren ^inreic^enb biefe Setonung bes (Sefe^es. Z^f). Slgricola (f. b. 91. 6. 249, 46),
66 beffen fiebrmeife befonbers gern jene fiu^enoorte oenoertet ^atte, bog bas (EoangeUum
oon ber ®ilte ®ottes bie Seelen enoede, Suge ^xuM bes Glaubens aus bem SRottD
ber Danibarfeit fei, unb ber bas (Sefe^ gerabeju als oen oerfe^lten 93er[u(^ (Sottes, bei
Sänbe ^u mehren, betrachtete unb in t^m mejentlii^ ein SRittel fa^, gemtffen ro^n mis-
brfld^n oer fleifd^lid^en 9latur 3u fteuem, baoei ben Sa^ £ut^ers, bog Dem (Slfiitbi^en
^ Sünben nid^t me^ f(^aben, mit bebenlliqer Vorliebe prebigte, füllte fi^ getroffen. (Eme
«trtiiwMtifttfi^ etffitigfeilrit 587
perfönli^e 93er|tttnmung gegen SRel. ([.oben 6.251,27) »Mte baBei »o^I na^. Über«
^eugtp bag jeine eigne fi^noeife bie eAt luti^Me |ei, bef^nlbigte er 9ReL bes W)*
falls unb fttmmte in bie 9(ebe ein, bag biefer „toteber rüADfixts fcmt*'. (Er formulierte
[eine eigne £e^rtDei|e f^ärfer als mx>ox in ben „130 gemeinen Jyrageftfiden für bie
jungen Ainber" (Snartim 1627). t)as C5efe^ iDor ein oerfe^Iter Serfud^ (Soites, butd^ 5
Drohung bie äRenfc^en 511 leiten ; es ift ,,ber ^(uben QoMtnlfi^V' unb gti^t ben (Elften
nichts me^r an. Dos (roangelium rii^ bie fersen Sur^ (Qbrifti Smt; met ®ottes
(Säte glaubt, ber fommt 3U Suhe unb (Erneuerung. SRur ber ^opft ^nt bie 9leue oor
bie (gnabe. Dem (geregten ift fein (Sefe^ gegeben. I^mcx fflnbigt er no^ ,,ane Slugen^
blide" ; bos finb 9lad^n)«fungen bes „(Erbj^obens" in Serbinbung mit ben Sserfud^ungen, 10
bie Xeufel unb SBelt bereiten; ber (Q^Jt mug bagegen anlonqrfen, aber er bot auc^
beftönbig ben 2:ro|t: „an ber Seliglett ^inbem leine Silnben, oenn (Snabe ^eigt es,
ni^t gute, ni^t bSfe SBerle". Daneben begann er ben Streit mit SRelan^t^on. Sc^on
gegen bie noäf ungebrudten Articuli menbet er fid^ mit briefli^en Sebenlen an £ut||er;
bie{er befc^mi^tigte i^n unb oenoies auf ben beoorfte^nben Drud (31. üug. 1627, (Enb. is
6, 84). Salb manbte er fic^ abermals mit bettimmten Slidlagen an fiut^, oerbreitete
auä) ^nbfd^riftlic^ [eine „(Tenfur" ber £e^re SReland^ns. (Er OHirf ipt u. a. oor,
ber (&efe^esprebigt 3U grobe Sebeutung 3U geben unb babur^ bie d^riftliqe Stei^it ju
{(^mälem, unb oag er ni^t me^ le^, inohoaripoemtentiam ab amore justitiae,
[onbern a metu poenarum (CR 1, 906. 920). SReL fu^e i^n bobur^ }u beruhigen, 20
bag er i^m fd^reiben fonnte, £ut^r |obe (eme 6d^rift gebilliat. Slber bie Xbotb^,
bag man lat^olifd^erfeits SReLs Articuli fro^Iodenb als ein umlenlen jur I(^It{(^en
£e^re ausbeutete, oeranlagte ben Jturfflrften j[30.6epL (Enb. 6, 96), genauere Seratuna
unb Alarjtellung ju forbern, e^e ber „unterri^t ber Sifitatoren" georudt merbe. Uno
um ben ilonflift mit Slgricola 3U befettigen, lieft er in ben Xagen 00m 26.-28. 9loo. 25
£utber. Sugen^gen, URelanc^t^on unb Slgricola in Zoroau mit einanber oei^nbeln.
Sßel. qielt baran feft, bag bie Gereden oes Semiffens ber 9le^tfertigung oorange^n
muffen ; in biefen feien amor justitiae unb metus poenarum f^er ju uirierf^eiben.
Slgricola aber foncebierte, bag bie 3^(Inirf$ung burc^ bie gbttli^n Drohungen bie 9le(bt«
fertigung einleite, in biefer aber fei notmenbig bereits ber (Slaube, bag (Sott alfo brope, so
oorausjufe^en (|o fiutj^r 1620, 9BSI 6, 646: bie veritas divinae comminationis et
promissionis fei prindpia et causae contiitionis). Daraufhin leate fiui^ ben
Streit bei bur^ UnterfAeibung pifi^n ber fides generalis, bie anerbfngs ber Suge
ooraufge^e unb bem reqtfertigenoen (Stauben, ber unter ben 6^^reden bes C5en)inens
bie (Snabe ergreife. (Dem entbret^nb lautet bie Formulierung im „Unterri^ ber 93ifi« ss
tatoren'' CR 26, 51.) Daraufhin gab ]iäf Sfgricola jufrieben, roenn er oud^ im $rioat»
gefpröd^ mit SRel. ben Delalog fiber^aupt aus berftir^ befettigt unb bieißaränefe ber
neuteft. Sriefe an feine Stelle gefegt xoijfen ©olüe, — eine 3jjeje, ber Sxmttt me ju«
geftimmt ^ätte ((S. Äaroerau, Sfgricola S. 129 ff.; 3. Äoftlin, SR. fintier »11 30 ff.;
fioofs S. 409 f.). 40
4. Slgricolas Streit mit £ut^er, 1637ff. ügricotos oertrauter Serle^ mit
£ut^er toar ungetrübt geblieben* feine ^riften mürben ni^t mit SDtigtrauen geinrfift;
einjelne SBamungen megen oeroad^tijjer m|erungen in feinen ^rebigten blieben un»
beamtet, ober Slgricola mugte befriebtgenbe $[usiunft ju erteilen. Der (S^enfc^ gegen
ben 1533 nai) Cisleben berufenen Icrt^oIijAen geinb ber 99Bittenberger, (Seorg 3Bi|eI, 45
trieb i^n immer f^rf er in eine antinomiftif^^ SBeife berC5naben|nrebis^; Suge,Sünben«
erienntnis unb (Sottesfurd^t finb aus bem Soangelium, niAt aus bem (Sefe| (b. ^. bei
i^m ftets: Sßofis (Sefe^) ju lehren. (Er begann ben SBtttenberaem unter S^unben
oorjuioerfen, bag fie aus (I^riftus einen 9Rofes matten, inbem fte ben guten 9BerIen
ein „mu^" beilegten ; felbft £ut^er fei ni^t rein in ber £e^ geblidien. (& begann so
^^artei um feine ißerfon, als um ben eigentlichen Paulus ber 9ieformation, ber aud^
ben ^etrus — fluider surec^tmeifen milffe, 3U btiben. £utl^r a^nte ^ieroon nichts, unb
als 3lqricoIa SBei^nad^ten 1536 oon i^m na^ äBiäenberg gerufen mürbe unb nun bem
oon (Eisleben Slbjte^nben Denunciationen (au^ oon (Sraf Xlbre^t 0. SRansfelb) m^*
folgten, glaubte er bem alten ni^t. Slber 3lgricola gab im SRär} 1637 burd^ eine ^irebigt ss
in 3^i^ ^^^ $ofe älnftog hmi) „neue SBoIabeln'', bie er über (Sefe^ utü» Q^ngelium
gebraute. 3m Sommer taucht bos (Serfii^t auf, er oerbreite ^imli^ 3:|efen über bas
©efe^, in benen er bei £ut^er unb SRelani^t^n „reine" unb „unreine" £e5re unter*
f(^eibe. äRan prüfte baraufbin genauer brei oon i^m glei^eüig oeröffentli(^e ^rebigten
unb fanb nun anftögige Stellen, inbem er aus 9Vi 1, 17. 18 bos Sorange^n bereQ
588 flbttiitomiftifdK ®treitigIeUett
Offenbarung ber (Slaubensgered^ttgleit oor ber bes 3^^^^^ (SotteSp fiber^upt bie 9b<
lehiing ber Suge allein aus bem SDongeltum be^ou^ete. £ut^r trat am 1. 3ult in
einer ißrebigt, o^ne feinen 9lamen m nennen, fac^Ii^ »unfern SIntinontem" entgegen
((E81 ' 13, 153 ff. ; CR 3, 391) unb |ielt i^n oon ber SBittenberger Äanjel fem. 3ei|t
& fu^te Slgricola brieflid^ grieben mit fintier (351(5 IV, 303 ^.), inbem er feine fie^»
n)etfe mej^r oorfiAtig oe^nte ab faden liel. fiut^er {nrebtote abermals (30. 6e)rt.)
o^ne perfönlid^ ^P^^» o^^t mit faqlid^er Sejuana^me auf bie X^fen, ba| bos (Befe^
nid^t o^ne Soangelium, aber au(^ dos (Eoongelium niAt o^ne C5efe^ gepreoigt tnerben
bür^, eine ißrebtot, bie 9ReL als oolle Seftfitigung feiner fie^eife oon 1527 be<
loorfigen fonnte ((m' 14, 178 ff.; CR 3, 427). tOs ber fturffirft nun auA 3bricoIa
our^ jlanjier Srfid mamen lieft. entfc^Iog fUb biefer Snbe Dft. ju einer Suspxi^
mit £ut^er, bei vodä^tx alle ^tfferen} auf SRigoerftSnbnfffe unb Unbeutli^feiten ge«
Uboben unb Sinigfeit in ber fie^ubftattj beiannt »urbe. t>tt Aonflüt JAien gehoben.
Suier eben je^t f outen Slgricolos „Summarien fiber bie (Eoangelien'' erf^inen, bereit
15 Drud er auf (Srunb feiner Susfage^ bag £ut^er fie gefe^n unb aebilligt ^e, betrieb,
o^ne bie (Eenfur bes 9{ettors einjuqolen. SRitten im Drud inhibierte £ut6er, erjumt
fiber ben SRiRbrauc^ feines Slomens, bie SoÜenbung (bos Fragment f. in mrftemann,
31, Urlunbenb. 6. 296—311) unb entfd^bft fid^ ie|t ^u Monu^slofem itompf. (Er
id^ritt 3ur ^erausaabe ber umlaufenben SMen, o^ne fic^ ourd^ ^igricolas Sefireitung
m 9lutorf^iaft unb bur^ mfinbli^ 9lus|))ra^e ^urfid^Iten 3U laffen. Sie erf^ienen
am 1. Dej. in 2 Steigen, beren 1. oon Slgricola ftammt, n)5brenb in ber 2. loobl £ut^
[elbft an gebrudten ober mfinbliAen Husfptfic^en 9lgricoIas oie praltifd^en jtonfequenjen
oes Sntinomismus bloßlegen toin. (Der le^te biefer 68^e ift n)ortIi(^ entnommen aus
Slgricolas In Evang. Lucae Annotationes, 9Urnb. 1525 SI. 1 5.) (ES opp. v. a.
25 4, 420 ff. 9lm 18. Dej. ^ielt er feine 1. Disputation bagegen (Dreios^ Disputationen
m. fiuti^rs, C5ött. 1895. 6. 249--333}, trot| groger QErreguna rein fa^Iid^, obne per=
fönlic^e (Se^ffigleit; bqonbers bem (Etmourf begegnenb, bag bo(^ Suge ein 9ßer! ber
(Snabe, alfo ni^t bes Coefe^es, fonbem bes ^I. (Seiftes fei: C5ott bebient fid^ bes mi-
nisterium legis unb convertit per eam ad poenitentiain quos et quando vult
80 (266). Lex non necessaria ad justificationem^ sed inutilis; glei^mo^t !etne9{ed^t»
fertigung o^ne bie contritio, bie bur^ ben ^I. Coeift aus ber C5e|e^espreoiat enoa^fen
lann (282). Slgricola n)ar nxäft erfd^ienen, oroonierte aber mtrtti „m 3BinIel". X)a
beantragte £utber beim Steftor, bag inm bie (Erlaubnis 3U t^eoIogMen Sorlefungen ent»
joaen n)erbe. 3e^t lieg biefer bur^ feine grrau um Slusfö^nung bitten. £ut^r forberte
35 öffentlichen 2Btberruf bei ber 2. Disputation; biefe erfolgte am 12. 3ön. 1538. $ter
fanb eine felerli^e SJerfö^nung ftatt (Dre©s334— 418,bef.382ff.). [§ier trogt fluider
Kar ben triplex usus legis oor: Lex docenda est 1. propter disciplinam, 2. ut
ostendat peccatum, 3. ut sciant sancti. quaenam opera requirat Deus (418).]
3e^t ru^te ber Streit bis in ben Sluguft, Slgricola prebigte loieber — aber ber ^ersli^
40 Sene^r beiber ©ar nidit ^ergeftellt, £ut^ers lifc^reben aus biefer 3cit seigen, ©ie ai^--
gebra^t er n)ar, bos SRigtrauen blieb unb fanb neue 9{a^rung. £u^er, ber fiber eine
3. u. 4. X^efenrei^e (Opp. v. a. 4, 430 ff.) megen bes (ytiebensf^Iuffes mi)i bisputiert
batte, ftellte jeM eine 5. 9{ei^e auf, fiber bie am 13. Sept. 1538 eine ungeioo^nli^
lange unb f^at^e Disputation erfolgte, er fie^t je^t in ben Slntinomem betougte ^eud^ler,
46 beren SIbfidbt bie Untergrabung ber d^riftli^en ^ud^t ift. (Er giebt {e^t au<^ offen 3U,
früher biefelben 5<>nneln mie oie Slntinomer (contritio piorum fit amore justitiae)
gebraud^t 3U l^aben; aber £euten erfc^rodenen (Sen)i|fens ^abe man anbers prebigen
mfiffen, als benen, beren ffieroiffen eben erft bie Slufrflttelung bur^s ffiefe^ beb
bie Slntinomer ma^en fidlere £eute nur no^ fieserer (DremsS. 41 9—484 ;bef.S. 4 77j.).
5® 3^^i ß^ri^i Slgricolas Stellung emftlid^ in CBcfa^r: er fürchtete Siftierung feines (Be-
halte, anbererfeits 3erf(^Iug fi^ feine Slusfic^t, an bas iekt eben 3U erric^tenbe SBittenb.
Aonftftorium berufen 3U merben, menn er ni^t mit £utqer ausgeföbTtt toar. (Er erbot
fi(^, in öffentlichem Senb[(^reiben an einen SWansfelber (Beiftlic^en SBiberruf 3U leiften,
©offir SWelanAt^on i^m tn möglic^ft milber gorm einen (Entwurf fertigte (gebrudt in
55 33. ilorbes, Slgricolas Sd^riften, S. 269 ff.) ; ja er gina nod^ ©eiter unb bat fiut^t
[elbft, in feinem Stamen eine fol^e S^rift ausgeben 311 laffen. Dies ^i £u^r Sln^
fangs 1539 in feiner an (E. (Büttel in (Eisleben abre|fiertcn S^rift „SBiber bie Sinti*
nomer" (be SB 5, 147 ff.), in ber er Slgricolas SBiberruJ oertünbigte, aber 3uglei(^ ibn
fo fc^onungslos 3U Soben trat, bag er bamit ben eben ftdp Demfitigenben aufs f^r
60 rei3te. Doc^ \cS) ber fturffirft i^ren ÄonfliK je^t ffir befeittgt an unb berief ii^n 7.\
«KtuumttfKfdle StmÜgldieit 589
1539 ins fton|i|torium. SIber injiDifi^en nmr [(^on neuer Sniag jum Streit gegeben.
Slgricola ^atte am 1. Sebr. 1539 bie disputatio ordinaria in facultate artium ju
galten (ogl. ftöftlin, Die Soccolaiiret u. ailaaiftri, 3. $eft, ^alle 1890. 6. 22) ; er
{teilte ba^u Übefen de lege gan} int 6inne £utbers auf, [d^idte ibnen ober 6^e oor«
auf, bie m [elt[am oerblumter Kebe auf £ut^er jti^etten, bag er {9m ben „^otm** bes &
(Eoangeliums nic^t gönne (3 A® ^^ ^^^ ff- ; ^^^ gebrudtes (Esemplar ber X^fen auf
ber Hamburger Stabwibliot^el). £ut^r umr entpSrt fiber ein fol(^e$ „nteuAlings'' Seilten
(Zif^r. 3örjt.«Sinbf. III, 377), trat am in ber DisputoHon felbit fm entg^en als
einem, ber im 3rrtum oerl^e, griff bte Slntinomilten fortan rfidfii^Ios m Sorlejungen
unb DrudfAriften („Son Aonjitten unb jlirAen") an, ^atte fo^ar Steigung, mn bem 10
Sann ber Atrd^e gegen ibn oonuge^en {Zim. III, 366 f.). Opef^urt »uroe biefe (Er«
regung bur<^ bie Slac^rimt, bag antinomifttfAe £e^ren aud^ anbenofirts (in Goolfelb
[Slquila], in ber SteumartJ^einr. $am], m gfteiberj} [3al. SAenl]) auftauchten. Sine
oerföbnltd^ere Stimmung (!Inf . 3uli) oerflog balb loteber. Slgrtcola betrage [id^ je^t
als £))^er ungered^ter Serleumbung unb oer aRijj^onblung oes aügeioaltigen £ut|er, 15
fammette SRaterialien ju feiner 9{eqtfertigung, eoent. jur Smllage gegen £u^er. 9{^t»
fertigen toollte er fi<^ oor allem oon ber Stod^rebe, ab; le^ er Sie £eute t^un. uxts
fie gelflfte. 3m Se^rt. 1539 bejc^toerte er M oergebli^ bei bem Keltor unb bei Sugen«
bagen iiber bie tyrannis £ut9ers; beibe mxtkn i^n ob. Stun bereitete er eine Drud*
[(^rift oor, in ber er oor aller SBelt |i^ re^tfertigen mottte, jögerte aber immer oieber 20
mit ber Seröffentlii^ung, auf ein gfiilu^es (Einlenlen £ut^r6 boffenb. Wxi 27. 3^^.
1540 [c^rieb er eine Sted^tfertigung an bie SRansfelbifc^ (Seiftlidotett unb bie (Eislebener
Sürgerf^aft (SSrftemann, 91. Urlunbenb. S. 315), erft poei SRonote bSter reid^te er
[eine ftlage an ben Aurffirften ein (ebenb. S. 317 ff.): er |abe nun bis ins 3. ^cifyc
mit Offi^en fiber fi<^ ^erge^en laffen unb fei i^m naqgelroäen mit ein armes ^finblein; 25
je^t n)oIIe er oor ben „(Ealumnien" gereinigt merben, bte biejer gegen i^ oerbreite.
Dte Alage iam bei $ofe fe^ ungeleaen; ein (Sutad^ten oon SRelan^^on, 3^nas u. a.
(S. 325 ff.) mies etuKts oerlegen ben ]fturfurften barauf ^in, bab £utber nid^ ber SRann
{ei, ben man ^u einem SBibemtf brSngen lönne, unb riet ju gfitlt^ Serfb^nuna, £utl^r
felbft aber replisierte auf bie itlagefdbrift in fd^neibenber S^&ife, inbem er bas, mas ^
Slgricola „Calumnien" nannte, als richtige „itonfequen}en", bte ber ^il. (Seift felber
aus Slgricolas Salden jie^e, oerteibigte (S. 321 n.). ®raf SObre^ oon SRattsfelb
oriff ie^t aud^ mieber ein unb bejetd^nete Slgricola bem $ofe als einen aeffid^Iiqen
unenf^en, beffen ^erfon man fic^ oerjid^em mu|fe, bamit er \iäf nic^t ^eimltd^ loeiterer
9ie^en|d^aft entjie^e. Der Äurffirft Heft nun (15. 3uni) einen fbrmli^n Sßrojefe ein» ^
leiten unb i^n oor bem SBeginn biefes „beftridten", i.Jb. M eibli^ oerfifli^en, oor
Slustrag ber Sa^e bie Stabt nic^t 3U oerlalfen. (Srof Subre^t mürbe beauftragt, 9Ra<
terial über 3lgricoIas öffentlii^e unb ;nioate £e^re in (Eisleben ju fommeln. Stumifd^en
gelangten mieoer^olte äu(forberungen 3oa^iYns II. an ibn, na^ Serlin ju bmmen.
(Er melbete bie|en 9{uf Jetnem Ai^rften; als er einen uRonot oergebli^ auf flntioort ^
gemartet, entmid^ er aOlttte Sluguft. 3n ^öi^ftem 3ome ^iett je^t £t^t am 10. Sept.
eine oierte Disputation gegen t^n (6. 3:^efenrei^e), an ber fid; au^ 93ugen^agen, 3Rt*
Ian(^t^on unb (Srudger beteiligten {[Drems S. 611—635). 3n^ij(^en beaannen oon
Serlin ^er SSer^anblungen über einen gfitli^n Sergleid^: Sgricola ^og feine Alage
3urüd unb lieferte 9. Des. auf £ut^ers Sorberung eine 9{eooIationsJ^rtft an ^rebker, ^
ÜRat unb (gemeinbe oon Sisleben, mefentli^ eine Überfe^ung ber i^m 1539 oon SCfte»
lan^tbon aufgefegten SArift De duplici legis discrimine (91. Urlunbenb. S. 349 ff.).
Stuf £utbers Segebren b^^tte er bireft oon „^nberung'' unb „Sefferung'' [einer frübecen
9{eben [^reiben uno befennen muffen, bag er juoor „geirrt'' l^cbt unb »bur^ D. uRar«
tinus befferen Serii^f' er^Iten ^abe. Darauroin galt bann ber Aonfmt fiir befeiügt, ^
unb ber Slnefttrüc^ige erbiell mieber freien SBanoel in Sad^jen. ^er meber mar
£ut^ers SRi^trauen mirflicb geboben, no^ mar Slgricola murlltA 00m Srrtum feiner
£e^noeife überjeugt. Der i^m aogebrungenen 9{eooIationsf^rift tieß er eine 9leuausgabe
feines (Eislebener Aated^ismus (je^t unter bem neuen Xitel GCCXXI Formulae et
Interrogatiunculae pueriles 1541) folgen, beren £e^noeife 00m Q5efe^ fi^ jmar £ut^er ^
nähert, äer bod^ beffen gformeln metbet: bas Soanaelium le^rt Suge unb Seraebung
ber Sünben, inbem es bas 3lmt bes C5efe^es in fim aufnimmt. Der i^U« (Seift fteaft
bie SBelt um bie Sünbe, inbem er fie juno^ft flberffi^rt impegisse in fUium dei,
proinde admonita inteüigit se ream utriusque tabulae, oor allem ber Sfinben
miber bie 1. Xafel. Hoc modo perterrefiunt per verbum Dei, per doctrinam ^
590 fbtttitoitifKfil^t dvcUigIfUcii
S^enitentiae seu legis hominum conscientiae. Diefe irdftet bann bte doctrina fidd.
n auffsnigem Unte^d^ieb oon feiner KeoofQtionsf^nft rebet er bte ecclesia Islebiana
an: Quia vero vos, o viri Islebienses, audistis me plus minus annis duodecim
haec apud vos docentem, . . . rogo ut hanc puritatem doctrinae mecum et
6 teneatis et defendatis. Tantum enim abest, ut hujus doctrinae me pudeat,
quod non recusem pro ea mori, si Dominus jusserit. Start betont er ^ier ben
fog. tertius usus legis unb bos „SDlug" ber guten 3Ber!e, eine fie^re, bie er fpater
iDteber leb^ beftritten ^at (Sgl* ^totoerau in 5e|tf^rift ffir 3ul. 5töftlinp ®ot^ 18%,
S. 65 ff.).
10 Sieben 9lgricoIa ixxa es befonbers 3<^^ 6^nl, ber ^oforebiger ^erji^ ^einri^
unb 9{eformator Sreibergs, ber 1538 in ben Serbo^t bes Slntinontisntus ntm: ,,alk
iprebiger, bie bas C5efek jprebigen, |inb mit bent Xeufel befeffen'' fo JoHte er ^^nn^igt
9aben; ,,t^ue mca bu totllft, glaube nur, fo toirft bu feiig'', „an oenC5aIaen mttSRofe''.
Sine Unta:fu(^ung, bie n)egen biefes Seroac^tes unb loegen feines jtonflilts mit feinem
16 Aollegen $aui fimbenau angefteüt ourbe (3ttni 1538), enbete bamit, bag er oom Stm*
fflrften felbft als ^ofprebiger naA äBeimar berufen mürbe •— tro^ bes 3^^^» ^^ ^
£ut^ i^n oerfolote. 1541 bertef ibn ^er^og deinrid^ als ^ebiger unb Unioerfitfits«
le^er na(^ £^W9» ^^^^ ^^t ®emli(^lett uno X^logenfafultot ftanben gefcplofjen
g^en i^n; obgIei$ au^ nac^ bem 2!obe feines (Bonners ^einric^ ^er3og 9l(on| t^n
20 ju f^ilfeen fuc^te, fo tourbe bo^ gegen ben !Drud feiner ^oftille (Einforuid^ erhoben unb
es n)uroen Serftohe gegen bie fie^ ber Conf . Aug. in i^r gefunoen. Unter biefen
Slnflagepunften befinbet fi^ au^ mieber ber (freilid; fe^r f^a^ begrfinbete) Sonourf
bes STntinomismus. Das CEnbe bes ^p(^n Strenes toar, bah er 1543 fieipjig unb
bas ^erjogtum oerMen mugte. Seine gebrudten Si^riften geoen feinen aenfigenben
26 Sln^It, il^n als Snttnomiften ju bejei^nen. (SIei(^n)o$I mug feine ^rebl^jtiDetfe in
biefer Seste^ung mannigfa^n mftog geaeben boben. Sor allem aber ^otte iweralt, wo
ber ^od^begobte 9Rann gexoirtt ^otie, fem ^oqfabrenbes, felbftbeiouMes Sluftreten unb
fein Seftreben, um feine ^erfon fiq einen ergebenen Slnbang }u fqa^en, gesen i^n
aufgebraßt, fiut^ geiob^nte fi^ boran, ibn als „3&der^ nden „®rideP' (Sfgricola)
90 in einem Sltem ju nennen unb mit uneroittttibem 3om ju branbmarlen (fiber S^ricola:
jteoerau, S. 168 ff.; JWftlin « II 464J.; Äofte, SR. fiut^ II 463 ff. : fioofs S.416ff.;
O. Äim in MötÄ 1896, 552 ff. Aber Sdjenl: Seibemann, Dr. 3. Si^enl, fieipjig
1875; C5. aRfitler, $aul £inbenau, fieipjig 1880; iß. Setter in 9m f. fa^f. (&ef(^.
XII 247 ff.).
36 5. Der Streit iiber ben tertius usus legis. 3m 3uf^^^^^nS ^^
bem majoriftifßen Streit Aber bie 9lotmenbigIeit ber guten SBerfe erhoben fi(^ £ut^rs
Sd^uler SInbreas ißoad^ in (Erfurt unb SInton £)t^o (Dtto) in 9lorb^uJen mtt ber Se^
ftreitung jeber Sebeutung bes (Befe^es für ben (Staubigen. Die (Eifena^er Sqnobe oon
1556 bot ben 9[nla|, inoem fie ben Sa^ bona opera sunt necessaria ad salutem
40 jioar als migoerftänblid^ oermieben miffen sollte, cibtx boß 3ugab, bag er abstractive
et de idea in doctrina legis ftatt^ fei. hiergegen {n:oteftiert $oa^, benn er erfloit
ben 3u (Srunbe liegenben (gebanlen, ha}i oolDommene (Sefe^eserfüHung bos geil enoerben
loilrbe, ffir falf^; au^ abfolut oolllommene (Sefe^eserffillung voaxt nur ein $fli(^t^un;
biefes fd^lieBt aber ben Snoerb eines £o^nes aus. 9lUe ber Sefe^eserfflllun^ gegebenen
46 Ser^eigungen meinen nur seitlidb irbifqes C5ut. Das $eil, toel^es mtt Sünben^
oergebuna ibentij^ ift, liegt oöllia auner^alb unb ober^K ber Spböre bes ®efe^es.
Darum tft jene 3^fe auäf abftraltio falfc^. 9lud^ (E^fti (ßefe^eserfülmng ift meritum
unb ^eilbefqoffenb ni^t meil fte (Sefe^eserfüllung n)ar, fonbem nur metl ber (Sottesfo^n
etuKis t^ot, mas er als fold^er nid^t ju t^un brauAte. Sreilid^ foll ber SBieber^eborene
60 nid^ oon (Bottes SBillen esimiert fein. Slber ntd^t an bas (5efe^ fie^t er \x^ bafüi
gemiefen. benn biefes le^ gar ni^t bie reAten guten 9Berie, unb augerbem beborf bei
00m (Seift (Erleuchtete fetner nic^t me^r. ^ei £)t^o ift 3U unterj^eiben jmif^en ben
oon i^ als e^t anerlannten liefen, nur auf biefe bejie^t fi^ SRelan^t^ons (£itat
CR 9, 176 u. 218 (=3:$efe 17), unb einer jroeiten I^efcnreibe, bie in ö^nli^er SBeife,
66 lote einft bei Sloricola ge[qa^, oon feinen Gegnern aus einjelnen, aus bem 3ufammen^
bang gelöften .,9artlautenoen" dicta sufommengefeM morben ift (beibe Steigen, erfteie
leiber |el^ fel^ler^, bei See^er, S. 97 ff.). 3n ber eckten a:^efenrei^ erfennt er
eine jioeifa^e Sebeutung bes (Sefe^es an: officium ecclesiasticum ((Erlenittnis ber
Sfinoen ju U)irten) unb politicum (contumaces redigere in ordinem) ; bagegen ift
60 bas (5efeg ni^t nur oon ber justificatio ausjuf^liegen, sed neque ad ulla bona
Xiitittiitittfltfili^c SttfUigCtUcii 591
opera utilis et necessaria est. 3Iu5 ber anbetn X^efenrei^ bmtnt befonbeis X^. 14
in SetraAt: „Der ff. Seift totrlet [bie SBerle] ni^t na$ ber norma ober 9teael bes
(5efe||e$, fonbem bur$ |i<9 o^ne bes (&efe^es $tlfe". (Es regt fiA ^ier eine Sluffajfung
ber SBirlung bes ^l Seiftes im aRenf(|en, bie öanj überfielt, ba§ er tote fiber9au)>t
bur^ bas medium ber b. S^rift, |o aiu^ bur^ oos bes ®efeMes »iiit, unb femer fa^ 5
man fi(^ genötigt, im äBiebergebomen oon bem geiftli^en 9RenfAen, ber birelt unb
immebiat unter ber Seiftesleitung fte^t unb bes Sefe^es ni^t meqr beborf, eine ganj
getriebene fleif^li^e 9latur ju unterf^eiben : justus constat duabus distinetissimis
naturis, spirituali et natural! (fo t>ffy>B greunb, Wi^. 9leanber). 9Iu& 3(nbr. 9Rus'
culus in JSrranffurt q. £). tourbe im Aant)^ mit bem IDlelan^^onianer SCbbios ^raeto« 10
rius im Segenfa^ gegen be|fen Se^auptung einer Slotmenbtgteit ber guten SBerle ju
antinomiftif^en SBe^auptungen fortgetrimn: »lalfe mir bie (^riften ran (forno^nen 5u«
trieben!'' Snie 9Borte ^auli oon einem getftlt^en Srau^ b^ Sefe^es ^anbeln de
justificandis, non de justiiieatis. Hl enim oruatenus in Christo manent, longe
extra et supra omnem legem sunt, (gute Süerle gef^e^en spiritu libertatis, ja: 15
ea opera sunt optima, quae sine nobis operatur spiritus Christi. — Otto ri^tete
feinen Aampf gegen ben tertius usus legis birelt gegen SRelan^t^on, ber als 9)ltttler
m\]^n (E^riftus unb Selial, £ut^er unb $apft bieje £e^re erfunben fiabe. Unb bod^
Qotte aRelan^tbon au(^ ^ier nur Supers Sluffteüunaen (oben 6. 588, se) fqulmä|}{g »eiter
fortgepflanjt: m ben loci theol. ber fpäteren 3^rt (3. aetas) CR 21, 716 ff., im Exa- 20
men ordinandorum 23, 10, in ber Explicatio Svmb. Nie. 23, 550 ff. Slei^tDO^I
erhoben fi^ gegen Ot^o unb ®efinnungsgenoffen ^ier au^ einige gffl^er b^ (Snefio»
lut^eraner, befonbers 9R9rIin (Disputationes tres de tertio usu legis contra fana-
ticos 1556, bei e^lüffelburg, Catalog. haeret. IV 65 ff.) unb 30^. 9Biganb (De
legibus divinis 1577). 25
6. Evangelium doctrina poenitentiae. Slnbererfeits gerieten SReton^«
t^on unb feine engere S^ule gleiAfaKs unter bie Slnllage, antinomiftif^ 3u le^en,
toegen ber Slusfage, bas CEoangeltum fei praedicatio poenitentiae: Augustana variata
art. 5 toar gefagt: instituit Christus ministerium docendi Evangdii, quod prae-
dicat poenitentiam et remissionem peccatorum, toie ou^ f^on Apol. art. 2 § 62 30
gelehrt toorben mar. Unb im beutf^en Examen ord. (CR 23, p. L): „Dos Soon«
jelium ift eigentlid| bie gnabige, frobli^e ^rebigt oom 6o^n Sottes . . . biefe ^ebigt
traft erftli^ alle 6änb unb ffimemli^ biefe groffe 6flnb im aan|[en menf&Ii^en (&e^
^le^t, bag au$ na^ gegebener 93er^ei|}ung bie SBeU ben So^n Sottes nt^t erlennen
loill . . . neben biefem Strafen bes Ungicmbens unb aller anberer Sflnben oerlünbigt 35
bas Soan^elium biefen eioigen, gnabigen Zroft kJ* SRelan^t^ons 6c^ule eignete fi^
biefe Sefttmmung bes (Eoanaeliums als praedicatio poenitentiae an, mit ber nS^ren
(Erläuterung, bag erft bur^ bas (Eoangelium bas arcanum peccatum, bie inoredulitas,
ignorantia, neglectio filii aufgebecn toerbe (ogl. !Rif. ^emming, Enchiridion theo-
legicum 1557, bie 9Bittenberger Propositiones . . de praecipuis horum temporum 40
contro versus 1571 [oon ^ejel, ^rquatus u.a.], ^ejel, Apologia verae doctrinae
de dcfinitione evangelii 1571). Dagegen er^ben fi^ IDlat^. 3ubex Quod ar^uere
peccata . . sit proprium legis et non euangelii 1559; @tö|}eL 9[poIogia (gepen
Strigel), bas Judicium ber 9loftoder fiber ben Streit jtoif^en gfuicius unb Stngel
(beibe in Disputatio de originali peccato inter Flacium niyricum et Strigelium), 45
Zof). SBiganb, De antinomia veteri et nova, 1571 unb fanben barin eine bebenf«
Ii(^e 93erbun!elung ber Segriffe Sefe^ unb (ärnngelfatm. (Sgl. Döüitiger, Die 9{efor«
mation III 387 ff.; 3<)^- See^er, 3^^ fie^re oom Sebrau^ bes Sefe^es unb 5ur
(&ef(^. bes fpdteren Sintinomismus, 9loftod 1887).
7. Diefen Streitereien aegenfiber fe^te bie (D)nc.«SormeI (art. 5) junSc^ft ben so
6pra(^gebrau^ feft. (Sefe^ tft proprie doctrina divinitus revelata, quae docet,
quid justum Deoque gratum sit, quae etiam quidquid peccatum est et vo-
luntati divinae adversatur, redarguat. CEoangelium baaegen ift bie fiebre, »el^e
jeigt, quid homo credere debeat, n)e^iell bie £e^e oon ber Sflnbenoergebung bur^
^riftum. Mes mas Sfinbe ftraft, gebort fomit m ^rebigt bes Sefe^es (gegen bie u
äUelan^t^onianer) ; bo^ toirb au^ eingeräumt, oaj} toemi unter evangelium tota
Christi doctrina oerftanben toerbe, man aüei^ings ou^ fagen bürfe: evaiigelium
esse concionem de poenitentia et remissione peccatorum. Sejegesprebigt oUein
ma^t enttoeber ^eu^Ier ober Serjxoeifelnbe. 9lur loenn CMttus oos (&e|e^ in bie
$änbe nimmt, es geiP(^ auslegt unb Sottes 2^^ fi^< ^^ Sflnber offenocoti loiiit m
592 IbMnmi^itt 6<reitigletleit anttn^emf^e (Si^nle
es Sünbenerlenntnis. ßur Scjeugung fol^ 6^reden$ unb vix Offenbarung bes
ßontes C&ottes bient befonbeis am bie $tebkt oon CE^riftt fieioen unb Sterben: fo
lange Jie ober biefen 6$reden »irtt, ift fie felbft ein Stfid ber (6e|e^e$)rrebigt, benn
fie treibt no^ bas alienum, ni^t bas proprium opus.
6 Daran [fliegt 9Irt. 6 (de tertio usu legis) bie melan^t^onif^e fie^e Dom tri-
plex usus: 1. ut externa quaedam disciplina conservetur, 2. ut per legem
homines ad agnitionem suorum peccatorum adducantur (gegen Slgricola), 3. ut
homines jam renati, quibus tamen omnibus multum adhuc earnis adhaeret,
eam ipsam ob causam certam aliquam regulam habeant, ad quam totam suam
10 vitam formare possint et debeant (gegen $oa$, Ot^o u. |. id.). Do^ ift nur für
nBtig era^tet, biefe le^tere um ben tertius usus jeffi^rte jtontrooerfe näber 3u oe«
leu($ten. Slgricolaju toiberlegen loirb für fiberflfifftg angefe^n. Die (Sefe^esprebigt
bebiirfen au$ bie Sßiebergeborenen, loeil ibre regeneratio erft inchoata ift, ni^t om-
nibus numeris absoluta: i^r (Slaubensleben enoeift fi^ in beftänbigem Aompf ntit
16 i^m ^ti\ä). Um biefes wres alten SRenJd^en toillen bebiirfen fie au^ noi) beft&nbig
ber £eud^e be$ Sefe^es. ^er ber (Se^orfam, ben Pe biefem letften, gef^ie^ absque
coactione, libero et spontaneo spiritu.
8. SIber au$ fonlt beaegnen toir in ben Aam)>fen be$ 16. 3<^^unbert$ baufig
bem SoriDurf bes Slnttnomtsmus. 6o liebten es namentlich in ben ^figen jtonfliften
20 über eine aefeMi^ere ober freiere 3(uffaffutm ber Sonntagsfeier bie Vertreter bes ge«
fe^IiAen otanopurdtes, i^e (Gegner bes Sintinomismus ju seilen. Slnlag bot ba}u
getDöpnlicb bie grrage, ob am Sonntaa ^o^seiten ju ^eftatten feien (ogl. uRSIIer^Aoi'
toerau, AtrAengef^. III, 361). 6o ftnben »ir 1588 tn (Erfurt einen folgen y^antino«
miftif^en" Streit jmif^en Seri^ius (für) unb 3ReI^. SBeibmann (gj^en bie Sonntags^
26 bo^aetten, als u)ioer bas 3. C&ebot oerftobenb). Sgl. borüber 91. Sänoinfel, C&erften^
bergf(|es $rogr., (Erfurt 1893, S. 7. — Sieltei^t ge^t es auf Slgricola junid, menn
1584 ber ^ofprebiger Seit So^ in (QHn a. b. Spree bie 3^e|e erneuerte, URofis ®efe^
[ei bur^ bas (Eoangelium aufgehoben unb ba^r ni^t mel^r ju lehren. Da er ben
SBiberruf oenoeigerte, |o tourbe er feines Slmts entfeM (S^riften b. Sereins f. b. ®ef^.
30 Serlins XXXII [1895] S. 56). 9. Ilatoerau.
ünttofi^entfi^e Si^nle* — Stttcratur (abgcfc^cn t)on ber Spcjlallitter. über bie eiuj.
9lntto(^cncr) : Ernesti, opp. theol. 1792 p. 498 ss.; Muenter, CJomm. de seh. Ant., Hafn.
1811 ; bcutf$ in ©täublinS unb ^f fd^irner« «rt^iu I 1 ff. ; C. a Lengerke, de Ephr. Syr.
arte herm. ßegiom. 1831 ; m^n, 2)ic ©ebcutung ber ant. <Bdi, k. , 'föelffcnbura 1865 ; ^^.
36 ^crgenröt^er, S)ic ant. ©(^ule 2C., 3Bürjburg 1866; C. Homung, Schola Antioch. etc.,
Neostad. ad ß. 1864; S)ieftcl ®cf(^i(^tc bcS m in ber (^riftl. Äirt^e, 3cna 1869, 8. 126
bis 141 ; (BptdiU 2)er ej:eget. 8tanbpuntt beS X^eobor unb X^eoboret, 3)lün(^en 1871 ; ^^n,
I^eobor t). 3R. u. 3uniUu8 ^Ifricanuä, greiburg 1879; bcrf., Xüb. St^eol. Cluartalfc^r. 1880;
S3arben^ett)cr, ^ol^^roniuS, Jretburg 1879. 3SgI. au(^ bk bogmengcft^itfitUc^cn fie^rbü(öcr.
40 Sie ^auptoertreter ber^antio^enif^en S^ule finben je an i^rem Orte i^re Dar>
Heilung. X)a]^r ^ier nur Öberblidf unb allgemeine Q^^araÜeriftif mit Serüdfi^ti^ung
oer mmber bebeutenben. — Son antio^enif^er S^ule reben mir md)i in bcm Sinne
einer lontinuierli^en £e^ranftalt, mel^e bur^ Succeffion ber £e^renben 3u einem an-
SüItliAen IRittelpunIte unb Zräger einer Silbungsrid)tung mirb, roie bies oon ber alesan^
rinif^en Aatetin^enf^ule in ibrer Slfitejeit gilt, fonbern in bem Sinne, mie von au(^
naö) beren ^utüdtreten oon alexanbrinifd^er &^ule reben, aljo jur Sejeid^nun^ einer
bur^ ben u)tffenf$aftli(^en (Einfluß beroorragenber £e^rer im £eben ber fttrc^e |t^ geU
tenb ma^enben befonberen t^eologtfqen 9{iqltung, beren bebeutenbfter 2RitteIpun!t, beren
beimatlidber Soben im großen unb ganzen ber jqrifc^e £)ften bes 9{ei^s, genauer bie
50 9enenifti^«l9ri[^e Äir^e ift. 3u unterf^eiben ijt eine ältere (c. 270—360) unb eine
{fingere S^ule (nid^t feiten mirb nur bie le^tere ,,9lntio^enif Ae S^ule" genannt), anit
9ied9t pflegt man oon bem antio^enifAen ^resbqter unb uRörtqrer £ucian (f 311,
f. b. Slrt.), ber notorif^ einen f)bmi bebeutenben £e^reinflug als (Exeget unb 9Reta<
p^9fifer geübt ^at, ausjuge^en unb t^m [einen f^riftgelei^rten 3^itgenoffen, ben ^resb^lei
65 Sorot^us, jur Seite ju ftellen. SBa^rf^einli^ hca^ man fogar bis $aul oon Samo-
[ata jurfidgreif en (oon Zbeop^ilus oon 9[ntb(^ien ift abjufe^en). £ucian f<|eint min<
oeftens ran ber Verurteilung bes ^aulus oon Samofata niät einoerftanben geu^efen,
mtnn er (Theod. h. e. I 4) mit beffen 9la^oIgem längere 3^it feine Aird^ngemeim
[^aft ^tte. Unter oeränberten 93er^öUntj]en ma^te ft$ bte exegetif^e 9lä(^tern^ett
unb bte bem ,,aR9fterium'' tDiberftrebenbe 93erHanbe$refIesü)n im ^rianismus jeltenb,
beflen bebeutenbfte ältere 93ertreter : 9lriu5 fetbft, (Eufebius r>on 9ltcomebien {^t^Uov-
xiaviorrjg), Slftertus u. a., 6d^üler £uctans jinb, mit be{fen Slamen U^ bann au^ bte
ßhifebtaner bei i^ren SSermittlungsoerfuclen bedten (bte 2. antto^en. (Jformel bei $a^n, 5
8ibl. ber Symbole 100 f., pqI. dialog. III de trinit. in O^oborets aBSB. V 199 sq.
ed. Hai. Philostorg. II 15). SBiÄtiger aber ijt fürs erfte bie bem fiucian nad)«
gerühmte bibli(^«lriti|^e X^ötigleit. I)es Origenes grogartige Slrbeiten }ur ^erftellung
bes Septuagtntateites iDoren vorangegangen unb totrlten bur^ bie Sibltot^I im palö«
ftinenfifqen Cäfarea naä). 9Inbere, toie ber ä^pptif^e d^i^Q^n^lf^ Sudans, $ef^(^iu9, 10
oerfolgten ö^nli^e l^klt. Serfl^rt [i$ nun tn biejem fünfte £ucian mit Ongenes
uno jte^t er, toie ni^t ju bepeifeln, au$ in bogmatil^er Sejie^ung unter ber all»
gemetnen (EiniDirlung origenifttf^er 3^eologie, fo tritt 00$ in b^ bur^ leine Sin«
iDirfung geförberten Stiftung auf (Ea^egefe allmoi^H^l ein entj^iebener (&egenfa^ ^eroor
gegen bie bogmatif^«aUegorif(^e Sibelbe^nblung, roeld^e bur^ ben mä^tigen Stnflu^ 15
bes Origenes in ber Airqe auf!am unb bur^l bie bojjmatif^ie Spehilatton roefentlit^
geförbert iDurbe. Sudans Silbung toeift fibngens auf ältere omqnf^ 6(^rtrtlunbe
5urücf ((Ebefla, SRalarius fein fie^rer) ; nv>tn i^m jei^net |i^ Sorot^eus bur^ Aenntnis
bes ^ebräi|(^en aus. Unter £ucians S^älem ^tte Sirius tn Sllex. als ^resbqter bie
gfunftion ber S^riftauslegung, bem getoanbten ,,6op^iften" Sljterius loerben jlommen« 20
tare 3um Siomerbrief, ben (foangelien unb ^falmen jugef^rieben, oon benen nur ein
unbebeutenbes grtagment ed^lten i|i (5ta>x^ ni^t v^m gehören bie oon Coteler.
monum. eccl. gr. I, unter bem Slamen bes Slft. oon SIpiamea oerSffentli^lten $0»
mtlien, iDte Supin toollte. 93on bem adan. Si|^of Zl^eobor 0. ^eraflea iDiffen toir
par ni^t , bag er ben Unterd^t Sudans genoffen, er gehört aber ju ben SRännem, 20
tn n)el^en fi^ bie oor allem auf ^iftodfi^e Cmärung ousge^enbe exeget. Sfiid^tung
regte (Hieron. de vir. 111. 90; Theodoret, h. e. II, 3; man^es in oen Catenen;
aber ber bei Corderius. Caten. gr. Patr. in Psalm., Antw. 1634, 3 voll, auf«
genommene $faImen!ommentar ift ni^t mit 6i(^er^it i^ jujutoeifen). SBi^tiger ift
ber glei(^ fiucian aus bem |9ri|(^en Often (C5egenb oon Sbeffa) ftammenbe, bod juerft, 30
bann aber and) bur^ (Eufebtus oon CLäfarea u. a. gebilbete femiadanifd^ S. (Eufebius
oon (£mefa (f. ben Sld.), toel^en CEmefti unb SRänter mit einem geioiffen 9ied)te an
bte Spt^e ftellen. (£r ge^öd Ji^^^^t foioo^I toegen ber bur^ ^ieron^mus bejeugten
(£inn)tr!ung feiner exegetif^en äJlet^obe auf Diobor (de vir. ill. 119, ogl. 91) unb ber
Sejei^nung bes C^r^foftomus als Eusebii Emeseni Diodorique sectator (ib. 129), 35
als auc^ loegen ber oon Ü^oboret tro^ bem oerfigten Semiodanismus belobten ^l^^ifto-
logif^en Sluseinanber^altung ber (Sott^eit unb uRenf^l^it inCE^dfto (Theodt., dial. III
p. 257 sq., ogl. bie oon X^ilo, Sufeb. oon SUex. unb CEufeb. oon (Emefa 6. 59 ff.
mit ^rögter 2Ba^rf^einIt^!eit i^m jugeioiefenen libri II de iide). SIu^ ber ftreng
ntcöntfd) gefinnte Cuftat^ius oon Slntio^ien (f. ben 9Id.) ^e^od ^ier^er, in boamatifd^er io
Sesie^ung, toeil er ber arianif(^en SBeife, aus ben enblt<|en ^räbtbtten (EfyA\ix geaen
bie oolle ®ott^eit bes 6o^nes ju f^lie^en, mit f^arfer 6onberung ber (&ottQett
unb bes angenommenen 2Renf(^en, bes eiotgen 6o^nes unb feines Zempels entgegen-
tritt (J. bie gragm. bei Theodor. Eran. bef. im III. dial.), be(onbers ober in exeget.
Sejiequng loegen feiner beräumten Slb^anblung über bie 3<^ubenn ju (Enbor (de En- 45
gastrimytho) mit i^rer grunbfö^li^en Sefämpfung bes exegettf(|en 93erfa^rens bes
Crigenes (f. bie Slusgabe oon 3<^^n in ben Xexten unb Unter). ^. altc^dftl. fiitteratur^^
gef^i^te ^b II p. 4). 9Intio^entf(^e Sldjeigt in feiner exegetifäen unb bogmatMen
Haltung auch S^rill oon 3^<^l^^- ^^ 3>ater ber antio^en. Squle im engern 6tnn
aber ift Diooor oon Xarjus (f. b. "üü.) ju betrachten (f 378; neben i^m fte^t ber 50
^riefter (Eoagdus), ber bereits als ^resbqter in Slntb^lien bie Stellung eines bebeu«
tenben fie^rers unb ^olemiiers einnahm unb an ber Silbung bes (I^rpfoftomus roie
2:^eobors neroonagenben Slnteil ^atte (feit ber 2Ritte bes 4. !Sollfä). fd^etnt eine form«
l\i)e 6^ule mit georbneten fie^rhirfen angenommen toerben ju muffen; biefe Sd^ule
leitete aud) ju ftrenger 9ls!efe an unb befag im antio^enifc^en Sprenael oerroanbte 55
Klofterfc^ulen). 3lciä) ben beiben innerlid) jufammen^naenben Seiten Qin oedritt er
bie ®runbfä^e, loel^e bann in feinem ausgejei^neten Sdjfller Z^eoborS. oon SRops«
ueftia (f. b. 9(.) i^re üaffifd^e Slusbtlbunq er^lten. Sinig mit ben großen AirAen«
le^rern i^rer 3^it in betreff bes nicänif(|en (Glaubens treten fie ni^t nur oem
^ildanisntus, fonbem namentli^ aud^ bent Slpollinarismus in ber CL^ftoIogie ent« eo
»tcaU(^ct)fIopdbU fttr ar^otogU imb iHr^c. 8. lt. I. 3g
5d4 Xitttod^eittfi^e Sd^ttle
{Rieben entgegen, ^tet aI[o auf bie Seite ber SSoIIftönbiglett ber menf(^Ii$en Statur
unb SBa^r^eit menf^Mer Cnttoidlung; unb inbem {ie feft^Iten an jener forgU(|en
Sonberun^ bes im SRenf^en als feinem Üempel too^nenben £ogo5 oon oiefem,
tDie |te Ji^ f(^on bei $aul oon Samofata ge3eig[t 1)(d unb au$ bei bem Diobor
5 na^e [te^enben gflaoian oon 9lni toa^rjune^men i[t (Flav. bei Thedoret dial. II
(pvoecog) , bilbet |i(^ atlmöAIic^ jener ® egenfa^ gegen Oie neualexanbrinif^e Spefulation
mit i^rer evcooig wvoixri heraus, ber na^ !Qeooors lobe im neftorian. Streite juni
Aonflilt beiber 9{i(^tungen fü^. S^eobors Xl^eologie seigt juglei^ 5tr&fttg!ett unb
10 greibeit eigentümliqer (Bebanlenarbeit unb — hierin fi$ als e^ter SprS^no alt*
?riec9i|^er Ideologie unb als leinesmegs losgeloft oon bem eigentli^en Sater berfelben,
Drigenes, betoo^renb — bie entfäiebenfte Setonung men{(^li(^er <Jfrei^it gegen ben
oom lateinif^en SIbenblanb ^erfioerflingenben Sluguftinismus. $atte es in ber mit
befonberem (£ifer betriebenen (Exegefe, loel^e nimt blog $anblangerin ber Dogmatit
15 |ein foll {diafOQGL ^ecoglag xai äXXrjyogiag)^ Dtobor ausbrficfli^l ausgefproc^en, bag
er bos $i|tort(d^e bem fniegorif^en burc^us oorjie^e, o^ne bo$ mit Der toillffirli^en
SlUegorie juglei^ allen ^ö^eren S(^riftfinn {&€a)Qla)f mit er bur^ bie ^ripd^e Sluf*
faffung bes 912: geforbert mirb, aufgeben ju tooUen, fo ftreben nun X^eobors ^rmeneu«
tifd^e (ßrunbfä^e mit groger (Energie einer toirfÜ^en grammati|^'^iftoriJ(^en Auslegung
20 m ; er tritt oer bogmatifierenben Senoif^ung bes unterf^iebes jmifqen ben Stufen
bes Snten unb 9leuen Xeftaments entoegen, ju^t Spra^gebrauA uno 3ufammen^g
unb barum au^ metapbori|4ie, poetij^e unb ^qperbolifqe Slusorflde unbefangen ju
mürbigen, nimmt Slnläufe ^u toirui^er biblif^er jtritil unb fe^t an bie Stelle ber ein»
Setraaenen Slllegorie ben tn ber göttUAen $eiIsö!onomie murseinben unb bie Sin^it
es S^ri^finns im Semu^tfein ber ^eili^en S^rtftfteller ni^t serftorenben Ü^pus (bie
Sineingflitigfeit bes ^ortftnns ^aben fretlid^ au$ oie Slntio^ener no^ niAt erlannt;
au$ ^at es X^eobor nid^t oerftanben, bie (gröge unb (ErbauH^Ieit bes mirüiqen S<!^'
Sinns toiebersugeben ; bem (£^rq|oftomus i|t bas beffer aelungen). 3m oolIenSRage oer«
nent in exegeti|^er Sejie^ung ber oon X^boret oefonbers als 9lsfet ^oc^efd^ö^te
30 Sruber 3:^eobors S^olQ^rontus, Win^ im ftlofter bes beiligen S^inas bet 5^ro5,
bellen umfangreiAe gfragmente Ang. Mai (Script. Vet. nova coli. I) oeröffcntlic^t
35 fjcif unb ber )i(^ bur$ eingeben auf bie ge
^i^tlu^en 93er^öltni||e aussei^net, ^It er
itn gef^i(^tli$en $ori5ont bes Su^es feft unb polemijiert ju Da 7 gegen ^olli«
naris. melier |i4 ber |o oolllommen beutli^en gefqi^tlicQen Se^ie^ung ber 9Beis|aaung
auf Vlntio^us Cpip^anes u)iber|e^e unb bie Stelle oom fünfttgen 9lnti(^ri|t auslege,
an I^eobor erinnert es, roenn ^. 5U Da 6, 3 bemerft, bas nvevjna mgiaoor bürfe
40 ni^t oom ^I. (&et|te. oer|tanben loerben, es beute auf bie oöttlid^e ^dgig überhaupt,
meiere i^m geijtige Überlegenheit oerlie^en ^abe. 3^re |d)önfte lir^h^e Srru^t |aben
bie antiod^enildjen ®runb|ä^e einer befonnenen, ben 3Bort[inn a^tenben unb bie bogma«
ti|^e SBillfür einf^ränfenben Cxegcfe in ber praftif^-erbauli^en Sibelerflörurg bes
3o^annes C^rgfoltomus (l b. 91.) gcscitigt, allcrbings mefentlid) mobericrt im Sergleic^
45 5u Ü^eobor. 3n na^er aJenoanbtf^aft ^terju fielen au^ bie ^ermeneutift^en 2ln|(^au=
ungen bes treff li^en 3fibor oon $elu|ium (f. b. 91.) , bes Cxcerptors bes (E^rq|o|tomu5,
obtoo^I |ie, rote jum Üeil au^ bie bes (£f)rq|o|tomus ber 9(Uogorie no^ einigen 9taum
Ia||en, ober Si^pus unb 9lUegorie ni^t Id^arf abjugrensen u)t[|en. Der jüng|te ber
eigentli^en 9lntio^ener enblid^, ber oieI[eitige, aele^rte, geioanbte, aber au^ {ditoanfenbe
50 lljeoboret (|. b. 91.) ^at tro^ jeiner grohen 9lb9ängigfeit oon unb SSere^rung für I^eo-
bor iDie im Dogma \\ä) jum ftompromiB oerftanbenMo in ben excgeti|^en ©runb|äften
überall eingelenft „bis jur |tillen ^olemif gegen SC^eobor" unb |i^ bem fir^lic^en
Irabitionalismus gebeugt, f)at ber Äir^e bes 5lcid)s 5ioar ein bebeutenbes exegeti|(^e5
(Erbe ^interlaf|en, aber au^ einen großen Üeil ber exegetif^en (Errungen|(^aften }einer
55 S^ule preisgegeben. 9li^t gering i[t bie Sebeutung ber polemi[^en 3:^ätig!eit bei
Schule anjul^lagen: im Orient fafeen bie alten §öretiler bes 2. unb 4. 3<^^^- n«
Sa^lreid) unb gab es oiele 3uben unb Reiben. Die 9lntiod)ener führten gegen |ic ni
bie ftämpfe ber ftir^e 5u einer 3cit, roo in ben anberen fir^lid^en ^^rooinsen laum
no^ gefömpft ju toerben brandete. Das gab i^nen (|. (£;^n)|o|tomus, 9Ie[torius, ^^o-
60 boret) ein ^o^ Selb|tbeu)ugt|ein.
Slttttoc^eitifdye Si^nle Kntim^io, ®l)itabe b* 341 595
9Rtt ben öftli^en 6i^en ^riftli^er 6^riftgele^amfeit 5U 9liftbis unb Sbeffa
ftanb jmai bte antiod^entfd^e 6d^ule in meMa^er SBerfi^rung. 3noe{|en fann bo^
3. S. Sp^röm ((. ben 9lrt.) i^r ni^t eigentliA juaesäp toeiben. l)agegen finbet
allerbiii^s bie anttod)ent|$e Xleologie mit bem oon Der jtii^e ausaef^Ioffenen Slejtorianis«
mus (^itte bes 5. 3a^r^.), nun junädSijt inCbeffc tttü 431 bts 489), mo Sbas u. a. 5
bie 6d)riften Zgeobors ins Qr)xi]ift überleben, i^re St&tte, bis fie Qon ba na$ Slifibis
(489) als bcr H^fl^nsfiätte ber neftoriani ^en Ideologie übergebt. §ier bleibt I^eobor
bis ins ^Rittelalter lebenbig unb als „ber (ittaü" fäle^i^in im ^ö^ften Snfe^n. 3n
ber bp3antini|(^«grie^i|^en Air^e ift bie ,,ne|toriantf4ie'' iRi^tuna bereits feit bem
ftonjil Qon (Ep^fus btshebitiert tDoroen ; ber SBibenDiUe gegen fie ftieg oon 3<^i^^nt 10
3u S^^tje^nt, unb bas 3Rak oon (Entgegenlommen, loelc^ i^r loibenoillig im SfyAit^
bonenfe feitens ber orientaltf^n ftiri^e aejollt loorben 1% ffatit nur bie Sotge, bag
alles 3lntio(^eni|(^ey mas barüber ^inausUig, als hoppttt ^rettj^ enqifutwen lourbe.
Die Verurteilung ber „brei ftapitel" bur* 3w[tinian, ein Stüd Äabinettspolitif, ©iber«
jprad) hod) bem C5eift ber bqjantinifc^en itir^e feinesmegs; fie braute nur 3um SIusmg
brucf , loos bie SKatorität im Orient Ifingft empfanb. Seitbem liegt auf allem „Slntio»
(^enif^en" ber Scrba^t ber §ärefie, unb felbft Si^eoboret gilt als ein etwas jroeifcl-
^Qfter Äir(^enoater; aber 3wftlnian fyit audj oen Origenes unb ben „Origenismus",
ber im 6. 3^^^^. fi^ mit ben „3lntio^enem", namentliA in JBaldftina, nets in ben
paaren lag, oerurteilen laffen. 3nbeffen Bot bie antio(^mf(be SRet^bU uno X^eolo^ie 20
in ber ortboboxen Äir^e — für bie neftoncnif^e ift fie in mrifc^er fitbertragung j^^ie"
2Bi|fenf(^aft geroefen unb geblieben — nidbt nur in ben gelefenen Stritten bes CC^rg*
foftomus unb X^eoboret fortgemirlt. CE^mfoftomus ^ oielme^r 3a^lrei(qe, xDenn au(^
nxd)i bebeutenbe 6Afiler ^interlaffen (Saffian, 3Rarcus. 9lilus, Victor), loel^ie [iäf jtoar
bem ^errf(^enben ftirc^en« unb !I^eoiode*Xm)Us anfqmiegten, aber bo^ einiges oon 35
ber 92fi^tembeit (unb baju ben asfetifqen Sifer) m Slnno^ener beuK^rten unb fogor
in bas SIbenolanb fibertrjugen. Slber au^ bie ftrengere Sd^ul^altung fanb im 5. unb
6. 3^^i^^unbert unter C&rie^en immer no^ Vertreter (Safilius oon 3renopolis, jlosmas
3nbi(opleuftes u. f. m,), _^o$ft bebeutfam cdber lourbe es ffir bas Slbenolanb, bag bie
exe^etif^cn Siegeln bes ifeobor im 6. S^^^^^- tbm burd^ eine ilBerfe^ung (3unilius 30
Slfncanus, Instituta regularia divinae legis) oelannt geworben fino.
(ansUert) )l. $onta(f.
%ntioi}iüf ^atriar^at f. bie Slrt. ^atriar^en unb SQrien.
Slnttoc^ia^ Sgnobe 0. 341. — Mansl 2. ©b @. 1307 ff.; Bruns, Canones apost.
et roncil. 1. «b, ©crl. 1839, @.80ff.; ^t\tU, eoncilicngefc^ici^tc 1. «b2.«ufl., 3fr cib. 1873, 35
3. 513 ff.
^U5 ber altiir^li(^en 3.^it finb Sla^ri^iten Aber me^r als 30 antio^enifd^e S^no«
ben auf uns gelommen. Die mid^tigeren berfelben fallen in ben arianif^en unb ^rtfto«
logifd^en fie^rftreit unb ©erben in ben betreffenben Slrtifeln enoä^nt. §ier ift nur oon
ber Sjnobe oon 341 m ^anbeln. Sie trat im Sommer biefes ^ci^xts aus Slnlafe ber 40
(£inn)etl)ung ber oon itonftantin b. (5x, begonnenen, oon Aonftantius oollenbeten fog.
golbencn Vafilila sufammen (Äthan. De syn. 25 MSG 26. Vb S. 726, Hilar. De
syn. 28 MSL 10. 95b S. 502, Socrat. H. e. II, 8 MSG 67. »b S. 195, So-
zom. H. e. III, 5 a. a. £). S. 1041). Die Slngaben über bie 3^51 ^^^ anroefcnben
Sift^öfe ftimmen ni^t überein : 3lt^anafius nennt 90, §ilarius 97. Die Verfammclten 45
ftellten junä^ft 25 Aanones auf, nahmen bann ai^ Stellung in ber bogmatifd^en
grage. Über ben legieren ^unft f. b. 21. 9lrianismu5. SBas bie ftanones anlanat, fo be==
sieben fie [i(^ auf bie lirAli^e Sitte, Organifation unb Disjiplin. Der 1. folltc bie
Dur^fü^mna bes nicänif^en Vef^luffes über bie Ofterfeier (Soor. H. e. I, 9 S. 81)
burd) Slnbro^ung oon Strafen fiqern, ber 2. bur^ bas gleite SRittel bie Sieilna^meso
am oolljtanbigen ©ottesbienft erjroingen, S^xQtxi biefe Seftimmungen bie Umbilbung
oon lirc^li^er Sitte in lir^li(^es SRe^t, fo finb bie nöAften (3—7) oon Sebeutung
für bie rc^tli^e ftonftituierung ber IirdE|lid^en Diöcefen: fein ^riefter lann oon einem
Sprengel in ben anbcrn übergeben, lein ftleriler barf Sonberoerfammlungen galten,
fein (Exlommunijierter barf oon einem fremben Sif^iof refonjiliiert, lein grember o^ne ^
griebensbriefe aufgenommen ©erben. (Es entjtorid)t bem, bap bie Stellung ber ff^or*
bift^öfe ^erabgebrüdt mirb (8 u. 10). Der Jjur^fü^rung ber 9Ketropolitanoerfaffung
bienen ber 9. u. ber 11.— 20. Äanon: in allem, ©as über bie Verwaltung berlEinäeb
696 ^ntioiiia, @))ttpbe t». 341 «]tit)mter
poro^ie ^inausge^t, foll ber 3RetropoItt unb bie Sif(^öfe ber Spornte ^nbeln: befon«
oers boburA, bag bie SInotbnung bes 5. nicänif^en Aanons, iDonao i%Iü^ vom S^^
noben ftatthnben follten, iDieber^oQ tourbe, max ber ürAIi^en (Epor^ie ein fefter.^aQ
gegeben, ^ie leüen Seftimmungen betr^en bie 9mt$fä^rung^bet SMofe: ber Hber*
5 gang oon einer $aro$ie in bie onbere totrb unterfagt, ebenfo Übergriffe in beniu^barte
Sprengel unb 'bie Sefttmmuna eines 9la^foIger$, bagegen toirb bie georbnete un^ ge«
iDiffenqafte SSenodtung bes Atr^iengute gefordert
2)iefe Sef4ilflffe teiUe bie 69nobe ben ausioärtigen jlir^en mit, inbem fie bie
Hoffnung ausfprQ^, bag fie beren Seiftintmung finben toerben. Sie ^aben im 9Rorgen<
10 lano unb Slbenblanb ftets als Seftanbteil bes Kr^Ii^n 9{e4|tes gegolten. Semgem&g
vsxatn fie f4lon in bem Codex canonum entölten, ber auf ber Sqnobe oon C^kebon
benu^t mürbe, unb gingen fie am^ in bie fpäteren Ifar(^Ii(|en 9{eqtsfammlungen fiber
(f. b. 91. Aanonen« unb Delretalenfammlungen). ^anif.
Huüoifu», f9rif4ie ASnige f. 6eleuciben.
16 «ttttpa«. - Cucttcn: Joseph. Antt XVII 20. 188. 224—249. 318. XVm 27. 36-38.
102. 104—106. 109—119 (nacft ber «umgäbe üon «. !«iefc). BeU. Jud. I 562 u. f. ro.
3m "SIX uac^ feinem JJantillcnnamen ^crobeÄ genannt: TOt 14, 1-12; ^c 6, 14—29;
8, 15; fie 3, 1 u. 19—20; 8. 3; 9, 7-9; 13, 31—33; 23, 7-15; «® 4, 27; 13. 1.—
Snfc^rlftcn. — «gl. @(^ürcr, ©efc^lc^te bc« jüb. «olfc«, 1. Xeil 2. «ufl., ficipatg 1890,
20 @. 358—74.
Sintipas, 6o^n bes JlBnigs aerobes unb ber Samariterin SRalt^Ie , mit Feinem
Sruber m^elaus in 9lom erjoaen unb in einem frühen Zeftamente feines ätoters
3um JlBnig beftimmt, bnnte, omoo^I er auf ben 9lat litt jmeibeutiaen Salome, fetner
2:ante, feine mfprfi^e in 9lom kVb\i gettenb mahlte, bo^ nur Salilaa unb $eraa als
26 Zetrardb mit einem i&^rli^ien (Etnbmmen oon 200 !£alenten * erlangen (4 oor bis 39
n. C^.) ; jlonig mürbe Slr^elaus. (Er mar baulujtig mie alle ^erobianer ((ßriinbung
ber ^auptftabt Xtberias am oee (&eneaarett) unb ful^rte baneben ein laoirenbes Sle^tment
o^ne (SrunbjS^e („Su^s" £c 13, 32). I)as Ser^angnis {eines £ebens mürbe bte d^<
bre^erMe £iebe ju feiner 9li(^te unb SAmSgerin ^erobtas, Zoster feines ^ingeri^»
aotetcn ötiefbrubers Slriftobul unb ©ema^lin feines Stiefbnibers $erobes (9Kc 6, 17
^^ilippus genannt; in SRt 14, 3 laffen cod. D unb bie £ateiner ben Slamen meg).
3^r ju lieb gab er feine (gemo^lin preis, bie erft na^l 2Ra(^arus unb oon ba ju i^rem
Sater, bem Slrabertonig Slretas IV, jurüdflo^; bann opferte er fein ^eer in un^
i|lfidli(^er S^la^t mit bem erjämten Sbaber; juoor f^on räumte er mit bem 9{eft
eines C5emi{fens auf bur^ ^tnri^tung Des Zäufers 3c^<^nnes, ben er als einen un^
bequemen unb um feines maäfenben Sinfluffes millen gefö^rli^en 2Ra^ner in SRa^lärus
haut einlerlern laffen. Den via^ieburft ber :gerobias in füllen, ^alf ber Xanj i^rer
^o^ter aus erfter (E^e Salome (bie fpater mit i^rem £)|eim ^^ilippus, bem ZetrarAen
oon Iracfionitis, unb nai) beffen Üob mit i^rem SJctter 9lriftobul — bem Sopne
40 aerobes, bes Srubers oon Slgnppa I unb ^erobias — oermä^lt mar). Die ^o^tts-
oolle ^affionsgeftalt 3^fu rief nur $o^n unb Spott bei bem m feiner 92eugierbe un^
befriebtgten S^mä^Ung ^eroor (£c 23, 11). Unter bem britten ftaifer führte bie
(E^rfu^t ber $erobias ben Sturs bes millenlofen gürften ^rbei. 33oll SReib barilbcr,
bag i^r Sruber Slgrippa, eben no^ ein oer|d^ulbeter unb e^rlofer Settier, nun bur^
46 bie C5unft bes ftaijers (£aligula mit bem C&lan] ber ftonigsmflrbe umHeibet mar, trieb
[ie i^ren (Bema^l ju einem Sefu(^ am ftaiferH Q"- S^^ bes erhofften Sonnen«
fAeins ber C5nabe lam ein SBetterjturm. Der Aaifer, aufmerifam gemacht bur(| eine
aleid)3eitig einlaufenbe SlnHagef^nft bes Slgrippa unb argmö^nif^ megen bes oon
Sintipas jugeftanbenen ungel^euren 9Baffenoonats für 70000 2Rann, oerbannte ben
60 Zetrar^en naö^ £ugbunum in (Sallien. ^erobias — im Un^lüd ein feltenes SBeifpiel
oon Zreue im berobianifAen $aus — folgte bem (geftfii^en tn bie Serbannung. Die
Zetrar^iie erhielt Äonig Slgrippa I. (Sgl. S. 255,25). 3. 4^aii6Ieiter.
Sintipater oonSoftra. — S&a^ oon feinen SBerfen eiljalten geblieben, ift ^ule^t ge*
fanimelt bei MSG, ob 85 unb 96. @onft oergleicfte gabriciuä, Bibl. Graec. eb. Wlefe Sb'lO
65^.518 ff.; too aud^ bie ältere fiitteratur angegeben, MSG «b 85 6^.1758 ff., fütier «arbcn»
ferner, $atrologie 6. 501.
Stttttmter 9itti^l|im 597
9(nttpoter toar Sil^of Qon Softra in Arabien unb jnxir balb na^ bem (E^alcebo*
nenfe Don 451. 6on|t i[t aus [einem £eben ni^ts [iAeres befannt. "ÜU X&eoloa ge»
^ort er 5U ben (Segnem oer Origeniften, loie benn auq fein moil bebeuienbftes Serl,
feine ävrt^grjatg gegen bie Spologie bes Otigenes oon ^omp^us unb (Eufebius, na^
mentli(^ aegen ben leiteten, gerietet tDOt. 93on bemfelben finb inbe{fen nur no$ Sru^» 5
|tüde oornanben, bie namentli^ in ben parallelen bes 3o^nes Qon Damasfus [i(^
erhalten Qaben. (Es toerben bem SI. au^ oiele $omiIien beigelegt. Da aber oerfcbie»
bene berfelben (i^ auf gfefte besiegen, bie na^ bem 3^^^^^^ ^ ^- entfianben ftnb,
tDoIIten Oubin unb anbere oon unferm 9. einen fpSteren unterf^eiben, ber erjt im
9. 3<^^t^un^^^ I^^f Too^enb SRigne oenigftens Die bei i^m abaebnulten jmet $0» 10
milien auf !io^nnts ben !£Sufer unb SRarta Serifinbigung bem $[. oinbideren mill.
^lein aui$ bei biefen malten Qinfi^tli^ ber (EAtteit Sebenlen ob, benn in ber erfteren
toirb bereits eine Üäuferoere^ng oorausgefe^t, Die f^erliA im 5. 3ci^t^unbert beftanb,
unb bie Diftion ber 9lebe ift bie eines mitteIgrie^i|Aen Sl^etors, bem bie S^ulr^etoril
me^r als ber 6toff gilt. Die jmeite 9tebe ift einfa^er. Dod^ Iä|}t fid^ bie ^age nad^ 16
ber S^t^eit ber $omiIien erft entf^eiben, wenn alle ober me^r als je^ berausgegeben
finb. *^. «Reiicr.
^ntipffon. — %x. :g)ommcl TinWpf^ontn unb ^folmcntöne, OütcrSlol^ 1896; ©^öbcr*
lein, Sd)aö bcö lit. (5^or- unb ®cmcinbcgefange8. ®öttlngen, 1880, I @. 550 u. ff.; Sö^c,
iHgenbc, 3. «ufl., 9?örbl. 1884; «rrnfncc^t, a)ic WI. ^folmobte, ®ött. 1855; 9Rc(fIenburglf(öc8 20
(Santionalc II, 1, ©c^mcrin 1875; SR. ^crolb, SScfperalc (öertelÄmann) I. IL
Sntip^on (oon Avrl gegen, (pcDvi^ Stimme, ^all) sunäd^ft SBeAfelgefang. (Segen^
Hang, roobei etne jtoeite Stimme ober ein (£^or glei^fam ben Sütber^II Des Srft«
gefungenen jurüdgiebt. Diefe altisraelitifAe ^, bie ^jalmen ju fingen („um einanber",
roie bie ^I. S^ir^ W «« 3, 11; 1 C^r 30, 20; ^f 147, 7; 106, 48 ac, m 26,25
30 in oerf^iebener STusfilbrung; pgl. Deli^f^, jlommentar über ben $falter, Sb 2),
ging fe^r frü^e in bie d^riftli^e Air^e fiber unb ift na^i Solrates (histor. ecd. 2, 8)
bereits huxä) Sgnatius (116) ber antio^enif^en Air^e überliefert loorben. SBie ber
!93ortrag felbft jtattgefunben, barfiber teilen fi(9 no^ immer bie uReinungen; {ebenfalls
giebt uns Safilius bte beiben gebrSu^Mften SBeifen an, menn er ep. 63 ad Neocaes. so
fagt: „Salb fingt bie (ßemeinoe, in 2 Zeile geteilt^ gegen einanber {dixn diaveu^-
Ohteg ävtixpdXXavoiv &XXriXoig), balb Übertrafen fte einem bas (&efd^, oen C5efang
ansuftimmen unb bie übrigen fallen aisbann etn". £e^teres gef^a^ n)teber entn^eber
^Qpop^onifc^ bur^ ^ntn^ort mit ben S^Iugu)orten ber einjelnen Serfe ober SlbfAnitte
(o Xaog xä äxQoarixia y}alXh(ü, ?lpoftol. Äonftit.) ober epip^onif^ mit einem 3lad^* 36
n)ort am S(^Iup bes ganjen ^[alms. mit SImen, ^aneluia, Gloria patri ober genau
antip^onif^, inbem bie (gemeinoe ieoe erfte $älfte bes Sferfes mit ber jmeiten (wenn
n\ä)i 95ers um 33ers) erroiberte. — vlaif ber fpSteren Air^enpraxis faWe man bie änti*
p^on enger unb oerfte^ barunter nur bie mfforberung jum 9BeA|e^efang, alfo ben»
tenigen $ers ober Spru^, melden ber (ober bte) SBorfänger ansufttmmen 9Qdtte(n), unb 40
Der bann am S(^Iu| bes C&anjen 00m C^efamtmor mieber^olt n)urbe (repetitur Anti-
phona), mie no^ Qeute beim ^falmen« unb Aantilengefan^. $ier ^at bie Sintip^on
3uglei(^ bie Xonart (9ReIobie, ben ^falmton) für bie (Semembe amugeben, in roel^er
bas na^folgenbe Stüd 511 fingen ift, bes^K f^Iiegt fie im (&runbton besfelben unb
f)ai nad) \\q nod) bie Dominante mit bem (Eoooae b. ^. ben S^Iugnoten bes betr. 45
^falmentons. 9ln ^t\itn mirb bie Slntip^on (geu). abgefürjt Ana) au^ jum Slnfang
gans gefungen, augerbem ooHftanbig nur am Qäjlbi^. um Der SBilßür unb SRi^griffen
3u mehren, ftellte ^on Slmbrofius ein Slntip^onarium mit ben baju ge^öri^en (Semnges»
teacten auf unb fpöter Gregor b. (Sr. eine no$ ^eute gebraud^e ooUftanbtgere Samm«
lung (audf) tSntip^onarius ober Slntip^onale genannt). (Einen rei(|en C5ebrau(^ oon oor- 60
Süglid) paffenben Sntip^onen ma^it bas 93reoiarium 9{omanum, namentli^ feit ber
tribentintfdpen 9{eoifion. 9li^t minber bie lut^rifc^ Air^e in gut Iird^Ii(|er 3tii unb
in mufilaltf(^ geübten Areifen; in ber Segemoart oerglei^ie man bie 9lebengottesbienfte
in ber Dialontffen!ir(^e SReuenbettelsau. ^ere Iituraif(|e Sammlungen aus ber lut^e«
rif^en Airc^enprasis mit SRufiinoten finb beifpielsmetfe : £. £offius, Psalmodia 1553; 66
(Eier, Cantica sacra, Hamburg 1588; Ludecus, Vesperale 1589; Libellus anti-
phonanim, §ofl605; Snsba^»§eiIsbronner Slntip^onar, Slümberg 1627. SBas i^en
Sinn unb 3n^It anlangt, fo finb es Sibeloerfe (|Sufig aus bem na^olgenben (Se»
fangftücf felbft geu)a^It) ober Ilaffif^e Stellen aus Ate^ettoStem, »eld^e ben 3n^It bes
598 9iiti)i^oit Xtttoti, $aul
^[almSy ben fie umrahmen, furj bejei^nen ober i^m bie beftimmte Sesie^ung onf ben
jetDetligen fe|tli^en Zag ober bte Airc^enja^resjett oerlei^en. 60 tft es moglt^, einen
unb benfelben ^falm in gans oerf^liebenem £i4ite erf^einen 3U laffen, je na^bem man
i^n mit einer vix Srteube ftimmenben ober mit einer Sujjantip^on ooer einer foli^n
5 00m (pesiellen g^fttog (de tempore ober de festo) um[$Iie|t. ote ma^en ben (5ottes=
bienft ebenjo lebenbi^ unb mannigfaltig als ^orafterooll, unb [inb mie ausgeftedte ^a^
niere, roelme bie Stimmung bes Xages ober ber 3^i^ ^^^ ^Öes ^in oerbreiten. (90,
menn an aßei^na^ten eine Slntip^on ber £aubes ^eigt: ,,3)er (Engel fpra^ ju ben
fürten: Sie^e i(| oerffinbige eu(^ 2c." mit $|alm 63; femer „(Sott fyA eine &Iöfung
logefenbet (einem Soll 2c." mit ^| 111; „(£s tft ein £i^t aufgegaimen in ber gfinfter^
nis 2c." mit $[ 112; an &rpfym\cis: ,,6ie traten i|re 64ia^e auf unb l^nften i^m
(5oIb. SBei^rau^ unb SR^n^en, ^alleluia" ; an Slboent ,,Srteue bi^l, bu loi^ter 3u>n,
unb ioud^je, bu Xo^ter 3^nifalem, ^alleluia"; am Zrinitdisfeft ,, Gloria tibi Trinitas
aequalis, una Deltas etc/'; an ben 9[pofteItagen „3^r |eio meine J^eunbe 2c/'; an
16 ben Xagen ber SRortqrer ,,3^ mUl, bag mo i^l bin, mein Diener au^ fei, finru^t ber
$err". umfangrei^er unb befonbers \äßn geroä^It [inb bie Slntip^nen jum äRognificot
(fiobgefang SRarios) unb Senebiltus (fiol^efana bes 3(t$<nnas) in tfigli^em unb idö^«
renb ber Zrinitatisseit mö^entli^iem äße^fel, fo für ben äßei^na^tstag: ($eute ift
Q^^riftus geboren) Hodie Christus natus est: hodie Salvator apparuit: hodie in
20 terra canunt Angeli, laetantur Archangeli: hodie exsultant justi, dicentes:
Gloria in excelsis Deo, alleluia! Dann folgt bas SRagnificai — 9luf ben 17. bis
23. Dejember treffen bie |og. Anae majores, jum Slusbrud bes Slboenteoerlangens
fämtli^ mit O b^innenb: O Sapientia, O Adonai, O Radix Josse, O Clavis
David, O Oriens, O Rex gentium, O Emmanuel . . . veni.
25 Son ben 9{efoonforien, Sfbld^Men ber fieltionen. unterfd^eiben Kd^ bie Slntip^onen
baburd^, bag bei lenen ber jmene füfox alles oollftfinoiü ober teiboeife mieber^olt, mas
bereits ber erfte oorgefungen ^ai 60 unterf^eibet beretts 3fibor oon ^ispalis (f 636) ;
mä^renb Rhabanus Maurus de instit. Cleric. 1, 33 ben unterfd^ieb barein ^^, ba^
in responsoriis unus versum dielt. In Anis autem chori alternant versus ; ju-
30 glei^ mad^t er barauf aufmerifam, bag man hn loeiteren Sinne aud^ bie 3noitatonen
ober mif römifd^er l!)rbnung introitus, offertorium unb postcommunlo, nad^ am»
brofianif^er psallenda, Ingressa, antlphonae post evangellum, offerenda, con-
fractio et transitorium als Slntto^onen be^i^ne. Die altnr^Ii^en Slntip^onen {inb,
nad^ Ztxttn unb SRelobien beurteilt, in ber Siegel rei$ an munberbarer Si^ön^eit unb
36 Jlraft. 3R. ^erofb,
Slntttatten nennt (Tlemens oon 2llexanbrien (Strom. 3, 34—39; ogl. ben ^ieroon
abhängigen I^eoboret Haer. fab. 1, 16 [5, 9, 171) eine (Bruppe gnoftif^er fiibertiner
nad^ flgrem CBegenfah jum Demiurjcn unb {einen Sefel^Ien: ^at ber Demiurg uns bem
33ater enjtoegengeftellt, fo [teilen mix uns i^m entgegen {avroi (hTtraooöjusda toiW(o),
40 um ben SBater ju rä^en ; ^at er ben (E^eoru^ oerboten, fo bre^en mir bie S^e, um
[einen Sefebl ju mäftt ju ma^en. Die %, füi^len fi^ als bie dA^o'r^tof oon 3Ra 3, 15:
Denn aud^ biefe ävTearnoav ^eco (ober loie bie 81. ausbeuteten: icö ävaidel ^e(o) xa\
iow&Tjoav. 35gl. ben 91. Äorpofeatianer. Ärfigcr.
Snton, ^aul, geft. 1730. — S^iad^rit^tcn über fein ficben gicbt ba^ „3)cnhnal bce
45 $)crrn ^aul Slnton", toorin fid) ein oon il^m fclbft bi« gum 3- 17*2v^ gefd^vicbcncr fiebcnä«
abriß finbet mit einem ^Inbangc unb einet lectio paraenetica t)on ©ottljilf grancfe. JHcije*
mitteilungen, bie er in feinem coUegium aDtithcticiun olö ^^Jrobe frudjtbringcnber Unter'
rebunoen mit ^(nberögläubigen mitgeteilt, finben ficft in ber „Sammlung auöerlefencr 'Ölotcrieu
jum ©au bcS SRei(i^e§ ®otte§" 1731. 3)a§ SScrjeicöni« ber Schriften unb älteren Cucßcn
öO bietet ®. 5. ßtto, fiejifon ber Cberlaunöifd^en «Sd^riftfteacr, öörlifilSOO ff. I, 27— 34. 604 f.:
III, 600 f.; Supplementbanb 6.11; .f). Änot^c, ®cfcf). be§ jledcnö .5)irf*felbc, 3JreSben IBM.
6. 29; % ^. ^re^fjig, ^übum ber eu.4ut^. ®eiftHcften im ^önigr. Sat^fen, Xreöben iaS3.
S.435; (S.gr.gngcn, Historia CoUegii PhUobiblici Lippienais, iJetpaiql836, 6.22; ^:?l. iKitfcbl,
(AJefc^. be© ^ietidmu^, ©onn 1884, 2. »b 1. ^:>lbt. bef. 8. 386; äB. Sc^raber, ©efdi. ber
65 Snebri(^d»Uniocrfitöt ju $>aüe, 53erlin 1894, 1. Söb 6. 50 u. ö.; CV). Ütamer, 91. ^. fjrande,
;6aüe a.8. 1880, l.©b 8.45.170.180; !q. SBccf, Xie rcUgiöfc iöolfdlitteratur ber cu. Sirdic
3)cutfc^Ianb§, ©ot^a 1891, 8. 215; ^Beiträge j. fäd)f. .Slircl)eugcfc()icf)te 7. ob, 1892, 8. 71;
m. i!auf. ^1%. 27, 1850, 8. 111.
anton, gtoul 599
atnlon toar ein ©lieb jenes Itiumoirats: Sreit^oupt, Slnton, grande, bas ber
^allifd^en t^ologi|d^en (Jalultät bei i^rem Cntjte^n i^r geiftiges Gepräge oerUe^en unb
t^r einen meitgreifenben Stnfluh Derft^ajft Qot. (Er iDurbe am 2. (februar 1661 3u
5iT[(^felbe in ber Dberlaufi^ geboren. Sluf bem C&Qmnafium 3U 3i^au nnter (E^riftian
3Bei|es £eitung vorbereitet, bejog er 0|tern 1680 bie Unioer|ität £eip^ig, begleitete 5
aber bereits im 9[uguft, als ^ier bie ^e|t ausbra^, einen ^^reunb in oeijen ^eimat
na^ Ü^üringen. Dort fanb er eine S^rtft Speners unb fu^e im folgenben 9^1(^9
5U gfrantfurt biejen |elbft auf, ber auf i^n einen mSd^ttgen Sinbrud ma^te. 3laä) £eip5ig
5urüdge!e^rt, enoorb er \\ä) bie IRaaiJtenoflrbe unb lam als ^ausle^rer in bas $aus
S. Säendes, ber i^n 3U fqriftftellerii^er X^tig!eit anregte unb i^m bie (Erlaubnis jur 10
Scnü^ung [einer rei^^altigen Sibliot^! geioäQrte. (Er gehörte ju bem itreife jener
Wagi|ter, bie [i^ mit Srande ju ben Colle^a biblica oereinigten; im ^dfyce 1687
mürbe er 9{eifeprebiger bei bem [a^|if^en $nmen ^ebri^ Sluguft, bem na^maligen
Aurfürften, in beffen (6e|en|^aft er ^aidreid^, Spanten, Portugal unb Italien befugte.
3m 3^^^^ 163d ^on biefer Steife ^urfldgelel^rt, erhielt er bie Superintenbentur 9lo4lli^, 15
mo er für bie Seiebuna bes ftate^tsmusunterrii^ts eintrat, folgte aber 1693 bem mfe
jum ^ofprediger in (Eifenad^ unb ourbe oon bort auf Speners Sorjd^lag im 3* 1695
als $rofef|or unb magbeburgif^ier jlonfiftoriabat na^i ^alle berufen. (Er [tarb im
3. 1730.
Größer als bei ^landt unb Sreitbaupt mar bei Slnton bie Sln^än^li^feit an bie 20
[i)mbolif(^en Süc^r unb bie [trenoere £e^orm ber ort^boxen X^eologte; (5. ^^rande
lagt hierüber in ber bei [einem Zobe ge^ltenen lectio paraeneüca: „unter bie singu-
laria bes [eligen SRannes red^ne i£ billig bie gro|e $o4ia^tung ber fqmbolif^en
Sü^er. !Denn man ma^ mo^l mit SBa^r^eit [agen, oa^ j^merli^ ein üSeologus in
ber eoangelil^en Air^e tft, ber bie libros symbolicos fo oiel, als er gelefen, unter 25
einanber !onferieret unb mebitieret, mie bas (Exemplar, |o er gebraud^ ^t, unb bie
collatio perpetua, barin in margine faft unjo^lige IDlal immer oon einem Drt auf
ben anberen remittiert, fol(^es genugfam ausmeift unb alle feine auditores toiffen, mie
häufig er biefelben in allen Jlollegien citiert ^at''. 9lu^ mögen feine 9lei[en unb fein
Umgang mit bem $ofe baju beigetraaen ^aben, feinen Slid in etnms ^u ermeitem. 30
fiöfd^er betrautet i^n „als oen rebli^ften unter ben batlif^en X^ologen'' unb loenbet
fi^ bei leinen 9lnna^rungsDer[u(^en an bie ^allifAe ^afultot an ibn als Vermittler.
3n ber Praxis ber §^ommig!eit unb ber fie^rme^obe untertreibet er fiä inbes
n\ö)i oon [einen Jlollegen. Slu^ er ^ielt (Erbauungsftunben, unb feine SSorlefungen
Ratten burd) unb bur^ pralti|(^en (E^alter. (Exegefe, prafti|(^e Z^eologie unb ^olemil 35
maren bie ^auptgegenftänbe berfelben. 3n ber leMeren, bie er unter bem Flamen anti-
theticum las, ma^te er \id) jur Hauptaufgabe, bte C5rünbe ber ^orefien in bem eigenen
fersen na(^3utoei|en. 3n ber eriten lectio biefes jlollegiums augert er ji$ hierüber:
„So lange i^ ^ier bin, ^abe iq an bem jlanen, in polemicis ju bocteren, jie^en
muffen. 3(^ ^abe mi(^ basu bereben laffen um ber 9lot »illen unb aus fd^ulbmer £iebe, 40
unb ^abe alfo freiließ muffen Jörgen, loie es anjugreifen fei, ba^er mir manqes bur^
bie (!5eban!en gegangen. Zä) Qabe ober ni^lts ratfamer aefunben, als bei allen jtontro«'
oerfen barauf ^u merlen, bag ein jeber alle ^ärefis in feinem Sufen ^be, als mofeM
man bie semina finbet, besme^en man alfo ni^t erft na^ iBaris ober 9lom reifen barf,
benn meil man bie (Erbfilnbe in fii^ ^t, ffcd man au$ bte tenebras originales in 45
fi^, unb i^ bin au^ no^ ber 2Reinung, bag, mo barau| bei allen Jlontrooerfen mit
(Emft refleltiert mirb, merbe bas Studium polemicum ntd^t fo fteril unb tabibs fein,
als es bisher gemorben, ba fid) alle £umpen!erl, bie fi^ ein menig fyibtn fignalifieren
toollen, ^eranoemo^t unb [i^ nur befliffen, bie £eute brao ^erunterpumai^en .
"Had) biejer ^robe unb na^ ben gebrudten 93orlefungen }u f^ltegen, mug er, mie 50
anö) fein Silb ein d^araiteroolles Slntli^ jeigt, ein maniger (E^aralter gemefen fein,
toel^er berb unb rücfli^tslos bem alten 3Renfd^en bei feinen 3u)^brem auf ben £eib
ging. (Ein grtember, oer 5mei SRonate oor feinem Üobe feinen Sorlefunoen beimo^nte,
beseugt feinen gemaltigen, großen (Emft. „(&ott mill taufenb gf^bler unb ^^maA^iten"
- fpra^ er unter anberem — „an feinen Anetten tragen, aber nid^t galft^^eit unb 55
Untreue. 3Jlan mug i^m niäts oertuf(^en mollen, no$ gebenlen i^n um bie 9lafe 3U
bre^en, fonbern frei herausgeben oor fernem Slngefi^t." (Er brad^ tn bie 9Borte aus:
„^tnn ii) bas (Elenb ber C5emeinben megen i^rer untreuen Wirten anfe^, fo mö^te
id) mxä) in einen SBinlel fe^en unb meinen." 9lls Sreit^upt ber Zob feines jfingeren
Kollegen angejeigt mürbe, f^ilberte er i^n feinen !i\ifßxttn mit biefen SBorten : „3^ eo
600 9liit0it, $aul Htttomaiitr I
mug an meinem Zeile 6e!ennen, überaus bur^ i^n erbaut morben ju fein, inbem i^
bejtänbig an i^m loa^rgenommen ^abe, bag er in einem fteten unb ge^imen Umgänge
mit (Sott ge|tanben. (Er pflegte me^r mit (Sott als mit SRenf^en ju reben, toel^es er
fonberli^ tl^at, menn er mit biefem ober jenem 3Renfd^en reben mollte, ba er allejeit
5 (Sott 3uoor insgeheim um bie notige SBeisbeit. SBa^r^eit unb Siebe bat. (Er rflegte
oiel me^r ju f(§meigen als ju reben. — ajejonoers ftart roar bei i^m ber beilige Mffeft
bes (Erbarmens. (Er jpfl^e mit jebermann als mit Patienten aufs mütterli^fte umju^
ge^en, benn er fa^ bie SlDelt nie anbers an, benn als ein großes fiasarett ooll tränier
uRenl^en."
10 (Sröfeere S^riften ^d er ni(^ oeroffentli^t, fonbem nur Programme unb (Se^
le^en]^eits[(^riften. Son ben na^ feinem 2!obe herausgegebenen Sorlefungen ift bie
mt^tigfte bas oon 6An)enj^eI ebierte collegium antitheticum, 1732. 6eine (Erbauungs«
fArtften erfreuten |i^ weiter SSerbreituna, namentli^ bas me^a(^ aufgelegte ,,SDange«
lif^e ^ausgefprö^ oon ber (Erlöfung", bte ,,(Erbauli^e Setra^tun^ über bie [iebenSBorte
15 (B^rifti am Äeu}", bie „ffirbauli^en Slnmerlungen über bie (Epiftel ^auli an bie 8lö=
mer". 3ns ^gmnologif^e (Sebiet geboren [eine „(E^riftli^en (Befände unb bie Sorrebc
3u ben „(Seiftli^en fiiebem unb ^oetif^en Setrad^tungen^' ber gfretfrau Henriette Ra^
^arina oon Sersborf ; au^ lieferte er bas Did^teroerjeid^nis ju bem grteqling^ufenf^n
(5e[cngbud^e. «. ^^olurf t (ÖJeürg ^ftUer).
20 Sfutonianer I, armenifd^e Aongregation rBmt|$«Iat^oli|$en Se!ennt»
niffes. — SR. SJliaffcrian, ©cfc^id^tc ber Stntoniancrlongrcgation (armcnifd^, ^anbfd&riftlid^) :
3. ^opojian, JHrc^engcfcölc^tc (armenifd^, ^encbig 1848) ; G. Moroni, Dizionario imivereale,
Veneria 1842.
Diefe jtongregation ^ot i^ren Anfang oon Slbra^am Slttar»9)lurabian genommen,
•2b einem armenif^^Iafi^olifd^en Aaufmann aus ^aleb, ber mit feinem Sruber ^ahh, einem
^riefter, im 3. 1705 fiA in ben fitbanon jurfi^og, ©0 fie 1721 bas ftlofter Ärem,
fpöter ein jmeites Seqt'K^asbo, 2 6tunben oon SeQrut^, grfinbeten; bem Seifpiel ber
aRaronitenmön^e folgenb fammelten Jie Srüber um fi$,
nannten na^ bem 9lamen bes (Eremttenfürften Antonius
laben i^nen eine 9iegel unb
1^ ^ntonianer. (Eine britte
30 Kieberlaffunj entftanb 1761 in SRom beim Satilan. Um 1740 benü^te Slbra^am «rb
3ioian, oertrtebener Sif^of oon $aleb, ber fiA ßu ben Slntonianern in Arem geflfi^tet
fiatte, eine langbauernoe Sebisoaianj bes cilictfd^en ^atriar^ats, um fi^ als Aat^o^
ilos oon (Eilicien für bie lat^ol. Armenier aufsmocrfen. 3m 3- 1742, bei einer 9ln=
rocfen^eit in SRom, erlangt er bie SJeftotigung biefer SBürbe 00m ^opft Sencbift XIV.
36 3^ feinem 3lamen Slbra^am ^atte er ben ^unamen ^etrus angenommen, ben aui)
feine 9la(^f olger behielten. Sein nä^ftcr SlacMolger roar ber obengenannte 3a!ob;
au(^ beffen 9la^folger 9Ri(^ael unb Sa)ilius gehörten ju ben ^ntonianern. 3m 3^^
1866 eignete fiq oer bamaliae ^atriar^ ber lat^olifqen 9Irmenier, 9Inton $ofun in
ilonftanttnopel ben litel „ftat§olifos oon CCiliden" an unb madbte babur^ jenem S^ein-
40 patriar^ tbatfä^li^ ein (Enbe. — !Die Slntonianer, beren vlbt einmal in 3 3ö^re"
gemault tourbe, unb bie !einen Stf^of unter fi^ Ratten, erhielten i^re SBei^en aus ber
$anb jener ilatbolifoi 00m fiibanon; i^re Saf)l betrug bur^fAnittli^ 50—60. Sie
bienten ber römifi^*fat^oliteen SRiffion in ber lürfei. 3m ^aixe 1834 ocrfc^ten fic
i^r Jlooijiat unb i^re S^ule na^ SRom unb nur ber Slbt mit einigen Srüoem blieb
4ö im ftlofter 00m fiibanon. Das roar bie befte ß^tt ber ilongregotton ; bie Silbung
i^rer (Slieber lourbe umfaffenber; mehrere enoarben ben Doftorgrab an ber römifd^en
Unioerfität. 3m ^cä)xt 1865 rourbe $. Suüos (Sajanbjian pm 9lbt ^etoö^lt unb
00m legten ftat^olifos im fiibanon getoeil^. 2lls $aupt ber ^artci ber ?lnti=
^afunianer lebte er bie ganje 3^'^ i^ iwnftantinopel. Som ^atriar^en öafun angc=
öo flogt, mufete er fi(^ im 3^^^^ 1869 mit 4 SHönd^en oor bem ©erid^t bes römif^en
Stuqls ftellen. (Ebe feine Sa^e entfd)ieben roerben lonnte, trat bas oattlanif^e ftonjtl
jufammen; ©ajanojian unb bie Seinigen toaren unter ben (Erften, bie rote bas ^a-
triar(^enred)t bes $afun, fo au^ bie Unfe^lborleit bes ^apftes oerroarfen. 3lls bie
Äurie eine Sannbulle an bas I^or i^res ftlofters Heben liefe unb Slnftalt traf, |ie
55 alle oer^aften ju lafjen, flutteten fie in einer yiciä)i mit §ülfe bes franjöfifc^en 8ot=
f^afters na* 5leapel unb ilonftanttnopel. (Ein 93ifd)of unb ein Wond) nur blieben in
5Rom, um bie bortigen Sefi^ungen ju bewahren, bis ber rü^rigjte unb gebilbetfte unter
ben Slntonianem ober Slnti^afunianem D. theol. ÜJlala^ia Ormanian im 3- 1876
bort^tn iam, alles oerlaufte unb bas ftlofter nad^ ftonftantinopel oerfe^te. (Er ift bar*
fltttoittatter I Hittomatter n 601
na^ an ber Spi^e einer Iletnen (Semeinbe in bie armenif^ Air^e flberpetreten unb
leitet gegemoärtig als Sif^of bas t^eol. Seminar bes armenif^en ^otnar^ots oon
Aonftantinopel int ftlofter 9rmaf$. (£r ^ bas Sud^ Le Vatican et les Arm^
niens unb anbere SBerfe gefArieben. 3)ie SIntonianer. bie ft^ 9lom untenoarfen, Jinb
je^t in i^rem Alofter in Jlonttantinopel bnsentriert, \tbo^ ia man i^nen feine S^ule ^
5u ^Iten erlaubt, [o nimmt i^re So^l xa]i) ab. I)ie AKftei in 5trem unb 9{om {inb
ea^propriiert, bas in Se^t^il^asbo fte^ unter frember SBenoaltung. Segemofirtiger SIbt
ift SRafael 2Riafferian. Dr. S^atopct (Sibtijen r)on Dr. Crmanion).
Stntoniancr II, ©eftc. — 3. gieglcr, Sritenmägige ^iad^rid^tcn über bie fog. «ntonl*
jcftc im Ät. Sern (^citrSge jur ®cfd^. ber ft^tocij. rcf. Äirc^c, j^unötfift berjeniocn beS ^t. 10
33crn, ^crau^geg. u 2:red)fel, 3. :^eft, @. 70 ff.); @. Stegler, 3)ie Sc^re ber Vlntoniancr.
mö) beu @d)riften beö Urheber« bargeft. unb beurteilt (SJlf.) u. briefl. Mitteilungen. 35gl.
üxi&j i\)xo, G^rift. TOd^et unb feine «fnl^önacr, in bcn gen. ©eiträgen, 1. ^eft @. 3 ff. (Einige
incitcre Mitteilungen auö bem Sü(ölcin U.S giebt Soft, 2>aÄ ©chentoefen im Ät. öem,
SBcrii 1881. 16
Die SIntonianer {inb eine neuere ontinomiftif^e 6efte in ber S^eij, uor^üglic^
im Aanton Sem, jo benannt Qon i|rem Urheber unb Raupte SInton (SIntoni) unter«
nö^rer. Derfelbe, geb. 5. September 1759 ju S^ilpf^eim im Aanton Sujem, rourbe
{at^oIif(^ er^gen unb lonfirmiert, biente längere 3^xt als ilfl^erine^t unb befd^ofttgte
fi^ nebenbei mit £efen unb Sammeln oon Sipetmautem. iRac^ einem lurjen Slufent* 20
^alte bei Safel in glei^er (Eigenfi^ reifte er in ber Slblt^t, SRobr ju toerben, na^
^aris , unb als er bort einen Se!annten, auf beffen $ilfe er ae]|offt, ni^t fanb, bis
nad^ (£alais unb über Stra^ur^ mieber jurfid in bie $eimat. Sein bisBeriges Dienft«
oer^altnis genügte i^m inbes ntd^t I&nger; in bie (E^ getreten, oerfud$te er fi$ als
Zifd^Ier, Sarometermad^er unb £el^rer einer ^rioatf^ule, jog jiä) bann mit feiner J^au 20
in ein Heines ^öus^ien jurüd unb fing an^ fi$ auf mebtjimf^ie Sudler ju legen unb
5um Serfaufe oon Kräutern bie Umgegenb oon Z^un ju beju^en, n)obet er )i$ be»
reits aufs iiturieren mit natürli^en unb übematürli^en 2RttteIn etnliej}. Sin fonft
gans unbelannter SRann^ ber öftn ju ibm bnn unb fic^ ni^t nur über mebijinif^e,
fonbem au^ über religtöfe Dinge mit i^m befpraA, mag oieüeiAt juerjt feinen (&e« 30
ban!en bie le^tere 9{i(^tung gegeben ^oben. Staqbem iL bei einem ^^nbarjte im
Aanton Sem bas ,,DoItor^nbu)erif'' ooHenbs erlernt, legte er fi^ aufs ^raltijieren unb
getoann in ber ®egenb jmif^en Z^un unb Sem, wo er fi^ nieberlieg, eine oebeutenbe
Aunbf^oft unter bem fianboolle, obf(^on es an 9la$fragen unb 9Bamunaen ber Se»
^örben ni^t fehlte. Die (Ereigniffe unb 3been ber 9{eooIution liegen inn ni^t un« 35
berührt unb er ^atte infolgebeifen eine Megsgert^tli^ UnterfuAung uno eine $aft
oon 10 9Boc()en ausjufte^en. 3m Z^^fjitt 1800 oerlegte er feinen SBo^nfi^ nad^ Slmfol«
binaen bei ^un, unb ^ier roar es, mo bei i^m. o^ne bag man neig, »oburc^ unb
iDOQer, eine SBenbung ber (!5efinnung unb Sefb:eoun£ eintrat. Der ou^ bei i^m oor»
Dor^anbene, aber bunlle unb ungeregelte religiöfe Irieb ionnte unb muMe um fo 40
e^er ausarten, menn \xö) eine ftar!e, oor^errf^enbe fieibenf^aft feiner bemä^tigte, unb
biefe mar allem 9lnfc()eine na^ ber $o^mut, ber SBa^n unb bie Su^t, etmas großes
3u fein unb bie ®eifter 3U be^errf^en, oerbunben oiellei^lt mit Steigung jur SBoUuft,
moraus fid) feine oöllige AariÜemng bes ^eiligen am Ieid)teften erll&en lägt. 3n
feinem neuen SBo^norte, mo feit ben 3^^^^ ^^ frommen ^faners S. £unus ein 45
Same pietiftif^en unb feparatiftif^en Sinnes fi^l forter^alten Qatte, füllte er juerft
einjelne, bie örjtli^en 9lat begehrten, religiös anjufaffen, ^ielt bann au^ SSerfamm*
lungen, bie bis tn bie 9la4lt hinein ma^rten unb in benen er bas 91X, an bas er \v^
einjig m galten oorgab, nad^ feiner SBeiJe auslegte, inbem er behauptete, man muffe
ben geheimen Sinn ber S^irift bur^ redete Zeilung unb 3ujammen(tenung ber ein« 60
seinen Sprudle — benn jeber fei göttli^ unb bu^ftobli^ für fi^i ju oerfte^n —
i^erausfinben, unb bies ^abe C5ott $m unb fonft memanben burm Offenbamng mit*
geteilt. Dabur^ mugte er fi^ ein faft unbegrenjtes Slnfe^en unb ISertrauen bei feinen
'^(n^öngern ju oerf^offen , mom fein angenel^mes Sugere, feine groge, freiliA nur bud^>
töblid^e Sibellenntnis, bie C5abe bes äßi^es unb ber ^^antafie unb eine boftige Sereb« 55
ämieit ni^t toenig beitmgen. 3m 3<^^^ 1B02 glaubte er bie Stxi gelommen, um fi^
unb feine £e^re ber SBelt belannt 3U ma^en ; es gefc^ juoörberft bun^ eine Qebmdte
^roltamation mit angelangtem £iebe, morin er J^e^leit in (£^fto, (glei^^eit tn C5ott,
Snettung ber ^eiligen unb bas (geriet über bie oerifinbigte, mü^ oen 9)len|4ien
602 Stttoittaittr n
fenter ein Zpronnenjo^ auflegen mollen ; alle iRid^er im £anbe follen abgej^afft, alle
6d)ulb6eitreiBungen aufgehoben n>ei^n unb !einer bem anbem ehoas f^ulbig fein als
bie £iebe; eine SRenge SBibelfteüen bienten als Selege. SBetter ausgeboxt mürbe
basfelbe in bem [o^enannten „(&eri4ltsbiu^Iein", bas untet U's eigener 9Iuffi^t in 5Bem
5 aebrudt , bereits bte ^auptfa^e feiner £ebren enthielt. 3Ran mürbe inbeffen aufnter!«
|am unb no^m bie ganje 9tuflage in Sefd^lag. ^mti !£age na^^er, ben 16. Slfnril
1802, erf^ien U. mit einer 6(^ feiner Stt^änger bei ber SRunfteritr^e in Sem; er
^atte ibnen meisgema^, es mfirbe etmas großes, o^ne 3^^if^I ^^ oerifinbigte (&e»
ri^t über bie SBelt. gef(^e^en. Die tumultuarif^en äufteitte, bie 33erfu^e, bie ftird^en=
10 tbüre }u öffnen, führten jur 93er^aftuna Us unb einiger anberer. 3n feiner f^riftli^en
äierteioigung berief er fi^ auf oie alleinige Stid^tergetoalt (Lottes, fein einsig loobres
SBort unb feinen unumftoMi(^en SBillen. Das (&eri(^t oerurteilte i^n toegen 93er^
breitung antifocialer (ßrunbfä^e bur^ S^rift ju smeijö^riger 3u^i^ausftrafe, unb ber
Airdbenrat erlief einen Hirtenbrief, um oor ben 3rrle]^rem ju loamen. ws U. na^
16 93erf1ug ber Sftafjeit 3urfid!e^rte, toarb er oon feinen gfteunben in Slmfolbingen mit
lautem 3ubel empfangen, unb bie Segeifterung für i^n ftieg bur(^ feine angebli^e 93e«
freiung aus ben $änben ber „(&en)altigen unb X^ronnen''. 2Ran fa^ fid^ f(^on na(^
loenigen Zagen bur$ Slnseigen unb bringenbe Sitten aus ber (&emeinoe betoogen, i^n
aufs neue feftsune^men, unb ein jmeiter ^rojeg enbigte, na^bem bie erfte Snftanj auf
20 (Enthaltung im 3nen]^ufe erlonnt ffaütf mit feiner Verbannung aus bem Aanton Sem
auf fiebensjeit als oerirrter^ aber gefS^rli^er G^mormer. ^oliseili^ na(^ Sd^fipf^eim
gebracht, be^arrte er auf fernen Se]^atq)tungen oon fi^ felbft, baj} er nur ber Stimme
®ottes Dom Himmel ae^or^t babe, unb toeber bie Semü^ungen bes bamaligen £eut^
priefters Don fiusem, bes gelehrten unb milben X^abb. aRflller, mx^ bie feines Drts»
26 Pfarrers oermo^ten etmas bei i^m ausjuri^ten. 3Ran ftellte ibn unter Sluffid^ feiner
®emeinbe ; ba jebod^ oon biefer Alanen über na^teiliae einflfiffe unb fortgefegte Ser^
binbun^ mit Slnbängem oon SImfolbtngen einliefen, fo fe^te man i^n ju fiujem in
poliseilt^en Serpaft, aus toeldbem er na^ 5 3<^^^n, jmar augerli($ ^^^^ getoorben,
ober ni(^t im mtnbeften oon (einem felbfterba^en unb feftgetoursetten äBa^ne geseilt
80 jurüdle^rte. D^ne Sef^oftigung trieb er fiA um^er; oerfagte aber mo^l insge^im
man^e feiner fpöteren Sd^riften, bis er auf anbringen unb jum Zeil auf jtoften ber
Serner 9{egiemng, bie ft^ über fortmä^renbe üble (Einmirfung befd^erte, ju fiujem
in abgefonberte $aft genommen rourbe, in meiner er oon 1820 bis ju feinem !tobe
(29. ^unx 1824) oerblieb. (Er ftarb o^ne bie Salramente feiner Äonfe|fton begehrt unb
86 empfangen ju ^aben.
U. ^at feine fie^ren in einer 9iei^e oon ettoa 15 teils gebmdten, teils ungebmdten
S^riften ausgefpro^en, oon bcnen bas bereits erroö^nte „(Beri^tsbfl^Iein", bie „Sibel=
fprü^e" („(Emftgeri^t"), bas „Su^ ber (Erfüllung" unb bas „(Be^cimnis ber fiiebe"
oorjügli^e Seobad)tung oerbienen. 6ie finb meift na^ 9lrt ber Sibel in Aopitel unb
40 Serfe abgeteilt, in biblif(§em Zone gehalten, grofeentetls aus Sibelftellen, freili^ mit
[d^ranlenlofer SQSilllür jufammengefe^t unb feiten ju Knben. Slirgenbs mirb bas ganje
ber fie^re fgftematifd) ausgeführt ; boA läftt fi^ ein 3ufammen^ang ber einjelnen ißar=
tien toa^mebmen unb ^erftellen. man f)(d Stemintscenjen unb Slnllange an altere
an^ftiler unb Z^eofopben, namentli^ ^araceljus, bei i^m 3U entbeden geglaubt. Der
46 ©ottesbegriff Ift f^einoar ber allgemein ^riftlid^e, felbft bie Ürtnität roirb betont, aber
ber Unterfd^ieb ber ^erfonen nidjt feftge^alten, fonbem „bie SBeis^eit", „bas 9Bort",
„ber So^n", „ff^riftus", „ber (5eift" oerten)immt getDilfermaften 5U einer unflaren
Sorftellung oon bem geoffenbarten (5otte. SBas biefer ©ott gef^affen, ift alles fe^r gut,
and) ber ÜJlenfd^ mit feinen natürli^en Üricben ; er loar, fo loie er mar, nac^ Seele
60 unb fieib, „(5ottes C^re unb Silb"; i^m maxi nur ein (Bebot gegeben: ,4.^ib fm^t=
bar unb mebret eu(^", unb bas Serbot, oom Saume ber QSrfenntnis bes (6uten unb
Söfen JU effen. allein oom leufel oerfübrt übertrat er basfelbe, unb babur(^ lam bie
Sünbe, b. ^. eben bie falfd^c, ni^t göttli^e, fonbem teuflif^e SBeis^eit unb Untere
fd)eibung bes (Buten unb Söfen in bie 9Belt, fo bafe man \xa) beffen fd)ömte, roas (5ott
66 aut gemad^t, unb ben freien (5cbrau(^ feiner (Baben, befonbers bie ungef^ränftc Sc=
jriebigung bes ©cf^le^tstricbes, burd)5 (Sefe^, beffen golge unb Strafe bas böfe (5e=
loiffen, unterfagte unb aufhob. Den Dcfalog unb bie ocnoanbtcn Seftanbteile bes Sil
oenoirft ba^er U. entf^ieben, toä^renb er fonft oon festerem fe^r ausgiebigen C&ebraut^
mad^t. -— Die ffirlöfung oom ©efehe unb glud^e mürbe burd^ (E^nftum unb feinen
60 Äreujestob jroar oollbra^lt — bas 2ßie bleibt unerörtert — aber in feiner SBirhing auf
Stttittuiiifr n 603
bie 9Rcnf(^en nur unooIHommen ; bie (Erffillung gef^ie^ {e^t bur^l Unterna^rer,
bcn tpiebererf^ienenen (£^ri|tu$f ben sunt jiDettenmal men^^gworoenen ^ottesfo^n unb
,,C5ott". (£r n)6tg btes auf bie oerf^iebenfte Slit, burA Sibelftenen, aus feinen 3lamtn,
feinen £ei6es« unb fiebensumftanben, burd^ bie ^ataUele feiner Verfolgungen ntit bem
£eiben C^rifti Ilar ju mac^n. 3ur Jubjeftioen (Erlofung gehört ni^te, als bag man 5
bie in i&m oerlänbigte gotttiAe tßeispeit unb xoa^re (Erlenntnis gläubig annimmt, „fi^
in bie 95erfo^nung glaubt". SBer bos ^ut, ift unb toeig fi^ fret oon jeglid^em ®efe^,
ausgenommen bem Der £iebe ; er toirb ein neuer 9Renf$, em Ainb (ßottes na^i (&eift,
6eele uub fieib, oom göttli^en SBefen unb fieben burc^brungen. Unb ^ier ift es, too
eine gerabesu ^eibnif^»naturaliftif(^e Sluffaffung ber C5ott^it majjgebenb einfe^t. Die 10
3bee ber ^eiligfeit unb (6eiftig!eit Sottes tritt nämli^ hinter berjenigen ber f^affenben
Sllma^t unb lebenmirfenben, jeugenben 9laturlraft gans jurfid; bas eine (Sefe^ ber
gfrei^it, bas ®efe^ ber £iebe, toirb bemjufoke, menn aui^ niü^t ausf^lliegli^, bo^
oorsugstoeife unb mit größtem 9la$brude auf bie unbebin^te unb unoenoeiaerUAe Se«
f^Ied)tsgemeinf^aft unter ben C5Iäuiigen bqogen, unb btefe, oon ber xo^ 3iDeifeI 15
nod) faMe 6^am oor bem, roas ®ott gut unb ju feiner Sqre unb Silb gema^, ab«
galten Dürfe, mirb als bas SBerl (Sottes bur$ uns, beren Snu^tbodeit freili^ oon
feinem SBillen ab^nge, als ber loa^^aftige C&ottesbienft, bos loa^re Scdrament unb
bie 93ereintgung mit (Ebrifto bargeftellt. Dagegen ift begreifti^enoeife alles, toas auf
geje^li(^ et^if^er (ßrunolage beruht, Staat, Ste^itsofle^e, itird^e, 6^ule, Sanb ber 20
CQe unb gamtlie, perfönli^es (Eigentum unb okis Do^tn gehört, für ifin abfolut oer«
merfli^ unb ein 9BerI bes Satans, loeU^s aufhören unb in fairjem aoget^an roerben
folle, obtoo^I er ben Seinigen Den 9tat gieot, fi(^ ba^ierigen unumgängli^n gfoti^^ningen
5ur 3^it unb „aus 9lot" öu^erlic^ ju unterjie^n. (Er felbft als ber oerorbnete SBelt»
rid^ter mirb balb bie f^redltc()en Drohungen unb gflfi^e ilber bie Ungläubigen unb 25
Ainber bes Üeufels toa^r ma^en, feinen Gläubigen bagegen ibreXreue unb Seftänbig»
feit in ber Slnfe^tung mit ^immliJAer grreube unb Seligleit oelobnen.
Dag U. felbft auffaüenb unp^tig gelebt, rourbe geri^tli^ nte bnftatiert. SBeber
feine (Entfernung nod^ au(^ fein Xob oermo^ten übrigens ben blinbeften (glauben an
i^n bei feinen entfAiebenen Sln^gem auszurotten. 3n Slmfolbin^en, too früher bisse
an 60 ^erfonen U.s Serfammlungen be|u4lt, gab fi$ bei (Einigen 3Biber[e|li^feit
gegen bie bilrgerli^«!ir4lli^en Snftitutionen ju ei|ennen; man fu^e burd^ obngleitli^e
uRa^nungen unb auf feelforaerif^em SBege bem Übel entgegenjutoirlen ; eine 3^i^ I^ng
oer^ielt fi^ bie Sefte ftillc, oermutlid^ infolge ber ju iRtmpersto^l 1807 oerübten
unb beftraften f^ioörmerif^en (Greuel, bie jebo^ mit bem Slntonianismus too^l nur 35
inbireft juiammen^ingen, — bis enbli^ im 3- 1B21 bie -(Entbedung f^amlofer nä^tli^er
(Exjejfe ein boftigeres (Einf(^reiten ^roorrief. 9Ius ber (ßegenb oon Simlolbingen tourbe
ber Samt in bie oolfrei^e (gemeinbe C5fteig bei 3nterlafen oerpflanat ; prtoate unb offent-
It(^e Semü^ungen bes ^fanamts unb (E^orgeri^ts toaren ni^t im ftanbe, ben Xro^
ber 6e!tierer 5U bömpf en ; bei Sluf^ebung einer Serfammlung braute man einjelne oon 40
U.S 6d)riften jur $anb, über beren 3n(alt ber Ain^enrat ein einlägli^es 93efinben
auf [teilte; auf (Srunb ber polijeili^en Unterfu^un^ oexföUte ber geheime 9lat 20 3m«
plicierte teils 5U 2iä^riger 3uqt^us^ teils ju geringeren Strafen, okis toenigftens eine
längere (Einbämmung unb größere 3uru({^altung 5ur §olge ^atte. Slufs neue lam inbes
bas geheime JJfeuer 1830 jum Slusbrud^e, biesmal oon ^o^len bei Sem aus an« 45
gefaxt, wo ein getoiffer Senbi(^t S^ori als britter $eilanb auftrat, in ben ber (Seift
Untemö^rers übergegangen fei ; fein ^au^ytfortf^ritt f(|eint jeboc^ nur in ber praftif^n
(Einführung unb 5tanonifierung ber 2Beibergemeinf(^aft beftanben ju ^aben, toeld^e bann
au^ 5u äBo^len unb (Sfteig in ber ungebunbenften 3Betfe, o^ne S^eu oor C^ebnud^
unb Slutf^anbc, geübt unb gere^tfertigt tourbe. 9lod^ toä^renb bes eingeleiteten 93er« 50
f aureus be!annten bie meiften i^ren 3rrtum oor bem ^fanamte ; es lam aber ju fpät,
um bas Urteil 5U önbern, toelqies über 36 ^erfonen |e mi) bem SRage ber S^uß)
— für Sd)ori 3. S. abgefonberte (Einfperrung auf unbeftimmte S^ii — gefpro^cn, oon
ben neuen Se^örben jebo(^ mit groger 9la(^fi^t exequiert n)urbe. Die le^te bcoeiitenbe
(Erfc^cinung bes Slntonianismus in (Sfteig toar biejenipe oon 1838—40, meiere ganjw
oon C^riftian 9Ki(^el ausging unb abging. So^n einer Slntonianerfamilie, in ben
9lnf^auungen ber Seite aufgetoad^fen, fe^r bürftig gebilbet, glaubte au^ er feft an
Unternä^rer unb S^ori. ^a^xt lang lebte er im Umgang mit einer SMutter unb i^en
Stoei Xöc^tem, oon benen er bie eine J^eiratete, unb tourbe f^on 1830 bes £anbes oer«
toiefen. Später l;ielt er fid^ für göttlid^ berufen, bie Gläubigen neu ]u ftärlen in (Er« ^
604 Slntoituttttr II Sittomttitd btr fettige
QMtrtun^ bet na^e besorfte^enben ilrifis, wobei er fi$ ber feit 1835 gebrudten Sänften
U.S fleißig bebiente. 3n [tebcn gömilien fanb er ffingartfl, in bcnen eine ?lrt oon
(Sütergemeinf^oft gepflegt unb bie fiebenstoeife naif feinen Sor[$rtften geregelt rourbe.
SBä^renb feiner SSer^oftung (1840) lonnte es einem n)eniger ttefblidenoen Seobad^ter
5 f feinen, als ob ein reines, geiftigeres (Element, eine getDiffermogen eMdbe Xenbens
unb Suffaffung bei ^^m fi^ geltenb gemalt ^Stte ; offenbar ^anbelte er auerbings me^r
ober weniger aus uberseugung unb mugte nad^ ÜmftSnben bie geiftli^e Seite pef^idt
^erausjuie^ren ; in manAen ^Sütn btai) jebodQ ber Fanatismus unb bie antontont ^
®efinnung offen aenug qeroor. (Er n)urbe 3U 4 Z^^^ S^^t^^^us oerurteilt unb foll
10 fi^ barin u)ie auq aiwere feiner (Senoffen tabellos unb fogar in gemiffer Sesie^ung
reuig erseigt baben. — Seither barf bie Seite in SImfoIbingen, (Bfteig unb SBoblen als
erlofd^en angelegen n)erben, nur baj} befonbers an festerem £)rte ber C5ei]t I&|terli(^r
ifre^^eit ^in unb lieber in ben Ser^ören f^n)angerer Dirnen }um Sorfqein bmmt.
Dagegen fanben fi^ nod^ oor hurjem SlusISufer in entfernteren (Bemeinben n>ie 3. S.
15 an oer fien! unb in Saanen; ^ier be[u^ten bie Ainber mehrerer g^nnilien mm XetI
mit Slusjei^nung S^iule unb Untenoetfung bis jur Aonfirmation, UMinbten nä^ bann
aber fofort mit SBibenoillen oon $faner utü) AirAe ab. %ni) in ben itantonen
Xargau (Seengen) unb 3^"^^ ^^^"^ Spuren unb Sbleaer ber Seite bemerlt toorben.
3u einer eigentliAen Organifation, bie ja i^en (Brunofä^en miberfprä^ie. fyit fie es
20 nie gebraut ; in 3^i|^^n3^iten ol^ne befonbere ^ufregun^ accomobierten fie f!(^ meift
ber bfirgerlic^n unb bis auf einen geimnen $unlt ber hrAIic^n Sitte, unb es loirb
t^nen 5um Zeil fogar manche Xugenb wk Sbbeitfamleit, 9R&|ialeit, SBo^It^gleit unb oute
$aus3u$t na^gerü^mt. (Eine oon ben S^riften u.s, „Der Sqlfiffel ber gansen ^.SArtft",
»urbe no^ 1872 in Sem neu gebruclt. a:ted|fcl t (»»W)-
26 ^ntoninnd ber Seilige, oon glorens, geft. 1459. — ©ine ausfü^rlitfic öcbcnö»
befc^reibung geben bie AS Mai 1. 1, 6.310 ff. ; anbetet hti Qu^tif & £k;hard 1, 859 : ^amberocr,
jUDerl. SiJacbndfttcn IV, 755; ^ott^aft, Bibl. bist m. ae. 2. Sluft. 1896, l.©b. 6. 113,2. »b.
©.1176; Tabaraud in berBiogr. universeUe; bef. aber Sleumont, Sorcnjo be ^ebici, iicipjig
1874, I, @. 176 unb 562. ^oggiod Urleil in : Poggii Epist. duae ed. Wilmanns (©öttingcr
80 UniD.-^rogr. 1877) ; ^ud II. über «. : (Jommentarii, Frankofurti 1614, p. 50. Mnftle«
rifc^e ^arfteQungen auS feinem Seben ftnben ftd^ ju grloren^ ^eute nodi in groger 3^61» bef.
im ^lofter @an 9Rarco unb in ber Äa|)elle beS ^eiligen; noc^ neuerbingS ift i^m bort ein
3)cnhnal errichtet.
Der J^eilige SIntoninus oon gflorens, eigentlich Slntonio ^iero^i, au$ be ^^ordglioni
36 aenannt, ijt gäoren 1389 5U {Jlörenj, So^n eines Slboolaten 3iicoIo ^ierojji. (Er trat
fung im 3- 1404 in ben Dominilancrorben, ©urbe ^rior in oerf^iebenen ftlöftem,
gle^t in (Jiefole unb [eit 1436 in San SRarco 3U Sfloren^, auif ®eneraloiIar feines
rbcns in loscana unb 5ReapeI, unb mar in biefer (Elaeni^aft eifria bemüht für Äe«
formation ber i^m untergebenen ftlöfter, na^m im Z^^^^ 1439 teil an ber Atrien«
40 oerfammlung in S^renj unb ben Untonsoerbanblungen mit ben Grieben, mürbe 1446
toiber feinen äBillen auf ausbrüdli(^en Sefeql bes $apftes (Eugen IV. jum (Ersbifc^of
feiner Saterftabt gemS^It, unb ma^te ]\i) in feiner 14ja^gen Amtsführung, in einer
3eit fernerer £eioen unb jä^en Glüdstoe^fels, insbefonbere mS^renb bes ^eft- unb
^ungerja^rs 1448 unb bei einem oer^eerenben (Erbbeben 1453, ^o^oerbient unb beliebt
^ beim Soll mie bei ben Some^men als eifriger ^rebiger, als gexotffen^after Seelforger
unb aeiftU^ier 9{atgeber, als einfid^tsooller unb erfahrener Stf^of unb Air^enregent,
insbefonbere aber als SBo^It^ater Der Slrmen unb (!5rünber mel^rerer no(^ Qeute be«
fte^enber Stiftungen, als 3Rufter eines frommen, unermübli^ t^ätigen unb babei einfa(^
Demütigen Obernirten. Cr ftarb ben 2. 9Kai 1459 unb rourbe 1523 oon ^Japft §a*
öo brian VI. lanonijiert. Seine 3^^ fiel in bie 93Iüteperlobe ber bumaniftif^en Se*
megung, allein biefe berührte i^n rocnig, feine Stubien unb litterarifc^en Arbeiten waren
ftreng t^eologif^, iebo^ ni^t fotoo^I boamatif(^ als oielmebr et^if^, pralttf^ unb ^ifto^
rif^, ba [ein umgreifen in bas fieben ber (Begenroart aud? fein 3ntereffe für bie a3er=
gangen^tt anregte. Dem entfpre^en feine ^auptmerle:
w 1. eine Summa theologica m 4 leilen, oorjuosroeife bie Sittenlehre im Slnf^Iufe
an X^omas oon Aquin be^anbelnb, f^on im 15. ^(ä)x\), in mehreren Ausgaben er=
f(^ienen (bie beiben erften 1477 5U 93enebig unb 5Rümberg), au^ im 18.3ö$rl^. no(^'
mals gebrudt (Serona 1740, gfolio), in 3talien no^ ^eute als erftes fie^rbud^ ber
SRoralt^Iogie gefc^^t; bamit oenoanbt
Sittoittttiti» bor ^eUtge Kitiomiiitd Ißind 605
2. feine Srtefe, meift an eine oomejme JJrrau 3)iobata begli Vbimari gerietet,
meift moraU^eoIogilAe Slb^nblungen, qoII (mft unb £iebe, bos Sefi^ouli^ mit bem
tätigen fieben oerbtnbenb (Lettere di S. A. gflorens 1859);
3. Summa confessionalis ober Summula confessionum, 5uer|t 1472 in SRon«
boDt gebrudt; enbli^ &
4. Summa historialis ober Chronicon ab orbe condito bipartitum, öfter ge»
brudt 1480, 84 2c., jule^t mit 3ufS^^n unb Ser&nberungen bes 3^fuiten $. IRaturus.
fiqon 1587 (^otti^aft, Bibl. bist. m. ae. jS^It 15 Cinjelbrude) — eine 9BeQ(^rona
bis auf bie legten 3<^^^ i>^ 93erfa|fer$ (bis 1457) rei^enb, unbitif^l, ooU gfabeln unb
fiegenben, aber fleijjig gefammeu unb fuftemotif^ georbnet nac^ 6 SBeltoltem unb lo
24 2:iteln. Das meifte ift aus anbemSBerlen entnommen, jur (Sefd^id^e bes 15.3<^r^-
giebt er au^ felbftftSnbige SRitteilungen, unb baft er oon bem (Seift ber ^umaniftifqien
Aritil ni^t ganj unberiilrt aeblieben, seiat fi^ oarin, bob er abtoei^enbe unb »ioer«
fpred^enbe Sendete (Aontrarietoten) einanber gegenfiberftem, ^egen bte falf^en Delre*
talen, bie donatio Gonstantini !im\^t\ ^ unb ein freifinntges Urteil fiber bas popft* i5
Ii(^e 6^isma ni^t jurfiAalL
Aleinere SAriften 9t.s flberge^n »ir; eine (Sefamtausgabe erf^ien ju SBenebig
1474/5 in 4 S^ii^^änben, ju ^Untrii 1741 in 8 Sänben; boju nod^ Opera a ben
vivere di Sant' A., glorenj 1858 unb Lettere 1859. ttagcnmonnt (t3entat]|).
Slntoninud %tud. ^ie Cuellen über feine $erjon unb 9?egterung ftnb fpörlid), f. ^a* 20
pitolin, Vita Pii, dutropiu«, «ureliuÄ Victor, ©inaclned bei 2». Äurel, 3uftin b* SJt, ^au»
\ax\ia^, ^riftibe«^, !Oucian, gronto, in ben pfeubo<fibQlI. Orafeln u. f. tu.; 9tef!ripte bei ^änel,
Corp. Legum p. 101— 114; Snfc^riften bei CreHi-^njcn. SSgl. $aulQ, 9lcaI*(5nct)Ilop. »b I *
(1864) @. 1192 f.; ©ieoer«, 3.®ef4 b. röm. Äaifcr (1870). ©.171 ff.; «offart u-S-^üüer,
;\. GJef*. bei^ Äaifcr« Änt. $iu8 in: ©übingcrd Unterf. j. röm. Äatfergcf*. 2. S3b (1868)26
S. 287 ff.; Oüerbcd. @tub. j. ®ef(ö. ber alten Ä. (1875) 6. 93 ff.; Aub^, Hißt, des pere^.
(Paris 1875) p. 297—341; Champagny, Les Antonius, beutf(^ üon 2)5^Icr ©b I (1876);
^Henan. L'^glise chretienne (1879).
Slntomnus $iu$ führte bis 3U feiner X^onbefteipung oerf^iebene 9lamen: T. Au-
relius Fulvus Boionius Arrius Antoninus, geb. tm 3- 86. jtonful 120, aboptiert so
oon ^abrian 138, na^bent er fic^ nantentlii^ burd^ bie SBermauuna ber ^rooins Slfien
ausgejei^net ^atte : Imp. T. Aelius Caesar Antoninus, 9ldnrif(^er Aaifer 0. 10. 3uli 138
bis 7. SRär^ 161 : Imp. T. Ael. Hadr. Antonin. Aug. Plus tft Der britte aus ber
SRei^e ber oier glänjenben §errf^er, bie jotfc^en b. 3-98 — 180 ben Aaiferl^ron inne*
batten. Unter feiner geregten unb ntilben $errf^aft („solus omnium prope prin- 35
cipum prorsus sine civUi sanguine et hostüi, quantum ad se ipsum pertinet,
vixit" : Capitol. c. 13) genog bos 9{ei4i. geringe Susna^men abgeregnet, eine ununter«
bro(^ene 9{u^e. 3n ben legten 3^en femer ^Regierung trat er hinter feinem SRiflaifer
SR. Slurel, mit bem ibn bie innigfte {(reunbfc^ oerbam), jurfid (f. SRelito bei (Eufeb.
h. e. VI, 26, 10). Vit ^riftli^e Air^ie ^at in ben 23 3a^ren feiner 9legierung 10
^ugerorbentli^es erlebt ; in fie fällt bie Slflte SRardons — „sub Pio impius" fa^^
Üertullian oon i^m — unb ber gnoftif^en Spulen, bie 9[poloaie bes Sbnftibes, bte
6^riftfteIIerei bes 3ufttn, ma^rfqneinlid^ au^l bie Oratio bes ilatian (mbgli^ienDeife
bie S^Iugrebattion bes Wirten bes ^ermas). Damals lebten in SHien no(^ bie %res*
bpter, auf bie |id^ 3renöus bejogen ^t, unter flauen ^olQiarp in Smqma (ber wab« 46
bingtonf4ie Slnfa^ feines SRdrtqrertobes unter ^ius ift ifltmft mieber efaoos jveif elbaft
geiDorben). Die anfange bes Ofterftreits faUen in oiefe 3ett, femer ber Sefuqi b^
^olqlarp unb ^egefipp tn 9{om, bie (Entite^ung bes monat^i\^tn SpiJIqxits in 9{om
unb bie Slnfänge ber antignoftif^en itonfoltbierung ber römtfd^en Airqe. fiber einen
3ubenauntanb 5U feiner 3eit |. CapitoL Pius c. 5, über bie »ieber geioä^e (Erlaub* co
nis ber Sefd^neibung Modestinus, Digest. XLVIII, 8, 11 pr.
Die SRagiftrate beoba^teten unter ^ius gegen bie (E^en im allgemeinen bie*
[elben (Srunbfä^e mie unter Zrajan unb $abrian, mie bie ^ologien bes Sbiftibes unb
bes 3uftin (f. befonbers II, 1 ff., ou^ ben ^ro^eg bes ^eregrinus Proteus bei £ucian)
ben)eifen. allein ba ^ius ben ^rooinjialen bte Delationen gegen bie (Qriften unter« ss
fagte refp. erfämerte, ba er Slt^ismusproseffe ben aufgeregten Slfiaten oerbot unb ilber«
baupt in 3a^lrei(^en an bie grie^if^ien £anbtage geri^teten (Ebbten (f. SRelito bei
(Eufeb. h. c. IV, 26, 10: „an bie £ariffäer, !£^ffaIontcenfer, Slt^ner unb an alle
®ned)en") gegen ben tumultuorif^ien, ^riftenf einbauen Fanatismus ber SRaffen auf«
trat, f^ränfte er faltif(^ bie (E^ftenprojeffe fe^r bebeutenb ein, fo baj} er bei ben QD^ften eo
606 tIitioittitit9 $iitd Ilittomitd-Orbnt
fc^r balb (|. aWclito 1. c. Icrtull. 3^Iog. 5) ab d^ri|tcitfrcunblf^cr ftaffcr galt (Sul^
pictus Seo. fagt fogar in ber (Sfyionn II, 46: „Pio imperante pax ecdesiis fuit").
Dos bei (£ufeb., h. e. IV, 13 mitgeteilte Sbilt ad commune Asiae (bie 3<^|fung in
ber 3Ippenbii ^u S^ftins Slpologie ift eine roertlofe tenbenjiöfe Seotbeitung ber Jlesen*
Bjion bes Sufebtus), müi)ts ber itird^en^iftoriier bem ^ius 5ugeiDie{en ^at, obigleU^ es
i^m ab ein (Ebift bes ÜJI. ?lurel überliefert war, ift 5©ar interpoliert, allein bte Snter»
polationen bffen fid^ befeitigen unb bie ^auptfo^e bes CEbifts ab ed^t unb oon ^ius
ftammenb ertoeifen. Das Sbiß i[t bie XntiDort auf eine (Eingabe bes afiatifd^en fianb^
tags, ber, mit ber S^ftenpoliti! oer Statthalter unjuMeben unb aufgereot burA mieber«
10 ^olte ffirbbeben, ben Äaifer erfu^ ^atte, fpontan unb generell gegen bte (E^rlften ein»
3ufAreiten, [ie auffud^en unb i^nen ab ^tbeiften ben $ro5eg ma^en ju laffen. Der
itaifer le^nt bas ab unb beftimmt, bie ^oliti! ^abrians (f. belfen SAreiben an SDlinu»
aus gfunbanus) befolgenb unb loeiter fiU^enb, bag gegen bie (i^^riften ab Steiften
von ben ^rooinjialen ^rojeffe nid^t an^ngig gema(^ u^rben bflrfen, unb bag biefen
15 bie Delation flber^upt oerboten fei, es fei benn, bog fie ben 3tai)mt\s bringen, bag
ber (Qrift „ettoas gegen bie römtfd^e $enf(^aft unternehme". Diefe (önf(^ranfung refp.
biefes Serbot ber 9nIIage ber (T^riften burd^ ^rioote bebeutete natürlich niAt Strafe
lofiaieit ber (E^riften - benn bie itompetensen unb ^i^en ber SRagiftrate lourben burc^
bosfelbe ni(^t berfl^rt (9l5]^eres f. in meiner Slb^nblung ilber bas (EbiH in ben XU
20 »b XIII. $. 4). «. ^atnad.
Slittonio be Somirnd f. be Somtuti^.
Sntonittd, (Einfiebler f. aRon^tum.
SIntontud « Dtbeit. gralco, Antonianae hiBtoriae compendium. Lugduni 1534, 4®:
^eI))ot, HlBtdes O.monast. II, 606; @(^I^orn, AmoenitateB II, 606; f^c^r, ^^önd)dovben,
-*5 I, 95 f. ; ©elfart, 3)ie XönnicSficacn unb ber e^rfamc 3?at in ^ilbeSljeini. S^itft^^' f • beutf^e
eulturacf(^i*te, 1872 @. 121; @. 384. — öcf. toid^ttg: U^I^om, 3). c^riftl. üicOc^t^ätigfeit
im m., ©tuttgort 1884, @. 178, 432, 478.
Die ältejte unb berfl^mtefte ber ju (Efycm bes ög^ptifd^en SRonc^soaters gegrün-
beten Qöfterltd^en (&enoffenf(^aften ift ber Orben ber ^ofpttaliten bes f), SIntonius
»(fpöter: Sintoniter, Slntonius^enen k. ogl. unten). Seine ffirübungsgefd^ic^te fallt ju=
fammen mit bem SBüten einer (Epibemie, bes fog. Slntoniusfeuers (morbus sacer),
roeld^e im legten 30^13^^^* ^^ 11. 3<^WS.» um bie 3^^ *>^5 erften Äeujjugs, bas
jflbli^e ^anbeid^ ^eimfud^te. 9Ib (&u6rin, ber einjige So^n eines reid^en Sbelmanns
in Daup$in^, (Bafton, oon biefer Äanl^eit befallen rourbe (1065), t^at ber befümmcrte
36 Sater tn ber ilird^e ju 6. Dibier la SRot^e ^too bie ^Reliquien bes ab loidfamer
Sd^utoatron gegen jene $eft geltenben ^. SIntontus begraben fein foHten) ein (&elübbe,
ba|5, falb ber Äranle genefe, er bem ^eiligen fein ganjes Vermögen übergeben rooUte,
bamit es 5um Seften ber an biefer Äanl^eit fieibenben oerroenbet ©erbe. Das ©ebet
iDurbe erhört, unb bas C&elübbe gehalten. 3n bas jur Pflege ber am SIntoniusfeuer
40 (Erfranften oon ©ajton gcftiftete $ofpital ju St. Dibier traten ©afton, ®u6rin unb no^
8 ©efo^rten ritterliAen Stanbes ab erfte SMitglieber ber $ofpitalbrüberf(^aft ein. ©ine
ffirf^einung bes f). Slntonius, ber bem Sttfter feinen ©ie ein T geformten Stab ab
befonberes 3^i^^^ 1^*"^^ ®unft unb §ilfe übeneid^te, ftörfte unb begeifterte bie Srüber
für i^ren feieren IJJeruf. Sflac^bem fd^on Urban II. auf ber Sgnobe ju ©lermont
45 1095 bie neue ffienoffenf(^aft beftätiot unb fobann ©alixt II. 1118 bie (eigentlu^ ben
SenebitKnern oon Mons major gehörige) präd^tige ^farr!ir(^e oon Dibter la ^ot^
in eigner $erfon bem ^. Slntonius geioei|t unb bamit m einem ^aupt^eiligtum bes
Orbens erhoben ^atte, ^ing bejfen Slusbreitung junödHt lan^famer, bann feit Slnf. bes
13. 3^^. tafd^er oor f«^. 1194 enoirbt berfelbe ein §aus in 5Rom, (umoeit ber Äirc^c
50 SRaria SRaggiore), 1208 eines in Sicco, u.f.f. Die äJorfte^er biefer §öufer, ftommenbotorcs
(©omt^ure) ober geioö^nlic^er ^röceptores genannt, erlangen allmö^lid) eine ö^nli^
»ebcutung, roie bie Sbte fonftiger Drben. Um 1286 (alfo nid^t erft unter Sonifaj VIII.)
nimmt ber Orben bie Kegel bes ^I. Sluguftin an; feine äRitglieber ©erben nun regu^
lierte ©^or^enen, genannt Slntonier^erm (imSolIsmunb „lönnies^erren"). SlbOrbens*
55 tra^t trugen [ie em f^ioarses ©eioanb, bem (mit SInfpielung auf ©3 9, 4) ein ^immel*
blaues emaiütertes T ober Slntoniustreuj aufgeheftet toar; basfelbeT toar au(^ auf i^ren
Stäben fid^tbar. Seim Sllmofenfammeln trugen fie ein ©löd^en an i^rem $alfe, mo<
!lttt0tttitd«Drbtit llittonittd tion ^okua 607
mit fie i^re 9In!unft anfünbigten. Das SoÜ liegte i^nen jä^rltd^ ein (Säfwtm 3U oer«
ej^ren, loel^es 2:ier (melleic^t ipegen feiner bimonifd^n Se^i^ungen, SRt 8) bem $ei«
ligen bes Orbcns geroei^t i|t (ba^r ,,Thoeiiiesverkeii" bie bef. in ben Jcieberlanben
üblid^e Sejei^nung biefcr £)|)fergaoen für St. Slnton; ogl. ilolbc, Sie beutfd^
2luau|tinercongreg. S.73). — Seit 1297 ©irb berOrben bur^ Sonif« VIII. oon aller 6
bif($öflid^en 3uri5biftion befreit; geleitet ipirb er fortan von bem birelt unter bem pä^ftl.
Stufte fte^enben Seneral^Wbt 5U Dibier la SRot^ (beffen oor^eriges Slb^ngigleits«
oer^Itnis 3U ben ^enebiitinem oon Mons major ber genannte ^apft fflr aufgehoben
ertlört ^atte). (ganj granlreid^, 3talien^ Ungarn unb 2)eut[d^Ianb lourben nun bie
^auptfa^Iid^en Serbreitungsbesirle bes £)rbens. 3n Deutfd^Iano beM er namentli^ 5U 10
3:emp3in in SRedlenburg, m Srieg in S^Iefien, ju (&rflnbera in Reffen, ju Slosborf
bei ^anau aJ/Hfl.f ju $öc^)t unb 3U 3fen|eim groge unb reiche SRieberbffungen. Die
(5eramt3a]^I feiner Käufer um bas 3. 1500 betrug 364.
3n ber 9leformations3eit mar ber Orben loegen feines fittlid^en SBerfaües unb
meoen ber Unoer jc^ömt^eit [einer 2:ermin{erer oielfa^em Spotte ausgefeM; — benni6
,,ietn anbrer Orben ^at bas Sammeln fo ausgebilbet mie biefer^' (U^^- S.18d). Sgl.
bie oon S^el^om a. a. £). aus einem alten Drude oon 1526 mitgeteilten Sleime:
?(nt^oni»^crrn man bife nennt,
3n aQe (anbt man fle tool fennt,
f)ag moc^t jr fteteÄ tcrminircn, 20
^aS arm \)o\d fte fd^entlic^ oerfüren.
^it trauung fanct ^nt^oni ^€t^n,
S3ettlen fe^r, auc^ lemd jre fc^me^n.
Sd^tuar^, barauf blato creu( jr tleib,
8inb ade 83 fc^mer i^ ein (Sib. 26
Sl^nli^es bei Seifart a. a. C; ogl itolbe 1. c. fotoie U^l^., S. 432.
3m 17. 3öWwnbert lourbe burc^ ben ©eneralabt Srunel be ©ramont eine 9?e»
form bes Orbens oerfuAt, bie aber niAt überall (Eingang fanb. 9lad^bem er im
3. 1774 mit bem aWalt^eferorben oerfc^molsen ©orben, ging er mit biefem ©o^renb ber
Stürme ber Keoolutionsjal^e unter. 3o
SBegen anbrer unter bem Slamen bes ^. 2lntonius entftanbenen Orben — fo einer
,,ftongregation bes f), 8lnt. in glanbem" (3U Cfoftellatum unter ^aul V. 1615 gegrün*
bet) ogl. $er^enröt$er, ft®. II. 555 foroie 3eiler, a. „«ntonianer*' im Äftfiex *. —
Über ben unicrt^armenifd^en Oroen bes ^. 31. f. S. 600, 21.
30cfler. 86
antomuö^ ber ^ eilige, oon ^abua, geft» 1231. — 3)ie I|ö(^ft »aW^inlicö öon
Julian uon 8peter ca 1231/32 Derfagte Urlegenbe, bie ältefte, jjuüerl&frtgfte, man lann faft
Jagen bie einzige CueHc, f. Portugaliae Monumenta, SS I, 116 ff„ Bearbeltunacn berfclben
in A. M. Josa, legenda 8eu vita et miracula S, Ant. d. P., Bonon. 1883, AS Juni t. II,
70d ff.; Siirius, Vitae SS 13. Juni, baju nocft ba unb bort jerftrcute ^JoHjen aeben baÄ 40
CucIIcnmatcrial. S3on ©iogropljien finb 5U nennen ftauptfäc^licft Azevedo, Vita del glorioeo
tauinaturgo S. A. d. R, Bologna 1790; Salvagnini, S. A. d. P. e i suoi tempi, Turin 1887;
eine iöiograpt)ie nebft einge^cnber frittf(^cr S3cfpre(^ung ber fitttcrotur f. meine Äb^anblung
über 'ä. in 3®Ä XI, 177—211. 503—538; XIL 414—451; XIII, 1—46; feiger crfc^ienen
Scrinzi, S. A. d. P. e il auo tempo, Verona 1888 ; Hilaire, S. A. d. P. sa legende primi- 45
tive etc., Neuville-soiis-Montreuil 1890. 83on ben bem 5(ntoniu8 jugefc^rtebenen ©Triften
fiiib nur bie in i^abua liegenben, grögtenteild nod) ungebrudften ©onntagS' unb fjcfttag^»
Vrebigten ficf)cr cdit; bauon finb DcröffentUc^t burc^ A. Pagi, Sermones S. A. P. de Sanctis,
Avignon 1684 unb bie Grgänjung baju in Josa, legenda seu vita etc., Bon. 1883, fowtc
burd) Josa Sermones S. A. in laudem glor. Virg. Mariae, Päd. 1885, »ä^renb bie '^^xc* ßo
bigten unb roiffenfci^aftlic^en ©eric, bie in de laHaye, S. Francisci et 8. Ant. Opera omnia,
Paris 1041 gefammelt finb; f«mtli(^ unt^t bcjw. wenigfteng burc^ fe^r ftarle S3earbcitung
unbraud)bar finb. Db bie uon ^ijjogutbi in ^Bologna 1757 gefunbenen unb l^erau^gegebenen
Sennones in Psalmos ec^t finb, ift laum auöjumad^en.
3n fiijfabon aus oome^mem 9{itterge[äle^ ums ^d^x 1195 geboren — alles 66
3iä^ere ift bur(^aus unfiAer — ift 81., ober rote [ein Xau^name lautete, gferbinanb, fd^on
mit 15 i^f)un bei ben ulnguftinerd^or^enen juerft in fitffabon, bann in CEoimbra ein*»
getreten unb bat in eifrigem Stubium [i(^ bie Silbung unb bie S^^ologie [einer 3<it
angeeignet. X)ie Uberffl^rung ber Sebeine ber in 3Raroao gefallenen eriten Srtansis«
fanermörtprer naä) Soimbra enoedte in i^m pld^lii^ eine unbesöingbore oe|n[u^t nad^ eo
608 üntimittd tion ^okiui
bem SRort^rium unb bes^Ib lieg er fi^ tro^ bes Spottes [einer bisherigen (Senoffen
1220 in bte bamals no(^ oans Io|e organifierte (&enof|enf(^Qft ber SRinoriten aufnehmen,
beren 1218 ober 19 ausgefanbte SRiffion bis naä) Coimbra gelommen loar, unb ^ieg
]xäi oon ha an naä) bem Drt, mo er SRinorit lourbe, Antonius. Um jum SRort^num
5 3U gelangen, fd^iffte er \iä) fogleic^ naä) 9IfrUa ein, tourbe ober burd^ Rranffieit ben
ganjen SBinter über ans Sett gefeffelt unb befd^Iog bo^er, ba Sott fein Slut nu^t
molle, ^eimjule^ren. Sluf ber $eimreife tourbe er naä^ SReffina oerfc^Iagen unb 30g
mit ben bomgen Srilbem auf bas berühmt geioorbene SRattenlapitel 1221 nad^ SP^f
oon iDo er, oollig unbea^tet, f^liegli(^ oon bem Srooinjial ber Slomagna in ein Sre«
lomitorium mitoenommen tourbe, too er in jtrenger Slslefe unb aanj in bemfltiger 93er«
borgen^eit lebte, bis ein 3uf<tII ^^i Selegenleit feiner ^rieftenoei^ in Sorli feine
ftaunenstoerte 9{ebnergabe ans fii^t brad^te, vorauf er 3um ^rebiger tm £)rben ernannt
iDurbe. Ober bie nun beginnenbe offentlid^ SBtrIfanueit bes %. loiffen roir, ba bte
$auptquelle fid^ mit einer jufammenfaffenben allgemeinen Säuberung begnügt, fe^r
istoenig. Seine ^rebigtt^öügleit fd^eint balb unterbro^n loorben ju [ein, inoem er als
fieftor ber SRinoriten in Sologna ange[tent tourbe, moivi Srranj oon SQfifi [eI6(t nur
jogemb unb offenbar tDiber[trebenb bie Simoilligung gd^ benn (Elias oon Cortona fyd
auf bie(e SBeiJe burd^ ben ^ele^rten ^ortugiefen bas nii||en[^aftli^e Stubium im 3Ri<
noritenorben etngefil^rt^ toonn ni^t nur bie fpSteren itonleroottoen einen bellagensu)erten
so Wall [a^en. unrid^ttg i[ts übrigens. 31. als Vertreter ber oiItorini[d^en SRqftü im
£)roen an3u[e^en; aüerbings f^ot er [pater bur^ freunbf^aftlic^em Sene^r mit bem
Sütoriner 3!^omas oon Serceüt fic^ mp[ti[d^e 9ln[^auunaen angeeignet, aber oon einem
Stubium ber 3R9[ti! in 35erceIIi !ann feine SRebe [ein, benn in [einen Sd^riften finben
M nur minimale 6puren oiItorini[(^er aRq[tS. Spctter foll er aud^ in SRontoellier,
25 Dann in 3:ouIou[e unb ^abua als fieltor gemirft ^aben, bas er[tere i[t möglicq, bas
le^tere {ebenfalls unrid^ttg. Son 3toIien aus lam er nad^ grantreic^, mo er (guarbian
in $up, bann Au[tos im fiimujinif^en mürbe; bort [cbeint er aud^ in ben jlampf ber
aRinortten gegen ben fran35fi[qen (£pi[Iopat eingegriffen utd> auf ber Sqnobe oon
Sourgesl225 ben bortigen (&:3bi[^f 3ur ^(^ieoigleit genötigt 3u ^aben. 3^nf<ins
90 ^t er bort toie in ber 9{omagna, ais unermübli^er Jte^eroerfolger im jlampf mit htn
Aat^arem [ic^ ^eroorget^n, toobei er nid^t burd^ SBunoer — tunc sc. apostolorum
tempore signa fiebant pro infidelibus convertendis, nunc vero, quia fides
crevit, signa cessaverunt, [agt er [elb[t — roo^I aber burd^ [eine Sereb[amleit in
yHmini einen SolBommenen ber itat^arer mit eiligen Sln^ngem belehrte unb in ^abua
86 bie belehrten 5te^er in eine 93u|3brfiber[^aft oereinigte. Snblid) i[t er ^rootnsial im
9[tlic^en Oberitahen getoorben unb als [old^er 3uer[t 1229 na^ $abua gciommen. Da=
mit !ommen toir eigentlid^ er[t toieber auf [imeren 93oben. 1230 na^m er an bem
ffieneralfapitel in 2l[[i{i teil, roo er oon [einem 2tmt als ^rooinsial entbunben lourbe, um
oan3 ber $rebigttbötta!eit 3U leben, too er aber au^ ^eroonagenb in ben Streit ber
40 Inidgtungen eingriff, bie [id^ be[onbers [eit bem Xob bes Stifters entmidelten. (Es [tanben
SOf gegenüber bie 5ton[eroatioen, bie an ben ur[prünalid^en 3been bes f), Si^anj unb
)em Haren SBortlaut ber 9{egel fef^alten, unb bie 3ort[^rittspartei, bie unter (Elias oon
(Eortona ben £)rben oor allem für oie Slition in ber W&tli unb bie $Iöne ber jlurie brau^-
hat ma^en mottkn ([. b. 9. grransislaner). 91. n)ar unter ben Slbgeorbneten. bie na^
46 9{om pe[^idt tourben, um bie Streitpunite bem ^ap[t 3ur (Ent[^eibung oorsulegen, bie
bann m oer SuIIe Quo elongati 00m 28. Sept. 1230 in einem für bie gort[(^ritt5-'
partei bur^aus günftigen Sinn gegeben n)urbe. £)bglei^ 91. [^on frü^e ^aupt[a(^Ii^
infolge einer Senoed^slung feiner $er[on mit ^apmo oon SfaDer[I)am unb {enes Ra-
pitels mit benen oon 1232 u. 1239 jum ^aupt^egner bes (Elias unb ^auptoertreter
60 ber iU)n[en)atioen aemac^t n)orben i[t, i[t bo^ nid^t ju be3n)eifeln, bajj er bas ni^t
n)ar; oielme^r n)ei[t alles barauf ^in, bag er im (Gegenteil auf ber Seite bes (Elias
ftanb, auf ber Seite, mtli)t bamals hnxi) bie Aurie ben Sieg baoongetragen ^t, ^u
bem er {ebenfalls bas Seine beigetragen |at, ba er roo^renb [eines Slufent^alts m
9{om 00m $ap[t per[önli^ gerne gehört unb in beoorsugenber Sertraulid^leit um [einer
66 ^rebigtioeife n)inen archa testamenti genannt rourbe. Seinen 9{u^m oerbanft 9(.
aus[(^lie|3lid^ [einer ^rebigtt^ötigleit. 3n ber ölte[ten fiegenbe namentli^ tritt alles
anbere bagegen surüd. ^rebigenb 30g er oon £)rt 3U Ort, rebete in Airc^en ober
auf freien ^la^en, etnxi au^ oon einem 93aum berab, unb immer [teigerte (i^ ber
(Einbrud [einer 9{ebe ; bies namentlich in ber 9Rari 2:reoi[o, n)o er freiließ in bem
00 oon ben n)ilbe[ten gfe^ben 3erri[[enen £anb einen Soben fanb, „einem Sommerfelb
Ilsttoittitd tio« ^abtttt a^^tttfatei^aer 609
gletA, bos nad^ Stehen leA^t". SBie er geprebigt fyit, baoon geben alletbings bie
fiberlieferten loteinif^n ^reotgten laum einen Segrtff, loeU fie nur Sfijsen, basu mit
SUIegorien unb (Einmologien fo oeUiben |tnb, bag fie für unfern (Bef^mad launt genießbar
finb. 3mmer|in fie^t man au^ aus bieten (Entofirfen, bab 91. ein ftrenger ^rebiger
ber Suge unb SBeltoerac^tung ipor, ber fd^onungslos bie Sflnben feiner 3eit aufbeote 5
unb unemtflblid^ befonbers sunt Sfinbenbelenntnis mobnte. 93on ber ^rt bes gfrans
Don Slffifi unterf^eibet \xif "ü. fe|r beutlic^. Die vlebe bes Srranj ift ber freie
(Ergug eines oon ^eil<^nbsliebe erfüllten fiaien^ens, ba i|t olles Sonnenf^ein, fitebe,
(Jrreibeit, bie bes ^. bie funftgere^te ^ebigt eines aebilbeten !Qeobgen, ber mit
fd^örfftem (Emft bem eigenen itlerus gegenüber ^be jtrnil übt unb oon oen fiaien bie 10
Senü^una ber iird^Iid|en ^eilsanftalten forbert. auger^alb n)el^er es lein $eil, fonbem
nur ein |(^redli^es äBorten bes SerUbtes gtebt. Der (Erfolg feiner ^rebigt toar in
$abuQ fc^Itebli^ berort, hak man bie SRenge berer, bie auf freiem gfelb i^ su^örten,
auf 30000 i^^te. Der SBif^of oon $abuQ oeronftaltete ^rojejfionen unb [c^enöe
ben SRinoriten eine 5tirAe unb ein SBo^n^ous in ber Stobt, ooglei^ fie fd^on oor 15
ber Stobt eine 9lieberIoffung, ,,arcella'' genonnt, ^en ; ber aRogiftrot erlieg auf 93er«
onloffung bes ^. ein Statut, mono^ bos S^uloaefongnis unter gemiffen Sä)tna^ngen
erlarten iDurbe, oomebme Domen unterftellten fiq feiner fieitung, Slouber unb kirnen
belehrten fi^, Xobfeinoe oerfo^nten fi^; freilid^ (Eselin lieg fi(^ ni^t oon bem SRon^
übeneben. ben gefangenen (Brafen oon 6. Sonifosu) freijugeben. Slomentlid^ bie legten 20
pfoften^nrebigten im gfrü^fo^r 1231 muffen einen ubenooltiaenbett Sinbrud oemo^t
Qoben, ber in ber fiegenbe nod^ fe^r lebboft no^IIingt. 9Ioer biefe X^gleit botte
ouc^ bie le^te Rra|t bes oon SBofferfu^t gefi$n)ä^ten ftörpers bes 91. oufoeje^rt. ^o^
Dftem 30g er fi^ in bie (Einfomleit nod^ QEompofompiero surüd, too er ouf einem 9lug«
boum feine SBo^nung ouff(^Iug, bis er fd^Iieglid^ fein (Enbe no^e füllte unb fic^ oieber 2s
nod^ ^obuo bringen lieg, too er in arcella am 13. 3uni 1231 oerf^ieb. Sfoft toSre
es nun p blutigen jtämpfen gelommen, bo fofort oerf(^iebene JUr^en unb Stobtteile
fiA um Die (E^e ftritten, ben fieid^nom beherbergen ju bürfen, ber ]^n SBunber ouf
äUunber 5U lotrlen beoonn. Dos SoH oon ißobm begebe ftürmifA bie ^eiligfpre^ung,
bie (Breoor IX. ani) ]^on om 30. SDloi 1232 gemöQrte aus polttifd^en (Brünben, um 30
^obuo )i^ 5u oerpfli^ten gegenüber oon C^elin unb bem Aoifer. — Die Sebeutung,
bie ber lebenbe 91. für feinen £)rben unb feine 3^^ ^(Mt. lied einmol borin, ba^ er
befonbers hmif (Einführung bes Stubiums gebolfen ^, ben Drben in bie ürc^It^en
Sonnen ju leiten, bann nomentliä borin, oor er bem Drben ben 3Beg jur oollstüm«
liefen ^rebigt geoiejen ^ot, loorin lo berfelbe :3o^r^unberte long bie tiefte äBurjel feiner 35
itraft gebobt ^ot. äeine bleibenbe Sebeutung für bie fot^olifd^e Jlird^e ift bie bes
grogen 9Bunbert^ters, bie er erft nod^ feinem Zeit belom, oIs bie SBunber am (Brob
fi(^ ausbreiteten unb bie unerhört fd^neüe ^eiligfpre^ung eine unerhörte ^eiligleit oer«
muten lie^, oelAe burA bie iwerous Inoppe fiegenbe, bie oon SBunbem bei liebseiten
ebenfotoentg oeig, als ber beiligfpre^enbe $opft, gor nic^t erHort tourbe, toes^olb benn 40
bie fiüden ber oUsuIurjen fiegenbe mit oielen populären 90Bunbergefd^id)ten ausgefüllt
rourben. (St. 2tmpp,
XpeDed^ (gnoftüer f. SRorcion unb feine S^ule.
«p^ftrfätr, («■:?7?^'^:, LXX 'Atpagacuoi, 'A(pgaaaioi (Esr 4, 9), oiellei^t eine ber
Solierfd^often, oelAe bie Mqrer im alten 9{eid^e Somorien ongefiebelt Ratten; fonft 4'>
gan5 unbeiannt. vlai^ filier (Onomast.) bie ^orr^fier im Often SRebiens, nad^
©efenius (Thesaur. 143), (Emolb (CBef^. 3. 91. III 728), UJert^eou (ju (Esr 4. 9)
bie ^erfer ^oon o^s mit profffiet. «; oaL Mägdoi unb 'Aßiagdoi bei Strobo). Siel»
leicht ober tft bos SBort obieHioiMe Se3eid)nung 3U ben oor^erae^enben als Slmts«
nomen oufjufoffenben SBörtem unb bann {ebenfalls = „perfif^", f. 91. 9lpbarfote^aer. «^
993oIf »aubiffitt.
Slp^arfateci^fter. (Esr 4, 9 toerben in einem oromoifc^en 6tüd eine Steige oon
9lomen aenonnt 3ur 5Be3eiAnung folAer, oel^e einen Srief loiber bie O^nifolemitoner
an ben Aonig 9lrtaxenes f^rieben. Die erften biefer Slomen finb ^erfonen» unb 9lmts«
namen : „9{e(^um, ber $en ber (Entf^eibung, unb S^imfi^oj, ber Sd^reiber, unb ibre 66
anberen (&enoffen". 3n ber bonn folgenben 9luf3a^lung ber „(Senoffen'' ^oben frfiger
alle (Erllärer fiberoll Solisnamen oermutet (fo offenbar f^on LXX: Aeivaloi, ^Aipaq-
Wcal'tKnc^nopabic fttr X^eologic unb IHr<^. s. «. I. 39
610 X^i^rfatefl^Scr
aa&nxnlotf TaQ<paXaToi, ^Afpaganloi, ^AQyvaToi), nämH(^ Sejeid^nuttgen foId^erSoIIet^
fd^often, meldte oon ben Sljfqrem auf bem ^oben bes alten 9{ei^es (fyfftaim angeftebelt
iporben waxtn (fo no* S(^rabcr, Mc Äeillnft^riftcn unb bos Wi. %t\t 2. 81. 1883,
S. 375 f.). 3n ben lotnöem (ö^l^r*^) ©ollte man erfenncn Seioo^ner einer mebif^n
6 Stabt Deinaoer, in ben 3Ipbar|ated^äem (i^.'?^^?'!?^) bie rfagrjTaxfjvoi ober Llaom-
rdxai, ein Soll an bei mebi|i^*per|if(^en C&rense, in ben larpelöem (^."f??"^) bie ^a-
novQoi bes ^tolentäus, oftli^ oon (Elpmais, in ben Sbbarfäem (^^v":?^) bie ^air^<
fiet im ZMn SRebiens ober aud^ bie ^erfer (f. 9. 81f|6arfäer)^ in ben Src^eioSern
(wN^is-N, Äetib "^i^"») bie Unuoo^ner ber bobnbnifd^n Stabt (&e(^ (f.8l.9lr^eiDaer),
loioorduf bann mit (Enoä^nuna ber Sabnlonier, ber fieute oon Sufa, ber Daer (^.■'\r!),
(Elnmöer unb (33. 10) bes „SRt\\t% ber S3oIIer, toeld^e gefangen geführt ^tte Dsnoppor . . .
uno tDeI(^en er SBo^nfi^e angetoiefen \fiXtt in ber 6tabt Samaria u. f.m.", unjiDeifel^
^ oon Soßerf^aften oie Siebe i|t. !Die Sbentifijierung jener 3uer|t an^effi^en SRa^
men mit SBoüsnamen lägt fi(^ aber jum Xeile nur in gejioungener 9Bet{e ooüsiej^n,
15 unb es i[t aud^ nai^ !^\i\(mvxtvSjOiXiz unb Sa^bau loa^rfd^einli^er, bag bie erften biefer
Bejeid^nungen Slmtsnamen finb. (5eo. $of^ann (^^Itf^t. f. Sljfgriol. II, 1887, S. 54 f.)
thott in ben beiben erften Seseid^nungen oiefer 9{et|pe bur^ glMid^e unb überjeugenbe
Serbefferung Slmtsnamen ^erausgefunben. ffir f^Iägt oor ju lefen: x;?rc':EXi K^r;^
„SRid^ter unb ©efanbte (5lommi||are)" na^ »prc-»-!:, f. »uattorf, Lexic. Chaild., C. 1831.
20 1836 (oqI. LXX B: q^agea&axaioi). Sei, ben «!^)tT^ möd^te er, roas n)eniger 5u
billigen ift, an perfifd^es taraparda oenlen C^^ftatt '*), [o bajj es bie ^rooinjialen „ien-
feits ber SBrüde", nämliA über ben (Eup^rat, bejei^nen unb ein (6egen|tüdl 3uö^"^= "^
»ftromienfeitig'' fein tofiroe. Dann loSren {ebenfalls in ben tDeiter$tn folgenben Slpbar^
{äem unb Slr^eioäem irgenbtoel^e Seseid^nungen oon S9ßerf(^aften 5u erlennen. l)a^
26 gegen oermutet ^. 3enfen (a:^fi3 1895, C. 509} aud^ in ben 2«;^?T^ (loie 5u punf-
tieren loäre) Seamte, ettoa = tabellarii mit SJerfd^iebung bes r (oon 3^w[en felbft
mit bere^tigten jioei graaejeid^en oerfe^en) unb Kftt bie „perfif(^en («"^0-2«) Slid^ter
unb Äommijfare, labellani" bann julammengefaftt n>erben mit "''-'^n (ftetib) als dgxol
== ägml (au^ bies bei 3- ^^ üfragejeid^en) „Se|9rben" (ogl. LXX B agxovoi?)
80 ber Sobqlonier, Sufier u. f. w, I)er 6a^ loflrbe alfo lauten: „Damals 9{e^um, ber
^röfelt, unb S^imf^, ber 6äreiber, utu> bie flbrigen i^rer ®enoffen, bie perfifc^en
Wid^ter unb Äommi||are, labellarii (?), bie Be^öroen (?) ber Sab^Ionier u. |. 10."
2inein fo roa^fd^einltd^ es ijt, bafe in ^^^bE^:: unb ""i^^n Srntsnamen fteden unb baft
festeres SBort mit bem itetio als Status conftructus m lefen ift, [0 n)entg loa^rft^einli^
86 ift es, ba| ^ier ein grie^if^er ober gar ein Iateinif(^er ^mtsname 5U finben fei, ba
bie aramötf^en Stfidte bes Su^es Ssra im allgemeinen einer Quelle ober au«^ mel^^
reren Quellen (bead^te ben für fid^ allein fte^enben aramäifd^en Srief c. 7, 12—26)
aus ber 3^i^ jtoif^en Ssra unb bem altte[tamentlid^en (E^roniften angeboren, alfo bo^
mobl {ebenfalls oor bem 3^^^ ^00 gef^neben lourben. ^llerbings ^at es mit bem
40?lb|d^nitt ffisr 4, 8—23 ober oielme^r 4, 6—24 eine befonbere Seioanbnis. (Er fte^t
in^altlid^ n)egen ber CEnoa^nung bes ^rtazen^es an einer falfd^en Stelle unb follte ber
3eit ber Gegebenheiten nac^ auf Csr 6, 18 folgen. SBäbrenb man bies meift baraus
erflärt, bofe ber Kebaftor bes Su^es Esra, ber G^ronift, pier eine Senoirrung in einer
unb berfeloen aramäifc^cn Quelle (c. 4, 8—6, 18) angeri^tet ^abe, ift es toopl benfbar,
46 bafe c. 4, 6 — 24 ein Stüd für fiqi bilben, meines erft fpäter, oieIlei(^t erft nadf| bem
C^roniften eingef^altet mürbe. 916er ein lateinif^es SBort finbet fi^ fonft überhaupt
im Snten leftament laum, unb menn man basfelbe als eine ©loffe erflären mollte,
mac^t es Sd^mierigleit, bafe bie LXX (Tag^pakaloi, TagafpaUdloi) biefe ©loffe eben-
falls gelefen Rotten. Die angegebene (Erflärung oon J^'^bc-:: tnufe bes^alb nad^ allen
w Seiten f)xn als fe^r unmo^rf^emlid^ bejei^net roerben. 3^i>cnfalls aber ift J^^br-:^ ent=
loeber ©loffe ober 3ufammenfaffung ju oem Sor^erge^enben, ba es afqnbetif^ angereiht
ift, roö^enb stoifd^en ben beiben oor^erge^enben 9lamen ein „unb" fte^t, bas LXX um
alles als eine fortlaufenbe Steige oon SöHernamen oerftel^en ju lönnen, loeggelaffcn
^ben. (£^er lönnte in ^"»^^^ bos grie^ifd^e SBort fteden, bos bann mo^l aus einer
65 fpöteren Cinf^altung bes gansen Stüdtes c. 4, 6—24 ober aud^ aus fpäterer Cinf Haltung
nur biefes SBortes 5um (ix\a^ eines urfprünglid^en aramäif(^en erflärt loerben mügte,
ba fi* ein gried^ifd^es SBort fonft in C^ronitffisrasSle^emia nid^t finbet.
l)ie (Esr 5, 6; 6,6 genannten «t?"??«^ ©erben loo^l mit ben N^i^rc-ci« esr4, 9
3U ibentifisieren fein. Slud^ an jenen Stellen pagt ein ^mtsname loeü beffer.
60 iSBoIf »aubifrtn.
9)i^«rfa<^aer 8Mil|mited ßll
3Mi^arfaf^öer f. 9lp|ar{ated^öer 6. 609,52.
^hraatt^f bcr perfifd^e SBetfe. — fiittcratur: Gennadius, de viris illustr. (c. 495);
©eoro, »ifc^of ber Araber (c. 714) in Lagardii Aualecta Syriaca 1858, p. 108 ff.; 9il)ffel,
{&\n ©rief ©corgö, 5öif(^üfd bcr Araber, X^8tl^ 1883 u. fc|)arat; Opera S. Jacobi epLscopi
Nisibeni armen, u. \at. cb. ^^Intonefli (iHom 1756, SSenebii 1765 unb lat. in Gallandi, Bibl. 5
Vet. Patr. T. V, 1769 ; armcnif* in i^onftantinopcl 1824) ; Ed. Pr. : the homilies of Aphraates
the Porsian Sage, edited from Syriac manuAcripts of the fifth and sixth centurieB, in the
British Museum, by W. Wright, London 1869, Vol. I, The Syriac Text (SBanb II, bic
englijc^e Überfeöung ift nic^t crfc^icnen; ugl. I^. i«ölbe!c in ®ö^ 1869, 1521/32); Patro-
logia Syriaca (Parisiis 1894 T. I, 1. (i)r. u. lat.); 53icfen, ^uSgeroä^lte Sd)riften ber fl)rifc^en 10
.Stirdjenuäter Slp^raatcö, JKabuIaö unb ^\aat uon !i)2inioc jum crftcn 3Kale aug bcm @l)rifci^cn
überfeft (Ä^empten 1874 @. 1—151, 2:t)aIl)oferS »ibliot^et bcr Äirt^enöäter); ©ert, ®., ^p^ra*
t)at5J bcö pcrfifc^cn ©eifcn .^omilicn, au^ bcm @^ri{c^cn fiberfcft unb erläutert (Scipjig 1888
211 III, 3/4, ml baju ^elltjaufen, Xt^^S 1889, @p. 77); ©äffe, 3. SB. 3fr. (f 1880) Pro-
Icgomena in Aphraatis Sapientis Pereae sermones homileticoe, Lips. 1878 ; @t^i3nf eiber auS 15
unb über ?lpt)raate§ („3afob oon ^Hfibiä") %ffiX^ 1878, 195—256; Forget, Jac., de vita
et scriptis Aphraatis Sapientis Persae, dissert hist-theoL, Lovanii 1882, p. 1 — 353;
iVun!, @al., 3)lc .^aggabif^en (Elemente in ben f)omiIicn beS 9lp^raatcö beS perfifc^cn SSeifen
|i'eip5.] 3naug.»^iff., ?Bien1891; -Hartwig, @ric^, Unterfudjungcn }ur@i)ntaj beö SlfraateS,
I. S)ie Diclatiöpartifel unb ber SRelatiDfof [©reiföw.] 3naug.-3)iff. 1893; Wright, Syriac 20
Literature ; Bedjan, Acta martyrum et sanctorum VT, 1896, p. 385 ; ^arnac!, 3)® (SRegtfter).
^^J9m * 6, 499.
Die erfte 9lac^ri(^t oon bem ,,per{tfc^en 9Betfen" tobb in Deutf(^Ianb bur^ be £a«
gorbe Dcroffentlid^t XDorben [ein (1857 de novo test. 3 = (Befammelte Slb^anblungen
91, AnalectalOB, orab. (Eoatm. XVI, 316^.3), bei Cureton 5ur ^^rausgabe ber Schriften 26
bes Slpbraotes brängte, bie aber erft 1869, SB. SBrig^ ausführen lonnte, leiber o^ne
bie beaofid^tigte Setgabe einer engltfd^en äberfe^ung. Unter bem Flamen bes ^atob
Don 9lifibi$, mit bem [Aon (Sennabius ben per{i|(d^en SBeifen Denoec^felte. ^atte ^nto«
nein 1756 eine armenifd^e Öberfe^ung oon 19 aus ben 23 ^omilten herausgegeben,
bie uns kl^t im tarifc^en Original oorliegen. S(^on im äirfang bes 8. ^oü^x^, befo^ 30
ber geleqrte 5Bi[^of ber Slraoerp Seom, leine loeiteren ^la^ritqten unb Quellen über
i^ren Serfafjer. Daft er 9Kon(^ unb Äleriler, unb lein Schüler, [onbem alterer 3^^*
genoffe Cp^rdms ^eioefen, unb in ben 3^^^^ 337, 344 unb 345 f^rieb, mies er tref«
fenb nad^. 3n einer $bf^r. ^eiM ber 3Scrf. 9Rar Z^^t i^ ^^^^^ onberen fanb |i^
ein Sd^olion, bafe ber perfifAe SJeife ^^aotes 5Kar Z^hi «'•cn b. ^. (in folc^em 30
3ufammen^ang) Sif^of oon uJlar SRatt^us geniielen {ei (über biefes 5tb]ter bei SRojuI
f. (5. ^offmann, Slusjüge aus ?Hten perfif^ SRortJjrer 19. 175; eine «bbilbung bei
Sabger, the Nestorians 1, 97). 35ur^ ote fiebensbef^reibung bes 3wlianus §aba
(bei Sebjan 6 [1896] 6. 386) ift neueftens notb befannt geworben, bag 3ulian be«
ftönbig einen geborenen $er[er um |ic^ |atte, „grog unb f^on oon (Beftalt, noA größer 40
unb oorjfl^Ii^er bur^ S^on^eit ber Seele, 3w!ob mit 9tamen, ber naif bem Xoo bes
Seligen \xi) hnxi) alle Xugenben aui^ei^nete nnb ni^t bbg unter feinen (&enojfen
befannt mürbe, fonbem auq unter ben SlBeifen Syriens, roie (= loo?) er auA fein
fieben beenbete, mie einige faaen als er 104 3^^ <ilt max**, 2)aran f(^Ue^t fi^ eine
CErsä^Iung, bie ber S^üler erft nad^ bem lob bes fie^rers befannt machen folie. 45
Die erhaltenen S^riften ftnb 22 burd^ alp^abetifd^e Slnorbnuim 3ufammengefagte
Senbfd^reiben ober $omtIien, teils le^r^aften, teils erma^nenben Snpalts, bie erften 10
aus bem 3a^r 336 '7, bic folgenben 11—22 aus 344/5, benen ftd^ im Sluguft 345
eine Slb^anblung de acino benedicto (3ef 65, 8) anf^Io|. ausgebreitete S^rift«
ieuntnis, ernfte Sorge für bie innere unb öugere 3(5o^Ifa^rt ber Airtqe, energif^ S3er« co
tcibigung i^rer fie^ren, namentlid^ in $om.ll— 22 gegen bie 3uben, oöUiges 3wrütf»
treten ber ^rijtologif^n Streitfragen (feine einjige mfpielung auf ^rius, nur einmal
eine gelepentlid^e ^olemif gegen Salentinianer, SRarnoniten unb SRani^er), eine
eigentümli^e ^jnc^oloaie, insbefonbere bie fie^re 00m Seelenfd^M eigenartige Slus«
legung bes Sumes Daniel, rein f^rif^er Stil oerlei^en ben Sd^riften biefes faft g6
ölteften t^eologifdgen illapers ber fqrifd^en Airc^e ein mannigfaltiges 3ntereffe. Dag
berfelbe Zatians Diateffaron benü^te, $at3ci^n erlannt. Die 6. ^omilie oon ben „Sunbes«
f inbern" (J^'-'^p '''^) b. $. ÜRöni^n unb Cmfieblem fe^t fc^on eine gewiffe Organifation
bes SRön^tums ooraus. Die 91b^nblung de acino benedicto erf($eint in armenif^n
^ofrqp^enliften (3<^^n, Sorf^ungen 5, 110. 113 f.). £)b er mit einem ber SRänner 60
gleichen 9{amens, bie in ber fir^Iic^en fiitteratur enoS^nt loerben, ibentifc^ ift, mug
39*
612 Uti^raoled tlt^ot^^t^ttt
ba^ingeftellt fein. Dos fonjt^e SRortqrobgium oom ^afyc 411 eriDä^tit einen ^rr^^
unter ben alten perft[$en Watqtzm, ebenfo Xl^oboret (bist. eccl. IV, 22. 23) einen
*A(pgadtfjg, bet aus ^erfien fliegt, in SIntioqien mit Salens sufonimeniommt 3ft
bie Slngabe bet Vita bes 3uH^nus Saba oon bem |o^en SlUer oes perfif^n 9Beifen
6 ricbtig, !önnte er es [ein. (ßebäd^tnistoge am 29. 3ttnuar bet (ßried^en unb 7. Slpril.
Dte neuperfifd^e JJorm bes Jlamens ijt Farhäd. (St. «efrle.
Xp^t^artoboftteit f. SRonop^Qfiten.
ftpotal^fe bes 30|<^nnes*f. 3o^annes ber 3IpofteI.
Xpotalt^tifen apoltqpfiifd^e |. Spolrqp^en bes bleuen Zeftaments unb^feub«
loepigrap^en bes eilten Xeftaments.
flpoMtiptii, jflbif^e. (Sinen Ubetblid über bie £itteratur, bie man jeftt unter bem
9{amen jübifd^e ^polal^ptit ^ufammenfagt, ^at man erft gan^ aUmä^Iic^ im £aufe ber (e|teu
^[a^r^unberte erl^alten. 2)ie erfie umfangreiche Sammlung legte f^ibririud, dodex peeud-
epigr. vet. Test. 1722—23 2. ed., Dor. (5d folgte bie ©ntbecfung bed ät^iopifc^n ^enoc^*
16 hu^t^ unb ber Aficendo Jesaiae (Bruce-Laurence, überfe^t Don IDiOmann 1853 77), bie @amm«
(ungen oon (S^frörer: Prophetae yeteres peeudepigraph., Stuttgart 1840, ogl. Sa^r^unbert
bed ^eild 1838. gfrieblicbd 9(udgabe ber eib^Uinen 1852 brachte an<ii auf btefem (Skbiet bie
Sforf^ungen in (Jflug. 3n neuefter ^tit entbedte (Seriani bie Assumptdo MoeiB (1861) unb
bie ^po!aIt)pfe bed ^arud^ (1866), gab @inler (1869) bad Testamentum Xu Patriaichanmi
20 in einem freiließ nod^ immer nic^t genügenben ^ejrt l^erau^, fagte 8(!^ürer ben ganzen @toff
in feiner <i»ef(^id|te bed ifraelitifc^en Solfed ^ufammen 11413 ff. 617 ff. (ogl. auä^ bie Samm«
lung ber ßitteratur in ^ilgenfelbd Messias Judaeorum; IBoIfmar, ^anbbuc^ ber 9[pofrQp^en;
Sfri^fc^e, libri apocryi^ Fascic. IV; ben ^anbfommentar üon ©trad unbSbcfler i% ^blX.
3n aüerneuefter 3cit tourbe ein Stüdt bed grie(j^if(!^en ^no6i entbedt (ea IBouriant, f. bie
25 ^u^gaben oon £obd unb (S^atled), erf^ien bie abfd^Iiegenbe Vudgabe ber faIomonif(tien 9fa(«
men (o. Q^eb^arbt 1895) unb bie erfte hritifd^e, ^uoetläffige ^(udgabe ber lateinifc^n ^erfion
oon 4 (£dra (oon SSendl^ [ed. gamed] Texts and Studies, (Sambribge 1895), machte 9t. 4p.
^^arleS, ^ad i8u(^ ber^el^eimnije^enod^d, ein neued iKpofr^pl^on oon aUer^öc^ftem ^ntereffe,
in einer fiberfe^ung aud bem @Iaoif(^en )ugfing(i(^ (The book of the secrets of Henoch,
30 O^orb 1896). 2)iefelbe Schrift würbe beutfc^ tn ben 2LQ^(& 1896 oon S3onwetf(^ ^erau$<
gegeben. S3onwetf4 lieferte ferner eine äberfe|ung bed flaotfc^en ^aruc^buc^ed in ben
9{a(^ric^ten ber ®öttinger ©efenfc^aft 1896 I. Zvoi aVitm, toad f(!^on gefammelt unb ge«
arbeitet ift, ift ^ier, f^on »ad bie einfache ^erbeifc^affung bed te^tli^en Materials bttx'i^t,
no6) eine ungeheure 9(rbeit )u leiften, bei ber fic^, toenn fie beenbet werben foU, gforfc^er auf
86 ben oerfc^iebenften @(ebteten bie {>anb reichen muffen. (8o oerö ff entließt j. S3. je^t (Son^beare
in ber Jewish Quarterly Review eine ßoQation ber ungemein wertoollen armenifc^en Über«
fe^ung bed Testamentum XU Patriarcharum).
sSie fo bie in ©etrac^t lommenbe fiittcratur erft attmäl^Uiiö befannt aetoorben ift, fo
l^at ft(§ Quc^ erft mit ber geit bie ©rfenntniS aufgebrängt, ba^ ^ier eine öitteroturgattung
40 üon ein^eitlid^em ®eprögc, ja no^ meljr, eine cbarafteriftifd^e, retigion^gcfcftic^tlid^e (grfdjeinung
oorliegt. (Srft ald man auf ben etgentümlicf)en (S^^aratter ber beiben fanonifc^en, apofall^ptifc^n
@4riften (^a ^pl) aufmertfam tourbe unb nac^ einem umfaffenben ^erftänbnid berfelben ju
fuc^cn begonnen, würbe man auc^ auf btn oerwanbtcn jiibtfd^en @^riftentreid aufmerffam.
Rum erftenmal ^at ©emier in feinen ©d^riften über bie Äpof. bicfcn 3Beg gewiefen. 3)ann ^at
45 Surfe (SBerf. einer oottft. Einleitung in bie Offenb. 3o^anncö 1832 l.Slufl., 1852 2. «ufl.) in
bur(^f(^Iagenber unb überjeugenber $3eife bie Setrac^tun^ ber 9(pofalQpfen oon 'i)aniel bid
|ur äpl unb 4 ®Sra als^ einer innerlicb etnl)eitli4cn )^ttteratur burt|gefüt)rt (ogl. (^walb^
«uSfütirungcn in ber ©cfc^ic^te beS 5BoIf§ 3«rael 1867 3. «up. ©b V 135-160). (Sine noc^
beftimmtere unb flarere §luffaffung beS ©cfenS ber ^polal^ptil liegt in ^ilgenfclb« jübifc^v
60 «po!a(Qptif 1857 oor (ogl. Sangen, Subentum in ?5aläftina. 1866; Ä^eim, ®ef*id»te 3efu,
1867, 1239— 50; 3)rummonb, the Jewiäi Messiah, fionbon 1877; weniger wcrtooll ^. ©ernce,
histoire des idöes messianiques, 1874). gufammenfaffenb ift bann bie Arbeit ©^ürerö
gewefcn II 417 ff.. 575 ff. (ogl. bort ©. 417 bie ooEftänbige fiitteraturangabe big 1886; ^in*
jujufügen wäre noc^ 9hcolad, les doctriDes r^ligieuses Juives, $arid 1866, unb meUeid^t
66 Wären aucb an biefer Stelle bie $3erfe oon (Sorrobi [f. u.] unb Surfe ^u nennen). Ori>rbemb
ift neuerbingg bie Arbeit oon ©rnenb (^atSB 1886) gcwefen. ©crtlod finb bie ^ufammen*
faffenben ©erle oon 2)eane, Pseudepigrajpha, Öbinburgl^ 1891 unb 2:^omfon, a critical
review of apocalyptic Jewish Litterature, ?ficw»?)orI1891 (ogl. 2:^28^891 9'ir.l7). — (Sinen
tiefen surf in baS innere ©efen unb geiftige betriebe be^ apo{ah)ptif(!&en 3ubentumd t^at
60 «albcnfperger, ©elbftbewufetfein 3cfu, 1892, 2. «ufl. 2:eil I. (3Jgl. O. ^olfmann in <Stabe5
Oefd^id^te be« »olfe« Sörael; »ouffet, ?5rebigt 3efu, 1892, 10 ff.; SBeU^aufen, i^roeL u. jüb.
@ef(^., 1895 2. «ufl. 277 ff., oiel förbernbe Anregung in ©pittoö UBerten, namentlich im
«yaüaiHrtif 913
tfnmiiinilav jur 'il^i). - 3» tlnrm gröfiercn ^ufflintnen^ang [teilte »du uornlirrcin bie jü-
bifdlt Ifpotalqptit Qorrobi in (einer gtog angelegten hntif<t|en l»e|(^idite bed (E^illaämu« 1701
bax. 3)aS aBerl k^tt bie 9(potaIl)ptiE al« eine IfiTft^einung nerfte^n, ble nai) Ort unb 3eit neit
über bie (Blenden beä ^ubentumä ^inauStagt. ^nbeS llnberte Sorrobi fein berber Slatii»
iialiätnue an einem iPivEIid|en äSeittfinbniS bicfer Stfc^einung, aai) fehlte i^m bie TeliBiDttS' 6
nefdiii^tlii^c TOetliobe. So aemlnn' ff'" ^Bett beinahe ben tt^atader einet Äurloritatcnfamm.
iung. ®Ieii^fa!ld in giBgerem Stil, aber nie Sonrobi a^ne genügenbe 3Ret^Dbe, arbeitete
@f[brer (^a^rtinnberl beS ^>U) unb emelterle ben ^lid namentlii^ buit^ ^erangfebung ber
fpJitcven unb fpäteften jübifcfien fiiiteratur. 3n biefer Seiff tft bie ^ier noitnenbfg ju leijlenbe
Sltbcit erft ncuerbingä nifeber oufoenommen. (Einen Hirnen 3Butf t^al ^ier fflunlcl in feinem lo
leligiundgefi^t^ili^en 5Sert Stböpfung uiüi ffi^ao« (1894). Irop »ielfodbet Übereilung unb
QuA nenn @.i SJerfut^, im fliten unb Stcnen ieftatnent ben Slnflu{| babQlonijdier iRqtljDiogie
unb MDOmolDgie nQ<^iu weifen, obgemiefen werben foUte, wirb baS S&erl in Der Beurteilung
bei- apDtal^plit gpoi^e malten. Sttr ftemgebonte beSfelSen, bo6 in üUer Slpolol^ptit udi^
weit me^r, oW man bis je^t angenommen ^at, eine Überlie^rung Dorliegf, beten Filter is
mciftenä mit 3''5'^^w'"rltn i" meffen ift unb beren Sebenflbauei an bie ©tenge ber Sla«
lionen unb @pra(^cn nlt^l gebunben ift, mitb fit^ bun^fegcn, eine gang neue ^rfpctüue unb
ein weites SlrbeilSfelb eiöffnen. Kuf einem fpejiellen (9eblel ber ^Sdbatologie (ber Uberlic
ferung uum ünliibrift) ^at bann Souffet (antit^rift 1895) bie SPnK^tbarEeit beS @unlel'
fd)en XrabitionSgebantenS nai^guweifen txTfui^t. 30
Hie ^ler {pejlell ju be^nbelnbe SHtetatur, bie mon ßemB^nlifi unter bem Momen
„^lal^irttt" jufimmenfagt, bie mit Xionlel beginnt unb mit 4 (EsiO'Sani^ aunOit,
beten Sienje alfo auf btt einen Seite bie Stit ber maßabaifc^en Sr^ebung, auf bei
onbem bte bes unteigan«! bes {Übif^n SJoHstums finb, uibtb ni^ nur buri^ Qugeie
Snertntole, [onbem bun^ ms innere geiftfge Sanb ber glett^en religUfen (Siunbbefthnnd< »
^it sufommenge^Ilen. 3n nalftf^ei ^orm fft biefe 4 Ssia VII 60 (ed. Senslq)
ausgelpto^en : non fecit Altiaaiinue unum eaeculum sed duo. Vit aui^ im
gintetgrunb bet neuteftamentli^en Sitteratur He^nbe Snf^uung non ni>ef mifetnanbct
folgenben SSeltjeiten (altov mrro^, atatv /iUXwv) be^enfi^t bie ^ofolmpttt. Die ^iet
jum 3Ib!(^Iu^ fommenbe (EntBtfifalunfl beginnt freilt^ f^on mit ben [potepen Stabien so
ber propf|eti[3ien ßitteratur (3et 24—27; Safi 12—14; 3oeI, SKa 4). Der Ubcrflonfl
Don bei prop^etift^en Sittcratur jur opoIalQptif^tn t|t fielff^ ein fa(t unmeifbaiei. ttber
im ganzen unb gio^tn lann man lagen, b«^ tDÖ^renb bei ^rop^etismus Don einer
ganj beftfmmten 3ului^ meisfagt, bte ]i^ (qon in ber ®egennuit irgenbmo anbahnt,
bte 9lpofaI^ft ifjre (EnDoitung auf bie ßuhinft j^Ie^^in nqitet, auf ein neues 3BeIt* S5
alter, bas jum gegenn)ärtigen im fl^ie^t^inigen ffiegenfah [te^ (ogl, bas Honif^ Soi«
bilb aüet 9poIaI^I Da 7). Dabei Ile^Sie jum Dudismus nelgenbe Suettonfi^U'
ung JU ©runbe, bah ©ott in ,,bie|em" äBeltoetlouf nod| ni^ eigentli^ jur öen[(^
geßngt ift, bah in i^m feinblidie, abtrünnige SWä^ bie Setrf^ führen (eine 3bee,
Sie [idi mliefeliiti ju bem (Slauben an ben iteufel, ben Koo/ioxe6ta>e roij alätvoc *o
i'iiTor fteigeit) unb bah etit nafi einem großen SSemit^ngsIompf (lag So^oes,
3^og bes großen (&erid|te) bte ^enf^aft C5ottes anbiegen merbe. <Ss liegt alfo ^iei
eine »irniä gulammenQÖngenbe ,,3Beltantcf)auung" nor, eine S^eobicce, man I5nnte
Daniels ^rop^etie in &äp. 7 eine lubimenfäre ©efi^idjtsp^tlofop^ie nennen. (Es i|t
lo^ntnb, au^ baiauf ju aditen, mfe [o burif) bie jüüift^e _^oIali)ptiI ber begriff „SBelt" i&
als bei eines ein^ettit^cn, naA bemmmten ^efe^en [iifi entmiifelnben wonjen bem
Spötjubentum jugängliA niitb (Dfll. jD« 7, Iff. , §enodt 85 ff., 5Baruc^ 27 ff.), unb oot
allem aud), roie ^let bie Innere, bebeutfame, religionsgefttiiditütöe entiiiiclelung bes 3uben>
tums bui4 feine öufteie ®e\^H^e bebingt ijt. Denn bie Stpolatgptil in ifcei ausgebiU
beten ^om entftanb in ber 36''. «'s eine bie 3Belt burcfi äußere firo^ «nb Inne» bo
geiffige Übeilegen^eit be^enf^enbe ftulturmafftl, bie f)elleni|il)e, m ber C^a^ng bem
3ubentum entgegengetreten mar, unb biefes, loieöer jum Solfsbcmu^lfein ertoai^t, ben
flampf mit jener Üoermac^t aufgenommen l)Cit\f. Uns gricAif^e unb fpätei 'bas iB-
mi|^ 1Ret(^ lieferten bem SlpolalQptifei bas Snf^auungsmaiertai ju feiner f&ebanfen'
biloung (ogl. ben (Einbnid, ben bis grie^if^ [Dierte] SBeltreii^ auf Daniel mait). m
So ift boiii eioentlid) — roenn man Don leimartigen anfangen abfi^t — Die
äßafiabäei^eit bte (Sebuitsftunbe ber jabifAen SIpoIa^HI, unb Daniel i^i' geiftiger
Si^öpfer. Sßeitab [le^t bie %ofalQptiI mtt i^r bemmmt ausgeprägten (faft mb^te
man fagen) [petulattoen 2&eI1an[^auung Don bem etnfa^en reinen unb ftorlen 3t>'
[unftsglauben oes ^rop^tismus unb ber $falmen, fo toelt, bag man uoetfcin fönntc, so
ob bie ®runban|i^una betjelben flberliaupt auf fübifi^m Soben genuin [ei, unb ob
ber Stnfängei bei {flbijii^en 9IpofaIq;>til Daniel oiiginal |e{ unb ni^ oielme^ unter
0<
614 »loIabMita
frembortigem Sinflu^ fte^t ((Sunlel, Sd^öpfung unb C^aosd23ff.). 3Slan xDtrb bann
fretltd^ gut t^un, btefen Stnflug im loefentHd^en nt(^t xn uralter babqlonifc^r Aos»
mologie ju fu^en, fonbern e^er babei an bie iram[(^e 9{eItgion ben!en (9BeII^u[en).
3u einem abf^Ue^enben unb fidleren Urteil toirb man freili^ ^ier !aum gelangen.
6 SKit ber jfijsierten ©runbanf^auung ber iübif(^en Slpofalnpti! oerbinoen ft^ jroei
©eitere gunbamentalaebanlen : bie 3bee bes aßeltgeri^ts unb bie §offnung ber loten^
auferfte^ung. Der (geoanle bes grogen C&eri^ts unb bie Sorftellung Sottes als bes 3BeIt>
rid^ters be^enf^en [eit Da 7 bie jübif^e fiitteratur. (Jfreilid^ treten oiefe (&eban!en in i^rer
ganjen 9{ein^eit unb in il^rer oollen et^ifd^en itroft erft im (Eoangelium ^root. 3m
10 apofolqptifd^en Spötjubentum finb [ie niemals frei oon einem Seifa^ [innli^r $^n^
tafie unb nationaler Sefd^ränft^eit. Slber bie beiben (Sebanlen, m^ (Sott in biefem
saeciilum ber SBelt fem fei (bieje tranfcenbente Sluffaffung bes Sßefens (Sottes 6e^
bingt bie (Engeüe^re) unb am 6mlu[fe besfelben feine SBeUfeinbe im großen (&eri(^t
oemi^ten ©erbe, beherrfc^en bie fflbtfc^e (Bottesibee. — Der ©laube an bie Iotcn=
16 auferfte^ung, ber bet Daniel nod^ in ftarfer Sef^ränfuna ausgefgro^en toirb, ^at nur
gans allmdüllid^ bie {fibif^e SSoHsfeele ergriffen. Die ^falmen äabmos fd^einen i^n
|um 2:eil no$ nic^t (17,44) 3u lennen, er ^errfc^t 5ur3eit Z^\^t f^ ^6 ^ie £eugner
m Xotenauferfte^ung als 9(btrünnige gelten, es pab aber au^ bamals nod^ eine Partei
im Soße, toeld^ biefelbe ju leugnen toagte. Dte Hoffnung auf bie Sluferjte^ung ber
20 2^oten giebt ber iäbi|fi^«apoIaIqpttf(^en Sfrontmigleit einen ftarl inbioibualifttf^n (Effa^
rolter, man begann in tift naq bem enbgältigen (Bef(^ict ber einseinen unb naä) htm
Sefte^en ber emjelnen im SBeltgeri^t oor (Bott ju fragen; es liegt in biefem Snbioi«
bualismus eine Slad^ioiriung ber grrömmigfeit bes 3^1^^^^^ unb ber ißfalmen oor.
Slber freili^ entfaltet ber (Sebanle ber inbioibuellen Serantioortli^Ieit im Snbgeric^te
25 nirgenos im Spötiubentum feine oolle et^if^e itraft unb SBuc^t, er roirb immer mieber
oon ben irbifd^nationalen ^offnungspl^ntafien übenoud^ert, ober gar in ben Strafe
prebigten bes ^^arifäismus gegen bie „(Bottlofen unb 9Ibtrünniaen'' im Dienft ber
^arteileibenf^qt oenoenbet. — überhaupt mug ^eroorge^ben toerben, bag im Sergleid^
mit ber ooraufgebenben Spo^e jflbif^r grtömmtgleit oie Slpofalqpti! leinesioegs einen
ao Sortf^ritt bes religiöfen 3nbioibuaIismus bebeutet, fonbern ^ier oielmebr ein ftorleres
Sinftromen nationaler (Elemente in ber (^ommip!eit bes 3ubentums ftattfinbet 3n
ber SRaRabäerjeit roö^ft bie „Semeinbe bie ^eiligen" toieber jum felbftbetougten S^oHe
beran unb fo oirb bie grömmiglett bes Spotfubentums xoieber oiel me^r SBoItsfrömmi^«
feit. Die Stimmung ber Slpolalqptif ift our(^ unb burc^ partifulariftifd^ unb eng^erjtg
86 national. C&ottes 9{ei^ bebeutet für 3srael (Erbarmen, für bie Reiben (Beriet (vf
Salomo 17, 2). Unb tro^ bes tranfcenbenten unb ibealen Cl^aralters, toel^en bas
apolalpptif^e §offnungsbilb anmö^Iic^ geioinnt (ogl. bie 3bee oom althy fiekXaiv, SBcIt-
gerid^t, S^otenenoedung), ^aften bie alten irbif^en Hoffnungen 3sraels auf ein jtönig»
tum oon baoibMer $enlic^!eit, einen SReffias mit Daoibs 9tamen, ein irbif(^es 9{ei(^
40 unb ein ^enli^ erneuertes 3^nifalem unabtrennbar an i^m. Die Dioergenj, bie ba=
bur^ in biefes Silb ^ineinlommt, jeigt fid^ befonbers beutli^, loenn man ciuf bie
Stellung aAtet, bie ber enoartete SWeffias in ber Slpolal^ptif einnimmt. 3Rit SBelt=
gerid^t, SBeltuntergang unb Zotenenoedung ^at ja ber enoartete Aönig ous Daoibs
Stamm toenig 5u t^un, unb fo oerfc^minbet bann feine (Beftalt ^ier unb ba ganj (Daniel,
46 Assumptio Mosis). 3m arogen unb gansen aber ^ölt fie fi^ tro^bem unb erfd^eint
nun tetboeife jiemli^ beifeite gefAoben ($enod^ 90, 4 (Esra VII 28, Saruc^ 29),
teilioeife bem mächtigeren unb tranfcenbent geioorbenen ^offnungsbilb entfpred^nb in
ibealer SSerllarung (ogl. ißf Sabmo 17^ befonbers aber bie Silbeneben im §enod^).
Diefe me^r unb me^r juiage tretenbe Spannung in bem ßwlunftsbilb ber Slpofalqptif
60 fü^rt bann fc^Iiejglic^ bei ben legten Sluslöufem ber uns intereffierenben fiitteratur 5u
oer Slnno^me eines boppelten (rnbaftes refp. bes meffianifd^en !^m\iitx{miit^ (nac^
einem be^immten grall (t^iliasmus genannt $Ipi 20, the book of the secrets of
Henoch 33), b.^. man oerteilte bie oerfd^iebenartigen Hoffnungen auf jioei auf einanber
folgenbe 3^^^^i f^ ^^6 ^^" <^ne fpejififd^ irbif(^en CEnoartungen in bas 3o'if^ntei^
66 oerlegte unb bie me^r tranfcenbenten in ben mit SBeltgeri^t unb lotenenoedung OLn-
^ebenben aUov fuiXojv (ogL^enod^ 93. 91, 12—19; 4 (£sr 7, 28 f.; Saruc^ 40, 3;
2lp! 20; (Se^eimniffe bes Heno^ 33; bie lalmubftellen bei (Sfrörer II 252—56).
3Rit biefem (&runb^ara!ter ber jübifd^en 3lpolal9pti! ^ngt nun eine 9{ei^e äußerer
SRerlmale jufammen. Slllen ^oial^ptiiern gemeinfam ift bie funjtoolle Sere^nung
60 bes (Enbes. Der 2lpo!al9ptiler lebt in einer (Epigoncnseit, in einer 3^it, in ber
9l^0M}^m 615
man allgemein im Solf in bem SeiDugtfein lebte, baft ber die, ber 3ulunft mö^tige,
prop^etifd^e (Seijt aus 3srael entfd^xDunben Jet. ftein ^top^t ftanb in 3$rael auf, unb
mit tDic^tigen Sntf^eibungen loartete man, bis ein ^rop^et erftflnbe (1 9RaI 4, 40, ogl.
9, 27; 14, 41 unb bie Beurteilung ber ißrop^etie Sad^ 13, 2 ff.). 2In Stelle ber
^rop^etie tritt bie apolalqptif^e 9{e$enfun[t. 6o fte^t im 3RttteIpunIt ber banieli[6en 5
^eisfagungen bie iunftDolIe ^Deutung ber 3^^^^tanif^en 70 3<^re auf 70 ^oi^two^tn
(Da 9). atn Daniel le^nt $eno^ 89 f. \i^ an. Die 2lpf beutet, um bas (£nbe ju
bered^nen, bas Silb bes [iebenlopfigen Zieres aus. Ober man berechnete auf (ßrunb
irgenb toeld^er ge^eimnisooUen XBeis^eit bie (&e{amtbauer ber SBelt: Assumptio
Mosis I, 1; X 12; f)moi) 90, 91; 4 (Esr XIV 11 ; 3}aru(j^ 53 ff., bie fpöter Dor- 10
^enf(f)enbe 9{ed^nung auf 6000 ^a^re }uer[t in ben (Se^eimntflen ^eno^s 33. Unb
bieje >tunft galt bem Slpolalqptifer als ge^eimnisoolle, oon alter 3^^^ überlieferte (Da
8, 26; 12, 4; $eno^ 82, 1: 104, 11—13, befonbers beai^te 4 (Esr 14). SRur ber
SBeife unb 3}er|tänbige lann in biefe ©e^eimnifle einbringen. Slpf 13, 18; 17, 9; SKc
13, 14. Damit ^ängt toeiter ber unfc^öpferif(^e (E^aÖer biefer fiitteratur jufammen. 15
Sie le^nt fic^ }unö^[t aufs engfte an bie altere fiitteratur Ssraels an. Sefonbers
n)irffam toaren ^ier bie ^I^eop^nien in 3^[ 6 unb (E3 1, bie SBeisfagungen über
Säbel 3ef 13, 14 ; 3er 50, 51 , über Zrpis (£} 27, 28, (Bog unb 9Ragog (1^38. 39,
bie (f.o.) \i)on genannten fpäteren Stüde3^|24— 27; 3öel 4, ber ganje So^, aRa4.
9Zamentli^ aber entlehnt ber folgenbe Slpolal^ler oon bem früheren, im befonberen 20
^at Daniel ntäd^tig geioirft (ogL bie SlaAiDtrfung bes ßdeXvyßia iQtj/jwoecog). —
Das trabitionelle Moment in ber Slpolal^pti! erftredt [i^ aber {ebenfalls ud^ oiel toeiter,
als unfere bireöen 9la^rDei[e reiben, (ßerabe ^ier ^aben fid^ bie mannigfaltigften 33or»
ftellungen unb Slnf^auungen aus fremben SReligunsgebieten eingef(^li^en, oie teils ^alb,
teils gar nid^t oerftanben, als einmal geprägte SRun^en roeitergeaeben oiurben. Se^e^^ S6
mot^ unb fieoiat^n, ber Drad^e unb bas Jiebenlopfige Xier, bie oier SBeltalter unb
lieben (Seifter, bte 24 ^tejten unb ber fiebenarmiae fieu(^ter^ bie joei 3^W^ ^^^
bas SonneniDeib, — bas alles beutet auf ^gere religionsgef^tAtli^e 3ufammen^nge,
bie aber für uns oielfoA ni^t me^r beutlt^ erlennbar, aber bo^ Dor^anben finb (ogl.
bie oben genannten SBerfe oon Suniel unb Sou|fet). Unb es mug als 9{egel ^ ao
alle (Erllarung ber Slpofaloptil aufgeftellt merben, bag^man leine einjelne ^polal9pfe
in [id^, fonbern nur oon etnem m^i^ft umfaffenben äberblid über alle oenoanbte (Er-
l^einun^en aus erllören lann. — (Sbenba^er ftommt [(^lieglu^ au^ bas, toas man bas
p^antaftifc^e jElement in ber iübi[^en ^olalnptil nennen fann. (Es rü^rt leinestoegs
Don einem Über[(^ug an ^^antafie biefer gei|tesarmen S^r^fteller ber. Sonbem bas, »
toas "btUf ber oom Sllten Üeftament ^erfommt, frembortig in ber 9q)oIalnptiI anmutet,
rü^rt ^er oon bem (Einfluß, ben frembe SReligionsgebilbe Jier ausgeübt ^abtn.
3um Sd^lug möge em Inner Öberblid iber bie in Setrac^t lommenbe fiitteratur
folgen. (Es finb ^ier namentli^ folaenbe Stüde ju nennen Da 2, 7—12, $enod^
85-91; 37—71 (»ilbeneben, ogl. bie ^oränefen 94flL)f ^1 Sabmos (namentl. 2,40
17, 18), Assumptio Mosis, bas Su^ ber (&e^immf|e $eno<^ (eine fe^r iDi(J^tige
Sd)rift, bas oom Testamentum XII Patr. dtierte ^eno^bud^), 4 Ssra, Sarud^. 3n
ber Sibpllinif^en fiitteratur bie Stüde III 286 bis (Enbe, III 36—92, IV, bie Jübitte
Quelle oon I unb II. Die übrigen Stüde liegen jenfeits unferer 3^^^- ^^^ ^as
^\ii) ber 3ubilöen ogl. Sd^ürer II 432, über bas Stpolaloptif^e in ben Slpofrqplen 45
ebenba II 427, über ^^ilo II 433 ff. Dag Stüde fpe3mf(&*iübif4er 3^)olal9pHf in
bie 3lpl aufgenommen finb, wirb fiA faum leugnen laffen (ogL Aap. 7, 1—8; 11. 12;
14, 14—20. 21 Jc). Slpolalpptifd^ fmb au^ 2 I^ 2, 1—12 unb 9Wt 24 (mit ^oral-
lelen). 3n ben es^atologif^en Partien bes Testamentum XII Patr. finb fi^er
jübifd^e Seftanbteile früheren Datums. (Ein genaueres Urteil lagt fi^ ^ier oor Se- 50
{(^offun^ eines fidleren Textes ni^t abgeben. SSielleic^t ift aud^ Ascensio Jesaiae III,
IV jübtf^. 3übif(^e 3lpolal9ptil älteren Datums liegt no^ in fiactanj Inst. div. VII
15 ff. unb Commobians Carmen apologeticum oor. 3n ber fpäteren 3^tt ^at be«
fonbers bie 3bee oom Slnti^rift bie {übifd^ Slpolalqptil be^enf^t (Assumptio Mosis 8^.;
Sib. III 36—92; Ascensio Jes. III, IV; Testam.; Da 5, ogl. 2 Üb 2, 1—12; w
Ont 24; 2lpl 11; "^ ^ " " - - -
2lbf(^lup gefunben.
auf biejem^CBebict
in einem Öberblid auf bie fiitteratur 5U bef^ränlen, bie man bisher mit bem^SIamen
ber jübif^n ^Ipolal^ptü umfaßt ^t. fB. IBouffet. 60
616 SMiofotaflaftd
Sl^ofataftafid. 3m bogmatifd^en (Sptaä^aäntanä) oerfte^t man boninter eine äBteber^
bringung aller ber Rreoturen, ipeloe burd^ Sflnbe (Sott entfrembet unb ber SerbeAnis
anheimgefallen [inb, 5ur (Semeinfmaft mit Sott, fittli(^em fielen in (&ott unb (Senu^
ber Seligleit. 2)ur(^ [ie mirb fo Sie urfprfingliAe Harmonie ber SBelt flber^upt mit
5 Se^ug auf iBr eigenes ma^red £eben toie auf i^ Ser^altnis ju (Sott oolüommen
toieber^ergefteUt; unb inbem biefe SBieber^erfteHung am ^{Alug ber gamen SBeltent«
toidlung erfolgt, loirb bur^ {ie suglei^ bie Sollenbung beroeigeffi^. X)er Xusbrud
ftammt aus ^(5 3, 21. ^er man ^at lein 9ted^t, benStnn^ mel^n er ^ier ^t, mit
oem oorbin angegebenen ju ibenttfijieren. !Denn fürs erfte tft nod^ esegetif^ ftreitia,
10 ob bort oas 9{el(mo)n:onomen cov auf rg&ywv [i$ bejie^t (qhis atierbings bos Stiq^
tigere {ein toirb), ober auf bas unmittelbar baoor fte^nbe ndvroyVf XDonaäi bann ni(!^t
me^r eine 3Bieber^er{tenung oon allem an^elflnbigt toirb, fonbem nur eine SBieberfier»
ftellung oon allem bemieniaen, oon mas bte ^rop^eten gerebet ober oon bem {ie gejagt
fyAtUf ba^ es xDieber^erge(tellt loerben [olle, ^xs jmeite i{t, aud^ wtnn mix jene
16 er{tere Sejte^unß annehmen unb bemnad^ eine „SBi^^^tftellung oon allem" ^ier aus»
ge{agt finben, ^termit nod^ ni^ enoiefen, bag biefe in jenem oolien. ab{oluten Sinn ju
oer{te^en [ei, ba bie 3bee einer „SBieber^rftellung oon allem" offenbar fd^on ju ben
frommen tsraeliti{d^en (Erroartungen g^rte unb burd^ 3^M unb bie 9lpo|tel als eine
fd^on belannte eingeführt lourbe (ogL 9Jlt 17, 11, femer bie .,$alinaene{ie" am 19, 28;
20 Joseph. Ant.ll, 3, 8. 9, loo bie djtoxax&oxaoiq ber3uben ourc^ (urus unb i^ na-
kyvEVEola bas{elbe bebeutet), ^ier aber nur eine {old^e 9Bieber|erfteIlung ber ZSfto-
fratie, Sele^rung ber Slbgefallenen unb SerOSrung bes gleid^Us oerberbten Slatax*
juftanbes in fi^ befaßte, oei meld^er Xeufel unb oerftodte Sflnber, obgleich geri(!^tet,
oerbammt unb mai^Ios, bod^ in i^r Sos^it noc^ fortesiftieren.
25 Der erfte, oon bem xoir jic^er iDi[{en, bag er in b^ C^ften^H iene SBieber-
bringung in oollem Sinne gelehrt unb tn ber bl. Sc^rip begrünbet gefunben J^, unb
auf oen au(^ bie fpäteren Vertreter ber £e^re tmmer totebet jurfidgäen, ift Origenes
(^teju unb 5ur filtern Sefd^id^te ber fie^e fiber^u^rt ogl. 3- ^- ^ietelnutier com-
menti fanat. de äjtoxataoT. hist. antiq. 1769). Die grfallenen oemünftiaen
80 (Seifter loerben na& i^m, wenn fie im geaemoirtigen £eben noq nic^t 5Buge getpan
^aben, boc^ in Iflnfti^en ^nen burd^ 3&$%ungen, bie mit alle Strafen flber^oufit
nur 5ur 5Be{{erung btenen follen, unb bur(^ Sel^rung oon {eiten anberer^ ^o^erfte^n«
ber Geijter ju (Sott jurüdaefü^rt, bie einen frfi^r, bie anbem j)>ater, tmmer freiließ
unter (d^roierigeren umitfinoen unb {^loereren fieiben, als o^enn {te {(^on bienieben ^e»
86 folgt xoSren. Das oolüommen (gute, bas eins mit ®ott unb bem gottlicpen (Ebenbtlb
tft, mug (d^lieglic^ überall berge{tellt toerben, unb aKe (ollen 5um (genujs ber göttlichen
(Düte gelangen. So le^rt oie ^l. SArtft, nad^ mel&er alles (SlfA]to untenoorfen unb
©Ott alles in allem toerben foll, W 110, 1; 1 Äo 15, 27 f. 3e{u SBort oon ber
Sfinbe gegen ben ^l. (&ei{t, bie aum im beoor(te^enben Son nid^t oergeben roerben
40 otrb, {te^ bamit md^t in 9ßiber(pru^; {ie lann \a hoi) roenigfiens in C>nen, toel^
au^ auf biefen nod^ folgen, Seräebung erlangen; benn enblos ift bie 9{ei^ ber cor
uns xoie hinter uns liegenben ^nen. 3mmer bleibt übrigens oermdge ber gfrei^it
bes SBillens ber ge{(^anenen (&ei{ter aud^ ein neues e$allen betreiben mo^lid^ unb C&ott
{elb{t lögt {ie in (tttlt(^e itämpfe geraten, bamit fie immer enennen, mte oollenbeter
46 Sieg unb Seligleit oon feiner (&nabe ab^nge. — Oripenes trug biefe fie^re als efo^
teri{^e oor : es toore, {agt er, alterbings nid^t für alle ^eil{am, {ie 3U ^ören. ~ Slland^e
nehmen an, ba^ i^m in i^r {$on Clemens oorangegangen {ei. Do^ XDi{jen roir oon
bie{em nur {o otel, ba^ er, toie Origenes, ein SBtrfen göttlicher $eilsmittel bei ben
abge{^iebenen Seelen be^u;rtete, unb bag er barüber nid^t toeiter {i^ auslo{{en, {onbem
50 lieber jdbxDeigen unb ben ^errn prei{en roollte, nid^t bog er aud^ {o {id^er toie Crigenes
einen i^liefelid^en (Erfolg Jener SKittel bei allen enoartete. — Die fie^e baiiat bei
Origenes unb, {otoeit Siemens (ie ^at, auA bei i^m 3u{ammen mit einer mffa({ung
ber göttlid^en (Etgen{c^aften, roel^e bie C5ereqtigleit ganj ber (Süte unterorbnete, einer
9luffa{{ung ber men(d^lid^en grtei^eit, toonad^ ber SBille toeber im (guten noA im SBolen
66 fe{t toerben lanUf {onbem immer loanbelbar bleibt, unb mit einer Sluffajjung oer Sünbe,
XDonad^ {ie me^r nur als S(^toa^e unb 33erbun!elung, benn als Süiberftreit eines
energifd^en (Eigemoillens gegen (Sott erjAeint unb bes^au^ ni^t befür^tet toirb, bag bie
rettenoe Araft unb bas einoringenbe £td^t (Sottes je ganj an etner Seele oergebli^
[ein [ollte. (Enbli^ ih {pesiell mit Sejug auf Origenes noc^ 3u bemerlen, bag na^
60 t^m Die Umileibung oer (geifter mit ftorpem unb oer{c^ieben gearteten ftorpem ^o\%t
tfiobtcfte^ 617
ber Sünbe, ja aui) bic !Setf(^teben^ett t^rer inbioibueKen Segabung überhaupt ($oIge
t^res fittlid^en SJer^dtens ju (Sott unb bem fiogos ift; fo [Aeint es, mfine für \fyii mit
ber Slpoiataftafts unb bem glet Amägiaen 6ein Gottes in allen auA ein Sluf^oren aller
3nbii)ibualität eintreten, anbererfeits, ba na^ Origenes eigener (Ernarung SRannigfaltig»
ieit jum SBefen ber SBelt gehört, ber Sortgang ber SBelt bur^ toeitere ^nen not« 6
loenbig bur(^ jene neuen Sünbenfälle bestimmt unb bebingt fein. Sgl. bei £])rigenes:
De princip. I, 6, 2 ; II, 3, 1. 3. III, 6, 1 sq. (baju Hieron. ad Avit., Annotat.
in JRebepenningö^'Jttusg. ber Princ.) ; Hom. XVIII in Joh., Hom. XIX in Jerem.,
C. Geis. VI, 26.
93on berfelben (grunbauffaffung ber gottlid^en Süte unb ber menfd^Iic^en grret^eit lo
unb Sünbe aus ift bie SBieberbrinaungsIel^re nid^t bbg oon C®or oon Sfiajians (toie«
iDo^I nid^t in offenem Sortrag) uno oon Dib^mus aukenommen unb befonbers frei
bur^ Gregor oon 9Ioffa oorgetragen, fonbem mnfo audj oon ben X^Iogen ber an«
tioi^enif^en 6^ule l)iobor oon Zarfus unb Zl^bor oon SRopsoeftia behauptet unb
ausgefii^rt xDorben; (E^r^foftomus |at n)enigHen6 bie Deutung ber Stelle 1 Ao 15, 28 10
auf bie Slpoiataftafis o^ne ein SBort bes SBiberfpru^ angeffi^.
3m ^enblanb fanb bie fiebre leinen namhaften Vertreter, ot^Ieid^ Suguftin (En-
chirid. ad Laurent.) lou^te, bag „nonnulli, imo quam plurimi aeternam damna-
torum poenam . . . humano miserentur affectu atque ita futurum esse non
credunt". Cr felbft erflorte biefes (Erbarmen ffir ein oergeblid^es (ogl. aud^ De civit. 20
Dei XXI, 11 sq. 23) unb brad^te es ffir bie ganje an i^n M anfd^Iiegenbe Z^eobgie
mm Sd^oeigen. 3m Orient traf bie Serbammung bes Origenes unter fjuftinian auf
ber Sqnobe oon ilonftantinopel 543 aud^ biefe fie^re mit. 3m 8. 3<i^i^9iinbert fui^te
fie bann ber lonftantinopolitanifd^e ^atriar^ C5ermanus bei allen ben alten itir(^en«
ledern 3U befeitigen, inbem er bieienigen Stellen, in mtläftn fie ju Ilar oorlag, ffir oon 25
Äe^em gefalf^t erflörte.
3nbefjen xoar biefelbe n)enigftens bur^ ben beim Übergang ins 6. 3<i^^iiii)>^rt
lebenben monop^qfitifd^en SRond^ Sar Subaili aufs neue behauptet morben, uno yayca
jekt im 3ii[^iiiin^ii^ii9 mit t^eofop^ifd^en 3been 00m Servituts jmifAen (&ott unb
SBelt, xoelc^e bem glei^ nad|6er auftretenben pfeubobionofifd^en Softem in i^er SRid^« so
tung ooranaegangen finb. mit (gei^öpfe, foll er gef^t ^en, finb gleiAes SBefens
mit (&ott ; [0 n)irb (Sott einft alles in allem n)erben. S^eim 3Ireo)>agiten feloft mich bie
fie^re, bie \tM in ber itird^e oerbäAtig loar unb balb oerbammt n)urbe, nu^t oor^e»
tragen. Slucp bei SRaximus Confeffor (t 662). belfen reid^e t^ologijqe @pefulatu)n
namentli^ an jene beiben C&reaore, bie oton^fiid^e uR^ftil unb ben ^latonismus fid^ 30
anf^bg, lann nur für fe|r n)a9rfd^einli(^ unb ffir eine 6aAe ber itonfequenj erflSrt
rocrben, "ba^ er jene angenommen ^abe (SRitter, (5ef^. ber ^bil. VI, 550 ff. ; C^rift«
lieb, 6cotus (Eng. 6. 433). ejrfir bie (Sefd^id^te ber fiebre aber finb biefe l^eobaen
roid^tig, xoeit fie xoefentlic^ in Setrad^t lommen ffir i^e (jortpflanjung ins 9Rittelalter,
bie junöd^ft burd^ Scotus (Erigena erfolgt ift. 40
Scotus, aus Dionqs unb SRaximus fd^öpfenb, femer an Origenes unb C®or
oon 9l9ffa fiA anfc^liehenb, le^rt, bag Sott bie Subftanj aller Dinge fei, unb erfennt
nun 5ioar neben (Sott^ Dem allein mc^xtn Sein, gefAoffene. enblic^e, geteilte CExiftenjen
an, lagt aber fc^lieMic^ alle in (&ott jurfidle^en. I)(e SBieoerbringung ber funbboft ge»
roorbenen Seifter tft alfo für i^n nur SRoment eines allgemeinen SBeltproseffes unb 45
lauft auf ein (Erlof^en i^rer 3nbioibualität unb (Einselperfönlic^feit felbft hinaus. !Das
Sofe ift i^m hierbei immer nur ein Sllangel, ein „nihil".
Sei ben f^oloftifc^en Ideologen ^enf(^t burc^eg bie Iird^li(^e £e^e, wonaä^ bie
Sünber, xoeld^e o^ne Suge unb Glauben obfd^eiben, ffir immer bem Sdjen unb ber
93erbammnis oerfallen finb. 9lud^ SR^ftiler mit Sdart, 6ufo u. f. 10. beftreiten fie eo
nid^t (nod^ etioa SBeffel). SIber ber )>ant^iftifd^e Denier Slmalric^ oon Sena ^u Sin-
fang bes 13. S^^^^unberts. ber, ben ^nfmauungen bes Srigena folgenb, alles in(&ott.
Das abfolute Sein, jurudfeQren unb als eines unb ungeteiltes in i^m ru^en lägt, ^at
o^ne !iwtr^tl barunter gleid^folls bie ffinb^aft geworbenen (Beifter eingej(^bffen. CBftenfo
bürfen xoir annehmen, ba^ bann mit feinen anbem S&^en aud^ biefer oei 5Brubem unb 56
Sd^toejtern bes freien (Setftes fortgelebt ^at, unb mit i^nen ^ngen bann Ji^er nieber«
länbif(^e f^toörmerif^e grei^eifter jufammen, oon loel^n ^er Butlern tm 3- 1^^^
neben anbem Sä^en aud^ bte julamen: „(Es ift leine ^ölle ober Sßerbammnis . . .;
eine jegliche Seele n)irb bas emige 2tbtn |aben" (fiut^ers Sriefe 0. be 3B. 93b 3,
618 9)ioMefttfi»
6. 62; es t{t offenbar biefclbe 9{id^tung, mte bte, mtlä^t gef^tlbert iDtrb in bem Se^
ri^t Dom 3. 1534 bei Cofatf, ^. Speratus S. 405 ff.).
3(uf bem Soben ber Sleformation ^at 3o9<<nn X)enl bie £e|re, bag alle (5oiU
bfen, ja aud^ ber Xeufel, no^ merben belehrt unb feiig toerben, mit (Entf^ieben^it
5 unb (gtfer einjulü^ren gefud^t (ogl. über i|n $eberle in ben a:^Stft 1851. $. 1 unb
1855, ^.4). 6te oerbreitete [id^burA i^n unter SBiebertäufern in Oberbeutfc^Ianb, bem
(£l\a% ber Sd^xoei}, xourbe namentlim Don ben anabaptiftijc^en (Jffi^em $ut unb 5tau^
aufgenommen (ogl. SuKinger, ber äßiebertöufferen urfprung k., 5Bu^ 2, Aap. 5; SRe«
nius, Dom ©eilt ber SBiebertäufer, in fiut^ers 958958., SBittenb. Slusg. II, 293; U^U
10 ^om, U. 9{^egtus 6. 122; Saum, GEopito unb Su^er 6.385). aRttOngenes, beffcn
3rrtum feine Segner bei i^m loieberaufgefrif^t fanben, mox roo^I aud^ Denl felbft 6e^
iannt. 9ud^ bie 6ä^e jener 9lieberlanber n)erben i^m ni(^t entgangen fein. SIber bie
roeiteren Spelulationen, mit toel^en bort bie £e^re fi^ oerbanb, fehlen bei i^m. Da=
i legen giebt fic^ fein 3ufammen^ang mit ben ißnnjipien ber Sieformation in ber er»
trebten reid^Iid^en Segrfinbung auf Sibelfteüen, namentli^ 9{o 5, 18. 11, 32; 1 Ro
15, 22 ff.; (£p1) 1, 10; Äol 1, 20; 1 li 2, 4: ^77, 8 ff., ju erfennen. Sein Sa%
ia^ nur £ieben unb (Erbarmen bas eigentlime 9BerI (Bottes, 3^^^^ ^^^ Strafen
eigentlich ein i^m frembes SBerl fei, unb ber (oebraud^, ben er boffir oon ben SBorten
3ef 28, 21 machte, erinnert fpejiell an fiut^er (od. meine „Siqeobgie fiutl^ers" I,
aoll5; II, 311). Die ^Reformatoren aber oenoc^rten Tic^ alle gegen feine Folgerungen.
6o oenoirft Sie ^ugsb. jtonfeffion im 17. ^rttlel „oie a58iebertSufer, fo lehren, oag
bie Xeufel unb oerbammte ÜRenfc^en ni&t ea>ige ^ein unb Qual fyiltn loerben".
Srft gegen CEnbe bes 17. 3^^- ^4^^^ I!^. ^^^ ^^^^ ^^^ ^^ Sbolataftafis aufs
neue, um bann bis auf bie (Segemoart tn religiofen toie in t^eob^ifdoen ftreifen fi(^
25 ju behaupten. Sie begegnet uns ba juerjt toieber bei ber (Englanbenn ^ant £eabe unb
bei 3- 3B. ^eterfen, unb jroar in Sferbtnbung mit (E^iliasmus unb fid^ ftü^enb ni^t
bbp aufs SBort ber ^I. S^rift, fonbem juglei^ auf angebliche bejonbere Dffenbarungen.
3u|ammen^ange ber £eabe unb i^rer (Denoffen (oer „p^ilc^elp^if^en Societät") mit
mabaptiften, bei benen etioa bie fie^re fi(^ forter^alten ^ötte, lennen mir nid^t. 3<^fi>6
30 So^me, ber auf jene befonbers einmtrite, batte biefelbe nic^t angenommen (na^ feiner
„Sefc^reibung ber brei ^ßrinjipien gottlid^en SBefens" ftm. 27 § 20 tritt oieimcbr
eine exoige Sc^eibuna ein, bet ber {ebod^ Sie Seligen ber SSerbammten aar ni^t meqr
gebenfen). ^eterfen felbft belenht, 5uerft bei fieftüre einer i^m ^anbfc^riftlid^ jugefom^
mencn SAnft ber fleabe burc^ innere ©eijteseinbrfltfe 3ur äberjcugung oon ber 2Ipo=
86 lataftafis Qingefü^rt toorben ^u fein. Sta^bem bann 1699 ein 93u$ ,^as en)tge Soan^
geliüm ber allgemeinen 3Q8ieberbringung aller Äreaturen oerfünbiget oon
einem 9Jlit^Iieoe 35. ^f). ®." (ber p^ilabelp^. (Befellfc^oft) beutfd^ erfd^ienen roar, übcr=
na^m er bie 93erteibigung in feinem MvaxrjQiov anoxaraardaecog jiävzcov ober (5e=
^eimnis ber 95Bieberbringung u. [. id.), loooon brei 8änbe, eine SRei^e oon Iraftaten
40 entl^altenb, 1700, 1703, 1710 erfc^ienen (ogl. bierüber unb über ©egenfc^riften : 2Bal(5,
©nl in b. «eligbnsftreitig!. b. eoang. lut§. Äir^e II, 637 ff., V, 977 ff., ogl. ben %
^eterfen in biefer (EncpII^. (Er ftü^te bie SBieberbringung Sarauf, ba^ (E^riftus für
alle Kreaturen, au^ bie leufel, geftorben fei ; jur Slnna^me ber gdttli(^en (SnaSe loerbe
aud^ bie SSerbammten noi) bie $öllenpein bringen, in roel^e fie am Jüngften Xage ge=
ismorfen loerben. SBeitere Sd^riften oon i^m unb oerfd^iebenen (Benoffen folgten. 8c=
fonberes Sluffe^en mad^te femer bie S^rift bes (oor^er in SRoftotf bocierenben) fiubro.
(Ber^arb : „systema dnoxaraatdoecog, bas ift ein oollftänbiger fie^begriff bes etoigen
ffioangelii oon ber SBieberbringung u. f. lo." 1727, mit ausfü^rlid^en wgumentotbnen
aus ber Slnabgie bes (Blaubens unb aus Sc^rijtftellen (jenes SBort oon oer unoergeb
60 baren Sünbe gejen "btn ^l. (Beift erllart er ba^in, bafe ein foIAer Sünber, e^e ®ott
i^n begnabigt, bie Strafen gans abbüßen muffe) ; ogl. barüber 2ßal(^ a. a. O. 3, 259 ff.
S&n £eabe unb ißeterfen fd^Iie|en fid^ bie 93erf affer ber Serleburger Sibel an, inbem
fie in i^ren (Erflorungen bie fie^re oon ber Slpofataftafis einführen. 2lu(§ S^njenboif
na^m btefe eine 3cit lang an, obgleid^ er roollte, bog man fid^ enthalte, fie oorjutragen,
66 ja um fie fic^ }u Himmem, unb fanb, bajj i^re Verbreiter meift maujetote fünot^ioc
fieute feien (^litt, 3i"äcnborfs aj^eobgie II, 554 ff.). Der bebeutenSfte t^eobgif^e
Denfer bes 18. 3ö$^^wnberts, ber o|fen ju i^r fid^ befennt unb ooqugsroeife baju bei=
getragen ^t, fie für itn (Blauben oicler grommen ju befeftigcn, ift ber Sd^ioabe g.
%. ätinger. Sr geborte Rreifen an, in meldten bie Sd^riften ijjeterfens, ber £eabe unb
60 ber p^imbelp^ifc^en (Befellfc^oft gelefen xourben; fein greunb 9ieltor S^ill in CLabo
a^olotaftofl» 619
empfing 3^"9"iffc fii^ j^"^ ^^^^^ *>urd^ (ErfAetnungcn 33erftorbener (ogl. (Ermann,
Ötingcrs fiebcn unb 95riefc 1859). 8ci i^m (elbft bilbete fle ein ©cfentlit^es (Slicb
feines eigentümli(^en i^ologif^en 6qftems. Die biblifd^n ^auptftellen ftnb t^m 1 Sio
15 unb (&pf) 1, 9—11, wonai^ dies unter ein $aupt DerfQ|l ©erben foll; unter bent
Üob, melier als le^ter gfeinb abget^an roerben foII, oerfte^t er alles unorbentlid^e in 5
ber Areatur, unter auovioq^ ipie bte ^öKenftrafen bejeic^net feien, ni(^t idqs !einen
Anfang unb !ein Cnbe ^abe, fonbem nur etiDOS, beffen Anfang unb (Enbe oerboroen
iDerbe ober toas, nad^bem es eine 3^it long gemo^, fi(^ ins Unfi^tbare jurüdFjieQe ;
waii Qusgeftanbenem (geriet, fagt er, toeroen qu^ bie Serbammten (&ott unb bent
fiamm für i^re Strafen bauten unb re(^t geben; ®ott, loel^er SBater aller 9lad^Iommen 10
^^Ibams fei unb feinem 6o^n 3^fus SRad^t über alles (^leifd^ gegeben ^be, XDerbe bie
QhDigfeit fo 5U bef^Uej^en n)iffen als 31 unb £), bap il^m alle feine (Jfeinbe bauten
(ogl. bei (Ermann unb bei Sluberlen, X^eofop^ie £)tingers). Darüber aber, xxAt mit
ber (Semig^eit, bajs bie geri^tli^en Ser^öngniffe ben SBillen beugen unb 5um (guten
umbeugen werben, bie ^ei^eit bes SBillens unb ber freixDillige (E^ralter bes (&uten 15
^ufammenbefte^e, finben vm bei i^m gar leine (Erörterung, xx>\t benn über^upt feine
2:^eofop^ie geneigt ift, bie fittli^en $ro5effe xm natürlid^e (ja loo^I gerabeju nad^ 9Ina:>
logie oon p^qfitalif^en unb (^emij^n) auhufaffen; ogl. borüber a. @(qmib, Z^"^
1870, 6. 103 ff. Dag au(^ 3. 91. Sengel an bie Slpolataftafis geglaubt, es jebo(^
für gefä^rli^ unb bes^lb oenoerflid^ erüort ^abe, fie ^u le^en, loirb uns loenigftens 20
burd^ eine Slufjei^nung pus bem Areis feiner gr^eunbe beseugt (5Bart^. Sübbeutf^e
Originalien II, 23; bie ^uj^erung: „loer oon ber 3IpoIat. (Emji^t not unb fagt es aus,
ber fd^mä^t aus ber Spule'S gehört nidbt, xx>\t man fe^ ^uftg lieft, Sengein, fonbern
jenem ^lufjeid^ner an). Sie ^^ai aber bejonbers au^ bur^ ätingers (Einfluß unter ben
pietiftif ^en (&emeinf(^aften Württembergs n)ettbtn C&eitung gewonnen unb bellten : bei 25
ben fog. äJli^elianem unb aud^ rooj^l ben ^regiserianem; über bie £e^re bes an
üBö^mefd^e unb Ötingerf^e Ü^eofopie fid^ anfd^liegenben SRid^el $a^n ogl. $aug,
Stubien ber roürtemb. (Beiftli^teit Sb XI, $. 1. unb Stro^, b. fle^e b, ©ürtt. 2^eof.
3. SR. $a^n 1859 (baju oon 6tro^ felbft: (Ebriftus, ber (Erftling ber (Entfd^lafenen,
Stutt. 1866, ogl. Sd^mib a. a. O. S. 126), über bie bes (SSfarrer) ^rejijer: in ao
^artmanns mürttemb. eoangel. jtird^enblatt 1842, 6. 430ff.; ^almer, (Sememj^. unb
Sehen SBürttembergs. Sluger^alb Deutfd^lanb finb als fold^, n)el$e bie fieqre aus
ber Duelle jener bur^ ^eterfen unb bie Serleburger Sibel oertretenen SK^ftit em«
pfangen ^aben, bie na^ SImerila ausgeu)anberten unb bort noc^ in Heiner 3^1 f^^^
befte^enben (roiebertöuferif^en) lunter 5U nennen (ber 2lrti!el lunler in ^9. Stoffs 86
Religious Encyclopaedia bemerlt oon biefer i^er fiebre nl^ts).
Sieben biefer mqftif^en, t^eofop^if^en Stiftung erQob fid^ oon einem me^r ratio«
naliftif(^en Stanbpunft aus ein Sßtberfpruc^ gegen bie (Emigfeit ber ^bllenftrc^en. (Er
ging nid^t fo mie bort oon ber religibfen unb fpefulatioen Zenbenj aus, bie gefamte
äßeltentmiolung auf ein ^armonif^es (Einsmerben mit (Sott auslaufen ju laffen, «o
fonbern oielme^r aus einer Setra^tung ber Sflnbe unb l^rer 9Racbt, xx>ma^ biefe mehr
bloge Sd^mäc^e, als energifd^er unb fid^ felbft oer^ärtenber SBiberftreit ^egen (Sott ift,
unb aus einer SBürbigung ber menf^li^en 6(^ulb, roonad^ eine (Emiglett ber Strafen
filr biefes seitli^e S^er^alten ungere^t erfd^ien. 93on ba aus xx>ax bas Sraebnis ntd^t
eine fol^e geroiffe äbeigeugung allgemeiner SBieberbringung, xx>vt bort, fonbem (nai)' ^
bem Socinianer bei £eugnung erotger Strafen no^ eine 93emi(^tung ber (Sottlofen
angenommen Ratten) nur ber (Glaube, bag bei ben Strafen immerfort Sefferung mogli(^
unb oon (gott beabfi(^tigt bleibe ; hierbei n)irb teils baqin geftelU gelaffen, ob loirlli^
alle (&ottlofen oon ber uRöglic^leit (gebrau^ machen ober oieueu^t bod^ eine Slnjabl im
üBöfen ju Dcr^arren oorjiebt, meiftenteils jebo^ roirb, freili(^ o^ne ftrenge Segrünoung, w
bas, baß enblic^ alle fid^ belehren lapen, als n)a^rfc^einli(^ unb als (Begenftanb juoer«
fi^tli^er $offnun^ ^ingeftellt. äRotto ift je^t namentliA au^ ber (&eban!e, ba| bie
Seligleit ber Seitgen mit bem burd^ bie SJerbammtcn ^eroorgerufenen äBitgefü^l fi^
ni(^t oertrüge. So bei ben rationaliftifc^en Dogmatifem feit ber 2. $älfte bes oorigen
3a^r^unberts insgemein. 2lber aud^ Supranaturaliften roie j. 8. Slein^arb laffen Die w
3n)eifel an eroigen Strafen unb bie SMöcjlid^leit ifirer beffemben SBirfung 5U.
Seftimmter ift S^leiermat^er (in feinem „Ct$riftlid^en (Stauben" unb in ber 9lb»
^anblung „Über bie fie^re oon ber (Enoä^lung") für jene eigentli^e Slpolataftafis ein«
getreten.* SBir bürfen, fagt er in ber (Slaubensle^re, ber milbern Slnfi^t, baft einft burd^
bie Kraft ber (Erlöfung eine allgemeine äBieber^erftellung aller menfc^lic^en Seelen er« ^
620 a^oloiiiftaft»
folgen toerbe, ido^I menigltcns ein glei^es 9{eAt einräumen mie bet anbern, bag ein
2et( uniDteberbringH^ oerloten ge^e; unb in lenet SDb^nblung: er möchte, mos i^n
betreffe, gerne nur einen Unterf^teb jtoif^en frü^rer unb fpäterer 9Iufna^me in$ 9ttx^
(r^rifti annehmen. (Es ift i^m ein unau^sli^r SRigQong, xDenn unter Sorausfe^ung
5 einer gfortbauer noA bem Zob ein Xeil ber 9Renfd^en oon ber (Semeinfd^aft ber (Er*
löfung ganj au$ge[dDlo|[en gebaut iperben follte. Das (Entf^finben ber (Bemiffensqualen
n)are i^m bei ben Seroammten [d^on ein 3^i$^n, bog fie im S^nfeits bejfer feien, als
fie im 2)ie5feit5 geipe[en. (Ein quälenbes Semugtfein oerUei^er Seligleit ift t^m nur
benlbar, loo auA no^ ^o^igleit ba ift, bie Seligleit im Semugtfein toenig^ens na^<
10 subilben, ja feloft an %x teiljune^men. Die $au|rt|ad^e aber, looburc^ bei Soleier«
mac^er bie ^nno^me einer fiäem allgemeinen fbolataftafis möglid^ erf^int, Jft feine
beiannte beterminifti|(^e ^uffaffung uon ben SBiuensuorgangen unb uon ber 9lrt, loie
bie Slnjie^ungslraft bes (Erlöjers mxdt. (Bans offen erflärt uoüenbs 9. <3äjitx>thtx in
{einer c^nftlidpen (Slaubensle^re, bag, ba C&ottes (bmibt ade jur itinbf^o^ bepintmt
15 fy^f rf<^in (Enbe bas enblidbe (Bef^ö))f fi^ oon ber unenbli^en (Bnabe gemmnen laffen
milfle'', votnn au(^ bie Serftodt^it nur burc^ fd^uieres unb bauembes (Elenb fi^ er«
toeiq^ lajfe.
^nltd^ fyA fic^ in (Englanb ein SBiberbruA gegen bie (Emigleit ber Strafen unb ba}u
teihoeis aud^ bie Slnna^e einer oSUigen äBieoerbnngung oon ben (Eir^fiffen bes alten
20 @05inianismus, oom £atitubinarismus unb loo^I auqi oon fd^ioärmerifd^n Stiftungen
ber bis auf bie 9leu5eit loenigftens bei einzelnen forter^Iten. (Eine Sufammenjtellung
fol^ „Unioerfaliften" oon Dr. SRuft, Bifqof oon Dromore (t 1675), an gieW 5. 5B.
Evans s sketch of the various denominations of the Christian world (bie in
immer neuen Auflagen augerorbentlid^ loeit oerbreitete übrigens oberflSd^Iid^ Schrift
25 eines 1827 oerftorbenen englifd^en Saptiften). X^Iogen berühmten 9lamens finben
fi^ inbeffen unter jenen niqi
(Eine eigene lird^Ii^ Semeinfd^aft oon „Unioerfaliften" bat fid^ in ben je^igen
bereinigten Staaten oon SRorbamerila gebilbet; bur^ 3o|n ÜKurroq, ber als Sd^fller
bes fionboner C&eip^en Zornes 9{eIIq 1770 borffiin lam, unb ganj befonbers oun^
80 $ofea Salbu (um 1800), — mit einem (Blauoensbelenntnis 0. 3. 1803, monad^
®ott „will finally restore the whole family of mankind to holiness and happi-
ness". 3m 3. 1883 ^e bie (Semeinfd^aft 939 (Einjelgemeinben unb 4 „coUeges"
unb 3 „theological schools". Sgl ben %. Universalism oon (E. $. dopen in
S^ffs Rel. Encycl.
86 (Eapen burfte bort mit 9{ec^t fagen: too^renb ber Iir(^Ii(^ organifierte Unioerfalis^
mus aufs amenlanifd^e (gebiet [i^ bef^rSnle, fei bie fie^re roeit oerbreitet in (Englanb
unb S^ottlanb, in Deutfd^Ianb, ber S^xoeij unb Sd^toeben. Denno^ bot [ie ober bie
fie^re oon ber 9Ipo!ata[tafis fein namhafter beutfd^er Dogmotiler naA S^ioeijer me^r
5U be^au^en ^emaat. Die Sebenlen inb nid^t blojj jfir Sortömpfer ber fir^li^n
40 Crtl^obosie (n)te befonbers ^^ilippi), fonbem aud^ für etnen 9Rartenfen u. Domer, für
einen lob. Sed, für einen fitpfius 3U mächtig. SJerfod^ten loorben ift fie in ber neueren
3eit befonbers burd^: Lic. Dr. D. 9{iemann, bie £e^re 0. b. npolataftafis, 9Ragbe«
bürg 1889.
33or allem toirb es |ic^ um bie biblifd^e Segränbung banbeln. itein unbefangener
46 (Exeget oirb be^au;rten, ba^ in ben Husfprfii^en ^c[u uno ber apoftolifd^en URanner
auger ^aulus gegenüber ben (aud^ oon 9tiemann in i^rem (geioi^t anerfannten) SBorten
oom eu)laen JJeuer u. f. ©. (9Kt 25, 41. SKc 9, 48), oon ber au^ im anbem 4on
unoer^ebbaren Sünbe (Wi 12, 32), oon einem 9Jlenfd^en, bem bef|er XD&tt nie geboren
3U Jem (SDlc 14, 21. TOt 26, 41), unb nomentlid^ gegenüber ber allgemeinen 3bee
50 eines ben SIb|d^Iug ber SBeltentioitflung bilbenben unb nun eben jur Seroammnis oieler
ausfd^Iaaenben (Smä)is bennoc^ fene 9lpoIata|ta]is eine 6tü^e ober überhaupt 9{aum finbe.
$lnberer)eits mug anerfannt xoerben, ba^ eine 3{tif)t paulimfd^er 6Sl^e unb Slusfü^rungen
bie fiebre, bag ®ottes ^eilstoiKe enblt^ [id^er in allen fim realifieren loerbe, ju ent-
ölten jd^eint, ja, toenn ni^t bur^i^lagenbe (Segengrünbe fid^ erpben, [ie uns unab^
56 toeisbar nol^e legen müjgte. Die fiebre toöre bann eine eigentümlid^ paulinif(^e, ju bei
ber Slpoftel oermdge feiner befonbem böseren (Erleu^tuna unb Slufgabe toeiter geführt
n)orben matt unb toelc^e fo allen Slnfpru^ auf unfere vlnerfennung ^ötte. (Entgegen
fte^t aber bei ^aulus ni^t blojs bie ausbrfldlic^e Slusjoge oom en)igen Serberben 2 2^
1, 9, ber gegenüber man biefen Srief i^m abfpred^en ober au^ (ogl. au(^ Seqjc^lag in
60 feiner SReuteftamentli^en Ideologie) fagen mBd^te, jenen gortf^ritt ^abe ?Pouius eben
8)»ifatafta{{d 621
erft naii ber Slbfaffung besfelben gemalt. (Segenanlnbe Hegen Dielme^r Dor in thtn*
ben[elben Sriefen, toeu^e jene Seioetdftenen ffir bie 9lpoIataftQ|is enthalten unb man
mfiüe, menn man m(^t aegen fie bie Slugen Derf^Iiegt, ju ber ^5# unflaren Slusfunft
greifen (ogl. iRiemann), oag bös neue bem SJauIus aufgegangene £i^t feinen eigenen
(gei|t unb ben 3n^It feines Denlens nur erft unDoIQommen bur(^brungen ^obe. ober 5
?erabe5u (nie SAmiebel im Aommentor ju 1 Ao 15, 28) bie oröbften 9Bibernmi(^
ei i^m für möglt^ edl&ren. SBä^renb nämlid^ ^aulus booon, Sag er bier fo neue
3been einfahre, nirgenbs ettoos ausbrfidlid^ bemerlt, gebraust er bie 93^pffe Mvarog,
(hnjjkeia u. f. n). gang in ber ^rl5mmli(^n SBeife, bei ber an leine 94)oIataftafi5 ju
benfen mar, unb namentli^ erf^eint bei i^m bas (Seru^t mit feinem oerbammenben 10
Urteil gans nie fonft im 31%, als befinitioer ^f^Iug unb nimmermehr (nie '&t^\ifim
mittelft bes (Einen äusf^(^s 1 Ao 3, 15 beriefen ^aben toill) als ein SHt, in xx>th
Aem ber no(^ unerloften 3Ren[(^^it bie jfl&tigenbe (Snabe (Sottes beigebrad^t merbe.
I)emna^ mug oielme^r eben fiir jene SeneCsftellen ber SIpoIataftafis ein anberer Sinn
anerlannt merben. ^aulus toirb in 915 5, 18 f. 11, 31 nur oon einer allgemeinen 16
Üenbens bes ^eilsprojeffes unb ni(^t au(^ oon einem toirlli^n (Einge^n aller eingelnen
in i^m reben. (Er lögt 1 ito 15, 22 bie ber (ErI9fung 3Biberftrebeiwen gan^ auher Se«
trac^t. (Er brauste au^ bei feiner Slusfage oon 3^fu (Erlofun^ $^i 2^ 10 f. neben ber
(gefamt^eit berer, })ie i^m (obpreifenb ^ulbigen, ni^t nottoenbig jugletA berer ju ge»
benfen, in beren ubenounbenfein unb &7id}Xeia feine ^errf^oft fi(^ bet^fitigi (Er lann 20
enblic^ C5ottes ehm rä ndvta iv näoiv 1 Ao 16^ 28 (toorüoer au^ fonft no^ esege»
tif(^ geftritten toirb) au(^ bei biefen injofem oenoidliAt [e^n, als fie abfolut auner
3Bir!)amfeit gefegt unb ju einer Offenbarung ber SRacpt, oer (Sere^tigleit unb ^eilig«
feit (öottcs geworben finb. — Über 31(5 3, 21 ogl. oben S. 616, 8.
3nnere C5rflnbe, n&mliA ber (Sebanle an bie aüumfaffenbe erbarmenbe £iebe25
(Sottes, treiben (ogl. ni(^t blog DogmatBer toie SRartenfen, Domer u. a., fonbem aud^
Aa^nis) auf bie $nna^e ^in, ban bur(^ biefe eine bSftige ^eilsbarbietung, toeU^
ben betreffenben Subjelten oirllic^e ^eilsanno^me mdgliA moo^e. allen 3Renf(^en loenig^^
ftens nom in einem Sn^if^^njiuftanb jioifi^n Xob xm (Seri^t fi^er ju teil toerbe vm
bag fo leiner o^ne lene SDlogIi(^Ieit unb o^ne eigenes 3^^to6en ber C5nabe bes »o
feiles oerluftig gebe, toenn aud^ oon neuteftamentli(^en 9Iusfprfl(||en nur 1 $t 3, 18 f.
(unb etioa no$ 3Rt 12, 32, u)ona(^ für anbere Sfinben ab» bie fiSfteruna bes ^t.
C5eiftes eine ÜBergebuna auA no(^ im 3^nfeits möali(^ fei) fi(^ bcrffir anführen lagt.
9{ber in ebenberfelben ^uffaffung bes göttlid^en ^eilsoillens unb ^eilstoirlens in feinem
93er^altni$ jur menf(^Ii(^en Seloftbeftimmunp liegt ber ^au^rteimoanb gegen ben toeiter- ^
gebenben C5ebanlen einer u)irlli^en allgemeinen SBieberbrinaung. Denn bie Si^er^eit,
bap jenes loirllic^ bei allen guten Srfolg ^abe, u)flrbe ia bie SRBgliAIeit einer fort»
^efe^ten gottioibrigen Selbftbeltimmung oer Siwjelte aus|(^Iiegen unb wr (Einge^n auf
lenes lodre nic^t me^r 6elbftbe|timmung. S^mer fagt oon einem SBiberftrette ber
Sünber gegen jenes ni(^t blog bie ^I. 6(^rtft, bag er ju einer f(^IiegIiAen bas ^eil ^
ausfc^Iiegenben Sierftodung füqre, fonbem aud^ ber u)irni^e dergang bes Sflnbenlebens
}eigt jeber^eit Seifpiele genug u)enigftens bofür^ bog foI(^e Sfinber au(^ bur(^ alle (Er«
fa^rung, bie fie oon ber Unmac^t, SrfoIgIo[iaIeit unb Xroftlojigleit i^res gottroibrigen
SSer^altens unb 3uftanbs matten mfiffen, niqt etioa, mt bie Vertreter ber ^[polataftafis
oon i^nen im 3^nfeit$ enoarten, ^nbiid^ bo^ no(^ u)eiA u)erben, fonbem oielme^r im ^^
üro^ immer no^ fi(^ fteigem. Das SRog i^rer (Seoinensqualen ift au(^ Ieinesu)egs
(opi. jene C5rfinbe 6(^Ieierma(^ers) bas URag einer auq bei i^nen no^ oor^anbenen
Sittn^Ieit, fonbem biefelben brechen au^ beim oans llnfittli(^en mit aller SDla^t neu ^er«
Dor, nenn i^m bie SRittel ber 3^rftreuung unb Setöubung im 3BeItIeben entjogen toerben,
unb mit i^nen i[t leinesmegs jAon Steigung unb Araft jum Seffenoerben gegeben ; bas ^
®efü^I ber Unfeligleit femer fqlieftt Ieinesu)egs bie (pl^igleit, loo^re Seligleit fi$ oorgu»
ftellen unb gar mi^ugeniegen, in |i^.
Um ben S^mierigleiten ju entpe^en, toel^e aüerbings ber oon ber 9lpoIataftis«
le^re belömpfte (Sebanle mit fi(^ ^^^^S^ ^6 nAtn bem ooHfommen realifierten unb
obgefc^Ioffenen C5ottesrei(^ etoig eine URaffe oerbammter (Sottlofer fortteftebe, finbet65
neuerbings meit me^r 93ertreter biejenige mffaffunp, na^ toel^er bie SBiberftrebenben,
93erftodten, ber ISBerbammnis preisgegebenen f^Itegli^ ganj oemid^tet toerben (in
früherer 3^it: 6o^inianer; neuerbings befonbers: 9lot^, ^erm. 6(^ul^, ber jurSerm»
^uter aSrübergemeinbe gehörige Dogmatiler ^. $Iitt, ber Snglänber (Ebo. SB^e in
622 9l)iQtatafta{td Wfoh^piitn M Sltett ttftamtnM
feinem „Life in Christ", ber JJtonjofe ^ötooel * Olliff in: Le probl^me de Tim-
mortalit^).
21. 5Rttf(^I (Unterri^t in ber (^riftl. Religion) erflört, bah mir oermöge bes Stanbs
unfrer gegenroärtigen (Erfo^runa bie im KU. bargebotenen Schemata religiöjer Hoffnung
6 ni(|it mit einem birelt anf^aulu^en 3n^alt ausjufüllen oermögen unb bag in ben oa^tn
ge^thdgen Slusfagen über bie Seftimmun^ berer, bie ni^t |elig loerben, bas S^idfal
biefer jtoif^en enbIo[er Qual unb befinittoer 93emid^tung [^oanlenb bleibe, grtiebrtd^
9li^|A fieqt in bem (Sebanfen einer 3Bteberbringung aller, »eil i^nen bie SRöglid^feit
bas $eil 5U ergreifen gegeben roerbe, eine ebenfo bere^tiate $9|)ot^e|e, mit im ®e^
10 banfen ber enbgültigen Ünfeliafeit eines leiles, unb ftelÖ baneben no(^ als britte
^qpot^eje bie jener oolligen Vernichtung ber be^anlid^ ungläubigen.
$ier i[t nici^t ber Ort ju weiterem (Eingeben auf ben (Sebanlen an jene 93emt^^
tung unb bie gegen fie fi^ er^ebenben (Einioenbungen — namentUA ob [ie mit ben
S^riftausfa^en *fi^ oertragen unb ob nid^t auA bur(^ fie, toie burcq bie Slpofataftafis,
16 nur na^ einer anbem Seite ^in, „bas anerf^affene SBefen bes SDlenf^en negiert
©ürbe" (grr. $. K. o. ^anl).
Slneriannt mu^ {ebenfalls loerben, bag roir ^ier auf einem Gebiete fte^en, für
roel^es unfer irbif^es ÜBer|tönbnis ni^ ausreißt, grtaglid^ toirb au^ fein, loie loeit
barüber be[timmte fir(^li(^e fie^rausfagen aufjuftellen ftnb. 3. ITofrlin.
20 9Miofri{iariud« fiujarbo, 3)q« päpftlid^c S5orbccrctQlcn*®cfanbtfd^aft8rec6t, 3un8brucf
1878; Thomassin, Vetus et nova ecclesiaät disciplina P. I üb. II, c. 107 ff.; De Marca,
De concordia sacerdotii et imperii IIb. V, cap. 16 ff. ; ^^ittip^, Äirc^enrccftt ob 6 @. 692 ff. ;
.^infc^iu^, ^irc^emec^t 93b 1 3. 498 ff.
Das 9Bort ift absuletten Don äjioxglvo/jiai antiDortetu ba^er lateinif^: respon-
25 sales. (Es ift 3un&(^ft allgemeine Sejeiqnung filr lird^lid^e 2Ibgefanbte. 6o loerben
bie Don ben köpften 5ur SBa^me^mnng ber SRetropolitanre^te für Sisilien bis jur
ianasenif^en 3noafion Slbgeorbneten (ogl. Gregor. I. Reg. I, 1. Jaffö no. 1067)
0 genannt unb ebenfo bie bi[^dfli(^en iubgefanoten in 9{om (^Suxarbo 33). (5am bt-
onbers aber ift bas 3nftitut bes ^. in ber orientalif(^en itir^enoerfaffung ausgebtlbet
30 genefen, wo bie Patriarchen beim Aaifer, bie Sif^ofe beim Patriarchen 91. in ftänbiger
rein biplomatilAer 9Wiffion beftallten, bas erfte Sorlommen eines ftänbigen (Befanbt-
ttaftsroefens. »gl. Justinian Novell. 123. c. 25; 6, c. 3. 3n biefer 2Beife ^t aud^
oer ^otriar^ oon Slom ftönbige (Sefanbte (fie u)erben au^ diaconi genannt, wtxl fie
meift biefen ordo befafeen) beglaubigt unb ebenfo bei bem (Exarchen oon JRaoenna (ogl.
36 Liber diurnus ed. Sickel p. 58). Unb sroar f^eint £eo I. 5uerft apocrisiarii unter=
galten 3u ^aben, roö^renb in ber 3^^ ber ilonollaftifc^en Streitigleiten biefe SMiffionen
aufhören. ÜJlit bem „Slpolrifiarius" ber frönlifd&cn Äirc^enoerfaffung ^aben bie ^ier he-
Rubelten nur ben 5Ramen gemein. (S. 9Irt. Slr^llappellanus). G. Sricbbcrg.
^ohtfpf^tn bcö Slten Jeftamentcö. — Das SBort än6xpvq)og, auf S^riften an=
40 gemanbt, lann entroeber fol^e S^riften bejei^nen, roel^e oerborgen getialten toerben,
ober fold^e, beren Urfprung oerborgen ift. 3n beiben Sebeutungen ift bas SBott in
ber patrtftif^en £itteratur na<i^u)etsbar. 1. SBenn bie Sln^änger bes ^robicus nad)
Clemens Alex. Strom. I, 15, 69 fiA rühmten, ßißkovg ojioxQvijovg bes 3o^öaftcr
5U beji^cn, fo nannten fie biefe Sü^er änöxgvcpoi ni^t, roeil i^r Urfprung i^nen
46 bunlel roar — benn fie führten biefelben ja auf 3oroafter jurüd — , fonbem rocil bie
Sü^er oon ibnen als ©e^eimf^riften oerborgen gehalten mürben. Der ©runb bes (5c-
^eim^altens ift in biefem galle ber befonbere SBert, melden man ben Schriften bei
legte. £s lann aber aud^ umgele^rt oorlommen, bag man (Schriften oerborgen fßi,
roeil fie minbenoertig finb unb man fie barum bem allgemeinen öffentli^en Gebrauch
50 entjte^en u)ill. 3n biefem Sinne Unterf^eibet Origenes sroif^en otn im öffentli^en
©ebraud^ ber Äir(^e befinblic^en unb ben opolrgp^ifqen S(^riften, Comment. in Matth.
tom, X e, 18, ad Mt 13, 57 (ed. Lommatzsch III, 49 sq.): yga(pfi /aj q)eoo-
juevfj fiev h röig xoivölg xal deörj^vfievoig (l. dedrjjiioaiEVjuevoig^) ßifiÄioig, cix^k
ä' ort h änoxQvgpoig (pegojüievf]. Ibid. Series e. 28, ad Mt 23, 37 — 39 (ed. Lom-
66 matzseh IV, 237 sq.) : Propterea videndum, ne forte oporteat ex libris secre-
tioribus, qui apud Judaeos feruntur, ostendere verbum Christi . . . Fertur
ergo in scripturis non manifestis, serratum esse Jesaiam. Ibid. Series e. 46,
ad Mt 24, 23 — 28 (ed. Lommatzsch IV, 295): Quando enim secretas et non
«(i^InMi^ett bei» «Um SefttmeiiM 623
vulgatas scripturas proferunt ad confirmationem mendacii sui. Ibid. Series
c. 117 fin., ad Mt 27, 3 — 10 (ed. Lommatzsch V, 29): non invenitur in pu-
blicis scripturis, sed in libro secreto, qui suprascribitur : Jannes et Mambres
über. Epist. ad Afriean. c. 9 (ed. Lommatzsch XVII, 31): cov riva ocb^erai
h dnoxQvcpoig . . , . iv ovdevi rcov (pavegcbv ßißUcov yeygajufieya . , . . ev rivi s
(hroxQvqcp rovro (pegerai. §iemQ^ i|i dfo ajioxgvcpog fo Otcl mit secretus, bcm
öffcntli^en ©ebrau^ enljogen. Der (5egen|a§ ift xoivög, dedrj/LLevuivog (ober dedrj-
fioai€iffiryog?)t manifestus, vulgatus, publicus, q^avegög, Sben^ bei Didy-
mus Alexandr. ad Acta Apost. 8, 39 (MSG 39. »b S. 1669) : avx etgrj"
Tai ... iv raig dedTj/uooievfievaig ßißloig, h änoxgvcpou; ieyeiai. Demjetbeil lo
Spra^gebrau^ folgt Sufdbius, loenn er bie fononifi^n, tm 5ffentli(^en (&ebrau(9 ber
Äir^e befinbli^en Sfid^er dedrjfwoiei'fxevoi nennt (Hist. ecd. II, 23, 25: iv nhi-
maig öeÖrj^oaievfihag ixxXi]ai(ug. III, 3, 6: iv ixxltjolaig lofiev airto dedmio-
niEvuivav. III, 16 : h Jileimaig hcxktjoiaig bil tov xoivov dsdrjiLioaievfihnjv). 3(u(^
in pieronqmus' äberfe^ung eines gfe|wriefe5 bes X^p^ilus oon SHexanbria e. 20 15
(Hieron. epist. 96, opp. ed. Vallarsi I, 579 = Gallandi, Biblioth. Patnim VII,
622) finben roir bie Crflörung Scripturarum quae vocantur apocryphae id est
absconditae. (Ebenfo bei PhUastr. haer. 88: Scripturae autem absconditae id
est apocrypha. 3lo(^ nte^r SRaterioI f. bei 3^n, Cpef^. bes neuiejtamentlid^en ito«
nons I, 126 ff. Slugenf^etnli^ le^nt fi^ bi^ (^riftli^e SproAgebrau^ an ben jfi« 20
bifc^en an. Die 3uben pflegten (Exemplare ^iltger S^rtften^ toelc^e f^ob^ gen)orben
maren ober aus einem anbem (Srunbe |i(^ nU^t me^r für ben öffentliqen (Sebrou^
eigneten, an einem oerborgenen Orte ju beponieren, tta>a qu(^ fie ju oergraben, meil
man fid^ fc^eute, fie geiDaIt|am ju jerftoren, gür biejes „oewergen" l|t oer fte^enbe
terminus technicus ^^^^ etgentlt^ ,,aufbeiDabren'' (9Htf(^no 6(^Qbbai^ IX, 6. 6an^^25
brin X, 6; na<i^ festerer Stelle [olUe oas „Slufberoa^ren" ou^ gef^d^n mit beiligen
6(^riftenp mel^e unter ber Seute einer naA Dt 13, 13 ff. n)egen (Bö^enoienpes
5er[törten 6tabt gefunben tourben). 3n berfelben SQBetfe oerfu^ man aber mif mit
Schriften, n)el(^e megen ibres bebeiriliAen 3td^Ites bem offentli^en (gebraute entjogen
roerben [ollten. Äonig ^felta „oerbarg^' bas $eilmtttelbuq (m^is^ ^cc)^ toeil es bem so
C&lauben unb ISBertrauen auf (Sott (Eintrag t^ ($e|a(^im IV, 9). Daber ift ^-^ „Dtt-
bergen'' au(^ aerabesu fo oiel toie „für nid^t^Ianontf^ erQoren" (6d^abbai| 30^: Die
®ele^rten moluen bas Sud^ Ao^eletQ oerbergen; au^ bas Su^ ber 6prfi(^ toollten
fie oerbergen. S. gürft, Der Äanon besJlX. 1868,6.91—93; fiewj, Sleu^ebr. SBörterb.
s. V. "^; au^ Sujtorf, Lex. Chald. s. v. t:^. 3n ben M^moires de TAcad^mieM
des Sciences de St. Pötersbourg tome XXIV, Nr. 1, 1876, p. 71—74, teilt
, . , ,^ , . . , .5, 5a^«f ift nid^t ju bepeifeln, bafe
„opotnip^" naif feiner urfprüngli(^en unb eigentlichen Sebeutung tm Krc^Itd^en 6pra^« 40
gebraud^ nichts anberes ift als „00m offentU^en (5ebrau(^ ber jtir^e ausgefiqloffen" (fo
mit 3itä)i 5. S. ^ottinger unb na^ i^m Ser^olbt unb $ug, in neuerer Stü tilgen«
felbt, §oI^raann, 3^" ^' <^)- — 5)as grie^if^e &7i6xgv(pog fann aber au^ 2. eine
6(^rift beseid^nen^ beren Urfprung oerborgen, unbelannt ift, mas bann leiAt in bie Se«
beutung ,^untergefd^oben, une^t" überging. 3n biefem Sinne erüfirt ausbrüAtd^ Augustin. 45
De civit. Dei XV, 23, 4: apocryphae nuncupantur eo quod earum occulta
origo non claruit patribus. 93gl. contra Faustum 11, 2 (ed. Bened. VIII, 156) :
de iis qui appellantur apocryphi, non quod habendi sint in aliqua auctoritate
secreta, sed quia nuUa testificationis luce declarati de nescio quo secreto,
nescio quorum praesumtione prolati sunt. — 3n oielen gällen KM fi^ nic^tßo
me^r entf^eiben, neigen 6inn bie 6^riftftelter mit bem SBorte oerbunben qoben (5. S.
Öegefipp. bei Euseb. hist. ecd. IV, 22, 8; Clemens Alex. Strom. III, 4, 29;
Constit. apost. VI, 16; Athanas. epist. fest. 39). (Es f(^eint aber, bag ber ur-
prfinglid^e 6inn, meieren mi bei Origenes fo f6arf unb bnf^uent fef^e^Iten fe^en,
(^on in ber ^tW oor Origenes ni(^t me^r im al^emeinen Sen)ugtfein gelebt ^t. Ss ss
bürfte Q)enigftens fragli^ fein, ob er bem 3renäus unb ZertuIIian an fo^enben Stellen
beutli^ oorgef(^n>ebt ^at (n)ie 3<^n 6. 135 ff. annimmt) : Iren. haer. I, 20, 1 : äfiv-
dtjTov nkrßpg djioxgv<p(ov xai vö&ayy yga(po}y, äg airtoi inkaoav, notgeujtpigovoiv
(oon ben UJIariofiem). Tertullian, De pudicitia c. 10: si scriptura Pastoris, quae
sola moechos amat, divino instrumento meruisset incidi, si non ab omni 60
624 8)iolr)MiVn ^^ tUtctt tefttmeiiied
concilio ecclesiarum etiam vestranim inter apocrypha et falsa judicaretur.
9la(^bein bos 3Bort einmal eingeführt nmr, lonnte m bet beffen SRe^beutiglett leu^t
anif eine Dom uxfprfinglic^en Sinn obtoeid^enbe Sorfteüung bamit oerbinoen. Set
Sluguftin i|t bies ja fi^er. 3[u(^ ^ieronqmus f^eint an obfturen Urfpntng ju benien,
5 iDenn er folgt (Epist. 107 ad Laetam c. 12, ed. Vallarsi I, 688) : Caveat omnia
apociypha .... sciat non eonim esse, quonim titulis praenotantur. Selbe
9RerImaIe trafen eben baufig jufantmen: ber Sfusf^Iuh oom dffentliAen ®ebrau^ ber
5Ur^e unb ber obflure urforung. 6o oerallgemeinert fid^ f(^Iie^Ii(^ bie Sebeutung bes
3Bortes fo nett, bag es flber^oupt bas Serle^rte unb 6(^le^te bejeic^net. 6o in ber
10 (ateinif(^en Searbettung von t)rigenes Prolog, in Cant. Gantic. s. fin. (Lommatzsch
XIY, 325): de scripturis his, quae appellantur apocryphae, pro eo quod
[multa in iis cornipta et contra fidem veram inveniuntur a majoribus tradita,]
non placuit iis dari locum nee admitti ad auctoritatem (bie oon nttr etngeHam*
nterten 9Borte f^einen Dom Iateinif(^en Searbeiter ^ersurfi^ren). — Sgl iiber^upt:
16 Suicerus, Thesaurus ecclesiast. s. v. äjidxQvqxK; J. H. Hottinger, Thesaurus
phüol. 1649, L. II c. 2 sect. 1 p. 521 ; Sert^Ibt, Sinl. in fammtl. lanon. unb
apob. 6^riften bes £. u. 912: I, 45—48; $ug, (Einl. in bie 6i^riften bes 9tX. l,
§ 17; ThUo, Acta Thomae, 1823, p. XCsqq.; ®iefeler, 3Bas ^tgt Wfoftqflfyi\(fy?
(JT^StÄ 1829, S. 141— 146) • Sleel, X^StÄ 1853, S. 267 ff.; (Erebner, (5eMb. bes
20 neuteftamentl. itonons, 1860, 6. 110 ff.: ^ilgenfelb, Der jtonon unb bie itrtttt bes
311., 1863, S. 6 ff.: 3)erf., ffiinl. in bas KI., 5.30 ff.: Danko, De sacra scriptura,
1867, p. 72 sq.: §oI§niann, ®nL in bas 911., 3. »ufl., S. 145 ff.; 3a$n, ffief^.
bes neuteftamentl. Aanons I, 1, 1888, 6. 123 ff.
3n ber alten itir^e unb im SRittelalter ift bie Sejei^nung „apoh^D^il^'' fo gut
55 mie nie auf bieienigen 6(^riften angetDonbt u)orben. ffir n>eld^ bann in ber protefton«
tif^en Airqe biefe SejeiAnung flbltq tourbe, nSmli^ auf bie bem ^ebröilAen itanon
fremben Stfide ber grie(^i|(^en unb lateiniMen Sibel. (Es toar bies auA nt^t m^Iii!^;
benn fie ^ben ^atfa(^Ii^ faft ftets jur grt^if^en unb loteintfd^en Sibel ge^Srt Kur
^ieronqmus äugert fid^ einmal, im prologus galeatus, in ber 9Bei[e, ba| aüerbings
80 biefe 6(^rtften unter bie ilategorie ber apocrypha fallen (f. unten). (Er fte^ aber
bomit in ber alten Air^e gam allein. 9Iu^ im äRittelatter finb ^ftens ganj oer»
eimelte Stimmen ber Slrt naq^moeifen ($uao o. 61 (Earo, bei be SBette<6^raber, StnI.
in bas 9IX. 6. 66). (Erft in oer proteftantif^en Air(^e ift biefe Seseic^nung mirflic^
aebröu(^Ii(^ geQ)orben. Der erfte, ber fie, mit ausbrflcRi^er Serufung auf ^ieron^mus,
56 tn ben allgemeinen (gebrauch eingeführt ^, ift Aarljtabt in feiner 6(^rtft De cano-
nicis scripturis libellus, Wittenbergae 1520 (abgebr. bei (Erebner, S^^ (5ef(^. bes
Aanons, 1847, 6. 291 ff.). (Er jagt babei auif ausbrficRi^, in U)el(^em Sinne er bos
SBort meint. 9ta^bem er n&mli^ juerft eine etqmologif^e Definition gegeben ^ai
(Srebner S. 347 : apocryphae dicuntur, quarum origo occulta est vel prioribus
40 non damit), fagt er bann weiter, bog biefe Definition ni(^t immer sutreffe: constat
incertitudinem autoris non facere apocrypha scripta, nee certum autorem
reddere canonicas scripturas, sed quod solus canon libros, quos respuit, apo-
cryphos facit, sive habeant autores et nomina sive non ((Erebner 6. 364). Sta^
C^m ift alfo „cmofr^p^if^'' lebigli^ fooiel als „ni(^t«Ianonif(^". Unb in biefem Sinne
46 ^at iDO^I au^ bie proteftantif(^e Air(^e bas SBort immer oerftanben. Die erfte Sibel«
ausgäbe, in n>e((^er bie betreffenben Schriften gerabesu als „opoIrQp^ifc^e" besetd^net
U)erben, ift bie grtanifurter oon 1534, ber no^ in bemjelben 3<^^^^ ^i^ ^^[^^ £ut^d)e
folgte (^anjer, (5ef(^. b. beutf^en Sibelfibcr|e^ung, 1783, S. 294 ff.).
9Bir ^abtn f)m oon ben Stpolr^p^en bes tZ.s im Stnne ber proteftantij^n itir^e
60 3u fprec^en, alfo oon benjentgen Stüaen ber grie^i|(^en unb lateinifd^en Sibel HX.s,
n>el(^e fi(^ im ^ebr&ij^en Aanon ni^i finben.
I. Stellung im Äanon. — Der ^ebröifc^e Sibelfanon ftanb in bem Umfange,
XDÜ^tn er je^t ^at, im 1. 3<^^^- ^^^ C^^* \^on fo gut n>ie feft. 9lur über etnselnes,
n)ie Ao^elet^ unb ^o^eslieb, n>urbe no^ geftritten (aRif(^na Edujoth V, 3 ; Jada-
66 Jim III, 5: Deli^f^, in ber 3lZf)S{ 1854, S. 280 ff.; prft. Der Äanon bes «X
na(^ ben äberlieferungen in Xalmub unb 9Ribraf(^, 1868). 3m großen unb ganjen
ftanb bie Sac^ie feft. Denn 3oIep5us giebt bie 3^^! ^^^ Schriften, ©eld^e „mit Sec^t
jBcrtrauen genießen" ßißlia . . . dixalcog nemcnevueva auf 22 an (c. Apion I, 8;
bas oon (Eufebius in fetner SBiebergabe ber SBorte oes 3of^^us Hist. eccl. III, 10
60 oor TimiatBVfiha eingej^altete ^eXa fe^It im grie^if^en unb Iateini|^en Xexte bes
9)wld))ri^ M WitM tcftottaUel 625
3o[e^us). 9ta^ Dcigenes (Euseb. VI, 25) unb ^ieron^mus (prolog. galeatus ju
ben Sfimm Gomuelis) irflegten aber bte 3uben |u i^er 3^^^ ^ie S^rqten unjeres
je^igen Aanojts |o ju jS^Ien, bag bie S^^^ fi9 ^^<^- 3Bir bfirfen ba^er ido^I
annehmen, bog onA \i)on 3o[^^U9 btefe 3&^bing tm oinne ^ Unb bamit ift eben
ben)ie|en, bog ber ^mai]^ Aanon im 1. ^o^t^. n. (Sfyc. bereits feinen {ewigen Umfang &
^atte. I)as 3^^^^^ ^ 3of^>^U9 ift oon um |o ar5fterem Seiana, als er für [eine
Selc^id^tsbarftellung mehrere ber nur in ber griecQifAen Sibel befinbli^n S^rtften
benfl^t; fo ben apobnp^iUen Ssra (Antiq. XI, 1—5), bie 3uift6e m Sft^er ^tt.
XI, 6, 6 ff.), bas erfte aRcAabfierbu^ (AnU. XII, 5— XUI, 7). 9ber pm ilanon
fann er fte ni^ gereAnet ^ben. Seloft bas Su^ 3^fus 6ira<&^ bas (na^ S^^t lo
Die gottesbienftli^en Vorträge ber 3uben 6. 101 f.) in ber fflbijqen £itteratur „5u»
meilen in einer nur oon S^nftftellen flblic^n SQBeife^' dtiert toirb, lann bo^ na^ jenem
3euanis bes 3of^^us nid^ mm itanon ber $dl&ftinen|er ge^rt ^aben. ^nbers ftanb
es bei ben ^HernftiMen 3uben. Soioeit mvc namli(^ ben Umfang bes grie^if(^en
SibeOanons |urfiA>erToIgen fSnnen, ge^en 2u bemfelben ou^ eine !Rei^ oon S^rtften, 15
loel^e im ^eoräi|4en Aanon f eblen. Seftimmte 3^ni{fe ^ierffir aus oor(^riftIi^r 3^it
^aben roir allerbnms ni^t. imx bie X^o^, baß Die CC^iften mit ber grie^if(^n
Sibel suglei^ au^ biefe anbem S^riften em^ngen, ma^t es bo^ ^B^ft rDa^rMeinli^,
bag biefelben auA mm ftanon ber ^Heniftifmen 3uben jel^rt fymn. SRan lann ben
®egnem biefer Slnft^t (3. S. fixier. 9rt. ,.ilanon bes 9tX.s'', in ber 1. SIufL bie|er2u
(Enqflopobie) immerhin jupeben, bag ben ^elleniftifcben 3uben fibei^u|rt ber ftrenge
Seariff eines jtanons abgmg. 9ber es nirb boq nU^t bejtritten to^n Knnen, bag
in Die grie4if(|e Sibelfammluna auA fob^e SAriften Stufnopme gefunben ^aben, wtlfy
bem ^ebräifd^en Aanon fremb finb (ogL S^nu^er in be äBettes QEinl. 6. 31 f.; Sleel,
X66tA 1853, 6. 323 ff.). 2>er Umttanb, ba| $^{Io biefe anberen Si^riften ni^t 25
cittert, beioeift gan5 unb gar ni^. I)enn ip^uo ^It fi^ überhaupt ganj oonoiegenb
an ben ^entateu^; ogl. Horneman, Observationes ad illuBtrationem doctrinae
de canone V. T. ex Phüone 1775; (öittom, ®nl. in bas %%.. 4. «ufL I. 122 ff.;
Ryle, Philo and Uoly Scripture 1895, Doju !l^fi3 1895. Übrigens mtrb m einem
Srragmente $^iIos auf Sira^ 12, 10 oenoiefen mit m gformel &&ev xal iöyiov fmäg di- so
ddoxei (Pitra, Analecta Sacra II, 312 = Harris, Fragments of Philo Judaeus
1886, p. 104).
3m bleuen Zejtamente finben fi^ leine ausbrfldtli^en Berufungen auf unfere
fog. Sfofr^p^en^ n>as immerhin bemerlensmert ift, ba bie meiften neuteftamentlimen
6(^rififtener bei i^ren Citaten anerlanntermagen bie grie(^if(^e Uberfe^ung bes 9I!I.s 35
benu^ten (ogl. 3. SB. in betreff bes ^aulus: Kautzsch. De Veteris Testamenti locis
a Paulo apostolo allegatis 1869). Um (Att biefe X&atfaAe ri^tig m toflrbigen, barf
man ni(^t oerge||en, bag au^ eine Slnja^I Ianoni[Aer Triften bes wl.9 im vlZ. nie«
mals, anbere nur feiten citiert u)erben. Sin loirQt^ reid^Iimer (BebrauA toirb nur 00m
^entateu^. ben ^rop^ten unb ben ^falmen ffimaäfi. Sejte^ngen am bie ^iftorifäen 40
Sü(^er finben fiq toett feltener. 9liemals cittert loerben: do^Iieb, ito^Ieu, Cftper,
Ssra, 9te^emia. X)a^ barf au^ auf ben SRangel ausbrfldli^cr Sitate aus ipnen lein
alljugroges ®emid^t gelegt toerben, jumal fi^ anbererfeits nic^t oerlennen lägt, bah
u)enig|tens in einigen S^riften bes 31Z3 bo^ 9lpo{r9p^n benfl^t sterben. Slamentli^
gilt Dies 00m 3^tobu$brief unb 00m ^ebr&erfoief. !Da§ ber 93erf. bes Z^^^lobushiW^ts 45
bas Su(^ 6tra$ fennt, lagt \\i) angefid^ts ber ja^Ireic^en Serfl^rungen jioij^en beioen
f^u)erli(^ in Slbrebe ftellen. SgL j. 95. 3a 1, 19 = Sir 5, 11. aReör bei aßemcr,
a^QS 1872, S. 265 ff. äroeifeflos bejie^tjit^ ber »erf. bes öebraerbrief es c. 11,34 ff.
auf bie (SeiAidbte ber 3RaRabäer, be|. 2. Vlal 6, 18—7, 42. Sludb mit ber äBeis^ett
6a(omonis finoen fi(^ auffallenbe Serfi^rungen. 93gL $brl,3 = aEBeis^eit 7, 26; ^brso
4, 12—13 = aßeis^it 7, 22—24. 3a feftft bei ^ulus finben |i4 fixere Spuren
einer Senfi^ung ber SBeis^eit Salomonis (®rafe. Das Ser^Itnis ber paulinif^en Schriften
5ur Sapientia Salomonis, in : X^ologif^e ^Qanblungen }u SBe^fäders 70. (Geburtstage,
1892,5.251—286).- SSgl. über^aimt: JBIeel, !riJStÄ1853,S.325ff.; bef.337— 349.
Sei ben jtir^enoatem finben mvc oon ben älteften 3^»en an bie 9lpoIrqp^n in 55
allgemeinem C5ebrau(^. Clemens Rom. c. 55 fül^ ausbrfidlit^ 'lovdhd^ f] fiaxagla
neben Sft^er als Seifpiel oeibli^en ^elbenmutes an. Barnab. 19, 9 {/nh yivov ngog
^iiv t6 Xaßdv ixxeivcüv rag x^Q^^* Jigog de x6 Öovvai ovottxov) ge^t beutli^ auf
Sira(^ 4, 31 juriuf (jui] laxo) \ j^elg oov ixterafiiyn eis zo Xaßelv, xcu ev rai
ujiodidovai oweataX^i]), II. Clem. 16, 4 (ed. Gebhardt et Harnack 1876) er- eo
Kca(s(hic9f(o)>Abie fOr Z^cologic unb ftirc^e. 8. «. I. 4Q
16
626 Sfiotr^^eit bed flltctt tt^mvxM
Innert an lo 12, 8— 9. 3m Srief bes fJoIncarp. c. 10 wirb unperlennbar lo 4, 10
citiert. 3uftinus uRortot Apol. I, 46 be^ie^ ft^ QuJ bie 3ujö|e im 8. Dankl SBenn
unter bte[en Sttaten feines bie (Jform eines eigentlul^n S^rlftcttotes bd, fo ift bies
iDO^I nur als jufällig ju betrachten unb aus bem geringen Umfang biefer SIteften fiitte-
5 ratur 5u erfl&ren. SBon Slt^nagoras an laffen fiq aber au^ e^entlid^e (Titote nadf'
U)ei|en. Slt^enagoras Suppl. c. 9 citiert unter ben (pa)val xibv ngofrjToyv, toel^ oom
göttlichen (Seifte infpiriert toaren, bie Stelle Saru^ 3, 35 auf gleu^er fiinie mit 3ef
44, 6. Srenöus citiert haer. IV, 26, 3 bie 3uffi^e im Daniel als Daniel propheta,
haer. V, 35, 1 bas 93u^ 93aru(^ als Jeremias propheta. XertuHian benil^t bie
10 (Sef(^i(^te ber 6u|anna (de corona c. 4) unb bie oom Sei unb Dramen (de idolo-
latria c. 18) unb beruft fi^ adv. Valent. c. 2 auf bie SBeis^eit Salomonis mit ben
SBorten ut doeet ipsa sophia noD quidem Valentin! sed Salomonis. (Clemens
SIexanbrinus citiert namentli^ ben Sirad^ fe^ ^ufig, unb mox mit gformeln loie ly
VQOLqm, fi '&eTa YQCifpVfA ^^^ Xiyei, (prjal u. bgl. ; ni^t |0 ^Sufigi aber au<^ mu
benfelben Formeln, bie SBeis^it Salomonis, 93aru$, Zobit (f. $er6ft, (Einl in bie ^il.
Schriften bes 9I2:.s 1, 25). ^ippolQte Aommentar ju Daniel be^anbelt bie 3^1^^^ ^
grie(^t[^en Xeartes gan^ ebenfo toie bie bes ^rSiMen itanons. 3n feiner S&rift contra
Noetum enoS^nt er, oag 9ioetus unb feine SnqSnger fid^ u. a. au^ auf Sanu^ 3,
35—37 jum (Enoeife i^rer patripaffianif^n (C^ftol^ie beriefen (Hippol. ed. Lagarde
20 p. 44). (Er jelbft giebt bem aegenfiber (ed. Lagarde p.47) eine fopl^iftifdbe Deutung
ber Stelle, bie alfo aud^ ffir il^n eine normatioe SlutoritSt ift Die aBeispeit Salomos
citiert er als e^te nQOfprixela üokouaw negl Xqujtov (Lagarde p. 66 sq.). (Cqinian
mac^t rei^Iid^en (gebrau^ oon 6ira^, SBeis^eit, lobit, Saru$, mit jjformem mit sicut
scriptum est, scriptura divina didt unb ä^nlid^en. Den Sirad^ cttiert er, mit anbere
85 £ateiner, als 9Ber! Salomos (^erbft, (Einl. 1, 30 f.). Sngefi^ts biefer Tfyal^^n borf
man oo^I fagen, bog bie itirc^e ber erften 3^i^uid)erte leinen u^ejentlid^en llnterf<^ieb
^if(^en ben (Sqxi^tn bes bmaif(^n Kanons unb ben fog. Slpotrqp^n aemad^ ^.
9hir oereimelt unb augenfd^tnli(^ als Slefultat gele^er S<>M^ung. niat ab bie ^ttt'
fAenbe Slnf^uung, b^egnet uns eine ausbrfimi^e SefArSnlung bes Aanons auf ben
80 umfang ber ^ebrAif(|en Sibel. €o namentliA bei SKeltto oon Sarbes, ber (Euseb.
h. e. IV, 26, 14) als lanonijA nur bie Sficper bes ^ebr. itanons aufsä^It. Wwc er
giebt fein ÜBerjei^nis ausbrfltfh^ als bas iRefuitat gele^er 9ta^forf(^ungen in ^alfiftina
JäveX'&CDV ovv slg rhv ävaxoktjv — äxgißibg fxa&oyv xä xrjg nakaiäg dui'dijxfK di-
pXla), Soüenbs Ongenes giebt bas Serjeid^nis. U)el(^es ebenfalls nur ben bebraifqen
85 Aanon umfagt (Euseb. h. e. VI, 25), eben lebiglid^ als Aanon ber ^eorSer {w:;
'Eßgäloi jiagadidoaoiv, xa'S^ 'Eßgalaug), SBie er fi^ baju ftellt, ift in bem oon
Sufebius mitgeteilten Gi&ät gar ni^i gefagt. Unb mvc fe^en umgele^rt aus feiner
Aorrefponbens mit 3ulius Slfritanus, bag er Ieinesu)egs fiir^usfc^Iug ber im ^ebraifc^n
Aanon fej^Ienben Stüde nmr, benn er oerteibigt ^ier (epist. ad African.) ausfA^rlii^
40 bie griec^if(^en 3uf&^e im Daniel Unb fo cttiert er an^ fonft bie S^tiften biefer
Aategorie (SRanaböer, SBeis^eit, Sira^, lobit, Soru^) als scripturanim auctoritas,
i^eTog Xöyogf yoacpri u. bgl. ff. be SBette^'Sc^raber, (Einl. in bas 211. S. 53; §erbft,
(ßnl. in bas %Z, I, 26 f.). Die ftritil, ©eld^e 3ulius Slfricanus an bem grie^if^en
Xexte bes Sucres Daniel geübt ^, inbem er bie im ^ebröifc^ « aramatfqen Xeste
45 fe^Ienben Qtudt als une^ befeitigen mollit (epist. ad Origenem), ift augenf(^inlt(^
eine iiolierte (Erf(^einung geblieben.
Die gelehrten JJforfAungen JoI(^r SRänner nie Origenes batten jebo^ oKerbings
bie S^Ige, ba^ man auf ben unterf(^ieb bes ^ebröif^en unb oes griecbif^en itanons
ftrenger achtete. 9Bo es bal^er galt, ben Umfang bes Aanons t^eoretift^ ju filteren,
50 griff man, gegenüber bem fc^manlenben Umfang ber grie(^if(^en Sibel, auf ben ^räifc^n
ytanon als auf etioas feftes unb gegebenes jurüd. 6o ^aben mit aus bem 4. Zo^-
eine Steige oon Aanonsoerjeic^niffen, mtl^t ft^ auf ben ^ebröMen ilanon befc^rfiirten
unb bie anberen S^riften entmeber gar ni^t ermahnen ober i^nen eine smeite Kang^
ftufe araoeifen. 2lm mftruftioften in biefer Sejic^ung ift Slt^anafius, oer in feinet
55 Epist. fest. 39 na(^ Slufj^Iuna ber Ianonif(^en 6<i^r^en bes S[. unb 91Xj9 noq bie
9Beis^eit Salomonis, Siraq, flqt^er, 3wbit^, lobit, bie didaxi] xcbv AtioovoXcdv unb
ben noiurjv ^injufügt als ob xavoviCöjueva uh, xervTicofieva dk nagd x(bv nariQwy
avayivüKfxea&ai. Die genannten Sd^riften ftanben alfo au(^ fo noq im 9lang fin^^
Ii(^er SorIefebü(^er unb »erben oon Slt^nafius ausbrüÄic^ oon ben äjtöxgvqpa vmkt'
60 f^iieben. (5ar nic^t enoä^nt u)erben fie bagegen in ben SSersei^iniffen bes (t^riU oon
3erufalem, ffircgor oon SRaslanj unb Slmp^iloc^ius (f. be 3Bctte=^S(^raber, (Einl. in bos
2ia. S. 55 ff.; ftcll, ©nl. in bas m. 3. «ufl. S. 652; 3a$n, (5cf(^. bes neuteftom.
Äanons II, 1 S. 172—180, 212—219). (Ein Srrtum ift es aber, wenn man auc^
ben (Epip^nius mit ben leMeren jufammenftellt. (Er giebt aüerbings an einer Stelle,
De mensur. et ponder. § 23 (ed. Petav. II, p. 180) nur ben ^cbrfiif^en >^anon. s
9ln einer anberen aber. haer. 8, 6 (Petav. I, p. 19) ffl^rt er auA Üobit unb 3ubit^
im Aanon auf (n>enigften$ na^ cod. Yen., toel^em Dinborf foi^), ganj abgefe^en
Don Saru(^ unb Ejpist. Jeremiae, bie in ber Siegel mit ^^remta jutammen gele[en
mürben ; unb als ^inBang jum itanon nennt er Siradbunb 93eis^eit Salomonis, beibe
als iv äficpikeyciw. ibag er hiermit [eine eigentli^e uReinung gidU, betoeift eine britte lo
Stelle, haer. 76* (Petav. I, p. 941), ©o er ebenfalls nac^ ben Ianoni|d)en Sdjriflcn,
bie ni^it einjeln genannt toerben, no^ bie SBeis^it Salomonis unb 6ira(^ nennt, unb
^ar beibe no^ ab ygacpal ^siai. Sein unltores S^nmnlen rfi^rt ba^er, bag er einer«
feits ben itanon ber 3uben als 9lorm oorausfe^t. anbererfeits aber „leinestoegs gc«
(onnen ift, feine gried^if(|e Sibel preisjugeben'' (ogl. 3o^n, ®efd^. bes neuteftam. Aanons is
II,1,S.219— 226). Der einjige, ber in ber alten ftird^e eine'oppofitioneUe Stellung
gegen bie Slpolr^p^n eingenommen ^, ift ^ieron^mus; unb es ^ngt bies bei i^m
o^ne 3toeifeI mit feinen ^ebräif(^en Stubien unb feinem Sifer fflr bie Hebraica veritas
5ufammen. Die ^ier^er gehörige ^auptfteüe ift ber prologus galeatus ju ben Supern
Samuelis (Opp. ed. Vallarsi IX, 458 sq.), in toeli^m er na^ ^ufjci^Iung bes ^e«2o
braif(|en jtanons bemerlt: quidquid extra hos est, inter apocrypha esse ponen-
dum; igitur Sapientia quae vulgo Salomonls inscribitur et Jesu filii Siraeh
liber et Judith et Tobias et Pastor non sunt in canone. Sgl au(^ praef. in
vers. libror. Salom. (Opp. ed Vallarsi IX, 1296): Sicut ergo Judith et Tobi
et Macehabaeorum libros legit quidem ecdesia sed inter canonicas scripturas25
non reeipit, sie et haec duo volumina [Sira^ unb SBeis^eit Sal.] legat ad aedi-
ficationem plebis, non ad auctoritatem ecclesiasticorum dogmatuin confir-
mandam.
Snie biefe ben Slpobnp^n me^r ober u>eniger ungfinitigen Stimmen oerlieren nun
aber fe^r an (SemiAt burcQ bie X^aAe, bag blefelben SRfinner, mtliit bie Slpoli^p^cn so
Dom ftanon ausf(^Io|fen, bo^ oon benfeloen ganj unbefangen toie oon lanonif^n Sd)iiften
(gebraut moAen. So Slt^nafius, C^Uus, Spip^nius, \a felbft $ieron9mus, ber fi(^
tro^ feiner S^^eorie ni^t fd^eut, ben Sira$ als scrlptura sancta 5U citieren (bie Se^
Imc fie^e bei $erbft, (Einl. in bas Sil. I, 34 ffj SReuf^, (Einl. in bas 21Ü. §61,7).
SDtit 9{e(^t ^aben römifc^ Ideologen auf biefe XQotfa^e großes (Sen)i^t gelegt. Denn 85
fie bereift uns, bog trob entgegenfte^nber X^eorien bie lir^ili^e ^Praxis im großen
unb ^anjen bie 9lpoIr9p9en toie lanonif^e Sd^riften gebrauchte. 3m ^enblanbe f)(d
fiberbtes au^ bie !Qieone fi^ 3u i^ren (Sunften entfi^ieben. Sluguftinus iSfß (de doctr.
ehrist. II, 8) bie Slpobnp^en mitten unter ben Scbriften bes ^ebröifc^en Aanons als
fanonifc^ auf; unb basfelbe gef^ oon ben unter feinem (Einfluß ge^Itenen Sqnoben^o
3u $ippo (393) unb (Eart^go (397). Sgl 3<^n, (SefA. bes neuteftam. AanonsII,l,
S. 246—259. Dieter Stanopunit ift bann bis jur Deformation ber ^rrfAcnbe ge-
blieben, toenn anä) burc^ bas ganje SRittelalter fi(^ no^l eine ftattli^e Steige fol^er
Stimmen ^inburc^jie^t, u)el(^e auf Seite bes ^ieron^mus fielen (f. be 3Beite«S^raber,
Sinl. in bas %Z, S. 64 ff.), ^u^ in ber grie^ifc^en jtird^e bes SRittelalters [inb bie 45
9(po!n|p^en in ber Siegel im jtanon gelefen toorben, toie fie benn in ben ^anbfc^riften
ber grieAift^en Sibel mitten unter ben anbem Supern fielen. — gür bie romifi^e
Rixqt ift bie 9^)o!r9pbenfrage ju einem befinitioen Slbf^tug babur^ gelommen, bag
bas Iribentiner ilonjil in feiner Sessio IV. ben Umfang bes Äanons in ber SBeife
feftfe^te, bag bie 9Ipo!rqp^n barin inbegriffen toaren. Da^er fielen in ber offisiellen ßo
Slusgabe ber ÜBuIgata (bie eigentli^e Slormalausgabe ift bie oon 1592) bie 9lpofc^p^en
mitten unter ben anbem S^riften ; unb par in folgenber Drbnung : an 9lel^emia 6er
^ier als 2. (Esra aeso^lt mirb) f^lliegen fi(^ an: Tobias, 3ubitb, Sftber (mit ben3u=
fä^en), $iob, ^faimen, ^rooerbien, Ao^Iet, ^o^slieb, SBeis^tt Sal., Sira^, Z^Ma,
3eremia, Alagelieber, Saru^l mit Srief 3^^^ntia (als 6. ilap.), (Esec^tel, Daniel (mit &&
ben 3ufa^en), bie jmölf Keinen $rop9eten, bas 1. unb 2. SRidfabaerbu^. SIIs ^n^
^ang, naä bem 9leuen Zeftament, finb beigegeben (aber mit Qeinerem Drud unb ber
ausorflcRi^en Semerhtng, bag fie extra seriem canonicorum librorum fielen): bas
(&ebet SRanaffes unb bas 3. unb 4. Su^ (Esra. Son biefem offhieKen itanon ber
vömif^en Air^ie loei^en bie ^anbf^riften unb ausgaben ber giied^i|<^en Sibel ^aupt^ so
628 9^1r«1)|ttt bee VUta t^maütS
jSqlt mtrb) ben ütmgen Sdiriften alet^e&t, bae 4. Su<!| (Esra (in bei Kegel ou^
005 (gebet ÜTIanalfes) fe^It, unb [lott btfjen bos 3. yRaSat&txbiuS) ^tnjulomtnt; in
einigen ganbji^riften unb ausgaben oui^ nod) bos [og. 4. Ilti^abäeibtub (b. ^. bie
6 [onft bem gofep^us jugef^riebene S^rift über bie §enftfiaft bei Semunm ; bod& i(t
ie^tereß feilen. Die Sfnorbnung i[t ^tei in bei SRenel bie, bofe ba» 1. ». (Ebio oot
bem tanonifdien Ssia [te^t, bie Sfii^i ^v.'biti) unb Xobit mit l£|t^ uifotnmen, bie
SBeis^eit unb 6iiai^ bei ben [alomonifdien S^riften, SBoxuA unb Srin 3*^X10 bei
3eiemia. 3lm fc^anlenb[ten i|l bie SleKung bei ällaftabäeioü^i. 3n ben Slussoben
10 [te^n [te in bei Siegel am @ii|Iug bes SIX.s.
3n bei pioteftantifi^n Ain^ |at jueift Aailftobt in leinet f^on oben genannten
S(^ (De canonioiB scripturiB libeJluB, Wittenb. 1520) \i± einge^nb« mit b«
Z^eoiie bes Aanons befd^üfngi (Ei fteOt fi^ in Iwtteff bei VpnnHifien ganj auf bes
^leionamus Sehe, inbem ei bie fiogli^n SAtiften [finttli^ als apocrvpha, b. ^
IS nad) Icinei Definition: als ni4t'Ianiini{(^ S^iiften b^i^net ((Eiebnei, 3iu <BeI4> b.
Aanons 6. 364). Do$ unten^ibet et htnei^Ib betjelben viebei pei ftlaffen. 3u
ben S». Sßeis^eit, Siiat^, ^ubit^, Xobios, 1. unb 2. SRoSabaei bemeitt et: hi
Bunt apocryphi i. e. extra canonem hebraeomm, tameo agiographi. Die übrig«!
bagegen finb t^m plane apocryptii virgis cenBorÜB animadvertendi (Q;tebnei€.389).
20 SBenn auc^ biefe Untetfc^eibung feinen SetfaC gefunbtn I)Qt, [o i{t t-od) iein Stano'
punft im großen unb gamen bei ^enf^enoe in bei prolc|fQntifif)en üix^i geblieben.
3n bei er|ten ooIMnbigen Driginalausflabe oon fiut^is ^ibelüberte^ung (1534) ttei)en
bie atpoh^^en gelonbeit qIb Sfn^ng sum SU. mit bei Über[c^riff: „Sliiolr^p^a. Dos
finb Süc^i, ]o niät bei b^iligen S^iift glei^ geilten unä bod) nü^lic^ unb gul ju
2G le|en |inb". öin|iqtti^ bei 3"^' ^ oirfgenommenen Sdiriflcn itiiiimt Sulfiers Sibel
gan} mit bei Sulgata übeiein, nui mit bei äRobifüotion, ba^ oon ben biei in bei
Sulgata in ben Sln^ng oenoiefenen Sdjiiftcn bos ®ebet SDlanaljes aufgenommen, bie
beiben (Esiabfi^ aber gaiu ausgef^loffen finb. 3n bei lefoimtoten Miid)e finb bie
Sboh^^n in bcr gou^^e ebenjo angefeqen unb be^ianbell moibcn, nie in bei Iut^<
30 rif(^en. DoA ift bos luteil übet Fie ^!ei im Duid^fi^nitt ein nod) mengeies ob boiL
3n neueiei ^ttt fyA [ii^, namentlii^ »on (£nglanb aus, eine [totfe SIgttation ffii gfii^>
Itdie (£ntfeinung bei Slpoti^b^n aus ben ^Jbelauegaben ei^ben. (£s ift baiübei 30x1=
mal, 1825 f(. unb 1850ff.,jii einge^enben Sei^nblungen gelommen, toelttie 3.I. aui^
KPilfenf^oftlK^ biQUd)baie5 fSUAtxial ju läge gefBibett ^ben. 8tus bei ^eiiobe bes
3i elften Streite» flammen bie St^riften oon : Mouliniö, Notice Bur les lirres apo-
cryphea de l'ancien testament en r^ponse ä la queation faut-il les supprimer?
Genf 1828; ReuBB, Diss. polemica de libris V. T. apocryphis perperam plebi
negatie, StrasBb. 1829. ^us bei ^eiiobe bes joieiten Stieites: fteerl, Die Slpofiöt^n
bes ^Zs, ein 3eiignis toibei biefelben, 1852 ; Derf., Das 3Sort IBotfes unb bie Sljiofiöwn
4u bes 9131.E, 1853; Derf., Die 9li)D!iQpt)enfiage mit Seiüdfi^tigung bei barauf bejügli^n
Gelitten Stiers unb ^engftenbergs, 1855 (Iet)teres bie ausHi^rlii^fte Sdirift); Stia,
Die aipoIi^l)en, SQerteibigung i^res alt^eigebra^ten 9(n|i^Iu|fes an bie Sibel, 1853;
[Sengftenbeig], güi Seibe^Itung bei aiport^be", aus bei eo. iltidienäeitung, 1853;
«teel, Über liie Stellung bei 3IpotoM>f|en bes MI. im c^rilllit^en Äanon (a^Stil 1863,
4i S. 267— 354).— SBgl. übei^Qupt übet bie Stellung ber 9Ipoti^^en im itonon; l.aJon
pioteftantifdier Seite: Rainold, Onsura übrorum V. T, apocryphonim. 2 Sbe
1611; Hody, De Biblior. textib. 1705, p. 644 aq.; bie ffiinl in bas MI. oontEifr
^om (SBb I 4. aiufl. 1823); öÖDemii (»b I, 1, 1836); »leel (3. SJufL, 1870);
be aBette (8. 9IufI., bef. 0. Srf)iQber 1869); Äeil (3. Slufl. 1873); ben Mit. „ftanon
60 bes %Z.s" in biefer l£ncqIlo|)abie ; Su^I, ilanon unb 2:eit bes 912:. 1891 ; 9tim.
Über bie Slpofnp^en bes ^2.3 unb bos fogenannte S^iiftlidie im Suibe bei SBetsptü
(Deutfi^ 3eitf4i. für C&ri[tl. SBiffenf^aft 1850, 3ii. 47—49). — 2. Son lat^olif^
Seite: Vincenzi, SessioIV. Concilii Tridentini vindicata 9. Intipductio in acrip-
turas deuterocanonicaa Vet. Test. 2 Sbe, 9lom 1842; SBelte, Über bos Hr^Ii^
55lflnle^en bei beuterolanoniliien SüAei (3:^03 1839, S. 224 ff.); SDlalou, Das Bibel-
lefen in bei 93oIIsfoiüd|e, u6er|. v. Stöoefen, 2 »be 1849; ^oertnei. Die Slutoritäl ber
beuteiofanonif(^en iBü^er bee %Z. nadigemiefen aus ben Slnlc^auungen bes polfiftinifi^
unb ^ellentftifÄen 3ubentums, 1893; bie (Einleitungen in bas 9IIte !teftament Donjcrtoß
(»b I, 1840); St^olä (Sb 1,1845); Meufi^ (4.9lufl. 1870); Äaulen (l.J5älftel876);
Danko (De sacra scriptura, Vindob. 1867) ; Comely (Historica et critica Intro-
ductio in U. T. libros sacros, vol. I: Introductio generalis, Paris 1885).
II. §anb[^riften bes grie^if^en Icxtes. — Sgl. bie Prolegomena in
ben Septuodtttaausgaben Don $olTnes«$aifon9 unb XifAenbon unb in ffri^f^es Slusg.
ber ^oltQPQen. — Da bie SIpofnjpIfen einen intearieteimn Seftonbteil ber grie^if^en s
Sibel bes 9lX.s bilben, fo entölten bie ^onbfAtlften ber SqytuogintQ ober oon beren
Xeilen au(^ bie je ba^u gebörigen Slpob^p^en. 3me 3<^I ift er^ebli^. Slber junt größten
leile [inb es nur 9Rnms!effianbf^riften. Son uRdustel^anbfi^riften finb für bie ?lpo*
!r9p^en nur folgenbe neun belannt. (36 gebe in Jtlamntem bie Signaturen von $oI»
mcs unb ^(ttfons;für bie SMafusIeln ^aben bieje beiben Herausgeber romif^e 3iff«ni lo
cinaefübrt, für bie uRinusIeln arabifd^e.) — - 1. cod. Vaticanus 1209 (Holmes Nr. II),
nam Xtf^enborf aus bent 4. 3<^t6.; entölt faft bie ganje Sibel. Son ben 9lpo!rqp^en
[e^len nur bie aRaffabSerbilAer. Die übrigen |te^n stotfi^n ben lanonif^en 6Anften
m folgenber Orbnung (Xiteenborf Proleg. p. XCIV sq.) : (fora, SBets^eit, toirac^,
3ufäfee in «Eft^r, 3ubi4 iobit, »aru^, »rief 3eremi8, 3u\&^t in Daniel. Der lext i5
ber ^anbf^rtft ift ber relatio befte unter ben er^Itenen. (Er lieot fd^on ber |ixtinif<i^en
Slusgabe oon 1587 ju ®runbe. Den ^nbf^riffli^en Xest felb|t giebt angebli^ Mai,
Vetus et Novum Testamentum ex antiquissimo codice Vaticano, 5 Sbe, Romae
1857. SBeit lonelter ift bie ^ra^tousgobe : Bibliorum saororum graecus codex
Vaticanus, collatis studiis Caroli Yercellone et Josephi Cozza editus, 6 Sbe,20
«om 1868—1881; ogl. ^i!^ 1882, 121. (Eine p^otot9pif(|e Weprobirftion ber ganjen
$anb[^ft ift 1889--1890 in 9tom oeronftoBet ©orben (Novum Testamentum e
codice Vaticano 1209 . . • phototypice repraesentatum 1889; Vetus Testamen-
tum 1890; Dgl. 3^23 1890, 393 unb 1895, 146). — 2. cod. Sinaiticus, Don
Xif(^enborf 1859 entoedt, je^ in ^etersbura. Ctn fd^on 1844 gefunbenes Stüd befinbet 25
fi(^ als Friderico-Augustanus auf ber uni9ttfit&tsbibIiot^I ju fieimia (Srri|[^e fyA
für beibe bie Signatur X). Xifd^enborf fe^t bie $anbf^r^ ins 4. 3c$r9. 6ie ent«
^ielt urfprüngli^ bie ganje Sibel. (Erbauen [inb oon ben SpoIrQp^en (f. Xif^enborf
Proleg. äu Sept. p. LXXVIII u. XCVII): 3ufa§e in (Eft^, lobit rtis 2, 2 int
Frid.-Auff.; bas übrige im Sin.), 3ubii^, bas 1. unb 4. SKaflabaerbu^, aBeis^it,8o
6ira^. Das Su^ Xobit fte^ ^ier in einer oon ber oulg&ren |e^ abmen^enben 9le»
jenfion. ^usgg.: Codex Friderico-Augustanus, ed. Tischendorf, Lips. 1846;
Bibliorum Codex Sinaiticus Petropolitanus, ed. Tischendorf, 4 Sbe, ^etersb.
1862. — 3. cod. Alexandrinus (Holmes Nr. m), im britif(^en SRufeum ju fionbon,
aus bem 5. ^oifft^. (Er entölt bte game Sibel mit nur u)enigen Süden. Die 9lpo« 36
frpp^cn finb ^ier oollftänbig, namli^ (iif(|enborf, Proleg. p. LXXIV sq.) : 93aru^,
»rirf 3eremia, 3ufa£e in Daniel, ßufS^e in (Eft^er, lobtt, 3ubit$, few, 1. 2. 3.
4. arialtabaer, (gebet 9Rananes, 3Beis$eit, 6ira$. 60 mertooll bie ^anbf^rift au(^ ift,
fo fte^t i^r lest bo(^ bem oes Saticanus nad^. Sluf (Brunb bes Sdexanbrinus gab bas
Sil. (Brabe ^raus, in 4 Bänben, Oxforb 1707—1720. Den eigentli^en leart ber^o
$anbfd^rift gtebt bieSlusgabe: Vetus Testamentum Graecum e codice MS. Alexan-
drino, cura Henrici Herveii Baber. 3 Sbe, fionbon 1812—1826. (Eine p^öto*
grop^if^e 9ta(^bilbung ber ganjen ^anbf^rift erf^ien unter bem Xitel: Facsimile of
the (!k)dex Alexandrinus, published by order of the trustees, fionbon 1879 ff. —
4. cod. Ephraemi rescriptus, ju ^ßaris (bei 2fri^f^e mit C bejeic^net). na^ liteen« «
borf aus bem 5. Sö^t^unbert. Bom 211. finb nur 3fragmente ber ftiiif^ gefd^riebenen
Sü(^er erhalten, barunter auif foI(^e ber SBeisbeit unb bes Sirao. (Entjiffert unb
^rausgegeben ©urbe bie $anbf^rift erft bur^ Itf^enborf: T. II, bte gtögtnente bes
yleucn !teftamentes, 1843; T. I, bie gtögntente bes Juten leftamentes, 1845. —
5. cod. Venetus, auf ber SRarcusbibliol^el ju Senebig (Holmes Nr. 23 — bie Se- ßo
5ei^nung als aRinusiel^oubf^rift berubt auf einem Srrtum), na(^ ZifAenborf (Proleg.
p. XXV. LVI) aus bem 8. ober 9. tja^^unbert. (Er errf^It oon oen 3lpoIr9p^cn:
SBcis^eit, Sira^, »arud^, Brief 3eremiä, 3uf8^e in Daniel, lob«, 3ubtt^, 1. 2.
3. SWaffaböer. ((Es fehlen alfo nur (Esra unb ffift^er.) — 6. cod. Basiliano- Vati-
canus 2106 (Holmes Nr. XI), aus bem 9. 3<^i^-; enthält bie jmeite $ölfte besw
^entateu^ uno bie ^iftorif(^en Sü^er bes 2IÜ.S, barunter ani^ ben opolr^p^if^en (Esra
(mit ausnähme oon 8, 1—5 unb 9, 2—55) unb bie 3uf5§e in (Eftber. — 7. cod.
Marchalianus, je^t Vaticanus 2125 (Holmes Nr. XII), na* lif^enborf aus bem
6. ober 7. Z^x^, ; enthalt alle ^ßropbeten, barunter au^ : Sarud?, Srief 3««ntiä, 3^*
fö^e in Daniel. Den Daniel famt 3ufa^^ ^ Zifc^nborf ^rausgegeben in : Monu- 60
630 fSpohttpfftu it» flUett Xi^tmtnM
menta sacra inedita, Nova CoUectio T. IV, 1869. (Eine SlQ^bilbung ber ganjen
$Qnb((^rift mittelft $elif)h)pte erf^ien unter bem Xitel: Prophetarum codex Oraecus
Vaticanus 2125 . . . lieÜotypice editus, Romae 1890. — 8. cod. Cryptoferra-
tensis, ^dimpleftfra^ntente bei ^rop^eten aus bem 7. Z^^^-t u. o. oud^ Srud^ftfide
5 bcs Saru(^, bes Snefes 3^^^t& unb ber 3uf&6e in Daniel Xusg.: Sacrorum
Biblioinim vetustisstma fragmenta Qraeca et Latina ex palimpsestis codicibus
Bibliothecae Cryptoferratensis enita atque edita a Jos. Cozza, Romae 1867. —
9. 3lo(i) ni(^t oerglid^cn finb bie ^olimpfettfroamente ber SBeis^it unb bes Siro^f
m^lä)t !lt[c^enborf ous bcm Orient na<^ Setersmirg gebra^ ^. Zifi^nborf fe^t fie
10 in£i 6. ober 7. 3<^tfiunbert. 6ie loaren ffir T. YIII ber Monumenta sacra inedita
beftimmt, ber aber n{d)t erf&ienen ift (lifmenborf, Proleg. ju Septuag. ed. 6p. LVIII.
LXIV). — 3n ber 1. X^Iufi. Don Xif^enborfs 6e)rtuagtntaau9gabe (1850) fnibet fu^
Proleg. p. XXXVII not. 65 foIgenl)e Stotij: Inveni equidem nuper in itineribus
mels c.odicem graecuni alium pretiosissimum, quarti ut videtur saeculi, in
15 quo cum aliis etiam tres Maccabaeorum libri oontinentur. Quem tantum the-
saurum ut proi>edie]n ox diutumis tenebris in luoem protrahere contingat,
omneni oi)eram dabo. (Es ift bamit ni^ anberes als ber ipiter enoorbene Sinai-
ticus nemeint, oon mlifytm Xtf^^nborf Mon bei feinem erften Sefud^ auf bem Sinai
ein Stiid gefe^en ^tte, in bem er irrtiimli(| alle oier SRaRabaerbfl^er tnifyättn gloiAte,
aof. Monumenta sacra inedita, Nov. Coli. T. I (1855) p. XXXX. — Unter ben
aRinusfeI^onb|d^en erregen einige babur^ ein bejonberes Sntereffe^ ba| fie eine oon
bem 93ulgartext loefentli^ abmeüfienbe, gai^ eigentiimli(^ Xestn^enfton oarbieten. Die
3:batja(T)e fclbft ift f^on oon früheren Arittlem unb Auslegern oemerlt toorben. W)tz
erft tu neuerer S^tt ^en fiagoi^e (ogL bie (ErHorung in ber Zl^fi^ 1876, axA. 605)
26 unb (^ielb erlonnt. bag uns barin bte Slejenfion bes £ucianus (f- ^- ^) erholten ift
Son bcn ^anbf^rtften, mcli)t gfielb (Origenis Hexaplorum quae supersunt, 2 Sbe,
Oxforb 1867—1875, Prolet?, p. LXXXVII sq.) ab lucianifd^ na^ift, lommen für
bie 9^>oIrm)^en folgenbe in i^eira^: P^ (Esra unb bie 3uf&^e in (Eft^: 19. 93. 108,
ffir 3ubit$: 19. 108, für loBit: 108, ffe »aru^, »riefSeremlS unb Daniel: 36. 48.
80 51. 62. 90. 147. 233, ffir Saru^ au^ 22, ffir 1. 2. 3. aRaBaBäer: 19. 62. 93,
ffir Qmä): 308. (Eine oon £agarbe unternommene Slusgabe bes Iudanif(|en Xeztes
tft unoDÜenbet geblieben; ber erfd^ienene 1.93b entölt oon ben Spofrpp^n: (Esra unb
Sft^ (Librorum Vet. Tost, canonicorum pars prior graece Pauli de Lagarde
studio et sumptibus edita, Oottingae 1883). — (Einen mißlungenen Serfuq, bie
86 iRejenfii^nen bes £ucianus unb ^efvqius in unferen ^anbf^riften nac^moeifen, ^e
frfi^er I^ereits 9lidtes gemalt (De Veteris Testamenti codicum Oraecorum familiis,
Monasterii 1853).
III. 9(Ite ÖberJeMungen. — SBir nennen ^ier nur bie Iateinif(|en unb f^rtf^n
als bie mi) Witt uno ^Verbreitung ^roonagenbften.
40 1. Die Iateinif(^en. 3u untertreiben finb bie alte lateinifc^e unb bie bes ^iero^
nqmus. Da fi(^ aber ein Urteil barflber, u)ie oiel uns oon ber alten (ateiniteen er«
galten i[t, nur gen)innen Ififtt bur^ !Rfidfriu| aus bem, was wxt fiber bie Sbbeiten
bes ^ieron^mus u)iffen, fo beginnen mix mit legieren.
a) ^ieron^mus. Cs ift belannt, baß ^ieron^mus eine boppelte Bearbeitung bes
45 9{Iten Xcfiamentes unternommen ^at. 3^^ begnfigte er fi^ bamit, bie alte latetnif^
Öberfe^ung na^ ben Septuaginta ju reoibieren, unb erft fpSter fiberfe^te er bas Sitte
Xeftameiit gam oon neuem am bem (Srunbtest (f. Aaulen, C5ef4|. ber Sutoata 1868,
6. 153 ff. unb ben 9lrt. „Sibelfiber^e^ungen';^). (Einigermagen fixier finb toir nur
fiber legiere Slrbeit untevri^tet. Da fte eine i&erfefeung bes ^ebröifc^en (Srunbtextes
M) fein foIÜc, fo fielen bamit bie Slpobm^^en oon felbft qimoeg. Unb in ber 1^ bemerft
^ieronotnus ^infi^tlid^ einiger ausbrudli(^, bog er fie fiberge^e. 6o fiber ben apo>
fr^p^ifqen (Esra, praef. in verK. libr. Ezrae (Opp. ed. Vallarsi IX, 1524): Nee
quemqunm moveat, quod unus a nobis editus liber est; nee apocryphorum
tertii et quarti somniis delecletur. Über Sanu^, prol. in vers. libr. Jerem.
w (Opp. ed. Vallarsi IX, 783) : Librum autem Baruch, notarii ejus [seil. Jere-
miae], qiii apudHebraeos nee legitur, nee habetur, praetermisimus. 9lur Jioet
unter ben Slpolrnp^en Ijot ^ierouqmus felbftftänbig neu bearbeitet, nämli^ Xobit unb
3ubit^, aber beioe nur auf ausbifitfli^esüBerlangen, flfi(^tig unb mibenoillig unb offem
bor nt^t im 3ufammen^ng mti feiner großen Sibelfiberfe^ung. (Er fagt über t^ine
w Bearbeitung bes 33. Xobit fclbft, praef. in vers. libri Tob. (Vallarsi X, Isq.);
9pohtt^%tn bcd Sitten SeftiititettM 631
Exigitis, ut librum Chaldaeo sermone conscriptum ad Latinum stilum traham,
librum utique Tobiae, quem Hebraei de catalogo divinarum scripturarum se-
cantes bis quae apocrypha [al. hagiographa] memorant manciparunt. Feci
satis desiderio vestro ... Et quia vicina est Chaldaeonun lingua sermoni
Hebraico, utriusque linguae peritissimum loquacem reperiens, unius diei la- 5
borem arripui, et quidquid ille mihi Hebraicis verbis expressit, hoc ego aecito
notario sermonibus Latinis exposui. Unb über 3^tt^f ppaef. in vers. libr.
Judith (Vallarsi X, 21 sq.): Apud Hebraeos über Judith inter apocrypha [al.
hagiographa] legitur .... Chaldaeo tamen sermone conscriptus inter histo-
rias computatur. Sed quia hunc librum Synodus Nicaena in numero sanc- 10
tarum scripturarum legitur computasse, acquievi postulationi vestrae, immo
cxactioniy et sepositis occupationibus, quibus vehementer arctabar, huic unam
lucubratiunculam dedi, magis sensum e sensu quam ex verbo verbum trans-
ferens. Multorum codicum varietatem vitiosissimam amputavi: sola ea, quae
intelli^entia integra in verbis Chaldaeis invenire potui. Latinis expressi. Dos 15
(Seltanonts. bos ^ieron^mus ^ier in betreff feinet betben uber[e|hungen ablegt, wich
bur(^ ben !QQtbeftanb ooIQommen beftfittgt 6te finb beibe fe^r fbu^tm geatbeitet, mit
Dielen loillifirli^en SbiDetAungen gegenüber bent grieAilAen Ztstf bte fd^erliA auf
9{e<i^nung bet c^Ibätfi^n Vorlage jufe^en finb. 3^i^^<^ bat ^ieron^mus bei beiben
9{rbeiten au^ ben alten fiateiner ftorl ^nii^t, toie eine Sergfei^ung ber Xexte beioeift 20
(Staates |. bei Sri^l^, (Exegei ^anbb. II, 12 f. unb 121 f. 3ur Zeitlrittt: X$iel>
mann, Seiträge jur Xestlritil ber Sulgata, insbefonbere bes Su^es 3ub{t^, Speier,
$rogr. 1883). Sluger biefen beiben uberfe^ungen finb no^ als Slrbeiten bes ^ieronn«
mus 5u enoo^nen bte iSBuIgatatead^ ber 3u|fi§e in Sft^ unb Daniel Diefe 6tfiae
mürben von ^ieron^mus in feine Uberfe^ung aus bem (Brunbtearte au^enommen, aber 25
mit bem Obelus oerfe^n; f. ju Esther c. 10 (Vallarsi IX, 1681): Quae habentur
in Hebraeo, plena üde expressi. Haec autem quae sequuntur scripta, reperi
in editione vulgata quae Graecorum lingua et literis continetur, et Interim
post finem libri hoc capitulum ferebatur, quod iuxta consuetudinem nostram
obelo -r id est veru praenotavimus. Die Seorbeming ber 3^!?^^ ^^ (Eft^er ift fo ao
frei, bag fie bismeilen nur ben allgemeinen Sinn roiebergiebt (crriMdk im Sseget.
$anbb. I, 74). äBbrUi^ finb bte 3ufa^e im Daniel fiberleM (3riw <t- o- C- Ii
116. 119), uttb sioar na^ bem Xexte bes Z^eoboüon, toie ^teron^mus felbft 2U ben
betreffenben etfiden bemertt (Opp. ed. Vallarsi IX, 1376. 1399. Sgl. Epist. 112
ad Augustin. c. 19, opp. ed. Vallarsi I, 752). Diefe oier bisher genannten Sb« ss
betten gingen in bie 95ulgata Aber (befte Slusgabe, mit ben Sananten bes Cobei
9{miatinus: Biblia sacra latina Veteris Testamenti. Vulgatam lectionem ex edi-
tione Clementina principe anni 1592 et Romana ultima anni 1861 repetitam
testimonium comitatur codicis Amiatini. Editionem instituit Theod. Heyse, ad
finem perduxit Gonst. Tischendorf, Lips. 1873). Xugerbem tnt!^ abtt bie Sul» 40
gata aiu^ no^ bte 93S. (Esra (erft feit bem Xribentinum in ben Slnl^ang oerfe^t),
Saru(^ mtt Srief l^eremiö. 1 unb 2 uRcAabaer, 6ira^, SBeis^eit Da ^ieron^mus
biefe ni(^t fiberfe^t l^atf ift ber Sulgatatext im mefentli^en iä)enfalls als ber bes Vetus
Latinus ausuferen. Die gftage ift nur, ob ni^t einiae biefer Zeatte bie beffembe $anb
bes ^ieronqmus erfahren ^en. £eiber finb mir febr j^Ie^ barfiber unterrid^tet, rote 45
loett ^ieronqmus mtt feiner erften SBearbenung bes Sil. s, ber Sleoifon bes alten latei«
nif^ei) Xeartes na^ ben LXX, gelommen ift. Do(^ ^aben mir aerobe Aber jmei 3Ipo»
frpp^en, bie 3Beis^ett 6al. unb ben 6tra(q (Ecdesiasticus) eme mertooKe Stottj in
ber er^Itenen praef. in edit. librorum Salomonis juxta Sept. interpretes (Val-
larsi X, 436) : Porro in eo libro, qui a plerisque Sapientia Salomonis inscri- so
bitur et in Ecclesiastico, quem esse Jesu filii Sirach nullus ignorat, calamo
temperavi, tantummodo canonicas scripturas vobis emendare desiderans. SIHo
bei 6ira^ utd) SBeis^ett 6al. ^t ^ieronqmus „bie (Jf^ber gefpoxt", er f^ fie ni^t
emenbiert. Da aber anbererfeits bas tantummodo canonicas scripturas fi^ nur
auf bie [aIomonif(^en 6(^riften bejie^t^ fo more es immeidbin mSgltd^, bag er bte nUfyU ^
falomonifc^en Slpobup^en: (Esra, Sonu^, 1 unb 2 SRanabSer, boq emenbiert ptte.
Unb es ift jebenfaKs bea^itensmert, bag uns gerabe ffir bieje oier 93fi(^er lateinifAe
DoppeUeatte oorliegen (je einer in ber Sulgata unb no|^ ein anberer), mobrenb für
6ira4 unb 9Beis9ett nur ber ÜBuI^atatest exiftiert. CEs liegt bie 93ermtiiung je^ nobe,
bag oon jenen oier Doppeltexten le einer bie iReoifion bes ^ieron^mus enthalt. Da eo
632 ütiofe^f^eit bei» aitett Sefhnneitte»
bies aber nur Vermutung bleibt, unb es f{$ mi^ im (Jfalle i^rer Sti^tioleit nur um
eine Bearbeitung bes aUen £ateiners bur$ ^ieronqmus Rubelt, fo metfen mir alle
biefe Xexte. ber gem5^nli$en SlnfAauung folgenb, bem alten fiateiner 3U.
b) !Dte alte lateinif^ äberfe^ng. ^au^ammelmerl : Sabatier, Bibliorum
6 sacrorum Latinae versiones antiquae (3 Sbe. ^aris 1751). 9Bic^e 9la^meife
oon Stbel^anb|4iriften mit aItIateini|S^n ^IrvpQentexten, meU^e Sabotier no^ nicgt
lannte, giebt ^erger in: Notices et Extraits des Manuscrits de la Biblioth^ue
Nationale et autres Biblioth^ues, tome XXXIV, 2« partie 1893, p. 141 — 152.
9tä^eres fiber biefe ^anbf^riften f. bei Serger, Histoire de la Vulgate pendant les
10 Premiers si^les du moven ase, Saris 1893. (Eine neue Xusoal^ ber altlat. Xeste
oon Sopientia 6aL Sira^, 3^u^f ^^^ utü» Zobias beabfi^tigt Xbielmann (f. Sb^io
für tat. fiexifograp^ie unb (grammatö VIII, 1893, S.277). — Set Sabotier unb on
einigen anberen Orten finb bis je^t folgenbe olfloteinif^e Ztxtt gebrudt (oKe biejenigen
Xeste, bei meieren nid^ befonberes bemerlt ift, He^en bei Sabotier): 1. Csra (bei
16 Sabotier am S^Iug bes 3. Sonbes, no^ bem Steuen Zeftoment). !iwti Xeade; ber
eine = Sulgato, ber onbere ous cod. Colbertin 3708 : erfterer bun^ (BlSttung unb
Serbefferung aus bem lehren entftonben (Sfrt&f^y $onbb. I, 10). Ko^eife onberer
$anb[^^en bei Serger, Notices et Extraits des Manuscrits XXXIV, 2 p. 143. —
2. Sft^er. Sei Sabotier nod^ cod. Corbeiensis 7. !Der Anfang bes Su^ m^ ber*
20 [elben Überfe^ung ou^ in : Bibliotheca Casinensis T. I (1873) Florileg. p. 287— 289.
9la^n)eife onberer ^onbfArfften bei Serger, Notices et Extraits des Manuscrits
XXXIV, 2 p. 145. Dolelbft p. 145—147 groben bes Xextes einer fi^oner |^onb*
f^rift. Sgl. fiber bie ^onbfo^en au$ Serger, Histoire de la Vulgate p. 22. 62.
138. 9la^ W^\^^ ((Eseget. $onbb. I, 74 f.) tag bem liDtorfe^er ein Xest oor, loelAer
25bur(^ bie in ben codd. 19. 93M08*». er^Itene Stejenflon beeinfluH nmr.— 3. DonteL
er, ©le ^ieronqmus, folgt
ber Searbeitung bes X^eobotioni — 4. Soru^. 3^ Ztxtt ; ber eine == Suiaoto
ein^Vet. Lat. nur frogmentarif« bei ^Sabotier." m er, mfe ^ieronqmus.
(nur biefer entQSIt oud^ ben Srirf 3eitmi&), ber onbere juer^ oon S^frf (too, Korn
1688, herausgegeben, bann bei ^obotier noq brei ^onbf^riften, ie^ ouq in: Biblio-
80 theca Casinensis T. I (1873) Floril|^. p. 284—287. floer bie gonbji^riften |. ou^
Serger, Notices et Extraits p. 148. ÜSer bos Servituts beiber ^earte m einonber:
le, $anbb. I, 175; !Reuf$, (ErflSrung bes Su^ Soru^, S. 88 f.; Rnmatx,
lui) Soru^, S. 157 1[. — 5. Zoi\t Sei Sabotier no^ jioei ßonof^iften mit
ben Sorionten oon no<b jmet onbem. (Eine ber legieren (Vaticanus 7) giebt eine ab>
35 mei(^enbe Slejenfion, iebo^ nur ffir itop. 1—6, iienn oon bo an giebt ote $onbf<^rift
ben Sulgototest (f. Blanchinus, Vindiciae canonicarum scripturarum, Romae
1740, p. CCCL sqq. [mit Xlbbrud bes Üeries oon Äop. 1—61. Ofrit||(^e, §onbb.
II, 11; SMell, 311^ 1878 S. 218; Konle, ^&3. 1886, 614). gromnente einer
britten Siesenfion bieten bie (Eitote im Speculum Augustini (ed. SBei^^ im
40 CSEL ber SBiener Stab. t. XII, 1887 ; ogL SReu|^. Dos Su^ Iobiasl857S. XXVI);
Serger, Notices et Extraits p. 142 oerjei^net tm (Bornen stoölf ^onbMriften bes
oltloteimfc^en Zeattes bes Suqes Üobit. 9lö^es fiber oie meiften berfelben f. bei
Serger, Histoire de la Vulgate p. 19. 20. 22. 25. 67. 68. 95 sq. 97. 101. 138.
Der Üext einer SRailänber ^aubfc^rift mar no^i einer iRotij auf bem Umfc^Iog oon
45 Cerioni's ^ef^i^o^Xusgobe bereits 1876 ffir bie Monum. sacra et profana T. I fasc. 3
gebrudt. Diefe Lieferung ift ober m. 3B. ni(^t ausgegeben morben. — 6. 3ubit^. Sei
Sobotier noq ffinf $anbf(^riften. Die äb^e^un^ folgt, mie ber Sqrer, einer 00m
Semo^nlic^en gne^tf^en Xest obmei^enben Stejenfton, nfimlic^ bem cod. 58 (9l&beres
ei (Jri^f^e, $anbb. II, 118 f.). Serger, Notices et Extraits p. 142 sq. ©eift im
60 gonjen elf ^onbf^iriften noc^. — 7. 1 aRoHoböer. !^xotx learfe; ber eine = Sulgota,
oer anbere bis xop. 13 infl. im cod. Sangerm. 15. Derfelbe Zext, ber ^ier nur
oerftfimmelt oorlieat. i[t ober noA Serger oouftanbig er^Iten in einem cod. Ck>mplu-
tensis, je^t in aucunrto, lInio.*SibI. Sir. 31, f. Serger, Notices et Extraits p. 147 sq.;
Histoire de la Vulgate p. 22 sq. 68. ®rimm (flieget. $anbb. III, p. XXX) meint,
55 ber festere [ei eine Überarbeitung bes erfteren. 3Rxt 9{e^t urteilt SM^f^^ (Proleg.
p. XIX) gerobe umgefe^rt. Sgl. ou^ Curtiss, The Name Mächäbee 1876, p.6. —
8. 2 3RaSabaer. Drei learte; einer = Sulgota, ein onberer aus cod. Ambrosianus
E. 76. Inf. herausgegeben oon Peyron, Ciceronis orationum pro Scauro, pro
TuUio et in Clodium fragmentä inedita (1824) p. 73 sqq.; ouA gebrudt in Se«
60 rioni's Monumenta sacra et profäna T. I, fasc. 3 (bod^ ift biefe S:ieferung bis ie|t
üti^lnMilleii U» Wte» Xefttmvtk» 633
nt^t ausgegeben) ; ein britter bis je^ ni^t ebtertet in beifelben 3Rabriber ^anbf^rift,
tDeI(^e Qu^ ben Yet. Lat. bes emen SRoIfabäeTbu^ eni^ätt, f. Seiger, Notices et
Extraits p. 148—150 (mit ^Proben bes Xestes). (Einen aus Sulg. unb Vet. Lat.
gemif^ten Zttt beiber 3RdI(^erbfi^ giebt eine finoner ^anbfArift. 6. SetaerQ.a.O.
6. 150—152. — Son 3 aRoBobäet Metnt leine Iafeini{(^e äbexfe||ttng ju estftieten. — ^
9. 6ira^ unb 10. SBeis^it 6abmmtts finb nui in einer lotem. uoerfe^ung oor*
^nben, loel^e in bie Sulgato aufgenommen i[t. Sabotier gibt bie Varianten oon oier
^anbf^riften. t>tnZtxt bes cod. AmiatinuB Qot £agarbe abgebrudt in: »aRitteilungen''
I, 1884. Die äberfe^ung beiber Sfl^er iit oon gaiQ glei^m (Oaralter (f. ffri^fc^,
(feeget. $anbb. V, p. XXIII sq.; (5rimm, ebenoof. VI, 43 f.; 9?euf4. Observatt. lo
crit. in libr. Sap. 1861, p. 5—9; X^ielmann, SrAio für latein. fiesttogrop^ie unb
©rammatil BbVIII, 1893, S. 235— 277 [ffieisbeit Sal.J unb S. 501— 561 [Sira^l.
(Ebenbaf.IX, 2,1894,6.247-284 [6ira4]). Unhaltbar ift bie SReinung (E. C5. Sengeis
reic^^oms Mg. Sibliot^I ber bibt £itt. VII, 832 ff.), bog bie ^Me^ung bes S.
6ira(^ auf ben ^ebraifd^n (Srunbtext jurfidge^. Site biefe loteinifc^n äb^^ungen u
^en nur eine grie^ifffle Sorlage gelobt.
2. Die l^riM^n. m^ ^ier fino jxoei ju unterf^eiben: ber Suladrl^rer (^elAit^o)
unb bie f9rit^«9^aplari{^e äberfe^una. — a) Der SuIgSrtezL (Bärudt oon SBalton
in ber £onboner ipolpglotie (6 Siie, fionbon 1657); barna^, unter Serglei^ng oon
fec^s $anbf^n:iften bes britif^en SRufeums, oon fiaaarbe, Ubri Vet. Test, apocryphi 20
Syriace, Lips.1861. Die toi^tigfte $anbl(^ ift oer ood. Ambrosiänus B.21 Inf.
aus bem 6. 3<^^^-» toelc^r bos game Sil. mit folgenben SlpobQpben entölt: 9Beis«
beit, Srief 3eremiS, 1. unb 2. Srief bes Soru^, SufMe in Daniel, 3ubit^, 6ira^,
^ofal^pfe Saru^, 4 Ssra, 1. 2. 3. 4. 5. SRaSabSer (legeres = Joseph. De bello
Judaico VI). (Es fehlen alfo oon unfern Xpolrnp^n: (Esrn unb Xobit. (Eine p^oto« «
lithographierte ^ra^ausgabe ber ganjen j^aitbf^rift ift oon (Eeriani beforgt toorben
(Translatlo Syra Pescitto Veteris Testament! ex codice Ambrosiäno sec. fere
VI photolithographice edita ourante et adnotante Sac. Obl. Antonio Maria
Ceriani 2 Sbe, aRailanb 1876—1883). Der (SfyaoSitt biefer \qt. uberfetpina ift bei
ben einseinen Sfi^em oerf^ieben, einiae finb siemM toSrtli^ unb getreu, anoere frei ao
unb ungenau. Semerlensu)ert ift, bog oie gebmdEte uoerfebung bes 1. SRaRcAfierbumes
bem Üerie ber codd. 19. [62?] 64. 93 fo^ (®rimm, »önbb. m p. XXXl), alfo,
na(^ ber (Entbedung oon £agarbe unb gfielb (f. oben 6. 630.24), hk 9le]enfton b!^
£urianus. 3m cod. Ambrosianus ift biefes ^u$, noA (Eenani's Sorbemerbmgen ju
feiner Slusgo^, bis Rap, 14 in einer abmei^enben uberfe^mm er^Uen. Diefe tonb ss
alfo 0)0^1^ Dem gen)5^mi(^en grie^if^n Xexte folgen. Die SReinung oon SRtd^aelis.
bag bie Überfe^ung bes 1. SRaSabSerbu^ mq bem femitif^n (Brunblext angefertigt
fei, i[t bur(^ Xrenoelenburg toiberl^ toorben ((Ei^^oms iRep^to. f. bibl unb morgen*
länbitoe £itteratur XV, 58 ff.). 6te toiberlegt (i^ nun oon felbft, ba enoiefen ift, baft
bie uberfe^ung fogar erft ber grie^if^en 9ltmmn bes fiudanus folgt. Dagegen barf 40
es nun aU ausgemalt gelten, bag oie for. Überfe^ung bes Siro^ birelt naA bem
^ebräif^n Üeatte biefes SBu^es anaefert^t ift 6. borfiber unten bei „6iraffl". —
b) Der „ Synis hexäplaris, b. b. oie na^ ber ^esapla bes iDrigenes angefertigte
fqrifii^e Uberfe^ung, jum arögten Zeile in $anbf(^rtften ju SRailanb, $aris unb £on*
bon erhalten. Die loiAti^fte ^anbf^rift ift ber cod. Ambrosiänus G. 313 Inf. 93on 46
ben ^ofr^p^en finb ^tenn entbalten: SBeis^it, 6ira^, Sarwb, Srief 3^^^» 3^^
fö^e in Daniel Den Daniel, oer ^ier nx^ na^ X^botion, fonbem mi^ bem e^n
^eptuagintatext flberfe^t ijt, ^ai Uon Ca jetanus Bugati (Mediol. 1788) herausgegeben.
Über anbere Slusgg. ber tanon. SfiAer f. be 9Bette'6^aber, (EinL in b. a2:.6.116f.
Den 93aru^ unblBrief 3^temiS gao (Eeriani^ Monum. sacra et pro!. T. I. fasc. 1 eo
(1861) heraus. Derfelbe oeranftaltete enblid^ etne p^otolit^ograp^if^e Ausgabe ber ganjen
^<^nbf^nft: Codex Syro-Hexaplaris Ambrosianus photolithographice editus cu-
rante et adnotante Sac. Obl. A. M. Ceriäni, Mediol. 1874 (als T. VII ber Monum.
Sacra et proi)* $^^^ erfc^inen jum erftenmal au^ SBeis^it unb Sirad^. Der f9rif(^«
^xaplarifc^en IJDkrfe^ung gebort au(^ ber fqr. Suigfirtext oon Xobit itap. 1—7 an (bos 55
Solgenbe tft aus ber $ef($itQo erg&njt). (Er ftammt aus ber oerbren gegangenen $anb«
fc^rtft oon aRafius, mel^e au(^ ben fqnf(^«^aplarif(!l^n Xest oon 3ubit9 enthalten ^
S. bef. bie 3la4meifc oon «a^Ifs in: ßagarbe, Bibliotheca Syriaca 1892, S.19— 21
unb 32«-' ; 3leftle, SRarginalien unb aRateriaiien 1893, S- 43 ff. — Über bie f^rift^n
Uberfe^ungen iiber^aupt: (Eeriani, Le edizioni e i manoscritti delle versioni si-60
634 8)iotrlMPl|eii M mttn ZeffauneitM
riache del Vecchio Testamento (Memorie del Reale Instituto Lombardo di scienze
e lottere, vol. XI, 1870) ; SlefÜe, 9iL „Stbelfltofetittngen Qjfxxjiit" in biefer (En*
qflopobie. ©iDiinn in SBace' Apocryphä, fionbon 1888, vol. I p. XLIII— XLVI.
IV. Slusgaben bes grie^if^en Xextes. — a) Slusgoben ber Sqrtuaginto.
5 (SRe^ hierüber bei: LeLong, Bibliotheca sacra ed. Masch T. II, 2, 1781, p. 262
bis 304. Fabricius, Bibliotheca graeca ed. Harles T. III, 1793, p. 673 sqq.
Sbfenmfiller, $anbb. ffir bie fiiäeratur bei bibl. jtcita unb (Esegefe, 8b II, 1798,
S. 279—322 ; SEBiner, $onbb. bei t^eoL fiitt. I, 47 f. ; afranlel, »orftubien m ber
Seotuaginta 1841, 6. 242—252; Xtf^nborf, Proleg. 3U feiner tusa,; be SBette«
10 6^raber, CEinL in b. 91. Z. 6. 110 f j. 6fimlli^e Slusgoben ge^en auf folgenbe Dter
^ouptausgoben jurfld: 1. Die complutenfif^e ^olQgbite, 6 Sbe, in Complutensi
universitate 1514 — 1517. 2. Die Aldina : Sacrae Scripturae Yeteris Novaeque
omnia, Senebig 1518. 3. Die timif^ Slusgobe (Sixtina): Vetus Testamentum
juxta Septuaginta ex auctoritate Sixti Y. Pont. Max. editum. Romae 1587.
15 4. Die (Sxoibt'mt Slusg. : Septuaginta Interpretum T. I— lY. ed. Grabe, Oxonii
1707—1720. Son biefen Slusaa^n giebt bie tintif^e im loefenili^n ben Xext bes
Soticanus, bie (Brobef^e im tDefentlic^n ben bes SHesanbrinus ; erftm olfo einen ent*
l^ieben beRern Xext als leitete. Da bie SReb^I ber Sliusgcwen |i(^ an bie römif(^
anf^Iiegt, fo ift ber aebrudte SuIgfir*Xext im Dur^f^niä ein }iemItA guter, ^infi^t«
20 li^ ber S^fjH ber angenommenen Sc^en [ttmmen bie genannten Slusaaben fajt gang
flberein. 6ie ent^en: (Esra, Xobit, 3ubt$, Sufä^e in C^er, SBej^eit, @ira^,
SaruA, Srief 3eremi&, 3tt{S^e in Daniel, 1. 2. unb 3. SRcmfibaer. Slmoei^nb ift
nur, oa^ ber opob. (Esra in ber Sonmiutenfis fe^It (nid^t in ber SQbina, u^ie mand^e
irrtfimliq angeben,) anbererfeits bei ®rabe nai^ bem cod. Sdesanbrinus aud^ rukit
26 4 aRaSobaer unb bas ®dbet 9Rana|fe's ^tngtdommen. Son fpateren Slusgaben nennen
mix no^: 5. Yetus Testamentum Oraecum edd. Holmes et Parsons, 5 Sbe,
Oxonii 1798—1827. Der Xeatt ber rbmi^A^n Slusgabe ift ^ier begleitet oon einer un*
oemein reid^en, leiber ni^t fe^r guoerlfiffigen Sammlutm ^anbf^riftlid^ Varianten.
Die Slpob^p^n fteben jufammen im 5. SBanbe. Som Saticanus 1209 ftanben ben
80 Herausgebern ^infi^tlid^ ber 9|U)Irap^n nur fflr (Esra, (Ef^er, 3ubiffi unb Xobit Aob
lationen jur Verfügung, fflr 9Beis9eit, 6tra<^, 8aru$, Srief S^tn» unb Daniel ober
nid^, ba bie Sfoilf^^ung oer AoÜation im 3* 1798 bur^ bie SQBegf^Iemmng bes (Eobez
na^ $aris oer^inbert iDurbe. 6. ben ai^ten, neunten unb elften 3<^S<tn8 ^^^ Hol-
mes' Annual Account of the Gollation of the MSS. of the Septuagint-Yersion
86(15 3a^sberid^te, Osforb 1789—1803). 6. lif^enborfs Yetus Testamentum
Graece juxta LXX interpretes. Lips. (1. SlufL 1850) 5. Slufl. 1875, giebt eben«
falls ben r5mif^en ZvA mit mannen ÜBerbe{|erungen in Slccenten, Ort^op^ie u. bal. ;
unter bem ZvA bie 93arianten bes Ulesanbrinus unb, foneit fie oor^at&en |inb, bes
griberico'SIuguftanus unb (Ep^romi. ^u tabeln ift, bag U)egen 6tereot9pteruna bes
40 Xestes in ben fpateren Slufloaen ber Sinaiticus niii^t nachgetragen stürbe. Statt oeffen
ber 6. Slufl. 1880 ein Sln^ang oon 9le|tle beigegeben, u)el(^er au^ feparot er{^ienen
unter bem Xitel: Yeteris Testament! Oraeci Codices Yaticanus et Sinaiticus
cum textu recepto coUati ab E. Nestle, Lips. 1880. 7. Yetus Testamentum
graece juxta LXX interpretes. Recensionem Grabianam denuo recognovit Fri-
45 dericus Field. Oxon 1859, giebt, wxt ber Zitel fagt, ben (gr^f(^en Zv± Die Sipo«
Irvp^en finb ^ier oon ben Ianonif(^n Sfl^iem getrennt. 8. über £agarbes Slusgabe
f. oben 9h. II 6. 630, 3i. 9. The Old Testament in Greek according to the Septua-
gint, ed. by Swete, 3 voll. Cambridge 1887—1894, aiebt ben Xext bes SSoticonus
unb, wo biefer fe^It, ben bes ä^esanbrinus mit ben 93artanten ber anberen SRajusfel«
60 I^nbl^riften, fomeit biefe in gebrudten Slusgaben oorliegen. — b) 6eparat*3lusgaben bei
tlpob^p^en. (SOle^r ^terfiber bei: Le Long, Bibliotheca sacra ed. Masch, T. I,
1778, p. 425—436). Liber Tobiae Judith oratio Manasse Sapientia et Ecde-
siasticus gr. et lat. c. prolegomenis Jo. Alb. Fabricii. Francof. et Ups. 1691.
Libri Yet. Test, apocryphi omnes graece ad exemplar Yaticanum. Francof.
wad M. 1694. Libri Y. T. apocryphi. Textum graecum recognovit Augusti.
Lips. 1804. Libri Y. T. apocryphi graece. Accurate recognitos ed. Apel. Lips.
1837. (Einen 2fortf(^ritt bejeic^net bie Slusgabe oon Fritzsche, Libri apocryphi
Yeteris Testamenti graece, Lips. 1871. Das Serbienft biefer Slusgobe oefte$t in
ber äienoertung bes oon ^olmes unb ^arfons angefommelten äRateriales. 9teu ^ran»
^ge}ogen finb oer cod. Sinaiticus unb bie grragmente bes cod. Ephraemi. Aaum
fi
9fBttt^1im bei» «(im SefkiwcKte» 636
oersei^Iic^ ijt aber, bag ^\i)t für Siro^, SaruA, »rief 3eremta unb bie 3ufäfee in
Dantelp für xotl^t S^riften er bei ^olmes unb ^orfons lefaie AoDotiDnen bes Sati«
canus oorfanb, ebenfalls auf eine SergleiAung biefer $anbf&tift oenid^tet fyA, obmo^I
bo<i^ tnjiDilAen bie, mtm ou^ ntanael^e, Slusgobe oon SRai erfoienen nmr. 9lur
für bie SBets^eit Salomonis i[t bie SeraleiAunQ no<^ ausgeffibrt, noqbem ber heraus« 5
eber ido^I erft loa^renb be$ tmäts auf fem Serfountnis oufmerflam aen)orben mat.
5e^t matt überbies Jflr fSnitlid^e Slpoboi^^en mit Slusna^nte oer aRaS^erbfi^er bie
uoerlöffige neuere Slusgabe be$ 93atic. oon Sercellone uttb (£0330 ju oerglei^en, unb
ür aOBeisbeit Sirac^, »aru^, »rief 3eremia unb bie 3ufä§e in Daniel: (Eeriani's
Slusflabe oes Synis hexaplaris. — c) CSi^etSlusflaben: Sapientia Sirachi s. Ec- j©
clesiasticus. Collatis lectionibus varr. membranar. Augustanar. et 14 praeterea
exemplarium. Cum notis Dav. Hoeschelii. Aug. Vind. 1604. Sententiae Jesu
Siracidae. Gr. textum ad fidem codd. et verss. emend. et illustr. Linde. Ge-
dani 1795. Esther. Duplicem libri textum emend. Fritzsche. 3^14^1848. Liber
Sapientiae secundum exemplar Vaticanum ed. Reusch. Frlb. 1858. Ldbellus 15
Tobit e codice Sinaitico ed. Reusch. Bonnae 1870. The book of Wisdom, the
greek text, the latin vulgate and the authorised english version ed. by Dc^ne,
Oxford 1881. — d) Seitrage 5ur lexftitil: Bendtsen, Spedmen exerdtationum
criticarum in V. T. libros apocryphos e patrum scriptis et antiquis versioni-
bus. Gotting. 1789. Thilo, Spedmen exerdtationum criticarum in Sapientiam 20
Sal. Halis 1825. Reusch, Observationes criticae in librum Sapientiae. Bonnae
1861. SReftle, 9Karginalien unb aHarterialien 1893, S. 43—59 Oubit^ unb Sirat^).
V. (Esegetifqe £itteratur. Sgl Fabricius, Bibliotheca graeca ed. Har-
les III, 718—750; SBiner, §anbb. ber t^I. fiitterotur, 3. SlufL I, 83 f., 231 ff.;
grrigf^e unb (Srimnt in ben ÜBorbem. bes es^et. $anb6. ; Fürst, Bibliotheca Judaica, 25
3 Sbe 1849—1863 (an ben betreffenben Orten). Spe^ionitterahir f. unten bei ben
einjelnen 6(^riften. — 1. Öberfefeungen. Son Sutbers uberfe^ung erf(^ien juerft bie
SBeis^eit 6aIomonis 1529, bie fibrigen einaeln in ben 3a^ren 1533 unb 1534, ade
gelammelt in ber tOm (Bejanttousaabe ber Sibel 1534. 3)ie Sfläer Xobit unb 3ubit^
finb nur nad^ ber Sulgata fiberfei^t ; bei ben fibrigen ift ber grie^ff^ Xext ber ^ina so
3u (grunbe gelegt. Sei mand^en, 3. 8. 6ira^, oerfu^r fiu^ febr frei, fo bag fein
SBerl faft ntebr Searbeihing als Überfe^uim ifL Sgl. (5rimnt, 3ur (E^aralteriftil ber
fiu^erf^ejt Uberfe^ung bes SBu(^es 3efus Sira^ (Sp^ 1872, &. 521 ff.). Derfelbe,
£ut$ers Uberfe^ung ber altteftamentl. «Ipoh^p^n (X^Stft 1883, S. 375—400). —
Steuere äberfefeungen : be SBette, Die ^L Sd^rift bes 91. unb icls flberfe^ 4. SIufL »
1858; 3M. (putmann, Die Spofr^p^n bes 9IX. aufs neue aus bem grie^. Xext
überfe^t unb burd^ Sinleitunaen uno Slnmeriungen erläutert. Sdtona 1841. Sunfen,
ÜBoüftänbiges Sibehoerl für bie (Semeinbe, SBb 7, £ei)9ig^l869 (unter $oI^manns
£eitung oon ÜBerf^iiebenen bearbeitet; entölt efate beutf^e uberfe^ung fSmüi^er "ifyo*
trqp^n, aud^ bes apolrqp^. (Esra unb bes 3. SR(d{aofierbud^es, mit birjen Slnnter* 40
lungen). 3^^^» itur^efagter 5tontmentar ju ben Eiligen €^riften SQten unb bleuen
Xeftaments. A. Slltes !xe|t. 9. 9Ibt Die Slpoh^^n, 1891. !Reu|, Das SOte Xefiament,
iiberfe^t, eingeleitet unb erläutert, ^erausg. aus bem Sla^ilaft bes S^. oon (Eri^fon
unb $or[t, 1892—1894 (bie 9Ipo!r^^en in Sb 6 u. 7, 1894). Dasfelbe oor^er fran«
3ö|if^: ReusSy La Bible, traducüon nouvelle avec introductions et commen- 45
taires, Ancien Testament, VI« et VII « partie, 1878—1879 (m blefen beiben »änben
bie 9lpo!r9p^en). — Bisseil, The Apocrypha of the Old Testament with histori-
cal introductions, a revised translation, and notes critical and ezplanatorj,
New York 1880. — Ball, The ecclesiastical or deutero-canonical books of the Old
Testament commonly called The Apokrypha, edited with various renderings 50
and readings from the best authorities^ London s. a. [1892] (bilbet eine m*
gämung ber „Variorum Bible", über toel^e ju ogl. a:^fi3 1878, 177 unb 1891,
244). — Dijserinck, De apocriefe boeken des ouden verbonds, uit het Orieksch
opnieuw vertaald en met opschriften en eenige aanteekingen voorzien. Haarlem
1874. — 3i^inli^ ^ufig finb bie 9lpo!rqp^n au(^ in bas ^Sräif^e fiberfeM^ u)orben. 55
93om Su(^ Xobit mürben |^on im iReformationsjeitalter jmei, aus bem uRittelalter
ftammenbe, ^ebröif^e Bearbeitungen gebrudt: bie eine 3uer|t 1517 in Aonftantinopel,
bann u>ieber oon Paul. Fagius, Ben Sirae sententiae morales. Tobias Hebraice.
Isnae 1542 ; bie anbere, 3uer[t 1516 3U ilonftantinopel, bann oon Seb. Münster,
Opus grammaticum ex variis Elianis libris concinnatum. Acc. liber Tobiae 60
636 VpOttfpItm it» füitn ti^tmtftM
Hebr. Basil. 1542, unb bann öfters; neuetbings unter Sergleic^ung oon }met $anb*
Mriften bei Sleubouer, The book of Tobit. Oxford 1878. (Eine ooIIftBnbige aber«
fe^ung ber ^otr^^n lieferte in neuerer 3^tt Fraenkel, Hagio^pha posteriora
denominata Apocrypha etc. Lips. 1830. 9Rel^ fiber ^ebr. uber^^ungen ber 9[po«
6 k^p^en f. in gürfts Biblioth. Jud. an ben betreffenben Orten. — 2. Äommentare.
!Die Snnterlungen oon !Drufius unb anbem in ben Criticis sacris, 9 Sbe, fionbon
1660. Serrarius, In libros Tobiam Judith Esther Maccab. commentarius. Mo*
^ntiae 1610. Cornelius a Lapide, Commentaria in Vetus ac Novum Testa-
mentum, 10 Sbe, Slntmerpen 1664 u. fonft. Orotius, Annotationes in Vet. Test.
10 3 Sbe, $aris 1644. Galovius, Biblia Vet. Test. iUustrata, 3 Sbe, Francof.
1672. Calmet, Gommentaire literal sur tous les livres de TAnc. et du Nouv.
Testam. 23Sbe, ^oriö 1707—16. Amald, Critical Commentary upon the Apo-
crypha, London 1744 — 52 unb fonfL Houbigant, Notae critioae in universos
Vet. Test, libros, 2 Sbe, Francof. 1777. C5oob, ^onbbuc^ junt p^iloL Serfte^n
15 ber opolrqp^ifc^en Schriften bes %.Z.b, 2 Sbe in 3 Slbt, Xfibingen 1818—19. Sren^
tono unb Derejer, X>it bl. 6$rift bes %%3 fibt^fe^t unb erOSrL II. Zeil. 3. unb
4. Sb. 9leue mufl. o. S^olj, 1833. III. Xeil, 2. Sb. 9leue Sun. oon Derefer 1825.
IV. Xeil, 2. Sb. 9leue 9CufI. o. S^olj 1836. Stififd^ unb Srimm, jhujgefogtes
esegetif^ ^onbbuc^ ju ben ^obQpben b. SCXs. 6 Sbe. fieif^ig 1851 — 1860.
20 (fie^teres olle frühen loeit fibenageiu)). The Holy Bible according to the autho-
rized version with an ezplanatory and critical commentary and a revision
of the translation by Glergy of the Anglican Ghurch, Apocrypha ed. by
H. Wace, 2 vols. London 1888. 9Cu(^ oon ben obengenonnten ttbofe^ungen finb
monc^e mit Snmerlungen oerfe^n. — 3. 6p^iaI«fiexiIon : Wahl, Clavis librorum
26 Vet. Test, apocryphorum philologica. Ups. 1853. — 4. (Einleitung9f(^riften : fHäf^
(om, (Einleitung in bie apotr^bif&n 6^rtften b. 9i.Zs £ei|qig 1795. SerOoIbt,
^ijiorif^^fritif^e (Einl. in bie fmntL ionon. unb apolr. Sd^riften b. 9. unb 9LZ^
6 8Jbe, (Erlangen 1812—1819. Vetter, Conspectus Introductionis in V. T. Apo-
crypha et Pseud^igrapha. Lubbenae 1827. SBelte, Spejielle (Einleituna in bie
80 beutero«Ianonif(ben ^ild^r bes fl.Z.B gfreib. 1844 (aud^ u. b. Z. SinL in b. bl. S^riften
bes ».!£.9 0. derbft. II. Xefl, 3. «bteiL). 6Ao^, (Eint in bie (L 6^en bes «.
u. 3l.Z,9 3 Sbe, i!t9In 1845—1848. 9t51bele, t)ie SntteftantentliAe fiitterahir. fietoig
1868. X>e 9Bette, £e|rb. b. ^iftor.«Irit. (Einl. in bie lanon. u. apoft. Sfid^r bes 91.X.9,
8. STufl. bearbeitet o. Sd^aber. »erlin 1869. Weuft^, fie^b. b. (Einl hi bas «. lefi,
86 4. Jtufl. fjreiburg 1870. Äeil, fie^b. b. ^ijtor. feit. (Einleit. in bie fanon. unb apofr.
Sänften bes 91. Xs 3. 9IufI. Sran!f. 1873. Äaulen, (Einl in bie $1 SW «. unb
m.Z3 2. §älfte, 1. 3lbt. »efonbere (Einl in bas «.I. Rreiburg 1881. 3.8lufl. 1893.
9leug, (&ef4 ber ^eil 6d^riften 9nten Zeftaments, Sraunf($tDeig 1881. 93atle's $i[to«
rif$«feitif($e (Einleitung in bas 9. Z. ^erausg. oon Sreig, 1886. 6($flrer, ®ef($. bes
40 jüb. »olfes im 3eitalter 3efu (E^rifti, 8b II, 1886. Cornely (S J.), Historica et
critica introductio in U.T. libros sacros vol. II, 1 — 2: Introductio specialis
in Vet. Test, libros. JJaris 1887. Mnig, (Einleitung in bas 81. Z. mit (Einf^lufe
ber Slpofem^^n, 1893. Sluc^ bie oben 6. 628, S9 ff. genannten 6treitf($riften oon 9{atnoIb,
Aeerl, Stier, $engftenberg, Sincenji u. a. finb ^ier ju oeraleid^n.
46 VI. Urfprung unb 9Befen ber einjelnen Schriften.
1. 3)er apofr9p^if($e (Esra. gri^fc^c im ©jcget. ©anbb. 1,1851; fiu^jton in^acc'
Apoexypha ©b I, 188« (f. oben 3.20); ^renbelenburg, Über ben apofr^p^. (gSra« ((gi^^orn«
ma. ©ibliot^. b. bibl fiitteratnr I, 1787 @. 178—232) ; S)ä^nc, ©efc^ic^tl 3)arftenung ber
iübif(^'alejanbrimfd§en »leliaionöp^ilofop^fe a3bn(1834) ©.115—125. ©crafelb, ©efc^. b.«o»c^
60 3tfroeI (3JBbe, 1847—57) I, 320 ff. III, 72 J.; 2:reucnfcld, Über ba« opohm, 3ÖU(% ©dra
igürft« fiitteraturblatt bcS Orient« 1850, 9h. 15—18, 40—49); .berf., fentfte^ung bcö
l^xa apocryphus (fjürft« Orient 1851, ^x. 7—10); ^o^Imann, Über ba« «nfel^en be«
opolr. britten ©U(^e8 (SSraS (Xüb. X^Cl@ 1859 6. 257—275); (Sttjalb, ®ef*. b. «olfc^
gsracl, ob IV (3. Slufl. 1864) @. 163—167; Biseell, The first book of Eedraß (BibUo-
55 theca Sacra 1877, p. 209—228 ; wieber abgebrudtt in Bisseil, The apocrypha of the Old
Testament 1880 p. 62 soq.); ©ottjort^ unb ÄofterS in ben unten genannten Werfen.
9Ran fpric^t am beften oon bem apolrop^if^n (Esra. 3n ben grie(^if($en Sibeln
iH er als I. (Esra beseiqnet, in ben lateinijqen als III. (Esra (SRebentia = II. (Esra).
I)as (ganje ift eine jiemli(^ mertbfe ilompilation, beren ^auptmaife mit^ unterem ia-
60 nonifc^en (Esra ibentif($ ift. Das SSer^Itnis ju biefem möge folgenbe überfiel oer^
anfc^ulic^en :
9fati0ltm M 9Üm Seffaunode» 637
c. 1 = II. Chron. 35—36: Sleftauration bes XetnpeUuttus unter 3ofia (639 6te
609), unb (5t\^i^tt ber 9ta#)ber 3oRqs bis jur Retttorung bes Xetnpeb (588).
c. 2, 1—14 = Esra 1 : dqtm eilmibt im erfien 3<^ leinet Slegieiung (537) bte
9{üAe^i ber (Exulanten unb giebt bie Zentpemeffige heraus.
c. 2, 15—25 = Esra 4, 7—24 : 3nfoIae einer Stnuage gegen bie 3uben »erbietet 5
Slrtosenes (465—425) ben aSeiteroau (bes Xentpeb unb) ber äRouem 3e«
rufalems.
c. 3—5, 6: felbfiftanbig: Serubafiel enoirbt R^ bie (Bunft bes Dorius (621—485)
unb er^It oon i^nt bie (Erlaubnis }ur 3utfidffi^rung ber (Eamlonten.
c. 5, 7—70 = Esra 2, 1—4, 5 : 8er}ei(^nis ber mit Serubobel S^^^^^^rten, lo
SBirIfamf eit Serubobels, unb Unterbre^uim bes Xempelbaues jur 3eit bes (iQrus
(536—529) bis jum ^iten 3a^e bes Z)arius (620).
c. 6—7 = Esra 5 — 6: 93ieberaiq[n(qme unb SoHenbung bes Zempelbaues im
[elften 3#^ bes Darius (616).
c. 8—9, 36 — Esra 7—10: 9Uidkbr (Esras mit einem3ug(EsuIantenim [iebentenift
3a^re bes Slrtoserses (458); Seginn ber 3BirIfdmleit (Esras.
c. 9, 37—55 = Nehem. 7, 73—8, 18 : (Esra Iie|t bos ©efe^ oor.
Son bem lanonifd^n (Esra unterf^ibet fi(^ biemoc^ ber o^frqp^ifd^ bur^ folgenbe
oier fünfte: 1. :Das QiM c. 4, 7—24 bes tanon. (Esra ift oorangefteüi 2. Dos
Stfid c. 3—5, 6 bes opolrqpbif^en (Esra ift aus einer uns unbebinnten Queue einge« so
I(^Itet. 3. 2 (E^r 35—36 ift oorausgef^idt. 4. Me^ 7, 73—8, 13 Ht am S^fuft
^mjugeffigt. !Dur4 bie beiben erftoenannten Operationen ift nun bie Senoirrung, an
toelc^er tettoeife fi^on ber lanonijiqe (Esra leibet, noc^ um ein (Er^Ii^ geftetgert
6^on im lanon. (Esra fte^t nomli^ bas 6tfid c. 4, 6—23 an unre^er Stelle. (Es
^e^ört in eine oiel fpotere 3^it unb |anbelt ni^ oon Unterbre^ung bes XempetSaues, ^
lonbem oon Unterbre^ung oes Soues ber SRmiem. Der Slebaltor bes apofr. (Esra ffoi
es jKoar aus feiner falfd^n Umgebung befreit, aber nur um es an eine Q)om9gIi4 noi^
oerfebrtere 6teIIe ju fe^n, inbem er fi^ juakic^ bie gfteibeit nabm, bie Unterbre^ung
bes lempelbaues ergSnjenb ^injmufflgen. Sloer bamit ni^ jufrieoen, fyxi er auc^ no$
bos Stfid c. 3—5, 6 eingefqaUet, Q)el(^ uns in bie 3^it bes Darius oerfeM, xoSh* ^
renb bann fpoter (6, 7—70) lieber oon ber 3^tt bes a9rus bie Siebe ift So gegt
benn bie (&ef(^i(^te gerabe rfiAoirts: juerft (2. 15—25) SIrtaxerses, bann (3—5, 6)
Darius, enbh^ (5, 7—70) (Eqrus. Unb es vmh in bem le^enannten Stflde ganj
unbefangen erjS^It, mit Serubabel mit ben (Exulanten bereits unter (E^rus ^urfidRe^
(ogl. 5, 8. 67— 70) , na($bem juoor ausfü^rliA berfa^et nrar, baj Sen^bobef bur^ be« 36
fonbere (&unft bes Darius bie (Erlaubnis jur mSkfyc erhielt Die SReinung oonßo«
moiVi) (The real character and the importance of the flrst book of Esdras m:
The Academy 1893 January-June, p. 13, 60, 106, 174, 326, 624), bag ber cmo«
fropbifd^ Ssra lofprfinglic^er fei als ber lanonilAe, i{t eine llmle|runa bes loirlliAen
SaAoer^Ites. 6. bagegen : jlofters. Die 9Bieber9erfteIIung Ssraels m ber perfif^n 4o
^eriobe (beutf($e äbeMung oon Safebou) 1895) 6. 16, 124 ff. — 3n betreff ber
Vorlagen unferes jlompilators ift nur no^ }]oeierki ju bemerien: 1. Der lanonif^e
(Esra 9at i^m jti($t, tote i($ nad^ Aeil (Einl. 3. 9lufl. 6. 704 f., frfi^ angenommen
^e, in ber uberjfefeung ber Septuaginta, fonbem im 6ebraif(9«aramaifAen Originak
oorgelegen (fo ^rt^f^e unb bie SReijten, oef. au($ : 9ceftk, aRarginalten unb Wta* 45
terialien 1893, 6. 23—29). 2. Das Stfid c..3— 5, 6 ^ er fi^er f^on oorgefunben,
ba es mit ber übrigen (Erj&^Iung im birettejten SBiberfpru^ fte^L (Es f^int gned^if^
Criginal, nic^t fiberfe^ung aus bem ^ebrätjc^en }u fem. — Der 3^^ ber ganjen
ftompilation ift f($on oon Sert^olbt ((Einkit. III, 1011) ri^tig fo formuliert Q)orben:
„(Er wolUt eine ®ef($i($te bes Xempeb oon ber kkten (Epo^ bes legden Kultus an so
bis jur 9Bieberauptuung besjelben unb jur SBiebereinrtd^tutm bes ooraef^riebenen
(Sottesbienftes bonnnen aus Siteren SBerkn jufammenfe^en". ^ugenfc^einlU^ mollte er
aber aus yle^emta no(^ me^ mitteilen. Denn oer abrupte 6^Iub lonn unmSglid^ be«
abfic^tigt fein. — 9)e}flgli($ bes Sllters lagt fi(^ nur fogen, bag Das Su^ bereits oon
3ofep$us benu^t wiro (Antiqu. Jud. XI, 1—5). öö
2. 3uföfte in (Eft^er. afritfd^c im (gjcget. ^onbbud^ I, 1851: gfuHcr In SBace'ä
Apocrypha ob I, 1888 (f. oben 6. 636, 20) ; Sunj, a)ie gotteÄbienftlid^cn »ortrftge ber 3ubcn
(1832) S. 120-122; Sangen, S)ie beiben grted^ifcften Jejte bed »uc^eä (gft^et (2^Cl@ 1860,
S. 244—272); bcrf., 3)ie bcuterofanonifcfien ©tudc bed ». Cft^er. grreiburg 1862; 3qco6,
7>a<& mdi (£ftt)er bei ben LXX (^am X, 1890 8. 241—298, au(^ ald Seipsiger ^iff.); QO
638 Slielr^l^eit %t» Wieit Sefhimeiiicd
©d^oU, 3)ic ißamcti im öud^c ©ft^cr (^^O® 1890 @. 209-264); Sc^olj, ieommcntor über
bad SSfud^ ®ft^er mit feinen 3ufd^en unb über 6i^anna 1892.
T>as Su($ C^t^er erjö^It, mie (Eft^ei, bie ^fleaetoc^tei eines 3uben Slomens
9Rarbo($Qi am $ofe bes 5t3nig$ ^osoerus (3£ersesi in 6ufan, 5ur (!5ema^Iin bes
5 5l9ni^ erhoben mirb; iDte ferner $aman, ber erfte SJltntfter bes Aonigs» bem SRor«
bo(^m unb allen 3uben ben Untergang breiten mtll ftott bejfen aber felbft geengt
iDtrb ; unb toie enbU($ Sft^er burA tbre gfürbitte beim ilomg bie 3ur0dna^me bes
unter Romans (Einfluft erlaffenen Sbmes betoirft unb fo jur Sletterin ibres SoOes
iDtrb. 3n biefe (Ei^o^fung finb in ber grie(^if(^en Sibel f olgenbe StfidFe etngef Aaltet :
10 1. Sor (0t^r 1, 1 : Xraum 9Rarbo^ais oon ber tounberbaren (Errettung feines ISoHes.
2. 3laäi Sf^er 3, 13: 9BortIaut bes erften (Ebiltes bes Srtaserses (fo Qeiftt ^ier ber
ilonig), bur($ n)el(^es bie Slusrottung aller 3^^^ angeorbnet toirb. 3. 9ai(^ ^^
4» 17: SBortlaut ber Gebete 9Rarbo($ais unb (EH^ um Snettung i^es SoBes. 4. 9in«
(tott (Eft^r 5, 1—2: Cnq^ang ber (Ef^er beim 5l3niae. 5. Snftatt (Eft^ 8, 13:
16 aBortlaut bes jtoeiten (Ebütes oes Sbtaxerxes. buiA mdqtB bas erfte loiberrufen loirb.
6. 9lac^ (Ef^er 10, 3: SRarbodbai eriennt bte Sebeutung feines Xraumes. — Ob
biefe 6tüde f(^on oom grie($ifd^n uberfe^er ober oon einem Späteren einaeMattet
finb, loirb f(^iDer ju entf^iben fein. (Srunolos ift es, ein ^Sijmes Driginal fiir Jie
muune^men (fo bef. Iat^oIif($e 2:^eoIogen, 3. S. £angen, X^@ 1860, 6. 263 ff).
20 Suerbings exiftieren ^ebraifd^ unb aramSifc^e Xexte (De Rossi, Specimen variarum
lectionum sacri textus et chaldaiea Estheris additamenta, editio altera, Tu-
bing. 1783. 3enine!, »et 5a.aRibraf($ V, 1873 S. 1—16. Lagarde, Hagiographa
Ghaldaice, 1873 p. 362—365. Merx, Ghrestomathia Tarmimica, 1888 p. 154
bis 164. Die beiben fie^teren geben basfelbe 6tadF mie be 9loffT). Slber biefe Jinb fe^
2h fpöten Urfprungs unb ^5^ft umbrfcbeinli^, oie anbere bebräif^e unb aramäifme Xezte
unferer ^obQp^n, birelt ober (nonelt aus bem Srieqifc^en gefloffen. 6. bef. gf^ner
in SBace' Apocrypha I. 361—365; au(^ S^^t ^^^ gottesbtenftlic^en Sortrage ber
3uben 6. 121 f. Daiman, SrammotB bes ffibi^«paISftinif($en Slramfiif^. 1894
6. 30. 9lu($ fiir unfere StOde, loie für ben cmotr. (Esra, ift 3ofep^us ber öttefte 3eu^
30 (Antiqu. Jud. XI, 6, 6 ff.) : benn bie Unterf^^rift bes Su^, monac^ DofitQeus unb
fein 6o^n ^tolemous im oterten 3#f^ ^^ Slegierung b^ itönigs jptoIemSus unb
oer iUeopotra bas SuA (noA Ög^pten) brauen, bejieQif fi(^ auf bos Cpanse unb lann
ni<^ als 3^^^^ \^ <^^ ^^^^ ^^^ eingef(^alteten Gtiide oenoenbet u)erben; mürbe
auffl ein fe^r unbeftimmtes fein, ba es ni^t meniger als oier ^tolemaer gegeben l^at,
36 meUbe eine Aleopotra 5ur gfrau Rotten. — Son befonberem 3nteref|e ift bei unferem
Su^e biefenige Xeztrejenfion, wdä^e in ben codd. 19. 93. 108 oorhegt. ober genauer
in 19. 93». 108*», inbem nämlic^ bie beiben lederen §anbf($riften lieioe learte ent=
^Iten, ben oulgären unb ben rejenfierten. Die Umarbeitung bes oulgören Xextes,
wtlAt fiber^upt ben Xext biefer $anbf(^rtften c^aralterifiert, ift bei unferem Su(^ no<^
40 bur(9greifenoer als fonft, mes^alb 9ri^f(^e lomobl in feiner Separatausgabe (1848) als
in ber d^efamtausgabe ber SlpolrpQen (1871) beibe Xexte neben einanber fyd abbruden
laffen. (Ebenfo £agarbe in feiner oeptuaginta«9lusgabe Sb I, 1883 (f. oben 6. 630,3!).
9la(^ bem oben (iRr. II 6.630,24) Semeriten Qaben mir in bem rejenfierten 3:e3tt
eine SCrbeit bes fiucianus (Snbe bes 3. 3^^- f^o^ ^') 3U erbliden. greilic^ glaubte
46 fiangen na($n)eifen 5U lönnen, bafe Jc^on bem 3ofep$us ber rejenfierte Ztxi oorgelegen
habt (2:^Q6 1860 6. 262 f.). Slber es ift iebenfaüs ^T^atfad^e, bap 3ofep^us ben
SuIgSr^Xest benfl^t ^at, mit oem er fi(^ oiel ftörler berü^, als mit oem rejenfierten
(ögl. 5. 8. bas im rejenfierten leart ganj getilgte Stüd (Eft^er 2, 21—23 =.- Jos.
Antt. XI, 6, 4 ; ben 9camen bes (Eunu(^en ^d^xcSfyixos (Eft^er 4, 5 = Jos. Antt. XI,
60 6. 7, melc^er im rejenfierten Xext ebenfalls fe^It, unb anoeres). Sollten alfo roirlli^
eine ober jmei Berührungen pifc^en 3ofepbus unb bem rejenfierten Ztxt niqt pfällig
fein, fo mürbe bies nur bemetfen, ba| bie betreffenben 9Borte el^ebem au^ im SBuIgSr-
Xejtte geftanben ^aben. (Es logt fidj au($ für anbere ^fAnitte bei 3<'f^^us na^^
meifen, baft ber oon i^m benü^te Septuaginta^Ieart fd^on „ludanif^e" fiesarten ent-
66 fialten ^at (f- SRej, Die Sibel bes 3ofep5us unterfud^t für 8u^ V— VII ber Sfa^=
logie, 1895).
3. Sufä^e in Daniel, afriftfc^c im (Sjcaet. ^anbb. I, 1851; »att in?Bacc' Apo-
crypha voL II, 1888 (f. oben @. 636, 20) ; gunj, Sic gottcSbienftlid^cn SSortrfigc ber 3ubcn
(1832) ©. 122 f. ; Delitzsch, De Habacuci prophetae vit» atque aetate (Lips. 1842) p. 23 sqq.
eo 105 sqq.; gronfcl, 3RonatSfti^r. f. @cfti^. u. ^iffenfc^. be« 3ubcnt. 1868 ©. 440-449; «if
9f$ltt^fltn M Htteii tt^nM. 639
bcrfiolt, Zl)ü.<3 1869, @. 287 ff., 377 ff. (®cf*^te bcr (Sufanna); baf.1874, @. 373 ff. (®cb€t
beS ^farja unb £obgefang ber btei Jünglinge); baf. 1872, @. 554 ff. (IBel u. bei ^Dra^e);
üRo^Iing, 5Dad Suc^ bed ^rop^eten S)aniel 1876; ®rün, 2)ad apofr^|)]^if(l^e Sufattnabuc^
(Sa^rbb. für jüb. (öcfc^id^tc unb filttcratur 3Öb HI, 1877 @. 1—69; oud) feparot); bcrf.,
^aö ®ebet ber brcl SJianncT im 8fcucrofcn Oo^rbb. für jüb. ©cjd^. unb filtt. Vni, 1887 5
3. 22-27); berf., 3)ic ©cfdi^te öon S3cl unb bcm S)ro^cn (cbcnbaf. ®. 28 f.): ©(ftolj,
Kommentar über bad ^u(ii (Sft^er mit feinen B^f^l^ii unb über @ufanna, 1892; lliefentl^al,
Daniel explicatuB, 1895 (unb über^au^t bie fat^olifd^en j^ommentate ^um JBud^e Daniel);
^unfel, ©Abpfung unb (S^aod, 1895 @. 320—323 (über ben ^tad^en).
a) Gebet bes Woxja unb fiobgefong ber brei O^^^oHnge hn gfeuerofen. 3in 3. Aap. lo
bes Daniel mirb erjo^It, mit bie orei 3&ngltnge Sabia^, 9Refa$ unb Slbebnego (ober
u)te mä) 1, 7 i^e bdteSij&en 9lamen lauteten : $ananja, 9Ri|aeI unb Slfarfa), wtW^
\xd) weigerten, oor Sem Silbe bes 5l3nigs niebenufauen, jur Strafe boffir in ben
(^euerofen gemorfen würben, in bemfelben ober ounberbar bemoKrt blieben. 3m grie^i«
f(^en Xexte unferes Su^es ift nun na^ 3, 23 ein Stfld eingeleitet, in müäjm er« i6
5ä^It witht mk Sforja im gfeuerofen ju (5ott um (Errettung flehte, unb mk bann, als
fein (gebet er^drt mürbe, bie brei jufammen einen fiobgdang anftimmten. Der SBortlaut
fomo^I bes (Sebetes als bes fiobgefanges loirb mitgeteitt. — b) Die (Sef^idUe ber
Sufanna. 6ie fte^t in ben grieqi ^en Xesten in ber 9legel an ber 6|ri^e bes IBu^,
meil in i^ Daniel no^ als Anaoe auftritt Sufanno. bie gftau eines onaefe^nen 20
3uben in Sabel, Slamens Sofalim, mirb fSIf^Ii^ bes Cpebru^ angeüad, unb infolge
falf^n 3^naniffes jum Xobe oerurteilt, ober burd^ bes fungen Dameis SBeis^it uru)
^rop^tengaoe gerettet. — c) Sei unb ber DraAe; ein )xuir SInelboten, mel^ in ber
grie^t[(^en Sibel bem Su^e onge^not finb. Daniel liefert bem Jtönig oon Sabel
(X^eoootion nennt beftimmt ben (Eqrusi ben Seioeis, bag (Sott Sei bie i^m oorge» 25
festen Speifen unb C5etr&nle nic^t fewft oenel^e. (Er tötet fobann ben angebeteten
DraAen our(^ Srfitterung mit unoeäKiuIiqen ftud^n. Unb als er auf Snbrängen bes
barüber ergrimmten Soues in bie fiSoengrube geworfen oirb, mirb er oon ben Simen
ni(^t angetajtet, oon bem ^ropbeten ^obdtul aber Q)unbedar aefpeift. (3m 6eptua*
ginta^Xest (te^t nur „^abalur obne n&^es ^räbüot; bo^ ift geoig ber ^ropBetao
biefes Slamens gemeint, ben X^ootion ausbrüdflic^ nennt). Son oiefen brei Stü^n
ift nur bas erfte eine ementlid^ (grgfinjung bes fanonif Aen Sud^es Daniel Die beiben
anberen fte^n [e^r felbftpnbig ba, unb finb uw^I urfprünglic^ unab^angia baoon ent«
ftanben. — Set feinem ber orei 6tüdFe Hegt eine beftimmte Seranlaffung oor, ein
bebraifd^es ober aramoMes Original oorausjuje^en. Die (!5efAiAte ber 6ufanna fft 35
fogar fi^er gried^if(^es Original, mit |($on 3ultus Slfricanus uno ^orp^^rius mit 9{eAt
aus ben SBortfptelen onvog unb oyICbiv (S. 54—55), siQivog unb ngleiv (S. 58 bi
59) geft^Ioffen ffobtn (Afric. ep.ad Orig^ Porphyr. citSrt 0. Hieron. praef. com-
mentarü in Daniel ; |. b. Stellen bei SBelte, (Einl. S. 247}. Sgl Sei^Ibt, (KnI.
IV, 1575J[f. Srri^fc^e, (Eseget. $anbb. I, 118. (Einen grfinbli^n, aber trotöem oer« 4o
aebli(^en SSerfuä, bie Semeistraft jener SBortfpiele ju befeitigen, maAt SSBieber^ott,
!l^Q6, 1869 <o, 290—321. pr ben fiobaekina ber brei SRönner im geuer unb bie
(gefc^i^te 00m Dra(^en ^ ®after aus einer ifloifqen CC^nfl bes jebnten 3^r^unberts
einen aramäif(^en Xext belonnt gemalt, o^el^en er jm bas Ongtnal ^It (Oaster,
The unknown aramaie origind of Theodotions additions to Üie book of Daniel, 45
in: Proceedings of the Society of Biblical Archaeology, vol. XVI, 1894, p. 280
bis 290, 312—317, XVII, 1895p. 75—94). «ber ber Serf. ber (ttronil faat feM,
bab er bie Stütfe gebe ,jwel^e I^bbos fanb" (o-nin «»72«) ; „unb bies ift ber m-
f^nitt, meieren einreibe m fernen Xext 2:^obos, ber Q)eife SRann, loel^er ilberfe^te in
ben Zagen bes (Eommobus, bes 5l9nigs ber 9Vimtt^ (a. a. O. XVI, 283, 312). Da oo
augerbem au^ Sqmma^us unb Squila als Sibelflberie^er enoSbut loerben, fo ift Rd^r
c-^-i-in = 2:^eobotion, mte au^ Satter ^eroor^ebt Der S^nift giebt alfo felbft ju
oerfte^en, bag bie Stiide aus X^ootion entnommen finb. 9a)d^ weniger lann auf
Originalität mfpnu^ machen eine anbere aramSifc^e (brifc^e) SBieoergabe ber C&efd^id^e
00m Dra($en, mel^e f(^on SlaQmunbus SRortini in feinem Pugio fidel unb neueroings 66
gieubauer (The book of Tobit 1878 p. XCI sq. 39—43) mitgeteilt ^n; besgl.
bie ^ebraif^e Searbeitung ber Sef^i^te ber Sufanna bei ^^Ilinel. Bei ha-Midraseh
VI, 1877 S. 126—128. griW^e glaubt wegen ftmu^Old^er ^ereinftimmung ber
(ptüde mit ber uberfe^ung bes flbngen Sud^ anntfyxivx ju muffen, bag fie \Aon 00m
uberfe^er mit bem Su^ oereinigt unb babei oon i^m fiberarbeitet worben finb (Ssegei eo
$anbb. I, 114). Dies ift, wofern wir an hn grie<|ifd^n Urfprad^ ber Stflde feft«
640 9)i0triMi|eii M Hliett SefUuitctiifi»
^Iten, bo($ umDa^|($emIi(^. T>enn tSft bie Doniel^Soge Sleubilbungen in griei^tf^
6proAe ^erooibringen lonnte, tnuMe erft ein oxvtMAts Donielbuc^ oot^nben fem. —
über Die ®ef(${Ate ber 6ufannQ ift uns eine interenonte Äotrefponbenj yooMtn 3ulitis
Sfciconus um) Oriaenes er^Iten, in toeU^er ber erftere bie (Mft^ü ber (Befd^i^te be«
5 ftreitet, ber le^tere |ie ju oerteibigen fiu^ (Seporotousgabe : Julii Africani de historia
Susannae epistola ad Origenem et Orig^nis ad illum responsio. Ed. J. R.
Wetstenius. Basil. 1674. 9uA in Origenis Opp. ed. de la Rue T. I). — Der
Septuaainta^Xext bes S. Daniel jomt 3ufS$^n ip frfi^ am bent lirc^Ii^en (Sebraiu^
burq bie Uberfe^ung bes 3|eobonon oerbr&ngt loorben. S^on 3ren&us benfi^i bie
lole^tere unb fo olle Solgenben; ogl. bef. Hieron. praef. in vers. Danielis (Opp.
ed. Yallarsi IX, 1361 sq.) : Danielem prophetam juxta Septuaginta interpretes
domini salvatoris ecclesiae non legunt utentes Theodotionis editione. SDe
^nb[($riften unb SCusgoben ber Septuaginta ent^en bal^r ffir Doniel bie Seor*
beitung bes 2:^eobotion. Unb ber e^te 6qrtuaQinla«Xext ift nur in einer eitrigen
16 ^anbf^rift auf ber Sibliotliel bes Prften (E^igi in Slont erholten (Codex Chisianus,
bei Holmes m. 88, naif XifAenborf, Proleg. in Sept. p. XLVIII, not. 3, aus bem
11. ^th^. hieraus na& SoraiAeiten anberer (SumAini unb Sincentius be Siegt*
bus, f. Ai&3 1B77, 666) junt erftenntak ^rausgegeoen oon Simon be SRogiftm
(Daniel secundum LXX ex tetraplis Origenis nunc primum editus e singulari
so Chisiano codioe, Rom^e 1772). Süperbem li^ ber Sefrinaginta-Zext aber aud^
ber fqrifc^'^oplorifc^en uberfe^ung ju Srunbe. Scfte Slusgobe : Daniel secundum
editionem LXX interpretum ex Tetraplis desumtam. Ex oodioe Syro-Estran-
ghelo Bibliothecae Ambrosianae Syriace edidit etc. Gaj. Bugatus. MedioL 1788.
Biermit fe^t }u ogl. bie p^otoli^ogr. Sfusg. btf gamen ßaid)f(^rm oon (Eeriani 1874
25 (f. oben 6.633,52). 9(u9g. bes grie^. Ziestes mit SSergki^ung oes Syrers: AavtijX
xatä Tovc IßdofifjHovxa, E cod. Chisiano ed. etc. H. A. Hahn. Ups. 1845. SCuSf^
Xifc^enborf gtebt ben Xest ab 9(nbang ju f. @qrtuaainta«Slusaabe. S^K^ 8^^ f^
Sufanna, Sei unb Drad^n beibe Xexte, ffir bas C5mt bes ^Moria unb oen fiobgehng
ber brei 3finglinge (q)o X^botion loentg aeanb^ bat) nur oen 6eptuaginta«Xest
30 mit ben Varianten bes 2:^eobotion. über bie UfQuoerlSnigleit aller biefer Susann bes
SeptuagintO'Xestes f. (Seb^bt, 2:^£3 1877, 666. (Etnen lonelten Slbbnuf oes codex
Ghisianus gab erft Cozza, Sacrorum Bibliorum vetustissima fragmenta Graeca
et Latina Pars III, Romae 1877. ^iemaA Swete, The Old Testament in Greek
vol. III, 1894. Der %^i bes !I^obotion ijt in ben3ufa^^n (mo ej ni($t nac^ einem
söbebrSif^n Original reoibieren lonnte) niqts als eine ftorle Überarbeitung ber
Septuaginta.
4. Das (gebet 3Ranaffes. gfrilfc^e im (Sieget. £)anbB.I, 1851; »all in ®ace'
Apociypha toI. II 1888.
tk 5l3nig SRanaffe oon ben Slffqrem na(^ Sabel abgeffi^rt nmr, t^at er in ber
40 Sefangenfc^aft %u^e unb flehte ju (&ott um (Erlöfung. Uno (&ott er^rte fein Gebet
unb bra($te ibn roteber jurfld na^ 3erufalem (2 C^r 33, 11—13). !Ra($ 2 0^ 33,
18—19 n)ar oies (Bebet aufge3ei(^net in ber (E^ronil ber itSniae oon 3srael unb in
ber (E^onil bes $ofal Dtefe SSenoeifung bot jpoter Seranlaffung ba}u gegeben, ein
C5ebet 3ure($t3uma(^en, wie es etma jener 6ttuatu)n entfpro(^en ^aben »firbe. (Es ftnbet
46 fi(^ in mand^en 6eptuaginta«$anbf^rtften (3. S. bem cod. Alexandrinus) unter ben
am 6(^iuffe ber ^falmen 3ufammengeftenten ^nmnen; wirb au(^ in ben Constit.
apostol. II, 22 oollftanbig mitgeteilt. Sediere Stelle ift 3UgIei(^ bie ältefte Spur oon
bem Sor^anbenfein bes (Seoetes; bo($ lann es oiel ölter fein, unb ift moql nicht tfvS^-
liefen, fonbem iflbif($en Urfprungs. Z)ie Iateinif(^e Uberfe^ung in ber 93ulgata (feit bem
CO 3jribentinum in ben Sln^ng oenoiejen) ift „gam anberer 9Irt als fonft Vetus Latinus"
(Sti^f^ S. 169), alfo moQl 3iemlt(^ fpoten Urfprungs.
6. Saruä. Kommentare: 3fn|f(^, im Sieget. $anbb. I, 1851; 9teu{(]^, (^tlftrung be^
öu*cd ©arud^ 1853; ©walb, b. q5rot)^etcn b. Sllten ÖunbeÄ 3. ob (2. «ufl. 1868) @. 251— 298;
ßneuder, %a^ Suc^ Sarud|, ®ef(^i(l)te unb ^itif. Uberfeßung unb (Srüäintng auf (^runb
66 be« »Icbcrl^eraefteaten ^cbrätfcften Urtejtcö, 1879 : ©ifforb in ©acc' Apoerypha vol. II, 1888.
— (Sonftige Sitteratur : Haevernick, De libro äanichi apocrypho comm. crit. Begim. 1843 ;
giftig, mi% 1860 ©. 262—273; ©toalb, ®efd§. bc8 SSoUc« SSrael 4. »b (1864) ©.265 ff.
C)ilgenfclb, äioX^ 1862, 6. 199—203; ebenbaf. 1879 6. 437—454; ebcnbaf. 1880 8. 412
bi« 422; »neucfer, ^xo%i) 1880 @. 309—323; ^crbft, 3)a« opofr^pl^ifc^c »uc^ S3onu| auö
60 bem ®rie(ftif(^en in« 4)cbräifc^e übertragen, ^ilbeS^eim, $rogr. 1886 (baju Äneucfer, 4^3
1886, 291); (S^rfi^, 9(bfaffungd3ett u. Sdebeutung be« »uc^e« S9arud§ (^Dlonat«f(]^r. f. Clkfc^. u.
a^olr^lpeit M aitett t^UmtuM Mi
©iffcnfc^. bcd gubent. 1887 6. 385-401); »rütt, So^rbb. für jüb. ®cft^. unb :^itteratur
®b VIII, 1887 @. 5 — 20; Daubanton, Het apobryphe boek Bagovx en de leertype daa-
rin vervat (J^St 1888, p. 77— 125); C>ft»nöurgcr, 9lcal»(£nc. für «ibcl unb talmub,
Süppl III, 1892 @. 36—39. - eine fo|)t, Übcrf. ^at ©rugfcft ^crouSgcöeben (3citfc^v. für
Sgtipt . @pr. u. «ItcrtumSf. 10—12. Sa^rg. 1872—74. SSgl. 1876 @. 148). 5
Unter bem 9lamen bes Saru($, bes ireuen gfreunbes unb (gefäfirten bes ^rop^eten
3crcmta, bejjen SBefe^tgungen er nieberfArieb (3er 36, 4. 17 f. 27. 32. 45, 1),
unb mit melc^ent er ben unfrefaDtlliaen vlufent^alt in SoQpten teilte (3er 43, 6),
Ut uns eine 6(^ er^Iten, bte aus folgenben btei. jientliq bfe jufantmen^angenben
ieilen befte^: I. Aap. 1, 2—3, 8: 3m fünften 3oi^re na^ ber Serftörung 3erufa- lo
lems burq bie Qi^Ibäer (588) [enben bie ^u\>en in Sabqbn eine (Sefanblfd^oft mä)
3erufalem an ben bortigen ^o^enpriefter 30)0^1^ ^^^ leiden i^m C5elb, bamit im
Zempel geopfert unb für bos £eben bes 5l3ntgs Slebulobnejar unb feines Sohnes Sei«
fajor gebetet loerbe. 3n bem 6^reiben, meines bie Sefanbten naA 3erufalem bringen,
iDtrb nomentli^ borouf bingemiefen, bag i^ ie^ijBes Ungifld nur eine 6trafe für t^re i6
Sünbe unb i^ren Unge^orfom gegen (gottes (5ebote fei, infonber^eit au(^ eine 6trcrfe
bafür, bah fie nic^t, mie es bo$ (Sottes SBille gemefen, bem itontg oon Sobel ge^oriqt
^tten. II. Aap. 3, 9 — 4, 4 : CErmo^nuna on 3sroeI, jur Quelle aller SBeis^eit jurüd»
3ufe^n. 3lur bei (Sott ift bie fettere ©trfli^ m finben. III. Aap. 4, 5—5, 9: (Er-
munterung on bas oerjagenbe Sou, oufs neue 9Rut 3u faffen. 9Benn aud^ 3^nifafem 20
oenoflftet unb basSBoB jerftreut i[t: ®ott loirb es bo^ loieber jurüdffi^ren in bie ^eilige
Stobt. — aber bie SQfoffungsjett biefer 6($rift ge^en bie Urteife ungemein ouseinon«
ber. Unb eine SntfAeibung borfiber ift um fo JAmieriger, oIs bie brei 6tfidFe, aus wtU
ä^tn fie jufommengeje^ ift, je^ oerf<9iebenen (t^orotters finb unb mbgli^er«, ja watyc^
fd^einli^noeife oerfqiebene Serfof^er ^en, menn ouA ni^ brei, fo boq jmei. 93on 25
oom^rein lonn ooer oon ber URemung Ial|oIif($er XQeoIoaen, bog bas Su(^ loirilic^
oon Saru(^ ^errfibre, leine Siebe fein. Dcqu ift ber STerfoffer in ben Süix>txf)alU
nilfen oiel ju f^tec^t orientiert (f. Sfritt^e, ^onbb. I, 170) unb über bie oon
i^m fingierte Situation m fe^ im Unuaren. (Er ^at fi($ biefe fo menig beutlic^
5um SeiDuMfein gebra^, bog er einerfeits bie 3^torung ber Stobt bur($ bie dSjaMtx so
oorausfefct 7l, 2) unb bann bo^ mieoer fo fpri($t, als ob ber Opferlultus, ja ber
Üempel felbft fortbeftOnbe (1, 10. 14). SIber au^ Ctoolbs Slnfi^t. bog bas Sud^ in
ber fp&teren perfifc^n unb erften grie($if&en StÜ entftanben fei, tft oon ber SBa^r^eit
no(^ meit entfernt. Denn es finben fidj^ ^erfl^rungen mit bem Su($e Daniel, bie eine
litterarifc^e Kb^ngigleit bes einen oon bem anberen jmeifellos ma(^en. Slamentli^ ent» 35
[preisen fiA faft w5rtli($ Daniel 9, 7—10 = 8aru4 1, 15—18. Daß aber ein fo
our^us ortaineüer unb fc^opferif^er (&eift wk ber SSerfaffer bes Su^es Daniel aus
Saruc^ abaefc^eben ^abe, ift fioer ni^ anjune^men. Damit lommen mir aber, ba
Daniel jiDTfi9en 167—165 0. (S^. entftanben ift, bereits in bie mallabaif^e 3^it, unb
mar megen bes notmenbigen ß^ifc^enraumes jroifd^n Daniel unb Saruc^, in bie 40
fpätere moHabäifAe 3^tt. Sei oiefer bfeiben benn au($ bie meiften prote tantifc^en
Äritifer fteben; fo j. ». grifette (§anbb. I, 173), Sftraber (in be aBettes ©nl.
S. 603), ileil ((Einl. S. 753 ff.). (& fAeint mir jebo^ febr fragli^, ob bamit bas
«i^tt^e getroffen ift, unb ob man ni($t oielme^r mit ^x^\a (3ml5 1860 S. 262 ff.)
unb ftneuder (Das Su($ Sanu^ 1879) bis in bie 3^it SSefpafians ^erabsuge^en ^at. 45
3una(^ft ift }u ermahnen — morauf (Eb. CEp^räm Setger (Der ^falter Salomos 1871
Q. 137) juerft aufmerifam gemacht ^at — baß Saru^ c. 5. gan^ unb gar mit Psalt.
Salom. XI flbereinftimmt. Die C5eoanIen ftammen par teilmetfe aus 3^l^i<^ ^^^^
bo^ nur teiUoeife. Unb eine Iitterarif($eSejie^ung jmif^en^feubo^Salomo unb^feubo»
Saru($ ift fc^merliA in übrebe m ftellen. Sei bem pialmartigen CEKorafter bes so
(ganjen f^int es mtr aber angemefiener, bie Priorität bem zBerfaffer ber ^falmen ^u^
juerfennen, als umgele^rt. Dies mürbe uns minbeftens in bie 3^^^ ^^^ $ompeiu$
fü^en, in mel^r bie ^almen entftanben finb (ogl. meine (&eM^. bes {üb. 93oIfe$
2. Slufl. n, 688 ffO* Sfemer fet|t jomo^I ber erlte ab ber britte teil unferes Sucres
bte 3^tft3rung 3^nifoIems unb oes Xempels, bie Senofiftuna unb 93erobung bes £anbes 55
unb bie 9Begfiibrung feiner Semobner tn bte (&efangenf(i^qrt ooraus (1, 2 2, 28. 2G.
4, 10—16); auerblngs na<^ bes Serfaffers gittion: jur 3eit ber Ct^albäer. 2lber feine
gan}e S^rift mit aui^en (Ermahnungen unb Xroftungen ift auf jenen 3uiianb be^
rei^net uttb ift ni^t ^intei&enb motioiert, menn ntd^t bie 3^i^d^no|fen bes ißerfaffers
mieber unter bem Dnide i^nli^ 93er^Itniffe febten (ogl. SfnM^e, $anbb. I, 172 f.). 00
tt<aI«(hic9nopAMc fit Z|coloalc mb ttit^, s. «. 1. 4|
642 Utiolr^^ M Wim ti^tntt»
S^nlid^e 93er^öltntf(e tote 5ur l^tri ber C^Ibäei finb abet erft iDtebei infolge bes grogen
ilriegcs o. 66—70 n. (E^r. eingetreten. 3)enn etne 3^tft9rung oon Stobt unb Xempel
^t meber jur SRaffobaei^it no(^ 3ur 3^tt be$ ^onipeius (in n>el(^e ®r5^ bos Su(^
oeilegt) ftattgefunben. Snbli(^ aber ermnem an ben itrieg oon 66 bis 70 au(^ no^
5 auffolleno einige Sinsel^eiten. Der 93erf. betra($tet bas Unglfld 3sraeb als Strafe ffir
leine Slufle^nung gegen ben Aönig oon Sobel unb ermahnt junt Di/Iftt unb C&ebet für
aiebulabnep unb Selfasor (2, 21 ff. 1, 10 f.). ^nliA fie^t Josephus BeU. Jud. U,
17. 2—4 in ber ^l^fopng bes Djrfers für Den ronti)(^en Aaifer bie eigentli^ Vx*
fad^e bes iUieges. Die ganj un^iftori|($e 9lebeneinanberfteIIung oon Slebuutbnejoi unb
10 Sellajar erinnert an 93efpafianus unb Xitus. Dag SItern in ber Hungersnot bos
SIei[^ i^rer Ainber oerje^ren (2, 3), wirb jmor fAon £e 26, 29; Dt 28, 53; 3er 19,
9; £5 5, 10 angebro^t, unb finbet fi($ als Sefd^tc^te au^ 2 % 6, 28 f., Thren. 2,
20. 4, 10. Ss barf aber Q)enigftens boran erinnert merben, bag itxtm auc^ oom
i)e[pafiani|(^en jlriege basfelbe erjä^lt mirb (Joseph. Bell. Jud. VI, 3, 4). SInge|ii^ts
Iß bieier X^atfac^en ift mo^I bie Vermutung geftattet, ba| bas SuA Saru^ erft jur 3^^
93e|pa|ians ent|tanben i|t. Das erfte Citat oiaraus finbet |ii^ bei ^it^nagoros Suppl.
c. 9, wo Saru(^ 3, 35 als 9lusf)nii^ eines ngoq^g dttert wirb, ds folaen SrenSus
IV, 20,4. V, 35,1; Clemens Sllex. Paedag.1. 10,91—92. II, 3,36.— Dtegrafleno^
ber (Einheit bes 93erfa|fers ISgt fi(^ nur be|anbeln int S^^f^^^i^^n^nO ^^ ^ anbem
20 md) ber (&runb|pra(^e. 3n le^terer ^infic^t fagt ^ieron^mus prol. in Jerem. (Vall.
IX, 783) : apud Hebraeos nee legitur nee habetur. Dem )te^ aber entgegen, bog
im Syrus hexaplaris fic^ breimal hn 1, 17 u. 2, 3) bie Semertunp finbet: „btes
|te^t ni^t im $ebräif($en" (f.Corianis Snmerlunaen ju {einer Susg. m benMonum.
sacr. et pro!. I, 1, 1861). Darnach ift bo^ 1D09I anjune^men, bag man im STtter^
25 tum einen ^ebräijc^en Saruc^, u)el($er unferm grie^Men entfprad^, gefannt ^ Unb
au^ ber [pra(^Ii^e (E^aralter n)enigftens bes erften Teiles be|t&tigt oie floriftenj eines
[ol^en. ^inaegen ift bie Diftion oon jtap. 3. 9 an eine merllic^. anbere. (Es bfirfte
[i(^ bemnac^ bie Slnji^t Sn^f<^^^ emffe^Ien, oag ber erfte Xeil äberfe^ung aus bem
$ebraij(^en, bas iibrige aber grie<^ijqes Original ift (^nbb. I, 171 f). $amit ift
30 au(^ f^on ent|(^ieben, bag mit es mtt jmei SBerfoffem ju ti^un ^oben : ber Uberfe^er
bes erften Üetles fü^te bas übrige aus eigenen SRitteln ^ii^u. Seibe aber oierben, ba
unfere (Srünbe ffir bte 9Kfaffunps5eit aus beiben Xeilen entnommen fin^, in bie oefpa^
{ianif(^e 3^it 5u fe^en fein. Dte fpra(^Iii^e äberein^immung mit ber Uberfe^ung bes
3eremia notigt bur^aus ni^t, ben äberfe^er bes ^eremia für ben Serfaffer unteres
36 SuAes 3U ^oütn. 6ie bemeift nur, bag unfer 93erfaffer fi($ an ber Spraye ber 6ep^
tuagmta gebilbet ^at.
6. ^rief 3«remiä. Sriftfc^c im (gjcgct. ^anbb, I, 1851; öifforb in ®acc'
Apocrypha vol. II, 1888 ; ©rütt, 3a^rbb. für jüb. ©efd^. unb fiittcrotur VUI. 1887 6. 20
bis 22; DaubantoD, Het apokryphe boek 'E.TtozoAif hoeftiov en de leertype daariu ven*at
40 (J^St 1888 p 126—138).
Dem 5Bu^ Sarud^ ift ^äufig, auA in ber 93ulgata unb in Butlers Sibel, ber
fog. 5Brief 3^i^"ii5 angc^öngt (in ber SJuIg. unb bei £ut^. als 6. Äapitel). Urfprung=
Iid9 fjai biefer mit bem Sucq ^aru^ ni^ts 3U t^un, fte^t au^ in alteren ^»anbf^riften
no^ getrennt oon i^m, unb ift o^ne je^Ii^en triftigen (&runb, übrigens f^on in oei^
45 böltnismögig früher !^t\ij mit i^m oereintgt morben. Cr ift gerietet an bie oon 9lebu^
tabnesar jur ^Ibfu^rung nad^ Sabel beftimmten (gefangenen. 6em 3n^alt ift nt^ts als
eine ehoas breite unb rbetori[^e, übrigens in gutem (Srie^if^ ^ef^riebene SBomung
oor ben (Bo^en Säbels mmt tronif^er S^ilberun^ i^rer SRid^tigfeit. — 93on ..(£^t^il
!ann f^on bes^alb leine iRebe fein, roeil ber Srief ft^er griec^if^es Original ift. Übngens
50 toirb au^ 93. 3 bie Dauer bes Chiles im SBiberfpru^ mit ^ti 29, 10 auf fieben (6e«
nerationen angegeben. — (Eine ausbrfidli^e 5Berufung auf unfern Srief ^en oiele
f^on in ber 6teUe 2 SRal 2, 1 ff. gefunben. Slllein bas bort (Befagte pagt t^atfa(^Ii(^
nt^t auf benjelben. (Ebenfomenig ift es als ^inmeifung auf unfern Srief anjufel^n,
toenn im Xargum 3U 3^^^ 10, 11 biefer aramaif^e Sers als „2lbf($rift" aus einem
66 Sriefe bes 3^J^^'nias bejei^net ©irb (SReftle, SHarginalien unb SHaterialien 1893
S. 42 f.).
7. lobit. Kommentare: SIgen, S)ie ®ef(]^i(]^te ^obig nad) bvci ücrfc^icbcnen
Originalen, bem ®rled§ifd§en , bem fiateinifd^en beS ©ieroni)mu8 unb einem @^rifd^en ?c.,
3cna 1800; gri^fc^e im ^jeget. ^anbb. II 1853 (f. oben 6. 636, I8) ; SReufc^, 3)aö iöu* lo»
(X) biaS überfett unb erflärt, 1857 ; ©engelmann, 5)a8 5Bud) Xobit evfiärt, 1857 ; ©utbcriet.
^a^ «u4 2:obia§ überfc^t iinb cvfifirt, 1877; SuIIcv in ^acc' Apocrypha vol. I 1888
(f. oben 6. 636, 20) ; ©(^oh, ftomnientar jum ©ucftc Xobia*, 1889. — ©onftlgc iittterotur :
[(^id^bom], Über bad I3u4 Xobiad (Siaaem. »ibliot^. b. bibl. fiitferatur II 410 ff.); 9teufd),
S)eT ^ömon Sldmobäud im ». Xobiad (£^0® 1856 6.422—445); beif., meaenfioit ©enael«
mannd in ber X^® 1858 8. 318—332; Journal of Sacred literatuie and Biblical
Record IV 1857 S. 59—71; VI 1858 6.373—382; ^iÄla, Stopft 1860 6. 250—261; G
©ilgenfelb, ebenbaf. 1862 6. 181—198; ©»alb, ®ef*. b. »olfe S^rüel ob IV (3. «ufl. 1864)
8. 269 ff.; ©rat, ®cf*- b.guben «b. IV (2. «ufl. 1866) 9lote 17 6. 466 f.; Äo^ut, (Stipaö
über bie 3»oraI unb bic «bfoffungSjett b. ©. XoWqä (®elger» 3üb. Seitfcftr. f. SBiffenfc^. u.
«eben X 1872 6. 49—73, au(f| fepatat); afriff^e in 6(l^en!el8 ©ibcUey. V 540 ff.; Renan,
L'^glise chr^tienne 1879 p. 554—561 ; ®rä|. ^onatdf^r. für ^f(]^i(6te unb «Siffenfc^. bed lo
3ubenti. 1879 6. 145 ff., 385 ff., 433 ff., 509 ff.; ©rimm, 8w3:^ 1881 6. 38-56; «ßreifi,
ebenbaf. 1885 6. 24—51; ^iofent^al, Ißier o^ofn^^if«^ Silber aud ber geit unb 6(^ule
JR. «(ttbad 1885 6. 104—150; ^ilgenfelb, 3»a:^ 1886 6. 147—152; SRofenmann, 6tubien
jum $u(6e ^obit 1894.
Der 9lame biefes Sucbes unb feines ßelben louM in ber Sulgata unb bama(^ 15
in £ut^ Öbeife^ung Xobtas, im grie^ifoen Xeit aber Zobit (ober Xobit^); unb
Zobm ift bier nur ber Slome bes Sobnes hes ecfieten. — 9lad^ bem griei^ifc^n Xeatte
erjobit Xobtt anfangs felbft feine (Sefoic^te, inbem er oon fi^ in ber enten ^erfon
\pnqiL &ji oon jtap. 3, 7 an ge^ bie (EqBblung in bie brttte $etfon aber. 24)bit,
ein 6o^n Xobieb oont Stamme Stop^tali, 9^^ V^ ^^ (Exulanten, loeU^ oon bem 20
aff9ri|^n JlBnig 6alntanaffar oefangen noq Sttnioe^ abgefflbrt looi^n loaien. Sr lebte
bafelbft aui^ noä unter ben fomenben ABnioen Sai^erib uno Slfar^bon unb jeü^nete
fi(^ ftets burc^ timn exentpIarif$*frommen SBanbel aus. Da i^ trot|bent aber Unglfld
toib^rful^r, fo erntete er baffir nur Spott unb $o(n (1, 1—3, 6). 9li<$t beffer erging es
einer frommen grau 9lamens Soro. ber Xo^er Slaguels in dSbatana (3, 7—15). Da 25
beibe in i^rer 9cot ju (5ott um (Ertöfung fle^, vSm ber (Engel Stoppel abgefanbt,
bamit er beibe oon ben fieiben, loet^e [ie unf^ulbid^roneife betroffen ^aben, befreie
unb bie Sara bem Zobias, bem So^ne !£obits, als Brtou juffi^re — loas benn au^
gef^iebt (3, 16—12, 22). Xobit felbft ftimmt herauf ein Soblieb gum greife (ßottes an
unb lebt noi^ lange 3<^bre, bis er 168 ^abct alt ftarb. Su^ fein Sobn Zobias enei(^te 30
ein 9Iter oon 127 3a^en ($lap. 13—14). Dies bie ffirunbsfiae ber Sgo^Iung, bie
mit oielem anf<^Ii^nt Detail ansoefc^mfldt ift unb ein bflbf^ Aompofitionstalent
oenöt, übrigens fc^on gam im Seifte ber ftrengen p^fStfd^n ®efekli^leit geilten
ift. Die ältere ZQeoIogte bis in unfer G^^unbert herein ^at fie fär mirllic^e C5e«
\d)HjlU gleiten. £s ae^ aber Uon ein giemli^ 9RangeI an SBerftänbnis fotoo^I :)r>
für bas SBefen ber (SMiäfU als für bas ber Dic^im Um, um niqt jofort etnju»
feben^ ba| loir es ^ier lebiglic^ mit einer bibaltifAen Sraäbfung m t|un 9dben. Die
lotrllK^e (5e](^i(^te mag ^ierju einiges SRaterial aeliefert 9ob^n, tote [a bie 9tamen ber
itbnige Salmanaffar, ^ni^erib uno Slfai^bon in oer !^al ber ffiefc^i^e angehören.
Slber bie (£r}&^Iung als fol^ ift o^ne 3v^if^I ^i^ J'^i^ Sc^pfung i^s Serfaffers. 40
3^r 3iDe<I tritt au(^ beutli($ genug ^eroor: (Es foll gegeigt merben, ba^ (&ott bie
(frommen unb (Sere^ten niemals gu Stauben n>erben lagt ; oielme^ JiA t^er, toenn
es au(^ guioeilen fd^inen mill, als ob er fie oerlaffen ^tte, in äBa^ett bo($ immer
n)ieber annimmt, ja i^re gfrommigleit rei^Iii^ belohnt. Darum follen fic^ nomentli^
au(^ biejenigen, bie toie Zobit mitten unter ben Reiben mo^nen, bur^ oie Sitoierig« 45
feit ber äußeren £age nic^t ab^lten Ia|fen, i^rem (gotte treu gu bienen. — Sei ber
Slllgemein^eit bes 3n^It5 mug barauf oergtiUet toerben, bie 3^^^ ^^ Sbfaffung nö^er
^u beftimmen. Do^ lann man mit einiger äßa^c^einli^Ieit fagen, bog bas Su(^ etma
tm Saufe ber le^en pei 3#^unberte 0. (Qr. emanben ift — oxis ie^t auif, loenig«
ftens unter proteftantifAen Z^eologen, bie geioöbnIt(^e Snfiffit i|t. CEinerfeits fonn näm- 50
lic^, ba loir es rDa^qeinIi(^ mit einem grie^ifi^n Ortatnale gu t^n ^aben, ni^
jDtxitx jurfidgegangen merben. Slnbererfeits aber tft bas ySwb bo^ au^ noc^ frei oon
ben (&ef(^maa(o{igIeiten unb Öbertreibungen, an melden bie 9lle^rga|l ber fpoteren ^ro-
buHe leibet, mt $%ig (3m2]^. 1860 S. 250 ff.) bis in bie nad^oefpaftanij^e 3eit
^era^ugd^en, liegt leine Seranlaffung oor. Denn es oer^U fiA ^ier loefentli^ anbers 5r>
als bei Sanu^. (Es mirb gnmr 00m Stanbpunit ber aff^rifd^n 3^tt aus oie 3^^ftorung
" " " ■ ------ " ;i4, 4—5. 13, 9 f.
Jerf. bie SBiebererbanuhg oon Stabt unb Zempel mit oiel flberfc^toengli^en Sfarben oo
[(Rubere, als es bem ^iporif^n Sau entfproc^en ^aben lofirbe, ge^e ^roor, bog er
41*
644 fbßOt^ptitu M Htteii Sefhnitetitcd
ni(^t 3ur 3^U bes IBeftanbes biefes ^tftorifc^en Saues gelelit ^e. XUein eine genauere
Setra^tung bei ^auptftelle bele^ uns eines onbem. (Es ^eigt Aap. 14, 5 : xal obco-
dofirioovoi töv olxov, obx oTog 6 Ttgotegog, ?(og TtkriQW&fboi xaigoi rov alcbvog.
xal jLieüd ravra huaxQhpovoiv ix twv alxjMxXcDaicavy xal olxodojüii^aovoiv 'legoif-
5 oaXrju IvTijLKog' xal o ohcog tov '&eov ev airrn olxodojurj'diljaetai elg ndaag rag
yeveag rov alcbvog olxodojLifj ivdoiq), xa'&wg iXdXrjoav juqi avrrjg ol 7iQoq>ff€m.
$ter iDtrb jtDeterlei beutli^ unterMieoen: l..b^ ^iftonfd^.Sau Serubobels, ber unan«
fe^nltt^ ift (ovx olog 6 jigötegog), unb 2. ber auf biefen am CEnbe ber ^txt folgenbe
Qenli^e ^au ber (Etoigleit» ber au^ für ben SSerfaffer naä^ in ber 3ulunft liegt. C&erobe
10 ber UmHanb, bag er jmifd^en beiben ni($ts oon etner no^maligen Aata|tro)Ae loeig, ja
bag er oen $raqitbau bes ^erobes nod^ nic^t ju lennen j^int, bürfte borauf ^tmoeifen,
bag er in ber oor«oefpafiamf(^en, fa oor«]^bianiUen 3^tt gelebt f^at. Deutltd^ Spuren
einer Senfl^ung bes Su^es begegnen uns allerbings erft im jvetten 3o|^iinbert
n.(£^r. — (Eine bebräif(^e (ober aram&ifd^) Sorlage unteres Su(^es umr bem SDrigenes
16 unb leinen jübif^n Seratem ni^ belannt (Epist. ad African. c. 13: 'Eßgcuoi ico
Tcoßia ov xQwvtai oidk rw *Iovdfj&' oidk yäo iypvoiv aircä h änoxQwpoig
ißgoXoTi' (bg an* axncbvuxmövxeg iyvcoxafiey). QEs Tft bo^er va^tjc^inli^j, oaft bte
oor^nbenen femitif($en 2!exte {finger finb. (nn aramöifd^er Zext tft oon 9leuoauer
herausgegeben »orben (The book of Tobit a chaldee text from a unique MS in
2othe Bodleian Library etc. ed. by Neubauer, Oxford 1878). Sgl. boju Sidell,
3fr^ 18786. 216—222; 9t31bele, aRonotsb.SS1879 6.45—69; Dalman. Srammatil
bes iäbif(^«palaftinif($en Slramaif^ 1894 6. 27 — 29. Sluberbem emittieren jioei
^bratf(^e Bearbeitungen, f. o. 6. 636,56, unb 3Igen,2)ie Sef($i^te Xobis 6. CXXXVIII ff.
CCXVII ff. ; griöwe, ^anbb. II S. 5. 9f. 14 : Kölbele, Die altte|t. fiitter. S. lOSf. ;
25 au(^ Sidell a. a. O. unb 9ldlbele, aRonatsberti^ a. a. O. Die beiben ^ebrSif^en
Xexte finb anerfanntermagen fpfite ^obulte. Der aromSiMe Xeit ^at mit ber latei»
nil^en Searbeitunp bes ^ierouQmus (unb nur mit biefer) bos gemeinjam, bag ^ier
bie C5efAi(^te !£obtts oon Anfang an tn ber britten $erfon erjffitt wirb, mo^renb in
allen anoeren Xesten in jtop. 1. 1—3, 6 Xobit in oer erften $erfon oon fi$ fpric^
30 unb erjt bann bie (Erjäblung in oie britte $erfon Qberge^. Un|er aramäif^ Ztxt x\i alfo
oieüeiqt ibentM ober ood^ na^e oenoonbt mit bem oon ^ieron^mus benfl^n ((.oben
6.630,56). Dalman a. a. O. erllärt i^n freili^ aus ^ra^Ii^n Srflnben ffir lunger.
(Eine (EntfAeibung ift barum f(^n)ierig, vml ^ieronomus Jic^ fcntifc^ mebr an Vet. Lat.
anlebnt. Da bie glei^m&gige Herstellung ber brnten ^erfon augenf^einli^ fehinbar
35 ift, fann oon ber urfprüngli^Ieit biefes aramfiif^en Xestes gegenüber bem grie^ifc^en
ni^t bie 9lebe fein, vlun ift freili^ u^afef^einti^, bag au^ im aramaifc^en 2:ext ur^
fprünglid^ in Aap. 1, 1—3, 6 bie erfte ^erfon erhalten ©ar ; benn biefe ift no^ ge=
braumt im foa. Hebraeus Münsteri, ber naif anberen Slnjei^en aus bem Slramaifc^en
gefbffen ift (fo Sidell unb 9loIbeIe). ^er au^ unter biefer 93orausfe^ung liegt lein
40 ®runD oor, einen aramaif(^en Xea^t als Sorlage unferes grie(^if^en anjune^men (fo
3. S. noA guller in SBace' Apocrypha vol. I 1888 p. 152—155, 164—171). Siel^
me^r mad^t ber 6til^arafter bes mrte($tf^en Xextes bie Urfprüngli^Ieit besfelben nxt^r^
fc^einli^ (fo j. S. öu^ SRöIbefe, SKonatsberidMe 6.61).— 35on bem gried^ifc^en leite
bes Su^es exiftieren brei 9{e5enfionen : 1. Die ^eoö^nliAe, au^ im 93aticanus unb
45 Sllexanbrinus enthaltene; i^r folgt bie f^rif^e Serfton bis Aap. 7,9. 2. Die im codex
Sinaiticus erhaltene, an loel^e ju^ar ni^t tmmer, aber bo^ jum größten Zeile ber alte
fiateiner fi^ anfd^Iieftt. 3. Der lext ber codd. 44. 106. 107, ber bem 69rer oon
Aap. 7, 10 an ju C5runbe liegt. Die genannten $anbf(^riften geben feboc^ im SInfang
bie geu)ö^nli($e 9{e}enfion, fo bag uns biefer Ztxi nur ffir Aap. 6, 9—13, 8 erbalten
fio ift. Sr^i^fd^e giebt in feiner Slusgabe ber Slpoirqp^en bie jömtltc^en brei Xexte. ^roete
(The Old Testament in greek vol. II 1891) giebt bcn iext bes Saticanus unb ben
bes 6inaiticus.
8. 3ubitB. Kommentare: gribfc^e im (Sjcget. ^anbbuc^ II 1853 (f. oben 6. 636,18) ;
O. 3BoIff, 3)aS mdi Subita; alS gef(^i*tli(^e Urfunbc ucrteibigt unb erflftrt 1861 ; 6(6oIj,
ü6 Kommentar jum 53uc^c Subit^, 1887 ; S3att in ®ace' Apociypna vol. I 1888. — ©onftigc
fiitteratur : Montfaucon, La v^rit^ de rhistoire de Judith, Paris 1690 ; Gibert, Disfiertation
sur l'histoire de Judith (M^moires de PAcad. des Inscr. et Belles-Lettres, alte Serie t. XXI,
1754, p.42— 82); ^ot)erö, Über bieUrfprac^e ber beuterofanonifdien 83ü(^er bedjl^: (3eitf*r.
f.^P^il u. fat^. t^eol. ©eft 13, 1835, 6. 31 ff. [nur über 3ubit^]); Schönhaupt, Etudes histo-
60 riques et critiques »ur le livrc de Judith, Strassb. 1839 ; 9ieuf} in (Evfc^ u. Q5ruber$ &nd)fl.
Sli^lr^^ni it» WUett ScfUmieKM 646
II, 1?.S S. \)H ff.; Nicken, De libro Judithae, Vratislaviae 1854; Journal of Sacred Literature
and Biblical Recoid vol. III, 1856, p. 342— 363, voLXH, 1861, p. 421—440; »olhnar, 3)tc
.^omp. bc<J ©. Subita (X^eol. Sa^rbb. 1857 ©.441—498); ^ilgcnfelb, 3ttSt^ 1858 @. 270
bid 281; SR. «. fiipfiu«. cbcnbaf. 1859 ®. 39-121; C)itig, ebcnbaf. 1860 6. 240—250;
'^ollmar, ^anbb. ber Einleitung in bie fLpoln^p^tn, I. ^I. 1 9(bt., Subita 1860 ; ^ilgenfelb, 5
Mwa:^ 1861 6. 335—385; Ä. ^. «. 2iptm^, ©pracftlicfte« aum öucbc 3ubitl^ (3tot| 1862
6. 103—105); dtedb, ©efd^. b. »oI!c8 38racl IV (3. «up. 1864) @.6J8ff.; ©rä^, ®ef(ft.
b.gubcnCb.IV (2.«ufI.1866)9^otel4 @. 439 ff.; 9l.«.aiüpM«, Sübifd^c Oueacnjur Subtt^.
fagc (3»^:^ 1867 @. 337— 366); 3rriM*e in ©(ftcnfcla ©ibellcr. III 445 ff.; @(^oIg, S)q8
'43ud) Subitl^, eine $rop^etie (^Bortrag) 1885; l^teiii, Aber ba^ mä^ gubit^ (Actes du hui- 10
ti^me coDgr^ international des orientalisteR, tenu en 1889, Section S^mitique, Leide 1893,
fafic. 2 p. 85—105) ; ©(glatter, 3ut Topographie unb @(efc^i4te $aläftinad 1893 @. 277
bi^ 289; 92eftle, Marginalien u. Materialien 1893 @.43ff.; Bobiou, Deuz auestions de Chro-
nologie et d^'stoire öclaircies par lee annales d'Assurbanipal (Bevue arch^logique, Nouv.
S^rie t. XXX, 1875, p. 23—38, 80—92) ; Delattre, Le peuple et Pempire des MMes 15
jusqu'ä la Hn du r^gne de Cyaxare (M^moires publik par rAcad^mie de Bruxelles t XLV
1883) p. 148—161 ; berf ., Le livre de Judith (La Controverse et le Contemporain 1884,
auc^ feparat S^onl884); ^igourotqr, ^ie Sibel unb bie neueren (Sntbecfungen, beutfc^e Überf.
IV, 1886, 6. 242-271; ^eteler, Unterfud^ung ber aef(l^i<!^tlid)cn unb ber fanonifd^en ®eU
tuna bed fduti^t^ gubitl^ 1886 ; Palmieri, De veritate historica libri Judith 1886 ; Brunengo, 20
II Nabucodonoflor di Giuditta (Civütä Cattolica, Serie XUI voL III— X, 1886-1888,
au(6 feparat 1888) ; Sliegler, (S^ronologif^e grij^eruna ber ^elbentbat gubit^d (^atl^oli! 1894,
II S. 1—8). — 3)ic fieben äuleft (genannten (Kobiou, 3)elattre u. f. w.) wrtcibigen bie
($)ef(^i(6tlic^feit, meift mit $ilfe ber 91ff9rix)Ioaie. ^o6i anbere lat^olifc^e Slpologeten f. bei
CSornelt), Introductio in ü. T. libros sacros II, 1, 1887, p. 400. 26
Der Snbalt bes Su^s ift hin biefer. Slebufabnejar, Aönig oon Morien (sie!),
befieat bett mjffyaah, Aönig oon uRebien, unb fenbet bonn feinen oberften gfelbberm
^olofernes gegen bie loeftli^n SSRer, bie ibm ni(^t {[egen Sn^ob faxten ^eerfolge
leiften toollen. Sud^ bieje toeiben untenoorfen unb t^ie ftuuusftätten jerfiört (Aap.
1—3). Darauf loenbet |i(^ ^olofemes gegen bos ffibifc^e Soll, bos eift oor furjem »)
aus bei ®efangen[d^ jurüdgele^rt mar unb feinen Zentpel mteber eingeioei^t ^atte
(sie! }ur 3^it Slmilabnejars). 9Cngefi($is ber brobenben (&efa^ einer S^nbung
feines Heiligtums ift bas ganje fßoU junt Sugerften äBiberftanbe entf^Ioffen; unb ber
^o^riefter O^i^m trifft bie ^ierju nStigen mnorbnungen. Den ^mqrtona^ ri(^tet
^olofemes gegen bie ftarle S^png SetQlua, bie er bur^ junger jur Aoergabe ju 35
fingen fu^t (Aap. 4—7). Die mi ift bereits aufs ^Mt gefttegen, als eine \äßm
uBitme Kantens 3ubit^ fu$ freiiDini|B bietet, bie 9lettenn ^es SSoRes ju u)erben.
Sie loeig fi(^ (Eingang in bas feinbltAe fioger p oerfc^offen, bos Sertrauen bes $ob«
fernesju geioinnen ; unb &M i^n nm eioener $Qnb, als er na($ einem großen (Belage,
pom SBeine berauf(^i, an i^rer 6eite niebergefunlen mar. 9hin eilt fie in bie Stabt 40
jurüd; bie 3^^^ ma^en einen SCusfoR, fc^Iaaen bas feinbK($e $eer in bie SfluAt;
unb ganj 3srae( ift oon ber ®efa^r enettet IRoof. 8—14). 3^^ ^^^^ i^<^ ^^^
3ubit9 00m SoR als Sletterin geehrt unb gepnefen unb enbliA, als fie im Witt oon
105 3a^en ftarb, allgemein betrauert (Aap. 15—16).— äuj^ ^ier, ©ie beim SuA lo»
bias, lann lein 3Q)^if^I barilber befte^n, bag mir es nic^t mit einer mirlli^en (5ef(9i(^te, 41»
fonbern mit einer bibdtifAen (Ers&blung ju l^un ^aben. Das ^ijtorijd^ Detail ift fo
unglaublidb lonfus (ogl. oben), unb ber parSnetifqe 3^^ ^^ W H^ unb beutli(^
^eroor, bag man feine Sugen gooaltfam oerf^Iiegen muft, um Jenen 6a^er^alt ni^t
3u fe^en. ^lllerbings barf man ni($t fo meit geben, felbß ben 9camen ber Sfejtung, um
meiere fi($ ber $atiptiampf bre^te^ Bervkova ober Bethulia (fo im £at^ für fmgiert 60
ju ^Iten. Denn ber Serfaffer mtrb boc^ feine (Ersä^Iung ni^t geograp^ifq in bie £uft
gebaut ^aben. Die £age tft bisje^t stoar ni^t ermittelt, auq tommt SetQlua fonft bei
feinem alten S^riftfteller oor. SCoer meber bas eine not) bas anbere ift ein oemflnftiger
(Srunb, an feiner (Eziftenj ju »oeifeln. (3ur Seftimmung ber Sage bienen: Aap. 4, 6;
7^ 3 ; 8, 3. Darnach ift es in ber 9lfi^e oon Dot^in ju fu($en, beffen £age burq 55
9{obinfon, Steuere (Jforf($ungen 6. 158, im norbIi($en Somorien na(^geu)ie|en mürbe.
Hiermit fallt fomo^I bie öltere Slnfi^t, baj} es mit 6afeb ibentiJA fei, als Die neuere,
bag es = Seit 3Ifo f^i- ^oA meniger lann es fflbli($ oon 9{ap^ia gelegen baben,
mo aRerbings ein Setulia exiftirt ^, Theodorus ed. Oildemeister 1882 § 20.
9}gl. fiber^upt 9{obinfon, ^aläftina III, 586 f. : Derf., Steuere gf^f($ungen in $a« eo
löftina 6. 443; Sn^f(^e in 6^nlels SibeRexifon I 431; Gu^rin, Samarie I 344
bis 350; Marta, Intorno al vero sito di Betulia, Estratto dal Periodico La
646 S)ioIr^|eii it» Hltett SeftmomM
Terra Santa, Firenze 1887 [m^ 3eitf<^r. bes D^SJ XII 1171 ; SAldter. 3ut
Topographie unb SeMi^te ^I&ftinas 1893 6. 277 ff. 3u bett mttteMerliAen ^tlgcnip
toel^e Set^uItQ enoo^nen, cttiert von 9lobinfon, 9}qI. III 586, ift no^ ^nsimtffigen :
Johannes Wirziburgensis, 12. 3<^^*» ^^ Xobier, Descriptiones Terrae Sanctae
6 ri874] 6. 189. (Er feft es quarto milliario a Tiberiade). über bie (Erjfi^Iung felbft ift
|t(^er eine freie Aompofttbn bes SerfQl|ers, loenn ouc^ bis in bie neuefie !^tli nic^t
nur fai^olifäe, fonbem Jogor prote|tanti|4e Z^Ioaen grobe (5ele^fdmfeit oi^eioenbet
boben, um bas UnmogltAe mSgliq }u maAen: bie Sefcpi^te ber 3ubi$ [omt allem
i)etail in ben mirQiAen Serlauf ber C&efc^i^te eiiuugliebem (fo bef. 9Boff 1861). Die
10 (Erfololofigfeit biefer Semfi^ungen beft&tigt nur bie aBobmebmung, bie bem unbefangenen
fi^ oQne^in aufbringt : bah loir es mit einer Mtorifc&en griltion ju poränetif^m 3wtd
m i^un ^ben. SBel^s biefer ^mtd wcx, ift beufli^ genug : (Es foll bas fflSiJ^
93oIf ermutigt werben, Ifl^n unb entf^Ioffen mit bem Si^erte in ber $anb filr oen
Seftanb Jeines (Glaubens unb ftultus einjutreten au($ gegen einen fiberlegenen geinb.
15 Dies metft uns aber beutli^ in bie maffobSifd^ 3^^ p^»^ »firbe ber oorausgeje^
^iJtorifAe ^intergrunb mebr ber ßtlt b<» Slrtoserses D^ub entfpre^n, ber bei etnem
ferner SeD^flge gegen ^^onicien unb aigQpten um 350 au^ {flbif^e Gefangene loeg*
führte (Euseb. Ghron. ed. Schoene II p. 112 ad ann. Abr. 1657; Synoell.
ed. Dindorf I, 486; Oros. III, 7; Solin. 35, 4), unb ju beffen ^ttoorrogenbften
20 ^eerffl^rem bei jenen gfel^figen ber Satrap (ftbnig) $oIofemes oon Aamboden
unb Der (Eunu^e ^agoas gepnen (^olofemes: Diodor. XXXI, 19, 2—3, ^aaoos:
Diodor. XVI, 47, 4: festerer nadj XVII, 5; 3 (EunuAe- o^ne Sroeifel ibentif^ mit
jenem Sagofes, melmer na^ Joseph. Antt. XI 7, 1 fiq i>tn 3uben feinblic^ enoies).
Da nun in ber Sef^i^te ber 3ttbit^ auger ^olofemes auc^ ein (Eunu^ Sagoas eine
26 9lone [pielt (Jud. 12, 11 ff. 13, Iff. 14, 14), fo liegt es na^, bie 3ttbif^efd^i^ in
bie 3^U bes 0(^us su oerkgen (fo Sulpicius Severus Chron. II 14—16, unb im
oorigen 3<^t^unbert (Sibert). SHber ber Serf. nennt {a au^ 9lebulabne|«r. 9Ran
fann alfo nur fagen, bag er bei feiner freien Aompofition einen Xeil feines SRateriales
ber 3eit bes 0($us entnommen ^ot (fo Sutf^mib, ^oSfA. f. flaff. SßJf\L 1863 6. 714 =
ao Aleine (Si^riften V 286; 9l91bele, Die attttft. £itterotur 1868 6. 96 ; berf., 9lufßt|e mc
perfif^en (5t\^i^tt 1887 6. 78). (Er felbft f^ibt eben barum fidler fpäter. 3>ann aber
wirb man. ba es fic^ um eine 3^^ religiöfer Sebrfidung ^anbelt, in bie mcdhb&ifc^e
3eit geführt. Unb in biefe, alfo tn bas jioeite 3<^^unbert o. fl^r., barf mobl mit Se«
ftimm&eit bie Cntfte^una unferes Su^es gefegt merben (fo 3. 5B. auA S^i^me, (Enwlb,
36 ^ilaenfeß) [18611, 9lolbefe). Siel »eher berunter, nimli^ bis in bie 3ett ber traja«
nifc^en iUi^e, glauben SoHmar, $i^ig unb ®ri^ ge^n ju muffen. Unb es fyd m-
mentli^ 93oRmar oiel C5elebrfam!eit unb $^ntafie aufgeioenbet^ um barsut^un, bog bie
(6efAi(^te ber Sf^Ibsfige bes ^tebulabnesar utu) ^olofemes nur eme oer^üllte Dai|t€uung
ber Sfelbsfige Xrajans unb feiner grelb^enen gegen bie $artber unb bie 3uben fet. Slber
40 bei naberer Setra^tung jer^e^t biefe oermetntli^e äbereinmmmung oon Dichtung unb
(Sef^iAte fo jiemlic^ in nt^ts. Unb fc^on bte ausbrfldii^e (Enoäbnung ber 3ubit^
bei (Hemens ^Komanus c. 55 verbietet biefe fpote Slnfe^yng. — 3i^^Ii^ allgemein
ift man barüber einoerftanben, bag unfer grie^i|d^r Ztxt Uberfe^ung^ eines ^ebraijd^en
Originales ift, mit aus bem gansen ftolorit ber 6praAe unb einjelnen Öberfefeungsfeplem
45 (1,8; 2, 2; 3, 1.9.10) erl^eltt (f.SRooers unb m^, $anbb.II115f.). Dte^Ibai^e
Bearbeitung, n)el(^e bem ^teronumus vorgelegen f^m (f.o. 6.631, ?), ift aber fic^erli^ miä^i
als bas Original ju betrachten. Denn bem Ongenes unb feinen iübtf(^en Seratem nxir ein
§ebraif(^er (ober aramaifd^r) Xext ni($t beiannt (Epist. ad Afriean. e. 13, f. ben 9BortIaut
oben 6.644,17, Das Original fc^eit^t alfo bamals bereits oerloren aemefen unb bie
50 oon ^ieronnmus benil^te aramäifd^e uberfe^ung erß naA Origenes en^tanben ju fein.
Die oor^anbenen freien ^ebroifc^n Searbettunaen finb nod^ fpätere ^obulte. 6.baruber:
3un3, Die gottesbienftlitten Vorträge ber 3uben 6. 124 f. ; Sellinel, Set ^*aRibraf<^
I 130 ff.; II 12—22; fiipfius, 3übif^e OueHen jur 3ubit^fage (3©a:51867 S. 337
bis 366); Sau in SBace' Apocrypha I 1888 p. 252—257; (Bafter, An unknown
bb hebrew Version of the history of Judith (Proceedings of the Society of Biblical
Archaeology XVI 1894 p. 156-163). — Som grieiifcben Zni exiftieren brei Ke»
jenfionen : 1. Die ge©5$nli($e unb urB)rüngIid^e. 2. Dte. ber codd. 19. 108. 3. Die
bes cod. 58, mel^ bie kxMt unb bie alte lateinif^ Uberfe^ung folgen.
9. Das erfte 9Kaf!abaerbud^.— ftommcntore: 3. ^. md^atm, 3)cutf(fte Über*
60 jcfiung beö 1. S3uc^cö ber ^Kaffabäcr mit ^(nmevfungen 1778; ©rimm im ©jcgct. ^anbb. IIL
f^^rittfptitn bc« fUtm ti^UmntM 647
\Hli:\ (j. obcn3.(>:i6,i8); üttil, Kommentar über bte Südier ber ^aüabäer 1875; ^mulinfon
in ^are' Apocrypha vol. II 1888. — ©onfttg^ fiitteraticr: ^öl^Uc^, Annales compendiarii
rcguni et rerum Syriae 1744; C^. ^, tBem^borff, Prolusio de fonäbus historiae Syriae in
libri8 Maccabaeorum, Lips. 1746; S^ö^lic^, De fontibus historiae Syriae in libris Macca-
baeorum prolusio Lipeiae edita in examen vocata, Yindob. 1746; (l)ott(. ^erndborff, Com- 6
mentatio nistorico-cntica de fide historica libromm Maccabaicomm, WraÜBlaviac 1747 ;
|K^ell], Autoritas utriusque libri Maccabaeorum canonico-historica adserta, Viennae 1749;
®eiger, Urf^rift unb Überfc Jungen ber ©fbel, 1857, ®. 200 ff.; (gwalb, Oef^ic^te be8
3JoItc§ 3äracl IV 602 ff.; SJofent^al, 3)a« erfte SRaflabäerbu*, Selpsig 1867; grrlM^c in
8(^enleld SBibellejnton IV 89 ^. ; Sd^nebennann, Übet bai Subentl^um ber beiben erften lo
'JJ^alfaböerbüc^er CßtSS 1884 @. 78—100) ; ^iürid^, Suben unb (l^riec^en \>ox ber ntaf!a«
bäifcöen ©r^ebung 1895 @.69— 76 (erfl&rt fämtli(^ »riefe unb Urhinben für eine freie &x*
finbung beS griec^ifd^en ^Bearbeitern).
Der 9lante Maxnaßalog tft urfprünglic^ nur Seiname bes ^Stäxts, bes 6o^ne$
bes aRattat^tas (1 3Rcd 2, 4 : *Iovdag 6 xaicvfievog MaxxaßaTog), 3ubas foll bamtt 10
{ebenfalls als ftreitbarer ^elb (^aiaüerifiert merben. Slber eine fixere Deutung bes
9lamens ift no^ immer nu^t gefunben. Dtnn bie oon ben meiften angenommene Sr»
flärung = ^?P;; .,$ammer'' (fo auc^ (Srimm, (Eseaei $anbb. III (o. 9f.) bat bas
Sebenfen gegen ftA, bag ^^j^?; nur ben Ileinen llrbeits^mmer, nid^t Den iäpamtn
QixtiU ober 6($mieoe^mmer bejei^net (1 5tg 6, 7 ; 3ef 44, 12 ; 3er 10, 4 ; 9li($ter 20
4^ 21). 93on ^n ja^Irei^en ^eoräif($en Sqnon^mis fflr Jammer mflrbe man gerabe
btefes am loenigften enoarten; oiel e^ j. SB. yw^^ (3er 51, 20) ober V^?'; (Sla
2, 2) ober w^^e (3er 50, 23). Um biefes unb anberer Sebenlen loillen fyd Curtiss
(The Name Machabee, Seidig 1876) mit Senoeifung auf 3ef 43.17 bte CErflörung,
"32-2 =1 the extin^sher oorgefAIagen. 3uiKts lofiroe bamit als oer bejei^net fein, 25
ber bie feinblic^en ^eere „auslofmr' oie einen DoAt. ^ieaegen lann freilidj^ mieber
etngemenbet sterben, bag ber SebrauA bes Silbes bei 3eRQ no($ ni(^t bemeift, baft
berfelbe Segriff gerabeju aud^ oIs [9mboIi[(^er 9lame oermenbet merben btnn. Uno |o ift
ein fixeres 9{efultat noä) immer md^t gemonnen. Son 3uba9 9tng bann ber 9lame auf
bie ganje gfamilie, ja auf bie ganje Partei, beren Mlrer er mar, über. Da^er fino 30
bie „3RaIIabäer'' uber^upt bie glaubenstreuen 3sraeinen, meiere 5ur Serteibigung i^res
oöterli^ien (ßlaubens ben Aanqrf gegen bie forif($en Cberbenen matten. — Das erfte
9RaSabaerbu(^ erj&^It bie Sefcbu^te biefer Aompfe unb oie (&ef(^t^ bes aus ben«
fetten ^roorgegangenen unab^onaigen fübif^en Semeintoelens bis jum Xobe bes
§obenpriefters Simon (135 0. C:$r). Cs beginnt mit bem Regierungsantritt bes STn* 30
tioiQus (Epip^anes (175 0. C^r.), berietet, mte beffen Serfu($e 3ur getoaltfamen Unter«
brfl(fung ber jübifcpen 9{eUgion ber SinlaB muxben jur offenen (Erhebung gegen bie
l^rifc^e Ober^errfc^o^, f(^ilbert bie toe^felnben (Erfolge bieier (Erdung unter $ü^rung
bes 3ubas ^aQobfius bis ju bejfen !tobe (161 0. o^r.), fobann ben meiteren Serlauf
ber maliabaif($en Seftrebungen unter ber Hegemonie oon 3ubas' Sruber 3^nat^n, 40
ber \id) bur(^ gef^idte Slusniltong ber Ser^Itniffe oon ben fqrifd^n Aonigen bie Sin«
erfennung als ^rft unb öo^ierpriefter ber 3^^ 3^ erringen mugte (161 bis 143
0. (E^r.), enbliq bie ®ef(|ii(^te oes britten Srubers jener beiben, bes $o^npriefters
Simon (143—135 0. dfjx.), — Die Darfteilung ©ei^t oon bem Pragmatismus ber
^iftortfd^ien Sudler bes altte[tamentli($en Aanons merflt^ ab. (Es oerlauft ^ier alles ^
menf^Ii^ unb natürli^. ^id^t burq unmittelbares (Einaretfen (Sottes, (onbem burc^
bos S^ioert ber SRoBobäer uiü) bur(^ bie JUug^eit i^rer oiplomatifAen Ser^anblungen
mirb ber neue jübif^e Staat aegrfinbet 3m Sntereffe ber Slaumoärbigleif unferes
Su^es ift biefe gform ber DarfteUung {ebenfalls ni^t ju bebauem. äber^aupt aber
ift bas Su(^ eine ^iftorifd^e Quelle oon unfAa^barem SBerte. Die Darfteilung ge^t ^
]tf)x ins Detail unb enoedt bur(|[ i^re unaefd^minlte (Einfad^beit groges Sertrauen.
Diefes mab, [ofem es fi($ um bie iübtIAe (&e|($i^te banbelt, auq baburd^ nid^t gefäbrbet,
bag ber Serfajjer ilber bie Slnaelegen^tten frember SöOer, }. S. ber iRömer, fic^ J^^eät
unterrü^tet seigt. (Ebenfoioentg ^un bie übertriebenen 3o^I^nangaben feiner (glaub«
iDÜrbigfeit in anberen Dingen (Eintraa. (Sgl. ilber biefeloe im a^emeinen bie oben &&
genannten Streilf(^riften oon gropd^, ben beiben SBemsborff unb i^ell.) — Dafe eine
(Sef^iätserjö^lung, meldte fo fe^r ins Detail ge^t, i^erfeits mieber auf älteren Quellen
ru^t, oorf mo^l als felbftoerftänbli(^ betrad^tet merben, wtnn [i($ aud^ über bie Se«
f^ffen^eit ber legieren nid^ts näheres ermitteln lagt. (Eine ^mmeifung auf fie f($eint
ftop. 9, 22 oorjuuegen (od. (Brimm, (Exeget. §anbb. III S. 22 f.). — Se^r oorteil«'»
^aft 5ei^net \iä) unfer Suq oor älteren C5ef(^i($tsbüd^em babur(^ aus, bag es alle mid^«
648 Sliolni^lj^ett bcd mitn SepmeiiM
tigeren (greigniffe no* einer feften 3^itre(^wunfl fiattrt, nämlt^ na^ ber feleuribtf^
Sra, taeld^e im §erbft 312 t>. (Efyc, beginnt. — 3)te 3eit ber «bfaffung läftt M inner*
f)aVb 3iemli(^ enger C&renjen mit ^o|er 9BQ^rf(^einIi(^feit be|timmen. (Einerfeits Unni
ber Serfaffer bereits eine C^rontf oer ^t^aten bes So^nnes ö^rlanus (135—105
5 0. (S^x,), f. Aap. 16, 24. Doma^ t|t bo($ mchMemiä^f bag er erft na^ beffen 9le»
gierung gelebt f)at Slnbererfeits fd^reibt er en^cqieben noc^ oor bem Srobening9|uge
oes ^ompeius. Denn bie Slömer erf^einen i^ lebigli^ als gfteunbe unb Sefmraer
bes jfibifd^en 93oIfes. Die SIbfoffung fSIIt aI|o m bie erften Dejennien bes erften 3Q|r<
^unberts d. (Ei)x, — Dag bas Suc^ urbrfinglic^ bebraifc^ aef($rieben ijt, erlitt aus
10 bem [prad^Iid^en (E^arafter besfelben jur (Senflge, uno miro fiberbies burQ bos S^ugnis
bes Origenes unb ^ieron^mus beftatigt. (öfterer (bei Euseb. H. E. VI 25, 3) teilt
ben ^ebröifd^en Üitel bes Sucres mit, beffen Sebeutung freili^ f(^on loegen ber Un^
fi^er^eit ber Überlieferung f(^n)er ju lonftatieren ift (bie filteren Slusgaben bes (Eufebius
^aben : Znqßr]^ Zagßavk SX, §eini§en giebt : Zagßrjd^ InßnvnieL Deutungsöerfu^
15 f. bei (5rimm, (Exeget. $anbb. III S. 17; Curtiss, The Name Machabee p. 30.
Derenbourg, Histoire de la Palaestine p. 450 sqq. ; D. §affmann, SRagojin für
bie SBiffenflaft bes 3ubent. XV 1888 S. 179 f.; Sa($s, Revue des ^tudes juives
t. XXVI 1893 p. 161—166). ^ieron^mus fagt im Prologus galeatus (VaUarsi IX
459 sq.) : Machabaeorum primum librum Hebraicum reperi. Secundus Oraecus
20 est quod ex ipsa quoque phrasi probari potest. Die grie^if^e Öberfe^ung ift
f^on oon 3of^^us oenfi^ morben (ge^en 9RiqaeIis, ber behauptete, 3o(ep§^ 0^^^
auf bas ^ebröifc^e Criginal jurfld, f. (grimm 6. 28 - SIo($, bie Quellen bes Sflaoius
3ofepfius 1879 S. 80—90). STuffallenb ijt, baß 3ofep^us oon Aap. 14—16 laum
eine ftenntnis oenfit. Defttnon (Die Quellen bes glooius 3öfq>$us 1882 S. 60—91)
25 ^at bo^er bie Snfid^t aufgeftellt, bag bas Suc^ urfprfingliA biefe Aapitel noi^ nic^t
enthalten ^alt^ unb bag au^ fonft bie urfprflnglidoe Slebaftion oon ber jet|igen oer^
fdbieben geioejen fei. Sfber bie fe^ freie Senfit|ung but($ 3^f^^^^ ^^^^^^ hierfür feine
^inreid^enbe Stfi^e.
10. Das 3©eite SRaüabfierbu^.- «gl. außer ber au 1 SRal notierten aittera»
ao lur: ®rimm im (Sjegct. ^anbb. IV 1857; ©. (£ber^. (ölo. ^auUi«, Über bad jttje^te ©ucft
ber SRaccab. ((gid^l^ornS attg. öibl. b. bibl. iJitt. I 1787 @. 233 ff.) ; »ertl^eau. De aecundo
libro Maccabaeorom, Gottmg. 1829; ^er^felb, ^efd^ic^te bed «olled ^ifrael 9b n (1855)
6. 443 ff. ; Patrizzi, De consensu utriusque libri Macbabaeorain, Bomae 1856 ; @tgoi,
^lftorif(i*^ronoIogifd^c ©(ftiricrigfetten im jtoeitcn 3RaHabäcrbud^e, ^lagcnfurt 1868; Äaftcn.
36 2)cr ]^iftonf(]^c ®crt^ be§ jiDeltcn ©ut^cö ber aJialfobäcr, ©tolp, ^rogr. 1879 ; @cftlottcr.
3afon Don Sirene, ein S3eitrag ^u feiner ^Bieber^erftellung, (SreifÄtoalb 1891; Ungcr,
Sm p^tIof.*p^iI. unb ^iftor. Slaffe 1895 @. 281—300 (über 2 SJ^ol 11, 16—38); 3Bin^
rid|, 3uben unb ®ricc^en uor ber maff. (Srl^ebung 1895 @. 64 f. — Über bie beiben 95ricfc,
welche bem ^\x6)t üorangefteHt finb, ögl. (auger ber genannten ßitteratur) : Valckenaer,
40 De Aristobulo p. 38—44; ©c^IünfeS, Epistolae quae secundo Maoc. libro 1, 1—9 legitar
explicatio, Ck)lon. 1844; berfelbe, Difficiliorum locorum epistolae quae 2. Macc. 1, 10—2,
18 Icgitur cxplicatio, Colon. 1847; ®t&^, 2)ad Senbfc^reiben ber ^aläftinenfer an bie
ögt)ptif(6«iubäi{(]^en @(emeinben n)egen ber 9eier ber Xempeltoeil^e (^onatdfc^r. für ©efc^id^te
unb Söiffenfc^. beS 3ubent^. 1877 6. 1—16, 49-60); berfelbe, @cfc^. ber 3uben 93b III,
45 4. Vlufl. 1888, 6. 671—684 (9^otc 10) ; »rüH, 3a^rbb. für jüb. ®eft^i(^te unb fiitteratur,
Vni 1887 6. 30—40; Bruston, Trois lettres des juifs de Palestine (3ot3B X 1890
6. 110-117).
Seinem 3n^alte na(^ ae^t biefes jmeite SRaSabfierbu^ mit bem erften parallel
unb ixDCx fo, baj} es etmas früher als bas erfte einfe^t, ^m mit ber le^en 3^it i^
60 Seleucus IV. $|ilooator, bes Srubers unb 9}organgers oes Slntio^us Q^ip^nes, ba>
gegen bebeutenb früher als bas erfte Wxt^X, nämli(9 f*on mit bem Siege bes ßubas
ajlaffobäus über 3lifanor (161 x>. (£nr.). ffis be^anbelt alfo einen oiel füneren 3«ttröum
als bas erfte. 3n Slnfej^un^ feines litterarifc^en, ^iftorifd^en unb religiofen C^aralters ift es
in bem erften fe^r unö^nlt^. Ss ift meit r^etorif^er gefialten als biefes unb giebt fi^
56 in Sprache unb Stil beutli^ als etn urforüngli(^ grie^ifAes ^robuß 3u eriennen. 9n
(Blaubmfirbigfeit fte^t es bem erften bebeutenb na^. (Es enäp biefelben (Ereigniffe
jum Zeil u)efentltd^ anbers, fa in anberer Crbnung als bas erfte. Unb man irrt mo^l
ni^t, u)enn man bei folgen Differensen im großen unb gansen fid^ auf Seite bes erften
Su^es ftellt, u)enn au^ jugegeben u)erben fann, bag bas mtWt im einjelnen ^ie unb
r.0 ba einer treueren Aunbe folgen mag, als bas erfte. %xi feplen uns bie SRittel, barübei
für jeben einseinen gall mit Siier^eit 5u entf^eiben. (Ein geringeres SKafe oon 3^'
trauen oerbient bas jmeite aud^ fi^on bes^lb, meil fein 3^^<l feinesn^egs ein aus»
9f$htfiffitn ht» tateit StftomeiiM 649
f^Itefelid^ Wftortf^cr t|l. Der Serfajfer fyii offenbar oiel m^ rellaiSfes 3ntere|fe, ab
ber bes erften. (E$ ift i^m ni^t nur borum ju t^n, bie XQoien ber ru^mrei^en Ser*
gangen^it ju erjä^Ien, jonbem auc^ borum, auf bie (5egemoart in religiBfer Sejie^ung
Belebenb unb forbemb etnjuiDirlen. 3nfonber^eit bejmedt er ben fiefem ,,bie gebü^enbe
(E^rfurAt oor bem Ztmiftl }u 3^ntf<tkin einjitflogen, ab ber gefe^Ii^ gllein oere^tigten 6
t^eo!ratt|($en Äultusftätte" (Srimm, feeget $anbb. IV S. 12). — llber bie Quellen
gtebt uns ber ajerfafler felbft (Aap. 2, 19 ff.) bie «ushinft, bah fein »ui^ nur ein
Slusjug aus bem größeren SBerle bes 3ofon oon (üfttnt ift, loel^es in ffinf SfiAem
bie ®ef(^i^te ber maRabaifd^n Kampfe jur !^t\i hts SCntbAus C^ip^nes unb fernes
Sohnes 3lntio(^us (Eupator en&p ^otte. fieiber ift aber biefer 3^fon oon (Eirene eine lo
fonft gan5 unbefonnte ^erfönlt^Ieit. 9li($t einmal feine 3^{t ligt fic^ ermitteln, unb
ebenfomenig bie Quellen, aus mdä^tn er aefc^bpft pat. Z)a er aber bas erfte ÜRaRa«
böerbuc^ {ebenfalb ni(^t gefannt ^t (fo bie meiften, gegen $i§ig, (5t\Sf. bes 93oRes
Ssrael II 415), fo barf mo^I angenommen werben, ba^ er no$ oor beffen (Entfte^ung,
ober bo^ oor beffen allgemeinerem Selanntioerben gelebt unb gefc^rieben fyä. 3^^^' ^
falb merben bie jtarlen Slboei^ungen oom erften Stiege baraus ju erllaren fein, bag
er aus trfiberen Quellen f($9pft, jum Xeil oiellei^t nur aus mfinbliAer 3nformation.
aber bie 3^^^ ^^ (Epitomators fann fo oiel mit jiemlid^ Sic^er^n getagt werben,
bog er no($ oor ber 3^^brung 3^ntfalems f^rieb (u)ie fi($ aus bem S^^ '^^ Su^s,
au^ mo^l aus 15, 37 ergiebt). 3of^^us [Aeint loeber bos 9BerI bes 3<4on no($ bas 20
bes C^Htemators benfi^t }u ^aben. Sermutltc^ ge^ aber bie Säuberung ber ZQrannen,
toeld^e bie ^frommen unb Xugenb^en oerfolgen, bei Philo, Quod omnis probus
liber § 13 (ed. Mang. II 459) (ntf bad jmeite aRaüabäerbu^ prfldF (fo fiucius, ber
(Effenismus 1881 e. 36-39). SCugenfdj^einli^ ift im ^ebr&erbrief (11» 35 f.) auf
2 uRal 6—7 angefpielt. Das erfte ausoriidli^e (Eitat finbet fic^ bei Siemens Sdex., 35
Strom. V 14, 97: ^AQiazoßovAco, . . ov fxejÄvmai 6 awTa^dßuvog rijv roh'
Mnxxaßatxd)v imTOfirjv (ogl. 2 mcX 1, 10). — Obne jeben STn^Itspunlt ift bie
SReinung 6^latters , bag bas 9Berl bes 3ofon oon (Eirene ni^t nur bem Serf. bes
Smeiten, fonbnn auc^ bem bes erften SRdlabäerbu^ oorgelegen ^obe.
11. Das britte ^RallabSerbu^ %x\mm im Sieget. $anbb. IV, 1857. ^onso
bcu üben @. 336, 25 genannten (Sinleitungdtoerten bel^anbeln bad britte SRaflabäerbuc^ :
^\^\iOxn, »ert^olb, %t ^ette<@(]^rabeT, MI, ^tu% $at!e. %I. ferner: (Smalb, (S^ef«. bed
58oI!ed 3§racl IV, 611 ff.: $au«rat^, 9?euteftamentL 8eitgcf(f. 2. «lufl. n, 262 ff.; ©räj,
®ef(^. ber 3uben III, 4. «ufl. 1888 @. 613—615; 3)ei6monn, öibelftublen 1895 6. 258
bis 261 (fprac^Iid^e (Erläuterungen §u 3 9Raf 3, 11 ff.); ^iUri«!^, guben unb Grieben 1895, 36
8. 142 ff. (fuc^t mit unjureidQenben ®rünben ben ißtolemäud VlI. ^u einem toirüic^en
3ubenifreunb ju mad^cn).
SBenn f^on bas peite SRaßab&erbu^ bem erften an Slauboflrbigfeit bebeutenb
na^fte^t, fo lann bas Dritte auf ben (E^rcnter einer Mtorifd^n Urhinbe ooUenbs aar
leinen Snfpru^ ma(^en. Den 9lamen „9RaBab8erbu^" ffl^ es auAJe^ mibbräu(^li^ 4o
unb nur besbalb, »eil es R^ bier ebenfalls um Sebrängnis unb 9tettung glaubens*
treuer 3sraeliten ^anbelt. 9Rit ber ÜRallabäerjeit aber bat es ni^ts ju ^un. Sein
3n^alt ift namli^ biefer: ^tolemäus IV. S^ibpator (222—205 0. (E^.) madU na^
feinem äieg über Slntiod^us b. (5. bei 9{ap^ia (217 0. (E^.) bem Xenuel 5U 3^ntfa«
lern einen %efu($. 33on beffen $ra(bt bingeriffen begehrt er bas Snier^eiligfte }u fe^n, 45
unb lägt fid^ burd^ leine Sitten unb Sorftellungen oon biefem Verlangen abbringen.
911s er aber eben an bie Susffl^rung feines Sor^abens ge^n »in, fällt er, oon C&ottes
$anb getroffen, o^nmäc^tig 5U Soben. 9la^ Rupien jurfidgele^rt mill er ffir bas
^iglingen feines UntemeQmens an ben borttgen 3uben blutige Stacke nebmen. Slber
alle feine 9lnf($läge (er lä^t bie 3ub^n in bie 9{ennba^n oon ülesanbrut einfpenen go
unb u)in fie bur^ (Elefanten jertreten lafjen) merben oon Cbott »unberbar oereitelt; ja
ber 5l3ntg mirb in einen grreunb unb SBo^lftfiter ber 3u^ oenoanbelt unb giebt
biefen bie (Erlaubnis, bie SGbtrünnigen i^es SoRes umzubringen, loooon bie 3^^
reid^lic^en (&ebrau(^ ma^en. — Der Stil, in »el^m bieje (Erzählung ab^efajjt ift,
entfprid^t oollfommen bem ^um Xeil febr abgefcbtuadten 3n^Ii (Er ift no^ otel f^mfil« ^
ftiger unb gefc^raubter als oer bes petten uRaSabaerbu^es. — Da bie (Ei^ä^lung bas
(Gepräge ber llngef(^i(^tlt(^Ieit m ber Stime träjgt, fo b^nt es fiA nur ju fragen,
xx>t\6)t loirllic^en X^atfad^en i^r etma 5U (5runbe Iteaen ober p i^rer Slbfaffung Slnlag
gegeben ^ben. $ier ift 5unäA|t baran ju erinnem, bag 3of^9us bie SeMid^te oon ber
(Einfperrung ber 3uben in bie 9tennba^n unb i^er beobfiqt^ten 3^rtretung bur(| (Elefanten eo
650 S)iofr^|eii ked tiltett t^Umtntt»
oon einem anbem^toIemSer: ^tolemäus VII. $^9$Ion etjfip (contra Apion. 11,5).
%\ii) et, mit unfei 93erfa{|^ (6, 36). Iniqyft boron bie loeitere Semerfuna, bah oon
ba an ^ut (Erinnerung an bie miebexfol^ene (Ecrettung oon ben aleaeonbrintf^n 3uben
dliä^rlu^ ein gfeft gefeiert lourbe. DemnaA [c^eint aüerbinos ber Srjä^Iung ein ^i]to<
6 rif Aer SUxn ju (Srunbe ju lieaen ; unb in Se^ug auf bie Chronologie oerbient 3ofep9U5
u)oqI eber (glauben als unjer Serfaffer. über aue »eiteren SIusf(^mäcfungen» mit loel^en
unfer 95erfa|{er feine Sef^ubte beba(^t ^at, finb bomit no(^ ni(9t erllärt 3^ i^nen ntug
bie SeranMung in ben befonberen SBer^ItniJIen feiner 3^^ gelegen ^abtn. 3n biefer
Sesie^ung ift es nun menigftens eine anfpre^enbe Vermutung, menn (Smcß>, ^usrot^
10 unb ^eug an bie S^H bes Aaifers (Ealigula beulen. Diefer ffot fa in ber TfyA ben
Serfu^ ^ur CEntioet^ung bes Xempels oon 3^^!^^ gemalt unb ^t oor ollem bie
alesanonnif^en 3uben aufs graujamfte oerfolgi CEs mod^te alfo ber SBerf. unferes
Su(^es mit feiner ®ef^i(^te ben 3^^ oerfolgen. ju jeigen, ba^ (&ott bo^ immer ben
^uben munberbar beifte^, ukis bie einen jur SBamuna unb bte anbem jum Xrofte
15 fu^ follten gefagt fein laffen. Slber me^r als eine an pred^nbe Vermutung ift biefe
jlombination hoä^ ni($i 7>tnn es Q)onen man^ Ssuntte au($ mieber ni^t ganj
ftimmen, »esbalb (Brimm mit Siecht, bei aller (Beneigt^eit ber (EmalbfAen 9(nfid^t bei«
Suftimmen, fi^ referoiert fj&U ((Esegei ^anbb. IV, 218 f.). 3ebenfans tft untere S^rift
ein 3iemli($ fpates ^robult. Der Serf. lennt bereits bie apobqp^ifqen 3#^^ i^
20 Daniel (f. jtap. 6, 6). Cnoo^nungen oes Su^es finben fi(^ bei Euseb. Chron.ed.
Schoene II, 122 sq., in ben Canones apost. 85, bei X&eoboret unb anbenoarts
((grimm 6. 221). — Sus bem abrührten SInfang erl^ellt, oag uns bas Su^ ni^t
oollftanbig erbalten Jt.
12, 3^|US Sirac^. i^omtnentare : ^etfc^neiber, über Jesu Siracidae graeoe
26 Perpetua annotatioDe illustratiis, Ratisbonae 1806 ; f^riMc^e im (Ss^get. $anb6. V, 1859 ;
tebcrö^etm in SBace* Apocrypha vol. n, 1888 (f. oben @. 636, 20). - Sonftlgc filttcratur :
©frorcr, ^öilo 2. »b (1831) @. 18-52 ; 3)ä^ne, ®cf4l4tl. 3)arfteaung ber ]übm*aU^an*
brinif^cn SRcIigionSp^ilofop^ic 2. ob (1834) @. 126-150; ®incr, De utriusque Siracidae
aetate. @rlg. 1832; ^vm, a)ic gotteSbicnftl. »ortrftgc ber Subcn (1832) ö. 100—105;
ao (Stoalb, Über ba$ grie$. Spruifinq SefuS ©ol^neS 6irad^9 (gal^rbb. ber bibl. ^iffenfc^aft
3. »b 1851 6. 125—140); öruc^, ©eiS^citSlc^re ber Hebräer 1851 6. 266-319; (»ciger,
8citf(^r. b. 3)?W(». XII, 1858 6. 536—543; dttalb, (»ef(^. b. »olfeä 38rael IV, 340 ff.;
^oromi^, S)a« »uc^ 3cfu8 @ira(^ (^onatSfAr. für Ocfcft. unb SBiffcnf*. bcS 3ubent., 1865
@. 101 ff., 136 ff., 178 ff., QU* feparat, ©reSlau 1865) ; ^riefd^e in @(^cnlcl8 «ibellcj. III,
35 252 ff. ; ®rä6r *ionot8fc^r. f. ©efd^. unb 2Siffenf*. b. Subent. 1872 6. 49 ff., 97 ff. ; ^cr»
guct, 3)ic ©laubeng. unb (Sittenlehre bc8 ©ucfteS 3efu8 ©iracft, Äönigöberg 1874 ; Selig»
mann, 3)a8 ©u(^ ber ?Bei8^eit be8 Scfu« @ira(^ (Sofuo ben @ira) in feinem ScrWUniö ^u
ben falomonif^en Sprüchen unb feiner ^iftorif(^cn öebeutung, 93rc8lau 1883; SBicfcU, C£in
olp^abctifd^eS Sieb SefuS ©iracfiS (3ß:t). VI, 1882 6.319-333); berf., 3)ie 8trop^if bt^
40 eccIefiafticuS (Wiener 3eitf^r. für bie ^iinbe beS SRorgenlonbcg VI, 1892 6.87-96); Dau-
bantoD, Het apokryphe boek 2!o(pia *Iy)oov vlov Sigdx en de leertype daarin vervat (Xb6t
1886—1887); ^amburacr, 8fJcaI»(5nc füröibel unb Solmub, 6upplemcntbb. 1886 6. 77 biö
86; Cheyne, Job and 8olomoD or the Wisdom of the Old Testament, fionbon 1887;
Drammond, Philo Judaeus vol. I, 1888 p. 144—155; Hatch, Eesavs in BibUcal Greek,
45 1889 p. 246—282 (jur !^e;t!ritil) ; Margououth, An Essay on the place of Ecclesiasticur*
in Semitic Literature, D;forb 1890; berfelbe, The language and metre of Ecclesiasticut;
(Expositor 1890, april p. 295—320, may p. 381—391). Sgl. baju bef. bie Stex. tjon <Wö^
be!e, fi(J© 1890, 985 ff.: au* X^ß3 1890, 137; Bois, Essai sur les orjrines de la Philo-
sophie Jud^Alexandrine, 5ßari81890 p. 160—210, 313—372; Kenan, Histoire du peuple
öo dlsragl IV, 1893, p. 282—296 ; 9lcft(e, Marginalien unb SJioterialien 1893 6. 48—59 (jur
Xejtfritif).
Das 6oru(^6u^ 3^M' ^ 6o^ne$ 6irQ(^s ift ber Qujjerlanonif^ Doppelgänger
bes lanonif^en 6pru^bu($s Solontos. SBie biefes giebt es bie Slefultote einer prof-
tif^en fiebensmeisQeit in poetifc^er gfonn. (Es Derbreitet fi($ über bas ganse (gebiet bes
55 menj^Ii^n £ebens na(^ all feinen Stiftungen unb Sejie^ungen; xoxW für alles bie
ri($ttgen (Sefid^tspunlte eröffnen, um bama^ au^ bas ri^tige ^anbeln ju ermögli^en.
Das $5($fte wie bas 9liebrigfte, bas C5röMe, mie bas C5erin^fte u)irb oom Serf. in
ben Areis feiner Setra^tungen unb SlatMlage gesogen. (Er fpnd^t oon ber (Gottesfurcht
unb oottli^en SBeis^eit, Don gfreunbf^oft unb Somt^erjigleit, oon Selbftbe^rrf^ung
HO unb uRägigleit, unb mas fonft für 2:ugenben finb ; u)ie au^ oon ben ent^egengtie^ten
£aftem. Cä Rubelt oon ben befonberen Slufgaoen, meiere bie 93erf(^ieben§ett bes ^ters,
(5ef(^Ie^s unb Serufes, ber bürgerlichen unb fojialen Stellung für ben eimelnen mit
fi(^ bringt. (Er rebet oom 93er^Itnis ber (Eltern unb Ainber, $enen unb ftne<^te,
t^itb^^eit M Sltett Xeflimailf« 651
$o^en unb Sliebrioen, Sinnen unb Keic^n 3U einanber. (Er gtebt ou^ Alug^eits«
regeln für ben s^feuiaen Serle^r unb für bos politif^e Sei^atten. Die gorm, in toelc^
er feine (gebonlen Ileioet, ift bux^ängig bie bes ^ebräif^n 9{^oi^us, olfo bie poett[d^.
Sin beftimmter $Ian in ber Anlage bes (Sonjen i[t nu^t na^misbor. Dos einjelne
tritt uns als einseines entgegen^^oor gruppemDeife georbnet, ober oBne eine erlennbare »
Disposition bes gansen. Die Scoral, bie bur^ bos (Sanje ^inbui^fle^t, ift aüerbinai
?ium Zeil ettoQs ^ausbacfen, Suioeilen fogar in ben reinen utiltt&tsftanopunit flberge^enb.
9l6er im (Sanjen [pri^t fic^ bo^ eine tfl^tige, emfte fittliAe (Sefinnung barin aus,
oerbunben mit einer proltifd^n unb oerftänbigen SBeltbetro^tuna. 9Bas ber Sterfoffer
giebt, ift bie reife grru^t oielfeitiaer Silbung unb landä^riger SBetterfo^ng. — i>tx 10
oried^if^e Xea^, loetd^er uns er^Iten ift, giebt fid^ felb^ laut ber Sorrebe nur als aber«
fe^ung aus. (Es beborf baber ni^t erft bes Semeifes, bag bos Su^ urfprfingli^
f)thxcm gef^rieben ift (ni^t aromöif^, f. Sri^c^, Sseget. ^bb. V, 6. xvni).
9lo(^ im Xolmub loerben 6prfic^ borous cttiert. iBgl. 3un3, Die gottesbienftl. Vorträge
ber 3uben S. 101 ff. DeliWdJ. 3ur CBef^. ber jüb. ipoeRe S. 204 f. Dules, Kabbi* 15
nif^e »lumenlefc S. 67 ff. j[oel, »Hie in bie «eligionsgef^lÄte 1880 S. 71 ff.
Stracf in biefer ©icpflopfibie 91, „Ration bes H.!." Hamburger, Keal*©ic. ffir »ibel
unb iQlmub, SuppL 1886 S. 83—86. S^^ter, The (JuotatioiiB from Ecclesiasti-
cus in rabbinic literature, in: Jewish (juarterly Review vol. IIJ, 1891 p. 682
bis 706 (ooI^tSnbigfte 6ommIttng unter ÜRitteilung bes ^SiUen SBortloutes). ^ie* 90
ronqmus oerfti^ert, ein ^ebräif^ (Exemplar gefe^n ju ^ben, f. praef. in vers. libr.
Salom. (Vall. IX, 1293 sq.) : Fertur et navägerog Jesu fUii Sirach liber et
alius wevd€7ÜyQaq)og, qui Sapientia Salomonis inscribitur. Quorum priorem
Hebraicum reperi, non EcclesiasÜcum, ut apud Latinos, sed Parabolas praeno-
tatum, cui juncti erant Ecdesiastes et Canticum Canticorum, ut similitudinem 25
Salomonis non solumlibrorum numero, sed etiam materiarum genere coaequaret.
Die uberfe^ung ift fflaoifA u)5rtli(b unb ni^t frei oon Seglern; g^5rt aber unter ben
grie^if^en Überfe^ungen biblif^er ^fi^er immerhin p ben befferen fieiftungen. Sluger
bem grieAif^en Zat bobenoir noA einen jtoeiten |elbftft&nbiaen3^ugen: bie \(jitx\i)t Über«
fe^ung : oenn biefe ift nid^t, u)ie oie anberen f^rMen Xeste \>tt Spoh^p^n, aus bem so
(Srie^if^en fonbem bireft aus bem ^ebrSifc^n gefloffen. 60 f^on Senbtfen, Specimen
exercitationum criticarum in Yet.Test. libros apocryphos 1789; unb neuerbings
(Beiger, §orou)i^,9l5Ibefe (Die altteftfiitteraturS. 168. Dcif.3at9B VIII, 156), fiagarbe
(Sqmmicta 6. 88), Sicfell, (Ebers^eim, SRorgoIioutb, 9{enan. — tSus ber obigen Stelle
bes $ieronpmus \^n toir, bag bas Su^ im öebratf^en bie uberf^rift Parabolae ^e. ss
3n ben grie^if&en ^anbf^riften ift ber ftefenbe Xitel: Hoipla 'Itjoov vlov 2i^;^.
3n ber lateinif^n Air^ ift feit (T^prian bie Sesei^nung Ecdesiasticus eingebürgert
(Cyprian.^Testimon. II, 1. III, 1. 35. 51. 95. 96. 97. 109. 110. 111). »gl. bie
latetnif^ Uberfe^ung bes Origenes in Numer. homil. XYIII, 3 (ed. Lommatzsch
X, 221) : in libro qui apud nos quidem inter Salomonis volumina haberi solet 40
et Ecclesiasticus diel, apud Graecos vero sapientia Jesu filii Sirach appellatur.
— Der »erfqffer nennt fid^ felbft am S^Iuffe (50, 27) 'Itjaovg vlds 2«^;^- o "hgo-
noXvfjuxm. Über feine 3^^^ gtebt uns bas Sonoort fernes (Enlels, bes Uberfe^ers,
SluffqluB. Diefer fagt ^ier oon fi^, bag er nad^ %9pten gebmmen Jet h rcp Aydörtj
xal TQiaxoazd) hei hrl xov Evegyeroif ßaockicDg. Das rann ni^t Qei^en : tn feinem *6
(bes Uberfe^ers) 38. Sebensja^re, fonbem nur: im 38. 9{egierungs{($re bes (Euer*
getes. 93on ben beiben ^tolemäem, mt\^ ben Seinamen (Euergetes ffi|rten, regierte
aber ber erfte nur 25 3<^^^- Sfolgli^ lommt nur ber jioeite in Setra^t, mit fernem
oollen Flamen Ptolemaeus VII Physcon Euergetes II. Diefer regierte suerft
(oon 170 an) mit feinem Sruber gemeinfam, bann (oon 145 an) allein. Sr aol^Ite 50
aber feine Stegierungsfa^re 00m erjteren Datum an. Demna^ ift bas 38. 3^r,
in xoelAem ber (En!el bes 3^N @tra^ na^ ^9pten fom, bas o^ 132 0. (Eqr.
6ein (Srogoater, ber 93erf affer bes Su^es, mag alfo etma 190 >- 170 0. (üft. ge«
lebt unb gefd^rieben ^en. hiermit ftimmt auA, ba^ er in feinem Sud^e (jlap. 50,
1—26) bem $o^npriefter Simon 6o^n bes Onias ein e^renooHes SInbenlen w\b»6b
met. £s xoirb namli^ unter biefem ni^t 6imon I. (Slnfang bes 3. 3(^^unberts,
f. Joseph. Antt. XII, 2, 4), fonbem Simon II. ($lnfang b. 2. 3ö^^m (• Joseph.
Antt. XII, 4, 10) 3u oerfte^en fein. 3^fus Sirac^ preift beffen Serbtenfte im frij^n
Slnbenlen an ben eben Dabmgeganaenen. — 9lo4 ift 5U ermähnen, bog in ber qrift«
liefen £itteratur unfer Su^ oon (Elemens Sllexanbrinus an ^ufig citiert u)irb. Se> 60
652 X^tb^^eit M Kttn t^tmtnk»
lonntf^oft bamit oerraten [^on dntge neuteJtamentliAe S^riftfteller (f. o. 6. 625, Ab).
Seltfam x\i, bag es in ber Iateini(q^n Air^e oielfaq ab ein SBerf 6aIomos gegotten^
fyii ([. bie obigen Stellen Sqprians unb bes Iateitti(^en Origenes, auc^ Hieronymus
Comment. in Daniel c. 9, opp. ed. Yallarsi V, 686 : plerisque Salomonis f also
5 dicitur) ; xoes^alb monc^e (d^nbt&nbifAe Aanonsoetjeic^niffe o^ne toeiteres fänf folomo«
nif^e S^riften j&blen (3a^n, (Sef^t^ bes neuteftomentli^en Aanons II, 151. 245.
251. 272. 1007 ff.).
13. Die SBeis^eit Salomonis. — Kommentare: Sauermeifter, Gommentarius
in Sap. Sal. libr. Gott 1828; ®rimm, Kommentar über ba8 ©ud^ bcr SeiS^eit, 1837;
10 3- 9* 6(6mib, 2)Qd ®u4 ber mi^tit fiberfe^t unb erll&rt, 1857: Q^rimm, im ^j^cget.
^anbb. VI, 1860 (f. o. @. 636, 18); ®utbcrlet, 3)a« ©u^ ber ©etÄ]()ett überfeft unb crflfirt,
1874 ; Deane, Tho book of Wisdom, the ^reek text, the latino vulgate and the authorised
english Version with an introdnction, critical apparatus and a commentary, O^orb 1881;
gfarrar in 3Bacc* Apocrypha vol. I 1888. — ©onftige Sitteratur: Salthenius, Dies, critico-
15 Üieol. de auctore Libri Sapientiae Philone potios Alexandrino quam seniore, Begim. 1739;
©retfcibneiber. De libri Sapientiae parte priore c. I— XI e duobus libellia conflata. Pars
I— IXI, Viteb. 1804; Singer, De philofiophia moraU in libro Sap. expoeita, Viteb. 1811;
@(frörcr, $^i(o S3bII (1831) €.200—272; ®ritnm, De Alexandrina sapientiae libri indole
perperam asserta, Jenae 1833 (oon i^nt felbft fp&ter jurücfgenommen) ; !2)fi^ne, @kf(^td^tl.
20 3)arftcnuna bcr iüb..ülcj. SRcIigionSpl^itofortie ©b II (1834) (5.152—180; ©ru4 »eiö^citd*
IcÖrc bcr ^brSer (1851) @. 322-378; »eiße, 3)ie (goongelienfrogc (1856) @. 202 ff.; 928«
geldba^ in bcr 1. ^uf(. biefer (£nc^I[o|)abie; (Stoolb, ®ef4 bed SolteS 3«rael IV, 626 ff.;
leübel, ^ie et^ifd^en ©runbanfd^auungen ber ^kid^eit ®aIomonid(5t]6@tie 1865, @.690- 722).
$etn^, ^te fie^re oom Sogod (1872) 8. 192-202; ^oudratl^, 92euteftamentl.3eitgef(6.2.Sluf(.
26 n, 259 ff. ; gritf^c, in e^enlel» ©ibeller. V, 647 ff. ; ©bm. ^flciberer, a)ie ^^ilofortie bes>
$>eraflit üon ep^cfuS (1886) @. 289—348; 3)ruinmonb, Philo Judaeus (1888) 1, 177— 229 ;
©räfe. ®cf(^. bcr Subcn ©b IH, 4. «ufl. (1888) @. 611—613; «Rcnjel, 4er grletj^ifc^e ©im
f(ug auf $rebiger unb ^id^eit Salomod (1889) @. 39—70; Bois, Essai sur les origines
de la Philosophie jud^alexandrine, $Qrtd 1890, ®. 211—309, 373—412; Margolioath,
90 Was the book of Wisdom written in Hebrew? (Journal of the Boyal Asiatic Society 1890,
p. 263 sqq.); tJrreubent^al, What is the original langnage of the Wiädom of Solomon? (The
Jewish Quarterly Review vol. HI, 1891, p. 722—753).
S^on in einiaen Sfi^em bes SCtten Xeftamentes wich bie SBeis^H, unb jnmr
bie in ®ott ru^enoe unb aus C5ott ftammenbe SBeis^eü, gqnriefen als bas ^&^fte
35 C5ut, oIs bie Queue allec SoQIommen^eit unb bie Spenberin alles C5Ifides unb Segens
j;ogl. befonbers 3Jr ftap. 8—9; au^ §iob 28, 12 ff.). 3n ber fpateren fiitteratur
ift biefer (Sebanle bann mit Sorliebe be^anbelt unb meiter ausgebiu^et toorben. 3Bir
begegnen Q)m n)ieber bei 3^Ns Sira^ unb namentli^ in bem Su^ ber SBeis^it
Salomonis. !Der 93erf. biefes Su^es, ber ffir Salomo felb[t gelten toill, ^alt als
40 fol^er [einen löniglic^en iloliegen, ben ^eibniMen aRa^t^bem (1» 1. 6, 1), bie *Xfy>X'
ffert ber (Sottlofigfeit unb infonber^eit bes C5ofeenbienftes oor. mr ber (Jftomme unb
Sere^te ift n)a^r^aft glüdiq, ber (gottlofe oerfällt bem göttli^en (geriete. (Sö^nbienft
ift bie ^öqfte X^orqett. 3m (Seaenfa^ basu empfiehlt oer Serf. bie mofyct weis^it.
(Er nimmt oabei ben Segriff in jeinem benibar n)etteften Umfang. Denn er oerfte^t
45 unter ber SBeis^h fon)09l bie fubfeltioe als bie objemoe, bie menf^Ii^e n)ie bie gott^
lic^e SBeis^eiL Seibe faHen i^m unter einen Segriff, {a finb i^m i^rem SBefen ncu^
ibentif^. Die menf^Iic^e SBeisleh oermittelt auf aUen Gebieten bes Sehens bie richtige
(grlenntnis. Sie untenoeift ben SRenf^en in ben 3Begen (Sottes unb le^rt i^n beffen
^eiligen SBillen. Darum ift fie au^ jfir ben. ber fi^ i^r ^ingiebt, bie Quelle alles
60 ®IfldDes unb aller roa^ren (l^euben. Sie oerlei^t ni^t nur (Sfyct unb 9{u^m. fonbem
au^ en)iges fieben unb eroige Selmleit. Dies alles oerma^ fie aber, roeil jie, bie
menfAIi^e 9Beis^eit, nur ein Slusflug ber ^ottli^n SBeis^ett, ja mit biefer tbentif^
ift. uranfanglid^ ifi fie bei (Sott als Seift^erin auf beffen X^on (9, 4). Sie oKtr
bdbei, als (gott bie SBelt f^uf (9, 9) ; ift aufs inniafte mtt (Sott oerbunben (avfißiwoiv
65 hovaa ^eov) unb eingcroeipt in Gottes CEtnfi^t (8, 3—4). 3^ fie ift ein $au^ aus
©ottes ihaft, ein «uspfufe aus bes STIImä^tigen $errli^leü (7, 25—26). 3^t Sanbeln
ift ba^er gerabeju mit bem ^anbeln (Sottes ibentifi^: fie f^offt alles (8, 5), regiert
alles (8, 1) unb erneuert alles (7, 27). — 2lus biefen ffirunb^cbanlen erhellt fdbon ber
Stanbpunft bes Serfajfers : es ift ein {fibif^er ^bilofop^, ber ^ter 3u uns rebet. 9{amli(^
60 einerfetts fte^t er bur^laus auf bem Stanbpuntt oer altteftamentli^en Offenbarung. Sber
anbererfeits Qot er au^ eine eigentfimli(^e p^ilofop^if^e Silbung M enoorben. Unb
er ift babei nid^t nur bei ben äBeifen fetnes Solfes, fonbem au^ bei ben Hellenen,
^pottt^fftn ht» SHteit SefUmtoiifd O^oIriHiIcit M 9ltntn SeffannettM 653
bei $lQto unb ben Steilem in bie S^ule aegangen. (Er ge^rt alfo f^ner (Seines«
ri^tung an, beten flaffifd^r Keorafentant ^mo i% unb bie man nur als eine Ser^»
mö^Iuna {flbifd^en (Slaubens mit grie^if&'PQibfopmld^r Silbuna bejeiAnen fann. —
Damit tft aber au^ alles getagt, ums über ben Sei^affer bes SSud^ (ic^ fagen laM.
Das Su^ felbft wiH oon Salomo oerfagt [ein (Aap. 8. 10 ff., 9, 7 f.); unb es Jot s
fi^, abgefd^n oon ^teren, noc^ in neuefter 3^it ein Z^bae aefunben, oer bies loirfli^
glaubt unb betoeifen u)in (ber lat^ol. X^ologe S^mib, (.oben), roä^enb felbft ber ent»
f^iebenfte 93ertreter fat^Iif(|er Aonelt^tt, ber Z^\n\i Comeb), bo^ nur meint, Alexan-
drinum Judaeum auctorem quidem esse libri, quem hodie possidemus, sed
in iUo conscribendo scripta Salomonica hodie deperdita adhibuisse ideoque lo
Salomonis personam induere potuisse (Introductio in U. T. libros sacros II, 2,
1887, p. 225). (Sfftx ber Iteerlegung roert ift bie 9nfi(^, bag $^ib ber Serfaffer
fei, was 3. S. fintier, 3^^* C5er^b, (Tolao unb oiele anbne annalmen (f. (Snmm,
$anbb. VI, 6. 21 ff.), unb ^on ^ieronqmus als Slnfi^t Suterer enoi^nt, f. praef.
in vers. libr. Salom. (Vall. IX, 1293 sq.) : nonnulli scriptorum veterum hunc iß
esse Judaei Philonis äffirmant. Sber bei aller Senoanbtfqoft mit ^^Oo ift bo^
ber Unterf^ieb svif^en i^m unb bem Serfaffer unferes Su^s no^ oiel 3U grob, als
bab im Smft an 3bentitöt beiber gebaut oerben lönnte. Unfer Suq fteR uxis jeinen
pbtlofopbif^n Stanbpunft anlangt, in ber SRitte jipif^n 3^us Siro^ unb ^P^ilo unb
btibet ote Srflde oon jenem m biefem. — SRan fann es baqer au^ ber 3^it na^ mit 20
einiger äBa^d^inli^feit svif^en beibe fefeen, alfo etioa um 150—50 0. (T^r. (oaL
(grimm, $anbb. VI, 6. 32—34), mkmofflhtt S^Iug oon ber ^rioriüt bes 6tanO'
punites auf bie jeitli^e ^[hrioritSt nic^t gerabe smingenb ift. 6id^ oerle^ ift es, wmn
SBeige u. a. an einen Ariftli^n Smolfer geba^ ^aben. IDeutlic^e Spuren einer Se«
fannt|d^(rft mit bem Su^e Hegen bereits im Sleuen Zeftomente oor (f. 0. 6. 625, 49). 20
Slusbrfimi^ citiert roirb es aber erft oon Srentus an (Euseb. H. E. V, 26). — Dag
bas Su^ urfprflngli^ grie^ifA aej^eben ift, oerfteljt RA bei feiner fi^ung^en,
3. X. etoKis gelfinftelten unb fiberlaoenen VJ^xü oon felmt. 6Aon ^ieronqmus fagt
(a. a. O.) : ipse stilus Oraecam eloquentiam redolet. Der felqamen SReinung oon
aRargoIiout^, bag bas Su^ urfprflnglU^ ^ebr5if(| aej^eben fei, ift baber burd; bie 30
ausffi^Ii^e 9BiberIegung oon gfreubent^I faft 3U oiel (Sfyct enoiefen ooroen.
a. Gd^firer.
Spolrmi^en bed Xenen Seftomented. (Sine (Sammlung t)on 9lpoIr^)>^en bed 9{£.d
^at juerft ^tc^. 92eQnber 6orat)ien|t8 ütranftaltet unb biefelbe feiner GatechesiB Mart. Lutheri
parva, graeoo-Latiiia, Bas. 1564, 2. Viuda. 1567 unter bem Xitel betge|ügt : Apocrypha, 36
h. e. narrationes de Christo, Maria, Joseph, oognatione et familia Christi, extra Biblia etc.
^^lugcr bem Protevang. Jacobi (bereite 1552 oon 2:^eob. S3iblianber Iateinif(^ ebiert), ben
(&ptfteln bed $ilatud unb Sentulud, unb Prochori de Johanne Theologo et Evangelista
historia ftnben [\d^ in biefer Sammlung leine eigentlichen ^Ipolr^p^en, fonbem nur jufammen«
getragene SteOen aud profanen unb Ürd^Uc^en SAriftfteUem. 3n ben Orthodoxographa 40
ed. Joan. Heroldus, Basil. 1555, unb Monumenta S. ratnim ortitiodoxographa ed. Joan.
Jac. Grynaeiis, Basil. 1569, pnbet p(^ no(^ bad Evang. Nioodemi. ^ie Apocrypha, parae-
netica, philologica cum veraione Nicolai Qlaseri, Hamb. 1614, bringen ni(6td neued. 3n
ber folgenben 3^^^ fanben einzelne bid bo^in unbelannte opolr^p^ifd^e Schriften befonbere
•Herausgeber, tuorüber wir bei ben ein^Inen ju berichten ^aben merben. ^ie erfte umfaffenbe 45
(Sammlung, uerbunben mit ben fleibtgften Unterfut^ungen über (S(^t^eit, Sn^alt unb Xqrt
gab 30^. $llb. Sfabriciud in feinem Codex apocryphos NT, Hamb. 1703, 2 tom. ^eraud (ed. 2,
.pamb. 1719, tertio tomo ancta; tertii tomi ed. 2, Hamb. 1743). ^fyn kopierte ber @ng«
lönber Jeremiah Jones, A new and füll method of settling the canonical authorily of the
New Testament etc., 3 vols., Oxf. 1726, 1798. ^ran f^Iiegt ft(^ 9nbread Sßixdi, aucta- do
rium cod. apocr. NT Fabriciani (oontinens plura inedita, alia ad fidem codd. mss. emen-
datius expressa, fasc. I, Hayniae 1804). ^ad tritifd^ bebeutfamfte, menn auc^ leiber nur
einen ^eil ber opolr^p^ifc^en Sitteratur umfaffenbe fBerf ift ber Codex apociyphus Nov.
Test, opera et studio Joannis Caroli Thilo, tooL I, lipe. 1832. (Sine beutjc^e ^Bearbeitung
erfut)ren bie ^olr^p^en (oöOig ab^ängia oon Sl^ilo) bur(^ S3orberg, IBibliotqel ber neutefta» &5
mentlid^en Stpotn^o^en, 1 ^b, Stuttg. 1841 ; in bemfelben ^er^dltnid ^u %f)\lo fte^t : Les
(Ivangiles apociyphes, traduits et annot^s d'apr^ T^tion de Thilo, par Gustave Bnmet,
Paris 1845 (ogl. audi Recherches sur les apocryphes du nouveau Testament Th^ histo-
rique et crititique, par. Jos. Pons, de N^gr^peusse, Montauban 1850). hieran fc^Iie^en
\\dj enbüc^ bie neueften Sforfc^ungen auf bem Q^ebiete ber a|)oIr^p^if(^en Sitteratur, beginnen!) go
mit ^ofmann, £eben 3efu nad^ ben fipottt^p^tn 1851 unb ^ifc^enborf, De evangel. apocr.
origene et usu, 1851, foiuie bed ßefteren oerbienftuotten tritifd^n ^udgaben: Acta apostoL
654 f^ß9htt^\ttn M %nteit 2:eftotiieiifei»
apocr. Ups. 1851, 2. 9[uf(. t)on fiipftud unbSonnct 1891, Evangelia apocr., Lips. 1853, 2. ^uf(.
1876; Apocalyps. apocr. lips. 1866. $ot allem tDUibe bad SXatertal üerme^t. ©Qrifc^
Xtitt üeröffentlic^te ^rig^t, Contributioos to the apociy^ial literature of the New Teata-
meDt 1865 ; Apocirphal Acta of. the Apostles 1871 ; 9)<{Qlan, The conflicts of the holy
6 ApoBÜes 1871 gab eine engUfd^e Uberfe^ung ber dt^iopifc^en @amntlung t)on 9(pofteUegetiben
^erauS. Xie ^e^tfritil uub bie ^rtbeftimmung einzelner apolr^p^if^cr ®<^Tiften erfuhr
eine tvefentlid^e ^örbcrung burd^ bie Virbeiten \>on ^antacT, t). @^eb^arb unb Zf^, 3<^4n- '^W
minber ücrbienfboQ finb bie Sforf^ungen t>on ^ilgenfelb, NT extra caDonem receptum,
4.^.1884, unb{Ref4, itugcrtanonifd^e ^araaeltejrte ^u ben (SüangeUen 1898; üor aOett Sipfiud,
10 ^ie ^ilatu^ften 1871, 2. 2Lu\i. 1886; ^ie Oueaen ber $etrudfage 1872; S)ie apofi^p^ifcben
^oftelgefc^ic^ten unb SpofieUegenben 1883—90; Wtajc Sonnet, Dupplementom codida apo-
cryphi, I 1883. ^oI|mann l^at in bei brüten «ufL feiner C^tnlettung in bad ^X 1892 ber
Iritifc^n Sefpred^ung ber neuteft. fipotct^pf^tn einen fe^r fc^ä^aren 91n^ang gemibmet. 3^^^^
^anbelt in bem ©c^Iugteil beS 2. Sanbed feiner ®ef d^iAte bed neuteft. ftanond 1892 einge^enb
15 ^über apofr. (Soangelien'' 6. 621—797, unb „über a^olr. 9(pofalQpfen unb ^[poftelgef^u^ten''
@. 793-910. 9(u(q bie latl^olifcj^en SSerle t>on Sartot, Les ^vangiles apocryphes 1878, unb
Zopptf^oxn, 9(ugerbiblif(!^e ^ada^ä^Un ober bie fipoht^pfitn über bie ©eburt, ^inb^eit unb
ba$ fiebendenbe 3efu unb SRarifi 1883 belegen ft^ auf toiffenfc^aftlicj^em Soben.
Über ben Urfjprung bes 9bimen$ inoxovqxx unb über bie loe^felnbe Sebeutung,
20 »elc^ btefer S^tqnung im £aufe ber 3<^c^unberte beigelegt u)i)roen ift, fidbe oben
6. 622 ff. Sie Stellung ber neuteftamentliqen SIpobQp^n ju ben fanonij^n Sflc^em
bes 913.9 i|t eine roefentli^ oerf^iebene oon ber ber (qwldjp^ij^en Sfiq^ bes W3Ls
m ben lanonifc^en SüAem bes Wi.%, Sei Ic^teren ift eine roirllid^ gfortffi^ng ber
Dffenbarungsgefc^id^te oeabfi^tigt unb gd^ie^t in eqrliAer äßeife, toenn au^ bur^
2G urofane $änbe ; bei erfteren ftnbet eine obfi^tltcbe Unterf(^iebung uneAter iQueOen unter
bie eAten ftott. Die neuteftomentL ftritil oorftdU unter ben ilpob^ppen bes ^SOLjb aHe
biefentgen SAriften, loel^ bur^ 9lamen unb 3n^t su erlennen geben, bag fie für
!anoni{(^e Sqriften ge^Uen fein iDoHen, benen ober oon b^ Air^e auf (Srunb i^res
Soeife^often Urfprungs unb Snbdts eine Stelle in bem jtanon nic^t eingeräumt morben
L Diefe untergef^obenen Smriften erftreden fi^ über bos ganje (Seoiet bes 91X.$,
unb u)ir lönnen bemgemajs oter Abffen untnf^iben: 1. aponrqp^ifc^e Qamngelien,
2. opolrqp^if^e Slpoftelgelqii^t^n, 3. (motoi^i|^ Sriefe ber ^ojtel, 4. e^lümx\i^
Slpota(9p(en. £s t[t t^rer eine groge 3^i i>on ^5(h[t ungleiAem SBert. 9Im einflu^-
reid^ften in ber Air^e [inb n)o^I bie apoIrQp^i[^en 9i[po[teIge|(qi^ten gen)e[en, benn fie
36 l^tnen faft me^r noc^ als bie opolr. (Eoangelien als Ttäorjg algiaeog Ttrjyii xai fJ-^jrriQ
(ogL Photii biblioth. cod. 114) geffir^tet n)orben ju [ein: ogl. Epiphan. adv.
haeres. 47, 1 - 61, 1 ; 63. 2; Augustin c. Felic. Manich. 2, 6; Euodii IIb. de
üde cap. 5. Cbmobl [i^ nt^t oon allen be^upten IS^, bog fie ^öretifc^n Urfprungs
ober ju ^eti[^en ^^xoiStxi oerfagt n)orben feien, oielme^ Qfiufig eine pia fraus bie
40 unfd^ulbigere lufad^e man^ apolrqp^if^en aRad^roerfes [ein maa, |o ^ bo^ ber ^äretifc^
Slebenbegriff, ber |i^ nun einmal in ber SUeften 3^it <tn bie apoirnp^if^e £{tteratur
angelangt ^atte, ^auotfS^It^ baju beigetragen, fie mit ber 3^it gonjltq in ben $inter=
grunb 3u brangen. 3nbes n)urbe babur^ ni^t juglei^ au$ alles bas aus bem Se«
n)ugtfein bes $rt[tli(^en 93oI!es mit oerbröngt, ukis oon ber Airc^e als ^eilige £egenbe
46 ober 3ur 6anItionierung eines fir^Ii^en Dogmas ben Slpolrqp^n entnommen loorben
xxm ; ber unlautere Urfprung U)urbe bem Flamen nad^ ber Sßergeffen^eit abfi^tlic^ ^im^
Segeben, bie 6a^e felbft aber u)urbe, [o meit fie fiir fir^Ii^^bogmatif^e ^mät broud^^
ar unb f5rberli^ n)ar, in eine traditio ecclesiastica umgetauft unb forter^alten. 6o
ern&rt \\q fon^o^I mt bie apofrgpbi[^en 6^riften feit i^rer S^tung bur^ bie (Jpizierung
60 bes neute[tamentlid^en Aanons bis 3u gSnjli^er Ignorierung bem Flamen unb ber
93e!anntf(^aft na^ oerf^minben lonnten, als au^, bog bas aJlittelalter immer me^
oon ber (q)ofr9p^if(^en l&erlieferung aboptiert unb ber fird^Ii^en Xrabition einoerleibt
IfiL ^otte bemgemag bie fot^oltj^e Airc^ !ein 3nterene baran, ber apolrqp^ifc^n
Sitteratur in fpaterer 3^i^ i^ gefc^ic^tlid^ ober Irttif^es Stubium sujumenben, obei
66 ^e oielme^ bie Id^oIi[^e Ain^e ein 3ntere|fe baran, bergleic^n Stubien }u oer<
meiben, fo bfirfen mir uns ni^t u)unbem, bog erft in ber eoangelifAen Air^e ein tt-
neutes 3ntereffe an ber apoIrqp^t[^en fiitteratur enoa^te. SRugte ooc^ 3ur Aenntnis
ber Sntmicfelung unb Stusbilbung ja^lreic^er Dogmen, bes Urjprungs oieler Ürabitionen
unb alt^ergebraqter SRigbrauc^e, [omie jur richtigeren Seuriettung ber altfirc^Ii^n 3^'
;o [tanbe felb|t bas 6tiü)ium ber neuteftamentlic^en Slpofrgp^en oon bebeutenbem Selang
[ein, u)03u nod^ ber antiquarifc^ SBeri lommt, u)el(^en jebes Denimal aus alter 3^i^>
()
a^otn^i^ bed 9lnteit Sefitmentei» 655
[ei es mi) nur für bie Spra^orfe^ung, fyit greiltc^ tft crft in neuefter 3eit ber 9Bert
ber opob^p^ifd^n Sitterotur in btefer ^tnfi^t ^inreid^enb geiDttrbigt nmben; toi^renb
lij^enborf in feiner ^reisf^rift „de evangel. apocr. origine et usu" oielfa^ An*
beutungen in biefer $tnfi4t gieW. fyA §rfmann in feinem „fieften 3^ftt wa^ t>^« Jlpo*
fr^p^en" bereits einen einge^noen Serfu^ gemo^t, ben rei^n or^Iogifd^n unb s
bogmengefd^i^tli^n Stoff oer neuteftamentli^n Stpoh^p^n ausjubeuten unb i^ren
äßert für bie (Exegefe ber fanonifd^n @Ariften bes 31Z3 im eimelnen na^suioerien.
93or allem wxtb es freiließ borauf ontommen, um nur eine einigermo^n fidlere
Unterlaae ffir u)eitere Aonfequenjen ju Reiben, bie opofrQp^f^e Sitterotur bes 9lX.s
iritif^ feftjultellen unb boran einge^nbe Unterfuc^ungen Aber Urfprung unb Seron« lo
loffung ber opobpp^ifd^en SloArfa^ten onjulnflpfen, i^e QiftorifAe ober bogmotiUe Sofis
oufjubeden, ben Srotä \fycti I)i^tung no^juioeifen unb i^e Sebeutuno ffir bte jebes»
moifige, fotoie ffir bie fpfitere 3^^ ju beftimmen. Sq le^terer ^infiqit ^ $onnonn
in bem oben ongeffi^rten äßene (ogL ou^ Aleuler, Über bie 9^oIr9p|en bes 9l3:.s)
in erfterer Se}ie]^ung XifAenborf in feinen ausgaben (f. 6. 658, es) nomboftes ge> is
teiltet. 9lus bem reichen ^^ofce ^nbf^riftli^ uueHen unb fonftioer Mtifaer $ilfs»
mittel ^ot er ben Ztit ber oerfqiebenen opohqpbiH^en SArifien, f^toeit es jur 3^Ü Aber«
^upt moglid^, fef^eftellt, unb ouA Aber bos Wter unb bie relotioe C^t^it berfelben
pofittoe rnffd^Ififfe gegeben. 3n ferner S^nft: „9Bonn lourben unfere Cfoongelien oer«
foM?'' £etp3ig 1865 6. 29 k. ^ berfelbe ouc^ einen SerfuA gemocht, bie opolrq« 20
p^tf^e Sitterotur no^ i^rer 3^ugnisIroft ffir bos SIter ber tonon^n (Soongelien ous«
Subeuten. 9li^ unenoo^nt mog ou^ bleibeUp toelc^er SRiftbrouc^ in neuerer 3^^ mit
ben 9[poIr9p^en getrieben n)orben ift, inbem fie oIs ge^tm ge^Itene S^riften bem
93olIe oerifiiü)igt n)urben.
I. Evangelia apocrypha. Die groge 3^^! berfelben (Fabric. cod. apocr. 85
NT I p. 335 sqq. jöp beren 50 ouf, oie inbes naSf Sefeitigung ber oerf^iebenen
9lamen ffir biefelben S^rifien fid^ 01^ n>enigere rebusieren ujerben) erllSri fi^ ous
einer boppelten 93eronIoffung. Die eine Seronloffung mca ber fromme SBunf^ ollju
xoigbeoieriger S^riften, ouc^ fiber biefenigen Ser^Itnlffe unb 3^itobf^ttte bes fiebens
(£^riftt, fiber Q)elc^ uns bie neuteftomentlic^n S^riften feine ober nur ^ fune Slo^« se
rieten bieten, etxoos (Senoueres unb 9usfii|rH(^eres ju erfo^ren. Diefem frommen
SBunf^ entgegenjulommen, fonben fi^ lei^t S^r^eüer, bie, ums bie Zrobition borbot,
3u|ommen|teUten unb bie oon i^r geloffenen Süden mit eioenen Srfinbungen ergSnjten.
60 motioiert ber 93erfoffer bes £v. Pseudo-Matthaei felbft fein beginnen: ,,amor
ergo Christi est, cui satisfecimus'', ogl. S^be, über de infantia Mariae et S6
Christi salvatoris ex cod., Stuttgartensi 1869, p. H; unb ber Serf. ber Segenbe
oon ^oulus unb S^eflo erllärt, fiber feine (Erbic^hing ^ur 9{ebe geftellt : „id se amore
Pauli fecisse". Dobei leitete fie meift ein boppeltes 3nterrife, entioeber ein bog»
motifc^es (befonbers ebionitif^es ober gnoftifd^, bie Gelegenheit ju benuften, hvm^
erfunbene ^iftorif Ae Unterlogen ihre C5Iouoensonfi(9ten }u ftfifcen ober ein rein felbfti] Aes, 40
fi^ unb i^r S^rift bur^ mögli^ft umft&nbliAe, neue uno xtift n)unberbore Gef^ubt«
c^en bosienipe Slnfe^en 3U geben, wtU^s bos Soß fo gern bem beileot, ber oIs (Em«
gen)ei^terer feiner (Sloubensbegier neue Stoffe bonubieten im ftonbe ift; bes^olb ou^
bos Streben ber opobpp^ifd^n Slutoren, i^en S^riften ein mSgli^ft bo^es SIter unb
opoftolif^en SRomen ober roenigftens opoftolif^e Slutorität beijulegen. 3n oielen gföllen 45
^oben ie i^re Stoffe {e no^ Sebfirfnis ous ber Suft georiffen, in onberen S&Hen
lö|t fi^ eine causa media no^ lei^t erlennen; teils nomli^ finben n)ir, bog (foeig»
nine, loel^e in ben fononif^en (Eoongelien nur ongebeutet finb, ^u ousffi^Iic^eren Dor«
ftellungen reisten, teils bon Slusfprfi^e 3^u in Zfyiitn umgefegt umrben, teils bog
iüBeisfogungen bes ^Iten ieftoments ouf (Sbrijtum obör oud^ nur ffibif^e (bnoorhingen m
ft eine nur ollju bu^ftobli^e (Erffillung erhielten, teils bog olle
SBunbereno^Iungen bes olten Zeftoments bur^ onologe SBunber (T^rifti unb mo m5g^
oon Dem SReffios oft eine nur ollju
lii^ in ooUIommenerer (Seftolt repetiert rourben. Q5on^ bosfelbe Serfo^n f^Iuoen oud^
bieienigen opolr^p^ild^n Slutoren ein, bei benen bte onbere Seronloffung ftottfonb,
nämli4 ni(^t ber (Sloubensbegierbe Sllljuioigbegieriper entgegenjufommen, fonbem oiel» ^
me^r bie eoongelifd^e Sef^i^te ffir i^re bogmotifd^n, meift ^etif^en 3^^^ 3^
fölf^en. Dorum finb bie ^etif^en (Snoftifer befonbers fru^tbor on opofrgpMfc^n
(Erjeugniffen geioefen (ogl. Epiphan. haeres. 26, 8. 12), ober ou^ bie onoeren ^fire«
fien ber ölteften itir^e qoben bos i^ige beigetrogen. Slus bemfelben C5runbe emfirt
fi(^ ou^, menigftens 3um Zeil, bie groge unbeftimmt^it ber meiften opobqp^if^en <»
656 l^wInHi^ bed Stnten Zeftomeitied
Xexte; laum ^en 6(^ri|ten jemals \o oielen Slejenfionen unterlegen, jtnb naif Se<
bfiifnis |o otelfac^ intetpoliert unb oerftflmmelt iDoiben, als bie aponnp^ifd^n Stiften.
Sie 5tritil ^at boBer, loenn it^enbiDOj fo ^iec na^ bem Snter ber llrnttä)en ju forfc^n,
xDelc^es metft psletd^ über bte ttlattoe (E^ttett entf^etbenb tfi 6^on oben beuteten
siDti an, ba^ me opolropifc^en Soangelien oefonbers bte mangeinben 9lad^ric^en ber
(gaanaelten }u eraänjen fuAen; ]te oerbreiten |t^ ba^r befonbers fiber bte oenDonbt«
l^aftMen unb Geburtsoer^oltnine Zt\vi, fiber feine jtinb^eit unb über feine le^en
£ebens|(^idfale. Sag bie 3^i[^n3eit bes Ofi^sHngsalters bis ju feinem S^entli^en
hervortreten im 30. 3<^^ ^uq oon ben Sbotr^p^n unausgefuHt gelaffen totrb, fiid)et
10 feine ganj natflrli^ (Eruarung moffl batin, bag es au^ ben opohQp^if^n Shttoren ju
attoam en&ien, ein Dunlel aufju^IIen, ffir bas au^ ni^t ber minoefte ^ijtorif^e 9n*
bolt im vlx oorlag: man lougte tbtn m^t, roomit man biefe 3^it in giaubmäibiger
äBeife ausfüllen fome, unb beruhigte fic^ um fo e^er in biefer ^tnfi^t, als bie eoan«
aelifd^e (Sei^i^te beri^tete, bog C^riftus fein erftes SBunber 3U ftana oerri^tet ^abe.
16 !ba^ aber jeine Geburt unb feine legten fiebensfqidtfale trofc ber ausrei^nben eoange*
lif^en Sert^te apolr^pbifd^ no^ nieiter ausgebeutet lourben, oarf ebenfalls ni^ SBunoer
nehmen, ba ber Sintrttt 3^ftt in bie 9BeIt unb fein Sd^eiben oon biefer Srbe bogmotifc^
bie meifte Seranlaffung ju ben bejfigli^en Slusf^mfidhingen barboten. 3Jlm unterfd^ieb
fni^ getoö^nlid^ Evangelia infantiae et passionis Jesu Christi ; aeemneter bimte
20 eine breifa^e Stnteiluna fein: 1. in foIAe. mläft bie (Eltem unb bte (Beburt ^f\u,
2. wdäit feine jtinb^it, unb 3. loelcQe fetne le^en £ebens(AidfaIe betreffen. 3^^^^
loir junfiAft bieienigen auf, beren Xeste uns ei^en, jum ileil erft burd^ Xifd^enoorf
loieber aufgefunben loorben finb, fo g^ren lieber:
a) Protevangelium Jacobi, oeffen S^ajfer angebli^ 3obbus, ber Sruber bes
85 $erm ; auf bem 3nbex bes (Sela|ius unb ^ormisbas figuriert es bogegen als evang.
Jacob! minoris. (fo unrfaftt bie 3^it oon ber SInIfinoigung ber Coeburt SDlarias an
beren (Eltern, 3oad^^m unb mna, bts jum bet^Iemitif^en Ainbermorb in 25 jtapttebi.
Sgl. Zif^enoorf a. a.O. 6. 1—58.— Sein Snter ift ein fe^ ^o^; es f^eint f^n
bem Justin. Martyr. dial. c. Tryph. 78 p. 303 unb dem. Alex, ström. 7 p. 889
so ed. Potter belannt getoefen ju fein, unb lobb bem Shimen na^ juerft oon Origen. in
Matth. III p. 463 ed. de la Rue eno&^nt Der 3nbalt f^eint auf einen ebionitif^n
Urfftung fAliegen m laffen. SieÜei^t ge^brt es no^ bem 2. 3<^^^- ^^i u)orauf bie
^te Verarbeitung oer lanonif^en Soangelten ^inffi^, ogL 3^^t ®^f<^- bes neuteft.
ftanons I 6. 914 ff. 6on)o^I bie baufige (Enoö^nung bei ben älteften Air^enoätem,
36 als bie ^a^beic^ oor^anbenen ^anbf^riften unb ÜKoerfegungen aus siemli^ alter 3^it,
als enbltc^ ber Xlmftanb, bag oiele nr^Ii^e Xrabitionen unb (Sebraud^e fiAtli^ biefem
(foanaelium i^ren urffnrung oerbanlen, seiigen ffir bie loeite ^Verbreitung oesfelben in
ber ätteften 3^it bis ins IRittelalter hinein. !Da^er finbet fi^ au^ biefes ^roteoangelium
bereits tn ber ölteften Sammlung cmofrpp^. Schriften oon 9leanber 1564, na^bemSibli^
40 anber (f. o. 6 653, 33 ff.) jxoolf 3^9^^ f^^ 3uerft ben lateinif^en Xext ebiert ^otte,
ben^ofteUus aus einem griec^if^en. in ber ortentalif^en jlirc^e oorgefunbenen (Ezem^
plare jur Verausgabe oorbereitet Qotte. 9leuerbings xoarb er feparat oon Sudou),
Vratislaviae 1840, ex cod. ms. Venetiano, freili^ in fritifq [e^r mangettoftcr
SBeife ebiert unb ple^t oon Xifc^enborf in feinen evang. apocryph. Daju grag^
45 mente aus einem fqrif^en jlobes oon Wright, Contributions to the Apocryphal
Literature of the New Test, collected and edited from Syrian MSS in the
British Museum, London 1865.
b) Evangelium Pseudo-Matthaei sive über de ortu beatae Mariae et in-
fantia Salvatoris. Unter biefem 9lamen ooltftänbi^ in 42 Acmiteln juerft oon Xifc^n^
00 borf (ogl. basu in besfelben Apocal. apocryph. bte nac^trö^Itc^en SSemerhingen pro-
le^om. LYI) ebiert, nm^renb X^ilo nur bte erften 24 Aapttel unter bem irrtfimlt^n
Xttel Historia de nativitate Mariae et de infantia Salvatoris fjoi. Sinen Stutt«
garter Aobes i)oi S^be, Liber de infantia Mariae et Christi salvatoris 1869
perausgeg^n. (£s fi^eint lateinif^en Urfprungs ju fein unb feine Quellen befonbers
55 tn bem ]^roteoangeIium unb bem Evang. Thomae ge^t ju ^aben. 3m iUbrigen
xoeifen bie oor^anoenen ^anbf^riften auf oielfac^e 9letraitationen unb Serftummelunaen
§in. (£s beginnt mit ber Slniunbigung ber Coeburt ber SRaria, betont beren baoibif(!^
(gegenüber oer mani(|Kiif4en unb montaniftif^en ^nfiAt oon beren Ieoitif(|ier) Xb«
[tammting unb fe^t bte Srjä^lung bis }um ^finalingsalter 3^fu fort. SBas bie !^t\i
Go feiner Slbfaffung anlangt, fo f^int es ni^t }u lange 3^it mäf bem ^roteoangeltum
in bei obenblanbtl^en Air^e beorbeitet unb iebenfaUs f^on bem Hieron. c. Helvid. 7 ;
ad Matth. 12, 49; 23, 25, unb Innocent. I ep. ad Exsuperium (Oalland. bibl.
patr. 8 p. 561) belannt geiDefen ju (ein, ogl. Ijl^enboif o. a. £).
c) Evangelium de nativitate Mariae. Über bosfelbe gelten bietelben (Ent*
{te^ungsoer^Ihiif[e, mit bei bem Evangelium Pseudo-Matthaei; auäf (^etnt es frfi^« b
keäig mit bemfemn oenoe^felt rooiben ju [ein, obtoo^I me^e tSnjeic^en auf feinen
ipoteren Ibjprung ^imoeifen; ogL Xif^nborf a. q. £). (fo entölt in 10 ftopiteln bie
®ef^i^e manoB bis jur (Seburt ^t\vi.
d) Historia Josephi Fabri lignarii. Sie iDurbe juerft oon (Seotg SBoIIin,
Lips. 1722, Qtobif^ mit latetnif^er ÜUberfeftung ebiert, fd^etnt ober niAt foiDo^I ata* lo
bi(4en, als oielme^c lofitif^en XImnrungs 3U fein, ba bie ganje 6$rift fiqtlii^ jur Set«
benli^ung 3^^^.^ unb }ur Sorlefung an beffen Sfefttag (20. 3^11) bienen foll, unb
belannt ift, ba^ biefer 30W^(uItus ^uxrtfäAM oon ben monop^fnii^n jtofrten aus«
ging; ogL XifAenboif a. a. C 9Ius eben biefem Srunbe u>eKben mn aw!^ l^ SRter
bis m bos 4. 3^r^- ^urttdbatieren Ibnnen, n)offir au^ fonft no^ monA^ aus bem is
bogmatif^n 3i^Ite jvtx^i; ogl. Xif^enboif a. a. £).; ^ofmann a. a. O. 6. 208f.
Ss enthält in 32 Aaptteln bie ganje fiebensgef^i^te 30fep^ unb befAreibt befonbeis
in bem lej^ten Zeile bie Umftinbe feines Xobes mit groger, filc bie IDogmengef^i^te
niäft umDU^tiger Slusffl^rlic^feit.
e) Evangelium Thomae. (Es ift nS^ft bem ^rotemmgelium bas äUefte unb oer« ao
breitetfte getoefen. 6^n Irenaeus, adv. haeres. 1, 20 mug es gdannt ^aben unb
Origen. hom. 1 in Lucam enoä^nt es namentlich; ja Pseudo-Origin. philosophum.
ed. Emm. Miller, Oxon. 1851, p. 101 coli. p. 94 rebet oon bem ®ebrau($e bes'
felben bei ber gnoftif^en Seite ber 9laafener in ber SDlitte bes 2. 3#4unberts. Euseb.
bist. eccl. 3, 25 enoä^nt es ebenfalls, unb Oyrill. Hierosol. catech. 6 (p. 98, ed. ss
Oxon. 1702, coli, catech. 4 p. 66) oecmutet unter bem 9lamen bes SSomas ben
glei^namiaen QäßUx bes SRanes, toogeaen freilU^ bos f^on frfl^eitigere Sor^nben*
fein na^ bem ßeugnis bes 3renäus unb Origenes fprid^t (ogl. unten bas Evang.
Manichaeorum). ^ebenfaHs aber ift fein Ibfprung, u)te ber ber meiften apob^p^ifAen
(Eoangelien, ein {[noftif^er, unb »Dar unter benjenigen (Snoftifem ju fu^en, oel^e so
bem ^boletismus in Sesug auf bte $erfon (Ebrifti ^ulbigten; auf biefen Dofetismus
loeift bie größte ßa^I ber bier beri^teten SBunoermärd^n ^in, toes^alb fie au^ bei ben
aRani^äem fo oTel Seifau fanben. Slaä) bem Sitat bes Irenaeus adv. haeres.
u)erben loir ben Serfaffer unter ber marcofmnif^n Seite ju fu^en ^aben. 3m übrigen
bietet leine ber oor^nbenen ^anbf^riften, bie augerbem auf bie mannigfa^ften ^e* »
traftationen unb Serftfimmelungen ^imDeifen, ben ooIIftSnbigen Xea^, fo oag oir alfo
nur grcagmente oon oem Evangelium Thomae befi^en. 3^^ ^ Sotelerius in ben
9loten 3u ben Constit. apostol. 6, 17 ein gragment aus einer ißarifer ^onbf^rift
bes 15. 3<^^unberts oerbff entließt ; ein umfaffenberes Mingarelli, Nuova raccolta
d'opuscoli scientiiici, tom. XII. Venet. 764. p. 73—155. Son lifienbprf (a. a. 0. 40
p. XLIII) ift eine grogere Wn^cUtfi oon ^anbf^riften auf gefunben roorben, Deren Serf Aieben*
Reiten i^n oeranlagten, in fetner Sammlung einen breifa^en Xest, jmei grie^ifd^e unb
einen lateinif^en, aufjune^men; bie litel finb: 1. Srnjuä hgarjUiov (pdoa6<pov ^rä
eig rä Ttaidind rov xvqIov, Ss enthält bie Ainb^itsgefc^i^te 3^N o^nt 5. bis
12. 3^^^ ^^ 19 5lapiteln. 2. ZvvyQoufjLa tov dylov ajioazöXov Scofw, neol xfig «
Tiaiötxrjg ävaotgocpfjg rov xvglov, (rs enthalt Die 3^tt oom 5. bis 8. 3ö9re tn
11 ilapiteln. 3. Tractatus de pueritia Jesu secundum Thomam. (Es entölt bie
3eit oon ber gflu^t na^ ^q)>ten bis ;um 8. fiebensfa^e 2t\u in 15 Aapiteln. —
einen fqrifi^en Aobex oerbffentli^te SBng^t a. a. £)., £onbon 1875.
f) Evangelium infantiae Arabicum. Ss ift basfelbe juerft bur^ Henricus m
Sike (ev. Inf. vel Über apocryphus de infantia Servatoris; ex manuscripto
edidit ac latina versione et .notis illustravit, Traj. ad Rhenum 1697) in ara«
bif^m Xeste mit lateinifc^er Öberfe^ung ebiert roorben unb bann in bie Sammlungen
oon Sabricius (ber au^ Die (Einteiluna in 55 jtapitel ooma^m), 30nes, S(^mib (jSmt»
li^ nur laieinif^) unb X^ilo (arobtfqi unb lateinif^ S. 63—131), enbli^ oon Zifd^n» m
borf in oerbefferter loteinif^r Öberfe^uua aufgenommen u)orben. 3n^alt unb 9lus«
f^mfidEung Iaht fofort auf einen orientalif^en Ibjbrung f^Iieben ; benn ni^t blog, baf
bie orientaltf^e Dämonologie unb 9Ragie flberaU ^inbur^blidt, fonbem es Jinben fid
felbft 9leIationen, loelc^ fi^ allein aus ber Selanntf(|aft mit orientalif^er SlSiffenf^af
(}. S. bie Seumnbert^it bes Anaben ^t\u in ber ^(ftronomie unb $^9fit) unb 3oroafters ^
Mcal'i^ncDClopäbie für ^l^eologic unb STir^c. ». 91. I. 42
> ^
H lipitt9 1
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a^mOHBRlulCII
ÜB OB IS. 3^
S:
^ Lp«M«flunu Cbristi ad mfproit
Xic ^StisW fn Me 2uiuuug Mds S^riboi kni^n ^nptfUBi^ cnf bct Se«
»(iMifi|eit Wr ifidtcaSMtts; s^ra^ «arii# ik kiririMn^ «b Me ffutaeii, KM»
iM| feoe 3<|itfles pcilpnil|ni nb o^ }Miil tai Som ETmiigdiiim Nicodeini
UktUf hihtM Mc ihfTf gnct^^i^ra fnit bnii|0cg nt Mt ci^ 6<|nfi, Mnb j/kmc TRtt
faä^ Smooi Wcfrr 9iienMDibeifi0ni|^ anfsdH, näl m kcs Dgft«ol}emn (Sänften
¥» R4^ vibetbcd^eiibe Sldleii ftnbm, bte nouglUI um eines Snlor ^enfifaen Smieit
Amlkfl Meibt t§ mmn afffWBq, ho% bie peile e^cQt soD^eite fifar ftip alleiii Jii^
fmbet; bad^ bfiifte aai^ btes biaid^ bie SHimlme, bog bie jveite 6dÜt f^n frü^^ettig
m einer TMl^t^ ber elfteren umgei^nffen vube, ^inei^^enb erOSrß^ etfc^men.
3ebo4l ml^Viitn bie oerbnnbenen S<^nften intni {4^" banuds ben Sefamtnomen Evan-
n, ui^Wntn Nlrjodemi, oielme^ fd^int biefer erft wi^ Aarls bes Großen ^tri ecfunben,
Kitbem aber ftel^enb ooDirrben ^ fein. Die Serankffung boju nnir mo^I entiomt ber
V^oio% mi elften Si^ift, in oeU^iem bes ^^cam^ bes Kioibennts gebaut mxA, ober
ber Uinpanb, ba^ in bem (Eoanaelium bem 9licöbemiis eine ^ouirtrolle infam Der
urfprfingtb^ litel ber erften 6d)rift oMir: vnofivrifMaia xov xvgiov ^fi&p *Ifiow
tdt X(jimm nQaxf>fvxa bu Il&rtlov nddrav ; ba^ bet lateinif^ Oesta Pilati (bei
(}rff|(or. Turon, hi»t. Franc. I, 21unb24) obei Acta Piläü (Justin. Mart. apok>g.
1 , 35 : T/iWi dvvfurfh fio&dv eh xwv im Iloytiov Iliimov yevofihfov &acoy),
»obei oegen bes 9RangeIs dies S^iAns eines geriAfii^n Dofumentes mij^ mit
Tertull. acK>log. 21 an bie n^irllic^n oon Pilatus an ben jtaiftt gefenbeten Seri^'
w alten aebad||t merben lann, fonbem oielme^ einfa^ anjune^men i{t, ba| rd l;ci TIov-
ttdw ihkimrv vtv6fxeva hxza (sub Pilato confeeta) f|iäler^in uxtflmli^« ober ab«
fii^li^enoeife für ino Iloytiov Ildaxov yeydfieya ausgegeben onrben. 3^nfalb
aber fte^ fo oiel feft, bafa eine S^rift unter bem 9lamen acta Pilati ftfl^itig oeit
oerbreitet n)ar unb in ^oflem 9n|e^n ftanb (ogL äuget Justin, unb TertuU. a. a. £).
«»au4f KuMob. bist. üccl. 2, 2; Epiphan. baeres. 50, 1), unb es fragt fi^ nur, ob
ftpnht^iltu M 9ltutn t^tmmM 659
bte auf unfere !^t\i gelommene Siftifi mit iener für ibenti[^ gebalten loerben baif.
Sie ftetige Slufetnanoerfolge ber 3^usniffe oom 2. So^^unbert (W. Justin., Terttül.,
Euseb., Epiphan.) bis ins 5. (Orosii bist. 7, 4) unb 6. ^o^^unbert (Gregor.
Turon. a. a. D.), an toeU^ fid^ bann fofort bei !^tit no^ bie Slteften oor^anbenen
$anb|(^nften aus bem 5., ^^ftens 6. 3<^^r^unbert (ogL Xif^nborf a. a. D. p. LXIV) 5
anf^Itegen, lagt faum einen ^inreid^enb laimen S^u^unt jotfc^n irgenb loeb^n ber
anaeffi^rten S^^O^iff^ ^^^i toäbrenb beffen eine fo oerbreiteie 6(^rift ^e untergeben
unb eine unechte an beren Stelle untergefAoben loerben I5nnen, 01^ nix^ fommt, bag
ein xDeiteres A^ugnis für bte 3bentität oes auf uns gdommenen Xextes mit bem
urforfingli^en |i^ aus oem mit jenem fibereinfttmmenben 3nbalte obiger Sitote ergiebt. 10
3eDenfaIIs erllärt (i^ bie oHerbings groge Xeattoerfc^iebenl^n ber oor^nbenen ^anb^
K^riften au^ o^ne bie Slnna^e ber Hnemt^it aus bem glei^mfigigen S^idfal fömt*
liAer (Vfofüfpffi]^ Sänften, auf bas tDiUnirli^fte interpoliert 3U toerben. 3^ einem
om^ern 9{efultat lommt äpfius. bie ^ilatusalten, 2.9IufL 1886 6.28; er toetft unfern
^pOatusalten eine übfaffungsieit ioifqen 326—376 ju, aber loie uns f^int, i|t bies 15
für bie C5runbfArtft ein oiel ju fpiter Zermin. Der Snfoffer biefer Acta PDati ge^9rte
lebenfalls ben O^ben^riften an unb f^rieb fflr biefe, ma» nic^t blog aus feiner Se«
iamttfAaft mit ben {übifÄen 3nftitutionen, fonbem befonbers aus bem Streben ^roor-
ge^t, [eine ^iftorie burm^ bas 3^ugnis aus bem 3Runbe ber geinbe (£^|ti uno jomr
berer, bie amttic^ bei allen ben Vorgängen oor utib no^ bem Xobe (£^rifti beteilmt 20
uxtreUp b. f), ber S^^noberften, ju beglaubigen. 9Bie oiel booon auf Slk^^it beruht,
!ann fraaliq fein, {ebenfalls d^r wt&tn mit nüft oon ooml^rein aUes als äR^toe
anje^en oürfen, oieime^r enoarten mfi|fen, baft manc^ 3U (einer 3^ü no^ ^^4 mflno»
li^e Überlieferung belannte ^i[torif<^ X^aqe oon ibm in (eine 6<^rift aufgenommen
morben fei. grinben loir nun in ber ^mtpfldd^ ein fi^ Slnle^nen an bie lanonif^en 2&
Seric^te, augerbem aber [elten etoas umoa^rf^inli^, fonbem meiftens ben Ser^It*
niffen angemeffenes, fo lotrb ber SBert ber Acta Pilaü auA für bie Sereic^erung ober
loenigftens (Ermuterung ber eoangelif^n (Bef^i^te ni^t ogne toeiteres in Sbrm ge«
fteOt werben lönnen; auf bie Senu^ung ber Acta Pilati für biefen !^wtd fyd ^ofmann
in feinem ,,£eben 3e]u" an meieren SteOen (ogl. 6. 264, 379, 386, 396 u. a.) auf« 30
mertfam gemalt. SBgl. au^ Xif<|enborf, Pilati circa Christum judicio quid lucis
offeratur ex actis PUati, Ups. 1855; Sipfius, X)ie ^ilotusdien, 4. ftiel 1871,
2. ^ufl. 1886. Slugerbem ift bie Schrift n)egen i^es bem neuteftamentli(^n au^
Aeitlidb fo nabe fte^enoen Spraqibioms (hem bie mnfi^, ba^ fie urfprünglic^ ^ebräif^ ober
lateintf^ gefcqrieben fei, entbe^ jebes fefteren (Srunbes) ieoenfalls au^ oon p^ilologif^r 35
Sebeutung für bie neuteftamentlt^ ^ermeneutiL — Der jiDette Zeil bes fogenannten
Eväng. Nicodemi, n)eU9er ben descensus Christi ad inferos aus bem SRunbe ber
beiben So^ne Simeons, Sarinus unb £eucius, n)elc^ mit (£^fto auferftonben unb
3eugen feines Srf^einens in ber Unteroelt geioefen looren, in ^äjlfi intereffanter, ben
3eitoorfteIIungen aRommobierter SBeife beri^et, ift oon unglei^ geringerer ^ebeutung io
als bie Acta Pilati, roenn au^ fein 3n^It, feine Spraye unb jonftige 3^^19^111^ ouf
eine Idum oiel fpatere 3^U ^ ^<^lfii!S9f ^^ ^^ jenem, f^Uegen laffen; lebenfalls
fyd Cufebius SHexanbrinus (ogL Ü^ilo, über bie SAriften bes Sufebius oon Smifa,
1832) f^n baraus gefd^opft (ni^t bas umgele^rte Ser^filtnis fyA ftattgefunben, xok
Sllfreb SRaur^, Nouvelles recherches sur r^poque k laqueUe a 6i6 compos^ 15
Touvrage connu sous le titre d'^vangüe Nicod^me, 1850, irrtümli^ meint). !Der
93erfaffer xoar, xoie es f^eint, ein mit ben jübifcben SReffiasenoartungen unb fonftigen
3eitoorjteUungen, foxoie mit ben anoftif^en Slnf^uungen oo^I oertrouter, gebilbeter
3ubenqrift. — Selbe Sc^en, bie Acta Pilati unb ber Descensus Christi, finb
unter bem jufammenfaffenben Sflamen Evangelium Nicodemi feit Herold, ortho- so
doxographa (). 6. 653, 40) in alle na^folgeiwen Sammhingen (mob^p^if&er S^riften
übergegangen; ber orie&if^e Xest ber Acta ourbe juerft oonSuq, unenblv^ oerbeffert
oon ZqUo unter $tn}ufügttng au^ bes Descensus ebiert; enblub f)ci Xif^enborf, nad^
Sluffinbung neuer, unb mox ber Slteften (£obices bunl^ bie SeroffentMung oon jtoei
orie^tf^en unb einem fatebrifc^n Xeste ber Acta unb einem grie^ifqen unb ya>t\ 66
lateinif^en Texten bes Descensus (j^I. Zif^enborf 0. a. £). S. 210 — 432), weiteren
Iritifc^en Unterfuc^un^en eine fid^ Sfafis oerfd^afft — 3n Serbinbung mit bem Des-
census ift aud^ bie tn mehreren Cobices bii^ugefügte Epistola Pilati, bie im grie^if^en
Ztxtt au^ ben Actis Petri et Pauli (bei Xif(^enborf, act. apost. apocryph. ed. 2.
p.l96) einoerleibt ift, in boppeltem loteinifc^n ZtxU aufgenommen; ber Srief ent^Ueo
42*
660 Wftht^flftB M 9t«c8 ^i>p^"i*iiif^
einen Seru^t bes Pilatus an ben Aatfer Ckubius Zibems um bei Safcifle^nig
(OftM. — (Eine anoeie Epistel Pontii Pilati, wmn tx JjU^ ii'^ni bes wi|fTr<|lru
Urteils ber S^ben über (E^rffium unter ^traoeifttng auf bie Unmög&Peil, benfdbe« |h
iDiberfteben, oenoa^, unk eoenfalb im SQtertum \fym nett oemetld, unb foü, nrie
6 bie na^olgenben apric^i^^n SRo^verie, bte oir am ffiglii^ften (oalei^ fjüa one^,
bie Qa%t von ber Sdegrung bes Pilatus }um S^rlftentum untntHt^. 6te fnbet
M im lateinif^ Xest betSobririus, X^Uo unb jute^ Zif^enbocf o.o.O.e.433.—
Sleuerbings ^ aBrio^ a. a. O. Srtefe Herodis ad Rlatum unb Pifaiti ad He-
rodem aus einer f^rq^en ^anbf^rift d)tert
10 Anaphora Pilati, ber Seri^ bes ^ifattus über bie SurgSnge bei ber Semr*
teilung, !Iob unb Sbtferfte^ung 3efu mit Vufjä^Iuim feiner iaxvptfS^i^u 9Buaber,
ein Sotument, n>eUes beuflid^ oieber bas Strwen biditnbet, ben ^ifattus ab bcmis
gr bie 6a^e bes (Eqriftentunis eingenommen, barsuftelkn, nwr denfoUs loeit ueibceitet
uger in mu früheren Gammlungen ai^ oon Zittenborf a. a.£). 6. 435 ff. in einer
16 bofipelten orie^tf^ Zestrejenfion abgebrudL — 9bm genug, bag ipOotus be«i ^riflen«
tum gfinf^ bcakftellen gefu^ wuAt, felb^ ber5la^ mu§te ein 3^ugitis fir(ari[tni
oblegen. !Dies tft ber 3wtd ber Paradosis Pilati, mtU^ na^ Sii^ unb 3;^ an^
Xif^nborf a. a. O. 6. 44ff. im orie^^if^n Zeast ^ abbruden laffen. Sie en^
bos ^tdßt bes Pilatus tm bem Aaifer^ Jehte Serurteüung jfoa Xt^ unb ^inrii^tung,
20 n^eil et (E^riftum unf^ulbt^ gdreujigt; tnfolge eines Gebetes beiennt fi^ S^tftus bun(
ein SBunber m bem 9leutgen unb nimmt aw!^ feine grau ^coQa ju f^. Den 3uben
aber fiinbigt ber ftaifer bas Strofgeri^ am — (Ein an ber GteHe bi^ Paradoais
[üb bier unb ba finbenbes Responsum Tiberii ad Pilatum ift eine ebenfo ungefc^idte,
fabebei^ Di^ng, als bie Epistolae Herodis, bereu es m^ai^e oiAt, mooon uns
26 Z^Io. Ck)d. apocryph., p. GXXIV eine $robe oorffi^ Zik^enbmf ^ot beibe Schriften
nid^t bes SIbbruds ffir mert era^^ — Die oon Xif^enborf 6. 456^. im latein^d^
Xeiet abgebrudte 6^^ Mors Pilati nwr ebenfalls vax 3RittdaIter itendi^ oeibreitei
6ie beruhet oon ber öenbun^ bes Iraiftn Xiböius an ben Pilatus, um ben 9Bunbe^
arjt 3e(um |erbei}u^Ien. Die üefanoanb ber Seronica mit bem Silbnis 3^ ^iU
ao ben Aatfer. ^piloius oirb u^egen ber Areu}igung (E^fti jur Serantmortung ge}ogen.
Der ungenc^e Kod (Qrifti f^u^t i^n oor bem ^tmt bes Aaifets; bann oetmteilt,
nimmt er |iq felbft bas £eben, loirb in bie Xiber gemorfen; biefelbe leibet i^n nii^
ebenfo nid^t ote Simone, oo^in er nun gen)orfen; eiwli^ mxä> er bei £aufanne in ein
£o(^ gemorfen, n)o no^ {e^ bie bofen (Beifter rebeUifq (tnb. — Die Narratlo Jo-
se sephi Arimathiensis bei Xtjc^enborf 6. 459 ff. gebort mnfalls bem frfi^en SRittet
alter an; [ie berül^et bie (Se^angennebmung 3^fu, Verurteilung, 34)b, Begräbnis; 6«
(Meinung (E^fti im (Sefän^ts bei 9(üobemus unb bejfen Se^iung; (Einffi^ng bes
reuigen Sd^ä^ers Demos tn bos ^orobies. gfoft f^tnt es^ oIs ob bie gan}e 6(^
nur ber Ser^Iic^un^ biefes begn(u>igten SRitgdreujigten ferne SntHe^ung oerbanfe. —
40 Yindicta Salvatoris tft ber ZUel ber leteten oon Xif^nborf 0.0.0. 6. 471 ff. j|uerft
oeroffentli^ten Schrift. Obn^o^I oon jiemud^em Sllter, tft fie bo^ ein bod^ft ungef^idtes
SRoffiioerl. Der Ironie Xitus mich in £^ien oon einem 3^n4nften 9bi^^ auf
(E^rifti ^eißroft oufmerifom oemo^t, burcQ bos Sebouem bes Zobes (E^rifti geeilt,
lägt fic^ toufen, ruft ben Sen)ofton mit feinem $eere ^erbei, jie^ gegen bie 3uben
45 unb erobert 3^nifalem. ^ilotus oirb gefongen gefegt, Seronico mit bem fieimoonb«
bilbnis 3^fu ittü ^^ ^^^t genommen, unb bur^ misfelbe ber Ironfe jtoifer Xiberius
geseilt, unb nod^^er oon 9la$on getauft —
Die bis^ oufgejä^Iten Evangelia apocrypha bilben ober nur ben üeinften Zeil
ber flber^upt einmol in Umlouf ^eje^ten opobqpbif^en (Eoongelien. Son ben meiften
CO finb nur geringe gfrogmente, oon etntgen nur bie Stomen ouf uns ^elommen, oon oielen
gen)ig ouq biefe ni^t einmoL 9Bir jo^Ien fie in bem f oloenben tn oIpbobetiMer £>rb<
nung auf, n)ie fie bereits Sobririus o. o. O. I, 6. 355 fr. jufommengeftellt 90!
1. Evangelium seoundum Aegyptios. (Jrrogmente oorous bei Clemens Roman,
ep. 2, 12 (coU. dem. Alexandr. ström. 3, p. 465) ; Clem. Alex, ström. 3, p. 445
66 (coli. p. 452. 443). (Emm^nt wüb bosfelbe ougerbem Origen. hom. 1 in Luc (ber
es für eins ber oon £ul. 1, 1 enoo^nten (Eoongelien ^U); Epiphan. haeres 62, 2,
p. 514 ; Hieron. prooem. ad Matth. 3n (Sebroucb wax es bei ben (Eniratiten unb noif
Epiphan. ou^ bei ben Sobellionem. 93gl. ^ilgenfelb, Nov. test. extra canonem
p. 42 sq. 9lo4 9lef4, Slugerlononif^ ^oroneltexte 3U ben (Eoongelien 1894 6. 28
iM> bfirfte bos neuerbings entbedte (Eoongelienfrogment oon Sfuüum, »eU^ Sidell in ber
ftlfttr^fttn bei» 9tftten Seftamettted 661
3nnöbru(fcr 3citfW füt fot^oitf^c I^ologic 1885, III, ®. 498 jucrft oeröffentl^le,
ein Se[tQnbteiI biefes Soangeltums fein.
2. Evangelium aeternum. (Es ift bo$ 9Berf eines SRinortten aus ber SRitte
bes 13. Sc^r^unberts, geftfi^t auf Offenb. 3o 14, 6. Die S^rift iDorb alsbalb bur$
^apft Sneatanber IV. oerbammt (ogl. Fabric.Lp.337). SBir erofi^nen es um (eines 5
alten 9laniens loillen, otoo^I es ber 3^it na^ nicQt mit ben ilbrigen apobqp^if^en CEoan«
gelien auf gleitet Stufe fte^.
3. Evangelium Andreae. (SxwSfyA U)irb basfelbe oon Innooent. I. epist. 3, 7
unb Augustin. contra advers. leg. et prophet. 1, 20; ntSgli^ aber, bag beibe bie
Actus Andreae ([. unten) im Sluge Ratten. Gelasius in decreto de libris apo- 10
cryphis jö^It es unter ben 3U oerbammenben (Eoangelien auf.
4. Evangelium Apellis. (Ermäbnt oon Hieron. prooem. ad Matth. unb Beda,
init. commentar. in Luc. Sieüei^t ift es aber nur ein oerftflmmeltes (Eoangeltum,
toie bos bes SRarrion, ogl. Origen. epist. ad caros suos in Alexandria (tom. I,
p. 881 ed. Basil. 1557, in Rufini apologia pro Origene), Epiph. 44, 2; ogl. 10
$amad, de Apellis gnosi monarchia 1874, p. 75.
5. Evangelium duodecim Apostolorum. CEnoä^nt Origen. hom. 1 in Luc;
Ambros. prooem. in Luc; Hieron. prooem. in Matth.; adv. Pelag. lib. 3 sub.
init. (oon i^m ausbrfldlt^ als ibentif^ mit bem Ev. juxta Hebraeos unb Ev.
Nazaraeorum besei^net); Theophylact. prooem. in Luc. 20
6. Evangelium Bamabae. (SxwSffttt Oela8.a.a.C 9tai) Gasaubon. exerc. 15,
contra Baron. 12, p. 343 UHurb bos Soangelium bes Slatq&us oon i^m aus bem
^ebraif^en in bas (Srie^if^e fiberfe^t; ogl. ^terju Fabr. cod. apocr. I, p. 341;
III, p. 373. 528.
7. Evangelium Bartholomaei. dümSSfrA Hieron. prooem. ad Matth.; Oelas. 35
a.a.O.; Beda a. a. £). Ober bie Xrabition, bag Bartholomäus bas ^ebr&if^e (Eoan*
gelium bes SRatt^us na^ 3nbten gebraut ^e, roofelbft es oon ^antSnus ooiqgefunben
©orben fei, f. Fabric. cod. apocr. I, p. 341.
8. Evangelium Basilidis. (Eno&^nt Origen. tract. 26 in Matth. 33, 34 id.,
prooem. in Luc; Ambros. prooem. in Luc; Hieron. prooem. in Matth.; Euseb. 30
bist. eccl. 4, 7. Sgl. 3a^n, CBef^. bes neuteft. Äanons 1888, I, S. 770.
9. Evangelium Oerinthi. CEnoS^nt Epiphan. haeres. 51, 7; mit es fc^eint
bas (Eoangelium bes SRatt^us na^ eigenem 3uf^nitt, in ioeI(|er oerft&mmelten Coeftalt
es au^ bei ben (Earpoaattanem in (Seltung loar; Epiph. haeres. 28, 3; 30, 14.
10. Evangelium Ebionitarum. ^agmente bte^es, noA bem 3^ugn{s bes (Epi* 35
p^anius, oerftfimmelten aRatt^öuseoangeliums, xotU^s bie (Eoioniten Evangelium He-
braicum nannten, bei Epiphan. haeres. 30, 13. 16. 21. Dag es nic^t mntif^ mit
bem Evangelium Nazaraeorum, fie^e bei Fabric I, p. 367; 11, p. 532.
11. Evangelium Evae. W» bei geu^iffen (SnoftBem in (Sebrau^ eno&^nt unb
Sieden baraus angeführt bei Epiphan. haeres. 26^ 2. 3 u. 5. 40
12. Evangelium secundum Hebraeos, naq bem 3^U9^^ ^^ ^teronqmus
(fiebe oben unter 5) ibentifc^ mit bem Evangelium duodecim apostolorum, unb
na^ besfelben 3^ugnis (ogl. no^ Hieron. lib. XI. commentar. in Jes. 40, 11;
lib. IV. in Jes. 11, 2) au^ ibentifi^ mit bem Evangelium Nazareorum, mar ^aU
bäif^ mit ^ebröif^n fiettem gefc^rieben, bei ben 9l(»arftem in (SebrauA (Hieron. adv. 45
Pelag. 3, 1); es n)urbe oon Hieron. in bas (Srie^ifqfe unb fiateinif^ uberfe^t Hieron.
in catal. Script, ecd. de Jacobo ; lib. II in Mich. 7, 6 ; lib. II in Matth. 12, 13).
Über bie ^ppot^efe, bag es bas urfpriingli^ ^ebrätf^ gefc^riebene SRatt^useoanaelium
fei, f. Fabric. a. a. O. I, 6. 355 unb oor allem bie Iritif^n Xlnterhtd^ungen in ben
Sinleitungsf^riften 5um 31Z. unb in ben neueren jtommentaren jum uRattl^us. ferner 50
^ilgenfelb, Nov. test. extra canonem I ; ^anbmann, !Das $ebräer«CbangeIium 1888.
f>a% es 3u ben alteften apolrqp^if^n (fojeugniffen gehörte, gebt aus ben jablrei^en
alten 3^ugni|fen ^eroor; oqI. Euseb. hist. eccl. 3, 39, n)ofeIb|t es als bereits liem
^apias belannt genannt u)trb: Ignatius, ep. ad Smyrnaeos c 3 citiert eine Stelle,
bie mi) Hieron. in catal. Script, eccles. de Ignatio, unb prooem. in lib. XVIII, 55
Jes. aus bem ,,Evang. sec. Hebraeos, quod Nazaraei lectitanf entnommen ift;
Euseb. hist. eccl. 3, 27 (coli. Theodoret. haer. fab. 2, 1; Nicephor, 3, 13);
ibid. 3, 25. 4, 22; Clem. Alex, ström. I, p. 380; Origen. in Joh. tom. II, p. 58,
coli, homil. 15 in Jerem. tom. I, p. 148 (ed. Huet.) tract. 8 in Matth. 19, 19 ;
Hieron. a. a. O. unb catal. scr. eccl. de Matth.; lib. 6 in Ezech. 19, 7; lib. 1 eo
662 WßflbMkm M ftcani TfHwifWHfT^
in Matth. 6, 11; üb. 4 in Matth. 27, 5. 16; IIb. 3 in Epbes. 5, 4; Epiph. haeres.
30, 3. 6; 29, 9 u. o.
13. Eyangelium Jacob! majoris ; ongebli^ bn 3i^ 1595 m SfNntieii, beffen
ilpoftel 3<^^ >i^» oufgefunben ; oon 3nnocen} XI. 1682 geAomwL Sgl Fabric
6 0. a. O. I, S. 361.
14. Joannis de transitu Mariae. Sgl Sebfttts, in decrelo de libr. apoer.
Q. Q. £). no^ bonbf^rpU^ ooAonben, ogL Fabric. I, p. 352. 3n bem Cod. Gol-
bertin. 453 fqlte^ |id^ no^ etne anbete bem 3<^<^^^ beigelegte 6d^: de Jesu
Christo et ejus descensu ex cruce an, fibecf^^neben wioßArrfßM rav Kvgiov ^jwJr
10 'Ifjoov Xqioxov ek tijv &noxa^ixooiv avtoVf avyyqa<pdoa (!) :taQa rov ayiov
Oeoloyov. Stellei^ bqie^ fi^ hierauf Em>han. Monachus, serm. de Maria
Virgine Deipara (ogL Fabric. I, p. 45). aRit 9täfi, ^ Ztfd^nbocf bos Evan-
gelium Joannis, uti Parisiis in sacro Templariomm tabulario assenratur, ans
oer Ü^Hofc^n Sammlung (p. 817 sq.) ni^ in bie feintge aufgenommen, ^nfmoentg
15 als bos ben SUbigenfeni ang^9rige über S. Joannis apocrypbus: benn beibe fWbea
f^on ber !^t\i ncuA nu^ mit ben apobw^if^n CEoangelien auf gießet 6tafe. !SgL
lij^enbotf tt. ö. O. p. XII.
15. Evangelium Judae Ischariotae, als bas CEoangelinm ber gnofttfc^n 6e&e
ber itainiten eoDi^nt bei Iren. c. haeres. 1,35; Epiph. haeres. 28, 1; Theodoret.
20 haeret. fab. 1, 15.
16. Evangelium Leuoii, oo^I fSIf^Ii^ 90n Grabe ad. Iren. 1, 17 (ed.
Massuet. 1, 20) unb Fabric. I, p. 353 in btm Cod. Oxoniens. bes Evangdium
Pseudo-Matthaei oermuiet; ogL Zif^enbinrf a. a. C 6. XXVn.
17. Evangelia, quae falsa vit Lucianus, apocrypha unb evangeüa, quae
26 falsavit Hesychius, apocrypha. 60 bejei^net fie bas decretum Odaaii 6, 14. 15,
mo^enb Hieron. proL in evang. barin nur bie elften SlejenRonen bes Zextes ber
(Eoangelien eiblidt. aüerbinas ab« au^ ben beiben iRSnuem (£ucian, Sresbnter oon
Sntioäten, ^ef^cbius, ^nimf<^ SiU^ Cnbe bes 3. 3^-) unbefugte SmenooKonen
oonoirft. Sgl. bte (Einlettungen in bas 91X.
80 18. Evangelia Manlchaeorum. (Es n>eiben becen oier enoo^: a) Evange-
lium Thomae, eines S^fllers bes 9Ranes, ogL Cyrill. Hierosol. catech. 6, p. 98,
coli. 4, p. 66 ed. Oxon. 1703; Celas. a. a. £).; Timotheus (presb. Constanti-
nopolit.) bei Meursius var. divin. p. 117; Petrus Siculus, bist. Manic^. p. 30
ed. Rader; Leontius, de sectis, 3. lect., p. 432. Serf^ieben oon bem unier e) auf<
86 geffi^rten Evangelium Thomae. — b) Evangelium vivum. Sgl. Photius contra
Manich., IIb. I; CyriU. Hieros. catech. 6; Epiphan. haeres. 66, 2; Timotheus
a. a. O. — c) Evangelium Philippi. Sgl. Timotheus a. a. C; Leontius a. a. O. —
d) Evangelium Abdae, au^ SRc 4, 41 evayyüiov uöduw genannt (ogL Photius,
bibl. cod. 85). 6ie(e no^ Fabric. I, p. 142 u. 354, unb bafelbft bie etelle ex
40 Anathematismis Manichaeorum in Coteler. patr. apost. I, p. 537.
19. Evangelium Marcionis, bes Stifters ber belannten antijflbif^n Seite, ber
nur pouIinifAe Scbriften in feinem Aanon juliej. in b. 1. $. bes 2. 3<^- 9Rit
Sejug auf bte Stellen (9{5 2, 16; C5a 1, 8; 2 %x 2, 9), wo ^ulus oon feinem
(Eoangelium (xarä xb evayyihov fwv) rebet, lag es no^, i^m ein bejonberes (Eoan«
45 gelium omubt^ten. 9Rarcion ^ielt bas (Eoanaelfaim bes £ufas bafflr, n^t iebo<^ o^ne
ade jflbt[(9en (Elemente baraus ausjumegen, une f^on Iren, haeres. 1,27,2; 111,11,7;
Orig. c. Cels. 11,27; Tertull.c. Marcion. IV; Epiphan. haeres. 42, bejeugen; bie
beiben leiteten filmen im einjelnen bie {omimpferten Stellen an. (Es ourbe „ex
auctoritate veterum monumentorum'' bejonbets ||erausaegeben oonSug.^a^n, unb
60 oon X^ilo, cod. p. 401 sq. aboebrudt. Das SerbSltnis besfeloen ]u unfenn fononifd^n
fiulos ift neuerbtngs bauptfä^Ii^ im 3ntereffe einer negatioen Arttil ausgebeutet mor*
ben; fie^e borfiber bte einleitungs|^riften 3um 91X. unb 3^^^» ®^f4 ^. neutefiam.
Äanons II, S. 449.
20. Mariae Interrogationes majores et minores. Dtefe beiben apobqpbifj^n
65 S^riften ooll ob|c9nen än^alts enoä^nt Epiphan. haeres. 26, 8 als bei einigen
(Snoftilcm in (Sebrau^.
21. Evangelium Matthiae. (Enoä^nt Origen. hom. 1 in Luc; Euseb. bist,
eccl. 3, 25; Hieron. prooem. in Matth.; Gelas. a. a. C; Beda, sub init. com-
ment. in Luc.
t^iofr^ti^ett bed Stetten Zti^ümtuM 663
22. Narratio de legali Christi sacerdotio, bei Suidas sub voce 7»;ao?<^, au^
in einem Cod. ms. biblioth. reg. Paris, unb in jiDei mss. biblioth. Caesareae
(ofli. Lambec. in bibl. Vindob. Hb. IV, p. 158 u. 176, Vni, p. 362; SBalter,
codex in Suida mendax de Jesu, Lips. 1724); |ie^ üoeid^otipt ^ofmann, fieben
3efu, 6. 298. Säfon Rieh. Montacut. apparat. ad Orig. eccl. p. 308 erflart bie 5
ganje CrsS^Iung r>on (E^rifti Srieftectum fflr ein gnoKifd^ ober maniASi|dbes 9Ra^«
mm; über bos 3ntereffe, wtlqts man boran ^atte, CC^rifto bie fnriefterliqe SBfirbe bei«
Sulegen, ogl. ebenfalls ^ofmonn q. a. D.
23. Evangelium perfectionis, bei ben Safilibianem unb ahbem (Snoftilem in
(Sebrou^, Epiphan. haeres. 26, 2 ; iebenfalls oerf^ieben oon bem Evangelium Phi- lu
lippi (ogl. Epiphan. haeres. 26, 13) uno Evae; ogl. Fabric. I, p. 373; II, p. 550.
24. Evangelium Petri. (Enoolnt Origen. in Matth. 8, 17 tom. XI, p.223;
Euseb. hist. eccl. 3, 3 u. 25. 6, 12; Hieron. catal. Script, eccl. de Petro uno
de Serapione. Cs loar CEnbe b^ 2. 3q^. bei ber C5enteinbe su 9{^o[fus in Silicien
in (gebraut; bafelbft fanb es Seropion, Sifd^ oon Slntio^ien (feit 191) oor, unb 15
l^rieb na^ näherer ^rfifung feines böretilc^'oerbä^tigen bofetiftifqlen di^oroöers eine
Schrift borüber an bie bortige (Senteinoe, tooraus uns Euseb. hist. ecd. 6, 12 ein^e
gfragmente er^tten ^at 3rrtämli^ oerme^feU es Theodoret. haeret. fab. 2, 2 mit
bem Evangelium sec. Hebraeos. 9leuerbings ift bur^ bie Sntbedung in bem
SRon^sgrab oon Sll^im ein größeres gftagment biefes bofettj^en eiayyihov xaxd 20
rihgov, bie ^afjions* unb Sluferpe^un^ef^iAte betreffenb, oelannt oetoorben, unb
fyit oos 3ntereffe für bas ^etruseoangeltum aufs neue, ^oiwifäAIi^ in Stoge ber Ut-
eoangeliums^Qpot^efe, ang^egt. 93gL $ef^,9ugerIanonif(^e$araueIteste3uben(EDangeL
1894, 2. ^. 6. 34 ff.; UReunier, Tevangile selon S. Pierre, $oris 1893. 9lus ber
übrigen £itteratur ^eben wit nur beroor : $amad, Snu^ftflde bes Soangeliums unb 25
ber ^olal^pfe bes ^etrus, 2. Slufl., 1893; 3a^n, Das (Eoana. bes ^etrus, 1893;
0. Squbert, Die Aom^mfition bes $feubo«$etrinifAen (EoangeTien*3rogments 1893.
Das Ofaffimile ber ^anbj^rift bes (Eoangeliums unb ber Slpoiolqpfe bes ißetrus in
^eliogroDüre feitens ber framdf.*ar^I. SKiffion, mit (Einleitung oon fiobs 1893: unb
für) barauf bur^ 0. C&eb^ot, 20 £i^rudtafeln, fiei^jig 1893. Dag bem ^Setrus au
mit Xlnrecbt au^ bas Evangelium infantiae jugef^rieben nnirbe, fie^e Fabric. I,
p. 153, ober gar bas SRorcuseoangelium, fie^e Fabric. I, p. 375.
25. Evangelium Philipp!. (Enoobnt unb citiert Epiphan. haeres. 26, 13, bei
ben C&noftilem mQ5ebrau^; oiellei^ basfelbe, u>el^ na^Timotheus presbyt. Con-
stantinop. bei Meursius, var. divin. p. 117, unb Leontius, de sectis, lect. 3, 85
p. 432 bei ben 3Rani^äem in (gebrauch loar. (6. unter 18).
26. Evangelium Simonitarum, oon biefen über quatuor angulorum et car-
dinum mundi genannt, enoo^nt in ber praef . Arabica ad Conc. Nicaenum, tom. II.
Conciliorum edit. Labbeanae, p. 386; coli, constit. Apostol. 4, 16.
27. Evangelium secundum Syros, oon Euseb. hist. eccl. 4, 22 unter Se« 40
ru|ung auf ^egefippus enoo^nt, aber na^ Hleron. adv. Pelag. 3, 1 loo^I ibenäfc^
mtt Evangelium sec. Hebraeos.
28. Evangelium Tatiani, enoS^nt Epiphan. haeres. 46. 1. 47, 4 als bei ben
Snlratiten, unb felbft bei lat^olMen QMften in 69rien, bie fi^ bunl^ ben S^etn ber
Aanonicitöt töufcQen liegen, in (&ebraud9. SBeil es aus ben oter Soangelien lompen^ 45
biorif^ Sufammengeftellt aud^ evayy, diareaadQoyv genannt, ogl. Theodoret. haeret.
fabul. 1, 20; coli. Ambros. prooem. in Luc; Euseb. hist. ecd. 4, 29; oon
(Epip^anius fölf^li^ für ibentif^ mit bem Evang. sec. Hebraeos g^alten (fk^e
Fabric. I, p. 377). 93gL Semif^, Tatiani diatessaron, antiquissimum N. T«
evangeliorum in unum digestorum specimen, SresUm 1856. Xatian n)irb au^ so
fonft als gef S^rlic^r jlompilator unb 93erftümmler ber ^I.6^riften gerügt (ogl. Fabric. II,
p. 538). Dag bie noc^ oor^anbene, oon ^ctor Capuanus in praefat. ad Anonymi
harmoniam evangelicam bem Üotian jugef^ebene Soangelien^armonie (abgebrudt
in ben Orthodoxographis unb ber bibl. Patrum unter Xatians Flamen) bem Xatian
leinesfalls guge^ore, borüber fie^e Fabric. I, p. 378 ; II, p. 550. Sgl. oor allem 66
3a^n, Tatians diatesseron, 1881.
29. Evangelium Thaddaei, enoä^nt in bem decret. Gelasii a. a. C: mtm
ni^t blog eine falfdbe £esart für SRatt^i, roürbe es angebli^ auf ben ilpoftel 3ubas
X^bbäus, ober auf einen 3ubas aus hex 3<^I ber 70, u)eld^en X^omas na^ Sbeffa
an ben Aöntg SIbgar fenbete, jurü^ufü^en (ein, Euseb. hist. eccl. 1, 13 (ogl. üo
664 Vtwb^rt« M fltaat t^tnuaM
Fibric. I, p. 136 «. 379). Hm^ ift Ut XntMHon felbft nU^ cmw, o6 bei an bcn
«bffa gefcnbete Z^bSiu ju ben 12 tibtt 70 3fiiuent gt^artt, w^bfy X>if\txa^ $. S.
[^on pDi\ä)tn Sufcbiiifl unb ^ienmQinus bcftc^ Dgl EuBeb. bist eccl. ed. Reading
p. 38, not. 6 u. 6; flc^ ni^ unten p wn acta Thaddael.
t 30. Evangelium Valentinj «UM^nt TertoU. de praescript haeret. c. 49,
volettft et otiet nac^ cap. 38 faum etn oon Valcittbm» fcl^ Dorfo^tcs (EÖongelhm
im Stmie ^, fonrnn ctelUi^ bae EvangeUmn Vsrltatis, awl^ lu^ Iren. adv.
haeree. 3, 11 bei t>en Salcntintanem in (Geltung tixti, mitt wm ben fonotitfd^ CEmii'
gelien oSÖig abivii^. Sgl 3<i^i ®^' ^ ncuttftam. Aonons II, S. 74S.
10 II. Acta apOBtoIorum apoerypha, 3f)re tEmfiefiung Derboirfen fie fo
itemli^ benfelbeii UrioAen, nicl^e v>ix oben füi bie apotrqp&il'^en SDongelien ongc-
geben ^oben, nw baft bei ^totQ4« S^ondta biefei 6d)riften fid) nod) betüHAei in
bcm etieben, Uictpc Dogmen ouif qinftolif^e Autorität jurütlsufüliren. jn eihnnen
oidiL 3)e^lb oonn (ie ou^ von oet And}e ntif^t minbet gefüK^tel, M bie tq»*
lifqp^ift^ ODongelien, ja no^ bcn 3engni||eti bei ältclicn Ricdienle^ier feinen fit
gon ^noorragenbei Seböilung flnDcfen jn \an; ogl. Euseb. hisi. eccl. 3, 25; Epi-
phan. adv.haeres. 2, 1. 61, 1 ; AnffOBt. cFdioem Manich. 2, 6; Pbot. biblioth.
ood. 114 ; OelasiuB o. o. C 3nfD&ebe|Ten tft mi^ i^ bogmenaefi^i^iAc ttnb ai<
^logif^ Sebeidlotidcit oetDift ni^t SoHig atqnf^Itüen. %tm^ fyä^tx, menn
tt iigenbtiio, jueift bie AxitB ihn aufgäbe in S^ ouf Witt unb Ibterflngli^Mt bei
noA mnpatibcnen tOten ju iBkn, ba bie mciltcn triefa atwbubifi^aibi^iDctle aridiei'
^Ite ndndtdtionen crfo$tcn Qoben, f o i>H tm fd^Iif^ Gtinu m\Aa unueaibeitd
nnben finb, inbem nlqt feiten ^SreHnc sabeln mu^ ■m @tfit|e ffir VxAVuSt ItoM'
tioncn jn g^miAcn nraicn. Untet oenen, toeli^ opobm^ift^ IMM*ftc^ewqten Mi'
s fertigt Jobcn, f^Kl>i'AiI(^^au|)tfal^Ii4» einen aRoni^bt &iciiiB(obei Seuriu«) (Oat^
an. 9M Photius bibl. ood. 114 utnfat|tc fetne eommlung bie ngdicK nhom;
InxiwQo, 'Aydgiov, Smftä, Ilaöiov. 9oti btcfen finb wu im Otighialtezt nut mag'
mente o^altcn; booegcn (abcn fic me^ifo^ taOoIifdK Ubcnnbcitunsen oh^ttn, Vtt
ouf nnc gcbmmen ]nnb. Spfttei \(^M man btefe Sammlung ju einet t>ai^ÜIuw
w bei SRten ollei poStf VpoHel, aodiac xätv dcodata dnooniiUin', eigfttgt ju boben,
umI^ no^ bcm Stüambts Photius, blbl. cod. 179 fiA int ®ebraui^ bes SRoni'
Aaeis Sgapios b^anb. überfein baif obei nli^ Daten, iwft ber Utbnina cimelnei
fpftter bis jnu UnfenntliiUeit SbemAeitetet SOicn bis in bos ^B^fte SÜeitnm uaütf-
»ii^t; fo finb jigdföff IlitQov iebe^^lIls f(^ im 2. Oa^unbcit, ncpfodot Sw/tä
» im 3. 309^. fat ®ebrau4) gooefcn. (Eine Sammlung untet bem Xitel nod^ei^ trär
Ayicov äitooT6i(ov cif(^eint bei aticd|if(^ S^niften |eit bem 6. 3o^ ; ^o^. ana.
lala ed. Oxon. p. 325 sq. uno (Beoigios gamoitoIiH (ed. Muralt p. 269) ^oben
baious, junS^lt aus ben tiq&^eu; Ilhgov, Sliittcilungen gemo^ Segen CEnbc bes
6. Zwt begegnen oii einet latetnifi^n Sammlung, nwläc bcm abbios, bcm angcb-
40 M cr^en oon bcn Vpofteln lel^It eingefeMcn Siftbof ju Sabnlon, mgef^ebcn nitb
(bte (gefc^i^te lennt R)cbei einen 9|>ofteif$üIci noQ einen 99ifc^of 9bMas; feine <Sb'
penj beni^ nut ouf btn Angaben be$ Sut^s S. 16 ff.). @ie umfoü in ber uitettng*
lii^n ®e|taU bie paesiones allci 12 9|»pel (ftott bc9 no^goD^Itcn ailatt^tas tft
^ulue aufgenommen), in bei fangeicn 4BeftaIt bie virtutes obä miracula Petri,
K Pauli, Joannia, Andreae unb Thomae, b<nu au« bei älteicn Sammlung, bie pasBio-
nea Matthaei, Bartholomael, Fhilippi, bet belben Jacobi, SimoniB unb Judae.
Sine btitte Sammlung umh in bei hx^^tn Aiit^c in (5ebiau(||, unb ift in St^iopifi^
SpratEjC untei bem Stomcn Gad'la Hawariyat, certamen apoBtolorum, no4 ci*
baltcn. 9uAi jo^lreiibe fqrifi^ lUictfet)Ungen lefo. Seaäeitungcn be|it|en nti. — flöft
M btc neuere Sßnfenfi^ ^tc^" opot^Wlcn Stpoftelfl'f'^l'^n ein entfpret^nbes Snterefft
jugeiocnbet. untet ben Sitetcn Ejoben fi^ um btc Sef^affuno neuen Snateiials fyx'
DOROgcnb Dcibicnt aema^t (bie ausfü^rli^e, auf bos wninblii^fte sufantmcngeftelUe
SHtetotur [ie^ bei Ctpfius, Sie apo&:#^n tpo^Igcf^i^ten 1883 I, S. 34 f^) : de
la Bigne in feinet Bibl. patnim, $arts 1576; fetnei bie SoHonbi^n in ben „AcU
» Sanctorum". ©tobe, SpicU^. patrum, Osfoib 1700 DerBftentli^
bie acta Pauli et Ttieclae. ^brtdue, Cod. apocr. nov. test. fammeUe unb ftdrtett
mit unenblidKm httif^en ^leige alles bts^ augängli^ aßateiiaL £s folgten XBoog
mit bet Verausgabe bei acta Andreae 1747; ooi alten 3:^fIo, acta Thomae 1823;
acta Petri et Pauli in {loet $ioj|mmmen 1837 u. 1828; acta Andreae et Mat-
10 thiae in bcm $iogt. oon 1846. Du ^nbf^riftlit^n Stubicn unb ttiätm Cntbcdungen
O^oIrlMi^nt bed 9leitnt 2;efUuitettM 666
Üif^enborfs ^ben bie umfa{fenb|te Ausgabe ber Acta apostolorum apocrypha Lips.
1851 mdglU^ gemad^t; boju bie additamenta ad acta apost. apocr. in ben $roto»
gomenen }u ben apocal^ses apocr. XLVII sp. äBrig^, Apocryphal acts of the
Apostles £onb. 1871 gtebt vol. I the syriac texts unb vol. II the english trans-
lation. SRalan oeroffenüi^te bie oollftönbioe aßfiüpMt Sammlung bes ,,certamen s
apostolorum'' in englif^er Überfe^una, fiono 1871 ; $^illips ben oollft&nbiaen Xeatt
ber doctrina Addaei, fqrU(^ unb engltra. fionb. 1876 ; biefelbe S^rift aus oem 9lr«
meni((^en in franjöfil^er Itterfe^ung Dr. mi\ff(m, Senebig 1868 unb 3o^. Kap^. ffimin
bei Stctot fianglotSy GoUection des historiens anciens et modernes de rArm^nie,
^oris 1867, I p. 314—325. ®IeiAfaIb aus bem Sbmenij^en SRalan a.a.O. 6.244 lo
bie justdaraoig Icodwov in englt|^er Überfe^ung; SKöfinger, Vita et martyrium
Bartholomaei, 3nnsbrud 1877. SRit Senu^ung bes Z\\^tm>t>tMbtn 9bi^Iaf|es lieferte
|a^n eine oollftönbige Ausgabe ber acta Joannis 1880 unb max Sonnet, $rof. in
»ntpeUier, gtebt im Se[i^ neuer ^nbf^riHIid^er 6c^e [eit 1883 bas „supplemen-
tum codicis apocryphi" ^eraus, ©ä^renb £ip(ius in feinem oiedönbigen SBerle „3)ie w
apolr^p^en Slpoftelgefd^id^ten unb SIppoftellegenben" 1883—1890 mit eminentem gfleige
ben n)iffen{(^aftlt^en (Ertrag aller bisherigen gforfc^ungen auf biefem C&ebiete ^aus*
gefteüt fyit Derfelbe lommt ber bur^aus oerbefferten 2. Slusg. ber Zif^enborff^en acta
apostolorum apocrypha denuo ed. Lipsius et Bonnet I, 1891 ju gute. £emm,
loptifd^e opofrppbe Sboftelaiten, inM^langes asiatiques etc., ^Petersburg 1890, tom.Igo
p. 99 sq. oeröffentli^te einige gr^gmente aus bem cod. copt. Tischendorf VI ber
foiferl. Sibliot^I ju ^^ßetersburg. fo ben 6^Iu6 ber Süten bes Sart^olomaus in ben
Oafen, einen gro^n Xeil ber Sßten bes tSnbreas unb ÜRott^ous in ber Stabt ber
SRenf^enfreffer, ben 6AIu| ber SHten bes iß^ilippus. ®uibt gab bie im SRufeum
Sorgianum m 9lom beftnblic^en umfalfenben S^^gmente Iopti[^ SIpoftelgef^iAten im 35
fa^ibif^en Original 1887/88, unb in ttalienif^ Uberfe^ung 1888 ^aus, mit einer
bea^tensioerten Cinleihing über ben Urfprung ber loptif^n, arabifc^en unb ät^iopi»
f^en Xearte.
a) Acta Petri et Pauli. Die alteften 3^wgnine bei Euseb. hist. eccl. 3, 3;
Hieron. catal. scr. eccl. de Petro, unb oieueiAt mon Clem. Alex, ström. IIb. 7, ao
unb biefem folgenb Euseb. hist. eccl. 3, 30; faon tm 15. 3<^c^unbert oon fiascoris
(1490) benu^t, um ben Slufentbalt bes $auuts hi SReffina. unb oon SIbela im
17. 3a^r^unbert (1647), um bes H^cmlus S^iffbru^ bei ber |ictlianif(^n 3nfel SRelite
(nxM bem balmattf^en SRelite) 3U enoeifen; ogl. SBiner, bibl. Sleabo. s. v. 9ReIite;
Xbilo. Acta Thomae p. LIV ; lif^enborf , Acta apost. apocr. p. XIV (bafelbft ber 86
gned^f^e Ztxi 6. 1 — 39). Dagegen [Reibet fiipfms a. a. O. felbftftanbige Acta
Petri unb Acta Pauli auf ®runo neuer (£obices oon ben Acta Petri et Pauli
!Diefe bem SRarcellus, einem 6^fller bes ^etrus, jugefc^riebene G^rtft: De mirificis
rebus et actibus beatorum Petri et Paiili, et de magicis artibus Simonis magi,
wtli^t na^ Florentinius ad Martyrologium Hieronvmi p. 103 sqq. au^ oon 40
Fabric. III p. 632 sqq. abgebrudt unb fonft no^ ^nbi^riftu^ oor^nben ift (oon
£ip[ius a. a. £). auf (Srunb oes neuentbeclten Senetianifd^en grie^if^en ^Textes Jelbft«
[tönbig ebiert), ftimmt in bem 3n^alt u)e[entli4 mit jenen 9IIten flberebt (Oenfo bie
bem römi[^en Si
c^of Sinus jugefc^riebene SArift, xoüi^t ebenMIs bas SRart^rium
bes ^etrus unb ^aulus entl^lt, unb bie berfelbe an bie orientalMen ®emeinben ge« 45
f^idt ^aben [oII; ie fte^ ber S^rift bes SRorcellus an Witt na^ unb ifinbet fi^ in
ber Bibl. Patrum^ Colon. 1618, I, p. 70 unb bei fiipfius a. a. O., welker bas
Ser^Itnis aller bte[er (Elaborate auf (Srunb einer S^l neu oerglid^ner Cobices pein«
li^ genau ju befthnmen gefugt ^at. Die historiae apostolicae de S. Petro unb
de S. Paulo bes Slbbias xoei^en mannigfach oon {enen ab. Ober fonft genannte apo- m
fr^p^ifd^e, ben Petrus betreffende 6^riHen unter oer[(^iebenen SRamen {Tiegiodoi IH-
TQou, itinerarium Petri, xmvyfm Ilhgov, didaoxaiia Ilitoov, doctrina Petri,
TiQCL^eig Uhgov, Judicium Petri) fie^ bie bejüglic^n Unterfu^ungen bei fiipfius,
^olrqp^. Slpoftelgef^i^en II, 1.
b) Acta Pauli et Theclae. Sereits oon XertuHion, de baptism. cap. 17 er« u
nm^nt unb einem a[iati[^en ^resb^ter ^ugef^rieben, hix nai) Hieron. catal. scr.
eccl. 7 als vicinus eorum temporum (sc. Tertulliani) unb convictus apud Jo-
annem bejei^net n)iä), aI[o ber erften ^Slfte bes 2. 3<4^^unberts anae^ort ^aben
mu^; biefes bo^e SHter wvtb auä) fonft bur^ bie (Enoä^ng bei ben älteften Airc^en«
{(^rift[tenern bejeugt (fie^e fiipfius a. a. C). 3ft es nun au^ gemig, bog ber ur« 00
656 8)ioIr)Mi^ bei» 9tetieti Seftomeitled
Xeste ; !aum baben S^ri^en jemals fo Dielen Siesenftonen unterlegen, ftnb mäf Se»
bib:fnis fo oieQa^ inteipoUert unb oerftümmelt Q)orben, als bie oponnp^ifd^n Schriften.
Die ftrtH! ^t baber, mtnn irpenbiDo^ fo ^ier na^ bem Witt ber UrmiCben ju foifc^n,
Q)el^s metft ^ugkid^ über bte relahoe (Eii^t^it entf^eibenb ift. 6^on oben beuteten
6 mit an, bag oie apofrQpifc^en Soangelien befonbers bie mangeinben Slac^^en ber
(Eoangelien ju erganjen fuqen; fie oerbreiten fi^ ba^er befonbers über bie oenDanbt«
fc^aftudben unb Seburtsoer^oltnine 3^fu» über feine Ainb^eit unb über feine le^en
fidiensf^idfole. Dag bie 3ii'V4^^^U bes Oünglingsolters bis ju feinem S^eittliqen
^eroortreten im 30. ^ohct auq oon ben Sloolrqpl^n unausgefüllt gelaffen lotrb, fii^
10 feine ganj natürli^ (Eruarung mo^l barin, oag es auc^ ben apobQp^if^en 9lutoren ju
aen)aat ^<dbien, ein Duniel aufjul^ellen, für bos auc^ ni^t ber min^fte ^ijtorifc^ 9ln*
batt im 9cX oorlag; man mu^tt eben m^t, momä man biefe ßeit in glaubrnfiibiger
tßeife ausfüllen folue, unb beruhigte fic^ um fo e^er in biefer ^nfi^t, als bie eoan*
gelifd^e (ßeld^i^te beri^tete, bag C^riftus fein erftes SBunber ju Aana oerri^tet ^abe.
16 X>Q% aber jeine Geburt unb feine legten fiebensfd^idfale trofe ber ausrei^nben eoange*
IMen Senate apofrqp^ijA noc^ toeiter ausgebeutet Q)urben, oarf ebenfalls nii^t 9Bunoer
nehmen, ba ber (rintntt !3^fu in bie SBelt unb fein S^eiben oon biefer (Erbe bogmotif^
bie meifte SSeranlaffung 5u ben besügli^en Slusf^müdungen barboten. 3Ran unxerfd^teb
frfi^ geQ)0^nM Evangelia infantiae et passionis Jesu Christi ; geeigneter bMte
20 eine breifa^e (Etnteilung fein: 1. in foIAe^ loel^e bie (Eltern unb bte Cßeburt 3^»
2. toel^e feine Ainbl^it, unb 3. mtloft fetne le^en fiebensf^idfale betreffen. 3^^^^
loir junäAft bieienigen auf, beren Xexte uns er|{alten, }um Xeil erft bur^ Xifcl^noorf
loieber aufgefunSen toorben finb, fo g^dren lieber:
a) Protevangelium Jacobi, beffen Serfaffer angebH^ 3<^b^u9> ^^ Sruber bes
85 $erm ; auf bem 3^^ ^ ®elafius unb ^ormisbas figuriert es boacgen als evang.
Jacobi minoris. (Es unrfaM bie 3^Ü oon ber Slnfünoigung ber (Deburt SRorias an
beren (EUent, 3^^i^ unb %nna, ms jum bet^Iemitif^en Ainbermorb in 25 5tapiteln.
Sgl. Xifd^enborf a.a.D. 6. 1—68.— 6ein Snter ift ein fe^ ^o^es; es f^eint f^n
bem Justin. Martyr. dial. c. Tiprph. 78 p. 303 unb dem. Alex, ström. 7 p. 889
30 ed. Potter belannt gen)efen ju fein, unb lobb bem Flamen nad^ juerft oonOrigen. in
Matth. III p. 463 ed. de la Rue enoo^nt. Der 3nbalt fd^eint auf einen ebionitifc^en
Urft^rung f&Iiegen m laffen. Sieüeid^t ge^brt es nocQ bem 2. Za^x^. an, toorauf bie
freie Verarbeitung ber lanonifd^en Soangelten ^infü^rt, ogL 3^^$ ®^f4- ^^ neuteft.
Aanons I 6. 914 ff. 6on)o^I bie baufige (Enoäbnung bei ben älteften Aird^enoStem,
36 als bie ja^beid^ oor^anbenen $anbfAriften unb Uberfe^ungen aus jtemlid^ alter 3^tt,
als enbli^ ber Hmftanb, bag oiele nrqlid^e Xrabitionen unb (gebrauche ficbtlid^ biefem
(foangelium i^ren urf|n:uTM oerbanlen^ geugen für bie toeite Serbreituna oesfelben in
ber älteften 3^ii ^ts ins SRittelalter ^mein. Sa^er finbet fid^ aud^ biefes ^roteoangelium
bereits tn ber älteften Sammlung ccpotoffiS). Sd^riften oon iReanber 1564, nai^bem Sibti^
4ß anber (|. o. 6 663, ss ff.) jtoölf 3^9^^ fn^^ ^uerft ben lateinif^en Xext ebiert ^atte,
ben ißoftellus aus einem grie^ifd^en. in ber ortentalifd^en 5Urd^e oorgefunbenen (Exem«
plare jur Verausgabe oorbereitet ^atte. 9leuerbings maxt er feparat oon Gudoio,
Vratislaviae 1840, ex cod. ms. Venetiano, freilid^ in hitif^ fe^r mangel^fter
SBeife ebiert unb mle^t oon Xifd^enborf in feinen evang. apoeryph. Saju Srag«
45 mente aus einem fqrifqen Aobex oon Wright, Gontributions to the Apocryphal
Literature of the New Test, collected and edited from Syrian MSS in the
British Museum, London 1865.
b) Evangelium Pseudo-Matthaei sive über de ortu beatae Mariae et in-
fantia Salvatoris. Unter biefem Stamen ooltftönbi^ in 42 Aapiteln juerft oon Xifd^en«
00 borf (ogl. baju in besfelben Apocal. apocr^h. bte nadUr&^ltd^en Semerlungen pro-
legom. LVI) ebiert, nm^renb Z^ilo nur bte erften 24 ftapttel unter bem irrtümlic^n
Xttel Historia de nativitate Mariae et de infantia Salvatoris fyd, (Einen Stutt«
garter Aobex fyd Sc^be, über de infantia Mariae et Christi salvatoris 1869
perausgeg^en. (Es fqeint lateinifd^en Urfprungs 5u fein unb feine ClueHen befonbers
55 in bem ^roteoatmelium unb bem Evang. Thomae ge^t ju ^aben. 3m übrigen
loeifen bie oor^anbenen ^anbfd^riften auf oielfa^e 9{etramitionen unb Serftümmelungen
^in. (Es beginnt mit ber Slniünoigung ber (Geburt ber SRaria, betont beren baoibi'
[gegenüber ber maniAäifd^en unb montaniftifd^en Slnfidbt oon beren leoitifi^r) \
tammung unb fe^t bie (l^^lung bis jum 3üng(ingsalter 3^fu fort. 9Bas bie ^^ü
Go feiner 3(bfaffung anlangt, fo f^int es nic^t ju lange Stü nad^ bem ißroteoangeltum
H^ofr^lesi bei» iiesiesi teftemoiM. 667
in ber abenblanbif^n Air^e bearbeitet unb iebenfalls fd^on bem Hieron. c. Helvid. 7 ;
ad Matth. 12, 49; 23, 26, unb Innooent. I ep. ad Exsuperium (Oalland. bibl.
patr. 8 p. 561) belannt geoefen ju fein, 09I. littenboif 0. a. O.
c) Evangelium de nativitate Mariae. Über bosfelbe gelten bielelben (Ent«
fte^ungsoer^lSiine, mit bei bem Evangelium Pseudo-Matthaei; cokif \Atm ts frfl^« 5
jettig mit bemfemn oenoe^felt toorben ju fein, obmo^I me^e SCnjei^en auf feinen
fpoteren Ibforung ^imoeifen : ogL Xif^nborf a. a. O. (Es entölt in 10 ftopiteln bie
®ef^i<^ SRarios bis jur (Beburt 3^fu.
d) Historia Josephi Fabri Ugnarii. 6ie ourbe xuerft oon (ßeorg SBalHn,
Lips. 1722, orabifc^ mit lateintf^er wberfetong ebiert, f(^etnt aber m&t foiDo^I ara* 10
bifd^en, als oielme^ Io)itif^n Umrungs ju fein, ba bie ganje S^rift fi^tli^ 3ur Set«
benli^ung Zo\tJfi^^ unb mc Sorlefung an bejjen gfefttag (20. 3uli) bienen foll, unb
Mannt iff, ba^ biefer 3ofepl^Itus IJauptfiAIiA oon ben mmtop^ofitil^n Jto)rten aus«
ging; ogL Xifmenborf a. a. £). 9[us eben biefem ®ntnbe oeroen um oud^ i^r ^Ttter
bis tn DOS 4. ^a^. Rurfidbatieren Qnnen, oofiir au(^ fonft noc^ manAes aus bem 15
bogmatifc^n 3n^Ite prid^t; ogl. Zifc^enborf a. a. £).; ^ofmann a. a. £>. 6. 208f.
(Es entölt in 32 ftaptteln bie ganje fiebensgefd^i^te S^fep^ unb befAreibt befonbers
in bem legten Zeile bie Hmftfinbe feines Xooes mit großer, für bie Sogmengefd^id^te
ni^ umoU^tiger Slusffl^Iid^Ieit.
e) Evangelium Thomae. (Es ift n&d^ft bem fßroteixmgelium bas ftitefte unb uer« 20
breitetfte gene^n. 6d^n Irenaeus, adv. haeres. 1, 20 mug es ^eldnnt ^aben unb
Origen. hom. 1 in Lucam ttwSfyä es namentli^; jaPseudo-Origm. philosophum.
ed. Emm. Miller, Oxon. 1851, p. 101 coli. p. 94 rebet uon bem ®ebraud$e bes*
felben bei ber gnoftifd^en Seite ber 9laafener in ber 9Ritte bes 2. 3#^nberts. Euseb.
bist. eccl. 3, 25 eno&^nt es ebenfalls, unb Cyrill. Hierosol. catech. 6 (p. 98, ed.»
Oxon. 1702, coli, catech. 4 p. 66) vermutet unter bem Stamen bes ZSomas ben
gleichnamigen Sd^filer bes 9Ranes, oogeaen freilü^ bas f^on frü^eitigere Sor^nben*
fein nad^ oem 3^uanis bes 3ren&us unb Drigenes briqt (ögl. unten bas Evang.
Manichaeorum). o^nfalls aber ift fein Ibfprunjg, Q)te ber ber meiften apobQp^ifdben
(Eoangelien^ ein gnoftifd^er, unb mca unter benfenigen (ßnoftilem 3U fud^en, Q)eid^e so
bem Sotettsmus in Sejug auf bie ißerfon Sbrifti ^ulbigten; auf biefen Doletismus
u)ei{t bie gröMe ^a^{ ber bier berid^teten SBunbermfirc^en ^in, mtsfyilb fte aud^ bei ben
äHanid^äem fo mel Seifau fanben. 9lad^ bem Sitat bes Irenaeus adv. haeres.
u)erben mit ben Serfaffer unter ber marcofianif^n 6ette ju fud^en ^aben. 3m fibrigen
bietet leine ber oor^nbenen ^nbfAriften, bie au^rbem auf bie mannigfad^ften 9te* »
traltationen unb SBerftfimmelungen binn^ir^fi» ^^ ooüftSnbigen Zext, fo oag mir alfo
nur (Fragmente oon oem Evangelium Thomae befi^en. 3uerft ^ (Eotelerius in ben
Stoten 3u ben Constit. apostol. 6, 17 ein Segment aus einer ^arifer ^anbfd^rift
bes 15. 3^^unberts oerSff entli^ ; ein umfaffenberes Minjrarelli, Nuova raccolta
d'opuscoli scientific!, tom. XII. Venet. 764. p. 73—155. Son lifAenbprf (a. a. 0. 40
p. XLIII) ift eine arSgere Slnja^I oon ^anbf^ften aufgefunben roorben, Deren SerfAieben*
feiten i^n oeranlagten, in feiner Sammlung einen breifa^n Zeart, jioei grie^if^e unb
einen lateinifc^en, aufjune^men; bie Xitel ftnb: 1. ScDfiä tagatjUrov (piXoo6(pov ^xä
elg xä naidixä xov xvglov, (Es enthält bie ftinb^itsgefc^id^te 3^fu 00m 5. bis
12. ^oifyct in 19 ftapiteln. 2. ZvvyQoaiMi xov äylov &ioax6kov ßiofia neql xtjg ^
jiaidixTJg ävaaxQ0<p7Jg xov hvqIov, (fo enthält bie 3^'t oom 5. bis 8. ^dSftt m
11 Aopiteln. 3. Tractatus de pueritia Jesu secundum Thomam. (Es entölt bie
3eit oon ber gflu^ nac^ %9pten bis mn 8. fiebens{a^e 3^fu in 15 ftapiteln. —
(Einen fqrifc^en Aobes oerdffentli^te SBngbt a. a. D., £onbon 1875.
f) Evangelium infantiae Arabicum. (Es ift basfelbe juerft burd^ Henricus m
Sike (ev. inf. vel über apocryphus de infanüa Servatoris; ex manuscripto
edidit ac latina versione et jiotis illustravit, Traj. ad Rhenum 1697) in ara*
bif^em Xeste mit lateinifd^er äberfe^ung ebiert Q)orben unb bann in bie Sammlungen
oon gabririus (ber aud^ bie (Einteiluna in 55 Aapitel ooma^m), 30nes, Sd^mib (lämt«
Ii(^ nur laleinif^) unb X^ilo (arabifcQ unb lateinif^ 6. 63-- 131), enblid^ oon Xifd^n« ^
borf in oerbefferter loteinif^ äberfe^uug angenommen Q)orben. 3n^alt unb ^m*
[(^müdtung Iaht fofort auf einen orientalif^en urforung fAIte^en ; benn nid^t blog, baf
bie orientalifqe Dfimonoloaie unb SRagie flberau ^inbim^bltdt, fonbem es Jinben fi'
felbK 9{eIationen, u^eld^e ft^ allein aus ber Selanntfd^ mit orientalif^er SBiffenfd^
(5. ^. bie Sen>anbert^it bes Anaben 3^fu in ber Slftronomie unb $^fil) unb 3oroafters ^
McaUiirniDCIovAbic fttr X^cologtc unb STirc^. ». 91. 1. 42
658 S^fr^]^ bed 9lesiett SefhuBcitied
Seligion (3. S. bie Keife bei äBeifeti aus bem SRorgenlanbe nac^ Set^I^m infolge
einer SBeisfagung Soxoa\itt9 oon ber (Bebuct bes 9ReffiQ$, ogl. 5tap. 7) erllSien Uiffen.
Der orabif^e ZvA ift aber loum ber urfprfingliAe, Dielmebr toeifen mannigfache innere
unb andere (Srünbe auf einen urfpriingltd^ fqrif^en Xext oin, 3. S. bie SRe^nung nad^
5 ber aerä Alexandri (cap. 2). X)a^in ift aud^ feine Serii^mt^eit bei ben f9rifc^n 9lt*
ftorianem 3U rennen, loä^renb ferne 90)^ Geltung bei ben Srobem unb Siofttn
in fiarpfitn fi^ lei^t aus bem HmftanM erOärt^ bag ber oorsfiglic^ Zeil feiner
äRär^en in bie 3^ii ^^^ Slufent^alts 3^fu unb feiner (Ettem in ä^9|iten fallt. SBie
grog übrmens bie 93erbreitung biefes £oangeIiums mar, ge^t aud^ baraus 9en>or, bag
10 eimelne Starben felbft in ben Aoron aufoenommen, no^ atibere Don mu^mrnebontfdben
SdQriftftellem Q)ieber^oIt niorben finb. !Das gan^e Soangelium f^eint jum !^^ät W
Sorlefung für geu)iffe aRorientage |ufammenaeftellt wod^n ju fein, Q)enigftens finben
fi^ bei Den ioptifAen unb abeffinifd^en (Elften fold^ (Bebö^tnistoae non CEreigniffen
aus bem Slufent^ue aRorias in iSi^fftOi, bie auf CErjfil^Iungen unferes SDongdiuins
15 fugen. Die Quellen, roel^e ber Aompilator benu^te, finb |um Zeil^iioc^ fid^i^. Son
Den 55 ilapiteln, toelc^ bie S^^ ^^^ ^ (6mßA 3^fu bis ju feiytm Slufen^olt im
Xempel als jiDöIfiä^riger jtnabe umfaffen, I^nen fi^ bie erjten 9 oft bas apoh^i^if^
Soangelium bes 3<^u^bus, Jomie an SRatt^aus um) fiulos an, bie leisten 20 omn
36. itapitel an an bos opotr^p^ifd^e Soangelium bes Z^mos, mo^enb ber mttUere
20 Zeil mtt feinem ausgeprägten onentalifcben (E^orofter entioeber oor^anbene Zrobitionen
mit nationatreligiöfen (Sementen oermtf^e ober neue äR&r^n unter SGSommobotion
an le^tere f^uf . ftoum ift bemnod^ aud^ bos gaiqe bas SBer! einer ein}igen itomptlatbn,
vorauf aud9 noc^ Q)eitere Spuren oon ÜRangel an Sin^itli^it unb ^lanmSgigbit
^inmeifen. Daburd^ mvä> aud^ bie Seftimmung feines SQters eine |5c^ unfid^e; ber
26 einsige fixere Sln^It ift bie Selanntf^oft bes Aorans mit feinen SR&n^en, mtU^
freili^ bei bem {ebenfaHs oiel frfi^n Soi^nbenfein bes Soongeliums nid^ oiel be«
fogen n)ill. Die bis {e^t bdannt geioorbenen ^onbf^riften rei^n bis ins 13. 3<^'
^unbert. »gl. Zif^nborf a. a. O. S. XLVmff.
s) Evanffelium Nicodemi, ober, nad^bem burd^ Zifc^nborfs ^üMm^tn biefe
30 unre^tmägige Stamenjufammenfoflung ffir jnei burd^ous ju trennenoe o^nften un»
jmeifel^ nad^eroiefen roorben tft: .
a) Gesta Püati, ober Acta Pilati.
ß) Descensus Christi ad inferos.
Die (grflnbe ffir bie Zrennung biefer Schriften benign ^uptfodbli^ auf ber Se«
86 fd^et^it ber olteften Ciobices; XDO^renb nämltd^ bie lateinifc^en, als Sie fpäteren, f&mt^
lid^ beü>e S^^en oerbinben unb aud^ juerft ben 9lamen Evangelium Nicodemi
^en, bieten bie älteren gried^if(^en faft bur^eg nur bie erfte 6(^ft, unb jontr mit
elbftftanbigem SAIugi ; basu lommt, oa^ bie lateinifd^e Serf^meljung aud^ noc^ morniig^
ad^e Spuren biefer Ylneinanberfugung aufmeift^ unb in ben oerfdQmo^enen Schriften
40 ic^ n)iberfpre(^enbe Stellen finben, bie unmoglid^ oon einem Slutor ^eifrfibren Qnnen.
Sreilid^ bleibt es immer aufföQig. bag bie jtoeite S^rift nir^enbs fik fiq allein fi(^
ftnbet; bo^ bürfte au$ bies burcq bie 3lnna|me, bag bie jmette Schrift fd^on frü^^eitig
ju einer Srortfe^ung ber erfteren umc|ef^affen Q)urbe, ^inreic^enb erilarlid^ erf^etnen.
3ebo^ erhielten bie oerbunbenen Sd^riften !aum f(^on bamals ben (Sefamtnamen Evan-
46 gelium Nicodemi, oielme^r f^eint biefer erft naA Aarls bes (Srogen Seit erhinben,
feitbem aber fte^enb geu)orben 3U fein. Die 3)eranlaffung bosu mca mofjil entn^eo« ber
Prolog 3ur erften S^rift, in roeld^em bes 3^^9J^iff^s ^^ 92icobemus gebockt oiib, ober
ber Hmftanb, bag in bem (Eoangelium bem iRicobemus eine Hauptrolle 3ufältt. Der
urjprünglid^e Zitel ber erften S^rift roar: vnojjLvrifjLata xov xvgiov ^fxwv 'Itjoov
60 XQiatov jiQax&eyia bü Tlovriov Ilddrav ; ba^er ber lateinif^e Gesta Pilati (bei
Gregor. Turon. bist. Franc. I, 21 unb 24) ober Acta Pilati (Justin. Mart. apolog.
1, 35: ratha — dvrao^e fio&elv ex xwv hü Hovriov Ildaxov yevo/iiiycov &a(üv),
oobei megen bes äRangels alles (E^afters eines geriAtli^en Dofumentes nid^t mit
TertuU. apolog. 21 an bie roirlli^n i>on Pilatus an oen Aaifer gefenbeten wxi^
66 alten gebaut »erben lann, fonbem oielme^r einfad^ ansune^men ijt, bog rd £712 IIov-
xiov Uddxov vevojueva äxxa (sub Pilato confecta) fpoter^in trrtämlid^er« ober oIm
fi^tlid^crroeife für vtio Ilayxiov Ildaxov yevofieva ausgegeben ©uri)en. 3d>enfaIIs
aber fte^t fo oiel feft, ba^ eine Sd^rift unter bem Sbtmen acta Pilati frfi^jeitig oett
oerbreitet oar unb in ^opem Snfe^n ftanb (ogl. auger Justin, unb TertulL a. o. £).
eoauc^ Euseb. bist. eccl. 2, 2; Epiphan. haeres. 50, 1), unb es fragt fi(^ nur, 0^
OiMlnyti^ U» 9tt»t» ttItmtMUi 659
bie auf unfere 3eit gelommene 6^rift mit fetier für ibentifc^ gefiatten toerben baif.
Die ftetige Sufetnanoecfolge ber 3^niffe 9om 2. O^llt^nbert (ool. JuBtin., Tertull.,
Euseb.y Epiphan.) bis ins 5. (Orosii bist. 7, 4) uitb 6. ^o^i^ttiibert (Gregor.
Turon. a. a. D.), an mtUitt fi^ bann fofort ber 3^ fi<^ ^i^ ältefien oorQanbenen
$anb|^riften aus bem 5., ^ftens 6. 3^r^unbett (09L Xifqenborf 0. a. O. p. LXIV) 5
anf^Itegen, I> laum einen ^inrei^enb laimen 3^wKiuni jiDi|<l^ irgenb loelc^en ber
anaefii^rten 3^9niffe offen; lofibrenb beffen eine fo oeAreitete S^rift ^e untergeben
uno eine unechte on beren Stelle untergefAoben oerben Cnnen, wtnga noäf lommt, bag
ein loeiteres ^^ugnis fflr bie 3bentität bes auf uns gefommenen Xextes mit bem
urfprfingli^en jic^ aus oem mit ienem fibereinftimmenben 3n^oIte obiger Sitote ergiebt. 10
3eoenf(uIs erOart \\^ bie oüerbings groge Zestoerfd^iebenl^tt ber oor^nbenen $anb«
fünften au^ obne bie Snna^e ber uneAtteit aus bem glei^mtgigen Sf^idfol fämt«
liAer apolr^^i^ Si^riften, auf bas Q)iUmrii<^ inteqioliert gu sterben. 3^ ^^^^^
anbem 9{efultttt lommt Sipfius. bie fpUatuscdien, 2.3[ufL 1886 6.28; er Q)etft unfern
^ilatusalten eine Xtfoffungj^tt joifqen 326—376 p, aber oie uns f^int, ift Dies 15
für bie (Srunbf&ift ein oiel gu fpSter Xermin. Der Snfaffer biefer Acta Pilati ge^rte
lebenfolls ben 3^i#^n an unb f^rieb für biefe, oos nü^t blog aus feiner Se«
fanntteoft mit ben jäbifAen 3t^itutionen, fonbem befonbers aus bem Streben ^roor*
8e^, feine ^fftorie burib^ bas Zeugnis aus bem SRunbe ber gfeinbe (E^fti unb jamr
erer, bie amtti^ bei atlen ben Vorgängen oor unb no^ bem Xobe (£^nfti beteiligt 20
uMiren, b. ^. ber 3ubenoberften, ju b^Iaubigen. 9Bie oiel booon auf SBd^it beruht,
tann froalid^ |ein, {ebenfalls (wer oeroen u^ir ni^ oon oom^in aUes als Wxf&t
anjel^n bflrfen, oielme^ enoorten mfiffen, baft maiu|e ju feiner 3^it no^ bur^ müno^
li^e Überlieferung brannte ^ftorif^ X^a^ oon ibm in feine 6^1^ aufgenommen
toorben fei. grinoen mit nun in oer $anmai^ ein fi^ Slnle^nen an bie tanonif^n 2ß
Seric^te, augerbem aber fetten etvas uraoaqrf^inQ^, fonbem meiftens ben Ser^tt«
niffen angemeRenes, fo mtrb ber SBert ber Acta Pilati auA für bie Serefa^eruna ober
menigftens (EriSuterung ber eoangelifd^ Cefd^i^ ni^t 09ne weiteres in Sbrebe ge«
ftelB oerben Idnnen; auf bie Senu^ung ber Acta Pilati ffir bie{en 3<oed ^ ^ofmann
in {einem ,,£eben 3eju" an mehren Stellen (ogl. 6. 264, 379, 386, 896 u. a.) auf« 30
menfam gemacht. S^gl. au^ Xif^nborf, Pilati drca Christum judicio quid lucis
offeratur ex actis PUati, Ups. 1855; Sipfius, Die ^ilotusolten, 4. Aiel 1871,
2. Sufl. 1886. Sugerbem iß oie 6^rift uiMen i^es bem neuteftamenfli^n aud^
Sitlub [0 nabe fte^enben Sfnraqibioms Omn bie Vnfi^ baj^ fie urfprflngli^ ^ebrSifd^ ober
teintfq gef^rieben fei, entbe^ iebes fefteren Srufdtes) ieoenfalls tm^ oon p^UoIogif^r 35
Sebeutung fflr bie neuteftamentlUbe ^ermeneutil. — Der jtoeiie Xeil bes fogenannten
Eväng. Nicodemi, meb^er ben descensus Christi ad inferos aus bem SRunbe ber
beiben So^ne Simeons, Sarinus unb £eucius, oel^ mit (T^fto auferftanben unb
3eugen feines (ErjAeinens in ber Hntenoett geiD^n loaren, in ^(^ inteienanter, ben
3eitoorftenungen mommobierter SBeife beri<$et, tft oon ungleii^ gmngerer Sebeutung 40
als bie Acta Pilati, oenn au^ fein 3n^tt, Jeine ®pra^ unb jonftiae 3^niffe auf
eine bmm oiel fpatere 3^i^ ^ ^^xif^Mf <us bei fenem, f^IteRen laffen; (ebenfalls
fyd CEufebius Sllexanbrinus (ogL Z^ilo, uoer bie Smriften bes Sufebhis oon (Emifa,
1832) f^on baraus gefc^ofift (ni^ bas umgele^rte Ser^aitnis fyd ftattgefunben, mie
SUfreb äRaur^, Nouvelles recherches sur T^poque ä laquelle a 6i6 compos^ 40
Touvrage connu sous le titre d'^vangUe Nicod^me, 1850, irrtfimli^ meint). Der
93erfa|fer mar, mie es f(^int, ein mit ben jflbifdben SReffiasenoartungen unb fonftigen
3eitoorjtenungen, fotoie mit ben anoftif^en Snfc^uungen mo^I oertrauter, gebilbeter
3ubenqrift. — Seibe S^riften, bte Acta Pilati unb ber Descensus Christi, finb
unter bem juhtmmenfaffenben Flamen Evangelium Nicodemi feit Herold, ortho- so
doxographa (f. 6. 653, 4o) in alle nad^folgeiäen Sammlungen (moIrqp^ifAer Schriften
übergegangen; ber ori^if^e Xest ber Acta mürbe juerfi oonSta^, unenolt^ oerbeffert
oon !QiIo unter ^tnsuf&gnng au(^ bes Descensus ebiert; enbttA ^ Zifd^enborf , na^
Sluffinbung neuer, unb mat ber SUeften (£obkes bur^ bie Seroffentlu&ung oon jtoei
orie^ifAen unb einem fateinif^n Zeatte ber Acta unb efaiem grie^if^en unb jioei 56
loteinii^en Ztüm bes Descensus (ogl. Zifd^nborf a. a. O. 6. 210—432), meiteren
Iritif^en Unterfu^ungen eine fi(^ Sofis oerfi^afft — 3n Serbinbung mit bem Des-
census iftauc^ bie tn mehreren Cbbices binjugefflgte Epistola Pilati, bie im grie^if^n
Zexte au4 ben Actis Petri et Pauli (bei Zifc^etiborf, act apost. apocryph. ed. 2.
p.196) einoerleibt ift, in boppeltem latetnif^n Xezte aufgenommen; berSrief entölt eo
42*
660 fSpohttfifSftn ht» 9ttutn Scfbiiitettiei»
einen 5Beri(^t bes ißUatuB an ben Aaifer (naubius Xiberius oon ber Xuferfte^ung
(Ofn\ti. — Sine anoere Epistola Pontii Pllati, moxin er fi^ loeaen bes ungered^n
Urteils ber 3uben fiber CL^riftum unter ^imoeifung auf bie ilnmöglii^ieity benfelben ju
iDiberfteben, oenDa^rt, mca ebenfalld int SHtertum fc^on loeii Derbreitet, unb foll, toie
6 bie na^folgenben apob^pbif^en SRa^tverle, bie mit am filgli^ften foalei^ ^ier anrei^n,
bie Sage oon ber Seie^runa bes ißilatus jum (£^ftentum untemfi^en. Sie ftnbet
fi^ im loteinif^en Xeit bei gfobricius, X^ilo unb jule^ Xif^nborf a. a. 0. 6. 433. —
9leuerbings ^ 9Briabt a. a. O. Briefe Herodis ad Pilatum unb Pilati ad He-
rodem aus einer f^nj^n $anbfd^rift ebiert.
10 Anaphora Pilati, ber 93eri^ bes Pilatus fiber bie Vorgänge bei ber Serur«
teUung, Zob unb Sluferfte^ung ^e{u mit Slufja^Iung feiner bauptfa^Ii<^n SBunber,
ein Dolument, roeUbes beutlid^ Q)ieber bas Strien belunbet, oen Pilatus als bereits
Ebie Sa^e bes (E^riftentums eingenommen, bar^ufteUen, loar ebenfalls loeit oerbrettet
ger in ben frfi^eren Sammlungen ou^ uon XtjÄenborf a. a. O. 6. 485 ff. in einer
16 bofipeUen arie(^tfd^en Xextrejenfion obgebrudL — mit genug, bag Pilatus bem ^rißem
tum gfinftig bobufteUen gefiu^t ourbe, felbft ber ftai(er mu§te ein 3^ugnis für Smiftum
ablegen. Dies ift ber Smtd ber Paradosis Pilati, loelc^e naA Sir^ unb Z^ito au^
Xifqienborf a. a. D. 6. 44 ff. im grie^if^n Zest fyd abbruA^n Ia|fen. 6ie ent^U
bas 93er|or bes ißilatus oor bem 5tai{er^ (eine Serurteilung jum Xobe unb ^inri^tung,
20 n^eil er (E^ftum unf^ulbi^ gelreujigt ; infolge eines (Bebetes belennt fid^ CE^riftus burq
ein SBunber gu bem 9{euigen unb nimmt (m^ feine 3rau ^roOa ju fi^. Den 3uben
aber Hinbigt oer jtoifer bas Strafgericht an. — (Ein an ber Stelle biefer Paradosis
[i(b ^ier unb ba finbenbes Responsum Tiberii ad Pilatum ift eine ebenfo ungefc^idte,
fabebei^ Di^ng, als bie Epistolae Herodis, beren es mel^ad^e giebt, mooon uns
26 Z^ilo. Cod. apooryph., p. GXXIV eine $robe oorffl^ Zij^enborf Qot beibe Sänften
nid^t bes ^bruds ffir mett erachtet — Die oon Zifcpenborf 6. 456 ^. im lateinifqen
Znt ab^ebrudte 6^r^ Mors Pilati nnir ebenfalls nn 9RttteIaIter }temli(^ oerbreitet
Sie benotet oon b^ Senbuna bes Iraiilen Ziböius an ben ißilatus. um ben SBunber«
arjt 3^[um ^erbeiju^Ien. Dte fiehnoanb ber Seronica mit bem Silbnis 3^fu ^iß
80 ben >UKtfer. Pilatus oirb Q)egen ber ftreujigung CE^rifti jur Serantoortung gejogen.
Der ungenä^te 9lod (SfyAWi f^u^t i^n oor bem 3ome bes Aaifers; bann oerurteilt,
nimmt er \v^ felbft bas Beben, oirb in bie Ziber gemorfen; biefelbe leibet t^n nic^t,
ebenfo ni^t bie Simone, mo^in er nun gen^orfen; enbli^ oirb er bei fiaufanne in ein
£oc^ geworfen, mo no^ {e^ bie böfen Seifter rebenif(| finb. — Die Narratio Jo-
se sephi Arimathiensis bei XMenborf S. 459ff. gebort mnfalls bem frfi^eren SRittet
alter an; fie berid^tet bie (6e|angenne^mung 3efu, ä^erurteilung, Zob, Begräbnis; (Er^
fd^einung (£|rifti im C5efänants bei iRüobemus unb beffen Befreiung; Sinffi^rung bes
reuigen Sd^äd^ers Demas in bas ißarabies. gfaft f^mt es^ als ob bie ganje S^rift
nur ber Ser^enlid^un^ biefes begnabigten äRitgebeujtgten fetne Cntfte^ung oerbanle. —
40 Vindicta Salvatoris ift ber litel ber letten oon lifc^enborf a. a. D. S. 471 ff. juerft
oeroffentli^ten Sd^rift. Dbmo^I oon siemlid^em Sllter, tft fie boc^ ein ^o(^ft ungefc^idtes
äRad^roerl. Der iranle Zitus mixb in £obien oon einem 3u)>^n(^nften 9laU^an auf
CE^rifti $eil{raft aufmer!fam gemacht, bur^ bas Sebauem bes Xobes (S^^rifti geseilt,
Ia§t fid^ taufen, ruft ben Seipafian mit feinem $eere ^erbei, jie^t gegen bie 3uben
45 unb erobert 3^nifalem. Pilatus mixb gefangen gefegt, 93eronica mit bem £einn>anb^
bilbnis 3^fu ntit na^ 9{om genommen, unb burd^ bosfelbe ber {ranle ilaifer Xiberius
gel^eilt, uno na^^er oon 9la^an getauft. —
Die bisher aufgejol^Iten Evangelia apocrypha bilben aber nur ben Heinften Xeil
ber uber^au^ einmal in Umlauf ^eje^ten apob^pbif^en Soangelien. 93on ben meiften
60 finb nur geringe (Jrtagmente, oon einigen nur bie Scamen auf uns ^elommen, oon oielen
geu)ig au$ biefe ni^t einmal. 2Bir jo^Ien fie in bem folgenben m alpbabetifc^er Orb>
nung auf, mit fie bereits gcAririus a. a. D. I, 6. 355 fr. sufammengefteüt ^
1. Evangelium secundum Aegyptios. (Jrtagmente oaraus bei Clemens Roman,
ep. 2, 12 (eoU. Clem. Alexandr. ström. 3, p.465); Clem. Alex, ström. 3, p.445
56 (coli. p. 452. 443). (Enoo^nt mxxh basfelbe augerbem Origen. hom. 1 in Luc. (ber
es für eins ber oon flu!. 1, 1 enoo^nten (Eoangelien ^It); Epiphan. haeres 62, 2,
p. 514 ; Hieron. prooem. ad Matth. 3n (gebrauA mox es bei ben (Eniratiten unb ncu^
Epiphan. caxä) bei ben Sabellianem. Sgl $ilgenfelb, Nov. test. extra canonem
p. 42 sq. 9lad^ 9lefd^, Slugerlanonifd^e ^araüeltexte ju ben (Eoanaelien 1894 6. 28
60 burfte bas neuerbings entbedte (Eoangelienfragment oon gfaüum, roelc^s Sidell in ber
ftprir^llin be» 9{nteti Se^moiM 661
3nnsbru(fer 3eitf^rtft ffir lQ%iif^ ^T^ologie 1885, III, 6. 498 suerft oeröffentli^te,
ein Seftanbteil biefes Soangeliums [ein.
2. Evangelium aeternum. (£s ift bos SBerl eines SRinoriten aus ber äRitte
bes 13. 3Q^rI)unbert$, geftfi^t auf Offenb. 3o 14, 6. !Die Qäft^ moxh otebalb burd^
?Pq)[t SÜexanber IV. oerbammt (ogl. Fabric.I.p.337). SBir enoS^en es um feines 5
alten 9lantens Q)inen, obmo^I es ber 3^it no^ ntcQt mit ben übrigen opolr^p^ifd^en (Eoan^
gelien auf gleid^er Stufe fte|L
3. Evangelium Andreae. (SxmSffnt roirb basfelbe oon Innocent I. epist. 3, 7
unb Augustin. contra advers. leg. et prophet. 1, 20; mdglid^ aber, bag beibe bie
Actus Andreae (f. unten) im Sluge Rotten. Gelasius in decreto de libris apo- 10
cryphis 5a^It es unter ben ju Derbammenben (Eoangelien auf.
4. Evangelium Apellis. (Sxwabrd oon Hieron. prooem. ad Matth. unb Beda,
init. commentar. in Luc. Siellei^t ift es aber nur ein o«:ftümmeItes Soangeltum,
n)ie bas bes äRardon, ogl. Origen. epist. ad caros suos in Alexandria (tom. I,
p. 881 ed. Basil. 1557, in Ruiini apologia pro Origene), Epiph. 44, 2; ogl. 10
$amad, de Apellis gnosi monarchia 1874, p. 75.
5. Evangelium duodecim Apostolorum. (Enoo^nt Origen. hom. 1 in Luc;
Ambros. prooem. in Luc; Hieron. prooem. in Matth.; adv. Pelag. lib. 3 sub.
init. (oon i^m ausbrfidlid^ als ibentijc^ mit bem Ev. juxta Hebraeos unb Ev.
Nazaraeorum besei^net); Theophylact. prooem. in Luc. 20
6. Evangelium Bamabae. (Enofi^nt Gklas. a. a. D. 9ta^ Casaubon. exerc. 15,
contra Baron. 12, j>. 343 Q)arb bas Soangelium bes 9Ratti^&us oon i^m aus bem
^ebräif^en in bas (Srted^if^ fiberfe^t; ogl. ^ierju Fabr. cod. apocr. I, p. 341;
III, p. 373. 528.
7. Evangelium Bartholomaei. (Enofi^nt Hieron. prooem. ad Matth. ; Gklas. 20
a.a.O.; Beda a. a. O. Aber bie Xrabitton, bag Bartholomäus bas ^ebrSifd^e (Eoan*
gelium bes äRatt^us na^ 3nbien gdbrac^ ^e, oo^Ibft es oon ^antfinus ooiqgefunben
©orben fei, f. Fabric. cod. äpocr. I, p. 341.
8. Evangelium Basilidis. (Enoffi^nt Origen. tract. 26 in Matth. 33, 34 id.,
prooem. in Luc- Ambros. prooem. in Luc; Hieron. prooem. in Matth.; Euseb. au
bist. eccl. 4, 7. »gl. 3a^n, (ßefdi. bes neuteft Äanons 1888, I, S. 770.
9. Evangelium Gerinthi. £ra>a^nt Epiphan. haeres. 51, 7; mie es {(d^eint
bas (Eoangelium bes äRattböus na^ eigenem 3uf4n^f i^ loeld^er oerftflmmelten Coeftalt
es auc^ bei ben Sarpoaattanem in (Beltung loar; Epiph. haeres. 28, 3; 30, 14.
10. Evangelium Ebionitarum. gfiagmente biefes, noA bem 3^ugnis bes Cpi« »5
p^anius, oerftflmmelten äRatt^öuseoangeliums, loeU^s bie (Eoioniten Evangelium He-
braicum nannten, bei Epiphan. haeres. 30, 13. 16. 21. Dag es nü^t »entif^ mit
bem Evangelium Nazaraeorum, fie^e bei Fabric I, p. 367; 11, p. 532.
11. Evangelium Evae. 9lls bei gen>iffen (SnoftBem in (ß^aiu^ enoo^nt unb
Stellen baraus angeffl^rt bei Epiphan. haeres. 26^ 2. 3 u. 5. 4u
12. Evangelium secundum Hebraeos, naq bem 3^ugnis bes ^ieronqmus
(fiebe oben unter 5) tbentif^ mit bem Evangelium duodecim apostolorum, unb
na^ besfelben 3^ugnts (ogl. no^ Hieron. lib. XI. commentar. in Jes. 40, 11;
lib. IV. in Jes. 11, 2) au^ ibentifc^ mit bem Evangelium Nazareorum, mar äfaU
\>äi]i) mit ^ebräif^en £ettem gef^eben, bei ben 9{(aarSem in Cebraud^ (Hieron. adv. 45
Pelag. 3, 1); es tourbe oon Hieron. in bas (ßrie^if^e unb fiateinif^ flberfe^t Hieron.
in catal. Script, eccl. de Jacobo ; lib. II in Mich. 7, 6 ; lib. II in Matth. 12, 13).
aber bie ^^pot^efe, bag es bas urfprungli^ ^r&if^ gef^riebene SRatt^useoanpelium
fei, f. Fabric. a. a. D. I, 6. 355 unb oor allem bie Iritif^en Hnterju^ungen tn ben
(Einleitungsf(^riften 5um 3tZ, unb in ben neueren Kommentaren jum uRatt^us. S^mer »>
^ilgenfelb, Nov. test. extra canonem I ; ^anbmann, Das $ebräer«(&mngelium 1888.
!Da§ es ju ben ölteften apolrqp^if^n (ärseugniffen ge^rte, gebt aus ben sablreid^en
alten 3^U9niffen ^eroor; oqI. Euseb. bist. eccl. 3, 39, mofelbft es als b^etts iiem
^ißapias belannt genannt mtrb : Ignatius, ep. ad Smyrnaeos c 3 dtiert eine Stelle,
bie na^ Hieron. in catal. Script, eccles. de Ignatio, unb prooem. in lib. XVIII, 55
Jes, aus bem ,,Evang. sec Hebraeos, quod Nazaraei lectitant" entnommen ift;
Euseb. bist. eccl. 3, 27 (coli. Theodoret. haer. fab. 2, 1; Nicephor, 3, 13);
ibid. 3, 25. 4, 22; Clem. Alex, ström. I, p. 380; Origen. in Joh. tom. II, p. 58,
coli, homil. 15 in Jerem. tom. I, p. 148 (ed. Huet.) tract. 8 in Matth. 19, 19;
Hieron. a. a. O. unb catal. scr. eccl. de Matth.; lib. 6 in Ezech. 19, 7; lib. 1 eo
662 m$rit^fitn M ^Untn t^mtutk»
in Matth. 6, 11; lib. 4 in Matth. 27, 5. 16; lib. 3 in Ephes. 5, 4; Epiph. haeres.
30, 3. 6; 29, 9 u. a.
13. Evangelium Jaoobi majoris ; ongeblii^ im 3^^ 1^95 in Sponkti, befjen
9lpofteI 3<xb>^u$ vor, aufgefunben; oon Snnocenj XI. 1682 oerbammt. Sgl Fabric.
5 a. a. D. I, S. 351.
14. Joannis de transitu Mariae. Sgl. (Belafius, in decreto de libr. apocr.
a. a. O. no$ ^anbf^nftlid^ oorbanben, ogL Fabric. I, p. 352. 3ti bem Cod. Col-
bertin. 453 f^Itegt {i^ no^ etne onbere bem Z^hannts beigelegte 6^rift: de Jesu
Cliristo et ejus descensu ex cruce oti, fiberf^neben V7i6iu.vtjßia rov KvqIov ijuolr
10 'Jfjoov Xqiotov dg tr]v djtOHa&rjixooiv avroVf avyyaaq^eiaa (!) nagd xav ayiov
ßeoXöyov. Sieüeid^t begieß fi^ hierauf Epiphan. Monaohus, serm. de Maria
Virgine Deipara (ogl. Fabric. I, p. 45). SRit Ke^t ^ Zifd^nborf bos Evan-
gelium Joannis, utf Parisiis in sacro Templariorum tobulario asservatur, aus
ber X^ilofi^n Sammlung (p. 817 sq.) nid^t in bie {einige aufgenommen, ebenfoiDentg
15 als bas ben SHbigenfem ange^drige liber S. Joannis apooryphus : benn beibe ftdben
f^on ber 3^it nad^ ^W ntit ben apobqp^if^^n CEoangelien auf gieid^r Stufe. 93gL
Ztf^enborf a. a. D. p. XII.
15. Evangelium Judae Ischariotae, als bos (Eoangelium bet gnoftif^n Qdk
ber ftainiten enoä^nt bei Iren. c. haeres. 1,35; Epiph. haeres. 28, 1; Theodoret.
20 haeret. fab. 1, 15.
16. Evangelium Leudi, mo^l filf^Ii^ oon Grabe ad. Iren. 1, 17 (ed.
Massuet. 1, 20) unb Fabric. I, p. 353 in oem (üod. Oxoniens. bes Evangelium
Pseudo-Matthaei oermutet; ogL Xifc^nboif a. a. O. 6. XXVII.
17. Evangelia, quae falsavit Lucianus, apocrypha unb evangeUa, quae
26 falsavit Hesyehius, apocrypha. @o bejeii^net |ie bas decretum Ghdasii 6, 14. 15,
ma^enb Hieron. prol. in evang. barin nur bie erften Stejenjionen he» Xextes ber
(Eoangelien erblidt. aüerbinas am auäf ben beiben aRSnnem (£ucian, Sresboter oon
SntioAien, ^ef^Atus, igmmf^er SiMof (Enbe bes 3. 3^^^*) unbefugte ^enbdionen
oonoirft. Sgl. bte (rinlettungen in oas 9tX.
30 18. Evangelia Manlchaeorum. (Es roerben beren oier enoS^nt: a) Evange-
lium Thomae, eines S^fllers bes 9Ran«B, ogL Gyrill. Hierosol. catech. 6, p. 98,
coli. 4, p. 66 ed. Oxon. 1703; (lelas. a. a. D.; Timotheus (presb. Gonstanti-
nopolit.) bei Meursius var. divin. p. 117; Petrus Siculus, bist. Manldi. p. 30
ed. Rader; Leontius, de sectis, 3. lect., p. 432. Serf^ieben oon bem untere) auf«
36 geffl^rten Evangelium Thomae. — b) Evangelium vivum. Sgl. Photius contra
Manich., lib. I; Gyrill. Hieros. catech. 6; Epiphan. haeres. 66, 2; Timotheus
a. a. O. — c) Evangelium Philippi. Sgl Timotheus a. a. C; Leontius a. a. O. —
d) Evangelium Abdae, coi^ SRc 4, 41 evayyiJUov uddiop genannt (ogl. Photius,
bibl. cod. 85). Sie^e no^ Fabric. I, p. 142 u. 354, unb bafelbft bie Stelle ex
40 Anathematismis Manlchaeorum in Coteler. patr. apost. I, p. 537.
19. Evangelium Marcionis, bes Stifters ber belannten anti{üb{f^n Seite, bei
nur f>aulini|6e Sd^riften in fernem ftanon juliej. in b. 1. $. bes 2. 3<^- 3Rit
Sejug auf bte Stellen (915 2, 16; C5a 1, 8; 2 %x 2, 9), mo ^aulus oon feinem
Soangelium (^xam x6 svayyiXiov fjiov) rebet, lag es na^, i^m ein bejonberes (Eoan-
45 gelium anjubt^ten. SRamon ^ielt bas (Eoan^elium bes £ulas baffir, m^t febo^ o^ne
aUe ifibi|d^en (Elemente baraus ausjumei^en, rx>\t fd^on Iren, haeres. I, 27, 2; III, 11, 7 ;
Orig. c. Gels. 11,27; Tertull. c. Marcion. IV; Epiphan. haeres. 42, bejeugen; bie
beiben (enteren filmen im einjelnen bie lorrumpferten Stellen an. (Es nuum ,,ex
auctoritate veterum monumentorum'' beionbers ||erausgegeben oonSug.^a^n, unb
60 oon X^ib, cod. p. 401 sq. abaebrudt. Das Serbaltnis bestelben ju unferm fonont|d^ti
£ulas i[t neuerbings Baupt|ä^Ii4 im Sntereffe einer negatioen Antil ausgebeutet ront*
ben; fie^e barüber bte Sinleihingsfd^riften 5um SIX. unb 3^^^, (&efd^. b. neuteftam.
Äonons II, S. 449.
20. Mariae Interrogationes majores et minores. Diefe beiben opotrqpbif^n
55 S(^riften ooH obfc9nen 3n^alts em)ä^nt Epiphan. haeres. 26, 8 als bei einigen
C5noftiIem in (gebrau^.
21. Evangelium Matthiae. (Enoä^nt Origen. hom. 1 in Luc; Euseb. hist.
eccl. 3, 25; Hieron. prooem. in Matth.; Gelas. a.a.O.; Beda, sub init. com-
ment. in Luc.
fbfOttfifiitu bei» 9lam SefhuBcitlcd 663
22. Narratio de legali Christi sacerdotio, bei Suidas sub voce ^Itjoovg, aud^
in einem Cod. ms. biblioth. reg. Paris, unb in jioei mss. biblioth. Caesareae
(ogl. Lambec. in bibl. Vindob. Üb. IV, p. 158 u. 175, Vm, p. 362; aBalter,
codex in Snida mendax de Jesu, Lips. 1724); fi^ fioei^aupt ^ofmann, fieben
3efu, 6. 298. Q^on Rieh. Montacut. apparat. ad Orig. eccl. p« 308 erflort bie 5
game Srs&^Iung i^on CE^rifti Stieftertum für ein gnoHtJd^ ober mantAfitfdbes SRad^«
loen; äb^ bos 3nteieffe, toelqes man baran ^e, C^nfto bie )ndefierli(9e w&rbe bet:>
5ulegen, ogl. ebenfalls ^ofmonn o. a. £).
23. Evangelium perfectionis, bei ben Safittbianem unb atibem (ßnoftilem in
(gebrauch, Epiphan. haeres. 26, 2 ; jebenfolls oetf^ieben oon bem Evangelium Phi- lu
lippi (i^I. Epiphan. haeres. 26, 13) uno Evae; DgL Fabric. I, p. 373; II, p. 550.
24. Evangelium Petri. CEnoo^nt Origen. in Matth. 8, 17 tom. XI, p.223;
Euseb. bist. ^cl. 3, 3 u. 25. 6, 12; Hieron. catal. script. eccl. de Petro uno
de Serapione. S0 nntr (Enbe hts 2. 3o^. bei ber ®emembe ju 9l^o|fus in Silicien
in (gebraut; bafelbft fonb es Serapton, Sif^ oon Sntio^ien (feit 191) oor, unb 15
f(^rieb na^ nS^er ^tfifung feines bäretifd^'oecba^tigen boMifUfi^en (E^orofters eine
6^rtft bariiber an bie bocttge (ßemeinSe, Q)oraus uns Euseb. bist. eccl. 6, 12 einige
Fragmente er^Iten 1^ 3rrtflmli^ oenoe^felt es Theodoret. haeret. fab. 2, 2 mit
bem Evangelium see. Hebraeos. 9lt\itA\nsB ift buic^ bie (Enlbectung in bem
äRon^sgrob oon 9U^m ein at5fteres Fragment biefes boletif^en eiayyihov xaxd 20
nirpov, bie $affions« unb Slufermun^sgef^iAte betreffenb. bdonnt omorben, unb
^t Bas 3ntere{fe für bos ^etruseoangeltum aufs ntnt, ^aimqaAIid^ in Srtoge ber Ur^
eoangelhims^mot^efe, angeregt. SgL9{ef^,Su6erIanonif^$(äaueIteite3ubenSoangeI.
1894, 2. ^. 6. 34^.; iDlettnier, l'evangile selon S. Pierre, ^ris 1893. Slus Der
übrioen £itteratur ^eben mit nur beroor : ^arnad, Sru^fifide bes Soangeliums unb 25
ber 9b)o!al9pfe bes $etrus, 2. Sufl., 1893; 3a^n, Das Soang. bes Petrus, 1893;
0. Squbert, !Die Aom|H)fitton bes $feubo«$etrinifAen SoangeTien«gropients 1893.
!Das gfaffimile ber ^nbjc^rift bes (ärnngeliums unb ber 9I(»Ial9pfe b^ $etrus in
^eliograoüre feitens ber jram3f.«ar^I. uRtRion, mit (Einleitung oon fiobs 1893: unb
lurj Darauf bur^ o. (&eo^ot, 20 fii^ruotafeln, £ei|^ig 1893. Dag bem ißetrus au
mit UnreAt au(^ bas Evangelium infantiae ji^ef^rieoen nmrbe, fie^ Fabric. I,
p. 153, ober gar bas URarcuseoangelium, fie^e Fabric. I, p. 375.
25. Evangelium Philii>pi. (Ertoobnt unb cttiert Epiphan. haeres. 26, 13, bei
ben (Snoftilem in(Sebrau(^; otellei^t basfelbe, toeU^ na^Timotheus presbyt. Con-
stantinop. bei Meursius, var. divin. p. 117, unb Leontius, de sectis, lect. 3, 35
p. 432 bei ben äRani^fiem in (ßebrau^ vm. (6. unter 18).
26. Evangelium Simonitarum, oon biefen über quatuor angulorum et car-
dinum mundi genannt, enoo^nt in ber praef . Arabica ad Conc. Nicaenum, tom. II.
Conciliorum edit. Labbeanae, p. 386; coU. oonstit. Apostol. 4, 16.
27. Evangelium secundum Syros, oon Euseb. Mst. eccl. 4, 22 unter Se^ 4u
rujung auf ^egefippus enoo^, aber na^ Hieron. adv. Pelag. 3, 1 oo^I ibentif^
mtt Evangelium sec. Hebraeos.
28. Evangelium Tatiani. enoi^nt Epiphan. haeres. 46. 1. 47, 4 als bei ben
(Enfratiten, unb [elbft bei lati^olifd^en (Elften in Sqrien, bie fid^ bur^ ben Qäftin ber
Aanonicität taufen liegen, in (BebrauQ. SBetl es aus ben oter £oangeIien lompen« 45
biarif(^ jufammengeftellt aud^ ^ayy. duneaodQcov genannt, ogl. Theodoret. haeret.
fabul. 1, 20; coli. Ambros. prooem. in Luc; Euseb. bist. eccl. 4, 29; oon
(Epip^anius falf(^li4 für ibenti^ mit bem Evang. sec. Hebraeos gelten (fi^e
Fabric. I, p. 377). Sgl. Semif^, Tatiani diatessaron, antiquissimum N. T«
evangeliorum in unum digestorum specimen, Sreslau 1856. Xotian iDtrb cmäf 60
fon[t als gef ä^rli(^er ilompilator unb Serftümmler ber ^I. Sd^riften gerflgt (ogl. Fabric. II,
p. 538). Dag bie nod^ oor^anbene, oon Victor Capuanus in praefat. ad Anonymi
harmoniam evangelicam bem %aöan jugef^ebene (Eoangelien^armonie (abgebrudt
in ben Orthodoxographis unb ber bibl. Patrum unter Xatians 9tamen) bem Xatian
!eine$fall$ 3ugel)öre, borflber fie^e Fabric. I, p. 378; n, p. 550. Sgl. oor allem 66
3a^n, Tatians diatesseron, 1881.
29. Evangelium Thaddaei, emm^nt in bem decret. Oelasü a. a. D.: Q)enn
niä^i blog eine falfAe £esart für äRatt^ai, oürbe es angebli^ auf ben Slpoftel 3ubas
X^bbäus. ober auf einen 3ubas aus ber 3^^ ^ 70, loel^en Stomas mif (Ebeffa
an ben Äönig Slbgar fenbete, }urfl43uffi^en (ein, Euseb. bist. eccl. 1, 13 (ogl
GO
664 9lfaafi^%tä M Kesieti ti^umvtM
Fabric. I, p. 136 u. 379). Do^ ift bie Xrabition felbft ni^t einia, ob ber an ben
Slbgor gejenbete 3:^bSus ju ben 12 ober 70 3finaem geödete, toel^e Diffetenj 5. S.
f^on pif^en (Eufdbius unb ^ieronqmus befielt, ogl Euseb. bist. eccl. ed. Reading
p. 38, not. 5 u. 6; fte^ au^ unten ju ben acta Tbaddad.
f 30. Evangelium Valenlini enoo^nt Tertull. de praescript. haeret. c. 49,
oofelbft er ober nad^ cap. 38 laum ein oon Sdentinus felbft oerfo^es (Eoangeltum
im Sinne ffci, fonbem oieüeid^t bas Evangelium Veritatis, loel^ nod^ Iren. adv.
haeres. 3, 11 bei ben Salentinianem in Geltung UKtr, unb oon ben fanonif<!^n Soan»
gelien oBHig oboi^. Sgl. S^^f ®^f4- ^ neuteftont. Aonons II, 6. 748.
10 11. Acta apostolorum apocrypha. 3^ (Entft^ung oerbonlen fie fo
Siemlic^ benfelben urfaAen, melAt mit oben für bie opob^p^if^n Soangelien ange*
8 eben ^oben, nur ban oer ^firettfd^e (E^ordter bMer G^riften ji^ no^ oieutli^er in
em Streben, bSretift^e Dogmen auf apoftolif^ SlutoritSt }urfl(&uffi^en, p erlennen
giebt. Deshalb umren fie au$ oon oer jtm^ ni^ minber gefur^et, ob bie apo«
16 ixQp^if^en (Eoangelien, [a mi) ben ß^^iff^ ^^ ftiteften jiir^nle^ [deinen fie
oon ^orragenoer SBebeutung geioefen ju fem; ogL Euseb. bist. eccl. 3, 25; Epi-
pban. adv.baeres. 2, 1. 61, 1; August. c.Felioem Manicb. 2, 6; Phot. bibliotb.
cod. 114 ; Oelasius a. a. O. 3n^omebeffen ift au^ i^ bogmetmeMi^iAe unb ar*
d^&ologif^e Sebeutfamleit atml^ nvSfi gmng anjufd^Iagen. Sreittq ^ Qier, menn
20 irgenoroo. juerft bie Jtritß ure Snfgabe in 8^g mtf Wter unb IMnrfinglii^ieit ber
no^ oorqanbenen SOten gu Kfen, oa bie meitten biefer apolrqp^if^en Spot^erle urieber*
^Ite Ketrdtationen erfahren ^aben, ja oft tm lat^olifc^en Stnne oieber umgeadeitet
n)orben finb, inbem niqt feiten I^SretiMe Brabeln au^ 3ur Stille für Hr^Ii(^ Zrobi*
tionen ju g^audben toaren. Unter oenen, wel^t c^olrop^if^e Slpoftelgef^i^ten oer>
26 fertigt jDoben, Ilagt bie Aird^e ^ufrtf&^Ii^ einen 9Ranid^er £uriu9 (ober fieucius) C^arfants
an. 9ca^ Photius bibl. cod. 114 umfa^e feine Sammlung bie Ttgä^eig IlhQot^,
Icodwov, ^Avdgiov, ScD/nä, Ilavlov. Son biefen finb uns im Originaltext nurgfraa«
mente er^tten; bagegen ^aben fie me|a:fa^ loffiolif^e Überarbeitungen erhören, bie
auf uns gebmmen Jinb. Spiter f^int man btefe Sammlung ju einer 3)arfteIIung
80 ber Sßten aller joblf S^oltel, ngd^etg r&y diüdexa dnomöMov, ergänzt ju ^aben,
n)eI4e na^ bem 3^ugnis bes Pbotius, bibl. cod. 179 fiA im (gebraute bes SRani«
d^äers Slgapios bmnb. überfein barf aber ni^t »erben, Sag b^ Hrbrung einjelner,
fpiter bis ^ur HnlennfliAIeit fibieraidbeiteter SRten bis in bas ^ö(^fte Altertum jurüd^
reid^t; Jo fmb Ttgd^eig uhgav {ebenfalls f^on im 2. 3<^^r^unbert, neglodoi &(Ofm
96 im 3. 3<^r^. in (Bebrau^ gemefen. (Eine Sammlung unter bem Xitel ngdSeig xoyv
dyicov äjioGTÖXayv erf^eint bei grie^if^en (E^roniften feit bem 6. 3^<9m 3o9* ^^'
lala ed. Oxon. p. 325 sq. uno (Beorgios ^amartolos (ed. Muralt p. 269) ^aben
baraus, ^unä^ft aus ben ngd^eig ühgov, äRitteilungen gema^. (gegen Snbe bes
6. 3^9* begegnen mit einer lateinif^n Sammlung, meiere bem Slbbias, bem angeb«
40 li^ erften oon ben Slpofteln felbft einaefeMen Sif^of ju Sabqbn, jugefd^rieben n^irb
(bte ®efd^id^te lennt mtitx einen Slpoftelfqfiler no^ einen SBif^of Slbbias; feine (Sxi-
ften} beruht nur auf ben eingaben oes Su^es S. 16 ff.). Sie untfagt in ber urfprün^«
li^en C5eftalt bie passiones aller 12 ^ojtel (ftatt bes na^gem^Iten SRott^ias tft
Paulus aufgenommen), in ber jfingeren fioeftalt bie virtutes ober miracula Petri,
46 Pauli, Joannis, Andreae unb Tbomae, boju aus ber älteren Sammlung, bie passio-
nes Matthaei, Bartholomaei, Pbilippi, ber beiben Jacobi, Simonis unb Judae.
(Eine britte Sammluna mcx in ber lopttfd^en Atr^e in (Sebrau^, unb ift in ät^iopif^
Spraye unter bem 9camen Gad'la Hawariyat, certamen apostolorum, no^ er«
^Iten. Sudb jal^beiAe fqrif^ Öberfe^ungen rejp. Bearbeitungen befi^en mit. — (Eift
60 bie neuere SÖinenf^aft ^at oen apoir^p^en 9Ipo|te{^ef4i^ten ein entfpre^enbes 3ntereffe
3ugeu)enbei unter ben Vieren ^aben \xi) um bte Sefd^affung neuen SRoterials ^^
oonagenb oerbient gemalt (bte ausffl^rli^e, auf bas Srfinbli^fte jitfammengeftellte
fihteratur [ie^e bei £ipfius, tie apobmil^n Slpoftelgef^i^ten 1883 I, (9. 34 ff.) : de
la Eigne tn feiner Bibl. patrum, ^arts 1575; femer bie SoIIanbiften in ben „Acta
66 Sanctorum". (grobe, Spicileg. patrum, Oaeforb 1700 oeroffentli^te 3um erftenmal
bie acta Pauli et Theclae. §abricius, Cod. apocr. nov. test. fammelte unb Miete
mit unenblid^em Iritif^en gfleiBe alles bisl)er 3ugängli(^ äRaterial. Ss folgten 9Boog
mit ber Verausgabe ber acta Andreae 1747; oor allen X^ilo, acta Thomae 1823;
acta Petri et Pauli in pei ^Programmen 1837 u. 1828; acta Andreae et Mat-
60 thiae in bem ißrogr. oon 1846. !Dte ^nbf^riftli^n Stubien unb reid^en Sntbedungen
II^oIr)Hi|ett M Kesieii tt^tmmuM 666
Zif^enborfs ^aben bie untfafjenbfte Husgobe ber Acta apostolorum apocrypha Lips.
1851 mdgli^ gemalt; boju bie additamenta ad acta most. apocr. in ben $rolo«
gomenen 3U ben apocal^ses apocr. XLYII sp. 9Brig$t, Apocryphal acts of the
Apostles £onb. 1871 gtm vol. I the syriac texts unb vol. II tihe english trans-
lation. aRalan oeröffentlid^i; bie oollftänbiae fil^iopiMe 6antntlung bes ,»certamen 5
apostolorum" in englif^ Ubttfe^una, £ono 1871; ^^illi)» ben ooHft&nbiaen Ztxt
ber doctrina Addaei, f^nf^ unb engu|$, £onb. 1876 ; biefelbe S^rift am oem Sb«
menif^en in fran^fif^er uBerfe^ung Dr. mi\^, Senebig 1868 unb ^^. Kop^. (Emin
bei Stdor fionglots, CoUection des historiens anciens et modernes de rArm^nie,
^oris 1867, I p. 314—326. Glei&falls aus bent Slrmenifd^en SRalon a. o. O. 6. 244 10
bie fircdmaoiq Icodwov in engl{|^er äbeife^ng; SRSfiitQer, Vita et martyrium
Bartholomaei, 3nn$brud 1877. SRit 93enu^ung bes Zif^enSoifid^n Slo^Iaffes lieferte
3a^n eine oollftänbige Ausgabe ber acta Joannis 1880 unb Wtax Sonnet, ißrof. in
iubntpellier, giebt im Sefife neuer ^onbf ^riffli^ 6#||e feit 1883 bos »^supplemen-
tum codicis apoeryphi" permts, Q)a^enb ripfius in feinem oiedänbigen SBerle ,,!Die 15
apobqpl^n Slpoftelgefd^i^ten unb S^ftdlegenben" 1883—1890 mit eminentem gflei^e
ben n)inenf4aftlic^en (Ertrag aHer bisherigen gforf^ngen auf biefem (gebiete heraus«
geftellt ^ot. 3)erfelbe lommt ber bur^ous oerbefferten 2. Slusg. ber Xif4enborff<!^n acta
apostolorum apocrypha denuo ed. Idpsius et Bonnet I, 1891 }U gute. £emm,
loptif^e apobqpQe ^oftelalten, in M^langes asiatiques etc., ^[ktersburg 1890, tom. I so
p. 99 sq. oeroffentli^te einige gragmente aus bem cod. copt. Tischendorf VI ber
taiferl. Sibliot^I ju Petersburg, fo ben Sd^Iug ber SOten bes Sart^obmSus in ben
Oafen, einen großen Xeil ber wten bes SInbreas unb 9RattbSus in ber Stabt ber
3Renf4enfref{er, ben QäAnk ber 9Qten bes ^^ippus. ®uibt gab bie im 9Dtufeum
Sorgianum tn 9lom beftnbli^en umfaffenben gragmente loptifc^ Slpoftelgef^iAten im ss
fa^ibifd^en £)riginal 1887/88, unb in ttalienif^ uberf^ung 1888 ^us, mit einer
beachtenswerten (Einleitung iiber ben Urfinntng ber {optifi^, arabifqen unb ät^iopi«
f(^en Xexte.
a) Acta Petri et Pauli. Die atteften 3^tmni{fe bei Euseb. hist. eccl. 3, 3;
Hieron. catal. scr. eccl. de Petro, unb oieueiAt mon dem. Alex, ström, lib. 7, ao
unb biefem folgenb Euseb. hist. eccl. 3, 30; fffion im 16. 3^^^^^^ oon fiascoris
(1490) benu^t, um ben Sufentbalt bes fkuuis ht SReffina. unb 9on SIbela im
17. 3a^r^unbert (1647), um bes Paulus 6(9iffbrudb bei ber fidlianifc^en 3nfel SRelite
(niät bem balnumfd^en äRelite) ju enoeifen; ogl. SBiner, bibl. SReaho. s. v. SRelite;
4:bilo. Acta Thomae p. LIV ; Xif^enborf . Acta apost. apocr. p. XIV (bafelbft ber 86
gned^tf(^e Zeart 6. 1 — 39}. Daaegen fi^eibet fiipfius a. a. O. felbftftSnbige Acta
Petri unb Acta Pauli auf (Bruno neuer (Eobices oon ben Acta Petri et Pauli.
Siefe bem äRaKellus, einem S^üler bes $etrus, gugefc^riebene 6(^rift: De mirificis
rebus et actibus beatorum Petri et Paiili, et de magids artibus Simonis mag!,
loel^e nai) Florentinius ad Martyrologium Hieronvmi p. 103 sqq. au^ Don 40
Fabric. III p. 632 sqq. abgebrudt unb fonft no^ banbfiä^riftit^ oor^nben ift (oon
£ipfius a. a. D. auf (Srunb oes neuentbedten Senetianifd^en grie^if^en Ztxits felbft«
ftönbig ebiert), ftimmt in bem 3n^alt Q)efentlfa^ mit jenen SOten fibereht C^nfo bie
bem römif^en Si^of fiinus Rugef^riebene Smrift, rntUft ebenfalls bas SRartQrium
bes Petrus unb Paulus entl^It, unb bie berfelbe an bie orientalij^en (Semeinben ge« 45
fc^idt ^aben foll; fie fte^t ber S^rift bes äRarcellus an Sllter na^ unb (finbet fi^ in
ber Bibl. Patrum^ Colon. 1618, I, p. 70 unb bei fiipfius a. a. O., »eU^er bas
SSer^ältnis aller btefer (Elaborate auf CDrunb einer 3<^I ^^^ oergli^ener (Eobices pein«
Ii(^ genau 3U beftimmen gefugt ^at. !Die historiae apostolicae de S. Petro unb
de S. Paulo bes Slbbias mtmtn mannigfa^ oon jenen ab. aber fonft genannte apo» w
!rQp^ifd^e, ben $etrus betreffende Sänften unter oerf^iebenen 9lamen (neglodoi W-
TQovy itinerarium Petri, xmvyfia Ilhgov, didaaxalia ühpov, doctrina Petri,
TTQd^Eu; Ilhgov, Judicium Petri) fie^ bie bejügli^n Unterfu^ungen bei fiipfius,
^olr^pl). 9lpofteIgef(^i(^ten II, 1.
b) Acta Pauli et Theclae. Sereits oon XertuUion, de baptism. cap. 17 er« 66
n)öl)nt unb einem afiatif^en ^resbqter ^ugefc^rieben, ber m^ Hieron. catal. scr.
eccl. 7 als vicinus eorum temporum (sc. Tertulliani) unb convictus apud Jo-
annem bejei^net n)trb, alfo ber erften ^Slfte bes 2. 3<^^9unberts anae^ört ^aben
mu^; biefes bo^e Sllter mixt au^ fonft bur$ bie &wSfj/nmi ^^ ^^ äUeften ftir^n«
f(^nftftenem bejeugt (fie^e fiipfius a. a. O.). 3ft es nun au^ geoig, bog ber ur« eo
666 fbftibtti^fitu M Kettm SefhnBOiM
fprfingli^e Ztxi nii)t »eniaer fcfl^ttigen Serftfimmelungen unterlegen ^, mit anhext
opolrnp^tf^ 6^riften, fo liegt bo^ lein ®iunb oor, Me ^ntiifit ber no^ oor^benen
6^^ mit ber urfprfingli^n ju leugnen. 3uerft tourben biefe Acta oon Srobe,
Spicileff. SS. Patr. I, p. 96—128 ebiert. loieberbolt in ber Sammlung oon Sones;
6 bos Seqlei^afte biefer QEbition ^ burd^ Ztoenborfs Ztxtf bem neue Cobi^s (Pari-
8iens.^ oon ^ol^m SUer aus bem 10. unb 11. 3<i^. oorloaen, eine ooIKommene
Slejenfion erfahren, unb eine no^ »eitere oon £ipfiu5 o. a. x3.; fqrtf^ bei 9Brig%
Apocryphal Acts of the Apostles, £onbon 1871 I.
c) Acta Barnabacy auctore Joanne Marco, ober genauer na^ bem orieAifc^n
10 (£obex: Jieglodoi xal jLiaQtvQiop xov äylov BoQvdßa tov änoazölov. ^vttqli oon
^apebro^e in Actis Sanctorom, tom. II, Antverp. 1698, p. 431—436 aus einem
cod. Vatic ebiert; neuerbiims oon Xifd^enborf a. a. O. 6. 64—74 unter Senu^ung
eines cod. Paris., be|fen Suter (oom 3a$re 890) felbft loieber ein 3^<i0^ V^ ^^
Witt ber SRten ablegt 6ie »erben enoS^nt oon Siegebert. Oemblacens. in catal.
15 Script, ecdes. ((Enoe bes 11. 3<t|r^unbertB). Saronius, annal. ad a. Chr. 51,
num. 51 meint irrtfimli^, bag fie ju ben bist apost. Abdiae ge^n unb fc^ibt
fie ad. a. Chr. 485, num. 4 einem SäriftfteUer bes 5. 3^^unberts ju, wogegen
Tillemont. in vita Barnabae (Memor. bist. ecd. I, p.ll89) unb in vita Joannis
Mard (II, p. 413) bie 9bfaffnng in eine fpfitere 3eit oerfe||t Sipfius li^ fie in ber
» 3eit 486—90 entftenben [ein.
d) Acta Philippi, ooer bisher bc x&v Jieolodtov ^dbutov rov äjuxnoiotif \o*
fem na^ einer Semerbtng bes cod. Yenet. bei Zif^^enborf a. a. O. p. XXXVII m
oem oor^nbenen Xezte (Xil^nborf €. 75—94} nur bie jbeite ^Slfte ber Acta Phi-
lippi oorliegt (ogL ben 9ta(9trag bei Zif(^nborf, Apocal. apocryph. p. 141 — 156).
20 3|t es ouA befrembli^, bag Euseb. bist. ecd. 3, 31 ni^ aus bie^n Utten fiber
bie (ßef^i^te bes Samabas referiert, fo Meinen bo^ bie (ErjS^Iungen bes Nic^hor.
bist. eccl. 2, 29 eine Sebntnqd^ mit oetdelben oorauspf^en. orie benn atk^ bie
SnoS^nung bei (ßelafius in decreto a. a. £). unb eine fummarif^e QEpitome bei Xna*
ftaftus Sinaita de tribus quadrajgesimis (in Coteler. monum. eccl. graec III,
M p. 428 sq.), auf ein jiemM ^es Wkt f(^Iiegen laffen. Damit ftimmt aud^ bie oiel»
fad^e SBenu^ung in ber ^eilmenlttteratur ber (ßrie^n unb £ateiner atfammen. Sonnet
entbedte im SatHan bie ooüp&nbigen Tteglodoi ^dbmov^ unb fiipftus teilt fie i^m
oollftanbigen 3nl^tt mi) mit in ben 3or2]b 1891 p. 459-73.
e) Acta Philippi in Hellade. SBo^l fpSteren Urbrun^s als bie ooi^erg^nben,
» ba fi^tli^ eine lai^olif^ Seaäeitung berfelben. $enf^emus in AS ad 1. mens.
Maj., tom. I, p. 9 berid^tet oon einem cod. Vatic., ber t^m oorlag, n^omit ogL ^^ßapt^
brodle in AS ad 6. mens. Junii p. 620 : Xifc^enborf a. a. D. 6. 95 — 104
^ ben Xezt aus einem cod. Paris, bes 11. t^a^unberts ebiert; fqrifi^ Acta Phi-
lippi in Garthagine bei 9Brig^ a. a. O.
40 f) Acta Andreae. Sie gel^ren jebenfalls in bas ^ö^fte 9lltertum, benn \ifon
Euseb. bist. eccl. 3, 25; Epiphan. haeres. 47, 1. 61, 1. 63, 2; Philasterius
haeres. 88; August, contra advers. leg. et proph. 1, 20 enoo^nen fie als bei
ben 9Rani^äem unb ^iretilem in ®ebrau$. August, c. Felic. Manich. 2. 6; Eu-
odius de fide c. Manich. 38 u. a. bejeugen, bag £eucius ffii ben Serfalfer gehalten
45 nmrbe, {eboA Q)flrbe naA bem {e^t oorltegenben Xexte, ber teils iibereinftimmenb teils
nid^t uoerein|timmenb mtt bem ift, ukis bie Slteften CUate ^äjUiäftx ScQrtftfteller bar^
bieten (ogl. Xif^enborf a. a. O. p. XLI sq.), efate latbolifierenbe, obmo^l fe^r frü^
Ketratttttion ber Sd^rift bes fieudus anjune^men fein, ^ebenfalls g^t SBoog gu oett,
wtm er bie SIbfaffung bis in bas 80. 3a|fr bes 1. 3^^- surfidbatiert. Sgl 9Boog,
60 jDtläftx bie mit unferen Slten ibentifc^e epistola encydica : Presbvterorum et dia-
conorum Achajae de martyrio Andreae, Lips. 1749, gried^M verausgab; biekibe
lateinijd^ bei Fabric. II, p. 746. 6ie^e überhaupt bie Hnterfu^ung mt%tn bes 9uters
bei Itf^enborf a. a. O. p. XLI sq., roofelbft ber j|Tie(^ifd^e ieart p. 105—131 ; aber
erft bie arfinblid^en Hnterfud^ungen oon £ipfhis, Die apoh. Slpoftelgefc^. I p. 543 sq.
5s bringen £id^t floer ben urf|n:ung unb bas gegenfeitige Ser^altnis ber oor^nbeneti
Ztitt bej. ^er mann^adben ^Bearbeitungen in ben oerfd^iebenen tird^IiAen 5lreifen.
Sonnet ^at 1894 bie gne<9. Snbreasalten unb bie latein. SRejenfion berfelben ebiert
g) Acta Andreae etMatthaei in urbe Anthropophagarum. Sie feinen unter
benfeffien SerMItniffen aus bes fieudus iSSfaxmm Qqi^tn entftanben ju fein unb ein
60 ebenfo ^o^ 9tter ju ^aben, als bie oorl^rgel^nben Acta ; i^r (5mauäi bei ben
a^InMP|esi M 9tettesi tt^tumM 667
SRani^öem unb C5noftiIem loirb iuxi) biefelben 3^U9niffe ber SIteti bejeugt. 3^^^nf<^ns
fyd anif $feubo*9bbia$ feine ^iftorie de Andrea aus ber Scbrift bes fieuctus gefd^)^.
epip^mufi (monachus X. saec. ed. Dressel. 1843 p.47) bnttgt, mk ous fetten SIten,
fo au^ aus biefen fol^e SteHen, bie mit bem oot^nbenen Xeatte äbexeinftimtnen.
3aIob (ßrimm ebierte unter bem Xitel ,,9nbreQ6 unb CEIene" Aa|fel 1840 etn altes 5
angelfä^fifAes (SebiAt, in bem ber 3nbalt unferer apolr^^if^n @d^rift »erarbeitet er»
f(^eint. XqÜo bat in bem oben enDaQnten $^gramm 00m 3- ^846 bie SDten felbft
ebiert unb mit tritif^en Hnterfud^un^en begleitet ; biefelben finb bur^ Zif^nborfs ^anb»
l^riftli^e Stubien loefentliA beri^ttgt unb DerooHftanbigt oorben, 9gl. p. XLVII sq.
unb ben grie^tfd^n Xext 6. 132—166 (ogl. ben Slad^ag in ben apocal. apocr. 10
p. 139—141). (Eine (qrif^ Öberfet|ung bei äBrig^ a. a. D. 6. 93^. «U(^ Aber
btefe ^en Derbreitet fiipfius a. a. D. neues fii^t.
h) Acta et martyrium Matthaei. Sie K^Iiegen ffa^ unmittelbar an bie oorl^r*
ge^nben an unb erf^inen als eine Sortfejping berfelben; ogL Xif^nborf a. a. D.
p. LX (bafelbft über bie aud^ Jonft ^fige itottfufion ber Kamen äRat^ous unb is
9Ratt^ias). Sie maien bie Queue ber metKen Zrabitionen Aber SRottbaus; fo ieben«
falls ffir Nicephorus, bist. eccl. 2, 41. X)er gried^itte Xest ift juerp oon Xif^n«
Dorf (6. 167—189) ebiert Q)orben, barna^ bie gritnoli^ Iriti|^ Unterführung oon
fiipfius a. a. O.
i) Acta Thomae. Sie getreu ber frfi^ften 3^^ ^ u^ ftanben bei benfeOben so
^ärettlem in ^o^em ICnfe^n, oie bie acta Andreae (ogL Euseb. hist. eocl. 3, 25 ;
Epiphan. haeres. 42, 1; 51, 1; 53, 1 u. a.). Suguftin ^ an brei Stellen fid^t«
li^ aus benfelben ge|<!rof^: 0. Faust. 22, 29; Adimant. 17; de sermone domini
I, 20. 3n ben bist, apostol. Abdiae 9, 1 (Fabric. I, p. 689) beruft fi^ berfelbe
ausbrfidli^ auf btefe SKten. 3uerft ebiert oon X^ilo 1823 ; bei Ztf^borf a. a. O. 25
S. 190—234. 93gl. ben 9la$irag in ben arK)cal. apocr. p. 166—161. Soüftänbig
Don Sonnet 1883, f^rif^ oon 9Bng|t a. a. O.; f. oor allem fiipfius a. a. D.
k) Consummatio Tbomae. Sie bilbet loo^I ben S^Iugtefl )u ben ooi^ge^n-
ben ober fte^t loenigttens in einem engen Ser^Itniffe ^u fenen. Xifc^enborf Qat fie
(S. 235—242) juerft ebiert aus einem bis boü^in einjm belannten Cod. Paris, bes 3o
II. Zdfftfi.; mnaäi Sonnet 1863, f^rifd^ äßrig^ a. a. D.
1) Martyrium Bartbolomaei ; grt^ifd^, oon Xif^nborf a. a. Z>. S. 242—260
aus einem Cod. Venet. bes 13. 3<^^. ebterL (Es ftimmt im mefenüi^en mit bes
Slbbias bist, apost. de Bartbolomaeo fiberein, ift q)O^I aber tbtt fflr biefes QueHe
aen)efen, als umgele^rt, loenn ni^t oieKeid^t beibe aus oerfelben uueue f$3)^en. !Die »
Inten bes Bartholomäus in ben Dafen fiel^ bei £emm a. a. O. S. 103—6.
m) Acta Tbaddaei, fqrifA Addaei. Die aRipn bes Xbabbaus (ogl. oben
S. 663, 57) an ben ilbnig tTbgar oon Sbejfa, ber Sri^me^fd pif^n (T^«
ftus unb Slogar, fon)ie bas für ^gar beftimmte $orträt (E^riftt, ift eine Zrabition ber
älteften 3^tt; suerft ermahnt oon Euseb. bist eccl. 1, 13; f. $ofmann, fieben 3^fu ^
S. 293 u. 307 f. Db ffir biete Xrabitionen obiae SOten bie JQuelle loaren, mug bc^in»
geftellt bleiben. Xif^nborf ^at fie im grie^ifi^n Xest ebiert (p. 261—265) aus
einem Cod. Paris bes 11. Z^^xf). Damad^ fitpfius a. a. D. Sie ru^en auf ber im
3. (3^^n) ober 4. 3^^* (fiipfius) entftanbenen fQrif^en ^doctrina Addad, berausgeg.
Don Iß^iltfjps, £onbon 1876, unb no^ einer armenifd^n Uberfe^ung franjöfif^ oon oen ^
SRe^ttariften 1868.
n) Acta Joannis. Sie ge^bren ebenfalls bem (od^ften SHtertume an ; ogl. Euseb.
bist. eccl. 3, 25; Epipban. baeres. 47, 4; Augustin. c. advers. legtet propbet.
1, 20 u. a. Son biefen Q)irb lein Slutor genannt, bagegen nennen Pbot. bibl. cod.
114, Innocent. I, epist. ad Exsuperium 7 u. a. ben fieucius als Serfaffer. Die ^
S(^rift ftanb ebenfalls bei geQ)iffen ®noftiIern unb ben SRaniASem in ^obem Xnfe^n.
!Xif(^enborf a. a. X). S. 266—276 ^ auf (Brunb yootitx i^m bis ba^in allein be*
!annten $anbfc^riften 3n)ei (Fragmente baoon herausgegeben. Damad^ fyibm 3obn,
Acta Joannis 1880 unb fiipfius a. a. O. neue grtagmente jur Sefprequng gebramt;
bie Slnfic^ten borfiber ge^en auseinanber. Si^es laM fid^ nur fiber bie Studie oe» ^^
Raupten, toeld^e ben Slften ber 2. Snnobe oon 9ticaa (787) einoerleibt finb. Die bi-
storia Procbori, wü^t fc^on äR. 9ceanber 1567 unb bann 3<^^Yt 1880 berousgegeben
^aif berührt fid^ nur im 9ln|anQ unb Sd^Iu| mit ben acta ; [ie atebt etn £e&nsbUb
bes Slpoftels, bas fid^ als etn lat^olif^ SRa^erl etunt um bie URitte bes 5. 3<^^*
enoetft. SBrig^ ^at fqrif<^ eine bistoria Joannis oeröffentlid^t, bie ebenfalls lo^o« ^
668 tl^tflr^l^csi bcd Kcticit Scftoiiuiiitd
IMen Urfprungs ift, ober mit ber oorigen loentg Serü^rungspunlte hat T>xt lateiitt^
mtn miracula Joannis bei Wbm (Fabric. II, 531 ff.) unb bie Dem Slelüo 5uqe»
t^riebene passio Joannis (Fabric. III, 60 sq.) ^aben mit ^o^oros nt^ts gemetn.
Die vita Joannis bei $feubo*3fä)Dr (in ben Orthodoxographi bes Grynaeus II,
5 597 ff.) bietet toenig ober niAts Sleues. fiipfius [teilt in Susfi^, boft guoerifilfige
Xexte biefer gansen opolr^p^ifc^en 3o^annesIitteratur erft oon ber $anb 9Rax. Somtets
ju ertDorten feien.
Damit ift bie cq)oItm)bif<^e tRten^^fiitteratur no^ ni^^t erfABpft; mh Q)flrben ober
bie gebotene Srenje ilberfqretten, loollten loir olles, ^ouptfä^Iii^ erft in ber neueften
10 3^it auf ben SRcmt (Sebrad^te. meift Srcagmente unb minber SBelangrei^, ^ier jur
^efpre^ung bringen. SBir muffen in biefer Sejie^ung auf fitpfius unb Sonnet oenoetfen.
III. Epistolae apocryphae. 6<^on oben baben mic (f. 6. 667,S7) bes
Sriefioe^fels 3Q)if^n (E^riftus unb Xbgor V. oon Sbeffa gebaut. Das IBeitere fie^
in bem CSIbgor 6.98, 12. — DieXrabition loei^ no^ oon anbem Scriptis Christi,
15 bie aber ju fj^r ber SR^t^ ange^Bren, als bog nur fie ^ier anführen follten ; fte finben
fi^ DoUftänbig bei Ooetzins, diss. de scr. Chr. Yiteb. 1687; Ittigius, in Hept.
diss. I, c. 1. 2; Fabricius, cod. apocr. N.T. I, p. 303— 321; III, p. 439, 511 sq.
•— Die Zrabition ^at femer au$ ^Briefe ber SRcuria au^uioeifen; berglet^en ift bie
epistola Mariae ad Ignatium, ein ^nttoortld^reiben an biefen 6<^üler bes 3^'
20 (annes, oon bem nod^ Q)eitere Sriefe an bie 9Jtaria esiftteren (ogl. Jac. Usserius,
dissert. ad Epist. S. Ignatii cap. 19; Fabric. I, p. 834 sq.). gemer eine epi-
stola Mariae ad Messanenses (ogl. Fabric. I, p. 844 sq.) utü) eine epistola Ma-
riae ad Florentinos (ogL Fabric. I, p. 851 sq.). Sie ae^5ren fSmifid^ einer vx
fofiten 3^it an, als ba§ m\t fie mit ben fonftiaen apobnp^if^en 6^rtften auf gleiqe
25 Stufe ftellen iSnnten. — Unter ben ben S[i>o|teIn angeoi(^teten 93nefen jtnb 3una#
jmei Sriefe bes Petrus an ben 3<^^us 3U nennen. Den erfteren enofi^nt $botius
(bibl. cod. 113); er mox ben Stelognitionen bes Clemens oorausgef^idt, unb Setrus
oerforid^t barin bem 3<dobus feine oon bemfelben erbetenen actus jujenben. Dte Un«
e^tqeit biefes ^Briefes ^ngt mit ber ber Sletognitionen jufammen. (Ebenfo ift es mit
80 bem peiten Sriefe bes ^etrus an 3<^b^us, melden Franc. Turrianus, apol. pro
epist. pontificum 4, 1 unb 5, 23 an bas fii<j^t 30g, nnb Cotelerius, patr. apost. I,
p. 602 ben §omiIien bes Siemens oorausbruden lieft ; au^ bei Fabric. I, p. 907 sq.
abgebrudt. (Es roirb barin ber bereits gef^e^enen Senoung ber actus oon fetten ^etri
gepa^. Henric. Dodwell. diss. 6 in Iren. § 10 ^ält i^n für ein ebionitifc^
36 uRa^erl. — Über „uneAte ^aulusbriefe" ^anbelt ausfü^rli^ 3^^" '^^ \^^^^^ ®^t^-
bes neuteft. ftanons II, ^. 565 — 621. Daft ber na^ jlo 4, 16 00m Paulus an bte
£aobicener gef^riebene, aber oorloren gegangene Srief alsbalb bur(^ apolrpp^if^e
(Jfabrilation erfe^t morben ift, mirb niemanben ^unber nehmen; fo finben wtt benn
fc^on bei Hieron. catalog. Script, eccl. in Paul.; Theodoret, in Coloss. 4, 16;
40 Gregor. Magn. lib. 35 in Job. 15; Timotheus (presb.) in epist. bei Meursius
in var. div. p. 117; concil. Nicaen. II ed. Labbean. VII, 5. 475 u. a. ein fol^es
une^tes JJfabruat enoSbnt unb oenoorfen. Der Xext, mobei freiließ fragli^ bleibt, ob
er mit jenem in ber ölteften Äir^e oenoorfenen ibentiW ift, finbet fi^ juerft lateinif«^
bei $feubo«9lnfeIm. in Coloss. 4, 16, ebenfo in ben >tommentaren bes (Jraber Stopu^
45 lens. (ber oier äRanuffripte gefe^en baben toill) unb ben S^olien bes Zo^- SRorian.,
ferner ift er oieIfa(^ in beutf^e (oorlut^erif^e) Sibeln aufgenommen; 6tef. $r5torius
Sab il)n befonbers lateinifA unb beutf^ heraus ($amb. 1595, 4). (Srie^ifm, b. ^. aus
em fiateinif^en in bas (Dried^if^ ilberjeM (fotoie in nod^ 10 anbere Sprachen), ebierte
i^n (Elias $utter 1699, beffen üext afabnrius (I. p. 873) abgebrutft fyd. Der ganje,
50 aus 20 Serfen befte^enbe Srief lagt bur^ ben äHangel an paulinif^em (Sepröge leitet
feine Uned^t^eit erfennen, loie benn au$ fd^on (Erasmus (ad Coloss. 4, 16) oon i^m fagt:
quae nihil habet Pauli praeter voculas aliquot ex caeteris ejus epistolis men-
dicatas. Sgl. nod^ 2lnger, über ben fiaobicenerbrief, fieipj. 1843; SBiefeler, de ep.
Laodicena, Gotting. 1844 ; 3a^n, (5c|(j^. b. neuteft. Äanones II, S. 566 ff., 584 %
56 — 3w ben liierter gehörigen apofrgplitfi^en S^riften ge^rt femer ber Sriefioe^fel
jtoifd^en ^ßaulus unb Seneca. (Es gebenft beffen suerft Hier, catal. Script, eccl. 12,
unb jioar in beifälliger SBeife, toö^renb Augustin. ep. 153 yx>ax aud^ beffen (Enoo^^
nung t^ut, aber nad^ de civ. Dei 6, 10 i^n faum für glaubtoürbig ^8It, ©ie es aut^
Saronius (annal. ad a. 66 num. 12) aus ben äÖorten 9lugujtins abnimmt. Diefe
60 Sriefe, fe^s oon Paulus unb acj^t oon Seneca, oaren frü^seittg loeit oerbreitet unb
fSafOit^fit» M ftettesi teftewette» 669
tourben Dorjflglic^ im aHittelatter beifällig aufgenommen ; ba^r [inb |ie felbft in bie alteren
9lusgaben bes 6eneca flbetgegangen, ^ 93. in bie ed. Neapolit 1484, fol., ed. Venet.
1492, foL; au^ (Erasmud tio^m fie in feiner ed. Basti. 1629, fol. auf, f>e aber
ein |d^arfe$ Urteil über fie ^inju. Unter bie paulinifc^n ^Briefe in ben neuteftament«
lid^en Aanon toagte fie erjt gcäer Stopulens. (ißaris 1612, fol.) oufoune^men. 9lufter« 6
bem finben fie fi$ nod) ^ter unb ba (ogL Fabric. I, p. 891). Über i^re Une^fi^eit
Dgl. Fabric. III, p. 710 sq.; bagegen nimmt fie (Belpie (De familiaritate quae
Paulo cum Seneca intercessisse traditur verisimilJlma. Lips. 1812, 4) unbe*
greiflid^enoeife in Sd^ufe. Der ganje SriefroeAfel ift mofjH eine (b^nbuno, loä^e auf
bem aus 91® 18, 12 toniijierten freunbfc^aftuAen Ser^Itniffe jm^en ^aulus unb lo
Seneca bafiert. SBefterburg. ber Uifprung ber Sage, bag Seneca (t^rift geioefen fei
1881 S. 41 ff. ; 3a9n, (5t]A. b. neut. Aanons II S. 612 ff. — 3n S^nli&er äßetfe
gab bie Stelle 1 jlo 6, 9 SSeranbtffung gu einem britten Snefe Sauli an bte jtorin:»
t^r, ober oielme^r ju bem erjten. ba er nad^ biejer Stelle bos eqte Senbf^iben an
bie ftorint^er fein Q)ürbe. Dag ^ler ^aulus oirui^ oon einem frfi^eren, uns oerloren is
gegangenen 93rief rebet, ift Ito, unb fo baben es aud^ oiele oon ben filieren Ürd^Ii^en
S^riftftellern aufgefa^, bie neueren faft ffimtlü^ (fie^e jebo^ Stofd^, de epp. ap.
idiogr. 1761 p. 76; SRfiller, de trib. P. itinerib. Gorinth., de epistolisque ad
eosdem non deperdiüs, 1831). Dag ber Serluft balb fubftctuiert loarb, ligt fi$
beulen, unb fo ermahnt Jac. Usserius (1. ^filfte bes 17. 3^r^.), ep. Ignatii ad 20
Trallianos § 11 sugleid^ mit bem S^iben ber itorint^er an ben Paulus einen
armenifd^en Xtxi besfelben, apographum Smyrnae descriptum, quod exstat ap.
Gilbertum Northum, mas auc^ Zo% (ßregorius in praef. ad observat. in quae-
dam S. S. loca. Lond. 1660 (Griticorum sacr. AngL IX, p. 2760) beftitigt; ein
Ssemplar n^iU (Bregorius Jelbft im Orient gefe^ ^aben; ogl. ntk^ Fabric. L p. 918 sq. ^
Den Xext felbft oeröffentlid^te SBilÜns (Amstelod. 1716, 4) aus einer in bemMuseo
Philipp! Massonii oorge^nbenen armenif^n ^anbfArift in lateinifd^er uberfetong
(aud^ tn bist. crit. reip. literar. Massonii X, p. 148), na^bem er bereits beutfq in
ben „äRonatlü^en Untenebungen'' 1714 S. 887 unb ben „Svenen 3^itofifl^n oon ge«
lehrten Sachen" 1716 S. 174 erf^ienen mar. Seine Une(i^t^it lourbe f^on bamals so
ermiefen, ogl. Fabric. III, p. 670 sq. 9lad^mals fyd bas Sd^reiben ber itorint^r unb
bie ^ntmort bes ^aulus in ooQftfinbigfter (BeFtoIt abbruden laffen Slu^er, grammar
Armeniae and English, Venedig 1819; unb in beutf^ Uberfe^ung W. Sf. 9{inl,
Das Senbfd^reiben üt Ao an ben 9lp. jB. unb bas britte Senbfd^retben iß. an bie jlo,
$eibelb. 1823. Seigen unfrud^tbaren äSerfudb. fie als edbt ju enoeilen, ^ fd^Iagenb 36
miberlegt Ullmann, über ben britten Srief ip. an bie 5to 1823. 9leueä>ings Q)urbe
au(^ ein lateinifd^er Xext entbedt: (Earridre unb 93erger, La correspondence apocr.
de St. Paul et des Gorinthiens 1891; ogl. ^amad, Z^fiS 1892 S. 2 ff.; 3a^n,
Der britte Aorint^erbrief im Z^fi» 1892 S. 186 fg., 193 ff.; Sratle, (Ein smeiter la*
tein. Ztxt bes apoir^p^n Sriefmed^fels ysAjäfen ißaulus unb ben jlorint^m, in ber 40
3:^fi3 1892 S.686J.; Setter. Der apolroppe 3. Äorint^rbrief in ber I^QS S. 610 ff.
unb tn ber fot^ol. ^unbfAau für bas latQoL Deutfd^Ianb 1892 S. 193 ff. ; Der apo«
fr^p^. 3. Aorint^rbrief, ißrogr. Xflbingen 1894. — S(^liegli^ fei no^ ber epistola
S. Joannis apostoli ad hydropicum gebort, meldte in ber apohnp^if^n Sd^rift
bes $feubo ^rod^orus (f. oben S. 667, 56) fid^ finbet. Der Srirf bes 3o« 45
Cannes an ben oon i^m $eiluna Su^enben ift natiirltA ebenfo uned^t, ab; bie ganse
6(^rtft bes ^ro^orus (ogl. fiipfbts. Die apolr. Slpoftelaefd^i^te I S. 386).
IV. Apocalypses apocryphae. Dbmo^I bie auf uns gelommenen 9tamen oon
apoIr9pI)ifc^en Slpolalppfen jiemlid^ jablreid^ fii^ fo ift uns bod^ nur oon wtnmn ber
Xext ober (Jrtagmente besfelben oufoe^alten. So ift auc^ bie oon Xifc^enborf ebierte so
Sammlung, apocalypses apocryphae, Lips. 1866, niAt befonbers ergiebig. Oboo^I
faft mit d^riftlic^e SBerfe gefd^ä^t, getreu nod^ nid^t ^ier^ bas apofrQp^ifd^e Suq
$eno(^ unb bas oierle Sudg (&xa. ^uni^\\ ermähnen mit eine oon ber lanonifd^en
oerf^iebene Apocalypsis Joannis, beren juerft bie scholia ad granunaticum Dionysii
Thracis (aus bem 9. ^dbäf. abgebrudtt in Becker, Anecdot. graec. III p. 1166) 56
gebenfen. 9}or Xif^enborf maxm brei Godd. belannt, aus meu^en Slnbreos SircQ
(Auctarium 1804) feinen Xest j^dpfte ; Zif^nborf entbedtte noc^ 6 anbere, bie aber
fömtlid^ toefentlic^ untereinanber aoioet^en ; auf (Bruno berfelben ^at er ben %txt a. a. D.
S. 70 — 94 ebiert. Der litel ift : ^ATioxdivyfig xov äylov 'laxiwov xov ^eoXdyov.
Der Slnfang lautet: Meiä zi^v ävdiiriipiv xov KvQiov ^jluüv 'Itjoov Xqujxov tuxqe' go
yevöjurjv iyo) ^codwrig juövog hü tö öqos to fiaßdyg x. r. X, — Die oott (Eerittt^US
gebrauste, auf ben Sohnes jurüdgeffl^rte Xpalolme (ogl. Euseb. 8, 28; Niceph.
3, 14 : Theodoret. haeret. fab. 2, 3) iDOt {eben^Uift oon ber neuteftomentli^n in
tDe|etttH^n ißunlten obioei^enb, nnb für feine 3®^ (^ htxvljli fiA na^ ben ange«
6 filierten Sitaten auf felbft et^oUene Offenbarungen) ^uted^tgema^t. — über eine anbm,
angebli^ 1596 in Spanien aufaefunoene l[)U)Iaqpfe bes Ztlf^m,t&, loel^ ber ^eilige
(£ä(iliu$ (Sii^fller be$ fitteren 3<tu)bu9) bereite m bas (bontals no^ gar ni^ oor^n»
bene!) SpantJ^e flberfe^ ^aben [oU; ogl. Fabric. I, p. 961 sq. — (Eine Apocalyp-
sIb Petri iDtrb Mon m Can. Muratori unb Catal. Claromont. ermä^; Jemens
10 Xles. \fiX fie bereite lomntentiert, unb SRet^obius im Symposium X virginum 2, 6
f^eint fie }u ben '&eo7jvevGxoig yocLfifiaoiv ju rennen. Dama^ enoa^nt fie Euseb.
3, 3 u. 25; 6, 14; Hieron. catfü. scr. eccl. de Petro: Sozomen. bist. ecd. 7, 19,
ja naA Clem. Alex, in edogis ex Tbeodoto excepüs § 49. 60 oarb Re bereite
oon bfefent ^oretiler Ü^botos benu^ ; aus Clem Alex, marb fie oon (&rabe, Spidl.
16 1, p. 74 in feine Sammlung aufgenommen. SpStere 3^i^niff^ fi^ ^i Fabric I,
p. 941 sq. $ilaenfelb \fiX fie in jeinem Nov. test. extra canonem 4 p. 71 sq. }u«
fammengelteltt. 9Uuerbiim finb ubenefte oon i^r jimlei^ mit bem evang. Petri ent«
oedt ooroen in bem SRönc^ab oon SQ^mim (f. oben 6. 663, 19), feboc^ finb
fie hinter ben Ser^nblungen über bas ev. Petri einigermogen jurfi^eireten ; oos
so Sebeutenbfte aus ber fiitteratur btelang: DietriA, Seiträae jur Sru&rung ber neuent*
bedien $etrus«9Ipo!al9pfe fiei^q. 1893; ^omaa. Die ^trusapoIaMe in bet alten
abenbl&nb. ftir^e 1896. — (Eine oon jener oei ben Sdten oerbreiteten Spolal^pfe
ißetri oerf^iebene enoSbnt unb exjerpiert 2^Iobus be Sitriaco (9lnf. bes 13. 3<^-)»
{ebenfaUs oiefelbe, toelqe Xlesanber SlicoU 1821 in einem cod. Bodlej. auffanb. 6te
25 u^ill oon (Tlemens, bem S^Ier bes Petrus, oerfa^ unb liber perfectionls benannt
n)orben fein. Sgl. XiMenborf a. a. D. p. XX. — !Die 2 ito 12. 2. 4 enod^nteCnt«
jfidung oes ißaubts in ben oritten ^immel, loo er unausfpre^Ii^e SBorte ^5rte, ^
ebenfodUs ju einer Apooalypsis Paidi Seranlaffung gegeben. (Eine fol^ loirb oon
Cpipbanius (haeres. 18, 38) als bei ber ^ettf&en Seite ber (Eafaner in (gebraut
80 erioö^nt unb ävaßdtixov IlavXov genannt ; basfefte anabaticum Pauli, loorin ono«
ftifi^e ^bilofop^me trcdtiert Q)orben 3u ^in feinen, dtiert auc^ 9Ri^eI Gqcas
(12. 3<^<^-)f annal. 11, p. 120, toS^renb eine baoon oerf^iebene, bei ben SRbn^n
bes 4. 3<4^unberte gebraute Apocalypsis Paidi oon August, tract. 98 in Joann.
Sozomen. bist. 7, 19; Niceph. 12, 34; Theophylact. in 2 Cor 12, 4; Gelas. in
» bem öfters anaefi^frten decr. de libr. apocr. u. a. eno&^nt toirb. Sgl. £fide, Serfuc^
einer oollftänbtgen (Einleitung in bie Offenbarung bes 3o 1848 I, S. 232 k. Xif^en«
borf a. a. O. p. XIV k. 9la^ du Pin, Bibl. prolegom. T. II, p. 94 follen fie bie
jtopten noc^ befi^en. Den Xezt ^ juerft aus einem bei ben 9leftorianem gefunbenen
forif^n Cod. ber SnglSnber ^tm^i in einer englif^en Öberfe^ung £onoon 1866
40 ebiert. Xifd^nborf fanb mt\ neue gried^if^e Codd. (Monacensis unb Ambrosianus)
unb ^at barous ben grie^ifd^en Xext mit beigefügter obiger englif^r äberfe^ung ebieit
a. a. O. S. 34—69. Das ^Iter fe^t Xif^nborf in bte 9la^e bes Xobestabrts bes
jtaifers !Xbeobofius, Q)eil bemfelben in ber (Einleitung eine roid^tige 9{oIIe in ber Suf»
finbungsgetei&te juerteilt oiiro. (grabe (spicil. I, p. 85) berietet oon einem auf bei
4r, Oxf orber »ibliot^e! befinbli(^en CCobex (cod. 13, N. 2, Ant. fol. 77 b.), mMi^x eine
revelatio Pauli banbfdiriftli^ entbölt ; bo^ f^int biefe oon bem Sfegfeuer unb ber
^olle ^nbelnbe ^olal^pfe f^on bur^ biefen abmei^nben 3n^alt Ji$ als nic^t iben»
tifd^ mtt ber oor^tgenannten, fonbem als ein toeit ffingeres Snaqroerl ju enoetfeti
(ogl. Fabric. I, p. 943 sq.). — gragmente einer opotol^ptif^n S^rift Revelationes
Go Bartbolomaei entölt ein in ^aris befinblic^er lofitif^er Xext, ben Sulaurier, ^ßaris
1835 mit franj. Öberfe^ung ebtert ^t; legiere ift abgebrudt bei Xifd^enborf a. a. 0.
p. XXIV K. — «Ebenbafelbft p. XXVII fmb »nu^ftüde einer Apocalypsis Mariae
aus jiemlid^ jungen Codd. gegeben ; bas 3BerI [elbft f^eint gleiAfalls bem 9RitteIaIter
feine CEntfte^ung ju oerbanlen unb erjö^It oon einer $oIIenf($rt ber 9Raria. — Sine
G6 Apocalypsis Thomae n)irb in bem o^ers enoä^nten 93enoerfungsbeIret bes (&elafius
a. a. O. enoo^nt, bmmt aber fonft mraenbs oor. — Sine Apocalypsis Stephani,
oielleid^t bur^ W& 7, 55 oeranlagt, toiro ebenfalls bafelbft enoSbnt, foroie oon Sixtus
Senens. Bibl. sacr. lib. 2 p. 142 unter Serufuna auf bie Schrift bes Serapion adv.
Manich. als bei ben 9Rani(^em in ^^em Snfe^n itel^nb ; bo^ bemedt fd^on gabririns
60 (I, p. 966), biefes (£itat bet Serapion nirgenbs gefunben }u ^aben. 9)mb. ^ofnuma.
«HUmci» 671
Slyotrw^etiftfett |. 6. 628,32 unb b. 9(rt. Sibelgeiellf^aften.
S^onitiartd (älpolitiorios , ^ollinacius) oon fiaobicea. ßum 92amen f. ^^.
3a^n, Sorf(6. j. öcf<^i*te be§ Äanon§ u. f. ». 5, 1893, 99—109. — «gl. 6^. ®. &. SBal*,
(Entwurf einer uottft. ^iftorie ber ftc^ereien u. f. »., 3. X^L 1766, 119-229. (gnt^ttlt eine
treffliche, üicUcic^t bie befte (gtörteruna fotoobl ber litterargefdb. alÄ au(^ ber if^oU Sragen. — ß
3. ^räfetc, «poHinarioÄ Don S., fein ßcben unb feine ©Triften, in 211 7, 3. 4, 1892.
a)ieS »uc^ (f. «. Sülic^er in ©a« 1893, 73—86) ifi in feinem untetfu^enben Xeil (6. 1
big 202 ; bie ja^lrci(^en «ufffti^e 3Dr.8 über «. in 3ft®, SptSb» 2:^®tÄ ftnb ^ier Derwertet)
breit unb hoq lüden^aft gef^rieben, tod^renb in bem an fi(b banfentoerten 9(nl^ng (®. 203
bis 494: Ap. L. quae supö^unt dogmstica) au^r ben erfhnalig, freilicfi nic^t gang DoQ« 10
ftönbig (f. Sülid^er o. a. O. 77) gefammelten tieften ber boQmatif^en ®(l^nftftellerei K.i»
man^cd aufgenommen ift n>a# i^m nur nad^ me^r ober toemger begrünbeter i)ihttma^ng
5)r.S 5ujuf(^rciben ijt (f. u.); «L <Bpa^, fi o. S. ©ergier, 1895 (rujf.; f. ^, »ontoetfc^ in
X^fi© 1896, 17 unb SB^j. 3eitf(ör. 5. 1890. 3. $eft). — 3u ber Äb^onblung t) xazä fiigoi
jTi'üTig \>al (5. $. öaSpari, "älU unb neue GucHen u. f, »., 1879, 65—146. — Sur pfeubo» 16
jufttnifc^cn Expos, fid. 2funf in t^O© 78, 1896, 116—147. 224—250. — ßu ben ejegetiftften
Sd)riften 3. %. «ramer, Catenae etc., 4, 1844 (9lö.) ; «. 5Wai, Nov. patr. bibL 7, 1854,
pars 2, 76-80; 82—91; 128-130. — a)ie ^faImen*5Wetap:^rofc (ed. princ, Par. 1552 ap.
Tumebum) in MSG 33, 1313—1538: $robe einer !ritif(l^n «iudgabe Don H. fiubmic^ im
2 Slönigdb. $rogr. 1880 u. 81 ; Dgl. Submic^ im ^ermed 13, 1878, 335—350 unb in mn, 20
Stub. 1, 1.887; 3)räfc!e in 3»2:^ 31, 1888, 477 bi« 487; 32, 1889, 108—120 («. d. S.
63—80). Über Xejtinterpolotionen bun^ 3. 2)iafforintt« f. Submicft in »^ SeitfArift 1,
1892, 292—301. — 3ur X^cologie Dgl. 3- Ä. 3)omer, 2)ie fie^re Don ber ^rf. C^r. 1,
1846, 975—1036; «.©arnad, ßcljrb. b. 2)ogmeng., 2. «b, 1887, 312- 324; 1895«, 309-321;
3. ©c^roanc, 3)ogmcngef(^. b. patrift. 3eit 2. «b, 1869, 358—66; 2. «ufl. 1895 \ 277—283. 26
1. £eben unb 9BerIe. Unter bem Kamen StpoHinaris oon £aobkea (in
Svrien) [inb in ber ilir^ngef^i^te aoei SRänner. Sater unbSo^n, bebmit; inbeffen
beru^, mos man oon bem Sltecen erfi^. teUtDeife moU auf Senoe^Iuna mit bem
jüngeren. Solrates (H. E. 2, 46; 3. 16) ecja^It, ber Sater, ein SOexanbctner, ffoibt
M 3uer[t in Ser9tus , bann in fioobicea als £dker ber Grammatil nieberaelaffen unb ao
fei ^ter ^resb9teraen)orben. IBegen feines Serlevrs mit bem Sop^iften (Epmonius fei
er 00m Sifc^of X^eobot gemannt (6ojtom. 6, 26: eadommunhiert), oon btffen 9laq*
folger (oor 335) (Beorgius aus bemfelben (Brunbe (6i^m. nw^I riqtig [f. it.] : toegen
Serbinbung mit St^anafius) extommunijiert morben. 9la^ bem Srla| bes 64ul«
gefe^es jlaifer 3ulians (f. ben V.) oon 362 ^abe er feine Ittterarif^ Stibung in ben 35
:Dienft ber (Erjeuaung einer f^nen £itteratur ^riftliAen (Beprfiges geftellt, ben Senta«
teucb unb bie bmonf^n Bnfyx bes 9IX teils epifm, teils bramatifA be^anbeU unb
üiberbaupt febe !Di(btungsart gq^fleot, um ber ^ionif(^n fiitteratur Sftbru^ ju t^n.
Sojomenus (5, 18) mtih oon biefer Z^otigleit ni^ts, f^ibt fie oielme^ bem So^ne
ju unb bfirfte bamü um jo me^ im SltifU fein, als er fic^ — mol^I auf (totnb feiner 40
jlenntnis oes ^^iloftorgius — fiber ^oU. ben fungeren beffer unteni^tet jeigt als
Soirates; au(^ mfijjte, menn biefer im Siechte ift, ber altere 9L biefe großen unb oöllm
neuen Slrbeiten unternommen ^oben, als er bie Sd^Ue ^^n (Breifenalters ISngft
überfd^ritten batte. ^Denn fein 6o^n, Slpodinaris bn jAngere, mirb iaum na^ 310
geboren fein, ba Spip^nius (haer. 77, 2) i^n L 3. 376 als TgQsoßvmg xa2 oefivo' 46
jiQemjg bejei^net unb er na^ Solrates unb Sojomenus (1- <^J ^^ o^in Sater bei
C^ip^anius bbrte unb oon X^eobot, alfo iebenfaüs oor 335, gemagregelt Qntd)e. Dag
er bamals £eItor mar unb bereits bie SteUung eines £e)rers ber K^toril belleibete,
berubt freilid^ nur auf bem 3^8^^* ^^ fummarif^ oerfa^enben Solrotes ; Sojomenus
fcbmeigt barüber. 3n bos 3<4< 3^6 fillt bie Selanntf^ mit bem ni^ unbebeutenb 60
alteren Slt^nafius, ber auf ber Kfidreife na^ Xlesanorien aus bem (Exil in £aobicea
etatton ma<^te (S03. 6, 25). Sus ber Sdanntfdbaft entmideUe (ül^ eine greunbf^,
bie au(^ bie t^eolo^ifi^en uReinungsoerfi^ieben^tten jmif^H beiben SRoinem aber«
bauert vx ^oben [i^txni. X)ag 9p. auf biefe Seähtbung ^in oon bem bamals no^ ben
^omoufianem fetnbM gegenfiberfte^enben ®eorgius aus ber tir^Iic^n Cbemeinf^aft 55
ausgef(bloJfen mürbe, fou nad^ bes Sojomenus praamatifAer Ausbeutung ben (Bruno
für bie .,5te^erei'' abgegeben ^en, bie er nun ausgebilbet oabe. 3n äBa^l^it oerlautet
oon biefer „fte^erei'' oorerft nod^ ni^ ; mobi aber vm% Sb. fi^ in ben nfiAften 3^'
^tf)nitn als energifcber Sortreter bes ^omoufianismus in 69rien (eroorget^an baben :
tm 3. 362 be^ei^net i^n Sltl^nafius als Sif^ (Tom. ad Antioch. 9, ogt. au^ eo
Philost. 8, 15, Nemes. nat. hom. 1, unb Hieron. vir. ill. 104), gu einer 3^^^ <dfo,
672 9if0tbmi$
als ju fiaobicea ber oon Stcorius oon QSfarea jum Slad^folger be$ Seorgius geioet^te
^elagtus SMof iDor. !Dq biefer bem redeten glügel ber SRittelpartei angehörte» bie
er[t anmo^Ii^ füt ben ^omoufionistnus geioonnen mürbe, i[t bie Sermutung mofjH ge«
reqiferttgt, bog 9p. als gfu^rer ber ^omouKani[<^en SRinoritat fein ®egen6if<l^of nnir.
5 9Rit Sa|ilius, bem fpSteren Si[<^of oon ^farea, fyd er bamals in Serfefir geffamben
(Bas. Ep. 131, 2 u. 3. ; ogl. oen Sriefn>eqfel, beffen SAf^it :DrafeIe [3$t(B 8, 85
bis 123 = 9. 0. fi. 100—121] toi^rf^einli^ gemalt bot). 3eittoeiIig $ielt er ]i^
in 9Intio(^ien auf, too er Sln^anger qotte, beren einen, Sitalius (f. u.), er jum Sifqof
Q>ei^te (Bas. Ep. 265, 2; Theod. H. E. 5, 4). $ier ^rte i^n $ieron9mus oor ober
10 na^ feinem Slufenf^It in ber (E^kis (374 ober 379) oft unb gern (Ep. 84, 3).
9Bann er mit fernen Sonbermeinungen an bie £)ffentli^leit getreten ift, I&jjt fi(^ ni^
[i(^ beftimmen. Die alesonbrinif^e Sqnobe oon 362 f^eint |^on bagegen ju polemt«
(ieren, loenn fie aui^ ben Url^eber ni^t nennt (Äthan. Tom. ad Ant. 7). £)b Wfyt»
, if
^eif(
niedrer (Bas. Ep. 131, 2; 224, 2; 226; 244, 3^. (gregor oon 9tfffa beiompfte bie
nafius felbft no(^ bie geber gegen ben alten Aameraben ergriffen ^, ift jmeifeQtaft
16 (f. u.). Seit SInfang ber fieojiger 3#^^ ^i^t man i|n in roeiten Reifen ffir einen
3nlem
(E^riftoloqie bes SBoIfes im Si^afsQeib in eigner o^rift (f. u.). ^teron^mus (1. c.)
lotll freilt^ leine gef&^rli^n Sugerungen oon i^m oemommen 9aben, unb Spip^anius
n. c) nennt i^n äel fiiuv äyanYfc6q, obioo^I er ben SlpoIIinarismus als b^j'nbere
20 ^Srefte (77) in fein $anarion aufnahm. 9l3mif^ S^nooen oon 377 (jum Datum
f. 9{abe, Damafus 111. 113. 136; ogl. au$ Bas. Ep. 263, 4; 265, 2) unb 382,
eine antiodbenif^e oon 378 leoten 3^ugnis gegen bie neue 3nle^e ab, bos fogenannte
2. öfumenijAe Aot^il 3U Aonftantinopel 381 oerbammte im erften ftanon bie ^ollina^
riften als lente ber aus bem trinitcurifi^en Streit ^eroorgeaangenen 3nl^ren. unb itaifer
25 3J^eobofius orfidte biefer Serbammung 388 bas Staatsffegel auf. aber ben Urheber
ber Störungen fehlen weitere 9lad|rid^ten. 9la$ ^ieronomus (Vir. 111. 104) ift er unter
Zbeobofius geftorben, b. 1^. oor 392, bem übfaffungsfo^r oon Vir. ill., Suibos (s. v.)
lö^t i^n (ob na^ ^^iloftorgius ?) Sük rrj? ^QX^s Seodoalov tov ßieydJiov leben.
3ft f(^on in bieten SlacQriAten Aber ben £ebensgang bes SRannes oieles bunlel
20 unb oenoorren, fo irt es um bie äberlieferung feiner Jd^nfiftellerifd^en Seiftungen nod^
fi^IeAter beftelli Uno bas ift fel^r ju bebouem. ^ouinaris wctt nai^ allem, toas mit
oon t^m mtffen ober Ober i^n mutmaßen tonnen, einer ber „gef^heften, einfluftrei<l^ften
unb frui^tbarften Äir^nfi^rtftfteller bes 4. 3ö$r^." (SüH^cr in ber SRealcnc. oer flaff.
Sntertümer, 2. Slufl., 1, 2842). Dafür seugt bas SnfeQen, bas er lebenslang bei
35 Sfreunb unb greinb genog unb bas ft^ in oen Slusfagen oer Spateren u)iberfptegelt.
(Epip^anius urteilt (77, 24): ncudela yäp ov xfj rv^ovou 6 ävtig ^f 170x17x01, cLrd
T^g T(bv löyiov JigoTtaidevoecog re xal 'EU,tjvixng dtdaoxaUag oQfXio/Lievog, näodv
TB diale7aixr}v kgA ooqpunixrjv TtejtaidevjbUvog, Jicadb ^^ilojtorgius (8, 11; ogl. 12, 15
unb y Suibas s. v., ber ^ier ^f), ausfd^eibt^ wox ^t^anohus als Zoologe, an 9p.
40 gemeffen, ein Ainb, unb oor Gregor unb Safilius mB^te pf), bem £aobicener, loenig«
^ns ©as ifmeigia (3. S. Äenntnis bes $eoraifdben) betr^, ben SBorjug geben. Unb
ni^t nur ber t^eob^ijc^e S^riftfteller, aud^ ber !Di^ter ftanb in ^o^em 9mfe^n: bie
altteftamentli^e (Sef^t^te oon ber S^öpfung bis auf Saul ^t er in 24 Sfi^em, ein
neuer $omer, epif^ be^anbelt, ftomöbien na^ SDlenanber, Zragobien im Stile bes (Eu«
45ripibe$, Oben (?PfaImen?) nai^ ?pinbarif^em 9Kufter getrieben (Sojom. 5, 18, ogl
6, 25 ; über ben miag f. 0.) ; unb Sojomenus oerfiAert, oaj an Zreff fi^ieit ber jtom^
pofition unb S^dn^eit ber Diftion biefe SBerle benen oes flafftf^en Slltertums nid^t nac^-
[tflnben. Slngefid^ts ber einjigen erhaltenen, nad^ fiubmi^s unbDröfeles unab^ngig ge>
führten Unterfu^ungen fi^er bem 91. ge^Brigen Di^tung, ber fjtezdwgaoig elg rdv tpakrtjoa,
oo einer UmbidUung ber 150 $falmen, „rei^ burd^flocqten mit vteminiscenjen aus aften
griec^if(^en Diätem, aber eben baburd^ bas eigentümli^e Gepräge ber biblift^en (St-
fange gänjiidb oeru)if^enb'' (Sarbenbetoer), enoeift fi^ biefes Urteil als ju ^0^ ge^
Sriffen. Su^ blieb es ni^t unQ)iberfpro^en. Soirates (3, 16) meint über biefe Seite
er litterarif^en Betätigung oon SBater unb So^n: rcov de ol novoi h Xoco tov fui
56 yQoqnjvai koyiCovtah unb er be^nt biefen Spru^ aud^ auf bie übrigens nur' bur^ t^n
beglaubigten Serfudbe bes jüngeren 91. aus, bie CEoangelien unb Srtefe in Dialogform
naä^ pldbonifd^em SRufter unnugiegen. 9lu^ biefes Urteil ift porteiifd^ (f. bie SRottoie«
run^ bei Solr.), unb es bleibt ^u bebauem, bag uns oon biefen „^umaniftif(^en Spie^
lereten'' (itrumba^er, 93Q}ant. fiitt. 306) nid^ts weiter er^Iten blieb : benn n^eber bas
00 unter (Bregors bes SBunbert^ers 9tamen ge^nbe Drama Xgcordg jidoxiov ift oon
a^aUiiMrte 673
^. (ge^en Dröfele in 3P^ 10, 657—704) noA bie angeblii^ Don SRonnus t)on
^^anopolts oetfagte ^orap^je bes So^nneseoongeltutns (gegen Dtfifede X^fi3 l^^^i
332; aBo^njAr. f. Haff. ^^iloL 1893, 349; f. Sarben^er im lot^. ftirc^enlex. 9,
446 f. s. V. dtonnus).
9Bas bie exegetif^e 6^riftfteIIerei bes Kp. ange^ (in sanctas scripturas innumera- 5
bilia scribens volumina Hieron. V. 1. 104), |o lägt (ie fi^, fo lange eine [qftematif^e
Dur^orfi^ung ber CLotenen no<^ QU0|te(t, ntot überfein. (Esegetifc^e Stuc^ftfide ju ben
Qpt&a^n, 3U (l^e^iel, ju 3e[aicis unb jum 9l5metbrief finb oetoffentli^t ; aber oieles
maa no^ in ungebrudten Coienen fteckn. Die (Exegefe ift nfi^tem, oerftänbig unb
metoet bie SHIegorefe. 10
Vis ^oloaet bes (E^Jtentums ift SpoUinoris oon feinen 3^i^^^ff^n aefeiert
iDorben. 3n feinen 30 Sfi^tn g^en ben ^oip^rius folue er mä) oent Urteile bes
^^iloftorgius (H. E. 8, 14) feine Sorgänger SRet^obius (oon Olympus) unb (Eufebius
(oon Cäforea) toeit fibertroffen ^n, unb ^ieronqnms (V. 1. 104 ; £p. 48, 13 ; 70, 3 ;
84, 2), mit Sincena oon £ennum (Gomm. 11 [161) äußern fi^ bementfpreAenb. 15
(S^en Z^ian unb Sie 3^itp(iM<H'^i^ fArieb er ein Sitserl, vtüq ähi^elag, loortn er
unter Sbfe^n 00m SArifmenieis — alfo mit Semunftgrünben — jeigte, toie febr
iene oon ben richtigen Sorftellungen Aber (Bott abgemid^n feien (Soz. 5, 18). 911$
Sorlompfer geaen bie SCrianer enoies er fi^ in ber gegen Sunomius 00h (Emuus ge^
rüsteten 6^ (PhU. 8, 12; Hieron. V. I. 120), auA gegen aRarceOus ift er in 20
bie 6<^raiden getreten (Hieron. 86). X)iefe 6(^rtften |meinen alle oerloren gegangen
ju fein : Dräfeles »ermutung (3Ä(ß 7, 257—302 = «. 0. fi. 83--99), bie pfeuDo-
luftinif^ Cohortatio ad gentiles fei bas SQBerl vtüq äXri^ela<;^ unb bie 6<^rift wiber
Sunomtus fei in bem 4. unb 6. Su^ bes ivnQgritücoq xax* Eivoulov Safilius'
bes (großen loiebersuerlennen (3JUB 11, 22—61 = V. 0. £. 122—138; Xest ber 25
e^rift 205—251) ift unrichtig (ogl. aui^ Spaffb, ber bie pfeubobafilibianif^en Silber
bem Dib^mus [f. b. 9.] jufi^ibt). (£benfoQ)enk fyd D. (a^6tft 1890, 137—711;
31. 0. £. 138—157; Xext 252—341) ju bemifen oermo^t, bag bie antiarianif^en
diuXoyoi Tteql xfjq äyiag xQulöog, bie in ben ^onbf&riften teils o^ne 9lamen fte^n,
teils St^nafius ober SKasamus Confeffor }ugef^^oen loerben (^feubO'X^oboret), 30
oon 9p. ^enfi^en.
Son ber tm engeren Sinne t^Ioaifi^en, b. ^. bogmotif^en St^riftftellerei bes 91.
ift es befonbers f^u)er, ein nötiges SiU) }u gemiitnen. (Sregor oon Sl^ffa ffii in feinem
dvziQQtjnxdg Jigog rd ^Anoh^OQlov (f. tt.) aus bes (Regners änodei^ig negl rijs
i^eiag ocLoxcoaecog rrjg x<t&* öuokooiv äy&QütJtov eine Slnjobl oon Srud^ftuden auf- sc
bemcd^rt (^iema(^ unb na^ gftagmenten in X^oboret, 3ufttnian unb ber Patrum
doctrina ein freili^ ni^t eimoanbfreier [3filid^, ®g9l 1893, 78 f.] SRelonftruftions^
oerfu^ bei :DräfeIe 381—392). Das ift oon Deinen Fragmenten abgefe^en (:Draf.
SRr. 5. 6. 8—10. 12—15. 18. 19. 21—24. 27— 30 : f. au(^ 3iUi^er a. a. O. 77)
alles, loos unter Sl.s 9tamen beftimmt fiberliefert ift W)tx f^on £eontius oon Sqjan} 4o
ober vott ber Serfaffer bes SficQleins adv. fraudes Apollinaristarum fein mag, be»
^uptete (MSG 86, 2, 1948), bag SlpoIIinariften unb uRonop^^fiten xtvag rcäv 'Atto-
Mvapiov hiycov unter ben Stamen Gregors bes SBunbert^ers, bes Slt^nafius unb
bes Julius oon 9{om bitten umlaufen laffen, um ^armlofe £efer über bie ma^re ^er-
!unft unb SRatur biefer ^robulte }u täufd^en. Die neuere ^orfd^ung b<^t es fiA hix Sluf « 45
gäbe gefeM, biefer Spur nad^jjuge^en ; nic^t o^ne (Erfolg: (taspari (a. a. £).) f)(d in
Der bem ^unbert^er mgef^nebenen trinitarifd^*^r{ftoIoglf^en Selenntnisf^rift ^ xard
fupog Ttiang ein (na^ (£asp. 390, na^ Dräf. ca. 375 oerfagtes) äBerl bes %, er«
u)tefen; bas gleid^e bürfte oon ber unter bes St^nafius SRamen ge^enben Slb^nb«
lung ticqI TTjg oaQxiboecjg xov ^eov kdyov (Ztxi bei Draf. 341 — 343 ; ogl. Casp. 60
102—107), oon ben angebli^n Sriefen bes gfelia^ oon Sll^anbrien (Dr. 399; ogl.
Casp. 121. 123) unb bes 3ulius oon 9lom an Dion9fius oon Sllexanbrien (Dröf.
348—351, ogl. (£asp. 106 f.) gelten, toie au(^ oon bes lederen Sif^fs angebU^en
9(b^anblungen negl rfjg h XQ^^^^ h&crfiog tov owfwxog Ttgog trjv "^sörrjTa (Dröf.
343 — 347, ogl. (Eosp. 102 ff.) unb Jigdg tovg xatd rfjg ^eSag xov Xoyov oaQxcooEcog 66
dycüviCo/Luvovg ngtxpdoei rov öfjioovolov {J)x.S9iS96; ogl. (Easp. 168). Dagegen ift
Dräfeles Serfud^ (3©!^ 26, 481—497: 3Ä(ß 6. 1—45; 503—549; 81. 0. fi. 158
bis 182), in ber Ifirjeren goffuna ber pfeubofuftinif^n bc^eoig neol xrjg oQ&odo^av
7iioT£(og fj Ttegl x^dog eine S^rift bes 9(p. TtEQi xQiddog ju erlennen, gef^ettert
(f. afunf). »
9((als(#iic9CIopabic für Xf^toicüU unb ftirt^. 8. «. I. 43
674 fbf0tliMaÜ
2. (£^ri[toIogte. 3n feiner 3imenbf(l^rift, ber $exle oller t^Iogif^en 96^nb<
lungen in gried^if^er Sprache, l^otte St^anaftus es ausge||n:o$en : airrdg (sc. 6 ioyog)
iyrjv&qconrjaev, Tva ^juelg '&eo7iovri'&(bfjLev. Sein fiebensintereffe ging barin ouf, ben
einen iteil biefes Sa^eSp bag namlid^ bie SBieberoergoltlid^ung b^ menf(bli(i^n ®e*
5 [(^lec^tes nur erfolgen I&nne, nenn (Sott felbft auf (Erben erfi^ien unb bur<^ feinen Zob
Den 2:0b befiegte, gegenüber ben ariani|(^en SBeJ^uptungen aufredet ju erbalten; bag
biefem (Sebanlen bn anbere entfpre^, bog (Bott awb xovmSi ^tvm getooroen fet. loar
i^m felbftoerftanbliA. 9Iber idos i^m im Snteteffe feinet Seilsle^re ab felbftDerftanb«
ItAe Sforberung erf^ien, braui^te borum als foli^e oon anberen, bie ben gleiten (&runb<
10 geoanien oertroten, nid^t anerlannt ju n)erben : roar bo(^ bie ganje Kül^tuna ber at^na<
fi[^en (Erlofungsle^re auf bie Seraottung ber SDlenJd^^it ni$t geeignet, bas Sntereffe
m ber menfd^lt^en ^erfönliAIeit oes (ErlSfers ju beleben. 60 toar es ni^t n)unber<
bar, bag ber eifrige Soriäntpfer bes $omottfios, ba| SlpoIIinaris, logifi^ uno bioleitifd^
geFd^uIt n)ie er mar, an biefem ftunite mit feinen 3ii>^^tn einfe^e. 4)aräber roar er
16 1»^ mit bem alteren ^eunbe einig : iv&Qihnov Mvarog ov xaxaQyei xbv ^varov
(391, 9); ebenfo fc^arf ©ie fener betonte er: dijlov, Sri amdg 0 ^edg djii&ave
(391, 10 sq.). (Er i[t bur^aus Gegner berer, bie behaupten: rö urj dwcndv dvm
^edv äv&Q(07iov yevio^i; roer nur einen äv&gcDJzog Iv&eog annimmt, roer fi^ ab
äln^nger $auls oon Samofata (navhavlCcov 348, 13) enoeift, ber ift ein ^öretüer
20 (381, 10). Dennod^ : ooller (Sott unb ooller SRenf^ ift ein Unbing, miberfpri^t aOen
«Befe^en ber Semunft , ift ädvvarov (389, 32 u. 3.) : d äv^QiOTicp xeXekp awi^(p&fj
'&edg riXeiog, dvo äv fjoav, el äv&Qomog iS öXoxXi^qov xal 'äeog 6 airog, tov ßikv
äv&QcoTiov 6 evaeßrjg vovg ov nqooxvvcbv, röv dk 9edv tiqooxwiov evqe&ijaetai
töv avxov Tigoaxvvcov xal ßiij JiQogxvvöjv, Sjteg ädvvarov (389, 29 — 32). el ix
25 &V0 reXeicoVf oihe iv cß '^eög laziv, h rovxq) äv&Q(on6g iaziv, oike h cß äv&gcojiog,
tv TovTCü i?fdc(390, 35 sq.). (Er loäre ein iv&goynd&eog, ein biTiüatpog, ein xgay-
eXaq)og, ein gcweboefen, ein Unbing (ogl. Greg. Antirrh. 49). Ruii: dvo xiiaa
Ev y€vi(T&ai ov dvvatai (Äthan, c. Ap. 1,2), unb TtQÖaoojiov Sv ^jfwv, elg ovo ov
xa&aiQEirai (349, 1). (Es beioS^ fi($ bas aber ni^ nur rein logM, fonbem au^
80 menn man mtt bem Segriff bes oollen aUenfd^en loniret operiert unb i^n an ben gfot^
berungen migt, bie eben im Sntereffe htt &I3fung an ben (Erlöfet ^ ftellen finb:
8nov yäg riXeiog äv^gconogf ixsi xal äfiagrla (ogl. Äthan, c. Ap. 1, 2) unb
ädvvaxöv ioxiv h koyiojLiolg äv&QWJclvoig äfiagrlav firj dvat (1. c. 2, 6). Darum,
ben oollen SRenJ^en oorausge|e§t : nm eaxat x^^Qk auagzlag 6 worog (1. c. ogL
85 2, 8). Unb metter : ber 9Renf^, bas mugte [^on ber Slpoftel, befteqt aus brei Xeilen
nvevjua, yjvyrj , aöjjua (390, 7 sq. u. ä. 0.) : bem oon ber ^f9(^e befeelten gleifd^e
(ml 382, 5) ift qwaixov rö ^yejuoveveo^ai (389, 1) ; bas regierenbe ^ßrinsip im
9Kenf(^en ift bas Jtvevjua, ift ber vovg. 9lun ober ift bes aRenfdpen Sinn manbelbor,
mä^renb ber (Erlöfcr nur einen ätgemog vovg (389,1) befi^en lonnte: ovx äga ow-
40 C^ai rö äv&Qcomvov yhog ÖC ävaXijyjecog vov, xal 8kov äv&QcoTiov (388, 38 sq.).
Unmogli^ aber lonnte CD^riftus aus oier Seftanbteilen (ben menfc^Iic^n unb bem
fiogos $omoufios) befielen. Dann mfire er ovx äv&QOjjiog, äU* äv&QcoTta&eog
(390, 32 sq.) gemefen unb baraus folgt enbli^ : dvrl xov iao>&ev iv ^jluv dv^Qw-
nov vovg hzovQaviog iv xQ^^^p (c Ap. 1, 2). Der (Erlofer bat alfo mo^I eine
45 menfc^Iid^e Seele unb einen menf(^Ii(^en £eib angenommen, niqt aber menf^Iic^en
(Beift: t6 de nvevfjui, tovriazi tov vovv '&edv 1%^'^ ^ XQ^^^^ h^^ V^5^ ^^^
oco/Ltarog, elx6tcog äv&gojnog i^ ovQavov Xiyerai (382, 17 sq.). So ^at es o^pannes
gemeint: rö juvoztjqiov iv oagxl icpaveQoy&rj xal 6 koyog oäg^ iyeveto xard lijr
tvcooiv (382, 3 sq.). Unb nur fo fann man fagen: (xai) iaii &e6g dkrj&tvög 6
60 äoagxog iv oagxl (pavegco&dg, xiXeiog xfj dXt]'9ivfj xal 'deUf. xeXeioxtjxi, ov ovo
Tigöoiojia ovöh ovo (pvoeig (377, 8 sq.). 2Bir lonnen n\ä)i oielerlei anbeten: deov
xal vlov '&eov xal äv&ga)Jiov xal Ttvevfia äyiov (377, 10 sq.) ; mir tonnen niij/i
ek xstgdda xov xfjg xgidöog Xoyov nXaxvvea^at (389, 9 sq.). So !onnte äp.
oom So^n befennen: elg vlog. xal ngo xyg aagxcooeojg xal fiexd xrjv adgxayotv
M S avxög, äv&gojTiog xal '&e6g, ixdxegov cog ev. xal ovx hegov /jiv ngoaoinov 6
'&edg Xöyog, hegov dk äv&ga>nog 'Itjoovg, dXX ' avxog 6 Jigovjidgyoyv vlög ivoj^ek
oagxl ix Magiag xaxeorrj xiXeiov xal äytov xal dva/buigxtjxov ävugojjiov avvunds
iavxov xal obcovouwv elg dvavia)oiv dv&gojjiöxtjxog xal xoouov Ttavrog ooyti]-
giov (378, 14—20). Unb fo burfte er an ben ilaifer 3ooian f^reiben: o/noXoyov'
eo fjst» , , , oif &V0 qwaeig xov eva vlov, jjuav ngoaxvvr]xr]v xal /Luav dngoaic&infiov'
9lpo1iiMti» 675
(IXkä jiuay (fvaiy xov i^eov loyov oeoaQXüifxevrjv xal 7iQoaxvvovinevi]v fuxä rijg
oaQxög avxov fuu jiQOoxvvijoei (341, 24 — 27; ogl. 349, 1 sqq.). !Dcntn ober ^an«
belt es fi^ um eine Sergottung oes gleif^es: fj odg^ xov tcvoIov ngocxweixai
xaüo Ev laii TTQoaionov xcu Sv ^(oov juer* avtov (389, 17 sqq!) ; uno bie Äon*
fequen} liegt no^, ba^ alle Ieibentli(|en 3uftattbe bes gef^id^i^n ^t\m auf ben ^
£ogo9 unb bamit auf bte (Bottbeit [elbft bejogen loerben, tro^bem 9. felbft, unb mancher
feiner Sln^nger naq i^m, oaoor erf(^w«en ift: et xig , . . Xiyei . . na^hjriiv
xljv xov '&£ov '&€6xTfxaf . . . xouxov ävai^e/najiCei ^ xa&olücr^ ixxXrjaia (343, 4. 6 sq.).
3n biefer C^nftologie fpiegelt JiA bei SBibetfirett ptl^en ben 3nteieffen ber
Stömmigieit unb bes Secftanoes beuiliq wieber. 9lp. ^t bettle toa^ren toollen, aber lo
er f)ai niifi beamtet, bafe bos avxog hn^y&gcojiqoev, tva {]fmg &€(moir)&cdu€v ein
/wGxrJQiov umf(|Iiegt, mü^s bie SBerü^rung mit itaiegorien bes Serftanbes ^ädvva-
xov !) nun einmal ni(|t oerträgt. Seine logifAen SiniDflrfe finb alle bered^tiat, unb
oon ben ant^ropoIogif(^'p[9<l^oIoaif(^en gilt bos (pleite, fo lange man |iA niqt einen
„Sbealmenf^en'' lonftrutert. (Eben bies aber t^ut bie Airi^e bis auf ben heutigen 2:a^. 15
Cs ift barum bur^aus oerftanblid^, ba^ neben $aul oon Samofata unb ^rius Slpolh»
naris als ein $aupt!e^er erf(^eint; ja tn geioiffem Sinn ift er ber gaupUe^er. ^Ile
brei oerftie^en mit i^ren X^rien geaen toefentli^ ^ftulate ber mri{tM<Iir^U(^en
Srcommigiett : ber eine jerftorte ben oollen (&oä, ber anbere ben oollen uRenfqen. Sirius '
gar beibe. ^er bie S^eorie, bie man mit bem S^Ioguiort 00m yiJldc äv&QcojiogTo
ab5ut$un pflegte, ionnte als bie relatio ungefo^Ii^fte erfc^einen : |ie ftanb bem frommen
Semugtfein ber (Bemeinbe, bas immer in erfter £inie mäi bem (BöttMen {(baute, am
femften. 9ln Sirius reijte bie bem Serftanbe entgegenbmmenbe uberu)inoung ber
SdbiDierigleit, ^ei (Bdtter nebeneinonber ju ^oben, ober ber arianifi^e Halbgott tonnte
bo4 nur oberfläc^Ii^en ^pfen ober gat^ naioen (Semätem genfigen. Daaeaen: bie 25
apollinariftifc^ C^riftologie tourbe bem oome^mften 3ntere{fe ber gftömmigleit ooH«
fommen ger^t, unb ba^ bas menf(^Ii(^e Silb bes (EdSfers in i^r ganj ju oerfi^min»
ben bro^e, Ionnte ba letd^t überfeben loerben unb brou^^te leinen mftog ju erregen,
wo man bem (Erfd^einen bes (Bbttlu^n auf (Erben alles 3ntereffe entgegentrug. uRan
fann mit einer geu)iffen SBered^tigung urteuen: „Die £e(re bes ^. ift, gemeflen an ao
ben 93orausfe^ungen unb 3ielen ber griec^if^n Sluffaffung 00m (E^riftentum als 9{e»
ligion, oolllommen'' ($amad'314); aber man lann es nur, wenn man bie augerften
AonfecjueuAen für ben rid^tigen Slusbrud bes (BeiooIIten ^It. StiAtiger, im Sinne
ber gned^if(^en unb jeber ftirdje urteilt, mer in bes St^nafius Formulierung ben beften
älusbrud für bie C&ebanlen ber Srrommigleit finbet unb mit (E^ip^anius (77, 24) sioar 35
ber ißerfönlii^ieit unb C&ele^rfamleit bes ^. ooUe (Bered^tigleit roiberfo^ren lögt, aber
^injufügt: ttoUtj ^jLmv tj Xvjirj xai Tiiv&og ij Co>^i 5r* kvjidv da>&£v 6 didßokog
t)jLiag äei 5britifieren lafit fi(| biefe unb bie gefamte altlird^lid^e (Erlofungsle^re nur
Don einem Stanbpunit, ber bas x6 juij dvvaxdv dvai ^eöv äv&Qwnov yevio'&ai be«
Rauptet unb bamit bie SRoglidUeit unb SBirflid^Ieit einer einmal unb in realer gfarm 40
für bie ganje SRen|(^^eit ooUsogenen (ErIo(una mitfamt i^en pMfi^en ilategorien
leugnet ; aber eben btefen Stanbpunit bat bte Air^e oon je^er als qäretif^ bejei^net
unb barum fol^e Aritil als unsuIänglicQ abgelehnt.
Das (gefagte betoä^rt fi^ an ben ®egenf(|riften : Iir(^li^«Ioneit ift bie 9rt, xm
9(t^anafius (? f. b. 91.) in ben beiben fogenannten Sfic^em gegen StpoIIinaris (MSG 45
26, 1094—1166) ben C&egner belämpfte; bie (Eimoenbungen ber lappabodf^n X^eo«
logen, C®ors oon 9t9ffa (Antirrheticus adv. Apoll. MSG 45, 1124—1378) unb
oon SRajianj (ad Cledon. Epp. [3lr. 101. 102. al. Orat. 50. 51] MSG 37, 176
bis 201 ; ad Nectar. £p. 202 [al. Orat. 46] MSG 329—333) oerraten oiel ju oiel
Kenntnis unb (Emirfinbung oon ben oor^nbenen Sc^toierigleiten, um bemeistroftig juso
fein (f. b. %) ; irttif(^ einbru&DoII im Sinn bes oben gefagten ift nur bie ^olemil
I^eobors oon SKopfueftia (Frgg. ex U. etc. Ap. MSG 66, 993—1002).
3m ^inblid auf bie Serflei^tung ber (Ereigniffe innerl^ ber (Sefd^i^te berX^eo«
logie loirb man mit £oofs (!Dogmengefd^. ' 160) (agen biirfen : ,^91. ^ bie gftagen,
loel^e bie Se^auptung ber „9Ilenf(^n)erbung Gottes" anregt, mtt joli^em S^arffinn56
unb in folAer SoIIftänbigleit bargelegt, bag bie me^r als 300iä^nae Dishiffton bes
Problems, bis bin jur Sqnobe oon 680, nur toeniße roirllii^ neue Sefic^tspunlte in bie
Debatte ju bringen Dermo(|t bat''. t)en S^^nottlem ift bie apollinariftifd^e £ofung
bes Problems als bie ibeale erfqienen, unb man^er f^^orfbenlenbe unb nninnffl^Ienbe
C&eift ^t oon ^ier aus feine Slnregung er^lten. eo
076 KtioOtitartd H^oOiitartiti», Slaubius
Unter ben unmtttelbaren S^ülem unb Sln^naem bes 9p. Derbtenen (EnoS^nung :
Sttaltus,$resbqter (unb opoIIinarifKfi^er Si[(^of f. o.) in SlntioAien, ber na<^ t>Tä\tU
(geJamm. potrijt. Unterf. 1889, 78—102) bie unter ©regors bes SBunbert^ers SBerfen
oufoeiDQ^rten äva^suariaiuol fj tzeqI Ttlorecog xetpdkaia iß' oerfojjt ^aben foll, bie
öiebenfolls apollinarittif^es (&ut entgolten; Salentinus, aus bejffen 6(^rtft txqix;
Tovg Xeyovrag wdaxeiv fifiäg ößioovaiov rö o&jia xco i^eco ber SSerfajjer oon adv.
fr. ApoU. (MSG 86, 2, 1948—1976) Stfide aufaenommen' ^at; limot^eus oon
SBerqtus, ber in feiner (uns oerlorenen) itiri^engeld^iAte nod^ fieontius oon Sqjanj
(adv. Nestor, et Eutych. 3, 40 [MSG 86, 1377]) bie Ser^nli^ung bes Slp.
10 fi^ 3unt alleinigen l^xtl gefegt ^e (ogl. aud^ adv. fr. Ap. 1. c. 1960), unb ^olemo,
ein (Segner ©regors oon ^lajianj (ogl adv. fr. Ap. 1957; Phot. cod. 230 [MSG
103, 1045]). Ob ber 3nterpoIator ber Ignatianlf^en »riefe (f. b. «.) Slporfinarift
(3fun!) ooer Seminorianer {3QS)n. SanraiA wat, ift no4 unentfd^ieben. aber bie
o)eitere (Entioidlung bes ^oUinortsmus f. oie bie Ariftou>gif(^en 6treitig!eiten bes
16 5. unb ber folgenoen 3<^r9unberte be|KinbeInben Slrttlel. Ärftger.
avoBtttilrittÄ, doubius. -- (^aUanbi, T. I p. CXX— CXXII u. 680; gfabriduS.
©aric«, Bibl. Gr. T. VII p. 160-162; SRoutft, Rellq. Sacr. T. I p. 157-174; HaUoix II,
• 793 sq.; Dtto, Corp. Apologett T. IX p 479-495; ^axmd, ®ef(^. b. altiftriftl. ßttt. bi§
©ufcbiu», I. ©b. (1893) @. 243 ff.
20 (Eloubius Spoüinorius (lat. ApoUinaris ; über biefen 9lamen [. 3<^n, ^oMun^tn
SBb V S. 99 ff.; ber Slome (naubius nur bei Seropion), roor Siraof oon ^ieropolis
in iß^rngien, bent ^auptfi^ ber Überlieferung ber p^rMtfi^en Ricoft, !itrtitnoWt SRe«
litos, Slpologet unb C5egner bes SRontonismus, beffen zEBiege eben feine iird^Ii^ ^ro^
oinj vm. Seine »lüteseit fällt in bie Keglerungsio^ SRorc «urels (161—180)
26 naq Euseb. h. e. IV, 21. 26, 1 (ogl. Hieron. de vir. 111. 26. Photius, Bibl.
Cod. 14). (Ein fnu^tborer 5Wr^ttf^rlftftener ; oon feinen no(^ 3. 3- bes (Eufebius oiel«
gelefenen jo^Ireid^en S^riften (Euseb. IV, 27) lennen vobc nur einen Zeil unb au^
oon biefen faft nur bie Xitel. Sufebius (f. ou^ ^^otius) bemerlt ausbrädli^, bog er
nid^t alle St^riften bes Sl. leitnen aelemt ^obe ; er nennt feine Spoloaie (vtisq ri}s
so morecog) an SR. Slurel gerii^tet. Z)a loo^f^einli^ in biefer bie Q^a^lung oon bem
erhörten C5ebet ber legio fulminata geftanben fyii (Euseb. V, 5, 4), fo !ann fie eift
na^ bem 3- 171 (0. Domasjroesfi, Die (Chronologie bes bellum Germanicum et
Sarmaticum 166—175 p. Chr. in ben Sleuen §eibelberaer 3a$rbb. V. »b. S. 123)
oerfaftt fein (in (Eufebs (Ö^ronil ftefit fie beim 3- 170). Äufeerbem merben bei (£ufe=
35 bius genannt fünf SBü(^er bes 3lpol. jiQog 'T^kXrjvag, sroei S8üd)tx negl Mrj^eiag (boc^
fc^eint (Eufebius oon mehreren Sü(^em ju ©iffen) unb tm Srief pegen oen SÖlonta-
nismus (Euseb. IV, 27. V, 16, 1), festerer [d^on oon bem anttod^. Sifii^of Se=
rmion in feinem Srief an Äaricus unb ^ontius angeführt (Euseb. V, 19, 1. 2:
KXavdlov ^AnoXivagiov tov iiaxagionajov yevojuSvov h UQan6Xei rrjg \4aia?
40 biioxÖTiov ygä/Liuata). (Er ift nad^ bem ausbrüdll^en S^wfl'^'s bes (Euf. na^ ben
apologetif(^en S^tiften oerfaßt unb berietet über eine gegen ben SRontanismus gc»
^altenc Sgnobe, am S^Iu^ tDörtIi(^ eine Slei^e oon unterf Triften oon Snnobal*
mitgliebern gebenb, f. 3^5"» gorf^ungen Sb V S. 4 ff. 9luherbem führt ^^otius
Bibl. 14 eine Sd)rift Tiegl evaeßelag auf, fie sioif^en ben Sfeerlen jigog '^}lrjva<;
45 unb jieqI äkrj'&elag enoä^nenb, unb bas CJhron. Paschale (ed. Dinborf I, S. 13)
giebt stoei gragmente aus einer S^rift bes Slpol. über bas ?}affa^ (barüber Schüret
m b. 353:^ 1870 S. 227). Slu^er oiefen jioei o^ne «Brunb angepeifelten Sru^»
ftüdten ift oon allen feinen S(^rtften ni^ts fi(^eres bisher ermittelt, arrtümlic^r*
roeife bot man i^m yoti S8\xä)tx 7T()dg lovdalovg (f. einige §anbf(^riften ju Euseb,
öo IV, 27) unb eine Sd^rift ©iber bte Seoerianer (I^eoboret, Haer. fab. T. I c. 21)
beigelegt. Die Singabc bes fjbäfii oerbäd^tigen pappif^en libell. synodieus (SRanfi,
Coli. Concil. T. I p. 723), Slpol. b^be ^u $ierapoIis eine Sgnobe ©iber bie SKon^
taniften gebalten, loirb oon §efele ((Eoncihengefd^. 2. Slufl. Sb 1 S. 83 f.) oerteibigt.
SBgl. über i^n noi^ Euseb. Chron. ad ann. Abr. 2187. Hieron. Chron. ad ann.
65 Abr. 2186 (Schoene, Euseb. Chron. Vol. II p. 172 sq.). Chron. Pasch, ad Olymp.
237, 1 (Dinborf p.484). Hieron. ep. 70 (84) ad Magn. Socrat. Hist. eccl. III, 7
(Digest. XXII, 3, 29 gehört voo^l laum bi^t^er; bo<b ftimmen 9lame unb 3^^ metf^
roürbig) Theodoret. Niceph. 3n (Latenen (ogl. bie (Eramerfd^e unb bie aetpa dg rm
dxrdTEvxov ijii^kEic^ Nixrjq?6Qov Lips. 1772. Mai, Nov. Coli.) finben fiq joJ^lreiiie
a^otttiiorittd, (£lQubtU6 9)i«Ootittii9 677
grngmcnte mit bcr Unterterift: ^AjrohvaQiov. Sic finb bisher nod^ ni^t grünblic^
unter[u(^t iDorben; bo^ ijt es [e^t iDQ^rf^inK(|, ix\||^^i^ metften, ido mijli (m^ bem
£aobtcener Slpol }U}uiDet)en finb. Die arie^if^en UKenoen gebenlen bes SIpoI. nid^t,
tDo^l aber Iateini[(^e, ogl. bte SoÜanbiften 3. 7. gfebr. (T. II, p. 4), Sarontus im
Martyrol. Rom. j. 8. 3<^nwar. «bölf ^amacf* 6
^ottottta. — Euseb. h. e. VI, 41, 7; AS gebr. 2. »b 6. 278 ff.; 9?cumann, S>cr
lullt. Staat unb bie aagem. ßirc^e, 1. SBb, SeipatO 1890, 6. 252f.
3u ben Urlunben, toel^e Sufebius in [eine ilird^engef^id^te aufgenommen ^at,
gehört ber Srtef bes Sifi^ofs Dton9|ius oon Süexanbria an gfcAton oon Slntio^ia über
bie 93erfoIgungp bie Snbe 248 ober Anfang 249 bte alexanbrinif^n (Soften m be» tu
Ite^en Ratten. Sie loar eine gfolge bes bur^ bie geier bes toufet^obrigen Seftanbes
bes röm. 9{e{(^s gefteigerten religiöfen Selbftgefä^Is ber Reiben unb ber oatnitjufammen»
^ngenben oerj^&:ften SIbneiguna gegen bte (Elften, ^onbelnb UKtr ber flöbel, ben
bie Obrigfett geioä^ren lieft. m& 0)^er ber Verfolgung nennt Dionqfius SDleiras,
Quinta, Saropwn unb Stpollonia. Die ledere bejeii^net er als Tux^hov nQeaßikiv, 15
worunter too^I eine Dtaloniffin }u oerftefien ift (f. Suicerus s. v.). Sie miu^e nebft
anbem C^riften ergri^en unb graufam mtg^belt. Die Reiben jfinbeten fobann einen
Sd^eiter^aufen an uno brobten. fie ^inettnuioerfen, menn fie nid^ mit ti^nen (E^rifto
flu^e. Sie f(^ien fid^ bebenden ju »ollen unb fprang bann pI9pd^ in bas Sfeuer,
iDorin [ie ben gefud^ten 2!ob fanb. Da i|r bie 3^ne ousgefi^Iogen rourbett, fo toirb 20
fie oom fot^olif^en Solle jur SIbmenbung oon 3#tf<^nter3en angefle^. 39r gfeft ift
ber 9. gebruar. «etsog t (*•«*).
Sl^ollomnd. — - fiittcratur: 8u I: 8f. C. (Eon^beorc in The Guardian 0. 21. Sunt 189:^
unb Apollonius' Apology and Acts and other monnments of early Chrietianity, £onbon
1894; k. ^arnad, ^cr $roAe6 ^e« (S^riften ^[poUoniud t>or bem $räfeltud $rätorio $erenniS 26
wnt bem römiftfien @cnot, ©JB« 1893 S. 721— 746 ; SR. 6ccbcrg, 3)ad aRart^rium bed ?H)oU
(oniu^ uon 5Rom, m^ 1893 (ob IV) 6. 836-872; %, ^ilacnfclb, «pottoniu« t)on SRom, 3tt)2:^
1894 (^. g. »b II) @.58— 91 unb @. 636—638; (L ®. öorb^, Chrietianity and the Eoman Go-
vernment, Sonbon 1894; %\i. 9Rommfcn, 3)cr $toäc| bcd ®&riftcn ÄpoIIoniuS unter ©om*
mobug, @S3?t 1894, @. 497— 503; Analecta BoUandiana Sb XIV ©.284—294(1894); ^ar* 30
nacf, X^SS 1895 @p. 590 ff. «or aon^Beare'« »eröffcntllt^ung a. $. (Jafpari, Unaebrudte,
unbead)tete unb »enig beamtete ClueHen jur Qbt\6). bed £auff^mbol8 unb bcr (^lauoendreael
SBb m, eöriftiania 1875, @. 413—416; 3. 3)räfcfc, 3ur «pologlc beÄ SlpoIIoniu«, Sprt!)
1885 (»b XI) 6.144—155; Ä. 3. Sßeumann, 3)cr römifc^c @taat unb bie ottocmetne mx^t
bi§ auf 2)iocIctian, ©b I, 1890, ®. 79 ff. 8u II : 9»^. ©ontoctf (f|, Qkf c^. bc8 aRontaniämu«, 35
1881, 8. 30. 49; ®. ^oiat, eine ontimontan. Urhinbe, 1891; %^. 3o^n, Sforfc^ungen jur
öefc^. b. ntl. 5lanon« V, 1893, 8. 21 ff.
I. Sufebius berietet M> V, 21 Aber bos 3Rart9rium eines unter ben Q^riften
bur(^ feine p^ilofop^Me Silbung beroonagenben SDlanned 9lamens Slpolbnius in Snom
unter (£ommobus. 3^^^ %^^ ^^if^n ^nltager, ben X)iener bes Xeujels, entfprei^enb 40
einem ßaoiJUxog ogog bas crurifragium getroffen, au^ ^abe ber Stifter ^erennis ben
%}ononius burc^ aitbaltenbes 3^^^^ Oio^ Xijiapcbg Ixezevaavrog xov dixa<nov) jum
Slbfall 5U retten oerfud^t unb t^n oor bem Senat fi^ oeranin)orten laffen, f(^liegli(9 aber
ben ftanb^aften SRört^rer als auf einen Senatsbefmiub ^in (wg ärcd döyuaxog ovy-
xXfJTou)f melier ein gfteilommen angellagter bie Serleu^nuna oenoeigemoer C^riften 45
nid^t geftattete, jur Snt^uotung oeruneilt. Des älpoüontus a^eranttoortung oor oem
3l\ii)itx unb SJerteibigungsreoe oor bem Senat babe er, Sulebius, feiner Sammlung alter
SJlart^rien einoerleibt. öieronqmus enoeitert oiefe ^tmaben: Apollonius, Romanae
urbis Senator (fo au^^ufinus), oon einem feiner Snaoeit als G^rift benunjiert, in-
signe Volumen composuit, quod in senatu legit, fo fei er neben Sätor ber erfte 60
d^riftli(|e lateinif^e Sariftlteller geworben: De vir. 111. 42. 53. Ep. 70 (adMagnum).
Die oerf^iebenen 93er|U(qe in uns er^Itenen Sljpologien oon unbelannter Slutorfäaft
eine 93erteibigungsrebe bes Slpoüonius n)ieber3ufinben (jule^t oon Dräfele a. a. D.)
finb antiquiert bur^ Conqbeares Sntbedung ber armenifqen Öberfe^ung ber SlÜen bes
äRart^rtums unb eine gried^if^en Slberaroeitung, meiere bie Analecta BoUandiana 55
gebraut ^aben. Die S^t^ett biefer SÜten bat allfeitige Slnerlennung gefunben. 9li(^t
fo bie Sntegritöt: ^arnad nimmt eine £üae an unb be2n)eifelt ben S^Iu^, Seeberg
oermigt im ^ttfang bie oon Cufebius enoä^nten 9Borte bes SlpoIIonius oor bem Kii^ter,
anommfen bie SJer^anblung oor bem Senat, bei meld^er ^erennis unmbgli^ ben 93orfi^
678 a^olbtriiti» fbfBlh»
geführt ^aben fönne. T)k Serteibigung bes apollonms belunbet feinen Selennermut
tote feine ,pt)^iIofopP(^e SBilbuna": ber (gStenbienft mvA oon t^m ebenfo fritifiert tote
ber aOlonot^eismus unb bie ^ttftlid^e Sittltd^Iett gered^thitigt. Die Sentfl^ungen bes
^erennts ben Stpolbniusju retten laffen bie alten beutlii^ Ijeroortreten. Sie erflären
6 [t^ n)o^I aus ber ben (T^riften gfinfttgen Stimmung bes laiferlid^en gof^- SRorria,
bie biefe ^erbeiffi^rte, lom 183/184 an ben $of bes Commobus, ber 6tur5 bes %e^
rennis erfolgte 185, fomh mirb bas SRort^rium bes SpoIIonius etum 184 fallen. Die
Eingabe bes ^ieronqmus, bag ^olbnius Senator geioefen (oerteibigt oon ^ilgenfelb)
ftnbet in ben alten leine Unterftfi^ung, unb bes Sufebius SBeri^t oon bem an^bem
loanfläger oollsogenen crurifragium leine at^Hung. 9bi$ Der gried^if^n äber^
arbeitung mirb Dies oielmel^r an apoHonius oouraredL
II. CEttoas Jpfiter ift jener apoHonius, oon oeffen gegen ben 9Rontanismus geri^«
tetem 3Berl (Eufeoius, ber tbn einen iHxXrjataarixdg ovyyQaweug nennt, Ä®. V, 18 em
grragment aufbema^rt ^ Diefes SBerl ift (Eus. V, 18, 12) otersig 3<^ na<^ ^nt erften
15 auftreten SRontans gefc^rieben. 9laA CEpip^ius ^anarion haer. 48 fanb bies festere
im 19. 3^t bes antonmus $ius ftott, cper es ift nii^t umoal^rfi^einltct, baj} (Eptpba^
nius hierbei mie bei Xatian antonin mit bem SRarc aurel oenoe^felt (od. Z^£S
1895 6.218). Do(^ bleibt bie 3eit um 160 ffir ben Seginn bes ^ontontennts ge«
fi^ert (oal. »oraoetf4 S. 140 ff. u. 0$. 3a^n, ®. Iff. gegen Soigt S. 51 ff.) unb ift
20 bemnaq bas SBerl its apollontus gegen 200 pef^rieben. apollonius ^t bie fog. neue
jßropbetie ber SRontaniften buri^ ben Sla^ioets ju miberlegen gefugt, baj} fomo^I bie
i|m (d^riftlid^ oorliegenben äBeisJagungen ber neuen ^rop^eten ^c^ (eten. als au(^
— bier^er ge^Srt oos bei Sufebius er^Itene gragment — ber äÖanoel oer monta«
niftifi^en autoritoten ein ber äßeife elfter ^rop^ten toiberfprei^enber (Eus. V, 18, 1).
25 Dur(^ ^ieronpmus De vir. 111. cap. 50 u. 53 erfa^n toir. bag XertuIIian feinen
fed^s Sü^em De ecstasi ein fiebentes {p^iell gegen bie anfi^ulbigungen bes apolb^
nius geri^tetes angerei^ ^. SRur eine Senoei^slung lagt Dagegen De vir. iU. 40
ben 3^)o^onius bas bei Sulebius V, 16, 13 ff. oon bem antimontaniftifc^n anonqmus
Seric^tete erjS^Ien. Die Sejeid^nung bes TboHonius burc^ Praedestinatus cap. 26
30 als Ephesiorum antistes ^ menig aßa^rfd^einlii^leit fOr fi$. 91. S^ouioetfc^.
a^oUod (ma^rfi^einlid^ jufammengejogen aus apollonius), ein 9Rann oon ^eroor^
ragenber Sebeutung in ber ap. (Sefd^iqte. abaefe^en oon 2:it3,13, wo er (mit3^n(^)»
auf einer Steife fiber ftreta befinblt^, als Merbringer bes Sriefes erfc^emt unb bem
Zitus angelegentli^ em)>fo^Ien n)fa:b, erfahren mit oon i^m aus bem erften Aorin^er^
85 brief unb aus ber a® 18, 24—28. 9tad& jenem »riefe (16, 12) mar er jur 3^^
(ma^rfd^. im 3* ^7) in (Ep^e[us, oorber aber mirifam in Aorint^, mo^in er nacj^ Dem
9Bunf(^ ber (&emeinbe, bem fi^ ißaulus mit bringenber aufforberung an[(^Iog, surüd-
lehren follte: in jtorint^ glaubte man i^n an feinem $Ia^e. Unb bort ftanb er in fo
^o^em anfeben, bag in ben fiber ben So^ug biefes ober jenes Serlunbigers bes Soan>
40 geliums entftanbenen Streitigleiten oon einigen (ein 9lame benen bes Paulus unb Sßt-
trus entgegengeftellt merben tonnte (1, 12), ma^rfd^einli^ megen be[onberer Segabung
für miffenfi^aftlid^e Se^nblung unb hinftoolle DarfteHuna ber d^riftltAen fie^re. 9la^
1 jto 3, 6 ; 4, 6 ; 16, 12 ift nic^t anjune^men, bog a. felbft jene Öberfc^a^un^ feiner
$erfon irgenbmie begflnftiat ober gebilligt Qabe. no^ aud^, bog Paulus ourm bte 1, 17
45 beginnenben (Erörterungen oes a. SBeife ber ^etlsoerffinbigung als oenoer^i^ binftellen
toollte ; oielme^r fd^M er i^n als mertoolle jlraft für bie gfortffl^rung feines SBerls in
ber mid^tigen lorinffiifd^en (Semeinbe.
3m (Einllang hiermit beri(^tet bie a®, bag a., ein alexanbrinifd^er ^xiht, aus>
gejeid^net burd^ milfenfAaftlid^e Silbung überhaupt (meldte bie ftunft ber 9{ebe einfAIog)
50 unb hmd) SAriftgele^rfamleit, nad^bem er ju (Epbefus (ma^^einlidb i. 3* ^) dut^
bas bem ^. befreunbete (Ehepaar aauila unb ^r^rilla in bas ooUe Serftanbnis bei
^eilsmo^rneit eingeffibrt mar, nad^ a^aja flberfiebelnb ber bortigen (E^riften^eit burd^
feine ffiinmtriung auf bie 3ubenf^aft oon großem Jhi^en geroorben fei; ber 35erf. untere
lö^t ni(^t, bas ausbrfidfli^ auf (Bottes (5nabe jurfld^ufu^ren. Sefrembli^ ober ift bie
55 anoere angäbe, bag er, als 3ünger bes $erm nadj (Ep^efus gelömmen, mit großem
gfeuer unb grfinbli^em SerftSnbnis in ber Sqnaaoge oon 3^lu gelehrt ^be, mobrenb
er boc^ nur oon ber 3D^cmnistaufe mugte unb näherer Untenoeifung, alfo ber Selegrung
fiber bie (5eiftestaufe beburfte. (£s ift f(^mer hieraus eine beftimmte SorftellunQ oon
feinem religiofen Stanbpunit ju geminnen. 9lur fo oiel ift Kar, bog berfetbe fiqi nal^
a^ofiod fbfoUitm, Ätiologie 679
berührt mit bcm ber fog. So^önnisjünger, oon benen 19,1 ff. bicKcbc ift; unb nehmen
iDtr biefe QBrsö^Iuna ^it^Up fo bflxfen loir fogen: er mox ein Vertreter unb etfriaer
2Ri[fionar einer ni^t beoeutunflslofen Ki^tung, ©elc^c, ju 3cju \x^ befennenb, o$ne
auf bem Soben ber sollen neuteftomentli^en Offenbarung ju (te^n, bie (Sefabr eines
(&egen(a|[es gegen bie apofi Sertänbigung auf odOenDeltli^ent Gebiet in \iq [c^Iog. 5
Dann loirb für ben Serf. eben bas oon SBebeutung fein, baj} biefe (Sefa^r befeitigt
n)urbe, unb xoir lönnen bös oon ber 91® Seric^tete feiner gef^td^tlid^en Sebeutung na$
fo toieberaeben : eine für bos SBerf CE^rifti ^roorragenb bef&|iate Ara^, oon loeld^er
^emmniffe ^tten enoac^fen lönnen, ift ftott bejfen jur n)ertoouften 9Ilitarbeit an bem
paulinifc^en äBerle gewonnen. Dann begreift fi^, waam bie 31®, bie oon fo mannen 10
93orgöngen ber ap. (Bef(bi(^te f^n^eigt, bies ntd^i fiberge^: ber 93erf. erfennt hierin
einen Xriump^ ber oon ^aulus oertretenen Sad^e.
(Enoö^nt fei ^ier nocq bie belanntliäj^on oon fintier aufgeftellte unb neuerbings
puf iger oertretene ^^pot^eje, bag 91. ber 95er[. bes $ebräerbriefes fei, foulte ber SJerfud^
([XoblerJ, Die (Eoangelienfrage, SMäi 1858), i^m au^ bos 3o^nneseoanaelium 3U15
oinbijieren. lic. Ä. Sc^mibt.
apologetif, Sinologie. $gl. $Iand, (Sinl. in bie t^eol. ^iffenf(^. I, 1794; Schleier«
iita^er^ turje 3)arft. bed t^eol. @tub. 2. 9(udg. 1830; bie Betr. 9(B](^nitte ber tl^eol. ^nc^«
flopöbien oun ^leuder, ©toubenmaier, $elt, 9tofenfTan§, ^agenbac^, SRotl^e, ^ofmann, Sht^per,
.<peinrici; hit Einleitung ber ^Ipologetifen oon ©ad, @teubel, SDreQ, ^eli^fc^, JOaumftarl, 20
^brarb, Vilbel, Steube, ^. (Bdiul^, auc^ bie (Einleitung ber S)ogmQtifen oon iOange, grtanf
(€i)ftem ber diriftl. ©etoigl^eit) unb namentlich Turner, ferner bie ^uffä^e Don ^eubner
(^rt. 5tpoIogetif in (Srf(^ unb ©ruber« (gnc^f. I. @e!t. IV, 451 ff.); ©.©Ämib (in berOppo*
fttion«f(^rift für X^eol. u. «ß^il. 1829 II, 2); X^olucf (liter. «ng. 1831 S^ir. 68 u. öermifcftte
@d)riften I, 149 ff.); fiecfiler (über ben »egriff ber «pologetif, ^St^ 1839); ^änefl (bie 25
^Ipoloaetif qU ^i^enf(^aft x>on bem ber ^r^e unb ber Geologie gemeinfamen ®runbe
Xf^StSt 1843); ^irjel, Über bie c^riftl. «pologetif 1843; Äienicn, (3)ie vStettung ber Slpolo*
fletif u. <ßoIemi! in b. t^eol. (gnc^fl., "^(Bt^ 1846), Sfranf, 3ttr «pologetif 8l5t§Ä 1863/64;
3)üftcrbiecf (^Begriff unb enc^fl. ©teüung ber «pologetif, 3bf^ 1866) ; 3ö*fer, (<5tanb unb
Sebeutung ber heutigen Slpologetif, JBeioei» be« ©I. 1867); ^agenbati^ (in ber l.Sluff. biefcrso
iReoIenc); (S^riftlieb (in ber 2. ^ufl, berfelben); Siejfcrt, Über bie opologetifc^e 5un-
bamcntierung ber cftriftl. ®IaubenS»iff. 1871; ©über, ubir bie apologctifdje ?lufgabe ber
X^col. in ber ©egcnroort 1876; ©tcube, ©elträge jur 9(poIogetif 1884; Sol^annfon, Om
apologetikcDs begrepp, Upfala 1884; D. SRitfc^I, (ä)ic (ftriftl. ^ologetif in ber SSergongen^eit
unb il)re Aufgabe in ber ®cgenroart. 2^@tÄ 1892). 36
Stac^bem $Iand unb S^Ieiermoi^er eine befonbere Disjiplin ber Slpologetil enq»
flopöbif^ aufgefteKt Ratten, aber beibe in un^Itborer 9Beife, nämlid^ ber erftere fo, bog
er fie ber exegetifc^en Ü^Iogie, ber stoeite fo, bag er fie einer p^ilofop^if^en X^eologie
einglieberte, na(^bem femer @ad ben erften Serfu^ ber SlusfiU^rung einer n^iffenfd^aft«
li^en Slpologetif (in Deutfd^IanM gemai^t ^e, ift bie gfraae nai^ ber t^retifi^en Se» 40
re(|tigung unb enqflopäbif^en Steüuna ber Spologetil ni^t mel^ jur SRu^ gelommen.
9Burbe oon oielen ^tj^eoloigen (ber oerf^iebenften Inic^ngen) bos Steigt unb bie 9lot«
menbipieit einer befonberen Disjiplin bn StpoIogetQ oemetnt, fo ^at fie fid^ aegenmärtig
fo xDtii burc^gefe^t, ba| fie nid^t mefir 00m Soben ber 3^eoIogie oenoie|en merben
fann. Unb loenn über t^re encqflopöbitee (Einglieberung bas S(fya>anltn ber 9Ileinungen 45
bis ^eute fortbauert^ fo fyA fiA bie Sluffaffuna i^res Segriffs unb i^rer Slufgabe boA
Donoiegenb ba^in fn^iert, [ie a(s 3^^i9 ^^ fqftematif^n X^eologie ju be^nbeln. (Sxn
babur^, bag bie Slpologeti! als 93iffenf(^aft ausgebaut n)urbe, entjtanb ber Unterfd^ieo
3tDif(^en Slpologetif unb 9lpoIoßie, n)ö^renb frfl^r jn^if^en n^iffenf^aftlid^er unb praf«
tif^er Segrünbung unb 93erteibigung bes (E^t^entums niemals beutl{(| unterfi^ieben mar. 60
Diefer Unterfd^ieb ift aber qrunblegenb, menn über SBegriff, 3n^It, Aufgabe, Umfang
unb 3Retbobe ber ^oloaettl flore Seftimmungen gemonnen merben follen.
1. Slpologie unb vi po log etil. DaCEoriftus über bas natürlii^e 9Ilenfd^emoefen
bas Urteil ber U)erIoren^eit fällt, {eben 3Ren|(|en für bas Steii^ ®ottes in Slnfprud^
nimmt unb ben bas (Eoangelium Slblel^nenben für bem (&erid^t oerfaUen erll&rt, fo be« 55
beutet bie (Exiftens mirllii^en (E^riftentums, mo es ift, f^on als foli^e einen Singriff
auf bas natürlicbe £eben ber SBelt; barum ift natumotmenbig ber ^ag ber SBelt gegen
bie 3üngergeme(nbe (SRc 13, 13; \m 10, 22; Sc 6, 22; 30 15. 18. 17, 14). Da
(£^riftus femer ben Slnfpmc^ er^dbt bie SBa^r^eit m fein unb als ber 00m Sater ®e»
fanbte allein bie ma^e SBets^ett bietet, bie oon oben ^r ift (Jlol 2. 3; 1 Ao 1, 30. 60
1^ ff)» \o fte^t oermoge bes Segenfages oon 9{ei(^ (gottes unb SBelt bie SBeis^eit
680 flff0U%t^ atwlogte
biefer SBelt in einem natutpentägen C5egenfa^ ju CE^rifto. SBteS^riftus oermoge beffen
oon älnfang an ,,bo$ StiAtn, bem toibetmo^n loirb'' (fic 2. 34), loar, fo ote
G^rtftengemeinbe oon ifirem urfimtng an bie 9li(^tung. ,,bei i^erau toiberfinro^en loitb"
(91C5 28, 22). 6(^ma9ung» fiä^rung, Üiotfagen, $09n, Seifolguna ift barum ju allen
5 ^^iten bas £os too^r^aften CC^riftentums. 3nfoIgebe{fen fyd aoei oiefes aiuj^ ju allen
3etten nic^t blog 3^^9^^ c^eleat, fonbem au$ Slpologie, b. ^. 9{e(]^tfertkung, Ser<
tetbigung geübt. C^iriftus ^ ni^t blog über bie 3BtU, oonjic^ unb bem 9fei(^ (Sottes
3eugnts abgelegt, fonbem ^ auA 3o 6, 31—47 fein 6elbf^eugnis apologetif^ be«
gränl)et. Die 3unger ^aben jd^on in ber Slteften Seriunbigung (3l(B 2, 16 ff.) fflr Zob
10 unb Sluferfte^ung 3^fu QL^riftt ein apoIo^etifAes Seioeisoerfa^n eingef^lagen. Sie
^aben femer ben Gläubigen bie ftrSfttglett ^rtfUi^et SebensentmidEIung jugemutet, um
,,tebem, ber von i^nen 9{ed^enf(^aft niegen bei i^nen einroo^nenben Hoffnung forbeif',
„Slpologie" aJerantmortung t^un ju fenneri (1 p 8, 15; ?P^i 1, 15; fic 12, 11.
21, 14). äberall auf ben Srenjgebteten jmifi^en (Blauben unb Unglauben rotib benn
16 auc^ ben Sinmiufen n)ü>er bas ol^riftentum gegenüber uon ber d^riftlid^en Selbftgeioift«
^eit bie Serteibigung geübt, in ber ber Simeme ausfprid^t, was bas C^riftentum in
t^m unb für i^n ift. 93on biefer inbioibuelupraltif^n Slpologie unterf^eibet fi^ bie
Itr^Ii^^amtli^e, in ber ber !£räger bes ministerium ecolesiasticum ben SUxmfS mit
ben aRöAten bes Unglaubens aufnimmt : loas bem gISubigen CE^riften £ebenstrteo unb
20 fiiebesaufgabe ift, geftaltet fiA für ben C5eiftli^n jur flmte^i^t. itein (Beip^r, ber
bie Slufgooe feines Semfs, Seelen ju retten jum etoiaen i^n, in Sejeugun^ bes
(Beiftes unb oer jlraft ergreift, lann bie prcdttfc^e Spobgie umael^en; oenn bte (Sx*
fabmng ben^eift, bah ber SBiberfpmA n^iber bas (Eoangelium leiäter ju fibenoinben ift
als bie (Blei(^gültigleit.
25 Ss liegt lein (Brunb oor, bag biefe praltif^e ^oloaie münblicbe 9BirI[amIeit
bleiben mflgte; bie ubera&nge oon ber mflnblic^en 3ur Imerarifi^en x^tiglett finb
überall unmerQii^e. X^tfadblii^ lennen wix litierarif^e ^ologien nur unter bem (Ein«
flug n)ilfenfAaftIi(^ apoloaetipen Serfa^ens. CEs li^ bas im äBefen ber 6a^e. Dk
litterarifi^e ^ologie loirb für bie Serteibigung bes ^riftlic^en (Blaubens me^r mit bie
80 münblime auf bie leMen (Brflnbe inteüeftueller (BemiMeit }urfl(fgefu|nrt unb oreift ^ier«
mit in oas toiffenfd^cmlid^e iBerfol^ren Über. @o finb oenn f^on bie filteften vlpolo^en,
bie loir aus bem 2. 3a^r^. befi^en, niAt rein praltif^, fonbem fi^reiten fd^on ^u einer
9Irt ioiffenf^aftIi(^ opolegetif^er SB^rünbung fort. ®e3^t bie Slpologie einerfetts f^m
Müii) bes (Begners nottoenbi^ 3ur ^olemif n^eiter, fo ^infi^tli^ ber Selbftbegrünbung
35 bes ^riftentums jur 9IpoIogettI. 6o ift es bei 3ufttn, Xatian, 2:^op^i(us u. f. m.
3laä) bem Sprac^^ebrau^ ber 3[Borte änoXoyelo^ai, änoXoyla, djioXoytizocoq
toie na(^ ber firc^engef^td^tliAen (Entroidelung ber SBorfteÜungen oon ber apologetif^n
!£batigleit ber Atr^e ^ben ^ologie unb 9q)oIogetif ben ^riftlid^en Glauben 5um Ob-
Jen unb bie 93erteioigung unb Segrünbung bes C^riltentums jur 9lufgabe. Der Untere
40 f^ieb ift ber oon Praxis unb 9Bif|enf(^aft (6ad) : „bie Stpobgie ift alfo bie populäre
Darfteilung beffen, loos bie Slpologetil in roiffenfc^aftlid^er Bearbeitung giebt'' (Saum»
ftart). Die Slpologie ift erbauli^, b. ^. fie wSX bie (Eimelnen für 3^fum geroinnen,
oon ber SBo^r^eit oes CE^riftentums überführen unb baburq retten jum eroigen fieben ;
fie bejie^t fi^l barum auf bie CBimoürfe, bie in ber betre^enben 3^^ gerabe mit Sor«
46 liebe gemamt loerben, auf ben (Bemütsjuftanb berer, an bte fie ]xi) loenbet, unb ergreift
bas praltij(q bur^f^lagenbe. Die Slpologetil bagegen bejie^t ftc^ auf bie fa^lt^n
6^n)ierigteiten, bie bem ^riftli^en (Blauoen entgegenjtc^en, begrünbet benfelben aus
bem äBefen ber 6a^e ^raus unb ju^t oon feiner SBapr^eit burc^ benienbe Segrün-
bung 3u überjeugen^ iK alfo t^eorettf(^ in ber Safiemng bes C^riftentums auf fefte
60 Denlprinjipien. Die ^ologie ift bamm me^r naA au^en gerietet, um (Begner ju
übenoinben unb SBtberfirebenbe 3U geroinnen unb (Blöubtgen bie SBaffen jum Aampf
mit ber 2BeIt 3u bieten : fie ift bas praftif^e 93erfa^ren ber Serteibigung bes (Blaubens ;
baaegen bie Slpologetil ift naA innen gerichtet, um bie d)riftli^e (Bottes« unb SBeIt<
an|d)auung 3U begrünben unb Sie Selbftre^^ertigung bes d^riftentums 3U oonjie^n:
55 fie ift bas ioiffen|c^aftIi^e 93erfa^ren ber t^eoretif^en Segrünbung bes CE^riftentums.
äBö^renb bo^r bie Slpologie eine ungeheure iDIannigfaltigleit seigt unb jeigen mug,
erftrebt bie Slpologetif bie (BcfAIoffen^eit bes S^ftems.
(£^riftlieb fagt über bas S^er^Itnis oon 3lpoIogie unb 3lpologeti! (2. Sufl. ber
9{ealenc. 6. 539) : „Die Slpologien finb, roie ibre lange 9{ei^e seiat, immer aus einem
60 praftifd^en Sebürfnis entfprungen unb bienen bei aller n)iffenf(|aftli^en SBraud^borieit
a^iolDgetif, a^iabflie 681
in einselausfü^runoen immer praüif^n Svotdtn. Sie enifte^n, loenn ber 3iK>etfeI unb
SBibetlpru^ eine ma^i im Solbleben iDub, unb ben gfodBeftanb bes Glaubens unb
ber S{\xd)t bebro^t. Dte Slpoloaetil ging unb ^e^ [tets aus einem u)iffenf(^IiAen Se«
bürfnis Qeroor, [te mill 3Biffen|d^ fein unb m erner £inie ber uiifjenf^^I. ^erftän«
bigung bienen. Sie !ann erft entfte^n, Q>enn ber ^t^eifel unb SBiberbru^ JMtemotifAe 5
Sorm angenommen f)at Die ^olo^ie be^nbelt ba^er in me^r populärer äBeife meqt
einselne, seittoeilig befonbers angegriffene $unße unb mug je na^ ben oerfinberten
93er^aItniHen au(^ eine oerfinberte Stellung einnehmen (^agenbadb). Die Slpologeti!
bagegen fagt immer bas (£|ri(tentum als (ßanjes, ben (^riftL Glauben na$ feinem
®runbn)efen ins Sluge, um bosfelbe f9|temati|(^ ju rei^tfertigen unb par niAt einjelnen, 10
oollenbs bloh populären (Einroenbungen (bie jie nur etoa beiläufig berflprt), Jonbem
bem [Qftematif^en SBiberfpru^, [ei es oer Sßiffenfd^aft ober ber ^Religion. 0. 9. allen
ni(^t^riftli(^en Grunbrii^tungen» SBeltanfd^auungen unb 9{eIigionen gegenfioer (Aa^nis,
93aum|tarl u. a.). Die ^ologie ae^ oon ben (gegnem aus unb fagt fie na<^einanber
5una^[t ins Sluge. Die Slpologenl mug M oor allem in bos q^ftiii^e Glaubens^ 15
prinsip, fein gunbament unb feinen fpejifi^n item oertiefen, nidbt um es ,,unter
SSorausfe^ung bes Glaubens unb miffenftp. Sebflrfniffes" (fo Sad 6. 20) nur pofitio
ju begrflnben, fonbem, vok fAon ber 9lame befagt, es ju oerteibigen, alfo tmi) unter
93orausfe^ung bes SBiberfpruqs, aber nii^t bes oereinjeQen unb ^opKren. fonbem bes
loiffenüaftlii^ fqftematif^en. Zfyc eignet ba^er immer eine prinzipielle SRet^obe. Sie 20
fuc^t oas Qejamte SRaterial probel^auiger SBetoeismittel jur SBtberlegunp ber Gegner
loie jur pofttioen 9{e^tfertigung bes (^rtftlic^n Glaubens ju einem einbettli(^ gefi^Ioffe«
nen Softem ber SBerteibigung ju oerarbeiten. Daber w\xh fi^ bie 9q>oIogte in bem
aHag ber Stpologetil nähern, als fie ni^t ap^oriftif^ nur einseines na^ ieioeiligem SBt*
bürfnis, fonbem alle ^auptpofitionen ber Gegner ins Vuge faffenb unb bie bebro^ten 25
^untte naA einanber oerteibigenb, babei an Gebilbete fiq toenbenb mei^obifdb u^iffen«
aftlic^e 9lrt annimmt (Saumftarl S. 12), mit bies oon manAen in ber l^t ge>
ie^t. Der Unterfd^ieb ift boi^r lein abfoluter (UKis au$ Sad jugiebt), fonbem ein
lieftenber (Gbrarb I, S. 3)".
Si^Iagt bie Slpologetit ein u)iffenf^ftli(^es 93erfa|rren ein, fo beanfpmAt fie einen so
befonberen Ort im enqHopäbif^en SIufriB ber t^Iogif^n Disjiplinen. befolgt bie
Slpologie ein praltifd^es Serfo^ren, fo tft fie nii^t eine befonbere t^eologifc^ I)is3iplin,
fonbem entnimmt i^ren Stoff in populärer Bearbeitung oerf^iebenen t^Iogifd^en Dis»
3iplinen. J^raft ffimtli(^e 3<>>^39^ ^^^ X^Iogie laffen fi(^ nSmli^ fotoo^I in beftml«
tioer mie \n apologetifc^er älbjmedung b^anbeln. Das ^ologetifiqe bejeii^net alfo S5
nic^t blog ben 3nbalt einer beftimmten wiffenfc^, fonbem auA einen berrfc^nben
Gefl^tspuntt für bte SIrt ber SBe^nblung ber oerfd^iebenen t^Iogif^en Disjiplinen,
bie ft(^ aus ber religiofen Stellung ergiebt Die bibltf^e (Einleitung, oie biblifc^e ZS^»
logie 9. unb 9lX.s» bie beilige GefAidjte, bie DogmengejAi^te u. f. vo. laffen eine be»
ftmitioe unb eine apoIogetif(^e Se^Twlungsform ju. Die Apologie entnimmt ba^r i^ren 40
Stoff ben oerfd^iebenften t^Iogifd^en Gebieten, fa, fie bejc^ranlt fiA nii^t auf btefe,
fonbem iann au^ Stoffe aus Gefc^iAte unb 9latunDif|enffflaft für i^re S^^ ffttan»
sieben, mie fie fid^ benn auf alle Gebiete erftredt, bie fi^ (omopl im Sinne bes Glau»
bens loie bes Unglaubens be^anbeln laffen. Die Slpoloijetil ift oagegen „Serteibigungs«
mijfenf^aft xgt l^oxqv**, Gs mar baper eine unri^ttge Sc^lumolgemng aus einer 45
rid^tigen Seoba^tung, loenn einselne an ber ^oloaetil ein etgentflmliAes Objeä oer«
mieten, meil i^re „integrierenben Zeile eigentliq alle in anbem Disjiplinen i^renOrt
^aben'' unb fie fflr einen »jtoedmähigen Inbegriff bes Sebeutenbften aus allen ^riftl.
Disäiplinen" erllfirten (I^olud, flttt. Slnj. 1831 S. 541 ff.; ^almer, «ofenhanj,
Sienertu. a.). Sine AoIIeäaneenfammlung aus einer 9{ei^e oon Disgiplinen ergiebt aber 50
niemals bas 9{e^t einer befonbem Disjiplin, fonbem biefes folot nur aus oer Uner^^
lä^Ii^feit einer im Organismus ber X^Iogie notroenbig ju I9|em&en9ufaabe($almer).
Dtefe befte^t in ber oenlenben Segrünbung unb 93erteü)iguttg ber ^ftl. Glaubens»
toa^r^eit. Die £ö|ung biefer älufgofbe ift (mas Steube oeriannt ffoSi oon ber iritifc^en,
exeaetifd^en unb ^tftorifc^en Si(^rfteIIung oes bibli^en X^atbeftanbes oerf^ieben , bie 55
9lufgabe ber biblif(^en 9Biffenf(^ft ift. I)ie 9IpoIogie mag fi^ ber Stoffe ber exege»
tif^en Z^eologie für i^re praltif^e Slbstoedung bemSi^tigen. 3ur Slufäabe ber 9Ipo«
logetif gebort ni^t bie 93erteibigung einjelner biblif^er SBerid^te, bie ber ^t%ti ju
Dolljie^en ^at; bie Slufgabe ber Stpologetif befte^ in ber Serteibigung ber (^riftli^en
Glaubensma^^it in \xq, (Ergiebt fi$ f^on hieraus, baj} bie SSpoIogetü als ^mtx^ w
682 a^iolugettf, a^iobgie
ber exeoettf(^en X^eologic (^lond) ni^t be^nbelt loetben fonn, fo frogt es m,
toel^en
2. Ott in ber t^eologifc^en SncnllopSbie fte einnehmen foll. hierfür iftnatür«
Ii(^ bie SJorfroge, ob fie überhaupt einen foIAen beonfinfuc^en lann. 6^on an i^rer 9Biege
5 ^Qt i^r 9loffeIt bas CExijtenpd^t ^efpromen. ^almer tougte i^r lein Gebiet suju»
toeifen. 9töbiger ^aite tn feiner Xfeotogil leinen 9toum für fie. Unb überall ntug
man ]xi) me^r ober toeniger ablel^nenb gegen fie oer^Iten, loo man auf rotionaliftif^em
Soben ben obfoluten (E^arcdter ber ifnfü. 9{eligion inceisgiebt, al^o ni^t Serteibigung,
fonbem nur Darstellung berfelben übrig be^It. Das tDiffenfmoftlii^e 3ntereffe an ber
10 ^ologetil entfpn^t genau bem praltif^en 3ntereffe an oer SRiffion. 9titf(^I entrounelt
bie Slpologeti! (u)ie oie aORiffion) prinjipiell, inbem er bie ^Religion in ausf^liegenoen
(Segenfa^ 3um objeltioen SBiffen unb (Erlennen ber SBelt ftellt unb fie für eine praf^
tif^e gfunttion bes menfc^Ii^en (Beiftes erffört, bie biefer ju bem 3^»^ oolljie^» ft^
feine ^ei^eit gegenüber ben Hemmungen ber 9lu|emDeIt ju fiAem. Da bie teligiofe
15 SBeltanfd^auung fo niAt obfeltio suoerßjfige Spiegeluna realer 9BeIti>er|aItniffe im
felbftben)ugten (Seiftesleben, fonbem fubjemoes (£mugn\s bes menf^Iicben 6elbftoeffibls
unb SBillens für ben !iwtd perfönli^er gftei^eit ift, fo tommt es in ber Kelmton oe^
Ms ber äBeltftellung bes 9Ilenf(^en auf 3ti'^^cl6i9|[^it an, ni^t eigentlii^ auf SBo^r^it.
Dte pofitioe 9teIigion ^at ^iemad^ nur ^iftoriffte ^ebingt^it. aber leine objettto t^^
20 retifc^e SBajis. Darum lann es für Stitf AI auq feine Se^rünoung bes AriJtL Glaubens,
alfo feine Slpologetü geben (ogl. meine SArift: Die ^nmipien oer SRitfmlfc^n !Qeo«
logie unb ibr SBert. ^onn 1891 S. 3 ff.). Diefer auffajTung gegenüber ift baran
fejtsu^Iten, oag CE^riftus ben 3ln^(^ erhoben fydj eine real sutreffenbe Gotteserlennt^
nts 3u bringen {Wti 11. 27), bie SBa^r^ett im 6tnne einer objertio julreffenben (Sx-
26 ienntnis oon (Sott, 9Bett unb aRenfd^^eit m bieten Qo 18, 37. 8, 40), fa bie abfolute
äBaj^r^eit feM ju fein (14, 6). Gbenfo |aben bie ^oftel in ber Offenbarung 3efu
CE^rifti bie abjolute SBa^jd^eit gefunben in bem Sinne einer obieftio sutreffenben unb
jtoar ber einsta unb allein fti^^ialtigen Deutung bes n^al^ren äBefens Gottes, ber 9BeIt
unb bes yRerSAtn (3o 1, 9. 18; 1 3o 1, 7: 1 fto 1, 25. 2, 6 ff.; Äol 2, 2ff.;
8o$br 1, 1 ^., Off 5, 6 ff. u. f. uj.). ^cA aber bas ffi^riftentum als bie abfolute »eli=
gion bie einsig incobel^aitige äBa^oeit, fo mug aud^ ein SBa^r^itsben^eis für fie geffi^
u)erben fonnen. Der Serjid^t auf biefen bebeutet bas Slufgeben ber Slufna^e bes
Aampfs mit bem Unglauben unb ber geiftigen SBeltübenoinbung; ber Serjid^t auf Vpo-
logettf fc^Iiegt alfo bte (Entmertung bes (t^riftentums als abfoluter 9{eIigion in fi^.
S6 (Jrüt S^leierma^er toar bie ineligion Siiben in ber unenblic^en 9latur bes Ganjen,
^ SBemugtfetn ber Sin^eit bes Gnbli^en unb Unenblid^en (in im SReben über 9{eIigion),
abfolutes ^b^Sngiafeitsgefü^I (in ber Glaubenslehre). Das SBefen bes reli^iofen Ser^
Jöltnijfes jur abfoluten SBeltein^eit enttoidelt bie Steligionsp^ilofop^ie. Dte pofitioen
lelijjionen finb nur bie oerf^iebenarti^en ^iftorifd^en Geftaltungen bes religiöfen Set'
40 ^ältniffes, unb barum lann es oon btefen eigentli^ nur eine ^iftorij^e Dorftellung
geben. Die d^riftli^e Glaubens« unb Stttenle^e ge^Brt barum na^ 6^1. 3ur ^iftorif(^en
Si^eologie. Die Slpologeti! aber, bie S^Ieiermad^er postuliert als 3^^^9 ^^^ pj^ilofop^t^
f^en !^eoIogte, ^ot religionspj^ilofo^ifd^en C^aralter m bem Sinne ber ^erleitun^ bes
G^riftentums aus bem allgemeinen ^Begriff ber 9{eliaion ; bie Slpologetü foll bas eigen^
45 tümli^e 2Be[en bes (E^riftentums ^rausftellen im llnterfd^ieb oon anberen Glaubens^
u)eifen, unb our^ Darfteuun^ bes Unterfc^iebs bie äberjeugung oon ber SBa^r^it unb
Gottlid^lett im ganjen oermtttelft bes Sinblidb in bas (Einzelne befeftigen. Gine fol^
auf ber 93erglet(qung ber 9{eIigionsgefd^id^te bafierenbe reltgionsp^ilofop^t[d^e (£^|ara!>
terifierun^ bes S^riftentums ergäbe ober l^od^ftens feine relatioe Sorjüglt^Ieit, ni^t
50 bie Cin^tgartigfeit bes Sefi^es ber äBa^r^eit, lole es ja nai) Sc^Ieierma^er überbaupt
leine obteltioe Gotteserfenntnis giebt. Der mit Sleligionsoerglei^ung operierenbe IHttä^'-
mm ber Sigentümli^leit ber qriftli(^en 9{eIigion, oermöge beren fie allein als 3n«
^berin ber 3J3a^r^eit t^eologtf^e äßijfenfd^ erjeugt, gehört in bie tbeologifd^e (Snaßo-
pabie, bie bas Sere^ttqte an S^Ieterma^ers Slu^ntellung ju erfüllen ^at Die oon
55 i^m poftulierte, aber ni(^t ausgeführte (Spologetif unb ^olemif umfaffenbe) p^üo-
[op^if^e S^eoloqie ift allgemein aufgegeben, au^ oon benen, beren religiofer 6e<
famtanfc^auung fie entfpre^en loürbe, bebarf alfo für bie Gegenwart feiner SBiber
legung me^r.
$ür bie Gegemoart fann als enqflopöbifi^er Ort ber 9lpoIogetif einzig bie f9fte«
eo matifd^e ober bie praftif^e 3:^eoIogie in gfrage fommen. Der legieren ift fie jugemiefen
a^ologetif, a^iobgie 683
biir^ 3)anj, Stcubcl, SRofenfrcmj, Äienlcn, Dfifterbted, Dclifefd^, $ofmann, Steubc.
9(m meiften Slnlag ^t ^tei^u gegeben bie Senoei^felung pif^en 9Ipoh)getti unb Sipo»
logie ; bas größte f^etnbote 9{e$t bot ^ierju bie ttn^oltbore et^mologtli^e (ErflSrung bes
SBorts 9(pologetiI als X^eörie ber Spologie, obgleii^ es ein Belonnter ®runb[a| ift,
bag bie (Etqntologie nii^t über bie Segri^beftinimung entfc^eibet (wie p. S. bte (Et^^ 5
mologie bes SBorts religio fflr bie Sejtnnntung bes SBefens ber 9{eIigton aleid^gülttg
i|t). Der Segriff ber Dogmatil 3. SB, t|t nid^t etqmologif^ ju aeminnen, |o ba^ er
etioQ eine ^iftorif(^«{riti[(l^e Disjiplin oont fird^Iid^en Dogma (9lo^e) bebeutete, fonoem
beftimmt {id^ auf (Srunb ber Cn&idelung ber Doltrin als bie bftemati|<^e 3Bi[|enf(^aft,
bie bas Dogmatif(^e jum 3n^It ^. ,,9Bie bie Dogmatil ntAt bie (Srunbf&^e an^ 10
giebt, na^ loe^en bie Dogmen ju le^en finb, fonbem bie SBinenf^, beren Sn^alt
bas Dogma bilbet, fo lann oiu^ bie ^ologetil bie 9Bi{fenf$aft (ein, loeli^e bie 9bo»
logie enthalt" (Saumftar!). Über [old^e Dinge entfi^eibet ni^ ein abftralter gormalis*
mus. 3n 3lnalogie nämli^ basu, bag $omiletn bie jtunftle^e ber $omilie, bie
ftateAeti! bie ftunftle^re ber Äate(^efe ift, meinten Düfterbied, Sofmann, Steube u. a. 15
bas 93er^ltnis ber Slpoloaetü 3ur ^ologie ob bas ber fir^li^en >tunftle^e jur Praxis
beftimmen 5U [ollen; biefe Seftimmung ift ober eine etqmologiji^ gema(|te, buri^ bie
^iftorMe (Enttoideluna oon X^ologie unb !ßrasis in feiner SBeife gerechtfertigte. 9ti^t
bas 95or^anben|ein 00er bie Slofaoenbigleit einer Aun|tlebre bes äjtoXoyeVi^ai Bot
jenen Segrif^, fonbem bie (EtQmologie fyA fenes unmtrlltd^e ^oftulot erjeugt. Stneso
fold^e ,,93ertetbigungslunjtle^e'' eiifttert benn aud^ bis ^eute nic^t. Sllle roirnic^ aus«
geffi^en ^ologetuen ftnb nie blog formale 9Ret^obenle^en oer Kpologie, entroeber
ie m führen ober ju f^reiben (fo Sretf^neiber eine 3^^^ ^<^% f* $eubner a. a. C),
ie finb nie bloge jtunftt^eorie 3ur Sd^ulung apologetifd^er ^ätiafeit, fonbem ^aben
tets i^r Slbfe^en barauf gerietet, in^altli^ bte aSttli^ 9Ba^r$e{t ber ^rip^n 9teli« 25
gion 3u oertreten, obgleit^ bie et9mologif$e Definition basu lein SRed^t giebt. .,(Eine
SRet^obenle^re ift unb iUrbt eben SRet^obenle^re, lann alfo nid^t bie 6a^e, um wei&t es
fid^ ^anbelt, felbft 3ur ^usfü^ng bringen, bie Slusffi^ng ift erft Sai^e ber Slmoenoung
ber anet^obe" (Saumftarl). Die 3Bortffl^rer jener ^ffaffung loiberlegen fid^ alfo felbft,
inbem fie 3U apologetttd^em 3n^alt fortfd^reiten. ber \a t^otfäd^li^ eimtg unb allein eine so
Slpologetil ergiebt. SBill 3. SB, Delt^fq „^noamentalapologte unb Serteibigungshinft«
le^re jugleid^^', fo giebt er bo<^ im n^efentlid^en eine in Slpologetil fiberge^enbe 9lpo<
lopie. Unb obgleii^ Steube bas (^riftentum nid^t oerteibigen, fonbem oerteibigen le^en
iDill, giebt er unter bem litel, mtt ber Äenntnis ber ©raofirfe unb ber SJerteibigungs«
mittel aus3urflftenp in ber ^auptfad^e eine burd^gefu^rte neuteftamentlidbe Apologie. STus ss
biefer materiellen Se^anblung apologetffc^en Stoffs ergiebt fi^ bie iln^Uborfeit ber
formaliftif(^en au^afhing, bie in ber I^at ju il^rer Äonfequem ^aben ©ürbe, baft bie
$omileti!. ©eil fie Äunftle^re ber ^rebigt tft, ben gan3en in ber ^ßrebigt 3U gebenben
Stoff (aljo itn aanitn Znfyxli ber (Glaubens« unb Sntenle^e) mitbeoanoeln mflgte,
alfo in bte praftif^e X^eologie ^inein3ie^n nrilrbe. Die in ber praftifd^en X^eologieio
3u gebenbe 9lnn)eifung über bie Slrt, loie man Apologie treiben fou, ge^Brt ku einem
geringen Zeil in bie Jtate^til, 3um grbMen !£eil in bie aRifjionsle^e unb in bte
^aftoralt^eologie, loic benn bie Slpologetit, bie oan Dofter3ee tn feiner ?PraÖ. Ifieol.
feeilbronn 1879 2. »b S. 307 ffj als Äunftle^re gegeben ffot, loefentlid^ ein öttidt
^aftoralt^eologie ift. Sine ffir bie (Degemoort loinlic^ ixauijlbatt ^omiletil !ann {eben« 45
falls einer Slntoeifung barflber, in toeld^er SBeife bas apologetifd^e (Element in ber $re<
bigt 3u feinem SRed^t fommen foll unb barf, gar nid^t errtb^ten. Unb für bie ffiaftoral»
leQre xH gar ni^ts bagegen ein3uioenben, bog in einem befonberen Slbf^nitt bte be[ten
URet^ooen 3ur ^efämpfung unb Übenoinbung oon 3®^*f^l wnb Unglauben, 3ur SSer:«
teibiaung bes Glaubens gelel^ toerben ; nur bürite etne foldbe ,,93ertetbigunaslunftle^re" so
ebenfo roenig mit einer ausgeführten praftiffien 5lpologie belaftet toerben, tote bie §omi*
Ictif ^rebigtbonbe in fi^ befajfen bürfte. Unter Slpologetil wirb aber auj (Bmnb ber
aef(^i(9tli^en Sntn)i(!elun^ etroas anberes oerftanben als eine Aunftle^re ; [ie ift SBiffen»
f^aft in^altli(^er 93erteibtgung felbft unb als foldbe bie t^eoretifAe 6c^toe|ter ber pra!«
tilgen Slpologie. §at aber bie 3lpologeti! feine biftoriJÄe Aufgabe 3U IBfen (Isfd^imer) 65
unb mä)i Jtunftregeln 3U geben, fonbem bie (^riftlid^e 9JBeltanf^auung 3U begrünben unb
5u re(^tfertigcn, fo ift i^r enqflopäb. Ort einsig unb allein in ber fgftematifi^en 3:^eologie.
£ieg \\ä) bie loiffenf^ajrtlidQe Singliebemng ber Slpologetil nur auf ®mnb eines
Dorlöufigen Se^riffs oerfe&en ooll3ie^en, fo l&§t fi(^ erft nai^ Slusfi^liegung i^rer Sin«
gliebemng in bte praftif^e X^eologie w
684 a^alogeHf, KfßUpt
3. Segriff unb ©cgenftanb bcr äpolofletil nö^cr bc|timmcn. T^er
fpftemotif^e (E^alter ber Slpologetil toirb Jelbft burd^ bie Sn^Itsbefttmmungen ber
Vertreter i^rer 3uge^örigiett jui praß. 2:^eoIogte bemiefen. äBenn DeltMd^ 3. S. bie
Aufgabe ber Stpologetii barin fi^t, bas bem QP^riftentum unoeräugerliq SBefentlic^
5 3U oerteibigen (6.11)i aI{o bie ^eilst^fa^en mit t^ren unerläMi^en Sorausfefeungen
(6. 12), befonbers bie (Erldfung qIs Centrum aller ^nfU. 3:^logie (6. 32), [ie alfo
befiniert als ,,3Bi{[enf^aft ber Selbftre^tfertigung bes Ori[tentum$ a^en bie ipm fiii^
(£ntfrembenben'S ober roennSteube bie Aufgabe ber Sinologie boi^in faßt, benSla^eis
3u führen, bog bur<^ ^efum (!;^riftum unb nur burd^ t^n bie ttefften Sebfirfniffe bes
10 SHenfd^en oölfig befriebigt toerben, [0 führen [ol^e Segriffsbeftimmungen auf eine fqfte»
motifd^e Disjiplin.
Xro^ aller Si^toanbinaen über bas ^eroortreten ober Rutüdireten ber $oIemif,
ben 3U oerteibi^enben 3nbalt, bas Obfelt unb bie SRet^obe oes SBen^eifes \xxib benn
anä) bie De^nttionen menr unb mel^r ein^itlub geworben in ber Stiftung, bie Sipo«
16 logettl als bie SBiflenfd^aft aufjufaffen, ml^t bie SBa^^it bes CCbriftentums als ber
abfoluten 9leIigion enoeift. äBenn 3. SB. 6ad bie Spologetil fagte als ,,bie t^L Dis»
3iplin oon bem Srunbe ber d^riftL Religion als einer göttli^n Z^atfaqie''^ fiec^Ier als
,,ioinen[(^aftnAen (Ermeis ober tDiffen[(^aftIi^ SBegrfinbung ber ^ri{tL Stehgion als ber
ab|oluten'', (Eorarb als ,,9Binenf^ft oon ber Serteibiaung ber 99Sa^r^it oes (E^ften^
2otums'S jtübel als ^^nrinsbieUe unb f9ftematif(^e Dorfteüung ber 6eIbftenoei|ung bes
^riftentums als ber SDSa^r^eit'', fo ffi^ren bie[e oerjd^iebenen Definitionen in vti-
[d^iebener gorm aufben Segriff ber u)iffenf(^U(ben 9le(^tfertigung unb Segrünbung
ber 9Ba^r^eit bes Qi^tftentums (Saumftarl, C^riftlieb, aud^ Qad^aetR 1871 6. 326).
(glaubte man in neuerer 3^it ^^^ 9{eIigion oaburi^ [id^er^ufteuen, bag man fie als
85 rein {ubjeltioes (Erseuanis bem itampf ber ußeinungen Aber bas objeltioe SerftSnbnis
ber SBelt entsog, |o i|t fold^e oermeintlic^ 6id^rfteuung t^S^lic^ Slusf^Iiegung aus
ben lebenbigen jetftigen SRSd^ten, bie um bie $errf(^aft ringen. Stelmel^r ^ot bieSlpo^
logetil in bem Suioerftreit 3Q)tjAen (glauben unb Unglauben, ben (Soeij^e bas eigetttlu^
tieffte unb einsige X^ema oer SBeltgefc^i^te genannt ^at^ bem alle fibrigen unteraeorbnet
80 finb, bie SBa^r^eit ber äBeltanfd^uung bes (Glaubens fo 3U beoriinben, bag |ie ben
Rarwp^ mit ben SBeltanf^auungen bes Unglaubens aufnimmt. Daburc^ lommt in bie
Stpologetil ein u)ed^felnbes Clement. 6tnb au^ bie uRögli(^Ieiten un^riftli^r SBelt^
anjd^uung immer oiefelben, fo treten bo^ in oer[(^iebenen Seiten bte oer[(^iebenen
getftigen Strömungen ftörfer qeroor, unb baburc^ oerf^iebt fi$ ni^t nur bie grtont^
86 ri(^tung bes Aampfes, fonbem au(^ gfonn unb 3nbalt bes 2B^^ettsbeu)et{es. Darum
mug jebe !^txi bie ^uf^abe neu aufnehmen mit Den t^rem äBo^r^eitsbebürfnis ent^
fore^enben geiftigen SRttteln. SBte alfo bie Slpologetil eine anbere toar in ber alten
Aird^e gegenüber ber ^eibntf^en ^^ilofop^ie, eine anbere in ber 9teu3ett gegenüber bem
Deismus, fo ift gegentoörtig bie Slpologetif gegenüber bem naturtDiffenf(^aftU(^en SRate^
iorialismus tiefer ausjubtlben als im oorigen 3^^^^unbert gegenüber bem 92aturalismus.
Der äRaterialismus, ber Deismus unb ber Pantheismus finb gegemoartiQ bie in ber
Slpologetii oornel^mli^ 3U befömpfenben Slnf^auungen. SianI ^at in feinem 69ftem
ber ^riftl. (ßemig^ett Stationalismus, ^ant^eismus, ilriticismus unb 2Raterialismu5
Surüdgeroiefen, eine Zeilung, bie fi^ leimt auf bie angegebene Dreiteilung jurüdfü^ren
45 lögt. Sei bem bermaligen Staube ber X)inge !ann bie n)iffenf^aftli^e X^logie, wtm
fie ber ftir^e bie i^r sulommenben Dienfte leiften toill, unmögli^ auf eine SBieber^
legung jener äBeltanf^auungen r)tqxd)itn, Diefe negatioe Seite ber Slufgdbe ber 9po^
logeti! mug aber 3uru(ftreten hinter ber pofittoen, ber SSerteibigung unb Segrfinbung bei
^riftli^en äBeltanfd^uung.
50 JJfür biefe ift f^on na^ bem CBnttoidelten gönsli^ absumetfen bie (Seftaltuna ber
Slpologetil als t^eol. ^rinsipienle^re (^elt, Xioeften u. a.). JJrür eine jol^ tft in
einer roirtli^ n)iffenf^aftli(^en CBncqflopabie ebenfo roenig 9laum loie für eine „gfunba^
mentaltheologie" ober „^rolegomenen" in ber SBeitf^roeifigleit einer befonberen Dis»
3ipltn ; fonbern fie entfprtngt einsig bem äRangel an f^ftemcüif^er (Seftaltungsboft : man
55 mö^te eine 9let^e oon fünften be^anbeln, bie man im Spftem ntd^t uitterjubringen
n)ei^. Der C&runb einer folgen t^eol. ^rinjipienle^re lag etnerfeits in bem apol^e^
tif^en Setriebe bes alten Supernaturalismus vulgaris, anbererfeits in ber ^ormn^
lierung bes apologetif(^en 3n^alts bur^ S^leierma^er. Der Supernaturalismus bes
oorigen unb bes 9lnfangs unferes 3^^^unberts nol^m nömlic^ feinen opoIogetifi^B
90 StanbpunH nic^t in ber S^rift, fonbern über ber Sd^rift, glat^te mit formaten Se^
8)iolQflettf, 9f0lBi\t 686
griffen „(Brünbe für bas göttlt^e ?ln|e^en bes CE^riftentums" (§eiibner) ctttoWeln 3u
tonnen, gab alfo Seioeife für ben göttli(|en llr|prung be$ (£:^Hentums^ bie Stotoenbig*
feit ber Cffenbarung unb bie (Slaubiofirbigleit ber beil. 6d^im. 6^Ieienna(|er rotes
ber ^ologett! (als pbilofopfiif^er Z^eologie^ ,,bie 9Be^|eI6egnne bes 9latürli^en unb
^ofittoen, bie begriffe Offenbarung, SBunoer, (Eingebung, weisfagung unb SSorbilb 5
(Ser^Itnis 5U 3uoentum unb $eibenium), Aanon unb Galrament, $ierardbie unb
5tird^engetDaIt" ju, lam aI{o au^ p einem n)e|entli(^ fomtaliftif^n Hufbou. i>a aber
bie bejei^neten Segriffe, mtnn [te aui^ teihoeis f(^on in Wr (Enqllopäbie jur S8t*
fprec^ung lommen müfien, loefentlub boginatif^er 9latur finb, fo {(^ien ficb baburi^ il^re
3ufammen|tenung in einer ti^Iogtf^en ^rinsipienle^re 3U empfe|len, bte als grunb« 10
legenber Zeil ber Dogmatil gefa|t sterben !dnnte (Sldffelt, ^almer, X^olud, Slojenfran],
Sieffert, 9)oigt u. a.). äBes^Ib aber eine (Erörterung bogrnatif^r (Srunbbegrtffe Sipo*
logetif genannt toerben follte. ift nii^t einleu^tenb. Unb fo ^ai bie Slpologetii bis
^eute unter Unflar^eit unb S5eru)onenJ^eit 3U leiben, bie baburA oermeM u)irb, bog es
unter bem (Einfluß bes mobemen Stationalismus in loetten Areifen mobt geioorben 15
i|t, im Zone ber ^lafiert^eit oon ber »alten Slpologetil" ju reben. Die buri^f^nittli^
Se^anblungsform ber (gegentoart ift eine t^ol. ^nnjipienle^re, bie mit apologetif^em
Stoff bur(^feftt ift (^agenbad^ p. S^ul§).
äßenn aoer irgenb eine 3^^ einer grflnbli^en Spolo^etil beburfte, fo beborf i^er
bie gegennmrtige (E^riften^eit, bie ni^t nur ben Aampf mtt ben augert^ftli^en Steli* m
gionen ju führen ^t, [onbem auc^ ein neues ^eibentum in nie gej^nem Umfang
unb mit nie gefd^nen geiftigen SRitteln in ber eigenen 9Ilitte entfte^n fiem. ($. Sd^ul^ :
„Die d^riftl. Air^e ber (gegemoart, roenn fie als 3Slai)i unter ben (Bebt^en fort«
bejte^en foll, bebarf ber Slpobgeti!''.) ^üx biefe apologetif^e Selbftbe^ouptung bes
(E^riftentums ift aber oöllig maböquat bie Selbftanpreifung bes mobemen Stationalismus, 25
alles [pej)ifif(^e (E^ri[tIiAe preismgeben unb ji^ auf eine oulg&re Slufllärungsreligion
Surücijujtenen (ogl. üRe^I^om, 3Bie ift in unjerer 3(it bas (E^jtentum ju oerteibigen ?
2. Slufl. £eip3. 1894). Das rationaliftif^ (Egriftentum ijt bem Unglauben noA oeräc^t«
li^er toie bas toirlli^e. Dafflr ift unjurei^nb bie Se^auptung, bag bas (E^riftentum
ber Zröger unferer Aultur fei (Aaftan) ; ber Streift pfifidt bte Stttd^te ber jtultur, so
ohne nac^ 6tamm unb SBurjel m fragen. Daffir ift femer unjurei^nb bie gefd^ic^ts«
pqilofop^tfc^e Se^rünbung aus „oem Sebürfnis bes perfönlii^en (geiftes, ber SBelt $en
3U merben unb ftd^ mit feinen S^edtn in ber SBelt 3U be^itpten" ( jtotftan) ; benn bie
Sefriebigung perfonli^er Sebflrfniffe erseugt nur ftwjeftioe 3i[i>^<lntägigleit, ni(^t ob«
jetttoe SQBobr^eit. unb »er bie objettioe uBa^r^it im ^t^eismus finbet, fiei^ in i^m 35
bas befte Wltttel, fid^ in ber SBelt 3U be^iipten. Daffir ift ebenjo unsulängli^ bie
negatioe Zbefe, „oo| leine Slöti^ung 3um Slufgeben ber religiöfen äßeltanfAauung aus
u)imi^er 9Biffenf(^at folge'', tote oie pofitioe, »bag ein etn^ttlic^s Serftänbnts ber
äßelt, in ber toir als oemünftige unb fittlic^e Sßefen mit begriffen jinb, ol^ne biete
religiofe 3BeItanf(^auung unm5gli^, mit i^r aber oon felbft gegeben iff ' ($. 6d^ul^). 40
Der SRaterialismus nimmt als ^ofitioismus ffir fi^ \>tn totffenfc^Iic^n (Enoeis oer
Z^atfa^en unb als SRonismus bas SRonopoI eitt^eitli^er SBeltem&mng in Slnfpmi^,
überlögt aber ber religiöfen (Sebunben^it bie fubteftioe Sefriebi^ung in veralteten Sor«
urteilen. Darum finb bie blog fubjeltioen 3Ra|ftäbe unb bie ^tftonf^n Setrac^tungs«
roetfen ber mobemen Schulen utuurei(^enb. Sonbem bie (&mnbfrage ber ^ologeiü 45
mie bie Sftctge ber (Exiften3 bes (S^rifteittums ift bie, meines Serftänbnis ber äßelt auf
(^runb einer fti^^altigen (Erlenntntst^eorie, auf (grunb ber Z^tfaAen ber 9latur unb
(öef^iAte, auf (5runb unaufaebbarer Denfprin3ipien ben (Enoeis ber 2Birfli(^!eit für
fid), alfo bie uBa^r^eit f)ai. $aulus ^ SRö 1, 19. 20 ben (Smnb^ebanlen bes tosmo«
logtfd)en Slrguments ba^in ausgefpro^en, bog bie SBett fo unabtoetsbar i^en 6(^öpfer so
beseugt, bag Slble^nung biefes Sexoetles ber 6(^öpfung unentf(|ulbbaren gfteoel in fi^
fc^liegt; unb ebenfo objeltio ift bie 93etra(^tung ber gomen ^eiligen 6<^rift über bas
3eugnis bes (gefc^affenen oon (Bott. (Es ift alfo au(^ für bie (^riftl. Xl^ologie unmögli^,
bie objettioe SBelterflämng bem SHaterialismus prets3ugeben unb fic^ auf bie [ubfetttoen
SRagftöbe perfönli^er Selbftbefriebigung 3urüd^U3ieben, bie niemals eine ftii^^altige 55
^^Ipologeti! ergeben. Die Slpologeti! fyii $iema^ bie Segrünbung ber ^riftl. (Bottes«
unb äßeltanfqauung bur^ bas objeftioe Denlen 3U geben ; fie ift bie t^retif^ Sted^t«
ferttgung bes ^riftl (Blaiibens als ber abfoluten SBo^^it.
4. (Glaubenslehre unb Slpologetü. Sturtoenn mit ber Sxiftenj ber gläubigen
(gcmeinbe i^e Ausbreitung unb 2}erteioigung in l^inrei^nber 9Beife ba loare, lönnte eo
686 fbfoUtt^, O^NiIogie
man ber Slnf^auung beq^t^ten, bag bie !Datßenung bes d^riftl (Glaubens in ber Dog»
matt! I^on eine ausreid^enbe Slpologetü fei. !Der d^riftl. (glaube ift aber ftets beftritten,
ja er tft bas Sefirittenfte unb übetminbet bie SBelt im forttDa^renben Aompf mit Se«
ftreitun^en. !Darum lommt e$ in bet !DoamatiI nid^t blog auf IDatftelbing, fonbem
5 nic^t mtnber auf bie Segrünbung be$ d^riftlt^en (Slaubens an. Selbft oon fold^n, bie
eine Slpoloaetil nid^t lennen ober anerlennen, mu^ benn auA jugejtanben loerben, bog
bie IDorftellung bes d^riftli^en (glauben? in ber Glaubenslehre ni^t ausreißt, fonbem
bag bie (Seltenbma^ung bes Glaubens als SBo^r^eit eine fpefulatioe Segrünbung oer<
lan^t, unb biefe ^ot ^tn bie Slpologetil ju geben. Ob man für biete Slufgobe eine
10 ,,p^tIofop^if4e Dogmatil'' ober eine „9{eIigionsp^iIofop^ie'' ober eine „fP^tuIotioe ^Oeo«
logie'' ober eine ,,9IpoIogettf ' forbert^ ijt als unterfdjieb ber Sejei^nung nebenfaqlii^
gegenüber ber Unen&ebrli^Ieit ber Socqe.
3nbem Domer feftftente, bag alles SBiffen auf (£rfa^ng ru^t^ ben (Glauben als
religiöfe (Erfa^mng fa^te unb bie Slu^abe ber Dogmatil bo^in bejtimmte, bie unmittel«
16 bore, t^otföd^Ii^e Getotg^eit, bie bem Glauben oon feinem 3n^It mnemo^nt, }ur loiffen«
f^oftli^en (Erienntnis ju er^en, 1^ er es leiber unterlaffen, bie Dorftellung bes
erfa^mngsmägigen X^eftanbes bes Glaubens unb bie obiettioe Segrünbung bes
Glaubensin^alts beutli^ ju unterf^eiben. ^otte er beibes gef^ieben, fo ^e er er^
lennen mfiffen, bah bie ^ologetil an bie jmeite Stelle gebort; t^fa^Iu^ fyä er fie
20 in feiner DogmatB an bie erfte Stelle geftellt als „Sunoomentalle^re'', fo bag loir an
bie alte ^ritqipienle^re erinnert merben. greilid^ lag i^m eine formale ^rinjtpien«
Ie|re oollig fem, fonbem i^m ftellte fi^ eine inJ^Uooue (moloj^etif^ Slufgobe : n&mlii^
bie miffenf^oftli^e (Erienntnis, bog (E^riftus ber Gottmenf^ fet, mit t^eologifc^r unb
ant^ropologifmer Segrflnbung.
26 Diefer Stoffanorbnung gegenfiber looren nun freili^ Vertreter ber ßuge^rigieit
ber 9^)oI. jur prdtifd^en 3:^ol. loie Steubel, itienlen. Düfterbied unb Deli^fd^ im
Sle^t, loenn |ie Segrünbung unb Serteibigung bes ^riftli^n Glaubens ni^t oor, fom
bem hinter bte Glaubenslehre geftellt loiffen looQten. Denn loie lann man begrunben
unb oerteibi^en, loos in feinem SBefen no^ ni^t bargeleat ift? 6o loirb es benn in
ao ber Dogmatil barauf anfommen, bie loiffenfAaftlid^e Dorftellung unb Segrünbung bes
Ariftli^en Glaubens als Glaubenslehre unb ^ologetil beutlic^ oon einanb^ ju trennen.
Das (E^riftentum ift einerfeits religiSJes fieben, at&ererfeits abfolute SBa^rl^it, es fyA
in ber fiebensaemeinf^aft mit Gott tn 3efu (£^rifto einerfeits einen realen X^otbeftanb
religiöfer (Erfahrung, anbererfeits Gottes« unb ^eltanf^auung. Der 3:^atbeftanb relt>
85 gidfen £ebens lagt fi(^ nur (mit S^Ieierma^er, ^ofmann, §ranl u. a.) empirij^ ent«
folten. Slber bie d^riftL SBeltanf^auung erforbert oermöge bes 9lnfpru(^s ber aofoluten
SBa^r^ett bie fpehilatioe Segrünbung bes objeltioen Dettfens; biefe le^tere als ,,€elbft«
re^tfertigung bes (!:^riftentums in ]va)" giebt auäf bie innerli(^ begrünoete Serteibigung
aegen äugen, oerbient unb forbert alfo bie Sejeic^nung Slpologetif. SBirb ober bie
40 ^ologeti! ber Glaubenslehre oorangeftellt, fo mug fie Semeife mad^en, bie ber inneren
Selbftbeglaubigungsmeife bes (£^riftentums niäft entfpre^en, alfo ni^t 3um !^klt führen
(ogl. ^anl a. a. O. I S. 18) ober 5um 3formaltsmus einer unf^ftematift^en ^rin*
liptenlebre entarten. 3u^em lourbe bur^ jene Sa^orbnung ber falf^en SReinung
^orfc^ub geleiftet, als loolle unb lönne man (mit bem alten Supematuraltsmus) bas
45 C^riftentum anbemonftrieren. Das (£^riftentum loirb aber nic^t burc^ Demonftrationen
geiDonnen, fonbem bur(^ eine neue Geburt. Slber bie innerli^e (Erneuerung 5u erleben,
aus ber ber xaivdg äv&Qcojiog ermö^ft, u)erben oiele burc^ intelleltueUe SBebenlen
gebinbert; biefe gilt es ju entfernen. Der gebilbete gläubige (E^rift fyii n\d)t blog
Glaubenserfa^mng, fonbem au^ Glaubensüberjeugung ; biefe mixb bei oielen bur^
50 Geaenargumente erf(^üttert unb n)ill bamm fi^er geftellt fein. 3lu(^ berjenige, bem bie
ienjeitige SBelt, bie Stealitat Gottes, Gebetser^örung u. f. n). als Z^atfad^en reli^iofen
(Erlebens feftfte^en, lann fiA bo^ als benlenber 3Renj^ bem Sebürfnis nic^t entjie^n,
bie erfai^rnngsmögige GerDig^ett 5ur (Erienntnis ber äBelt in Sesie^ung ju (e^en unb
oermöge ber Steflezion über bie objeltben ^atfa^en ber Statur unb Gefd^i^te auf
55 Ibre 3w^erläffigleit ju prüfen. SBenn ber aJcaterialismus bel^auptet, bog bur(^ bie
^iffenfd^aft bie 9{eltgion als 311ufion enoiefen fei, fo ^at allem 31lufionismus gegen-
über bte Slpologeti! ben (Enoeis 3u bringen, bag alle iDoü^r^aft n)iffenf(^aftli(^e Srorfd^ung
bie religiöfe SBeltanfc^auung ni^t jerftört, fonbem ftü^t. 9neint bie vlpologetil aud)
ni^t bur^^ein [old^es Serfa^ren Glauben erseugen ju lönnen, fo min fie bod^ bie un-
60 erlöglt^e IJK^ereinftimmung joif^en ^erj unb Aopf ^erftellen, ben Sla^ioeis liefern,
atiobget», atiologie 687
bag ber (glaube in ber (Seioig^eit bes SBoMeitsbefi^es ani) bos intenettuelle 3izi)t
3u biefer (5m^txi hat, !Die in ber Sboloaetil m gebenbe Segrilnbung ber d^riftL
i&ottes^ unb aOBeltanfd^uung, bie jur ftebrfeite bie SBieberlegung bei gegnenf^en
äßeltanl^Quungen bat, ift al[o unentbe^rli^ ffir ben Seftanb ber Air&e als ber um«
faffenbjten unb n)irqQm[ten getftigen ®rogma^t ber SBelt, für bie inteueftuelle Selbft« s
geiDiJ^peit berer, bie in Serä^rung mit ben SRä^ten be$ Unglaubens fielen, loie für
bie Selämpfung ber Seaner.
5. URetl^obe unb Sn^alt ber Slgologetil 3n ber alten itir^e. im
SHittelalter unb in ber altproteftantifAen x)rt^ooosie trennte man bogmatt)(^en,
opologetMen unb poIemif(^en Stoff ni^t^ — ein Serfabren^ bas bis Qeute fortMo
loirH. äomie aber mit Grotius (de verit. rel. ehr. 1627) bte Slufgabe \xä) {teilte,
bie äßa^rbeit bes (£^ri{tentum$ gegen äugen [i^ersujtellen, mugte auA {ofort bie
^rage auftreten, loas ju beorünben fei, loas fid^ überaaupt begrüt&en laffe. SBoIIte
Srotius bie Slufgabe barin fe^en, bie allen lird^It^en ^arteten gemeinsame SrunbleJ^e
als göttli(^ um^re Steligion jn ermeifen (II, 18 u. ep. ad fr. Gull. 21), |o umr biefe is
9{bgren5ung formell unb famli^ unHar unb barum uitburcbfü^iAar. Gommeue ber ältere
Supranaturalismus (bis tief in bas 19.3^^- hinein) ferne met^obologif^ manael^
bafierten Seioeife für bie Dffenbarung, fo jah er ft^ ben Segriff oer iDffenoarung
felbfi^entiDunben bur(^ Aant uno gfi^te. Die nao) 3^|t5rung aller metap99[if^en Srienntnis
bes äberfinnli^en feine anbere dueUe ber 3mmon übrig behielten als bie moralif^e 20
9latur bes aRenf(^en; übrigens fagte er ben Segriff ber £)ffenbarung unnötig als
Selel^rung unb unterf^ieb fi^ in bem 3n^It ber ^o^eren SBo^r^iten, loel^e bie
Offenbarung mitgeteilt baben follte, oft nur n}enig oom 9{ationaIismus. Snbem aber
bie Ideologie bes 19. 3a^r^unberts oas biblif(^e unb reformatorifAe (Slaubensleben
erneuerte, fa^ fie biefes oon einer fo loeitge^enben 9legation bebro^, bag nicbt roeniger 25
ju oerteibigen mar als alles: bie ^age nai) bem loas? unb mie? ber Stemtfertigung
(teilte alfo eine umfaRenbe apologenf^e Slufgabe, bie ni^t auf bie SSlpoIogetil tm engem
Sinne befd^rönlt bleiben lonnte.
SBenn bie (E^t^eit eines grogen Xeüs ber beiligen S^riften 91. u. 9lXs. bean«
ftanbet mürbe, fo [teilte M bamit eine apolo^etif^e Slufgabe, bie nur auf biftorij^« so
Iritifc^em SBe^e geloft meroen lann. beren (&Iebtgung alfo ber (Exegefe unb ber oiblifqen
(Einleitungsiotffenf^aft ang^rt. unb mtnn bie S^fa^en ber Eiligen (Sel^id^te in
aR^t^us ober Sage aufaeUft mürben, fo ift bie (Bef^i^tlimleit oon Xbatfad^en 00^ Mtx
(Segenftanb einer ^iftorMen Unterfu^ung, bie in biftorifqen Disjiplmen, mie (Sefd^i^te
Israels, £eben 3^fu» (Def^id^te bes apopolifi^en 3^U<itters abgefe^en oon ber (Exe^efe 86
geführt merben mu^. 3- S. bie 3:^tfa^e oer 9lu|erfte^ung 3^fu (£^rifti f)oi als $etls«
t^atfodbe einen religiofen SBert, ber m ber Dogmatil jur Geltung iommen muh; aber
bie ^QatföAlic^ieit bes (Ereigmffes ift auf ^iftorif&em SBege burA (Exegefe, uuellen»
Iritif unb uuellenoenoertung 5U enoeifen, gebort alfo mo^l In bie Slpologie, aber nid^t
in bie Slpologetif (Deli^fdd, Steube). ^iftorifcbe It^atfad^en laffen fi^ niqt fonftruieren, 40
fonbern nur lonftatieren. Die X^atfa^en, auf benen bas (E^ftentum fu|t, feM alfo bie
Slpologetil als in ben ^iftorif^en Disjiplinen nad^etoiefen ooraus. Sin qiftortfd^es Ser«
fahren eignet ber Slpologetif ni^t.
3nbem bie Sbologeten ber alten Air^e einfa^en, bag ^iftorif^e 3^atfa^en fi^
nur lonftatieren, aber ni(^t rational bemonftrieren laffen, begnügten Jte fiq bamit, bas 46
X^atföc^lic^e am (£^riftentum geltenb ju ma^en, befqränüen aber i^r 5Bemeisoerf(^ren
auf bas, mas fi^ auf benfenbem SBege begrünben lögt : fie miefen bie ^riftli^en re^ren
oon (Sott (Zugenb) unb Unfterbli^Ieit als benlnotmenbig na^ unb ftii^ten bie d^rift«
li(^e 93er!ünbigung oon ber Soü^eit 3^f^ (Ebrifti bur(^ rein fpehtlatioe Jßogoslei^re (fo
ba^ alfo nic^t bie !Qatfa41i(^ieit feiner gefcQi^tli^en Srfd^einung, fonbern bas SReqteo
ber ^riftlic^en SBertauffaffung feiner $erfon auf^ejeigt mtrb). (Eine fpehilatioe Ü^eo«
logie, eine ben SBert oer ^riftlidben ^erlönli^Iett pf9<i^oloaif^ begrfinbenbe Slnt^ropo*
logie unb eine metoo^^fifc^e (£^ri|toloc^e bilben oon oom berein ben item ber Slpolo«
getif. 3Begen bes !Drei!Iangs Gott, Xugenb unb Unfterblid^Ieit bie alten ^ologeten
bes 9{ationalismus 3U bef^ulbigen, ift ni^t bered^tigt : in il^er Snfd^äuung oon ber 66
oberen 3Belt, in iqrer Betonung bes SBunbers unb bes transfcenbenten Urfpmngs
CE^rifti roaren fie ausgefpro^ene Supranaturaliften. Slber in il^rer Semeisfübmng \ux
bas S^riftentum bef(^rän!ten fie fi^ notroenbig auf bas Semeisbare, inbem fie, mznn
fie (Sott aufgejeigt Ratten als ben lebenbigen. ber fi^ in einer OffenbamngsgefÄi^te
bejeugt, unb als itn Stifter, ber belohnt unb beftroft, einloben lonnitn, fiq pramf^« w
688 9bfol9t^, V^oUgit
religiös 5U fiberjeugen, 06 has S^riftentum ber eirtjtge SBeg fei, in (Sottes Geriet ju
befte^n.
3n bet Sleujeit ift bie gonse S^beologie opologetifd^ funbiert burd^ Sd^Ieienna^ets
9{eIigionsp]^iIofop9ie. Sllle Seioeife für bas Dofein (Sottts fanb er ffir bie (SlouBens«
5 le^e (§ 33) oollftänbig erfd^t burd^ ,,bie 9nenennung, ban has fd^Ie^^inni^e Vb--
fiongigleitsgefü^I, inbem barin unfer Selbftbeiou^fein bie SnbliAIeit bes Setns im
vlügemeinen oertrttt, ni^t eüDos 3ufSniges i[t noc^ au^ timas perjSnlid^ Setfd^iebenes,
fonbem ein allgemeines Sebenselemenf. ^iemaA ^ bie 9leUaion i^ mtäft als
notumoüDenbiger Slusbrud bes Steins bes (Enbliq^n im Unenbli^en. 3m beiDu^n
10 (&ei|tesle6en ^eigt fi^ feiner felbft als eines enblic^n SBefens beiDuht toerben : Steligion
haben. Die ^elipion ^ot uns, beoor loir fie ^aben. Sniein bie X^aiffid^Iid^feit bes re=
ligiöfen 93er^Itnt|Tes barsule^en, ^eigt aljo fd^on bie Sered^gung ber Sleliolon na^^
iDeifen ; benn biefe beftent tn einem miruid^en Crleben. 3{t oie Sleligion umere Sr«
fa^rung, fo iommt es iDinenfd^aftliA barauf an, biefe moerlaffig ju bej^reiben.
15 (fe liegt im SBefen ber religiSfen (Erfahrung, bag fie oon jebem Stn]|elnen perfBnli^
gemalt loerben mug. 9{eligiofe (Erlebniffe laffen [td^ burd^ rationale Demonftrationen
iDeber erseuaen nod^ erfej^en: es ift alfo gam unm5gliA, bas CC^ftentum onjubemim«
ftrieren, d^riftlid^es (Slaubensleben burd^ apobaetifAe Argumente 3U erjeuaen. Diefes
lagt fi^ nur ^eioinnen bur^ eine innere religt3s*ftttlidbe (Entmidelung, in oer bos fän-
20 biae 3^ jerbn^t unb ber neue 9Renfd^ (Sottes ermSd^ft. Das eigentflmlid^ ^riftli^
®laubensleben entfte^ aber ni^t burd^ bie allgemeine natflrlid^ SBed^feliDirlung bes
enblid^en ®eifteslebens unb bes Slbfoluten, fonbern in SBec^feboirfung mit ber (Snabe
(Sottes in 3efu (E^rifto auf (Srunb ber $eilst^atfa^n ber CrlBfung. Dtefen "X^d-
bejtanb bes burd^ Q^rijtum in (Sott bem 93ater erneuerten (Slaubenslebens bot bie
S5 (glaubenslose in loiffentd^lid^r Steflesion auf bie reliaiSfe (Erfahrung fo 3U be[^tben,
bog in i^m bie Slustoiriung ber objeltioen Z^atfad^en ber Offenbarung ins £tdQt tritt
60 ift f^on bie (SlauBenslebre eminent a^oloaetifd^ : bie 9bfolu$eit unb Stnj^«
artigleit ber d^rijtliAen 9{eligion tm SSerglei^ mit allen übrigen 9{eligionen, ibr f(!^I^^
^inniaes 9{e^t tn Sejie^ng auf bie natüritd^e Slnbtge bes äRenf^n mug f^on ^ier
80 ins £id^t treten.
3n ber praltif^en 9{eliaiofität liegt aber juglei^ eine SBeltanfd^auuna : unb tDo^^
renb bas religiSfe (Erleben ftd& feiner (Erfa^ng geroift ift. tritt bie d^nftlid^e 2Bell=
anttauung mit i^ren »orftellungen oon (5ott, SBelt unb SRenf^ in ftollUion mit
reltgios mangelhaften SBeltanfd^auungen. Die fpefulatioe Segrfinbung ber djriftli^n
85 SBeltanf^auung im (5egenfa§ ju un^riftliAen ift alfo aufgäbe ber Stoologetif . Seibe
leile ber Doomotil, (Blaubensle^re unb tlpologeti! f orbern einanber: jene entfallet bie
(Slaubensm^fttl, biefe bie (Blaubensmetap^gfil. Das (Ebriftentum ift eben religiös ber
3:^atbeftanb eines neuen fiebens in (5ott; aber es ift au^ yvcboig, ocxpia. 0§ne
baft juoor erfa^rungsmöfeig bas fieben ber ©otteslinbf^aft entfaltet ©trb, ber erft bie
40 Artftlid^e (Erlenntnis in toa^rbaftem Sinne enoö^ft, f^ioeben bie Slrgumente für bie
fflßal^r^it bes (E^riftentums als abfoluter SReligion in ber fiuft. 3ft aber aus glaubiger
fefal^rung heraus ber Slnfpru^ bes (E^rijtentums bargelept, nid^t nur ben einjigcn §eils=
weg 3U seigen, fonbem au^ bie fc^le^t^innige 2Ba$r]^eit }u lehren, fo mufe, roenn ber
(5ott ber (Erlöfung aud^ ber (5ott ber S^öpfung ift, bas mtelleftuelle Siecht ber ^rift^
45 li^en aOßa^rbeit na^geioiefen loerben lonnen.
SBenn fi^ bas (5efd(|t^tli^e am (E^ftentum nid^ a priori fonjtruieren, bie refr
giofe Cmpirie ni^t fpehilatio bebujieren löM, fo lann es in ber Slpologetif nur an*
iommen auf bie Bearünbung ber ^riftli^en 2Beltanf^auung. 3ebe SBeltanf^uung
aber ift an fidd metapogftf^ unb forbert einen fpelulatioen Slufbau aus grunblegenben
w Denlprinsipien. Die ^riftlii^ SBeltanf^auung nun fommt jum Susbrui fd^on tn ber
(Blaubensle^re, ba bie grömmigleit fi^ in beftimmten aJorftellungen fpiegclt ; i^e 9it^'
fertiguna oor ber SJemunft finoet fie in ber 2lpologetiI. Die ^riftlt^e SBeltanf^uung
fpri^t ft^ aber aus in bem Sa^, ia% (5ott unb uRenf^ eins aeroorben ift im (5ott^
menf^en. Darnai ergeben fi^ als bie brei üeile ber Spologettl bie fiepte oon (5ott,
M Dom aJlenf^en unb 00m (Bottmenf^en unb feinen 3Birfungen. Die fie^re oon ©oti
jeiot in ben Beroeifen für bas Dafein (5ottes bas SRe^t unb bie SRotmenblgleit b«
d^nftli^en (5ottes«= unb SBeltantoauung, in ber ürinitötsle^e bie Segrünbuna ber ofc
bluten Offenbarung im d^ftlii^en (Bottesbegriff. Die Slnt^opologie oertritt bie Settf!^
tönbigfeit ber «ßerfönlid^feit gegenüber ber «atur, bie grei^eit unb UnfteAlid^Ieit, ^
• mit bie (Erlofungsfa^igfeit bes 3Renf(^n unb ©eift in ber fiel^re 00m Ürfprung bes
Ofiobget», fbfpUgU 689
Sö[en bie (&lö[ungsbebüiftigleit bes 9Renfd^en auf. !Die £e^ oon (E^fto unb [einen
SBirfungen iDet|t nac^, bag auf (Srunb oon ^eobgie unb 9{n$ro|N)Ioaie bie C5ott«
menf^^eit 3^fu CE^Iti unb SBiebergebuit bes 9Renf^n burc^ Ü^ mSglim ift hiermit
ift beioiefen, loas auf rationalem SBege ben)ie[en toeroen lann. !Der «fa^runoBmähige
3n^alt bei Slaubenslel^re lann niAt bemonftnert, fonbem mug relioife erlern toeroen s
(3o 7, 17. 8, 47. 18, 37 u. f. to.). «ber bahbie Keiguna unb aBillkleit jum (&*
leben ber SBirfungen ^efu (Ebnfti (mit anbem äBorten : ju Suge unb (Stauben, ober :
m Sele^rung unb SBieberaeourt) ni^t bur^ SiotVdf (Sottesleugnttna, Setrug falf^er
SBets^eit gehemmt loerbe, oo^ aI|o ber reltgi3$«fütlic^ $n»eg nic^ ourc^ intelleltuene
$tnbemi|Je geftort loerbe, foU ber 3n^It oer Slpologetil ktmn, mag er nun in ber lo
iDi[[enf^(^Iiqen (Jform ber !Dis3ipIin ober in ber poimUren gfotm ber Apologie ober in
ber praltif^n SS^nbigung ber S^riftioa^r^it mi^eteilt »erben.
6. Das Ser^altnis ber 9poIogetiI jur ^^ilofop^ie. (Stt^ bie Dog*
motu überhaupt in enger Sejie^una jur $^iIofopbie, nameimid^ 2ur (Edenntnist^orte,
9{eIigionsp9iIofop^ie unb ^fpAoIoaie. |o berü^ JUb bie Xpologetil aufs engfte mit ber i6
anetop^ofü, aber fo, bag bas SerMItnts bos [elbfttiSnbiger (Br5gen bleibL Die ^o«
logetil ift ni^t oorausfe^ungslos^ lonbem toill auf (Srunb ber 6eIb|toeiDig^it bes reli*
giofen (Erlebens bas inteüemiene 9{eAt bleiben oeorflnben. Die i^ilom^if^ 9Reta*
p^Qfü aber jeigt bie ni^t nur burd^ bte loijienf&jilUjen Sforf^ungen, [onbam au^ bur^
Die et^if^e Qualit&t ber $es{9nli^leit bebtngte Stufenletter oom unfitUi^n üt^ismus so
ausgefpro^ener 9{eIigionsfeinbf^aft bis ju einer in DogmatB flbei^^etiben religiSfen
Spehilation (3. 93. (Sänt^er). ^e nad^ ber ^altuna biefer 2XidaM^ ift i^ Sei^Unis
mx Slpologetil uni> umaele^rt feinbli^ ober freunbltq. 3n ibrem iunnph mit tt&etsmus,
^ant^ismus unb Deismus mug bie 9boIoaet9 bie t^iftifdk aReii^Jil als Sunbes«
genoffen anfe^en, mie benn mandbe $buo|op9en ber Stpolclgte bes agriftentums loert» »
oolle anit^ilfe geleiftet boben. Sgl £o|e, SRilroIosmos 4. SbtfL 1884—86; Ulrici,
(Sott unb bie Statur. 2. SufL 1866; 3. ^. ^\äfU, Die t^iftif^ 9BeItan|^ung 1873 ;
(£arriere,„Die fittli^e SBeltorbnuna 2. «ufL 1891 u. J. m.
7. Öberblid fiber bie (Entioidluiusaef^idvte ber apologet fiitteratur.
(93gl. bie befonbem 91. ju ben einjelnen a^ologeten.) 9l&^es bei Fabricius, de- so
lectus argumentorum et syllabus scriptorum, qui verit. rel. Christ, adv.
Atheosetc. assenierunt 1725; Buddeus, isagoge historica ad theol. univ. 1730;
Xaf^imer, (Sef^. ber Slpologet« I, 1805; 6t&ublin, (Sef&ic^. b. t^L 9Bi|ienfA. 1821 ;
van Senben^ ®ejdb. ber ^ologdil 1846 (aus b. ^ollfino. fibermt; jnrar nU^t oon
^bam, aber oon^ra^am unbuRofe an^ebenb!); !^bul, oerm. S^ri^n I 6. 149 ff.; S6
äßemer (lat^.), Sef^. b. apologet unb polem. fiitteratur ber ^rift tE^l 1861—67
(5 93be); Sag, (Sef^. ber protejt. Dogm. 1854 ff. (4 Sbe); Domer, (Sejd^. ber proteft.
X^eologie 1867. üud^ bie SlpoloaetUen oon 6ad, Dre9, Delitif^ unb AflbeL
A. Die Slpologie ber alten Airc^e.
1. 3n ber alteften SücAe max bie StS^ftenliebe bie oirifamfte praltifAe Apologie 40
bes CE^riftentums. Son ber 9irt, mit bie einzelnen (E^riften im fieben ^oioait trieben,
haben fi^ uns oerf^iebene ^^^^^ff^ in Sendeten iioer (Selpri^ unb (Seriqrtsoer^nb«
lungen er^Iten. Slpologeten im eigentlic^n Sinne feigen in ber 3^tt ^om 2. bis mm
4. 3a^r^. biejeniaen, bie 5um 3^^ ^^ Crlanguna^ buferlü^nSc^u^es ober ^ur w>*
wt^x aegen ben Drud ber SRa^tl^aber ober jum 3^'^ ^ ubenoinbung ^tbnMer »
^^ilofop^ie unb Steligion Ste^tfertigungsf^riften abfahten, bie einerfeits m aggreffioer
^olemil^ anbererfeits ju bogmatif(^ grunblegenber Slpologetil f oitgeben (ogl Ottos C^or-
pus apologetarum Christ. saec.sec.Sb 1—9). StömUqen (Seoi^Up^^
teibigten bas CC^riftentum Cluabratus unb Sriftibes, 3uftin ber SJcärtiirer, uRelito oon
Saroes, (Haubius ^ollinaris, SRiltiabes, Stt^naaoras, XertuQion (apologeticus unb m
ad Scapulam). Den 9Ingriff auf f^ibnifd^e 9leligion unb ^^iloforaie nahmen auf
^riftibes, St^enoaoras, Xatian, X^eop^ilos, ^ermias u. a. SBeifen oiele bie bem (Elften«
tum gemachten ^onoürf e (Slt^ismus, [itui^e Greuel, Staats^efo^Iid^Ieit u. J. 10.) mit
(Energie jurüd, fo gelten bte meiften ju oemicbtenben SnQoaen geaen bos ^eibentum
oor unb ftellen bie gefeierten Dichter unb $buo[op^n in i^rer JUmAen unb geiftigen 66
Slrmut blos. Stellen mäf bem SSorgang bes mift&es oiele burq Sleligionsoergleic^ung
bie Sorsflglic^Ieit, ja (Einsigartigleit oes (£briftentums ins fiid^t, fo fu^n einiae loie
Xatian^ auf metap99fif^em SBege, namentItA bur(^ eine belulanoe fiogosle^ bte Wb*
folut^eü bes (£^nftentums ju begrünben. Diefe oerfcbieoenen SDle^ben ittnntn fiA
metftens ni^t fo Qar, n)ie }. S. SIriftibes einfeitig reIigionsp§iIo|o|)9if(( oorge^ (ogL 00
Kcal*Chui9flo)Hlbic ffir 2:^coUflic uub INt^c. 8. V. I. 44
690 9p9Uit^, 9poiosit
öon mir: Die 9lpoIoaie bes Slriftibcs. 3leuc ^iV) 1893), fonbcm oerfc^Hngen fi^ unb
ge^en in etnanber Aber. Jllaret toor bte im (Segenfo^gegen bos 3ubentum ju be^I*
genbe SKetbobe, mit bem 3w|tin (didXoyog ngög Tqyqxjova) unb lertullicm (adv.
Judaeos) Den ftanurf aufnahmen: $ierj&anbelte es fid^ um bien Kac^eis ber Unju^
5l3ngli^fett bes 3ubentums, um ben SBeisfaaungsbetDeis ffir bie SReffianitot 3^fu
C^ri|ti unb ben Sen)et$ ber religidfen unb fmli^en Sinjigartigleit bes CE^ftentums
(pQl 93urt, Die apol. Z^gleit ber alten Jlird^e. Seroeis b. (51 1865, 1866; W-
90m, Aant)^ bes S^riftentums mit bem j^eibentum 5. 9ufl. 1893>.
3m Siartvflj mit unleiblid^em Drud oertroten [Aon bie ölteften ^oloaeten bos
10 9{ti)t ber (5en)t[[en$frei^eit unb bos ^njip ber Sleltgionsfrei^eit : ber 9Rut oer 9Rar<
t^rerfreubigfeit gtebt ^nen bie IQ^e Sid^er^ett ber feften qriftliAen ^erfSnlid^Iett. Die
^ologien bes britten ^(^r^unberts getoinnen fd^on mei^r ben Zon fiegenber Öberlegen^it
(ogl. oie pfeubojuftintfCQe Gohortatio ad Gentiles). 3^ ^^¥ ^^ trabittoneue apo«
togetifd^e 6toff M on^fitifte, befto mdte ae^t bie ^ologie in n)tl|en]d^aftl{d^e Stefleston
15 über ^m (EriDets ber SBa^^eit bes (C^tentums. 9Rtt ben SRitteln Qellenif^er $(i«
lofop^ie vertrat gegen He bas S^riftentum (Hemens oon Sllex. im löyog ngorgemixog,
gegen einen einjelnen ic^arRinnigen Gegner na^ mit fiberleaener geiftiger inaft Dri«
genes ben Starm auf in Den 8 SS. xard Küaov, um bte ^ormDUte unb (glaub«
tpflrbigleit ber ^eiligen Sd^riften, bie ®röge unb 9{einbeit ber $erfDn unb ber SBerle
20 3efu unb bie 93(^rbeit ber d^ftl. fie^e ebenfa umfiAtig oie arunblegenb ju oertei*
bigen. (Die StreUforfft bes 9Ret^Dbius gegen ^orp^^rius ift uns niqt er^Iten.) 3m ITbenb«
lanb iDugte ZertuIIian nid^t nur mit fc^neibenber Schärfe bie Gegner bes (E^ftentums
3urfl(l5un)eifen (adv.imtioneB). fonbem gab aud^de testimonio animae einen ac^tungs^
iDerten SerfuA ddu Spologetif, in bem er Die SBa^rbeit bes SBriftentums mit Dem
25 gemeinmenfd^Iid^en Setou^fein ju betoeifen unternahm. 3^ finb uRinudus Sf^Iiz (Oc-
tavius) Siiprian (de Idol, vanitate), fpoter SImobius (adv. gentes) unb fiadonj
(inst. div. unb de mort. persecutorum) gefobt.
3n umfa[[enber Snifeitigteit ^at im vierten l^ol^^unbert (Eufebius uon (E&fatea bie
opologetij^e mfgabe ergriffen; Don ben Sc^en, bie uns er^Iten finb, finb Die mUf'
30 tigften bte jiQOTtagaoxsvij evayyehxri, ©el^e bie 3li^tigleit bes §eibentums unb bte
Vorbereitung bes C^rifteinums nn 3wbe^w aufjeigt, unb bie &n6dei^ig diayyeiaa]
(20 Silber, je^t nod^ 10), oel^e eine pofitiDe SegrfinDung ber abfoluten 9Ba^it
bes (T^rifteiitums bringt. Die S^riften bes (Eufebius seilen f^on ben Übergang Don
ber (Beifteslroft bes ftreitbaren 9lpoIogeten jum SammelHetfe bes (Belehrten.
35 StoAbem bie Jltr^e bur^ Aonftanttn oon ber SRaab jur ^enf^erin er^o^t mar,
fiel bie S^orausfe^ung roeg, unter ber bie alte Slpologie t^re Aämpfe geführt ^atte. Unb
Die Weftauration 3u"öns, bie einselne (BegenJ^riften hervorgerufen ^ai, ging ßu f^nell
oorüber, um erl^ebli^en geiftigen Äraftaufroano ju erforbem. 3ulians Streitf^rift xaxä
Fahkaiwv Xöyoi f)ai i^re grünbli^fte SDBiberlegunj gefunbcn in it^rilb (t 444) nods
40 rä Tov iv äüeoig ^lovhavov, bie als na^tröglt^e SerniAtung eines lön^ft lolien
alles jufammentrug, loas bie alte Slpologie an Stoff jur Sctömpfung bes ^eibentums
unb jur Sertjeibijung bes CE^riftentums aufge^up ^atte. 3m übngcn roar bie 3«ö
bicfcr Slpologte mtt bem 3^^*^^^^^ Äonftantins ooruber. 3li^t me^r fo too^l auf eine
Segen au^en geriAtete Slpologte lam es an, als auf eine Serttefung bes feften (Brunbes
er (SlaubensgeioiBl^eit im 3nnem, unb biefer Aufgabe unterzogen ft(^ namentlich
anönner ©ie Süft^anafius unb Sluguftin. Sltl^anafius oertetbigte im loyog xarä 'EXJbjywv
bas ei^riftentum nur fo, bafe er sugleid^ in ber grunblegenben bogmattf^en ©^rift
jieqI rm hav&QcoTtYjoeoog tov Xoyov eine gebiegene Segrünbung ber c^riftU^en
SBa^r^ett gab, tnoem er bas SBefen Des (E^riftentums im Segrtff ber (Erlöfung als in
50 feinem SKittelpunft erfaßte : interne religtöfe unb fpelulatioe Segrünbung ber c^riftli^n
SBal^r^eit toarb fo bie gefunbe ©runblage jur aei|ttgen Übenoinbung ber ©egner. Die
praftif^e Spologie toei^t ber toiffenfd^aftliqen Slpologetif. 3lo^ entf^iebener ift biefer
Fortgang bei Stuguftin, ber ja ni^t me^r praftifd^ ©trtfame Singriffe, fonbem nur no4
^eoretij^e Sonourfe ju befampfen ^at, namentli^ ben Sorroun, oafe bas CE^riftentum
55 bie 6d9ulb am Untergang bes römtf^en Steid^s trage. Diefe Sionoürfe ^ot Sluguftin
in feiner epod^ema^enben S^rift de civitate dei, aufgenommen; aber er fü^
bie Serteibigung aus ber Sollfraft religiös^lird^li^er SelbftgcroiMeit in ber Slus^
brettung einer umfaffenben ^iftorifd^en unb bogmatif(^en ©efamtanf^uung, bie in ©el^
tung blieb, au^ nambem bte Sonoärfe oerftummt u)aren, beren ^tftorif^e SBiberleaung
CO fi^ Sluguftins S^üler Orofius in ben libr. 7 historiamm adv. paganos jur Suf
titioliflettt, «^(ogte 691
gäbe ma^te. Den Dfinlel ^Ilemfc^er SBeis^itdfiberlegen^it rnits Z^oboret surfid in
ber S^rift 'EUtjnxcbv 'ßeganevriHhTm^fjuiKov (in 12 Disputationen, oor 438);
opologettfd^ tDertooIIer nmt bo(^ fein 9}erfuffi^ ber 9leqtfertig|ung aöttlid^n 9BaIten$ tn
ben 10 9{eben negl ngovolai;, 3n einer 9tei^ oon S^riften tft a|)oIog^fAer unb
polemif^er 6toff oon bogntatifd^em ungef^ieben. (Sgl. @ei^, 9IpoI(^ie bes C^riftentums 5
bei ben Sried^n bes 4. u. 5. 3a^^. 1895.)
B. Das apologetifd^e (Element in ber mittelalterlichen X^eologie.
Die praftifqe Slpologie batte fflr bas 9RitteIatter faft gar leine Sebeutung. 3nbem
bie AirAe fi^ ju einem 9lei(9 oon biejjn: SBett entmidelte, fud^te fie bie äSBelt }u über«
loinben ourq bie ilraft ber iugeren uRac^tftellung. 93or ben loeltli^en SRaqtmitteln 10
traten bie geiftigen SBioffen in ben ^intergriinb. S^^ft nur ben Sbaralter oon Si^vX*
erörterungen tragen ba^er bie Slpologien oon Slgooarb oon fiqon (de insolentia Ju-
daeorum 822) unb oon Slbälarb (dialogus inter philosophum, Judaeum et
Ghristianum naA 1120). Snbem aber bie Dominibmer fi^ bemfl^ten, ben Verirrten
mit geiftli^er $ilfe na^juge^n, entiou^ einem SRiffionsinftitut berfelben ein apolo« 15
geti[d9«poIemif^es 9Beri, bes 9laqmunbus 9Rartini ptigio fidei adv. Mauros et Ju-
daeoß 1278.
3e ilberflülfiger aber in Knbetrac^t ber iufterlid^n $errfi^tellung unb Aampf»
üBrung ber MirAe bie na^ au|en |iA ric^tenbe tlpologie erf^ien, befto mebr oertiefte
i(9 bie apologetifd^e Z^atigleit ber ^tpeologie noA innen. Die jgame eiaentliAe 6^0* so
aftil n)ar im (grunbe genommen apologetif^ gerietet; benn fie fo^ t§re Sbifgabe barin,
ben (glauben jum SBiffen ^u ergeben, bie SelbftredWertigung bes (Glaubens oor bem
benlenben Serftanbe 3U ooujie^n. bie fie^e bes Glaubens als loa^rmt rational 5U
begrfinben. Srreilic^ fehlte ber S^olaftü febe Alar^it über bas ju erretd^enbe !^\t\ loie
über ben einsufc^Iagenben 9Beg, alfo iebe Si^^it ber SRet^be, unb Jo mu^e bas »
aanse mit unae^eurem geifHaen Rraftaufioanb unternommene Semfi^n fqeitem. SBas
lögt fi^ überhaupt rational beioeifen? Dod^ niAt ^iftorifd^e Z^atfad^en? 3nbem alfo
Slnfelm |[cur deus homo) untemal^m, ben Serfö^nungstob 3<^fu (Qrifti rational 3U
bemonftrieren, [teilte er jt^ eine ausfid^tlofe Aufgabe. (SeMi(^tlid^e Z^ad^n laffen
fi(^ nur burq Qtftorif^e uuellen fid^etftellen; unb ber reliotofe X^atbe[tano bes (&lau« so
bens lögt fi(^ nur erleben. Die itirdlenl^e bes 9RitteTalters enthielt femer oiele
|d(|le(^t^in inationale (Elemente; febes Seioeisoeifabren aber ergiebt ntd^ nur bie Ser«
teibigung bes Seu)eisbaren, fonbem au^ bie Irmf^ Alarftellung bes Unbeioeisbaren.
3nbem nun aber JReligioJes, $iftorifd^es, ^Rationales in bem einen Ün^liAen Dogma
ungejd^ieben blieb, bas als ein C5ames lirc^lic^er £e^e betoiefen sterben foute, trat an 35
bie Stelle einer rationalen Sbologent bie ungeorbnete 9Renge jerriffener unb unjuoer»
löffiger rafciones, bie leinen Semeis ergeben. Die S^olaftn tnig alfo oon oom^erein
ben 2:obesIeim in fiA. Unb bas Sluflommen bes 9tommalismus, oer an ber Harmonie
oon (Glauben unb äBiffen oerjn)eifelte, bebeutete ben Untergang ber oerfe^lten mittel»
alterli^en SlpologetÜ, Die felbft in i^ren größten Stepröfentanten (Z^omas oon Slquino, 40
summa cath. üdei contra gentiles) eine gefunbe grormulierung bes Ser^Itniffes oon
Semunft unb Offenbaruna ni^t ju finben geu)ugt ^otte unb, in iHb^ngigfeit oon einer
unhaltbaren iltr(||enle^re fte^enb, au^ niAt finben lonnte.
Der Humanismus bes 14. unb 15. 3<^9r^. be^ei^net bas (Entfielen einer oon ber
Airc^e uncAböngigen SBiffenf^aft unb ^t borum bte u)eltgef(^i^tliAe Sebeutung eines 45
reformatorifqen (foeigniffes. Soer bie (Eman3ipatbn 00m mittelalterli^en Air^entum
n)ar bei oielen (Emanjtpation 00m (£^ftentum. Der Stepfis biefes neuen $eibentums
traten mehrere Sipologeten fird^li(^ (Slöubi^Ieit entgegen. Saoonarola im triumphus
crucis seu de verit. relig. ehr. 1497 bie £eid^^ertigieit mit religiöfer 9Bei^ unb
ftttli(^em (Em|t befömpfenb, Marsilius Ficinus de rdig. christiana et fidei pie-60
täte 1475 bie p^ilofopQif(i^ grreigeifterei mit pbilofopbifcben Denimitteln in meitem (Ent-
gegenfommen gegen ben ißlatonismus flberoinoenb (ogL febte Platonica theologia de
animorum immortalitate 1482 gegen bie SIriftoteliter), unb als bxiter 9la(^Iömmling
ber Spanier £ubn)ig Sioes de verit. fidei Christ. 1543 bie fir^ud^e 6elbftgen)i^^eit
auf bem 00m Humanismus gelegten (ßrunbe einer feineren S^rm unb ebleren (getftes« 65
biloung be^auptenb.
G. Die Slpologie ber Steujeit.
Die innerlirc^li^en Aömpfe bes JReformationsgeitalters um bas SBefen bes (E^iften-
tums brad(|ten ein nie gefe^nes Slnfd^mellen ber bogmatifd^polemif^n fiitteratur - aber
oor ber reformatorif^en Slufgabe trat bie apologetif^ jurädEr Die grogartige Selbft* 00
44*
692 tlt'obget^ at^diflie
Seioig^eit teformatorif^er (Slaubensbaft |(^ien opoloaetifc^er Segrfinbung faft ni^t pi
ebücfen. 3m Unterfd^ieb oon bet lit^Ii^en Überlieferung fam es an auf f<9riftgemä|e
Formulierung bes in ber ^[tlid^en Steligion totrlliq (Erlebbaren, (Erfobrboren. Daburi^,
bag bie religiSfen (Erlebniffe als Vorgänge be$ inneren £ebens in i^rer (Emenart im
5 Unter[(^ieb oom Dogma unb itultus erfagt unb oon ber $ierar(^ie IosgeI5{t mürben,
lourbe aud^ für bie ^ologetil ein oöllig neuer Soben gefd^affen. Die [^laftif^ Se*
grflnbung ddrUtli^er (SlauoensuKibr^eiten toic^ oermöge einer gan^Ii^ oer&nberten Dar«
fteüung berfeloen, eben einer reIigt5s«etl^i[Aen Dorfteuung, ber uRe^obe ber Segrfinbung,
loie jie bie beil. S^rift an bie $anb gab. Sd^ten juerFt bie formelle Serufung aj4
10 bie 9eil. Sdjrij^ ju genügen, [o mugte aümfi^liffi bie iuQaltli^e SegrünbuM ber ^iL
Qäfm auf bte aReqoben fii^ren, bie bem SEBefen ber religiojen Sorftelmngen ge«
mag |inb.
Die apologetif^e Z^gleit lourbe load^erufen burc^ bie religiofe 3^^6ung unb
91uflö{ung, bie ben erbitterten religiSjen Stampfen notioetwig fotoen mugte: nomentlii^
15 in ber erften ^alfte bes 17. Z^m. ool^oa fi^ unter ben (preueln ber IReltaions«
oerfolgungen unb iReligionsIriege oie (Erfc^ütterung ber religiojen (ßenng^it unb bie
Slbfpannung bes religiofen 3ntereffes. 3\itt\t er^ob in grrannret^ bie grreigeifterei jffc
^au|rt, bann mit tl^eoretifc^er Srünblic^Ieit unb SntfAieben^eit in (En£[Ianb. 9tamentli^
in (Englanb lourbe feit ber 3Ritte bes 17. ^afytff. auf bem (&runbe einer empiriftif^n
20 Crienntnist^eorie ber Deismus ausgebilbet, ber ju ®unjten einer moralifd^en SbifOfirunas*
religion ben pofitioen (&e^It bes G^riftentums preisgab ober minbeftens untergjrub. äTon
(Englanb mirlte biefer Deismus auq auf bas Seftlanb herüber unb begrunbete ouc^ bo,
100 ni^t bie beiftif^ (&ottesanfd^ung angenommen ourbe, einen 9laturalismus, bem
es nur auf eine allgemein menlAIid^ nat&Ii^ Steligion anlam, bem aber eine über*
25 natürliche Offenbarung als fiberflfiffig, xotwx nic^t als unmSgli^ erf^ien.
Sin Vorläufer ber mobemen ^ologie loar Philippe de Mornay, la v^rit^ de
la relig. chr^tieime 1581. Slber groge Slufmerffamfen enegte \iionf wtü einem |ic(
regenben Sebürfnis ei^prec^nb, $ugo ®rotius' de veritate relig. Christ. 1627.
$. (Srotius f(^rieb fein Su(^ unter bem Xitel, SReifenben ju bienen, bie mit SRo^omme«
sobanem unb Reiben in Serfi^nglämen ^er jroeite, negatioe Xeil bes Su^ miber*
legt ^eibentum, 3ubentum unb „URa^umettsmus")f tonnte aber nur bentenben (I^rifteii
bienen. (gemög feiner Slufgabe lieg er bie internen ^rijtli^n £el^en jurfidtreten, bie
er ber Doomatil überlieg, um ju oerteibigen, nnis femer Slnfic^t na$ Sejjrünbut^
Sorberte unb oertrug: bas Sein unb SBirlen Gottes, bie Sere^rungsioürbigleit (E^rifti,
lie SSorjüalid^Ieit ber ^rijtli(^en Steliaion, bie Geltung ber S^rtften bes 91Xjs. ^ierfür
looltte er ben Semeis führen aus X^atja^en (SBunber u. f. m.) unb aus bem inneren
9{e^t bes £e]^rpe^alts. (Es lögt fi(^ nt^t leugnen, bag $. ®r. in fa^Iiäer Anan^it
unb (Elegans tote in bfinbiger oon (Sef^madloft^Ieit freier Semeisfü^rung für feine !itri
XreffliAes geleiftet ^at. ^er oerlennen lagt ft^ nid^t, bag bas Sebürfnis bes 9la^
4on)eifes oer zBernünfttgleit ber Offenbarungsreligion eme neue 3^it anlünbigt, ber bte
Sernünfti^Ieit loic^tiger fein loirb als bie Si^er^eit ber Offenbarung, "an ®r. ^t fi^
ber orminmnifc^e X^eolooe £imbor(^ de veritate rel. ehr. amica collatio cum eru-
dito Judaeo 1687 ange|d^Ioffen.
Der englif(^e Deismus ^at eine nxi^e ^M oon ^ologien ^orgerufen, bie
45 i^re ^ö^e in ber erften Hälfte bes 18. 3^^- eneic^te. $öd^ft mannidaltra finb biefe
äierteibigungsfd^riften, bie „3um Xeil felbft oom Deismus angeftedt^ ntmt bbg ein ge=
meinfames Selb mit ben (Segnern auffu(^ten, fonbem beren ^rinjtp oft oiel ju oiel
einräumten (£ode, SB^itbn, Slarle, Softer u. a.), ja um bie Sd^cue ber d^riftl. fie^re
ju retten, bisioeilcn ben Äem opferten in ber ÜRemung, bies fei nur Sd^Ie (93umet,
50 9{obinfon, Slr^ibalb, (lampbell, SBilUamfon u. a.) ; 3um Xeil aber au6 fid^ febes Cnt«
gegeniommens enij^altenb polemijA unb mit grünbli^em gl^ig ben Pgorif^en Seroeis
antraten, namentli^ bie unöglid^teit, (Erlennbarfeit, (Sen)igbeit ber SBunber (£elanb,
§earce, Slbams, bef. (Seorg (Lompbell gegen $ume) unb bie mferfte^ung CE^riftt (Ditton,
^erlod. 3Beft) oerteibigten, ober ben Seroeis aus ben SBetsfagungen (Gä)itaä> unb
» Samuel C^anbler, Sqles, S^eoiton, $urb) geltenb machten. Daneben finb ju nennen:
9tob. Soqle, ber ein noä befte^enbes apologet. ^ßreisinjtitut einri^tet, bos balb au^
in anberen £önbem, bef. ^ollanb, 9la(^a^mung finbet, 9{u^. Saiter, CubiDort^, Slelton,
Stillingfleet (origines sacrae 1662 unb vindication of the doctrine of trinity
1697), 9{ob. 93entlen (gegen (Eollins), SBarburton (the divine legation of Moses
00 1738), SBoterlanb, SBatfon, Stad^oufe, Sonqbeare, Slbbifon (essay on the truth of
fbfohitm^ a^ioligte 693
the Christ, relig., bcutfd^ 1782). SOltt urterreid^ter ©rünbl^feÜ unb 2Iusfü^rli(^(cit
roeijt fiarbner (the credibilitr of the gospel history, 12Sbe 1727ff., beutfi^ 1749)
gegen Xolanb bie (Slaubtoürb^Ieit ber neutefi (5t\^xAte unb i^rer Setfaffer naq. 93om
nac^l^altigften Sinflug auf bie englijd^e Z^eologie uno no^ ^ute 3U i^ren Standard
workß ge^örenb [inb aber bie 6$nft Sutlers the analogy of reiigion natural and 5
revealed 1736 (f. eine 9Inal9fe baoon bei (Sag, ®efd^. b. prot Dogmatil III. 364 ff.)
unb ißaleqs view of the evidences of christianity 1794 unb natural theology
1802, ber mit nfic^temer biftorifd^er 5lritil bie Sexoeife unb ^ilfsben^eife ffit bie 3Ba|r»
^it bes (Sgri|tentum9 uno (Blaubofitbigleit ber neuteft. SBunber unterfuc^ unb er«
^rtet — 3m allgemeinen blieb bie Unentbe^Iic^Ieit unb (Enoeislid^eit ber biblif^en 10
Offenbarung ber immerhin enge Soben, auf bem bieje SBa^er bes lir^Iid^ett (Glaubens
|i^ belegten. Sie betrachteten bie ^riftlioe SBo^^eit ju fe^r nur als fie^rfumme,
nid[|t als neues g5ttli^ fiebensprinjtp. Unb inbem fie bie 6treit[ragen in berfelben
Sorm, mit jie bie Gegner aufoorfen, ^innabmen, u)urben fie bann leitet oon ibnen
abl^öngig. Son biefer 3^^ <^n ift ber englifmen Sbologetif bis ^ute bei aller Ser- 15
bien[tU($Ieit in einzelnen, bef. biftorifc^en uitterfuqunaen ber Aoratteriftifc^e SRangel
geblieben, bas C^ftentum ju fe^r als etu)as !Demon|tnerbares, feine fie^ifS^e 3U [e^r
tn ij^rer Sereinjefung, unb ]o auif bie Seoeismittel (evidences), bef. SBunb^ unb
SBeisfagung, ju oerftanbesm&hig uitb 3U u)enig im 3ufammen^g mit bem fie tragen«
ben pffenborungsganjen aufjufaifen, ba bod^ b^ julnec^tfertigenbe leine aus ber bloßen 20
Slbbitian ifolierter 9icomente benufteüenbe Summe, fonoem ein ^robuft göttlid^ in«
iommenfurobler fiebens« unb ^eilstrdfte ift, bas oor allem in feinem (Tenfarum erfaßt
unb begrfinbet fein mill" ((Ebriftlieb).
3n Srtanbei^ OKir bie gretoeijterei, in gen)if[er 9Beife im 9tationaId^ara!ter n)ur«
jelnb, burd^ bie Safierung ber Selluim ber SReligton auf bie SRad^t bes Alerus oor« 25
bereitet, ourbe burd^ bie oerflad^nbe SBirhing ber JReliaionsIriege unb ber genmitfamen
ilonoertierungen ^roorgerufen, erhielt burdb ben engltfd^n !Deismus tl^eoretifd^e 9(n«
regungen, ging ober $anb in $anb mit ber (Entartuna ber Sittlid^Ieit ju einem ex*
tremen 9RatertaIismus fort. Sine ^eiftooüe Slpologie (ober venigftens ein Sru^ftüd
einer foläen). berühmt nicbt nur in t^r 3^i^» fontNem bis in bie ®egemoart u)ir!fam, so
gab ^aslal (f 1662) in feinen ap^onftijd^ ^ingeroorfenen unb bodb oermSge ber (Se«
oanlentraft unb (Semfitstiefe einer Ir&fttgen religibfen ^rfönlid^Ieit bas S^iftentum
fiegrei^ oertretenben pens^es sur la reiigion 1669. (Etn^eitlid^ [inb fie ni(^t. S^^S^^
^osfal in ber Seu)eisfraft, bie bem SBunber beigelegt u)irb,^fia^ als ita^olilen bes
17. 3<^^9*i |o ben)ei(t er in ber Segrfinbung ber religibfen äbe^eugung in innerer 85
6elbftgeu)ig^eit eine inbioibueüe SelbftftSnbigteit, bie un aud^ ^rotenanten mtxt unb
n^ertooll mad^t. (Er ift eben eine oon ben Snbioibualititen, bie, oogleid^ fat^olifi^
(I^aratterjfige an fi^ tragenb, bod^ eine Xiefgrfinbigleit bes SBurselns in (Sott ffäbtu^
bie fie auger^Ib bes Seoormunbungsfqftems ber römifd^n Airc^e ftellt; als fold^e traf
^asfal ben cmologetif^en Xon fiberseugenber äbemugungsfeftigleit, ber in oer Iat^o«40
Itfc^en Air^e leiten angefc^Iagen oiro. ^aslals fieiftung ouroe oon feinem [einer 92a^«
folger eneic^t: U)eber oon Dem Sif^of $uet (demonstratio evang. 1679) nodb ben
^Reformierten Slbbabie (ber la v^rit^ de la rel. ehr. 1684 SSerftanbes« unb (Semijfens«
beioeife unterfd^ieb), S^^^^I^'t (ber conformit^ de la foi avec la raison 1705 unb
examen de la theologie de Bavle 1806 gegen Sa^le ben !^mt\^tl in feinen mo« «
ralifc^en (&rfinben aufbedte unb oie Sereinborfeit bes (Slaubens mit ber ißiffenfd^
oertrat), 3. «. lunetin (cogit. et diss. theol. 1711—1737, überf. im trait^ de la
y6ni6 de la rel. chr^t. oon S3emet). Soltaire, SRouffeau unb bie (Enc^flopäbiften
gaben einen neuen Slnftojj ju (moIogetifAer Sen)eaun0, als beren Sertreter auf pro«
teftantifdber 6eite Sonnet unb 91. Xunettn, auf m^olx]i)ti fie Saffor. !Den9fe, ^oute« eo
oille, b'SIgueffeau, Seraier genannt »erben m5gen. 3m (Seift unb 6inn ber SRomantil
pries in glönjenber ißbrafeologie S^aubrianb g^nie du christianisme 1803 ein
CT^riftentum arif bem leiber etu)as f^ u)id^ges feflte, bie innere SBa^^eü
Die beutfAe Slufflfirung. in ber jn^eiten $&Ifte bes 18.3<^tb. ausgebilbet, unter«
f^ieb fid^ oon ber englifd^en baburd^, bag fie nii^t auf einer emptrtftifdben, fonbern einer os
ibealiftifd^en ^bilofop^ie ru^e, alfo nid^t einen mmbienen Srudb mit ber ftirAe oolljog,
oon ber franjöfifd^en babur^, bag fie eine emrte iucoralitSt u^amen u^oQte; iQier bur$«
brang fi^ ber 9taturalismus mit ber X^eologie unb erjeugte ben Nationalismus, ber
bas (£^ftentum auf eine natürli^e Semunftreligion rebujierte. Sertreter berfelben oer«
teibigten ein auf llnioerfalreligion jurüd^efu^s (E^ftentum fo, bag es notn^enbig ge« 00
694 S^obgetO, UfpU^t
toejen mare, ben toirlltc^en ^riftli^n (SIau6en gegen feine unberufenen SIpologeten 5u
fdbfl^en. (Eins bet befferen Cneugniffe biefer Stiftung uHtren 3^<^I^in£; Setrod^tungen
Aber bie oome^mften SSBa^etten bei 3itl 1768 ff. 9Rit (Effet na^m fi^ ber 6up^
noturalismus bet Slpologie an; jnxit Jtanb et auf bem Sooen bet g5ttli^n Offen«
5 batung, abet, ton bet mfnotuna but<9fe^ unb oon i^ten S^Iagtootten etng^t&uqtett,
mit mangelhaftem Setftänbnis btblifc^et unb tefotmatotif^et £e^e. !D{e Seioetsffi^ng
loatb baium n)efentIiA fotmal, inbem man ben göttlioen Utfptung bes (E^fientums,
bie SBa^^eit bet Offenbatung unb bie Geltung bet ^tL 64ttft Km Objelt bes Se-
iDei[es machte, unb oosfelbe, wo» balb Objelt loetben foHte, jum SRitiel bes Setaeifes
10 no^m, nämliq 9Bunbet unb SBeisfagung, — jum beutl{(^n S^i^n, mit loenig man
bie XtagiDeite bes Slngtiffs, bet im De&mus unb äRotetialismus lag, ou^ nut oet^
ftanben ^atte. (Einige bnngen es hodf ju Ilatem Slusbtud, bag bas CC^entum nul^t
eigentlich auf intellenuenem, [onbetn auf teligiofem SBege geiDonnen oitb. Sebeutunj
füt bie (Begentoatt fyd leine oiefet (oonoieaenb biblif^ Setteibigung ffi^enben) Sipo«
islogien me^t: oon (Eulet (9{ettg. bet göttL Dff. 1747), bem 2)i^tet fallet (Sriefe fiber
bie loi^tigften SBc^t^. b. Off., 3. »ufL, 1779), fiilient^I (bie aute Saift bet göttL
Off. 1750-82), SUffett (Setteibigung bet 9Ba|t^eit unb (Bottli&eit bet (^tiftL §{eL,
5. Slufl., 1783), £eg (Setoeis bet SBo^t^eit bet AtiftL 9{eL, 5. SlufL. 1785), Aletto
(9leue $tüfung unb (EtOätung bet ootjflgL Seioeife füt bie SBa^tt unb ben gotfi.
20 Utfptung bes (Ebtijtentums 1787 ff.: unt^uc^ung bet ®tflnbe fflt bie (Ed^tt unb
(glaubiDfltbigleit bet Uthinben bes C^tiftentums 1793, 5 Sb.), jlbppen (bie Sibel ein
SBetI bet göttl. SBeis^eit 1787). Sei ben beiben letttgenonnten tritt bet (Bebanie bes
göttlichen SEBeltpIans in ben Sotbetgtunb, aus bem bie göttli^ Su^tung bes SRenjd^«
gef(^IeAts mit bet Slufbau bet ^iL Säjimtn oetftSnblül^ gemalt loetben \oH (ogL 9tein<
25 9atbs SetfuA übet ben ißlan 3e(u 1782). 3n bet atteten Xflbinget 6^Ie, beten
^aupt bet e^noiltbige 6tott UMit (1777— -1812), btel^ fi^ bie eifrig betriebene Vpo-
logie um bie Serteibigung bes biblU^n Offenbcmingsgloubens, namentlich im (Begenio^
p Aant unb Si^te. gat Stott bte Sli^ntie bet ^o1ahjif\t beioiefen. |o glaubt er
oamit i^ten gefamten 3n^It oöllig Jid^etgefteRt ju ^aben. unb loenn >lant ote meto«
sop^Qfifc^e (Etienntnis bes Ubetfinnliqen oetneint ^atte, fo glaubt 6ton um \o ent^^ie«
benet auf bet ißofitioität bes Offenbatungsgbubens befteben ju {önnen. 3n o^nlt^
Salinen (loie bet fuptatationale Suptonatutolismus 6tons) bemegen \i^ noA bie „9po«
logetifen" bes Dänen ^. (E. aßüHet (1810), 3. S. 8ftan!es ^1817), Steins ^824).
Die fotmaIi[ti[^e Slpologie enoies fi(^ als unjutei^enb, ote but^ Sttaug' ^wAd^
85 fii^tung bet eoangelifc^eh (Stmii^tt auf bie ab|i(^tsIos bi(^tenbe Sage unb bie Zenbenj«
ftitii ber 2:fibinget S^ule ftatgeftellt mat, bag Sltgumente fflt bie (Blaubofltbijgleit ber
biblifd^en Sc^ttftftellet, 3^fu 6elb[t3eugnis u. f. lo. nid(|t austeid^ten, bie pnmipielle
(EntiDut^eluna bes 3n^alts bet ^eiligen S^tift ju loibetlegen. ^infi^tlul^ bet biblt|(^n
Disjipitnen |(^ieb [i^ eine nepotio^IritiF^e unb eine po|ttio«apologetif^e Sebanblun^:
40 innetltt^li(^e ißolemil unb antmatutaliftif^e Slpologetil gingen in einanbet &bet. Dte
pant^eiftifAe iß^ilo|op^ie ^alf ben alten 9{ationaIismus mit ^tftöten, toitfte obet mit
jur SntfteQung eines neuen, bet ^at me^t gef^i^tli^en Sinn ^e, abet tabifaler
Dorging loie hti alte. SRit bem 3uf<^^^nl^ni^ bet gtogen p^ilofop^if(^en Spfteme
lam aber bie iß^ilofop^ie übetl^aupt in Setfall unb ttat jutfid leintet bem glön^enben
46 Sluffc^iQung bet 9latuttDt[{en[d^en, bie bie ganje fiuft bes geiftigen fiebens mtt ma^
terialiftif^et ißopularp^ilo|op^ie bur(Möttigten. Dur^ bie infolge ber Slusbilbung ber
greife aefteigerie £)ffentli^!eit bes J5ebens, but^ ben infolge nie gefe^enet Setie^^
mittel belebten 9(ustau[(^ untet ben ^HUtviL but(^ bie infolge ber ißte^ü^eit um
[i(^ gteifenbe ^opularijterung bet Slegation oilbete fi^ in ben oerl^iebenen £önbem
60 eine geioiffe ®Iei^mägig!eit bes Unglaubens, meldte bie Sluseinanoerfe^uim jiDif^n
(E^riftentum unb tabUaler £eugnung alles itbetfinnli^en jut unbemeisbaten ^tioenbig^
fett machte. (Es gab laum eine (Jfotm bes Unglaubens, gegen bie ni^t Serteibigung
unb SIngtiQ notroenbig geiootben loate. Wlt oiefe (Jfotmen juxten unb fanben ^U
in ber im (ßegenfa^ jut SReligton [te^enben Stiftung bet 3Bi||enfd^aft, ootab bet Statur^
66 u)iffen|(^aft, beren Sinflug ben in t^r gepflegten (Empirismus tn etne 9{ei^ oon SBi|^n^
[(^aften, [a fogat in bie X^ologie übetttat. 6o etseugte bas 19. 3^^^* ^ine fo aus-
gebe^nte apologettfc^e £ttteratut roie fein anberes suoor. Dajj aber bie S^eologie ben
großen i^t geftellten Slufgaben mit ^inrei^enber Araft entfpro^en ^ätte, lagt fi^ leibet
ni(^t urieilen. 93iele ge^en im alten Setttebe oeiter, als menn bie neuen ffieonet nü^
eo etftanben roören ; anbere ^aben ß^O^f^^^i^niff^ gemalt, bie fa|t ein Sluf geben oet ^fto-
Ofiolugtttf, «liologte 695
rifd)cn (Srunblage bes (T^riftentums bebeuten. 60 foibert bos 20. ^a^tf). einen oer^
ftörften Setrieb ber Slpoloaie in Sn^olt unb Umfang.
Sgl. Sied. Die Sertel^igunobes (E^riftentums 1847 ; Stiem, Slpologie bes (E$ri|ten»
tums, 2.9Iufl. 1856; UTImann, 93efen bes d^iftentums, 4.9lufL 1854; ^unbes^agen,
Der SBeg 5U S^rifto, 2.9IufI. 1854; ^olud, Sefinrfi^e fibei bie oome^mften (Bloubens» 5
fragen ber 3^^^ 1^6. 1864; fiutl^arbt, SlpoIogeL Sortrage über bie (SrunbtDa^r^eiten
bes CMtentums, 8. üufl. 1873; besaL Ober bie geifiirDa^^tten. 4. SIufL 1874;
Sosler Sortrage: jur Serantnortung bes d^riftl. (Slaubens, 2. 9[ufL 1862; (Beg u.
9{iggenba(b, Sipolog. Seiträge 1863; Sluberkn. Die gSttI.Cmnb., 1861 u. 64; Dufter«
bied, Sipolog. SeitrSge 1865: 0. 3ti\^xii. ^m Slpologie bes (t^riftentums, 2. Slufl. 10
1866; ^elb, 3efu5 ber 6|rift, 1865; C^nftlieb, 3Robeme 3n)eifel am Ariftl. Glauben,
2. SIufL 1870; berfelbe, Die beften 3Ret^ben ber Selampfung b. ntob. Unglaubens,
3. Slufl. 1873; Slpolog. Sortröge oon bemifd^n (Beiftl., 1870; Steinme^er, Sbolog.
Scitröge I— III, 1871- Oofterjee, 3um ilampf unb grieben. 1876; 3odIer, ©ottes
3eugen im 9{eid^ ber Statur, 1881 ; Hornberger, (Sott unb feine Dffenbarungen in 15
Statur unb (&ej(^id^te, 1882; fjfleifAmann, (E^riftentum unb [eine Gegner. 1889; S^äffer,
9Bas ift eiild? 1891; iteftler, Die SBunber bes Glaubens unb fein Selbftjeugnis,
1891; AiU&el, Der ^erjpunn oer Serteibigung bes C^tentums in unterer 3^it, 1892 ;
0. Orelli, CE^riftus unb anbere SReifter. 1893; Staube, SoUstflmli^e Slpologie, 1894;
Gottesbienftlt^e Sortrage in ber Sc^Ioftlird^ 3U Aorlsru^e, 1892; ^ettinger (lat^.)f 20
SIpolMie bes (E^riftentums, 7. 3lufl. 1895.
Son ber o^ologetif^en £itteratur bes Sluslanbes feien genannt: Frayssinous,
defense du Christianisme 1851— 53; Rougemont. Christ et ses tämoins, 1856;
Gaussen, le Canon des Saintes Ecritures, beutf^ 1864; Guizot^ meditations
sur Tessence de la rel. chr6t., 1864; Godet, conÜrences apolog^tiques 1869. — 25
Erskine, remarks on the internal evidence of the truth of revealed relig.,
beutf^ 1825; Chalmers, the evidence and authority of the Christ, revelation,
7. ed. 1824; berf. a series of discourses, 1817; Pye Sm^th, scripture testimony
to the Messiah, 6. ed.; Pearson, on infidelity, 1863 ff.; Liddon, the divinity
of Jes. Christ, 5. ed. 1871 unb oiele anbere Bampton lectures. — Modern. Scepti- 30
cism., 8. ed. 1874. — Faith and free thouffht, 2. ed. 1874, — Seac^tenswert
Lightf 00t, supernatural religion (in einet 9le^ oon SIrt. ber Contemporary Re-
view 1875—76). 8Iu^ Farrar, life of Christ, 16. ed. — Mc Uvaine, bie Wa^-
f)txi bes (E^riftenhims (aus bem CEngl., ^^ilabelp^ia 1874); Fisher ($rof. in Yale
College), essays on the supernatural origin of Christianitv, 1871; Peabody, 86
christianity and science, 1874: Mc Cosh, christianity and positivism, 1872;
Sarrq, 9tatürli(|e X^ologie, beutfc^ 1882; Whitmore, Infidel objections to the
scriptures considered and refused 1884 j Storrs, dlvine origin of christianity,
1884; Henslow, Christian beliefs reconsidered in the light of modern thought,
1884; Wilson, aenigma vita or christianity and modern thought, 1887; Harris, 40
self-revelation of God, New York 1887; Drummonb, Ulaturgefefe in ber CBeiftes*
VDtlt mä) ber 7. Slufl. beutf(^ 1889; itenneb^, (Sottesglaube uno mobeme Slielt«
anf^auung, beutfc^ 1892.
9Ipologeti[(^en ^mtdtn bient in Deutf^Ianb befonbers bie 3^|4<^nft : X)er Seioeis
bes (Glaubens (feit 1864) oon 3ödler (C5rau, Sracbmann), Steube, in CEnglanb bie chri- 45
stian evidence Society feit 1870 mit ber 3^^^^^- Christian evidence Journal.
D. Die Slpologetil als 9Biffenfd^ojt
ift begrunbet buri^ S^leiermad^er (f. oben m\d)n, 1). 2^ox ift au^ mu^ i^m noA
^ologie unb Slpologetil niAt immer beutli^ gef^ieben. ^^benfaKs aber ftellte [i^
feit i^m im Unterfc^ieb oon oem 3ufönigen unb llnmet^obifdjen oer 91polo]^te Ilarer bie so
Aufgabe einer loiffenfäaftli^en Segrünbung ber ^riftli^n SBa^eh. (Jfur biefe mat
ein neuer Soben gegeben formell bur^ Sqileierma^ers fie^re 00m 3Befen ber Steligioiu
bie i^r ein eigenes (Erfa^run^sgebiet hn menf^lid^en (Seiftesleben amoies, unb faqlid^
burdd bas SBiebererma^en einer eoangelif^en grtBmm^Iett, loeli^, bie Cinfeitmleiten
ber Ort^oboaeie loie bes Pietismus ju oermeiben fud^nb, fiA bes lebenbigen Coebalte 56
ber 6^rift loie ber 9{eformation loieber bemacbtigte. Spreitjgte fd^on biejer neue SBein
bie 6^löud(|e ber alten rationalfupranaturalen llpologetil, bte in bem lernen Sluslaufer
ber alten Üübinger Schule Steubel (Srunbjfige einer Slpobgetil, Xüb. 1830) nod^ eine
fid^ mögli^ft ber neuen 3^^^ anpajfenbe Vertretung fanb. fo aadb bas Sluflommen ber
lritif(^en Seu)egung bie 9tottoenbtgleit, bie SlBo^r^eit ois CE^riftentums tn^tli^ 3U eo
696 S^^bgetü, 9^«l90i(
otrtreten, obgefeben oon bem Kustrog bei httif^i; (Jrtooen, fo fe^ biefe aud^ bie bfbltfi^
SBtljenfd^^ apologettJA befd^SfHgen moc^tett. übet Objelt unb 9Retl^obe bes o|K)Io«
getifd^n ^erXafyctm olteb man cSbex lange ebenfo in taftenber Unfic^er^eit mie fiber bie
iDiffenfd^oftlfa^e Cinglieberung ber Ubeinmtr neuen, t^atfad^IiA tt^t alten !Di^Iin.
s auf (Srunb ber Anregung 6(^Ieierma(^er9 gab 6aa eine c^RIiAe llpologetil
($amb. 1829. 2. SufL 1841), in ber er Sc^Ieiermad^ers Sufrig ni^t befolgte, aber
bem Segrtff ber flpologetil bdburA gereAt pi merben fu^e, bag er bie UmuISngliAIett
ber augerdgriftlic^en ^Religionen uno oie 3uiammenftimmung bes in ber pomioen £>{ten«
barung 3^1^ (Ebrifti (begebenen mit bem bur^ bie natürliche Anlage bes SRenfd^n ®e^
10 forberten na^tes. Stellte er alfo etn^eits ins fiic^t, b^ bie menfAIi^ Statur haft
^rer (Erf^offung burd^ (ßott gereute bas fu(^e, mas ias (Qjriftentum biete, anbererfeits
bag bas (E^riftentum, loeil i>on (Bott aegeben. bie 9leIigion in ooIKommenem Sinne
oenoirllic^e, |o ergab fi(^ baraus bie uominfttmmung oon Statur unb (&t\ä^xäfU, mtUft
ber gefamte Staturalismus nic^ finben bnnte. !Die KttRISrung mugte eben mit ber
15 ^ofmoü&t ber Offenbarung unb oen $eilst|atfa^n bes o^riftentums nid^ts aiqufongen
unb rebujierte (namentliq au(^ in £e{ftng, Äant, Sfi^te) bie d^ftlid^ Steligion auf
natfirli^ SBa^^eiten. Sollte bie flpologetil bas ^rtftentum oerleibiaen, (o lam es
barauf an, hca ^ofitioe besfelben ju begrflnben (oaL fiemme, $eitet^atfa^n unb
(glaubenserfa^ng, ^eibelbera 1895}. hieraus enoSc^p aller 3IpoIogetS bie Sd^iDierig«
30 leit, ba| fiq nur bie angemein menfd^IU^en Sbeen rcmonal bebu^ieren laffen, unb bog
gerabe oais d^riftlic^ ^ofttioe Serteibiguna forbert. Diefer S^terialeit 18^ \väf nur
ob^Ifen burdb enge Serbinbung ber Spologetil mit ber Doomatü, oenn etne gefunbe
Slpologetü I> fim nur aufbauen, inbem bei» religiös (Empirtjd^e, bos nid^t bemonftriert,
fonbem nur borgejullt meroen lann, oon bem religiös 3ntenenuenen, bas rational bebu«
36 siert merben fann, beutliA gefd^ieben mirb. 9uf bem SRanael biefer Unterfd^ibung
ru^n bie Simofirfe gfran» geaen bie Sbologetil, ber im fibnaen in feinem ^Softem
ber ^p^en (Seroigleit". in bem Semu^n, ben (Brunb unb bas Sle^t ber d^tlt^n
(Sevthoeit au^uioeifen. otel ooitr^i^n apoIogd|{fdben Stoff gegeben ^at Surf bie
Unteifi^eibung bes enngen SBaMe&gel^alts bes (E^riftentums unb feines gefd^id^It^
8o(£:^araIters^(Ebrarbr9[poIoaeti!,2S.,® eine 3mU
tetlung ber SlpoIogetS aufgeoaut, wu^ ber er juerft ben SBa^r^ettsge^alt an ben Z^^
fad^n ber Statur unb bes menfc^Iid^n Sevugtfeins aufseigen, fobann bos (L^ftentum
als gef(^id^tli(^ Zfyx^aä^ in jeinem organifd^en 3u[^^^^n^ttns ^^ ^^^ allgemeinen
SteliQionsgejAiAte aus Zfyx^aqtn ber allgemeinen AuUur* unb Steligionsgefcbi^te be^
86 orünben n)iIL !Diefes biftorifAe Sen)eisoerfa^ren begrfinbet aber offenbar ni$t bie X^=
iat^e ber (Erlöfung felbtt, fonbem ^d^ftens bas Sebflrfnis unb oie Überle^en^U bei
d^nftlid^en Stetigion. Sin Unflar^eit ber Stoffabgrenjung wit ber opologetif^en 9uf^
gäbe leibet auq bie oieles (gute bietenbe ,,(E]Driftli^e Slpologeti! auf antbropoIogi|(^
©runblage" oon C. g. »aumftarl (1. 2. SJ. granif. 1872. 79. 3. 35. $e&etb. 1889),
40 ber bas (T^ftentum als bie oolliommene unb abfolute Stelioion oufjeigen min bui^
ben Stad^n)eis, „bag bas S^riftentum ber religiöfen Slnlage oes Sltenf^en oolßommen
entfpri^, gerabe bas unb nic^t »weniger aiebt, als biefe forbert". „Um biefe pjqc^olo»
Sif(^e ^emeisffi^rung gliebert [i^ bann oas ganse ilbrtge apologetij^e SRatenal unb
at an i^ bte fpftemdifdbe 3uf ammenf a|f ung ; insbefonbere gliebert fid^ bie Steligions^
46 gefd^i^te aanj aut (?) ein'^. $egen biefes pf9$oIoaifd^*^iftori[d^e Seroeisoerfo^ren roürben
lyranls (Eimoenbungen i^ (Bettung be^aimten, ber oenigitens barin ooIRomnten im
^e(^t u)ar, bag fi(^ u)iJJenfd^IiAe apoIoaeti)d^e X^tigleit, ote bem SBefen ber Glaubens^
objette entfpred^en miÜ. nur Oben IS^ im 3iif^^^^^^n9 ^ü erfa^ngs« unb ei>
lenntnismaniger Darfteuuna. Die bisher fad^gem5ge|te üusfü^runa ber ^ologetS ift
60 ba^er gegeben oon ä. 9. Jbomer (Softem ber ^riftli^en (Slauoenslebre. 1. S. (Brunb^
legung ober Slpolooetil, SJerlin 1879, 2. Slufl. 1886). (& entfaltet m berfelben 1. bie
£e^re oon ®ott 0ßvx>ti\t ffir (Sottes X^olein unb Dreieinigieit), 2. bie fiepte oon
SRenfAen. 3. bie Cin^it (Sottes unb bes SRenf^en. Der Sltangel flarer Sc^eibung bes
metap99fi|d^en unb bes empirijd^n Clements oer Steligion l^at freili^ bie retne ^erous^
66 fteUung bes Slpoloaetifd^n geqinbert. Der ($ort[d(|rttt über Domer hinaus liegt in bet
(Er!enntnis, bajj ent ber DarfteUung bes reIigio|en Z^atbeftanbes bes (I^rifteittums Me
fpehilatioe 93egrfinoung folgen lann.
3n 3ö<flers §anbbu^ ber ti^eologifd^n SBilfenfc^aften (3. 93. 2. «., Slorbl 1885.
3. 91. 1890) ift bie fpftemotifdbe Zoologie bur(^ ju ftorie Xeilung ((Einl., ^rinjipten
eole^re, (Slaubensle^, Spologettl, (Et^ü) jiemlid^ unmet^obif^ gen)orben; anerfennens--
f^olo^tm, atiolugie 697
xDtxi ober ift bie (Einfügung ber ^Ipologetil jmtfAen (Sloubenslebre unb (SSß. ftübel
f)a\ ]\i) aber bie opologetifile Sluf^obe etnetfeits btun^ bie Setmifc^ung oon Slpologetil
unb ^ologie, anbeterfeits bur^ bte Slnlel^nung an Saumftorls an^ropologif^e (Srunb«
legung oenoinen laffen. Snbem er nun als bos „3BtkrMiäit" im (E^rtftentum, hos
9{ed^tfertigung forbert, bas CEoangelium beftimmt unb biefes nad^ ben brei Seiten: 6
(Eoangelium oom Sitxi) Sotles, Sotfc^aft oon ^e\u (E^rifto als bent 6finben^ilanb unb
SBort auseinanberlegt, totll er 1. oie d^rip^e ünf^ouung oon (&ott als allein bem
£ebensbebfirfnis bes SRenf^n entfpre^nb, 2. bie oon 3^1^ C^rifio als allein bem
^eilsbebilrfnis bes 6flnbers entfpredbenb, 3. bie oom SBort (Bottes in ber ^6 als
allein bem SBabr^ettsbebfirfnis bes 9Renf^en entfore^enb nac^toeifen. !Die Unfi^er^eit lo
ber met^obologif^en (Sefid^tspuntte erinnert an CCqriftliebs „$iIfsioi|fenf4aft ber !Dog«
matt! in relatioer Selbftitänbigfeit".
Die Slpologettien, bie ]\ä) als Srnti^e ber prcdttfd^en X^eologie gaben, leiben oer»
möge ber pnnjipien fal[(^en Singlieberung an bem Sebre^en, bag ^aftoraüe^re, Sie»
mente apologettfc^er ^e^nblung biblifd^er Diss^Iinen unb eigentliche Slpologie ober 15
Slpologetil mit einanber oermengt loerben. 60 Deli^f^, Softem ber d^riftl. Slpologettf,
fieipjig 1869; Steube, (Eoangel{[d^e Slpologettl, (So^a 1892.
Slls einleitenben Zeil ber DogmoHI ^ 9Beitbre^t oefArieben „(EfyA\tl Slpologettl
ober 93or^of ber (Slaubenslebre'' (lalto 1854. Unb biefe Se^anblungsart bfirfte fiegen»
n^örttg im alabemijd^en Setrteb ber Sorlefungen am loeiteften oerbreitet fein. (Menn 20
ftä^Ier im 1. 2eil feiner SBilfenfd^aft ber 4riftL fiei^re, (Erlangen 1883, 2. S. 1893
loeber eine ißrinjipienle^re bietet noA eine benlenbe Segrflnbung ber d^riftl. SBa^r«
^eit, [onbem ganj pofitioifttfd^ bie SInntiipfungen aufzeigen loill, loeld^e bte (Entftel^ung
bes rec^tferttgenben (Slauoens im oor(|riftlid^en Staube bes Sflnbers finbet, {0 ift ein
einleu^tenber (&runb, biefen Xeil ,,9^ologettI" ju nennen, niAt ju erlennen. Die 25
Selb{tgeu)igfieit bes Steins auf Dffenborungsboben ma^t bet A. bie apologetif^e
Slufgabe hinfällig.)
(Es liegt im 3Befen ber mobemen 9{i^tunp ber X^eologie, bag fie ben objeHioen
t^eorettfd^en Sexoeis ffir bie SBal^it bes (E^ftentums aufgiebt unb \iäf barauf be»
fc^ränlt, unter gen)i{fen fubieüioen Sorausfe^ungen, loie fie bos g^iftige £^en ber so
C^riften^eit bietet, bas (Eqriftentum bem moralifqen ober inteüeltueuen Sebürfnis an»
Subieten, ober fi^ barauf jurfidsie^t, bag man tro^ ber neueren SBiffenf^aft ben reli^^
aiöjen ®ottesglauben no(Q fef^aUen tonne. 3lac^ $. SAul^ ((Brunbrig ber ^riftl.
Slpologetil, (Bötttnaen 1894) ift ,,ber (Blaube perfönltAe pralttf^e l&er^uauna unb füQrt
ben eigentli^en SBemeis ffir [ein 9{eAt burm bie £ebenslraft unb Seliglett, bie aus 85
i^m ftammen". Die Slpotogett!, als ^rinjtptenle^re „bie Grünblaue ber fpftem. Zbeo»
I^9i^"f (fi^^^i ^ u)iffen|(^aftli(9e Serftanbnts bes 3Befens bes (E^ftentums unb [eines
3itä)is mner^alb ber aeifttgen ffintrotdelung ber SRenfd^^eif ' unb ^ alfo bie Slufgabe,
1. 3Befen unb {Re^t oer 9teligion 3U oerjte^en, 2. bie gefd^ül^flul^en (Erfd^einun^en ber
9{eligion 5U begreifen, 3. SBefen unb SolRommen^eit bes (E^riftentums au^ujetgen. 40
Die fat^olijd^e Slpologetil bleibt faft hwcäfmta in ber Sd^olafttl fteden, b. ^. fie
entbe^ einer ilaren ($<>i^ulierung oer apologettj^en Slufgabe, einer beutlid^en (Er»
fenntnis bes Seioeisbaren, einer fixeren erienntnist^eorettf^en (Brunblaae, ba^er einer
rationalen SRet^obe ; mit SSenoe^ielung oon Religion unb !t)ogma wxü )ie oiel 5U oiel
beu)ei[en unb bemeift barum 5U n)enig unb 1^ als ultima ratio faft ftets bie Slutoritot 45
ber Air^e. (Benannt mögen merben: S. oon Dre^, Die SbologetQ als toiffenJAaftl.
9lad(|ioeifung ber (Böttli^Ieit bes (E^riftentums in feiner (Erfd^einung, 3 Sbe, äRatn;
1839—48, 2. 2Iufl., 93. 1. 2 1844—47; Dieringer, Softem ber göttl. X^aten, SRains
1841, 2. Slufl. 1857; SJofen, a^)ologe«I, grreiburg 1861 : Kilolas. ^J^ilof. Stubien über
bas (E^riftentum, aus bem Sfrönäof., 5. 2lufl. 1872 ; $etttnger, fie^rb. ber gunbamental« 50
t^eol. ober 9lpologettI, greib. 1879, 2. ?lufl. 1888; SBeife, Jlpologie bes (EBriftentums,
5 93be, afreib. 1879—89, 2.2Iufl. 1888 f.; (Sutberlet, fie^rb. ber apologetil, SRünfter
1888, 2. Slufl. 1895 f.; Stötfl, fie^. ber 8^)ologettI, SKainj 1895.
(Einjelgegenftänbe mit SBunber, bie ißerfon 3^fu (E^riftt u. f. to. finb in 3a^l=
reichen aJlonogrtm^ien be^anbelt ; f. baju bie bef. ?lrt. SJgL SReufc^, Sibel u. Slatur, 55
4. 2lufl. 1876; 3öcner, (5ef^. ber Seäie^ungen jmifc^en berl^eol. u. ber Slatunoiffen*
fddaft, 2 95be 1877; berf., (Bottes 3eugen im JReid^ ber Slatur, 2 35be 1881; Steube,
(C^riftentum unb Slatunoiffenf^aft, 3l3b2:^ 1893—95; Stufe, Der alte unb ber neue
(Blaube, 1874; S^fift, w'ofop^te u. flP^tentum, 1884; §uber (alflat^.), Der alte
698 Ofiologctil 9i$0fia^
u. ber neue C5Iaube, 1873; $effimtsmu$, 1876; gQ^ri, Sttefe gegen 3RateriaItsmus,
2. Slufl. 1864; S^mib, Die Danoinf^en X^tien, 1876 u. r>. a. 2. Semnte.
Ätiologie ber Kngdiurger ftottfefftott f. 9ug$butgtfd^es Selenntnts unb
bejfen Slpologie.
6 ^ofia^t, Sipo [toten. $gl. Slmt^or, De Apoetasia über singalaris, dohnx^ 1833,
^JJlünd)en, 2)ad fanonifd^e Q^erid^tdoerfol^ren k., 2, 357; @(eorg grej^r, Jus Eccleedae Gatho-
licae adversus Apostatas, $eft 1847. fie^tere ®d^rift be^ie^t fic^ in i^ren fpejiederen ilu«^«
fü^rungcn auf Ungarifc^eS ^artifularred^t.
Dos Ivciß^t Delilt ber älpoftafte mvä> in ber älteren Doltrin qI$ bos bes Sb>
10 falles überhaupt auf^efa|t, bos oie apostasia perfidiae^ inobedientiae unb irregula-
ritatis begreife. Setbe Te^teren SIrten ge^en otelfa^ inetnanber Aber unb Knb oon ben
neueren auf imtx beftimmte, einjelne, mit einanber oenpanbte Spejies oes SCbfoÜes
rebujiert roorben; [o bag bie ap. inobedientiae gegemoartig ibentif^ ift mit ber Spoftaiie
oom Orbensgeliiübbe (ap. a monachatu), bie ap. irregularitatis mit ber Spoftafie
16 oom geiftli^en Staube (ap. a olericatu), u)eld^e beibe blo^ in ber loffiolif^n jtird^
oorfommen. 6ie roerben entgegengefe^t ber au(9 bem prote tantifd^en Atr^enre^te ht-
lannten 9bo[tarie oom (Glauben (ap. a fide ober perüdiae).
Der Slbfall oom £)rben gefqi^t, wmn ein 9legular o^ne (Erloubnis ber tompe^
tenten Oberbe^brbe [ein Alolter unb bejFen £ebensorbnung oerKM, um, fei es als
20 Seiftlid^er^ fei e$ als fiaie, in bie SBelt jurfidReBren. Der Slbfafl oom jUerUat, ber
na^ ftreittger aber irriaer Slnji^ nur oon (Seiftlt^n ber ^S^ren SBei^n begangen
n)erben lann, gef^ie^t ourA unerlaubten Stfidtrttt eines Alerilers in bie 9BeIt. Dei»
artige Slpoftaten wQxtn ZaUeqranb, SRonge ic. — Sd)on bas jtonjil oon (E^cebon
fe^t auf beiberlei Slpojtafie bas Slnat^em unb bie Rotere lir^Ii^e (Sefetoebung ^
25 no^ ben Serluft ber famtlidben Drbens» unb 6tanbei»prioiIeaien neben ber Cmorntmuni^
lation, Infamie unb ärregularit&t als 6trafe biefer ^oftafie gebro^et Sie oenfli^tet
ben ^if^of, berartige 93erbre^er, bie Jidb in feiner Dtdcefe betreffen laffen, gefSnglid^
einjujie^en unb bie 3Ipoftaten oom Jlteruat gefangen ju bauen, teils jur Strafe, teils,
bis fie jum (Se^orfam ^urücRe^ren, bie Orbensopoftaten aber alsbolb an Qftt Dri^ens»
so oberen absuliefem, bamtt jie oon biefen, ben eigentümlül^en (gefe^en unb (&eiDo]^n(ieiten
i^res Orbens gemSg, beftraft »werben. S3gl. Dist. 50 c. nlt., c. 23. C. 2 qu. 7,
c. 2. C. 3 qu. 4 c. 2. 3. C. 20 qu. 3, — c. 1. 3. 5. 6. X. de apostat. (5, 9),
c. 2 ne der. vel monach. in 6 (3, 24^, Clement, de consang. et ap. (4, 1),
Trident. sess. 25 c. 19 de regulärr. Die neuere (Sefefegebung bei Devoti Institut.
85 canonicae lib. 4 tit. 3 8 9—11 in ben Sloten (ogl. §inf(^ius, Äir^enret^t Sb. 5
6. 905). (Es iommt ^äu^g unb namentli^ in £anbem, mo bie !at^olif^e iReligion
nid^t ^enj^t, oor, bag beiberlei Sboftaten, unter ber Sebin^una frenoilliger SRücneliir
^um (Se^orjam, Ser^eibung angeooten u)irb, loorauf fid^ tn lol^en £anbem oei^
fd^iebene ($afultaten Itrd^li^er Oberer besiegen. Der Staat ftraft biefe geiftli<^n tlpo^
ioftaten nic^t.
Der Slbfall oom Stauben ift bie n^iffentli^e, öugerli^ bet^otigte fieugnuns^ ber
d^ftli^en SBa^^eiten, alfo Slbfall oom (t^riftentum, ber aber ni(^t mit einem Ubei^
tritte 5U einer nic^t^riftlid^n 9{eIigion oerbunben ju fein braucht. Der äCpoftot be<
oe^ ba|^er ftets Ae^erei aber in noA ftörferem SRage als ein geioö^nlidber Ae^ei.
45 Doi^er finben auf bie SIpoftaten. ibre ^n^änger, ^el^Ier, Segünftiger, Serteibiger oie^
Selben Strafen Slraoenbung, mtlqt jte^ern angebrol^t finb. Die S^irififtellen, an loeld^
)ie re^tli^e »e^anblung fic^ anf^Iiefet, finb $br 3, 12; 6, 4—9; 10, 16—29;
2 p 2, 15—21; 2 3o 9, 11; (So. SU 12, 9; unb bie ältefte ftirc^e, in bei
bies Serbred^en maS)ienb ber (T^riftenoerfolaungen praftif^er u)ar, als es feitbem ge*
60 n)efen ift, nannte SIpoftaten nur bie freiu)inig Slbgefaüenen, inbem jie biefelben oon
ben Sqmaiftn unb burd^ (Semalt ober Serfu^rung Slbgesogenen unterf^ieb unb na4
ben oerfd(|iebenen formen ber (Sottesleugnung, beren fie fi(^ jc^ulbig gemacht, in libel-
latiei, sacrificati, traditores u. f. f. flaffifiäierte. Dafe fte ben abgefallenen au^
ttrerfeits exfommunisierte, lag in ber 9latur ber Sa^e; anfangs aber bielten man^e
55 Äir^en bur^ bie angeführten S^riftftellen \iä) oerpfli^tet, bergeftalt (Exiommuniäierten
entxoeber qön^Iicb, ober bo^ bis 5U i^rer Üobesftunbe bie 3lofoIution ju oerrDeigem;
bis fpäterl^in biefe S^ärfunp ber betreffenben (Ea^fommunilation aufhörte unb quÄ ^ier,
mie bei anberen (&^fommuniiationen, gegen oerfd^ieben jugemeffene 93ugen bie 3^id)ei--
aufna^me in bie Air(^e geftattet marb. So fte^t bie Sad^e no(^ ^eute nad^ c. 13 de
Ofiofiiifie Ofioflel 699
haeret., in 6 (5, 3), c. 7. 8. 9. 13. 15. X. de haeret., schismat. et apostat.
(5, 7), c. 49. X. de sent. excomm. (5, 39). Ck)n8tit. Pii IX. Apostolicae oon
1869. Sefonbers ift bte erfte untet btejen Stellen, eine Serotbnung oon ißapft
gegen
nt^t 5
aud^
für^ben Staat maggebenb getoorben ift. — Dag bie lo^olifc^e Air^e ben SIpoftaten
3um 3$Iam ober (ooenannten ^Renegaten gegenüber biefe Praxis bi$ ^ute flbt, ift
Sioeifellos; ogl. 5. S. SReier, Die ^ropaganba k. Xeil 16. 394 9h)te.
Der römtf^e Staat ^at f^on unter ben erften ^riftli^n Aaifern bie 9Ipofta|ie 10
(violatae atque desertae chrifitianae religionis crimen) auA als bürgerli^es S3er«
bred^en d^arofterifiert unb mit Sermögensfonfislation, Serluft Ser Testamentifactio,
ber Seugnisfö^igfeit, ber gä^igleit ju f^nlen, mit 3nfamie ic. bebro^t. Tit. Theo-
dos. Cod. de apostat. (16, 7) tit. Just. Cod. eod. (1, 7) 1. 1. 7. Th. C. de Ju-
daeis (16, 8). Sal. ißlatner, Quaest. de jure erimin. romano, SRorburg 1842 15
S. 265—267 ; §inWiu«, ftirienre^t »b 4 S. 742. — Der germanifc^e Staat be«
aRittelalters ^tte loenig praltiMe Seranlaffung, befonbere Straffanitionen filr bie ^0«
ftajie ju ma^en, f(^Ioft fid^ bcmer ganj ben obigen firc^Ii^en (Sefid^tspunÜeit an unb
be^anoelte fie als quaufijierte Äe^rei. S, j. S. Dam^ouber, Practica rerum crimi-
nalium c. 61, unb 3o^. Semarb, Diaz de Lugo ((EQbifAof oon (Eala^orra, f 1^^6) 20
practica criminalis canonica c. III, 00 unter bem ^rtilel de Apostatis blog
oon ber SIpoftafie bes Orbens unb bes Alerilates ge^anbelt, n)egen ber SI)U)fta[ie 00m
(glauben aber auf bie £ebre oon ber Ae^erei oenotefen oirb. So bmmt ^ oag bie
gemeine beutf^e jtriminal|nraxis bes frül^ren 9RitteIaIters eine inbioibueüe Seftrofung
bes genannten Serbre^ens ni^ binnte, unb als bie ^alsgerid^tsorbnung Aarls V. 25
(1532) au^ bie bis \>cS)\n geoö^nlid^e ftriminalftrafe ber Ae^erei cmffiob, im beutfd^en
Strofre^te bie 9lnn>enbung oer S^ftafie fiber^aupt aufborte. Der Serfu(^ einiger ro«
manifierenben Äommentatoren ber Äarolina, bie römifien Strafnormen im 17. Z^x^
^unbert n)ieber geltenb jn mad^en, ift nid^ geglfidt ^arde. $anbbu(^ bes beutf(^en
Strafre^tes, 2eil II S. 18 ff. 9lur bie polijeili^ Se^lung ber ^firefie (f. b.) 80
^at fi^ natürlül^ aud^ auf Slpoftoten erttredt.
3n ben )n:oteftantif^n Aird^enoronungen ift, ba in ben (gebieten, für roeld^
fie beftimmt Omaren, Slpoftafie ^um 3ubentum ebenfoioenig, als 5um ^eibentum ju
enoarten Jtanb, oon biefem Deltit ni^t bie 9{ebe. 3^^^ I<^9 es in ber 9lotur ber
£anbeslir^e , (einerlei WAaü im £anbe ju buQ)en, benfelben oielme^r bur(^ bie ge«
n)ö^nli(^en Stabien ber Atrd^enjud^t binburd^ bis jur (EsIommunSation 3U oerfolgen;
unb bie besfallfige (Esempelfammlung Des $erm oon £inbe in feiner Sd^rift: Staats»
lirAe, (Seoitffensmrei^it unb religidfe Sereine, SRainj 1845 S. 17 ff. mmt \xä) oer«
mehren laffen. :3a es liegt bies tn ber 9latur nid^t allein ber Stoatsfirc^, fonbem
ber Air^e überhaupt : unb 00 i^r bas 3nftitut bes Sannes ni(^t ettoa bun^ pojitioes 40
(Sefe^ genommen n)orben ift, ba lann fie eine Spoftajie ni(^t bulben, obne bur^ (£x«
lommunilation fie i^rerfeits anjuerfennen unb ins Alare ju bringen, mwc bie $ilfe
bes Staates n)irb fie babei ni^t me^r 3U gen)ärtigen ^aben, wk ehemals. Denn bte
mancherlei Seftimmungen über Sotteslöfterung , bie oon ben fionbesorbnungen bes
15. unb 16. 3^t^unberts getroffen ju mti^n pflegen unb bie bie meiften gräüe ^
ber SIpoftafie mo^I roürben unter fid^ begreifen tonnen, finb ben §§ 166 unb 167 bes
5Rei(^s[trafgefeftbuc^es geroiAen, unter loel^e ber lir^li^e Segrm ber 9[pofta]ie ni^t
fubfumtert merben lann. Das frühere Delilt ber ißrof^btenma^erei ift im peutigen
beutf^en 9{ei(bsre^t unbelannt unb nac^ biefem ber Uoertritt 00m CE^ftentum ju
einer nic^t c^riftli^n SReligion julöffig. SRejer t (»riebberg). 50
Slpoftel. — einfcfiläöigc (Erörterungen flnbcn ficft in ben 3Ber!en über 922:iid)e ®ef(^i(§tc
unb Ideologie. Stufeerbem feien erttjä^nt: Cave Antiquitates Apoßtolicae (fionbon 1677 ff.
u. ö.) ; ©pan^eim, de apostolicis rebus, dissertatt. 3 (Serben 1679) ; ^t% ®cf(i^. u. 6^riftcn
ber «poftel 3efu (4. «ufl., ^üri^ 1820 ff. 3 SBbe); ^aupt, 3um «erftänbniä be« WpofiolatS,
C>aac 1896.
Die SRönner ber 3lHi<^en 3^^, ©el^e im ^n^ttn ober ©eitern Sinne Slpoftel 55
feigen, ©erben in befonberen Slrtileln befpro^en; ^ter ift ju ^anbeln oon Urfprung
unb Sebeutung ber Seseid^nung unb im allgemeinen oon bem eigentlid^ fog. 9[po|toIat,
bo^ unter Slusfdblug bes Dogmatifc^en unb Dogmen^iftorifc^en 00m Stanbpunit ber
9lXIi(^en (Sefd^i^te.
85
700 «tioftel
„95on (Sott gefenbet" feigen im Sil flber^upt fold^e, totlä^ ju Organen bes
Solljugs ber gottlid^en Offenbarung berufen jtnb (ogl. •
.35.9hl 16, 28; 3ef 6, 8;
3er 26, 5); unb in bemfelben Stnne im 9l± nid^t bloh 3e|us ftäuflg im (So. 3o,
ogl. $br 3, 1), oon n)el(^em ber Slusbrud in einem befonberen ^inne gilt, fonbem
5 au^ einerseits ^o^. b. Z. (3o 1, 6), anbererfeits bie, u)el^e na^ S^fto bie ^eils«
bot{(^aft fibermitteln, nur bag bei biefen bie 6enbung oon (Sott jugleim Senkung oon
(B^rifto ift (ogl. Sc 11, 49 mit SRt 23, 34. 37). hierauf ift jebenfaUs bie »ejeid^^
nung djtöoToXog jurüd^uffl^en. !Do(^ ift bamit nod^ mAt erflfirt, toie es lommen
ionnte, bajj bas blo^e änöoroXog als fixierter Xerminus (fo bag baoon fd^on 3Borte
10 n)ie ytevdanömokog unb djioaroki^ \xä) bilbeten) in allgemeinem (Süftauäf wac, ju«
nö^ft oon einer beftimmten Slnja^I oon 3Rannem im Unterf^iebe oon anbem, bann fiber«
traaen ou^ auf anbere, bie eine o^nlid^e Stellung mit jene einnehmen (9® 14, 4. 14 ;
1 fp 2, 6) ober beanfpru^ten (2 Jto 11, 5; 12. 11; Slpl 2, 2). 2)a nun ou^ ber
fübif^e Spra^gebrouc^ feinen Sn^aß bietet — oenn ber ^''^lar n^vo (ogL QdßKt^
16 (Sefd^i^te bes füb. Soües 2. Sb 1886 6. 368 u. 378) fann n\^t in Sebac^ bmmen. —
fo n)trb bie Überlieferung richtig fein, bag 3^]us felbft biefe neue Sejeid^nung oen
3^SIj[^n. beilegte, roel^e er aus ber 3flng^Aaft ausfonberte (Sc 6, 13).
Z)ann f)(A fie Sejie^ung au^ barouf, ba^ 3^N bie 3^ölf jeitoeilig enlfenbete
}u Jelbftftänbiger, ber feinigen aleic^artiger SBtrflamfeit, brflcn aus Den Seruf ber Sus«
30 brettung bes (Eoanoeliums, unb gemährt i^nen benjelben in einer fie oor allen anbem
Zrögem a^nlid^en Berufes (ben Siebensio) ausjei^nenben SBeife. Snbem bann 3^Fus,
te nä^er fein Slusgang !ommt, befto mepr ber llnteru)eifung ber 3i»BIf \^ ^tngiebt,
tritt l^eroor, bag ibre Serufuna oome^mltd^ ffir bie 3ufunft ailt ; uno fo bot berni (9(5
1, 2—11) ber mferftanbene ourd^ C^d^einungen unb Sele^rung ibren Senif als nun
25 erft eigentli^ ]xif oenoirllid^enb beft&tmt. (Er beftimmt [i^ nun ba^in, bag fte fiir bie
gefamte SRenf^beit feine S^^i^^i insbefonbere 3^U9^n M^^^ üuferfte^ung, [ein [ollen,
alfo bie in ber mf erfte^ung gtpfeinben ^eilst^atfad^en als Slugenjeugen oermnben follen,
um (glauben baran ju oinen.
3^re 3rQ5If3a^I, beren Sebeutfamlett fie bur(^ (ErgänjungsuK^I (ä(5 1, 15 ff.)
so lonftotieren, bohimentiert i^re Seftimmung sunä^ft für bas 3^^Mffö^^^<'R (^
19, 28; SIpI 21, 12. 14). IDemaemaJs beginnen fie in 3erufalem unb u)enben fi4
mit ber oom SBunbei^eupnis begleiteten Serffinbipung unb ^eilsanerbietung an bas
tiwa^lit SßoR in feiner Coefamt^ett. Der Srfolg tft bie Sammlung einer aümoi^li^
fidd oerfelbftftänbigenben israelittf^en (Semeinbe 3^1^, in melc^er nun bie Slpoftel bie
86 Stellung oon eo ipso beru
enen £eitem i^res gefamten (Semeinfd^aftslebens geroinnen
(21(5 2, 42; 4, 35; 5, Iff.; 6, Iff.); unb als nad^ ber jerufalemifAen Verfolgung
bie Slusbreitung bes (Eoangeiiums über ganj ^aläftina unb llmgegenb oeginnt, bleiben
fie njenigftens 5unä(^ft in gerufolem (8,1), oon bort aus bie Oberleitung ber C^ften^
beit aus ber Sefd^neibung übenb ((Einareifen in bie famaritanifd^e Seo)egung 8, 14 ff.;
40 SJifitationsreife bes ^etrus 9, 32 ff.). Doq tragen fie Sorge, hak ein letl i|rer inner*
Semeinblid^en Ü^ötigfeiten unb Sefugniffe anbem übertragen m\& (Dialonenroa^l ; Sil^
ung bes oon 3t^tobus geleiteten jeruf. ^resbqteriums).
3loä) ift i^r Slid nur auf bas 93olI ber Sefc^neibung geri(|[tet, als ein anberer
ben 3®ölf^n i^^ ®^W^ Wtt: Saulus mirb befe^rt auf eine SBeiJe, ©el^e feine 9t"
46 ftimmung 3u cmoftelgleiAer Stellung unb SBirlfamieit, aber oome^mli^ auf ooRenoelt-
li^em (Bebiet tn M teliefet (81(5 9, Iff.; (5a 1, 11 ff.). (Eine oöllig neue SBenbung:
neben 3n)olf ^oftel Israels tritt jeM mit ber gleichen ^ö^eren £egitimatton unb mit
bem entf^iebenften Sewufetfein ber Selbftftönbigfeit ein Sipoftel ber Reiben. Wm \\t
inooloiert ni^t einen 93ru(^ mit bem JJrrü^eren, fonbem mas bur^ ein SBunber feinen
60 Slnfana genommen, entQ)tdfelt fi^ unter oollfter äßa^rung ber gefd(|iAtli^en AontinuHot,
in oollfter (Einheit mit bem auf 3sraels oer^eigungsmägiger Sonberjtellung bafterenben
Urapoftolat unb feinem SBerf.
S^on feine Sefel^rung unb Berufung felbft gef^iel^t ni(^t ol^ne Vermittlung eines
(5liebes unb jmar eines ed^t israelittfc^en (5liebes ber bts^eri^en (5emetnbe (&6
« 9, 10 p. ; 22, 12 ff.) ; ber Slnfang Feines SBirfens gef^ie^t nur im 3tnf^lug an bie
oor^bene 3ü"9^^l^öft unb ibre 9lpoftel unb in oolBter (Einheit mit i^nen (S16
9, 19. 26ff.; (5a 1, 22 ff.); erft nac^ ausfic^tslofem SJerfuc^, unter 3srael ju loirlen,
ge^t er auf oollerroeltli^es (5ebiet (21(5 9, 20 ff. 29 f.; 22, 17ff.); ^ier tritt er üb
(5e^ilfe bes oon 3^nifalem gefenbeten Samabas in bas oon 3^ni|alem aus gegrünbete
00 3BerI (81(5 11, 25); oon ber befte^enben {übifc^^^eibnif^en (5emeinbe uitrb er nur
Wfofta WfoftOMitt, a^Miftd, atwftcbrbeit 701
neben Sarnabas 3U apoftoIMer SBirIfamlett entfenbet unb bat bobei ben Slid junä^ft
X^atjad^e getoorben; unb als felbltftanbigen $eibenapo|teI ^ben t^n nunm^t auf bem 5
jeru[al. jtonoent bie Hrapoftel unb bie zBeitreter ber palafttnenfif^en (£^ri|ten^eit aner»
tannt, — eine Slneilennung, loelc^e bur$ bie na^fomenbe ^oxtnSdige Seftiettung bes
paulinif^en $eibeno)>oftoIates Don [eifen ifibi|$ei CEQtifien (C5alatien, Aorint^) ni^t
rüdgöngtg gemalt i[t.
9lunme^r ou^ Don Somobos gelöft (91C5 15, 38 f.), ^ai iß. auf C5runb ber ieruFal. 10
93ereinbaruna (C5a 2, 6 ff.) unb unter [teter Slufrec^ipaltung ber C5emein[i$aft mit oer
paläjtinenfil^en (£^riftenbeit (Sefu^e in 3erufalem, Aollette) in raf^em 3ug bur$ bas
rönttf^e 9leui^ fein opoft. Serufsroerl ausgeri^tet. Seine Serifinbtguna, roel^er bie
3Bunberbe3euQung ni^t fe^It (ogl. 2 jlo 12, 12), bot. tro^ aller SRfid[t(^tna^me auf
Ssraels bere^tigte Slnfprüme, jur gfolge bie DoHige Serftodung bes {flbif^en Sotles uno 15
bie Sammlung einer C^riften^eit aus ber SöKenDelt, auf mtliftt Dorlaufig bie 3u«
tunft bes 9lei4ies C5ottes berubi !Der SIpojtel ber Reiben roirb als fol^er auif ^aupt
unb £eiter ber ^eibenlir^e, bie fid^ auf femer £ebre unb feinen Slnarbnungen ^aut.
X)o$ bleibt bei feinem ^eibenapoftolifc^en SBirlen fein Slia auf bes enDoB&n SoIIes
3u!unft gerietet (9lö 11, 13 ff.)» unb ein 3eugnis für bejTen Slid^toenoerfuna iß i^mao
au$ bies, bag^er, ber geibenq^oftel, ein e^ter 3sraelit t(t (9lo 11, 1). £amit ift
tbtn in bem Übergang bes ^eils Don 3srael ju ben Reiben 3sraels ^eilsgef^i^t«
li^r Seruf getoabrt.
Unb fo toentg toie pif^en bem ^eibencmoftel unb bem ermS^Uen SoRe befte^t
eine jtluft p)if^en bem fboftolot ber Sef^neibun^ unb ber ^eibennrc^e, roel^e Diel* 25
me^r Don $. auf ben 3u|ammenbang unb bie (Einheit feiner Serifinbiguna mit ber
urapoftolifc^en ^ingetoiefen ift (1 jto 15, 3 ff.; Dal. (Ep^ 3, 5) unb gele^ tft, in ben
^ofteln über^upt bas gfunbament ber aus !^uben unb Reiben ^ejammelten ein^eit«
lid^en Rvcift 3U (eben (DgL (Ep^ 2, 20). Qo tft benn au$ bie SButfamleit ber 3u)oIf
nimt auf bas Gebiet oer Sefd^neibung bef(^ranlt geblieben, ^mar bietet bas 31X so
ni^ts fixeres über eine 4^eibenmiffionst^atig!eit berfelben, unb bie Sagen oon einer
3er|treuung ber 3^^If ub^ ^i^ jur aRtffionierung oerteuten £anber bes (Erbfreifes
(55e|t ber divisio apostolorum am 15. 3^11 ogl. AS Jul. t. IV p. 6 ff.) ent«
be^en jeber SeglauSiguna ; aber gefi^eä ift, bab am (Enbe ber pautinMen 3^it
^etrus bur^ perfönli^es auftreten unb brieflioen Serle^r cmoftolif^en (Ein]flu|^in ber 35
^eiben^riftenljeit ilbte, unb bag na^ bes ißauius ^ingang 3o^^nnes in bie Stellung
eines Deiters ber ^eiben^riftet^eit eintrat. !Damit i[t oie Sebeutung bes Hrapoftolates
foioie ber (Sef^i^te unb Säriften ber 3u)oIf au^ für bie ^eibenfirc^ befiegeli Denno^
bleibt bie fonberlid^e Sesiequng ibres Stpoftolots auf bas 3u)bIfftammeoou auc^ für bie
3ulunft befte^en (SDlt 19, 28; fic 22, 30). 40
Dbmo^I im vlZ bie Sejei^nung „Sipoftel" auc^ im weiteren Sinne gebraust ift,
befielt bo^ eine S^ranle, burc^ u)el$e ber SIpoftoIat im eigentlichen Sinne als erftes
unb ^ö^ftes Slmt in ber ftirc^e oon allen anbem Ämtern gef^ieben ift (1 jlo 12, 28 :
GEp^. 4,11). Dies 9lmt eignet nur ben 00m ^erm unmittelbar berufenen ÜRSnnem, nady
beten Eingang ni^t anbere in il^re Stelle eintreten. Lic ^. 8^mtbt. 45
Slpoftelbrfiber, apoftel, apofilelorben. Oueaen : Chronica fratris Salimbene ($arma
1857) @. 111-23. 329—80. 371-72; Muratori, Scriptores rer. Ital. IX 425—60; Bemardi
Guidonis Practica (^ari« 1886) ©.327—53 (baju: ©ad^ffc, »emarbu« ©uiboni« Snquifitor
unb bie ^poftelbrüber 1891); Liber Sententiarum Inquis. Tholos. Cbei Limborch, Historialo-
quisitionis 1692) 8. 360—63. Sine audfü^rlic^e (Skfd)i(^te bed 9lpofte(orbend giebt ^oS^etm, go
^erfu(6 einet unpatteiifcbcn unb grünbli^en Äejetgefcbicftte 1746 @. 193 — 400. SicuetbingS:
Lea, History of the Inqmsition of theMiddle Ages(1887)ni 103 ff. ©eitetc ^iadftjocifunaen
bafelbft.
3n bet Ait^e fyAtn \xä) 3u oetfc^iebenen ^tittn Seftreburmen geltenb gemalt,
bie eine SRüdfe^r ^u apoftolij^em fieben forberten. So im 4. 3ö^r^. bie Slpoftoliler oo
ober Spotaitiler tn Aleinaften. mel^e Si^entum unb (E^e oerbammten (Epiphan.
Haeres. 61). 3m 12.3a^r^. finben fi^ am SRieben^ein unb anbenoarts bt^rij^e Seöen,
bie fi^ 9lpoftoIiier nannten, au^ Sigent^um unb (E^e oenoarfen unb burq Sern^rb
oon (äairoaux belampft mürben (Senn. 65. 66 in Gantic. ; ogL SoIIinger, Seiträge
3ut Seftengef^i^te bes aRitteloIters I 94 ff. 98 ff.). eo
702 ISpoftOffMtt, Wfoftd, fSpo^üüthtn
SRtt bie[en 9Ipo|toItIem ift nic^t ju Denoec^feln bie im 13. S^^^^^bert x>on 6e«
oareni geftiftete, bemn&Aft oon Dobino geleitete ^ofielMbetfAc^, beren aRitglieber
|t$ jelbft al$ Steoftel, 9l))o|teI (£^nfti, 3Ingel^örige bes Stpolteloroens bejet^neten, bei
lir^li^en Sc^riftftellent Pseudo-apostoli genannt mürben.
6 Sberorbo Segorelli, aus SÜjono im (Smttt oon 93arma gebfirtig, nmr oon nieberer
$erlunft, oj^ne ^ö^ere (Erji^ung unb Silbung. Sei oen ^ftonjislonem in ^arma 6e»
pe^rte er bie 9lufnabme in t|n:en Orben unb mürbe abgemiefen. T>üä) befuc^te er täglii^
t^re Alofterür^e unb meilte barin fo oiel er lonnte. Sin einer £ampe bort fonb er
eine !Dar[teIIung ber Slpoftel, in ber ^erßmmlid^en 3Beife, mit Sonbalen unb SR&nteln
10 anget^ ; bies SBilbmerl feffelte feinen Slid unb befc^iftiote feinen Geift. (Es ermuc^s
in i^m ber SntfAIuft einer (Erneuerung ma^rboft apoftoltfc^n fiebens. Um bas 3<^
1260 na^m er Ztam unb Aleibung ber Slpoftei an, oermufte fein f^iusäim, marf bos
Selb auf bem SRornpIa^ unter bie 9Renge unb ging fortan als SBettelbruber Suge
;nrebigenb einher. Slnfänglic^ mürbe er menig beamtet; bann fc^Iogen fi^ anbere i^m
15 an unb folgten feinem Seifpiel. 3i^njdg 3<^^^ qinburc^ fanb ber neue Sfigerorben
in ber £oTnbarbei unb baritber binaus sBerbreming unb gemonn jumal unter Dem nie«
beren Solfe Sln^ana. (Eine fieitungsgemalt na^ Segorelli niqt in Slnfprui^. Set
ben gfranjisianem ^»ottete man fiber ben Orben o^ne $aupt, o^ne S^f^^^^f^Iu^i
o^ne Dissiplin, o^ne £ebrer; man mar entrüftet Aber bos Xreiben biefer Slpoftel, bte
20 mit langem $aar unb Sart, bar^uptia, in meige 9R&nteI gefüllt, mit Striden um«
gürtet, tn ber Se^Ieitung oon 9Ipoftel(qmeftem bur^ bie SBelt jogen, eine Sonbe ge«
meiner unb ungebtibeter fieute, unfähig jur ^rebigt unb ju febem firt^Ii^n Dienft,
als Xaugeni^tfe oom S^meige anoerer lebenb, o^ne ^ren SBo^It^em mit geiftli^n
C5aben oergelten ju lönnen : man ergb^te fic^ an ben Slfeeml^eiten, bie man bem Stifter
25 bes Drbens unb feinen Sin^ängem nac^fagte. Um bos 3^^ 1^80 uKtrf ber Sifd^of
Opijjo oon ^arma Segorellt ins C5ef8ngnts, entlebigte il^n bemnäAft ber fterlei^
unb behielt i^n in feinem 93alaft, mo er als ein 9larr 3ur fturjmeil Diente, bis er um
bos Zw 1286 aus bem Gebiete ber Diöcefe oermiefen muroe. Stac^bem f^on auf
bem ftonjil oon fiqon 1274 olle neueren einer popftH^n SeftStigunof ermongelnben
80 Settelorben oerboten morben moren, lieg ^apft f^orwms IV. am 11. URfirs 1286 ein
f^orfes Serbot miber ben SIpoftelorben ausgeben, meines ^apft 9lifolaus IV. im ^dffct
1290 erneuerte. 3cW beaann bie 3^it ftrenger Serfolgung, bie jumal oon ben 3n^
quifitoren mit (Eifer betrieoen rourbe. 3m 3ö9re 1294 muroen ju !Öarma smei SRönner
unb jmei grauen aus bem Slpoftelorben oerbronnt, Segareüi Jelbft megen ^o^Ireic^
86 ftefeereien unb arger Serge^en com SiMbof Dpisjo 3U emtgem fterler oerurteilt. Sed^
3<^te fpäter mürbe er oom 3nquifitor unanfreb 3um C5eftanbnis feines Siildfalls in bie
oon i^m obgef^morene AeMerei gebraut, am 18. 3uli 1300 als rfidfälliger Ae^er oer^
bammt unb ju ^orma oerbrannt.
3lun mürbe Dolrino §aupt bes Orbens, ber So^n eines ^riefters aus ber Dio»
4ocefe 9looara, feit 1291 bem Drben anae^örig, ein f^märmerif^er, oon opoIalQptift^en
SDBeisfagungen erfiillter, bur^ ^inrelfeenoe Serebfamfeit ausgesei^neter (Beift. Drei pro«
pbetif^e 6enbf^reiben lieg er aus feiner Serborgen^eit ausgeben, oon meldten ixoti in
Slusjügen eri^altcn finb (f b. 2lrt. Dolrino). Darin bejifferi er bie SRitglieber feiner
©enoffenf^oft in 3talien auf me^r als 4000 Seelen. SHn ber Spi^e einer großen
45 S^ar unb tn (Ermartung bes über bie Air^e ^ereinbre^enben C5ottesgeri^tes führte
er mehrere 3^^^ ^inbur^ in ben Sllpen ber (gebiete oon Stooara unb Sercelli einen
röubertf^en unb greuelooUen Arieg gegen bie miber i^n aufgebotenen ftreu5^re.
Sroft unb junger maren^babei bie fd^limmften J^einbe ber Slpoftel 3laä^ man(^n
^e^felfällen erlag i^r Öberreft ber ^eeresma^t bes Sif^ofs oon Sercelli. (gegen
60 150 Tßerfonen fielen am (Srünbonnerstag ben 23. äRörj 1307 lebenb in bie ^anb bes
SifAofs, baruntcr Dolcino unb feine geiftli^e S^mefter SWargarete. Seibe ermiefen
fi^ fianb^aft unb fanben 3u Sercelli am 1.3uni 1307 ein marteroolles Cnbe ouf bem
S^eiter^aufen.
Damit Ratten bie (BefAide bes Orbens fi^ erfüllt. SBo^l finben [W^ in bergolge
66 bis über bie 3Ritte bes 3^^^unberts hinaus no^ Spuren oon SIpoftelbrübem, befon^
bers in Oberitalien, Spanten unb grranlrei^; boA finb bos oerfprengte ttberbletbfel
ober oereinjelte Sproffen bes geästeten Orbens, bie fi^ mit anberen jte§em oerbanben,
mit ibnen oenoe^felt mürben unb glei^ i^nen ber 3nquifition oerfielen. !l>er (ds 6^
f^i(|t|d^retber belannte Dominilaner Semorbus (Buibonts, ber oon 13Ö7— 1828 an ber
eo Spt^e bes 3nquifittonstribunals oon Üouloufe ftanb unb oon ^ier aus nad^ bem Snbe
!DoIdnos bur^ 9{unbf^ietben bie ^rälaien in Spanien 5ur Serfolaung ber bortigen
9lpo[teIbrüber aufforberte. fyA jnmr im ^abtt 1316, ba ber (Erjbifibof oon CDnnpofteüa
bie (Ergreifung Don [e^s SBerbä^tigen metbete, jur Untenoeifung bes (Ei^bif^ofs eine
ausfü^rli^e Den^^rift über bie Slpoftelbrüber öerfoH, bie bei URurotori I.e. p. 447— 60
unb oollftönbiger nun im Hn^nae ber Practioa iSem^bs 1. c. Dorliegt; ooc^ ^ai er 6
[elb[t in jener feiner langen unb |e^r ausaebebnten Slmtsf^gleit nur einen Wfo\ttU
bruber ju oerurteilen aäabt: ben Spanier $etrus oon £ugo, ber nac^ jiDeiiä^riger
$aft im 2^f)xt 1322 fiq jur Slbfc^toörung oerftanb unb als bu^ertiger Ae^er jum
fterler oerurteilt rourbe.
Das 3beal, loel^es ber Slpojtelorben ju oenoirllic^en ftrebte, mar bie öeiligieit lo
unb SSoIIfommen^eit eines fiebens na^ bem Sorbilbe ber ^oftel, im Stanoe ooll«
lommener eoangelif^er Slrmut, o^ne bleibenbe Stute, ol^ne Sorge filr ben anbem
Üaa, obne äußere C5elübbe, mit einer (&e^orfam»)fli^ nur geoen (Sott allein. (Es laa
bann etne Slbte^r oon ber Senoeltlidgung ber Smä^, ein SSiberfpruc^ aegen bie Slrt,
loie bie anberen Drben bie (gelilbbe, jumal bas SIrmutsaelfibbe oenotrllid^ten. SBenn i5
ber (Eintritt in ben £)rben bur^ (EntHeibung gefAo^, fo foltte fic^ barin bie ^eisgabe
allen öujjeren Seliges belunben. (Ein unftetes SBanberleoen fii^renb laffen bie neuen
9lpo[tel ben SRaburuf jur Suge (SRt 4. 17) im 9Be$fel mit (ßef&ngen unb (gebeten
erf^allen ; auf offener Strafe oerje^ren fie bie 9la^rung, bie i^nen gäoten n)irb ; mos
übrig bleibt, laffen fie jurüa ; (Selb unb (gaben fornmefn fie nii)t ; ouif einen jmeiten so
9Rantel büifen fie ni^t ^aben. Sin fi^ mar bie Stiftung biejes neuen Sügerorbens
ein ^rmlofes unb unoerfönalid^s Unternehmen. ni(^t mejentlt^ oerf^ieben oon bem
aSorge^en anberet Orbensfttfter. (Erft bas SSeroot biefes Orbens ftempeüe feine 2ln«
jünger fortan ju RtUttn. ä^re Ae^erf^ulb lag barin, bag fie tro^ bes Serootes oon
bem Orben, feiner lra<^t unb fiebensmeife ni^t laffen mollten, in ber Suflebnuna «
gegen bie Slutorität bes SJapftes unb ber SüxAe. 2)te Verfolgung fteigert unb |d|är^
ben C5egenfa^ : bie römif^e Air^e, ba jie bie ^eiligieit unb wmut apoftolifc^n fiebens
ni^t a(qtet, ift i^nen nid^t me^r eine Jtir^e (ßottes, fonbern bie grobe Säbel, bie oom
(Blauben (E^fti abgefallen ift unb bie ^eiligen oerfolgt; alle geiftnc^je ÜRa^t ift ber
ewigen ^apftlir^e infolae i^rer Serberbnis entf^unoen unb auf bie oon Gott ge« 3o
tiftete geiftli^e (Senofienfc^aft ber Slpoftel übergegangen ; biefe allem ift bie geiftli^e
Airi^e (Sottes, in i^r allein ift gtetl^it unb alles $eil bef<^lo|fen, bei il^ren (Gegnern
nur Serberben unb Serbammnis ; 3um Seten finb äBälber uno SAmeineftälle eoenfo
bienli^ mie gemeinte Air^engebäube. Damit oerbinben fi^ jene fqio&rmerifd^'prop^«
tif^en Sorftellungen unb (Ermartungen , mie fie ben 3o<^^i^iten eigen unb bamalssö
febr im Sd^mange loaren. So enoetft fic^ bie nabe Senoanbtf^aft ber ^ftelbrüber
mtt ben Spiritualen bes SRinoritenorbens. Slu^ finbet M man^es bei i^nen, mas
in gan^ ö^nlii^er SBeife bei anbem Ae^ergruppen mieberie^rt unb fi$ sum Xeil auf
bu^ftöbli^e Befolgung oon Sibeboorten grflnbet: fo namentlid^ bie Senoerfung bes
(Eibes, angebli^ oerbunben mit einer (ßeftattung bes SReineibes für ben Sfall ber 9lot, 4o
au^ mo^l bie Senoerfung ber Üobesftrcrfe. 5^re (Semeinf^aft mit Slpoftelfcbmeftem
gab 5u ben örgften Seft^ulbigungen fittH^er Senoorfen^it Slntag, mS^renb fie felbft
xä) ber (Ent^alt)amleit rühmten unb bie Ittenoinbung ber na^en Serfu^ng als be>
bnbers oerbienftli^ priefen. Lic Dr. ^ai^ffe.
fl^ioftelgefc^tc^te f. fiulas. 45
H^ofteltontient« — 9(bgefe^en t)on ben befannten Kommentaren jur ^& unb jum
(^alatcrbricf ftnben bie einfc^lägigen grtagen i§re 93ej[|pre4ung in allen bie (9ef4i(!^te bed
apoft. ^"^i. be^anDcInben ^Berten unb in ^a^lreic^n ^b^anblungen. ^ier feien einige 6e«
ad)tenSrocrte ^ono^rapliien über bad ^ipoftelbelret genannt: (Bt (^urceUdud, diatribe de esu
saDguinis inter C^Ümstianos, Amstel. 1659; Spencer, dissert. in locum Act. 15, 20 (de legg. 50
Hehr, ritual. Tubing. 1732, p. 589 ff.); (£. S. W6f(^, de sensu decreti apoet. Viteb. 1795
(abgcbrucf t in Commentationes theol. ed. Veltliusen, Kuinoel, Rupert!, vol. VI, Lips. 1799,
p. 385 ff.); Sommer, ^ag 9(pofteIbe!ret (©tubien unb ©flsjcn au« Oftpreufeen, 2§efte, tönigSb.
1888. 89).
Das (Ereignis, roeldbes ^erlommlic^ mit biefem ni^ oöllig angemeffenen Slusbrudf 55
besei^net n)irb, bie in 3^nifalem im 3- ^1 ober 52 jtattgdKibte 3uf^nimenfunft unb
93er^anblung, oon u)el(|er bte Slpoftelgef^ic^te im 15. Aap. ^eriAt giebt, ^at für bie
(Sefd|i(f|te ber apojtolif^en 3^i^» ^i^ 1^ ^^^^ (&ef^i$tsioert barftellt, Qeroorragenoe Se«
beutung. (Es fte^t jioifdien ber oon Samabas unb Saulus jufammen unb ber oon
^4iaulus o^ne Samabas unternommenen SRiffionsreife, bilbet in bem mit 13, 1 be^ go
704 Ufo^^äbu^tni
aonnenen SSerlauf ber apo[tolt[$en Serfünbigung auf oöQeoDeUIi^em (gebiet einen Sin«
l^nttt unb nimmt eine SteUe ein, oermoge beren es einerfeits bebin^t ift burc^ bos
9le[ultat ienes erften 3ufies, anbererfeits feM bie gef^idlitli^e Safts giebt fax bie
ben weiteren 3n^It ber ^(5 bilbenbe (Enttoimung. 3^nes Slefultat aber ift, oag bie
5^usfi^t auf Seie^rung ber jfibif^en Diafporagemeinben im gansen, benen fii^ bann
Reiben als ißrofel^ten anfc^hegen möchten, [io ni^t oermirtli^t f)ai, ftatt beffen im
®epenfa^ unb Aan^ mit ben S^nagojgen lewftftanbige ®ememben aus 3uben unb
Setben gegrünbet finb^ in benen jene niifi bös fibenoie^enbe unb beftimmei^ (Element
bilben. Damit ^at bte C5ef$i(^te ber apoftol. Seriflnbtaung auf DöQeriDeltlicbem (6t^
10 biete eine 3Benbung genommen ba^in ge9enb, bag innei^Tb ber C5emeinbe 3^|U neben
ber jilbifc^n (E^riften^eit unb unab^ngig oon bem ^oftolat ber ^molf eine ber felbft«
ftönbigen Leitung bes ^aulus unb Sarnobas unterfte^enbe unb bem mofaif^en Q&efe^e
ni^t unterftellte ^eiben^riften^eit entfte^. 3n Aap. 15 nun berietet £idas, mte bte
jilbif^^paläftinenfif^e CE^riftenlJeit, insbefonbere bie ieni[alemi{^e (gemeinbe mit ben
16 Urapofteln an ber Spi^e ju biefer epo^ema^enben Xbatfa^e Stellung genommen fyd.
Unfer 3ntere{|e an biefem Sorgang er^o^ fi(^ baourc^, bag ißaulus felbft (6o 2,
1—10 in apoIoaetifd^«poIemif^em 3ntereffe borauf Sejug genommen fyd. (Es ift oQer*
bings mitunter beftritten u)orben, bag biefe Sugerungen fic^ ouf basfelbe (breiants »ie
3I(& 15 besiegen; es ift bie (&a 2, 1 ermähnte Steife bes iß. na^ 3^<uein oon
2aetli4en mit ber W5 11, 30 berichteten ibentif^iert Sorben (3. S. SM^f^ ^ Fritz-
schiorum opusc. p. 201 sqq.), oon anbem mit ber 91C5 18, 22 oeru^teten (fo mit
großer (Entf^iebettbeit SBiefeter, (E^ronol. b. ap. 391. 6. 1^9 ff«; Aomm. 3. C&auderbc.
6. 553 ff.). 1)oq barf niqt nur erftere, fonbem au<^ leMere Slnna^me ie^ als anti«
quiert betrautet n>erben; unb bie in na^fte^enbem gegmne 93erglei^una bei beiben
25 Seridbte %(5 15 unb (5a 2 mvä> bie Seftätigung bopr liefern, bag in oer ISfot £.
unb $. basfelbe (Ereignis im 9luge fyibtn (ogL neuerbings 3. S. 3^1^^^» ®alaterbr.
unb 21(5 1882).
(Jrreili^ bat nun aber bie Serglei^una biefer beiben Seri^te über ben Spofid«
lonoent mannen X^Iogen ber neueren ^tü Slnlag geboten 3U beboupten, bog bie
80 Darftellung ber 91(5 in n>efentli^en ißuntten 3U ber poulinifc^en im äBiberfpru^ fte^
unb bag ber 93erf. ber 91C5, wk überhaupt in feiner Sefamtauffaffung ber o^oftol. I^tii,
fo gans bejonbers an biefem 9}unlte ft^ einer tenbeiniofen (Entftellung ber gefcgii^tlu^en
SBoi^r^eit i^ulbig gemalt ^aoe. Der ^oftellonoent i[t eigentlid^ ber H^unft, an n>el^m
bie oon Säur ausgegangene fog. Üübinger S^ule bte ^ebel i^rer Aritii angefeM ^,
86 um bie lir^Ii^e merlieferung ilber bie apoftol. (Sef^i^te unb £itteratur umsuftünen.
60 nimmt benn ber Slpofteltonoent in ben lebhaften 93er^anblungen ber neueren !it\i
über bas Hr^riftentum eine ^eroorragenbe Stelle ein. Unb mtnn auc^ bie Saurfd^
Aritii in i^rer urfprilngli^en 6^arfe, fpesiell au^ besägli^ ber Unoereinborleit oon
(5a 2 unb 91(5 15 je^t laum no^ Vertreter iKtt, fo seiaen bo^ auc^ fol^ neueren
40 3lb^anblunaen Aber ben 91A, mk bte oon SBeijföder (3b3| 1873, 6. 191 ff.) unb Aeim
(9lus b. lu^riftent. I, 1878, S. 64 ff.), baß bie alten 3rrtümer no^ immer in oieI=
\aä)tx 5Beriennun^ bes Qar oorlieaenben X^atbeftanbes na^u)irfen.
3^re 9la^n)trfunaen seigen fi^ au^ in ben in neuefter ^txi auflommenben Se-
ftrebungen, bie 21(6 als eine ftompofition aus oerjAtebenen f^riftli^en Quellen 3U er*
istoeifen^ roel^e be3ilgli^ bes Seri^tes über ben 2lft teiboeife ba^in fortgefd^ritten finb,
feine innere (Einheit ju leugnen unb t^n in oerf^iebene, na^ 3n^alt unb ^lenbenj
ni^t jufammenftimmenbe Stüde ju 3erlegen (ogl. Spitta, Die 91(6, i^re Quellen unb
i^r gefd|id|tl. 2Bert 1891 ; (Elemen, (f^ronol. ber paulin. SJriefe 1893).
Dem gegenüber fei es aeftattet, bie Iritif^en Sorausfe^ungen ju besei^nen, oon
Mtoeli^en bte na^folgenbe Darfteilung ausgebt (ogl. m.2B. bie m)oftelaef^t(^teSb 1,1882).
• Die 91(6 ift bas Sffierf bes 16, 10 ff. u. a. mit „SBir" beri^tenben ?5aulusgef8^rten,
nämli^ bes 9Intio(|eners £ulas, VDÜä)tx bie in Aap. 15 ersö^lten 93orgänge teils feßft
miterlebt ^at, teils aus ben Seri^ten ber 9lä^ftbeteiltgten ^at erlunben !onnen. ^iei^
na^ ift, rote überhaupt roenigftens für ben antto(|enif^»paulintf(|en Üeil bes SBeries,
56 fo au^ für Aap. 15 oon oom^erein lein (5runb anjune^men, bag er follte, abgefe^n
etioa oon eigenen früheren 9luf3ei^nungen, f^rtftltqle Quellen oerarbeitet ^oben. Das
jerufalemifi^e 6^reiben 93. 23 ff. ffai er jebenfalls imCripinal oor9lugen geJ^Ü, ober
n>o^l f^roerli^ in mörtli^er 9lbf^rift, fonbern roa^rf^einlt^ frei aus ber G^nnerung
n)iebergegeben. 6eine Stellung als eines langjährigen oertrauteften (6e^ilfen b^ 9|k
60 ^. lägt besfigli^ bes Stanbpunftes unb 3nteref|es feiner (5efd^i(^tsauffaffung ni^ ox^
I
atwfteltoioiettt 705
beres ermatten als DerltönbnisooIIes (Eingeben in paultnifc^ Setra^tungstDetfe, eine
(Enoartung, toelc^e bui^ bie Prüfung sunöc^ft feiner SaifteUung ber paulinif(|en SBtrf«
[amieit DoIIe Seftati^ung finbet. Der be^errfc^enbe C5e[id^tspuntt ift lein anberer als
Derjenige, ©eitler bie paulinif^e I^eobicee 315 9—11 bur^roaltet, alfo ein fold^er,
melier, unter Slusf^Iu^ jeber ^ef^i^tstDibrigen Üenbens, ben Sf. befähigte, ben (&e== 6
|(^i<^tst)erlauf mit Dotier Obielttoitat 3U erfaffen. I^kxnaä) ift bas Vertrauen begränbet,
bag ber Iulanif(^e Seri^t oom 91A bur^ous gef^i^tli^ treu ift. Se^ftoerftänbliq bilben
für benfelben bte paulinif^en Sugerungen ben ^rüfftein ber C5ef^id^tli^leit. Da aber
$. ni^t roie £. Don al^emeineren ^iftorif^en C5efid^tspunlten aus, fonbem in fpejieller
apologetif^^polentif^er mdfi^t referiert, fo ntug eine Dorfteüung. loeli^e fi^er ge^en lo
toill, ben lulanif^en Seri^t ^ur ®runblage nehmen. £. nun berietet folgenbes.
Sine jientlt^e 3^it nac^oem iß. unb S. r>on i^rem SRiffionsjuge noiSj Slntio^ien
^urüdgele^rt roaren, erf^ienen bort etliche oon 3ubäa gelommene C^riften, loel^e bie
tn ber C5ef^i^te ber apoft. (E^riftenJ^eit bis bal^in unerbörte £e^re oortrugen, ba§ bie
aus ben Reiben Selebrten, loenn Jie fi^ ni^t nac^ mofaif^er Sitte befi^neiben liegen, is
alfo sunt 3ubentum ilberträten, nünt feiig loerben lönnten, eine £e^re, burd^ toel^e bie
in ber antio^nif^en ffiemeinbe feit 11, 20 ff., alfo feit etwa 10 3ö^^^«n befte^enbe
®Iei^bere^tigun^ unbefc^nittener (E^riften mit benen aus ber Sef^neibung negiert rourbe.
Dag biefe 9lealtton nid^t früher unb bag He thtn je^t ^eroortratj begreift fi$ eben aus
ber A. 13. 14 beri^teten SBenbung ber !Dinge, mit loelc^er bte auf £osI9fung oom 20
3ubentum peric^tete Xenbenj ber gef^i^tli^en (Enttoidlun^ offenbar aetoorben roar.
Diefe (Entnitdiung tooIUen tene rädgängig mai^en, inbem fte, an bem ^usganpspunft
ber ^eibenmiffion einfeMeno, ben unbefqnittenen als folgen prinsipiell bie Üetl^aber-
j^aft am 3Reffias^eiI abfpraAen. — Sqr Sluftreten oerurfa^te in Slnttoi^ien bet ben
tn t^rer (&efegesfrei^eit bebropten ^eiben^riften heftige (Enegung : ^. unb S. als beren 25
gfü^rer unb SSertreter traten lenen f(^ entgegen; fqlieglic^ befmloB man, iß. unb S.
nebft eiligen aus ber SRitte ber antio^entft^n ^eiben^riften abjuorbnen, um ben Slpofteln
unb ^resbqtem in 3^nifalem bie ^taat oorjulegen, felbftoerftönbli^ ni^t, als roören
fie ni^t feloft i^rer QaAt getoig geioefen, ober als möxtn fie entfd^Ioffen getoefen, fi^
eoentuell einer gegenteiliaen (Entfqeibuim ge^orfam ju untenoerfen — bann ^en fie .10
ja ni(f|t $. unb S. an bie Spi^e ber SlDorbnung aeftellt — ; flber^upt Unntn fie aar
ni^t als rDa^rji^inli^ enoartet ^htn, bag bie (Entf^ibung^^enteilig ausfallen toerbe,
na^bem ja bte bisherige (gefe^esfrei^eit mit SBiffen unb SBtIIen ber 3^nifalemifd^en
beftanben ^atte. Slber allerbings mug, voob au^ beoreifli^ ift, bur^ bos Sluftreten ber
3rrle^rer eine Unfi^er^eit über bie Stellung ber ^erufmemif^en ^eroorgerufen fein ; n5
unb natürlich !onnte es ben antio^enif^en ^eiben^riften ni^t glei^g<ig fein, ob fie
\\ä) mit ber Stelle, oon melier i^nen bie ^eilsbotfd^aft gelommen mar, unb mel^e für
fie oermöge ber früheren Sesie^ungen eine Slutoritöt loar, in llbereinftimmung befänben
ober ni^t. Der !^mtd ber (Befanbtj^aft lann alfo nur ber getoefen fein, ju eigener
Seru^igung unb ^u mirifamer W>wtat bes Singriffs oon ben 3^nifalemif(|en eine jtunb^ 40
gebuna fortbauemben Sinoerftönbnijfes ju ersten. >
fi. berietet nun, toie es ju etner folgen Aunbgebung ber 3^nifalemif^en in ber
3:^at gelommen ift, aber freili^ nur nac^ emften, tiefgreifenben 93er^nblungen in i^vem
S^oge, toel^e er mit groger 3IngeIegentIi(^ieitioieber^iebt Slls bie (&efanbtf^aft, mel^e
auf bem 9Bege bur^ ^^önijien unb Samarien für t^re Seri^te oon ber Sele^rung 45
ber Reiben nur freubige Slufna^me gefunben ^tte, in 3^nifalem in feierli^er ^lenar^^
oerjammlung ber (Semeinbe oen Stanb ber Dinge bargelegt ^atte, erfokte ni^t o^ne
netteres allgemeine freubige 3ultimmung, oielme^r juna^ft feitens etli($er p^ariföifdier
©emeinbeglteber bie gforberung, bag bie ^eiben^riften 3ur Seoba^tung bes mofaif^en
®efe^es angehalten merben müßten. Dod| ift mo^I ju beachten, bag biefe J^orberung bo
ni^t, mit oon ben in ^ntio^ten aufgetretenen 3rrle^rem, bamit motioiert mirb, bag
fie fonft ni^t feiig merben lönnten. Sllfo fene 3nle|re, mel^e bie $eilsgemeinf^aft
oon ber (Sefe^eserfüIIun^ ab^ngig machen mollte, finbet in 3^^ufalem oon oom^erein
leine Vertretung; nur tn ber praltif^en gfotberung lommen biefe mit jenen überein.
ür notioenbig be= &ü
ammlung 5U oer>
Slber nun mit fol^em 9laiAbrud toirb biefe Sorberung erhoben, bog
funben mirb, 3U weiterer 93er^anblung über bie JJr^age eine neue STer
anftalten, in mel^r au^ mnäd^ft lange refultatlos ^in unb ^er bebattiert loirb. (Es
muffen alfo, abgefe^en oon ber ^ter ni^t 5ur Geltung gelommenen Z^ete ber 3nle^rer,
anbere gemiAtige (Srünbe geioefen fein, toelc^e einem ntc^t geringen xeti ber (gemetnbe
bie Unterftellung ber ^eiben^riften unter bas mofaif^e C5efe^ als unerläglid^ erf^einen uo
706 9f9^rhyiimt
Hegen, (Sränbe. toel^e, tote aus ber na^olgenben Huslaffung bes 3al<>^tt$ ju erf6Itegen
ift. barin gipfelten, bog bos mofaifc^ C5efe^ als oon (Boüt aegebene fiebens« unb Sitten«
oionung eine fiber 3srael ^inausge^nbe unioerfalere Seftirnmung ^e. @o iDenig
^ot fi. bas Sntereffe, bie in ber jerufalemif^n S^riften^en ma^tige Stiftung auf ffi«
6 oif^^aefe^Iic^es SBefen 5U oertuf^en.
9tber um |o ftSrfer tritt nun ^or, bag es ^trus ift, bos $aupt ber <£^[ten»
^eit aus ber Sef^neibung, toel^er ade biefe (ErtoSgungen bomit jum Sc^eigen bnngt,
bag er bas ^rinjip ber (Errettung aus (Snoben aHein burc^ ben Glauben in feiner Un«
antaftbarfeit aeltenb ma^t. Slls etnios Selanntes bringt er in (Erinnerung, toie (Sott
10 f^on oorlangft in ber bur^ i^n felbft oermittelten X^otfac^ ber Seie^im bes Sor«
neltus unb ber Seinen bie (Slei^fteHung ber Unbefqntttenen mit ben Sefi^nittenen
^infi^tlt^ ber $eilsgemeinf^aft prollamiert ^abe; unb ab anerlannt ftellt er ^in, bag
bie israelitif^e (Semeinbe (Sottes auA i^rerfeits loeber frfi^ noc^ je^t bas (Sefe^ als
$eilsbebtngung ^abe tragen lonnen, fonbem fe^ ni^ antiers ab bie Reiben bos $eil
16 Don ber (&nabe bes ^erm enoarte. !Dies ^rinsip jei gefäbrbet, n)enn man auf ber gor»
berung ber (Sefefeesunterftellung beftebe. !Denn tn ber ifyd, na^bem biefe gf^berung
feitens ber Srrleqrer in Slntio^ien als ^eibbebingung aufgeftellt toorben nxir, mugte
es ab eine bie ®en)iffen oenotrrenbe Verleugnung bes ^rinjips erf^einen, loenn man,
ob auA nur aus anbem C5rünben, auf biejer gfotoeruna beftanb. Unb bies Argument
30 [^lug our^: „es f^toieg bie ganse 9Renae^'. !Diefe SBa^rbeit, bag bas ^eil o^ne (Befe^
bur^ ben (glauben erlangt n)ub, roill ferner angetaftet loiffen.
60 mcn bie Serfammlung für meitere Sele^ng jugSnglic^ geworben, burA lotlc^
bie no(^ Dor^anbenen Sebenlen aeroben würben. Samabas uno ißaulus greifen fe^
in bie 93er^anblung ein, inbem fte bejeugen, toas Atn nur fie bejeugen lonnten, ote
26 (gott bur$ SBunber unb !^üi^n ibre SBmfamteit unter ben Reiben unb bamit i^
apoftoli[(|e 6elb[t[tänbigiett (cf. 2 Ao 12, 12) legitimiert ^e — bies gegenflber bem
na^eliegenben Seoenlen, ob nic^ baburc^ ber Slpoftolat ber 3®3If beeintr&d^t loerbe.
(Enblt(^ tritt 3^b>bus auf. ber Sorftanb ber (Semeinbe, loelc^m es jufte^, oie Ser«
^anblung 3um pofitioen Slbjc^lug ^u fuhren. 3Rit Slfidf i^t auf bie aus ber altteftomentli^
90 gefi^erten UJrärogatioe bes Solfes 3srael entbringenben Sebenfen meift er ^unS#
na^, ba^ bie Silbung einer gefeMofen (gemehtoe ^efu neben ber braelittf^en tm (Ein*
Hang mtt ber ^rop^etie fte^e. X)arauf grünbet er ben Sorf^lag, an Stelle ber (St-
fe^esunterftellung bie — roeiter^in noq nö^jer 3U erörtembe — Beobac^ng ber oier
fünfte 5u forbern. Unb roenn nun bamit bie jerufalemifc^e Semeinbe enbgültig borouf
35 oerji^tet, bas mojaif^e (Sefe^ bei ben ^eiben^riften 3ur (Geltung ju bringen, fo be<
grünbet er bies abf^liegenb (93. 21) bamit, ba| SRofes feit alten Stxitn in allen
Stäbten feine 5Berffinbiger ^abe, inbem er in ben Sqnaoogen allfabbotli^ oerlefen toerbe,
roona^ alfo bie C5emeinbe 2^\a es ni^t für i^re Slufgabe era^ten lonne, SRofes ju
oerfünoigen.
40 So ift benn bas (Ergebnis biefer Ser^anblungen, hob bie Slpoftel unb ißresbqtet
jufammen mit ber nunmehr 3U oolliger (Einftimmigleit gelangten (Bemeinbe bunb jioei
enoö^lte 3Ränner aus i^rer 3Ritte an biejenigen, als beren SSertreter iß. unb S. tt-
f^ienen nmren (nämli^ bie antio(bent[^en, [griffen unb dlidf^en ^eibend^riften), ein
offijielles S^reiben folgenben Sngaltes erlaffen.
45 Die Slnfrage mufe ba^in gegangen fein, ob man in 3^^föbm bas Auftreten ber
3nle^rer billige unb oeranlagt Qabe: beibes loirb junö^ft entf^ieben oemeint, bas
erftcre fOj bafe man i^re fie^re für eine feelenjerrüttenbe erflöri. Slber bies gefc^ie^
nur in einem SSorber« unb SRebenfa^, me^r beiläufig, als oerfte^e es fid^ oon felbft;
bie ^auptFa^e bilbet ber Sef^lug, bie Srflörung unb (Entf(|eibung, 3U toelc^en man
'^ \iä) eben bur^ bas Sluftreten ber Srrle^rer oeranlafet fie^t. Die (Entfenbung sroeier
3erufalemiten mit S. unb $. foll Ilar belunben, roas au^ ausgebrüht n)irb, Sag man
\\ä) mit biefen SWännern unb i^rem SBirfen, mit ber (E^riften^tt, bie fie oertreten,
oollig eins roeig, bie Selben, oel^e jene um i^rer $eibenmif|ion Q)illen oon ben3u^><
3u erbulben gegabt haben, ab äRartgrium für ben 9lamen bes $erm erfennt : bies bie
56 unummunbene Slnerfennung i^rer bisherigen SBirÜfamfeit, bemnac^ au^ ber Stellung
unb Sebeutung, oel^e fie burd}^ biefelbe erlangt ^aben. Die (Entf^eibung aber, oon
ber man betont, bog man i^rer Öbereinftimmung mit bem SBillen bes ^. (Setftes geiDtt
[ei, ift bie, oon ben ^eibend^riften ni^ts loeiter 3U forbern, ab folgenbes SlotiDenbige:
Die (Enthaltung oon ®ö^enopferfleif<^ unb Slut unb (Erftidftem unb ^urerei, als n)e^
Go bie Sebingung fei für eine gefunbe gfarientmidlung ber ^iben^riftlic^en C5emeinben.
I
ttiifießimlietti 707
Der Sefcbeib al]o befc^rönft [i^ nt^t auf ben in Sntio^ien oer^anbelten Streit»
punft, in Se3te^una auf müijtn bie Srtl&runa obne Sebenlen unb in Afirse gegeben
loerben lann unb jelbfioetftänblic^ prOdtoeifeno ift, fonbem anlägli^ biefe$ Streites
roill man bie Slngeleaen^eit ber §eiben^riften§eit iiberBaupt befinitb regeln. Dies ge«
f^iebt einerseits burq bie SInerlennunq bes ä. unb $., wtlqt auf DöItenDeltlic^eni 5
(Sebtet eine S^nlidbe Stellung unb SBtrlfamiett anaetreten ^aben, mit bie joölf mit
ißetrus an ber Spt^e auf bem Gebiet ber Sefc^netbung, anbererfeits bur^ bie Drb«
nung ber in ben ^tbenc^riftli^en (Semeinben ju beoba^tenben Sttte. $ier nun aber
fragt ji^, in u^el^em Sinne bie gotberung, oon jenen oier Dingen fi$ ju enthalten
(hos fog. Spoftelbelret) gefteüt ift. (Sgl. meine Sqrift De apostolomm decreti sen- 10
tentia et consilio, (Erlangen 1874, beren (Ergd^niffe i^ {ebo^ fe^t teitoeife be«
richtigen mug.)
Die Dier Serbote bes 9IpofteIbefretes finb oerrDonbt einerfeits mit benjeni^en Se-
ftimmungen, roelc^e in £e A. 17 unb 18 ab für bie Israeliten unb bte unter
3srael roo^enben St^mben glei^ermagen gflttig feftgefe^t merben, anbererfeits mit ben« 15
jeniaen, wtlift naq ber fpöteren {ilbti^en Überlieferung fc^on oon 9loa9 allen feinen
9la^Iommen unb mn ber jflbif^en Dion^ora ben fog. ^rofel^ten bes X^ors follen auf»
erlegt fein; fie finb oiellei^ ni^ts anberes ab eben biefe ^rofel^tengebote in ber
(Sejtalt, in roel^er fie im apoftol. 3^- i^ ^^ iübifc^en Diafoora berjenigen C5egenben,
loel^e ^ier 3una<^ft in Senat^t lommen (SQrien unb Silicten), reswiert maren. So 20
bepeden fie benn» ebenfo wit biefe, Ieinesu)^s, bie mm m^tn ®ott belehrten Un«
befi^nittenen ju ^n^ipieller SInerfennung ber Autorität bes mofaifAen (ßefefees ju
nötigen; anbererfeits Qaben fie auc^ ni^t oen 310^1 ben gefelligen Serfe^, insoefonbere
bie SpeifegemeinJ^aft s^if^en Sefc^nittenen unb llnbef^nittenen ju ermögli^en, roie
benn aum t^tffi^lic^ fold^e C5emeinf(^ feitens ber Z^itn ben $roJel9ten, fo lange 36
fie ni^t fic^ bef^neiben liegen unb gan^ 3um 3ubentum fibertraten, nic^t gemährt n)urbe.
^Ilerbtngs finb fie aus Sertimmungen bes mofaiM^n C5efe|es abgeleitet, unb bas, was
fie oerbteten, ift bem jfibifqen fittliqen Seu)ugtfem etnms ^nftö^iges; aber man forbert
ni(^t, bag fie aus Slfidfi^t auf bas (Sefe^ ober in SIRommobatton an bas jfibif^e Se»
n)ugtfein beobachtet werben, fonbem bes^Ib, toeil biefe Dinge an fic^ fittli(9 oenoerfli^ so
finb, roeil bie Snt^altung baoon ein notnenbiges Stfidf oefunber Sitte ift, eine Se»
roa^rung ber ^iben^riftli^en Sitte oor Sermengung mtt Qetbnifc^er Unfitte unb ^eib»
nifdiem Slberglauben. Unter noQveia ift nidgb anberes 3U oerfte^en ab bas, ums all»
gemein in ber grie(^if(^en SBelt barunter oerftanben u)urbe, jene Ungebunben^eit bes
®ef^le<^tsoerIe^s, n)eld^e in ber bamaligen ^eibnifd^en SBelt faft allgemein ab fittlii^ 36
unanftogig galt unb fosufaaen jur Solbjttte gemoroen loat. Sei änixeo^ai eldioXo-
{^mcov ift 3U beulen an bie oon bem SleifdJ ber geopferten liere oeranftalteten WitnU
li^en unb prioaten feftli^en 3Ra^l3eiten, uielc^e einen ^aufrfbeftanbteil bes gefelligen
fiebens bilbeten uno basfelbe in enger Se3iepuna 3um Aultus ber Sötter erhielten.
SBas ben ©enufe oon alfjia unb Ttyixrä betrifft, Jo mar i(^ friü^er ber SWeinung, baft 40
festeres, alfo bas Sfl^if^ gefallener Üiere, nur oesnalb oerboten fei, meil bas Slut no^
barin ift; bog alfo bas 3n)eifaAe Serbot fi^ auf bas Slutoerbot rebu3iere, unb ba§
bas Slutoerbot, entfprungen aus ber ^nfAauung, bag „basSIut bie Seele ift", f^Ie^t^in
jebe Slrt oon Slutgenu| treffen follte. tlllein bem miberfpri^t eben, baß bas tivmtov
gefonbert neben bem alfjia unb S. 20 fogar oor biefem auj^effi^rt n)irb. Deshalb unb ^
mit 9{fl(Ifi^t auf bie weitere (Sef^i^te ber Geltung bes Delretes ne^me i^ je^t fol»
genbes an: Der C5enu^ bes gfbif^^s gefallener Üiere f^eint gan3 abgefe^n baoon, bog
bas Slut barin ift, ab IRo^it in Setra^t 3U iommen, oie er benn au^ f^on bem
Setougtfein gefitteterer ^eibnif^r Söller m\t ber (ßriec^en unb 9lomer ab elel^aft galt,
mä^renb er, mie ooraussufe^en ift, bei ben SeoSHerungen, melden bie erften Slbrejfaten 60
bes (Semeinbefc^reibens angehörten, fiblic^ geioefen fein mug; unb bem analog i(t bei
alfia nur an ben (Senug ro^en Slutes 3U beulen, melAer ebenfalls nur bet fittli^
tiefer fte^enben SöHem fibli^ gemefen fein n)irb. 3ebenfalb be^toedt bas Delret, bas
fo3tale £eben ber $eiben$riften oon folt^n (Semo^n^eiten i^ SoHsgeno|fen 3U reinigen,
roel^e fi(^ mit ^riftli^er Sittli&Ieit ni^t oertragen. !Daraus erhellt bie ^o^e Se« 66
beutung biefes Sef^luffes. (Er vill meber einen bloßen ftompromig herbeiführen smif^en
bioergierenben Seftanbteilen ber (E^riften^it^ no(^ eine teitaDeife Untenoerfung ber Reiben»
Ariften unter bas ®efe^, fonbem eine um tbrer felbft millen ansune^menbe unb bleibenbe
Sittenorbnung berer, bie man mit bem mofaifqen ®efe^ ni^t belaften n>ill.
45*
708 9f$ftahMtni
Der 6^Iug bes Senates S. 30—33 seigt, bag Srief unb Sotf(^aft in Slntb^ten
nxä)i nur beru^igenb roirlten, [onbem ai^ als banlensioerte Sefeftiguim im $etl$ftaitbe
aufgenommen rourben, utU) bog in bem 93er|KiItnis ber antio^enifi^en Semeinbe 3U ben
C5efanbten ber jeru[aL bie DoUe (Einheit mit biefer fi^ behinbete. Unb (0 lagt ft<i^ benn
6 btes (Ereianis tn fetner gefd^i^tli^en SBebeutung folaenbermagen reffimteren:
9la^bem bur^ ben 9Jli|fions3ug bes S. unb ^. bie Silbung einer felbftftanbmen
geje^lofen $etben^riften^eit begonnen ^e, ift oon feiten ber Vertreter ber paJaft
(£Qrtften^eit gegenilber bem Slu^eten einiger Snle^er bie bis^rke Slnerfennung, ba^
Unbef^nittene our^ ben Glauben o^ne n)eiteres an bem $eil tn (S^rifto gleichen XntetI
10 ^aben, ausbrüdHic^ unb na^brfidli^ anerlannt toorben, roeiter aber anlSglic^ bes Suf^
tretens jener naq Sefeitigung auer Sebenfen unter ooller Slnerlennuna ber netme»
roonnenen Stellung bes ^. unb S\^. ber Sef^Iug gefaxt Sorben, bie ^etbend^riHen^eit
mit bem mofaif^en (Sefe^ unbebeütgt ju laffen, bagegen i^r eine ^eilfame, oor ^lüd^oll
ins $eibentum fie ben)a9renbe t)rbnung i^rer Sitte 3ur Slnna^me ju empfehlen. Damit
16 i[t bie Sa[is gef^offen für bie n)eitere in ooller Sii^eit mit 3^^I^ni, in ooIIer
oelbftftönbtgleit unb in fixeren Sc^ranlen ber Sitte fi^ oolljie^nbe gfortentmidlung
ber ^etbnif^en (£^riften^eit.
Diefer Serid^t nun, beffen lebensooüe SlnfAauIi^Ieit f^on eine Seftötigung feiner
(&ef^i(^tli(^!eit giebt» toirb, mit enool^nt, auffallenbenoeife oon sapreid^n XQeoU^en
30 mit größerer ober geringerer Sntf^ieben^eit als me^r ober minoer betougt»teTU>en3to|e
Sntfteüung bes rotrlli^en ^ergan^s, toie er aus ®a 2 ficb ergebe» bejei^net. Die
erhobenen Sef^ulbigungen lajfen ft^ in folgenbe brei ißunlte juf ammem äff en : 1. bie
9® ^abe ben £^atfäAIiq[ oorQanben geioefenen ^nrinsipiellen (Begenfa^ ^iDifmen Sß, uiü)
ben 3^nifalemifd^en ^infi^tli^ ber C5efe^esfrage baour^ aufgehoben, bag jte ben lei^«
25 teren einen i^nen fremben paulinif^en Stanbpunft juf^teibe; 2. anbererfetts ftelle bte
^(g als (Ergebnis bes 91A eine Sefd^ränlung ber (Sefe^esfrei^eit unb Gleichberechtigung
ber ^eibem^riften Bin, ^u mtlifti % feine 3uftimmung ni&t labe geben ISnnenj 3. bie
91® laffe mibergef^i^tltc^enoeife ben 9Ip. ^. gegenüber ben 3^rufalemif^en tn einer
untergeorbneten, abhängigen Stellung erfd^etnen. Stile biefe Sonofirfe berufen na^
»0 meiner Uberjeugung auf gnliti)Iid^er Serlennung bes exegettf^en X^atbeftanbes foioo^l
in bem luianU^en als in bem paulinif^en Serid^t. 9Bas otn erfteren betrifft, fo ift
bie 9li^tigfteuung in oorite^enbem gegeben. SBir Q)enben uns jur Sergleiqung ber
paulinifd^en Sugerungen (ga 2, roelqe oon ben in Aap. 1 ooraufge^enben Srflorungen
ausgeben mug.
35 (gegenüber ben 93erfu^en feiner galatifAen (Segner, feine ^eibenoerfünbigung als
ber (£rgön3ung unb 93erbefferung fö^ig unb bebürftig ^insuftellen unb ^iefür \\d) borauf
3U berufen, bag er felbft früher ben 3i0^If^n fi^ untergeorbnet ^e, be^atiptet unb
enoeift ^. 3unä^ft einerjeits ben ni^tmenf^Ii^en Urfprung unb (£^ara!ter feines Qp?.,
anbererfeits, bag er gleiq 3U Anfang 3ur SeIb|toergen)i]ferung oon ber SBa^r^eit feines
40 So. leine menf^li^e Seftatigung, aud^ nid^t bie ber 3®&If g^j^^t ^abe (1, 11 — 20).
9lber mit 33. 21 tritt ein anberer ©efii^tspunft ein. So ©enig er m SInfang feine
C&eioib^eit unb 93er!ünbigung oon bem Urteil anberer, fpejiell ber Slpoftel, ab^ngig
gemalt ^at, ebenfoioenig f)ai in ber na^folgenben 3^^ ptf^en i^m unb bei paläft
a^rijten^eit, fpe3iell S^nifalem unb ben ^ofteln ein 5BerQöItnis beftanben, roelc^es be^
45 red^ttgen lönnte, bie Slutoritöt biefer ge^en i^n ujtb fein So. unb Slpoftolat geltenb au
ma^en. 95. 21—24 betont er, bafe betm Seginn feines f^rif^^dlicMen StufentJ^fis
bie paläft. (Semeinben, o^ne i^n perfönli^ 3U fennen, auf bie bloge $tunbe feiner Se^
le^rung ]^in, (ßott feinet^alben prtefen: bies tann ni^t me^r 3um (Enoeis feiner Selbjt;
|tänbiQ!eit bienen. fonbern nur erhärten, bag oenigjtens bamals in ber Slttfangsjeh
DO innerhalb ber paläft. C^riften^eit !eine Spur oon ämgtrauen gegen feine 93erfünbiaung
beftanb. SBenn er nun ^iema^ 2, 1 bejfen gebenft, baj^ er 14 3^^^ fpater xoteber
na^ 3^nifalem gegangen fei, um ber bortigen (£^riften^tt fein £0., n)ie er es unter
ben Reiben oerlünoigt, oor3uIegen mit ber gfrage, ob benn etioa bie ^iemad^ bis^
geübte unb ferner 3U übenbe SBirffamteit eine nid^tige..fei, [0 roirb er fonftatieten u^olkn,
55 bag au^ na^ [0 langer Stxi no^ bie anfängli^e Überetnftimmung unerM^üttert ge^
blieben ift, mä)otm xniwx]^tn feine 93erfünbigung in i^ren ^rinsipien unb Jtonfequenjen
oollig nar oor Slugen liegen mugte, fo bag alfo bie bamals erfolgte Sntfd^etbung w
oeränbert no^ fe^t, ba er fd^reibt, Geltung ^at.
Die Situation ift alfo oöIIig biefelbe n)ie $1® 15. 3Bas $. feine ^eibenoerSiM
CO bigung nennt, ift eben bös, nms bort oon ben 3rrle^rern angefo^ten unb borum n
ftp$fküht^tui 709
3erufalcm oorgcicgi rourbe: in bciben gSlIcn befte^t Ungeroife^it über bie Stellung
Serufolems biesu, man (dUI Alar^it ^en; beibemal erfc^eint $. neben S., unb mtnn
^. lagt, er ^abe litus, einen Unbetenittenen, mitgenommen, ©obei er nur bejxDeden
tonnte, baft an bem Serbalten 3U biefem bie Stellung ber 3^ölemi[(|en jur öeiben«
mijfion fi^ erprobe^ ]o feW io auA bie 81(5 ni^t unerroö^nt. baß bem 2B. unb ^. 5
etli^e aus ben anttocQen. $eiben(^ri)ten beigeorbnet n)urben. l)ag bie antio^en. (Se«
meinbe bereit getoefen roare, einer ben 3nle^m juftimmenben Crilörung 3^nifalem5
]\i) ju untenoerfen, beutet bie 8K5 nic^t an: fie enoartet oielme^ eine 3urüdtoeifung.
Damit fallt au4 bas Sebenlen ^in, ob ni^t bie (Entfenbung bes $. oon feiten ber
antio^en. (Semeinbe mit feiner Selbftftfinbtgleit gegenüber 3^tufalem in SBiberfpru^ 10
fte^e, unb es ^inbert niAts, bes Slpoftels S^n)eiQen oon jener baraus ju erllären, bab
er teinen Slnla^ ^atte, fte ju ermahnen. % benc^tet gegenüber einem i^m jperFönli^
geltenben SIngnff ; bie iVS be^anbelt bes ^oftels Saiqe nur, fofem fie juglei^ Sac^e
ber (Semeinbe ift. Darum loar für fi. auc^ lein 9lnla|. bie Cffenborung ju berühren,
bur(^ loelAe ^. au^ abgefe^n oon bem ffiemeinbebefcpluft perfönlic^ beftimmt tourbe, 10
roö^renb 0. fie betont anf^einenb, um bie ^o^e Sebeutfamteit bes Vorgangs bemerllic^
5U ma^en.
$infi^tli$ ber Vorgänge in 3^nifalem bebt Sß. neben ber Ser^nbbtng mit ben
3erufalemiten fiber^aupt noc^ eine Sonberbefprec^un^ mit ben „Slnoefe^nen" ^eroor,
bei roel^er es fi$ bod^ um bas (gleite l^anbelte tote bei jener. Sediere lann niä)t 20
mit ber 33er^anblung ^C5 15, 6 ff* ibentifq fein, toelAe na^ S. 12 oor unb mit ber
(ßemeinbe ftottfanb, fonbem es ift anjuerfennen, ba^ fte oon fi. fibergangen ift Dag
^. fie bejonbers ermahnt, erllärt fic^ baraus, bag feine Segner fpejtell bie Autorität
ber angelesenen gegen i^n geltenb machten; bamit ift bann aber au$ erllfirt, roarum
fi. fie übergeben tonnte. 25
9Bel^e Sntf^eibung nun fou^o^l bie C5emeinbe im ganjen als im befonberen bie
Slngefe^nen auf bie oorgelegte grage geoeben ^aben, fagt $. nur inbirelt 93. 3 bamit,
bag ni^t einmal ber ann)efenbe Unbef^ntttene, Xitus, jur Sefdbneibung genötigt tourbe.
So roenig al[o ^at man ben Unbef^nittenen überhaupt bie Sef^neibung atifgenoti^t,
fo oollig ift oie paulinif^e ^eibenoerlunbigun^ anerlannt. Daoon alfo, bag man tn 3(j
3erufalem, fpesiell auf feäen ber $Supter, nt^t gans mit i^m einoerftanben fei, lann
f^lediterbings ni^t bie 9?ebe fein, O^ne jeben Snlaß finben man^e in fjvayxdo^
anaebeutet, bag biefe Snerlennung nur mit SRü^ nac^ j^artem Aampf erreicht rourbe,
unb behaupten barauf ^in, bie 31(d ^obe gef^ic^tsu^ibrig bie (Einheit als oon oom^erein
fertig bargeftellt. Slber oielme^r umgele^rt lönnte es ^tx f^einen, als ob bas (Ergebnis 35
na^ $. fmneller unb mfl^lofer erreii^t u)orben roSre als na^ ber 91C5. 9Bir ^aben
jebo^ gefeqen, ba^ ber in 3^nifalem erbobene (Einjpruc^ Ieinesu)egs aus bem (gegenfa^
gegen bie (gerec^ttgleit aus C5naben entfprang, uno ba| er info^e ber jmeiten 93er»
qanblung surüdgeaogen u)urbe, fo bag man fidy f^Qeglid) einigte ni<^t nur in ber Des»
aoouierung ber ^rrle^rer, fonbem auc^ in oer uberseugung, es liege überhaupt lein 40
(Srunb oor, bie $eiben^riften mit bem C5efe^ ju belaften. Sllfo fon)obl u)egen ber
Slnbersartmleit ber (Jforberung als loeaen i^rer (Erjol^loftaleit lonnte $. ben umftanb,
bag fie erhoben unb enoogen toorben ift, unberfidfft^gt laffen.
911er an ein 3Roment ber Ser^anblung "üdb 15, 6 ff. toerben toir bur^ ®a 2
bebeutfam erinnert, loenn anbers 93. 4. 5, 3um ooraufge^enben gehörig, ben ®runb 46
angiebt, loarum man in 3^^ufalem oon Sluferleaung ber Sefd^neibung oöllig abgefe^en
^ot. (Entfc^eibenb mar bie Äudftd^ auf bie falf^en Srüber, aitf b«ren Streben, bie
ben (E^riften in (E^rifto eignenbe ^ei^eit 3U oemiAten ; um bie SBa^rJ^eit bes (Eo. für
bie ju fammelnbe ^eibenqrijten^ett unoerfe^ ju betoo^ren, ^aben bie in 3^^f^I^fn
93erfammelten (benn biefe üoer^upt finb Subfett ju eX^afiEv) \tx\txi feinen 3Iugenblid so
na^gegeben. Dies fügt 9). ^inju, bamit bie ®alater u)iffen, bag bur^ jene {erufalem.
(Entf($eibung gerabesu au^ btetenigen oerurteilt unb besaoouiert finb, toel^e je^t unter
i^nen auftreten unb fiA ber iJ&ereinftimmung mit 3^nifalem rühmen: ebenfol^e £eute
roaren es, benen man Damals i^r ^anbtoer! legen loollte; eben bie bleibenbe Unoer«
fe^rt^eit ber ^eilsoa^^eit ^e man im ^uge. Damit ^e^t im (Einflang, bag fi. be« 55
rietet, mt bie SBarnung bes ^etrus oor ber (Sefa^r, es toerbe bie (in mtio^ien be»
ftrittene) fie^e oon ber (Slaubensgerei^tigleit gefS^rbet sterben, ben 3Iusf^lag gab. Unb
anbererfeits fe^en bie SBorte bes $. ooraus, bog ^ieroon abgefe^en ber $^nle an
Sef^neibung oer ^eibenc^riften ni^t fo fem lag.
710 fSpoi^ähnHai
Dq^ ^. bas SIpoftelbefret unenDobttt lägt, Derltert [ein Sluffaüenbes, toenn mit
re^t gelegen Robert, einerfeits bog bas I)elret leinesioegs bo^in sielt, bie (Befe^esfcei^it
ber $eiben^ri|ten ju befc^r&nlen, fonbem anlägli^ oer Slnerlennung i^er (&e|e^es«
freibeit i^re 6itte ju regeln, anbreirfeits bog $. leinen Slnlaft ^tte, bte hierauf be*
5 3üglt(^en 5Ber^anbIungen 3u enoä^nen. Dagegen enpä^nt ^. S. 6—10 ettoos anberes,
was tn ber 91® ni^t, toeniaftens ni^t fo, berid^tet i[t Die Slngefe^nen, fpejiell bie
brei „6äulen'', ^en auf Srunb ber (Erlenntnis, $. ^e ab eigentflmlidje (Bnoben«
gäbe ben Seruf an bie So^d^aut enq^fangen, loie ^etnis ben Seruf an bie Sefc^nei*
oung, mit ^anDfAIag \iä) einoerftonben erHirt, bajj, unter SEBolrung bo: (Semeinf^oft,
10 $. unb S. bie ^ijfion unter ben Reiben, fie aber bie unter ber SefAneibung aus^
diäten, oobei jenen nur bie eine Sebingung gefteHt i|t, bei ben Don i^nen p fam<
melnben (Semetnben ffir bie S(rmen ber Sef^neibung ^u loüeltieren, toelc^ Sebtngung
^. eifri^ft erfüllt 5u ^aben oerfi^ert. S. XDtll burq oie{e SRitteilung oerfiAant, loas
in C&alatten ange^eifelt toorben fein mttR, bag bie felbftftanbige Stellung, loeu^ geaen«
15 mörtig er (unb S.) gegenüber ben gal llpofteln, unb bie Gonberfteüung, wüäft oem
entfpre^enb bie (£|ri|tenbeit unter Den Seiben gegenüber ber aus ber SeMneibung
einnimmt, ni(^t einen (Degenfa^ gegen 3^ni|alem inooloiert, oielme^ Don ben !ln*
gelegenen felb[t atmoUt Ut unb in leiner 9Bet{e bie (Einheit beeintraqtigt SBenn er
Dabei porent^etif^ bemerit. bag bas Slnfe^en {ener für i^n in biefer 6ad^e DoHig glei^»
20 gültig [ei, fo ift bies ni^t etma eine ironif^e Se^nblung fener. loel^ bas ISemuht*
fein eines Segenfa^es porausfe^en iDürbe, fonbem inbem er ftc^ eben auf bte nn<
Sefe^enen beruft, auf mtlä)t feine (Begner fiq berufen, miU er nur ni^t unterlaffen }u
etonen, bag er bies eben nur um jener roilten tbue, ni^t ab ob feine Semig^tt oon
i^nen abfange. (Die anerlannt rS^el^en 9Borte 93. 6. 7 ißwl yäg 61 SoxovvTeg
26ovdh jTQogavS&evro xxX, oerfte^e i(| ie^t ba|in: „benn oon mir ^cdben bie 9m
gelegenen U^ Ieinesn)egs beraten laffen, fonbem im (Segenteil auf C5runb ber SBa^r«
ne^mung, ooft i^ u. f. id.". (Es ft^eint, bag bte galat. (Begner, inbem fie etitroumten,
bag bte Selbftft&nbiglett bes % feitens ber Sngef^enen in aetDiffem 6tnne onedonnt
fei, oerbä^tigenb l^imtmefügt $aben, le^tere I^Stten fiA babei in seitroeiliger Unji^ier^it
80 oon $. beeinfluffen laffen. S^t^^^Hs ift ber 6inn Der 993orte fo bunfel, bag es ju
getoagt ift, baraus S^lüffe ju iie^n.)
Diefe Slbmac^ung nun, bie n)o^l in berfelben Sonberoer^anblung erfolgt ift, auf
iDel(|e S. 2 beutet, fe^t ooraus, bag man in 3^nifalem bis jum 90t nod^ ntCQt in
fol^er 9Bei|e über bte Sonberftellung bes $. unb S. neben ben anbem Slpofteln jur
86 Alar^eit gefommen voox ; anbererfeits aber erfd^eint fie lebigli^ ab Unerlennung betfen,
loas \\6) gef^i$tli(| f^on ooüjogen batte. Dies fteqt im StnIIang mit ber Darfteuung
ber 21®, na(| toel^er S. anfangs als Delegierter 3^tufalems unb ^. ab oon S: S5e*
ruf ener in Slntio^ia ftanb. bann aber bie Slusjenbung beioer bur$ bie antio^. (Bemeinbe
fo erfolgte, bafe erhellt, je^t beginne bie i^nen beftimmte eigentümli^e, felbftftanbige
40 2Birf|amfeit (13, 2). Dem entf|jric^t bas (fogebnb i^res 3uges. §ier ^aoen iDir ben
gef^t(|tli^en 93oll3ug, ber na(| $. in 3^i^f^I^vn anerlannt rourbe. Unb [o fe^en loii
Denn nai) bem Aonoent iß. auf bem oor^er gelegten ®runbe feine 9Biri|amtett fort^
führen. Darum lönnte es auffallenb erfAeinen, bog fijener Sloma^ung, r>on b^ er
oiffen mugte. nt^t gebeult. t)o^ esfe^lt ja in ber ^(A aud^ nid^t an Sejiebungeii
45 barauf, o^L ^® 15, 93. 4. 12. 26. 9u[o bag man fi(^ über bie Stellung bes ^. unb
S. f^lüfftg geworben ift unb jmar fo, rote ber (Balaterbrief angiebt, lägt au^ ber Itdan.
Sen^t erlennen. 91ur bag er bie ausbrüdli^e Sonberobma^ung famt ber beiaefüoten
Sebtngung unenoo^nt lögt, roas nac^ bem frü^r ®efagten ni^t alhu befrembltc^ letn
lann. Die X^atfa^e übrigens ber fteten gfi^rforge für bie Firmen fe^t auc^ bie ji&
fiODoraus, mt fi^ aus ber aSerglei^ung oon 11, 29 f. mit 24, 17 unb le^terer Stelle
mit Slo 15, 25 ergiebt; unb oud^ fie betraotet oiefelbe na^ bem 3iifcnnmen^
erfterer Stelle ab Sanb ber ®emetnfd^aft jroif^en ben beiben fi$ fonbembett Xeilen
ber ftir^e.
9luf C5runb oorfte^enber Serglei^ung urteilen mir: ber paulin. Seri^t bringt im
ftfi n)efentli(^en oolle Seftätigung bes lufan. Scripts, (Ergönjung besfelben in einmen
minber roefentli^en fünften, roo^renb biejentgen roi^tigen SRomente, ioel<!^e bie 1(5
allein bietet, bur$ bte Darftellung bes C5alaterbriefs nid^t ausgef^loffen werben.
(Es erübrigt p fragen, ob ju biefem (Ergebnis roirllii^, toie man oielfaAJ^^uptd,
bie paulin. 3Rtttetlung über ben Streit in Slntio^ien (®a 2, 11 ff.) in 9Btber{pni4
60 fie^t, wobei i^ mi^ freili^ auf einfa^e lut5e Darlegung meiner Suffaffung befc^ranlen
fSpofitÜov^tni II)wflleae!|re 711
mug. 3^ ^c^e bot)on aus^ bag bas SIpoftelbelret ni^ ben 3q>^ ^^tie, ein 3ufainmen«
leben, fpejtell 6petfegememf(^ jioif^en 3uben(^ti[ten unb ^eiben^riften ju ermog»
li^en, bag biefe Stoge in ^erufalem fiber^upt ni^t in Setra^ gejogen ift. 3n 9(n«
lio(^ien n)ar, Qn[(^einenb ni^t lange oor bem in 9lebe ftd^nben Sreignis, bie 6pet[e«
aemein[(^aft Srauc^ geiooiben, toabrenb in 3^ntfQlem im allgemeinen bie ftrengere s
Sluffaffung ^enf^te, loel^er eine folc^e für unerlaubt galt, ^emts, als er na^ $[n«
tio^ien unb bamit in bie £age lam, ]xa) ent[d^eiben ^u nriiffen. ^atte ffir feine $er[on
fein ®en)i|fen$bebenlen bagegen ^efunben, ft^ ber freieren 9Betfe anjufqliegen ; als
aber bie fieute oon 3^Iobus erfc^tenen, fibenoog bie gfurc^t oor ben ju enoartenben
5Bom)ärfen fo» bag er unb mit i^m bie antio$en. 3uben(l^ri|ten mit (Einfc^Iug felbft lo
bes S. bie Speifeaemeinjc^aft ni^t fortlegten, bamit ben 6^em ermedenb, als ^tten
fie bie [trengere 3Bei[e nte oerlalfen. $. nun fie^ in biefem Ser^lten eine C5efa^r«
bung ber SBa^rbett bes üo., eine bie ®etDi{fen ber ^eibend^ften oenoinenbe 93er«
bunfelung bes ^rin^ips ber oollen $eilsgemein|(^ ber g(^e^Iofen (BISubigen. %n
]\ä) fßitt er gegen em gfeft^Iten bet 3uben(l^riften an \fyctc 33olIs]itte, roel^e bie 3Ib< is
fonberung oon ben $eibenAriften bebinate, ni^ts einjuroenben gebdot; nac^bem fie aber
einmal aus ber ^eilsgemetnf^aft mit oiefen für i^e ^erfon bte ftonfequenj gesogen
^tten, mit ^intanfe^ung i^er Soßsfitte bie 6peifegemein|(^ einjugeQen, fonnte bie
SBieberauf^ebung berfelben, loenngleiq fie oon ii^nen felbft feinestoegs fo gemeint loar,
t^atfädblid^ boA nur als Serleugnung ber ^eilsgemeinfc^oft erft^inen. 3n oiefem 6inne ao
^ölt ip. bem ^etrus S. 14 oor: äBenn es oorlommen mnn. loie es gefc^e^en ift, bag
bu, ber bu 3ube bift, ^eibnif^ lebft unb ni^t fübif^, fo fi^Iiegt beine fe^ige SIbfonbe»
rung in fi$, bag bu — unoeranttoortlii^nDeife — bie Reiben notigft pm 3ubentum
überjutreten'' (jur jlonftruftbn t)gl. 1 Ao 10, 30). 3ft biefe Sluffaffung im toefent«
lid^n ri^tig, fo ent^SIt biefer 93organg nichts, xoos na(9 ben (Ergebni|fen bes SIA, mit 25
mix fie erlannten, unbegreifli^ w&tt.
G^Iiegli^ oemotroenbigt fic^ ein furjer Öberblid Aber bie weitere Sefc^ic^te bes
Slpoftelbelretes. Die 3^nifaiemif(9en Ratten M bei Verausgabe biefer Sittenorbnung
auf Denjenigen Zeil ber SeibencQriften^it beiqrSnft, u^elc^er oon früher Ber in Se^
jic^una ju 3^nifalem ftano. 9Ius eigenem Eintrieb bat bann S., loas na^ bem oben so
musgeffl$rten nur begreifli^ erf^eint, bas Sehet in bem Sereiq ber oor bem 91A ge-
fammetten Semeinben jur Geltung gebracbt: !Dag er bann auc^ n)eiter no^ in ben
neu gefammelten ^eibenAriftl. (Semeinben oas Debet als fol^es, als Sefc^Iug ber jeruf.
(Semeinbe eingeffl^ babe, . ift in ber U(5 nidU gefagt unb na^ ben paultn. Sriefen
ni^t niabrfc^etnlt^. SBas aber bie 6aäe felbft betrifft, fo mirb roenigitens binji^tli^ 35
jrocier ^ßunlte, ber noQvela unb ber elocolA&maf burc^ bie SBeife. tote blejeloen im
1 Äorintberbrief (c. 5 unb 6; 8—10) unb in ber Slpolalgpfe (2, 14 f. 20 ff.) befpro^en
roerben. beftStigt, bog bie im Debet geforberten (En^altungen in ber opoft. Reiben»
^riftenneit allgemein (Eingang gefunben ^ben, toie fie benn auc^ im 2. o^^^-i ^^''
mentli(9 in bem C5egenfa^ ber (Bnofis gegen bie Air^e, eine bebeutfame IRolIe gefpielt 40
^aben, fo bog an i^nen gerabe ber (Segenfa^ im praltif^en £eben jur (Erf^einung fam
(Justin, dial. c. Tryph. c. 34 sq.; Iren. adv. haer. I, 6, 2 sqq.; 13, 5 sq.;
24, 5; 25, 3 sq.; 28, 1 sq.). Dagegen finbet fi^ auffaüenbermeife oon ben beiben
anberen fünften, ber Snt^altung oon nvixtov unb atfia^ in ber apoftolij^en unb na^»
apoftoIMen ^t\i gar leine Spur. Dies erllfirt fiA, rotm bie oben gegebene ^uffaffung 45
btefer fünfte ri^tig ift. fofem bomac^ inner^Ib ber aefitteten ^eUenifc^en 9BeIt fein
^nlag loar, fold^en Unfitten entgegensmoirlen. 6pater finbet fic^ bann aüerbings (cf .
Tert. apologetic. c. 9; Minuc. Felix, Octavius c. 12; Epistola eccles. Lugdun.
et Vienn. apud Euseb. H; E. V, 1, 26; Clem. homil. VII, 4, 8; recogn. IV,
36), bog in ber Air^e jiemlic^ allgemein mit Seru^na auf bas SIpoftelbebet oer bem 60
93oI!sben)ugtfein unanftonige ®enug aud^ bes ju (»peifen bereiteten Slutes gemieben
lourbe, toas, xDtxm jene Uluffaffung ri^tig ift, auf einem 9Rigoerftanbnis ber uReinung
bes Debetes berufen muß. Lic Ä. ®(^mtbt.
apoftelk^re« fiitterolur : @ic ift faft üollftänbig ücrjcid^nct in ber 2. 9(uf(. meiner
Tlciiien ?Iu8gabe ber „?lpoftelIc^rc" (ficipaig 1895), bie pS^ fonft toefcntlit^ mit biefem ?(rtifel 66
bcdt. Editio princeps: Bryennios 1883; 2fafpmile*?(u8aabc : $arri3, fionbon u. S5oltimore
1887. ^auptauöaaben: meine gro^c 91u8gabc, fi€ipaigl884: @(^aff, 9lcm*gorf, 3. ?(ufr. 1889 ;
^ilgenfelb, lJelpji0l884; ©obotier, ¥oriöl885; 3funt, Tübingen 1887; Sacquicr, fit)onl89l;
SRinafi, 9lom 1891.
712 «)iof}enei|re
3n bcr $anbf^rift (oom Z^f)xt 1056, gef^deBen oon einem Wotor Stamms fieon),
TDel^e 5Brqennto5 im S^i^f^I^nter Alojter ju 5lonftantiiu)peI entbedt unb aus ber er
im 3o^rc 1875 bie ooIlftonDigen (Elemensbriefe ebtert fyxt, befinbet ft^ an 5. Stelle eine
an Umfang ungefähr bem ©alaterbrief glei^Iommenbe S§nft mit bem litel: didaxi)
5TCÜV dcodexa dTrooroAcoy (Fol 76 a— 80 b, ätüifc^en benCrfemens« unb 3gnattusbrie[en).
Diefe (Sä)x^ ^cA ber (Entbeder am Schlug bes Z^'i^tts 1883 in einer Dortre^t^n
Slusgabe publistert (AidaxhTcbv dcodexa djiooTdXov. *Ev Kcovotavxivovndkei] 9?. Morris
\^(A 1887 [fionbon unb ^Baltimore] eine gaffimile^iprad^tausgabe ^ausgegeben) unb
babei ben 5BeiDeis angetreten, bag fie aus ber erften ^Sffte bes 2. S^^^un^^^^^
10 ftammt unb mit ber „^ofteüe^re" ibentif^ ift, n>el(|e (Hemens Ulex., (Eufebius, 9t^>
nafius u. a. gefannt ^aben.
1. Snbalt unb Dispofition ber SArift. Die S^rift jerfällt in ätoei retp.
brei lelle. I)cr er[te entbSlt bieCBebote ber djnftlidjen SittliAleit unb furje Slnmcif ungen
über bic ent[(^etbenben Itr^Iic^en ^anblungen, oel^e ben qriftli^en (E^arofter berC^e*
16 meinbcn fonftttuieren (c. 1—10), ber jroeite entl^ält Beftimmungen über ben ©emeinbe^
Derfe^r unb bas (Semeinbeleben (c. 11— -15). Mop. 16 mit ber (Ermahnung, auf bie
2Bieberfunft bes $erm Dorbereitet ju fein, bilbet ben Sef(^lug. !Der erfte xeil ift fo
bisponiert, bah (1) c. 1—6 in ber gorm ber Sc^ilberung „ber beiben SBegc" bie
(Gebote ber ^rtpqen 6ittli<^leit bargelegt merben, fobann (2) Don ber Xaufe (c. 7),
20 oon bem gfajten uub bem tögli^en ®ebet (c. 8), oon ben euc^onftif^en (gebeten (c. 9. 10)
ge^anbelt n)trb. !Die Serbinoung jmifd^en biefen beiben ^f^nitten ift bes^Ib eine fe^
enge, n)etl bie 3Iusffl^rungen c. 1—6 ausbrfidli^ c. 7, 1 als fold^e bejeid^net loeroen,
bie jebem Üöufling unmittelbar oor ber l^eil. $anblung roörtlicb mitgeteilt »erben follen
(|. »ielenftein in ben SRitteil unb Jla^rid&ten f. b. eo. Ä in KuManb, 1886 gebr.
26 unb 3Rar5). SRan ^ fie alfo im Sinne bes 93erf affers ab eine Xaufrebe ju betrafen
(rama Ttdvca ngoeuiovreg ßaTtrloare, ^eißt es c. 7, 1). 2lber au(^ bie Serbhlbung
Stoif^en ben beiben $aupttetlen ift eine enge, fofem c. 11 mit ben 3Borten beginnt:
og äv ovv iX'&cDv didd^j] v/xäg ravia ndvxa ta jiQoeiQtj/ieva, de^aa&e airtov, xtx.,
b. f). bie in c. 1—10 gegebenen SlusfüBrungen gellen ab bie (Brunblage bes dfäJH'
80 lii^cn Sruberbunbes : man foll nur mit folien (ttriften in Serbinbung treten — btefen
aber au(^ alle Sreunbf^aft unb Srüberli^Ieit betoo^ren — , mtlä)t bas lebren unb
befolgen, roas in c. 1—10 gefagt ift 9lud^ im einjelnen ift eine gute Sispofitton foft
burdiroeg ju erlennen. „Die beiben SBeje" finb al|o bef(^rieben: Slls ber SBeg bes
flebens roirb bie ©ottes* unb SRa^ftenliebe oejei^net (c. 1, 2). Die ©ottesliebe xoirb
36 — bas fc^eint mir roentgflens bie nä^ftliegenbe 9luffaffung ber betreffenben 95erfe in
i^rcr gegenwärtigen gorm 3u fein (über bie ältere gorm f. unten) — bargelegt als ficf)
entfaltenb in ber getnbesliebe unb in ber SBeltentfagung, bie fi^ in bem aSerjt^ aufs
SRe^t unb in ber (Entäußerung ber irbif^en ©üter jeigt (c. 1, 3—6), bie 9{a^ftenliebe
roirb entioidelt, erftlid^ in bem Ser^öltnis ^u allen 3Renf^en. ab Sermeibung aOer
40 groben unb feinen Sünben (c. 2 unb 3) , sroeitens in bem Ser^Itnb ju ben ip^i'
liefen Srübem (c. 4). $ierauf folgt eine fummarif^e Dorlegung bes Xobeswtats
(c. 5) unb fobann ein Sln^ang (c. 6), in roel^em oon bem ooüfommenen <!^riftli^n
fieben unb oon ben ftonjeffionen ge^anbelt ift SRun folgt bie Slnorbnung über bic
Üaufe, in roel^er ber Serfaffer allen 9la^brud auf ben ©ebrauc^ ber Xaufformel
45 legt unb ausbrüdli^ bie Sejprengung neben ber UntertauAun^ in 9lotfaIIen julagl
Der Üaufe foII aber ein gaften oorausge^en, unb btefe Sefttmmuna oeranlaf^t ben
93erfaffer, bas (^rijtlt^e gaften gegen bas ber „^eud^Ier''^ b. f). ber 3uben, Qb>
Sugrenjen; aber btefe Slbgrenjung erfolgt Iebigli(^ in ^fidft^t auf bie oerfc^iebenen
gafttage; bagegen in Sejug auf bas ©ebet ©iro eingefdjärft, bafe man nid^t bie ©e^
50 bete ber §eu^ler beten foII, fonbem — unb ivoat breimal bes Zoüts — bas Sater=
Unfer. Diefes voxA in extenso (famt einer Doxologie) naif äRatt^us mitgeteilt
9Ba5 bie ^eilige SWa^ljeit betrifft, fo ^at ber Serfaffer bie ©ebete oorgef<^rieben, bic
bei berfelben (oor^er unb na^^er; f. c. 10, 1: juetd xb ijmikrjoi^vai, alfo eine jord-
li(^e ürta^lseitj gefpro^en werben follen. Slufeerbem ^at er nur jroei Sefttmmungcn
55 gegeben, nömli^ (1), bag nur©etaufte an ber ©u^ariftie Anteil nehmen follen, (2) bofi
bie „^rop^eten" nid^t an ben geaebenen SBortlaut ber (5Aüt gebunben finb, fonbeiB
i^nen geftattet toerben foll, „Dani 3u fagen, fo oiel fie wollen". — Die Seftimmungcn
über ben ©emeinbeoerie^r unb bas ©emeinbeleben, wie fie ber sweite Üeil bringt, ftnb
alfo gegliebert: 1. finb Seftimmungen gegeben über bas 93er^alten in Se^g auf bie
60 3ureifenoen £e^rer bes göttli(|en SlBorts unb bie wanbemben 5Brüber forote über bk
1
Wf^fmOftt 713
^fli^tcn gegen ble (Scmeinbc|jropl^eten unb «fidfeer (c 11--13), 2. über Orbnungen
innerhalb oer Sinjelgemeinben (c. 14 unb 15). ^tnt finb tote folgt bisponiert: (a) Sn»
orbnung über bte Slpoftel — jie ftnb ju roftlofer SBonberung unb aniljionsprebtgt oer»
pfli^tet; fie bürfen ba^er ^oc^ftens peiüage an bentfelben £)rt bei ^nftli^en Srübem
bleiben unb bürfen nur ben nidfaoenbigften Sebensunter^It annehmen, f. c. 11, 4—6, s
(b) Slnorbnung über bte ^ropl^eten — fie bürfen nl^t oerfuAt, b. ^. tritijiert ©erben,
mtnn fie als re^te ^rop^eten enoiefen finb; ber rechte ißrop^ettenoeift Fi^ als fol^er
hmä) fein beni fiebensmanbel bes $erm ö^nlii^es Betragen ; es folgt etne Darlegung,
toel^e $anblungen bem regten ^rop^eten juftd^n unb loel^e nt^t^ f. c. 11, 7—12,
(c) Slnorbnung über bie reifenben Sriiber — |ie finb jmei bis bret Zage long oon lo
ber C5emeinbe ju oerfflegen, bann follen fie t^ ^anbioerl ausüben, ober es foU für
ie oon ber (Semeinbe fonft eine SefAoftigung, oie fie emö^rt, ermittelt toerben ; loollen
ie aber ni^t arbeitete [o boA man fim oon i^nen ju entfernen, dagegen lonnen bie
„^iprop^eten", bie ficq tn ber C5emeinoe nieberlaffen toollen, unb bie „£e^rer" auf
Unter^It feitens ber (ßemeinbe oollen S(nfpru^ ergeben ; i^nen finb bie (Eiftlinge oon i5
allem ju bringen; benn bie Srop^eten fino bte „^o^ettpriefter". 9lur in oem f^alle,
bag bie Semeinbe jener geiftlt^en Sirtuofen entbe^, finb bie (Erftlinge ben Slrrnen
5U übergeben; f. c. 12 unb 13. Die SBefttmmuttaen über bie Orbnuna inneiMb ber
(Einjelgemeinben gruppieren fi^ um bie fonntägliqe Opferfeier, ^e [oUen am Sonntag
pfammenlommen unb bas f^n oom jprop^eten oer^etgene Opfer fetem. !Die $aupt« »>
fadbe ift, bag biefes Opfer rein fei. 9tein aber ift es nur, loenn i^m bos Sfinben«
1 9at miq $at(^
nfimlic^ »if(^ofe
unb X)ia!onen (ä^lovg tov xvgwv, ävögag ngaek ycd äwdagyvQoyg xcd äXtj'&elg ^
xal dedoxijuaajiA€V(wg). Der 35erf. bemerK, lm| au4 fie oer (gemeinbe ben Dienft
ber ^rop^eten unb fie^rer leiften, bag fie bes^K niqt ju oera^ten, fonbem oielme^r
als bie „C&ee^rten" wk bie ^ropl^eten unb fie^rer ^o^ ju j^en (b. ^. au^ ju
unter^Uen, f. ßa^n, SorUungen III 6. 302) finb. 99lit allgemeinen Suabnungen
3ur jfriebfertigfett, brüberltc^er 3wre(^toeijung, ftrenger 3^^* ^^ ^iner fiebensfü^rung, ^
oie fi^ in allem naA bem (Eoangelium nebtet, f^liegt btefer Xbf^nitt. — < Die ^ier ge«
gebene Dispofition ift oon einigen (gelegen beanjtanbet; fie finben bie S^rift f^le^t
ober boA nur teihoeife gut bisponiert; anbere leugnen bie (Eitt^eit gerab^u; bean«
ftanbet ift au^, bag in c. 1 bie ®ottesliebe bargelegt loerbe \owxt bie Hrfprüngli^Ieit
ber 33erfe 1, 3—6, refp. bie UrjprüngliAfeä oon Zeilen berfelben; femer Jinb oer« 86
f(^tebene Slnfi^ten ü^er bas 6. Äapitel tn feinem SJer^Bnis 5u c. 1—5 uno c 7 ff.
aufgetaucht u. f. lo.
2. Zitel, Slbreffe unb ßioed^ber Schrift. 3n ber $anbf(^rift ^at bas
Sü^lein jroei litel, nSmli* (1) in ber fiberttrift: didayi] twv dcodexa dTiooxdkwv,
(2) in ber erften !^t\\t (f. oas galfimile in oer falfimilterten Ausgabe oon 9t. Morris 40
1887) dtdaj^i] xvqIov diä xwv 6d)dexa &7ioat6k(ov rofe l&veoiv, über biefe litel
im allgemetnen, über ibr Servituts 3U ben oerlc^iebenen Sluffc^riften, ©eU^e eine
Slpoftelle^e bei ben Airqenoätem getragen ffcA^ über bie gr^age, ob ber 2. 2!itel |i<^
etroa nur auf Oie erften 5 ober 6 Aapttel bejie^t, enblicb über bas SnftSnbnis oer
9lbreffe „roTg ^ßyeoiv" finb bie SKeinungen ©eit auseinanoergegangen. Sie^t man oon 45
ben Sluff^riften bei ben Air^enoötem obj fo finbet man leinen ®runb, bie peite Ober«
fi^rift im SRanuftript jn beanftanben. Die befonbere (Ero)a^nung ber SmSljjoifyl bei ben
^ofteln ift ni^t nur ni^t auffällig, fonbern ©ar einem S^affer faft geboten, ber au^
anbere 3lpoftel als bie 3o)ölfe — unb j©ar no^ eben ©irxenbe — aelannt ^at. 3n
ber 6^nft ift femer bas (Eoangelium bur^eg (au$ für c. 7—16) bie Smnbla^e 50
unb bie (5eneraltnftan3 ; fie enthalt alfo in SBonr^ett eine „^ermle^", u>^enb bte
Slpoftel als £e^renbe nirgenbs ^roortreten unb oer SSerfalfer leinesfalls an fte als an
bie ©trfli^en 3lutoren biefer feiner eoangelif^en jlompilattonen gebaAt ^; mithin ift
ber litel Maxrj xvqIov 6ia r, ajioatökoyv oöHig jutreffenb. Die Sfooftel ^aben im
Sinne bes SSerfaffers niAts 3U ber £e^re ^injuget^an, fonbem lebigliq biefelbe über« 55
mittelt. Se^r oerftanbli^ aber ift es, bafe man in ber golgeseit bie SBorte „xvgiov
did" ©eggelaffen ^at. sumal ©erin man enoögt, bag bie fpäteren (Generationen geneigt
fein mußten, bie S^rift ©irfli^ als oon ben Slpofteln oerfaM ju betrad^ten unb mtt
einer ndidaxri xvqicw" bei gele^er Reflexion üifter ben litel ni^ts anzufangen ©ufeten.
(£nbli4 aber tft au^ bie Slbreffe „tocc Bveoiv** ni(^t auffallenb. C5emetnt finb natürlid^ eo
^
714 Stwftdlc^
(I^riften aus ben Reiben, mie bei, toelAer bent $ek6ei&rief bie Hbrelfe „jiQog'Eßgaiovg*'
gegeben ^at, an Triften aus ben 3^^^ geba&t ^, toie S&yi] nii^t fdteit in ber
^nftltc^n Uiltiteratur bie (I^riften aus ben Reiben bejet^net (doL ben Susbrud aw-
c^wyf] T&v i&vcov, leftam. SBentom. 11), unb ©te bie Slusbrudfe evayyeXtov xaß'
h^Eßqaiovq, xax^ AfyvTttlovg (ogl. au^ Act. 6^ 1: 'Eki.tjvujTai . . . 'Eßgcuot) unb
ä^nli^e ju beuten finb. Unfere S^rift riAtet M alfo an ade ^eiben^tiflen, miäin
an ein iSeal«reaIes S^iblilum, o^nlid^ tote oer 3<domtsbrief unb anbete fog. fo^olifc^
Sriefe unb S^riftftildte (f. meine gro^ Slusgabe ber X>m^t 6. 104—109). Dief^
ißublilum fagt fie ni^t als Aote^umenen ins Sluge — benn eine S^rift, loel^ in
10 bös (E^ftentum einffii^rt, ift bie „Slpoftelle^re" leinesioegs — , jonbem als bereits ge«
roonnene (Ibriften, bie in il^r einen fieitfoben befi^en follen, wit fie i^ £eben auf (grunb
bes (Eoanaeliums einjuric^en unb was fie ben neu ju genrinnenben Srfibem eii^fc^en
boben. ^es ift borauf angelegt, in iibetfi^tli^r. leid^tfagli^t unb lei^ bd^ttli^
^atm bie loi^tigften Siegeln für bas Arip^e fieben, bie diddyficna rov xvaiav, ju«
16 lantmenjuftellen. 3n bem. oas bie QqitxH tnSᚠunb toas fie ni^ ent^tt, jtxntt in
ber SIrt, n)ie fie bos (Emfc^e utU) bos Dogmotifc^ be^anbelt, ift fie ein lofOarer Aom«
ntentar ju ben älteften 3^ugniffen, bie loir für bos £eben, ben 3ntereffenbeis uid) bie
£)rbnungen ber ^riftli^en (Senteinben in oorlot^olifc^er 3^^ befi^en (oqL bdonbeis
ben ^liniusbrief , ben 3<dobusbrief , ben Sitten bes $ermas unb bie auf bie ^njtlicl^
20 fjua^^axa besMi^en Slbf^nitte tn ber llpologie bes 3uftin).
3. Sie uberlieferuna ber S^rift tn ber ^anbfArift unb bie 3nte«
jritfit. 6o n)ie bie S^rift tn ber 5lonftantinopoIitaner Sanbf^rift oorliegt, bietet Re
faft bur^meg einen lesbaren Üest unb ift oon oei9&Itnisnta|ig wenigen grellem entfitent
!Den gröMen 2:eil berfelben \iai bereits Sr9ennios benterlt unb }u lorngteren oerfu^
26 einiges ift oon ben fpäteren Herausgebern unb anbem (gelegen nac^tr&glü!^ oerbeffät
rooroen. $Bflrben wxt aus fonftiger äberlieferung Don ber Schrift nid^ xoiffen. leine
fpSteren Bearbeitungen oon t^r lennen unb i^re Quellen nic^t ju ermitteln tn ber
£age fein, fo n>firben mk uns. oieüeiät oon einigen SteUen bes erften Aopiteb ab*
gefe^en, bie aüerbings ben SSerba^t fp&terer 3^19^^ erregen, bei oer ünno^me ber
M 3ntegritSt ber 6(^rift ju berubigen ^oben. 3n ber X^ot lann oon c. 2 ab bis ium
6(^Iug lein ^ajfus na4geu)ie|en merben, ber fi4 tiidU in ben ßufommen^ang ffig^;
au^ ic^eint nidgts ausgefallen ju fein, unb ber mmahn einer bebeutenoen unb
un^ilbaren Sntftellung bes Xestes finbet nur an brei Stellen einigen C5runb, ttamli«^
c. 1, 6 {Jidgcotdico ff ^.Xsrifioovvrj)^ c. 11, 11 (jioicbv elg juvan^giov xoajüuxov ix-
d6x}iiiolag) unb c. 16, 5 {vti' avxov rov xaxabifxatog), ^Dagegen ergebt ft(^ eine
IRet^e oon Sr^agen in Sejug auf bie 3ntearitat ber 6^rift unb oie Criginalttot bes
uns oorlteaenben leries, jooalb man bie !leftimonia ber ftir^cnoater für bie S^oftel^
le^re, bie fpdteren Searbettungen fon)ie bie £hiellen ber 6^rift ins Sluge faft Sie
besieben fi^ oor allem auf bie fe^s erften Aapitel, aber au^ auf bie 3ufammenge^ört9<
40 feit oer c. 7—16 mit biefen ilapiteln (f. 3. S. bie Unterfu^ungen oon §ilgei^elb),
unb finb fe^ oerf^ieben beantwortet roorben* Die n)i$tiaften follen in ben folgenben
Slbfc^nitten gehörigen Orts (Enoä^nung finben. Semerlt fei ^ier nur no^, bag moüft-
f^einlic^ bie |$ormen einiger SBorte na^ einer fpäteren Orthographie ^ier unb ba oer^
änbert n)orben finb.
45 4. Die Spraye unb ber SBortoorrat ber S^rift. Die Spra<!^e ift bos
^Heniftifc^ 3biom, genauer bos 3biom ber Septuaginta in ben poetifc^en Sik^
unb bas ber foa. altteftamentlidgen Slpoir^p^en, an loeld^e namentli^ bie erften Aapitel
ftorl erinnern (006 ift bie Sprad^e in c 7—16 ni^t anbers gefärbt als in c. 1—6).
Diefe finb oon sa^lrei^en $ebraismen burc^fe^t ; bo^ ift bas ®rie^if^ oiel beffer ab
60 bas bes $ermas. Der Stil ift einfadb, populär unb Inapp, anbererfeits ^ er etnws
9{^9t^mif^e5. fitturgif^es. Die Sd^rtft enthält 2190 2Börter (ca. 10700 Su^ftoben)
unb 552 oerf^iebene Sffiorte. 5Bon btefen lommen 504 au^ im 91X. oor; 38 oon ben
reftierenben 48 begegnen in ber LXX, bei Somabos ober bei anberen alteren grie^i'
f^en Sd^riftftellern. Die SBorte, bie fi^ in unferer S^rift allein ober 5um erftenmob
66 finben, finb alaxQoXoyog, yoyyvoog, ixjihaoig, xoajuojikdvog, xvgiaxrj (fflr Sonntog,
|. Ignat. ad Magn. 9, 1), jiovrjQo^gcov, jzgoae^ojuokoyeco, ama, vxprik6<p&akfU>;,
ypiGtifuiogog (f. bie 3lusgabe oon to^aff S. 95—113 unb ^otroin in ber Biblioth.
Sacr. 1884, Oftob. p. 800 sq.).
5. Die Quellen ber Si^rift. 3n Sejug auf bie Quellen ge^n bie Snfi^
6on)eit auseinanber. 3un^^f^ im allgemeinen: es giebt unter ben uns belannten un^<
Wf^ftMOin 716
li^cn S^riften feine stoette, bte, bei fy>fftx Oriotnalitat in bet !Dispofitton unb ^otm,
überall in bem (Stabe abhängig ift oon älteren o^riften toie bie Aidax^. Wltin biefe
9(b^ängigleit ift in bem Sxatd beorfinbet, ben ber Serfa|fer ft^ gefe^ 9at. (Er tDoIIte
bie .Udnrrj xvqiov dtA xwv dcooexa djioatdXoyif jufammemaffen unb ]ur Sarftellung
bringen ; oa^r Qot er alle eigenen (Sebonlettjitrfldgefteut, bie Überlieferung aber georbnet 5
unb in fnafjpfter Sonn sufamntengefaM. Seine Sqrift loill fein unb tjt ein Iräftiger
9lieberf^Iag ber älteften, mfinblid^ unSb f^^Ii^ fiberlieferten £e|ren, U)te fie (^riftli^e
(Semeinben int romiji^en Steige begrflnbet ^en. Slusbrüdli^ (Eitate xffff. ausbrud»
li^e 93ermeifunaen finben fid^ ad^t in ber 6d^. ßmei oon il^nen (14, 3; 16, 7)
besiegen fid^ auf bas 91X., eingefui^rt burc^ bie SormeT: awm ydg iariv ^ grj&eioa 10
vno xvQiQv refp. (Jk iQQe&tj {]. 9Ro 1. 11. 14; 60^ 14, 5), fünf auf bas (Eoange»
lium (8, 2; 9, 5; 11, 3; 15, 3; 15, 4), eingeffl^ bur(^: d>g ixüevaev S xvgiog
h Tfp evayyeiko avtov — Tiegl tovxov elQrjxep 6 xvgiog — xord xd doyßjui xov
erayvfMov — ok ^x^^ ^ ''^ evayyelup, eine auf eine un» unbelannte ^eilige
S^rtft (1, 6). Das WX. ift augerbent in ben erften fünf ftopiteln rei^Ii^ benu^t, 15
unb yoQX fomo^I ber Debuog als bie altteftometüli^ Sfmi^Iitterotur (^ooerbien,
6irad^ [ml bef. ben S(nfang Dib. c. 1 mit 6ira^ 7, 30. 31, cf. auc^ 35, 13; 39, 5],
au^ Xobtt u. f. m,). Son aller gnoftiMen Aritil bes WL mar ber 93^. xoeit entfernt;
er beurteilte bas 91X., mie bie apoftoIiF^en Sätet es beurteilt (oben. Dooib ift i^m
jzaig ^eov mie (£^ftus (9, 2) ; bie SRalea^i'SteUe ift ab ein ^rmmort eingeffl^rt 20
— alfo na^m er mo^I an, haU (SfyAfbis im SX. jerebet ^ — unb bie gan3e ^Anft
f^Iiegt mit einem attteftamentli^en Sitai Das (Debot ber (Erginge (c. 13) ift oem
mojatf^en C5efe^e nat^gebilbei Stugenfdbeinlid^ ift i^m bas SZ. .,bie ^. 6qrift" ge<
mefen; benn oon einem neuteftomentlt^n Aanon finbet fic^ lerne Spur. Dagegen
appelliert er nic^t nur in ben oben bejeti^neten ffinf Stellen an bas fc^riftlid^ fixierte 35
(Eoangelium, fonbem bie aanje Schrift ift burd^»>gen oon Hnfpielungen unb längeren
ober ffirseren (Zitaten — td^ jä^Ie 23 — aus „bem CEoangelium", melc^es als ben (Se*
meinben belannt oorausgef^t mitb (f. bie Xabelle in meinet gtögeten Slusgabe S. 70
bis 76). Siebje^n oon biejen 23 otfiden mfiffen einfa^ auf bas aRt^Cbongelium 5U«
tüdgefä^tt metben* unter biefen 17 finb nur xoenige. mel^e einen anbetn Ztxt bes ao
3)lt*(Eo., als mit fe^t lefen, oetmuten laffen; {a es liegt bis auf einen gfaU bie 9ln«
na^me nä^er, bag ber 93erf. ben Xext frei reprobujiert refp. abfiqtlicb geänbert bat (er
f^reibt 20, 6 (boawd ko decp Aaßld, aiebt c. 15 bie es^bgif^e Stebe m 24
frei unb fe^r oerliirst mieber; nur bet 3ufa^ x6v noiriaaytd ae SRt 22, 37 [c. 1, 21
ift leine fewftftänbige Setänbetung, fonbetn ftammt aus SitaA unb finbet fi^ auc^ bet 36
3uftin). Snbeffen ift — bie Sntegtität bet S^tift ootausgefekt — bie annähme nic^t
bur^eg 3U galten, bag »bas (Eoangelium" in bet Stpoftellelnre einfa^ bas aRt*(Eo.
ift; benn 1. btt Spru^ 3Rt 7, 12 ftnbet fid^ in ber Aid. (c. 1, 2) in onberer S<^|fung
— bies 9lrgument ift jebocb niAt fcbmenoiegenb^ ba er fibe^oupt nid^t aus einem
CEoangelium entnommen ju fein branc^t — , 2. bte umfangrei^n eoangelifc^en (Eitate40
c. 1, 3—5 jeigen einen aus SRi unb St gemif Aten Xext, oet augetbem Sä^e enthält,
bie fi^ meber bei SRatt^äus no^ bei £ufas ftnben, 3. ber Aeld^ fte^ c. 9, 2 oem
Srote ooran mie bei £ulas — au^ i[t bas nid^ oon bur^fd^Iagettber SBid^tiafeit — ,
4. c. 16, 1 ift mieberum eine XextmifAung aus SRatt^äus uito £ulas m bnitatieren.
Die Xextmif^ungen aus biefen (Eoangelien ftimmen aber in frappanter äBeife mit Za- 45
tians Diatefjaron jufammen (ober ift bas $etrus<(Eo. benu^t?)^ SBie biefe Z^fac^e
p erflären tft, mug leiber im Dunllen bleiben. So meit bas SRaterial S^Ififfe julägt,
ift bas Urteil ju fällen: entmeber ^at ber Serf. einfad^ unfern 9Ratt^us unb fehinbär
ben £ulas benu^t ober er ^ot unter „bem (Eoangelium" ein aus bem £c*(Eo. bereiter»
tes 3Rt«(£o. oorausgefeM vm jur ^anb gehabt. Durd^ nid^ts aber i^ bie SInnaqmeso
empfohlen, bag un^r $erf. ben eoangelif^en Stoff in einet älteten 9le3enfion — etma
in bet bet betü^mten „fiogia" — gerannt bat, als et in unfeten S^noptitani ootliegt
Sin bas ^ebräereoangelium barf {ebenfalls nt^t gebaut merben (gegen Aramu^dn u. a.) ;
benn abgefe^n oon ber 93enoanbtf^aft einiger (Zitate mit £uu», oerbietet bie Se»
oba^tung, bag ber Üeart ber meiften (Zitate mörtlic^ mit bem 9RatU^u$«(£o. ftimmt, 55
{ene Slnno^me. Unfer SRat^us utib bas $ebräereoangelium finb nic^t fo na^e oenoanbt
gemefen. — Som bem 3ö9öwn^5*(&). finbet fi^ in ben (Eitaten bes Serfaffers leine
Spur. Dagegen entbalten bie 00m 93ertaffer mitgeteilten, aber {ebenfalls il^m felbft f^on
ilberlieferten eud^riftif^en (Sebete so^lreiqe Segriffe unb Sä^e, bie auf bas frappan«
tefte an bie 9lbf(^iebsreben 3^fu bei 3o^nnes, oor allem an c. 17, erinnern (f. meine eo
716 fltiofieaetrc
größere Slusgabe 6. 79 ff.). 9Bas ober no^ me^r befagen iDttl als olle einjelnen Übet'
einftimmungen: bie ganje Slu^ajfung oom SDbenbmabt, wk fie in ben (gebeten ju ü^e
tritt, ift — oon bcr es^atologiracn Spi^c jener (Sebete abgelesen — biejelbe, loie bie,
tDeld^e 3o 6 oorliegt. Ss fep bie Slüdfi^tna^me auf bie (»flnbenoergebung unb ben
5 Zoh (E^riftt bort unb ^ier ; bagegen trnt bie ftRoSflitit unter ben (Sefi^tspuntt einer
»geiftli(|en Speife", bie ha jum eroigen fieben fü^rt Daft nun 3o 6 uiw 17 loirliu^
ben Sebeten ju (ßrunbe lie^t, lann nid^t mit er^ebli^er SBo^rfd^etnli^Ieit bel^oiqrtet
tDerben; oielme^r ^at man [t^ mU ber (Ein[i^t, bog es berfelbe Seift ift, ber ^ier unb
bort gemaltet ^ai^ ju begnügen. — ^ouhmf^e SBriefe finb in ber Slpoftelle^ ni^
10 citiert ; au^ giebt es !eine einsige Stelle, an wtliftc bie Senu^ung {euer Snefe toU
beut 5U nennen märe. Do^ fehlen bea^tensroerte Spuren einer jtenntnis berfelben
ni^t (c. 6, 3: eldoiXddvxov, c. 11, 5. 6 = 1 Äo 11, 26; c. 10, 6: uxtgav ä»d]
c. 11, 3 f. über bie ^rop^eten: c. 11, 11: fivoTfjQiov isixlnalag] c. l2, 3; &ya-
Ceo'&cü xal q)ayh(o ; c. 13, 1 f. : Jigoqrfjrai xal diddoxaXoi ; c. 16, 4 — S «US*
16 fü^rungen über oen SlntiArift u. a.) ; nimmt man eine folcbe an — unb fie ift für
1 ito (f. avi& 91Ö unb 2 X^) am roo^rfd^einli^ften —^ fo muß man juglei^ be^otipten,
bafe ber 33erf. btn ^aulus forrigiert f)at (er fc^reibt 11, 7 : ndvta jtowpriTriv ov nu^
gdoete ovds diaxgiveire, anbers ^aulus 1 fto 12, 10; 14, 29). 3Son einet binben*
Ben Slutoritot ber ^aulusbriefe loar alfo no^ nid^t bie Siebe. Slngeblicbe Spuren einer
20 ilenntnis ber Slpoftelgef^i^te, ber 3o^nnesapoI., bes 1. $etrusbnef$ finb ntc^ ; be*
beutenber finb geroiffe ^enoanbtf^aften mit bem 3ubasbrief (bemgemäg auA mtt 2 Sßi) ;
Spuren einer Kenntnis ber $aftoraIbriefe fehlen ganj. — Die umftrittenfte groge ift
aber bie na6) bem SSerböltnis ber Slpofteüe^e gu bem Samabasbrief (rem. au^ jum
Wirten bes $ermas). Die groge SDle^rja^I ber ^oxMftt erlennt {ener bie $riortl&t ju.
26 3n biefe Srtage j^Iagt bie Öberlieferungsgefd^id^e oes Sud^es, oor allem ein ^jmdb,
ben mir oon Geb^arbt oerbanlen, bebeutungsooll ein. Da^er lann fie ^iq; nui fo Q>eit
erörtert merben^ als bies o^ne 9{fldftd^t auf bie 93orgef^id^te unb bie Uberltefenings^
aef(i^i^te moglt^ ift. (&d^t man oon ber meines (foa^tens ni^t ju beanftanbenben
3nteo[ritat bes SSamabasbriefes aus, oergIeid|t man mit btefem Sriefe bie SlpcfteUe^,
80 fo, tote fie uns oorliegt, unb lägt man oie uRoali^Ieit einer gemeinfamen Queue noi^
bei Seite, fe lann bie Slnna^me ber Priorität itnts Sriefes 5ur ^^ften äBo^if^iein'
Itti^feit erhoben toerben. Der !I^atbeftanb ift in ftürje folgenber: C. 1, 1. 2; 2, 2—7;
3, 7—6, 2 ber Sboftelle^re (f. meine Slusgabe S. 66 f., 81 ff.) beden fid^ roefentlw^,
n)enn aui) ni^t üoerall ganj mörtlt^, mit Sam. 18—20, aber oie 9iei^enfoIge ber Stude
36 ift eine gan5 oerj^tebene, unb stoar bei 93amabas eine gan5 ungeorbnete, in ber ^oftel-
le^re eine treffltc^ bispomerte. 3m Stammen ber Säuberung ber beiben SBege bietet aber
bie Slpoftelle^re femer (1) eine 9le^e oon eoangeltffien Sprühen, f.c.l, 2 — 5, (2) ein
ni^t 5U belegenoes Stüd aus einer alteren S^rift, f. 1, 6, (3) einen 9lbf^nttt, ber bö
altteftamentlt^en Spru^litteratur na^gebilbet ift, f. 3, 1—6, (4) eine SRei^e oon größeren
40 unb Heineren 3ufa^en 5U ben mit Samobas gemeinfamen SlbfAnitten, fo in 2, 2; 2, 3;
2, 5; 2, 6; 3, 8; 4, 2; 4, 8; 4, 14. Samabas bagegen btetet über bie Slpofteüe^
binaus in ben jur j^age fte^enben ilapiteln fe^r u^entges, nomliäein paar So^c^en me^
tn c. 19, 2. 3. 8, einen unoerftanbli(^en Sa^ c. 19, 4 unb einige SBorte me^r in c. 19, 10.
3n biefen (Jfallen lögt fi^ ein (&runb für oas (Jfe^Ien in ber Slpoftelle^e na^ju überall
46 leidet nac^toeifen. 9lu^ bie SSerfd^ieben^ett ber Xextgeftalt in ben parallelen ^fc^nitten
föllt minbeftens niAt 5um 9la(^teil bes 93amabas aus (f. meine Slusgabe (S. 84 ff.) ;
allein abfimtli^ loin i^ ^ier oon biefer abfegen, ba man auf fold^e fubtue Seobai^ngen
fixere S^lüffe ni^t bauen lann. SBir galten uns an ben oben gegebenen 2:^attefiatib.
SBBenn oon sroei S^riftftellem A einen Stoff m, C aber ben Stoff m 4- n bringt, f«
60 t[t natürlt^ a priori ni^t p entf^eiben, mer ber (&en)ä^rsmann bes anberen graefe«
i|t; benn SSerlürjungen ftno ebenfotoo^l mögli(^ als (Enoeiterungen. äBenn ober C
felbft ausbrüdli^ fein (Elaborat als eine Kompilation bejei^net — didaxrj xvglm^ <W
TcDr äjioordXov — , roenn ferner jenes n offenfunbig oon anbers loo^ oenommenei,
ni^t originalen Stoff umfafet, fo ift es f(i^le(^terbings unmogli^, bie Slrbeit oon A fni
66 ein (Ex5erpt aus C 5U galten. So aber fte^t es in biefem S^ll. SBore Somobas bei
Slusf^retber, fo ^otte er mit Sorgfalt alle eoangelifd^en Sprühe aus ber ^ofteHe^
ioeggelaffen(!); er ^äöe 3, 1—7 toeggelaffen ; er ptte enbli^ bie gute Sleil^enfolge ii
ein (£|aos oenoanbelt. Das glaube, wtx maal Dcgu fommt no^ ein anbores. !Dfis
16. Äapitel ber Slpoftellel^re tjt in 33. 1 unb in SB. 3—8 3Upeftaiü)enennajfen ei«
60 bloge Kompilation aus eoangelif^en Stellen, Qaä) 14, 5 unb etner Überlieferung üto
atiofteUclve 717
ben 9lntt^ri[t. 3)Q5iDif^en fte^t ein S3er$ (S3. 2), ber oon bortet ni^t 5u belegen ift,
aber an 93am. 4, 10. 9 eine fajt loörtli^ genaue parallele ^ (f. meme gr9gere 9lus«
Sabe 6. 287 f.). 3Böre Samaoas ber [potere, [o ^otte er gerabe ben einstgen 93ers,
er bas geiftige Eigentum bes 93erfaffers ber ^Ipoftelle^re i|t, fi^ angeeignet. 3ft bos
glaubli^, ober ift ni^t oielnte^ ber umgele^rte gfall allein loa^rl^inlid}, bag, ba alle 5
übrigen 93erfe bes 16. ilapitels entlehnt Tinb, au^ Aid. 16, 2 entld^nt ift? gremer aber
TiQooExoyfjLey iv xaig ioxaraiq fj^gaiQ ' ovöev yäg dxpekrjaet fifiag 6 jiäg XQ^^^^ ^^
rrjg Jitcnewg tj/jxbvf iävtih vvv h rcp äyd/ucp xaigcp xal roig jueXXovaiv axaydd-
Xoiq &vximo)fiev. Der 35tc\. ber Slpoftelle^re bcmegen jeigt [id^ oon ber fidleren aber«
^eugung, bag bas Snbe je^t einbre^en loeriie, ni^t me^ burc^brungen. 2)(^ fe^lt bei
t^m bas t,vvv*\ unb er bef^reibt einfa^, loie es in ben le^en Xagen suge^n n^erbe,
o^ne bie ^eioi^^it aussubrüden, bag biefelben beDorfte^n : ov yäq (bcpeXnoei v/mg i5
6 Jiäg X9^^^^ ^^^ mcnecog vjuö/y, iäv jurj iv rcp iaxd^fp xaiQcp reJLeicovrJTe, *Ev
yuQ xaig ioxäraig f/juigaig TtXtj'&i^v&tjaovzai 61 y)evdo7iQoq)YJfiai xrX. Dies ift o^ne
3n)eifel eine mattere Sonnulierung. ^ternad^ ift bas Urteil unumgänglid^ : bie S^ojtel«
le^re, toie fie uns in ber Aonftantinopolitaner ^anbf^rift Dorliegt, ift bem Samaoas«^
bnefe gegenüber fefunbör (ogl. auÄ diS, 10, 6 : rcß ^€(p Aaßlö, mit 8am. 12, 10. 20
11, ber es als einen 3rrtum ber (^ünber beseid^net, 3^fu9 Daoibsfo^n ju nennen; um
biefer Stelle uiillen mirb man ben obigen Slusbrud in ber Slpoftelle^re ni^t mit einigen
Sorf^em für eine Seseid^nung (Lottes bes 93aters ^Iten bürfen, loooon aud^ bas ooran«
Seftellte (baawd abrät), unb fie ift entioeber oon i^m [elbft ober oon Stoffen, bie er
enuM ^at, ab^ngig (refp. oon betben) ; ausgef^Ioffen i|t bie SRSgli^Iett^ bag Santa« 2$
bas bie Slpoftelle^re, n)ie fie uns in ber ^anbfd^rift oorliegt, abgef^ieben bot. — Un«
fixerer ift es. loie fi^ bie Slpofteü^re 5um $fa:ten oes ^ermas oer^ält. Die Sejie^ungen
finb feiten; fie finben fi^ beutli^ nur diö, 1, 5 3U Mand. II, 4 — 6 uno — fe^r
Sioeifel^aft -— Aid. 5 ju Mand. VIII, 4—5. Da oiefe Stoffe, ©ie fii toöter seigen
loirb, in oerf^iebenen Sflejenfionen umliefen, fo lägt fiA nid^t mit Sidberqett behaupten, ao
bag bie Slpoftelle^re ben Wirten 3ur Q&runblage bot ^usgefAloffen ift aber loieberum,
loie bie erfte parallele le^, bos umgelebne SerbSltnis. !Das giebt oud^ ^ofyx ju,
ber bie Stb^angtgleit ber Sl^oltelle^re 00m Wirten übrigens mit 9le$t für n^a^rfd^einfi^
^ölt. 3n ber legten 3^it .fino aber in 93e5ug auf bie c. 1—5, namentlid^ oon amen«
fanif^en, englif^en unb franjofifc^n (gelehrten, noA ja^lrei^e parallelen aus $^ilo, 35
^feubop^otQiibes (Ufener), ben Sibyllen, femer au^ — bies ift befonbers n^ertooll —
— aus Xalmub unb 9Ru>raf^ nac^emiefen n^orben. Sd^eibet man aus ben erften
5 ilapiteln c.l. 3—6 aus — unb oiefe Slusf^ibung loirb unten g^ed^tfertigt n)eroen
— , fo bleibt faft nid^ts fpesififd^ S^riftlt^s mii^ unb bos SBenige läftt fi^ mit $ülfe
anberer Urlunben au^ nod^ als 3^f^^ entfernen. Somit liegt bie STermutung auger« 40
orbentli^ na^e, bag „bie beiben aBege" ein jübifd^es ^robutt finb, für ^rofebten be«
ftimmt, auf bem De!alog unb einer ^Verfeinerung feiner Gebote berupenb, n^eb^es mit
bem Wi. in bie ölteften S^riftengemeinben ^erübergefommen ift (f. meine Dogmen«
gef^it^te 3. Slufl. «b I S. 144).
6. Der StanbpunÜ bes SSerfaffers ber S^rift. ^ier finb leiber bie4ß
größten SSerfdbieben^eiten in ben SlnfiAten ber (5ele^rien ^u oerjei^nen. Die Slpoftel«
le^re ift gehalten n)orben für lubenAriftlid^, aber oorpaultnifd^ (Sobatier). für juben«
(^nftlidj, aber ni^t ebionitif^ (Sd^aff unb eine groge Slnja^l oon SArtratetlem, aud^
Seftmann), für antipaulinif^ unb fabbucöif^, für ^retifd^ unb anti^rtftltq (G^urton),
für ebionitif^, für femiebionitifd^, babei aber antimonitifd^ (f. Aroiou^dED, jtatoolifdbes 00
Äirt^enlex., 2. älufl., III, S. 1869 ff.), für ^elleniftifd^ « ^riftli^ b. t. oulgSr ^iben«
(^rtftli(^, für antimontaniftif^ unb antignoftifd^ (Sr^ennios), für montanifttfdg (tilgen«
felb unb 93onet«9Raur9), filr t^eobotianifA (jtraiou^), für lat^olif^ refp. für eine
gfalf^ung aus bpsantinifd^er ^vX (CLotterill u. a). Gegen bie $lnna^me, bah bie $al«
tung bes 93erfaffers !at^olif^, montaniftifd^, gnoftif^, fabbucöifA unb anti^riftlid^ u.f.n). &5
fei, brauet man bie Sd^rift nid^t erft ju fd^ü^en. Sbenfoioemg ift es notn)enbig, auf
bie Unterf^iebuna antignoftif^er, antimontaniftifd^er unb monard^ianifd^er ober ber
H$eilsgefq)i^te'' feinbli^er Xenbensen einsuge^n. 9Bo^l aber bebarf es einer 9K)le^«
nung ber fe^r oerbreiteten Slnfid^t, bag ber 93erfajfer ber Sd^rift ein S^^n^rtft uiü)
feine Xenbenjen {uben^riftlid^e geoefen feien. Soll bei bem erfteren lebigli(| an einen 00
718 9if9ftaiafn
geborenen 3uben gebaut loerben. |o mag bie X^fe ab ni^t meiter bislutterbor paffieren
— au^ Saulus, Somobos unb 9poIb looren gebotene ^nitn, unb ^ermas }finiA
iubengrieoif^ — , nur lo&re fd^n^erM an einen paläftinenfif^n 3uben 5U beiden. Soll
bei bem (enteren nur oerftanben n>eroen, bag ber Serfaffer nid^t oon ^oulus getomt
6 1^. fo ift nid^ts einpoenben. 6on bas Suq lebiglid^ oes^KiIb als Juben^^Ii^ gelten,
Q^eil es ni^t nur ffloifd^e 3been, fonbem fogar einen ffibifd^en Sluffa^ in fid^ b^, |o
mag — nur ift oor bem migo^nrftinbli^n (Bebraud^ bes SBortes ,jttbend^riftli4'' jju
mamen — bie Sebauotung pafjieren. Sllein man oerfte^ ^ier unter jubend^ifHi^
faft ausnahmslos bie ^^ge^origteit bes Serfaffers ju einem itreife, ber |i$ oon ben
10 ^iben^rijmc^n Q&ememben im SRei^e fpejifif^ untorfd^ieben M^ unb no^ in tigenb
toel^m iDla^e mit bem 3ubentum als Station jufammenlging. 3n biefem Sinne ober
ift bie Slnnapie ineffl^nb unb falfd^. Sie ^ngt mit eingeourjelten Srrtfimem betreffe
ber ölteften (Sefd^id^te bes (Qriftentums flberbauirt jufammen — Srrtflmem, bie als
9{efibuum ber Saurf^en (Sefcpic^tsbetrad^tung m ben ABp^n feiner Gegner ^ngitn ge«
IS blieben finb — unb loirb bober fd^mer ausjurotten fein. iDer X^atbeftanb ift in it&ge
folgenber: (1) ber Serfaffer fdtoeigt über bie Sefd^neibung unb fonftige fflbif^ Kiteii
ooUftanbig, (2) er nennt bie ^ben an ben beiben Stellen, mo er fie ern>S^nt» ebifo^
„^tnijUtx*' (c. 8) unb n^amt baoor, aud^ nur an benfelben Xagen loie fie ju faflenp
(3) oon ber Seobad^tuna bes mofaifd^en (Befe^es ift nir^enbn^o oie Siebe, ebenfoioenig
to oon einem Sor^ug irgeno einer Station in ber S^ftenlgett. (4) in bem gtogen esd^oto«
logif^n Slbf^nttt (c. 16), ber aus 9Rt genommen ift, f^Ien alle bie Stellen, bie fi4
auf 3<^f(^I^^ ober auf bos {fibifd^e Solt; ben Xempel u. f. lo. belieben, unb oon einem
^errlid^Ieitsreid^ in ^laftina ift nid^t bie Stebe, oogleid^ ber Serfaffer ein fiAtbares
^eid^ S^rifti auf (Erben oorausgefe^t 1^. loie ber (Slaube an eine boppelte Suferpe^ng
S6 beioeift (f. Sedier, SIp. unb na^apoft. Zeitalter, 3. Slufl. S. 592), (5) ni^t bos ^
bröereo., fonbem 9Rt unb £c, refp. eine Bearbeitung berfelben, ift benu^t, oieüei^t
aud^ — f. oben — paulinitte Srtefe, (6) 3^N ^iftt nid^t ber So^n, jonbem bei
(5ott Daoibs, (7) bas Sud; ift in ben (5ebraud^ ber lot^olifd^en ilir^n fibergegongen.
Diefe Seobad^tungen finb ausfd^Iaggebenb, um ben Serf. oon allem (Ebionttismus, ben
M groben unb bem bnsilianteren, 5U entlaften. 9Bo bas 3^^^^^^^ ^^ Station in bei
Steligion leine Stolle me^ fpielt, ba aiebt es fd^IeAterbings lein 3uben(^fientum me^.
Sine Setrad^tung ber Dinge, bie bts jur St\t ^abrians in ber C^ften^ü ou^
3ubenAriftentum unb ^auunismus nid^ts roa^une^men oermag, gerät Qier aüerbings
in Verlegenheit — benn ein ^aulusfdbüler toar ber 33erf affer ber SSpoftene^re nic^t — ;
M aber bie läge biefer fflmmerlid^en Sluffaffung finb gejöblt. & ©erben jebo* befttmmte
9Ba^me^mungen geltenb gemalt, loeld^e bie iuben^riftli^e, babei aber nimt antipau^
linifd^e Haltung bes 93erfaffers enoeifen follen. S^aff f)at fie (S. 125 ff. feiner ilns-
Sabe) sufammengeftellt ; mit einigen anbeten, bie aus anberen Slutoren jefAöpft finb —
ie oanj nid^tigen ^abe i^ roeggelaffen — finb es folgenbe: (1) Stur bie 3n>olfe, nir^
« ber Slpoftel ^aulus, finb in ber Slpoftelle^re enoö^nt — aber in biefem Stfide unter*
f^ibet fid^ ber Serf. nid^t oon fchr oielen unstoeifel^ oulgar*(^riftli^cn Sd^riftftellern
aus ber 3^ii ^ox ber S^opfung oes neuteftamentlid^en Jtanons, (2) ber Stil unb bie
^^rafeologie finb ^ebraifierenb — aber bie d^riftlid^e Sleligion ift aus bem 3ubentum
entfprungen, ^at fid^ aus bem 91X. erbaut unb i^re erften Sefenner unter fotc^en Reiben
4ö ge3a^It, bie fd^on 00m 3iii>^ntii^ berührt toaren, alfo ift es nur natürlid^, ba| bie reli^
giofe Sprad^e ftets oon ber LXX unb burd^ bas SRebium berfelben 00m ^ebraif^n
beftimmt geroefen ift, (3) ber 33erf. nennt bie SJrop^eten §o^epriefter — biefe Sri ber
Slusbeutung bes Wls toar in ben beibend^riitliqen (Semeinben ni^t bie äusna^e,
fonbem bie Siegel, (4) ber Serfaffer forbert bie (Erftlinge für bie ^rop^ten — bieje
w> 5ioeite Slrt ber Senoertung bes ?l3:.s fe^lt felbft bei Paulus ni^t gans; Re ip in bet
ölteften l^tit in ben ^eibend^riftlid^en (Bemeinben allerbings mit großer Sorfn^t unb
3urü(I^Ttung geübt ©orben; aber ganj gefep ^at fie nie, unb balb na^ ber 3/A
3uftins ^ot fie bebeutenbe gortfd^ritte gemalt, (5) ber Serf. ©amt, baft man ni(^
mit ben 3ii*>^'i ö"^ SJtontag unb Donnerstag faften foll; er befiehlt bas gfaften am
65 3nitt©o^ unb (Jreitag unb nennt ben greitag naqaoxsvrj — aber felbft loenn ber
aSerf. bas gaften an ben jübifdben gafttagen unbeanftanbet gelaffen ^tte, loäre bies fo
©entg ein 3^^^" oon 3iibend5riftentum, als bie ^raiis ber Ouartabecimoner an ^
ein fold^es ift. Die »eibe^ltung ge©iffer jübifd^er gormen bei (I^riftianifierung bes
Sn^alts ift ein ©efentlii^es (T^arafierifttfum ber ^riftlic^n Sieligion überhaupt. Die
6() ^olemii unferes Serf.s seigt mithin, bag er ein fe^r entfi^iebener ^ntiiubaift (in
1
tKüftelklrre 719
nationalen Sinn) gemefen ift; anbererfeits jeigt fie ober nid^t einmal hos fi^er, bag
er toirlli^ (£:^riften im Sluge oe^abt 1^, toek^ 3U einem nattonaI<6ef$t5nIten S|rtften«
tum hinneigten. Dag er bte Xage naA {übif^er Sbt benannt ioi, ift ni^t ouffallenb;
benn bie Woäft !ommt ^ier im religiöfen Sinne in 93etrad^t uRan befag ober in ben
d^riftli^n (gemeinben nur für ben Sonntag einen fpe^ift[(^*(|riftIiAen Scamen, ben au(^ 5
unfer SSerfaffer lennt (14, 1: Kvoiaxh kvqIoxA; m ber Seseu^nung ber fibrigen
SBod^entage f^Io^ man fi$ einfa^ oer Jubiläen SBenennung an, bie burä bie £eibens«
iDod^e Q^^rifti gletdMam ae9eiligt UKtr. Über ben Sobb^ fqn>eigt unter Serfaffer gan^;
er ift i^m eben niq|t mte ber Sonntaa ober loie ber SDcittiDoc^ unb Freitag ein irgenb«
loie ausgesei^neter Xag. (6) ber Serfajfer befiehlt, breimal bes Zaats tm Soterunfer 10
3U beten in offenbarem Slnf^Iuj} an bie ifibtf^e Sitte — aber erftli^ oilt |ierüber,
roas unter 5 bemerlt roorben ift. jioeitens loijfen mir ni^t fidler, loel^ Xagesftunben
ber 93erfaffer im Sinne ge^t ijjcdf brittens fyä fid^ naifmtbsbia oie Seobai^tung breier
Sebetsjeiten in ben ^eibend^riftli^n (gemeinen bes 2. ^cifycimhtTbi eingebfiraert, ift
alfo niqts ^sifif^ 3u^^n<^^flli^^f (7) ber Serf. faht bas (t^r^entum mefentliA ab 15
bie ^fte ÜRoral, er ift ein SDloralift im befferen Sinne bes SBorts, „roie 3(^u)6us
unb SDlatt^us'' ; er ift fiber^upt bem SIpoftel Solobus geiftig fe^ oenoanbt unb er
^t Don bem (Erlofungstob S^ftt unb ben SOtqftenen bes Glaubens faft gonj obgefe^n,
alfo fann er nur ein 3ubendbriK geioejen fein — um biefes Argument ju miberlegen,
mügte man meit ausholen ; oag es ntd^tig ift, bntn Bier ni^t enoiefen merben, ebenfo 20
loenig, bag „^dobus", b. f). ber Srie^^reiber, lein :3ubend^riK gemefen ift. SnSBa^r*
^it ift bos Slrgument um^itfe^ren, b. 9. fitr bie oulgär^^rimiqe ^<^ng bes 93er«
faffers 3U oenoenben; (8) oer 93erfaffer greift bie jübifd^e 9teIigion niraenbs an unb
unterf(^eibet fi^ babur^ ftreng oon Samobas ~ aber ber 93erf. greift iioerBaupt nii^t
an : bie 3uben finb t^m fibr^ens^ mie bem SBamabas, ein Solf oon ^eud^tem ; bos 25
Slrgument ift augerbem ein gans oenoorrenes; benn bie {fibifd^e Slelidon 1^, ftreng
genommen, auger ^aulus, 3o^nnes unb bem Serfaffer bes ^ebrSerbriefs, nur ber
®noftijismus angegriffen; bie 93oro&ter ber lo^olifd^en ' Aird^e ^en biefe ^Religion
oielme^r für ibre eigene erllärt unb bem ^euAIerifd^en unb oerffi^rten SoK ber 3^^^
ben Sefi^ unb bas Serftfinbnis berielben abjufpreAen oerfuc^L — Wlt biefe 93e« so
oba^tungen bemeifen alfo ni^t, mas fie beioeifen follen,* fie er^lörten jum Xeil oielme^r
bos Cntgegengefe^te. (Es ift ober fd^Oeglid^ noq ein Sbgument bier ju nennen, loeld^
als bas iröftigfte 5um (Enoeife bes 3uben^Mentums b^ 93erf a(fers angefahrt mirb : er
[oII (c. 6) nid^t nur bas ({ubenAriftli^) Serbot bes (S5^enopfer|Ieifd^ eingefd^orft,
fonbem aud^ bie Seobad^tung ber ffibif^n (^i[egebote als ben (Btpfel ber d^Sriftlidben 35
SoIUommet^it angefe^en, fie {ebo^ nid^t me^r j& unumgängli^ gebalten ^aben. 2Bas
erftlid^ bas Serbot bes (Bo^enopferflei^^Sffens betrifft. Jo ffcA es nammeisbar feit bem
Snbe bes 1. 3^^^^*^^^ in ^^ Q&emeinben im Slet^e, fomeit wxt fie lennen, ge«
gölten (ogl. ileim, SIus bem Urd^riftent S. 88 f. * Sd^mibt, De apost. decreti sen-
tentia p. 68 sq.); alfo folgt aus bemfelben ntqts ffir ben juben^riftli^en Urfprung^o
ber 3lpoftelle^re. Den jmeiten ^unlt aber anlangenb, fo bätte boA in S^ejug auf bie
beliebte Srflörung bie Qärmägung ftu^ig mad^en follen, bag eine SInfidbt. nad; loel^r
bie Seoba^tung ber {übifd^en Speife^efe^e ben (5ipfel ber d^riftlid^en SJolBommen^eit
barftellen foll, f(^le(^terbings unerhört tft. 3u^^fi4#^n fyihtn geioig, mk ibre Srfiber,
bie 3uben, iJ^rer C&emein^aft beitretenben Reiben bie Seoba^tung ber opeifegefe^e 45
unter Umftönben bis ju einem gemiffem (Brooe erlei^tert; aber {ene Setra^tungsroetfe
^at bes^alb no(^ leinen 9iaum. Unb mie follte unfer SSerfaffer oon ber SBefd^neibung,
bem Sobbat^sgebot, bem fflbifi^en SSoHstum oolßommen Htoeifien, bagegen lebigli^
bie Speifen eroö^nen unb auf biefe {enes (Bemi^t legen ? SBie foilte er c. 1—5 leoig«
li^ fittliqe 9lnforberungen ftetlen, um bann in bem nad^oebra^ten 6. 5lapitel bie 93e« oo
oba(^tung ber {übifd^en Speifeaefe^e als ben Q&ipfel ber aSolßommenl^eit p erllSren?
?llfo fann in bem Sa^e Tiegl rfjg ßgcooecog S dvvaoai ßdataoov' djio dh xov et-
ÖcoXo&vxov Xlav ngdoem unter ßganjig ni^t bie {übif^e Speifeorbnu^ gemeiiü fein,
fonbem eine asletifd^e Sef^ran!ung in ben Speifen, oor allem in Sesug auf ben
gfleif^genug, an ben man megen eldcokd&mov befonbers 3U beuten bot. Diefe 9[n« 55
na^me, mel^e au^ oon bem beften ilenner ber iflbtfd^en Orbnungen, Si^ürer, ffir bie
einsig mögliqe ^^<^^^^ Q>ü:b, pa^ femer allein in ben itontext. Diejer gebietet bas
6. ilopitel — bie SBorte : d fikv yäg Övvaaai ßaatdaai SXov töv Cvyov xov xvqIov,
xikeiog lofj' el d^ov dvvaaaif 3 Övvf} xovxo nolei — fo }U faffen, baft es einen
9la(^trag entölt ju ben jmei äßegen, in mtli^m bie Unterfqeibung einer geringeren go
*f.
-> T^- in*»-- -.-•■ li'jrr.inr: iiijiautmr: r:r::zr:n Tz^rj^rraor nnj
:i:*-r,rr •*■:•'.: 5 •■T.T5 ; -i j:«" := '.rrtzi T leüi :ucr :r:er nnciinen 5«5fnii:
■*-:^-.-.: >• -.- - V -ir-SÄr: zz^ri^-Mitst j. .erKii:. -cnr: rt^ 22er ^i.W.»^
-- ;!t**T7r'.»- .15 ^r lirr-. rsi^rer :«« jaue!: iEecc"" i;^ ärrtiiffie ti änämiD
-im» .■-^.»r;r-r:.:er ^rzar "^»sini ^ ar 3irn:u!P!r ^enien^e aazen >: rsxzs iicc;
■«= AT . >!^r "ir. ^£ is^ÜÄ .2= err iancneir ötileirxstinis iura ^nq-jirz
*^ ■ r;."-»-:5 rr ^r.ia 2zm= jzz zirsaz sanceifidier crrdcic uiö äimärcnaei
•^•■■-.rrvr -. ..Ti xi:r r ^r --rrTner rn LmiTcner .'eaa "Ir -enen £iiEt5Bin±.
r^' " .iTTT :';r -raE "-■t-^-'j-'--^ leijizmdir :iiL 3t Jiejir ctnmnt Teät fr irn
.>-^.: :*r #^ :-. :. II^!:^^T:55^2r!5 rr tüiul'l üsfczinerr "ran ^ertEr bei 3e!i oc
n<»«^;i*-'3^r .^.iarr c .«ttt. 3cs iienr .siE!S±ir.ii2X it. infi tzür Jos «ScmernnK
j*cnrTT*rr jKt ^;r ins '-cm EöiiiiTe an :as fZiiTümiui ier »ScmetiiiXü. ä c
T-'tn?^ 1 .'.TTT-rrer: ,re iiiefnn:!« lent *2r Tinr. 305 ^ir :er .S^oneUeäre eüzieänuü
• '.'i^t^ ':x o^rsife T :irT '-^enmrrr Jin rsrr Siniihgr, nun jcbünn 5nt, S3a=
#rf • nr T.."aKT: ^2t2r:: ir ul3!TtE06!r aonx ren: tih i:-^; ^onnuTtcefiesaes
.>ri?)»r.r '4Jmitz!s irrrliifdL . :. jos ündie Sei! JciannTtcnö. awre c 5a
-^-*r =r T IircerjJ'r jc: 3«!^ Tsins ;on inrErt UiHErfaiei) >er 5lirioTt£!t: c
•p^.t T ^ '.: rar iiliüT .oc 3rfiä JnUie Crüining 3es x^^cscn
v?-*-^^ -r »5t üinrieruiTiiiiiä larzss. joi? :ie iTTrfttii Jie itnfr befr^en. M«wE_Cri=
'11«'-? ■iirrfp.jriäsTT \z orH :cs r -er: recerEir oie "tti lomen üeaen Jie riJ^^^CLTC
*f»» **^ rr-rrr res rucs. =::r :k raarrtmita >er -enirsaiEn ^liräe in Ms läoczs-
■>-'h .-:-. -if ■:« -iLf^rrziniru -iizi iiscnaf unmne: »r niSL Oog 3ic viIirJaTi^t:. ^
"i* ^iir i^te'.i'zzi jfea«. =l3 :cüii e:. ir Jcaitnr ud ni ^n iSeöeten 5x1 öon.
■ *^-i Mm.'iiSLr.zer .3*rrr. :«r ::Id Znse m enes JiizmcB onüeTi ^efdaren Iic >cr
>^- ili^r'^iier 5a*r* ir^ Irr:: necr. 3eiä»r ^er jedL;e Saxer :it 5er reinem iiCTnen
1 -.^ .;^er :er *? iü^zeü iE;:=mrc zertunr 'äl fr Jeicnnr Im ferner jnm ccbß.
ü >vj-, -i^r? -r^:.,- T^. .'" :er -L-3 ^T S'i2r :en ^iiiniien xiö 5ie v£r!e:iiLiiiis uni
<:^ .-rr^.;::f.i? -i^r :ecr?nrcir .joz h '^.vz n "3111 ^en '5oit loaüte, IJen beSi^en
^<>'.-'*r/f T.z-y.^ ir.z :?.r. öeir::. jer Jirä jie Scaneien ^;ercaer aar; er oerelirt in
.-.^^ > j^r:?-:::!« rTu2e ^one«. 3ei:3e ^ iieitKcü neiar uen tft jis Öie SBclr (m-
• - . ^ v-. ; y.n ?.:. .,..v- . .:■ .7.^, ,- 1— ..-. Itö ijtiuei Uli iic 'IBiederfiuih öirifri.
f-/ ,*f>n:ir -.T. ?^:t Saer -Lnrj Easn ma ^dirt r»<!fte, oTeidier 5ie bereiter ^ot, vkld^
.-." Vir >r:;fe:T ':tt3 fnöiras ü tip: nf :ent itL. 3er iöQiren tüöik^n St^if uiü)
j ■,#'.T r-v,:?.':e:iunT »r leäi Tt :2eTt >anir ±io»rein iic iRarcigiieier in öer Überlieferung
;rrr'6f^ *#cti ^^i^rrn jna 3en *?eTncnt3e!t. ^lO :r Je^cuor ite laufe iinD bas Sben^
^fthi -il^i vi> rj»ditT5»ten -c^^^^i^^?«^- ^^»^ -'^^ i-irir >imD Me laufe unö man Mcürt
*-i vir.-fi >rr ifnte:! m Jer eufflcrdtiidieTT ^eier. Tos :!t ni Aürje Der ^Stanbpunff,
'» '). v.'^ laritennim. jes Serfaners.
^? JT3 Cr: 3*r ÄJ-i'-n} ür cir:-- 3n Se^ug auf bie ^txt bei
)fh»^fr,irtq -^ -lfoo»te[Iehri jaaen iie aercnieOeTten :äu5ieger alle Te^ennien oon bera
^ »i. vft : lO TTTt 2eJ(fi(ßq 5e;es;r, ani außerdem -cäicn 'elBft «olqe ni^t, xoelc^e bie
-xfjf.ff ri .vj« t .jfl^r^unöer: i.^ieaa^cstg ttti ien aaoitnindjeTi ^lonftituttonen ober luufc
vA^i<v:.>t "n JMnq -.n ienr „Siionfr Ciiittp^h" ISSt. 3'*^^ ^^ 3ejJL), ober no<ft [poter
. »orf; vr ^irjArynf}flitai!anii(6e:i Hmrf: ie v^jrlnitare. lo iEotrerill) oerfe^n. aber bie
tiv^^ .^or .v<» iiiyv»T<»T fönnmic^eTi &ö.. adarenl) ^ilgenfelb unb Sonet'ailaurp [ie ge-
/, '/i,i..i* ;o t fin(^ '^ jjfitte :)e3 2. j-üöuriJerrä oerfaBt öenfen. ba fie in i^rer sroeiten,
ip/it^r*'« >/i:ft^ 1Rontrtnifti|(^e3 enr^tre. ur^i Ärmmigcfg \)en IRonar^ianer S^obotus
:nr, H,%t}f Wtf ^ ft#n *T fa(jd)(;(^ mir öem aRcnronifren gleid^n Samens ibentifi^iert, i^n
(M^*. ntrrtft#r 'rrtjim?i<J^ mr t\ntn ebionirtf(^n 3efrenftifter ertlört unb bajjer bis gegen
\''ß} f^nintny^t. ^si^dt man oon öiefen unhaltbaren fetremen ab, jo jte^n bie brei
'S» UUtn\&fy\tk\\ßrt oon 7r* H>f)^ ifj<>_ 130, 130—160 jur gtoge, oon bencn bie beiben
fltiofleae^ 721
erften fi^ bes Setfalls bei großen SRenge ber (gelehrten erfreuen. (Stnige Daten:
»eftmann 70—79; 3a^n 80—120; Si^off 90—100; be SlomefHn, SRaffebtau, gunf,
fiangen, ^oüDtn, SÄler, ßig^oot, Spence u. o. a. 80—100 ; gorrar um 100 ; §ttd^*
cod 100—120; 8r9ennios 120—160). Sttjule^nen finb sunöAft alle, ben Dilettanten
tets |o na^e hegenoen Serfu^, bie vlpofteuebre in eine uns beionnte, beftintmte ge« 5
d^id^tli($e Situcmon ^u oerfe^en ober auf einen belannten Serfaffer surfi^uffl^ren;
)enn [ie bietet baju md^t ben gerinaften Slnlag. 6oI^ ^^antafien finb bereits iaf)h
refa^ ans £t^t getreten. $ier^er gehört ber 93erfuA Sabatiers, aus ber Slpoftelle^re bie
Serbältniffe oor bem Slpoftellonsu feftjuftellen; femer bas Unternehmen Seftmanns
((Sef^i^e ber W- Sitte, II 6. 136 ff.), in ber Slpcftelle^re bas 9Ranifeft ber lo
jubend^riftli^en (petrinifi|en) Partei in Slnttod^ien m erlennen, meli^es oon i^r gleich
nad^ ber 3^^ntng 3^^foI^ins an bie ^eibend^riften erlaffen, oon biefen aber im
Samabasbrief beantiDortet refp. ol^el^nt n^orben fei (!); femer ber (Einfall Spences,
ben Sifd^of äimeon oon 3^^falem, ben 6o6n oes Aleopos, Kx ben Serfoffer ju
^Iten; metter bie Se^uptung 93ollmars unb mnolbs, bas 16. Kern, jeiae beutli^ bie i5
3eit bes SBarfo^a; ferner bie ^^ontafie Aromu^dqs, ber Serfaffer fei ber SRonar*
^ianer !Qeobotus u. f. lo.
Die 3(it ber 9[bfaffuna ber SbofteHe^re aus inneren (Brfinben ju beftimmen, ift
bes^ ein Jo H^ieriges untemeomen, toeil bie Sd^rift bun^meg eine jlompilation
aus alteren 6tonen i[t, unb man f(d^ b<qer ^flten mug, fi^ ni^ auf (Elemente 5u be« 20
rufen, bie bem Serfajfer Jelbft flberli^ert gemefen finb. 60 finb ^S^ft um^Aeinlic^
3. 93. bie Slbenbma^Isgebete ebenfo meni^ für bas Ji^iftige (Eigentum bes 93erfaf|ers ju
^Iten, mie bas Saterun[er ober loie „bte beiben wege'^ bie er nur bearbeitet bat.
^on t^nen aus barf man ba^r niAt argumentieren. !Die anderen (5rflnbe ([. oen
folgenben SlbfAnitt 8) ffi^en aber niqt meiter als bis m ber Snennlnis, ba| unfere 35
Sd^rift als ^eilige Si^rift bem (Elemens SOexanbrinus belannt gemejen ift. Daber ift
fie letnesfalls nad^ ca. 160 anjufe^en. Dag man biefes Datum niqit px flberfd9reiten
^t, ergiebt fid^ aber auc^ aus inneren SnoSgunaen. 3m folgenben ift eine Steige
negatioer SRerlmale angeffl^rt; es ift aber niqlt bie SReinuna, bag {ebes einjelne fflr
[id9 bie 3^it oor ca. 160 empfiehlt, oielmebr nur in i^rem ^^fammenfte^n gewinnen ao
fie biefe 93ebeutung: (1) (fo feblt in ber Slpoftellebre Jebe ^pur eines neuteftamentl.
5tanons unb ber mtorität ber ^aulusbriefe, (2) jebe ^pur eines Snmbols, einer re-
gula fidel unb einer geregelten bogmatifd^en untenoeifung ; (3) nod^ niAt oor^nben
loar ber monard^ifc^e C^islopat: es aab nur (Epislopen unb Diaionen; aber nid^t fie,
fonbem bie ^rop^ten unb fie^rer jpielten bie oome^mfte Slolle in ben (Semeinben ; 35
(4) es fd^eint eine geregelte (Sottesbienftorbnung, mit 3uftin eine fol^ unter ber
fieitung bes Sorfte^ers bereits oorausgefeM ^, 5U fehlen; (5) ebenfo fe^It {ebe 93e«
fHmmung ilber einen „ÜBorfte^" bei ber Xaufe, u)&^renb oen (Epislopen unb Diaionen
allerbings eine Sejie^ung auf bie Opfer^anblung gegeben ift; bie Sd^rift rid^tet fid^
in allem an alle äicitglieoer ber (Semeinbe, befiehlt, bag fie fid^ Spislopen unb Diaionen 40
einfe^en mdgen u. f. w.; (6) es fe^It bie (Enoo^nung oon fpmbolifd^en, bie Xaufe be«
glettenben ganblunaen, femer (7) bes 3<^^tesofterfeftes, (8) oes SSerbotes bes (Senuffes
oon Slut unbSrftiAem, es fep enbli(^ (9. 10) jebe Spur einer (Exiftens ber montani«
ftifAen Semegung unb jebe (EQaralterifierung oon Srrleorern; felbjt bei$ermas ift ^ier
megr ^u finben. (Snoo^nt fei enblid^ — bm ift bas ntd^t maggebenb — , bab auf bie 45
£age ber (ßemeinben inmitten einer ^eibnifdpen, i^nen feinblid^en SBelt, abgefe^en oon
ber Stelle c. 1, 4 fin., leine 9{fid[fid^t genommen ift). 3n bem Areife, aus u^eld^em
unfere Sd^rift [tommt, maren alfo bie la^olif^en 9Ra|ftäbe m>^ unbelannt. Ja fie laffen
fid^ laum als tm Slnsug befinblid^ erlennen. Saft leoiglid^ bte aus ber uoerj^rift ^u
erfc^Itegenbe Sebeutung ber 3®SIf^oft^I f&Qt W^ ins (Betoid^t; aber gerabe ie ift tn go
ben (gemeinben uralt getoefen. Dte (Semeinben ^ben fi$ unjtoeifel^ ber Rxxäjt
9Rarcions -nod^ nid^t gegenflber befunben ; fie lebten nod^ fcgufagen in einer Slrt oon
Urjuftanb ober fie foltten bod^ nad^ bem SBillen bes 93erfaf|ers in bemfelben leben.
Dag biefer 3ufi<^fi^ irpenbmo in bec (E^riften^eit no^ nad^ ber St\t um 160 fo be«
fd^onen getoefen ift, tote loir i^n aus b^ Slpoftelle^re erlennen, i^ toeber 5U enoeifen i>&
no(9 5u oermuten.
Slber ift bie Sd^rift nid^t oiel älter ? 9tun — unjiDeifel^ft jeigt fie eine 9{ei^
oon SRerhnalen, bie no^ unferer bis^rigen Aenntnis ber Dinge fid^ beffer in bie 3^it
jioif^en 80—120, als iioifd^n 120—160 fügen. SBos fie 3. S. Ober Sboftel, $rop^«
ten unb £e|rer fagt, ift, gemeffen an (Elemens, ^olqlarp, ^ermas, 3uftin — oon 3g« eo
722 «^{teOe^
natius 5U [^loeigen — , Dtel oUertümlid^r unb 1^ feine Stelle no^e bei ber paulintff^n
3eit 5U er^Iten. Slud^ man^s anbete ift ^iex 5U enoö^nen, xdo» an bas ^S^fte Win*
tum ju benlen empfte^U. — Wm — unb ^ier ift ein ftanon ou^fteDeii, ber feilen
refpeftiert loiib — ido uns ni^ fixere 3^^^^ ^^ ^^^ $^n^ g^^eben finb, ba QQben
G n)ir uns baoor 5U ffikn^ in bei (ßef^^te bes Ur^ftentums bie telatioe 3^il&^l^'
mung mit einer jiffermSgigen ju Detfamfd^en; benn toir !ennen bie Stufen ber Snt<
midelung bes dten (E^ftentums im 9ieid^ pm fttt^olif^en C^rtttentum für bie neiften
^rooinjen gor ni^t, ffir leine einsige als ftetige 9tei^e; mit ^oben ober anbeteifeits
®runb }ur ^nno^me, bag fi^ in mannen $rooinjen fdk ^edflmli^ lange ec^dten
10 unb bann na^esu mit einem S^I<me oenoanbeU ^at. llnfere S^rift lann alfa yäli^
fpäter fallen als ber erfte Clemensbrief, ^ennas, ja felbft als bie äanatiusbctefe, wUjf
renb man il^r tro^bem o^ne 3i^^^f^I ^^ne frühere Stufe anjume^en Bot, loenn man bie
Sntfte^ungsgef(i^i(^te bes 5tat^ol^ismus aus bem urfprfinglid^n 3iipanbe ju fc^bem
unternimmt. $at man fu^ einmal baoon äbeneugt, ba^ bie SlpofteUe^ jnri^n 70
15 unb 160 fällt, fo ift bie na^fte g^^age bie, ob fie SRedmale autoeift, wtUbt jetgen,
ba^ hinter i^r bereits einige ÄriftliAe Seneratiimen liegen. Diefe J^^ K9eittt mir
aber mit ^o^fter SBa^rfc^etnli^Iett bejaht U)erben 5U muffen. 9Iuf bie „^ttAVfaftlf^**
n)ill i^ midd nid^t berufen; aber bie S^rift jeigt (1), bag im Staube ber Slf^ftel unb
^rop^ten eine Aomwtion ausgebroi^n ift — es ^ianbelt fid^ nid^ um einen etn|diiac
20 gall — , bie ftrenge (oc^u^magregeln niUig ma^t; fie jeigt (2) bas Xnf^it ber ^^
p^ten im SBanlen; ber STerf. mug es bur^ esorbttante Zumutungen an bie (Semetidte
unb burc^ heftige itro^ungen fii^fl^n; er beruft |id^ babei (3) miber bos äRtgtrcmen
auf eine (Generation ,,alter ^rop^ten'', bie bereits babingegangen ift — unter btefen
iönnen \ä)jDtx\vi) (f. meine Slusgdbe S. 41 ff.) bie aUteftamentlid^n ^rop^elen 9ec*
26 [tauben merben, fonbem nur ältere ^riftlic^ ^rop^eten; (4) ber oorliegenbe Xeaet |eigt
m „ben beiben äBe^en'' c. 1 geu)iffe Slbfc^ä^ungen ber eoaimelif^n gforberunnen,
unb ffoA namentlid^ m bem Slnl^ng ju ben^lben c. 6 bie Unterf^eibung einer ^S^lem
unb einer nieberen ^riftliäen (9ittli<9feit ^um Slusbrud gebraut; (5> m (Einfc^firfuig
bes (Erftlingsgebots, ber feften Gebets« uno gaftenorbnung ift auf ^e&era^riftlid^em <Be»
do biet bas ^^i^en einer fpäteren 3^it unb ber Slnfang einer (Entn)idelung, bie fpäto
größere Dtmenfionen annehmen follte ; (6) aud^ bos, roas ber 93erfaffer über bie (Epi«
|!open unb Diaionen bemertt, bag fie nömli^ ben (gemeinben zijv X&xovQ^iav xw
jzoo(pf]Td)v xai didaaxd/.cov leiften unb 5ufammen mit biefen 5U e^ren feien, imn
nic^t bas urfprüngli^ 93er^ltnt9 befd^reiben; (7) bie Seftimmungen Aber bos Saften
35 oor ber Zauf e unb bie 3ul^ffu^9 ^^^ Sefprengungstoufe fallen in ®eB>i^t ; ^8) ber
esc^atologif^ St^lujsabf^nitt seigt nid^t bie ®lut, U)el^e bie bem SSerfofler überlieferten
®ebete aufn^eifen, unb es fe^lt bie S^ilberung bes ^enlidbieitsrei^es (S^prifti auf (Erben.
Diefe Beobachtungen, wtld^t es ni(^t rotfam erf^einen laffen, bos Suc^ in bie beiben
erften (Generationen ber ^eibend^riften 3U oeroeifen, n)erben aber fe^r oerftortt bun^
40 bie 3Ba^me^mung, bag ber 93erf. unfer ant^CEo. (lelbft c. 28, 19) unb oiellei^ au4
unfer £ufas*(Eoangelium oorausgefe^t ^at unb überhaupt in feinen eoangelif^en Saaten
ni(^t eine altertümliche, fonbem eine oer^ältnismögig fpäte Haltung aufmeift (feine
neuen eo. Stoffe) ; fie ©erben ferner oerftörlt bur^ ben 3Hl?"^^^'^^ö^g ^^^ ^'<5- ^^
bem Sarnabasbrief, ber n)a^rf(^einlt(^ in bie ^abrianifd^e ^tit (oor Sar!o^ba) ge*
4j> prt. Somit ift 3U urteilen, bag bie Slnna^me ber Slbfaffung ber ^oftelie^re oor bem
3c^t 120 unftc^er, oor bem 3^^^ 100 fe^r umoa^rf^inlid^ ift, bag man bie gan}e
3eit 5n)if^en 120 unb 160 offen 5U ^Iten ^at, bajj aber inner^lb biefes 3^^^^^
bie älteren Daten in ben meiften gfällen toeniger S^n)ierigfeiten mad^en, als bk
jüngeren, fo bafe ber Slnfa^ „in ber 3^it §abrians" ber SEBa^r^eit am näcf^ften bmnien
00 Surfte.
9Bas ben Ort ber Slbfoffung betrifft — bie S^rift trägt leine ausgefpro^ne
£olalfarbe — , fo ^at man im iRoten bos ^öc^fte geleiftet Die groge SRe^Qd^ ber
(Sele^rten ^at fid^ allerbings für älg^pten (Sllexanbrien, Oberägqpten) ausgefpnx^:
baneben aber finb genannt morben Serien unb ^aläftina unb yoca Slntiod^en unb
tk) 3^nifalem, femer Äieinafien, SKacebonien (X^effalonic^), C5rie^enlanb, SRom unb ^
Äonftantinopel (menn bie S^rift eine fpöte gälf^ung ift). Die äujjeren 3^ugn$e
unb bie. Quelle (ber Sarnabasbrief rcfp. eine mit biefem gemeinfame Queue) legen
allein 9iigi)pten na^e. Die Berufung bagegen auf c. 9, 4, ba^ bas Srot „auf ben
Öüaeln" oerftreut roar — ein fe^r beliebtes Slrgument für S^nen — , oerf^lägi j^
i;o besQalb nic^t, weil ber ^lusbruc! in einem (!5ebet oorfommt, roel^es bem 9)erf. mie to
«HUMM« 723
S^Qterunfer ^ö(^it tDQ^rfc^einlid^ fiberliefert toar. Dag bie Slpoftelle^re ou^ in ben opü«
ftolifd^en itonftitutionen Senvenbuna gefunben ^. ISIlt für Sqrien ebenfalls niä^i ins
(gemixt; benn ber ^l\i)tx ber Aonftti ^tte bie Stbliot^el oon Söfarea. jur Verfügung.
(Segen bos 3^^^^^ ^^^ (&ef<!^ul^te bes Su^, toel^ allein für ISimAtn ah Ur«
[prungsort fpriAt, lann ni^ts aus ber 6<^ felbft angefü^ toeroen, fobalb man oon &
ber (Brogftabt $llexanbrien abfielt. 3Ran borf es ba^er fiir roa^tteinlii^, leinesipegs
für {i^er galten, bag bie Slpoftelle^re aus ber ag9ptif^n CE^riftevQeit [tammt.
8. (Sef^id^te ber Sd^rift in ber Airi^e^ Bearbeitungen. Die (5e[d^i<^te
ber S^rift in ber 5lir(^e, bie iiber^uirt nur in Zrfimmern uns oorliegt, fonn ni^t er«
örtert meroen, beoor nid^t von ben Bearbeitungen gebanbelt ift. Dtefe ftellen es namlic^, lo
n)ie fi^ gleich seigen rairb, fid^er^ baj} unferer S^rttt eine ältere Xesenjion ,,ber beiben
äBege'^ 3u Srunbe liegt. 3ft btes ooer tm\t\tn, (o wwAe, folls ge^ei^t tverben !ann,
bag au^ jene ältere 6(^rift ben 9lamen ,,9lpo|tenebre'' getragert bait in lebem einzelnen
(Jfall erft ju unterfu^en fein, ob ]ii) bie Xefttmonien loirfliq auf bie uns in ber 5lon«
ftantinopolitaner ^anbMrift oorliegenbe 9l(^n[ion besieg ober ni^t. lo
6(^on oor ber ^ublijierung ber ^anbf^rift (im folgenben M genannt) fyxt Rxa^
TDu^ds) (X^Oe 1882 6. 359—445) ein altlir^Ii^es llnterrid^tsbu^ ,,bte beiben SBege''
aus bem Bamabasbrief (B), bem 7. Su^ ber apoftolif^en Aonftitutionen c. 1—21
(A) unb ber [og. „apoftolif^n Air^enorbnung" o. 1—14 (K) n)ieber6ergeftelli Seine
9{eftitution muroe glänjenb burd^ bie neue ^anbfi^rift beftotigt; benn ^e oedte fic^ faft 20
oollftänbig mit ben erften fed^ Aapiteln berfelben. Srqennios unb ber Serfaffer nal^men
nun an, bag Samabas bie £luelle fei, bag i^m bie Aiöarfi folge, unb bag aus ber
AidcLpi bie 9iebaftionen A unb K gefloffen feten, pon melmen fi^ A eng an M ange«
[(^bffen, K bagegen man^es ausgelaffen ^abe. 93or Slufftellunci biefer ^9pot^fe ^tte
Die Sinfi^t beroa^en follen, bag ber ^ft (^orotteriftif^e ^offus 1, 3—6 ; 2, 1 ber 25
DibaAe fotool^l bei B als in K fe^lt. Sllein ba man annahm, bag E auger M au^
B felbft benu^t ^be, fo loar {ene ^Jffo\^t\t jur 9lot ertifiaii^. Sie rourbe {ebo^
utngeftogen bur^ bie Cntbedung eines SruAftSds einer loteintf^n Sd^ft: „doctrina
Apostolorum", meines au^uftnben bem 6)riirfinn oon (Beb^orbls gelang (f. meine
größere 9lusgabe 6. 275 ff.: „Sin überfe^enes gftagment ber Aidax^i vx alter latöber« so
fekung müget^eilt oon £). oon (Sebboi^t; er fono bas Stfid in bem SIbbrudt eines
SRelier ftooex, ben ^ej für ben 2. !Ieil bes 4. Sanbes bes Thesaurus Anecdolorum
noviss. [IV col. 5 sq.] SRart^ne mitgeteilt ^atte. SunI [Q6 1886 6. 650 ff.] fanb
ben jtobes felbft in 9RelI u^ieber auf; im 5bbex fol^t ouf bie „Exhortat. S. Boni-
facii episc. de abrenuntiatione in bapt" auf ber legten Seite: „Doctrina aposto- 3G
lorum". Inc.: „Viae duae sunt'', expl. „nee rapax nee adulator nee . . /').
Diefes Stud (L) be« fid^ mit M 1, 1— 3a unb 2, 2— 6a b. ^. es fe^lt in i^m roie^
berum M 1, 3—6 unb 2, 1. ^temad^ lann meines S. !etH 3Q'^tfel fein (über einen
äierfu^, bie Priorität bes in M erbaltenen Xextes bod^ ju retten, f. (Bebbam a. a. O.
S. 270 ff.), baft in ber urfprflnalic^en apoftelle^re 1, 8b— 6; 2, 1 gefeblt ^. Dies 4o
^oben ^ol^mann, Sratfe unb otele anbere erfannt; namentlich aber gebührt 9Barfielb
(BibUoth. Sacra 1886, p. 100 bis 161) bas SSerbienft, bie urjprungli^n „beiben
SBege'' aus 6MKAL, n)05u noc^ Sitate bei $ermas, Siemens 9lles., £actantius unb
ben Sibyllen lommen, fe^r Jorgfältig feftgeftellt 5U haben (aujjer ber grojsen Sluslaffung
1, 3—2, 1 finb bie Unterfc^iebe 00m Gleite M nodQ jiemli^ ja^lreim, aber n\i)i oon 45
aroger ^ebeutung). Ss ergiebt fid^, bog M in ben beiben SBegen nic^t aus B geic^opft
9at (ebenfomenig 6 aus M, n)ie au^ SBarfielb ^ugefte^t), femer bog ber urfprfingli(^ere
2:e3tt ber beiben SBege bei B L unb K oorltegt, ber erQ)eiterte in M unb A. Die
neueren Unterfud^ungen aber ^aben nod^ U)eit me^ 3U Xage gefdrbert. 9la^ taftenben
unb me^r ober iDeniger unfid^eren Serfud^en oerf^iebener (gelehrter ^at S. Xaplor in go
feiner oortreffli^en S(i^rift: „The Teaching of the twelve apostles with illustra-
tions from the Thalmud'', Sambribge 1886, es m. S. faft jur Soibenj gebraut,
bog bie Urf^rift ber beiben SBege jübifd^n Urfprungs ift — ein für ^ro|elr|ten be^
fttmmter Jtotec^ismus. 3c^ ^e biefe Ulnfi^t fd^n in meiner Dogmengef^td^te (I,
S. 144) angebeutet: allein Xai^lor ^ebü^rt bas SSerbienft. fie energifq geltenb gemacht gg
unb bemiefen ju ^ahtn. 3^m bat etn fo !onferoatioer Jtritiler, loie C^orge Salmon es
ift, beigeftimmt ((gegen eine {flbifAe (Brunbfi^rift ^aben fi^ Harris, SBarfielb, $ilgen^
felb [3n)I5 1877 I, S. 118] unb anbere erllort). Son ^ier aus fällt aud^ ein gans
neues £iAt auf bie (Sef^i^e bes Sud^es. SRa^bem biefe Srienntnis gewonnen mar,
©urben aber no^ brei (ämei) ©eitere — ägtjptifcle — 3^wfl^« entbedt, bie bie beiben co
IG*
724 !lt»ofteae^rc
SBBegc enthalten, nämttc^ (f. Warfield, The Andover Review, Julv 1886 p. 81 sq.
unb Journal of the Exegetical Society 1887 p. 86 sq.) Don ^arrts (The teaching
of the Ap. and the Sibyll. books 1885 p. 15 sq.) in bem unter Slt^onafius Slomen
fte^enben unb too^l eckten Syntagma Doctrinae (MSG XXVIII Ck)1.8d5), von £>m9
6 (3nbepenbent 1886 15. Slpril) in ber grie^ifd^ unb bptif^ tAalttntn pfeuboat^ofta»
nif^en Fides Nicaena (MSG, 1. c. col. 1685 sq., cf. 5U oeiben Stfiden $9Demat
unb Sotiffol in Sattffols Studia Patristica 1890 p. 119 so. unb biefelben, Didas-
calia CCCXVIII patrum pseudepigrapha 1887 ; na$ Sottffol ift bei toptifd^ 2ezt
be$ Fides Nie. alter als ber grte^tfme, ber eine 9{fidfiberfegung aus i^nt [ein [oU)
10 unb Don 3{elin in einer arobif^ erhaltenen 9{ebe bes ägopttfc^n SDlBn^s 6^nubt in
„Les moines ^ßgyptiens par E. Am^neau. Vie de Schnudi, $aris 1889 (f. XU
93b XIII §. 1). 3^ nenne bas Syntagma „2"", bie Fides Nicaena „i^", ben
arabij^en Zext S^nubii „Seh". N t[t oon 2 b. ^. oon ber Sorlage oon ^ ganj ab«
^ängtg ; Z i[t eine für aRSn^e bearbeitete, für bie Aritil ber Quelle menig austragenbe
15 Umarbeitung bes „£ebensn>egs'' ober oielme^r — nur einige (Eagerpte aus bem
„£ebensn)eg'' finb hineingearbeitet (oa^rfd^einli^ oon Slt^nafius feM). N (3iDif(^R
375—381 entftanben) ift nic^t birelt aus 2 geflonen ; benn es tnfIfSÜ einen Qa^ aus
ben beiben SBegen (c. VI, 1), ber in 2* niqit fte9t; bie Io)rti[^e unb bie grteqifc^
9te3en{ion b^en |id^ nid^t gans. 2)age^en ift Seh eine etmas erweiterte 9le£n>bu!tion
20 ber alten S^rift, oie für bie Xextmttl loid^ti^ ift ; fie ftamntt aus ber oRttte bes
5. 3<t^t^unberts. Semerlensroert ift, bag Seh betnt £ebensQ)eg bort auf^Brt, mo au(^ K
aufhört. Seh oenat über Aap. 6 hinaus leine Aenntnis ber Dibac^; bagegen ZN
!ennen fie ganj (n)ie i^re Aapitel über bas SN^ften, bas (Sebet, bie Srftlinge unb bie
^anbaroeit bemeifen).
26 3m folgenben (teile id^ bie fl^ebnijfe meiner toieber^Uen Semfi^ungen um bie
(&ef^i(^te bes Zestes aufammen. Wer bte (Bef^id^te ber jmtil ber Aidaxfi oufmerKom
oerfolgt ^at, u)irb bie SBe^uptung oielleid^t nid^t 5U lü^n finben, bag bie na^pe^iuen
6a^e als i^r 9iefultat bejeiddnet merben bürfen:
1. 3uben ^en im erften 3^i^unbert unferer 3^tired^nung ober fd^on frfi^ eine
30 3nftruition für ^rofelqten unter bem Xitel ,.bie beiben SBege'' oerfabt !Dte|e 3nftni!<
tion lann aus BMKLA Seh (2N) noA faft n>5rtlid^ roieber^rgeftellt n>eiben. (Da|
bie 3nßrultion jübif^en Urfprungs i^, folgt aus ber Slbmejenl^ett aller fpeiififc^^rifl«
lidben URerlmale unb eoangelifd^en SprüAe, aus ber 93eoba^tung, ba^ bas Zpema
[Aid. 1, 3] nxdjii in ber eoangelif^en gfaffun^ angegeben ift, unb aus ben so^lreic^i!
36 parallelen, u)el^e bie iübif(^«palaftinenfif(^e £ttteratur bieten). Sie reifte iebettfalls bis
Aiö. 5, ^ö(^ft n)a^rf(^einltd^ bis c. 6 (tnH.), ja moali^enoeije nod^ barüber hinaus.
SRan fann nömli^ oermuten, bag in ber jübif^en 3n(truftion 93eftimmunaen etäl^lten
n)aren, n)el(^e mit ben (^riftli^en Seftimmungenn über Xaufe, Sr^^ften, %v}tif Srftlingt
u. f. u). ionefponbiert ^ben. Diefe 93ermutung empfiehlt fi^ befonbers angefid^ts ber
40 CO. 8 unb 12 ber Aidayri. WXtxn bie 93erfolgung btefer äRoglic^teit fü^rt in ein oöQig
bunfles (Gebiet — ber $riftli(^e Bearbeiter mügte feine 93orlage ^ier gängli^ umge^
arbeitet ^aben — ; ba^er laffe i^ fie fallen unb ne^mc nur „bie beiben 9Bege" ab
iübif(^ in Slnfpru^.
2. Die jübifc^en „beiben 9Bege" enthielten bas, ©as roir Ai6. Ij 1 — 1, 3 init.
45 u. 2, 2—5, 2 lefen, unb ixoai mit Slusna^me Heiner 9lbn)eid^ungen, bte roir aus Sar^
nabas lonftatteren lönnen, loortliA unb in berfelben 9iei^enfolge. Slugerbem entl^ieltfR
g\ oielleid^t ben n)e[entlid^en Snqalt oon c. 6, ber fid^ auf bie Speife^efege bejog.
US B unb L bürfen xm f(^lie6en, bag bie beiben 3Bege aud^ als bte Sßege bes
£t(^t5 unb ber grinitemis beseic^net n)orben finb, femer (aus B) bag moglic^eriDeife in
60 mannen Slbfc^riften bas Stfid Aid. 3, 1—6 gefehlt ^at, enblic^ (aus K Seh), bag bas
Stücf Aiö. 4, 9— 14 b gefehlt ^ai. Die Slnlage war biefe, bafe als ber SBcg bes
Bebens bie (Sottes- unb 9(adbftenliebe fon)ie bie „golbene 9tegel" beseid^net loar; ob
Sluslegung folgten nun bie Sierbote bes Delalogs (grobe Sünben), fobann bie SeAoie
alles oeffen, „mas bem Sofen abnlid^ W nad^ ben (geboten einer ^ö^eren Sittli^lieit,
66 n)te fie löngft f omo^l oon ben ^^arifäern als oon ^elleniftif(^en 3uben auf geftellt rooren ;
hierauf folgten (3, 7 — 4, 14) bie pofitioen ©ebote, erft tm allgemeinen jur regten ©e^
finnung (Sanftmut, fiangmut, (5üte, Demut, ©otterjeben^eit 3, 7—10), jobann jim
redeten 93er^lten gegen ben £e^rer, geoen bte (&emetnbe unb in ben oerfc^tebenen %t"
Sie^ungen 5u ben Srübem, 5linbem, ^tlaoen u. f. xs>, 9lllgemeine (Ermahnungen (4,
60 12—14) 3um fyx^ gegen bas (Sothoibrige, jum pünftli^en befolgen ber C5ebote (Sottes,
s
a)i0fieHel{|te 725
3um Sünbcnbcfcnntnis unb 5ur regten Serfoflung beim (Bebet bilbetcn ben Scfd^Iufe.
Der Zobestoeg toor aans Juntmarif^ angeaeben. hierauf fol^n oiellei^t — {. oben —
Seftimmungen über oas Ser^ltnts bei $rofeIqien 5U Den ifibif^en Speifegefe^en ; fie
iDurben i^nen ni^t sugemutet, aber empfohlen. Sermutli^ nxur ^ter oud^ oon Se«
{^neibung, Sabbat!^ u. f. to. bie Siebe. 5
3. Diefe jübif^e ^rofelptentnftrultlon ift — ©le bas 211. — oon cariften fe^r
frfi^e f^on flbemommen toorben, unb sipor iDurbe fie ab Xaufrebe gebraust 5ur (Ein«
|(^Qrfun^ ber (^r{[tti(^en Sittli^Ieü Slls fol^e ^t fie in ftereotn^er ober in freierer
gform Dtele 3^^^unberte ^inbur^ gebient (5U benlen giebt aud^ Sie fe^r gut bejeugte
fi?l in 81(5 15, 29 : daiijito'^ai etocoXo&vxcov xal aifjuxiog xal nvixrcbv xal ^OQ- 10
vFiag, xal oaa (äv) jurj '^iXete iavrölg y€vi(r9ai, higo} ßiij Jtomv) unb ift fetoft
ins Slbenblanb gebrungen.
4. 3m naAopoftoIif^en ^extalUx fyxi ber Serf. bes Somabasbriefes biefe 3n»
ftrultion feiner (o^rtft etnoerleibt. (Er !annte fie ^od^ft n^o^rfd^einlid^ no$ ni^t als
eine ,,£e^re ber 9]^o|ter', benn booon [agt er nichts; in bem jtreife, für u^el^en er 15
junad^ft gejd^rieben ^t, mith bie 3nftrultu)n no^ unbefannt getoefen fein ; er [elbft ober
qat fie moijH aus bem (ßebö^tnis citiert, unb fo erll&rt fid^ meliert bie Unoronung, in
melier er i^re 6ä^e reprobujiert ^ot. (Er ^at ober oon eigenem faft ni^ts binsuge«
~figt unb mug ba^er, wo es auf ben SBortlaut ber einjelnen 6a^e anlommt, qier unb
als ber Dorjflgli^fte 3^uge getten. ao
5. (Ein anberer unbelannter S^rift ^ot bie jflbif^ 3nftru{tion }u einer .,£ebre ber
(5n)öIf)3lpofter' erhoben — n)ie man bie SlXIi^en Sfi^er für d^rifttid^e, etne iflbif(^e
^o!al9p|e ffir apoftolifd^'jo^nnifd^e u. f. w. ausgegeben ^at. ^ier erbebt fi^ aber
nun bte Srage, ob ber, loelci^er bies (suerft) get^n ^ot, ibentif^ ijt mit bem 93erfa[fer
ber iiSaxrj, wie fie uns oorliegt. 3Ran lann biefe grtage aud^ fo formulieren: 3ft oeras
in KL (unb Seh) oorliegenbe, Iflrjerei ältere unb borum B nö^er fte^enbe Ztxt ber
beiben SBege ein Sflc^Iein ffir fi$ gemefen — loeld^es ben 9tamen „^idaxrj rdw
(moaxokoyv** geführt ^ — ober Omaren bemfelben oon Sln^na an bie cc. 7—16 bei»
gefeilt? 3m erfteren Sali lofirbe es in SSejua auf eine Steige oon (Eitaten bei ben
ytird^enoötem oöllig bunfel bleiben, obf^e n^irlud^ bas uns in ber ^anbfd^rift oorliegenbe so
SBerf beseugen ober nur bie ,,beiben äBeae''. 3m anberen S^^Ile unterf^iebe fi(q bie
Smeite 9te3enfion oon ber erften faft lebigßd^ buri^ bie ^injuffigung ber Serfe 1,3—2^1.
3n beiben ^fallen ift es oon 93ebeutung, feft^uftellen, in toelqer ^tM ber merbourbtge
3ufa^ 1, 3—2, 1 gemadbt ift unb u)ie man t^n ju beurteilen ^a\. SBieoiel in L pe«
ftanben ^ot, lögt fid^ nun leiber fdblec^terbinas mdbt me^fagen: benn bas ^^agment bnd^t 35
\ijt>xi bei c. 2, 6 ab. 3n K reicht bte Searbeuung bis c. 4, 8 (refp. in ber £)ttob. $anbf(^rift
bis 4, 14) ; es fej^len alfo ^ier ni^t nur cc. 7—16, fonbem aud^ ims 5. Aapitel, u)el^es bod^
o^ne 3i^^if^I ^inen Seftanbteil bes alten Sfli^leins gebilbet ^^ai. üugerbem aber finbet
fid^ in K c.l2 ein6a^ aus M 10, 3 unb 13, 1.2. Sllfo barf man fid(| meber auf L no^
auf K mit iraenb meld^er Sid^er^eit berufen jum Snoeife, bag bie c^riftlid^e 93ear« 40
beitung ber {floifd^n ^rofel^teninftrultion oqne bie cc. 7—16 in ber ilir^e als Slpojtel«
le^re 5irlultert bitit. 3n A aber liegt bie Slpoftellelre 00m Einfang bis 5um S^Iuffe
bearbeitet oor. vllfo ift es met^obifd^ ang^eigt, oon ben beiben URSglid^Ieiten — 1. bie
iübif^e 3nftruition ift einfad^ als 3[poftelle^re bejeid^net unb als fol^e in Umlauf ge«
feW roorben, bie 4riftli6en !^M\dkt in c. 1—5 foroie bie cc. 7—16 finb fpöter 5U» 45
gefügt, 2. bte {übifqe 3njtruftton ift als „Slpojtelle^re'' ebiert n^orben, inbem bie cc. 7
bis 16 sugeffigt u)orben ftnb, fpäter erft finb bte d^riftli^en ß^f^^ in <^- 1—^ gemad^
n)orben — bie le^tere 5U beoorpugen. ^iemai^ geftaltet fiqi bie (Sefd^id^te bes Su^es
u)ie folgt: (Ein unbelannter S^ft \yA bie jfibif^en „beiben SBege'' unter ^injufügung
ber cc. 7—16 (in u)eld^en er Selanntfd^aft mit bem Samabasbrtef oerröt) als ^oftel^ 60
le^re ebiert. Diefe (Ebition befi^en Q)tr niAt me^r; befSgen loir nod^ bie grie^tfd^e
Sorlage oon L oollftänbig ober bas Siemplar ber !Dibad^e, n^eld^es K ober Seh be«
nu^t batten, fo ptten xm aller SBo^c^einlid^feit nad^ bie Urgeftalt ber d^riftli^en
3IpofteUel^re : benn L unb K seigen einen älteren Xeit als M. 3)iefe Slejenfion ift
um ben Slbfd^nitt 1, 3—2, 1 enoeitert ©orben, unb [0 ift unter öinjufugung Heiner, 55
unbebeutenber ^nberungen, bie uns in M unb A oorliegenbe (Jform entftanben. (9lid^t
unmoglid^ ift, bag in M c. 1, 4a: xcd lau ^^^«o^* c« 1> 4^- ovdk yaQ dvvaaai,
unb alles bis 5um Sd^Iug bes 1. Aapitels oon ben SBorten: S. 5: ßiaxdQiog 6
didovg ab nodf fpätere 3u|ä^e finb; benn fie fehlen in A unb mad^en im3ufammen«
726 atioftcOc^
^ang S^toierigfeiien). Dq^ es auberbem no^ anbete 9{e5enftonen gegeben ^t, ift
im ^inblicf auf bte d^usnif)^ ^ Atcd^enoStei nxi^^einlid^.
6. Der 9{bfd^mtt 1, 3—2, 1 ift Jinsuaeffigt Sorben, um ,,bte betben SBege" mit
eoangelifti^em Stoff, ben man in einer Aidarh xvqIov öiA t&v Ajiootoloyv nii^
5 mt[fen tonnte, auspftatten. Dur^ biefe ^insufugung ift bie Dis^fttton be$ £e6en$*
toeas gän5lt(i^ geänbert loorben, fofem nun c. 1, 3—6 als bie SlusfuJ^ng ber C&ottes»
liebe, c. 2 ff. als bie Slusfübrung ber Sftä^ftenliebe erfd^eint. Son ^ier aus ^oben mir
no^ einmal bie 3^it ber SIbfa]fung 5u enoSgen. I)urc^ bie SlusJ^ibung bes 91b«
fc^ntttes 1, 3—2, 1 u)erben u)t^itge 3nftan5en gegen ein l^^es Suter ber uif)»nin{[«
10 liefen 9te5enfion ber Slpofteüe^re loeggerSumt; oemt nur ^ier xsxa bie Slb^ngiglett
Dom Wirten re^t toa^rf^emli^ (f. oben]f, unb ^ier oor allem loar eine Kejenfton ber
eoangelifd^en Sprüche 5U erfennen, bie mit Xatians Diatefforon refp. mit einer
(Eoangelten^armonie (ober mit bem 9)etruseo.?) frappante Übereinftimmungen aufmies
([(Reibet man 1, 3—2, 1 aus, fo barf man iDom urteilen, bajj bie urfprfinglid^e 6c^rift
15 etnfa^ bas SRteo., tDie xxAi es lefen, oorausfe^t; c. 16, 1 ift für fiA genommen,
feine fefte (Srunblage für bie ünnobme, bag au$ bos fiulaseo. benuM (ft). 3ft nun
ber 3ufaö 1, 3—2, 1 nafi ber 3«! bes latian ober bod^ m^ ber ^t\\, ba man in
ben (Semeinben bas SRattQaus» unb fiulaseoangelium las unb mit einanber oerbanb,
jebodf) no^ immer oor ber 3^it, in ber man fidi SngftliA^ CiX\, ben SBortlout ber Soam
20 gellen Banb, entftanben, fo Tann bie urfprüngti^e Siesenfion geraume 3«^ früher an*
gefegt loerben. Über bas Snter ber n)eiteren Ileinen 3ufaä^ ^^ ^> ^^^ f^^ ^^ ^
ni^t finben, lägt fiA nid^ts beftimmtes fagen.
7. Iro^bem bie Aapitel 7—16 frfl|ie in ber Äir^ 5u ilopitel 1—6 (um 120
etn>a) binjugeftellt morben finb unb fo bie „$ermlel^ bur^ bie tipoftel" entfioitben
25 ift, fo Qielt man fi^ bo^ mit Sotliebe an bie 5 (6) erften jtapitel. 3n ber Sfolgejeit
maren nur biefe im Jtate^umenenunterriät unb fonft gu oenoerten; benn bas fibrige
oeraltete fernen. SHIerbings in L loar oteüeid^t bie ganje €^rift überfe^t (bo^ roetg
man barflber nid^ts), unb A (Slpoft. ilonftii.) bat bie ganje S^rift aufgenommen (fe*
bodf) — n)ie bur%reifenb ^i er fie bearbeitet!). Dagegen bie cq)o[t. Mir<^norbnung
30 (K) ]^t faft hur bie beiben 9Bege oenoertet unb i^re @prü^ an bte ^ojtel Decteili
Sbenfo l^t Sltl^aftus für fein ben URond^en beftimmtes 6qntagma (2*) faft mir bie
erften ftaphel ezserpiert refp. ein älteres (Exzerpt benukt, n^elc^s au^ ber pfeuboat^^
nafianitoen Fides Nicaena (N) ju (Brunbe liegt. 2Bie gerne man In ben ABftem
bie beloen SBege las, geigt im 5. 3^^^. Sc^nubi (Seh), ber weber S nod^ N lennt,
85 [onbem fclbftftanbig unb mit oiel größerer Ireue als 2' N bie erften 5 (6) Äopitel
oer Dibad^ reprobugiert bat; oon ben folgenben ^cA er gar feinen Gebraut gemo«^.
9. 3eugniffe (roefentlld^ na^ bem l.»b meiner aitt^riftl. fiitteraturgef^. S. 87 ff.):
Dag ein 5Bu(^ , meld^es bte Quinteffeng ber c^rlftlic^en 9nn)etfungen entölt, Dtel ^'
brauet tDurbe, o^ne bag man es ausbrüdflij^ citierte, liegt auf ber ^nb. Slnbererfeits
40 Ift x[vi)\ 3u oergeffen, bog oiele 6prü(^e, bie in bem Su^ entölten finb, au^ auger^
^alb besfelben furfierten, oor allem bie fog. „golbene 9f?egel", f. b. 3^wgniffe bei SRefc^,
Agrapha S. 95 ff. 135 ff. 272 ff., 3a^n, (Sef^. bes JRXlid^en Aanons I S. 366ff.;
II S. 589; Caspari, Anecdota I ©. 167. 191. ä^nlt^ fte^t es mit bem rnerf^
roürbigen Sa^ I, 6 i^QcoooKo xtX. (Er ift jeW bei 8lbenblänbem fe^r oft nad^en)iefen
45 bis ins fpöte SKSl hinein, f. 9?ef(^ a. a. O. fe. 111. 212ff. 242. 288f. 464; öairis.
The teaching 1887 p. 69—71 (füge ^insu Sluguftin, Serm. in ps 102 c. 12 ; 146
c. 17; ©regor ber ©rofee Moral. III 30; Sem^arb, ep. 95 [MSL T. 182 p. 228);
gfunf, Ü^QS 1891 S. 170 f.). Der Spruc^ ©irb mit „scriptum est", „dictum
est" eingeführt. (Es ift ba^r aufterorbentlid^ f(^u)er, ja eigentli^ unmöglich, eine (5e=
50 f^id^te ber ^enu^ung bes Su^s , meines in oerf^iebener C&eftalt jum Unterrk^t bei
Aated^umenen oenoenbet tourbe, 3U f^reiben, jumal ba man ^öuftg nic^t entf^eibe«
fann, in roel^er ©eftalt bas ^\xi) einem Slutor oorlag, ob in ber ©eftalt oon M ober
in einer anberen. SRan rocife j. S. gar nichts über bas 9llter ber latcinif(^n SJetPon,
unb roenn uns in ber fe^r alten pfeubocijprianif^en S(^rift (3Siftor oon 9{om) adv.
ß^aleat. 4 mitten unter ttitatcn aus tßaulus bas Citat begegnet: „(Et) in doctrini?
apostolonim est : Siquis f rater delinquit in ecclesia et non paret (apparet) legi,
hie nee colligatur donec poenitentiam agat, et non recipiatur, ne inqninetnr
et inpediatur oratio vestra", fo flingen biefe 9Borte sroar fe^r ftarf an mehrere
Stellen in M an, aber i^em ganjcn SBortlaut nati^ finben fie fi(^ bort ni^t. Sbenfo
ßotoenig löfet \\6) entfc^eibcn, ob bie goffung ber Slntoeifung 81© 15, 20 (Cod. Bezae,
«HMfcIrc 727
Iren. III 12, 14 ; Cypr. Test. III 119, in mehreren SMinusfcln unb bei anbcrcn
3€Ugen: Ajtixfo^i ddoyko&vrcov x. aiiwxog x. Ttvixtwv xal noQvtlagj xal C)on
(hv) firj {^fXrrE Favxdic: yfvea^ait hepq} urj noieiv, OOtl ber Dibo^e QD^Ttgt^ tft.
I)ie joblret^n fiofterlataloge bes 2. rsobtQ. unb bet folg^nben finb ebenfalls nttt i^
oenoanot, unb loenn es in einer frO^mtttelaltertiil^n „Stthe an (getaufte" (CEaspari, 5
Anecdota ®. 197) ^ifet: „Et postea dies XL cum discipulis XII est eonver-
satus et docuit eos, ut adnuntiarent suam resurrection^tn per omnes gentes
et baptizarent eos in nomine patris etc. in remissionem peccatorum et prae-
ciperent eis, ut recederent a vitiis diaboli, i. e. ab homicidio, a furto, a per-
iurioy a fornicatione, ab ebrietate et omni vitio malo, et, quod sibi non velint, 10
alii non faciant", lo ift bie ^nno^me nii^ ausgefc^Iolfen , ba| eine Slejenfion ber
DibaAe ju (&runbe liegt.
I)ie grtage fiber bos Ser^Itnis bes Samabasbriefs 5U M ift oh^n fun beant-
antwortet loorben. 3n M ift ber Srief benuM; aber bie „beiben SBege" fmb nid^t
bem 8riefe (c. 18—20) , fonbem ber gemeinfamen Quelle entnommen. Der 3ubas^ 15
brief (0. 12. 17. 22. 23), ber $irte (Vis. III, 4; Mand. IL VI, 2: XI etc.), ber
2. Clemensbrief (w. IL), «riftibes (w. U., bef. c. 15 Syr. [Sfaften für bie Ver-
folger] u. c. 15 Gr. [bie golbene Weael]), 3ufttn (ApoL I, 14—17 ; 61 ; Dial. 35
u. a.); X^oo^us Sntb^. (ad Autol. II, 44), bie Ascensio Jesai. (III, 21. 27;
IV,2. 3. 6 l)inmann); I^eobotus (bei Epiph. ii.55,8: Kgunog l^eXeyf^, Vm fj^^To
xakian ix noXXanf öödiv . . . äjiioxQeipev ijimg An6 eldrokcuv xal inedet^ev tj/mv
Ttiv 6ö6v)f bas Testamentum Isaac, ber 2. ffietrusbrief (1, 16; 2. 2. 7. 10. 14.
15. 21; 3, 2. 10) jetoen eine gemiffe SSermonbfiQaft mit ber Diba^e; aber es fep
bo^ oiel, um eine Sftb$öngigleit fid^r ju lonftatieren (^a^n, 3ft(5 VIII S. 66 n>onte
beioeifen, bag ^\x]üns Ser^t fiber bie Xaufe oon unferer S^rift als einer ^lutorttät 25
ab^ngig ift, inbem er ben €a§ I, 61 : xal ioyov Ak ek rovro nagä t. &noox6Xo)v
iju(it%>iu€v xovTovy mit (Entfernung bes tomov auf bie Dibad^e bejielt). (Es fte^t ^ier
fo, mt mit ben Sesie^ungen ju ben Sibyllen, ^feubopl^ot^Iibes unb pm Xalmub
(f. ZoDlor, The teaching of the XII apost., (Cambribge 1886 unb bie Unterfu(^ungen
oon SemoQs, SRoffebieau, Sabotier, $ant3, Ufener, SibyU. II, 61, 64. 68. 77. 78. so
80. 88. 91. 96. 126. 135. 145. 147. 165. 167. 187. 188f. 217. 225. 242. 253. 274.
280 ; III, 37—40. 52. 85. 762 ; IV, 166 ; VI, 9 ; VH, 87 ; VIII, 46. 315. 393.
399.412. 481; ^feubop^ol^l. 3. 9. 12. 16. 22. 32. 57. 68. 76. 149. 154. 184); bie
Sai^parallelen finb fe^r bebeutenb, aber um bie birefte litterarifi^ Sbbongigleit 5u fon«
ftatieren, Mit bas SRaterial. SWe^r geneigt mirb man fein, eine totrlli^ IHterarif^ 35
ab^gigteit ber pfeuboclementinifi^en Sriefe de virg. oon ber Diba^e anjune^men
(f. 1, 10, 4; 11, 4; 13, 5: xQ^<^^M^ogog f. femer I, 11, 8; I, 12 fin.; II, 2, 4;
II, 6,3, au4 If 11, 10) ; aber Das erfte fixere Sitat einer Slejenfion ber Dibac^ bietet
bo^ Clemens Sllex. 9n mehreren Stellen 1^ er bas Su(^ ftillfAmeigenb benui^t,
au4 bie pette ^ölfte gefannt (l Quis di^es 29 = Atö, 9, 2) unb bas Sud^ fo ^o<^ 40
8ef4|fiW, baft er es an einer ©tefie (Strom. I, 20, 100 = Atd. 3, 5) als ygnwi]
eseid^net; es gehörte i^m alfo in ben Areis ber Eiligen 6<^r{ften. 3)emgem&g Qat
er [ogar ben Defalog bes SRofes (Paed. II, 89 ; III, 89 ; Protrept. 109) mit fol^n
3u|fi§en loieberaegeben, bie fi^ in ber SCpoftelle^re finben. tlu^ bet Origenes ift es
Somemann (I^fiS 1885 9te.l7, Äol. 413) unb I^mas ^otroin (The Independent, 45
9leiD«$orI 21. ^an, 1886) gelungen, bie Senu^ung na^suioeifen. Somemann ^at
barauf aufmerifam gemad^t, bog Orig. Hom. VI in I. Judic. (fiomma^fd^ XI, p. 258):
„antequam verae vitis, quae ascendit de radice David, sanguine inebriemur",
aus Aid. 9, 2 gesoffen ift, unb ^ottoin fjci gemeint, bog Origenes loie Clemens bie
Slpoftelle^re als „scriptura divina" beseid^net ^t; benn bas ©tat de princ. III, m
2,7: „Propterea docet nos scriptura divina, omnia quae accidunt nobis tam-
quam a deo illata suscipere, scientes quod sine deo nihil fit. Quod autem
haec ita sint, id est, quod sine deo nihil fiat, quomodo possumus dubitare,
domino et salvatore pronuntiante et dooente: Nonne passeres etc.", fei auf
diö, 3, 10 5urü^ufü^ren (allein es liegt oielleic^t bo(^ nä^, an ben Sarnabasbrief m
u beulen). Diefe Cntbetfungen umren augerorbentlic^ ban!ensn)ert; benn bis^r toaren
t Origenes feine Citate nac^geroiefen (bie rötfel^afte Stelle Hom. in Lev. X fin.,
Delarue II, p. 246: „sed est alia ieiunandi ratio adhuc religiosa, cuius laus
quorundam apostolorum litteris praedioatur. invenimus enim in quodam libello
ab apostolis dictum: Beatus est qui ctiam ieiunat pro eo ut alat pauperem", 00
^
728 atioftcOdirc
lann ni^t auf bie älpoftelte^te jutfidgeffi^ loerben). Sin gftagment t>iomjlHus* bes
(Stoßen in bcn S. Parall. (p. 674 fiequien) lautet: Atowalov' Mrjdkv x(bv avfiß(uv6v'
Tü)v x^q'^ ^^ yevio'&ai '^eov TtBTuiü&ai XQ^' dvcu 6k äya'&a tuzq' avrav Jidma
{ci. Aid. 3, 10). Aurj oor bei 3eit bes (Eufebius ift bie Spoftelle^ femer —
5 in dg9pten — tn eine itompilotion eingearbeitd oorben, toel^ ben Xitel KavirEq
ixxkrjauKnixol (Slpoftolifd^ Air^enorbnung = K) ffi^e. $ier jinb nui bie oier
erften Jlopitel ber Sdbrift, unb ysoax o^ne bie Snteipolotion 1, 3 bts 2, 1 oenoeitet
!Diefe aber ^aben in ber neuen, [e^r lonferoatioen Searbeitung bie raeitefte Serbreitung
erlangt, ba bie op. 510. in bie onentalifd^en gro||en Jtird^enre(^$6fl(^ Sufno^me ge<
10 funben ^at (bas 9la^ere f. in meiner ar5geren 9[usgabe 6. 193—241). 3>ag bem
Bearbeiter, oer ben einseinen Spofteln oie einzelnen Sfirfid^e jugeteiU fyd, bie gonje
6(^rift befannt geioefen ift, ift oben bemerlt oorben. Der Slusbrud y^eorß/iTKogo?
finbet fid^ au^ in bem Srief bes SHezanber oon Slesanbrien an SQesanoer oon ftbn<
ftantinopel (f. Zj^oboret, h. e. I, 4) unb bei $feubo*3gnatius, ber mit bem Kebdtor
16 ber App. Constit. ibenttK^ ift (f. ad. Trall. 6 : av Xguniavol, äXla XQiariujEOQw).
Der in einem ber ^fafffqen S^agmente oorlommenbe ^usbrudf „deuiigai öuxrd^ag
Tcbv äjioGToXcov" (§an)e9, Iren. Opp. II p. 500) mag (f. diö, 14) auf unfer Sw^
jurüc^e^en (? ?). Semerlensioert ift es, boh Xertuüian, de orat. 11, gefqrieben ^: „Via
cognominatur disciplina nostra". S^^^nfaÜs ift bie Dibo^e f(^n frfi^ in bas
ao SIbenblanb geiommen, ja au(^ fiberfe^t n)orben. oie bas obengenannte Citat aus Pseudo-
cvpr., adv. aleat., betoeift. ^xtt ^igt oie @d^rift ,,doctrinae apoBtolonim^.
Siellei^t ift au^ $q)pol9t mit einer Slejenfion belannt geioefen, f. can. arab. 33 fin. 36.
Das „fanonif^e" Sntel^en unferes 93u^ — beffer bas „apoftolifd^e" — betoeift auger
Clemens unb $feubo*S9prian im SIbenblanb oieHeid^ nod^ Optatus Milev., venn er
26 de schism. Donatist. I, 21 fd^reibt : „Denique inter cetera praecepta etiam
haec tria iussio divina prohibuit : „Non occides". „Non Ibis post deos alienos"
et in capitibus mandatorum : „Non facies schisma''. $ier ift n>o^I bie Dibo^
(c. 4, 3) 5u oerftc^n; benn im ^ermas, an ben man junSd^ft benit, fep bie GteÜe
(Sunf mad^t, "^xXe 1894 6. 601 ^., barauf aufm^am, bag in ben Gesta
80 apud Zenophilum [p. 192, 6 sq. m ber Ausgabe oes £)|rtdus oon 3^^]
Aid. 2, 7 benu^t fei: „deus dixit: quosdam diligo super animam meam'' ; boq
ift bas niAt fidler). Sluguftin ^cd unfer 93ud^ ni^t gefannt ober er ^ es ni^t be<
ad^ten iDoIIen, toenn er f^reibt: „Ego in evangeliis et apostolicis litteris totoque
instrumento video praeceptum esse ieiunium. quibus autem diebus non opor-
35 teat ieiunare et quibus oporteat, praecepto domini vel apostolorum non invenio
definitum". Ob fiadantius (Epit. div. inst. 59. 60 ; div, inst. VI, 3) unfer »uf^ benu|t
f)cAf ift nid^t ausjumad^en, {ebenfalls !annte er bie „beiben SBege" (bas|elbe gilt oon
CLommobian). 3n ben pfeuboclementinif^en Schriften finb nur unfi^ere Spuren unferes
Su(^s. 9lm auffallenbften ift bie ^aralle Homil. p. 4, 25 (£agarbe :) äyaydvra avtor
40 ijil jioTajxov h jirjyijVf Sneg iaxiv C(öv vöog, cf , Aiö. 7, 1 f . ; anbere Spuren finb in ber
9lur>gabe oon$arrts p. 53 f. oerjei^net. 9Iuf eine ^araüelele in benSßten bes ^^ileos
unb ^^iloromus (Sluinart, Act. Mart. p. 519, Ratisbon. 1859) unb ber Aid. 1, 2
^at S^nl (X^6 1892 6. 522) aufmerffam gemad^t : „Dicit enim sacra et divina
scriptura: Diliges Dominum deum tuum qui te fecit''. Dod^ fann biefer 3uf<4
46 au^ aus 3efus Sirad^ gefloffen fein.
Sufebius (h. e. III, 25) red^net unfere Sd^rift 5U ben Antilogomena (v6^)\
er nennt fie rcäv duioaxoXayv al hyofieyai öiöaxai (Auf in : Sing.) unb ftellt fie non^
bem Samabasbrief.
(Etma 40 3a^re nac^ Sufebius ^t Slt^anafius in feinem 39. (^ftbrief oont 3. 367
60 {cnes 93erjeid^nis ber !anonif^n Sd^riften aufgeftellt, toel^es für bie (&ef^id^te bes
Äanons oon großer 8ebeutung gcroorben ift. §ier Reifet es am Sd^luß: 14AA' evexd
ye nkeiovog dxQißelag ngooridrifu drj tovto ygäwcDv ävayxauog (bg Sri iari xm
eiega ßißXia rovrcov e^aiy&ev ov xavovi^ofieva fxev retvTiMjLieva de Tiaga ton' jra-
rigcov ävayivcöoxeo^ai röig äpri Jigoaegxojuh'oig xai ßovXofieyoig xaTrjjreia{hu tot
66 Ttjg evaeßeiag Xdyov, Zocpia ^oXojbubvrog xai 2o(pla ^igäx xal *JEa^Q xaVIovdiA
xal Tioßiag xai Aidaxrj xaXovjLievr] tcbv äTioaröXcov xal 6 TIoifÄriv. xal ofAoy;
xäxeiviov xavori^o/nevojv xal rovrcov ävayivcoaxojuhfoyv ovöa/tiov Ta>r äjioxgv(p(or
juvrjurj xrX. (Mufin ^at bei feiner SBiebergabe, Expos, in symb. apost. 36—38,
an bie Stelle ber Aidaxrj xaXot^fievi] xrX. eine Sd^rift „qui appellatur Duae viae
60 vel Judicium secundum Petrum" gefegt unb eine Sd^rift „Petri Judicium" ei»
atiofteneipre 729
iDö^nt auä) ^ieronqmus, de vir. ill. 1, untet ben pfeubopetrinif^n 6^rtften. fiber
biefes SuA, [ein SSer^öttnis ^ur Diba^ unb aber bie 93ertau[d^ung bei 9luftn (öM [i^
fixeres nxqi [agen). Slt^anoftus f)ai ober ni^t nur felbft ^te unb ha (Sebrou^ von
bem »ud^ gemalt (f. de pseudoproph. T. XXVI col. 1253 XXVII col. 1881
3Rigne: ttoXXco /üloXXov äno tojv egycDv ö(p€Üeig doxtud^eiv rovg xQiaxeixjioQox^gf 6
cf. Aiö, 11, 8; 12, 5, Dor allem mx de virgin. T. XXVIII, 2 col. 265 sq. [bie
S^rift mirb für pfeuboat^naftonif^ geilten, ift ober Dtelleid^t oo$ eddt, f. Sid^^om,
Athanas. de vita ascct. p. 27 sq.], n)0 bas (gebet Aid. 9, 3. 4 faft oortlt^ mit-
geteilt ift: evyagioTovjuiv öoi, ndxeg — cfe Tovg aUbvag. SlnHSnge an bas (Bebet
e. 10 fmben fi(§ 1. c. col. 268, ogl. baju col. 273 mit Aid, 1, 1), ]onbem er fyii es lo
au(^ in bem Syntagma doctrinae (f. über beffen C^tbeit (Eid^^om, 1. c; fie {tel)t
ni^t feft) T. XXVIII col. 835 sq. für aRond^e bearbeitet (f. o.). «Kne neue, oer*
loanbte Bearbeitung biefer Bearbeitung liegt in ber pjeuboat^nafianMen „Fides
Nicaena" oorT. XXVIII col. 1639, ©el^e aKinaarelli 13.1784 5uerft herausgegeben
^at. Über bas „Syntagma doctrinae" unb bie „Fides Nicaena'' fyd Satif[oI i6
(Studia patrist. 1890 S. 119 ff.) gejubelt auf (Brunb neuen loptifd^en unb grie^
d^if^en Ünellenmaterials, ogl. au^ besfeßen gfeftfc^rift : Didascalia CGGXVIII patrum
pseudepigr., Graecis codd. rec. P. Batiffol, copticum contulit H. Hyvernat,
Paris 1887 (f. oben über 2* unb N).
Dag un[ere Dibad^e ben Slnftog gegeben fyxt ju ber Sntmidlung ber apo[toli[(^en 20
ftanones unb itonftitutionenlitteratur, folgt nid^t nur aus ber SomrtifqH^n 510. (f. oben),
fonbem au(^ aus obnli^en S^riften, loenn man [ie mit ber ^tbad^e oerglei^it. Se»
reits bie (Brunbfd^rtft ber 6 erften »üd^er ber apoftoli[dJen Äonftit. (1. I— VI Syr.)
I^eint fie ooraus5u[e^en, obf^on eine birelte Slb^angigfett nid^t nad^u^eisbar ift (f. bie
Sa^paraflelen I, 1. 2. 4; II, 1. 6. 15. 25. 34. 36. 37; III, 4; IV, 2. 3; V, 20; 26
VI, 13 in ber [ungenügenben] 9iüdEüberfe^ung £agarbes bet Sunfen. Analecta Antenic,
basu gruni, Sipoftol. >tonftit. 1892 6. 65 ff., ber eine birelte Slb^naigfeit annimmt).
3n bas 7. 93ud^ ber legten großen Slebaltion ber Slpoftol. 5bnftit. ift fte faft oollftänbtg
aufgenommen, aber suglei^ unfd^bli^ gemaAt (f. 0. über A). 2)er Sleboitor ift ber«
felbe, ber aud^ bie 3gnathisbriefe oerfälf^t uno neue ^insugebid^tet ^at SIu(^ bei biefer so
Arbeit oerrfit er Aenntniffe unferer 6^rtft. SBeber er (er lebte mo^I in CSfarea) nod^
(Eufebius bürfen aber als Saugen bafür angerufen loerben, bog bie Sd^rift im 4. fSafycf),
in ben Jtir(^en Syriens unb ^alaftinas in (Sebraud^ refp. in votütttn ibreifen befannt
toar. Dagegen aus Poppten baben n)ir au^ nod^ in ber 3^it nad^ Slt^nafius 3^iifi^
niffe, bag man bie Sd^nft oenoertete. Sier ift oor allem an bie Siebe bes 6$nubi 36
KU erinnern, bie oben (f. „Seh") befpro<|en u^orben ift. Slugerbem ift es u^a^rfAein»
lid^, bajs ^of), (nimacus (saec. VI !in.), 9Ibt im SinaiOofter, bie Diba^e gelaunt
bat, unb iwax beseugt er gerabe c. 1, 4fin. (entbedt oon Srqennios, f. SDligne
LXXXVIII p. 1029 : Evaeßwv urjv x6 alrovvri öiSövai, evoeßeaxiQOiv dk xal rcp
fir} ahovvTi' ro de äjTo tov atgovrog fii} änacteiVf dvvajuSvovg luiXiaia, raya^
x(bv &7iad(bv xalu6vo)v Xdiov xa^icnrjxev), Dorot^us oon ^alöftina (c. 590)
mag auf unfere öd^rift jurüdblicfen, ©enn er (T. LXXXVIII cod. 1840 Migne)
f(^reibt: Ilagaxcda) ac, rexvov, vTtdfievov xal ehvagimei hü xoig av/j,ßaivovoiv h
rfj äo'&Evein avjUTtzco/Liaoi, xaxä tov liyovra' Ilavta xä InsQXOfievd 001 (bg äyaiJa
jTQooöexov (cf. Aid.Sf 10). Darüber binaus baben roir, abgefe^en oon ber Äonftantinop. *^
§anbf(^rift 00m !jiafyct 1056, nur nodp 5U)ei 3^ugniffe aus ber morgenlanbifc^en Airc^e ;
benn mas 3onaras unb Slaftares angeben, tp roertlos (^ertlos ift aud^ bie bem W^a^
nafius beigelegte Spnopfis). 3n- ber Stic^ometrie bes !Ricep^orus nämlic^ ift bie Ai-
daxT] äjioaxdXwv mit oen ^erioboi ber Slpoftel unb ben Sd^riften ber fog. agofto^»
Itfqien 93äter oor meld^ le^teren fie i^re Stelle erhalten ^at (fie ftebt an 6. Stelle ^
na^ bem Ib^inaseoangelium unb oor ben (Elemensbriefen als diöa^rj äjroaxoXcov) ^
^u ben SIpolrQp^en geregnet, nid^t p ben Slntilegomenen. Sie erfd^etnt alfo ^ier oon
jebem 3u|ammen^ang mit ben ^eiligen Schriften befreit unb bereits in ber (Sruppe,
tn roel^r mir fie aud^ in ber $anbfcbrift bes Srpennios finben. ?tter bas SJerjei^nis
bes Slicep^orus giebt uns nod^ ein Slätfel auf. Die 3^^! ^^^ Stiften ber Slpoftelle^re ^
beträgt nad^ bemjelben 200. 3n ber §anbf^rift 00m 3- 1056 fte^t fie allerbings auf
203 feilen; aber bas ift lebiglic^ ein netlifd^er ßwfall — nad^ (Eotterill freiließ bas
3nbicium einer fpätercn gölf^ung — j benn bie !it\ltn bes Äonftantinoo. 9Kf. umfaffen
burAfftnittlicb 53 Su(^ftaben (bie SIbfürjungen mitgejä^It) ; bas aber tft fein Stt^os.
3laq oer Eingabe bei dticep^orus mügte bie Slpoftelle^re 7000 Sud^ftaben enthalten ; ^
730 XtiofteHe^re f[|Poftoltf(^e fttri^tMrbswm
ftc entölt ober in fBül^it 10700, ober, wenn man c. 1. 3—2, 1 obsieg, c. 0835
Su^oben, b. h. c. 306 tefp. 281 Stilen. 9Bte biefe 2)tffetein ju etllären ift, Netbt
bun!el. minesfaJh ober lann bovan gebadet iverben, bo^ bei nicep^^nts nur c. 1—6
ber itdax^ oeinetnt ftnb; benn biefe jtopitel umfoffen md^t 200, bnbem mir e. 114
5 6ti^n. — 93ie im Seijei^nis bes Sticepbofus , fo ]it^n au<9 m bem Serjei^nis
ans ber 3^it 3uf^nian$, loel^s einer Qqxifi bes änaRa[iu$, SßcAncxäftn oon 9n<
tioi^ien, ange^ngt ift (Serjei^nis ber 60 fanonifd^en Sfld^, f. d^^^r <^f<9^- bes
3lXli(^n jtanons II S. 292), bie mgiodm xai itdaxai xatv dTiooiolcov «nter ben
9[pofr9pben, unb jiDor an 17. Stelle nod^ ber $etnis4lpo!al9pfe nnb iwr bem Sar^
10 nabosbrief .
Die uns betannte (gefd^ic^ ber Spöftellebre im 9Rorgen(anb Kuft in mo^berftfinb»
lic^r Slbfolae bis jum 9R[. oom 3- 1056 ; mbeffen finb es bod^ nur grrogmeitte, bie
mir aus biefer ^^Mid^te fennen, oielleii^t nur einefiinie. Sbllig im Dunfeln liegt bie
(&e^id^e bes Sucres im Slbenblonb. Dos ^Problem bes Xitels bes Sud^es ift allefn f Aon
16 geetanet. auf bie fifiden unserer Jtenntniffe aufmerifam 5u motten. Sl^Mtnaftus, Sti^,
bie latetnifd^e Öberfe^ung unb 9Hcep^otus bieten didaxi] (rwv) iTioatöktov, QufAnis,
^feubocQprian (unb Sfnafiafius) bieten iidaxai twv &jioisx6X(m', bas SRI. bietet: diia'p]
h%Foiv. Slnpeft^ts ber gänjlic^en Unbejeuotleit biefer Zitel mfarb man bie gftage, ob
20 fie urfinrfingtu^ ftnb refp. ob ber }meite urtprflngli(| ift unb fi^ olif bos gonje Su4
bejie^t, bo$ nid^ mit ooller 6id^r^it beja^n IBnnen. Dajj er aus inneren (Srfin^
ben nid^t ^ beanftanben ift, ift oben gejeigt morben.
10. Sebeutung ber 6dbrift. Son c. 7 bis jum S^Iuglapitel ift feber Hb<
jd^nitt ber tHpoftelle^ eine Urninoe erften 9langes für bie 93er^Itnif|e, oon benen jie
25 ^nbelt, alfo in SBejug auf bie Zaufe, bas Sr^en, bie (Sebetsorbnung, bie (Eiu^odfKe,
bie Spoftel, ^ropMen unb fiebrer. oie 9ßanber* unb 9tieberia|fungsorbnung, bie Gorni-
tags^eier, bie (l^tflopen unb Dialonen. Slber bie ^fte S^utung ber Sd^rift liegt
in emem Doppelten: 1. bog fie es uns etmbglid^t ^t, bie äßefte Organifatüm ber
d^rifttid^en <&emeinben im 9leid^ beffer tennen ju lernen unb einer 9lei^ oon obgeriffenen,
30 bunflen unb ba^er menig beo^eten Quetlenftenen bas (Semic^t mfi^sugebett, bos i^neit
gebü^ (f. meine grbftere tlus^be 6. 88—158), 2. baft ffe un^ in „ben betben SB^n*,
oie in engfter Serbinbung mit c. 7 fte^n, gejcigt ^t, mo bie 3ntere|fen ber SUeften
(E^iften^it im Wei^e gelegen ^ben unb toie biefe C^riften^it, in bas (Erbe bes
3ubentums eintretend, bas tn \\i) aufgenommen ^at, toas i^r bas ?12. unb bos fort«
36 gefi^rittcne 3wbentum überliefert Ratten, roas bort aber mit gtembem unb illeinli^m
be^ftet geblieben roar. Die sa^lreid^en parallelen aus bem lalmub einetfeits, aus
^^ilo, ben Sibyllen u. f. ro. anbererfcits, 3U ,,ben beiben SBegen" finb oon l^ftem
Selang ; bebeutfam ift au(^, baß in ber Urgcjtalt ber beiben SBege bie Stellen aus bei
Sergprebigt no(^ gefep ^aben. C^s i|t oben bemerk morben, bog mir !eine fi(^n
40 (Srünbe bafür beftt|cn, bafe in ber (E^rtften^eit „bie betben SBBe^e" in ber fütseten
Sform je für fi* exiftiert ^ben. 9lnbererfetts ift es, toie oben gejcigt roorben, übmvs
toaMi^einli*, baß unter ben aricd[|if^en 3^^^" n^^^ beiben SBege" ISngft befomn
gemejen, bag fie alfo oon 3uben entworfen roorben finb. Unfere Aidap) oer^It fü
ju btefer i^rer Vorlage fo, roie flc^ überhaupt bas alte C^riftentum jum ^ubentum ofr^
46 galten ^t. 3tboIf ^omotf.
«poftoIHcr f. aipoftelbrüber S 701, 46.
«poftollfc^e fttn^enorbttttttfl. — «uSgabcn. (yriec^ifrf|. 1. 3- ^B. SidfcII, ®cfdiid»:c
bcö ilird)cnrcrf|t§ ©b 1 ®icBcn 1843 @. 107—132. 2. $. bc Üagarbe in Analecta antp-
Xicaena rec. Ohr. C. J. Bunsen Vol. 2 = Christianity and mankind Vol. 6 ^Sonbon 1**>4
51) @. 449—460. 3ft mcl)r JRüdüberfefung ber fc^r jungen, fopttfc^en (fal^ibif^en) ^Qnbf(6nft
fclb. N. T. extra canoncm rcccptuin, iicipgig 1866 Fase. 4 o. 93-106. ed. altera 1öS4.
56 3. 110—121. 7. ?^. S3n)ennioö Atöaxt/ twv öuu^iyM dTooroV.eor, Äonftantinopcl 1883. e
oß'-:r/. 8. St. ipaxnad in 1\X II 2 1886 e. 225— 237. 9. 5. X. 3unf, Doctrina XII api^
stolorum, Tübingen 1887 S. 50-73. — \^ttt)iDpifc^. 3. Subolf, Ad suam historiaffi
aethiopicain commentariuf*, gi^anffurt a. ^. 1691, 6. 314—323, mit latcinifrf)er Übcrfe|(UB9.
3cinc .t'>o«b(cl)rift Ift ber oixl. aothiop. L, V. 3 beö Museo Borgia im Collegiiun Urbanas
f^0(ifd^ fNWIeimkMmg 731
de Propaganda fido in ^Hom. — iCoptifc^ (bol^dvift^) 1. ^. 2:otlam, Tho ai>08tolical con-
Htitutione or canons of thc apoeües in coptic with an engliah tatuirimtioD, £onbon 1848
@. 31—92 itQc^ beut Borolin. or. 519 a. 1804. Sbit bo^idfc^ ^r^itm ift eine Ü6erfe^nn$)
bcv fa^ibif(6«n. — (fa^ibifcft) 2. % be ßagarbe,..Aegyptiaca, ©ötrtngen 1883 @. 239-248
imd) bcm Mus. Brit. or. 1320 a. 1006. Öftnc ÜBcrfcjfnnp. 3. U. Bouriant im Kecueil de 6
travaiix rclatifs ä la philologie et ä Tarch^logie ^^ptiennes et assyriennes 9)b 5 $art^
1883 f. 6. 202-206 nacfi einer fe^ jungen ^anbfc^nft in Staxxo. ®benfall» unüberfctU. —
©l)rifd). (SoIIation bc« Paris, eyr. 62 (= suppl. 29, = Bt Germain 38) eaec. IX bei ^.a^
c[arht, Reliquiae . . . graece S. XXI. — 9[rabif4 no^ unebiert.
3n ben mentaltf^n Serfionen ift bie JtiK^enottmung eifiaUen ab Se|tanbtetl lo
eines großen 9{e^tsbud^, bas metft in pDei Silber ju 71 unb 56 cc. eingeteiTt ift
unb Quger ber apo[toIi|4^Ti ftirt^enotbmmg ito^ bie Sg^ptifc^e jUr^enotbnung (bentfd^
überfe^t in 311 Vi 4 S. 89—186), einen Stuöjug aus bent afiten 8u4e ber apofto*
lif^en Jtonftttutionen unb bie opoftolifc^en Stanones ent^&It; bie apojlo^Ae itir^en»
orbnung untfogt bie cc. 1—20. 3finger als biefe Einteilung bes Sled^tsbu^es in yoti i5
SBfl^er unb 127 cc. ift bie anbete, in wtläfn auf bie apoftolif^e Stixc^enorbnung 30 cc.
fommen (ogl. 35K5 XV 1895. S. 14 f.) ; bie {fingere ©ntdluna fft feit fiagarbe au^
in bie ausgaben bes gried^ifd^n leries aufgenornnten, — ©ie tlmige wüpanbige
grie^if^e §anbf^rift ift ber Vindob. hist. gr. 45 fle^t 7) saec. Xll ; ber Ottob.
gr. 408 saec. XVI entölt nur c. 4—18, ber Mosq. bibl. synod. 125 saec. X 20
nur c.4— 14; au^ ber S^rer ift ein Slusjua, er unrfaM c. 8— 14. flebwi bent Vindob.
finb bie n^ic^tigften 3^U8^ ^^^ b|)ti]^e, ölgio^fd^ nmb arobif^e?) abetfe^g; fie
finb no^ nii^ in genflgenber SBeife ^erongejogen iDoroen.
Sitterotur. Die Soneben ber ausgaben, oor ädern ber SideOs unb ^amads.
91. Äran)uö& in !rßDS »b 64 1882 S. 359—445; 8L öomad in 311 II 5 1886 25
e. 1—56 unb in: (Bef^ic^te ber alt^ftli^ fiitterotur bis (Eufebius Sb 1 £eip}ig 1893
S. 451—466. 3n 311 II 5 f^neu)et ^amadt aus bem yaktitn Xeile ber Jtirc^en«
orbnung jroei Srtagmente alter ilirc^enorbnungen heraus, iDooon bas erße ben n^efent-
li^en Sn^It oon c. 16—21, bas jroeite — mit bem jmeiten c. über ben Diaionen
beginnenb — c. 22—28 umfahi Seibe Quellen foBen aus bem jmeiten S^^^^unbert ao
ftammen. (Segen biefe QueKenfc^eibuna aber fpri^t manc^erki. C. 22—28 l^Sngt jo
eng mit ber litierarif^en Jjform ber AirdSenorbnunn, einer Debatte auf bem ^[(»ofteBonjtl,
5ufammen, bog ficb biefewe ni^t objtreqen ISgt. gr^rner entnimmt $amad feinen ^aupt-
firunb, um sioei uuellen }u lonftatteren, aus ber bofipelten Seftimmung iiber ben Dm«
onen, c. 20 unb 22 ; aber nS^er burfte liegen, bie Dublette baburd^ ju erflSren, bag 35
e. 22 fpoter eingef^oben mürbe; fol^e 3nt^olatioiien finb in ben Aird^enorbnungen
^öufig. Snbli^ lagt ^omad bem 9{ebaftor ber apoftolifd^en Jtir^enorbnung ni^t oiel
me^r ju t^un übrig, als alte Urbinben o^ne (&e[i$ta gu befi^netben unb o^ne pxah
tif^en !i\xyed gufammenguftellen; aber fol^e Sieboftoren finb immer oerbäd^tia. —
£. Ducbesne in Bulletin critique 3Jb 7 1886 S. 361—370; 91. So^m, Atrien« 40
re^t »b 1 fieipgig 1892.
Der SZame (moftolifi^ Air^enorbnuim fkmmt oon Sicfell ^r, bem trften heraus»
Seber bes grie^d^n 3:extes. Ob bie Sd^rift im Altertum einen feften 3:itel gd^abt
at, !ann bejioetfelt »erben. 3m Vindob. ift fie flberf^rieben M duaxayai al dtd
Kkrifievroq xal xavoveg ixxXrjoiaatixoi to)v äyicov äTtoaroXcov ; feit SSirfell bat man 45
bie erfte ^Ifte biefes Xitels geftridben unb bie peite als bie urfprfinglid^e llberfc^rift
unfrer Airi^norbnung genommen, iaber bie Ubertorift lautet anbets im Ottob., mieber
anbers im Mosq. 3n bem orientalifd^en SRed^bu^e finb bie 3:itel ber bort gufammen-
geftellten oier S^riften geftri^n; aber bos gange Sm^ ^eigt Canones patrum apo-
stolorum, quos constituerunt ad ordinandam ecclesiam christianam (Ludolf 314); 00
es m&re möglich, bag bas gange 3Beri feinen Flamen oon feinem erften Seftanbtetl,
eben ber appitolifi^n Airi^enorbnung fyd; unb bet 9tame fdpeint ja mirfli^ eine er«
noeiternbe Uberfe^ung oon Kavoveg ixxXrjotaartHol rmv äyUov asioaxdkiav gu fein.
aBcnn aber Mufin im CJonimentarius in symbolum apostolorum c. 38 (MSL 21
Col. 374) mit ben Duae viae vel Judicium secundum Petrum (ogl. 21. ibramu^ &5
:360) unfre 6^rift im Sluge ge^t ^, mie ^ilgenfelb glaubt (biegen $amad, aang
anbers 3ö^")f *^wn f^int bo(^ bie 6^^ oon 2lnfang m unter oerfd^iebenen Itteln
umgelaufen gu fein, menn fie au^ fiberall als apoftoUf^ galt.
Die opoftoltf^e Airi^enorbnung ift eine, kinesmegs ^armlofe, pfeuboapoftolij^
($äl[(^ung. 3ö>ölf 2lpoftel finb gu einem Aongil oerfammelt, um naiQ einem angeblichen (x\
732 SMi0fl0(tfd^ fttn^cHorkwiim
i^cfc^Ic C^riftt bcr SBelt eine ftiri^enorbnung ju geben. Slber es finb ntc^t bie 3nw|f
einer ber eoangeIif<^en £iften, (onbem: 3o^nnes, Vlott^öus, ^etrus, Xnbreas, f}^>
lippus. Simon. 3^'0^us, Stat^anael, Z^omos, Rtjpfyis (bei oon ^ßetnis unteifd^iebeR
roirb), Bartholomäus unb 3ubas 3ttb^<- ^^^ ^^te Sotant ift Sohnes. ^i^>ez fomrat
$ in ber genannten 9{ei^enfoIge 3U SBort; toenn 3ubos 3<^^i \^% [0 ift oo^I mir bie
^nb|<^nftli4e ilberlieferung boran [d^ulb ; bie oeclorene Partie roirb m bem Sd^Iug bcs
Ottob. [teden; benn bte[er gebort gemig jum urfpifinglt^n Seftonbe ber Air^norbnung,
ba er ber riba<^e IV 9—14 entnommen ift 3laiji^ ge^ bie Sebcdte ^tn nnb ^,
geaen Cnbe machen auäji SDIaria unb SRort^ 3®if4^nbemeriungcn. SBos bie 9p«)Ad
10 beitimmen. ift beutli<^ in jioei Zeile jerlegt, einen moralif^n c. 1 — 14 nnb einen
Iir4enre4tli<^en c. 16—30. 3m erften Zefl fyd ber Serfolfer bie Dtba^ 1 1 — rv'8
faft n)ortIi4» ausgefd^eben ; mos er jufeM, lä^ ieine Zeid^enj exknnen; ousgr^f^
aber ift Tiba^ I 3—6, unb ba gerabe btes Stüd auc^ in ber alten latehtifil^ Ubei=
[e^un^ ber Tiba^e foroie im Samabosbriefe fe^lt, ift onjune^en, bog es ur^^ngli4
15 ni^t in ber Tiba^ |tanb. Xer S^Iug bes erften Zeils c. 14 ift bem Samabosbrieie
XXI 2-4. XIX 11 entlehnt SRit beutli^ marüertem Öbergana c. 15 ge^ bciSer
f äff er ju ben lir^nre^tli^en Sorf^^en i^r. (Er ftirül^ üba oie Sif^ofoo^ c. 16,
bie "J^iresbQter c. 17. 18, ben £eBor e. 19, bie Xidonen e. 20 (jum jDeilenmal c.22),
bie SBinoen c. 21. über bie £aien c. 23, über bie %iog,t ber oetblu^n ^tdonie
so 0. 24—28; S^Iuhermo^nungen c. 29. 30.
?ie oportolifoe ittrt^nobnung ift in jeber ^tnfti^ intereffant unb le^oet^. So
f<bon ibr Serbältuis ju ben Eiligen Sänften. £er Serfaifa fennt bos 9Ridt^>
irxKin^elium; er citiert es me^xfa^. freili<^ ungenau, daneben ober bringt er ein apo-
Irppb^ ^^ermiport. ..bog bos S^nmAe bur^ bos Storfe gerettet oed^en foü"; nA
s fein Beridit über bos erfte 9benbma|^I ftonb in einer unbehmnten Sluelle , oenn a
nidit gar aus freier $»anb erfunben ift: Slorio unb SRort^ n»ren jngegen geoefm
Slaria bätte gelotet, bes^olb bötte ber ^err bie gnnien obfeits gefteHt gür bie ftonßi'
tution ber iptfesb^ter beruft ft4 ber Sofotfer in eigentümlid^ Wt^t onf bie ^im^
Iii(ben i^rtsbpter 9pl 4. 4. vie fiberbouirt bie oonje £tbnuna ber irbü^ien Ainte
» nüÄ bem ^i^orbilbe ber bimmlifAen ^iermr^ie fiq oonjie^n fouL Tie ^[kthontlhiefe
bat er Ucb genau ongeteben. ebe er bie ftirAenorbnun^ nieberfcbrieb; feine Sittenfpvgd
für bie Alerifer finb benen in 1 li nacbgebübet; fonn gebraudbt er Don ^ß<mlns um
nur l Ao. rrageles aber ben eriten AlemeRsbriei; über bie Senu^ung i?on Somabos
ur.> ^er ribadbe in f<bon gefpnkben. 3^?n einem neu:eftamemlid)en ftanon ift oDo noä
» nii: ^ie5\e^«, Tie bodifte 3n»icnj für ben 9?eifaMer in „berj^cn" („ber fie^rer*), unfi
nxis er ..??rberge»acit böte". Sebbon i?trb »eine S?ieber?eto 5U 2ob" unb Strafe c-
nxinet.
^Hr bie <$^e'cbid)te ber frnblitben ^ei^atfunq !cnn bie febeutun^ ber SArvt ban
bco c:enuc: ar^ce^dllacien iperben. 3:e embälx ^[>tinter. c?n ^rl^ SBiöti^feit. bos mcc
*o über e^y^elne fecrte" übbanblunce^ »Äreiben !ann unb getrieben bct Um fo Hhoee
ipiec:: ^eilii ber ffianjel. ^a5 ^:e >fed>enür?nun^ h tax} zircfy fft IRanAe fcr
ü?:cbtij:«ren ^efrirr.Tnunjien »inb nir uns ntit mebr ;u verfteben: mebr als tin ibiäfni
ih boTÄl^fLric:. Tte aefeilberte 3?eno»»unj xh ^:e, beld)e »ii in beiiRitte bes jaxiir.
Csibrbu-:>ers cHcenie:! >urd)c:e*eKt bei "Tie ^i!>eT::ern^e bei^ jBMI ncd^ bie S^l^c
*i »00»:. c>fr ^t^ .Älcms ^eceriübir ih Kt ^ä& \ts «?r?5. bie :2aien. jan fS^ebeM
Nizfliöre:. ?er Älerts Nis üJon frTnmi 5::^Il!; r.iit ucr — beneb aas 5«
lidje-. ij^T:ern>eNK:7:ae':: 3?r*4r. i?resbo:ent. r:c!rf.eTr. S<!tc: nnJ SBinpen. tc
?!«&?? a?rr^ vi ^eI Segel rrt Nc-. :ninr.lii«t Sitglii^ier: ^er ©errteinbe gencbb: c
Srall: ^:e i-.>eri Älcr^:. Tte U-cen4e->urg rc- bcbereir urJ) n:e>ereTn Ate
so Itec: •,^::^fi: cus >f~ i?<*:äir!:«is >cs i^rc^vts. >:« er t'rrzil >en 2tha€ vcz br
r-rfrte-. r.izn -O >:e Jrice Ä-±I:en. ?c Jrrr-er. lui jz't Äjsr?:en?t als iiieftr:ät
i?Ttsi^r£: ;rL?rlc^r. t:>. Tcs ^erScIret :-. je*sälec:iaer SejiÄTtg m ein ^aa
ce':isr*--± *i^: ><r Äi^z^il >fs AlersLS: ^:" 5fcj* '^Z scnrclü nn&esxif 5r?
^:i l«:t*~e: i':«:. hr-.irne i^i-:-:er. 'z7.tr. 'tS. rr ^:e wieirrr?: »r-.^ e^er nkia. Je
» crc-ec:.rr<": Il-.ci-.pf i-TTc.:?-:- 3x:-u>:*--::i rr'> r-± r:- >eT: iui?TteTr ge»röc
j^ r«-y,:i*: r-^-::e t-.^ -.ur S:=«- *ee::-.ei T*-^ iirü^- rr:> ^ä Änf3ö«iwF
V.r: ^r:fe 1-^ ^r: -.: r=.'.\^<z Ä- r«: l-.i^^-l:«-: :1 iA<-:>&e"A>i>ur.b> vd¥:^
l:il>? IVbc. r: rl: ^:^ iiSrce- Sre::?- Ti:::::r. fc: Vr ieJr: •»:;& erte SxswbiK
er TTLs: iii: t^: et-ret r-Tit Srrrcc icSr-:. 'r-^r-: ci.4 CTXce^cöi iein: c K
« r:^"L ^:^ « ;t. iJ'^se ^^: i'stz fec-^lvre-: -:<i:: >s cT.« beÄi ^Qli aniL >«?
V)i0ft0liffi|e ftfan^eitorbMiiim 733
[ein Sinti neben ber 6(^rifilefung ou^ bie S^rebigt tft, loenn eben ber Stf^of borauf
oerji^ten mugte. Dos 9mt ber SBHmen ift geteilt: jtoei finb bo, um fflr bie Se«
brSngten 3U beten unb gSttlic^e Offenbarungen }u enq^anqen, eine jur ^eoe n)eiblid^er
ftranfen. Der (Sottesbienft ^t no(^ lein gefd^nebenes Sittuol, aber eine fejte (&eix)o^n«
^eit ^at |i^ lange gebilbet. Sine loirili^e Jtir^e loirb oorausgefe^t; au^ ein Slltar, 5
i^voiaarmtov genannt, ift oor^nben. Sonntägli^ finbet ber (Sottesbienjt ftatt. Der
£eftor ift als ber Srfte jur Stelle, b. ^. ber (Sottesbienft beginnt mit ScQriftoerlefung.
93if^of unb ^resbqter ^oben i^ren $Ia^ am SHtor, bie v^esbqter rei^ts unb lin!s 00m
,, Wirten''. Sei ber Slusteilung ber (Saben an JUerus unb Solf unterftfl^en bie ^res^
b^ter 3ur ^it^ttn ben Sif^of, bie 3ur fiinlen (b. ^. bie Diaionen ?) {orgen für auMo
gemeffenes Ser^alten ber £aien ; im Slotfall einmen fie [ic^ ju bisjiplmarifc^em Sin^
(freiten. 3m (Sottesbienft ^ben aud^ mo^l bie SBitroen i^re Offenbarungen mitgeteilt.
60 tDo^lgeorbnet bie (Einjelgemeinbe ift, fo primitio ift bie Serfaffunq ber Jtird^e
im ganjen. (fo roirb ber 9^11 oorausaefe^t, bag bie (Semeinbe ju Hein ift, um fi^
felbft einen Sif(^of ju roö^Ien; bonn foU fie ju einer gefefttgten, b. ^. einer grögerenis
unb bereits or^anifierten SRa^bargemeinbe fAiden, unb biefe entfenbet, um bte Wcäfi
einpleiten, bret SDlanner, bie nicqt einmal ^erifer m fein broui^en. 60 ^aben fid^
auq iDo^I bie (Semeinben ber ölteften 3eit ausgeholfen.
Den gansen Sl^parat einer opoftolif^en gfiuion ^t ber 93erfaffer aufgeboten^ um
einer üeinen ungebtloeten (Semeinbe eine 93erfaffung m aeben. Das ift bie emsige 20
SeobaAtung, bie fi^ mit ooller SiAer^eit an ber a^opolifd^en Air^enoronung mamen
lö^t. Der 93erfaffer n^eig, bo^ bie (gemeinbe no^ ni^t sioölf enoa^fene 9R&nner ^at.
Dte Alerifer jinb barum auq fe^r n^enige; bas ^resb^terbUegium befte^ aus imtx
9Rann; ein etnjiger £eftor reid^t aus; au^ für bie Aran!enrflege bei grauen n)irb nur
eine SBitme eingefe^t. Der SiMof brandet nid^t unbebingt t^eologifi^ gebilbet 3U fein ; 25
^erjensbilbung genügt. Unb oer einzige JUerüer, ber ben Sägern niAt fem[te^n
barf, ber £eItor, miä> [0 ^erausgeftri^n, bag er faft als bie n^id^tigfte H^erfönli^ieit
in oer (Semeinbe erfd^eint. 9lu$ arm muh bie (Semeinbe geioefen fein; es fep ni^t
an ab|(^^igen Semerbingen über ben 9leic^tum. SCber man begegnet ber Slot burd^
bie £tebe ; baju ift bie ®emeinbeoerf affung ba* SHIe Aleriter — mit Slusna^me bes so
£eItors — ^aben ben Seruf n^o^hut^un : Sifd^of unb ^resbqter bei ber (Sabenoerteilung
im (Sottesbienft, Didonen unb äBitoen, vottm fie bie Aramen unb Slrmen auffu^en.
Die ^eimat ber opoftolif^en Air<^enorbnung f(^int %^pten ju fein. äBenigftens
^aben einige i^rer (Eigentümh^Ieiten parallelen bei Sg9pttfd^en Sd^riftftellem. 60
f^on bas etmigartige ^ofteloerjei^nis. Slud^ ber SHezanoriner (£lemens unterf^eibet ss
Aep^ oon ^etrus (Eusebius h. e. I 12, 2) ; SRaria unb 9Rart^ fpielen neoft an^
bem 3üngerinnen eine SloIIe in ber loptif^en $istis«6op^ia; unb bios apoIrQp^e ^erm«
toort müxht man, menn man raten barf. am enten in bas ^9ptefeoangeIium oerle^en.
Unbebingt fi^er finb biefe ^imoeife fretli^ niiQt. Unb aus ber llberlieferungsgefd^t^te
lö^t fi^ no^ loeniger entnehmen. Das orientalif^e Sied^tsbu^, in bem bie apoftoiifd^e 40
An:^enorbnung oomean fte^t, fte^t ^0^ in (Ebren bei Syrern, Aopten unb ^iopen,
unb srpar bei allen i^ren md^Ii^en ^orteten (ogl. 3A(& XV 1895 6. 13 f.) ; banad^
lann Slg^pten fo gut mit Serien bie Air^enorbnung ^roorgebrad^t ^en. 9a)^ (toerer
ift bie (Entfte^ungsjeit ju beftimmen. (Es ift yam jn^etfellos, bag bie apoftolifd^e Andren«
orbnung jpif^en ben beiben Sqriften liegt, mit benen fie am meiften Senoanbtf^aft 45
^t, ber Diba^e unb ben opoftolifqen Aonftitutionen, alfo jroift^en ca. 100 {na^ m>
bem ca. 140) unb ca. 400 (nam anbem ca. 360); aber n&bere Seftimmungen ju
treffen ift f^on besn)egen augeromntli^ f^ierig, n^eil fie niqt in einer SRetropole,
fonbern tn einer abgelegenen Dorfgemeitü>e entftanben ift. Dort aber ^en fid^ alter«
ifimli^e 3uftanbe lange geilten. Aber wtlätt bie Krd^nre^tli^e (Enüoiifiung im großen 50
längft ^imoeggegangen mar. Slu^ fte^t bie 3ntegritfit bes Xea^tes ber Air^enorbnung
ieinesioegs feft. Dte Dorfgemeinoe, ffir roelc^e |ie gefd^rieben n)ar, ^t fie längere ^tn
benu^t; oas jeigt ber alte 3^1^^» ^^^ ^^^ 3^^i ^resbqter auf brei oerme^e; au^ bas
iVDtitt Dia!onen!apitel f^eint eingefd^oben m fein; uitb fo mag fie noäf manäft 93er«
änberungen erlitten ^aben, bie fiix uns niqt fo erlennbor finb. 3mmer^in ift bas oierte ss
3o^r^unbert mit groger 9Ba^rf^einIid^!eit ausjuf^lie^en, n)ett bie SDletropolitano^affung
unb anbrerfeits auä) bie derlei minores fo oölltg unbe!annt finb; oie Serfaffungs«
gefd^i^te oenoeift fie au^ in bie l^txt na<^ 150. äTon ber fomit übrig bleibenben 3^it
150 bts 300 tarn man oiellei^t no^ bie erften 503Q^e umoabrfc^inli^ maAen, n^eil
bie Segriffe Alerus unb£aien, bie Stufenfolge Sif^of—^resbqter— Diaion, \om\t ber«
734 Slli0ftoKf(^e fttr(^ett0rkwui( ll)Mft«tffd|e A^ttfKtiittQiteit mtb StaunmH
eine unb anbete $[usbrud einet fpöteten !Xenntnologie mo^l einige ßeit gebtauc^ten, im
in iDellabgele^ene (&egenben ju lommen. SCbet me^ lä|t fi^ nU^t ßpen» weü bie
opoftoli^ Atti^notbnung als äkcfaffungsurlunbe etnet I)ocfgemeinbe eine fo eiiqig-
attige ^tift aus aö^riftli^ 3eit ijt. «««»
5 üfuifbiltfd^e ft^tt^tittuineii «ttb fttiitiiitcd. :^ittetatut: 3. ^ IBicfrll, (ilefc^ic^te bc9
mtc^ente^td »b 1 Q^iegen 1843; f}. 3S. gfunt ^ie ^poftoUf(^en tonftitutionen, Slottenburg
a.3l, 1891, bott bie meitete fiittetatut. — Sludgaben : ual. gfunl @. 24— 27 ; oon fBid^tigfeit fiiib
folgenbe: 1. Xte et(te ^u^abe betßanoned (in bet dcejenfton bed S)ionnftud) Tomus piiiDiu
quatuor concilionim gen^ralium ($and 1524 t)on ^acqued ^tltn) lol. 2' — 3^. 2. Xir
10 erftc 9(uSgabe bet ^onftitutionen Constitutiones sanctorum apoetolorum ... F. Tarriimi
(de la Torre S. J) . . . Venetiis 1563. ®ute 9(udQabe ; noc^ ie^t unentbel^tlic^ megen ber
5U (S^tunbe aelegten t)ortteffü4en ^anbfd^tift aud l^teta. 3. SS. Patrum, qui temporibos
apoetolicis noraeruDt . . . opera . . J. B. Coteierius (Cotelier) . . . emit. . . . Beoensoit
. . . J. B. CiericuB (Leclerc). Ed. altera . , . Vol. 1 Amstelaedami 1724 ©. 190—4*».
15 iRit teic^en (Stnieitungen unb ^öc^ft »ertt)olIen iRoten, ba^t r>on untjetgSn^Uc^fem Sert.
2:ei(»etfe abgebrudt bei 4. MSG 1 Col. 509—1156. 5. CoDStitutiones apoetolicae . . . re-
cognovit . . . Quil. Ültzen. Suerird et Bostochii 1853. S3equetne ^nbaudgabe; t^re %a*
ragrapf)eneintei(ung foUte aUaemetn te%ipiett metben. 6. Coiutitutiones apoetolorum P. A.
de Lagarde edidit. Lipsiae - l/ondini 1862. Sitb mit 9lec^t ald bie etfte ftttifc^e 9udgabc
20 be^etc^net. %btx bie ^etange^ogenen ^anbfc^tiften teicj^ten tool^I nic^t aud. unb ftnb jeben*
fall« falfcf) beurteilt (ögl. XU II 2 @. 171 f. ; VI 4 @. 33). 7. J. B. Pitra, Juris ecde-
siastici (^raecoruiu historia et monumenta. i?oin. 1. Romae 1864 @. 1 — 422. Slmnt x>\tk
neue ^anbf^riften, benäht Tte abet nic^t, unb ift unfritifc^. 3nt achten fdn^ »eici^n bie
^apiteleinteilungen bet ^u^aben ryon einanber ab. 9(uger Migne unb Lagarde enthalten bie
25 ^u^gaben bet iFonftttutionen aujd^ bie ^noned ; bie ^anoned adeln ftnb unenblit^ oft ^nmd«
gegeben : in btn mei^n ^on^ilienfanttnlungen, Dielen 9(udgaben bed Corpus juiis ciyilii n.
oed Oorpus juria canonici.
Die SlpoftoKf^n jbnftitutionen finb betitelt: Atarayal (a\iäf AtardSetc) roVr
äyUoy äjiooTolcov diä KXrmsvtog tov 'PcüjuaiCDv huoxoTiov xe xai noltrfn.K Ka-
30 ^ohxi] didaoxaXia ; fie finb eine Aitd^notbnuna, xotli^ bebauptet, oon beti ttioftebi
petfagt unb but^ ben 9ldmifAen (Hemens ber 5ttt^e flbermtttett 5U fein. X>iefe S^
^uptung ift eine gfiftion. SIber fie ge^ in bet 3^ auf fe^ alte 5[;iueIIen jncid,
bie öon einem f^tifi^en ftletifet — bem „JBerfaffet" bet Äonftttutionen — um bie SRitte
bes oietten obet Einfang bes fünften 3^t]^unbetts jufammengeatbeitet touiben. 6ie
35 befielen aus a^t 93ü^tn, unb biefe (Einteilung ift utfptüngli^ ; n^ie alt bie AopiM«
eintetlung ift, mug no^ untetfuAt toetben. Die 85 opoftoltf^en ilanones: Kavovn
T(bv dyUov djioGTolcov (obet öpnli^), xDolkn untet betfelben 3Raslt nie bie Aonfti^
tutionen, abet in bet ^otm oon Sqnobalbeftimmungen eine bunte 9{ei^ oon teils aUeii,
teils neuen tit^Ii(^n (Sefe^en einptägen, 00t ollem abet bie jtonftttutionen 5ur Geltung
40btingen. Sie mfiffen lutj na^ ben Aonftitutionen aus bemfelben Ateife ^enm«
gegangen fein.
Q^on im Slltettum unb 9RitteIaItet ift bie apoftolifdbe $etiun[t bet ftonftitutionei
unb Aanones nid^t unbefttitten geblieben. Das !ttunanif^e itonjtl in Jtonftantinopel
(quinisextum) 692 c. 2 etlannte bie (Ec^t^eit unb bie ®eltung bet 85 ftanones an,
45 oenoat^ abet bie Äonftttutionen : fie maten oon ^otetifetn oetfälf^t. Das Urteil f^ist
im Dtient allgemeinete (Geltung ae^abt ju ^ben. Denn oot^et unb nac^^r finb bie
Aanones in me^tete Üt^enre^tUc^e Sammlungen aufgenommen n^otben; quc^ finb fie
oielfad^ übetfe^: ins Sqtif^e, ins Aoptif^e (unb stoat ins Sa^ibiJ^ unb So^irif^),
ins m^iopifd^e unb ins Sltabif^e. 3m Dccibent besei^nete fie fteili^ bas na^ ®elafiu5
GO oon 9iom genannte Deftet (im Corpus juris canonici Dist. XV c. 3 § 64 ; pgL
A. 31. Stebnet, 3ut (Sef^i^te bes Aanons. ^alle 1847 6. 221. 285. 289; 3[. Rok
Det ^eilige gfauftus, Sif^of oon Sliej. Stuttgatt 1895 6. 59—71) als apolr^p^; mi
Dionqfius (&etguu$ (um 500) nennt fie bie Canones ,,qui dicuntur" apostoloruni,
überfe^te abet tto^bem bie etften 50 cc. ins fiateinifdbe unb na^m biefe Uberfe^uns
55 in feine fit^ente^^tli^e Sammlung auf. 93on ba aus tamen fie au^ in anbete aben^
lönbif^e Sammlungen, 3. S. in bie Deftetalen $feubo=3fibots ; benu^t finb fie m
Decretum Gratiani, in ben Quinque compilationes antiquae unb in ben Defrdalen
(gtegots IX. So galten bie Aanones in ben Ait^en bes 9Rotgenlanbes uid) i«
9(benblanbe ; fteili^ bottbie85, ^iet bie 50 Aanones. Dagegen finb bie Aonjtitutionei
GO niemals als (panjes in eine ütc^nte^tli^e Sammlung gelangt, fie finb qu^ niemals
ganj übetfe^t n^otben ; nut ein ^usjug aus bem a^ten Su^e ftnbet fi^ in grie^ifd^
a^ioftoltfdie fiiMifätttttMicft utih Swuiui 735
unb ortentalMen 9{e^tsbfi^eni ; im SBeften blieben (ie bis jutn 16. ^j^o^^unbert
über^upt unoefannt. 9{a^ ber Sleformotion iMixben ^moffi juiiumds »te ^nftitu«
tionen ans £i^t gejogen, »eil man fie für ed^ ^tt. SIbec bie Aritä bec 9Ragbe«
burgif^n Centuriatoren (Gent. I IIb. II cap. VII S^tuh) bro^te bie Aanones
um ii^en 9{uf; unb ba ou^ Soronius unb 93eQantün n>enigpeiis bte itonftitutionen» s
bie in ber lateinif^en Air^ (o gomi^ beseugt tooren, fallen Kejsen, mitten [eitbem
beibe S^riften fa{t allgemein für unecht Kur in ber angliianif^en Airqe fuAte man
nod^ lange gerabe bie ftonftitutionen als apoftolifi^ ju uerteib^en^ offenbar in bem
9Bunf^, ben ganjen ^ierar^iU^n unb {pttesoienftlic^en 9I))))anit berfelben in bie ßeit
ber Slpoftel ^inaufbatieren ^u tonnen. Unb ein 6^immer alten (Slanses ijt ben 6<^riften lo
no^ immer geblieben: bte Aonftitutionen mit i^er „(Hementinil^n^' Jgiturgie hn
a^ten SuAe finb in toeiteren Areifen belannt unb gelefen als bie meiften anbem alt«
fir^li^en Aird^enorbnungen unb fitturgien, unb bie ^efäl|i^n Aanones me^ als bie
ber alten S^noben. 9Benn |omit bie Aritü ber Aonftttutionen eine le^ei^e Sefc^i^te
hinter |i^ ^t, [o fyii fie bo^ Jeften Soben erft in neuerer 3^ gewonnen, feit man 15
fi^er n>et^, bag bie alten Slnfu^rungen ber didaxi^ ober didaxai ber %i^ü nväft auf
bie Aonftttutionen ku h^^tn finb unb feitbem man bie QueQen ber Aonftitutionen
iennt. Die erften fecbs Sü^er berufen auf ber f^rifc^n Dibaslalia, ber erps 2eil bes
fiebenten Su^es auf ber Diba^, bas a^ Suq auf S^riften bes ^ippol^tus
oon 9{om. 90
Die fqrif^ Dibaslalia toar urfprüngluj^ ^ed^if^ gef^rieben, ift ober nur in f^ri«
f^er äberfe^ung erl^Uen, unb au^ ^ier nur tn einer ^aubf^rift, bem Paris, syr. 62
(= suppl. 29, == St. Germain 88) säec. IX. Daraus ^ot |ie ^ be fiogorbe
^erausgeaeben : Didascalia apostolorum syriace. Lipsiae 1854 ; berfdbe fjok fie ffir
roeitere Areife sugängli^ gemalt in S^r. S. 3- Sunfens Analeeta ante-Nioaena ss
Vol. 2 = Christianity and mankind Vol. 6 £onbon 1854 : 6. 45—224 ein 9lb*
bnuf oon Su^ I— VI ber Aonftitutionen mit SRcriierung ber aus ber Dibaslalia ent*
nommenen Seftanbteile, 6. 225—338 bie Dibosfolia allein in grie^if^ 9lädiiber*
fe^ung. Die Slusgabe bei Sunfen ift mit 9}or[i^ m benu^, ba £agarbe fi& i% eng
an ben grie^ifd^en Üext ber Aonititutionen anf<^lieRt. (Eine genfigenbe beu^4^ über« so
fe^uno fte^t nod^ immer aus ; uno folange eine folqe ni^ publqiert ift, ift eme genaue
Unterfuqung biefer äugerft n)i^gen Air^norbnung umno^i^. Sorioufia ogL ^rä
28—75 ; Sl. ^ornad, (Sefqi^te ber alt^riftli^n £itteratur i\s (Eufebius Xeu 1 £et|Qig
1893 6. 515—518; gf. Aattenbuf(^, Das 9[po]tolifAe Sqmbol Sb 1 fieif^ig 1894
6. 394. Der Zitel lautet: ,,Dibasialiap b. i. la^lifd^ £e|re ber sioölf 3IJM>ftel unb 35
heiligen 6^üler unferes Srlofers'' ; au^ biefe Air^norbnung ift eine nwblenoogene apo»
ftolif^e ($älf(^ung. Der 93erfaffer fpri^ oon ben Hpofteln in erfter $er|on, unb be«
rietet me^rfa^y bag biefe opoftolif^ie Dibaslalia auf bem SIpofteltonoent m 3^nifalem
entftanben fei (£r beginnt mit allgemeinen Qrma^nungen für SRanner unb ^auen;
ge^t aber balb ju bem X^ema aber, bas i^m am ^rjen liegt : bem Sif(^f unb feine 40
Obliegenheiten. Die (Erforbemiffe 3um (Epislopat u>erben auseinanber^fej^t^ bann eine
Steige oon Ser^altungsmagregeln gegeben: bei ^anbbabung ber Sugbtsjiilin, bei 93er«
roaltung ber Liebesgaben (fie finb nt^t nur für bie ^rmen bestimmt, au^ ber Alerus
er^lt beftimmte Portionen, je nad^ bem 9icinge), bei bem önentlu^en lir^li^en (&e*
ri^tsoerfa^ren (nur bei Streitigleiten unter QL^riften; ber 93i((^ ift dccU^^ttt^ bie 45
Dtalonen bie SlffefForen; bie Si^ungen finben SRontags ftott), bei bem (Sottesbtenfte
(eine orientierte SafilUa »irb oorausgefe^t mit ^resb^^um unb 3)la^abteibingen
na^ (Sef^le^t unb mter; es ift bie 9{ebe oon ber ^rebtgt bes Sif^fs unb ber Su«
Aariftie). £s folgen all^meine 9lusfä^rungen über lir^li^e SBitioen. Diaionen unb
Diatontffen, 3Baifen unb äRort^rer (es n>ar aber Sriebensseit, als ber älerfaffer fc^rieb). so
Der 6ubbia!on loirb einmal enoo^nt, ebenfo ber £eltor. ilm feine, oon alter (&en)obn«
^eit abioei^enben, Sorf^riften fiber basOfterfaften.,^ be^nben, entmirft ber SSerfaffer
eine rounberliAe Chronologie ber fieibensgef(^iqte. über bie Ofterfeier. Über bas 93er«
fialten oegenüber ^öretilern: es finb (Snofttier unb 3ub<nften. 3^Yi^ft^n befinben
t^ aud^ in ber eigenen (gemeinbe bes 93erf affers; i^nen xoerben bie legten Slusfü^- 66
Hingen geroibmet.
Der Serfaffer befag eine oortreffli^e Sibelfenntnis (ogL au^ 91. 9{ef4 in XU V 4
S. 319—322; 21. i^oxmd in XU IX 2 S. 41—45; X^. 3(^, Das (foangelium
bes ^etnis. Srlangen unb Üei^^ig 1893 6. 59—65) unb groge Übung in ber er«
mo^nenben Stebe. Die ganse Dibodalia ift im ^rebigtftil gehalten. Wftx er oerfte^oo
736 a)i0{blif(^e ftimfttiittioiteit mtb 9an9nt»
feinen 6toff nid^t ju bisponteren, unb mas er oorf(^reibt tft auffdlenb toentg im Ser«
olet^ ju bent Sluftoanb an SBorten unb Sibelfiellen. (Ein 3Rann ber Siebe, ni^ ein
uRann ber gfeber. 3n feinem Urteil fiber bie 6flnber tft er Qu|fanenb milbe; ju feiner
3eit iDtrb er bei Sielen für lax geoolten baben. (Es ift fragltd^, roie biefer 3^8 3"
5 beurteilen ift : als perfonli^e (Eigen|d^aft ober als ^orteiftanl^unlt, ob bie betreffenben
^^artien über^upt urfprfinglic^ ober fpater eingef^oben finb. 91q^ ber Ctttfd^tbung
biefes fünftes mug fid^ bas Urteil fiber bie ^eit ber Dibosbilia ri^en. $oIe«
ntifiert [ie gegen ben Stooatianismus, bann !ann |ie erft in ber peiten ^SQte be$
britten Sö^^^wnberts gef^rieben fein : [onft l^inbert ni^ts, fie in bie erfte Salfte bes*
10 felben ju oerlegen ; oor ftonftanttn ift fte auf jeben gall entftanben. ms i£re ^etmot
roirb mit 9{e^t allgemein Serien ober ^aläfttna angefe^n; bas.jeiat aucQ il^ C&e^
f^i^te : bie Senfi^ung bur^ bie itonftitutionen unb bie f^nf^e Öberfe^ng. Der 8er<
faffer ^atte sunS^ft eine groge (Semeinbe oon qebilbeten CConften im Suge; ober er
nimmt oon oon^erein au($ auf bie Seburfniffe Ilemer (Semeinoen Siudfid^i X)iefe f9ri|^
15 Dibas!alia ift bie (Srunbf^rift ber erften fed^s Sfi^er ber apoftolifc^en ftonftitationen.
Das fiebente Su* tft in feinem erften leil, VII 1—32, eine Ütberarbeitung ber
X)iba(^e, unb imex in Der Sf<^{fung, votlift n)ir befijben. (Ein Slbbrud biefes Teiles bes
fiebenten Su^es mit ^eroor^ebung ber aus ber !DibaAe entnommenen Stfide finbet
fi^ in oielen Slusgaben berDiba^e, 5.8. in ber bes ^9. Sr^ennios S.lC—v\ m ber
20 grofeen Ausgabe 21. $amads (lU II 2) S. 178—192. «nge^Sngt finb VII 33—38
bea^tensioerte liturgifc^e (Sebete unb eine Xauforbnung VII 39 — 45. Dos Xauffambol
VII 41 bat eine groge SioIIe auf ben Sqnoben bes oierten 3^^unberts getieft; es
ftammt oteüeid^t oon £ucian bem aRortQrer (oal. gf. Jtattenbuf^ 252—273. 392—395).
Sollte fi<^ biefe ^erhinft beftätigen, bann liegt es na^e. aud^ bie ganse Xmtpiüngte
25 unb bie (Semeinbegebete bes fiebenten SuAes ffir bie in fiudans Slntiod^enif^t oonba«
gemeinbe (le^tes Viertel bes britten 3^^9unberts) Abliefen grormulare 5U ^atteit: loenn
bas ^u bejahen ift, n)flrbe n)ieber ein bebeutenbes Stfid Soben in ber Queuenfroae
ber Jtonftttutionen gemonnen fein. VII 46 ift ein Serjei^nis ber oon ben VpofteTi
gen^ei^ten Sifd^öfe unb i^rer erften 9la^olger; 3^ntfalem, (Eäfarea, Sntio^ia fid^i
80 bejei^nenbenoeife an ber Spi§e; VII 47 — 49 brei hirje (Sebete.
Das a^te Su(^ ift ebenfalls aus mehreren Quellen jufammengearbeitet. YIU 1.2
ift eine Slb^anblung für fic^, fiber bie (gnabengaben. SRan ^at feit langer ßett barouf
geachtet, ba| ^ippol^tus oon 9{om (oerbannt 235) eine ^rift fiber bie S^rismen
gef^rieben ^at ; auf feiner Statue im fiateranmufeum lautet ibr litel Tzegi xctgiG-
35 jLuinov ober 71. y. äjioGroXtxrj nagädooig — je na^bem man tn biefen oier Störten
eine ober jroei o^riften genannt finbet (neuefte Slusgabe ber 3nf^rift in 31. Qoxnoiis
fiitteraturgefÄiAte I 605—610). Die Vermutung, bafe in ben Äonftituttonen vni
1. 2 bie S^tift bes ^ippolqtus benu^t fei, liegt na^e unb n^irb beft&ttgt bur^ n^ere
Unterfu^ung: bie Aopitel atmen ben (Seift bes ^ippolqtus unb bie tir^li^n wt-
40 ^öltnitfe 5Roms px feiner 3^*^ flimmern no^ bur^. ffiin Serfu^, bas ^ippolqtifi^
®ut aus ber ^ulle ber Äonftituttonen ^eraussuf^ölen f. $. SK^elis in ÜU VI 4. 1891
S. 269—280, baju aber bie ri^tigen Semerfungen oon §. (5. SJoigt, (Eine oerfc^ollene
Urfunbe bes antimontaniftif^en ftampfes, fieipjig 1891 S. 179; 200 S. 6 ; 215—220.
VIII 3 ift ein Ubergangsfapitel ; oon ben Charismen ge^t ber 33erfaffer über 5U be«
46 tlerilalen äBei^en. öier fommt er 3U bem Üeil, ber i^m ber ©i^tigfte ift ; er marfieit
bas babur^, bog er oon VIII 4 an ni^t me^r bie ^oftel gemeinfam bur^ Riemens
i^re Serorbnungen aeben löM. 3^0^ tritt ein Äonsil ber Slpoftel jufammen ; jte tretn
etnseln auf in oer Reihenfolge oon 2Rt 10, 2ff. ; an Simon oon Äana [fliegt ^
3Ratt^ias, bann ^aulus, bann no^ einmal ^aulus unb Petrus jufamnten, enU^
60 3öfobus ber (Bereite; eine gemeinsame Serorbnung aller VIII 46 mad^t ben (S^tal-
Sie reben oon ber SBei^e bes Bifqofs VIII 4 f., rooran fi^ bie lange ,,(£Iementinif4<'
fiiturgie VIII 5—15 (fiagarbe 14) felieSt, fiber bie SBei^e bes ^resbgters, bes Difl^
fönen, ber Diafoniffe, oes Subbiafonen, bes fieltors, fiber bie Äonfefforen, bte Z^m
frauen. bie SBitroen, ben (Exorjiften VIII 16—26 (fiagarbe 15—25). (Eine «e^
66 oon btsparaten 33erorbnungen f^Iiefet fi^ an : über bie 3^^! k^r Sif^öfe, beren Äfifteij
bei einer biteofli^en Orbination erforberli^ ift VIII 27 (fiag. 26) = ?lpoft. ftamm 1.
fiber bie Slmtsgeroalt ber einseinen Äleriler VIII 28 (fiag. 27), über aUei^ te
SBaffers unb Ök VIII29 (fia^. 28), fiber (Erftlinge, 3e5nten unb (Eulogien VIII 30(.
(fiag. 29 f.), fpesialifierte Sefttmmungen fiber Slnnabme ber Äate^umenen VIII S
eo (fiag. 31), fiber ^riftlic^e Feiertage (bas 9Bei^na^tsfeft ift ermahnt) VIII 33 (Sog. 33),
«)i0ft0Hf(^e fiottfHtiitiiweit ititb ftciwite0 737
über (5cbets3citcn VIII 34 (fiog. 33), über ben tägli^cn Sttenbgottesbienjt VIII 35—37
(Sag. 34—36), ben täglid^en aRoraengottesbtenft VIII 37—39, (Bebet über bie (b\U
linge VIII 40, (gebet für bie Serftorbenen VIII 41, über (&ebä(^tnisf eiern für bie
Xoten unb bie babei ju beoba^tenbe SRägiafeit VIII 42—44, (Erma^nuna jur freunb«
li^en Slufna^me ber um bes (Glaubens n^illen Serfolgten VIII 45, enbliä eine (Er« 5
ma^nung 3u Unterorbnung unb (&e^orfam VIII 46. SRand^es aus biefer bunten unb
nur partiemDei[e sufammen^ngenben 9lei^ oon Serorbnungen i(t bunller ^erfunft.
Das gilt namentli^ für ben ©efentli^en 3n^It ber eingefinrengten Stüde VIII 27—31
(fiag. 26—30), 33 (fiag. 32). 35—39 (fiog. 34—39), 41—45; unb bas S^lufe*
fapitel fyd ber Serfajfer ber ftonftitutionen \x& felbjt referoiert SIber für ben item lo
bes a^ten Sucres oon c. 4 an i[t bie Quelle oorljanben; er beruht auf ber ägop«
tifdben Air^enorbnung, unb biefe tft ibrerfeits eine Überarbeitung ber Jtird^norbnung,
roel^e ^ippol^tus oon 9lom feiner 6onSergemeinbe in 9lom um 220 gegeben fyit : ber
Canones Hippolyti. !Das bejeugen bie itonjtitutionen felb|t, benn jener Slusjug bes
a^ten Su^s, ber in !irc^enre^tli(^e Sammlungen bes Orients gelangt i|t, i[t oon i5
VIII 4 an bort flberj^rieben Aiard^eig xdw äyuov djioaiöXcov Tiegl yeiQotoncbv
öid 'IjmoXvTou. Diefe SIngabe tft nid^t ber (Entfall eines S^reibers, jonbem eine
Quellenangabe. Die ag9pttfAe Air^enorbnuna trug nämltd^ etnft ben iRamen bes
Sippol^tus (ogL 3ft(5 XV S. 15—17), unb i^re Quelle trägt no^ jeftt ben 9lamen
ber ftanones oes $ippol9tus. Die ögmrtil^e itir^ejurbnung mar ur^rüngli^ grie^if^ 20
gef^rieben, i[t aber er^Iten nur in ortentalif^en uberfe^un^en unb max als jpeiter
Seftanbteil jenes orientalif^en 9le^tsbu^es, bej[en erfter ZetI bie apojtolif^ Atrd^en«
orbnuna bilbet (f. oben 6. 731, 10) ; beutf^ überfeM ift fie aus bem itoptif(^en unb
St^ioptf^en in XU VI 4 6. 39—136; baneben finb abgebrudt bie ent[pre^enben
Stüde, einerfeits ber Aonititutionen, anbrerfeits ber Canones Hippolyti. (Eme Unter« 2^
'u<^ung berfelben — ebenfo bringenb notioenbig n)ie bei ber |^ri|^en Dibaslalia —
e^It no^. 3bre Seftimmungen je^en, bog jie no^ in ber 3^it ber Serfolguna ge«
^rieben ift; Darauf n^eift auA bos jn^eitägtge Qlterfaften. Da oon ben nieoeren
5tleri!em nur £eItor unb 6uobia!on (in biefer StdQenfoIge) belannt [inb, ift ibre
Heimat im Qrient ju fu^en ; ma^fd^inli^ m es Slgopten. SQs ber Serfaffer Sie so
Canones Hippolyti jur agnptifAen AirAenorbnung umarbeitete, roar bie ffiemeinbe
bereits mof)l georonet, fie befah etne Air^e mit $la|abteilungen für SDlanner, Juanen
unb Aate^umenen, au^ ein Saptifterium. Die Seoeutung Der ägn^tif^en Air^en»
orbnung liegt barin, bah fie eine ausfübrli(^e Slbenbma^lsliturgie — bie Sltefte^ loel^e
oor^anben ift — unb ein nid^t minber Detailliertes Xaufformular mit Xauffqmbol tnU 35
^It (ogl. g. Aattenbufd^ 320—326). Über bie Canones Hippolyti ogl. ZU VI 4.
(Diefe ganse Verleitung oon VIII 4 ff. ber Äonftitutionen ift beftritten oon g.X. gunf,
ber oielme^r bie äg9pttf^e Airc^norbnung aus ben Äonftitutionen f^bpfen ISgt, unb
bie Canones Hippolyti als Bearbeitung ber Sgnptifi^en Air^enorbnung auffaM. Die
£itteratur biefer Debatte über bie QueUen bes a^Un 93u^ f.3A(&XV 1895 e.lff.; 40
baju ö3(ß XVI 1895 S. 1—36. 473—509).
SQBenn au^ bie Quellenfrage ber Äonftitutionen no^ nid^t an allen SJunlten enb«
gültig entf^ieben ift, fo oiel f^eint bo<^ beutli^ 3U fein, bag bie Z^ätigfeit bes 93er«
falfers oiel toeniger probultio als rebigierenb voax. Cr roollte eine Steige alter Aird^en»
orbnunaen feiner Air^e erhalten. Da biefe aber fß^\t oerf^iebenartic[ n^aren, fi^ in 45
ben tou^tigften Dingen n)iberfpra^n, überhaupt gans oerfqiebene $bafen ber 93er«
faffungsaefd^i^te barftellten. mugte er ße entmeber ezjerpieren, ober aber fie überarbeiten.
(Er mo^ue ben legieren äßeg. Sein SSerfa^ren ift am beften ju ftubieren am fiebenten
93u(^e, ba loir ^ier noA bie Quelle, bie Dibad^e, in berfelben (Seftalt befi^en, toie fie
i^m oorlag. (£r ift bnferoatio. Cr bef^neibet bie Quellen nur in bringetu)en fallen; so
meift jie^t er oor, an bem äBortlaut berfelben ^erumjumobeln, unb iQtt bur^ n^eit«
^toeifige 3#$^ l^iner :^txt anjupaffen. Seine Sibellenntnis ift betrS^tlid^; er oer«
äumt leine (Deleaen^eit, feine £efer bur^ reid^li(^ (Eitate baoon 3U überjeugen. Seine
M erinnert an Die feiner erften Quelle, ber fqrif^en Dibaslalia, bie er au^ mofjH
bes^alb oomean geftellt ^ot, loeil fie i^m am meiften fqmpa^ifi^ mox, iRur im a^ten 55
93ud^ fe^t er oielfa^ ben SBortlaut ber Quelle beifeite unb formuliert felbft. SBo^renb
er fi^ in ben erjten fieben Sudlern in allgemeinen Slusfü^rungen hmtait^ !am er im
a^ten }u ben n^td^tiaen Seftimmungen über bie SRe^te ber einzelnen Alenler unb ben
93erlauf ber (&ottesbtenfte. Darum nehmen au^ geoen (Enbe bte Äonftitutionen immer
me^r bie gorm ftatutarif^er 93erorbnungen an. Da meiere ber Quellen fi^ als eo
»tal'anc^ttopihit ffir X^coloflic nnb STMc. 8. S. I. 47
738 9[)i0ft0Kf4e ftottfKtiittiitteit tittb ft«Hi»te9
Qpo(toHfd^e Sd^riften bcjeidjnet Ratten: bie DibastaliQp bte Dtbac^e, otellei^t bte VIII
1. 2 benu^te 6d^nft |>tppoIqts (wtnn (ie nSmlt^ negl ;^a^ia;idTcov anoatoXixi] na-
oddooig ^te^), au^ bie ag^ptif^e itir^enorbnuno — ibar es nur ndfirlid^, bag er oui^
feine Siebaltton ber Quellen als opoftolil^es Slaborot binftellte. 9u(^ ivenn er bos
5 (xSs/it Su^ ben einseinen Slpojteln tn ben SRunb legt, ift er ni^t origmell; bariii mir
i^m l^on bie q)o(toIif^ Airipenorbnung oorongegongen. Seit 3#^9uni^rt^n bejek^
nete man bie Jlir^enoerfaffung unb bie Jtirc^norbnung fo ober fo a(s apoftoltfi!^ ; bie
Sebauptung iDurbe nur oabur^ immer ^orrenber, toeil man (ic^ immer me^r oon ber
^o|toli(^en !^t\\ entfernte. 9lur barin fd^int ber Serfoffer ber itonftüuttonen o^e
10 95organger ju fein, bag er ben rSmif^en (äemens als Sermittler ber cmoftoKf^it 3^*
bition ^inftellt; man pflegt i^n ba^er ^feubo^CEIemens 3U nennen. ^feubo-SIemens
^t einen na^en Senoanoten in ^feubo«3gnatius, jenem [qrifc^en gffilf^ ber aus ben
[ieben tMtn Sriefen bes 3gnatius oon ^ntio^ien bie jmSIf uned^ten peiftellte; bos
tft (eit 3ct^t^unberten bemerft, unb jeme^r man bos Senoanbtfc^c^oeif^Itnts nfi^
16 unterfu^t i^tA, befto mel^r i[t es too^rf^einli^ gemorben, bag $fiubo*SIemetis unb
$feuoo«3gnattus nur oerf^ieoene "Xfyiitxi berfelben ^erfonli^feit b^i^nen. Das Sater>
lanb bes gr^If^^i^s ift Serien — bos jeigen u. a. bie f^rifc^en Stonatsnamen ; feine
t^eologifd^e «i^tung unb feine 3eü ift nod^ umftritten. 5l.$omad(!rHII2S.241— 268)
nannte i^n einen Semiarianer unb beftimmte feine 3^tt auf 340—380; g. 3£. guirf
20 bat mit bea^tensroerten (Sninben J3feubo<3gnattus als SlpoIIinariften ^amlterifiert, unb
feine ^t\\ auf ca 400 fixiert. SBenn bas ri^tig ift. roirb man bem S^Iuffe ni^
ausroetd^en lonnen, bag bie Aonftitutionen aus bem Areife ber SlpoÜinariften um 400
beroorgingen unb roo^T ^unä^ft ffir apoüinariftifd^e C&emeinben beftimmt roaren. Sis
fe^t fte^en fi^ aber in biefem fünfte bie Slnfic^ten no(^ gegenüber. Die jtonftttutionen
25 finb, roenn au^ oielleid^t nur in beftimmten jlreifen ^^riens, als JUrc^noibnung
gebraust morben. ^raftif^e Sebeutung ^atte oor allem bas a^te Su(^, toie bei feinem
3n^alt natfirli^ ift. Dos ift no^ m ber banbf^riftlii^en Überlieferung ju jeioen: bos
aijiit Su^ ift ganj ober teun>eife oiel junger abgef^rieben n)orben als bie AonfHiU'
tionen im gamen (ogl. $itra I 46 f.). Dabei tonnte es nid^t ausbleiben, bag ber
so gortf Aritt ber '^tW fi$ wx bem Üearte bes Sucres bemerlbar ma^te ; Jlird^enorbnungen
unb Liturgien er^lten, fo lange Jie praftif^ gdftrau<^t roerben, eigentli^ immer 3^^
unb 3nte^olationen. So ift aud^ bte $anb bes $feubo«SIemens nid^t bie le^te, bie
über bie Äonftitutionen gegangen ift. Die 3nterpolationen finb 3u bemerfen an ben
Di^erensen innerhalb ber Äonftitutionen fclbft, ebenfo in ben Slbroei^ungen ber $anb*
86 fd^riften. gflr bas erjte finb bescid^nenb bte Seftimmungen über ben Dftiarier. !ßfeubo<
Clemens enoo^nt i^n II 25, 12; 28, 2; 57, 7. III 11. VI 17, 2, als er f^eb,
geborte ju bem nieberen ftlerus aud^ ber Oftiariat. 3m aAten Sud^e bagegen o^irb
ber Dftiarier übergangen, fogar in Slufsä^lungen, u)o man i^n enoartet, roie VIII 12,
19; 13j 4; 28, 5; 31; unb VIII 11, 5 fielet man beutli^, ba^ es leinen Oftiarier
40 me^r gtebt, an fetnem ^la^e an ben Äir^tpren fielen Dtafonen unb Subbialonen.
9lo(^ n)ö^renb bte Äonftttuttonen pralttf^ gebraust lourben, ift ber ordo ber £)ftiarier
abgef^afft n^orben. S^an ^at i^n bes^alb ausgemerjt an ben Stellen, bie man oft oor
Slugen ^atte ; an anbem Stellen aber bie Äorreftur oergeffen. 2lu^ sroif^en bem 9u5--
juge bes a^ten Sud^es, ber in lird^enred^tli^e Sammlungen bes Orients übergegangen
46 ift, unb bem übli^en Üeaete ber Äonftitutionen j^tgen fic^ Differensen. Das Cpebet bei
ber Sif^ofsroei^e ift oerönbert; ber fieltor erhält bort feine ^anbauf legung, f)m aber
n)irb fie i^m ju teil unb ein ausfü^rlid^es SBei^egebet roirb angegeben (ogi. ZU VI 4
S.42— 47. 70). 3lud^ an biefen fünften ^at bie ^raiis fid^ geänbert, roä^renb man
bie Äonftitutionen gebraud^te. Unb was an einigen fünften ju bcroeifen ift, rofarb an
60 mand^en anberen nod^ ansune^men fein. Diefe fpäteren SSeränbcrungen bes lextes
)iai bas Trullanum 692 c. 2 im Slugc, mtnn es stoar bie apoftoli[d)e §erfunft au(^
oer Äonftitutionen nid^t beftritt, aber bel^auptete, ben alten Äonftituttonen lofiren oon
$eteroboxen uneAte Seftanbteile bcigemif^t.
2Benn bie Äonftitutionen eine Äird^enorbnung finb, fo ^abcn bie Slanones bie
66 gorm ber Sgnobalbeftimmungen. 8lu^ fie ftellen fi^ unbefangen als SBerf ber Äpoftel
burd^ Clemens oor. Die 3551^^9 '>^^ itonones ift in ben $anbf^riften unb Ausgaben
oerfd(|ieben. Urforünglic^ waren es 85 Äanones; bas roirb oom Trullanum 692 c. 2
beseugt; auÄ Dtonriflus Ciiguus fd^eint btefe 3ö^lung ooraussufe^en. 2faft ^ufiger
no(^ tft bie 35^Iu"9 ^^^ ^ Äanones; c. 3 unb 4 finb babei als c. 3 3ufammengefa|t.
60 SIber au^ anbere 3^^lungen lommen oor; ugl bie praftif^e 3ufammenfteIIung bei
tMi0ft0lif(l^e ftimfKiiitwitett tittb ftuwtted 739
^ttra I 43 f. 3n hirjer gefe^geberif^er Sorm oerbreiten fi^ bie Jtanones Aber bie
oerfd)iebenen lir^ente^tli^en grtagenp toeld^e in ber3^it bes Setfon ets brennenb nmren.
3n ber 3uf<^nt^^nftenung fep ein fefter $Ian, |elb(t SBteber9olungen bmmen oor.
33on befonbercm 3ntere||e ift c. 85, oer Sibelfonon bcs 91. unb SlLs, ber ni^t bie
9IpI, n)o^I aber bie beiben Siemensbriefe unb bie (i4)nfHtutionen jum 9tZ. rennet. 3m 5
übrigen inb bie Seftimmungen ber Aonones leinestoegs btirAtDeo neu. 20 cc. [inb
ben cc. ber JtirAu^ei^fnnobe oon Slntio^io 341 entlel^nt; oieUei^t finb aud^ cc. ber
6i|nobe oon Üaobicea in $^r9gien (um 360) unb ber S^nobe oon ftonftontinopel 381
benu^t; oor allem aber merben, in minbeftens 24 cc., Seftimmungen ber ilonftitutionen
tDieber^oIt. Somit bleibt nur etma bie $&lfte ber cc. Sonbereigentum bes Serfaffers : 10
unb au^ baoon moa noc^ mand^es aus Quellen [tammen, bie roir nic|t lennen. Demnad^
fam es bem Serfaner me^r barauf an, ood^noene Seftimmungen aufs neue einsu«^
f^rfen, als felb|termnbene einjuffi^ren. Sein ^auptjioed aber nxir, bur^ feine eigene
gfalf(^ung bie ber Aonftitutionen ju beden, unb |ie bem 31Z, [einer (&emeinben einju*
oerletben. Die- beiben Clemensbriefe nabm er in [ein 91Z. oieOeiAt nur bes^Ib auf, 15
wt\\ auA (ie 00m romi[^en Siemens ^rftammen n)oIIen ; bo<^ ogL ben codex Alexan-
drinus oes 31Z.S, ber ebenfalls bie (Uemensbriefe entl^ält unb [ie jum 912:. rennet;
au^ codex Alexandrinus Kämmt aus bem ffinften 3^<^unbert, mit bie 5tanones.
Damit i(t au^ bas litterari[ffle Ser^Itnis ber (£anones m ben 5tonftitutionen beutli(^.
Sie jtammen aus ber[elben ^rooin}, aus Sorten, aus oem[eIben t^Iogi(^en jlreife, 20
unb finb !ur^e 3^it mdjlf^x, aljo etma im Slnfang bes ^nften 3<^^c^unberte, ae[4rieben
n^orben. 3Bte es lam, bag Du)n9[ius (Exiguus nur bie erften 50 cc. ins £ateinif(^e
überlebte unb in feine Sammlung aufnahm, ift ni^ burd^fii^tig. SIber es ift baraus
niAt 5u fd^Iiegen, bog bie 35 legten cc. fpäter ^injugeffigt ftnb; [ie berufen auf ben«
felben Quellen ©ie bie 50 erften. — 25
eingaben ber Qrientalen über Diba^e, Dibasfolia, ftonftitutionen unb Jtanones
ber ^Ipoftel finb mit befonberer SorfiAt au^une^men. ba jumeilen ganj fpate ftompi«
lattonen unb Slusjüge mit ben alten Xiteln gejc^mücct finb.
Die arabif(^en unb at^iopif^en 30 apoftohfqen Aanones mollen oon ben Slpofteln
am ^ngfttage im 9lbenbmal^ls5tmmer bes „3^^" in 3^^fttl^in, bas no^ ie^t unter 90
bem Scamen zRebi Däüb befannt ift, abgefaßt fein. Der iopti[^ 3^^^^^^ {*>- ^- ^o-
nop^^fit) Abu Ishak ibn al Assal [agt tn ber Sonä)e ju fernem ca 1240 oerfa^ten
Stomolanon, bag bie 30 Aanones urfprüngli^ grie^ili^ abgefaßt, unb oon ben SRel^tten
(b. f). ben Ortj^obosen) unb 9teftorianem ins Slrabtf^ überfe^t Omaren; au^ bei ben
fi)rij(|en 3ttIobiten Omaren fie in Geltung; unb i^m, bem lopttf^en 3o{o^il^n, finb fie sc
au^ eine Quelle für feinen 9lomo!anon (ogl. Corpus juris Abessinorum ed. 3* 33a^*
mann I. Jus connubii, Berolini 1890 &. XXXIID. ^ie liegen in arabifd^en unb
ät^iopif^en 5lanonesfammlungen oor; unl) n^enigftens i^re Uberf^rtften finb befannt aus
ber franjöfifd^en Öberfe^ung bei 3. 9R. Sansleb [äBansIeben] Histoire de T^glise
d'Alexandrie, ^aris 1677 S. 239 ff.; abgebrudt bei »Well I 179 f. ^xtxnaä) finb 4o
fie offenbar bis auf geringe Unterf^ieoe ibentif^ mit {enen 27 ilanones, n)el^e fqrif^
unter oerf^iebenen Xtteln oorbmmen unb herausgegeben finb : als Canones apostolici
in ber Epitome canonum apostolicorum bes ÜReftorianers (Ebeb 3^jj} (t 1318),
herausgegeben oon 9(. 3Rai in Scriptorum veterum nova collectio Sb 10, 9{om
1838, S. 169—173, lateinif<^ überie^t S. 3—7; als „Schrift ber fie^re bes «^oftels 45
Slbbai'' (b. f). S^abbäus) oon $. be Üagarbe in ben Reiiquiae juris ecclesiastici
antiquissimae, Syriace 1856 S. 32—42, grieAif^ rüdfiberfeM oon bemfelben in ben
Reiiquiae . . . Graece 1856, S. 89—94; enbli^ als „fiebre oer Mooftel" oonB.Su«
reton in Ancient syriac documents, fionbon 1864, S. 24—33, englif^ überje^t
S. 24—33. aRh ben 85 apoftolifc^en Aanones ^ben fie nur roenige augerli^e Se^ so
rü^rungen, aus benen eine Ittterarif^e Senoanbtf(^aft laum abgeleitet merben tann; mit
Der oon (5. ^^illips herausgegebenen unb fiberfe^ten Doctrine of Addai the apostle
(fionbon 1876), unb mit ber Diba^e ^aben [ie ni^ts 511 t^un. 3n hirser gefehgebe*
rif^er 2form fpred^en bie 27 (bes©. 30) apoftolij^en Aanones 00m ©ottesoienft am
Sonntag, SRittroo^ unb 2freitag, bem täglid^en (Bottesbienft, bem (5tbtt gegen Often^ 66
ber ©ebäc^tnisfeier für bie loten, bem Älerus, ber gcier oon SBei^nac^ten (fe^lt bet
ben öltcften Sgrem), (Epiphanias, bem 40tägigen gaften, Oftem unb $immelfa^,
foioic über ffiinselfragen ber lir^li^en ©eri^tsbarfeit. (t^aralteriftifA ift, ba^ jebe ein*
seine Seftimmuna ausbrüdli^ als apoftolif^e Serorbnung ^ingeftellt toirb, oag aber
anbrerfeits ber Serfu^ gemat!^ ift, bte SJorf^iften aus bem Alten unb Keuen lefta* «o
47*
740 V)i0ft0ltf(^e ftiwftUtttwtteii trok ftttuwed
ment ju belegen. Dem f^rif^en Xeste tft noc^ eine Srjfi^Iung von Stemtnisjenjen aus
ber apo(toIt(d^en S^^ ange^ngt, loeli^ noA einmal bie opoftoIiUe ^erlut^ ber Aa*
nones (tü^en [oll : Paulus unb Zimot^eus qätten [ie Bei ibten uRiffionsceifen in 69«
rien unb Silicien ben (Semetnben eingef^fiift, unb oie Sboftel felb[t fi^ i^rei jur 93e<
5 te^rung beianntet fübif^er Ober^uptei bebtent. Da bie itanones uipriinglid^ griec^ifc^
abgefaßt, ober in bie oerf^iebenen fianbesKr^en aufgenommen unb fiberfe^t |inb, fi^int
e$ ongeseigt, i^re (Entfte^ung in bie 3^^ 3^ l^^^n» in ^^ \^ ^i^ Sonberlix^en bes
Clients no^ mdj,t oon ber ®rogtir^ getrennt Ratten, b. ^. no^ in ^>^ oierte ober in
ben SInfang be$ fünften 3<^^nnbert$. Darauf n)ei]t au^ bos m^len bes SBei^noc^«
10 feftes im älte|ten Ztxtt. Sie [inb alfo ebenfo alt mit bie Aonftitutionen unb bie
85 JlanoneSy toenn ni^t gar älter uno [tauben auc^ an Serbreitung u)enigftens ben
5ton[titutionen nxd^t nai). Sine unterfu^ung fte^t no^ aus.
Die arabif^e Dibaslalia ift ein Sle^tsbu^ ber bptif^en (jabbitifAen) JUr^,
unb iwax iDurbe [ie ^ier [e^r ^0^ ge[^^ Abu Ishak ibn al Assal (IBac^ann I
16 6. XXXIV) gtebt bie[er 6^&Jung Stusbrud, inbem er behauptet, [ie w&tt meift aus
bem Soangelium unb bem Suten Zeftament ge[c^9)yfi Sie i[t in einer 9lei^ oon
arabi[^en $anb[^riften (ogl. gfunl S. 215) erQulten; aber bie ^nbfd^Ii^ aber»
lieferung Jd^eint re^t n)fi[t 5U [ein. Die D&astalia {[t eingeteilt in 39 itopitel. 3laSf
ber Sinlettung i[t [ie abgefaßt auf einem ftonoent, ben bie p9lf 9Ipo[tel mit ^[knilus
20 unb 3^{oBus bem (&ere($ten in 3eru[alem db^ielten. 9Bie fc|on bies an bie o^iofto«
li[^en fton[titutionen Yin 4, 1 erinnert, [0 be^ie^ [ic^ au^ bie (Einleitung (Sidell
I 163) auf ein frfi^eres SBerf bes[elben Jtollegtums, „bie 9e[t[e^ung ber Jtanoncs",
ebenfalls i,ge[^i(It burd^ bie ^anb bes (Hemens, un[ers <&eno|[en", b. $. eben Vk
apo[toli[^en Aon[titutionen (ober fenes orientali[d^e Slec^tsbuA ber 127 ilanones; [.oben
26 S. 731p 10). Sine in^altli^e Seralei^ung peigt, bog bie arabt[d^ Dibaslalia ben asofto>
li[^en Jlon[titutionen gegenfiber Yehinb&r t[t. Die arabi[^e Diooslalia i[t al[o in feiner
9Bei[e mit ber [9ri[c^en Dibaslalia 3U oergleiAen; bie [^ritc^e i[t eine alte Queue, bie
arabt[(^e eine junge Bearbeitung ber apo(toli[4en iton[tttuttonen. Die (Einleitung, fto«
pitcl 1—22, unb 24—34 entölten ben größten leil oon SSu^ I— VI ber Äonfthu«
aotionen; ebenfo benuM Jtapitel 36 „93on ber Drbination eines Si[4of9" Vm 4. 5
bie jton[tituttonen, aoer ni^t ben flbliAen Xest, [onbem {ene SItere 9te}en[ion, oon ber
ein Susjug in griec^i[c^en Kr^enre^tiid^en Sammlungen oorliegt (3A® XV 12 f.),
unb unter ^eronjie^ung ber q)o[toli[^en 5^^norbnung. Das gauße Sonbereigentum
ber arabMen Dtbaslaua bettelt in Jtapitel 35 „93on ben Jlir(^engebäuben unb ben
86 ^eiligen ^lä^en", 37 „SJon oer 3cit bes (Bebetes, roel^e 00m St[^of unb ben übrigen
(5ei[tli^en 3U beoba^ten i[t", 38 (= 23; aber 38 i[t ausffl^rli^er) „bafe ein »i[(^of
brei SBo^en lang nad^ [einer Crbination fa[ten [olle, inbem er ni^ts in jeber 3Bo^
bis mm Sonnabenb i^\" unb Jtopitel 39 „bie 3R9[tagogie ober m9[K[4e £e^re 3^1^
S^rt[ti un[eres (Sottes, n^el^e bie (£:^ri[ten na^ bem Sm|^an^ bes beiligen Slbenbmo^ls
40 5er[agen, roeld^es ijt ber (5laube, \>tn er gelehrt ^at [ömth^en 8lpo[teln". ^ gfunl fyA
S. 226—236 oon Äopitel 35 ein SReferat, oon ben f olgenben Äapiteln eine fiber[e^un9
mitgeteilt. Da bie arabi[(^e Dibaslalia ntu: in Sgppten unb Jeinem ^interlanbe be^
lannt mor, unb nur in ber iolobiti[^en Aird(|e (Geltung ^aüt, mnh [ie auA oon SRono-
p^9[iten 5u[ammenge[tellt [ein, b. b. nad) bem ftomil oon SJ^alcebon (451); mogli^r*
46 loeiie [^on balb nad)^er, ober an^ hierüber \ttf)t eine l[nter[u^ung no(^ aus.
9lus ber lopti[^en Rxiä)t i[t bie arabi[^e Dibaslalia in bie at^iopifc^e Rir^
gelommen ; benn bte ät6iopi[^e Dibaslalia iH nid^ts anberes als eine uberfe^ung ber
arabi[d^en, unb eine [^led^te äber[e|ung. SBenn Jie in ber Slnorbnung bes Stoffes
nidbt iiberein[timmt, [0 i[t ebenfalls oie [^lec^te Öoerlieferunq baran J^ulb. 9Iu<^ in
^ ^iopien lourbe [ie [e^r ^0^ ge[^ä^t ; nod) ber 9legus olaubtus oon 9lbe[finien b^
[i^ in [einem (Slaubensbelenntnis 00m 3^^^ 1^^^ ouf bie[elbe als auf eine eqt
apo[toli[(^e S(^rift (ogl. Confessio fidel Claudii regis Aethiopiae cum notis et
versione latina Job! Ludolfi . . . edita cura . . . Johannis Michaelis Wanslebii
. . . Londini 1661). (Eine oer[tümmelte $anb[(^rift, loel^e nur bis jum Anfang b^
^ 22. Äopitels rei^t, b. f). bis apo[toli[(^e Äon[titutionen IV 13, i[t publijiert oon 3:^
mas $ell $latt, The ethiopic didascalia or the ethiopic version of the aposto-
lical constitutions received in the church of Abyssinia, £onbon 1834 mit eng«
li[(^er ilber[e^ung unb Slnmerhingen.
Dag au^ bos orientali[(^e Sle^isbu^ ber 127 Aanones ben Üitel fü^rt Canones
IltiofioKfd^e SottftUttttutteit nttb Stanpnt» 9p9^lx\iit» S^mBnIititt 741
patrum apostolonim quos constituerunt ad ordinandam ecclesiam christianam,
fei no.^maIs enüS^nt (f. oben S. 731 lo u. 49).
Über minber bebeutenbe thr^nre^tli^e 6tfide untei apoftoUf^em Xitel ogl Sidell
1, 181 ff. «an» Sc^eHd.
fipofioli^ilt sater. SRit btefer Bejei^nung ©erben ^erBmmli^erwiJe bie:» 6
jeniaen altlir^Ii^n SAriftfteller benannt, loel^e xDirlli^ ober anoebliA Qäfiltx oon
Slpofteln tooren , ndmliq : SBamabas, ^ermos, (Hemens oon Slontp 3p(mu$, ^oliiforp,
Sßapxas unb ber auctor ad Diognetum. SRan ofll. biefe Sttrt. — ausgaben: 1. S. S.
Patrum, qui temporibus apostolicis floruerunt, opera ed. J. B. Cotelerius,
Paris 1672; Recud. curavit J. Clericus, Antwerp. 1698, ed. 2, Amstelod. 1724, 10
2 voll. fol. 2. Bibliotheca patrum Apostol. Graeco-Latin. ed. L. Th. Ittig,
ficipj. 1699. 3. Epistolae s. Patrum apostol. ed. J. L.Frey, 3Ja[el 1742. 4. S. S.
Patrum apostolic. opera genuina, ed. Rieh. Rüssel, Lond. 1746, 2 voll. 8.
5. Clementis Rom., S. Ignatii, S. Polycarpi, patrum apostol., quae super-
sunt. Accedunt, S. Ignatii et S. Polycarpi martyria. Ad fidem codd. rec., 15
adnot. iUustravit, indieibus instruxit. Guil. Jacobson, 2 Tom., Oxon. 1838,
ed. 4. 1863 8. 6. Patrum apost. opera. Textum recognovit, brevi adnotatione
instruxit et in usum praelect. academ. ed. C. J. Hefäe, Tubingae 1839, ed. 4.
1855. 7. Codex NT. deuterocanonicus s. patres apostolici ed. E. de Muralto.
Vol. I (Bamabae et Clementis epistolae), Turici 1847. 8. Patrum apostolic. 20
opera ed. A. R. M. Dressel, fieipj. 1857, 2. ?lufL 1863. 9. Novum Testamen-
tum extra canonem receptum, ed. A. Hilgenfeld, fieipj. 1866, 2. 2lufl. 1876 — 81.
10. Patrum apostol. opera rec. O. de (jebhardt, A. Hamack, Th. Zahn, Üeipj.
1876—78, Üeartausgobe, fieipj. 1877, 2. «ufl. 1894. 11. Opera patrum apostol.
ed. F. X. Funk, lübingen 1881; 1. »b. 2 Slufl. 1887. 12. The Apostolic Fathers25
by J.^ B. Lightfoot. fionbon 1885—90.
Ober bie Sinselousgoben f. b. betr. Sbt. ^anif.
9C)ioftoItfi^er Sin\%, (Ebrentitel bet ASnige Unoams, ongebli^ bem A3nig 6tep^an,
bem erftcn d^ri|tli^en ilömge Ungarns, oon ^apft Siloefter II. (999—1003) erteilt
unb oon $ap[t Clemens XIII. bur^ ein Sreoe 00m 19. 9uQu|tl758, BuUar. Rom. so
contin. (Clem. XIII), ^roto 1843 6. 22, fflr bas öfterrei^ifd^^ungorif^e ftönigs^ous
erneut unb beftotigt. ^ergogt*
fltioftolifd^ed S^mbolmn. 2:ro6 be9 SSotgangS oon fiaurentiud ^aUa unb (Srodmud
barf man boc^ jagen bai erft Uf^er biefe ^id^iplin ber ®ntfte]§unadgefd^i(j^te ber altfird^*
litten Symbole entbedt fat (De romanae ecclesiae symbolo apoetouco vetere alüsque fidel 35
formulis tum ab occidentalibus tum ab orientalibus in prima catechesei et baptismo pro-
poni solitiB Diatriba, 1647). 92a(l^ i^m ftnb SSoffiud, ^earfonud, ^itfiud, ^ng, leing^am
^u nennen, ^alc^ fammelte 1770 in feiner Biblioth. symbol. vetus bie @)laubendregeln unb
Symbole. 3)ieö ©er! würbe 1842 burd^ bie $a§n'f^c „©ibliotl^cr' antiquiert. (Seit 38 33.
bur(^ ba§ fBerf oon fleurtley, Harmonia Symbolica (1858) ift bie Arbeit icieber aufS neue 40
in $Iug gelommen. C^in jtoeiter Ufl^er ^at oor allem ^a^pari in feinen jal^Irei^en $3erlen
feit 1866 baS9RateriaI augerorbentlid^ oerme^rt unb mit cfaftcrimti! geftcfttet (Ungebrudte,
unbeachtete unb menig bead^tete Ouellen ^ur ©efc^ic^te bed Sauff^mbold unb ber Glaubend«
regcl, 3 ^be 1866, 69, 75. 9(Ite unb neue duellen jur (S^efd^ic^te bed ^auff^mbold unb ber
©laubendregel 1879). Seine arbeiten ermöglichten ed bem @o^ne ^^nd 1877 bie ^^SSibliot^el" 45
feinet iBaterd ju einem neuen tBerfe ju maqen (eine 3. 9(ufl. ift im ^rudt). $on beutfc^en &t*
karten ^aben o. 8ejfc^tt)it (©Aftern ber Äated^etif, 2.©b 2. 4lup. 1872), ber Unterjeirfinete, (in b.
2. ?(uf[. bieferJR®. u. SJogmcngcfd^irfltc l.©b), 3a^n (3)a8 aOoftoL (S^mbolum 1893) unb oor
allem ^attcnbuf^ Hd^ ein ber Unterfu(!^ung beteiligt. 3)er le^terc ^at i. 3. 1894 ben erften
S3anb einer grogen Sonographie über ha^ @Qmbo( erfd^eincn laffen, auf beren (^ortfe^ung 60
man mit diedjt gefpannt i]t. Sßon englifci^en ©elel^rtcn finb ©aroe^ (The history and theo-
logy of the tree Creeds. 1854), gfoußed (The AthanaaiaD Creed . . . with other inauiries
of creeds in general 1872), fiumb^ (The history of the creed 1873), ^ort (Two disser-
tations 1876),. oor aßem aber @toainfon (The Nicene and Apostles* Creed. fionbon 1875)
5U nennen. Über bad SSerl^ältnid beS altrömifc^en @^mboId »u ben (S^IaubenSformeln in ber 66
üorfat^olifc^en 3cit l^at ber Unterjeicönete im 3. 1878 in Patr. App. Opp. II edit I, 2
gc^anbelt (baju: H. ^arnad, 3)a« ^oftol. ®IaubenSbc!enntni8 26. Äuf[. 1893); ogl. bie
fie^rbüc^er ber ^oamengefd^i^te. 3^^ ^^^ periobifc^ auftau(j^enben Streitigteiten über bad
apoftolifc^e ©^mbolum erfd^einen regelmäßig eine große ^injal^I oon ©rof^üren, bie §ier ni^t
ju oerjeid^nen finb. 60
742 ^ofiolx\i^t» S^ma^Innt
93teUet(^t tft fiutber ber crfte geiDe|en, ber bie brei Symbole, ba$ (q)o|toltf(^e, bas
nic^fonftantinop. unb bos ot^anof., als Slusbrud! bes ilumenif^en fti^Iic^en Seleimt»
niffes nebeneinonber gefteüt bat (baju bos „Te Deum laudamus''). (Seioig ift, bajj
erft mä^ feinet 3«i* (2. $älfte Des 16. ^i^xf).) bfe ^Ptoteftanten beftimmt oon bcn
5 brei alten Snmbolen gerebet l^oben ; geioig ift aber aud^, bag im Slbenblanbe fc|on
me^r als 5 !iafycff\xrmcU frfl|er Atn bieje brei befonberes %[n|e^n geno|fen ^aben
unb im Kr^li^en (Sebrau^ getoefen finb (AöIIner, G^mbolü I [1837], S. 5). Sireng
genommen gebührt bas $rabiiat „ölumenifd^" allein bem nic«bn|tantinop. ; benn in
Der orientalil^en jtir^e i|t n)eber bos opoftol noA bos at^naf. (Slaubensbefenntnis
10 jemals 5u offtsieUer Geltung gelommen (Sag, Siomboli! b. grie^. R, [1872L 6. 116 f.;
5tattenbuf6, !Das apoft. Symbol [18941 Sb I 6, 1 ff.), mie benn au^ Die orientO'
lif^e Airme 5u feiner !^tit iraenb ein 69mboI feinem Urfprunge naä) auf bie Spoftel
jurfidgefü^rt ober als (q)oftoIuAes im ftrenaften Sinne bes äBortes bejei^net ^t (ogL
Das 3^ugni5 bes Qcrjbif^of Sllarcus (Eugenicus auf bem Jtonjil 3U glorenj 1438 nc^
16 S^loefter Sauropulus, Hist. Concil. Florent. seot. VI, c. 6 p. 150 ed. Rob.
Creyghton [1660] : '^/Lieig ovxe ?;jrO)U£v, o&ie otda^iev auußolov rcbv djio<n6ixov\
f. Caspari, Ungebrudte . . . Quellen 3. (gefd^. bes XauffQmb. II [1^69] S. 106 f.
n. 77). IDagegen gehören im Slbenblanbe bie brei SQmboIe ju ben 2&eIenntnis|Ariften
ber $auptiir(^en. Das ifirjefte oon i^nen(„Symbolum minus'O fü^rt eben ben Sannen
20 „apostolicum". Do^ finbet fi^ im SIbenblanbe, unb jmar niqt nur bei lateinifc^
geioorbenen (ßriec^en, oereinselt auA bie Sejeii^nung „apoftolifc^" ffir bos nic^^lonftam
tinop. ((Easpari a,a.Z>. I [1866] S.242 n.45, II [1869] S.115 n. 88, III [1875]
S. 12 n. 22). Die brei obenblSnbifc^en ^auptlir^en beftfeen bas Symb. Apost. in
n)efentli(^ übereinftimmenber »Jform (textus receptus). 93on feinem Ur^inrunge in
25 biefer gform n)irb besbalb 3uer|t ju Rubeln fein.
I. 9Rit nid^t gertnger Si^er^it I> fid^ ber textus receptus, toenn man oon
SDlinutien abfiebt, bis ju bem Slnfang bes 6. (Cnbe bes 5.) 3^^^^^^^^^ 3urficber<
folgen (Jlattenbufd^, a. a. C S. 189 ff., ber bas in eigentämlic^er SBeife beftreitei,
bat feine (gegengrfinbe bisher nur 3. X. offenbart). 9Inbererfeitd lann fe^r Jx^Sß-
3of<^etnIi^ gemalt »erben, bag oor Diefer 3^i^ ^i^^ %oxvx bes Symbols in !einer
Air^e tn offisieüem (&ebrau^, fei es nun bei ben interrogationes de fide ober ber
traditio unb redditio symboli, geftanben l^at; ja es laffen fii leine Spuren ber (öi»
ften3 ^txi biefer Oform oor ber IDcitte bes 5. 3<^t^unberts megr entbecfen. Da es nun
ieinesfalls aus ber ^rie^if^en Aird^e in bas SIbenblanb gelommen ift, für bie oer^
söfAiebenen abenblänbtfd^en ^rooinsiallird^en aber im 4. unb 5. So^^^^^n^crt Symbole
als im (Sebrau^ befinbliA aufgemiefen n)erben tonnen, n)eld^e oon bem textus recep-
tus bes Apostolicum fe^r entfd^ieben abweisen, fo folgt, bafe es in feiner rejizierten
©eftalt fc^roerli^ oor ber SRitte bes 5. Sö^r^unberts exiftierte, roal)rf^einli^ aber erfl
um 500 m allen Stücfen bie gegenwärtige gorm erhalten bat. 3n biefer finbet es
40 fi^ 3uerft in einem Sermo bes Cöfarius oon Slrles (^feubo-Sluguftin n.244, f.Äattcn*
buf^, a. a. D. S. 164 ff.). Damit ift 3U oergleit^en Sermo 240. 241, bie lejtte bei
^o^n, Sibliot^el ber Symbole 2. aiufl. § 47—49 unb bas Sgmbol im Missale Galli-
canum vetus (öa^n § 36). Das Sgmbol bes gauftus oon 5Rie3 um 460 (§a^n
§ 38; Aattenbuf^ S. 158 ff.) ift ^ö# n)a^rj^einlid^ bie nö^e Sorftufe oor bem
45 Symbol bes Safarius refp. oor unferem Slpoftolilum ; bo^ lögt es fid^ ni^t gans fi(^
me^r rclonftruieren ; bagegen bie nöd){te Stufe na^ bem alten romifd^en Sqmbol tu
ber 9?i^tung auf unfer SlpoftoHlum ift repröfentiert bur^ bas ^o^ft mtereffante, oon
Sratle entberfte Symbol in bem Semer Cod. n. 645 saec. VIT (Stft 1895 S. 153 ff.),
njel(^es i^ mit Sratle für ein gallifdies refp. für ein gallif^ * britif^es ^Ite unb
50 bem 4. 3<^^^^un^^^ 3un)eife. 93on bem altromif^en Symbol unterf^eibet es fi^ nur
burc^ bie 3^|äÖ^ „passus", „descendit ad inferos", „catholicam", „vitam aeter-
nam''; biefe oier 3#^^ Xxt^tn fömtli^ in ber Stiftung auf unfer ^oftoUfum imk
3eigen juglei^, bafe fie bie oier alteren 3iiföÖftü*c finb, roä^renb i„conceptus etc."
unb „communionem sanctorum" bie jüngeren finb ^ober „creatorem coeli et ter-
66 rae" unb „mortuus" finb ebenfalls ölter). ..(35a6 bie gried)ifd^en XtJiit bes Galli-
canum = textus receptus [§a^n § 47/5 49] Öberfeftungen finb, ujirb oon niemanb»
beftritten; über biefe 2exte f. Caspari im 3. Sanb feiner Duellen 3. ®efc^. bes iM
fiimbols). (Segen ben römif(^en Urfprung bes opoftol. Sgmbols, n)el$es Don ben ^
tigcn S^mbolilern aud^ bas fpötere, längere, römifd^c Symbol genannt ©irb. fofem «
60 in fpötercr ^^\i allerbhigs burc^ 9tom 3ur allgemeinen §errf(^aft im Slbenblanoe ge^
l'
atiofUiUfited ®)|iii6oIiiiit 743
langte, Jpvic^t 1. bic l^atfad^e, bag es in 9lom erft im 3RittelQUer nQd)n)eisbar ift, b. \).
er[t mehrere Z^^^- na^ (einer Sejeugung bur^ Saforius oon Slrles, 2. bag in 9{om
fett bem Cnbe bes 5. ober SInfang be$ 6. 3^^^* ^i^ ^^^^ ^^ in bos 10. hinein bei
ber traditio symboli bas nic.«!onftantinop. in grie^i[^er 6pra^e gebrauqt rourbe,
ni^t aber bas Apostolicum (Casp. a. a. O. III, S. 201 f., S, 226; II, S. 114 f. 5
n. 88), unb bag, jofern neben bem jlon[tantinopolitanum no^ ein ^rseres Symbol
in b^^antinijc^er !^t\t (6.-8. 3^r^-) i" 5Rom belannt nmr, biefes mit bem „3lpo[toIi!um"
ni^t tbenti[(|» geiuefen i[t (f. u.T. Unfer SlpoftoIUum roeift gans beutlic^ für bie 3^n um 500
auf Sübgallien. Salb na^ oer Serbrettuna bes textus receptus bes Symb. Apost.
im 6. 3^^^^- ^^ 3Be(teuropa i|t aber bie ^egenbe oon einer n)unberbaren (Entftei^ung 10
besfelben na^ioeisbar (|. ^a^n § 46^). 6^on bag ein fo junges Symbol oon Sin»
fang an ben 9lamen „bas apoftolif^e'' fil^rt, no^ me^r aber, bag es feinem Ursprünge
naA auf eine ovfjißoXri jurüdgeffi^rt n)irb — collatio, Sertoe^slung oon ovfjißokri [n^el^es
au^ als summa ober brevis complexio gebeutet loirb] unb ovußoijov = Signum,
indicium : bie[es [omo^I im Sinne ber Unterf^eibung oon (T^riften unb 9li^tqri[ten, 15
C^lriften unb ^äretilem u. [. u)., als au^ im Sinne ber tessera militum, Sunoes«
Setd^en, Sertragsurlunbe u. f. id., f. Sasp. a. a. O. II, S. 88. Der Slame „symbo-
lum" im ^enblanbe juerft bei (EQprian ep. 69 ad Magnum c. 7, im 9Rorgenlanb
n\i feit bem Slnfang bes 6. 3<^Qunberts, f. (Easpori a. a. O. I, S. 24 f. n. 28.
Über anbere SeseiAnungen (Eafpari a. a. O. I, S. 21 f. n. 26 ; III, S. 30 ; ogl. 20
au6 SRi^f^ in ber 30^« »b III S. 332 J., Äattenbuf^ 0. a. O. S. 1 ff., S. 37 ff.,
berfelbe, fie^rbu^ ber oerglei^enben Aonfefftonsiunbe Sb I S. 5 ff. — , fofern jecer
ber 12 Slpoftel bei gemeinjamer Si^ung oor i^rer Trennung einen Sa^ }u bemfelben
beigefteuert ^aben foll (aber bie oerf^i^nen formen biefer £egenbe ogL $a^n, a.a.O.
S. 47 f.; ftöllner, 0. 0. O. S. 7 f.; (£aspari, a. a. O. II, S. 93 f.; aufaebedt rourbe 25
ie f^on oon £aurentius Salla uno Crasmus [f. URonrab, Die erfte jtontoooerfe fiber
Urfprung bes apoft. C&laubensbelenntniffes, beutf^ oon SRu^elfen 1881 ; ilattenbuf^,
Slpoft. Sqmb. S. 1 ff.1; ber Catech. Roman. ^ [ie tro^em beibe^lten), lägt oer«
muten, ba| bie C&ef^t^te bes S9mbols ni^t erft mtt bem Snbe bes 5. S^Mu^^^^rts
beaonnen Qaben tann, fonbern bog bem textus receptus eine anbere ^orm Des Sqm- so
bol^ oorangegangen fein mu|[, beren Slttribute auf ben fie oerbrän^enben neuen Zext
fibertragen o)orben finb. Dtefe Vermutung, roelc^e aud^ bur^ einen Slid auf ben
überaus einfa^en 3n^alt unb bie lurje präjife (Jrorm bes Sgmbols na^e gelegt erfd^eint,
loirb bur^ oie (Sef^id^te ausreii^enb beftätigt.
II. Ss i[t fett Uf^ers Unterfuc^ungen (De Romanae eccl. symbolo apost. 35
vet. etc. 1660) befannt, nun aber namentlid^ bur^ (Easparis gforfd^ungen oollig oeut»
li^ gemorben, bag bie römifd^e Airc^e in ben 3^^^^ 250—460 (unb 3. %. nod^ ba«
ruber hinaus, f. ®regor b. C&r.) im gottesbienftlid^en C&ebrau^ ein Symbol benu^te.
n)el4es fie in ^o^ften S^ren ^ielt, ju bem fie leine !^\i\^%t bulbete, mel^s fie —
fpöteftens im 4. 3<^^t^- — birelt oon ben mi\] Slpofteln in ber S<^ffung, in melier fie 40
es befah, ableitete, oon bem fie annahm, ipetrus baoe es na^ ^om gebrad^t. Diefes
Symbol, bas altere, lürsere römif^, liegt uns, ab^efe^en oon Sla^ri^ten, aus benen
roir es teilioeife relonftruieren lönnen, no^ oollftanoig in einer ^nja^l oon %tjkxi
oor, oon benen bie o)i^tigften ^ier genannt |ein mögen. (SrieAif^ in bem Srief bes
SRarcellus 0. Slncpra an ben rbmif^en Sifd^of 3ulius 00m 3- 337 ober 338 (Epi- 45
phan. Panar. haer. 52 [72] Opp. T. I, p. 836 ed. Petav.; f. $o^n a. a. O. § 15;
(Easpari a. a. O. III, S. 4 f., S. 28—161) unb in einer ^anbf^r. ber Biblioth.
Cottoniana, bem fogenannten Psalterium Aethelstani, saec. IX {'^a\}in a. a. D.
§ 16; Caspari a. a. O. III, S. 5 f., S. 161—203); lateinifdj in bem Cod. Läu-
dianus 35 ber SobleianifAen SSibliotbe! saec. VI vel. VII (CEaspari 0. a. O. III, 50
§. 162 f.; ^cifyx § 17), m ber $anbf(^rift bes brit. SRuf. 2 A. XX, saec. VIII
(Su)ainfon, The Nicene and Apostles' Creeds [1875], S. 161 f.), in ber bem
SImbrofius refp. bem SJlaximus oon Xurin beigelegten „Explanatio Symboli ad
initiandos" (81. SWai, Script. Vet. Nova CoU. T. VII [18831 p. 156 sq.; 33. »ru«
nus, Maximi Tur, Opp. [1784] p. 30 sq.; ^a^n §20; Caspari a.a.O. II, S.48ff.: 53
er ^at n)a^rf^einli^ gemacht, bog ber Zraltat oon SImbrofius ^errä^rt; 5tattenbu|d9
S. 84 ff. ^at bagegen Sebenlen erhoben, bie ins (&en)i(^t fallen, aber mir bo^ ni^t
ausfd^laggebenb erfdjieinen) unb bei Kufin (Expos, in Symb. Apost. in Opp. Cypr.
Append. ed Fell [1682] p. 17 sq., f. $a^n § 14; bo3U bas fog. Florentiner Symbol
(Caspari IV, S. 290 ff. unb ein paar Sa^e in ber 24. epibt. fieos b. (Brofeen, f. 00
744 Ilti0ft0(if(^ed SttnApiam
$Q^n § 18). Der grie^if^e %txt — f. feine Slefonfiruftion in metner Hb^nblmig
&er bos alte romif^e S^inool (Patr. Apost. Opp. 2 edit. I, 2 1878), oor alteiR
aber in bem Programm oon itottenbuM^, Seitr. 3. (Sef^. bes altlir^I. Xouffpmbols.
(Siegen 1892; berfeKe, Das Slpoftol 6i|mboI 6. 59 ff.; ^ier ift aud^ ber lateinif^
5 Ztxi resenfiert : bie beften 3^U9^n jj^^ ^ ^falterium Het^Iftans einerfeits, ber fiau*
bianus anbererjeits — i|t ote bas Original ^u betrafen; grie^if^ tDurbe bos Sfmbol
m 9{om eine lange Stü ^inburc^ ausfqliegli^ trabiert. Dann trat ber latefat^ über*
fe^te Xezt als ^araüelfonn l^inju. (b oer^It fic| ^ier aI|o gerabe untgde^ mit bei
bem längeren Symbol, (aber ben (Sebrau^ bes (Srie^ifd^en in ber rSmifd^ti iUi^
10 f. Caspari a. a. O. III, 6. 267—466; Ober ben gottesbienftH(^n (ßebrou^ bes
®rie^tf^en im Slbenblanbe mo^renb bes Meeren SRittelalters f. ebenbort passim unb
S. 466—510). Der leri bes lürseren lautet:
TIioTevo) ek ^ef>v naxiga navroxQAtoQa ' xal elg Xqiotov *Ii]oovv (rdv) rför
avTov xbv juovoyevij, rdv xvQiov fifi&y, xbv yewrj^Svra ix nvevfiaxog &ylov xai
16 Magtag Ttjg jiaQ&evov, rdv bd Tlovxiov Uddrov mavQoy&ivra xai taq^eyra, tj
Tgirrj '^f^Q(H^ ävamdvta ix (tcov) vexgcov, ävaßdvta elg xovg oigavovg, xa&qfi£ro9
iv oe^ia xov TtaxQog &&ey tg^exai xQivai ^Avrag xal vexgovg' xai ek nyevßta
äyiov, Äylav ixxXrjaiav, äcpeaiv äfxaQtiwv, oagxög ävdaiaoiv.
6^on in ber oben genannten Explanatio symboli (bes Smbroffats) tritt bie
20 Sage ^eroor, ba^ bas 69mbol oon ben Slpofteln oerfaht fei. 3a mon boif tooiiSp
bag er basfelbe bereits in 12 6S^e eingeteilt loiffen rotll (breimal oier (ßlleber =
3 Xetraben; biefe (Einteilung in Xetraben Jinbet fi^ fonft xtU^: entftanben ift [fem. C
babur^ bag ber 3. 91rtilel unb bie 2. pSlfte bes 2. oiergheoerig erfc^einett; anbes
Jtattenbufd^ Im Programm unb abgefc^n)a$t tm ^auptxoerl 6. 81 n.; i(^ oermog mi^
25 ni^t baoon ju Sberjeugen, baft bie 12 3<^ ^^ (Slieber urfprflgli$ becAfi^^ttgt ift [f.
auA £oofs i. b. (ggS 1894 6. 675 f.]. aßer ein 69mbol oon 12 (Sliebem ^i^
womt bei gegebener Dreiteilung, xofire ein Stfimper aeioefen, loenn er in 1 + 7 + 4,
refp. 2 + 6 + 4 (Slieber teilte) ^ oiellei^t f^liegen, oa| bie Saae, feber bor 9|w|M
^tte ein einzelnes (Slieb als Jemen Seitrag jum Symbole beiae)teuert, f^on bamcft
30 belannt gemefen ift. (3^^nfaus ift fie ni^ erft in Smg auf bas mStm, Vbiffst
romif^e b. ^. bas füxigallifqe [= unfer Stpoftolihim] Symbol entftanoen; bemi pe
finbet fi^ in jener ^anof^rift bes Iflrseren Snmbols, n^elc^e Suminfon }uetft oodSffent«
lic^t ^at unb ift au$ fonft no^ für biefes ju belegen^. 3nbes 9{ufin, ber fpSter f^rettt
(nad^ Jtattenbuf^ f treibt er etmas frfi^er als ber Sferf. ber Explan.), lenttt fie no4
36 nid^t (Expos, in Sympol. Apost. Praef.), Jonbem roei^ nur oon ber oemeinfameii
SIbfaffung bes römifd^en Snmbols bur^ bie Slpoftel balb na^ bem ^fingfmft oor ber
Trennung. (Er fä^rt aber oiefe Sage auf eine traditio maiorum jurfio. w,]o fyd pe
[Aon fiAer feit vlnfang bes 4. 3<^^^unberts beftanben. Seibe aber, Slmbro^us unb
9(ufin, oeseugeUp bag oer SBortlaut bes apoftolif^en Sqmbolums in ber romif^n Rvcäft
40 mit ber geroiffen^afteften Üreue beroa^rt »orben fei (Ruf in 1. c. p. 17: „Verum
priusquam incipiam de ipsis sermonum virtutibus disputare, illud non im-
portune commonendum puto, quod in diversis ecclesiis aliqua in his verbis
inveniuntur adiecta. In ecclesia tarnen urbis Romäe hoc non deprehenditur
factum, quod ego propterea esse arbitror, quod neque haeresis ullä illic sump-
45 sit exordium, et mos ibi servatus antiquus, eos, qui gratiam baptismi sos-
cepturi sunt, publice, id est, fidelium populo andiente, symbolum reddere (f.
Augustin, Confess. VIII, c. 2] ; et utique adiectionem unius saltem sermonis
eorum, qui praecesserunt in fide, non admittit auditus.'' Ambros. Ep. 42 ad
Siric, P. n. 5. Opp. T. II. P. I, p. 1125 ed. Migne: „ . . . credatur symbolo
60 Apostolorum, quod ecclesia Romana intemeratum semper custodit et senrat."
Ambros. Explanat. Symb. bei (£aspari a. a. C II, 6. 56 nac^ Slnffi^ng oon
Apocal. 22, 18 f.: „Si unius apostoli scripturis nihil est detrahendum, nihil
addendum, quemadmodum nos symbolo, quod accepimus ab apostolis tradi-
tum atque compositum, nihil debemus detrahere, nihil adiungere. Hoc auten
55 est symbolum, quod Romana ecclesia tenet, ubi primus apostolorum Petrus
sedit, et communem sententiam eo detulit''). Der apoftolif^e Urfprung bie|(s
Symbols rolrb au^erbem oon ^ieron^mus (Ep. ad Pammach. de errorib. Joannls
Hierosol. n. 28 Opp. T. II, p. 386 ed. Migne), oon ben rbmifc^en StfASfen (&
leftin I (422—431), Siartus III (431—440), 2eo I (440—461), oon »igilius m
60 X^apfus unb im Sacramentarium Gelasianum ausbrfidli^ ausgefprod^en (6telki
SMi0ft0ltf(^ed ^tfmhplnm 745
bei Caspari a. a. D. II, S. 108 f. n. 78, ogl. III S. 94 f. ; $a^n a. o. O. § 46
n. 168). Der (glaube an einen folgen ift bamaA, toie man urteilen mug, oon bec
tömifi^en C&emeinbe ausgegangen. Snbli^ fei no^ enoSbnt, ba^ au^ Sluguftin als
3euge ffir bas Iflrjere römij^e Symbol aelten mug. Z)mof)l m einet £anbesiir^e
er(t ^resb^ter, bann Sif^of, in n)el(^r ein oon bent rSntifAen ni^t unbetrö^tlii^ ab» 5
n)ei^enbes Symbol bas ofmielle mat, fyit et fiA bo^ als 6^filet bes 9mbto[ius unb
Xöufling bet mailänbifd^n Aitd^e an bas t5mtf^e Symbol geilten, mit meinem m^
bet Explanatio symbol. bas mailänbifd^e ibentif^ gemefen ift 3n ben ad^t 9lus«
legungen bes 69mboIs, bie mit oon ibm befugen (ogl. (Easpati a. a. O. II, 6. 264 f. ;
$a^n S 21), ift et biefem faft ausf^Itegli^ unb ganj n)efentli4 gefolgt iRa^ allebem 10
fann fem 3«>eifel batübet befteben, baß im 4. unb in bet etften $8me bes 5. ^af)x^,
bie tomifc^e Ait^e ein Symbol, unb stoat eben jenes oben mitgeteilte, ausfc^Iteglid^
bei bet redditio gebtau^t unb fd^Ie^tetbings leine (Enoehetungen besfelben jugelaffen
^t Slmbtofius ift fi^et nid^t bet einjige aen)e[en (ogl. bie Stellung bes (!;9Ieftin im
neftotianif^en 6tteit), bet gegen {eben anti^Stettf^en 3^f^ ausbtfldli^ )>totettiette, bet 15
es fflt eine SIntaftung bes ^eiligen etüötte. im 69mboI ben {ebesmaligen 3eitbebfltf»
niffen, mod^ten fie auA no^ fo fotbetnbe fein, 9led^nunQ 3U ttagen. „£egte et i^m
bod^ bie ^o^fte Slutotttfit bei, eine no^ ^9^te als felbft oen oon einjelnen Slpofteln
oetfaMen apoftolif^en Sc^en.'' Det Sti^ bes SRatceüus an 3ulius jeigt uns, bog
iw\\qtn 330 unb 340 bas Symbol in 9{om bas offijieüe getoefen ift; abet no^ anbete 20
3eugniffe, bie man aüetbings etft ititif^ bejubeln unb fi$ten mu^, fflbten mit ^in«
teid^enbet 6i(^et^eit bis in bie 9Ritte bes 3. !}ciM, Unter bieten fino bet Xtaltat
bes Slooatian de trinitate (f. $a^n § 7) unb bie Stu^ftfide aus Stiefen unb Sänften
bes S. Diongfius oon Wom (ogl. 3. S. bei Äthan, de decretis synodi Nie. c. 26)
bie loi^tigften. Dag beteits um 250 bas Ifitjete tSmif^e Symbol, mit es but^ ben 35
Stief bes SRatceÜ unb but(^ bas Psalterium Aethelstani füt uns tepSfentiett ift, in
bet tömifAen Aitc^e bas l^irf^enbe geioefen ift, batf mithin als ein fidles Stgebnis
bet ^iftotif<^en grotf^ung aelten. $iet et^en fi^ nun abet eine 9{et^ oon Sftagen,
beten Seantn)ottung lomplisiettete Untetfuc^ungen unb Kombinationen ootausfeljt* Die
toidbtigjten jinb folgenbe : 1. SBie oet^It fi^ bas lütsete tömif^e Symbol 3U ben abenb« ao
lönoif^en Siimbolen, n^elAe jroif^en 250 unb 500 (800) bts ju i^et oöHigen 93et«
btSngung butcb bas (gallif^) Symbol. Apostol. unb Symbol. Nic-oonstantinop. in
ben ^tooinsialHtc^en tm Gottesbienft gebtau(^t outben? 2. 9Bie oet^It fi<b bas ffit«
^ete tömifd^e Symbol ju bem ISnqeten b. ^. bem Slpoftolüum. toie oit es fett bet 3eit
bes (Eafatius fennen, unb nmtum tft es but^ biefes abgelbft tootben? 3. äBann ift 35
bas Ifii^ete Symbol entftanben unb wo i[t es entftanben? 4. 9Bie oet^It fi^ bas
Ifltsete, tomMe Spmbol 3U ben motgenl&nbifd^en, ootbnftantinopolitanif^en Symbolen ?
5. 9Bie oetQalt fi^ bos Ifitjete tomifd^e ^pmbol m ben oetfd^iebenen gotmen bet
®IaubenstegeI, toeld^e toit aus ben btei etjten 3^^unbetten fennen? Diefe fünf
(Jftagen lafjen fiA nut in abstracto fc^eiben ; m äBa^tbeit gteifen fie fo feft ineinanbet 40
ein, bog etne ab|^lie|enbe gefonbette Seantaoottung jebet einjelnen pt ]iq ni^t mög«
li(^ ift 3m folgenoen vonh in jufammen^ngenbet (Etdttetung eme Seantioottung
oetfu^t n)etben.
III. äbetfie^t man bie übetaus ja^Iteic^en ^tooinsial« unb ^tioatbebnntniffe,
bie uns aus ben abenblönbifc^en Aitc^en 00m 4. bis jum 6. (7.) Z^%^ et^alten finb ^5
(f. §a^n S. 20—45; Caspati, a. a. O. SSb II unb III; genauefte SBötbigung bei
ftattenbuf^ S. 59—215 unb in ben 3la^tt8gen S. 892 ff.; bie 3a^I bet e9mboIe
ift fe^t gtog unb mä^]t no^ immet; mit fennen italienif(^ [auftet 9lom au^ fol^e
oon SRailanb, Xutin, 9laoenna, älquileja, oiellei^t Sflotenj], aftilänif<^e [abet fem
fatbinif^es; bann bos fe^t toi^tige SQmboI aus ben 3^^^^ 340 — 360, n)el^es ^
Caspati II, S. 128 ff. befpto^en ^ai, ift f^tli^ oon bott, J. Äattenbuf^ S. 202 ff.],
foamf^e, gallif^e [ffiogalliiAe unb ftänttfc^e, auc^ eines oon xtiet], itif^e), fo Iaf|en
ft^ je^s n)id^tige Seoba^tungen fixieten. 1. Me biefe Sqmoole toeifen untet«
einanbet unb mit bem ffitjeten tomifd^en Symbol benfelben (gtunbtqpus in Slus-
mafjil unb SInotbnung bet einjelnen Stude auf. 2. 3^ ^Q^c ^in abenblänbif^es ^
Symbol ift, um fo me^ nö]|ett es fic^ bem tömif^en (lutjeten) Symbol. t>k
fütjeften obenblönbif^en ptooinsialfitAIi^en Spmbole finb mit jenem na^ju obet
n)itfltd) ibentif^. 3. 3^ ffinaet ein ooenblanbif^es 69mboI ift, um fo me^t n)ei^t es
in bet Siegel but^ 3^]^t^ (f^fi niemals but^ Sluslaffungen ; fibet bos bei $a^n § 27
abgebtudte „Symbol" bes Senantius gfottunatus f. Aattenbuf^ 6. 130 ff. ; eine Steige 60
746 9ti0fi0lifc^ed ®timUUm
angeblt^er ^(uslaffungen in abenblänbif^en Symbolen erlebtgt fic^, toenn man btelln*
fic^er^eit ber llberlteferung bead^tet) oon bem Iflrjeren römifc^en ah. Dtefe 3uf&^^i ^^
Slusna^me einiger toentger, tote bos antimoboIiftifAe ,4^^^^^^^^ ®^ impassibili'' m
,,omnipotente'' im 1. 91. bes Symbols ber Atrqe ju 9lqutle|a, bos plerop^orifqe
5 ,,hujus" als 3uf^t) 3^ carnis im 3. 91. besfelben Sqmbote, bte Stellung „remiss.
peccat.y resurrect. carnis et vitam aeternam per sanctam ecdesiam" im lar*
t^ginienfifd^en Symbol (hoä) fann btefe Stellung auä) anbere ®rünbe fyibtn)^ |inb
fämtli(^ nid^t bireft polemifd^er 9latur, fonbem ftnb als SerooIIftanbigungen unb Sr>
Weiterungen }u betrad^ten, toel^e man sunä^ft im 3ntereffe ber Serbeutli^ung für
10 nötig ^ielt (ogl. bie mannigfad^ oariierten 3^1^^^ ^^ ^^\^^^ ^* 3* ®- f^^" ^ ^
alten Symbol $abn ^ 42 ; bie gformulierung ,,natus de spiritu sancto ex virgine
Maria'' im aquileienftf^en unb raoennatif^en; bie (Formulierung ,,oonceptus de Sp.
S., natus ex virgine M." im Symbol bes gfauftus o. Sleji; bte Diffeceiqierung bes
,,crucifixus" in ,,passus . . . cnicifixus" in fpoteren Symbolen; Die ^tnsuffigung
16 oon ^,eatholicam" im 3. 91. im fpanif(^en unb lort^aginienfifd^en Symbol foiDte in
bem bes 9ticetas ; ben 3^1^^ „vitam aeternam" 3. S. im Sqmbol bes Sluguftin unb
bei ($auftus oon Steji u. |. m.). Der (grunb<^a!ter bes Snmbols erfi^eint bitx^ fol^e
3ufa^e nid^t alteriert ; benn fie finb ni(^t Jpe!uIatto«bogmati|4er 9latur. 4. Die 9Re^*
pa^I Der (Enoeiterungen, toeld^e bie abenblänbifd^en Symbole aufioetfen» ift ber %t,
20 Da§ fie als SDlittelftufen jroif^n bem Ifirjeren unb bem längeren romifqen Sqmbol
beurteilt roerben lönnen; inbeffen ift biefe Setrai^tung ni(^t fo n)i(^ttg wxt eine anbete.
Die großen ^rooinjialfiri^en bes Slbenblanbs ^en im 3. unb 4. 3<^t^* ^ur^ i^
3ufaRe je einen ganj bestimmten Zrmus ausgeprägt, ätier fol^r X9pen laffen fU|
unterfd^eiben, nömut^ ber italienifd^e, ber afrilanifd^e, ber galli|(^e (ber bis na^ 3rlanb
25 reid^t) unb ber fpanifd^e (ftattenbufd^ 6. 189 ff., 194 ff. toill bie beiben Ie||ten ni^
getrieben miffen unb meint nur einen mefteuropäif^en Zypus aner!ennen ju ßnnen;
allein nid^t mit 9ted^t). ^r ben gallijd^en X^pus nun, ber in unfer SIpoftoItfum aus«
münbet, ift es ^roHeriftifd^. bag er fidp bur(^ foI(^e ^iftorifc^e 3#^^ ausseu^net, bk
fic^ fd^on früher in orientalifc^en (&IaubensformeIn refp. Symbolen finben („Säjof/ja
9o§immels unb (Erbe", „gelitten", „geftorben", „niebergefa^ren 5ur ööile"; baju bmmt
bas ^röbilat „latbolif^"). Der gaUif^e Xqpus in feiner (Enteeftalt ift ni^t in iebcr
^infid^t bie reid^fte refp. roeitläufigfte gform bes abenblänbifc^en Symbols, aber auf
ben ^iftorifd^en Sn^alt gefe^en ift er es. 6etne Sigentümlic^Ieit befte^t borin, ba^
i^m bei bem reid^ften fod^Ii^en Sn^Qlt alle ausmalenben ober projifierenben älttribnle
35 fehlen, bie fi^ fonft in prooinjiaHird^lid^en Symbolen finben (invisibilem et impassi-
bilem [im 1. 91.] ; omniiim creaturarum visibilium et invisibilium conditorem;
unum [im 1. u. 2. 21.], deum [im 2. 91.] ; resiirrexit vivus; omnium peccatorum;
cum gloria venturus; per baptismum [im 3. 91.]; hujus carnis; etc. 3n biefer
roid^tigen ^infid^t f^ai bie Cnbgeftalt bes gallifd^en Üqpus b. ^. unfer 9lpoftoIibim bte
40 (Eiaenort bes alten romif^en Symbols oolliommen bemo^rt ; fie ^eigt benfelben fnappen
uno ftrengen 6ttl mit biefes unb tnif)äli hoä) alles ^iftorif^ SebeutungsooIIe, idos im
fiaufe ber ©efc^id^tc bes Symbolum Romanum an biefes herangetreten ift Dös
gQllif(^e 9lpoftolicum ift in feiner SBeife ebenfo Haffifi^ ftilifiert unb i)htmeni|^ gelten
roie feine römifc^e SJorlage (weiteres f. u.). 5. 3^ toeniger eine ftir^e unter bem
45 (Einfluß ber römifc^en fte^t, um fo bebeutenber meidet nad^ unb nad^ i^ Spmbol 001
bem fürjeren römifd^en ab. Die 6t)mbole ber gallifc^en Aird^e entfernen ficq oon i^
relatio ftorf. 6. 9{ebu5iert man alle abenblänbtfc^en Symbole auf einen SLrd^et^pus,
inbem man oon ben Dtfferenjen abfielt, fo erholt man oqne 6d^mierig!eit bas Vi^pt
romift^c Snmbol.
50 ^QS folgt Qus biefen Seobad^tungen ? (Es folgt baraus mit Soibens, 1. bag bos
ffirjcre römif^e Symbol bie SBurjel aller abcnbtänblf^en ©laubensbefenntnif^ ifi
2. Dag bas längere römif(^e Symbol allntö^lid^, ober ni^t in 9{om felbft, aus jene«
entftanben ift unb bes^alb au^ biefelben 9lttribute erhalten ^at, toeli^e urfprüngliq be«
lärjeren Symbol galten.
5ö 9lus ber erften Folgerung barf man mit ©runb roeiter fd^liegen, ba|5 bas !ür»ae
römifAc Symbol beträ^tli^ früher oor^anben geiocfen fein mug, als um bie Witte ws
3. 3o9^^unberts ; benn n)ie foll man es ]xd) fonft er!lören, bag alle abenblanbif^en ilir4<^
urfprünglid^ eben bies 6t)mbol gebrandet ^aben, unb baf) 3. S. bie afrilanifd^e ftin^
bereits oor bem 3. 250 i^ren Sonbertijpus (f. Cpprian, $a^n § 28 unb 29) «J
miSxnnh bes Symbol, vetus Rom. ausgcbilbet ^at? 9){an mug bemnad^ mit bei
Xt'oftiUf^ed ®i|mfolitm 747
römifd^cn Symbol minbcftens bis j. 3- wm 200 hinaufgehen, unb bas löM fi(^ awi)
pofitio aus ben SBerlen SiertuIIians begrfinben. Diefer 6(^Iug tairb ober [idbergejtellt
burd^ eine Sergleid^ung bes ffir^eren römtf^en Sonibote unb aller abenblänbiid^en
(Slaubensbefenntniffe einerfeite^ mit ben motgenIanbt|(^en ^tootnjial' unb $rioat»69m«
boten anbereifeit$, Jerner burq eine 93erglei(|ung bes Iflrjeren römi|(^en Symbols mit 5
ben oerfd^iebenen Stejenfionen ber (Slaubenstegef bis jur 9Ritte bes 3. 3<^^^*
Die morgenlonbif^n laufbefenntnifle (f. §a^n a. a. O. S. 61 ff., S. 183 ff.;
Gaspari a. a. D. II, S. 112 f. III, 46 f. ; Sroainfon a. a. D. S. 60 f. ; §ort, Two
Dissertations. II: On the Constantinop. Creed and other eastern Creeds of
the fourth Century [1876], S. 73 f., oor allem aber ftattenbuf^ S. 216 ff.) sei^nenio
fi(^ famt unb fonbers bur(^ eine ungemeine !8en)egli(^leit, burA gtei^ett in ber
grorm unb 9{ei^tum im Slusbrud aus. Da bie orientalif^ ftirc^e oon einer 9Ib»
'af(un0 irgenb eines Symbols bur(^ bie SIpoftel niemals etioas gerougt fyd, Jo fd^altete
ie mtt i^nen oiel freier unb gab }ugleid^ im Xaufbelenntnis tgrem 3ntere|te an ber
pehilatioen !QeoIo0ie unb i$rem 9u>f(^eu Qor {ebroeber ^drefie — beren ^eimat \a 15
meiftenteils ber Orient geroefen — Slusbrud. So fe^t fie fe^r oft an Stelle ^iftorif^er
Slusbrüde bogmatif^e, lagt wichtige Steile gan} loeg, anbere Jtattet fie breit burd^ 3^«
fa^e unb (Einleitungen aus, Id^altet antignoftif^e. ontimonar^ianif^e, antimobaliftif^e,
ontiarianif^e, anti|emiarianif(^e, »marcellif<^e, »p9otini[i^e. «pneumotomai^ifd^, »crpoUi»
nariftifd^e Semerfungen ein u. [. m. ^ySinjelne (Slieoer ^en in Den orienta» 20
lifd^en Symbolen oft eine me^r ober mentger p:eie Sform, fei es nun, bag biefe barin
befte^t, bag bogmattfd^e Slusbrüde an bie SteUe einfa^er ^iftorif(^er gefegt, ober anä)
iene unb biefe miteinanber oerbunben finb^ ober barin, oag bas betreffenbe C&lieb
etioas breiter ausgebrüdt ijt, ober enbli^ barin. bag es einen ober mehrere ni(^t onti«
^aretif(^e 3ufaj^e erbalten ^at . . . 9Beiter finben loir in i^nen oft ganje ®lieber, bie 25
in ben abenblönbifcpen 3:au^elenntniffen fehlen u. f. w". „3nfolge oon allem biefem
trafen i^re Selenntniffe, bas eine in bo^erenL bas anbere in geringerem (grabe, einen
fub]e{tioen, reflexionsmögigen, bogmatifi^n (E^arolter, ^oben fie ein me^r ober minber
buntes 9lu$fe^n unb finb me^r ober niinber roeitläufig, breit unb roortrei^." (Enbli^
ift bie fated^etif(^e fie^runtenoeifuna, bie fi(^ belanntlicq an bas Xaufbelenntnis anfd^log, so
im Snoraenlanb oiel ftar!er oon oen bogmatif^ « polemifd^en Ziborien beeinflußt ge>
loefen, als im 9Ibenblanb. Das Symbol ift bemnad^ in ber onentolif^en ftirqle be*
[tönbig im gflug unb in ber Semegung gemefen. Dies anberte fi^ erft — aber au^
bann noäf ni^t oolllommen — burd^ bas SHcano^ilonftantinop. (noi^ ni^t burt^ bas
Slicönum). Diefes Symbol oerböngte fett ca. 430 im Sereiqe Der ort^oboaten laifer» 35
lofen Rxxäit bes Orients bie anberen, unb oon nun an rourbe bie b^gantinifi^e 5tir^e
in Sejug auf bas Si^mbol bie ftren^ lonferoatioe, wit fie ja au^ bis auf ben gütigen
2xig ausfd^lieglid^ bei bem ftonftantinopolitanum oer^arrt tft. Diefe äter^altniffe nun,
toie fie im Orient bis }ur SRitte bes 5. 3<^r^unberte beftanben ^ben, erf^meren ben
93erfud^, ben (grunbi^pus ber morgenlänbif^en Symbole allgemeingültig gu (^olteri« 40
fieren. Denno^ lögt fid^ be^upten: 1. bag au^ einer großen Steige oon orientalifd^en
Symbolen — ni^t allen (f. }. S. bas Symbol bes (Sregorius Z^aumaturgus, ^o^n
§ 114), iDo^l aber benen oon Serien unb ^alöftina — ein I^pus ju (Srunbe liegt
(einen allgemeinen Jelbftjtanbigen orientalif^en X^pus bes Xauffqmbols giebt es nid^t,
loie Aattenbufd^ na^getoiefen |at, unb mie id^ bereits oor i^m in meiner „Slntioort'' 46
auf Cremers Streitf^rift, fieipjig 1892, S. 9 ff. behauptet ^abe). 2. Dag biefer Xnpus
im Umfange unb ber ^norbnung ber C&lieber mit bem tfirgeren römij^en Symbol SSer-
roanbtfd^aft auftoetft, babei aber folgenbe Slbtoeic^ungen (f. CCaspan II S. 44—88)
je igt: 1. llKneifo/uev ^eigt es faft immer, unb bies roirb in oielen Symbolen bei
jebem (Bliebe u)ieber^olt. 2. 3n bem 1. u. 2. 21. mitb ju „^iov" unb ju „xvgior" 00
„^Va" ^injugefügt. 3. 3n bem 1. 81. roirb (5ott als ber S(^öpfer aller Dinge refp.
^immels uno ber Srbe begeid^net. 4. Die Stellung ber SBorte im Slnfang bes 2. 91.
ift biefe: xal ek tva (töv) xvqiov ^L]o, Xq. xov viöv ainov röv juovoyevn. 3m
abcnblönbifd^en Symbol ^eigt es Xq. 'Itjo.y biefe ÜBorte treten ooran, bann folgt t6v
vlov am. T. fjLovoy. unb nun erft tov xvqiov] biefes bur^ge^enbs mit bem 3ufa^56
{j/ÄU)v. 5. §äufij toirb 5U „yervtiüevta xrX. „ix oji^g/uarog Aaßid" ober ö^nlic^es ge»
fügt. 6. Die emgelnen ©lieber bes 2. 21. roerben im SKorgcnlanb pol9fi)nbetifd^ an»
einanbergerei^t, im 2lbenblanbe af^nbetifi^. Dort finb bie 2lusfagen über (£^riftus in
gorm oon 2lppofitionen, ^ier in ^otm oon 9?elatiofö^en gemacht. 7. Das (glieb tov
im Ilovriov IL oravQio^hrca xai xixfivra fe^lt metftens ganj, ^ier unb ba finbet es »jo
748 StMifloIif^ed S\tmiohm
f{(^ aber in mobtiijicrter ©eftolt. 8. DteSBorte rfj tqitj] mugn finb beut ävaardvrn
nat^gcftcllt. 9. ötatt ävaßdvxa ftc^t &veX'&&yxa ober ävaltitp^hna, 10. J)as ®lid
Don ber SBieberfunft ift bem oor^rge^enben loorbtntert. 11. Metä dd^g vd lvd6-
^co(; tDtrb ju ndXiv iQYÖjUEvov l^msugefügt. 12. 3m 3.8. Reifet es td jzvevfia to
bäyiov ober T. ä. Tl.; obju totrb öfters zo nQoqmnxdv ober etroos S^nli^es Joef
13. Die ixxXtjoia er^It bas ^rabtfat „xa^oXixij*^ na^ bem anbem n&yCa**. fflo
jenes in fpäteren abenblanbtf^en Symbolen finbet, fte^ es mä) ecdesiam. 14. j>te
laufe u)trb im 3. 91. öfters enoö^nt. 15. i>k SBorte ^cotjv alcoviov finben ft^ fop
bur^ae^enbs.
10 vllle biefe SRerfmale be^ie^en fi^ aber auf einen jbreis oon Srnnbolen, bei oon
bem 9ticanum rejp. oon femer (Srunblage (bem oon (Eufebius ju mo&a oocgelegten
Symbol, gemö^nltd^ Caesareense genannt) unb oom Symbol bes Sudan aS{|angig ift,
alfo nxäft älter tft als SInfang bes 4. !i(äj(t^. Dies roäre freilii^ ju beftreiten, loemi
bas oon Sufebius probujterte Symbol bas 2:aufbelenntnis ber Airi^e oon (QIfcitea nSie
15 (fo $ort a. a. O. unb noä) fioofs a. a. O. 6. 673, beibe nehmen eine JUbTsung t«
3. 9IrtifeI an). SHIein ber ^ufammen^ng, in toe^em (Eufebius bas Symbol in be«
Sriefe an fetne (ßemeinbe mitteilt, ma^t es niAts loeniger als toc^rf^inli^, bag es
bas Dortige Xaufbelenntnis tft, oielme^r ift es ats ein Symbol ju betroc^n. bag Cs»
febius eigens fflr ben oorliegenben Sau lonftruiert ^at (man lann bas ou^ aus ben
20 ^rabüaten, bie C^riftus gegeben Jinb, folgern : bie Wei^enf olqe. bie mit rar rov
'ßeov Xoyov anhebt, ift ffir bie Situation gemarkt), natflrlii^ nt^t ab ovo, fonbent
nad^ ben grormeln, bie in Slntio^ien refp. in ben (o^uIen bes Oriqenes unb Sudan
(f. beffen Symbol) ju $aufe maren. Da^ bie (5emeitü>e oon Säfarea tm Untetrn!^ ben
Glauben gebort ^ei^ ben (Eufebius ^ier formuliert ^at, ift gen)i^, aber ob Ke Amt bie
25 3:aufformeI hinaus ein feftes, breiglteberiges Symbol befe|fen ^, mug minoeftens |^
fraglid^ bleiben. 6e^r ftarl fprii^t bagegen, bog in (Eufebius' grormel ber 3. SrtHd
nur lautet : „jiKnevofiev xal ek ^v Ttvevfia äyiov" (bie Annahme, bafi (EuTebius ans
bem (Semeinbebelenntnis etn)as ausgelaffen ^at, ift ^ö^ft prelär), unb oag bann no^
(ogl. bas Symbol fiucians) ein langatmiger 6a^ folgt, ber in ben Xoufbef^I mfinbd
30 unb ben (Eufebius ebenfo ju bem (SlaubensbelenntnU» rennet, n)ie bas, loos ooc^ecge^t
{rovrayv exaarov elvai xal vndQxstv Ttunevovreg, narSga äXtj'&cbg naxiga xid vor
äXrj&cbg vldv xal nvevfia äyiov äXrj'&cbg Ttvevua. äyiov, xai^cog 6 xvgiog ^ßion
äjiofneXXcov elg ro xrjQvyixa xovg iavrov /lamjräg ehre' noQev&ivxEg jtia&ijreV'
aniE ndvxa xd e&vrj, ßaTtrl^ovreg avrovg elg ro Svojua rov Ttargög xrX,). Öffen-
85 bar leitet (Eufebius toie Sudan bes^alb pr Üaufformel fiber unb toieber^olt fie in ex-
tenso, ©eil er bas Sebürfnis fu^Ke, feine neue Formulierung als ^ara^^rafe ber ber
©emeinbe befannten gormel 3U pröfentieren. 3ft aber bas CSfareenfe lein (Semeinbe*
fombol, fo folgt, bafe toir oon ausgeführten f eften, aus alter 3ctt ftammenben ®emeinb^
f^mbolen im Oriente oor bem Slicönum birelt überhaupt nid^ts loiffen. Diefe negatioe Sr»
40 fenntnis mirb aber bur^ oier Seoba^tungen beftöttgt: 1. burd^ bas feltfame Symbol bes
(Sregorius X^aumaturgus ($a^n § 114) unb bas ebenfo feltfame bes Slp^raotes (Aattem
buf(9 S. 249) — wo man fol(|e „Srjmbole" fidji ju lonftruieren erlaubte (unb Gregorins
lannte bod^ bie ortentalif^e ftird^e oom $ontus bisSg^ptenl), gab es no^ leine (&emeinb^
fqmbole, toie bas römif^e Sqmbol ein folc^es ift ; btefer 6d^lu§ f^eint mir unausn^eislvl,
45 2. bur^ bie Seid^tferttgfeit ber orientalifi^en Snmbolbilbung unb Sombolrejeption, Wc
toir mit peinli^em (Erftaunen im 4. ^^dfycf). unb ois jur SRitte bes 5. beobachten — roen
^ier alte Symbole oon ben Sätem ^er oor^anben geu)efen mären, toie n^ill man bie
oolHommene SBinbigfeit unb ^ietätslofigleit btefer ö^mbolefabrilation unb »SiejeptiOT
oerfteben ?, 3. burd^ bie oben bereits lonjtatierte tqpif^e (ßlei^artigleit ber ortentalif^
50 S^mbolbtlbung bes 4. 3<^^i^^unberts, in ber faft ausfd^lieglic^ ber Zwus StKioR-
(Eufebius^Slicänum ^eoortritt, 4. bur(^ bie Unfid^er^eit über ben 3. Slrtöel bis jur SRite
bes 4. 3^^^* i^ Drient; lautet er bo^ nod^ in ber 1. antioc^. Srormel oon 341: d
de Sei TZQOOT^eivai, Jiiorevo/iev xal Jiept oagxog dvamdoecog x. ^cofjg atcoviov, ft
biefen legten $unft lögt ]xä) no^ f olgenbes anlnüpf en : bie 5lonftruftion bes altromifc^
55 Symbols ift oolllommen burc^fid^tip ; bie breiglieoerige laufformel liegt ju (Brunbe;
bas erfte (ßlieb ift als ber allmöd^ttge (&ott befiniert, bas jmeite ift bur^ „eingeborenei
So^n" unb „unfer §err", fomie bur(^ einen ^iftorifd^cn Serid^t projifiert, bas bcük
ift als (6abe gefaxt unb i^m finb ba^er brei toeitere ®üter beigefellt, bie jufantmen tat
^eilsin^lt, ben ber (glaube empfangt, jum Slusbrud bringen. 9}on 30 oriental^
eo Slaubensfqmbolen bes 4. 3^^^^* nun, Sie in Setrad^t fommen, enthalten über jb»
ütiofioHf^ed &)imb9hm 749
Drittteile leinen 3. SbiUel refo. nur hos nadte Selenntms }um ^. (Seift. 6te^t man
oon ben Xöd^terfqmbolen bes ^icöno^JlonftantinopoUtanums ob (ju benen $Q]^n § 68,
69. 70 ae^ören) foiDte oon ben augenf^einli^ oerIürjten6nmboIen$Q]^n§71.72 (gegen
AoltenDufc^ I 6. 330), |o ergiebt fi^, bog \xif iit oonftönbige refp. übetDonjtänbige
(Snoo^nunp ber Siaufe) 3. Smilel nur im Symbol bes 7. Su^ ber apoftol. Aonftit., 6
bei Sirius m bem bem ftdfer eingereihten Symbol, bei dSjftiU oon 3^nifalent, in bem
Sqmbol oon Salamis (bem jum Aonftantinopolitanum getoorbenen SQmbop unb in
bem längeren Symbol bes (Epip^anius (^al^n § 68) finbet. Diefe fänf Sqmoole ^aben
üugenf^einlid^ eine SBursel, bie am beutlid^ften in bem allerbings nid^t aanj fi^er ju
lonftruierenben Symbol bes (Thrill oon 3^ni|alem ju Xage tritt (Eben biefes Symbol lo
l^at ober au^ oon allen bie \iM\tt 93enoanbtf(|aft mit oem altromif^n. Diefe 9}er«
n)anbtj^aft tjt fo grog, bag (EorUls Symbol nur bie 2!od^ter ober bie S^^jter bes
romifmen fem fann — oon „uRutter'' lann i^er^upt n^t gerebet toerben, ba bas
römif(9e unjmeifel]^ altere unb einfa^ere Srorm jeiqt. Slber au(^ an „SAtoefter'' 3U
beulen, ^aben roir bisher feine Seranlaffung ; benn btefer palaftinenfifd^^fqrifqe äpmbol« 15
iomplex tau^t erft im Slnfan^ bes 4. 3<^* ^uf, roa^nb toir bos römif^e Spmbol
fi^er um 100 3^^^ weiter ^maufbotieren lönnen. SBas nun aber jene mel^r als 20
onentolifd^en Sqmbole anlangt, bie leinen ober einen ganj rubimentoren britten Slrtifel
^aben, fo jeigen bereits bie au^ in ben Slteften unter i^nen fo ge^uften d^riftologif^n
Slttribute, bag es fi^ um junge Symbole ^anbelt ; inbeffen läM fi^ bo(| in ber gfor« 20
mulierung „i^cog Ttariig TtavroxQdtcog" unb imSlufrih bes djriftologif^n Stbf^nittes
eine beftimmte Sernmnbtfd^aft mit bem romijAen Symbol nidbt oerfennen. Sluherbem
^en fie faft alle mit ber oorigen (Sruppe 3ufä^e jum 1. Slrttlel fomie bos tva im
1. unb 2. ärtüel, enblid^ einen gen)iffen grammatifä«ftiliftifd^en X^pus im 2. Slrtifel
gemeinfam. ^ierna^ ift bie einfa^fte £oJung bes Problems, toel^es bos Serbaltnis 26
ber orientalif^en ®laubensfpmbole bes 4. ^o^r^unberts jum altrömif(^en Sombol ftellt,
biefe: im 3. 3<^i^^unbert 9at es leine feften orientalij^en Xaufbefenntniffe gegeben,
wo^l aber gab es eine alte flüffige „^riftologifAe 9{eger unb alte feierli^e ober po^
lemif(^e Selenntnisformeln ju bem einen S^Spfergott unb feinem einen 6o^n
(T^tftus. (Segen (Enbe bes 3. Z^^^- ^ — o^n oem fitmulfiren Sefenntnis bes so
ffiregorius X^maturgus ai^eje^en, befTen SBagnis in ber es beglehenben exorbitanten
£egenbe gu Xage tritt — oieUeid^t in ber 6(^ule Sudans, feb^nfalls an einem $unlt
in S^rien^^alöftina bie S^mbolbilbung im Orient begonnen, na^bem man bos römifd^e
Symbol fennen unb f^ä^en gelernt i^cdit (in ber 3^it ber Aämpfe mit $aul oon Samofata
ffoi man au^ anberes $lomif^e in Sorten f^^en gelernt), wxt es f^eint, junadMt ina
ti^ologif(^en Areifen. Son ber einfad^en nejeption bes rSmif^en SQmbols ^ielt ab
1. berUmftanb, bag ber (^riftologif^e 9lbf(^nitt bes römifd^en Sqnwols auf einen bereits
eingebürgerten d^riftologif^en Z^pus ftieft, 2. bos 3ntere|fe, bie „^5^ere'' (I^ftologie im
Symbol jum 9lusbrud ju bringen. (Erft ber arianif^e Streit fyd bie Siloung fefter
Symbole im Orient ben)ir!t. 3n biefer i[t ber X^pus mit bem lurjen 3. Srtifel („an 40
ben refp. einen f). (Seift'', rejp. nur mit 3#^^n ^i^ »t^^ ^^ ^i^ $ropbeten ge«
rebet fyA") bis jum 3- 381 minbeftens f(^einbar ber ^ufigere gemefen (fiuctan, (Eu»
febtus, 9lrius § 117, 9licänum, fömtlii^e antio^enifi^e unb firmifd^e oqmoole u.f. u).),
n)a^renb ber Xqpus, ber mit bem altrömif^en 3. Slrtilel mefentlidb jujammenftimmt,
in 3^iufalem«Salamis unb im Symbol bes 7. Su^s ber apoft. jtonfttt. (n)ie alt ift 45
es ?) burc^brang unb bann burc^ bas 9licäno«ilonftantinopolitanum ollmo^liq bie $en«
fd^a^ gewann.
(Es fragt [i^, ob biefes (Ergebnis nid^t bur^ bie Hnterfu^ung ber (Slaubensreoeln
unb ber Sru^)tüde oon (Slaubensregeln unb formelhaften Sa^en, bie n)ir in ber !St\t
oon ber aiiitte bes 1. bis jur äRitte bes 3. 3^^unberts aus ber orientdifAen $alfte 50
ber 5tir^ lennen, umgeftogen wirb. Das ift bie äReinung (Easparis, 3^9^» ^00^
unb oieler anberer, unb bas toar aui) früher meine SReinung. SRan glaubt, ein orien«
talifc^es refp. genauer lleinafiatifi^es Sqmool annehmen ju muffen, ju bem ft^ bas
alte römifc^e Symbol als Xo^ter ober als S^wefter oerJ^SU. Cs lommt ^ier oome^m«
Ixä), wenn ni^t ausJAliej^li^, auf ben Sefunb oei Siemens alles., Srenous, 3uftin{;5
unb 3gnatius an. !Die vlrgumentation ber (Segner ift in fturje folgenbe: 3uftins
äBerie lehren, ba^ er, ber um 130 in (Ep^ejus getauft worben ift, ein Symbol ooraus^^
fe^t, bag bem aurömifi^en einerfeits fe^r o^nlid; ift, anbererfeits Kä) oon l^m ^xaU
teriftif^ unterfc^eibet. I)iefe unterj^eibenben SRerfmole {'Itjoovg Agiatög, nid^t X7.;
arauQw&ek bil IL II, ni^t ijii IL II, at,; äjia&avdvra; näXiv /uxä dö^tjg etc.) eo
750 ftpofioli^ift» S^^mtolum
finbcn fid^ au4 in bcr 3Sltf)Xiaf)l bcr fpStercn oricntditeen Symbole; ferner finben [vt
\vS) ebenfo in ben gformeln bes 3ren&us toieber, unb btefer bringt au^rbem ru>d) anbete
^Jlusbrüde ([o bas „kW, bas noirjxr^v ovqqvov xal yqg) unb ftttimf^ Ci^entümlh^
leiten, bie ft^ ebenfalls in ben onentalif^en Symbolen bes 4. ^ofyy. na^etfen laljen.
5 (Einiges baoon lögt M fogar bis Sgnotius, ja bis in bie paulinifc^en Sriefe lefp.
in bas 91X. surädffüQren. (Enblid^ folge aus ben eingaben bes (Elemens, bag fllexam
brien m feiner 3^^^ ^^^ förmli^es feftes Xaufbelenntnis befeffen fyd: alfo ^dbe es
im 2. 3a^r^. au$ im Orient ein feftes Snmbol (refp. me^ere^ gegmn, bas bem Ro-
manum oeriDanbt, ober i^m gegenüber felbftftänbtg roar; bieUBursel ber orientalif^n
10 69mboIgef(^id^te ttx^t alfo bis tief ins 2. ^olfycf). hinein ; biefe (5ef(^i(^te fei fomit t«i
3. ^iaijxf), 3tDar latent, ober fie fei oor^anben geoefen : bas r5mtf^ Symbol fei im beften
gfall bem afiatifi^en (fnrifd^en) glei^Itrig; loalrfd^einliAer fei es, ba^ es il^m j^enuber
fefunbar ift; biefes afiotifi^e (f9rif(^e) Symbol loffe Sern ilrittfer Sie (Jfte{|ett, es fk^
in ben 33. 120—130, 100—120, 70—100 ic. entftanben ju beulen.
15 (Segen biefe 9lr(|umentation finb junä^ft oier Sor^Itungen pu nutzen: 1. (Etnjelve
an bas Symbol annmpenbe ober mit i|m sufammenftimmenbe Sage bieten leine GeoM^,
bog fie felbft aus entern Symbol ftammen — beoor es ein Symbol gab, ift (Sott
f^avToxQdroQ**, 3^fus (£^riftus „ber eingeborene 6obn, unfer $err^ genannt loorbeii,
oerifinbete man, ba| er aus (f). ®eift unb) SRaria ber Jungfrau geboren, unter ^ontius
20 ißilatus gefreujigt fei, unb bog er bie £ebenbtgen unb bie Xoten rieten loeibe.
2. ($orme^a^e 6a^e, n>enn fie ni^t beutliA mit ber Zaufformel oertttfipft finb,
bieten no^ nid^t bie (Semabr, ba| fie aus einem XauffQjnboI ftammen. au^ toenn fie mit
Sö^en bes Xauffombols tbentifd^ finb — bie ältefte äberlieferung 9at bem ».(ßlouben"
ni(^t nur in ber gform bes Xaufbelenntniffes unb jum 3^^ ^^ Xattfe eine feftt reta.
25 feftere (&eftalt gegeben, fonbem au^ a) in Ittur^if^n Sfi^en, b) in Ssoritsmusformelii,
c) in C&Iaubens' unb Sittengeboten unb d) tn l^iftorifoen 3uf<^^^nfa{fungen, unk
yjoax fvix bie oerfd^iebenften 3^^^ (UnterrtAt, Slpologetn, j3oIemä, Jlultus u. f. o.) ;
Seifpiele fär a) fiitb bie (lebete in ber !Dibaqe, für b) bie uRitteibtngen 3uftins u. a^
für c) $ennas, Mand. I unb baju Dibad^e 1—6, für d) 1 ilo 15, 1 ff. unb 9k
30 16, 9ff. ; bie SBorte 3*^ 17, 3: tva yivcocxcooi ok rdv u6vov äkri'&ivdv ^edr xai
Sv äjreoredag L Xq. finb in ber SRitte bes 2. 3^^^- ebenfo eine Slaubensformel
geioefen, roie §ermas, Mand. I : jioanov ndvTwv jrlarevoov, Sri elg ioriv ^e6;
xtX., aber mit bem ^lauffnmbol ^ben^fte ni^ts ju tl^un. Siud^ Stellen tote (£p^f. 4,9
finb 5U Se^ileln f en^gmatifd^er 6a^e geworben ; aud^ finb (Formeln aufgeftellt roorben, bk
sooon bem Setenntnis ju bem einen (6ott fofort ju ben praltifd^en l^aupt^eboten über-
führten, toofürMand. Iff. u. Did. Iff. fAöne unb einflu^reid^e Seifpielc bteten; enbli(4
tft ni^t feiten auf (&runb ja^Ireic^er paulinif(^er Stellen ein iler^gma oon (£||ri[ttis an
bas Seienntnis ju bem einen (Sott gerüdt toorben, o^nc bog bes % ®etftes oixa ba
ftir(^e ober ber ^riftlid^en (Süter gebaut rourbe. 3. Spejiell bas iler^gma oon S^fbis
40 fyiif abgefe^en oon ber ausgeführten Srotm, bie es in ben (Eoangelien erhielt (£c 1,4),
manntgfad^e fünere ober längere 3u|ammenfa|fungen (f. bie eben genannten Sruc^fffidr
1 Ao 15 unb UJlc 16, 9 ff.) erhalten, bie eine fefte ßeftalt annahmen, o^ne in einen
trtnitartf(^en Stammen ju fte^en. gfür fold^e 3ufammenfa{fun^en |inb oerf(^iebene S^emota
in 9Inmenbung gelommen, namlid^ a) ber d^roni|ti|d^e 5Bert(^t, b) ber d^roniftif^e Seri^i
45 mit furjen Seiegen, c) bas S(^ema ber erfüllten SBeisfagung, d) bas S(^ema xard odgxa-
xaxä Tiveujim, e) bas S^ema ber erften unb jroeiten Slnfunft, f ) bas S^ema xaraßa;-
ävaßdg. 3n allen biefen Sd^ematen, bie jum Xeil mit einanber oerbunben toorben fin^,
ift es ju relatio f eften, n)enn au^ ber Slbmanbelung fähigen ^usfagen gef ommen. 4. 9>5
ber großen Slnsa^l oon ^rabüoten für (Sott, (E^riftus unb ben (I5ei|t |inb fe^r balb einige
50 ißröbifate in bem allgemeinen (ßebraud^ (ni^t nur in bem ausgeführten trtnitarifitiei
Sefcnntnis) in ben Sorbergrunb getreten: für (5ott ek, TTavroxQdnoQ, Ttar/fg, i&h
noTijg, S(|5pfer [mit 3^1^^^'^]» f^^ C^riftus 6 vi dg tov i^eov, 6 kvqioc:, oamg,
diddoxakog, juovoyevtjg, elg, Xoyog, für ben (i5eift äyiog, jTQ0(pTjrix6g ; ebenfo |w
aus ber großen 3^1 ^^^ Güter, bie ber d^riftlid^e (Glaube gemö^rt, einige befonbeis
65 ^öufig genannt ©orben, fo (upeoig äfxaQiiuyv (mit unb o^ne ffirtoö^nung ber Zav^l
C(ot] (auüviog), dvdoraoig {xnii unb o^ne rfjg aagxög), yvwoigy äqy&aQoia ll. f. tD.—
^lles bas, toas fid^ auf biefe oerj^iebene SBetfe ergab, n)ar „(glaube'', „Glaubetisreger.
„fter^gma" „äBa^r^it", „äBa^roeitsregel", „jud^7]/ia'', „^aQddooig*\ ,^noado&n^
k6yog'\ „didaxty* U. f. lö.
ft^^oftül^ift» S))titi0(ttitt 751
(Snoägt man bte in biefen Sä^en enthaltenen (Etfenntniffe, beten SBa^r^eit lein 5ten«
ner in ^rebe jtellen toirb, \o toirb man bei S^lugfolgetungen oon f ormelfiaften Glaubens«
f ö^en auf ein formuliertes breialiebriges Zat^elenntnis febr be^utfam oerfa^ren muffen —
biefe Se^utfamleit n)irb freilti^ überall jur 3t\t oermigt, loie 3. S. bie Slb^anblung
3a^ns Aber bas opoftol. Symbol (1893) unb i^re Slufna^me bei ben angefe^enften 5
Sfa^genoffen bemeift. SRan loirb ftets jmingenbe ®rünbe na^jmoeifen l^oben, ido man
fi(^ bias iRec^t nimmt, eine Stusfage, bie ni^in einem trinitarif(|en 6^ema fte^t, für
ein feftes Xaufbefenntnis 5U rellamieren. SBas ergiebt fiA nun in Sepg auf bie
»,3^"9"5ff^" ^^ 3anatius, 3uftin, Srenaus unb Clemens Sllei.? 1. für Sgnatius er^»
giebt fi^, bag er ein im Srunbftod, loie es f^int, }iemli^ feftes ^iftörifc^es Aer^gma 10
Don C^riftus frei refnrobujiert f)Qif in meinem fi^ u. a. bie 3ungfrauengeburt, Pontius
Pilatus unb bas äk^&avev fanb; bah es in einem trinitarifdjen Sd^ema geftanben
^at, bofür fep jebe 6)mr; 2. für Suftin ergiebt fi(^ a) bo^ er ein feftes d^Jtologif^es
Aerngma fannte unb immer toieber mit i^m operierte, toeU^es bem 2. Slmlel bes ro»
mifqen Symbols gegenüber felbftftönbig ober mit ipt na^ oenoanbt tft unb bereits 15
mej^rere unb ^aratteriltif^ Cigentümlid^Ieiten ber fpäteren orientalifc^en Sombole auf*
wtih, b) bag biefes iter^gma bei i^m fein 3:eil eines Siauff^mbols, b. 1^. formell fein
2. ärtilel ift, c) bag bie Zaufformel bei i^m über^upt no^ ni^t ju einem SQmbol
explisiert roor, es fei benn, ba^ bie brei ^erfonen alfo bef^rieben maren 6 nairjQ t&v
oXcov xal deon6irK '&€6g, 'Itjoovg Ägiaiög 6 azaifQco&elg hil Tlovtlov Tldarov, rd 90
nvevfjia äyiov o oid rcbv TiQoqmxwv nQoexrjQV^e xä xatä x6v 'Irjaovv ndvra ober
einfach r6 jiQoqytjnxov ; bo(| ift biefe Sef(^retbung innerhalb ber Zoufformel ni^t eben
loaQrf^einlii^, d) rei^t roo^l oennuten lägt fi(^, bag jenes oben bejeii^nete ^riftologif^
Aerqgma formell als erfüllte SBeisfagung gegeben UKtr, b. ^. in einem 6qema ftanb
oon f olgenber gform : ,,ber f), Seift ^at oor^eroerfünbiat u. f. mJ* ; bie C&renje bes Cr« 2»
lennbaren ift eaeid^t, loenn man \xä) bie Slnna^me ge|tattet, bag 3uftin ein ftenrnma
gelaunt ^ai^ bag na^ ber Crioa^nuna bes jianjg xibv 8X(ov xal deandxtig unb ^t\\x
C^fti bas fter^gma oon C^riftus in ber gform ber erfüllten äBeisfagung refp. tn
ber gform bes Glaubens an ben propbetif^n ®ei[t aufflog. Do^ biefes „ud^jna"
ober ein Xaufbelenntnis roar refp. fid^ als explisterte Xaufformel gab, unb bon es so
über^upt in friftttllifirter grorm oor^anben mar, bies ansune^men fe^lt jebe unter«
läge. 3. gür 3renaus ergiebt fi^ a), wie i& 31^R IV. »b S. 149 ff. am
1. 91rtilel gegen 3^^^ tfii^^S^ $0^^; ^^ ^^n ^^i 6dblüffen ous feinen nS^ug«
niffen für bas 2au|belenntnis" fe$r oorfidbtig fein muft. l)er Heinfte leil bes SUate»
rials, bas i(^ in ber Slb^anblung über bas altrömif^e Symbol (Patr. App. Opp. 86
edit. 2. T. I, 2 p. 123 ff.) aus 3renöus jufammengetragen ^abe, barf für bie ^]U
ftellung bes „Symbols'', bas er benu^te, oenoenbet Q)erben, b) na^ 3ren. 1, 9, 4 em«
pfängt man burq bie iaufe ben „«avwv rrjg äXrj'&elag", Diefen „Äanon" f)at er
felbft I, 10, 1 mitgeteilt. £)ie Sform, in ber er i^n ^ier probujiert, bur^ bie Schlag«
roorte [einer eigenen Zoologie erganjt unb an anoeren Stellen bru^ftüdiDeife oarüert, 40
ßeigt, üQ% er i^n aus einer größeren Slnsa^l fe|ter lirc^li^er Selenntnisformeln felbft«
pnbig lompontert. 3n biefer ScäjH oon Selenntntsformeln laffen fi^ unterf^eiben 1. bie
oereidgierte gormel bes Sermas (Mand. I), 2. bie gormel dg &edg navxoxQOKOQ
oerbunben mit jo^anneifd^en Slusbriiden refp. mü TtEJioirjxcog t. ovgavdv x. t. y^v x,
T. ^akdooag xal ndvxa r. iv amoig, refp. mit dg uovoyevhg ^Irjoovg Xgunögy 45
3. eine d^iftologifd^e (^iftorifd^ gehaltene) Sefenntnisformel, bie mit ber bes altrömifd^en
(Symbols, no^ me^r aber mit ber bes 3uftin na^e 93eru)anbtf^aft ffcA, 4. bas ^edg
jiaxijQ TzavioxqdrcoQ bes römif^en Symbols, 5. eine Sefenntnisformel, bie an bas
SBelenntnis ju oem einen (&ott unb bem einen C^riftus 3^fus bas Sefenntnis ju bem
^. (&ei[t anrüdte unb in biefes bie (gefi^i^te C^rifti als erfüllte SBeisfagung ^ineimog. so
Xa wxx bei 3uftin ettoas ä^nli(^es oermuten lonnten, fo mitb es u^a^rj^einli^, bag
ni(^t nur j. 3- bes Srenaus, fonbern fd^on ju ber bes 3wftin im Onent eine ®e«
fenntnisformel oor^anben mar oon ungefähr folgenbcm 3n^alt: fj dg h^a ^edv narro-
xQäro^a (ober dg töv Jiariga xorv öXcov xal deondri^v ^eöv) mang xal slg h^a
^Irjoovv Xgiardv rov vlov xov i^eov, tov aaQxay&evta vticq i)ßid>v (ober VTikg rm 66
^jueregag aajxrjgiag) xal dg nvevfxa äyioVf rd diä xwv ngoqrqTWv xexrjgvrdg rag
otxovojLuag, rijv ix nag&ivoi^ yevvrjoiv xrX.] oon biefer gormel, bie 3renäus jur
Unterlage feines ;^av(bv rfjg äXrj&dag (1,10) ^tma^t l^t, ift oiellei(^t refp. u)a^rf^einlid^
bie ^iftorifd^«(^rijtologif^ ^e!enntnisformel, votlift bte Slusfagen über Geburt, fieiben
unter ^ontius Pilatus, Segröbnis, ^uferfte^ung, 9BieberIuit[t in $errlid^Ieit in verb. so
752 Stiofioltfc^ei» ^tfmbrium
finit. (rcfp. in partic.) enthielt, ju untcrft^ctben; au^ für bie[c ^oimtl finb bei 3«!^
unb S^nattus refp. in 1 Jto 15 parallelen ju finben. SRit bem 6is^ (Ermittelten finb m
aber 6ts an bie (grenze bes (Eneid^baren gelangt Dag Srenöus ein Symbol oorous«
fe^t refp. bag jene aufgetoiefenen Sformeln (6(^emata) in friftallifierter (Seftalt ooid^nben
I iDaren, lagt jiif nxift nur ntd^t nad^toeifen, fonbem es ift oolllommen untDa^rfc^einltd^
Die ganje mgumentation bes Srenaus ^e anbers ousfaHen muffen, menn bas in
efter, in feiner (Semeinbe aner!annter grorm exiftiert ^e, toas er für bie Seioeis«
Urning nötig ^at: multa, b. ff. oiele gelaufige Sf^rmeln unb {urje C&Iaubensf&^ ezi<
tierten, ni^t multum b. ^. fein Snmbol. SRan roenbe nid^t ein, ItertuKtan ONerfo^
10 ö^nli^ unb bo^ fei bei i^m fid^erliq bas römif^e Symbol bereits ols bebinnt ooratts*
Sufe^en: 3:ertullians Sejte^ungen auf ein Symbol [inb unglei^ beutlt^ (f. meine
Slaqmeifungen in ber oben genannten Slb^anblung unb Aattenbuf^ I S. 141. ff.); bQ|
aber aud^ er bas quid pro quo, ad hoc ^ebilbete grormeln feien (qioftoUf^ äberliefe«
rung, feinen £efem auftifi^en mu^te, ergab ft^ aus bem HnjureiAenben bes SBortlouts bes
16 r5m. Symbols für feine antignofttfd^en unb t^eologif^en 3n>^^. sftm bos fann man froren,
ob ber Ileinafiatif(9«ganif(^e 3renaus oon bem romif^n Symbol gebort bot 3m ^w
blid auf bie runoe gormel „dfog narrjg jiavroxQdtcog*' unb auf bie mt, mit er bie
römif^e (ßemeinbe für feinen Zrabitionsben)eis benu^, bin i^ geneigt bas onjun^en.
SBas enbli^ (Hemens ällex. betrifft, fo giebt es einen no(^ ni^t ausgetragenen Streit
90 barüber, ob er an einer Stelle bie (Exiftenj eines feften Symbols in Slexanbrien oor*
ausfeM. Selbft toenn bem fo ift — nms mir nod^ immer ^o^ft smeifel^ ift — , wx-
mag feine 5hinft 3U entbeden, mte biefes „Symbol'' gelautet fyd; es fonn etnxis total
anberes gemefen fein, als toas wie ^,6t)mbor' nennen. Da^ ift oon i^m ab}ufe^n.
Dag es in Aleinafien, in Sqnen, fur^ im Orient, oor bem Einfang bes 3. 3#l*
25 Symbole als 2:aufbeienntnif?e gegeben l^at, bie auf ber 2!aufformel auferbaut, ben2.tb<
tiiel in gform eines ^iftori^qen Seri^ts gaben unb im 3. bie (guter jufammenfagten,
bie ber Glaube enqrföngt, ift unenoeislidb. Hnenoeislid^ ift über^upt fiir ben Orient
in altefter 3^i^ ^^ f^ft^ friftaUifiertes ^efenntnis unb [omit bte Ssiftenj eines bem
altromif(^en oenoanbten, aber i^m gegenüber felbftftanbtgen orientolif^n Ibfornbols.
90 ^er ein fol(^es Ibf^mbol ift ni^t nur unenoeisli^, fonbem au^ gonj umoa^rfapeinlii^,
mit bie (&ef(^id^te ber orientalif^en Aird^en im 3. 3a^r^., n)o fie fd^ioeigt, unb im 4.,
0)0 fie fpricpt. oart^ui Denno^ ift bas Srgebnis unferer Unterfu^ung lein blog neoa»
ttoes, oielme^r lonnen mix ben 93ertretem eines orientalif^n uralten SQmboUqpus vis
3U einem gemiffen (grabe 9{ed^t geben; es extftierte in ber X^at f^on am Anfang bes
9s2. Z^ffä), im Orient (5lleinafien refp. ftleinafien unb Snrien) unter anbarem ein
^riftologif^es fiad^^, bem ber 2. Slrtifel bes romifd^en Symbols blutsoenoonbt %
unb ber in ben i^m eigentümlid^en (Formeln unb Stüden burd^gefd^lagen ^ bis in
bie orientalif^en Symbole bes i.^cSjjtf), ^tnein; es exiftierten femer Formeln in Se|ug
auf ben einen (Sott, ben Stopfer ^tmmels unb ber (Erbe unb auf feinen einen fleip
40 geworbenen 6o^n, bie ebenfalls burd^gefd^lagen unb bie gefamte S^mbolbilbung, ein>
f^lieglicb mancher Slbroanbelungen bes römif^en Symbols im Slbenblanb, beeinflußt ^oben
(bie einftimmige t^logtf^e Haltung ber orientalifd^en Symbole in bem 2. Srtüel ^
an bem uralten „oagxco&evza" i^re SBurjel); es exiftierte enbli^ eine gormel, bie
oon bem f). prop^etifd^en (Reifte bte Xl^tfa^en ausfagte, bie er in Sesug auf CL^ftus
45 oerfünbet |at. Sluger biefen ^auptftüdfen uieifen au^ fold^e, mit ber ,,descensus'*
unb bas ,.catholica" auf ben Orient. Smmer^in ober bleibt ber romif^n (Semeinbe
bie d&rogt^at, bos Symbol unb mit il^m bie ®runblage aller fird^lic^n Symbole ge«
fd^en JU ^oben.
3Bann ift bas gefd^e^en? SBir ^<^n bos altrömif^e Symbol bis 3. 3- 3>rtul>
60 Hans jurüd^efü^rt. Diefes Symbol ift gemeint, n>enn er de praescr. haer. 36
f^reibt: ,,Si autem Italiae adiaces, habes Romam, unde nobis quoque aucto-
ritas praesto est . . . videamus quid didicerit, quid docuerit, cum Africanis
quoque ecclesiis contesserarit. Unum deum dominum novit, creatorem uni-
versitatis, et Christum Jesum ex virgine Maria filium dei creatoris et camis
» resurrectionem . . . et ita ad versus hanc institutionem neminem recipit.'' Un-
bebenllid^ ge^en mit mit bem Symbol nod^ bis in bie SRitte bes 2. 3<4^]b. ^irun^.
^ötte man in ber ^tit bes brennenben Aampfes mit bem (Snoftijismus unb sRcariom«
tismus (c. 145—190) in 9{om ein Symbol auf^eftellt, fo nmre es anbers ausgefallen;
anbererfeits ift es ni^t ratfam fi(^ oon ber SRttie bes 2. 3^^- ^^^ aufnxots dliii<
flo loeh JU entfernen. 3n bem Wirten bes ^ermas ift im ganjen unb im einielnen ni/i
MpofM^iit» (Stfmbohm 753
oieles entölten, idos f^toer erflarbar t[t, toenn i^m bas römif^e Snmbol geläufig max;
3uftin jei^t uns, iah um bie SRUte bes 2. 3^^^- ber Untetf^ieS ooti ix unb did
Maglag \viS) nod^ nU^t burAgefe^t ^e; aud^ bie SBeglaffung ber Xaufe ß^fu bui(^
3o^nne$, ber jo^nneif^e Cisbrud vloc juovoyenkf bie f^arfe Unterf^etbung oon
dvaardviat ävaßdvra, xa^fievov fallen in bos ®en)i^t, fomie bie weglaffung ber 5
(^iltoftil^en Hoffnung. Do^u lommt. bog ber Xusbrud '&e6g naxriq nayzoxQdTcog
leine Sorgefi^i^te ffA, unb bog er einen älteren „dg ^edg navTOHQaTiop" allma^Iid^
Derbrängt ^t. Zif ^e bos in bemSluffo^in ber ßZI^ASblV&lSOff. gejemt, wo
iäf bie $9pot^efe 3^^» ^>^ attromtf^e Symbol fobe urbrfingli^ mit ben SBorten
begonnen: morevco dg iva ^eöv navxoxQdxoQa, iDiberlegt Qobe. Das altrömtfd^e 10
Spmbol ^at Jtets fo gelautet, loie es fekt lautet ; ober ber JBortlaut feines erften 9Ir«
tUels hoX \\q gegeniäer einer älteren fe^ oerbreiteten gfonn bes Selenntnifies 3um
einen (»(^opfergott bur^fe^en mfl|[en ($ermas lennt bie gformel ^tbg narho navro-
xQOTcoQ rmf ni^t). hieraus loirb no^ einipal toa^^einTi^, ^^U^^ Symbol in ber
SRitte bes 2. 3<9i^- ober birj uor^r entftanben ift. Slu^ ber äBortlaut bes orien« is
tolif^en d^riftologtf^en /xd^fxa, ber bem Serfaffer bes altrömif(^en Sumbols too^I
betonnt roar, ift, toenn es bte Xaufe 3^fu burcQ 30^^nes enthielt unb Sie ^immel«
fa^rt ni^t nannte, älter als bos römif^e SQmboI. loie \a auc^ bas ncMvta, djio&a-
v&yra, fotoie bas jidJUv unb bas iv ddSjj ^0^ ^tnauf uerfe^t toerben lönnen. (Enbli^
ift, u^enn loir 6a^ ffir 6a^ bas r5mif(^e Symbol bur^muftem, gfolgenbes }u fonfta« 20
tieren: 1. gür bie (Jformel ^eog naxriq navxoxQÖxoyQ, bie aümä^lid^ eine ältere oer»
brannte, ift bas Spmbol felbft ber ältefte 3^uge, 2. vlog 6 /Myvoyevng ift jo^nneifi^,
3. bte ältefte, ^uftg oorlommenbe gformel für bie 3ungfrauengeburt lautete ftets yev-
vrjf&eyra ix Maglag xfjg Jiaq&ivov, bie ^injuffigung ix nvevjuaxog äylov tft in ben
ier^gmatifAen 6ä^en relatto jung unb Jtommt wdfjll aus ben (roangelien, 4. an^ bas 25
xawerxa ift bort jung, ebenfo 5. bte ^tnjuffi^ung bes xfj xQhfj fjfieQq. äu &va(ndvxa,
betbes ftammt loo^l aus bem 1 ilobrief, 6. bte oefonbere Hervorhebung bes ävaßdvra
3a)if(^en dvamdria unb xa'&rjfxevov in au^ relatio jung unb jeigt ein 3ntereffe an
ber äJoIIftänbigleit, bas fiA aus ber äbertft^ä^un^ bes etnjigen Sert(|ts (9® 1) am
beften erflärt, 7. bie Slufjäblung ber ^eilsguter» u)te fie im 3. 9Iri gegeben ift, ift o^ne so
bie paulinif^en Sriefe niqt ju oerfte^n, projiftert aber bas i^nen (Entnommene bur^
bie ausbrflcui^e $eroor^ebung ber SIuferfteQung als gIeif^es«Sluferfte^ung. Diefe
Seoba^tungen, baft im römijcQen Symbol ältere unb filtere ler^gmatif^e 6ä^e unter
bem Sinflul neuteftam. 6^rtften etmas me^ ausgeführt finb (unb iwox unter bem
(Eilzug ber 6nno;ittier, bes 3o^nnes, bes $aulus unb otelleid^t ber ^ofte]^|(^i(^te), 85
mamen es nfa^t ratfom, ]i(^ mit ber Slbfaffung bes SQmboIs oon ber ullttte bes
2. 3a^r^. aufroärts ju entfernen.
gfaffen roir lurj jufammen: um bie SRitte bes 2. 3^c^- ift in 9lom bas 69m«
bolum entftanben auf (Srunb ber Xaufformel unb bereits allgemein fiberlieferter, alfo au^
orientalifqer (Heinaftatif^r, fortfd^er) jufammenfaffenber Selenntnisformeln (wie loir fie «o
aus bem 912!, aus 3gnatius, 3uftin unb Srenäus ju ermitteln oermögen), \tm\t unter
bem (Einfluß neuteftam. Schriften. Unter jenen Selenntnisformeln ift ein d^riftologif^es
udd^rjjLia oon jiemli^ fetter, lebo^ ber Serei^erung unb Slbroanbelung fähiger ®eftalt
oas lotd^tigfte, in feinen llmrtffen roo^l eriennbare 6tüd getoefen. Das romtf^e 6t)mbol
ift in 9iom felbft nie oeränbert roorben. 3n bie abenblänbif^en ^rooinjen lam es feit ^
bem (Enbe bes 2. 3<i^^unberts, o^ne ben Slnfpruc^ ju erbeben, im ftrengen Sinn oon
ben SIpofteln oerfagt ju fein. Deshalb ^at es in jenen ^rooinjen oerf^iebene 3Jlohu
filationen erfahren (toö^renb 9lom oon agenb einem 3^^^^^^ jroif^en c. 250—350
an fein Symbol als apoftolif^ im [triften 6tnn bejei^nete). Unter biefen SRobifüa«
ttonen finb biejenigen gef(^id^tli(^ bte loi^tigften gexoorben, toeli^e aus lenen uraltett, ^
bem Orient ange^origen Selenntnisformeln refp. bem fjiMri/jia ^rrfl^ren, nämlttq
„Schöpfer $immels unb ber (Erbe", „gelitten", „geftorben", „niebergefcAren jur§ölle",
„erotges fieben", baju bas ,,catholica'^ (Eben otefe finb in ben galltf(^en 6qmbolen
nad^a)eisbar, bie in unfer Slpoftolilum ausmflnben, baju bas feinem Urfpruna nad^
unburd^fid^tige, übrigens ji^ntlidb gleti^gilti^e ,,conceptii8" unb oie junäM rätfel^afte ^
,,commuiiio sanctorum''. SIRan barf mtt 9te^t an bie befonbers naiven Bedienungen
benien, bie 6übgallien mit bem Orient befeffen ^at. (Es t^int aber no^ ein ganj
fpejieller ^iftorifAer Umftanb binjujulommen. 3<| ^abe bisher oon bem Symbol bes
9licetas ((Easpart, Slnecbota 6. 341 ff. ; Aattenbuf^ I 6. 108 ff. ; ^al^n § 25) ge*
[(Riegen. SRorin (Rev. bänädict. XI. Tom. Febr.) ^ es pd^ft loa^rf^einli^ ge« <»
754 atioftoltfc^ei» ^^mUbm
mai)i, bag in 9licetas ber Slketos oon Stemeftana in !DQcien, ber gfteunb bes ^außn
oon 9loIa (Einfang bes 5. 3^^^-) ^u erfennen ift. !Da5 69mbi)l, loeli^es er brinot,
i|t leiber ni(^t me^r genau aus fetner Explanatio ju rebn|truieren; aber fooiel xfi
\vi)tit iak es bem alten römifi^en fe^r nol^e [te^t. Siel intereffanter aber ift, bafi er
5 es aus Den ftated^efen bes (£t)rtll oon 3^ni|alem bur^eg (j. Z. todtüidj) erläutert
unb in biefem 3ufo^^^n^^^9 ^^^ ®^^ bringt: ,,Ergo in hac una ecdesia erede
te communionem consecuturum esse sanctorum'^ Ob bie Stiil^toorte bem Symbol
bes 9licetas angehören, ift fragli^ (mir ift es ni^t UKi^rfAeinlifb): ober in febem goU
Ibnntn fie aus ben SBorten C^rills i^er Sntfte^ung nacQ bei Scicetos eriUrt mei^iL
10 Da nun eine getoiffe Senoanbifi^aft jroif^n bem Symbol bes 9licetas (fyd fogor fein
Symbol (Einfluß oon bem Sirius erfahren?) unb ben aoüifd^n beftebt unb Segie^ngen
jmijd^en ^annonien unb (ßallien nxä)t fehlen, fo erbmtet fu^ bie 9lRogIi^Ieit — m^
will iS) jur 3eit ni^t fagen— , auf bie fioofe (a. a. O. S. 677) unb UJ (X^£3 1894
ilol. 582) unabhängig oon einanber ^inggoiefen ^aben, bos gaüifi^e Spmbot um 500
15 mit feiner ,,communio sanctorum'' (b.l^. unferStoftoIilum) oIs unter bem iitbtreBeR
Cinf lug ber ftate^efen Snrills (fiber Stemefiana in ^annonien unb Squikjo) entftoiiben
m beulen. Unter allen ilmftänben ftedt in einem Steile ber 3uf8^e. bte unfer fbf»'
ftolüum oon bem altrömifc^en Symbol unterf^eiben, ein 6tüc( mqlü^er ,,£)htmem'
citöt". SBtll man bie ,,communio sanctorum" ni^t aus (Eprill (wletten unb ^mit
some^r jufallig entftanben benlen^ fo mirb man (eine anbere Slbleitung = xijv xotvio-
vlav tayv äylcov, festeres fa^li^ = sacramenta, neuerli^ bei 3<^^na.a.O.@.82ff.)
an bie ,,communio sanctonim'' im Sinne Suguftins beulen mflffen (bie ^. Jtirqe,
U)eld^e bie C5emeinf^aft ber ^eiligen ift) ober mit Süuftus oon Slie} an bie C5e«etn<
f^aft mit ben Sßärt^rem unb ben befonbers Eiligen SRenfc^en. Sub iudioe lis est
25 Die auffallenbe (Erfi^einung, ba^ bie romifi^e ftird^ aümä^lii^ fett ttttfon^ bes
6. 3(^^t^unberts fi^ i^r bisber fo treu beux^es SQmboI ^at oeriMrängen unb fd^Itegli^
rauben laffen, ift bisher no4 nü^t beutli(^ in il^en Ibfa^en erllart. 3nbes fyA So^on
(a. a. O. II 6. 114 f. unb III 6. 201 f. 230 f.) bo^ einiges fel^r SBiAHge jur «Er^
Ilörung beigebrai^t. Das Cntf^ibenbfte ift bies, ba|^}unaqft nvS)t jene längere (gal«
so lifd^e) Siod^teaejenfion (bas Symbol, apostol.) bie uRutter oerbröngt bot, fonbem ii
9{om 3uerft bas nicäno«Ionftantinoi). an Stelle bes tarieren SqnAoIs bei ber traditio
unb redditio symboli fett bem Anfang bes 6. 3^^9unberts trat, mS^enb bei bei
Xauffragen bas altrömif(^e nod^ femer gebraud^t n)uroe. Die Slbfe^ung bes altrömifc^n
Symbols bur^ bas fonftantinopol. ift fe^r oerftanbli(^, fobalb man bie ß^itlage n)iirbtgt
85 Seit bem Snbe bes 5. 3<i^^^unberts wax ber römifd^en ilir^e ber mianismus bun^
bie ^enfd^oft Dboa!ers unb ber DJtgoten fe^r na^e getreten unb gejobrlid^ aen)orben.
3m (I5egenfa^ 5U bemfelben mixt fiq bie romtf(^e Atr^e entf(]^Iof[en qaben, ipre uralte
^raaeis anzugeben, um fd^on beim Üaufbelenntnis i^re abn)etfenDe Haltung gegenüber
bem älriantsmus jum Slusbrud 3u bringen. Slls man nad^ brei 3<^^^unberten n)ieber
*o 3U einem fürseren Symbol jurüdgriff, ftanb bas altrömifc^e bereits im ^intergrunb, unb
bas neurömtfqie, etgentlid^ gallif^e, bas Symbol. Apostol, em;>fa^I ft^ burc^ eine
9?ei^e oon 8lusfü]^rungen, bie in jenem fehlten unb bie man bo^ nid^t miffen ©ollte.
Slber man batf oiellei^t au^ annehmen — birclt toiffen roir freili^ barüber nichts —
bog bie römtfa)e 5lird^e Umftanbe gemad^t ^atte, bas fränfif(^e Symbol als Üauffpmbol
^3U residieren, wtnn fie es nic^t als einen alten Sefqnnten erfannt ^ötte. Qte ift bo^
n)a^rfd^einlt(^, ba^ in 9{om no^ fooiel gefd^t(^tlid^e äberlieferung oor^anben wax, bo^
man burd^ bas frönfif^e Selenntnts an bas eigene alte, einft fo ^o^geel^rte erinnert
raurbe. Die Dtfferensen überfa^ man, ober ^ielt fie nic^t für er^ebli^. So machte an
bem neuen St)mboI bie £egenbe, bie bas alte umftra^lt ^atte, n)teber auf unb u)urbe
w ©ieberum unb für eine lange 3^W eine ÜJlad^t in ber Äiri^e, bis fie im 3^äoiter ber
JRenaiffance unb Deformation geftürjt rourbe.
IV. Sür eine ^iftorif^e 3(uslegung bes apoft. Symbols ergiebt fi^ aus 9}orfte^n<
bem ber Aanon, bog biejenigen Stüde besfeloen, u^eld^e bem altrömifd^en ®Iai^ns>
beienntnis bereits angehört ^aben, aus ber !I^eoIogie bes fpöteren opoftolif^en unb bes
" naAapoftolif(^en 3citalters 3U erflären finb (nid)i einfad^ „nac^ bem 9teuenXeftament'',iDie
oiele u)onen). 5Bet ber (£r!Iärung ift 5U berüdtf tätigen, bag bas Symbol eine eaeplijieite
Üaufformel ift (,,amplius aliquid respondentes, quam dominus in evangelio
determinavit*' Tertull. de coron. mil. 3), unb ba^ es bes^alb in feiner Urgeftatt
in !einer SBeife als 9lusbrud innerlir(^Iiäer ^olernif, fonbem als d^riftU^s Seienntnis
^ 3um 3^^^^ i>^i Untenoeifung im Unterfqieb oon 3ubentum unb ^eibentum aufgefa^
Hp0ftüli\dft» &\imh0hm IlMidliittotieit 756
iDerhen mug. (Aber ben Gebtau^ bes 6qmboI$ als (Srunblage ber ftate^efe ogl.
^' 3e3f4«>i^r Aotd^ II. 1 6. 73—139; fie^e flbrigens oud^ bie «rbeiten fibet bie
disciplina arcani). Die tQeoIogif^ (Esplijterung bes Smitbote im fiauf ber ®ef(^i^
^It felbftoerftSnblii^ im gonjen unb groben (Siftüt mit Der Sittmidlung ber Dogmatil
unb Zoologie fiber^tqrt. Slber ber unterfd^ieb jmiUen t^HsoIooif^r (Slaubensreael &
unb einem ber d^p^en Untenoeifunf bienenben Seienntnis ble&t ffir bas SetouRt«
fein bes Xbenblanbes befte^n, unb J^tegelt fiA in ben Explanationes symboli ma«
rafteriftif(^ ab. Setreffs barfenigen Smk, mtU^ im apoftol. SQmboIum, nic^t aoer
im altrdmif(^en, fic^ ftnbenp mug unterfud^ toerben, nmnn. mo unb unter n>eld^n 93er«
^Itnilfen biefelben juerft auftauen. 9)on ben meiften oerfelben lägt \id) be^u)>ten,io
bog |ie eine natflrli^ (E3q)It3ierung bes alten 69mboIs finb, baj^ fie feinen (T^orofter
niqt alterieren, bag fie nur ben ®emeinalauben ber ftir^ — aud^ Mon ber ftir^e
bes 2. 3a^r^unberts — entölten, unb bag fie j^on tm Snbe bes 2. 3o9r^unberts and)
bem Slbenblanbe betonnt geoefen finb, wtrm fie auc^ noA in feinem ber ^oinjial«
f^mbole eine fefte Stelle er^Iten ffobtn. (6. oarflber o. 3Qf^n)i^ o. a. £). 6. 116f.).i5
9lux jmei 3uMtl^ Idnnen nt^t unter biefem (Befi^tspurdte oetnui^tet »erben; bas fmb
bie Stflcle ,,de8cendit ad inferna'' im 2. unb .ySanctonim communionem'' im
3. 3C. (SInbers fte|t es mit ,,catho]icam", ool. o. StMwVj a. a. O. 6. 118 f. :
Caspari a.a.D. III 6. 149 f. aber bie Sertoufoung bes ^rSbilats „lat^Iif^" burm
„(^nftlid^'^ toel^e fi^ fi^on in oorreformotoriU^ Si^nuolf ormen finbet, ogl. i>,!^tiSäm\%^
a. a. £). 6. 127). 3^nes finbet M im ^nblanb am frfibeften im aquilejentif^en
69mboI (na^ Stufin; oal. bie 4. firmiUe gformel bei pafyt § 93), Aber biefes f. o.
3ebenfaIIs fte|t es mit oem erfferen infofem nod) gflnftiger (ogl. oaspari a. a. C III
S. 206 f.; 0. ^esfijioiti a. a. O. S. 117 f. S. 119 f. ©. 125 f.), als ffa| für boslelbe
eine fefte Xraottion bis tief in bas 2. 3<^^^nbert hinein mu^ifen li^t ({ebenfalls ^
3. 3- 3Rarcions bilbete ber deeoensits ad Inferos ein @tfi(I ber lirAIt^n 9}erlfln«
bigung). 3<^ bin ba^r genekt anjune^men, baj^ loeniger ein ontiasoUtnari^fAes 3n«
terejfe ober eine beftimmte Xfeorie Aber ben 3uftanb oer Seelen m Xotenret^e bie
9Iufna^me biefes C&Iiebes oeranlagt fyst, als oielme^r bas Seftreben, bie 3:^a(|en ber
£etben$» unb $errli^Ieitsgef(^i<^e mögli(|ft oollftänbig aufjuf&^ren. Die tlteften (Er«»
ilärungen faffen bas desoendit au(^ == sepultus. Seibe 3n]&^ loerben immerhin,
aud^ 00m Stanbpunit einer relatioen itritil aus» i^res jioeife^aften Sinnes »egen als
SRig^nff e bejei^net toerben bfirfen : fie toerben aw^ ^ute oon ben oerf(|iebenen ftir^n«
parteten ganj oerf^ieben ertiftrt.
IJlber bas ^auptftfid 00m (glauben im SRittelalter unb in ben Sleformationslird^en ss
ogl. 0. 3e3f4tDi§ a. a. £). 6. 129 f. Dlber bie oerf^iebenen Serfu^ feit Caliart unb
fieffing bis auf ®rünbtoia unb (eine 9In^nger, bie Coeltung bes Xpoftolimm ju [teigem
unb es neben, ja Aber bie Sänften bes Wt. m er^en, fei es nun im fQnfretiftifqen,
irenif^en, antibiblisiftif^n ober bnferoatio lot^olifierenben Sntereffe, ogl. oie fiitteratur
ebenbort 6. 77 f. unb bei ftattenbufd^ a. a. £). I 6. 1 ff., ber fiber^upt Aber bie ^
ganje fiitteratur einge^nb orientiert. t(* (atmicf.
SppeUationtn an ben $apft. ^infc^iu», ^rt^enrec^t 4. «b @. 773 ff. 5. »b @.281;
Sßi)mpi, Sirc^enre^t 5. t3b S. 215 ff.
Die Slppellation ift ein orbentli^es Ste^tsmittel mit Suspenfio« unb Deoolutio«
effeft. 46
Sin ben ißapft lonnen Slppeüationen gelangen, entn)eber fofem er Sifc^f unb
(Enbifc^of , ober fofem er 3n^aoer bes Primates oer lat^HMen 9BeIt ift Srftere ^oben
nidjts Stgentümli^s, nur oon ben leMeren ift |ier ju ^imln.
Die Sef^Ififfe ber SQUobe oon 6arbica (343) 5lap. 3, 4, 7, ^aben eine Sippella»
tionsgeri(^tsbarIeit bes $apftes nic^, n)ie oon fati^olifqen iUinoni^en be^uptet toirb, so
anerfannt, unb auc^ oor^er ift eine jol^e ni^t oor^anben geoelen (ogl. ^inf^ius,
AirAenre^t Sb 4 6. 773 ff.) 9teili4 beftimmt bos Aonjil, baft bei Slbfe^una eines
Si|(9ofes bie 6a^e an ben $ap]t aebro^t mtthtn borf, biefer bie Hnterfuc^ung
oÄle^nen btnn — nun bleibt es bei oer ^fe^ungsfentenj — ober entgegenaefeMen
Sfolles bie Unterfu^ung bur^ fd^iftlid^e Berufung ber SifAMe ber benachbarten Air^en^^ 55
prooinj übertragen uno eimge ^riefter, bie neben ben Stfq9|en alsUrteiler fungieren,
oborbnen barf. Slber abgefe^n baoon, bag bas Aon3il oon Sorbica ni^t ais öfume*
nifd^es anerfannt toorben vjL unb au^ bie S&Ifc^gi loel^^ feine canones mit ben
92i(änif(^en in Serbinbung brachte unb als foli^ie erfqeinen lieg, frfil^ ertannt tourbe, fo
48*
756 KMiellatumett
feM iebe Slppellation eine ^rfifung ber gformalien ootous unb eine Unterfui^ung ob bas
8efänte Urteil moteriell begrünbet fei. Son beiben i|t in ben Soibicenjtfi^en canones
ixnt Siebe. (Erfl ber Sieg ber ort^oboxenp ftets oon Stom oertretenen iBattei iiber btn
Slrianismus, bie iaiferli^e Sorf^rift, bog ber Glaube bes r5nu|(^n Si|<^of$ ber mag*
5 oebenbe (ei (1.2 Ck)d. Theod. 16, 1 ao. 380) unb biefer benSorsug oor ollen fibnaen
Sif(^ofen ^obe, ^en basu geffl^rt, bog ber romif^ Stu^I ein oberftes ri(^Itd)es
SRec^t fid^ oinbijterte. 3uerft pat bos Snnocenj I. gel^n, ber in feinem Sf^iben an
ben Sif(i|of Sictricius oon 9{ouen (S^önemann, Epp. Pont. p. 505) fagt: Si ma-
iores causae in medium fuerint devolutae. ad sedem Apostolicam sicut syno-
lodus statuit et beata (anbere fiesart: vetus) consuetudo exigit poat iudicium
episcopale referantur. Unb toenn au^ foli^e Serfu^e noii^ in ber Sfp^ejeil flatterten
unb mit bem 9Biberftonb ber ißrimaten ju lamflitti ^en, fo ift i^nen bo^ unter
£eo I. hwcä) !aiferli(^es (5efe^ SSalentinian III. o. 445 (Novell. Gonst. Imperat.
ed. ^aenel Sonn 1844. tit. 16) eine fejte Unterlage gegeben oorben. Donaj^ ffobin
15 bie ^opfte rntü über bie (Srenjen bes A. oon Sarbica ^inous eine oberftri^rli^
Stellung beanfpru^t, fraft ber fie in bo^jter 3nftan3 ffir ade Slppeüationen gegen bte
Urteile aller !ir(^Iid^en ®eri(^te ju enq(^etben ^en unb ebenfo auc^ in erfter Snftaiq
über ^atriord^en u. f. w, fotoie feM über einjelne Sif^ofe. ^a au^ ber (ßebonh
finbet fi(^, ba| eine Slbfe^ung ber ^ifd^Sfe ober oenigftens beftimmter nur bur^ ben
20 ißapft erfoteen, biefer aber oon niemanoem gerichtet Q)erben bürfe.
Sei ^jeubo ' äfibor ift biefe romif^ mfi^t» bie übrigens in ben aermanif^n
9{ei(^en prattifc^ laum betätigt merben fonnte, an einigen Stellen roieoer^It, oie
3. S. in can. 5, 6. Cäus. 2, qu. 6^ an anberen Stellen oeiter ausgefpottnen, unb
^r ba^in, bag 1. gemag bem farbuenfif^en itonjil Sifd^ofe in allen Sad^en no^
26 ^om appellieren lonnen, causae graviores aber oon bifqöfli^en Gerieten fibet^upt
ni^t, fonbem aUein bur^ ben romif^en Stu^l entf(^ieben merben bfirfen. Sgl 3. S.
can. 12 ibid. : Omnium appellantium Apostolicam Sedem Episcoporum judicia
et cunctarum majorum negotia causarum eidem Sanctae Sedi reservata esse
liquet ; was in can. 11 ibid. oon $apft (Sregor lY. (832) no^ ausbrflcfii^er loieber'
80 ^olt unb ausgeführt oirb: 2. ni^t blog oon Sifi^ofen unb in causis majoribus,
[onbem oon allen unb ieben graoterten (gravatis) unb in allen unb jeben 6a^n an
ben ^apft appelliert ©erben Bnne. 95^1. c. 4. 7. 6. 15. 17; C. 2. qu. 6: — wos
abopttert unb ©ieber^olt ift oon iß. 9ltIolaus I. (865) in c. 13 ib. judicia totius
Ecclesiäe ad hanc (S. Sedem) deferri jubent — canones.
S6 (£s fitü) ^ier nur fol^e pfeubonfiborifd^e Stellen mitgeteilt ©orben, bie oon Cßratian
in bas Defret aufgenommen unb jugleid^ bas 9ted^t5ben)ugtfetn bes 12. S^^^^unbeits
m bolumentieren geeignet finb. I)amals mar au^ bie fonlurrierenbe (&en^tsbarleit
oes ißapjles, mittels beren er entmeber unmittelbar, ober bur^ feine fiegaten jebe fonft
ben ^if^öfen suftönbige Sad^e entf^eiben refp. reoojieren tonnte, bereits ausgebilbet:
40 Alex. III. in c. 1. X. de Off. Leg. (1, 30); Innoc. III. in c. 56. X. de appell.
(2, 28). Diefe 3urisbi!tion ijt mit ber Slppellationsgeri^tsbarleit ni(^t ju oenoed^feln.
9Bo^ingegen es in ben (&ebanlen!reis ber leiteten gehört, bag toeaen ine^tsoenoeige«
rung (in defectu justitiae saecularis) man \iä) \iä) oon allen, felbft oon loeltli^en
(Serid^ten an bie 5tir(^e unb eoentuell bte romifd^e 5turie follte n)enben fonnen (Alex. III.
« in cap. 6 X. de foro compet. (2, 2) ; Innoc. III. ibid. c. 10. 11) unb ba| —
mö^renb noä) ^lexanber III. anerrannt ^atte, mie eine Slppellation oon bQr^erlui^n
ober meltlii^en (&eri^ten (a civili jud.) an ben ißapft jtoar fird^lid^ gebrau^hd^, hodi
bem ftrengen 9{e^te nid^t ganj gemäg fei (etsi de consuetudine Ecclesiae teneat,
secundum tarnen juris rigorem credimus non teuere: in c. 7. X. de appellat.
60 2, 28) — Snnoccns III. bereits ben (Brunbfa^ geltenb mai^t, bafe gegen jebe Sfinbe
unb alfo au^ gegen bie ber meltli^en Sled^tsoermeigerung, bie Rvc^t einjuf^reiteH
^be: c. 13. X. de judiciis (2, 1). — Über bie f^nelle Serme^rung ber äppeüfl«
tionen nad^ 9lom f. überhaupt ben tractat. de appeUat. et evocat. ad Curiam Rom.
in (Horix) Concordat. Nationis German. etc. Francof. 1772, tom. 2, p. 171jf.
66 (Eine SleaUion loiber SßigbröuAe ber SIppellation an ben $apft betbotigte fi^ in
Deutf^lanb burdb bie (Solbene Sülle, meiere (c. 11 § 4) megen meltli^er Stec^tsoei-
meigerung na^ 9{om ju appellieren oerbot ; — fobann bur^ bas Concordatum Con-
staut. 0. 1418, c. 4 unb burc^ ein Debet ber 31. Si^ung bes Sasler ilonjiliums,
bem ber 26. Xitel ber fog. pragmat. SanUion oon 1439 {Ro% Sanct. pragm. p. 1621
«0 entfpri^t, inbem bas genannte Aonlorbat feftfe^te, bag bie an ben päpfUic^en Stu^
ntptUütiontn K^um» 757
()ebte^enen Berufungen ni^t 3U 9{om, fonbem bur^ jadices in partibus ent«
fäieben merben follten, bos Basier ftonjil ober unb bte (nra^otif^e Sonltion, unter
SBieber^oIung ber Seftirnntungen bes iionlorbotes, Slppellationen per saltum unb
Sfopellationen oor ber Deftnlt&lentenj perboten. SRur für ben gfou blieben legiere
g^tattet, bo^ (Sraoamina oorlagen. bie in ber Snblentenj nidbt gutjunta^en feien. — 5
SBenn SBauer unb anbere fot^olifi^e Aanoniften oerfu^t ^oen, berdeii^en Beftim»
mungen \^on ben topften äüexanber III. unb 3nnocem III. 3U oinbmeren unb ben
Aonstlien bes 15. So^tQunbert fomit minbeftens bie Snitiatioe ber gebei^Iid^eren ®t\iah
tung biefer Besie^ungen objufprei^en : fo beruht bies auf auf gejioungener (Erflorung
ber bafür citierten Stellen: c. 2. 5. 7. 59. 66. X. de appeUat. (2, 28) ; c. 28; X. lo
de rescript. (1, 3); c. 11 de rescript. in 6' (1. 3); c. 1, X. de off. legati (1,
30). 3m Xribentinum aüerbings (sess. 24, c. 20 de ref. u. sess. 13, c. 1. 2. 3 de
ref.) ^at au^ bie fturie fi^ äfnliAe 9lormen angeeignet unb befinitiQ oorgefd^rieben :
baft
ber Snftanjenjug genau eingehalten, ooti ben pfipftlii^en 9luntien, fiegoten unb
fonftigen Beworben aber niAt gehemmt merben, bie ^[ppeüation immer erft oon ber 15
(Enbfentens geftattet fein uno bei SlppeÜationen an ben $apft nur causae maiores
na(^ 9{om feloft geigen, alle übrigen burdb judices synodales (ober in partibus)
entfi^ieben u)eroen foüen, b. ^. bur^ p&pftlti^e fiegaten. bie bes^Ib Sqnobatric^er ge«
nannt toerben, meil ber ^opft i^re (Ernennung (Borf^Iag) jenen ^rooinjial« unb Diö«
ce|anft)noben fibem^ies, beren regelmSgige SCbpaltun^ bos 3!rtbentinum angeorbnet ^e. 20
Srft nat^bem es fi^ seilte, ba§ biefe Sqnooen nt(^ re^t in C5ang lommen toollten,
fyd ^. SenebUt XIV. xn ber const. Quamvis paternae 0. 1741 oen SifASfen unb
Aapiteln ben Sorf^Iag fiberlaffen (bo^r {e^t judices prosynodales) unb neuhutaae
oflegen bie Si|(^öfe augerbem no(^ bte befonbere gralultit ju belommen, bag fie bie
Sorgef(^Iagenen im 9tamen bes 9)apftes ou^ belegieren ; ums inbes niemals ^r ein« 25
jelne Sa^tn, fonbem ftets auf etne beftimmte Slnjaj^I oon !i^ttn gef^ie^. ^inaegen
tft bie (Etnri^tung ftSnbiger ^rofpnobalgeri^te, mit fie 3. S. oon bem (Enbtj^oje
SRoaeim. ^an3 oon itdin 1784, foroie fp&ter oon ^reugen ^eiofinfc^t morben. oag etn
foIAes (geritzt für bie 9{^einlanbe mit bem Slad^ner ftoIIeQtaflapitel oerbunoen roiffen
iDoute, oon ber romif^en 5lurie ftets abpele^nt n)orben, a)etl man es im Batifan für 30
fe^r loii^tia ad^tet unb ni^t aufgeben a)tll, bag bie X^tfad^e, in gemiffen gfällen nad^
9{om apeilieren 3U muffen, in oen S5Hem (ma^ng unb Bea)u§tfein oon i^er 3u»
be^örialeit 3ur !at^oIifAen ftir^e lebenbig er^Ite. — SoI^eraeftaÜ alfo ffcA bte lat^o«
li^e jtir^e biefe Slppellation gegeno^ortig georbnet. Sefd^r&nÜ hingegen ffoi fie i^erfeits
biefelben ni^t ; behauptet oielme^r bie Sled^^jültigleit ber ausgebe^nten mittelalterli^en 35
Aompeten3 nod^ ^eute. SCppeÜationen, wtlqt bemgemäg mq 9lom toirfli^ gelangen
unb nlift ettoa oon ben SQuobalri^tem abget^an toerben, oenoeift fie in ber Siegel an
bie ftongregatbnen Conciglio unb Vescovi e Regolari, beren ilompeten3en ni^t
§enau oon einanber abgegreit3t ftnb. Sgl SRejers mffdj^ über bie römtf^ Aurie tn
lid^ter unb 3afobfons 3eltf^rift für 3ltäft unb ^oliHI ber ÄirAe, 1847 S. 84. 86. 40
102. Slppeüationen 00m ^apfte an ein allgemeines Konsilium ^at $. $ius II. huxä)
5Bune 00m 18. 3^^^^ 1^59 (Ferraris, prompta bibl. canon. v. appellat.)
oerboten.
SBö^renb foli^ergeftalt bie fturie bereit fein tofirbe, febe ben Regeln bes Xriben«
tinums gemög eingerimtete Sl^q^eüation — ni^t blog bie oon einem ersbif^öfli^en 45
ober eatempten bifAdfltd^en (geriefte, fonbent au^ bie toegen Sted^tsoenoeigerung oon
einem a)eltli(^en Coeri^ts^ofe an [ie gelangenben — ansuttebmen unb ju entf^eiben:
^aben bagegen bie Staaten, latbolifd^e toie proteftantif^e, unb sn^ar fAon lattge oor ber
3eit bes fogenannten 3of^^inM|^^n ilir^ttre^tes, oerglei^n Slppeuationen enfaoeber
gan3 oerboten, ober bo$ n)efentlt^ befd^finft. (Es giebt lein fianb, in roel&em bies 60
nxift irgenbn)ie gef^e^en roäre ; n)orüber genauere mshinft nur in ben einsetnen ^ar«
tifular^efeiigebungen 3U finben tft (ogl. für bas ^eutiae Weckte : Sfriebberg, fie^rbuc^
bes Jltrd^enrec^ts 6. 286). !Die fturie freili^ be^nbelt bergleiqen Sef$ranlungen,
burd^ loeli^e bie !iaf)l ber Sbpellationen na^ 3lom \tfyc ^rabgebrüdt looroen ift, md^t
als red^tliqe, fonbem bloft als faftifd&e. (SReiet t) 8rtiebbetg. 66
Slppoutud. — (Ik)mmeDtaria in Cantica canticorum L I — VI in ber BM 14. $b
8. 98 ff.; in ber BibUoth. patrum ed. de la Eigne, 1. »b 2. 3lufC. ($orig 1589) ©. 763;
baS 7.-9. S3uc^ bei ?(. 3Koi, Spicileg. Roman. 5. SBb. @. 1 ; bie 2. ^ftlfte bc8 9. unb bog
10.— 12. öu(!^ flnb no(^ ungebrudt.
758 fMM^mit« IhfiüU
Slpponius i[t ber Setfaffer einer 9Cu$Iegung be$ ^obenliebs. 3n ber an etnen
^resbqter Slrmenhus gerid^ten Sonebe nennt er \vSf felbfi W)et wehet bte 3^tt, in
ber er lebte, no^ ber Ort, an bem er mirtte, i|t feltgufteuen. Die erftere i|t nur ba<
bur^ einigermaßen fixiert, bag unter ben ^etilern SRocebonius, $^nus unb S0«
6 nofus genannt »erben (6. 107 unb 108), unb baß Seba (In Cant. cant. IV, 5
MSL 91. Sb 6. 1162i Slpiwnitts citierL Cr lonn alfo ni^t oor bem Vitfana bes
5. unb niAt na^ ber ÜRitie bes 7. 3^i^^unberts ^ef^eben Boben. Da er Steftorins
unb CEutp^ nid^t unter ben $&retilem nennt f \o tft es ipa^rfi^einli^, bag er bem
Seginn, als bag er bem (Enbe biefes 3^ttabf^ntttes ange^rt 8L tflai ibentifijterte
10 ben Srmenius ber Sorrebe mit jenem wmenius, mit bem ^pnellus oon Slaoenna oer»
lehrte, unb no^m bemg^emS^ bie 9Ritte bes 6. 3<^* ^ 3^^ ^^ Sfxponius an. SBos
ben Ort anlangt, fo metft bte ftarle Setonung beffen, baß $etrus ber vicarius Christi
fei (6. 107 F). auf Stom ober Umgebung. Seine iluffaffung bes ßo^enliebes eigieM fvS^
aus folgenber Steue : In quo —bem ^ogenlieb — utique nihil de camali amore, sed
16 totum spiritale, totnm dignum Deo, totumque animae salutare ; et ad quam
gloriam per suam inoamationem suamque nimiam caritatem sublimaveirt
post tot facinorum molem humanam naturam. luce darius demonstratur.
Dem (Salomo ift in figura et aenigmatibus geoffenbart, quioquid ab initio mundi
usque in finem in myBteriis egit acturusve erit Dei sermo erga eodesiam. In
20 quo cantico omnia quae narrantur tecta mysteriis, in verbi incamatione re-
velata et completa docentur. Ubi aUisa erigitur humana progenies, com-
pedita absolvitur, corrupta ad virginitatis integi'itatem reformatur, expuisa
paradiso redditur: ex captiva libera, ex peregrina dvis, ex ancilla domina,
ex vilissima regina et sponsa creatoris sui Verbi Dei Christi benignitate
26 effecta ostenditur. — 9{a^ Seba tourbe bes tipponius Aommentar benü^t oon bem
9Ron^ SIngelomus oon Suseuil, ber auf 3Bun|d^ bes Aaifers £ot^, alfo oor 8S5,
feine enarrationes in cantica canticorum ocxfohte (MSL 116. Sb 6. 551). 3m
12. 3^r^unbert oerfagte ber 9bt £ulas bes ^[mmonitratenfedblters Mons s. Ck>r-
nelii etnen Susjug. (Er ift 00m 7. Suc^e an im 14. Sb ber BM @. 129 ff.
90 gebrudt. ^Mi.
Kpptobation oon Sägern f. Sfi^er3enfur.
9(i|nUa (grie^. *Axvkas, iod) au^ ^AxvXa), „cognomen Romanum et quidem
frequentissimum'' (Forcellini, Onomasticon). 3m 31%, 9lame eines ju ^aulus
in naj^ Sejie^ung ftel^enben Suben^riften aus ißontus (ogl. 91(6 18, 2). (Sx muh
86 ftets in Serbinbung mit feinem SBeibe ^4)risca (fo bei ißaulus nad^ oormiegenber Se<
jeugung) ober ißriscilla (Diminutioform, bei £ucas fiblidb unb in ben Sumorgebrau^
uberaegangen) genannt, unb jmar mit Slusna^me ber frü^eften (Emm^nung bei ißaulus
(1 Ao 16, 19) unb ber (Einni^ng bes (E^ars bei fiucas (91® 18, 2 ; bo^ ogL
D al. 3U S. 26) mit Soranitellung ber ^rtsdlla, woraus man ^at f(|Ue|en wollen,
^ bal^ fie größere Serbienjte um bos (Eoangelium ^efyiit ffobt ab i^r (Satte. 9bu^
1 Ao 16, 19 mal bos (Ehepaar 3ur S^xt biefes Snefes in Sp^efus anföfftg, unb fein
$aus biente als Serfammlungsftätte fär einen 3:eil ber borttgen (Semettwe (1^ xai'
ohcov ainmv ixxXtjaia — laum blog bie ^ausgenoffen ; ogl. auA 9{o 16, 5), na^
alter (Stoffe in D 6 al.. bie aus SI® 18, 3 fi^ erflaren loiro. aud) als Quartier füi
46 Paulus. 3ft 2 Xi naq (Ep^efus aeri^tet, ukis tro^ 4, 12 nm^rf^einlic^, |o finb Squ.
unb ißr. aud^ 3U biefer fjmteren 3eit in (Epbefus (4, 19). Dageaen fet|t ^ 16, 3—5
ooraus, ba^ fie, bie injwti^en bur^ toboeraqtenbe 9Iufopferung für ^aulus ni^t nui
ben ^oftel, fonbern aud^ bte ganse $eibeniir^e ^od^ oerpflid^tet qaben, 3. 3- i^ 9{om
anfäffig [inb, — es mflgte benn fein, bag 9to 16 ßum XetI urfprfingli^ an bie Slbreffe
60 ber ep^efinif^en (Semeinbe gerietet war. womit btefer romifc^e Slufent^alt in 9Begf<dI
löme (ogl. 3. S. £aurent, SlXIi^e 6tubien 6.32^. unb bte 9lXIi(^en (Einleitungen).
Dod^ tft bos ni^t ausuimac^en. 3JIH Q\ä)ttf)tii ergtebt \xif bage^en aus 1 Ao 16, 19,
bag bas (Ehepaar ben Rorint^rn wo^I belannt war, am wabrf$etnli(^ften itrfolge eines
früheren älufcnt^alts in ftorint^. Unb bies beftätigt bte 21(5, nod^ wcI6er iq. u. «ßi.
^ !ur3 oor $ault erfter $tn!unft na^ Aorint^ fid^ bafelbft niebergelaffen Qoben, nad^bem
fie oon i^rem bisherigen 9Iufent^aItsort 9lom bur^ bie claubianifAe 3ubenausioeifung
(ogl. 9lrt. (Elaubius) oertrieben worben waren (18, 2 f.). SBenn oiefe Slusioeifung mit
einer \>\xxä) bas S^riftentum in bie romifd^e 3ubenfd^aft gebrauten (Erregung sufammen«
SlqttUa a^ittUi, Aafpar 759
^natp |o ift es nt(^t unmoglid^, bog bas C^fKiar bereits ^riftgläubig toar. Dafür
]pxxqt ber llm[tanb, bog Paulus bei ben eben erft jugetoanberten mfnol^ine fanb
(18,2f.)p unb bte oon fiucos gebrou(^ten 9BenbunQen finb loenigftens ni(^t bogegen. i>oä)
genügt jur Srflarung jenes Untftanbes au^ tDo^t, bag 9qu. ebenfo toie Paulus O9cr]vo-
jioiog mar (o^I. 81. $aulus). übrigens too^l fein Geioerbe in größerem Umfange betreibenb, 6
wenn bo^ fetn $aus für Serfammlungen (ogl. oben) ^la^ bot. Son Jlorint^ [iebelte
bas (Ehepaar na^ Cp^fus über, unb jiDar su^Iei^ mit Paulus bie Steife ma^enb (31®
18, 18), unb alsbalb btente il^ $aus ^ierfelbft m ber oorbeseii^neten äßeile ben Glaubens«
genolfen. 3n bemfelben fanb ou^ SIpoüos n&^e Hntem^eifung im S]^ri|tentum (18,26).
Ob fie nunmehr bauemb in (Ep^efus aeblieben ober ob fie birj oor bem 9l9merbrief lo
t^ren ^ausftanb auf einige 3^it mä) viom oerlegt ^en, bangt oon ber Slbreffe oon
3?p 16, 3 ff. ab. 2 Xi 4, 19 fuit fie, »ie gefagt, ©ieber m fo^efus. — Über i^re
a)eiteren 6d^idfale f4n)eigt bas 3cC, — (Einer fpoteren 6age jufolge toSre 9lqu. SjfdQof
oon ^eraclea geioorben (loo^l ber ponti[(^en 6tabt b. 9c.) ; mi) anbenoetter über-
lie^erung ftarb er mit feinem 9Beib ben 3)t&rtqrertob(ogLActa Sanctorum jum 8.3uli). i5
9Rit bem Sibelfiberfe^er Slquila = Onlelos ^t notürli^ unfer Slquila ni^ts }u t^un.
9R$gli4 ift jebo^, Saft bie feit ber erften (Enoo^nung bes erfteren bei 3renaus feft^«
fte^enbe ^erlunft besfelben aus $ontus auf 93ermif<i^ung mit bem Squila bes 9lX.s
beruht. Villi (StPilb.
%(\nUü, ftafpar, aeft. 1560. — OucHen: fiut^cr« ©riefe; CR 1—9; ^crpoortenn, 20
Sacra superioris aevi analecta p. 93 f., 97 f., 121 f. ; 3. IBoiot, SBrieftoetöfcI ber berü^mteften
®clct)rten mit .l^crjoa «Ibrcc^t, SeönigSb. 1841, 6.18—40; 3!^® 2, 168. 15, 421. 6ein Seben
bcfd)ricbcn : 3. fe^r. Clcariuö, Änmerfungen über bad ^ojfion^lieb : Sir bonlen bir^rr 3efu
(Sl)rift, 3cnQ 1710; 3. «öcnariu«, ftutjc ficbenSbefdftreibung ^errn 9W. (5.«., ^einlnacn
1718; 3- ®- «öiniuger, Memoria Aquilina, 3cna 1731; (£^r. ®(^Icael, «uÄfü^rlitftcr Sentit 25
uon bem £eben nvb Xob Caspar! Aquilae, ^eraudg. t). 3 S^iM^^C ^t\p\. u. gfrantf. 1737
(fc^r reichhaltig) ; gr. öJcn^Icr, Vita M. C. Aquilae, 3ena 1816 (bem öerf. biefed Slrtifelä un-
bclonnt geblieocn); iBed in ^üg. beutf(!^er SBiogr. I 5Ö9.
ftofpar Slquila ($litt nennt i^n in ber oorigen Auflage ^o^anms Aafpar, loo^I
nad^ ber [fe^Ier^aftenl Brief abreffe in CR IV 1014), geb. ju Äuasburj am 7. 2lug. 30
1488 als fünfter Soqn bes ißafeüiers unb Sqnbüus fieon^rb SIbler, emer ber treuen
unb Aarafterfeften 6AüIer unb SBerbenoffen fiut^ers. Son feinen fiebensf^idfalen bis
3um ^abr 1527 bleibt mani^es unfid^r, tro^ mi^a^er 9luf5ei(^nungen boruber oon
ber $ano eines Sobnes, eines (Enlels unb onberer moenoanbten, ha f^on bie gfamilien-
Überlieferung mibern^ru^sooll ift unb c^onologif^e Irrtümer aufmeift. Seine 6(^ul« 35
jo^e oerlebte er in ber Saterftabt, feit 1502 in Ulm: boif bot er au^ (als 6(^üler
ober als Stubent?) Italien gefeben; mif bem Seri(Qt bes (oo^nes loor er in Sem
3ur 3^ii ht% scelus Bernense ber Dominüaner (1508/9). Das öltefte fiebere !Datum
bietet bie fieif^. aRatrilel (I 507) ; ^ier wich er 9B6 1510 als Caspar Adeler de
Augusta inffribiert ; n)8^renb ber Johannes Aqnila ex Augusta, ber 22. SRai 1508 40
in Sngolftabt tmmatrihiliert lourbe, fein näd^ftätterer Sruber geoefen fein ohb. Safpar
begiebt \iä) 1513 na^ 9Bittenberg, n)o er am 7. f^ebruar tmmatriluliert roirb; fd^on
am 3. ajlön mirb er ^ier Saccalaureus. 3la^ bes Sohnes Angabe mürbe er barauf Sluguft
1514 als Alerifer in Sern angefteüt, mit feiner eigenen Eingabe 1539, bag er, „nun
24 3a^ im ^rebigtamt", mill bas nid^t reAt ftimmen. SBa^rf^einli^ biente er 1515/16 45
Sidtnaen als gelblaplan unb maä)tt ben Mug gegen 3Borms unb SDle^ mit ; er berid^tet
fpöter felbft, in j^anlreii^ (9Imboife?) getoefen 5U fein unb bort mitS^merjen basSfMen
ber 6oIbaten gebort ju ^ben. Späteftens 1516 foll er bie gute ißfane 3^ngen (jto. Slugs«
bürg unb ftaufbeuren) erhalten, ^ier bereits in biefem 3^^^^ ^^^ hex fir^I. Sa^ungen
fi^ oere^Iid^t, alsbaU) au(^ unter bem (Einbrud ber erften SAr^en Cutters mtt eog. 50
^rebigt begonnen ^aben. äßegen beiber Vergebungen oon CC^rift. 0. Stabion, feinem
Sifd^of, oer^et, tourbe er in Dillingen (1520?) gefangen gefent, nad^ einem ^Iben
3(t^re aber (auf (^pra^e 3f^6^II^y ^^ Sd^ioefter itorls V.?) losgelaffen mquila
felbft giebt fpätcr einmal als 3^^^ feiner (5cfangenf^aft 1522 an^. greigeiooroen fei
er na^ 9Bittenberg gejogen uno |ier am 24. 3ctnuar 1521 SRagifter gemorben ; biefer 55
Sramilicnnad^id^t roiberftreiten bie SBittenberaer 3lften, bie unter oiefem Datum einen
„CCafp. Sieggier be Aan^a^'' aup^ren (Abftlin, Baccal. u« Magistrill 18). Slnberer»
feits bejei^net fi^ 9Iq. fp&ter (fi(^er 1533) als Stag.; follten alfo bo^ bte 9Bittenb.
Sitten einen oerftümmelten 9lamen bieten unb unfer Slq. ^ier gemeint fein ? Si^er ift
760 SqttUft, ftafpar
ferner, ba^ er 1522 bei Sidingen ob (&3te^r feiner SS^ne ift, )>o% (fir. Wbtms in
bemfelben ^o^^xt i^n in Urfel {n:ebigen ^9rt unb bog er no^ bie Übergabe ber Sbem*
bürg 6. 3uni 1523 bort erlebt, (Einen ©ermon, in bent er alle eoang. ^rebiger, fon*
berttd^ feine Srflber im Mgau unb bie Slei^sfiobte, fein Slugsburg ooran, ermai^nt,
6 Gottes SBort, frö^Ii^ unb fed ju prebigen, batiert er oon biefem Xage unb bejetc^net
fid^ ^ier nod^, feinem 9Jif(^of ju Iro^. ab „^aner ju 3«npen". 3n bemfelben 3o^
prebigt er (ä>tx ani) toieoer im 3Cuguft in $emen^fen bet Slimsburg auf bem ®ute
feines (55nners $ans $onoIb. Die Slnaobe, bag er ft(^ oon ber (mmburg m^ (EifenaA
gepenbet ^abe, ift b(^er toenig toa^einli^. Salb begiebt er fi(^ aber loiebet noq
10 SBittenberg, mo er ^ebröif^en Unterri^t erteilt, in ber 6(^Iog!iri^e (irebigt» au^ als
tü^tiger Sebröer (ogl. CR IV 842) fiuffier bei ber Überfettung bes «I. $ilfe lelftet.
„SBenn bie 93ibel oerloren Mrbe, fo ooute i(^ fie bei Slq. n)ieberfinben'\ fagte fiut^
T>VLxä) biefen erhielt er 1527 bos ^fanamt in Saalfelb in X^firtngen, nntrbe ou^ bei
ber Sifitation 1528 Superintenbent $ier blieb er, bis bie 3nlerimsn)irren i^n oer«
16 trieben. SRit fiutl^er unb äRelan^t^on eng oerbunben, mit le^terem in oft r^em
Sriefmed^fel, mad^te er bo^ beiben manche 9cot. Denn feine gteunbfd^ mit Sarkola
regte i^n 1527 geaenSRel. auf (f. Slntinomift. Streit 6.586, 4o), fo bag biejer 9Rfi^
batte, i^n 311 ben^igen. Unb au^ in ber jmeiten ^^fe bes antinom. Strettes jogen
fi^n feine (»9mpat$ien auf Slgricolas Sehe (ogL S. 589, 1 1 ; lifAr. g5rft.»»inbf. III 880
20 unb 6AIegeI 6. 276 9Inm.). Unb no^ ferne .,ftur3en Sragftflae'' oon 1547 (9leubnid
bei ^iuinger, Slnban^i) jeigen obwtiä)tnb oon oer trabittonellen Se^anblung bes Deb«
lops als einer ^ebtgt ber Suge oielme^r eine Se^nblung ber Gebote als ber 9n«
lettung, Gottes äßillen ju erfennen unb unfern Glauben re^t }u beioeifen, toä^nb
bas SU. als Sei^taebet bes Q^riften gebeutet mirb. Do^ blieb fein Ser^wnts gu ben
fiut^ers Sonoort G91 63, 323 ff.). 9Bir finben t^n 1546 na^ fiut^ers Xobe in Streit
mit feinem Diafonus fiber i^re Gere^tfame, gleich barauf au^ mit Xl^mas Slaogeorgus
sein 5la^Ia, ber i^m bes 3^in9lioni^^^ oerbö^tia f^ien. Zief erfq&tterte t&n feines
5lurfür[ten Gefangennahme bet äRiü^Iberg, fflr beffen Grl^igung er t&gli«^ bteimal mit
feiner Gemeinbe betete, äßieer an feinen $erm eine „Xroftfd^rift''l547 ausgeben lieg, fo
3an. 1548 an bas „Heine, bI5be, oerjagte ^riftlii^e Häuflein" bie SRal^nung, „bag f«
Gottes SBort froblii^ belennen follten''. SUs bann SIgricola fi^ auf ber ^ehnld^r oom
S6 Slugsburger 9tei^stage oergeblid^ bemüht ^tte, ben alten grreunb ffir fein Interim 5tt
aeroinnen (f. SIgricola, oben S. 252, 49), ma^te 2lq. Sluguft 1548 feinem 3ome £uft
in ber grimmigen S(^rift „SBiber ben fpSttif^en fiügner unb unoerf^fimten Serleumbei
SK. 3slcbium Saricolam", bie in oerfd^iebenen SIuHagen loeite aSerbrettung fanb. ^inrii^
oon »raunfd^roeig überfanbte bie „aufrü^rerif^e'' S(^rift fofort bem Äatfer (0. Druffel,
40 »riefe unb Sitten I 146), auä) 3oad^im II. unb gcrbinanb ©aren über ben libellus
jam per totum Imperium divulgatus aufgebrad^t (ebb. I 163). Der ftaifer lieg ben
gefangenen ftur|ürften barflber ^ur Siebe ftellen unb fe^te einen ^is auf Sq^ jU^
aus. Da gab t^m Gräfin ftat^orina 0. S^roorjburg eine 3^^ I^^ng auf bem 6^b^
in JRuboI^abt eine 3uflu(^t, bis i^re Srüber, bie $enneberger Grafen, i^m in SRosfelb
46 bei SDleiningen ein fii^reres „^atmos" f^afften. Dur^ Gr^n (Hifabeffi 0. öenneberg,
bie Si^roefter 3oad^tms II.. lam er je^t in Sriefroei^fel mit $er}og Sllbremt oon ^reufeen,
ber i^m au^ Slnfteüung m feinem fianbe anbot. Diefe I^nte 9[q. (£. ba i^ 1550
bie Grafen sum Delan am itollegiatftift in Sfimallalben beriefen : fein energifc^
aBiberfprud^ ^egen Dfianbers „ungegrünbete, unerbSrte ärtilel ber SRe^tfertigung" enbete
60 1552 jene jettmeije fo leb^c itonefponben}. 3n Sd^maüalben lourbe ferne Stellung
3u ben ?}aftorcn temierig , als er i^re Slusübung bes Strafamtes unb $anb^ung bes
Sannes einf(^ran!en roollte, fo bag er gern ber Slüdberufung hmi) ben freigexDorbenen
Äurfürften nad^ SaaHelb 1552 folgte. Die fie^rftreitigleitcn ber nä^ften 3a^re f^n
auA i^n in mani^e Beunruhigung : roegenSnajors fie^re mufete SKelani^fl^on me^ob
66 oerfuAen, ben greunb ju befd|roid^tigen (CR 8, 637. 675). Sein SHter loar roo^l aber
ber 3lnla6, ba^ er in ben Stampf ber jünaercn Generation ni^t me^ lebtet eingriff.
3n bem Strett roegen bes »inbefd^lüffels muft er ben glarianem Unreal gegeben
^abcn. Denn es erfolgte feine Serufung an bas ncugefimcne SBeimorer Äon-
fiftorium, aber e^e er bem SRufe folgen fonnte, ©urbe er am 12. Jlooember 1560 ^m
öo gerufen. i». Stamtim.
Xinttlqa lb(mle)etiflfd|ed ei|iitBoI 761
Slqittla^ Überlebet bes Sllten Zt]tamtnts |. Sibelüberfe^ungen.
Slqittleia (^Qtrtard^at unb SQnoben). — Ug^eHi, Italia sacra V, Isq. X, 207 nq.;
3. 3). S3crtoIi, L'antichiUt d'AquUeja profane e sacre, Venez. 1739 ; ©cm. bc SRubeiS, Mo-
numcnta ecclesiac Aqnileiensis, 1740 5ol.; 3- &ontanini, Hißt, literar. AquiL, $Rom. 1742;
92oriÄ, Diss. de V. Synodo, c. 10 (Opp. ed. B^erini, I, 748; ^felc, ©onciliengcfc^. S3bII B
II. VI; 3. ^Rcnjonc, Annali del Friuli, 1858—1868, 6 voll.; 9?c^cr, Äir^l. ©cogr. unb
^tatift. 1864; auc^ bcffcn «rt. ,,?lquilcja'' in ÄÄScj.*, I.
3laA fpatet unb mangelhaft Detbfitgter fioIaUrabttion foll bie Air^e von Hquileja
f^on frflQ tm 1.3^^* (nad^ einigen bur(!| ^Dloilus) gegrflnbet iDorben fein, ^s einen
i^rer erften Sifd^öfe nennt bie fiegenbe ^ermagotas, angeblichen SR&rtqter c. 70. Sttoas 10
iDeniget fagenboft fd^eint bie gigui eines Belarus ober ^ilanus ju fein, bet nad^ neun»
jä^riaem (^iflopot am 16. SDlörj 285 obei 286 ben Slutjeugentob etlitten ^aben foll.
Seretts als 3RetropoIit erfd^eint Sif(!|of Salerianus, 3^%n<>ff^ ^^^ 9R{tftrettei bes
SImbrofius oon 9RaiIanb loiber ben Slrianismus (369—388). Unter il^m fanb im
Sept. 381 bie erfte ber in Slquileja ge^Uenen Snnoben ftatt, bej(!|idt oon 32 Sijd^ofen 16
(aus (ßallien, Sfrila unb Oberitahen), roel^e, prSftbiert burc^ Salerian unb ^auptjad^Ii^
oeeinflugt bur(^ 9lmbro|ius, ben ber ariantf(|en ^orefie angeilagten iHqrif^en ^if(^of
^allabius famt feinem ^resbnter Secunbinus fraulbig fpra^ uno abfeWe (Äef.*IL34f.).—
93alb mif 9Ritte bes 6. Z^^x^- tig 3RetropoItt 3Racebonius (f 556) feine jlir^e loegen
3Biberfpru(^s aegen 3uftinians Dreöapiteleböt oon ber Staotslirqe los. Seine feit 20
568 (infolge oer fiongobarbeninoafion) auf ber 3nfel (ßrabo refioierenben 9la(!|foIger
erflorten i^r SRetropolitanat fflr autolep^ai gegenfioer ^m unb be^arrten in oiejer
f(^ismatif(!|en O^ofttion, ungeachtet roieber^ouer Unionsoerfud^ oon 9{om aus. Sine
ju 3Inf ang bes ?PontifiIats (Bregors b. (5r. gehaltene S9nobe ju (Brabo unter (&r$bif(i|of
Seoerus (586—607) oenoeigerte ben Slnf^jluß, obne baß (Bregor il^n SBiberftanb ju 25
beUegen oermo(!|te. Spater, als Seoerus' 9la^oIger (Eanbibianus fi^ mit 9{om aus»
Setö^nt ^atte, erftanb biefem ort^obosen 3RetropoIiten oon 9lquiIeia«®rabo unter longo«
arbifd^em Sd^ufee ein f(i|ismatifd^er (Begenbifd^rf, ber feinen Si^ in ?nt*31quileia napm
(c.612). Die Spaltung roä^rte noA faft ein 3^^^^^^^^* 3<^ ^^^ mijliitm ungefä^
im 3- 700 ben ^emfi^ungen bes ^apftes Seraius I. bie Unterwerfung bes SÜtaquile» so
jenfers unter bie re(i|tglaubige Irabition (mittete Slnna^me bes 5. olum. ilomils) ge»
glüdt ©ar (ogl. Seba, De tempor. rat. c. 66), blieben ni(i|tsbefton)eniger betbe 9Ke«
tropolitanate — ober ©ie fie feit bem 7. 3^tb. aeiDo^nIi(i| Reißen — beibe gJatriard^ate,
bos oon 9nt» unb bas oon 9{eu»^quile]a (9lquÜe{a*(&rabo) nebeneinanber befte^en. t>ks
nai&xlxä) ni^t o^ne bag oieIfa(!|e Streittaletten ^ifd^en il^ren beiberfeitigen 3n^abem 35
oorlamen, um beren Sd^Ii^tung bie ^apjte im uRSl., u. a. fieo IX bur§ eine Bulla
circumscriptionis oon 1053, oergebens id^ abmühen (ogl. über^.§ef.*^, II, 918— 923).
3n ber larolingifc^en ^eit erlangte befonberen Wu^m ?Patriar(i| ?lJauIinus (776—802),
ber t^eol. ^^^genoife SÜIuins unb fein uRitftreiter gegen bie Slboptianer unb gegen bas
morgenIanbif(^e Dogma 00m 5. ffieift 3lod^ im 14. unb 15. 3ö^t^-» 6^1- 1305, 1311, 40
1339 unb 1409, fanben einige nambaftere aquilei. Aonjiilien jtatt. JXis le^te berfelben
berief ?^apft (Breaor XII, als (Beaenionjil gegen bas ^(Jifaner vleformlonjil, na(^ Sluftria
ober Cioibale bei Ubine; bod^ riätete basieibe mit feinen gegen ben ju $ifa erhöbe»
nen Sllexanber V. gerichteten Sef^Iüffen nichts aus (^ef.*, VI, 1036 ff.; ogl. SReifter,
Das Äonsil ju Cioibale ac, in §3(5 1893, S. 320—330). — Unter ^apft 3lu 46
lolaus V. Q)urbe (unter Slu^ebung bes ^atriard^ats (Brabo) für Senebig ein befon«
beres ^atriar(!|at entertet. Den Satriar(!|en oon M^Slqnileja enou^s hieraus eine
l^roierige Doppelftellung, ba einerfeits 93enebig, anbererfeits £)ftene{^ bas 9{e^t ju
i^rer ©rnennunjj beanfpru(i|ten. Senebiö XIV. mai^tt ben betreffenben 3®l]tigteiten
1751 bur^ 9lu^ebuna bes Matriarchats Slquileja ein (Enbe. fiaut feiner SBuIIe „In- so
junctum" 00m 3ul. ocs gen. 3ö^tes treten an bie Stelle bes ^atriard^en oon Sloiuleja
fortan jroei CErsbif^Sf e : ein 00m oenetianif(i|en Senat 3U emennenber fürs oenet. (Jriöul
ju Ubine, uno ein oon SBien aus ju emennenber nir often. gnöul mit bem Si^e
CBors. Der Stabt Slquileja felbft oerblieb nur eine $farrnr(i|e, bie bem rom. Stul^Ie
unterftellt ift. S^^Ux, 55
Squileienftfll^ei» Symbol. — $Rufinug, Expos, symb. apost. (MSL, t. 21, 335 ff.);
$at)n, S3ibIiotl)cf ber ®lQubcnSr. u. S^mb. k. », @. 25 ff.; tottcnbufc^, Beiträge jur ®e*
fdjic^tc bc« Qltürc^Iic^en 2Quffl)mbol§, ©iefecn 1892, @. 27—52; bcrf., S)Qg apo(t ©tjTitb. I,
Sei^jjig 1894, @. 102—132 (fowic ^ümptl in ber unten angcf. @(^rift).
762 Ibimlciftififdled SlfmBoI fbnük»
Dos in ber SntiDitfIungsQefd^i(!|te bei abenblfinbijc^en Ittutg. Sefentttntffe eine
iDi(^tige SloIIe [pielenbe alte (ßloubensbelenntnis ber Rttqt von Squtieja lautet (nod^
5Rufin 1. c): ,, Credo in Deo Patre omnipotente, invisibili et impassibili. Et
in Christo Jesu, unioo filio eius, domino nostro. Qui natus est de Spirita
6 Saneto ex Maria Virgine, crucifixus sub Pontio Pilato et sepultus descendit
ad inferna, tertia die resurrexit a mortuis, asoendit in coelos, sedet ad dex-
tcram Patris; inde venturus est iudicare vivos et mortuos. Et in spiritu
Saneto; Sanctam Ecclesiam, remissionem peocatorum, huius camis resurrectio-
nem'^ (gegenüber bem fog. altromil&en Symbol ftnb brei ^ier oorftnbH^ ^^
10 oon nt^t unerl^K^m boarnatifc^em iBelong: im 1. Slrtilel bie (roo^I geaen ben^otn«
pafitanismus gertAteten) SBorte „invisibili et impassibili''); im 2. oas aus 1 ^
3, 18 {(£p^. 4, 8 f.) ftttmmenbe ,, Descendit ad infema", ^ter mm erfienmale in bie
Selenntntsformel einer re(!|tglaub{gen Ain^ aufgenommen (ogL jonft bie bes ^tnob«
fteigens (E^rijti elg rä xatax&oyia gebenlenben SBelenntnitfe ber |emiartani|<l^n 69«
15 nooen oon Strmtum 358 unb oon Slice 359) : im 3. bas bie 3oentttat bes Suferfte^ungs^
leibes mit bem irbifAen £eibe ftorl betonende ,^hujuB'' oor carnis resurrectionem"
(f. flber^. ilattenbujq 1. c.). 3ntereffante Sananten m bem bur^ 9lufin fiberlieferten
^exte bes Symbols bietet bie in einem foroiulienmc^en „Scrutinium catechume-
norum'' (5. ober 6. 3<^t^-) ent^Itene ^elenntnisformel, toeld^ be Kubeis fDiss.
so de liturgicis reb., Venet. 1754) belannt gemalt bot; botQ ijt es itoetfeffiaft, 00 bie>
felbe als Ortsfpmbol fp^iell ber Air^e oon ^Iquilefa m gelten 6(ä, aucQ T^Ien f^
8erabe jene bret 3ufa^^» toobur^ nac^ Stufins ^eugnis oas aquile]. jltrc^nfpiitbol fiq
)e3ifif($ Ienn3ei(!|nete. Dasfelbe gilt oon bem in oerExplanatio symboli eines StNb[5
9licetas (5. 3^^^^-) entbaltenen Snmboltexte, ben man unge^Bri^enoeife aus 9b|ttue|a
25 ^rrü^ren lieg, oa man oen SBifc^ofsfi^ jenes Slicetas mit w>mattana (Portus Roma-
tianus) bei Slquileia ibentifigierte ; |o u. a. au(!| no^ $Q^n>, 6. 26. Da aber otd*
me^r (tro^ (ßennobtus, De vir. ill. c. 22) ,,Remesiana'' als ber toa^e Slome [eines
Si^es 3u gelten ^, fyd biefer Slicetas ubedbaupt mit bem aquilej[. aRetropoItianot
nichts ju t^un, fonbern er|c^eint oielmel^r als 93i[$of einer balifc^en Stabt (ogL auhei
so JlQttenbuf(^, % 69mb. @. 107 ff. unb 3. XL gegen benfelben S. ^fimpel, 9Hcete
0. 9{eme|iana, Sonn 1895). — 3®if(^en bem burc^ Senantius gf^rtunatus (Expo-
sition. 1. XI c. 1) fiberlieferten S^mboltext (mitgeteilt bei Sa^n^^ 28 f.) utU) bem
Symbol. Aquileiense, loie roir es aus 9{ufin lennen, beftebt, tote nomentli^ bas
,, descendit ad infernum^'bief es bestes seigt, ein roirflic^es S5enDanbti|^aftsoer^Itnis.
35 ^lein nur in ber äßeife, bag bie gortunati|qe Expositio einfach als msjua aus bei
umfänglicheren 9{ufins ju gelten ^at, mithin einen [elbfiftönbigen gef<^t(!|tli$en SBeil
nid^t beanfprut^en fann (Äattenb., I S. 130—132). Soditt.
Slrabien. fiitteratur: 1. 9IUe ©eogrop^ie: ^annert, ©eogropMe ber ©riet^en unb
JRömcr, !«ürnberg 1799, VI, 1; gforbigcr, $Qnbbuc5 ber qUcu (Ucograp^ie, Scijjig 1844, 11;
40^. Kiepert, fic^rbuc^ ber Qltcn ©eogrop^ie, öcriin 1778, @. 182 ff.; S). ^. Füller, ?lrabiü
in $QuI^»^tffotDad 9tealenc)^!Iopäbte ber Kaff. ^Itertum^toiffenfc^aft S3b II; 9(. ©prengrr.
3)ie alte ©cograp^ic StrabicnS, ©ern 1875; (£. ®Iafcr, Sfijjc ber ®cf(^i(^tc unb (»eoarapbic
^rabienö. 3tt)eltcr ©anb, Berlin 1890.
2. 92euerc öcfd^rcibungcn : ©. SRitter, S)ie ©rbhinbe üon 5(fien, B^JCttc Aufl. 12. unb
45 13. leil. ^te ^albinfel Arabien, ©crlin 1846-47. Elis^e B^lus, Nouvelle Geographie
Universelle IX L'Asie ant^rieure. $arl8 1884. fi. Qe^tne, ?(rabicn u. b. Slrabcr feit l)unbert
3abren. fiafle 1875. ©. S^^iebu^r, ?RetfeBef(^reibung nac^ Slrabien, 1. SSanb, Äopcnl&agcn 1776.
Scfc^reibung üon Arabien, Äopen^agen 1772. 3- Ö. SBurd^arbt, Travels in Arabia, iionbon
1829 ; beutjd) 3Beimar 1823—24. Notes on the Bedouins and Wahabys, Sonbon 1830;
») beutfd) SBeintar 1831. 91. 5- 93urton, Personel Narrative of a pilgrimye to el-Medinah and
Meccah, i^onbon 1855 (oft mieber aufaelegt; aud^ in ber ^aud)ni^<®bition) ; beutfd) beai'
beitet üon ^. ^nbree, fieipjjig 1861. W. G. Palgrave, Narrative of a years joumey throogb
central and eastem Arabia, Sonb. 1865. 58on bemfelben SSerfaff'er ift ber ^rtifcl Arabia in
ber Encyclopaedia Britannica*; ber ^Irtifel Yemcn ift uon 2). ^. SRütter öcrfajt. C. M.
66 Doughty, Travels in Arabia Deserta, 2 vol. Cambridge 1888. Ch. Huber, Journal d'un
voyage en Arabie, ^arid 1891. (Suting, 2;a(jcbu(ft einer SHeifc in 3""cr*9lrabien, 1. Icil.
Seiben 1896. — 2)ie befte .^arte \jon ' 3lrabien ift immer nocft bie üon ö. Kiepert (rcüi=
biert oon 9iülbele) Scriin 1867; baju fommen bie ©pejialfarten bei 3)oug^U) unb ^uber.
epejicaed: C. Snouck Hurgronje, Mekka 2 ©be. :£>aag 1888 — 89, mit »ilbcrotlof
60 greifen oon ©rebe, JReife in ^abljramaut, herausgegeben oon 3KaIban, ©raunfc^mcia 1870;
SHal^an, 9leife in ©übarabicn, Sraunf(^ioeig 1873. Über ^ctra: Leon de Laborde, voyage
WMm 763
dans TArabie P^tr^ea. ^ariö 1830. Übet ben |>auran: ©cjftcin, 9lcifcbcri(^t über ^auran
unb bie Zxaäiorun, »erlin 1860. Vogü6, Syrie Centrale, Pariß 1861-7.
3. 5Bon Sic^tiafeit finb bie Qrabif^en ©cogro^^cn, üor allem «I*^amb&ni'ö (t 945) .
©cogrop^ie bcr Qrabifc^cn ©olbinjel, ^crauSgeg. oon %. ^. 3RüIIer, fieiben 1884 unb 1891;
^oö geogrop^ifc^c ©örtcrbuft Don eUöcfri (f 1094) ^ctQuSgcg. oon g. SBüftenfelb, (Uöttingcn 6
1876 unb 1877.
4. Sine Bibliographie ber fäbarabif^en Snf^riften unb Qtüertümer ftnbet ftd^ in^.^oin«
me(d @üb*9lTabif(6e (Stireftomat^ie. ^ünd^en 1893. Som Corpus Inscriptionum Semiticarum,
Pars Quarta inscriptiooes himyariticaa et sabaeas oontinens Tomus I finb 2 Fase. $art<5
1889 unb 1892 erfcftiencn. lo
5. ^ie filtere (S^ef^ic^te ber SLraber tft bebanbelt in Caussin de Perceval, Essai sur
rHistoire des Arabes avant llslamiame, 3 voL $arid 1847. ^ ^Mtx, ber S^Iant im
borgen» unb 9lbcnblanb, 2 »be, ©erlin 1885 unb 1887 (in Ontfcn« «agemeiner ®e(4i^te
in einjcIbarfteHungen). Sitten unb ^cbrßu^e ber ©cbuinen fmb t>on ©ural^arbt u. 3)ougt)tl)
(f. 0.) gcfc^ilbert; für bie alte 3eit ift baä ©u* üon Sacob, ficbcn bcr alten Sebuinen, 16
©crün 1895 gu dergleichen. 3)te Sitten bcr ft&btif^n Araber in fp&terct Seit f^ilbcrt am
beften Lane in Manners and customs of the modern Egyptians, £onbon 1842 (oiele fpölerc
Auflagen). (Sine Überfielt über bie mid^tigften ®erle ber arobifc^en fiitteratur finbet ftc^ in
ber ^rabif^en (i^rammatil bed ©erfafferS biefed ^. 3. 9lufl. ©erlin 1894.
Slrabien im engeren Sinne ift bie im Sfibtoeften Don 9lfien geaen^nrila $in füi^ oot« 20
((^iebenbe ^olbinfel (arab. Dscheziret el-'arab genannt), n)el^e m äÖeften 00m roten
9Reere, im Sfiben 00m inbifAen Ocean, im Often oon bem oer^&BnismfiMg feierten
perfif(^en (ßolf begrenjt ift. 9ca(!| Sterben ^in ßnnte jiDar als (ßrenjl^eibe bes eigent«
ticken Arabien eine fiinie gelten, bie oon ber 6pit|e bes (&oQ$ oon 'Akaba an bas
9lorbenbe bes perfifd^en CDoIfes gejogen mflrbe. t^eboc^ ift Q)eber ber notilrli^en 25
Sef^offen^eit mi^, no^ politif^ um) e^nogrop^iM oon 9lrabien bie fqrif^e Steppe
ju f^elben, toel^e fi^ 00m Aulturlanbe (^qriens ois an ben (Eup^at $in erftredt, fon»
bem biefelbe ift bur(!|aus ju SIrabien im toeiteren Sinne ju rennen, mnfo bie $alb»
infel bes Sinai (ogl. btefen St.). SDlan XDXch bie (6r9ge bes gamen (Gebietes auf un^
gefS^r 3 9Rinionen Quaoratfilometer, bie 3^1 ^^ gütigen SSeooIIeruna auf ungefähr so
oier SRillionen Seelen J^S^en tonnen, fomit ift Slrabien augerorbentlic^ oflnn beoöllert.
(Es ift anjune^en, bag etnselne Xeile SIrabiens frfl^r eine oiel bi(!|tere Seoölferung
^en als jeM.
T>(is Afijtenlanb SIrabiens ift beinabe fiberaü gebitfiis; ^ufi^ fallen bie Serge
foaar f(!|roff tn bos 9Reer ab. Die (5ä>itat ber äBefttufte finb eine gfo^I^^ung ber 36
offiorbanifmen Serge ; bier ret(!|t ber Sano|tein, bos llrgebirge fiberlagemb, roeit nac^
Arabien Qtnein; au^ bie großen SanbxDeKen (nefüd), wüAt fi^ im Sorben bes
£anbes ausbe^nen, befielen aus Sanbftein. Sefonoers (!|ara!teriftif(!| für ben 9lorbu)eften
Slrabiens finb bie ausaebe^nten SuIIanreaionen, bie fogenannten Harra's, toeite uit[ru(!|t«
bare £aoafeIber. Dte (ßebtrge, toelc^e oer Mfte unb juntr ebenfo im SBeften, Süben ^
unb Often parallel laufen, ttttxi^en Renemoeije, namentlich audoi in SiUKirabien eine
bebeutenbe $5^ (bis 2000 9Reter). Das 2:ienanb gegen bie 9JleeresIüfte im SBetten
^ei^ Tihäma, bas ganse (ßebiraslanb bafelbft bis gegen Sfiborabien Hidschsz. Diefem
fte^t bas centrale ^od^Ianb imScorboften gegenüber, bas Nedschd; ber Soben besfelben
befielt aus (Kranit unb Xrapp. SBte bem 9lebfd^o n5rbli(!|, 00 es gegen bas (Eup^rat» ^
t^al abfüllt, Sanbu)üften oorgelagert finb, fo ift es oon bem fublid|en Aflftenlanb hnxä)
eine ungebeure SQBfifte, bie teitoeife aus gtuof^nb befiel^, getrennt. 3n oiefem Stritte
^errfc^t, mte überhaupt faft überall in SIrabien, au^ an ben itüften. eine u)abr^ tro^
pif(^e Sommer^i^e. Die SBiUten finb übrigens ni(!|t eben; Sanb^üael, teiuoeife oon
betrS^tlt^er $ö^e, er^en fiq in benfelben ; auc^ meifen fte merboüroige Vertiefungen ^
auf. Segetation ftnbet \i^ blog fparlt(^ , eüoas reic^liq^r im Hamäd b. b. ber gronen
fqrif^en Steppe, ^ßerennierenbe SöAe ober gar glfllfe roeift bas fianb über^upt nid^t
auf; bod^ fallen in Sfiborabien bie 9tegengfiffe ber Xropenlönber, roü^enb 9lorbarabien
im (gebiet ber Steppen^one liegt, in müqex jutoeilen SBintenegen fallen, bisroeilen
jeboc^ au^ ganj ausbleiben. Der 9lorben ift fomit u)efentli(^ 5um 9lufenibalt oon 55
9Banber[tämmen (Bedü ober 'Arab genannt) geeignet, bie mit i^en ilamel* unb Sd^of *
gerben ]e nad^ ber ^a^tsidi balb ^ier balb bort fym]tn, im ganjen aber oft eine
bürftige CExiftenj führen. SBon neueren Weifenben ©irb immer roieber betont, ©ie fe^r
bie Sebuinen (Eentralarabiens in geroiffen 3citen ben [tärtften $unger ertragen mü[fen.
Da^er finb fie ani) me^r ober ©eniger barauf angeioiefen. Streif« unb ^Ifinberungs* eo
3fige in bie reicheren Itulturlönber Syriens unb ber (Eup^ratlänber 5U unternehmen
ober bie größeren unb üetneren Oafen, bie joifc^n i^ren äßeibegrünben liegen, ju
764 fbtnbitn
branbf(^Q^en. !Die anfölfige Seoölferung in ben Oafen fät jtömetfnK^t an; bo^ t|t
bos (!5ebei^en ber Saat oom Kegen unb grobenteils oud^ Ji^on bet 9Dt3^It^Iett Ifinft«
li^er SeiDölfecung mittelft Schöpfbrunnen ab^öngm; ^Suftg toirb bie Saat f^IieMü^
oon ben SBanber^eufi^teden^ beren $etmat unb lufprunosort SIrabien fein folt, (Sogt*
5 freien. ^aupi]aäjihi) aber witb tn btefen Oofen bie Kultur ber Dottelpalnte gepfl^
Sfür %kTin6)t tft 9brbarabien ebenfalls lein giinftiger Soben ; nur bos jfatmel, bc^ feiner
Sßotur m^ fe^r genfigtem ift, gebeizt; befonbers oie ftamele bes arabi|^n ^o^Ionbs
unb Cmons ftnb als eble Ziere berühmt, ^ferbejucbt toirb me^r am 9{anbe ber SBfifie
unb in ber f^rifc^en Steppe betrieben. SBoi^rfd^einlid^ ijt bie |o berühmte Raffe bes
10 arabif(^en ?Pferbes (od. Tweedie, The Arabian Horse, fionbon 1894) übrigens im
Sntertum in biefem £anbe noc^ ni(!|t gejfi^tet »orben; ^eute gel^ bie 3u4t immer
nte^r juräd. Son {agbbaren Zieren !ommen namentli^ (Bojellen unb eine tbt 9nti<
lope oor.
!Die Sebuinen finb mi) Stämmen gegliebert ; im Serlaufe ber 3#^unberte er>
^^ langten immer n)ieber neue Stämme bie ^enf^aft ; oft traten au^ Zeiuingen unk
Spaltungen ein. 3hxi) ereignet es fi(!|, bag geu)t{fe Stämme na^ unb na^ jum feg«
^aften £eben übergeben; fo !ommt es benn oor. bag felbft Säuern fi(^ nod^ einige
3eit ber Stammunterf(!|iebe ben)ugt finb. 3m augemeinen finb fi^ Säuern unb St-
buinen Centralarabiens in Semg auf I5rperlic^e Sef(^en^eit. (Beioo^n^iten unb
20 Spra(!|e meift noi^ febr af)nli^. 3m ganjen beberberot bas ^o^Ianb eine gefunbe, fooie
au(^ geiftig gut beanlagte Seo9IIerung. Die Sevo^ner (Eentralarabiens pflegen noment*
Ii(!| Serbinbung mit ben (Eufratlänbem: bei benSen)o^nem ber 9lorboftffifte, an toeli^
$erlenfif(!|erei getrieben wm. mad^t fi$ ber Sinflug ^erfiens, bei benen ber Sloo*
n)eftfüfte, bem alten fianbe SRibian, ein engerer ßufammen^ang mit flgqoten bünet&i4
25 3u einer eigenen größeren Staatenbilbung inner^a^ i^res £anbes ^aben es leboc^ bie Slorb«
araber niemals auf oie Dauer itbia^t 9lorbarabien ift, was Cerealien betrifft , teil«
u)etfe auf bie Sinful^r aus gefegneteren £anbftriAen angetoiefen; es lann fi^ bafeKß
!ein groger 9{ei(!|tum, leine groge 5tultur entmtdeln. 3^^ if^ ^ ^^^ Sebuinei
lennseu^nenbe gteibeitsfinn ju grog, ber Stols auf bie mit ber Statur ber SEBfifle ju«
30 fammenpngenbe fitebe jur Unab^ängigleit, bie fi^ bis jur Sera^tung ber feg^o^
SeooHerung Iteigert, ju maggebenb, a& bag eine Sinigung ber oerf&iebenen Stfimme
mit i^ren oerfi^iebenen Snterejfen, ausgenommen in aiAergeroo^nliqen S^^en, ^Ia|
greifen fönnte. Slu^ bie Se^enfi^ung bes fianbes bur^ frembe (Eroberer ift mit be«
grogten S(^u)lerigleiten oerhtiipft; bas fianb bietet nichts Serlocfenbes. Den angren«
35 penben Aulturftaaten blefibt nichts fibrig, als i^r (gebiet mittelft ftarfer SBa^poften oor
oen (Einfällen ber Slaubjüge ber 9{orbaraber ju f(!|fl^en.
SBenn SIrabien im aansen, tro^ feiner SIbgef Aloffen^eit als Übergangslanb jroif^eH
2lf ien unb 2lfrifa m beseit^nen ift, mad|t fid^ ber 3ufammen^ang mit bem le^tgenannten
ilontinent im Söien no(^ roeit ftörfer füJ^Ibar ab im SRorben. Sefonbers ber Sfib»
40 often bes fianbes roeift afrilanijd^e Segetation auf; ^ier Q)urben einft CEaflia, Sene, SR^n^n,
(Dummi, unb befonbers SBeiprauc^ gen)onnen. ilni) ^eute noc^ ift bas £anb fru^tbat;
bie Slnpflansung bes jtaffeeftraudles ift in neuerer 3^^^ ^^s 9lfriia bort^in übergenNm*
bert. 9Iu^ bie Xienoelt ift teihoeife ^ier eine anbere als im 9lorben- es finben P4
unter anberem aud^ Slffen. 3m gansen eignet \\6) bas fianb ffir etne feg^ofte Se*
45 ooRerung. Slbaefe^en oaoon, bag es au(^ ®olbIager enthielt, roar fein Sleiqitum fcboi
in friiberer 3ett fprid^Q)örtIic^. SBc^fc^einlid^ beruht freiliA bie Sejetc^nung „dos
alfidlid^e 9lrabien'\ bie fid^ bei ben flaffifd^en Sc^riftftellem fmbet, auf einem aRigocr«
ftänbnis. „3^nten" ©ie bos fianb bei ben Slrabem Reifet, bebeutet eigentli^ m^^"
unb ^eißt fo im (Begenfa^ 5um Korblanb ; esch-schäm, oer heutige 9lame ^ Serien,
60 bebeutet urfprflnglid^ linls. SIber infolge bes 9{ei(^tums bes fianbes mar bte Sejei^*
nung als evdaijLuov 'Agaßla ober Arabia felix, beata, u)ie man 3^wien mit geioiKa
fpra$Ii(^er Sered^tigung XDof)l auc^ fiberfe^en lonnte, begreifli^. Sis ®egenfa^ bqi
fafete man Arabia Petraea (f. unten) als bas fteinige wabien.
Obroo^l Jlorbaraber unb Sübaraber innerhalb ber femitif(^en Söller eine befonb«
55 (Sruppe bilben, wox ber (Segenja^ smif^en i^nen frfi^ ein ausgebrod^ener ; eift im fiosfe
ber 3ö^rtöufenbe trat Sermi|(^ung ber beiben SöHer ein. i)ie SeooIIerung QS^
arabiens wax oor allem mit ber ber gegenüberliegenben ofrifanifi^en Jtüfte cntfs ei#
oerfnflpft. Slnbererfeits bot bie fiage am Ocean frfl^ (Gelegenheit ju oorteiOofäf
$anbel mit 3nbien. Dasfelbe gilt au^ für ben Suboften Slrabiens ; ber Stoat Öiitfii,
«miieii 765
iDelc^er ^eute |t^ bort finbet, fte^t einesteils noii l^ute in engfter Setbinbung mit
3Qn3i6ar unb Oftafrila, anbeier|etts au(!| mit 3nbien.
Sluf (ßninb biefer Don bet Statut gegebenen Ser^Itni|]e ift nun auc^ bie poIitif(^e
(Sef^id^te bes fionbes oerftonblic^. Silborobien lourbe im Sllteitum me^i ober »eniger
als befonberes £anb gefogt ; unter ' Arab oerftanb man blog bie 9lorbaraber. 9Ba|r« 5
|äeinli(^ bejeic^net bas SEBort ben äßäften« ober StefipenberDobner ; in biefer a)q)enati«
oitoen »ebeutung lommen bieSlrober 3er 3, 2; 25, 14 ; 3e| 13, 20 (3ef 21, 13 ift
unftc^er); Sj 27, 21 oor. Damit ftimmt au(^ ber @pra^ebrau(!| ber jleilinf(!|riften
überein : biefelben berieten [^on im 9. 3<^$* ^on einem „mat Aribi'' = £anb ber
9Bflftenben)o^ner. Sielfac^ ift oon Stampfen ber SBabQlonier unb SlffQrer mit arabif^en lo
3eItbeQ)o^nem bie Stebe, unb toir befi^en fogar Slbbilbunpen fIfldUiger arabifAer ilamel*
reiter. Die (Jrcage aber, bis in roeld^e (Begenben oon Sbabien bie ASnige bes !^rx>tU
ftromlanbes oorbran^en, ift nid^t lei^t ju beaniiDorten : es ^ beinah oen SlnJ^ein,
als feien fie jeitoetlig u)eit na^ Slormoeftarabien gelangt. (Einfluft affqrifd^er itultur
befainbet eine Stelle aus Xeima (f. unten), bie oem 7. oord^ftli^en iafycf). suju« 15
gehören fd^eint.
2Bie bie leiltnji^riftn^en, fo bejeiAnen aud^ bie ^brSif^en Seri^te bie arabifäen
Stämme mit oerfd^iebenen SRamen. Ws (Befamtbenennung lommt im $ebrait<9en
nod^ fflr bie SBebuinen ber fqrifd^en 993äfte bene federn oor (E3 25, 4. 10; $i 1, 3;
(&en 29, 1. 3m Kic^terbu^ (6) toerben biete „Sö^ne bes Oftlanbes'' einigemale 20
neben Slmaleütem unb SRibianitem genannt; Z^x 49, 28 ntbtn 5lebar (ogl. unten).
£e^terer Stamm lommt auc^ in ben Aeilinf^riften als Aibru oor ; es ift jebo^f^ierig,
bie SBo^nfi^e ber Aebar genauer ju beftimmen. Sie roerben (5en 25, 12 ff. in ber
Stammtafel ber 3smaeliten enoS^nt; es ge^t baraus u>enigftens j^eroor, bag fic^ bie
3$raeliten eines gemijfen oenoanbtfd^aftli^en 3u{antmen^anges mit benfelben beiougt 25
roaren. Son ben übrigen bort genannten 31D0IT Stammnamen ber 3smaeliten lommen
einige aud^ in ben jtetlinf^riften oor 3. S. Slbbeel; fi^r ju ibentifijieren [inb Duma
als Das heutige Dschöf (Dümat eldschendd) unb Tema als bte umoeit gelegene
Stabt Xeima. 3m fibrigen gelingt es, au<^ mittelft ber (übrigens oo^I toas ben Xext
betrifft oerberbten) (&ren3befttmmung S. 18 ni^t, bie SDSo^nfi^e biefer Stamme — so
— oon SRebajot u)irb fp&ter bie Keoe fein — ju beftimmen. Den neueften Serfu^
baju maAt (ßlafer S. 438 ff.
^nli^es gilt oon ben Aeturaftämmen (Ben 25, 1—6; nur einige berfelben finb
mit Si(|er^it ^u ibentifijieren, oor allem bie aRibjan (Ss 3, 1 ff.; 9U 6 ff), u)el^e
bas ^ro^e (Bebtet an ber Slororoefäfifte Sbabiens einnahmen unb wdfjH aucQ auf bie 35
finaittfd^e $albinfel. fotoie einft tns (Ebomiterlanb flbergriffen. Z^^^ |u<^ Slafer
(S. 445 ff.) nac^ oen Aeilinfc^riften in Slorbfqrien. Der Stamm Deban mug na^
3er 49, 8; C^ 25, 13 äBobnfi^e u)o$I Jfibli^ oon (Ebom gd^t $aben. (Blafer roill
bereifen, bag ber Slutor, u)el^ bie Stelle fiber bie Aeturoftamme f(!|rieb, bas Sirät*
Sebirge, genauer bie uralte äBet^aucMtrage, bie oon Z^mm nad^ SQrien Einlief, im Slu^e 40
atte. (£r fagt fie als Kefte bes alten uRinaeeroolles (f. unten) unb ni(^t toefentlu^
oerfc^ieben oon äsmaeliten unb (Ebomitem. Die ^uptfäAlid^fte Säioierigfeit bei ber
Serteilung biefer alten 93öllerftamme befte^t freiliA barin, oag roiberiprec^enbe SBeric^te,
b. b. 9lad^ri(^ten oon oerfd^iebenen Slutoren unb !^txten barin oorliegen, ja fogar inner«
^alb einer unb berfeKen £ifte mani^t 9la(^ri(!|ten erft fehinbor jujammengefqxDeiBt ^u fein 45
jd^einen. So begegnen uns Seba unb Deban, u)ei^ in ber Aeturaftammlifte als oon
^oifan abjtammenb aufgeführt »erben, in ber SöHertafel (&en 10, 7 als Söbne Slaema's,
alfo als itufc^iter. Dagegen »erben bie 3oitaniben unb bie oon Zofta^ (ZoSaUm) ab-
fiammenben Saböer in ber Söttertafel (Ben 10, 25—30 ju ben Semiten gere(!|net.
Unter ben Söhnen 3oK<^ns entfpre^en einige unjmeifelbaft ffibarabifc^en SöHerfi^aften, so
fo Solep^ ^ajarmaoet (bas heutige £anb Hadramüt) unb bas genannte S(!|eba.
llber OpQir (f. b. 91.) unb $eoila oirb gejtritten ; bo($ tft es, alles abgeioogen, immer«
flin am Q)a^rf(!|einli(^ften, bag biefe ebenfalls in Sübarabien ju fuc^en finb. (Ein
uf^itif(!|es ^eoila 93. 7 unb ein femitij(^es 93. 28 anjunebmen, gebt laum an, ebenfo
loenig bei Sc^eba. (Es liegen bemna(9 oerf^iebene 5Beriqte unb SnfAauungen felbft 55
inner^lb ber 93ölfertafel oor. 9lud^ ob Z^iab ben *Ia}ßaßhai bes ^tolomaus ent«
f^ic^t, ift jmeifel^. Unter biefen Umftänben u)irb man, befonbers ba aud^ Aber bie
®ren^e|timmung 95. 30 eine (Einigung nic^t gu erjielen ift, barauf oerji^ten muffen,
bie 3lusoe^nung ber joitanif^en SSöOerftamme nad^ ber 93oBert(^el bereits je^t feftju«
ftellen; auc^ bie Slusffi^rungen (Blafers S. 422 ff. finb ni^t iibergeugenb. 9Bas bie eo
766 «TiMe«
Auf(^iten betrifft ([(ßlafer 6. 387 fü fo tft es tmmet^ht boA tro^ ntan^ei S^terig«
leiten n)afir|(!|einli(!|, bag 6abt^ S. 7 bem Haßßara ber (&rie^n, bem Sobote bes
^linius, ber alten großen $au)rtftQbt ^obrontüts, entfpri(^t.
!Die in Sfiborcäien gefunbenen 9{uinenftStten unb Snf^rtften legen lautes 3eumris
6 oon ber ^o^n 5lultur ab, mtläft einft bort bei ben Sobäem entmidelt nnir. Dos £anb
galt l^on tien ^mrtem 3ur ^tri ber elften DQnattie (ogl. (Erman, 'Siwipifitn 6. 667 ff.)
als fernes SBunoertanb; aüeroings bejei^net bei t^en ber 9lante ,,$unt'' ni^t bbg
Silbarabien, Jonbem ai^ bie Somalimfte. uns bem fionbe $unt ^olte man ku Q^
SBei^au^, Wxftt^XL (Elfenbein, (ßolb, foioie au^ loftbore S^IIe, 6flaoen uno Xffeii.
10 Son oerf^iebenen Seiten lourbe mit $unt au^ bas SoH ^üt (5en 10, 6, bos mir
iebenten 3a6r^. an biufig neben 5tuf^ erf^eint (3er 46, 9 ; Q^ 27, 10 u. ft.) }tt-
ämmengefteltt; bo<^ tjoibtn vir es hierbei oia^^inliA mit einem afnlanif^n Solle
ju t^n. (ßlafer fu^ (S. 333) bie $ut an ber äBeftmfte Arabiens.
%uA in ben jleilinjc^riften finb bie SabSer genannt: in ben Snf^riften Samm
15 (pgl Sdmraber, Die AeilinlcQriften unb bas SIX.'^ S. 145) U)irb oon einem foUtf^
Aonige 6t^amar berid^tet, ber jtamele unb Spejereien als Xribut lieferte. SielleuU
bot man hierbei an nörbli^ Sabier ju beulen ; biefer oiel oerbreiteten %nfi^ fte^
freili^ bie SReinung anberer gforf^ gegenüber, n>el^ be^ufrten, bag fi^ ber CEinfliib
babqlonif^er jlultur bis na^ bem £anbe ber Sabier in ^tmttt erftredte unb jvor
20 ebenfo im ftunjtftil ber ffibarabif^n Sauten, wit in ber Sere^ng geioiner Gottheiten
(Sin unb 'SUt^or) ^eroortrete. (Es mfiMe bann eine alte Serbinbung, befonbers aii#
ilaraioanenoert^r unb ^nbel joiMen Silbarabien unb bem ßi^if^o^I^^^ beftonbe«
fyAtn, was an unb fiir [i^ burcQaus ni^t umoa^rfAeinlic^ UMlre. Sfreili^ Rnb oir
fiber bie (&e|^i<^e bes Sabienei^ nur fel^r mangelhaft unterri(btet; ou^ iDtRen oir
25 ni^t unb erfai^en aus ben 3n|Ar^en ni(!|t, UHinn es entftanben ift. Ss wirb bepouiitet,
bag einige Der fabaif^en Snf^rtften bis ins jpeite Sagrtoufenb oor (E^riftus btiunif«
reichen. Die Sibrift, in u>eIAer biefelben gefi^rieben [inb, $ing fi(!|er einft mtt ber jo«
iienannten pbönütf^en ober lanaanitifd^en unb jugleiA altoramäif^n jufQntmen, 9at
xä) aber in fe^r alter 3^^^ ^^^ ^^ gemeinfamen uralp^abet abjjetrennt unb befonbos
so n)eiter entn)id[elt (mit btefem füborabif(^n Sltp^be^ i[t oas abejfmifc^e aufs engfte oer<
nmnbt). Sc^on oies bereift bas ^oQe Snter oer fabitfc^en ^Itur.
Der natürli(!|e 9{ei(^tum bes fianbes, foroie bie günftige geograpl^if^e jCage mail^
bie Sflbaraber ju einer bebeutenben ^anbettreibenben Station. 9fus ber lUerlieferung
ftel^ fibrigens feft, bag fie ni^ blog mit inlönbifd^en ^robuften Baubeiten, Fonbem aw^
3G mit auslönbif^en, roas für bie (^age bes ag^pttfd^en $anbels unb ber Op^irfa^n
oon SBi(!|ti^Iett ift. (Es liegt femer auf ber ^nb, bag ein [olc^es Soli, geraoe m
bie $^dnt3ter, beftrebt [ein muMe. au(^ auger^olb ber $eimat ^nbelsnieberlaffungex«
aI|o Kolonien, anjulegen. (Es ^t ba^r nic^t aujfallig, bag man bie ben Sabaem oer-
manbten Deban in Scorboftarabten, n)0 bie 9{utnen oon Datban am jlnotenpunlt ber
4obortigen ^anbelsftreden lieaen unb 9{aema in 9lorboftarabien finbei Dabur^ oirb
aud^ mo^I bas Kätfel geloft, bag Sd^eba im oer[(^iebenften 3ui<^^^n^nge genannt
ift. Saböer n)o^nten ju oerfc^iebenen !^tiUn an oerf(!|iebenen fünften ber arob^en
§albinfel.
Die ^auptquelle unferer jtenntnis ber fübarabifc^en (Ethnographie unb (&eoarop^ie
45 btiben bie flaffifd^en S^riftfieller. Sei Strabo ift uns ber Seri^t bes (Eratoft^nes
er^Iten, Q>eld^r auf CMunbigungen ber Segleiter Sllexanbers bes (Brogen surii^e^;
tobann liegt bte Sefd^reibung oer jtflfte bes roten 9Reeres oon Slgat^rqiibes oor. %fs
ipäterer 3^it fyibtn mix ausfubrlic^e iRad^ric^ten burd^ ^linius, ben Periplus mar^
Erythraei unb ^tolemöus. Scotürli^ lommen für biefe (gegenben au^ bie arabif^e*
60 (&eograp^n, befonbers $ambani, in Setra^i Sprenger unb ®Iafer uKiren es befonbns,
mel^fe alle biefe 9lad^ri$ten oerorbeiteten ; festerer namentlich 30g auA bie alteren orien^
talif^en Seric^e unb bie (Ergebniffe ber 3nf(!|riftenforfd^ung, bie übrigens nodf nüf
abgef(^Ioffen ift, ^eran.
(Eratoft^nes (Strabo, eb. (6. Äramer, (E. 768; vol. III, p. 316) nennt als l*
55 mic^tigften SöHer lener (Segenb bie SRinöer mit ber $auptftabt jlama, bie Sabaer wt
ber ^auptftabt 9Rariabe, bie jtattabanen mit ber ^auptftabt Üamne, bie (E^tramotitn
mit ber ^auptftabt Sabata. Son leMerer roar fd^on oben bie 9{ebe. ^Lrobifd^ ^
i^re ^ouptftabt Si^ebmat nac^ ben 3nf^rtften; bie 3bentität berfelben mit Sabt^C^nlO.?
ift freili^ ni^t gans ^efi^rt. Die Äattabanen im S3B. oon Slrabien lommen im 9X
60 ni^t oor ; auc^ bie bts in fpate ^tit berühmte ^auptftabt ber Saböer, arob. Wa'rft
fkMm 767
toirb in ber 5Bt6eI nic^t genannt. 9lotbM booon lag aRa'ln, bie $aupt|tabt ber 3Rt«
nöet; biefe ^aben na^ Dtelen Senaten etne |el^ iDt(^tige SloIIe fi^fpielt, fo baft man
Don einem minätfc^n Ketd^e fpte^en lonn. Um bie (&for|($ung Sfiborabtens (oben \xi)
namentli^ ^aleop unb (Blafer gtoge Serbienjte enooden ; hoq \aftintn immer no^ gio|e
6(^^e an bisl^et unbelannten SnfAriften tm fianbe oorBanben gu [ein. !Die 6nt3iffe« 5
rung ber bis^r gefunbenen ^aben Dfianbei, ^atorius^ t>. $. SDcuner, Derettbourg u. o.
iDefentlid^ geforbert Sefonbers ^ fi^ D. ^. aRfiuer bemfi^t, bie oerf^iebenen in
ben 3n{4r. genannten Adnige in (Brufipen 5U orbnen. Sfir unferen 3^^ lommt ^ier
nur in Setra^, ba| WxUtt bie Aonige ber SRinaer mit benen oon 6aba unb Tbfyx
9laiban gleidb^itig onfe^t. Dagegen behauptet (Blofer (bem Aommel folgt), ba| bos 10
9lei(^ ber SRtnfier bem ber Sobfier oorousgegangen Jet "S^ oie Seji^ungen ber $e«
braer ju ben Säbarobem ift aber Bor ollem oon Selang, bag mmSif^e 3nfArtften
aud^ in Slorborobien {eVi)\a) entbedt toorben finb. Die a3erfe<l^er bes bo^n alters
bes minaifd^n 9{eic^es ^oben nun auc^ oer[u^t, an ben SteUen, 00 im 91X. oon SRoon
bie »ebe i|t (9{i 10, 12, mo aUerbings LXX MaduiiLL lidt; KOft 4, 41; 2 (Oft 26, 15
7 unb 8, mo LXX Mivaioi ^t) unb an anberen, an mt\aftn ber Üeiet ollerbin^ ge«
önbert merben mfigte, Slefte bes SDlinaenei^es ju entbeden. Do^ ift biejt Streitfrage
no4 ni^t erlebigt.
Vus bem (Sefagten ge^t beroor, mie f^mierig es ift, fi^ oon ben e^nograpbifd^en
3uftanben SIrabiens in alter l^tW ein oud^ nur einigermajjen befriebioenbes Silb ju 20
mad^en; auc^ bie öfteren ^ebrfiifd^n Seri^e merfen barauf nur ein fi^a^ SiAt;
iebenfalls finb 3a^Irei(!|e 93oIferoerf^iebungen in Sirobien oor fi^ gegangen. San} be«
fonbers treten in ben legten 3^^nberten oor Cbriftus in 9corb<mbien bie 9labatäer
tn ben Sorbergrunb. (^ ift eine oielumftrittene mcme, ob biefes Soß mit 9leba{ot,
toel^en ®en 25, 13 als Srftgeborenen Ssmaels aup^rt (trog ber o^i^iebenen SArei» 25
bung mit t unb t) gleid^jule^en ift. 9ud^ bie gftoge, ob bte datier oer AeilinfÄnften
(6$raber,' Die jleilin|^rtften unb bos 9(X^ 6. 147) bie bisioeilen mit ben Aibräem
(f. 0.6.765,21) jufammengeftellt finb, mit ben fpSteren orabifAen SRdbotfiem, mie bo($
immerhin nm^rfd^einlii^, ibentif(!| Imtb, mug ^er auger Spiel bleiben. Sin äkrjei^nis
ber nobatöifc^en itonige ^at oon Coutfamib bei (Euting, 9labat&if^ Snf^riften aus %ra« 30
bien, Serlin 1886, @. 81 ff. aufgefteUt; ein Seqei^nis ber Qitteratur über nabatSif^e
3nf4riften bes Sinai ^ (Euting, Sinaitif^ Snf^riften, »erlin 1891, gegeben. 3n
ber Sibel merben 9labatöer als ^eunbe ber 3uben 1 aRal 6, 25; 2 SRof 9, 35 er«
loS^nt. Sie festen ?i^ in Slorbmeftarabien fett; i^re 9Ra^t er[tre<Ite Ji^ bis jum Sinai
unb meit nadb Serien binein. 3^ S^^^^ta (I) bem SfatberBmg, b. 9. einem Jlabotöer, 3g
flo^ na(^ 2 ailal 5, 8 3afon. Das nabotötfi^ 9{ei^ oon $etra mürbe erft i. 3. 106
nai^ (E^. in eine r9mif^ ^rooinj oenoanbelt. Xro^ man^em SBiberffnnu^ finb bie
9labatäer (mit Slolbele) für maber ju ^Iten, bie einen gemiffen Zeil aramäifd^r ftultur
angenommen Ratten.
SRe^r MXili me^r fam fflr alle biefe norbltd^n Stimme, ja für bie (5efamt$eit ber 40
Semo^ner ber $albinfel, oer Slame 3Iraber auf. ^v:>ox ift no(^ 2 fOft 21, 16 oon
3lra6ern bie !Rebe, u)eU|e neben ben Auf(^iten mo^nen; mernoürbtgenoeife finb fie, roie
Qud^ 2 cn^r 26, 7, neben ben ^^iliftem genannt. Unter ben 9lrabem, roelAe in ben
SKaffabacrbüAern als SSIbner tm f9rif^en $eere genannt merben (3. 8. 1 SKal 5, 39)
finb u)o^I u)e|entli(^ SInaebörige ber nörblid^en Stamme, befonbers aud^ Slod&ataer ge» 45
meint ; au(^ in ben römifc^en Äriegen treten oieüeic^t arabifd^e Solbtruppen auf. ^t\>tt{''
falls aber mürben bie Berührungen biefer orabifd^en Stumme mit bem grieAijA^rö«
mift^en Meiere immer jtärfer. Slu^ S^ffl^^ws beriet oielfa^ oon Sbabem. ?plmius
ermahnt Slraber im £ibanon; na^ 2 Ao 11, 32 befdgen bte 9labat5er — unter Slreta
ift i^ ÄSnig Slretos (arab. Hanta) IV 3U oerfte^en — au(^ Damascus. ßo
Die Sejie^ungen ber Slraber jum 9{omenei^ barjulegen ift ^ier ni($t am $Ia^e.
Sinen großen Striegsjug gegen bie Araber unternahmen bie 9l5mer im H. 24 0. ff]^.;
fie gelangten bis naq 3emen. ^tolemdus mar es oor allem, meU^er bie Dreiteilung
oon Slrabien einführte; man unterf^ieb Arabia deserta, Arabia felix (f.o.S.764,5i)
unb Arabia Petraea, mel^ leMeres feinen Flamen oon ber Stabatöer^u^ftobt $etra 55
' (oft als ibentif(^ mit bem dtteftem. Sela gefagt) \fiüt. Die Benennung „bas fteinige
SCrabien" ift bIo| unriAtige Überfe^ung oon Arabia Petraea. 3m Serlaufe b^
' 2. na^^riftli^en 3<^^^unoerts gab es eine romif^ $rooin} Arabia (Petraea) mit ber
^ ^au|rtftabt Boftra im ^uran; biefe umfajjte au4 no^ fpäter ben ^uran unb bös Oft«
768 «roktett
iorbonlonb bis an ben Simon. Um bies 3U oecfte^en, ntug jebo^ loieber auf Sfib«
arobien surüdoegriffen loeiben.
Rotten bte römtf(!|en Solboten bem fübarobifi^en Keti^e, ba$ bamals no6) in Slüie
ftanb, nxifis anboben lönnen, [0 änberten ft(!| für bosfelbe boc^ bie 93ei^Qltnt|fe in ber
6 naA^riftlitilen 3^^- ^^ ^anbel bei Sabäet erlitt babur^, bog bie jlcrmDonenfttahen
nocq SRorben peifperrt »urben unb anbete Stationen burc^ bos rote SReer ben birmn
SBeg mi) ben fübli^en £anbem, be|onbers nod^ 3nbien fanben, eine wt\tiülv^ (Bau*
buge. 9ln bie Stelle ber Sabaer traten im erften Z^uft^. m^ (Sfyc. bie nS^ am
9Reere loo^nenben ^omeriten, bie Himlar ber Sbaber, mit ber ^au)rtftabt 3<>^- ^^
10 ^imioritifd^e 9{eic^ erlangte ]ebo(^ nie Sie Slflte ber atten [abaif^en utü) mtnSif^,
loir beji^en jtoar au(!| no(!| aus biefer l^tit sobbeic^e 3nf(^riften in ber foaenannten
^imianf^en 6(^rift. Die arabil^en ^iftoriler führen ben Serfall bes SobSerrei^
auf benSruc^ eines groben Dammes beiSRarib (f.o. 6. 766,5.5) juriul; biefes C&reignk
mügte etma um bie SJUtte bes joeiten 3<^^- ^^'^ (Q^- ftattgefunoen ^oben. Der
16 eigentliche (ßrunb, »elAer eine Slnjabl ffiborabii^er Stamme oeranlagte, ausjuiDonbem,
lag jeboc^ in ber »irtfi^aftlid^en Sebr&ngnis unb ber uberoöOerung bes fianbes. Die
5urädgebliebene Seoößerung mürbe in eine Keibe oon Jtneaen mit Slb^inten ocr-
u)idelt; {ebenfalls befagen bie SIbeffinier im 6. 3a^r^. n. (Sfyc, bas £anb jeitiDetlg;
ein ati^iopi{(^er Statt^Iter Slbra^a [uc^te fogar [eine SRa^t bis SDleBa ausjubebnen.
20 3n ber 3^ti ^ox bem Sluftreten bes 3slam geriet bos £anb unter bie SotmS|t^
ber ^erfer. 9Rit bem Verfall ber politifc^en (Selbftftänbigieit oerlor es me^ unb md^
feine Sebeutung; auc^ bie eigentfimlitile Sprache rourbe oon ber norbarobifc^n« ben
eigentliAen Slrabifc^en, oerbrängi 9hir mit in wenigen (ßegenben ber Sfiblufte %a*
bien finben ]xi) ^eute no<^ Kefte ber fruberen Sprache.
25 Sd^on im 4. S^^^^^nbert [oU in (»fibarabien \>mif Sinflug ber SIbeffinier bos
(E^riftentum eingeführt morben [ein. 9leben bemfelben mo^te [ic^ jeboc^ in jener 3^
au(^ bos 3ubentum geltenb; mir ^aben jlunbe oon einer blutigen G^riftenixafolgttiig
in 9leb[(^ran bur^ einen itonig D|ü Sluioäs (ogl. SeU in 3DuR(& 35. 93b, S. 1 ff.),
meiere tm 6. Z^xh. ftottfanb. Die S^d^meljung oon Sfiborabem unb SRorbcaaben
80 oolljog ]\d) im noroIiAen Xeile ber ^albinfel nocq raf(!|er als im fflbli&en. Die aus«
getoanberten fübarabi[^n Stamme roaren genotiggti i^e £ebensgemo^n^etten aufjug^
unb Sitte unb Spra(!|e ber norbarabifd^en Sebuinen anjune^men. (Einige ber Stfinmie
mürben gerabeju Sebuinen; anbem gelang es |i<^ bis na^ SQrien burqmfc^Iogen unb
bafelbft ansufieoeln. 3n 9lorbarabien finb in ben legten 34|f3^^nten 3nfd^rtften ge«
söfunben morben, meiere bem äioUe ber Lihjän angeboren. SBö^renb D. ^. 3S&Vin
oiefelben ber oorc^ri{tIi(!|en ja oorfaböifc^en 3^U smoeift, bat ®Iafer unb jroar oie es
[c^eint mit etnleu^tenben (grflnben betoielen, ba| biejes Soli er|t oon ungefaßt 250
n. (Ofx, an, alfo nac^ ben SRabatäem (f. S. 767, 22), eine SRoIIe fpielte. Die fii^jän mit
ben oielgenannten 3^amub tna oenoanbt, Ratten bamals bie norbli^en ^anbels^^
40 Slrabiens befeM ; es fc^einen Säbaraber gemefen 3U fein. Son befonberer SBiqtigleä
ift aber ber Ufmftanb, bafe ]ii) jur 3^^ ^^^ fii^jän ebenfalls ber (Eittflufe ber iiibif(^H
Sielioion in Jenen (Segenben, namentlich um el^ÜRebina (bamals 3^i^nb genannt)
[e^r ftarf jä^Ibar ma(!|te, fo bag man ^ier fo mie in 3^nien oon iübifi^en ober mentg^
ftens ^albiübifAen 9{eid^en fpre^en fann. 3^^^nfans ift bie Verbreitung biefer Sleligion
45 unter ben SIraoem iübif(!|en Slustoanberem aus ^alöftina 5U oerbanlen.
Die Sübaraber, meiere in Serien eine ^eimat fanben unb bas g^affanibifd^e 9Iei4
grünbeten, normen mit ber 3^ü ^^ (I^riftentum unb als Untergebene bes bQjantinif^B
v{ei(^es grie(^if(^e jlultur an. Dies toirb namentlich anä) bur^ bie prächtigen Sktuten
ermiefen, meiere ber ^auran, bas Centrum i^rer SRai^t, aufroeift. Sd^on oor bem Ss^
DO lom mürbe alfo Serien arabifiert ; au^ bie Flamen ber Surften oon ^almqra ni
3. Z^^^^, finb arabif(^. Diefe Slrober bilbeten für bie 5Bi)5antiner ben oeften S^u|
gegen meitere aus bem 3nnem ber $albinfel oorbringenbe Sorben; felbft om SbyA^
ranbe ber f^rifi^en SBüfte ^ab es bamals Heine 9lraberrei(^e. Dagegen leifteten os
unteren Sup^rat bie fiac^miben, beren (i:entrum Hira fübli^ 00m alten 93abplon nxn,
bo ben Saffaniben ^eeresfolge unb bilbeten bort bie Sc^u^me^r gegen trabten« 'St
Slrober in $ira, über mel(be {e^t bie beften Seric^te in 9tolbeles ®ef<^id^te ber $eija
uub SIraber 5ur 3^i^ ^^^ oafjaniben, Serben 1879 oorliegen, maren meniger jioU^
als bie (g^affaniben ; bas (S^riftentum f anb erft fpat bei i^nen (Eingang. 3n ben itrtoi
jmifc^en ben Smantinem unb ben ^erfem fanben alle biefe friegerif(!|en Grober re«^
60 C&elegen^eit ju Seutesügen. 3^itn)eiltg gelang es übrigens um bas Zc^fyc 500 auäf bd
aroBtett 769
jlinba, einem im Kebf^b angefejfenen ffiboroBiJ^en Stamme, eine Hnja^I Stamme ju
einem 9{eic^e ju oereinigen unb oeffen SRad^t bis naä $ira ous^bebnen.
9Iu5 biefen SetMItniffen gebt ^eroot, toie fe^i oer gro^e 9Iudorud^ ber Sltaber,
iDelc^et im 7. 3<^9unbert bur^ oie Segrflnbung einer bte Derf(^iebenen Stamme
einigenben 9ldionaIreIigion feine fefte (Brunblaae erj^ielt, bereits Dotbereitet toor unb 6
eigentlich nur ben Slbfc^Iug frilberer Serfu<^, fi^ in bie 5tulturlänber einjubrängen,
be^eii^net. 9Bir tDifjen je^ übrigens auQi bag in 9lorbarabien ni^t blog Die Slüte«
jett ber $oepe bem 3slam oorausging, fonbem bag au^ bie Sc^reibhinjt mebr ober
loeniger |^on frflber Derbreitet toor. S^on geraume 3^it oor bem Sluftreten aRu^m«
mebs ^atte man fi^, um ben anbouemben ffe^ben ju begegnen, auf bie ^Beobachtung lo
l^iliger 9Ronate, m toel^en ber ftrieg oerboten roar, geeinigt; es beftanb bie SBallfa^rt
na^ SReRa, u>el(!|e Stabt eine groge SRoIIe fpielte (auc^ in Sejug auf ben ^alenber)
unb bie Steffen toie bie oon 'Ukäz. 9li^t nur ein — aüerbings lofes — poIiti|(^es
SBonb mx bomit ben Slrabem gegeben: au(^ |fir bie Sitten, Sprache unb 9{eIigton
vor basjelbe oor^anben. !Die !Diqter ber arabtMen ^elbenjeit fangen alle in einer i6
unb berfelben Spraye; bie Dialeße fpielten babei leine 9{oue. Sor allem aber max
aud^ ber altarabifAe ißolqt^ismus bamals bereits in Sluflofung begriffen. 3n betreff
bes altarabiMen (Sottesglaubens, aber ben wvc übrigens nur unooIIftSnbig unb mangels
^ unterrio^et finb, lagt fi^ ein bfinbiaes hurjes Urteil jc^roer ffillen; in biefer zBe«
jiel^ng mub auf SBelt^ufens Slijjen unb Vorarbeiten, 8. ^rft, 9{efte arobif^en Reiben« 20
tumes, Serfin 1887, oerxDiefen »eroen, in loelc^em Sud^e au^ bie u)i(!|tigften Slnalogien
ber altarabifd^n mit ber alt^rSifi^en Steligion l^rooi^e^oben finb. Der (glaube an
bie alten (&5tter ^e bei ben Slrc^m alfo f^on oor bem Sslom bem an WloS) $Ia^
gema(!|t. %ui) ber (Einfluß ber ga^Irei^en 3^n9^^^int^n in Arabien ift ni^t als
ganj gering anjuf^Iaaen. Tltfft unb me^ U)irb bur^ bie gforfc^ung Kargelegt, roie 25
eng \ii) SRu^ammeb in manAen (Eimel^iten an Jpät iflbihbe (talmtu)if4ie) Slnf^ungen
an|(^Io§. 3^ Orientierung [orDO^I über bas fieben als ote fie^re bes ^ropQeten fann
bas neuefte Su^ oon $.®rtmme, SRo^meb, l.Xeil: Dos fieben SR., SRunfter 1892,
2. Zeil: (Einleitung in ben jloran, SQJtem ber ioranif(!|en 3:^eoIogie, SRünfter 1895
empfohlen roerben. Die (EinQ)irfung, roelqe bas (E^riftentum, bas in wobien [elbft n)entg 30
oerorettet roar, auf ben 3slam ausgeübt ^at, ift feqr gering anjuftillagen ; 9auptf&c^Itq
ging biefelbe oon SIbeffinien aus. SRan mag fiber ben Urfprunp uno bie 3uiammen»
fefeung oes mu^mmebanif^en (Glaubens urteilen u)ie man rotll, fo ftej^t boA eines
feft, ba^ SRu^mmeb ber gegebene SRann feiner 3^ii ii'<^: unter gflnftigen 9}erbalt«
niffen fquf er eine 9{eIigion, n)el^e bie u)iberftreitenben Steigungen ber orabifi^en sg
Stamme uJbenoanb. (Er brad^te bie (Einigung bes arabifd^en Soßes na^ äugen qin
3U ftanbe; mtnn fi(!| aud^ no^ nac^ feiner 3^^ ^^ (S^enfo^ jmif^en Sfioarabern
unb 9lorbarabem geltenb mai^tt, fo untren bie waber im grogen uno gangen boc^ eine
Station, mit ein^eitli(!|en, oor allem auA religiöfen !ikUn.
(Es ift ^ier nii^i am $Ia^e, bie Soidtfale ber älraber in ber na(!|muslimifc^en 3^tt, 40
i^re (Eroberungsjfige ober gar bie (Entxotcflung i^rer jlultur, bie oiele frembe Elemente
in fu!| aufzunehmen im ftanbe u)ar, ju oerfolgen. Dos ^nb 9lrabien felbft mcac für
biefe (Entioidlung in fpöterer 3^U ^o^ geringer Sebeutung, als bas (Eentrum bes mus«
lemifc^en Staates naq Damascus unb fpoter nac^ Sagbab oerlegt rourbe. Seiner Statur
gemag lonnte Sbabien mit ber Jid^ jteigemben ilultur ni(^t Sd^ritt galten. Stur als 45
geiftiges (Eentrum bes 3slam oat fi^ SRella mit feinem ^eiliotum ber jta'^ba, gu
xoel^er no(^ bie gange musIimifAe SBelt pilgert, erbalten. SBie Snoud^^urgronje
nai)mt\\tf btibet SReBa no^ immer oen SRittelpunIt oer SeQ)egung, u)eI6e man als ^an^^
islamismus begeic^nen lann. Die Slnf^auunaen ber SIraber aber ^aben bur(^ ben
3slam bie »eitefte Verbreitung in Slfien unb llfrüa geu)onnen; Slrabif^ roirb iUberall go
me^ ober roenker gelernt, xdo ber iioran ein ^iliaes 9u(^ ift; fiberfeM barf er nid^t
xoerben. Die Spraye, roel^ burc^ ben Aoran ge$eiltot rooroen ift, gilt noq immer
als S($riftfpra(!|e ; fie ^at in ber X^ eine groge (Entaoidlunasf&^igieit gegeigt. Sefonbers
in ^frila fyA fid^ bas Slrabifc^e aber audo als Sottsfpra^e ein ausgebe^ntes (gebiet
bis an ben Seneaal erobert. Die oerf^ieoenen DialeÖe bes gefprod^enen Strabifc^ im 55
Often oie im SBeften b&ngen übrigens mit ben alten, uns freuid^ menig belannten
Sollsbialetten ber arabifqen Stämme gufammen; ^ufig geigen biefe SoUsfprad^en me^r
SBerfl^na mit ben anberen femitifAen Sprac^n, be onbers auA bem ^ebräifqien, als
bie S^rift|pra($e. Stod^ immer oerft^t Stoloele (Die femitifc^n Sprad^en, fieipgig 1887)
mit Sle^t bie X^fe, bag eine oergleü^enbe (Brammotil ber femitif(|en Spraqien aller« eo
»colsdnc^flopAbic \üt X^oloflie unb ftin^e. 8. «. I. ^9
770 Sitabtett Srattt
bings oom Slrabtfi^en ausjuge^en Jobe. Ober (Einjelnl^tten betreffenb bie arabtf^
6pra(^e ift bie angeffi^rte S^mt 9cölbeles ju oergleii^en.
^it biefer Steuuno bes Surobif^en ^ngt ober ou^ noA bie onbece tiefoe^nbe
(Jrtage jufammen, ob nic^t Sltobien getobegu ds Ur^imat ouer femttijAen SSuer an«
ö^ufe^en |ei. Dann mflgten aUerbings au^ bie Semiten, toeli^ in fe^r frfi^ 3^it
tn bie Sup^at* unb Xigrislönbet eimoanberten unb bort oon einem no4 fcfl^er bafdbft
anaefeffenen Soll Rvmx unb 64^ fibema^men^ nUbt. toie man oft anmntmt, oon
£>tten, [onbem aus Silben eingemanbert fein. Die Xme, bag Stämme ber orabif^en
$albinfel in immer fic^ mieberjpolenben (Etappen, mie lotr bie^ in ber (iftorifdben 3^
10 oerfolgen I5nnen, au<^ |($on in oorgef^i^tlu^ 3^^ in ^i^ notbli^n fi&tiber ein>
brangen unb fi^ in benfelben feftfeMen, M. otooQl S(naIogief$Ul|fe ja au4 inef&|cei
ionnen, in ber X^t oteles SBeftec^enbe. 9lo^ gegen bas CEnbe bes oongen 34^'
bunberts ^at bie (fof^einung bes SBa^^itismus gejeigt, loie mS^tig bas nationak
detougtfein ber Slraber, bejonbers toenn religiöfe 3ntere(^n mitmirfen, auflobem lomi.
16 SBie oiel Araft no$ in ber SeooBerung bes beidigen SIrabien ftedt unb ob biefe
einer neuen (Erhebung fS^ig i|t, ift nid^ ausguma^en. tl« €oci>.
Srabier. S3gl. (S^r. S. gf. Sal^d, (Entwurf einer DoUfi ^ift. ber fte|ereien u. f. m^
% Seipaig 1764, 167—171; (£. 91. 9lebepenning, Oriaened % Qonn 1846, 105 ff.
(Eujebius (H. £. 6, 37) beri^ oon Semerem in Arabien, bie be^ait)Mes.
2obag bie menf(!|Ii^e Seele beim Xobe bes 9Ren|(^n jugkiä mit bem ftor^ fitde
unb mit i^m oenoefe, um bereinft mieber mit ii^m oumfte^en. Origenes
unb Q)iberlegte biefe äReinung auf einer arabif^en SQUobe (ca. 246).
(haeres. 83) \fii ber Partei ben 9lamen Arabici aegeben. Die Angaben bes ,
laffen nic^t ju, bie äReinung biefer „Slrabier'' bapin ^u beuten, ab ^fitieit fie etnen
25 Seelenfc^Iaf angenommen {^m^owvxlxai^ fo Siebqienning) ; es Rubelt fiA oielni^
um eine Semi^tung ber Seele tm lobe {pvrßok^%tiai,\ 3o^nnes oon i^omosbis,
haer. 90. MSG 94, 758). Sgl. bie oon Zatian (orat. 13) entmideBe "S^^.
Ärow*— fiitteratur: 1. 3n gef ^i^tli^er ©inj i(ftt : o. Scngerfe,Äenaan 1,218 ff. ; »Itiert
(Srbhinbe »bX u.XVI; m^I, »orber« unb ^ittelaften 299 ff.; Slofenmüner, »iblifc^e «Iter-
aotumöfunbe I, 1 @. 232 ff.; (g. 3Re^er, ®cf^. bc8 Altertum«, I 131. 176; ferner «ölbefe,
^S'^omen unb SBo^nfi^e ber «ramäer" tm 9luglQnb 1867, !»r. 33 unb 34; 'Aoovqioz, 2'i'aioc.
Zvqoq in ber 3tf(^r. ^ermeä V (1871), 3 @. 443—468 unb bie 9'^amen ber aroniftifi^fii
9iation unb „Sprache" in 8bm®,XXV 113 ff. »gl. aud^ bie «rtüel ,,«ram- in Sc^nfel«
»ibelle^üon (iltdlbete) unb 9lie^md ^anbtt). b. bib(. tlltertumd'.
35 2. 3ur 9leIigion ber ^ramäer: 3- Selben, Syntagmata duo de Düs syris (1617);
'l^eljer, ©efc^id^te bed altert. I 246 ff.; »ätl^gen, Seitr. jur fem. 9teIigtondgefc^., »erlin
1888, unb baju !»ülbc!c, 3bm® XLII, 473 ff.; »Qubiffin, ©tubicn gur femit. 9lcItgion*gef(^.
1, 298 ff. 2, 154 ff. 192 ff. 245 ff.; ©dftolj, ©ötcnbienft u. 3aubcrwefen bei ben alten ^
bräcrn unb ben benachbarten »ölfcrn 244 ff. 301 ff. 409 ff.
40 3. ^ilfdmittel jum @tubtum bed 9(ram5if(^en in feinen beibcn 3^eigen, bent fSffl' unb
€ftaram&if(^en, finb
la) 5um biblifc^ ^Iramäifd^en u. Sar^umif^en : S. %, Suj^atto, Element! grammaticali
del Caldeo biblico e del dialctto talmudico babilonese, $abua 1865, beutfc^ erft^ienen unta
bem ^itel : @^rammatif ber bibt.'d^alb. ©pracj^e u. bcö ^biomö bed ^almub »abli. (^in ^Irunb'
45 rifj u. @. be iSuj^atto. ^uS \itxix Stalten, mit $lnmer!. herausgegeben uon %k, 8. ilruger.
»rcSlau 1878 ; englifc^ u. ®. Q^olbammer, Grammar of the biblical chaldaic language aad
the Talmud Babli Idioms, 9?ctt)-9orI 1877 ; ®. ©. ®incr, ©rammatif be« bibl. unb tarou'
mifc^en S^^albaidmud, 2. ^., fieipjig 1842 ; % $. ^etermann, Porta linguarum Orient. U,
Brevis linguae Chaldaicae grammatica, chrestomatnia cum glossario, 2. 9f., »erlin 1872;
50 @. tau^fc^, (^ramm. bed bibl. ^ram. Sei))i^ig 1884; %, Kaiman, (ä^ramm. bed jübifd)^
paläftinifd^en ^ramäifd) nac^ ben 3^iomen bed pat&ftinifd^en ^almub unb ^ibroft^, be«
£!nIe(oStf)argum (cod. ßocini 84) unb ber jerufalem. älargume )um ^entateu^» fieip^. 1894:
(^^reftomatt)ien uon %. ». ^iner, (^^alböif^eö fiefebuc^ aud ben .Xargumim bed «[£., %%.
neu bearbeitet u. % Srürft, i^eipgig 1864; ^. ^er;, Chrestom. tiugum. e codd. vocaLbabrl.
55 instructis edidit adnotatione critica et glossario instruxit 1888 (Porta lingg. orientt. YIII).
©tracf, ^briS beö bibl. firamäif*, Seipj. 1896; ^orti, ^rjaef. ®ramm. ber bibl. ora»
©prat^e, »erlin 1896. ficyifa: a)aS9ScrI Don 3o. »ujtorf, Lexicon chald., talm. et rabbin.
ed. a Jo. Buxtorfio fil., Basileae 1640 (neue [fe^r mongcl^aftel ^uSgabe üon ». ^fc^er 2w-
1866-1879) ift jejit ontiquicrt bur(^ 3.fiet)l), (£|alb. Söörterbu^ über bie Xargumim unb ein«
CO grofeen Xeil bcö robbinifd^en ©d^rifttum«, 2 »be, öpj. 1867. 1868 (mit 9?a(^ttfigen unb «f
ric^ltgungen uon c^Ieifd^er).
Svftttt 771
b) 3utn Samarttanifdften : gr- U^Iemann, Institutiones linguae Samaritanae, Scip^ig
1837 ; 3. $. $etertnann, Brevis lüiguae Bamaritanae grammatica, litteratura, chrestomathia
cum gioesario, 1873 (Porta b'ngg. orientt III); Stof^ti, ©amarttan. Stubien/ SBredlau 1868
(f. baju miMt in (Beiger« 3tf(^r. VI, 204 ff.); berf.: 8ur &pxa<bt, Sitteratur u. 3)ogmatif bcr
©amor., fi^j. 1876. 5
c) ^ie palm&renif(^en Snf^nften bei 9lob. ^oob, The ruins of Palmyra, Sonbon
1752 ff.; ^. be iBogüe, Syrie centrale. Inscriptions s^mit. publik avec traduction et
commentaire, ^arid 1869—1877, 4^ ; Oart^lemQ, BeflezioDs sur l'alphabet et sor la laogue,
dont an ab aervoit autrefois ä Palmyra, ^ari« 1874; @tointon in ben Philos. Transactions
VoL 45. (5. weiter fieü^ in 8i)m® XV 615 ff.; XVIII 65 ff.; XXIH 282 ff. ; Dberbid 10
XVm 741 ff.; 9«ÖIbefe XXIV 85 ff ; @a*au XXXV 728 ff.; XXXVI 664 ff. ; SKorbtmann
XXXVm 584 ff.; ?. ©gröber XXXIX 352J.; @»«, 24. Äpril 1884 @. 417 ff. Über
bad 9«abQtäif*e Xu* in 33)m® H 395 ff.; III 129 ff.: Seöti XIV 363 ff. 549 f.; XVII
331 ff. ; Vttkx XVn 575 ff, ; mihtU XVII 7Ö3 ff. ; XXV 122 ff. ; Sadftau
XXXVIII 505 ff. ; 3. (guting, 9iiabatäifd6e gnfc^riften auÄ Arabien, »erlin 1885. SSßl. 15
82 ff.; »lau XVI
überhaupt aud bem Oorpus inscriptt. semitt., ^eraudgegeb. \>, b. $arifer Acad^mie des in-
scriptions et bellee lettres, bie btö^er erf^ienenen jmei ^efte ber InscriptioneB aramaicae
(1889. 1893), bie eigentlich aramfiif(^en unb bie nabatftif^en ^nf^riften entl^Itenb ; femer
bad ^rf : 9(udgrabungen in Senbf^irli I, d^nl. unb gnfc^ften, »erltn 1893 unb ba^u
2). ^. ^MUtt: ^ie alten femit. Snfc^riften uon Senbfc^irli in ben f0nigl. ^ufeen ^u »erlin, 20
mtn 1893; Dgl. mihtlt Sbm® 1893, @. 96 ff.
IIa) 3unt S^rif^cn '• 9t* ®- ^offmann, Gramm, syriaca, ^aQe 1827 ; ntn ^erau^. oon
9lb. aXeri, Qramm. Syr. Part I, ^aUe 1867 ; (S. 9{eftle, @Qrif(^e ®rammatit mit fiitter.,
e^reftom. u. O^Ioffar., 2. tC. 1887 (Porta lin^. orientt. V) ; Xf^. ^ölhth, ^r^gefagte ft)r.
@)ramm., Stxpi. 1880. (S^reftomatl^ien r>, ®. %B. ftirfc^, Cluestom. syr. cum lezico. Denuo 25
ed. ®. ^. »cmfteitt, fieipjig 1832. 36; ©. Slöbiger, Chreatom. syr., 3. «., ^atte 1892;
¥• 3ingerle, Ghrest. syr., mm. 1873. £ejrifa: (&. (Saftellud, Lex. heptagl. Hebr., Chald.,
Syr. etc., äonbon 1669; ben f^r. Xeil bearbeitete bejonber« 3. 3). 3fti(^aeIiÄ, ®ött. 1788;
ffi. ^a^ne*6mit^, Thea. syr., Ojforb fasc. 1—9, 1868—1893; ^. »rorfeintann. Lex. syr.,
^eft 1-7, »erlin 1894—1895. 30
b) 3ur &pxa6it bed bab^I. ^a(mub : »urtorf u. Kaiman f. oben. ^. 3- fianbau, rabb.:*
arani.«beutfc(ed ^». mx ftenntnid bed ^almubd , ber Sarauntim unb 9Ribrafd^im, ^rag
1819—24; 3. £e))9, Ißeu^br. unb c^alb. »örterbu^ über bie Salmubim nnb Wibraf^im,
fieipjig 1876—1887.
c) ^anbäif(^: Xf). mihdt, ^anbftifc^e ®ramm., ^aUe 1875. 35
^ad 92euf9rif(^e (f. 0.) ift grammatifdi bearbeitet bur(^ 92ölbe(e (Q^ramm. ber neuft)r.
Spraye, fipa* l^^)- ^9^* $^^ u^ @ocin, 2)er neuaram. ^ialeft bed ^ür 9bbin, mn.
1881, 2 »be (I.: Xejte, n.: überfefeungen) unb 6ocin, S)ie neueren 2:Mtc oon Urmio bis
«loful. Jeyte unb Überfejungen, Tübingen 1882. — Über bie paWfrtn. »olfäfpra^e, »elc^e
Seju« unb feine 3ünger gerebet, f. gfranj a)eliuf* in: Saat auf Hoffnung XI (l874), 195ff. 40
»öttd^er, ^ugfüftrl. Öebrbu^ ber ^ebr. ©ürac^ I 6. 18; bef. aber 5Ke^er, 3efu SRutterf<)rac^e.
^d galilAij^ ^ramtitfd) in feiner »eb. f. b. (Srtiftrung ber SHeben 3efu u. b. ($dü. über«
t^aupi, gfreiburg unb fieif^^ig 1896.
Slam bejetc^net im Wl. bie in 6orien, aRefopotomien bis hinein in bie oberen
Zigrisebenen unb X^ononblAoften innerbalb bes Xautus feg^aften femttifc^n Stamme, 45
bie SlramSer ober Sqrer, wtlqt nie eine taatli^ Sin^it biloeten, voraus |id| ber Um«
ftanb erflärt, bog £"7^,, abge[e]^n oon ber ipoter ju befpre^enben Stelle (ßen 10, 22 f., nie
als (ßefamtname, fotibem tmmer nur 5ur Sejeitilnung einselner StSmme, fianbftrid^e
unb 9{ei<|e gebraucht n)irb.
Das m. untnfc^eibet nämliA 1. &?':n: d*:» b. $. Stram bes Stromlanbes (gen co
24, 10; Dt 23, 5: 9{i 3, 8; $| 60, 2, 9lorrima in ben Xell-el^Stmama^Sriefen
(fßtf^r. für Sq^rioL 6, 268), in ben äa9ptif4en ^nf^riften »^rina (9Ras aRuIIer,
Hfien unb Suröpa na(| altSgvpt. Denhnalem, 1893 6. 249 ff.), gemö^nli^ als 5Be«
jei^nung SRefmiotomiens, m £anbes jiDij^n (Eup^rat unb Zwis gefajgt, aber wofjH
(f. Strod ju (5en 24, 10) bas £anb jrotf^n Sup^rot unb (^oboros. Der penta« 66
teu^if^ ^riefterlobes ^ baffir Q>Nt. l?5 (Ben 25, 20. 28, 2. 6—7. 31, 18. 33, 18.
36, 9. 26. 46, 15, b. i. ©efilbe Slrams («Ben 48, 7 bloß o"^«; $0 12, 13 a-« f^lP).
Siellei^t ^t |i^ biefer 9lame in bem bes Xell gfebbän bei mittelalterli^n arobif^en
Cßeogn^n erhalten. 9lad^ £agarbe ^abbänä, Dorf bei Aarr^, Acad. 3, 340; f.®e»
fen. $38. über bas Sil." S. 694. 2. -pvm ^T^, als ber für bie 3sraeliten oor bem eo
Siil bei »weitem n^i^tigfte Stamm biefes SoUes oft [c^Ie^troeg &T^ genannt (2 6a
8, 5; 3e[ 7,8. 17,3; 2lml,5). vmi, au^ P^^i-^ u. P9TO, feUinf^riftl. Dimasfi,
Dimosla; og9pt. Ximas!u (9Rax SRuIIer a. a. O. 162. 234), 3e[ 7, 8 cn» ^^ ge«
49*
772 Kram
r ^
nannif am (I^rpfon^oos (Sarabo) in ber (Ebene ^i:^ unter^Ib bes Sntilibanon
gelegen ((&en 14, 15. 15, 2; 2 6a 8, 5; 1 itg 11, 24), no^ je^t eine ber bdmi'
bentften Stabte Sorberaflens. 3. nsis: D-» ?pf 60, 2; 2 Sa 10, 6. 8 («?^a^), bas
jur 3eti Dm)ib5 unb Sauls mat^ttgjte 9lei(| 1 6a 14, 47 ; 2 Sa 8, 3 ff. 10, 6. 8;
5H5f 60, 2; 1 Q^r 18, 3; 2 Q^r 8, 8. S^rober SmZ.' 183 ibeirttffaiert ra-^^ iKit
bem leiltnf^riftl. Subtt, bos er fflbli(!| von Domoslus anfe^ ; fydtdri mit bem fip&teien
Q^aQis an ben Iu)>femi^en (2 6a 8, 8) Xb^gen bes fitbonon; |. ^terfibet ui^
aöetteres bei Selen. $333. '' 6. 656. 4. =i^1 n-^a orilt. (2 6a 10, 6) in ber 9t^
barttaft ber unroeit Dan gelegenen 6tabt ^rn rr^a. 3iaA 9?i 18, 28 log 3)att lAer
10 £at5 „in bem ^al^ wtVS^ts naA SSt^«9{e^b [iA erftrem" b. ^. in bem oberen Zeil
ber $ule^«9lieberung, bud^ oelqe bie mituere So^banqueKe £ebban fRegt. 5. c^
!^???: 1 (S^x 19, 6; (Ben 22, 24 (»gl. 2 6a 10, 6) unb 6. ö-^^a "ni^^ (2 Sa 15,8;
ügl. 1 (Shx 2, 23), no^ ju Daoibs ^^U felbjtftanbige ABnigrei^e, oon oer Sermon«
([c^enb ab unb ö|tli(^ oon (B. $ei$ ttef naäf ^afan ^inabrei^enb, aber SRoTc^ meß«
i^er als (Bef^ur ; f. DiKmann 3U Dt 3, 14.
3n ber Soßertafel (Ben 10, 22 f. merben oier Sla^fommen SIrams genannt: V^,
::'*in, -n,x unb ib?:. Der erfte 9lame finbet fi^ (Ben 22, 21 au(^ bei ben Slid^oriben
unb 36, 28: 1 (Ebr 1, 42 bei ben (Qoritem. 3er 25. 20 ©erben r^^ r*^ ^'^^
enoo^nt in oer Slußä^uing ber Söller, XDüäftn 3<$^ leinen 3ontIeU^ rei<|t, monn
20 \\ä) bie p^ilijtaif^n [fliegen unb an biefe (Ebom. (Enblid^ lofarb ftigl 4, 21 bie Zoster
(Ebom bejei^net als roo^n^oft im £anbe V^ b. f). biefes in Se|i^ genommen ^obeiib.
Sine oergleid^enbe Unterfuc^ung biefer 6tenen unter ^injunaqme oon ^i 1. 3, ow
$iob be3ei(!|net roirb als grog oor allen ^Ip., ^^, enoeift bie 'ufiten als ein tm fyoi'
rän Vi fu^enbes Soß aramaifc^en 6tammes (f. bef. 9Be|ftein bei DeliMtt 3ob'
26 576 ff.) ; ^"tn o^ne ßi^^tf^I i^te Setoo^ner ber oben enoalnten $ule^ * 9ctebcruig
(dJ^s:)! . ; ^'^.?. ift ni(!|t me^r na($u)eisbar ; ^7?, oofflr beim C^niften *^{^ (o^
W 120, 5), ]eU 5Bo^ mit bem doog Mdaiov (ogl. Strab. 11 p. 641), fe^ 7m
'Slbbin, norblid^ oon Wifibis bmbintert. SBenn (Ben 20, 21 ü'^», oon ^'«ttp^ oig^
leitet unb bem 9la^or als (Enlel untergeorbnet mirb, fo ^anbelt es fi(^ (ier roo^I ra
ao einen |fingeren l^voeia bes aramäif^en 35oIIes.
Die (jraae na(!| oen urfprfinglid^en SBo^nfi^en ber 9lram&er roollte man auf (Brunb
ber etellen 2lm 1, 5 unb 9, 7 (ogl. 2 ilg 16, 9- 3ef 22, 6) entf^eiben, oo es
^eigt, 3^^^ ^^^ ^t^tn aus jlir ^ergefübrt, unb ben Damoscenem anaebro^ w\A,
bag |ie lieber bort^in roeggeffi^rt roerbien follen. 6eit 3* ^- 9Ri<^aeIis (ogl. Supplem.
36 p. 2191, Specil. T. II p. 121) oeritanb man bie[es "i"^P. oon ber (Begenb am ghift
Aur, bem Kvgog ber (Bnec^en, meld^er jtoili^en bem fc^roorsen unb laspifcben SReen
giegt unb mit bem SIraxes 5ufammen in leMeres fid^ ergießt. 6onac^ lollten bie
[ramaer urfprüngli^ „in ber (Begenb bes ftur norbn)ärts oon Slrmenien geioo^
baben unb oon bort in bie £&nber am mittleren £auf bes (Eup^rats" eingenxiiüMst
40 fein. Diefe 3Inna^me wixh inbes oon ni(!|t unerheblichen 6^n)ierigleiten g^rüdL
Denn nic^t nur bleibt es (ogl. Deli^ft^ 3ef 6. 265 Slnm.) bebenlKA. baft "*T. oonie
k unb im 3nlaut i ^at, u)a^renb jener glug Kur lautet unb im ^erfifd^n (eid^
bem 3lrmenif(^en unb 2ntper|if(^en, wo Kura = Kvgog) mit ^=5 gefc^rieben w\A\
es wiU anä) htai^M fein, bag '^''7.1 rotl^^ man bei biefer Slnnd^e mit Ao^Mifton
46 nörbliA oon 9lrmenien ibentifijiert, na^ 3ef 22, 6 mm aff^rifc^en SteiA geirrt, mfiqreiib
bod^ bte Sllf^rer, fo oiel n)ie belannt. nie bis 5um Aur ^in ^errfd^ten. ^üttt, (S^niel,
Sibellex. 3, 534) beult an (E^n^eftica p)\mtn Orontes unb CEup^rat, oogegen te
oon SRannert unb 6(^raber ^eroorgebobene umftanb fpri(!|t, bag ber £>rt CEqrr^us, n«|
meli^em bie £anbf(!|aft (EQrr^eftica benannt ift, feinen SRamen u)o^I erft bwn^ bie
50 (Bried^en nad^ einer gleichnamigen 6tabt in aAacebonien er^Uen ^t, gaii^ obQ^e|ei
baoon, bag eine SInfiebelung ber befiegten Damascener in einer i^ren bisherigen tßo^^
fi^en fo na^e gelegenen fianbfd^aft n)enig SBa^rfd^einli^ieit ffir fid^ ^aben ourbe. 9M
^aleoji (Revue des ätudes juives 11, 60) n)öre 6fibbab9lonien gemeint Reilii'
|^riftli(i| ift ber SRame "i^R bis jeW ni(^t aufgefunben.
56 SRofe oon ^oxtnt, ber (Befd^i(^tf(^reiber Slrmeniens, jö^It ben %rant (ogl. bist
armen. I, p. 12) unter ben 6tammoätern feines SoOes auf, allein ber 9lame fyä mit
Slrmenien ebenfon^enig etums 3U t^un, u)ie mit ben "EQSfxßoi ober ''Aqiiuuh bes dornet.
üram 773
Cr (ebeutet oieüei^t Hebung; $o^Ianb. 3n ben Aetlinf^riften finbet ft^ als Slamt
Slrantäas Arumu unb Arimi * boneben iotnmt ober oud^ bte ebenfalte Sbamäet um»
falfenbe S^eid^nutt^ „fianb ber C^tti" doi. Den Xlnterf^teb ptfd^n ben 9lramu
unb ben (S^oüx befhmmt S^raber ba^in, bag bie (Sfyxtd bte SBeft« unb Sübaramäer,
bte SIramu bagegen bte 9lorb« unb £>ftaiamäer umfaMen (ügl. ftSIX. @. 31 ff; grriebt. 6
Deltfcf^, $arab. 257 ff.). !Die (Bried^en nannten bte älrantaer 2i;^oi (oeiifiijt aus
'Aoavgioi), ein 9lame, ber „urfiminglt^ pon ben (Brie^n am f^oarjen UReer auf bte
beut otfvrifc^n iRei^ untenoorfenen 9laAbam in ilappabocien angeuHinbt, balb auf bie
^aufrtmaffe ber SBeooHerung bes affqrifqen 9{ei^ ausgebe^nt, unb fomit ein S^no«
n^nt oon Slramäif^" n)urbe. SRit ber 3^\t nabmen bie ^n|fli^n SbomSer feKft lo
biefen 9lamen an, ba bei ben 3uben ber iRame .ymamSer"* allma^Iii^ bie Sebeutung
„$eibe" erhielt. Die hwteren 3^n bejeü^nen mit Km"'?an« gerobeju bas Reiben«
tum. SBenn bie Kraber Serien bur^ ^\iü b. i. Slorblanb bejeü^nen, fo ift biefer
9lame im (Begenfa^ 3u ^tmtn = SUblanb gemeint
3n gej^i^i^r Sejiel^ung map bier nur baran erinnert sterben, bag Sbom, na« 15
mentli^ Damasius, be|[en le^ter |$fir|t Slejin mar, bmif bie oon ^Sfyts oon 3uba gegen
i^n unb feinen Serbflnoeten, ^ela^ oon Ssrael ju $ilfe gerufenen Slf^r unter Zu
glat^«$ilefer erobert unb 5ur abhängigen ^rooinj gemacht mürbe. Spater ftanb es
unter bobQlonifA^^albäif^er, bann unter perfif^er $errf^, bis es noHC^ ^esanbers
bes (Brogen Zobe ein eigenes 9{ei^ Serien oilbete unter ben Seleudben unb fo au^ ao
3ubaa umfaMe. Seit ^ompeius (64 0. (Elfc.) lam es enbli($ unter romif^e $errf($afi
Sgl jur Coef^id^e ber aramäif^en Staaten ben 9. Serien.
i>it 9{eItgion ber Slramäer, b^ren ^olqt^ismus bos alte Xeftament 9li 10, 6;
2 dESfi 28, 23 begeugt, mar, mie alle oorberafiati|&en 5tulte, f9mboIif(|er Statur^«
bienfi Son aromäif^en (Böltem lennen mir (oal. ^atk[en, Seitr. gur femit 9lüU 25
gionsgefd^., S. 66 ff.) ben oon 9RaIrobius ote Qoc^ften (Bott ber Sqrer bejei^neten
©Ott $abab — 2 Sa 8, 3 ff. in ber 3ttfö^"^«w(. "iimn ds 8lame eines itonigs oon
3oba oorlommenb — -, mo^I ein (Bemittergott, mä) feiner Sbentifijierung mit bem aff^r.
®ott Slamman ober 9{immon 5U f^Iieften. Ws memli^es Aomplement ju $abab nennt
aRabobius bie — urfprungli^ mit Sparte, ber 9Ronbgöttin ibentif^ — (BBttin mox^ 30
gatis — aram. ^^^s^r^y naif einer palmar. Silingue —, bie große (B5ttin ber Snrer
(f. b. 9Ü. ^aupfflotten il^res 5lultus in Serien maren ^ierapolis unb Damasms;
cmger^olb SQriens ^lalon. (Ein Heiligtum berfelben 'AxagyaTelov, in ber Stabt jlamion
(fl|tai»t^ ftamaim) mirb 2 9Raf 12, 26 genannt. Sieben biefen beiben (Bott^iten er«
feinen ate (B5tter jmeiter Orbnung ber SRimmon (t^^) bes alten Xeftaments,- iben« 35
tifc^ mit bem aff^r. (Bott 9{amman = V^^ b. i ber Donnerer (SArober R^Z ju
" ' - ■ - 5, 18, laut
2 Ri 5, 18); ogl. 1 ilp 15, 18 ben (Eigennamen V^^'^ unb 2 Äg 5, 18.
melc^er Stelle iRimmon etnen Zempel ju Damasius ^e. 9{immon ffl^rt ebenfo mte
$abab auf (Eqlittbem ben DonnerleiL Site Tidgeögoi bes Sonnenaottes in Sbefja
nennt 3ultan (bei Süfbatn a. a. £>. S. 76) ben 3Ronimos unb ben Slj^. erfteren als 4o
Hermes, leMeren ate mts nad^ bem Sorgan^ bes 3<nnbli^us erllfireno: f. fiir bie
^i^Ieit teuerer Deutung auger ben 9la$metfen bei SBSt^en noA 9loIbeIe 3^^^®
XLII, 474. 3^1^^^^ Selege giebt es für bie Sere^rung oer (Bott9eit (Bob, ^^, bos
ebenfo, mie bas entfpred^enbe grieq. rv^n in erjter £inie (ds SlppeUtmo unb bann ate
(Bottesname gebraut^ mirb (ogl. 3^f22,13). Aaifer $eIiogabaI oerpflanjte ben Dienftiö
bes Sonnengottes oon (Emefa, (mgabal ober Sllagabal, na^ 9{om ([. 3^^® XXXI,
91 ff.). SBeitere aramöif^e (Boti^etten nennt 3<tbb oon Sarug ; f. 3bm(B XXIX,
110. — eine bunte (Bottenoelt, unb jmar ^uptfä(!|li^ planetorif^ (Bott^iten, finben
mir 3U ^olmQra. Dort marb namentliq ber burc^meg bem 3^us glei^eftellte ^immete«
ffext I7:i3bys gefeiert ate „ber $en ber SBelt", „bes Slame auf emig "geprieien mirb, 50
ber (Bute unb ^arm^enige"; neben ibm jmei $aare oon Sonnen« unb aRonbaottl^iten:
Slglibol unb 9RaIa^bel, 3^<^i^oI unb Sei; nebtn Sei ate meibli^ Aomplement bie
(Böttin Seltis. 2BefentIi$ mit Sei ibentii^ ift S^emef^, bie Sonne fd^IeAtbin; aber
S(^emefd^ eine eAt palm^renifAe, Sei eine aus Sc^bnien einge^rte (Botwett, ebenfo
roie 9lebo, ber ^lanetengott (9RerIur). Son meibli^n palm^rentfAen ©ott^eiten mirb 55
einmal infc^riftli^ Stargatte ermähnt; femer in Serbinbung mit S(9eme|6 bte arabif^e
ailftt. — 2Bas ben f9nM^en (Bott Xammuj (f. (Ej 8, 14 u. b. 91.) betrmt, beffen jtult
in Serien in ben bes pQönijifi^n Slbonte überging, fo i|t berfelbe aff^rif^n Urtprungs;
774 Smitt
f. 6<^raber ftSIX 247. äbeiblidt mmt bteje ®5tien»elt, fo fie^ mmt 1. bog ft^ nur
Don einseinen aramäifAen (B&ttem, n\M ober oon efatem aromiif^^n ^[kmt^eoit ffben
lägt, bos es bei ber alten 3^^uttng oer Sbomier launt gegeben ^; 2. bag Bei ben
älramaem Mon jtfi^ bob^Iontf^, ordbifc^e unb ido^I no^ anbete ®5ttergefialten ein«
5gebrungen finb.
Was txMi) bie aramSil^e @pra(^ ^^^f f^ 9^^ biefelbe gu bem nürblif^
^auphtoeig bes femitif^en @)nra^ftannne$. 9Ran unm^ibet bos Ojt* unb bos SBeft«
atamStf^e. 3u lekteiem ge^9rt 1. bos 3er 10. 11 ; X>a 2, 4—7, 28; &t 4, 8—6,
18; 7, 12—26 ugC (ßen 81, 47 oodiegenbe ,b{bHfd^ VtantSiMbS bos niN^ niaiu^
10 Wtertümli(!|e aufmeijt, tDüi^es ]pSitx üerij^inbet, mt 3. S. bte SaffioMIbung bin^
inneten Solalme^lel, bie Silbung bes CutufatiDS mit ha ftatt mtt a (Kilbele, Die
[entit. 6pra(!|en 30), (Erfd^inungen, in loe^en nid^ ßebiaisntenju fe^n finb. SRft«
ix&n^lxä) iDurbe feit ^ieronQmus (5U Da 2, 4) biefes biblifc^e 9iram8ifA ,(!:b(ilb8^'
genannt. Die alten ^Ibier b. $. SobQlonier rebeten einen anbeten DiaIdL Dib
15 alte Xeftament bejei^net bie SpttiAt bet genannten Slbfc^nitte als ^'V^ Da 2, 4 ;
2 Ro 18, 26. mi) ber leiteten Stelle iDurbe bas «tamfiif^e f^on sur JtSnigkeit
jnmt ni^t 00m gemeinem SoB in 3^<^I^^t ^^ ^ ^on ben Some^men Derftonben
unb Don ben amitiUen (Btogen, oie es benn ,in alter 3^tt re^t eigentli^ bie Ser<
le^tsfptad^e Soroetafiens' mx unb etioa bie Steüuim einna^, loelc^ .^ute bem Sm^*
so lii^en etioa ober bem gftansdfif^n eianet^ Dies finbet feine Seftümuna bux^ bie
a|[^|(!|en SRonumente, inbem uns auner (Beoi^n, »el^e neben Aeili^r^t auA 3m
f^^en in aram&if^ Spraye unb Smrift aufmeifen, au(^ eine 9{eibe oon ZQontfifel^eii
mit itaufDertrSgen, (l^elontrdten u. f. f. teils in aram&ifd^, teils (n aftoriMer Sfnoi^
unb 6(^rift erhalten finb (S^rober in ^bm(B XXVI, 167 ff.). 3um aBefiaraniail^
26 gebort 2. bie Spraye ber Xargumtm unb ber ierttfalemi|i^n (Femara ; 3. bos 6ama«
ritanifAe, bas uns in ber famoritanif^en Hberfraung bes ^entoteuc^. (Bebeten, fiitur»
gien, £iebem unb ^iftoriMen (Schriften edalten %; 4. bie Qpta^t ber palmipeni^
3nf^riften auf ben Xrummem von ^almqra (iuibmor) in (Smien, ^um 3:eil mit
grte(9t|(!|er Öberfe^ung aus ber 3^^ ^ ^or (T^fto bis ins 3. 3<^i$. noA bemfdben,
80 unb bos fogenannte ^abatSifc^e \ $. bie Serle^ts« unb S^^riftfpra^, loeU^ ju^ bk
an|a[ftgen arabijc^en Stämme Syriens im Ie|ten 3<^r^. oor unb ben ertten 3^4^
naä) Cbrifto beotenten unb bie uns in v^bti^n SnfAriflen bes Sinai, JBetra's (ta
nabatai|(!|en ^auptftabt) unb bes ^aurdn. besgl. auf ütelen nabatfiif(!|en SDcfimen no4
oorliegt. — ^ eine ber älteften aramäi|(!|en änfArtften, bie roir lennen, gilt Die oon
86 3* (Euting entbedte 3nf(!|rift aus Üeimä. Sie gehört nac^ (Euting noc^ oor bas 3<^
500 0. (Qr. • f. SRöIbele, SSST, 19. 3uli 1884, S. 813—818. »on befonberer »^
beutung fflr bie jtenntnis bes filteren 9lramfii|(!| finb bie p Senbf^irli in 9lorbfprien
gefunbenen 3nf6riften (f. o.S. 771,19). — Sin roeftaramfitf^er Dialeft with no^ qeute
oon ben Seioonnem oon SRaUuIa unb jmeier bena^borter Dorfer bes 3IntiIibanon ge>
40 fprod^en (3bm(5 XXI, 183 ff. XXIV, 249 f.).
Der loettaus roid^tigfie 3^^^9 ^^ £>ftaramSi|c^en ift bas im engeren Sinn foge^
mnntt S^rifc^e, ^erlommli^ als bie ,ebe|fenif(^e ^prac^e' beseic^net, wtl^ feit bem
2. Z(if)xf), eine retAe, faft ausjc^liegli^ ^ftMe fiitteratur aufjmoeifen ^ unb fi4
über bas Xigrisgebtet auc^ naq Jßerfien ausjgebreitet fyd. Der Umftanb. bag bie \^
46 rtf<^ rebenben unb fd^reibenben SQriften [i^ tn 9leftorianer unb SRonopbqfiten fpalteten,
batte bie 9lusbilbung einer eigenen oftf^rif^n (neftorianif(!|en, perfifqen) unb me{t<
mrilAen ({alobitifc^en. rSmifc^en) SRunbort 5ur gfolge. Das ältefte no^ ooifianbene
IQriiiQe Dohiment tft bie oKi^rf^einlitil fdbon an bas Snbe bes 2. ^riHHAen 3<9^- 9^
^örenbe äberfe^ung bes 91. unb 91X. i)k feit biefer 3^^ entftebenbe f^rifmsffirqflCqe
60 fiitteratur erftredte fi(^ auf Sibelerll&rung, Dogmatil unb ^olemil, SRort^robaten unb
fiüuraien, aber au^ (Bef(!|i^te, ^bilofi^ie unb Slatunoiffenf^aften. S. wtmxts m
bem 3lb[c9nttt , fiitteratur ber fQt. IltrAe' bes 9lrt Serien. 3^^ £>ftaramaif^n ge^
femer bte Sprache bes bab^Ionifäen Xalmub. bas SRanbaifc^e {tmi^ 3^^f^^ genannt),
b. i. ber Dialett, in vel^en bie 9. Sd^riften ber SRanbfier (au(^ 3^^^^ ^^^ 3o^nes>
66 jünger genannt) gef^rieben finb, enblic^ einige no^Je^t aefprod^ene Dialefte, roie ber
oon Xur "Slbbtn am oberen Xi^ris, in geu)iffen (Degenben öftli(^ unb norbli^ oon
9RofuI, in ben benachbarten C&ebtrgen ilurbiftäns unb no<^ ienfeit berfelben an ber
SBeftfeite bes Urmiafees. Dem $ebrfiif(^en fteben, oie geograp^if(!|. fo au(| i^
ganjen 9lrt naA bie »eftoramaifi^en Dialefte nS^er als bie oftaramfiifdben. Das äßi^-
60 aramäifc^e ift für bie Beurteilung bes ^ebraifc^en oon befonberer Sebeutung, ba es
Sbroiti Statmr 776
bas $e6töi^ ftorl beeinflußt, fpäter oollis oeibtfingt ^t. SBonn leMeres gefc^e^en
ift (iebettfoib in ben le^en ^o^r^unberten Dor (E^pus), lägt fi^ ni^t genau no^^
toeifen: 5ut 3^tt 3^|u uKtt tebenfalte bie Umganasfiicaqe (toenn mit Dom (5rie(^{fc^en
abfel^n) in $aI8fnna bereite ausf^Iiegli^ atontStiq (''OIid).
(TboralteriftiM iK ffir bas Sramfiifc^e, neben bent (Bebrau^ ber Stumntlaute ftatt 6
bei Sibilanten, ote Vrmut an Solalen im Ser^Itnis jum ^mäif^en ober gar oem
3(rabifd^n. Daaegen jeid^net es M oor bieten beiben SqtDefterjprai^en burc^ eine
loeit grogere SfSQigfeit jur Serinfimung ber Satje aus, bur^ Jemen grogen 9{ei$tum
an Jlonjunftionen unb ^^leife mobtfijierenben" Siboerbien, buriQ [eine gtei^it in ber
äBortfteilung. 3nfoIge fetner Serfl^ng mit fremben Sprayen ^at bas SramSifc^e [eit lo
ben älteften !^tikn oiele SBörter aus joU^en l^erfibergenommen, namentli^ aus bem
^erfiUen uno ®r{e(!|ifi^en. 9Bas fpestell bas @9ri|4e betrifft, fo ift feine Santax unb
^^rafealogie ftarl burq bas ®rie(^{f^ beeinflußt. (E^attertpifi^ ift fflr bas 69rif(!|e
— um bies no^ ^roorjubeben — , oaß es Die 3. $er|. fg. inasc. unb pL masc. fem.
bes 3mperfetts mit n bitbet — u)ie au^ bas SabnI.«XaImubif<&e unb SRanbäif^e i6
neben ber Silbung mit 1 — , um^renb ade »eftaramätf^n Dialette, mit bie ilbrtgen
femitifd^n Sprayen, mit prSfigiertem j, unb bag fi^ in i^m, mit auc^ in ben babQlon.
Dialelten bie beterminierenbe (9lrtiieI«)5Bebeutung bes ange^ngten ä (bes fogenannten
Status emphaticus), bie fiA in ben roeftaramfitjAen Dideften bis in jiemlic^ fpSte
3eit erhalten, gan} üerloren qcA. Sgl 9l91bele, Die femit. Sprayen 6. 34 ff. 20
fB9ld.
Svotmr« — S)ie ^anbf^rif ten ftnb ^a^Ireid^ : in ber $alatina ju 9lom 1716 (X. ober XI.
saec.), ®t. ©atten (X.), Srüffcl (qu« htx «btct «nd^in) mit intcrcffontcr ?Ranbbcmer!una, Äaffcl,
$aTid(3wei), 9l^eimd (mit ^iftor. (SinL) ; mel^rere mit alt^ot^beutf^en ®Io{[fen (ügl. ftaumer,
etnwirfunfl bc8 ©^riftcnt. k. S. 102 ff.)— «u«aabcn: (Salamancal516; »afcl 1537, 1551; 26
:^9on 1588 (mit 3tit)encud unb (5ebu(iu«); ßibl. magn. patr., Paris 1644 T. Vm; BM
T. X, ^ari« 1677; ®. 8rabriciu8, CJorp. poett Christ p. 569 ff.; ^. 3. «mjcn, Silt^en
1769 unb 9. ^übner, 9{eiffe 1850. S^t MSL 68 finbet fic^ bie Slrnfrenf^e «udgaBc mit
i^rem t)oaft8nbiaen Kommentar unüer&nbert abgebrudt; ä. (Saüe, Scriptorum ecclesiasti-
corom bistoria Ütteraria (1740-43) p. 523 ; ^leuffel, (S^efAtd^te ber röm. fiitt. 4. SU. 1882 ao
@. 1177 ff.; »a^r, O^efA. ber röm. Sitt. IV, 1 @. 140 ff. 1872; (gbcrt, ®ef*. ber fiitteratur
bed Mittelalter^ I @. 490 ff.; Mat)or, Bibliographical clue to latin literature, Sonbon 1875,
6. 113. 114; Seimba^, Über ben ^ic^ter «trator in ben ^Sift 1873 @. 225^.
Srator^ ein 4riftli(!|er Dieter, oelc^er um bie SRilte bes 6. 3<^^^* geblfi^t ^t.
Slus fiigunen g^flrtig unb oon einem ^o^gebilbeten Sater ftammeno (Cassiodor. 35
varr. epist. VIII 12), u)urbe Sbator, frfi^ oeramiH, oon bem (Erjbifc^of fiaurentius in
IRailanb [orgfSItig erjogen unb juglei^ oon bem l)i(^ter (Ennobius (ogl. Enn. lib. II,
carm. epigr. 105 ; 114—116) unterftO^t. Sein fie^rer nmr Deuterius. Später fe^te
9(rator feine Stubien unter bem 9{ate lies Sart^enius, eines Steffen bes (Ennobius, in
Kaoenna fort, grü^eitip in bie aboolatorif^^ b^. bblomotifc^e £aufbabn eingetreten, 40
lentte er bur$ eine feurige 9lebe, toelAe er als Spremer einer balmatintfc^en ®efanbt<
fi^oft oor ^Xh^otmäf ^ielt, bie Slufmerqamleit bes gott|i^n ^ofes auf fi^, muroe —
miüiftinlxq bur^ CCaffiobors (Einflug — in ben gottf^en @taatsbien|t berufen unb
beuetbete bas 9lmt eines Gomes domesticorum (Gassiod. 1.1.), fobann basieniae bes
comes privatorum (ogl. 9l§eim[er ^anbf^rift ic). 9la(!|bem er fo bem [tttli^ oer« 45
lommenen ftönig 9l&tlari^ eine3^it lana geoient, gab er na^ 3Iusbru^ bes 5meaes
pif^n bem oftrömifd^en unb bem o[tgotif$en 9leiAe, u)a^d^inli<| unter bem itonflute
feiner politifi^en S^mpat^ien unb [einer Slmtspfliqten, foroie anaefi^ bes unobioenb«
boren 3ufammenbruA$ bes oftgotif^n 9{ei^s. ben Staatsbienft auf unb trat in ben
Air^eimenft ein. Der $aoft Sioilius. ber i^n [e^ $o(^ f4i^te, übertrug i^m ein 50
Subbidonatju 9{om. 3n oiefer 3^^ (d^rieb er fetn no^ oouftanbig ^Itenes epif(!|«
btbaftif^s äüerl: De actibus apostolorum libr. II, loel^ bem ^[sapfie Sigilius
geioibmet unb auf beffen Snorbnung in ber Airc^e Petri ad vinoula im X 544 an
oier Xagen unter großem SBeifall ber $örer dffentlic^ oerlefen rourbe. (ßeburts» unb
Zobesio^r besl^i^ters {inb in Dunlel ae^filtt.— J>as erfte Su^ ber SOten j^t 1076, 55
bas ^tte 1250 Hexameter; jenes [fliegt mit W6 12, biefes mit bem äRartprium
bes Paulus unb fietrus, grei^ alfo ein menig über WS 28 hinaus. Die Serfe finb
por nid^t frei oon pro{obif$en äRSngeln, oenn |ie an Ilaffittem 9Rage gemeffen n)erben,
oo(^ oenaten fie bi(|terif^e unb r^torifd^ C&eioanbt^eit. !bes Dichters 3i^I ^^< (^P*
776 9ratot «rt^dobgier BtMtft^e
ad VigU. V 19—22), ni^t etnm, bieS^rift bes fiulos in Serie unisugieften (in SBiri*
lid^Iett übergebt er iDtd^tige (Ereigniffe ber Spoftelsefd^iAte), foitoem oor aUem ben nah
ftifc^n Sinn bes SuAftobens ju entfallen. Diefe SKIegorien, oft an S^ltn uäb
Flamen, feltener an X^aten unb (Ereigniffe angef^Ioffen, |inb meift femlieoenb, oft oer>
5 le^rt, ntAt feiten gejd^madlos. 3ubem unterbreij^en {ie ben <$aben bei oft onbretl^«
ben ept|^en Darfteuung in einer ffir unteren (St\äfmad unanaene^en SBe^ Sei
ben ßettgenoljen fanb oer !Did^ter ein banloareres Ol^ unb um |o me^, ba er — ben
Hrd^IiAen 9ln|(^auungen {einer 3^U burd^aus Xe^nung tragenb — auf 5toften bec
SBa^qeit bie Superioritfit be$ ißetrus fiber ißaulus na^suxoeifen beftrebt ijpt (ogL
10 meinen 2luffah S. 225— 70 unb befonbers S. 289. 241 ff. 246. 247 ff. 250 ff. 263 ff).
Spuren ber äuorien», ^eiligen» unb Xeliquienoere^nö finben M in ber Dii^tiuig
3erftreut. — Sluger bem ^auptiDerle Sbators finb uns no% brei in Difti^n gef^^mbene
93riefe erhalten, ein uraoid^tiger (24 SS.) an ben 0bt gflorianus, jioei loextoollece,
nSmlid^ ber SBibmungsbrief an ben ißapjt Sigilius (30 SS.) unb ein ISngeRs
15 Sd^reiben (102 SS.) an ben ätteren 3ugenbfreunb ißartQenius, loel^ oon Sirmonb
3uer|t l^erousgegeben mürbe. £ei»lii|.
Krottfto Sqnobe f. Orange.
Krt^SoIogte, biblif^e. Sitteratur: VuS bem Altertum: ^ufebiud Ueoi ttav rarixcär
ovofidrcov Tcbv ev xfj ^eiq YQatpfl ; ^ieront)muS, De sitn et nommibuB looonim hebndoonim Über
20— Beibe in Lagarde, Onom. sacr.* 1887; ^pi^l^aniud, Überrage u. (S^etoic^te, l^eroudg. Don
Lagarde, Symmicta 11 149 ff. — «u8 bem TOttelaltcr: S)ic Stinerarc. — Später: C. Sigonin«,
De republ. Hehr. 1583; Arias Montanus, Antiqnit. jud., in ber Hnttt)erp. $oI^l. 1593;
Petr. CunaeuB, De rep. Hebr. Lugd. 1617; Thom. Goodwin, Moees et Aaron, C>cf.l616;
Bcland, Palaest. ex monum. veter. illustr. ed. 2 1714; J. Spencer, De legib. Hebr.ritmL
25 Cant. 1675 (ed. C. M. Pfaff 1727). — H. Witsiua, Aegyptiaca, Amat 1683 ; Suiib, 1)k
alten jüb. getilgt. $amb. 1695; Waehner, Antiqu. £br. Gott. 1743; Leydekker, De rep.
Hebr. Amst. 1704; g. ^. mdiatM, SRof. [Red^t, fbW 1777; $Bamelrod, (^tmurf b.Jftfn.
filtert. 1782 (1794. 1832). $on ba an »eitere fiel^r* unb ^nbbü(^er ber «r^ftoL: O. t
»auer 1797 (®otte8b. SBerf. 1805); Sal^n 1796 ff. (1817 ff.); «ug. Sc^ols 1834; be «Bette
80 1814 (4. ^ufl. 1864) ; Pareau (Antiqu. 1817) ; t). Sengerle (Eanaanl. 1844); Soalf^u^ 1855f.
(mof. JRc^t 1846/48. 53) ; j&anebcrg 1869 ; (&mih 1848 (1866) ; Äeil 1858 f. (1875) ; ^•
ftenberg, »ü*. SWof. unb %^pt. 1841; »ä^r, @l)mboI. b. mof. Äult. 1837/39 (1874). -
9?eucften8 : 3Ben^aufen, Prolegomena (1878) 1883 (4. «. 1895) ; Stabe, ®ef(^. 38r. 1887 ff.;
tiltel, ®efd§. b. $ebr. 1888/92; De Visser, Archael. Utr. 1891; SScnainger unb ^omd,
35 «rd^fiol. 1894. 3)aiu bie 9lcaltt)ürterbü(^cr (Wiener, ^erjog.^Iitt, ©cftcnfel, »Kc^m; ^m*
burger; Äitto, Encycl. Brit). — ©nblidi bie 9fleifebefc^reibungen unb gcogr. Hilfsmittel, »o*
ruber bef. mf)x\(fii, Biblioth. geogr. Pal. 1890 unb 8b$93; fotote %gerte »ie «kU^oufeiu
tiefte altarab. .^eibent. 1887; W. B. Smith, Kinship and marriage in early Arabial887;
the Relig. of the Semites 1889 (1895); 3acob, 3>a8 ßebcn ber üoriälam. ©ebuin. 1896.
40 1. Segriff ber Disjiplin. Die Sejeid^nung !4^;^aM>Aoy/a oberAntiquitates
ift uns befonbers burd^ bes 3of^^us SArift biefes 9lamens gelaufig. (Er benennt \t
(genauer ^lovdaixt] 'Aqy.) feine Darftellung ber israelitifd^ « ifibif^en CSef^id^ oon
ber Srfd^affung ber SBefi bis auf bie !^trt bes Aaifers 9lero. äorigens fyd 3ofep^
ben Slamen nid^t erfunben; fd^on Diondius oon $alicama^ unb anbere gebrauten
45 il^n oor i^m für Darftellungen ber alten C&efd^id^te bejm. SR^tpobgie (ogL Plato, Hipp,
maj. S. 285 D; Diod. I, 4; IV, 1). 9BoIIte man in biefem urfjnrflnali^n 6inn
oon einer biblifc^en Slr^öologie reben, fo mfigte man barunter eine Sefd^u^te Ssroels
unb bes iübifd^en SoIIes bejm. ber (£^riften^eit in ber biblifd^en 3^% alfo eine biblifi^
(Sefdbic^te nac^ allen ibren Sejie^ungen oerfte^n. Mein biefer Spra^ebrau^ b^
60 langft einem anbem Splo!^ gemad^t. SB&^renb allerbinas noc^ 3a^n unb 9{o|eniitfiner
ben Segriff Slrd^äoloaie im alten Sinne faffen. fo ift man beutsutage barm fiber«
eingelommen, mit biefem Slamen einen ganj be^mten Slusfd^nitt ber gefamten bib*
lifdBen (gefc^iAte — im meiteften Sinn — ju bejeid^nen: bie miffenfqiaftlid^ Dar»
fteUung ber 93er^altnijfe, Sinrid^tunoen unb Srauc^e bes bfirgerli&en unb religiofen
55 fiebens 3sraels m biblifd^er 3eit. Damit ift unfere Disjiplin oon felbft geaenflber bei
biblifAen C&efd^id^te im gemöQnlic^en Sinn (omo^I, als gegenüber oer bioIi|(|en 2^
logie oeutliA abgegren^. $at jene als C5efd^td^te 3sraels unb ber 3uben im biblifd^n
3eitalter unb auf bibhfd^em Soben es mefentlid^ mit ber poIHifd^n (EntmiAung unb
ben allgemeinen aeiftigen Semegungen im Soße innerbalb ber angegebenen C&renieii
60 JU t^un ; unb fielit oiefe i^re Slufgabe barin, bie religiöfen (gebanlen oorjuffi^n, m
«r^aologie, BiliKf^e 777
fi^ in Ssrael im Sauf biefer Snttoidlung ^erausaebilbet hoben — iDobet jebe ber beiben
tDteber in jiDet [elbftftönbiae Disjiplinen, bie aUteftamentli^e ,{^iAM*\uhMt) unb bie
neuteftamentli^ (fx^bif^^apoftoIiFd^e) 3^itgefd^iit^te einerfetts, joiDte bie alt* unb neu«
teftamentlic^ Z^otogie itya>. 9leIiatonsQe[d^i^e anberfeits, J^ilt — : fo befd^ränft bie
mäfioloait ober SÜteitumsIunbe {t^ auf bos auA in ber noffiMen, r9mi|d^*srie$i[Aen, s
9Bi{fen[qiaft als befonberes tbbeitsfelb ausaef^tebene (gebiet ber (oaenannten Sllter»
tfimer b. ^. ber fiebens« unb SelelMaftsoerQSltniffe innerhalb bes btblif^en Soßes. —
Streng genommen lonnte man fi^ freili^, loenn oon biblif^er SbAäoiogie bie Xebe
ift, m ber (Emiartung für bere^gt oalten, bag bie Sitten unb Sröuqe alter berjenigen
SBöuer jur Darftellung ju lommen Qaben, ,,unter meiern bie biblifgen S^^en ent« lo
ftanben finb uno auf uielc^ [ie Sejug nehmen". 60 fogt in ber 2^ (5e)enius ben
Segriff unferer Di^iplin (^all. (Encuu. X, 74) unb no^ SR. 9leMIe jtimmt t^m in ber
neuejten Bearbeitung ber ^agenba^fd^en (EnqllopSbie (12. 9ufl. £e%. 1889) 6. 154
Vnm. 2 bei unb miu {ogar (153 unt.) bie „(BefAiAte bes ifibtfd^n SoBes unb {einer
Serbaltniffe ju anbem Staaten'' in untere ^Di^tpun aufgenommen u)i|{en. SIber es 15
leuiQtet au^ oon felbjt ein, bag bamit bte Shifgabe oiel ju umfaffenb gi^ei^net ift, um
in einer etnselnen 2)i£9iplin unb oon einem (Einjelnen oenugenb geIo|t toerben ju
Snnen. So loenig es noA bem Segriff, ber fi^ m biefe SSiffenfc^often ^erausgebilbet
bot, 3um SBefen ber biblif^n C5e{d^i$te ober ber biblif^n Zqeologie gebSrt, bag alle
tn ber Sibel oorlommenben Sößer nad^ i^ (Sefd^id^te ober 9leIigion gef^ilbert merben, 20
fo loentg ift bies bei ber Slr^Iogie ber gfalL (Es Rubelt |iA ber Statur ber Sac^
noA ^ier mie bort um bas Soß ber Sibel im befonberen, bas QebrSif^'iflbitte, in ben
oerf^t^enen Stufen feiner (Entioidlung unb um bie anbern immer nur foniett, „als bie
Sitten unb (gebrSu^e biefer Soßer boju bienen lonnen, ben genuinen Sinn'' ber bib«
lif^n (israelitif^ > ifibif^en) Sitten unb (Bebräu^e ju erlennen (Slonmd, 9IrA. I, 2). 25
SibliR^ «rA&oIogie ift fomit in ber Z^ basfelbe wit ^ebröif^^ifibifd^ är^ologie.
Damit ift unfere tBiffenfAaft sngleiA aud^ gi^emiber oon einem äBiffenspeig abge«
areii^, ber aus ber Sibel f^öpft uno bo^ ntqt mebr 3ur biblifc^n Slrd^bgie gehört,
fobalb biefe als einbeitlii&e l){sAipIin gefaxt mirb: ber Aunbe oon ben (Eitmd^tungen
unb fidetisoer^Itntlfen ber ^ftli^en (&emeinben innerhalb bes Steuen Zeftamentes, ao
fooeit |te fii^ Aber bas 3nbentum hinaus entmidett ^en. Sd^Ieierma^er unb i^m
folaenb no^ $agenbad^<»^eif4Ie (154), finb aud^ hierin anberer SnfiAt. Sfir bas 9tX.
focoent fie oielme^ bie Aenntnis bes „geiftigen unb bfirgerlid^n 3n|tanb«s in benen
Segenben, in loelc^n unb für uield^e bte neuteftamentlid^en S^riften oerfagt mürben"
(SQleierm., ^OeoL Stub. § 141). 3n ber Xfyat ift bamit nid^t allein bie ganje neu« 35
teftameitißAe 3ettgeMi4te, bie fi^ langft als felbftftanbige 9Biffenf^ loiraeloft fyxt,
no4 innerhalb ber w^logie feftge^Iten, fonbem es finb befonbrä» au^ bie Sitten
unb £ebensoer|&Itniffe ber neuteftamentli^en (Bemetnben als Stoff ffir fie in Slnforud^
genommen. Das moc^e ffir eine frühere 3^tt in ber Orbnung fein; bei ber ms«
o^nung, bie ^uie bie t^eolimif^e äBiffenfd^aft auf aßen (gebieten genommen ^ ift 40
unbebingt S^ibung ber einsefnen Disjtplinen nSti^. 9Iber fie emofid^It \iäi ni^t allein
aus pcottiMen, fonbem ebenfo fe^r aus aßgemetnen, in ber Saci^ felbft liegenben
CMboen. Denn ba bas 91X. bte C5rfinbung unb Ausbreitung ber d^riftlic^n Air^
«1 feinem (Begenftanbe ^at, unb mix eine eigene 9Bijfenf^ ber AirAengef^i^te bereits
oefigen, fo lann c^on bes^alb, n>as bas 91X. an Sttten unb ßnftSnoen ber d^riftli(^n 45
(Bemeinben mittettt, ni^ me^r in bie biblifd^e Slr^Iogie etngereAnet roerben, otel«
mc^ beginnt bier bie Aird^ngef^i^te unb, mr ben Sttß, bag Ke feubft bie fiaft ni^t
trami untn, bte eiaene Dissiplin ber Itrd^Iiqen Ard^&oloaie. Das in ber Sibel oor*
^aiäciie 9RttteriaI ^ierffir ift fo fe^r nur (ßrunblage für bte 9BeiterentmidIung ber Sitte
tn ber nafflUblifc^n ^jtli^en Air^e, bag es loum me^r als felbftftanbiger Xeil einer 50
bibliHen ftAiolbgie gelten iann. Damit ift fretltd^ bie aß^ergebrad^te Disziplin ber
^Ifj^en^ Wd^Iimie t^Sd^Ii^ auf bem ißunße angelangt, bag fie, um iebes SRig«
oeifllumis ju umg^n unb falf^e Stnfprüd^e 3um ooraus a^ule^nen, es oorjie^en
vmbf fium alten 9tamen abjufagen unb fid^ als ^ebrSifd^'jübtfqe Sr^ologie auf bib^
liUem Soben ju be^ei^nen. 3n biefem gaße mvA man es oerfte^en, ba^ beifpiels« bö
iDetfe fite bie neutepamentltd^e Sonntags« ober Slbenbmo^Isfeier in einer fqjtematif^en
Doiflelliuig ber SlrqiSoIogie iein, ober nur ganj gelegentltd^er, 91uff(blug geooten mtrb,
loogcflen bte geier bes Sabbat unb bes ^ejad^ ausfu^rlid^e Sefprequng finben. Die
neiimmienfiUen Kitfänge ber Sleubtlbung ^gen, fo fe^r fie 00m altteftamentlid^«
jfiMfqen Somlb beeinflußt finb, bod^ }u mad^tig mit ber u^eitem lir^Iid^n (Entoidlung eo
778 «r^bbgtc, BiMifi^e
pfammen, als bag [ie auger^Ib bes Sufümmen^ngs mit i^r befriebtgenb jut 9ii'
fi^auuitg gebraut loeroen iönnten.
2. Se^anblung unb 9Ret&obe. 60 aufoefoM bilbet bie ^MÜfcb HfibiH^
Src^Iogie eines ber tDi^tigften ^tffsmittel jum Setftonbnis bes 9Uen unb ber|entgen
5 Xeile bes 9leuen Xefbnnents, bie fi^ auf jflbif^m Soben obbielen obec mtt t^ im
^ufammen^ng [te&en. 3nbem fie bie {nrofonen unb religiSfen Ser^Itniffe unb £ebens«
einrid^tunoen oes oiblif^en SoÜes 3stoeI jui Dotjtellung bringt, ma^t (ie ben ^en^fyx
unb ben Stbellefer erft mit ben Sebingungen oertrout. aus benen bie (Ereiontife fetmt
(5t\äfi^it unb feine religiSfen Slnfd^uungen oerfifinbli^ loerben. 9lur batf oie wAifaM
10 logte niAt, mie M^r man^mal gefd^, lebigli^ ^als eine Qiftuex" beixa^^ loemn,
„in wtlqt man oie einseinen Aömer mfammenteSgt, obne fie als ein mijjMttofili^es
(Sanses aufjufaffen, in melc^m ieber einselne (5egenftano feine beftimmte Steuung ^
(®eorge, I)ie Sltem iflb.Jfefte, Serl. 1836, 6. XII). Sielme^ beftel^ bas Sbeol ber
^xäfioloak barin, bag „aue biefe gfiben {u einem ^^en, uon einem geiftioen fiebens»
15 prin^to but^brungenen (Saii^tn" oetbunben oetben, „bas SiblifAe fooopl in feiner
Seithqen Entfaltung als in feiner rSumli^en Susbrenung, im (Begenja^ gegen bas
neben^erlaufenbe (E^nifc^" baraefteüt, „unb fo ein belebtes Silb, in wtU^ Säj/t unb
6<^en gepBrig oerteilt finb, oer Seele bes fiefers" oorgefübrt loirb (^agenb. a. a. £).
157). Sin jol^ !iitl lann aber nur errei^t »erben, mtnn oie Sinologie niAt no4
20 (gefid^tspunlten bearbeitet mirb. bie i^rem 9Befen felbft fremb finb. @ie ift lAMvi^ m
VusfAnitt ber israelitifd^>ifibif(9en (ßejd^iAte unb bmn oo^r wit bieje nur noQ (^tori<
fi^er SRetbobe bearbeitet u>erben. Dann hegt, bag fie bie bitif^e StAtung ber Queflen
3ur (Brunolage bat unb bag fie bie Sitten unb (mri^tungen, bie fte bq^iU, ni^t
als in M gef^lojfenes, ein für allemal fefifte^nbes (Barnes fagt, fonbem ipem 9Be^
» innerhalb ber (ßefqfa^te, alfo i^rer allmSQH^n gef^imtlid^en (Entnridlung von t^n
erften auffingen an nad^fpflrt. Sei biefem (&tVmt miro fie, tro^ ber oben (@. 777)
ausgefproqenen (Einf(^nfung, ni^ feiten an oie (Brenne bes inaelitif^n Solbtums
fefil^rt »erben. $ter gilt es, obne eine SefAreibuna fremben SBoOstums im 3ii<
tmmen^na ju g^n, boA biegfioen, bie oon qier nad; äsrael laufen, fo sufdmmen*
ao jufaffen, bag bas 3sraeliti{^ ni^t mel^ als ein 3foIiertes baftebt fonoem fein organi*
fi^er 3ttfammen^ng mit bem allgemeinen SöQerleben erlannt mtro. (Es barf aber aii4
nt^t flberfe^n merKen, bag bei bem gegenn&rtigen 3uftanb ber israelitif^n fiitteratvr*
gefd^id^te mand^e ißunite ber Slrd^äoloaie l^eute no^ niAt mit berjenigen Gi^er^tt
entfd^ieben merben Knnen, mit ber fie ba unb bort, auf (Srunb einer beftinnnten m*
35 nabme in betreff bes litterarifd^en ißrojeffes im SIX., be^anbelt »erben. — 3)ie (Ein'
teilung unferer X)is3iplin betreffenb tann an eine Streitfrage auf einem nab oenoanUen
(Sebiet erinnert »eroen. 9Ran ^t neuerbings für bie Sntteft 3:9eoIogie (9X. 9leIigions>
gef^i^e) im 3ntereffe ber ftrengen Durd^fi^ng ber ^iftorifd^en 9Ret^be eine Sfnorb^
nung geforbert, bie, lebiglid^ bem Sd^ema ber israelitifd^en (Bef^id^te folgenb, bas relt<
40 giofe I)enlen 3sraels fo 3ur Snjd^auung bringe, bag oer Darfteüer je inneid^alb einer
oer belannten ^erioben oer (Sefd^id^te ben gefamten Serlauf berfelben in biefem Stri-
räum in gefd^Ionener (Erbrterung oorffl^re (Smenb ; ogl. Oort in XbeoL XifbM^r. 1895
S. 102 ff). !Dem entfpre^eno ^aben bie beiben neueften DarfteUer ber 9ebrSif<^n
Srd^Iogie fi^ au^ für biefe SBiffenfd^oft bie gftage geHellt, ob es geratener fei, an
45 Stelle ber ^gebra^ten (Blieberung nad^ (Begenftönben oieienige na^ Venoben ansu«
»enben, an Stelle eines fiSngsfd^nitts einen Querf^nttt oorjune^men, um ben 3n^
ber 3)is3tplin jur Slnfd^ung ju bringen. Seibe lommen (Senj. 3, 9lon). I 4) ju bem
(Ergebnis, baft ber ^ergebra^ 9Beg, mofem nur auf i^m ber Unterf^ieb ber 3^rkn
in ber (Entfaltuna jebes einzelnen (Begenftanbes genfigenb bead^tet »erbe, entfqid^n
60 ben Sorsug oerbtene. 3n oer Zbot »tri) auf bem anbem 9Bege, bei allen Vorteilen,
bie er fonft bieten mag, bie (Einlt^t in ben (Enhoidlungsgang ber Sitten unb SrSu^
erJ^ebliffl erf(&»ert, augerbem finb einerfeits SBieber^oIungen, anberfeits £fiden in ber
3)arftenung oie faft unoermeiblid^e 3ugctbe {euer SInorbnung. Sei ber fad^Ii^en %n^
orbnung nun liegt es in ber Sflatur bes (Begenftanbes, bag, »ie fd^on beim IlafftMen
K Sntertum. fo befonbers beim ^röifd^ » {übifd^en sunS^ft 3»if4en profanen unb religtöfen
Ser^Itntffen gef^ieben »irb. So »trb \xq oon felbft ber groge (Einfd^nitt ergeben, ber
bie (Befamtbissiplm in }»ei Hauptabteilungen, bie profane unb bie religiöfe (fahale)
Sntertumslunbe, gliebert. Die le^tere fyxt es mit ben für 3$rael fo befonbers bri^eut^
famen religiSfen Sräud^en unb (Einri^tungen 3U t^un. 3m Unterf^ieb oon ber biblif^^n
60 Ideologie fagt fie nid^t in erfter £inie bie religiöfe (Bebanlen»elt bes biblifd^n SoRes
«n^blogie, UUiff^e 779
ins S(uge, fonbern bie im Aultus unb fat leligiSfer 6itte unb (Einti^tung objeftioterte
9{eItgion : fie bef^etbt ben äugeten Seftanb unb SBerbirf, ol^ne freili^ bobei 9on ben
inneren, tceibenben religtofen Gebanlen aans abfe^n m lonnen ; l^ier berttbcen m beibe
9Bi{fen{Aaften. 31^ Stoff gltebert fi^ m eii^Inen |o. bog bec ^ilige Ott (Sunbes'
labe, Stifts^tte, $ö^n, Zemoel, S^nagooe), bie ^eilige ^anblung (Ofifer, (Bebet, 5
(gelfibbe, £>rQleI, Steinigung), bte Reuige 3ett (Sabbat, 9ceumonb, Sefte), bie ^eilige
^etfon (9rie[ter, fieoiten, Se^, ^opbeten, Slafirfiet, ^ierobulen u. a.) bie »aufrt«
gegenjtänbe bilben. Die augecgottesbienftlii^en (Begenftfinbe loeä^en gerne in $rioat»
altertilmer unb Staatsaltertümer abgeteilt, bo^ paffen biefe Sejei^tmngen nur teiboeife;
e^ iSnnte man oiedei^t, mill man nic^t bie ganse (Einteilung fApinben laffen, uom 10
prfoaten unb Bffentlid^en fieben reben. Dinge u)ie Aflnfte mb SBiflenf^crften, ieben^
falte aber SRage, (Smxä^t 3!^itre(^nung unb ibnl ge^Bren bann oem (enteren an.
Dem (Banjen mirb man mit Ke^t eine furje Uberfid^t Aber fionb unb fieute voran«
ge^n laffen.
3. l)ie Quellen finb natflrli^ bei einer 9Bi|{enf^, bie fo veitoentoeigt ijtis
unb einen fo grogen 3^t^^um umfaM, mit bie unfere, entnnre^nb reid^Itto. 9Ran
ogl. barfiber auA Stofeumfiller, Stbl. Slltertumslunbe I, 1 S. 6—130. A. in erfter
£tnie [inb natflrlid^ Denhn&Ier, Snf^^riften unb Stfinjen ate bie eigentlif|en, unmittel«
baren llrlunben 3U nennen. 1. Sin rvodf er^ltenen Saubenimalen ift ^Stfüna be<
tanntli^ ungleid^ ärmer ab bie meiften anbem ibilturlänber bes SOtertums. Si$ ie^t 20
beftebt bas aBefentlfa^fte, was bie gorf^ung unb Slusgrabuim in biefer ^infiAt 3U Xage
gefbroert ^aben, aus geu)i{fen 9{eften oon Sauten, SRauem, SBafferleitungen in 3^<tI^nL
aus benen fmvo^l ote Topographie 3^nt[alems ate bie jbinbe fiber (Beioerbebetrieb
unb JbinHfertigleit in Ssrael manc^ 9la^ng jie^t. 9ugerbem finb ba unb bort
(Araber erj^teffen, bie fomol^l nad^ i^cer Slnlage als in Snbetrad^t geioiffer aus i^nen 25
ju erfd^liegenber SeftattungsfUten unfer Snterefle enoeden. Vu^ S^nf^^erben unb
(Semi^te lonnen, menn au^ nur in geringer 3<^9lf l^iei^t g|»ogen loerben; befonbers
aber oerbienen (EnoS^nung ber Xriumpl^boaen oes Xitus in Stom wtfutn ber auf i^
er^ltenen Sla^bübung b^ XempelgerSte. fou)ie mand^erlei affnrif^, Sg^ptifc^ pl^öni»
3ijd^ u. a. Saumerfe unb Slulpturen, bie ate 9Rufter bejm. Analogien jum Serftönb« ao
nis israelitifc^er Sautoerle (Zempel, ^alSfte, Slt&re u. a.) ober jur (Erlutruna teraeli>
tif(^r Sitten (Aleibung, Ariegffl^rung u. a.) bienen ober gerab^ Slbbilbungen
israelitif^iflbifAer Dinge unbißenonen entölten (Xitusbogen * Obeitel Xl^latpilefers III).
2. 9ud^ an 3nf(^riften ift 3sraei unb bas 3ubentum oei^itntemä|{g arm. Die mm*
tfaften Jinb bie oes SRefa oon 9Roab, fofern fie unmittelbar oon 3srael Rubelt, bie 35
Suoal^infi^rift in 3^nifalem, Jene ous oem 9., biefe mo^l aus bem 8. ^(äft^ 0. (T^.
ttammenb, unb bie belannte SBamungstofel am Xempel bes aerobes. Sluhertilem lommen
n Setra^ eine Snsa^l pl^oni^ifd^er 3nf^riften u)ie befonbers bie grone Sorlop^a«
injärift bes (Ef^munasor unb bie Opfertofel oon SRapia, fomie grieäifAe unb latet*
nifqe 3nf4riften aus ißaiaftina unb auf bas :3ubentum bmglfa^. 9latflrl{A bieten au^ 40
bie affnrif^en, SgmrtifAen unb anbere oorberofiatifc^n 3nf^riften, mie bie Denhnale
biefer SöBer, allerlei uRaterial. bas oon ba unb bort beijujielen ift. 3. Slus ber
SRaffabfierjeit unb ben folgenben 3^tten befi^en u)ir eine 9lma^l fiibif^r SRfinsen,
bie felbft toieberum mit entfpred^enben perfifd^n. otolemäifd^en uno feleudbifAen SRfinsen
oerglic^n loerben mfiffen. B. 3n jmeiter fitnte, aber l^ier febr mefentltd^, lommen 45
bie fAriftlic^n Quellen in Setra^t, unter benen felbftoemänbliq ooranjteben 1. Die
S^^en bes Snten unb Sleuen Xeftoments, fon)ie 3. x. bie altteftamentt Slpob^plen.
9{atfirli4 linb fie nid^t planlos, nod^ loeniger nad^ oorgefaMer 9Reinung m oenoerten,
fonbern leoialic^ auf C5runb bes litteror^iptorif^en (Ergebniffes Aber i^re ^DKaffungsseit
unb i^ren ^tftorif^en (E^alter (f. oben S. 778, 22 ff.). (Es foteen 2. bie Sc^nften bes 50
Sflttoius 3of^^us, befonbers über ben jfibifd^en ftriea, bie Sb^loaie, fomie contra
Apionem. Seine Sd^riften finb mit Sorfic^t 311 benftgen, ba er bur^s ni^t frei ift
oon ber Xenbem, teite ftd^ felbft. teite bas {ilbtfAe SoO in gflnftiges fiic^t ju ftellen.
3. $^ite oon Silesanbrien ^at einen großen aUeaorif^en Aommentar 3um $entateud^
oerfaj^: vojuodv Uqwv dUt^yoglaif ber aber ebenfalte nid^t frei oon apologetif^r Xen« 55
bens ift, augerbem oenöt, bag ^Po bes ^ebräif^en unbinbig mar. 4. Sine mistige,
loennoleid^ oielfad^ oud^ trfibe Quelle bietet femer bas rabbinifqe SArifttum : SRibnifc^
unb Xargume foioie ber Xalmub (3Rif%a unb Xofep^a). Diefes (s^rifttum bat feine
I, bie
SIBurseln in mfinbli^er (Erilirung unb SBeiterbiOrnnq ber Eiligen Sänften, bie balb
na^ ^d^lug bes 91X1. Aonons begann. 3nfofem mtrb fid^ in il^m, gerade mas Sitten oo
780 «rt^aologte, BtBIift^e Kn^bloste, Itrt^I^e
unb Sinri^tun^en anlangt, mand^e Bead^tensioeite ZrabtUon er^Iten ^ben, bte uns
bem Setftanbnts ber ^u. Sänften nä^bringt — natfirlid^ befto me^, {e jfinger bUfe
6d^riften [tnb. 3mmer^in ift hn Sluge su bellten, bag bie {c^riftlic^ Suf^et^ming
ber robbinMen £itteratur in t^er heutigen gronn iaum Aber bos jiDeite 3Ö9^nbert
6 naA (Sft. Qtnauf^e^. ^od^ftens einige Zeile bes Xargum lonnten aUenfoIIs bis ins
Sapr^unbeit (£^nftt {eM 5U oerlegen fein. 5. (Ein bäieutfames Hilfsmittel itt ferner
in unferer ^eü erft genugenb er|qIo|fen iDorben in bem oltocAiMen, baniitfSA^ bem
oorislamifd^en 93oIIstum. Sei ber 3^iilt\t; mit rotUl^ fi^ ^ei 9ratim)5uem, oor
allem ben nomobifc^n Sebuinen, 6men unb religibfe SnfAouungen 3<t^^nberte unb
10 3ü^cuifenbe lang unoerSnbert 3U ^Uen {pflegen, ijt bte jhinbe 00m £eben unb
Genien ber 3srael ftarnmoenoanoten Ssebuinen bä 3^^^ ^^^ SRi^^meb unb no^ ber
3eit bes ißropbeten felbft ffir bie Aenntnis SXliAen fiebens Don ^öAtter S^eulung.
6. Slus bemfetben (ßrunbe ift, mas 9leifenbe bes Mittelalters ober oer Siceujeit bis jmn
gütigen Zag Aber 6itten unb SrSu^e ber Seioobner ißalSftinas, Slrabiens unb bec
16 na#en (5remaebiete beri^en, befonbers ber bebutnif^ gebliebenen, oon fio^em SBeri
ffir unfere aBiffenf^afi 9L SHtUL
Krt^SoIogie, lir^Ii^e. gf. $i)»er, C^tnleituna in bie monumentale ^ologic, <iot^
1807 (grunbleaenb) ; ebenb., Wtonnmtntalt Geologie (in biefer 9ieaI'(Enc))fIi)p&ble) ; gf. ^
§txavi^, Über IBegriff, Umfang, ©efc^id^te ber c^riftlid^en ^(r^&ologie u. f. to., gpreiburg 1879
20(au4 in beffen ^ceal'Snc^IIop&bie ber d^riftL ^(Itertiimer, 9rt. Vr^&oloaie); bie dinleltiuigeit
in ben ^arfteUungen ber d^riftl. ^rci^äologie felbft unb bie tl^eol. @nc4flo)>&bien. dine grüw»
lid^e d^rörterung fe^It no$.
Die Seseid^nungen ägyaioHoyla unb antiquitates umf^Iiegen im antSen Sma^
iiebrauAe bie Darfteüung Jtmo^l ber aef^id^tli^ Sorgänge als au^ ber btira bie«
elben Qerbeigeffi^rten 3uft5nbe, beifpielsmeife bie 'lovdcuxfi dgj^atoioyla bes gfutoius
3ofep^us (oon biefem feKft gemöQnlid^ als ^ ägyaioloyta ottert, vita 76 ; oontn
Apion. I 10) unb bie antiquitates bes Zeretmus Sarro. 6eit ber 9lenatf{ame
verengerte [i^ inbes ber 6inn auf bas ^eite SRoment unb fyd \iäf in btejer Sin«
fd^rönhing tn ber Ideologie mie in ber IprofaraDiffenfd^aft be^u)rtet, tro^ ntc^ un*
80 er^Ii^er SAnmnlungen ^infi^tlü^ ber genaueren SIbjgrensuna. Die cbißtAe fbäfi*
ologie ober Sutertumsmijfenf^aft finbet bemna^ im (Banjen ber bijtorifd^n Z^olooie
ibre befonbere Aufgabe in b^ CErforfd^ung unb Darftellung ber fird^Iuben unb religiöKR
£ebensformen unb 3uftanbe ber c^nftli^en C&emeinbe. 60 menig (ie freilid^ in bei
Sonjie^ung biefer Slufgabe oon bem allgemeinen unb befonberen ftr^ngef^iAtli^n
36 (Enttoidelungsgange abfd^en barf, fo beftimmt bod^ niAt bas 3ntere[fe an biefem, fonbem
bas 3uftanoIid^e, (5emorbene i^ren 3n^It unb i^r 3^^^ Die ftir^e oIs 3nftitution
unb bie in il^r befd^bffenen C5eftaltungen unb mgerungen bes fird^Ii^n unb c^fUü^n
Sebens bilben i^r ObielL
3Retbobifd^ ^t bie d^riftlid^e SlUertumsmiffenf^aft ba^r i^ren Slusgang oon bei
40 Organifation ber Airc^ in Serfaffun^ unb Senoaltung ju nehmen. Daron ttlie^
unmittelbar ber Aultus als bie mäjllxi) georbnete Seloftborftelluna ber (5emeinoe ooi
C5ott. SRit bem Aultus ift auf bas engfte oerfnupft bie jbinft, onne barin i^ S^
fd^rönhing 3U finben. Dos Subjett ber Set^igun^ an ben Stemtsformen unb bem
Aultus ber Airc^ [omie an ber d^riftlid^en Aunjt tft bie (ßemeinbe in ber mannig»
45 faltigen (ßeftaltung qres religiöjen fiebens in b erer ober fefterer 9Infnu)ifung an bte
lirdbli^en Orbnungen. Diefes fieben ift in feiner reid^en Sntfaltung unter befttmmteH
(5efiAtspunIten ju erfaffen unb 3U orbnen. Do^ ift bier bie (Breite nid^t feft m um*
f^reiben. Snbererjeits bettelt über ben ^auptin^lt eine uberltef erunasm>g unb
miffenfc^Iid^ mo^l gegrfinbete Öberetnftimmung. Die (Einengung ber ^ri|tlid^n w^^
60 ologie auf ben AuUus ober audb bie Aunft ift mnfo unbere^tigt als bie früher beli^
Slusbe^nun^ in bie biblifd^e X9eoIogie unb in bie Dogmengefcpi^te binein.
93on btefer 9Inf^uung ber 9Iufgabe ber d^riftlid^en 9lUertumsu)tffenf$aft aus la^t
fi^ folgenbes Sd^ema enttoerfen. 1. SleAtsaltertümer ber Aird^e (Serfalfung
unb Seroaltung, insbefonbere (Seiftlid^Ieü, 3Rond^tum, Disjiplin, Air^enre^t, S^noben,
66 93erbaltnis jum Staate u. f. m. 2. Aultifd^e 9IItertumer (ber eigentti^e Gottes^
bienft in feinen Sinjelbeftanbteilen, grefte, Itr^Iicbe ^anblungen mie !Iaufe, girmung,
le
c^Iiegung, ^Begräbnis, femer SBe^eafte, mit Aird^emoei^, ^anoei^e, C&Iodemoei^,
affermei^, Senebiltionen unb SRalebiftionen, (Esorjismen u. f. m. 3. Äunft*
altertflmer (Sauhtnft, SRalerei, ißlaftii, Aleinhinft, Aird^enbauten, Aultusgeä^
Kr^aobgie, {tnl^Hd^e 781
^ofpitSIer, (Brabanlogen u. f. id.). 4. Srtoataltertümer unb joKir fol^e bes ^us«
Itd^en fieoetts (9tame, (E6e, 6tenung oer Stau, (gebetsfitte, (Erstehung um) Unterri^,
6naoeret u. f. id.) unb fold^e bes offentlid^en Sebens (GeiDetbe, itDtpoiationen, 93er«
bcfiberunaen, £uf6orIeiten, leligiöfe Solbfefte, Sittgönge, aBoIIfQ^en, Vbetglaube,
SBD^U^glettsDeranftaltunaett u. f. m.). s
Ob unter 3 bie geiftlid^e aRufü unb bie religiSfe £Üteratur miteinjure^nen {inb,
lönnte gefragt iDerben. S^09idmS^\Qtt inbes iDerben ft^, iDenn man i^nen übt^äfaupt
Slufnobme geiDä^en mill, unter oen jbiltusaltertfiniem einaefteHt.
ms settli&e (Brenje eraiebt {i^ naturgem5| für bie d^nfU^e Slrd^Iogie bie £inie,
iDeU^e für bie 9(nfd^uung Der (BegeraDort bie altere unb bie mittlere 3^tt abfd^Iiegt, lo
bos ^igt ber Ausgang bes 9RitteIaIters. Die alt^rijtlid^e ißeriabe fyxt leinerlei SSor«
Kimat^piif t>ox bem uRittelalter in biefer SSejielung. Das Sorre^t, n)e^es bem d^rift«
liqien ättertume in unferer 9Bi|Ienf^ ^edömmliö^ geiDStet mirb. beru^ auf Xrabitians«
Dber Sequemlid^Ieitsgrünben, ni^t auf miffenj^aftliäer 9{e^ertigung. Denn iDie l^Dd^
aud^ man bie Sebeutung hts Sefi^es ber erften feAs 3^^unbnte Deranl^Iagen mag, 15
als Snnex ober als gerablinige (Entfaltung besfeloen laffen fiA bie nntteuuterlid^en
^ertämer in ibrer (gefamt^it niAt beurteilen. 3^ bem einfaq flbemommenen ober
ausgebauten (Erbe finb in groger ^nso^I neue Silbungen Zugetreten. äBo^I aber
bejet^net ber äberqang aus ber aU^riftlid^en in bie mittelalterli^e 3^it» u>ie au^ in
ber allgemeinen Anc^engef^id^te, etne bebeutunosDoUe SBenbung, oie im einzelnen so
^ausju^ben unb oerftonbltd^ ju mac^n i[i Die 9Iusbe^nung ber Slr^Iogie m bie
Segennmrt fyxt ni^t einmal eine fd^eitware fiegitimation.
Die Quellen ber d^riftli^en Slr^&ologie finb i^er 9bt na^ biefelben nie ber
lir^IiAen (ßefAi^tsforfd^ung fiber^au;)! 9Benn t^a^Iic^ in neuerer 3^it bie monu*
mentalen Quellen in größerem Umfang als fonft tn ber ^ijtorifc^n Zbeologie ^ttan* as
gejogen merben, fo eruart fid^ bos einmal aus bem gerabe filr btefe SBiifenf^aft reid^en
Srtrage berfelben, bann meil ber Setrieb ber ^ftt^en Sntertumshinoe augenblidli^
faft ausf Aliegli^ in ben ^inben ber ibinfton^Iogen liegt, niel^en biefe Quellen be«
lonnt uno oerftönbli^ finb.
Die (gefffiid^te ber ^riftli^en Srd^Iogie beginnt mit bem Steformationsja^unbert. so
Dos erfte firmengef^i^Itc^ ^aupttoerl bes ißroteftantismus, bie SRagbeburger (£enturien
(1559 — 74) 9aben in i^n 9Ib|d^nitten De caeremoniis et riübus — de guber-
natione ecclesiae — de politia ecdesiastica ben frften C5runb baju gelegt Saronius
folgte i^n (bie 3u[ammenftenung bes Stoffes bei Smlting. Epitome ännal. Baronii
contlnens thesaurum sacr. antiquitt. 1603). 3^^- nn\>x. Quenftebt na^m ben ss
Stoff aus ber allgemeinen Airc^ngef^i^e heraus, oerfnüpfte i^n aber leibn mit ber
biblil^en 9Ir^äoIogie (Antiquitates biblicae et ecclesiasticae, äßittenberg 1699).
Hat ber 91ngliianer 3^[ep^ ^inffyam (f. b. SL) ma^te loenige 3a^^ fpoter bie Dissipun
felbftftönbig unb geftoltete [ie tn oodenbeter äBeife. (Origines ecclesiasticae or the
antiquities ol the Christian Church, fionbon 1708—22. 10 Sbe, 2.9ufl. 1726 in 40
2 goliobben- eine lateinifAe Überfe^una oon 3- ®- ©riteo», ^alle 1724—38 in
10 Quartbänben). 3n ber ^orrebe pfäjiiiert er [c^ [eine Suffajfung ber Slufgabe unb
beurteilt barnad^ bie arbeiten {einer Sorlöufer. Sein Ilares, fernes Urteil, feine Qb«
jettiottät, feine erftaunlid^e Selefen^it unb bie geoanbte, fiberfiqtlid^e Doxfiellung gaben
bem Sud^e eine epod^emad^enbe Sebeutung unb laffen es aud^ ^eute no^ unen&e^rli^ 45
erfd^einen. gffir ißroteftanten unb Aat^olilen ift es bis auf biefen Xag bie rei^ gfunb>
grübe bes Queüenmaterials. Die gaiu geringfügige Serudfiqtigung ber SRonumente,
bie (Einjd^ränhing auf bos ^[tli^e 9Ittertum unb ^ier unb ba etat hineinfielen bog*»
menaefmic^tlid^er X^emata meroen erft oon uns (ßegemoofirtigen als äRSngel eniffunben.
Dasfelbe 3a^^^unbert fyxt aud^ in I)etd4Ianb eine j^öjere 9n}a^I oon Keinem unb so
umfangrei^ern 9BerIen ^eroorgebraii^t (»ubbeus unb ^.(B.äBal^ 1733; 3-€-Saum»
garten 1766, SRann^arbt 1767, $aug 1785): in 3talien ^nb SRama^i 1749ff. unb
^elliccia 1777 5U nennen. 3m allgemeinen tnbes mar bas 18. 3<^(^unbert bte 3^^
ber ard^aologifd^en SRonograp^ien (ogL Solbebhtg, Index dlssertationum, program-
matum et libellomm, quibus singuli historiae NT. et antiquit. eccl. loci illu- 66
strantur, üeipj. 1849). (Einen neuen Sluff^tDung na^ bie (^lid^e WtnbxmS'
iDijfenfd^aft im 19. S^^^r^unbert. 9n ber S^melle besfelben fielen bie oerbienftDoIIen
uno fdrberliAen SIrbeiten bes tbätigen unb oerftänbuisDoUen (Egr. SB. Slugu^ (f. b. 9.),
roelt^er bie Disjiplin in breifaqer §orm be^anbelt bat : Denbofirbioleiten aus ber d^rift^
li^en Src^ologie, Seipsig 1817 ff., 12 Sbe; fie^rbu«^ ber ^riftlid^ Slltertfimer ffireo
782 fMpblogie, Knl^Ii^e Wtitmitt
ahibemif^e Sorlefungen 1819; ^anbbuA ber ^Jtli&en SlrASoIogie 1836 f., 3 Sbe;
augerbem feien feine „SeiMae mc Arifuid^n SbQ&otoaie unb £itttraU^, Äq. 1841 ff.,
2 Sbe, genannt SleiAaeitig fi^rab Sinterim (f. b. 9L) in lonf eRioneuier (Beniigfc^ttng
bei proteftantiUen gftniQungen (SBonebe : „bie (neoteftantijd^ fiitteiatitr fibetgd^ 1^)
6 unb auf oem ätanbpunite bes ißrSflriptbnsbäDeifes feine bis in bie neuete 3^ Vtnm*
reic^enben, gef^idt sufdmmengetragenen, tibn einfeing tSmifd^'lot^oIifc^en ^SmnfigiiMen
DenliDfirbi^iten ber ^rifHa^oIif^en RbOft, aRain} 1825—1837, 7 Sbe"«. tos 9Beit
ift fflr bie SntertumsiDinen[(9a{t o^ne fjAxbaren (Einfluß geblieben. ^ndtiMe ^anb*
ofl^r oerfagten in Sb^ongtglett oon i^n Sorgänoem &^nt (fiMiäm^^
10 Aber bie m$L (gebraute upo. 3 Sbe, Serlinl819ff.), aOeinnKtlb (Jtir^lid^ Sd^Iogie
Serlin 1830) unb (Bueride (fie^u^ ber d^riftL mfi. SatertOmer 1. Sufl., Sdfin
1847; 2. 3lufl. 1859). (Einen breiten Kaum f|ai ber ^rifili^en ftunft unb bem #nft*
li^en £eben |uerft geiDa^ Sidor 6AiiIt|e, «rAäoIogie ber 4#I^en Süxäft (39der,
$anbb. ber t$eoI. SBiffenf^en, 2. Sb 3. 9un. 1889) mit Serfidfi^tigung jugleic^
15 Des SRitteloIters. 3n bieiem 6^nia oirb in 3tttunft nietter ju bauen fein.
(Ein lesäalifd^es SBerl oeröffentli^e f&on 1669 3ofua Sbnbt (Lezicon anüqui-
tatum ecolesiasticarum, (BreipnDalb), biq ift erft in biefem 3a^raunbert btefer 9Beg
erfolgreich mieber befi^ritten. aßübrenb aber Sieael (^anbbuA ber ^riffIii^>IiribL VÜa^
tfimer in alp^abet Dronung, 4 Sbe, 2fi. 1836 ff!) oon ben 9Ronumenten nn^ faft gan]
so abfa^, ^ben biefe in bem oor^Iic^n Diotionary of Christian antiquities» £onh.
1876 ff., 2 Sbe oon 6mitt unb C^effiam, tuA mtSjit in ber mit numic^n 9RSngeIn
beteten „9leaI*(Enc9lIopabte ber d^rtftli^en Slltertumer", greiburg 1882 ff., 2 Sbe, ^mg.
oon 8r- 3C. Sbcam (mit 3ugntftl>degung bes jiemlid^ merflofen Diotionnaire des anti-
quit^ ohr^üennes oon aRartiann, 2. 9ufl., Saris 1877), ausrei^nb Sea^^ng nnb
85 Senoertung gefunben. Die ^ftli^e ibinftarcQäoIogie ^ baneben befonbere T>ca^h
lungen erfo^ren burA 9leufens, Elements d'arch^logie chr^enne, 2. Si^., SÜm
1885 f., 2 Sbe: ^. Otte, ^nbbuil^ ber Kr^Ii^en ibinftar^Iogie bes bebten
aRittelalters, 5. SlufL. £ei)^ 1883 ; P^rat^, L'arch^logie chr^tienne, ^[Uiris 1892
(alt^riftlid^e 3eit unb au^ biefe nid^t oollftanbig); Sictor 6i|ulj|e, Sb^obgie ber
80 altc^rifäi^en Aunft, 9Rfin(^n 1895 (bafelbft § 2 6. 3 bie (SMidUe unb fittieratur
btefer gorf^ungen) ; gf. X. ftraus, (Bef^it^ ber Ariftli^en ibinfi, Sreib. 1895 f., 2 Sbe.
Die 3(nregung ju biefer lebbaften (Enhoidelung oer monumentalen ^üMunQtn bcAen
befonbers bie (Entbedungen in ben rBmif^n Aatalomben unb bie arbeiten Guoon
Sattifta be 9{offis (f 1894) gegeben. Sictor ec|a(«e.
36 Shrc^elattd f. aerobes ber C&roge unb fein $aus.
Urt^etoSer («^3>% Äetib •^^='"l«, LXX 'Agrixuoi). Sittcratur über ere*:
SCuBcr ben Kommentaren ju ®en 10, 10 unb esr 4, 9 : »uttmann, 3J^tt)oIoguS, ©b I, 1828,
@. 235-245 („Über bie alten Sfiomcn oon Odroenc unb (gbeffa"); Slittcr, (ferbhinbe, 2. «.,
«b XI, 1844,6. 315-356; !©lner, 91^, «. „ebeffa" (1847); 3rritf(^c, 91. „(gre*" in Sc^n-
40 hU m (1869).
Die nur (Esr 4. 9 oorbmmenbe Sejeid^nung k'^i^'^k ^ot man oerftanben als Solls«
namen unb bann als ben Flamen einer ber oon ben 9I|f9rem na^ Samarien oeipflanjteii
Sößerfi^en. SieÜei^t aber ift es 9Imtsname* in biejem ^aUt n^firbe bas iletio *^*k
als Status constructus oorjujie^en fein, f. 31. „Slp^arfated^er''. — äBöre es Solls«
45 name, fo lonnten barunter etoa ju oerfte^n fein bie (Eiraoobner unb Umroo^ner bei
6tabt Srei^ {V^, LXX 'OQix)> »el^e (&en 10, 10, als ju bem babqlontfd^en 9ltvfy
bes 9limrob ge^renb, genannt mirb. (Ere^ i[t je^t n^ieber entbedt in ben Stuinen oon
äßarltt am Imlen Ufer bes unteren (Eupl^rat, ffioöjtM oon Sabnlon, in ben Aeilinf^riften
Arku genannt COgv^ri ißtolem. V, 20, 7), em 6i^ alter ytultur, an n)el^em man
50 3nfd^riften altbab^lontf^er ftSnige gefunben fyd (f. Sd^raber, Aeilinf^riften u. bas %X
2. 91. 1883, 6. 94 f.). Son (Ere^ = "Ogrori fd^eint bas Soll ober bie (^Ibaif^e
Seite btx 'Ogxfjvol, Orcheni im fübli^en Sabnionien (6traboXVI, G. 739. ^lem.
V, 19, 2. ?pHn. N. H. VI, 26 [30], 123) ben SRamen 5U ^en. 3rria ^ben ffirtrem
Qr)x,f ^ieronqmus, Zarg. ^onat. u. $terof., Sar^bröus, neuerbings 3. X>. SRi^aelis,
56 Suttmann. o. Sohlen u. SBmer (Erec^ für bie oon ben SRaceboniem (EoefTa benannte Stobt
Se^tten, bei ben Syrern Ur^i, arab. 9lu^ (ar*9{u^ä), je^t Urfa (bdjer bie fianbf^
ei ben C&rie^en ^OggoT^rtj ober 'Oagoi^vrj, le^tere gorm roo^I eine Korruption, etn»
bur^ irrige Ableitung oon bem ^erfonnamen Osroes entftanben, fd^ioerli^ ab bas W-
fprfingli^e mit Suttmann absuleiten oon Serug [(Sen 11, 20. 22], mit Sorfo^cdep^,
= 6anig, mt nod^ ^ute ein Ort bei CEbeffa ^ijjt, tDS^enb frflber bie ganje fianb«
{(^ bielen Siomen fiU^e). Spteenus CErflSruno bärtig mo^ lebial^ auf oem Snüatts
bes Slomens Ui^i an Cre^, uno auf feine SliitoritSt ^in fibeint bann ber 6tabt (SU\[a
oon ben 6nrem ber 9lame Dtot^ (= V^) beiflelegt moroen ju fein. Oenfornentg
i|t Sre^ mit So^art (Phaleg lY, 16), (Befenius (Thesaur. 150 f.), Xu^ (ju (Ben 5
10, 10) u. a. filr 9rcma am Xtois an ber (Brenne yo^dten 6u[iana unb Sab9lonien
(Polem. VI, 3, 4: "Agaxxa, Slmmian. SRarc. XXIII, 6, 26: Aracha) su ^Iten, ba
biefe Stabt nic^t ab jum aßen babqlonif^en 9{ei(^ ae^nb belannt tjt. — 9ii^ ju
oenoe^In mit bem bab^IoniUben l&e^ ilt bie 3of 16, 2; 2 ®a 15, 32; 16, 16 („ber
%Iiter" '^'T^) gemeinte, in ißalfiftina gelegene 6tabt gleii^en 9lamen0. lo
flBoIf »taliffitt.
tbnl|ibudonttd, llrt^i)nredblpter unb i^ Sprengel. — ^rtfd^, 8on bem Urfprung
ber Hrd^ribialonen, Dfftdale unb Silare, ^ilbed^im 1743; @pi(r de archidiaconatibus in
GenDaaia ac eccleaia Colonienu, IBonn 1749; &x6a, Eeaai historique aar les archidiacres
in Biblioth^ue de F^cole des chartes IBb 3. @. 2 ; Sc^röbet, ^ie (SnUoidluna bed 9(rc^i' 16
bialonatd bid ^um 11. Sal^r^., Wtixnditn 1890; ^infd^iud, fiirc^enrec^t, t 86. 87; ©euerer,
^rd^enrec^t § 91 ; ^^omafftn, Vetus ac nova eocles. discipl. P. 1. lib. 2. c. 3—6. P. 2.
1. 3. c. 74. 76; ^inf^iuS a. a. O. §§ 90. 91.
(Ein Sr^itnesbqter ate Sorfte^ fämtlid^r ißriefter unb ein Sbd^ibiafonus als
Sor^e^r bes miniftrierenben Alerus lommen [i^on frll^ in oielen Di9ce|en oor; beibe 20
(ge^tlfen unb nStigenfaüs Sertreter bes Si^d^of^: jener me^r in ben gottesbienftlid^n
Sfunittonen, biefer mel^ in benen bes Au^enregimentes (ogl. Snebberg, Atrd^nr.
6. 168. 170}. 3n ben beutf(^en Didcefen^ bie aRiffionsbistfimer unb oon oondierein
oon mt\t grSjerem Umfange uHiren, als bte älteren bes Oftens unb 6fibens, fommt
eine Snr
Dos Sistüm
finb, als bie , „ . .
£ai»eseinteilungen(llntergauen) folgen, unb bmnS^obnerfd^"ats(&emeinbe (C!hri-
stianitas, Plebs) an eine in bem S^Me liegenbe, oft an Stelle eines ^ibnifd^n
Xempels gegrflnl)ete, 5U oointfinbigem QSottesbienfte bereAtigte Siit&e (ecdesiae bap- so
üsmales, plebes)^eQ)iefen tfi ^ ben jonntigliAen Sottesbienft, ffir laufe, Se<
^nis, lirAIi^e Subgaben i[t bies ausfd^IieBli^ ber gall; ffir %ebüit, (Bebet, Siliags*
gottesbienft oefteben auf ben 9litter^öfen bes S^iriies gleicUaus Air^en (Oratoria,
capellae) mit C5ei[tli(^en, bie ju ben ißaro^is fu^ als Stelloertreter oer^Uen, unb
berlen Stellen ab tituli minores bqeid^net werben, bie Xauffir^en hingegen ab ütuli 35
majores. Sgl. 3. S. bas Ck)iic. A^th. 506 in D. 1 c. 35, bas Aurel. 0. 511 in
D. 3 c. 5, oos Mannet, aus bem 7. 3<^* in c 4. 5. G. 9. qu. 2. 3< nte^< in*
bellen bie ^a^I ber !£auRird^en fi^ oermeQrte, um fo geringer nmrbe bie Sebeutuna
ber (Erjpriemr. Statt i^rer treten |eit bem 9. 3<^^^uni^ decani (rurales) auf,
loel^e bie mffi^t über mehrere Slr^ipresbqterate fi^lrten, unb ba fie getoBbuIic^ aus ben 40
arehipresbyteri entnommen OKiren, aud^ fo genannt mürben. Die $ei|tn$en bes De«
lanates j^Ioffen fid^ babei }u einer Korporation jufammen (capitulum rurale), meines
bie ^ßräfentation mc Delanatsftellung erlangte. Jomie bie SBaoI bes camerarius (Ser«
mogensoenoaltung) unb bes dilfinitor (Cpe^ufe bes Deians). $eute finb bie Dio»
cefen in Delanate geteilt, benen ein ni^t feft beftimmter ißfarrer bur^ ben Sif^ oor«» 45
gefegt mirb. Diefe [inb delegati bes Sif^ofs, ^r 9mt aber lein benefidum, alfo
aud^ o^ne bie red^tliqe (Garantie eines folgen. Sluq bie fianblapitel ^aben ffa^ erpalten.
Die SlrAibialonen gemannen }u ben Sb^ipresbptem ni^t aüentbalben basfelbe
Ser^Itnis, mtemo^l es bo^ nur grobmeife oerfd^teben mar. Die Slr^ibudonen lommen
f^on unter ^. £eo bem C5rogen ab Ooerbeamte ber Airc^ngub* unb 3urbbiItions» go
oenoaltung im Sbtum oor (ep. 112: ecclesiasticis negoüis praepositi), unb feit
bem 9. Z^^x% merben aui) ^riefter unb Jd^Iiegli^ nur no^ fo(^e ju 9. befteltt. ab
SoraefeMe ber Slrd^inresb^ter. Um biefelbe 3t\t aber ijt tn grcanbei^, etioas bster
in Deutfd^Ionb, bie Sinriq^tung gemö^nM, ba| ber Sif^of mehrere berartige mänU
biaionen fyxi, unb bemgemäft bie Diöcefe tn mejgrere Sr^ibialonate geteilt ift : oft nad^ 66
ben olten C5augren}en. S. Sinterim, Denbofirbigleiten I, 1,413; fianbau, ilerrttorien,
S. 367 f. ; Dooe, 3eiMr. 5, 10. Seit 9Iusbilbung ber Domlapitel ift babei regel«
mähig ber Dompropft Slrd^ibiafonus, unb mo bie Dibufe me^e Slrqibialonate lat.
auq anbere Domren, ober tmä) bie $rbp[te oon noüegiatlapiteln. S. Sel^e bet
784 üri^ibiiAmit^ 8rd^i)nrei»fo|ter %xiiihlfaMm»
9{eti6erg, Air^enaefAi^e Deutf^Ianbs 2, 609 ff. Der SlrAibtdonus berettete in feinem
S^nrengel bie Slbl^Itung bes 6enbaeri4tes oor, [obalb oer Sifd^of oifttierte (f. b. %.
Senbe, SiJ^fe>, erlebigte babei aermgere 6o(^n felbjt, unb muroe aUinälH^ ans bem
$au)itge^tlfen bes Si{(^ofe bei Slus&ung ber ^nbptrisbiltion in oielen Sistflmern
5beren eigener 3n^aber. 9{ettberg a.a.Oj Dooe, in b«r 3<ttfd^^. 4, 20. 5^ 2 ff. S^on
im Snfonge bes 13. 3q^^- (3nnoc. III.) Qeigt er judex Ordinarius unb oefmt eigenes
yitäft niqt nur vx tanomf^en Si[itationen, su Gtrofgen^alt in ben Senbgerul^n, fB)t*
gerid^tsbarlett unb ftretiiger 3urisbittion (c. 1. 2. 3. 6. 7. 10. X. de off. arohidiac.
1, 23. — 0. 54. X. de electt. 1, 6. — c. 3. X. de poenis. 5, 37), fonbem aaif
10 3ur ißrfifung ber Orbinanben unb bcx 3m)eftitur ber Se^nbeten (o. 4. 7. 9. de off.
arehid.) unb ju geoilfen ißrofurotionen (c. 6. X. de cens. 3, 39). (Er bat bie (Ein«
unb 9lb[e^ung ber Slrd^ipresbqter ober Sluralbe^anten (c. 7 X. dt.), uno iibt feine
Sefugniffe ntd^t feiten no^ bur^ eigene, i^nen iibergeorbnete £>ffici(ue aus (c. ult. X
de operis novi nunc. 5, 23. — c. 3 de appell. in VI. 2, 15). Diefes ^obe, oon
IS ben StrAibialonen großenteils bur^ i^n 9{fldmatt an ben fi^ gleiAfalls oom Sifi^
emansipierenben Aoptteln erlangte SRag oon Selbftftfinbiglett UKir tm flbrigen fe naq
ber jxtrtifuloren Susbilbung, in oerf^iä>enen DiBcejen feqr oerf&ieben, unb bemgem&l
befagen bie Slrd^ipresb^ter, mieoobi nnmer Untergebene oer Slrqibidonen, bo^ relatb
balb größere, balb geringere 6elbft[tanbigleü
90 um \iä) bur^ bie SrAibidonen mAt aus i|rer 3urisbiItion ^erousbrfingen jn
laffen, oeranlabten bie SifqSfe teils mehrere Aot^ilienf^Iflffe, burA wdSjt u>etteren
arAibidonalengfortf^ritten gemehrt marb (Xour5l239: £Mid^l287; 9lain3l310tt.f.f.);
teils ftellten fie jur SBenoauung berienigen 3urisbiIttonsbefugniffe, mtlift [ie entiomr
no^ oe^aUen ^en, ober boA noq beanfprucbten, ben Sb^ibialonen eigene, lebiglü^
25 belegierte Seamte entgegen (SiRitte 13. 3#^^*) ' in Aonhirrenj mtt ben Sr^tbidonen
bie Officiales forand (erft im Lib. Sextus ift i^nen ein Xttel geoibmet, I. ou^
Devoti, Institt. canon. lib. 1, tit. 3), über betben aber, jur Senoaltung ber ^uris«
biltion jmetter 3njtan} unb juglei^ ber bif^öflid^en Sleferuatre^e bie ofüdales prin-
eipales unb bie Senerdottore. — 3nbem nun biefen bie 9b$ipresb9ter \i^ ebenf«
80 let^t mie ben Slrd^ibicdonen unterorbneten, entftanben eine SRenge partHuIorre^i^
SBerf^ieben^tten ber betreffenben SlompetensoerQfiltniffe, in mUft erft bas Xribenttnum
(Sess. 24, 0. 3. 12. 20; Sess. 25, c. 14 de reform.) einige SlusaleiAung brad^,
inbem es ben Slr^ibidonen ade (E^e« unb alle AriminaliurisbStton einffirafiemol entzog
unb ibr Sifttationsrei^t an biJd^öfliAe (Erlaubnis fnflpfte. Seitbem finb fie in oielen
86 Ü)i5cefen. befonbers ben beutf^en, aumoi^Iid^ untergegangen unb i^re ®efd^äfte ^ot ^tvd^
3utage bte Se^örbe bes (&eneraIoifariats, unter »elAem aisbann bie £anbbe^anten ober
(EQpriefter ^enfo fielen, wk ehemals unter ben md^ibialonen. 3n einigen beutf^n
X)iöcefen finb Slefte ber 3lr(^ibtalonatsoerfaffung bis mett in bas oorige 3^t^unbert
hinein lebenbig geblieben : an ber romifd^en Aurie ^at fid^ ber Slrd^ibialonus jum 5Utr«
40 binaI«(£ammerlengo, ber Aat^ebral^Slri^ipresb^ter 3um Aarbinal«93tlar entmidelt, mä^nb
an ben übriaen bif(^ofIid^en Aurien feinesglet^en bur^ bte 3Bei^bif(^ofe in ben $tnter'
grunb gefi^oben unb oon ber Zeitnahme an ben (&ef(^&ften ausgefqIo|fen finb.
3n oen beutfc^en eoangelifi^en fianbeshri^en lommt ber 9lame ber Dec^anten ju«
nieilen für Spejialfuperintenbenten, alfo im allgemeinen biefelbe 9Irt oon ®eip(^en,
45 n)ie bie Kuralbelane, oor. Der 9came 9lr(^ibiatonus hingegen ift mand^er Orten, be^
fonbers in Stabten, gebräu^Iii^, um Slang unb Aompetens ber fo benannten ißfaner
ju bejeid^nen. (SWeiet f) ahricblicTg.
ürc^ierend ift eine in ber gried^if^^ort^obosen Aird^e flbli^e Sesei^nung für bie
^o^ren ®eiftlid^en im Unterfd^iebe ju ben anberen oom ißresbqter ^rab.
60 hersag f.
8rt^tta)ienattnd (capellanus sacri palatii, oon ^incmar oon 9l^ims apocrisia-
rius genannt). — ^incmar, de online palatii c. 13. 16. 19. 20. 32; ^üttmann, (&t\^. b.
6tänbe, 6.85—89; Saif, 3)eutjc^c SBerfaffungSgefcfti^te 3, 516 fg., 4,415; öninncr, 3)cut{c^e
9ie(^t«gcf (^i(^tc 2. »b @. 116 ; ©«rbbcr, 3)cutfcftc 9ic(^t8gefd|i(ötc 138. 474 ; S3rcdlau, C^^nb^
55 bu(^ ber Urhinbenle^re 1. SBb 6. 295 ff.
91. ift bie Seseid^nung bes Hauptes ber gefamten in ber ^offapeüe oereinigten
^ofgeiftlic^Ieit, bem aud^ bte Sluffi^t über bie $offd^uIe unb feit fiubmig ben grtommen
ber ätortrag in allen auf (Seiftli^e bejfiglid^en ^ofgeri^tsfad^en übertragen ourbe, unb
bejfett j^ft ein(lugrei(^ Stellung mit ber eines erften Ober^ofprebigers ber glei(^«
Sttia AuUusmintfter ift, Deralic^n loerben lonn. 3m 3- 856 mürbe bem 3(r^ifaqpeIIan
e fieitung bei ^ofbinslet iiSertragen, bie bis ba^in unter ben SReromingem oon meß«
li^n 9{eferenbaren, unter ben Aarolingem oon einem cancellarius geleitet morben
nKtr. 3m 3- 870 muibt (ES. fiiut^ort oon SRainj mit biefer iombimerten Stellung g
betraut, filr beren 3n^aber [id^ ber Slame Srd^icancellarius einbürgerte, loeli^e unter
ben Ottonen enbgflitig mit bem mainsifAen Stuble oerbunben mürbe unb fid^ mc
9lei^SQ)firbe er^b. T>oä) führte feit 1044 ber &3bi|4of oon 9Raim nur noA ben Xitel
eines (Ei^binslers, mä^enb bos 9Imt bes Srjlopellans mieber 3U einem mirnid^en $of»
amte mürbe, an beffen Stelle feit bem 13. 3^r^. bas ber elemosynarii SHmofenier lo
trat. Die SBorftSnoe ber in ber Sfoljejeit errichteten befonberen Aanjieien ffir 3talien
(S8. 0. Aoln) unb Surgunb (SS. o. Xrier) ^oben ben Xitel eines Srjlopellans nie
geffl^ G. Sriebberg.
Sbn^tmoitbrit, = ägrcov rfjg udvögag, praefectus coenobii. Mavöga ($firbe)
Meljen bie Alofter^enoffenlc^aften, als befte^enb aus Sd^afen (Drifti, xax' iloTfjv. Der 15
Sbtme SbAimanbnt filr ben Sorfteber oon Alöftem lommt [(Qon feit bem 5. 3<^^^-
bei ben ^e^ifd^en CC^riften oor uno ift bei i^nen gebräud^li^eblieben. Do^ fanb
er au^ nn lai SIbenblanbe (Eingang, f. Du (Eanae s. y. 3m ^enb» unb im SRorgen»
lanbe mürbe er in alteren ^tMtxi jumeilen auf bie ^rSIaten überhaupt flbertragen.
@. Du CDange s. y. ^er^og f- 20
arf^t)iredb^ter f. Slrd^ibialonus S. 783, 12.
Kril^tteftttr, tirc^Hf^e f. Airi^enbau.
Sn^tHloefett, liri^li^es. Sitteratur: a) ^Ird^toe u. 9teotftraturen im allge«
meinen: Sacob 0. Stammingen, ^on b. 9iegiftratur u. f. m. ^eibelberg 1571 ; Balthasar BodI-
facins, De archivis Über siDgularis abgebrucft bei Joach. Job. Maderus, De Bibliothecis 25
alque Archivis, ^elm ftebt 1702 ; Jac. Wencker, Apparatus et instructus anchivorum ex usu
DOfltri temporis, ArgeDtorati, 171B; Jac. Wencker, Collecta archivi et cancellariae jura etc.
Aigentorati 1715; 3.@t. «ßüttcr, »on «rt^locn, ©öttingen 1753; 3flabt, «nleituna jur 9ie-
Siftratumtffenfci^Qft, gfi^anff. unb fieipj. 17G4; ^laht, (Erläuterung einiger in ber nnleit. jur
tegiftratunoiffenfc^aft befinblic^en Tabellen, 1765; ^loprotbr ®runbf&(e Don Einrichtung unb 30
Ermattung ber ©eriditS* unb anbcrer SRegiftraturen, ©ötiingen 1769; @pic6, SJon ^rd^iücu,
4&afle 1777; 53u(^t)orn, %vX, jum ^rojcgrcgiftraturioefen unb über bie 8?egiftraturen über«
^aupt, ^IRagbeburg 1781 ; (^üntl)er. Über bie Einrichtung ber ^au^tard^ioe befonberS in teut«
fd^en dteic^dlanben, ^Utenburg 1783; ginlernagel, ^anbbuc^ für ange^enbe ^(rc^ioare unb
^egtftratoren, 92örblingen 1800; Sad^mann, Über ^rc^iüe u. f. to., ^mberg unb ©uljbac^ 35
1801; 3of.ant.Cegg, 3been einer 3^eorie ber Ärt^iöttjiffenfc^aft, Qb^X^Oi 1804; (5. 3. Aulen*
tamp, ^erfu^ einer Einleitung jur jroecfmägtßen Slnorbnung unb Erhaltung ber ^mtd«,
Slcntere^, ©tabt», gfomilien*. ®erid|t<J* unb feircftenreporituren, 3Rarburg 1805; ©enfolbt,
Xie ßranfgetten ber ©taatdbel^örben unb if)re grünbl. Teilung ober 9legiftratur« unb Kr^iu«
wefcn u. f. 10., ^anou 1831 ; %x. Xa. Sronner, Einleitung Ärcftiüe unb SRegiftraturen nad) 40
leit^tfoglic^en ^runbfä^en einzurichten, Elarau 1882; ^öfcr, (Srl^arb unb oon Gebern, 3^^^'
fc^rift für Elrcftiofunbe u. f. ». ^axah. 1834—35; Srriebemann, Zi\\\^x. für bie Hrc^ioe
50eutfc^l., ^ambg. unb 6^ot|a 1846—53; El. Sinn^olb, ^er Elrd)it)ar unb bad Elrci^iomefen,
"^imar 1842; ^enlfc^rift über bie preug. ©taatdarc^ioe, nebft oergl. ißotijen über b. E(rd)iO'
toefen einiger frcmbcr 6taaten (Dr. 0. fiancijofle), ©erlin 1855 ; weubegger, ©efcft. ber bo^* 15
rif^en Elrd^ioe, ^ünc^en 1882; (S). $ol|inger, ^atec^idmud ber [Regiftratur u. Hrc^iofunbe,
]^eipZ. 1883; ^r. ^rif^, Einleitung ^ur Einrichtung u. gfülirung ber (&emeinbe«lRegiftraturen,
Stuttgart 1885; Ä. El. $. »url^arbt, ^anbbu* unb Elbreßbuc^i b. beutfcften Elrcftloe 2. Elufl.
iJeipä. 1887; ^. ©reSlau, Urfunbenlelire, Seipj. 1889, 53b I (Jap. V: 3>ie Elrcfiioe; Dr. 3of.
l'ampel, Qur Organifation ber öfterr. Elrc^ioe, i3fterr. Ungar. JReoue, 1890, IX. ©b @. 344 ff. ; 50
^ranj oon )Oö^er, Elrc^iotunbe, ^aberborn 1890; %x\), oon geifert, (Staatlichem Efrc^iotoefen,
©ien 1893; Elrc^ioalifcfte Seitfcftrift, ^erauSg. oon %. 0. fiö^er «b I— XIII, ^Küncften 1876
bis 1889, in neuer fjolge tjerauSgcgeben Oon Dr. ßubto. oon Slodinger. ©eitere ßitteratur
ift im Xej^t angeführt, b) Elrc^ioe u. 9iegiftraturen b. eoangel. %irci^e: 3'®«®4c^en*
bcrg. Über bie Elufbettja^runa ber Äirc^enbohimente, im E(lmanoJ^ für^reblger 1794 @. 58 ff. 55
unb 1795 @. 301 ff.; (Stephan ^nj^c, ißotroenbigfte unb befte Elufbe^a^rung ber ^farr*
fcftriflcn, 58. ©b be« 3ournal3 für «ßrebiger, ©äße 1812; 3. E. öogcl, Einleitung jur Ein»
ric^tung u. f^ü^rung ber @uperintenbentur*9iegiftraturen, ^otSbam 1814» Elbel, bie Einrieb*
tung einer ^farr * 9legiftratur, gieblerS ^aftoraljeitung für b. $roo. @ac^f., @ept. 1841;
^\% "öern. 3o^. @cl)mibt, Elnweifung jur jtoecfmäftigen Einrld^tung u. f. w. ber "^forr« n. «»
tteal'tfticoflopfibic fttr X^coloflic unb selr^c. S. 81. I. 5()
786 IMt^ttefm, tun^Iii^ei»
3upertulcitbentuv»^r4iue, £lucblinburg luib iBei^j. 1843; Sud^tualb in best IBeitr&gest |itr
fäd^f. ^ir^ngefc^. 6. $eft 1891 ; ®. $3. ^l^nert, ^raftüc^e ^inle )ur dinri^hmg einer
vßfarrreaiftratur, ^annot^er 1893 u. 1894; VIfr. ^(uge, ^ad ftird^en'Src^it). Anleitung )tt
einer planmäßigen unb pra!t. @inri$tung nnb Sü^ntna bedfelbcn, Sannen 1895; 9. ^ort*
5 \(fian^% 9(u8 ben $farrar(^it)en ber $rot). ©a^fen in %eue 9litt. bed t^üring.'fSdt^f. niter«
tumäüerein^ ju ©aUe a. 6. »b XVn @. 191—206 ; «. ©litfcft, «erf nc^ einer akf(J6i4te ber
^iftorifc^en ©ammlungen (^trd^it), S9ib(iot]^eI, (Skmftibefammlung) ber erüberrllnitSt, ^rm«
l^ul 1891; Lic. theol. Dr. med. Göttin: IBorrebe ju ben »Urfunben jur ®ef d^ic^tc {mgenotti*
fc^er ®emeinben Jn ^eutfc^Ianb", Gefd^icitdbl. bed ^ugenotten«$ereinS ße^nt IV, |^t 10
10 SRagbeb. 1895. Über bie Segrünbung unb »eitere dnttticflung bed r^einifc^cn !|$rouin|iaU
Iir(9enar(!^tüd uxaU bie Ser^anblungen ber VIIL rl^einifd^en ^ßrouin^ialf^nobe Dom 3^^
1853 unb fämtlic^er folgenben, mit vCudnal^me ber XXI. augerorbentl. ^rotiiniialf^nobe tion
3a^re 1892. Über bte %egrünbung beS $rot)in}iaIür(J^enard§it)d ber et^angel. ftir^e Sk{^«
falenS t)ergl. bie 9$erl^anblungen ber 20. n^eßf. ^roüin^ialf^nobe* beS Sa^red 1893; ftin^»
15 ard^iüe unb ^irci^enbibliot^elen in Württemberg, S^ttäbifd^e ^onit bed 8d6mftbif(^ 9Rer<
fur§ 2. «bt. I. ©latt iRr. 38 oom 15. JJebr. i896. ©eitere fiitteratur ift im 2ejt onaefü^rt.
c)$äpftlic6ed9(r(6it): ^infc^iud, l^irc^nrec^t I, 432 ff.; L.P.Gachaid, Lee ictSyeß du
Yatican, Bruxelles 1874; $. 91. ^vmiSi, Stuffd^Iüffe über bad päpftl. Hrc^iD, l^eroudgraeben
Don ®. @torm, aud bem Xänijd^en Don @. ßöioenfelb, IBerlin 1880; $. ®rifar, «ntiD
20 bed ^. @tu^Ii$, in We^erd unb Seited ^rd^enlej^Ion 8b I, 2. Hufl. 1882 ; De Bo», De
originei historia, indidbus Bcrinii et bibliothecae sedis apoetolicae, 9Som 1886; (Bottlob,
^ad Datifanifc^e Strc^iü, ^3(S^ VI, 171 ff.; 8. fiöwenfelb, ®efc^. bed |)äf)ftl. «r^it)« bi«
jum Saläre 1817; berfelbe: 3ur neueften (^efc^. bed ^äpftl. ^xd^., ^iftorifd^ed 2:af4enbu4,
berauSgcgeb. üon ®. aJlourenbec^er 6. fjolge 1886 u. 1887 ; ST. ?ie^)er, 8llömif(^e^«r(^iT)e,
25 SRC® für (^riftl. tlltertumäfunbe u. für Äircftengef d^. 1887 : t?. fflug!*©arttung, über «r-
d^iüe unb iRegifter ber $ö^fte, 3^ l^erau^eg. t)on D. »rieger XEI. IBb 1890. Sa^Ireidbe
meitere )Sitteratur fiel^e bei $. SSreglau, Urfunbenle]()re 1889.
Jßon ollen Swtmn bes Staats« unb (5emetnbebien[te$ ift leinet [o seiruttet ab
ber mi^tobtenft, für leinen gefc^ie^t |o loenig." Diefe JUage ergebt oer im 3a^
30 1892 oerftorbene langjS^rige 99or[tel^er ber baqerifd^en Slr^ioe, UnioerRtits « $tofe||or
Sronj oon £öber auf 6. 227 feiner im 3^^^^ 1^0 erf^ienenen Sb^ble^re, nw er
jualetd^ einen tm 3^^^ 1868 oon bem W^^ Sismard im norbbetitfAen Slei^^siag
iieti^anenen SusfpruA 5um 3^U0^n anruft. uRit bem lird^Ii^en SrAiootenft fteU es
einesmegs beffer. 9^ur menige Stimmen finb es, bie im Saufe bes legten 3#^'
85 l^unberts für bie ^ege unb ben Ausbau bes iird^Ii^en 9lrd^toQ)e[ens inner^Ib ber
eoangelift&en Aird^e Deutfd^Ianbs laut n)urben, aber fte alle (inb me^r ober roeniaer
barin eintg. ba| ber groge SBert unb bie Sebeutung, Q)el(^e bte ürd^HAen Slr^ioe |o<
mo^I für bte ^{ftorifd^e gforf(^ung als gans befonbers für bas tägli(^e C5e|4aftsleben ber
SeQörbe ^aben, ni^t genua erlannt unb gef^ä^t mvci.
40 (Einen feften (Srunb für bie Serbefferung bes Krd^Iid^en 9lr^ton)e|ens I^en ju
belfen, mxxi eine lo^nenbe Slufgabe fon^ol^I für bie äBinenfd^aft bes Atrc^nre^ts als
für einige SvotiQt ber t^eologif^en SBijfenfd^aft fein. 3Bas bts {e^t in ben meiften
fie^rbümem bes Atrd^enre(^ts über Slrdptoe aefd^rieben jte^t, ift geoö^nlti^ fe^ bürftig.
Die fie^rer ber tbeologifc^en Snqflopdbie uno ber praütfi^en Ideologie ^ben es bis^r
45 3um arögten S^eil unterlaffen, bie Aufgaben unb 9?efultate ber 9lrd^ioQ)iffenfd^aft unb ber
mit i^i oenoanbten 5BibliotbeIsn)i|[enf$aft in ben Areis il^rer Setrad^tungen ju sie^n.
Unter ben aßannem ber t^eologtfd^en 3Bijfen](^aft baben innerhalb ber legten 3^'
je^nte eigentlid^ nur bie Vertreter ber ^ijtorift^en Z^eologie 3. S. ^rofe^or (Eb. Srotle
tn § 8 feines ,,9Begn)eifers ^ur duellen« unb fiitteraturtunbe ber Atrd^engefd^id^te,
CO (gotpa 1890'S auf bie notmenbige Slufgabe ber Airt^e ^ingen^iefen, an ber $onb ber
Srrungenfd^aften ber allaemeinen 9lrd^ton)iffenfd^aft für etne forgföltige Sermaltung unb
(Erhaltung i^rer ar(^ioaIt[(^en S(^a^e einjutreten. 3n Sejug auf bie Slrt^ioalien ber
eoangel Aird^e bes Stbeinlanbs. auf beren Slrd^io loir unten befonbers ju fpreAen
lommen, ift jur Slusfüprung biefes Sebanlens oiel gefAe^en (ogl. ben infolge Sefc^p
üo ber XVII. r^ein. jSrooinjialfQnobe oeroffentli(^ten Aatalog bes 8lr(^ios). Das AonigL
Aonfiftorium ber ^rooinj Sad^fen fyd im 3(i^re 1883 über bie in ben Sp^oral«, $foR^
unb Aird^enard^ben befinblidben Airi^enbü^er, Urhinben unb SKten oon jefd^id^^
lidbem aBert »erid^te eingeforbert. 3n Saben ift man fleißig bei ber Slrbeit. Die
„5DKtteiIungen ber SBabifd^en ^ijtorifd^en Aommiffton" geben über bie bis^r geroonnenen
CO JRefuItate nähere 2luslut^. Diefe Aommiffton ^at u. a. bie aufgäbe, bie (5emeinbe=
u. lir^Ii^n SIräioe ^u burd^forfmen, 5U oronen unb 3U oerjetd^nen. UBurttemberg fyd
fi(^ bie babifd^e Qiftorifd^ Aommi|fion jum Sorbilb genommen. 9Bas bie A. 2Bürttem^
«ri^ttitoefeii, Hr^Ii^c» 787
betgtfcbe Aommiffion für fianbesaef^i^te feit bem 3a^re 1892 geleiftet, ift am 6AIug
bei „a3firttemberai[(^n 93ieitelia|^nefte fflr fianbesgej^i^e, 9leue grolge", ju finben.
3njiDif(fien fyd m S^toabil^n aRerbtt ein 6ad^oet|tfinbiger bie 8r<>^bening erboben
unb nfi^er beatfinbet, bag bie 9Bfirttembergi[i^e fianbesiit^e bie gfilrforge fflr i^r mi)u
oalien nid^t oem 6taate allein fiberlaffen ofirfe. Slu^ im Aönigrei^ Sad^fen fd^icft 5
man M m, bem Sorbilb Sabens unb äBfirttembergs ju folgen.
(E9 lann gar ni^t ausbleiben, baft bie oon ben CDef^id^tsforfAem oerfolaten Se«
ftrebungen jur Hebung ber in ben lirqlid^n Sr^toen oerborgenen 6^e auqi auf bie
pcoftifqe Ü^Ioaie um auf bie lir^enregtmentliqen unb f^nobalen Organe ber Stici^e
be^d^ienb eimomen mflffen. So ^tte fdjon im 3^^ 1863 in ber eoangel. Air(^en« 10
Rettung 6. 97—109 ein Slnon^mus in feinen ,,CDebanien Aber bie Sebeutung bes
ilinl^nbud^'' g^seigt, n>ie biefes mi^gjte Stfid aller Aird^en« unb ^fanard^ioe für
ben ^afior eine (Jfunbgrube 3ur (Erlenntnts bes gefd^id^tli^en, fohlen unb ^Suslid^en
£ebens feiner (Demeinbe werben lann. Die 20. loeftfälifc^e Jirooinjialfmtobe 00m
3a(re 1893 bot infotoe Eintrags bes Sonner ^rofeffors D. Seil betreffs Vorarbeiten 15
ju einer Hrqlid^n sfefi^reibung ber ißrooins SBeftfalen eine ftommiffion fflr Hrd^Iic^e
^eimatshinbe geoKi^It unb auf mntrag bes 6uperintenbenten Slelle bie SrrtAtung eines
^otnjial^Aird^enar^ios beJAIoffen. I)ie 7. Mflefifd^e ^rooinsialfnnobe 00m ^a^xt 1893
bat bem Serein fflr f^Iefifcpe Atr^engef^io^te b^onoers ^ur I)urd^ffi^ng ber oon
biefem Serein in Sngrtff genommenen 9iegtfter 5ur f^IefifAen Air^engefmic^te eine 20
einmalige Sei^ilfe oon 1000 SRarl beninigt. Die 7. orbentli^e ißrooinjiaif^nobe ber
^rooim SadMen 00m 3^^^ 1893 ^at infolge ber bur^ ben Superintenbent SRüIIer
in dam a/9u. aegebenen SInregung belAIoffen, bas A9mgl. ftonftiftorium ber ^rootnj
Sac^fen ju erfuAen, bejfiglid^ ber umfanenben Susnfi^ung ber in ben lir^I. 9Ir(^ioen
oor^nbenen lird^engefi^iqitliiQen 9la^ri^en, fou)ie ber Senu^ung. Unterftfl^ung unb 25
l^oerung ber bereite oorlanbenen biefem 3ioed bienenben Seranftaltungen, ber noAften
^rooinjialfqnobe eine befonbere Sorlage ju maAen. Die im 9looember 1895 in SBten
oerfammelte Sften. (ßeneralfquobe befdjlog auf Sinreguna ber (SefeHfäcrft fiu; (Sefi^id^te
bes ißroteftantismus in Öftenei^: ,,Die Sqnobe ^u^t ben Obemriqenrat, bie Sifi«
tatoren anjmoeifen. barauf i^r 9Iugenmert ju riAten, bog bie ^fanar^ioe aud^ rfldfic^t« 90
li^ ber älteren ^eitonbe in guter Orbnung unb lei^t benfigborem 3uftanbe fid^ befinben,
femer ba^in ju mtrien, bag in ben ^etSfttsitxiäjiltn ber $fanSmter aud^ Aber ben 3u«
Hanb bes betreffenben Sud^ios bejio. ber Siblio^el 9uslunft erteilt mirb". Dtefe
^nbeutungen mbgen genflgen um ju seigen, mie fe^r bie grrage nac^ ber SBedenerung
bes lir^Ii^en mqiou^efens in le^er 3^it in Qflug geraten ift unb mit nfi^Iu^ es 35
xoSre, n>enn bie (Eifena^r beutfd^e eoangelifd^e Airt^enlonferenj btefe grage auf i^re
Zagesorbnun^ fe^te.
Dag, iDte man junSi^ft bei ber fiberaus praftifd^en Sebeutung ber firi^Ii^en Sir-
c^toe, als 6ammelft&tten amtli(^er 6(^riHftfide, loeliqe beft&nbig Sutflldrung geben Aber
(Entfte^ung, !£Ratur unb Sebingung oon ^ed^ts« unb lir^Iicben Serpaitnijfen, oon (&e» 40
fe^en unb einjelnen 91nftalten, enoarten mü|te, bie SRfinner bes Airc^nregtments bisher
weniger als bie URfinner ber t^eoIogifAen SBiffenf^aft ffir bie pflege ber Slrd^ioe etn«
getreten finb, barf nid^t auffallen, ^aoen bod^ überall oa, 00 bie Serfaffung ber ftird^e
einen ftaatsIirAIid^en CE^arafter trägt, bie Staatsord^ioe bie u^id^tigeren lir^Iid^en Ib»
lunben unb mten aus älterer 3^it tn ]ii) aufgenommen. Unb bies ge[^b nid^t blog 45
in ber älteren 3^U, in melier 5. S. na^ ben „So^ungen fflr bie ^räpofiti oes gffirften«
tum Sommern 00m 26. SRärj 1621" bie Sifitationsalten ju ben Sitten, „u^eld^e in
ben Sfflrftlid^en Src^ioen oor^nben, gebrad^t unb beigelegt merben'' follen (URofer, Corp.
Jur. Evangel. II). 9lad^ einer am 30. Sept. 1769 ffir bas (Jfflrftentum Saireutb er«
laffenen Serorbnung follte eine ,.Defignation oon allen bei ben fianbes« unb Slmts« so
bouptmannfd^aften aud^ Superintenoenturen, Pfarreien unb Dialonaten u. f. m. befinblid^en
Originalurfunoen an ben ge^imen 9Ir(^ioarius Spieg 5U ^laffenburg eingef^ictt unb
basjenige, was er ^ieroon auf}eid^nen mvcbf 5um bafigen geheimen 9lr(^u) oerobfolgt
loerben'' (Spieg, Son Slr^ioen, $alle 1777, Sln^ang). Slu^ in ber erjten $älfte
unferes 3^^9unberts, als teils infolge ber politif&en Snteugeftaltung Deutfd^ianbs na^ 65
ben Srtei^itslriegen^ teils infolge bes neu enoaqenben Serftänbniffes fflr ^iftorifi^e
Stubien unb ber bte fiitteratur unb Aunft, {a faft bas ganje geiftige £eben jener 3cit
be^rrf^enben Strömung, bie mir 9?omantit ju nennen pflegen, bas Slri^iomefen eine
SBieberenoedung erlebte, als in ^reugen „aus oielen $unberten'', mie ber frfi^re
Direttor ber preug. Staatsard^ioe Dr. 0. fiancijolle in feiner Denlf(^rift 00m 3(^^i^ ^
50*
lH5d lagt, „mtOnäDL aus mdjn als 1000 pa Cabe bcs lö. 3fl|i^
iDcftnen Junboittii Me geidteleii mib ber SafboMlnuif »ot befubeaai
ItikiiinMiuebrai^ unb bcn neu gegtunbeten ynwwwjMlflu^iPCtt ibuvkfui vr
oemn jo^beu^ fin^Iid^ Ibbmben uiib ok^tioe nten ia bk flaaußdftm , .
£ fie fu^ Ins jtti je|t0m 3titnbe lux^ in guttr W^ bcfmben. lUb te0|bai bcfi^ bk
9legif&aturen Dtelei Supctintaibeiitiiieii uiib vfaneien ia bei 9RaiI imtAnüm wA
in anberen ^rooinjen Giengens noä^ otele abe loeitsone ^In^nwliea, bcsn aAnb
ofttr beiDfift, bog in ben oeiben elften 3a^i^nbeilen wu^ ber SefonutiiNi fir bk
(idfaüunq ber oic^tigeren Urbinben nnb Sben aaäf anf ficäßfyx Seile bcfübm
ifj Sorgfalt angeioenbet nrarbe. 3in ®ro6^er}ogtum 9Raflenbiirg'S4^Dcria fiiib w^ bei
Snaaben Dr, ^. 3tii^: „£k Aird^nbuid^ SRedfenburgs, S<^»erin 1895'* a«| ia
3a9re 1874 fömtlii^ altere bis 1750 abgefi^Ioffene JUn^eiwü^, ne^e bea $|ainiai
Srog^erio^Iic^n ^ßaixotuüs g^oren, an bas Staatson^iv aboeliefert, aab onA auni^e
ritterft^aftlul^ Airc^npatrone paben }iir Sinlieferung i^ 3u^i>"i°i"8 sm^ooL 3i
u SBfirttemberg tft infolge (Erlag b. 9Rin. bes 3nnem oom 24. 3<n<- 1^77 anf bk 6e«
meinbe unb Stiftsoermltungen ba^ emgemirtt wtjifbtn, aus i^ren ar^ioen ^agoHeit«
urfunben unb (ol^e Stfide, bie für fk nvSfi mel^ oon piattiK^ ®ebiau^ bogegen
in ge(c^i(^Ii(^ ober anberer ^inft^ oon einer gemiffen Sd)eutung ftabp an gts
Stootsorc^io abzutreten. „SejügliQ ber WmSmda fyd bas bifi^dflii^ Orbiaoiiat 1881
30 unb bas eoangel jtonfiftorium 1885 ben SBünj^en ber AönigL Sr^iobirettioa bereit»
n)illiges Cntg^enlommen gejeigt, unb ouÄen tnfolgebeffen oon ben eoangelif^^ ftfiir«
rekn faft burc^ous, oon ben bä^Iif^n }u einem gp^n !i:eik Serseic^niRe t^er9n^<
oaUen ongelegt^ aus mefaben bk Sr^iosbirdtion jene Dofumenk bejeUtaen brnnte,
nielc^e fie für i^e Sammuingen ju enoerben nmnjc^ Son ben ioqolqc^n ^^fon>
25 Smtem ^aoen ft^ einioe gegen eine foIAe XUretuna entf^kben ausgefpnAen'' (^^eit
€. 27). 3e^ tft in 9Bfirttemberg bur^ ben mi^en (Erlag bes (hräigelif^n Bfo^
bus betreffenb bk 9{egtftraturen ber Detanatomter unb ^[{farramter oom 21. SZoo. 1893
oorgefc^eben morben: „3^ einer etom beabti^tigkn Susfd^ibung oicUiger fffien bes
^fonontts . . . ift juoor bie (gend^migung oes iton|iftoriums entju^ien.''
90 9Ber auf bk Setfaffungsgef^i^ ber eoangelifc^n fianbesKrc^ Deuth^Ianbs
blidt, witi es erllärliA finben, oag einjelne ftffirtifAe 9r^ioe unb bk gfamilienor^ke
ber alten 9(beIsgeUIe(Qter okk oertooUe fir^Ii^ Sbc^ioalien oufbetoa^n. €o liigen
}. S. in bem o. Suoenskben|d^en Sfamilienard^io }u Crxieben wiij^t Sßkn über bie
(Einfü^ng ber ftonlorbtenformel im äRagbeburgifd^en. Slnberes ar^ioalifc^ 9RateriaI
86 fyii fi^ in ben Air^enbibliot^kn angefommelt, bas man ni^t in i^nen, fonbem in
ben 9lr(^ioen Jud^t. 9loä) anbete auger|t u)i^tige 9lrd^ioakn finb in ^rioatbefi^ übei^
gegangen (ogl 3. 5B. D. O. SRejer, Sum Aird^enre^t bes 9{eformatton$ia^bunberts
1891 6. 33). Dag fold^e 3u{tänbe emgetrekn |inb, fyd bk mangel^te^ bie firi^L
Slr^ioe betreffenbe Sefe^gebung mit oerfquibet. Diefe ^at in frü^rer 3ett über^aiqyt
40 ben SlrAioen toenig Slufmerffamkit ^ejetgt. 3n ben preugifd^en (gefe^en gef^ie^t na(^
oon fiöpers Unterführungen bes Slr^tos 5um er[tenmal im ^a^xt 1613 (Enoö^nung unb
erft im 3^^^^ 1751 erjc^eint ber Xitel ,,9lrd^ioanus''. SBie n^enig fru^tbar ober au(^
bas oerfloffene 3^^^^^^^^^^ in mand^en (Gebieten bes eoangelifd^en 3)eutf^lanbs inSe»
3ug auf ben Slusbau bes lirc^Iid^en 9lr^iore(^ts toar, jeigt bie Selanntmac^ung, be^
46 treffenb bie Orbnung ber ^fanard^ioe in bem Aird^Iid^en ®e|e^» unb Serorbnungsblaü
für ben Slmisbesirl bes ilonial eoangel.^ut^erifd^en ftonfiftoriums inftiel oom 31. Ott.
1892 S. 117—120, in meiner „bie no(^ je^t in (Beltung befinbli^en Serfüaungen
bes (Sottorfer Oberfonfiftoriums oom 31. 9lug. 1802 unb bes (Slüdftabter Oberiom
fiftoriums oom 2. Sejrt. 1802 ... mit SRüdfi^t auf bie inätDifd^en eingetretenen oer-
60 önberten Ser^öltniffe in einjelnen 6tüden ergänst bejio. abgeanbert merben". Da
Unorbnung unb mangelhafter 3uftanb ber lirqlicQen m^ioe unb 9{egiftraturen eine
Aranf^it am augeren £eibe ber ftird^e ijt, mel(^e oft bie grogten Slac^teik für
bie Setoo^rung bos 9?e(bts unb für ben amtli^en (&ef(^aft5gang mit fi^ bringt, fo ift
ni^t überall toie in Gd^lestoig^^olftein eine fo groge $au|e in ber S^^il^ung bes
ö5 fir^Hc^en SlräioreAts eingetreten. SBos mar ober, menn mir 3. S. auf bie eoangelifc^e
£anbeslirdbe ber älteren preugifd^en ^rooinsen bliden, oon ben nad^ ben Sftei^eitsm^en
für jebe ^rooins eingeriAteten 5lon|tftorien 3U enoarten? 9Bar boc^ bie Slufgabe biefer
mit fc^toad^en Aröften uno SRitteln ausgeftatteten Se^örben nad^ ber 3n|truftion oom
3a^re 1817 lange Stii allein barauf bef^ranft, in rein geiftli(^er unb mtjfenfc^aftli^
eo ^iufi(^t bie allgemeine £eitung bes eoangelifd^en Air^moefens unb ber S^ulangelegen^
Sn^tnioefett, hx^liitt» 789
? leiten in ber ^ij^roDtns m beforgen. Unb als bie Zaf)x^ lamen, in tocld^en ber eoange-
if^en Aird^e eine feMftanbioe 93erfaffunQ gegeben iDurbe, braute bie (Einffij^runQ biejer
SJerfaffung unb bie auf ©runb unb info^e btefer Serfoffung eingetretene fird^li^e (ße*
[e^gebung, oeld^e bisher nod^ in leiner Spod^e ber neueren Aird^engefc^i^te, bie 9{e«
formotionsjett ausgenommen, einen Jo arogen Umfang eingenommen fyit eine fol^e 5
9[rbeitsla[t mit {id^, ^L^^^ ^^^ mä)vmt\tn getoibmete lird^enregimentlid^e fjfurforge
bis^ ouf bas Ileinfte mak befd^rSnft bleiben muMe. WIein geraoe biefe neuere lirq»
li^ (Sef^ebung^ bie teiuoeife fioslöfung ber Jurc^e 00m Qtaatt ber oielfad^ einge«
getretene ^e^fel tn ben Aompetenjoer^SItniffen "fyA bie früheren Xegiftratureinri^tungen
ber jlird^e in i^ren (Srunboeften erjAfittert unb SInforberungen an biefelben ^eroor- 10
gerufen, u^eld^e bie gftage na^ ber 9leugeftaltung bes lird^Ii^en 9lrd^io« unbÜRegiftratur»
loefens als nohoenbige gfolae nad^ fid^ gesogen fyd. Daju lommt. ba| bas lirAIi^e
Selbftgeffi^I, {e me^r es erftarft, immer bringender Jorbem oirb, bog bie urfunblit^en
Quellen für \m 9{ed^t unb filr bie (Sefd^idUe ber Jttr^e einerfeits beffer oenoa^rt unb
|ugängli4er gemalt u)erben, anbererfeits nid^t o^ne u^eiteres ^Snben anoertraut u^erben, 15
über rnüäft bie JtuAe nid^t gebieten lann.
9BeId^ ein treffiic^s Sorbilb giebt bo^ bierin bie Srflber<llnitat. 6ie beroa^rt
tro^ aller Stfirme uno Verfolgungen in i^rem Slrc^io 7 Sänbe gefcbid^tli^er Dolumente
aus bem 14. unb 15. 3<^^^^» unter anberem oud^ ben Sriefroecmel ber Srfiber mit
oerf^iebenen 9{eformatoren (f. Sl. ®Iitf4 >i3}erfud^ einer C&efd^iqte ber ^iftorif(^en 20
Sammlungen ber 93rfiber«llnitat"). 3n ben 3a^ren 1888 unb 1889 n)urbe für bas
Src^io ein oor gfeuersgefa^r gefc^fi^tes (Sebäube in ^erm^ut enic^tet unb ein Xeil bes
Saulopitols, 32000 SJcarl, bur^ freiwillige Seiträge aufgebraßt.
weil in ber eoangelifc^n 5tird^e bes Xbeinlanbs bas Kr^Iiße 6eIbftgeffi^I fd^on
lange froftig vdox^ fo ipf au^ bort ben lirc^IiAen Slrd^ioen Inid^t blog grone Seaßtung 25
Sef^ntt Q)orben, fonbem bie infolae eines u}roponenbums bes AonigL >ton(iftoriums
er 9{^einprooin3 oon ber 8. r^tnifd^en ^rootnjialfpnobe bes 3<^^ 13^3 emftimmig
befßlolfene Snlegung eines ^rooinjial'jlirßen^md^ios unb bie bei ber Slusge|taltung
biefes mid^tigen 9r$ios in ben oerflonenen 42 3^^^^^ gemaßten CErfaj^rungen finb für
bas übrige eoangelifße Deutfßlanb fe^r le^neiß unb 3um 3^eil oorbilbliß geworben, so
Das ^auptoerbienjt bei ber Sinrißtung bes legieren ^otte ber befonbers burß feine
„(ßefßißte bes ßnftlißen £ebens in ber r^ein.'roejtf. 5tirße'' belonnt geroorbene unb am
13. De5. 1857 oerftorbene D. Maximilian ©oebel. (Er roar ber erfte Slrßioar bes
Srßios unb ^at ben bebeutenben C&runbftod besfelben (elber georbnet. Unter 3^1^^^
mun^ bes ^räfibiums bes r^einifßen AonKftoriums legte er oem Slrßfo ben auf bie ss
gefßtßtlißen unb lonfeffionellen Ser^Itniffe gejjrfinbeten (Einteilungsplan ju C&runbe,
meißen ^rofeffor Dr. 3<^obfon in [einer ,,®efßtßte ber Quellen bes eoangel. Ahrßen«
reßts ber ^rooinsen iR^inlanb unb äßeftfalen, Königsberg 1844" befolgt ^t. Sine
nißt geringe Slnja^I roertooller Slrßioalien unb Sfißer ift burß (&efßenl in ben Seji^
bes mßios gelommen. Dos 3ntereffe für basfelbe ift in ber ^rooinjialgemeinbe be» 40
ftanbig geroaßfen unb bie Senu^nng bes Slrßios unb ber Sibliot^el fyd befonbers
naß erfolgter 93er&ffentli(^ung bes jtotalogs sugenommen.
Das r^einifße ^rootn^iaI<6QnobaI«fttrßenarßio ^ot yooox auß ältere Slrßioalien
ber epangelifß^ui^erifßen Airßen oon 3üliß» Cleoe, Serg, SRarf unb 9{aoensberg in
fiß aufnehmen bürfen, biefe finb jeboß oiel geringer als bie alten nieben^einifßen ^
Älaffifal*, ?Propin5ial« unb (Beneral^S^nobalsSlften, roelße mit einem ^ergamentbanb
beginnen, ber bie 9ßten ber (Embner Sqnobe bes ^a^res 1581 unb ber 9lationalfqnobe
bes3ö^tes 1578 entl^lt. Dies beutet barauf ^in, baß iene reformierten Jlieberlänber,
mel^e als (Jflfißtlinge oor ber Serfol^una ber Spanier aus ben 9lieberlanben naß bem
W^inlanb geflogen ©aren, jugleiß mit i$rer presb^teralen (Bemeinbeorbnung unb i^rem w
S^nobaboefen auß bie Pflege ber firßlißen 9Irßipe noß Deutfßlanb oerpffanjt ^aben.
Seitbem bie auf ber erften Jlationalfgnobe ber reformierten Ährße oon Jyranfreiß
in $aris im 3^^^^ 1^^9 aufgefteKte 5tirßenorbnuna (Discipline des ^^lises r^for-
m^es de France) im ?l. 33 oes V. Aap. (oon oen ^Presb^terien) beftimmt batte,
bafe in jeber Äirße alle mertofirbigen, bie SReligion ange^enben Saßen aufeujeißnen, w
in jeber ilreisf^nobe ber Stoff burß einen 5}aftor ju fammeln, aus jeber ijjrooinsial«
fonobe bas bort (Befammelte an bie 9lational|qnobe 3U bringen fei, unb bie 9lational«
fqnobe oon £oubun 1659 bie allerforgfältigfte Seaßtung bes 91. 33 00m V. Aap. ber
Discipline em^^o^len unb beftimmt ^atte, es foll eine (&e|ßißtsIommiffion für bie
Areisf^nobe, eine für bie ^rooinsialfqnobe unb eine für bte S^otionalfqnobe beftellt ^o
790 an^äfloefett, firt^Iti^
iDerben, aui) bic Slnlegung oon ißaftoral« unb ißresbntcrial * Stbliot^Ien enqyfo^kn
fyiüt (ogl. ZoIIin, Sonebe ju ben Url. 3. (BeJ^. Quo. (Sem. in Deutf^Ianb S.4), ^
meiftenteils bo, ido bie Siteftenoerfaffuna mq ber 3bee Sabins i^n Sinjug |tett,
bos Itrd^Iid^e Slrd^ioioefen eine ^flegeftätte gefunben.
5 3n grranhet^, ido feit ben Zagen ber großen Sleoolution in Sejug auf bos nr^io«
iDefen bas lonfequent bur^effl^ite Softem ftaatli^et Sentralifation ^txtiäA, wvt es
Don £o^er in [einer Sbd^iole^te au^ für DeutfAIonb anftrebt, unb au^ ote Sb^ioe
oon Aörperfd^aften unb C&emeinben^ oon $umanttdts« unb SBo^It^fitiglettsanfialten in
einer gen)iffen ftaaatli^n Slb^Sngtgleit fte^n, fyd bie im ^^t 1852 begriinbete
10 Soci^tö pour rhistoire du Protestantisme frangais bur^ il^e 44 SSnbe Sulktin,
bur(^ ihre ^ei Xage in jeber SBo^e gedffnete rei^e Sibliot^I auf ber Place Ven-
döme m $Qris u. f. m. für bie Sr^ming unb Dur^orfd^ung ber lir^Iid^n fbrifu
oalien oiel geleiftet ,,6ie fte^t ni^t blog mit ben Staatsard^&en oon S^mbei^ in
amtltd^er Serbinbung unb Slustauf^, fonbem aud^ mit ben StaatsorAioen bes ^ag,
isbem Record Office unb bem British Museum in fionbon, ben Sibliot^Ien oon
®enf unb ber fibrigen QäjßODeh, ben Sb^ioen oon ^etersbura, Stod^olm, itqieti^agen,
Q)ie oon Serlin, Dresben, Aaftel, Stuttaart unb mo es fonft knibf^riftlid^ unb ge«
brucfte Sd^ä^e giebt" (34)nin: Des beutfi^. $ugenotten«93erein9 Sßürbtgung u. f. w. in
ber 3eitfarift : „Die frans. Äolonie" 1895).
20 3n $oIIanb fyd 1878 bie u^aQonifc^e (Beneralf^nobe eine Commisson de THi-
stoire et de la Biblioth^ue des ^glises wallonnes eingefe^t. Das oon biefer eim
lugreid^en ftommiffion herausgegebene SuHetin erMeint im dciaa, mo auäf ber Sor*
i^enbe berfelben, oer $a|tor S. Sourlier, feinen äBo^nfi^ ^. Der Sibliot^dor unb
iud^ioar biefer Aommiffu)n ift ber Direltor b^ Unioerfhötsbibliot^I 3U £eiben,
25 Dr. SB. 91. ou 9{ieu. Die im 3a^re 1852 begriinbete Bibliothdque Wallonne, mel^
auäf oiele lirc^Iid^e Srd^foalien in fi^ aufgenommen fyd, mk aus bem im 3<^ 1^75
oeroffentli^ten Aatalog unb aus ben bebeutenben 6^n)Iementen ju biefem Aatolog }tt
erfe^en ift, befinbet fi^ in £eiben. Die nieberl&nbitee reformierte Air^e fyd jm
letne bcfonbere (Befd^id^tslommiffion. 3^r Slr^iomefen ift aber burd^ gute Seftimmunaen
soaeorbnet. ^tit ißrootnj fyd üfytt lird^Iic^n ißrooinjialard^ioe uno jebe Alaffe ooer
Unterabteilung ber ißrooinj fyä i^r Sr^io. Das SrcQio ber (5efamt!irc^ befinbet fii^
in ber äBil^eimsIir^e im $aag. Der Aatalog ift oeröffentlid^t (Catalogus van het
oud Synodal Archief, bewerkt door H. Q. Janssen. Met de Indices der oude
Provinciale Kerkelijke Archieven, s'Gravenhage 1878, 196 S.). Durc^ bie aU-
36 gemeine S^nobe bes Zcifjxt^ 1884 (Handelingen, bl. 70, 71) ift ein „Reglement
op de bewaring en het gebruik van het oud-archief der Nederlandsche Her-
vormde Kerk" feftgefe^t roorben, bas burd^ bie „Algemeene Synodale Commissie
der Nederlandsche Hervormde Kerk" (Voorburg 23. gebr. 1885 3lr. 67) für
weitere ilreifc oeröffentlid^t roorben ift. — (Ebenfo roirb oon ber „Assembly" ber
40 ^resb^terianer S^ttlanbs bas 9r(^iou)efen nid^t aus bem Slu^e gelaffen.
3n ber Sd^roeij ift bas Krd^Iid^e Slr^toroefen fe^r mannt^faUig georbnet, ba in
ben etnselnen ftantonen bie Selbftftänbigleit ber ftir^e me^r, tn ben anbem roeniger
äberu)iegt. Sin SBerl, meld^es über bas Krd^U^e 9lr^iou>efen ber S^roei) eine Über»
fi^t giebt, ift no^ ni^t oor^nben. Ober f^roei^erifd^es Slr^ioroefen übe^ujit ift in
46 erfter fiinie 3U oerglei^en : „3noentare fd^roeiserifi^er Slrd^ioe, herausgegeben auf 9)er>
anlaffung ber allgemeinen gef^i^tsforf^nben (gefellfd^oft ber Sd^roetj, I. Üeil üBem
1895" oDirb fortgefej^t). SBir mäffen uns ^ier oes 9{aumes roegen begnfigen, einen
Überblia über bas lir^Iid^e SlrAioroefen bes ftantons 93afel»6tabt unb bes Jlantons
3:^uraau 5U geben, unb mögen oieje beiben 5tantone für bie übrigen als tqpif^e gelten.
60 Dos 25afeler ftirAenard^io jerfallt tn mti Ztik. a) Das neuere laufenbe Slrc^io beim
ftiri^enrat ityo. vlntiftes. b) Dos olte Aird^enard^io, roeld^es fett 1885 anlaglid^ ber
Sefeitigung bes ftapitel^aufes, in roeld^em biefes 9lr^io frü^ unter 33eru)altung bes
^[ntiftes aufbetoQ^rt geioefen roar, in feparater Slufftellung als ürd^Ii^ (Eigentum im
Staatsar^to ntebergelegt ift. Das oon bem Sajeler Staatsard^ioar 9{. SBadernagel
66 herausgegebene „Snoentar bes Staatsart^tos bes Aantons 5Bafel»6tabt" (Separat^
9Ibbrud aus bem Slnjetger für f^toeiserifd^e Gef^i^te Sofel 1892) giebt 6. 30 nähere
31uslunft über ben Sn^alt oes alten Airqenarc^ios. 3n ber 9{eformationsorbnung ift
feinerlet Slntoetfung über bie Slnlegung eines Slrd^ios gegeben. Diefe beruht auf ber
Snitiatioc einselner 2lntiftes, befonbers bes Slntiftes ©emier im 17. 3^^^^^.; oon bem
60 eine o)ertooIle Slftenfammlnng 3ur Sofeler ftird^engef^id^te oorliegt. ^inftd^tli^ bes
fbtiiit^wt\tn, KxitRifi» 791
itr^Ii^n Sr^iDioefcns in Safel befielt oIs etnRtae Sorf^ift bte oom ittrd^niat am
27. Sefo. 1884 (efd^Ioffene Orimuna betreffenb Pptung ber Jtm^nbu^. Die 5tir^n«
bfi^c loerben bei ben einzelnen ^fanftellen oenoa^. jebo^ nur bieienigen ber legten
60—70 3Q^e. Die filteren [inb tm är^io. 6ie beginnen gröj^nteite mit bem 3<^^
ber Sleformotion 1529. Safel befa]} febo^ no^ ein fitteies ftir^nbu^, bosjenige oon 5
St XQeobor, beginnenb circa 1490 unb ^ierburc^ ein Unicum. Diefes Su^ mürbe
eboA oor etnm 40 ^dfyctn bur^ Veruntreuung aus Safel entfernt unb befiitbet fi^
e^ tm britif^en aRufeum in £onbon.
Der ftanton Z^urgau ift eine e^emalbe eibgenSffif^ Sooiei, loeU^e oon fieben
eibaen3ffif<^en Stinben, barunter au^ 3^^f ifS^^ mürbe. Son 3^4 ^us tourben lo
in ben erften 3^^nberten no^ ber mformation bie Pfarreien ber reformierten (Se^
meinben bes 2^urgau9 befe^ unb liegen bes^ bie totqtigften HrAIid^en ^r^ioalien
iener S^it im Aontonsor^io ju 30^4 ^^ 3<^^ 1798 oermanbette bie 9leooIution
oie ganje S^oei} in einen Sin^itsftaat naq |ran}5fi|4em SRufter. 3n bie[er 3^tt
(1798—1803), in meiner au^ bie fir^Ii^en Dtnge oom Sentrum (Xorau) aus oer« 15
maltet mürben, finb bie allgemeinen Ihäjiüäftn Slr^^iodten im ^loetif^n ^rdbio, bas
fe^ im SunbesorAio in Sem liegt, niedergelegt morben (ogl. Dr. Stridler, ^tten ber
^eloetii 5 Sbe, 4'). 6eit 1803 biQ>et ber 3|uraau ein jeIb|tftfinbigesJtoatH^ese5ebiIbe
mie anbere Aantone. Die oberfte eoangelif^e ftir^enb^örbe i(t ber jtird^nrot. Diefer
fyd ein eigenes Slr^io, bas im Jlantonsori^io untergeoraAt tft unb jeberjeit entf(mit 20
merben lann, menn es ber Air^enrat oerlangt, mie es au(9 frü^ niAt in Srauenfelb
lag. Die Io!aIen Sßten ber Pfarreien [inb in ben Zafyctn mit 1860 mfolge Anregung
b«5 t^urg.'^ift Seretns regiftnert.
SBas bie HrAioe ber anglifanif^n 5tir^e betrifft, fo f)at bie im 3^ 1B69 oon
ber ilbnigin eingefe^e unb mit reuten (5elbant ausgerottete „Historical Manuscripts 25
Commission'', oeren ^ublüationen ben Xitel ffi^en: „Reports of the Historical
Manuscripts Ck>niinission'' bis {e^ j^on fe^ oiel au^ für bie Durdforl^ung ber
9rc^ ber Established Ghurch geletftet (nn englif^er gfreunb, UM^er bei ben
arbeiten biefer Aommiffion beteiligt ift, [^idte folaenben äbeAIid Aber bas «r^io^
mefen ber Etablished Ghurch : „bie Uriunben uno Sßtcn, na^ benen Sie [t^ er« so
lunbigen, finb in ber 9legel in ben DiScefan« unb ^c^ibialonatsregiftraturen ju finben.
Diejenigen, bie ben itatfebralen geboren, finb unter Huffi^t bes SefretSrs bes Dom«
!apitels geitellt. (Einige berfelben (inb unterfuc^t morben unb ift Aber biefeKen ber
Historical Manuscripts Commission Sericqt erftattet morben. 9loäf anbere merben
jettt burAforf^: 9BeKminfter«Slbtei hn 3a^e 1878; (Eanterbur9 1876 unb 1883 unb 85
eine no^ genauere Dun^orf^ung ift Je^t hn C5ange; fiambetb ißalace urA ttr^i«
biaconat oon Santerburq 1877 ; 6t. $auls 1883 : (Ein, (Sloucefter, £incoIn. $eter«
borougb unb Sout^meH 1881 ; 9Borcefter unb £t^elb 1895. ilurge 9h)tQen oon
allen finb im „Report of the old Record Commission'' herausgegeben 1800
e. 332—347 m finben. Son bif^bflu^en &^ben fyd bie Historical Manuscripts 40
Commission bis je^ nur biejenigen oon Dublin unb Offorq be^anbelL 9Bas bie
Catforber Diocefe betrifft, fo merben bie Slr^ioalien berfelben in einem befonberen C5e«
böube aufbema^, meic^s in ber 3^^ ^^^ Sif^ofs Sßilberforce in 6t. (Siles Steeet
ju Oxforb erbaut morben ift. Die aUen Urhinben unb SCften bes Slr^ibialonots mürben
oor ungeffi^ 25 3<^^n in ber Sobleiana ju Dxforb niebergeleg^. Die Urhtnben 45
aus ber 3<^it oor 1540 finb in £incoIn an berfelben Stelle niebergelegt, mo bie ^t^u
oalien ber Diöcefe au^ema^rt merben unb jmar (mos geaenn)Srt(g meiftens ber ^aU
ift) in oorsügli^er Orbnung in bem 5um alten ^doft ge^enben Xurm. Das
ältefte in ber ndrblic^n ^rooim oor^anbene 5tirAenregiRer ift bas bes CErgbifd^ofs ffiraq
3U ^or!, bas 1225 anhebt uno oon bem Domherrn 3ames Kaine fibr bie Surtees m>
Society (Sb 56 1872) ^rausgegeben ift. Die 9lei^nfoIge ber ^orler AirAenreaifter
ift oollftanbig oon (Erjbif^of (Sro^ bis Srgbif^of 3RacIagan (1891) aujjer einer fifide
oon 10 3^^^n nac^ ®rans Üobe. Ss f^lieM auA bie (Sef^ofte sede vacante na^
bem kleben jebes (Erjbifc^ofs ein. Das altefte itirc^enregifter oon Dur^am ift bas»
jenige Sif^of Seüames (1311—1316) herausgegeben als „Registrum Palatinum 66
Dunelmense" oon 3- 3). $arbn 1873 (Rolls Series). Äuge Semerhingen Aber bie
^orfer bif^flit^en ^egifter gteot 9laines in ben „Historical Papers and Letters
f rom the Northern Registers" 1873 (Rolls Series). Die Slr^toalien ber ilonoolation
(^rooinjialfqnobe) ber nörbli^en ^rooinj befinben ji^ in ber Dtocefanregiftratur ju ^orl,
biejenigen ber Convocation of Canterbury finb in fiambet^. (Eine änja^l ber legieren finb «0
792 On^lorfett, Kn^Hi^ci»
oeröffentli^t in ^pWilkins's Goncilia, 4 yoL fol., London 1737'', alle neueren bagegen in
bem r^Chronide of Gonvocation". — ^,Do man in leMer 3^it bie 9Bo|fnt^nntna ^«
mac^t fyä, bog in Seiten, too ber Unteri^teb s^ifc^n amfu^n unb nu^t onttli^n Sqnft«
ftüden noi) ni^t fo Qai mie ^ute feftoeftelU mar, oiele ber erfteren in $rioai^nben
5 blieben, [o mürbe in bem britif^en URufeum eine eigene SQrtetlung „GoUections of
State Papers and Historioal Documents" gef^affen, mo berlei $apiere, bie bur^
Serm&c^tnisi. Gef^en! ober 5tauf enoorben morben, in bauembe Serm^mna bmmen
unb genau latalo^ifiert merben" (geifert 6. 6). Sefonbere Sea^ng oerbienen ou^
bie Slrbeiten ber tm 3^^ 1B86 b^grünbeten „Huguenot Society of London'', loe^e
10 neben ben Proceedin^s groge QuortbSnbe ^erausaiebt, bie meift 5tirAenregt{ier brifmen
(pgl.^XoIIin in bem cttierten Sluffa^ in ber S^^^^-' y^i^ franj. Aoumie", in wtU^
eine überfiel ber in Deut[^Ianb menig belannten ^ublüotionen ber Huguenot Society
of London gegeben mirb). SBeil in (Englanb ber 5tir^ fiberla|fen bleibt, idos ha
5tir^e gehört, jo befte^t bas „Public Record Office" in fionbon nur ffir bie unmttiel*
16 boren (otaatsarten uub Urhinben.
äBerfen mir noA einen lurjen Slid no^ bem 9lorben (Europas, [o ift loeber in
Danemar! no^ auf oer flanbinaoifc^en $albin[el bas fir^Ii^e Hi^iomefen oon bem
[taatli^en [treng getrennt Die 8 Sistflmer (6tifter) Dfinemarls Ratten jmar in oor«
reformatorit^er 3^^ ^^ eigenen Sbn^ioe, bie fogenannten StiftsHften, ber 3n^It ber*
20 jelben blieb aber Jpoter nur jum geringen Zeil in ben Rauben oer eoon^elif^n Si|A9fe.
^us ben legten Ütegierunasja^en (£]^ftian$ IV. rfi^en oerf^iebene mt^tige, bos nr^
lic^e SlrAiomefen betreffenoe Seftimmungen ber, mel^e in bem C5e[e^buq S^riftions Y.
oom 3a$re 1863 (,;Danske Low") mteberQoIt |inb. 9la^bem im 3a^ 1883 ber
^eroonaaenbe ^iftonler 91. D. SBi^^nfen an bte 6pi^e bes bSnifqen %N!^iDmefens
25 geftellt i|t, ^at basfelbe er^Ii^e ^ortf^ritte gemalt. (Ein (5ejet| oom 3a|rre 1883
9at bie (Einri^tung oon brei bem 9lei^9arAbar unterfte^nben mooinjialanl^ioen an«
Seorbnet (in Aopenpagen, £)benfe unbStborg), mel^e befttmmt fino, na^ unb naä alle
(r^ioalien ber aouen unb geiftli^n S^Srben, bie ber SRinifterien unb fibrigen
(Eentralbe^örben ausgenommen, aufjunebmen. Seit bem 3<^ 1886 erf^int in jebem
80 britten 3a^r ein Sanb SRitteilungen Ober bie 9BirI|am!eit unb bie ilbrtgen Ser^Unifje
ber Slr^ioe unter bem Xitel: „Meddedelser fra det Kongelige Oehejmearkiy (^
det dermed forenede Kongerigets Arkiv."
Slu^ für bas ftaatli^e unb m^Iic^e Slr^iomefen Sc^mebens ift bie le^te 3^^ eine
3ett ber SBieberermedung. Dur^ bie Igl. Serorbnung oom 26. OH. 1883 ift eine
85 genaue in pei (Exemplaren abjufaffenbe Serseic^nung unb forgfältige Pflege ber Iir^<
li^en Slrc^toalien oorgefc^rieben. (Eine befonbere, behufs Serbefferung bes Sr^iomefens
eingefe^te 5tommiffion ^at mid^tige 9leformoorf^Iäge ausgearbeitet. Die Aommiffion
^at u. a. i^r (Suta^ten ba^in abgegeben, ba^ eine (£entraIifation alterer fir^Ii^er Ur«
hinben unb eilten entmeber an ben Stf^ofsft^en ober im 9leid^sar^io ansuftreben fei
40 9ud^ liegt ein Sor[^Iag oor, befonbere ^rooinjialaräioe eimuri^ten.
Das papjtlt^e Slrc^io. Seitbem ber 5tarbtnal da]. Saronius in beftimmtei
auf bie SJer^enlt^ung ber romifc^en 5tir^e aeric^teter Zenbenj mit ben aus ben rei^n
Sd^ä^en bes popftlid^en Slr^ios gef^Bpften mnalen ben unmittelbar aus bem 5tampfe
gegen bie römif^e 5ttr^e ^erorgegangenen SRagbeburger (Eenturien, mel^ bie ^If^ung
45 oer fogenannten 3[ibon|äen Delretalen na^gemiefen Ratten, entgegengetreten mar, blieb
bas pöpftlid^e 9Ir^to mtffenf^aftli^en Stubten fo gut mie unjulänglidj. Der 3utritt ju
bemfelben mar nur bem $ap[te, bem 5tarbinalfelretar unb bem Slr^ioprofelten geftaitet
3eber anbere, melier o^ne oirelte popftli^e (Erlaubnis in bas Slr^io ^tneinfam, mar
bem großen ^ir^enbann oerfallen, unb nur feiten mürben einigen befonbers empfoblenen
50 (&ele9rten einjelne Sänbe unter befonberer mffi^t jur Dur^fi^t oorgelegi S£ro^ bes
äBiberfpru^s, melden ber {eMge ißapft £eo XIII. fanb, als er bie Slbfic^ lunbgab,
bas Slr^io bes Satilans für &tubienjmed[e m öffnen, ^at berfelbe bo^ ben Sru^ mit
ben trabitionellen $[n[^auungen ooH^ogen, ourd^ ein Sreoe oom 20. 3uni 1879 ben
furj oor^er 5um Aarbtnal ernannten oeutfd^en $rof effor $ergenröt^er aus äBünburg als
56 Praeses Vaticani Tabularii nac^ 9lom gerufen unb smei 3^^^^ fP^^^ bas w^b ben
C&ele^rten aller Stationen jugönali^ gemalt. 3^ber, ber ben fonft mit feinem anberen
Silbe gefdbmüdten 6tubienfaal oes papftli(|en Stratos betritt, mirb bur^ bie unter bei
einfa^en Süfte bes je^igen ^apftes befinbli^e Unterf^rift an biefen mistigen unb ben
^iftorifd^en Stubien großen (5eminn bringenben S^rttt erinnert, benn fie lautet:
60 „Leo XIII. Pont. Max. historiae studiis consulens Tabularii arcana reclusit
Sn^tnidrfett, Kn^Iii^ «mmbiilbt 793
anno MDCCCLXXXI." 3n 3u[amtnen^anfl mit ber (Eröffnung bes päpftlt(^en
Sb^tos fte^ bie (Etnfe^ung einer biftorifd^n itommiffion^ mel^e bie Aufgabe ^t, für
bte f^ftemotif^ Verausgabe unb Verarbeitung ber ^r^nmlien 6orge ju tragen unb
no4 eigenem Srmeffen n)tffenf^aftli(^e Unternehmungen ju oeranlaffen. um btefe
gforfAungen erfolgreidber ju ma^en, bef^Ioj; ber $apft im 9Rai 1884 am "Sxäjvo eine 6
befonoere 6^e filr ^alaogropbte unb oeraleid^nbe (Sef^i^tshinbe ju errieten. 9la^
Hngobe bes am 1. 9Rai 1884 bwcif ben $apft genebmigten Senu^ungsreglements i|t
bas (Sefu^ um 3ula|fung jum Stubienfaal an ben H^r&felten bes Slr^ios ju rieten
mit genauer Eingabe ber ^eriobe, fiber oel^e ji^ bie Unter[uAungen erftreden unb bes
3n>ed5 ber 5topien ober Slussfige aus ben ^bohimenten. !Der 6tubienfaal i[t ootn lo
1. £>!tober bis 27. Z^^^ ^ö SlusncAme ber Sonntage, ber Donnerstage, ber oor=
^Id^ebenen Safttage, ber 3^^ oor äBei^na^ten bis 6t|Ioefter, am Donnerstag oor
,a[tna^ bis aifd^ermittrooi^ unb oon $aIm[onntag bis 0[terbtenstag geöffnet. Dem (Er^
meffen ber Unteracd^ioare i|t es an^imgegeben, bie Slus^nbigung oon 6^rift[tflden
3U oenoeigem, veld^e einen oertraulicben Sfyxtalt^x traaen ober beren Seröffentlt^ung i5
mit 9{ü(tft^ ouf bas religiofe unb [oktale 3ntereffe unt^unli^ er[^eini 3^^ So^l^or,
ber feit (Eröffnung bes pöpftli^en Slr^ios in bem[elben gearbeitet ^at, fyit fi^ bes
loo^ImoHenben Sntgegenlommens ber einjelnen Slr^bbeamten bonibar erfreuen bfirfen.
3n Sesug auf bie übrigen Slr^ioe ber römifd^en Air^e lönnen mir bes Kaums
loegen ^er nur furj bemerien, bag im 3^^^ 1^81 bur^ bas Siomil 5U Sbuen unb 20
im 3^^ 1687 bur^ eineSuIIe bes$ap[tes Sixtus V. (ogl. £i(^tenberger : Encyclop.
des Sciences religieuses, $arisl877, I, 555), ber, mie aus ben bur^ Sllberico oer^»
Sffentlii^en Sriefen bes Saronius 5U eriennen ift, nid^t ment^ bur^ festeren beein»
flugt mort^n ift, beftimmt mürbe, bag überall ba ^rc^ioe eingert^tet merben follen, mo
fie no^ nii^ oor^anben finb. X. C 9lab(ai^. 25
Kri^ottttfcr f. (&no[ti!er.
Xrcimbolbt QJtannangcIo (Arcimboldus, Johannes Angelus), ge[t. 1555. —
£ttteratur: (S. %. 2lütn, De tre nordlske Bigers Historie II u. III; S. 91. Siujou, Hvenska
Kyrkoreformationens Hist I, Upfola 1850; ®uftaf I.: JRegiftratur ; 3Rüntcr, ^rd^cngefd^.
oon 3)8nemorf unb 9?ormegcn III ; Ä. Hamann, 6in ^blaöoricf ®. ?l. ?lrcimboIbi auS bcm ao
Solare 1516, ^amb. 1884: 33. 3immennann, De J. A. Arcimboldo, Upfalo 1761; ©c^röcft),
Äirdjengcfdi. feit ber ^Reformation II; C. Sillverstolpe: Histor. Bibliothek. Sthm. Sa^rg.
1878; ö. iroil, Skrifter och Handlingar til Uplysning i Svenska Kyrko — och Refor-
mations-Hist. I, Upf. 1790; 3. ^Beibling, ©cöwcbifc^c ®efA. im 3citalter ber SRcformation,
öot^a 1882; Slcimor Äocf, fiüb. ß^roni! ju 1517 u. 1519; ögl. aud^ bie fiittcraturangabc 35
bei bem 9(rtilel ®uftat) ^afa unb bie Sf^efonnation in ©c^weben.
Der berü^tigte Slblajslrämer, Dr. iur. utr., $räpofitu$ oon Slrcifate, enbliA (Ers«
bif^of oon SRailanb, Slrcitnbolbi gehörte einem alten berühmten, ur[prünglid^ oon ^omta
ftammenben, [pöter naä^ aßailanb übergefiebelten Slbelsgef^Ie^te an, bas 1727 erIo[(^.
Sein Sater max Senator ju SRailanb, 9{at ber $er55ge (galeajso unb £ubootco Sforja 40
unb Statthalter oon Sremona 9lIoi|io Slrcimbolbi. 93erj^iebene SRitglieber [einer e^»
milie ^tten ^offt liri^Ii^e Smter beüeibet, fo wox 3. vi. fein O^eim (Erjbif^of. 3n
^inen gf^milientrabittonen mo^te er bemnaA fonio^I eine Slufforoerung juni (Eintritt
m bie (gei[tli^!eit als au^ er^olgrei^e Slusfu^ten für bie 3ulunft erbliden. S^on be«
oor er fein 30. £ebensjabr enet^t, toar er apoftolif^er ^rotonotanus unb 9leferenbarius 45
£eos X. SJon biefem ^apfte, „rei^ an !Ia|fifd^er Silbung aber arm an geiftlid^er C5e*
finnung", ourbe er insbefonbere bei bem beaofi^tigten Sau ber $etersiur(^e in finan«
Stellen Sef^öften oenoanbt unb mit ber $frünbe eines $rcg)o[itus bes Alofters 3U
anifate bebaut. Slm 2. Dej. 1514 jum (5eneraI!ommi|far bes 8lbla([es für einen großen
Xeil Deutf^Ianbs, [otoie für ben [fanbinaoif^en 9lorben ernannt, Q)urbe er mit ber 50
9Bürbe eines Nuncius cum potestate legati a latere belleibet. 3n S^meben [ollte
er einem neuen popftli^en Sriefe oom Sept. 1516 gemäj; sualeid^ als Iir^enpoIitt[^er
griebensftiftcr auftreten. 35er fatbolif^e CBef^i^tsfdjreiber ^aolo Sarpi (Hist. con-
cilii Trident.) entwirft oon ber ^crfönlt^Ieit unb ber SBirIfamleit bes SKannes ein
wenig erfreulii^es aber fi^er getreues Silb: SIrcimboIbt, obglei^ $rälat geworben, fyAtbb
bod^ ni^t bie (&e{^aft$getoanbt^eit eines genuefi[^n 5taufmannes abgelegt, [onbem [ei
nur be|trebt gerocfen, bie (Belbgier jenes SBeibes (ber Äonfubine SRaboalena) m füllen;
bes^alb ^abe er ben Sertrieb bes 9lbla[|es no^ weiter oerpad^tet an allerlet qabfü^tige
Helfershelfer, wel^e t^rer[eits bie 3Iblaggelber, bie bas arme SoR 5ur Sofung [einer
794 9rcnttb9lb{
Sünben ft(^ oom tagli^en Srote abfparte, in Srouen^uf^ unb itneteen, bei SBfltfel^
fptel ober no^ f^Iimtneren 3)ingeii oergeubeten. Seooc ^rdmbolbi fiq no^ DSnenunt
unb S^roeben begab, meilte er ISngere 3^it in 9h)rbbeutf(^Ianb, befonbers in fifibcdt,
aber aud^ in Hamburg. 3n lektgenannter Stabt toirlie er 1616 ju (fünften feines Sluf«
5 troas. Um mit re^tem (Erfo^e gu mirlen — fagt ein Aenner feiner SBirffomleit on
biefem Ort — nabm SIrrimboIbt einen lonbesbtnbigen Vriefter ab C5e^ilfen an, nSmlii^
ben Hamburger l)omf^oIaftihts $einri^ Santf^om, einen in (Belbgefdmten iDo^Ierfo^
renen SRann, unb emonnte ibn, um i^ no^ mebr (Blang unb Slnfeben bei ben £anb$<
leuten ju geben, jum pfipftli^en Slolut^en unb ^rolonotar. Sbrimoolbi ^otte nfimli^
10 oon £eo X. auger oollbmmener Sblafterteilung noif onbere SoIImac^n eroalten, beren
Slusflbung nottoenbig oiel Gelb einbringen muMe : fo burfte er — natfirlim nur gegen
bare 3£^^ung — Sutterbriefe austeilen, ^eirc&btspenfe geben, Doftoren in feber m*
Mtatj 9cotare, ^rotonotare, ^fabgrafen unb Sßolut^n ernennen u. f. m. (Uxfunben
^ierfioer in ^. 3Rfinter a. A. III. @. 90ff.). Sta^bem auc^ bas na^ J^^^ Sistum
15 9la^eburg befuc^t morben, loanbte fi^ Slrdmbolbi na^ $oIftein. 3n Segkitung feines
Srubers Slntoniello unb mel^erer (Se^ilfen lam er m3glid^ni>eife f^on 1516 (f. $a«
mann) ober 1517 na^ jtopeiti^gen. Son Aönig CE^pian II. erloi^ ^LJ^^^^ ^'
leguna oon 1100 r^inif^en (puu)en bie (Erlaubnis, in Dfinemarl fernen SlblaB^nbd
ins SÜBerl JU fe^en, toobei er allen „bie Sergebuna au^ ber Srgften SeiAre^n unb
20 bie ^erftellung oer 9tein^it unb Unf^ulb bes Xaufpanbes gufagte, ffir bie Zob^Hunbe
aber bie offenen ßimmelspforten'' (Pontoppidan, Kirkehist. VI cap. 13, SDUintet
III. 12). ÖberaU i)flegte er anfäffige ^rtefter unb SRSn^ als „Ck)nfe8sionarii''
in 6oIb m nebmen. 3m SRSrs 1518 btm Sinimbolbi in S^meben an, nai^m er
bem bönifc^n Aönige oerfinrod^en ^e, ffir i^n unb feine Unionspoliti! bort ju loirlen.
25 Das £anb tourbe bamals oon 6ten Sture b. 3* cils ,.9{ei(^oorfte^' regiert, wtVSiia
als gfü^rer ber nationalen Partei bie oollige Unab^ngtaleit unb 6eIbftft&noig!eit feines
SoÜes erftrebte. Diefer lag bamals im Streite fomo^I mn ben Sralaten als ber Unions»
partei, na^bem er ben berrfc^ffi^gen unb tro^iaen (Ersbif^of (Suftao ZroIIe, xoelS)a
ein 3In^&nger ber norbijoen (Etn^eiteibee mar, mtf bem Sd^erte in ber gf<ntft gebeugt
80 unb mit ber $ilfe ber (Reid^shanbe jur Slieberlegung feines Smtes gejtoungen ^aik.
3laäf Stod^olm unb Upfala lam Srcimbolbi erft gegen Cnbe b. 3m na^bem er (mf
[einer 9{eife oon S^onen aus in Sd^meben oiele ^eunbe petoonnen J^atte, namentlti;
oabur^, bag er im Slamen bes ^apftes ^ier unb bort geifthAe (Ehrentitel unb SBürben
austeilte unb ürd^li^e (Entfc^ibungen traf. (Es finben fi$ rei^li^e Spuren feiner 9Btii<
35 famleit. So erlieft er ben 4. 2lpril 1518 einen 3nbulgen5bnef ju (Bunjten ber Sem*
Qarbinemonnen in Slslabq, ben 15. SRai ju (fünften bes 5tlofters 5u äBabftena, beftätigte
bie ^ßrtoilegien ber Stabt Stod^olm u. f. ro. Sten Sture fporte leine 3Rü^ unb
lein Opfer, biefen einfluftrei^en unb Ilugen 9Kann auf allerlei SBeife für fi^ Ju ge=
Q)innen, mas i^m au^ oolllommen gelang. Siellei^t teilte SIrdmbolbt bem 9hleü$S'
4ooor]te^er oiele brau^bare ^lotisen unb mt^tige C5e^eimniffe mit, in mel^e er felbft
möqrenb feines Slufenl^altes in Dönemari eingemei^t mar. 9Iuf bem ^enentage ju Slrboga
im Dejember 1518 beftätigte er, „ber grieoensengel" aus Mom, bas na* bem lano«
nif^en Siebte ungültige urteil bes fd^mebif^en SRei^stages über C5uftao xroHe, na^*
bem er ein foftbares ©eljtoer!, einen filbemen lif^ unb anbere (Sef^enle empfangen
45 unb man ibm 9lus[iqt auf bas (Ei^tstum bes fianbes gemalt ^atte. Slrcimbolbis
$lan mar oielleid^t oiefer, bas (Erjbistum bur^ ben oormaligen, ^o^betagten, perfonlt^
e^rmürbigen (Erjbif^of ^alob Ulfsfon oermalten ju laffen, felbft aber in Stalten [einen
3luf entölt 5u nehmen unb ein gutes leil ber ersbifAöflii^en (Einfflnfte bort m gemeften.
Snsmif^en betrieb Slrdmbolbi fomo^l in eigener $erfon als au^ buri^ feine Soten
60 feinen Sttlaftfram in ganj S^meben unb SRormegen. Seine Äanjlei ^ielt er in bem
$aufe ber Sicta Sarbara bei ber Domlir^e oon Upfala. „3lrme grauen unb SRögbe
oerfauften ibre le^te Si^ürje oom ßeibe meg, um mtt bem (Erlofe einen ?lblahbrtef ju
ermerben. Sieben barem (Selbe, bas \xi) lepi^ im SRorben nad^ ber niebrigften ^n-
gäbe auf 20000 Dulaten besifferte, na^m Slrctmbolbi für feine Snefe (Eifen unb anbete
55 SRo^ftoffe, meldte er ju ganjen Sd^iffslabungen an bas Äontor ber gugger in 9lmfter=
bam unb fiübetf abgeben lieft". 3n einem Briefe an ben ^opft oom 2. 3ön. 1519
berichtete ber £egat über ben 3ufi^>i^ S^mebens, über ben ^errentag ju Slrboga unb
bie aSerurteilung Grolles unb oerfpra^, nad^ feiner SRüdRe^r na^ SRom genauere ^ti^n-
\fyx^ algulegen. Äönig (E^rifttan II. mar über bie 3lrt unb SBeife, mie Sbrimbolbi
60 tn S^meben auftrat, natürlid^ ni^ts meniger als befriebigt. (Er beHagte fi^ bei bem
SrcimbnlM Sretad 795
^Ikipfte unb x&iftt \\i) an bem fiegaten, inbem ei auf bte oon i^m ge[ammelten SBaareitp
la&frei^en iloftbaneiten unb baren Summen Sef^lag legte. 3^^^ belobene 6^tffe
mg er loegne^en unb Hntoniello Sirctmbolbi. ber in [eine C5ctDaIt geriet, na^ er in
Serbaft. (Es fe^Qe loenig, baft ber £egat feloft auf fetner Kädreife aus 6(^ben in
fiunb (bos bomals b&nif^ oor) oon bemfelben Soiofale betroffen nmrbe. Sr rettete 5
fÜb aber burc^ bie ^u^t. nac^bem er am 19. 9I)nriI 1519 bem ilSnig einen ausffi^*
liqen Srief gef^rieben, tn bem er [i^ oerteibkte unb i^n erfu^ bie Sef^Iagno^me
feines (Eigentums au^u^eben unb [einem Sruoer, ber „(eine $aIoe 6eele unb ^erj''
fei, bie mtVftxk loieberjugeben; bagegen oerf^mt^ er bem ASnig 1000 r^inifi^e (Bulben
jtt begoßen, fobalb SIntoniello in ^ed angebmmen fei Slrrimbolbi begodb fic^ oon lo
&inb junS^ft loieber na^ 64n)eben unb oon bort na$ £fibed. $ier mugte er er«
fobren, loie f^nell mit bem Seginn ber reformatorif^n Seioegung bie Stimmung um«
gefd^Iogen mar. 9Bar er bei feinem erften Sejud^e mit (Blodengel&ute unb großem (ge»
infinge begrfljjt morben, fo ^n^fing i^n {e^t eine in (Be^^sform abgefajjte, lateinif^e
S^mo^fc^rift, in mel^r ber woB^nbel unb anbere SRiJÄMuAe ber romif^en Aird^e 15
9ei|3^t unb oerurteilt mürben. 3n £fibed fanb er an allen 5ttn^ent^firen eine SuIIe
aitgef^Iagen, me^e fiber Sten Sture unb olle, bie an bem Serfa^en gegen (Buftao
Xrolle tetlaenommen, ben Sann ausbra^. (Ein befonberer Slbgemnbter 5t3nm (E^ri«
ftians II. qotte ben $apft ju biefer 9Ra|}regeI bemogen. Sbdmboloi, ber Aber Sremen
unb 5t5In, beftSnbig oon bfinif^en Spionen oerfolgt, nac^ Kom ^uräAe^e, gelang es 20
tofc^ ben $apft um^uftimmen, jumal oa ber bSnif^e Aöntg bamab lir^It^n 9leformen
zuneigte, flberbies bann bas Stod^olmer Slutbao (1520) allgemeines (Entfe^en tat^i
Qotte. ä. iDurbe filr unf^ulbig erfl&t, na^bem er betören ^atte, bag er geaen il9mg
(E^ltian II. ni^ts feinbliAes unternommen ^be. Spater eröffnete fidj i^m oie Sa^n
Setner gISnjenben ^^^np. Qrrancesco Sforja, ^erjog oon uRailanb, fanbte i^n als 25
otf^ofter na^ Spanien, um ben neugeioä^Iten ^|%[t ^abrian VI. m beglüchoünf^en,
eine milRommene (Gelegenheit ffir ben getoanbten URann, fi^ bie ®unft bes $apftes
3u ermerben. Spfiter biente ber Sinfltig feiner mä^tiaen gromilie in SRailanb 5taifer
JUixl V. bei ber (Einnähe biefer Stabt. 3um £o^e qieffir loarb 91. (im 3a^ 1523
ober 1525) Sifi^of oon Stooara. Sin Siertelja^nbert fpater, im 3(^ 1550, beftieg so
er ben loii^gften (Erjftu^I oon Oberitalien, ben oon 9RaiIanb. Seinen ^ag flegen
ben bänif^n JlSnig ^e er aud^ fe^t no^ ni^ oergeffen. Sei feiner SBei^e im !5ome
Bi äRailonb bielt einer feiner f^unbe eine 9{ebe, loeU^e oon Slusf&Hen gegen „bas
nge^uer'' Sgriftian überflog (f. Ant. Majoragii Orationes et praefationes. Lipsiae
1600 p. 29 sq.). (Er ftarb 6. Slpril 1555. Son ben SAShen, mel^e biefer norbifd^e 35
Xej^el in S^ioeben gefammelt hatte, erhielt bie päpftli^ S^Mammer menig ober gar
ni^s. Den größten Zeil, oieUei^t alles, bereit Q^^ftian ,,Ser Ü^rann"; er ffi^rte
atfo großenteils mit f^mebifAem (Selbe jenen Arieg, ber bie 9leformation uno bie
SBieber^rftellung bes nationalen üoniatums in S<p)eben loefenfli^ befBrberte. „9Bir
loiffen unb gebenlen au^ loo^I'S f^reibt (5uftao SBafa in einem Sriefe b. 8.3Iug.l554 40
(f. 3^^^^nnann), mos mit ber Summe (Selbes ausgerichtet looiten, fo 3^^nes
9lngelus unb feine (Eumpanen ^ier im 9leid^e oerfammelt unb oon borten ^cdben ge»
itommen, baoon unfere ärgften f^einbe es alles empfingen, fo ^intenan bies 9{ei$ oe«
bieteten mit unfer eigen ®ut unb (Selb, bas mo^I oeffer geo)efen bie S(^meben ^en
es t^nen [eiber ju 9luten behalten, bamit fie Rotten Qnnen bem gfeinbe no(^ me^ 45
SBiberftano t^un''. Slrctmbolbi ift ni^i, mit es einigemale be^uptet morben, ber Snt«
beder bes (jelht in ber lönigli^en Stbliotl^I ju Serlin befinblid^en) (Eoroeqer (Eobei
ber 5 erften Sü^er ber Slnnalen bes Zaatus. SRogli^ ift es, bag er gelegentli^ ber
Serlaufer biefes Zadtus^Sobex gemefen. (Sgl. Hamann S. 56 SRote 4.)
(Wltäftl\tn t) ^ermann Snnbflrdm. &o
Hreta«^ ber «raber. — @cf)ürer, ®cfd). bc« jüb. SBoIls im Scitaltcr 3cfu C^rifti I,
1890, Beilage II: ®cfc^. ber nabatäifrfjcn Stönigc, 6. 609 ff.; bafclbft au(^ eine «uöma^l quo
ber früheren iütteratur, auö ber t)ier bie ^u^füVungcn ©iefelcrö, bc^ SBcrfaffcrS bc* 9lrtifeliJ
fixtta^ in ber uor. «ufl. biefer (£nct)!I. (bef. (E^ronol. beä a^oft. Seitalter« @. 167 ff.) unb
bie üün8rf)ürer nur gclegentUd) ermöbnten Äuffö^e uon SBanbel in RfSfi 1887 : 3ur ö^ronol. 55
bcö iJebenö $QuU t)erüorgcl)übcn feien, .^iu^u famen feitbem nod^ D. ^ol^mann, 9ieuteftamentl.
3eifacf(^. 1895, 6. 70 u. 0. unb bie ^Irtifcl 5treta« u. ^Rabatöer in ben neu erfij^icnencn
SReafmörterbiic^crn 2c.; iigl. auc^ bie iK'ommcntare ju 2^ol1, 32 unb 91® 9/23 ff.
796 Sretad
Kretas CAghag, fpäter "Aqi&ag, ouf aWünjen unb 3nf^rtftcn Charethäth) SRame
oon oier (^rften bes nabotätf^en 9ltiä)s im Süben unb Often Sßaläftinas mit ber
^Quptftabt ^etra. 3n bei Sibel mixi (n. ri(^t. £esart) nur an jmei 6tenen ein Hretos
genannt: 1) 2 3R(d5, 8; 2) 2 5to 11,32. Doju mag man ^etanjie^en 3) bie 9Rtl4,3
6 unb ^arall. oorlommenbe CEnoä^nung bei um bei ^eiobias mllen aufgegebenen elften
(Sottin bes SInttpas, bie nac^ Joseph. Ant. XVIII, 5, 1 u. 4 eine Xod^tei bes gleii^«
geitigen ^etiäeiidnigs Slietas mai. Dei 2 SRoI enoo^nte ift übei^aupt bei eifte uns
mit Flamen benannte SRabatSeiffliftp ba^ei als Sietas I. ju j&^Ien. Sei i^m juid^te
im 3* 169 &• G' ^^ $o^epiieftei Z<^\on oeigebli^ 3uflu4t ooi Sntio^us ^ipoanes
10 (ogl. S^üiei S. 613). 3m übiigen ©i||en nJti nid^ts oon i^m. — 3)ie jroei anberen
Stellen reifen auf bie gleite $eifBnit^!eit, bie loii, ba Joseph, juooi no^ jxoei
nabataifi^e Sliabeiiönige biefes 9lamens enoä^nt (XIII, 18, 3 unb 15, 1 u. 2) als
Slietas IV. 3U be^eic^nen ^aben (gegen SBiefelei in bei 2. Slufl. b. (Enc, bei es loe«
nigftens ffii m5glt(^ Qielt, bag bei oon Josephus als 9la(^Igei bes Ooobos II. ge<
«nannte, uifpiüngli^ ben SRamen Sneas fübienbe güi|t (XVI, 9, 4; 10, 9), ber ums
3<^r 9 a. G. jui SRegieiung lam, rwä) niieoei ju unteifcpeiben fei oon unfeiem Sietos.
Do^ ift bie lange Stegieiungsjeit bui^ eine mnja^I SRfinjen ausbifidflid^ bejeugt; ogL
6d^fiiei 6. 619. Die (Entloffung bei Xo^tei bes Slietas gog bem Sintipas die geinb«
fd^oft feines bis^eiiaen S^nitegeioateis ju. Spotei ^injulommenbe (Bienjftieitigieiten
2omegen bes gamalUii^en (?galaabitifc^n; ogL SAüiei 6.870 u. a^ (Bebiets fi^rien
3um iliiege (um 36 p. C). Den fiegieiAen 9labataeiIBnig gu jfld^tigen 30g auf bes
Zibeiius Sefe^I bei ^lifAe Statt^aßei SSttellius gegen i^n m Selbe. Do^ tarn es
ni^t 3um 6(^Iagen, ba Siteüius, niä^ienb fein $<^^ S50^n $etia maif^ieite, in 3^'
lufalem bie 9lacQii^t oon bes Xibeiius Zobe ^f 16. moxi 37) ei^ielt (Joseph. Ant.
25 XVIII, 5, 3). — 6(^n)ierig ift es nun abei feftjuftenen, mo^ei oem (Etbnor^n bes
Slietas bie {eberrfalls ffii ungefS^ biefelbe 3eit bui^ 2 fto 11, 32 fi^ei bejeuote ®^
malt äbei bie Xqoie oon Damashis julom. Soiftellungen, mie bie. bag bn Si^non^
bes Slietas nui etma als $aupt bei aiabifAen ilobnie in bei lömif^n Stobt anju«
fe^en fei (Aeim, oon $ofmann, SRosgen), ooei gai, bag ei nui als sufälli^ onioefenbet
80 ®aft feine Autorität jum Sla^teil bes Slpoftels bei bei bamascenif^en Obngleit geltenb
fiemad^t ^abe (9lngei. de temporum in actis ratione 1833, S. 180 f), genfigen
(^meili^. Sin Soige^en, mit bas oon Paulus bef^iiebene, übrigens au^ entfpiec^nb
oon Suias baigeftelQe (od. unten), Jej^t offenbai eine miiflic^e Oomadbt bes GE^nai^n
in Damashis ooiaus. llBenig glauoli^ ift anbeieifeits tro^ SRaiquaibts unb SRomm«
85 fens (Eintreten füi biete ^[nfi^t, bie ^nna^me, bag bie Stabt oon ben Zagen SlietasIII.
bei nod^ jum nabataifmen Gebiet ge^oit babe (od. bagegen bef. Sd^fiierS.6159lnm.l4).—
SBa^if^etnli^er ift f(^on unb meit oeioieitet bie ^uslunft, bag eine gen>altfame Sefi^^
eigietjrung bei Stabt bui^ Slietas IV. fei es 001, mö^ienb obei na^ bei (Eaqiebition
bes SJitellius ftattgefunben ^abe (]o jueift bei $bilolog $epne, De ethnarcha Aretae
40 Arabum regis 1755). Do^ fte^t entgegen, ha}i eine folqe ^eiausfoibeiung bei xb"
mif^en SRa^t fe^i auffällig mäie unb etne enei^if^e 3ü^tigung bui^ ben fqrifi^en
Statt^ltei enoaiten lie|e, bie t^dfa^li^ ni^t etngetieten ift, n)ebei bun^ 93itenm5,
bei ben begonnenen Sf^Ibjug abbia^, no^ in bei Sfolgejeit. 3mmei^in xxmt es benlboi,
jumal menn man bie Sa^e ba^in mobiftjieit, ba| es nui eine ooiübeige^nbe Seft^-
45 eigieifung, eüoa im SBintei 36/37, geioefen fein bfiifte, unb ba^ biefelbe als 93itellius
gegen ^etia au^ia^, beieits ©iebei aufgegeben roai ($ausiat§, 9WI. 3eitgefd^. II, S. 209f.),
wom man mettei no^ nehmen mag, bag fe^i mogli^enoeife Damashis bamals bod^
ni^t eiaentli^ jui ^looinj Sqiien ae^öite, fonbem ö^nli^ 09ie bes Sintipas 9{tiä) ein
lelatio lelbftftanoiges Staatsvefen bilbete, fo bag bes Slietos SJoiae^en füi 93iteIItus,
50 bei o^ne^in anbenoeit engagiert fein mod^te, ni^t unbebingt ein fofortiges (Eingieifen
3U1 gfolge ^atte ^aben muffen (fo SBanbel, bejfen llnteiju(^ung oon S^fiiei bod) n)o^l
etmas fummaiif^ abget^an mirb). — 3loi) bleibt f^liegli^ bie oon SBiefelei unb Spüret
beooijugte anögli(^leit, bag Caligula, bei im UnteK^ieb oon feinem Soigängei bem
Sintipas ni^t geneigt unb ba^i [einem (&egnei Slietas oiellei^t günftig ge^immt war,
55 le^teiem bie f^on fiü^ei einmal oen 9labatöeifüi|ten unteigebene Staot Damashis ocr=
lie^. Unb 50)01 bürfte bies bann am 3lnfang fetnci SRegierungsjeit, oielleid^t noi) oor
bei oon Dio Cass. 59, 12 beri^teten 3leuoionung im Orient im 3- 38, ftattgefunben
haben. 3^ biefer S(^enhin9S^9pot^cfe ftimmen bie SRünsen oon Damashis, infofem
|i(^ jmai folc^e mit bem itopf bes Sluguftus unb Üibeiius finben, (Ealigulas Aopf ha-
60 gegen ebenfo mit bei bes CElaubius oeimigt n)iib unb eift o^iebei oon 3ltxo an bas
«rdad 797
JlatfeqH)itrttt auftritt. 9}t^t betoetfenb ift bogcgen bte oon äBtefeler in ber oorioen 9luf »
loae l^angejogene Damoshisrnfinsc nadb SRionnet, descr. des m6dailles ant. VyS.284ff.
mS ber 3nf^rift BACIAEQC. APETOV, ^lAEAAIINOC, AP. (= 101), ba
biefelbe ebenfo tote bie niAtbatierten aRfinjen bes ^Aghag ^lUXkvv auf Sletas III. |t^
bejte^n loirb (oal. Sparer 6. 61 4 f.). Do^ bleibt es, ba weitere Seftätigung ber bo^ be» 5
btimrei^n X^a^e einer folgen S^enhing insbefonbere bei ben ^iftorio^rap^en fehlen,
auqi bier eben oorlSufig bei etner g^potl^eie. — Sine anbere S^vieriglett, bie fi(^ wx
ben Kamen bes Slretas Inä)^, [d^eint bas 31Z. barjubteten, venu £ulas a. a. O. bte
(Beffi^bung $auli in Damashis ni^t bur^ ben (Et^nar^en bes Slretas, [onbem bur^
bie 3uben beroorgerufen fein Ia|}t. 3)()A erlebigt fi^ bie 6a4e einfa^ au^ o^ne bas 10
bequeme 9RttteI bes fil Seri^t für fal[^ 5U eruaren. Seibe Seri^te reifen natürli^
auf benfelben SJorgang unb ans Snbe bes bamascenif^en Ürienniums (= ®a 1, 18).
2)q6 £I bie Unterbredjuim besfelben bur^ bie arabi[d^e Steife übergebt, entfpri^t feiner
Xenbenj, infofem biefe ^eife für ben Sortgang ber (foangelifation oon 3^ntfalem bis
9lom belanglos mar, vöJ^renb es ber Zenbenj oon (&a 1 entfpri^t. bag bie Slrt bes 13
Serbjfens oon Damasius unenoo^nt bleibt. S^nli^ niirb nun oas Serbaltnis ber
Sendete in 2 5to 11 unb 91(5 fein. 3lu^ ^ier erflört bie Xenbenj bie SerfAiebenbeit.
Saulus ^ nur bas 2intereffe, jene ®ef&^rbuna in Damashis ü&er^upt feftsufteuen.
£f 09111 }eigen, mie es f^on bamals nid^ts anberes als jflbifd^er $ag o^ar, o^as ben
9|M)fteI in AoIIifion mit ber Obrigleit braute unb ju jener ^eimli^en gflu^t nötigte. 20
Unb niAts ift nnt^rf^einli^er als btes. Die 3uben sterben mirfli^ ni^t nur burd|
falf^ mllaae ben (Et^nord^en ju bem (£ntf^Iu| gebraAt ^aben, ^aulum auf bie Seite
3u fd^offen, fonbem au^ sioeds jtonftatierung oer ^erfönli^Ieit unb im 3ntereffe mirf-
li^ äusffi^rung bes bem Ct^nar^en abgebrungenen Sefe^Is „!Iaaunb 3taM* auf
ber Sauer gelegen ^oben. — 60 loenig man aber fomit oon einem SBiberfpru^ reben 25
ionn, fo meni^ giebt ber beiberfeitige Seri^t na^ bem oben (Erörterten ein mtrfli^ fi^e«
res Datum für bie (E^ronologie bes £ebens $auli. 9lur ^qpot^etif^ lägt fi^ fagen,
bog nc^enn bte Slnfi^t oon einer geo^altfamen Sefe^ung oon Damasius im 9le^te. am
iDO^rfilieinli^ften m ben SBinter 36/37 ju beulen, loenn bie 6^en!ungs^9Pot^efe ri^ti^,
boQegen ber Zot bes Üiberius (iDlärs 37) ber terminus a quo ift. Ungefffibr bortj^tn ai
loetfen ober aud| anbere (Ermögungen betr. ber paulinif^en (Ebronologie. — Sollig ine
ffi^rt baoegen ber Serfu^ oon bem Datum bes Arieges sioif^en Slretas unb Sintipas
aus bie 3^it ber (gefangenfe^ung bes Zäufers beftimmen p mollen, infofem biefelbe bur^
ben Xabel bes le^teren aber bas e^ebre^erif^e Treiben oes 9[ntipas oeranlagt fei, mä^-
renb anbererfeits ^ier au^ ber Slnlag 5U bem Ariege oorliege. Den jeitlidl no^en ßu» uö
fammen^ang 5n)if^en ber (Entfernung ber Zoijlitx bes Slretas unb bem xabel bes Xaufers
als um^f^einliq su^egeben, ift bo^ aud^ oon Josephus ni^t gefagt, bag ber Arieg als-
balb ausgebro^en fet. Sielme^r traten erft no^ bte enoo^nten (greiuftreitigieiten Qinju,
fo bag fd^r 090^1 3a^re 509ifAen ben so^ei gfctlten liegen lönnen. Uno bies o^irb in oer
ZfyA ber gfoll fein (ogl. näheres ^ierfiber f^on in SBiefelers (E^ronol. Sqnopfe 1843 ^
S; 238 ff.). — Über fpötere arab. prften bes. ^nftl. 9Kärti)rer bes Stanens 3lretas ogl.
Asseman. bibl. or. I, 367^ u. 0.; ^auI^^SBifforoa, Kealenc. 81. Slrctas unb Acta
Sanctonim unb Martyrol. Rom. jum 1. u. 24. Oftober, fic^terer lag ift ber bes
„Megalomartyr** 3lretas unb feiner 340 ©enoffen. — ßebigli^ infolge faifqer ßesart
feiner SSorlage ("A^ddi} ftatt 'AoiaQÜO^j) ^at ßu^er au^ 1 SRaf 15,22 : Slreta, bi^ 3ür^er .\:>
»ibel: «retes. " *aur (fioalb.
Vcv^cid\ni£
bcr im ©vftcn 93anbe enthaltenen ?lvtifel.
A o ....
9(ad)en, Si)nobfn
Äaron ....
^babbon . . .
«bSlarb . . .
9(bbabie . . .
Äbbo ö. gleur^ .
«bbot, ©ara . .
9bbot, @)eorge
^IbbrcDtatoren f. Sturte
mhiai f. 9(pofT^f)]^ett.
^bbon f. ^i^ter.
^bel f. ßain.
"iJlbelonicr , ^bclianer,
?(b€loitcn , . . .
^bcnbmaW, Scftriftleftrc
^benbmabl ßirc^enle^re
^beubma^ldfeier in bett
ßirc^en b. SRefornt. .
9(beubma^Ufeier in ber
atten ^irc^e f. (Suc^a*
riftie.
^Ibenbma^Idfeter in ber
röm. Äircfte f. 3)ecffe.
STben (S^ra . . . .
?(bcrciu§ f. ?ltjcrciu8.
9(bcrfllaubc . . . .
«befpnifc^e Äird)e . .
9(bgQben b. b. $ebr. .
abgaben, ürc^l. . . .
^bgar
9(bg5tterei f. $oIt)t^etd<
mud.
?tbia, ihiniß t)on 3wba
Sibjatöar f. ^^imclcd}.
?(bilcnc
9Ibifai
9lbla6 f. Snbulgcnäcn.
5(bncr |. 3«bofct^.
SlbrabancI
?lbrat)am, ^brom . .
9(brQ^am a S. ©lara .
^^(braftom efcftcUcnfi« .
^Ibraftaniiten . . . .
^Ibrafoj:
Abrcuuntiatio . . .
^bfalom f. ^aüib.
^bjalon uon £unb . .
9(b)ulution f. ^eic^tc.
?lbulfarabf(^ . . . .
etitt
1
12
13
14
14
25
26
27
28
ttcaciud Don (S^ftfarca .
^caciud Don ^onftanti*
nopel f.il^onopb^ftten.
9(caciud t)on SReütene .
?(cccptanten f-Sönfcni*«
ntuiS.
^ccibentien f. ©tolgc«
büßten.
j ^ccomntobation . . .
I ^(^ert) f. b'^^ert).
j ^derbau
I 9(co[ta
I Acta martyrum . . .
31 ! 9lbalbcrt, ®cgncr b. öo*
32 ! nifatiu« f. «Ibcbcrt.
38 9(balbert r>. Hamburg
9(balbert t)on $rag .
68 «balbolb ....
^balbag oon $)remen
^balgar Don $)vemen
^bal^arb unb ^ala
3lbani
?lbam Don 53rcmen .
«bani, '3KcI4ior . .
Hbnni, 8cotu8 . .
Slbam öon @t. SSütor
ttbamitcn ....
^bantnanud . . .
^Ibelmann ....
^belopl^agen . . .
^beobatud ....
^biap^ora ....
99 9ibo
^tbonai f Sc^oüalj.
99 §(boptiani«mud . .
101 I Stbrammclcd) . . .
2lbfo
j «bocm
101 ?(böentiftcn . . .
102 Advocatuß ecclesiae
110 äbcfiu« f. ?(bcfrin ftircfic
112 ' Aedituus ....
113 ägibiuö ....
113 i ägibiiiö bc ©olumna
119 I ägibiug \>on SSitcrbo
^gt)pten, b. alte . .
120 I Ägypten, b. neue
I ÄI|reb b. (iJr. . . .
123 i ^ilfric
6eite
124
12.5
127
76
77
83
89
92
98
127
130
139
140
149
153
154
155
156
157
159
161
162
162
163
164
166
167
167
168
168
179
180
186
187
188
191
198
200
202
202
202
203
215
220
222
., ecüc
Ädeftc in ber ftir^c f.
^re§bt)lcr.
Ältcfte in 3«racl . . 224
«mier ©briftl f. Sef«
S^rifti breifa^e« 9(int.
#nfad oon (Ba^a . . 227
Änea« t)on $arii^ . . 227
^nead8i)It)iud.f.$iu^II.
^onen f. mo\i^,
Äpinu« 22.S
^ren f. B^itrec^nung.
ärgcrnie 2.''.l
weriu« 2:v.^
St^iopifd)efi;tr(6e{.9(bff<
flnif^e ft\x(bt.
«fftnität f. e^crcd)t.
«fra 2.n.'^
«frifa f. %»)ptcn, «bcf^
ftn. ftircQe; llopttfc^e
Äivd)«; Siorbafrifan.
Äivcfte; ^ifjlone«,
protcftant ; '$ropa-
ganba.
«Tgapcn 2:U
«gapct 1 2:J7
^(gopet II 2:i8
^gapiod monac^o^ . . 239
«gatfta 241
9lgall)o 241
9(ganniim j.^^auvitiu^.
9lgbc 21-2
?lgcnbc f. ^Urcftcnagenbc.
§lgncUii^ 242
?lgned, bic .^ilige . . 2i.5
Agnus Dei .... 24r»
Agnus Dci .... 24.»
9lgobarb 240
5lgrcba 24S
9lgricolo, 'ißclagiancr . 249
9Igncola, S^^^- • • • '^^^
§(gricolQ, Stephan . . 2:"»:'.
5lgrippa 1 2rK>
5(grippa II 2r»6
^Igrippa 6aftin- . . . 2:>7
Ägrippa o. 9icttcö!)cim J;)T
9(guirrc 2.*>.^
Slgur j. 8prüd)c Salo-
ntod.
9tbob 2:>9
§(^a« 201
Scrjei^iHi» Ut im crfieii 8intbe tnüitiivum SvtHel
799
etitt
9^adia, ftönig t). Sdrael 263
91Mjar fidnig t). gubo 263
%lMt)erod 263
^(^aSoerud f. gute, bcr
ctoige.
9l6and, C>€inri(4 t)on . 264
«&ia 268
Winxcitdi 269
«Öitopöel 270
«ftlfelb 270
«idifpalt 273
«iban f.aeItif(^Slir<()e.
«IQi 274
S[tmoin bon (H^urp . 280
^imotn t). 8t. ®ermain 281
«flba 281 i
«folmeten 282
9(!olut6en 282
9(foininatod f. ^Jliceta«.
9(lacoque f. 6)efeUf(t)aft
bed t). ^erjend 3c|it.
?(lanii» 283
91ban ooit Woina . . 286
^iban Don SeruUam . 287
«Ibcr, eradmu« . . . 287
«Iber, ^alt^äuS . . 289
«Ibert, (S^ege npQpft 1102
f. $afd)aUd II.
«Ibcrt b. ®r 291
albert t). ^ad^en . . 294
Gilbert t). 9{iga ... 295
«iberfi, Valentin . . 301
«Ibertini 301
%llbtgenfcT f. ^at^arft.
«Ibo 303
«Ibvcdjt V. ö. »aijern 303
911bred)t D. ^ains . . 306
«Ibrec^t 0. $reu6en . 310
^[Ibredbtdleute f. eoan«
geiifd^ @^etneiufd)aft.
«Icantora-Crbcn . . 324
9[(ciTnud i.^o^epriefter.
«Ibcbcrt 324
^Ibenburg f. fiübecf.
§(Iböclm 325
«leonbcr, ^icron. . . 828
^Icgombc 332
9(Icmonnen .... 332
9(len9on, @i)n.f .^^(int)raiit.
^Uefiu«, 5IIeianbcv . . 336
9lIcionbcr I., ^opft . 338
Sflejanbcr II. ... 338
9tleianbcr III. . . . 340
«llcinnbcr IV. ... 344
9llcianbct V. ... 346
«leyanbcr VI. ... 347
«kioitbcr VII. . . . 349 •
«lleiQiiber VIII. . . 351
9(Ie^-anbev ^alad, f. ©c
leuciben. i
?lleianber r>. öalc« . . 352
9I(e^-anber \>, ^ierapolid 354 I
'sJUejtanbev x>, fit)fopoli« 354 i
9lleianber ^iciusifij . . 354 ;
^IciünbcrScDcriiiJf.Sc» \
\>tvn<$, Sept. u. ?(Iei*. \
• • •
• • •
9((e{anbTia, ^atriard^at
f.^atriardjenu.älg^p«
teit @. 217, 10.
^le^anbria, @Qnoben t).
320 ober 321 u. 362
f. 9tTianidmu9 ; oon
400 f. Origeniftifc^e
©trcltig!citen ; o. 430
f. 92e[toriui».
9((e£anbrinif(^ ftatec^*
tenfcftule . .... .
9((e£anbnnif4e Über«
febung bei» ^. Z.'§ {.
^tbelüberfe^ungen.
STlejrianer
^lejdod I., ßomnenod .
9(Iger o. fiättid^ . . .
9U!uin
SlUatiu«
^(Uegorie f.^ermeneutif.
^Qemanb
9(aen, ^iOiam . . .
9(aer4riftlt(^ftevftönig .
^roergläubigfter fiönig .
^Uer^eUigen . . . .
9inerfeelentag ....
^aiani^, d^oangelifdK .
«Dij, ¥eter ....
^Umofen
9llinofenier
9lIoger . .
^lombrabod
Kloi^nud 0. (ä^ott^aga .
«Ip^äug
«rifteb. 3o^. ^inricft .
«Itav
9(itenburg, ^oDoquiitm
1568 — 1569 f. ^^i*
lippiften.
«ritenftein
^Utv, fanonif^ei» . .
Altercatio Jasonis et
Papisci f. Ärifto.
altgläubige f. 9ladfoU
nifen.
^It^amer
9llting, 3o6. ^inr.
^Itfat^oli^idmu« . .
?ntlut^erancr f.fiut^cra*
ncr, feparierte.
entmann
^üumnat
^loar oon Siorbuba
^loor $elagtu8 f. $e-
lagiud ^loar.
^tmalariud oon ^e^ .
9(malQriuS oon Xrier .
^Imale!
^malric^ t)on S3ena
^manbuS
^Imanbud , Si^^^nn f.
?übrctftt oon '•ßrcuScn.
^mo^ja
Ämbon
^mbrofiancr ....
9(nibrofiani|c^ev ^efang
Seite ; Seite
ftinbroftanifd^r Sobge«
fang f. Tc Deum.
^mbroftuS (S^amdbul. . 44:i
«mbrofiaftcr . . . . 4il
Stmbrpfiui» 0. äJlailanb 443
■ ^merifa, firc^lid^e @ta-
I tifti! f. bie einzelnen
Staaten.
: «mefiu« 447
«tinling, SBoIfgang . . 449
356 I tlmmianu« 9Karceainud 449
^ tlmmon, (S:t)r. fjr. 0. . 453
9(mmoniter .... 455
I «Imolo 457
359 %mon, äg^^t. Q^ott . . 458
361 , «Imon, ßönig o. gitba 459
363 I «tmoriter 459
365 9lmortifation .... 460
369 I ?lmo« 460
^mp^ilo^iud .... 463
^mdborf 0 464
^mtd^dfti.breifa^edf.
3e{u a^r. breif. ^mt.
^mt, ba« geiftüc^, f.
(S^eiftli^e.
«mulctt 4€7
Slmun ber @infteb(er f.
^önc^tum.
«m^raut 470
5tnabaptiften .... 481
^nad^oreten j.^önc^tum.
9lnagnoft f. fiector.
«naflet L, ^apft . . 485
^naflet II.. ©egenpapft 486
ttnammelec^ .... 487
^Inanio« 488
^Inap^oro 488
«tnaftartnd I., $apft . 488
«naftafiu« IL . . . 489
^naftaftuS, (S^egenpapft 489
«naftafiud in. . . . 490
«naftafiu« IV. . . . 490
I Knaftaftud, ^^mnen«
bitter 491
I ^naftafiud »ibliot^. . 492
^nat^ema 493
: 5(natoliu« 495
9lncinon 496
! Slnctjra 497
"Jlnbadit 497
' ^nberjon, fiar« f.öuft.
j ^aja u. bie SReform.
I in @(^toeben.
^nbreä, Safob . . . 501
«nbreä, 3o^. S^al. . . 5o0
Vnbrefi !Oaurentiud f.
^ujtao ^afa.
Slnbrca«, «poftel . . 513
^nbread oon (Säfarea . 514
^nbread oon ßrain. . 51 <>
^Inbread oon ^'reta . . 516
^nbread oon £unb . . 517
Angariae 518
?lngeIitenorben . . . 518
«ngelfac^fcn .... 519
«ngilrani 52.^
371
371
374
375
375
375
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800
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Seite
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555
^n^alt
Sltttcct, qSapft . . .
^nna, b. ^. . . .
9(nna Stomntna . .
^nna8
^nnaten f.9lbgaben ürc^I.
Anni cleri ....
Anniversarius . . ,
Änno .....
Annulus piscatorius
^Innunciaten . .
Annus carentiae. .
AnnuB claufitralis
Annus decretorius .
Annus deservit. u. grat
Annus luctus {. @^erec^t
^nomöer f. ^IrianidmuiS
Slnfcai«
^nfelm r>. (Santerbur^
^nfelm r>. ^aoelberg
^njelm x>. fiaon . .
^nfelm I. x>. fiucca
^(le^anber II.
?lnfclm II. ö. ßucca
«ngfar
«Info
^ntc^cnbicn f. b. «rt
lUar 6. 395, 37 ff.
?(ntero8 577
^nt^imui» f. ^onop^Q'
fiten.
9lntt)rüpoIogtc f. b. §(.
^enfc^ unb mUcn»*
frei^cit.
^nt^roponiorp^iten f. ^u*
bianer.
«Cnticftrtft 577
^ntiblfomarianitcn . . 584
«Intimenfium .... 585
^ntinomiftifdjc Streitig*
feiten
^ntto^enif^ Schule .
^ntioc^ia, $Qtriard)at f.
b. ^. ^atr. u. @t)rien.
^ntioc^ia, ©^nobc d. 341
^ntioc^ud, ft)nf^e ^5«
nige f. Scleuciben.
556
556
556
559
559
560
560
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595
606
607
609
609
611
6eite
^nti^ad 596
^ntipater 596
Antiphon 597
^ntitaften 598
Simon, $aul .... 598
Intonianer I. ... 600
Äntonianet II. ^ . . 601
^ntoninud b. $. . . 604
^ntoninnd $iud . . 605
9(ntonio bc S)omin{d f
be S)omintd.
^ntoniud, (Sinfiebler f.
^öndjtunt.
^ntoniud'Orben . .
Antonius r>. $abua
«^elle« f. Warcion.
Stp^arföer ....
^^arfac^äer f. «f^^ar«
fatet^&er.
^pl^arfated^aer . .
^p^taated ....
9(p^t^artobofeten f.^o«
nop^Qfiten.
^pofali^^fe b.So^anned
f.So^anneiSb.^poftel.
^ofalQpfen, apohr^pii.
f. ^poht^pf^tn b. 9^. Z,
nnb $feube))iataj;)^en
b. «.2.
«(pofalQptit .... 612
«Cporataftafid .... 616
«pofrifiariu« .... 622
^poft^p^en b. ^.£.d . 622
^poln^p^en b 9?.2:.d . 653
«poftijp^enftreit f. ©.
628, 82 unb öibel*
gefeUfcbaften.
«IpoIIinarig 0. fiaobicea 671
StpüUinariu«, eiaubiii« 676
«pononia 677
«IpoEoniu« .... 677
«rpoEog 678
«polofletlf, Srpoloßie . 679
Apologie ber ^ugi^burg.
Äonfcfpon f. «Ing«*
burgifie^ öefenntni«
unb beffen ^ologie.
9(poftafic, ?(poftaten . 698
ecitc
«poftel 69y
9lpofteIbrüber, %po\it\,
«poftelorben ... 701
9pofte(gef4id)tef.*Sufa«.
«poftelfonoent . . . 703
«[poftede^re .... 711
Hpoftolifer f. «tpoftel'
brüber.
^poftolifc^e fiirc^norb«
nung 730
^poftolif4e ftonftttutio*
nen unb ^anoned . 734
^poftolif((e SSftter . . 741
«poftolif^er SH^nia . . 741
^poftoUf^ed @^mboIum 741
Appellationen .... 755
Äpponlu» 757
9[pptobation f. fQüäitr^
jenfur.
STquila 758
"äqvdla, fiafpar ... 759
«Tquilo, Überf. b. ^.%.
f. Sibelüberfe|ungen.
«quileja 761
Aquilejcnrtfd^e« Symbol 761
«Irabien 762
«trabfer 770
Slram 770
2lxatov 775
Ataufio, S^nobe f .Orange.
9(t4äologie, biblifc^e . 776
91rd)Kologie, tirc^lidie . 780
91td)elaud f-^erobe^ b.®r.
«rdjeiPäer 782
Arc^ibiofonui», «Ir^ipred«
bl)ter u. i^rc Sprengel 7i>n
«rc^icreu^ .... 784
«IrcöÜQpcUanug . . . 78i
«Irc^imanbrit .... 7^')
?lrd}ipre«bl)ter f. 9Irc^i*
biafonud.
^Irdjiteftur, t{xdt\id)t f.
^irc^cnbau.
SlrcöiDrocfen, ürc^lidieS . 78r)
«IrdjontiFer f. ©uoftifcr.
«rcimbolbi .... 70?.
«retaö 79:»
itetiiptigiiitgeit.
5. 121 3. 23 I. Salbcmar ft. SJolbemar
6. 173 3. 37 I. über ft. ober
6. 173 3- 38 fefc nad^öcbürfni^einÄ'omma
S. 175 3. 42 I. SBemdborf ft. Ä^arnSborf
©. 176 3. 19 l. ©at^ffe ft. ©ac^fe
©. 178 3. 8 I. nun ft. nur
©. 178 3. 45 I. ^ä^lcr ft. Äö^Ier
©. 189 3- '-^0 füge natft au^ ein: auf
©. 205 3- 34 I. ertvagcnbe ft. übertragenbc
©. 228 3. 59 I. ©ccfenborf ft. ©ecfenborf
©. '^62 3. 13 l. Gegebenheiten ft. Gegenseiten
@. 270
©. 282
©. 287
©. 306
©. 456
©. 490
©. 503
©. 547
©. 556
©. 560
41 l. 1884 ft. 1881
32 I. anbercn ft. anbcre
47 1. perfönlic^cn ft. perfönlidjer
33 I. ftanb ft. tanb
30 l. ber ©o^n ft. ben ©o^n
52 1. ttafantcn ft. »afanntcn
40 I. S^abintöniud ft.€al))ant^iiiii4
4 l. unter bem ft. unter ben
57 I. ^onoriuö II. ft. III.
1 l. carentiae ft. carrentiae.
Si, b, ^of« u. Unit}.s!8u((bTU<feTd Don dx, 3unge (3unge & Qotfn), Erlangen.
fftv^tiJ^ni* wn ^hkütfunf^ttL
t. 9mmt efldier.
Qkn = OeneftS. $r
ds =- (E^obud. 9rb
Se ^ fiet>tticud. ßfi
5Ju = 92umeri. 3ef
^t = ^utftoitomium. ^tx
3of = 3ofua. ej
Sa = €ainuelid. Sbo
Äfl == Äönige. 3o«(
e^r = d^ronifa. 9lm
dSr = e«ra. 06
97e6 = ÜVe^mta. ^on
(£fi^ » dfiber. ^t
6i = ßtob. 92a
$f = $fa(inett. {ki6
froDerbien.
^rebiger.
6o^d Sieb.
Sefaiad.
Scrcmiaö.
^Sfc^ifl.
5)anicl.
£>ofea.
ObabJQ.
3ona.
92Q(uTn.
$>Qbacuc.
3c = 3c})§ania. m
^9 = Öaggai. Äo
@ac6 == ©Qc^aria. ü)a
^a ^ ^aleac^i. (S))(
aub = Subita. W
SBci = ©cid^it. iEfoI
5:0 = 2:obia. 20
8i ^- 6iradj. Xi
S3a — S3arud). Xit
3Kaf = '©Jaffabäer. *öil
3Rt = 3RattW««. 4>br
Wc = ^WarcuS. 3a
2c = 2uco8. *t
3o = 3ol&annc8. 3u
51® = «poftclgcfc^. «t)f
= SRömcr.
= ^orint^cr.
=- ®alatcr.
= Äoloffer.
= Xj^cffalonic^er.
= Ximot^cuS.
- XitiiS.
= Hebräer.
= äafobu«.
= ^ctrii«.
- äuba^.
= Ät)ofQl^pfc.
2- Settf^rifteit, 6ammeItDerfe itiib Dg(.
«. = «rtifcl.
fL^fi SS. ^b^nbtungen bft 93erüner Vlfabemie.
fL\ßß = ttllgfineine beutfc^ S'togTa)>^te.
%QM0 = Vbl^nblungen ber ®öttingcr 6(efeafc^.
bei ^iffenfc^aften.
91SM( = 'Üx6)\\> für fittteratur unb ^irc^en«
gefc^t^te bed SJ^ittelalterd.
me^ = 9(b^nb(ungen b. 9J?un4ener ^Ifabemie.
AS =:: Acta Sanctorum ber SoIIaubiften.
ASB B» Acta Sanctorum ordinis b. Benedicti.
ll®Qj( = ^b^nbluitgen ber eädififc^en (^efea«
fc^ft ber ^iffenfc^ften.
«X = «lle« Xeftament.
93b = S3anb.
S3be ^ ^nbe. [nensis.
BM = Bibliotheca maxima Patrum Lugdu-
CD = Codex diplomaticus.
CR -= Corpus Reformatorum.
CSEL = Corpus scriptorum ecclesiast. lat.
DchrA = Dictionary of Christian Antiquities
von Smith k Cheetham.
DchrB = Dictionary of Christian Biography
von Smith & Wace.
Du Cange = Glossarium mediae et infimae
latinitatis ed. Du Cange.
&b® = gorfc^ungcn jur beutfc^cn ®cfd)i(^tc.
®g9l = ©öttingifc^c gelehrte «njeigcn.
4,3® = ^iftorif(^c8 3a]^rbu(b b. ®örrc8gefcnf(b.
^3 = ^iftorifc^e 8eitfd)rift öon ö. S^bel.
Jaffe = Regesta pontificum Romanorum ed.
Jaffa editio II.
3bX^ = 3ö5Tbü(^er für bcutf^e X^eologic.
3t)r3:]^ = So^rbütftcr für t)roteftant. X^eologie.
Ä^ ^ Äirc^cngefd^ic^te.
ÄD = Äirc^norbnung.
SeS ==^ 2itcrarif(^e8 dentralblott.
Mansi = Collectio conciliorum ed. ManFi.
SWg == «Wagoiin.
MG = Monumenta Germaniae historica.
MSG
MSL
9?3bX^
9Jf3
$3
Potthast
9?n©
©SÄ
83R?I
SS
X^393
2:^23
X6@tÄ
XU
US3
3BS3
5B5Be9(
3B5B3B51
3ot5a3
3b9(
3bm@)
3Ä®
3^
3f2:^
3^332
31X1?«'
3*^
3w:j:§
n
n
-^ Patrologia ed. Migne, series graeca.
= Patrologia ed. Migne, series latina.
= a){itteihmgen. |(^|c^i(^tdfunbe.
- 9«cuc8 %x^\\> für bie ältere beutfc^e
= Si^eue fjolge.
= 9'2euc3a^rbü(l^erf.bcutf(öeX^coIogte.
= 92eue firc^Uc^e 3c>tf<^nft.
= S'icued Xcftament.
-^ $reu6ifd)c 3flÖi^^üd)er. f Potthast.
= Regesta pontificum Romanor. ed.
- SRbmif^e Ouartalfc^rift.
= ©t6ung«beri(^lc b.icritner ^tfabemie.
= ^ b. SKüuc^cner
= „ b.^aSiener
= Scriptores.
= X^eologifrfjer ^dfyct^htxx^t
= X^eologifc^eä 2iteraturblQlt.
= X^cologifd)c 2iterQturjcitung.
= X^eoIogifd)e Cuartalf^rift.
= X^cologifc^e ©tubicn unb ^itifcn.
= Xefte unb Unterfutftungcn ^erau8=
geg. Don t). ©cbl^arbt unb {Kimad.
= Urfunbenbud).
- ©erfe. S3ei 2ut6er:
= 5Berfe ©riangcr ^luSgobe.
-- 2Berfc 3Bcimarer $lu§gabe. ffcftaft.
= 3eitfc^nft für altlcftamcntl. 5Biffcn:=
für beutfc^ed ^Utert^um.
b. beutf4. morgenl.@)efeQf(^.
b. beutf4.$a(äftina$eretn8.
für ^iftorifc^e X^eologie.
|ür Äird^engefc^i^te.
für ^ird)enre(j^t.
für fat^olifc^e X^co(ogte.
für !ir(^I.®iffenf4u.2eben.
für lut^er.X^eologieu. Atrc^e.
für ^roteftantiSmuÖ u. Äirc^e.
für X^eologie unb ^rc^e.
für miffenfd)aftl. X^eologic.
tt
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tintfitx Verlag ber 3. d. jQinrid^B'fdittt Bndilianblnng in fdp)i$.
Professor D. Albert Hauck
DieKirdieDeiitscManis unter ien Säclisiscb unlFrinkiscIien Kaisern
auch unter dem Titel:
Kirchengeschichte Deutschlands III. Teil.
Inhalt:
Konsolidierung der deutschen Kirche 911—1002. — Das Überge^iricht des
Königtums in der Kirche und der Bruch desselben durch Rom. 1002 — 1122.
1041 Seiten. 189« geheftet M. 17.50, gehunden M. 19.50
Teil I und II (1887 und 1890) ... „ „ 24.50, „ „ 27.70
„Das Buch ist ein glänzendes Beispiel dafdr, dass wir noch Gelehrte haben, diediegrösste
Wissenschaftlichkeit mit erquicliender Klarheit der Darstellung zu verbinden wissen."
Grenzboten 1896 Ko. 97.
„Jede Fortsetzung des schönen Buches erweckt uns neue Freude. Die Kunst des Yerf.'s,
geschichtliche Persönlichkeiten plastisch zu schildern, feiert wieder ihre Triumphe."
Literarisc^^es Gentralblatt 1896 No. 12.
„Das Werk ist eine der hervorragendsten Erscheinungen der neueren Geschicht-
schreibung, gleich ausgezeichnet durch die formvollendete Darstellung, wie durch sichere Be-
herrschung und besonnene Kritik des gewaltigen Stoffes. Post 1896 No. 36.
„Die Darstellung, die uns dieser neueste Band des Hauck'schen Werkes bietet, verdient
die allergrösste Beachtung. Er schöpft überall aus den Quellen selbst, fördert Kritik und Forschung
nach allen Richtungen hin, stets ruhig, sachlich, nie verletzend. Wir haben in den letzten Jahren kaum
ein Buch gleicher vornehmer Objektivität gelesen. — Kurz — eine Leistung ersten Ranges."
Neue Preussische (Kreuz-) Zeitung 1896 No. 103.
gUttr, mM, ^fttv 9^ttl
(3m ^nbfl flnb bas 1(6.— 2<|. Caufcnb.)
3 Vn.; Qth. ^Vn.'f in £tebt|aber&. 57, ITT.
\. Die Kunfi bes 2(r&ettens.
2. €piftet.
3. Wie es m3gli(^ ifi, otjne 3ntn9UP, felbfi
im befiänbtgen Kampfe mit Sd^kd^ten
bnxdf bie IDelt 5U fommen.
^. (Sute (Semot^nl^eiten.
5. Die Kinber ber Welt ftnb riü^er als bie
Kinber bes £tc^ts.
6. Die Kunfi, geit 511 t|aben.
7. ölürf.
8. IDas hcheüiei ber UTenfc^, rooljer fommt
et; rooljin gef|t er, »er n?of|nt über bcn
golbenen Sternen?
Qm ^nbcl finb bAS 9.— (6. Caufcnb.)
3 m.; ^eb. ^ m.; in £tebtiaberb. 57« ^•
{. Sdfülb unb Sorge.
2. „(Eröpet mein Dolf."
3. Über nienfc^enfenntnis.
^. Was ifi Silbung?
5. Dornet|me Seelen.
6. Sranscenbentale l^offnung.
7. Die Prolegomena bes (Et^rifientums.
8. Die Stufen bes Cebens.
§iiitii itftn ttitb liebelt.
(^. unb 5. Caufcnb )
preis nt. {.HO; geb. IIT. 2.<(0.
gehalten im Serlinet ^we^venin 6c5<£pan9eltfdjen3unöestm %rbft \895.
Hiirttitili) Prof. D. Tiboif, DO0 Ci)ri|leittum uitb bie ©efi^ii^te. %^}f-
^itf tmt) Prof. D. 3uiiu5, Da« (l|)rt|lentum mh Ut}ß\)\iofop\)\t, ^^^^f-
^w^m^ £)bcri. Dr. (0., C|)ri|lentttm unb JlaturmtHenfi^ttft. \^}f
lleriM ber 3. d, I|inrifl)8'f4eit |{ttd|i)iiiiblitii| itt £tlpyi^*
(
(;§femBtBßI)
2lltes unb Heues Ceftament nebft2lpofrypt^en
neniHievter ^aOifdler entwertest.
JTIit 30 Cic^tbrucfbilbcrn 3um Eliten (Ccjlamcnt
nad^ fierüj^tuten Mtifttm
ünb \5 besOfl aus bem Ccben 2^\ü
3« bauerljaftem <5an3lcbercinbanb mit (5oIbfd?nitt '^O TXiaxt
Scfon^ers ele^ont gebunden ^8 ZTIarf. 3(ucft aOitidl{Iid) in Cieferungen 3U ttesie^en.
9i0 llrne te|taiitent mit lim 15 fiofutanii'filleti $illieni
Setjr gefd^madoon geb* mit (Bolbfd^iittt \5 TXlatt
3n Ceber geb. 25 IHarf.
Die „Sternbibel" foU eine xt^U ^awüM fein. ;Jflr 6ie Jlusftattung ift
fra^r nur bas foliöefte; langjährige Sauer^aftigfeit getpal^rleiftenöe ZTTaterial
pem>enöet tDoröen. Der Silöerf^mucf oerbinöet eöelfte Darftellung mit poUenöet-
per IDteöergabe. Der Profpeft, 6er portofrei 5U Dienften fte^t, enthält Urteile
pon öen Qerren:
ißeiteralfuperintenbetit D. :6anv, Koblens. — ^auptpajlor :5e^rmann, Hamburg. — profcffor
D. »epfijlag, ^aüe. — 0ber.KonfiPoriaIrat Dr. v. ^u^vudcv, IHünc^en. — profcffor D.
C fivemev^ ©reifsmalb. — pajlor Dammann, Siegen. — i^ofprebiger X DiWep, lüeimar. —
<5eneral[upertntenbent D. £. Drpanöer; Berlin. — (5enera(fnpertntenbent D. Dr. 2r5mann/
Breslau. — £jofrrebiaer D. £mil ^^rommel, Berlin. — pajlor (D. J^untfe; Bremen. — 0ber.-
"KonPIlorialrat probjl D. ^reiljerr pon 5er ©olfe, Berlin. — (generalfuperintenbent D. 'feefetiel,
pofem — pafior D. 'feölfijer, £eip3i3. — Superintenbent "fe. Jeep, Stenbal. — profeffor D.
^£^lev, Qaöe. — prebiger £ic. p. ltirm$, Berlin. — ©berljofprcbiger unb 0berfonflfloriaIrat
D. Unbolf Äöflel, (t) Berlin. — Superintenbent Äarl Ärummacjer, €lberfelb. — ©bertjof«
prebtger D. flleiev, Dresben. — Superintenbent D. panf, ieipsig. — (Seneralfuperintenbent
PoetteV; Stettin. — öeneralfuperintenbent D. Äogge,(t) 2IItenburg. — ^ofprebiger D. Äogfle,
potsbam. — Superintenbent (C^. B^malenha^, IHennigtiüffen. — 2CboIf Ötoetfer, Berlin. —
(Senerolfuperintenbent D. Sanbe; Dan3i3. — paftor (Lieeme^ev, Bremen. — Pfarrer £ic. IDeber/
in.'iSIabbac^. — profeffor unb Konfiflorialrat D. (p. 3Micv, (Sreifsroalb.
Jfamillentlic^nift — Ißtvihx^ptn — "JßavaÜtmtUtM.
dA 3 xia
J. C Hinriehs'sehe Buehhandlungf in Leipzig.
Neuere theologische Verlagewerke.
Arnold, Prof. d. Theol. in Breslau.
Caesarius von Arelate und die
gallische Kirche seiner Zeit. 1894.
M. 16-
Die Christlichen Schriftsteller
bis Eusebius. In griechischer Über-
lieferung. Herausgegeben auf Ver-
anlassung der Egl. Preuss. Aka-
demie d. Wissenschaften zu Berlin.
Die ersten Bände dieses grossen Unter-
nehmens befindefi steh im Druck.
Dalman, Dr., Prof. d.Theol., Leipzig.
Grammatik des JÜdisoh-Palästl-
nlsohen Aramäisch. 1894. M. 12—
Delitzsch, Prof. Orient. Spr., Breslau.
Assyrisches Handwörterbuch.
1896. Suhscr, Preis bis 31; 12. 1896:
M. 46.50; geb. M. 49 —
Ewald, Prof. d. Theol. in Erlangen.
Das Hauptproblem der Evange-
Menfrage und der Weg zu seiner
Lösung. 1890. M. 6.80
Gerber, Prof. d. Theol. in Prag.
DieHebräischen Verba denomina-
tiva insb. im theol. Sprach gebrauch
des Alten Testaments. 1896.Mk.7.50
Harnacky Prof. d. Tlieol. in Berlin.
Geschichte der Altchrlstllchen
Litteratur bis Eusebius.
Bd. I: Die Überlieferung und der
Bestand. 1893. M. 35 —
Ujl. Band erscheint 1806.
KattenbUSCh, Prof. d. Th., Giessen.
Das Apostolische Symbol, i. Die
Grundgestalt des Taufsymbols.
1894. M. 14 —
Band II soll 1896 erscheinen.
KÖnigy Prof. Dr. theol. in Rostock.
Historisch-kritisclies Lehrgebäude
der Hebräischen Sprache, i, ii, 1.
1881 und 1895. M. 32 —
//, 2 (Schluss) befindet sich im Druck.
Literaturzeitung, Theologische.
Herausgeg. von A. Harnack u.
E. Schürer. Jahrg. 1896. M. 18 —
Mlrbty Prof. d. Theol in Marburg.
Die Publizistik im Zeitalter
Gregors VII. 1894. M. 16-
ReSCh, Eirchenrat D., Zeulenroda.
Aussercanonische Paralleltexte
zu den Evangelien. Heft i bis 4.
1893-96. M. 53.50.
Das iSchlussßicfl befindet sich im Druck.
SchUrer, Prof. d. Theol., Göttingen.
Geschichte des Jüdischen Volkes
im Zeitalter Jesu Christi. I. 2. Aufl.
1889-90. M. 18 —
Band II ist x. Z, rergriffeti,
Straclt, Prof. d. Theol. in Berlin.
Abriss des Biblischen Aramäisch.
Grammatik, Texte, Wörterbuch.
2. Abdnick 1896. M. I.60
Testament, The Old. Kritische
Ausgabe des hebräischen Textes
mit farbiger Unterscheidung der
Quellen und mit Anmerkungen in
englischer Sprache. Herausgeber:
Prof. Paul Haupt in Baltimore.
Jodes Buch, von einem deiiUch*»D,
englischen oder amerikanischen (be-
lehrten bearbeitet, ist einzeln kfuiflich.
Testamentum, Novum, Graece
recensuit Const. v. Tischendoi f.
Prolegomena scripsit C. K.
Gregory.
Editio maior. 3 voll. M. 70 —
Editio minor geo. M. 10.80
Texte und Untersuchungen zai
Geschichte der altchristl. Literatur,
herausg. von 0. v. Gebhardt u.
A. Harnack. I-IX. X 'U, XI-
XIII, XIV 1, 3/4, XV, i.
1882—1896. M. 35.S —
Tischendorf siehe Testameutnm.
Weiss, Prof. d. Theol. in Berlin.
Das Neue Testament, textkritische
Untersuchungen und Textherstel-
lung. I. 1894. M. 20-
II. 1896. ca. M. 17.oö
Über die Mehrxahl der Werke sind ausführliche Prospekte vorrätig.
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Abtvuimtiatio . . .
«blolum f. 3;aDib.
«btalon von £imb . .
Mbjolution f. Seichte.
flbultarabft^ . . . .
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1 i Hcadue bon ^nia . .
Vi , flcaduS Don Sflfaica .
13 I 9(cactue Don Sanftantl-
14 i nopel f.^onofibQrittn.
14 I ffcadue wa "SttiWmt .
25 I ««(planten (.ganjeniB.
26 muB.
27 flctlbtnticn f. Stolec
28 bübren.
SccDniDiobatfou . ■ ■
Stt^rq f. b'üi^tm.
SUctbaii
Äcofta
Acta martyruni , . ,
31 «botbctt, Olegnci b. «o<
32 j nffafiut V Itbfbeit.
38 8balbttt n. ^mbuis .
Sbalbert t>on $iae . .
68 I itbalbotb
ilbalbag con 3)nnien .
I SIbatgat Don Örem« .
I Qbaliarb nnb Sßala .
fflboni
: Sboin Don ^rtintn . .
76 j ^bam. 'ffidttioi . . .
flbam. €cotue . . .
77 I Vbam Don St. Sitloi .
83 «bamiltn
89 «bamnanuB ....
92 abclmann
98 übelop^agcn ....
I übtobaiuB
' abiaitbora .....
99 SIbo
I Slbonoi f Sebotwb.
99 ' SlboptianiBmuB . . .
101 i übrammelcd) ....
mfo
Mboent
10! ^IbDcntifttn ....
102 Advocatus ecclesiac .
tlO , «btliuBi.abtirinftirtfit.
112 Acdituus
113 , Äflibiiiä
113 ■ ägibiuä be Kolumna .
119 «gibiuB Düii »ilerbo .
] ^a^pWn, b, olle . . .
120 iifllipicii, b. neue . .
, Älfreb h. Ör
123 ! älftic
«tiefte in her fiiri^e j.
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*liefle in 3«rael . . 224
im»er Ebriiti |. Sefii
, Sbriftibretfa^eB^lmt.
Sineae uim f&tna . , 227
äiieofl ni.>n %üxii . . 227
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^nfelm ü. (Santerbur^
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^Intoniottcr I. ... 600
§lntonlaner II. r . . 601
^ntoninud b. ^. . . 604
^ntoninud $iud . . 605
Antonio be S)ominii» f
be S)ominU.
^ntoniuÄ, einfteblcr f.
^öndjtum.
5(ntoniu8.0rben ... 606
^ntoniud D. $abua . 607
^peaed f. ^arcion.
^p^arföcr 609
^p^arfac^äer f. 9(p^ar»
fatcdjfier.
^pl^arfatec^äer ... 609
^p^raated 611
Slp^tl^artobofeten f. SRc
nopl^^ftten.
^ofal^pfe b.So^annei»
f.So^annedb.^poftel.
^pofal^pfen, opofr^p^.
f. «[potr^p^en b. 9^. %,
unb $feubeptgTap^en
b. «.2.
«polol^ptif .... 612
^pDfataftaftd .... 616
^ofrifiarlu« .... 622
^pofr^p^en b. «.2:.d . 622
^pofr^p^en b 9^.2:.i» . 653
«pofr^p^cnftrcit f. ©.
628, 82 unb »ibeU
gcfcüf^aftcn.
«poUinariö ü. fiaobicea 671
^poninartud, (Slaubiud 676
«poaoniQ 677
«IpoUonhi« .... 677
?CpoIIo8 678
«potogdif, SCpoIogie . 679
Apologie ber ^ugiSburg.
^onfcfpon f. 9hig«*
burgificg 5i8cfeuntni«
unb beffcn Stpologic.
^tpoftQfte, §IpoftQtcn . 698
8cttc
«poftel 69^
9lpoftelbrüber, 9lpofteI,
«püftelorben ... 701
^poftelgef^ic^tef.Sufa«.
«poftclfonüent . . . 70.'^
«poftelle^re .... 711
«poftoltfer f. 9(pofteI«
brüber.
^(poftolifc^e Stivd^tnoxh»
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^poftolifc^e j^onftitutio«
nen unb ^anoneS . 734
9(poftoUf4e Säter . . 741
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«Ippettationcn .... 755
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Slpprobation f. ^üc^er«
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«quilo, Äofpor ... 759
«qulla, Überf. b. «.3:.
f. I^ibelüberfeftungen.
«quilcjo 761
9{qutleicnrif(^e9 @t)mbol 761
«rabicn 762
«Irabicr 770
Äram 770
«rator 775
^raufio, 8l)nobe f .Orange.
Slrc^äologie, biblifc^e . 776
«rc^ftologic, fir^licftc . 78(»
^[rc^elaud f .^erobeS b.O^r.
«rcfterofier 782
^Ir^ibiafonud, ^xdiipxt^^
bt)ler u. i^rc Sprengel 78^»
9lr(6icreu« .... 784
^rcfjifapeUonug ... 78 i
^rcftimanbrlt .... 78.»
5(rdjipregbt)ter f. $trc%i«
biafonud.
5(rd)ite!tur, fir(ölid)e f.
^rc^enbou.
^rdjiüiuefen, «r^UdieS . 7a'>
9(rdjontifer f. öJnoftifcr.
^Ircimbolbi .... 70.-^»
9lreta^ 79:.
Stetii^iignitgeit.
5. 121 3. 23 I. "föolbemar ft. SSoIbemar
6. 173 3. 37 I. über ft. ober
6. 173 3. 38 fe^e nQc^S3ebürfni«emS^ommo
6. 175 3. 42 l. SBcmÄborf ft. ^Äorngborf
©. 176 3. 19 I. 6ac§ffe ft. Sa^fe
(B. 178 3. 8 I. nun ft. nur
'S. 178 3. 45 I. Ää^Icr ft. Äö^Icr
S. 189 3- 20 füge nat^ aud^ ein: auf
S. 205 3- 34 I. crtragcnbe ft. übertragenbc
e. 228 3. 59 I. Sccfenborf ft. Secfenborf
S. 'J62 3. 13 l.S3egeben^eitenft.»egen^citen
©. 270
S. 282
S. 287
S. 306
©. 456
S. 490
©. 503
S. 547
S. 556
S. 560
41 I. 1884 ft. 1881
32 I. onberen ft. anbcre
47 l. perfonlic^en ft. pcrfönlicl)er
33 I. ftonb ft. tanb
30 l. ber So^n ft. htn So^n
52 l. Dafanten ft. öQfanntcn
40 I. (S)alt)inidmu$ ft.(£alt)ani$iiiu^
4 I. unter bem ft. unter ben
57 l. ^onoriuS II. ft. III.
1 l. carentiae ft. carreutiae.
st, b. ^of< u. Unio.sJBu^brucferei bou i^r. 3unge (Sunfle & Qotfti), (^(aitflcn.