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Full text of "Realencyklopädie für protestantische theologie und kirche"

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AntoYer-HAr^arp 

TKEOLOGKALUBi^By 


^ealcncyflopäbte 

für  proteftantifdje 

3n  britter  oerbefferter  unb  oermeljrter  2luflage 

unter  ZTTittDirfung 

pieler  Cl^eologen  unö  (ßclel^rtcn 

herausgegeben 
oon 

profrffor  in  Ceipsig 

€rjler  )3ani) 
A  Q  —  Ärtla» 


3.  (£.  ^inridjs'fdjc  Sud;(;an6Iunij 

1896 


Andover-Harvard 
Theological  Library 

CAMBRIDGE.  MASS. 


b  sy 


\   ^    ^      \    '\     S^L. 


1. 


K/ 


P  0  r  u?  0  r  t 


Snbem  \d)  ben  erftcn  93anb  bcr  brüten  9(uf(Qge  ber  SReoIenct^flopäbie  für 
^nrotcflantifdjc  %f)to{oQ\t  iinb  Äird^c  bcr  Öffcntfidjfeit  übergebe,  bin  idj  ben 
t'efern  be^  SKerfeg  SRc^enfc^aft  [djutbig  über  bie  ®runb[äfce,  totldjc  für  bie 
9}eiibearbeitung  nta^gebenb  finb. 

^6)  fann  babei  bod  SBort  n)ieber^oren,  bog  bie  Herausgeber  ber  jn^eiten 
9(uflQge  in  ber  SSorrebe  berfelben  oudfprad^eu:  bcr  ©tanbpunft  bed  äBer!eS 
bleibt  berfclbc  rvk  früher.  ©aS  gi(t  in  fird^tid^er  §inftd^t:  jeftt  tt)ie  früher  ift 
bie  SRealenc^flopabie  befttmmt,  ber  proteftantifd^en  S^riftenl^eit  ju  bienen,  nic^t 
einer  einjelnen  proteftantif^en  Äirdje.  ®a8  3^^^  U*  enei^bar,  ha  eS  tro^ 
aller  ß^^t^ciin^i^S  unb  aller  ®egenfä^e,  bie  Dor^anben  finb,  eine  Sin^eit  ber 
QUO  ber  Sieformation  ern^ad^fenen  Äird^en  giebt,  bie  nur  berjenige  überfe^en 
fann,  ber  fie  nic^t  [e^en  toill.  @g  forbert  aber,  baß  9Äanner,  bie  ben  toer* 
fc^iebenen  proteftantif^en  Äir^en  angel^ören,  }u  SBorte  !ommen.  S)aS  ift  ge* 
fc^^en  unb  fod  au6)  fernerl)in  gefd^e^en. 

@S  gilt  fobann  in  t^eologifd^er  ^infid^t.  §lu^  ^ier  ift  ber  ©tanbpunft 
ber  9leaIenc^fIo))äbie  nac^  n)ie  Dor  nid^t  e£f(ufit).  3l\d)t  bie  ^nfc^auungen 
unb  bie  Sntereffen  einer  t^eologifd^en  ©d^ute  fönnen  für  fie  beftimmenb  [ein, 
fonbcm  jeber  JBeitrag  ift  loiUfornmen,  ber  a(S  SrgebniS  ttjo^terroogener  njiffen* 
fc^aftti^er  Überjeugung  fi^  barftellt.  S)enn  bie  ed^te  SBiffenfd^aft  jerftört  nidjt, 
fonbem  fie  erbaut. 

äBai^  bie  ^bgrenjung  beS  ju  be^anbe(nben  @toffed  anlangt,  fo  foUen  im 
iDefentlidjen  bie  bisher  innegel^attenen  ©renjen  beobad^tet  n^erben:  bemna^  Se» 
Tüdfi^tigung  aller  tljeologifd^en  ©iSjipünen,  aber  Sefc^ränfung  auf  ba«  Ätrd^ 
lic^e  unb  X^eologifd^e.  Snnert)alb  biefeS  9ta^menS  ift  jebod^  eine  nid^t  unbc 
träc^tti^e  ©üoeiterung  notnjenbig.  ®enn  bie  jweite  STuffage  tuar  in  mancher 
^iiiftd^t  lüden^aft.  3Kan  fonnte  j.  95.  auö  i^r  fid^  jtoar  über  ben  ®ang  bcr 
^Reformation  burc^  S)eutf^tanb  unterri^ten,  aber  über  bie  Oegenreformation, 
bie  für  bad  SBcrftSnbntö  ber  Sage  bed  ^roteftantiSmud  faum  t)on  geringerer 


SBid^tiflfcit  ift,  gab  ftc  nur  ungcnügenb  Sfuöfunft.  Sl^nlid^  ift  c3  auf  anbcrcn 
©ebieten.  9taum  für  bie  notmcnbigcu  (SriDciterungen  [od  burd^  ben  engeren 
S)rucf  unb  bie  SBerfurjung  ciuiclner  ^(rtifel  geiuonncn  n^erben. 

3)ie  %bft(^t,  totl6)t  bie  Herausgeber  ber  jtoeiten  S(uf[age  t)egten,  ben  Umfang 
beS  SEBerfeö  auf  15  JBäube  ju  befc^ränfen,  ertuieS  fid)  afö  unburc^fü^rbar. 
S)agegen  tuirb,  toie  i^  glaube,  an  ben  18  SBfinben  ber  sn^eiten  9luf[age  bieSmal 
feftge^alten  werben  fönnen. 

S)en  uereljrten  Ferren  aJJitarbeitern  fagc  id^  für  baS  bereitwillige  Snt^ 
gegenf ontmen ,  mit  bcm  fie  bie  in  Dieter  ^infid^t  felbftuerleugnenbe  Sfrbeit  an 
@inje(f)eiten  übemal^men,  meinen  aufrid^tigften  ^ant 

®ott  ber  §err  aber  möge  üerleiljen,  bafe  unfere  ?(rbeit  jur  ©rbauung  feiner 
SHr^e  unb  jur  görberung  ber  euangelifc^en  SBa^rl^eit  biene. 

SeiVjig,  20.  Suli  1896. 


A  Q,  ber  Slnfangs«  unb  6^Iu|6u^fta6e  bes  grie^.  ^llp^abets,  begegnet  in  ber 
bibl.  fittteratur  an  brei  Stellen  ber  Slpl :  1.  8  bejei^net  Fi^  (&ott  als  ib  a  xal  rb 
(o,  eine  ^u^nidstoeife,  bie  fofort  i^re  Crllärung  finbet  tn  bem  S^j^t  ^  ^^  ^^^  ^ 
yv  xal  ioxofievog,  6  jiavroxqdicoQ,  (Sbenfo  Jagt  21,  6  (&ott  oon  \\i)  aus,  ba^  er 
oos  a  unb  co  fei,  mos  ^ier  erläutert  mui  bur^  ^  ägxt)  xal  rb  rikog  (ogl.  3^f*  ^^t  6)*  ^ 
X)agegen  i[t  22,  13  bas  SBort  iyd)  el/Lu  rb  a  xal  tb  co,  jipcoTog  xal  ^ararog,  fi 
iiQxi]  xal  Tb  TÜog  Selbftbe^ei^nung  (Ebrifti.  ber  au^  2,  8  oer  (Erfte  unb  Seilte  ge« 
nannt  loirb.  Druden  bie  beiben  SuMaben  oasfelbe  jQmbolifA  aus,  Q)as  bie  mit  ibnen 
oerbunbenen  Slusbrude  befagen,  nömliA  ben  Segrijf  ber  (rmigleit  als  unausgefe^te 
Dauer,  [o  lagt  ber  Aontest  erlennen.  Sag  bur^  btefe  SelUtbejei^nung  (gottes  unb  lo 
CE^fti  oie  (Erfüllung  ber  9Beif|aguna,  Don  ber  an  ben  brei  Stellen  bie  9{ebe  ift,  ga« 
rantiert  mirb.  —  3ur  (Erllarung  Des  Slusbruds  A  ii  ift  meMaä  auf  ben  (gebrauq  oon 
^  ^  in  ber  rabbinifi^n  fiitteratur  ^ingeo^iefen  morben,  o^ne  oaB  jebo^  Don  allen  (Exe« 
geten  biefe  parallele  anertonnt  roorben  loäre.  3}gl.  Schoettgenii  horae  Hebraicae 
et  Talmudicae  etc.  p.  1086  sq.  unb  bie  Jbmmentore.  Die  altem  SRonograp^ien  i6 
über  ^  ^  f.  in  J.  Chr.  Wolfii  Curae  Philologicae  et  Criticae  in  SS.  Aposto- 
lorum  Jacobi  Petri  Judae   et  Joannis  epistolas   hujusque  Apocal.  p.  443  sq. 

(Eine  9{ei^e  Don  S^riftftellem  bes  Ar.  Slltertums,   Q)ie   auip   bes   SRittelalters 
nimmt   auf   bte   genannten  Stellen    ber  Slpolal^pfe  Sejug.    So  ^at  Siemens   oon 
SHexanbrien   eine   ober   mehrere  Stellen   im  Sluge,  Q)enn  er  oon   bem   £ogos   be*2o 
mertt:  xvxkog  yäg  6  avrbg  jiaodfv  tayv  dvvdfjLeayy  elg  Sv  elXov/xivwv  xal  hov/xi' 
v(ov'    did    TOVTO  A   xal  Q  6  Aöyog   etQrjTai'   ov  juovov  rb  rikog  äQxfj  ylvexai, 
xal  reievrq,    ndJuv  hü  xyiv  ävco&ev  äqxV'^f    ovöa/üiov   öidoraoiv  kaßwv.  (Strom. 
IV,  25).     9Bie  an   biefer  Stelle,    fo  Deutet   (Elemens  au^    Strom.  VI,   16    bie 
Susfagen    ber  Offenbarung  nur    auf  (E^riftus.     2:ertullian    (de  monog.  5)    fübrt25 
aus,  C^riftus  nenne  \\i)  A  unb  ii^  um  3U  seigen,  bag  in  i^m  bie  Semegung  besSln« 
fangs  jum  (Enbe  unb  bie  3{udltf)x  bes  (Enbes  3um  Slnfana  fei.    9la(^  9Imbrofius  (ex- 
positio  in  VII  visiones  I,  8)  n)irb  (E^riftus  als  ber  vlnfang  beseii^net,  Q)eil  er  ber 
Schöpfer  bes  SJlenf^engefi^le^ts  unb  Urheber  bes  $eils  ift,  unb  als  bas  (Enbe,  Q)eil 
er  bas  Snbe  bes  (&efe^es,  bes  Xobes  u.  f.  m.  ift  ^rubentius  umf(^reibt  nur  bie  SBorte  so 
ber  ^f,  vDtnn  er  fagt,  (E^riftus  Q)erbe  A  unb  ü  genannt,  als  Quelle  unb  Sd^lug 
Don  allem,  roas  ift,  mar  unb  fein  mirb  (Cathemerinon  IX.  hymn.  omni  hora  v.  11). 
gfür  bie  C5noftiIer  mürben  bie  beiben  Su^ftaben  SBeranMung  jur  3^^I^nfpielerei  unb 
®e^eimnisfrämerei.    Die  ü^otfa^e,  bog  Ü  unb  A  als  ^^blen  801  bebeuten  unb  bie 
Summe  ber  einseinen  Su^ftoben  tn  Ttegiaregd  bie  gleite  ßa^l  ergiebt,  benü^te  ber  C5no*  so 
ftifer  aRarlus,  um  ju  behaupten,  3^fus  bejei^ne  fi^  als  ^  £^ ,  meil  er  babur^  bas 
^erabtommen  ber  2aube,  bes  ^Ig.  C&eiftes,  bei  feiner  2:aufe  angeben  molle  (3ren.  I, 
14,  6.  15,  1).    Spoter  ma^te  au^  ^rimofius  oon  biefer  3ck^l^nfpielerei  C5ebrau^,  um 
bie  SBefensglei^^it  bes  ^Ig.  C5eifte$  mit  Gott  Sater  unb  So^n  na^jumeifen  (Com- 
mentarius  in  Apoc.  lib.  V  3u  ber  Stelle  22,  13).    (Einen  Semeis  bafür,  mte  bie4o 
beiben  SuAftaben  in  ber  gnoftifi^en  Spelulation  eine  9{olle  [pielten,  liefern  ein  $er* 
gament«  uno  ein  ^apurusblott  oes  egnpt.  SRufeums  3U  Serlm,  beibe  urfprüngli(^  als 
tlmulette  getragen,    mf  bem  erften  f tnben  fi(^  neben  Ioptif(^en  3<tuberformeln  A  CO 
unb  barunter  hegenbe  itreuse  in  ber  gform  bes  fog.  9lnbreasfreu3es.  Aoptif^e  ^^uber« 
formein  entölt  au^  bas  mtitt  Slatt,  abgefAloffen  bur^  ein  itreu},  beffen  Serttlalftrid^  45 
oben   in  A,   unten   in  CO  unb   beffen  $ort3ontalftri(^  r.  in  A  unb   l.  in  CO  enbi^ 
(3h,  8096  unb  8105). 

9Beit  ^ufiger  als  in  ben  litierarif^en  Quellen  bes  ^r.  ^tertums  unb  SRittel« 


2  AÜ 

alters  mirb  A  Q  \x\,  ben  monumentalen  angetroffen.  9Bte  bie  oerf^iebenen  (formen 
bes  aRoitogramms  (E^rifti  unb  bes  Areu3e$,  fo  geborten  au^  bie  betoen  Su^ftaben  3U 
ben  beliebteften  6innbilbem  ber  alt^riftli^en  zBoHsIunft,  bie  fid^  ni(^t  genug  t^un 
lonnte,  [ie  auf  ben  oerf^iebenen  Wirten  oon  Denhnölem  anzubringen.    Sie  fanben  t^re 

6  Stelle  auf  öffentli(^en  Monumenten,  fo  an  unb  in  (gebauben,  namentli(^  Air(^en ,  an 
AirA^öfen  unb  auf  aRünjen,  no^  me^r  aber  auf  prioaten  Denhnalem,  mt  Käufern, 
®rao[temen,  (£ometeriaI«$emalben ,  in  gfreslo  unb  SRofail  ausgeführt,  Sartop^aaen, 
©egenftänben  ber  SKetall«,  ©las«.  3^on«.  (Elfenbein«,  §013*  unb  ieartilinbuftrie ,  befon* 
bers  £ampen  aus  Sronce  unb  !I^on,  3i^9^In  ^^  Staffeln  aus  2:erraIotta,   C5oIb« 

10  aläfem  u.  j.  ro.  Die  SBa^me^mung,  bag  A  ü^  foroeit  erlennbar,  auf  ben  SRonumenten 
faft  überall  —  bie  9lusna^men  f.  unten  —  in  33erbinbung  treten  3U  2figuren  ober 
SQmboIen  (Ebrifti,  aber  niemals  3U  (&ott  unb  ®ott  93ater,  jioingt  3U  bem  intere|fanten 
S^Iug,  bag  bie  ^ibeI«(Esegefe  bes  SoIIes  bie  enoö^nten  Stellen  ber  9lpoI.  nur  auf 
C^riftus  bejog.  3nbem  bie  Sefteller  unb  Serfertiger  ber  Denhnäler  [i^  burA  bie  9In« 

isroenbung  oon  A  Q  bireß  3U  bem  emigen  So^n  (ßottes  belannten^  gaben  fie  inbireft 
au(^  i^rem  (glauben  an  [eine  (gott^eit  9lusbru<f.  Damit  foll  fretliA  bie  9Rbglid^feit 
ni^t  geleugnet  Q)erben,  img  in  einzelnen  gällen  9Rotioe  aberglaubiJAer  Statur  bie 
Slnbrin^ung  ber  3^i4^n  oeranlagten,  Q)enn  au(^  bie  monumentalen  X)enlmaler  ni^t 
bie  gleiten  fi^em  9ln^altspunße  geroinnen  laffen  xsXt  bie  litterarif^en. 

20  SBas  3unä(^|t  bie  öugere  gform  oon  ^  ^  in  ber  alt^r.  3eit  betrifft,  ]o  mirb  A  in  ber 
Siegel  in  ber9lrt  ber  SRonumental*  unb  Slltenf^rift,  feltener  in  ber  ber  Sulgörfd^rift  (A^ 


25  zuführen,  Q)enn  fie  ftatt  ber  beiben  Su^ftaben  einen  berfelben  jmeimal  f(^reiben.  |o  3.  S. 
A  A  unter  einem  Areiu  (Le  Blant,  Inscript.  chr^t.  de  la  Gaule  n.  467  [3. 547]) 
unb  CO  CO  mit  einem  Jtreus  (Garnicci,  Storia  262,  1.  2).  Steigung  3U  9lbtoe<^slung 
unb  Variation,  [oioie  au^  getepentlid^  (Eitrflug  ber  Spiegelf^rift  oerraten  bie  Seifpiele, 
wo  A  ü  umgeftellt,  loo  fie  feitli(^  ober  (ogar  auf  ben  Rom  geftellt  finb,  fo  baj]  A 

80  einem  lateinifqen  V  unb  CO  einem  grie^if^en  e  ober  got^if^em  M  ä^nli^  fie^t. 

93erfu(^t  man  es  fobann,  bas  äJorfommen  oon  a  Ü  ^ronologif^  3u  fixieren,  fo 
bieten  befonbers  bie  batierten  3nf^riften  unb  bie  9Rfin3en  fii^re  §anobaben  bar.  1)  3n* 
Wrift^w-  3«  ^om  ift  ^  CO na^roeisbar  im  3.364,  CO  ET  ^  im  3.  295,  ^  CO  in 
ber  aSerbinbung  mit  :ß  fi(^er  3uerft  im  3-  360,  oiellei(^t  aber  f^on  355,  3ule^t  im  3. 

»409,  sufammen  mit  -P  3uerft  377,  3ule^t  472  (?),  in  Serbinbung  mit  einem  Äreuj 
3uerft  375,  3ule^t  509  (De  Rossi,  inscr.  ehr.  urb.  Romae  I  n.  172.  20.  143. 
127.  270.  847.  249.  941).  Oftia  befi^t  eine  Snjd^rift  mit  ^  CO  unb  :ß  aus  bem 
3.  408  (Corp.  inscr.  lat.  XIV  n.  1946).  3n  (Ballien  begegnet  ^  CO  mit  :ß  3u* 
erft  377  auf  einer  a3au»3nf^rift  3U  Sitten  in  SBallis,  3uleW  493  auf  einer  (Brabtorift 

*o  3u  fipon,  mit  -P  454,  500,  525  ober  540  auf  einer  ©rabfc^rift  3U  fipon,  mit  Äreuj 

perft  547  auf  einer  C5rabf^rift  3U  SleoetÜourban,  Q)obei  allerbings  lA,  flanliertoon 
fe  einem  ^alm3©eig  unb  einer  ftemartigen  95er3ierung,  gefegt  ift,  3ule^t  im  3-  500, 

527,  591  ober  690  auf  einer  (Brabf^rift  in  (Eoubes  in  ber  gorm  ^\^  (Le'JBlant, 

Inscript.  chr^t.  de  la  Gaule  n.  369.  77.  55.  467.  565).  9luf  fpanif^en  Snf^riften 
45finbet  fi^^  CO  allein  504.  mit:ß3uerft  462,  sule^t  666,  mit  -P3uerft  544,  3ule^t662, 
mit  Äreu3  3uerft  578,  juleW  1051  (Hübner,  Inscr.  Hisp.  ehr.  n.  92.  78.  18.  68. 
99.  91.  268).  Die  Snf^riften  KorbafrBas  bringen  A  CO  allein  r.  unb  l.  oon  bem  lext 
jioeimal  im  3.  405,  ^  CO  in  3}erbinbung  mit  ^  3uerft  406,  3ule^t  419,  mit  -ß  juerft 
525/26,  3ule^t  565—578,  ©o^renb  bie  3nf(^riften  mit  Äreu3  eines  Datums  entbehren 
ßo  (Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  8638.  8639.  9715.  8641. 10516. 1434).  3n  Unteritalien 
unb  Sisilien  ©irb  ^  CO  mit  :ß  3uerft  im  3.  392,  3ule^t  508,  mit  ^  im  3.  489  an« 
getroffen  (Corp.  inscr.  lat.  X  n.  5646.  IX  n.  1378.  X  n.  4494).  (Etrurien,  Um« 
brien  u.  f.  w.  ©eifen  ^  CO  mit^ßim  3.  394,  396  ober  402,  mit  -P  juerft  423,  jule^t 
570  auf  (Corp.  inscr.  lat.  XI  n.  802,  1731.  941).  Sfür  GaUia  cisalpina  !ommt 
ßö  in  »etra^t  ^  fl  mit  :ß  im  3.  471,  ^  CO  mü  -P  3uerft  432,  3ule^t  575,  mit  Äreus 
467  (Corp.  inscr.  lat.  V  n.  6741.  7530.  6401.  6210) :  n.  6397  00m  3.  423  bietet 
nur  no(^  CO  bar,  unb  ift  es  barum  smeifel^aft,  ob  es  nom  oon  >^,  -P  ober  itreu3  be^ 
gleitet  VDQX  bejto.  toel^es  oon  biefen  !iexä)tn  n^n  i^m  jtanb).    ^uf  ben  grie(^ifc^en 


3n[(^en  Sialien^  unb  Stjiltens  eatfl.  Korn  ift  ^  CO  na^toeisbar  5ufatnmen  mit  >|^  im 
3.401,  jufammen  mit  -P  im  3.  418/19  (Kaibel,  inscr.  Siciliae  etc.  n.  2300. 
2330).  3n  einer  C5rablammer  3U  Aertf^  oom  3*  ^^1  finben  |i(^  A  CO  sufammen  mit 
I  unb  jlrcuj  (SIDS  8.  3a^rg.  6.  58  ff.).  2)  SRünsen.  Sie^t  man  oon  einer  aWünje 
ffonftontins  b.  ©r.,  beren  (Ed^t^eit  bejroetfelt  ift,  (Garnicci,  Vetri  ed.  2  p.  253)  ab,  c 
|o  ftnbet  [i^  ^  CO  mit  :ß  als  2:9pus  auf  ^Rfinjen  ber  Aaifer  (Eonftantius  II. ,  9Rag« 
nentius  unb  Decentius  (Cohen,  Descr.  bist,  des  monnaies  etc.  2.  ed.  VII  p.  466 
n.  176,  VIII  p.  13  n.  29  sqq.  p.  25  n.  9  sqq.).  ^  CO  mit  -P  als  I^pus  lommt 
auf  SJlfinjen  ber  Äaifer  3uftin  I.  unb  3uftinian  I.  oor  (Sabatier,  Monnaies  By- 
zantines  I  pl.  IX  n.  25.  pl.  XII  n.  15).  A  u),  unter  bie  Querarme  eines  gried^.  ober  lat.  lo 
jbeujes  gebeut,  als  ZQpus  ift  na^meisbar  auf  SRfinjen  bes  Aaifers  3uftinian  I. 
(Sabatier  1.  c.  pl.  XVII  n.  36,  37  unb  38). 

Die  Su^ft(wen  finben  fid^  auf  ben  Denlmälem  teils  allein,  teils  in  Serbinbung 
mit  anberen  menf^li^en  ober  Zierfiguren,  teils  sufammen  mit  anbem  f9mboli[^en 
3ei(^n.  16 

Die  erfte  Alaffe  ift  roenig  ja^Irei^.  3^  ibr  reAnen  roir  eine  (6rabf(^rift  in  9{om  aus 
bem  3-  364,  roo  ^  CO  am  ffinbe  ber  erften  '^tWz  fte^t  (De  Rossi,  inscr.  urb.  Romae 
I  n.  172),  eine  Sartopbaginf^rift  in  Strahls  unb  eine  (Brabjd^rift  in  3HaiIanb,  roo 
bie  Su^ftaben  an  ber  6pi^e  bes  Zextes  gefunben  roerben  (Oarr.  365,  1.  Corp. 
inscr.  lat.  V  n.  6258),  jtoei  (5rabf§riften  in  ÜRorbafrifa  aus  bem  3-  405  unb  eine  20 
(5rabf(^  in  SRailanb,  roo  fie  ben  Xeart  flanfieren  (Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  8638. 
8639,  V  n.  6202),  ^  CO  in  einem  Ärans  begegnet  auf  einer  Äir^^ofinf^rift  ju  (ß« 
loreainSKauretanien  (Corp.  inscript.  lat.  VIII  n.9585),  ^  CO  mit  jroei  lauben  barunter 
öuf  einer  ©rabf^röt  ju  wabal  in  Spanien  (Hübner,  inscr.  Hisp.  ehr.  n.  92),  ^  CO 
ober^Ib  eines  ®ieoeIs  auf  etnem  ög^tif^en  C5rabftein  im  ägqptifqen  SRufeum  3U  Serlin  2s 
(n.  11391).  Son  einem  ^ilger  rfi^rt  eine  3nfd^rtft  mit  ^  CO  an  ber  Spi^e  auf  ber 
JBonb  eines  foptifi^n  Älofters  inSg^P*^'^  ^^^  fcorp.  inscr.  graec.  n.  8946,  2). 
9u^  bie  Sfelbjeic^en  ber  d^r.  itaifer  maren  3um  xeil  mit  ^  CO  gef^müdt,  fo  bie  bes 
(lonftüns  raRünje  in  Cohen,  Descr.  bist,  des  monnaies  etc.  VII*  p.  434  n.  192). 
9lit  ben  oeiben  Su^ftaben  roar  ber  Srunnen  im  Sltrium  ber  alten  ^etersKr^e  tnso 
Som  gejiert  (Panvini,  De  basilica  Vatic.  VII,  2). 

SluA  bie  jroeite  Alaffe  ^at  nur  roenige  unb  baju  meijt  jüngere  Seifpiele  auhu« 
n>ei[en.  3«  ben  güfeen  (E^nfti  auf  einem  j^emelartigen  Unterlaß  seigt  A  CO  etn  ajlofait  m 
S.  JRarco  in  «om.  (Garr.  294).  9Iuf  einem  gfelbe  ber  §ol3t^ür  ju  S.  Sabina  in 
9lom  ^aben  bie  beiben  Su^ftaben  I.  unb  r.  oon  ber  C5eftaU  bes  erbosten  (E^ftus  $la^  bs 

STinben  (Garr.  500,  4).  Der  Kimbus  3efu  auf  einem  SKufiobtlb  ju  S.  fiorenjo  in 
ailonb  befielt  aus  einer  runben  6(^eibe ,  in  bie  ^.^  mit  ^  CO  einge^ei^net  finb 
(Garr.  234,  1).  Die  gleite  Kimbusform  bei  ber  gigur  bes  §eilanbs  jetgt  ein  Sar« 
^^  in  9{aoenna  (Garr.  332,  4).  Die  Stelle  bes  9limbus  oertritt  biefelbe  3}erbin« 
bung  bes  aHonogramms  CC^rifti  mit  ben  beiben  Sud^ftaben  auf  einem  peiten  Silbfelbe  ^ 
ber  genannten  öoljtbür  (Garr.  499,  5),  loo  ber  Äopf  3efu  oamit  ge|(^müdt  ift.  Auf 
einem  SRalbilb  ber  Aatatombe  bes  ißetrus  unb  SRarcellinus  in  9{om  umgiebt  ben  ilopf 
%ifti  ein  einfacher  runber  Slimbus,  an  beffen  Seiten  A  CO  gefeW  finb.  Unmittelbar 
unter  biefer  Dorftelluna  finbet  fi^  eine  Scene  mit  bem  fiamm,  als  Sinnbilb  für  Ci^riftus, 
®obei  ber  ilopf  bes  Xieres  oon  einem  ilreujnimbus  mit  einaefefeten  A  CO  umfIo|fen  ** 
oirb  (Garr.  58,  1).  Unter  bem  Silbe  eines  3Bibbers  mit  Scimbus  ©irb  Ci^riftus  auf 
einem  Üenalottofragment  geseigt:  au^  ^ier  finbet  ein  Ireujförmiaer  9limbus  mit  bem 
SRonogramm  ^  famt  A  CO  Senoenbung  (Garr.  465,  2).  mf  Dem  Xqmpanon  eines 
Sorlop^ags  in  Salona  erjd^eint  (E^riftus  als  fiamm  mit  ^  am  5bpf  unb  an  ben 
beiben  Seiten  ^  ß;  um  leben  3®^i!^l  ü^^^  ^^  Sebeutung  aussufi^hefeen,  ift  bie3n*«> 
W^  ^injugefe^:  (E)cci  agnus  (D)ei,  qui  tollit  (pec)catum  seculi  (Jelid^  Buli(5 
e  Rutar,  Guida  di  Spalato  e  Salona  p.  192).  ffiinigemale  ©irb  ber  §trte  auf 
flef^nittenen  Steinen  bur^  Seifügung  oon  A  CO  als  ber  gute  §irte  (^araßerifiert 
(Garr.  465,  7.  477,  3}.  Sei  ber  petten  Kummer  ift  Omeaa  als  umgefe^rtes  lat.  M 
gebilbet,  unb  tritt  ju  Silb  unb  '^tii^tw,  als  fieaenbe  nod^  IX6YC  ^inju.  w 

Den  Übergang  va  ber  britten  Alaffe  bilben  bie  gfölle,  loo  bas  SRonogramm  (E^fti 
unb  ^  CO  ben  ^lag  einnehmen,  ben  auf  anbem  Denhnalem  bie  gigur  00er  ber  Käme 
C^rifK  inne  ^t.  auf  bem  äuffa^  einer  Sroncelampe  fte^t  :ß  mit  ^  CO  im  Äreis 
M(^n  Petrus  unb  Paulus  (Garr.  471,  2),  unb  in  ber  gleiten  9Bei[e  batf  oiellei^t 
ai4  bie  (!5ru|)pe  relonftrutert  loerben ,  oon  ber  je^t  nur  no^  bie  ^etrusfigur  oor«  ^ 

1* 


4  A  Ü 

^ben  ift  (Garr.  467,  3).  9n  ber  Sorbetfette  eines  Sotlop&Qgbedels  finbet  fid^  ^ 
mit  ^  Caj  m  einem  itrets ,  flanfiert  oon  je  brei  Schafen  jtDifi^en  ^dmbaumen ,  ba, 
wo  [onft  bie  ($igur  C^rifti  anoetroffen  toirb  (Garr.  386,  3).  mS  einer  orie^.  3n[^nft 
in  Irier  oertritt  J^  mit  ^  CO  bie  Stelle  bes  fonft  ausgef(^riebenen  Slomens  (E^rifti 
5  (Rraus,  CD^r.  3n[^riften  ber  9{^inlanbe  I  n.  160). 

itberaus  so^lrei^  Jinb  bie  9{eprafentanten  ber  britten  Alaffe :  $ier  treten  AOd  iu 
bem  SRonogramm  C^ri|ti,  3U  bem  itreu}:'  ober  Stabmonogramm,  5U  bem  lateinif(^en 
unb  grie(^tf^en  Arein  unb  ju  bem  ^enfellreu},  bem  alten  figppt.  !iebens^ei(^en.  Sei 
bem  SRonogramm  SjQirifti  unb  bem  Areus«  ober  Stabmonogramm  fallen  befonbers  bie 
10  Variationen  auf,  bie  bas  arie(^.  P  erleibet.  2)ie  SRunbung  mirb  meiftens  re^ts  an« 
gefegt,  ^äufig  erfd^eint  fie  aber  au(^  Itn!s.  Sie  ijt  balb  einfa^  ^alblreisförmig,  balb 
unten  no(^  mit  einem  S(^nörfel,  ber  [i^  na^  reqts  menbet,  oerfe^en,  balb  ift  |te  aber 
au^  fo  atisgeftaltet,  bog  ber  Su(^ftabe  einem  R  gleicht. 

»eifpiele:  1)  ^  XR  ß  in  Slfrifa:  Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  9716  Jj^mH  A  CO,  ©obei 

ir>  bie  beiben  Su(^[taben  burA  bie  mitten  eingefe^te  3nf^rift  oon  einanber  getrennt  merben, 
in  Slfrifa:  1.  c.  n.  8649  (3-  415).  —  >R  unb  baneben  A  auf  ber  L  unb  CO  auf  ber  r.  Seite 
unb  :ß  mit  ^  jmifd^en  ben  S(^enleln  bes  X  auf  ber  l.  unb  CO  j^if^en  ben  S<^en{eln 
bes  X  auf  ber  r.  Seite  erf^einen  auf  batierten  3n|(^nften  inSlom:  DeRossi,  inscript. 
urb.Romae  I  n.  127  (?  Sa^r  355).  143  (3.360).  191  (3.367).  197  (3.367).  214 

20  (3.370).  223  (3.371).  248  (3-375),  283  (3.  379).  304  (3.  381).  308  (3-381).  378 
(3.  389).  473  (3-399).  153  (3-362).  178  (3.365).  187  (3,366).  213  (3-370).  326 
(3-  383).  341  (3.  384).  445  (3-397).  510  (3-402).  589  (3-408);  auf  unbatierten 
pufig.  3n  Oftia:  Corp.  inscr.  lat.  XIV  n.  1935.  1946  (3.  408),  in  Nemus 
Dianae.  ibid.  n.  2224b.    3n  (Ballien:    Le  Blant,   inscr.   n.  466.  369   (3.  377). 

25  370.  583  A,  wobei  A  auf  ben  itorf  gejtellt  ift,  Nouv.  Recueü  n.  242  (3.  466). 
286.  287.  288.  326.  3n  ben  9{^emlanben:  iiraus,  (£^r.  3nf^r.  ber  9{^emlanbe  I 
n.  53.  123.  144.  148.  171.  208.  3n  Spanien:  Hübner,  inscr.  Hisp.  ehr.  n.  18 
(3.  666).  42  (3.  482).  71  (3-  562).  75. 127.  78  (3.  462).  3n  Slfrifa:  Corp.  inscr. 
lat.  VIII  n.  1156.  11647.  11893.  11898.  13497.  14261.  14327. 14543.  1246.  2334 

30  u.pag.  951. 6960. 10933. 17391. 18782.  3n  Unteritalien  unb  Sijilien:  Corp.  inscr.  lat.  IX 
n.  1378  (3-508).  1396.  3136.  X  n.  4493  (3.397).  4493»  (3.399).  5646  (3-392). 
3n  (örurien,  Umbrien  u.  f.  ©.:  Corp.  inscr.  lat.  XI  n.  1728.  2874.  3n  Gallia 
cisalpina:  Corp.  inscr.  lat.  V  n.  6270.  6274.  6741  (3.  471).  7136.  9luf  gried^. 
;3nf(^riften  in  3talien  unb  Sisilien  exfl.  JRom:  Kaibel,  Inscr.  Siciliae  etc.  n.  106. 

a.  146,  100  O  0^  gebilbet  ift,  541.  695.  2300.  2358.  2462.    2luf  einer  SWarmortafel 

ber  5lata!omben  auf  SRelos:  SRoft,  Keifen  auf  ben  grie^.  3nfeln  3.  Sb.  S.  149.  2luf 
SRofailen  in  ben  Aatalomben  ber  Striata  unb  ^risrilla  in  9{om :  Boldetti,  Osser- 
vazioni  p.  338.  2luf  Sarlop^agen:  Garrucci,  Storia  304,  1.  355.  9luf  fiampen: 
Corp.  inscr.  lat.  X  n.  8053,    298  (Sarbinien).    Jeliö  etc.,  Guida  di  Spalato  e 

40  Salona  p.  161.  9luf  9lmp^oren:  De  Rossi,  Bullettino  di  arch.  crist.  1890 
p.  29  sqq.  9luf  Siegeln:  Hübner,  inscr.  Hisp.  ehr.  n.  193.  198.  203.  Corp. 
inscr.  lat.  V  n.  8110,  168.  VIII  n.  5176.  9luf  einer  SKebaille:  Garr.  480,  3. 
9luf  einer  ©olbfopfel:  ibid.  430,  11.  9luf  einem  (Bolbglas:  ibid.  202,  7.  9luf 
ajlünsen:  f.  oben.    9ln  ber  Porta  Latina  in  JRom:  Boldetti,  1.  c.  p.  338.  —   Sluf 

45  einem  filbemen  fiöffel  im  9Rufeum  3u  SKains  erf^eint  C  A  >|5  CO  V :  ilraus ,  a.  a.  O.  I  n.  41. 
>|5  mit  ^CO  roirb  flanfiert  l.  oon  B,  r.  oon  M  (  =  bonae  memoriae)  auf  3nfd|riften: 
Corp.  inscr.  lat.  V  n.  1697.  6213.  6259.  6318.  XI  n.  802.  —  Slnftatt  ber  Su^^^ 
ftaben  f inben  [\6)  l.  unb  r.  oon  :^  mit  A  CO  bilbli(^e  Darftellungen  auf  ben  f olgenben 
SRummern,  unb  jroar  l.  eine  lauoe:  Corp.  inscr.  lat.  V  n.  1687,  l.  unb  r.  je  eine 

üO  laube:  Hübner,  inscr.  Hisp.  ehr.  n.  180.  ilraus,  (S)X.  3nf^r.  b.  5R§einl.  I  n.  155. 
50.  51,  173.  212,  221;  l.  unb  r.Je  eine  laube  mitÖljioeig:  Le  Blant,  inscr.  chr^t. 
de  la  Gaule  n.  509,  ilraus,  a.  a.  D.  I  n.  47;  l.  eine  Üaube  unb  ein  fiorbeersioeig,  r.  ein 
fiorbeerjioeig  unb  eine  Üaube:  Corp.  inscr.  lat.  X  n.  8377**;  l.  unb  r.  oon  einem 
boppclt  gef(^riebenen  :ß  mit  -4  CO  ein  ^almjroeig:  Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  11064; 

rwjufammen  mit  ^almsioeig  u.  f.  ©.:  Corp.  inscr.  lat.  V  n.  5194:  l.  ein  oerborrtcr, 
r.  ein  blü^enber  Saum:  ilraus  a.a.O.  I  n.  91.  Sluf  einem  9{ing  bemerft  man :>^ unb 
l.  booon  Af  r.  CO,  baju  oberhalb  bes  SRonogramms  einen  Querftri^  unb,  um  beffen 
oerlöngerte  fenlrec^te  ^afta  \\ä)  ringelnb,  eine  Schlange,  bie  l.  unb  r.  oon  einer  Xaube 
flanfiert  roirb:  Garr.  478,  20.—  Sluf  einer  SReifye  oon  Senfmälem  loirb^ßmit  A  (x> 


A  ü  5 

m  einen  Ärei»  eiitgeftent,  owf  3nf^riften  in  Oftio:  Corp.  inscr.  lat.  XIV  n.  1^75, 
m  (Ballten:  Le  Blant,  inscr.  n.  77  (3.  493).  331.  498.  501.  Nouv.  Rec.  n.  223, 
in  ben St^tnlanben:  Arous  a.  o,  £).  I  n. 48,  in  Spanien:  Hübner,  1.  c.  n.  84  (3-  545), 
in  «frifa:  CJorp.  inscr.  lat.  VIII  n.  749.  2189.  8427.  8707.  8709.  8730.  8757. 
9715  (3.  406).  10686.  10697.  10932.  14600.  14680. 17719.  18523,  in  Unteritalien:  6 
Corp.  inscr.  lat.  X  n.  4526;  auf  einem  Sarfop^og:  Garr.  388,  1;  auf  einem  3i^3^I: 
Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  9714 ;  auf  aRetallf^eioen  mit  burc^oro^ener  Slrbeit,  fo  auf 
einer  3ter|dbeibe  aus  Sronce  mit  (Email  aus  Slquileja:  Garr.  467,  8,  auf  einer  Golb- 

Idte  aus  ^anlrei^:  ibid.  467,  7,  airf  einer  fiamelle  aus  greinfilber,  auf  einer  Sm^' 
ii^ibe  aus  C5oIbble(|  unb  auf  einer  6iI6erf^eibe ,  alle  brei  Dom  6arg  bes  ^aultnus  lo 
in  Girier:  Araus,  a.  a.  D.  I  n.  190, 1. 3. 4 ;  auf  einem  Zeaetilge^enftanb  aus  Sg^pten :  Oroner, 
(Stäber '  unb  lextilfunbe  XII,  12.  —  SReben  bem  iteets  begegnet  I.  unb  r.  je  eine 
loube  auf  3nfc^riften  in  9tom:  De  Rossi,  inscr.  I  n.  494  (3-  401),  in  ©allien: 
Le  Blant,  inscr.  n.  50,  329*.  399,  in  ben  M^einlanben:  ilraus,  a.  a.  O.I  n.  289, 
iDo  ^  CO  als  M  W  formiert  finb,  ©a^rf^einlii^  au^  n.  232,  in  Spanien:  Hübner,  i5 
1.  c.  n.  72  (3.  521).  95,  in  SlfrUa:  Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  9717,  11900;  I.  unb 
r.  je  ein  $|au  auf  emer  3n|^rift  in  Gallien:  Le  Blant,  inscr.  n.  326,  auf  einem 
6<fffop^ag  tn  SRapenna:  Garr.  391,  3.  Sluf  einer  I.  fragmentierten  afrif an.  3n[^rift 
'  :^  r.  oom  Areis  eine  9lofe;  eine  fol^e  roirb  man  aud^  auf  bem  serftörten  Üeil  ooraus« 

i^en  bfirfen:    Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  16755.    -—   Swtx  fonjentrifc^e  Äreife  um=  ao 
Jliegen  auf  jroei  afrifanif^en  3n[(&riften  :ß  mit^  CO  an  ben  6etten;  babei  tDirb  ber 
Jlaum  jmif^n  ben  Areifen  mit  Snjd^rifttest  ausaefüllt.  SBo^renb  aber  bie  eine  Stummer 
bes  figürlichen  Seiioerls  entte^rt,  oefi^t  bie  anoere  ^er^tb  ber  itrei[e  I.  unb  r.  eine 
ÜQube  mit  £)l3Q)eig  unb  unter^Ib  berjelben  l.  unb  r.  je  einen  £)l3Q)etg:  Corp.  inscr. 
lat.  VIII  n.  16738.  16660  —  :ß  mit  ^  CO  unb  bem  fie  umra^menben  Äreis  er-  26 
fi^inen  auf  bie  Seite  gelegt  bei  stoei  gallifd^en  3nf^riften:  Le  Blant,  inscr.  n.  73. 
328,  auf  ben  Äopf  gepfeilt  bei  einer  afrüanif^en  3nf(^rift:   Corp.  inscr.  lat.  VIII 
n.  10688.  —  3lUSfi  innerhalb,  [onbem  aufeer^lb  bes  Äreifes  ^aben  A  CO  ^la^  ge= 
funben,  fo  bafe  A  I.  unb  CO  r.  fte^t,  auf  einer  3nf(^rift  in  JRom  unb  Spanien:  De 
Rossi,  inscr.  I  n.  281  (3.379);  Hübner,  inscr.  n.  151.  Dabei  ift  für  ben  jroeiten  so 
Zitulus  nodb  befonbers  ^u  notieren,  baj]  bie  gform  ii  getoö^tt  unb  bog  in  bie  unten 
oerlanjerte  fenhed^te  ^afta  S  eingefügt  ift.  —  Slnftatt  bes  itreifes  ift  ein  Äranj,  ge- 
m^nhä)  aus  £orbeer,  mit  unb  oqne  S(^Ieifen,  als  Stammen  für  :>g  mit  l.  A  unb  r.  CO 
geroo^lt  auf  3nf^riften  in  SRom:  De  Rossi,  inscr.  I  n.  345  (3.  384);   in  ©allien: 
Le  Blant,  inscr.  n.  678;  in  ben  SR^einlanben:  ilraus,  a.  a.  O.  I  n.  117,  41.  133;  ^ 
m  Spanien:  Hübner,  1.  c.  n.  60  (3.  544).  61;  in  Slfrüa:  Corp.  inscr.  lat.  VIII 
n.  179.  1772.  9.    9Iuf   Sarfop^agen:   Garr.  336,  3.  4.  387,  4.  388,  1.  5.  391,  3. 
401,  4.    8luf  einer  Sroncelampe:    ibid.  471,  1.    Sluf  einer  filbemen  Sulla:  Äraus, 
a.  a.  O.  I  n.  252.  —  3Bie  5u  bem  Äreis,  fo  treten  au^  3u  bem  Äranj  noc^  anbere 
giguren  ^insu,  unb  sroar  baneben  l.  unb  r.  ober  barunter  sroei  lauben,  auf  3nf(^riften  « 
in  Sallien:  Le  Blant,  inscr.  n.  202.  575;    Nouv.  Rec.  n.  58.  304;  in  Spanien: 
Hübner,  1.  c.  n.  102.  10*3  (3.  612?);  auf  ben  äRofaüen  im  äRaufoleum  ber  ©alla 
Slocibia  3U  SRaoenna:  Garr.  232,  1.2.  3^  f^^s  Üauben  finben  \x6)  r.  unb  l.  oon  bem 
Äranj  auf  ber  Äante  einer  Slltarmenfa:  Garr.  423,  1;  unb  ebenfo  grofe  bürfte  bie  3.0^1  auf 
einer  anbem  folgen  platte  geioefen  fein,  bie,  roeil  fragmentiert,  je^t  an  beiben  Seiten  nur  « 
no(^  je  jmeiiauben  aufioeift:  Le  Blant,  inscr.  n.  547.  Slu^er  Üouben  finben  \\i)  neben 
bem  ilranj  no^  2fif$e,  Pfauen  u.  f.  lo.  auf  einer  foanifc^en  3nf(^rift:  Hübner,  1.  c. 
n.  164.  —  Sieben  Äreis  unb  Ärans  ift  au^  bas  Me^ted  als  ffitnfaffung  oon  :ß  mit 
vi  CO  oenoenbet;  ^ier  fommt  eine  3n[^rift  aus  S^rafus  in  Setrad|t:  Kaibel,   inscr. 
Siciliae  etc.  n.  72.  —  3n  einem  emjelnen  galle  f)ai  man  ni^t  >^,  roo^l  aber  A'^ 
unb  CO  in  befonbere  Sla^men  eingefe^t,  loobei  man  für  jebes  biefer  !^^\ijtn  ein  Dreied 
©d^Ite:  Le  Blant,  inscr.  n.  49.  —  Slufeer^lb  ber  bisher  bejeidinetcn  9lubrilen  fte^en 
bie  fol^enben  Seifpiele.  !^wti  :ß,  loobei  über  bas  erfte  ein  A  unb  über  bas  jroeite  CO 

SW  ^ftf  bietet  eine  fpamf^e  3nf(^rift  bar:  Hübner,  1.  c.  n.  154.  3®'!^^*^  ^  ^^^ 
en  betten  obern  fd^ief en  Striaen  bes  X  ift  l.  unb  r.  je  eine  fiinie  emgefd|oben ,  bie  m 
oben  eine  ^Ibfreisförmipe  Sersierung  trägt,  unb  loirb  biefes  ^txä)tn  l.  unb  r.  oon  einer 
Äofette  flanfiert  auf  einer  a^ilanif^en  3nf^rift:  Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  2272. 
2)ie  fenfre(^te  §afta  bes  P  bei  >g  ift  unten  oerlöngert  unb  f)ai  5u  i^rer  l.  .1,  ju  i^rer 
r.  iJ  auf  einer  3nf(^rift  ju  Xanten:  ftraus,  a.  a.  O.  I  n.  303.  Diefelbe  93erlängerung 
finbet  fid^  auf  einer  Snf^rift  5u  Irier,  ©obei  l.  .1,  r.  CO  fte^t.  Dasu  tritt  aber  ^ier'W 


6  A  Q 

I.  unb  r.  oon  X  nod^  je  eine  Xoube:  S^xam,  a.  a.  O.  I  n.  143.  SBoBrenb  gemö^nltd^ 
A  ßur  L,  CO  jur  r.  bes  >|(  erfd^eint,  finb  bte  betben  Sud^ftoben  umge^eut  auf  einer  2n* 
f^nft  in  SRailanb:  Corp.  inscr.  lat.  V  n.  6244.  Das  Stomlid^e  gilt  auif  oon  einer 
3nÜrift  in  9Ifr9a;  ^ier  oirb  ober  >|(  an  ber  Stelle,  wo  X  unb  P  julommentreffen, 

6  no<9  oon  einer  ^orqontolen  $a{ta  bur^quert,  ober^Ib  beren  CO  A  jte^n :  Corp.  inscr. 
lat.  VIII  n.  8641  (3.419).  (Ebenfo  Hnb  A  CO  umgefteüt  unb  mit  >|i  in  einen  Aronj 
^ineingejeid^net  auf  einer  gaUifd^en  3n|d^rift:  Le  Blant,  inscr.  336.  SInftatt  bes 
jlranjes  ift  ein  itreis  als  umra|mung  aeto&^It  auf  einer  3nfd^rift  in  9I^ia:  Corp. 
inscr.  lat.  VIII  n.  18517;  auf  einem  (»orlop^g:   Oarr.  387,  5;  auf  einem  Slrc^i* 

10  tetturftfid  in  Sorten:  de  Vogü^,  Syrie  centrale  pl.42,  6.  Dasfelbe  Silb  mit  itreis 
bietet  eine  3n|(9rift  aus  (Sauien  bar,  nur  i[t  ^ier  CO  auf  ben  5lof^  gefteät:  Le  Blant, 
inscr.  n.  337  A.  >|(  mit  CO  l  unb  A  r.  im  ilreis,  ber  Aber  einem  po[tamentartigen 
Unterfa^  Jid^  ergebt  unb  auf  feinen  beiben  Seiten  je  eine  Xaube  fyd,  ftnbet  fid^  auf 
einer  gauifqen  3n|d^rift:    Le  Blant,   inscr.  n.  460  B.    9ud^  auf  einem  3i^9^I  ^^ 

16  Spanien  i[t  ^  CO  um^efteüt,  augerbem  ift  ^ier  bie  9{unbung  bes  P  linls  angefe^, 
eine  (Erfd^emuna,  bie  \xif  burd^  bie  Bef^affen^eit  bes  Stempels  erllart:  Hübner,  inscr. 
n.  97.  Son  ben  obem  Spt^en  bes  X  in  >|(  ^ngen  ^erab  I.  A  unb  r.  CO  auf 
3nf<|riften:  De  Rossi,  inscr.  I  n.  776  (3.  455?);  Le  Blant,  inscr.  n.  572.  591 
(3.  405).    Der  Serfertiaer  einer  3nfArift  in  Xrier  fd^rteb  in  einen  ilreis  3n)ifd^en  A 

»  unb  CO  P  ein,  oas  gen)t|  auf  einem  Serfe^en  beruht.  Sfteilid^  iann  nid^t  entfqieben 
loerben,  ob  er  babei  an  ^  ober  ^  badbte:  ilraus,  a.  a.  O.  I  n.  178.  —  Die  (Jform 
bes  SRonogramms,  bie  oon  mand^er  Seite  als  bie  eigentli^  conftantinifAe  in  Slnjpru^ 

Senommen  oirb,  X',  mit  A  I.  unb  CO  r.  pifd^en  ben  S($enleln  bes  !^tiiftnSf  ift  auf 
en  aRonumenten  fe^r  feiten;  fie  finbet  fU^  neben  einem  liegenben  gdtof.  Kreu^,  in 

»  beifen  Sden  I.  A^  r.  CO,  oben  77,  unten  P  eingejeid^net  finb,  auf  einem  ®rabftetn  ju 
ait*Säis3eg:  Corp.  inscr.  lat.  III  n.  3996». 

Sfn^ongsrDeife  mögen  hier  nod^  bie  gfSIIe  ermähnt  oerben,  wo  \xi)  ^  CO  in  Ser« 
binbung  mit  bem  ftemformmen  SRont^amm,  lombiniert  aus  einer  fenfred^ten  ^afta  unb 
X,  finben.    Unfere  Sud^ftaben  erfd^einen  I.  unb  r.  in  ben  Sden  auf  Slrd^itelturftüden 

•oin  fepanien  unb  Serien:  Hübner,  inscr.  n.  23,  de  Vogü^,  Syrie  centr.  pl.  32,  2. 
42, 2 ;  babei  finb  bie  >|c  auf  ben  f^rtfd^en  SRonumenten  in  einen  jueis  eingefteflt  ®Iei^< 
folls  Areife  oilben  ben  Stammen  oon  oier  IRufiobilbem  im  erjbif^dflii^en  ^alaft  ju 
9{aoenna;  ^ier  b&ngen  aber  bie  SuAftaben,  jmeimal  CO  A  unb  jmeimal  A  CO, 
an  itett^n  oon  ben  oberen  fd^iefen  ^ajten  ^erab:    Oarr.  225,  1.    Corp.  inscr.  lat. 

»  XI  n.  261.  9Iuf  einem  raoennat.  Sarlop^ag  itt  ein  Arans  als  (Einfaffung  geoa^It 
ffir  :4cr  in  beffen  I.  SBinlel  CO  unb  in  beffen  r.  9BinIeI  A  fte^t.  Sllle  btefe  Seifpiele 
ftammen  aus  einer  oer^Unismogig  fpoten  3^^- 

2)  Sei  bem  ftreuj«  ober  ot&monogramm ,  bas  auger  ben  f(^on  enoäbnten  oer« 
fd^iebenen  ^formen  bes  P  unten  eine  balb  fursere,  balb  längere  $afta  auftoeift,  fo  bag 

M  es  entioeber  an  bas  gne(^.  ober  bas  lat.  Areus  erinnert,  erfi^eint  A  CO  entmeber  I.  unb 
r.  neben  bem  !^tiiftn  ober  unter^Ib  bes  Querftridbs  unb  Jomit  bi(^t  neben  bem  fenlrei^ten 
Strid^.  3n  btefer  ^infi^t  lommen  in  Setrad^t  3nfd^riften,  m  9{om  batierte:  De  Rossi, 
inscr.  I  n.  270  (3-  377).  275  (3.  378).  285  (3.  380).  355  (X  385).  325  (3-383). 
411  (3.393).  847  (3-472  ober  439),  oicHci^t  aud^  ^.  218  (3.370);  unb  ja^IreiAe 

tf  unbatierte.  3n  Sallien:  Le  Blant,  inscr.  n.  15,  oobei  CO  auf  ben  itopf  geftellt  ift, 
46.  679.  Nouv.  Rec.  n.  27.  134.  249.  274.  290.  291.  3n  ben  SR^cinlanben:  5traus, 
0.  a.  O.  I  n.  52.  142.  3n  Spanien:  Hübner.  1.  c.  n.  14  (3.  586).  22  (3.  566). 
2  (3.  632).  28  (3.  567).  33  (3.  578).  44  (3.  510).  66  (3.  562).  67  (3-  520). 
68  (3.  544).  99   (3.  662).  125.    3n  31frila:  Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  453.  1247. 

"1434  (3.565—578).  4671.  4762.  4799.  5669.  8190.  9590.  9591.  10714  (?).  13756. 
16485.  17387.  Sei  n.  15419  ^t  bas  Areu3  bie  J^orm  oon  yooti  gefreu5ten  Stöben 
unb  ift  ber  nad^  r.  getrümmte  P^^alen  bis  auf  bie  r.  Quer^afta  ^erabgeffl^rt.  3n 
Unteritalien:  Corp.  inscr.  lat.  X  n.4494  (3.489).  8080.8174.  3n  ffitrurien,  Umbricn 
u.f.©.:  Corp.inscr.lat.XI941(3.570).1731(3.  423).  3n  GalUa  cisalpina:  Corp. 

»  inscr.  lat.  V  n.  1663.  7528  (3. 488).  7530  (3.  432).  8591 ;  auf  n.  7411  ift  CO  auf  ben 
ilopf  geftellt.  3n  Spalato:  Corp.  inscr.  lat.  III  n.  2670.  3Iuf  grie^if(^en  3n:: 
fd^rtften  Staliens  unb  Sisiliens  exll.  Slom.:  Kaibel,  1.  c.  n.  163.  550.  81.  166.  238. 
2330  (3.  418/19).  2334;  oiefleid^t  au^  n.  143.  3Iuf  fonftiocn  gricd^.  3nf(^riftcn: 
Corp.  inscr.  graec.  n.  8863;    in  ftertf^:    SIDS.  8.  3a^rg.  S.  83  f.  (3.  491).  — 

^%u\   einer  9Rarmor » Xransenna  in  (Eapua:  De  Rossi,  Bullettino  1881  t  X.    %u\ 


A  Ü  7 

teilen  aRonumenten  in  SRalerei:  de  Vogü6,  Syrie  centr.  pl.  151.  —  8Iuf  einem 
lukmen  (SäfmuHoMtn:  d*Agiiicourt,  Scult.IX  1.  24.  —  Sluf  fiampen  in  Slfrila, 
iDoiet  ober  A  auf  oen  jlopf  gefteüt  unb  in  einem  ^aU  ber  P^^alen  bei  ^  I.  angefe^t 
ijt:  Revue  de  l'Art  chr^t.  1891  p.  303  sq.  —  Über  bie  aRfinjen  J.  oben.  — 
I  unb  red^ts  booon  CO  M  ift  auf  einer  3nfd^rift  in  Gallia  cisalpina  erhalten;  mit  5 
Se^g  auf  bas  in  Oberitalien  gebräud^Iid^e  3n|qrift<gformuIar  lann  biefer  an  fetner  I. 
6ette  fragmentierte  Xitulus  mit  B  ^  eraänst  loeroen:  Corp.  inscr.  lat.  V  n.  6322. 
»ieüei^t  borf  aai)  n.  6397  (3.  423)  ^lerber  gered^net  ©erben.  —  »«blitze  Dar« 
teüungen  treten  3u  -^  mit  ^  CO  ^inju,  uno  yoat  r.  ein  ^alnntDeig  auf  einer  Sn- 
Mt  in  (Sallien:  Le  Blant,  inscr.  n.  659;  I.  unb  r.  ein  ^almjmeig  auf  einer  lo 
(Pan.3n|d^rift:  Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  10516  (3.525/26);  I.  unb  r.  einelaube: 
Äraus,  a.  a.  O.  I  n.  176  unb  oienei(^  auä)  n.  117,  47;  Le  Blant,  inscr.  n.  439; 
Hübner,  1.  c.  n.  45  (3.  530);  I.  unb  r.  eine  laube  mitölsroeig:  Äraus,  a.  a.  O.  I 
n.  151  unb  ©abrfd^einli^  aum  n.  156;  I.  unb  r.  Xaube  auf  einem  Saum  mit£)btDeig 
im  S^nabel:  jtraus,  a.  a.  v,  I  n.  207;  I.  Xaube  mit  £)l3n)eig  im  6(^nabel,  r.i5 
eine  foI(^e,  auif  mit  tXjveig  in  ben  ftrallen:  ba[elb[t  n.  100;  I.  unb  r.  eine  ^adtl: 
Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  17390.  2luf  einer  an  \fyctx  I.  Seite  fragmentierten  3nf(^rift 
ift  rechts  neben  CO  ein  Sogel  erhalten;  möglid^enDeife  ent|jprad^  biefem  eine  ^arallelfigur: 
Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  14265.  (Ein  Sanop^ag  in  9?aoenna  jeigt  in  ber  SRitte  f 
mit  i4  CO  unter  einem  Dad^,  auf  jvei  Säulen  ru^nb,  unb  I.  unb  r.  oon  biejer  Slr^i-  20 
teitur  ein  S^of:  Garr.  392,  1.  Sluf  einem  anbem  raoennatifd^en  Sarlop^ag  tDub 
ienfalls  ^  mit  ^4  CO  oon  je  einem  (od^af  flanliert;  nur  fe^It  ^ier  ber  ar(^iteitonif(^e 
Mmen,  unb  ^ngen  ^ier  bte  beiben  Su^ftaben  an  itettc^en:  Oarr.389,  2.  — Unter» 
^ülb  ^  mit  ^  CO  finben  \xif  ein  »lotti^en:  Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  11134;  yDti 
louben:  Äraus,  a.  a.  O.  I.  n.  24.  —  Jus  Wammen  für  ^  mit  ^  CO  Jinb  ein  ober  26 
meiere  lonsentrifd^e  itreife,  jum  Xeil  mit  S(^Ieifen,  geu)ä^It  auf  Snfd^riften  in  ben 
%inlanben:  Äraus,  a.  a.  O.  I  n.  59.  103.  290,  ©obei  CO  auf  ben  ilopf  gefteüt  ift; 
in  Spanien:  Hübner,  1.  c.  n.  98  (466?)  186;  in  Sfrila:  Corp.  inscr.  lat.  VIII 
n.  670.  672.  1105.  2519. 10713.  11119.  11895. 11901. 11903. 11904.  15244. 16488. 
17609;  mit  breiten  8Irmen  i[t  bas  ftreus  formiert:  ibid.  n.  455.  11648.  11653;  «> 
Q.  13927  |te^  CO  I.,  oa^renb  bas  Stfid  mit  A  abgebro(^en  ift;  in  (Etrurien,  Umbrien 
U.J.ID.:  Corp.  inscr.  lat.  XI  n.  4073;  in  Satona:  Corp.  inscr.  lat.  III  n.  9585. 
auf  einer  Äatalombenmalerei  in  Jleapcl:  Garr.  103,  1.  8Iuf  einem  Sarlop^j  in 
Koocnna:  ibid.  356,  2.  8luf  einem  uRofail  in  Jlecmel,  ©0  ^  mit  ^  CO  auf  einem 
Sintergrunb  mit  Sternen  auf^efe^t  ift:  Garr.  269.  2luf  einer  Steintl^ür:  de  Vogii^,  ^ 
Syrie  centrale  pl.  71.  2luf  einer  SBroncelampe:  Garr.  471, 4.  2luf  bem  Soben*2rtagment 
eines  !Qongefähes :  in  meinem  Sefih,  unebiert.  —  (Eine  3nfd^rift  bietet  -ft  mit  ^  CO 
im  ftreis  auf  bie  Seite  gelegt  bar:  Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  11478.  —  Dasfelbe  »ilb, 
f  mit  ^  CO ,  umgeben  oon  einem  ober  mehreren  Äreifen ,  loirb  enoeitert  bur^  eine 
laube  I.  u.  r.:  Le  Blant,  inscr.  n.  55  (3.454,  500,  525  ober  540).  5traus,  a.a.O.*o 
I  n.  267. 284;  hmif  I.  eine  laube,  r.  eine  laube  mit  Öljroeig:  De  Rossi,  inscr.  I  n.276 
(3.378^;  bur(b  I.  unb  r.  einen  ^PalmjrDeig:  Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  10665*  burc| 
tu.  r.  je  ein  ^ferb:  5trau5,  a.  a.  O.  I  n.  101.  Da^in  geboren  aui)  jioei  fieic^en» 
fteinc  ^?)  aus  Curubi  in  Slfrila.  8Iuf  bem  größeren  erfc^eint  breimal  -ft  mit  ^  CO 
im  ftrcis  •  babei  ift  5ipifc|en  1  unb  2  unb  2  unb  3  ein  Delphin  einaefe^t.  Der  Heinere  ** 
Stein  befi^t  ya>tx  Äreife  unb  jiDifc^en  i^nen  einen  gifc^.  2lber  ^ier  ift  nur  ber  linle  mit 
-P  unb  A  CO  gefd^mfidt ,  mo^reno  ber  re^te  oon  einer  geometrifd^en  gfigur  ausgefüllt 
löirk:  ajlünter.  Sinnbilber  unb  Äunftoorftellungen,  1.  laf.  n.  24.  25.  —  Seltener  als 
^  Areis  erfqeint  ber  5tran3  mit  unb  o^ne  S^Ieife  als  Stammen  oon  ^  mit  A  CO, 
|o:  Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  17747,  auf  einem  Sarlop^ag  ju  Äonftantinopel  unb  ^ 
einem  ebenfold^n  ju  Waoenna:  Garr.  354,  2.  391,  3.  (Erweitert  loirb  biefes  Qiftma 
^(^  Beifügung  anberer  giguren,  fo  eines  Pfaues  l.  unb  r.  auf  einem  Sarfop^ag  ju 
Ä<»enna:  Garr.  389,  2;  einer  3!aube  auf  Ölsroeig  I.  unb  einerlaube  mitÖIjroeij  im 
Si^nobel  r.  auf  einer  Snfd^rift  im  3?om,  100  aber  bie  beiben  Sut^ftaben  in  ber  Weisen* 
WCO^  erfqeinen:  De  Rossi,  inscr.  I  n.  666  (3- 431).  2Bar  \i)on  auf  mani^en^« 
^  öor^r  nambaft  gemaAten  Denfmaler  bas  Seftreben  ber  Äünftler  unb  ^anbroerier 
oemerfbor,  A  CO  ni^t  bloß  unter  bie  Querarme  bes  -P  einsuftellen,  fonbem  an  biefe 
<i^t3u^ngen,  fo  finb  auf  ben  beiben  ple^t  enoö^nten  aRonumenten  beutlic^  Aett^en  ju 
kennen,  u>eld^e  bie  Serbinbung  jmi^^en  ben  Querarmen  unb  ben  beiben  Su^ftaben 
^teilen.    (Eine  Snf^rift  in  Sifquileja  ift  an  i^rer  r.  Seite  jerftort,  fo  bag  nur  nod)^ 


8  A  Ü 

ein  Üeil  bes  -ß  mit  ^  im  itranj  unb  linls  baoon  eine  Üaube  ermatten  i[f.  (SetDig 
borf  ober  aud^  ^ier  ein  CO  unb  eine  jtoette  Xaube  ergänzt  toerben:  Corp.  inscr.  lat.  V 
n.  1639.  SBS^renb  auf  ben  bisher  eriDäbnten  DenlmSIem  A  CO  i^ren  ^Iq^  I.  unb  r. 
neben  ^  ober  unter  ben  Querarmen  besfelben  gefunben  baben ,  oerben  fie  anbenoörts 
5  oberhalb  ber  Querarme  eingefeM  fo  bag  fie  r.  unb  r.  oon  oer  9{unbung  bes  P  ju  fte^en 
lommen.  3n  biefen  (fällen  meroen  bie  Sden  unterhalb  ber  Querarme  mit  Xier*  ober 
SRenfd^enfiguren  ausgefällt,  fo  oon  jmei  Xauben  auf  einer  3nfd^rift:  ilraus,  a.a.O.  I 
n.  82;  oon  3n)ei  Sd^ofen  auf  einem  9{ing,  mobei  ber  P«$alen  auf  ber  I.  Seite  angefe^t  i[t: 
Garr.  478,  1;  oon  jipei  Xauben  auf  einer  Ül^onlampe,  bei  ber  bie  Smoenbung  eines 

10  Stempels  es  o^ne  toeiteres  oerfteben  lägt,  ba^  CO  unb  P«$alen  I.  unb  A  r.  erf^einen : 
Garr.  473,  3;  oon  sroei  (5ramoa(^tem  (ilriegem)  auf  einem  Sarlop^agfragment  in 
9?om:  Garr.  401,  1;  oon  XPI  unb  CTOC  in  Serien:  de  Vogü6,  1.  c. 
pl.  129.  9Iud^  auf  einigen  SRonumenten,  n)o  ^  oon  einem  ilreis  ober  Arans 
umgeben   ift,    ift  bie   Stellung   oon   A  CO    oberhalb   ber  Querarme   nad^oeisbar; 

w  aber  ^ier  fehlen  bie  giguren  unter^B  biefer :  Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  14746. 
16664.  17385;  jiraus,  a.  a.  Q.  I  n.ll72  37,  n)o  I.  ougerl^lb  bes  jireifes  no(^  eine 
Salme  erf^eint.  ^  im  ilreis  unb  neben  btefem  I.  -4,  r.  Ca5  begegnet  auf  einer  römiteen 
3nf^ri{t:  De  Rossi,  1.  c.  I  n.  225  (3-371}.  3n  ©ritannien,  bos  arm  an  3nf(^nften 
mit  bilolid^en  Darfteüungen  ift,  finb  ^CO,  festeres  eigentümlich  geftaltet,  oberbalb  -P 

»  mit  Äreis  angebracht:  Hübner,  inscr.  Brit.  ehr.  n.  205.  —  Singulare  Siloungen 
finb  3u  notieren,  auf  einer  3nfc^r.  311 3nlta  (Toncorbia  ift  A  oben  am  Snbe  bes  I.  Quer^ 
arms,  CO  unten  am  Snbe  bes  r.  Querarms  bes  ^  angebrad^t:  Kaibel,  1.  c.  n.  2330 
(3.  418,  419).  ein  gaüifc^es  Denfmal  befit(t  an  SteUe  ber  Äettc^en.  an  benen  A  CO 
qfingen,  jioei  gerabe  Striae;  au^erbem  enbigt  ber  r.  Querarm  bes  -ß  in  S:  LeBlant, 

» inscr.  n.  92—97.  3n  oer  gleichen  SBeife  finb  A  CO  befeftigt  auf  einer  3nfArift  in 
Jlorbitalien,  unb  roirb  bas  fo  geftaltete  3^»<^cn  oon  B  M  (=  bonae  memoriae)  flan= 
liert:  Corp.  inscr.  lat.  V  n.  6401  (3.  575).  Der  SSerfertiger  einer  römifc^cn  3nfc^rift 
oä^Ite  ebenfo  jtoei  Striae ,  um  ^  CO  mit  -^  3U  oerbinben ,  fe^te  aber  bie  P«9{unbung 
I.  an  unb  ftellte  basSanje  in  einen  ilreis:  De  Rossi,  I.e.  n.661  (3-^30).—^  mit 

^  ^  CO  unter  bem  Querftri^  bilbet  bie  ffirunblage  für  gormen,  bie  bte  Sigentümlic^Ieit 

! laben,  bag  nod^  ein  ^t\iflXi  in  ber  oberen  I.  Ode  eingefe^  oirb,  gfotmen,  bie  nament» 
id^  auf  Slr^iterturftüdten  in  Serien  ju  finben  finb.  3In  ber  bejeic^neten  Stelle  fte^t  ein 
X  neben  bem  P  unb  bebeutet  fomit  mtt  biefem  Xoiimoq) :  de  Vogii^,  Syrie  centr. 
pl.  31,  3.    Seftcl^t  Wer  ber  Wammen  aus  einem  Äreis,  ber  in  Schleifen  mit  Slättem 

*  enbigt.  fo  finbet  fic^  fonft  ein  einfaAer  5treis,  unb  loirb  bie  I.  obere  ffidte  oon  einem  v 
ausgefflut:  ibid.  pl.  33.  3Inftatt  oiefes  3^^^ns  begegnen  eine  fleine  runbe  Scheibe 
auf  einer  Darfteüung,  mit  5lran3  umjogen;  brei  foIAer  Scheiben  auf  einer  Shilptur  mit 
5lreis*5la^men ,  ©obei  aber  ^CO  umgeftellt  finb;  bie  S^eiben  ^  einer  8Irt  Dreipafe 
oereinigt  auf  einem  Welief  mit  Äranj:  ibid.  pl.  129.  45.  127.  $)rei  ©lotteren,  in  ber 

*^  gorm  Des  Dreiblatts  jufammengefc^loffen,  bietet  ein  Src^itefturftüc!  mit  ilreis  unb  ein 
folc^es  mitilran]  bar:  ibid.  pl.46.2.62.  (Ein  raoennatifc^er  Sarfop^ag  toeift  in  ber  I. 
oberen  (He  einen  Stern  unb  unterhalb  bes  ^  jroei  Schafe  auf:  Garr.  387,  8.  Slic^t 
bloß  i>i^  I- »  fonbem  auc|  bie  r.  obere  (&f e  bes  ^  im  Äreis  befi^t  eine  SScrjicrung  in 
2form  eines  ^nftes  auf  einem  ©rabftein  aus  Serien:  Corp.  inscr.  graec.  n.  9152. — 

^  Sluf  einem  aJlalbilb  in  ben  Äatafomben  ju  Jleapel  n)irb  ^  mit  ^  CO  umgeben  oben 
oon  jroei  rofettenartigen  Sersierungen,  unten  oon  jroei  Slumcnsioeigen :  Garr.  103,  2. — 
3Iuher  ben  fd^on  genannten  SKonumenten  mit  Umftellung  oon  A  CO  fönnen  nod^  er= 
loä^nt  ©erben  oier  aus  Slfrifa  unb  jioei  aus  Serien,  jum  leil  mit  breiten  Slrmcn 
bes  ^,  loobei  CO  I.  unb  A  r.  unter  bem  Querftric^  fte^:    Corp.  inscr.  lat.  VIII 

w  n.  450.  458.  11649.  11897;  de  Vogüe,  1.  c.  pl.  43.  42,  1.  3n  allen  biefen  Sfällen 
xoirb  ber  ilreis  als  Wa^en  angetroffen.  Das  le^te  Seifptel  befi^t  noc^  einen  sioeiten 
5lreis,  ber  bie  oier  Srme  bes  -P  in  i^rer  SKitte  burc^fc^neibet.  3n  ber  I.  unteren  CEcfe 
bes  mit  einem  ilreis  umfc^Ioffenen  ^  ift  A  eingefe^t  unb  in  ber  I.  oberen  Ccfe  bas 
feitlic^  geftellte  CO:  de  Vogü6,  1.  c.  pl.46,  4.  Umgeftellt  finb  roie  A  CO,  fo  au^  ber 

•5  $afen  oes  P  in  ^  oon  einem  Steinme^en  in  Serien,  ber  flberbies  au^  bie  Äopffeite 
bes  CO  xi^6)  unten  gebre^t  ^at:  de  Vogü6,  I.e.  pl.  42,3. —  Slid^t  eine  ^orisontale,  fon= 
bem  eine  fAiefe  Wic^tung  oon  unten  I.  nac^  oben  r.  tft  bem  Querftrid^  in  ^  gegeben 
auf  einem  Stein  in  Korn.  Dabei  ift  A  in  ben  SBinfel  I.  oben,  CO  in  ben  SBxnfel  r. 
unten  einge[c^rieben,  unb  finben  fid^  neben  bem  fo  formierten  Äreujmonogramm  noc^  ein 

••Heiner  Äreis,  ein  ^almsioeig  unb  eine  crux  gammata:    Garr.  487,  16.        Silben 


Ji 


i  Q  \) 


\k  gällc,  iDo  ^  xA\A  CO  oon  einem  ilreis  ober  ilranj  eingefaßt  ©erben,  bic  Siegel,  fo 
begegnen  boA  au^  anbere  geometri[(^e  3^9^^^^  ^  Stammen ;  ein  Quabroi  auf  einer  (tei« 
nernen  3:^ür  tn  Sijrien :  de  Vogüö,  1.  c.  pl.  81 ,  8  •  unb  auf  einer  3nf(^rift  in  Slfrila :  Corp. 
m8cr.lat.VIIIn.2017;  ein  Dreted  auf  einem  ®rab|tein  in  9lom :  Aringhi,  Roma  sott.  p.  605. 

3)  Sieben  bem  Äreuj  in  ber  Iateim|d^en  ober  griec^lfd^en  gorm  ober  unter  ben  Quer*  6 
armen  bes  5lreu3es  finben  fi^  A  CO  auf  3nf(^riften,  in  SRom :  De  Rossi,  inscr.  I  n.  249 
(3.375).  941  (3. 509).  1296  unb  häufiger  auf  nid^t  batierten;  in  Spanien:  Hübner, 
inscr.  Hisp.  ehr.  n.  9  (3.  622).  21  (3.  588).  73.  74.  91  (3.578).  86  (3.  649). 
87.246  (3.  875).  268  (3.  1051).  277  (3.  893).  279  (3-  928).  286  (3-  914);   in 
«frifa:    Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  56.  603.  674.  1767.  2009  (?).  11126. 11906  (?);  lo 
tnörurien,  Umbrien  u.  f.  ©.:  Corp.  inscr.  lat.  XI  n.  331*.  1725;  auf  gried^.  3ns 
[(^riften:  Corp.  inscr.  graec.  n.  9319. 5RQS  8. 3a^rg.  S.  83  (3. 491).  Sluf  einer  (5emme: 
Jelic  etc.,    Ouida  dl  Spalato  e  Salona  p.  173.    Sluf  einem  q|Iinbrifc^en  ©efö^ 
fl»5  öolj:    5örrer,  eJMi^d^r.  Slltertümer  XI,  5.  —    Sluf  einem  filbemen  ftöftc^en: 
Rohault    de  Fleury,   La  Messe   pl.  53.  —      Sluf  3^onlampen   in   Slfrila :   Re- 15 
vue  de  l'Art    chr^t.  1891    p.  306.  —     Sluf  SRünsen  f.  oben.  —     Diefes  einfalle 
S^ema  toirb  enoeitert  bur(^  ^eiroerf,  aus  Suc^ftaben  unb  3^^^^"  '>^'^  ^^  beiben 
juglei^  befte^nb,  auf  einer  3nterift  inüRailanb,  roo  l.  B,  r.M  erfeeint:  Corp.  inscr. 
lat.  V  n.  6210  (3.  467),  auf  einer  3nf(^rift  in  Spanien  unb  Scubien  mit  je  einem 
ÄKUj  auf  ben  beiben  Seiten:  Hübner,  inscr.   Hisp.  ehr.   n.  3   (3-  584).    Corp.  so 
inscr.  gr.  n.  9121.    (Eine  3n[(^rift  in  SRailanb  befi^t  r.  oon  bem  Äreuj  mit  A  CO 
eine  Icmbe  unb  M,  toobrenb  bie  l.  Seite  bes  leartes  jerftort  ift.    3nbeffen  bietet  fi^ 
bafür  unf^er  B  unb  eine  laube  als  ffirgönjung  bar:  Corp.  inscr.  lat.  V  n.  6277. 
3n  einer  ©rablammer  5U  schefä-dmr  ^at  ber  Cntbeder  ein  Äreuj  mit  ^  ß  unb 
einen  S5ojeI  ju  beiben  Seiten  nat^geroiefen:  3^^35  12.  Sb.  S.28.    Sluf  einem  galli^^  « 
l^n  Stein  fte^t  ein  Äreuj  mit  ^  ^,  bas  festere  ojfenbar  für  CO,  in  ber  SKitte  unb  an 
ben  Seiten  junai^ft  je  ein  ^almjipeig  unb  [obann  je  eine  ftemartige  Serjierung:  Le  Blant, 
inscr.  n.  467.  —    Slls  Scifpiele  für  bic  f(^on  bei  >R  unb  ^  notierte  ffirfc^einung, 
böfe  bie  beiben  Su^ftaben  mit  ben  Querbalfen  burc^  Strid^e  ober  Äettd^en  oerbunben 
©erben,  fommen  ^ier  in  Setrat^t  eineSRebaille:  Garr.  480,  6;  eine  gallifc^e  3nfd^rift:  w 
Le  Blant,  inscr.  n.  551  A;  eine  SRalerei  in  ber  ^ontianus=Äatafombe  5U  3?om,  ©o 
bos  Jlreuj ,  mit  (Ebelfteinen  unb  perlen  reic^  oerjiert,  auf  feinen  Querbalfen  l.  unb  r. 
einen  fieu^ter  trägt:  Garr.  86, 3.  '^mtx^^yxit  erfd^einen  auf  einer 3nf(^rift  in  ^abua; 
^ier  ^ngen  oon  ben  Querbalfen  bes  einen  I.  CO  unb  ein  itreus ,  r.  ein  Äreu3  unb  A , 
wm  bem  ßuerbalfen  bes  anbem  I.  A  unb  ein  ftreuj,  r.  ein  itreuj  unb  CO  ^erab:  ^ 
Corp.  inscr.  lat.  V  n.  3100.  —    ©nigemale  ^aben  A  CO  nic^t  in  ben  unteren,  fon== 
bem  in  ben  oberen  Sden  bes  Äreujes  il)ren  ^la^,  fo  auf  britan.  3n[d^riften:  Hübner, 
mscr.  Brit.  ehr.  n.  189.  194,  unb  auf  einem  gallifd^en  Stein  mit  auf  ben  Äopf 
jeftelltcm  CO:  Le  Blant,  inscr.  n.  565(3.500.527.591  ob.  690).  SBic  ouf  biefem,  fo 
ift  au(^  auf  einem  Slrt^itefturftüc!  mit  Äreis  in  Serien  CO  bem  A  oorangeftellt :  de  Vogüö,  *o 
Syrie  centr.  pl.  42.  —  Untcr=  unb  oberhalb  ber  Querbalfen  eines  Äreujes  finben  fi^ 
A  CO  auf  einer  ^oljtof el  mit  auf gemolter  3nf(^rift  aus  (Egi)pten :  g orrcr,  grü^r.  Sllter= 
tumer  IX,  7.  —   (Eine  gried^.  3nJ(^r.  in  ©allien,   wo  bas  Äreuj,  oon  jroei  fonjen* 
trifc^n  Äreifen  umf(^lof[en,  auf  einer  Safe  mit  einer  laube  \.  unb  r.  bargeftellt  ift, 
\yA   unter  ben  Querbalten  A  CO,   über  benfelbcn  I.  ein  auf    ben  ftopf  geftelltes  A  ^ 
mit  leidster  Sleigung  nad^  l.,  r.  einen  Stri(^:  Le  Blant,  inscr.  n.423;  Kaibel,  1.  c. 
n.  2491.  —   Sluf  einem  fpanift^en  Denfmal  ergebt  fic^  über  einer  Slrt  ^oftament  ein 
lat.  Äreuj  mit  breiten  Slrmcn,  ^xi  i^rcn  Knben  in  ber  gform  bes  Dreipaffes  oerjiert. 
Auf   ben  Querarmen,   aber  noc^  oben  unb  unten  über  fie  ^inausreii^enb,  fte^t  I.  A^ 
r.  Q\   Hübner,  inscr.  Hisp.   ehr.  n.  119   (3-  627).  —    Äreis  unb  Äranj  finben  ^^ 
bei  bem  5treuj  in  feiner  Serbinbung  mit  A  CO   nii^t  ^äufig  Scrroenbung.   (Ein  gleid^= 
fettiges  5treuj,  umgeben  oon  einem  ftreis,  I.  baoon  J,  r.  CO,  begegnet  inSlfrita:  Corp. 
inscr.  lat.  VIII  n.  4770.   3^^^  ^Rofaifen  ju  S.  Sitalis  in  9?aocnna  finb  mitÄreujen 
gefc^müdt,  einem  griec^.  unb  einem  lat..  bie  oon  Äreifen,  burrf)  je  jroei  (Engel  getragen, 
umrahmt  ©erben.  9?on  ben  5treujbalfen  fiöngen  bie  Su(^ftaben  CO  CO  ^erab,  loo^I  anftatt  ^^ 
A  Ca):   Garr.  262,  1.  2.  Das  Slpfismofai!  in  S.  Slpollinoris   in   classe  ju  9?aoenna 
jeigt  auf  Stemengrunb,  eingefaßt  mit  einem  rei^  oerjierten  Äreis,  ein  lat.  Äreuj,  über 
bem  lXf)YC,  unter  bem  SALVS  MVNDI  unb  neben  bcffen  Querarmen  I.  J,r.  CO 
fielen:  Garr.  265,  1.   (Ebenfalls  auf  einem  raoennatif^en  Denfmal,  einem  Satfop^ag, 
begegnen  jipei  Slätterfränje ,  bie  je  ein  gried^.  Äreuj  füllt.    Das  oorbere  ^at  unter  ^ 


10  A  Q 

feinen  Querballen  CO  A,  bos  Wintere  A  CO  :  Oarr.  392, 1.  SRe^ere  ftngulare  itombU 
nationen  bes  Areujes  mit  A  CO  befiel  Slfrila.  93on  einem  ilreis  ^e^en  bie  breiten  Slrme 
eines  gleic^feitigen  Areuses  aus,  in  i>ef|en  I.  ob^en  QUe  A  unb  m  bejfen  t.  unteren  (Sät 
CO  eingefügt  ift:  Corp.  inscr.  lat.  VIII  n.  4473.  3n  einem  itrets  fte^  ein  grie^. 

6  5lreu3  unb,  in  bie  SSinlel  besfelben  einoefi^oben ,  ein  |og.  Slnbreosfreus,  auf  oeffett 
unteren  Sollen  I.  ^,  r.  CO  eingemeißelt  finb:  ibid.  n.  671.  9ln  biejes  SSilb  erinnert 
ein  onberes  5lreu3;  aber  ^ier  finben  \yii  nur  in  ben  oberen  SBinleln  Stritte,  unb  joHir 
je  3n)ei  parallel,  ein^efe^t,  XDo^renb  in  ben  unteren  SBinlel  I.  CO,  r.  A  n<^tbar  i^: 
ibid.  n.  705.  Sielleu^t  barf  ^ier^er  auA  ein  äRonument  gereAnet  ioeri)en,  auf  bem  in 

lober  SRitte  ein  itreuj  unter  einem  ^albfreis,  r.  A  unb  ein  3^i^^n  in  ®e{talt  eines 
9{^ombus,  I.  ein  ebenfold^es  erfannt  ohrb,  tDä^enb  bie  angrensenbe  ^artie  (wgebro6eti 

E:  ibid.  n.  11482.  —    Sluf  einer  aRarmorume  er[(^eint  ein  lot.  AreiQ,  oon  beffen 
uerarmen  A  CO,  festeres  in  ber  gfotm  oo,  ^rab^ängen.  Sein  ^oftament  in  Seftalt  eines 
A  unb  feine  Spi^e  mit  einem  Querftrid^  unb  barfiber  bie  fiigatur  oon  ov,  nebft  ben  Su^* 

u  ftaben  L  unb  r.  geftatten  oieüeid^t  biefe  monogrammatifd^e  SSerbinbung  als  Nixojiedov 

ju  lefen:  Garr.  427,  4;  Corp.  inscr.  gr.  n.  8939.  (Eine  fiampe  in  Spanien  tragt  bie 

3eid^en  ^,gried^.  Areuj  mit  Querftrid^  barSber  unb  O:  Hübner,  inscr.  Hisp.  ehr.  n.  106. 

4)  Das  ag9pti[d^e  fiebensjeid^en,  loas  bie  ^r.  S^mbolil  flbema^m  unb  entfpre^enb 

umbeutete,  gen)ö^nltc9  als  $enIeDreu3  beseid^net,  ift  jufammen  mit  A  CO  bis^  nur  auf 

90n)enigen  DenfmSIem  naAgeioiefen  morben^  fo  auf  einer  ^ilgerinfd^rift,  roo  A  I.  unb 
CO  rechts  oon  ber  fenlre^ten  $afta  bes  3^t(^ens  fte^t:  Corp.  inscr.  gr.  n.  8947».  Sin 
berfelben  Stelle  begegnen  bie  beiben  Sud^ftaben  auf  einem  (Srabmonument  bes  eg9^ 
9Rufeums  3u  Serlin  (9lr.  9338).  Suf  bem  gepunjten  (Eifenbefd^Iag  eines  ^ohiöftd^ens  in 
bem  nämli^en  SRufeum  (9lr.  10529)  ift  A  CO  oberhalb  bes  an  feinen  Sqfenleln  breit 

»auslabenben  ^enleöreujes  angebra^t. 

Sefonbere  Seai^tung  oerbienen  biejenigen  SRonumente ,  uield^e  A  CO  allein  ober  ju« 
|ammen  mit  'Jft,  unb  ^  in  Sesie^ung  fe^en  ju  anberen  gfiguren  als  (E^riftus.  (Eine  (grabinf^rift 
m9{om  ftellt  bas  Sruftbitt)  einer  oerf^Ieierten  gftau  bor,  flanliert  oon  A  unb  CO  unb  ^etnis 
unb  Paulus.    Darf  man  jmeifelbs  in  ber  0rau  bie  Serftorbene  erlennen,  fo  erfcbeint 

^\\t  bier  in  bem  3Roment,  ba  fie  oon  ben  beiben  SIpofteln  in  bie  Seligleit  eingeffi^ 
rourbe:  Garr.  .485,  3.  SRe^rfaft  begegnet,  u)ie  bas  einfache  9Ronogramm  (E^rifti  unb 
bas  Stabmono^amm,  fo  aud^  A  Caj  mit  biefen  oereint,  auf  benCSrabfteinen  3u  Slqutleia  in 
SSerbinbung  mtt  Oranten  b.  ^.  SRännem,  2ftauen  unb  Äinbem,  mit  größerer  ober  geringerer 
^orträtä^nIi(^ieit  bargeftellt  in  bem  älugenblid,  n)o  fie  ins  ^arabies  eingegangen  finb 

SS  unb  Sott  für  bie  i^nen  pemorbene  CErlofung  mit  i^rem  Sebet  banlen.  9Iuf  einer  ^ügel« 
artigen  CEr^ö^ung  fte^t  etne  oerfc^Ieierte  gftauengeftalt  mit  erhobenen  Srmen ;  5ur  Seite 
ber  Sr^o^ung  bemerlt  man  je  einen  Strau(^  unb  baneben  auf  ber  I.  Seite  eine  Xaube 
mit  £)l3n)eig,  auf  ber  r.  einS^of ,  mö^renb  I.  unb  r.  oon  ben  Srmen  ber  gftau  je  ein  ^  mit 
A  CO  unter  ben  Querballen  fi(^tbar  ift:  SBilpert,  3nf(^riften  Slquileia's  S.44.  fi.  unb  r. 

M  oon  einer  ro^  geseii^neten  männlid^en  Sfigur  in  Orantenfteüung  finbet  [i(^  je  ein  £eud^ter 
mit  fiid^tem  unb  über  bem  Aopf  bes  lulannes  ein  -^,  bei  bem  bte  P'9{unbung  I. 
antritt  unb  an  beffen  SIrmen  A  CO  fangen.  Unter  ben  beiben  Sud^Ftaben  fte^en  eben« 
fooiele  ftemartige  3^i(^en :  bafelbft  S.47.  SBö^renb  auf  biefemSilb  Die  fenfrei^te  ^afta 
nur  burA  einen  Ileinen  3^if^^ntaum  oon  bem  itopf  ber  Sfigur  getrennt  ift,  fi^t  auf  einem 

tf  anberen  Die  entfpre^enbe  ^afta  eines  ^  mit  ^4  Cü,  umrahmt  oon  einem  Jlran^,  un* 
mittelbar  auf  bem  jtopf  einer  meiblid^en  Orans,  flanliert  oon  smeiXauben,  auf:  oafelbft 
S.  49.  «uf  einer  aRebaifie  mit  ber  3nf4rift  SVCESSA  VIVAS  ift  bie  Darftellung  eines 
Slortqriumju  erletinen:  auf  einem  9{oft,  unter  bem  bie  gflammen  enworsüngeln ,  liegt 
eine  nadte  gfigur.  über  ibr  fte^t  eine  gftau  im  C&ebetsgeftus,  mo^I  ibentifq  mit  jener  Srigur, 

^  aber  als  bereits  ins  ^arabies  eingegangen  bargeftellt,  morauf  au(^  ber  iuanj,  nac^  i^rem 
^aupt  oon  einem  ^rm  ausgeftredt,  fi^Iiegen  lögt.  $ier  bemerlt  man  ober^tb  ber 
I.  öönb  ber  Setenben  A^  ober^Ib  i^rer  r.  (O  unb  unterhalb  biefer  -P:  Garr.  480,  8. 
SRad^bem  bas  9Ronogramm  (E^rifti  unb  bas  Stabmonogramm  mit  A  CO  fiber  unb  neben 
ben  Serftorbenen  unb  9Rar^rem  ^a^  gefunben,  toar  es  nur  no(^  ein  S(^ritt^  aud^ 

^birelt  bas  ^aupt  befonbers  oere^rter  ^lutseugen  bamit  ju  fi^mflden.  Unb  tn  ber 
X^at  ift  auf  einem  jilnaeren  Aatafombenbilb  in  9leapel  3onuarius  mit  einem  9limbus, 
toie  er  fonft  nur  bei  (E$ri[tus  oorfommt,  'Jfk  mit  ^  CO,  umgeben  oon  einem  5treis,  aus= 

iieseic^net,  rDäI)renb  auf  etnem  Solbglas  hinter  bem  5lopf  bes  £aurentius  'Jft,  unb  neben 
einen  S^ultem  {A)  CO  erf(^einen:  Garr.  102,  2.  189,  1. 
M        9Benn  De  9{offt  unb  anbere  ben  toenigen  Seifpielen,  bie  bas  Dreied  sufammen  mit 


A  Q  11 

Stonojg^omm  (E^rifK.  Stobmonogramm  unb  A  CO  au|tDeifen ,  \o\6)t  Sebeutuna  beimef|en, 
bog  fte  in  i^nen  f^mbolifd^e  ^^orfteHungen  ber  Xnnitöt  erlennen  ju  muffen  glauben 

ggl.  Pitra,  Spicilegium  Solesmense  IV.  497  sqq. ;  Araus,  Siealenciifl.  b.  d^r.  Slltert.  I 
.  378  f.  u.  a.),  fo  oermag  i^  i^nen  ni^t  beijui^ic^ten.  (Einmal  polemifirt  Sluguftin 
ooai  Stontounlt  ber  ftirc^e  aus  (contraFaustum  Manich.  XX,  6.  5trau5,  a.  a.  O.)  6 
gegen  bas  i>xt\tA^  bos  im  6q[tem  ber  SRanic^äer  eine  SloIIe  |pielte.  Darnach  möre  es 
»i9eKegenber,  in  ben  wenigen  oor^anbenen  Denfmölem  mit  bem  Dreied  mani^öifc^e 
als  firdjlid^e  3U  erlennen.  Sobann  loürbe  es  fe^r  auffaKenb  fein,  bag  man  mit  ben 
X)cete(fen  nur  Sombole  (E^rifti  in  Serbinbung  gebrai^t  MMt  unb  ni(^t  au(^  foI(^e  ber 
feeiben  übrigen  ^erfonen  ber  Xrinität,  falls  man  bie  9Ibfi(^t  ^e^abt  ^ötte,  Sinnbilber  lo 
ber  !Dreifamgfeit  bor^uftellen.  SBeiter  lofirbe  es  bei  jener  IRetnung  ni^t  ju  erflören 
fiein ,  bog  bie  Serferttger  unb  Se^eller  oon  Denfmälem  ni(^t  öfters  Don  biejem  6qmboI 
Gcbnntq  gema^Qotten,  unb  bies  namentlid^  in  ber  !^t\\  ber  £e^rftreitigletten.  9la(^« 
bem  bie  ooranfte^enbe  uberfi^t  ^at  erlennen  laffen ,  bag  ber  Areis ,  ber  Aranj ,  bos 
9itifitd  unb  Quobrot  als  (nnfaffung  für  >g  unb  -ß  mit  ^  CO  äSenuenbung  ge- 15 
funben,  fonn  es  ni(^t  ounbemebmen,  bag  in  jtoei  gfällen  aucb  bos  Dreied  ju  biefem 
3n'^  ^ongejogen  iDurbe,  uno  bies  um  fo  n)eniger,  als  oos  Dreied  fim  foiDO^I 
bem  -^  mit  ^  CO  (Aringhi,  Roma  sott.  p.  605),  als  au(^  A  in  ber  ^orm  A 
trab  CO  in  ber  (Jform  V  (Le  Blant,  inscr.  n.  49)  jeic^nerifc^  fe^r  gut  anpa|fen  lieg. 

Suf  mittelolterlid^en  Denlmalem  tritt  ber  ®ebrau(^  oon  A  unb  Q^  allein  unb  in  93er*  20 
binbunq  mit  SRonogromm  (£^ri|ti  unb  itreuj.  prüd,  unb  bies  gilt  nomentlii^  Don  ben 
®nibflemen ;  oö^enb  oie  im  Slltertum,  fo  oucq  tm  frühem  äR.^.  an  Slltären  no^  me^rfod^ 
booonSebrcnjA gemacht  roirb  (de Fleury, I.e. pl. 37. 38. 49. 50.51).  3lur  in  Serbinbung 
mit  Silbern  (Tgrtiti  loirb  es  ^ufiger  gefunben.  ^uf  bem  Xl^aPoIeli^  3u  Aremsmünfter  fte^en 
bie  beiben  Sud^jtoben  I.  unb  r.  00m  Äopf  bes  $erm  (ibid.  pl.  293).  8Iu^  bas  (Elfenbein*  25 
Diptqd^on  bes  Xutilo  in  6t.  Sollen  ous  bem  9.  3a^r^.  jeigt  ^  03  an  berfelben  Stelle 
(Westwood,   Fictile  Ivories  in  the  South  Kensington  Museum   p.  119).    2luf 
einem  Dormftobter  (Elf enbein « Diptqc^on  aus  bem  10.  3a^r^.  finb  bie  beiben  3^^^^^ 
\     L  unb  r.  oom  ilopf  ßefu  an  Äettc^en  befeftigt  (ibid.  p.  126).    (Ein  glci^es  Dip« 
tn^on  ber  Serliner  Sibliot^I  aus  bem  9.  ober  10.  3^^^^*  ^^i|t  bie  beiben  Sud^ftaben,  so 
oben  in  einem  Areuj  enbigenb,  oberhalb  ber  ben  tbronenben  $erm  um^ebenben  @Ione 
auf  (ibid.  p.  137).     ^robonus  SRourus  piebt  ein  Silb  bes  ©efceujtgten,  in  beffen 
ftreujnimbus  r.  A ,  oben  M  unb  I.  Ü  b.  i.  initium.  medium  unb  finis  eingeseit^net 
ftnb,  (de  laud.  s.  cnicis  lib.  I  figura  I).    Sluf  Der  golbenen  Slltortafel  aus  Sofel, 
je^  in  ^ßoris,  aus  bem  11.  3a^r^.  ^It  (Ebriftus  in  ber  I.  bie  9BeItfugeI,  gef^müdtsö 
mit  A^  (itrous,  (E^r.  3nf(^riften  II  n.  4).  3li(^t  feiten  ift^  ii  auf  bos  oufgeft^logene 

8u(^  gefd^rieben,  bos  ber  ^eilanb  ^It,  fo  5.  S.  am  portal  ber  jtirc^e  ju  (Elftertrebni^ 
(Sttt^e,  SBef^reib.  Dorjtellunjj  b.  öltern  Sau«  unb  Äunftbenfmäler  b.  Äoniqr.  Sat^fen, 
15.  $eft  S.  19).  Sludj  bie  afresfo*  unb  SKinioturmaler  eignen  [i(^  bie  betben  Suc^* 
^ben  m  93erbinbung  mit  ber  gigur  (E^rifti  an,  fo  auf  ben  SBanbmalcreien  ber  Äot^*  40 
brole  3U  Muxerre  unb  in  einer  $anbf(firift  ber  Bibliotheca  Barberini  5u5Rom  (n.3577). 
3n  bem  livre  d'heure  ber  itönigin  mno  oon  Bretagne  aus  bem(Enbe  bes  15. 3a^r^.s 

erf^int  EGO  SVM  ALPHA  ET  O  PRINCIPIV  ET  FINIS  bei  ber  Dorftellung 
bei  Xrinitot,  mobei  Sott  Soter  unb  6o^n  ein  offenes  Su(^  mit  ber  genannten  3n« 
fid^rift  ^Iten.  (Ein  onberes  Slott  ber  namli(^en  $anb|(^rift  ftellt  (Ebriftus  in  ber  äRonborlo  45 
bar  mit  einem  geöffneten  SuA  in  ber  I.,  bos  bie  3nf(^rift  trögt:  EGO  SVM 
ALPH  ET  O  PRINCIPIV  (!)  ET  FINIS.  (Delaunay,  Le  livre  d'heure  de 
la  reine  Anne  de  Bretagne).  Suf  einer  Slltorbede  5U  6t.  Stephan  in  £qon  aus 
bem  9.  3^r^.  roor  ber  (Erlöfer  unter  bem  SiU)  bes  £ammes  mit  ben  (&oIbbu(^ftaben 
A  Q  unb  entfpred^enber  3nf(^rift  5U  fe^en  (Mai,  Scriptorum  vet.  nova  col- 50 
lectio  V,  p.  205).  3n  ben  §anof(^rtften  tritt  A  Q  ob  unb  5U  ju  bem  Äreuj  auf 
bem  Sitetblott  ober  an  ber  Spi^e  größerer  SIbfAnitte,  fo  in  bem  neuentbedten  Aobez 
bes  (Eog.  unb  ber  Slpol.  bes  ^etrus  (0.  (Seb^orbt,  (Eog.  unb  Slpof.  bes  ^etrus 
2ofeI  I,  roo  fie  bie  gönn  a  </\>  ^oben).  —  Sefonberer  Seoorjugung  erfreuen  fi(^ 
bie  beiben  SuAftaben,  ^öufig  oben  no^  mit  einem  iueuj  oerjiert^  tn  ben  legten  3^^^^  '<^ 
^nberten  bes  uR.9Is.  auf  (Dioden ,  unb  bies  nomentli^  im  93ereu^  ber  ^euttaen  $ro« 
oinj  Soffen  unb  bes  ^erjogtums  Sln^olt.  Oft  erfi^einen  fie  als  3nf(^rift  in  oer  gorm 
EGO  SVM  ALPHA  ET  OMEGA  unb  sufammen  mit  bem  2ext  O  REX  GLORIAE 
VENI  CVM  PAGE,  oft  oud^  sufommen  mit  £egenben  m9ftif^en  3n^alts,  fo  bofe  ni^t 


12  A  Ü  «oi^en 

böran  ju  jtDctfcln  ift,  baß  man  i^nen  felbft,  cbenfo  tote  ben  (T^iffcm  IHS,  XPS, 
MARIA  u.  f.  tD.,  m^ltif^c  »cbeutung  jujt^ricb  (Scifpicic:  »cfi^retbenbe  Dorltcllung 
b.  alteren  »au-  unb  Äunftbenfmäler  ber  ?proo.  Saufen,  3.  ^eft  S.  8.  30.  54,  5.  $eft 
6.  30f.  43,  16.  $.  S.  100,  18.  §.  S.  211,  19.  §.  S.  3.  221.  241.  250.  263.  296. 
5  309.  339.  378.  381.  382;  »üttner  -  ^fänner  ju  Il^al,  «Inhalts  9Jau-  unb  Äunftbenl« 
möler  6.216.254.  255.  280.  281.  288.  305.311-  opl.  aud^  Otte,  (ölodenfunbe  S.  81). 

Der  Sprache  ber  fijmbolärmeren  neueren  Äunft  ift  A  ii  jiemlic^  fremb  geblieben. 

Crft  in  unferent  3abr^.  ourben  bie  beiben  Sud^ftaben.  eben|o  mie  anbere  alt^r.  unb 

mlttelalterl.  Sinnbilber,  jum  Sc^mud  ber  Äird^en  uno  ber  firc^I.  ©eaenftänbe,  ins* 

10  befonbere  ber  ^aramente,  roieber  nte^r  empfohlen ,  unb  barunt  begegnen  |ie  in  ber  !irc&« 

Ii(^en  Äun[t  je^t  oer^öltnismäfeig  ^öufig ,  ©enn  au(^  faft  regelmöfeig  nur  jufammen  mit  -Jft- 

9lo^  fei  enoa^nt,  bag  aud^  einige  £ieberbid^ter  Ji(^  %  O  angeignet,  fo  Sen* 
jamin  S(|moIf  in  bem  fiiebe:  Der  le^te  SBod^entag  ift  ^in  u.f.rD.,  unb  gfre^ling^ufen 
in  bem  fiiebe:  2Iuf,  auf,  mein  (Seift,  u.  f.  ©.  «ifolan«  SWünet. 

15  9lad^ett^  Snnoben.  —  MG  Capitularia   reg.  Franc.  I   u.  II;    Harzheim,  Concilia 

Germaniae  I  u.  II ;  Mansi  XIII  u.  XIV;  ©Interim,  ^rQ^m.  ®cfrf).  ber  beutfc^en  ©oncilicn 
II  II.  III;  ^efe(e,  eoncincn9cfd)id)te  III  u*  IV;  ^md,  m.  S^eutfc^Ianb^  II. 

Die  politifc^e  Sebeutung  ber  Stabt  Statten  im  Weiche  Äarls  b.  ®r-  unb  feiner 
9la(^foIger  bemirfte,  bag  me^rfai^  Krc^Iid^e  Beratungen  bafetbjt  abgehalten  rDurben.  SIIs 

20  erfte  Slac^ener  Sgnobe  pflegt  man  bie  Serfammlung  ö.  23.  w&n  789  ju  jagten.  3®^i* 
felso^ne  fanb  an  biefem  Xage  eine  Beratung  ftatt  (Gap.  22  S.  53:  Considerans .  . 
una  cum  sacerdotibus  et  consiliariis  nostris).  S^r  (Ergebnis  liegt  uns  inbes  nur 
in  ber  ©eftalt  5U)eier  lönifjUAer  ffirlaffe  oor,  ber  fog.  Admonitio  generalis  (Gap.  22) 
unb  ber  änftndtion  für  bie  Äönigsboten  (Gap.  23).    Die  erftere,  gerichtet  an  alle  lirc^* 

25li^en  unb  roeltlit^en  SBürbentröger,  ©ieber^olt  cap.  1— 59  eine  Steige  Äanones  aus  ber 
Dtoni)fio  $abriana  unb  fügt  cap.  60—62  SBorfc^rtften  jur  görberung  bes  fir(^li(^en  unb 
fosialen  fiebens  ^insu  (fleißige  ^rebijt  61,  82 ,  §eranbilbung  bes  Älerus  70,  72,  80, 
Sonntags^eiligung  81,  gegen  3öuberet  65,  falf^e  Cibe  64,  geredetes  (Beriet  63,  gleiches 
SKaft  unb  ®eu)i(^t  74,  ®aftti(^!eit  75  u.  bgl.).  Die  3nftruftion  für  bie  5lonwsboten  betrifft 

30  cap.  1—16  bie  Älofterbissiplin,  cap.  17—37  bie  Dissiplinierung  bes  Soltslebens.  — 
3Bar  f^on  berÄonoent  uon  789  nid^t  eigentli(^  eineS^nobe,  fo  wirb  mit  no^  gerim 
gerem  ^t6)\t  bie  SReit^soerfammlung  o.  28.  OH.  797,  bie  über  bie  Orbnung  ber  9Ser= 
$ältniffe  in  Sac^fen  beriet  unb  bcfi^Ioft  (Gap.  27  S.  71),  ju  ben  S^noben  gejault. 
Dagegen  trägt  bie  93er[ammlung  bes  3wni  799,  auf  ber  Slliuin  mit  gelix  öon  Urgel 

35  bisputierte  (f.  Slboptiamsmus),  ocn(E^arafter  einer  folgen.  9luA  bie  brei  Serfammlungen 
ber  3o^^^^  801  unb  802  ©erben  als  S^noben  bejei^net.  Die  erfte  fanb  nac^  benAnnal. 
Juvav.  mai.  3.  801  SS  I  S.  87  im  Jlooember,  bie  jroeite  im  OTärs  802  (ibid.),  bie 
le^te  na^  benAnnal.  Lauresh.  3.  802  SSI  S.  39  im  Oftober  b.3.  ftatt.  Die  »e= 
ratungen  führten  3U  einer  «ei^e  oon  CErlaffen   (Gap.  33—35  S.  91ff.   unb  36—41 

40  S.  105  ff.),  bie  für  Äarls  Seftreben,  bas  religiöfe  unb  fittlii^e  fieben  unter  Älerilem 
unb  fiaien  ju  ^ebcn,  oon  ber  größten  Scbeutung  finb.  2Im  roic^tigften  ift  bie  gro^e 
3nftruftion  für  bie  im  gfni^ia^r  802  ausgefanbten  Äoniasboten  (Gap.  33,  2  ff.  (Er= 
neuerung  bes  Ireueibes ,  10— 24  Di53iplin  ber  93if(^öfe,  Äteriler,  3R5n(^e  unb  9lonnen, 
25—29  ^flid^ttreue  ber  Seamten,  30—40  9?e^t5fi^er^eit  im  fianbe).    Unter  ben  »e= 

45  f(^lüffen  ber  $erbftfr|nobe  oon  802  finb  Gap.  36  unb  38  ^en)or3U^eben  (36,1  f.  gürbitte 
für  ben  Äaifer  unb  bie  Sifi^öfe,  4  f.  Untenoeifung  bes  93oltes.  6  f.  SSenoaltung  ber  3^^^= 
ten,8ff.  21  f.  (Bottesbienfte  unb  Saframcnte,  13  ff.  Dissiplm  ber  ftlerüer,  38, 1  ff.  3n^- 
ftruftion  für  bie  Äird^enoifitationen).  Die  nöt^fte  Sijnobe  in  2Ia(^en,  bie  im  SRooember 
809  ftattfanb,  befaßte  fi^  mit  ber  fie^re  oom  ^.  Seift  (Annal.  Einh.  p.  809),  oiel= 

50  leicht  lamen  auf  i^r  auA  bie  Ser^öltniffe  3ur  Sprache,  bie  buri^  bie  Kapitularien  61—63 
S.  148  ff.  geregelt  ©erben  füllten,  fiubroig  b.  JJr.  oerfammclte  im  $erbft  816  ober 
im  Sommer  817  feine  erfte  Sijnobe  in  2Ia($en.  9Iuf  berfelben  berieten  unb  beft^loffen 
bie  Sift^öfe  neue  Orbnungen  für  bas  gcmeinfame  fieben  ber  Äanoniler  unb  ber 
Können  (Mansi  XIV    S.  147 ff.;    ogl.  b.  21.  ftapitcl).    Sie  finb  auf  2lntrag  öilbe= 

65  branbs  oon  ber  gaftenf^nobe  oon  1059  aufgehoben  ©orbcn  (Mabillon,  Annal.  ord.  s. 
Bened.  IV  S.  686).  Die  im  Sommer  817  in  Sachen  tagenbcn  Sibte  berieten  über 
bie  Dur^fü^rung  ber  »enebiftinerregel  (MG  Gapit.  I,  170  S.  344  ff.;  ogl.  b.  91. 
Senebift  oon  Slniane).  Die  Sleid^soerfammlungen  oon  819  unb  825  (Annal.  Einh. 
3.  b.  33.)  unb  ä^nlic^e  fpätere  Beratungen  fann  man  genau  genommen  ©ieber  ni^t 


tMltn  SCmrott  13 

qI$  Sqnoben  besetd^nen.  9hur  bie  am  6.  grebruar  835  in  ber  Salriftei  be9  SRünfters  ab^ 
ge^tene  Serfammlung  erfd^eint  als  foI(^.  Sie  no^m  eine  einge^enbe  Dentfi^rift  de 
Tito  episcoporum,  de  doctrina  episcopomm,  de  vita  et  doctrina  inferiorum  ordi- 
num,  de  persona  regia  füiorumque  eins  et  ministrorum  an.  Sugerbem  loanbte 
pe  fu^  an  oen  5lönia  ^ippin  oon  Squitanien,  um  i^n  jur  9{ü(Igabe  ber.  in  [einem  5 
Jleu^ie  eingesogenen  >tirAeii^üter  5U  bejtimmen  (Mansi  XIV  S.  671  ff.).  Über  bic  in 
ber  CE^fd^ibungsfad^  fiot^ars  ^u  Slad^en  gehaltenen  Sqnoben  f.  b.  31.  Slifolaus  I. 
Sie  beiben  le^en  Slad^ener  Spnooen  fanben  unter  ^tirtni)  II.  ftott,  bie  eine  i.  3. 1000 
in  ben  Serbanblungen  ilber  Sie  3Bieber^er|teIIung  bes  merfeburger  Sistums  (f.  b.  91. 
ffiffligis),  bte  anbere  i.  3. 1023,  mx  flcntfd^eibung  bes  Streites  über  basÄli)|ter  9Jurt»  10 
|i^tb,  auf  bas  jloln  unb  £ütti^  Slnfprud;  erhoben.  Der  Sef(^Iub  fiel  ;u  (fünften  bes 
k^en  8}istum5(Gesta  ep.  Camerac.  III,  35    MG  SS  VII  S.  479).        J&aucf. 

«oroii  (V">n»,  LXX  'Aagcov,  »ulg.  Saron),  ber  »ruber  SRofis  unb  fein  ©e- 
^iife  bei  ber  ®rünbung  bes  ifraelitifd^en  %oßes.    !bie  beroorragenbe  Sebeutun^  biejes 
Sbmnes  toirb  oon  allen  Quellenfc^riften  bes  ^entateu^s  glei^  ftarl  betont;   tm  etn«  15 
jetnen  ober  oirb  [ein  SBilb  mit  eigentümliäen  Sonber^figen  gejeic^net,  oesbalb  ^ier  bie 
Qer|d^iebenen  Quetlen  ber  Öberfi(^tli(^leit  falber  befonoers  betrautet  oerben  follen. 

3n  ben  {ebooiftifc^en  Quellen  (oon  ber  ^td^gani  biefer  6(^rift  in  bie  ia^oiftifc^e  unb 
bie  elo^iftifd^e  uuetle  te^n  oir  ^ier  ab)  n)irb  Slaron  als  „ber  »ruber  3Ro|is ,  ber  £eoit'' 
eingeführt,  xoas  nur  ferne  prie[terli(^e  SBürbe  angeben  lann,  ba  bei  ber  (ErrDö^nung  beiber  20 
Siüber  fein  Srunb  oorlag,  bte  9lbftammung  Slarons  oon  £eoi  ^eroorsu^ben.  (Er  loirb 
jmn  erftenmale  enoä^nt,  00  3Rofe  bei  ber  Offenbarung  3<^^o^s  ^^  Sinai  an  feinen 
eigenen  SRangel  an  »erd)famfeit  erinnert  ^at,  um  baburc^  bie  göttli(^e  »erufung  ablehnen 
j^  Brnien.  Diefen  CKmoanb  roeift  ber  ^err  jnrücf,  inbem  er  i^m  befiehlt ,  feinen  »ruber 
Xaron,  ber  fid^  gerabe  auf  bem  SBege  3U  i^m  befinbet,  als  fernen  „SRunb''  ju  benuiNen:  25 
alles,  nxis  Der  $en  i^m  gefagt  ^obe ,  foll  er  9Iaron  mitteilen,  bamit  biefer  es  bem  95oIfe 
wtfihibe(fe4,  10—16.27—31).  Demgemäß  ©irb  Slaron  auc^  bei  ben  »er^anblungen 
mit^^ao  regelmäßig  neben  äRofe  enoobnt,  obfAon  naA  ben»eri^ten  biefer  Quellen 
SRofes  bem  ^nige  geaenflber  überall  felbft  bas  SBort  fü^rt.  Spater  fte^en  Viaron  unb 
fysi  lool^renb  ber  Slmalefiterfc^Iai^t  auf  einem  ^ügel  nth^n  9Rofe  unb  unterftü^en  feinen  so 
raifgeredten  arm,  fo  lange  ber  Äampf  bauert  (fe  17, 10  ff.),  »ei  ber  »unbesfd^liehung 
onf  bem  Sinai  begleiten  Slaron.  Slaoab  unb  Slbi^u  mit  70  angefe^enen  SKönnem  SKofe 
auf  ben  »erg,  bellten  fi^  aber  e^rfurt^tsooll  jurüd,  oöbrenb  aRofe  allein  nö^er  jum  $erm 
antritt  (ffix  24,  If.  9  f.,  ogl.  19,  24).  Slber  als  fpöter  aRofe  allein  auf  bem  Serge 
mit ,  übeneben  bie  3sraeliten  Slaron ,  i^nen  aus  ibrem  ® ef(^meibe  ein  golbenes  jlalb  35 
ju  aießen,  ©eil  fie  einen  ®ott  ©ünfd^en,  ber  oor  i^nen  einberjieben  fbnne.  »or  biefem 
Silbe  errichtet  er  augerbem  einen  Slltar  unb  lögt  für  ben  folgenben  3:ag  ein  gfeft  aus» 
rufen,  älls  !Dlofe  jurüdbmmt  unb  feine  'X^at  beftig  tabclt,  entfcbulbigt  er  \xi)  bamit,  bag 


bas  über  bie  lange  9lbn)efenbeit  feines  »rubers  ungebulbig  geioorbene  »oll  t^n  baju  ge> 
genotmt  bobe  (ffix  32,  Iff.  21  ff.).  3n  ein  o^nlu^es,  ungünftigcs  2xi)t  fteflt  i^n  bi< 
i&^j^tung  Shi  12.    äBobrenb  bes  3wges  bur^  bie  SBüftc  äupem  namli(^  9laron  unb 


genotmt  bobe  (ffix  32,  Iff.  21  ff.).  3n  ein  o^nlfc^es,  ungünftigcs  2xä)t  fteflt  ibn  bie40 
&^btun^  9lu  12.  aSäbrenb  bes  3uges  burib  bie  SBüfte  öupem  nömliib  Slaron  unb 
Sßnjam  t^re  UnjufriebenQeit  mit  SRofis  Sb^  ntit  einem  lufcbitifcben  SBeibe  unb  augerbem 
mit  feiner  3fübrerftellung.  bie  i^nen  unbereibtigt  crftbeint,  ©eil  ®ott  ebenfogut  bun^  fie 
nrie  burcb  9Dlofe  gerebet  ^abe.  Sluf  Sottes  »^ebl  begeben  fi^  alle  brei  jum  ^eiligtume, 
00  ber  §crr  Slaron  unb  SRiriam  ben  tiefen  unterf^ieb  jroifd^en  ben  geioöbnli^en  unb  45 
ben  oon  SRofe  emjjfangenen  Offenbarungen  erflärt.  SRirjam  wirb  3ur  Strafe  ausfö^ig, 
DJiMUM^  Saron  oor  SRofe  bie  iborbeit  feines  »enebmens  belennt  unb  ibn  um  §ilfe 
Kttet.  an  biefe  »eri^te  lann  man  bie  »emerfung  oon  Dt  10, 6  anftblieften,  na^  welchen 
Soron  an  einem  Orte  in  ber  2Büfte,  äRofera,  ftarb,  unb  fein  Sobn  (Eleafar  an  feiner 
Stelle  ^riefter  ©urbe.  Snblicb  fei  noi)  an  3of  24,  5  erinnert,  loo  2laron  bei  einem  50 
ÄüÄlirfe  auf  bie  »efreiung  aus  CEgpptcn  neben  JlRofe  genannt  ©irb,  unb  an3of24,  33, 
®o  pon  bem  ^riejter  (Heafar,  bem  Sobne  Slarons,  bie  5Rebe  ift.  9lls  $auptfa(be  bei  allen 
liefen  »eri(bten  ift  ^eroorsubeben,  boft  bie  Ouellenfcbriften  9laron  als  ^riefter  fennen, 
n)enn  fie  au^  bei  ber  (Enoä^nung  bes  mofaif^en  Heiligtums  nur  SWofe  felbft  unb  feinen 
Se^ilfen  3ofua  nennen  ((fe  33,  11).  55 

in  bem  fopenannten  ^riefterbu^  ©irb  bie  ©enealogie  ber  fieoiten  unb  fomit  au(b 
äorons  rocitläuftg  mitgeteilt.  (Er  ift,  ©ie  ber  3  ^af)xe  jüngere  3Rofe  {dtx  7,  7),  ein  Sobn 
Smroms,  bes  (Enfels  fieois.  SRit  feiner  JJrau  flcltfeba,  einer  Scbioefter  bes  jubdifcbcn 
Häuptlings  SRa^affon,  ^tte  er  oierSöbn^^  Slabab,  ^ibu,  SIeafar  uno3t^amar  (dtx  6, 


14  Sbrott  9ttftbnrb 

20,23).  Sei  ber Berufung  SRofts  oet^igt  bergen  biefem Jelbet,  i^n  oot  bem  QgqpHfAeit 
jlönige  mie  3U  einem  (gott  ju  maqen;  fein  6pre(^er  ober  foK  Storon  lein,  bet  bem  jlomg  aues 
oerfünbigen  foll,  mos  ber  $en  äKofe  gejagt  fyd  {(£x.  7, 1  f.).  3n  ubereinftimmung  hiermit 
fmelt  Slaion  eine  ^QU^ytroKe  bei  ben  SSorgöngen  am  ao^ptifc^en  $ofe.    aRittelft  [eines 

6  Stabes  toerben  oerfc^iebene  SBunber  oollsogen,  bie  3uer^  oon  ben  ög^ptifd^en  3<uiberem 
nai^gea^mt  merben ,  bis  i^nen  bei  ben  Ste^fliegen  bie  itunft  oeifc^  ((Ex  7, 9  ff.  19  f. 
8,lJ.  12  ff.,  ogl.  9, 8  ff.).  SBö^renb  ber  SBüftemoanbernng  behält  Slaron  feine  ffi^enbe 
Stellung,  loenn  aud^  unter  äRofis  Ober^o^eit.  Segen  beibe  93rfiber  munen  bie  jungem* 
ben  3sraeliten,  morauf  äRofe  feinem  Bruoer  befiehlt,  bas  Soll  oor®ott  ju  oerfammeln, 

lobamit  fie  bie  (gäbe  ber  SBac^teln  unb  bes  SRanna  em^rfangen;  aufSRohs  Sefe^I  fteüt 
Saron  einen  jtrug  mit  SRanna  oor  ben  derm  ^in  ((Ex  16, 9  ff.,  33).  $lm  Sinai  loirb 
bas  $rie|tertum  eingerichtet  unb  feierlid^  ^aron  unb  [einen  4  Sobnen  unb  beren  9laif* 
lommen  übertrafen  ((Ex  28  1  ufu).).  93on  bie[en  Sonnen  oerben  aoer  bie  beiben  älte[ten 
9labab  unb  STbt^u,  oomgeuer  oersebrt,  meil  [ie  ein  illegitimes  Opfer  oor  (&ott  aebra^t 

isbotten  (fie  10,  Iff.).  Slls  Sö^ne  Slarons,  00er  ^rie[ter,  bleiben  alfo  nur  (Eleafar  unb 
St^amar  mit  t^ren  9la^Iommen  ilbrig.  Slaron  i[t  ober  niAt  nur  Stammoater  unb  Sor« 
bilb  ber  gemo^nlid^n ,  oon  ben£eoiten  unter[(^iebenen$rieiter,  [onbem  au^  im  engeren 
Sinne  ^rotot^  bes  $o^en)nrie[tertums ,  als  be[[en  Vertreter  immer  nur  einer  aus  (einer 
gfamilie  unb  p)ar,  naif  ben  Snbeutungen  ju  urteilen,  ber  er[tgebome  So^n  in  bireft  ab* 

20  [teigenber  fiinie,  er[d^eint((Ex  28,6fy.29,29f.  £e.l6,2ff.,  32,  ogl  JJf.  133, 3).  S3on  ben 
Sa^lrei^en  Sefe^en  ber  $rie[ter[d^rtft,  bie  füt  aeu)o^nlu^  burd^  9lio[e  allein  oermittelt 
roerben,  ©erben  einjelne  au(^2laron  mitgeteilt  (fie  11, 1. 13, 1.14, 33.15, 1.  3lul9, 1). 
SRaAbem  bie  3sraeliten  bie  Sinaigegeno  oerIa[[en  Ratten ,  ent[teQt  ein  Streit  3mi[^en 
aRofe  unb  9Iaron  einer[eits ,  unb  bem  oon  itoroQ  unb  [einer  9{otte  auf ge^Men  Solle  an« 

25  berer[eits.  roeil  bie[e  bie  ^rörogatioe  bes  be[onberen  $rie[tertums  nid^t  onerlennen  toollen. 
9uf  3Ro[is  Sefe^I  bringen  jlora^  unb  [eine  Sln^önger  tl^r  9{aud^enoer{  oor  ben  $emt, 
ber  [ie  bann  in  [einem  3<>^^  oemi(^et.  Das  oon  ben  (Empörern  oerffi^rte  93oIf  n>trb 
aber  burd^  bie  Sü^ne,  loel^e  bas  9{öuc|enoerI  Barons  roirlL  gerettet,  xoonai^  bie  $r5ro* 
gotioe  ber  be[onberen  $rie[ter  burd^  bas  Slufblü^en  bes  Stabes  Slarons  auf  überseugenbe 

30  9Bei[e  be[tattgt  mirb  (9lul6  u.  17,  {eM  nid^t  nur  burd^  bie  Serbinbung  mit  ber  (it^' 
lung  oon  bem  Sufru^r  Dat^s  unb  ^irams^  [onbem  auäf  burd^  ben  ^eriAt  über  emen 
jlanwf  jmifd^en  ben  fieoiten  unb  ben  ^ne[tem  tm  engeren  Smne  enoeitert).  mf  bem  SBege 
oon  Aabes  burä  bie  9Bü[te  {tirbt  Slaron  auf  bem  Serge  $or  an  ber  ebomiti[(9en  Srenje, 
100  mif  [eine  ^o^eprie[terIi^e  3Bürbe  auf  [einen  So^n  Sleajar  übergebt  (9lu 20, 22 ff .  33, 38f .) . 

35  Son  ben  Stellen  im  übrigen  Sllten  Xeftamente,  mo  Saron  enoö^nt  loirb,  i[t  nur 
Sni  6,  4,  100  er  neben  9Ro[e  unb  äRirjam  oorfommt,  ^rooi^ul^eben.  9-  ®u(|l- 

abobbott  (l'^rnM)  ^^Untergang"  ([0  öieüeic^t  $i  31, 12),  bann  im  9X  bi.(^teri[d^er 
SRame  für  bie  Untenoelt,  S^eol,  [0  §i  26,  6;  ?Pr  15,  11  parallel  mit  "^ifira,  cben[o 
nia«  ^r27,  20  (Äeri  'i'^5«,  ni^t  -p^?«,  [.  Deli^[^  3.b.St.);  <P[  88,12paranel  mit 

4o"inp.,  §i  28,  22  neben  r\r)2,  gjei  ben  Kabbinen  i[t  Tn=iN  Sesctt^nung  für  ben  unterften 
Siaum  ber  Solle  ([.  Sc^öttgen:  Horae  hebr.  juSIpI  9, 11).  3n  ber  2lpoIalm)[e  (c.  9,  11) 
wkh  ber  (Engel  Der  Untenoelt  'Aßaddiov  genannt,  loas  erfldrt  roirb  bur^  ^AnoUvoiv 
„Serberber"  (an[^lie6enb  an  äjicoXeia,  roomit  bie  LXX  'P^^n  über[e^en).  Durd^  ben 
be[onberen  Flamen  i[t  bie[er  (Engel  beutli(^  00m  Satan  unter[d^ieben.  (Er  i[t  5lonig  ber 

45  ^öni[d^en  $eu[^re(Ien,  roelt^e  na$  v.  3  aus  bem  Slbgrunb  ansteigen ,  na^bem  bie  fünfte 
(EngeI«$o[aune  bes  (Enbgen^ts  ertönt  i[t  unb  ber  00m  $immel  gefallene  „Stern"  ((Engel) 
benSrunnen  bes  9lbgruiu)es  aufge[Alo[[en  ^t.  (Eben[o  n)irb9Ipf6,8  ber  $abes  per[oni« 
fisiert  bargeftellt,  hinter  bemXobe^erjie^enb,  um  mit  bie[em  ben  oiertenXeil  ber  (Erbe 
ju  übenoältigen  (ogl.  c.  20, 14).  ^nltd^  er[Aeinen  bei  ben  9{abbinen  SIbabbon  unb  Üob 

ßo neben  einanber  in  per[önli^er  2luffa[[ung  (f.  S(^öttaen  a.a.O.;  ogl.  [(^on  $i 28,22, 
roo  Slbabbon  unb  Xob  rebenb  eingeführt  roerben).  Z)ie  Ortsbejeii^nun^en  ^abes  unb 
S&abbon  [inb  ^ier  ^er[onennamen  geioorben,  roie  «7-j?  Da  4,  23,  bei  ben  Kabbinen 
üTüä  unb  oipr  für  „®ott"  gebraust  ©erben  ([.  Sc^ürer,  GprO^  1876  S.  167—175). 
S^on  jene  gorm  ?t^s«  neben  bem  gebräu^lid^eren  r^s«  [d^eint  ju  jeiaen ,  bafe  bas  2Bort 

55  als  (Eigenname  gebraucht  lourbe;  benn  bie(Enbung  oh.  überall  bur^  3lo[(qleifung  ent[tanben 
aus  on,  lommt  [on[t  nur  in  gigennamen  oor  ([.  iud^,  (5ene[is.  2  21  1871  S.490f.). 

SBolf  »anbifftn. 

Xbftlorb*  ausgaben  unb  fiitteratur.  a)ic  erfte  Sammlung  ber  SBerfc  ?l.«  cbicrtc 
2)udiedne(Quercetanii8:  P.  Abaelardi . .  et  Heloissae  opp.  nunc  primiim  eruta  ex  mss.  codd. 


«iUark  15 

et  in  luoem  edita  studio  ac  diüg.  Andreae  Quercetani.  Paris  1616.  4^,  auf  Q^runb  her  (toie 
t^  \iitint,  titelt  gebnxcften)  Xejrtre^enfion  unb  ^orrebe  bed  Fran9oi8  d'Amboise ;  ba^er  ^eigt  biefe 
^tt^g.  oft  aud^  Edit  Amboeaiana,   ebenfo  bie  ungefähr  gleid^scitige  u.  b.  %.:  P.  Abaelardi, 
filosofi  et  theologi,  abbatis  ruyensis,  et  Heloisae  ....  opp.  nunc  primum  (?)  edita  ex  mss. 
oodd.Y.  illustr.  Francisci  Amboesii,  cum  ejusdem  praefationeapologeticaet  notis  Quercetani,  5 
Par.  1616,  A\    (Sine  im  tDcfcntlic^en  üollftänbiflc  ?Cu«gQbe  (icfcrtc  jebocft  erft  Victor  Ck)U8in  ' 
(P.  Ab.  Opp.  hactenus  seorsim  edita  nunc  primum  in  unum  coli.)  in  jmet  Ouartbänben  T.  I, 
Psr.1849,  T.ll,  1859  (unb  nac^  i^m  SKignc  im  178.  ©be  bcr  SL),  ober  mit  SBcgtaffung  bcr 
bereite  (Par.)    1836  in  ben  Ouvrages  inedits    d'Ab^lard   Don   i^m   felbft   herausgegebenen 
®erte  (Dialectica  nnb  Sic  et  non,  melc^ed  leitete  ^erf  hingegen  ^i^ned  ^uSgabe  entt)ölt).  lo 
9)ie9(udgabe  bed^udledne  enthält  Don  ben  freute  befannten  ^auptf c^nften  auger  !6riefen  nur  t 
ben  ^mm.  }um  S^ömerbrief  unb  bie  Introductio  ad  TheoL    t)ie  Theol.  ehr.  unb  baS  Hexa- 
meroD  ebierten  ^uerft  ^art^ne   unb  ^uranb  im  Thesaur.  nov.  anecdot.  Tom.  V,  1717;  bie 
EthicaPezius  im  Ilies,  anecdot.  noviss.  T.III,  1721;  ben  Dialogus  (Berol.  1831)  unb  bie  iog. 
Epitome  (ib.  1835)  gr*  ^- ^^cintealb ;  bad  Sic  et  non  DoQftänbig  juerft  ^enfe  unb  fiinbento^I  15 
[iKaThirg  1851,  unoofftänb.  (Soujin  1836,  f.  Dornet) :  bie  Dialectica  unb  bie  Glossae  Ck)U8in 
inbenOuvr.  in^ts;  ben  Tractatus  de  unitate  et  trinitate  divina  Bemigius  StÖlzle  (J-reib.  i.  ^. 
1891).  3)ie  93nefe  gab  befonberd  f^eraud  9^i(^.  9tam(infon,  fionb.1718;  ben  (unechten)  Tracta- 
tDs  de  intellectibus  Cousin  (Fragm.  philos.  1840,  t.  III) ;  bie  Historia  calamitatum  (=  Epist.  1, 
Coos.  1 1,  3  f.),  OrelU  (Tyrid,  l&l).—  83on  SMonoarapMen  unb  befonberen  Äb^anblungen  über  20 
Ifinb  bert)or%u^eben  bie  oon  A.  F.  (Jervaise  (Vie  de  Pierre  A.,  Par.  1728);  J.  Berington  (Hi- 
8tory  of  the  lives  of  A.  and  Hei.,  1787);  3.  ^.  2re6lcr  («.  u.  ^el.,  93erl.  1806);    g.  ^r. 
@(iIof[er  (Ä.  u.  3)ulcin,  @ot^al807);  grcri^S  (DePetriA.  doctr.  dogmatica  et  mor.,  Jen. 
1827)' S.  3^- @^oIb^om  (De  summis  principiis  theol.  abaelardeae,  Lips.  1836,  unb  nament« 
Ii4:  «.S  bogmat.  ^auptmerfe,  in  Äa^ni^  3^2:^  1866  ©.161—230);  SÖornemann  (Anseimus  25 
etA.  sive  initia  scholastidsmi,  Kopenhag.  1840) ;  (S.  9(.  fiemalb  (De  operibus  Petri  A.,  Hei- 
delb.  1839);  darrifere  («.  u.  |)el.,  (SJiefeen  1844,  2.«ufl.  1853);  Ch.  de  R^musat  (Ab^lard, 
P*r.  1845);    3.    fi.  3acobi  («.  u.  ^el..  »erl.  1850);  fi.  Joftl  (Storia  di  Abelardo,  NapoU 
1851);  e.  «.  miUn^  (iget.  «.,  ®ött.  1855);  ®.  ©Ruftet  («.  u.  ^^I.,  ^amb.  1860);  Bon- 
nicr  (A.  et  S.  Bemard,  Par.  1862) ;  ^a^b  (».  unb  feine  fie^re,  9tegen*burg  1863) :  &.  »ittcfter  30 
(Do*  fieben  bed  $eter  «.,  in  ta^nid'  3l)2:b  1869,  @.  315-377,  unb:  Über  b.  ©c^rift.,  ben 
ptiilo\.  Stanbp.  u.  b.  (gt^.  be«  %  «.,  ebenbaf.  1870,  ©.  3—91);  SSacanbarb  (P.  Ab^lard  et 
sa  lutte  avec  StBemaid,  sa  doctrine,  sa  m^thode,  Par.  1881)  unb  ^audrat^  ($et.  ^bälarb, 
2t\pi  1893).  «gl.  au(^  Sourm«  „Introduction**   lu  ben  Ouvr.  in^its  d'A.   (p.  I— (XIII); 
^antlÄöef*.  b.  ßogif  im  «benbl.  II,  6.160—204,  fieipj.  1861;  @tödl^  ®ef4.  ber  $^tIof.  35 
b.Wittelalt.I,  218-272,  ««oina  1864;  ^efeleS  Äonailienaeft^.,  33b.  V, 6.  321— 326,  399 - 435), 
tJrcib.  1863 ;  $.  SleuterÄ  ®ef(^.  ber  relig.  «ufflär.  im  S&ittelalt.  I,  @.  183  -  259,  »erl.  1875 ; 
^nifle«  «fit®,  »b.  1,  @.  403,  594,  604  u.  612  unb  namentlich  @.  3K.  S)eutf(^  (^et.  «böl., 
Scipj.  1883). 

Xbölatb  ift  jum  ^auptnamen  geiDorbcnerSeinamc  bcs  Pierre  de  Palais  (Petrus  40 
Palatinus),  bes  erften  nam^en  Sertreters  ber  biaIc!tiJ(^*fritifAcn  Wic^tung  ber  oon 
Snfelm  oon  (Eanterbur?  begrünbeten,  r>on  biefem  aber  innerpolb  ber  Qi)xanUn  bes  trabitio* 
neuen  fttrd^nglaubens  gehaltenen  Sd^olap.  3uglei(^  bes  „Xroubabours  unter  ben  Si)o* 
laftöem",  b.  b.  bes  toegen  feines  romanttf(^stragi|d^en  Ser^Itniffes  3U  $eIotfe  auc^  in 
©eiteren   Äreifen  berühmt  geiDorbenen  fronjöjifqen  Ideologen  unb  ^^ilofop^en.    Die  45 
»ebeutung,  fo  bie  urfprüngud^e  gorm  bes  33einamens(3le(fnamens?)  fte^tniAt  feft.  3n 
ben  ^anbf^rr.  lautet  er  balo  Abaelardus,  balb  Abaielard.,  balb  Abailard.,  balb  Bajo- 
lardus.  fiebere  gorm  lann  auf  bajulus  (CErjic^er,  fie^rer,  „Sc^ulmeiftcr")  3urü*peifen 
(Ducange,  Glossar.).  (Einige  ©ollen  öon  abeille  (Siene)  ausgeben  (Bernh.  v.  Clairv., 
Epist.  189,    unb   Roscellini    Epist.   bei   Cousin   P.  Ab.   opp.   t.  II,    p.  793).  00 
Bieüeir^t  i|t  ber  ganje  Mame  germanifi^  (fränfite). 

I.  fieben.  (Er  iDorb  geboren  1079  in  Calais  (le  Fallet),  einem  gieden  in  ber  (bantals 
no^  ni^t  ber  franjofifd^en  Ärone  gehörigen,  oielmebr  unter  bem  ©rafen  0.  (Eomouatlle  unb 
«antes  fte^nben)  Bretagne  (etwa  at^t  altfransöfif^e  aReilen  öftli^  oon  Jlantes,  Hist. 
cal.  ed.  (3ous.  1. 1,  p.  3).  Seine  IRutter  ^ieft  fiucia;  fein  SSater,  ber  §err  bes  gledens,  66 
nKir  ber  Witter  SJerengor.  Seibe  (Eltern  traten  Jpöter  in  geiftliAe  Orben ;  berSoter,  felbft 
nUfi  o^e  »Übung,  forgte  für  eine  n)iffenf(^hd^e  (Erjie^ung  feines  (Erjtgeborenen,  ©eitler 
olsbolb,  x^tiiäfitm  auf  bie  Kec^te  ber  ^Primogenitur,  ben  ©lanj  ber  ntilitärifc^en  fiaufbo^n 
ncbft  bem  ooterlic^n  ffirbe  feinen  »rübern  überliefe.  Der  erfte  fie^rer  bes  Änaben  unb 
bes  aünglings  mar  (mi)  Otto  0. 2freif.  De  gestis  Frid.  I.  c.  47,  ogl.  auc^  2lb.  felbft  ea 
EMalect.  p.  471Cous.)  Woscelin  (berSRominalift),  unb  yoDax  ju  berßeit,  roo  biefer  in 
fiofmena^  bei  »annes  in  ber  Bretagne  borierte  (f.  ben  1849  oon  Sc^meller  roieber* 
entbedten  »rief  SRoscelins  an  Stt.  bei  Cousin,  P.  Ab.  opp.  t.  II,  Par.  1859  p.  792: 
„Beneficiorum,  quae  tibi  tot  et  tanta,  a  puero  usque  ad  juvenem,  sub  magistri 


1()  SttUarb 

nomine  et  actu,  exhibui,  oblitus."  P.  794:  ,yNeque  vero  Turonensis  ecclesia  vel 
Locensis,  ubi  ad  pedes  meos  magistri  tui  discipulorum  minimus  tarn  diu  rese- 
disti,  aut  Bizuntina  ecclesia,  in  quibus  canonicus  sum.  extra  mundum  sunt"). 
Um  es  in  ber  Dideitil,  in  wAi)t  xffn  Sloscelin  eingeführt  ^aoen  tDtrb,  toeiter  3U  bringen, 
5  u)Qnberte  er  [obann  oon  einem  berühmten  SReiJter  3um  anbem  unb  lam  (Hist  calam. 
p.  4)  auf  bie)er  3Banber[(^aft  enblic^  mi)  Sßaxxs ,  tDO  SBil^elm  0.  (Q^ampeaux ,  bamote 
ä^orjte^er  ber  Aot^ebralj^ule,  unter  großem  Zulauf  toirlte.  (pexoanbt,  led  unb  eingebilbet 
n)ie  er  wca,  erlaubte  ]\i)  90).  \d)on  bamals  biefem  $aupt  ber  extrem  reaßfti|Aen  6^ule 
gelegentlich  ju  n)iber[pre(^en,  ja  ,,supra  vires  aetatis"  (Q.a.O.)  entfd^log  er  fi^  bereits 

10  iDöbrenb  biefes  erften  Slufen^altes  in  ^aris,  \xi)  Jelbft  in  ber  Bettung  einer  6^ule  ju 
oerfu(^en.  Der  Sntfd^Iug  fam  tro^  ber  3ntriguen  SBil^elms  in  SRelun  mc  STusfü^rung, 
oon  tDo  iebo^  9lb.,  um  ber  $Qupt|tQbt,  bem  erfe^nten  Xummelpla^  für  btalelti[(^e  Dispu« 
tattonen,  nä^er  3U  lommen,  feinen  £e|rftu^I  bemnd(^[t  nad^  (Torbetl  oerlegte.  3ta^  einmen 
3a^ren ,  bie  er  roegen  angegriffener  (5e|unb^eit  in  fetner  §eimat  ^otte  jubringen  müjfen, 

16  gelona  es  i^m  fogar ,  in  $Qris ,  u)o^in  er  übrigens  jugleic^ ,  um  ju  lernen ,  nömlü^  um 
oeiäBil^elm  nunmehr  9{^etüril  ju  ^ören,  jurüd^efe^rt  iDar,  unb  jmor  an  ber  ftot^ebrdi« 
fc^ule  feine  immer  [tarier  oon  begetfterien  6(^ülem  begehrte  fie^rtbotigleit  oieberauf  jU' 
nehmen.  X>oä)  n)ugte  3Bil^eIm,  beffen  9{uf  ber  junge  9lebenbt^ler  nunmehr  gerobeju 
gef(^äbigt  ^attc,  inbem  er  i^n  jroang,  fein  realiftif(^es  Sijftem  förmlüi^  ju  mobifijieren,  ber 

20  aber ,  au^  nad^bem  er  bie  £eitung  ber  jlat^ebralf(^ule  abgegeben ,  biefe  äugerlic^  nod^ 
be^errf^te,  i^n  fofori  toieber  ju  befeitigen.  (Er  jing  toiber  nac^  SRelun.  (£rft  als  SBilbelm, 
um  baslSerü^t  ju  rotberlegen,  er  fei  ju  n)eltlt(^  gefinnt,  um  fid^  oon  ber  6tabt  $art$ 
roeiter  als  bis  jur  benachbarten  Slbtei  St.a5ict()r  entfernen  ju  fonnen,  fi^  auf  eine  tnt- 
legeneSilla  jurücfgejogen  ffaüe^  fette  er  feine  Vorträge  in^arisfort,  freiließ  nic^t,  rote 

25  er  gehofft  f^aüt ,  an  ber  Aat^ebralf^ule  (bies  Der^inberte  ber  balb  mieber  oon  6t.  93ictor 
purüdgefe^rieäBiberfac^er),  Dtelme^r  auf  bem  Serge  ber  f).  (Senooefa.  Slbälarb  ^atte  bis 
oa^in  nur  Dialefti!  gelehrt.  SRun  mod^te  er  füllen ,  bafe  fein  (E^rgefa  unb  feine  SBife* 
begierbe  unbefriebigt  bleiben  würben,  falls  er  nic^t  aud^  als  fie^rcr  ber  Ideologie  auftrete. 
Da^er  begab  er  fi^  öon  Calais,  ©o^in  er,  um  feine  gamilienöer^ältniffe  ju  orbnen,  ge* 

80  reift  mar  —  ber  SJater  toar  3Rön^  geiDorben,  bie  SRutter  ftanb  im  Segrip,  ben  Sc^Ieter 
JU  nehmen  — nic^t  mä)  ^aris  jurücf,  fonbem  roanWe  fi(^,  um  I^eo&gie  ju  ftubieren, 
na*  fiaon  ju  bem  Äanonifus  SInfelm.  3nbeffen  roeniger  btefes  heraustreten  aus  ber  ge* 
iDo^nten  Sa^n,  als  eine  anbers  geartete  (Extraoaganj,  n)urbe  epo^emac^enb  für  fein 
fieben.    3n  fiaon,  iDo^in  er  ging,  nad)bem  SBil^elm  Sifc^of  öon  (f^alons  f.9K.  ge« 

«tüorbcn  IDar,  alfo  nic^t  oor  1113,  ^ielt  er  fic^  nic^t  lange  auf,  iDeil  er  an  ben  SÖortrögen 
Slnfelms  feinen  ©efc^mac!  fanb  unb,  als  er,  im  SSertrauen  auf  fein  (Bcnie,  jiemlic^  unDor= 
bereitet,  gcroagt  ^atte,  als  flcieget  bes  ftoierigen  ^rop^eten  (Ejec^iel  aufjutreten,  von 
biefem  an  ber  gortfe^ung  feiner  t^eologi^en  93orlefungen,  für  bie  man  i^n  als  Bor* 
fte^er  ber  S^ule  oerantmortlit^  mad^en  fönnte ,  üer^inoert  roorben  ipar.  SRunme^r  folg* 

*o  ten  jum  erftenmal  einige  3ö^rc  ruhiger  fie^rt^ätigleit  (an  ber  Äat^ebralfAule)  in  ^aris, 
bei  iDel^er  fi^  ^infic^tlid^  ber  Auslegung  bes  (Ejed|iel  ein  glei^  groger  Beifall  ^eraus^ 
ftellte,  tote  juoor  unb  gleic^jeitig  ^infid^tU^  ber  p^tlofop^ij^en  93ortröge,  unb  nebenbei  ein 
aufterorbentli^  rei(^li(|er  (Enoerb  aus  bem  Honorar,  bis  ber  fiicbes^anbel  mit  §eloifc 
uno  beffen  oer^öngnisoolle  (folgen  bem  bis  ba^in  tro^  aller  Slnfeinbungen  an  ben  f^lie^^ 

« liefen  Sieg  getoö^nten  Streiter  einen  großen  Üeil  feiner  Hoffnungen  für  immer  ju  Sqanbcn 
mad&ten.  ^cloifc  (nac^  Papirius  Massonus  lib.  III  Annal.,  Lutet.  1578,  p.  256  bie  na= 
türltc^e  üot^tcr  eines  Äanonifus  3o^annes  ju  ^aris)  loar  bie  ad)tje^njä^rige  3li(^te  bes  fta= 
nonifus  gulbert  in  ^aris,  ,,per  faciem  non  infima,  per  abundantiam  literarum 
suprema.'*  3m  SSertrauen  auf  feine  Serü^mt^cit,  fotoie  auf  bie  Slnjie^ungsfraft  feiner 

50  iDifjenf(^aftlid)en  Silbung,  aberauA  feiner  ©ebic^te,  feines  ©efanges  unb  feiner  mönnlid^en 
Sddön^eit,  toufete  er  ber  leibcnf(^aftli(^  Sege^rten  fi^  Ju  nähern.  (Es  gelang  o^ne  S(^u)ie' 
rigfeit.  Der  auf  bie  gortbtlbung  feiner  SRi^te  oerfeffene  unb  jugleid)  geijige  O^eim  na^m 
ben  ^^ilofop^en,  ber  bis  bo^in  im  SRufc  ber  Sittenrcin^eit  geftanben  ^aü^^  arglos  in  fein 
§aus  auf  unb  erteilte  i^m  unbegrenjtc  päbagogift^e  SSollmad^t,  fro^  bes  foftenlofen  Unter= 

56ri(^ts  eines  fold[)en  3nformators.  9Iber  ,,apei*tis  übris  plura  de  amore,  quain  de 
lectione  verba  se  ingerebant,  plura  erant  oscula,  quam  sententiae**  (p.  10).  Über 
ben  erotifc^en  ©ebii^ten,  beren  toeitc  SSerbreitung  im  Solf  er  fpäter  no(^  mit  (5cnug= 
t^uung  ertoö^nt,  begann  nun  ber  SRomantifer  feine  littcrarif(^c  I^ätigfeit  unb  ben  öffent^ 
li(^en  Unterrid^t  ju  oernodbläffigen.  gulbert  merfte  fpät  bie  golgen  feiner  §armlofigfeit, 

00  jcigte  fi^  aber  in  feiner  9ta^e  befto  graufamcr.  3)ie  fiiebenben  mußten  fic^  trennen,  bis 


9((>aiarb  It 

flbölarb  $eIotfe  entführte  unb  in  feine  ^etmat  ju  feiner  S^mefter  (Dionqfia)  brachte,  too 
[ie  i^m  einen  5inaben  — Sftrolobins  —  gebar,  ©ennod^  erüärte  ]ii)  gulbert  für  oerB^nt, 
als  {ener  \iif  erbot,  bie9Rutter  bes  Anaben  5u  e^Iic^n,  falls  bie  (Se^eimbaltung  biefer 
Sermä^Iung,  beren  Seianntmerben  i^n  in  feiner  geiftlid^en  £aufba^n  aufhalten  mugte, 
i^  jugefi^ert  oriirbe.  Da  febod^  bie  im  Stillen  lotrlliÄ  ooHjoaene  jtopulation  oon  (Jfulbert  s 
feinesiDegs  ge^imge^Iten  unb  bie  Slbleugnung  berfeiben  ^eloifen ,  bie  ju  i^em  O^im 
jurüd^ele^rt  n)ar,  oon  feiten  bes  le^teren  eine  fränienbe  Se^nblung  sujog,  etUffi^rte 
Wbalorb  nunmehr  feine  ®attin  unb  brad^te  fie  in  bas  Senebütiner^^lonnenuofter  wgen« 
ieuil  bei  ^oris ,  in  wtl^m  fie  einft  exogen  nmr.  6ie  na^m  bort  fpoter  ben  Schleier. 
Stefe  Unterbringung  in  einem  Abfter  mürbe  nun  aber  oon  (Jrulbert  als  ein  93erfu^  bes  lo 
^Mden  aufgefagt,  |iA  oon  ^eloife  lossulofen,  ffir  ben  er  baburA  9tad^e  na^m,  bag  er 
Obölarb  bei  vlaiäfi  fiberfallen  unb  entmannen  heg,  n)obur(^  er  oiefem  jugleid^  bie  mit 
fol^er  3negularitat  unoerträglic^en  lird^Iid^en  SBürben  oerfperrte.  3lxQ)t  fotoo^I  tie^e  9{eue^ 
als  tiefe  6(^am  trieb  au^  ben  nunmenrigen  Cunui^en  ins  Alofter  —  er  trat  in  bie  Slbtet 
6t  Denis.  Sein  9{u^  unb  fein  9{uf  fqien  oemiqtet;  boA  fanb  er  ni(^t  nur  allgemeine  i5 
Teilnahme,  fonbem  au^  toieber  einen  großen  3ulauf  oon  (^molaren ,  benen  er  an  einem 
t^  baju  angemtefenen  abgelegenen  Ort  (ber  ,,cella'')  ^uptföd^Iic^  t^eologifd^en  Unter- 
Tt^  erteilte.  SBann  er  M  bort^in  begab,  ift  nid^t  genau  feitjuftellen,  ma^rjd^einliA  etma 
1118.  9lun  ^e  er  toteoer  9{u^,  (wer  nur  bis  3um  3*  H^l»  melAesr  i^m  ni^t  nur 
neue  9nf einbungen ,  fonbem  au^  eine  f örmlid^e ,  roennglei^  f ormlofe  Verurteilung  einer  20 
(einer  t^eologifd^en  ^auptfd^riften  bur^  bie  S^nobe  3u  Soiffons  eintrug.  £r  felbft  nennt 
otefeSd^rift  balb  (Hist.  cal  p.  18)  ,,quemdam  theologiae  tractatum  de  unitate  et 
trinitate  divina",  balb  (Ep.  ad  Paris,  episc.  Cous.  II,  p.  151)  ,,opusculum  de  fide 
8.  trinitatis",  balb  (H.  cal.  p.  19)  ,,opu8  de  trinitate'*.  Sie  ift  oor  lunem 
oon  9{.  Stöljle  aufgefunben  unb  (Sfteib.  i.  S.  1891)  herausgegeben  morben.  Die  93er«  ^ 
urteilung  erfolgte  na^  Otto  0.  greif.  (De  gest.  Frid.  I,  c.  47)  roegen  fabellianiftifd^er 
Steueret,  mol^renb  naq  W),  felbft  (Hist.  cal.  p.  22)  ausbrüdRi(^  i^m  nur  oorgemorfen 
iDurbe,  er  erfläre  nur  (Sott  ben  93ater  für  allmö^tig.  Die  Strafe  beftanb  barin,  bag  er 
genötigt  marb,  feinSu(^  insgeuer  ju  merfen,  mas  er  ni(^t  9Ranns  genua  mar  ju  oer> 
oeigem,  bas  atbanafiantfc^  Spmbolum  oorjulefen  unb  bem  amoefenben  Slot  bes  ÜRebar«  3o 
busflofters  behufs  Sntretung  einer  $aft  in  biefes  ju  folgen.  SBenige  Üage  barauf  entlieg 
i^n  nun  freili^  ber  popftlic^e  £egat  na^  St.  Denis,  aber  er  marb  bort  Abel  enmfangen 
unb  oollenbs^  als  er  bur^  bie  Seqauirtung,  Dioni)fiu$  STreopaaita,  ber  Patron  bes  ftlofters 
unb  gtanlretd^s,  fei,  mte  Seba  mit  3iti)i  annehme,  niAt  ^if(^of  oon  Stilen,  fonoem 
r>on  Sioxvnäf  gemefen ,  feinem  Slbt  (^am)  unb  feinen  feinbli(^en  itlofterbrübem  einen  35 
neuen  Sonoano  jur  Serleumbung  an  bie  $anb  gegeben,  jur  Serleumbung  auA  beim 
franjofifc^n  §ofe,  roar  es  fein  |e^nli^fter  SBunfc^,  St.  Denis  ju  oerlaffen.  (Er  flo^ 
l)eimli(^  nad^  bem  Alofter  St.  Sligulp^  bet  ^rooins,  einem  ^riorat  ber  Senebiitinerabtei 
St.  5ßiene  juZrones  (bie  (E^anqmgne  gehörte  bamals  no(^  nxi)i  ber  franjöfifc^en  5lrone). 
3nbeffen  ber  (Einffu^  jeines  SIbtes  reiqte  au(^  bort^in.  £r  mugte  nac|  Qt  Denis  }u«  ^o 
rücfle^en ,  miberrief  m  einem  Sriefe  an  Slbam  (opp.  ed.  Cous.  t.  I.  p.  682)  ferne 
Superung  Aber  ben  ^.  Dionqfius  unb  erlangte  enbli^  mit  SRü^e  oon  oem  9la(^folger 
besfelben  (Sugerius)  bie  Erlaubnis,  unter  ber  Sebingung,  baft  er  feine  Slbtei  nic^t,  oiefer 
jur  S<^ma^,  mit  etner  anberen  oertauH^e,  \\i)  in  eme  beliebige  (Einöbe  ju  begeben.  £r 
loä^lte  bie  iJ^m  belannte  SBtlbnis  bei  ^fcogent  f.  S.  in  ber  (E^ampagne  unb  baute  fid^  bort  ^ 
oon  S^ilf  unb  9{o^r  ein  Set^us  ju  Sl^ren  ber  Dreieinigfeit,  roeld^es  er  fpoter,  als  es 
—  i^on  megen  bes  neuen  3wbrangs  oon  3w^örem  —  erweitert  unb  nunmehr  oon 
^olj  unb  Stein  errid^tet  roar ,  Paracletum  nannte.  9lu^  bas  mürbe  i^m  oerba^t  (als 
ungcroö^nlid^  Seoorjugung  ber  britten  ^erfon  ber  Irinitat),  unb  „Iroft"  |anb  er  in  biefem 
Oratorium  ni^  auf  bie  Dauer.  Sietme^r  bemächtigte  fid^  alsbalb  jetner  Seele  eine  ^ 
jolc^e  8lngft,  bah  er  hinter  jeber  3ufammenfunft  oon  ©ciftlid^en  basCöefpenft  eines  gegen 
i^n  berufenen  5totqils  fa^  unb  bamit  umging,  bei  ben  Reiben  oor  ben  Serfolaungen  ber 
(i^riften  3^11^^^  3^  fu^en  (p.  29).  3n  ber  l^at  erhoben  fic^  je^t  (Begner,  oie  aefö^r- 
li^er  maren,  als  ganje  jlonjilien  gemb^nli(^er  itlerüer:  9lorbert  unb  Sem^arb  oon 
COatroaux.  3n  ber  Unruhe  feines  ^erjens  na^m  Slbälarb  bie  SBa^l  jum  8tbt  bes  Älofters  w 
bes  ^.  ©ilbafius  3U  KI^uds  in  feiner  §eimat,  ber  ^Bretagne,  (in  ber  Diösefe  Sannes)  an, 
geriet  aber  bort  unter  eme  Slrt  oon  Käuberbanbe.  Die  TOond^e,  für  beren  leibliche  Se* 
bürfniffe  er  ni^t  ^nreid^enb  forgen  lonnte  unb  bie  fid^  feiner  Disjiplin  untenoerfen 
mollten,  beabf tätigten,  i^n  ju  oergiften.  Sein  ^arallet = Oratorium  bot  i^m  allein  oon 
3^tt  3U  3«ö  ™  5lf9l,  naqbem  er  basfelbe  feiner  aus  bem  (etma  1127  00m  Slbt  in  ^ 

'3itaUifmrftto\>ähU  für  ifftoloqU  mh  StMt.    3.  9(.    I.  O 


i8  teälorb 

St.  Denis  rellamierten  unb  etngejogencn)  Äloftcr  SrgcnteuU  vertriebenen  ^eloife  aef^n 
^atte,  meiere,  .^nunme^r  nid^t  fotDo^l  feine  C&attin,  als  feine  Sc^meftet  in(£|rifto''  (H.cal 
p.  30),  als  SJbtiffin  hwci)  i^re  gftömmigleit,  Umfid^t  unb  San^ut  in  ber  Umgegenb  be 
Oratoriums  balb  aller  ^erjen  geioann,  toas  bem  Donator  felbft  nid^t  aelungen  wca.  Diefi 

5  begab  jic^  öfter  in  bas  neue  gftauenllofter,  um  bort  ju  prebigen,  tooour^  er  ber  Stiftun 
^ugleim  materiellen  Unterhalt  oerfc^affte,  aud^  im  übrigen  für  bieSlonnen  ju  forden  un 
tbr  £eben  ^u  reaeln.  Da  bies  jebod^  felbft  bem  (Eunu^n  als  Sefriebigung  fletfd^IiAi 
£uft  an  fetner  ^eren  C&eliebten  gebeutet  rourbe ,  fo  trat  an  bie  Stelle  oes  perfötuiE^ 
Serle^rs  ein  brieflicher.    Um  ber  täglichen  £ebens^efa^r  ju  entgegen,  oerlegte  er  fetii 

10  ^o^nung  aus  bem  ilonoent^ebäube  (6t.  (SUbaf.)  xn  bena^orie  einfame  l^tütn.  (Eir 
f(^n)ere  Sßerle^ung  am  |)alfe  infolge  emes  Stunes  oom  Sferbe  gab  au^  fetner  (Sefunl 
beit  einen  6tog.  vloi)  einmal  lehrte  er  in  bas  >u)noentgeböube  jurüd.  Slber  mit  genow 
9lot  entaing  er  burd^  bie  grlud)t  einem  äRorbanf c^Iag ;  ^atte  man  i^n  frfl^r  oergtfti 
tooRen,  fo  wofüt  man  i^n  ki^t  enoürgen.  %n  bem  uns  unbelannten  Ort,  too^in  et  fi 

15  fläd^tete,  f(^rieb  er  feine  Selbftbiograpqie,  bie  Historia  calamitatum  ff.  uni).  (Es  folj 
eine  Kei^e  oon  Sauren ,  über  bie  roir  fajt  ni^ts  fieseres  loiffen.  9lur  bas  fte^t  feft,  bd 
1136  3o|annes  o.  Salisburq  in  ber  Sd^ule  auf  oem  Ser^e  ber  f).  ®enooefa  äbälad 
3u^brer  wcac  (ogl.  bejjen  Metalogicus  II,  10).  Da^in  tft  er  alfo  surfldgefe^rt,  ob 
\ä)on  roäbrenb  ber  3pet]ä^rigen  SInmefenbeit  bes  ^o^annes  in  $aris  oerlieg  er  btejen  fD\ 

20  menigftens  seittoeilip,  toieber.  (£rft  bas  jlonsil  ^u  6ens,  toeld^es  nid^t  1140,  fonber 
loie  £)eutf(^  (bie  ^nobe  juSens,  Serlin  1881}  na^geioiefen  f)(d,  1141  ftattgefunb« 
bat  unb  ii^m  als  !I^eoIogen  eine  entf(^eibenbe  9cieberlage  bereitete,  unb  loas  bemfelbc 
unmittelbar  oorausgtng,  jeigt  i^n  uns  toieber.  SBir  lennen  befjen  Serlauf  oorjugsioei 
aus  einigen  Sriefen  bes  f).  Sembarb.  Diefer  b^tte  fc^on  früher.  niAt  o^ne  (5tf)öx  ju  finbei 

25  oor  ben  3nlebren  unb  ben  pramfcben  (&runbfä^en  bes  ibm  bur^aus  antipotbif^en  Du 
leitilers  gemarnt  (H.  cal.  pag.  29),  oorerft  jebocb,  o^ne  ber  6a^e  nä^er  ju  trete 
(f.  Bernard.  epist.  327).  Snjioifdien  voax  ber  9li^m  bes  §äretilers  im  ganjen  un 
^ro^en  nocb  geftiegen.  „Seine  Sü(ber  gingen  über  bas  IReer  unb  über  bie  Sllpen''.  Selb 
tn  Der  römif^cn  Äurie  fanben  ]ie  SSerebrer.   Slls  nun  um  bas  3. 1139  ber  (Eifterjieitft 

30  3BiIbeIm,  früber  9Ibt  oon  St.  i^tvü) ,  ben  3lbt  oon  (Elairoaux  brieflid)  auf  bie  geföQi 
li^en  SBirrungen  feines  Cinfluffes  oon  neuem  aufmerifam  ma^te ,  brang  ber  le^tere  ai 
eine  Sefpred)ung  ber  SIngelegenbeit ,  oielleid^t  ani)  alsbalb  auf  ein  eigentli^es  ilonj 
(ep.  327).  Slbölarb,  ben  93embarb  perfbnli(b  aufgefud^t  f)oütf  um  ibn  jur  Umlebr  3 
beroegen ,  erbat  nunmebr  oon  bem  (Erjbif^of  oon  Sens  fetbft  fofort  ein  fol^es ,  um  ar 

35  gefiAts  besfelben  mit  93embarb  5U  bisputieren.  9{a(b  einigem  Sebenfen  toegen  ber  ®< 
roanotbeit  bes®egners  entjcblog  fi^  berSIbt,  ju  erf^einen,  unb  erft  infolgebeffen  fcbeii 
bas  iu)n}il  (balb  nad^  ^ftngften,  am  26.  mai  1141)  roirflid^  ju  ftanoe  gelommen  3 
fein.  Sereits  auf  einer  am  oorbergebenben  Üage  gebaltenen  3uf<i^^^n^^  ^rioote 
(Ebotoiters^  n)eld)er  9lbölarb  nid)t  b<itte  ann)obnen  Idnnen,  b<itte  man  fi^  über  bie  Sei 

^0  merfung  einer  Slnsabl  oon  Sö|en  aus  beffen  S^riften  geeinigt.  9Iuf  bem  itonjil  felb 
©urben  jene  Sä^e  oerlefen;  ubälarb  aber,  ber  um  bas  (Ergebnis  jener  Sorlonferei 
rou^te,  appellierte ,  als  er  aufgef orbert  roarb ,  fie  ju  miberruf en  ober  ju  oerteibigen ,  fto 
beffen  an  ben  ^q)ft  unb  oerlte^  mit  feinen  ^nböngem  bas  jlomil  (f.  Deutf^  a.  a.  Z 
unb  in  berSArift  „^eter  Slbölorb",  fieip}.  1883,  S.48f.).    Die  Slppellation  fonb  ii 

^  fofem  Serü(I|id(|tigung,  als  bas  ilonsil  fi^  eines  Sorgebens  gegen  SIbalarbs  Serfon^  en 
bielt.  3^ne  Sö^e  mürben  jeboc^  als  irrig  unb  Ie|erif(b  oerbammt.  Sie  finb  bur^  bie  Übe 
fcbriften  ber  oon  3ob.  Duranb  in  5Rom  aufgefunoenen  ,,Capitula  haeresum  Petri  Aba< 
lardi'*    (f.   biejclben   5.  S.  bei   Cousin,   opp.  Abael.  t.  II,   p.  765  f.)   bi^^^^^^i 

tarafterifiert.  Diefe  Capitula  finb  eine  Sammlung  oon  mörtli^  angefübrten  Stellen  aii 
)d)riften  Sbölarbs,  namentli^  aus  ber  Introductio,  bem  5lommentar  jumSlömerbrii 
unb  aus  ber  ,,Scito  te  ipsum'*  betitelten  (Etbil.  Ob  in  ibnen,  ©ie  insgemein  ai 
genommen  loirb,  bie  oon  Sembarb  in  ber  Ep.  190  enoöbnte  Seilage  ju  erlennen  i| 
ftebt  freilid^  ni^t  feft.  Die  Überfd)riften  lauten  folgenbermafeen:  1)  Horrenda  simil 
tudo  de  sigillo  aereo,  de  specie  et  genere  ad  trinitatem.  2)  Quod  Spiritus  sanctu 

55  non  Sit  de  substantia  patris.  3)  Quod  ea  solummodo  deus  possit  facere  >  v< 
dimittere,  vel  eo  modo  tantum,  vel  eo  tempore,  quo  facit,  non  alio.  4)  (3uo 
Christus  non  assumit  carnem,  ut  nos  a  jugo  diaboli  liberaret.  5)  Quo 
neque  deus  et  homo  neque  homo  persona,  quae  Christus  est,  sit  teri;ia  pei 
sona  in  trinitate.     6)  Quod   deus  non  plus  faciat  ei,  qui  salvatur,  antequai 

CO  cohaereat  gratiae,  quam  ei,  qui  non  salvatur.    7)  Quod  deus  non  debeat  mal 


mitati>  19 

impedire.  8)  Quod  non  contraximus  ex  Adam  culpam ,  sed  poenam.  9)  Quod 
corpus  domini  non  cadit  in  terram.  10)  Quod  propter  opera  nee  melior  nee 
pejor  effieitur  homo.  11)  Quod  non  peccavenint,  qui  Christum  crucifixerunt 
ignoranter;  et  quod  non  sit  culpae  adscribendum,  quidquid  fit  per  ignoran- 
tkm.  12)  De  potestate  ligandi  et  solvendi.  13)  De  suggestione,  delectatione  et  5 
oonsensu.  14)  Quod  ad  patrem  proprie  vei  specialiter  pertinet  omm'potentia. 
%xA  bie  pfüt^tec^t  Slbälorbs  in  9{oin,  ju  benen  3.  S.  ber  fpötere  $apft  (£ölefttn  II., 
ber  oomdiae  iloroinal  ®uibo  be  (Eafteuo,  gefidrte,  lonnten  oeffen  ^eteroboxie  nid^t  in 
Xicebe  ftelien.  Sumal  nun,  ba  Sem^arb  ntd^t  Derfaumt  ^tte,  in  einem  Srirfe  an 
ben  ^^  (ep.  189)  ben  Slmolb  0.  Sresria  als  ben  SBoffentroaer  Slbölorbs  ^inju»  10 
IMkitj  entfi^teb  SnmKenj  II.  gegen  ben  leiteten,  legte  il^m  Stillfc^eigen  auf,  eadtom« 
nomijierte  Jeine  Sn^ön^er  unb  uerorbnete  feine  unb  3fmoIbs  ßinfperrung  in  ein  Älofter 
nd^  ber  Serfoennung  t^er  Sänften  (Bernhard,  ep.  194,  Mansi  t.  XXI,  pag.  564). 
Sie  beiben  betreffenben  pSpftlid^en  Schreiben  [d^einen  |(^on  belonnt  gemejen  ju  fein,  als 
|i^  XbSIorb  Quf  feiner  Steife  nad^  9{om  bei  bem  SCbte  ^etrus  (ä^enerabilis)  oon  (Hiigni  15 
(n^ieli  Sor  oem  Selanntmerben  ber  pöpftlic^en  (£ntf(^eibung  ^e  erfterer  in  einer 
(nur  frogntentorif c|  befannten)  Slpobgie  (Cous.  op.  t.  II,  p.  730  f.)  bie  Domiton^il  il^m 
wrgeroorfenen  fielen  oerteibigt  (Otto  o.JJwiJ.  De  gest.  Frid.  I,  c.  49  löftt  fie  frei= 
ri(|ei|t  naäjifyex  oerfagt  fein)  unb  auif  $eli)tfe  in  einem  Sriefe  (opp.t.  II,  680  f.) 
ük  leine  Ort^oboxie  ju  beru^i^en  oerfu^t.  9lun  ober  f^eb  er  eine  jtoeite  Slpologie,  20 
km  tx  \vSf  ber  Rimt  untermtrft,  Jud^te  Sem^arb  perfdnli(^  auf  unb  oerfd^nte  M 
mit  i^m  (f.  ben  »rief  bes  ?Petrus  SSenerob.  bei  Cousin,  t.  I,  p.  709).  C&r  erhielt 
bo^  infobe  einer  für  i^n  oon  ^etrus  0.  (£1.  beim  ^apfte  eingelegten  Sitte  bie  £r« 
mbm,  „Die  no(^  übrigen  Zagejeine$  £ebens  in  olugni  jujubrtngen",  worin  im 
Sntnbe  eine  Suf^ebutm  ber  über  i^n  oer^ngten  itlojter^aft  lag.  6eine  6tubien  fekte  25 
erw^  bort  fort,  jebo<9  fortan  unbeteiligt  am  „®erau|A  ber  Smulen".  „Seftönbig  las 
er,  betete  ^ufig.  f^ieg  gem.''  Doä)  entjog  er  fi(^  n\i)t  t^ologif(^en  Untenebungen 
luib  SortrSgen  tm  5lonoent  unb  las  ^äufia  bie  2Reffe  (ogl.  ben  Srief  Meters  0.  (£1.  an 
iMt  bei  Cousin  t.  I,  p.  710  f.).  ffieftorben  ift  er,  63  3abre  alt.  in  bem  ^riorat 
ot  SRarcellus  umoeit  Salons  f.  6.  am  21.  Slpril  1142,  mo^in  er  fic|  3ur  StSrfungso 
feiner  ®e[unb^it  fer  litt  an  einem  bösartigen  Slusft^Iag)  begeben  fyxttt,  Sein  £ei(^« 
nam  muroe  nad^  ^ßaraflet  gebracht,  wo  ^eloife  ben  ^folutionsbrief  oon  ^eters  0. 
Cl  $anb  auf  feinen  Sarg  heftete,  in  melAem  fpöter  i^re  Sebeine  (nac|  i^rem  am 
16.  9loi  1164  erfolgten  Xobe)  mit  ben  [einigen  oereinigt  mürben. 

n.  Sd^riften.  I.  Seine  bialeftifd^en  Sd^riften.  3^  biefen  gebort  nid^t  bie  86 
Inyectiva  in  quemdam  ignarum  dialectices,  qui  tamen  ejus  Studium  reprehende- 
bat  etc.  (Cousin,  P.  Ab.  opp.  t.  II,  p.  695—699).  Denn  biefe  ift  ein  für  I^eo* 
bg^n  beftimmter  9la(^eis  ber  9lotu>enbigIeit  ber  fio^if  für  Ideologen,  ooi^ugsmeife  auf 
(nunb  biblif^er  unb  potriftifd^r  Stellen.  (Ebenfotoentg  oas  ^tagment  De  generibus  et 
»pedebus  (Cous.  Ouvr.  inödits  d'Ab.,  p.  505—550)  unb  ber  Traetatus  de  intellec-  40 
tibus  (Cous.  opp.  t.  II,  p.  733—755).  Denn  erfteres  oenät  bur*  Stil  unb  Sn^alt 
(Volemii  au^  gegen  Slnfid^tenSböIarbs,  f.  befonbers  ißrantl,  ®ef(b.  b.fiogü  i.  Slbenbl.  II, 
W3.  fieipj.  1861),  festerer  baburc^,  bafe  ber  Serfaffer  ben  ?lbalarb  nennt  unb  oon  \\if 
unter{(^eioet,  fooie  bur(^  3um  Xeil  abmeiAenbe  Terminologie  unb  gärten  bes  Stils 
(?rttntl  a.  a.  O.  S.  206)  einen  anberen  mtor.  hingegen  finb  ec^t:  1.  Die  (oon« 
^[in  fo  betitelte)  Dialectica  (Ouvr.  in^.  d'Ab.,  p.  173—497),  ein  bie  gefamte 
%l  umfaffenbes  3Berf ;  ber  Liber  divisionum,  ben  (Eoufin  als  legten  (fünften)  leil 
y  Dialeftü  ^inftellt,  ift  nai)  ^rantl  (a.  a.  O.  S.  171)  oielme^r  eine  felbftönbige 
Sonographie;  2.  bie  Glossae  in  Porphyrium  (Cous.  Ouvr.  p.  551—576);  3.  bie 
Öloßsae  in  Categorias  (p.  577 — 593) ;  4.  bie  Glossae  in  libnim  de  Interpretatione  w 
(p. 595— 601);  5.  bie  Glossae  in  Topica  Boethü  (p.  603—610),  enblid^  6.  bte  Glossu- 
^  8uper  Porphyrium  (Cous.  opp.  t.  II,  p.  756—761),  ©elc^e  }ebo^  tro^  i^rer 
wh^tigfeit  für  bie  Unioerfalienfrage  im  Original  (eine  einjige  Stelle  ausgenommen)  noc^ 
f^  ielbft  gebrudt  oorliegen,  fonbem  lebigltd^  (na^bem  Waoaiffon  bie  betreffenbe  §anb= 
IW  entbedt  ^tte)  in  gorm  einer  franjöfif^en  ^arap^rafe,  bie  9i6mu]at  (Ab^lard,  II,  56 
^  ^,  Par.  1845)  in  fein  eigenes  9?aifonnement  oenoebt  ^at,  i^rem  Hauptinhalte  nac^ 
Wonnt  geworben  finb.  ®ne  anbere  bialeftifc^e  S^rift,  roa^rf^etnlit^  ,,De  loco  et  ar- 
ß^entatione**  betitelt  (^ßrantl  a.a.O.  163),  ift  no^  ni^t  ©ieber  entbedt.  II.  Die 
t^eologif^en  Schriften  fann  man,  abgefe^len  oon  ben  Sriefen  t^eologifd^cn  Sn^altes, 
^nttelen  in  bogmatifc^  unb  religionsp^ilofop^if(^e,  moralif(^e,  eiegetif(^e,  enbli^  ^omi=6o 


20  amaxi 

Ietif(^e  unb  fatec^etifd^e.  A.  !DogmQtif(^e  unb  reItgton6pI)tIo[op^tf^e.  ^ier^er  gebort  1.  bie 
oben  CHDÖ^nfe,  5U  Soiffons  1121  jum  geucr  verurteilte  Schrift  ,,De  unitate  et  trinitate 
divina*'  {=  ,,T>e  fide  s.  trinitatis*'  -=  ,,De  trinitate**)  in  brei Sudlern,  ©ieber  ou^ 
gefunben  unb  juerft  ^erausgeg.  von  %  Stöljle,  gr^ibrg.  in  95. 1891.  2.  Die  Theologia  chri- 

:,  stiana  in  5  Sümem  (3uerft  ^erausgeg.  öon  5Kartöne  imThes.  anecd.  Vp.  1147),  „eine 
2Irt  sroeiter  oerbejferter  unb  oerme^rter  2lufl.  bes  Tractat.  de  unitate  et  trin.  div."  (f.  ben 
SlaäjXDtxs  bei  Stoljle  in  ber  (Einleit.  m  3lbälarbs  Tractat.  de  unit.  etc.  p.  XIV  f.), 
5u  bem  3^^^^  ^^^^^t,  SRigDerftanbniffe  unb  Snüagen  jurfid^moeifen  unb  onftögig  ge« 
tDorbene  Sö^e  fo  urnjugeftalten ,  bag  fie  mit  ben  Qeriontmlid^en  bogmatif(^en  f^ormeln 

10  ni^t  in  2Biberfpru(^  5U  fte^en  ft^ienen.  3.  Die  Theologia  (f(^Ie^in),  b.  1^.  bie  |og. 
Introductio  ad  theologiam  (Cous.  opp.  t.  II,  1 — 149),  avä)  ,,liber  super  sacram 
scripturam**  genannt  (cod.  Victor.),  m  brei  Süc^m  unoollftänbig  auf  uns  gelommen 
(piellei(^t  oom  93f.  [elb[t  nic^t  oollenbet),  ent|ialt  bem  ^rolog  entfpe^^nb  ,,aliquam 
sacrae  eruditionis  summam,  quasi  divinae  scripturae  introductionem**.  Su^  ^ier 

15  bilbet  bie  lirinitötsle^re  ben^au^tgegenftanb;  {ebodd  loirb  biefelbe  minber  aus^Iid^  unb 
minber  bialeftif^  be^anbelt,  als  in  ber  Th.  christ.,  unb  oorausgefd^idtt  roirb  eine  (Erorte* 
rung  bes  SBefens  bes  C&Iaubens ,  ber  Hoffnung  unb  ber  £iebe,  fon)ie  bes  Solraments^ 
begriffs.    Die  Öbereinftimmung  mit  berTh.  christ.  ift  {telleraDeife  eine  iDortlid^e,  bo^ 

g\)lt  es  aud^  ni^t  an  ni(^t  nur  formellen,  fonbem  aud^  fa^Iid^en  Slbmeid^ungen.  Der 
utoritöt  ber  jlir(^e  wxib  ni^t  me^r  bie  Sebeutung  jugeftanben,  bie  i^r  in  ber  Theolog. 
Christiana  eingeräumt  ift.  Die  Introduct.  gehört  3U  ben  fpoteren  äBerfen  bes  Sf.,  Dor 
b.  3.  1132  ift  fie  fd^n)erK(^  begonnen,  fic^erli^  aber  fpöter  gefd^rieben,  als  bie  Theol. 
Christ,  (f.  barüber  ©olb^om  in  b.  3eitf^r.  für  bie  ^ift.  I^eotogie  1866,  S.  161—229). 

4.  P.  Abaelardi  Sententiae  in  37  Ä(q)iteln,  oon  bem  erften  Herausgeber,  §.  M^ein« 
25rDaIb  (Serol.  1835),  Epitome  theologiae  christianae  betitelt  (oon  Cous.  opp.  t.  II, 

p.  567—592  leiber  unoollftanbig  [nur  c.  21—37]  ebiert),  be^anbeln  aufeer  ben  Obieften 
bes  auf  uns  gefommenen  Xeiles  ber  Introductio  ad  th.  au^  bie  Serfopnungsle^re,  bie 
(E^riftologie,  bie  einzelnen  Salramente,  bie  £e^re  00m  ä^erbienft,  foxoie  oon  ber  Sünben« 
oergebung,  enbli^  bie  (Srunbjüge  ber  SRoral,  ftnb  ober  fein  3BerI  Slbölarbs  felbft,  toeld^er 

30  (Apol.  p.  772.  t.  II.  ed.  Cous.)  leugnet,  ein  fo  betiteltes  2Berf  ©erfaßt  ju  ^aben, 
fonbern  ©aW^inli^  ilollegien^ft  eines  3u^örers  besfelben.  5.  Die  Apologia  seu  Con- 
fessio  fidei  (Cous.  t.  II,  p.  719—723)  enthält  teils  Ketraftationen,  teils  Deflarationen 
ber  bem  STb.  00m  CEoncil  m  Sens  oorgeioorfenen  3rrle^ren,  in  benen  an  bie  Stelle  ber 
früheren  $eteroboiie  unb  ö^roffj^eit  bas  Seftreben  getreten  ift,  friebfertig  fi^  ber  Äin^en« 

S5  autoritöt  ju  untenoerfcn.  Sie  i  t  ma^rfc^einli^  geschrieben  oor  ber  ^Ibreife  oon  (Hugni 
ju  SSem^arb,  ba  fie  tro^  ber  Unterwerfung  unter  bie  bereits  befannt  geroorbene  Sentens 
bes  ^apftes  no*  einige  »itterleit  gegen  ben  Slbt  oon  (Elairoauje  atmet.  6.  3^  unter= 
f^eiben  tft  oon  oiefem  (Slaubensbefenntnis  eine  etQ)as  früher ,  na^  ber  Serurieilung  in 
Sens,  aber  oor  bem  93eIanntQ)erben  ber  päpftli^en  Sentens  gef^riebene,  no^  leine  Slad^- 

4ogiebigIeit  oerratenbe  (oon  Otto  0.  gteif.  de  gest.  Frid.  cap.  49  enoö^nte)  Slpologie, 
beren  gragmente  (Eoufin  (opp.  t.  II,  p.  730—732)  nai)  Otto  0.  greif,  (a.  a.  O.)  unb 
ber  Disputatio  abbatis  anonymi  contra  errores  Abaelardi  (^erausgeg.  oon  Tissier 
in  ber  Biblioth.  patr.  Cistertiensium,  Bonofonte  1660  f.)  jufammengeftellt  ^at.  9ln 
bie  eigentlid^  bogmatifd^en  SBerle  f^Iiegen  mir  an  ein  reIigionsgefd^iqitIi(^es  unb   ein 

45  bogmengef&id)tli^es.  Srfterer  (Battung  gehört  an  7.  ber  suerft  (1831)  oon  §.  SR^eimoalb 
herausgegebene  Dialogus  inter  philosophum ,  Judaeum  et  Christianum  (Cous. 
opp.  t.  II,  p.  643—718),  oerfaht  na^  ber  Theologia  christiana,  bie  barin  enoä^nt 
roirb  (f.  (5oIb^.  a.  a.  O.  S.  223J  „eine  Stubie,  aufgeseic^net  in  f!eptif(^en  Stunbenl 
oiellei^t  ni^t  für  bas  größere  ^ublifum  beftimmt,  fonbem  nur  ein  Serfuc^,  nirgenbs  aus= 

60  gefeilt  unb  fünftlerif^  gejtaltet,  aber  lü^n  gebaut,  pifant  im  SusbrudC,  ne^atio  in  einem 
Grabe  mie  leine  anbere  Qi)xx^  biefes  Slutors,  c^er  bod^  ni^t  eine  Slnomalte  in  ber  9?ei^c 
ber  fämtli^en  SBerle"  (Keuter,  (6ef$.  b.  relig.  Slufflärung  i.  aRittelalt.,  1.  »b.,  1875, 

5.  221,  bo^  oergl.  Deutte,  ^et.  Slbälarb,  S.  433—452),  ber  gorm  unb  teilmeife  au^ 
bem  3n^alt  na^  an  bes  äuftinus  SKartpr  „Sefprö^  mit  bem  3uben  Irpp^on"  erinnemb. 

55  Das  SSer^ältnis  ber  antuen  ^^ilofop^ie  3um  Qi^riftentum  loirb  8.  au^  erörteri  in  bem 
ioa^rf^einIi(^  oon  Slbölarb  ^rrü^renben  Fragment  eines  (&efprö(^s,  meines  unter  ber 
9luffd^rift  ,,E  libro  incerto*'  Coufin  (opp.  II,  p.  727—729)  loieber  abbrudcn  liefe, 
na^bem  es  fc^on  Dui^esne  ebieri  ^atte.  Das  boamengef(^iAtli^e  ^enbant  ju  ienem 
größeren  Dialog  ift  aber  9.  bie  unter  bem  (o^ne  3tDeifeI  oon  Slbölarb  felbft  ^errü^renben) 

eoiitel  ,,Sic  ot  iion**  („3a  unb  nein")  unooIIftSnbig  oon  Coufin  (Ouvrag.  in^dits  d'Ab. 


»dSfarb  21 

p.  1—169),  oollftänbtg  3uer[t  oon  $en!c  unb  fiinbcnfo^l  (ÜRarburg  1851)  herausgegebene 
„CJollectio  sententiarum**  in  158  Äapiteln,  eine  teitoeife  na^  oen  locis  ber  !Dogniatif 
Seoibnete,  ober  auc^  anbete  (ntoralifc^e  unb  bie  biblifd^e  C5ef^i^te  betreffenbe)  (fragen 
uinfaffenbe  Sufantntenftellung  einanber  fd^einbar  ober  aber  toiifli^  loiberfpred^enber  patri« 
\ti|d^er  Steuen  (ol^ne  eigene  Sd^Iufeentfd^eibung).  Der  3n)ecl  ber  Slbfaffung  loar  [^roerli^  5 
nur  ber,  ben  Sorfd^ungöjeift  anjuregen,  oielme^r  §inu)egröumung  bes  SBa^ns  einer  Ion« 
^en  einzuigen  Überlieferung  (ba^  era^eten  Äat^olifen,  toie  äRortöne  unb  Duranb, 
bos  i^nen  feinestoegs  unmgangliAe  SBerf  ,,aetemis  tenebris  potius  quam  luce  dig- 
num"),  Seugung  ber  Äird^enleore  unter  bie  apojtolif^e,  ber  apoftolifi^en  unter  bos 
(Wtentum  (^ftt.  (Eoufin  ift  genewt,  bos  SBert  für  ben  erften  t^eologif^en  Serfui^  lo 
Sbolarbs  ju  galten  unb  es  in  bie  Sa^re  1115—1117  ju  oerlegen  (Ouvr.  in€d.  ©nleit. 
S.  194  f.).  Daffir  [pri^t  bie  noA  gans  ungebro^ene  fiuft  an  ber  Unterrofi^Iung  ber 
Stttoriiat;  boc^  oergl.  Deutf^  a.a.£).  6. 456 — 463,  ber  übrigens  na^geiDiefen  ^at,  bag 
bos  JBert  oon  W>.  [elbft  in  oerf^iebenen  Bearbeitungen  ^eraus^eg.  ift.  Das  Material 
finbet  |i^  größtenteils  bei  ben  ort^oboxen  SAoIaftffem  bes  13.  309^^.  toieber,  aber  biefe  is 
geben  juglei^  Sntf^ibungen  im  Sinne  ber  Aird^e,  bie  SCbalarb  ni^t  geben  iDoIlte,  bc^er 
er  es  oorjie^,  gar  feine  5U  geben.  B.  Die  SRoral  toirb  repröfentlert  bur^  bie  Ethica 
seu  liber  dictus:  scito  te  ipsum  (Cous.  opp.  t.  II,  p.  592 — 642),  oon  ber  jebod^ 
mit  Ausnahme  eines  Heinen  SBru^ftüds  nur  bas  juerft  oon  ^esius  im  Thesaur.  anec- 
dot.  novissim.  t.  III,  2,  626  I.  ebierte  erfte  Su^  auf  uns  gefommen  ift.  Diefes  20 
betrifft  ooigugsioeife  ben  Segriff  ber  Sünbe  unb  S^ulb.  C^araiteriftif^  ift  bixrin  neben 
manfflcm  anberen  (f.  unten)  befonbers  bie  Semeffung  ber  Siöli^feit  ber  fianblungen  faft 
lebigli^  nac^  ber  fubjeftioen  intentio  unb  ber  betDUgten  Sefolgung  ober  ^id^a^tung  ber 
eigenen  Ube^eugung.  (Sefd^rieben  ift  biefe  (Sä)H  fpoter,  als  bas  3.  93u^  ber  Introductio 
(f.  bos  Eitat  opp.  II,  p.  632),  aber  oor  ber  S^nobe  ju  Sens.  C.  9}on  ben  exegetif^en  25 
6^en  finb,  abgefe^en  oon  ben  bürftigen  unb  oon  Coufin  ni^t  einmal  in  extenso 
(opp.  II,  p.  723 — 726)  mitgeteilten  Expositiones  super  psalterium  unb  super  episto- 
lasPauli,  erhalten:  1.  ein  leil  ber  Expositio  in  Hexaemeron  (opp.  1. 1,  p.625 — 679, 
bei  Genes.  II,  35.17  briAt  bas  gtagment  ab>,  gefc^rieben  für§elot|e  unb  beren  3?onnen, 
sM^einltd^  n)&]^renb  Sbölarb  Slbt  bes  (gitbaftusllofters  loar.  Un^efö^r  aus  berfelben  so 
3«Ö(öU5  ber  3^rt  jtoif^n  ber  etioa  ins  3- 1133  f auenben  Slusarbeitung  bes  2.  Su^es 
unb  ber  bes  3.  8ud^es  ber  Introductio,  f.  (5oIb^.  a.a.O.  S.186)  rühren  ^er:  2.  bie 
Commentariorum  super  S.  Pauli  epistolam  ad  Romanos  libri V  (opp.  II,  p.  152  bis 
356),  rotl^  jioar  größtenteils  Srilörung  bes  Textes  enthalten,  jebo^  oorjugsioeife  bur^ 
boomotif^e  Czcurfe  über  bie  £e^re  00m  C5efe^,  oon  ber  Sflnbe,  oon  ber  ^rabeftination  ^ 
unooon  ber  Serfo^nung  3ntereffe  erregen,  foiote  babur^,  bag  im  ^rolog  „bereits  bie  93or« 
[tellung  oon  einer  (Enttotdelung,  bie  (ßrunbgebanfen  einer  biblif^en  Ibeologie  ^eroortreten" 
(Weutcr  a.  a.  O.  S.  325).  D.  Die  ^omiletif^e  ©attung  ©irb  sunö^ft  oertreten  bur^  35 
„Sermones  per  annum  legendi"  (opp.  1. 1,  p.  349—595),  meiftenteils  g^ftprebigten, 
jumleil  für  bie  Können  im^aratlet*Dratorium  ausgearbeitet.  Slber  au*  bie  ,, Expositio  40 
orationis  dominicae"  (a.  a.  O.  p.  596— 603)  fann  als  eine  ^rebigt  oetra^tet  toerben; 
btx^  ift  i^re  (&i^t^eit  fe^  jroeifel^aft.  Die  Expositio  symboli  quod  dicitur  aposto- 
lonun**  (p.  603—615),  ,,ad  parvulonim  eruditionem*'  ausgearbeitet,  ift  me^r  late^e« 
tifdj  geartet.  Daran fc^liefet  fi^  eineExpositio  fidei  in  symbolum  Athanasii**  (p. 615  bis 
617).—  Das  in  ber  9lusgabe  oon  Du(^esne  abgebruÄe  Su^  ,,adversus  haereses**  *5 
%t  ni&t  oonSlbölarb  l^er.  Über  bie  ,,Invectiva**  ogl.  bas  oben  (unter  Slr.I)  bemerfte.  — 
in.  Sebi^te  unb  Briefe.  Die  erotifc^en  fiieber  finb  ni^t  erhalten,  too^l  aber  1.  bie 
Sequentiae  et  hymni  per  totum  anni  circulum,  in  usum  virginum  monasterii 
paraclitensis  (opp.  t.  I,  p.  295f.);  2.  eine  Prosa  (=  Sequenj)  de  beata  virgine 
(P.  328  f.);  3.  Versus  (in  b.  virginem,  p.  329  f.);  4.  em  Rhythmus  de  sancta  ^o 
Trinitate  (p.  331  f.);  5.  Planctus  varii  (p.  333!.);  6.  Versus  ad  Astralabium 
Öium  (p.  340  f.  u.  344,  in  boppelter  JRecenfion,  ogl.  Le  poöme  adressö  par  Ab^ard 
^  son  fils  Astralabe,  Notice  par  Haur^au,  Paris  1893,  Romania  XXIII,  309). 
SJi^tiger  finb  bie  jroölf  Sriefe,  bie  3ur  öalfte  an  Seloife  gerietet  finb  (opp.  1. 1,  p.  79  f. ; 
P.  92  f. ;  p.  121  f. ;  p.  153  f. ;  p.  237  !. ;  p.  680  f.)  3um  Xeil  entölten  fie  8lb«  s» 
^nblungen  unb  loaren  oon  oom^rein  suglei^  für  bas  ^ublihim  beftimmt.  Der  britte 
(p.l21f.)  ^anbelt  deorigine  sanctimonialium  (SefAi^te  ber  ojeioli^n  Slscefe) ;  ber 
öierte  (p.  1531.)  enthalt  eine Älofterregel  für  bie  SRonnen  bes  ^araflet;  ber  fünfte  (p.  237) 
^»rt^lt  ,,Heloissae  problemata  cum  Abaelardi  solutionibus**  (eine  fiöfung  meift 
fif«8^f(|er,   oon  $eloife   aufgeworfener  Sc^roierigletten) :   ber  fe^fte    (p.  6801.)  ein*^ 


22  «bölarb 

(glaubensbefenntnis  5ur  Seru^tgung  ^eloifens  nac^  ber  S^nobe  ju  @en$.  Son  ben 
übrigen  ^anbelt  ber  an  bte  Virgines  Paraclitenses  geratete  (t.  I,  p.  225  f.)  „de 
studio  litterarum''  (tDelAes  ben  9ionnen  enq^o^Ien  loirb) ;  ber  an  b.^.  Semboib  (p.  618 f.) 
Dertritt  eine  oon  ber  gen)öQnIid^en  abroeid^enbe  Deutung  t>is  imovaiog  im  Saterunler  uttb 

6  bas  3{ti)i  \olä)tt  Slbioeic^ungen;  ber  an  ben  SIbt  9bam  (p.  682  f.)  entölt  eine  StetnK« 
tation  ber  Dionqfiusfrage  ([.  oben);  ber  ,, contra  quemdam  canonicum  regulärem'' 
gerichtete  (p.  686  f.)  oertritt  bie  ,,dignitas  vitae  monasticae".  Daju  lommt  ntiät  einet 
ad  episcop.  Parisiensem  (t.  II,  150  f.)  toiber  ben  ^hsctlirif  enblid^  ber  loi^tigjte  Don 
allen,  bie  ,,Historia  calamitatum  Abaelardi"  (t.  I,  p.  3—37),  bie  oben  oenu^e 

10  Autobiographie,  oerfa^t  nid^t  oor  1132  (benn  fie  fe^t  eine  ^ulle  3nno(.  II.  oom  28. 9too. 
1131  ooraus).  Sie  gtebt  [ic^  als  Xroftbrief  an  einen  unglfidDi^n  grteunb.  Dies  ijt  aber 
nur  Sinfleibungsform  bes  p»ar  burc^  offenfunbige  X^otfa^en  an  eine  gemiffe  DbiemoitSt 
gebunbenen,  im  übrigen  aber  siemlid^  tenbentiofen  (auf  loettere  Areife  beregneten)  Steift* 
ftüds.    eine  9lrt  oon  Srreimfltigleit  ber  6elb[tanflage  unb  eine  9lrt  oon  Selbftedenntnis 

15  oenät  es  freili^.  SIber  hinter  ben  ilonfeffionen  bes  Augujtinus,  mit  benen  man  es  (ipie 
au^  mit  benen  9{ouf[eaus)  oergli^n  ^at,  bleibt  es  in  btefer  $infi<^t  loeit  jurüd  SSon 
6puren  jurüdgebliebener  SitelfeitunbSitterleit  ijt  es  ni^t  freu  übrigens  geiHzeid^,  neben« 
bet  ein  Denfmal  eines  geioilfen  Sd^ioanlens  stpifmen  bem  jUafficismus  unb  Dem  S^riften« 
tum,  toeld^es  letjtere  ber  93f.  ^ier  toenigftens  niqi  me^r,  loie  in  ber  Theol.  christiana, 

-0  toefentli^  in  ben  grotmen  bes  5lir(^englaubens  5U  oertreten  \x^  ben  Slnf^ein  gtebt 
Sielme^r  greift  er  pofitioe  SRönner  loie  9lorbert  unb  Semborb,  beren  9iamen  er  freilid^ 
ni^t  nennt,  nunmehr  gerabeju  an  unb  toill  par  als  S^rift,  3uglei(^  aber  als  aRärtqrer 
ber  Denffrei^eit,  namentli^  als  ^inausgema($fen  über  ben  bloßen  Autoritätsglauben  er* 
fdbeinen.  3m  S^riff,  feine  Se^rt^tigleit  in  $aris  na^  langja^nger  Sntfemung  oon  biefet 

25  SRetropoIe  ber  SBiftenf^aft  ©ieber  aujjune^men,  ©oute  er,  tote  Deutfc^  (a.  a.  O.  S.  44) 
ri^tig  oermutet,  „fi^  roieber  in  (Erinnerung  bringen".  Des^lb  Heft  er  biefe  6elbftbu)« 
gropQie  ausgeben,  aus  ber  nebenbei  ein  jumr  leinesmegs  fledenbfer,  aber  im  ®runbe  bo^ 
a^tunggebietenber  Si^aralter  ^eroorleud^ten  follte. 

III.  Softem.  Son  ben  beiben  9{idbtungen,  bie  in  SInfelm  oereinigt  toaren,  einecfeits 

so  ber  trabitionaliftij^en  unb  gemäßigt  mmtif^en,  anbrerfeits  ber  bialemf^n,  fe^te  fi<^  bie 
letztere  sunö^ft  tUn  in  ^bölarb  fort.  3nbeffen  SIb.  ^at  an  SInfelm,  ber  au(|  als  Dialeltüer 
ort^oboxer  Slpologet  loar,  nic^t  angelnüpfL  (Er  nennt  i^n  auäf  ganj  fü^I  (Theol.  christ. 
t.  II,  p.  523  Cous.)  einen  ,,Quidam"  (freilid^  anbersioo,  p.  151  einen  magnificus 
doctor,  aber  nur,  um  Koscelin  f^ioars  ju  malen),  unb  feine  Dialeftif  toar  im  loefentlid^en, 

s^  fon)eit  er  nid^t  9{üdffi^ten  na^m ,  bie  feiner  innerften  ißatur  im  (Srunbe  jutoiber  toaren, 
toeni^ftens  ber  Xrabitton  gegenüber  wtniatx  Slpologeti!  als  ilriti!.  Xro^  feiner  6elbft* 
tanbtg!eit  gegenüber  Slnfelm  toar  jebo^  oie  Originalität  feiner  hitif^en  (&eban!en  nid^t 
b  grog,  tote  oft  angenommen  loirb.  Sie  toar  aber  no^  oiel  toeniger  fo  gering,  mte 
namentli^  9teuter  fie  baraeftellt  ^at.  grteili^  ^at  er  fe^r  oieles  oon  Sluguftinus,  manifts 

^0  au^  oon  ^ieronqmus  uno  no^  älteren  Air^nootem,  femer  oon  ^gobarb,  (Elaubius  oon 
lurin,  (Erigena  unb  gfrebegis  entlehnt.  Slber  ffiigentümli^es  bieten  ni^t  nur  feine  fiel^re 
oon  ber  Xrinitat  unb  oon  ber  93erfö^nuna ,  Jonbem  neben  mand^em  anberen  (Einjelnen 
feine  gan^e  ^rinsipienle^re  unb  [eine  p^ilofop^ifd^n  (grunbfa^e ,  b.  ff,  feine  Stellung  3ur 
Unioerfaltenfrage.  äJöIIig  !Iar  ift  oie  le^tere  au^  ^eute  ni^t  unb  pofttio  angebeutet  tft  jie 

*5  nur  in  feinen  Glossulae  super  Porphyrium.  Dodb  ift  erfennbar,  bafe  er  toeber  Kealtft, 
no(^  SRominalift,  no^  eigentlicher  ftonjeptualift  ift.  Der  eartreme  5Reali{t  SBi^elm  o.  (E^m» 
peaui  fyiüt  behauptet,  bah  „bie  Unioerjalien  als  einheitlich  glei^  Dtnge  tn  unserftüdter 
C^anj^eit  auf  toefentli^e  &eife  (essentialiter)  ben  fömtli^^en  unter  fie  fallenben  3nbiDi« 
oibuen  suglei^  eimoo^nten  unb  hiermit  stoif^en  ben  3nbioibuen  lein  3Befens*Unteri^ieb 

f'O  beftc^e,  fonbern  biejelben  nur  in  ber  SRannigfaltigfeit  sufölliger  Seftimmungen  berupten" 
(5.  S.  bas  menf^li^e  SBefen  fei  ganj  im  Sofrates  unb  toieberum  gam  im  ^pioto).  $ier» 
gegen  ^atte  9lb.  bemerlt ,  bas  füfce  3um  ^anti^eismus ,  toeil  auf  biefe  SBetfe  alle  Sub* 
ftanjen  einanber  unb  au^  ber  Subftanj  (Sottes  glei^  gefegt  toürben;  femer,  bag  biefe 
angebli^e  ®lei%ültigieit  aller  Subftansen  gegen  jebto&e  tnbioibuelle  (geftaltung  baju 

^5  fü^re,  aud^  bas  3wfammentreffcn  oon  einanber  SBiberfpre^enbem  an  einer  Subftans  (bie 
la  unter  oicle  allgemeine  Segriffe  fallt)  sulaffen  3U  muffen.  Darauf  ^in  ^atte  aBil^. 
anftatt  essentialiter :  individualiter  ober  nad6  anberer  £esart  indifferenter  3U  fe^en  fi^ 
genötigt  gefe^en.  Slber  au^  gegen  bie  3nbifferen3le^re  (bersufolge  3.  S.  bas  menfd^lid^e 
SBefen  bem  Soirates  unb  toieoemm  bem  ^lato  ^r  ni^t  toefentli(^  einioo^nt,  aber  bodb 

<^o  an  beiben  als  iwti  gleichartigen  Subftansen  als  ein  unterf(|iebslos  ®emeinfc^aftlid^es  fi^ 


Seigt,  fo  bag  Solrates  unb  $Iato  einen  3uftanb  ber  3nbü}ibualitat  unb  juglet^  einen 
3u|tQnb  ber  SHIgemetn^it  an  [i^  ^aben)  ergebt  er  Sebenlen:  ein  unb  bosfelbe  lonne 
niAt  jugleüb  Gattung  wib  Snbiotbuum  [ein,  bie  3nbioibuaIitQt  lönne  ni^t  oom  allgemeinen 
felbft  ausgefagtioerben;  nel^nte  man  aber  bas  3nbioibuum  suglei^  f^on  al$  Gattung,  fo 
Qmte  bie  Slusfage  be$  Gattungsbegriffes  nid^t  mel^r  eine  oon  mehreren  Subjeiten  geltenbe  5 
9iisfage  fein,  üb  oenoirft  alfo  ben  groben  unb  ben  feineren  9{ealismus.  Sloer  er  oenoirft 
ou^  ben  9lominaIismus,  bemsufolge  bie  universalia  bloge  voces  finb,  ba  er  |ie  oielme^r 
für  sermones  (Urteile)  erHort,  oon  unferen  Urteilen  aber  annimmt,  bafe  fie  ben  Dingen 
entfpre^n  mil|jen.  Das  SMgemeine  i|t  i^m  (mit  Berufung  auf  Arist.  de  Interpret.  7 
in  ber  ÜDberfe^ung  bes  Boethius):  Quod  natum  est  de  pluribus  praedicari,  b.  ^.10 
SKIS  oon  Statur  aus  b<QU  gemalt  i|t,  oon  meieren  ausgefagt  3U  u)erben.    Die  Unioer* 
folien  finb  alfo  niAt  nur  Srjeugnifle  [ubfeltioen  Denlens,  ober  fie  (bie  Gattungen  unb 
9tten)  ftnb  oud^  mc^  etoas,  loas  felbft  eaeiftiert,  fonbem  fie  besiegen  fi^  auf  etmas,  was 
erifüert,  unb  ergreifen  es;  es  exiftiert  efaoas,  ukis  ^  i^nen  SBeranlofTung  giebt.  Das  9lus« 
fd^en  bes  Seienben  (im  UrteiO  ift  ni^t  felbft  etn  Seienbes,  wo^l  aber  banbelt  es  fi^  15 
bet  bem  SCusfogen  um  einen  fa(^Ii^n  Ser^t.  um  bas  obfeltio  fad^Ii^e  3ufammen^öngen 
bes  buiA  bffis  Subfelt  unb  bes  burd^  bas  ^Sbilat  Sejei^neten.    Aon^e^alismus  ift 
btefe  9n|i$t  Sbölarbs  infofem  ni^t,  als  er  ni^t  einfettig  betont,  baft  bie  allgemeinen 
Segnffe  bbbe  eonceptus  mentis,  blo^e  fubfeftioe  Segriffe  finb  (ogl.  ^rantl,  Gefc^.  ber 
£ogiI  tm  Sbenbl.  II,  162  f.>.  SSas  ferne  t^eolo^if^e  ^rinsi^ienle^e  anlangt,  ]o  llommen  20 
namentli<l^  feine  £e^  oon  ber  Offenbarung,  ferne  Stellung  gegenfiber  bem  vlutoritats» 
glauben  uno  feine  gfc^ffung  bes  Serqältniffes  jmifd^en  Glauben  uno  (Erlennen  in  Setrad^t. 
1.  Dag  9b.  bie  objeltioe  SlealitSt  ber  fibematflrlid^en  gbttliAen  £)ffenbarung  niAt  in 
Kbtebe  fteRt,  fonbem  be^u|rtet,  eraiebt  fi^  einmal  aus  feiner  fu|n:anaturaliftif$en  Beur- 
teilung äußerer  n)unberbarer  (Erf^einungen,  bie  in  ber  1^.  Sd^rift  er^ö^It  u)erben  (mögen  26 
M  au$  immerhin  biefe  Süßeren  u)unberbaren  (ErfAeinungen   leoigli^  als  ferunb&re 
Offenborunosmittel  gelten),  unb  fobann  aus  feiner  vlnertennung  oon  Glaubensobfeften, 
mift  um  Des  Teiles  wilUn  feftju^alten  feien  unb  bo^  lebigli^  auf  bem  SBege  über- 
notütlid^  Offet^orung  mx  Aunoe  iier  ÜRenf^en  ^tten  aelangen  !5nnen  (ÜRenf^ioerbung 
Sattes  unb  pofitio  gbmfc^e  Stiftung  ber  Saframente,  f.  bie  Slai^eifungen  bei  Deutf^so 
a.a.O.).    Das  Gigentfimli^e  unb  jum  Xeil  oon  ber  Ort^oboxie  ^Ibmei^enbe  liegt  aber 
b«in,  oag  i^m  cds  allein  roefentli^  bie  OJfenbarung  Gottes  in  ber  gorm  innerer  (Ein* 
oriitung  auf  ben  9Renf^engei|t  gilt,  alfo  ntd^t  fotoo^l  bie  externa  manifestatio  als  bie 
interna  inspiratio,  burd^  n>elqe  Gott  bie  (Ertofiplten  ju  ]\A  ^inansie^e;  femer  barin, 
ba|  er  unter  JBerfennung  ber  bejonbem  ^eilsgef^i^tli^en  SBeoeutung  bes  Solfes  3frael  ^ 
kie  inspiratio  ni^t  auf  bie  ^il.  S&riftfteller  bef^ranft,  fonbem  annimmt,  biefelbe  fei 
oiu^  gnec^if&en  unb  römif^en  ^l^ilofop^en,  ja  inbifd^en  Sra^manen  }U  teil  gen)orben. 
2.  eine  einfa^e  Umfel^mng  bes  credo ,   ut  intelligam ,   unb  eine   einfeitige  SBert- 
|(^ung  ptngenber  93emunftbeu)eife  lann  man  i^m  ni&t  sufc^reiben.    (Er  enennt  bie 
Uritat  oeffen  aUf  mos  er  für  geoffenbart  oon  Gott  eradntet  (bagegen  fpric^t  au^  ni^t  ^ 
Interduct.p.  78Cou8.,  f. barilber Deutf^  a.a.O.),  unb  loftt  yooat  ba,  roo  unmittelbare 
göttl  Offenbamngsn)orte  ni^t  oorliegen,  ben  Glauben  aus  äsemunftgrflnben  entfielen,  im 
onberen  galle  aber  aus  bem  Vertrauen  auf  Gottes  SBort.  Die  f),  SAriften  löM  er  aus 
einem  3ufannnenn)irfen  bes  Geiftes  Gottes  mit  bem  Geifte  ber  menfmli^en  Sgriftftcller 
entpanben  fein  unb  nimmt  Grabe  ber  3nfpiration  an,  ja  er  le^rt,  bafe  felbft  bei  ^ropfieten  ^ 
linb  9pofteln  3rrtfimer  mMxä)  wattn,    3m  gansen  jeboA  tft  i^m  bie  Sibel  ein  SBerl 
bes  (getftes  Gottes,  unbbie  ooamatif^e2lutoritatberfelbenbe3U)eifelt  er  niraenbroo,  eben* 
\mma  bie  ber  öIumenifAen  önmbole  unb  Äonjilien  (Dialog,  p.  689  ftellen  bie  SBorte 
bes  ^bilofopben  ni^t  Slbölarbs  SReinung  bor).  Singegen  beot  er  bie  3toiefpaltigIeit  ber 
Irobitton,  ujie  fidb  biefe  in  ben  sententiae  patrum  barftellt,  offen  auf,  fo  roeit  er  aud^  ^ 
toon  entfemt  ift,  in  ben  aufgeroiefenen  SBiberfprfi^en  Spuren  eines  (Selftjerfe^ungs* 
pwjejies  oes  (E^ftentums  ju  erbliden.  Seine  Unterf(|eibuna  ber  Slutoritot  ber  f).  Sd&rift 
unb  ber  ber  Äirdbenoäter  ift  gut  proteftantif^.    3.  Glauben  ^ei^t  ihm  ein  günoa^r^alten 
Mi^  ni(|t  roa^me^mbarer  Dinge ,  beffen  Grünbe  in  ber  rationellen  (Enoiefen^eit,  aber 
oiM^  in  ber  Autorität  bes  ben  Glauben  JBermittelnben  befielen  lönnen.    Dabei  leat  er  ^ 
SJert  auf  bie  g^i^it  ber  JJorf^ung  unb  bas  3{eä)i  ber  SBiffenf^oft,  einen  ooreiligen 
Stoen  miftbilltet  er  (Qui  credit  cito,  levis  est  corde,  Ecclesiast.  19,  4)j  unb  gegen 
ben  3ioang  oer  mtorität  lebnt  er  fi^  auf,  „er  will  au(^  auf  relig.  Gebiete  Disfuffion  oer 
Stfii&e  unb  oerlangt  überall  eigene  freie  Überjeugung,  aber  er  urteilt  fc^r  majftooll  über 
bie  !lragiDette  unferer  SBiffenfd^  Gine  abäquate  (Erlenntnis  ber  (Einheit  unb  Dreieinig«  ^ 


24  mälttth 

• 

lett  (Sottes  erllärt  er  für  unmöglii^,  ebenfo  einen  Slac^mets  totlfenfc^ftlid^er  Denlnot» 
toenbialeit  für  bas  Datein  (Sottes  unb  bie  llnfterbli(^leit.  $ier  be^iq^tet  er  tebiglt^ 
eine  X)enlmögli^feit  unb  forbert  3ur  (Er^änsung  ber  mangelhaften  rationellen  9£i(^< 
loeisbarleit  anbere  Sntf^eibunosgrünbe.   Stn  intelligere  oeriangt  er  freili^  überall  in 

5  bem  6inne ,  bag  er  bos  Ser^alten  berjenigen  oerurteilt,  bie  Glaubensfa^e  ^inne^men, 
oon  benen  fte  gar  ni(^t  n)iffen,  was  fie  bebeuten,  au^  roill  er  niemanbent  5ugemutet  loiffen, 
etmas  ber  93emunft  gerabeju  SSiberfpre^enbes  ju  glauben  (folcbes  fanb  et  aber  felbft 
U)eber  in  ber  S^rift  no^  in  ber  allgem.  Air^enle^re) ,  le^nt  jeboil^  oomn  bas  Überoemunf« 
tige  unb  äbemotürlic^e  ni^t  ab.  (£nblt^  oenoirft  er  jiDar  einen  unmotioierten  (glauben, 

10  forbert  iebo(^  Ieinesu)eg5  bur^ge^enbs  Demonftrabilitöt,  oielme^r  IebigU(|  irgenb  einen 
loirlli^  foliben  C5runb  als  9lnla|  3um  Glauben,  einen  folgen  finbet  er  aber  aud^  im  Ser» 
trauen  auf  eine  unjmeifel^afte,  unmittelbar  gottli^e  SRanifejtation  (3.  S.  in  bem  ^lle  bes 
3ule^t  nid^t  me^  3U)eifelnben  X^omas).  3n  ber  Untertreibung  ber  loiffenf^aftliAen 
Denfmoglii^leit  unb  ber  loiffenfc^aftliAen  Denlnotmenbigieit  liegt^  was  erienntnist^oretiK^e 

13  5tlar^eit  betrifft,  gegenüber  bem  Slnfelm  ein  J^ortf^i^;  auA  t[t  9lb.$  X^eorie  in  biefer 
aansen  ^rinstpienfrage  ^armoni[(^er ,  als  bie  Slnfelms.  £e^terer  fyA  ba^egen  oor 
W>.  ooraus,  bag  er  ber  inneren  (Erfahrung  me^r  SRe^nung  trögt  —  $inft^tli(^  ber 
(Jfaffuna  ein3elner  D^men  !ann  ^ier  nur  folgenbes  angebeutet  loerben:  ®ott  foll  noä) 
feiner  mlma(^t  ber  5Bater  ^ei^en,  m^  [einer  SBeis^eit  ber  6o^n,  na^  feiner  £iebe 

20  ober  (5üte  ber  f).  Seift.  Um  bte  reale  Sin^eit  ber  göttlichen  SBefen^eit  3U  toa^ren,  fe^t 
er  alfo  bie  ^erfonen  3U  Qeroiffen  loefentli^en  Sigenfc^en  ^erab,  wtl^t  bas  eine 
SSefen  in  oerfc^iebener  SBetfe  offenbaren.  3nfofem  ift  er  SRobalift.  Um  btes  jebo^  ju 
oer^üllen,  bemerft  er  na^tröglid^,  audb  ber  6o^n  fei  allmächtig,  au^  ber  Sater  n^etfe 
u.  f.  m.  SIber  ba  ber  Sater  aus  fi^  Jelbft  3U  fein  oermoge,  lomme  i^m  bie  SlllmaAt  bo^ 

25  im  fpejiellen  Sinne  3U.  (Er  fei  bie  er3eugenbe  3lllmad^t  (potentia  generans),  ber 
6o^n  oagegen  bie  sapientia  genita,  ber  (geift  bie  bonitas  procedens.  SRit  bem 
SRobalismus  oerbinbet  fic^  femer  ein  Suborbinatianismus,  ba  bem  ^.  (Reifte  f^liep6 
bas  SRoment  ber  SRadQt  gamliA  abgefpro^en  mirb.  (Eine  Unterorbnung  liegt  au^ 
in  ben  Analogien  bes  Ser^ältnufes  oon  (Sattung  (Sater)  unb  ^  (6o^n),  ber  brei 

so  ^erfonen  ber  (Brammati!,  bes  SÖac^sbilbes  unb  oes  e^mcn  Siegels  (Introduct.  II, 
c.  13).  Den  Sater  oerglci^t  er  bem  (Erse  felbft  {[aes.  ipsum),  oen  Sobn  ber  gorm 
bes  Siegels  (bem  sigillabile),  ben  (Seift  bem  Siegel  als  wvdli^  fiegelnb  ober  ber 
a!tuellen  Siegelung  (bem  sigUlans).  Ulis  (Eigenfd^aft  befd^rönlt  er  übrigens  bie  ^11* 
ma^t  (Sottes  oa^in,  bag  er  ben  Sa^  „(Sott  !ann  alles,  u)as  er  toiH"  au^  umbre^t  unb 

^  le^rt,  ®ott  u)olle  alles,  was  er  lönne,  unb  er  t^ue  alles,  loas  er  lonne,  oermöge  alfo 
ein  mel^reres  ni^t,  als  er  u)irllic^  t^ue;  loas  er  ^ue,  babe  er  nic^t  unterlaffen  tonnen, 
unb  mit  9{ec^t  behaupte  $lato,  (Sott  ^abe  eine  beffere  9Belt,  als  er  gemalt,  ni^t  ma^n 
lonnen  (Introd.  III,  cap.  5,  Theol.  ehr.  L.  V).  Das  Söfe  lonne  (Sott  md^t 
oer^inbem,  fonbem  nur  3ulaffen  unb  3um  beften  loenben.  (Einen  u)ir!li^n  Übergang  00m 

*o  5Ru^en  3um  $anbeln  gebe  es  in  (Sott  ni^t.    1>tnn  ber  Snimö^tige  fei  suglei^  ber  Un 
oeränberli^e.    9leues  g^f^e^e  loo^l  burd^  i^n^  xok  es  oon  (En)igleit  in  feinem  SBillen 
beftimmt  fei,  aber  fein  3Bille  oeränbere  fi^  m^t  (ogl.  Introd.  t.  II,  123  f.,  Th.  ehr. 
p.  560.  Dial.  120  f.   «^eimo.).    Der  UnoeränberliAleit  entfpri^t  bie  Unräumlid^feit. 
(Sott  fann  fi^  fo  roenig  an  einen  Drt,  roie  an  eine  3^tt  binben ,  um  barin  fein  SBefen 

*5  aus3u;jrägen.  —  SBas  bie  Slnt^ropologie  unb  (Eti^ü  betrifft,  fo  ift  fd^on  bemerft,  bafe  nad^ 
3lb.  ni^t  in  ber  §anblung,  fonbem  in  ber  9lbfi^t  bas  (ittlid^  (Sute  unb  Söfe  liegt,  ob* 
glei^  bie  Harmonie  mtt  bem  eigenen  fittli^en  Seiougtfein  3ur  !Iugenb  nur  bann  ausreicht 
roenn  biefes  Seroufetfein  bas  ri^ttge  ift.  Der  böfe$ang  ift  no^  ni^t  Sünbe,  fonbem 
erft  ber  eonsensus  ift  proprie  peceatum,  hoe  est  eulpa  animae,  qua  damnationem 

^  meretur  (Eth.  c.  3),  unb  oon  aibam  ift  ni^t  bie  eulpa,  fonbem  nur  bie  poena  auf 
alle  übergegangen  (ftomm.  3.  Mömerbr.  t.  II,  p.  238).  So  ent[(^eibenb  ift  bie  fubjeftioe 
Seite  bes  (Seioiffens,  bog  bie  einfältigen  3^^^^^»  n)el(be  (E^rtfti  !£ob  oerlangten,  nid^t 
u)egen  biefer  $anblung,  fonbem  nur  loegen  i^rer  früheren  (^ünben  oerbommt  u)urben  (Eth. 
e.  3).    Dies  fü^rt  uns  fc^lie^lid^  auf  bie  Serfö^nungsle^e.    $ier  leugnet  ab.  jeben 

^  5Re^tsanfpm^  bes  leuf eis  gegeniiber  (Sott,  aber  au^  gegenüber  ben  SRenf^en ;  ber  ^nU 
laufene  oflaoe  fter  00m  leufel  oerfü^rte  ÜJlenjÄ)  bleibe  re^tli^  im  Sefi^e  feines  §erm, 
überbies  ma^e  oen  Xeuf el  fein  Unre^t  (bie  Sierfü^rung)  red^tlos ,  femer  fein  Sertraas^ 
bm^  (bie  nur  oorge[piegelte  Unfterbli^leit),  enbli^  bie  Slbsioecfung  ber  (Erlöfung  auf  bie 
(nie  in  ber  (Seioalt  bes  üeufels  gemefenen)  (Enoöl^lten.    ^ber  au^  bie  Sottsfaftions^ 

^  t^eorie  oenoirft  3lb.  oöllig.  t)tn  !^wtä  ber  SReufd^u^erbung  (E^rifti  unb  bes  Slus^arrens 


SBälarb  «Mobic  25 

besfelben  bis  sunt  Xobe  erblidt  er  Dtelme^r  barin,  bur^  bieje  fß^]it  Offenbarung  ber 
göttlU^n  fiiebe  uns  jur  (Gegenliebe  5u  bewegen.  Dur^  bos  :&eiben  CE^rifti  roerbe  Siebe 
in  uns  enoedtt,  biefe  £iebe  befreie  uns  uon  ber  Ane(^tf(^aft  ber  6ünbe,  befähige  uns  jur 
GefefeeserfüIIutm  unb  treibe  uns,  fortan  niAt  nte^  aus  Sfuri^t,  fonbem  in  freier  (Sottes- 
finbf^oft  Den  äuillen  (Sottes  ju  erfüllen.    6.  ben  ilommentor  junt  9tönterbr.  p.  204  bei  5 
Couf.  Unter  bem  ®efe^,  3u  beffen  Aenntnis  unb  SrfüIIung  Cl^riftus  bie  äRenf^en  fähren 
follte,  oerfte^  aber  SJDb.  nid^  bas  mofaifd^e  C5.,  fonbem  bas  natfirli^e,  b.  ^.  basjenige, 
oMis  mir  bie  oon  (Sott  in  ibn  hineingelegte  Seftintniung  bes  SRenfc^en  nennen  n)firben. 
Dtefes  noturlid^e  (Sde^  fteltte  (E^ftus  junö^ft  le^renb  mit  ber  Seftirnnt^eit  eines  pofi< 
tioen  ®efe^es  ^in,  aber  er  erfüllte  es  auA  lüdfenlos  unb  gab  ^iermÜ  bas  qö^fte  Seifpiel  lu 
DuFC^  feine  bis  jum  Xobe  betoö^rte  £iebe  ^t  fi^  {eboq  Si^riftus  auc^  ein  ^erbienft  oor 
(Sott  enoorben,  unb  um  biefes  feines  Serbienftes  wiUtn  oergiebt  C5ott  benen,  bie  mit 
(EMtus  in  (ßemeinf^aft  treten,  bie  Sunben,  befeligt  fie  unb  befähigt  fie  ju  einer  u)enn< 
glei^  ergänjungsbebürftigen  (Sefe^eserfüIIung.    9aur  erfolgt  biefer  göttliche  C5nabenIo^n 
ni^  loegen  ber  Xobeseroulbung  als  folc^er  als  einer  fa^li^en  fieiftung,  fonbem  u)egen  i5 
ber  bis  jum  Üobe  betoo^en  (Sefe^eserfüIIung  unb  liebeoollen  (gefinnung  eben  biefer 
^rfon,  unb  nur  als  C&Iieber  Si^rifti  finb  bie  (gläubigen  gottxDo^lgefallig  unb  ber  (Segen- 
liebe  fö^ig.    3n  ber  perfönl.  (Semeinf^^  alfo  mit  (£bri)tus  beruht  bem  9lb.  bie  eigent* 
It^  93erfo^nung.    3n  biefe  (gemeinf^oft  treten  aber  bie  ein ,  mtli^t  bur^  ben  (Einomd 
bes  fiiebesn)er!es  (E^rifti  5ur  (Segenliebe  fi^  beftimmen  laffen  (ogl  Exposit.  epist.  ad  -jo 
Rom.  pg.  167, 198, 215, 234, 237).    3la^  biefer  (Srunbanf^auuug  finb  au^  bie  Stellen 
}tt  beuten,  in  benen  W).  oon  CE^rifti  fieiftung  als  einem  Opfer  unb  oon  feinem  fragen 
unferer  Sünbenftrafe  rebet  (Expos,  symboli  ap.  p.  608,  Exp.  ep.  ad  Rom.  231  u. 
235).  (Eine  uoirui^  ftelloertretenbe  (Senugt^uung  unb  Straferleibung  leiert  er  ni^t.  Unter 
bem  glut^  bes  (Sefe^es,  oon  bem  uns  (üjt,  erlöfte  ((5a  4,  8—7) ,  oerfte^t  er  (im  5. 25 
Sermo  in  purificat.  Mariae)  bie  mofaifd^e  Sleligionsoerfaffung  mit  i^ren  garten  Straf« 
gefe^en.  3nbem  (E^ftus  ber  (Seltung  bes  mof.  (Sefe^es  überhaupt  ein  (Enbe  ma^te,  ^ob 
er  oui^  bie  in  bemfeuben  enthaltenen  garten  Strafgefe^e  auf  (ogl.  jum  SBor^ergel^.  bef. 
Deutle  a.  0.  O.  S.  366-414). 

rv.  Sd^lufe^aralteriftif.    9lb.  ©ar  eine  „3nfamation  ber  franjöfif^en  S(^ola[tif  jw 
mit  %er  Sc^e  unb  (Eleganz"  ((Erbmann),  ein  talentooller,  burd^  Älar^eit  unb  (Beroanot* 
^it  in  ber  SRe^obe  ausgejei^neter  fieser  unb  ein  geiftrei^er  S^riftfteller,  jebod^  lein 
eigentli^cs  ©enie,  ebenfo  ©enig  ein  fpftematif^cr  Denier  unb  ein  barmonifc^er  Ci^araHer. 
3n  ber  lateinifd^en  ^atriftil  roar  er  aufeerorbentliA,  in  ber  grie^ifc^en  (bie  i^m  freilid^ 
foltnurbur^Uberfe^ungen  jugongli^  wca)  immerhin  in  ac^tungsu)ertem  SRa^e  belefen,  35 
loeniger,  jebod^  au^  über  bas  geioo^nli^e  SRag  hinaus,  in  ber  IlaffifAen  £itteratur. 
Sinigermagen  grünblid^  oerftanb  er  u)eber  (oon  ber  3Rat^ematif  ju  gef^n)eigen)  bas 
^eltöifc^  no^  bas  (Sried^if^e.  ilurj  er  mox  ein  logifA  unb  bogmengef^ic^tli^  ^0^= 
geWIbeter,  Iritif^er,  aber  aud^  probuftioer  3:^eologe.    Sum  SRär^rer  taugte  er  ni^t, 
oielme^  loufete  er  fi^  gelegentlich  ben  na^brücfliqen  gorberungen  ber  firAlid^en  2luto*  10 
ritöt  unb  ben  reli^iöfen  Sebürfniffen  $eloifens  5U  accommobieren.    Ob  feine  Jletraf* 
iötionen  in  Clugni  unb  St.  SRarcell  feine  Umfe^r  ober  nur  bie  (Sebro^en^eit  feiner 
Äonnesfroft  oenaten,  fte^t  ba^in;   ebenfo  ob  an  bie  Stelle  ber  (Eitelfeit,  bes  &)X' 
üeijes  unb  ber  3mpietat  gegen  feine  fie^rer  ft^licfeli^  Demut  getreten  ift.    3mmer^in 
mbi  er  oermoge  feiner  ^ffönlui^Ieit,  feiner  S^idffale  unb  feines  roiffentoaftli^en  Sin=  40 
fluffcs  auf  3^itgenoffen  unb  SRa^ioelt  (feine  S^üler  roaren  mä)i  nur  $.  (Eoleftin  II., 
"^ctrus  fiombarous,  3o^.  0.  Salisburi)  unb  Slmolb  oon  Srcscia,  fonbem  mittelbar  au^ 
^  S^oktn  Ort^oboxen  bes  13.  3<^^^)   ^ine  bebeutenbe  (Erf^einung,   ber  roir  au^ 
nnjere  Snmpat^ie  nic^t  entsie^en  fönnen,  menn  roir  bebenien,  bafe  (eine  Äritif  ni^t 
^ur  protepantift^e,  fonbem  au^  eoangelif^e  Spuren  jeigt  unb  bafe  feine  fiiebe  ju  $e-  50 
Ioi|e,  bie  felbft  ein  „romantif^  fltofeer",  anfangs  bur^  ©iffenf^aftlic^e ,  bann  burc^  reli* 
9i5|c  3bealitat  gehobener  (E^arafter  roar,  bei  aller  SJeriming  nid^t  nur  ein  romantif^ 
ön(jrre^nber,  fonbem  aud^  menfc^li^  rü^renber  3^9  i^  9^*  9li^fc^. 

Sbbabte,  S^^ob.    ©in  uoUftänbigcö  SJerjeici^niS  feiner  @d)viftcn  bei  ^oag,  La  France 
pmtestante  I  (1846)  3.  7  ff.    (^inc  biogrQp!)ifd)c  i^otij  Dor  ber  Sammlung  feiner  'iprcbigten,  00 
^mfterb.  1760.    Chaufepie,    Dictionaire  I  (1750)  @.  10.    ©c^röcf^,   m.  feit   ber  SRcf.  VI 
3.  260  ff.    Xf^oiud,  Sßcrmifd)tc  ©Triften  I  @.  303  ff. 

Sbbabie  rourbe  ju  SRa^,  einer  fleinen  Stabt  in  S^am,  im  3^^^^  1^54  (?)  gc= 
boren.  3(uf  ben  bamals  nod^  blü^nben  reformierten  ^lobemien  oon  Saumur  unb  Seban 


26  SUabte  WAo 

maäAt  er  fo  oortrefflt^e  Stubien,  bag  er  fic^  bereits  als  ll'iSSjpAgtt  Z&rialini  ben 
(&rao  eines  Doltors  ber  X^eologie  enoorb.  3^  $aris,  too  er  im  22.  ^a^  fein 
befonntes  SSert  über  bie  SBo^r^it  ber  Ariftlidaen  Sleligion  begann^  beiDog  Uß  ber 
Graf  b'Q^f^ence.  bes  5turfflrften  (Jrtiebrid^  SBil^Im  (Sefanoter,  naif  Serlin  ju  jp^t^i 

5  um  bie  geiftli^e  £eitung  Der  [i^  bilbenben  franjSfifd^en  jtobttie  ju  flbemel^men.  Wiba* 
bte  folote  biefem  Stufe  nod)  oor  ber  Sleoolation  bes  Sbitts  Don  9tantes.  9ta^^bem  et 
u)ä^renb  mel^rerer  auonote  mit  augerorbentliAem  Srfolge  su  Serlin  geprebigt,  tiAtete 
bie  ®emeinbe  an  ^ebr.  9SiI^eIm  bas  ®efuq,  Slbbabie  mbae  als  i^r  orbenili^r  ißxt» 
biger  angefteüt  u)eroenj  bies  gefc^  im  3*  1^0*    ^^^  ^^f^^  3^^  ^  n)ibmete  ber 

10  unermubli^e  9Rann  ferne  !^t\i  ni^t  nur  ber  Sermaltung  feines  ^rebigtomts ,  fonbem 
au^  ber  Slusarbeitung  japiei^er  t^eologifd^er  9BerIe  unb  ber  6orge  für  bos  aßofil 
[einer  in  äRenge  ausnxmbemben  fianbsleute.  3m  3-  16^  f^^^  ^^  ^  jturfflt|t, 
oer  ibm  fein  oolles  Vertrauen  gef^enlt  ^e,  nac^  ^ollanb  mit  bem  auftrage,  unter 
ber  3^1  ^^  Slusumnberer  ^ouptfa^Ii^  biejenigen,  wtlAt  burd^  i^  5tenntm(fe  ober 

iK  igte  3nbuftrie  nfi^Iid^  u>erben  tonnten ,  ju  beuoeaen ,  ]xd)  in  ben  branbenburgif^ 
Staaten  nieberjulaffen;  untern  anbem  follte  er  oem  ^ebiger  3^^^  QQauoe  bie 
e^nooüften  Snei^tetungen  ma^en.  3u  Serlin  oollenbete  SIbbobie  fein  SSert  La  V^rit^ 
de  la  religion  chr6tienne,  eine  ausgejei^nete  Slpologie  bes  (E^fientums  (Slotterb.  1684, 
2  Sbe.  in  4.  unb  in  8.;  ber  3.Sb.  erfc^ien  erft  1689;  me^ais  gebrudt,  fopie  mefir« 

2omaIs  ins  Deutfd^e  unb  ins  (Englif^  iUierfe^t).  Das  (Einjige,  roas  ben  SBert  biefes 
SBerles  oerrinaem  lonnte,  ift  bie  3U  ^ufig  mitunterlaujfenbe  ^olemil  gegen  bie  rdmif^ 
itirc^e.  loos  feboc^  burc^  ben  ®eift  bes  ^tüalttiSf  [otoie  bur^  bie  Saat  ber  aus  i^em 
Saterlanbe  gemaUfam  oertriebenen  ^roteftanten  enti^ulbigt  loirb.  Obglei^  oon  entern 
,,5te^er"  gef^rieben,  ma^e  bas  SBert  in  gr^anlreu^  bas  grS^e  9Iuffe^n;  ba  es  nid^  in 

^  [trena  XDiffenf^oftli^er  J^orm  abgefaM,  fonbem  für  bie  ganse  gebilbete  9Selt  beftimmt  nwr, 
b  lafen  es  auA^Aot^oIilen  aller  5Uaffen;  felbft  am$ofe  fiubuoigsXIV.  fanb  es  Serebrer; 
){e  jjfrou  oon  €6oign6  nannte  es  bas  aöttli6fte  Sudb,  bas  fie  je  gelefen.  9la^  bem  Xobe 
bes  großen  5turfürften  folgte  SIbbabie  oem  !D(arf^aU  oon  S^omberg  no^  (Englanb.  $ier 
f^rteb  er  feine  Slb^anbluna  L'art  de  se  connaltre  soi-mßme  ou  recherche  sur  les 

so  sources  de  la  morale  (5uerft  9lotterb.  1692,  in  8.),  ooorin  er  als  ^ö^ften  fütlic^en 
(Srunbfa^  bie,  oon  feinen  (gegnem  faM  als  (l^oismus  oerftanbene,  oon  9Dlatebrand^e  aber 
[iegrei^  oerteibigte  Selbftliebe  aufftellte.  3^  Snbe  1689  o)urbe  SIbbabie  als  ^rebiaer  an 
Der  framofif^en  Äir^e  (de  la  Sovoie)  ju  fionbon  angeftellt;  balb  barauf  oerlie^  ifm  ber 
ilomg  aBin^Im  ein  »enefisium  in  3rlanb.  Stod^  rüftig  in  feinem  ©reifenalter,  befahte 

85  fi^  Slbbabie  f ortroa^renb  mit  f^riftftellerif^en  arbeiten  5ur  JBerteibigung  bes  ^roteftantts« 
mus;  bie  oorjügli^ften  finb:  La  vöritö  de  la  religion  chrötienne  röform^  ^otterb. 
1718,  2  Sbe.  in  8.)  unb  Le  triomphe  de  la  providence  et  de  la  religion  (^mfterb. 
1721,  2  8be.  in  8.).  3n  biefem  festeren  SBerfe  beioies  er  ni^t  me^  ben  Haren,  logi« 
[Aen  (Seift  toie  in  ben  früheren,  fonbem  oerlor  fi^  in  Auslegung  unb  ^ntoenbung  oer 

40  Slpolalnpfe.  (&  ftarb,  73  jährig,  i.  3-  1727  ju  aOlar^^e^bone,  Damals  aufeer^alb  fionbon, 
je^t  mtt  ber  Stabt  oereinigt.  3lu|er  ben  oenannten  Sd^rtften  finb  oon  äbbabie  nod^ 
^rebigten  unb  fiobreben,  einige  Heinere  oogmatif^e  Xrartate,  foioie  einige  S^riften 
5ur  Serteibigung  ber  englif^en  Sleoolution  gebrudt.  d*  ®(^mibt  t* 

«Wo  oon  gleur?.  Hist  litt^r.  de  la  France  VII  @.  159  f.,  165  f.;  Pardiac:  Hist 
45  de  St  Abbon,  ^ari«  1872;  ©bcrt,  ©cfc^.  ber  fittt.  bc8  3RittcIalt.  III,   @.  392  f.;   6acfur, 
3)ic  ©luniaccnfcr  I  @.  274  ff.  (1892);  ?ßott^aft,  ©cgtocifer  I  ®.  4  (2.  «ufl.  1895.) 

Slbbo  gehört  in  bie  Heine  9{ei^e  oon  SRännem,  wtläft  m^  bem  Untergänge  ber 

angelfad^fif^en  unb  farolingif^en  Kulturgruppe  u)ä^renb   bes   eifemen   sehnten  ^afft» 

^unberts  ben  nie  ganj  erftorbenen  Sinn  für  u)ifjenf^aftlid^e  Seftrebungen,  unb  ä$nlid^ 

50  tote  ©unjo,  ffierbert,  gfulbert  oon  CC^ortres  ^ugletd^  bie  5Ri^tung  auf  Dialefti!  repräfen« 

tierten  unb  bamit  bie  fpötere  S^olaftil  einleiteten.    (Er  rourbe  im  (Bebiete  oon  Orleans 

Seboren  unb  fc^on  als  ftnabe  ber  8cncbiftiner*2lbtei  gleuri)  übergeben.  SSon  SBiffens* 
rang  befeelt  befugte  er  fpätcr  bie  Spulen  oon  ^oris  unb  K^eims,  auf  benen  er  fi^ 
bem  Stubium  ber  ^bilojop^ie  unb  9lftronomie  loibmete.  985  berief  i^n  ber  (ftsbif^of 
^  Ostoalb  oon  ?)orf  als  fie^rer  an  bie  S^ule  ber  2lbtei  JRamfe^.  987  fe^rte  21.,  ber 
insToif^en  ^riefter  geioorben  mar,  na^  gleur^  surütf  unb  lourbe  ^ier  988  5um  2Ibte 
enoäp.  3n  biefer  Stellung  entioicielte  er  eine  rege  politif^*!ir^li(^e  unb  eine  umfaffenbe 
litterarif^  X^ötigleit.  Der  Sif^of  SImulf  oon  Orleans  forberte  oon  i^m  ben  Safalleneib, 
aber  %  oenoeigerte  benfelben  unter  Slad^meis  ber  Selbftfinbigfeit  feiner  SIbtei  unb  rechte 


«tto  SBBot,  (Egca  27 

feiügte  (ein  Ser^Iten  in  einer  an  ilonig  ^ugo  CCopet  geriii^teten  Slpologie.    997  ging 
er  m  (SefdnMer  jtonig  ^Roberts  na^  SRont,  loo  er  bte  3uneiQung  bes  $q)ftes  (Sregor  V. 
oesKinn.    3n  lir^Ii^  $in|i^  ^ulbigte  er  ben  auf  ftrenge  Alofterjuc^t  geri^teten  Xen* 
oemen  ber  (Huniocenfer.  ws  er  i^nen  gemäg  ba$  oon  gfleurn  abhängige  Alofter  9{eoIe 
m  oer  (goscogne  reformieren  tooIUe,  iont  es  ju  einem  ^ufrul^r  ber  URön^e  gegen  i^n.  6 
&  nmrbe  burd^  einen  fianjenfti^  tötlic^  oermunbet  unb  ftarb  am  13.  9loo.  1004.  93om 
3c^  1031  ab  lotirbe  er  ab  Seiliger  oere^,  befonbers  in  gleurq  unb  5Reole.    — 
Smt  litterorif^  !QatigIeit  iDor  eine  Je^  mannigfa^e,  benn  er  toar  ^^ilofop^,  3urift, 
(Siontmatäer  unb  Sftronom  unb  bot  (oc^rtften  über  qanj  l^terogene  ®egentenbe  oer* 
fo^  »ie  über  Dialeitii  unb  bie  Syllogismen,  über  bte  ^ßlaneten  unb  ben  Dftercqclus.  lo 
9m  meiften  gef^^t  loar  feinerjeit  eine  oon  i^m  3n)if(^en  988  unb  996  oeranftaltete 
Oejcj^esfammuing  m  52  5lopiteIn,  ooel^e  er  $u^o  (üxpti  unb  beffen  6o^n  Stöbert,  ben 
5töingen  ber  grranlen,  loibmete.    Sie  o^olgt  bte  Xenbens  bie  Sebeutung  bes  Idnig« 
lu^  Smtes.  bie  CM^orfamsi^i^  bes  Sbeb  unb  bas  9{edbt  bes  9Ron^||anbes  bar^u^^ 
Itgen.    SinftAtliA  i^  9SBertes  aber  bemerlt  ein  neuerer  Sforf^er  (Sonrat:  (5t\i).  oer  iü 
£hienen  unb  b.  £itt.  bes  rSm.  9{e^$,  1889,  I.  6.  261),  bag  9lbbo  o^irüi^e  9{e<^ts» 
kimfatifle   niAt    befejfen  ^abe  unb  als  jtenner  bes  römifc^en  Stentes   ni(|t    gelten 
filme.    Son  bauember  Sebeutung  bageaen  für  bie  (Sef^i^e  bes  10. 3abr^.  Jinb  feine 
an  ^o^ftellte  3^itaeno{fen  geri^teten  Sriefe.    äRerboürbtg  bleibt,  bah  (im  feine  Se* 
}ie&ungen  POi\(btn  i^m  unb  oem  i^m  aeiftesoenoanbten  (Serbert  nai^etfen  laffen.  Sein  20 
Men  ff(d  fein  S(|üler  ber  3R5n(l^  Slimoin  befd^iben,  loel^er  au$  bei  SIbbos  Srmorbung 
in  Keole  jugegen  nxir.  3.  ^^eibentonit. 

Xlb^t^  Sjra,  geboren  in  3^^^^^!  ®raff(^  9SBaIbo,  äRaine,  in  ben  93ereinigten 
Stookn  oon  StorbomerSa,  am28.  9IfnriI1819,  geftorben  in  (Tambribge ,  äRajfad^ufetts, 
om  21.  SRor]  1884.  3la^  ben  Sorbereitungsia^n  in  ber  $^ilIips>Sseter*9Rabemie,  be<  25 
iui^  er  Sonboin  SoUege;  oon  biefem  CCouege  erhielt  er  im  3^9^^  1340  ben®rab  eines 
Sttoloureus,  im  Z^xt  1843  ben  aR(mi|tergrab.  X^otia  max  er  juerft  als  Sc^ulle^rer 
inSRaine,  im  3<^^  1347  ging  er  na^  oombribge,  auf  SBunf^  eines  bortigen  ^rofeffors, 
Sninretos  9lorton.  (Er  n)urbe  n)iberftrebenb  £eiter  einer  dffentli^n  SAuIe;  bie  heraus« 

iobe  feines  ausgejei^neten  5tataIoas  ber  S^ulbibliot^el  lerdte  bie  Slufmerffamfeit  ber  30 
iibliot^are  in  Softon  unb  (Tambribge  auf  ihn,  unb  er  o)urbe  oielfad^  in  ben  Siblio« 
%ien  bef^dftigi  3m  3a^re  1856  jum  ^ilfsbibliot^Ior  auf  ber  Sibliotbel  oon  ^aroarb 
Colkge  —  ^aroorb  College  ift  ber  Stammteil  ber  berühmten  ^aroaro  UnioerTit&t  in 
tonbribge  —  ernannt,  arbeitete  er  ben  ®Ian  für  einen  oollftanbigen  alp^abetMen  ftatalog, 
mit  ftnnrei<^er,  prdtif(^er  Serbinbung  ber  Orbnung  naA  (Srui^pen  mit  ber  Orbnuna  na^  35 
bem  9Ip^abet,  aus  unb  oenoirlli^te  i^n  fobann ;  er  [oll  ber  erfte  fein,  ber  einen  foltben 
ftotoloa  gemaAi  S^n  feit  bem  3^^^  1B52  iDlitglteb  ber  9meri!aniK^n  £)rientalif^en 
Sefeüfd^dtt,  unb  feit  1853  beren  Sefretör,  lourbe  er  im  3abre  1861  9RttgIieb  ber  ameri» 
bnijAen  ailabemie  ber  Jlünfte  unb  2Biffenf^aften ,  unb  im  3a9re  1869  ^t  9)ale  fliege 
in  JleiD  ^ooen  i^m  ben  (5rab  oon  fifi.D.  oerlie^en.    Das  ^a^x  1871  braute  i^m  40 
fe  «nftellung  als  Hnioerfitats  *  fiecturer  für  bie  üeitfriti!  bes  SR.  I.,  unb  bie  (&« 
nennung  ju  einem  ber  5Reoiforen  bes  SR.I.  in  ber  2lngIo=2lmerifanif^en  93ibel*9?eotfion; 
Me  3Bi(tog!eit  biefer  SReoifion  brauet  ni^t  ^eroorge^oben  5U  ©erben,  unb  es  ift  fein 
geringes  &>b  ju  fagen,  bafe  für  bie  toiffenfc^U^e  leartfritif,   roie  fic  barin  ju  läge 
Wt,  abbot  mit   bem  $erm  Dr.  $ort   oon  (Eambribge,  (Englanb ,  oeranttoortli^  ift;  40 
oeker  ber  eine  no^  ber  anbere  ift  5U  tabeln  für  bas  9lt(^angenommene  i^rer  SBor» 
Wägt;  biefe  SW&eit,  toie  befannt.  bat  jel^n  ^(ofxZf  bis  1881,  gebauert.    Saroarb  er* 
lumnte  i^  jum  ^rofeffor  ber  itrttif  unb  Cxcgefe  bes  SR.  X.  im  3a^e  1872  unb 
oerfWb  i^m  ben  (6rab  oon  S.  X.  D. 

3m  ganjen  bot  Mbbot  roenig  oeröffcntU^t,  jum  Xeil,  roeil  er,  roie  j.  SB.  S^^if^^^i  ber  50 
ein|tige  beutfqe  güfirer  arabif(^cr  Stubien,  feine  3^W  freigebig  anbcren  jur  SBcrfügung 
gefteltt,  unb,  abgefe^en  oon  SBriefen  —  man^e  feiner  SBricf c  oerbicncn  gcbrudft  5U  ©erben 
—  bos  SBlanuffript  unb  bie  ilorrcftur  ja^IIofer  SBü^er  forgtältig  bur^gefc^en  ^at.  3n  ben 
3o^en  1855  unb  1856  ^at  er  brei  SBönbc  oon  ber  §anb  oes  ^Jrofcffors  Slnbreros  SRorton 
^ttousgegeben  mit  Slnmerfungen  unb  3#^^^»  1864  reoibierte  äusgobcn  oon  3^^^ni9  55 
Zajißcs  „Holy  Living*'  and  ,,Holy  Dyin^*',  unb  1866  eine  oeroollftänbigte  Slusgabe 
wtOrmes  SBu^  über  1 3o  5,  7.  Die  amertfanif^e  Slusgabc  oon  Smiths  ,,Dictionary 
of  theBible",  in  oier  großen  »önben,  SRerD«?)orf  1868— 1870,  bie  er  in  Serbinbung 
mit  $rofe{for  $adett  beforgte,  ©ürbe  allein  genügen ,  mit  ben  über  oiei^unbert  3iifä^^^ 


28  flhhot,  £310  mB0t,  (B. 

oon  fetner  $anb,  lun  bie  Slei^Itiglett  unb  bie  (Senauiglett  [einer  Mtorifd^en,  t^ologtf(^n 
unb  bibliogrcm^ifi^en  Aenntnt[fe  3U  bohimentieren.  Unter  ben  oon  i^m  in  3(itf(^rtften  oer« 
öffentli^ten  Slo^anblungen  fino  folgenbe  befonbers  ^roorjul^eben:  aber  6  fwvoyevijg  vkig 
30  1,  18,  BibUotheca  Sacra,  1861,  Oft.,  S.  840— 872,  unb  jpater  ünitarian  Rö- 

5  view,  1875,  3uni,  S.  560—571  (bie  Sc|(^eibenfieit  bes  Sererbigten  ^ot  ^ter  ber  Sad^ 
infofem  gefd^abet,  als  er  fi^  im  3^^^^  1875  ni^t  ^at  entfd^Iiegen  lonnen,  ba$  ®an}e 
toieber  in  einem  Stücl  3U  geben,  [onbern  nur  3laiftt&at  ju  liefern,  ooobucd^  ber  (Einbrud 
gef(^n)äd^t  n)urbe) ;  über  bas  Sllter  ber  finattifd^en  unb  Der  oatäanif^n  Sibel^anbfc^riften, 
Journal  of  the  American  Oriental  Society,  1872,  »b.  10,  S.  189—200;  über  x^ 

10  ixxXriaiav  tov  '&eov  21(5  20,  28,  BibUotheca  sacra,  1876,  S.  313—352;  über  3:it2, 
13,  Journal  of  the  Society  of  Biblical  Literature  and  Exegesis,  1882,  Suni  bis 
Dejember,  S.  3—19;  unb  über  SRo  9,  5  (ebenbafelb|t  S.88  bis  154,  unb  1883,  Suni 
bis  Dejember,  S.  90—112. 

3ioei  oon  [einen  Sü^em  oerbienen  befonbeie  (Enoo^nung.  Dos  eine :  The  Litera- 

15  ture  of  theDoctrine  of  aFutureLife,  vttm*^oü  1864  (juerft  ei^^ienen  als  9In^ang 
3U  Sllgers  (gef^iäte  gebauter  £e^re),  ift  u)a^r[^inlid^  bie  befte  Stbliograp^ie.  bie  in 
irgenb  einem  Saqe  oor^nben  ift.  ®ra|f es  BibUotheca  Psvchologica  00m  3^4^  184S 
entölt  ehoas  über  1000  Xitel;  SIbbot  n)eift  5300  auf.  60  n)eit  mit  mogli^  u>urbeii 
bie  Xitel  oon  ben  Originalen  genommen,  mit  genauer  SBiebergabe  ber  großen  Su^« 

20  ftaben  unb  ber  3nterpunItion,  jai^Irei^e  SInmenungen  beleu^ten  bie  Stellung  ber  Ser* 
faffer,  ober  bie  (Sefd^iAte  ber  SBü^er,  unb  bei  fettenen  Sü^em  n>irb  angegeben,  tA 
unb  in  wtläfti  oon  se^n  amerifantf^en  Sibliot^elen  nebft  bem  British  Museum  unk 
ber  Bodleiana,  [ie  3U  finben  finb.  Das  anbere  Su(^:  The  Authorship  of  the 
Fourth  Gospel,  Softon  1880,  einer  ^aftoraßonferenj  oorgelefen,  tnäßü,  namentli^ 

20  in  ebtigen  leiber  ju  [e^r  jutommenaebröngten  Slnmerlungen.  fe^r  u)ertooQe  Seiträge  ju 
biefer  (!5:age,  unter  anberem  bas  93efte,  was  bis  ba^in  über  oas  Ser^öltnis  S^ftins  jum 
4.  (ln)angeHum  gefc^rieben  toar.  Sgl.:  „(Ejra  SIbbot''  (^rausgegeben  bur^  6.3-^^' 
rotos),  oambribge  1884,  unb:  Ezra  Abbot,  The  Authorship  of  the  Fourth  Gospel: 
Externa!  Evidences,    reprinted   with   other  critical  essays,    edited   by  Joseph 

30  Henry  Thayer  (Slbbots  3ta^oIger),  »ofton,  1889. 

SBä^renb  ber  legten  fec^s  3$^^^  feines  £ebens  fjat  Slbbot  auf  jebe  SBeife,  fon)o^) 
materiell  ooie  aeiftig,  bem  Unterjeimneten  beigeftanben  in  ber  Sorberettung  ber  Proleffo- 
mena  3ur  8.  Ausgabe  bes  Xif^enoorff^en  m,  X.,  unb  u)enn  bas  Su^  bie  (Sunft  oa 
Aritäer  erfa^en  ^t,  fo  ift  bas  bem  freunbU^en  9tat  unb  ber  ooeifen  $anb  bes  Serexoigteti 

35  3U5u[^reiben.  &  max  einer  ber  gele^rieften ,  gerabeften ,  güttgften  unb  befd^eibenften 
3Renfd^en,  bie  bie  SBelt  gelaunt  ^.  Sofpar  Stetig  ^regorii. 

Vbtoi,  (george,  (ftsbif^of  0.  Canterburj.  Oidys,  Abbot's  Life,  9^cubru(!  tjon  Spea- 
ker Onslow,  1777;  Hook,  LAyes  of  the  Archbishops  of  Cant  1875;  S.R  Gardiner,  Mist 
of  Engl.  voL  II— Vn ;  ?trttfel  Abbot  in  Brit.  Encyclop.  1885.  Xic  Domestic  State  Papen 
40(1603—33)  [jal^Ircicöc  ödcfe  unb  ®utac^tcn  3(.S],  bie  Rolb  of  Pari.,  Strype's  Annais ;  Wood't 
Athen.  Oxon  ;  Bymer's  Foedera  unb  bie  Seröffentl.  ber  Abbotoford-,  Camden-  u.  Banna- 
tyne  Socicties  (JHeoierg.  Sofobd  I.),  Clarendon's  History,  Neal's  Hist.  of  the  Purit  — 
bieten  überreichet  SWaterjal  für  fein  2cbtn  unb  f.  ?(nf(^auungen. 

9lbbot  ift  geb.  3U  ©uilbforb  (Surre?)  19.  Oft.  1562,  ge[t.  4.  Slug.  1633.  9lai) 

40  bem  er  bie  lateinif^e  6^ule  feiner  Saterftabt  bur^gema^t,  trat  er  1578  in  bas  Sallio 

College,  Oxforb,  enoarb,  u)eniger  ausgejeid^net  bur^  6cb<n1finn  unb  (Sele^rfomfeit  oh 

burd^  ftarte  religiofe,  aus  bem  Sater^aufe  überlommene  3mj)ulfe  unb  bie  (Energie  feinei 

antirömifd^n  äbeneugungen,  in  rafc^em  ^ufftieg  bie  berlömmlic^en  atabemif^en  (grabe 

TOurbe  1599  Demant  oon  SBin^efter,  Sifc^of  oon  fii^fielb  u.  Cooentr?  (1609),   oot 

50  £onbon   (1610)   unb  na^  n)entgen  SRonaten,  1610,  als  Srsbif^of  oon  (Eanterbun 

Jßrimas  ber  englif^en  Air^e. 

S(|on  in  Dxforb  ^e  er  in  6  Si^efen,  mit  benen  er  fi^  jum  D.  D.  bisputierl 
(Quaestiones  sex  in  qnibus  e  sacra  Scriptura  et  Patribus  quid  statuenduni 
Sit  definitur,  a.  1597),  unb  auf  beren  fiinien  fi^  feine  ganscfpötere  Ideologie  ^It, 
55  fid^  3u  ber  romanifierenoen  S^ule ,  in  bem  ftami^e  um  bie  SBieberaufric^tung  eines 
oenoitterten  lat^olifi^en  ftreujes  in  (E^eapfibe  (£onbon),  bas  Sifc^of  ^ancroft  gegen 
feine  puritanifc^en  &)nboner  5U  erhalten  fu(9te,  3U  feinem  33orgänger  auf  bem  ersbif^of» 
liAen  Stuhle,  unb  in  ber  erregten  Abfertigung  bes  jungen  SBilliam  fiaub,  ber  in  emei 
Xqefe  „bie  5tird^e  (£^fti  oon  ben  Slpofteln  ^erab  bur(^  bie  S{kä)t  9ioms  ^inburd^  bis 


9bh0i,  (5.  29 

St  9teformatü)n  f ortgefc^t  unb  beiDofirt"  [o^,  ju  feinem  SRa^folgcr  im  ^-Primat  in  (ßegcn« 
b  g^f^t.  Diete  t^eologif^  lirc^Ii^en  Gefid^tspunfte  |inb  es,  bie  fein  £e6en,  (eine 
Sm^ü^ng  unb  feine  jtird^enpolttil  be^errfd^ten,  o^ne  bog  er  bie  ilraft  befeffen  ^t^ 
i^en  gegen  t>tn  ^(x^efpannten  lir^Ii^en  ^Jlbfoluttsmus  bes  erften  Stuart  unb  gegen 
Ue  noq  nt^t  ju  proteftontif^r  5llarung  gelangten  äRa^te  ber  Sdt  Geltung  ju  oer^  r> 

Ws  Sif^of  oon  £onbon  trat  er  suerft  im  öffentUd^en  £eben  ^eroor.    Der  9{e= 

S*  ningsantritt  äalob  I.  (1603)  enoedte  bei  ben  unter  Slifabet^  glei^mögig  bebrüdten 
lAmformiften  unb  jtot^olilen  fro^e  Hoffnungen.    Seibe  enoarteten,  bag,  was  ber  ilönig 
m  ber  Tieligionsjadbe  feinen  Schotten  beiDilligt,  er  ben  neuen  Untert^anen  ni^t  u)eigem  lo 
iDetbe.    Diejen  poffnungen  fe|te  er  glei^  in  feinem  erften  Parlamente   (1604^   bur^ 
bie  (Erilorung ,   in  feinen  £am>en  beftej^e  allein  bie  anglüanifd^ « bif^öf li^e  5ltr(^e  3u 
Se^,  ein  Snbe,  unb  bie  Sitte  ber  mit  ben  f(^otttf^en  oerbunbenen  englif^en  ^uri« 
taner  um  presb^teriale  Selbftregierung  beanfaDortete  er  mit  bem  äJerfume,  umgele^rt 
ben  presb^terialen  Sitten  bie  bijd^öflic^e  SJerfaffung  auf^ujmingen.  Die  93er^anbtungen  i5 
in  btefer  fAioierigen  Sad^e  ^atte  ^aiob  in  bie  ^önbe  fetnes  Sertrauten,  bes  f^ottifAen 
M  Dunbar  gelegt;  i^m  5ur  Seite  ftanb  %,,  ber  fi^  bem  eiteln  ilönige  bur^  ^ofifd^e 
6(^meic^Ieien  gefällig  ermiefen  ^atte  unb,  abgefel^en  oon  feinen  biplomatijierenben  9lllüren, 
aerobe  ffir  bie  Ser^anblungen  mit  jiDei  Parteien  geeignet  erfc^ien,  jsDtf^en  beren  firdb^ 
^tn  CDrunbfa^en  er  bis^r  oeftanben  f^aüt.    SIber  bie  ftonferenj  in  fitnlit^oro,  roelc^e  20 
bie  Stellung  t!er  bur^  etne  ^arlamentsahe  bereits  für  S^ottlanb  ernannten  Sif^öfe 
hn  presbQterialen  Organismus  bes  näheren  feftftellen  follte^  oerlief  erfolglos.   9lur  bies 
oenno^e  bie  oerfS^nlic^e  Haltung  9.s,  bag  ber  offene  SBtberftanb  gegen  bas  Sistum 
ooieift  Qe^mmt  lourbe.    3^^^  3a6re  fpöter  (1610)  ^atte  er  bie  (genugt^uung,  an  ber 
3nt^ifation  ber  Sif^ofe  oon  (glasgono,  93re^in  unb  (SallorDaq,  auf  bie  3atobs  rüdf«  25 
|i(^b|er  Sifer  brang,  teiljune^men.    Die  (Ernennung  bes  oermittelnben  Diplomaten 
jm  Primas  oon  CEnglanb  no<^  in  bemfelben  3a^re  wca  ber  lonigli^  £o^n. 

3n  bies  einflugrei^e  9lmt  trat  er  mit  einem  boppelten  Programm:  einerfeits  bie 
iimeniroteftantifAen  C&egenfö^e  in  feinem  Saterlanbe  oor  leibenf^aftli^m  Slusbrud^  ju 
bevo^ren,  anberfeits  bie  proteftantifc^e  itraft  gegen  ben  Slomantsmus  in  CEnglanb  unb  so 
auf  bem  jtontinent  3U  entroideln.  (gebedt  oon  ben  SBünfcben  bes  Jlönigs  trat  er  mit 
aUen  en^lif^n  ®efanbten  auf  bem  gr^ftlanbe  in  Serbinbung,  erforberte  oon  ibnen 
t^elmafttge  Seri^te  über  bie  religiöfen  Ser^öltniffe  i^rerfiönber  unb  fud^te  bie  offent* 
l^e  9leinung  (Englanbs  in  einen  (gegenfa^  ju  Spanien,  ber  fü^renben  lot^olttc^en 

)t  Suropas  3U  bringen.    ^Is  fi^  bie  au^  na^  (Englanb  ret^enben  jefuitiid^en  35 

jüffe  (1611)  JU  einer  geffelung  3afobs  an  Spanien  in  ber  gorm  oon  Serbanb* 
lungert  über  eine  $eirat  bes  ^rinjen  oon  SBales  (öenru)  mit  einer  fpanifdben  $rin* 
}e|{in  oerbid^teten,  roiberfprac^'  91.  als  Vertreter  ber  Staatsnrc^e,  furAtlos  au^  bem  faum 
noi^  |(^ioan!enben  ilonige  gegenüber,  ber  fpanif^en  Slrglift  mit  Srfolg. 

JRit  um  fo  rüd^altsloferem  ffiifer  ergriff  er  im  folgenben  3a^re  ben  ^lan,  bie  40 
$nn}e|fin  Slifabet^  oon  CEn^lanb  mit  bem  ^aljgrafen  ($riebri^  V.  ju  oerbinben.  Dag 
in  Deutfd^lanb,  wo  ber  3efuttismus  feine  fd|ltmme  äRa^t  unge^inbert  ^atte  entfalten 
hülfen,  bie  äBürfel  ber  religiöfen  (Enfc^eibung  fallen  loürben,  bas  erfannte  bamals  jeber 
politift^e  Äopf  •  eine  SJerbinbung  mtt  Deutfd|lanb  ^ieft  für  21.  alfo  in  ben  SRüden 
be$  beutfd^en  ^roteftantismus  bie  englif(^  iiraft  ftellen  unb  bie  ^Rettung  bes  erftem  45 

e'^leiften.  2lls  nun  im  2lua.  1612  ber  fpanifd^e  ©efanbte  3wftinga  in  fionbon  er* 
[,  bie  fpanifi^  HRaieftot  feloft  als  grreier  für  bte  ^nnjeffin  anbot,  richtete  91.  einen 
energifc^en  Srief  an  3a!iab,  um  ^erfon  unb  Sa^e  aus  ben  banif^en  Serftridhingen 
}u  beteten.  9lm  12.  ^br.  1613  ooUjog  er  benn  axiäf  bie  !Xrauung  Clifabetl^  mit 
griebrid^  in  ber  SBcftmtnfter  Slbtei.  Slber  in  feiner  Hoffnung,  bamit  ben  englifc^en  unb  w 
beut|6en  ^roteftantismus  gefi^ert  ju  ^aben,  töuf^te  i^n  bie  Snfaoidlun^  ber  Dinge. 

SBenige  3a^re  fpoter  nahmen  bie  fpanifdben  Unter^nbler  no^  einmal  i^r  oer^ 
füMfd^  fiiebesroerben  um  (Englanb  auf.  äJon  1617—22  rourbe  über  eine  $eirat 
piic^n  bem  ^rinjen  5tarl  unb  einer  fpanifd^en  3nfantin  oer^nbelt.  Diesmal  bot 
&  alle  i^m  ju  (geböte  fte^enbe  3Ra^t  auf,  nid|t  nur  um  ben  $anbel  ju  hintertreiben,  ^ 
ionbem  aud^  CBnglanb  mit  Spanien  m  ben  itrieg  ju  bringen.  9lls  gfiebnd^  V.  §ilfc 
brauchte,  ri^ete  21.  an  ben  ilönig  eine  Denffd^rift,  bie  (Englanbs  §ilfe  für  bie  be= 
bcängten  beutfAen  ^roteftanten  erbat,  mit  ber  (Erflärung,  bog,  fobalb  (Englanb  mit  ju^^ 
Hjloge,  alle  fü^renben  ^oteftantif(|en  3Ra6te  (Europas  feinem  Seijpiele  folgen  u)ürben. 
Soos  bie  aWittel  ber  ftriegfü^rung  angebe,  fügte  er,  ebenfo  (^raftenftift^  für  feinen  ^od|^  flo 


30  9UiB0i,  (S. 

^ei^tgen  (Ent^uftasmus  tote  für  bos  geringe  SRag  nfl^temer  6taatsnug||ett,  ^iinu,  fo  „lotrb 
bafür  (Sott  forgen"  (Deus  providebit).  (Es  umr  alles  umfonft.  l)er  englij^e  ^ritij 
iDurbe  1623  m^  SRobrib  gef^idt,  um  [eine  SeioeiAung  perfdnliA^ju  betreiben.  !Dort 
fdbienen  fi^  alle  SBege  ben  SBünf^en  loenigftens  bes  englif^n  jmiigs  unb  bes  {ungen 

5  grinsen  ju  ebnen,  ^er  tote  ein  jct^er  S^reden  burc^sudte  bie  aus  Spanien  lommenbe 
$o[t  bas  en^UjAe  3io%  man  [et  5u  einem  klommen  gelangt,  bas  ber  Ifitrftigen  JtSnigin 
nic^t  nur  frete  msübung  i^rer  lat^ol.  9{eIigion  unb  bie  (Erstehung  i^r  5tniber  in  bie[er 
bis  ju  einem  geiDi[[en  9llter  [i^rte,  [onbem  au^  alle  in  Snglanb  gegen  bie  ftot^olilen  er« 
Ia[[enen  C5e[e^e  aufhob.    9lo^  einmal  [e^e  91.  $immel  unb  ^ölle  in  Seioegung,  um 

10  bie[en  oemiAtenben  S^lag  oon  [einem  Süfoterlanbe  abjmoenben.  Den  beften  Sunbes« 
geno[[en  fano  er  in  bes  alten  [^madUinni^en  Adnigs  Ci9en[inn.  Die  gforberung  3ttb>b$, 
bag  Spanten  bie  (£in[e^ung  [eines  äc^rotegerlo^ns  iDentg[tens  in  ber  ^h  jugefte^, 
unb  bas  taItU)[e  Sene^men  Sucling^ms,  ber  itarl  begleitete,  brachte  bie  äSer^anblungen 
jum  Slbbrud). 

16  Die  jtolse  Slufgabe  aI[o,  bie  [i^  91.  in  [einer  austo&rtigen  5tir^npoIitiI  gefteltt,  OKir 
i^m  in  i^rem  leisten  !ixtUf  bie  9lettung  bes  fe[tlanbi[c^en  ^rote[tantismus  burd^  eng* 
It[^e  $anb  ^erbeijufü^ren,  ni^t  gelungen.  Daju  f^Ite  t^m  Die  grünblic^e  Sertraui^tt 
mit  ben  poItti[d^en  C5e[^aften  urU)  ber  lir^Ii^e  iOSeitblidt. 

9ln  bem  gleiten  Segler  leiben  [eine  Semü^ungen,  ber  beimi[^n  5tir^e  (Ein« 

so  beit,  Stetigleit  unb  f^eben  3u  [c^affen  unb  [ie  auf  bie  $ö^  i^res  proteft.  Serufs  ju 
9eben.  SlocQ  oor  [einer  (Erhebung  3um  ^rimas  ber  5tir(^e  trat  er  mit  gfe[tig!eit  ben  9SBfln[(^n 
bes  jlönigs  in  ber  berüd^tigten  Sdieibungs[a^  ber  2dbxf  ^Jrrances  $omarb  entgegen. 
Dem  ^artnödigen,  aber  erforgh)[en  2Biber[tanbe,  ben  er  in  bie[er  Sad^e  bem  Könige 
entgegen[e^te,  u)urben,  mit  SBelbon  bemerft  (Secret  history  of  James'  I.  Court,  ed. 

» 1811,  I,  388)  bie  mei[ten  [einer  [p&teren  SRi^erfoIge  3uae[^rieben.  91$  1618  ber 
Sünii  gegen  bie  puritani[^e  Sonntagsfeter  ein  »r^ud^  ber  Spiele"  (Declaration 
of  Sports)  ausge^n  lieg,  \ah  91.  [einen  amtlicben  993iber[pruf^  gegen  [olc^en  (Seoaltalt 
abermals  an  ben  per[önK£en  Steigungen  bes  re(^t^eri[(^en  5l5mas  [Reitern;  er  mugte 
[i^  bamit  begütigen,  bie  Sorle[ung  ber  Dellarotton,  bie  ein  ßniglid^er  Sefenl  ffir  alle 

M  (taatsfir^Iü^en  (Dottesbien[te  angeorbnet  ^atte,  in  CCro^bon,  wo  er  [id^  geraoe  aufließ, 
m  oerbieten  unb  3u  oerbinbem.  9lber  er[t  ber  Unfall  in  Sramsbill  $an  (1622) ,  ido 
91.  als  C5a[t  bes  £orb  Soui^  bei  einer  3ogb  be([en  äßilb^üter  ourd^  einen  S^qljd^uft 
tötete,  lähmte  bem  oon  ba  ab  in  jeitroeiltge  Säfwttmui  oerfallenben  SRanne  bie  ftroft 
jum  Aainpfe   mit  ben  Saunen  bes  Jlöntgs  unb  ben  SBibertDörtigfeiten  bes  9lmts« 

»lebens..  Sla^bem  ber  ftönig  91.  formell  ab[olotert  unb  i^m  [ein  9lmt  neu  übertragen 
^atte,  begann  ber  ^aupt[öc^lt(^  pon  bem  grollenben  £aub  geführte  SBiberfpru^  gegen 
ben  „blutbcfledtcn"  (M[)i[c^of  allmä^li(^  3u  Der[tummen. 

9ll5  Äarl  I.  bie  o^gel  ber  Regierung  ergriff,  fanb  er  an  [einer  Seite  als  $aupt 
ber  ftirc^e  einen  9Wann  mit  gebrot^encr  Äraft.    (sofort  nad^  [einer  ilrönung,  bie  9Cbbot 

^  in  2Be[tmin[ter  ooll^ogcn,  na^m  ber  junge  ftönig,  ber  im  $odf|gcfü^le  [einer  jtönigs« 

Seioalt  bie  ab[olutt[ti[^en  Sahnen  [eines  93aters  mit  ber  gleiten  3ö^igfeit,  aber  bro^n« 
er,  ^erausforoember  unb  unoor[i^tiger  oerfolgte,  9Inlag,  ber  SBelt  bur^  [eine  9legierung$* 
magregeln  funb3ugeben,  bag  er,  als  gelehriger  S^üler  [eines  oertrauten  93eraters  fioub, 
[id^  frojft  göttlichen  9le^ts  als  unum[äraniter  $err[d^er  in  Staat  unb  Airdbe  an\tf^t  unb 

^  oon  [einen  Untert^anen  aud^  ben  „leioenben  (ße^or|am"  enoarte.  Sein  [tolser  $errfd^r^ 
n)ille,  ber  bie  Xeilna^me  bes  Staatsbürgers  an  ber  9tegierungsgeu)alt  entrü[tet  ablehnte, 
bulbete  aud^  in  ber  Atrd^e  leine  leitenbe  $anb  neben  ber  [einen.  (Er  [^ob  ben  gealterten 
(Er3bi[(^of  3ur  Seite.  SÜur  ber  gute  3lame,  be[[en  [ic^  91.  bei  einem  grogen  leile  ber 
puritani[d^en  ^arlaments^^ariei  unb  im  Solle  erfreute,  ^inberie  Aarl,  [i^  bes   un> 

w  bequemen  (Er3bi[^of s  [of ort  3U  entlebigen,  als  bie[er  [id^  erfül^nte ,  bem  übelberatenen 
$err[d^er  ben  gfe^be^nb[^u^  offen  ^in3un)erfen  unb  ber  $rebigt  eines  ^öfi[(^en  Sd^meid^^ 
lers,  Dr.  Sibäorp,  ber  bie  töniglt^en  Sieblingsbogmen  oon  bes  $err[qers  [taotMer 
unb  fird^lic^er  Mgeioalt  oorgetragen  ^atte,  bie  (Erlaubnis  ^um  Drud  3U  oer[agen.  9lber 
bas  ^öfi[6e  3ntriguen[piel  unb  ber  geheime  $ag  bes  ^o^hr^lic^en  £aub  t^en  [d^lieg« 

w  lid^  i|re  afeirfung.  9}on  einer  ftönigli^en  ilommi[[ion  rourbe  91.  am  9.  OB.  1627  bur^ 
einen  oöllig  re(9tlo[en  9l!t  [einer  er^i[^öflid^en  JJfunftion  entje^t,  bie  3?eube[e^ung  bes 
(Erjbistums  aber  bis  ju  [einem  lobe  oer[9oben.  9lm  Sofe  erfd^ien  er  [eit9lnfang  1628 
nid^t  me^r;  nur  im  Ober^au[e  ^ielt  er  [etn  altes  9In[e^en  aufreAt  unb  erflörte  nod^  im 
9lfN:il  1628  [einen  9Biber[pru(^  gegen  bes  Aönigs  9}erlangen,  $er[onen  o^ne  9Ingabe 

^  eines  (Srunbes  ins  (Gefängnis  3U  [e^en.    3n  ftarls  brittem  Parlament  ma^te  er  ben 


Vbt^i,  «5.  31 

t^  an  btefer  &itlU  gebliebenen  Sinflub  mit  Slac^brud  ba^tn  geltenb,  bab  bie  fiorbs 
mit  ben  (Semeinen  ^anb  in  $anb  im  wiberftanb  »iber  bte  cäfareopapiftif(^en  Gelfifte 
bes  Aönigs  ju  o^^anen  ^en,  unb  bemühe  fi^,  in  ber  Petition  of  Rights  ^nge« 
I^en^it  um  ein  äbereinlommen  pifdben  ben  beiben  porlomentarifc^n  (Senmlten.  mx 
4.  Suguft  1633  tob  er,  oon  ^of  nno  9lmt  gebannt,  311  (Iro^bon;  feine  £ei^e  iDurbe  5 
naA  feiner  Sateiftobt,  ber  er  ein  reü^botiertes  $o|pitaI  gegrünbet,  übergeführt  unb  bort 
in  ber  oon  ü^m  aefttfteten  Siitäft  begraben. 

Seine   purmnif^n  Uberjeugungen,  bie  er  als  oaterli^es  (Erbteil  im  XiefpunK 
feines  SSBefens  aus  ber  ^ugetü»  ins  Snter  übernommen,  mürben  fein  Ser^ängnis.  3n^^l<^^n 
md  ^o^ißi^  (Enbtf^e  (Sanaoft  unb  fiaub)  geftellt,  bie  bie  Semid^tung  bes  10 
vuntanismus  auf  englifd^m  Soben  fi^  3ur  £ebensauf gäbe  gefegt,  bat  er  bem  aufleimen« 
ben  neuen  religidfen  (ßetft,  bem  na^^r  Aar!  unb  fimib  jum  Dmer  fielen,  m^t  5ur 
SR&ftiming  unb  pm  Dur^bruA  %u  ^tfen  oermoc^t.  SIber  bas  £00,  fooiel  (gutes,  als 
bie  l^imme  3^n  erlaubte,  nam  oem  uRage  feiner  ilroft  oollbrac^,   mebr  Übles    oer« 
oer^filet  ju  ^aben,  toirb  i^m  bte  oon  ^arteileibenfc^  ni^t  geblenbete  Coef^id^te  feines  is 
fianbes  unb  feiner  Siitäft  ni(|t  ftreitig  machen.  O^ne  ben  loetten  unb  nüchternen  Süd  bes 
mit   ben  9BinIid^Ieiten   bes  fiebens  re^nenben  Staatsmanns,  o^ne  t^ologifd^e  unb 
»ilfenf&tftli^  Ziefe,  oon  mürrifAem  Xemperament,  oft  ber  billigen  (Enoögung  un}u* 
g^üQ  unb  eigenfinnig  in  oorgefabter  3Reinung  be^enb^  ^at  er  bie  mächtigen  reli« 
gtöj^  unb  fin^lic^n  3mmilfe,  bie  lein  93oR  unb  feine  S^^  be^errf c^ten ,  nt^t  in  bie^o 
leqte  Sa^  ju  leiten  oerftanben.    Seinen  Adnigen  trat  er  je  unb  bann  mit  (Jrteimut 
en^^en,  mo  er  bas  SleAt  gefä^rbet  fa^;  fein  natürli^er  SSibenoUIe  gegen  Unorbnung 
unb  ^usf^itun^  fc^ieb  tSfxi  oon  ben  estremen  ^uritanem,  unb  fein  abgemtlberter  (Epis« 
bpolismus.  ber  m  ben  Sifd^en  bie  Wirten  uno  Suffe^r  ber  (&emeitu)en,  aber  ni(|t 
emen  ab^efonberten  geip^en  Staub  mit  be(onberen  ^yriefterlic^n  (&aben  fa^,  mad^te  2s 
&n  ber  (oi^Iirc^Iii^n  ^artei  oerba|t.  SBon  fetnem  mo^It^otigen  Sinne  seugen  sa^lrei^ 
Stiftungen  (^ofpttal   in  (Suilbforo,  Sibliot^el  oon  Salliol  SoUege  in  Osforb  unb 
anbete  gemeinnü^ige  Snftalten  in  £onbon,  Oaeforb  unb  Santerburq). 

Son  feinen  f^riftftellerifd^en  £eiftungen  finb  bie  f olgenben  ju  nennen :  Persecution 
of  the  Protestants  in  the  Valteline  (7.9ufl.  in  Foxe's  Acts  and  Monum.  1631/32) ;  ^ 
Judginent  on  Bowing  at  the  name  of  Jesus,  Hamburg  1632;  feine  Sluslaffungen 
iber  bie  ^omarbf^  S^ibung  unb  über  ben  Unfall  in  Srams^ill  $(url  finb  gebiudt 
State  Trials,  II,  805—812;  1165—69  unb  in  ben  Reliquiae  Spelmanianae.  — 
3n  Z^  1604  mar  er  mit  7  anbem  Osforber  (gelehrten  an  ber  9{eoifion  älterer  eng« 
lUer  Uberfe^ungen  ber  4.  (Eoang.,  %(5  unb  Slpolal.  beteilmt  (äberfe^er  ber  „Sif(^ofs«  ^6 
mi"  ift  er  irrtümlich  genannt  morben).  911$  bleibenbes  !iBerbienft  um  bie  t^Iogif(|e 
ffiillenfqaft  barf  feine  Vermittlung  bei  ber  (Enoerbung  bes  mertooUen  (3odez  Alexan- 
drinus  fiir  bas  Stbenblanb  gelten. 

SLs  alterer  Sruber  Stöbert,  Sif^of  oon  Salisburq,  übenagte  ben  in  5tir^n*  unb 
Stottis^efc^afte  oenoidelten,  mu^elofen  Sr^if^f  an  tbeologtf^*n)iffen|d^aftlid^r  Xü^tig«  ^ 
kit;  ferne  oon  feinen  fianbsleuten  oielgelefenen  Sänften  bienten  9au^&^Ii(|  (Anü- 
chiisti  demonstratio)  ber  Selönqyfung  ber  römif(| « jefuitifd^en  X^ok^ie.    „3ümenb 
nbek  ber  (Emft  aus  George,  milbe  aus  Stöbert".  ünbolf  iBubbeufteg. 

Ibbreniotoren  f.  Aurie. 

Xbbiad  f.  flpotrnpben.  45 

«ttbo»  f.  »ic^ter. 

«bei  f.  Aain. 

Sbebitier,  «belianer,  Sbeloiten.    a^r.«3.8f.  Söal*,  (Sntrourf  einer  wttftänbiqcn 
frNe  ber  ftefereien  u.  f.  ro.  I,  fieip^ig  1762,  007  f. 

Kq^  «uguftin  de  haeresibus  87  (ogl.  Praedestinatus  I  87)  eine  im  fianb-  50 
lebtet  oon  $i)mo  oerbreitete  Seite,  bie  Sluguftin,  als  er  über  fie  f^rieb,  bereits  als 
«Ipi^n  betra^tete.  3bren  Kamen  führte  man  auf  ben  So^n  Slbams  jurüA  Sie 
ortjüeBen  fid^  bes  e^lidjen  »eif^lafs,  maren  ober  mit  SBeibem  3U  leben  oerpflid^tet. 
3ebe$  foU^e  $aar  aboptierte  einen  5tnaben  unb  ein  SRäbc^en,  bie  ju  gleii^em  3ufammen< 
Wen  in  ber  3ulunft  beftimmt  mürben  unb  unter  biefcr  Sorausfe^ung  i^e  ^egeeltem  55 
beoWen.  Starb  eines  biefer  Äinber,  fo  mürbe  es  bur(|  ein  anberes  oon  bemfelben 
6cfi|Ied^t  erfe^t,  unb,  ba  arme  Kac^barn  i^re  5linber  mit  ber  Slusfi^t  auf  bas  Srbe 
gerne  ^aben,  fo  fehlte  es  ben  STbcIoniem  nie  an  Kad^mud^s.    Die  Senoerfung  ber 


32  9(6enbma^(  I 

(ES)t  lägt  es  als  mögli^  erf^etnen,  bag  bie  31.  Öbencfte  einer  gnoftif^en  @efte  toarett. 
9}teIIei^  [inb  fie  and)  oon  manidbötfd^en  Sittfiflffen  berührt  geioefen,  fofem  bie  SRant« 
ifatx  oon  i^rem  93enDerhingsurtetl  über  bas  913:  bie  frommen  äilenf^en  ber  älteften 
Sorseit,  bie  Xröger  unb  Organe  ber  Urreligion,  ausnapten  (f.  ^,  (£.  Säur,  bas  mani« 
5  d^öt^e  9{eIigions{9jtem,  Tübingen,  1831,  366).  3nbe{fen  ergiebt  fi^  aus  ^lugufKns 
SBeri^terftattung  ni^t  beutUA,  mtl^tn  9Bert  [ie  felbft  auf  bie  Benennung  nad^  9u9el  ge* 
legt  ^aben,  unb  ob  fie  [ie  überhaupt  für  fi^  in  Slnfpru^  ndfymtn.  (^ersog)  fitfiger. 

Stbenbmafjt.  I.  Sc^rifile^re.  Lightfoot,  hör.  hebr.  et  talm.  }u  ^t  26,  26.  Sch5tt- 
gen,  hör.  hebr.  etc.  ju  Vit  26,  26.    Otho,  lex  rabb.  S.  440  ff.  s.  v.Passa.  3.  ®.  S^eibel, 

10  SS)ag  ^.  be$  ^errn ;  t)if t.  Einleitung,  »ibede^re  unb  (S^efc^ic^tc  berfelben,  »redlau  1823. 
^ao.  6c^u(5,  3)ie  c^riftL  :^e^re  toom  §ei(.  ^.  nac^  bem  (^runbtest  bed  ^R%,  »rcdlau  1824. 
Zfi.  ed^kOQT),  Über  bai^  93efen  bed  t)(.  9(.,  O^retfdkoalb  1825.  S-  ^-  Sinbner,  2)ie  £e^re  oom 
21.  nad)  ber  Scbrift,  $amb.  1831.  ßal^ntd,  ^ie  i^e^re  üom  ^.  2t\pi,  1851.  S.  3.  ^{üdert 
Xa$  ^.,  {ein  ^efen  unb  feine  ©efc^tc^te  in  ber  alten  ^rc^e,    £et^5.  1856.    Stier,  hieben 

i:,3cfu,  2.  ^up.  VI  ©.  1—160.  ^ofmann,  ©t^riftbetteig.  II,  2  ©.  201—258.  S3cd,  SBorlef. 
über  bie  *riftl.  ßtl^il  I.  288  ff.,  355  ff.  ^cim,  3)a8  S^ac^tmaM  im  ©inne  beS  Stifter«,  Sb^i 
1859,  1.  3)crf..  ©efc^it^te  Sefu  oon  Sf^ajara,  3,  206  ff.  Sic^el^au«,  Äomm.  jur  Selben», 
gefc^.  ^aUt,  1855  6.  271  ff.  t^oma,  3)a«  «.  im  ^%  SwX^  1876.  ©.  6(^uI0,  jur  ße^re 
Dom  ^1.  ^.  Zf)(Bt^  1886.  Lobsteio,   la  doctrine  de  la  sainte  c^ne.  Laus.  1890.  ^isfacter, 

iK)  5)a§  a^oftol.  Zeitalter,  2.  «ufl.  1892  8.  574  ff.  %.  ^amacf,  ©rot  unb  ©affer,  bie  euÄarift. 
Elemente  bei  Suftin,  %\X  VII,  2.  1891.  Zf).  ga^n,  »rot  unb  ©ein  im  Ä.  ber  ölten  Äircöc, 
£ei^a-  1892,  unb  bagegen  ^arnad  in  Zf^2S  1892,  92r.  15.  3ült(]^er,  d^efc^ic^te  ber  ^.feier 
in  ber  älteften  ^irc^e,  in  t^eol.  ^b^bl.  St.  u.  äBei^fäder  getoibmet  1892.  Spitta,  S)ie  ur. 
c^riftl.  2:rabitionen  über  Urfprung  unb  Sinn  beS  ^I.  U.  in  d^r  ©efc^idgte  u.  Sitteratur  bed 

20  Urcbriftcnt.  I,  1893.  ©.  Orafc ,  3)ie  ncueftcn  gorf c^ungen  über  bie  urc^riftl.  Ä.feier ,  in 
35:^t  1895, 2,  @.  101— 138.  @.  ^aupt.  Über  bie  urfpr.gorm  u.  öeb.  ber  Ä.worte,  ©alle  1893. 
Hörftcr,  moberne  Slbenbmal^lSfontroocrfcn,  ©DÄSeit.  1895,  7—9.  Anonym:  3)ie  urcftrlftL 
«.feicr,  in(£o.4ut^.Äird)enacit.  1895,  9h:.  36-41.  gr.  St^ul^cn,  3)ag  St.  Im  «UX  ®btt.  1895. 

1.  Die  Stiftung.    8is  auf  $.  g.  (5.  ^aulus,   bem  Äaifer   in  feiner  StbL 

so  Ü^I.  folgte,  ift  bie  (Etnfe^ung  bes  §eU.  21.  als  einer  Stiftung  bes  §erm  für  feine 
(gemeinoe  niät  bejnieifelt  n^orben.  Daoib  Strauß,  ber  fie  bann  ebenfalls  in  oer  erften 
Slufl.  feines  Sebens  3efu  felbftoerftänblid^  leugnete,  erflört  fie  in  feinem  „fieben  3efu 
für  bas  beutfd^e  SJoH  bearbeitet"  S.  282  für  mdgli^,  nur  fei  es  eine  anbere  gfroge, 
ob  alles  au^  fo,  loie  es  bie  (Eoangeliften  berid^ten,  oor  fid^  gegangen,    ^aulus  gebe 

3ö  bieäberlieferung,  n)ie  er  fie  bei  feinem  Eintritt  in  bie  C5emembe  oorgefunben;  mie  oiel 
aber  baoon  aus  bem  urfprünpli^en  93organg  unb  n)ie  oiel  aus  ber  feitbem  aufgelommenen 
d^ripc^en  Sitte  ftamme,  fet  nt(|t  fo  lei^t  3U  beftimmen.  9lü(Iert  a.  a.  D.  S.  123  ff. 
ift  ber  Slnna^me  geneigt,  bog  3efus  nid^ts  über  eine  SSieber^olung  beffen  gefagt  ^be, 
n)as  er  get^an,  bog  man  aber  oon  Einfang  an  bas  9Jla^I  täglich  n)teber^olt^9abe  in 

40  bem  feften  ®l(mben,  es  fei  i^m  aufs  minbefte  [0  genehm,  unb  ba|  aus  biefer  Uberseug- 
ung  bann  bie  Siorftellung  oon  einem  ausbrüdlt^en  Sefe^l  Q^rifti  entftanben  fei.  !Ro<^ 
93.  SBeig  (Sibl.  il^eoL  bes  91X  §  31)  befag  bie  öltefte  Aird^e  n)eber  einen  aus« 
brüdli^en  Sefe^l  3efu  3ur  93oIl5ie^ung  bes  Üaufritus,  no^  einen  folgen  „}ur  SBieber« 
bolung  bes  SrotbreAens  unb  berAel^meil^",  bie  3efus  beim  2Ibf^iebsmai^ie  oolljogen 

4o  ^atte:  aber  bie  C5ef4i^te  le^re  in  betreff  beiber,  bog  bie  apoftoli[d|e  ^raxis  barin  oon 
oomperein  bie  3ntention  3efu  erfannt  unb  ein  Sanb  ber  ©ememfd^aft  für  bie  3ü^9^^ 
gefunben  ^abe.  SBeijföder  bagegen  fagt  (a.  a.  D.  S.  574):  „Die  Jjeier  bes  §erren« 
malles  beruht  auf  emer  Slnorbnung  5^fu  felbft.  3^i>^  2lnna^e  eines  Sluffommcns 
berfelben  erft  in  ber  (Bemeinbe  burdj  bie  (Erinnerung  an  bie  ltf(|genoffenf(^aft  mit  i^m 

50  unb  bas  Sebürfnis  ber  (Erinnerung  an  feinen  Xob  ift  ausgefd|lo|fen".  Se^fdblag  aber 
mnni  (neuteft.  2^eol.  I,  155)  gerabeju  bie  Slbenbma^lseinfe^ung  bas  (Beioiffefte  oon 
allem  ©eroijjen,  bas  uns  oon  3efu  überliefert  ift. 

9leuerbings  nun  ^aben  3ülid^er  unb  Spitta  aufs  entfc^iebenfte  eine  „Sinfe^ung" 
ober  bie  auf  eine  SBieber^olung  feitens  ber  Seinen  gerid^tete  Slbfi^t  3efu  geleugnet, 

55  nw^renb  ^amad  biefelbe  anerfennt,  bem  21.  aber  eine  anbere  Sebeutung  betlegt,  als 
bie  neuteft  93eri^te  ausfagen. 

Die  Seugnung  bes  Stiftungs^aralters  bes  Vorgangs  bei  bem  oon  3efu  mit  feinen 
3üngem  gehauenen  äRa^le  fnüpft  an  bie  Differenj  ber  93eri(^te  arif  inbem  nur  in  ya>tm 
berfelben  bei  £c22,  19  unb  Paulus  1  Ao  11,  25  fid^  bieSBorte  finben:  „bas  tl^ut  3U 

00  metnem  (Sebö^tnis",  alfo  bie  ausbrüdliAe  Slujforberung  jur  fteten  SBieber^olung.  Diefe 
Differens  merbe  no(^  bebeutfamer  babur($,  bafj  ber  lext  besfiucas  im  (£ob.  1).  Jlap.22, 


tOettbiita^I  I  3d 

19  nur  Me  SBorte  fyA:  xal  Xaßd)v  ägrov  svyßQiatyaag  BcXaoev  xal  Idwxev  airtoTg 
lifiov'  tovt6  iativ  x6  ow/Mi  jliov,  bagegen  oues  folgenbe:  rd  ijtkg  vficav  diööfievoy. 
TcvTo  jt(H£h€  ek  rijv  IfA^v  ävdfivrjoiv ,  fotoie  93.  20  bie  Stnfe^ung  bes  5teläe$  aus« 
B^,  Ie|teres  offenbar  mit  9{fldfiAt  auf  bte  9Borte  93.  17,  18,  ml^  bann  als  Rtlä)' 
ctnfe^ung  aelten.  9laif  ben  UnterfuAungen  oon  Slag  5ur  Slpoftelgef^i^te  ift  es  aber  in  ^o^m  5 
6iabe  petfel^aft,  nid^t  blog  ob  mvc  bere^tigt  [inb,  ben  Zesd  oon  D  ol^ne  u^eiteres  einsu« 
n,  fonbem  au^  ob  oir  alles,  qkis  an  $aulus  erinnert,  fflr  fpStere  3ut^ttt ju  ^Iten 
m  unb  ni^  etaoa  fflr  eine  oon  £ucas  felbft  oorgenommene  ilorreltur.  Das  SSer^Itnis 
£ucas  jtt  ^aulus  unb  ber  9Bert  bes  paulini[i|en  Seric^es  in  Sejug  auf  bos  93e« 
viAt^in  ber  apo|toIif  Aen  (E^ften^it  um  oie  Sin|ekung  IS^  es  nid^t  als  nm^rfdbeinli^  lo 
a|($enien,  bag  etne  llDtolieferung  beftanb,  meldte  nt^t  eine  Spur  oon  ber  auf  äBieber- 
^bmg  geri^en  SCbfic^t  (E^fti  enthalten  ^e.  3n  jebem  gfctlle  fe^It  3u  bem  Seri^te 
bes  fiucas,  n)ie  er  in  D  geftaltet  ift,  {ebe  Snabgie,  unb  es  liegt  na^e,  ben  Ztxt  oon 
Dgflnftigften  ^foHes  als  eine  mangelte  Seri^teiftattung  anjufeben,  mtnn  ni^t  — 
DOS  mit  9lfidfu^t  auf  bie  bem  ^ajfa^  geltenben  SBorte  n^a^rf^intu^  ift,  fflr  eine  alte  i5 
Sobecbnis  bes  9.ben^es.  Ss  ift  au£  ni^t  an  bem,  baft  bet  äRarcus  unb  9Ratt^us 
bie  Knbeutung  einer  Stiftung  für  bie  SfoIgejeU  fe^Ie.  (Einmal  ^aben  beibe  bie  Se» 
|ett^ng  bes  Aeb^in^Ites  als  „mein  Sunbesbluf ',  t6  alfid  juov  x^g  dia&i^xrig, 
m  26,  28.  9Kc  14,  24,  (^aulus  1  ilo  11,  25:  xovio  xd  natmiov  ^  xaiv^  dia- 
^  laxiy  h  xip  ifup  atfjuzxi.  fic  22,  20  ebenfo  o^e  laxiv) ,  unb  Tobann  fe^t  SRarcus  so 
Jii^:  x6  iHTVvvöjiuvov  vtüq  noilojv,  99latt^us:  rd  Jiegl  tiom&v  ixxvwdjiieyov 
ik  äxpeatv  OfMmUbv.  993enn  aber  (E^rifttts  fein  „Sunbesbluf'  ttn  3üngem  barrei^t, 
fo  ift  es  unrnöguA^  bog  biefe  Danei^ng  als  auf  bie  Sflnger  bej^ränlt  gebaut  fei, 
»ib  bies  n)irb  oer^&rlt  burm  bie  (Enoäbnung  ber  noXXoi  vx  bem  folgenben  3ufa^.  t)ie 
Sorte ,  rxAt  fie  lauten,  fd^Iiegen  unbeoingt  ben  (Sebanlen  einer  Seftimmung  für  bie  S5 
Sielen,  fflr  alle  Sunb^Iieber  ein  fogl.  So  17.  20).  fo  bog  es  einer  befonberen  9Iufs 
fnbemng  3ur  9SBieber^oIung  fflr  biejenigen  niqt  beourfte,  bie  ougten,  oiies^Ib  unb 
wsi  ber  ^err  fie  eno&^It  batte.  9Ran  mug  bes^alb  aus  biefen  Seri^ten  ent  »teber 
eine  Dermetntli(|  urfprfinalime  gform  ber  9SBorte  3efu  ^rausfmalen,  um  bie  ^qpot^efe 
oon  einer  xAM  airf  SBieoerQoIung  gerichteten  SlbfiAt  3efu  ^Iten  ju  ISnnen.  so 

Diefer  Serfu^  oieber  f^itert  an  bem  (Semic^t  bes  iMmliniM^en  Serübtes.  ^Eyii} 
yiq  TioQÜxißov  äjib  xov  xvqIov,  8  xal  napidioxa  vfuv,  fagt  ^aulus  1  MO  11,  23 
m  bcfidt  [iA  fo  aus  (ftatt  nagä  t.  x.),  meil  er  bas,  UKis  er  ben  ilorin^em  Aber« 
|e5en  ^.  felbft  als  oon  bem  $erm  ^r  oon  ber  ®emeinbe  empfangen  ^.  ejftagen  mir, 
Donn  er  bies  empfangen  \yA,  fo  meift  uns  bie  Analogie  oon  9®  2,  42,  46  jurfid  bis  ^ 
in  bie  3eit  feiner  Zaufe,  %(&  9,  19.  22,  16.  Tiabur^  mirb  ber  paulinif^e  Seri^t 
^  um  20  3abre  meiter  ^inaufgerfldt,  als  bie  Slbfaffunasjeit  bes  erften  ilorint^rs 
bri^,  unb  vom  ju  einem  aus  ben  erften  3(^ten  ber  S^riften^it  [tammenben  S^^S^i^ 
boffir,  bag  bie  (E^riften^it  nie  anbers  Qemugt  ^at,  als  bag  (E^f^  bas  Slbenbma^I 
ttls  eine  Stiftung  fiir  feine  ®emeinbe  etngcfe^t  ^t.  3n  biefe  CariftetAeit  finb  aber  4o 
bie  Spoftel,  oon  oenen  bie  CE^riften^eit  bas  %,  ^atte ,  einaeN^bffen.  X)abur(^  er||SIt 
Ifto  11,  23  ein  fo  groges  (Setoi^t,  bog  man  faaen  mug:  beffer  lann  flber^aiqrt  eine 
2^Qtfa^  nic^t  beseugt  fein,  als  bie  oon  3efus  felbft  ftammenbe  Seftimmung  bes  91. 
für  [eine  ®emeinbe.  3®ör  fu^t  man  —  roie  namentti^  S^itta  —  biefe  3nftan3  ju 
entiröften,  foioo^I  burqi  Erinnerung  an  bie  £änge  ber  3^^f  ^i^  jioifd^en  Slbfaffung  bes  ^ 
often  Aorint^rbriefes  unb  jenem  Slbenbma^lsempfang  bes  Slpoftels  liegt,  loie  au^ 
bnn^  bie  Se^auptung,  bag  es  fragliA  fei,  ob  ^aulus  oer  3bee  3e|u  unb  oer  urfprüng« 
%n  Suffaffung  ber  ®emeinbe  aeremt  merbe.  J3aulus  oer^Ite  fi^  ju  (E^ftiis,  mie 
^I5fen  }u  erfflilen.  (Eine  geroine  anrufe  unb  Sunt^eit  ber  SlnfAauungen  bes  arogen 
^nopoftels  fte^  in  merboflroia  tiefem  ilontraft  3U  ber  triFtaUenen  (Einfa^^tt  unb  ^ 
Sio^e  (E^riftL  Da|  man  in  biefer  ^eife  febe,  au^  bie  befte  Urlunbe  entwerten 
tarn,  liegt  auf  ber  ^anb. 

X)te  einstae  »irlli^e  S&mierigfeit  lönnte  barin  gruben  loerben,  ba|  bas  jo^n« 
nei|(|e  (Eoangelium  oon  ber  SCbenbma^Iseinfe^ung  oöllip  fd^meigt.  T)ie  mige,  loelc^e 
man  im  jo^nneiUen  Serid^t  gefugt  ^,  um  fie  einfd|teben  m  lönnen,  finoet  Spitta  ^ 
unmittelbar  oor  >utp.  15.  Dort  ^abe  ber  Seri^t  barfiber  o)irfltd^  aud|  geftanben  uno  fei 
Wtt  ausgefallen,  ©offlr  bann  fpöter  oon  anberer  $anb  3o  6»  öl— 59  ein^efc^oben  fei. 
Kit  X^  ift  ober  barauf  oenoiefen  loorben,  bap  es  biefer  ^^pot^efe  nt(9t  bebfirfe. 
^nn  ban  jur  3^^  ber  wajfung  biefes  (Eoangeliums  bas  91.  irgenbQ)o  in  ber  Airqe 
^  gefeiert  oorben,  ift  obfolut  ausgefd^Ioffen.    Dann  aber  ift  ho&  3^^Ien  biefes  Se«  6o 

ScaI<«nct)C(opftbie  für  ^(^eoloflie  unb  itirc^e.    3.  91.     i.  3 


34  Stenbnml^  I 

ric^tes  aus  beut  ßi^ed  bes  eoangeliums  ^u  etKSten,  vkU^s  Selonntf^^  mit  bcr 
eoangelifdben  ®ef£tc^te  oorausfe^t  unb  flberoies  in  ber  Siebe  Aap.  6,  o^ne  oak  hUjdbt 
oom  91.  9anbeU,  bennod^  btetei  was  ebenfo  in  innerem  3uf<^^nt^nBan9e  mit  ber  (&oie 
CE^fti  im  9.  [te^t,  roie  bie  SBorte  oom  geboren  loerben  aus  SSBofier  unb  C5ei[t  3o  3, 

5  obbobi  bort  nur  an  bie  3<^^nnestaufe  gebo^  ift,  mit  ber  d^rijtliqen  Xau^e. 

i>tx  eigentli^  ®runb  ffir  bie  Slole^nung  einer  (Einfe^una  bes  9.  für  bie  ffienteinbe 
liegt  ilber^aupt  anbersn)o,  als  in  ber  Differenj  ber  Serid^.  äBä^renb  ffir  9lfideft 
bie  S^terigleh  in  ber  mit  einem  „9lihis''  unobtoeisbor  fiä  oerbinoenben  ®efa^  ber 
SSeraugerli&una  liegt,  bie  S^rifto  unmBgli^  fyibt  oeiüborgen  fem  tonnen,  meift  nomentli^ 

10  6pitta  bie  Sinfefeung  als  Stiftung  für  bie  ®emeinbe  bes^  ab,  loeil  er  bie  Seji^uiu 
bes  9.  auf  S^rifti  Xob  für  unmöglich  erilart,  unb  loeil  aüerbings  bieje  Sejie^ung  wS( 
(EfyA\ti  Xob  nur  im  3^f<^^^^n^j[|[fl  mit  ber  einzuigen  neuteftamentli^n  SnF^muiiu 
oon  ber  $er|on  unb  Sebeutung  (ärifti  [tatt^aben  lann,  gegen  bie  er  unb  anbere  fiq 
entf(|ieben  aol^nenb  oer^alten.  Dan  es  ntd^t  unbebingt  notn>enbig  ift,  aus  biefem  ®ntnbe 

i&bie  auf  eine  SBieberboIung  ober  ai^  eine  bleibenbe  (Einri^tung  in  ber  (Bemeinbe  ge« 
rid^tete  Slbfic^t  S^rifti  p  leugnen,  bemeift  bie  Stellung  ^cnmads  3u  biefer  8hfft0e. 
3mmer^in  ailer  oerliert  Sie  Stiftung  i^ren  toirfli^en  bleibenben  äBert,  »enn  bie  in 
allen  Quellen  ent^ene  9nfd^ung  m^  anerbmnt  wich.  Suf  biefe  lommt  es  nun« 
me^r  an. 

20  2.  3tDe(I  unb  3n^alt  ber  Stiftuna.  9Bir  finb  ffir  bas  Serft&nbnis  bes 
ßtoedes  unb  3n^e$  lebigli^  auf  bie  4  Seri^te  angemiefen,  beren  fparfome  itna)ip^it 
in  umgele^rtem  Servituts  ^&t  ju  ber  Stellung  unb  Sebeutung ,  bie  bös  91.  oon  9[m 
fan^  an  in  ben  3uf<^m^n^nften  ber  ^riftglaubigen  ®emeinbe  fyä,  —  bo<i^  n)o^I  ein 
3etAen  baoon,  bag  bie  Urgemeinbe  i^rorfeits  ni^t  ]n)eifel^  geroefen  ijt  fiber  bas,  nws 

^  ber  ^err  ^interlaffen.  3n  leiner  neutefi  Sd^rift  finben  wx  eine  msffi^rung  fiber  Sinn 
unb  Sebeutung  bes  S.  9lu^  toas  Paulus  1  ito  10,  14—22.  11,  23  ff.  [Areibt  ift 
nid^t  eine  Sele^rung  [onbem  nur  eine  (Erinnerung  an  etoKis,  n^as  fü^  ffir  bie  ®emeinbe 
oon  [elbft  oerft4t,  n^enn  gleiA  es,  toie  fo  oieles,  uhis  felbftoerftSnbliq  i[t,  ni^t  blog  in 
jtorint^  ni(|t  genugenb  bäadQt  unb  aeiourbijrt  n)urbe. 

^0        9laA  (ulen  Quellen  [te^t  junfiqft  bie  (Etnje^ung  [elbft  in  unmittelbarem  fac^IiAen, 


nii^t  bloR  jeitliAen  ^u\(VKmmi(mz  mit  bem  Xobe  (E^riftl  3m  Süd  aitf  feinen  Xob 
ftiftete  (Q^riftus  oas  $.  (Er  ift  jum  le^tenmal  mit  feinen  3finfl^ni  jur  ^ffal^mabljeit 
oerfdmmdt.  9li^t  ein  SRoment  ber  Segeifterung  ift  es,  in  n^I^em  er  93rot  unb  AeU^ 
ergreift  unb  feinen  3fingem  barbietet,  um  i^nen  absubilben,  toie  fie  „ben  SReffias  effen 


3^  uno  trinlen"  b^|i.  i^n  geniegen,  ü^n  erl^en  unb  oon  ^m  leben  uierben  im  ooUenbeten 

Ron 

fd^iä,  fbnbem  jugleld^  als  fonoerlid^  Slufgabe  feines  Serufs. "  (Er  ^  es  ben  jungem 


aReff iosrei^  (Spitta),  beffen  ilommen  i^m  geioift  ift  3e[us  fte^t  oor  bem  Xobe.  ben  er  oon 

id^  ^efe^en  ^at  uno  fie^  ntd^t  obg  als  unaustoeu^Iid^es  ®e« 


Anfang  feines  äßeges  an  oor 


n)iebei^It  gejagt,  feit  fie  fo  n)eit  toaren,  bog  fie  ni(|t  blog  tro^  bieler  9lusfi(^t  ben 
^0 (glauben  an  t^n,  an  feine  aReffianitot  nid^t  }u  oerlieren  brauchten,  fonoem  aud^  etnms 
oon  ben  (&eban!en  C&ottes  ^tten  faffen  tonnen  (3Rt  16.  23>.  Slber  fie  ^aben  i^n  nid^ 
begriffen,  toenn  au^  ber  eine  ober  anbere  unter  i^nen  \\&  Der  (Erlenntnis  nic^t  ^t  ent* 
pi^en  tonnen,  bog  ber  Xob  i^res  $erm  unaustoei(^M  fei  (3o  11,  16).  Die  Stunbe 
bes  ^ffai^mo^Ies  ift  gelommen,  bes  SRa^Ies,  an  melqem  )m  (Sebficmis  ber  grunb« 
^^  legenoen  unb  für  3srael  bleioenb  bebeutungsooUen  (Erlofung  aus  Sgqpten  (Sc  20, 
2.  12,  14.  26  ff.  13,  3  ff.)  ft(^,  mt  bas  jur  (^ter  bes  SRal^Ies  gehörige  groge  ^allel, 


ber  £obgefang  (^f  116—118)  jetat,  mit  ber  Hoffnung  auf  alle  äJer^igungserfuIlung, 
auf  bie  (Enberlmung  (^f  118,  14  ff.)  oerbanb.  SÖas  loirb  aus  biefer  Hoffnung,  mtxm 
3efus  ftirbt?  äBo  bleibt  bie  oei^eigene  neue  ^ul^xr|  (3er  31,  31  ff.)?  (Es  toirb  boju 


auf  bie  (Enberlotung  (^f  118,  14  ff.)  oerbanb.  Sßas  loirb  aus  biefer  Hoffnung,  xx>txm 
3efus  ftirbt?  äBo  bleibt  bie  oei^eigene  neue  ^ul^xr|  (3er  31,  31  ff.)?  (Es  toirb  boju 

^  iommen.  Dies  ift  bas  letjte  Sa||a^mabl  bes  alten  Sunbes.  (Etnft  n)irb  er  es  in  neuer 
aSeife  mU  i^nen  feiern  in  fernem  SletAe  (fie  22, 16.  17.  29.  30.  SRc  14,  25.  9Rt  26, 
29).  SIber  n)as  bajioif^en  liegt,  fein  liob,  bas  oei|te^en  bie  ^finger  nod^  ni^t  unb 
^tten  es  au(|  immer  nod^  ni^t  für  mögli^,  xxAt  t^r  SRangjtrett  (Sc  22,  24  ff.)  jeigi 
Sie  enoarten  ben  Slnbru^  ber  neuen  dia^nri  —  bas  ift  alles. 

^  3efus  greift  jum  Symbol.  (Er  nimmt  oon  bem  beim  ^affa^mal^l  oenoenbeten 
Srot.  reid^t  es  tbnen  unb  fpri^t,  bemfelben  eine  neue  Sebeutung  gebenb,  „bas  ift  mein 
fieib^'  —  fo  na^  SRc  unb  3Rt,  „bas  ift  mein  fieib  für  eu(|,  tvä^  ju  gut,  xomo  juov 
latl  rd  od)ua  tö  vniQ  vfAwv**  na(||^ Paulus,  „bas  ift  mein  fieib,  ber  für  eu(|  gegeben 
oiä),  xovxo  lati  xd  acbfm  ucv  xb  vnkg  vfjuav  didduevov**  Wiäi  fiucos.  (Die  Sluff orbe« 

«>rung  Idßete  nur  beiaRc,  Hßae,  (pdyete  bei  SRI)  mx  Q^nbe  ber  aRo^Iieit  oor  bemSn« 


»enkmall  I  36 

ttntmen  bes  ^allel  nimmt  er  auf  bie  gleid^e  SOtife  ben  Rüäf  mit  äBein,  ber  beim 
5ßQ|{c4ma9[  oiermd  ^entmgetetc^  nxirb,  aljo  entioeber  ben  le^en  Set^,  ober  mä) 
hm  let^n  mit  ber  nur  bei  9Rt  fid^  finbenoen  Sufforberung:  niete  iS  airzov  ndweg, 
vnb  fpn^t  nad^  SRorcus:  rovxd  Imiv  t6  alfjA  fjiov  zfjg  dia'Mxrjg  t6  ixxvw6uevov 
{mkg  ftcJüi&v,  mi)  9Rt.  mit  einem  bie  Sufforberung  begrilnbenoen  ydg  angef^toff en :  5 

tovTO  ydg  Imi  to  alfjui  fxov  vfjg  dui&YiH'qg  x6  tuqI  noUxöv  hcxvwdfievov  ek 
S/peaty  äfjiaQtidjv,  naS)  Smilus:  rovro  t6  noxi^giov  ^  xaivij  dta&i^Kr]  iaxlv  h  reo 
fyiß  cIjMm,  naäf  fiticos  oiefelben  SBorte  o^ne  bie  jtomila  iaxlv,  aber  mit  bem  3ufa^ : 
TO  ütig  ißjuov  ixxvwößievov.  £iiCQ9  tinb  ^^lus  fflgen  p  ben  bie  !Daneif^ung  bes 
Sotes  begleitenben  9SBorten  ^inju:  rovro  jtoiene  ek  ifJjv  dvdfjLvrioiv,  ^oulus  jur  Dar- 10 
Ki^ng  bä  Jtelc^ :  rovro  Jioieire,  öaäxig  Üv  juvrjre,  tlg  rrjy  ifAfjv  ävdjuvtjaiv.  SBeld^es 
Me  ipsissima  verba  Jesu  Christi  finb,  Iaht  fi^  ni^  fefttteUen.  !Die  ^roge  toSre  nur, 
ob  m  reiferen  gormen  bem  Sinne  3^fu  eniprei^n  ob^r  Dem  ur[prflngli(|en  Sinne  ettoos 
tapfügen  bep.  i^  oereinfeitigen.  })iefe  Qrrage  entfd^ibet  ftA  ourq  bie  jmeifenoFe 
34nnmenge^origfeit  ber  beiben  Daneid^ungen.  Silben  fie  ein  (Bon^s,  bann  n^etft  bte  15 
aOöi  Keniaten  gemeinfame  Snoa^nuna  ber  dux^Kt)  bei  ber  Darret^ung  bes  5teIAes 
ben  SBeg.  })iefer  Segriff  oerbinbet  bie  Stiftung  mit  bem  ^ffa^.  SBte  bas  $a|fa^ 
mb  bie  alte  diadi^xri,  fo  ge^en  biefe  Stiftung  unb  bie  neue  dia^xi]  sufammen 
(ogL  3er  31,  32),  utd)  bemgemä^  mirb  bem  ocbfAa  biefelbe  Sejie^ng  auf  bie  Se« 
{änkuna  ber  dta&nKtj  eignen  iDte  bem  cifia,  m.  a.  SB.  beibe  })aneiffiungen  bejieben  so 
m  ouf  ben  Xob,  Un  Of^rtob  (ogl.  $br  10,  10)  (E^rifti.  9uf  bie  Segrfinbuna  ber 
iut^Kn  fogen  loir,  benn  biefe  oirb  bebeutet  bur^  bie  Slutoergiegung  ffir  oiele,  beren 
30«  bie  sanbemiergebuna  tft,  fo  ho%  bie  neue  öui^Hti  in  >traft  be$  Slutes  (E^fti 
(hf  1(3  aljLL  fjL)  beft^t  utw  übereignet  u)irb.  Sie  ift  es,  in  n^U^r  Jic^  bos  rb  oibjAd 
fm  x6  {mkg  ifi&y  oollenbet  (gegen  SBeijfoder).  Die  paulini|qe  ilusfu^rung  1  ilo  25 
10. 17  giebt  au^  in  Serbinbung  mit  12,  27  feinen  anbem  (nebatäen.  benn  fie  ift 
Hijft  ^eioorgeaanaen  aus  ber  in  ber  DibaAe  oertretenen  Sorftellung  oon  oer  aus  oielen 
mnem  ju  ftanoe  gebmmenen  Broteinheit  •—  bies  Silo  liegt  überhaupt  nirgenb 
m  9X  oor,  n>o  oon  ber  ®emetnbe  als  bem  £eibe  (£^fti  ober  als  einem  ein^eitliqen 
fieibe  bie  9{ebe  ift,  fonbem  n^irt  einfaA  hineingetragen.  Der  Sa^  1  SU>  10,  19 :  ^1  so 
fk  iQtog  Sv  aw^  61  TioXXol  ru^^  mit  bie  folgenoe  Segrfinbuna  ^igt,  auf  ber  Xeil« 
lu^Die  an  einem  Srote,  unb  bies  etne  Srot  bes  9.  ift,  xm  93.  16  fagt ,  xowwvla  rov 
oamoroc  rov  Xgiarov,  n)ie  ber  5lelf^  xoivoivla  rov  aiju.  r.  X.,  (Semeinf(|aft  mit  bem 
Seüe,  mit  bem  Slute  (E^fti,  entfpre^enb  ber  (Semein^oft  berer  mit  bem  Slltor,  bie 
oon  bem  alttejt  £)pfer  effen,  unb  oer  Semeinf^aft  mit  oen  Dämonen,  in  bie  man  ger&t  ss 
biuA  bie  Xeuni^e  an  ben  ^ibnif^en  Opfermo^I^eiten.  Die  ^^eroorfteüung  be« 
M^  hit  poulinif^  Susfü^rung  unb  entbolt  bamit  bieienige  Suffajfung  bes  rö  acoud 
im  rö  imko  i/iwv,  loel^e  fid^  aus  ber  3ufammenge^rigieit  bes  SSrotes  unb  5tel^ 
unb  i^rem  Sei^tnis  jur  dia&^xti  ergiebt  unb  in  bem  3^<^  dido/ievov  bei  £ucas 

Qisfpi^t  40 

Dte  (EnoS^nung  ber  dia^xrj  eraiebt,  uKts  Z^\ns  feinen  3&ngem  fqmbolifieren 
-unb  n)ie  mit  fe^n  oerben,  nid^t  blog  f9mboIifieren  oill.  Cr  wich  fterben,  aber 
Nn  Zob  ift  nidU,  n>ie  fie  meinen,  i^  Unglfld,  jonbern  lommt  i^nen  jugute,  n^eil  er  jum 
^  ber  dia4i^xfj  gef^iel^,  alfo  ein  C^ertob  ift  Dos  foll  i^nen  ^Ifen  tn  ben  bunflen 
Siunben,  bie  nun  bmmen  xoerben.  (Er  toill  jener  Serjioeifluna  oorbeugen,  in  ber  roir  45 
bie  Smmausjflnger  am  Oftertage  finben,  toenn  fie  fagen :  toir  Qofften,  er  loerbe  3srael 
olöfen.  (Es  ift  ni^t  aus  mit  ber  Ser^eigung  unb  Hoffnung.  3m  (Gegenteil,  gerabe 
ber  Ser^igungserfüIIung ,  jener  neuen  Sm^xn  3^  31,  31  ff.  bient  fein  Xob.  (Er 
begrünbet  bie  neue  dia^i^xn,  —  bie  atte  unb  fc^on  jur  3^U  ^  Ser^ei^ung  oeraltete, 
od^  bun^  bas  ^M  gefeiert  ourbe,  ift  ju  Snbe.  w 

über  bos  ift  niqt  aUes.  3efu$  f9mooIiftert  ni(^t  bbg;  er  toill  nic^  (ebigli^  ben 
3üngem  neue  Slni^auungen  oermitUIn  unb  ben  rid|tigen  (&efiAtspun!t  für  oos  Ser« 
N^nis  bes  9lätfels  feines  Xobes  geben.  9SBas  er  t^ut,  geqt  loeber  in  ber  f^m« 
boIt|(|en  Darftelluna  bes  !im^ts  unb  (Ergebniffes  feines  Xobes,  no^  in  ber  f^mbo« 
^en  DarfteUung  oes  Sei^Itens  auf,  u^I^es  er  als  (Effen  unb  Zrinlen  oon  i^nenu 
fmtt  (Er  giebt  unb  fie  nehmen.  Sr  begegnet  ber  SBirlung  feines  rätfelooüen,  bunflen 
S^ibens  bamit,  bag  er  i^nen  etnms  giebt,  bag  er  fi^  i^nen  giebt,  bamit  fie  t^n  fyiben 
vnbfo  fiber  bie  älnfu^tung  l^iraoeglommen ,  in  bie  f^on  bisher  ber  C&ebanie  an  feinen 
^b  fie  oeife^  fyA.  gefc^meige  benn  ber  (Eintritt  feines  Xobes  fie  oerfefeen  loirb. 
^  er  t^  ift  anoers,  als  »ie  er  bort  in  jtapemaum  (3o6)  gerebet  $at.   äBaseo 

3* 


36  Sttodwi^I  I 

et  bort  oon  bent  d^tn  unb  Xrinlen  feines  gfleifd^  unb  Slutes  gerebet  ^ ,  toor  kbk« 
li^  f^TitboItf^  Sleoe  unb  be}og  m  auf  feine  parabose  Scfd^inung,  in  bie  man  fU^ 
ni^t  (log  ftnben  mfiffe,  fonSem  in  ber  er  gerabe  bas  fei^  was  er  oonjid^  ausge{<rät, 
bas  Stot  oom  ^immel,  bas  Srot  bes  fiebens;  ba^  bort  nic^  oon  £eib  unb  SBuit 

5  bie  Siebe  ift,  fotü^m  oon  feiner  odg^  xal  alfxa,  feinem  fH^ifA  unb  Slut.  (Berabe  fo  ab 
ein  bem  Xobe  oerfaUener,  bem  %tm  en^eaenge^enb ,  fei  er  oas  Srot  bes  Bebens.  Um 
bies  an  i^m  }u  ^aben,  mflife  man  fein  SIeM  unb  Sutt  effen  unb  trinlen,  fo  ba|  bas 
Silb  bes  (l^ens  unb  Xrimens  als  bas  SiU)  bes  oon  ber  9liebrigleit  3^N  kbenben 
(Glaubens  oeronlagt  ift  burA  ben  SRütelbeoriff  „Srot  bes  fiebens,  lebenbiges  Srof'. 

10  %\Mb  bie  9Borte  6,  51  ff.  ge^en  borfiber  ni^t  hinaus ,  fonbem  befogen  nur ,  ba|  feine 
9lieori^Ieit  fiA  oollenben  mu|  in  feiner  ^inaat«  in  ben  Xob  unb  baft  man  i|n  fo  loie 
er  ift  m  SfleifA  unb  Sbtt  |[inne^men  muft  tm  (Blauben,  um  burc^  i^n  }u  leben.  Der 
(Bebanfe  bes  JDofers  lieot  xCxifi,  oor^  bie  3^i9^ng  bes  Cfifers  ebenfo  toenig.  Ss  tfl 
^n  nur  fpmbotitte  9{eoe .  ni(^  einmal  oeAunben  mit  f^nibolift^m  Rubeln.    San; 

15  anbers  bei  ber  Sioenbma^Isftiftung.  $ier  ^anbelt  ber  $en,  reoet  ni^  blog.  Sner« 
bings  ift  bies  $anbeln  unb  Slebien  juniAft  f^mbolifierenb ,  aber  nms  er  f^imboltfiert, 
ift  bas  Cpfer  unb  feine  3ueignung.    Dtefer  Untei^^ieb  sioifi^n  i^f(^   unb  ^htt 


(3o  6)  unb  £eib  unb  Slut  bei  ber  9l.ftiftuna  loill  beamtet  fein.  Sie  oer^aUen  fiA 
etoa  loie  Sterben  unb  Opfer.    Dann  aber  ut  fein  9{eoen  unb  ^anbeln  ni^  bloB 

» f^mbolift^.  Das  ergiebt  fiq  aus  bem  Seariff  oer  dta^9efj ,  mel^e  notioenbig  oie  oer* 
Eigene  neue  duxShrjHti  meint,  bie  in  Aroft  feines  £>ms  gu  ftanbe  lommt  Dtefe 
neue  dta&rixri  oertragt  ni^  loie  bie  alte  eine  bIo|e  äpibolifierung  ber  C5abe  unb 
Aufgabe,  —  in  bie|er  Sejiebung  ffnrit^t  ber  ^ebrSerfoief  nur  etoKts  felbftoerftänbli^, 
ni(^t  ber  aleianbrinif^n  Ketmionsp^ilofop^ie  entftammenbes  aus.    Keiii^  3efus  jeinen 

86  3fingem  ben  Aelt^  mit  ben  SBorten:  bies  ift  mein  Slut  bes  Sunbes,  ober  bies  ift 
ber  neue  Sunb  in  jiraft  meines  Slutes  u.  f.  m.,  [o  gi^  er  i^nen  biefe  neue  dia&Axtj 
unb  barum  mif  bas,  o^ne  bas  fie  nic^  fein  louroe.  Das  @9mboI  ift  i^  }ugki4  bas 
SRittel,  3U  geben,  loas  er  geben  toill.  (Er.  ber  als  Opfer  ^bt,  giebt  |iA  feinen  Sflngem 
(o  ju  eigen,  loie  bis  ba^in  no^  nie.  t>tt  Xiefpuidt  feines  fiebens  ift  ber  ^ötountt 
einer  Eingabe ,  unb  er  giebt  fid^  ni^  ^^L  j^  P»  fonbem  an  fie,  —  bies  bie  09m* 
)oIiI  ber  £arrei^ung,  bie  ebenfo  mit  ber  aßmli^Ieit  ber  (Babe  oerbunben  ift,  oie  mit 
ber  Spmbolil  bes  Cmens  bie  SBirflid^Ieit  bes  (Blaubensoer^ens,  ber  glaubenben  ^in 


0 


36  - 

fte^t  am  ^iele. '  Das'  Wit  ift  ju  (Enbe.  60  loie  er  baft4tr  ift  er'  bas  Opfer,  loirb  es 
niäft  erft;  bie  no(^  jmift^en  bem  $af[a^  unb  bem  ilrei^e  liegenben  Stunben  ftnbem 
baran  niqts.  Das  Opfer  ift  bereit,  ein  Opfer,  loie  nie  eins  gebrat^t  unb  an  bem  fie 
teiffiaben  follen,   loie  man  an   feinem  Omer  teilhaben  bxnn.     60  f9mboIifiert  unb 

40  giebt  er  gugleit^.  3Bte  (Effen  unb  Xrinlen  onmbol  unb  Set^tigung  oes  ibn  binne^« 
menben  Glaubens  finb,  fo  finb  [eine  C5aben  Symbol  unb  SButiqleit  jugleiq,  (s^mboI 
unb  SBirfli^Ieit  feiner  Eingabe  filr  fie  unb  an  fie,  unterfAieben  u>ie  ^eilsbefAoffung 
unb  $eil$5ueignung ,  unb  bie  3ueignung  finbet  je^  ft^on  ftatt ,  bamit,  loenn  |ie  bas 
Opfer  gebrat^t  fe^en,  fie  loiffen:  bas  ift  unfer,  bcnran  ^oben  mir  teil.    60  liegt  bie 

45  9[.[tiftung  in  ber  Verlängerung  ber  fitnie  (3o  6)  oom  (Effen  unb  Xrinlen  feines  Ofleif^ 
uno  Slutes.  Die  Aingdbe  3efu  als  Opfer  für  unb  an  uns  ift  bie  SoUenbung  feiner 
(Erft^einung  in  ^Um  unb  Slut  unb  bas  (Effen  unb  Xrinfen  feiner  C5aben  im  tl.  ift 
ber  ^ö^uidt  bes  (Effens  unb  2:rinlens,  oon  bem  3o  6  rebet,  unb  bomit  mag  jufammen« 
^ngen,  oalj  bas  do.  3o.  bie  (Einfe^ung  bes  9.  ni^t  berietet. 

60  Darauf,  bag  3efus,  loie  es  bie  neue  dia^xrf  erbeifAt,  ni^t  bloft  f9mboIifiert, 
fonbem  guglet^  giebt,  loas  er  f^mbolifiert,  beruht  bas  93erftönbnis  ber  iBorte,  bie  er 
meint,  mit  ober  o^ne  bie  Aopula  iarlv.  Das  loar  bie  (Empfinbung  £ut^,  aus  ber 
^aus  er  bie  le^tere  betonte.  (Esroor  fein  Serftanbnis  besSer^ItensSefu,  mel^  er 
bamit  ausfpnu^,  o^ne  einen  exegetif^en  (Bmnbfo^  proHamieren  ju  loollen.    Sbenfo  be* 

65ru^t  barauf  bas  Serftänbnis  bes  91.  als  einer  Stiftung  beftimmt  für  aUe,  benen  bie 
neue  diad^xn  gilt,  ausgebrfldt  bur^  ben  in^UIiq  rid^tigen  3ufa^:  bas  t^ut  p  mei* 
nem  (BeböAtnis.  3j3o  bemgemög  bas  9.^  naäf  ber  Stiftung  (I$n[ti  gehalten  loirb,  giebt 
er  ftd^  auffi  fo,  rote  er  es  n^bolifiert  Überall  bei  feiner  S^ier  t[t  Symbol  unb  äßirl« 
liäjUttt  oerounben.    £r  eignet  fiA  fo,  loie  er  bas  Opfer  für  uns  ift,  benen  ju,  für  bie 

60  er  es  geftiftet  (Er  ift  ilberall  tm  9.  fo  gegentoSrtig,  loie  er  es  gefagt,  abgebilbet  unb  ous* 


SBottato^  I  37 

odtH  ^,  n«^  onbers  unb  nU^  gerfaioer.  8on  aRitteQung  ^ö^er  fiebenstr&fte ,  tote 
|ie  Qm  timegwo^nt,  ober  gar  9on  emer  3Ufyctxn%  fflr  oen  Suferfte^ungsletb  lonn 
«U^  Me  nebe  fem.  S»  gilt  nur  bos  Opfet  }iur  Sergebung  ber  (oflnben,  toel^ed  er 
fiir  uns  ift  unb  todd^  unfer  ifL 

Die  S<ttge.  ob  bie  Singer  ben  $erm  oerftanben  ^en  ober  ou^  nur  oerfte^n  s 

bimten,  teSgt  nt^ts  aus.    9Btr  u>iffeit  unb  b^ifen  es,  baft  bie  Slätfel  feines  fiebens. 

ktner  Sieben ,  Jetnes  Serbiens  loie  feines  (Befmides  unb  f^Iieftli^  bas  groge  9lfitfel 

(eines  Zobes  ftA  i^nen  erft  ISften  bunb  feine  Suferfte^ung.    SBon  ba  aus  rfichoarts 

K^auenb  |aben  fte  lein  Sterben  erft  oerftanben  unb  oas  jueuj  nmrbe  i^nen  ni^t  ju 

emer  Serganaen^tt,  fonbem  nrnr  ^infort  etoas  bleibenb  i^  als  bos  ffir  fie  gef^Iai^te  lo 

2amm  fettnjeu^nenbes,  fo  boft  es  nimt  ffit^:  er  nmr,  fonbem  er  ift  bos  Opfer.   Damit 

begann  es ,  baft  fie  nun  auq  oerftanben.  nms  er  bei  biefer  Stifhing  geoollt  unb  ae* 

4on.    Sie  ^itfen  es  am  Sbenb,  ba  er  oas  9.  ftiftete,  oerfte^n  I5nnen,  u>enn  fie  oe< 

offien  Ritten,  nms  i^n  in  ben  !£ob  trieb.    Sber  oon  i^m  SerHeben  ober  9li(^ioer< 

Heqen  nrnr  fein  X^n  ni^  ab^ngig.    !btf  biefes  nat^  ber  Sluferftej^ung  unb  bur^  is 

oiefelbe  entftanbene  Serfttnbnis  ffl$i  fi^  bie  (Ectenntnis  jurfid,  bte  wvc  bei  3obannes, 

^ßehnis  mie  bei  S^vi»  finben,  ba|  C^ftus  bas  C5^enbilb  bes  ^ffab  ift.   Damit 

«gab  RA  au^  bas  Serftfinbnis  fflr  oie  Stiftung  bes  »erm,  bag  er  im  9.  KA  ben 

6einen  fo  gidU,  loie  er  i^nen  als  Opfer  ge^brt.  Son  blefem  Serftiinbnis  jeugt  ^aulus, 


oemt  er  ben  unnriiärigen  (genug  als  eine  Serfflnbiguna  an  bem  £eibe  unb  Slute  so 
QMti  bejei^net  1  ito  11,  27,  unb  ebenfo  jeugt  boffir  bte  urfirAIiAeJ)rorm  ber  Dar« 
n^img  ber  (Elemente  mit  ben  SBorten :  ber  £eib  ob^fti,  bas  Slut  (E^rifti ,  unb  bie 


tnbort  ber  Smpfinger:  9men. 

(Es  ift  fceQiq  etnnts  einzigartiges  um  biefes  fi<^  geben  (Cbrifti  im  91.  unb  bie  %na» 
logie  ber  Opfenm^^iten  em&rt  bie  So^  ebenfoioenig ,   mit  bie   Snalopie   bes» 
VttRubnuibl^-    Seibe  ergeben  nur  ben  (Bebanlen  ber  xoivcovla  an  bem  £etbe  unb 
im  Ci^ftl  SBie  wtrda  bie  Analogie  iwctUft,  ergiebt  j^on  bas  Xrinlen  bes  Sec^, 
bellen  Sn^olt  bas  Slut  oes  Sunbes  Ut,  oergoffen  als  Slut  bes  Opfers.    Die  ^imu* 
mm  bes  Se^rs  gebt  Aber  beibe  Analogien  binaus,  auA  fiber  bie  Slnalogie  bes  bei 
oer  ^affabmablseit  ffmnmttUfttn  Sidifts.    Witt  biefes  ^inausgeben  Aber  bie  9lna«  m 
bne  ber  Opfer«  unb  $affabma9l}eit  binous  bereäti^t  fo  oenig  ba^u ,  in  bem  9.  etnms 
oiberes  m  finben.   ab  bie  Selbftjueignun^  (Ebnfti  an  uns  in  feiner  Opfereigen« 
Witt  bag  oielme^r  aerabe  oon  ^iex  aus  ft^  bie  5Bej|iebung  bes  9.  auf  bos  Opfer 
Qrifti  ergiebt    Dag  oas  9.  f iA  bierburc^  oon  jenen  malogien  unterfAeioet,  liegt  an 
ber  (Einjigortigleit  bes  Opfers  (Ebrifti,  xx>tldft  eine  einzigartige  (Semeinfmaft  mit  bem  be*  86 
oUt,  bn  bttB  Opfer  für  uns  ilt   Sold^  ein  Opfer  ift  nie  gebracht,  fol^  eine  (Bemein« 
fi^t  b^  es  nie  gegeben,  unb  oarum  ift  ber  (Eiraourf,  ber  gegen  oen  „f^erli^n  (Be« 
baidm  bes  Sluttrinfens''  ei^oben  woxhtn  ift,  ooll[t&nbia  unbereAtigt 

Die  Srage ,  bie  uns  übrig  bleibt,  i[t  nur  bte,  mte  biefe  buri^  bas  9.  betoirlte 
SemeinfAdt  mit  (Ebrifto  3U  beulen  ift .  tote  biefe  unio  sacramentalis  jtoif^en  ibm  unb  40 


Serben  oorliegenbe  SnfAauung  ift  binf&nig.  Der  Sorgang,  „bie  Scene"  mug  bann 
*>tbeis  gUQegangen  fein  uno  etmas  gam  anberes  bebeuten,  als  bie  Seri^te  uns  enennen  45 
liefen.  Dte  ben  Seriibten  3u(Brunoe  fiegenbe  unb  in  ibnen  ausgebrocbene  Snf^auung 
pgt  unotrfldsli^  jufommen  mit  ber  neuteftamentli^tt,  oon  ben  Spofteln  oertretenen, 
O0n  ber  Urgemeinoe  geteilten  Snf^auung  oon  ber  $erfon  (Ebrifti.  (Eb^iftus  gebbrt 
onbets  ju  uns  als  {eber  arämt  (Benoffe  unferes  (Bef^Ie^tes,  ni^t  in  geringerem  SRage, 
^Nibem  oSniper  als  ir^enb  jemanb.  £r  ift  babur^ ,  bag  er  in  unfer  £eben  unb  bamit  60 
m  ttnfere  £etbli^leit  etn^egangen  ift,  fo  obllig  mit  uns  oenoaAfen,  bog  er  bos,  loas  er 
fit  uns  ift.  emig  oermtttäs  feiner  £eibli^lett,  feiner  menf^ltAen  Statur  ift  unb  jebe 
Selbftbe^attgung  fflr  unb  an  uns  burc^  btefelbe  oermittelt  ift ,  burtb  fie  \uS)  ooHjiebt. 
Sie  a  burq  fie  unb  in  ibr  in  unlösbarer  (Bemeinf^aft  mit  uns  bas  Opfer  fflr  uns 

^iben  ift ,  fo  giebt  er  fitb  in  biefer  (Eigenf^aft  —  nSmli^  als  unfer  Opfer  —  uns  55 
unb  fort  ju  eigen.  Dies  bie  Sebeutung  [einer  leibli^en  (B^eraoort  im  9.  3n  feiner 
Sdb^Kirgabe  an  uns  im  9.,  bie  mir  glaubenb  binnebmen  follen  ober  in  ber  mir  ibn 
liun^men  follten.  (onjentriert  fi^  bas ,  loos  er  ffir  uns  unb  in  bleibenber  SBerbinbung 
mit  uns  ift  unb  (ein  milL  9Bir  Qnnen  unb  foIIen  ibn  fo  oöllig  fyibtn ,  mie  man  nie« 
iRonken  b^ben  bmn.    (fo  ift  lein  neues  Sei^Itnis ,  meines  er  ju  uns  eingebt,  fo  eo 


38  tOmbiiio^I  n 

»enig  bas  hutif  (Effen  unb  Xrfatlen  f^mbolijierte  unb  bamit  oerbunbeite  unb  ooll« 
5ogene  Ser^oUen  ein  neues  Sei^oUen  Ut,  loel^  mk  pi  \fym  einge^JoOen.  SBo» 
et  für  nm  unb  in  feiner  Sluisgemeinf^^oft  mit  uns  ift,  bas  bnintt  im  X.  ebenfo  pm 
^oqften  Slusbrud,  mit  bei  (Empfang  feines  Sabamentes  nur  bie  ^fie  Set^otigung 
6  bes  i^  l^inne^menben  (Blaubens  ift  60  ift  bas  9.,  obiDo^I  unb  loeu  (Beb&^is  feines 
Zobes,  bo^  bin  mysterium  tremendum,  fonbem  mir  bfirfen  unb  mfiffen  es  feiern 
h  äyaXJUdaei  9(B.  2,  46.  tttCMcr. 

HbtnbintliL  n.  Air^enle^re.  3.  3.  3. 5Döninger,  ^He  fie^  t>im  ber  €u(^fHe 
in  ben  Inrei  erften  Sal^r^nb^en ,  ^aiti%  1826.  ^  gf.  (S.  ^ur ,  XertuUiand  &^re  t>om 

10  tlbenbntQ^l  .  .  .  nebft  einer  Übfrfi(fit  über  bie  ^u|)tmomcnte  ber  ®ef4i4te  ber  Se^re  iMm 
«ibenbma^I  (Xübinger  ^eitf^rift  für  Zoologie,  1839,  S.  56—144)  unb:  SHe  Se^te  Mm 
Hbenbmobl  nad^  Dr.  ffindtxt  u.  f.  ».  (X^eol.  Sa^rbüdger  Don  8aur  u.  BeHer,  XVI,  1857, 
@.  5S3— 76).  —  %.  Q^brarb,  ^ad  S)oama  t>om  ^I.  9(benbma^I  unb  feine  Oef^idgte.  2  Sbe^ 
^ranlfurt  a.  ^.  1845—46.   —    3.  S.  3f.  Höfling,    5Die  Seigre   ber  ftiteften  ftird^   oom 

15  Op\tv,  erlangen  1851.  —  ft.  gf.  91.  I^a^nfd,  ^fe  Seigre  bom  «benbma^Ie,  Ztip^ia  1851.  — 
S.  3.  8{ü(fert,  bad  9[benbma]§I,  fein  93efen  unb  feine  Oef^f^te  in  ber  alten  SHnfie,  Seips^g 
1856.  —  O.  (E.  6tei6,  ^ie  tfbenbmal^lsiel^re  ber  grieil^if^en  SHr<^  In  i^r  geWc^Il^en 
(htttoidclung  (3ba*  IX,  1864.  S.  409-481:  X,  64—152,  399-463;  XI,  193-253;  XH, 
211-286;  Xni,  1868,  @.  3—66,  649—700).  —  91.  IB.  i)iecI^off,  5Die  eüangelif^e  «benb- 

20  ma^UIe^re  im  8ieformation0seitalter  gef^id^tlidi  bargefteSt,  I.  (unb  einziger)  Sb.,  O0ttingen 
1854.  —  $.  @4mib,  S)er  itamp\  ber  lut^erifd^n  ftirc^  um  Sut^rd  &^re  Dom  9lbcnbma^( 
im  Sleformationdieitalter,  fieipsig  ^868.  —  (S^.Knri^  3)a0  antife  ^9|terien»efen  in  feinem 
(SinfluB  auf  bad  ({^riftentum ,  (Sdttingen  1894.  —  3.  V.  Corner,  ^ie  Se^re  Don  ber  $er{on 
({^rifti,  2.  9ufr.,  2  S3be.,  Berlin  1851—53.  —  91.  ^amad,  Sel^rbu^  ber  ^ogmengefc^i^te, 

35  3  Obe.,  gfreiburg  1886-90.  I.  u.  n.  Sb.  3.  «uff.  1894  (citiert  ift  bie  jtuefte  VuR.,  beren 
Seitenzahlen  aud^  in  ber  britten  KufT.  angegeben  finb).  —  Z^omafiuft,  ^ie  d^ftl.  i)ogmen« 
gefAi^te  in  §»eiter  Auflage  bearb.  Don  9t.  mnwetf^  (I)  unb  Don  81.  ©eeberg  (11),  drlonoen 
unb  Seidig  1886  u.  89.  3.  mipttt,  Fractio  panis.  5SHe  ftlte^  ^ar^Uung  bed  eu^o« 
riftifc^  Op\tx9  in  ber  «Capeila  greca".    ^iburg  1895. 

90  1.  3e  oeniaer  bas  SIZ.  ber  (Exegefe  frfil|erer  3^tten  bie  gftagen  ju  entf^iben 
oermo^te,  beren  ie{benfAaftIi<^e  (ErBrterung  bas  XBetwma^I  bes  |^erm,  bc»  fiidesmol^I 
ber  SIteften  Jtir^,  ju  einem  l^aberma^I  bes  bmfeffionellen  Aonqifes  gema6t  ^,  befto 
eifriger  ift  bie  ®efmAte  bes  SCbenbma^Is  in  me  fie^eitigleiien  mit  ^(neingejogen 
moroen.    6^on  im  Snfang  bes  Streites  bes  16.  3<^^UY^i>^  ^^^  f^  £)tolam^ 

35  (mf  bie  vetustissimi  autores;  £ut^  fyii  1627  („Daft  biefe  SBorte  u.  f.  m."  (SU  30, 
104—125;  ogl.  C5roJes  Selenntnis  CEK  30,  254)  mit  i^  in  eine  miffenfd|aftli^ 
Disluffion  Aber  Stellen  bei  üuguftin,  ZertuIIian,  SrenSus,  l^ilarius  unb  (E^prtan  M 
einlafkn  mfiffen.  3n  9Rarburg  ift  am  3.  dtober  1529  untge  unb  nu^Ios  fiber  bie 
SStentellen  oer^anbelt  morben.    Unb  no^  in  unferm  3<^^ufi)^  ^^n  bie  roieber* 

40  aufgemjt^ten  bttfeffionellen  (Sejgenfo^e  in  ber  oerft^iebenartigen  Se^onblung  ber  ®ef^i^te 
ber  fie^re  00m  Slbenbmabl  JtA  gemiegelt:  bie  Sfi^r  oon  Döüinger,  Aa^nis  unb 
C^arb  oerfud^n  ben  gef^i^tli^n  öemeis  ju  ffi^ren  fflr  bie  rimitte,  bie  lut^JAe, 
bie  reformierte  £e^.  —  Raum  [t  fyA  bei  biefen  ^ftorif^en  Debatten  bie  (Bef^t^e 
{emanoen  bde^    9luf  SRelan^on  finb  bie  gef^imtli^en  9la^eifungen ,  bie  £)!o' 

45  lampabs  dialogus  rwif  xoSfycttü>  bes  mgsburger  iReid^gs  feinen  sententiae  vetenim 
aliquot  scriptorum  de  coena  domini  (Gorp.  Ref.  23,  733—752)  entgegengeftellt 
iKktte^  freilit^  anf^inenb  nüft  offne  (Einfluß  geblieben :  bod^  ^aben  anbre  gfcmoren  m.  S. 
entfqeibenber  eingemirlt  auf  ben  C5efinnungsme^fel,  ber  bei  9ReIand^^n  etma  feit  ber 
S^nbung  bes  S^maHaurif^n  Sunbes  (1531)  ficb  oolbog. 

60  Diefe  Stunur^it  ber  gefmit^tlit^en  SBoffen  in  oen  bnfeffionenen  A&ntf^en  fiber 
bas  Üenbmal^I  lann  niAt  fioerraf^n.  Sus  ber  ®efAi(^te  bes  Slbenbma^Is  ift  fiber 
ben  Sinn  ber  urfprünglic^en  3nftitution  feM  bann  fe^r  menigju  lernen,  menn  man 
fie  aus  M  felbft  ju  oerftel^n  ju^  3^  T^  beginnen  bie  afligbilbungen,  grabqu 
entfteneno  baben  augert^rifth^  Sinflfiffe  unb  innerfirt^Iic^er  Slberalaube  fid^  bier  aeltenb 

65  gema^  !Die  CSefqtAte  bes  Slbenbmc^Is  ift  eine  fieibensgef(|i$te.  bie  letzter  Unmut 
unb  wger  als  3ntereffe  erregt,  —  einer  ber  unerfreuIiAften  Sofc^nüte  ber  Dogmen» 
gef^i^te.  Solknbs  unfru^tbar  aber  mu^  bie  Sef^fiftigung  mit  ber  (SeUi^  bes 
|[benmna^Is  bleiben,  menn  man  fie  unter  oem  (Sefimtsminlel  oer  lonfeffionellen  Streit« 
fragen  bes  16.  S^'^^nbers  betrachtet.    T>tnn  bie  ältefien  na^biblifäen  Quellen  bieten 

eo  ^u  menig  9naterial;  unb  oon  ber  3^^  ab,  ba  bas  9RateriaI  sDä^t,  ben)egt  fi§  bie  (Be* 
fd^ic^  bes  Sbenbma^Is  in  einer  SBelt,  beren  jtulturoer^ltniffe,  Sifoung  unb  Stimmung 


HbtiAmalß  n  39 

Sem  16.  3<t^^nl>^  f^^^  wattn.  itnb  ber  Me  Sorausfefeunaen  für  bos  Serftonbms 
tec  grragen  bes  16.  3<^^un)^^rt9  fehlten.    X)ie|es  3^^^^  ^W  JunSd^ft  ber  Slus« 

Suis  ber  Seit  oor  3cenaus  unb  S^eriuIIian  baben  tDtr  nur  brei  augerbiblifc^e  Schrift« 
fidler,  bie  oom  9benbmo^I  toettigftend  fooiel  fo^en,  bag  man  bie  fragen  ber  fpStem  ^ 

äcit  an  i^  SIttsfagen  ^eronjubringen  oerfuAt  fem  lann:  ben  Serf affer  ber  didaxn  (ed. 
.  ^amod  ZU  II.  1  u.  2  1884),  Sgnaitus,  ben  Sif^of  oon  Sntux^ien  Jpatres 
apoBt.  ed.  0.  (Bebnorbt,  ^amod,  3a^n  läse.  II  1876)  unb  3uftin,  ben  aR&rtqrer 
(Apol.  I  u.  II  unb  Dialog,  ed.  Dtto  Corpus  Apol.  vol.  I  u.  II  3.  SlufL  1876).  — 

Sie  SniDeifunaen  ber  DibaAe  Aber  bas  Sbenbma^I  (c.  9.  10  u.  14)  ^en  no^  lo 
oielen  (Seiten  ^in  ein  augergen)59nlt^e5  Sntereffe;  man  fpurt  bie  fiuft  ber  ur^riftli^n 
3ett:  bas  Sbenbma^I  ift  no^  ein  9Ra^I  ber  (Semeinbe  (10, 1  6.  31),  bem  bie  DanI« 
{aoung  {€vraQunla)f  oie  bem  (Effen  unb  Xrinlen  oorausge^  unb  naAfoIgt,  feinen 
leMofen   Siedler  giebt;    bie    oon    bem   Serfaffer  offenbar   Mon    fioemommenen 
ein^^nrtfttf^en  (&ebete  |tnb  oon  e^noflrbigftem  Snter,  oon  ^ol^r  S^ön^eit  unb  5um  XeU  i5 
fnqil^ierenbem  3n^It:  ^er  fanb  man  einen  aus  Sofirtan   (ep.  63,  13  GSEL  III, 
712,  7)  unb  augttfttn  (sermo  272  MSL  38,  1247  f.)  bebmnten  (Sebanfen  loieber, 
(Aer  in  fiberroUbenber ,  an  bas  äxgig  ov  St&rj  bes  Spottete  (1.  ito  11,  26),  an  bas 
tf^Iogtfiil^  aicoment  in  ben  eoangelift^en  Seric^ten  ennnenwer  es^atologif^  Se* 
ytsäj/bttia:    cHajug  fjv  xovto  t6  xlda/bia  dieaxoQTua/uivov  Indvü)  xwv  oqkcov  hcX  20 
fmorfffhß  tfkveto  Iv,  oCrco  ttwaymftw  aov  ij  ixxXtjala  dnd  r&v  Ttegdtcov  rtjg 
7^Q  ik  wy  ohv  ßaoddav  (9, 4);  bler  (10.  6)  fanb  man  bas  fiaoAv  ä&d  Des  ^aulus 
(I.A0  16,  22).    «nein,  loie  bie  eu^fttf^  6peife  —  fie  betgt  9.  5  bereits  felbft 
ehagunkL  —  geiofirbigt  lourbe,  erfahren  loir  nic^   Sie  gilt  au»  geiftlit^e  Speife  ^m 
esügen  £eben  (10.  3),  bas  allein  fe^n  loir.    Son  £eib  unb  Slut  C^rifti  iß  nt^ts  25 
gefqt;  bie  eui^ftifqen  (Sebete  finb,  loenmer  n>eaen  ber  no^  unerildrten  äyia  a/LuieXo^ 
AdM^  ab  toeoen  i^res  S^toeigens  oom  Ütobe  o^fti  unb  ber  Sinfe^ung  bes  SIbenb« 
inqls  fo  rotfel^,  bag  bie  Vermutung  oon  3^^  (Sforf^ungen  jur  Sef^i^  bes 
neidefL  itanons  III,  1884.  6.  293  ff.)  unb  $aupt  (Ober  bie  urfprflngli^e  ^orm  unb 
Seboitung  ber  Sbenbma^lsioorte.    ^^H^f^  ^reisoerteilunasprogramm  1894  6. 27),  so 
Mt  (gdete  feien  bie  S^Iuggebete  ber  Slg(q>e ,  oon  bem  an  fte  fid;  anf^Iiegenben  (od. 
10, 6  mit  14, 1)  Sbenbma^I  (ei  in  i^nen  gar  ni<^t  gerebet,  emftlt^er  (Enoagung  xotA  ift 
Sgnatius  (ogl.  3^^»  3gnatius  1873;  J.  B.  I^htfoot,  the  apostolio  fathers  II 
3  Sbe.  1885;  (E.  0.  b.  (6oC^,  3gn.  0.  Slnt  ate  (r|rift  u.  Ideologe  XU  12,  3  1894) 
Met  md^,  neben  man^n  Snfpielungen  unb  htrjen  ^inioeijen  auf  bas  ^enbma^I  86 
inb  auf  £eib  unb  Slut  (E^fti  jioei  Susfagen  oon  großer  äbic^tioteit:  tvyaQunla^ 

^ladav  €fdgxa  dvai  xov  oantJQiK  ^/luov  *If]aov  Xgtarov,  xrjv  vTiig  xd)v  ajuagxidw 
fjH&y  Tiai^ovoav,  f\v  xff  yQrjoxdiYixi  6  TicnijQ  rjyeiQev,  oi  obv  ävxdiyovxeg  xn  dogeä 
m  deou  avCmovvxeg  &io&vrjoxovoi,  [=  oerfallen  bem  Slobe  mit  i^em  (DrfibelnT.  40 
wi4xptQE  dk  avxdiQ  dycuxäv  [=  äydjifjv  noisTv  c.  8,  ber  Slgape  \Uif  tii^  ju  entjie^enj , 
ba  xci  dvaox&atv  (ad  Smym  7,  1  p.  89 f.),  unb:  eva  ägxov  xkänneg^  Sg  loxiv 
(pÖQfuixay  ä&avaalag,  ävxldotog  xov  fit}  djta&aveiv,  äUä  CMv  iv'Ifjaov  XQuncß  diA 
nandg  (ad  Eph.  20,  2  p.  26).  SIKein  fo  jmeifellos  biefe  Cugerungen  ber  ben  (Ein« 
|e|ungsmorten  entfpre^nben  ^rSbisierung  ber  „CEuAodftie"  —  b.  1^.,  loie  Dibac^e  9,  5,  45 
MX  eu^lKtrifüf^n  Speife  — -  unb  ber  an  3o  6  anlttfipfenben  SBertung  berfelben  einen 
fi^oifen  Susbrud  geben,  fo  unfi^er  ift,  ob  unb  loie  Sonotius  jene  ujräbtjierung  M 
pieffl^Iegen  oerfu^  f)oL  fta^ms  (@.  176  ff.)  unb  anbre  £ut^eraner  l^aben  bei  3anattus 
oie  &äftt  oon  ber  loimit^en  (Segeraoart  bes  oerfldrten  Selbes  (E^rifti  im  Srote  gruben, 
Xiidert  (6. 301  ff.)  ein  unllares  Selenntnis  „unbefangenen,  begnfflofen  (Slauoens"  an  so 
eine  berartige  (Segemoart.  T>oif  nid^t  nur  Domer  (I,  159)  urteilte  anbers,  felbft  Höfling 
(€.39 f.)  glaubte  3U  feinem  Sebauem  auf  biefen  ^eugen  oeni^ten  ju  muffen:  unb 
nit  Domer  unb  Sbfling  ^en  unter  forgf&Itigem  CEinge^n  auf  bie  fonftigen  (&ebanlen 
bes  ägnatius  ®tei||  (IX.  417  ff.)  unb  0.  b.  ffiol^  (®.  71—74)  bie  obigen  Steflen  in 
einem  mel^  bilbli&en  Sinne  geoeutet.  (Eioiges  £ieben  unb  mqftif^e  (Sottesgemeinf^aft,  65 
^  f^  0.  b.  (Bol^  im  SlnfdQiIug  an  Stern  aus,  finb  na^  3gnatius  bie  ^eitegfiter 
MS  C^riftentums.  Diefe  ^eitegfiter  finb  für  uns  oorbanben ,  meil  in  Gibrifto  (Sott  im 
^eif^  erf^ienen  ift,  unb  loeil  Q^ftus  burt^  ben  Xob  ^inbur^  }um  fieben  gebmngen 
i^  Gottes  Offenbcnruna  im  8flei)4,  (SfftM  £eben  bringenben  Xob  befonbers  ju  be« 
t^nen,  notigt  ben  3gnattus  ber  boletif^e  (oegenfati;  gfletf^  unb  Slut  (^rifti  finb  i^m  eo 


40  VbüAmOil  II 

bie  forüf^e  Setbfiroung  ber  bas  mlat  fieben  gebeitben  (Etniauna  mit  (Sott  in  (E^rifto. 
So  gut  nun  bos  Soangelium  als  oie  ^tebigt  oon  biefer  janq^n  Seibfitgung  bes 
$etl9guts  mit  einem  Slusbrud  ^erb  ignotionif^er  Prägung  adg^  'Irjaov  genannt  loocben 
[et  (Philad.  5,  1  p.  74:  nQoowvyoyv  ro5  e^ayyeUcp,  rfc  aapxl  'Imjov),  ebenfo  gilt 

5  ^en  Stot  unb  äUein,  bie  lanifc^en  Slepröfentanten  bes  ^eitoguts  in  ber  (Eud^corifm, 
als  £ei&  unb  Slut  (Ebrifti  bejei^net  toeroen  Bnnen,  auA  toenn  als  bos  ^eibgut 
l^iet  nur  bie  burc^  %Ux]if  unb  5BIut  CE^fti  uns  iarli[m  oerbfirgte  (Sottesgemeii 
jum  en)igen  £eben  gemeint  fei.    Unb  obmobi  allein  (putube  unb  Siebe  bos  $e 
aneignen  lönnen,  ber  C5Iaube,  ber  C5ott  im  ^leif^  ergreift,  unb  bie  Siebe,  bie  uns  mit 

lobem  Sebensfürften  unb  bur^  i^n  unter  etnanber  oerbinoet  (ogl.  Trall.  8,  1  p.  50: 
ävaxtlaour^e  lavrovg  h  tiUtxbi,  S  iativ  oäg^  xvglov  xal  iv  äydutfi,  8  iaztv  olfia 
^Irfoov  Xpi<nov)  — ,  fo  ^e  3anatius  bo^  bes^alb  bie  Vermittlung  bes  l^eibguts 
bur(^  bie  Su^^artftie  be^uf^n  burfen,  loeil  in  ber  Sui^ftie  (elg  ägtog,  Sv  Ttan^oMp) 
bie  (Einheit  ber  (Semeinbe  in  (glauben  unb  Siebe  i^n  farlif^en  SlusbriuKi  finbe.   3iDar 

15  fei  für  Sgnatius ,  ben  ^rebiger  ber  gycoaig  oaQxtai}  xal  nvevuaxtxri,  bos  fmeumati^ 
(Sut  Jtets  [o  eng  mit  feiner  jarlifd^en  3)arftenung  real  oerhifiiift^  bag  bie  Seugnung  ber 
SBirui^Ieit  ber  leMem  bie  ^Realität  bes  ^neumotift^en  ffir  i^  tUuforif^  ma^,  benno^ 
fte^e  beibes,  bas  $neumatifAe  unb  bos  Sarlif^.  bei  Sgncmus  wtM  oon  einanber  ob; 
er  babe  loeber  bas  ^neumatifAe  ffir  an  fi^  materiell,  nod;  bie  materieUen  (Elemente  ab 

20  folme  ffir  2:ra^er  bes  (Sottlid^n  ae^alten.  —  (Es  ift  ein  Seoeis  fibr  ben  bur^  bie 
(Bol^f^e  9lrbett  bejeit^neten  (jortf^rttt  in  bem  Serft&nbnis  bes  3gnatius,  ein  Semeis 
auA  ffir  ben  innem  3nfammen^g  ber  tiefen  (Sebanfen,  loe^e  3gnatius  in  ben  garten 
Schalen  feiner  oielfa^  rotfel^often  SBorte  geboraen  ^,  —  bag  eine  (ErSrterung  ber 
Streitfrage  ^ier  unmbglic^  ift;  fie  mflgte  ju  loen  ausholen.    2k^  !ann  ba^  nur  bas 

25  fageUp  bag  id^  leinen  ber  ^itfsgebanlen,  bie  o.  b.  (Sol^  jur  (ErQ&rung  oon  Smyrn.  7, 1 
unb  Eph.  20,  2  ^eranjie^t,  fir  ni^t^ignatianif^  bolte,  bo(^  aber  ber  auf  fie  gebauten 
(Erflärung  felbft  ni^t  gonj  jutimmen  lann.  Der  uRann,  ber  es  mit  Smpl^fe  betont: 
iy<h  xal  /ier'  dvdataaiv  h  aagxl  a-höv  clda  xal  Tuatevo)  Svxa  (Smyrn.  3, 1  p.  84), 
ber,  mvt  oie  Spoftel  (ib.  7,2  p.  86)  oagxix&g  xal  nvevfjuxnxeog  (Eph.  10,  3  p.  86 

90  u.  ö.)  mit  biefem  (E^riftus  eins  |iein  unb  bleiben  o>in,  bem  barf  man  bas  aoQxtKdK 
nt^t  unter  ber  $anb  fo  n)egexegifieren.  wk  felbft  no^  o.  b.  C5oI^  unb  oolbnte  feine 
Sorg&nger  es  geffian  qaben.  9un  n)entgften  oarf  man  mit  Domer,  Höfling  unb  äteib 
eine  rein  f^mbolifcpe  (Erilärung  oon  Smyrn.  7,  1  barauf  grfinben,  bog  Philad.  5, 1  auq 
bas  (Eoangelium  ab  „Sfleif^  3^fu"  bejei^net  unb  Trall.  8, 1  ber  C5Iaube  odof  xvglov, 

35  bie  Siebe  al/m  'Irfoov  Xqkttov  itnannt  fei  Das  8  iativ  ber  le^tem  Stelle  (ogL 
Magn.  7, 1  p.  34;  Rom.  7, 3  p.  66)  unb  bes  <bq  ber  erftem  loeifen  auf  me^  ^in  ab 
auf  einen  boroden  SBerglei^;  bie  Sreoiloquem  ber  orägnanten  3gnatianif(^n  9{ebe 
fAIieM  in  bas  m  ober  8  iariv  eine  9{ei^e  m  felbttoerftänbli^er  3^f^^nS.^^^^n 
etn:  oer  (Slaube  ift  bie  adgS  xvglov,  n)eil  er  (pott  im  Sfleijt^  ergreift,  ol^ne  bie  adg^ 

40  xvglov  nidbt  ©Sre:  bie  Siebe  ift  (d/ia  ^Itjoov  Xgimov,  ©eil  (Ebrifti  Slut  uns  in  oie 
9la#)Ige  feiner  Stebe  jie^t  (Eph.  10,  3  p.  16).  —  Stein  »foniboltf^''  ift  bie  3lnf^auuna 
bes  ägnotius  oom  Slbenbma^I  getoig  ni^t.  Sloer  ber  St^lun  toSre  oorf^neü:  alfo  muß 
er  bie  loirlli^e  (SegeraDart  bes  „oerilSrten  (Jfleifc^es  unb  Slutes"  (E^ripi  anaenommen 
^en.    Cr  lonn  bos  rovrö  iaziv  ber  (Einfe§ungso)orte  fi^  in  analoger  SBetfe  jure^* 

45  gelegt  ^aben,  loie  wvc  es  mit  feinem  8  imiv  tj^un  mfiffen;  er  lann  oqne  n)eiteres  9laq« 
benlen  iiber  bies  rovrö  ioriv  oon  ber  (Eud^ariftie  eine  ivcoaig  oagxixh  xal  Ttvevjjuxtocri 
mit  (E^riftus  —  analog  ber  hfcaoig  aagxixrj  xal  Ttvev/jiarixrj  unter  oen  (BIdubtgen  — 
enoartet  paben  u.  f.  w.  Die  n^enigen^  bas  formelhafte  unb  Siturgif^  ber  ignatianifd^n 
Dütion  (o.  b.  (6ol^  6.  93—98),  me  mir  f^eint,  nu^  oerleugnenben  6^e  fiber  bie 

50  (Eud^ariftie,  bie  loir  oon  3gnatius  ^aben,  laffen  ergänjenben  Vermutungen  wtütn  9{aum, 
geben  aber  ffir  fidlere  Crlenntniffe  nur  geringen  Sn^It. 

9li^t  ergiebiger  ift  3uft{n  (ogL  6tei^  IX,  429 ff.:  C.  aBeijfader,  Die  Zbeologie 
bes  aRortqrers  3u[tinus  3b3^  XII,  96 ff.;  9R.  o.  Cnaelborbt,  Das  (E^riftentum  3uftins, 
(Erlangen  1878,  ö.  104 ff.  unb  anbre  Sitteratur  bet  Otto  ju  Ap.  I,  66).    gfir  bie 

55  fragen,  bie  uns  ^ier  befc^äftigen,  lommt  nur  eine  Stelle  bei  t|m  in  Setra^t,  Ap.  I,  66, 
eine  crux  interpretum  feit  langer  !itxi:  oi  yäg  (bg  xoivov  ägrov,  oidk  xoivov 
ndfia  ravra  Xa/ifidvo/MV'  dXX  Sv  rgöjiov  did  Xoyov  'ßeov  oagxonoiri'&dg  ^Irjaovg 
Xgunog,  6  aanr^g  fjudyv^  xal  adgxa  xal  alfia  vjikg  aanrjglag  fjijubv  io^Bv,  ovrayg 
xal  rfjv  öi^  eix^jg  Xoyov  rov  Jiag*  avrov  evjiagiovq'&eiaav  rgoqnjv,   i^  ^g  al/ua 

eo  xal    odgxeg   xaxd    furaßoXtjv    rghpovrai    fifx&v,    exelvov    rov    aagxonoifj'&ivrog 


Skettknto^I  II  41 

^Ifjoav  xai  aoQxa  xal  alfia  Idtddx&tfiney  dvai,    Sticx  tft  l^ier,   bag   3ufttn   bte 

€vxf^tQ*fJ^fl^^iaa  xQCKprj  —  c.  66  init.:    fi  xQoq>ri  aSxrj  xaXnxai  nag*   fiuSv  evxd- 

Qiotia,  ogL  Dfb.  9.  5  unb  3fln.  Smyrn.  7,  1  —  als  fieib  unb  »lut  (änfh  ju  pröbi« 

ftstn  ffir  QUaetnetn  fyi^M  ^li    3m  (Segenfo^  ju  Std^,  t^^  ir^i^  Ki^ntng,  bun^ 

iDd^e  unfet  gfleif^  unb  Slut  auf  bem  9Bege  ber  UnoDanblung  (b.  i.  ber  Serbauuna)  6 

gen^ct  mW  ab  einen  Segriff  fagt,  ber  in^lllit^  bem  bes  xoivdg  ämogald^  i|t, 

bosf  man  femer  mit  fajt  allen  anbem  üuslegem  als  fit^er  anfe^n,  bag  Der  9(elatu)ja^ 

^  ^c  xril  auf  ben  ntö^t  auHisbaren  S^grin  ber  evragumj^eTaa  xgoqy/i  yx  b^ie^en 

t|l:  tmr^  bie  Su^arijtk  otrb  unfer  gfleif^  unb  Smut  xaxä  fuxaßoXrjv^  b.  i.  um« 

OKinblungsiDeife ,  gen&^rt    SlUein  loas  ^igt  bas?    Höfling  (6.  55)  u.  a.  (5.  X  auc^  10 

Otto  im  itommentar)  meinen,  bamit  fei  gefagt,  bag  £etb  unb  Slut  (E^Jti,  inbem  fie 

in  nnfere  itMvSfitM  umgefe^t  u>erben,  uns  in  succum  et  sanguinem  übergeben,  — 

ein  reales  (Senie^n  bes  realen  fieibes  C^fti  aI|o  jei  ^ier  be^uptet   Aa^nis  (S.  184) 

ftnbet  ^  ben  (Bebanlen,  ba|  bie  Elemente  als  foldbe  oerbaut  n)firi)«n,  alfo,  e^ 

Iii^erifA,  nur  in  usu  £eib  unb  Sbit  (E^fti  feien.    Seibe  CdlSrungen  finb  gen)m  15 

irrig.    uRit  aße^fSder,  (Engdbarbt  u.  a.  ift  bas  xaxä  ßieraßoXrjv  babin  ju  beuten,  ba§ 

bmq  bie  6u^^ftie  unfer  ^ei\if  unb  Slut  fo  aenä^rt  »erben,  ba|  fie  baburA  eine 

fieraßolrj  erfo^en,  nSmli^  ek  rd  äw&agtoy  avat.    X)as  wdgjuaxov  A&avaauig  bei 

S^notius  (Eph.  20,2)  ift  me^  als  eine  SaraÜele:  eine  Sb^angigfeit  3uftins  oon  ben 

bei  3anatius  uns  entgeoentretenben  „Ileinafiatif^n"  (Sebonfen  ift  mu^  fonft  na^meisbar  ao 

(ogL£oofs,  DogmengefA.  3.9lufl.  §  18,  5  b.). —  Soweit  bie  9Borte  3uftins  bis  jekt 

oetro^tetjnib,  oenaten  fie  nur,  bafe  f^uftin,  oie  Sgnatius,  in  ber  Sutoiftie  in  irgeno* 

oe^er  SÖeife  fieib  unb  Sbtt  OinftT  gd4^n  unb,  unter  oSIIigem  <9^eigen  oon  ber 

S&nbenoergebuna  als  einem  burq  bas  Sibenbma^I  oermittelten  ^eilsgut,  naA  3o  ^  in 

,S^  unb  Shtt  (EfyA\d"  eine  6peife  jur  Unfterbli(^eit  gefunben  ^.    Son  einer  25 

uaaßoUj  ber  (Elemente  ift  ^er  loeber  in  bem  lot^olif^n  Sinne,  no^  fo  bie  9{ebe, 

N^  imm  mit  @tei^  ^ier  oie  fpätere  gried^if^e  Xransformationsle^re  fncfiformiert  finben 

Brmle;  ebenfo  Q>enig  ift  aefagt,  bag  fieib  unb  Slut  (SfyA\A  fo  real  geseraDortig  feien, 

bofi  fie  xaxd  fAtxaßoüjv  in  uns  eingingen,  bibli^  genoffen  uriirben.    I)oä  fe^tt  jeber 

StfjuA   einer   oerftonbesm&higen  3uc^<^äegung  ber  ausgeffnco^enen  6(9&^ung  ber  90 

Mortftie?    Der  gan^  Sa^bau  f^on  oerröt,  ba|  3uftin  eine  jol&e  geben  u)iIL    Da 

mm  6tei^'s  Serfu^,  Qier  ben  (Sebonlen  ju  finben,  Srot  unb  9Betn,  baraus  bei  uns 

maueiaßolhy  %lti\o)  unb  Slut  u>erbe,  Knne  ebenbesbaib.  meil  aum  Qriftus  Sfleift^ 

unb  Slut  ge^  qotte,  als  burc^  bas  9Bei^en)ort  in  (E^riftt  fieib  unb  Slut  umgefeM 

en.  un^Itbar  ffi,  bleibt  nur  übrig  mit  Säur,  SBeiaffider,  Otto  u.  a.  bie  fiöfung  fnsu 
Worten  Ju  fuqtn:  Sv  xa&jiov  dva  X6yov  '&£ov  oagxonoirj^ek  xtA.    3^1^^  ^^^^ 
nMid^  ben  (Bebonlen,  bog  tn  3efu  ber  fiogos  SRenf^  ßen)orben  fei,  aud^  fo  aus,  bag 
Ad  iwifAtfog  xov  loyov  bie  SKenfd^ioerbuna  erfolot  fei  (Ap.  L  46  p.  130:  ogL  32 
P.98f.  u.  33  p.  102).  Der  Sinn  unferer  Stelle  ift  alfo:  ©ie  3efus,  burd^  Die  Äraft 
bes  Sogos  Sfleif(^  gen)orben,  gfleifA  unb  Slut  erhielt  {(aj^ev) ,  fo  mirb  au^  bas  Srot,  bas  <)c'  40 
•^-^    '  ^  fov  xov  na^  abxov ,  0.  b.  bur^  bas  oon  i^m  ftammenbe  SBort  bes  (Bebeis, 
fein  gfleifA  unb  Slut;  ber  ficNjos  oerbinbet  fi(^  mit  bem  Srote,  mie  er  in 
oerbung  g«ifd^  unb  Slut  annahm.    Das  ift  jiDar  eine  I^orie  —  bie  eine 
Kob  bnnamif^e  Serinoerung  ber  (Elemente  einfd^Iiehenbe  „Slffum^nst^rie",  bie 
Ipiüec  oft  oieber^It  ift;  aber  eine  X^orie,  bie  hinter  oer  ^rabijierung  ber  (EuAoriftie  45 
ob  „fleib  unb  Slut  (E^rifti"  jurüdbleibt,  für  bas  refite  Serftönbnis  bes  xovxö  laziv 
^  gemift  ni(^  le^en  lann  unb  ben  Z^rien  bes  16.  3^i^unberts  bur^us 
.^elirogen  ifL 

Sus  ben  attrften,  oor«iren&ifd^en  3Iusfagen  über  bas  Slbenbma^I  ift  alfo  für  eine 
(nlfi^eibuim  ber  Vbenbma^lslontrooerfen  bes  16. 3<^^nberts  ni^is  ju  lernen,  n)eil  fie  so 
^  Ottsfü^rliA  genug  finb.  Die  Slusfü^ngen  bei  ben  SStem  ber  fpStem,  altlat^oltfd^en 
3eti  finb  eraiebiger;  aoer  folange  man  oon  ben  mobemen  gtageftenunaen  ausgebt,  bie 
äbei  tttt^  9(fidert  jum  großen  Stäben  feines  forgfältigen  Sülles  gefeffett  hielten,  n)irb 
num  i|nen  nie  gereift  n)erben. 


Tovrö  imw  ber  (wniegungsiDorte :  „^cur  m  oer  uoertragung  m  dos  aD|tronere  »erount* 
ietn  bes  «benblanbes  unb  ber  neuem  3eit  jerfollt  basjeniae,  ©as  ber  alte  Orientale  fi^ 
unter  feinem  xovx6  iaxiv  ba^te ,  in  jene  oerf^iebenen  uRögli^feiten  ber  Sebeutuna, 
iMb^  von,  wtnn  mir  ben  urf)>rüngli^en  (Bebanlen  in  uns  noc^bilben  n)ollen,  gar  nii^t 
<uf  Mefe  SEBeife  trennen  b&fen.   (Erdort  man  bie  fragli^en  9Borte  oon  Semmnblung,  fo  ift  eo 


42  |[totbm«]|(  n 

bas  juoiel  unb  m  befKmmt;  nimmt  man  fie  oon  einer  (ätiften^  cum  et  sub  specie  etc., 
fo  ifi  bies  ju  mnftlioi:  fibn|e^  man  ober:  »bies  bebeutet«,  |o  fyd  man  ju  loenia  unb 
ju  nflAtem  aebaqt.  vtn  S^eibem  unferer  CEoongelien  toor  bos  Srot  im  Xbenbma^I 
Der  fiew  S^fti;  ober  ^e  man  fie  gefragt,  ob  alfo  bas  Srot  oeroanbelt  fei?  fo  lofirben 
6  fie  es  oemeint;  ^e  man  ibnen  oon  einem  (Benujfe  bes  fieibes  mit  unb  unter  ber 
(Beftttit  bes  Srois  gefpro^en,  fo  xofbAtn  fie  bies  ni^t  oerftanben;  ^otte  mangeHbloffen, 


bag  miffiin  bas  Srot  ben  fieib  bebeute,  fo  loflrben  He  fidb  baburim  niäft  befriebigt  ge^ 
fut&en  9aben/'  Der  ^I.  S^rift  gegenfiber  finb  biete  Strausf^en  9Borte  fAioerlic^  gonj 
richtig;  aber  fie  gelten  mutatis  mutandis  oon  ben  S&tem  ber  dflot^oItfAen  Air^. 

10  Unb  fo  oerftanben,  marlteren  fie  ben  Stanbpunit,  oon  bem  eine  na^  ObiettioitSt 
trai^nbe  (Sef^i^te  ber  £e^re  oom  Sbetü^ma^I  ausige^n  mug:  fie  mu|  allem  juoor 
betonen,  bag  bie  Sbenbmablselemente  in  ber  gonjen  alten  ftird^e  als  fieib  unb  Sfait 
(E^fti  ^nr&bijiert  loorben  finb,  baft  es  aber  Unre^t  ift,  bie  SSter  auf  bas  ^tru^esbett 
mobemer  mögen  ju  fponnen,  bte  i^nen  fem  logen.    Dos  erftere  tft  gegeraoSrtig  um 

15  iefaiem  Sfo^r  beftritten.  6tei^  (IX,  436)  legt  freilit^  9Bert  borauf,  bog  in  bem  oben 
erörterten  SBorte  3uf^^9*  ^^^  ^«'  eix^^  .  .  .  evyfXQunrf&uaav  tQo<pTjv  ,  .  .  bcelvov 
xov  ooQxonoirf&htog  'Itjaov  xal  aagna  xal  cuimi  Ididdxdtjiiiev  dvai  (Ap.  I,  66) 
,,als  Queue  bes  IdiddxShnjMv  Ieinesn)egs  bie  allgemein  juaeftonbene  fie^e  ber  Air^, 
lonbem  bie  opoftoIifAen  SRemorobilien,  bie  (Eoongelieh,  onjufeQen"  feien,  auf  bie  S^ftin 

20  im  folgenben  oenoeift.  Sniein  felbft  menn,  ums  leinesvegs  fi^  ift.  S^Mn  junS^ 
an  ein  Sele^ein  burc^  bie  (Eoonoelien  geboAt  l^otte,  fo  tourbe  es  bo^  irrig  fein,  „bie 
allgemein  jugeftonbene  fie^  ber  Airt^e^  oon  ber  fie^re  ber  (Eoongelien  ^u  nnterf^töen. 
tin  eine  doctrina  publica  im  Sinne  einer  ab  ®Iaubensgefe^  oerftonbenen  „inr^n« 
le^"  ift  freilit^  um  160  niift  ju  beulen,  jumol  nic^  in  Sejug  auf  bas  SbenbmaM;  bos 

35  oiler  bebeift  3uftins  SBort,  bog  bie  (Bemeinbeuntenoeifung  —  oiellei^  f^on  Damals 
mie  30  3a^re  fp&ter  (Srenous  V,  2,  2  u.  3;  ogl.  6tei^  IX,  448)  unb  mie  in  ber 
fiiturgie  ber  Ck>n8t.  apost.  (VIII,  12  ed.  fiogorbe  p.  255)  burc^  freie  Slejitation 
ber  (rinfe^ungsoorte  —  n)eitergab,  oos  bie  Coongelien  le^n:  rovrd  iari  to  cdkfjui 
Tov  XQunov,  obne  um  eine  3ure4^tleguim  biefer  Susjoge  ffir  ben  Serftonb  fiA  m 

aoffimmem.  Die  ^rniobme,  ba|  „bie  (Eu^oriftie  bos  8rlei|<^  unfers  ^etlonbes  3e|u 
(SfyAW,  fei"  erf^eint  Uon  bei  äonotius  in  ber  oben  beffiro^nen  Stelle  Smyrn.  7,  1 
als  fo  fetbftoerftänblidje  SBorausfeguna  ber  Xeilno^e  an  i^,  bog  er  oon  ben  ^firetilem 
fogt:  fie  hielten  fi^  oon  ber  CEu^ortfte  fem,  u>eil  [ie  ni^t  glaubten  ihv  ebxaqimlay 
ooQHa  elvai  tov  oanyQog  fifji&v  'Ijnaov  Xgunov,  llnb  felbft  bie  [gnofti|dben1  ^orettter, 

85  bie  tro^  Sgnotius  auf  eine  eigene  SuAariftie  ni^t  oeigi^teten,  ^en  unbefilobet  i^res 
Doletismus  unb  Spiritualismus  bie  ^r&oijiemng  ber  Elemente  als  fieib  unb  Slui 
(E^rifti  onfd^einenb  allgemein  beibehalten,  3renfius  operiert  (lY,  18,  4  SRoffuet;  ed. 

toroep  II,  204)  i^nen  aegenflber  mit  biefer  ^räbijiemng  u>ie  ex  conoesso  (ogL 
teife  IX,  466 ff.).    3a  ein  gnoftifd^er  Sd^minbler,  aRorcus,  ^  J^on  um  180  noA 

4o3renaus  Jl,  13,  2;  $aroe9  I,  116)  es  inSjene  gefegt,  bog  ber  Slbenbmo^lsleli^  noq 
langem  äOei^ebet  (diA  rfjg  biixk^aecog)  „purpum  unb  rot  erf^ien,  fo  ba|^man 
meinen  bnnte,  es  liege  bie  x^^'  ^^^^  ^  ^^  ^^  Unioerfum  ooltenben  aRä^te 
(einer  ber  Sleonen),  infoke  feiner  SpiÜefe  i^rSIut  in  jenen  AelcQ  trfiufeln."  9Rag  au($ 
rotes  Slut  eines  anojtifqen  9leon  mobemem  9la^benfen  gnoftifoer  (Sebonlen  ein  fe§r 

45  frogtoflrbiger  Segnff  fein  (6tei^  IX,  475 f.),  —  bos  beoeift  bie  Snö^Iung  bes  3renaus 
oennod^.  Sag  aRorcus  ober  3ren5us  ben  5beifen.  benen  fene  gnoftif^  Slbenbmo^Isfeier 
inuwnuurte,  bie  9leiguna  jutroute,  bie  Sejeiqnung  bes  Sßenbmo^lsleld^es  ds  bes 
Slutes  bes  neuen  Sunoes  fe^r  emft^oft  ju  nehmen.  Suf  lirAIi^em  (Sebiete  finben 
Sl^nli^  ^eft^modt^eiten  fic^  er[t  oeit  böter.  !Do(^  ffi^rt  fd^on  XertuIIian  (de  corona 

60  3  ed.  Dealer  227)  als  ein  Seifpiel  alter  burd^  Xrobition  geheiligter  lirt^li^  Sitte 
u.  0.  bies  an :  calicis  aut  panis  nostri  aliquid  decuti  in  terram  anxie  patimur ; 
unb  bog  hierbei  ni^  nur  bie  oHgemeine  SBorfteHung  oon  ber  ^eiligfeit  ber  getoei^ten 
(Elemente,  fonbem  i^re  ^äbijiemng  als  fieib  unb  Slut  (E^fti  bos  9Raggebenbe  ONir, 
jeigt  Ortgenes  in  Exod.  13,  3   (ed.  fiommo^fd^  IX,   156):   volo  vos  admonere 

55  religionis  vestrae  exempb's ;  nostis,  qui  divinis  mysteriis  Interesse  consuetis, 
quomodo,  cum  suscipitis  corpus  domini,  cum  omni  cautela  et  veneratione 
servatis ,  ne  ex  eo  parum  quid  decidat.  „2(bfm  Xqioxov"  —  „alfia  Xquitov, 
non^aiov  ^covjg'*,  fo  lautete  bie  oltefte  uns  belonnte,  bur^  Const.  apost.  VIII,  12 
(ed.  fiogorbe  p.  259, 25  ff.)  unb  [in  i^er  erften  ^älfte]  oud^  burd^  Sluguftin  (serm.  272 

60  MSL  38,  1247)  bejeugte,  ober  mo^I  fic^r  bis  ins  Dritte  ^o^ri^nbert  (ogl  bie  eben 


9le«taM|l  n  43 

ciiteite  Stelle  aus  Origenes  in  Exod^  prfidgebenbe  Dtetrüutottonsfotinel.  S^on  im 
jiDetten  3<i^Q^^  ^  jmtten  3<i!^nDert0  [feinen  in  Slfien  (ep.  Plinii  ad  Traj. 
ed.  fteil  p.  307 f.)  unb  in  9Um  (Tacitus  Annal.  16,  44:  Ghrietianos  per  flagitia 
iiiTisoB)  oie  oitgenf^inli^  (Irenaeus,  fragm.  graec.  13;  $aroep  11,  482  f.)  cot 
bos  SUentoto^I  anmfipfenben  (Serfi^e  oon  ^iav&a  iemra  ber  (E^riften  unter  ben  5 
Reiben  hofiert  ju  ^ooen.  —  jtut]:  ber  an  bos  „tovtd  Ion"  ber  9I.  S^rfft  an« 
Irikfifenben  tirAli^en  —  iat«&etif(^en  oie  liturdf^n  —  forma  loquendi,  ber  SoHs« 
nrid^iauung  unS  oer  auf  Solbanf^ungen  baperenben  Sitte  wox  bie  CEud^ftie  fieib 

3)0^  won  ber  Umfianb,  bag  biefe  X^o^e  uns  Bei  (Bnoftüem  unb  SlntignoPem,  10 
iei  einem  ^^otullion  unb  !üx\%tnt»  in  glei^  9Beife  entgegentritt,  u>eift  borouf  ^in, 
Brie  irria  es  lofire,  baraus  auf  ein  ^rn^n  „realijtif^er^'  Sorftellungen  lat^olifAer 
Aer  mgia^iffx  gMung  in  ber  alten  ftir^  ju  f^inegen.    Daaegen  jeugt  auA  ber 
Zlmftanb,  ba|  lein  Xpologet  bie  ^rabijierung  ber  Slbenbma^Iemente  ab  £eib  unb 
Sbt  OMti  ab  etnxis  Srrationales  ben  $eiSen  gegenflber  ju  reAtfertigen  fflr  nStig  is 
Bcfttnben  Qot    3uftin  erj&^It  Ap.  I,  66  00m  XBenbma^I,  o^ne  bie  (Emfrfinbung  ^u  oer« 
Voten,  bog  bie  £e^,  xifv  eixagumj^aoav  TQoqmv  .   .  *Ifjoov  xal  aoQxa  xai  aljua 
•   .  .  drai,  ben  Reiben  smnberli^  erf^inen  mflffe  als  bie  SRenf^^merbung  bes  fiogos 
«pber  bie  Huferft^ng  ber  !£oten;  Oriöenes  bat  ettie  feiner  ber  litiurgifd^n  Spraye  am 
^meiften  fi^  nS^ernben  Susfagen  über  oas  Slbenbma^I  (ägtovg  ia&lofiev,  oiofxa  yevo*  20 
^jhovg  itä  rtjv  eixh?^  xtXJ  bem  (Eelfus  gegenüber  ge^n  (VIII,  33  ed.  fiomma^fc^ 
20, 165).    Sroft  ebenfo  oerfeblt  freilit^  lofire  es ,  bie  liturgif^e  Spta^  ber  alten  Jtir^ 
mf^u  im  äinne  3ii'inslw^  ohn  CCabinifi^er  (Sebanlen  ju  beuten  unb  bie  Sfiter 
»  Cibes^Sem  biefer  Deutuna  ju  ma^n.  Son  ffiren  Sorausfe^ngen  aus.  ni^  na^ 
ser  9rageMdInna  bes  16. 3<^^t9unberts  muffen  bie  Sater  gemflrbigt  werben,  oie  ocdben*  25 
iiHf^n  fotoo^Iioie  bie  ortentalifc^  SSter.    Der  Unterfi^ieb,  ben  Strang  in  bem 
ckn  onaeffi^rten  SBorte  jioif^n  bem  in  plaHifi^n  Silbern  benlenben  Orientalen  unb 
^  2,abftndteren"  Sbenblanber  ftatuiert.  Ift  in  oer  altem  3^it  freili^  unleugbar  oor^ben 
Meten,  oidt  m.  S.  au^  in  ber  (Bef^t^  bes  Slbenbma^Is  no^  na^.  fber  man  mug 
ocntit  reAnen,  bafc  in  ber  Aaiferjeit  bas  religi9fe  fieben  ou^  bes  Ocdbents  oon  90 
oiimtttIif(9en  (Etirflflnen  burc^gen  uKir:  „SR9fterien"  unb  9{eIigion  ge^rten  jufammen, 
inb  einem  „ShHertum"  gegenüber  umr  bie  Sorfteüung ,  bag  irbif^e  Elemente  bun^ 
||(§eimn{soone  9Bei^  }u  etmas  deiligem,  (Böttli^em  „oürben",  o^ne  in  i^em  SBefen 
mmtbett  ju  fein,  auiq  ^eibnif^er  (frSmmigleit  bes  Ocdbents  nid^t  fremb.    9n  biete 
Sd^SItn^  mug  man  benfen,  u>enn  man  bie  C5ef^i(^te  bes  tlbenbma^Is  oerfte^  u>in.  S5 
%  oüaemein  anerlannt  barf  es  gegemoirtia  gelten,  bag  im  (BnofHjismus  bes  ymittn 
mb  brUten  3a^nberts  ^ftliqe  Zrabitlonen  im  Sinne  ber  aRqfterienfrSmmigleit 
' —  3«it  oerftanben  unb  umgeftaltet  Jinb  (2lnri4  S.  74  ff.).    Dort  ift  nad^meislh^ 
im  jDeiten  3cArbunbert  auq  bas  Xauhoaffer,  oas  öl  bes  CE^ma  unb  bas  Srot 
CEs^^ftie  ben  Sqfterientrabitionen  gemag  oemürbigt.  Kai  6  ägioQ  xal  t6  Haiov  40 
^ufCeroi  xfj  dwdjAst  rov  ivdjuatog  (b.  i.  froft  ber  ausgeforo^enen  SBeiMormel,  ogl 
inUf  S.  99),  rä  atrtd  Svxa  xaxä  x6  <paiv6fievov ,  ola  iXi^w&t),  äUd  owduei  ek 
imißuv  jtvevfwjixijv  fjuxaßißkrjxai^  fagt  ein  oalentinianifcpes  9Bort  bei  (uemens 
I.9ICX.  (excerpta  ex  Theod.  82  MSG  IX,  696).  (Es  ift  bejeid^nenb,  bag  biefer  Sat| 
Mnen  mefentli^  anbem  Sinn  er^It,  am^  u>enn  man  mit  bem  gebrudten  Xeste  oor46 
«s  ohä  8vra  bas  oon  Sunfen  (Anal.  Antenic.  I,  275)  omx^  mit  9{e^  (Snrid^  S.  99) 
NODoifene  06  beibe^It  (ogl.  Stei^  IX,  470 ff.):  bas  Srot  ift  xard  t6  (paivdfuvov 
Hoi  bosfelbe^  bas  man  ju  ber  gfeier  nabm  (oem  ^nrofanen  (Bebrau^  entnahm) ,  ober 
k^  %  es  n^  md^  nur  bos,  oo^r  es  oem  Slnfqein  nad^  geleiten  u>irb.    $ter  gilt, 
w  nnri^  S.34  in  Se»ig  auf  bie  SR^fterien  fagt:  „SIs  bem  (Bebiete  bes  religiofen  so 
ficfB^b,  vxSj/i  bes  intendtuellen  Sriennens  ange^öria,  finb  bie  in  ben  SRpfterien  ju 
DODiimefiben  religiofen  Slnf^ungen  nid^ts  ^eftes,  fidler  Seftimmbares;  fie  hegen  oiel* 
^  fdber  in   ber   SpQore   g^imnisoollen   ^alUunlels,   bie   bie   ÜRofterienfeier 
^NAorifiert,  unb  Bnnen  oon  bem  Sinjelnen  je  na^  ber  ^ö^e  feiner  reltgiSfen  (Er« 
innttnis  oerfi^ieben  gebeutet  merben.''    9co^  niibt  |o  allgemein  anerlannt ,  (wer  m.  (E.  66 
Aenio  unleugbar  ift,  bog  biefelbe  (Eiraoirhing  ^eibnifA^religiofer  Xrabitionen,  bie  im 
Snoft^ismus  JU  einer  „aniten  ^ellenifierung  bes  (E^riftentums"  r^omad)  fü^e,  feit 
Aen  berfelben  3^^  I^if^^  unb  aümä^Ii^  au(^  in  ber  ben  (Bnofttjismus  amoeifenben 
M%  i^ren  Sinfluft  }u  üben  begann,    mf  feinem  anbem  (Bebiete  ift  bas  fo  offenbar 
>ie  in  bet  (Bef^i^  ber  Zaufe  unb  bes  Sbenbmo^Is.    Sd^on  ber  Zitel  fAvcrrj^a  gq 


44  Vitw^Ofi  n 

(sacramenta),  ber.  loenn  au^  lemestDeas  audf^Iiegli^,  fo  bo^  oome^IU^  auf  fie 
angeoenbet  tDurbe,  tft  bes  Stuit.  XertuIIum  ift  bier  eifte,  bei  bem  bos  saoramentam 
baptismatis  et  eucharistiae  \xi)  noi^tfen  ßgt  (adv.  Marc.  4,  34  ed.  Oe^kt 
p.  753);  aber  au^  (Hemens  o.  Slex.  ^at  bie  6a^,  unb  f^ott  bei  3uftin  ift  ber  Segrtff 

5  oor  ber  X^fir:  er  oenoa^rt  fi^  gegen  bos  pvaxrjQiav  ber  ävidrjy  fjU(ig,  bes  promis- 
cuus  ooncubitus  (Ap.  I,  29  p.  88),  er  finbet  eine,  oon  i^  auf  bfimoniMk  Sto^« 
Öffnung  jurfidgefü^rte  ^nlid^Iett  3iDi|nen  ber  gfeier  ber  Sud^orißie  unb  ben  Wäfua* 
m9fterien  (Ap.  I,  66  p.  182;  ogL  tlnrii^  6. 106  Slnm.  1).  tos  Sbenbmo^l  ift  ber 
SlusgangspunH  filr  bie  m^ftenenmögige  Slusgeftoltung  bes  ^riftliAen  Aultus  AODorben. 

10  Die  ausgebilbete  Slrlanbisjijplin  (ogl.  Slnrii^  6. 126  ff.)  bes  oierten  3#4ufwerts  unb 
ber  Sfolgejeit  ift  ein  Seoeis  boffir,  bag  biefe  (Entundoung  einen  [relotioenj  9bf^Iuf| 
gefunben  ^;  i^e  Anfänge  ge^n  natfirli^  oeiter  jurfid  als  bie  Slnfänae  lenes  i^res 
ftontplemenis.  !Diefe  —  bie  Anfänge  ber  SlrlanbiBjipIin  —  finb  frfl^efiens  bei  3:eriuniitn 
m  finben,  bie  anfange  jener  jur  ^ellenifieruna  o«s  Aultus  ffi^renben  (Entvidbtng  oer* 

15  lieren  fi^  mit  i^ren  Sorausfe^ungen  in  oie  erfte  $alfte  bes  jmeiten  3#^unberls  (ogl 
unten).  6^on  bei  3uftin  tft  bie  S^^o^ng  ber  eu^ariftif^n  (SAett  als  einer  mm* 
Jamen  9Bei^  ber  (Elemente  m.  S.  gried^tf^  gefärbt;  —  bas  edloyeiv  ober  evxoQtmdv 
oes  $erm  mt  26,  26 f.)  ^  ^or  leinen  9Bet^ar(dter,  ,,unb  ou^  1  Ao  10,  16  ift 
fiber  eine  Ii)o;n:eijenbe  (Säetsmet^  oon  Srot  unb  SBein  jum  ^eiligen  (Sebrau^  ni^ 

20  ^inausjuge^en"  (9Re9er«9Beig  ju  Sltt  26.  26).  Den  3Di|^n  biefen  HnfSnaen  unb 
|enem  Sßfc^Iug  Iteaenben  ^rojeg  bes  fortf^rettenben  (Einbnngens  grie^if^er  ®ebaiden 
m  bie  Slbenbmo^Isfeier  unb  in  bie  Sbenbmol^Isanfd^uungen  im  einjelnen  m  oerfolgen, 
ift  ^ier  unnötig.  t)a$  SlKgemeine  genfigt  ^ier,  um  ju  erH&ren,  bag  bos  Srobkm,  um 
009  man  im  16.  3<^^unbert  ftrttt.  In  ber  alten  Jtir^e  lange  3eit  gar  ni^t  fo  betitliil^ 

26  em^rfunben  loerben  bnnte.  Die  aR^Herienluft  ber  ausg^Hsnoen  Sntife  lieg  biefe  S^aaen 
gar  ni^t  f(|arf  erlennbar  n)erben.  O^ne  „ftjmbolij^"  SBer^üIIung  märe  bie  ^immlif<&e 
®abe  fein  uyan^giov,  ohne  ge^imnisooHen  3nbalt  bos  (Element  lein  Eiliges  »S^mbor 
gnoefen.  Sine  „^mbolif^''  unb  eine  in  gemiffem  Sinne  „realiftiMe"  Siuffaffung  ber 
Xbenbma^bgabe  H^Ioffen  M  htsfyiVb  nic^t  aus.    9Rit  ber  Slnmenoung  bes  Xermimis 

ao  „f^mbolif^e  Slbenoma^Isaunaffung''  mug  man  bes^Ib  oorfiAtig  fein.  „SBir  oerfte^n 
geute  unter  69mboI  eine  Sad^e,  bie  bos  ni<^t  ift,  roos  fie  bebeutet,  bomals  oerftanb 
man  —  in  meiten  jireifen  loenigftens  —  unter  ä^mbol  eine  €aAe,  bie  in  irgenb« 
meinem  6inne  bas  mirüi^  ift,  mos  fie  bebeutet"  ($amad  I*,  397).  Dag  Srot  unb 
SBein  im  Slbenbma^I  „in  irgenbioel^em  Sinne"  £eib  unb  Slut  CP^fti  maren,  ftanb 

35  [i^on  im  2.  3^c^unbert  |eft.  9Iber  biefe  buräaus  in  ber  Sp^e  ge^imnisooHen  ^aJSh 
oun!eIs  liegenbe  ^räbijierung  ber  eu^ariftifi^n  Speife  fonnte  „oer  einjelne  je  noA 
ber  $5^  kiner  religiöfen  (Erlenntnis  oerf(^teoen  beuten  (ogl.  oben  bos  (Eitot  aus  SnricQ 
S.  34).  (Ein  Dogma  gab  es  ^ier  nid^t.  —  hieraus  erflärt  fi^,  bog  bie  (Sef^i^te  ber 
Wenbma^lsle^re  oiel  roeniger  eine  regelmäj^ia  fortft^reitenbe  (Entmiolung  ^etgt,  als  es 

40  bei  ben  „Dogmen"  ber  alten  Atrd^e,  ber  Xnnttatsle^re  unb  ber  (E^riftologte ,  ber  Sau 
ift.  Denno^  fyd  auif  bas  Slbenbmo^I  feine  Cßefd^i^te  gehabt;  aber  biefe  C5ef^id^te  ift, 
iDie  oben  fd^on  gefagt  ijt,  eine  fieibensgefd^id^te. 

3.  Den  erften  oerQänanisooIIen  SAritt  auf  ber  Sa^n  biefer  £eibensgef^i(^te  mug 
man  m.  (E.  in  ber  Slntoenbung  bes  Opferbegriffs  auf  bas  Wenbma^IJ^Qen.    SRon  i^ 

45  auf  eoangelif^m  C5ebiet  tro^  alles  ^f^eus  gegen  bas  römifd^e  SRe^opfer  oieffad^ 
nid^t  geneigt,  fo  fd^arf  5U  urteilen.  Das  Serftönbnis  boffir,  bog  man  im  16.  Z^^- 
ein  sacrificium  laudis  in  ber  9Re||e  ansuerlennen  bereit  iDor,  unb  bie  erfreulid^e  Ser* 
^ieben^eit  ber  oorlat^olifd^en  Opfenbee  oon  ber  römifd^en  ^at  bie  Sebeutung  ber  Xbot* 
aäftt  ^h  ^i^  Smoenbung  bes  Dpferbegriffs  auf  bas  ^nbmo^I  beianntlidb  nit^t  biblifc^ 

50  tft,  ungebü^Ii^  in  ben  ^intergrunb  geN^oben.  Die  Segrünbung  bes  Opferd^aralters 
bes  Slbenbma^Is  ift  freiließ  junä^ft  im  ^abmen  neuteftamentlid^er  (Sebanfen  geblieben. 
(Salt  bos  (Sebet  als  ein  Opfer  ber  £ippen  mpl  5,  8;  8,  3 f.;  $br  13, 15;  ogl.  $o  14, 3: 
xapTidg  x^^^^i  ^f  öO,  25  u.  116, 17:  hvoUi  alveaecog),  fo  liegt  bie  Slnmenbung  bes 
Opferbeoriffs  auf  bas  evraguneiv  ber  gansen  (Semeinbe  beim  Slbenbma^l  (ogl.  Dtoad^ 

55  9  u.  10)  ^eifellos  in  oer  fiinie  jener  neuteftomentlid^en  (Sebanlen.  Sqlä^te  man 
evTioiia  xal  xoivwvia  als  Opfer,  bie  (5ott  gefallen  ($br  13,  6;  ^^i  4,  8;  3^  1,  27), 
fo  ift  es  nid^t  unbiblifd^,  ebenfo  5u  urteilen  oon  ben  (Saben  ber  £teoe,  bie  ffir  bos 

Semeinfame  Slbenbma^l  unb,  foioeit  fie  bort  ni^t  oerbraud^t  iDurben,  ffir  bie  Seburftigen 
eftimmt  moren  (ogl.  1  fto  11,  21;  Polyc.  ad.  Phü.  4,  3  ed.  ^o^n  S.  116).  Unb 
60  nur  aus  biefen  C5rfinben,  ja  oome^mli^  um  bes  erftem  roillen  ift  bte  „(Eu^ariftie"  fc^on 


»cstamy  n  46 

tM  {og.  1.  demeiisMefe  (ooL  $9fling  6.  8  ff.),  bei  Sgnatfats  ($5fling  6. 32  ff.)  unb 

tat  oec  itAarn  (c.  14)  als  Opfer  angef^en  ober  —  fo  Diba^e  14  —  bireü  bejet^net 

oocbeiL    9uein  bie  (Eiu^ftte  oor  mebr  als  ein  Opfer  ber  Sifspta  neben  anbem  — 

bas  aifire  nid^  unbibliM  getoejen  — ;  foon  bie  Dibaobe  (14,  3)   |ie^  mit  ber  fpfiter 

fobiiii  genwrbenen  SRaleoqiifteUe  (1, 11)  (n  ber  (EuAariftte  bie  ^ola  xa^gd  ber  neu«  5 

teftomentlid^n  i&emeinbe.    Das  tft  ^iritualiftifc^ameftamentli^ ,  niift  neuteftamentli^. 

ginnltd^  QHir's  ungef&^Ii^,  folange  bie  SCbenbmc^Isfeier,  iDie  es  no^  bei  Sanotius  (oal. 

Smyrn.  8^  2  p.  90:  äydmiv  notdv)  unb  in  ber  didari/j  (ogL  10,  1)  ber  Sau  tft, 

ein  »tdli^  SRobl  blieb  ober  mit  einem  fo^en  oeAunoen  n)urbe,  unb  folange  bos 

ebragundv  mMxi  ein  ZSjm  ber  Cbemeinbe,  bejm.  beliebiger  bam  begabter  (Semeinbe«  lo 

dieber  ober  jugeretfter  ^rop^en  wca  (fo  in  ber  Dibat^e;  ogL  91.  ^ornad  ju  10,  7). 

Vnefai  f^n  1.  (Ebm.  44,  4  erf^int  bas  Qj/Ktittn  ber  eu^miftif^en  (Sebete  über  ben 

Obktionen  —  bies  ift  mit  bem  jiqofxpigeiv  dd>Qa  rfjg  bttaxomjg  gemeint  ($9flina 

6. 25  f.)  —  als  eine  9mtsauf gäbe  oer  (Bemeinbebeamten,  unb  [o  unfäulbig  es  an  fi^ 

%  bQB  (Qemens  eben  in  biefem  3ufcnnmenbange  aus  paränetii^n  (Drflnben  bie  hU'  15 

mmol  unb  6i6xQvoi  mit  ben  Sneftem  uno  fieoiten,  bas  eöxaQuneiv  mit  ben  alt« 

tffiamentlid^n  dvalai  in  parallele  fe^,  —  be^ei<^nenb  ifts  bo^:  man  fie^,  bie  eira- 

^mia  (b.  L  bas  eixaQuntiv)   ift  als  Slmtfffunltion  einem  „fultif^n''  iupfer  fqion 

i^er  gerfidL    Um   Die  Sebeutung   biefer  X^o^   s^   ermeffen,    mug    man   |i^ 

nenobtig  polten,  loie  eigenartia  gegenilber  allem,  nms  na^  ^eibnifcber  Xrabittonao 

ob  Jtultus''  galt,   gegenüber  aUem  inriefterli^'t^urgif^n  !I^un,   urnirilngli^  bie 

^uben  ®emeinbeoerfammIungen  OKtren  -—  bie  Srbaumtgsoerfammlungen  (1  jto  14, 

23.2^  foiDoÜ  oie  bie  Saapen  (1  Ao  11,  20;  ogl.  STeisfader,  Sboftol  3eitalter 

6. 569  f.).     t>er  Unterf^ieb  verringerte  fi(^,  feit  bas  eix^Q*^^^  oerKnimten  <&e« 

■dnbdeamten  }ufiel    (ogl.  Ignaüus  ad  Smyrn.  8,  2:    o{>x   i(6v  Sctiv  vcagk^^ 

booiuhiav  .  .  .  äyämfy  tiouüvL    (Er  oerringerte  fi^  no^  mebr.   feit  bas  Vbenb* 

■41  oon  ben  —  banad^  aUmä^Ii^  abfterbenben  —  Sgapen  losaetSfi  unb  mit  ber  Sr* 

kuuigsoerfammlung  oeAunben  mürbe.    (Es  gef^  bos  oerfc^imn  frü^  in  ben  oer* 

ttiebenen  C5egenben  ber  Ainl^e.    9SBö^enb  in  Sit^nien  bie  Sd^eibung  fAon  infolge 

w  Xqnreffalien  bes  ^linius  aegen  bie  ^etSrien  (ep.  Plinii  ad  Traj.  ed.  jteil  p.  308)  00 

ebigdreten  ift,  bouerten  in  mexanbria  bie  alten  3uftänbe  audb  in  biefer  $infi(i^  bis  in 

Mt  3eit  bes  Clemens  0.  Slles.  hinein  ^ogl.  $amad  I*  396  Jlnm.  1;   Gh.  Bigg,  the 

ehristiaii  Platonlsts  of  Alexandria  1886  6. 103).    Zn  ber  SRe^rsa^I  ber  ®emeinben 

w  bie  Xrennung  um  150  (3uftin  Apol.  I,  65 — 67)  ooüjogen.  ÜBon  bem  ®emeinbe< 

9to^  losgelSft,  mugte  bie  ^nblung,  bei  Q)el^r  ber  biiaxtmag  (TtQoemwg  bei  3ufHn)  »5 

Mt  eiu^artftik^en  (Sebete  finra^,  „bos  Opfer  barbrat^te",  [eine  Matovoi  bie  eu^ariftifdbe 

Speife  oerteuten  (3u^n  Ap.  I,  65  p.  180),  bem,  xoq&  Reiben  unter  einer  lultif^n  x>^ni* 

tag  oerfhmben,  immer  ä^nli^  Q)erben.    Umfomefr,  ba  nun  bie  Stoturobaben  aus 

Wt  (Bemeinbe  ben  (S^oraHer  freuoilliaer,  ffir  bas  gemeinfame  SRa^I  ober  fflr  ^mtiit  ber 

ftmetifflege  befttmmter  Seitröge  oerlieren  mu^en :  Sllmofenopfer  unb  Oblationen,  b.  1^.  40 

bie  (Mben  fflr  bie  (EuAoriftie ,  begannen  ausetnanbersuf allen ,  obmo^I  nocb  beibe  im 

(Mtesbienft  erfolgten  (3ufttn  Ap.  I,  67  p.  186;  ogl.  U^I^om,  (6ef^.  ber  <^L  Siebes* 

f^ifigleit  I,  399  Snm.  3>:  nur  bie  Oblationen  erhielten  bie  eu^oriftifAe  SBei^e.    (Es 

m^  bes^alb  na(ie,  ben  „C)pfera&''  in  Sejug  auf  bie  Oblationen  me^  a(s  in  bem  Dar* 

langen  feitens  ber  (Semetnbemitglieber  in  ber  SBei^e  }u  finben ,  bie  fie  feitens  bes  45 

nooimdx;  erfu^en;  —  bas  finnlt^e  Objeft  für  ein  pnefterliAes  Opfer  n>ar  bann  ba. 

«R  Snfan^  ber  j^ierburc^  angebeuteten  (Enttoicflung  ftel^  bie  mffajlung  ber  (Eu^ariftie, 

Mt  uns  bet  3^ftin  entgegentritt.    3^^^^  A^  ^^^  ^^^  ^^^  »fbas  Slbenbma^Isopfer  bem 

Sefen  unb  ber  ^auptfoqe  wki^^  ab^efe^en  nomli^  oon  bem  bamit  in  Sermnbung 

|k|aiben  SQmoIenopfer ,  ni<^  als  etn  ®ebetsopfer  (Höfling  6.  67)  —  evxai  xol  00 

^yfnQunUUf  im  r&v  d^Uov  yivduevai,  xiXsuu  uövai  xoi  evdgetnoi  eloi  r(5  ^€(ö  ^oUu 

(dial.  117  p.  418)  — ,  unb  bas  ^ßrieftertum  aller  (E^riften  betont  er  no^  ftorl  (dial.  116 

p.  416).    1)0$  oenn  er  dial.  41  p.  138  unb  70  p.  254   bas  romo  noime  xrl 

lÄoU,  24  oerfte^,  als  befage  es:  rovtov  rdv  ägrov  unb  rovro  x6  noriJQtov  Jiouhe 

^yjpMtjtovvxeQ  ek  ävdjLiyrjoiv  xov  nd-dovq  ober  xov  aeoMjuarojioma&ai  xov  Ägimov,  56 

^Vnb  ^ier,  glei^oiel  ob  man  bas  noteiv  bem  fpötem  lat^olif^en  Serftanbnis  bes  rovro 

^fouhe  (3.  S.  Trident.  sessio  12  can.  1)  entprec^enb  gerobeju  mit  „barbringen''  ober 

iririem"  flbodMt  (fo  u.  a.  Stetig  IX,  433;  Cngelbarbt  323,  SDtto  }.  b.  6i  unb  mit 

Sdegftelkn  9lci^f^,  Doamenaef^.  I.  391),  ober  erft  in  bem  Cbanjen  (ebxciQiOTovvteg 

ntHth  dg  ipd/irfioty)  htti  Opferbegriff  ausgebrüdt  finbet  (^bfling  6.  68),  bo<^  feben*  00 


46  lleiita«|in 

Klb  bie  SIemettte  ab  bas  £>6ielt  bes  in  bem  ebxagiotdv  fi^  ool^ie^nben  Ofifets 
iei^net.  6elb{t  loenn  fic^  3ufttn  bies  fo  jured^teelegt  botte,  iDte  $9JfIitig  6.  63  f. 
annimmt  —  in  ber  X^ot  befte^  bem  3ufttn  bas  Opfer  nii^t  in  bei  ^Dotbtinguna  bes 
Srotes  an  fiA,  fonbern  in  bem  Sebete,  bas  barüber  gennro^n  loirb  (6tei^  IX,  431)  — r, 

5  felbft  bann  bleiben  bo^  bie  oon  i^m  gebrausten  gformeln  ^ft  beaAtensioert.  Smn!t 
man  namli^,  ba^  bas  eixagiozeiv  bem  ngoeoTcog  oblag ,  ba^  er  alfo  es  nKtr,  ber  rdv 
&Qftov  ijioiqaev  eöxoLQuncbv  ek  ivdfimrjoiv  xov  nd&ovg  xov  Xounov ,  fo  mtt|  man 
m.  S.  jugeben,  bag  oon  biefer  gformel  bis  }u  ben  SBorten  S^fdans:  sacerdos  id, 
quod  Christus  fecit,  imitatur  et  sacrificium  verum  et  plenum  tunc  offert  in 

10  ecclesia  deo  patri  (ep.  63. 14  GSEL  III,  713;  ogl.  sanguinem  offerri  73,  9  p.  708) 
ber  9Beg  gar  nübt  toeit  ift.  (Bali  bod^  Srot  unb  SBein  als  fieib  unb  Slut  C^! 
Unb  ift  bo^  ber  Hare  3n^It  bes  C^prionif^n  (&ebanlens  laum  me^r  als  offerendo 
passionis  Christi  mentionem  facere  (ep.  63,  17  p.  714 f.:  ogl.  unten  9^.7)!  Die 
loiflenfdbaftli^  Zrabition  bei  uns  CEoangelifd^en   nto^t  freiliS   ben  Unterf^teb   ber 

16  3uF^f^n  unb  ber  Sqprianitten  OpferoOTftelutng  fe^  grog:  CE^nnan  erft  ift  oer  aRiffe» 
tl&ter,  ber  ben  ^o^en  ur^riftli^en  Opferbegriff  umgdbogen  ^!  Sllein  i^  ffirAte,  bog 
[oIAe  fd^rfe  Hnterf^eibung  bem  (Seifte  jener J^eit  nid^t  gereAt  loirb.  X)ramatff(9e  Dar* 
fteimngen  Eiliger  jtult*6age  lannten  oiele  aRofterien  (ogL  ^nri^  6.  31);  fte  loaren 
Srinnerung  an  bas  (Bef^e^ene,  9la^mung  uno  SBieberQoIung  jugleid^  unb  fefates  mit 

20  Slusfd^Iug  bes  anbem.  (foioägt  man  bies  unb  bebentt  boneben  1)  bag  bie  SorOellung 
ber  unblutigen  SBieber^oIung  oes  Opfers  C^fti  bis  fiber  bie  3^it  Gregors  b.  ®.  ^in» 
aus  naA  einer  f^mboIiU  4mitierenben  (Ennnerungsfeier  bes  C^ers  oon  CEloIga^ 
bingef^illert  ^,  2)  ba|[  bie  oriecbiMe  Air^  ben  hiM^en  Solhug  bes  9Regimfeis 
tn  oer  X^  einer  bramatifAen  iDarnelluna  bes  Opfers  CE^rifti  genähert  ^:  fo  fipeint 

25  mir  unleugbar,  ba^  bie  3U|iinif^^  Sormel  xdv  äotov  jiomv  .  ,  ,  ek  dvdumiaay  xov 
TtA&ovg  %on  ber  Sntmidlungsitnie  angel^rt,  bie  3um  römif^n  9Re|op|er  ^inffij^ 
Die  Sqpnanifc^n  SBorte  ^aben  inner^&  biefer  SnüDidRunp  m.  S.  bie  Sebeutuna  mij^ 
bie  man  i^nen  }uf^reibL  3^  glaube  auA  niii^p  ba|  fte  feine  (Erfinbung  fiito  (ogL 
Aber  XertuIIian  unten  Str.  7).    Dag  bei  3renSus  IV,  18,  5  (^aroe^  II,  205)  bos 

30  TiQoowiQew  xä  elgrifAha  grammatift^  nur  m  bas  oibiÄa  unb  alfjLa  kvqiov  ber  ooron* 

![e^noen  3^ile  amufnimfen  ift,  tDill  i^  miü^t  betonen,  toeil  bes  3ren&us  OpfeiAegriff 
m  n)efentu(^en  leoigliq  ber  3uftinif^  ift,  immerhin  aber  jeigt  bie  Stelle,  bog  bas 
TtgoGwigetv  ägiov  ev^aQiatiag  unb  bos  jigocipipeiv  ad>ßia  xv^ov  ni^  fo  gar  roeu  oon 
einanberliegen.    SBi^ttger  fi^eint  mir,  bag  ein  Origenes  bem  ®ebanlen,  bog  bie  (^ft* 

35  li^n  ^riefter  unb  fieoiten  nt^t  opfern,  sed  verbum  dei  per  spiritus  sancti  gratiam 
ministrant,  ben  bilblic^n  Slusbrud  gdkn  tonnte:  vides  altaria  non  cruore  pecudum 
respergi,  sed  pretioso  san^uine  Christi  consecrari  (in  Jes.  Nav.  2,  1;  ed. 
£omm(^f^  11,  21  f.;  ogl.  Höfling  6. 163 ff.),  (gemih,  bem  Origenes  lag  nv^  fermr 
als  ber  Sebonfe  einer  Ißieber^olung  bes  Opfers  CE^rijti;  —  aber  ^e  er  ben  bilblic^en 

40  Slusbrud  gebraust,  ben  er  oenoenbet,  roenn  6a^e  rote  bie  Cmrians  im  Orient  bamals 
unoerftanbli^  geroefen  ro&ren?  (Es  fd^eint  mir  eine  relotio  gleid^iltige  3ufänigleit  ju 
fein,  bag  im  Orient  bos  jigoatpegeiv  o(b(Jia  oor  CEufeb  (demonstr.  ev.  1, 10;  MSG  22, 
89  B)  nur  in  ber  loenig  altem  fog.  apoftoltf^n  Air^enorbnung  (c.  25  XU  II,  1.  6. 236) 
noc^eisbor  ift    Siel  lot^tiger  als  ber  gfortfd^rttt  oon  bem  Ttgocfpigeiv  ägxov  ek 

46  ävdjuvi]oiv  xov  TiA&ovQ  xov  Xqioxov  bei  ^uf&n  ju  bem  imitari  Christum  bei  (E^prian, 
ift  m.  £.  bie  X^atfa^e,  bah  in  ber  ^t\i  jxoifii^en  !Su\ün  unb  CL^prian  aus  bem  sacri- 
ficium laudis  ber  (Eud^ftie  ein  prtefterlid^es  sacrificium  propitiatorium  geroorben 
ifL  Diefe  SBanblung  i|t  am  31%  gemeffen  ungebeuerli^ ,  in  ber  grie<^if^*römifd^n 
SBelt  {ene^  3^^^  ^nn  fte  laum  flberraf^en:  ber  Opferbepriff  }og  nat^,  loas  ju  i^m 

60  gebSrte.  Uberbies  fehlten  aud^  ^ier  bie  Vermittlungen  m(i^.  %h  biejenigen,  oeU^ 
Oblationen  braAten,  marb  gebetet;  um  bie  (Semeinfc^oft  ber  (gemeinbe  mit  (Entf^laf enen 
3U  bet^ätigen,  offerierte  man  aud^  ffir  fie:  aus  beibem  erll&ren  fi^  bie  beutlid^er  als  bie 
oblationes  pro  vivis  i^en  propiüatorif^en  (E^oroiter  oerratenben  oblationes  pro 
defunctis,  bie  XertuIIian  f^on  als  bur^  alte  6itte  geheiligten  Sram^  lennt  (de  cor.  3 

66  p.  227;  ogl  de  exh.  cast.  11  p.  424).  XertuHtan  betrat^tete  als  ben  I)arbringer 
oiefes  sacrificium  no^  ben  Offerierenben:  biefer  empfahl  (&ott  feine  Xoten  per  saoer- 
dotem  (de  ezhort.  1.  c).  Slllein  eine  „priefterliAe''  Vermittlung  ift  bocb  f^on  ^ier 
angenommen;  ber  Stritt  bis  jum  prie^erlt^n  Opfer,  loie  es  bie  Air^  ber  jmetten 
^alfte  bes  britten  3#^^unberts  lennt,  ift  Hein.  3^  bem  Opferbegriff,  ber  fiber  feinen 

eo  unf^ttlbigen  (Bebrouc^  ^inausgeiDa^fen  loar,  g^brte  ein  emfigemeinter  ^riefterbegriff, 


WeataM^  n  47 

ttnb  iu  bem  ^rkfteAegriff.  ber  flbet  feinen  unf^ulbi^n  (Stbtauäf  ^tnous^eiDa^n  iDor, 
Qd(iöck  efai  emf^emeinter  Opfetbegriff.  Das  eine  i(t  tm  3ufammen^ng  mtt  bem  anbem 
m  bie  $0^  getDu^iL  was  aber  toar  über  aOtttm  ans  ber  9lgape  bes  erften  ^äft* 
^unberts  gemorben! 

4.  2>ie[e  Sntoiilluna  bes  Dpferbegriffs  im  9benbma^I  mugte  oorangefteOt  loerben,  5 
9ett  fie  auq  für  bie  fd^Iiegli^e  (Befialtung  ber  SBorftellungen  ilber  bie  falramentale  (Sabe 
ift  ber  alten  itirc^  ber  ed^ibenbe  galtor  geioefen  x\t  Serfolgen  oir  bies ,  fo  ift  es 
iBwdmagig.  bie  orientdifdbe  unb  bie  ocdbeniaiq^e  (EntxDidlung  getrennt  m  be^nbeln  unb 
j/miM  bei  bem  Orient  fte^n  }u  bleiben.  (Eine  SetpreAung  ber  Slnfc^uungen  aller 
*     Uten  Soter,  toie  Jie  6te^  tn  feinen  le^rrei^n,  in  i^rer  (Sefamt^tt  ein  umfang«  lo 

,js  SuA  barftellenben  Xunä^en  gegeben  ^  fann  babei  ^ier  ni(i^  oerfu^  wttben. 
Sie  ift  aud;  unnotia.    Denn  bie  (Entioicaung  ^at  |i^  -—  mas  Steiib  nu^  genug  be» 
o^et  fyd  —  nUl^Jo  oollsogen,  bah  bie  SBoter,  einer  bes  anbem  wbeit  aufne^menb, 
Vit  nSidict*'  90m  Slbenbmaql  ausgebilbet  Ratten.    Dag  es  ^ier  um  eine  „Sjüftt''  fi^ 
\sMitf  in  Sejug  auf  bie,  qkis  ortboboz  fei,  in  ä^nli^  SBetfe  feft^ufteUen  fei.  toie  bei  i5 
W(  fiogosl^rc  unb  ber  CE^riftoIogte,  bas  ift  iobr^unbertelang  fernem  ber  Säter  bei* 
gebnmen.  einteber  beutete  bas  Sl^fterium  „\t  na^  ber  ^fft  feiner  religiöfen  (Erknntnis", 
0^  bag  fiber  bie  oerf^iebenartigen  Deutungen  geftritten  more.    Der  au^  o^ne  aus* 
MkSi^n  Aant)^  M  ooUjie^nbe  SusgleiA  oer  oerf^iebenen  t^Iogif(^en  Slnfc^auungen 
\A  fieili^  aui^  tn  ber  (Bef^ui^te  ber  Sbenbma^lsle^re  eine  9loue  gefiiielt  •—  eine  ao 
t^m  m.  a.,  als  $amad  annimmt  —;  aber  biefer  Slusglei^  UKtr  fo  gut  n)ie  nie  burA 
m  Disbiffion  ber  Sbenbma^Isfrage  bebingt,  fbnbem  oolljog  fi^  unter  bem  (EiitfluB 
bes  Außus  unb  ber  SoHsanfcpauungen  ober  im  (Befolge  anberer  bogmatif^  Ser* 
Ölungen. 

Ss  ofarb  ba^  genügen,  toenn  mit  ^ier  nur  auf  biefenigen  Snfd^uungen  genauer  25 
einge^n,  loeUbe  ob  oie  bei  jenem  Slusaleii^  in  Setrac^  lommenben  C5runbformen  anju« 
je^n  finb.    ^una^  ^beU  es  fi^  oobtx  um  3renäus.    GoniEiteinur  juxta  verbi 
Irenaei:   constare  eucharistiam  duabus  rebus,   terrena  et  ooelesti,   fo  beginnt 
bie  (Eintra^tsformel  ber  SBittenberger  Aonlorbte  oon  1536;  man  meinte  ben  alten 
üii^enoater  auf  feiner  Sette  ju  ^aben,  toenn  man  le^re:  cum  pane  et  vino  vere  et  ao 
sabstantialiter  adesse,  exhiberi  et  sumi  corpus  Chriati  et  sanguinem  (Oorp.  Ref.  3. 
75  =r  Form.  conc.  729,  24  Sle^nberg).    £ut^r  ^atte  f^on  1527,  ein  3a^  na^ 
bem  (Eifc^inen  ber  £rasmifd^n  editio  princeps,  ben  3renaus  fiegesgeoig  als  testis 
veritatis  für  fi^  in  Snfinii^  genommen  ((ES.  30,  116 ff.),  unb  bis  in  bie  neuefie  3eit 
^in  ift  bes  3renaus  Sbenbmal^lsle^e  oon  entf^iebenen  Vertretern  ber  fiut^erif^n  ^ 
Xkidmial^lsle^re  im  glei^n  Sinne  oerftanben  niorben  (oal  $.  3-  S^i^^r  )>i^  &9^ 
bes  3.  oon  ber  (Eu^ariftie  3IXbA  1841  6.  40—76;  ita^nis  6.  186;   Z^mafius* 
Sonoei(4  I|  ^23  f.  u.  453  f.).    ^u^  9{fidert  IQ.  495—516)  fyd  S^nli^  geurteitt.   3n 
betZ^  Heft  man,  toas  er  lY,  18,  5  (9Raf)uet;  $aroe9  II,  204  ff.)  ben  l^etifem 
citgegenoalt :  Ilöjg  thv  adgxa  leyovoiv  ek  (p^ogdv  x^Q^^  ^^  /^^  furix^v  Trfc  40 
idfji,  Trp^  äjio  Tov  ocDfWTog  xov  xvQiov  xai  xav  atfiaiog  xQtq)OfAivriv ;  ,  . ,  (bg  yaQ 
4«ö  yfe  ägxog  JiQooXafxßavdfiEVOQ  xhv  ixxXtjaiv  xov  &eov,   obxeti  HOivdg  ägxog 
Mvt  aiX  €vx€iQUTxia,  ht  ivo  JtQayßiaxcDv  oweaxrjxvia ,  bitydov  xe  xcä  oigavicv, 
ovTa)c  xal  xd  odjLuaxa  ^/mov  fietakafxßdvovxa  xrjg  evxoQi<Txlag,  /Mjxhi  dvai  qx&agxa 

?'y  Ihüba  xr^q  elg  alcovag  ävaaxdoeo>g  f;fOVTa  —  unb  ums  er  V,  2,  3  §.  II,  323  oon  46 
cot  unb  9Betn  fagt:  ngoakaußardiMva  xov  idyov  xov  &eoVf  eixctgit^lo,  yivetcu,  Sneg 
hil  Qibua  xal  (U/juz  xov  Aqutxov  (ogl.  $.  II,  320),  fo  u)irb  man,  rotnn  man  an 
^erif^  SorfteQungen  qen)ö^nt  ift,  mit  £ut^er  in  Sejug  auf  jigay/bia  ovQdvuw  fügen: 
^as  mub  freilid^  (E^nftus  fieib  fein,  ber  im  $immel  ifL  SBas  fann  fonft  ffir  ein 
NnlilA  Dina  fein  im  6aframent  nebe 


(ifA  Ding  [ein  im  6aframent  neben  bem  irbif^n ,  bas  bur^  (Bottes  SBort  ober  60 
m  ba  fei?'^  (a.  a.  £).  117).  Slllein  bie  (Bewö^nung  an  mobeme  Segrffie  mub 
mm  obt^un,  menn  es  fi^  um  3nteqn:etation  ber  Sitten  l^nbeU.  Sbrorb,  ber  (S.  264) 
vntei  bem  jiQäyua  biovQdvtov  bas  „9Bort"  {l6yog  ^eov,  V,  2,  3)  oerfte^,  burq  meines 
bosSrot  ium  Daidopfer  gebeiligt  »erbe.  Säur  (3a^rb.  1857  6.  562),  ber  ben  perf9n< 
^tu  idyog  mm  Srote  uno  äßeine  ^injufommen  lögt,  unb  6tei^,  ber  (IX,  460 ff.)  66 
btt  Jigävßia  hiovQdviov  in  ber  SxxXtioig  ^eov  beju).  bem  fie  realijierenben  „00m  ^immel 
Nnoenben  SBeil^fegen"  finbet,  fino  freiM  m.  (E.  auäf  nxäfi  tm  JRet^te,  n^enn  au<^ 
^  Kii^tigen  nffi^r  als  fiut^  unb  feine  9lad^oIger.  (Entfd^ibenb  gegen  bie  bfetem 
liiDas'Saur  (a.a.O.  6.  562)  bemerft:  „SRan  überfe^  ^ier  oor  allem  ni^.  bab  3. 
bieStti^oriftie  ad^iia  Xqioxov  nennt;  oib/w,  Xqujxov  unb  evxctgunia  finb  \imm  tbent^i^  eo 


48  aieiikw^I  n 

Segriffe.  Die  CEuJ^ftte  tDiib  nti^  boburc^,  bo^  ber  fieib  CCkifti  jum  Srote  Jfaisu* 
lommty  als  bos  eine  bec  beiben  nqdvfjuna,  fonbem  bos  (7Q>/xa  XQunov  ift  bos  (mmje, 
innerl^alb  beffen  beibes  ift,  foiooQi  oas  büyeiov  ngäyfia,  als  auA  böig  anbre,  oas 
ovQdviov".  (rntfd^eibenb  geoen  Saurs  pofitioe  Deutung  ift  bie  ^atallele  oon  bixknou: 
5  #eot)  unb  X6yog  '&bov  ;  beioes  be^ei^net  ^loeifellos  —  borin  finb  au^  alle  anbem  einig 

—  bos  loei^nbe  SBort.  Slber  (Ebrarb  uno  6tei^  irren ,  loenn  fie  nun  bei  beni  ibr* 
refponbieren  ber  Segriffe  Tioäyfia  bäytiov  unb  ägroc  einerfeits.  jtQayfw.  ttovQdvior  unb 

.  bcxkrjoig  '&eov  onbrerfeits  ftegenbleibenb,  in  bent  9&ei^ort  felbft  bos  iiQäyfm  buwgdyiov 
fe^en.    6tei^  niad^t  einen  Stritt  }um  Ki^tiaen  ^m,  toenn  er,  oeil  bte  IxxXrioig  eine 

10  menfd^Ii^e  ^anblun^  fei ,  an  „bie  ber  (Emefe  entfpreAenbe  a5ttli^  SBirbtng''  benit ; 
aber  er  oerfolgt  bie  nAtige  Sa^n  ni^t  genua,  wtnn  er  biefe  göttltqe  SBirfung  als  gSttlidben 
9Bei^efegen  fagt.  9liqt  an  bie  göttli^e  SBirning,  fonbem  an  bas  oon  (Bott,  bejm.  oun^  oas 
Aber  ben  (Elementen  gehirod^ene  SBort  (Sottes.  Setoirlte  ift  jui  beulen.  9Bas  oiefes  ift,  fagt 
3renäus  l^ier  ni^t.    Sin  jigäy/Lia  ijiovQaviov,  etmas  ^neuntatifi^,  mie  ber  gonje 

16  S^M^^^^^S  3^^  ^^6  Srenius  au^  bem  awfia  Ttvevfxanxdv  bes  oerll&rten  »emt 
(1  ito  15, 44)  tro|  1  jto  15^  50  „gfleifd^  unb  Slut"  jugef^rieben  fysbtn  (9nne,  ^  6tet^ 
(449)  freiliq  ni^  bejmeifeln  follen :  oi  xkrjQovojbid  ^  oägS,  dUa  xltjQovojumai . . . 
vnd  Tov  TtvevjLtmog  unb  ubi  Spiritus  patris,  ibi  homo  "dvens,  sanguis  rattonalis 
ad  ultionem  a  deo  custoditus   (pgL  tlpl  6,  9),   caro  a  spiritu  possessa  obMta 

ooquidem  sui,  conformis  facta  verbo  dei  (V,  9.  4  u.  3  p.  343;  ogl.  au^  bie  oon 
6tei^  irrig  oenoenbete  Stelle  V,  2,  2  p.  318  felbH).  allein,  bag  et  unter  bem 
TtQäyfjLa  biovQdviov  uid^t  fieib  unb  Slut  (E^fti  oerftanben  ^,  beoeift  ni^  minber 
entfcpeibenb  als  bas  oben  angeffi^e  Sraument  Saurs  ber  Umitanb,  bag  3r.  V,  2,  2 
p.  319  3ur  (Erflärung  bafilr,  bag  (E^riftus  in  feierlit^er  SBeife  bas  Srot  feinen  £eib, 

35  ben  9Bein  fein  Slut  genannt  ^abe  (cbuoiöytjaev,  dteßeßaulHjaroJf  (grflnbe  anffi^,  bie 
bemjenigen  fe^  fünftli^  erfc^inen  muffen,  oer  annimmt,  Srenaus  ^abe  gemeint  corpus 
et  sanffuinem  Christi  vere  et  substanüaliter  adesse.  Denn  ber  ^iraoeis  dben 
barauf  fe^lt  unter  ben  (Srünben.  SBill  man  eine  Slntoort  ^aben  u)ie  atrf  bie  grtage  quid 
est  terrenum?  fo  au(^  auf  bie  grtage  quid  autem  coeleste?  fo  ip  auf  C&runb  ber 

ao  parallele  pif^en  bem  evxagunlav  ylvea&ai  ber  (Elemente  unb  bem  äfpdaqxoy  ylyea^i 
unferes  fieibes  mit  ber  eben  fAon  oenDeiü)eten  Stelle  V,  9,  3  ju  antvonen :  spiritus 

—  bas  nvevjLia  ^cot),  bas  auf  bie  (Elemente  ^erab^erufen  n)irb.  -Diefe  9[nf(^auung  ift 
fpoter  im  Orient  bie  oulgare.  DoA  braudbt  man  eme  Slntmori  niAi  (Es  jgenflgt ,  ju 
lonftatieren,  bag  burd^  bie  C^lefe  ooer  Spillefe  (I,  13,  2)  „etioas  ^immlifc^es''  ^tmu« 

sälommt  ju  ben  (Elementen,  unb  bag  fie  oaburt^  etoas  „werben",  bas  fie  oorbem  nU^t 
wcatn  —  eine  Speife,  bie  bem  £eibe,  ber  fie  geniest,  eine  Sfirgf^aft  bafflr  ift.  bag 

bie  odg^,  dexttx^  r^g  tov  ^eav  dwä/xecog  .  .  .  ifrig  iarl  Cö>^ff  nagexTucn  (V,  3, 
2  u.  3  p.  326 f.),  bes  ewigen  £ebens  teilhaftig  n^erben  foll  (V,  2,  3).  —  9Bäre  bies 
bas  (Samt  ber  Tlnf&auung  bes  Srenaus,  fo  mat  es  nit^t  f^n)er,  in  i^r  eine  bur^  ben 

40  ur^riftlifflen  (Sebanlen  ber  ävdoraaig  oagxog  mobifhterte  grie^ifd^e  Sluffaffun^  bes 
eu^ariftif^n  SRQfteriums  ju  finben.  Slber  es  ift  nxmt  bas  (Sanje:  bie  eud^anftifd^e 
Speife  ift  „£eib  unb  Slut  (E^rifti.''  SBes^alb?  (E^nftus  ^at  bas  Srot  [einen  £eib, 
ben  SBein  fein  Slut  aenannt  1)  roeil  n)ir  feine  (glteber  finb  unb  2)  votxl  mir  bur^ 
feine  9laturgaben  genö^ri  roerben  — ,  n)eil  alfo  bas  Srot.  bas  er  giebt,  feiner  ® lieber 

4ö  £eib  me^ri,  ber  9Bein  bem  Slute  feiner  (Slieber  fid^  mitet  (V,  2  2  p.  319  f.).  3e 
}n)eifellofer  biefe  ungenügenbe  (Erllarung  beroeift,  bog  bte  ^ßräbijierung  bes  ägtog 
evxapKnri'&eig  als  £eib  (E^rifti  heterogen  ift  geaenüber  ber  auf  griet^ifd^e  Dentoeife 
priu^ufü^renben  Sorftellung  einer  bur^  bie  SBei^e  eintretenben  Senoanblung  ber  rein 
trbifd^en  Elemente  in  etioas  ni^t  me^  rein  3rbifd^es,  befto  beutlit^er  ift,  mit  über  bie 

60  Slbenbma^lsle^  bes  Srenöus  pef^it^tlit^  ju  urteilen  ift :  3renäus  qat  ben  gemein* 
d^riftli^et^  ^jiell  {obanneif(&*Iletnafiatif^en,  (Sebanlen,  bag  bie  (Eu^ariftie  [in  iraenb* 
meU^em  (sinnej  fieib  unb  Slut  (d^rifti  ift  unb  uns  eine  Speife  jum  en)igen  fieben 
fein  foll,  als  etn  mit  ber  griet^if^en  Silbung  feiner  3^it  oertrauter  X^oloae  bur^  bie 
X^orie  ber  ,^9Bei^e"  ber  (Elemente  fi^  näber  gebrat^t  —  mt  fd^on  3uftin  oor  i^m; 

5ü  bas  (E^aftenftif Ae  feiner  Slnf^uung  aber  ift ,  Sag  er  ben  gemetnd^riftli^en  C5ebanlen 
ni^t  auf  Aoften  oer  2^eorie  oerlürst,  i^n  oielme^r  mit  fe^r  finnlit^  Qingenben  SBorten 
(änb  TOV  acojLUXTog  xai  atjLtarog  tov  kvqiov  Tokpeodai  V,  2,  3  p.  321)  }ur  (Seltung 
oebra^t  ^,  o^ne  ju  bemerlen,  bog  feine  mangelhafte  (Erflärung  filr  bie  gemein^riftlit^ 
wobijierung  ber  (Elemente  bas  9[useinanberbre<|en  ber  beiben  oon  i^m  lombinterien 

eo  (Bebanlen  nu^t  oer^inbert. 


iltifitbmalil  il  49 

^i^e  Ctgentumlu^Ieit  ber  irenatl^en  Snl^auung  iDtib  in  noi)  gelleres  £i^t  rüden 

iDcnn  nrir  bie  alesanmntf^e  t^  jur  6eite  jtellen.    Son  Clemens  bürfen  mit  bobei 

abfe^n.  Seine  C5ebanlen  bexoeaen  \xi)  in  ber  gleid^en  !Ri(^ng  roie  bie  feines  6(^ülers 

Ortgenes  unb  finb  aad)  bejüglt^  Der  uns  ^ier  bef^dfti^enben  (Jrtage  nur  in  ber  ent« 

nridelteren  (Beftalt,  bie  i^  Drigenes  g^eben  fyd,  fflr  bte  Solgejeü  roi^tig  geworben,  u 

Sluslegungsbifferenjen  Aber  einjelne  Stellen  braud^en  uns  ^ier  niAt  aufsu^alten,  —  |ie 

^aben  nur  perc^erik^  Sebeutung;  Aber  bes  Origenes  eigentliche  SReinung  ift  unter 

Koteftantif^n  gfotf^^m  lein  Streit    Die  gemeind^ri|tli^en  (gebanlen,  bie  roir  bei 

orenätts  fanben,  refnrobujiert  au^  Origenes:    populus  christianus,  populus  fidelis, 

audit  haec  et  ample(^tur   et   sequitur   eum,   qui  dielt   vnisi  mandueaveritis  lo 

eamem  meam  et  biberitis  sanguinem  meum,    non  habebitis  vitam  in  vobis 

etc.«  ...  et  utique,  qui  haec  dicebat,  vulneratus  est  pro  hominibus  .  .  .  pro 

peccatis  nostris,  sicut  Esaias  dicit  (in  Num.  hom.  16,9  ed.  fiontnta^f^  X,  199); 

ostendit  [Jesus]  quando  eos  (i.  e.  discipulos  suos)  hoc  pane  nutrit,  proprium 

esse  corpus  (in  Mt.  ser.  86  £omm.  IV,  419) ;  nostis,  qui  divinis  mysteriis  Interesse  i3 

oonsuetis,  quomodo,   cum  suscipitis  corpus  dei  etc.   oben  in  9tt,  2  (in  Exod. 

hom.  13,3  £omm.  IX,   156);  communicare  non  ümes  corpus  Christi,  accedens 

ad  eucharistiam,    quasi  mundus   et   purus  .  .  .?   non  recordaris  illud  quod 

scriptum  est:  IKo  11,30.  quare  multi  infirmi?   quoniam  non  .  .  .  inteUigunt, 

. . .  quid  est  accedere  ad  tanta  et  tam  eximia  sacramenta  (in  Ps.  37  hom.  II,  6  '^ 

imm.  XII,  268).    Unb  au(^  ^ier  finben  roir,  beutli^r  begreiflic^enoeife  als  bei 

3ren&u$,   biefe  gemein^riftli^n  (&ebanfen   ^ineingefteltt  in  bas  £i^t  bei  X^orie 

nqfteridfer  SBet^n:  bibere  .  .  .  dicimur  sanguinem  Christi  .  .  .  sacramentorum 

{=  ^vanjQuov)  ritu  (in  Exod.  hom,  16,9  S)mm.  X,  199);  rovg  fier^  evxaQiariag 

m   eixng  .   .   .  jiQoaayojbtivovg    ägxovg    iot^lo/iev,    oa^jua    yevojuevovg   diä   rijv  -j 

ft'^f^v,    ayiov    11  xai    äyiä^ov    rovg   jueid    vyiovg   TtQO&ioecog  avrcß    XQ^/^^^^ 

(c.  Celsum  8,33  fiomm.  XX,    155);   cum   acceperis  panem  mysticum  in  loco 

mundo  manduces  eum:  hoc  est  ne  in  anima  contaminata  .  .  .  dominici  corporis 

saeramenta  (=  juvari^Qia)  percipias,  quicunque  enim  etc.  1  Ko  11,  27  .  .  .  • 

in  looo  sancto  capiamus  sancta  mysteria  per  graüam  spiritus  sancti,  ex  quo  oo 

sanctificetur  onme,    quod   sanctum  est   (in  Lev.  hom.  13,  5  u.  6  £omnt.  IX, 

409  tt.  411).    Sniein  es  finb  bier,  anbers  als  bei  3renQus,  oon  ben  gemeinlir^U^en 

Soiftellungen  nur  bie  9Borte  fibrig  geblieben.  Denn  bem  Spiritualismus  bes  Drigenes 

wt  {oiDO^I  ber  Segriff  bes  ,j£eibes  unb  Slutes"  bes  er^ö^ten  $erm,  als  ber  Seoanfe 

bes  Elfens  jur  Unfterbli^Iett,  als  enblid^  ber  ber  ävdaraaig  oa^xog  unbenlbor:  eI^:^ 

'm  ^y  äv&Qwnog  [6  Kgunog],  dJUd  vvv  ovöa/icbg  icrtiv  äv&QCOJiog  (in  Jer.  15,  6 

üomm.  XV,   288),   homo  esse  cessavit  (in  Luc.  hom.  29  fiomm.  V,  197),  bie 

Materialität  gehört  nur  biefer  oergönglid^en  SBelt  an  unb  oerge^t  mit  i^r^  „Sfl^n"  unb 

nXrinien"  ^cAen  mit  bem  geiftigen    fieben  ni^ts  ju  tbun,  alle   Spetfe  xor'  avrd 

fiiy  TÖ  vJUx6v  (fon)eit  fie  materiell  i|t) ,  au(^  bte  euc^ftif^e ,  ge^t  ab  ai^  bem  ÜBer«  lo 

ton^smeae  (in  Mt.  XI,  14  fiomm.  III,  107);   unb  in  ber  ävdaraoig  rotrb  au^  fflr 

URS  bte  S^terialitot  fortgel^enbs  me^r  abgeftreift,   bis  aui^  an  uns  fid^  erfüllt:  qui 

potaerit  sequi  Christum...,  jam  non  erit  homo   (^in  Luc.  hom.   9,  11   fiomm. 

IX,  364).    3^  Oriaenes  ^at  au^  ^ter  |i^  bie  Serf^ieben^eit.  feiner  unb  ber  r>uU 

gi^Xnf^uung  nid^t  oer^e^lt:  quod  dicit  [evangelium]  »accipiens  Jesus  panem«  40 

^  simüiter    ^accipiens  calicem« ,   qui  parvulus  quidem  est  in  Christo  et  in 

Christo  adhuc  camalis,  intelligat  communiter;  prudentior  antem  etc.   (in  Mt. 

ser.  86  fiomm.  IV,  418f.) ;  xäv  vnö  rdtv  dxeQaioxeQiüv  vojuiCtiTai  dyidl^eiv  6  övo^ 

f^Ofieyog  äaiog  tov  xvqIov, to  dviaCojuevov   Öwt  Xöyov  §€ov  xai  hxev^ecog 

tw  Tc5  M^  X6y(p  (b.  ^.  ni^t  bur(^  fifi  felbft)  dytdl^ei  xov  ;^^a>/i«'or  (in  Mt.  tom.  üo 
XI,  14  fiomm.  III,  105  u.  106).  unb  loas  i^m  ber  eigentli^e  Sinn  bes  Sffens 
teSeibes  (E^fti  unb  o^nli^r  liturgifd^er  9Borte  i|t,  ^at  er  oeutlid^  genug  gefagt:  bas 
^IWL  in  ber  (äi^orifrie  ift  ein  tvtuxov  xai  avfxßohx6v  ocbfuay  etn  ^imoeis  nur  auf 
^iedjbytfon^  ßgojoig,  ben  fiogos,  bas  lebenbige  SBrot  (in  Mt.  a.  a.  O.  107);  panis 
iste,  quem  Dens  Verbum  corpus  suum  esse  fatetur,  verbum  est  nutritorium  55 
^uumarum  .  .  .,  non  enim  panem  illum  visibilem,  quem  tenebat  in  manibus, 
corpus  suum  dicebat  Deus  Verbum,  sed  verbum  in  cujus  mysterio  fuerat 
Psnis  iste  frangendus,  nee  potum  illum  visibilem  sanguinem  suum  dicebat,  sed 
verbum,  in  cujus  mysterio  potus  ille  fuerat  effundendus.  nam  corpus  Dei 
Verbi  aut  sanguis  quid  aliud  esse  potest  nisi  verbum,  quod  nutrit,  et  verbum  go 

X(a(«Qrnc9nopab{€  fCr  Theologie  unb  Kird^e.  3.  91.  I.  ^ 


50  atfitbiitaiil  II 

quod  laetificat  cor  (in  Mt.  ser.  85  £omm.  IV,  416  f.).  SBir  trinfen  fein  Slui, 
cum  sermones  ejus  recipimus,  in  quibus  vita  consistit,  glei^tDte,  toettn  loir 
bie  äBorte  feiner  Spoftel  lefen,  bie  au^  i^r  Slut  oergoffen  ^en,  et  vitam  ex  iis 
consequimur,  vulneratorum  [seil,  apostolorum]  sanguinem  bibimus  (in  Nu.  hom. 

5 16,  6  £omm.  X,  199f.).  9li$t  auf  bie  QEu^anftie  alfo  ift  bos  (l^en  bes  fietbes 
(£^ri|ti,  bos  Xrinlen  feines  Slutes  bef^rönit;  bie  (Eud^ariftie  fyd  oor  jebetn  $oren  bes 
Qötlltc^n  SBortes  nur  bos  ooraus,  bog  ^ier  jum  9Bort  bos  Snmbol  ^injulommt.  — 
unb  ni^t  nur  bie  genteinc^Jtli^en  Sorfteüungen  oerflfld^tigen  näf  in  btefem  Spiri« 
tuolismus;  aud^  oon  bem  me^r  gried^if^en  als  d^riftli^n  (Bebankn,  bog  bie  (Elemente 

10  burA  bie  9Bei^e  eine  dvyajm  (j}(p€l€Tixii  (in  Jo.  82,  16  £omm.  II,  458)  ersten, 
bleibt  [trenggenommen  nid^ts  äbrig.  —  Sffen  unb  Xrinlen  t^uts  ^ier  gor  ni^,  fonbem 
oHein  oas  ^ören  bes  SBortes. 

Diefer  Spiritualismus,  bem,  roenn  er  ber  oemeinfir^Iit^en  ^räbijieruna  ber  eu^« 
riftif^en  Speife  entfprec^nb  oom  Sffen  unb  Xrinlen  bes  fieib^  unb  Slutes  S^fti 

15  rebet,  jeber  (Sebanle  an  ben  eigentliqen  £eib  unb  bos  eigentlich  Slut  Q^rifti  —  fem 
liegt  (6tei^X,  99),  unb  ber  ^Realismus  bes3renäus,  ber  baft  berSpiflefe  ein  jigäyfm 
biovQdviov  in  ben  (Elementen  als  real  oor^anben  unb  bur^  fie  iDirffam  beim  unb 
ba^er  bie  gemeinlird^Ii^e  ^röbijierung  ber  geroei^ten  Elemente  als  £eib  unb  Slut 
(E^rijti  mit  (Emp^afe  fi^  aneignet,  o^ne  fie  gatn  emft  nehmen  3u  fönnen  —  benn  bie 

so  iRealpräfen}  bes  DerQörten  £etbes  (£^ifti  im  Menbma^I  ^at  aud^  Srenäus  nu^  an- 
genommen, unb  bog  S^rifti  £eib  unb  Slut  unb  bie  Elemente  beibe  als  ein  finitum 
capax  infiniti  geiDürbigt  roerben^  ma^t  i^e  naioe  (&Iei(^fe|ung  mtUji  begreifiidb,  aber 
re^^ertigt  fie  bod^  nid^t  —  bos  ftnb  smeifellos  bie  beiben  ffir  bte  (Sefd^iAte  bes  SDbenb« 
mai^Is  in  ber  grie^if Aen  Aird^e  iDi^tigften  Slnf^auungen  oom  ^enbma^I.   Stei^  nennt 

s&  bie  9lnf(|auuna  bes  £)rigenes  unb  ber  an  i^n  fi^  anfdbliegenben  X^eologen  eme  ent- 
[^ieben  fqmbolif^e;  in  Srenöus  mügte  er,  roenn  er  beffen  ^ugerungen  ebenfo  oerjtan« 
Den  |ötte,  roie  t&  fie  oerfte^en  ju  milffen  glaubte,  einen  Vertreter  ber  „bpnamifd^en'' 
Sluffaffung  fe^n,  bie  nad^  i^m,  obiDo|I  f^on  oon  ben  Salentinianem  ber  Excerpta  ex 
Theod.  (oben  in9tr.2)  vertreten,  in  ber  Air^e  erft  feit  ber  SRitte  bes  oierten  3<^' 

80  ^unberts  an  bie  Stelle  ber  „fqmbolifc^en"  trat,  obne  biefe  gan}  }u  oerbrangen.  ^o 
joeifellos  biefe  Stei^f^en  lermini  brau^barer  finb  als  bte  Xermini  ber  lonfeffionellen 
Aämpfe  bes  16. 3Q^i|unberts,  ganj  jutreffenb  |inb  fie  bod^  ni^t.  6Aon  ber  Hmftanb,  bog 
bie  bqnamif^e  Sluffoffung  bereits  bei  ben  Ongenes  bod^  fo  oielfaqi  oenoanbten  Solen« 
tinionem  fi^  finbet,  ^tte  6tei^  irremad^en  lönnen  unb  ^  es  in  ber  Z^Kkt  faft  ge« 

86  t^an  (ogl.  6tei^  IX,  481  Snm.).  Die  „b9namif(^e'' ^uffaffung  ift  bie  [pejifif^  grieAif(|e; 
aus  ben  religiöfen  ^nf^auungen  ber  gried^ifd^en  Aultur  ber  AoHersett  geboren,  i|t  fie, 
bis  bie  grobe  SBanblungsIe^re  fie  ablöfte,  in  ber  grieAif^en  X^eologie  feit  3^)^^  bie 
l^enf^enoe  geroehn.  Slud^  Origenes  \iai  Ilar  nur  fär  oen  (Snoftüer  bie  aud^  bei  i^m 
ni^t  Je^Ienben  gformeln  biefer  bqnamif^en  Suffaffuna  befeitigt;  fär  bie  simplices  ift 

40  na(^  t^m  jioeifellos  bos  6^mboI  me^r,  als  uns  ber  Segriff  bebeutei  Der  tiefftliegenbe 
DifferenjpunH  jmiftben  Drtgenes  unb  Srenöus  ift  oielme^r  ber,  bog  bei  bem  6piri« 
tualiften  alles  „geiftig"  t[t  —  eine  Seelen^ife  nur  ift  bie  (Eu^ariftie  — ,  roS^renb  bei 
3renäus,  ohoo^I  er  getotg  eine  geiftige  (Einroirlung  ber  (Eu^oriftie  nid^t  aus^ef^loffen 
roiffen  loollte,  au^  roenn  er  oon  „Seelenfpeife"  ni^t  rebet,  ber  Xon  barauf  hegt,  bog 

45  bie  aci^f ,  dexrixti  rov  nvevjxaxog,  bur^  iJ^r  (Effen  unb  3iin!en  UnfterbliAfeitslrafte  in 
fi^  aufnimmt.  9leue  Xermini  möAte  id^  ni^t  bilben;  unter  ben  gegenüber  Drigenes 
unb  3renäus  lönaft  angeioenbeten  Xermtnis  bes  Spiritualismus  unb  9{ealismus  lä^t 
fi^  bos  9li^tige  oenfen.  9lur  mug  man,  fobalb  oon  bem  Segriff  bes  9{ealismus  bie 
9{ebe  ift,  ben  (Sebanlen  an  bie  9{ealprafen^  bes  £etbes  unb  Slutes  (E^rifti  fem^Iten. 

50  Denn  (o  real  bem  3renaus  bos  (geiftige  ift,  bos  ju  ben  (Elementen  linjulommt,  — 
oon  9{ealprafen3  ijt  bei  i^m  bo^  ni^t  ju  reben. 

Dag  man  bis  auf  (E^rill  oon  3^ni[alem  mit  biefen  beiben  Segriffen,  bem  ber 
fpintualiftif^'b^namif^en  unb  bem  ber  realiftifi^^b^namif^en  Sluff affung  anstemme ,  mürbe 
leiner   ber  bisherigen   eoangelifd^en   Searbetter   ber   ®ef^i^te  bes  Slbenbmapls   be> 

55  ftreiten.  Die  erftere  8lnfd)auunci  ift  bei  ben  Ideologen  biefer  ^t\\  bie  ^errf^enbe 
geroefen.  6o  fpiritualiftifd^  mt  Ori^enes  |at  par  leiner  ber^rogen  Air^enoöter,  bie 
bem  Origenes  folgten,  gebaut:  ferner  oon  i^nen  ^^ai  bie  Serfqiieben^eit  ber  fpiri^ 
tualiftif^n  ^nf^auung  unb  ber  Kr^Ii^en  ^röbijierun^  ber  geioeibten  (Elemente  fo 
ungeniert  ^roortreten  laffen  roie  Origenes,  unb  au^  bie  entfi^iebenften  6piritualiften 

60  unter  i^nen  muffen,  bo  fie  bie  ävdmaoi!;  anQxog  annehmen ,  bem  gläubigen  (Seniegen 


MeiikMI  0  51 

ber  Sü^lariftie    no^    3^  6,  54    eine  oennUteUe   Sebeittung  au^  für   bie  odgß 

gegAeii  ftobtn.    X>o^  aber  finb  (Ettfebius  9.  fOkxta  (6ie{||  X,  97 ff.),  Safilius  b.  $. 

Jib.  127  ff.).  SregcNT  o.  9la}{am  (ib.  138  ff.)  ttnb  SRnloriuSp  ber  tUere    (ib.  142  ff.), 

in  ibren  9n|d^nngen  ornn  SoenbnKAI  ,pOrigeniften^  ju  nennen.    St^noftus,  ben 

6te%  (X,  109ff.)  mit  Unreif   (ogL  X^ofhis^SoiUDeff^  I,  431)   aonj    in   i^  i 

Steige  pellt.  Htqt  yam  'm  feinen  nn\fymumtn  oont  Kbenüma^l  unter  (tarier  (Eimirtr« 

hing  oriaen{fti|(^  Sebanlen,  aber  SrenSus  pot  orbgeren  Sinflnh  onf  i^  jefibt.  Dies 

im  ebnelnen  nad^moeifenp  ift  für  bie  S^Iogie  oer  einjelnen  Später  oon  3ntereffe.  f&r 

bie  SefAi^e  ber  Kbenbma^ble^e  jipedlos.    9hir  eines  filr  bie  (Bef^it^te  ber  grieqi« 

{Aen  9benbma^ble^  »ic^gen  Xerminus ,  ben  mon  miäf  bei  (Bregor  9.  StQjiom  an»  lo 

ttifft,  mv%  ^ier  gebaut  »erben,  oeil  er,  »ie  iA  glaube,  oeber  in  ber  fpiriiualiftifA« 

brnrnmif^n  no<^  in  ber  realiftifi^bgnamif^n  tfnfd^ung  urfprünali^  k  $aufe  ip, 

oielme^  auf  eine  britte  VuffaRung  uns  ^iraoeip.  bie  neben  jenen  be&en  ni^t  o^ne  Sin« 

|lu|  auf  bie  f^Iiefili^  CEntotdelung  gooefen  tp.    Ss  Rubelt  ji^  um  ben  auf  bie 

aevei^n  (Semente  ongevenbeten  Üterminus  ävrhvTia    rov  aw/iatfK  xal   aTfiatcKti 

ÄQmov,    eujettus  (demonst.  ev.  1,10  HSO.  22  p.  89  D)   gebrmtAt  ben  gleiA« 

TDotigen  Zermtnvs  „oiijiMßola"  nur  innei^Ib  ber  Opferrnntpellung,  unb  6tei^  (X,  188) 

vnl  Ke^  ^cAen ,  oenn  er  ouA  bei  bem  ärrtwna  (mgots  9.  9l(»ian3  (or.  8,  18 

ed.  Ben.  I,  229  D)  nur  Keflesionen  auf  b<»  Xbenbma^bofifer  tm  ^interontnbe 

ftt|l:  ob  Obfefte  ber  ävai/MK  xal  Xoytxi^  (fo  Cttfeb.  dem.  ev.  1,  10  p.  92 A)  aber» 

hdfMuaog  ^vota  ((gregcNT  9. 910}.  or.  4,  52  opp.  I,  101  B)  Pnb  bie  (Elemente  av/if 

ßoia  rov  re  (Kbuaxog  xal  rov  aXuaxog  Xounov  ober  drtkvTia  rov  a(6/iat(K  1j  rov 

dfioKK,  b.  %.  wbilber  bes  mirlli^n ,  gef^i^Ii^n  Seibes  (E^pi.    Stb  Obfette  bes 

Qemines  ^Stte  oeber  (Eufeb  niM^  (Tregor  oie  (Elemente  dnkvna  rov  adi>aaxoq  xal 

m  fdijuttoq  Xqujx&v  nennen  ßnnen,  benn  ber  nrirfli^  £eib  unb  b<»  ormliAe  Shtt  2b 

S^  ^  mit  bem  fOeubma^bgenuffe  nm^  i^nen  ni(^  }n  ^un.    (EuM^tud  oon 

SntuN^en  baaegen  Jot  in  einem  bnr^  000  joeite  Sticänum  oufbeoa^rten  (jfragment  in 

Pro?.  9,  5  einen  |>ira0ei9  auf  bie  anbrvna  iwv  ocoptaxiHcov  rov  Xqioxov  ßiekcov 

g(fe^  (MSO  18.  684;  ogL  6tei$  X,402),  ^  alfo  in  ben  (Elementen  ab  Objelten 

0^  Centdles  VntttQpen  bes  oirlli^en  fieibes  (E^ripi  gefunben.    @tei||  (X,  402f.)  unb  ao 

nrii  t^  9amad  (IP,  434)  fe^en  in  biefer  Seroenbung  bes  Xerminus  bei  (Euftat^ 

eine  fdunbSre  äbertrogung  oon  bem  fomfijienen  auf  b^  faframentale  (gebiet.    Dafür 

WH  oiel.    3m  3ufammen^ng  ber  Cfraroorpellnng  nmr,  lobalb  ber  (Sebanfe  bes 

^Qo^igeiv  TYiv  fivfiixfiv  rov   juLeydXav  mfjuxzo^  [Xqiotovi  (Sujeb  demonst.   ev. 

1, 10  p.  92  D)  fi^  in  bie  gormel  bes  nQowpiQuv  owua  gefleibet  ^e  (Cufeb  35 

8. 0.  O.  p.  89  B)  bie  9tefIezion  auf  ben  eigentli^n  fieib  a^fti  ou^  fflr  bie  Orige« 

niften  unoermeibli^.    Die  Sejei^ung  ber  (Elemente  ab  ber  Avthvjta  rov  oibfimog 

^  Qifjiawog  Xounov  Cnnte  ba^  ab  eine  fpiritualipif^  9teferoation  bei  Seroen« 

h%  bes  O^emgriffs  auf gef ajgt  unb  fo  fe^  aut  ffir  urffrrüngli^  alezanbrinif A  geilten 

oedieii.    Doq  ip  es  ni^  gerabe  mo^rMeinli^,  baft  (Eupotbius  oon  Sntioqien ,  ber  40 

in  feiner  6^rift  de  Ennstrimytho  ben  Origenes  fAaif  angegriffen  Ifot  unb  mit  (Eufebius 

in  Sel^be  ba,  einen  desanbrinif^n  Xerminus  auraenommen  unb  n)eitergebilbet  ^abe; 

imm  ip  oer  Xerminus  auf  »oeifenos  alesanbrtnif^em  Soben  erft  na^  (Eufto^ius 

n^oeisbor.     Das  Problem  I3p  p^,  mit  i^  meine,  bur^  bas  mit  9te^t  fo  gut  oie 

Qngemein  für  ni<^«irenaif4  ge^Itene  fog.  II.  ^fafff^  3renausfragment:  rijv  ngoa-  4Si 

fpooav  reXioavreg  hexaiov/Liev  r6  jryev/ia  rd  ayiov,   STtcog   ancipijvu  Ti]v  {hatav 
^fmfjfp  xal  rbv  äotov  oG>iwl  rov  Xqujtov  xal  xo  tzottiqiov  t6  al/m  rov  Xqiotov, 


>er  '4.ermtnus  jioar  tn  peireiioier  :^ennup[ung  mn  oer  ^;p[eroorTieuung,  aoer  co 
3n§lei(^'(ä5  Sejei^nung  ber  eu^arijtiji^n  Speife  —  ab  (Slieb  einer  im  Serglei^  mit  3ren8us 
vjA  IMgenes  bun^us  eigentümliqen  (Se)amtan]^uung  00m  SCbenbma^I.  Das  SBefen 
H<r9benbma(bauffa|fung  befielt  barin,  boft  bie  fatromentale  Sebeutung  bes  Xbenbmaob 
ber  fitbiPsienen  untörgeorbnet  ip:  abSnmboIe  bes  geopferten  fieibes  unb  Slutes  Qi^pi 
^^tmittetn  bie  aenoffenen  (Elemente,  nnis  bur^  bos  Opfer  (T^pi  enoorben  ip,  Sfinbenoer«  c5 
üAma  unb  eiDtges  £eben.  9RfiMe  man  raten,  00  biefe  an  oerpSnbiger  (Esegefe  ber  ^I.  S^rip 
oriemterte  Snfqouung  ju  ^aufe  aeuFefen  fei,  fo  u)firbe  man  on  bie  antio^eniMe  S^ule  3U 
)Mm  Mneigt  fein.  Do^  es  beoorf  bes  9{otens  nid^t :  bie  gleiten  (ßrunbgeoanfen  jeigen 
M  in  der  einen  Stelle  fiber  bas  Xbenbma^I ,  bie  uns  oon  Z^obor  oon  SRopfuepe 
«Wien  ip  (3U  1  ilo  11,  34  MSG  66,  889;  ogl.  6teiti  xn,  221);  Z^obor  nennt  eo 

4* 


52  WbtvlbmOH  ü 

bie  geiDei^ten  Skmente  av/jißoka  xov  ^^ktvätov  mv  Xqujxov.  Da  nun  CEuftd^itis 
in  meBr  als  einer  ^infi^t  als  ein  33orIäufer,  ja  Slnge^öriger  bet  antio^nif^n  S^iiIe 
anjufeQen  ift  (ogl.  fioofs  !Doamen9e[^.  3.  ^ufl.  §  36,  1),  fo  ofirbe  man  bie  httjen 
SBorte ,  bie  uns  Don  i^m  erhalten  [tnb,  o^ne  ieb^  Sebenien  als  einen  Seioeis  bcpt 

5  anfeilen  bürfen,  bag  f^on  er  jene  ,,antio4enif(^"  ^uffanung  bes  Slbenbma^  ^atte, 
felbft  toenn  ni^t  ber  ganje  Sufommen^ang  ber  oon  (Euftot^ius  erOirten  Stelle  ($r.  9, 
1—15)  }uglei4  auf  bas  C)rfer  ^imoiele  (osl.  (£9prian  testim.  2  CSEL  III,  34; 
ep.  63,  5  ib.  p.  704).  9luq  bos  II.  $f^%^  3renättsfragntent  loirb  bemna^  ni^t 
aus  alexanbrinif^en   (3^n»   SorfAungen   3.  (ßef^.   bes  neuteft.  Jtonons  II,   280  ff. 

10  295  %xm.  1),  ni^t  aus  Iteinafiatif^en  (^(m(a,  (ßef^.  ber  (AiäfvSfX.  £itteratur  I,  761), 
[onbem  aus  antiod^enifc^n  Areifen  herzuleiten  [ein.  9Ran  mfigte  es,  loenn  man  es  fflr 
ooreuf^ianifA  ^U,  imitreife  bes  £uctan  unb  Dorot^us  unterbringen.  3>o^  bos  lonn 
^ier  nid^t  oerfolgt  roerben.  SRir  genügt  bie  m.  £.  fixere  X^a^,  bag  roir  im  II.  $faff« 
[d^en  3renaitöfragment  unb  bei  CEuftot^ius  —  aber  bie  Constit.  apost.  09L  unten  — 

16  ntd^t  eine  „SBenbung  ber  ^errfc^nben  alesanbrinif^en  Slnf^auung"  (6tet^  X,  403), 
[onbem  bie  frä^[te  Sejeugung  ber  oIs  [eI6[tänbig  neben  i^  ju  betra^tenben  antiiK^« 
nifd^en  ^uja[[ung  3U  [e^en  ]^(wen,  bie,  roie  [i^  unten  jeigen  loirb  (bur^  Sermittluiig 
^auls  D.  6amo[ata  unb  ber  r5mi[(6en  äRonar^ianer?)  Sesie^ung  jum  Ocribent  gehabt 
ifaben  mug.  —    SBill  man  einen  fad^Ii^  orientierten  Flamen  für  bie[e  oon  ber  ^iri* 

20  tuali[ti[^«b9nami[<^en  unb  ber  reaKJti[^«b9nami[Aen  [^rf  [i^  unterf^ibenbe  Slnfc^uung 
^aben,  [0  möchte  t^  [ie  bie  [9mboli[d^«[^Infi^iene  nennen.  Denn  loenn  irgenbno  in  ber 
alten  3cit  ber  Segnff  ber  „(9mboIi[(9en"  9luftal[ung  bere^tigt  ift,  [0  ift  ers  ^ier. —  Der 

Siebli^e  Slusglei^  ber  bret  be^anbelten  9benoma9lsan[4auungen  ^  bas  Sbenbmol^Is* 
ogma  ber  [pSeren  3^it  roerben  Ia[[en,  gleid^roie  ber  ftantfif  oer  alezanbrinifAen,  Hein* 

2&a[iatif^en  unb  antioAenifd^en  Xrabitionen  bas  trinitariMle  unb  ^tologifoe  !Dogma 
f^uf .  —  3n  biefem  9lu$glei^  ift  bie  antioc^enifAe  Sluff atfung  00m  SGoenbrna^I  ein  Te^ 
bebeutfamer  jJra!tor  gemefen.  Sie  ^e  oor  ben  beiben  anbem  bas  poraus,  ba||  [ie  oos 
Slbenbmabl  in  eine  Hare  Sejie^ung  |u  bem  loirni^en  fieibe  unb  Sluteol^riftt  oralste, 
u>a^renb  Sie  Drigeniften  in  iprer  Slbenoma^IsI^e  nur  ben  fiogos  in  (E^rifto  gebrou^n, 

30  3renSus  nur  bie  Unoenoeshd^Ieit  feines  ^leifc^es.  Die  [oieUei^t  biur^  Sudans  Sin« 
n)irfung  auf  bie  Cufebianer  oermittelte]  Slufna^me  b^  Zerminus  aiu&ohx  ober 
ävxkvna  innerhalb  ber  Dfrferoorftellun^  feitens  b>es  Cu[ebius,  (ßregor  0.  Sbijian]  unb 
3RaIarius  i[t  nur  ein  S)>e3ialfall  ber  (Etmoirtung,  roel^e  bie  antio^ni[^  SCbenbmo^Is« 
le^re  im  oierien  unb  beginnenben  filnften  3(^rHunberi  geübt  \fii. 

35  5.  (Einen  Spod^epunlt  in  ber  n)eiteren  (gejc^id^te  ber  Slbenbma^lslel^re  bilben  bie 
(^ri[toIogi[d^en  ftamofe  bes  fünften  3(^r^unberts.  Die  ^nfi^uungen  ber  Sfiter  bis  3U 
biefer  3^it  finb  oer^d^ieben  proportionierte  3Rif^ungen  ber  uen&ifqen,  ber  alt'alexan* 
brinif^en  unb  antio(|enif^en  mfd^auung.  Sine  £in3eIanol9fe,  roeli^e  bies  na(^iefe,  i[t 
l^ier  unnötig.    DoA  ift  es  eine  n)eitoerbreitete  SJleinung,  bajg  brei  ber  Sater  biefer  3^tt 

40  über  bie  jenen  brei  3inf^uungen  jgemeinfame  Unfä^igieit,  ben  roirlli^en  fieib  unb  bos  va\A* 
li^e  Slut  (£^ri[ti  real  gegeraoorttg  3U  beulen,  ^tnausgegangen  [eien:  Q^rillo.  3^ni[älem, 
(Sregor  0.  SRpa  unb  GP9ri^[o[tomu$.  Sluf  bie  9ln[qiauungen  biefer  S&ter  mfijfen  oir 
bespalb  eingeben.  3d^  [d^tde  ooraus,  bog  bie  [eit  bem  oierten  äa^r^unbert  aÜma^Ii^ 
{^nftli^  Jiq  fisierenbe  liturgijd^e  Xrabition,  obn)o^I  [ie  n)ortrei^er  geroorben  roar,  benno<^ 

45  tn  ben  (orensen  ber  gemeinrird^Ii^en  forma  loquendi  [i(|  ^ielt.  Son  Deutungs* 
SIementen  i[t  nur  eines  allgemein  aufgenommen,  bie  ber  X^rie  bes  3renäus  ent« 
[pre^enbe  Cpiflefe  bes  1^1  (Sei[tes,  natürlid^  in  einer  ber  ißlerop^orie  ber  Iiturgi[^n 
5nebe  ent[pred^enDen  JJ^^rm:  xaTanifiipfjg  roäyuiv  oov  Jtvevjua  im  rijv  'dvoiav  rav- 
rr]v . . .,  ÖTKog  dnowTqvri  rov  5qtov  rovzov  acbjbia  rov  Xqiotov  aov  xai  rö  natriQiüv 

coToÖTo  ahm  rov  JCQunov  oov  (Const.  apost.  VIII,  12  ed.  £agarbe  p.  256,  13ff. ; 
eben[o  [qon  bie  £iturgie  ODorills  0.  3^^u[alem,  ogl.  unten  unb  Swainson,  the  greek 
litumes  1884  S.209).  Dag  bie  [og.  liturgia  Basilii  im  achten  unb  nod^  im  elften 
3abr9unbert  ben  Xermmus  ävrhvTia  oermeni^te,  borf  m.  £.  nid^t  für  bas  oierte  ober 
fünfte  3<^i^^uubert  gegen  bie  eben  ausge[proAene  Se^auptung  geltenb  gemalt  loerben. 

5ö  Denn  bie  bort  oorliegenbe  Senoenbung  bes  2:erminus  für  bie  noc^  ungemet^ten  de* 
mente  (nQo&evreg  rd  ävtixvna  xov  äyixw  oduarog  xai  aXfjuxtog  rov  X^tatov  oov, 
oov  deo/ue&a . . .  ik&eTv  x6  nvev/xa . . .  ^2  xa  nQoxeifieva  döga  etc.  bei  SuKlinfon 
p.  82  u.  161;  ogl  Nicaen.  II  9nan[i  XIII,  266)  ^at  in  ber  älteren  ßeit  ferne 
^^iarallelen  unb  [tammt  oielleid^t  (ogl.  unten  eut9^ius)  aus  ber  !iexi  3u(tinians.  Dos 

60  SBei^gebet  im  Const.  apost.  VII,  25  (ed.  Aigarbe  S.  208,  25  ff.)  gebraucht  ben 


Kiettbma^t  IT  S3 

Qiu^  V,  14,  p.  142,  21   unb  VI,  30,  p.  195,  3  ooriommenbcn  lerminus  nvrhvjra 

alletbings  im  genuin  ontio^enifc^en  Sinne  jffir  bie  geioei^en  (Elemente,  qu^  [ofem  fte 

aenoflen  loerben:  evxaQtaxovfxev  .  .  .  iTtkg  tov  riulov  aXuaxoc:  'Irjaov  Xqioxov  tov 

inxv^h^og  vTtko  i^/mtv  xcd  rov  tijmov  auifiaxog,  ov  xai  Avrttvna  ravra  hcntXoy- 

fAer   .  .   firjdek  dk  loi^hco  iS  OLvttbv  xibv  duvi^cDv ,   äXkä  jjiovoi  ol  ßcmtiCouevoi  5 

Kti ,  adetn  im  litutaif^en  (gebrauch  i|t  bies  Geoet  f^erliA  traenbiDO  ^eioefen.  ijfür  ben 

Einfluß,  ben  bie  Smur^ie  fibte,  lommt  bebet  au&  biefe  Stelle  ni^t  m  Setrocpt.  Sie 

Siturate  muj^e,  meil  fte  an  bie  gemeinfir^lid^  ißrabijierunQ  ber  (Elemente  [idb  ^ielt,  ben 

S^rirmidismus  bei  X^eologen  jurfldbrSngen;    |ie  nnij^e  femer,  je  me^  fie  ^  einer 

fMvrj/irj  TOV  fieyaXov  ^purtog  ((Eufeb.  dem.  ev.  1.  10  MSG.  22,  92  D)   ft^  aus«  lo 

gefmltete,  je  me^  bos  ngoofegeiv  ocbjLia  Xgiatov  omä)  fie  betont  iDurbe,  befto  me^r 

Me  Cu^onftie  mit  bem  roirlltc^n  fieibe  unb  "bem  iDirlli^en  Slute  (SfyAlti  in  Serbin^ 

bung  bringen.    Dies  ift  eine  Sorausfe^ung  ber  gansen  folgenben  CnttDicflung.    (Es 

mu^  aber  bereits  bei  (E^rill  d.  3^rufalem  beboAt  toerben.    (Eprill  ^ot  im  %S47  ober 

348  in  ber  oierten  unb  ffinften  Teiner  m^ftagootf^en  ftated^fen  (MSG  33,  1097jf.)  in  i5 

Snidkuna  an  bie  9EBorte  unb  ^räu^e  ber  liturgijAen  Xrabition  unb  unter  Srilarung 

beließen  \t\nt  eben  getauften  Sväßxtx  fiber  bas  ^[benbma^Ism^fterium  belehrt.    $9lt 

man  |i^  bie  Slnle^nung  bes  Sleoners  an  bie  fiituraie  im  Semujgtfein  unb  ermägt  man, 

^  bie  lir^Ii^  Untenoeifung  f^on  in  3u[tins  3eit  (od.  oben  in  9br.  2)  |i^  f^Ii^t 

an  bos  Tovrö  itniv  ^ielt,  fo  loirb  man  fi^  nt^t  rounbern  fönnen,  bag  aud^  biefer  ftate^t  ^ 

^  oierten  3<^|unberts  gans  auf  ben  Stanbpuntt  ber  slmplices  ^erabpfteigen  f^eint. 

Hb  bos  5Db{ett  oer  äyla  xal  (pQixcodeaTÖTTj  ihjola  (5,  9  p.  1116),  ber  &valfiaxxog 

irngda  (5,  8  ibid.)  erf^int  ber  „gef^Iac^tete  (E^ftus"   felbft :  Xquttov  iof^ayiao- 

fihov  vnip  TCüv  ^/urigcov  äoagimiatayv  jtpoo(piQOjuev  (5,10  p.  1117)  unb  bie^age 

^  ber  Sebeutung   ber   euqanfti|^en  Spetfe  gilt  als  entf^ieben   bur^  3efu  SBort:  20 

dinov..,  ebt6vT(K  ^egl  rov  ägrov  '>tovt6  jxov  imiv  rb  0(biJLa<it  rig  rol/ÄtjOf]  yiq)i' 
ßaiiety  Xoaiov ;  . . .  to  vdo)Q  Jtork  elg  olvov . . .  jueraßißhjxev  h  Kavq,  rfjg  läXt- 
laiag,  xal  obx  ä^ioTiurrSg  iativ  olvov  jueraßcdcov  efc  olaa;  (4,  1  u.  2  p.  1097). 
Vis  bie  Urfa^  biefer  fxeiaßoXy)  tx\^\vX  bie  ^iflefe  bes  ^1.  (&emes:  oir  bitten  (5ott, 

TO  Syuyv  Ttyfvfjua  ajioarelXai  hzi  tol  ngoxel^ieva,  Tva  Tioirjof]  rov  uev  ägrov  ocbiia  ^ 
XQiatov,  TÖv  öi  civov  aljua  Kgiorov '  ndvrog  yäo  ov  l(pdnpairo  rov  äyiov  jcvevua, 
Tovro  ^yiaarai  xal  ueraßSßlrjTm  (5,  7  p.  1113  f.).  hierüber  bele^,  foH  ber  9ceo== 
(»W  booon  Über5eugt  |ein.  bajj  6  (paivoijievog  ägtog  ovx  ägrog  ioriv,  et  xal  rfj  yevaet 
oIo&rjTog,  äUA  oco^a  Xgiatov ,  xal  6  (paivö/ievog  olvog  ovx  olvog  iariv,  el  xal  1) 
imig  Toiho  ßovlexai,  iXXa  aljua  Xqimov  (4,  9  p.  1104).  3lla||loer  ßfet  fi^  laum  :v'. 
reben;  nfi^me  man  bie  SBorte  emft,  fo  läge  Bier  bie  tlnnal^me  einer  Iransfubttantiation 
oor.  jniein  (Eqrill  rebet  als  Äate^et.  gaftif^  finb  aud^  i^  Srot  unb  aBein  nur 
infofent,,oenoanbelt",  als  |ie  „gel^eiligt"  finb,  mel^r  geworben  finb  als  gemö^nli^es  8rot  unb 
jeroo^lid^er  SBein,  nömlt^  ein  dvrirvTcov  rov  otb/jurtog  xal  aifmrog  Xgimov  (5 ,  20, 
pll24 ;  ogl.  4,3,  p.  1100:  h  runcp  yäg  ägrov  dldorai  ooirb  ow/m),  unb  ber eigentli^e  10 
Sinn  bes  C^ens  unb  Ürinlens  bes  fieibes  unb  Slutes  (E^fti  ift  auc^  bier  no(^,  bie 
Seefc  nä^en  an  bem  fleif^geroorbenen  fiogos  (ogl  4,  5,  p.  1100;  Steig. X,  413 ff.), 
tkianbrinif^ ,  irenfiif^e  unb  antiodbenifd^e  (Elemente  loo^nen  in  biefer  3in[(^auun(} 
frieblt^  beifammen,  uno  bun^  bie  Serbinbung  ber  realiftifA'bqnamif^en  Sluffaming  mtt 
dementen  ber  bie  Slnti^n  bes  ©irflic^en  fieibes  (ffirifti  im  Slbenbma^l  ftnbenben  4.5 
ontioi^nif^en  entfteW  ber  St^ein  einer  im  fpateren  öinne  „realiftifAen"  Sluffaffung. 
Sber  eben  nur  ber  S^ein.  „fieib  unb  Slut  (E^fti"  finb  au^  bem  (E^rill,  loie  bem 
3renaus,  f^liefelit^  nur  ein  Slusbrud  für  bie  9?ealit8t  eines  $immlif(^en  in  ber  eu^a- 
rifüft^n  Speife.  9htr  bie  (Emp^afe,  mit  Q)el^er  bie  aeQ)ei|ten  (Elemente  als  fieib  unb 
Slnt  (E^ftt  prSbijiert  ©erben,  oerf^Ieiert,  baft  au(^  ^ler  no4  bie  grie^ift^e  Sorfteüung  50 
m  einer  „Heiligung"  ber  (Elemente  unb  bte  gemeinliri^Iu^e  ^röbiäierun^  ber[elben 
ttls  fieib  unb  SJlut  (E^fti  auseinanberfaüen.  (Es  fieint  mir  besl^alb  mifi  richtig, 
wenn  jiemli^  allaemein  bei  (E^rill  ber  fiberaang  jur  SBanblungst^eorie  gefunben  roiro. 
1%  ift  im  biefer  Beurteilung  nur  bies ,  oaft  (Eiirill  uns  jeigt,  ©ie  bie  3Banblung5= 
Nteuung  gerooroen  ift:  neben  ber  ^terop^orfe  ber  liturjlfdgen  Spraye  unb  ben  95or=  55 
Mnngen  ber  slmplices  ift  au^  eine  t^eotogifAe  (Entrotdtung  beteiligt  geroefen,  ein 
3nemanberge^n  ber  realiftiffi^b^namifi^en  unb  oer  fqmboliffrfolrifijiellen  Sluffaffung. 
'nein  e^e  aus  bem  8unbe  biefer  beiben  Stuffaffungen  bie  SBanblungst^eorie  l^eroor* 
8^,  mufete  a)  ber  Senoanblungsgebanfe  über  bie  SSorftellung  bes  äytdCeo^at  ^inaus^ 
8wt  unb   b)  bas  „S9mbolifd5e^'  ber  fi)mbolif^*fafrifijiellen  9lnf^auung  bislrebitiert  60 


8i  »peitbittati  II 

fein.  T>as  ^^^^^  ^  ^^^  ^^^  9lieberlage  ber  anÜDd^enif^en  X^Iogie  im  fünften  3o^i< 
^unbert  ju  SBege  gebraut  Die  erftgenannte  Sebingung  erffillt  3u  l^n,  iR  naq  [oft 
ollgemeiner  Slnfi^auung  bie  Sebeutung,  bie  (6xtaox  o.  wjHHa  in  ber  (gemixte  oec 
Slbenbma^ble^re  M.  3n  feiner  grojjen  JtateAefe  (c.  37  MSO  45,  93  ff.)  nämli^ 
i  entoüelt  (ßregor  etne  bis  in  cAltojgeim  p^pf iolo^if Ae  (Ein^el^iten  fi^  oerlierenbe  !Qeorie, 
oelAe  erHören  foll,  mit  ber  £et6,  anbers  ab  bte  ourA  oen  Glauben  mit(S^rifio  geeinte 
Seele,  iuxuetavoia  xal  dvdxaaoi^  mit  bem  CErlofer  lommen  Snne,  unb  im  Ser« 
fok  biefer  !Qeorie  giebt  er  im  Sorbeig^n  ouA  eine  9Ie(|tfertiguna  ber  aemeitdtr^* 
tiqen  ^robijierung  ber  (Elemente  als  £eib  unb  Slut  (S^rifti.  3>er  fietb,  \o  \SfyA  (Bregor 

10  aus,  ionn  oon  bem  (ßtfte,  bas  il^n  bem  Xobe  fiberli^ert  ^,  nur  frei  n>erben,  loenn 
ber  äugerli^e  £eib  (Qiriiti  in  iJ^n  eingeigt  auf  bem  9EBege,  auf  bem  ber  £eib  allein  auf« 
nehmen  lann:  als  9lo^ng,  bie  in  ben  gongen  £eib  fiq  oerteitt.  Dies  gef^ie^  in  ber 
(Eud^ariftie.  Dab  bies  mogli^  ift,  le^  eine  DigrejTian.  SBie  in  uns  Srot  unb  SBetn 
in  £eib  unb  Slut  fi^  umfenen,  fo  roar  es  au^  bei  (t^rifto.  Der  $oten}  noi^  (&wdfjiJBi) 

15  ift  Srot  unb  SBein  f^on  £eib  unb  Slut;  es  uianbett  fi^  im  CEmS^rungsproug  niqt 
Der  6ubftan} .  fonbem  ber  grorm  m^.  KaXcbg  6by  xm  vvv  xbv  T(p  loyq}  xov 
^tov  äyiaCofievov  ägtov  ek  oa>fia  xov  tfcov  ioyov  jLuxcaioieia&cu  maxevoßiey. 
xal  yoQ  ixeivo  xd  acbfia  äqxog  xfj  dvvdfiei  tjv,  ^yuiow]  dk  xn  lmaxffvdH}u  xov 
Xöyov    xov    oxfjvioaavxos   Iv  rjj  aagxL   ovxovv  o&sv  6   h  fycelvq)  xcß  acb^um 

so  uexojioitj&elg  ägxog  ek  d-dav  fuxiaxri  dvvafuv ,  did  xov  avxov  xai  vvv  xo 
loov  ylvexcu,  ixd  xe  yäo  tj  xov  Xöyov  x^Q^  äyiov  inoiei  xd  odj/ja,  (ß  in  xov 
ägxov  ^  ovaxaotg  ^v  xal  xqotiov  xivd  xal  abibg  ägxog  fiv,  ivxav&a  xe  (boav' 
xcog  6  OQxog,  xa^thg  (pt]aiv  6  dnötnoXog  (1  Ti  4,  5),  äyta^exai  did  Xöyov  9eov 
xal  lvx€v(ea}g,  ov  öid  ßgcooecog  TiQoXdiv  ek  xo   oöjna  yevea&ai  xov  Xöyov,   <LUL' 

^  ev^g  TtQog  xd  ocbua  dia  xov  Xövov  juetajtoiovßuvog  (p.  96  D.  97  A).  Sftan  finbet 
in  biefen  SBorten  fa[t  al^emein  oen  Sebanlen  ausgefprod^en,  bajg  93rot  unb  9Bein 
in  ber  (Eud^ariftie  glet^jam  burt^  einen  im  Seralei^  mit  bem  CEmS^rungsoorgang  im 
gejAi^tli^en  (t^riftus  oef^Ieunigten  9laturpro3e|  in  £eib  unb  Slut  (SfyAp,  umgefefct 
toiiroen  —  i^re  Jyorm ,  ni^t  bie  Subftanj  oerSnoemb ;  ba^r  ,,!Iransformatu)nst^rte^, 

*<^ni^t  Xransfubftantiationst^orie  —  unb  bann  oom  fi^os  mit  lln[terblid^itslraften 
burc^brungen  rofirben,  roie  einft  ber  gefd^i^tlid^e  £eib  (tnrifti  (ogl.  Qiti^  X,  441  ff.). 
3^  ^e  bas  mit  Säur  (Z^eoL  3abrb.  1857  6. 568)  ntd^t  ffir  riAtm.  Der  Drigentft 
fyiif  obn)o^I  er  ^ier  me^r  in  ben  Sahnen  bes  3renfius  unb  oome^licQ  3uftins  nrnnbelt 
als  in  benen  bes  Origenes,  feinen  Spiritualismus  fo  oöllig  ni^t  oerleugnet:  bas  Srot, 

35  bas  dwdiiei  f(^on  £ew  ift,  mixt  jum  £eib  bes  fiogos;  bas,  mos  in  ber  (Eu^ariftie 
ebenfo  gef^ie^t  mit  im  gef(|i(|tli<^n  £eben  CE^rifti,  ift  bas  dyiaa^ai  xfj  ijuoxrjvcoaei 
xov  Xöyov]  bas  ev^g  Jtgog  xo  oöfia  öta  Xdyov  fuxajioiov/ievog  f^tiejgt  eine  bem 
öid  ßQ<oaea}g  TiQoiivai  ek  owaa  analoge  Transformation  oes  Srotes  unb  9Beines 
in  ben  „£eib"  unb  bas  „Slut'^  CE^rifti  m.  C  niqt  ein,  fonbem  aus.    Sine  fpätere 

io3^it  Wi  tbtn\o  mit  bie  oon  i^r  aus  an  (ßregor  ^erantretenbe  mobeme  Srorf^ung,  bei 
®regor  bie  Xransformationstbeorie  gefunben  unb  banibar  fie  fic^  angeeignet  3n|ofem 
ift  Sregor  ber  Sqöpfer  ber  Xransformationstl^eorie.  9ber  er  felbft  fyd  fie  noA  niAt 
je^t,  er  felbft  ^t  bas  fuxanoUh&ai  über  ben  Segriff  bes  dyidteoüai  nod)  nüqt 
linausgefü^.    Sregors  eigene  X^eorie  ift  bie  Slffumpttonst^orie  3ultins.    Die  alten 

45  tnesanoriner  Ratten  fie  fpirttualifiert;  je^t  oerbinbet  (ie  fi&  in  realiftifd^er  ($orm  mit 
ber  realiftif^^bpnamifc^en  bes  3renaus.  So  finben  loir  fie  bei  S^rill  oon  SUexanbrien. 
9EBäre  bie  oulgore  Deutung  ber  Ausführungen  Gregors  ri^tig,  fo  m&tt  es  ein  9lätfel, 
bajg  Cprin  oon  VIesanbrien  ibr  ni(6t  folgte. 

S(|n)ieriger  ift  es,  bem  (£^rqfo|tomus  gegenüber  bie  Xbefe  feilzuhalten,  bag  au^ 

do  er  über  bas  ber  alexanbrinif^en ,  irenäif^en  unb  antio^enif^en  mf^uung  (ßemein» 
fame  noif  ni^t  ^inausaelommen  fei.  (Er  fpric^t  oon  ber  (Segemoart  bes  uiirili^n 
fieibes  unb  Slutes  (E^rifti  fo  Jd^auerli^  maffio  unb  in  fo  grob«finnli^er,  gelegent« 
li^  au(^  taltlos < finnlt^er  SBeife  (3.  S.  in  1  Kor.  hom.  24,  4  ed.  Montfaucon 
ed.   nova  X,  255:  xovxo  xo  ocjfxa  Sdoyxev  fjfuv  xal  xaxexeiv  xal  io^leiv,   ojieq 

55  dydnrjg  iTUxexauhng  fjv.  oZg  yaQ  dv  (piXdjjuev  o(podpa>g,  xal  diaddxvouev  TtoXXd" 

xig  u.  a.  Stellen  bei  Steit|  x,  446  ff.  unb  ^amad,  D(S  II  ^  436),  rebet  fo  beut'^ 
li^  oon  einer  oemmnbelnben  9ßirlung  bes  roei^ienben  SBortes  —  xovxo  xo  g^jna 
/uxa^^v&ßu^ei  xd  Ttgoxeljueva  (de  prod.  Judae  hom.  I,  6  opp.  II,  453^,  o 
dytdCcov  xal  fiexaoxevd^(ov  avxog  (in  Mt.  hom.  82,  5  opp.  VII,  890;  ogL  Stei^ 
eo  A,  452  ff.  unb  liturgia  Basilii   Swainson  p.  78  f. :   ov  ydq  el  6  7tQoo(piQü)v  xal 


Sttettbttta^I  n  55 

6  :tQoo€peQ6i.t€vo^t  xal  nyiA^wv  nal  avia^o^icvog),  bofe  CS  ni^t  äbert(lf(|en  lann,  boft 
man  foft  allgemein  boruber  ehti^  ift,  (Epr^foftomud  bobe  einen  realen  (Senug  bes  wm* 
li^n  fieibes  unb  9)Iute$  (Sfyci\ix  angenommen.    3^9  gebe  ^u,  bag  bte  oft  be^anbette 

fiaoi  Ttdvxa  de  vorjftd  (in  Mt.  82,  4,  p.  889)  unb  jtoei  ni^t  minber  bemerfensioerte  s 
anbete,  in  Mt.  82,  1,  p.  884:   el  yäg  fjiri  äjie&avev  6  ^Itjoovg,  rlvog  ovfxßoXa  xä 
TsXovfieva;  unb  de  poen.  hom.  IX,  opp.  II,  413:   äoTceg  xrjQog  tivqI  nQooofu- 
Ifioag  ovöiv  äjiovoiäCei,  oifdev  Jiegiaoevei,  ovto)  xal  wöe  vöfi^e  awavciXujxetmaL 
m  fwoTfJQMi  jy  Tov  awfjuxiog  ovaiq,,  fidb  allenfaUd  mit  jenem  oulg&ren  Urteil  über 
C^oftomud  mf^ung   ^armonijieren   Itejgen.    Slllein  flber^ugenb   finb  mir  bie[e  lo 
3nterpretationsbemfl^ungen  ni(|t.  (oelbft  fta^nis  ift  in  feinem  ftir^englauben  (6. 215) 
ine  geiDorben  an  ber  Si^eid^it  ber  in  [einem  alteren  Vin^t  oorgetragenen  Beurteilung 
bes  (£^r9jo|tomu$.    gfir  eine  richtige  9EBürbiaung  bes  Stanbpunttes  bes  (E^joftomus 
f^int  mtr  folgenbes  beba<|t  sterben  ju  milffen:  a)  er  ift  oon  $aus  aus  Snttoc^ner; 
bo^  benft  er,  ^umal  im  ßufammen^ang  ber  Opf eroorfteüung ,  an  ben  n)irHi^n  ge*  i5 
töteten  fieib  C^rifti  (ogl.  in  Mt.  50,  3  opp.  VII  582:  iavxdv  TtapS&rjxev  re^ueyov), 
b«^r  braui^  er  ben  Xerminus  avußoka  [xov  &7to&av6vxog  %oov\,  h)  mit  biefen 
antio^nifi^n  Xrabitionen  oerbinbei  er  bie  realiftif^-bpnamif^n  (ßebanlen  in  einer 
9on  oerflfi^tmenbem  Spiritualismus  niAt  angelrinlelten  gform :  ber  reale  (ßenujg  bes 
vomov  m  Smnbma^I  oermittelt  uns  pQ9fif^  fubjtanjielle  (Einigung  mit  (£^rifto ,  Un«  ao 
ftemic^Ieit  u.  f.  u)..  c)  biefe  Ilar  ni^t  ju  oeretnigenben  (ßebanlen  trägt  er  oor  als 
ein  an  bie  liturgifqe  ^prad^e  gebunbener  unb  gemö^nter  ißrebiger,  in  ben  grellen  %trben 
unb  mit  ber  beAen  ^laftU,  bie  feine  9l^etorü  ^ier  für  n)irlfam  ^ielt,  d)  enbli^  rudt 
er  |o  entf(^ieben  n)ie  oor  i^m  nur  bie  atten  Sllexanbriner  CEIemens  unb  Origenes  bas 
Ibenbmai^I  hinein  in  bas  fd^auerli^^eilige ^albbunlel  ber  „SR^fterien" :  y  ovv  fxrj,,.^ 
W9ayddkj«[v  ol  fjui&rixw]  jiganog  avtög  rovto  bioirjOEV,  hdywv  avrovg  äraQdxcog 
^  Trjv  xoivooviav  rcav  /jtvartjgioyy,  dtd  xovxo  ovv  xb  iavxov  aljua  xai  avxog  huev  (in 
Mt.  hom.  82, 1  opp.  VII,  884}.  Die  K^tori!,  bie  (£^riftus  fein  eigen  »lut  trinfen  läfet,  über* 
Wägt  fi(|  fo  beutli^  oor  unhren  ^uaen,  ba^  man  ftu^ig  Q)erben  mu|^au^  gegenüber 
ften  lonftigen  ftunftproben !  9Rir  n)enigftens  fd^eint  es  oorf^nell,  bei  C^foftomus  bie  so 
©leid^fcung  bes  bur^  bas  äyial^etv  xai  juexaaxevdCeiv  —  bas  ift  bo^  ein  genbiabqs, 
unb  ber  tlare  Segriff  ift  ber  erftere !  —  entftanbenen,  real  oorlianbenen  unb  real  ju  aeniefeenben 
Uberfinnli^en,  bas  man  als  fieib  unb  Slut  (E^rifti  präbijierte,  bes  „euAoriftift^en  fieibes 
E^frifti",  ©ie  bie  mobeme  gfortoung  fagt,  mit  bem  getöteten  fieibeCarifti  ^erausjurüden 
aus  bem  Clair-obscur  ber  äR^fterien  in  bas  fii^t  einer  bogmatijqen  ZQeorie.    3^^  so 
3ntetpcetieren  oon  äR^fterien  wat  bie9{^etoriI  bes  C^rpfoftomus  fioeraus  (geeignet ;  bo<^ 
bopatif(^  X^rien  mod^te  id^  in  bem  3Bortfd^n)an  ni^t  f inben,  ber  aus  btefem  berebten 
Umnbe  ]vSf  ergieht.  —  Die  SBanblunasIe^re  ift  ni^t  oon  dtfxiü  oon  3^t]gi^Icni,  ni^t 
oonSregor  oon  9C9ffa,  ni^t  oon  CD^rnfoftomus  an  ^ubatieren.  „9{ealiftif^"  mgerungen, 
bie  fie  oorausjufe^en  J^einen,  finb  tm  oierten  unb  fünften  3ai^r^unbert  ni^t  feiten,  ge^io 
legentßc^  auA  f^on  lurse,  o^ne  jebe  t^eoIogifAe  X^eorie  gegebene  unb  ba^r  meqr« 
beutige  $rote^e  gegen  bie  Slnna^me  einer  blog  fqmbolifi^en  ®egemoart  bes  fieibes  unb 
Slutes  (E^fti  (ool  6teit|X,  462  f.  über  3Rarut|as  o.  Xipt  um  410),  unb  bas33olI 
uiiib  o^ne  alle  „It^eorien''  bie  ^lexanoirjoig  vtatnmk  ge^eimnisooll  magif^  fi^  gebaut 
^n  — ;  bie  t^logif^e  SBanblungst^eorie  ift  {unseren  Urfprungs.  46 

6.  Sine  SJorausfe^ung  i^rer  Sntfte^ung  maren  bie  ^riftolojgif^en  ilompfe  bes  fünften 
unb  {elften  3<^^^unberts.  Denn  ber  (Segenfa^  ber  C^riftologien  refleftierte  fi^  au^  in 
|e^  oerfd^iebenarttgen  9{uffaffungen  bes  Stbenbma^ls.  Die  antio^enijd^e  ^nf^auung  oar 
€ine  entf^ieben  fqmbolif^e :  ber  gebro^ene  fieib ,  bas  oeraoffene  ^lut  bes  SRenf^en, 
benberfiogos  fid^  oerbunben  ^atte,  n)erben  uns  fqmbolifiert  ourd^  Srot  unb  SBein,  bomitoo 
u>ir,  biefe  ävxixvjia  in  uns  aufne^menb,  teilhaben  an  bem,  mas  bas  Dpfer  (£^rifti 
uns  enoorben.  9lo^  a^eobor  oon  SKopfuefte  unb  SRettorius  (Steitj  XII,  217ff.)  ^cibtn 
uui  biefe  fnmboIif^4<^^3i^n^  ^nf^auung  oertreten.  (tqrill  oon  Sllexanbrien  aber  (6tei^ 
XII,  235  ff.)  unb  bie  URonop^iifitcn  (Steift  XII,  248)  ^ulbigten  ber  i^rer  ß^riftologie 
«utfiitec^nben  realiftif^  *  bqnamif^en  Sluffaffung  in  ber  (Beftalt,  bie  fie  bei  ©reaorw 
0-  %|ffa  er^Iten  hatte,  ber  realiftif^^bqnamif^en  Slffumptionst^eorie :  bas  eu^ariftif^e 
Stot  unb  ber  eu^ariftifAe  SBein  inb  ber  lebenbig  ma^enbe  fieib ,  bas  Unfterbli^Ieit 
jebenbeSlut  bes  ©ott*floao5  felbft,  i^rer  lebenbig  ma^enben  Qualität  na^  —  ni(^t 
öIs  Jleif^  unb  Slut  —  glei^  bem  gef^i^tli^en,  erhöhten  fieibe  C^rifti.  3n  welkem 
Slage  bie  9{ieberlage  ber  vlnttoc^ener  au^  bie  antio^enifc^e  Slbenbma^lsauffaffung  bis<  go 


56  Vhtnimam  II 

hebttterte.  tft  beutli^  \äion  bei  Zbeoboret  (etetfe  XII,  226  ff.)  ju  fe^en:  er  ^ot  bte 
Qntu>^ent|4en  Xrabthonen,  bte  nom  beutli^  bei  ^m  bur^flinaen,  mobifijiert  buric^  ®e» 
banlen,  bte  itt  ber  realiftif^^bQttanttfAeit  Sluffoffuttg  pu  $au[e  (tttb,  unb  ^  fo  ettt  Vlix^ 
tum  gefc^eit,  bos  rto^  toeitiger  irt  fi^  ^amtonif^  tft  als  feilte  (£^ftoIogie.  Sit^ttger 

s  !I^eoboret5  bat  es ,  toenit  oud^  iit  fleinett  SRinoritateit ,  in  ber  ftir^e  ^egebett  ois  itt 
3uftiniQn$  ^^it  l^itteitt.  Senttutli^  ftttb  qu(^  bie  atttio^ettifd^tt  Xrabittottett  über  bds 
HbenbtttQ^I  itt  biefer  ^ottjett  :^tH  niäft  ausaeftoAett.  SIber  ber  befittitioe  Sieg  ber 
cqrillif^en  CE^riftoIogie  ttt  oer  9{egieruttgs}eit  ^uftiniatts  muMe  ou^  bie  cqrillif^e  9ltt« 
f^Quuttg  Dottt  SDbettbmQ^I  jur  $errf^aft  brittgett,  —  bie  realiftif^'bpttatttif^e.    Sfir  bte 

10  9{i^tigteit  tneitter  obigen  Slusfü^rungen ,  roelcqe  bie  Snna^me  einer  9ieQl|nräfetq  bes  otri« 
li^n  fieibes  unb  Slutes  (B^n|ti  bei  allen  filteren  !QeoIogen  beftritten  l^oben,  liefert  aerabe 
bie  Ort^oboxie  ber  3^it  3ufttnians  einen  ni^t  ju  oerac^tenben  Setoeis.  ObiDo^I  biefe 
ni(^t  nur  an  Sqrill,  fonbem  namentli^  au^  an  bie  5la|}pabojier  ]\äf  anlehnte,  fo  ^ 
f ie  bo4  mit  ber  Jd^olaftifc^n"  ftlar^eit ,  bie  i^r  bie  c^riftoloatf^en  Jyormeln  bearbeiten 

IS  half,  ni^t  eine  Xransformationst^eorie  gef^affen  —  au^  fieonttus  fyd  nur  cprtnijil^ 
gormeln  (ogl.  bie  Stellen  bei  «ügamer,  fieonttus  S.  160  Snm.  3  unb  4)  — ;  fie  ^ 
oielme^r  eine  f^olafttf^^gele^rte  (Seftaltung  ber  realiftif^^b^namifc^en  Slffumptionsi^orie 
geliefert,  bie  in  il^rer  oorfi^tigen  Senoenbung  au^  tminrfingK^  antio^nif^  (5ebanfen< 
formen  genau  ben  gleiten  (E^aralter  trögt  mit  bie  CCQriftoIogie  biefer  antineftoriantfc^n, 

so  aber  au$  antimonopl^Qftttf^en  Ort^oboxie.  Sine  fleine  S^rift  bes  oon  552 — 582  ponti« 
fijierenben  ^otrian^en  C^tp^ius  oon  ftonftantinopel  de  paschate  et  de  eucharistia 
(MSG  86,  2  p.  2391  ff.;  ogl  Steit|  XII,  256 ff.)  ijt  es,  bie  ju  biefem  Urteil  uns 
bere^tigt.  SRit  $ilfe  bes  le^tM  auf  Slriftoteles  jurfidqe^enben  (Sebanlens,  „bag  bie 
Urfa^e  an  fic^  auger^alb  i^xtx  SBirfungen  fte^e,  ober  ft^  bqnamijc^  in  i^nen  oerDtel« 

35  faltige",  enoetjt  l^ier  Sutn^ius,  „bag  ber  er^d^te  fieib  [fubftanjiell  gan5  unb  ungeteilt 
tn  |t^  [im  $tmmel]  oer^ane,  unb  boc^  [bqnamifd^l  gani)  oon  {eoem  Aommunifonten 
in  bem  il^m  gefpenoeten  8ru<^teile  empfangen  roeroe"  (6tei^  XII,  214).  Srot  unb 
SBein  finb  —  aud^  ^ier  no^  tft  erfennbar,  bag  biefer  Xermtnus  aus  ber  Opferoor» 
(telluna  ftammt  —  bie  Slnttt^pen  bes  geopferten  £eibes  Qi^rifti,  aber  fie  erf^einen  als 

ao  fol^e  {(^on  oor  ber  realen  SSerönberung,  bie  mit  i^nen  oorge^,  benn  Cutq^ius  fagt,  bag 
S^riftus  f^on  beim  erften  STbenbma^Ie  fü^  [bqnamif^l  biefen  ^ntitqpen  eingefenft  J^be 
{iujM^ag  iamov  rw  dvrmWo  a.  a.  O.  p.  2393  B),  unb  3n>ar  fo,  bafe  er  in  jeber 
^artüel  berfelben  Joirffam  ift  mit  feiner  lebenbigma^enben  Äraft.  Dafe  „^ier  juerft 
ber   »eu^ariftif^e  fieib^   als  ein  Sefonberes  neben  bem  roa^r^aftigen  angegeben*'  fei 

35(§ama<I,  D®^  II,  439),  erf^int  mir  als  ein  f^iefes  Urteil,  ftein  Sertreter  ber 
realiftif^^bqnamifc^en  Sluffaffung  feit  3renaus  l^at  ben  fieib  (^rifti  im  Slbenbmo^I  als 
ein  Sefonberes  neben  bem  roa^r^aftigen  fieibe  ju  bejeid^nen  ein  3nterejfe  aebabt.  Die 
Xenben}  wat  ftets,  ben  Sruc^  ju  oerf^leiem,  ber  fi^,  loeil  ber  „euqari)tif(^e  £eib'' 
faftif^  „ein  Sefonberes  neben  bem  n)a^r^aftigen  Seibe"  loar,  ftets  ^ier  auftbun  mugte. 

doDiefelbe  Xenbenj  ift  au$  bei  Cutp^tus  fe^r  beutliA  oor^nben  (ogl.  6tei^  XII, 
257  ^nm.);  —  aber  ebenfo  beutli^  auA  no^  jener  f^on  bei  3renaus  na^etoiefene 
Sru(^.  —  Der  ift  erft  unfiAtbar  getooroen,  als  im  Silberftreit  bie  äR^ftenenluft  ber 
ausge^nben  ^ntile,  bie  für  Die  3^eologie  jabr^unbertelang  bas  Sbenbma^l  umrooben 
^e,  mit  ber  biderenfiuft  ber  Sol^frommigleit  (ogl.  bie  (Erjö^lung  bes  SIrfenius  in  ben 

iö  djiofpdey/iaTa  jrajiQoyv  Stei^  XII,  264  ff.)  in  einem  aRafte  bur^fe^t  tourbe,  roie  es 
oor^er  in  ber  Ü^eologie  no^  niAt  ber  Sfall  ^en)efen  roar.  9lo^  bie  ilonollaftif^e  Sqnobe 
oon  754  entroidelte  bie  in  3upnians  3^^  ort^oboxe  ^nfAauung  oom  Slbenbma^l: 
Srot  unb  SBein  finb  bie  einjigen  Silber  (S^open)  ber  äRenfd^^eit  C^rifti  (bie  X^pen 
alfo  feines  n)irllt^en  £eibes) ;  bies  SiR)  bes  fieibes  (£^rifti  loirb  oergöttli^t,  roirb  jum 

:ü){>€Tov  G(7)fjin  bur^  bie  imfoiTtwig  bes  ©elftes  (SRanfi  XIII,  264).  Doi^  JAon  e^ 
biefe  6qnobe  tagte,  ^atte  tn  Slnfnüpfung  an  altere  (Segner  ber  antiod^enijqen  Sin« 

Sfauung  (ogl.  fiequien ,  opp.  Joann.  Dam.  1,271  not.  1)  ber  oome^mfte  tpeologif^e 
nroalt  ber  Silber,  ^ofyinnts  oon  Damasfus,  ben  ©ebanfen,  bie  auA-auf  jener  Sqnobe 
fi<^  ausfpra^en ,  entgegengehalten :  ov>c  eori  rönog  6  ägrog  >cal  6  olvog  jov  oto/iazog 
55x0/  atfAarog  rov  Xqiotov'  fihyhoiro'  äkk*  nvxo  t6  ocojua  rov  xvgiov  TE&ecDU^ov 
(de  fide  orthod.  4,  13  ed.  fiequien  I,  271  AB).  SBenn  einige  ber  Eiligen  SJöter, 
roie  3.  S.  Safilius  —  gemeint  ift  bie  fog.  liturgia  Basilii  (ogl.  oben  in  9lr.  5)  —  Srot 
unb  3Bein  dvrlrvTra  rov  oco/iarog  xat  at/narog  tov  xi^giov  genannt  ^tten ,  Jo  ^^ötten 
fie  ni^t  bie  geroei^ten,  fonbem  bie  no^  ungeroei^ten  demente  im  Slu^e  ge^bt.  Diefe 
eo  (Erflorungen  bes  ^offamts  fysi  bie  jroeite  ^ticöntf^e  S^nobe  (787)  roteber^olt  (Wanft 


«tettbmo^I  It  57 

XIII,  266).    Seit  ber  ^tH  Bat  bie  grie^if^e  ftir^e  ein  ^benbmablsbogma :  fie  le^rt 
bie  reale  Segemoort  bes  fieibes  unb  Slutes  C^rifn  im  Slbenbmal^l  mo)  ber  SBei^e. 
Seit  ber  glei^n  3^it  fyd  fie  auc^  bie  9EBanbIungst^orie.   !DeTm  3o^nn^^  oon  Da« 
mosltis,  ber  fw juerft  cttliDidelt  ^t,  ift  ber  9lormal*!DogmQti!er  ber  grie^if^en  Äirc^ 
geblieben.!  Die  wonblungsle^re ,  |o  roie  ßo^^^^^^s  Domascenus  fie  borlegt  (Dgl.  6tet^  s 
XII,  275 ff.),  ift  eine  Kombination  ber  im  6inne  einer  Iransformation  ber  demente 
in  fietb  unb  ^lut  bes  gef^iAtli^n  CC^riftus  oerftanbenen  !£9eorie  (Sregors  o.  3Ma 
mit  ber  9ffunq>tionst^orie  Sqnlls.    Srot  unb  9EBetn  ber  Cu^oriftie  finb  acb/ia  dirj- 
Wk  vyiojLiivov  -^edtriri,  Ja  ro  i^  rfjg  &y(ag  jiaQ&ivov  aöjjua  (p.269D).  3nroiefem? 
OtfX  Sri  t6  AvaXtj(p&kv  ocbfia  i^  ovQavov  xariQyeiaif  d/A*  Sri  avrog  o  ägrog  xai  lo 
oJkoc  ^anounrinai  ek  acb/Lia  xai  alua  i%ov  (ibid.).    3luf  bie  Sr^age,    U)te  foIAes 
juge^n  mdge,  ^  S^^nnes  sunä^ft  oie  SInimort,  bie  ber  SRaria  £c  1,  35  mürbe; 
et  erläutert   bann  Äer  biefe  äntroort  in  Slnle^nung  an  (Tregor  o.  SR^Ifa:    oiojieQ 
qnmHOK  dia  Ttjg  ßgcoaecDg  6  Sgrog  xai  6  civog  xai  ro  vdcog  did  rfjg  d6oeü)g  elg 
mfna  xai  alfjui  rov  ia&iovrog  xai  nlvovrog  jueraßdiXo^Tat  xai  ov   yivovrai  hegov  16 
mua  Tiagd  ro  JzgözeQOv  avrov   ocbuaf   ovrwg   6  rijg  Jigo&ioewg   ägrog   olvog  re 
'/m  vd(OQ  diä  r^g  htixkrjoecog  xai  htifpoirrjoeayg  rov  Aylov  Jivev/uarog  vneQWV(og 
fietcawiovvrai  elg  ro  o(bfia  rov  Kgiarov  xai  rb  al/na,   xai   ovx  doi  ovo  dXxd  ?v 
xai  rb  avt6  (p.270).  3n  de  fide  orthodoxa  bietet  3o^flnnes  niAt  me^r.  fo  offenbar 
aiut  ber  SBiberffnru^  ju  fein  f^int,  ber  in  ber  glei^jeitigen  £oIaIifierung  bes  erbosten  20 
EeSies  S^fti  im  $immet  unb  in  ber  Slnno^me  ber  äbentität  bes  eu^arittif^n  fietbes 
mit  bem  gef^ii^Ii^en  fi^  ou^ut.    Do^  ^  3o^nnes  in  ber  britten  9{eoe  für  bie 
Silber  c.  26  (opp.  I,  357  f.)  msffi^rungen  gegeben,  bie  ^ier  ergönjenb  eintreten.  Den 
6iim  berfelben  fajgtStei^  (XII,  280)  fo  sufammen:  „ber£ogos  affumiert  ben  aus  Srot 
unb  SRifc^tranf  geioorbenen  fieib  famt  [einem  Slute  ebenfo  ^oftotif^ ,  mt  er  ben  oon  s6 
ber3ungfrau  geborenen  fieib  ^räoftotifc^  affumiert  ^e.    Da  es  nun  aber  nur  eine 
%ofta|e  bes  fleif^erDorbenen  £ogos  giebt,  fo  finb  nun  ber  fieib  ber  (Eu^ariftie  auf 
Snen  unb  ber  er^d^te  Seib  im  $immel  oermöge  ber  einen  $9poftafe,  ber  fie  angehören, 
ein  fieib".    Dem  t^ologif^n  »ebürfnis  jener  3eit  ^at  biefe  fiofung  genügt.    Sie  ift 
aiid|  filr  alle  folgenben  3^^^^^^^^  ^in  fte^noes  ^xiom  ni^t  nur  ber  griec^if^en,  so 
fonbem  au^  ber  abenbIanbifA*tat^oIif^en  Dogmatil  aeblieben  (6tei^  a.  a.  O.). 

3a^unbertelang  ift  fiber^upt  bie  grieAifc^e  itir^  mefentli^  bei  ben  oon  3<'^ 
^onnes  Damascenus  entroidelten  (Bebanfen  geolteoen  (ogl  Stei^  XIII,  3—66).  Dann 
i|t  an  bie  Stelle  ber  Üransf ormationst^eorie ,  ber  Ü^eorie  ber  jietajioirjoig ,  bie  ber 
imovaiaxjig,  b.  i.  bie  römif^e  Iransfubftantiationst^orie,  getreten  (ogl.  ftattenbuf^,  :j5 
ftonfeffionsfunbe  I,  417f.].  Stei^  fyd  (XIII,  649  ff.)  ben  bur^  bie  Unionsoer^anb:= 
lungen  mit  bem  Ocdbent  eingeleiteten  äbergang  oon  ber  alten  jur  neuen  Se^e  mit 
jro^er  Sorgfalt  oerfolgt.  1274  unb  1277  ^ben  bie  (Briefen  juerft  bem  Stusbrud 
fmovaiovo^ai  in  einem  oon  5Rom  i^nen  oorgelegten  ©laubensbelenntnis  5ugeftimmt. 
Do(^  ift  er  bei  ben  (Briei^en  felbft  erft  feit  bem  fünhebnten  3ö^^unbert,  feit  ben  !^tHtn  m 
ber  Florentiner  Union  bröu^Ii^  geworben ,  unb  erft  oie  Äömpfe ,  wtlift  C^rillus  fiu= 
coiis  im  fiebje^nten  3öl^t^unbert  anregte,  ^aben  i^m  famt  ben  }u  i^m  gehörigen  93or* 

5en  00m  SJleiben  allein  ber  ovußEßrjxora  b.  i.  ber  äccibenjien,  00m  „(Benommen* 
erbifferaoerben  bes  fleibes  ffi^nftt"  xarä  rd  ov/Lißeßrjxdta  oöllig  3um  Siege 
:  (ogl.  confess.  orthod.  I  bei  Äimmel,  libri  symbol.  eccl.  Orient,  p.  180;  40 
confessio  Dosithei  17  ib.  p.  457 ff.).  Do^  with  no^  jeW  in  allen  leilen  ber  „or^o= 
boien"  ftirAe,  ber  grie^ifm^ort^oboien ,  ber  ruffifAsortooooxen  u.  f.  m.,  ni^t  roie  bei 
ben  9{omif^en  bie  priefterlu^e  Wejitation  ber  Cinfe^ungsroorte,  fonbem  bie  hrix/irjmg 
TW  äytov  jTvevjuarog  als  bas  SRebium  ber  SBanblung  angefe^en,   unb  eines  Unter- 

8 liebes  jroif^en  ber  jueraTioirjOfg  unb  ber  juerovaiMmg  finb  au^  bie  gegenwärtigen  5«» 
i^önger  bes  ort^oboxen  Dogmas  \xä)  laum  ben>uftt.  $aftet  hoif  mäf  btefer  Unter« 
Hieb  loefentlic^  an  ber  bem  ouigären  Denfen  jroeifeUos  ftets  fremben  unb  gegenüber  bem 
Sttbftanjbegriff  ber  Üransfubftantiationslel^re  unberechtigten  Siorausfe^ung ,  bajg  bie  in 
8eib  unb  Slut  transformierte  Slo^rung  nur  i^re  §orm,  ni^t  i^re  Subftanj  ge* 
B^felt  ^be.  55 

7.  Unglei^  langfamer  als  im  Drient  ^at  fi^  im  Occibent  ein  Doqma  00m  Slbenb- 
wo^l  gebilbet.  (grft  im  11.  3^^^^-  ^^  i^^n  ^ier  fo  meit  roie  im  Orient  im  a^ten. 
Man  tonnte  fi^  oerjuc^t  fe^en,  ben  (Brunb  hierfür  barin  ju  finben,  bofe  im  Slbenblanb 
wit  bem  (Enbe  bes  ijn^eriums  für  3ö^^Öwnberte  bie  Äontinuität  ber  itulturentroitflung 
nnteibro^n  rourbe.    SRitgeroirit  fyA  biefer  Umftanb;  aber  nur  fefunbar.  Der  eigentliche  go 


58  attettlmta^l  n 

(Srunb  ift  barin  ju  fut^en,  baj^  bie  SnttDtälung  im  Ccctbent  eine  loefentlid^  anbete  ift 
qIs  im  Drient.  3^  toenigfiens  oermog  oon  bem  oft  ^rootgebobenen  !ßaralleltfimu$ 
ber  occibentolifc^en  unb  ber  orientolij^en  (Enttoiälung  ber  Slbenbma^telegre  ni^t  oiel 
ju  fe^en.    Dos  ift  ja  ri^tk,  bag  ,,$Imbrofiu5''  unb  Slugufiin  für  bie  abenbl&nbifd^e 

5  (Entioiälung  eine  ö^nlit^  Sebeutung  ^en  iDie  3renäu$  unb  Drigenes  ffir  bie  gne« 
ä)i\i)t,  unb  iDie  im  Onent  f^ai  ouA  im  Dccibent  bie  Opferibee  ben  entfc^eibenften  (Etn< 
flu^  auf  bie  ^erousbilbung  bes  C5ebanlens  ber  roirfli^n  (ße^emoart  bes  loirfli^en 
£etbes  unb  Slutes  C^rifti  geübt.  SlKein  ber  Unö^nlit^Ieiten  ftnb  ou(|  hierbei  me^ 
als  ber  ^nli^Ieiten.  (Eigentümli^  ift  im  £)aibent  ber  Slusgang  ber  Sntoialung,  o^ne 

10  parallelen  im  Drient  Der  gewaltige  Sinflug,  ben  bie  ®ebanlen  Slugujtins  audgefibt 
^aben.  Das  erftere  ift  m.  S.  na<^  nic^t  genfigenb  geu)firbigt.  (Es  ift  besqolb  nStig,  auf 
bie  Slnfc^auungen  ber  beiben  ^ier  in  ^etrat^t  bmmenben  St^riftfteller,  XertuIIian  unb 
C^prian,  etmas  genauer  einjuge^en. 

SJöIIig  beutli^  ift  Cqprians  Slnfd^uung.    Dag  fie,  menn  i^  ni^t  ine,  in  ben 

15  neuem  SJer^anblungen  übtr  bie  Gefd^td^te  bes  Slbenbmabls  ni^t  ju  i^rem  Siedete  ge« 
lommen  ift,  ^at  bie  getrennte  Se^anblung  bes  Slbenbma^Isopfers  junb  bes  Sbenbmobls- 
genuffes  oerj^ulbet.  Denn  bas  tft  m.  (£,  für  (&)prians  ^n|d^auung  bas  9BefentIiq[te, 
bag  Qier,  iDte  fpäter  bei  ben  Slntio^enern,  um  mit  Der  übli^en,  ni^t  gans  eimoanbfreten 
Xerminobgie  ju  reben:  bie  fatramentale  Seite  bes  Slbenbma^Is  ber  famfijienen  bur^« 

20  aus  untergorbnet  ift.  Das  Slbenbma^I  ift  dominicae  passionis  et  nostrae  redemp- 
tionis  sacramentum  (ep.  63,  14  CSEL  III,  713,  8;  ogL  17  p.  714,  22).  «n 
ben  geopferten  £eib,  an  bas  oergoffene  Slut  beult  Suprian  foioolU,  roo  es  um  bas  offerre 
(ep.  63,  9  p.  708,  11),  als  Da,  wo  es  um  bas  Sffen  unb  Irinlen  fi^  Rubelt:  nee 
nos   sanguinem  Christi  possemus   bibere,  nisi  Christus  calcatus  prius  fuerit 

25 et  pressus  (ep.  63,  7  p.  705,  21  f.;  ogl.  ib.  2  p.  702,  12).  Daß  Der  geopferte 
fieib  unb  bas  oergoffene  Slut  (T^rifti  babei  ni^t  als  real  ^egemoarttg  geba^ 'jinb; 
lann  nm^rlit^  ni^t  fiberrafi^en.  Die  Ü^^a^e  aber,  bag  Cppnan  fieib  unb  Slut  (Qriftt 
nit^t  als  real  gegemoärtig  gebadet  ^at,  liegt  ep.  63,  2  p.  702,  10  ff.  unb  ib.  13 
p.  711,  13  ff.  fo  beutlit^  oor,  bog  bie  eoangelifAen  Doamen^iftoriler  es  |a[t  allgemein 

30  anerfannt  ^aben.  Die  ©egenberoeife,  bie  Äo^nis  (S.  200  ff.)  oerfud^  ^,  [ino  ungemein 
\ä)ma^:  meber  bie  gemeinlir^Iit^e  ^röbijierung  ber  Elemente,  nocb  ber  Umttanb,  bag 
bur^  bie  geroei^ten  Elemente  aen)ir!t  n)irb,  roas  profanes  Srot  uno  gemo^nlt^r  SBein 
ni^t  toirfen,  betoetft  etmas,  unb  ber  sanctifieatus  de  domini  sanguine  potus  (de 
lapsis  25  p.  255,  21)  ift  niifi  „ein  mit  bem  »lute  bes  ^mn  erfüllter  Oranl"  (fto^nis 

35  S.  201),  fonbem  ber  IranI,  ber  gebciligt  ift,  ©eil  er  bas  Slut  CE^rifti  barfteUt,  ber 
bur^  feine  Sesie^ung  jum  Slute  o^rifti  geheiligte  StAäf,  Sr^eilid^  x^^B^^  ^^'  ^' 
14  p.  713,  12 :  Christus  . . .  sacrificium  patri  se  ipsum  obtulit  (Ha^nis  S.  202) ; 
allein  bies  bejie^t  ]\i)  auf  bas  £eiben  bes  $erm,  nimt  auf  bie  bilbli^e  Dorftellung 
besfelben,  bie  ber  §err,  roie  einft  SJlel^ifebel,  in  ber  3ca^t  gab,  e^  er  leibenb  verita- 

4otem  praefiguratae  imaginis  adimplevit  (ep.  63,  4  p.  703  f.).  (Ein  fnmbolifc^es 
(Erinnerungsopfer  an  bie  passio  domini  (ep.  63,  17  p.  714)  ift  bas  ^benbmapl; 
sacerdos  id  quod  Christus  fecit  —  auf  (Bolgatl^a  unb  oorbiloenb  9Jlt  26,  26  ff.  — 
imitatur  (ep.  63,  14  p.  713).  Dem  enfpri^t,  bafe  als  SRu^en  bes  Saframentsgenuffes 
ni^t  ein  (Benö^rtroerben  3ur  Unjterblid^feit  ober  bgl.  crroä^nt  u)irb,  fonbem  —  mit  all 

45  ber  Weferoe,  roel^e  bie  Su^bisjiplin  forberte  —  ber  ffirtrag  bes  (Erlofungsroerles  C^rifti 
überhaupt,  an  bem  jeber  teilhat,  ber  mit  C^rijto  in  35erbinbung  tritt  (ep.  63,  4  p.  703 
u.  11—13  p.  710  f.) :  (E^riftus  tranf  ben  Äeld^  (9Kt  20,  22  f.),  aus  bem  er  im  SIbenb« 
ma^l  uns  gleid^famjutrinft  (ep.  63,  7  p.  706,  1  f.).  Selbft  3o  6,  53  oerfte^t  (E^prian 
nur  im  Sinne  ber  25erbüraung  ber  aeterna  salus  (testim.  I,  22  p.  58,  10;  III,  25 

50  p.  140,  21).  (Enprians  ^nf^auung  oom  Slbenbmabl  ift  runb  unbreinli^  bie  f^mbolif^« 
fairifisielle.  Daß  ben  ^eiligen  Sqmbolen  gelegentlich  eine  faft  magifd^e  SBirlfamfeit  ju« 
geft^neben  n)irb  (de  lapsis  25  p.  255,  19  u.  ib.  26  p.  256,  7),  ba|  bas  Srot  als 
Das  sanctum  domini  bejei^net  (de  lapsis  15  p.  248,  5  u.  ö.),  ber  Jtel^  als  [bur(| 
bie  2Bei^e]  geheiligt  (sanctifieatus,  de  laps.  25  p.  255,  21)  angefe^en  n)irb,  roiber* 

55  fpric^t  bem  ni^t ;  ber  ffiebanfe  irgcnbroel^er  b^namif^er  Seränberung  ber  (Elemente 
haftete  jener  3^^  ö"  ^^^  "^^^  2Bei^e;  mo  er  nit^t  ©egfpiritualifiert  ift,  lauft  er  neben 
allen  anbern  (Bebanlen  her.  9lein  „f^mbolif^c"  9ln|(9auung  im  mobemem  6inne 
finben  ©ir  in  ber  alten  3^it  fo  9ut  roie  nirgenbs.  —  3^.9^^  "^^  ®^9^  ^^  ^^^  S^' 
^auptung,   bag  f^on  Üertullian  bie  gleite  Slnf^auung  mit  (E^prian  in  minber  ent« 

60  midelter  gorm  seigt,  -—  ©enn  aud^  fombiniert  mit  anbern  (Bebanlen.    SUletn  immer 


WcRbHM^I  U  59 

äbeijeugenbei  fytt  fi^  mit  fate[e  "XfyiXfaätt  au^ebiängt.  Seibet  lann  i^  |iei  nui  oit' 
iwiteit:  bei  b«  SRcnge  bei  fitttetotur  (ogL  C  £.  fieimbai,  Btittäfle  äur  «benbmafiß. 
mn  Xeitunianc,  ®at^  1874  @.  2)  unb  bei  bei  O^ieiisfeit  5er  XertuIIiani[4en 
(äpnAt  ift  nimi^  Diefuflion  ^  unmögli^.  Ilic  entli^eibenbe  ^tot^aae  ift,  ob 
latuntan  „£cib  unb  Slut"  CC^fti  im  Slbenbma^I  totini^  ober  nur  bilbltc^  aeaen>  s 
BüitiB  gebac^  ^  Die  grnifle  bcnf  unb  mu^  ^ier  aufaemoifen  meiben,  nMtl  xer> 
tuffittR,  scnn  n  nm  ficib  uiu»  Slut  (Tkiftt  [piu^t,  }iDeifeuos  an  ben  miillit^n  £eib 
unb  bas  midlic^  Slut  (£^fH  benft.  Untet  forgfälttaer  Unterfui^une  bes  Xerhilliac 
nii^  €{nai4fl»tau(bs  ^  £etmtia(^  mit  bct  oufiii^tiBen  i$ieube  eines  Lutheraners, 
m  fetnei  ftomenten  bient,  bei  XeituKian  bie  flnna^me  rotifli^r  (gesenmart  bes  £eibee  lo 
unb  Sbdtf  (E^nfti  in  Sntt  unb  SBein  nodtnieifen  ju  Idnnen  gemeint.  6elb[t  fflr 
gornod  (r,  398)  ift  es  „bui^  biefc  Unterfu^ungen  floei  {eben  ^wti^il  nbobtn",  bog 
lern ilotunian  „mmU^  eine  >|q9UioIif^<£e^eaufflebfiibclnirb".  Xienno^  fte^n  bie 
X)inge  onbeis.  wi^itis  tiot  Seinuoi^  flefe^t  ^6  ^i  XotuIIians  ätbenbrna^ilsle^e  bie 
Schiffe  repraesentare  (ogL  adv.  Harc.  I,  U,  Ce^lei  p.  596),  censeri  (de  orat.  is 
6,  C8EL  XX,  185,  i),  fi^ra  {adv.  Marc.  III,  19,  C^Ier  p.  667  u.  IV,  40 
p.  770)  unb  consecrare  (de  anim.  17,  CSEL  XX,  326,  7  u.  adv.  Marc.  IV,  40 
p.  771)  Don  cnt[^Uicnber  Sebeuturm  finb,  Danfbot  roirb  au(^  iebei  oon  [einen  leiilo' 
Pl^ifi^n  Koi^ifungcR  lernen.  Wxt  ]k  benpeiten  niAt,  was  fie  bcmeifcrt  [ollen. 
Repraesentare  ^(gt  ..barftellen"  in  bem  balb  Mlblic^,  nilb  leale  SJergegenutfiitigung  w 
tiinlit^cnbcn  Sinnt,  ben  ou^  toii  mit  bem  SBortc  Derbinbcn;  censeri  mog  an  bei 
m.  Stelle  (oorpuB  ejus  in.j»ane  censetur)  mit  „unter  ben  Segn|T  fallen''  überfeM 
ttänn  —  oraw^I  au^anbereUKr|ct|ung  mSglii^  i[t  — ,  allein  ber  (Srunb  bie[er  Sub< 
loRtion  Iran  f^mboliKie  mit  icale  3bentit&t  von  corpus  unb  pauis  [ein.  T)w  betben 
ojltn  Sigumente  twn  fieimba^  tntji^etben  aI[o  niqts.  Sei  bem  britten  SIrgument  ^ 
^s  ffcni  fil^nlti^.  Die  Sebeutuiuen  oon  tisfura  gtebt  Seimbac^  tit^ttg  an;  es  fann 
oq  pi^e&ennwmn,  bog  in  ben  beiben  tnSetiai^  fommenben  Stellen  figura  mit 
„bfoentungsfiinn"  übei[e^t  neiben  büife:  intetligas  [Christum]  corporis  sui 
Ggiinm  pani  dediase  (adv.  Marc.  III,  19);  panem  .  .  .  corpus  suum  fecit, 
böc  est  corpus  meum  dicendo,  id  est  figura  corporis  mei  (adv.  Marc.  IV,  40).  ^ 
HQnn  eine  „Srff&cinungsfoim"  befi  tigamemnon  i[t  au4  bei  S(^au[pielei,  bei  auf  bei 
Si^  i^  bai[tellt'  unb  [e^  oft  tann  figura  bei  XeituIIian  mit  „Daiftellungsform" 
inlc^  meiben.  X)ie[e  Sebeutung  pa^t  ou^  on  ben  betben  Stellen  in  adv.  Marc. 
DmB  ober  Derlieren  [le  olle  Seroeistralt  für  fieimbac^B  %^]t,  [ptet^en  nielme^r  für 
ri«  „tamboliji^"  9Jumi[ui^  bei  iertuHian.  Bei  bem  consecrare  enblii^  ^ot  2eim>  ad 
^  |tq  tfo^tilo»  Deiteqien.  3n  bie  IDoite  sanguinem  suum  in  vino  consecravit 
jid7.  Marc.  IV,  40)  oen  Sinn  ^incinjulegen:  „ei  ^t  (ein  Slut  im  aBein  auf  ge« 
ftimiHione  9Bei|e  Dciboi^en"  ginge  jp»oi  an,  toenn  man  mit  bei  ,,ge[)eimntsDolIen 
Se^"  ben  leoliftifi^n  Stnn  ou9[ql3|[e,  ben  fi.  bem  „neiboigen"  giebi.  älllein  ein« 
i^er  unb  jnwifcllos  ri<^tigei  ift  es,  au^  adv.  Marc.  IV,  40  mie  ad  nat.  I,  10  40 
(CSEL  77,  16  rO  bi<  beiben  Segriffe  consecrare  unb  figurare  als  SDnonnma  ju 
lifn.  Der  Sinn  ber  Stelle  ift:  ei  ^  feinem  Slute  im  Steine  ein  ^iliges  Sqmbol 
MÄen.  3^m  ^ofitiwn  fü^  de  an.  17  binübei:  quod  (nämli^  vinum)  in  sangui- 
Dil  >ui  memoriam  consecravit.  Dafe  fi.  ^iei  geneigl  ifl  memoria  wie  receptacu- 
Inm  ju  beuten,  jeigt  feine  Sefangen^Ü  Memoria  ift  /ivi^/trj ;  nie  ber  [pötere  (Siiet^e,  45 
DHtin  ti  fagte  fiy/'/pi/y  .-joimj'igeiv,  an  bie  Snnnerung5[qmbole  bes  Seibes  unb  Slutes 
^e,  fo  fagt  ^ier  X.,  bäg  (I^ii[tus  ben  aBein  jum  Srinnerungsfgmbol,  Darftellun^S" 
^tbol,  [eines  Slutes  gemeint  ^cbe.  Srot  unb  aBein  [inb  bei  llert.  mie  bei  (Eqpnan 
lpf)Dli[i^e  Darflellungsformen  bes  Stibts  unb  Slutes  lt^ri[ti.  Sc  ^t  man  frübet  f^on 
Dielffl^  geurteilt.  91ber  man  ^at  bie  jlrrage  auger  ai^t  gelaffen,  ob  biefe  Si)mboIe  ju>  30 
iiii]t  für  bae  of fcrre  ober  für  bog  edere  in  Setra^t  lommen.  T>a^ ,  wie  bei  (E^priin, 
*as  ctfterc  ber  3a!I  ift,  W'itkt  lä)  a)  baraus,  bag  au<^  leit.  bei  fieib  nnb  Blut 
Cbtp  an  feinen  getdteten  Selb,  fein  oeigoffenes  Slut  bentt,  b)  baiaus,  bag  i^m  bos 
flnsbrno^l  ein  neuteftamentli^es  $affa^  ift  (adv.  Marc.  IV,  40)  c)  ous  de  or.  14 
nnb  adv.  Marc.  III,  7;  on  elfterer  Stelle  ift  nai^  bem  ollerbings  ni<^t  o^ne  eine  a 
Aenjdtui  tonftituierlen  Xexte  bes  CSEL  (XX,  189,13)  ausbrüdli^  eine  bilblidie  X)ar= 
flcllttng  bes  &ibens  (E^fti  als  ^riftli^cr  Srou^  bejei^net:  dominicam  passionem  mo- 
dolantes  et  orantes  confitemur  Christo  —  ober  follten  bie  3Borte ,, dominicam  passio- 
nem  modulantes"  nui  ouf  bie  Stellung  bes  Setenben,  auf  bos  manus  expandere, 
^tmciftn?  — ;  bie  jn»ite  in  fic^  unllne  Stelle  f^eint  aui^  mir  nie  fieimbat^  S.  31f.  nu 


60  «Betibma^I  H 

eine  ^inmeifuna  auf  bas  Slbenbrno^I  ju  erhalten  unb  le^rt  bann,  bajs  bte  C^rifteh,  bie 
alle  ^riefter  finb,  ben  $erm,  ber  pro  delictis  oblatus  est,  jum  (Senujg  ei^atten,  bas 
^etgt,  bag  fie  dominicae  gratiae  quasi  visceratione  quadam  fruuntur,  tDO^renb 
bie  iuhtn  unb  anbete  bes  Anteils  am  $e{I  Derluftig  gegangen   finb  (ogl.  (üfpaan 

6  testim.  I,  22  CSEL  III,  57).  ffinbli^  erinnert  au$  bie  eine  ber  jumetft  fit  bie 
9(nna^me  einer  Slealprafenj  bei  Zert.  angefü^en  Stellen :  exinde  [baptizatus]  opimi- 
tate  dominici  corporis  vescitur,  eucharistia  scilicet  (de  pud.  9  CSEL  XX,  238, 
5  f.)  bur(^  ben  nur  fo  erilörbaren  Slusbrucf  opimitas  corporis  Christi  an  bie  Opfer* 
oorftellung.    ÜertuIIians  Slnf^auung  Dom  Slbenbmal^I  ift  5unä<^ft  bie  f^mbolifc^^fofr^* 

10  jieue.  STber  toenn  er  de  resurr.  8  (Dealer  p.  934)  fagt:  caro  corpore  et  sanguine 
Christi  vescitur  —  gemeint  ift  ber  ©enufe  oon  8rot  unb  SBein  ber  Cu^ar^e;  bas 
caro  vescitur  fte^t  bem  caro  abluitur,  caro  unguitur,  al{o  anbem  ftnnlt^en  fe« 
fa^rungen  parallel  — ,  ut  et  anima  de  deo  saginetur,  [o  hegt  ^ier  eine  iiet  Zer* 
tullians  Selanntf^aft  mit    ber  grieAift^en   Sitteratur    begretfli^  Senoertung   eines 

16  (Sebanlens  ber  fpiritualiftif^^bqnamif^en  Slbenbma^Isanfc^uung  oor.  „Stein  fomboIifA'' 
ift  alfo  XertuIIians  Slnfd^auung  no^  meniaer  als  bie  Cpprians.  W>tx  bie  gleiten  CE^runo« 
gebanfen  finb  m.  ffi.  unoer!ennbar  oor^anben. 

8.  Diefe  fqmbolif^^'falrifijienen  (Sebanfen,  bie  in  unlosli^er  Sejie^ung  aufbenioirl« 
li^n  £ei6  unb  bas  mirlli^e  Slut  S^rifti  Jte^en,  bilben  ben  Susgangspuntt  für  bie 

90  (Entmidlun^  ber  ^benbma^lsle^re  im  STbenblanbe.  9loc^  bei  bem  9Inwro|iafter  beftimmen 
fie  mefentlt^  bie  ®ebanlen  oom  Slbenbma^I:  memoria  enim  redemptionis  nostrae 
est  [eucharistia],  ut  redemptoris  memores  majora  ab  eo  consequi  mereamur 
.  .  .  Testamentum  sanguine  constitutum  est,  quia  beneficii  divini  sanguis 
testis  est.     In  cujus  typum  nos  calicem  mysticum  sanguinis  ad  tuitionem  oor- 

26  poris  et  animae  nostrae  percipimus  etc.  (opp.  Ambros.  ed.  Ben.  IV  app.  178 
cd);  nod^  ^mbrofius  fagt  ju  3o  ^r  ^^'  carnem  audis,  sanguinem  audis,  mor- 
tis dominicae  sacramenta  (=  sacra  signa) .  co^oscis  (de  fide  IV,  10,  124 
opp.  III,  187);  no^  für  Sluguftin  ift  bie  (Eucpariftte  bas  sacramentum  memoriae, 
bur^  n)el^es  na^  ber  Sluffal^rt  S^rifti  bas  n)a^re  Opfer  (EfftM  gefeiert  otrb  (oontr. 

30  Faustum  XX,  21  MSL  42,  385).  «Is  bann  feit  bem  oierten  3a^unbert  grie* 
^ifd)e  (Sebanlen  au^  auf  bie  ^enbmol^lsanf^auungen  bes  SIbenblanbes  ft5r!er  ab 
juoor  einroirften  —  Optatus  o.  SKileoc  (de  schism.  Donat.  6,  1  CSEL  26,  142, 8) 
fennt  bie  biixhpiQ  rov  äyiox^  TTvavjuarog ;  §ilarius  (de  trin.  8,  13  unb  14 
MSL  10,  246  f.)  operiert  mit  ben  ©ebanfen  ber  realiftif^sb^nomifc^en  3luffaffung,  ber 

35  bas  ^benbma^I  n)efentlid^  eine  Speifung  mit  bem  lebenbigma^enbem  ^Jfkif^e  bes  (Bott« 
menf^en  ift;  ^mbrofius  oem^enbet  ben  bem  grie^if^en  ^enbiab^s  äytaCeo&ai  xai 
fA€zaß6Xke<r&ai  parallelen  lerminus  bes  transfigurari  (de  fide  IV,  10,  124 
opp.  III,  687;  de  incarn.  4,  23  opp.  IV  138  ogl  unten)  — ,  ba  ^en  jene  jpm» 
boIij^^fairifipUen  Gebanfen  es  oer^inberi,  bog  im  Hbenblanbe  {e  ber  „eu^arittif 

40  fieio"  unb  ber  ©irflit^e  ficib  CCbrifti  fo  auseinanberfielen,  roie  es  im  Orient  «rft  i 
jl^all  iDor.  (Sebanlen  ber  realiftif^^bqnamif^en  ^nft^auung^  erhielten  unter  (EiniDtrlung 
jener  [ombolifi^sfafrifi^iencn  äuffaffung  einen  im  fpötem  Sinne  „realiftifAen"  @<!^m. 
%m  offenbarften  ift  btes  bei  Slmbrojius.  Die  n)irntAe  Ge^enoari  bes  roimu^en  Selbes 
unb  Slutes  C^rifti  ^at  er  na^  fetnen  e^ten  S^riften  nt^t  angenommen:  bas  eu^« 

45  riftif^e  Opfer  ift  imago  veritatis  (in  Ps.  38  c.  25  opp.  II,  158) ;  sacramenta 
(b.  t.  Sacra  signa)  mortis  dominicae  finb  Srot  unb  SBetn ;  bas  Srot,  bas  C^riftus 
fclbft  als  ^riefter  quotidie  consecrat  suis  verbis,  ift  ein  8rot  bes  etoigen  fiebens 
bem,  ber  fi^  felbft  prüft,  quia  panis  hie  remissio  peccatorum  est  (de  bened.  patr. 
9,  38  u.  39   opp.  I,  627  f.) ;    3U   bem  edere   corpus   domini,   in   quo   remissio 

ö<>  peccatorum  est,  mujj  bas  suscipere  dominum  mentis  hospitio  ^injulommen:  ubi 
corpus  ejus  —  bie  liturgif^^bilbli^e  8ebeutung  lieat  ^ier  auf  ber  §anb  — ,  ibi 
Christus  est  (in  Ps.  118  c.  48  opp.  II,  468).  SIber  mit  biefen  fnmbolif^  *  foW« 
f ijiellen  (Sebanlen  oerbinben  fi(^  fol^e  ber  realiftift^  --  bqnamif^en  ^nf^auung :  S^rffiti 
sermo  sanctificat   sacrificium,    quod   offertur    (in  Ps.  38  c.  25  opp.  II,  158); 

ö.5fo  roirb  bas  8rot  ber  (Eut^ariftic  ju  einem  panis  vitae  im  Sinn  oon  3^6  (inPs.  118 
sermo  18,  26—29  opp.  II,  641  f.).  SBenn  nun  für  bies  sanctificare  auc^  trans- 
figurare  gebraucht  Q)irb,  fo  fü^ri  bies  an  fi(^  no^  nt^t  n)eiter,  ja  ber  "ilusbrud  in  de 
incarn.  4,  23  (opp.  IV,  138)  offerre  transfigurandum  corpus  (niAt:  panem  in 
corpus  transfigurandum)  ift  ein  beutliAer  Setoeis  bafür,  ba§  ^mbrofius  bie   fqm^ 

60  boUf(^«fafrifi}iene  Slnf^uung  mit  ber  realiftif^^b^namif^en  fombiniert.  9EBennaberde 


^euktttd)!  tt  61 

fide  IV,  10,  124  (opp.  III,    687:   quotiescunque   sacramenta   sumimus,    quae 
per  sacrae  orationis  mysterium  in  carnem  transfigurantur  et  sanguinem,  mor- 
tem Christi  annuntiamus)  ein  transfigurari  in  carnem  etsanguinem  Don  ben 
„sacramenta''  (ben  sacramenta  mortis  dominicae)  ausoefagt  iDirb^  [o  i[t  benSBorten 
luu^  mit  ber  Soriteüung  bes  fpmbolifc^n  offerre  ber  (Beoanfe  einer  Senoanblung  ber  5 
SIemciite  in  gleitt  unb  93Iut  (E^rifti  oeibunben.    Ss  vmt  bo^r  oiellei^t  ni^t  ganj 
unbenlbax,  ba|  fc^on  9Imbro[ius  Aote^umenen  gegenüber  |t^  fo  Demmnblungsmä^ig  aus» 
geffiro^n  ^otte,  ob  es  in  ben  unter  feinem  Slamen  ge^enben  S^riften  de  mysteriis  (ober 
de  initiandis)  unb  de  sacramentis  aef Ae^n  i[t.  3n  ber  erftem  biefer  Sänften  (opp.  III, 
407  ff.)  ©irb  c.  9,  50  ff.,  (p.  423  ff.)  Dem  3^«*f«I  ön  bem  accipere  coi-pus   Christi  10 
)k  13ft\t  entgegengeftellt :  benedietione  etiam  ipsa   natura  mutatur.    Diefe  !I^fe 
mxb  bann  na^  ^tmoeilungen  auf  bie  oenoanbelnbe  SRa^t  menfc^Ii^er  Senebiltionen 
(fe  4,  3  ff.;  7,  20  u,  f.  m,)   burd^  bie  3ftoge  erl>artct:  quod  si  tantiim  valuit  hu- 
mana  benedictio,  ut  naturam  converteret,  quid  dieimus  de  ipsa  consecratione 
divina,  ubi  verba  ipsa  domini  salvatoris  operantur  (9,  52  p.  424);  bann  n)irbi5 
Quf  Me  3nfaniation  felbft  oermiefen :  praeter  naturae  ordinem  virgo  generavit,  et 
hoc,  quod  eonficimus  corpus,  ex  virgine  est :  quid  hie  quaeris  naturae  ordinem 
in  Christi  corpore,  cum  praeter  naturam   sit  ipse   dominus  Jesus  partus   ex 
virgine.  vera  itaque  caro  Christi,  quae  crueifixa  est,  quae  sepulta  est  (ib.  9,  53). 
3r  Desmanbter  SBeife  ©irb  in  de  sacram.  VI,  1, 2  f.  (opp.  III,  477  f.)  bem  ffiinrourfe :  si-  90 
mDitudinem  video,  non  video  sanguinis  veritatem,  b^sermo  Christi  entgegengej^Iten, 
qui  operatur,  ut  possit  mutare  et  convertere  genera  instituta  naturae;  ja  ^ier 
^|t  es:  ne . .  veluti  quidam  esset  horror  cruoris,  ideo  in  similitudinem  quidem 
acdpis  sacramentum,  sed  vere  naturae  gratiam  virtutemque  consequeris.   £s 
ante,  fagte  ü|,  oieüeidbt  ni^t  gons  unbenlbar ,  bag  f^n  ^mbrofius  Aote^umenen  fo  25 
unterrii^  ^aüe.    C^rül  d.  3^ni|alem  rebet  ä^nli^,  unb  bie  Slealpröfen}  ^at  ©eber 
ber  Serfaffer  9on  de  mysteriis  noc^  ber  Don  de  sacramentis  angenommen :  erfterm 
i|t  bos  corpus  Christi  ein  corpus  divini  spiritus,  quia  spiritus  Christus  |[9,  58 
p.426),  ein  „sanctum''  alfo,  bas  nur  bie  ^lerop^orie  ber  liturgif^en  6|n:ad^e  „gfleif^ 
ttiAStaf'  nennt;  für  lederen  ijt  (ogL  VI,  1, 3fin.  mit  VI,  1,  4)  ntbtn  ber  similitudo  ao 
camis  oa^^afttg  gegen©5rtia  naturae  —  b.  i.  nac^  1,  4:   divinae  ejus  substan- 
tiae  —  gratia  et  virtus.     Voi)  bie  6^rift  de  sacramentis  tft  au^  oon  ben  9Rau« 
rinem  bem  Smbrofius  abgefproi^en  unb  ins  fünfte  ober  fe^fte  3<^r^unbert  gefegt  (opp.  III, 
435),  unb  bei  ber  6(^rtft  de  mysteriis  j^inen  mir  bie  bis  auf  (Erasmus  3urü(^e^n« 
btn  3©t^el  tro|  ber  (Eimoenbun^en  ber  Senebütiner  laum  minoer  bere^tigt    ^r  bie  :r> 
^u^  ber  ^nbma^lsle^e  |mb  beibe  6(|riften  überaus  ©i^ttg,  au$  ©enn  [ie 
niqt  Don  Slmbrofius  ^rrübren.    ^mn  lange  oor  bem  neunten  3<^rlbunbert  galten  [ie 
ols  onArolianiM;  „^mbrofius''  ©ar  bem  URittelalter  ber  t^Iogi|(|e  Rubrer  jur  Xrans« 
ftti|tttntiatton$Ie9re.  3<^»  ^i^  Schriften  finb  als  ntAt«ambrofianifqe  für  bie  Slbenbma^Is« 
^re  milder  benn  als  SBerfe  bes  Slmbrofius.    9(Is  SBerfe  bes  3lntbro[ius  müßten  fie  to 
ntt|  feinen  fonftigen  Lagerungen  erflort  ©erben ;   als  ^robulte  einer  Jp&tem  ^tri  be« 
oqen  fie,  bojg  analog  ber  im  Orient  bei  (iQrill  0.  3^nifalem  unb  (Ebrqfoftomus  beoba^« 
tdni  (Eni©idlung  auq  im  Occibent  bie  realiftifc^  ^  bqnamif^e  Sluffaffung  unter  (Einfluß 
ber  fdrifijienen  ®ebanlen  ber  9EBanbIungstbeorie  fiq  immer  mej^r  (me^r  als  es  bet 
Xnicofius  Jelbft  ber  Sali  ©ar)  ^eno^rt  bot.    Die   occibentalifd^e  (Ent©i(nung   ©äre  45 
wM^inlicQ  no^  e^r  als  bie  (ßrte<^en  3U  biefem  Slbf^Iug  gelommen,  —  ©ore  mguftin 
W  ge©efen. 

9.  Sluguftins  Snf^uim  00m  Sbenbma^I  ift  unter  ^roteftanten  ni^t  fontrooers. 
IbterSenoeis  auf  jta^nis,  Sbrarb,  9{üdert  unb  91.  Domer  (Sluguftinus  1873  e.  263  ff.) 
bim  ba^   ^ier   oon  be©eifenben  Slusfüj^rungen  abgefei^n  ©erben.    Do^  Slugufttns  go 
Su^ngen  ftnb  fo  inftrultio  für  feine  3^^^  ^^^  ^^^  S^^i^^unberte  oor  il^m,  fo  ^runb» 
kgenb  f&r  bie  3^^^^^^^^  n<^^  $^>  ^6  ^i^  Senoeilen  bei  i^nen  unumgängh^  ift 
Sbauftins  Slbenbmo^lslebre  ift  feiner  allgemeinen  6alramentsle^re  (ogl.  ben  Slrtiiel 
Sdroment)  burAaus  lonform.  Aliud  est  sacramentum,  b.  i.  bas  burcp  bas  2Bort  ge« 
^igte  (sacrum)  Signum,  aliud  virtus  sacramenti  (in  Jo.26,  11  opp.  MSL35=65 
III  b,  1611);  ^atia  sacramentorum  virtus  est  (enarr.  in  Ps.  77,  2,  opp.  IVa, 
964)  —  bas  gilt  au(|  00m  Slbenbma^l    Die  res  sacramenti,   bas  ^eilsgut,  auf 
oel^es   bas    Signum   ^in©etft,   tft  au^  ^ter  bie   sanctilicatio  invisibilis  gratiae 
(quaest.  in  heptat.  III,  84,  opp.  III  a,  712)  mit  allem,  ©as  fie  einfc^liegt.  bem  SIeiben 
in  ber  Caritas,  unitas  etc.    3^  einfacher  biefe  (ßrunbgebanfen  finb,  befto  bunter  ift  oo 


62  X(eiiktHidilI  n 

t^r  bibltf^s  unb  Iiturgi|^s  (&enmnb.  ß^^Hos  oft  erf^int  fietb  unb  Slut  Qfoiftt 
ooer  ba$  SRen  unb  Xrinlen  besfelben  als  bie  res  sacramenti  eucbaristiae.  i>^ 
ousreiAenb  oeutli^  jeiaen  Dtele  Stellen,  bajg  ber  (ßebanle  au^  ht  btefent  Mlbtt^n 
(5twatm  lein  anbrer  ift.    Der  (ßebonle  ber  sanctificatio  bur^  bie  invisibilis  gratia 

ß  [pejialifiert  fi^  bann  nur  mA  brei  oerfäiebenen  Seiten  ^in:  a)  entioeber  bentt  Sttguftin 
oen  Xrabitionen  ber  fnmbolil^'fafrifijieuen  Sluffoffung  gemäg  an  bie  gläubige  meig« 
nung  bes  9BerIe$  S^fti:  Jo  6,  54  facinus  vel  flagitium  videtur  jubere;  figara 
est  ergo  praecipiens  passioni  dominicae  communioandum  et  suaviter  et  n^iter 
recondendum  in  memoria,  quod   pro  nobis  caro  ejus  crucifixa  sit  (de  doetr. 

10  3,  16,  24  opp.  III a,  74  f.),  ober  b)  er  ^,  in  fpiritualiltif^en  Sahnen  UKtnbelnb,  bie 
mit  ber  sanctificatio  gegebene  m^ftifc^  (Einigung  mit  (T^rifto  (als  bem  Sogos)  im 
9luge:  ipse  [Christus]  dicens  Jo  6,  57  ostendit,  quid  sit  non  sacramento  tenus, 
sed  re  vera  corpus  Christi  manducare  et  sanguinem  ejus  bibere;  hoc  est  enim 
in  Christo  manere,  ut  in  illo  maneat  et  Christus  (de  civit.  21,  25,  4  opp.  VII, 

15  742),  ober  c)  er  operiert  in  einer  im  Drient  felteneren  mlnfipfung  an  1  fto  10, 17  mit 
bem®ebanlen,  bag  bie  (Snabe  uns  ber  5lir^,  bem  corpus  Christi,  eingliebert:  hunc 
cibum  et  potum  (Jo  6,  53)  societatem  vult  intelligi  corporis  et  membrorum 
suorum,  quod  est  sancta  ecdesia  (in  Jo.  26,  15,  opp.  in  b,  1615);  vos  estis 
corpus  Christi  et  membra,  mysterium  vestrum  in  mensa  dominica  positum: 

20  mysterium  vestrum  accipitis  (sermo  272  opp.  Va,  1247).  ®Iei^oieI  wie  genonnt, 
ift  biefe  res  sacramenti  natürlich  nur  bem  (Stauben  jugöngli^:  utquid  paras  den- 
teset  ventrem?  crede  et  manducasti  (in  Jo.25,  12,  opp.  III  b,  1602).  Son  einer 
roirllic^en  (Segemoort  bes  „fieibes  unb  Slutes''  (Qrifti  ift  alfo  bei  Suguftin  feine  9tAe; 
S^riftus  ift  yDOt  ubique  totus  praesens  tanquam  deus,  aber  in  loco  aüquo  ooeH 

25  propter  veri  corporis  modum  (ep.  187, 13,  41  opp.  11,  848);  secundum  praesen- 
tiam  majestatis  semper  habemus  Christum,  secundunipraesentiam  camis  recte 
dictum  est  Jol2,  28  (in  Jo.  50,  13  opp.  III b,  1763).  jJoApieerllärt  fi^bei  biefen 
(Sebanfen  ^uguftins  fein  oft  fo  „realiftifA"  flmgenbes  Keben?  9Bo  oon  einem  ^ilfamen 
manducare  camem  Christi  bie  Kebe  ift,  liegt  bie  biMäe  Slebemeife  mnr,  bie  9liisuftin 

do  3o  6  ausbrfidliA  lonftotiert  fyit  9u(9  bie  ftäriften  msbrfide  bflrfen  hieran  nii^t 
inemo^en.  Selbft  sermo  5,  3  (opp.  Va,  55:  quid  profluxit  de  latere,  nisi 
sacramentum,  quod  accipiunt  fideles?  spiritus,  sanguis,  aqua)  unb  sermo  77, 
3,  4  (opp.  Va,  485:  conversi  sunt  ex  ipso  populo  Judaeorum;  conversi  sunt, 
baptizati  sunt,  ad  mensam  dominicam  accesserunt  et  sanguinem,  quem  saevien- 

85  tes  fuderunt,  credentes  biberunt)  reben  nur  oon  einem  Xrinfen  bes  Slutes  feitens 
ber  (Sl&ubig^n;  fie  lönnen  olfo  nai)  ^uguftins  Semerlungen  ju  ^o  6  erll&rt  merben: 
ille  [Christus]  instruxit  eos  [discipulos  suos]  et  ait  illis :  Jo  6,  63.  spiritualiter 
intelligite,  quod  locutus  sum.  non  hoc  corpus,  quod  videtis,  manducaturi  estis 
et  bibituri  ülum  sanguinem,  quem  fusuri  sunt,  qui  me  crucifigent.  sacramen- 

40  tum  aliquod  vobis  commendavi ,  spiritualiter  intellectum  vivificabit  vos  (in 
Ps.  98,  9,  opp.  IV  b,  1265).  7)oä)  lommt  mon  mit  biefer  (foflärung  ni^t  aus.  »iel« 
fa(^  rohrb  bei  ^uguftin  ber  Slbenbma^ls^enu^  fiber^upt  als  ein  (Effen  unb  Xrinlen  bes 
£etbes  unb  Slutes  (£^riftt  bejei^net,  otelfacQ  n)erben  bie  (Elemente  jAIeibtbin  corpus 
et  sanguis  Christi  genannt,  ja  sermo  234,2  (opp.  Va,  1116)  fagtmguftin:  norunt 

45  Christum  [fideles]  in  fractione  panis.  non  enim  omnis  panis,  sed  accipiens 
benedictionem  Christi  fit  corpus  Christi.  Dag  Suguftin  ^ier  ber  liturgif^en  forma 
loquendi  fi^  bebient,  n)firbe  behauptet  merben  mfiffen,  au$  mtnn  es  nid^t  ftrifte  be« 
wtisbox  XDore.  Dag  es  ben)eisbar  ift,  n)irft  ein  erliarenbes  £i^t  jurfid  auf  bie  SfoIIe, 
ba  ol^e  bie  äRögli^feit  eines  Sen)eifes  bas  (Steige  behauptet  merben  mugte.  Accedit 

50  verbum  ad  elementum,  et  fit  sacramentum  (in  Jo.  80,  3  opp.  III  b,  1840). 
Dag  panis  accipiens  benedictionem  ein  sacramentum  corporis  Christi  ,,fit'\  tft 
fomtt  erllart.  9tun  ober  ^etgt  es  ep.  98,  9  (opp.  II,  364) :  si  enim  sacramenta 
quandam  similitudinem  earum  rerum,  quarum  sacramenta  (i.  e.  sacra  signa) 
sunt,  non  haberent,  omnino  sacramenta  non  essent;  ex  hac  autem  similitudine 

55  plerumque  etiam  ipsarum  rerum  nomina  accipiunt.  sicut  ergo  secundum  quem- 
dam  modum  sacramentum  corporis  Christi  corpus  Christi   est  etc.    (Es   giebt^r 
f^merlid^  eine  Stelle  ber  alttir(^li($en  fiitteratur,  bie  ht  8ejug  auf  bie  Slbenbma^lsle^ 
[o  lel^nei^  ift  u)ie  biefe.    9lur  de  catech.  rudibus  26,  50  (opp.  VI,  345)  mochte  i^ 
m  biefer  §infi^t  jener  Stelle  jur  Seite  [teilen.    Denn  roenn  9luguftin  ^er  na<^  §in  * 

Gon^eis  auf  bie  bur^  bie  signacula  visibilia  in  ben  Salramenten  beseid^neten  res  in- 


9aettbmidill  U  63 

visibiles  bett  Jloie^umenen  ex  hac  occasione  ermahnt,  ut  si  quid  etiam  in  scripturis 

audiat,  quod  camaliter  sonet,  etiamsi  non  intelligit,    credat  tarnen   spirituale 

aliquid  significari,  quod  ad  sanctos  mores  futuramque  vitam  pertineat,  fo  iDtrft 

bies  yySpirituale  aliquid''  ein  ^Iles  £t^t  auf  bas  unbefinierbore  TTpayina  htovod- 

Yioy,  bcts  ,,saiictuin''  im  Slbenbmo^I^  Don  betn  bie  b^nomift^e  Sluffa||ung  lebet.  vlaif  s 

lol^n  (EcIUruitgeit  iann  felbft  bie  aüegonfAe  (Erllärung,  bie  Suguftin  in  Ps.  33  10  (opp.  IV, 

306)  ju  1  6a  21,  13   (et  ferebatur  [DQoib]   in   manibus   suis)  giebt,    nx^i  be« 

fremben:  quomodo  inteUigatur  in  ipso  David  secundum  litteram,  non  invenimus; 

in  Christo  autem  invenimus.  ferebatur  enim  Christus  in  manibus  suis,  quando 

commendans  ipsum   corpus   suum   ait :  hoc   est   corpus  meum.  ferebat  enim  lo 

illud  [corpus]  in  manibus  suis,  .gier  fyd  eben  bas  „Satramenf '  ipsius  rei  nomen 

ei^alteit.    fyd  ber  $err  felbft  ni^tSlnftanb  genommen  (non  dubitavit),  dicere  »hoc 

est  corpus   meum«,   cum   Signum   daret   corporis  sui  (contra  Adimant.  12,  3 

app.  VUI,  144),  |o  tft  bas  (Bleiche  au^  bei  Suguftin  erKarli^.    Unb  wtnn  er  in  de 

btpt.  c.  Donat.  5,  8, 9  (opp.  IX,  181)  erflart:  indigne  quisque  sumens  domini- 15 

cum  sacramentum  non  efficit,  ut  quia  ipse  malus  est,    malum  sit,    aut   quia 

non  ad  salutem  accipit,  nihil  acceperit.  corpus  enim  domini  et  sanguis  domini 

nihilominus  erat  etiam  in   illis,    quibus   dicebat   apostolus  1  Ko  11,  29,   fo  ift 

nu^  Ifim,  wit  \ä^n  ber  ®egenfa^  ju  bem  ad  salutem  accipere,  ber  res  sacramenti, 

jriffi,  wn  corpus  et  sanguinem  edere  et  bibere  nur  ,,sacramento  tenus''  (de  civ.  20 

21,  25,  4  ogL  oben)   bie  9{ebe.  —  gfür  bie  9Ibenbma^IsIe]^re  Sluguftins  felbft  ^oben 

bo^  bie  oiebn  „teoIifKM"  flin^enben  ^gerungen  feine  Sebeutuna.    ^i  Sluguftins 

JBidfaiideit  in   ber  ^oi^tuü  [tnb  jie  um  [0  bebeutjamer.    Slugujtin  ^  niqit  nur 

ber  gefamten    abenbfönbtfd^n  Ü^eologie  naq  i^m  bte  gormeln  für  bie  allgemeine 

Solramentsle^  geliefert;  er  fyd  ni^t  nur  eine  9{ei^  neuer  grtagen  in  bie  [pätere  25 

Sniaridbina  ^nehtgeioorfen  —  befonbers  vdUjiAq  finb  in  biefer  ^tnfic^t  namentlid^  [eine 

[ktäf  Hmbroftus  oorbereiteten]  (ßebonlen  Ober  oen  llnterf(^ieb  „gISubigen"  unb  umoär« 

bigen  (Empfongens  -— :  er  ^  nic^t  nur  mit  feinen  eigentli^en  (ßebanfen  00m  9lbenb< 

ma^I  mtf  go^Ireic^  X^eoloaen  na^  i^  bis  über  bie  9{eformations}eit  bin  eingemirlt: 

nein,  er  ^  felb^  ber  oon  (einer  f9mboH|A«[pirituaIi|ttf^en  Slnf^uung  [icQ  abn)enbenben  so 

ip^e  ber  fat^oltf^n  (Enttoidlung  eine  Stetige  oon  (Formeln  geboten  unb  fyd  babur^ 

lelbft  bie  9R5gIi(^Ieit  bafür  aef^offen,  bag  man  noi)  ^eute  auf  lat^olifd^er  Seite  ber 

3:^aAe  jvSf  oerft^Iiegen  Iann,  ba^  ber  bebeutenbfte  £e^rer  ber  abenblänbifd^«la^« 

Wfiftn  Söxqt  in  feiner  Slbenbma^lsle^re  unoefö^r  benfelben  6tanb;mnft  einnimmt  wk 

Me  „itet|er"  Serengar  o.  Xours,  SBtcIif^  [3^^*^Q^i'l  ^^^^^  u^b  i^re  9la(^oIger.  a'> 

10.  Suguftins  (Einfluß  ift  au<^  ^inft^h^  fetner  eigentlidben  C&ebanfen  00m  STbenb« 
nto^I  ein  oemaltiger  geioefen.    (Er  ffoi  bie  Snttoidlung  ber  SBanblungsIe^e  im  9(benb» 
^nbe  um  3<iMunberte  3urü(fgen)orfen.    Die  <5äfca^t  ber  augufttnif^«)n:äbeftinatianif^n 
®€banfen,  oelqe  es,  ftrenggenommen,  nit^t  geftatten  bie  gratia  sanctificans  als  biu^ 
^te  6alnnnente  n)irienbe  virtus  sacramenti  3U  faffen  —  (Sott  n)irft  allein  an  ben  40 
^tXDoblten  unb  loirlt  bur^  bie  occulta  inspiratio  caritatis  —  finbet  fi^  freilid^  nad^ 
<liigupin  erfl&rlicbenDeife  nirgenbs.    ^ai  bo^  auc^  ^uguftin  felbft  inner^Ib  ber  Qatca^ 
^Untsk^  bie  jtonfequenjen  feiner  ®nabenle^re  feiten  gejogen!    SIber  in  einer  ben 
%t}orten9uguftins,  fpejiell  feinem  Segriffe  ber  virtus  sacramenti,  entfpret^enben  mebr 
^^olifttfc^^b^nomif^n  görbung  fyib^n  Sugufttns  (Sebanlen  00m  Slbenbma^I  lange  na^«  45 
a«0trit. 

.        Xus  ben  legten  3a^r^unberten  ber  alten  Air^e  finb  grulgenttus  0.  Sluspe,  (Jfacun« 
^  0.  öermione  («üdert  S.  372  f.)  unb  Sfibor  0.  Seoilla   («üdert  S.  488  ff.)   als 
%ectreter  einer  me^r  ober  minber  genuin  auguftinifc^en  Slnf^uung  ju  nennen.  Sieben  ben 
^ugufttnifc^n  Xrabttionen  finb  freili^  bie  bei  „Slmbrofius"  de  mysteriis  unb  de  sacra-  m 
^nentis  bereits  fonftatierten  SBanblungstrabittonen  einer  realiftif^«bi)namif^en  ^uffaffung, 
^i  ber  bas  DQnomifc^  ftets  me^  surüdtrat,  ber  Siealismus  immer  me^r  ber  liturgifAen 
torma  loquendi  fim  no^e,  in  bien  le^en  Stiitn  ber  alten  jtir^e  n)tr!fQm  geu)efen. 
(ajarius  0.  «ries  («üdert  S.  482  ff.)  unb  ©regor  b.(5.  («üdert,  S.  485  ff.,  gehören 
^(^  ^iei^r  als  in  bie  auguftinif^e  Xrabitionslinie.  Slber  eine  (Entft^eibung  5U  gunjten  55 
bei  einen  ober  anbem  Slnf^uung  brat^te  bie  3^it  ber  alten  Air^  im  Slbenolonbe  nu|t. 
60  Hefen  benn  no^  im  larolingif^en  3^i^<il^^^  ^^ibe  Xrabittonen  neben  etnani)er 
^.   3a  bte  9{enai|fance  bes  Sluguftinismus,  bie  für  bie  larolingift^e  Z^eologie  in 
nte^  als  einer  $inft^t  ^aratteriftift^  ift,  brad^te  es  mit  fi(^,  bog  unter  ben  X^eologen 
>er  Aarolingerjeit  —  getoift  ni^t  im  Solle  —  bie  f^mbolifc^  Slnfc^uung  bie  b^rrfc^enbe  co 


64  9ÜitttkmaI|I  tl 

wat  (ogl.  Stüjed,  bet  ^Ibenbrnabteftreit  bes  SRiäelalters  I,  bie  Sotgefc^t^  3»^  I 
6.  22—53).  (Eine  reale  b^namMe  Serdnberung  bei  SIemente  l^oben  freilid^  aud^  btefe 
^n^anger  ber  auguftinif^en  Üroottion  angenommen,  unb  fo  gut  wxt  Sluguftin  felbft 
tebeten  au^  fie  bauon,  bag  bos  Srot  accipiens  benedictionem  corpus  Christi  fit. 

0  Diefe  Situation  [piegelt  fi$  im  fog.  erften  9Ibenbma^I$[treit,  b.  b.  in  bem  tl^Iogif^n 
(Segenfa^,  ber  jiDif^en  ber  um  831  oerfagten  Sqnft  bes  ^afAafius  9tabbat  de 
corpore  et  sanguine  domini  unb  ber  [ie  im  Sluftraae  Aarls  oes  fta^Ien  beguta^ten« 
ben  gleid^namigen  Schrift  bes  9{atramnus  [i^  auft^t  (ogl.  bie  91.  9{abbert  unb  Slotnim« 
nus).  ^afd^afius  9{abbert  oerfut^te  ben  9EBanbIungsgebanfen  ber  auguftinif^en  Xrobition 

10  einjufügen :  burc^  ein  ^Ilmad^tsiounber  (Sottes  roerben  für  ben  C5lauben  unb  für  bie 
Slugcn  bes  ©laubens  —  ni^t  für  alle  CSeniefeenben  unb  nic^t  für  bie  Sinne  —  bie 
(Elemente  in  ben  n)a^r^aftigen  fieib  unb  bas  n)a^r^aft^e  Slut  (T^rifti  „oeruxtnbett" 
(commutantur).  9{atramnus  oertrat  bie  auguftinif^en  ®ebanlen  in  realifti[^«b9nami« 
[(6er  Srörbung.    (Ein  Unterft^ieb  ber  gformeln  beftanb  smifi^en  ber  f^mboltf^n  9n< 

15  [(^auung  bes  9{atramnus  unb  ber  SBanblungsle^re  9{abberts  laum  no^.  %u4  9iatram< 
nus  fagte:  negare  corpus  esse  .  .  .  nefas  est  non  solum  dicere  verum  etiam 
cogitare  (c.  15  MSL  121,  134).  316er  eben  bes6aI6  gel^drte  bie  3ufuitft  ber  %n- 
fd^auung  S^bberts,  ba  Jie  unb  jomexi  fie  bie  (Formeln  niifi  na^trägltA  fpiritualifierte. 
!Die  Slefte  ber  fpirituali[ti[d^en  zlnf^uung,  bie  bei  9{ab6ert  noif  oor^noen  nmren,  finb 

20  oon  ber  Z^Iogie  er[t  im  Serengarf^en  Streit  übenounben  (ogl.  bte  Slrtilel  Serenpor 
0.  Xours,  £anfranl  unb  Xransfubftantiation).  fianfrani  freiließ  fyd  ä6er  $af^fms 
9{ab6ert  hinaus  nur  ben  n)i^tigen  Stritt  getban,  bag  er  infolge  ber  SEBonblung  bie 
(ßegemoart  oon  £ei6  unb  Slut  C^rifK  au($  für  bie  indigne  sumentes  be^oiqitete. 
Rubere  Gegner  Serengars  aber  gingen  meiter.    C5uitmunb  o.  Sloeria  namentlü|  fyd  um 

25  bie  roeitere  Slusbilbung  ber  SBanblunasIe^re  fi^  „oerbienf'  gemaqt.  (Er  ^  als  erfter 
unter  ben  abenblänbijqen  SJertretem  oer  äBanblungsIe^e  bas  totus  in  toto  et  totus 
in  qualibet  parte  flar  behauptet;  er  ^at  bie  augiiftintl^e  Unterf^ibung  pif^n  Sig- 
num unb  res  sacramenti  aud^  für  bie  objeltioe  9EBaiu)IungsIe9re  6ra^oar  gema^, 
inbem  er  bas  si^um  in  ben  in  fieib  unb  Slut  CE^rifti  oem^onbelten  Slementen,  bie 

:k)  res  sacramenti  tn  bem  bleiben  inS^rifto  nad^mies;  er  hot  aui)  juerft  bie  Jtotegorien 
Subftan]  unb  Slccibens  fo  oenoenbet,  roie  es  [päter  gef^a^:  bie  Subftan}  rohrb  oenoan» 
belt,  bie  accidentia  prioris  essentiae  bleiben.  Damit  UHtr  bie  Xransfubftantiations* 
le^re  fertig;  es  ift  S^\^%  baft  man  bas  SBort  erft  bei  (Erjbifc^of  ^ilbebert  o.  Zours 
(t  1134)  nac^ioeifen  lann.    vliifi  oiel  fpater  (1215)  bejeugte  bas  IV.  Saterantonjil, 

:t5  inbem  es  bie  SBorte  ,,transsubstantiatis  pane  in  corpus  et  vino  in  sanguinem'^ 
in  fein  C&Iaubensbelenntnis  aufna^m^  bag  man  bie  fo  gen)orbene  Xransfubftantiations^ 
le^re  als  Dogma  betrad^tete.  9ln  btefer  fertigen  £e^re  ^t  bann  bie  S^olaftii  i^ren 
Si^arffinn  3u  üben  reit^Iid^  (Selegenqeit  gehabt  (ogl.  bie  %,  Xransfubftantiation  unb 
Ubtquität^.    Sie  l^at  ben  3uer[t  oon  Slnfenn  aufgebraten  (Sebanlen  ber  ftonfornttanj, 

40  ber  mit  bem  aümo^li^en  ^uffommen  ber  Ael^entjie^ung  feh  bem  12.  3a^unb^ 
eine  praltift^e  Sebeutung  erhielt,  nö^er  3u  begrünben  ft^  bemüht,  fyd  forgfälttgere  (Er« 
örterungen  gegeben  über  bie  (Segenn)art  Cärifti  in  ben  (Elementen  aud^  extra  usum  unb 
^t  enblit^  oie  Se^anblung  ber  fyrage  in  mgriff  genommen^  mit  ber  £eib  (E^fti  totus 
in  toto  unb  totus  in  qualibet  parte  ber  ^oftie,  ber  $oftten  allerorten  gegeraoorti^  fein 

45  fönne.  Die  nominaliftifi^e  S^olaftil  ^at  babei  gelegentli^  in  eäft  nominalifnfqem  Sptel  mit 
irrationalen  SRogli^leiten  ben  (Bebanfen  ber  ubiquitas  corporis  Christi  erreiAt,  —  gleii^« 
n)ie  fie  bei  i^rer  Se^nblung  ber  Xransfubftantiationsle^re  bie  letztere  Denlbarfeit  einer 
(gegeraoart  bes  £eibes  unb  Slutes  C^rifti  unter  Srot  unb  9Bein  im  Vorbeigehen  be^uptet 
fyit    Son  biefen  le^tenoo^nten  (Jfineffen  ber  fd^olaftifd^en  Spehilation  9at  bie  triben< 

üotinifc^e  grixierung  bes  lat^olif^en  Dogmas  fi^  ferngehalten.  9lur  ber  Catechismus 
romanus  (p.  II,  4,  42)  ^  mit  Z^omas  bie  ®egemoart  bes  £eibes  unb  Slutes 
(E^fti  babur^  erllart,  ba^  S|riftus  ^ier  gegenn)örtig  fei,  ni<^t  per  modum  quantita- 
tis,  fonbem  per  modum  substantiae.  So  le^rt  man  auf  lot^olifc^er  Seite  no<^  ^eute, 
felbft  in  ben  (Sqmnafien  (ogl.  aRartin,  £e^rbu^  ber  lot^.  9{eliaion  15.^ufl.  1873.  II, 

oü  151).  Die  priefterli^e  ftonfetration,  in  ber  no^  Uiaf^afius  9{abbert  nur  ben  9lnlag 
n)anbelnben  gottlid^en  9nimac^tsn)unbers  fo^,  ift  |(^on  oon  ben  meiften  S^laftifem 
bie  Urfa^e  ber  Zransfubftantiation  geiDürbigt,  uno  noif  gegenu)ärtig  ift  es  eines  ber  be 
liebteften  3Rittel  ber  SSer^enlit^ung  bes  ^rieftertums,  barauf  ^in3un)eifen,  bag  ber  ißriefte 
(E^riftum  ins  Salrament  rufe. 

w        11.   Überfielt  man  bie  äRenge   ber  Slbenbma^lsauffaffungen,  mtli)t  bie  erft« 


9(Bettbma^(  II  65 

15  3^c^unberte  ber  Airc^engef^tc^te  qejettmt  ^en,  fo  iDtrb  man  ]\äf  nit^t  borüber  toun« 
bem  loimen,  bah  bie  Sl^onnotionsjett  in  Semg  auf  ba$  Slbenbma^I  ipenige  neue  (Se« 
banlen  ^erDorgebra^t  ffoL    £s  fielen  jol^Irei^e  SRi^bräu^e,  bie  an  bos  Satrament  \ii) 
ange^ngt  fyäitn,  man^e  C5ebanlen,  bie  es  entfteüten,  iDurben  allgemein  abget^an :  bas 
SRegopfet  ftel  unb  mit  i^m  ber  ®ebanle  bes  sacrificium  propitiatorium,  bie  com-  5 
munio  sub  utraque  iDurbe  leftituiert,  bie  Slboration   be$   y^sanctissimum^'   extra 
usum  oetfc^iDonb  mit  bem  grronleid^namsfeft  unb  bet  expositio  sacramenti.  Die  po[i« 
ttDen  (gebanien  ber  Sleformotionsjett  aber  finb  —  Don  bem  Sinfall  Aarlsjtabts  (ogl. 
ben  9).  ob^ele^n.  aber  felbft  S^ioenlfelbts  (Erflarungsoerfu^   (Dgl  ben  91.  Q^wtnh 
felbt)  mit  emgef^lolfen  —  ni^t  neu.  6elb|t  £ut^ers  (Sebanfen  ni^t.  (Er  ^at  mtt  bem  10 
ftat9oIt3tsmu5  Sjt\b  unb  Slut  (EfyA\ti  als  bas  Signum  anaefe^en,  bas  alle  ftammuni« 
lanten  enqrfangen;   unb  mtnn  er  fett  1520  an  bte  Stelle  ber  Xransfubftantiationsle^re 
ben  ®ebonIen  ber  SegenuKirt  bes  fieibes  unb  Slutes  C^rifti  in  ben  unoenoanbelten 
(dementen  fe^te,   fo  folgte   er  bamit  nur  einer  oon  ber   nominaliftifd^en  Säolajtif 
fi^n  eröffneten  SRdglic^Ieit:    er  berief   fi^  felbft.   als   er  juerjt  mit  biefem  (Seoanlen  is 
tottrat   (de  captiv.  babyl.  SBSl  VI,  508,  3.  8)   auf  mm.    (Er  l|at  ben  Jhi^en 
bes  Solraments  faft  ausnahmslos  in  ber  remissio  peccatorum  gefe^en  —  n)ie  oor 
t%n  bie  Vertreter  ber  fpmboIiUjalrifijienen  SlnfAauung;  unb  mtnn  er  im  Streit  mit 
lotngli  unb  diolampab  (ogl.  jti)ftltn,  £ut^rs  X^eol  II,  159  ff.)   unb  einmal  (ogl. 
t^Iinll;  516  9lnm.)  fonft,  n&mlid^  gauspoftine  (E^*  3,  542,  bte  Unfterbli^Ieit  bes  ao 
Selbes  mtt  bem  (&enu^  bes  Sbenbma^Is  in  Serbinbung  bringt,  fo  folat  er  ber  eben 
bftmols  aus  3ren&us  ^m  belannt  geroorbenen  realiftif^  *  b^namif^en  ^nf^uung  ber 
6rie<^n.    Die  Ubiquitötsle^re,  mit  ber  er  bie  ^lealfnrafem  begrünbete  (o^I.  ben  %. 
Ubiquitat),  operierte  mit  Xrabttionen  ber  nominaliftifd^en  Smolaftif,  fü^e  btefe  aller« 
Ungs  loeiter^  als  bie  S^Iaftil  es  get^n  J^tte;  benn  auf  oie  (E^riftologie  roaren  in  26 
in  ni>minalt|tif(^en  S^olaftil  bie  Spielereien  mit  ber  Ubiquität  nt^t  oon  (Einfluß  ge» 
oorben.    (Bönjlt^  neu  ift  bei  £ut^r  m.  SB.  nur  bie  „fpnelbo^ifAe"  (Erllärung  bes 
ravro  irniv,  b.  ^.  bie  äReinuno.  ba|  bie  Sesei^nung  bes  SIbenbmaQlsbrotes  als  £eib 
C^fti  bun^  bie  ^ammatif^e  9tebeftgur  ber  „SqnelboAe''  3U  erfloren  fei,  bie  ba  oor« 
litg^f  roo  man  „etn  (ßanjes  nennet  unb  bo^  nur  einen  Xeil  meinet"  (SBiber  bie  ^imml.  »> 
^top^ten  (EU  29, 266;  ogl.  Großes  Sefenntnis  (Eä  30,  299),  „gletd^  als  mtm  eine 
SRutter  auf  bie  äBiegen,  ba  i^r  ftinb  innen  läge,  beutet  uno  fprä^e:    »bas  ift  mein 
Ämb*"  (a.a.O.  ffiSl  29.  267).    ßroingli  unb  Caloin   (opl.  bie».)  a^tn  in  augujti- 
lEtfd^n  Sahnen:  S^^^Sli  W  kbigli^  bie  fpmbolihi^ « famfisielle  Sorftellung,  naturii^ 
losgelöft  00m  ®ebanlen  bes  ^enbma^lsopfers,  Ctaloin  ^ot  augerbem  ben  ®ebanfen  86 
<»om  spiritualiter  manducare  corpus  et  sanguinem  Christi  in  einer  bur^  realiftif^« 
k^namtfc^  SSorftellungen  mobifijierten  (Seftalt.  Dag  beibe  bas  Silblit^e  bes  tovtö  Ion 
^•o  owjui  fjun)  in  bem  iari  (=  significat)  fanben,  l|at  freili^  in  ber  frü^m  3^it 
^^ine  ^[ktrallelen.    Mein  too  fie  ben  Xropus  fanben,  bas  ift  5iemli^  irreleoant,  —  bie 
"bopif^e  Srflarunp  felbft  oar  ni^t  neu.  unb  £)Iolampabs  Deutung :  hoc  est  figura  «o 
c^orporis  mei  tirrfft  mit  SBorten  Zertullians  Sluguftins  Sinn.  Supers  3Reinung  unb 
^ie  bes  fpStent  SRelan^t^on  lögt  fidb  als  eine  SJeroinbung  oon  C5eoanfen  erllären,  bie 
^»n  ben  altfirc^li^n  SJertretem  ber  (qmbolifi^'falrifijiellen  unb  ber  realiftifdb'b^namif^n 
^uffaffung  fAon  geltenb  gemalt  n)aren;    Sullinger  ^at  ben  (ßebanlen  3^1^91!^  i>i^ 
1^  oon  biefem  sule^t  roeniger  perbones^ierten  fpiritualijtifd^»bi)namif(^en  (mqftif^en)  «s 
^banlen  Xuguftins  ^injupqffigt.    (Eine  tns  einjelne  gepenbe  Darlegung  biejer  oer^^ 
f(|iebenartigen  mit  bem  obtgen  nur  ungenau  dbarafterifierten  Slnfd^auungen  ift  qier  un< 
itoti^    (ogL  bie  9.  über   bie  einjelnen  Ü^eologen).    9lur   ber  CntmiolunQsgang   ber 
off^tellen  £e^e  auf  lut^rifc^em  unb  reformiertem  Gebiet  bebarf  noc^  etner  rursen 
€%ierung.  so 

12.  3n  ^o^m  SRage  bemeat  ift  biefe  (Entn)i(flungsgef^i^te  auf  bem  Soben  bes 
Sut^rtums.  (Ein  Dreifa^es  mug  3um  Serftanbnis  biefer  ben^egten  (Sef^iAte  bebaut 
loeiben :  a)  ber  überaus  lonferoatioe  (E^aralter  ber  urfprüngli^  £ut^erf^en  Slbenbma^ls« 
fie^re  unb  «$rasis  b)  SRelanAt^ons  allmol^lid^es  3^»^^^^"  ^on  £ut^ers  ^benb« 
no^lsle^re  unb  c)  bas  fpate  SBirifanuDerben  ber  lAtquitätsle^re  £ut^ers.  —  £ut^er  ^ 
H  als  er  juerft  bie  ^nno^me  ber  Gegeraoart  C^njti  unter  Srot  unb  SBein  als  pro- 
babilius  an  bte  Stelle  ber  XransfubftantiationsleQre  fe^te^  es  burt^aus  freigegeben 
utranque  opinionem  tenere  (de  captiv.  W&  VI,  508, 27).  Spater  l^  er  yxxix 
jeinen  Spott  reic^lid^  ausgegoffen  über  bas  Süenfd^enfünblein  oon  Xransfubftantiation, 
okr  no^  1543  erll&rte  er:  de  transsubstantiatione  rejicimus  inutilem  et  sophis-  ^ 

9lcaIr(hi€9riopfibte  für  X^eofoflie  unb  »irc^c.    B.  91.    i.  5 


66  SUieiiktiti^l  II 

ticam  disputatioiiem,  nihil  morati,  si  quis  eam  alibi  crcdat,  vel  imn  (be  SBettc, 
y,  568;  ogl.  jtöftlin,  2,s  ^tol  II,  513).  Dem  Seiftanbnis  bes  SoSes  entjog  fi^ 
ber  feine  unterf^ieb  ber  ^Ironsfubfiantiotiondle^e  unb  ber  SlnfAttuuna  £tii^  o^e* 
bies:  Geftolt,  ($arbe,  Gef^mad  bes  Srotes  mar  ja  ou^  noA  Iat^oH|qer  änfc^ung 

5  geblieben.  £ut^r$  Jlote^ismen,  bieje^r  balb,  toenn  oud^  niqt  leqtli^  norma  do- 
cendi,  fo  bo^  faltif^  9lormen  unb  Sorbilber  bes  Unteni^te  mürben,  entaoideltenjiDar 
ilor  unb  toarm  bie  für  £ut^er  proItifA « mistigen  Sebonlen:  unter  jfsub)  bem  Srote 
unb  9Beine  {Rl  Rat.  380.  2  »e^enb.),  bej.  in  unb  unter  bem  Srote  unb  SBeine 
(®r.  ftat.  553.  8)  ift  im  Slbenbrno^I  ber  mo^re  fieib  unb  bos  uHi^e  Slut  unfers  ^erm 

10  3^{u  (SfyA\Ü  ba  ate  ein  [ollen  ®enie^enben  ju  teil  merbenbes]  geiDiffes  ^ßfanb  unb 
3etd^n  ((Sr.  jld.  555,  22)  bes  [nur  ben  Gläubigen  erlonaboren,  ®r.  SUxt  568,  34f.] 
^eitegutes  bes  Sofroments,  ber  remlssio  peccatorum  (AI.  SM.  381,  6;  ®r.  Aot. 
565,  70).  9}on  allen  t^eologif^en  gfineffen  ober,  oon  ^olemH  gegen  bie  Xransfub* 
ftontiotion,  oon  Sqnelbo^e  uno  Ubiouit&t  fc^teaen  fie.    Sebeidt  man  nun,  bag  ber 

16  (Sottesbienft  auf  lut^erif^em  Gebiet  etne  eoangelij^  reoibierte  SReffe  nrnr,  bag,  abgehen 
oon  ber  Sefeittguna  ber  communio  sub  una,  bte  Sbenbma^Isfeier  ber  ^eriSmmliqen 
[e^r  ä^nli^  blieb:  bie  $oftien  lourben  beibe^ialten,  bie  Sleoation  bes  6draments  ift 
in  ber  9Bittenberger  ^arrürAe  erft  1542  abgef^  (A9Min,  SR.  fintier  2.  u.  3.  «ufl. 
I.  588  f.)  —  no$  1538  erfAien  ein  Stamberger  (Seiftlt^,  ber  fie  abfteüen  loollte, 

sooielen  als  ein  3^ifi9li^fi^^  (ftöftlin  a.  a.  O.)  — ,  bie  Sltwetung  bes  6(draments  loar 
jmar  extra  usum  umgefallen,  aber  na^  1541  f^eibt  fiut^r:  adoratio  in  sumendo 
per  sese  accidit,  dum  genibus  flexis  verum  corpus  et  verus  sanguis  sumitur 
(be  SBette  Y,  363);  bebentt  man  toeiter,  bag  über  bie  Sebeutung  ber  AonMration 
no^  in  ben  (ewiger  ^oifyc^n  in  £flbed  in  einer  SBeife  geftritten  mürbe,  mel^  bos 

26  9laqu)irlen  ber  betreffenben  alten  Ürabitionen  auf  lut^rif^em  (Sebiete  beutli^  bejeugt 
(ogl.  aRoaer«Aa0}erau,  AirAengef^  III,  255 f.;  Aöftlin,  fiutbers  X^eoL  II,  515  a.e.), 
—  jo  fann  man  (i^  ni^t  oarfiber  n)unbem,  bag  bos  o^fisielle,  iremf^  Sdenntnis  ber 
fiutQerif^en,  bie  mguftana  in  91.  X  bie  ^transftUUtonttation  e^er  etn*  als  ausf^log, 
mit  bem  adsint  et  distribuantur  bie  (Segemoart  (S^rifti  ni^t  auf  bas  sumi  bef^rititte 

80  unb  ein  improbant  secus  docentes  —  oen  3winglianem  gegenilber  aus{|irac^  6elbft 
ba$  mirb  [o  begreifli^,  bag  SRelan^on  auf  ben  SBor^It  ber  Confutotoren,  wtlift  bos 
mutari  in  31.  X  oermißten  (Corp.  Ref.  27,  107),  in  ber  Slpologie  bies  mutari, 
n)enigftens  in  ber  gform  ju^eier  Sitote,  na^bra^e  (Slpol.  157,  55)  unb  ^infi^i^  ber 
9{ealpra[en3  ben  consensus  ber  Soangelifqen  mit  ber  recepta  in  tota  eeclesia  sen- 

85  tentia  ft^rf  betonte  (3IpoI.  158,  57).  9(ud^  bos  u)irb  fo  erllörli^,  bag  ber  fpotere 
SRelanAt^on  ffir  bie  in  ben  Jlreifen  ber  lut^erifd^en  Ideologen  oerbreitete  Slnf^uung 
^öufig  [mit  (Ealoin]  ben  lerminus  äQrokdrQeia  für  jutreffenb  era^ten  tonnte  (3.  S. 
1557  Corp.  Ref.  IX,  154).  fiut^ers  feinere  3)iJtin!tionen  roaren  oielfa^  ni^t  oerftanben, 
feine  UbiouitStsIe^re  fo  gut  loie  oergeffen.    9lls  fiut^r  im  Sntmurf  feiner  fog.  äAmal' 

iofalbMen  ilrtüel  ((Enbe  1536)  gef^neben  ^tte,  man  ^Ite,  ^,bah  unter  Srot  unb  9Bein 
im  vlbenbma^I  [ei  ber  loal^rQaftige  £eib  unb  bos  n)(^r^tge  Slut  (£^ri^  unb  loerbe 
ni^t  aKein  gereift  unb  enq^ngen  oon  frommen,  fonbem  au^  oon  böfen  (Elften'' 
(ogl.  Art.  smalc.  330,  1,  me^enb.  unb  bas  gfalfimile  oon  3<^ns^nieifter  SI.  18),  ba 
ift  —  na^  9ReIan^t^on  auf  Sugen^gens  93eranlaffung  ($oIit.  Jlorrefp.  ber  Stobt 

45  Straßburg  II,  430)  —  bas  „unter"  geftri^en  ©orben;  bas  3)enlen  oieler  fiut^eroner 
ging  ni^t  U)eiter,  als  ber  fo  oerIür$te  Safe  betagte.  ~  Um  fo  einf^neibenber  mußte 
es  loerben,  bag  SRelan^t^on  feit  1531  fi(^  f^rlttoeife  immer  me^r  abmanbte  oon  ber 
bis  ba^in  unfi^er  oon  t^m  aebilli^ten  9[benbma^lsle^re  fiutj^ers  (ogl.  ben  91.  9ReIan^> 
t^on) :  feit  1531  lieg  er  bie  ubiquttötsle^re  fallen,  etnms  fpöter  bas  in  pane,  jeit  1535 

60  fqmpat^ifierte  er  mit  ber  tropif^en  Deutung  ber  Sinfe^ungsioorte  unb  fd^Iiegli^  fyxi  er, 
obf^on  oerf^Ieiert,  au(^  bie  manducatio  impiorum  aufgegeben  (Corp.  Ref.  IX,  962 
unb  849)  —  er  ba^te  gegen  Cnbe  feines  £ebens  im  u)e[entIiAen  vok  (Ealoin.  3n 
feinem  öffentlichen  Sluftreten  freili^  voax  er  überaus  oorfiAttg.  I)ag  er  in  31.  X  ber 
lateinif^en  Sariata  oon  1540  —  ber  beutf^c  Üeit  blteb  ungeonbert  —  für  bos 

66  ,, corpus  et  sanguis  Christi  vere  adsint  et  distribuantur  vescentibus**  einfette: 
,,cum  pane  et  vino  vere  exhibeantur  corpus  et  sanguis  Christi  vescentibus** 
(Corp.  Ref.  26,  357),  wai  lein  ^eroorfe^ren  feiner  ©ebanfen;  nur  bie  Sluslaffung 
ber  S^ejeltorie  lögt  Hd^  fo  beuten;  bie  Snberun^  follte  oomebmli^  ben  transfubftantia* 
nif^en  Sd^in  ber  bnoariata  befeitigen;  fie  f^Itegt  £ut^rs  Slnf^auung  ni^t  aus,  ja 

CO  bas  ,,vescentibu8**  ^It  bie  manducatio  impiorum  feft.   3lurf|  bie  (ftegner  SHelanc^« 


9(6eitbmit^I  U  6'^ 

t^ns  brauchten  bie  Siarioto,  unb  erft  in  bert  legten  3<^^^en  Vlelonc^t^ons,  ja  offeittlid) 
erft  gleich  na^  aRelon^t^ons  Üob  (ogl.  ben  91.  $eg^u|en)   tft   au(^  bie  Slbenbmo^Is^ 
lüfte  in  ben  itanqif  gegen  ben  ^^ilif>pi$mus  ^ineingejogen.    9lun  erft  erfonnten  bie 
Seiteibtger  ber  Kealpäfenj  —  juerit  in  bem  $eibelbetger  Streit  jiDif^en  öeß^ufen 
unb  ftlebi|  —  boft  bas  cum  pane  oer  Sariata  erft  in  Serbinbung  mit  bem  in  unb  r, 
sub  ber  Aote^ismen  jur  manducatio  oralis  unb  impiorum  paffe  (Solig,  $iftorie 
bet  9ugs6.  ilonfeffion  III,  451  ff.);  nun  erft  entftanb  bie  „lut^rif(^e"  gormel  ,,in,  cum 
et  sub  pane'^'  nun  erft  begann  bie  Sariata  oerbö^tig  3u  u)erben  (ogl.  ben  91.  9taum« 
burger  gürftentag).    3n  ungefähr  ber  gleiten  3^it  —  juerft  gelegentli(^  1555,  bann 
1559  in  bem  von  Srenj  »erfaßten  u)flrttembergi[d^n  üBefenntnis  unb  infolgebeffen  tro^  to 
^^ufens  ablebnenber  Stellung  au(^  in  ben  ^eibelber^er  SBirren  (ogl.  ben  91.  HJbU 
ottitat)  —  fing  fiut^ers  Ubiquit&tsle^re  an  ^ineinjmoirten  tn  bie  9lbenbmablsfrage.    Die 
Wltppiften  iDurben  bann  mif  9Relan^t^on$  Xob  birett  als  „Jlr^ptocabmiften"  ange« 
gi^en;  unb  bie  t^oloaif^e  Disfuffion  n)anbte  nun  mit  (Eifer  ber  9lbenbma^l$frage  unb  ber 
bitrd^  bie  Ubiquitatsle$re  mit  i^r  eng  oerbunbenen  (^riftologifd^n  fid^  3u   (ogl.  ben  %,  i:. 
UUquitat).    9ca^  bem  Sturje  ber  ^^ilipmften  in  jturfadjfen  tonnte  bann  bas  nun 
lefljfierenbe  Jlonforbiemoerf  ^ogl.  ben  91.  Äonforbienformel)  eine  gixierung  ber  anti* 
p^lq^fttfc^n  unb  anticaloinifoen ,  lut^rif^en  9lbenoma^l$le^re  ^rbeifü^ren.    Ss  ift 
btes  in  ber  Äonforbienformel  91.  VII  in  treuem  9lnf(^lu6  an  fiut^ers  ©ebanlen  ge» 
[i^e^n.    Unter  9lbn)ei^ung  •  ber  S^^nflKoner  (597,  1)  unb  ber  —  erft  in  91.  VIII  lh> 
(605,  1)  genannten  —  (Ealoiniften  (602,  26.  29—32.  35—37),  fou)ie  unter  »enoer« 
fung  ber  Xransfubftantiation  (602,  22)  unb  i^rer  Aonfequenjen,  ber  Ael^en^ie^ung 
(602,  24),  ber   9lboration   ber   (Elemente    (604,  40;    760,  26)    unb   ber  (Begemoart 
extra  usum  (750, 85  f.),  vohh  f)itx  inSejug  auf  bas  9lbenbma^l  gelehrt,  bag  gemajj 
ben  uwrtli^  3u  oerfte^nben  (Einfe^ungsioorten  (599,  7),  hoft  ni^t  ber  Aonfetration  .>:> 
(ib.  8),  fonbem  ber  (Knfejkungsroorte  (747,  75)  (E^rifti  [oerHorter]  ©a^rer  fieib  unb 
iDO^es  Slut,  mit  Srot  unb  wein  falramentliq  —  analog  ber  unio  naturanmi  in  Christo 
(735,  36)  —  geeint,  oon  allen  xommunifanten,  au<^  ben  ungläubigen ,  mfinbli^er  aber 
viijli  fletf^lii^er,  fapemaitifAer  9Beife  (604,  42;  760,  16)  empfangen  n)erbe;  unb  ivoai 
m  benen,  bie  suglei^  m4  3o  6  (E^fti  fieib  unb  9Jlut  geiftig  effen  (744,  61),  b.  f).  :v> 
glauben  (ib.  62),  jum  Segen,  fo  bag  fie  mit  (E^rifti  fieib  „SBergebung  ber  Sfinben 
unb  alle  (guttuen,  [o  uns  bur^  (E^rifti  Xob  unb  Slutoergie^en  enoorben"  empfangen 
(749,  81),  „mit  (E^ifto  oereinigt  unb  bem  fieib  (E^rifti,  loelqer  ift  bie  Äiri^e,  einoer* 
leibt  ©erben"  (743,59;  755, 104),  oon  ben  Unroürbigen  aber,  bas  ^eiM  oon  benUn« 
äjmibigen  (601,  18;  743,  60),  3um  (6eri^.    ®ne  fpelulatioe  Segrünbung  ^atte  noi)  ar» 
bie  lc§te  Sorftufe  ber  ftonlorbienf ormel,  bas  Üorgifi^e  8u(^,  ni^t  gegeben ;  aber  f(^on 
bie  Epitome  oenoies  (600,  11  ff.)  auf  fiut^ers  fpefulatioe  (5ebanfen   (600,  12:  Ubi» 
quitat),  unb  bie  solida  declaratio  bes  Ser^ifi^en  üBu^es  acceptierte  (752,  93  ff.)  mit 
einem  (Eitot  aus  fiut^ers  (Srogem  Selenntnis  in  noi^  meiter^e^enbem  9Rage  fiut^ers 
%imente.  —  Die  ^ef^i^e  ber  Sbenbma^lsle^re  auf  lut^enf(^em  (Gebiet  naif  biefem  lo 
9iiiibolif<^en  9lbf^lug  ^at  etn  befonberes  3ntereffe  erft  (eit  ber  (Erneuerung  lonfe^ionell« 
Jd^fd^er  Irabitionen  in  ber  ioiffenf(^aftli(^en  3:^eologie  unfers  3o^^^unberts.    (Eine 
Wi|(^  Dorftellung  biefer  mobem4ut^rif^en  9luffaffungen  giebt  $.  Srf|ul^,  3wr  fie^re 
m  ^L  9lbenbma$l,  (Soifyi  1886. 

13.  9luf  „reformiertem"  (Bebiet,  b.  f).  bei  allen  ni^t  lut^erif^en  unb  ni^t  leMli^  r> 
waboptiftif^n  ^roteftanten,  ift  man  feit  3J">i"9lJ5  !it\itn  im  (ßegenfa^  3ur  lut^erif^^n 
&^  barin  einig  geioefen,  ba^  1)  „fieib  unb  ^lut  (E^rifti"  niifi  toie  bei  fiut^er  unb 
ben  9{omif(^en  jum  Signum  sacramenti  gerei^net,  fonbern  als  bas$eilsgut  angefe^en 
©erben,  bas  nur  bie  (Släubigen  „geiftlid^  effenb"  empfangen,  2)  in  ber  infolgebeffen  nötigen 
Psurli^en  Deutung  bes  mifjo  ioriVf  3)  tn  ber  Se^auptung,  ba|5  (E^riftus,  corporaliter  :*^ 
jurSe^en  (Bottes  er^ö^,  nur  na^  feiner  (5ott^eit  unb  efficacia,  ni^t  aber  corpora- 
^ter  gegenuKirtig  fei,  4)  in  bem  9{itus  bes  Srotbre^ens  unb  ber  3urei^ung  bes  Ael^es. 
^ie  manducatio  oralis,  bie  manducatio  impioi-um  unb  bie  Ubiquitöt  finb  auf  re^ 
formiertem  (gebiet  ftets  oenoorfen  Q)orben.  93erf^ieben^eiten  ^aben  au^  ^ier  fi^  ^eltenb 
9<nia(^,  ©eil  ^©inglis  9lnf^auung  f^on  oon  95ullinger  oertieft,  oon  ber  calotnif^en  v, 
Quf  ©eiten  ©ebieten  oerbröngt  roorben  ift.  gür  3®i"9li  ^w  bos  9tbenbma^l  roefentlirf} 
^in  me^r  oerpfli^tenbes  als  gebenbes  (Erinnerungs-  unb  95elenntnisma^l  ber  (5emeinbe; 
bas  „geiftli^^  effen"  loar  i^m  nur  ein  9tu5brudE  für  ben  (Stauben  an  bas  Opfer  (E^rifti. 
pQft  bas  6aframent  als  ^ißfanb  unb  üBerfi^erung  ben  (Stauben  [törfe,  ^at  au^  er  frei^ 
^  me^rfad^  g^fögt.    Si^arfer  aber  ^ob  SBullinger  biefen  gebenoen  (E^arafter  roie  ber  o» 


f)* 


68     9l6ettbttiitl^(  n  Sltenbtttft^Idfricr  in  best  fttn^en  ber  dief^nnatiitt 

Sohatnente  überhaupt,  fo  auif  bes  Slbenbmo^Is  ^eroor.  Dag  ber  (Släubiae  im  SIbenb< 
mo^I  gei[tlt(^  £etb  unb  Slut  (SfyA^ü  genießen  folle,  tourbe  oon  i^m  niqt  nut  barmrf 
gebeutet,  bo^  toir  glSubta  uns  aneignen  follen,  was  (I^rifti  Xob  enootben,  fonbem  aud; 
tm  Sinne  Suguftins  auf  bos  Sindioerben  mit  CQ^fto  bejogen.    (SJabDin,  bejjen  9n* 

5  [i^Quun^  leistet  unb  genetif^  nötiger  qI$  eine  SRobifilation  ber  fiut^rfd^en  ab  ber 
3n)inglt|^en  9In[(^Quunp  ju  begreifen  ift,  ^<A  ben  gebenben  (E^ofter,  ber  bem  Sabo* 
ment  als  ^fonb  unb  (Riegel  ber  Conobe  eignet,  gegenfiber  ber  i^  f»)'rofdn"  erf^inen« 
ben  Sluffoffung  3n)ingli$  (Corp.  Ref.  39,  438)  ftets  [torl  betont  unb  ^  juglei^  bem 
geiftli(^en  Sffen  ooburi^  einen  reifem  3nbalt  gegeben,  baft  er  anno^,  burq  ben  ^L 

10  ®eift  u)flrben  bie  glöubig  (Beniegenben  aefpeift  unb  getronft  mit  ben  Smnsiräften  bes 
oerllarten  £eibes  S^rijti,  oer  Subfianj  fernes  fieibes  unb  Slutes.  —  Die  Serftänbt^ng 
jmif^en  Sabin  unb  sBuKinger  im  3fln^^^  (&)n|ens  (ool.  ben  %.)  ift  ni^  feiten  irrig 
als  ein  Sieg  ber  coloinifi^en  (Bebanfen  ou^  in  ber  beutf^en  SAioeij  aufgefaßt  u)orben: 
bie  beutf^e  6^U)et3  ffcA  (ogl.  bie  Helvetica  posterior  c.  21  bei  Sflieme^er,  collectio 

16  confessionum  518  ff.)  QU(^  in  ber  Slbenbma^lsle^re  u)efentli^  bie  SuIIingerf^  Xra« 
bitionen  feftge^alten.  3n  ben  meiften  ber  reformierten  Sdfenntniffe  ober,  aud^  im 
^eibelberger  AoteAismus,  ^ot  bie  coloinif^e  Slnfd^uung  Slusbrud  gefunben.  Dies  im 
einjelnen  ^ier  no^pmeifen,  mfirbe  ju  votxt  ffl^en;  es  fei  auf  bie  oortreffliAe  3^' 
fammenfteKuna  in  Salnors  harmonia  confessionum  (bearbeitet  oon  Sbrarb,  Sarmen 

20  1887  S.168ff^  oenoicfen.  ©egemoärtig  no(^  pnb  auf  „reformiertem"  (Sebiete  bie  cal* 
oinif(^en  Sebanlen  bie  ^rrf(^enberen. — ^n  ben  Jlir^engememf^aften  anabaptiftifc^r  unb 
puritanif^er  ^erlunft,  bei  Unitariem  unb  9Rennoniten,  Scmtiften,  Aongregationaliften 
u.  f.  w.  ^errfd^en^  ,,reformierte"  ober  ben  reformierten  S^nli^e  StnfAauungen:  jiDifd^n 
ben  jtreng  caloimfqen  Ürabitionen  bei  ben  Aongregationaliften  unb  ben  bas  Slbenbma^I 

25  m  einer  (Erinnerunpsfeier  an  (£^ri[tus  oerfIflAtigenoen  9lationaIifierungen  ber  3ioingIis 
]ä^n  Sluffaffung  bei  unitariem  uno  Hnioerfaliften  giebt  es  ^ier  eine  groge  9lei^  oon 
ßioif^enftufen,  auf  bie  ni^t  eingegangen  ju  u)erben  brauet  Das  aber  mag  jum  Sälug 
feroorge^oben  n^eroen ,  bog  in  ben  meiften  biejer  oon  unfern  europäif^  *  feftUnbif^n 
„Rxti)m**  in  i^rer  Sebeutung  unterf^S^ten  jtir^engemeinj^aften  bie  |og.  „o  fene  Sxom* 

80  munion"  fibli^  ift:  man  logt  3um  ^nbmo^I  jeben  (£^ri|ten  ju,  ber  bono^  oerlongt. 
Slnaloga  lonn  man  bei  ben  alten,  leiber  ober  ouA  jumeift  oerlommnen,  onentolif^n 
R\xä)tn  finben;  bie  Äopten  3.  S.  nehmen  leinen  Slnftonb,  (Elften  onberer  Jlir^n  jur 
jtommunion  3U3uIaffen  (ogl.  IRo^Ifs,  brei  aRdnote  in  ber  libi^f^en  9Bflfte,  Ctoffel  1875 
6.  50).    3n  ben  großen  ^iftonfqen  jlir^en  gilt  bos  sacramentum  unitatis  no(^ 

»5  ^eute  als  bas  Sohoment  bes  Aonfeffionsbelenntniffes.  £oofi». 

9lbenbmal^(i^feter  in  ben  ^rd^tn  ber  9iefonnation.  £5l^e,  Samml.  litura.  grormu* 
krc  b.  CD.  »lutö.  ^.  .ßcft  III,  mxbl  1842.  —  SCcm.  S.  SfJic^tcr,  a)ie  cuong.  »00.  beä 
16.  ^aiixf),  SBcimor  1846.  —  a)anicl,  Codex  liturg.  Lips.  1847—53,  Tom.  II,  III.  —  Höfling, 
liturg.  llrfunbcnb.,  ficipä.  1854.  —  tlicfot^,  3).  urfpr.  ®ottc8b.*0rbn.  k.  ©b.  5  (ßiturg. 
40  ^bl^anbl.  «b.  8),  ©t^tocrin  1861  ©.  75  ff.  —  ©t^öbcrlcin,  S(^oJ  b.  liturg.  (Sl^or*  unb  ®e. 
mcinbcgefongg  ®öttingcn  1865  93b.  1. 

1.  £ut^er  unb  bie  lut^.  Rixift,  60  gemig  £ut^er  eine  (Erneuerung  bes  ge« 
[amten  93oRsIebens  oon  ber  ^rebigt  bes  reinen  (£oangeIiums  er^o^e,  fo  u>enia  fyxi  er 
oiefen  Erfolg  iuxif  eine  felbftönbige  augere  (Seftaltung  ber  gottesbtenftli^en  Orbnungen 

40  3u  errei^en  gefugt.  Sein  pietötooKer  Sinn,  in  bem  er  fi^  als  ®Iieo  ber  (Einen  ftirc^ 
n)UJ3te,  unb  oor  allem  anif  bie  pöbogogifi^e  9{üd[i^t  auf  bas  an  bie  ^ottesbienftli^en 
^formen  getoö^nte  93oII  beftimmten  i^n,  bie  römifAe  SReffe,  fou)eit  fie  m^t  gerobeju  in 
©egenfa^  3U  (Softes  SBort  trat,  beisube^alten.  (Sgl  bie  Sorrebe  3ur  Form.  Missae : 
,, Nihil  vi  aut  imperio  tentavi,  nee  vetera  novis  mutavi,  semper  cunctabundus 

Go  et  formidabundus,  tum  propter  imbecilles  in  fide  animos,  quibus  subito  eximi 
non  potuit  tam  vetus  et  inolita,  non  inseri  tarn  recens  et  insueta  ratio  colendi 
Dei,  tum  maxime  propter  leves  illos  et  fastidiosos  spiritus,  qui  seu  sues  immundae 
sine  fide,  sine  mente  irruunt  et  sola  novitate  gaudent,  atque  statim  ut  novitas  esse 
desiit  gaudeant ...  In  primis  itaque  profitemur,  non  esse  nee  fuisse  unquam  in 

üö  animo  nostro,  omnem  cultum  Dei  prorsus  abolere,  sed  eum,  qui  in  usu  est,  pessi- 
mis  additamentis  vitiatum,  repurgare  et  usum  pium  monstrare'^).  £ut^rs  Drb* 
nung  ber  Sbenbmo^Isfeier  ijt  ba^er  nur  bur^  genaue  ftenntnis  ber  röm.  SReffe  (f.  b.  91.) 
3U  oerfte^en.  Die  erften  (»tüde  ber  röm.  SReffe  bis  3um  (Erebo  bebielt  fiufljer  foft 
unoerönbert  bei.    Dur^  bie  (Einffigung  ber  ^reoigt  no^  festerem  u)uroe  ber  bie  alte 


Sttatbrnd^Ufettr  in  ben  ftttil^ett  bcr  9teformaiuitt  69 

missa  catechumenorum  umfafTenbe  Xeil  bei  SReffe  noi)  f^ärfer  uon  ber  \iä)  an« 
fd^Iie^enben  Sbenbrno^Isfeier,  Die  bas  Offertorium  unb  ben  Canon  missae  uinfagt, 
gefd^teben.  $ier  mugten  bur%reifenbere  Anbetungen  fi^  oolljie^en.  9Rtt  Sesug  auf 
bas  Offertorium  ber  SReffe  erfl&rt  fiut^r  in  ber  Form.  M.  (1523) :  ,,abhinc  omnia 
fere  sonant  et  olent  oblationem  . .  Proinde  omnibus  illis  repudiatis,  quae  ob-  5 
lationem  sonant,  cum  universo  Canone  retineamus,  quae  pura  et  saneta  sunt'^ 
Darum  ftri(^  ^ier  fiut^er  bas  gefamte  Offertorium  mit  feinen  fünf  (gebeten  unb  be« 
gann  no^  bem  Srebo  bejm.  naq  ber   na(^   bemfelben   eto^a  einjufügenben  ^rebigt 

a)  mit  ber  (lateinif^n)  ^rfifation  ber  röm.  SReffe,  bie  er  aber  bebeutenb  lürjte ,  an  beren 
S^hig  mit  ben  SBorten  ,,per  Christum  Dominum  nostrum  etc.'S  mtt  Sluslaffung  lo 
oder  oospif^nliegenben  SReggebete,  er  unmittelbar  fiberleitete  b)  3U  ben  Cinfe^ungstoorten 
in  tot  ^ptaä^,  ble,  toie  in  ber  üReffe,  beginnen:   ,,qui  pridie  quam  pateretur  etc." 
£.  ftri^  aber  alle  in  ber  S^rift  niqt  fte^enben  Slusmalungen  bes  Xextes  in  ber  SReffe 
unbbereic^e  i^n  bur^  ^injufugung  Der  bibl.  SBorte  ^^quod  provobis  datur",  na^ 
ben  SBorten    »^hoc    est    corpus    meum"    c)   Dos   Sanftus  unb    ^ofianna.  auf  lo 
rotU^  in  ber  SReffe  bie  ^rofation  ausläuft,  fibertrug  £ut^er  bem  (E^or  etft  nao)  ben 
verb.    test.    SBä^renb   biefes    (Sefanges    follte  d)  bie  (Heoation    (f.  baruber  n)eiter 
unten)  ftottfinben.    (Es  folgen  e)  bas  33.11.,  f)  Fax  Domini  sit  semper  vobiscum, 
fiesp.:  et  cum  spiritu  tuo,  g)  bie  Aommunion,  n)a^renb  vodiftx  ber  (£bor  h)  bas 
Agnus  Dei  fingt.  Das  aRehgebet:  „Domini  nostri  Jesu  Chr.  fiü  Dei  vivi*'  (^Rr.XXXIV  2u 
^  aReffe)  oor  ber  Darrei^ung  3u  beten  unb  bei  ber  Darreid^ung  bie  SBorte  ber  9Reffe: 

M Corpus  (Sanguis)  Domini  nostri  Jesu  Christi  custodiat  animam  meam  (tuam) 
in  vitam  aeternam**  ju  ffnre^en,  fteütfiut^r  frei.  (Es  folgen:  i)  bie  beiben  (Sebete  ber 
SReffe  (Shr.  XXXVlI) :   ,,Quod  ore  sumpsimus  etc.''  unb  ,, Corpus  tuum,  Domine, 
qnod  sumpsi''  (mit  änberung  in  ben  ^lural  sumpsimus).  k)  Das  Benedicamus  25 
JDomino,  bas  ftatt  bes  Ite  missa  est  in  ber  9Reffe  3ur  Slboent-  unb  gfaftenseit  ge< 
bxaw^liifi  (Dar,  foK  mit  angeffigtem  ^aüelufa  bas  ganje  ^af)x  bur^  gebraucht  loerben. 
1)  Der  ooronit.  Segen  {3ta  6),  eine  SReuerung   fiut^ers,  ba  berfelbe  (außer  in  ber  - 
Epon.  Atr^)  bisber  nirgenbs  tn  fir^L  (Bebraud^  loar.  —  3i^i[^^n  £ut^rs  Form.M. 
uanb  feiner  „oeutfi^en  SReife  unb  Orbnuna  bes  (Sottesbienfts"  oergtngen  brei  3<^te.  SBo^»  :^) 
r^nb  biefer  Stit  famen  eine  9{ei^  anoerer  ffiottesbienjtorbnungen  in  (Sebrau^.    SHs 
^xfte  uns  bemnnte  beutf^e  SReffe  ift  bie  oon  bem  9lorblinger  ^rebiger  Ranli  1524  oer> 
^€t^e  3U  nennen  (ab^ebr.  Siona  1893  6. 104  ff.),  bie  fi^  allein  auf  bie  ^enbma^Is« 
^^xtx  oef^ranlt  unb  tn  allem  toefentli^  ibentif(^  ift  mit  ber  fSIf^Ii^  unter  Sugen^agens 
Gliomen  bei  £5^  S.  37  ff.  abgebrudten  eoan^el  SRegorbnun^  00m  3- 1524  .    2lus  30 
!9lümberg  fennen  toir  eine  am  5.  3uni  1524  eingeffi^rte  Iateimf(^e  eoangelif^e  9Reg» 
orbnung  (mitgeteilt  oon  Aolbe  in  !t^6tjt  1883  6.  602 ff.),  bie  man  mit  einigend« 
'V)ei^ungen   1525   in   beutf^er  Spraqe   ju   galten   begann  (f.  bie  „Döber"f(^e  aRef[e, 
cibgebr.  in  9lieberer,  Sinffi^rung  b.  beutfq.  (Befanges  1759  unb  bei  £o^e  6. 42 ff.;  in 
ctmas  abtoeic^nber  gform  au^  0. 3*  1525  mitgeteilt  oon  $eroIb  in  6iona  1894  6. 1  |f.)  40 
(E^aiteriftif^  ift  in  ben  Slfirnberaer  SReffen  bie  (Einffigung  einer  beutf^en  (Ex^ortatton 
unb  Slbmonitton  an  bie  Slbenbma^lsgöfte  unmittelbar  oor  ber  Fax  unb  ber  barauf  fol« 
genben  5tommunion,  bie  mit  ben  SBorten  beginnt:   „SReine  allerliebften  in  (Sott,  bie- 
meil  roir   je^o   bas  Slbenbeffen   unfers  lieben  $erm  3*  ^^'  v>olkn  bebenien  unb 
^Iten  K.".    9[u^  in  ^reugen  lourbe  1525  eine  beutf^e  (öottesbienftorbnung  eingeführt  45 
(Stirer  I  6. 28 ff.),  bie  ebenfalls  oor  ber  Danei^ung  eine  (Es^ortation  ^at.   Slus  0.3. 
1525  ift  auA  bie  Stragburger  RO.  (abgebr.  bei  £o^e  6. 51)  ju  nennen,  in  ber  foIAe 
Snfpra^  fe$Ii  —  3m  3.  1526  erf^ien  fobann  fiut^ers  „Deutf^e  SReffe  unb  OrD« 
nung  b^  (Dottesbienftes"^  in  ber  neben  bem  latein.  (Sottesbienft  ber  Form.M.,  n^el^er 
ben  SBo^entagen  oerbletben    foKte ,  ber  beutf^e  Sonntagsoottesbienft  in  SBittenberg  50 
eingeffibrt  touroe.  $ier  trat  na^  ber  ^rebigt  an  Stelle  ber  ^rofation  a)  „eine  offent« 
li^   ^arap^afis   bes  93.11.  unb  äSerma^nung  an   bie,   fo   3um    Saframent  ^e^en 
moQen",  unb  jioar  conceptis  et  praescriptis  verbis,  n)03U  £.  ein  (nic^t  oerbinbh^es) 
SoAilb  giebt.    (Es  loar  oies  feine  (Erfinbung  £.'s,   fonbem  Q)ar  f^on  mittelalterh(^e, 
nxi^f^einli^  aus  Sflbbeutj^Ianb  ftammenbe  Sitte.    Daran  f^Iie^en  fi^  unmittelbar  55 

b)  bie  £infehungsn)orte  mtt  c)  (Eleoation.  Sei  ber  barauf  folgenben  d)  Diftribution 
foH  bas  beutfc^e  Sanftus:  „3^f<^i<^^  ^^^  ^ro^beten  bas  ge|^(^'',  oon  £.  für  biefen 
3twd  gebietet,  ober  „3efus (E^riftus  unfer  §eilanb,  ber  oon  uns  (Bottes  3om  ©anb", 
ober  hcß  Agnus  Dei  gefungen  loerben.  (Es  folgt:  e)  bie  jlollelte:  „SBir  banfen  bir, 
aUma^tiger  $en  (Sott,  bog  bu  uns  bur^  bie|e  ^eilfame  (Sabe  erquidet  ^aft,  unb  bitten  go 


70  SlBenbitta^ldfricr  in  kctt  ftinten  ker  Wefirmatt^it 

beine  Sarm^erjigfeit,  bog  bu  uns  fol^es  gebei^en  Meft  3u  ftQiIem  (glauben  gegen  bid^ 
unb  3U  bifinfti^er  Siebe  unter  uns  ollen  um  3*  C^*  unfers  $erm  u^illen.  Slmen''. 
f)  Der  aoronittf^e  Segen. 

60  menig  anif  fluider  bie  oon  i^m  gebotene  gform  als  allgemein  oerbinbli^  an* 
ö  [o^  (F.  M.:  yyNulli  prorsus  praejudicanteSy  ne  aliam  (formulam)  amplecti  et 
sequi  liceat.  Quin  ex  animo  per  Christum  obsecramus,  ut  si  quid  melius  ilüs 
revelatum  fuerit,  nos  priores  tacere  jubeant,  ut  communi  opere  rem  commu- 
nem  juvemus^'.  D.  SR.:  ,,93or  allen  Dingen  mill  i^  gor  freunbli^  gebeten  ^en,  au^ 
um  Gottes  u^tllen,  olle  biejeni^en,  [0  biefe  unfere  Orbnung  im  ®o&sbien[t  fe^en  ober 

10  no^olgen  u^ollen,  bog  fie  ja  fem  notiges  ®e|efe  baraus  ma^en,  nod^  jemanbes  Geiotffen 
bamtt  oerftriden  ober  fangen,  fonbem,  ber  d^riftl.  gftei^eit  nod^,  i^es  (SefaÜens  ge« 
brausen,  toie,  roo^  wann  unb  wie  lanae  es  bte  Sad^n  Jd^iden  unb  forbem  .  .  .  X)o(^ 
u)in  \if  hiermit  ntAt  begebren,  bag  biejenigen,  fo  bereits  i^re  gute  Orbnung  ^dben 
ober  iuxo)  Gottes  (Dnabe  beffer  ma^en  tonnen,  biefelbige  fabren  laifen  unb  uns  toeidben. 

15  Denn  es  ift  nid^t  meine  SReinung,  bas  ganje  beutfd^  £ano  fo  eben  mfigte  unfer  Sßtt« 
tenbergif(^e  Orbnung  annehmen'')  r  fo  ftno  bie  in  oiefen  beioen  Sänften  £ut^rs  er» 
f^einenben  Xppen  bo<^  oorbilbli(^  für  bie  lut^.  Slgenben  bes  16.  ^afycf).  geworben. 
3n  ben  jtOO.  ber  lut^.  R,,  insbefonbere  bes  16.  Z^f)xf),  {wobti  auif  bie  Dem  refor« 
mierten  X^pus  oenoanbten  ffibbeutf^en  JIOO.  unb  bie  Ott^einriAf^  RD.  ber  ^fak  ju 

LN)  berfidfi^tigen  finb)  finben Ji(^  in  Sejug  auf  bie  einjelnen  6tfiae  ber  Slbenbmo^Isfeier 
nad^folgenbe  gformen:  1.  Setm  Seginn  bes  Slbenbmo^Isaltes  Jollen  bie  5tommumIanten 
na(^  fiut^ers  93organg  in  ber  F.  M.  unb  D.  9R.  fi(^  00m  S^iff  ber  Jtirc^e  in  ben 
e^orraum  begeben,  unb  yooax  bie  SRänner  auf  bie  6fibfeite^  bie  Stauen  auf  bie  9torb« 
feite.    9lur  in  fflbu)eftbeutf^en  5UD0.  treten  bie  Aommuntfanten  erft  bei  ber  Diftri« 

25  bution  3um  3lltar.  —  2.  i>k  ?ßräfation  ©urbe  oielfa^  beibe^Iten,  ©ic  in  fiut^rs  F. 
M.  9Inbere  5UDO.  folgten  bagegen  bem  Sorbilb  oon  fiut^ers  D.  SR.  (^reuften  1M4 
unb  oorne^mli^  Sübbeutfd^Ianb :  S^toöb.  ^all  1526,  Sranbenb.«9Mimb.  1533,  93firttem* 
berg  1536.  1553,  Reffen  1574,  Straftb.  1598).  «nbere  ÄOO.  Keßen  bie  ^röfation 
nur  an  ben  Safttagen  galten  unb  orbneten  an  ben  gevö^nli^en  Sonntagen  ftatt  oeffen 

:)()  eine  SJerma^nung  an  bie  5tommuni!anten  (üBraunfAu).  1528,  !Dlinben  1530,  £fibetf 
1530,  ^erj.  geinr.  1539,  S^lesro.^öolft.  1542).  Oft  ©urbe  ©ic  in  SWimberg  1624 
unb  ^reugen  1525  (f.  oben)  ^rofation  unb  SJerma^nung  jugleii^  georbnet  (Sommern, 
1535,  Osnabr.  1543,  fiüneb.  1564).  als  2Jerma^nung  ©urbe  entmeoer  fiut^ers3form  in 
ber  D.  an.  mit  ber  «arap^rafe  bes  SJ.U.  geroä^lt  (granlfurt  1530,   SRorb^tm  1539, 

:\ö  ^reugen  1544)  ober  fe^r  häufig  auA  in  Sübbeutf^Ianb  bie  (oben  genannte)  9lüm^ 
berger  (fe^ortation  (8ranbenb.«Kümberg  1533,  SBfirttemberg  1536,  Ott^einr.  1543., 
S^roäb.  öan  1543,  aRümpelg.  1571,  $anau  1573.  $o^nI.  1578,  Straßb.  1598), 
ober  aui)  eine  anbere  gorm  (Schwab,  ^all  1526,  Äaffel  1539).  (Die  oerft^iebenen 
gormen  abgebrudt  bei  ööfling  S.  71  ff.  ogl.  Äliefot^  S.  93).  -   Die  Stelle  btcfer 

40  &£bortation  ©or  oer[(^ieben :  ^aufig  3©tf^en  ^rafatton  unb  Aonfefration,  aber  and) 
3©if(^en  33.11.  unb  Diftribution,  audb  3©ifc(|en  SJu.  unb  verb.  lest.  3n  Sfibbeutfi^lonb 
©urbe  an  biefe  Slnfprat^e  ani)  Sie  allgem.  Seilte  unb  Slbfolution  angefd^loffen 
(©orms  1560,  Öfterr.  1571,  Reffen  1574).  — 3.  betreffs  bes  Sanftus  unb  §ofianna 
folgten  einige  ber  älteften  ÄiDO.  bem  Vorgang  fiut^ers  in  ber  F.  M.  unb  liehen 

jr.basfelbe  ben  verb.  test.  folgen  (9Wimb.l524,  ^reu6enl525,  SRigaloSO).  3Bo  bie^^rä» 
fation  ©egfiel,  behielt  man  bos  Sanftus  na^  ben  verb.  test.  (fiut^rs  I).  SW.  !SBranbb.= 
3lümb.  1533,  Ottl^einr.  1543,  ^reufeen  1544.  1558}.  Die  Iateinif(^e  Sprache  ©urbc 
in  Storbbeutf^lanb  beibe^lten,  anbenoörts  bie  beutfi^e  angeorbnet  (iloln.  9{ef.  1544, 
Öfterr.  1571);  meift  lieg  man  bie  SBal^l  j©if^en  beiben  Spradben  (^ommem  1535, 

50  artedlenb.  1540,  ?ßreuhen  1544,  K^einpfalj  1557,  fiiegnift  1594).  fiut^ers  „beutf(^cs 
Sanftus''  (f.|  oben)  lam  anä)  oielfa^  in  (SebrauA  (SRedlenb.  1540,  Sraunfdlin).^ 
fiüneb.  1542,  ^rcuften  1544,  Stralfunb  1555,  «beinpfalj  1557,  Öfterr.  1571). 
8lu(^  ber  (Befang:  „$eilig  ift  ber  33atcr,  b.  ift  ber  So^n  k."  ©urbe  neben  bem  latei» 
nif^n  Sanftus  gebraust    (a5raunfd^©.  =  aBolfenb.  1543,    SRedlenb.  1540).    SBo^enb 

55  bes  Sanftus  (Ott^einr.  1543,  aRarf  95ranbenb.  1540,  95raunf(^©. « fiüneb.  1542), 
fon  ber  ^riefter  noc^  brei  beutfc^e  ®ebete,  eines  filr  bie  ©eltlu^e  Obrigfeit,  bas 
3©eite  für  bie  Diener  bes  SBortes,  bas  britte  um  ^riftli^e  Cinigfeit  fpre^n.  Die 
StraM.  5UD.  1525  ^at  na^  ber  ^rofation  mit  Sanftus  ein  auf  bie  verb.  test.  flber^ 
leitenoes  (Bebet,  in  bem  gürbitte  für  bie  Obrigfeit,  alle  95ölfer,  bie  ©emeinbe,  unb  eine 

(Kl  33itte  um  bußfertige  (Scfinnung  entölten  ift.  —    4.  Das  in  ber  SReffe  gebräu^lid^e 


Hleiiktitt|Iifeter  in  ^ctt  fttril^eit  ker  Weformatuitt  71 

SBei^ebet  (ber  (Elemente):  ,,Hanc  igitur  oblationem'^  (Sit.  XXI),  in  melt^es  bie 

Stnf^ungsn)orte  ,,qm  pridie  etc.''  einaefägt  maren,  ^e  £ut^er  n)egen  ber  barin  ausge« 

fliroil^nen  Opferibee  n)eggelaffen.    Sr  fd^IoB  ^^  4^^  pridie  unmittelbar  an  bie  ^rä» 

fatton  an,  tote  ouA  Mntberg  1524,  (£tegni^  1534 :  ,,tn  biefelbe  ein").    Die  Aan^f^e 

SDlegorbnung  fiir  9corbIingen  1524  (f.  oben),  ffcA  bagegen  unmittelbar  uor  ben  verb.  :> 

test.  unb  in  biefelben  flberleitenb  bas  ®ebet,   „ba|  biefes  Srot  unb  ber  SBein  uns 

iDerbe  unb  fei  ber  UKi^r&afHge  £eib  unb  bas  unf^ulbige  Slut  beines  allerliebften  So^ns, 

unfers  $erm  3efu  CQiri|tt".  Sluger  biefer  erften  beutfqen  Orbnung  finbet  \\if  nur  no^ 

in  ber  Sgenbe  oon  ^alj  9leub.  1543  (Ottl^einr.)  oor  ber  5ton[efration   ein  berarttges 

an   (Slfimiis   geric^etes   (Sebet,   bas  oor   t^n  bie  (Elemente   bringt  unb  i^n   bittet,  lo 

nbu  iDoueft  biefelben  burA  beine  göttli^e  (Snabe,  (Bflte  unb  jtraft  ^eiligen,  fegnen  unb 

{(Raffen,  bag  biefes  Srot  Sein  im  unb  biefer  SBein  bein  Slut  fet  unb  allen  benen, 

bte  ooDon  effen  unb  trinlen,  jum  en)igen  £eben  laffen  gebeil^n".    Slnbere  Slgenben 

bagegen  nehmen  ftott  beffen  oor  ber  Aonjdration  ein  SBei^e«  unb  Sereitungsgebet  für 

bie  ftommunibinten  auf.  (9Utmb.  1524,  Straftb.  1525,  9ldrblingen  1538,  SBalbed  1556,  i5 

Öfteir.  1571,  Reffen  1574).  —  5.  SOs  toit^ttgltes  unb  unerlöglic^es  6tiid  ber  Slbenb« 

ntö^lsltturgie  galten  bie  verba  institutionis,  omä)  n)elc^e  bie  eigentli^  SBei^ung  ber 

demente  jumSebrau^ooIIjogeniDurbe  (F.M.:  ,,benedlctio".^reugenl525  „bie  eoangel. 

Sorte  ber  (Sdenebeiung  ober  Aonfebation  über  Srot  unb  3Öein''.  6^id.  ^all  1526: 

fter  ^(Jfoxier  foH  „bas  Srot  unb  ben  SBein  [egnen  mit  bem  SBort,  bas  (E^riftus  felbft  2<» 

fiebroc^n  fyd".    Sremen  1534 :  „Hnb  ijt  ^ter  ber  Sefe^I,  SBille  unb  (Einfe|ung  CD^rifti 

un^e re^  ilonfefration".  SRarf  Sranbenb.  1540: ,, verba consecrationis**).  I)ie  Signa« 

tion  ber  (Elemente  mtt  bem  jtreujesseic^en  (ogL  SRuet^el,  (Ein  n)unber  $unlt  in  ber 

hxäf.  fiiturgie,  Sttm-  ^^^^  6. 39  ff.,  98  ff.)  lourbe  oon  fintier  befeitigt  (F.  M.  „omissis 

Omnibus  signis,  quae  fieri  solent  super  hostiam  et  cum  hostia  super  calicem".  25 

%tgL  «lA  £ut^s  Xif^reben  95rftem«Sinbf.  II  6.303).  jleine  SIgenbe  bes  16.3a^r^. 

^t    biefe    signatio  crucis   (gegen  JUiefot^    6.  111 ,    6t&^elin  $9{(E '  I    6.  57) 

mit  SusnoBme  ber  bes  X^omas  SRünaer  fär  SHftabt  1523  (6eibemann,  X^om.  SR. 

€.  26).    !Dtrett   oerboten   ift   bie   signatio  ^annooer   1536.    Die    signatio  finbet 

fi^  in  ber  lut^.  St  juerft  emm^nt  bei  ^0^.  (Ber^rb    (11.  theol.  X,  278  de  sacra :») 

coena  §  156),  alfo  mfang  bes  17.  ^afftp.,  als  im  (Bebrau^  fte^enb,  too  fie  als  ee- 

remonia  adlaphora  beseidQinet  unb  i^  aliqua  vis  spiritualis  bur^us  abgefpro^en 

©irb.  Das  !itxäftn  bes  ftreujes  fei  ,,externum  Signum  benedictionis  et  consecra- 

tionis  memoriam  renovans  crucis  Christi**.  Die  Aoburger  ÄiD.  1626  ^at  es  bei 

ben  beiben  äBorten  .,na^m"  über  ben  9loten  oerjei^net.  3m  3- 1658  fpri^t  ein  (ßuta^tcn  35 

ber  £etp3iger  gfaiuuat  00m   addito  signo  f  solito   (Debefen,  thesaur.  decis.  III, 

415),  to^nb  1633  ein  a^nli^es  (Butac^ten  berfelben  (^lultöt  bie  Signation  no(^  ni^t 

fennt  (1.  c.  III,  411).    3n  lu^.  ÄOO.  finbet  fi^  bie  Signotion  in  SKagbeb.  1653: 

Das  3^i^^  ^  jtreuses  „lann  bellten  unb  bie  ^farrfinber  unterrichtet  loerben,  bag 

biefe  (Eeremonie  unter  bie  SRittelbinge  gebore  unb  nur  als  ein  öu^erlit^  3^i<^^n  bes  #» 

(5eaens  gdbrau^t  merbe,  babei  toir  uns  bes  jtreujes  C^rifti  unb  feines  unfAulbigen 

£eiDens  unb  Sterbens  3U  erinnern,  fonften  aber  feine  fonoerbar  oerborgene  jtraft  in 

fi^  i^".  Desgl.  SBeimar  1685.  —  Dagegen  f^reiben  altere  ÄOO.  oor,  baft  bas  Brot 

unb  ber  Jlel^  beim  Beginne  ber  Sinfe^ungsmorie  (SBtttenb.  1533,  9Rarf  Sranbenb.  1540: 

,,calieem  accipe  cum  ambabus    manibus**)    ober  auA  bei  ben  SBorien  „na^m'*  40 

(Ottt.  1543),  ober  au^  bei  ben  SBorten:  „Das  ift  mein  £eib  k."  (öenneberg  1582) 

ergcmen  roerbe.    9lu^  bas  Sre^en  bes  üBrotes  unb  bas  (Einlegen  ber  $oftie  in  ben 

Relq  nmrbe  befeitigt  (£ut^rs  F.  M.:  ,,nec  frangatur  hostia  nee  in  calicem  mis- 

ceatur**),  ©eil  man  bas  erftere  mit  ber  fat^ol.  Opfert^eorie,  bas  anbere  mit  ber  Äel^» 

entgie^ng  in  3wfammen^ng  braute,    gür  bie  (Elemente  ©urbe  ungefäuertes  Srot  ae-  01 » 

brou^,  ©enn  bies  aui)  als  ^iap^oron  be^ei^net  ©urbe  (f.  (Serl^arb  loc.  theol.  X,  30  ff.) 

unb  bie  Oblate  blieb  im  (Sebrau^.  DieSRif^ung  bes  SBeins  mit  SBaffer  ©urbe  abgelehnt. 

(£ut^rsF.M.:  ,,nondumconstituimecum,  miscendane  sit  aqua  vino,  quamquam 

hue  incllno,  ut  merum  potius  vinum  paretur,  absque  aquae  mixtione  . .  Herum 

vinum  enim   pulchre   figurat  puritatem   doctrinae  Evangelicae*^  (E^emni^  Ex.  o.) 

conc.  Trident.  loc.  IV  Sect.VI  cap.  8;  3®ci^^«^  loc.  theol.  X,  39  ff.  $annooer 

1536,  £ippe  1538).    Die  »esitation  ber  9Borie  gej^a^  im  ®egenfa^  jur  röm.  SReffe 

mit  lauter  oemebmlic^er  Stimme  in  beutfd^r  Spraye.  £ut^er  ^at  in  ber  Form  M.  no<^ 

bie  latein.  Spraye  gelajfen,  ou^  bie  leife  Siejitation  erlaubt,  obglei^  er  bereits  1520 

unb  21   bie  laute  9{e3ttation  in  beutf^er  Spraye  ge©änf^t  Qatte  ((E91  17   6.  68,  «ü) 


72  Wenkittd^tofrier  tit  kett  fttri^ett  ker  Wefomtttfin 


27  6.  153).  Do  megen  ber  letfen  SResitotton  ht  ber  9Reffe  bie  9ReIobie  für  bie  verb. 
test.  fehlte,  bot  £ut^  in  D.  SR.  eine  fol^e  bar.  Slnbete  SRelobien  boten  bie  jt0£). 
oon  SraunfAioeig  1528,  Sionbenb. « 9Mimb.  1533,  'SSreu^en  1544.  Sfibbeufl^  5tOO. 
gaben  bas  Singen  ober  6fn:e^en  frei  (Sranbenb.«9(fimb.  1533,  £)fterr.  1571),  anbere 
ö  orbneten  blog  bos  SfnreAen  an  (S^ro.  ^all  1526,  Slugsburg  1537),  <niA' fo ,  bag 
ber  ®ei|tIiAe  hinter  bem  mtor  bem  Soße  sugenmnbt  fte^  unb  Srot  unb  SBein  oor 
fi^  ^abe  (äBfirttemb.  1536).  IDlan^mal  louroen  au^  einlettenbe  SBorte  oorgef^rieben 
(granlfurt  1565,  Straßburg  1598).  —  6.  Die  (Heoation  ber  «Kemente  nad^  ber  jlon« 
fehotion  behielt  fiut^r  bei    ,,propter  infinnos,   qui  hac  repentina  hu  jus  in- 

10  signioris  in  Missa  ritus  [mutatione]  forte  offendentur^'  (F.M.),  loollte  aber,  bog  bur^ 
bie  ^rebigt  bie  falft^e  SuffafTung  ber  90)oration  befeitigt  merbe.  gffit  bie  Seibe^attung 
beftimmte  ibn  aoer  ^uptfö^Iii^  jlariftabts  fanotifd^e  ^elfintpfung,  ber  ein  (5e|e^  aus 
ber  Slbfd^aming  ber  (Heoation  ma^n  u^ollte  (ogl.  befonbers  S  Sl  29  6.  188  ff. 
194).    fintier  beutete  bie  (Eleoation,  bie  t^ja^Ii^  mit  ber  Zransfubftantiation  }u« 

15  [ammen^ina,  ba^in  um,  „bag  es  fein  mit  bem  beutfc^en  Sanltus  ftimmt  unb  bebeutet, 
bag  (£]^r. befohlen  ^at,  fein  ju  gebenlen''  (D.  9R.,  ogl.  anä)  Opp.  var.  arg.  V,  52,  S 9 
17,  68  f.  27,  149.  28,  88.  29, 188  ff.  32. 420  ff.).  Do^  uwr  [ie  in  ben  ©ottesbienften 
im  Sluguftinernofter  ft^on  1524  bur^  fiutQer  beiettipt  u)orben,  blieb  aber  in  ber  ^[)f«ar« 
Kr^e  (S  91  29,  191),  bis  fie  Sugeiij^gen,  ber  fie  m  leiner  feiner  ROO.  aufgenommen 

20  ^e,  auä)  in  ber  ^farrfir^e  3u  äBittenbera  1542  unter  na(^tragli(^er  Silligung  fiut^ers 
abf(^affte.  £e^terer  u)a^rte  fiq  aber  bie  ^ei^it,  fie  „um  Jle§erei  ober  anbere  Sac^n 
3U  meiben"  ©leber  einjufübren  (Sriefe  fi.s  ed.  de  W.  V.  478.  541  f.).  Slu^  onoer« 
märts  voox  bie  (Eleoation  beibe^Qen  U)orben  (Slfimberg  1524,  ^reu^en  1525,  SRarl 
Sranbenburg  1540,  Ott^.  1543),  au^  mit  SInmnbigung  bur(^  bas  ®lödAen  b^  9Ri* 

25  niftranten  ($reuben  1525,  9Bittenberg,  f.  Aolbe  Anal.  luth.  6.  227).  3n  9lümberg 
f^affte  fie  1543  SBeit  Dietri^  nad^  langen  Aonq>fen  ab  (Strobel,  £eben  S.D.S  S.99ff. 
C.  R.  III,  504;  ftaioerau,  »riefpe^fel  bes  3uftus  3onas  I  S.  279  f.).  —  7.  Das 
Soterunfer  rowctt  entioeber  unoerSnbert  ober  allein  in  ber  gform  oon  fiut^ers  $ara< 
p^rafe  in  ber  D.  SR.  (9lorb^aufen  1539,  ^reugen  1558)  ober  au(^  in  beiben  ^formen 

ao  jugleic^  aufgenommen.  3n  JJftanfen ,  SRari  Sranbenburg,  ^reugen  unb  Slfag  belieg 
man  es,  mit  in  ber  9Reffe  unb  fiutl^ers  F.  M.,  na^  ben  verb.  instit.  Dte  meiften 
JIOO.,  befonbers  bie  Sugen^agens,  au^  Sommern,  SBürttemberg  festen  es  oor  bie 
(Einfe^ungsu)orte.  SReift  u)urbe  basfelbe  beutf(^  gefungen,  nur  oereinjelt  au(^  lateinif^ 
(Sranbb.«9tümb.  1533).  Slnbenoörts  tourbe  es  oon  ber(5emeinbe  beutfd^  ge[ungen  (SBfirt« 

sötemb.  1536  „bieu)eil  es  ein  fonberlic^  ^enlit^  Gebet  unb  auA  baßu  etne  Sffentlid^ 
Seilte  iff').  öfters  u)urbe  es  mit  einer  9lufforberung  3um  Gebet  eingeleitet  (^ßreugen 
1525,  SRümbera  1525,  Strasburg  1525,  1598,  SRar!  »ranbenb.  1540).  —  8.  «Is 
Übergang  oon  oer  ilonfelration  (ober  bem  3}.U.)  3ur  Diftribution  behielt  man  meift 
„Pax  Domini  vobiscum'*  ber  rSm.  3R.  bei.    fiut^ers  D.  SR.  ^e  fie  ©eggelaffen. 

40  aRan  fa^  bie  Fax  als  Slbfolutionsformel  an  (£ufters  F.  M.:  ,,yox  plane  evange- 
lica  annuncians  remissionem  peccatorum'S  ^^eu^en  1525:  „Die  eoangel.  abso- 
lutio benedictio  et  pacis  annuntiatio'O-  9RarI  Sranbenb.  1540  fyxi  bie  Fax  na^  ber 
Diftribution.  Site  9Wponfum  fügte  ber  (E^or  (»ranbenb. « Kfimb.  1533,  Öfterr.  1571) 
ober  bie  (Bemeinbe  (9h.  Sranbeno.  1540)  bas  SImen  3u,  ober  es  U)urbe  aud^:    „Unb 

45  mit  beinem  Seifte''  oom  (E^or  (9lfirnberg  1525,  ^reugen  1525,  9liga  1530)  ober  oon 
ber  (bemeinbe  (5loln.  JRcf.  1543)  gefungen.  —  9.  Dos  Agnus  Dei  rourbe  entioeber  roie 
in  ber  röm.  9R.  na^  bem  33.11.  unb  oor  ber  Fax  gefungen  (^reu^en  1525)  ober  naA 
ber  Fax  (9R.  Sranbenb.  1540),  gemöbnli^  aber  toö^renb  ber  Diftribution,  bo<A  auq 
na^  ber  Diftribution  oor  ber  6^lug!oUelte  (Sraunfc^.  1528,  Hamburg  1529,  SBitten* 

eo  berg  1533.  SRorb^eim  1539).—  10.  Die  Diftribution  erfolgte  in  ber  äBeife,  baft  meiftens 
ber  (Seiftltc^e  3uerft  fi^  feM  unb  fobann  ber  Semeinbe,  unb  yxxa  unmittelbar  in  ben 
SRunb,  Srot  unbSBein  xtxa^it,  (F.M.:  ,,deindecommunicet  tum  sese,  tum  popu- 
lum".)  Ott^inr.  1543  beftimmt,  bah  ber  ^riejter  3ule^t  fi^  »r.  u.  SB.  reichen  foll;  Straft* 
bürg  1525  ftellt  bie  Orbnung  fret.    Slnbere  RDZ).  oerbieten  ausbrfidli^  bie  Selb^« 

5ö!ommunion  bes  ®eiftli^en  (Goslar  1531).  £ut^er  ftellte  es  3uerft  (F.  M.)  frei,  ob 
bie  Diftribution  na^  ber  Äonjelration  beiber  (Elemente,  roie  in  ber  9Hejfe,  folgen  folü, 
ober  ob,  rok  (E^riftus  es  getrau  ^abe,  fogleid^  na^  ber  Segnung  bes  Srotes  basfeKe 
aerei(^t  toerbe,  unb  bie  Segnung  unb  Slusteilung  bes  Ael^s  fotoen  folle.  Die  Sugen« 
bagenfd^n  RD£).,  au^  ^reugen  1558,  (E^urfaAfen  1580  unb  Aobura  1626  folgen  ber 

eo  lederen  Orbnung.    3n  ben  anbern  Slgenben  behielt  man  aus  pratti|(^n  ®rfinben  bie 


flieiiktitall^Mfritr  in  ^ett  fttri^ett  ker  flteformatiiiit  73 

Sorm  ber  SKeffe  bei.    3ueift  follen  bie  3R5nner,  banad^  bie  gfrouen  ^insutreten,  ober 

auc^  ju^  bie  3ungen  unb  benn  bie  alten  (gfron^urt  1530).  8lu^  ftellt  man  Bie  unb 

ba  Sänie    3um  5tnien  an  beibe  Sntorfeiten  (Olbenb.  1573,  $oqa  1581).    9)ielfa^ 

Dtrb  barouf  geilten,  hak  nxi)is  von  ben  oef^neten  (Elementen  übrig  bleibe  ober  gar 

oetttüttet  ©erbe  (|.  Wiefotö  S.  79  ff)..    SB^renb  ber  Austeilung  (foll  bie  ni^t  lom«  5 

mrnitjierenbe  (Semeinbe  beuifAe  fiieber  fingen  (»raunft^U).  1528,  Äaffel  1539,  Ofterr. 

1571).    —    11.  »ei  ber  Diftribution  ßftt  fiut^er  in  ber  F.  M.  bie  Slmoenbung  ber 

Gpenbeformel  ber 9{om. 9Reffe :  ,, Corpus  feanguis)  D. n.J. Chr.  custodiat  animam 

meam  (tuam),  in  vitam  aeternam'^  in  basSelieben  bes  ®eiftlt(^en  gefteüt  fein.  3n 

ber  D.  SR.  enoo^nt  er  leine   Spenbeformel.    8lu(^  in  $en.  $einr.  1539 ,   SBitten«  lo 

betg  1533,  3RedIenb.  1552  fe^It  fte.  Sugen^gen  leqnte  ben  (Sebrau^  einer  folt^en  aus* 

btufflü^  ab  (3.  ».  S(^Iesiö.*$oIft.  1542:   „SBcnn  man  bas  Sah.  austeilet,  fo  foll 

man  ben  Aommunilanten  .  .  .  nid^ts  fagen,  benn  juoor  ift  es  insgemein  gefagt,  mit 

ben  fBorten  unb  Sefe^Ien  (S^xM  in  t^ren  O^en.    Das  fann  man  nai^mals  ni^t 

Mcr  ma^en")-    Die  meiften  ADD.  ^aben  Spenbeformeln  unb  jroar  a)  bie  ber  SReffe,  15 

ieihDeife  mit  einjelnen  Variationen  (3oa^imst^aI  f.  £5f^e  bie  R,  6^.  unb  Spital« 

Orbnung  oon  3.,  3Bien  1891,  Nürnberg  1525,  ^ommem  1542.1569,  Ott^einr.  1543, 

S^^iDöb.  $an  1543,  Olbenb.  1573).    b)  Slnbere  ^en  (mit  einseinen  Variationen): 

Kernet  (nimm)  ^in  unb  effet  (ig),  bas  ift  ber  £eib  3efu  (£^{ti,  ber  ffir  eu(^  (bi(|) 

aegeben  ift  («reufeen  1525,  »ranbenb. « 3Himb.  1533,  3R.  »ranbenb.  1540,  aBürttem*2o 

böfl  1536,    ^ah  *  3leub.  1557,    Öfterr.  1571,  Olbenb.  1573).    c)  Snbere  oereinen 

leibe  Formeln,  inoem  fie  an  b  ^injufe^en  (in  Variationen)  „ber  ftorle  unb  er^Ite  eu^ 

(bn  iDo^en  (glauben)  jum  eioigen  £eben  (Slusgsb.  1537,  (Sxbai)  1560,  9laffau  1576, 

Strato.  1598).  d)  »efonbere  fjormeln:  Strasburg  1525:    „Unfcr  $err  3.  (t^r.  fprac^ 

jtt  fernen  lieben  3ü«9«rii:  3le|met  ^in  unb  ejfet  —  gegeben  wirb".  S^nli^  fiü^clftein25 

1605:  „Unfer$err3.fpri^t:  3le^met  ^in  —  gegeben",  (fobat^  1560:  „(Sebenl,  baß  ber 

fieib  (Elft.  für  bi(^  in  ben  lob  geaeben  ift".  —  Die  lut^.  Äir^e  faWe  bie  Spenbeformel 

als  9usbrud  ber  ^bplilation  an  oen  einjelnen  ^mmunüanten  auf,   „ju  mehrerer  (£r« 

innerung  unb  Stfirtun^  aller  S(^n)aAgIaubigen  unb  ju  mehreren  Xroft"  (Debefen,  1.  c. 

I)  577),  „bag  einem  leben  ilommuntfanten  bes  $erm  (E^rifti  SBo^Itqaten,  au^  biefes  ao 

Sdr.  301^  unb  SBirfung  abfonberlid^  erinnert  ©erbe"   (1.  c.  578).    Die  Velampfung 

bes  Arqptocabinismus  bevirltte  es ,   bag  bie  unter  b  unb  c  genannten  gformeln  ate 

olleiit  berechtigt  oorgef^rieben  tourben,  unb  bag  jur  Verftörlung  bes  lut^.  Vefenntniffes 

einoefügt  ©urbe  „bas  ift  ber  ©a^re  fieib"  (juerft  »ranbenb.^SKimb.  1591,  Äoburg  1626). 

Sift  1647  ©urbe  in  fifibed,  ©0  bisher  burA  Vugen^gen  feine  Spenbeformel  im  (5e«  35 

m&  ©ar,  bie  alfo  enoeherie,  als  lut^erij^  geltenbe  Spenbeformel  einaeffi^rt  (ogl. 

}ttr  Spenbeformel:    §ofIing  S.  124,  Äliefot^  S.  123  ff.,  Äa©erau  in  31X^51  1870 

«iet|(^el  in^StÄ1885  S.  391  ff.).  — 12.  mai)  ber  Diftribution  behielt,  ©iefiut^rin 

ber  P.M..  au(9  SR.  Vranbenb.  1540  bas  (Sebet  ber  SDleffe:  ,,Quod  ore  sumpsimus  etc.** 

bei  Snoere  ÄiDO.  aebrau(^ten  an  biefer  Stelle  einen  an  bie  (Bemeinoe  geri^teten  40 

9üelfpnu^  (gefammelt   bei  ^ofling  S.  131),  ober  au^  Simeons   £obgefang  Sc  2, 

29  ff.   (9Wimb.  1525,    Strasburg  1525).     3n  ben  meiften  (Jollen  folgt  aber  ©ie  in 

Su^tts  D.  2R.  eine  DanRollette,  meift  mit  bem  oorausge^enben  Verfifcl:   „Danlet 

bem^erm,  benn  er  ift  freunbli^.  9{efp.  Unb  feine  C5üte  ©äl^ret  e©iglid^",  ober  au^  mit 

bem  ooransge^enben :  „Der  $err  fei  mit  eu^  k."  9lm  meiften  oerbreitet  blieb  bie  Roh  45 

lette  in  fiu^ers  D.  SR.  (f.  oben).    Slnbere  im  (Bebraut^  fte^enbe  Aolletten  f.  bei^öf* 

ling  S.  126  f[.  — 13.  Ws  S^lug  bes  gefamten  (Bottesbienftes  biente  ©ie  bei  fintier, 

ber  oaronit.  oegen,  bie  (Bemeinbe  ent©eber  im  Singular,  ober,  im  ^lural  anrebenb. 

9nbere  ^oralleUSegensformeln  J.  bei  $5fling  S.  132  f.  —  14.  Über  bte  oeforberte  Sin« 

meDmng  jum  Slbenbmal^l  unb  bte  oorausge^enbe  VeiÄte  f.  ben  Slrtifel  „Seilte".        50 

Der  Pietismus  in  feiner  ®eringf(^afung  liturg.  (jrormen  unb  mehr  no^  ber  9{a« 
tionalismus  löften  me^  unb  me^r  bte  alten  Orbnungen  auf.  Die  ^rofatton  ©urbe 
faft  allgemein  befeitigt  unb  bur^  Slbenbma^lserma^nun^en  im  Seifte  ber  3^it  erfe^t. 
Sinfe^ungs©orie  unb  Vaterunfer,  le^teres  allerbings  böuftq  in  oenoafd^enen  $arap^rafen, 
blieben  o^er  ftets  bie  ©efentli^en  Stade.  Die  ^reujjif^e  Slgenbe  1822  na^m  bie  üö 
^röfation,  allein  bem  (Seiftli^en  suerieilt,  in  ben  ^rebtgtgottesbienft  oor  bem  allge- 
meinen AirAengebet  auf.  Dte  neuem  Slgenben  lut^erif^er  ober  unterier  £anbeslir^en 
^oben  fie  ©ieber  ber  Slbenbma^lsfeier  eingereiht.  Die  reoibierie  $reu|}.  Slgenbe  1895 
fyä  bie  ^rofation,  obne  fte  bem  ^rebigtgottesbienft  o^ne  Slbenbma^l  ju  entjie^en, 
©teber  ber  Sbenbma^tef eier  sugefü^ri.    9lls  Überleitung .  3ur  Slbenbma^lsfeier  an  Stelle  ao 


74  Mntkitta^Mfeter  itt  ken  ftinl^eit  Her 

bes  Offertoriums  fanb  ber  aus  bem  17.  3^^*  ftammenbe  (Sejäng  oon  ^.  51: 
„Straff  in  mir  Sott  ein  reines  $ene"  wette  Serbreituna.  —  Die  in  ber^reug.  Slgenbe 
1822  allein  oorgefd^riebene  Spenbcf ormel :  „Unfer  öerrg.Cffir.fpri^t:  Steintet  j^in  k." 
fyA  toegen  i^rer  Ünionstenbenj  oiel  SBiberfpru^  oon  luti^.  Seite  erfa^n.  Die  teoi* 
5  bierte  ^reug.^.  1895  bietet  fie  in  ber  %om:  ,,9le^met  ^in  unb  effet  (trtniet),  {)nrt^ 
unfer  $err  unb  $eilanb  3-  C^^- 1  ^  ^ft  ntein  fieib  (mein  Slut)  k"  neben  ben  oben 
enoo^nten  ^allelformeln  c  unb  a  unb  fügt  als  reformierte  Spenbeformel  l.Ao  10,16 
^insu.  Der  (Sebrau(^  biefer  gleid^bere^tigten  Spenbeformeln  foll  fiq  no^  «ber  SrUi^n 
Sottesbienftorbnung  rid^ten. 

10  (Jrflr  bie  liturgifd^e  (Seftaltung  ber  lut^.  Slbenbma^Isfeier  u)erben  nad^fte^nbe  %nr« 
berungen  bere^tigt  fein:  1.  Die  [elbftönbige  (Seftoltunq  oon  Sbenbma^Isgottesbien^n, 
losgeloft  oon  bem  ^rebigtgottesbienft  bes  Sonntags,  t[t  für  SBo^ngottesbienfte  unb 
befonbers  in  grogen  Stabten  für  Slbenbma^Isfeiem  an  SIbenben  u^finf^nstoert.  2.  Die 
93erma^nung  ber  5tommunUanten  ift  tro^  bes  Vorgangs  in  ber  3^^^  ^  SR^rmotion 

15  inner^Ib  ber  Slbenbma^lsliturgie  felbft  ni(^t  am  redeten  Orte.  3n  bie  eigentlii^e  Seier 
bes  ^enbma^Is  gehören  bibcmif^e  unb  fate^f^  (Elemente  ni^t  (f.  3GMSff  $raft. 
2:^.  §  357  ftliefo^  6.94).  Dem  Sebürfnis,  meld^  fi<^  barin  ausfpri^t,  loirb  genfigt 
bur^  bie  oorausgeQenbe  Sei^tan{pra(^e,  u)el^e  in  benß^iten,  in  benen  bie  Slnftmid^n 
entftanben  (fiui^ers  D.  SR.,  !91fimberg  k.),  niAt  eingeführt  mar.  3.  Die  (Einführung  eines 

20  SBei^egebets,  in  u>el^s  bie  verb.  lest,  eingegliebert  ober  an  basfelbe  ongef^Ioffen  meAtn 
tonnen,  als  Xif^gebet  ber  Ainber  (Sottes,  ift  u)finjd^ensu)ert.  9lur  bcocf  basfelbe  nid^ 
bie  (Jform  ^aben ,  n)el(^  Ottbeinr.  1543  (f.  oben)  bietet  (gegen  Sd^öberlein  S.  356. 
X^.  $amad,  $ratt.  X6.  I  6.  631),  ba  nic^t  bie  (Elemente  auf  bem  9Itar  fieib  unb 
Slut  CQ^rifti  o^erben ,  fonbem  oielme^r  na^  lut^.  fie^re  in  ber  Darrei^ung  bie  SptU 

25  fung  mit  fieib  unb  üBIut  fi^  oolljie^t.  Das  übliche  unmittelbare  @)n:e^n  ber  verb. 
test.  über  ben  (Elementen  unb  bie  signatio  crucis,  bie  aüerbings  allgemein  übM  ge« 
roorben  ift ,  fyA  i^re  Sebenfen  (f.  befonbers  9Ruet^eI  a.  a.  O.) ,  ba  fid^  oielfa^  mit 
i^r  falf(^e  ^uffaffungen  einer  operatioen  SBirfung  oerbinben  (ogl.  bie  bfuiftif^n  grtagen 
bei  Debefen  1.  c.  III,  414  f.  416  unb  bie  Seftimmung  ber  SRagbeb.  RD.  0.1740,  toeU^ 

30  bei  3rrungen  betreffs  bes  Srotes  unb  SBeines  ben  (Beiftli(^n  mit  Strafen  am  fieib 
i^nb  bem  Sefinben  noA  amfieben  bebro^.  Daniel  II  6.151,  f.  aud^  jlliefot^  6.79ff.). 
Über  bie  gorm  bes  SEBei^egebets  f.  SRuet^el  a.  a.  O.  6.119.  4.  Das  3JII.,  welches 
ber  fiiturgie  nit^t  feblen  foII  (gegen  9Ruet^eI),  ba  fein  (Sebrau^  auf  alter  Xrabitun 
ben^,  unb  ber  (Sebrau(^  bes  SU.  bei  allen  gottesbienftl.  ^anblungen  in  ber  lut^. 

35  ilirqe  üblii^  ift ,  ^at  feine  6teIIe  ni^t  oor  ben  verb.  test. ,  wtil  es  als  SBei^gebet 
fi^  nxift  eignet,  fonbem  naif  benfelben  als  gemeinfames  (Bebet  ber  ®emeinbe,  bie  fi^ 
ab  (Bemcinf^aft  jum  (Benufe  bes  Slbenbma^Is  ruftet,  roobei  bie  fünfte- 8itte  i^re  be« 
fonbere  Sebeutung  er^lt. 

2.  3^ingi^i  \Mo^  f^  anfangs  (1523)  in  Sejug  auf  bie  (Bottesbienftorbnung 

40  an  ben  iuie^fanon  an,  fprad^  fi^aber  in  feiner  6(^rift  ,,de  canone  missae  epichiresis'' 
fe^r  f(^arf  über  biefen  Xeil  ber  ^effe  aus.  9ln  6teIIe  bes  Offertoriums  fe^e  er  ein 
allgemeines  jtfar^engebet.  Dann  folgte  bie  freier  bes  91.9R.  ö^nli^,  nie  bei  fiut^r: 
Jrafation  mit  öanftus ,  ®ebet  um  gefegneten  (Benuft  überleitenb  auf  bie  verb.  lest., 
Diftribution,  Danffapungsgebet,  6imeons  fiobgefang,  6egen.  —  1525  geftaltete  3-  i« 

45  feinem  Su^e :  „SIctton  ober  bru^  bes  nai^tmals,  gebö^tnuB  ober  banffagung  (E^ftt  k." 
bie  (^ier  felbftönbig.  3lm  (Brünbonnerstag  follten  bie  SRönner  unb  Stauen,  am  (Sfyix* 
freitag  bie  fo  „mittleren  Sllters"  finb,  am  Oftertag  bie  „ätlerölteften"  bie  „Danffagung" 
(Suäariftte)  begeben.  Die  Jlommunilanten  oerfammeln  fi^  im  (E^or.  Der  Serlauf 
ber  ^anblung  gef(^te^t  mit  9[usf^lu^  alles  ®ejangs  f olgenbermahen :  a)  (Bebet,  oom 

50  ^faner  bem  Solle  sugele^rt  gefpro^en,  um  re^te  Screitung  5ur  geier.  b)  Seriejung 
(bur(^  ben ^arrer  ober  flefer)  oon  1  Ro  11, 20—29  f^lieftenb  mit:  „(Bott  fei  gelooef . 
c)  Das  groge  Gloria  (mit  angef^loffenem  Laudamus  te)  toirb  beutft^  oom  ^arrer 
angeftimmt  unb  in  feinen  einjelnen  (Bliebem  toei^fehoeife  oon  ben  SRannem  unb 
SBeibem  gefpro^en  unb  mit  gemeinfamem  3lmen  bef(^lo)fen.  d)  Die  6alutation :  „ber  $en 

55  fei  mit  eu^.  Mefp. :  unb  mit  beinern  C6eift."  e)  Serlefung  oon  3o  6,  47—63,  u)orauf 
ber  fiefer  bas  Su^  füjjt  unb  fpric^t :  „bas  fei  ®ott  gelobt  unb  gebantt !  Der  loolle  nad^ 
feinem  ^il.  3Bort  uns  alle  6ünben  oergeben".  (Bemeinbe:  „Slmen."  f)  Das  ajpofto^ 
lif(^e  (!)  (Blaubensbefenntnis  Q)irb  oom  ^faner  angeftimmt,  unb  in  feinen  (Bliebem 
tDedMelmetfe  oon  SRännem  unb  Sftauen  gennro^en  unb  mit  gemeinfamem  Slmen  be^ 

00  f^loffen.    fiO  ilurje  (Erinnerung  über  ben  Iroft  unb  bie  Serantmortli^feit  ber  dreier, 


Sttenfenc^Mfricr  in  keii  fttntcn  ker  MtfamativH  75 

bic  h)  jumS.U.  üEwiIehrt,  bos  Inicenb  gebeiet  mtrb  („9id(r  unfei",  „eilofe  uns  nom 
Ubcl")  intb  bos  i)  jum  (gebet  um  gefegneten  ®enuQ  übeileftet.  k)  3JeiIe[ung  bei 
▼erb.  instit.  1)  Aomnninion.  7)urq  oeiorbnete  Sienei  witb  ungejäuertes  („uti" 
ae^Iet")  Snit  in  ^Ijenien  S^üfTeln  unb  3Qein  in  ^öljemen  Sediem  ju  ben  [i^enben 
Aommunitanten  getragen,  fo  bog  j«b«  [t^  einen  ^i||en  oon  bent  Srot  Felbft  abbri^t  s 
unb  ben  ÄeMj  in  bie  §anb  nimmt.  Es  folgt:  in)  Sßl  113,  oom  gartet  angeltimmt 
unb  iDei^|cIiDet|e  oon  #ännem  unb  S^uen  ge^c^en.  n)  ^onet:  „$en  idit  fagcn 
bti  X)anl  um  alle  beine  ®aben  unb  (Butt^,  bei  bu  leblt  unb  legieijt,  (Sott  in  bie 
(Etoigteit."  Semeinbe:  „Smen".  ^faner:  „C5e^et^in  infjricben."— Diefe^enbma^ls? 
lüuigie,  in  bei  [i^  bie  3iDtngliFd|e  %[uffa|Tung  bes  ^Ibenbma^Is  ale  eines  !Sefenittnis<  lo 
ottts  bei  ®emeinbe  ehten  Slusbnicf  giebt,  finbet  [itt)  aui$  in  ben  fpäteien  itOO.  oon 
3&ri^  mit  Keinen  StbioeiAungen  bis  1675.  —  &foIampab  ^otte  ob  Xorbeieitungsott 
pibie  abenbmo^lsfeier  Seioite  mit  3Ui[olution,  ^Jlolmengeiong,  altaem,  Slirc^engebet, 
8i)ile[ung  bei  fieibensgefdiit^te ,  worauf  bie  SttcnbrnabEsfeiei  mit  aserma^nung,  3JU. 
Verb,  instit,,  Diftribution,  iJanfgebet,  Segen  folgte.  ig 

3.  ^^bem  f)r(uel  in  ®enf  bie  löm.  UReffe  (ägefi^offt  ^atte,  geftaltefc  Soloin  ben 

l^tttefibienft  Felb|tänbig  in  feinet  Sdfiift :  ,,Lamaniöre  de  celebrer  la  cene".  9Jn  ben 

'iDttbigtgottesbienfl  fi$Iog  ft^  einmal  im  Z°^  bie  ^eiei  bes  älBenbmo^Ie  an.    Die 

$HMgt  foll  an  bicfen  tuigcn  bie  Sebeutung  bes  STbenbmo^Is  bejubeln.     3n  bas  an 

iif  ^rebigt  legelmöfeig  flq  an!<filie|enbe  ftiÄieiyebet,  bos  in  eine  Sßaiap^tafe  bes  3J.U. » 

üboge^,  miib  an  ben  betieffenben  lagen  eine  glitte  um  gläubigen  Smpfang  bes  91.9R. 

tingefügt.    Ss  foh)t  a)  bie  Soilefung  non  1  Ao  11,  25—29.  b)  (Eine  foimulierte  ^ln< 

Ipnt^,   buidl  loelqte  bie  auher^Ib  bei  (Semeinbe  bei  (Gläubigen  befinbli^ien  groben 

Sänbei  unb  (]reinbe  bei  tir^lidien  Sin^it  feierlii^  eilommuntsieit  meiben,  morauf  jui 

mi|ten  ^rfifung  bes  gerjens  aufgefoibed  mirb,  unb  ber  Xroft  für  bie  Serjagten  unb  s 

im  Stauben  Sditoa^en  jugefü^  mixi).    9m  St^Iufi  mirb  in  ber  Slnfimt^e  bas  alt' 

tii^lii^  Sursum  corda  ber  $iSfation  nad)  ber  bogmattf(l|en  9Iuffa|fung  Salnins  an< 

gnKi^t  (,,äevons  nos  eaprits  et  nos  coeurs  en  haut,  oü  est  j.  Ctir.  en  la  t^loire 

de  son  pfire..."  Car  lors  nos  ames  seront  dispoafos  ä^tre  nourriee  et  vivifiäe» 

de  sa   substance ,    quand  ellea  seront  ainai  &ev6e8  par  desBUS  toutes  choses » 

lerreatres  pour   atteindre  jusqu'au   ciel  et  entrer  au  roiaume  de  dieu,  oü  il 

liBbite").  (£s  folgt  c)  bic  Aommunion,  wobei  in  bei  ^lusgabe  oon  1645  beftimmt  ift,  bag 

InSeiftli^  jueift  felbft  basSbenbmo^l  nimmt,  es  boiauf  bem  Diener  (diacre)  giebt  unb 

iotann  ber  ganjen  (&emeinbe,  bie  jum  lieiiigen  2ifd)  (leiontritt.    9Il5  Spenbeformel 

mb gebraut^ :  ,,Prenez,  mange^  le  corps  de  J.,  qui  a  €t€  livrö  ä  la  mort  pour  S5 

rous." —  ,,C'eBt  le  calice  du  nouveau  teBtament  au  sang  de  J.,  qui  a  6tö  re- 

psndu  pour  vous".    3Bä^tenb  ber  itommunion  fingt  bie   Semeinbe  ^f  138.  Die 

mi  [dilie^t  mit  d)  Xanlgebet.    e)  Simcons  iSefang.  f)  Segen.—  Dem  taloinif^n 

Irans  folgen  bic  jeiltrcute'n  tpfonnierten  ©emeinben  am  Sl^ein  unb  in  aSeftfalen.    3n 

iw  cd|)meij  ^t    firf)  bic  lüaloinifdie    unb  3"''"9l'f'^e  SJorm  oielfad)  oermift^t    unb  w 

iwbifijiert,  fobafe  fi^  über  (ct^s  ocif^iebene  Äommunionsmeifen  boit  uitterfi^eiben  ta[fen 

(iläfielin,  ^"iRffi'.  16.  üS),    -  liieoon  3o^»o"  ^os«  i- 3-  1550  entroorfene  ftO.  füi 

öie  naäf   ISnglanb   geflüdftetcn   'üÜebeilanber   (9lid)ter  II,    99),     bie   eifte   umfaffenbe 

'Jjresbpterialoibnung  ber  reform.  Min^e  SalDinifdien  Setenntni|fes,  orbnet  folgenbes  an: 

'^Im  ^  001  bem  'älbenbmal)le  ojirb  ooi  serfammelter  IScmeinbe  eine  $rebigt  über  «c 

bas  ajR.  gehalten.    Sei  Ber  gcicr  |e(b[t  werben  auf  einem  mit  leinenem  lu^  bebetften 

Jijdi  oi(r  tSIäJer  unb  hei  (eine  gci^tte  unb  sroci  Heinere)  jinnerne  S^üifeln  geftellt, 

Die  $anblung  beginnt  mit  einer  ^rebigt,  an  bie  [icb  eine  Beimo^nung  fi^lie^t,   in 

ber  benen ,   bie  nod)    nidjt  bos  Selenntnis  bes  ©loubens  get^an ,   fii^  ber  (f)ri^Ii(^en 

6tia|e  ni^t    unterworfen    ^ben    ober   fi^  nidit    jui  geiei  ongemelbef  f)aben,    bei  so 

ßutntt  jum  SlÜR.  oerboten  mirb.    (Es  folgen  ein  (Öebet ,    bie  verba  instit. ,    unb 

eine  Sermotinung  jur  Selbttprflfung.    ^llee  bies  DolI}ie^  [i^  oon  bei  Aanjel  aus. 

^ietauf  Dcilünbet  oer  (Seiftlit^e  oom  Xift^  aus    1  Ao  5,  7.  8.     Die    Aommunion 

fyü   bim^us   ben  Stiatafter   ber  Xifdigemeinfdiaft.    Der  (^eijtlidie   mit  ben  luteftcn 

unb  ßcmeinbegliebem ,    foweit  bei  f^ia^  am  Xi|i$  reicht,    fegen    li^    nieber.    Dei^ 

(SeifUii^  nimmt  ein  Stiidt  oon  bem  m  bei  einen  großen  SÄüffel  liegcnbcn  Srot,  unb 

mit  ben  3Boiten:  „bas  Srol,  bas  wir  biecfien  ift  bie  (»emeinftffaft  bes  ßeibes  Cbrijti", 

bri^  ci  bos  Srot  in  einjelne  Stüde  in  bie  beiben  Ileinen  St^üffelit,  teilt  es  oaiouf 

ben  neben  if|m  Si^nben  aus  mit  ben  SBorten :  „'iUe^mei,  effel,  gebeutet  unb  glaubet, 

bafi  ber  Setb  un[«res  §errn  3-  ^^- '"  ben  lob  am  Stamm  bes  flieujes  gegeben  [ei  ^ur  i» 


76        XBettbma^ttfeirr  in  ken  ftinl^eii  ber  9lef9nitittioit  96ett  (Hta 

Vergebung  aller  unferer  Sünben."  X>tx  ®eip&e  nimmt  felbft  ein  6tfid  unb  es  ge^n 
[obann  bie  6(^flffeln  bei  ben  femer  Si^enben  Qerum.  Si^nlim  loirb  mit  bem  Aelc^  oer« 
fahren  unter  entffnre^enben  SBorten.  91q(^  unb  nad^  !ommt  fo  oie  gome  (Semeinbe  an  ben 
Zx\^f  5uerft  bie  SRänner,  fobann  bie  gfrouen.  SBä^enb  bes  äBe^jefns  ber  $Iä^e  oiib 

6  oon  ber  jittnjel  3o  cap.  6  unb  cap.  13—15  oerlefen.  9la^  Sälug  ber  itommunion 
folgt  ein  furjes  SBort  bes  (Seiftlid^en,  eine  Dani^ogungp  ^falm  unb  Segen.  —  Die  nieber« 
länbif^-reformierte  Jlir^e  ^at  nod^  ^eute  bur^us  biefe  oon  £asco  entmorfene  Orb* 
nung ,  in  u^eld^er  bos  Seftreben  maltet ,  bie  Sf^ier  ber  Semeinbe  ber  urmrfinglfa^n 
Xif$gemeinf(^aft  bes  erften  Slbenbma^Is  affnWi^  m  geftalten.  (®li>§I,  ^ollanbs  lirqL 

10  £mn  6.  67  f.).  %lu^  bie  f^ottifc^e  jtir^e  ge^t  auf  £ascos  ilirAenorbnung  jurfid 
unb  ^aif  mie  aui)  bie  reformierte  ftird^e  gftanfrei^s,  eine  ci^nli^e  Sefialtung  ber 
Sfeier  (f.  ®emberg,  Die  f^ottif^  SlationalKr^e,  6.  126;  ^AffeH,  9Befen  unb  Seruf 
bes  eoangel.  «Beiftl.,  II,  S.  248  ff.;  (ßloöl  a.  a.  £>.). 

4.    Die  anglilanif^e  ilird^.    The  Book   of  Common  Prayer   en^It  als 

15  15.  Stüd  The'  Order  of  the  Ministration  of  the  holy  Communion.  ®n  oor* 
bereitenber  Xeil  ge^t  ber  Slbenbma^Ii^eier  ooraus ,  ber  aRo  oerlSuft:  a)  Unjer  Sater, 
b)  Aoüettengebet  um  SReiniaung  ber  (Sebanlen  butSd^  ben  ^eil.  Seift,  c)  Serlefung  ber 
10  Gebote,  jmif^en  benen  oie  ®emeinbe  je^nmal  bri^t:  „$err  emirme  btA  fiber 
uns  unb  neige  unfere  ^erjen,  bag  mir  biesSebot  ^en",  d)  ein  AoIIeltengebet  für  ben 

20  ilonig  (bie  Aönigin),  e)  ein  glei^es  auf  ben  befonberen  Zog  besfigli^,  f)  (Einp^l,  g)  CEoon* 
gelium,  h)  S3rmbolum  Nicaenum,  i)  ^rebigt.  SHs  Übergang  jur  Sbenbmol^Isfeier 
(Offertorium)  merben,  k)  einjelne  3ur  Susm^I  gebotene  SBibelfprä^  gelefen,  meU^ 
ben  Ofyferfinn  ber  ®emeinbe  enoeden  follen.  üBS^renb  bem  meroen  oon  ben  Didonen 
bie  (Sobtn  ffir  bie  Firmen  unb  bie  fonftigen  Opfer  (devotions)  eingefammelt  unb  auf 

25  ben  mit  einem  leinenen  Üud^  bebedten  ^artifd^  gefteüi  %iq  Srot  unb  SBein  oiib 
aufgetragen.  (Es  folgt  1)  ein  Gebet  ffir  bie  ftreitenoe  Ritäft  (for  the  whole  state  of 
ChristsChurch  militant  here  in  earth),  in  bem  mieber  für  benjtbnig,  bieSif^ofe, 
(Sei|tli(^en,  bie  gegenmörtige  Gemeinbe  gebetet  mirb ,  m)  eine  (in  breifaqer  gform  ge< 
botene)  agenbanfdQe  93erma^nung  ber  ilommunUanten ,  n)  Sunbenbelenntnis  (Inieenb 

00  gebetet)  mit  älbfolution  unb  baran  angefd^Ioffenem  XroftfinniA  (SRt  11.  28.  3o  3,  16. 
1  Üim  1,  15.  1  3o  2,  1).  9lun  beginnt  bie  eigenthqe  tlbenbma^Isfeier:  n)  ^« 
fation  (für  bie  gfefte  oerfAieben  geftaltet)  mit  Sannus  unb  Senebiltus.  o)  (gebet  um 
re^te  SBereitung  jum  muroigen  Genug,  p)  Aonfefrationsgebet  mit  boran  anf^Iiegenben 
verb.  institut.    Sei  ben  Worten  „nobm"  nimmt  ber  Geiftli^  bie  ^atene  ober  ben 

35  jtel^,  bei  bem  3Borte  „brat^"  bricht  er  bas  üBrot,  bei  ben  SBorten :  „bos  ift  mein  fieib 
(Slut)"  legt  ber  (Beiftli^e  [eine  $anb  über  bie  Elemente,  g)  bei  ber  fol^enben  Aommunion 
foll  ber  (Beiftli^e  suerftSrot  unb  SBein  \iä)  felbft  reid^en,  oann  ben  Stft^öfen,  (Seiftli^n, 
Diafonen  unb  oer(&emeinbe  in  bie^anb  geben  mit  ben  SBorten:  „ber  £eib  (bos  Slut) 
unteres  $erm  3-  ^^-t  ^^  (^)  f^  ^^  gegeben  (oergoffen)  ift,  bemabre  beinen  fieib 

40  uno  6eele  jum  emiaen  fieben.  —  9limm  unb  x%  (trime)  bies  jum  (Bebo^is ,  bag 
(£:^riftus  ffir  bi^  geftorben  ((E^rifti  Slut  ffir  bi^  oergoffen  ift) ,  unb  nö^  bi^  an  i^ 
in  Deinem  ^erjen  bur^  ®Iaube  mit  Danifagung  (uno  fei  banlborV'.  Den  S^Iu^ 
bilbet  r)  bos  unfer  93ater,  mobei  jebe  Sitte  oon  ber  (Bemeinbe  mieoer^olt  mirb,  mtt 
angef^Ioffenem  Danfgebet,  s)  bos  groge  (Sloria  mit  bem  Laudamus  te  (ge^d^en 

45 ober  pefungen).  t)  Segen:  ^^i4,  7  mit  angefd^Ioffenem :  „ber  Se^en  (Sottes  bes  Sul« 
mä(^ttgen,  bes  S.,  bes  6.  unb  bes  ^il.  (5.  fei  mit  eudb  unb  bletbe  bei  eu^  allesett. 
Umen."  &.  Mtetfi^el  (D.  (S.  eta^elttt  t)* 

Slbenbrnobldfeter  in  ber  alten  ftiril^e  f.  (Euc^ariftie. 
Jlbeubma^Idfrier  in  ber  römif^en  ftir^  f.  SReffe. 

50  Slben  (Sdra  (Slbra^am  ben  SReir  ibn  (Esra).  (&)rä(,  (S^efc^ic^te  ber  ^uben  VL\ 
183—196,  408—422;  (fidler,  ^orlefunoen  über  bie  jjübif^n  $^iIofop^en  bed  SXittelalterd 
I,  113—120;  @piegler,  (S^efd^id^te  ber  $^iIo{op^ie  bed  Subentumd  263-265;  8a^r  in 
hinter  vu'&ünidit.  3)ic  jübift^e  fiitteratur  11,184—191,  289—306;  93Iot^  ebenbo  733-735; 
©uljbacjft  cbenba  HI,  131—140;    3una,  ©^nagogale  «ßoefie  237—242;  tSmpf,  9H(i^tQnbaIu. 

55  fifdfte  ^ocfic  anbalufif(j^er  3)i(^tcr  I,  213 — 240;  gricblSnbcr,  Essays  on  The  writings  of 
Abraham  Ibn  Esra,  fionbon  1877;  Stcinfc^neiber,  «bra^am  ibn  (SSra,  @uppl.  §ur  ]^ift..litt. 
Abteilung  ber  3citft^r.  f.  ^Qtb.  u.  *^^f.  XXV  (1880),  57—128;  ©ac^cr,  «brQ^am  3bn 
(fiÄra  alö  ®rammatifcr,  ©trafeburg  i.  6.  1882.  —  ©d^riften:  1.  Kommentare:  ^entateuc^, 
9?eq))el  1488,  in  ben  rabbini{(^en  SBibeln  feit  1525;  Sefaja,  Kleine  ^rop^eten^  ^iob,  $falmen, 


%btn  a^xa  %bttfilanbt  77 

fünf  ^BÜ^xüoi,  '2)aniel,  ebenbafelbft  (Sprüche,  (^«^ra^^J^e^emta  f&Ifd)ltd)  unter  {etneui  9Jameu); 
Sefaja,  Heraiidgeg.  ton  ^rieblönber,  )üonbon  1877,  engl,  uberfe^ung  bedfelben,  fionbon  1873; 
jmeitc  Äcjcnfion  öon  ©jobu«,  ^rag  1840,  eft^er  (p.  3ebner),  fionbon  1850,  ©o^eSlieb 
(0.  IRat^crod),  Sonbon  1874,  a)at)ib  (t).  bemfelben)  inMisceUany  of  Hebrew  Utterature  II, 
fionbon  1877.  —  2.  ©pracfttoifienfc^Qftllt^eS :  Möznajim,  ^luoÄburg  1521;  Sftchöt,  »encbig  5 
1546;  Säphä  beröwi,  Äonftantinopel  1530:  f.  fonft  &ürft,  ßibliotheca  Judaica  I,  255.  — 
S.  9teligiondp^ilofop^if(^d:  Jcsöd  Mörä,  ^onftant.  1530,  mit  beutfd^er  Überfe^ung  Don 
dreiaenac^,  gronfifurt  a,  3R.  1840.  —  4.  3)it^tiingcn:  SRofin,  SRetme  unb  Oebi^te  bc«  «brä- 
unt 3bn  förc  (4  ^fte),  ©reölou  1885—1891;  ^gcrö,  DiwÄn  bed  Abraham  3bn  (göre, 
Scrlln  1886.  lo 

Um  1092  in  Xolebo  geboren,  i[t  Slbro^am  3bn  Csio,  ber  m  bis  bo^in  nur  als 
Di^er  belannt  gemalt  ^e,  erft  als  S^nftfteller  beroorgetreten,  no^bem  er  um  1138 
leine  ^imot  oerlaffen  unb  m^  Irrfahrten»  Die  \xq  bis  Bagbob  erftredten,  im  !i(ä)it 
1140  fiA  in  9lom  ntebergelaffen  batte.  t>oxi  f^rieb  er  bos  Su^  bie  „Wage''  (Möznajim) 
m  (Erläuterung  ber  grammotilalifi^en  Üermini  unb  bie  Aommentare  ju  ben  ffitrfi5 
Stegillot  unb  ju  $iob.  3n  9Rantua  entftanb  1145  fein  grammatif^es  £e^rbu^ 
Sächöt.  in  fiucca  f^eb  er  im  gleiten  3<^^^  i^n  Aommentar  ju  Z^\(i\a  unb  begann 
leinen  ^entateu^lommentar ,  beffen  SSoüenbunQ  (in  jmeiter  9le^enfion)  erft  im  !Xafy[t 
1166  erfolgte.  1147—48  oerfaWe  er  eine  Ket^e  oon  aftrologif^en  S^riften.  ^aä^* 
bem  er  na^  gfranlreu^  fibergefieoelt  n>ar,  fc^rieb  er  in  Dreus  1155—57  bie  Aommen«  20 
tote  |u  Daniel,  ben  ^falmen  unb  ben  fleinen  ^rop^ten,  1158  in  £onbon  feine  bie 
g^i^  ^ü^en  be^onbelnbe  S^rift  Jesöd  Möra,  roieberum  in  Sfibfronbeit^  um 
1166  bie  I^e  gröbere  grammatif^e  6^rift  Säpha  berürä.  9lm  23.  3anuar  1167 
JjbobA  er.    Der  £)rt  bes  Xobes  ift  unbelannt. 

Die  Sebeutung   ibn  Ssras  beru^  barau|,   bag  er  ben  (Ertrag  ber  in  arabifAen  25 
SAriften  niebergel^en  grammatifAen  unb  reltgionsp^ilofop^if^n  Subeit  ber  fpanif^en 
3ttoen,  oeli^e  bis  ba^in  n^egen  i^res  [fnra^Iid^n  Getoanoes  auger^Ib  Spaniens  ben 
meiften  unbelannt  bliä,  für  bie  S^r^tausleguna  bienftbar  unb  juglei^  jum  (6t* 
meingiit  bes  Subentums  ma^te.  Seine  formgetoanoten  Di^tungen  entbehrten  bes  poe* 
iifytn  Gc^unges,  feinen  grammotif^en^SBerfen  |ep  es  an  bur^fi^ttger  Orbnung^ao 
lernen  jtontntentoren  an  religiöfer  Üiefe.  Überall  setgt  \\äf  aber  ein  bebeutenbes  9Bi|fen, 
unb,  oergli^n  mit  ber  6^rtftauslegung  eines  9laf^i,  em  oomßtD^n^e  ber  talmubi[qen 
Sttslegungstrabition  freies  Denlen ,  bos  aüerbings  our^  religionsp^tlofop^if^e  Slstome 
jmDeikn  an  ri^tiger  (ErfaRung  bes  gef^i(^tli(^en  Xbatbeftanbes  oer^tnbert  toirb.  (Er  be« 
i^id^net  im  (Einleitungsgebt^t  jum  unoollftönbiaen  $entateu(^tommentar  als  fein  exege» .% 
^rinjip  im  Unt^Aieb  oon  ber  allegoriic^en  (Erllarungsn^eife  ber  Jtird^e  bie  Sr* 
^jng   bes   grammatifd^en  SBortfinns,  oon  n)el(^em  er  nur  bei  gefeMtc^en   Se« 
mungen  aboeiAe,  menn  bie  Xrabition  es  forbere.  Do^  oerlangt  er  felbft  bilblic^e 
CdUiung,  n>enn  ber  SBortfinn  bem  gefunben  9Ren|^noerftanb  n)iberjtreitet.    Seine 
Xnbeutungen  oon  Interpolationen  im  ^entoteu^  unb  im  3efaiabuAe  (ogl.  $ol3inger,4o 
ßnleitung  in  ben  $exateud[|  28 f.;    prft,  Der  jlanon  bes  Suten  Xeftaments  16)  be< 
oei|eit,.bag  es  i^m  an  Iriti|(^er  Segabung  n\ä)i  fehlte,  roo^l  aber  an  bem  3Rut,  offen 
leine  iJlbcgeugung  ju  befennen.  (B.  ^almait. 

Hberctni»  f.  Soercius. 

Uergfoube.    «ilmar,   Ältere  u.  3BeIt,   ®ütergl.  1872  I  S.  216 ff.;  $jleiberer,    3)ic45 
yeorie  beÄ  Aberglauben«   (©ammlung  gemeinoerft.   SJortrögc,    107.  ^eft,   Berlin  1873); 
SträmpeH,  ber  Aberglaube,  Selpj.  1890;  ©uttfe,  3)er  beutftfte  »oüÄaberglaube  ber  ®egentoort, 
Berlin  1869;  3Jle^er,  ^er  9lbergIoube  be«  3R.Ä.   unb    ber   nät^ftfolgenben  Sa^rl^unberte, 
9QfeI1884;  9togge,  Aberglaube,  ^oKdglaube  nnb  ^olfSbrauc^,  fieipj.  1890. 

9la^  (Brimm  ift  Slberglaube  =  Oberglaube,  bem  super  in  supHerstitio  na^::5a 

Jeülbet:  nieberbeutf^  =  biglove,  Seiglaube;  aIt^o^beutf(^  =  ubarfen^da,  mas  über 
m  loaqren  (Glauben  hinaus,  baran  neben  oorbeige^t  —  Die  (Etnmolo^te  bes  beut|d^en 
SBortes  oer^ilft  uns  bum  jum  oollen  Segriffsoerftanbnis.  (Ebenfomentg  bie  bes  latei« 
nMen  superstitio,  unb  bes  pried^if^en  dsiaidaifiovia.  Die  SIbleitung  bes  erfteren 
SBortes  ift  an  fi^  jmeifel^;  lebenfalls  bürften  bte  Sitten  !aum  basStiqtige  getroffen  55 
^aben,  loeber  nenn  (])icero,  de  nat.  deor  2,  28  fagt,  qui  totos  dies  precabantur 
et  immolabant,  ut  sui  sibi  liberi  superstites  essent,  superstitiosos  esse  appella- 
tos;  nodf  u>enn  Lactant.,  instit.  div.  4,  28  meint,  superstitiosos  ^e  man  ent^ 
oebcr  biejenigen  genannt,  loelt^e  bas  na(^ela|fene  (superstitem)  ^nbenlen  ber  93er« 
ftorbenen  verein ,  ober  bie ,  mel^e  i^e  (Eltern  fiberlebt  (parentibus  superstites)  eo 


78  9lhtrfilanht 

unb  btc  Silber  berfelbcn  in  i^rcn  .^äufern  als  deos  i)enates  oere^rt  ^6en;  no^  loenn  ber 
alte  C5rammatifer  6en)ius  bas  SBort  auf  bte  alten  SBetber  ftu^t^  loeil  es  benen,  quae 
multis  per  aetatem  superstites  sint,  superstitiosae  fiunt.  9la^  ®nmm  t|t  bas 
2Bort  auf  superstes  5urüd3uffi^ren  unb  bejei^net  ein  Se^arren  bei  Slnfi^ten,  wili^t 
sbie  groge  äRenae  vernünftig  fahren  lagt;  lui^f^  bagegen  leitet  es  oon  supersistere 
^^  =  ii^uJä^licQer  ®laube'' ;  basu  iDürbe  allerbtngs  paffen,  bag  man  in  9{om  bie  frem« 
ben  Sleltgtonen  superstitiones  nannte,  aber  bagegen  (pri^t,  bag  bie  gcamniati|d^  9Ib« 
leitung  uon  supersistere  f^iDieriger,  unb  bas  SQBort  felbft  erft  ein  ^eres  ift  SBti 
n)erben  moffi  babei  fte^en  ju  bleiben  ^aben,  bag  Q)ir  in  superstites  an  alte,  i^r  (St^ 

10  ]i)UAi  überlebenbe  $er|onen  beulen ;  biefe  |inb  geu)5^nli^  angftli(^  unb  abergmubif^, 
u)te  Die  9{ebensarten  bemeifen:  fabulae  aniles,  senes  delirant.  —  Dos  gried^ifd^e 
öeioidaifKov  unb  deiatdaiuovta  wni  ebenfo  oon  ber  Q)aJ^ren,  ©ie  oon  ber  irrenben 
®ottesfur(^t  gebrau(^t;  bo^  f^eint  bie  le^tere  (Sebrau^su)e{fe  ju  fibenoiegen,  unb  beut* 
gemög  aud^  an  ben  beiben  einsigen  Stellen,  wo  es  im  9lX  oorfommt,  ^®  17,  22 

15  unb  25,  19  ooraus3u|e^en  fein.  —  Da  uns  bie  (Eti)mologie  bes  SBortes  feinen  aus« 
reit^enben  Sln^ltepunlt  ffir  bie  (Seu^innung  bes  Segriffes  geu>ä^,  fo  finb  vovt  allein 
an  ben  Spra^gebrauA  geo^iefen ,  mtlä^tx  aber  glei^ails  leine  ganj  fixere  ®runblage 
bietet,  fofem  er  teils  feloft  im  fiaufe  ber  3^tten  oer[d^tebenen  SBanbelungen  untenoorfen 
gemefen  tjt,  teils  ni^t  immer  in  pröjifen  (Srenjen  fu^  ben)egt  f)oi.    Der  altere  Sprod^« 

20  gebrau^  begriff  unter  SIberglaube  allen  falft^en  Stauben  in  betreff  ber  (Bott^eit ,  teils 
mit  Slüdfii^t  auf  bas  Objett,  teils  mit  Slfidfi^t  auf  bas  fubjeftioe  Ser^Qen;  fo  rebete 
man  oon  einem  objeftioen  Sloerglauben  unb  ba^te  babei  an  bie  irrtfimli^en  mfi^en 
über  bie  (Bott^eit,  unb  oon  einem  [ubie!tioen,  unb  ba^te  babei  an  ben  3uftanb  bes 
(Gemütes,  in  melAem  einer  fä^ig  n)trb,  [ol^e  Srrtümer  entioeber  ju  erzeugen  ober  an« 

25  sune^men  ober  fefhu^alten,  unb  fol^e  Dtnge,  wtlift  felbigen  gemäg  finb,  oorsune^en 
(Crufius,  ©rünbliqe  Sele^rung  oom  Stberglauben,  fleiiqi^  1767,  S.  14).  Dem  lekteren 
entfpri^t  bie  llnterf(^eibung  eines  t^eoretifi^en  unb  eines  praftifi^en  SKerglaubens  ; 
ober  eines  tJ^otigen  unb  eines  leibenben  SIberglaubens  bei  (Srimm,  Deutft^e  ^Dqtl^ologie, 
Cöottingen  1835,  S.  639.  —   3n  anberen  Äreifen  bejog  man  ben  Slberglauben  ^oupt» 

so  \ciä)l\if  auf  Serftanbesoerirrungen ,  unb  gebrauste  bas  äßort  meift  nur  mit  Sejug  auf 
bie  CrfAeinungen ,  wtld)t  man  im  engeren  Sinne  ben  p^qfifd[|en  SIberalauben  nennt; 
es  gilt  Dies  im  befonberen  oon  ber  Slufflarungsperiobe  bes  oorigen  3<^t9.s  Das  ft^rte 
baju,  bas  ©lauben  o^ne  oemünftige  Prüfung  jum  $auptmoment  m  ber  Segriffs* 
beftimmung  bes  Slberglaubens  ju  ma^en.  Rani  erflörte  ben  Slberglauben  ffir  bas  „Sor* 

36  urteil ,  fi^  bie  SRatur  fo  ooiguftellen ,  als  fei  fie  ben  Kegeln  niqt  untenoorfen,  bie  ber 
Serftanb  i^r  als  fein  eigenes  roefentli^es  (5efe^  3u  (5runbe  legt"  (Äritil  ber  Urteils« 
fraft  S.  158);  ober  U)ie  er  anbenoörts  \xä)  erflärt,  für  bie  fiosfagung  oon  bem  (Sefe^e 
bes  Denlens,  bie  Eingabe  an  bie  blofee  mtoritat,  an  bas  blofec  gaftum  (Serm.  S^riften 
III,  65).    «ein^b  (ff^riftl.  SRoral,  5.  STufl.  1814,  I,  S.  414  ff.),  unterfd^eibet  nun« 

40  mel^r  einen  religiöfen  unb  einen  p^qfif^en  Silberglauben ;  „ber  Stterglaube  in  ber  Me« 
ligion  nömli^  ift  ber  geiler,  roo  man  fi^  bei  ber  (Erfenntnis  unb  Sere^rung  (Sottes 
n\i)i  nai)  ben  (Sefeften  ber  Sernunft,  fonbem  na*  oermeintlit^en  (Erfal^ngen  unb  ben 
(Eingebungen  ber  ^$antafie  rietet"  (Vielgötterei,  Slnt^ropomorp^ismuSj  unei^ter  ffiottes« 
bienft);  „ber  p^qifd^e  Slbcrglauoe  aber  ift  ber  geiler,  loo  man  \xä)  bei  ber  Beurteilung 

45  unb  bem  (Sebraud^e  ber  natürli^en  Urfa^en ,  benen  man  einen  Sinflug  auf  unfere 
S^idfale  jutraut,  ni^t  na^  bem  ©efe^e  ber  Vernunft,  fonbem  bloh  nad^  oermeinten 
(Erf^emungen  unb  htn  (Eingebungen  ber  Iß^antafie  rid^tet"  (SBunberfu^t,  2Ba^rfagerei, 
9Kagie  u.  f.  id.).  Die  Slutorität  iRein^arbs  lie^  bie  meiften  Sla^folgenben  bieten  unter« 
fAieb  feftl^alten.    lief  er  ge^t  bie  gaffung  oon  SRi^f^  (Si)ftem  ber  ^riftl.  fie^re  §  14), 

so  „^rglaube  ift  gefe^ioibrige  3^^T^^ii"9  ^"^  3Jermif^ung  ber  (Srunberfenntniffe  bes 
©eiftes  oon  (Sott  unb  SBelt  mit  ben  i^atfa^en  bes  finnli^en  Serou^tfeins".  Slber 
teils  ift  ber  Segriff  „(Srunberfenntniffe"  fein  fefter,  teils  ift  bie  Slrt  biefcr  S^^f^^^ng 
unb  SiermifAung  ni^t  beutli^  besei^net.  SButtfe  (Der  beutfc^e  33olfsaberglaube  ber 
(Segemoart  §  1)  betont  roieber,  ba^  aller  2lberglaube  einen  befttmmten  rcligiöfen  C^= 

65  rafter  ^at,  nur  eben  ni(^t  einen  (^riftli(^«religiöfen.  Unb  barin  ^at  er  oollftänbig  Ked^t, 
unb  oon  biefem  Stanbpunft  aus  allein  ©irb  es  uns  gelingen,  Segriff  unb  SBefen  bes 
aiberglaubens  ri(^tig  ju  erfennen  unb  barsulcgen. 

Der  Slber^laube  ift  immer  ein  inenber  (Slaube;  als  (Staube  ftü^t  er  fi^  allerbings 
au^  auf  objeftioe,   aber  unsurei^nbe  CSrünbe,  inbem  er  bas,  loas  biefen  an  üBeioeis« 

eo  traft  abgebt,   burd)  bie  fubjeftioe  (Seneigt^eit  jur  günoa^r^altung  crfe^t,  u)äl)renb  ber 


mo^t  (Staube,  fofern  er  pffenBarungsobjeite  glei^falls  o^nc  objcitit)  jureii^enbc  (Siünbc 
}uli^,  burA  fubteftü)  jmtngcnbe  (grünbe  boju  beftitnmt  cDttb.  W)ti  niift  jeber  inenbe 
Sloube  tft  Aberglaube.  Sei  ber  Hnooniommen^it  bes  menf^Ucbeu  (Ertennens  beginnt 
bei  einet  geroijfen  (ßrenje  bie  3uIoffwn9  bes  Steines  als  93eu)cts  für  bie  SBa^r^cin« 
li^Iett^  unb  ntemanbem  borf  barüber  ein  SSonDUif  gemaät  toerben,  iDcnn  er  bas  SBa^r»  5 
f^inltc^  jur  Sorausfe^ung  au^  loeiterer  6^Ifi|fe  mamt,  nur  bag  er  [i^  enthalten 
muh,  tn  fol^n  gföllen  me^r  als  relatioe  ®Iaubn)firbigfeit  ffir  feine  Sebauptungen  in 
annnru^  ju  nehmen.  Die  Srenje  felbft  ift  eine  beu)egli(^e,  unb  rtidt  ^ö^er  ober  tiefer 
je  na^  ber  ^öpe  ober  Üiefe  ber  ^emonnenen  reinen  Crlenntnis.  9Ber  ben  Sä)t\n  als 
Seioeis  ober  bie  fubjeftioe  3ufttmmung  an  Stelle  ber  objettioen  Sejeugung  gelten  10 
labt,  e^  bie  i^m  perpnlii^  mbgli^e  bö^fte  (Srenje  ber  (Ertenntnis  errei^t  ift,  maAt 
fiq  bes  SRangels  an  SBa^r^eitsfinn  f^ulbig.  Cs  inooloiert  bies  ftets  eine  jittlid^e 
6^ulb,  ma^  |i^  nun  bie  Hnterfu^ung  inner^ß  bes  Gebietes  ber  Ginnemoelt  o^r 
ber  liberfinnltAen  SBelt  belegen.  3m  (Bebiete  ber  6innenn)elt  bejeii^nen  mir  biefe 
6<^ulb  ab  Unoiffenfi^Ii(^Ieit ,  im  Gebiete  ber  flberfinnlid^en  SBelt  ober  bei  einer  15 
Sermengung  beiber  (Sebtete  als  ^Iberglauben.  Ss  U)irb  \iä)  in  festerem  galle  immer 
nur  um  bie  Slnna^me  oon  finnenföüigen  Gioenf^aften  unb  (Erf^einungen  überfinnlii^er 
Criftenjen,  ober  um  bie  Se^au))tung  eines  Aaufaljufammen^anges  fiiberfinnli^r  ftr^e 
unb  ftimli^er  SBirfun^en  unb  umgele^rt  Rubeln  tbnnen.  Somit  befinieren  u)ir  ben 
Sberglouben  als  ben  urriaen  Glauoen  oon  einem  ber  SSemurrit  unb  Offenbcming  u)iber«  ao 
fpf^nben,  bie  9laturge|e^e  ignorierenben  Jlaufalnezus  fiber|innli^er  ftrofte  unb  finn« 
lu^  9Btrbingen,  unb  umaefeQrt.  3Bo  oon  älberglqube  bie  SRebe  fein  foll,  mujj  alfo 
immer  ein  fiberfinnliAes  (Element  ^ineinfpielen,  unb  barum  eben  fagten  u)ir,  bag  aller 
9beigkube  einen  religiöfen  (SfyxtaÜti  ^abe.  ^us  ber  9{eIatioität  ber  (Srenje  perfon« 
lüf/a,  menf^Iü^  (Erienntnis  unb  aus  ber  niAt  minber  nod^  f^o^anfenben  S^eibe  25 
pi^äftn  bem  Gebiete  bes  Sinnli^en  unb  bes  Überfinnli^en  erflört  fic^  bie  boppelte 
StSglii^Ieit,  fovo^I  bag  etmas  aufhört  Aberglaube  ju  fein,  voas  es  bis  ba^in  U)ar,  als 
bag  etnms  gum  Xberalauben  u)irb,  U)as  bis  bo^in  als  Glaube  geQ)ürbiQt  merben  mugte. 
Dtts  ^vxmfySjaütn  bes  Slutens  einer  $oftie  lann  je  na^  ber  religtofen  (grienntnis* 
ftttfe  einer  9leligionsgemeinbe  ebenfogut  Glaube  voit  Aberglaube  fein.  Die  Annahme  so 
magnetif^r  Jlranlen^eilungen  voat  fo  lange  als  eine  aberglöubifi^e  ju  bejeii^nen,  als 
man,  loeil  man  bie  9latur  bes  SRagnetismus  no^  niAt  tonnte ^  babei  an  überfinnlidde 
Simoirlungen  bacbte.  SBeiter  erflört  fi^  aus  ber  SSerfi^ieben^ett  ber  menf^liqen  (Er« 
iemttnisftufe  auf  bem  finnlii^en  unb  bem  äberfinnli^en  Gebiet,  bajj  jemanb  fe^r  oiel 
mffen  unb  bo(^  fe^r  abergläubif^  fein  lann,  foQ)ie  bajj  ber  Aberglaube  bem  Unglauben  ss 
nid^  femer  liegt  als  ber  fieii^tglöubigleit.  (Ein  alter  Spnu^  lautet:  „u)o  ber  Unglaube 
5<nis9en  ift,  ^at  ber  Aberglaube  fi^  \ä)on  bie  ^intert^ür  geöffnet''.  Ißascal  fagt  ein« 
einmal:  ,,iiicrMules,  les  plus  cr^ules  de  tous.''  93on  93oQaire,  ber  ebenfo  burd^ 
{einen  SBiffensrei^tum  mit  bur^  feinen  Unglauben  \xä)  ^eroorget^an  ^at,  Q)iffen  loir, 
ba|  er  in  finbif^er  Surd^t  bur^  böfe  SSorjei^en  \\i)  oon  ber  Ausführung  eines  93or«  io 
^ns  ab^lten  lieg.  Dte  fienormanb  n)urbe  oon  SRobespierre  unb  Sßapoleon,  oon  ber 
itaiferin  S^f^««  unb  bem  Äaifer  Alexanber  etfrig  befui^t  unb  befragt.  Unfere  Gc« 
Hlbeten,  bie  fi^  mit  i^em  Unalauben  brüften,  qaben  bas  XifAräden  no^  fleißiger  be« 
trieben,  als  bas  umoiffenbe  %tolf.  3n  bem  frioolen  ^aris  foll  es  ^erfonen  geben, 
iDelAe  ein  GefAfift  baraus  mai^en,  fiA  als  14.  Gaft  einlaben  3U  laffen,  loenn  eine  Xif^«  45 
gefeuji^  unglfldni^enoeife  aus  13  $erfonen  befte^t. 

Die  Srf^inungsformen  bes  Aberglaubens  ftnb  fo  mannigfaltia ,  als  bie  93or« 
llellung  oon  ber  Gott^it  unb  i^rer  Sejie^ung  jur  SBelt  eine  inige  fem  fann.    1.  3u« 
imAft  tonn  er  auftreten  als  eine  ben  begriff  ber  Gottheit  bef(^rönlenbe  SSorftellung  in 
teetftu^r  SBeife:  a)  infofem  fi^  ber  Sorftelluna  oon  Gott  unb  feinem  ffiirfen  un=  00 
lautere  ober  unoolltommene  Anf^auungen  beimifqen.  3n  biefer  ^infi^t  finb  alle  ^eib« 
w^n ,  fiber^oust  ni^ti^riftli^en  unb  gefölfAt  ^riftlii^en  9{eligionen  00m  Stanbpunft 
ber  UKi^n  (^fllic^n  Gotteserfenntnis  aus  als  Aberglaube  ju  bejeid^nen ,  nur  ba§  bie 
fittlic^  Si^ulb  biefes  Aberglaubens  einen  fe^r  oertoiebenen  Grabmeffer  ^at  Die  ginftemis 
ber  Stlnbe  ift  jmar  überall  bie  Urfa^e  ber  Xrübung  bes  GlaubensliAtes  getoefen;  55 
ober  neben  ber  allgemeinen  Sünb^afttgfeit  fonfurriert  bei  ber  einen  SRcligtonsgefellft^ 
me^r  perfonli^  Sünbe  als  bei  ber  anbern.    Der  getif(^ismus  ift  fraffer  Aberglaube, 
ober  ber  r^ilo|iM)^if(^  geartete  Dualismus  ber  ÄulturoöRer  Afiens  ift  intenfioercr  Aber= 
glaube.    Der  0^llusoienft  enoedt  fittli(^en  Abf^eu,   aber  ber  Sad^usbienjt  bes  \)o^' 
gebilbeten  Grie^enoolfes  meift  auf  eine  oiellei^t  no^  ausfd^n^eifenbere  ^Qantafie  ^in.  eo 


80  McrglattBe 

Der  9RQngel  an  cDo^rer  Sotteserfenntnis  fonn  in  fo  ausgebe^ntem  SRage ,  toenn  aud^  nie 
oöllia ,  entf(^ulbbar  erf^einen ,  bag  toir  geneigt  finb,  bie  ber  mangelhaften  Srienntnis  ent« 
l^recQenbe  (Sottesoerei^ning,  fobalb  fie  eine  emige  ift,  als  9{eIigiofitat  5U  refpe!tieren  unb  il^r 
einen  getDifJen  relatioen  SBert  be^ulegen.  SBirlagen  3.  S.  mit  einem  gemiffen  SRed^t,  bag 
5  uns  ein  eifriger  Jlat^olil  mit  all  feinem  abergläubifd^en  2^n  lieber  ift  als  ein  glei^filtiger 
eoangelifi^er  (E^rift.  3ebe  ant^opomorp^if^e  Sorftellung  oon  ®ott  ift  Slberalaube,  aoer 
es  fragt  fi(^,  ob  ber  linbli^en  Sorftellung  bes  ^immlifqen  Saters  in  ber  (Deftalt  eines 
iDürbeoollen  (Breifes  ni^t  me^r  religiBfe  Slrt  einroo^nt,  als  ber  pant^eiftif^en  SerflU^- 
tigung  ber  $erf5nli^Ieit  (Bottes.  —  Dft  ift  es  n>eniger  bie  unoolllommene  Sorftellung 
10  oon  bem  SBefen  ber  (Bott^eit,  roel^e  bas  (Bemüt  bes  älbergläubif^en  influiert,  oIs  oiel« 
me^r  bie  unoolllommene  93orftellung  oon  bem  SBirfen  berfelben.  Der  SCberglaube  er« 
fAeint  ^ier  als  unmotivierter  SBunberglaube.    Das  ganje  roeite  Gebiet  bes  fo^enonnten 

Snqjilalif^en  Slberglaubens  gebort  ^ie^er,  fofem  unb  infon)eit  ffir  getoiffe  6tnnen*(Er» 
qemungen  unmittelbar  gottlid^e  Aaufalitöt  angenommen  Q)irb,  roä^renb  fie  aitf  biefelben 

15  natärli^en,  alfo  mittelbaren,  loenn  au<^  oon  uns  ni^t  erfannten,  Urfad^en  juru^uffi^en 
finb,  u)ie  alles  finnenfällige.  —  b)  (gine  roeitere  ben  Segriff  ber  (Bott^it  befAränlenbe 
Sorftellung  bes  Slberglaubens  ift  biejeniae,  roel^e  bas  S^ulfal  als  eine  jewftanbige 
aRai^t  neben  ober  über  (Bott  feM.  3n  bem  gamen  $eibentum  tritt  biefe  Sorftelbing 
me^r  ober  roeniger  beraubt  ate  monot^eiftift^e  Srgonjung  ju  bem  n)iber|pru^soonen 

20  Sol^t^eismus  ^insu;  bie  mnere  9tota)enbigIett,  toelqe  5U  ber  3bee  bes  S^idRols  ffl^e, 
i^  biefelbe  toie  bie,  o^elAe  bie  Slt^enienfer  ,,bem  unbelannten  (Bott''  (3l(B.  17,  23) 
einen  Sntar  bauen  lieg,  ma^  biefer  $infi<^t  vertritt  alfo  ber  Slberglanbe  ^ier  bie  über 
bie  bef(^ranlte  Sleli^ion  ^inausrei^enbe  älSc^r^eit,  fofem  gegenüber  ben  UnoolQommen« 
^iten  ber  oielen  (Etnjelgötter  bas  üBemugtfein  oon  oer  Sloto^enbi^feit  (Eines  abfoluten 

25  SBefens  ^inbur^bri^t.  Umgele^rt  ift  ber  (Blaube  an  ein  felbftänbtg  loaltenbes  Sd^idfal 
innerhalb  bes  (Ebriftentums,  loelAes  in  (Bott  ben  (Einen  Slbfoluten  fie^t,  ein  SRfldfall  in 
bas  $eibentum.  Das  ift  ber  3^11,  toenn  ber  SRenf^  bie  i^n  treffenben  £ebensf^i(funaen 
unabhängig  oon  ber  göttlii^en  SBeltiegierung  auffaßt,  unb  barin  nur  millfürli^  (Bmd 
ober  toiufürli^es  Unglüd,  aber  ni^t  göttli^e  Sergeltung  ober  göttli^  (Erjie^un^läne 

ao  erblidt  (Es  ift  ber  ^Iberglaube  ber  Serjioeiflung  unb  bes  Übermutes.  —  c)  Stellt  ber 
(Blaube  an  ein  Gdbidfal  f^on  eine  unab^ngige  3RaAt  neben  ®ott,  fo  t^ut  bies  in 
reidderer  3^^l  ^^^  vlberglaube^  roel^er  neben  (Bott,  unb  me^r  ober  xoemger  unab^Mtg 
oon  ü^m  gute  unb  bofe  überftnnli^e  SBefen  ftatuiert.  Die  Sorftellung  oon  benfelben 
f^liegt  fi^  teils  an  unerflörlu^e  Sinnenerf^einungen  an,  teils  ift  fie  reines  ^^antafie« 

05  probuh.  Das  erftere  ift  ber  (^11,  u)enn  man  oon  feurigen  ^unben ,  falfi^en  jlroten, 
3rrli^tem,  (Befpenftem,  Sampqren  u.  bgl.  rebet;  bie  anbere  Sorftellung  ^at  bie  ganje 
xtxä)t  3<^l  ^on  guten  unb  bö|en  (Beiftem  in  ben  oerf^iebenften  (»eftalten  unb  mit  ben 
oerf^iebenften  iuoften  unb  gunitionen  erjeugt,  als  ba  finb  §exen,  Äobolbe,  SIpe, 
Slisen,  3^^^9^f  Serggeifter,  Drai^en,  Clfen;  au^  bie  ant^ropomorpqift^e  Sorftellung 

40  oon  bem  leujel,  fofem  fie  ben  Si^riftgmno  oerlögt,  gebort  ^ier^r. 

2.  Sejient  fi^  ber  3rrtum  bes  9&erglaubens  in  ben  bisher  gef^ilberten  Sfonnen 
auf  bie  obfeittoe  Sefi^rönfaing  bes  voafyctn  6eins  unb  SBaltens  ber  ®ott^it,  fo  loirb 
eine  neue  ^eiJ^e  aber^löubif^er  Sorftellungen  babur^  geboren,  bag  ber  9Ren[i^  fi^  fub» 
ieltio  geu)iffe  üDlad^tmtttel  beilegt,  auf  (Bmnb  beren  er  ]\ä)  jutraut,  bie  (Bott^eit  ober  bas 

45  SAidfal  ober  bie  Geiftenoelt  in  feinen  Dienft  ju  bannen.  (Es  ift  bie  ^^luberei  in  i^en 
oerfdbiebenften  (Erf^einungsformen,  buri^  toel^e  ber  3Rtn\ä)  eigenmö^tt^  unb  rDillfilrli^ 
basSBalten  überftnnlit^er Äräfte  beftimmen  ju  fonncn  meint;  nur  baft  Oiejeniaen ,  xoel^e 
biefe  Räuberei  ausüben .  meift  für  fi^  fettjt  biefen  (Blauben  n\ä)i  teilen,  fonbem  i^n 
3u  ^bcn  oorgeben,  um  our^  i^re  3fluberlünite  lei^tglöubige  Seelen  m  betrüaen. 

50  Die  3öuberei  lann  \iif  ©ieber  in  jener  breifamen  Sßeife  namlii^  in  Sejiebung 
ouf  bie  (Bott^eit,  ober  bas  Sd^idfal,  ober  überfinnli($e  äBefen  boiumentieren.  a)  3<ku« 
berei  (Bott  gegenüber,  obtoo^l  mä)i  immer  fo  genannt,  ift  es  f^on,  roenn  ber  9Renf^ 
meint,  bur^  einen  blog  äußerlichen,  me^anif^en,  felbftenoa^lten  ®ottesbienft  auf  (5ott 
unb  feine  W>\\ä)i  gegen  bie  SRenf^en  eimonlen  5U  lönnen;   nienn  bas,  roas  nur  ber 

55  (Blaube  oermag,  in  mogif^er  2Beife  enoartet  loirb  00m  blohen  aBcrfebienft  unb  gormel» 
loerf,  ober  toenn  oon  ®ott  eto^as  enoartet  u)irb,  roas  nur  URenfi^ent^at  (ein  fann.  Sux 
erfteren  Äategorie  gehört  nid^t  bloh  ber  gefamte  ^eibnif^e  Äultus ,  roeli^er  fic^  in  ben 
©iberfinnigften  (Erfinbungcn,  00m  9Kenf(^enopfer  ^erab  bis  jur  gef^le^tli^en  ^roftitution, 
erfdbopft  ^t,  um  auf  bie  ©ott^citen  einsuroirfen,  fonbem  aurf|  ber  uneoangelifc^e  Aultus 

eo  d^riftliqer  Denominationen ,  fobalb  er  ben  Stanbpunft  ber  Slnbetung  ©ottes  im  (Seifte 


unb  in  ber  SBo^it  oerlogt.  Die  fot^Iif^e  Air^e  mac^t  fi(^  bes  SIbecgIaubens 
f^ulbia,  inbem  [ie  geioiffen  tir^UAen  ^anblungen  bie  itroft  beilegt,  Strafen  Gottes 
unb  Ungludsf&ne  oon  bem  9Renf(qen  abjuiDenben,  ober  be|timmte  Segnungen  unb 
SBo^lt^oten  Gottes  bem  9Renf(^en  sujuiDenben;  unb  bie  fat^oltfc^e  GeUtli^feit  tri^  ber 


gelaffen ,  fonbem  begflnfttgt  unb  [anltionirt  u)irb ,  mos  in  betreff  ber  fiuife  fiateou  unb 
aller  Stignuttiilerten  gefünbigt  mxh,  was  mit  bem  ungenä^ten  9iod  G^rifti  ober  bem 
Slitte  bes  Eiligen  3^u<n:ius  bur(^  geiftli^e  gfunltionare  getöuf^t  unb  betrogen  mirb,  lo 
bas  alles  finb  nur  (Einjel^iten  ous  ber  ungewollten  SRenge  aberglöubifd^er  ^anblungen, 
iDomit  ber  Reliquien*  unb  deiligenbienjt ,  oos  SBoIIfo^en  unb  ber  Seid^tftu^I,  bie 
SBei^ngen  unb  (Esorcismen  oer  fat^olif^en  9BeIt  togtögliA  neue  Slätter  ber  Gef^idUe 
bes  Xboglaubens  ooIIfAreiben.  ^ier^r  gehört  au^  ber  Slutoberglaube.  Snenf^enblut 
bient  3ur  Sefrfiftigung  bes  SBortes  bei  JJ^eunbl^aftefc^milren  unb  Sunbesf^Ififfen ,  be«  15 
fotibers  bei  nilben  Sößem.  Dos  Slut  oon  anoeren,  bejiell  oon  dingerid^teten,  bient 
ju  ^ei^iDeden,  bas  SRenJ^alblut  als  Slnneimittel  uno  fiiebesjauber ,  bos  Slut  oon 
neugebomen  jtinbem  als  S^u^mittel  bei  SBerflbung  oon  Serbreqen.  Um  fid^  bas  be« 
nötigte  Slut  ju  oerfc^en,  tft  ber  Slutaberglaube  Aon  ^ufia  Snlag  ju  Gemalt^en 
unb  felb^  jum  9Rorb  geworben;  nur  ijt  es  eine  faliqe  Sef^ulbigung,  menn  ben  3uben  20 
bis  in  bte  9leu}eit,  angebli^  aus  urninbli(^en  Uuellen,  oorgemorfen  u)orben  iJt,  bag 
fte  (T^ftenblut  ju  gemiifen  rituellen  !^wtdtn  brausten.  Sgl.  Strad ,  Der  Slutaber* 
glaube.  4.  Sufl.  1892  (bafelbft  au(^  S.  2  bie  reic^jte  Slnac^  ber  fiiüeratur  über  ben 
Xbaguiuben).  —  3^  ^^  anberen  Kategorien  aberglöubifc^n  Serbaltens,  mo  oon 
®ott  etnws  enoartet  mirb,  nms  nur  SRenfqent^  fein  tann.  gebort  alles  bas,  was  als  23 
unmittelbares  göttlich  (Eingreifen  eine  Unterbre^ung  bes  mittelbaren  göttlichen  SBirlens 
bun^  bie  Katurgefe^e  oorausfe^t;  es  ift  bas  mette  Gebiet  berSBunber  in  i^rer  gröberen 
ober  feineren  Geftalt,  fie  mögen  nun  oon  Gott  erfleht  werben  in  überfpanntem  Gebet 
ober  oon  i^  ezdtiert  u)erben  bur(^  bie  ungeiftlic^ften  3<uibermittel.  — -  b)  Das  alles 

Snnnt  noA   ausgebe^ntere  Grenjen,  menn  bie  oberglöubif^en  (Enoartungen  (i^  an») 
S^idfal  ^en;  auf  ber  anberen  Seite  ^at  ]\^  ber  SIberglaube  ^ier  gebunoen  an 
geiDtffe   S^ramen,   bie   me^r   ober   weniger   bemüht  aucb    als    Sd^ranien   für  bas 
S^idbl   gebaut  U)erben.    Das    S^idfalsmalten   wxtb  gebac^t   a)  als  gebunben  an 


bie  Gefeke  ber  3e\t  unb  erfAeint  fo  ab^ngig  oon  beftimmten  S^idfalsseiten 
bamit  bilbet  fi^  für  bie  aberglöubif^e  Sorftellung  bie  9Rögli(^leit ,  bag  ber  3Sltrm  35 
bun^  (Erfa^na  ober  lluge  SereÄnung  bem  SAidfal  bie  Gefege  feiner  9lo« 
^cmgigfeit  dilauj^t  unb  bann  oon  biejer  Kenntnis  5U  [einem  eigenen  Senden  Gebräu^ 
ma^.  £s  giebt  glüdlic^e  unb  unalü(fli(^e  Sc^idfalsseiten ;  beftimmte  3Bo<^en»,  9Ronats« 
unb  3a|restaae  nierben  als  glüdu^e  ober  unglüdli^e  betrachtet.  Der  Sonntag  ift  ein 
oorjfigli^  günftiger  Xaa,  unb  SonntagsKnber  beseic^net  ber  SIberglaube  im  allgemeinen  40 
als  Glüosnnber;  ber  §reitag  bagepen  ift  ein  oer^ngnisooller  Xag,  unb  ein  Unter« 
neigen,  eine  ^eife,  toel^e  an  biefem  Üag  begonnen  toirb,  fallt  jelten  glütfliA  aus. 
Der  1.  Spril.  bie  SBalpurgtsna^t,  Sgloefter  unb  Sleuja^r,  ber  Oftermorgen,  ber  Sieben« 
Mlafer,  bte  S^ilfnai^tt  ber  SBei^na^tsjeit  unb  oiele  anbere  3^iten  finb  ooll  ^eibniF^en 
U^fanibens  unb  guter  ober  böfer  msei^en,  aus  benen  ber  SDcenf^  fein  Sc^tdfal  40 
eif(^ltegen  iann.  Sol^e  S^idfatsjet^en  werben  Gegenftanb  eines  befonberen  Stu* 
btiims  unb  bilben  eine  rei^e  Unterlage  für  bie  SBobrfagerei.  ß)  Das  S^idfalsmalten 
urirb  femer  mannigfaltig  als  gebunben  gebaut  an  9(aturgefe^e  unb  9laturerf^einungen 
unb  jpufSllige  Creigniffe  unb  fann  ba^er  glei^alls  burc^  Deutung  berfelben  als  S(^id« 
iQen  erf^bffen  merben.  5lometen ,  9lorblidbter ,  bie  rotau^e^enbe  Sonne  unb  go 
•  ßJi  Stf^etnungen  am  ^immel ;  befonberes  äterpalten  oon  geu)iffen  Xieren ,  ein  über 
ben  weg  umfenber  ^unb,  eine  begegnenbe  S(^af^erbe,  ein  9{abe  am  grenfter,  bas 
Si^ien  bes  Audud  u.  f.  m. ;  juföllipe  (Ereigniffe,  bas  Stxbxeä^tn  bes  Glafes  beimSn* 
fto^,  bas  herunterfallen  bes  Srautrmges,  bas  ju  gleid^er  3eit  Spre^en  besfelben  SBortes, 
iMis  no^alige  Umie^ren  bei  einem  STusganoL  bos  in  ben  O^ren  Klingen ,  bas  93er«  tm 
(oben  ber  Su^jpe  utib  taufenberlei  anbere  3uf^ni9{^i^^n  W  ^^^  9lberglaube  für  bie 
(E^forfc^ng  ber  3wlutrft  tiusgebcutel  unb  baju  no^  mannigfache  aJlittcl  eigner  (Erfin« 
buna,  nrie  bas  Zif^Dopfen,  ben  ^fp^ograp^en  u.  f.  w.  aefügt.  Sefonbers  rei^  an 
Sd^uffoh^ic^en  finb  alle  ^eroonagenben  fiebensseiten  unb  £ebensumftänbe.  Die  Geburt, 
bte  Xiutfe,  bie  Zrau]ettf  ber  (Eintritt  in  einen  Seruf ,  ber  SBe^fe  bes  SBo^nortes,  unb  eo 

Xcalt&ncpnopAbic  fflr  ZfftoloqU  unb  iXixdft.    s.  9(.  Q 


82  «berglattbe 

bergleid^n  geben  ber  oberglöubif^en  (ErforfAung  ber  3ulunft  %rifydisifiwMt  in  ^vüt. 
3n  hos  (geoiet  ausfd^Iteglid^  bömonif^er  SBo^rfageret  ge^Srt  oec  ^nt^onismus,  bas  von 
bofen  (Setftem  tnfptrierte  Orolel.  y)  Das  6(^tdfaIsiDaIten  nihrb  enoIi(^  oielfod^  als  ge« 
bunben  geba^  bttr^  getDtffe  gemeinte,  ibm  ni^t  unteriDorfene  Aräfte,  benen  es  i>Mmäft 

5  [elbft  unteriDotfen  ift,  unb  bur^  beten  Ilug  beceAnete  Senn^ung  ber  SRenf^  bas  Si^id» 
dl  btrigieren  tonn.  Die  (Erienntnis  unb  bec  (Sebrau^  btefec  geheimen  Aiofte  nrirb 
Segenftonb  einer  ®e^eimtunjt.  93gl.  ®e^eim»  unb  Spmpot^iemätel  bes  alten  6d^r 
X^omas,  oft  ebiert  5.  S.  miona  1858.  Hubertus  SDbignus,  betofil^rte  uub  approbierte 
f9mpat^i[^e  unb  natürliche  Ge^eimniffe  für  9Renfi^en  unb  Sie^,  9{eutlingen  1874.  (Es 

10  erflart  fiA  boraus  bas  9luftreten  berufsma|}iger  3<tuberer,  beren  ^ilfe  als  6^gr6ber, 
Srunnenfuäer ,  gfeuerbefc^morer,  $agelabu)enber,  ilrantbeits^iler  iL  f.  w.  balb  offen, 
balb  im  geheimen  fleißig  ^efu^t  u)irb,  aber  es  erllärt  (i^  baraus  au(^  ber  ®Iaube  an 
3nbioibuen,  mtli^  oon  t^rer  3<^uber!unft  einen  bos^en  ®ebrau^  nutzen  unb  oon 
ben  SIberoIaubiaen  als  $ezen,  JJrreifc^ü^en ,  Sontp^re,  SBenoöffe  u.  f.  w.  geffln^ 

15  werben.  Das  9cefteßnüpfen.  b.  ^.  bas  Unfä^igntaAen  jum  Seif^Iaf  burq  (Eifaffic^e, 
^ieU  bei  ben  Orientalen  etne  groge  9ioUt  (ogl.  ^ofmann,  fieoen  3e[u  no^  ben  9bfo^ 
lafpf)tn  6. 174),  ebenfo  ber  böfe  Slid  bei  ben  SIrabem  unb  ben  ^uoen  in  ^al&ftina, 
mogeaen  u)ieber  Amulette  als  Sd^u^mittel  angetoenbet  u)erben  (ogl.  3<sit|(^rift  b.  beu^c^n 
^aloftinaoereins  XII,  6.  20,  1889).    Sefonbere  Wirten  natärli^r  SBa^rfagerei,  nobei 

2()  iebo(^  ausbrildli(^e  ober  ftillfäioeigenbe  3^^^?^^^^^  ^^^  (Seiftem  mitunterlaufen,  Jinb 
oie  ^[trologie.  ®eomantie,  ^poromantie,  S(eromantte,  ^nromantie^  fe  na^bem  bie  3^^^» 
aus  wtl^tn  oie  3utunft  erlannt  werben  foll,  in  ber  Aonftellation  ber  ®eftime,  in  ber 
Sefd^fen^eit  oon  Steinen,  9Ba[[er,  fiuft.  geuer  ge}u4t  ©erben;  bie  (E^iromantie  aus 
ben  fitnien  ber  menfc^Ii^en  $ano,  bie  Onehromantte  our^  Üraumbeutung ,  bas  fyxta^ 

25  fpicium  aus  ben  (Eingemeiben  ber  Opfertiere ,  bas  ^ufpirium  aus  ben  SeiDeßuii|Ben 
ber  93ögel  unb  anberer  Xiere,  bas  9lugurium  aus  ben  fiautaujjerun^en,  bas  Sorttlegium 
in  ber  mannigfaltigften  SBeife  (aBürfeln,  ftartenlegen,  8luff(^Iagen  eines  8u^  u.f.ni.). 
£s  ift  unmögli^,  oem  SIberglauben  auf  allen  biefen  feinen  ^ngSimen  ju  folgen  unb 
bie  C&ebilbe  feiner  (Einbilbungsfroft  ^ier  oollftönbig  aufjujö^Ien.    93ir  menben   uns 

:tf)  bo^er  c)  ju  ber  legten  Slrt  bes  aberglöubif^en  Sic^oer^Itens ,  n&mli^  ber  guten  unb 
böfen  ®eifteru)elt  gegenüber.  Die  ffiinbilbungsfcaft  fyii  ^ier  ©ieber  bie  unfinnigften 
SRittel  erfonnen,  beten  (&unft  M  3U3un)enben,  ober  Ungunft  oon  fi(^  absumenben, 
über^upt  fie  in  bes  SReufd^en  Dienft  ju  jmingen.  Die  (Sei|terbe|(^u)Srung  in  allen 
i^ren  Denominationen  unb  3U  ben  oerf^iebenften  3®^^n  gehört  ^ier^erj  bie  loten* 

:r>  befd^orung  (9lebomantie)  unb  ber  Spiritismus  mit  feinen  (Seiftetetf^einungen  unb 
feinet  (Seiftetf^tift;  nut  ift  es  pfg^ologtf^  gan5  etOötlic^,  baj}  bie  bofe  (ßeiftenoelt  unb 
oor  allem  ber  2:eufel  eine  bebeutfamere  9{oIle  in  biefer  Gattung  bes  Slberglaubens 
fpielt,  als  bie  gute  Seiftenoelt.  60  oiel  oerfAiebene  (Seftalten  ber  Xeufel  anne^en 
iann ,   fo  oiel '  oetf^iebene  Sef^n)ötungsfotmeIn  unb  9RanipuIationen  au^ ,  um  ibn 

u)  oon  M  fem  ju  galten.  Das  ilteusesseit^en  in  ©emeinfmoft  mit  anbeten  fpejifiw 
(^ftlii^en  dementen  feiett  ^iet  feine  Üriump^e,  als  befte  SBaffe  gegen  alle  finfteren 
3Jlaä)it, 

Uberfd^auen   wix  nun  ben   Slbetglauben  in  allen  biefen  ebenfo  ja^ltei^en  als 
mannigfaltigen  (Etf^einungsfotmen ,  fo  f^eint  es  oon  $aus  aus  umoa^tfc^einli^ ,   ba^ 

45  füt  benfelben  pfpcqologif^  eine  einjige  unb  ein  unb  biefelbe  Quelle  ootausjufe^en  fei. 
(Et  i|t  eben,  ©le  ©it  f^on  oben  entroidelten ,  ein  ^tobutt  bes  ittenben  Setftanbes  unb 
bes  f(^^li^en  fflillens  unb  bes  übetteisten  (Befü^ls.  Die  f^öpferif^e  Ätaft  einet 
unaesügelten  ^^antafie.  bie  ffinetgielofigleit  bes  fittli^en  SBillens  unb  bet  SRanael  an 
teligiofet  Jlü^tetn^eit  finb  bie  ajtutftotten  immet  neuen  Slbetglaubens,  bet  eben  Datum 

50  feine  §enf(^aft  iXbex  Heine  ©ie  gtohe  SRenf^engeiftet  eben  fo  lange  behaupten  loitb, 
als  jene  Quellen  in  bet  fünbigen  SKenfd^ennatut  ni^t  oetftopft  finb.  Die  Unfittlic^leit 
bes  Slbetglaubens  ift  ba^et  fd^on  but^  feine  Quelle  fonjtatiett;  basu  lommt,  bafe  et 
bem  ©a^en  (Blauben  eben  fo  oiel  (5ebiet  im  §et3en  ©egnimmt,  als  et  barin  füt  fi(^ 
einnimmt;  ba^  et  ben  ^riftlic^en  Ü^eismus  ©iebet  sutüdftütjt  in  beibnif^en  ^oiQt^is« 

ö5mus,  obet  Dualismus,  obet  Spiritismus;  bafe  et  bet  gefö^tli^fte  Defpot  übet  ben 
aWenteengeift  ift,  ©eil  et  mit  bet  aSollmadbt  auftritt,  ben  Denfgefehen  besfelben  in  bas 
(Befielt  m  fd^lagen ;  bafe  et  eben  bes^alb  Set  gefä^tli^fte  geiitb  aflet  Xugenb  i|t,  ©eil 
fein  (Beoot  alles  ^fli^tgebot  patal^fieri  unb  bie  3ttegeleiteten  mit  fanatif^et  Slinb^tt 
befd^lögt.    Die  93et©üftungen ,  ©eld^e  et  in  ben  itteifen  feines  SBitfens  anri^et,  finb 

CO  ba^t  ofl  ©a^t^aft  fd^tedenettegenb.    3"^^  fiwi>  ^s  nut  ausna^ms©eife  bie  gtogen  (5e« 


Werfllaitlie  Meffiiitf^c  dtni|e  83 

biete  bei  9latur  unb  bes  SRenf^nlebens,  auf  toel^  ber  Slberglaube  fi^  rietet,  —  tnbes 
ermiieni  mir  an  Aotl  V.,  äBatienftetn  it.  a.  — ,  aber  in  ben  engeren  um  ben  (Etmel* 
menfAen  gezogenen  Gebieten,  in  ber  ®emetnbe^  ber  ^amilie,  bem  ^aufe  fantt  SHe^ 
unb  ^Vb,  maAen  fu^  nur  p  J^ufig  bie  traungen  gfol^en  bes  ^Pberglaubens  geltenb. 
Der  ^esenglottbe  bot  bie  ®ef4i(^te  Der  (Sraufamleit  allem  um  taufenoe  Don  jqauber*  5 
enemiben  Seifpielen  oerme^;  bie  SBa^rfagerei  ^t  JJfamilienglfld  jerftört,  fiiebesbanbe 
jenrmen^  fyA  in  treue  ^erjen  ge[aet.  Ss  beborf  ba^er  laum  no(^  ber  $imDei[ung  auf 
bie  9eiltge  oc^rift ,  um  boä  fittlt^e  Senoerfungsurtetl  über  benfelben  ju  belra^gen. 
Dt  18,  10—12;  Sr®  8,  9 f.;  9, 13—20;  (5a  5,  20.  Der  «berglaube  ift  jumr,  fittli^ 
beurteilt,  no^  beffer  ab  ber  Unglaube,  unb  mit  ftimmen  ^tan  $aul  bei,  o^enn  er  Jagt:  10 
„34  mS^te  lieber  in  ber  bidften  6(^n)abenluft  bes  SCberalaubens ,  als  unter  ber  £uft* 
ipurnpt  bes  Unglaubens  leben ;  bort  atmet  man  f^per ,  Qter  erftidt  man" ;  aber  er  itt 
unbeilooller  um  melleic^  aui^  nod^  f^merer  gu  furieren  als  ber  Unglaube.  Üreten  »tr 
biefer  Sttge  no^  etonis  nSSfUf/ms  geoen  i^  ju  t^un,  wit  er  m  peilen  ift?  Ss  ift 
eine  ber  f^mierigften  in  ber  aaftli^en  ^eelforge.  Die  u)abre  Reifung  bes  Aberglaubens  15 
i[t  nie  oon  Spott  unb  Serlad^unq  ju  enoarten;  benn  metl  ber  SIberalaube  mtt  fubiel< 
ttoer  Geioi^tt  fi(^  oerbinbet,  wxt  ber  mäfyct  ®laube,  fo  befeftigt  tl^n  unb  oerfeftigt 
i^,  urie  btefen,  {ebe  Slnfec^ng  bes  ^o^nes  unb  Spottes.  Der  ^erglaube  mug  oieu 
mebc  ab  bo»,  oxis  er  ift,  erfaßt  loerben,  als  $robu!t  ^eibnif(^en  SBefens,  oon  bem  ein 
gidjteier  ober  ein  fleinerer  9teft  au(^  in  (^riftli^en  ^erjen  jurfldgeblieben  ift;  trftgtao 

felbft  ber  (gläubige  in  feiner  Vorliebe  für  bas  äberfinnlic^  gern  bie  Serüprungen 
mit  ber  Gotfteit  in  bas  rein  ftreatürlid^  binein  unb  mad^t  fiA  gern  jum  SRittelpuntt 
i^  ummebenber  fibematfirlii^  ^^-  ^^^^  Slberglaube  ift  9eionif(^  unb  fann  ba^ 
nur  btti^  i^js^Aüft  ^ergens«  unb  Serftanbesbilbung  übenounben  werben.  Serftanbes* 
btibmtg  on  (td^,  mfo  btoße  t^oretif ^  Untenoeifung  t^ut  es  no<^  ni^t;  benn  wtnn  au^  20 
bk  9latunin|fenf^Qft  mtt  mäd^tiaem  $ebel  [d^on  ganje  ftateaorien  oon  SIberplauben 
mit  bor  SBinöel  ausgerottet  ^t,  fo  ^aben  lotr  boA  oben  gefepen ,  bog  au(^  bte  ^o(^* 
gebilbetften  CDeiMer  ni(^t  oor  bem  Slberglauben  gef^ü^t  fino.  Unb  ^erjensbilbung  an 
^,  b.  ^.  Sinpflonjung  religiöfen  Sm)]finbens  t^ut  es  au^  noA  ni^t,  benn  au(^  ber 
werglaim  nSi^rt  religibfes  (Empfinben,  au(^  in  bem  SIberglauoen  fpri^t  fi^  bas  an  90 
fi^  anerfennensmerte  Sebürfnis  aus,  ni^ts  eingelnes  im  (Erleben  uno  $anbeln  gering 
m  oc^,  febes,  au^  bas  fleinfte  einer  ^beren  Orbnung  einjurei^en,  obmo^I  freili^ 
beibes  nur  rein  öugerlidb  unb  uttfrei  aef^iepi.  Sonbem  allein  oon  ^riftlidbet  $er}ens* 
unb  Serftanbesbißmng*  ift  ber  Sieg  tiber  ben  9lberglauben  ju  enoarten.  ^Ifo  bie  rein 
c^lii^  (gotteserlenntnis  unb  ber  nüchterne ,  fi(^  feines  3n^ltes  begriffliÄ  ben^ugte  3'> 
Glaube  unb  bie  Anbetung  (Sottes  in  finbli^r  ileuf^^it  unb  Demut,  mx  tonnten 
fa^n :  ein  ebetifo  IrSftiger  als  er[(^öpfenber  Unterri^t  über  bas  erfte  (gebot  ift  bas  ]xta* 
D^eigenbe  SRittel  miber  ben  Sloeralauben ,  baneben  bie  ^inmeifung  auf  bie  un^fi* 
oollen  folgen  unb  auf  ben  ni^t  feltenen  (l^ll,  baj}  bur^  bie  enoedte  Slngft  felbjt  erft 
bie  beffii^telen  Unglfldsfölle  ^rbeigefü^rt  morben  finb ,  nt^t  o^ne  äBfarntna  bleiben  40 
urirb.  9m  nirlfamften  ift  es  ^eiliA,  menn  es  einmal  gelingt,  in  einem  fpegiellen  ($alle 
rei^  augenfällig  bie  Xäu[(^ung  naAjmoeifen  unb  fo  bie  $auptftü^e  ober  eingige  Stfi^e 
bes  9berglaubens ,  bas  tft  ben  (Erfa^runasbemeis  ju  erf^üttem.  Denn  mit  guoerfi^t« 
li^  be^atqrteten ,  gern  geglaubten,  aber  leiten  nücbtern  geprüften  SSeifpielen  nabrt  unb 
begrfinbet  fi^  aller  Slberglaube,  melier  oem  Seeljorger  no^  babur^  feine  Arbeit  be«  45 
foi&ers  f^ioer  moAt,  bog  er  fid^  oor  bem  Air^englauben ,  meil  er  tein  gutes  (Semiffen 
^,  f^  jurfid^ieQi  fRnb.  ^^finattv. 


Ueffittifll^e  fttn^.  ^iob  fiubolf ,  Historia  Aethiopica,  ^rtf.  1681 :  Eiuadem  Com- 
mentariiis  adhist  Aeth.,  e^tf.  1683;  &oe^,  Fides,  religio  moresque  Aethioputn,  $ar.  1541; 
^LlWLVti,  Hist  deecnption  de  l'Eth.,  ^Inoer«^  1558;  iiabat,  Relation  histx^rique  de  l'Eth.  no 
^T.  1732:  Xelle),  Historia  Aeth.,  (Soimbra  1660;  Ccrtel,  Theologia  Aethiopum,  fBittbg. 
1746;  fiooo,  Voyage  d'Abissinie,  ^ar.  1728;  83rucc,  Travels  in  Abessinia,  fionb.  1790; 
6alt,  Voyage  toAbyssinia,  fionb.  1814;  AS  Oft. 27;  3bm®  ©b.  7  3^9.  1852.  2)iamann  in 
ben  Wßfl  1878  u.  1880.  —  ©obat  im  »afcler  IJliff.'äWci.  1834;  Isenberg  and  Krapf,  Joiir. 
oals  detailing  their  proceedings  in  thc  Kingdom  of  Slioa,  fionbon  1843;  3}enberg,  SCbeffi*  Cö 
ntfn  unb  bie  ct)ang.  SRiffion,  »onn  1844;  glab,  13  3a!)re  in  %,  SBafei  1869;  ?BaIb* 
mcier.  (Irlcbniffe  in  «. '»ä^rcnb  ber  go^rc  1858— 1868,  »afcl  1869;  ©arncd,  «fttg. 
mfTi^«^.  1876;  (Blafer,   ^ie  ^beffinier  in  Arabien  unb  9lfritQ,  ^ünc^en  1895,  @.  162^. 

S^u)(rien,  im  SHtertum  ein  nid^t  beftimmt  abg^enjter  geograp^if(^er  Segriff,  um« 
f agte  uitgefS^  bie  (Sebiete  bes  gütigen  Shtbiens ,  Sennaars  unb  oorjugsmeife  ^effi*  m 


84  «(cfftttifdle  fitrrfie 

ntens,  festeres  in  loeiiecer  ^usbe^nung  als  gegeniDärtig.  Dtefe  fiänber  btibeten  bte 
ät^iopif^e  ilir^e.  C&egeniDörtig  t[t  bas  (£^ri|tentum  auf  bos  $o(^«  unb  (gebirgslanb 
bes  heutigen  3lbe||intcn5  bcf(^ranft.  —  .Die  fianbestrabition  fü^rt  ben  Flamen  uiw  bte 
Stiftung  bes  atbtopi[(^en  9{et^es  auf  St^tops,  ben  So^n  bes  Sta]if  unb  Snlel  bes 

5  $am  5urüd,  roel^er  ft^  in  ber  alten  $auptftabt  SIxum  niebecgelaffen  ^obe.  9la(^  langen 
3eiten  foll  aisbann  bas  £anb  jum  3i^^ntum  belehrt  morben  fein.  Die  Saat  fnS]^, 
u)ie  mir  aus  ben  öt^iopif^en  5tönigsU[ten  unb  bem  Su(^e  Aebra  9lagaft  erfe^n,  an 
ben  Sefu^  ber  ilönigin  oon  6aba  bei  Satomo  an.  Diefe,  bie  unter  bem  9lamen 
9Raieba  als  öt^iopif^e  ilöni^in  erfAeint,  [oII  6atomo  einen  So^n  mit  9lamen  9Re» 

10  nilel  geboren  hoben,  melier  tn  3eru|alem  bei  feinem  Sater  erjogen,  fpoter  naif  Sbum 
jurücfle^e  unb  ni^t  nur  eine  Slnjaql  jübifd^er  ^riefter,  fonbem  au(^  bie  aus  bem 
4^empel  enta)enbete  Sunbeslabe  mitbrachte,  bie  fi^  feitbem  angebli^  in  Slxum  befinbet 
unb  eine  9lrt  9tationaI^eiIigtum  bilbet.  9lu^  [oll  feit  jener  Stü  eme  jolomonif^  D9« 
naftie  über  Stbeffinien  regieren,  bie  nur  5eitn)ei|e  bur^  (Eroberer  unb  Ufurpatoren  untere 

ubro^en  mürbe. 

9Benn  au^  bies  alles  fd^on  löngft  als  ^Itlofe  6age  erlannt  umrbe,  fo  glaubte  man 
bo(^  aus  anbem  C&rünben  bie  ^errf^aft  bes  3ub^ntums  oor  Sinfü^rung  b^  duften» 
tums  in  3lbe{finien  annehmen  }u  muffen,  ^us  bem  Umftanbe,  Dah  Ji^  getotffe  bem 
3ubentum  eigentumli^e,  rituelle  (Sebröucbe,  als  Sej^netbung,  Seoba^n^  ber  mofdi« 

20  b^en  6peifege[e^e ,  Haltung  unb  ftrenge  yfeter  bes  Sabbats  u.  f.  m.  in  St^topten  finben, 
folgerte  man,  oag  bie  jübif^e  9{eligion  in  Slbeffinien  oor  Cinffibrung  bes  (Q^riftentums 
Staatsreligion  gemefen  fei.  Slber  abgefe^en  baoon,  bag,  mie  DiUmann  [d^Iagenb  be» 
miefen  ^at,  fi^  ber  abefiinif^e  Staat  ni^t  auf  jübif^er,  fonbem  auf  ^eibmfd^er  (5runb< 
läge  aufgebaut  ^at,  erllaren  fi^  bie  in  J^age  lommenben  C&emo^t^eiten  bur^  bas 

25  ^enf^en  berfelben  im  alten  %qpten  unb  bur^  bie  93erbinbung  ber  at^topif(^en  ftit^e 
mit  Der  foptii^en,  oiellei^t  au$  bur^  juben^riftlid^e  SRiffion.  —  SHIerbings  ober  mug 
eine  jübif^e  Simoanberung  Jtattgefunben  boben  -  bas  bemeift  bie  3(mDefen^tt  ja^lrei^ 
3uben,  ber  fogenannten  Sf^Iaf^os;  aber  3^ü»  ^^  unb  Umfang  berfelben  ift  nii^t  ju 
beftimmen.    ß^benfalls  folgt  baraus  ni^t,  bag  bas  ganje  £anb  eiirit  fubiidb  geioefen. 

80  ift,  jumal  bei  (Einführung  bes  CL^riftentums,  mie  bie  S^ffinier  felbft  benc^ten,  bas 
§eibentum  ^erri^te. 

Aber  bte  3^it  ber  Sele^rung  jum  C^riftentum  finben  fi(^  Derf(^iebene  ^ronologif^e 
eingaben;  bie  einen  lauten  auf  bie  3<tbre  333  ober  340,  bie  anbem  auf  425  ober  430  no^ 
CL^rifti  (5eburt.  9Bä^renb  fi^  nun  bie  festeren  3^^^"  als  bas  Wefultat  einer  3ufammen= 

35  jä^lung  ber  Ste^iernngsja^re  ber  einjelnen  5l()nige  erteilen,  finb  bie  erfteren  oon  ben  9ir« 
gaben  ber  grie^tf^en  unb  römif^en  ilir^en^iftoriier  über  Die  3^it  bes  Sfmmentius  abbSngig. 
unb  in  ber  "Ifyii  finb  biefc  für  bie  jeitli^e  Seftimmung  Der  (Einfü^mng  bes  (Eqriftens 
tums  bie  einjige  ^anb^be;  benn  Slngaben,  u)ie  bie  bes  Sebrenus  in  feiner  Synopsis 
historiarum   ober  mie  bie  bes  9licep^oms  Sallifti  in  feiner  historia  ecclesiast.  er» 

Aomeifen  fi(^  auf  ben  erjten  Slid  als  unri^tig.  9laä)  i^nen  foll  bie  Sele^ng  erft  ju 
3uftinians  38^  541  ftattgefunben  ^aben.  —  fieiber  finbet  ]ia)  bei  ben  Slbeffiniem  feine 
ein^eimif^e  Uberliefemng  über  bie  Sele^mng  i^res  £anbes,  fonbem  bas,  mas  i^ebeiben 
JJerfionen  im  Sgnaxar  unter  bem  26.  Hamlß  (AS  27.  DU,  S.  268)  unb  in  ber  Stat« 
mittlren  C^ronil  (a.  a.  O.  S.  269)  barüber  bieten,  ift  aus  ben  grie^if^en  Quellen 

45  entlehnt  ober  mittelbar  baraus  abgeleitet.  —  3laä)  ben  im  einjelnen  nit^t  oöllig  über* 
einftimmenben  Angaben  biefer  Quellen  (9iufinus  I,  9,  X^eoboret  I,  22,  Sohates  1, 19, 
Sosomenos  II,  24) ,  foll  5ur  3«it  ilonftantins  bes  ©ro^en  um  330  —  nacb  ben  9ln= 
gaben  ber  9Ibejfinier  mar  es  unter  i^ren  Äönigen  Slbre^a  unb  Sltsbe^a  —  our^  gru= 
mentius  unb  ^efius   —   le^terer  au(^  Sibrafos  genannt  —  in  biefem  fianbe  bas 

60  e^riftentum  oerfünbet  unb  bte  ät^iopif^e  Äir^e  geftiftet  morben  fein.  Diefe  beiben 
jungen  SRönner  matten  mit  bem  O^eim  bes  erfteren,  einem  Strjt  äReropius  aus  Xqrus, 
eine  9{eife  im  roten  SReere,  f^eiterten  an  ber  ät^iopif^en  jtüfte,  fielen  in  bie  ^^nbe 
ber  Afiftenbemo^ner  unb  mürben,  mö^renb  bie  SAiffsmannf^aft  getötet  mürbe,  oerfc^ont 
unb  an  ben  {onigli^en  $of  5u3laEum  gebraut..  Dort  gemannen  fie  bas  Vertrauen  bes 

55  5l5nigs,  mürben  na(^  unb  na^  ju  mid^tiaen  $mtem  erhoben.  Sie  Ratten  oolle  ^tu 
fftxi  3ur  93erfünbigung  ij^res  C&laubens  unb  lonnten  bie  SBirhtng  i^rer  ^rebigt  baburd^ 
oerftorlen,  bag  fie  ausmörtige,  namentli^  ög^ptif^e  CL^riften  3ur  ^ieberlaffung  im  £anbe 
berbei5ogen.  Spater  lehrte  SbeKus  nac^  Xgms  jurüd,  gtumentius  ober  gin^  na^ 
^lexanbria,  mo  bamals  9lt^nafius  ben  bif^öfli^en  Stu^l  innehatte,  erbat  ftc^  oon 

eo  i^m  ^riefter,  mürbe  felber  3um  ^if^of  gemeint  unb  blieb  na^  feiner  9{üdfe^r  bis  5U 


«(effttttfrfie  SNtdle  85 

feinem  Xobe  ias  ^awpi  ber  ät^ioptf^en  Rhä)t  mit  bem  Üttel  9IbbQ  Saläma  (Sßotec 
bes  griebens),  toel^  neben  bem  fpöter  aufgefommenen  Üitel  Slbuna  (lln[er  93ater) 
no^  immer  in  (Sebrau(^  ift.  60  bie  gfortfe^et  bes  (Eufebius.  —  3^bo^  i|t  e$  niifi 
ousgef^Ioffen,  ba^  f^on  Dor  gnimentius  ben  SlbefTtniem  ba$  (T^ftentum  belannt  iDUcbe, 
iDte  bies  au^  bte  aanimütj^e  CL^ronit  berietet.  9Ba^r[^einIi^  iDtrb  btefe  ^nna^me  5 
eineifeüs  bur^  bie  oer^Itntemäfeig  jpötc  3^0  bes  grumentius  341  —  an  biefer 
3q^I  loiib  man  naA  ben  gforfd^ungen  t)inmans  fef%Iten  muffen  —  anberfetts  bur^ 
bos  Sor^nbenfein  ber  oben  enno^nten  Gebrauche.  Sßie  bem  au^  jei,  fo  wich  man 
boc^  feinesfaUs  Dor  e^rtumentius  Don  einem  organtfterten  C^riftentum  in  316.  fpre^en  bflrfen. 
Slu^  feine  SerHinbigung  mar  ni^t  abf^Iiegenb;  im  5.  unb  6.  3a|^r^unbert  5ogen  ober«  10 
ögqimfi^  SRon^  mif  ^iopien.  3^  ^^^^  ae^ören  bie  9  ^eiligen ,  Slragäm! ,  ^cai' 
täton,  ®arima,  tHef,  Sa^am,  9lfö,  fiifanos,  ^imata,  (Suba,  bie  unter  ber  9legterung 
bes  iionigs  SI  Wxitba  um  480  in  bas  9leid^  tamen.  Sie  erft  oollenbeten  bie  CQ^riftia:» 
n^erung.  Slugenf^einlid^  moren  fie  9Ronop^|^fiten,  mie  aus  ber  fte^enben  ^usfage, 
ba^  fie  arteü  ober  astarSteü,  ben  (Stauben  nd^tig  matten,  ^eroor^uge^en  Jd^int.  —15 
SBos  bie  »eitere  (Se^i^e  ber  abeffinif^en  ilir^e  anlangt,  fo  beoorf  biejelbe  einer 
neuen  unb  genauen  X)ur^orf^ung.  Das  3itxif  ging  feit  bem  Cnbe  bes  erften  ^äfyc^ 
tottjenbs  immer  me^  bem  Setfall  entgegen;  er^  mit  bem  13. 3^t^unbert  !am  neues 
ftrcgli^^  fieben  in  basfelbe.  Seitbem  tft  bie  C&ej^ic^te  ber  Air(^e  enge  oerfnMt  mit 
ben  politif^n  Sreigniffen,  fpoter  aud^  mtt  ber  SRtffion,  bie  feitens  ber  abenblönbif^en  so 
jtiri^n  in  biefem  £anbe  getrieben  U)urbe.  —  Die  erfte  SRiffionsarbeit  ^atte  freili^  nur 
ben  3^^)  SCbeffinien  unter  bie  Sotma|}ig!eit  ber  römif^en  ilir^e  unb  bes  ^apftes  ju 
bringen:  es  wccc  bie  3^fuitenmiffion,  mel^e  1555  i^ren  Slnfang  na^.  2fftt  X^otig« 
lett  erflredte  fic^  faft  bur^  ein  ganjes  3^^tt^bert;  na^  oielen  oergeblid^en  93erfud^en 
erretc^n  bie  3^fuiten  ibr  3icl»  i^bcm  ber  ftönig  Susncus,  bem  fie  ju  einem  oon  U)m  » 
genriinMten  SürÄnis  mtt  Portugal  oer^olfen  ^atten^  na^  fur^tbarem  Slutbabe  unter 
oer  iDtoerftrebenben  Partei  oie  römifd^  ilir^e  3ur  Staatstirebe  erflörte.  1640  mußten 
jebo^  bie  3^fttiten  Jamt  bem  römifAen  (Erjbif^of  bas  fiano  oerlaffen,  unb  bie  alte 
5tii^  nmrbe  mieber^eraefteltt.  SRit  oem  erften  Slbuna,  ber  naA  biefem  romif^ » jefui« 
^^ti  3nterregnum  mieber  aus  %9pten  geholt  mürbe,  fam  ber  beutfd^e  ^roteftant  unb  so 
SRiffionar  jBeter  ^eQÜng  aus  fiiäed  ins  fianb,  ber  (e^ensrei^  mirlte ,  au^  eine  ein» 
flu^iAe  otaotsftellung  befleibete,  o^ne  bog  inbes  feine  ü^atigfeit  bauembe  Spuren 
^interlaffen  ^fitte.  3n  oer  erften  §alfte  biefes  3o^|w^berts  bat  bie  englif^ « fird^Ii^e 
aRilfionsgefellf^  bie  fräftigften  SScrfut^e  einer  9Wi(fion  in  aDbejfinien  gemalt.  Den 
Snftoft  gab  ^auptfS^Ii^  ber  Umftanb,  bag  ein  frommer  abeffinif^er  9Ilön^  W)u9ivi^f » 
Segletter  bes  englif^en  Weifenben  95ruce,  in  ben  Sorten  1808—1818  auf  Anregung 
bes  franjofifAen  C&eneralfonfuls  ^ffelin  in  Wea^anbna  eine  uberfe^urtp  ber  ganjen 
^ilken  S^rtft  ins  Slm^orifqe  ausgeführt  ^e,  mel^e  bann  oon  ber  brtti[^en  ^\btU 
aefet^(^  ermorben  unb  3um  Üeil  gebructt  morben  mar.  1830  fanbte  bte  ermahnte 
iRWicnsgefellMbaft  (Sobat  unb  Augler  na^  SIbeffinien,  an  Stelle  bes  legieren  trat  einige  «o 
3we  fpoter  äfcnberg,  mobrenb  für  (5obat  1837  95Ium^arbt  eintrat-  baju  lam  f^lie^Ii^ 
noq  5trapf.  Ka^bem  biefe  SWänner.  infolge  oon  Sntriguen  ber  ^ricfter  unb  eiliger 
^imugdommener  9Mi|fionare  ber  römtf^en  Äir^e,  auf  einige  Stii  ©ieber  Ratten  meinen 
münen,  gingen  3fcnberg  unb  ilrapf  mtt  Umgebung  ber  nörbli^en  ^rooinjen,  na^  bem 
füblt^n  Xeile  bes  £anbes,  na^  S^a,  beuen  Aönig  fie  freunbli^  aufnahm.  Xro^  ^ 
treuer  unb  ousbauember  Arbeit  mugte  biefe  SJlilfion  benno^  f^Iieglic^  um  bie  9Ilitte  ber 
oierjiger  3«^«  aufgegeben  ©erben.  2lls  fpöter  ein  aus  ber  S^ule  bes  aJlijfionars  fiieber 
in  Äairo  beroorgegangener  loptifc^cr  ?ßricfter  jum  Slbuna  ernannt  mürbe,  ber  bie  eoan« 
^elif^  9Rt{fion  £egünftigte  unb  ermutigte,  mad^te  bie  St.  (E^ritd^ona  Sefellf^aft  5U  Safel 
vm  30^  1858  einen  neuen  9Serfu(^;  eine  Steige  i^rer  SDliffionore,  barunter  glab,«* 
SBalbmeier,  Stamm,  »enber,  Staiger,  SWe^er.  ^aben  mehrere  ^o^xt  lang  mit  Cfefolg 
in  Sbeffinien  gemirft.  Do^  bra^  über  fie  bie  Unglü&seit  unter  Äaifer  ü^eoborus 
^ein;  naAbem  fie  lange  in  (Sefangenf^aft  aef^ma^tet.  erlangten  fie  er|t  bur^  ben 
Sieg  ber  (Englönber  über  I^coborus  1868  tfire  grei^ett  mieber.  2lu^  bieje  SRiffion 
nuigte  aufgegeben  merben.    Seitbem  ift  bas  fianb  aller  3Jliffionsarbeit  oerf^loffen.        ^ 

Der  fie^^arofter  ber  abeffinif^cn  Äir^c  ift  bur^  i^ren  3ufö^"^^n§öng  mit  ber 
lo\flMtn  bebinat;  mit  biefer  teilt  fie  bie  monop^pfitifi^e  Slnfc^auung.  SBo^renb  aber 
ber  aRonopb9fittsmus  eine  für  fie  löngft  abgefc^loffene  JJrrage  ift,  ^errf^en  heftige  Streitig» 
feiten  borüber,  ob  eine  jmeifad^e  ober  eine  breifac^e  C5eburt  (S^rifti  ansune^men  fei.  Dte 
elftere  £el^  bd^uptet  eine  emigc,  oorjeitlii^e  ©eburt ,  bie  3^wgung  bes  Sohnes  oom  ^ 


86  Wcffutifd^e  SNtdle 

Soter,  unb  eine  seitltäe  (Seburt,  bie  SRenf^iDerbung  bes  Sohnes.  Die  anbere  £e^e 
bagegen,  bie  doc  tta>a  ^unbert  3<^n  bun^  einen  SRönA  oufgebrat^  iDorben  ift,  bebouptet 
auBerbem  no^  eine  bntte  (Sebuit,  bie  SrfiHIuna  (Oft^ji  mit  bem  ^iliaen  ®et(te  bei 
[einer  Xaufe  im  Si'^^^^n-    di^nim  bonbelt  es  [i^  bei  bem  Streite.    Denn  loS^enb 

5  Die  erftere  fie^re  Don  ber  blo^  3n)ei|a(^n  C&eburt  baoon  ausge^,  bog  QMftus  einer 
Salbung  mit  bem  ^eiligen  (Seifte  nt^  beburfte,  unb  be^ouirtet,  er  bobe  i^n  in  oollem 
SRage  bereits  an  unb  bur^  fi^  felbft  befe||en,  ffiü  bie  le^tere  eine  oefonbm  Segobung 
(Sfy^ii  mit  bem  ^.  (geiftfür  nöti^.  Ss  t|t  einleu^tenb,  baj}  jene  fonfequent  mono* 
p^qfitif^  ift,  ba  ja  ber  9Ronop^9fttismus  alles  Gemixt  auf  bie  Sine  unb  jnmr  aStt« 

10  li^e  9latur  (I^ripti  legt  unb  bie  menjd^Iic^  9latur  in  i^  als  unteraeorbnet  unb  ntotn* 
\aqlxif  betrachtet.  Demgemäß  ift  fte  au^  bie  rejizierte  unb  offijielle  ftird^enle^, 
mel^e  oon  bem  %buna  unb  bem  größeren  Xeile  bes  illerus  oertreten  nirb.  Die  fie^re  oon 
ber  breifa^en  (Seburt  ^inpegen  (fliegt  genau  genommen  eine  Slbtoei^ung  oon  ber  mono» 
pMitif^en  SlnJ^uung  tn  fiA.    Ss  ift  merfaoürbig  genug,  bag  bei  ber  in  ber  obeRt« 

16  mfd9en  >lirc^e  oerrf(^enben  ^eiftigen  unb  geiftlic^n  (foftarrung  mit  folcber  ^eftigleit  über 
berglei^en  fie^rfragen  geftntten  loerben  tann:  ni^tsbeftonentger  gef^te^  es.  Unb  bie 
Differenj  mirlt  (o  entjtoeienb,  baj}  ftaifer  Z^eoborus  unb  ebenfo  auq  Aönig  Sohnes 
oon  !Xigr§  Jie  bei  ihren  (Eroberungsplänen  gegen  S^a ,  beffen  ^riefterfc^  Imiptffic^* 
liif  ber  fie^re  oon  ber  breifa^en  Geburt  an^öngt,  oenoerten  fonnten.  —  (Ein  anberer 

90  hiermit  jufammen^ngenber  Streit  ^at  bie  ^erfon  unb  SBfirbe  ber  SRoria  jum  (Segen« 
nanbe»  ob  fie  nömli^  C&ottesgeborerin  ober  nur  SRutter  ^t\u  fei,  no^  me^,  ob  fie  mit 
bem  So^ne  oöllig  glei^  oere^  werben  muffe.  Diefe  le^tere  tlnf^ouung  fd^tnt  bas 
ÖbergeioiAt  ju  ^aben,  menigftens  wvth  in  SÖirlli^feit  ber  SRoria  allgemein  eine  faft 
göttlich  95ere^rung  gesollt  unb  au^  ben  ^eiligen  mich  eine  fe^r  ^o^  Stellung  an« 

»  geioielen,  inbem  alle  93erbinbung  mit  (E^rifto  nur  bur^  fie  oermittelt  merben  joll,  ja 
eine  Partei  be^uptet  fogar,  bog  SRaria  unb  bie  :5^iHgen,  ba  fie  ni^  um  eigener  Sfinben 
u)illen  Ratten  fterben  muffen,  ebenfo  mit  QC^ftus  für  bie  Sünben  anberer  geftorben 
feien.  „ 

Über  bie  öt^iopif^e  Sibelüberfej^ung  f.  ben  %,  Sibelfiberjkkungen.    Die  tir^Ii^n 

so  Sfl^er  finb  fämtli^  tn  öt^iopif^er  (spraye  ab^ef agt.  Das  JS[tpiopif(^e  aber  ift  gegen« 
morttg  eine  oollfommen  tote  Spraye,  befinbet  fiA  nur  no^  in  ftr^Ii^em  (&ebrau$  unb 
wirb  oo^er  faft  nur  oon  ben  ^rieftem  ftubiert,  oo^  au^  bies  fo  unjulängli^ ,  bog  bie 
meiften  fie  nur  lefen,  aber  ni^t  oerfte^en;  ber  ftanon  ^i^t  bei  ben  9Ibe|finiem  „St- 
man  ja  Sl^bu^',  b.  ^.  einunba^tjig,  ba  er  aus  81  für  ^eilig  ge^Itenen  Supern  befti^. 

96  Sieben  unfern  65  fanonif^en  Sü^em  johlen  fie  nämli^  jum  jlanon  ni^t  nur  bie  9lpo« 
Ir9p^en,  fonbem  au^  bie  Briefe  bes  (Clemens  9{omanus  unb  ben  SQnobus,  b.  f).  bie 
Sef^IüfJe  bes  apoftolif^en  ilon^ils.  ^ugerbem  u)irb  5n)if(^en  biefem  Aanon  unb  i^n 
bauptföd^Ii^ften  Kr^It^en  Sänften,  Dibastalia  (apoftolif^e  5lonftitutionen),  ^aimonot» 
7£bo  (Selegftellen  aus  Aonjilien  unb  93atem),  Schriften  ber  morgenlonbif^en  itir^n« 

^oäter  (befonbers  ^t^nafius,  (Egrillus,  C[^r9fo[tomus),  gfet^  JJlagaft  ((Sefe^  ber5lonige, 
(Sefe^esiobex),  fo  gut  mit  gar  lein  Unteif^ieb  gemalt,  äber^aupt  ^at  bie  tir^Ii^e 
Xrabitton  biefelbe  (Seltuno  mit  bie  ^eilige  S^rift.  ißon  ben  jlonjilien  ber  ftir^ 
nehmen  fie  nur  bie  oor^alcebonenfif^en  an,  benn  mit  unb  feit  (£^Icebon  ift  ja  bie  oon 
t^nen  belannte  £e^re  bes  äRonop^qfitismus  oenoorfen  morben.    Das  apoftoltf^e  Sqto' 

^6  bolum  lennen  fie  ni^t,  fonbem  bebienen  fic^  nur  bes  nicönifd^en.  Die  $Tag^i  mtlifes 
bie  n)a^re  Aird^e  fei,  entfi^tben  fie  na^  ber  alten  äberlieferung  oon  einer  Serlofung 
ber  ben)o^nten  (Erbe  unter  bie  Slpoftel;  fie  tonnen  smar  ni^t  angeben,  meiern  Xeil 
getabe  jeber  Slpoftel  jugeioiefen  erhalten  ^abe,  bo^  gilt  i^nen  als  fi^,  baj}  ^etrus 
unb  Paulus. .in  9lom  unb  überhaupt  in  (Europa,  ^^o^annes  in  Aleinaften  unb  Serien, 

w  ajlarfus  in  Sggpten  geroirft  ^abe,  unb  fie  fe^en  ba^r  biefe  brci  Äird^n  als  gleich« 
fte^nb  an. 

3Bas  bie  93erfaflung  betrifft,  fo  fte^t  an  ber  Spike  ber  gefamten  5lir^e  ber  9Ibuna, 
loelt^er  in  (Sonbar  rcfibiert.  C£r  roirb  oon  bem  foptifqen  'ißatriarci^en  in  Äairo  ernannt. 
Seit  bem  13.  S^^^^^unbert  bettelt  eine  oon  bem  Slbuna  lecla  §aimanot  erlaffene  3Ser= 

»  orbnung,  bafe  fein  SIbeffinier,  |onbern  nur  immer  ein  Äopte  bie  8lbuna©ürbe  beileiben 
barf;  Üecla  $aimanot,  ber  übrigens  als  ^eiliger  oere^rt  roirb,  oentoeifelte  baran,  tü(^^ 
tiges  t^eologifAes  fieben  in  ber  C5eiftlid^leit  bes  eigenen  fianbes  fi^  entioideln  ju  fe^n, 
unb  hoffte  basfelbe  auf  biefe  9Beife  feiner  ftir^e  oon  äugen  ^er  jufü^ren  ju  tonnen. 
Der  Slbuna  allein  ^t  bas  9{e^t,  bie  ilonige  ju  falben  unb  bie  ^riefter  unb  Diafonen 

^ju  orbinieren;  er  nimmt  ni(^t  nur  in  geiftlid^en,  fonbem  oft  au^  in  roeltlic^n  Dingen 


Wefftttifiile  JNr^e  87 

eine  bebeutenbe  äRoA^teHunp  ein,  nnb  feine  (&unft  ober  Ungunft  ift  felbft  ffir  bie 
Stonige  9on  gtofter  Sßi^gleti  Die  Obliegen^iten  ber  ^rieftet  befteqen  in  töglid^m 
brei*  bis  Diermdkem  (Sottesbienfte ,  n>obei  bes  SRorgens  frfl^  bie  ^riefterf^oft  fantt 
SRon^n  nnb  (Sqültcn  juc  Sr^ier  bes  Eiligen  SCbenbma^Ies  jufamnteniommt,  in  jonn« 
togli^^  kngent  (3 — 4  ftfinbigem)  (Boitesoienfte,  in  ber  Serri^tuna  bec  fir^li^n  5 
Slmü^nblungen,  im  Sßei^en  Derunreinigter  Sefo^e  unb  Raufet;  bie  Diaionen ,  bie  in 
ber  Stitdft  bc»  9QeT^iIig|ie  ni^  betreten  bürfen,  fyibtn  nur  niebere  93erri(^tungen  m 
befmcgen,  Srotbaden  jum  SCbenbmaM,  Steinigen  ber  ilir^e  unb  (&efä|}e  u,  bgl.  gffir 
ben  Ctittritt  in  ben  geiftli^n  6tano  n)erben  nur  bie  aUergeringften  SInforberungen  oe« 
fteOt;  }nm  Dioionenantte  »erben  alle  orbiniert,  bie  \xif  ba5U  meloen,  n>enn  fie  nur  lefen  lo 
iönnen;  nwOen  fie  fi^  fpäter  bem  eigentli^en  ^riefterftanbe  mibmen,  fo  pflegen  fie 
Dixfyx  ju  ^traten,  meti  i^nen  bies  no^^r  niAt  me^r  geftattet  ift.  6obann  menben 
fie  ftd^  6e^i^  ber  ^rieftermrbination  an  ben  ^una  unb  ^ben  bann  feine  o^eiteren 
Sti^ingungen  ju  erffiUen,  als  bie,  bag  fie  imftanbe  fein  muffen,  bas  nicänif(^e  Glaubens* 
bdendtitis  ^ufagen.  3nbes  beanfpru(^t  na^^er  ba$  CEinlemen  ber  unenblicb  lanaen  i5 
fitbitaien  fflr  Gottesbienft  unb  Slmts^nblungen  oft  ganje  3a^re,  bo(^  ^nbelt  es  fi^ 
lebmlui^  bobei  um  totes  (Sebä^tnis*  unb  gormehoefen.  ^tht  ilird^e  ^t  auger  i^n 
(Seipliqen  (^resbQtem  unbDiafonen),  beren,  wtm  fie  ooUftanbig  oerfe^en  ijt,  smansig 
ftnb,  oon  benen  {ebesmal  ein  Drittel  ben  Dienft  ber  äBoAe  oerri^tet,  nod^  ipren  ^da, 
ber  mSfi  orbiniert,  oom  Staate  ongefteüt  unb  ^auptfö^Ii^  ^^  ^^  ür^Ii^en  Sers2o 
mogengsoermaitung  betraut  ift,  auäf  bie  Sejie^ungen  jtoifc^n  Staat  unb  ftir^e  ju 
Dermittdn  ^.  —  Die  jum  Sriefterftanbe  geQörenben  Debturas  (Setft,  bie  beim  (&ottes< 
bienfte  ju  fingen  ^en,  unb  bie  \iA  namentliA  an  größeren  ilir^en  finbenben  Sor> 
ftel^  jtomofftt,  n)el&e  bie  Streittgttiten  jroif^en  ben  (Beip^en  ju  entfd^iben  unb 
ju  fc^Ii^ten  liaben,  feinen,  o^ne  baju  orbintert  3u  fein,  i^res  Slmtes  ju  malten.  —  ^ 
»eben  ber  SBeltge^li^feit  ftebt  bie  illoftergeiftli^Ieit,  beren  Oberhaupt,  ber(»J[A§g§,  bem 
abuna  im  Stange  am  nä(^ften  fte^  unb  tn  mannen  ür^IiAen  unb  t^otogif^en  mgelegen* 
^tten  mit  i^  aemeinf Aoftli^  entf^eibet.  Die  fe^r  ja^Iret(^en  Windet  unb  Slonnen  leben 
na(^  ber  Siegel  oes^a^omius;  unter  ben  Alöftem  finb  bie  angefe^enften  bie  mel^e,  bie 
9  Eiligen  gegrfinbet  bo*en  follen,  Debra  Damo,  wo  gegen  300  SKond^e  in  fleinen  $ütten  «> 
betfammen  nio^nen,  mum,  SRabara,  Senja,  Sabenja,  (&a^,  Debra  Quanafel,  (Baralta, 
3BaIbubba,  nio  me^e  aRdn^>  unb  SlonnenOofter,  bie  [id^  3um  Üeil  au^  mit  ber 
Srsi^una  ber  3ugenb  befaffen.  Die  Rixä^tn,  beren  ^befjmten  eine  Unsa^I  ^t,  meift 
mif  ^ri^imn  liegenb,  oon  Säumen  bef^attet,  finb  beisfönmg,  niebrig,  mit  legeiförmigem 
Stro^bo^,  fAIe^  gebauten,  aber  au^en  wtik  getunkten  äRauem  unb  mit  X^üren  na^  » 
oHen  oier  ^tmmelsgegenben.  Sin  95or^of  läuft  rings  um^r ,  ber  für  bie  fiaien  be« 
ftimmt  ift  unb  jum  togli^n  äRoraenbienfte,  fon)te  au(^  für  ^ilflofe  Steifenbe  jum  3laäfi* 
quartier  bieni  Das  3nnere.  meift  fd^mu^ig  unb  oernad^IöFf igt ,  aber  mit  einer  9Renge 
ftetlü^  ougerft  unf(^oner  Silber  ber  9Raria,  ber  ^eiligen,  enget  unb  Üeufel  gejc^mfim, 
iR  in  2  Abteilungen,  bas  $eilige  für  bie  ^riefter  unb  Diafonen,  unb  bas  Stller^eiligfte,  ^ 
mortn  bas  3:abot  ober  bie  Sunbeslabe  fte^t;  biefe  £abe,  bie  für  bas  loi^gfte  Stüd 
ber  gan}en  üird^  gilt,  iKrrf  oon  feinem  Diaionen,  fiaien  ober  gar  Jli^tc^ften  berührt 
loerben,  fonft  unterliegt  fie  famt  ber  ftird^  unb  bem  um  fie  ^erumgelegenen  Segrobnts* 
pla^  neuer  9Beibung.  —  Der  (Sottesbienft  befielt  aus  ^falmgefängen  unb  ber  93or« 
lefut^  oon  biblttten  unb  liturgifc^n  Slbf^nitten,  ©obei  bie  ©ebete  oorjugsroeife  an  « 
SRorut,  bie  (Engel  unb  bie  sa^lrei^en  n)unbert^atigen  ^eiligen  gerichtet  ftnb.  (Er  ift, 
ebenfo  nie  bie  in  unb  auger  i^m  oerri(^teten  ür^lic^en  ^anblungen,  überaus  mürbelos 
unb  ttnerbauli^.;—  »etrefp  ber  (Engel,  SKaläfet,  glauben  fie ,  baft  jeber  SWenf^  feinen 
6(^tt^eift  ^obe,  unb  besiegen  oer^ren  fie  biefeloen.  Sefonbers  lieilig  ift  i^nen  ber 
Crjenoel  SWü^l,  für  ben  i§r  Sa^sjqflus  am  12.  Üage  jeben  SRonats  einen  befon«  «> 
beren  Bfeiertog  aufroeift.  DieganseS^ar  ber  (Engel  teilen  fie  in  gute  unb  f^let^te,  unb 
erftere  mieber  in  neun  Älaffen:  Angeli,  Archanffeli,  Domini,  Magistratus,  Throni, 
Potestates,  ludices,  Cherubini,  Seraphini.  3uerft  Rotten  10  Älaffen  exiftiert,  aber 
eine  unter  Satana§I  fei  c^eWlen.  Die  böfen  (Engel  nennen  fie  aJlan&faft  SRaffttöm^,  Spi- 
ritus diabolicos.  —  Die  »ere^rung  ber  großen  3Qi)l  oon  §eiliaen ,  unter  benen  bie  ^ 
SRarta  Me  erfte  Stelle  einnimmt,  ereilt  unter  anberem  aus  ben  bilbli^en  Darftellungen 
berfelben  in  ben  Äird^en;  jebo^  finben  fi^  nur  Silber,  niemals  Statuen j  bie  fie  oer* 
bommen.    ^i^rmit  fdjieint  au^  3ufammen5u^öngen,  ha%  fie  nur  itreuse,  niemals  ibrup 

ge,  in  i^en  ÄirAen  ^aben.    3n  ber  aScre^rung  ber  Reliquien  ähneln  fie  ber  lat^oli* 
m  Äird^;  »ie  biefe  beroa^en  fie  in  ben  SUtören  bie  (Bebeine  oon  SMärt^rem  unb  «> 


88  Wefftttifd^e  fttni|e 

^eiliaen.  Sabamente  f^eint  bie  abefftntf<i^e  Atr^e  jtoet  3U  jaulen:  näntli^  Xaufe  unb 
SCbenbmo^L  Die  Xaufe,  Xemiat.  toirb  foioo^I  on  (Enoa^fenen  nie  an  Ambem  oon« 
^en.  Die  ber  (EnDaqlenen  loiro  bur^  ben  (Sefong  bes  51.  ^fdmes  eingeleitet,  fuu^ 
oeifen  Seenbigung  bec  ^resbpter  bie  Xäuflinge,  bie  oom  Diofonus  jum  (Sdbet  ermahnt 

stoecben,  ^ranruft,  fie  falbt  unb  hm^  ^anbaufleaen  Jegnet  Darauf  mflffen  jie  mSf 
Sonnenuntergang  genenbet,  i^re  alte  beibnif^e  Religion  abfrören,  unb  no^  Tonnen« 
auf  gang  untgemenbet,  mit  bem  (Slaubensbelenntnis  fi^  ju  i^m  neuen  äftXjßifjtn 
(Glauben  belennen.  9la(^bem  hierauf  bie  Salbung  nieber^olt  morben  ig  unb  eimge 
^erifopen  aus  bem  Soangelium  3o^nnis,  ber  Spoftelgefc^i^te  unb  ben  Sriefen  ^omi 

10  oerlejen  norben  finb,  ftemt  ber  ^resbnter  in  ba$  Dor  oer  Rvcäfe  für  biefen  3^^  ^^ 
finbltAe  Xaufbeden  ^inab  unb  tauft  bte  i^m  oom  Diaionus  jugefii^en  XSufltnge^  unb 
jnar  Slonner  unb  Juanen  oon  einanber  gefonbort^  inbem  er  [ie  Qanj  untertaucht  ^terouf 
toerben  fie  jum  3üiftn  i^rer  nunmehrigen  geifttgen  Steinalt  tn  neige  ®eiDSnber  ge* 
Heibet  unb  barauf  in  bie  Air(^e  gefü^,  no  ii^nen  bas  9Ibenbma^I  gerei^  nirb,  mo* 

16  rauf  fie  unter  Segen  entlaffen  neroen.  Sei  ber  Ainbertaufe  fpre^en  ffir  ben  Xfiufitng 
feine  Xaufpatben,  bas  Ainb  nirb  nur  mit  SBaffer  befinrengt  unb  bos  ^iL  Xbenb« 
mo^I  i^m  m  ber  SBeife  gereift,  bag  ein  Stfid  einer  ^oltie  in  9Bein  getau^,  bem 
Ainbe  in  ben  SRunb  geftedt  nirb.  —  Die  !Iaufe  nirb  bei  jtnaben  40  Zage,  bei 
SRfib^en  80  Xage  naA  ber  ®eburt  DoIIsjogen,  unb  par  finbet  biefer  jeitli^  unter* 

20  f(^ieb  babur(^  feine  (Erfloruna,  ba^  na&  i^rer  Xrabitton  9Ibam  erft  40  !Iage  nm^  ber 
S^öpfung  in  bas  irbif^  wabte$  etngefül^rt  nurbe,  unb  CEoa  i^m  40  Xoge  fpäter 
nacMot^e.  9Iud^  finbet  \ia)  bei  i^nen  ber  SrauA  ber  9lottaufe.  Der  ^^  ber 
Zfm}t  tft  bie  Vergebung  ber  Sünben.  Die  Slnfid^t,  oaß  bem  9leuQetauften  ein  6tbma, 
in  gform  eines  itreujes  eingebrannt  nerbe,  ift  ebenfo  irrig,  nie  bte.  baft  anjäbrliqi  bie 

25  Xaufe  nieberl^olt  nerbe.  —  Das  anbere  Salrament,  bos  ^eil.  3[benbma$I,  SReftir  ober 
Aurbdn  benannt,  nehmen  fie  unter  beiberlei  Seftalt,  Alenfer  nie  fiaien.  Ss  befte^n 
leine  93orf(^riften  barüber,  nie  oft  man  jum  Xif^  bes  ^tttn  fommen  foQ,  fonbem 
bleibt  bies  bem  ^erjensbebärfnis  jebes  einseinen  fiberlaffen;  bo^  Meint  es  gana  unb 
gebe  ju  fein,  {eben  6abbat   ober  boA  nenigftens   {eben  äRonat   bos  SIbenbmaQl   3U 

90  nehmen.  SBer  jeboA  an  bemfelben  teilnehmen  nill,  ffcA  fi(^  an  bem  betreffenben  Xage 
einem  fe^r  ftrenaen  ^ften  ju  unterjie^en.  9[u^  ift  es  Srau(^  an  biefem  Xage  Opfer 
barjubrinaen.  Diefe  befte^en  in  SBei^rauä,  £)I,  Srot  unb  SBein  ffir  bie  ^ilige  $anb« 
lung  felbft,  ober  in  9Bei^eräten  für  biefette.  —  Slls  $oftie  nirb  ungefauertes  SBeijen* 
brot,  Senajo,  oemenbet,  auf  nelAem  bas  !^tiiftn  bes  ilreuses  eingebrflctt   ift.    9n 

85  Stelle  bes  SBeines  oemenben  fie  Den  aus  Xrauben  ausgepreßten  Saft  —  3^e  Sor^ 
fteUuna  über  bie  C&egennart  (E^rijti  beim  9lbenbma^I  f^eint  feine  ausgebilbete  ju  fein. 
(Eine  mi  Seilte  finbet  baburd^  (tatt,  bag  fie  oor  bem  9lltar  bas  9Bori  abafan  „ntr 
baben  gefünbigf '  ausfpre^en,  nobur^  fie  fi^  als  Sünber  gegen  alle  (geböte  auf  einmal 
befennen  unb  nomit  fie  gleichseitig  bie  Vergebung  ber  Sünben  ^u  erlangen  hoffen.  — 

40  Die  ^ologamie  ift  oon  ber  Aird^  oerboten;  biejenigen,  neld^e  tn  i^r  leben,  fittb  oom 
Aird^enbeju^e  unb  oom  ^eiL  Slbenbma^l  ausgef(^loffen;  glei(^no^I  ift  biefelbe  gebröuc^» 
li4  Die  fidjung  ber  (Sf)t  ift  sulaffig.  Die  C&eiMeit  ift  ni^t  3um  (£ölibat  oerpfli^tet; 
bat  jeboc^  etn  oemitneter  ^riefter  ben  SBunf^,  ofbermals  ju  heiraten,  fo  mug  er  bem 
^riefterjtanbe  entfagen,  eine  Sitte,  norin  ficQ  bie  Slbneigun^  ber  alteren  Air^e  gegen 

45  bie  ^ette  (Sf)t  er^Iten  ju  ^aben  f^eint.  —  9leben  bem  d^nftli^en  Sonntag  nirb  auc^ 
ber  Sabbat  gefeiertj  unb  im  gansen  begebt  man  ni^t  neniger  als  180  geft*  unb  geier- 
ia^t.  —  ^nbenttlgungsmittel  finb  (haften,  Wmofengeben,  Aafteiungen,  SRond^tum, 
(Etnfiebelei,  fiefen  ober  SIbbeten  oon  9lbf^nitten  ber  ^eil.  S^rtft  unb  anberer  ^I.  Sucher; 
namentli^  gilt  bas  ^[ten,  c^nlic^  nie  in  ber  ioptif(^en  Atr^e,  als  $aupnebingung 

50  ber  Seligfeit.  Das  (yaften  nirb  peinli^  ftreng  gehalten.  9Ran  entölt  \\q  entneber 
oon  morgens  an  bis  ju  Sonnenuntergang  bes  £|fens  unb  Xrinfens  gänjlic^,  ober  man 
faftet  bis  jur  neunten  Stunbe  unb  nimmt  oon  ba  bis  Sonnenunteraang  feine  anima- 
tif^e  9la^ng  3U  ficb.  3n  biefer  9Bei(e  faften  bie  Slbefjinier  in  jeber  9Bo^e  2  Xage 
unb  jnar  no^  urc^riftli^er  Sitte  am  uRtttno^  unb  grettag;  augerbem  nirb  oon  ber 

55  Softenbissiplin  noq  ungefähr  bie  $älfte  bes  3^^^  eingenommen.  So  entölten  fie 
ßA  too^renb  ber  55  Xage  unmittelbar  oor  bem  Ofterfefte  3um  Slnbenfen  an  bos  SKtften 
(Eqrifti  in  ber  SBüfte  ber  animalif^en  fiebensmittel.  Bremer  finb  3U  taD^f)ntn  bie 
Soften  ber  Slpoftel,  oon  oerfc^iebener  £ange,  je  noAbem  bas  ^ftngftfeft  frü^  ober  fpot 
fSut.    3Beiter^in   finben  gfüften   \iati   an  ben  bret  legten  Xogen  bes  äRonats   Xer, 

»  4.-6.  gebruor,  jum  3lnbemen  ber  ^ufte  Jlinioes  na(^  ber  ^rebigt  bes  ^onos ;  femer 


Weffiitifi^e  Atrd|e  »BgoBen  Bei  bett  .^ebraent  89 

ju  iSffttn  ber  3ungfrau  aRoria  in  ben  erften  fünhe^n  Xogen  bes  SRonds  9la^{ie, 
6—21.  «uauft,  ooa  i^cm  Sterbetage  bis  3U  i^rer  ötmmelfa$rt.  S^Uefelit^  bie  oierjig« 
tttgigen  SK^^en  jur  Sorberettung  auf  bas  ^eft  ber  ®eburt  C^rifti,  Don  SBet^na^ten  an 
rfiitodits  gejSl^tt. 

aber  ben  Sufent^Itsort  ber  Seele  na^  bent  Üobe  finb  bie  Slnfi^ten  oerf^iebene.  5 
Die  einen  glauben,  bag  bie  Seelen  nac^  bem  Xobe  fofort  in  bos  ^tmmelret^  gelangen, 
inbem  pe  ft^  auf  jene  SBorte  bes  $erm  3u  bem  S^o^er  am  itreuj  ftü^en ,  ©a^renb 
bie  onbem  bie  Seele  er^  beim   legten  (Beriet  m  C6ott  eingeben  laifen  unb  meinen, 
bag  bie  ber  grommen  fi^  bi$  ba^tn  in  bem  irbif^en  ^arabtes  aufhalten. 

3lidM  alle  »eroo^ner  Stteffiniens  belennen  |i^  jum  CL^riftentum  unb  jur  fianbes*  lo 
firc^.    Vieler  3unä^ft,  aber  bo©  aufter  ii^  fielen  bie  3oIancn»  nomabifierenbc  Stämme, 
bie  [ic^  felbft  für  3sraeliten  anfe^en,  aber  als  CL^riften  gef^ilbert  ©erben ,  Don  biefen 
\i6f  lebod^  gefonbert  ^Iten.  ferner  als  biefe  fte^n  ber  Rtrc^e  bie  jlamanten,  bie  jmar 
getauft  finb,  unb  d^rip^e  ^riefter  ^en,  aber  ja^Irei^e  ^eibni(^e  9leIigionsgebrau^e 
oeobofflten.    (Es  folgen  bann  bie  oiirfli^en  3uben,  gralaf&os ,  bte  ^U))t|a^Ii^  in  ber  lo 
®egenb  oon  (Sonbor  unb  Üfc^Iga  mo^nen;    [ie  treiben  vlderbau  unb  C&eu)erbe,   finb 
aibeitsfamer  als  bie  (E^riften,  übertreffen  biefe 'jebo^  no^  an  Umoiffen^eit  unb   peift« 
li^  Serfommenl^it.    (Enbli(^  finb  noi)  bie  9Ro^amebaner  ju  nennen,  beren  9leIt^ion 
in  fortiDä^nber,  wtnn  auA  langfamer  Slusbreitung  begriffen  ift.   —    9lls  öugerlt^es 
Unterf^ibungsmittel  oon  biefen  Sli^tAriften  tragen  bie  ^riftli^en  Slbeffinier  eine  S^nur  20 
aus  blauer  Seibe  ober  SaunuDoIIe,  SDlateb  genannt,  um  ben  ^als,  bie  fie  f^on  bei 
ber  Zouf   ei^tten.  Wl.  Sfittfe  (Dr.  (S.  m^mrei). 

SOgabni  bei  ben  ^ebr&ern.  Die  olIgemeinHe  Se5ei(^nunp  aller  ber  einmaligen 
ober  fortlaufenben  (Entrüstungen,  mel^e  ^untfö^lic^  für  bas  Stn«  unb  Stusfü^ren  oon 
^onbelsgc^enftänben  (3on^)r  00m  (&runbbe)i^e  unb  beffen  (Ertrage  (C5runbfteuer)  unb  25 
Don  ber  eigenen  ^erfon  (Ao^^teuer)  an  ben  Staat  uno  ben  ilönig  ober  an  bie  reli« 
giofe  (SemeinfAaft  unb  bie  ®ott  repröfentierenbe  ^riefterfc^aft  ju  leiften  finb,  ift  9Ib« 
gäbe.    (Eine  ebenfo  angemeine  Sesei^nung  aller  tlbgaben  fe^lt  im  ^ebraif^en. 

3ur  Se^eic^nung  ber  oerf^iebenen  (Battungen  ber  ^eiligen  Slbgaben  bient  ^t'^**?, 
„§ebe",  b.  i.  oon  einem  orö^eren  (Bansen  oonoeggenommener  „Slb^ub".  Diefes  30 
«ennroort,  bas  in  ber  ^nefterfc^rift  40  mal  unb  Jonft  nur  no^  Dt  12,6.  11.  17 
oorfommt,  ©irb  junö^ft  oon  ben  „$eben"  im  eigentli^en  Sinne  bes  SlBortes,  b.  \),  oon 
ben  ben  ^rieftem  jufallenben  Seilen  ber  Speis»,  Sünb*  unb  Sc^ulbopfer  fic  7,  14. 
Sin  18,  8ff.,  insbefonbere  oon  ber  „$ebeleule"  (n'f'i-riri  prd)  fe  29, 27  f.  fie  7,34. 
10,  14  f.,  9lu  6,  20  f.  gebrau(^,  lann  bann  aber  au^  allgemeine  Slbgaben,  ©ie  bie  30 
»ettröge  jur  Stiftsptte  (Ex  25,  2^  30,  13  f.  35,  5.  21.  24.  36,  3.  6  unb  überhaupt 
iebioebe  ^eilige  (Babe  fie  22,  12.  9tu  5,  9  besei^nen  unb  barum  au^  jur  Sesei^nung 
ber  3a^  sulommenben  (Erftgeburtcn,  (Erftlinge,  bes  3^^^^^"»  (Bebannten  unb  Seute« 
anleils  oenoenbet  loerben  3lul5^  19  f.  18,  11  ff.  31,  41  (ebenfo  Dt  12,  6. 11. 17  ^aupt« 
föc^IiAi,  menn  aw^  ni^t  ausf^lteglid^,  oon  ben  (Erftlingen  3U  oerfte^en).  40 

Son  meltliAen  Slbgaben  ©irb  ber  3«^nte  1  Sa  8,  15,  17  in  ber  Säuberung 
ber  Sniglic^en  Sleqte  enoc^nt,  bie  bem  Samuel  5ur  Slof^redung  ber  3sraeliten  in 
ben  Stunb  gelegt  ift  9la^  ge©öSnli^er  Slnna^me  ge^t  hieraus  ^eroor,  bog  ben  3sraeli« 
ten  ber  Aönigsjeit  eine  folc^e  3^S^tfwgabe  an  ben  S<bn\Q  n\ä)i  unbetannt  ge©efen  ift; 
unb  ba  ber  3^nte  in  ber  nac^esilif^en  !^tii  oollftönbig  eingebürgert  erf^eint,  [0  ^t  45 
man  boraus  ben  9Uldf^lug  5iej^n  ©ollen,  ba^  bies  au^  ((^on  im  altern  Sleii^e  3srael 
unb  3uba  ber  gall  ge©efen  fein  milffe.  SJiellei^t  ift  bei  ber  Sefteuerung  ber  gamilien, 
bie  1  Sa  17,  25  oorausgefeM  ift,  an  ben  3^^^^^^  5U  beulen.  Do^  oertritt  ÜBell« 
^fen  (gegen  9B.  91.  Smit$,  Lectures  on  the  religion  of  the  Semites  -  1894, 
p.  246  sqq.)  bie  SlnfiAt,  ba^  ber  !^tf)nU  bei  ben  3sraeliten  ber  (Bott^eit,  ni^t  bem  50 
jtön^e  gebfi^rte  (3srael.  unb  jüb.  (BefAic^te ',  1895,  S.  86).  Si^er  ©eift  bagegen  bie 
enDö^nungber  „mcü^h  bes  Königs''  invlm7, 1  ^in  auf  ein  Slnre^t  bes  Aönigs  an  bem 
erften  SAnttt  oon  fiaub  unb  oon  ftraut  b.  f).  bem  aus  angebauten  fieguminofen  befte^enben 
SK^neibefutter  {niifi  aber,  ©ie  man  früher  allgemein  annal^m,  an  ber  erjten  2Biefenf(6ur, 
ba  es  in  ^aläjtina  ©eber  ^eu  no^  friJA  gefAnittenes  (Bras  gab ;  no^  ©eniger  ift  an  S^of « 55 
[(^ur  mit  fiut^er  unb  (B.  §offmann  [3at3iS  3, 117]  5U  beulen).  Diefes  5eitli(^e  aSorreqt 
in  Sejug  auf  bas  Slbf^neiben  bes  fiaubes  unb  bes  ilrautes  befag  ber  5U)nig  offenbar 
mit  9iy|i(St  auf  bie  oon  i^m  ju  ^altenben  Ariegsroffe  1  %  18,  5  (ogl.  ^terfiber 
SBeO^fen,  Seiträge  Y:  Aleine  ^rop^ten,  3U  $lm  7,  1).    95on  fonftigen  Slbgaben 


90  Hh^abtn  Bei  ben  .f^eBticrtt 

loecben  in  ber  oorexilifd^n  3^it  no^  tmaini  $anbeI$33Ue,  loel^  in  Solomos  S^^ 
oon  bem  Smport  ber  Aaufleute  gejohlt  louroen  1  %  10,  15  (f.  ilaii^f(^,  Die  ^ilige 
S^rift  bes  91.1.,  j.  St.).  aSon  eigentli*en  Steuern  ift  1  %  4,  7—19  bie  »ebe. 
9lus  oiefer  Stelle,  beren  Ztxi  leiber  ftarl  Derberbt  ift,  lögt  ]xif  tiwa  folgenbes  fibei 
6  bie  %xt  ber  SIbgaben  unb  i^ren  Sejug  entnehmen :  ba  Solomo  ju  feinen  loftfpieltsen 
Sauten  (Selb  unb  Slrbeitsirafte  in  SRenge  brauste,  fo  lourbe  ganj  3srael,  obne  9M' 
]ii)t  auf  bie  Serf^ieben^eit  ber  StSmme,  in  12  Sejirfe  (ni^t  13,  nrie  Stöbe,  &t^. 
3sr.  I  305  unb  na^  i^nt  9lomad,  ^r.  ^xäf,  I,  313  unb  Seiqinget,  5ebr.  9t4  308 
annehmen;  ogl.  hiergegen  fttttel,  (5efA.  Osr.  II,  161  Sinnt.  3)  eingeteilt,  beren  jeber 

10  burc^  einen  93ogt  oenoaltet  wich ;  auf  ®runb  biefer  (Einteilung  wmhtn  bie  gtonleiftttngen, 
bie  bamals  (ober  {ebenfalls  fp&ter  im  Slorbrei^e  ni^  me^)  aud^  ben  Ssraeaten 
auferlegt  mürben,  angeoronet  (1  Ag  5,  27  ff.,  i^l.  11,  28)  unb  bie  Steueriajten  be< 
ftimmt.  Doj^  es  fi^  babei  juglei^  um  SlaturaUteferungen  Rubelte,  beioeift  bie  un« 
oerbä^tige  9cott5  1  %  4,  7 ff.,   bog  jeber  biefer   Sdgte   je   einen  SRonat  lang  ffir 

15  bie  lönigli^e  Üafel  ju  forgen  ^tte.  Die  [onftiaen  Sintünfte  ber  KnmliAen  $of* 
Haltung  Salomos,  feine  ^(^iffa&rt  na^  bem  ffibarabifil^en  (5oIblanbe  Ofipir  1  Ag 
9,  28.  10,  22,  mit  ber  jugleid^  (Exportl^bel  in  jenes  fianb  oerbunben  ^eiDefen 
fein  wirb,  ber  ^anbel  mit  ißferben,  bie  in  %9pten  aufgefouft  unb  an  bie  Aomge  Der 
$et^iter  unb  Slramöer  abpeje^t  U)urben  1  %  10,  28  f.,  ber  oon  ben  msif  ^^ni^ien 

so  burq  fein  S^eid^  ^inbur^sie^enben  itaranrnnen  erhobene  3oU  1  %.  10,  15,  fiitb  ni^t 
ben  inbiretten  Steuern  ju  oergleid^en,  toeil  fie  ni^t  oom  SoOe  gejoAlt  tmtrben.  fonbern 
finb  eine  Srt  5lronregaI.  Sllle  biefe  SIbgaben  ©aren  5ur  ^txi  bes  ilSnig«  Salomo,  ber 
bur^  feine  glönjenbe  ^of^altung  ju  i^rer  (Erhebung  genötigt  U)urbe,  oöQig  neu,  wit 
mä)  baraus  ju  erfe^en  ift,  baj}  bas  Solf  bei  feinem  Zobe  über  bie  i^m  auferlegten 

26  Soften  als  fiber  etroos  Ungeioo^ntes  bittere  Aloge  fil^rt.  —  Seine  Sorg&nger  meiben  bie 
(Erhebung  Jol^r  SIbgaben  ni^  benötigt  ^oben.  Denn  Soul  ^e  iuk^  feinen  eigent« 
Ii(^en  ^ofpolt,  fonbern  lebte  auf  feinem  ooterli^en  ®ute  oon  beffen  (Erträ^niffen  meiter. 
Slugerbem  bienten  jur  Seftreituno  feines  fönigltc^n  Slufnxtnbes  bie  freimtUigen  (Soben 
feiner  Untert^onen,  bie  xti^U  unb  fc^^fu^nb  ober  fonft  i^m  ^ulbigenb  no^n  1  So  10, 

ao  27.  16,  20  (ogl.  no^  1  Äg  10, 10.  25.  2  (E^9,  24.  17,  5.  32,  23),  foroie  fein  «nteil 
an  ber  ilrieas^ute.  3^^^  3^it  Dooibs  untren  biefe  (Einfünfte  mo^rf^einlid^  betro^tli^  onge« 
Q)a^fen.  3^i>^nfans  ^^^  fi^  f^in  ^ausbefi^  bebeutenb  oerme^rt,  fo  no^  1  SJft  27, 
25  ff.  (ogl.  2  CD^r  26,  10)  foll  er  bereits  Domänen  oon  großem  Umfonge  befeffen  ^oben. 
Da3u  !am  bie  infolge  feiner  oielen  unb  glü(fli(^en  ilriege  reu^e  Äriegsbeute  2  So  8,11. 

86  12,  30  unb  im  Slnf^lufe  hieran  famen  bouemb  bie  regelmäßigen  Iributlieferungcn  ber 
untenoorfenen  Sölferfc^ten  ^inju  2  Sa  8,  2  (ogl.  no<^  1  %  5,  1.  2  Ag  3,  4 
unb  3^  16, 1),  behufs  ocrcn  (Eintreibung  er  iebenfolls  Statthalter  über  bie  neugexoon« 
neuen  (Gebiete  fe^te.  3Ba^rf^inli(^  ift  es  aber,  bog  ou^  f(^on  bie  Sollsjä^Iung  bui^ 
Dooib  (2  Sa  24,  1  ff.)  ben  !^mtd  ^otte,  eine  C6runblage  für  bie  geregte  Serteilung 

40  ber  Steuerloften  5u  J(9affen,  ©es^lb  man  oon  biefer  Neuerung  Schlimmes  für^tete.  — 
^nli(^  loie  unter  Salomo  toerben  bie  Steueroer^ltniffe  ou^  unter  ben  jtömoen  ber 
betben  Wei^e  geioefen  fein.  Die  Ärongüter  f^int  man  no^  1  ilq  21,  1  ff.  boburt^ 
oerme^rt  ju  ^aben,  bog  man  in  gemiffen  ehalten  bas  Vermögen  (Sen^teter  ju  (Sunften 
bes  Aönigs  einsog;  au^  fe^t  1  So  8,  12  liegenbe  Güter  ooraus,  bie  ber  5lönig 

46  mi)  feinem  (Sutbünten  feinen  Beamten  ju  fielen  geben  lonnte  (ogl.  (Ej  46,  17).  Um 
ä^nltd^em  SRigbrou^  jener  Sinri^tung  nie  bur^  bie  SSergeuxilttgung  9{abot^  oor« 
jubeugen,  follte  bem  gürften  bes  ©ottesftoates  mi)  flEj  (45,  7  f.  46,  16—18.  48,  21) 
ein  beftimmter  ©runbbefi^  als  Aronlanb  jur  Seftreitung  ber  8ebürfniffe  bes  ^ofbottes 
5ugeu)iefen   ©erben,    „bomit   meine   gürften    meinem  33olfe   ni^   me^r   bos  Seine 

60  nehmen."  Dagegen  ^örcn  ©ir  au^  in  ber  3^^  ^^^  geteilten  5Rei(^  no(^  oon 
feiner  C5runbfteuer;  bog  fie  ni^t  als  timas  Selbftoerftönbli^es  belannt  ©or,  ^ot  man 
3uglei^  boraus  f^liegen  ©ollen,  baß  beri(^tet  ©irb,  erft  3of^  ^^  ffe  in  Sgqpten  ein« 
geführt  C5en  47,  13  ff.  Unb  eine  Aopffteuer,  bie  au^  in  jener  obf^redenoen  SAiU 
oerung  ber  tönigli(^en  5Re(^te   1  Sa  8,  11—17  fep,   ©urbe   oon   ben   isroelitifqen 

66  Aönigen  nur  in  ougerorbentltd^en  gälten,  jur  Slufbringung  ber  an  aus©Qrtige  ^loing^erren 
JU  ja^lenben  Ariegsfontributioncn,  er^ooen  2  Ag  15,  20.  23,  35;  bo  biefe  oteucr 
mä)  erfterer  Stelle  auf  bie  SBe^rpfli^tigen  umgelegt  ©urbe,  fo  ge^t  hieraus  ^eroot, 
bog  bie  Sefi^er  oon  (Erbgütern  ©ie  bie  Saften  bes  ^^^tbienftes,  fo  au(^  bie  bes  Stootes 
unter  fid)  teilten.  —  3n  ber  nod^exilif^en  3eit  hatten  bie  ^vä^n  als  Untertanen  bes 

eo  ^erfenet^es  folgenbe  SCbgaben  ju  entrid^ten:  3^^  (l^H)»  )>^t  ni^tblogon  ben9{ei<^s 


Kigaliett  Bei  beit  l^etrSerti  91 

greit}en,  fonbem  au(^  inner^Ib  bes  Kei^sgebietes  bejo^It  loerben  muhte ,  Serbcau^:^ 
abamtn  (was  ober  ^  mit  SUbec^eit  nur  baim  bebeutet,  loenn  es  urfprüngltc^  f.  o.  a. 
„^tämaxq**  ift,  UMMeoen  bieFe  Sebeutuna  ni(^t  feftfte^t,  menn  es  bem  affqr.  StenroDort 
biltu  „Steuer^  en^pit^  uno  Jobann,  als  Derivat  Don  ^^  ,,bringen'\  3una(^Jt  nur 
gang  al^emein  ,,9ogabe'^  bejei^net)  Ssr  4, 13.  20,  unb  Steuern,  b.  i.  mo^l  eine  bi«  s 
rdte  (getoabgabe,  iDd^^inlim  eine  5lopffteuer  {^*Vi^  ober  ^'to  b.  i.  bas  oRpr.^babQl. 
mandatu  oon  nad&nu  „geben'',  aI|o  an  ]\^  aü(^  oon  allaemeinfter  SSebeutung) 
Ssr  4, 13.  20.  6,  8.  9le^  5,  4 ;  ausgenommen  maren  nur  bie  ^riefter  unb  bas  fibriae 
jbdtaispeifonal  (Esr  7,  24.  infolge  bes  bitteren  (&effi^Is  ber  ftne^tüaft  (9le^  9,  36  f!) 
eifäienen  i^en  biefe  Steuerlaften  ^rter  als  fie  ^tfä(^Ii^  u)aren;  ooA  liegen  fi^  bie  lo 
peififc^n  fianbiifleger  gelegentli§  au^  Srfnreffunaen  ju  fd^ulben  lommen  vlti)  5,  15.  Da 


biisq,  bag  jfvc  35»  ber  ptoIemai[(^en  unb  feleudbif^en  5^tr[(^^  )>i^  lanbes^nli^en  9lb» 
gaben  an  ben  Sleiftbietenben  oerlauft  lourben  Oofep^us,  ihti.  12,  4, 1.  4.  5.  1  9nal 
11, 28.  13,15),  ourben  bieSIbgaben  5U  einer  \ifmtx  brfidenben  £aft.  Denn  biefe  Steuer» 
pod^er  ntugten  nül^t  nur  ben  5l5nig  befriebigen,  fonbem  sollten  au(^  für  fi^  felbft  15 
einen  b^eutenben  Öberl^ug  erjielen.    60  jaulte  ^M,  ber  6o^n  bes  xobias,  beffen 
SRilbe  gegen  feine  jübij^en  fionbsleute  ausbrütfli^  o^eupt  mirb,  bem  ilonige  (Euer« 
getes  oon  Sig^pten  fibr  bte  SteuerpaAt  oon  (£dlet^rien,  ^^dntjien,  3uböa  unb  Samarien, 
bte  Summe  oon  16000  Xalenten  (über  60  autllionen  SDtarf),  bas  Doppelte  oon  bem, 
mos  bie  anbem  $ä(^ter  aeboten  ^tten ,  unb  bo^  enoarb  er  burd^  bieh  ^a(^t,  bie  er  20 
22  3<^  lang,  oud^  noq  unter  ilönig  ^^itopator,  befaj},  unae^ure  zReid^tfimer.  9Bie 
fe^  man  alles  ausjubeuten  fu^te,  seigt  bte  Srgä^Iung  oon  oer  ilronenfteuer  1  SRaf 
10,  29  (ogl.  11,  35.  13,39);  benn  btefe  Slbgobe  enturidelte  fi^  aus  bem  urfprünglir 
fcekoinigen  C^renoeft^enfe  einer  golbenen  Arone.    Die  9{Smer  jeigten  fi(^  rüd[i(^tli( 
ber  Steuern  ben  3uben  freunbli($ :  Julius  (Eöfar  lieg  bas  ^gabemoefen  juna^ft  no^  ss 
in  ben  ^Snben  ber  ein^eimijAen  giften,  \a  er  na^m  [ogar  auf  bas  Sabbatja^r  9{üd' 
[xifL    Xiobur«^,  bah  bei  ber  JJerbannung  bes  9lr(^elaus  im  Z^ixt  7  na^  (S3ft.  C5.  3ub&a 
unb  Samaria  jur  ^rooinj  Surien  gefqlagen  U)urben,  fanb  oer  dienfus  ber  römif(^en 
^ßcornnjen,  beffen  ^auptjmed  oie  Siegelung  ber  Steuererhebung  mar,  auf  fie  Smoen» 
)iung.    Danuu^  mußten  au^  bie  3uben  auger  ben  ^anbelsjöüen   jmeierlei  biretteso 
Steuern  jaulen  (ogl.  SRt  22,  17):  bie  ®runb[iteuer  (tributum  soll  refp.  agri),  bie  teils 
in  Sloturallteferungen,  teils  in  ®elb  entri^tet  muxbt ,  unb  bie  ilopffteuer  (tributum 
capitis),  unter  meh^r  nt^t  ausfc^Iiegli^  eine  für  alle  capita  gleid^  ^o^e  ftopffteuer, 
joi&em  febe  perfBnlt^e  Steuer,  unb  namentlich  eine  93ermögens»  ober  eine  Sinfommen- 
(teuer   ju   oöfte^n   ift    (ogl.  SKarquarbt,   iRomifdbc   Staatsoenoaltung  II,    177  ff.). » 
Ctejes  tributum  capitis  betrug  einen  beftimmten  leil  Hn  Spricn  jur  3^it  bes  Sp« 
pisitus  ein  ^rojent)  ber  S^a^ungsjumme,  mel^e  burm  bie  Sc^^ungen  b.  f).  bur^ 
Me  Anfertigung  ber  fiiften  5um  Sepufc  ber  Steuerer^ebuna  (bur^  Selbfteinfd^äftung 
mit  na^olgenber  5lontrolle  ber  eingaben  bur^  bie  Seamten)  feftgeftellt  mürbe.    $lber 
^  unter  ber  9iomer^rrf(^aft  mürbe  ber  Steuerbrud  bur^  bie  Slusbeutung  oon  feiten  40 
bei  6teiierpa(^ter  bis  ins  Unertrögli^e  gefteigert  unb  fo  ber  bittere  $ag  ber  ^uben  gegen 
bie  Kdmer  immer  aufs  neue  genarrt. 

Die  ^eiligen  9[bgaben  befielen  in  erfter  fiinie  aus  ben  CErftgeburten,  ben  {£x\U 

lingcn  unb  ben  3^nicn,  bie  3^^^  ob  Dem  ftönige  3sraels  5ufamen  (f.  weiteres 

unter  ben  betr.  21.).    9Son  Slbgoben,  bie  ber  lempeHaffe  jufloffen ,  ift  2  %  12,  5  ff.  46 

We  Mebe,  mo  erjö^It  mirb,  baft  5lönig  3«^öös  oon  3uba  bie  Slnorbnung  trifft ,  ba^  bie 

oom  Solfe  bem  lempel  geftifieten  ©eiber  ni^t  me^r,  mie  bisher,  ben  ^rieftern  su^ 

foOen  follen,  meil  biefe.  anftatt  bamit   bie    nötigen  ^Reparaturen  am  Üempelgeböube 

fdi^eier  Se|timmung  entfpred^nb  oorjune^men,  bas  (Selb  für  fi^  oenoanbt  Ratten,  fon« 

im  \>ak  btefe  ®e^r  nunmehr  in  einen  am  Singange  bes  Xempels  aufjuftellenben  60 

fiotteslaften  geleot  unb  bur^  ben  ftansler  5ur  3njtanb$altung  bes  iempelgcbäubes  ben 

ieauftragten  ^anDverlem  einge^nbigt  merben  follen,  toas  bann  au$  in  ber  CEi^lung 

2  Äg  22,  4  ff.  für  bie  3^ii  ^ts  Zorn  ols  fte^enber  Ufus  oorausgcfeW  mirb.    Diefe 

Sbgoben  <m  ben  Üempel  beftanben  teils  aus  ,.bem  (Selbe ,  bas  einem  ourc^  6(^a^ung 

auferlegt  mirb"  (f.  betreffs  bes  Ücites  Äau^f^ ,  Die  ^il.  Schrift,  5.  St.)  b.  f),  (na(§  65 

£e  27,  2  ff.)  aus  ber  bur^  bas  C&efe^  feftgeftellten  Xaxe,  na$  meld^er  ^erfonen,  meldte 

bnn^  ein  (Selübbe  (Sott  gemei^  moroen  moren,  mit  C&elb  losoefauft  mürben,  teils  aus 

„bem  ®elbe,  bas  irgenb  jemanb  aus  freien  Stüden  in  ben  Xempel  3fl^^s    bringt", 


aVio  aus  freimilliaen  wAtn.  —  Son  einer  für  bie  Sebürfniffe  bes  laufenben  ©ottesbienftes 
(Mes  noi^ffien^.,  SbX^XXII,  418  unb  Diflm.,  (Ex^Äeo  319  ber  Sinn  oon  'n'-^by;) 


eo 


92  Sbgabett  (et  bett  l^eBramt  SUflaiett,  ftn^(id|e 


i 


u  Denoenbenben  Steuer  ^anbelt  ber  Slbf^nttt  Sx  30,  11—16,  bec  überetnftimmenb 

\tx  ^ricfterfi^ritt  sugeioiefen  wirb,  nur  boft  DHImann  (fe'fieo  317 f.,  3lu*Dt-3öf 

673  f.)  i^n  bem  (Srunb|tode  berfelben  jufprtmt  (jebo^  o^ne  bag  in  c.  30  no^  ber  reine 

lext  ber  «priefterf^tift  Dotliege-  f.  3lu«I)t*3o|  635),  ©ä^enb  Äuenen  («EinLI.  1,294 ff.), 

5  Weuft  (©ef^.  bes  8l.I.  474  ff.).  Äö^fer  (Sprl^  VII,  553  ff.)  annehmen,  baft  er  no^ 
in  bem  (Sefe^bu^e  Ssros  gefehlt  babe,  meil  in  i^m  V«  S^bl  ctls  Slbgobe  an  bos 
Heiligtum  verlangt  merbe,  bagegen  ^e^  10,  33  bas  SoH  fi^  bbs  v.  ®^i^I  auferlege, 
^r  gan}  abgelesen  baoon,  bog  es  ^ö(^ft  untDo^rf^einli^  ift,  anjune^men,  bie  ^riefter 
Ratten  na^  bem  feierli^en  9ltte  9le^  10  burA  fpötere  (nntrogungen  in  ba$  (Sefe^biu^ 

10  Die  ^nforberungen  an  bie  C&emeinbe  fo  erj^bli^  ju  oerf^rfen  geiDogt,  fo  ift  in  ber 
Serorbnung  (£x  30,  11  ff.  gar  niAt  oon  einer  jö^rli^  3u  leittenben  5lo)yffteuer  für  bas 
Heiligtum  bie  9{ebe  (mes^Ib  aum  bie  obige  (Folgerung  falfq  ift),  unb  barum  tonnte 
fie  nur  als  Seleg  für  bie  93er)jf(i(^tung  bes  93oHes  jur  Unter^tung  bes  ^Qigen 
Dienftes  flberbaufit  in  Setra^t  fommen,  u)omit  bie  ^bf)t  bes  Beitrags  noqi  niAt  beftimmt 

15  uHir.  3n  biefem  6inne  ^t  man  t^at[öAIi^  fpäter^in  bie  notroenbig  getooroenen  Um< 
la^en  für  bas  Heiligtum  mit  biefer  moiaifi^en  3Rufterungs[teuer  5U  reqnertigen  geftrebt, 
mte  bie  (Erjo^Iung  oon  ber  Üeng^elausbefferung  unter  3^oa$  btim  (Tbrontften  (2  (E^r  24, 
6.  9)  jeigt.  Das  bur^  bie  9Rufterung  eingegangene  ^ilbergelb  [oute,  nie  bereits  er* 
u)äbnt,  3ur  Seftreitung  ber  Slusgaben  für  Den  laufenben  Xempelbienft,  3.  S.  fite  bas 

2utägli(^e  SRoraen«  unb  9IbenbIammopfer  C^^s)),  oermenbet  toerben,  niÄt  aber,  nrie  ber 
au^  na^  Dtümann  fehinbore  Slbfd^nitt  Sx  38,  25—28,  infolge  unnötiger  9uffaffung 
bes  2lusbruds  ^3<  toill,  für  ben  Sau  bes  Heiligtums.  Der  Seitrcm,  oen  „jeber,  ber 
ber  9Rufterung  unterliegf  |  3U  entriAten  ^atte,  betrug  „einen  balben  6del  Eiliges  (Se« 
wi^t"   (©0  Äer  '^'^T^*  "^P^^,  rooour^  ber  ooIUoic^tige  Sefel  im  ®egen|afe  ju  bem 

25  als  9Rün3e  umlaufenben,  etioas  leidbteren  Silberfelel  besei^net  u)irb,  Dielleüi^  nie  ouif 
fonft  blog  ein  3ufa^  ber  fpoteren  Bearbeiter  ift) ;  er  ift  na^  93.  15  für  ben  »ei^n 
unb  ben  Firmen  gleu^,  benn  oor  3^^ooa  finb  alle  3sraliten,  abgefe^n  oon  ben  ^[me« 
ftem  unb  fieoiten  als  feinen  näheren  Dienern,  glei^  (Dillm.,  Sx  *  fieo  319).  (Erft  bie 
na^esilif^e  3^^  ^^t  aus  biefer  einmaligen  5lomfteuer  3U  ©unften  bes  Zempelbienftes 

30  bie  jö^rlid^e  Üempelfteuer  entnidelt.  3unä<^f^  ^^^9^^  1^4  ^^^  ©emeinbe  unter  9le^mia 
3ur  ausrei^enben  Seftrettung  ber  gottesbienftli^en  Sebürfniffe  (ogl.  Ssr  6.  9.  1  SRqI 
10,  39  ff.,  2  aRal  3,  3)  frenoillig  V,  6elel  als  iö^Iid^e  Üempelfteuer  auf  (9le^  10,  33). 
Da  in  ber  ailaßabäersett  an  Stelle  ber  babptonif^en  Silbenoü^runaj  tn  n>el^  bie 
Slusprögung  bes  Silberfelels  nac^  Dritteln  u.  f.  10.  erfolgte  (noraus  Ju^  eben  bie  Se* 

a5  ftimmung  ber  Xcmpelftcuer  auf  ^\^  Sefel  erflört),  ©ieber  bie  p^öni^ifqe  SUbenoä^rung 
eingefübrt  norben  nar,  in  nel^er  bie  Ausprägung  bes  Sefels  naq  Hälften  erfolgte,  fo 
betrug  oie  lempelfteuer  \t%\  nieber  ^^  Sefel  0.  i.  eine  Doppelbra^me  9Rt  17, 24.  27. 
äBeil  aber  im  Slnf^Iug  an  (Ex  30,  13'  bie  Sesal^Iuna  ber  Üempelfteuer  in  alter  ^iliqer 
SRünse  geforbert  nurbe,  fo  naren  im  Xempel  äBeAsler  {HoU.vßioTai  SRt  21, 12)  nötig, 

40  bie  jene  gegen  fpoteres  (oelb  ein^anbigten.  Diefe  iempelfteuer  fd^idten  au^  bie  aü^ex^ 
paloftinif^en  3uoen  00m  20.  fiebensjo^re  an  naA  3^nifalem  (SDlif^na,  !&altat  QAt^ 
falim  3  u.  4;  3of.  Slntiqu.  18,  9,  1),  fo  bah  etne  fe^r  betrö^tli^e  Summe  einlief. 
3la^  ber  3^^ft8nin^  bes  Üempels  forberte  ftaifer  93ejpafian  biefe  Steuer  oon  allen 
3uben  für  ben  fapitolinif^en  iempel  in  9lom  ein  (3of.  bell.  Jud.  7,  6,  6). 

45  )Mi|ffe(. 

abgaben,  firc^Hf^C*  Xt)0]iiQ(fin,  Vetue  et  nova  ecclesiae  disciplina  circa  beneflcia  3, 2. 
c.  32  sqq.  -  'ißtiinip«,  mrc^enre^t  53b.  5  §  235,  238.  S3b.  7  §  438.  —  .^ofcr,  3)o«  firc^» 
lid)c  Sinanjnjefeu  ber  ^äpftc,  9ZürbIingcn  1878.  —  ®ottIob,  ?(ud  ber  Camera  Apoetolica 
bcS  XV.  Sa^rl),,  gnndbrud  1889.  -  .^önlg,  3)ie  päpftlic^c  Kammer  unter  C^Icmenö  V.  unb 
ö()  Sodann  XXII.,  3öicn  1894.  3Bcitere  iiittcratur  fic^e  unten  in  ber  SJarftellung  unb  bel8rricb« 
berg,  tirtöcnrcdjt  §  171—173. 

Der  fir^lii^e  Organismus  beftreitet  bie  5loften  feiner  Sxiftens  teils  aus  bem  ei^e« 
nen  Serm5gen,  bas  bte  fir^li^en  Stiftungen  in  C&runbeigentum ,  9{enten  unb  5lopitaI 
befi^en,  teils  aus  3u[^ü|fen  00m  Staate,  teils  enbU^  aus  Seitragen  feiner  SRüglieber. 
55  9{üdfiAtlt^  biefer  Seitröge  ^atte  fi^  im  9Iltttelalter,  oon  ben  einfa^ften  Slnfängen  be» 
ginneno,  ein  fompUsiertes  Spftem  fir^lid^er  Sefteuerung  ausgebtlbet,  nel^es  man 
uberbliden  mug,  um  bie  man^erlei  9lefte  rii^tig  3U  erfennen,  voüift  baoon  fono^l  in 
ber  fat^oUf^en,  als  in  ber  proteftantifi^en  ftir(^e  no^  übria  finb. 

3n  ber  erften  3^it  nurbe  ben  fird^li^en  Sebürfniffen  für  fiiturgie  unb  Slrmenpflege 
eu  bur^  freinillige  Gaben  ber  S^riften  (oblationes)  an  9Bein,  Srot,  £)l,  9Bei^au<9  ui{b 


"Si^üitn,  Krt^iiil^e  93 

gm^en  gettfiot  ($Qt(^f  Die  (gefeTlf^aftsDerfaffung  ber  i)xx]il,  Atrien  im  Altertum  6. 33) ; 
befbnbers  braqlte  man,  na^  jübifc^er  Sitte,  bieSrftlinge  ber  Sf^Ibfrü^te  bar  (primitiae) 
Didache  c.  13,  unb  bereite  3U  ZertuIIiarts  ^tii  (f  2^^)  leinten  aud^  ®elbbeitrage  oor, 
monatli^  ober  fonft  na^  SBillen  unb  93ermögen  gegeben  (deposita  pietatis)  conc. 
Carthag.  III.  c.  24  (397),  TertuU.  Apologet,  c.  39.,  in  ben  Constt.  Apostol.  2,  25.  r, 
7,  29  u.  f.  w.  $ieju  —  unb  sum  leil  an  bie  Stelle  ber  Dblationcn  unb  ^rimitien 
—  trat  bie  Slbgabe  bes  3^^ntens  (f.  b.) ,  beffen  3^^Iun9  inbejjen  oor  ffinbe  bes 
6.  3o^.  nur  oereinselt  als  re^tli^e  ^flid^t  auf^efaM  loiro.  ^uf  ben  illerus,  als 
beifelbe  fi(^  Don  ben  fiaien  ausf^teb,  erftreote  fi^  etne  Derartige  Steuerpfli^t  no^  ni^t  ; 
bag  aber,  nms  ber  jtleriler  aus  Iir(|U^en  Qnnlünften  enoorben  ^at ,  nac^  feinem  Üobe  lo 
an  bie  ittr^e  jurfidfalle  unb  er  teftamentarif^  nur  über  basjenige  oerfügen  bürfe,  nnis 
er  aus  Sc^nfung  ober  Srbre(^t  enoorben,  vovch  f^on  am  (Enbe  bes  4.  3<^^-  im  conc. 
Carthag.  dt.  c.  59  (c.  1.  C.  12  qu.  3)  ausgeflogen.  (Erft  beinahe  taufenb  3^^^^ 
^er  tft  bem  jtlerus  au(^  hierüber  frei  5U  bisponieren  geftattet  n)orben. 

9Bä|renb  alfo  anfangs  ber  Alerus  frei  geblieben  wca^  lommen  Snbe  bes  6. 3^^^^*  10 
bie  eiffon  Sfmren  oon  brei  oerfi^iebenen  9U9gaben  3iemh(^  gleic^eitig  oor,  bie  aus» 
f<^ltegli(^  oon  ber  C&eip^leit,  —  unb  jpar  00m  I)ioce|an!Ierus  an  ben  Sif^of  — 
gm^It  ourben:  1.  Sine  allgemeine  jö^rlic^e  Steuer,  ber  bif^ofli^en  ftat^ebrale  ent« 
rii^  oon  fSmtlic^n  iliri^en  ber  Dtöcefe,  honor  cathedrae,  cathedraticum ,  ober, 
loeil  fie  bei  Gelegenheit  ber  bif^ofli^en  93ifitation  (Senb,  Sgnobus)  gejohlt  ju  o^erben  20 
pflegte,  synodalis  census,  synodus,  synodaticum,  genannt.  Sie  fommt  juerjt  in 
Simnien  oor,  concil.  Bracar.  a.  572  in  c.  1.  C.  10.  qu.  3  unb  neu  eingefAärft  im 
conc.  Tolet.  VII.  a.  646  in  c.  8  eod.  $ier  gef(^ie^t  bie  3^lwng  in  (5elb.  3m 
fconfif^en  9it\ift  hingegen,  wo  biefelbe  SIbgabe  im  capit.  Caroli  Calvi  ap.  Tolos. 
a.  844  enoo^nt  mirb,  [oll  fie  in  gftüd^ten  unb  Sie^  gegeben  werben.  Unter  Snnocen}  III.  25 
(t  1216)  in  c.  20.  X.  de  cens.  (3,  39)  unb  $onorius  III.  (f  1227)  in  c.  16.  X. 
de  off.  jud.  ord.  (1,31)  fommt  fie  als  gan3  allgemeine  %S)gabe  in  Italien  oor,  wo  [ie 
fUK^  beute  faftif^  anerlannt  ift  (Scaduto  diritto  ecclesiastico  1,  280).  Spater  ift  fie 
ben  SMSfen  jiuioeilen  nur  in  jebem  oierten  3^^  geblieben  (exitus  episcopi),  Q)öqrenb 
fie  fonft  an  bte  Slr^ibiafonen  fiel.  9la^  bem  Xrwentinum  ift  fie  in  bem  Setrage  oon  30 
2  solidi  bei  (5eleaen6eit  ber  !Di5cefanfnnobe  ju  entri^ten.  —  2.  Sine  fl^ebfibr,  bie  ber 
äCTmeftellte  bem  anfteuenben  unb  insbefonbere  orbinierenben  ^atriar^en,  (&3bif(^of  ober 
Sif^of,  fomt  beffen  Dienerf^aft  3a^lte.  3m  Often  tritt  fie  als  (Semobn^eit  im  3.546 
in  Nov.  Just.  a.  123  c.  3  u.  16  auf  unb  ift  ni^t  gering,  foll  aber  ein  S^^^teseinlommen 
ber  oerlie^nen  Stelle  im  allgemeinen  niqt  überfteigen.  3m  SBeften  erflört  ein  romi«  35 
\ä^  jlonjil  oon  595  (c.  4.  C.  1.  qu.  2.),  bag  freirotllige  (Sef^enle  an  ben  orbinierenben 
Sif^  unb  feine  ilan^lei  bem  C&en)ei^eten  erlaubt  unb  feine  Simonie  (f.  b.  91.)  feien; 
in  einem  ^arifer  Jtonjtl  oon  829  aber  unb  in  ben  Sriefen  3oos  oon  CL^artres  (ep.  133) 
rotrb  fiber  bie  ^ö^e  biefer  fog.  oblatio  ober  benedictio  gellagt,  o^el^e  namentlid^  oon 
ben  ju  9lom  geneideten  Sifqiöfen  unb  ^en  an  bie  popftli^e  ilurie  bejablt  n)erbe.  40 
Unb  feit  es  im  9.  3^^-  allgemeine  9le^tsanfi^t  maro,  bajj  jeber  9Iletropolit  ]\^  bas 
^[tallium  (f.  b.)  oon  Siom  erbitten  milffe,  mürbe  nun  au(^  bei  biefer  (Gelegenheit  eine 
SCbgobe  entrüstet,  wtl^e  \i)on  e^mals  gegeben  mar,  fotoeit  ber  römifd^e  ^otriar Aat* 
fprengel  rei^e  (commodum,  Gregor.  M.  595  in  D.  100  c.  3)  unb  jener  oblatio  (el^r 
a^nli^  fob;  au^  fd^on  1027  eine  fo  brfidenbe  $ö^e  enei^t  ^tte,  bag  5lönig  (£anut4r> 
fid^  bemühte,  für  bie  englif(^en  (Erjbifc^öfe  einen  (Erlab  au$5umirfen  (Baronius  ad  h.  a., 
uiü)  Canuti  ep.  ad  proceres  Angliae  bei  SKanfi).  Derglci^en  ftömpfe  ^ben  fi^ 
bater,  befonbers  in  Deutf^lanb,  mfi  $eftigfeit  mieber^olt.  —  3.  ^rofurationen.  3m 
3. 589  unb  mieber  646  (conc.  Tolet.  III  c.  20  unb  VII.  c.  4,  in  c.  6  unb  8  C.  10 
qu.  3)  mirb  —  mieberum  juerft  in  Spanien  —  ermahnt,  ba§  bie  (5eiftli(^en  il^en  w» 
Sif^of  auf  feiner  Sifitationsreife  ju  bemirten  f(^ulbig  feien;  unb  in  ber  cit.  Covent. 
Caroli  Calvi  ap.  Tolos.  00m  3-  ^^  wnb  fonft  für  bas  fronlif^e  $Rei^  beftimmter 
normiert,  ift  biefe  93erpfli^tung  au(^  in  bas  9iti)i  ber  Delretalen  übergegangen :  conc. 
Lateran  III.  (1179)  unb  IV.  (1215)  in  c.  6  unb  23  X.  de  censib.  (3,  39).  Si^ 
babei  mit  (5elb  absufinben,  mürbe  fpäter  oon  3nnocen5  IV.  (f  1254)  unb  auf  bemr/, 
conc.  Lugdun.  II.  (1274)  in  c.  1.  2  eod.  in  VIto  (3.  20)  oerboten,  oon  Sonifas  VIII. 
(c.  3  eod.)  aber  mteber  erlaubt,  unb  ift  au^  im  Iribentinum  erlaubt  geblieben  Trid. 
Sess.  24  c.  3  de  ref.  Der  Sttame  biefer  Slbgabe  ift  mannigfa^ :  procuratio,  mansio 
parata,  circada,  circatura,  comestio,  albergaria,  mansionaticum,  servitium, 
fodrum,  Stipendium,  circuitio  u.  f.  w.  co 


94  fibf^ühtn,  ftri^Iiil^e 

Sin  gfortf(^ritt  in  ber  (EntiDidlung  biefer  Dinge  tritt  int  8.  ^iofycft.  ein.  (Einmal 
nSmli^  finben  n)ir  f^on  bantals  bie  lit^Ii^e  Saulaft  (f.  b.  91.)  angemrbnet,  bbonn 
tontmt  es  nun  oor,  bag  für  Dispenfe  (J.  b.  91.)  in  foro  extemo,  loelc^  ber  Sifc^of 
ober  ^opft  erteilen,  Dom  illerus  \orDof)i  als  Don  ber  fiaienf^oft  (5ebfl]^ren  ^ejo^It  loer« 

r.  ben,  als  ein  Sllmofen  ßu  frommen  !ivotdtnf  meiner  düfoxcHtt  i^nen  jnm  Ztü  bts  ^eute 
geblieben  ift.  (Eigentlt^e  C&ebü^rentoxen,  namentlich  popftliAe,  tommen  erft  unter  ^o* 
$ann  XXII.  (f  1334)  oor  (bas  leartbu^  abgebru«  bet  SBoIer  S.  161ff.,  fiitteratur 
grriebberg,  ilir^nre^t  6.  483),  unb  bie  erfte  f9ftematif(^e  3uf<^^^n[tenung  beifelben 
ftammt  fogar  erft  oon  Süexanber  VI.  f.  Amydenius  de  off.  datarii  Venet.  1654  fol. 

14)  p.  311  ff.  Slud^  bie  Stolgebfl^ren  (].  b.  91.)  —  b.  b.  freimillige,  aber  bo^  aeiDo|n» 
beitli(^  fixierte  C&ef^enie  ber  fiaienf^aft  an  bie  ffieiftli^en,  oon  mel^n  geotffe  oa« 
rramente  unb  Saframentalien  oertDaltet  finb,  muffen  tima  ju  gleid^er  S^^  entpmben 
[ein;  benn  im  Concil.  Lateran.  IV  (1215,  in  c.  42  X.  de  simon.  5,  3)  finoen  fie 
)i^  als  laudabilis  consuetudo  ermahnt 

ir>  Sebeutenber  mar  ber  neue  9[uffd^ungj  ben  bos  lirc^Ii^  Steuenoefen  no^,  als 
\iäf  bie  Rvcäft  3U  jener  feubalen  URonar^te  abf^toh.  beren  3uftanbe  im  Steinte  ber 
Defretalen  bargelegt  merben.  Die  9Qaaben  an  ben  ^a^ft  (census),  roel^  oon  ipelt* 
liefen  $errf(^em  gejault  mürben,  meil  fie  ben  5l5nigstitel  ober  au^  i^  9leid^  jelbft 
00m  ^eiligen  Stuhle  ju  £eben  ju  tragen  belannten,  mie  es  mit  ^olen,  Snglanb,  9tm^ 

20  megen,  G^meben,  9leapel,  magonien  unb  Portugal  ber  (^H  mar,  entfprangen  bamols 
(Slumenftod,  Der  popftli^e  Smu^  im  SRittelalter  6.89,  Fabre  ^tude  sur  le  liber 
censuumll6);  unb  au^  ber  $eterspfennig  (Denarius  St.  Petri),  ber  für  ben  Sopft 
namentlich  in  ben  genannten  norbli^n  Steigen  oon  jebem  ^ank  erhoben  roorb  (£ttte» 
ratur  grriebberg,  jlirAenre^t  6.  480),  fAeint  ben  Sinn  einer  iie^ensabgabe  gebo&t  ju 

2n  ^ben,  mie  ]\q  aus  ll^omaffins  Quellenbelegen  ergiebt  CEbenfo  bie  S^u^obaoben  oon 
Aloftem  unb  oon  exemten  Sistümem,  bie  feit  $.  9nezanber  III.  (f  1181)  in  c.  8 
X.  de  Privileg.  (5,  33)  unb  bie  5lommenbegeIber,  bie  als  eine  9{eIognition  für  bie 
(Erneuerung  oon  miberrufli(^  erteilten  ^röoijtonen  feit  (Tregor  IX.  (1230)  c.  54  X. 
elect.  (1,  6)  gejault  mürben.  Über  bie  93erbältniffe  biefer  9umben  enÜßU  bnuu^bote 

30  9la(^riqten  bas  SxnsbnA  ber  romif^n  Rix^t  00m  3-  11^2,  bas  ber  Aammerer  Sen« 
aus  jufammengetra^en  qat,  f.  ^urter,  $apft  3nnocem  III.  X^.  3,  6.  124 ff.,  %i3ibtt 
a.  a.  £).,  ber  au(^  etne  neue  9lusgabe  oeranftaltet  ffcA  (^aris  1889  ff^.  SRit  bem  ^ften 
meltlid^en  (Slanje  ber  Air^e  entfprungen,  finb  biefe  9lbgaben  au(9  mit  ibm  ooriwer* 
gegangen,    hingegen  jmei  anbere  Steuern,   bie   glei^aüs   ber   le^enre^tli^en  9In< 

35  f^^uungsmeife  jener  3^it  i^te  Sntfte^ung  oerbanlen,  finb  no(^  ^ute  ni^t  oQne  SBid^tig« 
leit:  b^  subsidium  charitativum  uno  bas  jus  deportuum. 

Das  subsidium  char.  barf  ber  Sif^of,  fo  oft  er  in  9lot  ift,  oon  ber  gefamten 
bepfrünbeten  C&eiftlt^!eit  feiner  Diöcefe  einsieden.  £s  lommt  juerft  im  conc.  Lateran. 
III.  (1197)  f.  c.  6  X.  de  censib.   (3,  39)  unb  bei  $onorius  III.   (f  1227)   c.  16 

40  X.  de  off.  jud.  ord.  (1,  31)  oor,  beibes  f(^on  oben  in  Setra^t  gelommene  Stellen, 
fie^e  aufterbem  c.  un.  Extr.  Comm.  de  censib.  (3,  10).  (Eine  9lbart  ift  biefenige 
Steuer,  meldte  ber  Sif^of  bei  feinem  erften  (Eintritt  in  bie  bif(^dfli^e  Stabt  ju  ergeben 
be|ugt  ift  (Ingressus,  Entrata)  unb  bie  no<^  in  Saqem  oorfommt.  3laSft  oenoanbt 
mtt  bem  subsid.  charitat.  ift  ber  3^^^^  ^^^  ^I'^^  lir^Ii^en  (Einiommen,  ben  ber 

Aö  ^ßapft  in  jebem  Slotfalle  nehmen  3U  !önnen  behauptete  unb,  3U  Iir^Ii(^en  3tx>^n,  aud^ 
mo^I  an  dürften  abtrat ;  mie  bas  namentli^  in  feinem  Seginn,  mä^enb  ber  itreujjfige, 
gef^e^en  ift  (decimae  Saladini,  juerft  in  grranlrei^  1188).  $gl.  C&ottlob,  Die  popft« 
liefen  ilreu33ugsfteuem  b.  XIII.  3a^,  ^eiligenftabt  1892. 

Das  jus  deportuum  ober  annaüa,  annatae  mirb  feit  $onorius  III.  (f  1227) 

öo  unb  95onifa3  VIII.  (f  1305)  c.  32  X.  de  V.  S.  (5,  40)  unb  c.  10  de  rescr.  in 
VIto  (1,  3)  u.  f.  m.  ermahnt  unb  mar  ein  9le(^t  bes  Sif^ofs,  naif  meinem  er  oon 
ieber  in  fetner  Diöcefe  neu  ju  oerlei^nben  ^frunbe  bie  (Einlünfte  bes  erften  3<t^n^<^ 
für  fi^  einjie^en  burfte.  £s  tritt  teils  in  ber  ($orm  eines  päpftli(^en  ^rioilegiums 
auf,  bas  ben  Si|(^öfen  bei  augerorbentIi(^en  C&elegen^eiten  auf  gemiffe  3<^i^  oerlieben 

5.'.  mirb,  teils  erf^emt  es  ein  für  allemal  bur^  §erIommen  begrünbet;  unb  f^n  30« 
5wmn  XXII.  (t  1334)  Extr.  Job.  XXII.  c.  2  de  elect.  (1)  befAränft  es  auf  bie 
§älfte  bes  3a^reseinIommens,  ober,  mo  eine  laie  fi^  finbet,  auf  bie  Summe,  fiir  toeU^ 
bas  Senefijium  rüdfi^tli^  eines  abjugebenben  3^^^^^^^  taxiert  fei.  9Iber  nii^t  nwc 
für  bie  Sif^ofe,  fonbem  au^  für  fiq  felbft  nahmen  bie  ^opfte  bies  9ied^i  in  9lnfpru^, 

60  als  fie  bei  augerorbentli^en  Gelegenheiten  feiner  beburften,  entmeber  inbem  fie  fid^  ge^ 


lakeju  an  bte  Stelle  ber  Stf^e  ftellten,  —  loie  Cnemens  V.  (1305)  für  (Englanb 
ober  3^^01111  XXII.  (1319)  für  fämtli^  binnen  ber  nöc^ften  imti  ^o^re  erld)igte 
^|)fc&i^  ber  c^ftli^  9BeIt,  c.  11  Extr.  Comm.  de  praebend.  (3,  2)  —  ober 
oen^flens  fflr  bteienigen  Senefisten,  beren  Serlei^ung  fte  ft^  felber  rejeruiert  ^tten 
(hq.  fructus  medii  temporis).  Zittaus  ffabtn  fi^  bie  fpöteren  päpftlt^en  Slnnaten  r> 
(tm  firenaen  Sinne)  entrotdett. 

3ii  oiefer  RlaJ^t  ber  le^nsortigen  Slboaben  finb  au^  biejenigen  m  ßaffltn ,  mtläft 
mrf  beni  So^Ialfe  ber  ®eip(^n  ru^en  olieben,  feit  btefe  tnt  14.  3^4-  allmä^Iic^ 
oölltge  Xe[tierfre^eit  erhielten,  inbem  biejelben,  toenn  fie  ^ieroon  C&ebrau^  motten, 
bemtM^  teils  oer  Aird^  eine  beftimmte  uuote  Dermalen,  teils  i^r  Xejtament  Dom  lo 
Dec^oiäen  beft&tigen  faqfen  unb  bofür  eine  Sebfl^r  jo^Ien  mußten.  Slantentlti^  bie  erftere 
Sb^ibe  iontmt  unter  ben  oerf^id^enften  Sejeid^nungen  oor:  portio  canonica,  mor- 
tuarium,  quota  funeraiis,  nummus  centesimus  ober  quinquagesimus,  ferto, 
fertum  et  pro  autore,  Maria  Domini  etc.  f.  ^ermaneber  Airc^enre^t  §  788,  9loib, 
Soqfriji^  ^riootred^  §  300  «nm.  59;  Slrd^io  f.  faiü^.  Air^nreAt  Sb.  70  6. 115  ff.,  15 
ou^  fiber  bie  iiartütilarret^tl.  Slefte  biefer  SIbgoben,  bie  [ic^  bis  qeute  er^en  ^ben ; 
fmie  Sti^'tooes  A.91.  §  234  Slot.  13.  14.  §  316  9tot.  12.  22. 

Sine  neue  Srt  teils  oer  Slbgoben  jelbft,  teils  ber  Se^anblung  [(^on  beftebenber 
abgaben,  entmidelte  fü^  aus  bem  äJerfalle  bes  tin^Iic^en  SBefens  Jeit  bem  14.  ^affäf, 
Dtefer  3^it  ge^ren  3uei|t  bie  Sbfentgelber  an,  b.  ^.  SIbgaben,  mel^  bem  Si||^of  für  30 
Sntmnbitng  oon  ber  9teftben5)ifli(^t  gesap  mürben,  nomentli^  oon  folgen  ®ei[tli(^n, 
bk  mehrere  ^frflnben  befa^en  (3ager,  Ober  ^fent«  unb  Zofelgelber^  3ngoIftabt  1825). 
Senier  wUb  bomals  fortnm^renb  bie  pöpftli^e  C&ebil^rentase  gefteigert  (14.  3<^^^-)- 
9m  beutlic^n  ober  trat  ber  93erfaII  in  berjenigen  (Beftaltung  Qeroor,  wtläfe  fürs  oor 
uvSb  bann  vd^nb  ber  3^it  oon  Sloignon,  jtoei  oben  bereits  genannte  9lbgaben  erfuhren ;  20 
unb  in  Sepg  auf  biefe  ift  er  au(^  befonbers  befpro^en  moroen.  —  ^u^  ber  römifd^e 
^ßapfi  ei^ielt,  fo  oft  er  als  9RetropoIit  ober  ^atriar^  SiJ^fe  ju  lonfeirieren  ^e,  bie 
oben  bemo^ne  aetoo^nli^  Slbgobe  ber  oblatio,  unb  als  iiber^upt  bie  Sifdbofsioei^ 
ein  p&prtltAes  9le|enxitreAt  wcach  (feit  99litte  bes  13.  3<^^);  ^i^Ö  nur  er  quem  mSf 
biefe  Sbgooe  oon  fönttlimen  Sif(^&fen  bes  SBeftens.  S^on  m  Urbinben  bes  14. 3^^.  so 
bnmnt  fie  mit  folgern  (E^arafter  oor,  unter  bem  Flamen  ber  servltia  Camerae  Papae, 
servitia  communia  unb  (Enbe  bes  14.  ZaSfif).  erfd^eint  fie  feftaefe^t  auf  bie  ^o^e 
eines  iä^Iic^n  Smtseinfommens  oon  bem  betreffenben  Sistume ;  f.  f^on  Wilh.  Durantis 
(t  1296)  de  modo  generalis  concUii  celebrandi,  —  fon)ie  bie  Stellen  bei  Du 
Gange  V.  Servitium  Camerae  Papae.  —  Jo.  Andreae  Vf  1348)  ad  c.  15.  X.  de  jjr> 
off.  jud.  ord  (1,  31);  f.  ©iefelers  ft.*(5ef^.  93b.  2,  3.  Slbt  S.  94..  Sieben  biefen 
Secmtien  aber  beanbnnu^n  oon  nun  an  bie  ^opfte  5uerft  nur  tranfitorif^ ,  bann  befi« 
nitio,  in  Sejug  auf  fömtlic^e  referoierte  ^frfinben  in  bem  oben  enoo^en  SRage  ber 
medii  fructus  bas  jus  deportuum,  für  Deren  Sinsie^un^  ekene  Collectores  fruc- 
taum  oimdtellt  maren  (ftirf^,  bie  pämtli^en  JtoUeltorien  in  !Deutf(^Ianb  u)a^renb  bes  40 
XIV.  3aW.  ^aberbom  1894),  fo  3obann  XXII.  (f  1334)  c.  10.  11.  de  praebend. 
in  Extr.  00mm.  (3,  2) ,  unb  bie  9lnnaten  im  engeren  Sinne  (fog.  Annatae  Boni- 
facianae,  oon  Soni^acius  IX.  genannt),  b.  ff,  oon  allen  bur(^  ben  ^apft  oerlie^enen 
nid^eren  ^[^frfinben  bie  medii  fructus  bes  erften  3^^^^-  Unb  ba  bie  9{eferoationen 
in  ftetem  äva^fen  u)aren,  fo  enttoidelte  fi^  hieraus  em  SBiberfpru^  mehrerer  9lationaI«  45 
firmen,  infonber^eit  ber  beutf^en,  n>eld^e  le^tere,  ben  Sef^lüffen  ber  11.  unb  44.  Si^ung 
bes  Aonftonjer  ilonjils  gemög,  in  ber  Concordia  nationis  german.  facta  in  con- 
cilio  Constant.  §  17  tit.  de  Annatis  am  3.  9Rai  1418  bie  93er^Itniffe  ber  beiben 
ermäßen  abgaben,  Seroüien  unb  Slnnaten,  oertragsmöMg  ba^in  orbnete,  bag  erftere 
Don  allen  beutfc^n  Sistümem  gejohlt  u)erben  follten ,  fon)ie  oon  ben  SIbteien ,  beren  .00 
Ssifidber  i^  Senebittion  00m  ^apfte  er^Iten;  unb  jioar  follte  bas  Sinfommen  bes 
erflen  ^^t»  abgegeben  n)erben,  fo  ^o(^  basfelbe  in  ben  Sü^m  ber  römif^n  jlammer 
taxiert  fet,  in  jroet  (albia^rigen  3<^lun9^n-  ^nnaten  hingegen  follien  nur  oon  folgen 
referoierten  ^^nben  gejault  meroen  muffen,  beren  Cintommen,  na^  ber  Xcoit  jener 
Aammeroeneii^nifTe,  24  (ßolbgulben  über|teige,  ^übler,  jlonftamer  Soncorb.  6.  181  fg.  tm 
Dobisr^  aber  fiel  biefe  le^tere  Slbgabe  in  I)euif^Ianb  ^ans  ^inioeg,  benn  Jamtlic^e 
beutfi^  ^|)^nben  nmren  bort,  wit  auif  bie  oon  Selgien,  (|^an!rei^  unb  Spanien, 
ofyxt  Sifidfi^t  auf  i^  n)irfli(^  (Einlommen,  nur  3U  24  (Solbgulben  angefe^t.  £s  finb 
ba|er  fett  jener  3^tt  loirfli^e  ^nnaten  (medii  fructus)  na^  9lom  aus  I)eutf^Ianb 
gar  ni^  me^r  gesa^It  loorben,  unb  ba^r  tonnten  ou^  bie  fog.  Quindennia  bafelbft  00 


96  S[6ga6ctt,  fin^lic^f 

niemals  praftifc^  toerben,  b.  ^.  (£rfa^fummen  für  bte  tDegfallenben  SCnnoten  folc^  refer» 
oterten  ^^frünben,  bte  bann  inlotporiert  morben  maren,  alfo  nie  oalant  merben  tonnten, 
roel^e  ^aul  II.  (f  1471)  alle  15  Reifte  einsieden  roollte  c.4  de  Annatis  in  Septimo 
(2,  3).    3Rohl  ober  mußten  bie  Seroitien,  bie  communia  Jomo^I,  als  bie  mand^ki 

r,  baran  fi^  anfiö^Iieftenben  Äansleiaebü^ren,  von  benen  ein  leil  ben  9lanien  ber  servitia 
minuta  bat,  an  ben  ^ap|t  ge^aflt  merben  unb  btefe  nahmen  nun  im  beutfc^n  SfiraA« 
gebraut  bie  Seseid^nung  ber  Slnnaten  an;  um  fie  allein  ffcA  es  M  ferner  ge^belt 
Vit  12.  unb  21.  Si^ung  bes  ilonjils  oon  Sa[el  mollte  [ie  gänjlt^  aufgehoben  loiffen, 
unb  aud^  bie  beut|^en  Surften  traten  bem  bejL  in  ben  Instrumenta  aeceptationis 

10  decretor.  Basileens.  a.  1439.  tit.  9  c.  1 ;  allein  bas  9Biener  ilonlorbat  oon  1448 
lieg  es  bei  jenem  ilonftanjer  93ergleid^e  unb  er  ijt  für  bie  ^olge  binbenb  geblieben. 
9{ur  bag  bie  Zaxt  allmö^Ii^  erqö^  unb  bie  3^9lun9  in  etnem  Xermine  on^ott  in 
imtxtn  oerlangt  mürbe.  3n  ben  neueren  ilonlorbaten  unb  Shxumflriptionsbunen  [tnb 
bie  ^Innaten  beibehalten  unb  i^re  Zaxt  ift  bafelbft  meiftens  angegeben.  Sie  beträgt  für 

15  bie  altpreugif^en  Cögbiöcefen  taufenb  Äammer*  ober  ©olbgulben,  fi&  bieSistflmer666*/,, 
unb  für  Breslau  1166*/3;  oon  ben  ^nooerf^en  Sistümem  für  $ilbes^etm  756, 

"  ^      ■     "    "  ,  für 


Osnabrüd  666  ^'^j  oon  ben  fübbeutteen  pr  greiburg  668,  für  «ottenburg  490,  ™ 
fiimburg  unb  Sülba  332  u.  f.  m.  vtai)  biejer  Xase  beftimmen  fi^  nid^  blog  bie  wi» 
naUn,  fonbem  and)  bie  übrigen  bei  Gelegenheit  einer  SiJ^ofsfonfirmation  in  %m  ju 

2n  ^^lenben  SIbgaben,  unter  benen  auf  ben  besfallfigen  Sled^nungen  (f.  [oIAe  in  aRefers 
mffa^e  über  bie  heutige  romifAe  jturie  unb  inren  C5e[(^&ftsgang  in  o^^^f^n  unb 
«id^ters  3eitf^r.  für  5Re^t  unb  ^olitif  ber  ftir^e.  1817.  S.  208  unb  bei  griebbccg 
Der  Staat  unb  bie  Sif^ofsma^Ien  Sb.  1  ZI  2  6.  234)  bie  3[nnaten  nur  als  ein 
5mar  bebeutenber,  aber  bo^  gegen  bie  übrigen  nid^t  eben  übenoieaenber  ^often  beroor« 

35  treten.  3nbes  merben  [ie  je^t  mo^I  nirgenos  in  !Deutf(^Ianb  md^  als  Joube  b^io^tt. 
Sielmel^r  i|t  es  6itte  gemorben.  über  [amtli^e  ebengenannte  Slbgaben  bet  j^  emjel« 
nen  Si{^ofs!reation  boS^in  mit  bem  ^apfte  3U  negociieren,  bag  er  [ie  auf  eine  runbe 
n)e[entli^  geringere  Summe  via  gratiae  ^erab[eM,  bie  bann  auf  einem  Srette  beja^It 
unb  oon  iurialen  Seamten  naA  bemjelben  SRamtabe  oerieilt  mirb,  ber  ouc^  für  bte 

30  9}erieilung  ber  eigentlid^  ge[^ulbeten  pokeren  ®e|amt[umme  gegolten  ^aben  toibrbe.  Der» 
gleid^en  (pratien  finb  mannen  Bistümern  ein  für  allemal  erieilt.  So  3.  S.  jaulen 
bie  preugi[^en  allemal  1000  Scubi  ober  1500  !tl^Ier,  mas  für  ^aberbom  [ooiel  i^, 
als  betrüge  i^re  ilammerioxe  ni^t  666  ^'„  [onbem  nur  175  Jtguloen.  Die  alt|ireugi= 
[(^en  C^istümer  jaulen  nun  bie  $alfte  me^r,  bie  ^nnooer[^en  Bistümer  [te^n  mit 

a>  bte  preu^i[d^en  u.  [.  ©.  f.  —  3n  bie[er  runben  Summe  al[o,  loel^e  bei  allen  Diocefen, 
beren  St[d^öfe  auf  Staatsgewalt  gefegt  [inb,  ber  Staat  glei^faKs  tröot,  [tnb  ^u^utage 
—  ermäßigt,  toie  [ömtli^e  anbere  barin  [tedenbe  ^o[ten  —  au^  bie  Slnnaten  ent^atten. 
(^r  bie  (Erjbifi^öfe  treten  3ur  Slnnatensa^lun^  bann  au^  ^eute  noä)  bie  $allienaen>er 
^in5u,  bie  für  bte  oer[^iebenen  ^rooinjen  oer[d^teben  f e[tge[tellt  unb  oon  bem  Sa[eler  ^tottjil 

40  (sess.  21)  unb  bem  CEmfer  Äongre[fe  ni^t  minber  oergebli^  angegrWen  loorben  finb. 

Das  Xribentinum  enoli^  ^at  nur  teils  bas  (SebüJ^remoe[en  bei  (Erteilung  ber  SBe^en, 

Dimi[forien  k.  in  Sess.  21  c.  1  de  ref.,   [otoie  bie  ®aula[t  in  c.  7  eod.  georbnet, 

teils  eine  neue  Slbgabe  freieri,  mel^e  ber  Si[^of ,  unter  S^Ste^ung  jioeier  [einer  Äopi* 

tularen,  [einer  be;)frünbeten  Didce[angei[tli^Ieit  auflegen  barf,  um  ben  Srtrag  5ur  (Er« 

45  ri^tung  unb  Sinri^tung  oon  gei[tli^en  £e^ran[talten  5U  oenoenben :  bas  aliunnaticum 
ober  seminaristicum.     Sess.  5  c.  1  unb  Sess.  23  c.  18  de  ref. 

9Bas  enbli^  bie  ^eute  no^  oor^nbenen  9tt]it  bie[es  tir^li^en  Steuer[ia[tems  an« 
le^,  [0  mug  man  unter[^eiben  1.  SIbgaben,  meli^e  oon  allen  ilird^englieoem,  unb 
ol^e,  bie  blog  00m  illerus,  ober  nur  oon  ben  Senefisiaten  aesa^lt  loerben.  2.  SolAe, 

no  Die  ber  ganje  Älerus  erholt,  ober  allein  ber  Si[d^of,  ober  allein  ber  5Jap[t.  3.  Solqe, 
bie  ©ebneren,  unb  [old|e,  bie  toirfli^e  Steuern  [inb.  —  Der  in  neuefter  3^^*  f^r  ben 
$ap[t  ge[ammelte  [og.  ^eterspfennig  i[t  überhaupt  leine  Slbgabe,  [onbem  nur  etn  frei« 
loiniges  ®e[d)en!.  Sben[o  basjenige,  mas  neuerbings  ®emetnben  3ur  llnter[tü^ung  ge* 
fperrter  ©eiftlidier  aegeben  ^aben. 

55  3n  ber  lafl^oltf^en  ilir^e  lommen  gegemoärtig  an  1.  SIbgaben,  loelAe  oon  ffimt« 
li^en  ftir(^engliebem  gesa^lt  werben,  oor:  a)  Stol«  unb  Dispensgebü^ren.  Srftete 
empfangt  bie  ge[amte  ®ei[tlid)leit,  legiere  ber  ^i[(^of  ober  ^ap[t,  je  nai^bem  oon  bem 
einen  00er  anberen  ber[elben  bie  Dispen[ation  erlangt  toirb.  gemer  bmmen  C5ebfi^n 
für  Segröbnisplö^e  unb  für  Set[tüWle  oor.  b)  Steuern  oon  glei^er  SlUgemein^eit  finb 

CO  3^^"^^^»  Seitrag  3ur  Saula[t,  unb  partifulane^tli(^  juroeilen  nod|  eine  Snoeiterufig, 


UgaBeit,  ttnljilit^e  97 

}.  S.  Ue  fog.  JUt^ebrajtteuer ,  mlc^  für  bie  bault^  (Erboltung  1  ber  DomKr^en  in 
^P|iettgen  oon  Zausen,  Irauungen  unb  Seeibigungen  an  ^Didcefonpforrliräen  erboben 
Dtib.  na^  ber  Aobmettsorbre  oom  d.SIpril  1825.  ^ierju  lommen  in  getDiffem  Sinne 
bie  p»iiDUligen  Z>\/\tt,  bie  boi^  but^  bie  Sitte  relotio  fixiert  [inb,  mie  ilouelten,  jllingel* 
beutel  u.  |.  id.  c)  SBä^renb  xn  gronbeii^  unb  3talien  bie  bürgerli^en  (Semeinben  für  ( 
bie  fis^Iioen  Sebfirfniffe  eintreten  ntüffen ,  ^oben  eine  Slnjc^I  neuerer  beutfdber  (Sefe^« 
oefrungen  bie  itir^ngenteinbe  ba}u  oeqjfli^tet,  unb  jumr  mirb  naä)  bem  fo^jif^n  (Se« 
iete  oom  2.  SCugufi  1878  (ogl.  boju  Serorbnuna  oom  4.  Slpril  1879)  bie  Aur^enfteuer 
ob  3ufa|  jm  Sinfommenfteuer  er^ben  unb  oie  Seitrogsquote  oom  itultusminijter 
fe|lgefqL  3n  onberen  Staaten  aber  i[t  bur^  bie  Staatsgefe^gebuna  ber  io^olif^enio 
ftn^engemeinbe  luriftifc^e  ^erfonlicbleit  beigelegt^  i^r  eine  ber  eoangelif^en  entfpred^enbe 
(&emeinD«n:gani[ation  g^eben  unb  biefer  au^  ote  Sefu^nis  beigelegt  morben,  S{ixd)tn* 
fieuem  ausjuf^eiben  <preugif(^  (Seie^oom  20.  3unt  1875;  bcmerif^er  £anbtags« 
obf^ieb  oom  28.  SM  1892:  grog^.  «ep^es  ®e[e^  oom  23.  9l|>rU  1875;  u)firttem« 
betaif^  ®e|e^  oom  14.  3uni  1887;  babi[(^  &e[e^  oom  26.  3uli  1888).  3ni6 
Soben  ift  (ogor  burc^  ®efe^  oom  18.  ^uli  1892  auä)  eine  Organifation  gelAaffen 
Doiben,  loeiqe  Steuern  für  allgemeine,  ntd^t  blog  lolale  Iir(^Ii(^e  Sebürfnijfe  befffifieBen 
barf.  Stets  greift  {ebo^  babei  eine  ^Beteiligung  ber  Rvc^n»  unb  ber  (staatsbe^orbe 
^ux^f  vkU^  leMere  allein  bie  Steuerforberuna  m  einer  im  93enoaItuna9U)ege  eintreib* 
baren  unb  peri^i^  Ilagbaren  ma^en  lann  (ogl  §riebberg,  ftirc^enred^t  S.484).  2.  !Der  m 
JUents  anem  mßi  a)  an  Gebilden,  mos  für  bie  Slusfettiguna  oon  SBei^formeln.  Di* 
mffiorien,  Xnnrooationen,  3noenturen  unb  Dispenfen  bem  Sif^ofe  ober  bem  Zapfte 
geletftet  mirb;  bie  loi^tigften  C5ebü^en  [inbSlnnaten  unb  ^aüiengelber.  b)  Steuern,  bie 
er  jQ^Ue,  lommen,  auger  ber  aRöaliAIeit  einer  allgemeinen  9lotfteuer,  aemeinre^tlid^ 
niqt  me^  oor ;  portifulorre^tli^  [ino  $roiurationen  an  ben  Sifitator,  (Erb^oftsabgaben, » 
bas  Alumnaticum  unb  bas  [og.  (Earenjia^  (annus  carenüae.  f.  b.  91.).  Sei  allen 
biefen  Xbaaben  1^  ber  Staat  fri^  eine  Sluffi^t  barüber  ge^anb^obt.  ba|  ber  Se* 
laftete  niqt  unoer^Itnism&ftia  [c^mer  ju  tragen  ^abe  (f.  3.  S.  bte  95eroronung  ber 
Staaten  ber  oberr^inif^en  Mc^enprooins  oom  20.  3an.  1830  §  22). 

3n  ben  eoongelifc^en  fianbedttr^en  Deutl^Ianbs  finb  leine  Steuern,  melAe  bie» 
Getftti^it  aQein  trüge,  geblieben,  man  mügte  benn  bie  SerpfliAtung  ber  ^forrer 
ba^  re^en  rnoUen,  für  bie  Heineren  9{eparaturen  an  ben  3}farr^äu[em  3U  te^en; 
iSABfyctn,  bie  fie  bej(ablen  muffen,  lommen  in  gerinaem  SRag,  bei  einigen  iion[i|toriaI* 
^anbluimen,  ben  ünftellungen  k.  oor.  Die  C5emeinoen  aber  sohlen  oon  ben  oorrefor* 
matorifcben  abgaben  an  ben  $apft  [elbftoerftanbli^  ni^t$  me^r,  oon  ben  Slbgaben  an  » 
ben  Sifc^of  nur  einige  bei  ben  lanbes^errtidben  Air^enbe^örben  }u  entri^tenbe  Di$* 
penfotionsgebfi^en  unb  —  fofem  ni^t  bie  itirc^entaffe  eintreten  muh  —  i^en  Seitrag  ju 
ben  Siftiationslotten.  (Es  bleiben  alfo  nur  bie  Slbgoben  an  ben  ißfarrer  bejio.  bie  lolale 
ftirc^nanftalt.  ^ier  jaulen  bie  C5emeinben,  auger  freiroilligen  Opfern,  jtollelten  k., 
ben  ^rütn,  fomeit  er  ni^t  aufgehoben  ober  abgeloft  ift,  tragen  i^ren  3[nteil  an  ber  40 
Souioft.  ber  fe^r  oerf^ieben  normiert  fein  lann,  gen)oI|nU^  nur  fubjibiarif^  neben  ber 
ftirc^niaffe  oerpflic^tet :  i^re  $auptabgaben  ober  Jinb,  loo  fie  ni^t  aufgehoben  finb,  Stol* 
aeUS^ren^  bie  bet  Xaufen,  Trauungen,  Segräbniffen  u.  f.  w.  beja^It  n)erben.  %ud)  für 
^egröbntsplo^e  unb  Air^enftü^Ie  lommen  (Sebii^ren  oor.  Das  (Senauere  über  biefe 
Seqoltniffe  f.  unter  Stolaebu^ren.  Daju  lommt  ober  nun  bie  loefentli^e  (Erf^einung  tf 
bes  mobeimen  Siebtes,  oag  bie  neueren  ®efe^gebungen  ben  ilir^en  bas  Sefteue* 
rungsrec^t  eingerSumt  ^en,  wtU^es  M  freiliq  nur  unter  beftimmten  Sorausfe^un^en 
unb  in  geoiffem  Umfange  bet^ötigen  barf,  unb  fo,  bag  ber  Steuerbef^Iug  ber  (Semetn* 
ben,  ber  Areis*,  ^rooinjial*  unb  fianbesfnnoben  ftets  ftaatli^er  (Senelimigung  bebarf, 
um  im  9bminiftratioQ)e^e  exequierbar  ju  fein.  Dabei  ^enf^tfreili^  in  ber  näberen m 
Xusgeftttituna  Der  3nftttution  eine  groge  partitulorre^tli^  9J(anntgfaItigIeit.  SSo^* 
renb  namlid}  bie  eine  itategorie  ber  Sefe^gebungen  fiir  bie  Jeitens  ber  ®emetnbe* 
Organe  bef^loffenen  Air^numla^en  auger  ber  lir^enregimentli^en  bie  (Sene^mmung 
ber  politif^en  (Semeinbeorganifotton  foroert,  bei  beren  SJenoeigeruna  bie  Staatsbepörbe 
p  entf(^toen  1^,  oerlangt  bie  anbere  bie  unmittelbare  Staatsgene^miaung ,  bie  unter  u 
o^ttmmten  Sorausfe^ungen  ni^t  oenoeigert  loerben  barf;  nod^  onbere  oen  (Erlag  eines 
ihr^ngefe^es,  unb  enbfi^  begnügen  fiq  einige  ®efe^gebungen  bamit,  bie  ftaatUAe  ^u* 
fttntmuna  ni^t  für  bie  (Sültigleit  ber  Aird^enumlage  fonbern  nur  für  beren  obminiftrotioe 
SinlreibSiiirleit  ju  erforbem.  (Sgl.  barüber  grriebberg.  Das  geltenbe  Serfaffungsre(^t  ber 
eo.  fianbesKr^n  S.  334  ff.,  349,  175  ff.,  410,  414>-95  ff.     Weiet  f  (Sviebbetg).     » 

9Ml*9M9fl9iptibit  fftr  ^olooic  unb  INr^e.    8.  H.    I.  7 


98  Wgar 

"Sbaar.  !Ctefen  Slamen  fUBren  o^t  aus  ber  Kei^e  ber  ASnige  (Zopord^en),  toeUbe 
oterte^aß  3^^^unberte  lang  (m  217  n.  (£^r.)  bas  9{ei^  Osr^oäne  mit  ber  ^auMtaSt 
(Ebeffa  beBcrrf^tcn  (ogl.  Assemani  Biblioth.  Orient,  t.  I  p.  417  ff.,  ido  auf  (piunb 
ber  Sinjaoen  bes  Dioni)}ius  üon  2elma^ar  29  dürften  aufjgefü^  ©erben).    Der  fünf* 

6  it^nit  m  btefer  9?ei^e  tft  ber  jur  3^lt  3efu  unb  ber  SlpoWel  (oon  9—46  n.  o^.) 
regierenbe  SIbgor  V.  UHämä  („Der  Si^roarje"),  So^n  bes  mrf^am,  an  bejfen  ^erfon 
[iq  eine  ausgebe^nte  unb  tntere|fante  ^riftltd)e  £egenbenbtlbung  fnfifyft. 

2Jon  i^m  bertd|tet  suerft  (ftifebtus  (histor.  eccl.  I,  13),  bag  er,  fAroer  leibenb, 
auf  bie  ilunbe  oon  3^(u  äöunber^eilungen  [i^  brieflid^  an  t^  getoanot,  i^m  ben 

10  ©lauben  an  feine  ©ottbeit  befannt,  feine  §ilfe  erbeten  unb  mit  Sejugna^me  auf  bie 
feinblidie  §altung  ber  3uben  i^m  feine  9?efibem  als  SBo^nort  anaeooten  ^abe.  Jefus 
roürbigt  i^n  einer  brieflidien  SlntcDort.  Cr  preift  fi^n  felig^  ba^  er  glaubt,  o^ne  ju  fe^n ; 
fielet  Darin  bie  SBeisfagung  erfüllt,  bag  bie  Se^enben  m^t  glauben  merben,  bamit  bie 
SRidptfebenben  glauben  (3eJ  6,  9;  52,  15?);  ber  ©nlabun^  ju  folgen  le^nt  er  ab,  ba 

16  er  tn  ^aläftina  fein  (Sef^td  erfüllen  muffe;  aber  m6)  fetner  3iup^rt  loerbe  er  i^m 
einen  feiner  3ö"9^^  [enben,  ber  i^n  ^ilen  unb  i^m  unb  ben  Seinen  bas  fieben  bringen 
folle.  Diefe  Sriefe  giebt  Sujebius  in  roörtli^er  fifberfe^ung  nad^  einer  f^rif^en  Urfunbc, 
mel^e  er  Dem  ebeffeni[d)en  mä)xr>  entnommen  ^atte,  unb  oon  u)el^er  er  behauptet,  jie 
fei  bort  oon  SIbgars  3t\t  ^er  aufbema^rt.    (5am  an  ber  $anb  btefer  Urhinbe  enöQlt 

20  er  bann  roeiter,  ©ie  nad|  ber  Himmelfahrt  ber  SIpoftel  3ubas  (^ier  mit  3Somas  feen« 
tifijiert)  ben  I^abbäus,  einen  ber  70,  na^  (Ebeffa  entfanbte,  roeld^er  unter  begleitenbem 
3Bunber3eugnts  bas  ausri^tete,  was  ^efus  oer^eigen.  „C5ef^e^n  ift  biefes  im  3-  340" 
(scü.  ber  feleudb.  &a  =  29  n.  (T^r.). 

3n  roejentli^er  Übereinftimmung  ^iermit,  bo^  erweitert  unb  mit  ber  anbenoettiaen 

29  ®ef^id)te  Sibgars  unb  feines  9{eid)es  in  3ufammen]^ang  gebraut,  finben  fi^  bie  Sin« 
gaben  unb  bie  Sriefe  bei  SKofes  oon  il^orenejum  470)  bist.  Armen.  ed.Whiston  II, 
29—32.  §in5ugefugt  ift  ^ier,  auf  roeld^e  SÖeife  SIbgar  auf  3^^  aufmerffam  lourbe, 
unb  ba^  3^fus  aud)  fein  Stlb  eingefenbet^  ©elAes  fidp  no^  in  (Ebeffa  befinbe.  S^lieg- 
l\A  wxxd  bie  C5ef^i^te  bes  X^abböus  ©ettergefü^rt,  unb  über  bas  fernere  (Sef^ia  bes 

80  (Sjriftentums  in  jenen  (Segenben  gemelbet ,  baft  auf  bie  SBefe^rungsseit  unter  9lbgar 
eine  SJerfolgungsjeit  unter  feinen  m^folgem  folate,  in  loel^er  au^  ber  21^.  Sart^oio* 
maus  ^ier  ben  SRörtijrertob  fanb.  Slu^erbem  bringt  9Ko[es  in  Slbf^rift  einen  Srief* 
loeAfel  5U)if*en  31.  unb  liberius  unb  ©riefe  ?l.s  an  Scarfes  oon  9lf|i)rien  unb  ?lr* 
tafd^es  oon  ^erfien,  ©orin  ber  „Äonig  ber  Slrmenier"  als  giirfpredier  unb  gorberer 

M  bes  (BJriftentums  bei  ben  SKä^ten  bes  Oftens  unb  SBeftens  erf^eint.  SIls  Quelle  nennt 
9K.  bte  in  bem  ebeflenif^en  9[r(^io  niebergelegte  (Erjö^lung  bes  fierubna,  bes  Solines 
bes  Sd^reibers  Slpfabar. 

eine  britte  Quelle  ber  Slbgarfaoe  bietet  bie  in  neuerer  3^^*  aufqefunbene  fprif^ 
S^rift  Doctrina  Addaei  (9Ibbaus=x5abböus),  herausgegeben  oon  ^ntllips  (The  Doc- 

io  trine  of  Addai  the  Apostle  1876^,  als  beren  JJerfaffer  \xä)  am  Sd|luffe  bejeii^net 
»fiabubna,  ber  So^n  Sennaq's,  bes  oo^nes  Slbf^abars,  Des  Äonigs  (Slbgar)  Sdireiber"; 
Die  SBa^r^eit  bes  SBerid^tes  ^abe  §annan,  Slr^ioar  bes  Äönigs,  berfelbe,  ber  in  ber 
®e[^i(^te  felbft  als  ©efanbter  Sl.s  an  3^fum  oorfommt,  beseugt  unb  ben[elben  im  Sln&io 
niebergelegt.    Diefe  Sd^rift,  roeld^e  (i^  einerfeits  mit  (Eufebius,  anbererfeits  mit  SRofes 

*5  nahe  berührt,  entbölt  bo^  man^e  etgentümlt^e  9Komente.  Die  Slntioort  3^[w  an  Ä. 
oll  ni^t  fd^riftltd^,  fonbem  münblit^  gegeben  fein  unb  enthält  ben  3wfaft:  „Seine  Stabt 
oll  gefegnet  fein  unb  fein  gcinb  foll  fie  beroältigcn  auf  eroig."  Der  m^ioar  §annan 
oll  aud)  analer  geroefen  fein  unb  bas  SBilb  3^fu  felbft  gemalt  ^aben.  Das  (Ereignis 
wirb  ins  3^^^  343  aer.  Sei.  =  32  n.  (E^r.  gefeW.  Der  ©eiteren,  fe^r  ausgefponnenen 

w  (Erjä^lung  über  bas  SBirfen  bes  I^abbäus  in  (Eoeffa  finb  löngere  ^rebigten  besfelben 
eingefügt,  beren  erfte  als  (Epifobe  eine  (Erjö^lunj  enthalt  oon  ber  Sluffmbung  bes  Äreujes 
(E^irifti  Dur(^  ^rotonile,  bie  (Bema^lin  bes  Äaifers  (Elaubius.  3m  itbrigen  ftimmt  ^ier 
bie  Doctrina  Addaei  ©efentlid^  mit  9Kofes  Ä^orenenfis  überein. 

(5ried|if^e  Bearbeitungen  ber  9lbgarfage  finben  fi*  in  ben  Acta  Thaddaei  (2if^en« 

w  borf,  acta  app.  apocr.  p.  261  ff.)  unb  in  einer  noc?  ungcbnuften  SBiener  §anbf^rift 

Diefelben  roeid^cn  unter  fid^  unb  oon  ben  brei  crft^enannten  Berieten  roefentlit^  ab,  bieten 

aber,  ebenfo  ©ie  bie  (Ersä^lungen  fpäterer  bi)5antintfd|er  (E^roniften,  ©enig  3ntereffe  bor. 

Das  Sntereffe  an  ber  Sh^age,  ob  ctioas  unb  ©as  etwa  oon  biefcr  Sage  gefd^idhtli^ 

fein  mo(^te,  nutete  Ji^  oon  9lflters  in  erfter  fiinie  auf  ben  angebli^en  Brief  Z^\xl 

^  6^on  in  ber  alten  >tir^e  ift  bie  (£(^t^eit  bes  Sriefme^fels  n\i)i  unbejroeifelt  gebKebeit 


I 


XBflor  übUeitf  99 

Sfugugin  (c.  Faust.  Manich.  XXVIII,  4)  unb  öieronpmus  (in  Ezech.  44, 29)  erflärcn 
im  aflgemeinen.  bag  CC^riftus  ni^  Sc^riftlii^es  ^interlaffen  ^abe.  $apft  (Seloftus  in 
GetneinJ^^  mit  einer  röm.  Sqnobe  (um  495)  ^at  ben  SriefxDe^fel  ausbrflmi(6  als 
apoltwm  oenootfen  (decret.  Gelasii  VI,  57  f.).  9Benn  tro^bem  bie  romi[d|e  Äir(^e 
unb  Ideologie  im  ^gemeinen  bie  (E^t^it  oerteibigt  fyii  (oome^mli^  Till^mont,  M^-  5 
moires  1. 1,  3  p.  990  ff.,  neuerli^  SBelte  in  ber  lüb.  "X^UQ,  1842),  fo  tft  auf  eoange- 
li^Ati  Seite  fa^  burAiöeg  bie  Une^t^it  angenommen.  Gegenteilige  Stimmen  finb  in 
öüeret  3^^  ^^^  SKogbeburger  (Eenturien  (Cent.  I,  IIb.  I,  2  unb  Hb.  II,  2)  in  neuerer 
S^  9mA  (3^3:^  1843),  Cureton  (Ancient  Syriac  Documents  1864) ,  ^^illips 
(0.  a.  O.  preface  p.  IV  ff.).  3leuerbings  fyd  fiipfius  (Die  ebeffenif^e  Slbgarfage,  10 
1880)  ba$  gefdmte  iRoterial  einer  eingelienben  tritifd^en  Unterfud)ung  unterzogen,  beren 
u.  S.  im  loefentliAen  einleuc^enbes  Ergebnis  folgenbes  ift  (ogl.  au^  (Sutfi^mib,  Über 
bie  ®IaubiDfirbm!ett  ber  armen.  (5t]ä).  bes  3Rofes  0.  il^orene  1876) : 

Die  SbgarKtge  enoeift  RA  oomel^mli^  burA  grobe  3[na^ronismen  als  odllig  un« 
geMiAtlic^.    Der  erfie  c^riftliqe  il5nig  oon  (Ebe|[a,  loelc^r  ge{^i(^tli(^  nai^ioeisbar  ift,  16 
ift  »gar  VIII.  bar  aRcfnu,  welcher  176—213  n.  (E^.  reaierte.    anSglid^enoeife  \ä)on 
balb  noA  beffen  Sefe^rung  ift  aus  bem  SBunfc^,  bie  (Ü^riftianifieruna  bes  9?eid)es  auf 
apoftoIQqen  Urfprung  jurüclsuffi^ren,  jene  Dimtung  entftanben  unb  offisiell  fanttioniert. 
SufAius  oiebt  auf  ®runb  ber  bamals  im  Skqio  niebergelegten  S^nft  bie  £egenbe  in 
i^  filteften  ®eftatt.    3n  ber  jmeiten  $ölfte  bes  4.  ^aMunberts  ift  bie  in  ber  Doc-  20 
trina  Addad  oorliegenbe  Überarbeitung  entftanben.    mf  beiben  ruQt  bie  Darftellung 
bes  SRofes  oon  il^orene.  Die  bei  (Eufebtus  no^  nid^  oorliegenbe  Sage  oon  bem  Silbe 
(E^fti,  wtliftB  t^atfä^Ii^  in  (Ebeffa  oorI|anben  getoefen  ift  (i.  3*  944  oon  ilaifer  9{o« 
manus  I.  nad^  jbnftantinopel  gebraut)    unb  moglic^enoeife  [^on  lange  als  9leIiQuie 
oo^  iDotben  roar,  ift  in  ber  Doctrina  Addaei  suerft  mit  ber  Slbgarfage  oerbunoen  25 
iDoibeit.    Um  einer  Serf^mel5ung  berjelben  mit  ber  ®ef(^i^te  oon  ber  Silbfaule  S^rifti 
in  ^[hnteos  ift  bie  Iateinif(^e  Seronilafage  oielleii^t  erft  im  6.  3^^^*  entftanben  (ogl. 

5.  (Brimm,  bie  Sage  00m  Urfprung  ber  (E^riftusbilber,  31S3(  1842).  Die  mit  ber 
Ugartee  nur  lofe  jufammenbfingenbe  £egenbe  oon  ber  Areujesauffinbung  bur^  $ro« 
t9ime  tft  lebiglic^  eine  9la(9bilbung  ber  abenblönbif^en  $elenafage.  30 

Lic.  St.  ®il^mibt. 

Sbgdttrm,  f.  ^olqt^eismus. 

abiil,  ÄBnia  oon  3uba.  1  Sta  14,  31—15,  8;  2  66r  13,  1-23.  83al.  toller, 
mi  ©efÄ.  II,  2  @.  312 f.;  Stabe,  ®ef(5.  b.  93.  3«racl,  I  @.  354 f.;  mtttl,  ®ef4.  ber  ^c* 
ferficr,  II  S.  212.  85 

»Mo  (imÄSnigsbu^  tD^aö*^  in  berCL^ronö  ^^^,,  bei  ben  LXX  'Aßmv  mh'Aßtd), 
wo  ber  Sofrn  bes  9le^abeam  unb  n)a^d^einli^  ati^  oon  mütterli^er  Seite  ^er  ein 
Ibmfel  Dooibs,  ba  feine  SRutter  SRaad^a  eine  XoAter  Slbfaloms  genannt  u)irb,  1  % 
15,  2.  (®anj  fi<^  ift  biefe  Sla^ri^t  ni^t,  ba  1  Äg  15,  10  9Kaa(^a,  bie  loAter  2lb= 
foloms,  als  9Rutter  bes  ^a  erfc^eint,  unb  2  Cbr  13,  2  bie  SRutter  tibias  aRt^aja^u,  40 
Zoster  Uriels.  ^ei^  SBa^d^emli^  ift,  bag  S^i^aja^u  Schreibfehler  ift  für  ällaa^a, 
Me  angobe  „!to^ter  ?lbfaIoms"  bei  gjlaaAa,  ber  SRutter  «Jas,  1  fta  15,  10,  aber  916- 
ffotbernnoec^felung,  unb  mdgli^,  bag  uriel  Sd^n^iegerfop  9Ibfaloms,  alfo  SRaa^a, 
Smos  Olutter,  beffen  (Enlelin  getoefen  ift).  (£r  bat  3  3^^^^  regiert,  nad^  früherer  ^c- 
le^nung  957—955,  na*  Äamp^aufen  (Chronologie  ber  ^ebrötf^en  ftönige,  S.  32)45 
920 — ^918.  Das  ÄönigsouA  fagt,  er  fet  in  allen  Sünben  feines  Saters  geioanbelt. 
SennufltA  ^  er  frembe  (Sottesbienfte  sugelaffen  unb  fi(^  au^  fonft  S^Iimmes  ju 
{(Bulben  nnmnen  loffen.  Sonft  ^iebt  bas  jlönigsbu^  nur  no^  an,  ba§  ber  Jtrieg 
p^^en  3uba  unb  3srael,  ber  bte  golge  ber  9?ei(^sfpaltung  gemefen  n)ar,  toö^renb 
}ain  Regierung  for^ebauert  ^abe.  vtac^  ber  Cl^ronil  ^at  W)xa  barin  einige  S^ortetle  so 
omiigen,  bie  freiu^  balb  toieber  oerloren  gegangen  finb,  aber  3una(^ft  ni^t  unbebeutenb 
soreiL  Ocsmcm  i^  boju'ein  Sünbnis  mtt  Dem  Damastener  labrimmon  (1  Agio,  19) 
«efenfib^  ge^l^en  ^en.  ^i(^e(m  So^. 

Wlisätax,  f.  9l^tmele(^. 

fbtlnte«  Wtter,  erbfunbe  XVII,  2,  S.  1278  ff.  JHobinfon,  Steuere  bi6Itfd)c  JJorfcfiungcn  56 

6.  62311.  (g6erÄ.©ut!|e,  ^aläftina  I,  456  ff.  —  3u  ben  gnjdjriftcn  CJL  lU,  mv.  199. 
CJ6.  9nr.  4521  (ogl.  Addendft  @.  1174).    Renan,  M^moires  ae  TAcademie  des  Inscr. 

7* 


100  Wilene 

et  Belles-Lettres  XXVI,  2,  49^84.  —  ®trau§,  fiitbtn  Sefu*  I,  341  ff.  mt\titx,  (Sfßonß* 
logifd^e  ©Qnopfc  bet  üier  (Süanaelien  (1843)  174 ff.,  unb  8eitr&ae  ^ur  richtigen  SBurbiaung 
ber  igöangciten  (1869)  196  ff.  ^oltmann  unb  ©d^urer  8»S^  18v3,  92  f.  1876,  579.  1877, 
536.  jbim,  Seben  Sefu  I,  618  f,  unb  ^ud  bem  Utd^riftentum  (1878)  9  ff.  »cfonberd  ediüttt, 
5  ®ef4i(!§te  beS  jübiT(6en  SSoIfed  im  3ettalter  Sefu  d^rifti  (1890)  I,  599  ff.  ftrenlel,  3o^ 
fc^^ud  unb  Sucad  (1894),  95  ff.   gfemer  bie  5(ommentare  }u  Sc  3,  1. 

SIbtIene  begegnet  bos  (Bebtet  eines  Ortes  SCbilo,  ^ebr.  ^^.  SBelc^ec  oon  ben 
vielen  Orten  biefes  Slomens  im  ffibli^en  Serien  unter  jener  Sejeic^nuna  Sc  8,  1  oe« 
meint  ift,  lägt  fi^  bomo^  beftimmen,  bag  bort  ein  geotfler  fiQfonias  als  l3ierffirft  über 

loSIbilene  genannt  n)trb  unb  mit  biefe  Serbinbung  oon  ^amen  in  ben  Scbriften  bes 
3ofep^us  iDieber^oU  antreffen.  Sofep^us  [treibt,  ba^  ber  itaifer  (Eajus  bei  feinem  9{e« 
gierunosantrttte  (37  na^  (Sft.)  bem  Slgrqqxt  I.  außer  ber  Xetrorqie  bes  ypippus 
ou^  bte  bes  Manias  jugeoiefen  ^abe  Antiq.  XVIII  6,  10  (ed.  Niese  XVUl,  237) ; 
femer,  bag  ber  itaifer  (flaubius  na^  bem  Xobe  bes  (Eafus  (41  mu^  (Or.)  ben  genannten 

15  ^rippa  I.  ni^t  nur  jum  (Erben  bes  aanjen  oon  $erobes  b.  (Sr.  beQenf Aten  Gebietes 
einfegte,  fonbem  i^m  au^  ^ila  bes  ^fanias  nebft  bem  (Sebiet  auf  oem  fiibanon  Ober« 
gab,  b.  f).  i^n  in  bem  bisherigen  Seft^e  biefes  Gebietes  beftStigte  Antiq.  XIX  5,  1 
(ed.  Niese  XIX,  274  f.)  BeU.  jud.  II  11,  5  (ed.  Niese  II,  214  f);  enbli^,  bag 
(naubius   in   feinem   13.  SRegierungsia^e   (53  naA  (Sjjt.)    bie   el^emalige  2:etarc^ie 

30  bes  ^^ilifipus  nebft  Slbila,  ber  frfi^eren  Xetrar^ie  Des  5!9fanias,  an  Slgrinxi  II.  ge« 
geben  ^abe  Antiq.  XX  7,  1  (ed.  Niese  XX  137  f.)  BeU.  jud.  II  12,  8  (ed.  Niese 
II,  247).  Sn  jmei  Stellen,  nämli^  BeU.  jud.  II,  11,  5  unb  12,8,  nennt  3ofep|us 
bas  ®eoiet  bie  ßaadela  bes  finfanias. 

9lus  btefen  3[ngdben  ge^t  ^eroor,  baft  Slbila  am  fiibanon  lag  unb  jnmr,  ba  fein 

26  (gebiet  ftets  ntben  ber  2:etraräie  bes  ^^tlippus  genannt  u)irb,  oa^f^inli^  am  ffib« 
liefen  fiibanon.  SRan  ^cA  baper  mit  SRe^t  oie  mgaben  alter  3tinerare,  b^  Itinera- 
rium  Antonini  (ed.  WesseUng  198)  unb  ber  Tabula  Peutingeriana  (ed.  MiUer 
X,  3)  herbeigezogen,  na^  benen  ein  SIbUa  18  römif^e  SReilen  oon  2)amasfus  am 
SBege  na^  ^eliopolts  (SoTalbel)  lag.    Diefe  6trage  benu^te  3.  %.  bas  etme  unb  tiefe 

90  X^I  bes  3lä)x  Soraba  (Chrysorrhoas  ber  C5rie^n),  bas  oon  bem  SlntUtbanus  ^erob 
in  fOböftli^er  9{id^tung  na^  Damaslus  fu^.  äberträgt  man  nun  fene  18  SReilen  auf 
ben  gütigen  SBeg.  fo  gelangt  man  ju  bem  Dorfe  Sük  Wadi  Barada,  bas  am  füb* 
It^en  Ufer  bes  (Jrluffes  lieot,  am  gu^e  malerif^  jerriffener  ^IsQ)anbe,  bie  fi^  fteil  bis 
m  einer  $öl|e  oon  me^r  ate  120  m  erlieben,  ganj  in  Slumen«  unb  ObftgSrten  gebettet 

36  Snte  (Sruiü)mauem  unter  ben  fe^igen  Käufern,  eine  gro^e  Slnja^I  forgf&Ittg  ausgdjauener 
greif engräber ,  fon)ie  Xempelrutnen  ben)eifen  bie  aUe  Ortslage  auf  beiben  Seiten 
bes  Slujfes.  Die  9l3merftrahe  jte^t  fi^  an  ber  norbveftli^en  3elsn)anb  ^in,  etioa  30  m 
^^er  als  bas  jefeige  Slügufer  in  ben  greifen  ge^en,  no^  ^eute  auf  eine  6trede  oon 
md^r  als  200m  oeutM  erlennbar.    Die  gegl&ttete  gelsn)anb  ober^Ib  ber  Strage  trägt 

40  einige  3nf^riften,  oon  oenen  bie  eine  melbet,  bag  bie  Äaifer  Marcus  Aurelius  An- 
tonius unb  Lucius  Aurelius  Verus  viam  fluminis  vi  abruptam  interciso  monte 
restituenmt  .  .  .  impendiis  AbUenorum  (163—165  na&  CEQr.).  Slu^  mag  bas  in 
ber  9la^e  gesetgte  ®rab  bes  Nebi  Häbil  (b.  i.  SIbel,  ber  ^ter  oon  feinem  Sruoer  Aain 
beftattet  woxotn  fein  foll)  oermdge  ooRstfimli^er  Deutung  bes  SBortes  mit  bem  alten 

46  9{amen  Slbila  RU|ammen^ngen.  $ier  wox  bemnad^  bie  $auptftabt  bes  (Sebietes  W>u 
lene.  9BeI^  ^usbe^nung  otefes  ^atte,  n)ifTen  wie  niAt.  (Einige  ®elel|rte  (3.  S.  de 
Saulcy,  Numismatique  de  la  Terre  Sainte  20)  moUen  bie  auf  SRflmen  aenannte 
Stabt  fieulas  am  Chrysorrhoas  auA  oon  unjerem  Slbila  oerfteben;  boq  (td)en  bem 
ni^t  geringe  Sebenlen  entgegen   (ogl.  3.  SRatllarb,  3lumismatl|^e  3eitfc^nft  XXVI, 

60  1894  S.  1  ff.). 

Slus  ben  oben  mitgeteilten  Slnaoben  bes  3of^^us  ergiebt  fi^  femer,  bag  fpSter 
als  37  mä)  (Sfyc.  eine  Xetrori^ie  bes  finfanias  tn  Slbila  ni(^t  mel|r  beftanben  1^ 
£c3,  1  fe^t  ben  Xetrar^en  fiofanias  oon  SDDilene  in  bas  15.  3<^  bes  Aaifers  Xiberius 
=  28/29  na^  (Sft.    Damit  tft  ber  3n^alt  einer  1738  oon  bem  engltjd^n  93tf(^of  ^o< 

66  Code  in  Slbila  entbedten  3nf(^rift  ju  oerglei^en,  wom^  JR^mpj^ios,  (^reigelaffener  bes 
Xetrard^en  fiqfanias,  bie  Strafe  gebaut  unb  einen  Xempel  errietet  ^at.  Da  bie  3n« 
[d^rift  innerbaft  ber  3^^^^^  14—29  naA  (Sfyc.  ^peftellt  roorben  fein  muft,  fo  fc^eint 
auA  burd^  fie  ein  Xetror^  fiofantas  in  vlbila  fiir  lene  !^tri  bejeugt  ju  meroen.  ^jfreUti^ 
loiro  nun  oon  mel^reren  ^ele^rten  angenommen,  bag  btefer  ^fanias  lein  anberer  fei 

60  oIs  ber  40—36  oor  (£^.  bas  Sturaenet^  am  fitboinon  be^errfd^nbe  £9|anias ,  Si^n 


SktTciie  »rtttttd  101 

bes  ^bm&tts  (Josephus  Antiq.XIV  13,  3  [ed.  Niese  XIV,  330]  BeU.  jud.  I 
13,  1  [ed.  Niese  I,  248],  bem  tio  (Eoffius  XLIX,  32  unb  ^otp^qrius  bei  Euseb. 
Chron.  ed.  Schoene  I,  170  ben  Xitel  5l5nig  beilegen,  ffir  ben  ber  Xitel  Xetroxd^ 
nur  oieUei^t  bun^  einiae  SRfin^en  no^eioiefen  »erben  lonn.  T>anaif  löge  bei  fic 
ein  3ntum  oor.  Der  unterf^ieb  im  Xitel  fällt  nid^  \tfyi  ins  (6miift  ba  qu^  [onft  5 
ßcujdevg  unb  teTQdgxn^  »e^fefn.  SBobI  aber  ift  3U  beachten,  bah  ber  SRittelpunlt  bts 
9Uii^  ber  Sturfier,  ju  bem  ouc^  SIbila  ge^rt  ^oben  n)irb,  bte  Stabt  (njaVUs  am 
Sibonon  oor,  ni^  Slbila,  baft  Josephus  Antiq.  XX  7,  1  BeU.  jud.  II  12,  8  bie 
^errttoH  CE^oSis  niAt  ju  ber  xetrarqie  bes  fiQfanias  rennet,  unb  ba§  jener  9tomp^ios 
ber  änfc^rift  oon  Xbua  jmif^en  14-— 29  nac^  (Sfyc.  [^erlic^  als  ein  ^eigelajfener  bes  lo 
3tur5eiffirften  fiQfonios  40—36  oor  (Sit.  anjufe^n  tft  Dcd^er  emf^fie^It  es  ft^,  neben 
bem  filteren  fiQfonios  einen  filngeren  ii^fanios  anjunebmen,  na^  bem  bie  Stabt  Sbila 
unb  t^  (gebiet  benannt  n)urbe  (^tolemfius  Y  15,  22).  (»ntfit. 

«Kf«,  •^■•5»,  au(^  "^^a«,  V/j£aad,  «bijal  ber  Sltere  »ruber  3oabs  unb  «fa^els 
1  (Sfyc  2,  16,  »ie  biefe  beiben  ein  6o^n  ber  S^mefter  (genauer  StieffAu^fter  2  @a  is 
17,  25)  !Dooibs,  3^^    ^^  3)ater  ffi  nic^t  genannt    Slls  einer  ber  Xapferften 
fiatib  aObifd  Daoib  [c^on  n)fibrenb  [einer  Verfolgung  burc^  6aul  bei  (1  6a  26,  6  ff.; 
ogL  22,  1)  unb  beoiä^  [i^  in  ber  gamen  Sfolge^eit  als  ein  feinem  Jlbnig  unbebingt 
treuer  unb  Ifibner  Ari^smann  unb  $eerffi^er,  mit  er  benn  !Daoib  einft  im  Aanqif 
mit  einem  rirfigen  $^iu[ter  bas  fieben  rettete  (2  @a  21, 17)  unb  i^  noc^  bei  ben  le^n  ao 
(EmpSrungen  ^monagenbe  Dienfte  leiftete.    £r  n)irb  2  6a  23,  18  f.  (f.  jur  Serbelfe« 
rung  bes  Xeztes  9Beubau[en  unb  Aloftermann  3.  b.  6t.  unb  fiber  bte  $eereseinteilung 
Daoibs  ftb^Ier,  (Befc^i^te  II,  293  ff.)  aleic^  naä)  ben  brei  allerlfl^nften  gelben  I)aoibs 
ds  berjeniae  genannt,  ber  unter  „ben  breihk"  oomel^mften  $auptleuten  (naä)  anbem  unter 
ben  6dbaltf^mi,  ben  9leifigen  =  600  (gtUiorim?)  bie  erfte  6tene  einnahm.  3n)ai  trat  25 
er  als  gelb^en  im  jtriea  unb  9{atgeber  Daoibs  im  grneben  hinter  [einem  »ruber  3oab 
me^  jurfict;   aber  er  bml^Iigte  unter  beFfen  Oberleituna,  3un)eilen  auc^  felbftfinbiger, 
feine  ^eeresabteilung.    Qo  lourbe  er  im  f^rifc^^ammonitifmen  Ariege  gegen  bie  3[mmo» 


tfü^er  aenannt  loirb,  2  6a  8,  13  f.  ao 
vM»|wiu  w«  ^»4.t«^|9v«^4.  ^uvw  |vw|t,  ui»  ^%^u%yi  gegen  «CUalom  ^atte  er  ein  Drittel 
bes  SoHes  unter  fi^  2  6a  18,  2,  unb  in  bem  aegen  6eba  ftanb  er  neben  3oab  an 
ber  6m^e  2  6a  20,  6  ff .  —  6tets  bemies  er  etnen  tabeüofen  SRut,  ber  ni^t  feiten 
}u  ^eibenlfl^n^it  fi^  fteigerte,  aber  babei  au(|i,  mit  fein  trüber  ti^äbf  wtnn^U\ä) 
nü^  im  felben  (grabe  mte  biefer,  eine  Iriegermäftige  $arte  unb  einen  leibenf^joftlu^en,  35 
unoerfB^nli^n  ^a|  geaen  bie  ^inbe  uno  jioetfel^en  grteunbe  feines  Abnigs,  mo* 
bun^  bte  „BVfyxt  oer  3^ruia"  biefem  5U  einer  f^er  ju  trogenben  fiaft  aemoroen  finb 
2  6a  3,  39;  16,  10;  19.  23.  Daoibs  6eelengrö|e  offenbart  [i^  gereue  in  biefem 
(gegenfd^  ju  ben  gelben  feines  6tammes.  »gl  Slbifais  »er^uen  ju  6aul  (1  6a 
26,  8),  }u  Sbner  (2  6a  3,  30),  ju  6imei  (2  6a  16,  9;  19,  22).  n.  Ovem«     40 

Sttlol,  [.  Snbulgenjen. 
sauer,  f.  Ssbofet^. 

9briba»el  (3faal).  ®rä|,  O^efd^ic^te  ber  Suben  VHP  316—325,  349  f.,  414,  IX* 
6—9,  43,  223,  229 ff.;  dia  Costa,  Israel  an  de  Volken*  244 f.,  510 ff.:  8a(6er  in  ^nter 
unb  Sunf4e,  (ikf(^.  b.  jüb.  £itt.  U  333,  339 :  j^aminla  ebenbafelbf t  II  443,  446  f.,  451 ;  46 
Sloil^  cbenbafclbft  II  791  f.;  Jewish  Quart  Review  I  37—52.  —  ©d^riften:  j^ommentor 
)um  $entatcu(j6,  Mterft  Senebig  1579,  bann  Don  Sad^u^jen,  $anaul710;  Prophetae  priores, 
juerft  $efaro  1520;  Prophetae  posteriores,  juerft  $efaro  1520;  Ma'jene  ha-jeSü'ä,  (gfer« 
rara)  1551;  Ma&nla' jeifT S,  (@aIoni(i)  1526,  lateinifc^  t)on  ^einr.  SRa^,  gfranffurt  a.  Vt. 
1711;  JeiTSt  mefilcho,  ftarlSru^c  1828;  RQS  'amSnS,  jeonftanHnopel  1505;  Miph'alöt«) 
'ei5hlm,  Senebial592. 

Don  3faal  SObrabanel  (au^  9IbraoaneI  ober  SIbarbanel,  f.  (6rSt[,  a.  a.  O.  VIII'  316, 
ba  Cofta,  a.  a.  O.  510)  murtfe  in  fiiffabon  oon  oome^mer  gfamilie,  u)el(be  fi^  baoi« 
bif^  ^erfunft  rfi^e,  1437  geboren,  oenoaltete  bie  ginanjen  Portugals  unter  911« 
fons  V.,  mugte  unter  feinem  Sca^folger  30^0  ^^  1^B3  mä)  6panten  flutten,  u)o  er  55 
1483  unb  84  3ofua,  WAter  unb  ote  ^amuelsbfl^er  lommentierte  unb  im  le^taenannten 
3abre  bie  Senoaltung  ber  gfinanjen  bes  £anbes  fibema^m.  Die  Senoeifung  aller 
Sttoen  aus  6)xinien  nn  aR&rj  1492  burc^  gferbinanb  unb  Sfabella  ^e  jur  Solge 


102  XfouHttd  WnOimi 

[eine  Slusioanberung  mä)  9lecq>el,  »o  er  1493  ben  Siommtrüat  gu  ben  Jt3ntoUi^em 
l^rteb.  3n  Steopel  erhielt  er  roieber  ein  gfinamamt  am  $ofe  oon  gerbinaiä  I,  mit 
beffen  6o^ne  Snfons  er  1495  na^  6i^ien  fIo$.  Son  1496  bis  1503  lebte  er  in 
SRonopoIi  in  Sl^mlien  [Ariftltellerif^er  X^otigieit,  [(^eb  bie  jtommentore  pm  $enta* 

6teu^  unb  ben  fpöteren  ^rop^eten  unb  [eine  brei  mef[ianologi[d^n  Sc^en  Ma'jene 
ha-jesu'ä  (ilommentar  3U  Daniel),  Jestföt  medlchö  (fiber  mej|ianiMe^aQgaba[tenen), 
Magmia''  je§ü'g  (über[  mef[tanif^e  SibelfteUen).  3ta4  93enebtg  fib^e[ieSeIt  ftoA  er 
bafelbft  1509. 

Die  Sebeutung  SIbrabanels  beru^  nxd)i  auf  [einen  reIigionsp^iIo[opbi[^n  Schriften. 

10  3n  Miph'alöt  'elöhim  oerteibi^  er  bie  Sc^fifung  ber  9BeIt  aus  oem  9tfa&ts ,  in 
Rö§  'amänä  tritt  er  für  bie  bretge^n  (Slaubensiürtilel  bes  URainunibes  ein,  beibes  im 
3ntereffe  jübt[Aer  Sle^talöubigfeit.  Ws  irrig  em)ie[en  ^  [eine  e[(^atoIoai[^n  Serec^« 
nungen,  toona^  im  3^^^  1^03  bie  ^eilsjeit  anbre^en  [oute,  unb  Jente  gegen  bte 
^ri[tlt(^e  CErflorung  ber  mef[tani[^en  SSeisfagungen  geri^teten  Ausführungen  merben 

15  ^ar  bem  9Bortfinn  berfelben  juiDeilen  me^  geredet  als  {ene ,  offnt  ober  in  i^  9Be[en 
itiefer  einjubringen.    Slbrabgnel  ift  aber   o^ne  3i^if^I  ^  ^^W  ifibi[^  Sseget  oon 

! [röterer  Sebeutung.    Die  Öberfi^ten  unb  (Esfurfe,  roel^  er  [einer  Auslegung  einoerleibt, 
eiben  jmor  mitunter  an  übergroßer  llm[tanblid9!eit,  [inb  ober  »ie  bie  Suislegung  feM 
nü(^tem  unb  Har.    Die  3ln[i(^ten  ber  Sorgönger  merben  boufk  mitgeteilt  unb  einae^no 
20  erörtert.  3n  ber  mit  [einer  $tlf e  lei^t  ju  geminnenben  Öberficbt  ubtt  bos  oor  i^m  ®eiei[tete 
liegt  ber  $au|riiDert  [einer  Auslegung,  n)el(^e  auf  Driginalttat  loenig  An[pru4  ergeben 
batf.  (9«  ^$inüM. 

Abrol^am^  Abrom ,  ber  erfte  A^n^  bes  israeliti[^en  SoQes.  lln[ere  Aenntnts  ber 
(5e|d)iti^teAteai^amsbabenn)iraus[(^Iie§Ii^  aussen  11,26^-26,10  ju  entnel^men.  Son 

25  allen  übrigen  C5rünben  abgefel^en,  tonnen  [qon  me^en  ibres  oerbältnismägig  jungen  Alttts 
n)eber  bie  Darjtelluna  bes  &bens  Abrahams  bet  3o|ep^,  Ant.  I  cp.  6,  5  —  cp.  17, 
no^  bie  an  (Emgel^eiten  aus  bem  2iü)tn  Abraums  anlnfipfenben  t^[op$ifc^n  unb 
moraIpbiIo[opbif4^n  Ab^anblungen  'ißl^ilo»  de  Abrahamo ;  de  migratione  Abrahami ; 
de  congressu  quaerendae  eruditionis  causa;  de  profugis;   quis  rerum  divina- 

80  mm  haeres  sit,  no^  bie  (Erj&blungen  ber  iübi[^n  ^aggaba  (ge[ammelt  oon  O^o, 
lex.  rabb.  p.  3  sqq.  unb  befonbers  oon  S.  Seer,  £eben  Abropoms  mä)  Auffaffung 
ber  jübi[^en  6age.  fieipjig  1859),  no^  bie  bei  CEu[ebius  praep.  ev.  IX,  16 — 20  ouf* 
betoa^en  (Escerpte  ben  Anfpruä  ergeben,  suoerläffige  ®e[^i(^tsquenen  für  bos  fieben 
Abrahams  ju  [etn.    Aus  bem[elben  (Srunbe  fyii  man  aber  au^  bie  biblij^e  DorfteHung 

85  für  ni^t  geeionet  erflort,  i^  eine  5UoerIaJ[iae  Srienntnis  oon  bem  fieben  Abrams  }u 
entnehmen.  2)enn  [o  un{id)er  au^  bie  biblif^e  (Üb^onologie  in  ber  3^^^  ^^  ^^ 
jlonigtum  ift,  fo  toirb  bo^  ber  Seginn  ber  $atriar^enge[d^id^e  laum  aus  einer  jüngeren 
3eit  als  etma  1900  o.  (Sf^x,  botiert  merben  lonnen.  Die  alte[ten  unb  ausfü^rliq[ten 
Sta^ri^ten  hierüber  finben  \iif  aber  erft  in  ber  (Senejis.  Stammte  bie[e  nun,  loie  man 

40  frü^r  annahm,  oon  9Ro[e,  ber  etioa  1300  o.  S^r.  lebte,  fo  u)ürbe  bie  DarReUuna  ber 
©cnefis  immerhin  um  5—600  3^^^  jünger  fem,  als  bas  oon  i^  gef^ilberte  £eben 
Abrams;  ftammte  bagegen  unfere  bermalige  (Senefis,  mit  man  neueftens  oielfa^  an» 
nimmt,  erft  aus  ber  3^^  steiften  500  unb  400  o.  (£^.,  [o  mürbe  ooüenbs  em  Stü^ 
räum  oon  14—1500  3ö^ren  ^if^en  ber  3^it  Abrams  unb  ber  biblift^en  (Ersomung 

45  liegen.  Die[e  ift  ba^er  ni^t  in  bem  Sinne  einer  (gef^i^tsurlunbe  mte  eine  Auto» 
bioarop^ie  ooer  mie  etioa  bie  ni^t  oiel  me^  als  ein  iDlenf^enalter  mäf  3^[u  ^b 
entftanbenen  Soangelien;  [ie  giebt  oielme^  in  ber  Z^at  3unäd^[t  nur  biejenige  Auf« 
faffung  oon  bem  fieben  2lbrams  mieber,  loef^e  5ur  3^it  i^rer  (Entfte^ung  in  ben  prommen 
5treifcn  3sraels  bie  ^errfAenbe  mar.    Diefe  mar  aber  nac^meisU^  eine  Kng^  fiber* 

60  lieferte.  Denn  bie  Darftellung  ber  ©enefis  l)\toon  ift  lebigli^  mt  3ufömmenarbcitun8 
oon  ben  Quellenf^riften  (EJP)  o^ne  irgenb  mefentli^e  3^^^^  ^^  9lebaItors. 
Die  (gntfte^ungsseit  ber  brei  Quellenfdiriften,  insbefonbere  bte  oon  P  ift  allerbings 
ftrettia.  3n  bem  oorlieoenben  3ujammenbang  lann  fügli^  ba^jingefteüt  bleiben,  mann 
P  entftanben  fei;  benn  oer  ©ef^idgtsoerlauf  mirb  fiier  nur  Rijsiert,  nw^t  erjäbü,  gfleif^ 

65unbSlut  jubem  auf  uns  gelommenen  ©erippe  fe^lt  ganj  (Aittel,  (5ef4.b.§ebr.  1.147). 
Die  QueUenf^riften  E  unb  J  lö^t  man  je^t  gemöQnlid^  gmifd^en  3o[^>^<^  uno  Ufta 
^850—750)  oerfagt  fein;  ma^rfmeinli^er  bunit  miA,  bag  E  no^  in  ber  9{i^ter}eit 
(etma  1100),  J  in  ber  ß^ü  I^^oibs  (eüoa  1000)  entftanben  fei  (ogLau^  ilonig,  Cml. 
S.204  f.).  Da  nun  5mif(^enE  unb  J  niä)i  fo  fe^r  993iberfpru(^  befte^t,  als  oielme^  E 


ftbratfom  103 

bur^J  eigan^  unb  oeroonftSnbigt  toirb,  fo  erfaßten  loir  aus  EJ,  loel^e  einfieitlt^en  unb 
mit  im  Detail  rne&i  ober  minber  ausgebtibeten,  oieüei^t  au^  ^te  unb  ba  in  unter» 
pftorbneien  ftleinigleiten  oon  einanber  atoeid^enben  SorfteÜungen  Aber  Slbram  5U  (Enbe 
ber  9{ü|ter3eit  unb  ju  Seginn  ber  Jtönigsjeit  in  Ssrael  oerbreitet  tocoren.  Diefe  93or» 
fteüungen  treffen  mir  aber,  loenn  bie  beuteronomif^e  (5efe|[j}ebung  als  ntofaih^  aner«  5 
bntnt  iDirb,  cnu^  bereits  in  ber  ßeit  3Rofes,  unb  jmar  als  fol^e,  oon  benen  oer  9}er< 
faffer  als  felbftoerftanblic^  oorausfekt,  bo^  fie  in  !3srael  aang  unb  gebe  feien.  3a^oe 
ift  noi^  X>t  6,  3;  26,  7  ber  (Sott  ber  Sfiter  unb  unter  biefen  finb  nac^  6.  10;  9,  5. 
27  bie  ^atriarAen  ju  oerR^en;  er  ^at  ben  Sötem  93er^eigungen  gegeben,  bte  er  galten 
niufa  9,  27,  uno  in  ber  Slbfic^t  feinen  (Eib  ju  galten,  fjcA  er  3srael  erroä^It  7,  7.  8;  10 
ins&fonbere  ^at  er  ben  aSätem  ben  »efih  Äanaans  6,  18;  7,  13;  8,  1;  9.  5; 
19,  8;  26,  3.  15,  unb  in  biefent  £anbe  3Bo^Iergeben  unb  groge  numerif(^e  StSrIe 
6,  3;  7,  12;  8,  18;  13.  18  sugefagt.  Sllle  biefe  9[usfagen  ru^en  auf  änf&auungen 
oon  bem  fieben  ber  Satriari^en,  loie  fie  in  EJ  niebergelegt  [inb.  V\t]t  in 
ber  beuterononrifc^en  (5efe^ebung  oorausgefeMen  unb  in  E J  f^riftlt^  fixierten  %n*  n 
f^ouun^en  ßnnen   niAt   oer   bt^tenben  $$intafie  3sraels  m&^renb  feines  Slufent* 

gtes  m  Sg^pten  entfprungen  fein.  !Denn  u)ä^renb  ber  erften  $5Ifte  feines  bortigen 
fent^altes  ftanb  bie  jef^ti^tlt^e  SBirlliAIeit  ber  foeben  jum  ^fqluR  gelommenen 
^^ctriar^naeit  feinem  Semugtfein  noA  settli^  3U  na^e.  als  bah  es  fi^  ^l^antafien 
larüber  ^e  Eingeben  ISnnen;  tD&^reno  Ses  äg^f^n  i)mits  aber  badete  es  ni^t  an  20 
tm  SIusuMmberung  na^  ftanaan  unb  eine  Slnfiebelung  bafelbft,  fo  baft  es  burd^  unb 
bmA  umDo^^einu^  ift,  bah  bamals  feine  ^^antafie  bierauf  geri(^tete  glü^enbe  9Bfinf(^e 

eäSerbejgungen,  loeli^e  einft  ben  Sl^nl^enen  oon  ^^^^  gegeben  Q)orben  toiren,  umge< 
Itet  gäte.  Bebten  bafier  tro^bem  oie  bur^  bie  beuteronomif^e  (Sefej^ebung  beseuoten 
Infc^auungen  in  bem  3srael  ber  mofaif^n  3^^^!  fo  ISnnen  fie  inm  nur  auf  oem  25 
SBege  gtefiqi^tli^  [Überlieferung  ju  eigen  geworben  fein.  3[oer  freiliä,  bie  beu« 
leronomifc^e  ®ef^gdbung  wich  oon  ber  fibem)iegenben  uRel^r^a^I  ber  l^eutigen  iUitiler 
3Rofe  ob«  unb  einem  Serfa|Ter  aus  bem  legten  ^a^r^unbert  oes  Seftanbes  oes  9leid^es 
3uba  }ug^o^en.  Ss  mug  bal|er  bie  gh^age  aufgen)onen  u)erben,  ob  Slbram  au^  bann, 
loenn  bie  (bs&^Iungen  oon  EJ  bie  SItefte  f^riftli^e  S^eugung  Aber  i^n  finb,  als  ge<30 
f$i(^tlii|e  ^erfon  aufgefaßt  loerben  barf  unb  ben  (Ers&^iungen  Aber  i^n  Colauben  bei« 
jumeffen  fet  (ße^ort  9tbram  md)i  ber  (5ef^i^te  an,  fo  lann  er  nur  tin  ^robult  ber 
oi<|tenben  ^^ntajie  3sraels  fein,  unb  ift  bann  3U  unterfu^en,  roie  3sraei  basu  lam, 
biefe  (&eftalt  ju  fAaffen  unb  an  bie  6pi^e  feiner  C5e[i^i^te  ju  ftellen.  Wan  fyd  bie 
Sermutung  ausgepo^n,  ba|  ^Sbram  ein  oon  ben  System  in  ber  grauen  Sor^eit  oer^ss 
e^rter  unb  ^inter^er  oermenfo^Iiditer  (Sott,  ein  altes  ,,93ere^rungsn)efen"  fei  (fo  3.  S. 
3)039,  Slolbele,  (Eb.  SReqer;  ogl.  bie  (Seftalten  Siegfriebs  unb  Srunbilbs  in  oer  beut» 
\äftn  ^elbenfage).  3Iber  ber  9{ame  SIbram  ober  Slbrö^am  ift  biefer  mna^me  ni^t  nur 
m^tgünftig,  [onbem  bArfte  fiegerabesu  ausf^Iiegen,  u)ie  benn  au^  ber  ganse  Semitismus 
feinen  (6ott  oiefes  Slamens  rennt  (Saet^gen,  Seiträge  6.  514 ff.;  gegen  i^n  loieber^o 
Kolbele  in  3bm(5  XLII,  484).  J)esglei(^ien  finbet  fi^  nirgenb  eine  Spur,  baftSlbram 
in  3srael  jemals  als  eine  (Sott^eit  ober  als  ein  ^oberes  3Befen  aufgefaM  roorben  roöre, 
ouc^  niAt  3ef  63,  16,  ober  51,  1  oergIi(^en  mit  3er  2,  27.  93ergebu(^  toArbe  man 
fu^  enbtu^  au(^  fragen,  roas  3srael  oeranlagte,  bem  3U  einem  SRenf^en  bepotensierten 
®otte  gerabe  bie  (Sef^iAte  3U3ufAreiben,  loelAe  in  EJ  oon  SIbram  eno^It  roirb.  3[n»  ^ 
mutenoer  ift  bie  namentli(^  oon  SBeü^ufen,  $roIeg.^  6.  322  ff.  unb  uRein^oIb.  SBiber 
ben  Aleinglauben  6. 10  ff.,  oertretene  9lnft(^t,  roona^  bie  9lamen  3Ibra^am,  3|aal  unb 
3a!ob  et^nograpl^if^e  Sammelnamen  toaren.  SptmU  in  Sbram  ^abe  man  eine  3^'^ 
bmmenftellung  ber  israelitif^en,  ebomitif^en,  moobitif^en  unb  ammoniti|(^en  Söller» 
f^often  3U  erbliden  (SDBell^ufen  S.  322).  3n  fpaterer  ^tii  ^abe  man  biefe  Sammel»  w 
nomen  als  9lamen  oon  3nbioibuen  ber  fernen  Sorseit  aufgefaßt  unb  ben  perfonli^en 
Xrägem  biefer  9lamen  untoilRArli^  bi(^tenb  eine  Sef^imte  beigelegt,  in  melier  fid^ 
We  zlnj^^auungen  unb  Strebungen  biefer  fpöteren  3eit  refieftieren.  „t)iefe  fpötere  ß^it 
loirb  ^ler,  naq  il^en  inneren  unb  öu||eren  (SrunbsAgen,  abfid^tslos  ins  graue  3(Iterium 
profUiert  unb  fpiegelt  fi^  barin  roie  ein  oerüörtes  fiuftbilb  ab"  (SBell^aufen).  „Slbram,  m 
ber  SBoter  bes  (Slaubens,  ber  C5e^orfame,  ber  SArbittenbe;  3srael,  ber  (!5ottesJfämpfer, 
—  finb  bie  eigentlifien  Äinber  ber  oon  bem  prop^etifd^en  ©eifte  be^enfdbten  ?p^antafie 
Ssraeb"  (SReinbolb);  „fie  Jinb  Sorbtiber  bes  reiften  3sraeliters"  (fflSeir^aufen).  9Kit 
bem  Semeife  freili^,  ba^  bie  ^atriari^ennamen  urfprungli^  Jlolleftiobe3ei^nungen  ge» 
toefen  feien,  fte^t  es  fe^r  mijjli^.    3[us  (Sen  36,  9  folgt  nur  bie  au(^  fonft  befannte  ^ 


104  Ofot^titit 


t    jn   I    II 


2fyti\a^t,  iah  (Ebom  im  Unteif^iebe  oon  unb  im  (Beaenfa|)e  m  (Efau  ht  8^  ,  , 
profotf^ei  Keoe  miA  als  SoHsnome  oefagt  iDurbe,  iD%enb  Sfou  bogegen  ctb  $etfoii< 
name  galt;  galt  aber  (Efau  als  ^erfonname,  bonn  [elbjtoerit&nbli^  ouc^  3<dob  unb 
Sbramj  unb  (6en  49,  6.  7  n)tn  nt^t  gefagt  fein,  bag  bie  Israeliten,  toenn  fieoiten 

s  unb  Stmeoniten  i^ren  iUiegsrat  ^Iten,  fi$  oon  i^nen  fem  ^Iten  follten,  ba  biete  mit 
Unre^t  unb  (Benmlt  umgeben,  [onbem  nur  bies,  bag  3<^^^  ^4  fterbenb  {eben  wtkü 
an  einer  6innes»  unb  ^anblungsioeife  ablelinte,  mie  fie  bei  Simeon  unb  Sjtüi  ju  finben 
©ar,  unb  bafe  er  biefe  jiDei  Söljne  in  i^rer  Kai^bmmenfc^ft  unter  bas  übrige  3siael 
Serftreut  ©ünf^te  (gegen  SKein^oIb).    3n   bem  Jlamen  3ttram  einen  luibrüiwli^^n 

10  Sammelnamen  ju  oermuten ,  ijt  um  fo  unt^unli^r,  als  bie  3sraeliten  biefen  9lamen 
ni(^t  ebenfo  u)ie  bie  Flamen  3|aal,  3aIob,  3srael  m  \fycet  Selbffbejei^nung  oeruHmbten. 
SBeü^aufen  lann  [i^  bem  (Seoi^e  biefes  Sebemens  nu^t  entjieQen:  er  ge|te^  Mtn 
JU,  baft  STbrc^am  gemift  lein  JJoHsname  fei  wit  3faal  unb  fiot;   er  ^It  Äbwm  ffir 


(Brabe  ju  oejroeifeln,  bag  3sraels  ^Bantafie  in  ber  prop^f^en  3«tt,  wenn  fie  einen 
(Erjoater  par  excellence,  bas  SorbiU)  eines  regten  3sraeUters  ^^nen  roollte,  gerabe 
bas  oon  EJ  toiebergeaebene  Silb  9Ibrams  entworfen  ^e.    äBeubmifen  fagt  oon  ben 

80  $atriar(^en  naä)  ber  in  EJ  ent^Uenen  S^ilberung:  „SRutig  uno  mani^  finb  fie 
n\d)if  aber  gute  ^ausmirte,  ein  toenig  unter  ber  $errf^  i^rer  mit  mel^r  Xemperament 
ausgeftatteten  (Ehefrauen.  6ie  bienen  bem  3a^oe  loefentli^  in  berfelben  3SBeife  loie  in 
aef^i^tli^en  ßeiten  i^re  9{a(^Iommen;  i^re  ^ömmigleit  bejte^  nic^t  blog  in  D\i{tai, 
fonbem  in  re^tf^enem  ffianbel  unb  gläubiger  (öoebung  in  ©ottes  Pgung".    «6* 

26  aefe^en  oon  ber  grage,  ob  biefe  (Oarcdterifierung  auf  Slbram  jutreffe.  rofirbe  bo^  mo^I 
oas  mannhafte,  fe^be«  unb  frieosluftiae  3srael  ber  Jtönigsjeit  ^5qft  f&oerlic^  einen 
mutlofen,  oer  SRann^aftigleit  enlbe^renben,  oon  feiner  grau  oe^nfc^ten  uRann  als  Sor« 
bilb  eines  regten  3sraeuters  ^inoqtellt  ^n.  Unb  ntben  ben  oon  9ReinboIb  ^or« 
ae^obenen  3ugen  bes  Glaubens  9lorams,  feines  (gel^orfams  unb  feiner  proitte,  fie^ 

so  in  ber  (Enä^Iung  oon  EJ  bo^  auA  eine  9{ei^  re^t  menig  oorbilbli^er:  er  gat  feine 
^albf^ioefter  jum  9Beibe,  loas  nad^  israelitifd^er  Slnl^una  SIutfAanbe  ift :  er  nimmt 
gegen  (gottes  9Beifung  fiot  auf  feine  SBanberuna  mtt;  troi^oem,  bap  (Sott  i^m  ilanaan 
als  Slufent^Itsort  angemiefen  fyxtj  jie^t  er  oon  ba  naA  Sig^pten;  bie  (Sfyct  feiner  (E^e- 
frau  feÜ  er,  u)abrf(^einli^  loieber^olt,  ber  (g^a^r  ber  ^erle^una  aus;  feine  ®Iaubens« 

86  juoerfi^t  enoeift  fid^  gelegentli^,  wtm  au^  nur  oorüberge^enb,  als  ni^t  frei  oon  3Q)eifel 
(®en  15,  8;  17,  17.  18).  Da  fi^  fomit  eine  «el^  oon  3ügen  aus  bem  fieben 
Slbrams  als  ^robult  ber  bi(^tenben  ^Qantafie  bes  3srael  ber  prop^etif^en  S^xt  fiber 
einen  ibealen  Sl^nberm  bes  äJoIIes  ebenfo  loenig  begretfen  I5M,  als  ber  9lame  SIbram 
fiA  als  ur|prüngli(9er  (Sottesname  ober  als  et^nograp^ifqe  iloUeltiobejeii^nung  begreifen 

40  Ia|t.  fo  loirb  mo^I  nxä)is  übrig  bleiben,  als  jujugefteben ,  bag  ^am  eine  gef^i^Hu^ 
^erfon  ift  unb  bog  bie  i^m^jugefcbriebene  (gefd^i^te  auf  einer  Überlieferung  beruht,  bei 
meiner  jioar,  wk  bei  aller  Überlieferung,  jumal  ber  münbli^en.  n)eber  Ungenauigteiten, 
nod^  Snoeiterungen,  no^  Serfärjunaen  ausgef^Ioffen  finb,  me\(S)t  aber  um  fo  grdgere 
®IaubioürbtgIeit  beanfpru^en  lann,  (e  loeniger  fie  ben  (Enoartungen  oon  einer  3beal« 

«  geftalt  entfpnAt  ober  ]i^  als  JRüdtoärtsprojeftierung  fpSterer  S^Ütn  erroeifen  ßhi  Den 
aegen  bie  (5ef^id|tli^fett  geltenb  gemalten  ©rünben  roo^nt  eine  ausrei^enbe  Setoeis« 
haft  ni(^t  inne.  (Es  ift  jioar  im  allgemeinen  ri^tig,  baft  fi*  oon  leinem  einjigen  SJoHe 
ber  (Erbe  ein  eigentli^er  Stammoater  ptorif^  nad^roeifen  laßt  unb  bafi  SöBer  \iä)  nid^t 
in  ber  2lrt  einer  gamilie  bilben,  fonbem  aus  allerlei  Stoffen  jufammeraoad^fen.    Slber 

w  nxd)i  nur,  bafe  bei  3srael  man^es  anbers  ift,  als  bei  allen  übrigen  SöHem,  fonbem 
Slbram  ift  auA  niä)i  in  bem  Sinne  als  Stammoater  3sraels  gu  beulen,  baft  alle 
3sraeliten  birett  oon  i^m  abftammten:  als  §irtenfürft  roanberte  er  an  ber  Spifte  eines 
(Befinbes,  ©el^es  jur  3«tt  feines  Jtriegsjuges  jur  Befreiung  fiots  etma  2500  Seelen 
ftarf  wax  (ogl.  m.  bibl.  (5efd^.  I,  160)  unb  meines  fpäter  bur^  bie  »ef^neibuna  ((Ben 

W17,  27)  mit  i^m  gu  einer  religionsgeno|fenf(^li(ben  gamilie  oerbunben  ©uroe,  in 
Äanaan  ein;  jufammen  mit  biefem  (Befinbe  bilbete  oie  SRai^fommenf^aft  Slbrams  eine 
Stammeseinbeit,  n)elAe  fi^  allm&bli^  p  bem  Solle  3srael  enoeiterie  (ogl.  Deli^fi^, 
31.  ilommentar  über  b.  (Ben.  S.  248f.).  Dem  »ebenlen,  baft  neben  ben  atferbauen» 
ben  Äanaanitem  fein  Äaum  für  ben  9(omabenfürften  ?Ibram  in  Äanaan  aeroefen  fei,  ift 

^  bie  boppelte  X^atfa^  gegenüber  gu  ftellen,  einmal  bog  uns  bie  Di^tigleit  ber  lonaanu 


Skro^attt  105 

ttt^  SeoSQttung  {ener  3^it  fo  gut  lote  oöllig  unbelannt  tft ,  foioett  aber  etoo  aus  ben 
HimoBen  oon  (Ben  14  unb  anberem  eht  S^Iug  SuISffig  eif^emt,  es  ftd^  me^r  enq^fiep.  fte 
itieorig  als  fie  bo^  ju  f^^en;  unb  bann,  ba|[  neben  ben  aderbauenben  SstaelUen 
Me  Ste^tten  bts  ^m  Untetaang  bes  9{et(bes  3uba  in  ilanaan  nomabifterten.  9Benn 
man  ferner  ben  btblif^en  (Ersäjlungen  fiber  bie  ^otrior^en  borunt  bie  ®ef^t^tli^leit  6 
ü^fidSjH,  toeil  no^  in  ber  3^it  SMes  unb  fpater|in  3^^^^  ^^^  ^f  ^^  Sinai  baufen* 
ber  ®eioiUergott  geioefen  unb  oon  oen  jugleid^  beut  24)temi5ntus  ^ulbigenben  tsroieli* 
tif^n  6t5nnnen  tn  fetif^iftif^er  9Beife  oerebrt  n)orben  fei,  fo  rul^t  biefer  (£inn)anb  auf 
ber  übergroßen  itü^ni^it,  aus  einjelnen  (Erfmeinunaen  bes  religlBfen  £ebens  5ur  S^ü 
Vlofes  unb  ber  n&qfifolgenben  S^H  auf  (ßletd^^eit  ber  reltgidfen  Slnf^auungen  unb®eMo 
iDofoi^eiten  mit  benen  ber  um  2000  ^obtt  jüngeren  Araber  jur  3^it  ^ox  lUhi^ammebs 
S[ttftreten  Mliegen  gu  mollen,  obglei^  [i^  bie  Israeliten  leiner  n^eren  äJenoanbMaft 
gerabe  mit  oen  Srobem  beougt  toaren  unb  Ji^  bie  9leIigion  ber  Straber  oor  SRunam« 
meb  ntAt  als  ein  ^etrefaft  aus  früheren  3^Qu[enben  enoeifen  lägt.  9}on  bem  93er» 
fiu^  ober,  aus  ber  (ErsS^Iung  über  bie  Slusfenbung  ber  Aunbfqofter  9lu  13  f.  auf  i6 
llTmej^i^tli^Ieit  ber  ^atriar^en  5U  [(^liegen,  n)eil  in  biefer  (Enö^Iung  es  no(^  fraglim 
erfqleme,  ob  Aanaan  mr  3srael  einer  (Eroberung  mert  unb  bieje  mögliA  fei,  mä^renb 
beibes  auf  (Brunb  ber  ^otriar^engefd^iAte  oon  oom^ein jpetfeUos  geroig  geroefen  n>ärei 
^e  fd^on  bie  (Enoigunq  ab^Iten  foUen,  bag  biefelben  Serfaffer,  mel^e  bie  (Ersä^Iung 
oon  ben  ftunbf^^jrftem  ntebergef^rieben  baben,  i^rerfeits  ber  feften  Uberjeugung  maren,  ao 
bog  Z^fyi^  ben  ^atriar^n  Sos  £anb  ftanaan  oer^eigen  ^e,  unb  bo^er  bei  i^rer 
(Eiii^Iuna  fiber  bie  ftunbjAafter  R&er  oon  ber  93orausfe^ung ^ausgingen,  ein  oerftän« 
biger  fiefer  loerbe  barin  leinen  SBu^erfpru^  mit  biefer  i^er  Überjeugung  erbliden.  Um 
meiflen  geeignet,  gegen  bie  (gef^i^tlidnleit  ber  auf  uns  aelangten  (ErjS^Iungen  über  bie 
^^otriarqlen  Sebenlen  m  enegen,  fd^eint  ber  groge  jeiütd^e  ^jtanb  ber  Gegebenheiten  » 
oon  ber  (Entfte^ungsjeit  ber  im  E  J  P  oorliegenben  uuenenfd^riften  ber  (Senefis.  Aann 
ft^  auf  bem  9Beae  mfinbli^er  flberlieferuna  3<^^unberte  ^inbur^  eine  juoerMige 
(Enrnierung  an  fr&ere  (Ereigniffe  er^Iten  ^aoen?  9Ber  ni^t  bie  ferne  Sergangen^eit 
no^  ben  Ser^mtiifen  bo  (Begeraoart  bemigt,  mirb  bies  nimt  leuonen  Qnnen,  jumd 
100  es  fii^  um  Überlieferung  oon  Sreigniffen  mefentlicb  reliatöfer  mt  ^anbelt.  ^abenio 
boA  au(^  anbere  SSHer^  mie^bie  3nber  unb  bie  SaUter,  i^re  religidfen  3[nf(^uunqen 
auf  bem  SB^e  mfinbluber  Überlieferung  3(t$^^unberte  ^inbur^  fortge^anjt.  9lt^t 
minber  ijt  aber  au^  bte  9R5gIi(^!eit  sugugefte^n,  bag  bereits  ben  Serfaffem  ber 
QtteKenfqrfften  ber  (Senefis  Stufjeid^nungen  aus  fe^  alter,  felbft  oormofaif^er  3^it 
oorlogen.  S^nfaüs  bfirfte  bie  (Entfte^ung  ber  nur  lei^t  überarbeiteten  (Erso^Iun^ss 
®en  14  aus  oormofaif^r  3^it  lei(^ter  begreifli^  fein,  als  aus  ber  exilif(^en  3^^ 
burA  einen  in  ben  babqlonif^en  ^alaft*  ober  Zentf^elari^ioen  arbeitenben  3uböer  (ftönig, 
(EinL  6.  380  ff.).  3ft  aber  bie  3RdgIi^Ieit  junigeben,  baft  fi^  eine  guoerlaffiae  Xra« 
bttion  fiber  9Ibram  bis  auf  bie  3eit,  n)o  bie  uueüenfi^riften  ber  C5enefis  entftanben, 
eibatten  babe,  fo  f&IIt  ^iemit  auc^  ber  le^te  ®runb  meg,  ibn  tro^  allem,  mas  na^  ben  m 
obigen  msfiäpngen  oagegen  fpri^t,  ffir  ein  Sagengebiloe,  ein  ^robult  ber  fpateren 
tsiaNditif&en  $^antafie  gu  erHoren.  (Es  Jei  auc^  ^ter  an  ein  9Bort  SBelibaufens  (ilom« 
^fition  6.  346)  erinnert,  melAes  er  allerbinas  5un&(bft  in  anberem  3uf^^^^#^9 
niebergef^eben  ^:  „SBenn  fte  (bie  israelitifd^e  Xrabttion)  au^  nur  mbgli^  ift,  jo 
iDore  es  X^or^ett,  ibr  eine  anbere  aRögliAIeit  oonujie^n".  %I.  auA  o.  £)reUi,4fi 
SBiber  unbere^gte  9lRa(^tfprü^e;  ilittel,  (6t\ä).  ber  ^ebr.  I,  151  ff.;  Diumann,  (ge« 
nefis«  S.  217ff. 

Bon  ben  brei  Quellenf^riften ,  aus  ©el^en  ber  SJerfajfer  ber  (6ene|is  feine  Dar* 
fteüung  bes  fiebens  9Ibrams  mufioif^  gufammengearbeitet  fyA^  lagt  fid^  lerne  oollftänbig 
rebnftoieren.  Slu^  nid)t  P.  Denn  ttellt  man  bie  Stüde  aus  P  über  bas  fieben  w 
Hbntms  jujammen,  ©iej.  3J.  oon  SBell^aufen,  ^rol.*  6.  331  ff.,  gefdie^en,  [o  entfte^t 
ein  fo  ungleid^&^iges  (Sanitf  aus  meld^em  (5en  17  unb  23  gerabesu  ftoreno  j^roor* 
ro^  \hA  bie  urf^ngli^e  (5eftalt  biefem  relonftruierten  (Sanjen  unmogli^  9^^^^^^' 
lo^n  fetn  lann,  oielme^  na^  ®en  17  unb  23  5U  f^Iiegen  ein  unglei^  reimeresaßa« 
tertol  oeboten  ^oben  mug.  Die  Quellenfd^rift  E  lögt  fi^  jum  erftenmal  ftd^er  tn  (gen  20  ^ 
na^^ifen.  Die  Oueüenf^rift  J  ift  nomentli^  für  bie  fpateren  3a^re  Slbrams  nur 
Ifiden^  erbalten.  Da  uns  fomit  feine  ber  brei  Quellenf^riften  me^r  ooüftönbig  oor« 
liegt  un^  wu  au^  ni^t  loiffen  lonnen,  toas  alles  urfprflngli(^  in  i^nen  erjä^It  mar,  ba 
femer  fogar  einjelne  Seftanbteile  ber  (Senefis  fi^  nid)t  mit  ooller  6i(^er^eit  ber  einen  ober 
anberen  uueHenfc^rift  jumeifen  laffen,  fo  mirb  fic^  eine  Darfteüung  bes  fiebens  9lbrams  ^ 


106  VbMiätm 


in  beut  Vertrauen.  ho%  ber  akifoRer  bei  (genefis  mit  (Einft^t  unb  ^eue  ataxUikt 
fyiit,  juna^jt  an  Die  oon  i^m  oolljo^ene  3uFamTnen(a&ettung  Qn}u{(|Iie^n  ^ooen.  So 
unumgängli^  ober  anä)  biefe  Slb^ngtgfeit  oon  ber  in  ber  (Senefis  oorli^enben  3u' 
lammenarbettung  nai^  £a|e  ber  Dinge  ift,  |o  i[t  bamit  bo^  nu|t  ausge[($Iopen,  baft 


5  alles  (Eitgelne  auf  [eine  iu2öglidb!eit  unb  äBo^rf^inli^tt  gepru^  loerbe.    Ünb  bie| 
ißrflfung  loirb  oon  bem  ^iftorifqen  (BeioifTen  jur  ^flid^t  gemaqt.  Sluf  oorangegongener 
berotHaer  ^rfihing  ru^i  bi^  folgenbe  DartteOung. 

tlorants  Vioi9X  toot  ber  [emitifAe  ^trtenffi^  2:^era^  in  Ur  Aasbim.  Die  Soge 
un  Ur  itosbim  ijt  jmeifel^aft;  too^rf^einli^  ift  es  an  ber  Stelle  bes  gütigen  9Ru« 

10  g^eir  auf  bem  n)eftlid)en  Ufer  bes  (Eup^rat  jtoifi^en  SabQbn  unb  bem  pemjd^en  3Reer> 
oufen  ju  |u^en,  f^erli^  im  9lorbo|ten  bes  3^^ift^^^^I<^n^^>  ^^^  in  vln^apod^itis. 
Unter  !Qera(^$  brei  Söhnen  loor  9[bram  n)o^I  ber  ältejte,  nid^t  mie  burc^  bie  Slngoben 
oon  9I(&  7,  4  unb  !p^ild,  de  mlgr.  Abr.  p.  415  na^  gelegt  roirb,  ber  füngfte  (oal. 
meine  btbl.  ®ef(^.  I.  97  f.).    Sr  oermä^Qe  \id)  mU  [einer  um  10  3a|re  jflngeren  $a&« 

15  f^roefter  Sarai  (ogl.  (Ben  11,  29  J;  17,  17  P;  20,  12  E),  blieb  aber,  ba  Sarai  un* 
fru^tbor  roar,  finberlos  ((Ben  11,  26—29). 

Ws  !£^era^  oon  fernem  Sobne  ^an  bereits  (Enleßinber  bejag  unb  [omit  |$on 
ein  jiemliA  ^o^es  Sflter  tmiäfi  Qatte,  fagte  er,  unb  jioar  naä)  (Ben  15,  7;  9leb  9,  7 
infolge  göttlt^  Fügung,  ben  (Entf^Iug,  mit  {einer  ^ramilie  nod^  Aanoan  iibenuftebeln. 

20  2)er  nöAfte  9Beg  ba^in  ^otte  i^n  quer  bur^  bie  [Qrif^  ^  arabif^e  9Bilfte  geffiH  Da 
aber  biefer  9Beg  für  i^n  als  einen  9lomaben  unb  Sefi^er  grober  gerben  unpaFfieibar 
mar,  jo  50g  er  5unä^ft  im  Cuo^ratt^Ie  norbmörts,  um  oermutlt^  iloer  (Ebejla,  SIeppo 
unb  Damashis  in  Aanaan  etnsumanbem.  Das  anfön^Ii^  beabfi^tigte  3i^I  f^i"^ 
SBanberung  errei^te  er  inbeffen  niAt.    3(Is  er  bereits  bis  C^aran,  fflbu^  oon  (Ebeffa, 

S5  oorgebrungen  mar,  befc^log  er,  maJ^rf^einltd^  bur^  ben  SBaffer»  unb  äÖeiberei^tum  jener 

(Begenb  beftimmt,  [i^  I|ier  5U  bauembem  Slufent^alte  niebequlaffen  ((Ben  11,  31  fP). 

(Einige  3a|^te  na^  ber  Slnhinft  X^era^s  in  (E^an  begann  (Bott  fiA  bem  Slbram 

in  augerorbentli^er  SBeije  ju  offenbaren  unb  i^n  für  bie  i^m  jugeba^te  Slufgabe,  ber 

Sl^n^err  einer  i^m  ausf^liegli^  unb  ma^r^oftig  ange^renben  (Bemeinbe  inmitten  ber 

80  Söllermelt  ju  merben,  beranjubilben  unb  ausjureifen.  Die  Sef^affung  einer  fol^n 
(Bemeinbe  behufs  äJenotrfli^ung  ber  göttU^n  ^eilsgebanlen  mar  burd^  bie  bamals 
bereits  in  ber  uRen{(^^eit  eingeri|{ene  religidje  flEntartung  oemotmenbigt  Die  Aenntnis 
bes  lebenbigen  (Bottes  unb  ber  lebenbige  (Blaube  an  i^n  mar  im  3Iusfterben  begri^en. 
Selbft  in  ber  oöterli^en  gamilie  Slbrams  ^enfd^te  ^olqt^ismus  (ogl.  einerfeits  (Ben 

86  24,50.  51:  31,  29.  49,  anbererfeits  3o[  24L2.  14. 15;  (Ben  31,19.  30—35;  35,2—4). 
Sollte  baber  jene  (Erfenntnis  unb  jener  (Blaube  ni(^t  oollftönbig  aus  ber  SRenfc^^it 
oerf^minben  unb  biefe  nid^t  abermals  unrettbar  bem  (Beriqte  entgegenreifen,  fo 
muRte  (Bott  iwcä)  augeroroentli^e  unb  unoerfennbare  Selbftoffenbarung  entg^en- 
mirlen  unb  fii^  ^ieburd^  eine  (Bemeinbe  fold^er  bilben,  bie  [idb  i^m  millig  unb 
rüdR^altlos  Eingaben  unb  tnfolgebes  5ur  3}ermittlung  bes  feiles  an  oie  ganje  3Ren[(i^^eit 
geeignet  mören  (ogl.  bie  Sejeii^nung  ber  ^atriardjen  als  O"«:??  (Ben  20,  7  E ;  ißt  105, 
15).  3wm  Slnfänger  biefer  (Bemeinbe  mar  8lbram  auserlesen.  Um  i^n  für  oiefen 
feinen  Seruf  ^eran^ubilben,  bemirlte  (Bott  in  i^m  bur^  mieoer^olte  Ü^eop^anien .  bur^ 
Ser^i^ungen  unb  Deren  (Erfüllung ,  burd)  munberbare  SRai^tenoeifungen  unb  u^ens- 

45  rei^e  ^bensfü^rungen  bie  felfenfefte  (Bemi^l^eit  oon  feiner  ma^r^oftigen  unb  aus|(Dlteft« 
liäen  (Bott^eit  unb  eine  bebingungslofe  ^tngabe  an  ihn  unb  feinen  SBillen.  3n  bie|er 
Slofi^t  fud^te  er  i^n  3unäd|ft  ben  oerberbli^en  rcligiöfen  (Einflüffen  feiner  gamilie  ju 
enhie^en  unb  i^n  in  eine  £a^e  3U  bringen,  in  melier  er  fi^  ganj  unb  gar  auf  ben 
S<9u^  unb  Segen  bes  lebenbtgen  (Bottes  angemiefen  fa^.    (Er  befahl  i^m. 


au^er  alle 

w  Sesie'^ung  3U  feinen  Senoanbten  3U  treten,  aus  (E^oran  aussumdnbem  unb  fo  lange 

fort3U3teSen,  bis  er  jelbft  i^m  bas  3i^I  f^i^^^  SBanberung  als  enei^t  beseiAnen  merbe. 

Dagegen  molle  er  i^n,  ben  finberbfen,  beffen  SBeib  unfru^tbar  mar,  3um  Stammoater 

eines  großen  9}ol!es  merben  laffen,  i^n  überfd)möngli^  fegnen  unb  ii^n  3um  Sermittler 

bes  feiles  für  alle  3}öl!er  ber  (Erbe  ma^en  (über  (Ben  12, 3  ^  oal.  meine  bibl.  (Bef^.  I, 

55  99  Jbte  3).    Diefes  Befehls*  unb  Ser^ciftungsmort  ma^te  auf  i^n  einen  fo  tiefen 

(Einbrud,   bag  er  ber  erhaltenen  3Beifung  in  gläubigem  (Be^orfam  3U  folgen  bef^tog 

((Ben  12,  1 — 4J;   ogl.  §br  11,  8—10).    Sreilii^  mar   biefer   ©eborfam    no^  fein 

oolliger  unb  ber  (Blaube  no(S  lein  ausgereifter ;  ^ram  befanb  \\ä)  oielme^r  erft  no^  in 

ben  anfangen  bes  (Blaubensge^orfams.    Denn  bie  S^eibung  oon  feiner  gamilie  ooll« 

^  30g  er  nur  teilmeife,   inbem  er  feinen  9leffen  £ot  auf  bie  3Banberung  mitnahm  ((&en 


40 


WnOim  107 

12,  4.  5  JP);  unb  auf  oSttli^en  6&u^  in  frembem  fianbe  meinte  er  nur  in  bent 
gerne  r^nen  ju  bfixf en,  bag  eigene  SRoc^t  unb  ftlug^tt  etxoa  nic^i  ausreißen  [ollten, 
t^  Slqet^it  oor  CBefobcen  ju  oeifd^en.  £e^eres  oeranlagte  i^n,  glei^  bei  Seginn 
bes  9Banb«r}uaes  mit  fernem  9Beibe  Sarai  bie  {iitli^  bebenllii^e  Slbrebe  m  treffen, 
bag  [vt  äberalinur  i^r  gefd^ifterli^es  93er^altnis  ju  einanber  belannt  loemn  laffen  s 
iDonten  (®en  20,  12.  13  E). 

9lbram  iDor  75  Raffte  alt  ((gen  12,  4P),  als  er  jufommen mit  £ot  an  ber 6pi^e 
eines  (gefinbes  oon  2000—3000  Seelen  (ogL  (Ben  14,  14  mit  12,  5;    13^  2.  5.  6) 
Cbaran  oerlieg.    (Er  fAIug  eine  fübmejtli^  9{i$tung  ein  unb  lam  |o  naq  ftonoon» 
9l5  er  bereits  bis  in  Die  SRitte  bes  £anbes  ooraebrungen  loar  unb  im  (Eidben^ine  to 
(ogL  (&en  12,  6  mit2)t  11, 30)  SRores  (?)  bei  St^em  lagerte,  er|(^ien  i^m  mü  unb 
o^ie^  i^m,  biefes  fianb  [einer  bereinftigen  Sla^IommenJc^  5U  eigen  geben  ju  molkn. 
^iermtt  »ar  i^  Aanaan  als  bas  fianb  be^eic^net,  meines  (6oü  bei  bem  Sefel^Ie,  ^< 
ran  au  oerlaffen,  als  bas  3^1  [einer  äßanoerung  in  9Ius[i^t  genommen  ^otte  (Cpen 
12.  6— 8J).    Iro^m  aber  lieg  er  [i^  burc^  eine  einbre^nSe  Hungersnot  oeran«  is 
loffen,  itanaan  jeitoeilig  n)ieber  3U  oeranlaffen  unb  m&  bem  fruAtboreren  Sgm^tett 
fiber}uftebeln.    unter  melier  äa9^f^n  D9na[tie  bies  gew<4  ift  ^^i  ^  oügemetnen 
Unfi^erbeit  über  bie  Dauer  bes  mittleren  ag9()ti[d^n  iRei^es  ni^t  ju  be[timmen. 
SBol^eno  [eines  Sluf entöltes  ba[elb[t  mugte  er  jum  erftenmale  erfahren,  ba^  jene  bei 
Segtnn  jetnes  äßanoerlebens  mit  Sarai  getroffene  SIbrebe  i^m  lemesro^s  bte  geäffte  so 
Siäer^it  gen)8^e.    !ijxm  Q)urbe  i^  [ewft  lein  fieib  jugeffigt,  oielmepr  um  Sarais 
loiHen  mit  oer  grölen  greunbliAIeit  beg^net,  bagegen  aber  rourbe  Sarai  als  bie  [d^Sne 
unb  oermeintliA  {ungfrSuIiAe  S^roefter  ^ams  unter  ^fyxtcm  grauen  aufgenommen. 
Shir  burd^  (Einfcbreiten  (gottes  blieb  fie  oor  umoärbiaer  Serfi^ng  beom^    Wmm 
ober  iDurbe  für  (einen  SAmac^Iauben  baburc^  aejfi^tigt,  bag  ber  ^eibnif^e  jtbnig  i^  » 
feinen  Slangel  an  (&er(ü)9eit  unb  Offen^it  oodjielt  um)  i^n  jum  Slbjug  aus  [einem 
fianbe  oeranlaftte   ((Ben   12,  9—20;    oal.  3e[  43.  27    (?)  unb   ^[  105,  14.  15). 
CEr  !^rte  jeM  loieber  naA  ilanaan  }urüa.    Hier  [aq  er  [iq  balb  barauf  genötigt,  auc^ 
borin  bem  gottli^en  9BiIIen  nad^julommen,  oak  er  \\ä)  ni^t  blog  tetIxoei[e.  [onbem 
gon^i^  oon  feiner  ooterli^en  gamilie  \(fym.    miä^  oon  bem  le^en  Senoanoten ,  mit » 
loeupem  tt  nod^  in  (Bemein[4aft  [tanb,  au^  oon  [einem  Steffen  fiot  mu^e  er  fi^ 
trennen.    Da  bas  bereits  oon  ben  itanaanitem  befe^te  fianb  ju  einem  gemeinfamen 
SBeiben  ber  gerben  SIbrams  unb  fiols  niAt  9{aum  genug  bot  unb  infoigms  jioifi^en 
ben  beiberfeitigen  Wirten  Streitigleiten  ausbra^en,  Jo  mamte  SIbram  fetnem  3l^tn  oen 
SorHblaa ,  fortan  getrennte  äßeae  m  ge^en.    Selbftfud^tslos  flberlteg  er  bem  lefeteren  ^ 
bie  Sor^anb  in  ber  äßa^I  bes  mnftigen  üufent^Itsortes.    Unb  biefer  erfa^  fi^  bas 
fru^ftare  Sibbim^I  tro^  ber  (Bottlofigleit  Jeiner  Seioo^ner  jur  SBo^nftötte.    ^am 
oag^en  nxtnbte  [im  u)ieber  ffiboorts  unb  f^lug  für  längere  3^il  f^in  Stanbquartier  in 
bem  GiJ^vfyAnt  SRamres  bei  Hebron  auf  ((Ben  13,  1—18  J). 

Unmittelbar  na^  feiner  Trennung  oon  fiot  toor  i^m  (Bott  erf^ienen,  um  i^m  [eine  ^ 
ooHiae  fiosI9[ung  oon  feiner  gamilie  baburi^  ju  b^nen,  bag  er  t^m  bie  Fertigungen 
oon  oer  3a^no[en  Serme^ng  [einer  bereinftigen  9{a^Iommen[d^a^  unb  oon  bem  Se« 
fi^  Aanaans  mieber^Ue  uno  t^m  bas  ganje  fianb  behufs  beliebigen  Slomabifierens 
ur  Serfügung  ftellte  ((Ben  13,  14—17).  SBor  9[bram  ^ieburA  f^on  {e^  in  ben 
»ien  Coenuh  Aanaans  einberiefen,  [o  ergab  [i^  für  i^n  emige  ^tii  borauf  eine  (Be«  ^ 
sgen^it,  [iq  auc^  als  Sd^um^erm  bes  fianbes  ju  erroeifen.  Die  Stobte  bes  Sibbim« 
males  roaren,  oermutli^  3u[ammen  mit  ben  Seroo^nem  bes  O[tiorbanlanbes  unb  bes 
ffiebtr^es  Seir,  meiere  3^^^  ^ox  ber  (Eimoanberung  Slbrams  in  Aanaan  oon  bem 
elamitif^n  jtonige  ileborlaomer  ((Ben  14,  4)  tributpfli^tig  gemalt  toorben,  Ratten 
fe^t  aber  bie  fernere  Xribu^lung  oerroeigert.  Da  nun  Aeborlaomer  bem  Sefi^e  ber  ^ 
AarooKtnenftraBe  aus  Sabqlonien  an  ben  alaniti[(^en  9Reerbu[en  einen  großen  äBert 
beilegte,  fo  unternahm  er  in  Serbinbung  mit  bret  anberen  itönigen  bes  3to^ifi^ome« 
lonbes  efaun  neuen  itriegsaug  gegen  bie  ^Imoo^ner  bes  3o^i>^Yrt^I^s  unb  geaen  bie 
Sbabo.  Überall  fiegrei^  f^Iug  ileborlaomer  au^  bas  $eer  bes  Sibbimtbaies  unb 
fAIeppte  bie  Sexoobner  jener  Stöbte,  barunter  au(^  fiot,  näft  all  i^rem  $ab  unb  (But  ^ 
als  Seute  mit  [i^  fort.  3[uf  bie  iRa^ri^t  oon  ber  (Befangenfübrung  [eines  9leffen 
eiUe  Xbram  mit  [einen  tii^tig[ten  ilne^ten  unb  einigen  lanaanitif^en  zBerbünbeten  ben 
Sieaem  nad^^  SQberfiel  [ie  bes  Staats  im  Sterben  Aanaans,  [^lug  ie  unb  nal^m  ii^nen 
bie  Tm  Sibbimt^  gemalte  Seute  n^ieber  ab.  Die[e  9iettungstbat  9lbrams  u)urbe 
oon  ben  Aanoanitem  felbft  als  eine  i^nen  3u  gut  oollbra^te  angefe^en.    Slls  er  auf  ^ 


108  ntOtam 

Ittm  KäibtMge  naä)  5eInon  in  bfe  91S^  von  Salem,  uM^rfc^mlit^  3<™fiil«n>  (oiii> 
trat  i^  bei  Ianaaniti[t^e  StBnig  tite|et  Stobt,  aJIel^ifebef  mit  Slomen,  entgeaen  tinb 
gab  Mtn  X)on(e  bes  iianb«s  gegen  |einen  (Enettet  bobur^  einen  Slusbnut,  mr  er  i^ 
unb  bie  Seinen  mit  Srot  uns  SBein  btioiitete  unb  als  ein  $tie(tn  bes  obetjnn  unb 
t  Jomlt  Kiaf|i^aftt(|en  (Sottee  i^m  ben  Segen  ble|es  (Lottes  atnnfinf^te.  ObgleiA  nun 
abiam  bereits  oon  ffiott  jum  Segensmtttler  für  alle  ffietcfile^er  b«  ©:be  ermö^u  nwr, 
no^m  er  biefen  Segen  i)o&  als  ein  t^m  (e^r  enDünf^tes  Sut  entgegen  unb  booies 
bies  baburtf),  ba^  er  ben  3^>iten  ber  Seute,  buni^  be{fen  Sntriätung  er  (Sott  feinen 
Sanf  für  ben  gfüdliitien  (Erfolg  [eines  Aiiegsjuge«  bestätigen  nioUte,  aerobe  an  SReI= 

10  d)t|ebel,  Kwl^r  ibn  als  ^rieftet  bes  n»^  ®otte«  gefegnet  Statte,  übergab  ((Stn  14; 
ungeniijer  Sbtunft).  Die  twi[i^  Sebeutung  biefes  Vorgangs  ffiliit  ber  $uirflcdcief 
6,  20J.  auf  ffirunb  ber  SBeilJoguno  JJf  110,  4  be«  nffitoen  ous. 

Mittlenseile  oeroing  3o^  auf  3ak,  obne  bog   fu^  an  übrom  bie  So^i^ung 
eines  £eibeserben   erfüllt  fätte.    3n  [^meijli^er  Hefignation  begann  er  ßA  berttts 

it  batein  }u  ergeben,  ia^  er  linberlos  bleiben  »erbe,  ©ottes  Ser^i&ungen  fiq  mlfi|in 
nid|t  in  i^em  oollen  Umfange  an  i^m  ju  öenöirtlii^en  ffiienen.  Um  bieten  feinen 
loanienben  ©lauBen  ju  [tfrrlen,  erf^ien  ifin  (Bott  etu»  10  ^dhit  no^  ber  CiniDanbe« 
rung  in  fionoon  oon  neuem  unb  mieber^Dlte  ibm  bie  Ser^inung  eme»  ijeibeserfien, 
bellen  5Rad|tommenfd)aft  ft^  bis  jur  ^o^noligleit  oerm^ren  (oHe.   Itiefe  erneuerte  3"' 

M  läge  (Lottes  genügte,  um  i^m  tro^  oei  JAeinboien  pQqfifäen  UnmbgliAIeit  ju  iener 
DöQigen  ISiaubensjuoerfi^  ;u  iwr^elfen,  auf  ®iunb  beren  un  ®ott  ab  feinem  Sufllen 
entfine^enb  erod)ten  tonnte  (Sen  15,  6;  ogl.  915  4,  3-  3a  2,  23;  <5a  3,  6).  91s 
i^m  bann  aber  Sott  auc^  bie  !^M\aqe  loieberVlte,  bo^  ^ine  Stai^lontmenUaft  bereinfl 
in  ben  Sefi^  flonaons  treten  werbe,  erfüllen  i^m  btefe  Ser^eifeung,  jumeift  ido^I  um 

16  besroirien,  toeil  biefes  ßanb  bermolen  bereits  oon  einer  äo^Ireiäen  uni  mächtigen  »e> 
oBlfening  befe^t  mar,  als  etioas  fo  gewaltiges,  bog  er  ber  gSttlit^en  3ofoge  Wa  ni^t 
ben  (Slouben  üenoeigerte,  woffl  Mtet  boton  meifelte,  bafe  er  fie  im  ffilauoen  loeAe  feft- 
^Iten  lönnen,  unb  bo^er  (Bott  um  ein  Sötgltlioft  leiftenbe»  3eit^n  bat.  Seinem 
SIoubensDertongen  ntillfofirte  ®oft  in  tieffter  $erabla|fung  babur$,  bag  er  |ii^  jur  £r> 

Mffillung  bie[er  Serl)eigung  bun^  bfe[elben  (Ceiemonten  oeipflt^tete,  unter  iDelqcn  bie 
Süenf^en  eine  feierli^  eiblit^  3ierpflt(fttung  ju  beftimmten  fieiftungen  ju  üBeme^mtn 
pflegten  ((Ben  15;  greWenteils  aus  J;  ogl.  ^ieju  3«  34,  13). 

Da  Sarai  fii^  unfra^tbar  ü)ü|te,  fo  fui^te  ]it  SIbrom  ie^t  bobun^  jur  ©eaiinminfl 
bes  roiebet^olt  oertieifeenen  fiefbeserben  ju  oer^elfen,  boft  fie  i^m  ifire  ämptiWe  SHagb 

86  Sogar  beigeteilte.  Dieje  niarb  outti  in  ber  a:f)Qt  Idjmanger  unb  gebor  igm  in  feinem 
86.  3a^e  einen  Sofm  Slomens  3smnei  ((5cn  Iß;  fo[t  gonj  flus  J).  3n  f^  meinte 
SIbrom  um  fo  me^r  ben  So^n  ber  ajer^eihung  erbliifen  ju  niuflen,  als  ifim  ein  »eiterer 
So^n  nid)t  mebr  geboren  niurbe  unb  allmSqlid)  aucb  feine  ajtannesbqt  eilof^  ((5en 
17,  17.  18).    alber  gerobe  ben  3e'tpunÖ,  u")  für  8(bram  narf)  bem  natfirli^en  Sauf 

«0  ber  Dinge  bie  p^qlif^e  ÜTlBglit^feit  ber  (Eneugung  einer  Sta^fommenfc^  gefdimunben 
nwr  (MB  4,  17—21;  §br  11,  11.  12),  ^otte  (Bott  fiiii  auserlefien,  um  ifyn  ixämä), 
bog  er  i^m  bwt)  noii)  uon  (einem  SBeibe  Sarai  einen  So^n  wenne,  ben  unroiber' 
^edjli^n  SBeioeis  loie  oon  |einer  Ber^ei^unastreue ,  [o  jnglei^  oon  [einer  unenb= 
iK^en  SDloi^t  unb  biemrt  uon  feiner  »obren  ffiotüieit  ju  geben.  3u  feiner  Vorbereitung 

*s  auf  bte  ©eburt  biefes  Sohnes  erfolgte  in  feinem  99.  ßebensja^e  eine  neue  I^p^ie. 
(Bott  raieber^olte  äUDörberft  bie  3ufi§ening,  bofe  et  feine  frübet  gegen  i^n  eingegangenen 
Serpfliditungen  tiolten  ©erbe:  er  ©ill  feine  9tad)(ommenf(t|aft  [o  feljr  me^n,  w6  mon 
i^n  nt^t  me^r  Sbram,  [onbem  Mbro^m  nennen  »erbe  ((Ben  17,  1—8.  Der  illame 
Slbmm  ift  mo^i^^einliQ  gleich  ^iram  unb  bebeutet  bonn  loo^I  „ber,  be[fen  Sater  Stom 

10  b.  i.  ber  $obe,  nfimlii}|  Sott,  ift" ;  bie  (Etqmologie  bes  STomens  älbro^m  ift  unbun^" 
listig;  obmoQl  nur  P,  oon  meldiem  (Ben  17  ^eiftammt,  bie  9Iamensänberung  beri^iä, 
finbet  [td)  bo^  ber  Slome  Slbro^am  fortbin  lonftont  auA  in  ben  CErjS^Iuruien  aus  E 
unb  J).  Sobann  legte  er  aui^  i^m  unS  ollen  [einen  ^tatblommen  eine  verpfU^tung 
ouf:  ^o^om  Jon  jeM  an  (ii^  feßi^  unb  allen  ©liebem  fernes  §aufes,  nielt^e  mfirni- 

u  Il^en  (Sefmlediies  ftnb,  bie  Sef^netbung  ool^ie^en  unb  besgleidien  foll  forton  allejeit 
jebes  AnSblein,  bos  im  ^aufe  ^Ibra^ms  geboren  mirb,  am  oAten  tiage  na^  [etner 
©eburt  bef^nitten  toerben  (<Beit  17^  9—14).  Die  Sitte  ber  SBef^neibung  bat  ber  ben 
oetfidiebenen  SBllem,  bei  loel&en  fie  fii^  ftnbet  unb  jum  gräfeten  leil  unobQfiiigig  jon 
ibrer  CinfÜ^ng  in  ber  Somilie  ^ro^ms  ouftrüt,  eine  Der[ii)tebene  Sebeutung.  Über 

«•  iQrc  Sluffalfung  bei  ben  m^ommen  Slbro^onis  geben  Stellen  mie  fie  26,  41 ;  ÜJt  10, 


VbtOiüm  109 

16;  30,  6:  3er  4,  4;  6,  10;  9,  25;  C^  44,  7,  9;  «(5  7,  51  bas  nStige  fiiit.  Sie 
oeifiittimlblU^  bas  ^tim^un  bei  bem  9Ren[^n  oon  92atur  an^oftenben  Unreinheit  ber 
Sfinbe  unb  bie  hieraus  rejultierenbe,  für  eine  ®emeinbe  ®otte$  unerlogli^e  [ittliAe 
XeinJ^it  3n(ofem  aber  bte  Sejdbneibung  gerobe  an  bentjenigen  C&Iiebe  bes  ntenfq« 
Iv^n  fieibes  DoDjogen  toirb,  loelqes  ber  3eugung  bient,  roeift  Jie  insbefonbere  barouf  6 
(in,  boft  jur  gfortpflanjung  ber  ®enteinbe  Lottes  fittli^e  9letn(eit  auf  jeiten  berer 
erfoiberlu^  fei,  loel^eju  iqrer  gottpflanjung  berufen  [inb.  Srft  na^bem  bientit  SIbra« 
fym  bie  t^  bel^ufs  Segrflnbung  ber  (5emeinbe  Gottes  obliegenbe  Serpfli^tung  ein« 
gefd^firft  nxtr,  tmobe  i^m  bie  ®eDurt  eines  Sohnes  ber  Scorai  ongelünbigt:  ®ott  brfo^I 
^m,  fein  9Beib  fortan  ni^t  me^r  Sarai  (bie  Deutung  bes  9lamens  ift  unfi^er),  fon«  lo 
bem  Sara^  b.  L  Silrftin  ju  nennen;  benn  bur^  ben  Iroft  göttli^en  Segens  oon  Uft 
m  gebarenben  Soqn  n)erbe  fie  SO^nfrau  oon  jtonigen  loerben  (®en  17,  15.  16).  SIIs 
bei  Xbra^  bas  Sebenlen  aufftieg,  bag  5ur  Senoirfli^una  ber  3^]%^  bie  notfirli^en 
Sorousfe^ungen  bereits  fel^Iten.  beburfte  es  nur  einer  SBieber^oIung  ber  3u[age  oon 
leiten  Sottes ,  um  bei  t(m  alle  3tDei|eI  5u  oerjAeu^en  unb  i^n  xa  oeftimmen,  behufs  is 
Crjeugung  bes  oer^eigenen  Sohnes  bte  laftige  Operation  ber  Sefqneibuna  an  fi^  unb 
ben  Seinen  ju  ooUsie^en  (®en  17,  17-— 27).  Dur^  eine  balb  barauf  erfolgenbe  aber« 
malige  X(eo)^nie  u)urbe  bann  au^  Sarab  auf  bte  i^r  beoorftebenbe  9Jcutterfreube 
oorbereitet  Sei  \bt  aber  loar  eine  fStmlUbe  Überführung  oon  Gottes  Sllboiffen^it 
uid)  ein  no^brfidliqer  ^iraoeis  auf  ferne  Slunta^t  erforberli^ ,  um  i^r  anf&nglimes  20 
3n)eifeln  m  ber  (Enfillung  ber  Ser^igung  in  gläubige  Hoffnung  ju  oenoanbeln  (Coen 
18,  1— 15J;  ogl.  §br  11.  IIX 

Unmittelbar  an  bie  lejte  libeopbanie  f^Iiegen  ]x^  ya>ti  (Ereigniffe  an,  mü^t  einen 
oeileren  Sinblid!  in  bie  Sef^qfen^eit  bes  (Slaubenslebens  Slbrabiöms  in  jener  3eit 
geiDobren  unb  jetoen,  loelAen  S^ioanfungen  es  noc^  immer  ausgefegt  wox.    Ws  Gott  25 
^m  Ktnen  (EnqAIug  mitteilte,  bie  St&bte  bes  Sibbimt^es  u)egen  tbrer  (immeMreien« 
ben  littod  oon  oer  (Erbe  biraoegjutilaen,  n)agte  er  im  Glauben  an  Sie  göttli^  3uf<^9e» 
bag  er  ju  einem  Segensmtttler  mr  bte  aanje  SBelt  beftimmt  Jei  (ogLGen  18,17—19), 
tiofe  bes  niebj»f^mettemben  Gefühles  feiner  eigenen  9ci^tiglett  gegenüber  ber  SDlajeftat 
Gottes  mit  biefer  (en)enmfitig  unb  erf olgrei^  um  bie  93a:fc9onung  ber  in  Itntn  Stöbten  ao 
etiDa  oor^onbenen  Geregten  ^u  ringen  (Gen  18,  16—19,  38  J).    9Qs  er  bann  aber, 
sw^rf^eimic!^  infolge  bes  Gerüstes  fiber  bas  Sibbimt^I,  bie  Gegenb  bei  Hebron  oer* 
loflen  ^e  unb  noA  Gerar  auf  ber  Sugerften  Sübgreme  Aanaans  fibergefiebelt  mar, 
lieB  er  j^  bort  benfelben  S^a^glauben  ^u  f^ulben  lommen .  mie  ma^enb  (eines 
Sbifen^oltes  in  %9pten,  unb  mürbe  bafflr  tn  ä^nli^er,  nur  no4  emfjfinblu^erer  SBeife  36 
ge^iA  mie  bamals  (Gen.  20  E;  ni^t  notroenbia  Dublette  oon  12,  9—20). 

Sin  ^dSft  na^  oen  X^p^anien,  hmi)  müi)t  Slbra^m  unb  Sara^  auf  bie  Ge« 
butt  eines  Sohnes  aus  i^rer  (Ef)t  oorbereitet  morben  maren,  genas  Saraj^  tm  100. 3<^te 
fCbrabams  eines  ilndben,  meU^er  meifungsgemög  ben  Flamen  3faal  b.  i.  Saä)tn  er^iett. 
9Rtt  ber  <$reube  über  bie  Geminnung  bes  Solines  ber  9}er(eigung  oerbanb  fi^  jebo^  40 
fiir  SCbra^om  fd^r  balb  f^on  ber  Smjnerj,  ben  SoI|n  ber  $agar  oon  fic^  megmeifen  ju 
muffen.  Die  andere  Seranlaffung  qieju  bot  beffen  aRigoer^aßen  gegen  Sfad;  nadb 
bem  gSttlidben  ^eilsplane  aber  follte  btebur^  ber  Gefahr  oorgebeugt  merben,  baj;  ficQ 
bie  oer^igungsgemäg  erjeugte  9la(^iommenf(^aft  mit  ber  natürli(^enoeife  erjeugten 
oerm^  (Gen  21,  1—21  E;  ogl.  Ga  4,  29.  30).  45 

!bie  SJer^eigungen,  weUft  ^am  ffir  fein  eigenes  £eben  ju  teil  gemorben  maren, 
Rotten  fiA  nunm^  erfüllt:  Gott  I|atte  bem  Ainberbfen,  beffen  9Beib  unfruchtbar  mar, 
eine  9laqIommenfqaft  gegeben  unb  ffin  in  bem  SRa^e  gefegnet .  xtiä)  unb  mä^tig  ge« 
ma^  baft  einige  ^eit  mä)  3faa(s  Geburt  ber  p^iliftaifqe  Jtöntg  ^imeleA  oon  Gerar 
es  at^e^eigt  faiu>,  oen  i^emblmg  9lbra^m  fogar  bur^  einen  formli^en  Sibf^ur  ju  so 
einem  ppeunblic^en  Serbalten  gegen  fi^  uno  feine  Sta^fommen  5U  oerpfliAten  (Gen 
21,  22—34  E).  Die  Lebensaufgabe  9Ibra^ams  tonnte  je^t  als  erfüllt  erf^etnen.  Da 
er  inbes  niAt  nur  jum  Sl^n^erm  ber  Gemeinbe  Gottes,  fonbem  au(^  jum  Sorbilb  bes 
Gloiibensge^orfams  für  bie  Gemeinbe  Gottes  beftimmt  mar(9?d  4,11.  16  ff.;  Ga3,  7; 
'^  8,  39.  40),  fo  muMe  fein  Glaube  jur  oölligften  Slusreifung  gebraut  merben*  Unb  66 
u  bebur|te  es  ber  benlbar  f(^merften  iBrüfung  feines  Glaubens.    Daber  erging  an 

oon  fetten  Goties  ber  Sefe^l,  i^m  leinen  So^n  3faal  auf  einem  oer  Serogbfel 
bes  fianbes  SRoria  (?)  als  Sranbopfer  barjubringen.  S(^on  bie  beiben  X^atfo^en, 
bag  3fäal  ni^t  nur  üoer^aupt  als  ijpfer,  fonbem  fpepll  als  Sranbopfer  bargebraAt 
]0e»en  (oQ  uitb  bag  bie  Darbringung  biefes  Sranbopfers  an  einem  beftimmten  Drte  eo 


110  Vfftüi^am         Sfero^attt  a  @aitcta  Slara 

Donogen  toerben  foll.  bre^en  entf^etbenb  gegen  bie  Sel^mtpiung  oon  ^engjtenberg, 
3.  $.  fionge  u.  q.,  dqb  eine  bbg  getftlt(^e  mfopferung  3faQl$  anbefohlen  gemefen 
fei,  unb  bon  Slbro^am,  als  er  fi^  onf^idte  feinen  So^nju  töten,  ben  jBttli^n  Sefe^I 
lebigli^  mtRDerftanben  ^abe.    Um  nun  bem  i^m  ^emorbenen  Sefe^Ie  $oIge  leiften  gu 

6  lönnen,  mugte  m  9lbra^s  (Slaube  als  bie  (SeiDtg^it  enoeifen.  bog  ®ott,  bo  et  i^m 
alles  aus  freier  ®nabe  gegeben,  au^  alles  loiber  oon  i^m  ju  forbem  befugt  fei;  femer 
als  bie  (5en)ig^eit,  bag  roenn  bie  oon  ®ott  befohlene  Oinerung  3[a(ds  aum  f^einbor 
beffen  Serberben  ift,  fie  in  9BirIIiAIeit  hoä)  nur  beffen  $eu  fein  fönne;  enblu^  als  bie 
(Setoig^eit,  bag,  loenn  mit  biefer  Opferung  aud^  [(^einbar  alle  Serbeigungen  ju  ni^ 

10  n)erben,  bieje  benno^  erflült  n^erben  mfiffen,  uno  ba^ ,  loeil  i^re  Srffillung  nur  unter 
ber  93orau5le^ung,  bag  3faal  am  £eben  erhalten  mirb,  mögli^  ift,  (Sott  entmeber  nod^ 
im  le^en  ÜJloment  feinen  Sefe^I  jurüAte^men  (ogl.  (Ben  22,  5.  7.  8)  ober  im  Sufterjten 
galle  ben  ©eooferten  aus  bem  lobe  ©ieber  enoeden  ©erbe  (ogl.  (Ben  18.  14; 
§br  11,  17—19).    3n  biefer  (Beioift^eit  oermofite  es  JTbrabam  Aber  fifi,  bas  Opfer* 

16  meffer  gegen  feinen  So^n,  oen  einsigen,  ben  geliebten,  ben  Iräger  ber  Ser^eigung ,  ju 
Sflaen.  ^n  oemfelben  mgenblide  aber,  loo  btefem  bie  tobbringenbe  SBunbe  beigma^ 
loerben  follte,  erflorte  (Bott  bie  ^rflfung  bes  (Blai^ens  ^ra^ams  ffir  beenbet.  <Seinen 
felbjt  in  ber  ^orteften  ^rfifung  beioS^rten  (Blaubensge^orfam  aber  lohnte  (Bott  t^m  ein» 
mal  bamit,  bag  er  i^n  einen  3Bibber  erbliden  lie^,  loeiu^en  er  an  3b(ds  Stelle  als 

20  Sranbopfer  barbringen  mo^te,  unb  i^m  burA  btefen  Ausgang  ber  x)p^ng  Shuäs 
eine  gefi^ii^tli^e  Seftatigung  bafür  gab,  bog  SRenfd^enopfer,  tote  fie  bei  oen  ^etbnit^n 
SeiDo^nem  ilanaans  unb  oer  umitegenben  £anber  Wlii^  loaren,  nid^  nam  [einem 
SBillen  feien;  unb  bann  babur^,  ba|  er  i^m  bur^  einen  6^ur  bei  fi^  felbft  unb 
[omit  in  binbenbfter  gorm  bie  JJerbeigungen  roieber^olte,  toeli^e  er  i^m  bis^  fflr  feine 

36  3la^IommenJ(^aft  gegeben  ^atte  ((Ben  22,  1—19  E). 

!Der  (Blaubensge^orfam  Wnd^ams  wax  jeM  jur  bebingunaslofeften  Eingabe  an 
(Bottes  SBillen  ausgereift.  33on  nun  an  neigt  ftd^  fein  fieben  fttfl  uno  friebli^,  o^ne 
bag  oon  neuen  (Bottesoffenborungen  ober  oon  neuen  Jtonflilten  ju  berid^en  wdxt,  feinem 
(Enoe  5U.    3n  feinem  137.  ^^oifyct  begrub  er  fein  9Beib  Sara^  in  ber  m  einem  (6** 

90  begrSbnis  enoorbenen  $d^Ie  oon  SRac^pela  bei  Hebron,  bem  einjigen  ®runbbefifc  in 
bem  oer^ei^enen  £anbe,  n)el(^en  er  fem  eigen  nennen  burfte  ((Ben  23  P).  SBa^^ein« 
lid^  erft  na$  Sarabs  Xob,  jebenfalls  erft  naä)  3faa!s  (Beburt,  gefAa^  es,  banger  fU^ 
noA  ein  9Iebenioeib  9tamens  Aetura  na^m;  hmä)  fie  erlebte  er,  na^bem  feine  Sminnes« 
Iraft  bebufs  Sneugung  3faals  ©ieber  aufgelebt  ©ar,  bie  i^m  bis  bapin  um  feines  ^ils* 

86  gef6i(^tliqen  Serufes  roillen  oerfagte  Sreube,  33ater  oon  ]tä)s  ©eiteren  Sb^nen  ju 
©erben  ((Ben  25,  1.  2  J)-  1  (E^  1,  32).  Sus  Sö^ne  aber,  ©el^e  nidbt  oei^ijungs* 
gemaft,  fonbem  rein  natürli^enoeife  erjeugt  ©aren,  mußten  fie  ebenfo  ©ie  Ssmael 
oon  ber  zRa^Iommenf^aft  ber  SJer^eiftung  abgefonbert  ©erben.  (Er  entliefe  fie  boBer 
mit  (Beteenfen,  ©el^e  i^nen  bie  Stelle  bes  oäterli^en  (Erbes  oertreten  follten,  no*  bei 

40  feinen  fiebseiten  aus  feinem  §aufe  ((Ben  25,  6).    3faal  bagegen  trat  in  ben  Sefi^, 

Snäi^ft  ben  SRitbefi^,  bes  gefamten  oöterli^en  SSermögens  ((Ben  24,  36-  25.  5  J). 
m  btefen  nun  aud^  t^unlt^ft  oor  einer  Serftridung  in  ben  (Bö^enbienft  unb  bas  bitten* 
oerberben  ber  Aanaanher  ju  be©a^ren,  be©irlte  er,  bog  er  ft^,  als  er  40  3^^  ^U 
ge©orben  ((Ben  25,  20  P),  ni^t  mit  einer  ftanaaniterin ,  fonbem  mit  einer  mefopo« 
45  tamif(^en  ^enoanbten  Slamens  5RebefIa  oermöblte  ((Ben  24  J).  3®ön3ig  3^^^^  \pättx 
((Ben  25,  26  »>  P)  ©urben  i^m  in  (Efau  unb  2iafob  (Enfelfinber  geboren  ((Ben  25,  25. 
26*  J).  3^es  2lnblids  burfte  er  fid^  noÄ  15  3a^re  lang  erfreuen,  bis  er  enbli^  in 
einem  Snter  oon  175  3^^^^^^  ^^  ^iw  leoensfotter  (Breis  3u  feinen  33ätem  gefammelt 
©urbe  ((Ben  25,  7.  SP).  «•  M^ttt. 

50  Sttral^am  a  ®antta  Qiwta.  —  %f^.  &.  o.  Äarajan,  «br.  a.  @.  (51.,  ®icn  1867; 
6(^crcr,  »orträgc  unb  Sluffäpc,  «crlin  1874  ®.  147—192,  ficitftftr.  f.  oft.  ®^mn.  1867 
6.  49-55  unb  «naeigcr  f.  bcutfc^c«  Altertum  3,  279—281 ;  Ip.  3Karcta  über  Suba«  ben 
Crjf^clm,  mtn  1875. 

Unter  bem  Äloftemamen  9Ibra^am  a  Sancta  (Hara  ift  Ulri^  SKegerle  aus  jtreef^ein* 
55  ftetten  (bei  SRösIir^ ,  Saben)  berühmt  ge©orben.  (Er  ©ar  geboren  oen  2.3ulil644  als 
So^n  eines  leibeigenen  SBirtes ,  ftubierte  bei  ben  3efuiten  5u  3ngoIftabt,  bei  ben  Sene« 
büttnem  ju  Saljburg,  trat  1662  in  ben  Drben  ber  SIuaufttner*Sarfüfeer  unb  Weg 
inner^Ib  besfelben  mä)  unb  na^  jum  ^ior,  ^rooinsial  unb  Definitor  auf.  Son 
1668  ober  1669  an  fyd  er  mit  emer  Unterbred^ung  oon  fieben  in  (Broj  jugebrad^ien 


lIBral^am  a  Sondii  (SUtxa  111 

Sorten  (1682—1689)  auf  bcr  Äansel  beräuflufttneritr^c  in  SBien  Bis  in  feinem  lobe, 
1.  DejettiBer  1709,  flemirlt. 

SCbro^m  mar  in  er|tei  £inie  ^rebigei  unb  nur  in  jiDeiter  £inie  6^ri|tfteIIer. 
Seine  Mqeften  6^riften  [inb  Drude  mirfliA  ge^Iiener  ißrebi^ten.  3unt  Sd^nftlteüer 
nta^te  t^n,  n)ie  es  [^eint,  erft  bie  groge  ^efi,  n)el^e  1679  SBten  oerpeerte.  Sluf  biefe  & 
be^ie^n  fid^  bie  bret  fleinen  Silber  „Vieris  äBien''  eine  9Irt  Xotentanj,  ,.fi5|d^  SBien" 
unb  „Die  groge  34)tenbruber|d^aft''  (1680  unb  1681).  Die  Zürlengefo^r  oeranlagte 
ifin  1683  }u  ber  S^rift  „9bif,  auf  i^r  (E^ritten''  (Sieubrud  oon  91.  Sauer,  SBien  1883). 
$erfonIi^n  Sejie^utmen  ju  bem  5tlo[ter  icaa  tn  Saqem,  n)o  er  eine  jeitlang  tfiottg 
geioefen  xdqx  ,  bantt  (ein  oielgelefenes  SBallfa^rtsbfi^Iein  „(öad  (5ad"  bie  Cntftequng  lo 
(1685).  Die  meisten  Bis  1684  publijierten  StWftcn  ^at  er  unter  bem  Ittel  „5Reim 
bi^  ooet  i^  lis  bt^''  gefammelt.  Sie  [inb  [Smtli^  ®elegen^eits|^riften  o^ne  eigeni» 
Ii(^  Ittteraril^e  ißräten|ion. 

9Rit  gröberem  SemiAt,  in  4  biden  Sänben,  tritt  [ein  ^auptmerl  „3ubas,  ber  (Erj« 
j^Im"  auf  (1686—1695).  Die  opofr^p^e  £ebetu^e[^id^te  bes  Verräters  mirb  jum  i6 
msgangspunite  oon  Bele^renben,  eroauhd^en,  [atiriiqen  ißrebigten  gemalt,  benen  oiel* 
fa^  unb  me^r  als  [onft  bei  9IBra^am,  u)eil  [ie  jebes  oom  Znk  bargebotene  Z^ma 
erl^Sirfen  roolkn,  bie  Sin^eitli^Ieit  unb  itonfequen}  ber  DurdKü^rung  mangelt.  Um 
biefelbe  3^it  f^rieb  W>xafym  ein  ftompenbium  ber  !o^oli]^en  Snforal,  bie  Grammatica 
religiosa  (1691),  morin  bas  Beengenbe  Seumnb  ber  lateinif^en  Spraye  bie  aus«  20 
geprägte  SRanier  bes  Serfaffers  ni^  ju  ooller  (Entfaltung  fommen  lögt. 

3u  (ol^n  größeren  jtonjeptionen  bat  [ic^  Slbrabam  ni^  mieber  erhoben.  Wk 
feine  übrtgen  fflerfe  '(3.  ».  (öroas  für  mit  1699;  Sterben  unb  «Erben  1702;  Jleu* 
eröffnete  aSett^Cöalleria  1703;  $eilfames  ®emi]^»(&emaf4  1704;  ^uq\  unb  ißfw)! 
ber  aOBelt  1707;  Kanenneft  1709;  SaSo^IangefülIter  SBeinfeller  1710)  reiben  in  ©e»  25 
bi^en,  Setra^ngen,  ^rebigten  nur  (Einseu^iten  an  einanber.  Xeilmeife  erf^ienen 
fie  erft  mSf  fernem  Xobe,  mie  benn  aus  feinem  9la^Iaffe  no^  5  Quartbönbe  heraus« 
gegeben  ©urben  (8ef4eibe|fen  1717;  fiauber^ütt  1721—23;  ®e$ab  biA  mofjH  1729;  — 
oer  Seiftlii^e  Aramerlaben  1710.  1714  enthalt  nur  jum  Xeil  filtere  abra^mif^e  $re« 
bigten;  SDtoxurialis  ober  9Binterarfin  1733  ift  une^t;  bas  Centifolium  stultorumao 
1709  mirb  mit  Unre^t  i^  jugef ^rieben). 

Hbro^om  ift  wxt  fo  manAer  bebeutenbe  ^rebiger  burdbaus  lein  bebeutenber 
X^olog.  «Er  repräfentiert  ben  Äat^olijismus  bcr  3«tt  ^W  ^^  M"^J^  ebelften,  fonbem 
in  feiner  aemS^nli^ften  (&ejtalt.  Die  Seiligen  finb  feine  ÜUQenbibeale,  ber  3ungfrau 
SRoria  mtomet  er  bte  ausfdpeifenbfte  Serenrung.  Cr  i[t  fanattf^,  befe^n^seifriq,  in«  35 
tolerant;  ber  ?Preis  bes  3|efuttenorbens  ift  i^m  ebenjo  geläufig ,  roie  bie  beftiaften 
S^mo^ungen  gegen  ^roteftanten  unb  3^^^^-  ^^^  ^^^  SBiffenfqaft  f)cA  er  faft  nnb« 
Hc^  SorfteHunaen.  Sein  eigenes  3Biffen  befielt  aus  bem  buntejten  Slotijenlram ;  aber 
es  ift  ni^  5U  leuanen,  bag  er  bamit  auf  bas  gefc^idtefte  umsuge^en  unb  ben  Steigungen 
feines  ^i&lifums  ben  intereffanteften  Stoff  entgegen  m  bringen  n)eig.  3n  feinen  IReoen  40 
fie^  es  aus  urie  in  einer  3efuitenlir^e :  an  ppantaftif^en  (formen,  an  ^rad^t  unb  ® olb 
unb  ret^n  Geraten  ijt  ni^t  gefport;  bie  Stnne  n)erben  ü^padi;  unb  ber  ajt^etifc^ 
Äeij  fibenoiegt  bei  rocitem  ben  religiöfen  ©e^alt.  Slbra^am  ijt  ein  SRebner  erftcn  iRanges. 
Slle  r^rif^en  ÜRittel  fte^en  i^m  3u  (Gebote:  äberfiAtli(^e  (Slieberung,  anf^aun(^e 
Susffi^rung ,  unter^altenbe  Slbioed^felung,  einbrinali^e  SBieber^olung ,  Steigerung,  $öu«  45 
fung,  dbencrf^ungen,  r^etorifd^e  Sr^agen,  rei^enn^etter  ^arallelismus  ber  Sö^e,  unerfd^öpf« 
lid^  gülle  fqnonqmer  ©ebanlen,  Silber  unb  SfBortc:  ?llles  mit  feltener  Äraft  ber 
Stimmung  unb  ®eftaltung  burd^brungen ,  ^öd^ft  roirffam  rafd^  ^erousgefd^leubert  —  jur 
unbebingten  §errfd^aft  über  ben  §orer.  Sßas  irgcnb  in  jener  3^it  für  geiftreid^  unb 
u^i^  galt,  bos  lonn  unb  übt  biefer  9luguftinermön(^ ;  er  n^ei^  (gef(^i^ten  unb  Sc^toänle  so 
m  erja^len  tro^  einem,  unb  längft  befanntes  ftattet  er  mtt  neuem  (Slanj  ber  Dar* 
jtellung  aus ;  auc^  birelt  auf  bie  £aAmusleln  ju  roirlen,  ^ot  er  mi)i  oerfd^mö^t.  Seine 
Stärfe  ift  bie  S(mre,  unb  barin  loiro  er  getragen  oon  einer  uralten  Xrabition,  aus  ber 
er  unbefangen  fd^pft.  Die  mittelalterliche  Satire  auf  alle  Stönbe  ^ot  fid^  breit  ent^ 
loid^tt  unb  mit  oer  ^rebigt  oon  fe^er  5tünfte  unb  (Erfahrungen  ausgetauf^t.  Slbrobam  55 
übt  bas  SImt  bes  öffentli^en  Äritif ers  mit  ber  furt^tlofen  greimütigf eit  oes  Settelmon^s ; 
er  ^ont  meber  fein  ^ublifum  no^  ben  $of  nod)  feine  Stanoesgenoffen ;  unb  n^enn 
er  jid^  aw^  in  einer  gemijfen  Slllgemein^eit  bes  Slusbrudes  ^ält,  fo  fd^int  es  bod^ 
nUgt  immer  o^ne  üble  (Jfoigen  für  i^n  abgegangen  ju  fein. 


112  Kbtafiam  a  @aitcia  &axa  Wirollitii  (gUfdM(Ü 

WcoSfcms  ganje  (Esiftenj  aber  ift  ein  Sna^ionismus.  Die  l^urlesle  9Ranier,  bie 
er  übt,  ftanb  im  fünfse^nten  3^i^^unbert  in  Slfite  unb  mo^te  bem  ffinfjel^nten  tiobt^ 
^unbert  oieUeiAt  gem&|  [ein,  aber  !aum  ber  jioeiten  $&Ifte  ^  liebje^nten.  3in  3^^ 
1677  erließ  Slbro^ant  oen  Zitel  ^(rfprebiger;  JeAje^n  30^  fcSfya  wox  berieOe  Xttel 

5  an  —  Soffuet  oerlieben  toorben.  um  gegen  9Dbra^am  nicbt  ungere^t  ju  (ein .  mug 
man  ben  Silbungsjuitanb  bes  bamaligen  la^oIifAen  !Deutf4lanb9  in  SnfAIog  orinaen 
unb  in  i^m  me^  ben  Unter^aliungsjqri^ener  als  ben  ißrebiger  Je^n.  60  oerteib^ 
l^on  Ü^omafius  1688  feine  erfien  6(^rtften  aus  bem  einfa^en  (Brunbe,  toeil  fie  be« 
luftigen  unb  meil  eine  gemäßigte  grtö^Ii(9leit  ju  ben  ^ö^ften  ®fltem  bes  3Renf^  g^re. 

10  Sfj^etet  t  (Steiiraie^et). 

Wnaflim  QSd^tUenfid*  —  Biograplüe  universelle  ano.  et  moderne  XII,  457  f. 
(Jourdain),  $arid  1814;  ©efeniud  bei  d^rfd^  u.  darüber  I  föh  80,  860;  Bibliotheca  maxlma 
pontificia  t  9lom  1698  (Praefatio  )u  de  ori^ne  nominis  papae). 

Slbra^am  QS^ellenfis ,  gelebrter  SRarontte,  belannt  als  X^olog  unb  Orientalift 

15  Sr  ift  gegen  Cnbe  bes  16.  Sa^rbunberts  in  (BUbel  in  Serien  geboren  unb  umrbe  im 

itollegium  ber  9Raroniten  ausgdbtlbet  unb  3um  !DoItor  ber  ^bilofop^ie  unb  !QeoIogie 

fnromooiert.    Sine  furje  3^tt   fpiette  er  in  feiner  $eimat  als  geld^rter  grteunb  oes 

!Dru[enfiirften.  ber  bie Ottomanen^rrf6aft  auf  lurje  3^\t  aus  69rien  oerb^ate,  eine 

Solitif^e  ^olle.  Sla^  beffen  6tun  uno  Xob  muroe  er  na^  ^ifa  als  £^rer  oes  fba* 
ifc^en  unb  Sqrif^en  uno  fpöter  tn  glei^er  Cigenf(|aft  oon  uroan  III.  nad^  Slom  an 
bas  iloüegium  oer  ^ropaganba  berufen.  Slbra^  CEI^IIenfis  fyd  fid^  oen  9lu^ 
ermorben,  als  einer  ber  erften  J^örberer  ber  f^rif^en  Stubien  in  (Europa  gelten  ju 
bflrfen.  Sein  (Erftlinasmerl ,  eine  forifdk  Srammam^  fyd  lange  in  Geltung  unb  9n» 
fe^en  geftanben.    3n  ber  t^eologifäen  SBelt  mürbe  fem  9lame  juerft  burc^  leine  SRit« 

25  arbeit  an  ber  jparifer  $ol9glotte  oelannt.  Der  ^arlamentsaboolat  fie  3^r  ^^  9^' 
anftalter  ber  ^ol9glotte,  |jatte  ben  SRaroniten  (oabriel  Sionita,  ber  an  ber  ^orifer 
Unioerfität  bas  9lrabif^e  unb  S^rifc^e  oertrat,  mit  ber  9iebmirung  ber  jorifAen  unb 
arabif^en  Serfionen  betraut  Da  er  i^m  Saumfeligleit  unb  SDlangel  an  (oorgfalt  oot* 
merfen  mu^e,  oeranlagte  er  1640  bie  Berufung  bes  Slbra^  oon  CEId^I  naä  $aris 

ao  mit  ber  Sttte,  beffere  f9ri[d^e  unb  arabif^e  ^anbf^riften  jur  Serfflaung  }u  fteUen  unb 
Sabriels  Slrbeiten  ju  reoibteren.  SIbrabam  unterjo^  \xi)  ber  Arbeit,  ftellte  feinem  fianbs* 
mann  ein  e^renoolles  3^H^^  ^^t  ^^^  ^^^  ^^  ^^  3<^  fiberein,  bie  SfiAer  9luSf, 
(Eftber,  Xobias,  3ubit^,  Sarud^,  SJlaBabaer  3U  fibeme^men,  ba  i^m  für  biefeloen  mert« 
DoIle  Codices  jur  Verfügung  [tauben,  toäbrenb  bie  betreffenben  SBenionen  in  ben  Co- 

35  dices  Gabriels  fehlten.  Da  ]iä)  biefer  jeboä  felbft  bur^  fol^e  bef^ränlte  3Ritarbeit 
Slbra^ams  beleibigt  füllte ,  oei^id^tete  ^bra^am  freimillid  auf  bie  %:beit  unb  lehrte 
1642  na^  9iom  ^urüd,  na^  feiner  9Reinung  oöllia  ausgefb^nt  mit  bem  Kioalen.  (Er 
felbft  berid^tet  in  ben  na^^er  ju  enoö^nenben  apologetif^en  Sriefen  (II,  149):  ,,Ciim 
editis  Ruth  ac  tertio  Machabaeorum    [f.  Bartholom.   d' Herbelot,    Bibliotheca 

40  Orientalis  p.  523]  intellexi  id  Gabrieli  Sionitae  utcunque  displicere ,  ab  in- 
coepto  destiti  opere  non  absque  magno  clarissimi  viri  D.  le  Jay  dispendio 
et  forte  Rei  publicae  Literariae  iniuria/'  Sleid^mo^I  erful^r  er  na^trägliffi  einen 
f^arfen  9ln^riff  oon  SBalerian  be  $1^19^9»  ber  oter  Sriefe  über  bie  ißol^lotte  ^u 
fünften  fernes  (Jrreunbes  (Gabriel  miber  bie  9Ritarbeit  Slbro^ms  Verausgab  ($ans 

45  1646).  Der  Singegriff ene  mies  bie  erhobenen  Sonoürfe  in  brei  epistolae  apologeticae 
($ans  1647)  (^arf  jurüd,  auf  bie  mieberum  Salerian  be  grIaoiQn9  antmortete  (fibei 
ben  litterarif^en  Streit  f.  9Dlaf(^,  Bibliotheca  sacra  I,  358).  —  (Etne  jmeite  interenante 
jtontrooerfe  ^atte  Slbra^am  auf  bem  Gebiete  ber  Air^enoerfaffung  mit  bem  etmltUen 
^olql^iftor  3^^^  Selben  über  bie  ^iftorif^e  Sere^tigung  bes  (Epmopats  aegenfiber  oen 

60  ^orberun^en  ber  presbyterian  parity,  für  bie  btefer  im  Slnf^Iug  an  äoerfe^ung  unb 
Aommentterung  eines  grragments  ber  arabijj^en  (Tl^ronil  bes  mel^itif^en  ißatriar^n 
(Eutq^ius ,  in  meinem  bie  aleaeanbrinif^e  ^ßatriar^engef^i^te  bargeftellt  tourbe ,  mit 
(Eifer  eingetreten  mar.  Slbra^ams  6treitf(^rift  für  ben  Q^ifiopat  fü^rt  ben  xitel: 
Eutychius    patriarcha    Alexandrinus    vindicatus    (9{om    1661).      SBon    feinen 

ȟbrigen  S^rtften  fallen  bie  folgenben  in  t^eologif^es  (gebiet  (eine  ooII|tanbige 
Slufjä^Iung  gtebt  Jourdain,  1.  c:  bie  $erausgd&e  ber  S^riften  bes  ^eiligen 
9lntonius  bes  trogen  (epistolae  viginti,  Paris  1641;  regulae,  sermones,  do- 
cumenta,  admonitiones ,  responsiones  et  vita  duplex,  Paris  1646);  ferner 
(Doncilii  Nicaeni   praefatio,   una   cum   titulis   et    argumentis    canon.  et  con- 

eo  atitut.  ejusdem,  quae  hactenus  apud  orientales  nationes  extant  (aus  bem  fbü* 


bif^n  ins  fiateinifc^e  übertragen),  Paris  1645;  catalogus  librorum  chaldaeorum, 
tarn  «cclesiast.  quam  profanorum  autore  Hebed  Jesu  (mit  lotetntf^er  Uber[e^ung, 
aber  unaenflgenben  (Erläuterungen,  oon  91{|emani  in  Biblioth.  onent.  III  bejfer 
ebtert),  ^arls  1653;  Chronicon  Orientale  (bes  3bn  ar*9lä^ib,  aus  bem  Slrabif^en 
fiberfe^,  eine  ®ef<^i<^te  ber  aleianbrinif^n  ^otriarAen),  ^aris  1653,  neue  msg.  :> 
1685  oon  (£ramoi[9  ^rausaegeben ,  oerme^rt  burdb  Slffemani,  93enebig  1729;  in  ben 
betben  ^^fer  ausgaben  i|t  als  Snbang  beigegeben  eine  (&efd^i^te  ber  Slrober  unb 
eine  6<^ilberung  i^rer  Sitten,  (&en)o^n9eiten  unb  religidfen  9In|^auungen  oor  9Ru^ammeb; 
Conoordantia  nationum  christianarum  orientaÜum  in  üdei  catholicae  dogmate 
(mit  bem  grie^ifd^en  (gelehrten  £.  Slllatius ,  bent  5tu|tos  ber  ootüanif^en  Sibliot^el,  lo 
gemeinfam  ^rausgegeben).  Snbli^  ift  ßu  enoo^nen  bie  Streitf^rift  de  origine  nominis 
papae  neenon  de  illius  proprietate  in  romano  pontifice  adeoque  de  eiusdem 
primatu,  gegen  ben  obengenannten  Snglänber  3o^n  Selben.  —  Sont  £ebensgange  bes 
(gelegen  ift  menia  belannt.  3n  bie  3a^re  1645—1653  f&IIt  [ein  yoo^ikx  ^2(ufent^alt 
in  $arid.  Dort  qotte  &ibniig  XIII.  in  ber  Sorbonne  einen  eigenen  £e^rftu^I  ffir  i6 
orientalifd^  S|nra^n  3U  [einen  (&un[ten  errietet.  SBieoiel  er  beim  5tonig  galt,  betoeift 
aud^  ber  im  flbrtgen  bunlle  Zitel  secrätaire  interprSte  du  roi  (für  arabi[^  uno 
^pt^) »  ben  er  in  einigen  [einer  Süd^r  neben  bem  eines  $rofe([ors  Der  orientaIi[d^n 
^jfBonfyn  ffl^.  Son  1653  an  mirft  er  mieber  in  9lom,  n)o  er  1664  in  ^o^m  Stiter 
ftooA.  ttifteb  3etemtai».     20 


(Skf(6i4te  ber  bö^mtf^en  Reiften,  2pi.  1785 ;  ^o^m,  ^enftoürbialeiten 
2.  9b.,  £emgo  1815  6.  278  ff.;  Teufel,  ^ermtfc^te  ^^a^ri^ten  unb  ^emerfungen,  (Erlangen 
1816  8.  65f 

SHs  Sbrabomiten  bejeic^neten  [i^  bö^mMe  Dei[ten,  bie  infolge  bes  Zoleran^« 
ebStes  Jtaifer  o^fep^  II.  [eit  1782  m  ber  ^arbub^er  $en[^aft  ^eroortraten.  Sie  25 
bebmnten  fU^,  wk  [ie  es  nannten,  3um  (glauben  ^aj^nts  oor  [einer  Se[^neibuna, 
jur  £e^  oon  (Einem  (Sötte;  aus  ber  S^rift  na^en  [ie  nur  bos  93aterun[er  unb  bie 
je^n  (gdbote  auf.  Sie  hielten  [i<^  ju  leiner  ^ri[th^en  ilonfe([ion,  eben[oQ)enig  n)onten 
fie  Stiben  [ein.  !Da^r  [ie  oom  Xoleransebilt  ausgenommen,  auf  bes  5tai[ers  Sefe^I 
nad^  oerfd^iebenen  (Srensorten  transportiert,  unb  bie  Scanner  in  ^rensbataillone  ge[te(xt3o 
unorben.  Die  einen  traten  in  bie  iat^oIi[4e  JtirAe,  bie  SRe^rja^I  blieb  bis  5um  lobe 
ihrem  Glauben  getreu,  o^ne  jebo^  ben[elben  auf  i^re  5tinber  5U  oererben;  bo^er  bie 
Seite  balb  erIo[^.  ^erjog  ; . 

SUnrofa^.  Joa.  Macarii  Abraxas  .  .  .  accedlt  Abraxas  ProteuB,  seu  multiformis 
gemmae  Basilidianae  portentoea  varietas;  exhibita  . . .  a  Joa.  Chifletio.  Antverpiae  1657, 4°;  35 
Peder  Hunderap,  De  BasiUde  et  mysterio  Basilidiano  Abraxas,  Kopenh.  1710  (mir  un* 
gugfingltc^)*  de  Beauaobre,  Hist.  de  Manich^  et  du  Manich^isme,  Tome  2,  Amsterd. 
1739,  4*;  Ldv.  4  eh.  4  p.  50—69  „De  l' Abraxas  des  Basilidiens" ;  Jo.  Bapt.  Passerius, 
De  gemmiB  Basilidianis  diatriba  im  Thes.  gemm.  ant.  astrif.  vol.  2,  Flor.  1750,  2?, 
p.  221—286;  3Rüntcr,  ©crfucft  über  bie  firdjL  Altertümer  ber  ®nofti!er,  «uöpadi  1790  §  34  40 
p.  203— 214  ^«brajcn  ber  öafilibianer" ;  P.  E.  Jablonskii  Opuscula  ed.  J.  Gull.  Tc 
Water,  Tom.  4,  Lugd.  Bat  1813  p.  80— 112  „Exercitatio  de  nominis  Abraxas,  vel  Abra- 
sax,  in  plerisque  ätsilidianormn  et  Gnosticorum  gemmis  obvii,  vera  et  genuina  signi- 
ficatione";  3-  3-  ©cflermonn,  öerfudj  üb.  bie  ®emmen  ber  Eliten  mit  bem  ÄbrajaS«©ilbc, 
etud  1—3,  ©crlln  1817—19;  Kopp,  Palaeographia  critica,  vol.  3,  4,  Mannhemii  1829,  4^  4r. 
panim,  f.  3nbe{  in  vol.  4  p.  400 ;  G.  Barzilai,  Gli  Abraxas  studio  archeologico ,  Trieste 
1873  unb  Appendice  alla  dissertazdone  sugli  Abraxas,  Trieste  1874 ;  C.  W.  King ,  The 
Gnoatica  ana  their  remains  ancient  and  mediaeval ,  See.  Ed.  Lond.  1887  p.  213  —  302 
,,Abraxa8,  Abraxaster  and  Abraxoid  gems''. 

^üiu  !ommen  bie  2lrtilel  „W)xaia^"  in  ben  uerfc^iebenen  (^nc^IIopäbien,  fo  uon  trüber  so 
in  erf(^  unb  ®ruberd  Mg.  (Snc  b.  ©.  u.  Ä.  1  p.  163-165,  uon  aJlattcr  in  ber  2.  «uf(. 
biefer  Ä.»C  I  p.  103—107  unb  in  Lichtenbergers  Enc.  des  sciences  relig.  1  ..p.  301-3 
(t>gl.  bedfelben  Hist.  crit  du  gnosticisme  in  jwei  ^u^.,  bie  erfte  auc^  in  beuti^er  Übcrfe^ung 
oon  Körner  oorliegenb,  unb  Une  excursion  gnostique  en  Italie);  uon  ^^efele  in  "{Be^er 
unb   »elted  Äir*cnlej.  P  @p.  120  -  121 ;    g.   X.  ferau«   in  JRealenc.   b.   (ftr.   «Itert.  1  55 

S.  6  —  10  (ögl.  benfclben  „Über  ein  ongebl.  bafilib.  9(mulett'',  %nn.  b.  «er.  f.  «fioffauift^ 
IttrlumÄf.  u.  (»ef(^i*tÄforfdi.  9. 1868  p.  123—131);  uon  SRieß  in  ^4iouI^*®iffo»Qd  aieal-enc. 
b.  M.  ÄltertumStoiff.  I  p.  10;  oon  ßaglio  in  Daremberg  et  Saglios  Dict.  des  ant.  gr.  et 
rom.  I«  Sp.  109—110;  \>on  ^erm.  KoEett  in  ©ut^er«  ®efd).  ber  tetftn.  fünfte  I  p.  321—22 
„Äbrof  aÄ-öemmcn" ;  oon  ©aumeifter  in  beffen  a)enfm.  b.  f(.  altert.  1  p.  1.  00 

Aral^nct^KopabU  ffir  Zoologie  unb  ftlr^c    3.  «.    I.  8 


114  «MoK 

9l6rQ|ax  (btes  ift  bie  iDeitaus  ^ufigere  9lamen$form  oIs  bos  {e^t  getoo^Ii^  on^ 
peiDenbete  Sttroxas,  f.  Martigny,  Bull,  de  l'arch.  chröt.  7,  1869  p.  60  Mnm.  f), 
wielt  eine  SloIIe  in  bent  Softem  bes  Sa|ilibes.  O^ne  nSfier  auf  bie  Stellung  bes« 
felben  in  biefem  Sqftem  einjuge^n  (ogl.  borüber  b.  31.  Safilibes),  begnüge  iot  mi<^ 

5  mit  ber  Slngobe,  bag,  wk  SB.  aRdller,  fiel^b.  ber  Ait^ngefc^.  1  p.  148  ^roor^, 
31.  bei  Saftlibes  m^  übereinftintmenbet  Eingabe  bes  $ip|K)l9tus  Ref.  7,  26  p.  327 
ed.  Dunder  unb  Srenäus  1,  24,  7  vol.  1  p.  247  ed.  Stieren  ber  fieyag  ägxfoVf 
ber  princeps  ber  365  SBeltfp^en  (ovoavoi)  ift.  SBenn  i^n  Renan,  Hist.  des 
orig.  du  Christ.  6  p.  160  als  ben  ^Sd^ften  unausffnre^Iic^en  in  \\ä)  oerlorenen  ®ott 

10  be^ei^net ,  fo  i|t  er  boju  too^I  bun^  irrtflmlid^  eingaben  ber  iUr^nf^riftftener  mk 
^teronqntus  ju  SImos  3  (Basilides ,  qui  omnipotentem  deum  portentoso  nomine 
appeUat  aßga^ag)  unb  Ps.-Tertullian  adv.  omn.  haer.  e.  4,  Corp.  haer.  I 
p.  272  Oehler  (hie  esse  dicit  summum  deum  nomine  Abraxan)  verleitet 
morben. 

15  SRit  ber  (Erllörung  bes  9lontens  ^ot  mon  ftd^  oiel  obgemfl^.  Salmasius,  De 
annls  climacter.  p.  572  erfl&rt  i^n  für  &gqpti|<9,  ift  ober  ben  oerf|nn)^nen  Seroeis 
baffir  f^ulbig  geblieben.  9Rfinter  a.  a.  O.  jerlegt  bos  SBort  in  pei  lofitifc^  SBorte, 
bie  na^  bent  ntemp^itif^en  Dialeft  beri-schad je ,  no^  bent  fQ^tbi|(^en  berre-sadji 
lauten  unb  iöyog  xaivög  bebeuten.    Seüemtann  p.  49  ^Slt  es  ffir  jufomntengefeM 

20  aus  ben  beiben  äg^ptifd^en  SBorten  Abrak  unb  Sax  „bos  gebenebeiete.  ^ilig  oere^rte 
9Bort''  ober  ,,anbetungstDfirbig  i|t  bas  9Bort  ober  ber  9lame''.  3^m  id^Iiegen  fi^  an 
M.  B.  Thorlacius,  De  gemmis  quibusdam  auguralibus  et  mjstids  ex  museo 
Monradiano,  Havniae  1827,  4®,  p.  17  unb  Stiekel,  De  gemma  abraxea  non- 
dum  edita,  Jenae  1848,  4",  p.  13;  Leemans,  Papyri  Gr.  mus.  ant.  publ.  Lug- 

25  duni-Batavi  2  p.  50  f^Iägt  bie  (Etymologie  af  ober  ab-ra-saii  Caro  facttim  est 
verbum  oor.  Sharpe,  Egyptian  Mythology  p.  XII  ^It  es  ita(^  King,  Gnostics  ' 
p.  252  Sinnt.  *  für  eine  Sg^i^e  9lnrufung  an  bie  ®ott^it  mit  ber  Sebeutuna  „f<!^be 
mir  ni^f'.  Rubere  ^ben  eine  9Ibleitung  aus  bem  ^ebräüAen  oerfuAt  Stne  ber« 
artige  oon  Scaliger  aufgestellte  (Etymologie  mirb  Ji^on  oon  (E^iflet  a.  a.  £).  p.  39  u.  65 

30  3urfidgen)ie|en.  ®eiger,  Abraxas  unb  Elxai,  !^\m(&  18,  1864  p.  824  f.  fie^  barin 
eine  gräjijierte  JJonn  für  Ha-Brachah  „Segen",  eine  Deutung,  bie  King,   Gnost.* 

£.  251  als  bie  am  meiften  befriebigenbe  fi^ei^net,  Araus,  9i.*S.  b.  Ar.  9.  1    p.  7 
xgegen  für  p^ilologif^  unhaltbar  erllärt.    ^afferius  a.  a.  £).   p.  227  ySßßX  bie  %6« 
leitung  oon  Ab  93ater,  barä  jd^offen  unb  a  negativum  „ber  unerf^affene  äsater^'  oor. 

3ö  SBenbelin  in  einem  bei  (E^iflet  a.  a.  O.  p.  112—115  obgebrurften  JBriefe  fiebt  barin 
bie  3u|ammen  ben  3^I^Yuoert  365  ergebenben  Slnfangsbu^ftaben  oon  4  ^ebröif^n 
unb  3  grieAif Aen  SBortem :  Aßy  Bev,  Poi^dx,  axadd>g,  HcoTtjola,  djid,  Svlov  Sater, 
So^n,  ®ei|t,  ^eiliger  (=  ^eiltger  (Beift),  §eil  oom  Äreuje.  §arbouin  f)(d  nai)  einer 
9loti}  be  SBeaufobre's  a.  a.  O.  p.  54  biefe  Deutung  ber  brei  er[ten  Su^ftaben    bei« 

^0 behalten,  bie  oier  anberen  erllärt  er  als  3lnfanQsbu^[taben  oon  äv&Qconovg  awCiov 
äylcp  ivXcp,  Sanilai  a.  a.  O.  p.  12  f.  16  ge^t  für  bie  Deutung  ber  ^ilbroxasgemmen 
jurüd  auf  ben  erften  SBers  bes  bem  ifiaibi  Nehemiä  Ben-akanä  sugef^riebenen  (5t* 
oetes  Anä-Beh6ah,  beffen  roörtli^e  Übertragung  lautet:  „O  (C&ott)  mit  ber  Araft 
beiner  großen  9ie(^ten  befreie  bas  unglüdli^e  (93oII)'\  inbem  er  aus  ben  9Borten  bes« 

^fifelben  Ana  Behöah  ghedhulaD  jemineK  tatiR  serurA  burd^  3uj<^^^nMIunS 
oer  grofegebrurften  Su^ftaben  bas  9Bort  Abrakd,  geiejen  Abrakad,  mtt  ber  Sebeu« 
tung  Sqor  ber  (geflügelten  b.  i.  ber  Sngel  geroinnt.  Do^  lögt  [i^  mit  biefer  öu^erft 
ausgellügelten  Deutung  ^ö^ftens  bas  3oubenoort  abracadabra,  beffen  3u]ammen9ang 
mit  'AßpaodS  mir  feinesn)egs  [o  smetfellos  toie  ilraus  a.  a.  O.  p.  8  erf^int ,    nt^t 

ßo  aber  Slbrafax  erflören.  be  Seaufobre  2  p.  55  f.  sie^t  eine  2lbleitung  aus  bem  (Brie« 
Aif^en  oon  äßgög  unb  odu)  „ber  [^one,  ber  ^enli^e  (Erlofer"  oor.  Dag  alle  biefe 
Deutungen  feber  3Ba^r[^inIi(|feit  entbehren,  brauet  roo^I  laum  bemerlt  ju  loerben. 
SBieIIei(qt  barf  man  bas  SQBort  m  jenen  oon  ^amad,  Unterf.  üb.  b.  gnoft.  Su^  Pistis- 
Sophia  (ZU  7, 2)  p.  86—89  auf  etne  9Irt.  ®Iof|oIaIie  jurüdgefü^rten  rötfel^aften  SBorten 

^^  rennen,  »bie  feiner  belannten  Qpxaäft  angehören  unb  jd^on  our^  i^re  [elHamen  9)oIal« 
unb  jtonfonantensufammenftellungen  oenaten,  bag  |ie  etnem  „mnfitf^en  !DiaIeIte''  an« 
gehören  refp.  aus  mantif^er  Sottesbegeifterung  ^erftammen  ober  qerftammen  n)oIIen.<!^ 

Da^  ber  3^I^nu)ert  ber  Su^ftaben  bes  9lamens  bie  ^a^l  365  b.  i.  ber  ^hnmel 
bes  Sahlibes   unb  ber  Xage   bes  3^^^   ausmalt,  roirb  oon   ben  alten  Air^n« 

CO  f^riftftellem  (Iren.  I  c.  24,  7;  Hippolytus  7,  26;  Epiphanius  Panar.   haer.  24 


8M«E  llß 

c.  7  [Corp.  haer.  2  p.  152];  Augustin.  de  haer.  c.  4  [C.  h.  1  p.  196 f.];  Prae- 
destinatus  de  haer.  c.  3  [G.  h.  1  p.  233] ;  Ps.-TertuU.  adv.  omn.  haer.  c.  4  [C.  h.l 
p.  272],  Fs.-Hieronym.  Ind.  de  haer.  c.  2  [C.  h.  1  p.  284f.] ;  Hieron.  comm. 
in  Arnos  3)  einftimmig  angegeben.  Su^  in  ber  xoa/wjioua  bes  £eibenei  ^op^rus 
W,  Dieieriq,  Abraxas  p.  182  vs.  25f.  (ogl  p.  46)  ^igt  es  av  el  o  ägn^fiog  rov  g 
ivuxtrtov  ^AßgaodS,  OflL  im  fionboner  ^ap.  122  3-  44—50 :  to  de  öevregov  ovo/m 

c^ov  agi&fjiov  C  ''^tt>^  xvgieifovrwv  rov  xoojum)  rtj  yyqfpov  exovrn  r^e  ngog  rag 
i]/ieQag  rov  evtavrov  akrf&a>g  aßgaoa^,  Jlber  erllän  ift  bninit  ber  Käme  ni^t,  |o  n)en{g 
mit  Mei&Qag  unb  NeJiog,  vkUft  benjel^n  !^a^ltwa>ett  (ogl.  King,  Gnostics*  p.  253—56 
unb  Passerius,  Nilus  Abraxeus  im  Thes.  g.  a.  astrif.  3  p.  163—170)  enthalten,  lo 
T>\t  3<^I  365  firielt  fibrigens  niAt  nur  bei  Safilibes,  fonbem  au<^  bei  anbeten  Sno« 
fKtem  eine  SloUe ,  ogl.  ^ilgenfeU),  Jte^ergefA.  b.  Ibt^r.  p.  198  SInm.  320 ;  $amadf 
a.  a.  O.  p.  83;  5tarl  S^mibt,  Snoft.  Sc^nften  in  lopt.  Sprache  aus  bem  Codex 
Brucianus,  fieiw.  1892  (lU  8,  1.  2)  p.  286.  408  unb  ?lnm.  2,  555.  568.  Sie 
finbet  fi^  bettSuftg  au^  in  einem  OExorcbmus  bei  9Rartene,  De  ant.  eccl.  rit.  3  i5 
p.  519,  wo  ber  bofe  Seift  aufgeforbert  mirb,  ju  entmeic^en,  a  trecentis  sexaginta 
quinque  [fo  ftatt  bes  unftnnigen  quaeque]  membris,  quae  Dominus  noster  Jesus 
Christus  ad  suam  similitudinem  compaginare  dignatus  est. 

3Iii4  t(t  ber  9Uime  9bra|a2  niAt  ousf^IiegUAes  (Eigentum  bes  So^ilibes.  3ene 
gnoftif^e  am  (Enbe  bes  4.  unb  Slnfang  bes  5.  oa^c^unberts  in  Spanten  unb  Sfib«  20 
franlret^  auftretenbe  Seite,  mdS^  oon  5ieron9mus  ep.  75  (MSL  22  col.  687), 
comm.  in  Isaiam  1.  17  c.  64  (ibid.  20  col.  646)  unb  contra  Vigilantium  6 
(ibid.  23  col.  360)  mit  Sa[ilibes  in  3u|ammen^ang  gebraut  n)irb,  unb  bei  wtlä^tx 
noA  ber  erften  ber  angeffi^rien  Stellen  Der  9Iame  Slbtoxas  hn  ®ebrau^  nmr,  ^at  na^ 
S^mibt  a.  a.  O.  p.  562,  ogL  $amad,  ®e[4.  b.  altc^r.  £itt.  1  p.  160  f.  mit  25 
SqUibes  ni^  ju  fbun.   S^mer  ober  lommt  bos  SBort  baufig  oor  ht  ben  3^uber« 


BataYi  ed.  Leemans  vol.  2   p.  281  [boraus  einjeln  Pap.  V.  ^rsg.  oon  Dieteri(^,8o 
3abr6b.  f.  IL  $^il.  Suppl.  Sb.  16  p.  749—828  unb  feoarat  Lipsiae  1888  unb  ein 
XetI  oon  Pap.  W.,    ^rsg.   unb   be^anbelt   oon   Dietert^,    W>xaxa&,  fieipj.  1891], 
(6xvtäf.   3^ubei$ap9ri   oon   ^aris   unb   £onbon,    ^rsg.   oon  C  SBeffeto,   DenMr. 
b.  ft.  «B.  b.  SB.  $.  SBlen.   »b.  $.  (H.  »b.  36,  1888,  4**,    p.  154 ;    Steue  (5ne^. 
3attbeqxtp9ri,  ^rsg.  oon  C.  äüeflelq,  ibid.  Sb.  42,  9Bien  1893,  4%  p.  79  ;  Greekso 
Papyri  in  the  Brit.  Mus.  Catal.  with  texts  edited  by  F.  G.  Kenyon,    Lond. 
1893,  4*,    p.  256)    lehren   lann.     (Es    finbet   [i<^   femer   auf   einem   3<^^^^<^0^I 
(ABARAXAS.  ASTRA.   EL»  \  AOSABAO*»  |  SOLOMONO*»»;    $enjen.  Bull, 
d.  Inst,  dl  Corr.  arch.  1849  p.  11 ;    O.  3a^n,    »er.    b.  (ä^f.    (5e(.   b.  SB.  1855 
p.l08),  auf  SRetalltafeld^en  ([.  3.S.  eine  Sleiteffera  bei  (Engel,  Choix  de  tess.  gr.  en  40 
plomb  tir6es  des  coU.  athän.,  Bull,  de  Corr.  hell.  8  p.  9  f.  nr.  37,  PI.  2,  2  mit  ber  Sluf^ 
|<^rift  ABPA I CA5  im  Obv.  unb  lAW  unter  einer  bapnenlöpfigen,  [c^Ianaenfägtgen  grigur 
m  Rev. ;   eine  ä^nlid^ ,  mitgeteilt  oon  g.  oan  9)Ieuten ,  Sonner  3ci9rbo.  $eft  53/54 
p.  317,  laf.  17,7;  ein  »leftofel^en ,  gcfunben  in  Siegina  mit  ABPACA^*  über  ber- 
fetten  gigur  im  Obv.  unb  7  (Engelnamen  im  Rev.,  ^Ecprux.  ägy.  Ueq.  B'  p.  302  45 
nr.  337,  Pinax  fii  nr.  1,  genau  übereinftimmenb  mit  einem  Sßitöfel^cn  in  Äarls« 
ru^,   nur  ba^  bei  Iet|terem  bas  SBort  ABPACA^"  fe^tt,   Äraus,  Die  ^riftl.  3n|4r. 
b.  9qeinlanbe  1  p.  164  Str.  4;  S^uma^er,  Se|(^r.  b.  (oamml.  ant.  Sronjen,  Aarls« 
ru^  1890  p.l60  3to.863,  laf.XV,  3;  ogl.  ABPAX  in  SJerbinbung  mit  (Engelnamen 
auf  einem  tn  Seirut  enoorbenen  Sronjeamulett ,   S^lumberaer .  Amulettes  bvzant.  so 
Rev.  des  ^tud.   gr.  5.   1892   p.  82   nr.  11 ;    ein  Sleitofelc^en  in  Jtarlsru^e  mit 
CLßQaaaa\  aßiava9  \  avalßa    im  Obv.    unb    oiv&OQad  \  ^auvciy  \  law    im   Rev., 
Äau» ,  (Qr.  3n(4r.  b.  «^Ibel  p.l57  'iUr.6;  S^umaäer  p.  160  9lr.835,  laf.  15,1; 
jvet  SrometSfdiqen   aus  Sfib^anlreic^  mit  ^agelbef^örung ,  beren  6AIu§  lautet 

xeievei  "^eog  (Dafjiov&a,   xal  av  awegyei  ^AßgaadS,  laru  lao) ,  Kaibel ,  Inscr.  Gr.  55 
Sic.  et  Ital.  2481.  2494;    eine  Sronjetafel   mit  so^lreiqen  ^^auitmoütn ,   barunter 
ABPACA  bei  Babelon  et  Blanchet,  Cat.  des  bronzes  ant.  de  la  bibl.  nat.  Paris 
1895  p.  700  nr.  2294),  unb  ganj  befonbers  ^ufig  auf  oertieft  gef^nittenen  Steinen 
(^  }.  !6.  auf  einem  grünen  3(^9P&i  gefunben  in  £apac  am  gluffe  Unna  mit  ber  9Iuf f^rift 

8* 


116  «M^ 

IAO  ADONIS  ABRAXAS,  C.J.  L.  3.  Suppl.2  nr.  10188,  29;  einem  Sarbcr,  ge- 

ßnben  auf  (£:9pem  mit  bcr  Sluff^rift  ABPACAC  APS  im  Obv.  unb  rEBEP  |  ZAHA 
tRev.,  Class.  Rev.3,  p.  286  nr.  13  b.;  einem  itomeol  ober  %i^wf%  gefunben  ju 
Äart^o,  M€L.  d'arch.  et  d'hist.  de  Täj.  fr.  de  Rome  11.1891  p.  99  nr.  1 ;  einem 

5  $&mattt  ber  Sammlung  Sobineau,  gefunben  ju  Sagbab  mit  8  Steigen  mogif^  äBorte, 
barunter  aßgaSoa^,  Rev.  Arch.  n.  s.  27.  1874  p.  30  nr.  252). 

3nbem  man  nun  ben  9lamen  SIbrafax  auf  (Semmen  unb  eine  grunblos  als  Dar* 
Heilung  bes  ^Onaxas  gebeutete  bahnen*,  juioeilen  aber  aw^  e[el>  ob^  IBioentöpfige, 
((^langenfugige  grigur  mit  men|^liäem  mmfH  unb  6<^ilb  unb  (Seigel  ober  o^nlid^n 

loSÜtributen  in  ben  $anben  (ogl.  Sßbilbungen  5.  S.  bei  Montfauoon,  L'ant.  expl. 
2,  2,  PI.  144—148;  Caylus,  Rec.  d'ant.  6  PI.  20,  7;  Raponi,  Rec.  de  p.  ant. 
gr.  PI.  64,  9.  PI.  87,  6;  Visconti,  Museo  Worslejano,  Milano  1834,  Tav.  28,12; 
R.  Walsh,  An  essay  on  anc.  coins,  medals  and  gems...,  Lond.  1828  nr.  5. 
6.  7 ;   Matter ,   Hist.  erit.   du  gnost.  PI.  I  F,  7.  V  2—12.  VI  1—5.   7.  8.  VII 

16 1 — 3.  VIII  4.  IX  3  unb  üne  excurs.  gnost.  en  Italie  PI.  2f  5 ;  Janssen,  Nederl.- 
Rom.  Daktyliotheek.  Suppl.  II.,  Leiden  1852,  PI.  8,  194.  a.  b.  [gefunben  in 
9liimegen] ;  Stidel  a.  a.  O.  Ziteloignette ;  King ,  Cambridge  Ant.  Soc.  Communi- 
cations 4  PI.  5U  p.  352  üg.  1;  King,  Ant.  gems  and  rings  2  PI.  8, 
1—6  unb  Gnostics»  PI.  A,  1.  2.  3.  5.  B,  1.  2.  4)  mit  ber  Jlotiä  bes  3renaus  I 

20  c.  24,  5  über  bie  Sa|ilibianer  (utuntur  autem  et  hi  magia  et  imaginibus  et  in- 
cantationibus  et  invocationibus  et  reliqua  universa  periergia;  nomina  quoque 
quaedam  affingentes  quasi  angelorum,  annuntiant  hos  quidem  esse  in  primo 
caelo,  hos  autem  in  secundo;  et  deinceps  nituntur  CCCLXV  ementitorum 
caelorum  et  nomina  et  principia  et  anselos  et  virtutes  exponere)  jufammeti« 

26  braute,  erllorte  man  3unä^[t  bie®emmen  mit  Dem  enoäbnien  9lamen  oberStIb,  loeiteidbin 
aber  alle  mögliAen  hemmen  mit  unoerftänblic^en  Sluffd^r^n  unb  oon  ben  (bjeuoiiij^n 
ber  reinen  grie(9ij^»romi|^en  Jlunft  abtoei^nben  Dorfteuungen  ab  9Dbrasas«,  oomt* 
bianil^e  ober  gnofttf^e  (Semmen.  Su^  ^aben  \iäf  einjetne  (Belehrte,  oor  allem 'SeUer* 
mann  unb  SRotter  gro^e  9Rü^e  geaäen,   bie  oerfqiebenen  Darfteüungen  in  Älaffen 

to  ju  bringen.  DoA  er^ob  [i^  |qon  nril^  ber  SBiberfpru^  gegen  eine  (ol^  u.  a.  oon 
CD^fflet  unb  3<(6lonsii  oertretene  I)eutuna  bie|er  Steine  als  gnoftif^  DenImSIer. 
be  Seau|obre  2  p.  62,  ^afferius  unb  (Eaqlus,  Rec.  d'ant.  6  p.  65  f.,  erfl&ren  fie  ffir 
entf^ieben  ^eibnif^.  3mlnter  p.  205  unb  209  neigt  menigftens  ffir  einen  jjrogen  Xeil 
biefer  SReinungju.  Unb  in  neuefter  3^^  erllart  Samad,  (pel^.  b.  alt^r.  £tttl  p.161: 

36  Ob  au^  nur  Sine  $[braxas«(Semme  bafilibianijq  i[t,  i|t  jmeifel^'',  toa^reno  aller* 
oinas  9t.  SBiebemann,  Die  gno[ti[<^e  Silbertafel  oon  Sabemoeiler.  Sonner  i^o^rbb. 
$eft  79,  1885  p.  233  in  iQiten  ya>QX  ni^t  ^robidte  „ber  p^ilofop^ierenben  9{t^ng 
1^  £e^e'',  roo^I  aber  ,^Ci^eugniffe  ber  m9Rifd^en  unb  magif^en  Elemente ,  oon  Denen 
fi^  bie  (!5no[is  nid^t  fret  ^u  erhalten  oermoc^t  baf',  erlennen  n)in.    3^^^,  mo  uns  bie 

40  3auberpap^rt  oorliegen,  m  benen  oiele  ber  auf  ben  fog.  SIbraxasgemmen  erf^einenben 
unoerftänbli^en  Flamen  toieberle^ren,  in  benen  Slmoeifungen  ffir  $er)tenung  oon  ®emmen 
mit  ä^nli^en  Darftellungen  unb  goi^^In  5U  magif^n  !^wtdtn  erteilt  merben  (f.  u.  o. 
Dieierid^,  Slbraxas  p.  53  9Inm.  1  unb  SBe{|efa| ,  Seri(^t  fiber  grie^.  ^oppri  in  ^oris 
unb  fionbon.  S.  A.  aus  ben  „SBiener  Shibien"  1886,  2.  $eft,  ffiien  1886  p.  10  ff.; 

46ogI.  auä)  $eim,  Incantamenta  magica  Gr.  Lat.,  Lipsiae  1892  p.  537  nr.  218 
aus  Anecdot.  lat.  ed.  Piechotta  §  77:  »cum  herbam  volueris  legere,  circum- 
scrib(i)to  eam  auro  herbam  et  argento  et  dicito  sacra  nomina  tria  ,, Jacob 
Sabaoth  raxas^'«,  n)o  unter  raxas,  toie  $eim  ri^tig  oermutet,  Abraxas  ftedt),  lann 
es  n)o^I  laum  me^r  jmetfel^aft  fein,  bag  mit  in  allen  bie|en  Steinen  ^eibnif^e  9[mU' 

50lette  unb  3<nibermittel  ju  |e^en  b<^en.  9Rir  ift  aus  ber  gansen  ungeheueren  SDlenge 
nur  eine  etnji^e  ®emme  belannt,  bei  ber  man  oerfuc^  fein  tonnte,  einen  3uf<^^^^n' 
^ang  mit  bafiltbianifd^n  Snf^auungen  anjune^men.  3m  Bull,  de  la  soc.  des  ant. 
de  France  1860  p.  34  teilt  £e  Slant  einen  Sl^at  feiner  Sammlung  mit,  ber  auf 
ber  einen  Seite  bie  «uff^rift  AziCONH  ABPACAC ,  auf  ber  anberen  BAPKABA 

uIACO  5eigt.  3lun  roirft  befanntli^  Slgrippa  ffiaftor  bei  Euseb.  h.  eccl.  4,  7,  6—8 
rtgl.  Hieronym.  de  vir.  inl.21)  bem  Safilibes  oor:  jtgoq^i^Tag  di  fovrcS  dvojudocu 
Bagxaßßäv  xal  Ba^xco^?,  f.  Silgenfelb,  Äe^er jef^.  p.201;  $ama(I,  (5ef^.  ber  alt^. 
fittt.  1  p.  115. 157. 161.  Sülan  lönnte  baraufbm  oermuten,  baft  bie  Siif^mmenftellung 
oon  ABPACAC  unb  BAPKABA  auf  Safilibes  ^imoeife.  Subenen  nmrum  foOte  biefer 

eoopobQpb^  (f.  S^mibt  a.  a.  O.  p.  602),  auq  bei  anberen  (gnoftifem  ($ilgenfelb  a.  a.O. 


Wna\nf,  117 

Slnm.  331p  ^omact  p.  156,  6^miM  p.  568  f.)  Dorlotnmenbe  ^rop^etenname  niAt 
eBenfogut  auf  einem  ^tbnif^n  Slmuleit  feine  Siehe  ftnben  lönnen,  als  fo  manche  iübi|^ 
9lamen  in  ben  SaubetjHm^rl  (ofll.  SBeffelii,  The  Expositor  S.  III,  nr.  13  p.  194 ff.)? 
Sbi^  lonn  {a  ber  ®Iei^ang  bes  SBortes  ber  (Bemme  mit  bem  $rop^etennamen  rein 
jufsnig  fein,  mit  benn  auä)  fie  Slant  leiteten  gar  nic^t  ffir  bie  Cmlörung  ber  (Semme  t, 
^G^me}ogen  ffcA, 

£ie  £itteratur  fiber  biefe  Steine  ift  fixier  unfiberfe^.  älteres  oerjei^nen  (gruber 
a.  0.  O.  p.  163;  SRotter,  C6ejfi.  bes  ©noft.  1  p.  34  f.;  ffieffelii,  Ephesia  gram- 
mata,  9jBien  1886  p.  11.  uRan  ugL  au^  9u^.  5tir(^r,  Arithmologia ,  Romae 
1655,  4',  p.  169—216;  Lettre  du  Sieur  Peiresc  sur  les  Abraxas,  abgebrudt  beiio 
MSL  12  p.  1144 — 46;  Baudelot  de  Dairval,  De  l'utilitö  des  voyages.  Nouv. 
Äi.  I,  Rouen  1727,  PL  11,  2.  19,8.  20;  Venuti  et  Borioni,  Collect,  ant.  Rom. 
1735,  2"  Tab.  81  p.  60 f.;    Caylus,   Rec.  d'ant.  7  vols.  passim;    Raspe,   Cat. 

d'uneooll.  gi6n.  des  p.  gr moul^es  en  pätes...  par  J.  Tassie,  Lond.  1791,  i^; 

Jos.  Marchionis  Tacoonii,  De  tribus  Basilidianis  gemmis  disquisitio,  Napoliis 
1824,  4*;  Janelli,  Tentamen  herm.  de  lingua  Abraxeorum,  Napoli  1831; 
Aö^Ier,  (Erifiuterung  eines  uon  $.  iß.  Gubens  an  91.  (EI.  gfabri  be  ^eirefc  ger.  t>anV 
ttrcibens  (Möm.  VI.  S6r.  Sc.  pol.  T.  III),  St.  ^etersb.  1834 ;  Pappadopoulos, 
ITeQlygcuph  hctvnwfjuixixiv  dgX'  atpQayidoJU'&cov  dvexddrcov,  Athen  1855,  4  ®,  p.  27 
nr.  511—526,  p.  32  nr.  601— 3;  3.  §.  Äraufe,  Pyrgoteles,  §alle  1856  p.l57f.;2o 
G.  Spano,  Abraxi  sardi,  Bull.  arch.  sardo  7,  1861  p.  8^—93;  »aubiffin,  Stub. 
j.  femtt  Weligionsgef^.  1,  fieipj.  1876  p.  189—197 ;  E.  Renan ,  Les  orig.  du 
christianisme,  vol.  7,  Paris  1882  p.  142].;  E.  Babelon,  La  gravure  en  pierres 
fines  cam^es  et  intailles  p.  179—182 ;  femer  bie  ^ublHationen  einjelner  Steine, 
oie  J.  Smit,  De  amuleto  quodami  Onosticorum,  Bremae  1717,  4°;  B.  (^a-25 
ranta,  Su  la  fi^ra  e  l'iscr.  egiz.  incise  in  uno  smeraldo  ant.  Napolil826,  4*^; 
SRorgenfton,  (ErlmrungsDerf.  einer  noc^  ni^t  bdannt  gemalten  SIbrasasgemme,  Dorpat 
1843,  4*;  Fr.  Lenormant,  Lettre  ä  M.  A.  de  Longp^rier,  Rev.  arch.  1846 
p.  510ff.;  CJavedoni,  Dichiaraz.  dl  due  ant.  gemme  incise  provenienti  dalle 
parti  di  R^gio  Tuna  ortodossa  e  l'altra  gnostica ,  Modena  1852 ;  9RerdIin,  30 
©noft  ®emme  bes  Dwqpater  aRu|€ums,  2lr^.  3eÜ  14,  1856  Sp.  260—64,  laf.  96 
9lr.2;  Minervini,  Poche  osserv.  intorno  ad  una  pietra  basilidiana.  Bull.  arch. 
napolit.  1857  p.  89ff.,  Tav.  5,  3;  Gius.  de  Spuches,  Epigrafi  inedite,  2**  ed. 
Palermo  1865  p.  30—32,  Tav.  2,  2;  Nicard,  Bull,  de  la  soc.  des  Ant.  de  Fr. 
1865  p.  63;  Fröhner,  Damnameneus,  Philol.  22,  1865  p.  544—46;  Fröhner,  36 
Mfl.  d'^igr.  et  d'arch.,  Paris  1873  p.  1—8  nr.  I— III  (ogl.  beffelben  ein  Silber- 
tSfeU^n  bei^nbelnben  Suffa^  sur  une  amulette  basilidienne  inedite  du  mus^ 
NapoMon  HI.,  Caen  1867) ;  A.  de  Longp^rier,  Oeuvres  3,  Paris  1883  p.  162—163; 
S.  Reinach,  Ohroniques  d'Orient,  Paris  1891  p.  14 ;  Southesk,  A  gnostic  gern, 
Athenaeum  nr.  3478,  1894  p.  811—812  etc.  40 

Doju  lommen  bie  jtataloge  ober  Sef^eibungen  SffentliAer  Sammlungen  in  Sbolfen 
(®&^ns ,  «nt  j.  a.  1862  p.  24  ff.  9lr.  7);  »erlin  (XöBen ,  (ErlL  SJers.  b.  ant 
oert  geWfn.  St  1835  p.  446  —  455  u.  Ral  ÜRuf.  3.  »erlin.  Sttusfü^rl.  »erj.  b.  ög. 
«Bert  1894,  p.  294—96) ;  (Eambribge  (J.  Henry  Middleton ,  The  engr.  gems 
of  class.  times ,  with  a  Cat.  of  the  gems  in  the  Fitzwilliam  Museum ,  Cam-  45 
bridge  1891  p.  i94.  Appendix  p.  X,  PI.  I,  20.  p.  XXII  nr.  106);  (Eortona  (Mus. 
Cortonense,  Romae  1750.  2»  p.51— 55,  tab.  41);  ©öttingen  (SBiefeler,  (6ött  2lnt. 
1857,  4«  p.  30—36  9lr.  35.  36.  37;  (5.  §ubo,  Originatoerfe  in  b.  arc^.  ?lbt  b. 
mint  3nft  b.  (6eorg.«[uguft«Unio.  1887  p.  182  f.  Sto.  1363— 1370)  •  ®ot^a  («.  »übe, 
Da»  ÖeijoflL  Äunftlab.  ju  (5ot^ ,  3.  Sf.  p.  28  3lr.  107,  p.  72  9lr.  162) ;  fieiben  m 
(C.  Leemans,  Descr.  rais.  des  mon.  6g.  du  mus.  d'ant.  |des  Pays-Bas  ä  Leide 
1840  p.  75  nr.  400.  401,  ogL  p.  83) ;  flonbon  (Brit.  Mus.  A  guide  tho  the  first 
and  sec.  egypt  rooms.  1874  p.  114—116.  Gase  86;  ogl.  8Ir^.  3eit  9,  1851 
Sp.  130);  fiini  (Müani,  Dattil.  Lunese,  Mus.  ital.  di  ant.  class.  1,  1885,  4% 
p.  135  nr.  107) ;  Keapel  ((6txfyah  u.  ^anofla,  Neapels  ant.  »ilb©.  p.  417.  419—422);  m 
iDbo}0  (Mantovani,  Museo  Opitergino,  Bergamo  1874  p.  110—124  nr.  108); 
^ßoris  (CJhabouillet,  Cat.  g6n.  des  cam.  et  p.  gr.  de  la  bibl.  nat.,  Paris  1858 
p.  282—309,  mL  Fr. Lenormant,  Gaz.  arch.  3,  1877  p.  213 f.;  Ledrain  ibid.  4, 
1878  p.  37) ;  St  Petersburg  (Wieseler,  Oenunae  litt,  in  ber  (Eremitage  ju  St  %, 
3d^  f.  IL  V^ilol.  1868  p.  123—137) ;  Kennes  (A.  Andr6 ,  Cat.  rais.  du  mus.  eo 


118  XkrifcE 

d'arch de  la  ville  de  Rennes.  See.  €d.  1876  p.  34—53  nr.  69—90);   Korn 

(E.  de  Ruggiero,  Gatal.  del  Mus.  Kircheriano  1,  Roma  1878  p.  326  nr.  81, 
DfiL  p.  63  nr.  198  Chiodo  gnostico,  p.  63—79  nr.  199  Libello  basilidiano  di 
piombo,  p.  81  nr.  200  Lamlnetta  d'argento  basQid.) ;   Spabdo  (Bulic,  Le  gemme 

5  del  museo  di  Spalato ,  Bidl.  di  arch.  e  storia  dalmata  2.  1879  unb  folgenbe 
3a^rg5nac,  5.  ».  11.,  1888  p.  119  Ste.  802  unb  p.  164  Jb.  863  ©cmnten  mä 
bem  ^nettiB)^en,  f^langenffigigen  Ungefieuet);  Xriefi  (G.  Kunz,  II  museo 
civ.  di  ant.  di  Trieste,  1879  p.  64  f.).  9liAt  mittber  Scijei^nijfe  unb  Sef^ei* 
bungen   oon  $rioat|ammIunaen ,    bie  jum  Xeil  f^n   in   bie  gröljeten   Bffentlu^n 

10  Sammlungen  übergegangen  [inb ,  \o  ber  Sammlung  Se^  (Fr.  Lenormant,  Descr. 
des  m^.  et  ant.  comp,  le  cab.  de . . .  Behr,  Paris  18i57  p.  227  f.  nr.  67 — 80) ; 
Siedler  (Äot.  b^^  ©emmenfomml.  be»  Z.  »teilet,  SBien  1871  p.  37—39  Mr.  311—16, 
ogl.  Siedler ,  Übet  (gemmenfunbe,  9Bten  1860  p.  186  f.  unb  9BiefeIer,  (B5tt.  Sla^x. 
1882  p.  251—52) ;  Slacas  (King,  The  Blacas  Gems,  Arch.  Joum.  24  p.  306  ff.) ; 

15  Sorgia  (Museo  Borgiano,  Gemme  ed  amuleti,  III.  GL,  Doc.  ined.  p.  senr.  alla 
St.  dei  mus.  d'Italia  3  p.  421—82);  (£oner  (V.  Lazari,  Not.  delle  op.  d'arte 
e  d'ant.  della  racc.  Correr  di  Venezia  1859  p.  124—128  nr.  563—579) ;  fSjonai  (P.  J. 
Mariette,  Descr.  somm.  des  p.  gr.  du  cab.  de  feu  M.  Grozat,  Paris  1741  p.  55  f. 
nr.  873.  875.  876.  878) ;   Duranb  (de  Witte ,   Descr.  des  ant . .  .  qui  comp,  le 

90  cab.  de  feu. . .  Durand,  Paris  1836  p.  504  nr.  2636—40) ;  gfol  (W.  Fol,  Gat.  du 
mus.  Fol.  Antiq.  2«  partie.  Gen^ve  1875  p.  272  nr.  2634  —  36,  (Semmen  mit 
bem  oben  enoo^nten  Unge^uer) ;  gfoulb  (A.  Ghabouillet,  Cat.  des  ant.  oomp. 
le  cab.  de  M.  L.  Fould,  Paris  1861  2%  p.  152f.  nr.  1116—1120);  be  gnince 
(Reizius ,    Mus.    Frandani    Descr.  1,   Lips.  1781    p.  251—53    nr.  801—811) ; 

»be  Sobineou  (Int.  ant.  GoU.  de...  Gobineau,  Paris  1882  p.  15  nr.  251,  p.  16 
nr.  271,  p.  18  nr.  293,  p.  21  nr.  335 ;  ogL  Rev.  arch.  n.  s.  27,  1874  p.  320 
nr.  251.  252,  p.  378  nr.  335) ;  (Brioaub  be  la  SinceÜe  (J.  J.  Dubois,  Descr.  des 
p.  gr. . ..  qui  comp,  la  coli,  de  feu  M.  Gr.  de  la  V.,  Paris  1820  p.  68 — 73 
nr.  421—448) ;  $er^  (Gat.  of  the  coli,  of  . . .  antiq.  formed  bj  B.  Hertz,  Lond. 

» 1851,  4%  p.  71  f.  nr.  1506—17) ;  fieale  (King,  Gat.  of  Gol.  Leake's  engr.  gems 
in  the  Fitzwilliam  Mus.  Lond.-Gambr.  1870,  4^  p.  6  nr.  3,  p.  8  nr.  24); 
£euen  (giebler,  Daftnl.  bes  $.  $.  fieoen  in  JtBIn,  Sonnet  3a^b6.  $eft  14,  1849 
p.  22  9lt.  35,  p.  27  9b.  126) ;  &m\s  (J.  Henry  Middleton,  The  Lewis  Coli,  of 
gems  and   rings  in   the  possession    of   Gorpus  Ghristi  Gollege,    Cambridge, 

15  Lond.  1892  p.  76—81.  Glass  G.  nr.  1—23);  fionbe«boroug^  (Gat.  of  a  coli,  of ... 
rings  formed  for  Lady  L.,  Lond.  1853,  4%  p.  57  nr.  144,  p.  58  nr.  149); 
SRailboroug^  (Gat.  of  the  Marlborough  Gems ,  Lond.  1875  p.  46  nr.  287—90), 
9Raqer  (Gh.Tindal  Gatty,  Gat.  of  the  engr.  gems .. .  in  the  coli,  of  Jos.  Mayer, 
Lond.  1879  p.  50—55  nr.  314—335);  aReeftei  be  Slaoeftein  (E.  de  Meester  de 

40Ravestein,  Mus6e  de  Ravestein,  Li^  1871—72,  1  p.  453  f.  nr.  624,  2  p.  129 
nr.  1769—64);  SReitens'Sd^aaff^ufen  (Gat.  des  coli,  laiss.  p.  f.  Mad.  M.-Sch.  2, 
1859  p.  66—70  nr.  1605—1677;  ogl.  fi.  Urll^s,  Dreijebn  ffiemmen  ber  Samml. 
ber  grau  aR.»Sd^.,  »onn  1846,  4°,  p.  14  f.  3lr.  13);  be  aWontign?  (Fröhner,  CoU. 
de  M.  de  Montigny.    P.   gr.  Paris  1887    p.  41—45    nr.   556—581);    SMfinter 

«  (Mus.  Münterianum.  3,  Havniae  1839  p.  106  nr.  77—85) ;  Prince  Napol^n 
(Fröhner,  Gat.d'une  coU.  d'ant.,  Paris  1868  p.  131—133  nr.  283— 288) ;  ^ourtal^« 
©orgier  (Gat.  P.-G.,  Paris  1865  p.  182  nr.  1222) ;  be  ^raun  (Ghr.  Th.  de  Murr, 
Descr.  du  cab.  de  M.  P.  de  Praun,  Nuremberg  1797  p. 340— 353  nr.  1045—1067); 
9{a\^  (Fr.  Lenormant,  Descr.  des  ant. . . .   comp,  la  coli,  de  feu  M.  A.  Raif^, 

M  Paris  1867  p.  96  f.  nr.  697—704);  «i^ter  (J.  Fr.  Ghristius,  Mus.  Richteriani 
Dactyl.,  Lips.  1743,  2%  Tab.  16,  24.  25) ;  JloIIett  (8Ird&.  epigr.  aiHtt  aus  Öjtetr. 
10,  1886  p.  127  f.  nr.  30—43) ;  I^oroalbfen  (L.  Müller,  Descr.  des  int.  et  cam. 
ant.  du  Mus^-Thorvaldsen,  Gopenh.  1847  p.  180—185  nr.  1678—1693),  be  la 
Zuxbxt  (Visconti,  Dattil.  de  la  Turbie,  Opere  var.  3  p.  433  nr.  214). 

^  Zd)  n){n  btefe  no<^  ISn^fi  ni^t  erf^öpfenben  fiitterahtrangaben  nicbi  auf  bie  9Retan> 
tSfel^en  ausbe^nen  unb  mtt  bem  [Aon  oon  oeifc^iebenen  Seiten  ausjjefpro^enen  SBunfc^ 
{daliegen,  bag  enbli^  einmal  eine  Suabemie  unter  3u3ie^ung  oon  vjb^ologen,  Otiem 
tdtften,  Slr^oologen,  IIa{|tf(^en  ^^tlologen  unb  Z^eobgen  bie  Seietnigung  unb  tritifc^ 
Sid^tung  biefet  inteteffanten  DenfmSIei  in  einem  Gorpus  unternehmen  möge. 


Abronnntiatio  119 

Abrenuntiatio.  9Rit  abrenuntiare,  renuntiare,  änoxdooEa&m  iDtrb  ein  mit 
lit^Itd^n  ^anblungen  oei^nbenes^  mitunter  au^  ein  für  [i^  allein  jte^enbes  (Selobnis 
bejet^net,  mit  mel^m  ber  (Selobenbe  [i^  oom  Xeufel  uno  be||en  Dienfte  losjaat.  9Im 
^ufigften  ift  bte|e  fiosfagun^  mit  ber  mfno^me  in  bie  dbnjtli^e  Semeinj^cm  oer« 
butu)en.  XertuÜian  rennet  [te  ju  ben  aus  ber  ago|tolt|d^en  3^it  fiberlommenen  Etüden  5 
berZrabition  (Decoron.c.3).  9ca^  biefer  einen  Stelle  beiXertuHian  fanb  eine  renun- 
tiatio  jeitli^  unb  räumlich  oon  ber  Xaufe  getrennt  ftatt,  aliquanto  prius  unb  in  ec- 
clesia  sub  antistitis  manu,  er  lennt  ober  au^  eine  3n)eite,  tDo^I  mit  ber  Xaufe  un« 
mittelbar  oerbunbene  renuntiatio  (De  spect.  c.  13  qui  bis  idolis  renuntiavimus. 
SgL  Sacram.  Oelas.  L.  I  N.  42).  Sca^  Origenes  (In  Num.  Hom.  12  N.  4)  10 
ent^t  ber  Zoufling  bem  Xeufel,  cum  primum  venit  ad  aquas  baptismi,  na^ 
Sorill  dier.  ge^  bie  SDbrenuntiation  in  ber  Sor^IIe  bes  Zaufl^ufes  oor  fid^,  ber 
llöufer  n^ri^t  ft^  n^^  Often,  bem  6i^  ber  S^nftemis,  geroenbet  (Cat.  myst.  I  c.  4. 
$ieton.  In  Am.  III  c.  6  s.  f.). 

Die  [pra^Ii^ Sebeutung  r>tm  äjKndaoea&ai:  aus  ber  6cbla^trei^e  treten,  ($i))poI.,  15 
Serm.  in  Theoph.  s.  f.  ^t  diardoo.  [id^  ^egen  jemanben  (teilen)  mit  bem  ergänjen« 
ben  owxdaa.:  in  Sine  9{ei^e  treten,  fii^rt  tn  ben  (Sebanlenbeis  ber  militia  Christi, 
ben  bie  Jlir^noater  aber  ntAt  betreten.    Die  biblif^e  Srunblage  ffir  biefe  £os]agung 
uom  Xeufel  unb  [einen  (Engeln  unb  [einem  Dien|t  i|t  enthalten  in  mi  25,  41 ;  3^  l^i 
31;  SA  6,  11,  12;   1  3o  2,  13;  5,  19.    9Iu$  ber  neute[tamentli^en  9In[d^auung  er^ao 
flären  (id^  au^  bie  einßelnen  Stüde,  oon  benen  ber  Xaufling  [i^  abn)enbet.    9Iur  bie 
TtouTii^  ober  nofuiai  bes  Xeufels  [inb  bem  neuen  Xe[tamente  gans  |remb.    Dagegen 
ftnoet  [i<^  jiofmeveiv  2  9RaI  6,  7.    (Eben  in  bie[en  Serei^  bes  ^tbni[^en  jtultus« 
unb  Solblebens  fil^rt  au^  XertuIIian  De  cor.  13;   De  spect.  c.  4  unb  c.  6;    De 
cultu  fem.  I  c.  2.    Demnad^  gab  ber  Selobenbe  suna^ft  ein  gans  be[timmtes  93er<  25 
[pre^n  ab,  |i^  an  bem  ^eibni[d9en  itultus  unb  ben  ö^entlid^en  Sergnfigungen  nid^ 
3u  beteiliaen,  unb  boju  iam  ein  allgemein  gehaltenes  93er[)N:e^en,  alles,  n)as  mit  bem 
Xeufel  }U|ammen^angt^  alles  Gfinbqa^e  3U  meiben.    (Eine  gen)i(|ermagen  amtlitbe  (Er« 
fläxuim   ber  Sbrenuntmtionsformel   giebt  Cqrill  Cat.  mvst.  I  c.  6.    ^infi^tli^   bes 
SBortkutes  ber  gormel  i[t  3U  unter[äeiben  3n)i[^en  Stellen,  mo  ]iA  bte  6d^rift[tener  ao 
nur  auf  bas  (Selubbe  bejie^n  (ogt.  3.  S.  neben  ben  bereits  angeführten  au^  drf/it. 
Epist.  13  C.5),  unb  Stellen,  mo  ber  SBortlaut  ganj  ober  teilmei|e  angeführt  wvci. 
gformeln  mit  oollftanbigem  SBortlaut  finben  [ic^  bei  o^r.  Cat.  myst.  I  c.  4 — 8,  Con- 
stitt.  Apost.  VII  c.  41,  2lmbro[.  Hexaem.  I  c.  4  §  14,  Id.  De  sacr.  I  c.  2.  Die 
altrömifcpe  gonnel  (Liber  sacr.  bei  Thomas.  Opp.  XI  p.  68),  n)eIAe  au^  für  uns  35 
mid^tig  geioorben  i[t,  lautet  eben[o  wk  in  ber  heutigen  romi[^en  Üaufliturgie :  Abre- 
nuntias  Satanae?    Abren.  Et  omnibus   operibus   ejus?    Abren.  Et   omnibus 
pompis  ejus?  Abren.  Die  93er[(^ieben^eiten  ber  ein3elnen  S^^i^^In  [inb  uner^eblid^. 

Sin  berartiges  (gelobnis  lann  in  erfter  9{ei^  nur  ffir  aRen[d^en  mtt  [elb[t[tanbigem 
®ei[te$Ieben  bered^net  [ein,  unb  [ol^en  [^ärft  (S^rq[o[tomus  (Ad  lUum.  Cat.  II  s.  fin.)  40 
nac^brfidlid^[t  ein,  [i(^  ber  aus  Die[em  (gelöbnis  Qeroor^e^enben  93erpfli^tung  berougt 
m  bleiben  unb  bies  (&eI5bnis  tägli^  ^u  erneuem.  Snietn  bur^  9Iugu[tin  i[t  be3eugt, 
bag  auc^  bei  ber  Xaufe  ber  parvuli  bie  SCbrenuntiation  per  ora  gestantium  ae^ 
{|)rod|en  lourbe  (De  pecc.  orig.  c.  40;  De  nupt.  c.  20).  Sie  blieb  benn  au^  bei 
ber  ^auf e  (Em)a<^[ener,  melAe  n)ä^renb  bes  gansen  anittelalters ,  namentli^  aber  im  45 
faroIingi|d^n  StMitXf  m  ben  ^öufiQ  mieberlebrenben  fir^IiAen  gunftionen  ae^orte, 
unb  bei  ber  Zaufe  ber  angeborenen  in  Slmoenoung.  Dhmo^l  3[iborus  $i[i).  (Etym. 
XVIII  2.  59)  bie  ur[prungli^c  Sebcutung  ber  pompae  diaboli  aufbehalten  ^atte, 
tritt  [ie  bo^  hnmer  mc^r  3urucf.  Sc^on  bei  S^rift[tenem  ber  farolingif^en  !^tit 
(aWagnus,  De  myst.  bapt.  unb  3e[|e,  De  bapt.  MSL  TT.  102  u.  105)  ©erben  50 
bie  pompae  diaboli  in  vitia  ober  vitia  mortif era  umgebeutet ,  Q)a^renb  bie  alte  Se^ 
beutung  auA  no^  betonnt  ift  (SKaxentius,  De  signif.  rit.  bapt.  MSL  T.  106).  Die 
mittelalterliqe  Äird^e  fu^r  fort,  bie  2lbrenuntiation  ffir  bie  [ittli^e  religiö[e  SSoHs* 
erjiebung  3U  benu^en.  S(^on  aus  bem  adbten  3^]^punbert  beji^en  mit  eine  uberfe^ung 
ber  Ittrenuntiationsfragen  in  bie  beut[c9e  Sprai^e  (MG  Capit.  reg.  Franc.  1, 55 
S.222).  (Berbert  (Vet.  lit.Disqu.  V  p.  429)  ffi^rt  ein  capitulum  Äarls  501.  an,  bas 
an  bie  Gläubigen  folgenbe  S^agen  ge[tent  ^aben  mill:  Quid  sit,  quid  unusquisque 
Christianus  in  baptismo,  vel  quibus  abrenuntiet?  Quae  sectando  vel  negli- 
gendo  ipsam  suam  renuntiationem  vel  abrenuntiationem  irritam  faciat?  %is 
oiefer  9{n[cl^uung  erflort  [i^,  u^arum  bie  gormel  in  bie  Seilte  fiberging,  \ovdo^I   in  go 


120  Abrennntiatio  9(foIoit 

bie  (Einjelbeti^te,  als  in  bie  allgemeine  Seid^te  (9Rfinen^off  u.  6^rer,  DenImSIer 
beutfd^et  ^oefie  u.  ?Profa,  3.  «ufl.  1.  »b,  S.  291  3. 19—21);  bie  fiaien  foDten  |te 
als  etnen  Se[tanbtetl  ber  Sei^tliturgie  ausioenbig  iDifjen  (Sc^onboi^,  ^ßiebigten  I,  8 
II  64). 

5  I)ie  lut^erifAen  Sl^enben  behielten  nac^  £ui^ers  Sorgang  bie  Sbrenuntiotion  in 
ben  Xaufformulorten  bet.  Sie  red^neten  |ie  ido^I  ju  ben  ritus  ab  apostolis  in  bap- 
tismi  administratione  libere  usurpati,  XDtläft  niqt  unbebingt  jur  (Stitigfeit  ber  Zaufe 
notmenbig  [inb,  ido^I  aber  diligenter  servandi  (®er^.  Loc.  XXI  c.  9  §  256).  Doi^ 
lAlt  |te  in  einjelnen  Orbnungen,  j.  S.  in  ber  Forma  ffir  Slugsburg  1537.  in  ber 

10  aßfirttemb.  Jt.O.  Dont  3.  1536.    Die  (Erba^  Jt.O.  oon  1560  oermeibet  bte  ^rrage« 

Sorm,  inbem  fie  fagt:  SBir  woUtn  auc^  anftatt  unb  oon  loe^en  biefes  jtinbes  {wfoaen 
lem  Üeufel  k.  Se^en  bie  grtageform,  aber  nic^t  gegen  bte  <3aäft  felbft  rkUet  fiil^ 
Sucers  Semei!ung  tn  feiner  censura  bes  common  prajerbook,  mü^  bie  Ubreniut' 
tiation  beibehalten  ^at  (Tom.  anglic.  p.  480).    tDogeaen  fiel  fie  fd^  balb  bei  ben 

15  S^iDeijem.  !^m(a  bas  Xaufformulor  £eo  3ubs  1523  (3ioingIis  9Bid.  n,  A)  fyd  fie 
noQ)f  bagegen  tjt  fie  in  ber  grorm  bes  Xaufs  oon  3^^sHi  ^^  Sd^rift  oon  ber  Xaufe 
1525  ange^ngt,  oereits  megaelaffen;  ber  (ErllSrunasgrunb  ift  in  ber  Semerhing  aus« 
aeforo^en :  unb  finb  alle  juffi^,  bie  goites  mort  nn  grunb  ^abenb,  unberlaffen.  (Ebenjo 
fep  fte  in  ben  Genfer  Orbonnansen  ((Ealo.  9Bn).  !8b.  6):  n)a^d^inli<^   rennet  fie 

20  (Ealoin  ju  ben  (Zeremonien ,  beren  ^er  er  in  ber  Sii^IUBoemeriung  anmennt,  benen 
aber  bie  tiefere  Segrilnbung  abgefpro^n  roirb. 

(Es  [(^eint  ni^t,  bo^  bie  fiutoeraner  es  fi<^  fe^r  ^aben  angelten  fein  laffen,  bte 
SIbrenunttation  auger^alb  ber  Üaufliturgie  nu^bor  3U  mad^n.  SieUeiAt  liegen  fi<^  aus 
bem  eoangelMen  fiieberfdba^  9la^flange  an  oiefe  altd^Ii^  gormel  fammeln.    3)09 

3s9BaIbedf^e  itottfirmationsformular  oon  1556  unb  ber  Sbfirttetidb.  itonffarmationsunter« 
ri^t  Don  1777  ^aben  SIbrenuntiationsfragen.  Die  ®efenf(|aft  ffir  innere  SRiffion  hn 
6tnne  ber  lut^.  Jlir^e  befAIog,  i^  Serfammlungen  mtt  ber  Sbrenuntiotiim  au  er« 
Bffnen.  Slu^  finbet  fie  fiq  m>^  tn  ber  ,,tägIiAen  (Erneuerung  bes  Xaufbunbes^'.  Sin 
ber  Sefeitigung  ber  ^renuntiatunsformel  rouroe  feit  bem  Cntbe  bes  vorigen  3<^' 

so^unberts  gearbeitet  Die  Srfinbe  maren:  bie  £eugnung  bes  Xeufels,  ber  Snftog  ber 
ffiebilbeten,  bie  Sfur^t  oor  ber  Seforberung  bes  sSerglaubens.  Der  Sefeitigung  lam 
au<^  3u  ftatten,  bag  man  (Esordsmus  unb  S(brenuntiaiton  leicht  oenoe^fette,  uno  bag 
bie  Seip^en  fi^  an  bie  befte^enben  Slgenben  niAt  me^r  baid)en.  60  lourbe  bie  alte 
Sormel  gan5  abgetan  ober  umgearbeitet.    Die  Slgenbe  ffir  6AIesn)ig'$oIftein  oon 

86  ^ler  enti^ält  ben  6a^ :  Diefem  Glauben  gemäg  entfagen  mir  allem  (Sott  migfSlltgen 
ober  un^rip^en  9Befen  in  Gefinnungen  unb  ^anblungen;  bos  9leue  9Htonbeiger 
a[genbbu(|  oon  1801  fragt:  (Entfagen  ^ie  (Sntjoat  er)  in  beffen  9lamen  allen  Sfinben 
unb  un^etligen  SBerlen^  mel^e  bie  S^rift  als  SIserle  bes  Xeufels  betrautet?  3n  ber 
Serliner  SIgenbe  für  bte  $of «  unb  DomhrAe  1822  fte^t  bie  jiDeibeutige  grotmel :  Dem 

40  Sofen  (Datio  oon  ber  ober  bas  Söfe^).  Das  9Bfirttembergif^e  jtir^nbuc^  giebt  bie 
Abrenuntiatio  frei,  toenn  fie  ausbrfidli^  oon  ben  Slnge^örigen  bes  Jlinbes  oerlangt  otrb. 
Die  neue  SIgenbe  für  bos  jtonigrei^  6a<bfen  0. 3*  1880  $at  Xaufformulare  o^ne  alle 
^D&renuntiation,  bann  aber  au^  mit  ber^ffung:  bem  ungöttli^en  SBeJen,  unb  mit  ber 
^ffung:  bem  Xeufel.    $iena^  lann  man  fi^  ein  Silo  oon  bem  Stanb  ber  Stage 

46  Oberhaupt  maAen.  3m  großen  unb  gonjen  toirb  man  faaen  bfirfen:  Die  jliri^n* 
beworben  befielen  ni^t  me^r  auf  ber  Slbrenuntiation ,  unb  fo  roirb  biefe  au^  aus  ber 
Xoufprasis  mtbx  unb  mebr  oerf(9n)inbeny  loie  fie  bereits  aus  anberen  tir^lid^n  Ser« 
ri^tungen  Derf4n)unben  ift.  Gafimvi. 

Slbfolom,  f.  Daoib. 

50  SIBfalon,  (Ersb.  oon  £unb.     Saxo  Gramm.,   Hist.  Danica  ed.  $.  @.  VtnVitx  1839 

u.  58;  ArDoldi  Chronica  Slavorum  ed.  fiappenberg  I068;  H.  F.  J.  Estrup:  Absalon  som 
Helt,  Statsmand  og  Biskop,  überfe^t  üon  ®.  ^b^nicfe  in  8^^.  1832,  au^  aU  S9rof(!^ürc 
crfd^icncn  (ficipjig  1832) ;  St.  ®.  Sörgcnfcn  in  Dansk  biografidc  Lexikon,  I,  70  f. :  ^.  OIri! : 
Konge   og  Praestestand   i   den   danske    Middelalder  (Kbhvn.  1895)  11,  15  f.  41  f. 

66  SIbfalon  ift  eine  ber  bebeutenbften  (&eftalten  bes  norbifAen  aRittelalters,  gleich 
grog  als  Sifd^of,  Staatsmann  unb  Arieger.  Sein  93ater,  Ziffer  9{ig,  mox  ein  60^ 
oon  Slialm  ^oibe,  bem  ^flegeoater  jlnub  fiaioarbs,  unb  Sefe^ls^er  oon  gans  See* 
lanb.  aBeil  Slbfalon  bei  feinem  lobe,  21.  aHän  1201,  in  feinem  73.  3^«  ftanb, 
mug  er  3n)if^n  21.  SRärs  1128  unb  bemfelben  Xage  1129,  geboren  fein.  9us  feinem 


«bfolott  121 

ungeiDdbnlt^en  Slotnen  f^ai  man  gefd^Ioffen,  bag  er  am  Zaoe  ,,9b[aIon"  (30.  Oft.) 
getauft  fei  unb  ben  Flamen  booon  bebmimen  ^abe;  in  biefem  gfalle  i\t  et  n)a^[d^inli4 
tn  ben  le^n  Xagen  bes  Olbber  1128  geboren. 

(Er  iDu^s  in  einem  reiben  ^au[e  auf,  bem  alten  $ofe  bes  ^oibegef^Ied^es  JJrJQ' 
lensleo  (JUein^f^tennesIeo),  ber  tn  Seelanb  ^ifd^n  ^ingfteb  unb  6orö  lag.    ilnub  h 
Soniarbs  Sobn,  äßalbemar,  loelc^er  na^  bem  Xobe  [eines  Katers  (1131)  geboren  nntr, 
nmrbe  mit  i^m  jufommen  erjogen;  baburc^  lourbe  ber  (5runb  ju  einer  treuen  f^eunb« 
fAoft  jmif^n  SGofalon  unb  bem  fpöteren  il5nige  gelegt.    Slls  9IbfaIon  18—19  3<^^ 
au  XDor,  vonAt  fein  Sater^us  aufgeloft,  inbem  fein  9)ater  in  bas  itlofter  ging,  meines 
er  ffir  bie  Senebiltiner  in  6orB  aebaut  ^atte.    Slbfalon  dng  nun  na^  ^aris ,  n)o  er  lo 
Z^Iogie  unb  Jtinl^nreAt  ftubiene,  um  [i^  Axtter  bem  X)ien|te  ber  jtirqe  loibmen  5u 
Qnnen.    })ort  lernte  er  oen  glei^alterigen  jtanonilus  in  bem  jtbfter  6t.  (genooefas. 
SBtQelm,  !ennen;  bie  SeIanTrtf(|aft  mit  biefem  jungen  f^anjofen,   oel^er  fi^  burq 
feine  (Bele^amleit  unb  feine  ftrenge  £ebenmbrung  ausjeic^nete ,  mürbe  in  ber  ^olgt 
ffir  bie  bänifd^  5lir<^e  bebeutenb.    9[bfabn  feloft  wox  ein  ^c^gebilbeter  JtlerSer;   ni^t  is 
minber  rfi^e  i^n  feine  Umgebung  n)egen  feiner  grtSmmiglett  um)  ber  6elbftbe^rrf<^ung, 
bie  er  bei  allen  Gelegenheiten  jetgte.    Sein  Sugeres  fqeint  ni^t  anfebnlii^  gemefen 

Si  fem;  toenn  er  aber  rebete,  ermedte  fein  6(^arninn  unb  feine  Serebtfamleit  allgemeine 
itfmerifomleit. 

91$  er  oon  ^ßans  na^  $aufe  lam,  rafte  ber  Sfirgerlrie^  3n)ifd^en  ben  3  ^rinjen,  2o 
Don  benen  ber  obgenannte  SEBalbemar  1157  Slüein^rrf^er  m  Dönemarl  tourbe.  Da 
Sbfalon  fd^on  jum  !ßriefter  geroei^t  n)ar,  fo  iai  er  laum  an  ber  blutipen  S^Ia^t  in 
(Srobe^ebe  bei  Siborg  teilgenommen,  bie  9)aU)emar  ben  enbgfiltigen  @teg  braute;  im 
^xmd^  barairf  aber  begegnete  er  mit  feiner  (B ef oIgf(|aft  einer  S^ar  menbif^r  See« 
rftnber,  bie  in  Seelanb  gelanbet  mar  unb  oenofiftenb  um^erjog.  vla^  einem  großen  35 
@emd|el  mürben  bie  9Benben  jurfldfaetrieben. 

Jlarfreitag  1158  |tarb  Sifd^of  Mer  oon  StosKIbe.  Über  bie  9Ba^I  feines  9laA' 
folgecs  maii  eine  ^efttge  Sf^be  pifc^en  bem  Dombtpitel  unb  ben  Sfirgem  ber  Staot 
los;  bobei  imirbe  bos  daus  bes  iSntgliAen  SRünjmeifters  gepifinbert  unb  oenofiftet  (Er« 
orimmt  barflber  rfidte  SSalbemar  mit  emem  $eere  gegen  9tosiiIbe.  Die  SifAofsm^I » 
fanb  in  feiner  (Segemoart  ftatt,  unb  nun  mürbe  9Ibfalon  einftimmig  gemault,  ^er  ab 
Diener  ber  jtirc^e  oergag  er  ni^t  feines  Saterlanbes.  Qui  mox  antistes  creatus» 
non  minus  piratam  se  quam  pontificem  gessit,  parvi  estimans  intus  religio* 
nem  tueri,  si  foris  eam  periclitari  paterehir  (Saxo). 

9ta^bem  9bfabn  Sif^of  in  9losnIbe  gemorben  mar,  gingen  bie  Dänen  gegen  bie  35 
menbifc^en  Seiben ,  bie  ftets  Stranbraub  auf  ben  bönifAen  3nfeln  übten,  oon  ber  De« 
fenfioe  jur  l)ffenfiDe  fiber    S(^on  1159  mürben  ^ei  ß^ge  gegen  fie  unternommen; 
1160  oeranftaöete  ber  bönifc^  5t5nig  jufammen  mtt  $einri^  bem  fiömen  einen  Ariegs« 
jug,  ber  bamit  enbigte,  bag  SRedlenburg  ber  beutf^en  $errf^  unb  bie  3nfel  9iflgen 
ber  bfinifäen  untermorfen  mürben.    SBöbrenb  biefe  3äge  oor  ftA  gingen,  mar  3lbfalon40 
'lefcpoHigt  Surgen  ju  bauen  unb  SBaAen  aufjuKellen  jur  SBe^r  für  bie  bänifc^n 
er  riB  manc^n  Sauem^of  inf^iner  Diocefe  nteber,  um  beffer  bie  äBa^^ufer 
b^^en  JU  Bnnen.    3lu^  in  ber  SBintersseit  fu^r  er  felbft  in  gebre^Ii^en  Skiffen 
bie  jtilften  entlang  um  naAjufe^en,  ob  bie  Ufer  genügenb  gefc^ü^t  feien.    3^  ^intn 
9(ugen  maren  biefe  feine  SBilingerjüge  AreuMge.    SBö^renb   er   alfo  fid^  beftrebte,  45 
bas  Keic^  geoen  Sugere  greinbe  ju  befAü^en,  lumte  er,  als  Sermittler  j^tfd^n   bem 
Adnige  unb  feinen  ©egnem  aus  ber  3^rt  bes  ^rinjenlrieges,  gfrieben  unb  (Knigfeit 
im  3nnem  jumege  ju  bringen. 

3n  ben  grriebensja^ren,  bie  auf  bie  erften  alüdli^en  SBenbenjüge  folgten,  geigte 
Sbfalon  feinen  (Eifer  für  bas  Wo^I  oer  jtir^e ,  tnbem  er  bas  jtlofterleben  bef öroerte.  60 
Sr  rief  feinen  gfreunb,  ben  jtanonilus  SBil^elm  aus  St.^Senooefa,  5U  fi^  unb  erbob 
i^n  |um  9lbt  ber  Jtanoniler  auf  ber  3nfel  (Eslilfö  in  ber  9la^e  oon  9{os!iIbe,  loeli^e 
bei  biefer  ©elegenbeit  \i^  ber  Wcgel  berSJiltoriner  untenoarfen.  Da  bas  Äloftcr  auf 
(EsfUfb  burc^  Uberfc^memmung  bebrobt  mar,  mürbe  es  fpäter  na^  (Ebel^olt  bei  SInefo 
oerlrät.  Slbfolon  mar  9BiI^elm  unb  feinen  Aanonüem  bei  bem  Sau  bes  neuen  jtlofters  65 
reii^HA  be^ilfli^;  er  teentte  i^nen  jmei  ganjc  Stäbte  unb  man^e  jerftreut  liegenbe 
®runbpfiife  in  ber  Soffnuna  bun^  foI(|e  ©efd^enfe  au^  für  bas  §eil  fetner  eigenen 
Seele  ju  mirfen.  3lamentfi(^  mar  er  aber  freigebig  bem  Älofter  in  Sorö  gegenüber. 
Sla^  bem  lobe  feines  Saters  (c.  1157)  mar  bie  3u^t  unter  ben  »enebiftinem 
in  grogen  Serfall  geraten ,   um  fte  mieber^uftellen  rief  Slbfalon  äRBn^e  aus  ber  eo 


122  Sbfalott 

Ciftercienferabtei  in  Sfrom  gerbet.    3m  3*  1161  fanb  bie  neue  9Bei^  bes  ittoftets 

Kitt;  e»  iDurbe  bur^  i^n  eine  ber  reic^ften  Sifterrien|etabieien ;    nad^  1174  begann  et 
n  Sau  ber  fnrä^tigen  5tIofterItr^e,  in  ber  er  felbft  unb  [eine  Senoanbten  i^  9lu^e> 
plfi^e  gefunben  ^ben. 

5  1162  nxtr  er  ber  Segleiter  [eines  Jtonig$  au|  ber  groben  ^ufammenfunft  in  6t 
3eün  be  fioune  an  ber  Saone,  in  ber  Aai[er  Snebrü^  I.  feierln^  Siltor  lY.  als  ben 
re^en  9laAfoIger  6t.  ißeters  anerlannte  unb  ^esanber  III.  unb  [eine  Snb&nger  in 
bie  9[^t  erflarte  (Deuter,  (SejA.  ^esanbers  III.,  I.  281  f.).  9BaIbemar  [c^IoB  jtA  an 
ben  Iai[erlid^en  0ap[t  an;   boburc^  btm  er  in  ein  ge(panntes  Serbaltnis  jum  ^rintas 

10  ber  norbiF^en  5tir^e,  bem  (Er3bi[^of  (Sstxl  oon  £unb,  oer  [id^  auf  bie  Seite  SHezanbers  III. 
[teilte  unb  ber  besbalb  7  Z^^  ^I^  £anbflfi(^tiger  in  Glatroaus  subringen  mu^.  9lur 
niiber[trebenb  loar  9b[aIon  [einem  ft5nia  jur  ^^[o^^^nlunft  in  6t3^n  gefolgt,  ou^ 
Iränfte  es  i^n,  bag  SBalbemar  bem  jtaifer  grrieoric^  I.  ben  ^ulbigungseib  Iet[ten  mugte. 
(Er  unter[tanb  [i^  bem  ilaijer  ju  [agen,  bag  [ein  6errt[(^es  9luftreten  mit  feiner  freunb« 

ift  li^n  (Einlabung  nid^t  [timmte;  unb  er  ^e  am  lie6[ten  gefe^n,  loenn  äBalbemar  bie 
Ser^blunaen  abgd&rod^en  Q&tte  unb  auf  fran}9[i[(^n  %oben  ^eflo^n  niore.  X)o(^ 
gelang  es  iqm  nur,  SBalbemar  baju  ju  oeranIa([en,  bag  er  bie  Stkung  oerlieg,  in  ber 
anezanber  III.  in  bie  S^t  erfl&rt  n)urbe.  Ws  Siftor  IV.  einen  Si[<^of  ffir  £)ben[6 
meiste,  f^ai  er  SinjpruA  baaegen.  t>oiS)  fehlte  es  SBiltor  IV.  niAt  an  ^n^ngem  inner« 

aobalb  bes  bani[^en  SpifCopcite:  bie  SifAöfe  oon  Qi)ltsm\ü,  9iibe,  Slar^us  uub  Obent^ 
ftanben  auf  ber  Seite  bes  Iai[erli(^en  $ap[tes;  bagegen  fielten  }u  9Ib[aIon  bieSifäofe 
tn  Sibora  unb  Sörglum  unb  bie  mei[ten  JUo[terIeute.  oor3ugsn)et[e  natürlich  alle  Siftec« 
den[er.  bte  1163  ein  neues  5tIo[ter  in  Xois  in  9loro'3fitIanb  betamen. 

9ca^  Saxos  !Dar[tenung  mar  Slbfalon   ber   grü^rer  in  ber  neuen  ^eriobe  ber 

25  SBenbemilge,  bie  oon  1164  bis  1185  bauerte.  9Bä^renb  ein  9Rann  mit  (5tx^of)  oon 
9{ei(^ersberg,  glei(^  3lb[aIon  ein  Sln^nger  SHeatanbers  III.,  in  einem  Si[<^of,  ber  be* 
QKiffnet  an  einem  Jlrieae  [i^  beteiligte,  nur  einen  Si^Ieiter  bes  93enaters  3ubas  [o^, 
napt  9Ib[aIon  o^ne  Sebemen  an  ben  >triegen  [eines  Saterlanbes  teil.  Daburc^  legte  er 
ben  Srunb  ju  bem  guten  SBer^Itni|[e,  roel^es  lange  jmif^en  ber  ASnigsnuu^t  unb  ber 

80  jttr^  beftanb;  baburd^  enoarb  er  ]x^  aaä)  bei  [einen  3^i^no[[en  ben  Flamen  pater 
patriae.  Ober  ben  Ari^st^en  oergag  er  aber  nxift  bte  9BerIe  bes  Sritbens.  1167 
[(^enlte  ber  jtbnig  i^m  Den  $anbelspla^  rf$<ii'n''  (je^t  5to^en^gen)  am  firelunb  mit 
oer  ^ölfte  bes  3uge^5renben  Sejirles  (bönij^:  Herred) ;  ^ter  legte  er  eine  fe[te  Surg 
an.  bie  eine  groje  Sebeutung  für  ben  Sc^u^  bes  $anbels  belam.    Die  Unt^tfl^ung 

35  uno  bie  reiben  (lDe[^enIep  bie  er  ben  5Uo[terIeuten  gab,  jietten  barauf ,  ber  (&ele^r[am!eit 
unb  ber  gei[tUd^n  Silbung  $eimftatten  tm  £anbe  ju  bereiten.  Um  bem  Si[<|of[tuj^Ie 
unb  ben  ^omlapiteln  ibre  (Einnahmen  5u  [i^em,  mar  er  eifrig  ti^ätig  ber  3e^ntenpfli^t 
in  [einem  Stifte  bie  merlennuna  5u  Der[d^o^en.  93on  alter  3^tt  ^r  oKtr  es  in  t)ane> 
marl  Sitte  gen>e[en,  Zaufe,  5tonftrmation  unb  bie  übrigen  !Dten[te  ber  5tir^  teuer  ju 

40  laufen  (Adami  Bremensis:  Descriptio  insular.  Aquil.  30),  ber  (Einführung  bes  3^^n< 
ten  aber  n)iber[e^ten  bie  Danen  [i^  [e^r  eifrig.  t)oif  gelang  es  t[b[aIon  bei  einer 
3u[ammenfunft  tn  9iingsteb  1171  burd^3u[e^en,  ba^  bie  3^^nt[teuer  in  [einem  Stifte 
angenommen  n)urbe,  inbem  bie  Säuern  oem  Stf^ofe  bas  eine  Drittel  bes  3^^* 
ten  Der[)N:aAen;    bie  jmei  anberen  Drittel  [odten  ^um  Unterbalt  ber  ^rie[ter  unb  jur 

46  Sr^altuna  oer  jttr^engeböube  bienen.  3  3a6re  [pater  n)urbe  ber  3^^nte  in  £unb 
einaefü^rt,  benn  (Er3bi[^of  (EsHI  ^atte  (i^  mit  bem  5tönige  SBalbemar  ausge[ö^nt;  bos 
in  fiunb  angenommene  [^onenj^e  5tirAenge[e^  n)urbe  mit  ben  Siegeln  bes  jlonigs  unb 
ber  3U)ei  St[Aöfe  oer[e^en.  ms  bas  (De[e^  aber  ausgeführt  merben  [ollte,  brauen  em[te 
Unruben  in  Schonen  aus. 
50  Die(e  mirlten  o^ne  3ix>^if^I  ^^r  ^^^^  i^  ^^^  Cnt[^Iu[[e  ju  be[tarien,  bie  erj« 

bi[^öfli<^e  SBürbe  nteberjulegen.  (£r  ^atte  \\äf  toieber  ein  paar  ^cäfxt  im  Sluslanoe 
aufgehalten,  unb  er  n)ün[(^te  [eine  Xage  am  (grabe  Semnarbs  3u  enbigen.  1177 
lehrte  er  na^  $au[e  jurfid;  er  braute  bie  (Erlaubnis  bes  $ap[tes  jum  ^erji^t  auf 
bas  (Ersbistum  unb  jur  Ernennung  [eines  9la(^oIgers  mit.    Seine  9lb[iAt,  tro^bem  bem 

55  Domlapitel  bie  SBaql  }u  überlaj[en,  n)urbe  babur^  getreust,  bag  ber  itdnig  unb  aHe 
9[nrDe[enben  i^n  au^orberten,  [etnen  9la^foIger  ju  n)ä^len.  Daraufhin  nannte  er  W>* 
[alon.  Die[er  aber]u(^te  bie  SBa^I  absule^nen,  entmeber  n)eil  er  bebenüi^  mar,  ben 
Steffen  (Esfils,  ben  t)omprob[t  9l[[er,  auf  bem  erlebtgten  Si[^ofs[tu^Ie  in  Stoslilbe  ju 
[^n  (CE.  ^oIuban^aRüIler  in  Khisth.  Saml.  2  Raekke.  III,  430  f.),  ober,  mos  nm^r« 

ßo  [d^inlic^er  t[t,  meil  er  meinte,  bag  er  [einem  SBaterlanb  unb  [einem  ^nige  am  beften 


»bftbti  9(itlfmkfi4  123 

bienen  lönitte.  loenn  et  in  Slostilbe,  in  ber  Stöbe  bes  itonigs,  bliebe  (31.  t>.  3ötgenfen 
ebenbf.  V,  If.).  Seine  äBeigerung  loar  oergebli^:  ber  ^wjlji  als  S^iebsri^ter  ent» 
l^eb,  bag  SDbfalon  bos  (Erjbistum  anne^en,  ober  äugbi^  ^^^  (Erlatd^nis  ^oben  [ollte 
bts  cutf  iDeiteies  ben  nichtigen  Sifc^ofsfht^I  in  ber  SfWft  bes  itonigs  ju  bd^ctlten.  3^ 
bett  Saften  1178  ourbe  er  im  Dome  ju  £unb  oon  bem  pöpftlic^en  £egaten  (golanbus  5 
3um  (Eijbtttof  geioei^;  juglei^  erhielt  er  bos  Pallium.  (Er[t  13  ^o^t  fpSter  oerji^« 
tete  er  auf  Den  ^Sifd^ofsftuql  in  Slostilbe  jum  Sorteil  feines  Sjemmnbten  $eoer  Sunefön. 

SRü  ber  tllberna^me  bes  erjbili^öfli^en  Stuhles  bur^  SIb|alon  hörten  bie  lln< 
ni^n  in  Sdbonen  feinesioegs  adf;    ooi^  blieb  er  in  bie|em  Jlompfe  Sieger.    Seine 
odftfinbige  Soigigung  beioies  er  boburc^,  hak  er  auf  bie  Cinlöfung  bes  oon  oen  Säuern  10 
gegiebenen  Serffnrei^ens,  ben  ^e^nten  ju  entrid^ten^  oerjid^teie.  CErft  unter  leinem  Slad^olger 
Xnbers  Sunefon  lourbe  ber  34^te  in  bem  (Er3|ttfte  freiwillig  bejo^It  (Saxo,  Prefatio). 

Xb  CrjoifAof  30g  fKbfoton  ft^  mel^r  unb  me^r  oon  ber  Solittl  jurüd,  um  bie 
3ntereffen  ber  Stitqt  in  oi^  ju  nehmen.  (Er  menjjte  [i^  aum  nid^t  in  ben  5trieg 
pif^n  bem  jtbnige  Soerre  unb  ben  nonoegi|^en  Sijc^fen.  [onoem  begnügte  fi^^  ben  15 
lanbflit^gen  nonoegifd^n  Stf^bfen  unb  i^rem  (ErjbifQofe  etne  ausgebepnte  (gaftfrei^it 
ju  öjeigen.  DoA  oar  er  o^ne  ßn)eifel  [<^ulb  baran.  bag  bie  Dänen  an  bem  britten 
ftrei^uge  teilnahmen.  (Einjel^tten  aus  feiner  jtirc^enregierung  oiffen  oir  fel^  menig. 
er  ^  ausgefprodben,  bag  bos  geiftli^e  Si^toert,  ber  Sann^-jur  Senufeuna  ber  Diener 
ber  Atr^  oor^anoen  fei,  bas  u>ettli^e  S^n)ert  aber,  bas  ä^mbol  ber  jtrqenben  $en«  20 
fi^oft.  gebfi^  ben  Staaten ;  er  loar  alfo  leinesmegs  i^rfore^er  ber  ^ierar^if^n  !Qeorie 
oon  oen  joiei  Sd^ertem.  (Er  biOigte  im  Gegenteil,  bag  5tnub  VI.  in  einer  Sero^« 
mtng  Aber  ben  Xotfcblag^  gegeben  in  £unb  1200  in  feiner  (Segeraoart,  ben  (Sniubfo^ 
oerteibigte,  bag  ber  Aontg  bie  9Ra^t  (Sefe^e  ju  geben  unb  3u  Snbem  ^abe  (quamvis 
autem  regle  sit  potestatis  leges  condere  vel  mutare.  Constitutio  Kanuti  regis  20 
Scanica  de  homiddio,  in:  Oeheimearkiyets  Aarsberetninger  V,  6).  (Er  OHtr 
ein  eifrioer  Serteibiger  bes  (Eblibots  ber  ^riefter,  unb  er  mirb  oon  allen  megen  feiner 
[trengen  Sittli^Ieit  aerfi^mt.  SImolb  aus  fifibedf  lobt  i^n  au^,  oeil  er  bie  Uniformit&t 
m  bem  (Sottesbienfte  eingefü^  ^e  (Hujus  industrla  omnes  ecciesie  totius 
Danie  prius  diaoordantes  uniformes  in  offfdis  divinis  facte  sunt,  V,  18  so 
S.  173).  Derfelbe  erjä^B,  als  3eic^  feiner  Demut^  bag  er  ein  Äruäifii  über  feinen 
Sifi^ofsftu^I  fe^en  lieg,  „um  benen,  bie  ein«  unb  ausgingen,  ansuseigen,  bah  fie  n)eniger 
oor  1^  als  oor  bem  Selreu^igten  fi^  beulen''.  9Btr  n)if|en  au^^  oag  auf  feine  Slufforbe* 
rung  ^in  einer  feiner  jtlerder^  Saxo,  bie  (&efAi(bte  feiner  3tü  unb  ber  nfi^ften  ^er« 
gangeiueit  fi^rieb;  boburc^  erhielt  bas  bönifc^e  93oli  eines  feiner  bebeutenbften  gef^i^t«s6 
liäftn  93erle;  patrie  enim  illustrande  maxima  semper  cupiditate  flagrabat,  fagt 
Soso  oon  i^m.  Die  (ErjS^Iungen  Slbfalons  über  feine  (Erlebni|fe  maren  eine  ber  £lueuen 
Sosos.  (Ein  anberer  ber  Umgebung  Slbfalons  mar  Soen  Slaaefön,  ber  9leffe  bes  &}* 
bif^of  Ssfil,  ber  ein  „ilompenbium"  ber  bänif^en  (Sef^i^te  fd^rieb,  bas  bis  jur  (Er* 
oberuna  ^ommems  1185  rei^t.  40 

mi  Za^t  St.  »enebiös,  21.  SRärj  1201,  ber  in  jenem  3a^  ber  lag  oor(5rün« 
bomterstog  toar.  ftarb  Sbfalon  in  bem  5tIofter  in  Sor9,  n)o  er  feine  ^ften  ^ielt.  Den 
arSMen  Xeil  feines  ofiterlid^n  (Erbes  f(^enfte  er  burd;  fein  Üeftament  biefem  itlofier; 
früher  ^e  er  bem  Sif^ofsftu^le  in  9{osIiIbe  Aopen^ogen  mit  bem  ongrenjenben 
Gut  gegeben.  3n  i^m  oerloren  fotoo^I  bie  5lir^e  toie  ber  Staat  i^en  größten  45 
aRoim.  Unter  ben  großen  Sif^5fen  jener  3^iten  nimmt  Slbfalon  eine  eigene  Stelle 
ein,  toeil  er  oerftanb  glei^jeitig  bas  IRe^t  bes  (Epifbpats  unb  bos  bes  Königtums 
m  oerteibigen,  bie  3ntereffen  ber  jtirc^e  ju  ma^tn  unb  bie  grotberungen  bes  Sater* 
lanbes  ju  erfüllen.  gft.  9«elfen. 

Obfolttttoti,  f.  Seilte.  50 

8btlIfarobfd|.  Assemani,  Bibliotheca  orientalig  T.  11,  Bomac  1721  p.  22188.; 
befonberd  aber  ä.  ^rigl^t  in  bem  9irtttel  Syriac  Literatare,  Encyclopedia  BritaDoica' 
XXn,  p.  853  ff.  a)iefcr  ^Irtilcl  ift  in  »uc^form  (tciltoeifc  crg&njt)  unter  bem  Zitti  A  ahort 
histcsT  of  Syriae  Literature,  by  the  late  William  Wricht,  London  1894  erfc^ienen.  3n 
bemfelben  »erben  p.  265  ff.  fömtlic^e  9Bcr!e  beS  Bar  Hebraeus,  mit  ^nflobc,  wo  blcfelbcn  55 
^anbfd^riftli(^  öor^anben  ober  toelt^c  berfclben  im  2)rucf  crfc^icncn  finb,  aufgeführt.  3n  ^ejug 
auf  bie  gcbnidtc  fiitterotur  ift  befonberd  qu(^  ouf  92eftle,  ©ijrifcftc  ©rommatü«,  93erlin  lß88, 
LiUeratara  @.  42—50  ju  Dertüeifen;  bie  (Srgäniungen  baju  finben  fid)  bei  3öria^t.  Über 
bod  Seben  ogl.  'jt^  9t6Ibc(c,  Orientalifc^c  eiift^n,  f&txlin  1892,  8.  250  ff. 


124  Xbtilfarttbfi^  Slcocutd  Hin  9er9o 

9(bulfarab|^j  mit  feinem  eigentlichen  Flamen  ®regoi  (auf  bem  (Scobftein  3o&Qnne9), 
nxtr  ber  äo^n  etnes  Slrjtes  S^loron,  oon  loel^m  es  md^  Mtfte^,  ob  er  fefb|t  oom 
3ubentum  jur  iofobitifd^en  Seite  bed  CE^ftentums  ilbetgetreten  mox,  ober  ob  fid^on  feine 
Sorfa^ren  bies  get^  Rotten,  ^ebenfalls  führte  Stbulforobfc^  megen  feiner  Sloftommung 

6  ben  Flamen  Bar  'Ebhr&jä  (=  So^n  bes  Hebräers) ,  mos  im  Slbenblonbe  ju  Bar 
Hebraeus  entftellt  lourbe.  Cr  nxtr  im  So^e  1226  m  ber  comxibocifc^en  Stobt  SRala« 
tiia^  (SRelitene)  geboren;  feine  SRutterfpra^e  nxtr  fqrif^;  bom  erlernte  er  fAon  frfi^ 
bos  Slrabif^e  unb  eignete  ]i^  oieüeic^t  aud^  einige  ftenntniffe  bes  (5xitbi]ä)tn  an. 
infolge  bes  Sinbru^$  ber  Xataren^orben  $ulagu9  fiebelte  ber  Sater  im  Zw^  1244 

10  na^  SntioAien  fiber,  bafelbft  ooKenbete  Bar  H.  feine  Stubien  unb  beaann  in  einer  ^5^Ie 
fein  aRönqsIeben.  hierauf  begab  er  fi^  naä)  bem  f^rifd^n  3^olts,  um  bort  unter 
oer  fieitung  eines  Steßorianers  Z^  ^m  Stubium  ber  SRebijin  unb  9i^dtorB 
o^uliegen.  S^on  im  3a^re  1246  rief  i^n ,  ben  joanjigifibriaen,  ber  {cdobitifd^ie  ^* 
triard^  3gnatiu5  II  auf  ben  bif^öflic^en  Stu^I  oon  Oubos  (oet  Malatijah)  *  im  ^m^ 

15  barauf  oertaufc^te  er  biejen  Si^  mit  bem  in  bem  entfernten  Lakabhin.  3nfoIge  ^iner 
Parteinahme  in  ben  Kr^Iid^en  Streiti^Ieiten  mürbe  er  L  3«  1^^  na<^  VLmm  oerfeUi 
{ebod^  balb  barauf  abgerufen  unb  erft  tm  3o$re  1258  mieber  in  feine  SteUe  einge|e|t 
3m  3a^e  1263  be^bette  er  ben  2xttaren[4a^  ör^lic^.  Der  ^atriar^  3gnatius  UI 
ernannte  Bar  Hebraeus  t.  3*  1264  jum  -äRafnan  Des  Orients,  b.  ^.  fiberirug  i^  bie 

30  bdd^fte  (geric^tsborleit  in  (T^Ibaea,  9ifft)rien  unb  9Refo||otamien.  SBegen  ber  politifi^n 
llnru^n  tonnte  91bulfarabfd^  erft  1266  fein  9Imt,  bas  i^m  oielfa^e  f&oierige  ^idUen 
auferlegte  uni^  beffen  Si^  Takrit  am  Zigris  mar.  mirUid^  antreten.  (Er  ^b  am  30. 3ult 
1286JU  Marägha  in  9u>^beibfAan;  feine  fieicqe  mürbe  na^  bem  SL  SRat^Sus* Alofter 
bei  9RofuI  ge^brt  unb  bafeM  begraben. 

25  9lbulfarab[(9  mar  lein  ba^nbred^enber  (ßeift;  feine  Sebeutung  liegt  barin,  baft  er 
bie  SBilfensjmetge  ber  bamaligen  3^^^  ingro^em  Umfang  bebmfAte  unb  bttr^  feine 
jo^betc^en  Schriften  Ober  ^^ilofopbte ,  ZQeoIogie ,  9Reb§in ,  uRat^ematil ,  Slftronomie, 
(Sefc^idjte  ^unb  Srammatü  ber  f^rtf^en  £itteratur  teiboeife  ju  einer  9U  Stac^Uüe 
oer^f.    äbrigens  finb  einige  femer  SBerle  in  arabifc^r  (ofnraAe  oerf agt;  bie  groge 

ao  SRe^na^I  feiner  Sd^riften ,  mie  aud^  feine  ®ebi(|te ,  freilid^  in  fvrifd^r  SfirctAe.  fOs 
bie  werfe,  bie  ffir  uns  ^ute  no^  am  mi^tigften  finb,  finb  feine  ^iftorif(9en  unb 
grammatif^en  ju  betrauten. 

Über  bie  entl<^enften  (gebiete ,  felbft  über  Xraumbeutunp,  fyd  Bar  Hebraeus  ge* 
fd^eben,  au^  ein  Sud^  „ergöMid^e  (Ersä^Iungen''  liegt  oon  t^m  oor. 

35        Unter  ben  gebrudten  SEserten  bes  Bar  Hebraeus  finb  folgenbe  bie  mi(^ften : 

1.  Chronicon  syriacum  edd.  Bruns  et  Kirsch,  2  vol.,  Lipsiael789;  beffere 
Musgabe  (oon  Sebjan)  u.  b.  T.  Gregorii  Bar  hebraei  Chronicon  Syriacum,  Paris 
1890.  (I)er  (£!^ronü  jmettcr  leil:  Chronicon  ecdesiasticum .  edd.  Abbeloos  et 
Lamy,  2  vol.  Louvain  1872—1876;  T.  III  eb.  1877.) 

40  2.  (Eine  arabtf^e  SBeltgef^i^te,  genannt  Ta'rih  muhtasar  al-duwal,  unter  bem 
XUel:  Histoda  compendiose  dynastiarum  Gr.  Abul-Pharejio  oon  (E.  ^ocodt, 
Oxon.  1863  ^rausgegeben ;  ogl.  g.  SBfiftenfelb ,  !Die  (Sefc^id^tsfArefl^r  ber  Araber 
unb  i^re  9BerIe  (28.  unb  29.  Sanb  ber  3l(S(S  1882,  S.  147).  —  ^eue  9lusgabe  wn 
Sal^ni,  Seirut  1890. 

45  3.  Oeuvres  grammaticales  d'Aboulfaradj  dit  Bar  Hebraeus  €d.  par  l'abb^ 
Martin ,  2  vol.,  Paris  1882.  £it^ograp^ierte  Slus^abe  fomo^I  ber  großen  als  bet 
fleinen  (Srammatil,  meldbe  ledere  f^on  Sertqeau,  Sötttngen  1843,  herausgegeben  ^atte. 
Sefonbers  in  t^eologifd^er  $infid^t  oon  3ntereffe  ift  bas 

4.  Kethäbhä  dhe-Huddäje,  bas  Su^  ber  Dtrettionen ,  meines  unter  bem  Xitel 
60  Ecclesiae  Antiochenae  Syrorum  Nomocanon  oon  Slffemanni  ms  £ateinif^  über« 

fett  unb  in  3lng.  SKai's  Scriptorum  veterum  nova  collectio  T.  X,  Romae  1838 
erfc^ienen  ift.    g^mer 

5.  Aupar  räze  (ber  S^a^  ber  (Sel^eimniffe),  ein  jtommentar  3ur  ganjen  Sibel. 
Son  bemfeiben  finb  eine  grobe  Steige  einjelner  xeile  erf^ienen,  bie  in  ber  oben  an« 

55  gegebenen  fiitteratur  ausffi^rfic^  oerjei^net  finb.  6odn. 

Äcacitt«  oon  Sero a.  SJgl.  M.  Lequien,  Oriens  CJhrist.  2.  »5,782  f.;  (IJ.  «Idtcll, 
^ui^geto.  (ä^ebic^te  b.  fi}rif(^en  m^\>.  ^r^xiüona^,  »Ql&ud  u.  a.  in  S3ibl.  b.  m\).,  Kempten 
1872, 83—89;  3. 4>efclc,  Äonjilicngcftft.  ©b  2\  paas. ;  E.  Venables  im  DchrB  1.  »b,  12b— 14». 


ütüoM  Hill  SerSi  Hcocmd  Hott  Qafarett  125 

ius,  SRonc^  bes  JUoftecs  SmbaTius  bei  Sntio^ieTi  unb  fp&ter  SIbt  eitie«  JtloKets 
bei  SeiBQ  (Theodoret.  Histor.  relig.  2;  ogl.  Hist.  Eccl.  4,  24  unb  über  [etneti 
fiebeiuniMttibel  Sozom.  H.  E.  7,  28)  feit  378  (Theod.  5,  4)  SifAof  bie|er  6tabt  (^two), 
Ipt  an  ben  lirc^It^n  Strettigleiten  bes  Orients  oielfac^en  Slnteil  genommen.  (Em 
eifriger  Sin^nger  bes  3Reletius  von  Slntio^ien  (f.  biefen  91.)  fyA  er  m^  beffen  Zobe  5 
Sboian  ju  feinem  Sla^olget  gemeint  (Soz.  7,  11)  unb  398  als  Sefanoter  bei  6iri« 
cius  oon  9lm  (eine  Sltteriennung  enoirlt  (Soz.  8, 3;  Theod.  5,  23;  Dgl.  Socr.H.E. 
6,  10).  9lm  (og.  2.  Blumen.  Aoiuil  ^at  er  teilgenommen  (Theod.  5,  8).  9luf  ber 
(H^ettf^nobe  oon  403  loar  er  einer  oer  $auptanllager  bes  (EqrQfoftomus  (Soor.  6,  18 
IL  ogL  Paüadius ,  Dialogus  de  vita  S.  Joann.  Chrysost.)  unb  ftimmte  au<^  404  lo 
für  feine  Xbfe^ng.  Des^^Ib  mit  9iom  jerfallen ,  ift  er  erft  415  oon  3nnocen5  I  (ogl. 
beffen  Epist.  105  an  Slconus)  lieber  anerfannt  morben,  mürbem  er  ber  Sfeinbfc^aft 
gegen  ben  Xoten  loentaftens  öugerltil^  entfaot  ^otte.  3m  neftorianifc^en  Streit  ifot  er 
eine  oermitteinbe  Stellung  einjune^men  oerfu^t.  (Einem  aufgeregten  Srief  (E^rills  oon 
SOesonbrien  antmortete  er  (430)  oerfS^nli^  (MSG  77, 99;  Mansi  (Gonc.  CoU.  5, 518).  i5 
3u  CEpbefus  (431)  UHir  er  n)egen  ^o^n  Sllters  ni^  juaegen.  Da  er  in  (üftm 
einen  iqiollinüariften  oermutete  (Mansi  5,  819),  mat  er  mit  beffen  9Ibfe^ung  burd^ 
bie  Sßoxtti  bes  ^o^annes  oon  Slntio^ien  einoerftanben.  SDlübe  bes  Streits  fyd  er 
jule^  an  ber  QEtnigung  ju^ifc^en  ^esanbrinem  unb  Slntioc^enem  gearbeitet.  (£r  ift 
432  (fo  Sidell,  436  Senables,  437  fiequien  unb  na^  i^m  $ergenr9t^er  im  jtat^.20 
jtird^es.  1,  145)  geftoidben,  100  (Saläus)  ober  110  (f.  Mansi  5,  781)  3a^ce  alt. 
Der  Svrer  Sal&us  Jot  i^n  in  5  £obItebem  gefeiert  (Susgem.  (gebic^te  u.  f.  m.  90—102). 
(Ermaßen  finb  oon  Suadus  ein  Srief  an  (Eqrill  (J.  0.)  unb  jn>ei  an  Sllesanber .  SifAof 
oon  ^ierapoHs,  fomie  ein  (&laubensbelenntnis  (MSG  77,  1445 — 48).  Se^r  UHtor« 
{^^einlic^  ift  er  ibentif^  mit  bem  ^resbnter  91.  oon  Seröa ,  an  ben  SafUius  b.  Cor.  25 
feine  Epist.  256  (ogl.  au<^  Ep.  220)  jc^rieb  unb  bem  (Epip^nius  fein  Panarion 
loibmete.  ihflget* 


oon  CEäfarea.    Tillemont,  M^moires  poor  eervir  ä  rhistoire  eccl^siastdque 
toüL  VI   6dit  de  Veniae  1730;    Lequien,    Oriens    christianas  III,   559 ff.    ^arid  1740; 
Sobriciud,   BibUotheca  graeca  ed.  ^arled  tonouVII,  VIII,  IX,  XII,  Hamburg  ld01ff.;3a 
^efele,  ftonailiengef^i^te,  2.  ^ufl.,  1.  »b.  gretburg  i.  »r.  1873. 

Scarius,  S^üler  unb  9Ia^olger  bes  (Sufebius  oon  (£äfarea  (Äthan,  de  syn.  13 
MSG  26,  704;  de  decr.  syn.  Nie.  3  MSG  25,  429;  Soerates  h.e.2,4),  Ut  einer  ber 
emflugrei^ften  Jtird^npolitikr  unter  ben  Sif^ofen  ber  großen  orientalif^en  uRittelpartei, 
bie  unter  Äonftantius  Jiegrei^  bem  9Ii(änum  entgegenarbeitete  (ogl.  ben  9t.  Sirius).  35 
Die  Quellen  ber  (BefAt^te  bes  nicaniMen  Streites,  bie  Sqnobalatten  ber  3^^i  ^^* 
nofius,  ^ilarius,  (EpipQatnus  u.  a.,  fpejtell  bie  jtir^en^iftoriler  bes  fünften  3<^^unbeäs^ 
Sohates,  Sojomenos,  ^Qeoboret  unb  $^ilo[torgius,  reben  bes^lb  oft  oon  ^m.  3Ha4 
^ierottomus  (de  vir.  ill.  98)  ^e  er  ben  Setnamen  Mov6<p&aXjLiog,  n)eil  i^m  ein  9uge 
fehlte.  t>oäf  ift  biefer  Stäben  oiellei^t  no^b^ute  ^ilbar.  Da  nämli^  bie  anberenCluellen,  40 
loenn  iä  niqt  irre,  meber  ben  „Seinamen"  no^  bie  Sac^e  lennen,  liegt  bie  SRogli^feit 
Dor^  bag  ^ieron9mus,  ber  in  de  vir.  ill.  98  aus  bem  (Eigenen  f^öpft,  Slcodus  mit  feinem 
3eit9enof[en  SRaximus  oon  3^nifalem  (DchB  III,  877)  oermei^felt  ^  $atte  oÄer 
wanus  lenen  greller ,  fo  ift  er  bur<^  i^n  jebenf alls  ni^t  be^inbert  »orben ;  feine  C5e« 
loanbt^it  hn  Denlen  unb  9ieben,  fein  praftijAer  Slid  unb  feine  Cnergie,  bas  Xnfeben  4j^ 
feines  SifAo^tu^les  unb  ber  9luf  ber  (gele^rfamleit ,  ben  er  als  S^üler  bes  (Eufebuis 
unb  (ogl  91.  S^r^bt  91QS  V,  222)  a\»  ^flter  unb  (Erbe  ber  cafareenfifd^n  Siblio^I 
befag  (Sozom.  4,  23,  2),  machten  i^n  ju  einem  ber  angefe^nften  Sifi^öfe  feiner  3eit 
(Sozom.  3,  14.  42).  ä^on  unter  ben  Teilnehmern  ber  eufebianif^en  jtirc^eS^« 
Sonobe  ju  Slntto^ien  (grrfi^io^t  341)  wich  9lcaaus  genannt  (Äthan,  de  synod.  36  50 
MSG  26,  757;  Sozom.  3,  5,  10);  bereits  343,  als  bie  (Eufebianer  —  au^  Slcacius 
(Hilarius,  fragm.  3,  29;  Mansi  III,  138  B)  —  in  ^^iltppopel  i^r  SonberJEonjil 
hielten,  red^neten  bie  $omoufianer  in  Sarbica  ben  Slcarius  ju  ben  Häuptern  ber  (Segen« 
partei,  bie  fie  mit  einem  umoirifamen  9lbfe^ungsurteil  bebad^ten  (ep.  syn.  Sard.  bei 
Äthan;  apol.  c.  Arian.  44 J.  MSG  25,  333,  Mansi  III,  66).  Slcachis  gd^rte  ber  55 
arianißerenben  £inlen  ber  3l(ittelpartei  an;  bo^  bis  ca.  356  ^iett  bie  gemeinfame 
Dmoption  geaen  bos  Slicänum  bie  Partei  jufammen.  9lcacius  ^at  felbft  basu  geholfen, 
nac9  bem  Zooe  bes  3Raximus  oon  3^<tl^m  (350  ober  351)  ben  mel^  mit  bem 
regten  gflfigel  ber  Partei,  ben  fpoteren  ^omöufianem,  fQmpat^ifierenben  dyaü  auf  ben 


126  Scadnd  tion  (üfarea 

erlebigten  Sifc^ofsftu^I  3U  bringen  (Sozom.  4,  20,  1).  Dob  er  fpfiter  mit  düfdll  in 
eine  etbitterte  Sfe^be  geriet  unb  i.  3-  357  ober  358  [eine  Slbfe^ung  enoirtte  (o^I.  ben 
9.  CC^rill.  oon  3^niJQlem),  iDor  feboi^  ni^t  nur  burd^  bie  ^urisbütionsftrettt^iten 

filmen  ber  SRetropoIe  Söfarea  unb  ber  ,,^etltgen"  6tabt ,  [onbem  auc^  burc^  bte  oer« 
[ebene  fir^npolitif^e  Stelluno  ber  beiben  Sif^öfe  bebingt.  7>tnn  mit  il^m  Sie^e 
ben  erften  brei  3<^ten  ber  Sinein^errf^aft  bes  Aonftantius  (353—361)  oerlor  bte 
Oppo[itionspartet  $ren  3ufttmmen&Qlt ;  bie  ®ru)ipen,  hexten  ücadus  unb  C^rill  an» 
gehörten,  traten  gegeneinanber.  unb  älcacius  er^elt  eine  grä^rerrolle  im  jtanmfe  ber 
neuen  Parteien:    er  loarb   ber  $au)itQertreter  ber   ^omöijc^n  ^ofportei   im  Orient. 

10  6^on  355  trat  er  bebeut[am  ^roor.  3laä)  einer  Urlunbe  bei  Saroniu5  III,  736  (ad 
ann.  355  9te.  22)  iDor  er  einer  ber  loenigen  Orientalen,  bie  als  SBortffi^r  ber  faifer» 
li^n  SBilnf^e  an  ber  S^nobe  oon  äRailanb  teilnahmen,  unb  mit  ^ieron^mus  (de  vir. 
ill.  98),  bem  in  Sejug  auf  biefe  römif^en  ®ef^ni{fe  m  glauben  [ein  oirb,  omr  [ein 
(Einfluß  bei  ftonftantius  f^on  bamals  fo  ^o||,  bag  er  bei  ber  (Einfe^ung  b«s  ^amtes 

löSeltx,  bes  9laAf olgers»  bes  oerbannten  £tberius  (Snbe  355;  3aff^  l  P«  35),  in  9er« 
oonagenber  SBetfe  mittoirfen  lonnte  (ut . . .  Felicem  episcopum  consütueret).  !^wtU 
feUos  ^at  er  f^on  bamals  ju  Urfacius  unb  Salens,  ben  fpoteren  gffi^rem  ba  dbenb» 
iänbif^en  $omöer,  Sesie^ungen  angefnflpft.  9Bir  toijfen  fiir  biefe  3eit  oieles  SBic^tige 
ni^t.    9Us  bann  oon  biejen  357  auf  ber  [og.   2.  [nrmif^en  69noDe  (^efele  I,  676) 

20  bte  fiofung  ausgeaeben  loar ,  loeber  oon  öjLtoovoia  noc^  oon  ö/üiouwoia  5U  reben ,  oon 
ber  ovoia  oielme^r  gan}  3U  f^toeigen,  ba  ift  es  offenbar  Scacius  getoefen,  ber  ab  Xeil« 
nebmer  ber  antio^nifj^en  69nobe  oon  358  ($efele  I,  677)  ben  an^onäif^  gefinnten 
Stf^f  (Euboxtus  bestimmte ,  auf  biefer  S^nobe  bie  ,,3riebens"<$aroIe  fener  ranni|(l^n 
S^nobe  für  ben  Orient  aufjune^men.    SBte  bann  9lcacius  an  ben  loi^tigen  SSer^b« 

25  lungen  beteiligt  loar ,  bte  in  ber  3^tt  bis  ^u  ben  S^noben  oon  Sebuda  unb  9lmini 
oor  |i^  ginpen,  toi|fen  toir  ni^t.  Srgenbtote  beteiligt  loar  er.  Denn  <nif  ber  6niiobe 
oon  Seleucta  (6e^t.  359)  fpielte  er  ein  offenbar  abgetartetes  Spiel.  uBas  Urfacius 
unb  Sialens  in  9{imint  bur^fe^en  toollten:  bie  Slnna^me  ber  fog.  britten  [irmif^n 
Sformel  (Mansi III, 265:  Sfioiog  xatä  zag  ygatpag, ...  Sfioiog  xard  Jtdvra),  bas  erftrebte 

30  pier  Scacius  in  unoerfennbarem  Sinoerftänbnis  mit  bem  3ur  S^nobe  entfanbten  laifer» 
li^en  Seamten  (ogl.  Socrat.  2,  40) :  bie  oon  i^m  unb  [einer  Partei  {dl  juqI  'Axdxiav) 
oorgef^lagene  gormel  (Mansi  III,  319)  bedt  fi^  in^ltli^  mit  ber  britten  firmif^en, 
nur  oerurteilt  [ie  austnrücfli^  bas  ävöfwiog  unb  lögt  bas  xatä  ndvxa  fort,   bös  ju 

ben  ®ebanlen   bes  9(cadus  {öfioiog  j^ard   rryv  ßovXtjmv  jitövov ,    oif    uhv  xarä  T^r 

35  oifüiav  Socr.  a.  a.  O.)  ebenfo  toenig  pagte,  toie  3U  benen  ber  abenblänoif&en  $om5er 
unb  ba^r  au^  im  Occibent  in  ber  „oerbefferten''  jirmif^en  ^oxmüf  ber  ^ormel  oon 
Slice  (Mansi  III,  309  f.),  toeggelaffen  tourbe.  Die  (sqnobe  enbete  jtoiefpältm;  bie  ^« 
möufiani{^  äRaioritat  toiberftrebte ,  |e^te  in  Separatoer^nblungen  ben  modus  unb 
anbere  etnflugreid^e  $omöer  ab.    Slber  Scacius  ^atte  bie  Srü^lung  mit  bem  $ofe;  bei 

40  ben  Serbanblungen  in  Aonftantinopel,  in  benen  [i^  bie  oonSeleuda  fortfe^en,  fiegten 
mit  ber  Jformel  oon  9lice  unb  ber  SJerurteilung  ber  an^omöif^n  fie^re  bie  oon  Ur< 
[actus,  Valens  unb  ^cacius  oertretenen  faiferlic^n  9Bän[Ae,  unb  biefen  Sieg  feierte 
tm  nä^lten  3^^^  (360)  mit  [einen  ^arteigenoffen  au^  Slcadus  auf  oer  S^nobe  ju 
ftonftantinopel ;  er  be^n|^te  im  Orient  bie  fia^e  (Phiiostorg.  5,  1  MSG  65,  527). 

45  SRit  bem  Xobe  bes  5lonftantius  toar  bie  !^txi  btefer  fai|erli^en  Ort^boxie  abgelaufen. 
Hnter  3ooian  fyd  es  ^(adus  bann  fertig  gebraut,  oer  nun  lai[erli^en  ni(ani[(^n  Ormo« 
bo3cie  pu3u[timmen :  fein  9lame  fte^  unter  bem  S^reiben,  in  toel^em  bie  oon  SReletnis 
(ogl.  oen  31.)  geleitete  S^nobe  oon  ^ntio^ien  363  bas  9licanum  im  Sinne  bes 
Suoiog  xat*  ovoiav   acceptierte  (Mansi  III,    370  f.).  911s  bie  X^ronbefteigung  bes 

50  Sktlens  bie  Situation  abermals  önberie ,  f^eint  älcadus  bem  abermals  ^eqming  ge^ 
tragen  3U  b<^ben :  bie  ^omöu[iani|d|e  Snnobe  oon  £amp[acus  (365,  na^  Socr.  4, 4,  gegen 
Mansi  u.  a.)  je^e  t^n  unb  feine  Stn^naer  ab.  Seitbem  rerf^toinbet  Slcorius;  er 
mug  balb  na^^er  geftotben  fein.  —  93on  feinen  oielen  S^riften  (Sozom.  3,  14,  42) 
nennt  ^ieron^mus  (de  vir.  ill.  98)  17  volumina  in  Ecciesiasten ,   6  volumina 

b^  av/jL/bUxTcov  Cv^tjfjLdtcov  (ogl.  ep.  119,  6,  Vallarsi,  MSL  22,  970)  unb  multi  diversi 
tractatus,  Sofrates  ( 2,  4)  eine  Siogrop^te  feines  fie^rers  Cufebius,  (Epip^ius  (haer. 
72,  5)  eine  ävrdoyla  jigog  MdgxeUoVf  ^^iloftorgius  (4, 12  p.  525)  bie  „jo^bei^n 
Sntenftüde"  (ygdjujuaTa)  ber  lonftantinopolitaner  Snnobe  oon  360.  9Bir  M)en  auger 
ber  ®laubensformel  oon  Seleucia  nur   ein  (Jrragment   ber  S^rift  gegen  {Diorcell  bei 

Güflq)ip^nius  (haer.  72,  6—10)  unb  jerftreute,  no^  ni^  publtjierte  Citate  in  einigen 


SIcaciltd  tion  SAforea  Sccommokattoit  127 

ftatenen  (Sfofoidus  VIII,  645.  646.  693.  696;  IX,  254).  Xmemonts  Vermutung 
(VI,  205),  fboctus  fei  ber  Setfaffer  ber  unter  Sufebs  9tonen  fiberlieferten  2  SS. 
de  fiide  adv.  Sabellium  (MSO  24,  1047—1070),  tft  unbeioeisbor.  £0of». 

Xcictnd  oon  ftonftantinopel  f.  SRonop^^fiten. 

Kcttcindoon  aitelitene  in  älrmenia Secunba.  (^gI.M.LequieQ,0rien8 Christi. 83b,  g 
441;  3.  ^fele,  «onsiliengcfc^.  ob  2*,  271.  275.  314;  J.  B.  Lightfoot  im  DchrB  l.öb,  14». 

ZeQnebmer  om  ftonsil  oon  Sp^e[u$  431 ,  erbitterter  (Gegner  bes  9leftorius ,  in 
feinen  f^eologifAen  Seugerun^en  ben  SRonopMitismus  ftreifenb   (oal.  bie  ^omilie), 
mul  437  geftorben.    3n  einigen  oriei^iteen  uRenöen  n)irb  [ein  mbenlen  als  eines 
SBunbert^ers  unter  bem  17.  3(pru  gefeiert    (Er^Iten  finb  eine  ju  Sp^fus  gehaltene  lo 
Öomilie  unb  jmei  »riefe  an  C^rill  (MSG  77 ,  1467—1472).  Ärftget. 

fbceptanteti,  f.  3<^nfenismus. 
Scctbtntirn,  f.  Stolgebfi^ren. 

Xccommobatiott.    Das  SBori  lommt  im  t|eoIogif(^en  Spra^gebrauA   in  einem 
loeiteren  unb  einem  engeren  Sinne  oor.    3n  jenem  oejeiAnet  es  einen  ftttlicben  Se«  10 
griff,  ber  in  ber  St^il  beffrro^en  n)irb;  in  biefem  gebrauchten  es  aetoiffe  iteitifer  |eit 
ber  jinetten  ^Slfte  bes  oorigen  3^^-  niit  Sejie^ung  auf  eine  befttmmte  Suslegungs« 
me^obe  ber  Offenborunosununben. 

Das  [ittlime  Ser^Iten,  u)el^es  mvc  in  ber  S^if  als  Sccommobotion  bejei^net 
finben,  ^t|t  bei  ben  alten  gried^if^en  ^rofanf^riftftenem  avyxardßaoig,  unb  biefe  20 
Segeiqnung  tft  au^  oon  ben  griemtfd^en  ftiro^noStem  beigaben,  befonbers  n)o  es  fiA 
um  bie  Sejei^nunp  berjeniaen  Se^noeis^it  ^anbelt,  wüäf^  fid^  ben  Sebfirfniffen  uno 
Sorausfe^ungen  bet  ben  Sd^lem  anjubequemen  wt\^  (ogl.  Clem.  Alex,  ström.  VII, 
p.  863  ed.  Pott.),  ©offlr  anbenoärts  xax'  obcovo/uav  otddoxeiv  gebraust  ©irb.  Sei 
ben  5!ateinem  enrneAen  bem  bie  Susbrüdte  condescensio  ober  demissio,  ober  aud^  25 
dispensaüo  na^  Analogie  bes  grie(^.  olxovofxla  (ogl.  (Ernefti,  neue  t^I.  Sibl.  4.  Sb, 
S.  434  t.). 

(Eine  üccommobation  als  fittli^es  Ser^Iten  forbert  bie  St^if  in  einem  boppelten 
galle.  einmal  als  liebenbes  SÄonen  ber  bur*  Srrtum  gefAaffenen  3uftänbe  bei  anbem 
(obiettio),  bas  anbere  SDlal  als  liebenbe  3urfl(Ibc^tung  (fubleftio)  beffen,  ©os  ber  anbere  *> 
infolge  [einer  Unoolllommen^eit  no^  ni^t  tragen  fann.  Seibe  grälle  ©erben  ^$ufig 
in  etnanber  greifen,  fofem  bas  3U  f^onenbe  obfeltio  »orgefunbene  jugleic^  eine  fub{n« 
tioe  Selbfftef^ranfung  als  bas  re^te  fittlic^  »erhalten  oerlangt.  9Bir  ftnben  bei  anbem 
jetoi^e  Äeoretif^e  ober  fnraftif^e  »orurieile,  3rrtfimer  in  ber  (Erienntnis  ober  in  bem 
ittlid}*reiigiöfen  »erhalten:  bie  £iebe  gebietet  uns,  ®ebulb  mit  bem  inenben  ober  35 
^nxiAen  Q5etDiffen  3U  ^ben,  fobalb  unb  folange  ber  3rrtum  unb  l^r  6(^ä^» 
juftanb  ein  unbefugter  ift,  unb  barum  ein  oorjeitiger  Cinf^nitt  in  bas  Ubel  nur  oer« 
rounben,  aber  ni^t  feilen,  nur  oerbittem,  aber  ni^t  bejfem  ©flrbe  (1  Äo  8,  9—13). 
Die  3ntention  ber  Sefferung,  ni^t  bie  ber3ü^tiguna  f^reibt  uns  unfer  »ersten  oor, 
„auf  baft  i^  allenthalben  ja  etli^e  feiig  ma^e"  (1  fto  9,  22).  Darum  aber  gilt  bie  40 
gforberung  ber  Dulbung  eben  nur  bem  no^  ungellörten  unb  unaereiften,  an  ft^  aber 
fromm-geric^teten  3uftanbe  bes  9lä^ften  gegenüber,  niemals  jeoo^  gegenüber  ber  be« 
nmgten  Sflnbe  unb  oem  felbftfü^tigen  Sebarren  im  3rrtum.  £eMerem  gegenüber  m&re 
bie  Dulbung  nur  ein  Setoeis  oon  [^©a^li^'^arafterlofer  Sla^gtebigfeit,  eine  Äaubeit 
in  ber  fiiebe  jum  Köpften,  ©el*e  feinen  3om  mebr  färbtet,  als  fie  fein  roa^res  x>^\\  ^ 
Hebt;  eine  Serleugnung  bes  aRifTionsbienftes  im  Stuf  trag  bes  $erm  aus  Slugenbienft, 
um  uRenf^en  gefällig  m  ©erben.  9lu|  ber  anbem  Seite  ^  ber  (Eifer  in  biefem  SRiffions« 
bienfte,  in  ©d^m  feber  fte^t,  [etne  S^ranfen  nic&t  blog  in  betreff  beffen,  ©as  er 
betämpft.  fonbem  au^  in  betreff  oeffen,  ©as  er  bringt  unb  giebt.  (Er  bringt  unb 
nuuMaeuenb  ge©ine  ftttli^e  ^orbemngen  unb  ge©iffe  religiofe  SBo^^eiten;  in  beiberlei 
^infi^  gilt  es,  fiq  ben  oor^anbenen  Sebfirfnijfen  ©ie  ber  oor^nbenen  (Empfängli^eit 
ju  occommobieren*  {enes  erforbert  bie  reibte  ersie^erif^e  SBeis^eit,  biefes  bie  red^e 
£e^r©eis^it.  mM  allen  frommt  alles,  unb  ni^t  allen  frommt  es  auf  biefelbe  9Beife 
(1  ilo  10,  33).  Die  9latur  bes  9Renf^engeiftes  fd^reibt  Snimä^li^feit  in  bem  $eil« 
oerio^n  unb  einen Juaeffioen  gfortfäritt  oor;  bo^er  gebietet  bie  rechte  ^riftlid^e  (Er»  ^ 
jteQenunft  oft  3urfi(qaltung  unb  ^(^©eigen,  ©0  ®eltenbma^ung  ber  gonsen  Strenge 


50 


128  9lccommokattoit 

ber  Ororberung  unb  aRtttetlung  ber  gansen  SBo^r^it  toeber  auf  bas  entbceAenbe  Ser« 
mögen  no^  auf  bie  entffnrec^enbe  ®enetgt^ett  ftogen  toilrbe.  Darum  oerfidpetgt  (Qriftus 
[einen  3&ngem  nodf  man^es,  was  [ie  n\ä)i  tragen  lonnen  l^o  16,  12) ,  unb  rafum 
forbert  ^aulus  ni^t  oon  allen  ßemeinbegliebem  basfelbe  (1  Ao  7,  17.  26.  35  ff.) ; 
6  „ben  SSoIIfommenen  gehört  ftarfe  Speife"  ($br  5,  12—14)  aber  „ben  jungen  itmbem 
in  (E^rilto  SWilA"  (1  5lo  3,  1.  2).  3m  befonberen  lommt  bei  ber  unterroeifunj  in 
ben  ^riftli^en  SBabr^eiten  bie  Sccommobation  al$  bie  reAte  £e^m>eis^it  3u  pniltt[(^r 
Sebeutung.  Der  ^nftli^e  £el^rer  bmn  iDobI  bem  einen  lein  anberes  (Eoai^elium  \Kt^ 
bigen,  als  bem  anbern,  cbtx  bie  9Bei[e  ber  ^irebigt  unb  bie  Susmo^l  bes  Stoffes  iDirb 

10  [e^r  oerf^ieben  fein  je  na^  ben  oerf^iebenen  Stufen  ber  ^eiftigen  unb  ^id^n  9{etfe 
oer  $orer.  Die  Aunft  ber  9Iccommobation  be[te^t  ^ier  bann,  an  bie  bereits  oor^nbene 
(Erienntnis  anjuinfipfen,  in  ber  Ißitteilung  ber  SBa^r^eit  bie  9teil^enfoIs|e  b^  (Erlenntnis« 
fa^ig!eit  3u  bea^ten  unb  |ie  burc^  loeifes  ^otViifttittn  ben  no^  getftia  Unmflnbigen 
5uganaliqi  3U  ma^en.    So  loirb  fte  [i^  öugem  lonnen  ebenfo  in  oer  SEBa^l  ber  cai' 

16  gemeffenen  3orm ,  loie  ber  angeme||enen  a)^aterie.  ßui  Slccommobotion  in  ber  gform 
gebort  bie  Popularität  bes  93ortrags,  bie  (Erläuterung  bur^  ®Iei^nif|e  uid)  Seifpiele, 
oie  93eQ)ei$fill^rung  bur^  9Irgumente  xax*  äv^gconov  unb  ö^nlic^es.  Ss  ift  lein  !^mti^l, 
bo^  bie[e  formale  Slccommobation  [ittliA  ganj  unanfe^tbar,  ja  geboten  ift,  lote  benn 
(Egriftus  gerabe  in  i^r  ein  SRufter  oer  ^ru)eis^eitgen)efen  tft.    Dislutiämr  ift  ba« 

80  gegen  bie  Sittli^feit  ber  Slccommobotion  in  ber  äRoterie.  Sie  lann  abermals  eine 
ooppelte  fein:  etne  negatioe  (dissimulatio),  wenn  ber  £e^er  irrtflmli^  SReinunaen 
bet  feinen  S^ülem  ftilTf^toei^enb  fortbefteben  lögt,  o^ne  [xt  in  bel&mpfen;  eine  pofitbe 
j[8imulatio),  u)enn  ^t Jol^e  trrtümli^  Sueinungen  tlatf&^Ii^  billigt  ober  felbft  neue 
3rrtfimer  ben)ugt  als  äJSa^r^eit  oorträgt,  beibemcue  (bei  oer  negatioen  wie  bei  ber  pofi« 

» tioen  ^ccommobation)  nur  m  oorläufi^er  SBeife ,  n)eil  er  meint ,  auf  biefem  inbirdten 
SBege  am  beften  3ur  SBo^r^eit  felbft  ^tnsufä^ren,  alfo  aus  pabagimif^en  (grünben.  3^ne, 
bie  negatioe  Slccommobotion,  red^tferti^t  ftq  als  pabagogif^  erlaubtes  SRittel  einfad^  ba« 
bur^,  oag  fein  (Erjie^er  in  ber  £age  tft,  aHe  ^inbemiffe  mit  einemmal  ju  übenoinben, 
er  alfo  au^  ben  3rrtum  nur  allmä^Iic^  unb  planmäßig  befeitigen  lann,  was  mit  einem 

90  oorlöuf igen  ßeioa^renlaffen  eines  S^eils  bes  3rrtums  glet^bebeutenb  ift.  Darum  er« 
nm^ft  au^  (Ebrifto  lein  SSonourf  baraus,  bag  er  feinen  S^ülem  junaqft  no^  man^ 

Jalf^e  Sorftellung  Iie|,  fofem  bies  ni^t  in  ber  9Beife  pofitioer  ^illigun^  unb  aus« 
)tnAii)  im  ^inblid  auf  ben  (Seift  gef^,  ber  fie  3u  feiner  3^it  au^  in  btefem  fünfte 
in  alle  9Ba^r^eit  leiten  follte.    ^ier^er  ae^ort  alles  bos,  n)as  bie  jünger  au^  unter 

35  ben  Slugen  3efu  no^  als  jübij^e  Sorftellungen  unb  ßebröud^e  femelten  unb  äbten. 
Unb  fo  ^aben  au^  bie  Slpoftel  in  in  i^rer  apojtolif^en  SBirifamlett  mannigfa^  bis« 
^rme  3rrtümer  bei  ben  9ceube!e^rten  befte^en  laffen,  in  bem  a3en)ugtfein,  bag  biefelben 
our^  allmö^liäes  SBa^stum  in  ber  ^riftli^en  (Erlenntnis  oon  felbft  fallen  mürben 
(1  Äo  9,  20 ff.;  9lo  14,  If.;  $br  5,  llff.). 

40  9Inbers  aber  oer^ölt  es  fi^  mit  ber  ftttli^en  Beurteilung  ber  pofitioen  Slccommo* 
bation  in  ber  SOtaterie.  (Es  fragt  fi^,  ob  biefe  fiberbaupt  erlaubt  i(t,  ober  audb  oielleid^t 

Seboten  unb  in  Q)el^en  (Grölten.    (Es  ^iebt  fein  ^fli^tengebiet ,  oas  rein  obieftto  be« 
immbar  more,  fo  bag  man  barunter  etn  beftimmtes  Quantum  oon  (Geboten  unb  Ser« 
boten  3U  oerfte^en  hbät^  fonbem  bas  (gebiet  ber  Sittlid^feit  toirb  für  ieben  juolei^  fub« 
45JeftiD  beftimmt.  b.  q.  mtt  9{ücffid^t  auf  feine  3nbioibualitöt  unb  bie  9)erbaltni)fe,  unter 
benen  erfid^  befinbet.    3n  Sejug  auf  bie  3nbioibualitat  gilt:    „Sines  teidt  fi^  nu^t 
für  alle";  in  betreff  ber  Serbältnifle  ailt:  „3^  ^abe  es  alles  SRa^t,  aber  es  fbmmt 


niAt  alles  1  Ao  6,  12'';  unb  ber  ma^tab  für  bie  fitUi^e  Seurteiluna  ift:  „Stiles,  was 

ni^t  aus  bem  (glauben  ge^t,  bas  ift  Sunbe  9lo  14,  20".   Doma^  beftimmt  fid^  f(^on 

üober  Segriff  bejfen,  mas  für  mi^  bas  Slnftönbige  ift.    3n  9{ücffi^t  auf  Staub,  Seruf, 


Snter,  Sefqle^t  oerbietet  mir  ber  9lnftanb  man^es,  mas  anbere  anftanbslos  t^un  bürfen. 
Die  Snbequemung  an  bie  ^errf^enbe  Sitte  ge^t  ysDot  ni^t  fo  meit,  ba|  fie  mic^  jum 
Sflaoen  ber  90flobe  ma^te,  aber  fie  forbert  oon  mir  boä  Mcffiqten,  bie  x%  fofem  es  fiA 
nidbt  um  fünbige  (Gepflogenheiten  ^anbelt,  ni^t  aus  oen  älugen  laffen  borf,  menn  iq 

35  niqt  bei  anbem  fittluqen  9ln{[toh  enegen  will  Das  (gleite  gilt  oon  ber  SlüdfiAt  auf 
Iferrf^enbe  Meinungen  unb  ^n|d^auungen.  9Bir  finb  in  oielen  Sesiebungen  Jttnber 
unferer  ^txt  unb  unferes  Ortes  unb  baben  ju  bebenfen,  bag  n^ir  beurteilt  roerben  oon 
bem  Stanbpunft  unferer  3^^^  unb  unferes  ijrtes  aus.  9lo^  me^r,  mir  muffen,  um 
über^upt  oon  unfern  3^itgenoffen  oerftanben  3U  merben,  uns  auf  benfelben  Stanti^unft 

(softeüen  mie  fie,  b.  f).  uns  i^nen  lofal  unb  temporell  accommobieren.    Damit  fommen 


Vccomntobiitioii  12d 

otr  mä  einen  $uidt,  um  loelAen  [einerjeit  in  ber  X^ologie  heftig  oeftritten  iDotben 
i^  »eu  eine  geioiffe  niAtung  tn  bnfelben  bie  Sccommobationst^rie  ote  ein  bequemes 
Sattel  betw^tete,  um  M  mani^  unbequemen  Offenborungslelren  ^u  entlebiaen.   (Es 

Sbiejer  Streit  um  bte  3^^^^  ^^  pojitioen  Sccornmobotion  in  ber  Offenbarungs* 
,re  ben  engeren  Sprcu^ebrouc^  (erbeigeffl^  womi)  man  in  ber  Dogmatil  unter  5 
Sbcommobation  nur  oiefe  fpeßifiU  pofitioe  ^[ccommobation  meint.   (Einen  Öbergang  ju 
ber  Xnna^e,  bag  mani^  in  oer  Stbel  lebr^  Soraetroaene  nur  uneigentli^  (an« 
bequemung«Dei{e)  ju  oerfte^n  fei,  bilbete  mon  bie  Xo^nblung  SoAoxiis  (t^I.  (Er* 
Wbnma  hvt  Aerabla||ung  (Lottes  ju  benSRenfc^n.  1763),  oorin  bie  (BotteserfAeinungen 
bes  IL  Xs.,  Die  Srr^tung  bes  fl.  unb  91.  Sunbes,  bie  SRenf^verbung  Si^ruti ,  b.  ^.  10 
bie  Offenbcmings^oMa^n  fiber^mwt,  als  Slccommobotion  Q5otte$  gegen  bie  9Ren[^^tt 
baraefteOt  »erben,    ^t  mtfyc  bas  äBefen  bes  (£^|tentum6  bur^  eine  \olift  %nnca)mt 
kOip  in  Sfntge  oefteu  loaro.  befto  leboofter  oarb  ber  Streit  unter  ben  3:^Iogen  über 
bte  3ttI8ffigIeit  ott  ^^pot^eje:  ^ob  nibt  manift  biblif^  Sorfteüungen  als  blo|e  9In« 
bequemuitiB  an  bie  bamote  QerrfcQenbe  !DenIunasart  aufgefaßt  roerben  bflrften?''    Der  15 
Streit  bauerte  bis  in  ben  Anfang  unferes  3<^^unberts  qinein,  b.  ^.  bis  ju  ber  3^it» 
vo  eine  neue  Iritifc^  S<^ule  auf  bequemerem  3Bege  bur^  Une^terdfirung  geroifler 
Offenborungsurhinben  [ic^  aus  ollen  S^ieri^kiten  3U  ji^n  mu^te.  gfür  bie  mommo« 
bohonst^eom  erflirten  [i^  im  a^ememen  btejenigen,  xdüi^  bann  bas  aefu^te  SRittel 
erloimten,  um  bie  i^  t^Iogif^en  3^i^{t(^  ^W  ^^  ent^edbenoen  biblij^nso 
Sorftelbiiiaen  mit  ber  Semun^  in  Sinuana  j[u  briimen,  o^ne  bie  SutoritSt  ber  S^ift 
Mbft  birot  an^utaften.    3n  biefem  Sinne  jd^eben  über  biefen  C5^en[tanb:  Se^n,  über 
Ott  fi^rort  3efu  unb  [einer  tt|>oftely  imDiefem  biefelben Jic^  nac^  ben  bamals  ^rrf Aen* 
ben  wDsmetnunaen  bequemt  ^aben,  1791.    Senf,  SerfuA   fiber  bie  ^eroblaffung 
Sottes  in  ber  d^rml.  9leltgion  ju  ber  S^oc^it  ber  SRenf^n,  1792.    Zelkr.  biess 
Steliaton  ber  SoIRommenen.  1792.  San  ^emert,  Aber  üccommobotion  im  91.X.  ^reis« 
l^ripf  0.  b.  $oII5nbi{(^n,  1797.    Soael,  Aber  SIccommobatian,   in  |.  Sufföfeen  fteol. 
Sn^iolts  2.  St  1799.    (Edermann  in  [einen  t^eol.  Seitriaen  2.  S.  2.  St.    uRit  ^ttfe 
btefer  tbcommobationst^orie  be[eitigte  man  3.  S.  bie  me[[rani[^n  SBei[{agungen,  melqe 
3e|tts  bloft  auf  \i^  angenienbet  ^abe ,  um  bie  3^n  3U  uberseugen,  bag  er  oer  9Re[[ias  so 
fei,  o^ne  jelbft  an  bie  SReffianität  berfelben  Kd  glauben;   bie  (Engel«  unb  Xeufelsle^re, 
iDobei  ^epis  unb  bie  biblii^n  Si^riftfteller  fic^  nur  an  bie  gemeine  Denlun^art  ge« 

tten  9Stten;   bie  SerfS^nunoslebre,  wtlift  nur  eine  ^eraoIa[[ung  3U  ben  Solfsoor« 
ngen  fei,  um  bie  3uoen  für  oen  Serlu[t  ber  93er[3^nunaso))l^er  3U  trd[ten.   Slnbere 
flogen  erbinnten  in  einer  [ol^en  9lccommobationst^eorte    emen  Singriff  auf  biess 
®runb«  unb  (glaubensK^e  ber  eoangelif^n  Air&e  [elb[t  unb  erflorten  [i$  enti^ieben 
egen.    So  ^auff.  Semerlungen  Aber  bie  fieqrart  3e[u,  1788.    ^eringa,  über  bie 
3^fu  unb  feiner  SIpoftel,  a.  b.  ^ollanb.,  1792.  C5eg,  Sriefe  Aber  einige  t^eol. 
ßeitmoterien,  befonbers  Aber  ben  9ccommobationsgrunb[a^,  1797,  uno  anbere, ju  wtläf^n 
tm  befonbem  biefenigen  ge^Sren,  wtläft  im  Softem  oer  Dogmatil  ober  SRoral  bem40 
(S|egenfianbe  \tmtm  eine  einge^nbere  Sebre^unjg  3U  n)ibmen  pflegten,  n)ie  Ston  in 
feinem  £^iAuc^  ber  ^ri[tl.  Dogmatil,   Anapp  m  [einen  SSortrögen  über  bie  ^ri(tl. 
®laubensle^,  Xein^rb  in  (einem  S9[tem  m  ^ri[tl.  äRoral,  SretJ^neiber  in  [einem 
^onbbu^  ber  DogmatU  u.  a.    Seitbem  man  immer  allgemeiner  bte  Slccommobotions« 
^eorie  als  AeoIogi[4  unb  n)i[[en[(baftli^  unhaltbar  anerlannte,  fyd  au^  i^re  Sefpre^ung  45 
in  ben  betrmenben  fie^rbAAem  eme  untergeorbnetere  Stellung  eingenommen.    Darum 
wbä>  es  auq  an  biefer  Stelle  oenAgen  nur  auf  bie  SBefenspunlte  aufmerifam  3U  ma^en, 

~  wüStt  es  bei  ber  Beurteilung  anlommt.  3ur  Alarftellung  bes  [trehigen  Objelts 
oir  pm&äjlft  uraieren,  bag,  toenn  fiolales  unb  Xemporeües  in  ben  biblif^to 
_^  n  auq  nur  in  biefer  feiner  SeJ^ränhing  aelten  gelajfen  n)irb,  bies  ni^  unter  m 
ben  (Befi^tmitdt  ber  Sccommobotion  fallL  (Es  ift  [eIb[toer|tanbIi^ ,  bag  (Ebriftus  unb 
bte  S^ioftel  ^oufig  in  ber  £age  maren ,  [i^  in  lolalen  unb  tem|)orenen  Snfi^auungen, 
Sttsbrfiden  unb  mMäfUn  pi  bemegen,  unb  bag  ba^r  au^  t^re  besAalicpen  9{eoen 
unb  i^  bQAgli^  Ser^Uen  nur  ben  lolalen  unb  temporeüen  Ser^ältniffen  9{eAnung 
gefanuen  ra^  o^ne  bamit  bie  allgemeine  9{i^t[^nur  fAr  ben  (EBriften  ansugeben.  ixmn  ss 
ei&b^n  fid)  3.  S.  au  bie  Meinbaren  3Biber[prAAe  ber  Offenbarungsurfunben  mit  ben 
[ttgioni  Srlenntnijfen  ber  ^qpfil  unb  (Ebemie.  (E9ri(tus  toollte  feine  9laturlunbe,  Jon« 
born  Offenborungslunbe  le^en  unb  munte  [i^  baj^er  au^  in  [einen  9{eben  unb  9lus* 
bcfiden  |(^n  um  besmiUen  an  bie  ^enf^enben  Slnf^uut^en  auffliegen,  n)eU  er  [on[t 
gar  ni^t  oerftanben  oorben  märe.    Sagen  mir  bo^  au(^  in  ber  geroö^nli^en  Unter«  eo 


130  Slccommobattoii  Wtttbun 

^dtuno  tote  in  ben  S^rtften  ,,bte  Sonne  ge^t  auf  ober  unter'^  tro^bem  ba|  mit  oiffen, 
oag  bte  Setoegung  ber  (Erbe  unb  xAAi  ber  Sonne  julommt.  Site  ein  9{ed^mtnatnmen 
ben  lolalen  uno  temporellen  SSer^Uniffen,  ober  fagen  oir  auc^  perßnliAen,  inbiotouelfen 
Ser^Itniffen,  nur  mit  tieferer,  innerlicher  Sesie^ung  [inb  aber  [d^Iiegltc^  alle  ^tlle  ^ 
6  beurteilen,  in  roel^en  oon  einer  Sccommobotion  (E^rijti  ober  ber  9Ipo[teI  im  9c.X.  bie 
9{ebe  [ein  lann.  Sine  Slccommobotion,  bie  als  Slaqgiebigleit  gegeniiber  bem  3rrtum 
Sugleiq  eine  SRitbejeugung  bes  Srrtums  oare,  finbet  fiA  niraenbs. 

Da  bie  fittlic^e  fjrtei^eit  immer  qu^  !Cienenn  ber  fitebe  fein  foll,  |o  bmn  ber  %aVi 


xtä)t  too^I  eintreten,  bap  i^  leinen  (Bebrau^  ma^en  borf  oon  bem,  uxis  an  unb  für 
{i^  mir  [ittliA  erlaubt  ift,  loeil  bie  S^nmAen  in  ber  Umgebung  boburA  geSrgert,  b.  b. 
(ogl.  aRartenfen,  ^riftl.  CEt^if  §  138)  in  i$rem  ®eiDiffen  ^in|i($tli^  beffen,  nms  ret^t 


ober  unre^  fei,   irregemo^t,  ober  boc^  in  Sesie^ung  auf  ben  (Qaralter  bes  ^nbeln^ 

ben  felbft  unfi^er,  in  i^rem  SSertrauen  3u  ij^m  toanlenb  »erben  fdnnten.    SBie  oiel 

mug  |i^  aus  biefem  (grunbe  ^.  93.  ein  Q5eijtli^r  oer[^en,  nms  an  unb  für  jiA  ganj 

16  unf^ulbig  ift,  aber  in  ber  Snfi^auung  ber  letoeiligen  (Semeinbe  als  anftö^ig  oefunben 


loirb,  toenngleid^  biefe  Snf^auung  bur^aus  ni^  ben  (Sfyaatkx  ber  allgemeinen  Se« 

taui 
Sor  Dem  3a^e  1870  galt  es  bei  uns  iii  Saufen  ffir  unerbSrt,  loenn  ein  Aanbibat  ber 


re^ttaung  ^at,  fonbem  ebenfo  bem  SBed^fel  ber  3^it  als  oem  bes  Ortes  untenoorfen  ift. 


X^eologie  ober  gar  ein  amtierenber  ^aner  ptte  einen  S^nunbart  tragen  vollen,  unb 
90  i&  ^abe  felbft  [o  mannen  3um  Qczamen  [i^  melbenben  Stubenten  f^ien^  f^gen  mflffen 
»ber  Sart  mug  suoor  fallen";  aber  fettbem  aus  bem  Ariege  sai^uofe  Kanbtboten  mit 
SolIbSrten  jurfidle^rten ,  fällt  es  leiner  (gemeinbe  me^r  ein  boran  mftoji  p  ne^n. 
Die  9{üdfi^t  auf  bie  S^toa^en  in  ber  Umgebung  fonn  alfo  eine  Selb|tbef^nlung 
in  ber  fittliqen  perfonlic^n  gfrei^eit ,  b.  ^.  eme  Slccommobation  an  bie  oorousfi^tliibe 
85  Seurteilung  meiner  $anblung  oon  feiten  ber  Umgebung  bebingen.  Son  biefem  Stano« 

Enfte  aus  ^iebt  ^aulus  bie  93orf^rift  in  Sejug  auf  ben  ®enug  bes  OpferfleiU^s  unb 
|t:   .,fo  bte  Speife  meinen  Sruber  ärgert,  loollte  i^  nimmerme^  Sfleifd^  effen,  auf 
%  i(9  meinen  Sruber  ni^t  ärgerte"  (1  Ao  8,  13).    Rubelt  es  fi^  ^ier  um  Unter« 
lajTungen  aus  Slnbequemung  an  bie  S^nmdben,  fo  läM  [ic^  ebenfo  ber  S^H  benien, 

90  bag  iq  aus  bloßer  9{fldfi^t  ber  £iebe  3um  9lä^ften,  namltA  bamit  biefer  ni^  geärgert 
»erbe,  eüoas  aus|fi^ren  mug,  1D03U  idb  an  unb  filr  fi^  Einerlei  Serpfli^ng  ^abe. 
Unter  biefem  (Seft^tspunH  loill  bas  SJer^alten  bes  ^aulus  9®  16^  1  ](.  unb  21, 17  x. 
beurteilt  fein.  £r  lie^  feinen  geijtli^en  (Be^ilfen  Ximot^us  bte  Sef^neibung  an« 
nehmen,  nic^t  um  bamit  S^^S^i^  f^^  ^i^  Sloüoenbigleit  ber  SefAneibung  abjuleaen, 

36  fonbem  um  ein  mgemis  ffir  bie  3^^^  femsu^alten,  toelAes  an  ftcp  jtoar  unbegrünoet, 
aber  bei  ben  S^toa^en  nun  einmal  oor^nben  toar  unb  ein  ^inbemis  i^rer  Sele^ng 
»erben  lonnte.  (Es  Hegt  barin  feine  Seftätigung  bes  Srrtums,  benn  glei^seitig  ^rte 
er  ni^t  auf  3U  prebigen,  ba^  bie  Sef^neibung  feine  Sloüoenbigfeit  für  bie  o^iben« 
Triften  fei,   unb  als  man  Xttus,  ebenifalls  feinen  (Berufen  am  Soan^elium,  jroingen 

40  toollte,  M  bef^neiben  3U  laffen,  ©iberfe^te  er  fid^  bem  mit  ganjer  Cnergte  ((8a  2,  3— 6). 
9Bas  als  Selbftbet^ränfung  ber  fittlid^en  gftei^eit  bere^tigte,  oon  ber  paftoralen  ftlim^it 
gebotene  9lccommobation  toar,  roäre  als  Untenoerfung  unter  ben  39^nS  unfittli^e  9ca^« 
giebigfeit  getoefen.  9Ius  gans  glei^em  ®efi^tspunfte  roill  bie  Übernahme  bes  Slafi« 
räatsgeluboes  oon  feiten  bes  ^aulus  (9I(&  21,  17  k.)  beurteilt  fein.  Denfelben  Stano« 

46  punft  nimmt  bie  ftonforbienformel  art.  X  in  ber  Sebanblung  ber  Slbiap^ora  ein.  SBas 
tn  fold^en  Dingen  an  unb  ffir  fic^  unf^ulbig  ift  unb  bai^er  mit  d^riftli^r  fjrtei^ett  gefibt 
toerben  fann,  toirb,  loenn  es  naA  einer  Seite  ^in  3um  ^toani  erboben  wtxhtn  foll, 
ju  einem  (Eingriff  in  bie  eoangelif^e  (Jfcei^eit  unb  mug  ba^er  surfidtgetoiefen  toerben. 

9)iib.  fofmontt. 

60        Sic^er^^  f.  b'9l(|erq. 

StferBau  bei  ben  3sraeliten.  (ltl[m^,  Hierobotanicum  r.  de  plantis  Sacrae 
Scripturae,  Itpfala  1745.  $t.  Hamilton,  La  botanique  de  la  Bible,  iRtce  1871.  3.  @mitt), 
Bible  plante,  their  history  etc.,  fionbon  1878.  ^.  SB.  ^riftrant,  The  natund  histoiy  of  the 
Bible,  ßonbon  1873.    3)erfelbe,   The  Fauna  and  Flora  of  Palestine   {%t\l   bc»  Survey  of 

56  Westem  Palestine),  fionbon  1884.  (£.  3.  o.  Älinggräff,  ^aläftina  unb  feine  Vegetation, 
ßftcrrei^ifc^e  ©otan.8eitj(ör.  1880.  So»,  Äromäifd^c  ^flanjennamen,  fieipäl0l881.  »oifiler, 
Flora  Orientaliß  ©b.V  1884.  3.©.  ©alfour,  The  plante  of  Bible,  new  ed.  1885.  SS.  ^^n, 
^Iturpflanacn  unb  ^auöticre,  6.  «.  1894.  —  ©.  kf)T,  ^oulfcn,  3ut)crläffige  9^a(^ri(ftten 
Dom  «derbau  ber  SRoTgenlänber.  1748.    (£.  9?icbu]^r,  ©eft^rcibung  5(rabien8.  1772,  6. 151  ff. 

Go  (^.  0.  ^engerle,  tenaatt  1844  I,  @.  72  ff.    d.  [Robinfon,   ^^^pfc^e  O^ogrop^ie  bed  Eiligen 


«tftrtou  131 

SanbeÄ,  1865,  @.  299  ff.  3.  ®.  SBcfftein  in  3)clitf4  Kommentar  ju  3cfaia.  2. 51.,  @.  389  f. 
705—711.  3)ctfclbc,  3)le  fijrifc^c  3)rcfdjtQfeI  in  öaftion«  Seitf^r.  für  ©t^nologie.  1873, 
8.  270  ff.  gr.  9L  ftlein,  Mitteilungen  über  fieben,  @itten  unb  ©ebrtiuc^e  ber  greOa^en  in 
*aIäfrtno,  gb?«  IV  1881,  @.  70  ff.  (S».  «nberlinb,  «derbau  unb  Xitx^uäit  in  Serien 
iuÄbeJ.  in  ^oläftino,  3b¥S  IX  1886,  @.  1—73.  ®.  ©c^umoc^er,  3)er  arabifc^c  ¥flufl.  ^» 
3b?«  XII  1889,  @.  157  ff.  ©.  «ogelftciu,  3)ie  Sanbtoirtfc^Qft  in  ^aläftina  jur  3cit  ber 
«Wf^na.  1894.  —  mS.  bc  »ettc,  Se^rbuc^  ber  ^cbrälfc^-jübifc^en  9(r(^öoroQ!e  4.«.  bcf.  9Jä* 
biger  1864,  @.  133  ff.  ^.  eroalb,  3)ie  ?»tertümcr  bc8  «ollcä  Sgrael.  3.  %.  1866.  5.  Shil, 
^anbbn*  ber  biblifc^en  «rc^fiologie.  2.  91.  1875,  @.  576  ff.  ¥•  <54cgg,  ©ibl.  5lrc^äologie, 
^erdg.  r>on  3.  ö.  SBirt^mfiaer  1887,  ® .  129  ff.  3.  ©enjingcr,  Orunbrife  ber  ftcbr.  «rt^äologie.  10 
1894,  ®.  207  ff.  fB.  ^lotoacf,  fie^rbu*  ber  bebr.  Archäologie.  1894,  ©.  228  ff.  -  3.  fi.  @aa(. 
f4u^,  3)ad  ^ofaifcbe  Stecht.  2.  A.  1853,  @.  344  f.,  416  ff.— @).  ^iltinfon,  A  second  series 
of  tne  mADDers  and  customs  of  the  ancient  Egyptians  I,  8.  37  ff. ,  85  ff.  2.  ^(nberlinb, 
%ic  Sanbroirtfc^ft  in  ^gi^pten.  1889. 

1.    Die   gelb «   unb   C5artenIuIiurQen>äc6[e.     ^alöftina  iDtrb  im    9X    gerfibrnt  15 
ab  ein  £anb,  n)o  9RiIA  unb  $on{g  flient    @o  ffcd  3U  allen  3^iten  bas  Urteil  oes 
9lomaben  ber  f^rift^n  Steppe  gelautet,  oeffen  Streben  ftets  auf  biefes  ^orabies  ge« 
riebet  ift.    3n  ber  i:fyä  ift  ^alöftina  ein  probuftenrei^es  fianb^  bas  bei  n)enig  mSft 
utd)  Vmit  aab|  n)as  bie  Semo^ner  unter  einfaAen  n)irtf(!^aftltdben  93er^altnt||en  be^ 
butften.     floer  3Bein  unb  Ob[t  oergl.  bie  WbI,  Weinbau  unb  Dbftbau.    Unter   ben  20 
SetreO^eorten  ift  bie  otd^tigfte  ber  SBeisen  (^^H),  einft  mit  no^  beute  bie  geroo^nli^e 
Siotfru^;  als  befonberes  SBeijenlanb  toiro  im  9X  bas  Slmmonttergebiet^ie  heutige 
SeOftbood^ne,  genannt  (Q^  27,  17;    ogl.  2  (£^r  27,  5):   SBeijen  aus  uRinnit^  lam 
auf  bie  Slfirite  oon  X^rus.    $eute  gilt  als  ber  befte  SBetjen  ber  bes  ^aurän  unb  ber 
SeHft.  au^  ber  auf  bem  ^o^plateau  3n)tfd^en  !£abor  unb  !£iberiasfee  roaAfenbe.  Dag  25 
oiel  SBe^en  oon  ben  Hebräern  aebaut  n)urbe,  ge^t  baraus  ^eroor,  baft  neben  bem  £)l 
ber  SBeijen  fc^on  Ka  Salomos  ^trt  unb  bann  n)ieber  bei  Q^ed^iel  als  ^auptföc^Ii^er 
Ezportortifel  erf(^eint  (1  %  5,  25;  (E3  27,  17).    Dies  blieb  au^  noc^  fpöter  [0;  ben 
StSmem  galt  ber  forifqe  SBeijen  als  re^t  gut  (Plin.  hist.  nat.  18,  63),  unb  eine 
(ErbbelAreibung  aus  oem  4.  djr.  3a^r^.  nennt  ben  SBeisen  als  $auptprobuit  ^aläfti-  30 
nos  (SiRfiner,  Oeogr.  gr.  min.  II  513  ff.).— SBo^l  ebenfo  ^Sufig  n)urbe  bie  (gerfte 

5^7«)   gepfiaiqt  (Dt  8,  8;   3oeI  1,  11  u.  0.);  ©ä^enb  ^eute  bie  ®er[te  in    ber 
egel  nur  als  gutter  für  ^erbe  unb  S[el  oermenbet  Q)nrb,  [^eint  in  alter  3^it  (&er|ten« 
brat    ni^    fetten    (2  Äg  4,  42;    ffij  4,9.    12;    13,19;    3o  6,  9.    13;    Joseph, 
bell.  jud.  V  10,  2;  ogl  Plin.  hist.  nat.  22,  135),  in  ber  erften  3eit  nac^  ber  (Ein«  5» 
QKmbenina  [ogar  bas  gen)o^nli^e  gen)e[en  3U  fein.    9lx  7,  13  besei^net  ein  (gerften^ 
brot  ben  ifraeliti|^n  »auem  (ogl.«i  5,  8,  roo  na^Subbes  Jlonieftur  3b^S  XVIII, 
93  ztHts  orib  Vr»  ^^bas  (5er[tenbrob   ging  aus"  3U  le[en  i[t).    Sluc^  [onR  hat  man 
bie  Seobac^tung  gemacht,  ba|  ber  Slnbau  oon  SBeisen  [Aon   eine  ^o^ere  Aultur  unb 
ooUft&nbigen  £Sergang  3um  anlaffigen  £eben  oerrät  (ogl.  9{abloff,  SIus  Sibirien  I  329, 40 
346.  351  f.  u.  a.:    Subbe  Sb^J»  XVIII,  93).    Dasu  |timmt,  bafe  bann  [päter  bas 
Seiftenbrot  loie  oei  ben  (Bried^en  unb  iRomem  als  gering  geachtet  unb  als  9la^rung 
ber  firmeren  »olbflaflen  erf^eint  (3o  6,  13;  (E$  4,  12;  Joseph.  beU.  jnd.  V  10,  2). 
Sonft  biente  bie  (gerfte  aud^  als  Sie^futter  (Iftg  5,  8;  Joseph,  ant.  jud.  V  6,  4). 
Die  Senoenbuna  5ur  Bereitung  eines  bierartigen  ©etränles  i[t  im  21.3:.  nirgenbs  er«  45 
wäfyxi  unb Jfir  oie  alte  3^it  gam  unroa^rf^einli^ ,  n^enn  au^  bie  iRabbtnen  fpöter 
unter  bem  (pathingsnamen  ^^ w  [ol^es  Sier  neben  anberen  (getrönlen  oerftanben  n)i|fen 
vollen  (oflL  JBuxtorf  Lex.  talm.  unter  "'^w).  ^cm  SBeijen  gegenüber  gaö  bie  ©erfte 
als  geringbertia  (<^13,  19)  •    aus  2  ftg  6,  25  ge^t  |eroor,  baft  bie  (Berfte  Jalb  fo 
billig  QKtr  als  oer  SBeißen.    Son  ber  ibumäif^en  (&erfte  beseu^t  bies  au^  bie  9Ri[^na  50 
(X^of.  Xerumof^  5,  7),  unb  filr  ben  $aurän  rourbe  bas  gleite  ^retsoer^öltnis  be- 
oboAtet  (Kitter,  (Erbhinbe  XV,  992).  Seim  Opfer  fanb  bie  ©erfte  nur  Senoenbung  als 
CErftlingsgarbe  (£e  23,  10)  unb  beim  ©iferopfer.  9lud^  ffir  bie  ©erfte  roirb  im  SIX  bie 
SeDft  als  befonbers  fruchtbar  genannt  (2  S^x  2,  9;  27,  5);  bie  ÜRtf^na  bagegen  be< 
jet^net  bas  ©ebiet  oes  Stammes  3uoa  als  gutes  ©erftenlanb  unb  bie  ibumäif^e  55 
©erfte    als    bie  fc^le^trfte    (lan*.  ed.  Suber  lila;    lof.  lerumot^  5,  7;    ogl. 
»ogelftein  6. 9,  47).  — Sieben  SBegen  unb  ©erfte  roirb  an  einigen  Stellen  fe  9,  32; 
3er  28,  25;  d^  4,  9)  noi)  eine  britte  ©etreibeart,  n???  genannt,    ©ielfa^  wirb  ba» 
ntnter  eine  3Bidknart  (vicia  sativa  L.)  oerftanben,  bie  bei  ben  SIrabem  Kersenne 
^ftt  (SBe^ftein  in  Delitif^  3efaia  705  ff;    ^^1)nt  3U  3e[  28,  25).    SHlein  ridbtigereo 
eifqeint  bie  Deutung  alsSpett(Dinfel,  triticum  speitaL.);  benn  olvga,  womrt  Die 

9* 


132  Xiferkatt 

LXX  r?^:^  übti:{e|en  ((Ex  9,  32),  loar  eine  getoo^nlidbe  Srotfruc^t  berSo^pter  l^ö^ 
bot  II  36.  77)  unb  Siot  aus  Spelt  ift  in  öo^f^en  Q5rSbern  me^ad^  grfunben 
oorben,  toö^enb  oon  SBiden  als  SrotfruAt  bei  ben  älo^ptem  ni^ts  belannt  tft  unb 
auc^  in  Serien  bie  fterjenne  nur  als  Sie^futter  oenoenoet  oirb  (ogL  Dillmann  ju 
5  (Ex  9,  32;  fiou),  Slram.  ^ansennonten  72).  Sieben  SBe^en  unb  Seifte  [c^eint  Der 
Spelt  eine  untergeorbnete  StoHe  gejpielt  3u  ^aben.  S^on  Dt  8.  8  u)erben  nur  bie 
betben  erfteren  genannt  Smma^Uq  Meint  er  gam  oerbrangt  n)orben  ju  fein:  in  ber 
SRifc^na  lommt  er  oer^Itnismägig  (elten  oor  (Soaelftein  q.  o.  O.  45);  ^ute  mirb 
er  ]o  gut  oie  gor  ni^t  me^r  gebaut.  äRerboilrbtg  tft  bie  bur^  3^f  ^^f  ^^  beseugte 
10  Sitte,  3ur  (Eimaffung  ber  (Berften«  unb  SBeisenfelber  ben  9tanb  b^  Sders  mit  Spelt 

Sm  befäen.  —  9to^gen  unb  $af er  u)erben  im  312:  nid^t  enoobnt,  bogegen  bat  man  Die« 
gelben  in  ber  SRtf^na  finben  Q)oIlen.    Diefe  iSffli  5  Q5etreü>eqrten.  auf  (Slebor.  7,  2 ; 
ri.  1,  2;  ÜRena^.  10,  7  u.  a.):  au^er  ben  genannten  nocb  '^rid  nViap  unb  T^. 
ein  bie  (Erilorung  biefer  beiben  als  9loggen  unb  ^afer  erf^int  unfi^  (Sogelftein 

15  44 f.;  fiou),  ^anjennamen;  ogl.  SuxtorfLex.  talm.).  3|»>^nf(dl6  wuä>tn  biefe  ®e« 
treioearten  nur  in  oerf^oinbenbem  äRaee  angepflanst.  lim  heutigen  Saläftina  ift 
ber  Snbau  oon  ÜRoggen  unb  ^afer  erft  in  ben  legten  3<4r5e^nten  our^  beutf^  unb 
fianjofif^e  ftoloniften  begonnen  u)orben. 

Son  ^filfenfrfi^ten  u)urben  ^irfe,  So^ne  unb  fiin|e  gepflat^    Das  ^ebr.   irn 

20  (C^  4,  9)  bejei^net  na^  Xriftram  (Fauna  and  Flora  of  Palestine  443)  bie  gemeine 
^irfe  (panicum  miliaceum  L.) ;  anbere  (Kie^m,  $3BS.)  oerfte^n  barunter  bie  SRoor« 
mrfe  (sorghum  vulgare  Pers.),  bie  ^eute  doenfalb  angepflanjt  u)irb.  —  Der  |ebraif<|e 
9lame  ber  Sobne  (^"^^  2  Sa  17,  28;  C^  4,  9)  ^  fi^  er^lten  (arabift^  fül)  als  Se* 
||ei^nung  ber  Slderbo^ne  (vicia  faba  L.),  u)ogegen  bte  ^ute  ebenfalls  oorlommenben 

20  Sarietoten  oon  phaseolus  ben  9lamen  lübije  unb  mfisch  tragen.  Stac^  ber  9Rif^na 
lannte  man  in  ber  fpStiflbijc^en  S^ü  auc^  bie  agnptifc^e  So^ne  (Ailajim  1,  2:  2,  11; 
3j  4-  Sc^biit^  2,  8.  9;  Sd^abbat^  9^  7;  Kebccrtm  7,  1.  2).  3n  »eKber  3uDereituna 
bte  äo^nen  greifen  Q)urben,  u)iffen  xdvc  nid^t.  $eute  finb  fte  ein  ^auntna^rungsmittef. 
9Ran  iM  bie  Sqoten  ro^  ober  gelocht,  ^SuKger  noc^  Die  getrodneten  >teme  gelobt  — 

90  Die  fimfe  (Q^-nr,  ervum  lens  L.,  arabtfc^  'adas,  ®en  25,  29  ff.;  2  Sa  17,  28; 
23,  11  f. ;  (Es.  4,  9)  ourbe  na^  ®en  25,  29  ff.  gelobt  unb  als  3uIoJt  }um  Srot  ge« 
genen.  9lom^^eute  ift  fie  ein  beliebtes  ®eri^i.  $ir[e,  Sonnen  unb  Linien  u)urben  in 
3etten  ber  Xeueruna  gemahlen  unb  mit  anberem  SRe^I  oermifAt  ^um  ärotbaden  oer< 
u)enbet  (C^  4,  9).    9Irme  £eute  mögen  bas  auc^  fonft  fo  gemadpt  fyibtn.  Sei  Sonnen 

36  fd^eint  bies  im  Slltertum  oielfa^  i^Dli^  geioefen  3U  lein  (Plin.  bist.  nat.  18,  30). 
^eute  oirb  befonbers  bie  $irfe  oerbaden;  bas  Srot  ijt  feDo^  nur  in  gans  frifd^em 
tuftanb  f^maAafi  Sobnen  unb  £infen  wttbtn  feltener  ^ierju  gebraust 

Die  Anouengen)äd^|e  S^xeb^l^   Süuäf  unb  Anoblauc^  galten  ben  Ssraelhen  3u 
allen  Stüen  als  unentbej^rli^e  SBürse  bes  SRa^Is  unb  !^um  3um  Srot  (9lu  11,  5). 

40  Die  3^i^^In  (-^f ,  aUium  cepa  L.,  im  Xalmub  ^ufig  enofi^nt)  tourben  namentlid^ 
in  ber  p^Ui[taif^en  (Ebene  hiltiotert.  Sie  gebei^en  noq  ^eute  oonägli^  im  Sonbe 
ber  Ißeeresffifte.  Sefonbers  berfll^mt  loaren  bie  3iDiebeIn  oon  Ssfalon  (Plin.  bist, 
nat.  19, 101  f.;  Strabo  16, 759 :  Stepb.  Snjantu.  b.SB.JIsIalon;  cepae  ascaloniae  = 
^balottes  =  Sd^alotten).    Z^x  ßefffimaa  ijt  milbe.    Der  9(raber  igt  bie  ^miebth 

45  ftengel  famt  bem  ftnollen  gerne  jum  ^rot;  fte  gelten  als  ^röferoatio  gegen  ben  Dürft 
unb  als  Gegenmittel  gegen  allerpanb  Aranl^eiten.  —  9ns  £au^  n)urbe  bas  ^ebräif^ 
^^^n  (9iu  11,  5)  f^on  oon  ben  alten  Öberfe^ern  erllort.  äBalrj^einlt^  ift  allium 
porrum  L.  gemeint,  ber  fogenannte  SBinterlau^.  Snbere  (Aetl,  ftnobei,  (Jrurrer) 
beulen  u)egen  bes  ^bröifc^en  ^lusbruds  an  S^nittlau^  (allium  scboenoprasum  L.), 

no  ba  biefer  unter  ben  fiaud^arten  bem  (gros  am  ö^nli^ften  fie^t.  3n  %9pten  w\xh  f^uit 
ooroiegenb  ber  erftere  aebaut.  —  ftnoblau^  (c^^*^,  allium  sativum  L.,  9hi  11,  5, 
ebenfaus  im  Zalmub  oft  genannt)  finbet  fi^  in  mehreren  SIrten  überall  reiAlic^.  Wie 
f^  im  9(ltertum  gans  n^ie  ^eute  biefe  !ivi>\ebtlitwää)k  bei  ben  Orientalen  beliebt 
toaren,  seigt  ber  Spott  ber  9{9mer  über  bie  ^qpter  als  £au^«  unb  !ivDiAtlaribtkt 

55  (Plin.  bist.  nat.  19,  101;  3uo.  15,  9)  unb  über  bie  3uben,  bte  |ie  um  i^res  ftnob« 
umd^aeru^s  XDXlkn  mit  bem  Xitel  foetentes  belegten  (vlmm.  äRarc.  22,  5). 

m^  bie  jlrie(!^geQ)äAfe  (Surle  unb  SRelone  u)erben  unter  ben  agqptif^en  Q5emüfen 

{enannt,  nad^  benen  oas  Suolf  in  ber  9Bfifte  ^einuoe^  empfunben  ^abe  (9lu  11,  5). 
}on  l&urlen  (Q^^^rl?)  u)irb  ^ute  ooroiegenb  cucumis  sativus  L.,  unfere  geu)o^TtU(9e 
60  (Budei  utü)  cucumis  cbate  L.  angebaut    3^re  ausgebe^nte  Aultur  in  alter  3^tt  be< 


%dttian  133 

loeift  3ef  1,  8.  3flan  [tedt  tie  na^  Seenbigung  ber  Q5etretbeemte  auf  ben  abgeernteten 
Selbem.  3n  ber  brficbnben  6ommeAt^e  fino  [ie,  ro^  B^S^fl^n,  efate  au|erorbentu^  burft« 
[tülenbe  unb  angene^e  Speife.  —  ^Dosfelbe  gilt  oon  ben  SRelonen  (QT^.^fi^  9lu  11,  5); 
foiDo^l  bie  SBonermebne  (Cucurbita  citrullus  L.)  als  bie  3^^^^^!^^^  (cucumis 
melo  L.)  iDtrb  oon  alters^er  in  ^alöfttna  gebaut.  Die  geringen  £eute  leben  monate«  5 
long  feft  nur  oon  Srot  unb  Surfen  ober  SRelonen. 

$on  (gemflrjIrSutem,  wtläft  auf  bem  gfelbe  gebogen  ourben,  nennt  bas  9I.X.  ben 
jlreu^mmel  (F^^,  cuminum  cyminun^  L.)  ein  im  gamen  Slltertum  beliebtes 
Afii^engenriir},  auc^  als  SIrjnei  oenoenbet;  —  femer  ben  S^ar^mmel  (n^^  3^ 
28,  25,  nigdla  sativa  L.) ,  beffen  fc^nuirjer  Sante  im  Orient  als  3Bfige  unter  bos  10 
Srot  geba&n  nrirb;  —  eiä^Ii^  oen  Aorianber  ("^5  (Ex  16,  31;  9lu  11,  7,  coriandrum 
satiyum  L^  im  l&timub  oft  enoä^t;  ^ute  ^Itioiert  unb  loilb  ^ufig  oorlommenb), 
mit  beffen  fleinen  runben,  ofirsig  f^medenben  Samenlömem  bos  9Ranna  oerglidben 
mirb.  —  3m  9leuen  Xeftament  loerben  no^  einige  u)eitere  ermähnt:  ber  Diu  (ävtjüov 
9tt23,  23.  anetum^aveolensL.),  ouA  im  Xalmub  genannt,  00  feine  Serjei^ntung  15 
oerlangt  ©trb  (r^d  SKaalerot^  4,  5);  —  bie  SWinse  {^dvoouov  SKt  23,  23  fic  11,  42, 
mentha  L.)i  nai^  ben  ^labbinen  {»K'i'^  injin  1.  2;  O^alot^  8,  1  u.  a.)  ebenfalls 
}u  oerje^en,  alfo  ein  ihilturgen)$i^,  ^ute  in  oerfc^iebenen  Wirten  lultioiert  unb  oilb« 
UKubfenb  oorlommenb  (am  ^figften  mentha  silvestris  L.),  oon  ben  SIten  als  mögen« 
fiarfenb  gef^S^  (Plin.  hist.  nat.  19,  47;  21,  18);  —  bie  Staute  (nnyavov  &  so 
11,  42  2  Joseph,  bell.  jud.  YII  6,  3;  im  Xalmub  cu^c,  nita  graveolensL),  toel^ 
einft  Q>te  ^ule  |o0O^I  vilb  oorfam  als  in  Q5Srten  gejogen  ourl^  (Joseph,  ant.  lud. 
VII  6,  3),  ba^  [ie  na^  bem  Xalmub  je^ntfrei  nmr,  o&^nb  biegefe^eifrigen  $|ari« 
per  pe  oeqe^nteten  (S^biit|  9,  1) ;  —  ber  Senf  {olvcmig  m  13,  31 ;  17,  20 
SRC  4,  31;  fic  13,  19;  17,  6;  im  Xalmub  "^Tp);  teils  ©Hb  ©ad^fenb,  teils  hiltioiert  ss 
$eute  ijt  bie  oerbreitetfte  mi  ber  f^oarje  Senf  (brassica  nigra  Koch).  Das  Sen^ 
fom  galt  aUgemetn  als  ber  fleinfte  Same  unb  oirb  bes^Ib  im  Xalmub  unb  im  StX 
öfters  (pritoSrtli^  oem)enbet  (ogl.  Sustorf  Lexic.  talm.  unb  bie  angeführten  Sibel« 
Heuen).  x)ie  fAnelhoa^fenbe  einjo^ge  ^anje  oirb  in  ^aläftina  bis  über  brei  SReter 
9oc^.  Die  (Ifabeteien  ber  Slabbinen  fiber  ote  (Sibkt  bes  Senfe  f.  bei  Sustorf  Lex.  talm.  90 

Diefen  9l&^q)flan}en  finb  enblic^  bie  jur  SeKeibung  oienenben  (Befpinnftpflansen 
grlo^  unb  SaunuDoIIe  ansufc^Iiegen.  Der  gfla^s  (^rf?  X)t  32,  11;  &  9,  31;  30 
2,  6;  £e  13,  47;  3ef  19,  9;  $0  2,  5.  9  u.  B.,  linum  usitatissimum  L.,  ber  ge« 
meine  ^aifs,  baneben  ^eutjutage  oerf^iebene  anbere  Srten)  loirb  ^eute  niAt  me^  otel 
angebaut,  ^elte  aber  eine  groge  9{oIle  bei  ben  alten  Ssraeliten .  ba  er  x^mn  neben  w 
ber  SBoHe  ben  $au)rtftoff  3ur  ftleibung  lieferte.  3n  ber  grie^ift^^römifc^en  3^it  mar 
er  ein  roicbtiger  $anbelsartilel  (Saba  Qamma  6,  6;  SRäKer,  Geogr.  gr.  min.  II 
513  ff.).  t)er  paläftinenfifc^e  grMs  galt  als  be[onbers  oonflgli^,  ffir  be^er  noA  als 
ber  eii|^  (Pausanias,  Eliac.  V  5.  2) ;  berflbmt  mar  in  Riäterer  ^tÜ  namentli^  bie 
£etneninbumie  oon  Sf^t^opolis  (jer.  Qibbufi^tn  2,  5;  Edictum  Dioclet.  XVII.  40 
XVni).  Die  Sebeutung  bes  Srltt(9sbaues  ßeigt  bie  Se[timmung  bes  Xalmubs,  bag 
es  geftottet  fein  (od,  ein  ^a^sbeet  3ur  Serttigung  fc^bli^er  Snfetten  an  ^albfeiertogen 
unter  SBaffer  ju  fe^en  (X.  aRoeb.Qatanl,  6;  weoer,  SerjuAeiner  Xei^nofogie  unb  Xer« 
minologie  ber$anomerIe  in  ber  3Ri[^na,  S.  7).  9la^  ber  uRifdbna  mürbe  oorsflgliA  in 
Galiläa  bie  £etneninbuftrie  betrieben  (S^firer,  (St]ä),  b.  jOb.  Solles  II,  37).  —  SBie  45 
frB^  in^alöftina  bie  Saummoüftaube  (gossvpium  arboreum  L^  angebaut  mürbe, 
löM  fi^  ni^  mit  Seftimmtteit  fagen.  9hir  fooiel  ^at  alle  9Ba^^einh^feit  fflr  fi^, 
bog  bie  ^aif^n  Susbrfiae  '^^  unb  Y"^  ffir  feine  Stoffe  niäft  ausfAIiegli^  Seinen 
bebeuten  (mie  bie  Stabbinen  mollen),  fonbem  auc^  oon  SaummoIIftoffen  refp.  3Ri|d^« 
fio^n  gebraucht  merben,  mie  au^  bos  grie^i[^e  ßvaoog  ffir  beibes  angemenbet  mürbe.  60 
3Rit  bem  grembmort  55*72  {xdQnaoog)  mirb  bie  SaummoHe  im  8u^  (Ht^r  (1,  6) 
unb  fan  Xalmub  (fttlaiim  2,  5  u.  a.)  besei^net.  Da^  [ie  in  ber  griemif^ « rdmi[6en 
3eit  in  ausgebe^ntem  äRage  gepflamt  mürbe  unb  oiel  in  ben  $anbel  ram ,  seigt  bas 
Urteil  bes  $au|anias  (V  5,  2) ,  ber  $alaftina  ben  Urfprungsori  ber  oorsflgli^ften  Saum* 
molle  nennt  66 

2.  JUimatifäe  Ser^Itnijfe.  ^aläftina  mirb  im  Slten  Xe[tament  gefniefen  als 
ein  fianb  mit  Sbafferbüd^en,  Öuellen  unb  Seen  (Dt  8.  7),  bas  ni^t  mie  ^g^pten 
bur^  S^5pfr&ber  mnltlic^  bemä[[ert  merben  mug,  [onbem  SBaffer  tnnlt.  menn  ber 
Stegen  00m  $immel  föltt  (Dt  11,  10  f.^.  ^aläftina  ift  au^  mirfli^  im  Serglei^  mit 
ben  Stoc^borlinbem  bur^aus  ni^  mafjerarm  3U  nennen.    3n  normalen  3<^^n  genflgt  eo 


134  ^itthrn 

bte  notfirli^e  Oreu^tigleit  für  einen  großen  Xeil  ber  lUer.  Sin  [ol^  gelb  beigt  in 
ber  m\Am  '^-nn  n^n  ober  '^s^n  n^n  mtö  ^jßaba  »ot^ra  3, 1  u.  a.),  eine  »ejetd^nung, 
bie  fi^  bis  auf  ben  beutigen  Xag  erhalten  ^ot.  Dabet  ift  in  erftet  £inie  an  bie  Se« 
n)ö||erung  bur^  Quellen,  2BQ{|erlaufe  unb  Q5runbn)Qf[er  gebaut,  erft  in  jiDeiter  £inie  an 

5  9{egen  unb  Xau  (ogl.  3lob.  6mit^,  Rel.  of  the  Semites*  97).  Die  alten  Israeliten  iDuftten 
re^t  iDO^I,  bag  SBafferläufe  unb  ®runbn)ajfer  bie  ^auptfac^  iDoren  (oal.  j.  S.  ^]  1; 
Dt  8,  7;  3e|  32,  20;  £3  17,  8) ,  unb  bag  ber  Siegen  allein  fflr  bie  gelber  ni^t 
immer  genügte.  Deshalb  oerftanben  fie  ben  SBert  ber  oon  ben  ftanaanitem  ge* 
orabenen  Xet^e  xdo^I  3U  f^ö^en  unb  legten  auä)  [elbft  fol^  an  (f.  b.  91.  Srunnen). 

10  on  ber  SRif^na  toirb  ausfil^rli^  oon  jtanalifatipnsanlagen  m  Serbinbung  mit  Xeit^en 
ge^anbelt.  Die  Seioäfferung  burA  6^ö;^äoer  unb  äqnli^e  SBaffer^emDerle  f^int 
(Dt  8,  7)  in  alter  3^it  ni^t  übli^  geroejen  3U  fein,  wk  |ie  jic^  au^  $eute  im  eigent* 
li^en  ^alöftina  feiten  finbet;  bagegen  ift  in  ber  SRifc^na  otel  baoon  bie  9tebe  (ogl. 
»ogelftein  a.  a.  O.,  S.  12.  16f.). 

16  3n  biefen  Ilimatif^en  SSerQöItniffen  lam  bem  Ssraeliten  feine  unmittelbare  9b« 
^ngigleit  oon  3^^^^  immer  loieber  aufs  neue  3um  SetDu^tfein.  Die  ^^  Sebeutung 
bes  Shfegens  finbet  im  912:  oielfat^en  «usbrud  (Dt  11,  14;  3et  3,  3;  5,  24;  $0  6, 
3;  3oeI  2. 23;  6a^  10,  1;  6pr  16, 15i.  3ur  3eit  ber  SÖlif^na  ^e  fie  ju  jiemli^ 
genauen  Seobad^tunoen  unb  Ißeffungen  oer  Regenmenge  geffi^rt  (Soaelftein  a.  a.  0. 3). 

ao  Die  (Jrrä^regen  tm  Oftober  unb  ^oember  maqen  bas  £ano  3ur  Supio^me  ber  Saat 
aeeignet  uno  loei^en  es  auf  3um  pflügen;  lommen  fie  ni^t  re^tjeittg  unb  genfigenb, 
[0  tann  ber  9)auer  ben  l^en  Sooen  ni^t  bearbeiten  unb  bie  ooat  nic^t  faen.  Die 
ftarten  9Bintenegen  fottigen  bas  Srbrei^  bts  in  bie  Xiefe  mit  gf^ud^tigkit  unb  ffillen  bie 
Ciftemen   unb  XeiÄe.    Die  Spätregen  im  SRärs    unb  Stoil  geben  bem  (Betreibe 

25  oollenbs  bie  notige  greu^tigleit,  um  oie  trodene  ^i^e  bes  grü^fommers  3U  ertragen 
unb  rufen  bas  junge  ®rfln  bes  gelbes  ins  fieben.  O^ne  fie  loäqft  fein  (&ras  unb  oer« 
bonen  bieSrflcpte.  9lo<^  ^eute  fagt  bas  Spri^toort :  ber  Slprilregen  bringt  me^  Segen 
als  ber  ^flug  unb  bas  3o^  O^fen  (Alein  in  3b^S  IV  73).  äbermäbiger  Kegen 
aber   f^ipemmt  bie  Saaten   unb   ben  fru^tbaren  Soben   oon  ben  Sb^ängen  a>eg 

30  (Spr  28,  3).  Die  fegensrei^en  SBirfungen  eines  günftigen  9?egens  finb  oon  ber 
fpoteren  £egenbe  ins  ungemefkne  übertrieben  roorben.  Die  SRif^na  orbnet  für  bie 
9legen3ett  tögli^  (Sebete  um  Siegen  unb  bei  anbauember  Dürre  befonbere  Soft*  unb 
Settage  an  (Xaanit^  1,  1  ff.).    9(ud^  im  %Z  fag|t  fii^  ber  Segen  ^^d^x^ts  \o  re^ 

iien,  bafe  er       ^ 
[eine  ®nabe, 

v*wv»j»     |»%.y     ^«M/vv    v»^«^^    ^^^t    eigen»».»;     ^^     w«.     ^»m»      w«     .«^imtv;»,       w«.      v«      vvwmi|v*» 

unb  frud^tbar  ma^t  (Dt  11,  11;  §0  2;  ogl  Kob.Smit^,  Rel.  of  the  Sem.*  97 ff.). 
3.  Sobenoer^öltnifje.  Sine  S^^una  ber  in  alter  !^txi  angebauten  SobenflöAe 
ift  unmöglt^,  loeil  loir  feinerlei  ftatiftif^  eingaben  über  bte  ^eutsutage  bebaute  ^\&qt 

40  ^aben.  9}ielfa^  ffai  man  oermutet ,  bag  früher  er^ebliA  me^r  £anb  als  ^ute  ange* 
pflan3t  n)orben  [ei.  Merbings  giebt  es  je^t  in  ^alaftina  oiel  bra^Iiegenbes  fianb, 
00^  met(t  nur  tn  ben  mageren  ®ebirgsgegenben.  unb  an  ben  Sergab^ngen  fiebt  man 
^ufia  bte  Spuren  e^emaltger  S^enaffenfultur.  Slnbererfeits  i]t  3U  enoägen,  bag  loeite 
£anbftri^e  überhaupt  nie  für  ben  9Iderbau,  fonbem  nur  als  SBeibelanb  benu^t  loerben 

45fonnten.    Da3U  gehören  3.  S.  ber  Slegeb,  Striae  ber  (Ebene  Saron,  unb  oor  allem 

n>  Xeile  bes  Oftjorbanlanbes.  Dos  (gebiet  ber  „SBüften"  n)ar,  wxt  bie  ^aufige 
ö^nung  im  9(X  seigt,  fein  fleines ,  unb  ber  ^,9BaIb"  bebedte  na^  ben  eingaben  b^ 
%Z  ausgebebntere  Streden  als  beute  (fo  3. 93.  etnen  großen  Xeil  bes  Gebirges  (Ep^aim 
3of  17, 14  ff*;  2  ftg  2,  24).    9limmt  man  ba3u,  iSag  oon  bem  bebauten  £anb  ein 

50  guter  Xeil  äßeingorten  iDar,  {0  loirb  man  ben  für  ben  9Iderbau  übrigen  Soben  ft^toer« 
li^  oiel  ^ö^er  anfAlagen  bürfen  als  ben  Ibeute  bafür  oenoenbeten. 

9luger  ber  befprod^enen  fünftli^en  Setoöfferung  oerlangte  ber  Soben  an  oielen 
Orten  nod^  loeitere  93erbefferungsarbeiten.  Sieben  oem  ftätiaen  Susroben  ber  ^erabe 
auf  gutem  9Bei3enboben  üppig  ipa^fenben  Domftröu^er,  loel^e  fonft  bas  ®etretbe  3U 

55  überroud^ern  bro^ten  (SKt  13,  7  u.  ff.) ,  iDor  oor  allem  bas  (Entfernen  ber  Steine 
nötig  (^P?P.  3^f  ^t  ^)t  ni<^t  blog  bei  ber  erften  Einlage  ber  ^er,  fonbem  bei  man^n 
gelbern  3a$r  um  3a^r  (Sd^ebtit^  2,  3;  3,  7).  Die  geflad^en  laffen  freili^  je^t  bie 
Steine  meift  liegen,  toetl  fid^  ber  Soben  auf  oiefe  SBeife  feud^ter  erhalte.  Sllle  bie  gel« 
ber  enblt^  —  unb  beren  loaren  nid^t  loenige  — ,  loel^e  an  einem  ^ügelab^ang  lagen, 

üo  erforberten  eine  forgföltige  S^enaffierung  bur^  Steinmauern.    Stur  babur^  mar  3U  oer« 


SMerbitt  136 

^üien,  ha^  bte  in  ^aläftina  überall  oer^Itnismögig  banne  (Erb[^t^t,  wtläft  ben  ^Is* 
ffütth  bebedt,  oon  ben  ftailen  SBintenegen  oeggefc^tDemmt  iDurbe.  Dag  man  bte 
gelber  aelegentli^  mit  tierifc^m  SRift  ober  auA  buxo)  SSerbrennen  ber  Stoppeln  unb 
bes  ®eprfln»  bfingte,  ge^t  aus  Stellen  loie  2  Ag  9,  37;  3e|  5,  24;  25, 10;  47,  14: 
3er  8.  2;  9,  21;  16,  4;  25,  33;  3oeI  2,  5;  Ob  18;  3JT83,  11)  ^eroor.  arraglt^  s 
aber  ift,  ob  bies  in  [e^r  ausgebe^ntem  SRage  unb  namentti^  regelmögtg  alliä^rlt^  ge« 
f(^.  Die  ^utiaen  J^üa^en  bfingen  i^r  gelb  nt^t  (abgelesen  oom  Serbrennen  bes 
(Seftrüp^):  |ie  braud^n  ben  3Ri[t  als  Brennmaterial.  &^teres  t[t  ebenfo  für  bie 
alte  3ett  D^eugt  (£3  4,  15).  9lu^  ber  anbere  C5runb,  ber  ^eute  oie  Düngung  ber 
gelber  oer^inbert,  bürfte  für  bie  alte  3eit  sutreff en :  bag  nämli^  ber  Transport  bes  10 
SRijies  bei  bem  9RangeI  an  orbentlic^en  SBegen  unb  gu^noerfen  3U  um|t&nblid^  unb 
bftpielia  ift.  3^  3eit  ber  SRifc^na  [^eint  man  größeren  SBert  auf  bas  Düngen  ge* 
legt  3u  Dooen  (oal.  SogelFtein  a.  a.  O.  18  ff.),  ms  ^auptmittel,  bem  Soben  bie  trü^ 
jogene  Araft  oieoer  ju  erfe^en,  galt  bie  Srad^e  f.  u. 

3m  aöpemeinen  ift  ber  Soben  ^al&^nas  als  {ru^tbar  3U  beseit^nen;  bo^  ift  basis 
überf^toengltc^e  fiob  manAer  Seurteiler  ni^t  berecfittgt.    SBenn  in  ben  (gebirgsgegenben 
3ubas  je^t  im  Durc^fc^nitt  mehrerer  3^^e  oom  SBei^en  nur  bas  smeifac^e,  oon  ber 
Serfte  nur  bas  breifaqe  Aom  geemtet  oirb,  jo  lommt  bies  aüerbings  b^er,  bog  ber 
Soben  an  ben  Sergbanaen  oietfa^  faum  noq  fAu^tief  liegt  unb  oes^Ib  rafd^  aus« 
troAiet    9ber  auc^  fonft  unter  günftigeren  Ser^ttntffen  finb  bie  (Ertrage  ni^t  fo  auger«  so 
orbentlic^  ^0^.    3n  ben  Z^Iem  bei  Hebron,  090  gebüngt  loirb,  erntet  man  im  Dur^« 
fc^nitt  bas  vierfache  Aom  oomSBeijen  unb  bas  fünffa^e  oon  ber  C5erfte;  auf  ber  fruAt* 
boren  (Ebene  Soron  in  ber  beutf^n  Aolonie,  oo  ber  aus  ^umöfem  Dünenfano  be« 
fte^nbe  gute  Soben  rei^  gebüngt  unb  forgfaltig  bearbeitet  Q)irb,  bringt  ber  SBeisen 
^o^ftens  bas  SOfo^e,  loenigftens  bas  4  — 6faqe,  im  longfS^riaen  Durt^f^nitt  bas» 
8fai9e  ftom,  (&er|te  ^Aftens  bas  50^a^e,  im  Durd^f^nitt  bas  15fa(!^e :  auf  ber  (Ebene 
Sejreel  trfigt  in  lOiö^gemDurAf^nitt  SÖeijen  bes  7— 8fa^e,  (gerfte  taum  bas  ßfac^e. 
fSeitn  aus  bem^aurän  oon  60  ober  gor  100  fältigem  (Ertrag,  als  Susna^me  aüerbings, 
bm^et  n)irb,  fo  ift  bas  mit  Sorfit^t  aufjune^men  (ogl.  3b$S  IX  49  ff).    (Es  lieot 
fein  Q5runb  oor,  filr  bie  atte  3^i^  einen  ^ö^eren  Dur^f^nittsertrag  ansune^men,  a&ao 
i^n  ^eute  gutbebaute  gelber  geben,  wtnn  au^  bie  (gefamtemte  bes  £anoes  ]e^t  bur^« 
f^nittlü^  geringer  ift  als  früher,  ba  es  oielfa^  an  forgfälti^er  Sobenbearbeitung  unb 
orbentli^r  SeQ)afferung  fe^It.  ixtsa  ftimmt,  bag  natb  berSRtf^na  ber  Jlömerertrag  in 
3ub&a  bur^fc^nittli^  bas  fünffa^e  ber  Saat  betrug  (ftet^ubot^  112*).    (Ein  ^unbert« 
fa^  (Ertnm  erf^eint  Q5en  26,  12  als  ein  gam  ausna^msn)eifer  Segen ,  ber  bem  (Erj«  S6 
oder  ju  teil  oirb  ^ogl.  9Rt  18,  8).    9lls  fruqtbarfter  Xeil  bes  fianbes  mich  oon  3^' 
fep^us  unb  ber  SRUAna  Q5alilöa  genannt  (bell.  jud.  III  10,  8),  als  am  oenigften 
fruqfbor  bas  im  Suben  3^)^^  gelegene  3bumäa  (Xof.  Xerumot^  5,  7,  ogl.  Sogel« 
ftein  0.  a.  O.  p.  8). 

4.  gelbbefteüung.    Die  3sraeliten  wattn  oon  $aus  aus  nomabifierenbe  Wirten.  40 
(Es  ift  i^nen  ober  gegangen,  wk  es  3U  allen  3eiten  ben  ins  SBeftforbanlanb  fiq  oor« 
fi^iebenben  Slomaben  ber  fnrif^en  Steppe  ging:  fie  ^aben  bie  Serat^tung  bes  Slder« 
baulebens  abgelegt  unb  Jtno  felber  ein  SauemooR  getoorben.    9Bie  rafq  fi^  biefer 
^roje^  oolb^en  fyxt,  n)tffen  wie  ni^t.    (Einjelne  Stamme  im  Süben  unb  im  Oftjorban« 
lanb  9aben  bis  3um  Szil  Uft  nomabtfierenbes  £eben  me^  ober  Q)eniger  beibe^aüen.    Der  45 
^oupffoc^na^f^eintberllberaangieooämitSeßinn  ber  Jlönigs3eit  ooüenbet  getoefen  3U 
^in;  bei  ^oc^  utü)  niebrig  biloet  ber  Stderbau  leM  bie  $aup&ef(!^aftigung  (1  Sa  11, 5; 
2  Sa  14,  30).    %uä)  auf  biefem  C&ebiet  n)ie  auf  fo  oielen  anberen  loaren  bie  Aona« 
antter  bie  fie^rmeifter  ber  3sraeliten.    Dag  bies  balb  oergeffen  Q)urbe,  ift  begreifliti^, 
unb  mie  anbere  SöUer  ffibrten  bann  bie  Ssraeliten  ben  ^erlommli^en  Setneb  ber  so 
fionbnnrfld^aft  auf  unmittelbare  Sele^rung  oon  feiten  ber  (Sottbeit  3urüd.    (Einem  3e« 
faia  gilt^a^oe  als  ber  Urheber  berSa^ungen  bes  Sderbaus  fßef  28,  26 ff.;  ogl.  (gen 
3,  17);  bas  Solf  loar  me^r  ba3u  geneigt  ben  Slderbau  als  t)omane  ber  alten  Saale 
anjuf^n  ($0  2,  7  ff.).    3n  ber  augerorbentli^en  SBertf^ö^ung  besfelben  toaren  beibe 
einig  (ogl.  3ef  32,  20;  ®en  27^  28).    gür  bie  Sebeutung,  n)el^e  ber  Slderbau  raf^o6 
oeiDonnen  fyd,  ift  ber  bejie  Seroets  bie  X^atfa^e,  ba^  fid^  ber  ftultus,  oorab  bie  großen 
gefte,  burAaus  auf  ben  gelbbau  grünbet  (ogl.  $0  2). 

Die  Sefteüung  ber  SBinterjaat  (SBei3en,  (ger[te,  £inje  k.)  beginnt  im  Spöt^erbft, 
fobalb  ber  grü^egen  ben  ausaebrannten  unb  3emffenen  Soben  aufoeioeic^t  qat,  auo 
Snbe  Oltober  unb  im  Slooember,  oft  au^  erft  anfangs  De3ember.    Die  Sommerfruqt  60 


136  Sldttttnt 


(ßirfe,  9Bide  ic.)  oirb  noc^  Seenbiauna  ber  aBintofoat,  teOiDeife  ().  S.  Me  (Surfen) 
auA  ^  na^  ber  (Ernte  ber  93interfrfid$te  beHellt  Die  oeiDSfferten  gtlber  loeiä^en  ^ule 
naffl  ber  (Ernte  ber  SBtnterfruc^t  nm  eirnnal  mit  6onnner^$t  einoefSL  Xuc^  jiir 
3ett  ber  IRif^na  genmnn  man  oon  rfinftUc^  beioSfferten  gelbem  jtoei  CErnten  im  3^ 
5  (xo|.  3:erum.  2,  6;  $ea^  2,  5.  6;  Soba  Sat|rQ  3,  1). 

3ur  Sufno^me  ber  6aQt  ourbe  bas  gelb  mit  bem  ^flug  »geBffnet"  (3ef  28,24). 
Der  alte  ^ßfbtg  (^^T^i;^  ober  ri»  bab  1  6q  13,  14  beioe  msbrfldk  ndMneinanber 
\U^n,  beruht  auf  Xeiberberbnis  f.  itloftermann  3.  b.  6t.)  lann  [toerlic^  oiel  primi- 
tioer  gemejen  fein  als  ber  no^  ^eute  gebrauste  (ogl  SAuma^r  in  Sh^fß  XII,  157  ff.). 

10  Dur^  benjelben  oirb  bos  (Erbreidb  nur  obenhin  aufgebet^;  biegfun^e,  bie  er  rei|t  (c^^ ; 
nrP72),  geljtnuretiDQS— 10  cm  tief  (ogI.Plin.nat.hiBt.  XVII  30).  »ra^lanb  muft  Beut* 
jutage  \i)on  ein  3^^  ^ox  ber  Susmot  im  3Binter  5um  erftenmal  unb  bann  im  Srümo^ 
unb  Sommer  ein  sioeites  unb  brittes,  manchmal  oor  bem  (Einföen  no<^  ein  oiertes  mel 
umgepflügt  merben,  [0  ba|  man  erft  im  britten  3^1^  ^  Bearbeitung  baoon  ernten 

15  lann.  3^f  37.  30  beutet  barauf  ^in,  bag  es  im  alten  ^aüftina  ebenfo  ae^aßen  omrbe. 
Sonft  moffite  oie  Se^anbluna  bes  SUers  mit  bem  ^ug  fe  noA  ben  öruid^en  Sei^K« 
niffen  oerfqieben  ^in.  3ur  3^^^  ^^^  SRif^na  ge^Srte  jur  guten  Sel^bbtng  bes  Sobens 
einoieber^ottes9mügen  (6$ebiit^  4,  2;  ogL  Plin. nat. hist.  XVIII  174).  fns3ugtiere 
bienten  gen)5^nli^  ein  $aar  OAfen  ober  AQ^  (1  %  19,  19  f.  ^i  1,  14;  Xm  6,12; 

20  9?i  14,  18;  1  6a  11,  7;  ogl.  bie  Wbilbuna  ber  mooemen  Sefpannung  in  3b$0  XII, 
157 ff);  bismeilen  würben  auc^  mobl  bei  letztem  Soben  (EM  oenoenbet  (3e]  30,  24; 
32,20;    Dt  22,10).    3um  3Intre&en  bebiente   M  ber  Sfifiger  bes  Z>A\tr{ 
frabr  9H  3.  31;  1  Sa  12,  31),  eines  langen  Stwlens  mtt  ei(emer  Spifee  i^^.»- 
bung  f.  3^$^  X^^  1S7  ff.),  ben  er  gelegentlich  auc^  3um  3^6^n  ber  CrbMoüen 

26  (D*nin^)  gebraute.  Das  Stud  gelb,  melc^es  ein  $aar  OAfen  an  einem  Zaa  pfwgen 
tonnten,  mar  bie  Sin^U  bes  glöc^enmages,  nac^  wtläftm  oas  Xderlanb  gemenen  oiube 
(^^  1  6a  14,14  u.a.).  JRod^  ^ute  gilt  als  pic^enmab  in  Serien  einStüd  £anb, 
meU^es  ein  $aar  Oc^fen  m&^renb  ber  ^flugjeit  eines  Zw^  3^  bearbeiten  im  {tanbe 
ift,  ber  Sebbftn  =  ca.  9  ha. 

80  Das  gepflügte  fianb  mürbe  mittelft  ber  (Egge  geebnet  (tn?  3^1 28f  24  f. ;  $0  10, 
11;  $i  39.  10);  biefelbe  beftanb  mo^I  nur  aus  einem  ftartenj^tmas  beMmerten  Srett 
ober  aus  etner  SSalje.  aRerboürbigenoeife  finbet  fic^  in  ber  SRifc^na  leine  SInbeutung 
oon  ber  Slmoenbung  ber  (Egge  (Sogelftein  a.  a.  Z>.  42,  Snm.  33). 

Der  6ame  mürbe  mit  ber  $anb  ausgeltreut,  9Bei}en,  (&er{te  unb  Spelt  mobl 

söauc^  oon  [orgf&Qigen  Säuern  mie  noc^  beute  in  bie  (Jfurqen  -gelegt  (3e[  28,  25). 
3eoenfans  3ur  3^  ^^  SRtf^na  mar  es  ubli(|,  bie  Qad  hmäf  Sinpflügen  unter  bte 
Srbe  3u  bringen,  mie  bies  nodi  ^eute  gefc^ie^t  jum  Sc^u^  geaen  bie  grogen  Smeifen 
unb  3ur  Sema^rung  oor  bem  sBertroAten ,  ba  manAmal  auf  bas  6fien  eine  mo<!^n» 
lange  Xroden^eit  folgt  (ogl.  3b^S  IX  29 f.;  Xo],  Aildim  1,  15).  aber  ben  ®e» 

40  brau^  oon  Söemaf^inen  jur  3^it  ber  SRif^na  ogl.  Sogelftein  a.  a.  iD.  41  f. 

Das  3Slak  ber  9Ius[aat  ri^tete  \xA  natürlidb  nac^  oer  SeMaffen^it  bes  Sobens 
unb  ber  ®etretbeart.  $eute  mtrb  in  ^aläjtina  oünner  gefät  ats  bei  uns.  Xus  bem 
%Z  erfahren  mir  hierüber  nichts,  boc^  fc^emt  naA  fie  27, 16  ein  gemifles  Dur^fAnitts* 
mag  bei  Der  (gerfte  feftfte^enb  jpefen  3U  fein  (oal.  1  Jlg  18.  32).  3ur  3eit  ber  uRif^na 

45  iDar  bas  Dur^f^nittsmag  ber  Sßehenausfaat  ein  [0  alhemem  fe|tftebenber  unb  bebmnter 
Seariff ,  ba|  er  gerabesu  als  (jTlaAenmag  biente.  Die  Ofläc^enem^it  hts  ^ko  n^ 
(SWerlanb  oon  1  Sea^  =  ca.  12  1  SBe^enausfoat)  i[t  784  qm;  ein  ^o  rro-K  n^2, 
0.  f).  ein  SUter,  auf  meinem  4  6ea^  SBeisen  ausaefät  mürben  (=  3136  qm),  galt  als 
9Rag  ber  Zagesleiftung  eines  ^flügers  (alfo  entnnre^enb  bem  alten  "^;.^)  uro  bieg 

6onrr:  (O^Io^  17,  1.  2;   Io|.  S^ebüt^  3,  20;    ogl.  ^f  129,  3  unb   bas  arabif^ 

8  Ujl«  ,  bas  no^  Deli^[^  ein  Streifen  SUerlanb  ift,  ben  ber  $flüger  auf  einmal  in 
Slngriff  nimmt). 

Iteer  Sru^tfolge  unb  gfelbf^ftem  erfahren  mir  aus  bem  SIX  nur  bas  eine,  bag 
es  alte  Sitte  mar,  ben  ^der  lebes  fiebente  3^^  ^^^  litaen  ju  laffen  (QEz  23,  11 
66  f.  u.).  3^^  3^^  ^^^  SRif^na  |telt  man  eine  no^  öftere  Sra^e  für  münN^nsmerL 
Die  Opfergaben  3.  S.  muroen  oon  (Jfelbem  genommen,  mel^e  febes  3meite  ^a^  ooll* 
ftänbig  ruhten  (aJlena^otl^  8,  2;  cf.  Plin.  nat.  hist.  XVII  40;  XVIII  176.  191), 
Die  gelegentli^en  fonfttgen  Stngaben  ber  SRifc^na  über  ben  (Jrru^tme^fel  f.  bei  Soge!« 
ftein  a.  a.  O.  48—51. 


%ittUu  137 

5.  Die  (Ernte.  3m  3o^nt^I  beginnt  bie  Q5eiftenemte  unter  Umftänben  JAon 
(Ertbe  9R5i3,  {ebenfalls  in  ber  erften  $öme  bes  9)nril ;  im  ^flgeüanb  unb  an  ber  iiufte 
"-'  fie  8—10  iQge,  in  ben  lalteren  ©ebirgsftri^en,  i  JB.  bei  3erufalem  3—4  SBoc^n 

r  ob  im  Q5bör.    fbiäf  bie  einjelnen  3Q9ts5nge  Jinb  Bierin  fe^r  oerfAieben.    Wi 
m  ®erftenf(^nin  beginnt,  mit  bem  SBe^enf^nitt  fAIiegt  bie  Smte.    3^if4^n  ^^'  s 
enbioung  ber  ®erften«  unb  Xnfang  ber  SBeijenemte  liegt  ein  3^Ü^^um  oon  etioa  brei 
IBiMjen.    3n  ber  9?egel  bouerte  |o  bas  ganje  (Emtegelqfift  etioa  7  SBoAen,  eine  3^^ 
foctgeMten   Seftfubels   unb   fprit^Srtli^r   SrS^Ii^Ieit    QeJ  9,  2:    ^|  4,  8  u.  q.). 
Das   ^eft  ber  fügen   Srote,    bei  u)elmem   naA  bem   $neftertooes   eine  (gerften« 
gade  bargebra^  ourbe  (£e  23, 9 ff.),  erdffnete  biefe  gefheit,  bas  9Bo(^nfeft,  7  SBoc^en  lo 
noA  bem  Sln^  ber  6i^I  in  ber  6aat  gefeiert  mit  Dorbritmung  jiDeier  (Erftlings« 
hak  oom  neuen  SBehen  (£e23,  17ff0,  bef^bg  biefelbe.    WA  bem  geftlegen  biefer 
Srefte  auf  beftimmte  lutonatstaae  oar  ^r  bas  fp&tere  ^ubentum  auc^  b^  (Erntebeginn 
fef^elegt:  boc^  mujjten  natfirli^  Susna^men  juaelaffen  »erben.    Den  Semo^nem  ber 
Umg^enb  oon  ^^mSfo  3.  S.  oor  bas  6<^neiDen  unb  9ufftapeln  bes  Q5etreibes  oor  is 
bem  Saflo^eft  geftattet  (H^efa^im  4,  8;  aRena^ot^  10,  8). 

Das   «Betreibe   »urbe   mit   ber   Sic^I    (^'?;'^.n;   ^yf?)    gefinitten    (Dt  16,  9; 
23,  26;  3er  50.16;  $i  24,  24),  oie  bies  no^  ^eute  in  ^alaftina  bas  fibli^e  ift 
^ilbung  ber  6i^I  f.  3b$S  XII,  157  ff.).  9Rit  ber  linlen  $anb  fagte  ber  e^niOtx 

ip)    ein  Sflf^I  ^mme   sufammen  (3ef  17,  5:    ^f  129,  7).    mit  ber  rechten  20 

b  f^nitt  er  basfewe  ab  uno  juKir  ni^t  fe^  tief  am  Soben ,  oa  man  auf  langes 
)txo^  leinen  SBert  legte  (f.  u.).  9lo^  ^e  bleiben  meift  etma  btieMe  ätomieln 
fte^,  nur  in  einjelnen  (Beaenben,  3«  S.  bei  Seirut  oirb  tiefer  gefAnitten.  Sefam, 
Sinfe  unb  Q5erfte,  oenn  fie  mrj  geblteben  finb^  u)erben  ^ute  oft  mit  ber  blogen  $anb 
Ottsgerauft ;  au^  bie  SRif^na  enoo^nt  biefes  Susraufen  als  in  einigen  (gegenben  &Iic^  s6 
(^%  4,  10). 

Dem  Schnitter  auf  bem  gu6  folgte  ber  ffiarbenbinber  (q?»'P  3er  9,  21 ;  "im^ 
$f  129,  7),  ber  bie  oom  Schnitter  abgelegten  6(|n)aben  (CT^^  9lm  2  16)  in  feine 
Ame  jufammenrame  ($f  129,  7),  unb  gu  (Barben  banb  (mfbK  ^f  126,  6;  ®en 
37.  7;  aui^  "^  tftut^  2,  7;  3er  9,  22:  fie  23, 10;  Dt  24, 19).  Die  «Barben  »urben  lo 
auf  bem  gelbe  ju  Raufen  jufammengeftellt  (n^;??  9lut|  3,  7;  «r«  Wi  15,  5;  (fe 
22,  5;  $i  5,  26).  WSSfttnb  ber  ^n  Slrbeit  in  ber  brfidknben  $ihe  labten  fi^  bie 
64nitter  an  gerdjteten  CBetreibelSrnem  unb  Srot,  bas  in  eine  §9l{fAung  oon  dS^ 
unb  SBaffer  getau^  ourbe  (9{ut^  2,  14).  9lo^  ^ute  finb  geröftete  Sangen  in  ber 
Sntte  eine  beliebte  Speife.  9Ran  roftet  bie  oollen  ^en  an  einem  flelnen  S^uer. » 
verreibt  Re  mit  ber  $anb  unb  blöft  bie  Sfneu  n>eg.  Dah  bie  9la^Iefe  unb  ttm,  auf 
oemjjfeloe  oergefjene  «Barben  ben  Srmen  geborte,  n)ar  alte  Sitte;  bas  «Befe^  gebietet 
biefelbe  ausbrüMc^  (9{ut^  2,  2:  Dt  24,  19;  fie  19,  9;  23.  22);  ebenfo  oar  es  feber« 
mann  erlaubt,  Vfyctn  oon  frembem  Slder  gum  «Effen  ab^ureigen  (Dt  23. 25 ;  9Rt  12, 1). 
Vugerbem  beftimmt  bas  priefterlit^e  «Befe^  noof ,  bag  bas  mVb  nt^t  bis  auf  ben  40 
Sugerften  Kanb  abgeerntet  »erben  bflrfe  (fie  19,  9;  23,  22).  Die  fpätere  Xrabition  [eM 
bas  ni^  a^um&^enbe  Stfid  auf  minbeftens  ein  Sec^gigftel  bes  gangen  Sdkrs  feft 
{^ßtob  1,  2). 

Das  Susbrefqen  bes  «Betreibes  fc^log  fiA  unmittelbar  an  ben  S^nitt  an  unb 
bilbeie  einen  Xeil  bes  CEmtegefi^Sfts.  «Beringe  Quantitäten  n)urben  unb  n)erben  noA  45 
(eute  mit  bem  Stod  ausgellopft  (9{ut^  2,  17:  9{i  6,  11);  basfelbe  gef^c^  mit  Diu, 
jlfimmel  unb  S^Ii^en  (^rfic^ten  (3ef  28,  27).  Sonft  ober  rourben  SBeigen,  «Berfte 
unb  Spelt  oom  Slder  meg  auf  bie  Dref^tenne  gebra^,  q)o  fi^  bani  ber  9{egen< 
loj^it  ber  Sommermonate  bas  aange  «Bef^äft  bes  Drefd^ens  unter  freiem  $immel 
ool^og.  «Es  finb  fi^  gar  oft  biefelben  ^lö^e,  bie  roie  ^eute  fo  fAon  oor  S^^ciufenben  so 
ab  Xennen  bienten.  SRan  n>ö^Ite  bagu  einen  ebenen,  möglid^ft  freigelegenen  unb  oom 
SBtnb  bettriAenen  5Drt,  am  liebften  auf  einem  $ilgel.  SBor  eme  groge  S^lsplatte  oor^« 
^nben,  fo  brau^  man  biefe  nur  ju  fäubem,  anbemfaüs  wnxht  ber  Srbboben  feft« 
aeftamm.  $eute  ift  bie  Ztnnt  gen)5^nli4  bem  Dorf  aemeinfam,  {eber  aber  u>SbIt  nif 
{einen  oefthnmten  ^la^  auf  berfelben  unb  ^uft  ba  fetn  «Betreibe  auf.  Dun^  äBoqen  66 
gie^  fi(^  bas  gemfitli^  betriebene  «Bef^öft  bes  Dref^ens  ^in.  SBä^renb  beffen  lebt, 
iDte  in  alter  3^it  (9tu^  3,  4  f.  14)  ber  Sauer  gang  auf  ber  Dref^tenne  unb  f^I&ft 
au^  bort  gur  SeuHi^ung  Jeines  «Betreibes.  Das  Dref^en  felber  gef^a^  auf  oerfd^ie« 
bene  Sbt:  über  bie  aufgefqiltteten  «Barben  tourben  iRinber  unb  «Efel  getrieben,  bie  mit 
t^ien  ^ufen  bie  itömer  austraten  unb  bas  Stro^  gu  ^fidfel  gerftampften  ($0  10, 11).  eo 


138  fldttban 

Ober  man  bebicnte  [i^  basu  bes  Dre|^[(|Itttenß  {^r^:^;  7''"^  ^'^^-;  V'^'T?,  tribulum, 
2  6a  24,  22;  9Im  1,  3;  ^ef  28,  27).  einer  großen»  ^oMofel,  auf  beren  Unter* 
leite  ^arte ,  [pi^ige  Steine  einge[e^t  Jtnb ;  |ie  iDurbe  mit  Steinen  ober  bitr^  ben 
barauf  [i^enben  £enler  bef^roert  oon  O^fen  iUber  bas  (Betreibe  gejogen.  (EnbliAourbe 
sauc^  ber  Drel^toagen  (~b^)^  toie  im  alten  llgmrten  gebrauAt:    ein  Deines  äBagen* 

Seftell  mit  parallelen  äßatjen ,  an  benen  runbe ,  j(^e  Si[en[(Qeiben  angebracht  toaren, 
ie  bas  (Betreibe  jerf^nitten  (3ef  28,  27  f.).  9Ile  brei  9Irten  bes  Dref^ns  finb  noc^ 
^ute  Ablief;   bie  !Dre[(^al3e  allerbings  oirb  in  ^aloftina  faft  gar  nic^t  gebraucht, 


bagegen  ^öufia  in  9lorb[qrien  unb  %9pten,  an^  in  Der  SRif^na  mhh  [ie  ni^t  genannt 
(ogl.  Sogelftein  a.  a.  O.  66  9Inm.  18).  Dem  brd^nben  Sie^  bas  SRauI  ju  oer« 
bim)en,  toar  gegen  bie  alte  Sitte  unb  bas  Q5efe^  {i>i  25.  4)  unb  gef^ie^t  aul^  beute 
feiten;   im  [pSeren  ^^bentum  oar  man  in  bie[em  Stfid  (o  peinli^,  bag  bie  9Ii|(^na 


genau  oorMreibt,  nne  oiel  man  ben  stieren  Srfa^  geben  mugte,  toenn  man  i^nen  bie 

neu  ausgebrofc^enen  ftorner  ni^t  laffen  molUt :  oem  Xinbe  6  jtob  (ca.  12  1).  bem  (Sei 

16  bie  ^alfte  (Xo[.  Saba  SResia  8,  12).    ^eute  nimmt  man  an,   bag  ein  O^e  betm 

3>rel^en  bis  5u  30  1  SBeijenlomer  im  lag  friftt. 


so  ^ute  gebrausten  joei«  ober  metoadigen  ^oljgabel  ä^nli^  geroefen  fein  otrb.  Der 
^&d\t\  (irP)  bient  ^ute  no^  neben  ber  (Berfte  als  Sie^futter;  ob  bies  in  alter  3eit 
fo  nmr,  n)iffen  mit  ni^t;  na^  3Rt3,12  f^int  er  oielfac^  oerbrannt  n)orben  ju  fein,  ^ie 
ftömer  rourben  gefiebt  (9lm  9,9)  unb  bann  mit  einer  Sqippe  (rr;':)  ju  gröfjeren  $au^n 
3ufammengen)orfen,  bis  fie  in  bie  Slufbetoa^rungsröume  lomen.  SIs  foU^e  btenten  meift, 

»  »ie .  oielf a^  no^  beute ,  dftemenfibnlic^e  forgf öltig  oerbedte  (Bruben  auf  bem  gfelbe 
/c->r:::7:  3et  41,  8).  (Eigentliche  S^eunen  »erben  erft  in  ber  fpoteren  3^^  enpä^nt 
(C"^?«  Dt  28,  8;  n«^??«";  3er  50,  26;  ri-Ljfc<  unb  r^^^y^^z  3oeI  1,  17;  n^p:; 
2  G^r  32,  28). 

6.  Die  ben  Sldterbau  betreffenben  (Befefee.  —    Sc^on  bie  Sltefte  Aobifilatbn  bes 

to  israelitifc^en  (Beioo^nbeitsrec^ts,  bas  Sunbesbu^,  fe^  bur^toeg  ooraus,  bag  3srael  ein 
onKiffiges,  aderbautretbenbes  SoR  ift.  Da^  »ir  bennoc^  nur  oereinjelte  Sejtimmungen 
uno  leine  ausgebilbete  lanbvirtf^Iii^e  (Befe^gebung  ^ben,  erflSrt  fic^  leiqt  aus  Sern 
gonjen  Si^araner  ber  oerfd^iebenen  (Befe^fommlungen.  Die  oon  ber  alten  Sitte  ins 
oeuteronomif^e  unb  priefterlic^e  ®efe^  aufgenommenen  menf^en«  unb  tierfreunbli^n 

3i  Seftimmungen  Aber  bas  Siedet  bes  mmen  auf  bie  Sla^IeJe  }c.  finb  fc^on  angefi^rt 
oorben.  93on  oeit  grSgerer  Sebeutuna  für  bie  fianbvirtfAoft  UMtren  bie  Seltirnmunaen, 
loeli^  bie  Seräugerung  bes  ®runbbeft^es  einf^rönlten.  uRtt  ®runb  unb  Soben  ffl^Ite 
"^  ber  Ssraeltte  fo  eng  oenoa^fen  als  nur  ]e  ein  Sauer;  ber  oSterli^e  Slder  roar 

,3).   §ieraus  erflaren  fiep        ' 


ilig  (ogl.  1  %  21,  3).   hieraus  erflaren  fiep  bie  fp&teren  gefe^Ii^en  Seftimmungen 

io  fiber  bas  Sle^t  ber  Suslofung ,  bas  mif  £e  25,  24  für  einen  oerarmten  3sraeliten, 
ber  feinen  Slder  oerlaufen  mu^,  beffen  näd^ften  Senoanbten  sufte^t  Dag  fAon  bie 
alte  Sitte  bem  Seromnbten  etn  Vorlaufs«  ober  SBiebereinldfungsrc^  gab,  jetat  3^^ 
32,  8  ff.  Ob  auA  ber  (Eiaentflmer  felbft  in  alter  3eit  biefes  9{ildIaufsreSt  befan,  wit 
es  bas  ^rieftergeje^  anoronet  (£e  25,  27),  tann  fragli^  erf^einen:   bie  SInoänung 

tf  ^ngt  aufs  engfte  mit  bem  ^allia^r  sufammen.  Sei  (Brunbftüden  ift  biefes  Cinibfungs* 
rec^t  ^eitlt^  unoef^ranft.  (£s  mxxh  bamit  motioiert,  bag  bas  fianb  flber^upt  ni^t  $rioat« 
eigentum  ber  3sraeliten,  fonbem  (Bottes  (Eigentum  fei  unb  bie  3sraeliten  nur  9lu^* 
niegerred^te  ^aben.  Seine  le^te  ftonfequenj  ^at  biefer  Sa^  bann  m  ber  Seftimmung 
gefunben,   bag  jeber  oerfaufte  (Brunbbefi^  im  Sallja^r  o^ne  (Entf^öbigung   an  feinen 

so  alten  Seft^er  jurudfallen  foU  (£e  25, 13  ff.).  Damit  n)irb  jeber  5tauf  3U  einem  bbgen 
SRietoertrcm  auf  ^qftens  50  3<^^^* 

Diefewe  lenbenj,  ben  Seft^ftanb  ber  einseinen  gramilien  3u  erhalten,  jeigt  fu^ 
au^  im  Srbre^t.  3n  alter  3^it  nmren  bie  S^o^ter  oon  ber  (ErbfAc^  ausgefqloflen; 
in  (Ermangelung  oon  Söhnen  erbte  ber  nä^fte  Slgnate,  mit  ber  Serpfli^tung,  bie  SBttiDe 

M  m  gebraten  (barauf  beruht  bie  (Entoidelung  bes  Sud^es  9{ut^).  9luf  ben  urfprflng« 
li^n  3uf<^^nten^ng  biefer  Sitte  mit  bem  S^^arafter  ber  gfamilie  als  ftultusgenoffen« 
fAoft  fann  ^ier  niAt  eingegangen  toerben;  bie  fpötere  Stii  ftellte  bie  Sitte  unter  ben 
oben  angefiU^rten  (Befi^tspunft.  (Erft  im  ^riefterfobex  bat  fi(b  bann  au^  ein  (Erbrecht 
ber  Zbqiti  für  ben  ^11,  bog  leine  So^ne  ba  finb,  ^erausgebilbet.  Diefen  (ErbtoAtem 

^  obb  aber  bie  Serpflt^tung  auferlegt,  einen  SRann  aus  bem  ßef^Iecbt  ober  Q)enig|tens 


%dtthm  Scnfta  139 

bem  Stamm  bcs  SJQters  3U  ^traten ,  bomit  ber  (Brunbbep^  nt^t  an  einen  fremben 
Stamm  überae^  (3lu  36,  1—12).  mt  SRet^t  erlennt  Stabe  ((5ef^.  b.  aSoHe«  3sr. 
I'  391)  in  bie[er  Seftimmung  etnen  Aompromig  mit  ber  älteren  Sttte,  iDona^  au^ 
in  fol^n  gallen  ber  nä^fte  ^gnate  erbbere^tigt  loar  mit  ber  Serpfli^tung ,  bie  (Erb» 
to^ter  3u  heiraten.  & 

Son  tief  einfc^neibenber  SBtrIung  für  ben  Slderbau  mar  bie  Cntmidlung ,  mel^ 
bie  Sabbatibee  genommen.  (£s  mar  alte  Sitte  unb  aiub  Seftimmung  bes  Sunbes« 
fmifß,  bag  man  im  7.  3a^  ben  9der  bra^  liegen  ließ  unb  mas  etma  oon  felber 
iDud^,  ben  «rmen  juflel  (fe  23,  10  f.);  biejes  7.  3a^r  mar  aber  ein  relativer,  für 
bie  einzelnen  flder  ©erfc^iebener  lermin.  Die  Sitte  lam  bann  in  ber  fpäteren  5löniäs*  10 
jeit  meijr  unb  me^r  auher  flbuna;  bas  Dt  lennt  [ie  ni^t  me^r  (ogt.  £e  26,  34 ff.; 
2  (ttr.  36,  21).  Da«  ^riejtergefeft  na^m  |ie  ©ieber  auf  unb  ftewerte  fie  ju  einem 
SabDodtfo^r.  bas  mie  ber  SBoqenfabbat  fe  im  7.  3a^  bur^  DoUftänbige  9lväft  bes 
gongen  fianbe«  ju  feiern  ift  (ogl.  Joseph,  ant.  jud.  XII  9,  5).  (Eine  ©eitere,  aller« 
bings  lebiglic^  t^oreti[Ae  unb  inrattiM  aanj  unbur^ffi^bare  Steigerung  bilbet  bann  15 
bas  ^ni^t  (iebes  50. 3a^r) ,  bas  ebenfalb  bur$  oollftönbige  3l\dft  bes  gelbes  gefeiert 
iDerben  foll. 

(Enbli^  [inb  noA  3U  ermähnen  bie  aus  ben  Snf^auungen  über  hiltif^e  iRein^eh 
^eruorgegangenen  Seftimmungen :  bas  Verbot  ber  Slusfaat  unreinen  Samens  mit  ber 
CErflaruim ,  oag  nur  angefeuqtete  nic^t  aber  trodene  5t9mer  bur^  ein  9ls  oerunreinigt  20 
merben  fönnen  (fie  11^  37),  unb  bas  93erbot,  O^s  unb  (Efel  beim  pflügen  sujammen* 
jufponnen  unb  oertttebene  (Betreibearten  oermt[^t  auf  einem  gfelbe  einjufaen  (Dt 
22,  9 f.;  fie  19,  19),  Sitten,  über  beren  SIter  mir  nichts  miffen. 

Die  großen  finden  in  ber  ben  Slderbau  betreffenben  (gefe^gebung  fyxt  bann  bie 
SRif^na  ausgefüllt.    Sie  giebt  eine  9{eibe  ins  einjelne  ge^nber  Settimmunngen ,  be«  25 
fonbers  bie  ulac^r^Itnilfe ,   aber  aud^  bas  9la^bane(^t  u.  a.  betreffenb.    39re  Dar« 
fteÜung  |.  bet  Sogel[tein  a.  a.  O.  JBensinger. 

Xcofta,  U  r  i  e  I.  —  8eIbftbiogra{)]^ie ,  unter  bem  Sitel  Exemplar  humanae  vitae,  bei 
^imbord^,  De  veritate  religionifi  ehr.  amica  coUatio  cum  erudito  Judaeo,  S3afel  1740 
3.  651  ff. ;  beutfd)  bei  3.  Q^.  "Sflüütx ,  ^elenntnif fe  merttoürbiger  Männer  dou  f it^  felbft,  ao 
2.  »b,  »intert^.  1793  @.  155 ff.;  latein.  u.  bcutft^  mit  einer  Einleitung,  fii)^.  1847; 
^.  3«öinel,  U.  Äcoftaö  ßeben  unb  fiel^re,  2itxh\i  1847;  J.  da  CJoeta,  Israel  en  de  volke, 
^aarlem  1849. 

Uriel,  ober,  mie  er  oor  feinem  Übertritt  ju  bem  3ubentum  ^ie|,  (Gabriel  Scofta 
ein  ^ortugiefe,  geboren  1594  ^u  ^orto,  ftammte  aus  einem  abeligen  (&efAIe^t  jübifAen  30 
Urtorungs,  mürbe  aber,  ba  feine  Sorfa^ren  bereits  (E^riften  maren,  in  Der  fa^olifmn 
9teliaion  ersogen.    SBie  er  in  feiner  9Iutobiograp^ie  faat,   bet^oftigte  er  |i^  frü^ettig 
mit  Dem  fiefen  ber  (Eoangelien ,  anberer  geiftlid^er  Sümer  uno  ber  mi^tigiten  iottfeffio« 
neuen  Si^en.  ^vot^^X,  mel^e  über  bie  fat^olif^  Slolaglebre  in  il^m  auffliegen,  unb 
bie  na^  unb  na^  bas  ganje  (Q^riftentum  i^m  oerböd^g  maqten ,  oeranlagten  i^n ,  bie  4i) 
Stelle  eines  S^meijters  an  etner  reiben  AoIIegiatfirqe,  bie  er,  25  3^^^^  ^%  er^Iten 
hotte,  ai^^eben.  Salb  aber  genügte  i^m  bies  nicht,  unb  er  ^ielt  es  um  feines  Seelen« 
peib  Villen  für  bas  geratenfte,  jum  3ubentum  überjutreten.    Da  ein  folcber  Dlbertritt 
m  Portugal  nxäfli  ffatttfinben  lonnte,  fo  entflog  er  na^  Smfterbam,  um  fi^  bort  be« 
f^neiben  unb  in  bie  lübif^e  ®emeinbe  aufnehmen  ju  laffen.    SIber  bei  ber  9(mfter«  4& 
bamer  3uben(^(rft  fanb   er  ftatt  gemiffen^fter  Seobat^tung  bes  SRofaif^en  C5e[e^es 
p^faif^  Seftpalten  an  ber  XrabUion   unb  i^ren  Sakungen,   unb   in  Serbinbung 
bomit  magbfen  aeiftli^en   $o^mut.    (Er  rü^te  bies  mtt  rüdfiAtsIofer  Strenge  unb 
ma^e  im  (Begenfa^  3U  ber  SBerf^eiligleit  femer  ßlaubensaenoffen  geltenb,   bag  ber 
3Renf4  nur   um  )>es   (guten  millen  ®utes  t^un  mfine ,  nt^t   in   Der  felbftfüqitigen  go 
Hoffnung,  jenfeits  bafür  bebhnt  3U  merben;  3U  biefer  Hoffnung  ^e  ber  3ube  o^nd^in 
feinen  Q&runb,  ba  bas  äRofaMe  (5efe^  über  bie  Unfterblid^feit  Der  Seele  unb  ein  {en« 
fettioes  fieben  ni^ts  le^e.   l)ergleid^en  ^ugerungen  erbitterten  bie  3uben  in  fo  ^o^m 
(&rcme,  bag  fie  ni^t  nur  burd^  einen  gelehrten  Srst,  Samuel  ba  Sqba,  eine  S^nft: 
,,Uber  bie  Unfterblt^feit  ber  Seele"  (1623)  gegen  i^n  f^reiben  liegen,   fonbem  ifyx-^ 
au(^  auf  Q5ruTU  feiner  1624  erf^ienenen  St^rtft  Examen  de  tradicoens  Phariseas 
conferidaa  con  a  ley  escripta  als  fieugner  ber  Unfterbli^Ieit  unb  Slt^iften  bei 
bei  ftfibtifd^n  Obrigieit  oerllagten ;  er  mürbe  ju  einer  Q&elbbuge  oon  300  (Bulben  unb 


140  Scofia  Acta  martymm 

}ur  Semi^ng  femer  S^nft  oerurteilt.  ®Iei&eitig  nxirb  er  oon  ber  Synagoge 
m  ben  Sann  get^ ;  fieben  ^o^e  lon^  lebte  er  als  (gebannter ,  ba  er  bie  bönlenben 
Sebingungen ,  unter  benen  man  i^n  meber  aufne^en  ooKte ,  be^Ii^  jurfiADtes. 
9m  CEnbe  iDÜIigte  er  ein,  ft^  losfpredben  5U  laj^n,  ma^rf^einli^ ,  loetl  man  i^m  ^off « 

6  nun^  ma^te,  bag  er  fi^  nur  einigen  grörmlt^fetten  loerbe  m  unterjie^n  ^oben.  SBte 
toenm  man  aber  baran  ba^te,  atfjit  aus  ber  Säuberung  biefes  Slltes  in  feiner  Sio« 
grapQte  ^eroor.  ,,3^  trat",  er}a^u  er,  ,,in  bie  S^nago^e,  bie  ooll  äRanner  unb  9Beiber 
n>ar,  beftteg  jur  beftimmten  6tunbe  bos  ^öl^me  (Beruft  mitten  in  ber  Synagoge,  unb 
oerlas  bort  bie  Snllagef ^rift ,  toelAe  bas  ^elenntnis  en^ielt,   ba^  i^  n)egen  Ober« 

10  tretung  bes  6abbatgefe^es,  n)egen  92i^tben)a^rung  bes  Glaubens,  ben  i^  \omeH  oerle^t 
bStte,  bag  i^  anbem  geraten,  ni^t  3um  Qubentum  fibei^uge^n,  eines  toufenbfa^en 
Xobes  f^ulbig ,  jur  Sfibne  meiner  SSerfünbigungen  aber  bereit  fei,  alles  3U  tqun ,  nms 
man  mu  auferlegen  meroe.  hierauf  ftieg  iq  oon  bem  ®erflft  herunter  unb  ber  Ober» 
priefter  fififterte  mir  ^u,   bag  i^  mt^  in  eine  &tt  ber  Synagoge  begeben  mdge.    3^ 

15 1^  es  unb  erhielt  ^ter  oon  bem  X^fir^ter  bie  SBeifung,  mt$  ^u  eimleiben.  Ws  i^ 
aud^  bies  get^n ,  banb  er  meine  $anbe  mit  einem  Stritt  an  bte  Säule  feft ,  n)orauf 
ber  Sorj&nger  ^erjutrat  unb  mir,  n)a^renb  ein  ^[alm  gefungen  lourbe,  mit  einer  (geiget 
39  $iebe  oerfekte.  SIs  bies  gef^e^n  u)ar,  wcxo  iA  angeroiefen,  mi^  auf  ben  Soben 
^u  fefcen;  ber  ^rebiger  trat  }u  mir  unb  fpra^  bie  Sbfolutionsformel ;   aisbann  mu^e 

20  xA  mä) ,  na^bem  i^  meine  ftleiber  roieber  angele^ ,  auf  bie  Säfwtfk  fe^eti ,  bamit 
aue  beim  herausgeben  aus  ber  Synagoge  über  mi$  ^imoegfc^ritten".  —  übrigens 
blieb  Slcofta  auc^  noq  feiner  SBieberaufna^me  in  bie  (Semeinbe  bei  feinen  9nfiAten,  fa, 
er  erllSrt  fi^  in  feiner  Siograp^ie  3U  gunften  bes  angeborenen  9laturgefe^es  mit  ge^en 
bas  iflbif^e ,   fo  gegen  jebes  anbere  pofitioe  C5efe^ ,  fofem  basfelbe  mit  jenem  ftrette. 

25  „Sagt  einer'',  öugert  er  fi^  in  bi^fer  Se^ie^ung,  „bas  SRofaif^e  ober  bas  eoangelif^e 
®e(e|  entölte  eüoas  (Er^oeneres,  nämli^  bie  ^inbesliebe,  n)el^  bas  Slaturgefe^ 
niffit  gebietet,  fo  enoibere  i^ :  wenn  u)ir  oon  ber  ^atur  abmei^en  unb  efaoas  (Bro|eres 
fu^n,  bann  entfte^  fofort  ein  ^^iefpalt  in  uns,  unb  bie  9{u^  loirb  geftort.  3Bas 
nüM  es ,  wenn  mir  jugemutet  loirb ,  loas  i^  nid^t  erfüllen  lann  *  obmobi  es  gerabe  in 

30  biefem  göHe  feinesioegs  bem  Slaturgejefe  entgegen  ift,  unferen  gemben  (gutes ju  t^un." 
9laif  einer  Eingabe  bes  gfabricius  foll  mofta  1647  geftorben  fein,  ob  bur^  Selbffanorb 
ober  eines  naturli^en  Xobes ,  n)iu  ber  anonyme  Herausgeber  ber  Selbftbi^rop^ie  in 
feiner  (Einleitung  unentf^ieben  laffen.  Denn  biefe  Siograp^ie  fei  juerft  40  3abre  lang 
als  9RanufIript  m  ben  $anben  eines  Sürgers  geioejen,  ber  fie  na^l^er  bem  ^etftnnmen 

35  arminianifd^en  X^eologen  (Episcopius  gefäenlt  ^abe.  S3on  biefem  ^abe  fie  ^^iltpp 
£imbor^  erlitten ,  ber  Jie  nebft  einer  Sßiberlegung  1687  publizierte  unb  bei  feinem 
Seri^t  ilber  Scoftas  !£ob  fi^  natürli^  nur  an  oie  (gerügte  ^be  ^Iten  ISnnen ,  bie 
meift  oon  Jlifeinben  ausgefprengt,  i^m  3U  D^ren  gelommen  feien. 

3.  3«  tiait  Ooftetsee  f 

40  Acta  martyruni  unb  Acta  sanctorum.  Diefe  beiben  Susbrflde,  oon  toelAen 
ber  erftere  ber  altere  ift,  wethtn  ^ertommli^enoeife  meift  fononqm  gebraust.  Obfd^on 
bie  Segriffe  „SKortqrer"  b.  i.  Slutjeugen,  unb  „$eilige"  0.  ^.  auf  ®runb  ibres  ^* 
oonagenb  prommen  unb  reinen  SBanbels  fanonifierte  [l^eiliggefpro^ene]  (l^nften,  fi^ 
ni^t  o^ne  u)eiters  beden,  pflegt  man  bo^  beiberlei  9{epra|entanten  bes  ^rtttli^n  $eroen< 

45  tums  Da,  100  es  fi^  um  Uberlieferuna  unb  Sammlung  ber  fie  betreffenoen  9{a$rid^en 
banbelt,  3U  einem  (gansen  ^ujammensufaffen.  Der  Alane  ber  burd^  ftanb^aft  erlittene 
Sluttaufe  3u  ;,3^ugen  S^nftt"  im  engem  unb  eigentlidoen  Sinne  geioorbenen  ^eiligen 
pflegt  etn  altftr^Iiqer  Sprad^gebrau^,  ber  feit  bem  4.  t^afft^.  bei  (griei^en  loie  Solei« 
nem  fi^  me^r  unb  me^r  ausbreitet,  fol^e  äriftlid^e  äRänner  ober  fjrtauen,  bie  als  ooH« 

50  bmmene  Xugenbmujter  unb  gelben  ber  Slsfefe  9{i^m  erlanat,  als  „uRSrt^rer"  im 
n)eitem  Sinne  unmittelbar  an3urei^en,  ja  ein3Uoerleiben.  Sgl.  Gregors  oon  9la3ian3 
fiobrebe  auf  Safilius  9R.,  ben  bei  feinem  feiigen  !£obe  als  fidgrvg  töig  /MiQTvai 
Sereinigten  [Orat.  41,  al.  20,  n.  80];  besgl.  ^ieron^m.:  Non  soium  effusio  san- 
guinis in  confessione  reputatur,   sed  devotae  quoque  mentis   servitus    imma- 

55  culata  quotldianum  martyrium  est  [Ep.  108  ad  Eustoch.  31].  ^nli(^  bieXus« 
ffl^rungen  oon  Steueren,  mit  SInfalbi,  De  martyribus  sine  sanguine,  Mediol.  1744 
unb  be  Koffi,  Bullet,  d'arch.  er.  1874,  106  sq.  (Es  oer^t  fi^  mit  biefer  (Erftredung 
bes  aHärt^rerbegriff s  über  ein  auc^  3liä)i  --  Slutseugen  in  fi^  begreifenbes  enoeitertes 
(gebiet  einigermaßen  ä^nli^  n)ie  mit  bem  Flamen  Patres  eccl.  (be3.  ^atrologie  u.  f.  f.), 


Acta  mart3nnim  141 

loenn  bie  (&e{amtBeit  KrAIii^er  S^n^teller.  au^  aus  bem  WL  unb  ber  neueren  Sttt, 
bamtt  b^ei^net  loub.  —  9Bir  [onbem  im  naqf olgenben  beibe  (gebiete,  bos  ber  eigentlM^n 
SRor^logte  unb  bos  ber  ^aaiologie.  Dq$  erftere,  jnxur  beortfflii^  engere  aber  ben 
^iftorif^  Stteren  Stoff  umf^IieBenbe,  [teilen  n)ir  in  unferer  Se^anolung  voran. 

I.  äRartQrerolten  (Acta  s.  passiones  martynim ;  Martyrologia).  Sgl.  im  all«  5 
gemeinen:  ^^eoborid^  Siuinart,  Acta  primorum martyrum  sincera  et  selecta,  $ar.  1689,  4°; 
au(t  9ug«bg.  1802;  9legendb.  1859  (bef.  bie  Praefat.  generalis);  ^onoratud  a  @.  ^aria 
(O.  Cann.,  f  1729),  Les  actes  des  aDciens  martyrsy  in  t.  I  feiner  BeflexioDs  sur  les  r^gles 
et  sur  iWige  de  la  critique,  $ar.  1713;  dbmont  (e  $Iant,  Les  Acta  martyrum  et 
leurs  souices  (in  b.  Nouv.  Revue  bist,  du  droit  fran^ais  et  ^tranger,  1879) ;  berfelbe,  Lee  10 
actes  des  martyrs.  Supplement  aux  Acta  sincera  de  Dom  Ruinart  (aud  t.  XXX  ber  M^m. 
de  PAcad.  des  Inscr.  et  belle»-lettree)  $ar.  1882;  (Smil  Cggli,  9r(t(f)riftlid)e  ©tubien,  ^ar- 
tprium  unb  ^art^rologien  aitcftcr  ^eit.  3üri(^  1887;  St.  3.  SJeumann,  ber  röm.  Staat  u. 
hit  aUg.5Hr(^  bid  auf^iotletianl,  Sp).  1890,  @.  274— 331;  (g.$Teuf4en  in  ^amacfd  (Skfdt. 
ber  altcör.  fiitt.  bid  Gufeb*,  öcri.  1894.  @.  807—834.  .     ir» 

SCb  filtefte  aut^ntif^  Quellen  ffir  bie  GefAU^te  ber  olt^ftli^en  SRort^rer  mür* 
ben  bie  in  ben  9lr^ioen  ber  ißro!on|uIn  ober  fonftigen  rbmifAen  (&eri^tsbj^9rben  auf* 
beiiHibrten  amtli^n  ^rotoloUe  über  bie  Hjttn  3^uaentob  ^erbeifil^renben  Ser^bre  unb 
Urteilslpn^e  ju  gelten  ^oben.  Sold^e  römi[4«^toni|^  ißro^egotten  (Acta  procon- 
sularia,  praesidialiay  judiciaria)  firü)  in  unoeranberter  urgeftcdit  alleroings  ni^t  auf  •>() 
uns  g^mmen;  ober  niqt  menige  ber  bur^  d^riftli^  $anbe  aufgejei^neten  Seri(|te 
über  SRortqrien  benign  auf  i^nen  unb  um|d^Iiegen  [ie,  ober  iDentg[tens  9Ius3üge  aus 
^nen^  als  Aken  öfteren  Aem.  (Es  fe^It  ntd^t  an  gelegentlichen  SeMjeugnifFen  ber 
f^riftlt^n  9Rart9ria  über  i^r  (Entfloffenfein  aus  [ol^en  Quellen;  3.  S.  beringtet  bie 
Sorrebe  ju  ben  Sitten  ber  ca.  304  unter  Diocletian  ^ingericbteten  SDlartqrer  Xarra^us,  ji 
Srobus  unb  Snbronitus,  i^r  Serfajjer  ^e  bie  |ie  betreff enoen  Sitten  oon  einem  ber 
(Deri^tsbeomten  für  [^n)eres  (Selb  löufli^  erftanoen  (et  quia  omnia  scripta  oon- 
fessionis  eorum  neocesse  erat  nos  colligerey  a  quodam  nomine  Sebasto,  uno 
de  spiculatoribus,  ducentis  denariis  omnia  ista  transscripsimus).  Dag  eine 
me^  ober  minber  mortli^e  Senoertung  berartiger  gerid^tlid^er  Dommente  für  bie  ^n|tl.  »» 

"  bes  9J 


ißajfionsberi^te  [tottjufinben  pflegte,  lehren  bie  ben  eigentliAen  Serlauf  bes  ^rojeltes 
barftellenben  ißartien  berfelben.  9Bas  in  i^nen  über  oas  X^atfä^lic^  ber  Slntlage  unb 
Sei^aftung  bes  d^ri|tlid^en  Selenners,  über  feine  Sorfü^rung  oor  (5erij$t,  über  [eine 
SnüDorten  auf  bie  gftagen  bes  SRi^ers,  über  bes  le^teren  Sefe^le  ^in|i^äi(^  ber  ^oU 
terung  bes  Sngetlagten  unb  über  (eine  Urteilf öllun^  mitgeteilt  n)irb ,  träat  etnen  m^  S5 
ober  meni^er  jtereotnpen  (E^ratter.  Ss  bilbet  glet^fam  ben  feften  3lc^mtn  für  ben 
^rojeMeru^  fomie  oos  ibrtterium,  an  bem  ber  ^agtologifd^e  gfor|^r  bie  Sc^tQeit  ber 
betr.  Kad^ri^ten  oonugsn)ei|e  beutUA  erfennt  (£e  Slant,  Les  Actes  etc.,  p.  120  sq.; 
(Eglt,  6.  62  ff.).  Sfu^eseid^net  mürben  bie  auf  [ol^e  amtli^e  Quellen  (iq  [tü^enben 
^liftMen  Iltort^ria  teils  in  Geftalt  oon  Sriefen,  moburd^  eine  (Semeinbe  ooer  beren  4o 
Stf^of  anberen  Gemeinben  ober  (onfti^en  SIbreffaten  über  ben  oorgetommenen  jjfall  oon 
ftonb^em  £eiben  unb  Setennen  Sendet  erftottete,  teils  in  C5e|talt  oon  erbauli^en  Cr« 
^lungen  (gesta  martyrum;  passiones)  jum  eiaenen  Sebrau^  ber  betr. Gemeinbe. 
8on  ben  SO&rt^rien  in  Sriefform  (inb  $auptbei(piele  aus  älte|ter  !^txU  1.  bie  Passio 
Polvcarpi  (in  einem  oon  Cu(eb.  AC5.  IV,  15  ausjugsmeife ,  [omie  m  fünf  grie^.$b|d^.  a, 
DoIIHanbi^  mitgeteilten  Sriefe  ber  C5emeinbe  oon  Smqma  an  bie  p^r^gtfd^e  (Sem.  3U 
^^ilomeltum),  2.  bie  Epistola  ecclesiarum  Vieunensis  et  Lugdunensis  an  bie 
Q^riften  Slfias  unb  ^^r^giens  über  ibre  unter  SRarc  3lurel  177  erlittenen  Drangjale  ((£u[. 
1.  c.  V  1—3),  3.  bie  oon  Dion^fius  Sites,  bem  Si|(^of  gfabianus  oon  Slntto^ia  er* 
HatUttn  Seriqte  über  fieiben  alesanbrini|^er  unb  [onftiger  äg9pti|Aer  CC^riften  mä^renb  go 
Der  Dedanif^n  Serfolgunasepo^e  ((Eu[.  VI,  41  u.  42) ;  femer  bie  in  mehreren  ber 
Sriefe  (EQprians  aus  berfelben  3^it  enthaltenen  Seri^te  über  AonfejToren  unb  äRortqr^ 
StorbaftOas  (be|.  Ep.  20,  21,  22,  27,  39,  40  ac).  2Beit  ja^lreic^er  |inb  bie  ni^t 
brieflüb  formulierten  ißaff tonen,  beren  Slufset^nun^,  mie  (i^  aus  Slnbeutungen  im  rbm. 
^ontifttolbud^  entnehmen  lägt,  bur^  gemiffe  lir^lt^e  9lotare  ju  ge[6e^en  pflegte  (Lib.  55 
Pontü.  s.  Clem.y  s.  Antero,  s.  Fabiano:  ogl.  bas  Gonstitut.  Sylvestri  bei  $ar« 
butiL  Conc.  Ij  p.  290)  unb  bie  man  bes^alb  -^  sunä^ft  menigftens  für  bie  röm. 
Siixqtf  aber  mtt  äBa^rf^inlid^teit  aud^  für  fonftiae  g|rögere  Gemeinben  —  als  „scripta 
notariorum  ecclesiae''  besei^nen  barf.  Slum  biefe  £itteraturgattung,  meld^er  bie 
SRetoa^l  ber  (im  gansen  106  9lummern  in  (i(9  begreifenben)  9{uinartf(9en  ^affionen*  eo 
[ammuing  angehört,  rfi^rt  in  i^en  ^auptreprafentanten  aus  beträ^tlic^  alter  3^it  ^r.  60 


142  Acta  inart3rnim 

I.  aus  SRarc  Slurels  !Mxt:  bte  Acta  S.  Justini  philos.  et  mart.  unb  fetner 
(unter  bem  ^räfelten  3un.«u[ticus,  163—167  ^tnoeri^teten)  ffienoffen  (E^artto,  (E^* 
ritus,  (Euelpiftu$,  ${eros,  $Qon  unb  fiiberius  (ogl.  ijttos  Susgabe  im  Ck>rp.  Apologg. 
III*,  1879,  p.  266  sq.);  besgl.  bte  ungeföl^r  glei^altrtgen  Acta  Carpi,   Papyli  et 

5  Agathonicae,  ogl.  (Eu|.  IV,   15,  48  (aus  einer  $Qri|er  grie^.  $bf4.  1460  ^rausgeg. 
bur^  §amad,  ZU  III,  S.  433  ff.). 

II.  9Iu$  (Eommobus  unb  6qpt.  6eoeru$  3^^^'  1-  ^^^  Passio  sanctorum  Sei- 
litanorum,  ein  lot.  unb  grie^.  erhaltener  Seri$t  Aber  ba$  ^u  Aart^go  (am  17.  3ul. 
180)  unter  ^rofon|uI  SSigeüius  6atuminus  burd^  |e^$  numtbif^e  (Elften  (Speratus, 

10  9tart3alu$,  Sittinus,  Donata,  Secunba,  93e|tia)  erlittene  äRart^rium,  ausgejei^net  bur^ 
Inaope  unb  ftreng  obieftioe,  bie  amtlid^en  ^rolonfularaften  faft  oQue  mm.  3^t&tten 
n)iebergebenbe  SK^ffung  (neuerbing$  be(onber$  burd^Ufener  [Sonn  1881],  müb^  [^aris 
1881]  unb  3.  81.  SRobinjon  [in  Texts  and  Studies  I,  2,  (Eambribge  18911  mit  (6e* 
nautgfeit  ebiert  unb  unterfu^tl;    2.  bie  Siten  bes  SlpoIIonius,  eines  unter  (tommobus 

16  (c.  185)  im  6enat  oor  bem  IniAter  ißerennis  [einen  Glauben  in  lanaerer  9{ebe  be« 
Rnnenben  unb  bann  mit  bem  Säjßootüt  geri^teten  angelegnen  S^ften^  im  ^riftl. 
Altertum  enoobnt  bei  (Eufeb.  V,  21  unb  $ieron.  (De  vir.  ill.  42),  armentf^  ^ausg. 
bur^  bie  aReIqitari|ten  ju  Senebig  1874,  bann  engl,  mit  n>ertoonem  Aommentar  burm 
<$.(£.  Son^beare  (Apollonius'  Apology  and  Acts  etc.  £onb.  1894),  [on>ie  bei^^burcQ 

»SR.  Seeberg  in  Sm3  «b.  IV,  S.  836 ff.  (ogl.  bie  Unterf.  oon  §amatf:  S««  1898, 
S.  721  ff.,  unb  oon  SRommJen,  ebb.  1894,  S.  497  ff.);  3.  bie  Passio  SS.  Perpetuae 
et  Felicitatis,  ein  in  immn  SResenfionen  (in  ber  alteren  lat.  unb  grie^.,  in  ber  ffinaeren 
blog  lat.)  überlieferter  SeriAt  über  bas  am  7. 9Rar3  203  n>a^rf^inli^  ju  ftart^go  md) 
bie  ffinf  Aate^umenen  Sioia  Perpetua,  (Jfelicitas,  SReoocatus,  Saturus  unb  Sanmtinus 

35  erlittene  SDlart^rium,  ausgeseid^net  bur^  bie  lebensoolle  ($nf(^  feiner  S^ilberunaen 
unb  bemeriensn)ert  n)eaen  (Einoerleibung  jtoeier  93i|ionen  auf  Grunb  aut^entifdGH»r  Suf« 
3ei^nungen  i^rer  (Entfri^nger,  ber  Perpetua  unb  bes  6aturus,  in  ben  Xeatt.  !Die  oom 
neueften  Herausgeber  3*  ^-  SRobinfon  (T.  and  Studies  I,  2,  1891)  oerteibigte  Sn« 
nal^me,  bab  ÜertuHian,  unb  yaxvc  als  aRontanijt,  biefes  aRart9rium  oerfagt  l^abe,  f§eint 

so  oiel  ffir  |id)  ju  ^aben  (ogl.  |on[t  no^  bie  gne^.  Xeitausg.  oon  $arris  unb  (&tfforb, 
fionbon  1890,  [oroie  3:$.  Sabn^  tm  I^fi»  1892,  3lr.  41—45). 

III.  Der  Decianifd^'Salenanif^en  SerfoIgungsepoAe  gehören  an  bie  SDlaitoria  bes 
^ionius  (ogl.  (Eufeb.  h.  c.  IV  15,  47),  bes  Sli^atius,  URaximus,  Sudan  unb  SRardon, 
bes  SifAofs  gtuctuofus  unb  [einer  betben  Diaionen  Slugurius  unb  Culogius  k.,  fotoie 

85  als  berüQmteftes  unb  in  be|onbers  aut^enti|d^er  Soffung  er^Itenes  bas  bes  (E^irrian  o. 
ftart^ago  (f.  b.  «.).  Sal.  bie  näheren  Angaben  bet  §am.«^reuf(^en,  S.  819  f. 

IV.  (für  bie  20iönrige  fieibensjeit  ber  ftir^e  oon  Diofletian  bis  auf  fiirinius 
liegt  eine  betröd^tlit^e  ^a^l  oon  aut^enti|Aen  Serid^ten  oor,^ betreff enb  bie  ^affionen 
teils  angelesener  tetls  minber  berühmter  maxtt)xex ;  [ie^e  bie  äberfid^t  mit  biblioorop^i^ 

iofAen  3floti}en  bei  §am. = ^reuji^en,  S.  821—824  (au^  bei  (5uft.  ftrüger,  ffief^.  ber 
attd^riftl.  fiitteratur  in  ben  erjten  2  So^r^.,  greib.  1894,  S.  242— 245).  35iel  gr8|er 
freilid^  ift  für  bie|e  le^te  (Epoqe  bes  oornicönMen  3^italters  bie  3^^!  ^^  enttoeber 
oerbaAtigen  ober  notorifd^  une^ten  Sitten  ([.  ^reuj^en,  S.  829—834). 

SJSos  überhaupt  biefe  fiitteraturgattung  ber  ni^t^aut^entif^en  SRortoreratten  angebt, 

46  fo  übertrifft  fie  an  3^^!  ^^^^^  Urfunben  bie  ber  Acta  sincera  in  er^eblidbem  9Rage, 
entölt  übrigens  neben  oielem  ganj  unb  gar  fiegenben^aften  aud^  manqe  ^eri^te  mit 
([me^r  ober  minber  umfönglid^em)  ge|^i^tlid^en  Aern.  i>tx  3^it  na^  reid^en  bie  in 
tpnen  bejubelten  Stoffe  oiel  toeiter  jurüd  als  bie  Objette  ber  aut^ent.  bitten ;  roie 
benn  fajt  bas  ganje  üppig  tou^embe  uRaterial  ber  apolrtipSen  Slpoftellegenben  3U  il^en 

Goae^ört  (f.  „5lpofri|pSen  bes  Sl.Is.").  ^n  bte  frü^ejte  nad^apottoltfd^e  3^**  gehört  ber 
in  ben  SRörtqreroften  bes  f),  3gnatius  be^anbelte  Stoff.  Seioe  auf  uns  gelommene 
Slejenfionen  besfelben,  bas  Martyrium  Colbertinum  unb  bas  M.  Vaticanum,  ent« 
Rammen  er|t  bem  4.  bejto.  bem  5.  S^^^t^-;  über  bas  SRag  beffen,  mas  aus  i^ren  in 
oer  ^auptfa^e  [ajjen^en  eingaben  ettoa  als  älteres  äberlieferungsgut  ausgef^ieben 

o5U)erben  fann.  rotrb  geftritten  (ogl.  b.  21.  „3gnatius").  93on  [on|tipen  berühmteren 
Urfunben  biejer  fiitteraturgruppe  feien  ^ier  in  (Erinnerung  gebrad^t:  bte  Acta  Nerei  et 
Achillei  (ogl.  bie  Irit.  2lusg.  o.  $.  Sl^elis,  In  lU  IX,  2,  1893);  bie  Passio  Fe- 
licitatis et  Septem  füiorum  (frit.  unterf.  o.  3.  p^er,  1890,  unb  nochmals  1894); 
bie  Acta  S.  Cypriani   et  Justinae  etc.    (ogl.   1$.  3^"»    C^prian  o.  ^Intio^ien 

60  unb  bie  beutf^  gfauftfage,  1882) ;  bie  ber  Slntio^ener  CtQricus  uno  3ulüta   (»orfiber 


Acta  inartymm  143 

frfi^r  CEombefis  unb  ^tutnort,  neuerbings  Dtllmonn    [6SS(  1887]   iDid^tige  Unter« 
liU^ungen   anfteüten);    bie  ber  Quatuor  Coronati,    b.  f).  ber   vier   ftommen  6tein» 
met|en  unter  Dtociettan  (|.  (Erbes  in  35t®  V,  1882);  bie  ber  40  9Rörtqrer  oon  6e« 
bdte  (f.  SomoetfA  in  91A3  1892,  6.  702  ff),   —   biefe   beiben  le^tgenannten  an 
Wter  unb  gef^i^tii^em  9Bert  ben  e^ten  Sitten  jiemli^  na^e  lommenb.  —  ($fir  jebe  5 
focDo^I  ber   noml^fteften  Serfolgungsepo^en   oon  9lero   bts  fiidnius,   mit   qu^   ber 
3pt{id^en|eiten   liegen   mefir   ober   minber   so^Ireid^e  ißaffionsberid^te   biefer  9Irt   oor. 
manäft  oerfelben  oieten  ^tnji^tlid^  bes  ß^^^^I^^^^  ^^^  URort^rien,  wovubtx  jie  berieten,   ' 
f^toer  m  lofenbe.  3.  XI.  auq  abfolut  unl5$bare  Probleme  ffir  bie  ^iftor.  unterfuqung 
bor.    (Sgl.  in  btefer  ^infi^t  u.  a.  bie  9I9I.  „^gnes,  CUcilto,  SRauritius,  llrlulo''    in  10 
biefer  Snqfl.). 

Sammlungen  oon  3Rartqreratten  für  bas  (Erbauun^sbebilrfnis  einselner  ober  ber  Ge« 
metnben  muffen  f^on  frfi^seitig  oeranftaltet  loorben  fem.    Unb  jnxur  gef(^  bies  einer« 
feits  in  (Seftalt  oon  9lamenoer^eid^niffen  in  jtalenberform,  behufs  gfi^ierung  ber  Gebenl« 
tage  ber  SÜtrt^rer  einer  Gemeinbe  ober  eines  größeren  (SemeinbeTompIexes  —  auf  bas  is 
Sor^benfein  fol^er  lir^IiAen  Calendaria  (au^  mo^I  Diptycha ,  ogl.  b.  %,)  wti\t 
einigemale  S^fnrian  in   f.  Sriefen  ^in  (Ep.  12;    39);    be$glei(|en  barf  aus  Sn« 
beutungen  bei  SImobius  (IV,  36)  unb  ^rubentius  (Peristeph.  I,  24)  i^re  frfi^seitige 
Sdfienj  in  ben  abenbl.  Air^en  oorionftantinif^er  3^^^»  juglei^  aber  auq  bas  Unter« 
geaangenfein  oieler  berfelben  u>a^renb  ber  93er|foIgungsftürme  ju  9Inf.  bes  4.  3(^^^-  ^ 
erfnloffen  u)erben.   SInbrerfeits  mug  man  bei  Kompilation  fol^r  3R&rti)rer«(&ebenMd^er 
auc9  ousffi^iiber  ju  SBeife  gegangen  fein,  inbem  man  ganse  länaere  ^affionen  in  Jie 
aufna^,  aUo  oas  IaIenbarifqi*ftatiftifAe  Slneinanberrei^n  bloger  mamtn  oermieb.    ms 
Sltefter  Ur^eoer  fol^  fiefebfl^er  mc  Vermittlung  genauerer  3nf ormation  Aber  bie  fieiben 
ber  aR&rtqrer  ift  (Eufebius  oon  Safarea  3U  nennen.  93on  feinen  beiben  ^ier^  ge^Sri^en  S5 
Sb^iten  ift  bie  umföngli^ere :  ^AgyaicDv  /luxqtvqIcov  mryaycDyrj  {oi>tx  dvaygaqnj)  m^t 
auf  uns  gelommen;  fie  mug,  n)ie  oie  Senoeifungen  auf  fie  in  fetner  A®  (lY,  15,47; 
V,  Prooem.;  V,  4,  3  unb  V,  21,  5)   ju  erfennen  geben,  bas  altere  mart9roIogiJ^ 
SRoterial  für  ben  gefamten  Umfana  ber  Air^e  ju  oereinigen  gefugt  ^ben  (ogl.  oen 
Serfu^  einer  ungefö^ren  Angabe  i|res  3n^alts  bei  ^reufd^en  (1.  c.  809—811),  mar  so 
aber  fi^on  gegen  (Enbe  bes  6.  3^^-  ^^^^  in  Sllea^anbrien  nod^  in  3lom  meqr  oor* 
^anben  (®reaorM.,  Ep.  VIII,  29).    Sef^rdntteren  Umfangs   mar  feine  3uf<^in^n« 
ftellung  oer  ^m  no^r  belannt  geworbenen  SRartqrien  ber  biocietianifqen  Serfolaungs« 
e|wc^:  bas  Sü^Iein  ,,De  martyribusPalaestinae'',  meines  als  än^ng  juSB.VIII 
^iner  5Ur^ngef^i^te  (^ier  unter  bem  litel   Ivyyqdfi^  negl  xo)v  h  Tlakaioxivfi  85 
ßAagTVQfjodvzcDv)  auf  uns  gelommen  ift.    Dasfelbe  fl^int  oon  i^m  jtoeimal  heraus« 
ae^eben  morben  ju  fein,  juerft  um  bas  3^^^  312—314  in  fürserer  grie^if^r  93ear« 
beitung  für  (Bef^i^tsfreunbe  insgemein,  bann  in  einer  fqrif^en  äbertraaung  aus  ber 
3eit  jmif^n  319  unb  324,  mel^e  mittels  oerj^iebener  (Erioeiterungen  bem  3ntereffe 
erbüuungpsbebürftiger  ^riftlid^er  £efer  bienen  follte  (f.  3*  33iteau,  De  Eusebii  Caesa-^o 
riensis  duplici  opusculo  negi  rojv  h  Unk,  fiagr.f  ^ißaris  1893). 

Seiberlei  ^rten  martqrologifd^er  Sammelfd^riften,  jenes  talenbarif(b«jtatiftif^e  Genre 
unb  biefes  bur^  Cujebius  fultioierte  ber  3Üf^^^^nft^IIung  umfönglt^erer  uRart9rer« 
gefc^i^en  bej^upten  fi^  in  ber  litterarif^en  ^robuftion  ber  gfolQejeit.  Seibe  nehmen 
aber  dlmö^Ii^  au^  niqt  eigentli^  mörtqrergef^id^tli^en  6toff  m  (i^  auf  unb  laffeuis 
biefes  (Element  ber  l^giologtf^en  3ut^^^n  3um  älteren,  ftreng « mari^rologif^en  6toffe 
im  Sauf  ber  3(i^t^unberte  immer  me^r  anmad^fen.  9Rit  bem  äßa^fen  ber  3i>'if^^n3eit 
jmtf^n  ber  Cpoi^e  ber  an  SIut3euaen  no<^  reiben,  ja  übenei^en  Ecclesia  pressa 
unb  snrif^n  ber  immer  ruhiger  unb  unblutiger  oerlaufenben  fpöteren  lir^Ii&en  CEnt« 
mfafiung  nimmt  bas  6i^einbrängen  aIIgemein«^agioIogif^en  Stoffes  in  bie  Aaienbarien  60 
unb  bie  eAouIid^en  9Rärt9rergef^i^ts«£e{ebü^er  ftetig  3U.  6d^on  einige  Aalenbarien 
be$  4.  unb  5.  3a^r^.,  alfo  ber  n&^ften  3^iten  nad^  (Eufebius,  geben  biefen  ^imaifi 
an  nid^  im  engeren  Sinn  martqrologif^em  SRaterial  3U  erfennen.  Ss  gilt  bies  30x0: 
ntd^  oon  benen  bes  Orients,  bie  oielme^r  —  mo^I  unter  Simoirfung  ber  öfteren  furd^t« 
bar  Mutigen  Verfolgungen ,  bie  in  fiönbern  mie  ^erfien ,  au^  9Ibeffinien  k.  über  oie  55 
(Elften  erae^n  —  i^ren  ftreng  martqrologifd^en  (E^aratter  no^  längere  ^tii  ^inburd^ 
beiDofirenMO  u.  a.  bas  oon  9B.  SBrig^t  1865/66  mä)  einer  Stitrifqen  $bfd^r.  ebierte 
S^ri^  SRartqroIogium,  beffen  aus  bem  3-  412  ^errü^renbem  Zeatte  mehrere  grie^if^e 
^IteoDitgiallaletwer  aus  f^on  älterer  3^it,  u.  a.  ein  um  362^  3U  9liIomebia  in  Sit^^« 
nten  aufgesei^neter,   oor^rgegangen  ]ein  muffen  (ogl.  bie  Uberf.  m.  Aommentar  beieo 


144  Acta  martynun 

(E.  Sgit  1.  c,  6.  5—29;  ou^  (ial\s  fpStere  Sla^tröae  ju  ].  (ErUhtierung  in  b.  3]d3:^ 
1891,  $.  III).  9Bo^I  aber  gefeilt  [i^  in  ben  abenblanbifAen  Aalenbarien  fd^aeitig 
ein  allgemein  ^iologif^es  (Clement  jum  mortqrologif^en  qinju.  6o  f^n  in  bem 
IDepofinonenoei^et^nis  im  röm.  (T^onoarap^en  be$  3*  354  (frfi^r  ebiert  oon  8q|ib. 

fiSui^er,  S.  J.,  Slntoerpen  1633,  neuerbtn^s  be[.  burm  SRommfen,  916(B  1850),  wmn 
JU  ben  24  9Rörtnrertagen  12  Flamen  lomtf^er  Sif<^9fe  ^injutreten;  besglei^en  in  bem 
um  b.  3*  ^00  abgefaßten  jtalenbet  oon  Acuri^go  (Calendarium  Africanum  vetus, 
berausg.  o.  aRobiUon  Vett.  AnaU.  III,  398  sq. ;  ogL  C^Ii,  6.  108  ff.),  ber  unter 
feinen  80  9tamenbaten  au^  9—10  depositiones  epiiscoporum  atrfffi^    (Eben  biefen 

10  aus  [treng  martqrologif^en  unb  aus  ^giologif^n  (insbef.  popftoef^id^ii^en)  Seftanb« 
teilen  gemifAten  (Ebaratter  giebt  bos  oon  Gregor  M.  in  f.  Sud^e  an  ben  ^atriord^n 
(Eulogius  0.  Sllexanoria  (598)  eno&^nte  rbmif^e  ÜRart^roIogium  ju  eriennen.  &  erfi^int 
but  Gregors  Beitreibung  (Ep.  VIII,  29...„no6  autempaene  omnium  martyrum, 
distinctis  per  dies  sin^os  passionibus  collecta  in  uno  eodioe  nomina  habe- 

15  mus,  .  .  .  non  tarnen  in  eodem  volumine  quis  qualiter  sit  passus  indicatur, 
sed  tantummodo  nomen,  locus  et  dies  passionis  ponitur")  ob  eine  mefenUic^ 
nomenllatorif^  geortete  Kompilation  oon  umfaffenber  Slnlage.  Suger  [onft^em  SRoti^l 
aus  jhil^rer  3^ti  unb  aus  anberen  Air^en  muß  [ie  befonbers  ben  Siteren  Sf^ftldenber 
ber  itird^  SRoms  (entftanben  oi%enb  ber  3<4^^  312  bis  422)  in  fi^  aufgenommen 

2o^aben. 

(Eine  enoeitembe  Searbeitunp  bes  römi|^en  Aalenbers  i[t  bas  [og.  Martyrologium 
Hieronymianum,  beffen  Xext  tn  mebreren,  3.  XI.  nur  bnufiftfidröeis  ei^tenen  Sie« 
^enfionen  oorliegt,  o^elqe  [ömtlid^  aus  einer  gegen  b.  3-  600  ju  tiuxene  in  CDallien,  unter 
bem  Sif^of  Sluna^cQrius  (^unarius),  entftanbenen  Urgeftatt  entflojlen  firü).    9toA  oor 

25  biefer  palliianif^en  Überarbeitung  —  aus  ber  oieles  [pejifil^  (ßaUtf^e  ibres  3n|alte, 
K.  S.  bte  Slufna^me  oon  roeibli^en  $eiliaen  roie  (ßenooefa,  9labegunbis,  (&Iobe[inbis  k., 
oesglei^en  oie  ja^Irei(^er  fr&nfi[^en  unb  burgunbif^en  Si[49fe,  ]i^  erflort  —  mug 
biefe  Kompilation  in  etner  obernalif^en  Bearbeitung  oerbrettet  gemefen  [ein.  Sluf  Ober« 
italien  als  (Entftebungsort  biefer  alteren  (oiellei^t  ölteften)  (Seftalt  bes  Hieronymianam 

30  loeifen  nömlid^  etnerjeits  bie  oielen  5U  italift^n,  be[.  ^u  oberitalif^en  geiligen  in  Sejug 
[t^nben  (Elemente  i^res  3n^Its,  oelAe  naä^  Sfosug  jener  gallilani[<ben  (unb  auherbem 
oer  rbmif^en  unb  ber  afrifanil^en)  (Elemente  surfiÄleiben ;  anbererfeits  ergiebt  ui^  ffyc 
gerrü^ren  aus  bem  genannten  Krqlid^en  (gebiete  baraus,  hak  bem  äßerte  ein  (fiiq|ier< 
ter)   Sriefme^fel  bes  gieronomus  mit  jtoeien  oberital.   ST|d^ofen    bes   ausae^nben 

354.  3<^tp-  (E^romatius  (0.  9lquileia)  unb  gelioborus  (0.  Slltinum)  oorangeftellt  ift, 
auf  melden  Sriefroe^fel  bereits  Cajfiobor,  Instit.  div.  litt.  e.  32,  Sejug  nimmt 
!Das  ®an5e,  mW  es  ie^t  oorliegt,  erf^eint  als  ein  buntes  Dur^einanber  oon  Orts* 
unb  geiligennamen,  SRort^rerbaten  u.  bgl.,  }ufammengetragen  aus  einer  9{ei^  Stterer 
£o!aI«  uno  ißrooinjiallalenber,  3U  mtl6)tn  als  gauptquelle  für  ben  tirc^I.  Onent  {enes 

40  Martyrologium  Syriacum  (in  ettoas  enoeiterter  Geftalt),  als  afrilantf^e  Quelle  ein 
Aalenbar  0.  Aart^ago  mohl  aus  no^  ooroanbalifAer  ^trtf  als  Quelle  für  bie  rbmif^e 
Aird^e  {enes  oorgregorianii^e  Cal.  Romanum  gebort  ^ben  mflffen.  9luf  gieronqmus, 
ben  gelehrten  bet^Ie^emif^en  (Einjiebler,  !ann  f^toerlid^  au^  nur  ein  geringf&giger  Aem 
ber  Sammlung  surüdgefü^rt  n)eroen.    3)q^  man  i^n  in  [pöterer  ^tü  —  0)091  erft  na^ 

45  Gregor  M.,  ogl.  oben  —  allaemein  als  Urheber  ber  ilompilation  nannte,  mag  oarauf 
mit  berufen,  bag  er  als  Serfaffer  eines  Aatalogs  lir^lic^er  6^rift[teller  belannt  roor, 
aud^  bte  SBä^elleitionen  ber  alten  AirAe  (im  Comes)  rebtgtert  ^ben  foll  unb  überbaupt 
als  9{epra[entant  aller  lir^li^en  äBiffenfc^  im  SIbenblanbe  galt.  —  !Die  u>i^t^ften 
aus  jenem  9lr^et9^us  oon  Slusene  gefloffenen  $bf^r.  bes  M.  Hieron.  [inb  ein  cod. 

aoBernensis  289,  ein  Epternacensis  ({e^t  $aris,  n.  10837),  ein  Wissenburgensis 
(aus  äßeigenburg  i.  (E.,  je^t  m  SBolfenoättel  befinbli^)  unb  ein  (Jf^agment  aus  £orf^ 
ne^t  cod.  Vat.  Pal.  283).  3^re  Zexte  ^oben  bie  neueften  Herausgeber  3.  S.  be 
9to)fi  unb  (E.  !Du^esne  in  genauefter  SBiebergobe  lolumnemoeile  nebeneinanbergeftellt 
unb  ^ierburä,  \owxt  huxäf  bas  beigegebene  reiqfe  (Einleitungsmaterial  unb  [onftigen  tn* 

65  tijd^«esegeti[^en  SIpparat,  eine  ^ö^ft  mtvtooüt  (Srunblage  fürs  Stubium  oer  loi^t^en 

urtunbe  gefd^affen.    6.  b.  Ausgabe  in  AS  Nov.  t.  II,  p.  1,  1894   im  ^roömium 

[p.  I— LXXXII  u.  p.  1—193]  unb  ogL  bie  »efpre^ungen  berfelben  oon  3.  »eill, 

im  „Aat^olü"  1894,  »b  X,  2,  S.  314  ff.,  oon  »r.Äruf^  im  m,  »bXX.  2,  u.o.m. 

%>a)  in  bie  frfi^en  ^a^r^unberte  bes  äRittelalteis  ^tnein  [e^t  biefe  ntlenboräü^« 

CO  [tatiftif^e  Se^nblung  bes  martqrol.  unb  ^agiol.  Stoffes  [t^  teilxoetfe  fort    3)as  (og. 


Acta  martymm  146 

Martjrologiiim  Bedae  aus  bem  9Inf.  bes  8.  Zo^^^-  (^ausgeg.  in  Opp.  Bedae  ed. 
GileB.  t.  IV,  p.  16  sq.y  auc^  in  ben  AS  Mart.  t.  11,  p.  V  sq.)  ift  loefentli^ 
mir  etn  ^iligenldenber,  mit  loenken  (EnDeiterungen  Aber  bie  ())feubo<)oteionqmiQni|6e 
(Sntnbloge  hinaus.  (SUU^aWs  auf  biefec  (ßrunblage  enoa^fen  erf^etnt  bos  unge^öQr 
beifelben  3^^  entftammenbe  [og.  ,yMart^ologium  Romanum  parvuin^'  (nötiger  5 
M.  Aquileiensey  ba  es,  loie  Salefius  tm  Sln^ng  ju  j.  (Eu|ebiusQUsaabe  nad^ioies, 
oo^I  oer  jtir^  oon  SlquOeia  ange^ött),  tDeld^  Heribert  iRosiDe^be  in  vlnttoerp.  1613, 
{oiDie  fpSter  (B.  Slbobioinus  in  SRom  1740  ^(jufammen  mit  anbecn  alten  AaletdKirien), 
Verausgab.  9uc^  tn  ipm  erf^eint  für  bie  Imdleibung  bei  bfinen  jtalenbemotisen  mit 
ed&utembem  (Bej^i^'  bejb.  fiegenbenmoterial  nod^  loenip  ge[(^en.  Unb  au^  na^*  lo 
bem  ju  !lttf.  bes  9.  oo^rb.  gf^rus  9Ragi[ter  (f.  u.)  in  ber  9{tAtung  auf  biefe  enoeitembe 
unb  anmutig  belebet^  umgeftaltung  oes  traoitionellen  Stoffes  mistige  Stritte  oor« 
morts  attfyat,  [ie^  man  niqtsbejtomeniger  einjelne  SRartuiologen  bes  Slbenblanbs  bei 
mefentui^  nur  nometdlatorif^er  mt  no$  be^en.  6elb[t  bos  oon  äßanbalbert  oon 
^Ihflm  848  unter  SRitbenu^ung  oon  gfloms  in  laL  Serfe  gebraute  SRartqroIogium  (bei  15 
h'^Ufoq,  Spidleg.  II,  p.  23;  oal.  3)ämmler,  Poet.  lat.  II,  567  ff.)  ift  „faum  etn>as 
anbms  als  ein  oerfifijterter  ^euigenfalenber''  (|.  ^aud,  A®.  Deutf^Ianbs  II,  610; 
ogL  b.  n.  „SBanbalbert"  in  b.  dncß.). 

II.  ^eiligengef^ic^ten  (Acta  s.  Vitae  sanctonim;  Legenda).  %I.  im  aQg. 
Stobler  unb  ^im,  »oUftfinbiged  ^eiUgenle^Ion  (5  8be  )(ugdb.  1858-1882),  ^b  I.  (SinL,  20 
e.  12—38.  9&t  bie  anfange  biefer  fittteraturgattung  au(^  (g.  fiuciud.  XieOueHen  ber  ält. 
«ff^id^te  bed  &mt.  ^&nd)tumd  (3^®.  VII,  1885)  unb  O.  dödler,  im  9ln^ang  I  }u  fetner 
iRonograp^te  «^doagriud  ^onticud",  ^tinc^n  1893.  ^Cugerbem  bie  S3oaanbiften  unb  9{eo« 
boUanbiften  in  i^ren  grofien  Sammelmerfen  (f.  u.). 

3u  enifcbiebenem  JJObergemi^t  über  bas  mart9roU)gi|4e  (!alenbari|^«{tati[ti[4e)  Sie«  25 
ment  erbebt  fi^  bas  ^agiograp^tf^e  ober  ^Uigenbiogrop^ilqe  [eü  bem  Slusgang  ber 
älteren  ^t\i  unter  Siraoirlung  ber  befonbers  in  3R9n$sbei|en  gelAa^ten  unb  oon  ben 
5tlöftem  aus  verbreiteten  £itteraturgattung  ber  Vitae  patrum.    3n  ben  oon  9{ufinus 
(Historia  monachorum  s.  Hist.  eremitica),  ^allabius  (Aavaäix6v  s.  Hist.  Lau- 
siaca),   Z^eoboret  {0d6&eog  lazoQla  s.  Hist.  religiosa)  unb  beren  fpäteren  9lad^<  ao 
a^mem  —  fan  SRorgenknb  be[.  ber  SRonop^fit  3<>^nnes  0.  (Ep^us  unb  bie  Ort^o« 
boxen  3o^nnes  9Rosd^s   unb  3o^*  itlimams,  im  Slbenblanbe  (Dregor  0.  Xours  ([. 
bie  %%,)  —  jufammengeftellten  Sert^ten   über  bie  £ebens|c^idF[aIe,    bie  a$Ietif6en 
£eiftungen  unb  eoentuell  bie  SBunber  berühmter  Vertreter  betber  Slrten  oon  SIsIeJe 
ber  eremitifc^en  n)ie  ber  cBnobitif^en,  marb  ber  erbauungsbebürftigen  (E^riften^eU  naq«  35 
fonftontinif^er  3^it  ^in  Stoff  geboten,  ber  bie  ^Jlärtqrergef^iqten  ber  frii^ren  !iafyi' 
^unberte  an  SCnjie^ungsfraH  t^tfSd^Ii^  no^  übertreffen  mu^e.    Dort  n)aren  es  länait 
aus  bem  (Erbenleben  gej^iebene,  ^ier  ba^egen  lebenbe  unb  eoentuell  jeitgenbffif^e  d^rtft* 
li^  gelben,  an  beren  C^enmeln  man  \vb  ftärlen  lonnte.  %iä)  mirften  oie  oer  au|eren 
Gefc^U^  biefer  93&ter  ber  2Bfl|te  unb  SJUn^s^eiligen  einoerleibten  Sprühe  unb  ^eben  40 
(CoUatioiies  patrum;  Verba  s.  sententiae  seniorum  etc.)  U)egen  i^res  oielfeitigeren 
Se^lis  mit  |tarlerer  Snjie^ungsfroft  als  bie  monotoneren  unb  fa(t  immer  nur  bas 
eine  3^ema  00m  (tanb^pen  (Erbulben  ber  SRartem  unb  bes  Üobes  betreffenben  9{ebe« 
ftoffe  in  ben  SRort^rergef^id^ten.    Der  (Sebanle  einer  Vereinnahme  biefer  glei^fam 
jet^emS^eren  unb  populäreren  asletij^en  £efeftoffe  in  bie   SRart^rerfalenber  mugte  ^ 
namentlu^  ba  [i^  na^e  lepen,  n)o  es  bem  Sebfirfnis  ber  Gemeinben,  ober   aud^  bem 
oon  JUerdem  ober  oon  Ilofterlid^en  (6enoffen|^aften  in  Sejug  auf  paffenbe  £eltüre  |ür 

Sottesbienftlid^e  9(nba(^en  entgegensulommen  galt.  Dem  Serbaqte  bes  Gefälf^tjeins 
ur^  ^äretäer  ober  burA  Ungebilbete  (idiotae),  um  beffen  millen  ^ie  unb  ba  (ogor 
fir^ii<^  Serbote  bes  fiefens  ber  3Rärti)rerpa[jionen  ergangen  n)aren  —  (|.  für  bie  röm.  so 
5tirqe  bas  GelafianUAe  Decretum  de  recipiendis  et  non  rec.  libris  oom  3*  494, 
00  es  in  8e]u^  auf  oie  „Gesta  martyrum''  ^eigt:  „Secundum  antiquam  con- 
suetudinem,  singulari  cautela,  in  s.  Romana  ecclesia  non  leguntur,  quia  et 
eorum  qui  conscripsere  nomina  penitus  ignorantur,  et  ab  infidelibus  et  idiotis 
8uperflua  aut  minus  apta  (juam  rei  ordo  fuerit  esse  putantur'']|  —  roaren  bie  66 
Vitae  patrum,  jumal  menn  fte  mit  ber  Slutorität  berühmter  Slamen,  mit  9{ufin,  ^alla* 
bius,  li^boret  k.  aebedt  merben  tonnten,  in  geringerem  Grabe  ausgefegt.  SRan  [te^t 
bo^  in  beiben  gälften  ber  (Qriften^eit,  im  grie^i[^:<fqri|^en  Orient  mie  im  lateinif^en 
SOienblanb,  gegen  bos  äRitteldter  ^in  eine  sune^menbe  Sereid^erung  ber  martijrologi» 
f<^n  fiitteratur  mit  mön^«  unb  l^iligengefqi^tli^em  SRaterial,  entnommen  teils  ben  eo 

ll<aI<tfiK«Clopdble  fflr  2:^€olo0ie  unb  Stirbt.  3.  ü.  l.  |() 


146  Acta  martjnnim 

obengenannten  äßerien  teils  anbem  ä^nlt^en  Aontpilotionen ,  fi^   ool^iefien.    SBtr 

^n  aus  betben  fittteraturberetAen  einiges  ^auoiföAIiq  nriAtige  im  no^fti^noen  ^eroer. 

A.  Orient,    grflt  bie  grie^tl^e  Sim^  fe^t  |iq  jDar  in  bem  fi^g.  Menologia  ober 

äRonotsregiftem  3.  S.  bem  Menol.  Basilii  Imperatoris,  bos  in  oer^iebenen  9us* 

5  aoben,  befonbers  einer  00m  Aarbinal  Snnibale  Slbani,  [III  voll.,  Urbino  17271  omr« 
liegt,  bie  ältere  lalenbarif^^ftatiftif^  Sel^nblungsnieife  me^r  ober  nieniger  noq  fort. 
^Dagegen  normen  bie  Menaea  —  meift  umfängli^e  12b&nbige  (Sfolioomle  —  nAtn 
ben  Offijien  ber  ^eiligen  unb  auf  biefetben  bejfigli^en  ^^nnten  ou^  me^  ober  mfaiber 
einge^nbe  gefAi^tliAe  Seri^te  ober  ^eiligenlegenben  in  fi^  auf.    (Ein  SBerf  biefer 

10  lederen  9lrt  f^eint  X^eoborus  6tubita  im  9uge  ge^bt  ju  boben,  loenn  er  in  fetner 
Ep.  2  ad  Piaton.  (ed.  Sirmond  I,  181)  einer  oon  i^  gefe^nen  „erftounliA  giro^n 
3a^I  oon  äRartqrien,  n>el^  jroölf  SSnbe  ffiUte'',  gebenft;  Die  jjuiqtvqui  itoXid  biefer 
Stelle  lebiglid^  auf  ^ajfionen  im  eigentlit^n  6inn  ju  beuten  ge^  fc^ioerli«^  an.  9t* 
nu^t  n)urbe  biefes  ret^^altige  ^tieferaoerl  n>o^I  00m  $aupt«SRaräroIoaen  bes  10. 3<^-i 

16  S^meon  3Retap^raJtes,  beffen  fie^enbenfammlung  (ooHftilnbig  bei  MSO  t.  114—116) 
bem  m&rt9rergef^i^tliqen  3RatenaI  aus  ben  erften  3<i^iiii^rt^ii  jo^rei^  Bebens« 
bef^reibungen  oon  Air^enootem,  Slna^oreten  unb  SRdnqs^iligen  in  mel^  ober  »eni« 
ger  freier  romanhafter  SBe^anblung  ^insu^ejellt  (ogl.  ben  91.).  (Eine  Öberoibeitung  bes 
äßetfs  lieferte  in  neuerer  Reit  ber  frettf^e  SRön^  SIgapips  £anbos  in  feinem  Mag 

90  Ttagädeiaog  (Senebig  1641).  —  Slbgelflrjt,  b.  ^.  für  ben  C&ebrauA  gottesbienftliAer 
Soriejungen  tns  Aurje  lufammengejogen,  ober  immer  bo^  bos  SBefentliAe  bes  bto< 

n^tf^en  unb  martqrologif^en  Stoffes  barbietenb,  erf^int  ber  3n^  oer  SRenien 
en  Hwa^ägta   (oon  avva^tg,  gottesbienftl.  Serfammlung) ,  beren  oiele  310  3^^ 
no^  ungebrudt  oor^anben  Jinb.    3bnen  oenoanbt  finb  bie  *Av§o3i6yux,  in  wtwftn  aber 

25  ni^t  fooo^I  bie  IegenbarifiD«biograp9if<||e.  als  vielmehr  ber  litinrgMe  QMf  ber  SRenSen 
obgefürjt  oorliegt  (f.  3.  S.  hos  oon  Sinton  Srcabius,  9lom  1698).  Sgl  Oberhaupt 
JtottenbufA.  ilonfefftonsfunbe  I,  6.  465  f. 

69rif4e  unb  perfif(^  SRart^ria  ebierte  aus  \qt.  Xesten  Stephan  Suobios  Sffe« 
mani,  Acta  martyrum  orientalium  et  occidentallum  (2  partes,  9lom  1778),  fooie 

30  neuerbings  $.  Sebian,  Acta  martyrum  et  sanctorum  ($aris  u.  £eim.  1890 — 96, 
V  tt.).  Die  überaus  rei^baltige,  freili^  leiber  nur  forif^  oerSffentli^te  uno  ber  nSti^n 
erlöutemben  Seigaben  entbe^renbe  Sammlung  bes  £e^teren  umf^IieM,  fbioeit  fie  ois 
jefet  oorliegt,  eine  SReMett  eigentlid^er  SRör^reraRen,  babei  3iemIi^oieI  neues,  oon 
Sdfemani  no^  ni^t  publQiertes.    Do^  finb  etne  9In3a^I  Heiligenleben  au^  in  ben  bis 

85  iegt  oorlieaenben  Sanben  f^on  en^Iten,  j.  S.  in  Sb  1  eine  Vita  s.  Joannis  bar 
Malke  uno  eine  V.  b.  Marianae.  in  Sb  III  ein  £eben  (Ephraims,  in  Sb  IV 
fiebensbefd^reibungen  bes  !i(Mb  0.  9nfibis,  Slüolaus  0.  SR^ra,  3<)^nnes  (Eleemofonarius 
unb  S9meon  Stolites  u.  f.  f.  —  SRe^r  nur  ausn)5I^Ienb  oer^alten  fi^  geaenfioer  bem 
reichen  SRaterial  oer  betr.  Jnr.  Airc^nlttteratur  ißius  3^^^!^  ^^  l  beutfqen  CC^refto« 

40  mat^ie  („(E^te  SRten  ber  99.  9R&rtQrer  bes  aRorgenlanbs,  überfeM,  2  Xle..  Snnsbcud 

1836)  unb  (&.  $offmann,  aus  f^r.  Slcten  perfifAer  aRortijrer  überf.  u.  erl.  (^^3. 1880). 

Aoptif^  aRörjbrergef^i^ten,  nebft  soü^IretcQen  fur3gefagten  vitae  äg^f^  unb 

ni^t^ägmmf^er  $eiugen.   enthalt   ber  $eiliaenlalenber  in  arabifAer  Spra(^,  »ooon 

Sf.  SBü^enfelb  einen  Üetl  (nur  brei  SRonate)  berausgegeben  ^at  (,.S9naxarium,  b.  i. 

4ö  $eiIigen»ÄaIenber  ber  lopt.  (E^riften,  aus  b.  ärab.",  (5o^  1879).  Sgl.  femer  für 
biefes  (Bebtet  $.  ^qoemat,  Les  actes  des  martyrs  de  l'£gypte  tir^s  des  mss. 
coptes  de  la  bibUoth.  Vaticane  et  du  Mus^  Bor^a.  Te^  copte  et  tradnction 
frangaise  avec  introd.  et  commentaires.  Vol.  I,  Wom  1886 — 87. 

(Ein  armenif^es  URoxt^roIogium  in  2  Sünben  gaben  bie  9Re!^ttariften  ^etmts, 

GoSenebig  1874. 

(Jfur  bas  flaoifd^e,  namentli^  bas  ruffif^^ort^oboxe  fiitteraturgebiet  ogL  3<>f*  ®nn- 
Sffemani,  Calendaria  eccl.  Slav.  s.  Graeco-Moschae,  6  tt.  1876  (So  1—6  feiner 
Calendaria  eccl.  univ.,  beren  übrige  S&nbe  bur^  einen  Sranb  3u9{om  1768  unter« 
gingen),    g^mer  bie  gelehrte  Slb^nblung  bes  S^fn^en  3-  ®-  SRcitinoo,  Annus  ec- 

66  elesiasticus  graeco  -  slavicus  \n  ben  AA.  SS.  t.  IX.  Octobr.  1870;  au^  918. 
Stilles,  S.  J.,  Galendarium  manuale  utriusque  ecclesiae,  tam  orientalis  qnam 
occid.,  3nnsbrud  1879—86,  fowie  S.  3agic,  I)ie  SRenfien  ber  rujf.  ftiri^e  mif^i^. 
aus  ben  33.  1096—1097,  St.  Petersburg  1886  (in  ruff.  Spraye).  —  Über  bie  in 
Sluglanb  beliebten   „SSterbfläer"  (IlaxiQuia),   ent^altenb  bie   SebensbefAreibungen 

60  ber  ^eiligen  geioiffer  fioIaHird^en,  namentu^  ber  großen  Albfter  (3.  S.  ein  bie  ^oupt* 


Acta  iiiartymm  147 

iMe  ooiR  großen  ^iffilenllofier  bei  Atem  6e|anbeInbesK  f.  6trQ^I,  Seitrage  3.  ruff. 
5t6.  I,  89  ff.  u6er  bie  „Siologen'',  <il$  ein  ntffifAee  ttqutoQlent  ber  69n(U[QnQ  ober 
abgdficjten  aRenlen  f.  ebenb.,  6.  92,  fomie  Aottenbuf^  a.  q.  £). 

B.  tCbefibloitb.    Den  Oriqeft  sune^menber  Sereid^erung  bes  Ialenbari|d^  fiberliefer« 
ten  moxbmhi^ätm  aRoterials  mtt  lagiologifc^  3^^^^  oeranf^ulii^t  bie  9{et^  ber  5 
SDtorterotogen  bes  9.  3<^-: 

gftonts  9Ragif(er  ju  %on  (ca.  830)  lieferte  jene  (Enoeiterung  bes  Sebof Aen  äRor« 
t9colraittms,  an  oe^e  bann  93anbalbert  (i^  anf^Iog  (oal  MSL  94,  p.  790). 

mbmm  SRounts  (ca.  850-~854)  bot  gegenüber  biejent  SBorgSnger  loieber  man^e 
Smieiterungen  (Martyrologium,  in  f.  Opp.  IV,  1121  ff.)  10 

Sbo  9.  Sienna  (geg.  870)  fibertrifft  an  ^{ei^^ttialeit  feiner  ^agioIogilAen  mu 
teibinoen  (bei  ÜRigne  123.  201  ff.)  auc^  ben  le^en  biefer  Vorgänger.  %nlt^  ber  oon 
i^  oB^ftngige  imb  faft  floerall  mit  i^nt  3ufammenftintmenbe  ufuarbtis,  SRönq  ju  St. 
Germain  des  pr^  bei  Sßmi»,  in  bem  ai$  Sefe^I  Aorls  b.  Italien  Derfagten  ^örtqrer« 
bn^  (ca.  876).  15 

X)«  Martyn^ogium  Sangallense  enbli^,  anoeblid^  oon  9lotIer  Salbulus  (f  912) 
oeifa^y  ooI%{^  no<^  rei^Ii^re  (Einf&Ihingen  ^Itgengefc^i^tli^n  Stoffes  (Sanifins, 
Lect.  antiqn.  11,  3,  p.  89).    Sgl.  über^upt  ^aud  o.  a.  O.  6.  610. 

Dk  ertte  eigentli^e  fie^nbenhimmlimg  tmnpilierte  im  9(uftnm  bes  Si^jtatter 
Stf^ofs  Ct^anboU)  (f  916)  ber  Scbn^  9BoIf^  oon  ^rrieben.  Sie  mog ,  als  ein  20 
„passionalis  über  valde  utilis''  (na^  bem  Urteil  bes  Anon.  Haser.  in  MO.  SS 
Ulf  p.  256),  bereits  mant^  ^afteriftttfee  groben  oon  jenem  in  ber  ^olmeri  bann 
imnm  jOgellofer  auftretenben  9BaIten  ber  ^^ntofie  oon  Aleritem  unb  9Rdn(^n  geboten 
boten.  fiS  bte  bas  £egenbenbi^ten  jnr  htnügered^t  geflbten  Berufsarbeit  lourbe. 
3n  btefen  Dtt^ngen  ^belt  es  |i<^  balb  um  Serforgung  einer  6tabt  unb  fianbf^aft  25 
mit  einem  ui^P^n  (Brfinber  moali^ft  f^n  aus  ben  n&djften  Rafften  naä)  ber  Slpofte^eit 
(}.  8.  (Eu^^anus  ffir  Xrier,  Salerius  für  Adln,  SRatemus  ffir  Zongem),  balb  umSIus- 
f^mfiiluna  gef^i^Ii^  fibertieferter  vitae  mit  allen  mdgliAen  unb  unmöolid^en  äBun« 
benif  boio  um  lede  (Erbi^tuno  beftfttiaeifber  Urlunben  (Sriefe,  nwburqi  ein  Si[<^of 
ober  tnt  3ur  Hu^ei^ung  ber  betr.  9la^rid^en  aufforbert,  u.  bgl.)  ober  um  Sinf^iebung  so 
gonj  unb  gar  fingierter  ^v'if^nfiguren  als  jeitgenöffil^  3^9^^  (P^^  i^^^$  ^Rarcelltn, 
angäliAen  Segleiters  filubgers,  bem  bie  faMe  6uibbert«Siograp^te  aus  bem  12.  ober 
13.  Zo^.  ange^bren  n^iU;  ogl.  b.  91.  „6utbberf').  Sefonbers  reichhaltige  9{ef>rä|en« 
tonten  biefer  ^ttteratutgattung  aus  bem  fpfiteren  99191.  lourben  bie  Historia  Longo- 
bardic»  bes  ^aUib  o.JBiroagio  (a  Soragine,  1 1298>,  beren  en!omiaftif^  SejeiAnung  35 
ab  Legenda  aurea  ber  f(arifer  Doftor  Claude  b'(E)pences  (sec.  XVI)  mit  treffenber 
jtaritfl  m  Legenda  ferrea  umfe^te  (f.  bos  9lä^e,  auA  Aber  i^e  Slusgaben  k.  unter 
,,3oc  0.  Sorogina'O  \tmk  ber  Catalogus  Sancstonun  bes  ^etrus  a  9latalibus,  f  1382 
(jiterft  9Amm  Sicenjia  1498,  bann  Senebig  1616,  fol.). 

<Ein  Übergang  oon  biefer  fippig  oenoilberten  uno  tns  9{omanM[te  entarteten  £e«  40 
genbeninDobultion  }u  einer  foliberen  Se^anblung  bes  ^gioIogifAen  otoffes  f^int  in 
ben  fleißigen  9Irbeiten  bes  Selgiers  ^0^.  (ßielemans,  regul.  (T^or^errti  in  9{ouge«eiottre 
(Vallis  rubea)  bei  93ru|fel f  1477.  [t^  anjuba^nen.  Seine,  einftroeilen  nur  ^anbfArift* 
lüfy  (in  9Bien)  oor^benen  Kompilationen  betiteln  fi^:  1.  Sanctilogium  (eine  alpf)a' 
bettf^  georbnete  Sammlung  oon  mehreren  ^nbert  fiegenben) ;  2.  Hagiologium  Bra-  45 
bantinomm;  3.  Novale  Sanctorum;  4.  Historiolopium  Brabantmorum  (fpejiell 
bie  ®eMi^e  ber  ftreujjüge  betreff enb).  Starres  barflber  ift  erft  oor  lurjem  burc^  bte 
9le0boUctnbiften  bdannt  gemalt  vorben  (f.  b.  9luff.  De  codicübus  hagiographicis 
Joannis  Oidonans.  etc.,  AnaL  BoU.  XIV,  1,  1895).  —  (Slei^  bem  Sanctilogium 
biefes  Belgiers  ffl^  bas  ^u  Senebip  1474  (bann  ju  9{om  1497)  gebrudt  erf^ienene  so 
Sanetuarium  bies  9RaiIanbers  Somnus  SRombritius  bie  aufgenommenen  Heiligenleben 
in  0^1^.  Oibnung  oor.  SBegen  ber  Sorgfalt,  momri  bie  oafür  benu^ten,  metft  alten 
utib  guten  $bf^.  abgebrudt  finb,  oerbient  biefes  9Bert  noc^  je^t  berüdfiAtigt  ju 
Qierben.  !Das  oleii^  Streben  no^  SBieberaabe  ber  aßen  Sßten  in  urfprfingli^r  unb 
uitoerMrter  (&enalt  befugte  3ac.  ^tx  Stapulenfis  im  erften  (unb  einjigen,  ben  3^*  && 
mior  M^belnben)  Sanbe  feiner  ,,Martyrum  agones,  antiquis  ex  monumentis 
eeDnine  desoripti  (1325).  Dogmen  fc^int  bas  oon  Georg  SBicelius  1541  (mit 
ffittmung  an  Aurfürft  SÜbre^t  0.  SRainj)  ^rausgeaebene  „Hagiologium' <  nid^t  fri^ 
tlfl^f  fonbem,  alei^  ben  meiften  Sbbeiten  bie|es  Sielfi^reibers  (od.  b.  91^,  nur  eil« 
fertig  tompilierenben  (SfyxtalUx  getragen  ju  ^aben.  3n  bas  a^tb&nbtge  9ßeri  ^^Saactc\-  ^ 


148  Acta  martymm 

rum  priscorum  patrum  vitae^',  oeldbes  ber  Senetianei  !IU)9S  fiipomanus  (f  1659 
ab  Stf^of  oon  Seraamo)  mit  Untet[tfl|unQ  mehrerer  (gelegen  1551—60  ^rausgab, 
fanben  ältere  (sumetft  gnec^if^)  Bagtognmqtf^e  Sanmtlungen  Sufno^me;  [o  ber  gaitje 
SRetop^raltes ,  au^  ^allabtus  uno  3JU>sqm  in  lat.  fiberfe^ung,  baneben  ober  axä) 

5  Gregor  o.  3!our$  De  miraculis  sanctorum.  !De6  gelebrten  Aor^ujers  £auretii 
6unus  (t  1578)  lalenbarif^  georbnete  Sammlung  in  6  Sbn.  gfoL  (jiDette,  oon  9Ro« 
[anber  fortgeffl^rte  ^usg.  in  7  93bn.,  jtoln  1581  ff.)  rofll,  n)ie  ber  Xitel  „De  pro- 
batis  Sanctonim  historiis'^  anbeutet  nur  IritifA  ervrobte  Xeste  bieten.  Sie  oerriTmert 
aber  beren  urtunbli^en  9B|rt  niAt  [elten  bur^  ftili[ti[d^e  Sefferungsoerfu^  unb  bolb 

10  Ifirsenbe  balb  enoeitembe  uberaroeitun^en  ([.  b.  31.  „ourius"). 

Me  biefe  Vorarbeiten  ourben  n)ett  ilbertroffen  burA  bas  riefige  Unternehmen  ber 

Sele^rten  Slntmerpener  O^fuiten,  bes  3o^*  SoIIanb  unb  feiner  C5eno[fen.  Den  $lan  lu 
iefem  grogartigften  aller  $agioIogia,  ben  Acta  Sanctorum,   quotquot  toto  orbe 
coluntur  (Antv.  1643  ss.),  entwarf  ber  3^fuit  Heribert  9hm^h,  geb.  1569  3U  Ut* 
15  re^t,  ae|t.  1629  3u  Antwerpen,  nac^  SerSffentli^ung  mehrerer  oerbien|tIic^r  Seitrfige 
jum  Qter  in  Siebe  fte^enben  Gebiete  (3.  93.  Fast!  sanctorum,    quorum  vitae  b^- 

K'cis  bibliothecis  manuscriptae,  1607 ;  Martyrol.  Romanum  parvum  etc.,  1613 
0.1;  Vitae  Patrum,  1615,  1628  U.Ö.).  Die  Slusfflbrung  befi  oon  i^  auf  18  8anbe 
angelegten  Unternehmens  einer  bie  ^agiologie  aller  fianber  in  ^iftorifA-tritif^  Se< 

90  banblung  umfaffenben,  lalenbarij^  georbneten  Sammlung  fibema^m  nad;  feinem  Zobe 
fein  Orbensbruber  3o^.  SoIIanb  (geb.  3U  Xillemont  1596,  f  ^6ßb),  ml^^t  1643  bie 
beiben  erften,  ben  ^eiligen  bes  3anuar  geltenben  Sfinbe  ^rausgao,  fpäter  aber  bun^ 
$in3U3ienung  imextt  jüngerer  OroensMber,  bee  (ßottfrieb  ^enf^en  (1600—1681)  unb 
Daniel  $agäro^  (1628—1714),  \vj^  oerftärBe  unb  [0  einen  gfortgang  bes  Stieferaoeds 

35  in  [tetiger  gfolge  unb  mit  aümä^IiAer  3una^in^  bes  ur[)nrängIiA  in  !lnf(^  gebrauten 
Umifanges  erm9gli^te.  Sis  3U  SoUanbs  Xob  (1665)  traten  noq  brei  gfoIiobSnbe,  ben 
pfebruar  bebanbelnb,  ans  fiiqi  SBeiter^in  folgten,  bis  jum  Mdtritt  bes  leMIiq  er« 
blinbeten  ^apebrod^  oon  ber  9tebaItion  (1705),  bie  bie  SRonate  bis  jur  3<i|i^^itte 
be^anbelnben  Sänbe:  {e  brei  ^  aR5r3  unb  9l|nril,  a^t  für  3Rai,   fieben  für  3uhL 

so  Sefonbers  biefer  ungefäl^r  ffinfjtgjd^gen  $ubIiIationsq)o&e  unter  ^enf^n  unb     — 


bro^  gebührt  glän3enbes  £ob,  tette  n)egen  bes  ftetigen  3^uiffes  eines  ungemein  retqen 
^aubf^nften-  unb  Urlunben^SRaterials  3um  ^giograpbtf^en  9Ru|eum  nai^  Slntioerpen 
(vofür  ^apebro^  [ein  beträ^tli^es  oäterli^  ererbtes  9$ermogen  aufbrauste  unb  auger« 
bem  burq  3eitn)etlige  9lei|en  ber  SoIIanbiften  man^e  popfm^,  bif^ofli^,  ffirftuc^ 

86  unb  faiferli^e  Unter|tü^ungen  enoirft  n)urben) ,  teils  mtqtn  oer  an  niertoollen  neuen 
(Ergebniffen  reiben  unb  bur^  Iritifd^e  SAärfe  ausgesei^neten  Genialität  bes  bollan« 
bUHl^en  gforf^ens  unb  ^rbeitens.  ^auptbeifpiele  biefer  fieiftungen  finb  u.  a.  ^enfAens 
SBieberentbedung  bes  ben  $i(toriIem  oor^er  gan3  ab^anben  gefommenen  merooingiMH^n 
Aonigs  Dagobert  II;  $apä)rod^s  SInfammlung  eines  ^rogen  S^eils  00m  IriHM^m  ma* 

40  terial  ^  bte  bann  burd^  ben  Senebittiner  SRobillon  tns  fieben  gerufene  äBiffenj^oft 
ber  Dtplomati!;  besfelben  ißopebro^s  unerbittli^e  3^^ft9ning  ber  auf  ben  ißrop^äen 
(Elias,  als  angeblicben  Segrünoer  i^res  Orbens,  be3ügltd^en  zß^^ntafien  ber  Aarmeliter« 
mSn^e  (ogl.  b.  91.). 

Serglt^en  mit  ben  fieiftungen  biejer  Jtraftgenie«$eriobe ,  bie  3eitli^  mit  grtani« 

4ö  rei^s  golbenem  fiitteraturseitalter  unter  fiouis  XIV.  3ufammenfäIIt,  erf^eint  bas  SAetten 
ber  Sollanbilten  bes  folg.  3^^^-  (3*  %•  ^ines  Sa§rt,  SoIIer,  Stilling,  SuQstetO  me^ 
ober  weniger  als  SpigonemoerL  Ss  fügte  übrigens  bis  3.  3- 1773.  mo  bie  Slufqebut^ 
bes  3^|uitenorbens  eine  bebenflid^e  5lnje  für  bas  Unternehmen  ^erbeifübrte,  ben  19  San« 
ben  ber  ^opebrod^fd^en  Spo^e  30  mtittxt  ^imu,  ooburd^  ein  ^ortf^reiten  ber  Steige 

50  bis  3um  7.  Cltober  ben)irft  n)urbe.  9luä  nam  ber  Orbensaufj^un^  tonnten  bann  — 
bani  bem  fc^ü^enben  (Eingreifen  3uer[t  ber  jtaiferin  SRaria  if^refm  (1776),  na^r 
einer  ben  $agiograp^en  befreunbeten  belgifAen  ^römonftratenferabtei  (Xangerloo)jjDelqe 
bur^  ^n!auf  ber  Ittterorif^en  S^ä^e  bes  3nftituts  bem|elben  ein  Slf^l  in  i^ren  uRauem 
berettete  (1788)  —  no^  etlid^e  mtxitxt  Sänbe  publi3iert  unb  fo  bas  (ganse  bis  jum 

65  S^Iujfe  bes  6.  Oftoberbanbes  (be^anbelnb  ben  12—15.  Oft.)  fortgefü^  nwben.  35alb 
naäi  bem  (Erfd^einen  bie[es  53.  Sanbes  ber  gan3en  Steige  (1794),  beren  3n^  bereits 
bamals  auf  über  25000  Biographien  gef^ö^t  n)erben  tonnte  (ogl.  C5ui3ot^  Hist.  de  la 
civilis,  en  France  II,  32),  beroirlte  bie  (Einoerleibung  Belgiens  in  bte  fran}ofif^ 
9{epublil  ben  3urammenbrucb  beiber,  bes  gaftli^en  (E^orl^enenlonoents  unb  bes  uon 

60  ffyax  beherbergten  C5ele]^mn|tituts.  äBä^renb  bie  bur^  ben  Serlauf  Xangerloos  (1796) 


Act«  martyrnm  SCbnllert  )ion  ^ambitrg  149 

obbcu^Ios  g||etDorbenen  SoIIanbiften  na^  oerf^iebenen  Stid^ngen  ^tn  fi^  jetfireuten, 
imitbe  oenigfiens  ein  Xeil  i^es  Ittterorif^en  9lpporate  na^  3BeftfaIen  geflfl^tet,  um 
ffit  eine  fo&tere  aB{eberaufna|me  bes  9BerI$  oenoertet  3U  toerben. 

!Die|e  SBiebmufno^e  etfolde  unter  bem  64u^e  bet  belgif^en  9{egierung  burA 
ben  in  Srflffel  refibierenben  {efuittf^n  (Sele^rtenoecein  ber  9teoboUanbtften,  bet  —  na^  5 
Sonnisfenbung  eines  oom  26.  3Jldxi  1838  batierten  ißrogromms :  ,,I>e  prosecutione 
operis  BoUondiani.  quod  Acta  Sanctorum  inscribitur''  —  im  3- 1^^  tn  Geftolt 
emes  7.  £)ttobefbanbes  (ffir  15—16.  Oft.)  bie  er[te  9ru^  feiner  arbeiten  ber  ßffent* 
liil^tt  fiberaob.  Seitbem  finb  anfdnglid^  unter  fieitung  ber  3^futten  Sanbermoore, 
Don  fytät,  f>t  Sud^  [omie  neue^ns  unter  ber  oon  CCori  be  Smebt,  3ofep^  be  Soder  lo 
unb  3of-  ^n  ben  (DDem  eine  9lei^  n)eiterer  Sänbe  ans  fii^t  Getreten,  n)ooon  ber 
60.  (als  12.  Ottoberbanb)  bie  erften  je^n  9Ronate  bes  ^a|resmlenbers  mit  einem 
iDettDoIkn  9legifter  obf^Iog.  93om  9lo9ember  liegt  bis  {egt  ber  (ben  beiben  erften 
Xagen  bes  SDiconats  aeltenbe)  erfte,  [omie  bie  erfte,  ben  3.  u.  4.  Zaa  be^anbelnbe 
$iVte  bes  joeiten  Sonbes  oor  (oqI.  qu^  bas  oben  Aber  bie  im  $ro5mium  oiefer  {fln^ften  is 
fiieferung  en^Uenen  Steuausgobe  bes  Martyrol.  Hieron.  Semerlte).  —  iln  ©emali» 
ifit  unb  itfi^n^it  bes  IriMd^n  gforf(^ns  fte^en  bie  fieiftungen  biefer  Sleobotlanbiften 
hinter  benen  oer  Siteren  SorgSnger  oo^I  in  etnmsjurfid;  bm^  arbeiten  ou^  fie  mit 
rfibmli^er  Susbauer  unb  mit  einem  ni^t  feiten  ins  9icinuti5fe  fiq  oerlierenben  Sammler« 
fle^e.  (Eine  bagioIogifAe  3eitf4rift,  bie  Analecta  BoUandiana  ({öbrl.  4  $efte),  ao 
^ermtsgeg.  oon  ben  brei  le^genannten  9{ebaItoren  (be  Smebt  ac)  ge^  fett  13  3^n 
bem  ^mmimerle  ergSnjenb  jur  Seite.  Diefelbe  bringt  in  i|^n  neueren  3tt^9ingen  au^ 
frtttMe  Sefprec^ngen  ^iograp^if^r  unb  |xitriftif^  arbeiten,  Umfc^en,  oiograp^if<^ 
Iibefflc^ien  k. 

Die  belgif^n  Acta  Sanctorum  glei(^n  traft  i^er  anumfafjenben ,  auf  aüfeitige  25 
(Erf^^8|ifung  bes  martnrologifc^n  unb  ^ologif^en  SRaterials  gerimteten  Xenbenj  aller* 
btfios  einem  Ocean ;  fie  ma(^n  aber  borum  oos  Stubium  fo  man^er  äßerte  oon  anbrer 
SInuide,  wtV^  neben  i^nen  erf^ienen  unb  3.  ZI.  nocb  erf^einen,  leinesmegs  flberfififfig. 
Steefe^en  ton  ber  SRSrt^rergef^i^te  ber  proteftantif^n  itir^nparteien   unb  Seiten, 
meu^  felbftoerftanbli^  aus  bem  burä  bie  SoIIanbiften  bearbeiteten  (&ebiet  aanj. hinaus«  30 
^nen  (901  bie  gebrSngte  Aberfii^t  Aber  bie  oi^gere  auf  fie  besflgli^e  £itteratur  in 
ßlMOer,  ^onbb.  ber^t^eol.  aBiffenf^.  II,  3.  91.  S.  22)  geboren  bo^in  bie  ^eiligen« 
mograp^en  ber  einjelnen  la^.  Orben,  für  iDeI(^  befonbere  Sammelmerie  eiiftieren. 
So  oor  ollen  bie  an  ^iftorifi^«Iritif^em  (ßel^It  bem  SoIIanbiftemoerle  ebenbürtigen  Acta 
SS.  Ordinis  S.  Benedict!  (abgelfint:   ASB,  9  voU.  fol.,   $aris  1688)   oon  SRa«  35 
bfHon  (f.  b.  9.);  bas  Sifterdenfer « SRcurtnroIogium  oon  ^enriquej  (1630),  ber  Para- 
disns  Carmelitici  decoris  oon  Sllegre  (1639),  bie  9RartqroIogia  bes  9Rtnoritenorbens 
oon  be  9Ronftier   (1638)  unb  bes  Dominilanerorbens  oon  Siccus  (1639  ffO'  u.  a. 
Semer  bie  ^iologif^n  Sammlungen  für  einjelne  lat^olif^e  fiSnber,  mt  SBilfons 
Martyrol.  An^licanum  (1608),  be  Sauffa^s  M.  Oallicanum  (1637),  Salajars  M.  40 
Hispanicum  ^661),    9{abers  Bavaria  sancta  et  pia    (1704),    gfoppens  Batavia 
Sacra  (1714)   unb  (S^esquieres  Acta   SS.   Belgii  selecta  (1783  ff.)   u.  a.  m.  — 
SRebr  ober  minber  brau^bare  Susjüge  aus  ben  bollanbiftifdben  AS  lieferten  ^nbr. 
Soitlet  (Les  viea  des  Saints,   3  vols.  f.,    ^aris  1701),  «Iban  »utier,  Lives  of 
the  Fathers  and  Saints   (£onb.  1760),  beffen  franjSf.  Bearbeiter  ®obescarb  (Vies  45 
des  Saints,  Martyrs  etc.,  ^ar.  1786—88  u.  5.), Jo©te  SRäfe  unb  äBeife  als  beutf(^ 
Ka#)Iger  biefer  beiben  („fieben  ber  $11."  k.,  2  Sbe,  SRainj  1823 ff.);   aud^  $aul 
Giidrin  (Les  petits  BoUandistes,  18  vols.  7^  Mition,  ^ar.  1876). 

fiemilif^  bearbeiteten  ben  gefamten  ^ogiologif^en  otoff  neuerbings  9lbb6  $etin 
ictionaire  hario^aphique,  2  vols. ,  $aris  1850  [ßur  9Rignef^en  Sammlung  so 
^hMfyx  Spe^alkatita  gehörig]),  fou>ie  bebeutenb  reiA^altiger  Stabler  unb  $eim, 
lolphtbiaes  ©etligenlexilon  (1058  ff.,  5  »be,  ogl.  oben).  SBenigftens  für  bie  6—7 
erften  ^eia^nitttt  ber  itirc^e  l^ben  aud^  Smit^  unb  SBace  bas  mörfa)rer«  unb  ^iligen* 
getc^i^icpe  SRaterial  in  i^  mit  gebieaener  Sorgfalt  ausgearbeitetes  Dictionary  of 
Christian  biography  (4  vols.,  £ono.  1877  —  87)  annS^emb  oollftänbig  aufge«66 
nommcu«  3^(fl^' 

Sbolbcrt,  Gegner  bes  Sonifatius  f.  Sllbebert. 

Sbaliert  oon  $amburg<Sremen.    Quellen:  i^au^jtffic^n^  9bam   üon  Bremen 
(ogl.  tiefen  tlrtilel)  im  3.)Bu(^;  {obann  iüambert,  annales;  )Bruno,  de  belle  Sazonioo,  öugerft 


150  SIbtfttcrt  \ton  «Hamburg 

feinblid^;  Chronicon  Gozecense  —  alle  in  $er(,  MG,  bie  brei  cnten  aud^  in  befonbeven  läb» 
brüden  aud  biefen,  ^annooer  bei  ^al^n,  iiham,  ^roudg.  t)on  äop^enberg,  2.  fLufL  1876; 
Lambert,  uon  .^olber*®gger  1894;  Sruno,  Don  SBattenbac^,  2. 9ufl.  188a  ^futf(|  in  bcn 
(S)ef(4id)tf (Treibern  ber  beutfc^en  Sor^eit,  ^rlin.  ^ie  Urfunben  bei  Stumpf,  ^ieSleid^dfün^ler, 
5  2.  S3b  1865-83,  unb  bei  StMJpcnbcrg,  ©omburgifc^e«  U«.  ©bl.  —  ©earbcituiiöen :  Stengel 
unb  namentlich  ®tefebre(^t  (9b  2  unb  3)  in  htn  betomitenflkTlen;  ®taf>^orft,  ^eniib.  IHrd^« 
gefc^ic^te  I,  i,  ^amb.  1723,  8.  393  bid  440;  Dotter,  Gimbria  litenta,  Hauniae  1744,  II, 
p.  3  bid  12 ;  d^olntar  ^rün^agen^  ^balbert,  C^nb.  Don  Hamburg  u.  bie  3bre  eincd  norbififten 
^atriar^atd,  fieips.  1854;  €teinborff,  ^al^rbücSer  bed  ^eutf^en  9lei(td  unter  Einrieb  m., 

i<>2S3be,  ;^eipa.l874u.  1881;  ^erfelbe  in  9U)9. 1,  6.  56  bi»  61;  ^Ke)^  t)on  finonau,  SMrb. 
b.  beutfc^en  dieic^d  unter  ^cmtid^  IV.  unb  V.,  2  Sbe,  fiei|)j*  1890  n.  94;  ^el^io,  Qkf(ti(bte 
bcä  (SrjbiötumS  ^amburg*9remen,  1.  S3b.  »erlin  1877,  ®.  178  big  277;  t)on  ©ippen,  öe* 
f(!6td)te  ber  Stabt  Bremen,  1.  »b,  Bremen  1892,  @.  38  bid  64;  »aa^eimer,  3eittafr{n  jur 
^amb.  Q)ef(^i4te,  im  Programm  ber  ©ele^rtenfd^ule  bed  So^onneumd,  $amb.  1895,   @.  18 

15  bid  24 ;  ^autf,  ^rc^engef^ic^te  ^eutfc^Ianbd,  3.  ^eir,  ]Bei))s.  1896,  befonber«  @.  649  bid  664. 

älbolbeit,  frü^r  oielfacb  Gilbert  genannt  (fo  no^  oon  Stenjeß,  fbrnmite  aus  einer 
angefe^nen  faqfijd^'Mringii^n  gfantilie,  fein  Sater  nmr  ®raf  gfriebrU^,  8di^  wn 
(&ofed  a.  b.  6^  [eine  aRutter  ^ie^  %^  ^^  ftantmte  Qw^rttetnu^  aus  bem  «etmorifiben 
(&raf engeji^Ie^t ;  bag  er  mit  ben  äßettiner  (Btofen  nenoaim  UNtr,  f<^emt  au^  unjmeifel« 

20  fyn^^  oofqon  bie  9Irt  ber  Semmnbtf^oft  bi»^  nü^t  fU^  ermittelt  i[t;  ^ngegen  bleibt 
DöUtg  unflor  unb  beruJ^t  bo^  oielleid^t  auf  ugenb  einem  9Ri|oerft5nbnt{{e ,  bag  er  fii^ 
noc^  3Ibam  III,  31  einmal  gerühmt  ^oben  foll,  se  desceodere  a  Graeoorum  pro- 
sapia,  Theophanu  ei  fortissimo  Ottone  sui  generia  autoribus.  tlbattert  9atte 
3»ei  Sdiber,  Debo,  ermorbet  1056,  unb  Sn^^n^i  vskU^  Sfa^afen  nwren,  unb  eiie 

25  @^n)efter  Oba.  Seine  SRutter  ^otte  im  Stift  ju  Queblinbura  eine  aiu^eiiri^nele 
(Er^iel^ng  erhalten;  ibr  Sinflug  mog  SIbalbert  ffir  ben  oeiftliAen  Stonb  M^istmt  ^oben. 
SBtr  ^ören  bann  juerft  oon  i^m,  ba|  er  IDom^err  in  ^atberftabt  n>ar.  8b  banuif  ber 
^alberftobter  Dompropft  ^ermann  i  3-  1032  jum  (Erjbifqof  non  Hamburg  erofi^tt 
nxff,  gtns^en  SOmtbert  unb  Su^er,  ber  fpStere  Slemeiw  II.,  mit  i^m  m^  Sremen, 

30  0)0  C  fein  Subbialon  nmrb.  Sco^  9lbam  11,  66  oar  er  [qon  bamob  minax  Tuitu 
et  habitu  verborumque  altitu(üiie  suspectus  audientibus.  j^ema^,  üo^l  no^ 
bem  am  18.  Sept.  1035  erfolgten  Xobe  Hermanns .  oing  9(.  »ieber  no^  ^alber^toM, 
wo  er  bann  fpater  IDompropit  n>urbe.  9SBa^^einIi4  ift  er  bann  auA  b^ienige  Vbol« 
bert,  ben  mir  im  anfange  b.  3-  104i5  als  Aan}Ier  ^einri^s  III.  plr  3tamn       ' 

35  f inben.    ^KIs  Hermanns  9lad^oIger ,  ber  Srjbif^f  Sesaelin  SDebranb  oon  ^ 
ftarb,  mürbe  kalbert  oon  ^einri^  III.  ju  feinem  9la^oIger  ernannt.  Seiqelin 
am  15.  Slpril,  ob  im  ^öbctlMS  ober  1045  ift  no^  niqt  geniiaenb  fe^efteut  (S 
nennt  bas  3^^  1043 ,  fiambert  1045 ;  bie  3^^^^^^^^  ^^  ^Coam  fiÜsen  jebo^  teil* 
meije  au^  auf  bas  3a^  1045.  äBo^nb  man  oor  Dei^  jiA  jiemlii^  augemein  fite  bas 

40  3<^t  1045  ent[4teben  ^e,  ^It  biefer  bas  3^<  1043  für  bas  ri^tige ;  i^m  folgen 
oon  Sippen  unb  $aud  Dag  ^inri^  III.  im  3uH  1045  in  Sla^n  mar,  mä^nb  ferne 
Slmoefeni^eit  bafelbft  im  Sommer  1043  {ebenfalls  bis^r  nt^t  na^emiefen  ift,  fprU^ 
für  bas  3^^  1045;  unb  es  f^eint,  als  menn  ji^  mit  biefer  Slnno^me  bie  entg^en* 
fte^nben  eingaben  lei^ter  oeremigen  laffen,   als   mit  bem  ^r  1043).    Xbmberls 

45  9Bei^  gef^ab  ju  Slawen  auf  eine  augergemd^nlic^  feierli^  3BetJe,  inbem  jmotf  Sif^fe 
i^m  bie  $anb  auflegen;  unb  etmas  augergemo^i^es  fbat  \iaf  nun  aum^baib  in  ber 
9lrt  lunb  t  mxe  er  ferne  Stellung  auffagte  unb  in  i^r  muQ  Slnfe^n  unb  msM  ftreUe. 
Aein  Hamburger  Snbif^of  ^at  nac^  fo  ^bem  getrottet,  als  er ;  nidt  leii^t  aber  omsbe 
auA  fo  ber  J^o^firebenbe ,  oor  feinem  $inoemis  jurüi^^redenbe  Sinn  bur^  eine  eUe, 

60  au^  öugerli^  f^ne  ^erfonli^Ieit,  einen  bebeutenben  (Seift  unb  eine  oi^egeii^nete 
Segabung  in  jeber  ^infi^t  unterftfi^t .  als  es  bei  i^m  ber  ^oiSL  mar.  Dabei  nnutben 
feine  Sittenrem^it  unb  feine  äRägtgleit,  in  jener  3^^  Jeltene  £igen[(^afteny  oGbmiets 
anerlannt.  9lber  biefe  Zugenben  mürben  oerbun!eIt  burq  maglofen  ötolj  unb  (QiE^eig. 
Unb  bag  tro^  anfängli^  ^lönjenber  £t|oIge  f^liegli^  aus  feinen  grogjen  $lSnen  ru^ 

55  gemorben  ift,  ja  bog  er  (etn  (Erjbistum  tn  einem  trauriaen  3uftanbe,  fein  geliebtes  "^ 
bürg  jerftort  unb  bas  ret^  Sremen  oerarmt  ^interlie^,  oas  ^at  fd^n  fein  C5e 
f^reiber  9lbam,  ber  i^n  oortrefflid^  d^arafterijiert,  als  eine  grolge  nid^t  nur  unoUiäti^ 
Ser^öltniffe ,  fonbem  oor  allem  au^  ber  fqlimmen  Seränberung  im  äßefen  $iD)aIberts 
aufgefaßt,  ber  in  feiner  Siteüeit  bas  Ungifidf  ni^t  ertroaen  fonnte  unb  bann  oor  Serben« 

eo  f^oft  blinb  laum  Jelbft  me^r  mugte ,  mas  er  t^at ,  uitb  fo  fi^  unb  fein  (Er]bisbim  in 
immer  größeres  llnguid  ftfirjte. 


SIbftKrrt  Unit  ^atiiiiir||  151 

SuRfiAK  ift  bie  3ett  ^inriAs  III.  ou^  bie  ^eit.  in  bei  SIbalberts  SRa^t  iDä# 
unb  feine  $ISne  fefte  (Seftatt  unS  S(us{i(^t  auf  Q^ob  geioinnen.  Sud^  o^ne  ooran* 
gegaitgene  pofonli^  SdonntUH^  «nb  cAne  hos  SÖolIgefonen,  bos  o^ne  3^^if^I  i^ber 
9on  oetben  an  ber  Aroft  unb  an  ber  CDefinnung  bes  anbeten  ^oben  ntugte.  roattn 
Sßnkx  ^iniid^  ni.   unb  SrjbifAof  Sbalbert  auf  einanbei  ab  Sunbeeaenoffen  an«  s 

Seoiefen,  u>eil  fie  beibe.  n)enn  ouq  3unaA(t  nic^  aus  beifelben  Urfac^,  beitrebt  loaren, 
ie  ^iqpalidft  9Ra^  oer  Sillunger  3U  oie^n.  !Diefe  Ratten  ber  Hamburger  Ain^e 
in  ben  lefcten  Seiten  bie  i^r  beionbers  unter  Slbalbag  oon  ben  Ottonen  oerlie^nen 
unb  beftattgten  3mmunit&ten  oiemi^  n)ieber  oenontnten;  aber  au^  bem  ilBnige  gegen« 
über  lonnte  i^nen  eine  AIorHeUung  iebes  9{ed^tsan(pru^»  ben  fie  erhoben»  ni^t  10 
enoünttt  [ein;  Re  [aben  besQalb  in  bem  fräftigen  unb  angeje^nen  neuen  (Erjbifc^of 
Don  «itfong  an  u^ren  geinb  unb  meinten,  ber  itSnia  l^abe  ii^n  t^nen  ab  Slufoaifer  (ex- 
plorator  Vham  III,  5}  ^ingefteüt.  Die  Strettigfeiten .  loeld^e  SIbalbert  hieraus  er« 
wuäjUen.  ^rten  o&^enb  [eines  gamen  fiebens  ntd^t  auf.  SBepen  [einer  läufigen  9Ib« 
wt}tviSftd  aus  [einer  Di3ce[e  Ratten  Tie  oft  (Selegen^it,  mit  üStmcit  }u  nehmen,  wo»  n 
i^nen  9orent^Iten  oKtrb,  ober  burc^  9taub  [i^  )u  ro^en.  SIbalbert  aber,  ber  ber  jg^ilfe 
bes  mtt^iaen  Aon^  beburfte.  bnnte ,  auq  mtnn  es  feiner  9teigung  ent[prod^en  ^tte, 
M  bem  nu^  en^ie^n,  ^uftQ  am  ^ofe  bes[elben  ju  »eilen  ober  auq  mit  feinen 
wannen  i^  ^eeresfoloe  ju  letften.  Sc^on  im  Sommer  1045  begleitete  er  i^n  auf 
eineiiSeltoige  gegen  bie  flaoijAen  fiiuti^n,  ber  rfl^mlid^  enbete.  Dann  aber  uHir  er  befonbers  to 
^etrarii^  Segleiter  auf  ber  »omfa^rt  t.  3. 1046.  9b  bem  orgerlid^n  popfUi^n  6<^isma 
aitf  ben  S^noben  ju  6utri  am  20.  unb  5U  SRom  am  23.  Dejember  bur^  Srm^ung  ber  brei 
^M^  ^in  ^^  gemo^  nmr,  ift  ^einnA  geioint  geioefen,  Sbalbert  jum  ^^apfte  loofilen 
31a  Imen,  —  oie  uns  joHur  nur  oon  9&am  III,  7  tq^U  loirb,  tooran  }u  yx>t^ün 

ober  btnCBrunb  "  '  "^ 

SOmia  feinen  , 
bes  >i5nigs  befanb 

unb  bnnte  ft^  nun  erft  na^brflcQu^  ben  Slngelegen^eiten  feiner  DiScefe  »ibmen.  3^ 
biefec  aei^ile  bomob  au^er  iRorboSingien  unb  einem  großen  benaobarten  Üeil  oer 
»eiibtf^en  fionbe  au^  no^  S^oeben  unb  Dänemari  mit  Slonoegen.  an  ben  £äT|bem  m 
ber  OMükn  ^atte  bamab  (Bobfd^II  ji^  eine  9inein^rr|d^aft  errungen;  ei^ne  Über« 
geugim  unb  politif&e  (Srilnbe  heben  t^n  bas  S^riftentum  ^ter  fiberoll  einfuhren:  er 
unb  Xbolbert  betrieben  ^nb  in  ^anb  bie  Seld^tm  ber  äßenben;  brei  neue  Sb« 
tfimer  mürben  bier  errietet  3n  ben  norbif^^n  9lei^n  ^errfd^ten  um  bie^  3^it  ni<l^ 
mix  (^rij^tc^  Aoniae,  in  Danemari  unb  Slonoegen  SRagnus,  geftoiben  1047^  in  Sieben  u 
Xmtnb  ?iacbb,  fonbern  in  allen  biejen  £anbem  lourbe  bomab  auc^  bie  Suprematie  ber 
SRetnpoTb  Hamburg  anerbnni  Das  anberte  fiA  i^o<^  bei  bem  Xobe  ber  eben  ge« 
nannten  5l3niae.  3n  Slono^n  fu^te  fi^  na^  SRoanus'  2:obe  5aralb  ^arbrabr  bem 
Ctnfbig  Hbol&rts  3U  entließen  unb  lieg  feine  SUc^Sfe  in  (Engianb  toei^n;  o^nlic^ 
me  ipSter  au^  Sieben  M  m^  iotof»  Xobe  (aeft.  1051)  oon  Hamburg  40 
t  }u  ma^.  Sefonbers  rniq^  aber  roar  für  SIbalbert  oie  Stellung  Soen  Sftrit^ 
HS,  ber  in  DSnemarl  na^  SKaanus'  Xobe  ab  A5nip  anerbnnt  mürbe,  jur  ^am« 
jsger  Aird^.  Dag  Soen  barauf  angemiefen  mar ,  mtt  bem  Aaifer  in  jutem  Ser« 
ntlmen  3U  fte^n ,  ^tte  auA  auf  Jein  Sei^tnb  }u  SIbalbert  CEinfluj}.  S^on  i.  3* 
1048,  bm  no^bem  ^einridb  our^  ^alberb^ilfe  bei£efum  in  ber  Stäbe  oon  Sremen  tf 
einem  Überfall,  ben  bie  SSillunger  auf  feine  ^erfon  unternommen  ^nen.  entgangen 
mar,  mob  ourm  Sbolberts  Vermittlung  ein  Sfinbnb  jmif^n  ^einnA  uno  Soen  ae« 
ttUffien.  Damals  Jc^n  ober  oieüei^t  etmas  fpäter  lam  bann  abtx  aud}  Soens  äßunp^, 
m  !D8nemorI  ein  oefonberes  Snbbtum  mit  fieben  untergebenen  Sistämem  3U  grunben, 
mrSpufie.  (Es  lonnte  nat&rli^  9Q)aIbert  ni^t  ermfinji^t  fein,  einen  fo  grogen  Xeil  feiner  m 
DScqe  feinem  Supremat  entnommen  ju  fe^n,  }umal  bte  öamburoer  Atr^,  na^bem  fte  feit 
mc^  ab  pei  3a^unberten  mit  (Eiferunb  9lufopferung  ffir  bie  (^riftianifieruna  bes  Stör« 
bens  l|atm  gemefen  nKur,  nun  au^  ein  ^nre^t  auf  ben  C5enug  bes  (Erfo^es  bte[er  3Irbeit 

a^aben  fqien.  llnb  mie  foltte  es  mit  Slormegen  unb  Sieben  merben,  menn  Dänemari 
imn^Icnnburg  bsI9fte  ?  9{nbererfeits  tonnte  bo^  aud^  91balbert  ni(^t  um^in,  eine  Se«  u 
rec^tigiiim  ffir  ben  äßunfd^  bes  bänifqen  itdnigs  ansuerlennen.  Der  Aoikr  unb  fieo  IX.,  bie 
im  Ottober  1049  auf  ber  Sfnobe  ju  SRainj  nKuren,  feinen  bem  SBunf^e  Soens  nic^ 
obgeneij^  gemefen  ]u  fein;  ju  äRainj,  mo  au^9(balbert  jpigegen  mar,  mag  fc^n  barüber 
oertianbelt  fein ;  aber  mmr  ber  Aaifer,  nod^  ber  $apft,  noi^  ai^  Soen  tonnten  eine  Sin« 
ri^ni  ber  Slrt  o^ne  9lbalberts  3uftimmung  treffen  moHen.  Diefer  erllärte  fid^  bereit,  auf  m 


10 


152  Xbttlfefrt  Ii9n  ^umbitrg 

biejen  ^loneinjuge^n,  falb  i^m  W  (Sfyct  eines  $atr{ar(^n  über  bett  gonjen  Sterben  ju 
teil  iDerbe.  (Ein  Sisbijd^öf  tonnte  ni^t  unter  einem  anbem  fielen,  tool^I  ober  unier  einem 
^atriot^en ;  bos  ^otnotmat  vor  eine  aBfirbe»  bie  fi^  in  ber  orieniulif^n  ittrd^  fanb ;  bo^ 
kalbert  bei  biefem  Sorfqlog  filier  sunfiAfi  ni^t  an  eine  fioslöfung  oon  9{oms  Ober|o^it, 
B  fo  tonnte  er  bann  boA  leic^  t^Smli^  tm  9Iorben  ein  Snfe^en  gewinnen,  »ie  ber  $apft 
es  im  Silben  ^otte.  3e  länger  [im  Slbalbert  mit  biefem  (Sebonlen  bef^^SftMe,  beffa)  eifriger 
betrieb  er  feine  9IusfO$rung.  3n  IDeutf^Ionb  woiüt  er ,  um  ber  neuen  SBflrbe  eine  mte 
®runblage  5u  geben,  fi^  iwi\\  Sistflmer  unterjtellt  Jeben,  oon  benen  me^re  erft  in  feiner 
ober  au^  in  beno^oarten  Dibcefen  geftiftet  Q>erben  fouten.  eines ,  nimltd^  Seroen,  fogar 
erft  einem  anberen  Suffragcmoerbonbe.  nfimli^  bem  SRotnjer,  bitte  entnommen  loerben 
muffen.    (Es  fi^eint,  als  XDtnn  $einrii$  unb  £eo  fi^  biefem  ^lane  Slbolberts  niAt  trd* 

Sieben  vibene^ten»  VDtnn  ou^  fo  f^ell  an  leine  Susfflbrung  f^on  megen  ber  iuMgen 
utf(^en  (Erjbifd^bfe  niAt  3u  beuten  uxir.  SBie  meit  £eo  \pUtx  bur^  ^QbtAranbs 
(Einflug  ein  (Segner  biefer  Seftrebungen  Sbalberts  UKirb,  mug  bo^ingeftellt  bleiben. 

15  Sei  ben  vieber^oßen  3ufammenlfinften  3n)if^en  $einrfa^  unb  Suen,  fo  3.  8.  um 
Oftem  1053  in  Sßerfeburg,  ift  bann  ft^er  auq  biefer  Dmge  gebadet,  ^ebenfalls  mca 
es  ober  no^  ni^t  Aber  Ser^anblungen  ^inausgefommen.  als  fieo  am  19.  Sfiril  1064 
ftarb;  unb  als  nun  am  5.  Oltober  1056  au^  bä  jlaifer  fhtrb,  bnnte  Wkilbert  auf  lange 
3eit  niAt  an  bie  9(usffl^rung  feines  planes  beuten. 

so  Unter  ber  oormunofd^oftltd^en  SReaierung  ber  Aaiferin  Slgnes  fehlte  i^  ber  9Hid' 
balt,  ben  er  an  ^einri^  III.  gegen  Die  Übergriffe  ber  Sillunger  ge^bt  ^atte.  9hin 
tonnte  er  ni^t  ^tnbem ,  ba^  naä  bem  Xobe  bes  $er}ogs  Sem^b  (am  29.  3uni 
1059)  belfen  einer  6o^n,  ^erjog  Orbulf»  Sremen  oenofiftete,  nun  muMe  er  ben  (Brofen 
^ermann ,  Sembarbs  anberen  So^n ,  mit  einem  gro{|en  S^eil  ber  (&flter  feiner  Jür^ 

»  beiebnen ,  um  biefer   irgenb  einen  oeltli^en  @^i^  ju  JAaffen.    Unb  es  nfi^  i^ 


u)emg,  baft  man  am  §afe  ibm  gfinftig  gefinnt  SHtr.  Slfs  aber  im  9|n:il  1062  ber 
hinae  jl9ntg  obne  SbaKerts  3^1^^^  ^^  ^^^  (Semalt  Snnos  oon  jl9In  unb  ber  93er* 
bfinbeten  besfelben  gelommen  nxtr.  unb  nun  eine  Sormunbfc^  ber  f^firften,  in  SB(Ar* 
^eit  ber  (Erjbifd^Sfe  unb  jumeift  Slnnos,   an  bie  Stelle  ber  mfitterli(^n  trat,  glaubte 

so  auA  fibalbert  niAt  länoer  unt^g  ber  (Entoitflung  ber  Serfi&Itniffe  im  9lti^  jufe^if 
3U  follen.  äRit  Slnnos  Sorgfinger,  ^ermann,  geft  1056,  batte  er  fAon  auf  üet  S^noht 
3u  aRains  einen  Streit  gelobt,  ber,  mtnn  er  au^  nid^  iore  perfönlid^n  Sntereffen  be« 
rfi^rte,  bo(^  an  bie  alte  gfeinbt^aft  oon  Hamburg  unb  jl9ln  erinnerte.  XuA  9nno  mar 
fibalbert  mAt  günftig  geftnnt ;  beibe  maren  caxä)  3U  oerfi^ieben,  als  bag  fie  fii$  freimillia, 

85  obne  bag  bie  SerQaltnifte  baju  3mangen,  Ratten  oerbinben  lönnen.  (rs  ift  belonnt,  une 
Slnno  nt(^t  umbin  tonnte,  Sbalbert  nun  (Einflu{|  auf  bie  (Ersie^una  bes  IbnigliAen 
jlnaben  unb  auf  bas  9{eid^sregiment  3U  geftatten;  mie  fie  bann  balb  faft  alleinige  SRe« 

freuten  im  9{ei^e  mürben,  eine  Stelluna,  bie  i^ren  re^tli^en  Slusbrud  Win  fano,  bag 
eit  3uni  1063  9nno  als  magister  unb  fibalbert  als  patronus  regis  besei^net  mirb ; 

40  loie  Dann  SIbalbert,  als  SInno  bur^  bie  HalienifAen  Sngelegen^iten  in  9nbru(^  ge« 
nommen  ift,  eine  3^ÜI<ing  faft  allein  für  ben  5t5ntg  unb  oas  9{ei^  3U  entfAetben  ^atte, 
unb  mie  er  fid^.  gerabe  als  SInno  feinerfeüs  bie  grSMen  (Erfolge  in  Staiien  ersielte, 
namentltd^  auA  ourd^  bie  ^rt,  mie  er  einen  ungcmf^en  (Jfelbsug  i.  3*  1063  in  Se« 
gleitung  bes  ixSnigs  beenbete,  $einri^s  £iebe  unb  Sertrauen  obllig  ermarb,  fo  bag 

M  $einriq  fid^  fortan  umfomebr  3u  fibalbert  Eingesogen  ffi^Ite,  als  Slnnos  mbnM^ 
unb  ^rrifc^es  SBefen  i^n  abmeg.  Dag  SIbalbert  Den  fo  gemonnenen  (Einflug  au^  Daju 
benu^t  bat,  feiner  jtird^e  ret^e  S^enlungen  00m  ftonige  ju  oerf^affen,  merben  mir 
milber  beurteilen,  menn  mir  erm&gen,  mie  gerabe  er  grone  Opfer  gebrad^  unb  be< 
beutenbe  Serlufte  erlitten  ^atte,  ba  er  me^rfa^  (Sut  unb  Slut  feiner  AirAe  in  ben 

M  Dienft  $einri^s  III.  unb  nun  au^  bes  fungen  ilBnigs  geftellt,  unb  jebenfolte  eif^eint 
9(balbert  in  biefer  $infi^t  nid^t  l^bgieriger  als  ^nno.  X)as  aber  follte  nid^  immer 
mieber^olt  merben,  bag  albert  nur  f^IeAten  (Einfluh  auf  ^einri^s  (Qaralter  gelobt 
ober  gar  abfid^i^  benfelben  oerborben  babe.  SBos  Sruno  ^ieroon  ersS^It,  oerbtent 
feinen  Glauoen,  unb  namentli^  na^  (Stefebre^ts  Unterfu^ungen  lann  ni^t  me^  be« 

K5  jmetfelt  merben,  bog  Slnno  unb  feine  (Senolfen  einen  f^ablic^eren  (Eilzug  auf  ^einri^ 
Qotten,  als  Slbalbert;  [ie  machten  \^n  migtrauifA  unb  oerf^Ioffen ;  fie  aoben  l|m  bas 
Seifpiel  ber  Xreulofigfett  unb  unerfottli^en  $abgter ;  er  ptte  ni^t  $ehnft^  III.  So|n 
fein  muffen,  mie  mit  9{e^t  gefagt  ift,  menn  i^n  ni^  bas  offene,  ritterli^e  SBefen  9ba1< 
berts,  ber  bie  93er^Itni[fe  grog  auffaßte  unb  mit  ooller  Öberjeuaung  für  bas  IBnigli^ 

soJlnfe^en  im  9{ei(|e  eintrat,  gemonnen  ^e;  unb  bag  er  feinerjeits  nun  oon  Sbalbnt 


H^dbert  ^on  ^amdtrg  Xbalkrrt  )ioii  ^rog  153 

nu^  Mfen  »oltte,  fyd  bm^  feilten  guten  (!5runb  borin,  bag  biefer  oie  feinem  Sater  fo 
oit^  i^m  bie  Zteue  nimmer  gebrod^  ffat  Wkdbert  lieg  am  29.  SRärj  1065  ben 
ASrng  3U  SBorms  mfinbig  erllaren,  toas  jur  %)Iae  ^e,  ba{|  er  nun  f^&ä)liä)  bos 
Kcaiment  allein  ffi^.  Ob  i^m  oor  allem  bie  unterlaffung  ber  fd^on  im  SRai  1065 
in  flusfi^  genommenen  9{amfa^  jujufi^eiben  ift ,  mug  qter  um  fo  me^r  uner5rtert  b 
Metten,  ab  noA  nid^  feftoefteut  ift,  mit  oel^em  9{e(^  an  eine  Serftänbigung  3n)if^en 
i^  ttnb  ^ilbmanb  bariäer  gebadet  oirb.  ^ebenfalls  [tanb  Sbalbert  nun  auf  bem 
5&9e|mnft  feiner  VlaAt:  burc^  grogmfltige  ®ef(|enle  oer;yf listete  er  fi^  bie  Sillunger, 
^  bag  er  trieben  in  fetner  !Di9cefe  (atte ;  er  tonnte  feM  audb  n)ieber  an  bie  9lus* 
f&^ng  femer  notbif^n  ^U&ne  beulen  —  ba  jnHtngen  Sie  Mrften ,  an  \fyitx  6pi^  lo 
Xtmü  oon  A5In  unb  Sieofrieb  oon  9Raim,  ben  ftonig  im  3anuar  1066  ju  Xribur, 
Ibdttert  Dom  $ofe  ju  entfernen.  Den  äußeren  Sniag  gab  bie  jttage  Aber  bie  Srt, 
wk  Sbalbert  namentlich  in  Saufen  bie9RitteI  ^erbeigef^ont  ^abe,  bie  foftfpielige  $of« 
^ItutM  oufrecbt  ju  erhalten,  unb  u)ie  er  gegen  rei^  Sloteten  oerfa^en  SHtr. 

Sffir  Vbafeert  btm  nun  bie  traurigfte  S^\t  feines  fiebens;   erneuten  Angriffen  ber  15 
Stllunger  in  Sremen  preisgegeben,  rettete  er  laum  fein  fieoen  burdb  bie  ^luifl  nm^ 
(&osIar ;   ju  gleic^r  3^^  ^^4  unter  ben  SBenben  eine  (E^ftenoerfolguna  aus ,   in 
oel^  Gobfc^all  am  7.  3uni  1066  feinen  Xob  fanb  unb  bas  ^eibentum  lieber  oBHig 
^eHellt  SHtrb-   in  f^edli^en  Ariegs^^en  oenoflfteten  bie  SBenben  bie  benachbarten 
(^piiAen  £Snber;  um  nur  in  feiner  DtScefe  wtiUn  ju  ßnnen,  mu^  SOntlbert  mit  -n) 
ben  Sulungem  einen  f^impfli^en  Sieben  mac^n;  uiib  alle  biqe  Silage,  m  benen 
lUM^  bie  (Befd^bung  bes  Seftanbes  ber  ^riftlic^n  Airc^  in  6(^eben  uno  bie  Ser* 
ireibung  ber  oon  ^ambura   orbinierten  Stfd^^  btm,  umbflfterten  feinen  Sinn  unb 
oerinberten  fein  ganjes  SBefen.    !iam  enoa^e  feine  X^atbaft  noq  auf  htrse  3^it, 
als  $e{nri<^  IV.  tbn  i.  3*  1^69  roieber  an  feinen  $of  rufen  lomtte;  aber  es  loarbia 
i^  nfa^  nt5gli4,  oen  (Stäben,  ben  fein  (Ei^istum  an  Sefifc  unb  Xnfeben  aenommen, 
oieber  ju  ^ilen,  obf^on  er  oem  ^erjog  9Dlagnus,  bem  So^ne  £>rbuffs,  bie  i^m  in 
ber  Slot  als  £e^n  gegebenen  ddfe  toieber  abnehmen  lonnte.    (Es  mag  aiul^  auf  einer 
3ufammenlunft,  bie  er  jDifc^en  ^einri^  unb  6oen  oeranftaltete,  i.  3*  1069  ju  Sarbou>iei 
(unb  oieüeii^t  aud^  1071  lu  Sfinebura),  ber  (Errid^ng  oes  ^atriarAds  toieber  gebac^ao 
~  in ;  ober  toeber  im  9loroen  no<^  nn  SRei^e  toaren  }e^  bie  3^uen  berartioen  Se* 
'ungen  gfinftig,  unb  au^  er  felbft  toar  nid^t  mehr  ber  SDlann,  ber  fraftoou  neues 
, ,  .fen  tonnte.    9cur  jur  6tfir(ung  bes  Ibnioli^n  Slnfe^ns  in  Deutf^Ianb  ^at  er  ju« 
lekt  no<^  mit  (Erfolg  aetoirft;  aber  freili^,  bie  groge  Aufgabe,  bie  $einri^  IV.  je^t 
^ftellt  mar.  bie  SaAjen ,  obne  feiner  3Rad^t  ju  oergeben ,  fi^  m  geminnen ,  mu^  er  35 
t^  uttgeldft  binterlalfen.    m^  längeren  £eiben,  bie  er  mit  bemunbemstoerter  Araft 
ertrogen  unb  oie  feinen  (Eifer,  ffir  ben  5t5nig  unb,  fomeit  er  es  mx^  ionnt^f  ffir  feine 
DiSttfe  3tt  mirlen,  nid^  I&^mten,  ftarb  er  ju  (Soslar,  am  Sh^itage.  ben  16.  Sldrj  1072, 
um  SRiäag;  nur  ber  5ldnig  burfte  i^n  3uIeM  fe^n.    (Er  ^interlteg  nii^ts  als  Sfi^, 
Reliquien  unb  SReJigemSnber.    Sein  3Bunf(9  toar  gen)elen,  in  $aitwurg,  feiner  9Retro*  40 
polis,  beoroben  ju  toerben,  mo  er  befonbers  gern  refibtert  unb  bie  arogen  gfefte  mit 
ausgefui^  ^ro^t  gefeiert  batte.    Slllein  Hamburg  toar  ie^t  bunb  oie  äßenben  3er« 
ft&rt;    unb  fo  mürbe  fein   £eiAnam  naA  Sremen  gebramt  unb  oort  mürbe  er  am 
25.  9R8r3  im  Dom,  beffen  9leubau  er  feloft  beenbet  ^atte,  beftattet.    Gtrt  S^ett^ou. 

Sbalbert  oon  ^rag.  Passio  b.  Adalb.  epiac.  Prag.,  MG  SS  XV,  @.  706  ff. Mo 
ViU  «.  Ad.  auct  Job.  Caoapario,  SS  IV  @.  574  ff. ;  Vita  s.  Ad.  auct  BnmoDe,  ib.  @.  596  ff.  — 
MVbtta,  5Die  |)oInif4e  Q^ef^ic^tfc^etbuna  bed  9R91.  ficip^ig  1873,  @.19ff.;  ^attenba^ 
SDeutfcfelanbd  (M^id^tSqueUen,  1.8b  6.  "Anfi.,  93erlin  1893,  8.  353  f.  u.  435 f.:  (I^iefebre^t, 
(SM4-  b.  beut{(fi.  fiatfer^eit,  1.  8b  3.91ufl.,  »raunfc^toeig  1863,  6.682;  ^aucf,  k.(&.  S)eut{^' 
lanbft,  3.  8b,  £ei|)jig  1896,  6.  245  ff.  oO 

Sbalbert,  mit  feinem  Mec^ifc^n  Flamen  9Botte^  ($eerestroft),  ift  um  950  ge< 
boren.  Sein  Sater  Slaoeni!  mar  ein  reicher,  oome^mer,  mit  bem  fä^fifd^en  5t5nigs* 
^fe  oenoanbter  Xfd^e^e.  SIbalbert  mürbe  jmon  oIs  ftinb  in  fd^merer  Aranf^eit  bem 
ittn^nbienfte  geme^t.  Den  erften  Untemd^t  erhielt  er  in  ber  bö^mifi^en  $eimat, 
fpSter  Midte  i^n  ber  Sater  naä  uRagbeburg,  um  i^n  bort  unter  ber  fieitung  O^tri^s,  rir> 
eines  oefonbers  feiner  Serebfamteit  u)egen  beräumten  fie^rers,  ausbilben  3U  laffen.  93on 
flbalbert^bem  erften  (Ersbifqofe  oon  uRagbeburg,  ei^ielt  er  bie  gfirmung  unb  babei  ben 
9lamen  9baIberL  3laii  tima  neunjährigem  ^ufentQalte  auf  ber  6tiftsf<^ule  lebrte  er, 
ab  981  jener  fein  ersbifi^id^er  (&9nner  geftorben  mar,  in  bie  $eimat  surfid  uno  marb 


154  Hkdicrt  nott  ^tog  Hkallolb 

9on  X^ietmor,  bem  am  6a^fen  ftammenben  elften  SifdH^  ^^  $^^r  S^m  $rieftec 
aeioei^.  6em  ^et}  ge^e  no^  ber  SBelt  unb  üfttn  greubett,  abei  ob  er  bann  (982) 
oei  bent  Üobeslontpfe  bes  oon  plo^It^  itronl^it  ergr^enen  T^ktmm  }itgeaen  »or 
unb  fiörte ,   mit  biefer  ob  feiner  Sunben ,  befonbers  ber  äerfaumnis  feiner  bif$8flid^n 

s  ^flifflten,  oerjmeifelnb  {oninierte ,  ba  erfaßte  anif  ibn  bittere  Keue  unb  es  erfo^  eine 
fqneue  Umunrnblung.  Sei  ber  9leubefe^una  bes  btf(^i^n  6tu^Ies  fiel  am  19.  gpdr. 
983  bie  SBo^I  bes  ^erjogs  unb  bes  Sofies  auf  t^  (Er  n)urbe  geiDiblt,  mtxl  er 
ein  Zf^e  mar;  aber  feine  SeruHinbtfd^  mit  Otto  II.  unb  {eine  beut^  Silbung 
mu^n  i^n  als  ben  geeignetften  Sermittler  jmif^en  ben  beiben  Stationen  erf<^tnen 

10  faffen.  6o  menig  Slbalbert,  ein  9Rann  oon  franl^  jartem  (Seffi^I  unb  inniger,  mi^fti* 
mkx  %r5mmigleit,  gum  Sif^of  ber  no^  tief  im  $eibentum  ftedenben  Zf^e^n  miMe, 
fo  na^m  er  boA  bie  9Ba^I  an,  3m  ^(rü^Iinge  983  erhielt  er  ju  Serona  oon  >tatfer 
Otto  II.  bie  3noeftitur  unb  oon  äBUItois,  (l^bif^of  oon  SRainj,  feinem  9Retro|ioIiten, 
bie  SBei^e.    9ber  bamit  begann  feine  fieibensjeit.    (Er  mollte  es  genau  nehmen  mit 

15  ber  (ErffiUung  feiner  bif^öfli^n  $f[i^ten,  unb  bies  brachte  ibn  in  unabß||igen  ftampf 
mit  feinen  fianbsleuten,  bte  ni^t  geiotllt  moren ,  feine  (Eingriffe  in  i^e  fdt  ^ibnif^ 
SoIIsfitten  ju  ertragen.  (Entmutigt  lehrte  er  nai^  \&r^jiafy[tnjtinem  Sistume  ben 
9lfiden;  er  geba^  na^  3^ntfalem  ju  mallfa^n.  älber  in  9Ronte  (Eaffino  ^xM* 
^e^ten ,  trat  er  mit  Semilligung  bes  ^apftes  ju  9lom  in  bas  5Uofter  bes  1^.  wni* 

90  otius  ((9.  Sneffio).  $ier  fano  er,  loas  fem  ^erj  befriebigte,  ein  £eben  in  ftrenger 
Ksiefe  unb  frommer  Setra^tung.  Salb  SKtr  er  ein  oon  feiner  Umgebung  angefumntes 
Sorbilb  im  uRom^Ieben.  X)ennodb  mugte  er  992  auf  !Drangen  feines  SRetnmliten  unb 
bobur^  oeranla^s  (gebot  bes  ^{Kipftes  na^  ^rog  jurfldle^n,  um  fein  8mt  »ieber 
JU  fibeme^men.    SCber  au^  je^t  nmr  fein  9Iuf enthalt  im  £anbe  nur  oon  turier  IDouer. 

SS  6o  roeni^  als  frä^r  oermo($te  er  ben  SBiberfpruq  bes  SoHes  gegen  feine  (jforbenm^n 
m  fibenotnben.  Ss  ift  mal^^einli^,  ba|  i^n  ber  ^erjog  Soteslaus  gerobegu  oenotes. 
iNa^bem  er  oieUei^t  no^  oorilberge^nB  tn  Ungarn  geinrebigt  ^e ,  fu^te  er  non 
neuem  bie  (Einfamleit  bes  r&mif^en  Alofters  auf.  ^ier  lebte  er,  bis  SBiuigtf  996 
naäf  9lom  lam  utä)  es  bur^feMe,  baft  er  abermals  bie  SBeifung  erhielt,  no^  So^en 

30  JU  ge^en;  nur  menn  fein  Soß  fi^  meiere,  i^n  aufjunebmen,  bärfe  er  fic^  }u  otn  Reiben 
menoen.  !Diefem  Sefeble  folgenb  50g  er  norbQ)ärts  tm  ®e(oIge  bes  {ungen  Aaiters 
Otto  III.,  auf  ben  er  bebeutenben,  niAt  gerabe  ^ilfamen  (Etnflu|  ausflbte.  (Er  blieb 
in  ber  Umgebuim  bes  jtatfers  am  Steine  bis  jum  na^ften  gfrä^lin^e.  Dann  nnnible 
er  fi^  na^  Solen,  um  oon  bort  in  So^men  3lnfrage  ju  I^Uen.  $ter  ^en  fi^  in« 

35  pi|^n  bie  Seidbaltniffe  für  i^n  oerf^limmert.  6eine  e^milie  nrnr  »egen  i^rer  Ser« 
binbung  mit  ißolen  unb  Deutfc^lanb  in  ben  Serba^t  bes  fianbesoenats  getommen  unb 
grSgtenteils  ermorbet  morben.  60  UKirb  benn  aud^  fein  Sntra^,  na^  $rag  jurfid* 
pl^ren,  i^  felbft  ^ur  gfreube  unb  Seru^igung,  mit  $o^n  abgeiotefen.  9lun  ffi^tte  er 
fi^   frei   unb   bef^log.  mit  Unterftü^ung  bes    ^olen^rjogs   Soleslao   (^tobra  als 

40  SRiffionar  ju  ben  ^eibntft^n  $reugen  ju  ge^en.  Sealeitet  oon  feinem  6tie[bruoer  9(abim 
(C&aubentius)  unb  einem  ^riefter  Sugulfa  (Seneoilt)  ful^r  er  bie  äBet^l  abmfitts 
noc^  Danjig,  loo  er  einige  Zage  le^eno  unb  taufenb  meilte.  Dann  loanbte  er  [iie^ 
mit  3urfimaffung  ber  i^m  beigegebenen  polnif^en  jlrieger  auf  bem  Sleere  norbn>äls 
unb  knbete  an  ber  SRilnbung  eines  gfluffes.    Son  oen  Sevo^nem  junu^noie^ 

46  fu^te  er  an  einer  anberen  Stelle  3utritt,  aber  oergebli^.  (E^e  er  irgenb  etioas  |otte 
ausri^en  !önnen,  fiel  er  am  23.  Slpril  997  bur^  bie  $anb  eines  Go^enpriefters  in 
ni(^  mebr  genau  na^meisbarer  (gegenb.  Seine  beiben  oorber  genannten  Segletter 
ourben  RMter  frei  gelaffen.  Den  fiei^nam  bes  falf(^li^  ^^^  ^  Slaoen  wx  ber 
teuften  (genannten  faufte  ber  ^olen^og  unb  lie^  i^n  in  Gnefen  beftotten,  oon  im 

60  berfelbe  1039  na^  ^rag  übergeführt  roarb.  f  litt  t  («•»*). 

aibalbolb.  ©igibert,  de  scr.  eccl.  138,  MSL  160,  6.  578;  Wtoll  im  Kerkbistor.  aichief 
m  (1862),  8.162 ff.;  berfelbe  Kerkgeschiedenis  van  Nederland  II,  1(1866),  8. 52  ff.;  oan 
ber  %i,  Adelbold,  biwchop  van  Utrecht,  1862;  Sattenbaij^,  ^eutfc^lanbd  (fi^efc^ic^tdquellen, 
1.  «b  (6  «ufL),  @.  389  ff. ;  .&aucf,  Ä.©.  3)eutf(^Iftnbä  H,  6.  485  f. 

66  Sbalbolb,  ma^^einli^  nieberlanbif^er  Slbiunft,  wat  ein  Sattler  9totlers  oon 
fifittid^  (Gesta  ep.  Leod.  29  MG  SS  VII  6.  205),  mürbe  AanonUus  in  £aubod^ 
(Sigib.  1.  c),  mar  mo^rf^einliA  bafelbft  S^olaftihis  (f.  u.)  unb  erhielt  bur^  geinri^  II. 
i.  3.  1010  bas  Sistum  Utre^t  (Annal.  Hildesh.  3.  b.  3.  6.  30;  Lamb.  annaL 
3.  b.  3.  6.  50).  Dabur^,  ba^  er  1024  unb  1026  bie  (graffc^en  X^ente  unb  Xeiftn* 


tttaUsI»  Skott««  156 

baitt  eraKub  (Stumfif,  9{ei(^famlet  II  9lr.  1819  unb  1916),  iDurbe  et  ber  fyivofi* 
{ifa$It^  Segntnbec  ber  Zexritonabemalt  bet  XÜtti^x  StJAofe.  Do^  mugte  er  bte 
Sctnää^tigung  [einer  $err{^^oft«re^te  über  ben  £(iiibftriA  äRenoe  (Mircvidu)  jmtfAeit 
ben  SUnbangen  ber  3Raa$  unb  bes  SBooI  bur^  ben  C5rafen  Dietri^  oon  ^DÜanb  |i^ 
gefolkn  klfen  (Thietm.  chron.  IX,  27  f.  6.  254  f.).  3n  feiner  bif^flt^n  9le[tben}  s 
enifoUete  er  eine  rege  Saut^gleit :  befonbers  rfii^mte  man  ben  in  »entgen  3<^^en 
oonenbettn  9ttubaa  be$  aRartinsmfinfters  (Srief  eines  Z^ieler  9Rönd^  AS  Febr.  III 

5.  546).    Hm  bos  AIoftenDekn  enoorb  er  \xA  Serbienfte  bur^  bie  Smeuerung  bes 
ftbfte»  Z^iel  (f.  b.  anaef.  9Srief)   unb   bie  SoIIenbung  bes  oon  feinem  Soi^önaer 
fla^rib  aegntnbeten  iUofters  ^o^orft ;    er  betreute  mit  berfelben  ^o^  oon  StoMo  i# 
unb  ffi]^  bobur^  bie  Cluniacenfer  m  bie  J^iojefe  Utrei^t  (yita  Popp.  19  MG  SS  XI 

6.  305).  9u4  als  e^riftfteUer  ift  er  ju  enoo^nen.  I)er  SRe^er  SRon^  Sllpertus 
(de  dirers.  temp.  I,  5  6.  704)  unb  ibm  ^olgenb  Sigibert  (1.  e.)  bejetd^nen 
9baIboIb  ab  ben  ^rfaffer  einer  Siograp^ie  j^inri^s  II.  Ss  giebt  leinen  entf^iben* 
boiGntnb^  bagegen,  bog  bos  er^Itene  Sruc^ftud  einer  \oliftn  (MG  SS  lY  6.  679  ff.)  i» 
t^  »iifli^  angebort.  ^IIs  S^^M^^^  f^^  ^  ^^^  $M^  Siloefter  II.  gevibmete 
Sb^onUung  fiber  oie  Quobratur  bes  !^vAt\s  (berausgegeben  oon  Pez,  Thesaur.  III,  2, 
S.  85,  bcmui^  bei  MSL  140^  6. 1103).  mgeroem  befi|en  qht  oon  i^m  eine  (Er* 
oiitnt^g  ber  SteUe  bes  Soet^tus  ,,0  qui  perpetua  mundum  ratione  ^bemas'' 
(lesausgegeben  oon  aRoQ,  Kerkh.  archief  HI  6.  198ff.).    Dagegen  fd^int  i^  bte  jo 

Quemadmodum  indubitanter  muucae  consonanüae  judicari  possint 
oon  (Herbert,  Scriptores  eccles.   de  musica  I   @.  303,  bomac^  bei 
MigiieX  c.  €.  1109)  o^ne  genfigenben  (Srunb  beigelegt  ju  fein. 

9baKoIb  ftarb  am  27.  9looember  1026.  ^omf. 

SMbtt,  £r}bif^of  oon  gamburg^Sremen,  937  bis  988.  OueHeniiö 
%bam  00»  Sremen  n,  e.  1  —  26.  2)ie  (S^ef(^i($tf(^reiber  ber  Cttonen,  unter  i^nen  ^lo« 
boarb,  an  ben  ein  Srief  ^ibalbagd  oor^anben  ift,  abgebrudt  u.  a.  bei  @ta))]^rft  luib  in 
fiappenberg,  ^amb.  tlrtunbenbu(^  I,  @.  45.  ^Bearbeitungen :  Stop^orfi,  ^mb.  Säxd^tiu 
otfä^idfie  1, 1,  ^mbnrg  1723,  8.  282  bid  315;  ^e^io,  ®ef(^i(^te  beS  (Sr^bi^umd  Hamburg' 
j^mnen,  1.  «anb,  Berlin  1877,  S.  104  bi«132;  t)on  ©ippen,  ®efd§tditc  berStabt  öremen,  9o 
1.  «onb.  »remen  1892,  @.  21  bi«  28.  Sfür  fein  «er^filtm«  ju  Staifcr  Otto  I.  tjgl.  9«ub. 
Stop&t  vnb  €mfl  f)ümmler,  ßaifer  Dtto  ber  ®roge,  fip^.  1876,  an  ben  im  SRegifter  genannten 
eteSen;  ebenfo  9Bilb.  t>on  (^iefebrec^t .  (S)ef(^i(!6te  ber  beut|(!^en  Jlaiferaeit,  S9b  1,  für  {eine 
9e|idbttsig^n  ^u  ben  brei  Ottonen. 

Sb  bie  ütoiibe ,   baj}  ber  ^amburger  (Er^ifd^f  Unni  pi  Sirla  in  Sc^eben  am  30 
17.  @c|rtembcs  936»  geftorben  fet,   na^  Deutf^Ianb  getommen  n)ar ,   ernannte  Otto  I. 
aaf  9&ifpn«&e  feiner  SRutter  feinen  Aonjler  SIbalbag  ju  Unnts  Sla^fo^er.    Diefer 
nwr  aus  mtm  (&ef(^le^t,  ein  Semmnbter  unb  6^ttler  bes  StfAofs  Sniaboarb  oon 
HeAm.  noäf  jung,  !Dom^rr  ju  ^ilbesbeim,  nt^t  aRon^,  fonbem  etn  oomebmer  SBelt« 
geiMiAer.  —    9taA  bem  Xobe  $einri^s  I.  am  2.  3uli  936  ^otte  er  bie  erfte  Seelen«  4o 
mejfe  ffir  i^  gelef^n ;  bann  roat  er  Ottos  jtansler  unb  9Iotar  gemorben ,  als  oe^er 
er  tUiuiben  00m  Se^rtember  936  bis  |um  gebmoi  937  ausgeftettt  ^.  Sta^m  Z>üo 
i^  }u«.  Sssbtf^of   ernannt  ^otte,   erhielt   er  bas  ^Ilium  00m  ^^h^ifte  £eo  VII., 
jmet^o|ae  noi^  tm  6ommer  b.  ^.  937,  berUrbinbe  (£appeiAerg  a.  a.  O.  I,  6.  42 
9tL  33)  ft^lt  ber  6AIu{|  unb  bamit  bos  Datum,    jlein  (Ersbif^of  ^t  (0  lange  als  er  15 
auf  bem  otuble  $amourg«Sremen  gefeRen,  feiner  aber  ^at  au^  oerböltnism&gtg  fo  oiel 
für  fein  Srjbtstum  eneiqt,  fo  bag  ^oam  oon  Sremen  oon  ibm  (agt:  iste  est,  qui 
nobis,  nt  dldtar,  r^npublicam  restituit.    9Ran^$  baoon  fiel  i^m  als  reife  ^u^t 
b€c  Xdeit  feiner  SorgSnger  unter  ben  fe^r  gfinftigen  3^itDer^Itn{|fen  ju ;  oieles  nat  er 
bux*  i»erf9nlii|en  (Einflu|  unb  eigene  Ifi^tigleit  gen^onnen.    unter  Sbm  er^ieu  bas  50 
Snmstum  bie  esften  6uffraganbif<^df e ,   inbem  er  ^u  9{ipen ,  €(^Iesmtg  unb  Sarins 
Sfaitfliiier  eiri^tete;  »enmftens  jmei  ber  neuen  Stf^fe  nwren  948  mtt  il^m  auf  ber 
Sfiwbe  3tt  Sngel^im ;  au($  bas  ju  Xlbenburg  in  SBagrien  (Olbenburg)  errid^tete  Sistum 
muxbe  i^  unterftellt,  m^enb  biefe  flaoifc^n  fianoe  bis^r  jum  Serbener  Sistum 
oe^  ^dten.  Unb  als  ber  (Srjbif Aof  Sruno  oon  $iain  t.  3. 958  bie  3eit  gelommen  n)a^nte,  55 
Svemen  oon  Hamburg  5uril^uforbem  (ogl.  ben  SIrtifel  Slbalgar),  ba  nmgte  er  auq 
"* '   9baMU^  jtt  befettigen.    %xtilii)  oermo^te  er  bas  nur  bur^  Serufung  auf  ge* 

)t  mbatttfif  unb  es  nmb  f&r  ma^rf^tnlt^  ae^Hen  n)erben,  bog  er  biefe  ^täli^mtn 
oeranMt  ^  (b  juerft  ^nßt^i^  einer  urfunbe  Aoppmann,  Die  mitteblterli^en 

li^^lsquf uen  in  Sejug  auf  Hamburg ,  Hamburg  1868 ,  6.  44 ;  bann  rfldfid^lid^  go 


158  SMkaA  mulRitr 

mehrerer  Urtunien,  DeBfo  o.  a.  O.  Bb.  1,  frttif^  ausfü^ngen,  S.  64,  unb  mm 
Sippen  a,  a.  O.,  €.  23).  Slugerbem  enntifte  er  fOr  W  iqm  unteigebenen  Alöfttt  unb 
bte  neuen  SistCmer  ousgebe^nte  SoIImactiten  unb  ^Hoilegien  in  Sejug  auf  wdSfiS' 
boifeit,  fianbbefik  aTIorttie^te  u.  a.,  mobui^  bei  <&Tunb  ju  bet  fpSteren  etjbifcÜniilpen 

•  £anbe9^o^ett  getegt  toutbe,  |d  bog  fein  (Enbistum  ^intei  ben  filtern  beutf^en  an  SRoqt' 
ffllle  unb  Slnfe^en  in  nid|te  me^  3urüc^u(tef|«n  begann.  Sr  (onntt  (olqc  Srfolge  mn 
e^ielen  bui<$  bos  gute  SJet^tnis,  in  meinem  ei  ju  benitoifent,  nmnentliA  ju  DttoL 
Himb,  bei  i^m  [dion  am  30.  3uni  937  ein  SmmunttatspiiDilu  für  |eine  I)iftce(e  aus< 
ftente  (Dgl.  oon  kippen  a.  a.  £).,  S.SS  unb  S.373  f.)  unb  ^r  nwitere  ^^imeoten 

lovetlieb.  Slbalbag  begleitete  i^n  auf  [einem  SRBmenuge;  oont  3oIi  961  bis  jum  Vn< 
fang  ms  3.  965  niar  er  bei  i^ ;  bei  bei  5lai[einSnung  ju  9tont  ift  er  geaemoörtlg 
unb  i|t  als  „obeifter9Tat"  Ottos  oon  bebeutenbem  Sii^uf)  auf  bejfen  UntemcQnmttgen. 
X)en  abgefeMen  $Qp[t  Senebift  V.,  ben  Otto  gefangen  mit  [f^  naA  DeutfAIonb  nam, 
übergab  er  ubalbags  $ut;  ben  ^opft  unb  ja^Iiei^e Steliouien  bia^  Sbalocg  mit  fl^ 

»in  jeme  aKetropole  Sombutg,  als  ei  na^  langjä^ger  abiDelen^it,  lange  erMirt  oon 
feinen  Diöcefanen,  mit  gteubent^önen  (prae  gaudio  fleotes,  faat  ?Iböm)  urteber  eirt" 
pfanoen  nmrbe.  9Iu^  ^emaÄ  bleibt  et  in  Seäte^ungen  jum  Äaffer,  ben  er  3.  93.  966 
in  anogbebuig  be|u^te.  9Bom  ^ben  bann  Otto  II.  unb  aud|  noi^  bos  Äei^siegtntent 
unlei  Otto  III.  i^  bie  früheren  ^rinilegien  für  [eine  Sliriiie  beftütigt  unb  junt  3>il 

90  emieitert;  gegen  Snbe  (eines  fiebens  fa^  ei  ben  feiten  SeHanb  [eines  S^istums  bo^ 
Dieber  in  groge  ge[tellt,  alt  m^  bem  Xobe  Ottos  n.  bei  Obotiite  SRifttnni,  um 
n^  am  ^erjog  %em^  ju  rfi^en ,  in  5oIftein  einfiel,  unb  oIs  in  S&nemail  no^ 
Dem  Sk^t,  Den  Soen  (Sabelbart  fibei  feinen  9}der  gotalb  eifoc^,  eine  ^ibnif^ 
Partei  mteber  mebr  WaAi  gemann ;  —  oiellei^t  erlebte  ei  aud|  noq  bie  3etpTuiU| 

M  Hamburgs  buti^  ajii[ttrooi  (Jans  biefe  nömlidi  im  3.  983  ftattfanb,  oife  llfinaer  unb 
Debio  annehmen;  ngl.  Uegio  a.  a.  O.  Sb.  1,  (rHiftfie  9tusfÜ5tungen  S.  65).  Cin 
Befurf),  ben  ber  noi§  nii^t  a*tj(Sf)tige  Otto  III.  i^m  im  WSii  988  ju  SBilbes^uIen 
ob[tattete,  lonnte  i^  über  bie  trüben  aus[t^ten  ni^t  ti9[ten.  (Er  jtotb  ju  Sremen  am 
28.  Slpril  988,   nie  unter  anberen  bas  necrologium  capituli  Hamburgensie   unb 

30  ein  iZeil  bet  ganbfäriften  bes  älbom  angeben;  naä  anberen  SIngabcn  om  29.  Spril; 
»gl.  Seitf^rif*  bes  SBereins  für  ^amb.  ffiefc^.,  Sonb  VI,  S.  68,  änm. 

ünt  eeitinm. 

«boignr,  ffiljbil^of  oon  §ambuig  =  »lemen,  888  bis  909.  OutDen;  Vitalüm- 
berti  bei  $<rft,  MG  SS.  VlI,  p.  765  bb.;  «baiti  wn  ««mtn,  Geeta  Hftmab.  eccl.  pont  I. 

35  c.  46  Sie  fi2,  (btfte  «aäg.  ßann.  1876 ;  Dol.  ben  «.  Slbom  b.  «r.) ;  Flodoardi  historia  BemennB 
eccleslae  b(i  ißErt,  88.  XIU,  p.  658.  Dit  Uttunben  bei  fiappenberg,  ^omb.  USS.Sbt;  bet  SoffÖ 
Sbl.S.  433ff.  SearI)«tung«n:Slop6Dtft,  \)amb.&ixä)tnit\äiiä}lt,I.i,^amb.ii:i3,®.70hli78; 
De^lD,  ©Eft^i^lcbeäljTäbiaiumS.Siainf'urg.atcmen,  1.  Bb,  »erlln  1877,  S.97  biä  lOU;  ^aui. 
Rirtbengefdiit^te  Scuifi^lanbä,  2.  Seil,    Seipj.  1890,  an  ben   ira  SRegiftei  genannten  ©teilen; 

v)  oon  »ippen,  Oeitbic^le  ber  Biabt  »remtn,  1.  Sb,  Sternen  1892,  ®.  20-  —  übet  bie  »er. 
Cianblungen  negen  ber  ÜnfpTÜibe  ftölni  auf  iSremett  unb  bie  lEc^t^eit  ober  Unei^tbeit  ber  in 
^etratbt  fommenbtn  Urtunben  ug(.  Carolne  liber  Baro  d'Ais  {pracside  Fnutdaco  CramerJ, 
de  ecclesiae  metropolitaaae  Colonien-is  in  BrcmenBem  olim  snffrsgsneam  iam  metropoli- 
üco  primitivo  comm.  hiit,  Bonnae  1792.     flatl  ßopptnonn  In  ber  3cH[4rift    befl  »eretne 

li  für  ^artib.  «ef^.,  Sb  5  (1866),  @.  483  MS  573.  2)tt|)i).  a.  a.  O.,  1.  »b,  »uBfä^nmgtit 
©.  58.    ftaud,  a..  a.  C,  ®.  631,  Sinnt.  3. 

9Is  SItmbert  na^  Slnsfans  Xobe  im  3.  665  jum  SlaAfolgei  be3(elben  beftfitigt 
loar  unb  übei  SleU'Qiiroet  in  feinen  Spiengel  jurüÄeifte,  [oll  bei  boitige  SlbtSmlgai 
i^m  [einen  gleii^nami^en  Siuber  Slbalgat,  bei  bomals  im  bortigen  flufter  Diatonus 

aonai,  als  (Se^tlfen  mitgegeben  ^aben.  Dtefn  nurbc  bann  gegen  (£nbe  bes  £ebens 
Slimbeits  bem[elben  abjungiett  unb  [6on  ju  [einem  Stai^folgei  beftimmt.  Unb  olsSUm' 
bett  am  11.  3uni  888  [toib,  fo^e  i^m  91balgai  in  bei  etäbi[d)öfli^en  SBürbe:  ftönig 
Slmulf  oertte^  i^  ben  Stob,  ber  ffiöbij^of  oon  DRainj  lueiftte  i^n  unb  Stepiön  VI. 
fanbte  ifim  bos  ^allium.    Übet  20  ^a^zt  mat  et  trTäbi[^of ,  jule^t  gleit^  j*™*"'  ^^' 

&a  ganger  »egen  [eines  31lteis  unb  eines  gugleibene  niqt  me^r  fä^ig,  tiem  nmte  allein 
oorjulte^en,  [0  bo^  auc^  er  bann  einen  3lblutor  in  ber  ^erlon  [eines  Sta^olgeis  ^MCt 
aus  CEiorDet  erhielt;  augeibem  beiomen  fpfiter  no^  fünf  Bi[(i)äfe  aus  [einer  Sto^lboifqaft 
ben  9Iuftrag,  i^m  in  bei  äBa^e^mung  ber  enbi|diDflic^en  <^e[d)(tfle  be^ilfli^  xa  fetn. 
(Es  nioren  mü^nenb  feiner  3<it  troutige  S"!**"«  ""  beut[(^en  SReit^e;  e»  loar  «e3«it 


«btlgot  Sbot^irk  unb  SBala  157 

Smttlfs  utib  £iib]otgs  bes  Ainbes.  5tamen  bte  Siege  Slmulfs  über  bie  Slormannen 
ou^  kinem  Sfncengel  ju  gute,  unb  litt  berfelbe  ov^  »o^I  toeniger  unter  ben  (Einfällen 
ber  Ungarn  unter  £umDm  bem  ftinbe  als  bie  ffibli^en  unb  öftlt^n  C5egenben,  [o 
tonnte  ber  allgemeine  Serfall  aller  Crbnungen  unb  ber  SRangel  feglid^en  9mfyiÜts  an 


bann  neue  Streit^iten  über  bas  Serl^Itnis  bes  SBistums  Bremen  jum  ersbtf&öfli^len 
6tu^  in  JtSIn.    m&  SBremen  bem  Slnf^or  jugetoiefen  mürbe,  ^otte  es  unter  Jtoln  ge* 
ftanben;  aus  biefem  SRetropoIitanoeid&anbe  marb  es  losgeloft  als  bos  (Er^istum  $am«  lo 
bura  im  3*  848  mieber  ^ergeftellt  marb;    $apjt  9liIoIaus  I.  ^e  in  einer  noA  oor« 
^nBenen  SuUe  oom  31.  3lati  864,  beren  CAt^eit  im  mefentliAen  fe[t3ufte^n  f^eint, 
auf  äBunf^  £ubmias  bes  !Deutf(^en  ben  gemoroenen  ßuftanD  in  bem  Sinne  ßutae^igen 
unb  beft&ttgt,  bag  Das  (Erzbistum  ^ambura,  namentlich  mit  ber  £egation  fiu:  oie  nor< 
bifAen  9Rin^       ausgerfipet,  befielen  bleiben  unb  bas  SBistum  SBremen  i^m  einoerleibt  i5 
meroen  JoUte.    Sber  bamtt  maren  bie  Aölner  nid^t  jufrieben;  ber  (Er}bi[A0f  ^ermann 
oon  Jtöln  (feit  3Rai  890)  oerlangte  f^on  im  Sommer  890  in  einem  Schreiben  an 
^[kqift  Ste^n  VI.,  bab  ber  Hamburger  (Ei^if^of  als  Sremer  Sif^f  i^m  untergeben 
blewen  mfiffe.  SBir  ^aben  aus  Slbalj^ars  3^^  «itti  an  i^n  ^eri^tete  popftli^  S^eiben, 
Don  benen  jmei  fic^  auf  bieje  Sermidlungen  mit  Aöln  bejte^n;   augerbem  liegen  uns  20 
einige  S^eiben  oon  Steppan  VI.  unb  ^o^^niofus  an  ^ermann  oon  A5In   oor,  unb 
bie  Ser^nblungen  mehrerer  beutf^er  Sqnoben,  bie  fi4  au^  mit  biefer  SIngelegenbeit 
bef^^aftigten,  RnB  uns  aufbema^    SIber  oon  ben  S^reiben  an  9lbakar  finb  jmei,  bas 
aus  bem  3-  ^91  oon  St^j^n  VI.  unb  bas  aus  bem  3-  905  oon  Sergius  III.,  na(^« 
meisM  une^t  ober  boc^  interpoliert;  unb  bie  S^nobcmier^anblungen  geben  uns  au^25 
niAt  etn  ganj  Kares  Silb  oom  Serlaufe  biefer  Streitigleiten.    Do^  iß  bas  folgenbe 
009!  fi^.    Step^n  VI.  citierte  ^ermann  unb  Slbaloar  na^  9lom;  als  nur  Slbolgar 
lam,  ]D%:enb  ^ermann  ungenfigeiü)  beooHma^tigte  Vertreter  fanbte,  beauftragte  ber 
^opft  ben  (ErjbifAof  ^Qo  oon  Inbeims  bamit,  auf  einer  S9nobe  ju  aBorms  bie  SaAe 
^  unterfu^en.    (Sfyt  üa%  gef§a^,  {torb  Step^n ;  fein  9laAfoIger  $ormofus  (891—896).  ao 
oenoies  bie  Sa^e  an  eine  ännobe,  bie  unter  oem  (Erjoifd^of  ^atto  oon  SRainj  im 
3.  892  in  <(ranlfurt  tagte.    9luf  ®runb  bes  Seri^tes  biefer  Sqnobe  traf  (Jformofus 
im  3*  893  ]o'tann  bie  (Entf^eibung,  bag  Sremen  fo  lange  mit  bem  (Enbtstum  ^am* 
bürg  oereinigt  fein  folle,  als  es  Hamburg  an  eignen  Suffraganbistümem  Je^Ie ;  ba^  ber 
^omnaitt  Sr^bifAof  in  ißerfon  ober  burc^  einen  C5efanbten  an  ben  ftolner  Sqnoben  35 
teilnehmen  foIIe,  09ne  bag  babur^  eine  Unterorbnung  unter  Jtdln  ausgefpro^en  nierbe ; 
unb  bab^  menn  ber  Ijamburgif^e  Sprenjgel  fol^e  msbe^nung   getoonnen  ^e,  bag 

Selbft&nbtge  Sistfimer  in  i^m  errietet  feien,  Sremen  toieber  an  itbln  jurüdgelangen 
olle.  Daft  9balgar  bie  SBeJ^Iflffe  oer  Srnioit  ßa  Xribur  895  als  episcopus  Bremen- 
sis  unterfqrieben  ^at  (De^io,  ibritifd^e  SIusffiQrungen,  S.  59),  barf  ni^t  als  eine  ^«  40 
f^nmd^ung  biefer  päpftli^en  i$e[tfe^una  angefe^en  nieroen. 

lUer  SDkugars  ^erfönli^Iett  Jelbft  ^ören  mir  menig;  nai^  ber  9lrt,  mie  in  JRim« 
berts  £eben  unb  bei  SIbam  oon  i^m  gerebet  mirb,  ift  ju  oermuten,  bag  er  lein  ui^* 
beutenber  9Plann  mar,  ber  aber  bo^  oiellei^t  ben  fc^meren  Ser^ltniffen ,  unter  benen 
er  lebte,  ni^t  oollig  gema^fen  mar.  !Dag  er  bie  vita  Rimberti  gefdgri^n  ^e,  ift  45 
eine  trrtfimlu^e  9Reinung.  (Er  ftarb  am  9.  9Rat  909.  Seinen  Xooestag  nennen  auger 
Xbom  meiere  9leIroIogien,  3.  S.  bas  necrologium  capituli  Hamburgensis;  ogl. 
3eit|4rift  bes  Sereins  für  ^amb.  (&ef^.,  VI,  S.  76.  (Sari  »ert^ean. 

^Hbol^Otb  unb  SSalo^  ^bte  oon  (£orbie.     Paächas.  Badbert,  vita  Adalhazdi  unb 
vitaWalae  ABB IV,  1,  6.  308 ff.  u.  455  ff.;  audgüöc  au«  beibenMG  SS.  II,  524 ff.;  gun!,  60 
fiubmig  ber  gr.;   ©imfon,   3a^rbb.  be8  fränf.  SRcic^d  unter  fiubioig  b.  fjr.  1874:   Ä.  ^aud, 
St9,  ^eutf^Ianbd  2.  S6b  Seip^ig  1890,  6.  455  ff.;  'Battenba^  ^eutfc^Ianbd  O^ef^ic^tdquellen 
1.  »b  5.  «ufl..  »erl.  1893,  @.  250  f. 

SbaKarb  unb  äBala  maren  Sö^ne  Sem^arbs,  bes  Stiefbrubers  oon  jtönig. 
^ippin,  iiarls  bes  C5rogen  Settern.  !Der  ältere  ber  Sriiber  ift  geboren  um  751.  Sie  66 
nnii^n  bei  $of  erjo^en  unb  genoffen  bie  C5unft  bes  Aöniqs.  iSBegen  i^res  entf^iebe« 
nen  Eintretens  für  bie  JUnigin  bei  ber  (E^eJ^etbung  ftarls  m  Ungnobe  gefallen,  mußten 
fte  ben  $of  oermffen,  9bal]^b,  um  W>na)  im  itlofter  (Eorbie  ju  merben.  Um  775 
ombe  er  oom  A9nig  }um  Slbte  oon  (Eorbie  ernannt.    Sr  trat  in  freunbf(^aftlid^  Se« 


158  «bttÜ^  unb  SBda 

jte^ngen  ju  SlIcuTn  unb  '^Qulus  !Dtaconu$  unb  untetftfiiiie  beten  Sefhebtnraen.  6etne 
Setebfmnieit,  Xteue  unb  uRomt^sIeit  tohb  gerfibmt.  Sr  gab  feinem  Abfler  neue 
Sohungen  (MSL 105,  S.  535—550)  unb  oerfaMe  eine  S^rift  de  ordine  palatü.  J>fe 
Srru^tung  oon  gfrentben^betgen  bei  ben  Aloftem  »itb  auf  i^  ^urOd^efDfal    Ws 

0  9^unb  unb  Sertieter  beutf^  Silbung  unb  beutf^  Qptaäj^  catSf  m  ber  ftrn^  ^h 
bigte  er  bem  (Smubfo^,  bag  biefelbe  neben  ber  röntif^n  feitens  ber  ftleriler  mib  bei 
(EQiebuna  berfelben  bte  forgf$Itig[te  ^ege  oerbiene.  fie^aften  Snleil  nofim  V.  an 
ben  SerQanblungen  fiber  bie  Streitfrage  oom  Husgmig  bes  ^.  Seifles^  bie  tnt  ^rerbft 
809  auf  ber  S^nobe  3u  Ha^en  uer^anbelt  »urbe.    Stcu^bem  bie  enoetierte  bogmdMe 

10  gfmnel  gebilligt,  »urbe  er  mit  bem  Sif^of  SemBarb  üon  SBorms  nati^  9lmn  entfenbet, 
um  bie  3u|timmung  bes  ^apfies  £ea  III.  ^erbetjuffi^ren ,  was  i^en  jebo^  nii^t  ae< 
long,  inoem  ber  $apft  jnMtr  bie  £ebranfi^t  niAt  aber  bie  oon  ben  Vertretern  ber  fron« 
Hf^en  Air^e  grforberte  Snberung  bes  S^mbous  billigen  toollte.  3m  ^fj/en,  Kot  bes 
Abnigs  unb  in  oen  Slugen  ilarls  Hanb  er  in  großem  3fnfe§n ,  ebenfo  loie  fein  Sniber 

15  SBala,  ber  ju  ben  ^ö^ften  (E^renfteuen  gelangte  unb  eine  jeitlang  als  obertter  Graf  bie 
Senmiltung  Sa^ns  m  leiten  ^tte,  loä^eno  31.  bem  na^elajfenen  unmfinmaen  6i 
9i)q)ins,  Sen^b,  als  9Ri|fus  unb  Serater  in  ber  SertDamina  3taliens  oekc^ 
vmm,  in  oel^er  Stellung  er  bem  Kei^e  oefentli^e  Dienfte  letftete,  namenfli$  i 
bie  ^erfteüung  bes  ?^ebens  mit  bem  ^er5og  ®rimoaIb  oon  Seneoent.    Huäf  SBalä 

aoiourbe  812  nam  Stalien  gefenbet,  um  bie  maurijAen  ^traten  ju  belSmofen  mb  bie 
SBabl  Sem^aros  3um  fiongobaroenlönig  ju  betreiben.  €o  lange  Aarl  Ime,  fibten  bie 
Srfloer  9.  unb  9l5.  einen  roa^fenben  Sinfluft  auf  bie  Kegieruna  aus,  fo  bag  fie  jogar 
bi»figIiA  ber  Z^onfolge  ben  alten  ilaifer  bapin  3u  beftimmen  H^Aten,  baft  bös  9mif 
mit  übergenug  bes  f^oäc^lit^n  fiubmig  bem  jungen  Iraftoollen  ^em^b  fibettragen 

V  loerbe.  ms  nun  fiubmig,  jenannt  ber  fromme,  bama^  jur  Keaientng  gelangte^  nmr 
%  SAidfal  entfd^ieben.  Sofort  nac^  ber  X^ronbefteiaung  Suboigs  jogen  fie  \vb  in 
MS  Alofter  Sorbte  jurüd.  6ie  tourben  ber  SRitfi^ulo  an  ber  Sm^rung  SentQoibs 
bejid^tigt.  Sergebens  brachte  SB.  bem  neuen  $erm  feine  ^ulbiaung  bar,  er  mujste  als 
Sfönd^  in  bas  Alofter  eintreten,  91.  aber  tourbe  o^e  roetieres  aller  feiner  SBfirb^  ent» 

so  fe^t,  feiner  (Stlter  oeraubt  unb  in  bos  illofter  6t.  ^^ilibert  tuf  ber  3nfel  $eri  an  ber 
fioiremfinbung  oerbannt.  (£in  erbitterter  (Segner,  Senebiit  oon  Slniane,  erfreute  RA 
nun  bes  Abntgs  (Sunft  unb  erft  na^  Senebitts  Xob,  fieben  3<4^  [pSteri  burfte  V. 
twrfi^^en,  er  umibe  nrieber  in  [eine  SBärben  eingefe^t  unb  SB.  ^atte  fogar  ben  Sormg, 
bem  filteften  6o^ne  fiuboigs,  £o^ar,  als  9iatgeber  für  bie  italienif^n  9[nQe(epen^etten 

» beigegeben  ju  merben.  Sluf  bem  Slei^tag  ju  3ttttgn^  (822)  !am  bie  feterlt^  Ser^ 
B^ung  JU  flanbe  unb  ber  (Einfluß  ber  Srüber  toar  roteber  fo  groft  ©ie  juoor.  —  Sl., 
oer  bereite  826  Derftorb,  befeitigte  oiele  SRiftbr&u^e  im  fieben  oes  ftlerus  unb  ber 
9R9nAe,  beforberte  bie  Srflnbung  oon  !Didcefanf^ulen  an  ben  SifAoffi^en  }ur  Sorbil* 
bung  oer  (Seiftli^en  unb  oeranlagte  SRagreaeln  gegen  bie  (Entmeigung  bes  Sonntags 

40  unb  aegen  f^led^ten  ftirc^enbefu^.  Son  befonberer  SBic^gleit  wat  aber  bie  ®Tflnbimg 
b^  ftlofters  Sleu^itoroeq  in  Saufen.  SereÜs  815  batten  bie  SRbn^e  oon  SHt^orbie 
auf  SIj5  Eingebung  am  Orte  ^tii)a  mitten  im  SBaibe  im  (gebiet  bes  Sif^of  oon 
Saberbom  bie  Anlage  bes  ftlofters  oerfu^t,  91.  oerlegte  aber  ben  6i^  besfelben  an  bie 
SJefer  nadbber  Siaa  Höxter,  ber  Sau  rourbe  erft  nad^  9l.s  Xob  oollenbet.    gfir  i^re 

tf  Gd^mefter  X^eobrata  arfinbeten  bie  Srüber  ^u  ^erforb  ein  gfrauenflofter  na^  bem 
9Rufter  bes  9Rarienno|ters  in  Soiffons.  SBafa  überlebte  feinen  Sruber  noA  um  je^n 
3abre.  3^m  SfloAfolger  feines  Sruber  in  Sorbie  ernannt,  finben  wh  fS)n  balb  toieber 
in  oie  polttif^en  SBtnen  j^meingesogen,  bie  Ji^  bereits  feit  ber  ®eburt  itarls  bes  Raulen 
oon  ber  jmeiten  Gemoblin  fiumoigs,  3ubitQ,  oorbereitet  Ratten.    Cs  Rubelte  fi(^   um 

Bobie  St^bung  bes  Crbfolgegefe^es  oon  817  unb  um  eine  neue  Zeilung,  bte  bem 
"Kei^sbeftanb  gef^rli^  werben  Tnu^te.  SB.  lämpfte  mit  allem  9ladbbrud  bogegen  an, 
bis  es  ber  ASnigin  unb  bem  ftanslet  Sem^arb  gelang  i^n  ju  oerbr&ngen  uno  feine 
Serbannung  bur^sufe^en.  SB.  ^atte  auf  bem  9iet^stag  ^u  Slawen  828  eine  !Denl|d^rift 
oorgelegt,  in  melier  er  ben  Sefc^ioerben  gegen  bie  Slegterung  ununnounben  Slusbrud 

u  gegeben,  insbefonbere  aber  bie  Sema^läffigung  ber  meltlic^en  9legierung  unb  ber  KrA* 
fi^en  9{e^te  f(^  getabelt,  größere  Sorgfalt  bei  ber  SBa^l  ber  Sif^bfe  unb  Stfid^obe 
ber  frfi^r  entsogenen  Rhiftn^Ux  oerlangt  ^atte.  (Er  büßte  feinen  ^^eimut  unb  bte 
Ißarieino^e  gegen  bie  Abnigtn  unb  bas  neue  (Erbgefe^  in  ^rter  (S^ngenfi^,  Suerft 
in  (EbiHon  am  ®enferfee,  bann  in  ^ermoutier,  ^emaA  in  beutf^en  Jtlftftem,  bvs  er  in 

^  (Eorbte  eing^Ioffen  mürbe.  SIls  aber  833  fiot^or  mit  ftarler  $eeresma(^  in  Segfeitung 


Sbd^arb  unb  SBda  9bam  159 

bes  ^ßapftes  (ßiegor  Aber  bie  fllpen  ^erfibetruitte,  tourbe  er  toteber  in  gftei^tt  gefe^ 
(Er  b^gab  fi(^  in  bas  fiager  fiatQors  unb  ermutigte  ben  ^opft  jurSBo^rung  feines  9m 
le^ens  gegenfiber  ben  ju  SBorms  um  fiubioig  oerfommelten  Sif^5fen.  ^Pafi^fius 
Wobbertus,  SBala's  Segleiter,  berid^tet  in  feiner  £ebensbefc^reibung  oon  Slbol^b  unb 
9BaIa  ebtge^nb  Aber  oiefen  Sorgong  mit  bem  Semerlen,  bog  bem  ^^fte  bur^  9Rit«  5 
tetlung  oon  efli^n  6(^riftftQden  feiner  Sorfo^ren  unwiberlegfic^  beioiefen  »orben  fei, 
quod  ejus  esset  potestas  imo  Del  et  B.  Petri  ap.,  suaque  auctoritas,  ire,  mittere 
ad  omnes  gentes  pro  fide  Christi  et  pace  ecclesiarum  pro  praedicatione  evan- 
gdii  et  assertione  veritatis  et  in  eo  esset  omnis  auctoritas  B.  Petri  excellens 
et  potestas  viva.  a  quo  opporteret  universos  judicare,  ita  ut  a  nemine  judi-  10 
eandus  esset.  uRon  1^  barin  bie  erfte  Spur  ber  pfeuboifiborf^n  !DeIretaIen|Qnnii« 
hmg  gefe^en.  —  So^r  fibertrug  9BaIa  balb  na^r  oie  9btei  SBobbio.  Sor  feinem 
836  «folgten  Xob  ^  er  fi(^  mit  bem  5lQifer  ousgefö^nt,  als  er  an  ber  3pi§e  einer 
(BefanbtfCQoft  ben  gfneben  joifAen  Sater  unb  6obn  n)ieber^er[tellte.  —  9Bie  Wml^ 
ift  Sßola  ouf  ben  IRei^taaen  ffir  bie  Snterejfen  ber  ftir^e  eingetreten,  ^t  bie  Sin«  15 
^te^mtg  be>  ilirc^eimuts  miftbinigt  unb  auf  Serfd^r^na  ber  Dtsjiplin  bes  jtlerus  ge« 
omiMen.  (Sx  fydm  Smfknjung  bes  9Rön<^m9  in  oas  Sa^fenionb  ebenfo  roie  Me 
bSnitte  unb  f^ioebif^e  SRtftion  ^efSrbert.  826  fanbte  er  »nslar  mit  tlutbert  no^ 
S^iMDig,  fptter  Snsbnr  uno  SBtttmar  na^  Qäfwthtru  91.  fBemer. 

Sbtm.    9bam  (p7^f  *Addu,  Adamus,  i  ober  Adam,  Adae^  =  9Renf^ ,  ift  ber  20 
aUmtienalHIif^n  mie  ber  mobernen   fritif^n  X^Iogie  (SBelQaufen,  Stob«  u.  a.) 
eine  m^t^if^  ^erfon  gleich  ben  ^[totriard^en  Ssraete,  na(^  bem  SBortlaute  ber  (genefis 
aber,  mAfyx  im  9cZ  an  ber  parallele  mit  C^ifto,  oon  bem  aus  bie  gan}e  Sd^rift 
betroMet  fein  loill,  einen  gans  befonberen  Stä^unit  finbet,  ber  Slame  bes  erften 
9Renf^n,  ben  i^  (&ott  felbft  gegeben  ((Ben  5, 2).  9ber  3(bams  Sebeutung  mirb  xASfi,  25 
erlonnt,  loenn  er  nur  als  ber  ooroerfte,  glei^orti^e  in  ber  langen  9lei]^e  ber  nacMoIgen« 
ben  99lenf^n,  alfo  als  3nbioibuum  aufgefapt  »trb.    910^  bem  biblifiben  Seriqte  er« 
fi^int  er  suTiScbft  als  ber  übf^Iug  ber  mperlid^en  äBelt,  fo  bog  fie  in  i^rer  gansen 
SittDidhing  auf  i^n  abgezielt  ^.    3m  ftufemoeifen  gfottfAritte  fteigt  bie  Schöpfung 
ju  i^m  empor.    3^^^  ^^  ^i^  ^^^  geftaltet,  bann  robrb  fie  aefullt.    Die  ^pflan^n«  so 
loelt  ift  ber  SEbMluft  ber  erften  brei  "^i^mj,  ber  SRenJd^  ber  Sbf^Iu^  ber  gansen  Sd^of^ng; 
mir  finben  in  t^r  lauter  mfa^e  jum  uRenf^n,  ois  er  felbft  tn  fie  eintritt,  glei^fam 
bie  3ttfttmmenfaffung  berfelben  (SRifroIosmus).    Slls  fold^e  gehörte  er  einesteils  biefer 
gcMoffenen  9Belt  ab^  i^r  Seftanbteil  an:  er  ift  gemalt  npn^^  '^w^  Staub  00m  Srb« 
reiffi:  anbemteils  mugte  er  fie  ^0^  öbenagen.    ilBä^renb  es  nämlid^  oon  ben  anberen  35 
(BewApfen  ^igt:  „®ott  bnro^:  bie  (Erbe  bringe  ^eroor'',  lefen  n)ir  oon  ber  Schöpfung 
bes  SRenji^n,  bah  ®ott  behufs  berfelben  einen  eigenen  CEntf^Iuh  gefagt  unb  ba^  er 
i^n  ju  fernem  Silbe  gef^affen  babe.  3Bas  bas  befagen  molle,  geqt  nid^t  aus  ber  p^ilo* 
lo^if^n  3eiglieberung  uno  llnterf^ibuna  oon  cb^  unb  r^*i^l  fieroor,  fonbem  eines« 
teils  aus  Der  Seftimmung,  bie  bem  SRenfqen  sugemiefen  ((Ben  1,  26),  unb  anbemteils  40 
aus  ber  Xrt  unb  äBeife,  mie  er  belebt  unb  beaeiftet  mirb  ((5en  2,  7).    3^ne  Se* 
fttntmung  aber  fekt  bie  ^I.  S^rift  in  bie  $err|^  fiber  bie  Srbe,  utib  oon  biefer  Se« 
lebung  berichtet  fie,  ba§  fie  ^efcbo^  bur^  (Etn^auc^en  bes  £ebensgeiftes  oon  feiten 
(Bottes.  SBenn  au(^  aüerbin^s  tn  oem  Slusbrud  „lebenbige  Seele"  an  fid^  no^  nvSjli 
ber  fpejififc^  Unterf^ieb  jioifi^n  9Renf(&  unb  Xier  geaeben  ift,  fo  bo^  barin,  bob  (Bott  45 
es  iDor,  ber  fie  i^m  unmittelbar  ein^4^e.    (Bott  ift  bie  grteibeit,  bie  abfolute  ^^rfdn* 
liiUeit  in  ber  9BeIt  berrfcbt  bie  »otioenbigfeit.    C5ott  fpiegelt  ftd^  im  SRenf^en  babur^, 
ban  Mefer  be0u|ites  3^,  freie  ^erfönlic^it  ift  unb  yaxxi  in  ber  unmittelbaren  9{t^tung 
auf  9ott    60  tft  er  im  )tanbe  oon  ber  (Erbe  Sefi^  ju  nehmen   unb  fie  in  ber  ^« 
moniJAen  Qin^it  mit  bem  Schöpfer  ju  erhalten,    an  Slbam  tritt  uns  alfo  bas  SBefen  so 
bes  aRenNben  in  feiner  gottgeiDolIten  (Eigentümlid^leit  entaegen :   er  ift  bie  Sin^ett  oon 
34  unb  »otur  in  ber  ^ittelftellung  jmtf^en  (Bott  unb  ber  SBelt.    3n  biefem  Sinne 
ift  er  ber  9bf(^Iug  ber  S^öpmng,  n)el(^e  marüert  ift  bur^  ben  S^öpfungsfabbatb. 

SBir  finb  noA  3A  unb  9latur,  aber  3lbam  n)ar  bies  in  l^armoni|(^er  (Einheit  als 
Slmäefitant  ber  unenfi^^it,  als  9Renf^beit  in  ^erfon.  (Es  ift  oon  ber  allergrbhten  55 
SB^t^eit  unb  Sebeutfamleit,  bag  ber  Wenfc^  als  Siner  gef^offen  ijt  im  Unterfd^ieb 
oon  bem  (Battunasleben  berXiere;  benn  fo  fteben  fi^  (Bottunb  uRenfm  als  ^^on  unb 
^eiFotL  bie  abfolute  unb  bie  heatürli^  iperf önli^leit  im  perfdnlic^n  Ser^ItniJfe  unb  ^ 
bemfelben  gegenfiber,  ber  eigentli^en  (Brunblage  ber  ganjen  ^eilsgef^i^e.    !&amit  ift 


160  Sboitt 

oon  felbft  aegeBett,  bog  in  Slbam  uifprünglic^  eine  X)iffeien|iientna  ber  (BefAIed^ 
ni<^  jtatt^ane.  (Er  nmr  nic^t  SRonn ,  no(^  weniger  SRornniDew,  fonbem  ber  SDIenIA, 
»ie  i^n  ®ott  ooIUe.  Slllein  ber  ^tepräfentont  ber  3fUn\i)^H  in  loirKi^  TJfyo^lufy' 
feit  iDurbe  er  erft,  inbem  er  SRann  bes  SBeibes,  wtläfes  ou$  i^  genommen  orarb,  in* 

5  bem  er  unfer  Stommooter  mürbe.  9Bie  er  ober  ob  folc^er  naA  bibli|iil^er  Snf^ouung 
ju  bem  aus  i^m  folgenben  ®e[^le$te  |tebt,  erfe^n  toir  erft  oduig  aus  bem  3^^^  ^ 
^eiteoef^ic^te,  aus  %ri[to,  bem  jroeiten  SIbam.  2  Sto  5,  14. 

Vit  bebeutfome  ^erglei^ung  jioif^en  Slbam  unb  (Qri|io  finben  vir  915  5,  12  ff. 
unb  1  Ao  15,21—22.  45--49.  Sin  ber  erjten  Stelle  ift  bur^effl^,  »ie  oon  SIbam  infolge 

10  feiner  Übertretung  Sünbe  unb  !Iob  in  bte  9BeIt  ae!ommen  unb  oon  i|m  aus  ber  Xob  ju 
oQen äRenfi^en  ^mbur^ebrungen  fei,  unb  mk bieferXob  fiber  alle äRenfAen  ^errfdk,  oi^ne 
bog  unb  oeoor  fie  mit  t^rer  eigenen  perfönlid^en  Übertretung  i|n  oeraulben.  3^  no^ 
me|t:  auc^  bie  Serbommnis  (t6  x^t/xa  ek  rd  xonäxgißjia)  ift  oon  Slbam  aus  iloer  ade 
ÜRenfc^en  gelommen,  roelAe  eben  tm  Xobe,  na$  feinem  ganjen  Umfana  gebad^,  fü^ 

15  ooIIjieQt  Diefer  S^fame  gegenüber  ge^t  ebenfo  (Bereqtigfeit,  9te(^]fertigung  (di- 
xcuoavvTjf  diHaiwaig)  uno  £eben  oon  (^rifto,  bem  joieiten  SQmm  aus,  unter  beren 
SRa^  bte  Sinselnen  eintreten  in  bie  9BeIt,  o^ne  ban  fie  erft  mit  einer  perfonlid^n 
£eiftun^  fie  oerbienen  lönnten  —  nur  mit  bem  Unterf^teb  b^  SRages  ber  ausge^n« 
ben  SBtrfung.    9Bie  ^ier  6änbe  unb  Gerec^ti^feit,  Xob  unb  £eben  oergliAen  finb,  fo 

2()  in  ber  Jtorint^erftelle  Xob  unb  3luferfte^ung,  tn  melier  bos  in  QE^rifto  für  uns  ge< 
iDonnene  &d>tn  erft  ju  feiner  ooUen  (Erf^einung  lommt  9lber  immer  loerben  bie  oielen 
toboerfaüenen  Sünber,  nie  bie  oielen  gerechtfertigten  Ainber  bes  £ebens  unter  bte  per« 
fönlid^  Cinbeit  eines  ^uptes  sufammenbefa^t,  bur^  beffen  entf^eibenbe  3^  i^ 
3uftanb  ^roeigeffi^  ift.  99Bie  fi^  baju  ^imoteberum  bie  perfonli^  gfrei^it  ber  (EinjeU 

25  nen  oer^lt,  ift^^ier  ni^t  meiter  ausjufü^ren.  $ier  fommt  nur  in  SefeaAt,  bag  in 
unb  mit  ber  Ubertretuna  Slbams  Sfinbe,  6<^u^  unb  Xob  bes  aRenfAengef^le^tes  ge< 
fe^  UHtr.  bog  er  alfo  niqt  blog  ber  erfte  SRenf^,  fonbem  re^t  eigentlich  bos  fie  reina* 
fentierenoe  $aupt  ber  3Renf(^9eit  getoefen  ift. 

Slbam  ftorb  930  3d^e  att  ab  Sater  oon  Söhnen  unb  X5^tem  ((Ben  5^  3.  4). 

:a)  aber  bos  SBefen  bes  SRenf^en  als  eines  freien  3A  befte^  in  ber  X^logte  feine 
Dtfferen}.  9lur  ber  eigentli^  ^ant^ismus  feM  bie  $erfonlu^feit  bes  aRenf^n  2^ 
einer  Stufe  bes  Selbfweiougtfeins  ^rab,  roeli^e  oom  SRenf^n  übenounben  loerben 
mfiffe,  um  aufjuge^en  in  bas  Ji^  felbft  roiffenbe  allgemeine.  (Gf.  3)eli^fA,  ^oL 
6.  49.)  !Der  uRaterialismus  ooUenbs  fielet  im  9Renf^en  lebigliA  ein  9latuqn:obiA  unb 

:i5  ein  ber  puren  9latumotioenbiafeit  untenoorfenes  Subjeft,  an  niel^em  er  fogar  bie  Seele 
leugnet.  (Er  fennt  nur  Araft  unb  Stoff  unbelümmert  barum,  bag  fi^  baraus  bos 
SBunber  bes  Selbftbemugtfeins  nic^t  erflaren  lägt.  !Damit  ift  bann  ober  auA  bie  (Ein* 
^itlic^feit  bes  aRenFd^engef^le^ts  aufgehoben;  benn  mtnn  glei^  Soat  uno  ^Donoin 
olles  aus  ber  Ibselle  ableiten,  fo  laffen  fie  bod^  bie  Slnnol^me  einer  SieU^it  oon  Ur* 

40  menf^en  offen,  beren  ^rotot^p  ber  9lffe  unb  no^  frfl^  bos  itonguru^  ift 

Der  Ideologie  fte^t  bie  ^erfönlid^feit  bes  SRenfc^en  feft.  3Iber  Ober  bie  Stellung 
SIbams  5u  bem  aus  i^m  gelommenen  (Sefd^le^te  ge^en  Die  Slnfic^ten  frä^jeitig  aus» 
einonber.  !Die  olteften  arie^.  9393.  fpre^en  fid^  über  bie  Slrt  biefes  3ufo^nten^nas 
3n>ifd^en  Stommooter  unb  Slo^Iommen  n\i)t  aus.    (Erft  3renäus  fogt  bie  erfte  Sünbe 

45  als  Qefomt^ot  bes  (Sef^le^tes.  „3n  Slbom  wca  bte  gonse  9Renf^^eit  unge^orfam 
unb  ift  in  i$m  ber  Sünbe  unb  bem  Xob  oerfallen"  (3ren.  III,  23,  3.  V,  12,  3,  ogL 
Seeberg,  !Dogmengef^.  I,  S.  82).  3^m  ift  äbom  ber  (Sottungsmenf^,  bos  ^oupt  bes 
(&ef$le$tes.  !Da^egen  fie^t  Crigenes  in  Slboms  X^ot  feine  fol^  (Ent^eü)unügstbat 
bes  (Sef^Ie^tes;  t^m  ift  ber  9Renf(^  fünbig,  roeil  er  fi^  im  3ujtanbe  einer  getoiffen 

50  ißrSexiftens  ^ur  Sünbe  beftimmt  ^at  bur^  9Rigbrau^  fetner  (Jrrei^eit;  in  ^Ibom  ooren 
nur  bie  £eioer  oller,  bie  oon  i^m  ftommen,  bem  Aeime  nod^  gefefet  (C.(3els.  IV  ogl. 
Ao^nis  Dogm.  II,  S.  107  f.).  Die  mit  i^m  fonjt  auf  deinem  Soben  [te^nben  SS. 
(Bregor  9toff.,  (Tregor  Sloj.,  (t^rqfoftomus  leiten  bte  Sünoe  lieber  oon  bem  ge|<j^{<^« 
li^en  gfoll  Slboms  ob.    Sor  ollem  ober  oertreten  Xertullion  (De  anim.  40,  de  carn. 

56  Chr.  16),  CDoprion,  ^ilorius,  Slmbrofius,  Sluguftin  ben  biblif^en  Stonbpunlt.  Slm» 
brofius,  ber  Sorloufer  bes  großen  ^uguftin,  fogt  bereits  (inLc  VII,  234.  164):  Fuit 
Adam  et  in  illo  fuimus  omnes.  Sluguftin  loirlt  beftimmenb  für  oKe  3^^^^^»'  ^^ 
ibm  fünbiflte  unfere  Kotur  in  Slbom  (quest.  66,  3—5;  IIb.  arbitr.  III,  20,  56). 
!Dafür  looert  Selogius,  ben  ein^eitli^en  Crgonismus  ber  (Gattung  in  bie  Summe  i^rer 

CO  3noioibuen  ouflöfenb,  biefe  enge  Sejte^ung.    (Er  fte^  in  Slboms  Sünbe  nur  ein  bofes 


Xbottt  SIbam  tioii  Sremeii  161 

Seifpiel  für  bie  92Q(^mmen,  in  i|m  felbft  olfo  nur  ben  erften  an  ber  6pt^e  oteler, 
i^m  ift  SIbant  nur  bos  oorberfte  3td»u}tbuum.  9Iu$  ber  Gemipelaaianismus  ((Saffian) 
fte^  auf  feinem  anbem  Stanbpunite,  ba  i^nt  bie  erfte  6änbe  nur  miag  unb  anfangs« 
mintt  bes  allgemeinen  Serberbens  i|t.  Das  Concil.  Arausiac.  le^  ^ur  Sluguftintf^n 
zlnfc^ung  surfid.  Die  Sluguftinif^e  £e^re,  bag  in  Slbam  bie  aRenfd^^eit  latent  mar  5 
(omnes  iUe  onus  homo  fuerunt,  peccat.  mer.  et  remiss.  I.  10,  11),  gel^t  bur(^ 
bos  gonje  9RittelaIter  ^inburA.  9lud^  bie  9ieformation,  meiere  in  bem  [emipelagianifd^en 
@q[tem  bie  äBurjel  ber  6elbftgere(^tigleit  fa^,^  lehrte  jur  £e^re  3luguftins  oon  ber  &b* 
[ünbe  }uriidE  unb  gab  SIbam  bie  Stellung  mteber,  mel^e  er  m  ber  Schrift  ^at  (£utfier 
m  feinem  Jlomment.  3.  9lomerbrief,  namentli^  5u  5,  12  ff.).  3n  Slbam  fflnbigte  bie  10 
gange  aRenf^it,  fie  ift  bas  9RitfiibieIt  ber  erften  6finbe.  Adamus  ut  communis 
parens,  stirps  et  repraesentator  generis  humani  spectatur  (^olla],  cf.  Aa^nis 
Dopm.  III,  6. 302).  Da  ift  allent^a&en  Slbom  bie  ^erfon.  mel(^e  guglei^  bie  Gattung 
in  fi^  tragt  Der  Slationalismus  mirb  bejflgli^  fetner  Sluffaffung  Sbams  bur^  bie 
Semer&ingen  fiber  ben  ^elagianismus,  bie  feit  gK^te  beginnenbe  Spefulation  imi)  16 
bie  fiber  ben  ^ant^eismus  ^aralterifiert.  S^leiermad^ers  9In|^uung  mirb  burc^  folgen« 
ben  6at|  bqetc^net:  „9Bir  fe^en  an  bie  Stelle  bes  Ser^Itniffes  jmifc^en  bem  erften 
SRenK^n  unb  allen  übrigen  bas  aüaemeinere  jmifAen  iebem  früheren  (Stjä^Uifi 
unb  Dem  boteren,  unb  fagen,  bag  überall  bie  mirlenbe  Sünbe  bes  frflberen  bie  nerüor« 
brtngenbe  Urfflnbe  ffir  bas  footere  i[t"  ((SlaubensL  II ,  6.  66).  9lm  bebeutfamften  20 
ift,  mas  0.  ^ofmann  im  Sd^riftbemets  unb  r>,  grtanl  im  6qft.  ber  Ariftl.  äBa^rbeit 
über  ben  er^n  unb  ben  gmeiten  Slbam  fagen.  Die  X^eobgie  SRitfqls,  meiere  ben 
Status  integritatis  fomie  bas  peccatum  origin.  abmeift,  Jpriqt  auc^  bem  Slbam  jene 
^ilsgef(^i^i^e  Seoeutung  ab.  Do^  bie  X^eofop^ie  oon  Scotus  Srigena  an  bis  ^erab 
ju  Hornberger  ben  Urmenf^n  urfpriingli^  in  einem  oerllärten  £eibe  leben  lagt,  fei  25 
no^  f^lielli^  ermahnt.  iBm^ntifeT. 

Hbtm  iDOn  Sremen.  Johannis  MoUeri  Cimbria  literata,  Hauniae  1744 ,  11, 
pag.  12—17;  Jacobus  Asmussen,  de  fontibuB  Adami  Bremensis,  ^iel  1834,  4^;  3.  ^. 
:^appenbcrg  im  ^rc^io  ber  Q^efcaf^aft  für  ältere  beutfc^e  (S^ef^ic^tdfunbe ,  8b  VI,  ^onnouer 
1838,  8.767 — 892,  unb  in  ben  SJorbemerfungen  ju  ben  ^ernad^  ju  ncnnenben  9lu^aben  30 
^antd;  S3.  ^attenbacj^,  S)eutfd)(anbd  ©efc^ic^tdquellen  im  Mittelalter,  6.  9(ufl.,  Berlin 
1894,  »b  II,  ©.  78  bi«  82,  unb  in  ber  «flg.  beutfcften  JBiograp^ie  ©b  I,  ©.  43;  fit.  Stopp* 
mann,  ^ie  mittelalterlichen  ^^efc^tc^t^queden  in  Sejug  auf  Hamburg,  Hamburg  1868,  @.  27 ff.; 
2)e^io,  ©efcfticfite  be»  erjbigtumS  4>Qmburg . ©remen,  ©b  1,  öerlin  1877,  ©.  176 f.;  ©aucf, 
ftiTcbenfleWic^te  3)eutfd|lQnbd,  3.  SBb,  fieipj.  1896,  @.  939  ff.  35 

SRit  bem  Slamen  „Slbam  oon  9)remen''  bejet^net  man  leM  allgemein  ben  93er« 
f affer  einer  (SefAic^te  ber  (Er3btf(^5fe  oon  ^amburg^Sremen ,  melAe  bis  5um  Xobe  bes 
(Erjbtf^ofs  9balbert  (1072)  xtxi)i  unb  beren  Sqlug  eine  Sefc^reibung  ber  an  ber 
Oftfee  liegenben  £önber  unb  3nfeln,  namentlich  ber  bamals  mt  ^amburaer  Diöcefe 
geborigen,  bilbet.  9Ius  bem  SBerle  felbjt,  bas  bem  9la^olger  ma^rts,  £temar,  ge«40 
mibmet  ift,  ge^  über  bie  äußeren  SSerQöltnijfe  feines  93erfa)fers  nur  ^roor,  bag  fein 
9lame  mtt  81.  anfangt,  bag  er  um  1068  naq  Sremen  lam,  bort  eine  Stellung  an  ber 
Siixäfe  ^i||flt  (ecclesiae  matricularius  roar),  bema^  canonicus  (Domherr)  marb 
unb  fein  SBerl  jmif^en  bem  Zobe  Slbalberts  unb  oes  bänij^en  jlonigs  Soen  Sftrit^« 
on,  alfo  jmifc^en  1072  unb  1076,  gef(^rieben  ffcA,  Ss  ift  aber  ni^t  3U  bejmeifeln,  bag  45 
iefes  SBerl  bosfenige  ift,  roeld^es  ^elmolb  als  gesta  Hammaburgensis  ecclesiae 
pontificum  anffi^rt  unb  einem  magister  Adam  3uf(^reibt;  bann  mirb  biefer  Slbam 
ober  au^  ^öc^ft  mabrf^inlic^  berfelbe  fein,  ber  als  Adam  magister  scolarum,  b.  ^. 
Soitte^er  ber  Domfc^ule,  eine  ni^  oor^anbene,  oom  11.3anuarl069  batierte  Urlunbe 
in  ISremen  gefcbrieben  iinb  mit  vielen  anbem  unterfd^rieben  ^t ;  unb  ebenfalls  mirb  es  so 
berfelbe  Slbam  fein,  als  beffen  Xobestag  uns  ber  12.  Oftober  obne  Slnaabe  bes  3^^^^^ 
in  einem  Sremer  Xoitnbudf  fiberliefert  ift.  Über  feine  ^erhinft  ift  nu^ts  fixeres  be« 
fonnt ;  ein  altes  Sc^olion  3U  feinem  SBerle  meift  auf  Oberfa(^fen,  tima  bie  (Segenb  oon 
9Reigen,  eine  9limabe,  bie  imi)  bie  9lrt,  mie  er  (Eigennamen  ausgefpro(^en  baben  mug, 
befidtigt  mirb.  95ermutli(^  ma^  er  in  ber  Schule  3U  9Ragbeburg  feine  Stlbung  em«  66 
pfongen  ^aben.  £)b  Slbalbert  t^n  bann  nac^  Sremen  ge3ogen  ^ai^  mu|  babingeftellt 
bleiben.  9Bir  ^ben  uns  iebenfalls,  bas  le^rt  bos  äOerl  felbft,  ben  äJerfaner  biefer 
^ta  Hammab.  eccl.  pontificum  als  einen  für  feine  3^tt  ^o^ebilbeten  3Rann  unb 
tn  geoc^eter  Stellung  3U  beulen.  Sein  (&efd^i(9tsmerl  gel^ort  3U  ben  beften,  bie  mir 
aus  bem  9Rittelalter  ^oben;  £a))penberg  fagt,  i^m  fe^le  nur  eins,  nämli^  berC5ebrau^  go 

9ttalsQmci9ttopählt  für  S^otoflie  unb  Stixd^t,    s.  91.    I.  ^| 


i 


162  Xba»  Hon  Sremai  9kaiit  6c«tad 

[einer  SRutteifpta^e,  um  als  bet  $erobot  be$  9lorbens  ge^nriefen  ju  loerbcn.  Sein  SBerl 
tft  n\^i  nur  bie  loii^tigfte  Qu^e  ffir  bie  &Ite[te  (Bef^i^e  oon  ^<nnbuzg<Srenien 
unb  ber  r>on  ^ier  ausgegangenen  norbifAen  aRijfionen,  fonbem  gim  aw^  oft  fonfl 
Aber  beutfdbe  unb  au^erbeutfqie  norbi]^  Ser^tntjTe  ermänfAte  Slusbtnft    Sr  ift  be« 

6  lannt  mit  ber  oor^noenen  gef^i^tli^en  Sitterotur  ffir  fein  Srjbistum  unb  knnt  eine 
aan^  Steige  alter  eAriftfteller;  fein  Sorbilb  im  6til  i[t  SaUuft;  ffir  {eine  Arbeit 
panoen  i^m  bie  im  bifi^öniAen  m^vo  in  9)remen  oor^oenen  llrbinben  unb  Sfi^r 
ju  Gebote^  unb  au^  fonft  lag  i^m  mon^es  ber  Sbt  oor;  er  benu^  manAe  9ßene, 
bie  uns  ni^t  me^r  erhalten  finb;  augerbem  forf^te  er  nomentlicb  aum  bei  3^u8^Mf^n» 

10  fo  3.  5B.  bei  einer  3uf^^^^nfunft  mit  bem  f^on  genannten  b&nifqen  ASnige  6oen 
(Eftrit^fon,  bejfen  Aenntni|fe  in  biefen  Dingen  er  ni^t  genug  ju  rfibmen  loetB»  na^ 
ben  frfi^eren  Si^idfalen  ber  StorboöBer  unb  bes  CE^ftentums  bei  i^nen;  —  unb  fo 
nxur  er  {ebenfalls  febr  gut  mit  ben  nötigen  S&^igfeiten  unb  Aenntniffen  au^erfiftet,  als 
er  fi^  an  fein  SBerl  ma^e.  Seine  (Slauboürbtoleit  unb  äßa^r^itsliebe  ift  au^  emft« 

16 11^  nie  bean^aiü>et  toorben ;  au(^  bie  neueren  gorfi^ungen  ^cwen  i^n  als  einen  burq« 
aus  juoerl&lftaen  (Seioa^rsmann  felbft  für  bie  il^m  femer  lii^enben  Dinge  enoiefen. 
!Da|  er  manmes  nic^t  n(^tig  airfgefagt,  man^es  anbere  folfi^M  geglaubt  fyA,  ift  [a 
ni^t  ausgefAuoffen,  nenn  i^m  felbft  bos  £ob  größter  3ut)erläi)iglett  erteilt  loirb.  Smige 
feine  Air^  betreffenbe  Urlunben  uoer  ben  9)efi^  oon  Zur^lt  unb  Kameslo^  unb  bos 

20  Serb&ltnis  oon  Sremen  ju  Jtdln  werben  ibm  f^on  inoerf5lf(^er  (Beftalt  oorgelegen  ^aben ; 
He  finb  oon  i^m  iebenfalls  bona  fide  benu^t;  bag  er  felbft  an  anbem  oorliegenben 
golf^ungen  beteiligt  [et ,  ober  bag  folAe  au^  nur  ju  feiner  3^^^  ^  Sremen  begangen 
feien,  ift  ni^t  na^oetsbor.  Sgl.  itarl  Aofxpmann  in  ber  3^i4<^^  ^^  Sereins  ffir 
bamb.  (&ef^.  SBb  V,  6.  483ff.  Seine  Unporteilic^Ieit  jelot  ]iA  namentliA  aw^  in  ber 

26  Slrt,  wit  er  freimfitig  über  Sibalbert  urteilt ,  bem  er  peifönliq  no^ Jtanb  unb  ben  er 

beiounberte.  be[fen  Siftx>ai)tn  unb  S^^ler  er  aber  ni^t  oerf^ioeigt.    wxi)  feine  iftono* 

logifc^en  Slngaoen  fino  ni^t  fo  oenoonen,  als  man  oft  gemeint  bat,  n>enn  ]l^  auc^ 

einige  arge  iBerfe^en,  namentli^  bei  Segeben^iten  aus  frfi^ren  3^^^^!  voifinben. 

Die  filtefte  Ausgabe  ber  gesta  hammab.  eccl.  pontificuin  ift  bie  oon  Andr. 

ao  Severinus  VeUejus,  Halniae  1579,  4^  in  roel^er  aber  bie  descriptio  insukirum 
aquiloniSy  ieM  geioö^nli^  als  4.  Sßvn^  bejei^net,  fe^lt;  bie  erfte  Iriti)(^e  Stusgabe,  in 
wü&tx  oorjugli^  ein  äBiener  itobex  ju  (Brunbe  gelegt  toarb,  oeranftalte  £a)ipenberg  in 
fßerg,  Mon.  Oerm.  bist.,  SS  VII,  p.  267  ss.  Diefe  Ausgabe  erf(^ien  fobann  in 
einem  befonberen  Slbbrud,  ^annooer  1846,   unb  in  jmeiter  Auflage  mit  ber  oollftan* 

86bigen  Cinleitung,  in  ber  au^  bie  ^anblmriften  unb  Slusgaben  einge^enb  befpro^n 
loerben,  unb  mit  bem  oollftönbigen  bitifipen  Slpparat,  $annooer  1876;  in  beutf^er 
uberfe^ung  oon  Laurent  in  ben  (&ef(^i(^i|4^eibem  ber  beutf^n  Sorjeit,  mit  Sonoort 
oon  i^qjpenberg,  9)erlinl850;  „2. 9lusg.  1888.  Sin  9tegifter  fei^lt  ben  ausgaben,  finbet 
[i^  aber  in  ber  2.9lusa.  ber  Überfe^ung.  gfir  Sitate  aus  Slbam  ift  ju  bemerlen^  ba|, 

40  (eü  Soppenberg  ben  äBiener  Aobex  3U  (grunbe  legte ,  bie  Einteilung  jum  Xetl  ber 
SBfi^er,  namentlt^  ber  Aapitel  eine  anbere  gemorben  ift^  fo  bag  ffir  ältere  Citate  bie 
fonft  ie^t  befte  Slusgabe  (^annooer  1876)  ni^t  ausretd^t;  ber  Drud  bei  ^ttl^  fyA 
au^  bie  frfi^eren  Slbteilungen  am  9{anbe  notiert  j  wtm  ber  nid^t  3ur  $anb  ift,  oer« 
glet^t  am  beften  für  fte  einen  ber  Drude  ber  £tnbenbrogf^en  Ausgabe  (Lugd.  Bat. 

46 1595  unb  abgebrudft  oon  gfabricius,  Hamburg  1706),  bie  im  übrigen  nic^t  me^  ge« 
nfigen  lann.  (5«rl  »ert|ean. 

9bam,  SRel^ior.—  Sttld^ntr  in  ber  ^Og.  beutfi^n  S3iograp^ie  I,  6.  45. 

9R.^m  ift  ju  C5rottIau  in  Sd^lefien  geboren,  ftubierte  oomebmlic^  auf  ber  UnioerfitSt 

^eibelberg,  toarb  1601  als  ailagtfter  an  bie  bortige  Stabtf^ule  berufen  unb   blieb 

60  an  i^r  in  oerf^iebenen  Stellungen  bis  ju  feinem  fruJ^en,  am  2d.3Rar5  1622  erfolgten 

Xobe.    Selannt  gemorben  ift  er  burd^  136  9)iogra^§ien,  bie  1615—20  in  ^eioelberg 

unb  (ISrranlfurt  in  fut^  9)änben  erf^ienen.  Ss  [inb  metftens  Biographien  beutf^r  Geleier 

unb  barunter  oonoiegenb  lieber  oon  3^1ogen.    93on  3luslanbem  finb  nur  joKin^ig 

X&eoloaen  be^anbeli    Die  Sammlung,  na^  bem  Zobesfa^r  georbnet,  ift  tro^  man<9er 

66  99&ngei  immer  noi)  red^t  u)ertoolL  Vlitt  t* 

%bam,  ScotUS.  Godefr.  Qhiselberti  vita  Ad.  in  MSL  198,  @.  19—90;  Oubin, 
De  Script.  eocL  U,  p.  1544—1547 ;  X.  «1.  ^x^tx,  in  fi.  6tep^end'  DictioDaiy  of  National 
Biogr.,  t  I  (1885)  p.  81—83. 


9lbem  Scotui»  Jlbam  Hott  Üt  9iHot  163 

0bam  Scoius  (auc^  9RaQifter  Slbamus  Slnolicus  ober  Slnglo^Scotus),  ein  nam* 
Softer  Tira|tif^«asfetif^r  Sc^nfmeller  bes  12.  Sö^flt^unberts.  löurbe  trgenbiDo  Im  {übt 
SÄottlano  nüA  bem  Z^^xt  1100  aeboren,  trat  um  1150,  als  SRSn^  ju  St.  SlnbreiD», 
in  ben  ^rfimonltratenferorben,  oenoetlte  bann  angebli^  einige  !^t\t  auq  tm  anutterflofter 
biefes  £)rben5  }u  ^römontrö  bei  fiaon,  unb  u)urbe  fpftter  (nt^toor  1170)  ?lbt  unb  5 
Stf^of  3U  SBt^eme  ((Eafa  (Eanbiba)  in  (Saüomaq,  toel^es  ^Ibtbistum  furj  juoor  na$ 
ber  Siegel  bes  ^.  9lorbert  reformiert  roorben  toar.  SRe^reres  in  ben  ^ier  sufammen« 
gefteüten  Snaoben  ift  unfi^r;  au^  betreffs  [eines  £ebensenbes  bifferieren  bie  9In« 
na^en  jroifqien  ca.  1180,  unb  einem  bebeutenb  fpöteren  3^^wnft.  —  Sein  fc^rift« 
li^er  9lo^la^  (aufgenommen  in  MSL  1. 198)  begreift  in  fi^:  junö^ft  eine  ^Dreijo^lic 
monafttf<^«m9ftifd^er  Zroltate  (1.  Lib.  de  ordine,  habitu  et  professione  Praemon- 
stratensium  [XIV  sermones];  2.  De  tripartito  tabernaculo;  3.  De  triplici  ge- 
nere  oontemplationis) ,  roeli^e  bereits  1518  bur^  Sgib.  (Sourmont  in  $aris  heraus« 
gegeben  ©urben ;  femer  4.  eine  Sammlung  oon  geftpcebigten  (Sermones  47).  loel^ 
m  einer  bur^  (Dobefr.  (S^ifelbert  }u  Sntioerpen  (bei  $etr.  Seiles}  1659  oeranftolteten  is 
neuen  Susgabe  feiner  9Berfe  (juf.  mit  ber  oben  gen.  Vita)  juerft  erf^ienen;  enbli^ 
5.  Soliloquia  de  instruetione  discipuli  (s.  de  instr.  animae),  11.  II,  eine  frflfier 
feinem  Settgenojfen  Sbam  0.  St.  »iftor  beigelegte  S^rift,  ©el^e  1721  bur^  ^ej 
(Thes.  anecd.  1,  2,  335  ff.)  mit  bur^fd^lagenoen  C5rfinben  i|m  otnbiriert  morben  ift. 

39if(e?.     w 

füam  oon  St.  SSiftor.  ©eine  Sequenjen,  jucrft  jum  2cU  herausgegeben  oon 
dUc^toüeud,  Elacidatorium  ecciesiasticum  1.  IV,  $arid  1515;  ooUftänbig  unb  tritifc^  oon 
fi^on  lautier,  Oeuvres  po^tiquea  d'Adam  de  St.  Victor,  ^ari«  1858,  2  Voll,  (banat^  ab* 
flcbr.  bei  MSL  tom.  1$6) »  1894,  1  Vol.  Über  «.§  Sebcn  unb  ©Triften  ogl.  Hist.  litt, 
d.  L  France  XV,  39  ff.,  unb  befonbev«  ben  oon  ®Qutier  ber  erften  Hufl.  oorauiJgefcöicf ten  25 
dffa^;  über  bie  ^nftform  feiner  S)i4tungen  f.  auger  lautier  $t.  S3artf4,  ^ie  lateinifcj^cn 
Sequen^n  bed  üRittelalterS,  9lofto((  1868,  @.  170^.;  (gug.  ^iffet,  Essai  philolog.  et  litt 
8ur  las  Oeuvres  poet  d'Ad.  d.  St.  V.,  ^arid  1881 ;  fonft  ogl.  SR.  be  ©ourmont,  Le  Latin 
mystique,  ^arid  1892,  ©.  235 ff.,  unb  bie  ©emerfungcn  oon  ®.  3R.  3)ret)e^,  Analecta 
hymnica  medü  aevi  VII,  3  f.,  VIII,  6  ff.  30 

SIbam  0.  St.  Siftor  wox  einer  ber  bebeutenberen  liturgif^en  Dieter  be$  9Rittel« 
alters.  Über  |ein  fieben  ift  ©enig  befannt;  er  ©irb  ab  Brito  (aus  ber  SBretagne, 
ober  3nfelbritte?)  bejew^net  unb  ©ar  in  ber  2.  §olfte  bes  12.  S^^^.  ftönonifus  in 
St.  aSiftor.  3)a  er  eine  Sequenj  auf  Ifiomas  (Sedet)  0.  (Eanterburq  gebietet  ^at 
([Gautier'  397 ff.),  fo  muh  er  beffen  §eiligfpre^ung,  1174,  erlebt  ^aben.  Son  ben 35 
i^  beigelegten  no^  ungeorudten  S^riften  bflrfen  als  i^  midlii)  juge^orig  gelten: 
1.  Summa  Britonis  s.  de  difficilibus  vocabulis  in  Biblia  contentis,  toooon  (Bautier  ' 
in  bem  Sffaq  §  2  bie  einleitenben,  etioas  holperigen  Hexameter  unb  ein  paar  groben  mit* 

f'eilt  $at  2.  Expositio  super  omnes  prologos  Bibliae  —  einAommentar  3U  ben 
:ologen  bes  Sieronqmus  (nid^t  ju  oenoec^feln  mit  ber  glossa  s.  pr.  Hieron.  bes  40 
inoriten  SBi^elm  9)rito  f  1356).  3.  etn  pfq<^ologif$er  Xraitat  De  discretione 
animae  Spiritus  et  mentis.  Dbmo^l  bie  beiben  erften  Soften  Vxif  im  Wi.  eines 
gemiffen  9in[e]^ens  erfreuten ,  fo  beruht  bo^  bie  Sebeutung  $.s  roefentli^  auf  feinen 
^i^ngen. 

(Es  ift  belannt,  bog  man  feit  bem  9.  3^^^^-  angefangen  ^atte,  ben  SRelobien,  in  45 
bie  man  bos  §alleluja  bes  (Brabuale  in  ber  SReffe  ausllingen  lie^  (Jubili,  Se- 
quentia)  Ztxk  untersulegen ,  bie  man  mit  bem  Flamen  prosa,  roetterqin  au^  se- 
quentia  bejei^nete.  Sie  (Beftaltung  biefer  Zexte  unterlag  ^emijfen  rbptqmif^en  (Be* 
fe|en  (Sflotfi^  a.a.^O.,  S.  18  ff.) ;  im  11.  3a^r^.  aber  trat  eine  Senoilberund  ein,  ber 
bann  im  12.  ein  Übergang  ju  um  fo  gr8|erer  gormenftrenge  folgte.  Sin  Stelle  ber  00 
freieren  St^nffimen  ber  alteren  3eit  traten  ftreng  aeregelte  mit  einer  (Blieberung  in  gereimte 
Strogen.  SBenn  31.  au^  ni^t  ber  ift,  ber  juerft  in  biefer  neuen  5orm  Sequenzen  ober, 
©ie  man  fie  au<^  ieW  nod^  5U  nennen  fortfuhr,  ^rofen  gebietet  ^,  fo  ift  er  bo^  ber  erfte, 
ber  boburdj  einen  Kamen  erlangt  ^at  unb  beffen  Seifpiel  oon  bauembem  (Einfluß  je* 
loefen  ift;  er  bot  für  biefe  jmeite  ^eriobe  ber  Sequenjenbic^tung  eine  o^nli^e  Se«  u 
beutung  mie  9co0er  ffir  bte  erfte.  Unter  ben  ja^lreic^en  i^m  beigelegten  Setmenjen 
finb  f^ilid^  oiele  jmeifel^er  $erfunft,  bo^  bürfen  na^  (Bautiers  Unterfud^unaen 
45  als  oon  i^  ftammenb  betrachtet  ©erben.  —  21.  seigt  ein  bebeutenbes  lalent  in  oer 
Se$errf(bung  ber  gorm,  in  ber  furjen  unb  mirffamen  ^eroor^bung  ber  fflr  iebes  be« 
[ofibere  ge^,  f&r  bie  Ser^enli^ung  iebes  ^eiligen  fic^  barbietenben  9Romente,  unb  eseo 

11* 


164  Slbam  tioit  St.  Stftor  Xbamitcit 

fe^lt  feinen  belferen  Stüden  ni^t  an  XDo^rer  ißoefie,  ober  bie  tiefer  bos  (Bemflt  be« 
loeoenben  Zont  unb  ber  ^ö^ere  Sluff^mung  ber  btd^terif^n  ^^ntttfie  fte^n  i^  ni^t 
3U  (geböte ;  einem  Salve  caput,  Stabat  mater,  Lauda  Sion  lomntt  leiner  [einer  ®ef&nge 

f)Iei^.  3ft  31.  alfo  aui)  mi)i  ber  größte  unter  ben  mittelalterli^n  Sieberbi^tem,  ge« 
^tDeige,  bag  man  i^n  mit  (Sautier  ben  größten  !Dic^ter  bes  Wl,  nennen  bfirfte,  fo 
gäfi^rt  i^m  bod^  eine  ehrenvolle  Stelle  in  ber  C5e[^i(^te  ber  litur^if^n  Di^tung,  unb 
unter  ben  2}ertretem  bes  oielfeitig  bebeutenben  uno  fruc^tboren  getftiaen  £ebens,  burc^ 
bos  fi$  bos  6tift  6t  93iitor  im  12.  Z^^cf)-  ausjeiqnete ,  rei^t  fid^  [ein  9tame  tofirbig 
ben  berühmteren  eines  $ugo  unb  JRic^b  an.  ®«  W.  ^eutfi^« 

10  übatniten,    Slbamianer.      I.  $gl.  ^eoufobre,   Dissertation  sur   les  Adamites  de 

Boheme  (im  9(n^ang  jum  2.  ^eil  t)on  Senfantd  Histoire  de  la  guerre  des  Hussites,  ttmftfrb. 
1731),  @.  355—358;  ^x.  g.  SB.  «ßal^,  Entwurf  einer  üollft.  l^iftorie  b.  ftcjereicn  u.  f.  ro., 
1,  1762,  @.  327-335. 

Cpip^nius  berichtet  (haer.  52)  oon  Slbomionem  oIs  einer  Seite,  bie  i^n  Gottes« 

16  bien[t  in  unterirbif^en  (Semo^em  (^qpolouften)  nodt,  aRönner  unb  SBeiber  gemein[(^aftli^, 

Q^u^lten  pflegten,  um  [o  Slbam  unb  (Sx>a  ö^nli^  ju  n)erben,  wk  [ie  anif  i|re  itin^ 

bos  ^arobies  nannten.    Der  9)erj[a[(er  ber  unter  bes   CEpip^nius  Stomen  ge^nben 

Anakephalaiosis  unb  nad^  i^m  ^o^^nnes  oon  Domoslus  (Opp.  1,  88)  roei|  oon 

einem  befonberen  Seltenfti^er  älbam  utü)  fügt  ^inju,  bag  bie  K.  bie  S^e  oenoorfen 

20  unb  als  3lsleten  unb  SRönd^e  lebten,  ^nli^  3luguftin  (haer.  81).    Srft  X^boret 

(Haer.  fab.  1,  6)  ^at  bie  Seite  mit  ben  oon  (Elemens  oon  Süexanbrien  (Strom.  3» 

4,  30  u.  a.  6t.)  oIs  unfittli^  gelennjeid^neten  Sln^fingem  bes  ^robilus  ([.  ben  SIrttlel 

itorpolrotianer)    mfammengeioorfen.     Da  CEpip^anius   bie  91.   nur   oom   $ören[agen 

lennt  unb  [elb[t  f^toantt,  ob  er  bered^i^t  [et,  oon  i^nen  als  einer  be[onberen  $5re[ie 

25  ^u  reben,  [o  tohrb  man  gut  t^un,  hinter  t^re  Sxijtens  ein  gfniaejeid^en  m  mo^en,  {eben« 

aus  aber  [ie  aus  ber  ^ei^  ber  gno[ti[^en  Seiten  bes  2.  (ober  3.)  3<^unberts  ju 

treiben.  Ihüjer. 

II.  (S^.  @(^mibt,  Hist.  et  doctr.  de  la  secte  des  Cathares,  2.S3b,  @.  150 ff.;  St.  ^nUcx, 

^r^engefc^i^te,    1.  ®b,  f^reiburg  1892,  @.  610;  $reger,  (S^ef^iditc   ber    beutfi^n  S^ftit, 

30  1.  ob,  Seipj.  1874,  S.  207  ff.,  461  ff ;  ^.  ^aupt,  3Ä®,  7.  ob,  @.  552  ff.;   Sunbt,  Histoire 

du  pantheisme  populaire,  $arid  1875,  6.  48 f.,  56,  111  ff.;  Sea,  History  of  the  Inquisition, 

1.  8b,  fionbon  1888,  @.  100 ff.;  9Jiber,  Formicarius,  Lib.IH,  cap.  6. 

$atte  ber  ^eibni[d^e  JJfanatismus  bie  oon  i^m  angefeinbeten  er[ten  ^rijtli^n  (Be< 
meinben  ber  2Beibergemein[(l^,  bes  ntuellen  Ainbermorbs  unb  ber  Slb^Itung  no^t« 

86  liAer,  mit  ae[d^le^tli^en  9lus[än)eifunQen  oerbunbener  Drgien  bejid^tigt,  [o Jloben  bie  lird^« 
liqen  JUeiTe  bie(e  jtampf esmeife  frii^settig  na^gea^mt  unb  aanj  ölnli^e  Sinuagen  gegen  bte 
oer((^ieben|ten,  als  Ie^eri|(^  befe^beten  ^eligionsparteien  ber  frä^n[tli^n  3eit  (SRon« 
tam[ten,  uRani^äer,  ^nsciniant[ten  u.  (.  w,)  erhoben.  Die  gleichen  Se[qulbigungen 
[inb  unter  [teter  mi^bröuäU^er  93enDei[ung  auf  bie  paulini[d^e  Stelle  9ld  1.  24—27 

40  g^en  f a[t  alle  mittelalterlichen  Selten  gerietet  Sorben ,  [o  bog  bie  [pra^li^en  8e« 
jew^nunoen  für  bie  oerfe^mten  !efteri[d^en  Selten  (,,ketterie'S  „vauderie'O  ßerobeju 
an  bie  Stelle  bes  Slusbruds  für  un}U(^t  unb  3^uoerei  getreten  [inb.  ^nx  bte  gegen 
bie  asletif^en  5lat^arer  erhobenen  äJonoürfe  ber  Zeuf elsanbetung ,  bes  ftinbermorbs 
unb  ber  Slb^altung  ritueller  Orgien  (ogl.  (E^arles  S^mibt,   Hist.  et  doctr.  de  la 

4ö8ect.  des  Cathares  II,  löOff.;  fiea,  Hist.  of  the  inquisition  I,  100  ff.)  [inb  o^ne 
Srage  bie  9)eri^te  über  bie  oon  ben  ,,3lbamiten''  ber  er[ten  3p^^^u^^^^^  (^Ol*  ^^^) 
unb  oon  ben  o[ü:ömi[^en  9Re[[alianem  (ogl.  Psellus,  de  operatione  daemonuniy  rec. 
Boissonade  p.  8)  an^ebli^  oerübten  ®rauel  oorbitt)li^  gen)e[en.  ^Ils  [Amo^li^e  Ser» 
leumbungen  nierben  bte(e  Slnllagen  oon  einem  3nqui[ttor  bes   13.  3<^^^unberts  be* 

Goaei^net  (3acobus  be  Qiapellis,  bei  SRolinier,  Rapport  sur  une  mission  en  ItaUe, 
in  Archives  des  missions  scientif.  et  littör.  S6r.  III,  T.  XIV,  289  f.).    »elannt 

!tnb  bie  ^a^en^aften  Sd^ilberungen,  bieAonrab  oon  9Rarburg  oon  ben  rituellen  Orgien 
)er  oon  i^m  als  ,,fiuciferianer"  ©erfolgten  2Balben[er  entwarf;  ju  Seginn  bes  14. 3«^* 
^unberts  nierben  über  bte  ö[tenei^i[(^en  ,,3lbamiten'^  in  benen  man  glei^^alls  9Balben[er 
ö5p  erlennen  ^t,  bie  abenteuerliqften  (Erjö^lungen  oerbreitet,  piemonte[t[(^e  unb  [üb* 
beut[$e  3Baloen[er  („C&rüblinsleute'')  n)erben  im  14.  unb  15.  3<^^^unb^^  ritueller 
Unsuqt  unb  ber  3Beibergemein[(^aft  besichtigt  (bie  3laä)xx>tx]t  ogl.  bei  ^aupt,  äBolbenjer* 
tum  unb  3nqui[ition  im  [übo[tL  X>eut[d^lanb  S.  6, 26  f.,  39  ff.,  46).    3n  ben  romanif^en 


«bamtteit  165 

Säubern  enbHA  tourbe  f^on  in  ber  erften  ^ölfte  bes  15. 3Q^^unberte  bte  Sese^nung 
„vauderie**  glei^beutenb  mit  Icufetsbu^lf^aft  unb  $excret  (Buoerger,  La  Vauderie, 
1875  ttnb  Sourmtebt,  Biblioth^ue  de  T^cole  des  chartes,  2.  s^rie  III,  1846^ 
p.  81  ff.).  ©leim  ben  SBalbenfcm  unb  ebenfo  grunblos  tote  btefe  tocrben  1466  oud; 
bte  ttalteniFAen  ^fraticellen.  1454  bie  ^ettjAen  t^firingif^eii  (Beigelbrflber  ber  9b«  6 
^üung  näipt^er  Orgien  bettulblat  ((Efirle,  5lfiÄ(5  IV,  1888,  S.  110 ff.:  $.Äaupt. 
3Ä®  IX,  1888,  S.  114  ff.),  srfe  ,,ab<nnttlf^e  Äe^er"  ^  man  femer  au^  bte  2ln§änger 
ber  Seite  oom  freien  ©etfte  bejeidjnetj  beren  um  1320  }u  5ttln  in  unterlrblf^en  SRäumen 
oeronftaltete  nfic^Il^e  Xänje  unb  ntuelle  Susf^toelfungen  3o^nn  oon  Slctrlng  In 
^eora^ter  äBelfe  Ullbert  (Sd^mer,  Fontes  I,  401;  3o^.  oon  SBlntert^ur,  ed.  lo 
®.  0.  SBqg,  6.  105).  Seronloffung  ju  btefen  9lo^reben  ^ot  too^I  ble  X^fa^e  ge» 
geben,  ba|  ba  unb  bort,  befonbers  in  illöftem  unb  Seglnenlonoenten ,  flberfpannte 
uR^ftlter  fl$  nodt  ju  ^emelnfornen  (Bebetsf eiern  oerfommelten,  Serelnjelte  qu^  ole  ber 
Sefte  oom  freien  (Bet[te  elaentflmll^e  9ln|$Quung,  bag  ber  In  (Sott  aufgegatmene 
SoQtommene  ber  aRSgll^Iett  3u  ffinblgen  entrfldt  fei,  In  antlnomlftlf^er  9ßelfei5 
umfnrogten. 

III.  ^öflcr,  Qk^diid^mx,  ber  ^ufit.  »cJoeg.,  I,  3;  452,  499  ff.;  II,  336,  345.;  ^alaOt^, 
®ef(^.  0.  ©ö^mcn,  HI,  2,  227  ff.,  238 ff.;  IV.  1,  462;  ®tnbel^,  @cf4  b.  bö^m.  »ruber 
1,18,36,  56 f.,  97 f.;  ©eaufobre  a.  a.O.;  ^obrotodli^,  (S^ef(b.  b.  bö^m.  $ifarben  u.  ^bamiten, 
in  ben  Kb^anbf.  ber  bö^m.  (S^efeafcj^.  b.  SSiffenfc^.  t).  1788 ,  ®.  300  ff. ;  &oVi,  dueUen  u.  ao 
Unterf.  j.  Okfc^.  b.  bö^m.  »rüber,  1, 119;  II,  10 ff.;  4>.$aupt,  «ßalbcnfcrtum  2C,  6.23,109, 
%nau  1. 

3n  So^men  umren  um  1315  ble  bort  toelt  oerbrelteten  9BaIbenfer  glelA  l^en 
Gloubensgenoffen ,  ben  öftenel(^lf(^en  „Slbamlten",  bes  Xeufelsblenftes  unb  unju^ttger 
ßufommenlfinrte  ht  unterlrblfi^en  ^d^Ien  angellagt  Sorben.  9lu^  ble  ^uflüf^e  Seroegung  25 
loben  obbonn  ortboboxe  Strettf^rlften,  mit  ble  oes  Snbreos  oon  Srob  oon  1421,  In  3u* 
fommen&ing  mit  Den  Sudferlanem  unb  „Slbamlten"  gebracht  unb  gegen  ble  bd^« 
mifd^  SeoöBerung ,  moriiber  ber  Soslauer  fionbtag  Im  3unl  1421  itlage  fil^rte ,  ben 
allgemeinen  Sonourf  ber  Sobomle  unb  Slutfd^anbe  gef^Ieubert.  3n  bos  glet^e  Z^ 
1421  föllt  ble  blutige  Verfolgung  einer  toüborltlj^en  Seite,  an  ber  ble  trabltlonelle  Se«  ao 
SelAnung  ab  „Slbamlten"  bauemb  ^en  geblieben  Ift  3laA  l^rer  93ertrelbung  aus 
Zabor  Im  SRfir}  1421  botten  m  blefe  Semerer,  oon  ben  (Segnem  mit  JRüdfldlt  auf 
bie  aimeblid^  Ilbertlnlftlfi^e  Seite  ber  M^^rlftlld^en  St\t  ouc^  9tlIoIalten  genannt,  auf 
einer  3nfel  bes  Sluffes  fiuf^nl^  (bei  Steu^aus)  feftgefe^t ,  unternommen  oon  bort  aus 
angeblich  blutige  Slaubjfige  unb  eraaben  ftc^ ,  oöUlg  entllelbet ,  hti  nöc^tlld^en  %anitn  ss 
ben  ftrgften  9[us|^elfungen.  Slaq  heftigem  SBlberftanbe  würben  Jle  oon  3^^^^^  unb 
UlrUm  oon  92eupau$  Im  Oltober  1421  äbenoäUlgt  unb  nlebergemac^t.  Unfraall^  ^at 
uns  auc^  oon  blefen  „9lbamlten''  ble  ^artelli^Ielt  ber  gegnerlf^en  Serld^te  ein  bur^aus 
entstelltes  Sllb  überliefert.  Willem  Slnfc^eln  nad^  fyibtn  n)lr  In  l^nen  eine  ent^uflaftlf^' 
d^lllaftlld^  (Sfrcdtlon  ^  bes  Xaborltentums  ju  erbilden,  ble,  oor  allem  burc^  SRartln  ^ausla  40 
unb  St{[munb  oon  ^epan ,  aber  auc^  burc^  bas  SBalbenfertum  beeinflußt,  ble  ybixotn* 
bigfeit  etnes  oolllgen  Sru^s  mit  ber  Ammenle^re ,  nametttllA  mit  bem  Dogma  ber 
Zransfubftantlatlon,  In  entfd^lebener  SBelfe  oertrat,  roo^I  auA  behufs  Verbreitung  l^rer 
Grunbfä^e  ju  tenortfüf^en  uRltteln  griff.  Die  gegen  ble  Slttllc^iett  ber  Seite  erhobenen 
SnOogen  finb  in  ^o^em  (Srabe  oerböc^tlg  unb  roo^I  In  glelAe  £lnle  mit  ben  oorjte^enb  46 
befprod^nen  Verie^erungen  anberer  angebll^  „abamitlfc^er"  Seiten  ^u  ftellen.  Übenefte 
ber  oon  3i^I<^  oeitolgten  Seite  erhielten  fl^  no^  bis  Ins  le^te  Drittel  bes  15.  3obr« 
^unberts  unb  fc^Ioflen  \xä)  telboeije  ben  bö^Men  Srflbem  an,  ble  bis  Ins  16.  ^ofyi» 
^nbert  ^Ineln  gletAfalls  als  „gfoffarier"  uno  „CBruben^lmer"  unter  ble  Slnllage  oer 
Üeufelsoere^ng  uno  ber  Slb^Itung  abamltlfd^er  Orgien  gefteüt  blieben.  so 

(Ein  3ufontmen^ng  ber  um  1787  Im  (^Irublmer  Areife  aufgetretenen  fogenannten 
Seite  „oom  reinen  ®eljte"  unb  ber  1848  In  ber  gleiten  (Se^enb  aufoeiommenen,  aleld^« 
falls  ate  abamltlfcb  oerle^erten,  lommunlftlfAen  ^Aniörmeret  ber  „SlcaroSaner''  mtt  ben 
taboritlfi^en  (Cmillaften  Ift  {ebei^IIs  ausgefc^loffen  (Dobromsi^  a.  a.  £).,  S.  342 ;  9in< 
gemeine  ftir^enjeltung  1849  m,  51,  S.  422)  66 

IV.  6(filüffelbura,  Catalogus  haereticorum  XU,  29;  9HppoIb,  3^%  1863,  @.  102; 
(romeliu«,  mm,  W-  Cl.  XI.  67 ff.;  9l?atoIi«  «lejanbcr,  Hist.  ecd.  XVH,  183;  Pra- 
teoltu.  De  vitis  haereticorum,  @.  1 ;  3*  ^oid,  Le  satanisme  et  la  magie,  5.  M..,  1895. 


166  Xkamttett  übamnutttti» 

Die  utn  1580  in  ben  9lieberIonben  oeid&teitete  loiebertäuferif^e  Seite  ber  „SQm« 
miten''  füi^rte  angeblid^  i^ren  92amen  ba^ei,  bag  bie  9leuau^utteptenben  {i^  oor  ber 
®emeinbe  m  eniileiben  unb  burd^  i^i  93er6alien  \iif  barflber  QusjuiDeifen  Rotten,  bag 
bie  Sinnenluft  leine  Araft  über  fie  beji^e.  m^  bem  töuferif^en  ganotilei  Daoib  Goris 
5  ([•  ben  31.)  tDirb  bie  £e^re  juaef^rieben^  baJS  ,,Döniae  Stadt^eit  unb  9Iustreibung  ber 
od^m  jur  Srlanguna  ber  SoUfontmenJ^ett  bienliä  fei^.  Siner  aeiftigen  Störung  unter* 
Ic^en  [(feinen  bie  Sln^anger  eines  rDiebertäuferi|Aen  Aonoentilels  ju  tlmfterbam,  bie 
1535  auf  C5e^eig  eines  i^rer  ^rop^ten  nadft  uno  SBe^rufe  aber  oie  C5ottIofen  aus« 
Kogenb  in  ben  Strafen  3lmfterbams  umherliefen.  „Slbamiten''  lourben  femer  bie 
10  ^[twanaer  bes  loiebertauferifd^en  Selten^auptes  SIbam  ^oftor  (9luboIf  3Rartens)  ([.  b.  Sl.) 
nad9  ^xtm^^xtx  benannt.  9leuerbings  finb  enblii^  auc^  über  obomitil^e  Orgien 
{„jqwoxit  SReffen'')  angeblicher  Satansanbeter  ber  Gegemoart  abgefd^modte  gfabeleien 
omreitet  roorben.  ^erwami  ^nnpi. 

SbatnitaiUtd*    jQueüen:    ^auptfäcj^lid^   feine  6(!6viften  unb  Baeda  bist,  ecdes.  gent. 

15  Angl.  lib.  V,  c.  15  u.  21  [Mon.  Hißt.  Brit  I,  265  u.  80  (1848)  unb  ^olber-eggcr  (1882), 
6.  254  ff.,  279].  —  ©efamtauggabe  ber  C)auptf4riften  in  MSG,  88.  ©b,  ©.  722  ff.  nad^ 
iWobiUon  AS  ord.  S.  Bened.  III.  2,  456  ff.  —  einjclauäjaaben :  Vita  Columbae,  am 
Beften  t)on  ^.  9^eet)ed,  Dublin  1857  (@elten);  nac^  ii^m  a^ebrudt  mit  feinen  gelehrten 
(Srlöuterungen   unb   überfe^t    in  The  Histor.  of  Scotland.  VI,    (Sbinb.  1874;  belgt.  na«^ 

20  ll^m  mit  einer  (ginleitung  iibcr  irifc^e  ^rc^cngefcftidSte  öon  3.  2.  Sfowler,  9Jeto»9orf  1895 ; 
3.  2:.  3fott)Ier,  Ad.  v.  Col.  Oxf.  1894;  Ad.  v.  Col.  A  new  translation.  Lond.  Frowde  1895. 
^ier  f.  bie  älteren  Slu^gaben  uon  ^anifiud ,  ^effing^am,  @:oIgan,  A  8S  Boll.  unb  $inler« 
ton.  —  Arculfi  relatio  de  locis  Banctis  (^uSjug  bei  SBaeba  V,  c  16  u.  17) ;  befte  9Cu8gabe 
in  Itinera  Bieroeolymitana    t).  2:it.  Xobler    unb  ^ug.  SDloIinier  I,  (S^enet).  1879.     ^icr  f. 

25  ttftere  Kudgaben  t)on  (S^retfer  u.  q.  (Sngl.  Uberfe^.  t)on  3.  91.  ^acpberfon,  £onb.  1889  (Pal. 
Pilgrims  Text  Soc);  Fis  Adamnain  (9[.$  ©ifton),  überf.  unb  erläut.  D.  Sß^itle^  6to(ed, 
@imla  ($an]&b)  1870;  Sebendbefc^reibungen  in  ben^orreben  ber  genannten  SBerfe,  befonberd 
bei  aieetJeS  unb  in  Dictionary  t).  SmltQ  u.  SBace  I  (1877 ;  bier  ü.  SReeüe«)  u.  SeÄlie  @te* 
pUn  I,  (1885 ;  to.  ©ilbert) ;  in  JHrc^enle^ton  t)on  ^e(er  u.  ^elte  I  (1882 ;  t).  ^md).    S3ei 

80  allen  f.  Sie  fiitteraturangaben.  (Snbtic^  noc^  $.  ®e^er,  9(bamnan,  91.  to.  ^ona,  ®^mn.  $rogr., 
9(ugdb.  1895. 

Stbontnanus,  angebliA  ,,neiner  Sbam'^  ein  S(bt  bes  l^ottifAen  ftbfters  auf  ber 
3nfel  3oYta  ober  ^q,  rntti  oon  feinen  3^it^^nof|en  Saeba  unb  9Ibt  CEeoIfrib  oon 
3arrou)  als  ein  oeifer,  gottesfür^tiger,  lenntntsreimer  9Rann  gerfi^mt.    SieÜet^t  toor 

35  il^  fogar  bas  ^cbräifd^e  unb  (bmqMt  ni^t  frentb.  (Ein  Denfmal  aber  fj(d  er  fic^ 
felbft  burc^  mehrere  nterhofirbige,  nocQ  erhaltene  Schriften  gefegt.  Dies  finb:  1.  Ar- 
culfi relatio  de  locis  sancüs  nac^  Seri^ten  eines  gallifi^en  Sif^ofs  91.  !Dtefer, 
oon  feiner  9{eife  nac^  ^alöKina,  Serien,  Sllesanbria  unb  Aonftantinopel  jurüdSe^renb, 
UHur,  bei  feiner  3Biebereinf(^iffung  oon  3talien  aus  \>uxi)  Sturm  oerf(^lagen,  na^  Sri« 

40  tannien  unb  3u  3(.  gelangt.  C  jeid^nete  beffen  Säuberungen  ebenfo  mit  feine  er« 
ISutemben  ilirc^enpläne  auf  SBa^stofeln  auf  unb  fibertrug  fie  bann  auf  ißeraantent. 
Slrhilfs  eingdbenbe  Slntmorten  auf  feine  ja^Irei^en  ß^if^enfragen  ergönjte  C  bur^ 
anbre  i^m  befannte  SeriAte.  !Diefes  fpöter  oiel  oerbreitete  3BerI  f^enlte  er  9Ibfrib 
oon  9lort^umbrien,  bur$  oen  es  in  bie  ^önbe  Saebas  gelangte.    S.  aber  oerarbeitete 

45  es  weiter  unb  mad^te  a\xi)  einen  Slussug  baraus.  9.s  jtpeites  äBerl  ift  bie  fiebens« 
bef^reibuna  bes  (Eolumba,  bes  Stifters  unb  erften  SIbts  feines  illofters,  genauer  eine 
orbnungsloje  ^Darfteüung  oon  beffen  ^ropbejeiungen  unb  äBunbem,  mä)  mflnbli^en 
unb  f^riftluben  (Erjo^Iungen  älterer  fieute,  befonbers  einer  S^rift  bes  britten  SIbts  (Eum« 
meneus,  5a)tfc^en  692  unb  97  oerfagt  unb  fflr  bie  Jlunbe  ber  Sitten,  bes  £anbes,  ber 

60  irif^n  unb  fqottif(^en  Sprai^e  unb  (Sef^i(^te  ber  3^it  n)ic^tig.  Seinen  9lamen  ffi^enb, 
aber  oon  SB.  Stoles  mit  triftigen  (Srunben  fpäterer  3^it  jugeroiefen,  oielleic^t  aber  an 
roirilidbe  Seelenerlebniffe  3l.s  unb  an  feine  Daraus  gezogenen  fie^ren  anlnüpfenb,  ift 
SI.S  Sifion,  eine  S^ilberung  feiner  SBanberung  bur^  $immel  unb  ^ölle.  Sqm  mit« 
unter  sugefc^rieben  werben  femer  eine  C5efc^i(^te  ber  3rlönber,  eine  bes  ^.  ^atrid  unb 

55  ein  Sruc^ftfid  oon  (Sefe^en,  meift  Speifeoorf^riften.  £[ber  fein  £eben  finb  nur  wenige 
juoerlöjfige  ^[ngaben  oor^anben  unb  biefe  am  grünblic^ften  oon  9ieeoes  unterfuc^t.  %. 
ift  in  I)rum^ome,  (912B.  3rlanbs,  S3B.  ber  ®raff^.  l)onegal)  oiellei^t  625  geboren 
unb  mit  (Eolumba  oenoanbt.  Unter  Seg^ine,  bem  fünften  2lbt  feines  Älofters,  trat  M.  in 
bosfelbe  ein,  unb  n)urbe  feiner  C5ele^rfam!eit  unb  Srömmigleit  n)egen  naA  bem  ad^ten  WA 

60  gfail^be  im  Sllter  oon  55  3^^^*^  3^^^  £^Uer  bes  illofters  ernannt.  Sein  3^ägenoffe, 
oer  gelehrte  jtönig  SHbfrib  oon  9lort^umbrien,  ein  greunb  au^  Sllb^elms,  fou  in  feiner 


übamnamtd  9bc(#^l|«gett  167 

3usenb,  oerbannt,  bei  %.  3ufIuAt  gefunben  ^oben,  ja  na^  mf(&er  Sesetcbnung  [ogor 
\tm  Qäßltt  geiDe[en  fein.    Sieuei^t  gelong  es  91.  besioe^en  oie  Sejfretuna  infqer 
(Befangenen  oon  btefent  3u  enoirlen  (686).    Sei  einem  mtütn  SefuAe  Slb^s  (688) 
lernte  er  ben  angelfa^fifqen  unb  r5mifd^en  SrQU(^  ber  xonfur  unb  Ofterfeter  fennen, 
tDurbe  bur^  ein  3®tege[pra^  mit  9Ibt  Ceolfrib  iux  3lnna^me  besfelben  gebraut  unb  5 
oon  bo  ab  ein  eifriaer  Serteibiger  biefes  Srau^s  in  feiner  ^eimat.  6eine  Alofterbrflber.^ 
[u^te  er  oergebli^  boffir  ju  gen)innen.    9Re^r  (Erfolg  aber  ^tte  er  mit  biefen  Se« 
ftrdbungen  in  3rlanb,  too  er  längere  3^it  seilte,  mehreren  6nnoben  beiioobnte,  beren 
Sef^Iüffe  als  „®efe^^9l.s"  bejei^net  ©erben.    3n  3rlanb  feierte  er  bas  le^te  Öfter« 
feft  nac^  feiner  neuen  Uberjeugung  unb,  in  fein  Alofter  ^imgele^rt,  ftarb  er  na^  irif^en  lo 
unb  f^ottif^en  5lalenbem  am  23.  Stift  704.  o^ne  ferne  Senoffen  belehrt  m  ^obtn, 
mos  erfi  716  bem  Gottesmanne  C^berd  gelang.    3n  oielen  irifc^en  unb  fd^ottifdben 
Air^n  mich  Sl.  unter  mannen  SlamensenqteKungen,  mit  CEunen,  X^eionan,  SIeulan 
als  6(^u^eiliger  oere^rL  $.  ^a^n. 

fibelmantt.     P.  Galeardi,   Veterum  Brmae   episcoporum  .  .  .  opera,  ^redcia  1738;  15 
Biblioth.  max.  patr.XVIlI,  6.438;  MSL  143,  1279;  @(t|mib,  Adelmanni  de  veritate  cor-  . 
poris  et  sanguinis  Domini  ad  Berengarium  epistola,  fBraunfd^toeig  1770:    Havet   in   ben 
Notices  et  docmnents  publ.  pour  la  sod^t^  de  lliist  de  France,  ^ari»  1884,  ©.  71—92.  — 
Sigib.  de  Bcript  eccl.  153,    MSL  160,  @.  582;    Hist  litt^r.  de  la  France,  7.  SBb,  ^ari« 
1746,  ®.  542.;  ^aucf,  Ä.(».  3)eutf^Ianb8  III,  @.  954.  20 

%s  ^eimot  unb  (Seburtsseit  ift  unbelannt.  (Er  felbft  bejei^net  fi$  als  3liAU 
Deutf^n  (ep.  6.  5):  man  pöIt  il^n  barauf^in  allgemein  für  einen  eJrtanjofen;  aber 
es  ift  niAt  ausgef(^lo||en,  bag  er  ein  fiombarbe  mar.  Das  erfte  fiebere  Datum  feines 
fiebens  ift  fein  6tubtum  bei  gulbert  oon  (E^artres,  gemeinfam  mit  bem  menig  {fingeren 
(ep.  6.  1 :  ego  maiusculus)  9)erengar  oon  Xours ;  er  bat  fpater  mit  Segeifterung  25 
an  bie  fr3^Ii^e3^it  auf  ber  „^abemie'^ju  (S^artres  jurudgeblidt ;  feinem  £e^rer  mibmete 
er  bie  ^5^|te  Berebruna  (ep.  S.  1  f.  Rhytm.  alph.  v.  7  ff.).  Sobann  begegnet  er 
als  S^olafttlu^  an  ber  Domf^ule  in  £ütti4  ma^rf^einlitb  fett  1042^  in  meinem  Z^ 
SBajo  bas  Sistum  erhielt.  3n  biefer  SteUung  bat  er  bte  beiben  S^riftftude  oerf^, 
bie  bas  (Beb&^tnis  an  i|n  er^Iten  ^aben:  1.  feinen  Srief  an  Serengar  fiber  beffenao 
Stbenbrna^lsle^re,  2.  bie  Rhytmi  alphabetici  de  viris  iUustribus  siii  temporis. 
X)er  Srirf  ift  oor  ber  erften  Verurteilung  Serengars,  aber  als  bas  Gerüst  oon  feiner 
£e^rabmet(^ung  bereits  bie  SBelt  erffillte  (6.  5),  gefd^rieben,  alfo  gegen  (Enbe  ber  oier« 
3iger3a^re;  ber  3^»^^  ^f^t  Serengar  ju  beftimmen,  oon  feiner  £e^re  5U  laffen,  6.7: 
Ut  pacem  catholicam  dlligas,  neque  conturbes  rempublicam  christianae  elvi-  35 
tatis.  bene  iam  compositam  a  maioribus  nostris.  Diefer  Slbfi^t  entf^nri^t,  ba||  ber 
Srief  ni^t  eigentlich  eine  Unterfu^ung  ber  oon  Serengar  angeregten  JJrtage  bnngt; 
9belmann  mamt  oielmebr  oon  bem  rein  trabitionalifttfmen  Stanbpunlte  aus  (einen 
Sfteunb  oor  ber  (Befo^r,  tn  eine  ^arefis  3U  oerfaüen.  Dte  eJrtaQe,  ob  bas  Slbenoma^I 
verum  Corpus  Christi  ober  figura  quaedam  et  similitudo  fet,  bfinit  i^n  entf^ieben  40 
burc^  bas  est  ber  CEinfe^ungsroorte:  quis  hoc  ita  esse  non  credit,  nisi  qui 
aut  Christo  non  credit  aut  ipsum  hoc  dixisse  non  credit  ?  (6.  10).  Vermittelt 
ober  benit  er  bie  (Segemoart  bur^  bie  SEBanblung :  Poterat  vinum  in  san^uinem 
suum  transferre  (S.  12),  transmutare  in  speciem  carnis  et  sanguinis  (6.16). 
Do^  fagt  er  bafflr  aud^  6c^ö)^ng:  Christus  per  manum  et  os  sacerdotis  corpus  45 
et  sanguinem  suum  creat  (6.  15).  Dag  oie  äBanblung  [i^  unfic^tbar  ooihtebt, 
gef^ie^  um  ber  Öbuna  bes  (maubens  millen  (6. 17).  (Eben  Deshalb  aber  lann  oiefer 
unb  Qnnen  S^nli^e  Sorgfinge  nid^  erforf^t,  fonbem  fie  muffen  geglaubt  merben 
(6.  20  ff.).  —  Die  Rhytmi  alphabetici  finb  bem  9{u^me  gulberts  unb  feiner  6$ule 

Seoibmet  —  92a^  bem  3^U9ni^  Sigiberts  Iam  Slbelmann  oon  £ütti^  als  Sif^of  na^  so 
Jresda ;  bo^  Ifigt  fid^  meber  bas  ^afyc  feines  Amtsantritts  no^  bas  feines  Xobes  be« 
ftimmen.    (Bams,  Ser.  episc,  6.  779:  1048—1053.  ^and. 


9be(ii)pi|agen  ^igt  im  ^rabeftinatus  (1,  71)  eine  (Sruppe  oon  £euten,  bie  ber 
SReinung  nxnren,  bag  es  fi^  ffir  einen  (E^riften  nid^t  sieme^  3U  effen^  mtnn  ein  anberer 
[ttfie^t  Gemeint  finb  offenbar  biefelben,  oon  benen  ^^ilaftnus  (haer.  76)  berichtet,  bag  66 
,ie  cum  hominibus  non  sumunt  escas,  wobti  j^on  bem  9Iuguftin  (haeres.  71) ,  ber 
S^Iaftrius  ausf^eibt,  unllar  mar,  ob  bie[e  Sefttmmung  au£  auf  ben  Serle^r  ber 
Qmt  unter  [ic^  ober  nur  mit  Draugenfte^noen  [iq  erftredte.    grui  ^  S\tit  beriefen 


i 


168  SMoti^ett  füittp^mta 

fte  ft^  auf  ptop^etifi^e  9Iu9f|)rä(^e  (1  ftg  13,  8.  9  ]?];  (Ej.  24,  17.  22  [?]).  9B&^nb 
^Sb.  ousMdli^  ii^re  ilotboltjttät  betont,  bemerlt  ^^ilaftnus  (unb  nad^  i^m  Sluguftin), 
bap  fte  ben  ^eiligen  (Seift  für  eine  iUeatur  oebalten  ^en.  ^röbeftinotud  totll  loiffen, 
baß  episcopi  de  Epheso  mit  i^nen  oer^nbelten.  ftrfiger. 

5  «beobttttt«.     Lib.  iwntif.  cd.  Duchesne,  1.  «b  ^ari«  1886,  @.  346  f. ;  Jaffd  l.«b,  ©.  237 

9hr.  21 04  f.  —  fiangen,  ®cfc6i(^te  ber  römifcöen  tirt^c,  a3onn  1885,  6.  545;  ®rcaoroöluö, 
®ef(^.  ber  ©tobt  SRom  im  ?Dfi?l.  2.  ^b,  @.  177  f. 

^eobatus,  3Fl9nc^  im  Alofter  6t.  Srosmus  auf  bem  CSIius,  tDurbe  am  11.  ^ifdl 
672  $apft  unb  ftarb  am  16.  3uni  676.  Sein  ^ontifüat  ift  für  bie  allgemeine  (Ent= 
10  roidelung  o^ne  jebe  Sebeutung.  (Sx  fAeint  ^auptfoAIiq  ber  gforberung  bes  9R9nAtums 
gelebt  ju  ^oben.  !Das  ^apftbuc^  fc^reiot  i^m  bie  SBieber^erftellung  bes  Cäasmusllofters 
ju;  bie  betben  einjigen  oon  i^  er^Itenen  Hrfunben  |inb  ^rioifegien  ffir  6t.  ^eter 
tn  Santerburq  unb  6t.  9Rartin  in  Üours.  Ober  feine  ^Beteiligung  am  monot^Iettfc^en 
6treit  f.  b.  91.  9Ronot^eIeten.  ^anif. 

15  ^ixapiiova.  Slbiap^oriftif^e  6treitigleiten.  3ur  Sitteratur  ugl.  ouger  ben 
et^ifcn  S.ÄÖftlln,  Über  baä Erlaubte  3b^  1869;  3.  ©Ritter,  ^Probleme  ber  c^rlftl.  dt^lt, 
fBerl.  1888.  2)ie  ^bnograp^ie  t)on  @r^.  @4mib :  ^biop^ora,  iDiffenfc^aftlic^  unb  ^iftorifc^  unter« 
{u(^t  1809,  beftreitct  ba«  9le(^t  beS  SBegriffeg  mit  ^jebantij^cm  SRiaoriömuS;  ber  ^iftonfc^ 
Xeil  ift  tiielfac^  unjutierläffig.    3)ie  fiittcratur  ju  ben  ab.  ©treitigletten  ügl.  Im  2:ejt. 

20  9lb.  ober  SRittelbinge  feigen  in  ber  (5ef(^i(^te  ber  ^riftli^en  Sifiil  $anblungen,  bie  oon 
®ott  meber  geboten  no^  oerboten  finb,  beren  Sege^ung  ober  Unterlafhing  bemgemSb 
als  fittliA  gleichgültig  ber  grre^it  bes  9Renfc^en  an^eimgeftellt  ift  l)ie  gfroge  na{ 
bem  9{eqt  bejio.  Umfang  bes  Begriffs  91.  ift  in  ber  eoangelifAen  ilird^e  mit  Sejug 
auf  ^ei  lonfrete  Gebiete,  bas  ber  religiofen  Otiten  unb   bos  bes  roeltii^en  fiebens» 

25  genunes  (Segenftanb  bes  6treites  gemefen.  SRit  ber  lonfreten  ($rage  oerlnü£[t  fi^  bie 
prinjtpielle,  ob  über^upt  ein  (gebiet  bes  ^anbelns  oon  ber  5lategorie  ber  Motmenbig« 
feit  eximiert  fein  unb  nun  unter  bie  bes  blo^  (Erlaubten  fallen  lann.     * 

!Diefe  Aontrooerfen  baben  i^e  Sorgef(^t^te.    !Der  Xerminus  91.  ift  oon  ben  (E9» 
nilem  geprägt,  oon  ben  6toiIem  eingebürgert.    !Der  9Ra^ftab  i^rer  eqif^en  SBertung 

80  \\t  bas  6treoen  na$  (Slüdfeligleit.  Sin  Sfbiop^oron  ift  i^nen  barum ,  mas  roeber  ein 
(Dut  no^  ein  Öbel  ift.  (Sut  ober  Übel  ift  i^nen  nur,  was  bies  immer  ift  unb  in 
unferer  Semalt  ftebt.  !Dies  gilt  nur  oon  ber  Üugenb  unb  ber  fiafter^aftig!eit ;  mas 
bajmif^en  liegt,  (Sefunb^eit,  fieben,  S^re,  Begabung,  9{eic^tum,  Seranügen  unb  tl^r 
(Begenteil,  gebort  unter  ben  Segriff  21.    91.  fino  alfo  ^ier  nic^t  §anblunaen,  fonbem 

85  l)inge  ober  3uftönbe.  !Die  91.  teilen  fie  in  abjolute ,  bie  überhaupt  meber  Segierbe 
no^  9Ibneigung  enegen  (bebeutungslofe  Unterf^iebe  mie  ganj  gleiAe  äRünsen)  unb 
relatioe^  bie  als  naturgemöj  bejm.  natunoibrig  roie  C5efunb^eit  ober  Aranl^eit  ober  als 
$ilfsmtttel  bejm.  §emmnij|e  fittlid^er  Ibätigleit,  mie  SRei^tum  ober  9fcmut  einen  SBert 
ober  9Rigmert  befi|en.    9lus  ber  9IbiapQorie  ber  öugem  !Dinge  folgern  fie  aber  ni^t 

40  bie  ber  auf  fie  bejüglic^en  §anblungen.  AI  vkai  ddid(poQoi,  t)  de  XQW'^  amcbv  ovx 
ädidq)OQov  (Epictet.).  9Bo  es  o^ne  9la(^teil  für  bas  ^ö^fte  (Sut  mögli^  ift,  ift  es 
oemunftgemöR  Ji^  mit  6orgfaIt  naid^  ber  fflSertabftufung  ju  richten,  bie  in  ben  Usingen 
liegtj  bie  relattoen  (Büter  bejm.  Übel  ansueignen  bes©.  }u  meiben.  3nfoIge  fener 
Sebtngung  unterf^eiben  fie  oon  ben  ^fli^ten,  bie  bies  immer  finb,  foI(^e  bie  es  nid^t 

45  immer  fino,  als  ueaa;  {liaa  nennen  fie  aber  aud^  fol^e  §anblungen,  bie  oerttiebenen 
3weden  bienen  fönnen  unb  erft  bur^  ben  ^xoti  i^re  fittli^e  SBertbeftimmung  oelommen 
3.  8.  heiraten.  (95on  ^ier  flammt  ber  Segriff  SRittelbinge.)  3n  i^rem  3beal  bes 
naturgemäßen  fiebens  toirtt,  ob  a\x6)  gemilbert,  ber  c^nif(^e  (Segenfa^  ^u  ben  Sebürf^ 
niffen  na(^,  bie  bie  ilultur  grogaejogen.  9}erlangen  fte  au^  nimt  oon  jebem,  ber  roei  e 

50  fein  mill,  ein  fieben,  bas  fi^  auf  bie  Sefriebigung  ber  nottoenoigften  Sflaturbebürfnijfe 
belAränft,  aber  ben  über  bas  Slottoenbige  ^inausge^enben,  befonbers  au^  ben  äft^tift^ 
beomgten  CBenufe  oerf^mä^t,  fo  ift  ibncn  boc^  ein  folc^es  fieben  als  bie  mirifamfte  ^re= 
bigt  ber  lugenb  eine  befonbere  ^ö^enftufe.  Unb  bem  9Infanger  in  ber  lugeno  raten 
[ie  (Ent^altfamfeit  im  fiebensgenul  (SBein,  (Befang,  CBaftmö^ler,  66aufpiele),  mfi^renb 

65  oer  in  ber  !Iugenb«9lpathie  Crftarfte  biefe  ni^t  me^r  nötig  ^abe.  l)ie  Sfrage,  ob  alle 
$anblungen  burdb  ben  $fli(^tbegriff  me|[bar  finb,  ^aben  fie  \\6)  no(^  xMjji  geftellt.  ^wixt 
fagt  eins  i^rer  Jparaboxa,  baß  ber  SBeife  nic^t  einmal  ben  ginger  ftreae  obne  eine 
Sorf^rift  ber  Semunft  (toenn  fie  9Iuf9eben  eines  6plitters   als  meber  pflt^tmdgtg 


SbtiMPlpinra  169 

no^  pfli^üoibrig  bejetc^nen,  fo  benlen  fie  offenbor  an  uiraoilßfirliAe ,  bbg  tned^anifd^ 
SeiDegiingen).  Sbet  ba  %  eigentli^  3oeaI  nOA  bie  9{ealifterung  eines  obtel' 
tioen  !iw^ts  bur^  SBirlen  nacp  ougen,  fonbem  bte  Se^Uf^na  ber  innem  grrei« 
^tt  tft,  biefe  aber,  toenn  fte  einmol  gefejtigt  ift,  \xif  in  fe^r  oerfAtebenen  $anblungen 
olei^noeife  be^u^rten  hnn.  lo  reben  fte  oft  oon  erlaubten  ^anolungen.  !Der  9Rag«  6 
ftab  ber  Semumhnögioleit  i|t  bann  ni^t,  ob  bur^  fie  eine  ^i^i  erfüllt,  fonbem,  ob 
im  Senug,  gefeuigen  %erlebr,  Selbftntorb,  bie  Xugenb  be^uptet  miro. 

Sie  Umgebung  oon  3ubentunt  unb  $eibentum  brängt  bent  (E^riftentum  fofort 
Srragen  auf  n)te  bie  ^u  Slnfotng  genannten.    3^fu  3beal  ber  (Sered^tigleit  oIs  ber  $in=> 

Sabe  ber  ^ai^en  ^erfon  an  ben  als  ooIHommen  fittlic^en  (E^aralter  offenbaren  Satergott  lo 
ebeutet  etnerfeits  im  ^rinjip  bie  Befreiung  oon  {eber  (Sebunben^it  ati  ein  ftatuta* 
rif^es  (Befek  jpesieü  an  fultifc^e  (Sebote.  60  ^  er  benn  bas  Ser^Iten  in  Sejug 
auf  äußere  9ttten  als  für  bie  wdftt  Kein^it  ber  ^erfon  gleidbgültig  beseic^et  9RC  7, 15, 
unb  roenn  er  felbft  bie  SBorte  .,bas  t^ut  ju  meinem  (Debä^tnis"  ober  fogar  SRt  28,  19 
gefpro^n  fyd,  fo  ^at  er  bamit  nii)t  So^ungen  fonbem  Segensftiftungen  au^eftelü  15 
eben  loegen  feiner  innerlichen  SIbiap|orie  gegenüber  ben  {fibifmen  Küen  lann  fte  aber 
3efus,  foroeit  bas  nUft  bie  SoIIbringung  oes  (Suten  i^inbert,  Sic  3,  4,  mit  ben  Seinen 
beobad^ten  als  ein  9RitteI  für  ben  fittli^en  l^mtd  feines  Semfes  an  3srael,  9Rt  17, 
24  ff.  9nbrerfeits  fcbliegt  fein  3beal  eine  fol^e  SerUorfung  ber  fittli(^en  ^i^t  ein, 
bag  oor  i^m  unbeoingten  (Emft  unb  umfaffenben  umfang  bie  grage  gar  ni^t  auf*  so 
lommen  lann ,  bie  für  oos  gefe^Ii^e  3uoentum  ebenfo  b^ei(^nenb  qt,  mit  feine  (5e« 
bunben^it  an  Kiten,  »ie  oiel  man  fi$  im  Xbun  unb  fiaffen  erlauben  Snne,  obne  bas 
®efe^  3U  übertreten,  fonbem  bag  felbft  bie  neinfte  fiebensregung,  fofem  fie  Siusbrud 
unb  Organ  ber  (Befinnung  ift,  loie  bas  einselne  SBort,  bie  gröftte  fmli^e  Sebeutung 
^eroinnt,  9Rt  12,  25 — 37.  IDennoc^  unb  tro^  ber  ausf^Iieglicoen  9{i<^ng  auf  bosss 
lenfeitige  unb  in  nä^fter  91S^  enoartete  (Bottesrei^  unb  auf  bie  pifrei^e  5Mebe,  ift 
3e|us  ni(^  Slslet,  fonbem  nimmt  an  SRa^I  unb  $o(^^it  unbefangen  teil,  Sc  7,  34; 
30,  2  ff.,  unb  oerteibigt  eine  nu^Iofe.  luamsartige  Sefoftbarfteüung  ber  Siebe  9Rt  26, 
6  ff.,  eine  ^aUuna,  oie  feinem  Ainoesgefü^I  gegenüber  bem  (Bott  entfpriAt,  ber  in 
feiner  SBelt  trofc  oer  in  fte  eingebmngenen  Seroerbensmfi^  mit  reiAIiA  fpenbenberM 
®üte  loaltet,  3m  6,  39.  Saulus  witi  ju  prinzipieller  (Erörtemng  oeranlagt  bur^  juba* 
iftif^e,  asletif^,  libertiniftij^  Slnfprü^e.  (Er  betont  einerfeüs  oen  umfaffenben,  feinen 
SRoment  bes  £^ns  fittlt^  unbeftimmt  laffenben  (uralter,  ben  bie  (^riftli^  6ittli$* 
lett  loegen  i^er  Segrunbu^  auf  eine  neue  (Sefinnung  bat,  onbrerfeits  oie  üev^egla 
bejiD.  i^ovaiaf  bie  bem  a|riften  pftebt.  9lus  ber  üoenoeltliA  fittliAen  9latur  besss 
$eils,  bas  ber  (T^ft  erbofft,  ia  beft^t,  folgert  er,  bag  bie  Seoba^tuna  ober  Übertretung 
oon  Sa^ungen,  bie  Stn^e  ber  finnlid^en  SBelt  betreffen,  »ie  SeMneibung,  C^en, 
Xrinlen,  oor  (Bott,  inCE^ftus,  in  Sesug  auf  bas  9{eic^  (Bottes  glei^Itig  finb  (Ba5,  6; 
1  Jb  8,  8;  6,  12;  9{o  14,  17;  ftol  2,  20.  Pr  ben  (^ftli^en  ®emeinbegottesbienR 
lennt  er  bi^er  auger  bem  ^ermmc^I  leine  neuen  gebotenen  (Jformen,  fonbem  nur  bte  40 
fittlicben  (BmnbfS^e,  bag  alles  mit  Slnftanb  unb  in  ber  Orbnung  gef^ebe,  1  Ro  14,  40, 
unb  bag  ber  (Brab  ber  (Erbauli^leit  ber  einseinen  fultifcben  X^gletten,  14,  25.  12, 
unb  bie  Küdfic^  auf  bas  SBünfi^nsioerte  einer  (Blei^mfigigleit  ber  (Bemeinben  ju  be* 
achten  feien.  Sus  ber  3uge^öriafeit  bes  (Soften  ju  ®ott  bem  $erm  ber  SBelt  folgert 
er  feine  l^ovola  über  alles,  1  Äo  3,  21  ff.,  fpejiell  bas  Ke^t  alle  oon  (Bott  gef^aff*  is 
nen  unb  gef^entten  (Büter  ber  (Erbe,  bie  als  folAe  rein  finb,  unbefangen  3U  braud^en, 
toobei  bie  gfffl^igfeit  für  fie  3U  banlen  bas  fubjelttoe  ftriterium  ibrer  Steinzeit  ift,  1  Jto 
10,  23.  26.  30;  9lö  14.  14.  20.  6;  ogl.  1  Zi  4,  3—5.  Diefe  f^ranfenlofe  8rreibeit 
ber  (Erlaubnis  Jticbt  er  oen  (E^riften  ju  im  ®egenfa^  ju  ben  mfprüd^en,  mit  mtlqtn 
onbere^  beren  (Bemtffen  burc^  bas  (Befe^,  9[sletismus  (^enug  oon  SBein  unb  Sfleif^),  so 
äng^lu^IeÜ  gegenüber  bem  oon  ben  Reiben  (Bemigbrauc^en  fp))ferfleif^)  gebunden 
ift,  i6n  einengen  toollen.  (Ein  ymxits  (Bebtet  bes  (Erlaubten  ift  i^m  bas  bur^  bie 
hii^lt^  Kei^tsorbnun^  implidte  (Serbot  blog  ber  S^ef^ibung  1  Ro  7)  ober  bur^ 
ousbrüdli^es  Srlaubntsgele^  (9{e^t  ber  ^oftel  1  Ao  9)  (Jfteiaelaffene.  SIber  für  bie 
fittli<|e  Selbftbeurteilung  bes  Sinselnen  unterliegt  i^m  bas  ^anbeln  auf  biefen  (Bebieten  u 
bes  Erlaubten  ber  (Einfmrönlung  burt^  jittli^e  ®mnbfa^e,  na^  benen  oer  Sinjelne  fi^ 
feOft  m  binben  ^  (1  ko  10,  23,  es  ift  alles  n)o^l  erlaubt,  aber  ni^t  alles  pmmt) : 
1.  ^ebinauna  b^  fittli^n  (Bebrau^s  ber  objeltio  geltenben  grrei^it  ift  bas  lubjettioe 
Seroufetfetn  ber  Sere^tigung  ba3u  1  Äo  8,  7  ff . ;  JRö  14 .  2  ff .  —  2.  3)er  (Bebrau^ 
bes  9leqts  bes  (El^riften  über  bie  finnli(^en  !binge  barf  nic^t  baju  ausf^Iagen,  bag  fie  60 


170  «bu^ilpora 

über  ibn  toicber  aJloc^l  gcroinnen^  1  ilo  6, 12.  —  3. 9luf  on  |i^  erlaubte»  ju  oerjü^ten, 
ifi  $fl{<^  ber  £iebe,  wo  ber  ®ebrau^  bes  9lt^is  bem  geiDtffensf^iDa^en  Sruber  jutn 

Sefo^rbenben  Slnftog  gereuen  ober  ben  (Erfolg  ber  (^riftß^n  Serufsodeit  ju  ^mtnen 
ro|i,  1  Äo  8,  9;  9,  20.  21;   10,  28—32;  SRö  14,  19.  22.    Umgefe^  tft  ble  »e* 

5bau|»hing  ber  pfrei^tt  geboten,  too  SBeugung  unter  eine  obieitioe  unberechtigte  9n« 
^Quung  als  religiös  notxoenbig  geforbert  toirb  (6a  2,  5.  !D{e  $anblung  in  concreto 
atlt  i^m  alfo  in  allen  bieten  ^mtn  als  eine  ni^t  in  bas  Selieben  bes  (Einjelnen  ge« 
(teilte,  fonbem  als  eine,  oie  er  fi$  oon  (Sottes  n>egen  gebieten  ober  oerbieten  mug. 
3)ie  (l^age,  ob,  menn  bem  (&ebrau(^  ber  i^ovoia  leine  jtttli^e  SAranle  entgegenfte^, 

10  ber  (Einzelne,  roas  er  t^ut,  unter  bent  ®efi^tspunit  bes  bloft  (Erlaubten  ober  unter  bent 
ber  ^flt^t  3u  t^un  ^  ^  er  nic^t  aufgeworfen.  3)o^  bleibt  ber  Sinbrud  tro^  1  jlo 
10,  31 ;  Aol  3^  17,  ba^  bas  (Erftere  in  feinem  6inne  n)5re. 

%n  bie  Stelle   btefes  Selbftbinbuna   mit  Unbefangen^it  oerbinbenben  6tanb« 
punites   ber  gfrei^it  trat   balb  ein  gefe^Mer,  ber  f^on  bur^  feine  formelle  Statur 

isju  beibem,  ju  ängftli^m  9ligorismus  uno  ju  laxem  Si^erlauben  ffi^  6Aon 
JU  !£ertunians  3^^^  lämpfen  in  Sejug  auf  fonfrete  eJrtagen  mit  einanber  bie  beioen 
(Brunbfa^e,  bie  auf  biefem  Stanbpumte  betbe  9{ei$t  ^ben  unb.  menn  au(^  in  ber 
Slnmenbung  auf  oerfc^iebene  Cbielte  unb  ^ßerfonen,  nebeneinanber  befte^n :  „n>as 
nic^t  ausbrfldRii^  erlaubt  ift  —  burd^  bie  als  C5efefebuA  aufgefo^e  ^.  Sd^rift  —  tft 

sooerboten"  unb  „loas  nic^t  ausbrfidliA  oerboten  ift,  ift  erlaubf ,  de  cor.  mil.  2.  Die 
Sinenguna  bes  ipfli^tbegriffes  burcg  ben  bes  (Erlaubten  unb  fomit  bie  Slnerfennung 
einer  Sphäre  ber  Slbiap^orte  wirb  bann  bur(^  bie  Unterf^ibung  oon  praecepta  uno 
Gonsilia  unb  bur^  bie  SBel^uptung  oon  merita  supererogatoria  feftgelegt.  Son  ben 
gemeinfamen  Sorausfe^ungen  aus  ^  barum  ber  ^.  Xbomas  xoeniger  9lefflt  als  Duns, 

SS  loenn  er  s.  th.  II  ^  qu.  18  art  8.  9^  im  Snfd^IuJ  an  ben  oon  Sluguftin  iqm  oermittel« 
ten  ftoijd^en  9)egriff  ber  uioa^  joar  tnbifferente  ^anblungen  secundum  suam  speciem 
gelten  lägt,  fofem  i^r  Stoff  ju  guten  ober  ^böfen  3^^^^  bienen  lann  3. 9.  ambulare, 
in  individuo,  aber  leinen  aus  betougter  Überlegung  ^eroorge^nben  9ut  anerlennt,  ber 
ni^t  auf  ben  gebü^enben  3^^  ^^  entioeber  georbnet  ober  ungeorbnet  unb  bes^Ib 

30  aut  ober  böte  loSre,  OKi^renb  Duns  in  individuo  inbtfferente  ^anblunaen  lennt,  n&m* 
M  fol^,  bie  o^ne  dtuell  ober  oirtueü  auf  C5ott  bejogen  ju  fein,  bo^  leine  mm  8e« 
griff  ber  Sfinbe  jureic^enbe  Unorbnung  enthalten,  in  sent.  II  qu.  41.  9ln  bie  Cnt< 
»imung,  in  ber  es  boJ^in  lam,  bag  ceremonielles  ^anbeln,  noq  baju  aberalfiubifAes, 
als  oon  C5ott  erforbert  erf^ien,  brauet  ^ier  nur  erinnert  5U  o)erben.    9Bas  bas  (gebiet 

»ber  (Sefelligleit  unb  (Erholung  angebt,  fo  fanb  bas  (E^riftentum  ben  3uftanb  oor,  bag 
es  einen  uSoermägig  breiten  Inaum  neben  ber  SIrbeit  einnahm  unb  bog  feine  ber  (ini* 
faltung  ber  ilultur  entbred^enb  manniofac^en  unb  rei^  enttoidelten  formen  in  oie^a^ 
Sejiepung  jur  ^eibni)(^en  9leIigion  ftanben  unb  oon  ^ibnif(^er  ßu^ofialeit  erffllQ 
maren.    So  gehörte  es  ffir  bie  erften  $riftli(^en  3^^^unberte  in  jfeiner  ^f&(^Iioen 

40  (Beftaltung  3ur  pompa  diaboli.  3^  einer  (Erlenntnis  feines  prinjipiellen  Siebtes  fehlte 
es  aber  umfome^r  an  3lnla|,  als  bie  esAatoIoNoif^e  Spannung  es  oer^inberte,  bie 
9{otsDenbigIeit  ber  (Erftredung  oer  (&riftUd^«fittu^n  wbeit  oon  bem  (Eentrum  aus  auf  bas 
perip^rifme  Gebiet  ber  toeltliAen  itultur,  gef$n)eige  benn  bie  !oneIate  Sebeutung  bes 
profanen  oarfteüenben  ^anbetns  unb  ber  bies  begleitenben  (Jfteube  ju  erlennen.    .&atte 

46  ^aulus  jmar  ni^t  bie  Üeilna^me  an  C5a]tma^Iem  bei  Sli^t^riften,  1  fto  10, 27,  n)obI  aber 
an  £)pferf(^maufen  oerboten,  meil  ba  niqt  bas  eigene  Urteil  ilber  bie  Slic^tigleit  ber  (Do^en, 
bnbem  bas  ber  Seranitalter  in  Setra^t  lomme,  1  Ao  10,  19.  20^  fo  befSmpfen  bie 
SSter  bie  loeltli^en  Vergnügungen  S^aufpiele,  SBettiämpfe,  Sptele,  femer  fiuxus, 
^u^,  S^mud  ni^t  nur.  n)ie  bas  alles  qatfa^Iid^  in  religiofer  unb  fittli^er  $tnRi^ 
tA  im  ^eibentum  geftaitet  ^atie,  fonbem  prinjipiell.  Unb  jmar  einerfeits  oon  ber  nn« 
i4t  aus,  ba|  bas  £eben  bes  (E^nften  in  allen  feinen  mgerungen  birelt  unb  ahit  auf 
Sott  bergen  fein  muffe.  3Ran  lann  bei  bem  allen,  bei  ben  äBetffiimpfen,  ben  ZragSbien, 
ber  rDeltli^en  SRufil  unb  ber  (Erregung,  bie  baburd^  oemrfoAt  mirb,  nidbt  m  (Bott  unb 
göttlid^e  Dinge,  ^rop^eten.  ^falmen  u.  f.  0.  benfen ;  ber  (Eqrift  ^  beffere  (Erholungen 

u  unb  ($reuben ;  feine  S^ujpiele  finb  bie  X^en  (Sottes,  bie  bie  S^rift  erjo^It ,  ferne 
ninglömpfe  bie  mit  ber  (^ünbe,  feine  £itteratur  bie  biblifAe  ober  fonft  reliaiofe.  jturj 
alles  SSerlanaen  na^  93ergnügen  au|erC5ott  ijt  abgöttif^e  SBeltUebe.  9[nbrerfeiü»  eignen 
[ie  fi^  oon  oiefer  aus[^nehH^n  iionjentratton  auf  oas  9{eligiöfe  aus  bie  (&mnofS^e 
ber  ci)ntf6«ftoifqen  Sf^mbfqoft  gegen  bie  ftultur  als  eine  93erlel^rung  ber  iRatur'  an. 

«>  Da  ^  auer  (Douig  nur  9{eqt,  fmoeit  er  notmenbig  unb  unmittelbar  oemfinftig,  b.  i.  jiDcd* 


fiO 


«bttMi^m  171 

DoH  ift.  Da  oerbietet  ft^  jebes  WtSft  oon  Speife  unb  Zratil  fiber  ba$  jur  fiebens« 
friftung  Kotige  ^inaus,  bas  Xnmen  oon  ftränjen  uitb  ouqmmer  WioQt^  ilbtperbilbung  im 
Stobium  ab  totOIMi^  äJeranberuna  oon  Sottes  S^of^ng,  bie  Sc^ufpiele  ab  Un* 
iDQ^^oftigleit  $at  bie  Air^e  3un&qft  bie  (Ent^Iiung  oon  jenen  Dingen  allen  juge* 
mutet,  )o  !onnte  {ie  mit  bem  (Ein{tr9men  bei  SRoffen  unb  ber  boran  geio9^nten  Staube  « 
biefe  ^altung  ni^t  bur^fü^en.  Sie  ^ielt  nun  bos  ur^ftli^  3beal  aufrei^,  forbette 
ober  feine  oolle  (ErfflDung  nur  oon  ben  berufsmäßig  ba]u  93eqifli^teten.  Das  ftonjU 
oon  £aobicea  364  oerbietet  no^  allen  (C^riften  ben  Xanj  auf  ^o^jetten,  aber  nur  ben 
^^rieftem  ben  Sefu^  oon  S^ufpielen.  3^^  fi^  ^  i^  SRittelalter  bie  religidfe  bra* 
motifj^  DorfteÜung  felbft  gepflegt  unb  fo  ben  ®runb  ju  einer  neuen  (Entfaltuna  bes  lo 
meltlid^en  S^fpieb  geled.  Die  franjislanifc^e  Sieformation  ma^t  bann  ben  Sierfud^ 
awi^  in  Sejug  auf  bies  fiebensgebtet  oos  m9n$if^e  3beal  bei  ben  SBeltli^en  fon>eit 
als  mogli^  burApffi^en,  inbem  fie  oon  ben  Xertiariem  graue  Aleibuna  unb  CEnt* 
^ttung  oon  £ufw(äleiten  forbert,  i^nen  jegliche  Unterftfi^ung  oon  S^fpi^Ien  oer< 
bietet  u 

Der  r9mif^en  mie  ber  |^u)armeri{^en  (biblijiftifc^en)  (Befe^Ii^Ieit  g(^enflber  nimmt 
£ut^  feine  Stellung  in  Paulus.  3^^  f^eint  er  ben  Segriff  ber  Slbiap^ora  (ber 
Slusbrud  ni^t  bei  i^m,  ab^  Slpol.  VIII,  52)  nac^  einem  gefe^^n  9Rogftao  ju  be« 
ftimmen,  u>enn  er  jmif^n  Dingen  ober  Werten,  bie  fein  muf^n,  bie  <&ott  geboten  ober 
oecboten  mit  Haren  SDßorten  im  91X,  unb  jmif^n  foli^n  unterf^ibet,  oon  benen  bies  lo 
ni^t  gilt,  bie  alfo  freigela[fen  finb,  bie  ju  übertreten  bes^Ib  leine  Sflnbe,  bie  ju  ^Iten 
leine  ^rommigfett  ift  (Deutf^e  äBSB.  £.91.  28,  216  ff.,  291.  29,  188).  «ber  er  faat 
bo<^  mäi  aerabe  in  biefem  3ufammen^ang.  ba^  im  91Z.  eben  ni^ts  od^oten  ift  a» 
®Iaube  uno  £iebe  28,  26  unb  bag  im  Colauben  bie  (tooilfen  frei,  bie  o^riften  Ferren 
über  alle  Dinge,  fpejieü  augerlid^  unb  ilber(Bebote  barin  ftnb  28,  291.  !Dem  entbri^  » 
es,  loenn  i^m  leibli^er  (&ottesbienft  im  91X  fiber^u|rt  nid^t  geboten  ift  (bas  Saba* 
ment  i|t  lein  officium,  fonbem  ein  beneficium)  unb  n>enn  er  bas  Stotioenbige  unb 
Sreie  tn  ben  Ifa^Ii^n  £eben$formen  na$  ben  SBirhingen  unterf^ibet  9lotoenbig 
ift,  u>obur4  bas  S5oQ  (Bottes  geheiligt  mich,  $rebigt,  Salrament,  (Bebet ;  frei,  mos  bies 
niAt  lotrlt,  bie  Seit,  Statte^  Suberlid^  SBeife  bes  Sol^ugs  oon  {enen  25, 283  ff.  fi.  lo 
^gt  olfo  auf  einem  prinjipten  gefe^esfreien  Stanbpunlt,  auf  bem  es  ni(^t  nur  sufäll^ 
(Jrreigelaffenes  giebt,  fonbem  bem  bte  Se^uptung  oer  grtei^it  ober  Sbiap^orie  fflr  bas 
ganje  (5ebiet  äu^erli^er  Dinge  mefentliA  ift  Diefelbe  bebeutet  bie  Semeinung  aller 
Snfprü^,  bie  ^ter  bur^  „gemeine"  (Sebote  unb  SBerbote  bas  Semiffen  binben  o^ollen. 
3m  (Eiigelnen  u>irb  bann  bas  Selieben  bo^  burc^  fittli^  Swtät  uno  9teaeln  bef^änlt  u 
£eiblt^  Sottesbienft  ift  notig  jur  (Er^ie^ung  ber  Unmflnoigen  unb  Sinföltigen;  aber 
au^  iä^er  (S3fd\t  mug  fid^  an  i^m  beteiligen,  um  bie  Selenntnispfli^t  oor  (Sott  unb 
aRenfqen  utw  bas  (Semeinf^oftsbebiurfnts  }u  erfüllen  ((BottfAid.  &a  SInJ(^auungen 
oom  qriftL  (Bottesb.  1887).  (Eeremonien  ^aben  babei  ben  politii^en  3^»  bag  Die 
feine  uno  barum  oon  ber  SBemunft  erforberte  Orbnung  ber  notioenbiaen  ^anb«  40 
hingen  befte^  (gleid^fam  bie  SBinbeln,  in  bie  bas  Äinb  bei  ber  Xatrfe  ma\fi,  mirb); 
im  etnjelnen  finb  fie  frei,  meU  es  nur  a\ä  bas  9Bas  ni^t  auf  bas  9Bie  oer  Orbnung 
anlommt  Do$  folgt  aus  i^rem  ^med,  oag  fie  ni^t  aberglaubif^ ,  gS^enbienerif^ 
pompbaft  fein  bürfen  unb  „em  3Ra|"  ^ben  miiffen  unb  basu  taugen,  bie  rüdes  K,m 
^rebigt  unb  (Bebet  ju  loden,  opp.  v.  a.VIL  11,  12;  ex.  XXV,  191;  Deutf^eSBSB. « 
25,  383  ff.,  60.  389.  3Beiter  mtrb  bas  Selieben  in  Sejug  auf  fie  befc^ränlt  burd^ 
jtDti  pfliffitmabtge  9lüdfiAten.  Die  erfte  ift  bie  ber  £iebe;  barum  ^  £.  im  (Begenjo^ 
}tt  (Eorlftaot  um  oer  (Beu)i||en  ber  S^mac^en  millen  fogar  mit  ber  Slbftellung  bes  Salf^en 
CBebuIb  gehabt,  fyA  befte^en  laffen,  mas  o^ne  Snfto|^  bleiben  tonnte,  oeil  es  leinen 
^jifif^  römifAem  Sinn  batte  ober  fi^  boq  mit  3.  S.  bie  SIeoation  in  gutem  Sinne  fio 
interpretieren  lieg  (ogL  SIpoL  VIII,  38,  £.s  Srief  an  SuA^oIjer  oom  4.  Dej.  1539) 
unb  ift  bereit  gemefen,  ber  fir^Ii^en  (Eintrad^t  meaen  um  ben  $reis  ber  Srre^ebung 
bes  (äKtngeliums  mand^es,  fogar  bte  bif(^dflid^e  93erfaffunp  }u  tragen,  menn  es  nt^t  ab 
^tbnotoenbig,  fonbem  nur  ber  Orbnung  unb  bes  gfnebens  wegen  geforbert  mürbe 
(noAart  smalk.  p.  III  art.  X,  ogl.  Slpol.  VIII,  52).  Damm  9at  er  oon  bem  9lec^t  w 
ber  9nbemng  ni^t  o^ne  guten  ®mnb  (Bebrau(^  gemacht  miffen  mollen  unb  oom  (Einseu 
nen  aeforbert,  bag  er  bie  Orbnung  ni^t  oeraAte,  25,  384.  Die  jmeite  Sifldfi^t  ift 
bte  oer  Slufrec^ter^Itung  ber  ^riftlic^en  Stei^eit,  bie  ^bftarrigen  (Befe^esmenfAen 
gegenüber  geboten  ift  So  mill  er  1540  oon  einer  93ergleid^ung  tn  SRittelbingen  ntd|jt 
efya  reben,  ab  bie  Sif(^öfe  bie  (^riftlid^e  £e^e  annehmen  (Sriefe,  be  SBette  V,  257)  w 


172  übtiMi^orQ 

unb  ift  es  t^tn  93erIeuQnung  ber  jjfret^ett,  ber  loeltli^en  Obriglett  3U  geborgen, 
tDenn  fie  gfeier»  unb  gfofitaa^  f^einbar  ju  ^xotitn  ber  3^$^  ^^^  6par|amfett  ob 
meltlt^  Orbnung,  ber  311  gelQord^en  £iebe$|^t^t,  gebietet,  mö^renb  fie  b<wei  inbirelt 
anbre  brfiden  unb  ben  ^opft  ftSrlen  mill  30,  402  ff. 

5  Die  lir^Ii^n  91.  bilbeten  ben  CSegenftanb  bes  1.  abiop^oriftif^en  Streites.  SRit 
ben  im  Anfang  ber  9leformation  ousgefproqenen  unb  bet^otigten  (Srunbfo^en  glaubten 
bie  SBittenber^er  !QeoIogen  ifir  SSerfo^ren  reAtfertigen  jn  Qnnen,  als  fie  in  ben  93er« 
^nblungen  mtt  ben  hirfurftlicpen  9{öten  unb  oen  fö^Hfmen  Sif^öfen  ^njeffionen  ge« 
ma^t  ffoktn,  auf  ®runb  beren  am  6.  Dej.  1548  bos  fietpjtger  3nterim  oon  ben  fö^fif^en 

10  Stäuben  bef^loffen  unb  im  ßuli  1549  teibneis  im  msjug  publijiert  mürbe.  Sie 
nmren  |i^  bemugt  in  ber  £^re  tro^  formeller  9Riß)erungen  nt^ts,  fonbem  nur  in 
traditiones  humanae  fiber  95erfa^ung  unb  Aultus  na^egeben,  au^  Qierin  nur,  ums 
f^on  in  ber  alten  Air^  an  ni^ffirmmibrigen  SrSu^en  oor^anben  gemefen  unb  teil» 
meis  fogar  i^nen  felbft  als  f^9ne  Orbnung  unb  ^ilfame  3ua)t  mfinfdjensmert  erf^ien, 

15  mieber  jugelaffen,  {eben  abgottifd^en  Srau$  abgelehnt  unb  beim  SBiebenugelaffenen  {ebe 
obgSttipe  Deutung,  fomie  bie  opinio  justitiae  unb  necessitaüs  burcQ  Alaufeln  aus« 

Sef^b|)en  m  baben  (fiateinif^  SRegliturgie  mit  fifiuten,  Sintern,  ^riefterfieibem, 
oi^  00m  S^riftmibrigen  gereini^,  nidjt  ofne  Aommunion,  mit  einigen  beutf^en  ®e« 
Kngen;  gi^^I^^O  <^»  Untermetfuna  unb  ^txiix  im  AateAismus,  Sefroftigung  oon 

20  w>*  unb  3uf<t9^  ffUnb  alfo"  Seftottgung  im  (glauben  oermtttelft  ®ottes  ®nabe ,  mit 
^onbaufleaung,  Artftli^en  (gebeten  unb  (Zeremonien ;  %ronIei^namsfe|t  als  ^rebigt  oom 
^nbma^I  unb  ftommunion ;  I^te  £)Iung  als  erlaubt :  mit  ben  jtranlen  lann  maus 
^Iten  naA  ber  Slpoftel  Srauq ;  ^{ten  als  loeltli^  Orbnung ;  3urisbiItion  ber  Sif^e, 
»bie  i^r  Sunt  naA  (Bottes  Sefe^f  ausri^ten''  u.  f.  m.).    ^uä)  bem  bie  grei^eit  in  ben 

25  SRittelbingen  bef^rinlenben  (Srunbfa^.  ba^  ni^ts  erlaubt  fei,  mos  9lnfto^  erreoe,  glaub« 
itn  fie  treu  geblieben  ju  fein,  fofem  (ie  etnerfeits  bie  SSenofiftung  ber  (Semeinoen  bur^ 
ben  93erluft  oer  ^rebiger  uno  ber  reinen  £e^e  ^en  oerbflten,  bur^  i^ren  9lat  bie 
SAma^n  ni(^t  o^ne  9lot  in  bie  Serfud^ung  ber  Selenntntsfrage  fü^en,  bie  no^  ju 
~fenbe  f^Iie^Ii^e  (Einigung  ber  Airqen  bur$  unnBtige  (Erjfimung  bes  Aaifers  ni^t 
ten  oereiteliri  mollen,  unb  fofeme  fie  ben  ®egnem  gerabe  burA  t^re  aanje  Haltung 
(Xreue  im  notmenbigen,  Sladjgtebigleit  im  fibrigen,  (Erfüllung  früherer  3up9^n)  ^(^tung 
abnötigen  ju  Bnnen  hofften,  CR.  VII,  322  ff.  —  eine  Selbftre^tf erttgung ,  ju  ber 
freili^  i^  u)ä^renb  ber  Ser^anblungen  oft  mteber^olte  3Bamung  oor  Snberungen  in 
oen  SSröu^n  als  einer  fflr  bie  !Ru^e  ber  Rixi^t  gefö^rli^n  Sac^e  nid^t  ftimmte,  unb 

SS  bie  9ReIan$t^on  fp&ter  felbft  fyxt  fallen  laffen.  S^e  nod^  eine  aut^ntifd^e  93eröffent« 
lid^ung  bes  fieipjtger  Interims  gefd^meige  benn  eine  (Einführung  ber  sugeftonbenen 
SröuAe  erfolgt  mar,  begann  unter  (!^rung  oon  glarius  eine  argmS^nifd^e  unb  bc^er 


40  mactus  de  veris  et  faisis  adiaphoris  1549  bie  (Jf^age  {nrinjipiell.  Dabei  oerf^iebt 
m  fiut^rs  SlnfAauung  mel^rfad^.  (Erftlid^  ift  er  gefe^hd^er  als  £ut^er.  Slid^t  nur,  bag 
^rebigt,  Xaufe,  Stbenbma^I,  Sbfolution  als  ftatutari|(^e  Gebote  ®ottes  aufgefaM  merben, 
er  folgert  aucq  aus  1  Ao  14,  40,  bag  bie  ä.,  bie  bie  Umftönbe  jener  ^anblungen  be« 
treffenoen  Sräuc^e,  bo^  in  genere  oon  ®ott  geboten  feien,  unb  in  specie  nur  oon 

45  ben  jUrd^n,  iebenfatls  nid^t  o^ne  i^re  ßuftimmung  —  alfo  niAt  oom  £anbes^erm  — 
angeorbnet  merben  bürften,  babei  aber  ^r  gottgeorbneter  3n>^»  oerOrbnung,  bem  de- 
corum,  ber  (Erbauung  p  bienen  maggebenb  fei.  SBeiter  fud^t  er  burc^  ben  3^eä  be* 
fonbers  bes  decorum  bie  £ut^eriJ6e  ^nbifferem  bes  (Einjelnen  ju  begrenjen,  freiließ 
o^ne  bie  pofitioen  äft^etif^en  ®eft(^tspunfte  ju  finben,  in  benen  ber  ®runb  liturgif^ 

M  ®efe^e  liegt,  ba  er  nur  bte  einfd^rönlenben  (pebote  bes  CEmftes  unb  ber  SBürbe  ent« 
midelt,  um  papiftif^e  ®en)önber,  9ReIobien,  Speitalel  ausjufi^Iiegen.  3Beiter  betont 
er,  ba^  in  ben  9{iten  5lonformitat  ber  Rbcäjtn  mit  fid^  felbft  b.  f).  mit  i^er  Sergangen« 
^eit.  mir  mürben  fagen,  ber  inbioibueüe  (E^arafter  ber  Aird^e  m  magren  fei,  bagegen 
oornanbene  erbaulid^e  (Einrid^tungen  nur  ju  ®unjten  befferer,  ni^t  aber  foldper  geSnoert 

w  meroen  bürfen,  bie  fie  binbem  —  mie  bie  fateinif^e  Sprache  —  ober  auA  nur  ben  S^in 
einer  Silligung  oon  SKigbräud^en  enoedCen  lönnen,  ober  nn  £auf  ber  3^it  bur^  ®9^en« 
bienft  befleot  morben  feien,  ^rib  er  fo  fAon  in  ben  angeblichen  Slbiap^oris  bes  äntertms 
oiele  gottlofe  ®reuel,  fo  oetfoAt  er  oollenbs  ben  Sa|[  nihil  est  äduifpoqov  in  casu 
confessionis  et  scandali.    unb  ^ier  traten  aud^  9Ränner  mie  Sren^  um)  (Ealoin  auf 

00  ^ine  Seite.    Sretq  fyd  babei  bie  treffli^  ^o^^^Ii^^^S  i^^^t  ^d  ^^^  ^-t  ^^^  ^^ 


abti^^imi  173 

spectu  8UO  iDeber  gut  no(^  bofe  feien,  ex  suis  conditionibus  ju  beurteilen  feien  unb 
burc^  biefe  entmebei  gut  ober  bofe  meroen.  Site  ®rünbe,  UHtrum  unter  ben  obnmtten« 
ben  Umftanben  bie  AonjefTionen  ni(^t  me^r  ein  9ßt  tragenber  £iebe ,  fonbem  ber  9)er« 
leugnunp  feien,  merben  fotgenbe  oorgebrod^t :  ber  Snlag  fei  ber  ^^^^9  ^on  feiten  bes 
irgenbmte  auf  ^^teUung  ber  folf^en  9{eUaion  ousgdenben  Aatfers ;  SRotto  grur(^t,  5 
00er  beftenfaUs  menf^Ii^e  3Bei$beit  unb  3nfangel  an  CDlaube,  ber  (Sott  niäfi  sutraut, 
ba|  er  feine  jtirAe  fdbu^en  n)eroe;  bie  notoenbige  3Birhing  ba$  mgemis,  ba  bie 
SBteber^erftellun^  bes  ^ef^oRten  ein  fH^oMäßi^  Selenntnis  begangenen  Unred^t9 
borfteüe,  alfo  bte  (Begner  tm  Irrtum  beftörle  mb  bie  Seu^iffen  ber  S^ioa^n  oer« 
iDtrre,  unb  oa$  umfome^r^  als  bas  gemeine  93oR  mebr  auf  bie  äußere  9Beife  aU  auf  bie  to 
£e^  fe^  unb  be$^alb  tn  ber  SBieber^tellung  a^ef^offter  Sr&ud^e  tro^  aller  Aau* 
telen  unb  Deutunaen  nur  ben  Anfang  ber  äBieberQerftellutm  bes  ^opfttunis  erbliden 
lonne.  Die  Serufung  auf  bas  äJerfo^ren  bei  Seginn  ber  ^teformotton  oeifange  nid^t, 
ba  es  etnms  anberes  fei,  äefte^nbes  einftoeilen  bis  3ur  (Erftorlung  ber  Sqioa^n  ju 
bellten  unb  menn  biefe  eingetreten^  älbgefteütes  lieber  eitijuffi^ren.  —  Der  StreÜ  15 
fe^te  fiA  Aber  ben  Slugsburger  Sleltaionsfrieben  hinaus  fort  unb  bie  Aonbrbienformel 
ffai  in  mt  X  ni(^t  nur  bie  Sntf^etoung  getroffen,  bag  )ur  3t\i  ber  93erfoIgung,  00 
Sefenntnis  erforberli^  ^ei,  ben  (jeinben  bes  Soan^eliums  auq  in  9L  niAt  3U  u>ei^n 
fei,  ba  es  f i^  ba  um  bie  SBabr^eit  unb  bie  Arifthd^  S^ei^it  ^anble,  fotwem  fyxi  mif 
einiges  oon  ^ladus  Sefc^r&nmng  bes  Segriffs  ber  91.  fi^  angeeignet  —  3ur  £itte< » 
rotur  ogL  S^Ififfelburg  Catalog.  haeret.  L.  XIII,  1599;  ^reger,  9R.  gflacius  3II9« 
ricus  I,  135—204,  1859;  gfranl,  SSeoL  b.  Äonlorbienf.  IV,  1—120,  1865. 

3m  2.  abiop^.  Streit  ftogen  auf  lut^rifAem  Soben  Unterf^iebe  bes  £ut^ertums 
unb  bes  CEaloinismus  auf  einanber.  (Segen  bie  franjislanifd^  geftimmten  SAoärmer 
botte  £u^  aus  ber  freubiaen  SiAer^ett  unb  Sefefeesfrei^it  heraus  bas  9le^t  unbe< « 
^ngenen  mafooüen  (ßenuffes  irbif^  ^euben  oe^tptet  „wfo  (b.  l  unter,  nidbt 
neben  ober  über  i^m)  lann  ®ott  auq  leiben,  bag  wvc  feine  Areaturen  lieb  baben;  fa 
fie  finb  borum  gefc^en".  14,  6,  bie,  loel^e  bas  gute  Seoiffen  ®ott  gegenfioer  ^oben, 
„fe^en  nic^  ünbres  an  oen  Areaturen ,  benn  (Sott  baran  fte^t"  .  .  b.  i.  eitel  C&utes 
—  barum  ^en  fie  alle  fiuft  unb  grreube  baoon  33,  44.  (Segen  bie  asletif^n  Sor»  10 
berungen  in  Speife,  XranI,  jtleibem,  (Seberben  fagt  er,  ba|  bas  alles  frei  ift  iebermann 
„nur  ba|  man  nu^tem  unb  mägia  fi^  barinnen  ^Ite.  vlv^i  finb  bie  Dinge  oerboten, 
fonbem  llnorbnung  unb  SRigbranq  —  barum  brau(^  alles  Dings  auf  Srben,  mel(^es, 
mtnn  unb  wo  bu  millft,  unb  banle  (Sott  —  SIeib  frei  unb  biiü)  biq  ni^i  .  .  .  i^nn 
bu  mirft  ein  Sonberltn^  unb  oerlierft  bie  (Semeinfc^  ber  ^eiligen  7,  145.  146.  tt 
46,  228.  SpeiieU  oertetbigt  er  gegen  bie  ,,jauerfe^enben  ^tu^ltt  unb  fewftuKK^fenen 
^eiligen",  ias  9{e^t  oon  ocbmud,  gfro^li^Ieit,  (Senug  oon  Speis  unb  xranI  ober  ia» 
Sebiufnis  oon  pfeifen  unb  Xanjen,  w\t  bas  bie  £anbesfitte  forbert  bei  ber^oA^eit 
„(£s  liegt  (Sott  ni(^ts  an  fol^em  äugerlid^en  SBefen,  u)o  immer  (Slaube  unb  £tebe 
bleibt,  fofem  baj}  es  mäjjig  fei  nac^  eines  jegliAen  Stanbes  (Sebfi^",  11,  40 — 42, 40 
Die  notige  3^4^  gegenfioer  ben  Slusfc^reitungen  üoerlägt  er  einffaoeilen  ber  u)eltli$en 
ObricAsit  CEbenfo  n)ei|  er  ben  jtunftgenug  }u  mfirbigen.  3^^^  ^^""  ^^  SluffuJ^rung 
unb  93e[uA  oon  jlomSoien,  au(^  ^eibni[(^en  sulögt,  fo  oenoeift  er  nur  auf  ben  mora< 
lif^n  wigen.  ben  fie  als  Spie^elbilb  bes  £ebens  gemäbren  62,  336-^37.  Dageaen 
^  er  ben  9SBert  ber  9RufiI  barm  gefunben,  bag  fie  geraoe  burq  bie  grtö^Iic^Ieit,  oie  ^ 
t^  unmittelbare  Slbfi^t  unbSBirhing  ift,  inSnfe(^tung  erquidt  unb  bofe  £eibenf(^aften 
oertreibt  62,  307—11.  SOIerbings  über  bie  Serträgli^Ieit  biefer  ganjen  grei^eit  mit 
ber  ^i(^  bie  ganje  ^erfon  unb  i^re  (Suter  in  ben  Dienft  Qpottes  unb  bes  9laAften 
ju  fteuen,  fyA  er  niid^t  refleitiert  Dos  erflart  fi(^  aus  feiner  ^ffaffung  bes  (^riftltd^n 
fiebens  ms  naturartiger  93et]^guna  ber  Sefinnung.  so 

SInbers  (£aIoin.  Sli^t  nur  ge^t  er  mit  ilir^enju^t  unb  $oIi^ei  gegen  bie  SRij}» 
brmi^  oor  (93erbot  ber  3!ön}e,  ($aftna$tsfpiele,  S(^iegiU)ungen;  Sqliebung  ber  SBirts« 
^fiufer;  £u2usgefe^e),  er  fte^  auq  prinjipieli  anoers.  3u)ar  belämpft  er  als  falf^en 
Stoicismus  ben  Srunbfa^,  man  burfe  bie  JinnliAen  (Sfiter  nur  fou)eit  brausen  als  es 
bie  9Zotn)enbigIeit  forbere ;  bie  S&ne  unb  Sc^önpeit  ber  ftreaturen  jeige,  bog  (Sott  fie  ^ 
ou^  3ur  (Ergb^ung  gegeben.  Slber  bie  rigoriftifd^e  SRaiime  ift  i^m  bod^  ein  pium 
consilium.  Das  boni  et  sancti  homines  geben.  Die  entgegengefeMe  ober,  baft  bas 
SRag  ber  Sef(^ranluna  ber  gfrei^it  bem  (Seu)iffen  bes  (Einjelnen  }u  uberlaffen  [et,  ift 
t^  bIo|}er  SSonoanb  ffir  bie  (Ero^ung  ber  Srtei^eit  bes  Skiffes.  ÜRü^t  nur  i|t  i^m 
jeber  (Senug  ffinbig,  ber  }ur  (Erfüllung  ber  gottesbienftli^en  utU)  Serufspfii^ten  un*^. 


174  »k^loni 

fö^ia  ma^t,  gleifAesIuft  enhfinbet,  ni^t  mit  £tebe  oerbunben  ift;  i^  gilt  für  bie 
gfte^eit  bet  Cimelnen  qu^  oasQefe^  ut  quam  minime  sibi  indulgeantan8t.L.III 
c.  10).  Das  2mtb>  biefes  rigoriftud^en  (Srunbfa^es,  in  ben  bie  anffinglid^  freie  (Er« 
Srterun^  auslöuft,  loirb  ni^t  nur  (£.s  ber  Srj^olung  ni^t  bebflrftige  (Eigenart,  fonbem 

5  au^  ferne  pej[imiftif^  Beurteilung  ber  einpirif^en  9Ren|^ennatur  fein,  bie  in  jeber 
Serfu^ung  erltege :  ea  est  hominum  pravitas,  ut  laetari  nequeant,  quin  Dd  ob- 
liviscantur.  dA  SIn[^uungen.  befonbers  au$  feine  unbebingte  95ennrteilung  bes  Xanjes 
ab  notorifAer  (Einleitung  jur  9u$fd^tDeifung  unb  ber  S^u^iele  mürben  oon  ben  re^^ 
formierten  !tbeoIogen  f or^epflan^,  unb  nun  ni^  blo^  auf  bie  unoermeibli^en  f Aäbli^en 

10  wirhingen,  fonbern  ou^  auf  bte  ^erlunft  au$  ^ibnif^er  Superftition  unb  ^etulonj 
(quia  in  oüo  nulla  de  causa,  sed  ex  mera  lascivia  animos  relazabant^  unb 
auf  ben  SRangel  ber  Sbjmedung  auf  bie  (E^re  (Sotte$  im  UnterfAieb  oon  äRufams 
3:anj  b.  i.  auf  i^ren  blogen  QD^atter  ate  meltMes  Sergnflgen  beorunbet  (oal.  3.  (&er» 
tob  loci  25,  471).    3^  weniger  fiA  nun  bie  mi^Iid^e  unb  Jtaatltd^  Seftrqung  btefer 

16  !binge  aufregt  er|ialten  liej}.  um  fo  ftrenger  u^urbe  ba$  3beal  ber  freimilligen  , Jirfijifi^ 
W  unb  oie  S<^beruita  lir^Ii^er  unb  ftaatli^er  3^4^,  um  fo  enger  tmä)  bie  begrün« 
bung.  6o  befSnqift  Soet  ni^t  nur  Xanj  unb  !Qeater,  au^  (ßeminnfoiel  ^  (Sefuno^it« 
trimen,  Zoilettemoben  ab  excelsa  mundi  unb  6flnbe  utü)  ma^  oabet  bie  S^^rift 
au^  in  (Einjel^iten  ber  Sitte  jur  ftatutarif^en  9lorm  (perfiden  oerboten  1  Ao  11, 

20  14.  15,  3:an3e  xwfwi  Stö  13,  13,  (&aftmä^Ier  follen  %apen  fein).  Sluf  lut^fAer 
Seite  ift  S.  9Reisner  (phil.  sobria  I,  5.  2  c.  4)  hierin  ber  uaffifd^  (ßegner  ber 
(Eabiniften.  (Er  Jubfumiert  juerft  bie  u>eltli^en  Sergnfigungen  unter  ben  Seariff  ber 
SQrtopbora  ab  fol^r  ^anblungen,  bie  per  se  meber  gut  no^  böfe  feien,  aber  per 
aliud  oefonbers  ^erfon  unb  3^  ^^^  3^^  in  concreto  ftets  gut  ober  b9fe  u^erben. 

3B  Cbo^o^I  er  fi^  au^  auf  ben  gefe^HAen  6^riftbeu)eb  einlägt,  fo  oerteibigt  er  i^  Sie^t 
bo^  oor  allem  burq  bie  X^efe,  bag  fie  einen  finis  honestus  paben,  menn  fie  mit  ber 
Xan3  ber  jugenbli^n  ^^ö^IiAIeit,  bie  Si^fpiele  ber  bem  (Setft  gerabe  jur  (Erfrif^ung 
ffir  oie  Srbeit  ndtigen  (Eid^olung  bur^  (Eraö^ung  (^er  angeneqm^  mregung  aller 
itrfifte)  bienen  u^oUen.    Sünbe  finb  fie  i^m,  fofem  fie  gl^ifd^^sluft  erregen  u^oKen 

90  ober  bem  (Einjelnen  t^atfäAIid^  erregen,  ogl.  3.  (&er^arb  loci  25  de  conjugio  471—73. 
Dannbauer  Aote^bmusmil^  II,  45. 

!Der  2.  abiap|.  Streit  begann  nun  bamit.  bag  bie  ^amburaer  pietiftijc^en  7^^ 
logen  9{eifer  unb  SBinfler  1681  unb  1687  bie  Oper  ab  u)iber$ri|tlt(^  angegriffen,  einige 
(Bot^er  ftonbibaten  1692   in  i^rer  Aonfefjion  Zanjen,  Aomdoienbefu^ ,  Jtartenfoiel, 

86  S^rsen  ab  (Sreuel  oor  (Sott  besei^net,  bte  £anbpfaner  XoIIner  unb  (Eraffel  ben  ^art« 
nSdigem  Zeilnebmem  an  ausgelaffenen  93olbfeften  bie  Slbfolution  oenoeigert  ^en, 
was  ju  i^rer  Sdbfe^ung  führte  1697.  98.  (Es  wattn  be|onber$  Sln^önger  grrondes, 
bie  fo  Dorgmgen.  (Ebenfo  loaren  es  bie  3Bortffi^rer  im  litterarif^en  Streit,  Soaerobt,  Z^^- 
£ange,  3i^^oIi^-    ^i^  piettftifd^e  Se^auptung  OKir,  bog  jene  unb  a^nlic^e  ^änblunpen 

40  ni^t  nur  in  abusu,  fonbem  in  ipso  usu,  ni^t  nur  per  accidens  ab  n)(i$rf(^einlt^e 
ober  notmenbige  Urfad^en  oon  crassior  ävojtuaf  fonbem  per  se  Sflnbe  feien.  Sie 
fc^en  bie.^age  in  prinjipiellfter  3Beife  an.  fiange  (fein  Antibarbarus  orthodoxiae 
1709.  11  p.  III  membr.  I— II  giebt  eine  ^iftorij^e  Darfteüung  oon  SKnfang  beräBelt 
an  unb  eine  fqftematif^e)  lögt  oor  bem  geoffenbarten  (5efe^e  gar  feine  inbifferenten 

46  ^anblungen  ju,  ba  bte$  ab  geiftlid^es  ben  gamen  SRenfc^en  in  Slnfpm^  nel^me,  au(^ 
ni^  in  abstracto,  ba  bei  einer  ^anblung  \ia)  oon  Subjeft,  Smedf  ($orm  gar  nic^t 
ciAftrabieren  laffe.  (Sut  finb  aber  nur  bie  $anbiungen,  meiere  aus  bem  eintrieb  bes  ^.(Seiftes 
ium!ys>ed  ber(E^e(&ottes,  im(SIauben  unb  Flamen  (E^nfti  aef^e^en.  Unb  imex  oerfte^t 
er  biefe  Sebingungen  fo  (3.  S.  3ur  (E^re  (Lottes  =  in  beftSnbiger  Selbftoerleugnung, 

so  im  (glauben  =  in  ber  (Semi^^eit  bamit  ein  (&ebot  (&ottes  ju  erfüllen  unb  ein  Stiia 
(gottesbienft  ju  ooübringen),  oag  er  bie  $errfd^aft  bes  gottlioen  äBiüens  nur  in  ber 
i^orm  birelter  Stormiemng  bur^  bemühte,  unmittelbar  religidfe  3mpulfe  unb  g9ttli(&e 
^bemngen  lennt.  Daraus  folgt  bann,  bog  bie  actiones  ludicrae,  bie  oon  (Sott  ni^t 
gAotenen,  fonbem  oon  ben  äRenfd^en  bes  SSer^nügens  falber  erfunbenen  ^anblun^en, 

»  ab  fol^e,  in  beren  Segriff  es  liegt,  bag  fie  mAt  nfi^en,  fonbem  Siergnflgen  beretten 
loollen,  fSmtli^  fflnb^aft  ftnb.  9la^  äJoderobt  hegt  ben  SRittelbingen  ftets  bie  ^fid^t 
m  grunbe,  fic^  einer  ffinbli^en  £uft  ^injugeben,  ba  es  nur  jmeierlei  £uft  giebt,  bte 
our^  ben  |.  ®eift  gemirlte  unb  bie  angebome  fflnbli^e,  jur  legieren  aber  alle  5hift  an 
etiDas  anberem  m  (Sott  gehört,  yiaä)  AietoJh  lann  leine  ilreatur  mSMg  geliebt  loerben. 

^  (Ss  giebt  ffir  fie  aUt  leine  bere<l^e  greube  ab  bie  bireft  religiöfe  an  IBetra^tung, 


HiUtfffmtn  175 

(Bebet,  geiftl^er  SRuftf,  unb  leinen  anbem  beredtsten  Svfyili  für  bie  (gefelltgiett  ab 
ben  relmiSfen.  Sr^oluna  barf  nur  hierin  ober  in  nfigliAen  Sefd^oungen,  toie  Stubien, 
nte^ifqen  jlfin|fen,  ^anbarbeiten  gefu^  loerben.  3^  ^^^r^^  obftr(dt  religiSfen  (Enge 
bmntt  hex  \tox\ift  ®runbfa^,  bog  olier  iiber  bos  Slotoenbige  ^inousge^nbe  (Sebraud^ 
SRigbrmtd^  fei.  DomoA  ergiebt  fid^  bos  Urteil  Aber  bos  Sifnelne  oon  felbft.  Xanj,  5 
caiq  ber  leine  gfl^if^esluft  erregenbe,  Sd^aufpiele,  anbere  Spiele  mac^t  fc^on  ber  3id^ 
ber  eitlen  (Ergo^ung  unb  bes  3eitoertreibs  jur  Sfinbe.  3nt  ^Ilifc^n  Slsaifen^fe  loorb 
folbft  ben  ilinbem  bos  Spiel  oerfagt.  (Saftma^Ier  finb  Sflnbe,  loeil  (&enug  Aber  bie 
Stotburft  ^inous  unb  loeil  oon  Si^erjreben  begleitet,  bie  eben  aud^  nur  ber  Srgö^ung 
bienen  loollen.  Seim  Xanj  lontmt  oer  SRiftbraud^  ber  oon  (Sott  m  ^iligen  ^loedin  10 
gegebenen  9MiI,  beim  S^ujtoiel  ber  ^ibntf^  Urfprung,  bei  (Setotnnfpielen  bie  Sfinbe 
iower  bos  7.  (gebot  ^inju.  Sogar  bos  Soojterenae^n  erf(^ien  ab  !itiAen  eines  nic^ 
in  C5ott  ru^nben  ®ei|tes  in  bebenfli^em  iiidbi  So  ift  benn  bie  CEnt^Itung  oon  bem 
oHen  ein  notn)enbiges  jtriterium  bes  (ßnobenftonbes.  19  (5rfinbe  jo^It  fionge  auf,  aus 
benen  ber  SBieberaebome  es  meiben  mfifje.  Die  barin  Se^orrenben  oollen  fie  00m  is 
9benbmal^I  ausgel^Ioffen  mi|{en.  Die  Obngleit  foH  bos  alles  unter  Strafe  Heuen.  DurA 
bie  Senoerfuna  ber  uRittelbtnge  ooüenbet  fi^  ffir  Sodkrobt  bie  9leformation  erft,  uno 
für  fionge  tft  t^re  Skrteibigung  eine  ite^ret,  bie  bie  ganje  eoangelifd^e  fie^re  auf^, 
loeil  fie  i^e  (ßrunbloge  leugnet,  bie  fie^e.  bog  na<&  bem  Sali  alle  naturltd^n  9teigunaen 
Sfinbe  finb.  —  Spener  Qot  00m  Sdbaufpiel  abaefe^en  nid^t  anbers  geurteilt  als  [eine  » 
greunbe.  (Ss  ift  nur  S^in.  menn  er  ben  Iut^eri|<^en  (ßrunbfa^  oertritt,  bog  bie  9RttteI« 
btnge  an  fi^  ni^t  Sfinbe  feien,  fonbem  nur  i^r  SRi^braud^.  Denn  bos  Xanjen  an 
[\d^,  bos  er  im  unterfd^ieb  oon  bem  ffinbigen  lanbesfioli^n  ffir  inbifferent  erllart,  ift 
nur  bie  fieibesbeQ)egung  nad^  einer  äRelooie.  In  praxi,  bie  i^  bas  (Entf^eibenoe 
ift,  ISgt  er  nur  Daoibs  Xanj  b.  i.  ben  religibfen  gelten.  Sfinbe  i[t  ibm  ni^t  nur  jeber  S5 
jmtf^n  SR&nnem  unb  grrauen,  unb  ber,  meU^tx  oeaen  ber  fieb^aftigfeit  ber  Semeaung 
mit  ber  ffir  S^en,  ouA  jugenbli^,  ndtigen  (Braoität  ftreitet,  fonbern  ieber,  berjemem 
natfirlid^n  3p^»  ^^  Sergnfiaen  bient.  Sinen  Xanj  mit  ben  ndtigen  Kefoittionen 
»firben  bie  Xfinjer  Jelbft  ntd^  begeben.  aSBas  nidbt  unmittelbar  auf  (5ottes  (B^e,  bas 
eigene  ober  bes  Sliqften  leibli^s  unb  geiftiges  SBo^l  abjmedCt,  ift  Sfinbe  f^on  als  so 
3eitoertreib.  gteube  an  etnxis,  mos  nid^t  unmittelbar  nfi^t,  Hreitet  mit  ber  notioenbigen 
Selbftoerleugnung.  Der  Sonntag  foH  ganj  ju  geiftli^n  Übungen  oenoenbet  merben. 
SSenn  er  jtegel^iel  unb  Zabafrauoen  nic^t  unter  allen  Umftanoen  oerbammen  will,  fo 
lommen  i^m  betbe  nid^t  als  (Senfiffe,  fonbem  als  ffir  bie  (ßefunb^it  nfitjlid^  ober  ndttg 
in  Setra^  Dagegen  ift  fein  pobagogif^es  SerfaJ^ren  milber  unb  meifer.  (£r  mill  bie  ss 
biefen  Dingen  Srgmnen  ni^  an  oiefem  Stfid  ^uerft  angegriffen  miffen  unb  loamt 
oor  bem  bnelten  Serbote,  bas  nur  bie  Aranl^eit  ins  3nnere  treibe,  unb  rSt,  bie  fiuft 
an  jenen  Dingen  burd^  SRa^nungen  jur  Slac^olge  C^rifti  unb  Sblegung  ber  SBeltlidie 
inbtreft  ju  entnmneln,  mill  aud^  bie  SCMolution  nid^t  jebem  be^lii^en  Xeilne^mer 
oerfogen.  ba  mon^  bie  Sfinb^oftigleit  btefer  Dinge  loirtlii^  nic^t  erlennen  (!Qeol.  Se<  40 
benfen  Z.  II,  484  ff.). 

9ls  Serteibiaer  ber  bis^riaen  fie^re  treten  befonbers  Slot^,  aSBamsborf,  Si^boig 
oirf.  3m  Serglet^  ju  ber  (ßefffiloffen^eit  bes  Eingriffs  ift  i^re  Sbme^  f<^a(^,  ba  bie 
gefeM^e  Senming  auf  bas  Sr^f^n  eines  ausbrfitfliqen  Serbots  in  ber  SArift  unb 
ber  ^laqtoeis,  oag  gr^eube  an  SBeltli(^em  unb  (Ergö^ung  bem  C^riften  ni^t  fiber^upt  46 
oerboten  fein  bmn,  ni^  genfigen,  um  bie  aus  bem  d^riftli(^en  (E^aiter  bes  neuteftoment« 
li^n  (gefejes  gefolgerte  Sorberung  gönjlid^er  unb  borum  jebes  Si^rlauben  eines 
meltlii^n  cSenuffes  ausf^liegenbe  Eingabe  an  (Sott  3U  miberlegen,  unb  bies  um  fo 
oeniger,  als  feit  ^omejus  (Ethicae  II.  2  '*)  bie  X^omiftifd^  Diftinition ,  bog  ^anb* 
lungen,  bie  in  abstracto  betrai^tet,  inbifferent  [inb,  boA  in  individuo  immer  gut  so 
ober  bdfe  loerben,  allgemein  recipiert  mac.  Sefonbers  ani^ulidi^  ift  bas  an  (E.  SaL 
fiof^,  ber  im  8.  cp.  bes  oollft&nbigen  Ximot^eus  Serinus  oon  bem  7.  (Sfyacütc 
bes  mali  pietistici,  bem  praecisismo  Rubelt..  (Er  erfennt  mobl  in  ber  fie^re  oon  ber 
Senoerfliimeit  jeber  fiuft  an  5treaturen  eine  Hbertreibuna ,  bte  bie  Statur  bur^  bie 
finube  niqt  g4^ilt ,  fonbem  obforbiert  n)i[|en  molle.  (Er  tritt  au^  ber  Serfd^iebung  bes  ss 
Urteils  fiber  natfirliAe  fiuft,  bie  bie  ^iettften  bur$  ^erbeijie^una  ber  fiebre  00m  na« 
tfirlidben  Serberben  oe^angen  ^en,  mit  oer  Diftinftion  jtotfd^n  oer  oerbietenben  unb 
ber  lu^terlic^  (ßerec^ttglen  (Sottes,  oon  beren  erfter  an  fi$  nid^t  oerboten  fein  bmudbe, 
mos  oor  ber  jmeiten  megen  ber  (Bejomtbefd^en^it  ber  !on!reten  $erfon  Sfin^  fei, 
Ixelfeiib  entgegen  (anbers  9litf(^l).    SDber  er  ift  oon  ber  pietiftifd^n  (Enge,  bie  bie 


tDugte,  eamrelje  unb  birelte  ieligi5fe  SRotioieruna  unb  S^ie^ung  Quer  fiebettsi^unaen 
forbert,  jeKft  tnficiert.  Sine  foI(|e  ift  t^m  ber  aRagftab  yam  nt(^t  ber  SBiebergeburt,  ober  bes 
^orth^ntts  in  ber  Heiligung.  (£t  toeig  ffii  \m  gonje  ftrittige  (Bebiet  leineriet  oofitioe 
ftttliqe  Sebeutung  in  Slnfpru^  ju  nejimen.  (Er  ffcA  oielme^r  oon  ben  ben  9Rittelbingen 

6  t^tfo^Iid^  on^aftenben  Greueln  unb  Sei^u(^ungen  ben  ftariften  Sinbrud ,  jo  finbet  [ie 
faft  bur^e^nbs  bem  deconim  eines  in  ber  Heiligung  fortfAreitenben  Soften  un» 
gemög  unb  bem  Sort[(^ritt  ^inberliA  unb  bejeiAnet  fie  bes^tb  na(^  1  Ao  6,  7  als 
fpcinfAma^  niemanb  anjuroten  moql  ober  ju  u^iberroten.  9Benn  er  bennod^  für  i^en 
an  (td^  abtop^orif^en  (Qaralter  eintritt,   fo  ift  ber  ®runb  eine  gans  fiu^erlid^e  Gefe^^' 

10  li^Ieit,  .,bag  man  vMfi,  in  bie  oerbietenbe  Serec^tigleit  Gottes  eingreife  unb  etn>a5 
als  6unbe  oerMete  unb  oerbamme,  melc^es  Gottes  Geje^  ni^t  birelt  verboten  ^''. 
Das  ift  ein  Gefid^tspunit ,  ber  tooql  3ur  Slbtoe^  bes  ptettftif(^en  Sli^tens  Aber  anbere 
Aur  9lot  genügt.  2für  bie  Selbftbeurteilung  muMe  er  naA  ben  $r&miffen  bie  (Ent« 
oaltung  oon  ^ij/juxta  }ur  ^fli^t  mac^n.    Diejen  gefeMi<9en  (E^ralter  semt  £.  aud^ 

16  (n  ber  Beurteilung  bes  5ffentli^n  GottesbienHes  unb  oer  oielfaAen  3nbifferen}  ber 
^ietiften  aegen  i^n.  ÜRi^t  aus  einer  tieferen  SBürbigung  feiner  etmf^en  9lotoenbigIeit 
9eraus  reAnet  er  i^nen  bieje  Haltung  jur  6ünbe,  fonbem  unter  Berufung  auf  Gottes 
exprejfes  Gebot.  —  3ur  £ttteratur :  9lttfd^I,  Gef^i^te  bes  Pietismus  I.  II.  1880.  84 ; 
Sac^fe,  Urfprung  unb  SBefen  bes  Pietismus  1884 ;  fiut^bt,  Gef(^id^te  ber  d^riftli^n 

90  CEt^a  1893,  II,  304—309. 

9kue  Gefid^tspunfte,  u>enigftens  fol^e  fru^tbarer  Slrt,  finb  erft  bur^  6AIeierma(&er 
binsugebmmen.  Gr  bejtreitet  (ftrittl  b.  bis^.  6iüenlebre  2.  Slufl.  106 ff.,  135 ff.; 
aB9B.  3.  ^ffxl  II,  418ff.),  bas  e^if^e  9{e(^t  bes  Segri^s  ber  SRittelbinge  unb  bes 
(Erlaubten  im  Suteretfe  ber  Ganj^tt  unb  Stetigleit  bes  unter  ber  Jtategorie  ber  9lot« 

26  menbigleit  fte^nben  fittli^en  fiebens,  in  meld^em  ber  5<^nbelnbe  leine  Raufen  eintreten 
laffen  !onnte,  o^ne  eine  fiol^muna  bes  fittliAen  3ntereffes  ju  oerraten  unb  bur^  Sin* 
loenbung  ber  ($ertigleiten  im  Dtenft  bes  (oinnlic^en  i^re  fittli^e  äJenoertbarleit  ju 
fd^iaen.  9lur  im  Sledbtsgebiet  unb  bei  ber  [ittliAen  Beurteilung  anberer,  an  beren 
^anblungen  uns  bie  fittli^  9lotoenbigleit  otelfa^  unburdMi^tig  bleibt,   Iö|}t  er  ben 

30  Segriff  oes  (Erlaubten  geUen.  Slber  er  oot^ie^t  nun  bie  Subfunmon  ber  £eoensgebiete, 
auf  bte  ^ä)\itns  biefer  Segriff  amoenbbar  ^^ien,  unter  bie  fittlicbe  9lotn)enbigIeit, 
inbem  er  bie  Segriffe  bes  Guten  unb  ber  Xugenb  bem  ber  ^flid^t  überorbnet  unb  mit  le^« 
terem  nur  bie  Serfa^rungsmeife  bejei^net,  burd^  bie  bie  Xugenb  fittlid^e  Güter  probujieri, 
aber  bie  9{efIesion  auf  ein  Soll  nic^t  als  fein  lonftitutioes  SRerlmal  gelten  ISM,  ii&em 

86  er  ber  Susbe^nung  bes  ^fli^tbegriffes  über  bas  ganse  fieben  alfo  oas  Serfteinembe 
nimmt.  Dieje  Slusbe^nung  bes  fo  mobifijierten  ^flid^tbegrtffes  mirb  i^m  möglid^  burd^ 
bie  (Erlenntnts  einerfeits  ber  fittlid^en  ÜRoüoenbigleit  bes  oart^ellenben  unb  berei^mbe 
Gemeinf^oft  erjeugenben  $anbelns,  meld^es  in  bie  Raufen  bes  mirifamen  fallt,  anberer« 
[eits  ber  fittli(^en  Sebeutung  ber  3nbioibuaIität ;  benn  jenes  gebt  auf  bie  Sefriebigung, 

40  bie  in  ibm  unmittelbar  aetoonnen  mirb,  unb  jemebr  ein  (Entfd^luB  aus  biefer  ^eroorge^t, 
umfome^r  roirb  er  ftatt  als  (Erfüllung  eines  Soll  als  unmittelbarer  Smpuls  empfunben.— 
9Bas  nun  bie  Raufen  bes  mtrifamen  $anbelns  ausfüllt,  ilunftleben  unb  Gefelligleit, 
finb  i^m  U)efentli^  Seftanbteile  bes  fittlid^en  Gefam^robuites  ober  bes  ^öd^ften  Gutes 
loegen  i^res  Urfprungs  aus  bem  organifterenben  unb  fi)mboli|ierenben  ^anbeln  bes  Geiftes  auf 

46  bie  9latur.  ^enes  ift  bie  Gemein|äaft  bes  inbioibuellen  (Erlennens,  an  ber  jeber  jur  Ser» 
mirllic^ung  feiner  menf(^li(^n  Seftimmung ,  loenn  auc^  nur  reseptio.  teilnehmen  mug, 
biefe  bie  bes  inbioibuellen  Silbens,  in  ber  bie  (Einjelnen  einanber  an  iqrem  burc^  fittli^s 
Silben  gemonnenen  geiftigen,  förperlic^en,  jac^lid^en  (Eigentum  in  gegenfeitiger  Darftellung 
Anteil  unb  Genug  geioä^ren.  So  gewinnt  ibm  bie  fpielenbe  unb  unmittelbaren  Genujs  be« 

60  reitenbe  SetbSti^ung  ber  forperlic^en  unb  geiftigen  Arofte,  fiuxus  u.  f.  to.  fittliAe  Sebeiäung 
Imofjl  burm  fetne  Sluffaflung  bes  Sittlt^en  als  bes  $anbelns  bes  Geiftes  auf  bie 
Statur  loie  our(^  Die  SÖüroigung  bes  gememfc^aftlid^en  Genuffes  als  3lustaufd^es  bes  Sn^ 
bioibuellen.    3^nen  Gebieten  erlennt   er  au^erbem  eine  inbirelte  fittli^  Sebeutung 

1iU^  meil  in  i^nen  bas  jum  toirtfamen  $anbeln  erforberlid^e  Semugfein  um  bie  XüAtig« 
ett  bes  Geiftes  ^ur  9laturbe^errf(^unp  fid^  altualiftert.  So  ift  bie  Xeilna^me  an  i^nen 
nic^t  blog  erlaubt,  jonbem  pfli^tmögtg.  Unb  toas  basu  treibt,  foll  unb  lann  eingeiftiger 
b.  ^.  tugenb^er  3mpuls,  bas  3ntereffe  an  biefem  befonberen  fittlic^en  Gebiete  fein. 

Dur^  bie  SInmenbung  bie[er  Gebauten  auf  bie  c^riftlic^e  (Et^if  mirb  gunapft  bie 

Glei^üUtgleit,  bie  ben  pottesbtenftli(^en  (formen  an  fi^  eigen  mar,  menigftens  in|ofem 

60  befeittgt ,   als  eine  äft^ttf(^e  unb  fo  inbireit  et^ifc^e  9lotmenbigIeit  über  iqre  9lusiöa^l 


mk^fiftta  177 

eitifi^eibet,  loeil  fie  ab  biegformen  ber  gegenfettigen  feiemben  Darftellung  bei  gftommig« 
lett  —  mit  biefet  Xuffajfung  ber  Sebeutung  bes  ffiottesbienftes  ift  bie  Sei  £ut^r  oor* 
loiegenbe  p&bagogif^e  floetboten  —  bem  barge^ellten  Se^t  entffnrec^en  unb  3ur  (Er* 
fülluna  bei  gorberung  beitrogen  mfiffen,  bog  bie  Dorftellung  ein  ^ormonif^es  (Sonjes, 
ein  ei^enb^  Aunfttoerf  iDerbe.  Die  mobeme  fiitiugil  bn[truiert  b«mgem&g  bos  Detail  5 
bes  (Bottesbienftes  aus  feiner  3bee.  3Birb  fo  bie  bie  Slbiopborie  ber  gottesbienftli^en 
Scrmen  befcl^r&nlenbe  (Entfc^ibung  ber  Aon!orbieirformeI  beftängt  unb  erweitert,  fo  bleibt 
meaen  bes  felunbfiren  Q^aiters  ber  äf^etif^en  SlotiDenbigleit  bo^  bie  reformatorif^ 
SCraufung  oes  9lotiDenbigen  unb  nid^t  Scotoenbigen  in  anberer  Sorm  befielen.  3^ne 
(5eoanIen  jeigen  femer  ben  SBe^  ju  ininjipiener  Segrfinbung  ber  lut^erif^en  Sn»  10 
f(^uung  oon  bem  9leAt  bes  (Sänften  ju  meltlid^er  ^eube  gegenfiber  ber  pietiftif^en 
fl^ge.  Sntfd^ibenb  ift  Qier  bie  (ntenntnts,  bog  bie  gefellige  Do^Hung  fic^  jum  notur* 
biloenben  ^anbeln  loie  bie  fittliäe  Srgänjung  unb  loie  eine  Sebtngung  Der|ölt,  bog  bie 
3erft9rung  bes  einen  Gebietes  Die  bes  anbem  noc^  fiA  jie^n  oflrbe,  unb  bag  bos 
Serlangen  na^  bem  in  i^  ju  geminnenben  (Senug  lein  finnlimer  antrieb  ju  fein  brctu^,  15 
[onbent  in  bem  SRa^e  ein  3mpuls  bes  fütli^  gebilbeten  Seiftes  fein  lonn,  als  es 
ittfliAe  SiOmng  ift,  bte  fü^  bort  borfteOt  unb  als  ber  Xrieb  jur  Xeilna^me  an  ber  ge« 
meinpc^offliAen  DorfteUung  eben  ein  et^ifc^  ifi  SBirb  bie  Q^riftianifierung  bes  notur« 
bilbenben  ^anbelns ,  gemap  ber  lut^f^n  mffaffung  bes  Serufes ,  aus  bem  ^ft« 
(i^en  (Seifte  heraus  notioenoig ,  fo  ^at  6^1.  9{e^t ,  loenn  er  bmuptet ,  bah  in  ipt  20 
ebenfo  ber  entfpre^nbe  3mpul$  ^ur  (Qnftianifierung  bes  gefeltmen  5<^nbelns  lie^e. 
Unb  tote  {ene  erfolgt,  obne  bag  tn  ber  Serufsarbeit  immer  oer  (Bebanle  an  (Sott  im 
SeiDuMem  fein  muMe.  fo  ^  er  9{ed^t,  n)enn  fi^  i^m  bie  (Qriftianifierung  bes  ge» 
feDtgen  o<ni)^Ins  nic^t  baour^  oollsie^,  bah  fie  emen  eaqnreg  $riftI{A«reiigiöfen  Slnftru^ 
beiommt,  fonbem  baburd^,  bog  fi^  in  i^m  oie  ^ftli^en  Zugenben  beioi^ren,  in  benen  25 
m  aegenflber  ben  (Einlüden,  bie  im  finnlid^en  Semugtfein  £uft  unb  Unluft  beroor« 
jurufen  geeignet  finb,  bie  oon  ber  Spodt^ie  fe^r  oerf^iebene  5^<^oft  bes  dbrittliAen 
ffieiftes  o^e  Slnftrenoung  bcnftelU  (bie  fittlic^e  6d^5n^eit  in  ber  eigentfimlid^  Mitten 
9oriii)f  liämlü^  ileufd^^it  im  meiteften  Sinn  unb  ®ebulb,  fofem  ber  Sinselne  fflr 
K^,  Demut  unb  fiaimmut,  fofem  er  als  (Slieb  ber  (SemeinfAoft  aufgefaM  mirb.  3^ne  so 
Kotioenbigbit  loirb  i^m  auq  nid^t  ^inf&IIig  bur$  bie  Xbdfaqe,  baft  auf  oiefem  (Sebiete, 
meil  es  immer  f^on  oor  bem  (Qriftentum  ba  ift,  t^tfaqlim  unAriftli^er  (Seift  j^errfAi 
9ti^  SwcuM^unii,  fonbem  9teinipuna  ift  bos  Srforberliqe.  6a^e  bes  inbioibuetlen 
(SeiDiffens  aber  ift  es,  bie  eigne  Xetlna^me  ben  quantitatio  xoie  qualttotto  befd^rönlenben 
Aammes  gem&g  ju  geftalten,  bie  JiA  boraus  ergeben,  bog  ber  (£nrift  bei  ber  Sinffibmng  ss 
bes  (Qriftentums  ins  öffenüi^  £eben  biefem  ffir  bie  eigene  ^erfon  treu  ju  bleiben 
^,  ba  biefe  SRog  unb  9lrt  betreffenben  Siegeln  ffir  jeben  (Einjelnen  anbere  fein 
loerben. 

Die  neueren  t^ologifd^n  (Et^iler  ge^en  in  ber  fittlid^en  SBflrbigung  ber2.  jtlaffe  ber  9. 
faft  bund^n^  in  6(^I.s  Salinen ,  fofem  fie  bies  ganje  (Sebiet  als  einen  notmenbigen  40 
Seftonbteil  tm  (Sonjen  bes  fittUd^en,  aud^  bes  ^riftlid^«fittli(^en  Aosmos  anfe^n.  (Eine  SIus* 
nannte  ma^t  nur  SBed,  ber  etma  Speners  Stanbpunit  emeuert,  einerfeits  fofem  er  bas 
9te^ jum  (Bebraud^  ber  oon  Gott  3ur  Sefriebigung  ber  menf^KAen  9laturbebfirfniffe 
gef($amnen(Sfiter  bur^  bie  DifHnUion  jmifd^en  bem  göttlichen  ^robuit  felbft  unb  bem, 
UKis  aienfi^emDinifir  baraus  gema^,  einfd^ränlt,  anbrerfeits  fofem  er  i^m  in  ben  poba*  46 
gogifdben  (Smnbfo^en  folgt.  Someit  bie  betr^enben  Dinge  ni(bt  in  i^rer  !onIreten 
CSeftott  bmr^  i^re  ffinbigen  Solgen  gegen  (Sottes  allgemeine  (Sebote  oerftopen,  feien 
fie  ben  (Seje^es^riften  ni^t  jur  Sunbe  anjured^nen,  bie  (Seiftes^riften  aber  ^Iten  barin 
fo  goDib  oefledEenbe  (EiteReiten  ju  erlennen,  als  fie  gefinnt  fein  (ollen  unb  mollen  mie 
SJ^fnjfm ,  bem  man  bod^  leinen  Xanj «  ober  Z^eaterfinn  onbi^en  I9nne  —  eine  93er>  so 
loertuna  bes  Sorbilbes  (E^rifti,  bie  freiließ  bei  i^em  Slbje^en  oon  (E^rifti  Seruf  me^ 
taitgislanifc^  als  reformatorifc^  ift.  Sei  benen,  meldte  tm  allgemeinen  Sd^Ls  (Enoerb 
v^  aneignen,  begegnen  bann  Serf^ieben^eiten  in  ber  Slrt,  mie  fie  ben  fittlid^n  SBert 
)es  gonjen  (Sebtetes  beftimmen,  je  nad^bem  fie  einen  birelten  ober  einen  bloh  inbireften 
aBeit,  me^  ben  fittUc^n  (Sfyaaüti  unb  fittli^  bilbenben  äßert  ber  tünftlerifc^en  6elbft'  65 
batffenung  unb  oes  gefelligen  ^anbelns .  ober  me^  bie  ffir  bie  fittli^e  mbeit  nötige 
(Ecfrifd^una  bur^  bas  freie  Spiel  ber  ^ofte  unb  ben  Genug,  ben  bies  gen)%t, 
betonen,  wn  einge^enbften  unb  jugleid^  im  engften  Slnfd^lug  an  Qä)i  ift  9lot^e.  Se< 
fonbets  feinfinnig  ^t  er  bie  Sebeutung  ausgeffi^rt,  bie  bie  Gefelligleit  als  Jittlic^e 
SiOmngsfc^uIe  9at ,   fofem  fie  ben  Sinn  für  bie  (Eigentfimlic^Ieit  fc^rft ,   Xeilna^e  so 

ffUaU^w^ttopdhit  fflr  X^eologie  unb  mr^e.    8.  V.  i.  \2 


178 

toedt,  Xugenben  tote  Sefd^etben^ett,  SRütetlfamlettj  $9fli(bleit  u.f.tD.  gtofoie^  Säjls 
unb  Slot^es  9ln(AauunQ,  baJS  bos  ^anbeln  be$  ®etftes  auf  bie  9latur  ab  fol^  beieite 
ettDos  6tttli(|es  Jet»  mtrb  felbft  oon  S^anl  geteilt,  loenn  er  bie  \MvS^  Sere^tmutig 
ber  oIs  3L  be^(^neten  X^tigleiten  barauf  grfinbet,  bog  fte  bem  plafttfAen  Xneb  ber 

6  geijtleiblic^en  uRenf^ennotur  ent^ngen,  mä^nb  man  bo^  nai)  ben  SDlaMtSben  ber 
^nftlic^en  C^if  bemfelben  nur  tnbireften  fitthd^en  3Bert  juf^reiben  bmn.  fofem  es  für 
bie  SenDtrHiqung  bes  9{ei^es  (Sottes  als  einer  fi^esgemeinfd^oft  mi\äiin  ^erfonen 
notxDenbig  unb  förberlic^  ift,  mos  nur  freiließ  oom  älft^etij^n  gilt,  (ofem  es  über  bie 
SBertfc^o^ung  na^  Stufen  unb  Slnne^mli^Ieit  in  eine  ^qere  zBelt  ber  SBerte  hinauf« 

10  bebt.  Umfing  ^at  3.  Jloftlin  (6tubien  über  bas  6ittengefe^  SIrt.  3,  bas  (Erlaubte, 
3b3:^  1869)  Darauf  ^ingemiefen ,  bag  ber  Umfana  ber  in  9lebe  fte^enben  ^nb^ 
lungen  fid^  nic^t  auf  bie  gefelligen  bef^ranle,  fonbem  jebe  genieftenbe  Aneignung 
fiiber  bas  ^ag  bes  unbebitmt  Stottoenbigen  hinaus  unb  \<m  freie  9t^{anileit  umfaffe, 
unb  bag  bie  t^atjäc^li^n  lulotioe  hierfür  loie  fflr  bas  gesellige  5<^nbein  ni^  bie  oon 

16  Qijil.  unb  9{ot^e  behaupteten  ibealen  3mpuIJe,  [onbem  bas  teite  nat&rliAe  teils  fift^tifd^ 
Sebürfnis  nad^  (&enu§  fei.  (Er  ^at  bes^lb  inr  fittli(^es  Sle^t  loefentlic^  nur  auf  bie 
Sebeutung  beraubet  u^iffen  wollen,  bie  (ie  als  SrfriJ(^ungsmitteI  im  ^ousbolt 
bes  [ittli^en  fiebens  ^aben.  6o  bea^tensmert  bas  ift ,  |o  ift  boq  bobei  ilberf^n ,  Sag 
bas  SRotto  nid^t  bas  Serlangen  na^  (genug  fiberbaupt,  fonbem  naA  einem  gai^  be« 

20  ftimmten  (Senug  ift,  eocntueu  bas  m^  bem  (genug  emes  oom  fittliqen  (Beift  befeeUen 
Sustaufd^es. 

Solle  (Einigleit  ^errf^t  über  bie  S^ranlen,  bie  ber  IBeteiliguno  ber  (E^en  an 
biefen  ^anblungen  bur^  bie  9{ü(ffi^t  auf  bie  eigene  3nbioibuaIitfit  (fittli^e  (menntnis, 
Snter,  Silbung,  SteUung  u.  f.  m.),  auf  bie  Sexoa^rung  bes  eigenen,  fittli^  < religtSfen 

26  £ebens ,  bie  Sermeibung  einer  (gefo^oung  anberer ,  bas  SRäk  ber  ^errf^enben  ilor« 
tuption  pejogen  finb.  Dagegen  bauert  bie  Aontrooeife  über  oie  gtage  fort,  loie  bie 
ni(^t  pfltd^troibrige  Seteiligung  ju  beurteilen  ift.  Uno  ber  Streit  hierüber  greift  über 
bies  befonbere  ®ebiet  hinaus.  3nfoIge  ber  (Dlannigfaltigleit  ber  mbgli^n  (Sefi^ts« 
punfte  unb  bes  6pra(^gebrau^  ge^n  bie  Slnfi^ten  jum  Zeil  fe^r  bur^einanber,  bo^ 

ao  reid^t  ber  t^atföc^Iic^e  nonfenfus  meiter ,  als  es  sunä^ft  f^eini  (5emeinfame  Soraus* 
fe^ung  ift,  ba^  für  ben  fittli^  Steifen  bas  c^riftli^e  Sittengefe^  ni^t  als  Summe  fixierter 
einjelner  Gebote  unb  Serbote  exiftiert,  fonbem  bog  er  aus  bem  QB^ften  Swedt  unb  ber  auf 
i^n  geri^teten  C5efinnung  ^raus  feine  ^o^bemngen  in  ber  Slmoenbuna  auf  bie  einseinen 
e^Ue  3u  erlennen  ^at ,    unb  bag  für  oiefe  mittelft  bes  ^fli^tbegriffes  ^u  ooüjie^enbe 

85  flraoet&ung  unbefc^abet  ber  oorausjufe^enben  (Einigung  bes  SBifiens  mit  bem  l^c^ften 
3toe(Ie  bas  Seiou^tfein  bes  oom  äBtllen  unterfc^ieoenen  Soll  c^araiteriftif^  ift  (g^en 
S(^I.).  9lus  bem  umfaffenben  S^araiter  bes  ^od^ften  3^»^^^^  unb  ber  Stetigleit,  Die 
bas  Ariftlic^e  fieben  als  Set^ötiaung  einer  ein^ettlid^en  (Sefinnung  ^ben  muß,  folgem 
alle,  oa^,  abgefe^en  oon  med^anipen  £ebensäu§emnaen,  bie  fittli^r  Beurteilung  über« 

40  bauj^t  ntd^t  unterliegen ,  es  fittli^  gleid^gültige  l^anblungen  gar  ni^t  geben  lann.  SDs 
Slbiop^ora  !onnen  ^anblungen  nur  in  abftraiter  Setra^tung  erf(^einen ,  als  ionfrete 
^anblungen  einer  beftimmten  ^erfon  oerlieren  fte  fofort  ben  abiop^orif^en  (E^aiter. 
^ur  bas  ift  bie  Sriage,  ob  bie  niät  pfli^tmibrigen  ^anblungen  unter  bie  ilategorie 
bes  ^f[u^tmägigen  ober  bes  blog  (Erlaubten  fallen.  Dem  Segriff  ber  (Erlaubten  beftreiten 

45manqe  {(S)x,  ^.  SAmib,  Domer,  Aö^ler,  p.  Sc^ul^),  ba|  er  pofitioe  et^ifd^e  Se< 
beutung  babe.  SBie  feine  (Geltung  in  ber  ilinb^eit  aus  ber  unoolllommen^tt  ber  (Er= 
lenntnts  oes  (&efe^es  fi(^  erllöre,  |o  beute  fpöter  bas  Urteil,  bog  eine  $anblun^  meber 
geboten  noc^  oerooten,  mo^I  aber  erlaubt  fei,  barauf^in,  bog  bie  Subfumtton  ber 
$anblung  unter  bas  C5efei^  no^  nic^t  oollitanbig  fei.    Dabei   f)ttt]äfi,  aber  äberein« 

60  fthnmung  barüber ,  baft  bie  gefamte  fittliAe  Set^gung  ni^t  auf  allgemein  gfiU^e 
(Befe^esformeln  surüdgefü^rt  werben  lann,  onne  bie  in  ber  Seftimmun^  ber  3nbbibuaIiQt 
begrünbete  Or^ei^it,  S^ön^ett,  Unbefangenheit,  fiebenbigleit  ber  $n[tli^en  Sittli^feit 
bur^  Slrupulofitat  unb  ^ebanterie  aufsuQeben,  fonbem  bog  ^ier  eine  tnbwibuelle,  buxd^ 
obieltbe  (Sefe^esformeln  nü^  ju  burd^bringenbe  Snftanj  eingreift  unb  bog  bie  inbiot* 

66  buelle  (Entf^eibung  nic^t  immer  in  ($orm  ber  bewußten  Reflexion  auf  obienioe  Slormen 

?u  erfolgen  ^ai    $ier  oenoirrt  nun  SRot^s  oon  JDlartenfen,  ^^eiberer,  SButäe  abop< 
lerter  Spra^gebraud^,  wona^  alles,  toas  in  biefer  SBeife  inbtoibuell  geartet  ift,  unier 
ben   Segriff  bes  (Erlaubten   gerechnet  toirb.    C5emtg  i[t,  baft  berfeße  ^ier  mc  Set« 
ftfinbigung  mit  anbem,  benen  bie  inbioibueüe  SRotwenbtgleit  oes  ebenen  5<^nb^Ins  oft 
eo  ni^t  beutlic^  gemacht  werben  lann ,  unentbe^rli^  ift,  aber  es  lommt,  was  ni^t  immer 


abuM^lm  tiboiitt  179 

beo^t  iDtrb,  borauf  an,  ob  im  SRotnent  bes  ^onbelns,  ber  eioene  SBiOensait  im  Se« 
tDugtfein  bet  Slotioenbigleit  etfolaen  mug.  ober  ob  er  au$  ein  9{ed^t  ^t,  toenn  er  nur 
mit  bem  Seiotigifein  bes  (£fia\mtn  erfolgt.    Dag  ou^  bie  r^onftifd^  Sntfid^etbenben 


leiner  gefe^IiAen  StrupuIoRtfit  bas  SBort  reben  tooKen,  jeigt  \\i)  borin,  bag  fie  iroenb 
oie  ber  <J^ioeit  loieber  9laum  geben,   3.  S.  Domer.   inoem  er  oon  bem  (Entfd^Iub  & 
}um  Sonjen  ber  ^onblung,  ber  unter  bem  ®ef t^tspunn  ber  $fli(^t  erfolgen  mflffe ,  bie 


einjelnen  3Qllomente  ber  $anbluna,  oon  benen  oob  nid^t  gelte  .unterf^ibet ,  ober 
$.  6c^I^y  inbem  er  am  pfli^tmägigen  X^un  oerf^iebene  m9pKd^  Ulbbifitationen  unter« 
^ibei  bte  bann  gar  niAt  unter  fituiqe  Seurteilung  fallen.  Dte  Sfoüe.  in  benen  bie  (Jf^age 
imdtifcQ  loirb ,  finb ,  abgefe^n  oon  bem  ®ebiet  oer  (Erholung  bie  maaen  na^  Serure«  10 
iDQ^I .  Singe^ung  ber  ^  flber^unt  unb  mit  einer  oejtimmten  $er|on  eoentuell  oie 
[og.  oeroifqien  !Qaten.  !3n  ben  le^tgenannten  ^Utn  befielen  bie  einen  barauf,  bag 
fie  finlic^  nur  mit  bem  Serou^tfem  ber  9h)tQ)enbigIeit  ju  ooüjie^n  feien  {Siiu% 
Aopitn),  rookenb  anbere  (9{it|^I)  bas  fittli^e  Ste^t  bes  (Erlaubten  bei  i^nen  oer* 
treten.  Die  SBa^^it  mirb  in  ber  SRitte  liegen ;  benn  fo  getoig  als  ber  ftrenaen  3bee  ^ 
noi^  bie  (Entf^ü)ung  eine  inbioibueü  notioenbige  fein  foUte,  fo  pemig  ift  in  taufeno  gföllen 
bie  Snbioibualitot  ni^t  entf^ieben  genug,  um  fi^  in  ber  ^terfflr  erforberli^en  SBeife 
pm  SeimMein  ju  briimen.  SRan  tann  fogen,  bag  ber  Segriff  bes  (Erlaubten  ^ier 
our^  bie  unoonbmmen^eit  ber  (Er!enntnis  Serec^tigutm  beiomme.  Snbers  aber  [te^t 
es  mit  ber  (Erbolung.  3ft  es  au$,  objeitio  betrad^tet,  ^i^t  \^^  \^^^  ^^^  I^ine  anoere  ao 
als  ber  3nbiotbuaInat  ent^e^nbe  }u  g9nnen,  unb  mnn  bie  nad^tragli^e  9{efIesion, 
bte  frembe  Aritä  ober  eigener  Sfrupel  oeranIa|t,  bies  beibes  ionftatieren,  fo  lann  bod^ 
bie  mirllid^  Eingabe  an  ben  (^enug  ber  (Erholung  ni^t  im  Seiougtfein  erfolgen  mtt 
bem  T)a^f  9Bas  9Bie  unb  3BieoieI  ber  Sr^olung  etne  S^vifi  ju  erfüllen,  etmas 
9lotn>enbtges  ju  t^un.  Das  Seu)uMfein  ber  (Jf^eibeit  in  einem  fmififd^en  über  bas<  26 
jenige,  loel^  au$  in  ber  Unteroänung  unter  bte  ^i^t  m  be^aujrten  ift,  binaus» 
ae^Ttoen  Sinn,  alfo  bas  Seougtfein,  blog  (Erlaubtes  ju  tqun,  jrt  ^ier  gerabesu  tonftitutio. 
Dte  6tet^eit  bes  fittli^n  £ebens  in  oiefem  (&ebiet,  bas  alfo  bur^  ben  ^fli^tbegriff 
iti^  pofttio  ju  beftimmen  ift ,  mirb ,  tote  Slitfd^I  in  Senu^ung  oon  (ßebanlen  6$Ls 
au^fi^rt,  burq  bie  Xugenb  ^emo^Ieiftet,  fofem  i^  Sor^nbenfein  unb  fpejiell  i^r  93or*  9o 
^onbenfein  in  bergorm  bes  tnbioibueüen  fittlid^en  Xaites  beibes  oerbürot,  fomo^I,  bag 
nur  ber  fittM  toertoolle  (Senuft  erftrebt,  als  auA,  bag  im  Senug  ben  Objelten  gegen« 
über,  iDOs  Sqleierma^r  Äeuf^^eit  nennt,  bem  9lS(^ften  gegenüber  Sefc^eiben^eit,  ®üte 
u.  f.  ID.,  betoo^rt  mirb.  3.  ^ottfi^iif. 

8bi.     Hist.  litt^r  de  la  France  V,  ®.  461  f. ;  8ä^r,  d^efc^.  ber  röm.  :Sitt.  im  larol.  86 
3eitalter,  6.  182  u.  500;  (Sbert,  (^efd^.  ber  £itt.  bed  Wttelalterd  m,   @.  150  vl  229; 
^ott^ft,  ^gmeifer  I,  8.  15  (2.  9(uf(.)- 

Xbo,  geboren  um  bas  3^^^  300,    ftammte  aus  einer  angefe^enen  frSnfifAen 
gomtlie,  bie  im  (Gebiete  oon  6ens  anaefeffen  roar.  Seine  (Ersie^ung  ej^ielt  er  in  oen 
Aldftem  Sferriäres  unb  $rüm ,  ma^te  fpäter  eine  gelehrte  9{eife  na$  Italien ,  q)o  er  40 
mit  bem  berufen  Silberfeinbe  (Elaubius,  Sif^of  oon  Xurin,  Serbinbun^en  anfnibfte, 
iinb  tourbe  im  Sommer  860  auf  ben  burd^  bas  SIbleben  Slgilmars  erlebtgten  (Er3|tu^I 
oon  Sienne  erhoben.    SBo^renb  einer  14|a^rigen  Amtsführung  na^m  9lbo  bebeutenben 
SCnteil  an  ben  iir^Ii^en  unb  meltlid^en  95enotaIungen  jener  3^tt  unb  galt  für  eine  ber 
fefteften  Stufen  ber  pMtlid^en  ^ierar^ie.    SRe^rere  Sriefe  finb  auf  uns  gelommen,  46 
tn  loel^n  bte  ^öpjte  9lUoIaus  I.  unb  fein  9taAfoIger  $abrian  II.  ben  (Erjotfi^of  oon 
Stenne  als  einen  Sertrauten  be^anbeln.    Abo  ftarb  ben  16.  Desember  875.    Äuger 
mehreren  fiebensbefd^reibungen  oon  ^eiligen  ^interlieg  er  jmei  Smriften,  mel^e  fein 
SnSeiden  i^ereoigten :  ein  uRartqroIogium  unb  eine  SBelt^ronil.    3Bas  bas  erftere  an« 
ktnai  [0  fibertraf  Abo  alle  leine  SSorganger  (f.  ben  A.  Acta  martyr.  S.  147  3*  ^1)  ^ 
an  Stetem  bes  Stoffes.  Die  befte  Ausgabe  lieferte  Dan.  (Seorgi,  9{om  1745^  Sol.  — 
Abos  (E9roniI  unter  bem  Xitel:    Chronicon  de  sex  aetaübus  mundi  begtnnt  na$ 
bamoltger  Sitte  mit  (Erfi^faffung  ber  3Belt  unb  ift  bis  jur  SRitte  bes  neunten  3<4^ 
fiunberts  ^ob  bei  u)eitem  oem  größten  Zeil  na$  aus  belannten  Quellen  abgetrieben. 
9bir  ba  unb  bort  entölt  bas  93u^  famt  feinen  oon  anberen  gefAriebenen  grorite^ungen  66 
einzelne  JeM&nbige  S^a^^ten,  toet^e  mitunter  oon  großem  äßerte  finb.    $^  ffoi 
le^tere  StiUte  ausgesogen  MG  SS  II,  315  ff.  (Sfvdvert  (^eibemimn). 

Ibiilai  f.  ^t1ioi>a1i. 

12* 


180  abo)itiaitt»miid 

8[il0)itiaitidntttd«  l.  Schriften  ber  «bopHaner :  MBL96;  Flore2,EspafiafagTada5.»b, 
@.  543 ff.;  andj  in  ben Werfen  tdcuind.—  2.  @d^riften  ber  Qkaner:  Beatus  etHeteriuB  ady. 
Elip.  bei  Basnage  Thesaurus  monumentorum  eccles. ,  lunfterb.  1725  11 ,  1 ,  ®.  279, 
MSL  96 ;    Alcuini  opp.  ed.  Frobenius ,   9iegendb.  1777 ;  MSL  100  u.  101 ;  Monumenta 

5  Alcuiniana,  ^eraudgeg.  üon  ^attenba^  u.  ^üntntler,  Berlin  1873;  MQ  Epist.  4.8br  ^annoo. 
1895;  Paulini  Aqu.  opp.  ed.  Madrisius,  $enebigl737;  MSL  99;  Agobaidi  Lii^d.  opp.  ed. 
Baluzius,  «ßariä  1665 f.;  MSL  104.  —  3.  »earbcltungcn:  (J^r.  ».  3Pr.  »al|,  (hitwurf 
einer  üottf tänbigen  ^iftorie  bei  Äe Jereien,  9.  ©b,  ßeift.  1780,  ©.  667  ff. ;  berf.  Historia 
Adoptianorum,   ©öttingen  1755;  3)omer,    ßel^re  Don  ber  »erfon  (Jl^riftl,  2.  Aufl.,   ISerlin 

10  1853,  II,  1,  @.  306 ff.;  ®aniÄ,  ftircftengefcft.  Don  Spanien  II,  2,  8legen8b.  1874,  6.  261  ff.; 
^fcle,  ftonailiengef^icbte,  3.  »b,  2.«up.,  gprcib.  1877,  @.  642 ff.;  ^Ifferi^,  3).  »eftaotWcfte 
^nanidntud  unb  bte  fpanifd^  te^ergefd^i^te ,  IBerlin  1860;  ®raf  SSaubiffm,  duloatud  unb 
«(lüar,  £eipa-  ^872,  8.  61  ff.;  »qc^,  S)ogmengefd)i4te  bed  ^ittelalteri», SSien  1873, 1,  ®.  102 ff.; 
@(^n)Qne,  ^ogmengefdjid^te  ber  mittleren  3ett ,  gfreiburg  1882,  8. 227 ff.;  X^omafiud,  ^ie  c^r. 

lö  ^ogmengefc^ic^te  2.  8b,  2.  ^uJL  t)on  @eebera,  (Erlangen  1889,  8.16 ff.;  ^arnad,  Se^rbuc^  ber 
^oomengeft^i^te,  1.  $(uf[.,  ^reiburg  1890,3.8b,  8.248;  iiioofd,  Seitfaben  ber  S)ogntengef4ic^te 
3.  %uf(.,  ^aae  1893,  8.  250;  ^Qud,  ftird^engefc^tc^te  ^eutf^Ionbd,  SeU^aig  1890,  2.8b, 
8.  256 ff.;  @lrögler,  bie  tludrottung  bed  tlboptianidmud  im  Sleic^e  fhirl«  b.  ®r.,  (Eidleben 
1879. 

20  Der  oboptionifd^e  fie^rftreit  ijt  ein  Slodbball  ber  (^liftoIogifAen  fi^rftreitigleiten 
ber  allen  Anrede.  Die  (Formeln,  iiber  beren  ^ered^tigung  man  ftarm.  reichten  juifld  in 
bie  öllefle  3^^  ^  obenblänbifd^en  !QeoIoaie.  SIber  bet  Seift,  in  oem  bie  Ssedonb« 
lungen  geffl^  muiben,  unb  bös  Stefultat,  bas  fie  fyxüen.  ffii^n  ben  Semets,  bag  bie 
Ot^oboxie  bes   a^ten  3^f^unbeits  bie   alten  ((ormein  ni^t  me^  ju  ectoogen  im 

25  [tanbe  mar. 

Die  ocdbentalif^en  X^eologen  [proben  oon  lange  ^er  nid|t  nur  oon  ber  Wmbmt  ber 
menf^li^en  Statur  iutä)  ben  6obn  Lottes,  fonbem  auq  oon  ber  Slnno^me  bes  mtn\iftn 
ober  bes  ÜRenf^enfo^nes.  6o  f^on  9h)oatian,  de  trinit.  19  MSL  III,  6.  934:  (Filius 
Dei)  filium  hominis  in  se  suscepit,  consequenter  iilium  Del  fedt,  quoniam  illum 

:¥)  filius  sibi  Dei  sociavit  et  iunxit,  ut,  dum  filius  hominis  adhaeret  in  naüvitatem 
filio  Dei,  ipsa  permixtione  foeneratum  et  mutuatum  teneret,  quod  ex  natura 
propria  possidere  non  posset.  ^ilarius  gebraute  bie  gleid^e  3Benbung.  (Er  fdgt: 
Diligenter  autem  ea  observanda  ratio  est,  ut  quaecunque  homini  Uli,  quem 
ex  utero  s.  virginis  assumpsit    et  in  quo    se  nasci  hominem  qui  Dens  erat 

35  voluit  etc.  (Tract.  in  Ps.  138,  2  MSL  9,  S.  793).  Sie  begegnet  au^  bei  3fibor 
pon  Seoilla,  Etymol.  VII,  2,  13  MSL  82,  S.  265:  Unigenitus  vocatur  se- 
cundum  divinitatis  exeellentiam,  quia  sine  fratribus,  primogenitus  secundum 
suseeptionem  hominis.  Ss  lag  ni^t  ferne,  ftatt  oon  ber  tlffunqmon  oon  ber  Slbop« 
tion  bes  ajlenfd^en  5u  reben.    Das  jeigen  §uarius,  de  trinit.  II,  27,  S.  68 :  Aliud 

40 intelligitur,  aliud  videtur:  parit  virgo,  partus  a  Deo  est;  infans  vagit,  lau- 
dantes  angeli  audiuntur;  panni  sordent,  Deus  adoratur :  ita  potestatis  dignitas 
non  amittitur,  dum  carnis  humilitas  adoptatur,  unb  SRarius  Sictorinus  adv. 
Arium  I:  Non  sie  filius  quemadmodum  nos;  nos  enim  adoptione  filii,  ille 
natura.    Etiam  quadam  adoptione  filius  et  Christus,  sed  secundum  camem: 

45  ego  hodie  genui  te  (Bibl.  patr.  Lugd.  IV,  S.  256  E).  gä^rt  3fibor  an  ber  foeben 
angeführten  Stelle  fort:  in  qua  per  adoptionem  gratiae  fratres  habere  di^atus 
est,  quibus  esset  primogenitus,  fo  mar  au^  ^ier  bie  Sejie^una  ber  Sboptmn  auf 
ben  lulenfd^gemorbenen  niqt  aan5  unmdglic^.  T)\t\t  (formet  nun  fanb  fi^  mehrmals 
in  ber   jpanifd^en  fiiturgie   (f.  Elip.  ep.  4,  11,  ö.  874  unb  Ale.  adv.  Elip.  II,  7. 

üoS.  264  unb  ofli.  basu  Sefele,  S.  651;  $elfferid^,  S.  91  ff.:  Saud.  S.  257).  Die 
foanif^en  Sifmofe  bes  achten  3^^^iiii^^^»  befonbers  i^r  (^il^rer,  (Elipanbus  oon  Zo* 
tebo,  legten  Söert  auf  Re,  prooojierten  aber  bur^  bie  8lrt,  mie  fie  [ie  oermenbeten, 
9Biberfpru(|  3uerft  in  ^ftunen,  bann  auc^  in  bem  bena^barten  frönüf^en  9{et^  unb 
in  Kom. 

56  (Elipanbus,  aeb.  25.  3ult  718  unb  feit  ungefähr  780  Sif^of  oon  Xolebo,  mürbe 
burd^  ben  (Segenja^  gegen  SRigetius  (f.  b.  31.)  oeranlagt,  mit  bogmatif^en  erll&rungen 
oor  bie  £)ffentuäleit  3u  treten.  (Er  ^ob  babet  unter  Setonung  ber  rein  oöitHcben  Xrans« 
fcenbenj  ber  bret  ^erfonen  ftarl  ^eroor.  baft  bie  ^erfon  bes  Sohnes  ni^t  bie  aus  bem 
Samen  Daott)s  na^  bem  ^Mä)  settli^  entftanbene  (facta),  fonbem  bie  oom  Soter 

60  oor  aller  3ett  gesengte  fei ;  auq  naA  ber  Slnna^me  bes  Sletf^es  fei  bie  jmeite  ^erfon 
ber  (Sottl^eit  ni^t  bie  aus  bem  SIetfq  geborene,  oon  melier  ber  $err  faat:  ber  Sater  ift 
groger  benn  t^,  fonbem  bie,  oon  meu^er  er  fagt:  i^  unb  ber  93ater  ftnb  eins.  Durc^ 


Hi^piimnMmta  181 

Mefe  (S^ibung  foIUe  bie  ott^oboie  £^re  nüfi  aufgehoben  loerben ;  ober  menn  man  ben 
'Husbrud  pt^,  fiel  bie  angenommene  menf^Iii^  Statur  unter  ben  Segr^  einer  oon 
ber  ^erfon  bes  £ogos  unterfd^iebenen  ^[krfon,  bte  (Einl^it  ber  gottmenf$Ii^en  $erfon 
\^itn  aqo  aufgehoben.  9toA  oerf^iebenen  6eiten  bin,  au^  im  benaäbarten  ^[turien  mad^te 
CSiipanbus  bnefli^  feine  SReinung  geltenb;  er  gebrau(^  babei  au(^  bereits  ben  Slusbrud,  5 
bag  S^ftus  jibar  nad^  feiner  (Sottoeit  nni^rer  unb  eigentlu^  (proprius)  6o^n  (Lottes 
fei,  nad^  feiner  SRenfq^  aber  Sbotrtiofo^n.  3n  Slfnirien  er^ob  fu^  fofort  SBiberfprudb. 
(Er  ging  aus  oon  bem  ^riefier  Seatus  unb  bem  9R9n^  $eterius  oon  £ibana.  (Eli» 
ponbus  erfu^  baoon  bur^  ben  afturifc^en  Sif^of  Slscartcus.  ber  auc^  fernerhin  unter 
feinen  ^ßarteiaenoffen  genannt  mirb.  ^dd^ft  txitdi  barüber  |^eb  er  im  Cftober  785 10 
an  ben  afturij^n  9bt  gribelis,  mit  Su^erungen  bes  Slbfc^eus  über  feinen  $auptgegner 
Seatus,  ben  er  femedln  im  Streit  als  Inbeatus  unb  befonbers  gern  als  antiphra- 
sius  Beatus  (beffen  9came  bas  3BiberfoieI  jeines  3Befens  ift)  bejeic^net  unb  reid^Ii^ 
au(^  mit  fittliqen  SRdeln  it^ti;  neben  t^m,  aber  offenbar  oon  geringerer  perfon« 
liäjkt  Sebeutuna,  fte^  ^eterius,  ben  Slipanbus  megen  feiner  iugenbli^n  Unerfa^ren^it  15 
als  oerleitet  anfielt.  Seatus  unb  ^eterius  belamen  ben  bereits  anbem  bebinnt  ^e« 
iDorbenen  Sriej  erft ju  [e^n,  als  fie  am  26.  Slooember  785  bei  (Selegen^it  bes  (£m* 
tritt»  ber  Abntgin  S&ofmba  (SBitme  Silos)  ins  illofter  mit  gfibelis  jufammenlamen. 
3nfoIgebeffen  fqrieben  fie  bie  planlofen  unb  u>eitf(!|n)eifigen ,  rei^Ii^  mit  patri[tif(^ 
®elemamteit  ausftaffierten  jtoei  Sfid^er  gegen  Sliponbus.  Sie  faben  in  feinen  (^ö^en2o 
einen  Xngriff  auf  bte  (&ott^eit  (E^rifti  unb  betonten  i^nen  gegenuoer ,  bag  ber  aus  oer 
3ungfrau  ®d6orene,  baft  ber  (ßelreujigte  unfer  (&ott  fei,  aus  beiben  Staturen  ein  einiger 
unb  ekener  (proprius)  So^n  (Lottes  bes  Soters.  3^^  ^eftipleit  bes  Streites  lonnen 
politifd^e  (Begenfa^e  unb  bas  Strien  nad^  Krd^KAer  Selbftftönbigleit  älfturiens  gegenüber 
ben  SCnfprfiqen  b^  oome^mften  jpanif^n  Sif^ofs  mitgeu)ir{t  ^aben.  3Ba^f^tnItd^  oon  23 
Sfturien  aus  mürbe  in  5Rom  Alage  gegen  (Eltpanbus  er^ben,  unb  alsbalb  erllörte  [i^ 
^[kpft  ^abrian  gegen  Slipanbus  unb  mcarkus,  meldte  in  bie  £afterung  bes  9leftortus 
gefauen  feien  (Cod.  Carol.  99  S.  294).  3Bann  nun  ber  bebeutenb|te  93ertreter  bes 
Sbqrtianismus ,  Sifc^of  gratis  oon  Urgel  in  ben  ^^renäen  (unter  fränfif^er  ^enfc^ 
unb  feit  3^i4t9rung  oon  Xanacona  jur  Air^nprooin}  9larbonne  peredbnet)  tn  ben  Strett  so 

Jitneinoejoaen  mum,  ift  unbelannt  (Er  mug  oon  lange  ^er  mtt  (Elipaitbus  in  freunb« 
i^  Serbinbung  geftanben  ^aben  (Elip.  ep.  ad  CaroL :  Fei.  quem  novimus  ab 
ineunte  aetate  in  dei  servitio  proximum  partis  nostrae  defensorem),  aber  789 
nxtr  minbeftens  im  (Jfranlenrei^  oon  feiner  Beteiligung  no^  nid^ts  belannt,  mie  Sllcuins 
erfter  Srief  an  i^n  (Monum.  Alcuin.  ep.  2 ,  in  MO  5,  bei  grtoben  4)  jeigt.  Die  ss 
Sloti]  oon  einer  angebliAen  93erurteilung  bes  gfelix  mtf  einer  Karbonner  S^nobe  788 
ift  faden  ju  laffen  ($efele  III,  662  ff.).  Dagegen  lourbe  in  ber  2fyä  auf  ber  Siegens« 
bturger  Snnobe  792  ber  Slboptianismus  in  (&eaemoart  ilarls  b.  (ßr.  oon  (Jfelix  perf9n> 
li^  oerteibigt,  aber  oon  ben  Sif(^öfen  oenoorfen.  ($elis  xoiberrief.  mürbe  gleu^mo^l 
oon  jtol  in  Segleitung  bes  Slbtes  ^ngilbert  nad^  9{om  gefanbt  unb  oon  ^oorian  ge«  40 
fangen  geilten,  bis  er  ein  ort^oboxes  Selenntnis  auffegte  unb  feierli^  bef^mor.  9lac^ 
Vtcatl  jurfidgele^rt,  fagte  er  fi^  aber  oon  bem  abgenBtigten  Selenntnis  mieoer  los  unb 
fIo9  auf  fdra^enifd^  (Sebiet.  3^^i  ri^tete  Sllcuin  793,  d^en  oon  (Englanb  jurüdC« 
gelebct,  bie  bnefli^  SRa^nung  an  tbn,  bas  oenoerflic^e  SBort  adoptio,  meines  iqn  um 
Die  Snu^  eines  oon  3ug^nt^  ^f  P  frommen  £ebens  m  bringen  bro^e ,  fahren  ju  45 
laffen  unb  au(^  Slipanbus  jur  ^fldRe^  ju  bemegen  (ep.  30,  S.  211  ff.;  MG  23, 
S.  60).  Dem  »riefe  folgte  feine  erfte  StreWArift  adv.  haeres.  Felieis  (opp.  II, 
S.  87  ff.).  Ungefö^  gleidQjeitig  manote  fic^  (Eltpanbus  mit  ben  fpanifd^en  Siteofen 
in  einem  bogmattfd^en  Sd|retben  an  bie  Sifd^öfe  oon  (Pallien,  älquitannien  unb  9l|tunen 
(bei  Bhtob.  II,  S.  568,  na^  neuer  äJeralei^ung  ber  $anbf^.  bei  ^elfferic^,  S.  39  ff.)  so 
unb  juglei^  an  jtol  jelbft  mit  ber  Slitte  um  billige  Unterfuc^ung  unb  um  3Bieber« 
einfe^ung  bes  0elix.  9Rit  bem  f^mei^lerifd^en  (Eingang  !ontraftieri  ni^t  nur  bie  9Bar« 
imtig  oor  bem  S^idfale  Aonftantins,  ber  naq  ^utem  Sli^ang  bur^  arianif^e  Serfü^rung 
in  Die  ^olle  geftüi^  fei,  fonbem  me^r  noc^  bte  Unterftellung,  bag  ilarl  nid^t  burd^  (5e« 
recl^tmleit,  fonoent  burd^  ben  S^reden  fetner  SRa^t  überführe;  unter  ben  Reiben  ge^  m 
trie  Sttbe,  Aarl  glaube  gar  ni^t  baran,  bog  CE^nftus  (Dottes  So^n  fei.  5krl  ma^te 
bem  Sapft  SRitteilung  unb  lie^  bie  Streitfrage  auf  ber  glän^enben  Serfammlung  3U 
Sfntnlfuzt  (Sommer  794)  aufs  neue  unterfudben;  au$  einige  englif(^e  Z^eologen 
unb  als  (Befanbte  bes  ^opftes  bie  Sif^ofe  X^op^lolt  unb  Step^n  nahmen  teil. 
fb»  ben  Ser^anblungen  gingen  gmei  getrennte,  aber  in  ber  äSenoerfung  bes  9lboptta>  «> 


192  9totPiumt#«itti 

nismus  einige  S9tU)baIMri[ten  fftawt,  n&mli^  bie  bei  franfifi^en  unb  germanilAen 
St[db9fe  (Synodica)  unb  bte  von  ^oidinud  oon  SlqtiileiQ  oerfQBte  ber  obmtalienitffien 
SiMdr^  (libell.  sacro-syllabus).  Seibe  fanbte  SUcal  jugleic^  mit  einem  bogmotif^^n 
Sqieiben  ^obrians.  bem  9lefultat  einer  rdmtf^en  S^nobe  ber  mittel »  unb  unteritdie« 

5  nifqen  Sif$9f e ,  uiw  einer  eigenen  Slntmort  an  SlifKtnbus ,  morin  er  ma^nt ,  von  ber 
SuitoritSt  bes  opoft.  Stuhls  unb  ber  allgemeinen  ilirc^e  fi^  nic^  ju  trennen  unb  fii^ 
ber  9&rbitte  ber  >Urc^e  unb  ber  uieüeiAt  ju  ^affenben  ^Ufe  oon  yMs  SBaffen  gegen 
bie  Ungläubigen  ni^t  ju  berauben.  SRan  fu^te  nun  ober  oon  frönfif^er  Seite  oor 
allem  auf  b^  burA  bie  Streitfrage  tief  oemi^e   Spanien  unb   Septimanien  ein« 

10  juroirlen.  SHcuin  befonbers  u)enbete  fi^  mteberbolt  an  bie  bortigen  tDlonAe.  fieibrab, 
eit  798  Sif^f  oon  fi9on,  mirlte,  ben  Sif^of  9lefrib  oon  Starbonne  unterp^enb,  per« 
Snli^  bort,  ebenfo  ber  SIbt  IBenebilt  oon  9lniane.  3m  gfiü^ia^r  798  erhielt  SOcuin 
eine  Si^rift  oon  gfelis,  m  beren  3BieberIeguim  er  fi^  bei  Jtarl  bereit  erflorte;  er 
mfinf^te  aber  auA  SRitteiuing  berfelben  an  $aulinu$  oon  SlquiL,  Slic^bob  oon  Zrier, 

16  !QeobuIf  oon  Drleans.  3m  folgenben  grtü^fc^r  799  !onnte  er  feine  groftere  poIemifAe 
Sd^rift  (adv.  Felicem)  Äarl  oorlegen  (ep.  142,  S.  144  ff.;  MG  202,  S.  835;  Ulf., 
S.  454  u.  457;  MO  171  f.,  S.  282).  m^  an  Slifxinbus  loanbte  er  fi(^  oieber  mit 
9tfidfi^t  auf  bie  Sd|rift  bes  gelis.  Diefem  mug  es  ii^if^en  gelungen  fein,  fi^  in 
Urgel  mieber  feftjufe^en;  benn  oon  bort  aus  lorrefponbierte  er  mit  CEIipanbus.    Dur^ 

20  [eine  93ermittelung  ge^  (CItob.  799)  bie  f^roffe  Slntoort  an  Sllcuin,  unb  jumr  fo, 
^h  fi^  Sf^Ii^  \tS^  in  Jlarls  $&nbe  gelangen  lajfen  foll,  als  SHcuin  fie  er^e.  Ss 
beburfte  erneuter  mftrengungen .  um  ben  SD$optiantsmus  aud^  nur  in  ben  ben  ($ranlen 
jugänoli^n  (Begenben  ju  flbenotnben.  Suf  Serlangen  Aarls  ^iett  £eo  III.  798  ober 
799  eine  S^nobe  in  9tom,  meiere  gfelii  oerbammte,  loenn  er  nic^  mibemrfe.    Unitt' 

26  beffen  oirBe  £eibrab  erfoIgreid|  utw  erlangte  in  Urgel  felbft  bie  eiblid^  o^f^^  bes 
gfelix,  fi^  oor  iiarl  ftellen  ju  moHen,  geaen  bie  3.u|i^ning  freien  ®e^ors  oor  ben 
Sifd^Sfen.  SDcuin  brannte  oor  Segierbe,  |i(^  mit  feinem  ®egner  ju  meffen:  im  3uni 
799  lam  es  in  Ka^en  ju  einer  llntenebun^.  gelis  miberftonb  lange,  erflirte  aber 
enbli^  li^  überxounben  uvh  mürbe  in  ben  gneben  ber  iliräe  aufgenommen,  niät  ober 

doioieber  in  fein  Sifi^ofsamt  eingefe^t.  fonbem  bem  Sifd^  fieibrab  jur  Seauffu^tigung 
flbergeben.  grelix  fe^te  eine  9leooIattonsf^rift  auf  utd^  ermahnte  ben  iUerus  ber  urgelli» 
tanif^en  ilir^e,  i^  3U  fo^en.  Die  erneuten  Semfi^ungen  £eibrabs  unb  IBenebifts 
nxtren  jefet  oon  gro^m(moIge;  balb  neig  SUcuin  ju  beri^ten^  bafa  fie  an  20000  Seelen 
belehrt  ^tten.    (Er  untoftü^e  felbft  briefli^  unb   burd|  ferne  Sqriften  leb^  biefe 

86  Semfl^ungen.  Seine  raf^  ausgearbeiteten  4  Sfl^r  gegen  Slipanbus  botte  er  i^en 
bei  ihrer  erneuten  äRiffion  mitgegeben,  aud^  mit  ber  Slopedung,  fie  abfqrtftli^,  menn 
mdglti^,  ju  ben  fpanifd^en  Srflbem  lau^  far(^enif(^em  (Bebtet)  gelangen  ju  laffen.  Skuin 
rfl^intte  \xi)  ber  Sde^rung  bes  gfeltx,  oeffen  $ah  gegen  i^  fiq  in  £iebe  oer« 
loanbelt  ^be;  gleidlmoj^l  ^at  gfelis  toä^renb  ber  fibrmen  3eit  feines  £ebens  in  fi9on 

40  feine  alten  Seoenlen  in  ber  Stille  ge^  unb  gebgenüid^  felbft  bomit  sufammen* 
b&ngenbes  geäußert,  fo  bag  Slgobarb,  £eibrabs  Slac^olger,  über  feinen  Slgno^tismus 
tfym  noif  SSor^altungen  gemalt  unb  na^  grelia^'  Xobe  gegen  ^interlaifene  Sluf}ei^nungen 
besfelben  eine  SBiberleoung  gefd^rieben  ^at.  —  3n  oem  farajenifd^n  Spanien  mug 
Slipanbus  bebeutenben  iun^ang  gehabt  ^aben ;  er  f anb  aüerbings  an  oem  SUd^of  Xeubula 

46  oon  Seoilla ,  an  Safiliscus  u.  a.  (Begner,  unb  feine  £e^re  mürbe  aümä^lid^  aw^  ^xtt 
jurfidbebrängt,  bo(^  ^atte  no^  SHoar  mit  aboptianifd^en  Steigungen  ju  t^un. 

Z)ie  S!äftt  bes  Slbanbus  ift  aus  feinen  Sriefen  unb  aus  feinen  in  ber  (Segen« 
f^^  bes  Seatus  unb  ^eterius  ju  einer  Slrt  oon  Selenntnis  jufammengeftellten  Suge« 
Hingen  ju  entnehmen,  ($elix  lernen  mir  oom^mli^  aus  ben  sa^Ireid^en  gftagmenten 

60  in  ben  (Begenf^riften  bes  Xbuin  unb  ^aulinus  lennen ,  moju  bte  oon  Sgoborb  be* 
lönmften  Stufsetd^nungen  iommen.  —  Die  frubefte  Sugerung  bes  Slipanbus  mit  i^ 
[tarfen  Sonmuitg  ber  menl^li^en  9latur  (T^fti  oon  ber  jmeiten  Serfon  ber  ZcinÜfit 
ift  oben  angeffi^  9hin  jetö  aber  ber  meitere  Serlauf,  bag  Slioanous  unb  gfelix  ganj 
entfd^ieben  nid^t  nur  imter^lb  ber  ort^obosen  Zrinitatsle^re,  Jonoem  aw^  in  ber  utA» 

66  lid^n  (Q^ftologie  nad^  ben  d^dcebonenfifAen  IBeftimmungen  i^re  Stellung  nehmen,  olfo 
bie  (Eini^eit  (singularitas,  ($elix)  ber  ^erfon  bei  Setonung  bes  9laturenunterfd^iebs 

riten  mouen,  mie  au^  9Scuin  anertennt  (Elip.  in  epist.  ad  episc.  Gall.  etc.  10. 
bei  Slh.  V,  3.  4.  u.  a.) :  bie  Sbentitot  bes  Subjelts,  oon  mei^m  gSttlic^  unb 
menfAIi^es  ausgefagt  mirb,  betonen  fie  nad^brfitfltAft  (ppcl.  ib.  III,  16.  V,  9  u.  9.), 
60  unb  oer  9bisbrud,  baj}  ber  nm^re  So^  (Bottes  9Ren^  gemorben,  mtib  letnesmegs 


»eriiiäi^  bw^  ben,  babcr  chten  SRenf^n  artaenontmen  ^e  (Blip,  bei  Beat,  et 
Het  Bssn.  II,  310).  Vba  bic  innüfte  Serbinbung  bei  (gott^it  mit  menf^Iii^ec 
Statur  lOitn  niQt  aufgeben,  baf)  biefci  ber  (5ott^it  aeeinte  Wen}^  menfc^lii^em  unb 
nt^  gSttlti^m  3B^n  ctimammt,  menti^Iii^en  unb  nti^  göttlti^en  2Se[ens  i[t,  alfo  jui 
Zeiintqnte  am  göttli^n  fieben  nur  ei^Dbtn  merbtn  tann,  unb  jene  ^etbinbung  borf  b 

din  btcfEi  Cä^ung  bie  bleibenbe  Vitalität  Tntnfi^lii^en  SBefens  unb  tnen[<^ltc^  pei< 
i(^n  Seben«  ni^  Dentisten,  öierfüt  tritt  jene  ®runbt5e[e  bes  €lip.  ein: 
Jesum  Christum  adoptivum  (esse)  humanitate  et  aequaquam  adoptivuin  divi- 
nitate.  gflr  ben  Susonul  bei  9Q)option  beriefen  [i^  bie  Spaniei  mit  belonbeiem 
Ko^ibrud  auf  t^ie  SHuraie.  3)ie  aabliei^n,  fon(t  oon  i^nen  angerufenen  SJäterfteHen  lo 
finb  größtenteils  nit^  Iqlosenb  fOr  i^  Sluffaffung,  ba  es  Kd»  in  iqnen  teils  um  bie 
oIIgemciTU  3bee  ber  bui^  bie  a7lcn|(^iiieibung  Detmittclten  Slneignutm  bei  SRenfti^beit 
fiber^aufrt,  teile  Ipejiell  um  bie  Seife^ung  bei  (SlSub^en  in  bieAmbf^aft  ^nbelt.  @ie 
ober  fa^n  nun  ben  3Iust«u(f  in  fpejiftl^  Sejie^ung  jum  So^nediegiiff.  Cos  be« 
jet^nete  3nleief[e  trieb  3U  bei  Se^ufitung,  bag  Q^iiftus  bei  Sottmenf^  na6  bei  einen  is 
Seile  feines  3Befena  ben  So^nesnomen  m  einem  anbeien  Sinne  trage,  aU  na^  ber 
onbem;  ba|  tx^ota  nai$  fefnei  göttli^n  Slolui  sNihiei  unb  eigen«  So^n  Sattes  fei 
(„i^  unb  bei  vatei  finb  eins"),  na^  ber  aus  bei  Sunsfmu  angenommenen  Anc^ts* 
geftoU  abei,  in  mtli^a  ei  gcnnger  als  bei  Satei,  filius  adopÜTUB.  Siefei  Slusbrud 
iDa  nma  beieits  ouf  ber  11.  toletan.  Sqnobe  (675)  ausbiütffi^  oeriDotfen,  ober  gegen» 
bie  fie^  ber  Bonoiioner,  njel^e  non  einem  anbem  Sobne  ol«  bem  oon  (Sott  jum 
Sofynt  ei^obenen  DTlen^n  ni(f|te  n)i|fen  mollten  {l  b.  91.  !Bono[uB).  ^itioon  füllten 
fi^  (Bi|).  unb  bie  Scinigen,  ml^e  bie  2tf)ct  be»  ^onofus  ausbiüJIii^  oenoarfen,  nii^t 
flctioffen,  ja  Slifianbus  (ep.  ad  Fidel.)  ftellte  fogai  feinen  (fie^nei  Seotus  mit  Sono' 
pifi  ^mtmn,  m  fie  M  in  bie  gdlften  bei  DoQen  SBo^ibeit  teilten,  jener  bie  Slboption  » 
bei  vienf^^U,  biefet  bie  eioige  So^nf^  leugne  C^iiftus  ift  na^  feiner  SRenf^^eil 
Sboptiofa^  Gottes:  aon  eeoere  sed  adoptione,  non  natura  se<i  gratia.  ^ffiätjienb 
®irtt  mii  bunb  ben  eigentlu^n  natfiilti^n  So^n  bie  3BeIt  gefdjuffcn,  ^at  ei  btm^  ben, 
iK(fe}ueIeuQ  Gottes-  unb  SRenfAenfo^n  (notfiiliAer  unb  aboptiocr)  ifl,  bie  SBelt  ei- 
löfL  Sßei  bie  Sboption  bes  SRenJqtn  leugnet,  behaupte  o^ne  3ioetfel,  bo^  S^ftus  w 
nie  ab  nx^tei:  SRenfA  geboren  fei  (ep.  ad  episo.  Galt.  6.  149  gelfferi^),  mü|fe 
atmeten,  bog  (E^rtfli  tlrlfif^  nit^  ous  ber  ^ffe  bes  3J!enfd|en(ie[d)lc(^ts  flamme, 
fonbon  aus  büSubfionj  bes  3kiteis  erzeugt  fei  (Ale.  adv.  Fei.  II.  12,  €.  135,  III, 
11,  S.  169 ;  Elip.  ep.  ad  Ale.  Monum.  Ale.  pag.  498).  Ubei^upl  UKifen  fie  ben 
®^neni  bl^  9»rmifi:{|ung  ber  9)aturen  Dor,  bog  p>i]0en  (Bott  unb  lOlenft^  lein  Unter*  u 
f^tu  blewe,  it!^  Sllcuin  urteilt,  bie  Sc^u  001  (EutQi^iooismus  brolie  fie  in  bas  anbere 
Sztiem,  ben  Sleftorianismue,  ju  treiben  (adv.  Fel.I,  11,  S.  136).  9hin  ift  es  aber 
bem  9Dwj)tianismus  nii^t  blog  um  SeoM^ng  bes  (üöttlii^n  00t  Serenbliqung  unb 
anbereifem  um  Slettung  bei  menfi^li^n  Suoltanj,  |onbem  oome^mlt^  um  Stettung 
bes  uK^oft  mcnfi^lit^n  £ebens  unb  SeiDu|tfeins  bes  (Eiiajeis  ju  ^n.  Übereinftim<  ta 
menb  betonen  fie  alle  menf(^lii^n  Sliebiigfei^ftÖnbe  Q^riftt  unb  feinen  ilne(^ts|tanb, 
ben  Seltx  ousnfldlii^  als  einen  nid)t  bloß  treimitlig  fibemommenen,  [onbem  bei  mcnf(^< 
lii^  Kotui  loefentlidien  bejeü^net  (servitus  conditionalis ,  debita.  Alo.  adv.  Fd. 
VI,  4,  €.  203;  IV,  8,  S.  182;  Paulin.  I,  19).  <Er  ift  als  aRenf^  in  oHem  uiri> 
in  CEn^ett  bem  $atei  untei^n  (Ale.  IV,  12,  6. 186 ;  VI,  6,  6. 204 ;  Faul.  III,  3) ;  w 
mea  au^  gut,  ift  ei  es  bo^  nic^t  naturaliter  a  se  ipso  {Wc  10,  18.  Ale.  V,  10, 
€>.  198),  nt(t|t  et  na^  feinei  SRenfi^^it  ^t  flbei  bas  gimmelret^  ju  »erfügen  (Mi 
20,  23.  Paul.  III,  3).  9Ii^t  mfnb«  n»eiben  bie  nottoenbigen  Si^rairfen  bes  menf^- 
lii^n  ©iffens  (Qri|ti  betont  (Elip.  bei  Basn.  II,  810.  Fei.:  Ale.  V,  9,  S.  196, 
Paulin.  m,  3).  Mäft  feinen,  bem  ftel(^e  roibeiftwbenben,  [onbem  (ßottes  SBinen« 
bot  et  ausjufü^n  (Peulin.  III,  i)  unb  niait  nui  ffii  uns,  [onbem  au^  für  fii^  [etbft 
bat  S^riftus  gebetet  (Ale.  VII,  15,  3.  228;  Paulin.  I,  30).  Die  natüiIiAe  (BIei4< 
ReiluM  (E^  mit  ben  äRenf^n  (Ale.  I,  15,  G.  139  u.  ö.)  citrält  obei  iV  ^»Ut 
Sebcimuig  bui^  bie  mefentlii^  Sejie^ung  [einei  älboption  ouf  bie  babuic^  oermiltelte 
Uwiition  ber  (Släubigen.  äDte  S^nftus  na^  [einet  (Bott^it  unigenitus,  fo  ift  ei  na^  » 
fetnci  3Ren[(^^it  als  aboptioei:  primogenitus  in  multis  fratribus  (ep,  ad  episc, 
Gall.,  6.  U?f.  Selfferi(^,  mit  Seiufung  auf  :3[üioi  Etymol.  VII,  2),  mit  benen  ei 
in  Aonfoimitfit  fte^:  fie  finb  adoptivl  cum  adoptivo  —  cum  Christo  Christi  et 
cum  parvulo  parvuli  et  eum  servo  servi  (Elip.  b.  Basn.  II,  310) ;  nad)  ^0  10, 
34  f.  ift  C^ftiu  deua  inter  deos.    3n  bei  aboption  bes  9Renf(^n  C^ftus  fie^  «■ 


184  tH^i)ituniifMS# 

gfelis  prhtjipiell  bie  SnnoBme  unb  aSBieberges)imtung  ber  menf^Ii^n  9lotur  SbeAfxnpl 
(Ale.  II,  11,  6.  154).  vamm  tagt  er  (äer  tmi)  gonj  enif(^ieben  an  etfter  Stelle 
oie  9Renf^eit  S^ttfti  ab  Objett  oer  gBttli^n  ann^menben  unb  31»  ilinM(^  er* 

.  ^ebenben  QDnabe.    i>it  membra  adoptiva  infi|Ten  ein  caput  adoptivum  ^oben*  na^ 

6  [einer  9Renf^it,  ni^t  na^  feiner  ®oti^it  fte^t  (E^tus  ^u  i^en  im  93er^ttnts  bes 
fynvftts  ju  ®Iiebem  (feine  (Doti^it  ffcA  ni^t  (Slieber,  fonoem  nur  einen  Xempel,  Ale. 
II,  4,  6.  149).  (Ojm^  ffot  ebenfo  mie  mir  bie  ^beftination  jur  jtinbf(^  ^lix 
legt  ben  Segriff  ber  9U)o|^n,  oon  toeU^m  bie  (Gegner  oe^upten,  bog  er  fo  ni^  in 
ber  SArift  na^^uioeifen  fei,  in  alle  bie  biblif^n  Segriffe  auseinanber,  loel^  (E^ftum 

10  ab  Objeft  gSttlt^er  (Snabe  erf^einen  loffen:  deetio,  gratia,  voluntas,  assumtio, 
placitum  seu  applieaüo,  Segriffe,  bie  alle  ni^t  auf  einen  natfirliAen  Soffn  Gottes 

.  paffen.  Sd^on  baraus  ift  ju  entnehmen,  baj}  i^m  bie  adoptio  nid^t  {i^Ie^in  mit  ber 
Slnno^me  ber  menf^Ii^en  Slotur  in  ber  (Beburt  pfammenfänt,  memt  aud)  biefe  als 
adoptio  earnis  bos  erite  u>efentli^e  SRoment  berfelben  bilbet.    6^on  (Elipanbus  ^t 

16  ®emi^  auf  bie  Xaufe  (t^fti  gelegt  (ogl.  aud^  bie  plenüudo  unctionis  nat^  3ef  9, 27 
in  ber  ep.  ad  episc.  Oall.  6.  142),  ^lix  beftimmt  bie  Stotmenbigleit  berfelben  fflr 
(Qriftus  behauptet;  unb  er  ^  fie  in  Snalogie  unb  urfS^Ii^en  ^ufa^^^^^^  fi^ftent 
mtt  oer  spiritualis  generatio  oer  ®Iöubiaen  in  ber  3!aufe.  aSBte  ourA  bie  fleif^Ii^e 
(geburt  mtt  Slbam,  fo  fte^n  fie  in  ber  aSBiebergeburt  unb  SIboption  mtt  bem  jiDeiten 

loSbam  in  notoenbiger  Serbinbung.  Der  SrISfer  fyd  na(^  feiner  SRenfd^^it  beoe  (&e* 
bttrten  in  fid^  jufammengefagt :  primam  videlicet,  quam  suseepitex  virgine,  nas- 
eendo,  seeundam  vero,  quam  initiavit  in  lavaero,  a  mortuis  resurgendo  (Ale. 
II,  16,  e.  157;  Paulin.  I,  45).  Da  gfelii  ou^  9»  6,  6  ^anjog  (Ale.  n,  13, 
S.  156)  unb  bie  natflrli^e  SRenfA^it  (^rifti  (obmo^I  unter  ^f^dtung  ber  6flnb* 

tfbfigleit)  oud^  ab  vetus  homo  bejeit^net  ju  ^aben  f^int  (Ale.  adv.  Elip.  I,  3, 
€.  245),  fo  eroiebt  fid|  bie  Snf^uung  ber  bur^  Xob  unb  Sluferfte^una  ^inbur^  fi(^ 
ooüenbenben  3Biebergemirt  bes  bbg  noinirlii^n  &ben9  (Ebrifti  ins  (Seiftlu^,  in  toel^ 
bie  bur^  bie  Xaufe  CE^fti  prinjbien  gefet|te  Sboption  fid^  ausioirtt.  Diefe  geiftlid^ 
SBiebergeburt  (Qrifti  ift  ibm  f^Ied^t^  notmenbig  gebunben  an  bie  9nna^  ber  OKi^n 

80  natürliqien  9Renfd^it  (Eqrifti.  Damit  ^ngt  ena  jufammen,  ba|  (C^ftus  nur  ab  oon 
C5ott  aboptierter  SDlenfd^  ^eibmittler  fein,  nur  ab  foI(^  ab  ^rfpreqer  (advoeatus 
1  30  2,  1)  b.  i.  Vlittler  fflr  bie  SAuIb  ber  eflnber  beim  Sater  eintreten  fonn;  \a 
nirgenbs  fte^  im  (Eoangelium.  baft  Coottes  6o^n,  immer  bag  bes  SRenf^n  6o^n  für 
uns  ba^in  gegeben  (traditum)  fet  (Ale.  adv.  Fei.  V,  7  f.,   S.  193  ff.).    Iroti  aUer 

K  (Segenoerfi^eruna  muffen  natflrli^  Sie  Krc^Iidben  !Qeobgen  in  biefer  Sluffaffung  be$ 
menjAIi^n  ^erfonenlebens  (Cbrifti  eine  3^^6unaber  perf9nli<^n  Sin^tt  bes  (Sott* 
menfcpen  Je^n,  loie  im  Sleftortanbmus.  3n  ber  !Ibat  erinnem  manche  Susbrfiffe  an 
bie  antio^enif^en  00m  3Bo^nen  (Lottes  in  bem  fflr  fi^  perfbnlid^  gebai^n  9Renf(^n; 
fo  bie  Setonung  oon  9l(&  10.  38  (deus  erat  eum  illo),  2  Ao  5,  19   (in  Christo 

40 Ale.  V,  4,  6.  191:  freilidb  fet  ber  angenommene  SRenf^  au^  (Sott,  aber  gratia  unb 
nuncupatione) ;  CE^riftus  tft  (Sott  oerbunben  (eonjunetus  deo),  trSgt  bie  (Sott^  in 
fi^  uno  bilbet  fie  in  fi^  ab  (divinitatem  gestare,  liniare,  Ale.  YII,  2,  6.  214). 
(Smx^  ift  Ci^riftus  na^  feiner  iulenfd^^eit  fomo^I  Daoibs  ab  ®otte9  €o^n ;  ein  6o6n 
aber  fonn  oon  9latur  niqt  jmei  Sater  ^aben,  mo^I  ober  einen,  ber  es  oon  9latur  ift» 

46  unb  einen  jmeiten  oerm5ge  ${boption  (Ale.  III,  1,  6.  162).  9b  Serft&rlung  ber 
jte^erei  fe^n  es  bie  (Segner  an,  bag  ^A\x  ben  filius  adoptivus  aud^  im  Gegenfo^ 
jum  »a^ren  (Sott  ab  nuneupativus  deus  bejeid^net;  er  le^re  mtx  (SMter,  einen 
Omaren  unb  einen  fogenannten.  ^lllerbinas  foll  ber  Susbrud  junöd^ft  negatb  ftari  ht» 
seltnen,  bag  Ci^riftus  nad^  feiner  SRenf^Qeit  eben  ni^t  ®ott  oon  9latur  ift;  aber  bas 

60  (Sott*genannt«iDerben  foII  boÄ  nid^t  eine  leere  Xitulatur  fein,  oie  bie  adoptio  ni^ 
bbg  bie  SBfirbe  ber  jtinbfd^aft  bejeii^net,  fonbem  xoie  mit  biefer  jene  3Biebergeburt  im 
^neumatifd^e,  fo  mirb  mit  ber  nuncupatio  ein  Sergottetmerben  (deifieatio)  roit  aller 
Ctoöpen  (3o  10,  35),  fo  in  ausgejei^neter  3Beife  O^rifti  na^  feiner  SRenfd^^it 
glei^efe^t  (Ale.  IV,  2,  6.  173)^  momit  fi(^  für  Ci^riftum  felbft  oermbae  feiner  inni* 

66  gen  Serbtnbung  mit  ber  xoefentlt^n  (Sott^ett  bie  Übertragung  ber  biefer  eignenben 
gbttltcben  SRa^t  oerfnflpft  (ib.  IV,  5,  6. 178).  SBenn  nun  tto^  allem  bie  mcKotioner 
Die  3bentitat  bes  gottmenf^Iu^en  SubjeHs  feft^alten  mollen,  fo  finb  boA  bie  SufSi^e 
ba}u,  biefelbe  oorfteUig  ju  machen,  nur  bflrftige.  SRan  lonn  bei  CEIipanbus  auf  bie  flbrigens 
ni^t  loetter  entmidelte  exinanitio  deitatis  (bei  Beatus  et  Het.  Basn.  II,  310:  ep.  ad 

60  epise.  Oall,  6. 146  u.  149)  oenoeifen,  bei  ^lix  auf  bie  no^  feftge^ltene  Snaiogte  ber 


UifitiattUtititi  186 

Stn^it  0on  fieib  unb  Seele  (Ale.  adv.  Fei.  V,  3,  S.  189,  tooju  i^m  aber  «Icufn 
bos  9lt^  obfpru^),  femer  borauf,  bah  er  bos  Geborenmerben  aus  ber  3ungfrau  bo^ 
ou^  für  ben  iiKt|ren  Gdfyx  Lottes  fefqalt  als  ein  jxDeites  (Sejeugitoerben,  ein  (Ein^ 
ge^n  jn  einen  lie[onberen  gottö^nlid^en  3uftanb  (Ale.  V,  2,  6.  189;  Agob.  13  unb 
14).  Über  ein  inniges  3netnanberfein  oon  ®ottes<  unb  SJlenf^enfo^n  unb  eine  genriffe  :> 
Sbiomenausiaufd^ung  oermSae  ber  gemeinfamen  SDHonen  ber  ®ott^it  unb  9Renf^^tt 
in  ber  nur  pofhilierten  (Einheit  ber  ^erfon  (Ale.  V,  1,  6.  188;  Agob.  e.  33  unb  35) 
fommt  er  aber  ni^t  hinaus. 

Die  (Segner  bes  Sboptianismus  lommen  oon  i^  ®^ent^efe  aus,  ba^  Q^riftus 
auA  noc^  feiner  menf^Iid^en  9latur,  u^eil  biefe  bie  oom  Somte  (Sottes  anoeet^nete  ift,  lo 
mQqrer  unb  eigener  6o^n  (Lottes  [ei,  bei  aller  g^ftl^altung  oer  lir^Iid^en  3i»^tn<^turen« 
unb  S^eimillenle^  3U  |e^  entfd^tebener  Slu^nnrfigung  ber  SSorfteüung  oon  einer  rein 
gdtfii$en  ^erfon  mit  angeeigneter  unperfbniiqer  SRenfc^enfubftotj  unb  SRenfd^ennotur 
(Ale.  adv.  Fei.  II,  12,  6. 156)  unb  ge^en,  wit  rid^  bemertt  u^orben  ift,  int  mefent« 
lidftn  auf  Q^ills  Sluffaffung  jurfid,  ber  benn  au$  etne  ber  oome^mften  SlutoritSten  n 
fui  fie  ift.  Va  (E^ftus  ni^  homo,  fonbem  deus  homo,  fo  ift  er  leinesroegs  uns 
in  alleni  o^Ii^  au^r  ber  Sfinbe,  fonbem  er  ift  nur  in  oielem  ^nli^,  in  bem  meiften 
unbioic^tigften  unä^i^  (Alc.1, 15,  6.140);  ntK^  ftftrier  Seatus  bei  Basn.  p.  316  sq.). 


Slcttin  leugnet  in  fc^roffem  (geaenfo^  gegen  bie  et^if^  Suffaffung  (E^ftt  bei  gfeltx 
ntnboieg,  ba^  (E^fbis  fflr  fi^  t^Ib|t  gebetet  ^,  ja  feM  eioentli^  ou^  fein  Sitten 
unb  3iitn  fflr  bie  Seinen  ju  einem  Sc^einioert  berab,  lagt  wm  minbeftens  eine  blog 


beittif^  Sebeutung  (YII.  15,  6.  228).  Die  in  ber  entf^iebenen  tlbmeifung  bes 
9bo)rttanismus  tro^  D9opb9fitismu$  unb  Dqotteletismus  fiq  ooüjie^nbe  bebeutfame 
SBenbung  ber  mittelolterltqen  (E^ftologie  auf  Xransfubftontiotion  bes  unperfbnli^  oe« 
backten  Slenf^IiAen  ffcA  Domer  ^araiterifiert.  Sie  lünbigt  fi^  bereits  fe^r  beutu^  25 
an  in  ben  ausffi^rli^n  SrBrterungen  bes  Seatus  fiber  ben  faframentli^en  ®enug  bes 
(5otteskibes. 

Sragt  man  enbli^  na^  ben  gef^i^tlid^en  SBurjeln  biefes  9la^lommIinas  ber  ^rifto» 
Iogi|4^n  Streitigleiten,  u^eld^e  ja  oon  ber  ni^jten  Seranlaffung  m  unterfd^eiben  finb, 
fo  It^en  biefelben  einmal  in  ber  innem  Unruhe ,  mel^e  ber  firc^Ii^n  CC^riftoIogie  in  90 
i^er  Serinfipfung  miberfpred^enber  Seftimmungen  nofaoenbig  an^et.  3wc  (Erlmruim 
aber  ber  geiftiaen  Stimmung,  loelc^  gerobe  bie[e  Untertreibung  bes  Sottesfobnes  unb 
bes  SRenfc^en  ^eroorgerufen,  ^at  man  mebrfa^  (CDfrSrer,  sBaubiffin)  eine  9{üdfiqt  auf  ben 
3slam,  ein  Seftreben,  ben  Slnftog  an  ber  £e^e  oon  ber  (Sott^eit  dOfd^  mBgli^ft  ju 
milbem,  angenommen;  ic^  jmeifle,  ob  borauf  großes  (Semi^t  ju  legen  ift.  ba  ber  ^aupt«  ss 
anftoft  (Zrinitfit  unb  SorfteKung  eines  ^eugenben  unb  gejeugten  (Sottes)  fte^n  blieb, 
^elfferu^  ^  ben  Sboptianismus  auf  eine  SlaAmirlung  bes  (Seiftes  bes  germanif^n 
Sriomsmus,  bie  er  in  ber  altem  fpan.  Seltengefid^id^te  nad^suioeifen  fu^t ,  3urfldgeffi|rt, 
iDOs  bur^  bie  dimoeifung  auf  bie  ortl^obose  Xrinit&tslebre  ber  Slboirtianer  letnesmetgs 
oSIIig  ausgefAImfen  ift  ^nbrerfeits  ^  bie  offenhinbige  93enDanbif(^  mit  ÜReftorianis«  40 
mus  unb  antto^nMer  Dogmatil  mc  Sermutuna  einer  birelten  Simoirlung  ber  S^riften 
oon  I^bor  oon  aftopsoeftta,  geführt,  mas  fi$  00$  ^infiAtli^  ber  uns  belannten SIbop 
tioner  au^  burd^  bie  Semenung  3<^cobis  (Sleanbers  I)ogmengefd^.  II,  26  f.)  niqt 
ftringent  na^n>eifen  laj}!  (Ebenfomenig  ju  beioeifen  ift  bie  Vermutung,  bog  mix  in 
ben  oon  Slipanbus  gerfibmten  rec^tglaubenben  Srflbem  in  (£orbooa  (ep.  ad  Felle,  in  45 
Xbuins  Sriefen  ep.  123),  meldte  iqn  mit  gele^em^  SRaterial  oerforgten  unb  bei  benen 
ancuin  (ep.  ad  Leidrad  141)  ben  Urfiming  bes  Übels  oermutet,  morgenlönbif^ ,  im 
Gefolge  ber  Grober  bort^in  gebmmene  (!:^ften  neftorianifd^er  Silbuna  ju  fe^en  ^tten, 
oel^  bie  abo^rtianifd^  Zenbenj,  menn  nid^t  ^eroorrtefen,  boc^  unterftfl^en.  (SBgl.  ®ams, 
Jtirqengefd^.  0.  Spanien  II,  1,  263  ff.}.  m 

Der  fpStere  SIboptianismus.  3n  ben  Sriefen  bes  $.  Sllooms  oon  (Torbooa  Hingen 
bie  oboptionif^n  ^fragen  noA  nad^  (Florez  Hisp.  sagr.  XI;  MSL  121,  411  sqq.). 
3n  ber  aufftrebenben  Molafttfc^ « bialeftif(^en  !QeoIogie  tritt  —  o^ne  ^iftorifd^en  3^' 
famnten^g  mit  bem  (streit  oer  faroIingifAen  ^eit  — -  ein  neuer  oon  ben  Segnem 
besfelben  gerfioter  Slboptianismus  ^eroor.  Die  oialeltifc^e  Se^nblung  ber  X^eologie  u 
fu^  in  abafarb,  ®iIoert  u.  a,  notmnixa  oon  jener  moftifd^^p^^fifd^en  Sluffaffung  ber 
(ErBfung  unb  bemjufolge  oon  ber  S^rillf^en  unb  9ncuinfd^en  Q^riftologie  ao  ju  einer 
tolionenen  Suseinanber^Ituna  ber  beiben  Staturen,  me^r  no^  im  3nterefTe  ber  Un« 
oezfinberlif^eit  (Sottes  als  blog  ber  begrifflid^en  Sonbemn^  ber  beiben  Staturen  ober 
ber  Setonung  einer  reellen  menf^Ii^n  (Entmidlung  (Qriftt.    ^itifftr  gehört  bas,  qhis  w 


186  Xbo^tiimtdtntid  Sbromnteled^ 

mon  ben  Sleftorionismus  9lboIarbs  nennen  fonn.  9IuA  bte  (ErSrteruitaen  bes  £om« 
barben  barfiber,  in  xotläftm  6tnne  (Sott  SRenf^  gemmroen,  liegen  md^t  ncu^  bie^r 
6ette.  (Segeniiber  fielen  befonbers  bie  Srflber  (Stxf)oä)  unb  mno  oon  9lei^mberg, 
entrüjtet  über  bos,  idos  i^nen  als  3^f^ning  bes  Sl^fteriums  unb  oIs  9{mib  on  ber 

5  ^errli^ieit  unb  (Sfyct  bes  9nen|(^enfo^nes  er^^eint.  ®er^  Ifimpft  oegen  bie  neuen 
$^otinioner.  ^auliniften,  Sonofianer,  9te[tortQner,  tote  gegen  fenen  ftonjSfif^n  9Ra* 
gi|ter  £uitoIf  tn  9tom,  ber  be^aufrtet:  Christum  secundum  quod  homo  est,  homi- 
nis quoque  filium  esse  naturalem,  sed  dei  patris  esse  fUium  adoptivurn,  unb 
ftellt  bem  entgegen:  quod  etiam  secundum  hominem  Christus  est  fUius  Dei  na- 

10  turalis  non  adoptivus.    3n  3)eutfAIonb  belam))fte  (Sttf)o^  befonbecs  ben  Stopft  bes 

Sor^enenjtiftes  2xiefen|tein  in  fronten  gfolmar  (t  1180),  ber  toie  in  ber  fie^re  oom 
enbmo^l,  fo  in  ber  Cd^iftologie  auf  ber  bialettifmen  6ene  ftonb  unb  on  bem  Sif^ 
(Eber^arb  oon  ^Bamberg  einen  Seiftanb  gegen  (Seroo(^s  Angriffe  fanb.  üuf  einerMU' 
fantmenhirrft  in  Samberg  (1158),  wo  aum  ber  SRetropolit  Coer^o^,  (Enmf^of  &tt* 

15  ^b  oon  äaljburg,  jugegen  toor,  mochten  bie  Sef^uIbi^Bungen  bes  Sontoergers  gegen 
ben  „(Eutoi^ianismus"  ®er^o(^s,  ben  man  in  ben  Sugerungen  fanb,  „bafi[  ber  in  (Bottes 
6o^n  aufgenommene  iDlenfd^  (Sott  fei"  unb  bag  SqualitSl  ftattf inbe  }n)if^  bem  (Sott* 
menf(^en  unb  (Sott,  [ol^n  (Einbrud,  bag  ber  Saljburper  (Er}bifAof  oon  (Ser^oi^  eine 
no^malige  ^rflfung  feiner  9In[i(^ten  unb  eine  9tetrattatu)n  beoenfli^er  mgerungen  oer* 

ao  langte,  unb  (Ser^o^s  (Segner  i^n  als  flberffl^rten  $Sret9er  anfo^n.  (S.  f^rfeb  nun 
feine  6(^rift  de  gloria  et  honore  filii  hominis  unb  fu(^te  bei  SUesonb^  IIL  eine 
(Entf(^eibung  gegen  bie  „neuen  3uben"  ju  emirlen,  aber  oeraebli^  6.  be^nbers 
SadSi,  II,  6.  391  ff.;  9teuter,  (Sef(^.  ber  relig.  SlufOfirung  im  WL  II,  6.  12—14; 
ilntttel,  m  ber  I^QS  58,  S.  306—328  unb  9K5Uer  in  ber  3Ä(S  11,  S.  440  f. 

26  VlWtt  t  i^ÜMä). 

9(brammelefi^  ('JlV??'??^^.  SWerj,  ?r.  «brammclct^  in  @(^cnlel8  öS.;  ©(grober,  «. 
^rammeledi  in  9lie§md  ^^. ;  berfelbe.  ^rtc^te  ber  $t.  SAd^f .  Q^ef .  b.  29iff.,  |)^iIoI.«^tft 
61.  1880,  @.  19—23  %nm.:  bcrf.,  3)ic  Äeilinfcöriftcn  unb  bo«  «Itc  Xeftamcnt,  2.  «.  .1883, 
@.  284  f.  329—332;  $.  ©d^ol),  @(ö^enbtenft  unb  Baubertoefen  bei  ben  alten  j&ebr&em 
30  1877,  @.  401-405;  Sßincficr/ a)cr  mörbcr  ©on^erlb»,  3eitf4r.  f.  «ff^riol.  II,  1887, 
6.  392-396. 

1.  Slbrammele^  toirb  2  itg  17,  31   genannt  als  eine  (Sott^tt,  bie  oon  ben 

Sep^cOToitem  p'^l^^-^),  ben  Seioo^nem  oon  Sepbanoajim  (ilettb  ö'^'eo),  mtt  itinber* 

ofyfem  oere^rt  rourbe.  Gep^ammiim,  beffen  SeiooQner  oon  ben  Slffqrem  noA  6amarien 

35oerpfIamt  toorben  maren  (2  Ag  17,  24;  ogl.  18.  34;  3ef  36,  19;  37,  13),  fyA  man 

?eQ)ö^nIu^  ibeniifijiert  mtt  ber  in  ben  ileilinf^riften  Sipar  genannten  biw9lonif^n 
Dtabt  (6(^raber,  iteilinj^r.  u.  b.  91X.,  6.  279  f.),  bem  ZuKpdga  bes  ^^tofemius, 
ogl.  (Eufebius,  Chron.  (aus  SHexanber  ^olq^iftor  xiaö)  Seroffus)  ed.  6^öne,  Sb  I, 
S.  21.  22:  h  Jiolei  fjUov  SuaTtagoig^   in  solis  urbe   (Heliopoli)    Siparenorum 

40  (Sipparenorum,  Siparis)  unb  ebenb.  6.  23.  24.  9Ba^rf(^einIi^er  ober  ift  Sep^ar« 
maftm  (LXX  teihoeife  Zm^tpagiv,  ZeTt^ageui),  ba  es  neben  $amat  unb  Sb^mb  ae' 
nannt  n)irb,  eine  tarifc^e  6tabt  unb  ju  ibentifijieren  mtt  ber  6tabt  Sabara'in,  mtÜ!^ 
in  einer  babqlonif^en  (S^xonit  als  oon  6almanaffar  II.  ^erftbrt  genannt  n)irb,  bann 
oieüeid^t  audb  ibenttfdb  mtt  Sibrajim  (o-*'-*3c  (£}  47, 16)  jtotFi^en  $amat  unb  3)amaslus 

45  ($aI6o9,  3etif(^r.  f.  älffqriol.  II,  6.  401  f.).  3)er  (Sott  SlbrammeleA  wkh  bann  niAt 
ein  boü^Ionif^r,  fonbem  oielme^r  ein  fqrifc^er  fein,  n)03u  bmmt,  bag  ein  ba^Ionif^« 
affqrijd^er  C&ott  entfpre&enben  Slamens  bis  je^t  niAt  na^eioiefen  ift.  3)en  Ninip  ge« 
f^nebenen  affqrifi^en  (Sottesnamen  ^at  Sd^raoer  allerbings  jur  (Erfl&rung  bes  SlSrom« 
mele^  Adar  lefen  ujollen;  f.  bogegen  3^wfen,  3)ie  ilosmologie  ber  Sabnionier  1890, 

50  6.  457  ff.  3)er  aff^rifc^e  URannesname  Slbrammele^  (f.  unten  Str.  2)  freilid^  nriirbe 
fjA  am  etnfac^ften  oon  einer  ajl^rifd^en  (Sott^ett  SIbar  abletten  laffen,  boo  j.  eine  onbeie 
SBermutting:  3enfen,  3eitf^r.  f.  äffqriol.  II.  S.  204.  3n  bem  ^ebraif^en  SMonats* 
namen  Slwir,  afjqr.  Adaru  Unnit  VDofjH  ebenfo  wk  in  bem  SRonatsnamen  Zommuj  ein 
(Sottesname  fteaen;  aber  biefer  (Sott  Slbor  n)ürbe  fd^n)erlid^  mtt  Ninip  gleic^ufteüen 

56  [ein,  ba  biefer  bie  Sonne  am  öftli^en  ^orijont  ift,  ma^rfd^einli(^  auA  bie  grni^Iinas* 
fonne  ober  oieüeic^i  genauer  bie  Sonne  am  3^^^^<^^^ns^»  |o  ^h  ^^»  ^^  jioöqte 
äRonat,  laum  als  fetn  SRonat  gelten  Unnitf  anä)  nii^t  ettoa  als  fein  Sterbemonat; 
benn  bie  Sonnengötter  fterben  im  $erbft  unb  3ur  3^it  ber  SBinterfonnenmenbe  (SRtt« 
teihing  oon  ^.  3^nN)*  —  ^^^  (Sottesname  oon  Sep^onoaiim  Slbrommeb^  fd^faü 


«kraimiteleiil  Skfa  187 

in  ber  3:^  aus  Adar  (ehoa  ""»»  ober  ""Tn  „^rrlic^",  f^r.  hadoro,  hdiro;  leinen* 
falb  tuu^  aRooers  [Die  ^Qinijiei  93b  1,1841, 6.  a40]u.o.  bas  perfifd^e  azar,,gfeuer"), 
als  eigetmid^  S^i^nung  bes  (gottes  unb  bent  in  Serbinbung  mit  (Sottesnamen 
^ufigen  e^cenben  Spit^n  1^9  ju  bejtel^en.  Slud^  ein  b^iell  ]tfA\ä)tx  (Sott  9lbar 
ober  $obar  ift  bis  j^t  nid^i  mit  Sid^ergeit  noi^jutoeifen.  3)agegen  lö^t  \xä)  an  einem  5 
p^nijif^n  (Bott  Slbar  nic^  jtoeif ein.  Slls  (Epit^ton  neben  einem  anberen  (Sottesnamen 
iomnit  TiK  oor  in  ben  p^önijiteen  (Eigennamen  ^^"^«  unb  T?:"nN,  f.  Saubijfin, 
etttbien  jur  femü  9leIiaionsge|4  I»1876,6.312;  basu  no^  i^^z^ri^  als  Slome  eines 
jtonigs  oon  ®ebal  (S^Ios)  auf  iinünjen  aus  ber  3^^^  SHexanbers  b.  (Sr.,  f.  6ix  in: 
The  NumismaticChronide  1877,6.182;  ogL  femer  ""^n  pc»  „ber  ^enlid^e  Slslun"  lo 
b.  l  ber  (Sott  Salon,  in  einer  p^önijildden  Snfd^rift  oom  $iraus,  f.  (Silbemeifter,  S^miS 
XXVII,  1873,  6. 132;  Corpus  Inscript.  Semitic.  Sb  I  9lr.  118  unb  boju  6.145, 
iDO  noA  enoS^nt:  "^k  -^^  P^^  aus  einer  3nf(^rift  oon  CCirta.  6elb|tanbiaer  CBottes* 
name  ift  '^'w  in  bem  lart^gif^n  (Eigennamen  ":^N:n-  „SIbar  ^  gegeben^'  ((Euting, 
Sammlung  ber  Sart^gif^n  3nfd^riften  1883  9lr.  138;  |.  baju  ^tmen,  Seitrage  jur  i5 
|emü  »eligionsgef^i^e  1888,  S.  54),  ebenfo  oieHei^l  in  bem  altteftl.  =TT!  ober  c^™ 
(etüKt  *nn,  *tt«  mit  Slominalenbung  -ftm  ober  au4  =  ST"^"^  w^öbor  ift  ergaben"; 
anbers  Saet^en  a.a.O.,  6.67  9lnm.6)  als  aramäifdbem  (Eigennamen  unb  arobif^em 
Stommnamen  (ogL  no^  Saubiffin  a.  a.  C,  6.  312).  Derfelbe  (Sottesname  [(^int 
eriannt  toerben  ju  mfi|fen  in  bem  Hadran,  toeldben  bie  pfeubomelitonif^  Slpologte  als  20 
^ouptoott^it  oon  $ierapoIis  in  69rien  nennt  ((.  Corpus  apologetarum  Christ,  ed. 
Otto,  Sb  IX,  6.  505.  426).  3)o(&  tonnte  ^ier  eine  Senoe^felung  oorliegen,  ba  anber« 
rofirts  Hadad  ("^  Jtatt  ^)  als  f^rif^  ^auptgott^eit  genannt  toirb  (Saubi{fin  a.  a.  C, 
e.  312—314).  I)ag  ^ran  unb  $abab  in  ber  !ti^at  ibenti|<^  feten,  VM  \iif  barous 
folgern,  bog  „^ran"  als  $auptgott  oon  ^ieroBoIis  ber  ^arebros  ber  Dort  oere^rten  35 
S^ria  dea  bes  ($feubo«)£uctan  uKur,  b.^.  (tro^  iiudan)  ber  3)erIeto,  unb  bag  anberer« 
fetts  SRocrobius  (Saturn.  1, 23)  Adad  unb  Adargatis  (=  Sltargatis,  3)erieto)  neben 
einonber  nenni  Da  an  bem  d  bes  Adad  bei  äRaaobius  fid^  niAt  jtoeifeln  la^  (f. 
oon  Gutf^ib,  3a^b.  f.  claff.  $^iIoL  1876.  6.  518),  |o  oirb  oieUeic^t  Hadran  auf 
einem  3rrtum  bmi^n.  60  lange  n)ir  mit  Sn^^eit  nur  $abab  ober  Slbab  als  [orif^en  ao 
®ott  bnnen,  lic^t  bie  Vermutung  na^e,  baft  au^  Slbrammelec^  aus  einem  urHmlnp« 
Iu|en  Sbabmeleo  lorrumpiert  ift;  aber  freiltd^  wvdt  bur^  ben  pbonijilc^en  Soor  em 
gletc^nomiger  f^rifAer  (Bott  oa^f^einlic^  gemad^t.  —  Die  in  a]f9r{|[i$en  3n|d^riften  als 
norbarabif^  enoä^nte  (gott^eit  Atar-samain  „SItar  bes  Fimmels"  ift  nid^t  mit  „9Ibar'' 
ju  tbentimieren  (64raber,  !^\>m(5  XXVII,  424),  oielme^r  ift  barunter  bie  ®ottbeit  35 
-^ny  (f.  ä.  atargatis)  ju  oerfteben,  ogl.  bie  Slftarte  (?)  als  „§immelsl5nigin"  bei  3e. 
remta  (fo  {e^  au^  6$raber,  ^eilinf^r.  u.  b.  91X.,  6.  414).  Der  Slame  eines  ajfq* 
rif^  (Epon^men  A-tar-ilu  lann,  ba  A-tar  ni&t  bas  3^i<^^n  für  „(Sott''  oor  fid^  not, 
{^loerli^  mit  6^raber  (Die  affprifc^'babqlon.  AeilinfAnften  1872,  6. 149)  oerftanben 
loerben  „Star  ift  ®ott'';  augeroem  tft  bie  £efuna  unftd^er  ($.  3^nfen).  40 

2.  Slbrammele^  ^iej^  naä)  2  ilg  19,  37;  3ef  37,  38  ber  6o^n  unb  SRorber  bes 
affgrifi^  ilSnigs  6an9enb.  Der  altteftamentli^n  gform  bes  9lamens  entfpri^t  bie  oer« 
ftümmeUe  Sonn  Adramelus  bei  ^qbenus  in  ber  armenifd^en  (E^ronil  bes  (Eufebius  (ed. 
Sd^one,  93b  I,  6.  35)  unb  Ardumuzanus  bei  Sllexanoer  ißolq^iftor  (ebenb.  6.  27). 

leSoIf  »anbifftn.     45 

9bfo.  ^ie  meifien  iRacJ^rid^ten  über  fein  fieben  finben  ft(j^  in  ber  gfortfe^ung  ber  Vita 
Bercharii  and  bem  11.  Sq^t^.  cap.  11  (bei  ^abiaon,  A8  III,  814  f. ;  ber  bej.  ^bfdfnitt 
auA  MG  88  IV,  488).  -  ögl.  Hist  litt  d.  1.  France  VI,  471  ff.;  (gbert,  «tag.  ®ef(j&. 
b.  £itt.  b.  aR9l.  im  9lbenbl.  m,  474-482.;  ^attenbac^,  ^eutf(^e  Q^efAid^tdqueQen  "I,  351 
unb  bcfonberd  @acfur,  3)ie  (Jluniacenfcr  I,  176  ff.  II,  224  ff.  362  ff.  —  3)ic  üon  \f)m  wer.»  ßo 
fagtcn  ^iligenlebcn  nacj^  3WabtIIon  abgebrucft  bei  MSL  137,  599—700. 

übfo,  einer  ber  bebeutenberen  unter  ben  9teformäbten  bes  10. 3<t^t^unberts,  ftammte 
aus  oonumer  gfomilie  im  3ura,  mar  in  fiuxeuil  uRdnc^  aemorben,  mürbe  oon  S.  (Saujiin 
naäf  Xoul  gejogen  unb  mie  es  fd^eint  jum  93orfte^r  oer  itat^ebralf^ule  gemalt  (ad 
magisterium  sacri  ordinis  sublevatur).  6paier  ging  er  in  bas  bur^  ben  90U&o 
aonieri^  um  935  reformierte  illofter  SRontier^en^Der  in  ber  Diosefe  (E^alons  f.  3R. 
iiber  unb  mürbe  967  ober  968  Süberi^s  9la^foIger,  f  992.  9lls  9lbt  enoarb  er  oerlorenes 
Aloflergut  iurüd,  legte  ben  (grunb  3U  einer  neuen  prac^tooüen  Safilifa,  beren  £ang^aus 
iu^  ^otte  fte^  (6adur  II,  391),   unb  flbema^  bie  9leform  anberer  ftlSfter,  nrie 


188  «bfo  Sbimt 

6t.  Senignus  5U  Dijon  auf  SUten  bes  Sif^ofs  Sruno  oon  fion^es  (Chron.  S.  Be- 
nign! ed.  Bougaud  6.  130).  9lu(^  auf  Dem  (SMtit  bes  lituigtfc&en  (Befonges  fyd 
er  eine  beffembe  X^gleijL  unb  yaxa  über  ben  Serei^  ber  jttofterlmQe  hinaus,  gefibt. 
C5Iei(^  feinen  Srteunben  Slbbo  oon  gfleurn  unb  (gerbert  oon  Stein»  (tml.  3.  $aoet,  les 

5  lettres  de  Gerbert  Par.  1889,  S.  6. 74)  gehört  er  ju  ben  »itfenfioftti^  intereffierten 
SRfinnem  ber  3eit,  in  [einer  Sibliotbel  fanben  fid^  u.  a.  e^riften  Ws  Sriftoteles  unb 
^orp^^rius,  Xerenj,  OLafor  unb  Sirgtl,  unb  es  f^It  bei  i^m  ni^t  ganj  an  Üaffif^en 
SReminiscenjen,  boq  ^auptfä^li^  las  er  n)ie  anbere  in  jener  3ett  bie  juaffifer  um  ben 
eigenen  SBortfd^a^  ju  bereitem,  nm^renb  fiir  ben  (Seift  bes  Suertums  bas  Serftfinbnis 

10  noA  nic^t  enoad^t  roar.  Der  iRuf  böserer  Silbung,  ben  SIbJo  enoorben,  oeranlagte 
oielfac^e  Slufforberungen  an  i^n  jur  Sbfaffung  oon  S^riften,  befonbers  Heiligenleben  ; 
fo  9at  er  £eben  unb  SBunber  oes  ^bebert,  (Srflnbers  oon  äRontier'ta'Celle  (Mab. 
II,  600  ff.),  bes  ananfuetus,  erften  SifAofs  oon  Xoul  (Mab.  lY,  509  ff.)  unb  bes 
Safolus,  Stifters  oon  6t.  Sasle  bei  9{etms  (Mab.  II,  62  ff.;  bie  translatio  lY,  2, 

15 137  ff.),  jule^t  bas  £eben  bes  Serd^arius,  6d^utoatrons  oon  9Rontier«en*Der  (Mab. 
II,  797  ff.)  befd^rieben;  ob  au(^  bas  fieben  äBanbelberts  (Mab.  in,  2,  452  ff.)  i^m 
Sugebort  ift  jn)eifel^aft.  Slugerbem  ftammt  oon  ffim  eine  meteifc^  Bearbeitung  oes 
2.  Su^s  oon  (Sregors  b.  (gr.  Dialogen  (£eben  Senebüts  oon  Sihirfia);  ou^  (ot  er 
ambrofianif^  Hymnen  gloffiert  unb  felb[t  $9mnen  gebietet.    Die  grSMe  Serfl^ntt^it 

20  unter  [einen  6d^en  aber  fyd  bie  frü^efte,  oer  auf  SeronMung  ber  itontoin  Serberga, 
Zoi^ter  bes  beut[d^en  ABnigs  ^einrt^  I.  unb  ®ema^{in  fiubioigs  IV.  b'Outremer,  oor 
954  oerfagte  Tractatus  de  Anticbristo  (bei  M^  101,  1291  ff.  hinter  ben  9Berlen 
Slcuins)  erlangt.  9Ib[o  tritt  ^ier  ber  in  [etner  3^tt  weit  oerbretteten  SIiiMt  oon  ber 
nabe  beoor[te^nben  Qmd^einung  bes  9Intid^n[ts  entgegen.    9bi(^  feiner  Deutuna  oon 

25  2  X^  2,  3  mug  ber  Untergang  bes  r9mi[^n  9tei$es  oor^geben,  nod^  aber  befte&t 
biejes  iReid^,  loennglei^  jer^Milten,  in  ben  fr&nfiJAen  jtönioen,  bie  feine  9Bfirbe  auf« 
reqt  er^lten.  Die  6d^r{ft,  bie  aud^  fiir  ein  9Beri  bes  9{abanus,  SUcuit»  ober  gar 
9Iugu[tins  galt  (Hist.  1.  d.  1.  Fr.  IV,  477)  o^urbe  [e^  oiel  gele|en,  aber  auA  bm:^ 
frembortige,  ja  mit  ben  tifitn  Zeilen  im  aSiberfpru^e  hebenbe  3^\6kt  oerme^rt  unb 

ao  tjt  in  biefer  (De[talt  in  bie  Slusgaben  übergegangen,  mesfyxtb  ber  (Smcax%  ben  DöHinger 
(QC^ftentum  unb  ilir^  jur  3^it  i^er  (grunblegung  '435  f.)  u.  91.  oon  berfelben  mc 
oie  (Se[d^i(^e  ber  mittelauerli$en  9[n[(^uung  oom  9Intid^[t  gemadbt  ^aben,  ber  Se* 
riAtigung  bebarf.  Die  Verausgabe  eines  gereinigten  Xestes  fyd  QcSvc  in  Susjic^ 
gefteut.  S.  m.  ^entf«. 

35  Sboent.  9}orausae[e^t,  bag  bas  Seneic^nis  epi[toli[d^er  £ettionen  [Aon  bamals  im 
codex  Fuldensis  [tanb,  als  ber  Si[^ofSiftor  oon  (£apua  i^n  las,  fo  giebt  uns  biefer 
codex  bie  ölte[te  9la(^ri(^t  über  Slboent.  Denn  bie[er  Si[(^of  las  i^n  546,  unb  in  ber 
SRitte  bes  codex  i(t  bas  genannte  Setjeic^nis.  Die[es  en^lt  oier  fiettionen  De  ad- 
ventu  Domini.    9In  bte[es  3^ugnis  für»  bie  Slboentsfeier  rei^  fid^  über  comicus, 

40  ^rausg.  oon  SRorin  1893,  nac^  bem  Urteil  bes  Herausgebers  in  ber  ftird^e  oon  Xolebo 
oor  ber  mo3arabi[^en  £iturgie  im  (gebraut,  mit  fünf  6onntagen.  Die  gleich  3^1 
£eftionen  ^at  ber  [ogen.  comes  bes  ^ieronqmus,  b.  f).  bas  alte  r9mij^  £cltionar,  uiä> 
bie  gleite  3^1  orationes  ber  über  sacramentonim  (gen)9^nli4  bas  sacramen- 
tarium  Gelasianum  genannt).  6e^s  9Iboents[onntape  fintNen  [i^in  ber  mojarabif^n 

45  unb  in  ber  mailanbt[^en  £iturgie ;  le^tere  ^at  unmittelbar  oor  SBei^na^ten  no^  eine 
be[onbere  Missa  de  exceptato  (3^[us,  ber  in  bie  9Ren[^^it  9Iuf genommene?  ober  de 
exspectato?,  bie  S^ier  i[t  be[^neben  oon  Serolbus,  ^erausg.  oon  9nagi[trettt  1894). 
9nit  ®runb  oermutet  SRabillon,  bag  bie  fe^lenben  Slötter  bes  oon  i^m  mitgeteilten 
Lectionarium  Gallicanum  ^De  liturg.  Gallic.  L.  I)   bie  Slboentsleltxonen  entölten 

50  ^ben,  mie  benn  ein  gallicant[(^es  9Rif[aIe  (SRuratori,  £iturg.  Rom.  vet.  II,  p.  783  bis 
792)  eine  Orbnung  ber  Slboentsfeier  ent^&lt.  Die[e  eingaben  geben  junä^ft  borfiber 
Sluslunft,  mo  Slboent  gefeiert  mürbe*  [ie  la[[en  au^  ungefähr  erlennen,  feit  oKinn  bie 
pfeier  au^efommen  ift.  Denn  einerfeits  roar  eine  befonbere,  mit  befonberem  Kamen 
belegte  SÜ^oentsjeit  ber  alten  ilird^e  unbefannt,  anbererfeits  ift  anjune^men,  bah  bie 

55  Sfeier  alter  ift,  als  bie  Sü^er,  in  benen  bie  bofür  beftimmten  £enionen  unb  C5ebete 
uns  er^lten  finb.  Die  Sln^änge  ber  Slboentsfeier  finb  alfo  eüoa  an  ben  6(^lug  bes 
5.  3a^^.  3U  fe^en. 

Die  mgaben  laffen  meiter  erlennen,  bafj  in  ben  erften  3^tten  eine  Ungleic^miMg' 
feit  ^rrfd^te  ^infic^li^  ber  Dauer  unb  borum  ^infid^tlic^  bes  Slnfangstermines.    Z)ie 


«kneiU  189 

SRailänber  3.  S.  begonnen  mit  bem  Sonntag  nac^  3Rartini,  bie  9tömer  in  frästen 
3etten  mit  Dem  elften  l^ejember  (Sottifol,  Hist.du  Breviaire  1893,  p.  329).  Dos 
o^nKinfen  beftonb  oud^  im  äRittelalter  nii)  fort  (ogl.  bie  Stellen  bet  ^bo  Slonoc, 
Spologet,  le^t  ^fo^,  unb  bei  Semo  Slug.  De  celebr.  adv.  unb  De  init.  adv.  MSL 
T.  139  u.  142).  Die  Differenj  jmif^n  oem  comes,  bet  fünf  9lboentsIe!tionen  ent»  0 
^It  unb  bem  Slntip^norius,  ber  4  Slboentsfonntage  jo^It,  oeranlagte  bie  mitteldterlid^n 
£tturgifec  ju  mpfttf^n  Deutungen  (Amal.,  De  eccles.  off.  L.  III  c.  40;  Semo, 
Slug.  De  quibusdam  rebus  etc.  c.  4)  unb  toutbe  bo^in  ausgeglichen,  bag  man  ben 
Sonnjog  oor  un[ecem  etften  Slboent  als  praeparatio  adventus  fahte. 

Über  ben  Sinn  ber  gfeier  giebt  ber  9lame  adventus  Sluffi^IuR.    3[iborus  $ifp.,  10 
ber  eine  befonbere  SIboentsjeit  ni^t  ju  fennen  fd^eint,  tDenigjtens  ni^t  enoo^nt,  [d^retbt 
De  ecdes.  off.  I  c.  25  oomäBeü^nad^tsfefte:  Haec  est  diel  hujus  nova  et  gloriosa 
festivitas,  adventus  Dei  factus  ad  homines.    Demna(^  ift  auc^  bie  befon^re  3Ib< 
oentsfeier  auf  ben  adventus,  b.  i.  bie  (Seburt  (nfn\ti  gerid^tet,  unb  btes  oirb  inbirelt  ba« 
bun^  beftfitigt,  bag  ba,  mo  bas  S^Iaoport  adventus  fe^It,  bie  Seseid^nung  Ante  na- 1& 
tale  Domini  angemenbet  roirb   (ogl  3<^cc<^f  Biblioth.  rit.  T.  I,   p.  213  unb  236 
unb   Smaragbi,   CoUectiones :  Hebdomada  IV  ante  natalem  Domini ,  hoc   est 
Prima  Dominica  adventus  MSL  T.  102,  p.  512).    Seitätigt  unb  jugleii^  enoeitert 
wirb  biefe  Sebeutuna  burA  bie  fieltionen.    Sc^on  bie  Slteften  uns  bekannten  fieltionen 
bcs  cod.  Fuld.  bejie^en  fi(9  nid^t  blog  auf  bie  Geburt  (E^rifti,  fonbem  au^  bie  3uhinft.  ao 
bie  CEni^it;  es  finb  biefieWonen  9»  8,  3—17;   11,  25—36;   (5a  3,  15—26;  II5 
5,  14—23«    Die  SRenae  ber  anbem  9lboentsIe!tionen  mac^t  biefes  Silb  reid^er,  ober 
im  oefentli^en  nii^  atwers ;  bas  ißrop^tif^e  unb  SsAatoIogifc^  ift  rei^Ii^  barin  oer* 
treten.    (Es  li^  ber  in  ber  b.  S(^rtft  en^altene  (Seoanle  bes  jmeifa^en  jlommens 
bcs  ^erm  ju  ®runbe.    $i)xpo^tus  (ilegl  t.  ocor.  ed.  Lagarde  §  44,  p.  21)  Iprfa^t  s& 
oon  einer  mtVIaibtn  Ttagovoia,  einer  äriptog  unb  einer  Sydo^og.  ^o^nnes  ber  !Xai^er 
ift  ber  Sorifiufer  ber  erfteren,  unb  ba  bemgemäg  S^^nnes  in  ben  Slboentsleltionen  [eine 
beomnugte  Stelle  ^,  fo  begreift  fi(^  leidet,  bah  ber  SIboentsgebanle  au^  eine  Sesiebung 
auf  me  fortoS^nbe  fie^rmfittgfeit  3^|u,  auf  bie  Air^n^eit  erhielt,  oeli^e  jiDifd^en 
feinem  erften  unb  ya>tikn  Aommen  oerifiufi    So  bilbete  ftd^  bie  9}orfteIlunQ  oon  ma  so 
adventus  triplex,  ober  mif  ber  SafjH  ber  Sonntage:  quadruplex,  bem  bte  9Bo(^n 
oor  9Bei^naAten  geoei^t  oaren.    X)ie  fiiturgSer  unb  ^rebiger  erfannen  lei^t  bei^« 
li^  2f<>nnul{erungen  3.  S.  einen  adv.  ad  homines,   in  homines,  contra  homines 
ober  in  camem,  in  mentem,  in  morte,  in  majestate. 

Xus  ber  Cntfte^ungsgefd^idbte  ber  Slboentsfeier  ergiebt  [id^,  bab  beftimmte,  bem  36 
Xboent  als  folc^em  gemwmete  Jtultusftäde  aus  ber  alten  ftir^e  niqt  berilberlommen 
tonnten.    Sor  allem  leine  SIboentsprebigt,  ums  man  notürli^  nid^t  mit  |)rebigten  oer* 
»e^^feln  b(nf,  bie  fiber  biblifc^  Slbf^nitte  gehalten  morben  finb,  bie  mh  ^eutjutage  ab 
Sboentstexte  anjufe^n  gemo^nt  finb.  unb  bie  oon  ben  \paitxn  ^Herausgebern  }u  Slboente* 
prebigten  geftempelt  u)orben  jinb.    Dies  gilt  oon  ben  SIboentsprebigten  bes  (Taefarius  ^ 
oon  wies,  SRazimus  oon  Zurin,  (Sregor  9R.,  bes  j^omiliors  bes  $aulus  Dial.,  unb 
ber  Sammlung  $aumos.    grür  bie  (Sef^id^te  ber  Sboentsprebigt  finb  bemerlensmert 
bie  ^ebbten  bes  ^Ubebert  (Eenom.  MSL  T.  171,  'ilelreb  T.  184,  (guerricus  T.185, 
Sbomus  &oi  T.  198,  ißetrus  (£all.  T.  202,  ^etrus  SIesn.  T.207.  j^ierju  lommen 
bk  Vrebigten  oon  Sonaoentura  (Opp.  T.  III),  bie  prebigten  in  ber  S^önbad^f^n  ^ 
Sammluna  altbeutf^er  ißrebigten,  unb  bie  ißrebigten  aus  ber  unter  bem  Flamen  Zou» 
lers  ge^noen  Sammluna.    mf  SJoIIftanbigfeit  ma^en  biefe  eingaben  feinen  Slnfprud^. 
9m  meiften  uiirb  ber  befonbere  greftc^after  ber  ff,  S^^  Of'n  Sern^b  oon  (Hatroaux 
(MSL  T.  183>  berfidfi^Hgt.  ^nli^  Sorfid^t  U)ie  bei  ben  unter  bem  Zitel  Slboents« 
lirebtgten  fiberlieferten  prebigten  ift  bei  ben  9lbDents^9mnen  ansmoenben;   bie  ölteften  ^o 
4^9mnen  biefer  Gattung,  mie  3.  S.  ber  $9mnus  bes  ^mbrofius  Veni  redemptor  gen- 
tium, unb  ber  j^pmnus  bes  Qutelius  Sebulius :  A  solis  ortus  cardine,  mürben  f|)ater 
ffir  bie  Sboentsfeier  oenoenbet,  roaren  aber  nid^t  für  fie  gebic^tet. 

SRon  foltte  enoarten,  bag  eine  fol^e  93orfeier  ber  (Seburt  (E^rifti  ben  ({i^araiter  ber 
%eube  an  fic^  trage,  unb  fo  fagt  benn  auA  bte  erfte  SIboentsprebtgt  aus  ber  ben  9tonen  ^ 
Uimlers  tragenben  Sammluna:  9Bie  ber  3Rai  alle  anbere  3^^^  ntit  £uft  unb  greube 
übertrifft,  fo  ift  biefe  !^üt  befonbers  innig  unb  ^ilig  oor  anberen  gfeften.  Xro^bem 
^otte  otefe  3^^^  ff^n  tm  3RitteIaIter,  mie  nod^  beute  in  ber  römif^en  ilir^e  ben  (Sfyi^ 
fotter  ber  Sujsseit.  Die  erfte  Spur  baoon  finoet  fi^  im  5.  34<^m  Q>o  ^erpetuus 
9911  Z9urs  fflr  bie  3^^  ^  depositione  S.  Martini  usque  ad  Natalem  ein  breimaliges  ^ 


190  Xbumt 

galten  in  her  3Bo(^c  angeorbnct  ^ben  JoII  (Gregor.  Tur.  Hist.  Fr.  X,  31  S.  445),  bic 
jmeite  6pur  finbet  |iq  im  9.  Ranon  be$  concilium  Mause,  oom  3*  ^^  (MO 
Concil.  I,  6.  157).  Diefe  beiben  Sor|^nften  oeiraten  leine  Seji^ung  ju  ber  3^^ 
als  Slboentsjett.  9lber  f(^on  9{at^riu9  oon  9}erona  giebt  ben  C5eiftli^n  (Enti^Itfam^ 
6  leitsDorfd^riften  für  bie  4  SBod^en  bes  adventus  Domini ,  Synodica  c.  15.  (Ebenfo 
rebet  ein  bem  ^uguftin  untergefd^obener  Srief  oon  bet  abstinentia  a  carnibus  vel 
conjugali  copula,  beten  \xä)  bie  filii  ecclesiae  in  ber  üboentsjeit  befleißigen  foKen 
(SRabillon,  De  liturg.  gallic,  p.  458).  3n  biefem  3ufammen^ana  mug  ober  enDogen 
iDerben,  bag  bie  grie^ifc^e  Sivtift,  tDelc^e  eine  befonbere  Slboentsfeter  ni^  lennt,  ein 

10  bem  SBei^nac^tsJeft  oorausgebenbes  f^ften  ^ot,  toeld^es  \xi)  loett  ^urficberfolgen  lagt, 
unb  toelAes,  naqbem  es  aleiq  bem  abenblänbif^n  Jfaften  urfprflngli^  nur  oen  Dienern 
ber  ilir^e  auferlegt  gen^efen  mar,  bod^  aud^  jur  Solfefnte  touroe  (Theol.  Stud.  Catech. 
chron.  MSQ  T.  99,  c.  2  unb  Codinus  Curopal.  De  offidis  c.  7.  Historie.  Byz. 
T.  VI).    !0ienei(^t  ^aben  toir  bo(^  hierin  ein  ^meid^en,  bog  man  Sbnli^  toie  bei  ber 

15  Ofterfeier,  |o  aud^  ber  SBei^nad^tsfeier ,  na(^bem  oiefes  gf^ft  feinen  fta^ierten  Zag  be« 
fommen  Qatte,  eine  3eri  ber  Slsfefe  oorausge^n  lie^,  nur  mit  bem  Untertrieb,  bog 
bas  ($aften  oor  SBe^naAten  niemals  fo  allgemein  ourbe,  loie  bos  Quabragefimalfaften. 
Der  fa^Iid^e  C5runb  i[t  bereits  in  einer  bem  9Rasimus  Xaur.  pgefdbriebenen  ^rebigt 
ausge[)>rod^en,  bie  mehrere  Xage  oor  SBei^na^ten  gehalten  omroen  tft:  Purifieemus 

20  spiritum  ae  nitidi  et  sine  maeula  immaeulati  suseipiamus  adventum  (=  ®dfturt), 
ut  cujus  nativitas  per  immaculatam  virginem  constitit,  ejus  natalis  per  imma- 
culatos  servos  procuretur.  9In  Semü^ungetu  ni^t  blog  bie  (Seiftlic^n,  fonbem 
au(^  bie  (Semeinben  jur  Disjiplin  anju^alten,  fehlte  es  ni^  (Selet^,  De  div.  offic. 
c.  11,   Concil.  Abrincat.   1172    §arbuin  Coli.   VI.   P.  II,   p.  1634;   Sd^Snba^, 

25  $rebb.  I,  p.  146 ;  II ,  p.  14) ,  aud^  niAt  an  einjelnen  (Erfolgen  (Excerpt.  Ec- 
berti  bei  ^arbuin^  Coli.  IV,  p.  1985).  SRit  biefem  Suftc^alter  ^ngt  sufammen, 
bag  bie  Slboentsjett  im  3RitteIaIter  bis  jur  Oftaoe  bes  (Epip^niastoges  als  tempus 
clausuni  gebalten  rourbe  (Gonc.  Salegunst.  1022  $arb.  Coli.  VI  F.  I,  p.  828), 
oon  toeld^er  3^i^)^uer  bas  xribentinum  toenig^ens  bie  le^te  9BoAe  bekitigte  (De  re- 

30  form.  Sess.  XXIV,  c.  10).  T)oä)  i|t  bas  Ijfaften  niemals  fflr  Sie  Slboentsjeit  jum 
allgemeinen  ilir^ngebot  in  ber  römif^n  ilirc^  gemorben,  fo  fe^  fid^  au^  i^ti^spexo 
fiambertini,  ber  nachmalige  $apft  Senebitt  XIV.,  baffir  ausfprac^  (Opp.  T.  XI  In- 
stit.  XI).  6o  fam  bie  9ß)oents3eit  ju  i^rem  DoppelAarafter,  ben  ^laoulp^us  Xungr. 
De  canon.  obs.,  propriet.  16  furj  unb  bfinbig  oef^reibt:    Adventus  partim   est 

Solaetitiae,  quia  Alleluja  dicitur  et  cantus  in  jucunditate  cantatur,  partim  tri- 
stitiae,  quia  Tedeum,  Gloria  in  excelsis  et  Ite  Missa  est  reticentur  nee  in 
festivitatibus  sine  autoritate  dici  debent,  et  in  nigris  vestimentis  fit  servitium. 
Das  gegemoärtige  9RtfTaIe  [d^reibt  oiolett  oor.  Der  Cmft  ber  Sboentstooc^n  tritt  in 
ber  gefteigerten  $rebigt^  unb  Unterri^tst^ötigfeit,  [oroie  in  bem  Dringen  auf  Hommunion» 

40  genug  ^u  2:age. 

Die  {nroteftontifd^en  ftir(^engemeinf^aften  Jd^Ioffen  ]\äf  ^infidUIid^  bes  SInfangs  unb 
ber  Dauer  ber  ^oentsjeit  bem  römif^en  ilirqenlalenber  an.  nufC5runb  ber  oblligen 
Sd^eibung  pifd^en  bflrgerli^er  unb  fir^Iid^er  3^itre(^nung  fom  ber  erfte  Kboents» 
fonntag  ^u  ber  loeiteren  SBürbe,  bas  ftird^enja^r  ju  eröffnen,  b.  f).  er  belom  befonbere 

45  a^enbarif^e  Si&dt^  6ebet  unb  £ieber,  toelc^e  borauf  Sejug  normen.  3m  flbrigen  be> 
btelten  ote  (EoangeliJ^n  bie  alten  braud^baren  jtolleften  bei,  ber  fte^enbe  Slooents« 
99mnus  mar  aum  oei  uns  bas  Veni  redemptor,  bas  lateinifd^  (Lossius,  Psalm.) 
ober  in  £ut^ers  ^Bearbeitung  gefungen  mürbe,  bis  ^.  (Ser^arbts :  „SBie  foU  ic^  Di4 
em;rfangen?  i^m  ben  iRang  ablief,    (ferner  normen  bie  £ut^raner  bie  mittelalterliAen 

60  Slboentsperilopen  mit  ^erflber,  barunter  aud^  tro^  ber  oorausge^enben  ef^ototogif^n 
Xearte  ber  legten  Xrinitatisfonntage  ben  «bfdöinitt  fic  21,  25—36.    fiu^er  _ 

^  in  feinen  Slboentsprebigten  nur  einmal  (ftird^enjpo^.  (Epiftelpr.  I.  Slbo.)  mit  bem 
(E^orafter  ber  SIboentsjeit  unb  ^ebt  bas  ilommen  (E^rifti  in  feinem  (£oangeIium  oIs 
bas  mid^tigfte  5lommen  ^eroor.    Sren}  baaegen  lögt  es  \iä)  in  feinen  Pericopae  ex- 

65  positae  1556  angelegen  fein,  bie  eoangelifd^e  Sebeutung  bier  ^.  3^^^  ^^  (&egenfa^  ju 
ber  Sluffaffung  ber  hypocritae  barsuftellen:  Majores  nostri  instituerunt  quatuor 
hebdomadas  ante  Natalem  diem  Christi,  ut  iis  diebus  doceantur  de  vetustate 
Religionis  nostrae,  quod  Christus  non  fortuito  advenerit,  sed  longe  ante  prae- 
missus ;  bie  sobrietas  ber  Stü  erflort  er  aus  bem  9Bunf Ae  ber  grommen ,  ab  sobrii 

Go  bie  fo  notmenbige  Se^e  beffer  3U  begreifen  unb  ju  betoa^ren.    9us  biefer  9Iiiffa||«iig 


Xbuntt  Skumtifteti  191 

etllfiien  ft^  bie  Seftimmungen ,  loel^e  bie  5ltrAenorbnungen  für  SBütitemberg  1546 
utib  1559,  für  Jluq^ol^  1556  unb  am  ousffi^It^ften  bie  für  Sommern  1568  aber 
bie  $rebigten  geben,  iDona^  bie  9}erbeigungen  ju  ibrem  9teAte  bmmen  foHen.  (Ein 
Airäenfen  im  oollen  Sinn  m  ber  erfte  Slboent  niqt.  (Erft  Der  S^nobalbefd^Iug  fflr 
So^fen^^ilbbiirg^.  1685  mill  i^n  boju  burd^  9ln[e^ung  ber  ftommunionfeier  ergeben,  g 

Gaf  tiari. 

lUlieMtifleit«  W.  H.  Lyon,  A  study  of  the  aects,  »ofton  1892;  H.  K.  Carroll,  The 
religions  forcee  of  the  IlDited  Btates  (The  AmericaD  church  history  series  I),  9^en)«{)otI 
1893;  J.  White,  Sketches  of  the  Christian  life  and  public  labors  of  William  Miller,  ga- 
thered  from  his  memoir  by  the  late  Sylvester  Bliss  and  from  other  sources.  S3attle  @^reef  in 
1875;  J.  N.  Loughborough,  Bise  and  progress  of  Seventh-day  Adventists  with  tokens  of 
God'B  band  in  the  movement.  Sattle  (Sreet  1892;  3.  ^.  ^nbremd,  ^ie  @)ef(^i(^te  bed  @ab« 
bat^d  unb  bed  erften  ^Bo^ntaad,  bearbeitet  üon  fi.  SR.  (Sonrabi,  ^afel  unb  ^ambura  1891 ; 
Seventh-Day  Adventist  Year  book  for  1894,  ©attlc  ßrecl;  äcttungcn  unb  3eltf Triften  ber 
Seventh-day-Adventists  rote:  Hie  Advent  Review  and  Sabbath  Herald,  Sattle  Q^reel  1895  i& 
voL72;  C^riftHci^er  ©auSfreunb,  ©attle  (Sreef  1895  17.  Sa^rg.;  Signs  of  the  Times.  Oaflanb, 
(Solifomlo  1895  vol.  21;  Tidens  Tecken,  ©todt^olm  1895  1.  Sa^rg.;  The  Present  Truth 
SoTi^on  1895  vol.  2;  Les  signes  des  temps  1895  19.  Sa^rg.;  ^erolb  ber  ^a^r^eit  ^m* 
bürg  1895  12.  3al)rg.;  3tond«®fi(^ter,  Hamburg  1895  1.  Sa^rg.;  Qood  Health,  a  Journal 
of  Hygiene,  Sattle  (Sreet  1895  vol.  XXX;  The  medical  Missionary,  Sattle  Qixttt  1895  vol.  lY ;  20 
ftatalog  ber  Sntemationalen  XraltatgefeQfc^aft,  j5amburg  1895;  (S.  2)redbad^,  ^ie  proteftan* 
ti{4en  Selten  ber  Q^egentpart  im  ü^id^te  ber  ^L  Schrift,  Sarmen  1888. 

Die  ^«üboent'Seoegung''  in  Slmerüa,  ber  bie  9erf(^iebenen  Denominationen  ber 
Sboentiften  eniftommen,  ijt  ein  Zeil  ber  esci^oIogifAen  (Enegung,  bie  in  ben  erften 

KSo^rje^nten  bes  19. 3<{^rmtnberts  in  pietiftif^n  jueijen  oerf^tebener  d^riftli^er  £anber  25 
^  bemerfbor  mac^.  3n  aBfirttembera  enoorteten  oiele  ber  „Stillen  im  £anbe''  gemäg 
n  ne^nuimen  3. 91.  Sengeb  (ogl.  ben  9.)  bie  SBieberfunft  bes  $erm  für  bas  3obr 
1836;  im  i^einifcben  Pietismus  tooren.  oenn  au^  o^ne  berortige  9{e^nereien.  bte 
es^^Iogif^n  Hoffnungen  (Sele^ng  Ssraels,  balbige  SBieberfunft  bes  $erm  u.  f.  m.) 
lebenbig  (9{i^l,  (&ef(b.  bes  Pietismus  I,  565.  584).  3n  ^olbinb  fd^rieb  $.  $en^e*  90 
peter  1819  etne  Sd^rtft  über  bie  aanstaande  wederkomst  van  onzen  Heer,  unb 
1822  unb  1823  lieg  er  }mei  ä^nli^  Sd^riften  foben.  3n  Spanien  erf^ien  1812  unter 
bem  ^feubonpi  Sen«(Esra  ein  (f|)ater  burd^  (Etm.  Urnings  enaliJAe  Überfe^ung  belannt 
geootbenes)  Su^  ,,über  bos  Kommen  bes  SRelfias  in  j^erriiqteit''.  an  (Englanb  ift 
eine  oemKtnbte  ^^riftftellerei  feit  1814  nat^roeisbar  (ogl.  ben  Sl.  Sroing).  Seit  ben  35 
matqlqet  ^(o^en  entftanb  in  Sflb»3rlanb  bie  Daronften  •  Semegung  (ogl.  ben  9. 
DaroD)'  fett  ungef&^r  1831  ging  aus  ber  f&otti[^«engIif(^n  Srregung  bie  apoftolif^e 
®emenu)e  ber  3roingianer  beroor.  3ofef  SBoIff,  ber  1821  oon  (Englanb  nad^  bem 
Orient  ging,  um  unter  ben^uben  ^alöftinas  ju  mifjbnieren,  fnrebigte  oon  ber  balbigen 
SBieberfainft  bes  $erm  in  ^olöftina,  in  ^mpttn^  in  iDleJopotamien,  in  (Srie(^enlanb,  40 
in  ber  Zfirlei  unb  anbem  (Sebieten  bes  Orients  bis  ^in  naq  ^inbuftan  (Loughborou|h 
S.  18).  Dag  bie  oeroKinbte  amerilanifc^e  Seoegung  ni^t  unabhängig  mox  oon  biejer 
intemdionalen  Srregung,  ift  feIbftoerftönbli(^,  n)enn  auA  f^merln^  nad^n)eisbar.  Der 
SoimtanfSimer  biefer  amerilanifd^en  Seoegung  max  äBilliam  SRiller  (geb.  in  ^ittsfielb, 
aRart.,  15.$ebr.  1782,  f  in  Bow  $ampton,  9lem  $or!,  20.  Dej.  1849).  SRiller  mar  45 
ein  Sinmer,  beffen  lebbaftes  geiftiaes  3ntereffe  nur  buri^  bie  Sef(^ränft^eit  ber  pehi« 
nifiien  SRittel  feiner  QEuem  an  miffenj^aftlid^er  Slusbilbung  ae^inbert  mar.  Seine  fiel« 
ifiie  ^atit  i^n  gum  Deiften  gemacht.  9toq  mä^renb  bes  engIM*ameriIaniJd^n  „Krieges 
Don  1812'|,  ben  SR.  als  captain  mitmaqte,  gehörte  3R.  ju  oen  Ungläubigen.  Srft  im 
^jafyct  nai9  feiner  (Entlajfung  oom  anUitar,  1816,  erfuhr  er,  34  3a^re  alt,  in  fiom  go 
^ompton,  mo  er  1812  ftq  angefiebelt  ^atte,  im  5lreife  ber  Regulär  Baptists,  benen 
feine  gmnilie  |uge^e,  feine  „Selc^ng".  Seitbem  trieb  er  tn  feinen  SRugeftunben 
eifrigftes  Sdmtftubium,  ni^t  mie  ein  X^eologe,  fonbem  mie  ein  aläubiger  fiaie.  Sein 
Snteieffe  fyd  fuq  babei  frü^  ben  es(^atologtf(^en  (Sebanfen  jugemanot;  f^on  1818  (na^ 
fetner  eignen  Sngabe  bei  White  S.  57)  jtanben  i^m  im  mefentli(|en  bie  (Sebanlen  66 
fefi,  bie  er  in  ben  näc^Hen  25—31  Z^xtn  f eftge^ten  ^  3m  (Seaenfog  ju  allen  fpbri* 
tualffliKben  Deutungen  bes  SRillenniums,  im  (&egenfa^  aud^  3U  all  ben  (ßebanlen,  meld^ 
Me  aBteberbinft  bes  j^erm  erft  na^  ber  Sele^rung  ber  gangen  9Belt  in  Slusfi^t  ftellten, 
iibeittttgte  er  fi^  booon,  baft  ber  $en  balb  mieberlommen  Beerbe,  um  noiäi  bem  9BeIt* 
tetfue  (2  p  3,  10)  unb  ber  erften  Sluferfte^ung,  ber  9Iuferfte9ung  b^.  Senoanb«  eo 


192  SkUCKtifteit 

lung  ber  (gläubigen,  [ein  taufenbiobriges  Stei^  ouj^urU^n,  n(u|  beffen  fiblauf  bte  S[u|* 
enoedung  ber  (Soitlojen  unb  bas  (Enbger^t  folgen  toerbe  (9R.  bei  White  6. 53).  Du 
9lä^e  ber  ^orufte  glaubte  er  beregnen  ju  lönnen:  Da  er  Da  8,14  auf  bie  nemigung 
ber  Srbe  bur(^  bas  (Jfeuer  bes  SBeltbranbes  bejog  unb  annahm,  ha%  bie  2300  Zage 

6  (=  3<^^te)  btefer  Stelle  mit  ben  70  (3a^r')9Bo^n  in  Da  9, 24  ff.  begannen,  fo  ergab 
{i(^  i^m,  roeil  er  mit  oielen  (Exegeten  jene  70  9Bod^en  oon  ber  9tfl(Re^r  (Esras  nad^ 
3eru[alem  (im  Z^^^  ^^7)  an  red^nete,  ba^  2300  3<^^i^  nadb  457,  alfo  ,,ungefabr 
25  3a^re  naä)  1818''  (9R.  bei  White  6.  57)  ber  ^m  toieberfommen  »erbe  (pgl.  tn 
bem  Selenntnis  SRillers  bei  White  6.  62  9lrt.  15:  on  or  before  1843).  (Erft  1831 

10  (9n.  bei  White  6.  80)  begann  SR.  mit  biefen  (Bebanlen  ^orsutreten.  Ss  gef^ 
bies  burc^us  im  Stammen  ber  befte^enben  Denominationen:  in  ber  Siegel  luben  bie 
C5eiftlid^en  ibn  3U  einem  9}ortrage  ein;  namentliA  bei  Sa)]fti|ien,  ftongregationaliften 
unb  SRet^obiften  fanb  feine  Sotfd^aft  (Eingang  (SR.  bei  White  81).  3a  1833  (ogl. 
bie  Urlunbe  bei  White  6.  93  f.)  erhielt  3R.  oon  ber  SaptUtenaemeinbe  ju  Sampton 

16  eine  förmliche  (Erlaubnis  jum  ^rebigen.  3n  bem  gleichen  ^apre  legte  er  arn^  fc^riftlu^ 
[eine  (Sebanlen  bem  ^t&lihim  oor:  Evidences  from  Scripture  and  History  of 
the  Second  Coming  of  Christ  about  the  vear  1843  etc.  (Sranbon,  Serm.,  1833). 
Diefe  S^rift  unb  bie  Steifen  SR.9  trugen  bie  Seoegung  in  immer  loeitere  S(m\t. 
^unberte  fanben  gelegentlid^  m  SRillers  SReetings  fi^  ein;  Sele^ngen.  benen  na^ 

90  boptiftif^en  Zrabttbnen  bie  xaufe  folgte,  loaren  bos  SlefuUat  femer  Sieben.  6elbft 
manme  Universalists  (ogl.  ben  Sl.)  vomhtn  gewonnen.  Diefe  traten  bann  in  bte 
bafrtiftifd^e  (Bemeinf^aft  ein,  ber  SRiuer  angftfßm;  bie,  u^eld^e  aus  anbem  Denomina« 
tionen  gewonnen  uiuroen,  blieben  in  ben  langen:  eine  eigene  Denomnmtion  }u  grflnben, 
lag  3Bm.  SRiller  um  [0  femer,  {e  fefter  er  booon  flberjeugt  ukut,  bag  „d)e  C^ftus 

25  fomme  in  feiner  ^errhd^Ieit,  alle  fxtrteiif^en  ^rinjipien  (sectarian  prindples)  wt^' 
gefegt  unb  bie  9}erfe4ter  ber  oerfd^iebenen  ftir^nixKrteien  jerftreut  toerben  m&Atn  m 
bie  oier  SBinbe"  (Sefenntnis  SRs.  bei  White  63).  6eit  etom  1840  na^m  bie  Se« 
rpegung  inner^lb  ber  Sleu«(Englanb«6taaten  —  nur  biefe  lommen  junft^ft  in  Setrai^t  — 
immer  gröjjere  Dimenfionen  an.    6eit  i$ebruar  1840  lieg  ein  Sertrauter  SRUIeis,  3^» 

80  fua^  S.  j^tmes,  in  Sojton  unter  bem  Zttel  The  signs  of  the  times  (bi&ter:  Advent 
Herald)  bie  erfte  [noA  je^t  befte^enbe]  aboentiftif4e3(itung  erf^einen(White6.135). 
9ns  bas  oer^ngnisooUe  3^  no^kf  folgten  „The  Midnight  cry'S  »»The  Trumpet 
of  Alarm''  u.  a.  SRiller  felbft  lam  bamals  benjenigen  feiner  Sn^nger,  benen  fein 
., about  the  vear  1843''  niAt  oenau  ^enug  mar,  babun^  entgegen,  ha%  er  gem&g 

86  ber  iübif(^en  3<^resred^nung  bte  ^eit  jtotfd^en  bem  21.  Wtxi  1843  unb  bem  21.  SRörs 
1844  ate  bie  ßtit  ausgab,  innerhalb  Deren  ber  ^tn  lommen  merbe  (SR.  bei  White 
6.  172  Str.  16).  3m  SBinter  1843  auf  1844  ftiea  ba^er,  wo  SRiller  (glauben  fanb, 
bie  Qcrregung  aufs  ^öd^fte  (Loughborough  6.  44  f.).  9lls  ber  21.  SRor^  1844  oer» 
gangen  roor,  f^ai  SR.  in  einem  of[enen  Sriefe  an  bte  9Iboent«(&laubigen  feinen  Srrtum 

io  befannt.  fein  (Enttaufd^tfein  eingeräumt  (bei  White  6.  282),  ^at  auq  auf  emer  ibn= 
ferenj  ber  Slboentiften  in  Softon  (Enbe  SRai  biefe  (Erll&rungen  oieber^olt  (ib.  284); 
er  oersid^tete  ^unäqft  auf  Jebe  Sered^nung  ber  mä)  mit  oor  fiir  noi^t  ge^ltenen  $ar< 
ufie.  Do(^  em  anberer  (gläubiger,  6.  6.  Snom,  ougte  bie  einmal  erqi^te  (Enoartung 
auf  einen  neuen  fi^em  Zermin  ju  knien   (ogL  ben  Serid^t  aus  ben  Signs  of  the 

i5  Times  d.  d.  3.  Oft.  1844  bei  Loughbor.  6. 50).  6i^on  SRiller  ^e  inne^Ib  bes 
3eitraumes  oom  21.  SRörs  1843  bis  21.  SRörs  1844  roegen  ber  altteftamentlic^en  X9« 

En  mie   fie  16,  29—34;   (Ben  8,  4;   fie  25,  9  f.  u.  a.   (od.  White  295  f.)  ben 
beuten  SRonot  ber  3uben  mit  befonberer  Spannung  enoartet;  6noro  eriannte  mm.  bag, 
bie  2300  Zoibxt  erft  erfüllt  merben  müßten,  nur  ber  10.  Xag  bes  fiebenten  SRonots 
60  (ogl.  fie  16j  29 ff.;  25,9)  i.  3.1844,  alfo  ber  22.  OÖober  1844,  in  »etrad^t  lommen 
lönnte.    6ett  3^11  begann  bie[e  Sotfd^aft  3U  jünben.   Sis  über  uRittemac^  }ögert  ber 
Srautigam  naqi  SRt  25,  6;   etnen  bafoen  jübif^en  Zag,  b.  ^.  ein  falbes  3ci^>  ^^^ 
21.  SR&cj  bis  22.  Oltober,  mirb  ber  ^en  uns  roorten  lanen,  fo  ^ieg  es  nun  (Midnight 
cry  3.  Oft.  1844  bei  Loughbor.  6. 53  f.).  3^  näi^^r  oer  Zag  ^eranrfidte,  befto  lauter 
^  erfd^oll  „ber  ma^r^ige  Stittema^ts^Stuf" :  in  hirjer  Stü  mtrb  ber  $en  lommen. 
3mnä)t  (Gläubige  liegen  bie  J^elbfrüd^te  uneingeemtet  ober  oerfauften  i^r  (Eiaentum; 
Leitungen  unb  ZraUote  oerfud^ten  tro^  bes  Spottes  ber  Ungläubigen  Sufte  ju  prdiigen;  ^ 
unb  ba  lam  es  jur  9lusfd^liegung  Slboentglöubiger  aus  i^ren  Denominationen  (Loughbor. 
6.  57 ff.):  als  ein  Säbel  erf^ienen  biefen  nun  bie  befte^enben  ilin^en  (ib.  68 ff.; 
^  Slp(14,8).   S^mSrmerei  unb  neue  Qcrienntniffe  gebieten  in  biefer  Xreib^ousbifL  Va* 


mals  (mbliskrte  (george  Storr  oielleid^t  in  9nfnüpfuna  an  ältere^  |(^on  im  17.  3<44- 
lUtt^iDeisbore  Zrabttion  (ogl.  bie  soulsleapers  in  bemC  „^uritonet"  2.  Slufl.  XII,  419) 
jje^s  ^tebigien''  n>el^  bie  natürli^  un|terbli^leit  ber  Seele  leugneten,  bie  Xoten 
im  ^ttftanbe  ber  SemuMIofigfett  backen,  bie  Unftecbli^Iett  ollein  ab  eine  Gabe  S^rifti 
ffii  bie  Glfiubigen  em&rten  unb  bementf)>re^ni)  bie  emige  Strafe  ber  (gottlofen  m  5 
eniiger  Semi^ng  fanben  (Loughbor.  6.  69).  Zaufenbe  oon  SQmentiften  acce)merten 
btefe  anfd^auung,  onbre  ni^t;  au^SRiller  fyd  bie  oulgäre  9lnf(^ung  ftets  geteilt  (9R. 
bei  White  6.  63  u.  346)  unb  bis  an  fein  CEnbe  feftoe^tten  (ib.  402).  m^  gegen 
bie  Seftlegung  ber  ^arufie  auf  ben  22.  Dttober  1844  ^ot  amiler  fi^  no^  am  30.Sqit 
1844  geftäubt;  erft  feit  bem  6.  Oltober  lieg  er  fi^  oon  ber  loaAfenben  (Erregung  m  10 
bem  (Bumben  an  bies  Datum  fortreiten:  toenn  (£^ftus  bann  niqt  lomme,  ]o  loem 
er  jiDiefa^  bie  (EnttSuf^ung  ffi^Ien,  bie  er  im  SM^^H^S  fl^ffi^U  ^t  fo  l^neb  er 
(White  6. 296).  Sber  au^  btefe  jiDeite  Snttauf^ung  tan:  bie moentiften  emfifanben, 
nrie  einer  ber  bamab  Seteiligten  fdgt  (bei  Loughbor.  6.  74  f.),  b^n  S^meg  ber 
3finger  am  Xbenb  bes  Ofterfaobat^.  15 

9Ran^  OKtnbten  fe^  ben  SIboentsgebanlen  ganj  ben  Widtn  (Loughbor.  6.89). 
^k  bie  Zreubleibenben  lam  eine  3^it  ber  Prüfung,  bie  um  |o  emfter  toar,  je  ge|pannter 
m  ber  3^Ü  unmittelbar  oor  bem  22.  Oltober  i^  Serbfiltnis  ju  i^ren  Denominationen 
geiDorben  loar.  SRilkr  felbft  wollte  einlenten.  ,,9teueroings,  meine  Srfiber'',  fo  f^rieb 
er  im  Herald  oom  3.  Dej.  1844,  „finb  mit  bes  f^ulbig  geioorben,  felbft  eine  eigene  20 
ZeiSirdk  (a  sect  of  our  own)  au^uric^en;  benn  eben  bos.  mas  unfereSfiter  t^n, 
bo  fie  Xeiuirc^n  würben,  eben  bas  ^aben  toir  gettan.  übUii)  i^nen  ^aben  von  at* 
f<|rieen  »Sabel!  Sabel!  Sobel!«  aegen  alle,  bie  nidjt  Xboentiften  loaren.  9Bir  ^n 
numil^  feftiererif^  3Reinungen,  bie  nichts  ju  t^un  fyibtn  mit  unferer  Sotf^,  auf« 
gd^roi^t  unb  pro  unb  contra  be^od^en.  9R9ae  (&ott  uns  oergeben!''  (beiWhite(9.320).  25 
Wlein  bie  3^Ü  3um  Sinletden  war  oorbei:  tm  3omuir  1845  XDuAtn  auä)  SRUIer  ui» 
feine  Sln^ger  in  fiom  ^am^rton  aus  ber  ba^ftif^en  AirAengemeinf^oft  ausgeftogen 
(White  6.  330).  60  lam  es  ju  aboentiftif^en  (Bemeinbeoilbungen.  (Ein  oerfaflungs* 
magiger  ^^^Mmenf^Iuft  aller  Stboentiften  ober  erfolgte  ni^t,  obwohl  SRiller  mit  oen 
i^  %&mfte|enben  auf  einer  ftonferenj  in  9IIban9,  91.$.  (CEnbe  Slpril  1845)  Dxaa^  ao 
nifdtionspläne  enoog  unb  enhoarf  (White  6. 343 ff).  Die  Slboentiftengemeinben  blieben 
eine  febe  felbftänbig  für  fi^,  ja  feqr  oiele  ^erftreute  Sboentiften  blieben  obne  gemeinb« 
li^  Sufammenfoffung,  unb  wo  eine  (gemeinbebilbung  fi^  oolljog,  gefd^  bies  oft  in 
ben  orimitioften  Sformen.  Unter  biefen  UmftSnben  begreift  fi(^,  ba|  oon  einer  C5lei^« 
beit  Der  SlnH^auungen  unter  ben  Slboentijten  nur  in  bef^ranftem  mokt  bie  Siebe  fem  3» 
romtte.  Diejenigen  freili^,  welche  neue,  tmmer  wieber  brrefturbebfirftige  Sere^nungen 
bes  Cnbes  auffteHten  (Loughbor.  6.  140),  bie  fog.  time-brethren,  finb  nad^  1844 
Hete  nur  eine  bebeutungslofe  SRinoritat  gewefen  (CarroU  6.  3).  Die  groge  9Raffe, 
oer  bie  fpfiteren  6onbergru;q)en  entftammen,  gab  bie  Sered^nungen  auf,  wenn  au^  nid^ 
bos  QAtn  in  ben  ^ßarufiegebanlen.  Slllein  au(^  btefe  $au)ytma|Je  borg  manche  iDleu  4o 
nungsoerf^ieben^iten  in  i^rem  6(^oge.  (Einig  war  man  unb  eintg  ift  man  no^  ^ute 
auf  oboentiftifc^m  (gebiete,  wie  fiber  bie  Setonung  bes  iparufiegebanlens,  fo  1.  in,  3.  Z. 
Mn^  antüot^oIijAer,  eoangelifc^er  (grunbrid^tung :  fiut^,  3^1^91^  unb  (laloin  werben 
gKtqmagia  ab  9ceformatoren  ber  iUrc^e  gefd^ä^,  2.  in  einer  9lei^  oon  (Sebanfen,  bie 
ab  3Ritgift  ber  ba^rnftif^n  $erlunft  ber  Slboentiften  bejetc^net  werben  lönnen :  93er«  45 
loerfung  ber  JUnbertaufe,  $raxb  ber  Zaud^taufe,  Seftellung  oon  ministers,  „^Uteften'', 
in  ben  C&emeinben,  Ausgabe  oon  ißrebigtl^enjen  auA  an  9tid^t«ältejte  u.  bgL,  3.  in 
ber  Sefeitiguna  aller  lir^Iic^n  Symbole  (ogl.  oben  SRillers  Urteil  über  bie  sectarian 
prindples) :  bie  Sibel  allein  ift  9lorm.    9c^n  biefem  (Semeinfamen  bejtanben  f^on 

1844  SReinungsoerfd^iebenbeiten  fiber  bie  Unfterblid^Ieitsfrage  unb  bie  mit  i^r  jufammem  so 
^Sngenbe  naq  bem  Sd^idfal  ber  (Sottlofen,  unb  neue  l)i^eren3en  erhoben  fi$,  als  feit 

1845  unb  1846  oon  einjelnen  bie  Slohoenbigfeit  ber  6abbd|feier  oerfoqten  würbe. 
Diejenigen,  toelAe  auf  bie  6abbatMeier  eingingen,  bie  fp&tem  Seventh-day  Adventists, 
^aben  feit  1846  i^e  eigene  C&ef^iqte  gebc^,  fie  fonberten  fattifd^  frfi^  ftq  ab  oon  bem 
aemeinfamen  Stamme  (ogL  unten).    Dte  fibrigen  finb  tro^  oer  SReinungsoerfd^ieben«  &5 
oeiten,  bie  bei  i^en  oor^anben  waren,  im  erften  3#9^^  n<t4  1844  in  gewif 
iBeKe  no<^  eine  (Bruppe  geblieben,  ni^t  weil  bas  Sanb  geiftiger  (ßn^it  fie  ju 
umMIang,  um  Spaltunaen  aufbmmen  ju  laffen,  oielmebr  oes^alb,  weü  es  bei 
Untotigfeit  ber  (Semeinbejuftanbe  an  Sin^itsoanbem  oiel  ju  f^r  feblte. 

CErft  1855  (CarroU  6.  4)  ^n  fi^  biefenigen,  wel(^  mit  SRiuer  unb  ber  fton<  m 

UtüU^nciftlopäMt  ffir  Z^oloflic  unb  Stixdtt,  8.  H.  I.  |;j 


104  «tooiüfltett 

ferens  oon  SUban^  (White  6.  946)  an  ben  oulgären  9Inf(^uungen  fibet  Unfteiblic^Ieit 
unb  etoige  Serbrnnnttiis  feft^ielten,  oon  ber  at^  ®.  6torr6  (Sebaiden  etngegangenen 
SRoiortt&t  getrennt.  !Dtefe  Evangelical  Adventists,  wie  man  fie  nemtt,  finb 
bentnod^  bie  genuinfte  9IbDenti|ten«(l^ntein|4aft.  Sie  fi^n  ait^  in  Xmema  (ebiolic^  in 

5  einigen  ber  oon  ber  Sfboent^botf^aft  juerft  erregten  Staaten  (in  SRaffa^ufetts,  ^nnfql« 
oamenf  9l^obe  3slanb  unb  SSermont)^  il^nen  gehört  au^,  mtm  i^  nic^  irre,  bos  SÜt^t, 
in  Softon  begrfinbeie  unb  nod^  erf^tnenbe  Siboentiftenblatt,  ber  Advent  Herald.  Slllein 
[ie  jinb  au^  an  aRitgItd)er}a]^I  eine  ber J^a^ften  Slboentiftengruppen:  1890  ^tten 
|ie  (Carroll  S.  5)  in  ben  ^bereinigten  Staaten  nur  1147  altioe  Semeinbeniitglieber 

loiitommnnüanten),  unb  an^ttfißB)  ber  bereinigten  Staaten  feinen  fie  ni^t  oeroreitet 
pi  fein.  Der  xotnn  auA  jüngere,  fo  bo^  n>eit  ftSriere  ^auf^titamm,  bie  Advent 
Christian  church,  Die  &twm  ber  Advent  Christians,  90!  Hq  XDtÜ  fiber  bie 
^renjen  ber  anfängli^en  Slboentsoeioegung  ausgebreitet  unb  ift  felb|t  in  mehreren  ber 
{fing^en,  loeftlü^en  Sebiete  oertreten;   1890  ^att^n  biete  Advents  Christians  in  ben 

15  ^bereinigten  Staaten  25,816  jlomntunilanten.  Itter  ^re  SeAreitung  au^^  ber 
bereinigten  Staaten  ~-  fie  ^aben  Sln^nger  i.  S.  auä)  in  Sngbnb  (Whitaker's  Al- 
manack  for  1895  S.  250)  -—  oerma^  iS^  feine  Slusmnft  ju  geben.  (Eine  funge  Sb« 
Witterung  oon  ber  Advent  Christian  churoh  ftellt  bie  tfft  1864  in  3Ra|fa^ufetts 
organifierte  Life  and  Advent  Union  bar.  9Bas  bie  SIboentiften  biefer  (Brumme  oon 

20  ben  Advent  Christians  unterf^ibet^  ift  eine  f^on  feit  1844  nac^eisbore  aRobtfäation 
ber  Slnfc^auung  Storrs:  mö^renb  bte  Advent  Christians  mit  Storr  annehmen,  bag 
au^  bie  Sottbfen  am  (Enbe  bes  äRillenniums  enoedt  n^erben,  loenn  au^  nur  um  bte 
Verurteilung  ju  exoiger  Semi(^tuim  ju  em^yfangen,  ^Iten  bie  SUmentiften  ber  Life  and 
Advent  Union  bofur,  bag  bie  Sottlofen  einer  Cmoedung  fiber^aujrt  ni^  teil^tig 

2&  loerben,  mit  ibrem  Xobe  alfo  glei^  fflr  immer  Fterben.  Diefe  Life  and  Advent  Union 
ift  eine  [e^r  fleine  Gruppe:  oon  einer  (Semeinbe  in  3oioa  obgefe^n,  ift  fie  nur  in 
emigen  ber  älteften  9torbftaaten  oertreten  (1890:  1018  itommunüanten)  unb  f^int 
auf^er^alb  ber  bereinigten  Staaten  nid^t  oeroreitet  ju  fein.  —  9uger  ben  genannten 
bret  Gruppen  ge^  nod^  eine  oierte  je^t  ^  ben  First-day  Adventists,   bie  ber 

sochurohes  of  God  in  Christ  Jesus,  bte  Age-to-come  Adventists,  uiie  fie  im 
SoHe  feigen  (CarroU  S.  13;  1890:  2872  ibmmunilanten).  3)od^  fc^eint  es  — au(^ 
ber  9tame  beutet  barauf  ^in  (ogl.  unten)  — ,  ab  feien  biefe  Sboentiftengemeinben  oon 
abtrünnigen  Seventh-day  Adventists  gegrflnbet  n)orben:  Sommer  1855  fd^n  oer« 
Iflnbeten  jmei  mit  i^ren  Slaubensgenoifen  jerfaüene  Sttefte  ber  Seventh-day  Ad- 

86  ventists,  Step^nfon  unb  §all,  bie  ,,Age-to-come  doctrine*'  (Loughbor.  S.  205). 
Organifiert  ift  biefe  Gruppe  erft  1888  in  Sbilabelp^iajpeinjelne  Gemeinben  aber  esiftierten 
fAon  lanae (Census  BuUetin  3tt.  369  SBaf^tnoton  22.  uRors  1893  S.32).  3^re Sonberl^ 
gtebt  biejen  Slboentiften  allen  anbem  Slboenttften  gegenüber  eine  f inguläre  Stellung :  alle 
anbern  älboentiften  nehmen  mit  iDliller  an,  bah  bte  ^arufie  bas  Snbe  biefer  SBelt  unb 

40  bie  SemiAtung  ber  Gottlofen  mit  fi^  bringen  nnrb;  bie  Age-to-come  Adventists  enoarten 
mit  ber  $arufie  ein  „3iuuntts}eitalter''  biefer  (£rbe,  eine3eit,  in  ber  bie  pro{Aettfd^en 
SBeisfagungen  oon  ber  SBieberqerftellung  bes  urfprflngli^en  Srriebens  fi(^  er^en,  bie 
Israeliten  mieber  in  3^nifalem  ^enfAen  o)erben  (Carroll  S.  13),  eine  S^^f  ^^  ^ 
Ö^riftus  als  ber  ^o^epriejter  ben  oünbem  eine   le^te  Gnabenjeit  getoä^ren  n)irb 

45  (Loughbor.  S.  215).  3n  Sejug  auf  bie  Unfterbli(^!eitefra^e  beulen  bie  Age-to-come 
Adventists,  glei(^  ben  Seventh-day  Adventists,  eoenfo  mte  bie  Advent  Christians. 
3^rer  33erfa|funp  na^  finb  fie  mie  alle  Slboentiften  aufeer  ben  Seventh-day  Adven- 
tists jl^ngregahonaliften,  b.  ^.  bie  Sinselgemeinben  finb  autonom,  ben  fton^njen  ber 
Gemeinben  eines  Staates,  bie  bei  leiner  Slboenüftengruppe  fehlen,  unb  oer  bei  ben 

50  Age-to-come  Adventists  oor^anbenen  Generaßonferenj  lommt  nur  bemtenbe  Sebeu« 
tung  ju. 

£s  bleiben  nun  nur  nod^  bie  Seventh-day  Adventists  unb  ehte  unbebeutettbe 
9lb3n)eigung  berfelben,  bie  Church  of  God,  ju  befprec^en.  Die  Christadelphians 
itamli(^  ober  Brothers  of  Christ,  bie  Dresbac^  (S.  304)  in  feiner  fe^r  unoonftfin« 

55  bigen  unb  fehlerhaften  £ifte  oonSboentiftengruppen  auffü^,  merben  mit  Carroll  (S.89f.) 
be|[er  ben  Slboentiften  ni^  jugejo^lt.  Denn  wtnn  anif  bie  Christadelphians  bie 
baloige  9BieberIunft  bes  ^erm  betonen  unb  Aber  bie  Zaufe  baptiftif(^  beulen  mit  alle 
Slboentiften,  menn  fie  aucb,  a||nlid^  toie  bie  Age-to-come  Adventists,  00m  SRillennium 
eine  Sammlung  ber  jtoölf  Stämme  3sraels  tm  Eiligen  £anbe  enoarten  unb  Aber  bie 

60  Unfterbli^feitsfrage  beulen  mie  iene  unb  anbere  Slboentiften,  fo  fyibtn  fie  bo^,  obgleid^ 


Ktontltfleti  165 

fte  3u  oll  biefen  <&ebonfen  f^toecli^  unob^ngig  oon  ber  ^IboenttftenbetDegung  gefommen 
faibf  letetUA  anbete  SBurjeln  ab  bie  ^Iboentiftengtuppen  unb  unterf^iben  fi(^  au^ 
]ofi^  oeietitfi^  x>on  i^nen  alkn.  !Die  Ghristadelphians  finb  Don  entetn  ec{t  1844  in 
Xocbomerila  eingeioanbetten  (Englftnbet  3^n  XBomofi,  einem  X^ologen,  in  ben  8er« 
etfcigtcit  Siaaien  (1890:  1277  ftontmunilonten),  in  (&tnabo  unb  in  ®rogbritannien  5 
(190  fte  au^  ^te  noA  oettreten  finb)  bejgrunbet  oocben.  3)iefer  X^omos  mug  uni^ 
tarif^  S(»e^ungen  gelobt  ffcibtn,  benn  bie  Christadelphians  leugnen  bie  Zrinitäts« 
I^:  C^rqtatf,  ber  Slittler,  ift  i^en  ber  (Soite«*  unb  9Renf^fo^n,  ber  ^I.  (Seift  eine 
oMtlUle  ArafL  Den  9lboentifien  ligt  fiA  berglei^en  ni^  na^fagen  (gegen  Dresba^). 
aRffler  (et  ft<^  otsbriiAii^  jur  XrinitoteU^e  betoint  (ogL  fein  Sebnntnis  bei  White  10 
@.  69):  bie  Seventh-day  Adventists  r^nen  ganj  ausbrfidli^  bie  £ebre  oon  ber 
DreMmgieit  ju  ben  ,,nHi^^gen  £e^n  ber  6W'  ($eroIb  ber  9BQ^r$eit  14. 9Rai 
1895  6.  72);  bädUe  irgenb  eine  Slboentif^ngru)xpe  anbers.  fo  nifi|te  bies  in  ber  ein« 
ttnigf  oemmnten  fiitteratur  beroortreten.  Ubäbi^  ^aben  Die  Chrlstadelphiaiis,  an« 
de»  ab  oOe  Sboentiften,  lerne  ilteften,  äber^ufrt  feine  orbinierten  (SeiftliAen:  ..bieMc 
ne nbe  Srfiber^'  ober  „oortrogenbe  Sräber"  ^Aen  bie,  wtlStt  bei  ben  gottesbienftltAen 
Serfttmmlungen  reben.  Slnoers  i|t  auc^  bie  Stellung  ber  Christadelphians  unb  Der 
atoeitfiften  pm  SRüitfirbienft:  erftere  baben  int  Sflrgerlriege  oon  1861—65,  oö^renb 
beo  fk  )uerfl  als  ,, Christadelphians'^  fi^  bejeid^neten,  aus  religiöfen  (Brünben  Se« 
ftriMiia  00m  JWeg^bienft  oerlangt;  bei  ben  SIboentiften  finb  jUKir  oenoanbte  (&ebankn2o 
oantttt  geltenb  gemo^,  aber  niiQt  junt  Siege  geiomnten  (Loughbor.  6.  243). 

Sie  Seventh-day  Adventists  finb  bie  bebeutenbfte,  rfi^gfte  unb  megen 
i^  S^breitung  atu^  in  3)eutf4Ianb  ffir  uns  oi^fte  9lboenttfiengru|ipe.  9Ba$  fie 
oom^mli^  c^ardteriftert  giebt  ber  9lame  fAon  an,  ben  fie  unter  Slble^nung  bes  oor» 
gcH^famneK  „Church  of  Ood''  feit  1860  ft^  felbft  gegeben  baben  (Ljoughbor.  6.227):  26 
fie  lauen  ben  ^bei  ber  Qifiifl^m  f^on  eingefe^n''  6abbat|.  Uberbies  fyä}tn  fie 
VMmft  anberen  (rtgentflmlii^ietten :  |te  fMn  bie  Aranlenolung  fd^n  feit  1845  (Loughbor. 
6.  143  f.),  fie  oerbinben  mit  bem  Slbenbnta^I  bie  BfufonmfAung  (CarroU6.8;  $eroIb 
ber  aSa^d^t  26.  aRftrj  1895  6. 48).  fie  finb  «b^nenjler,  Xabadsgegner  unb  feit  1863 
greunbe  einer  entbre^nben  ,,(&efunb^eits«9lefoim"^  fie  meiben  —  ibr  j^aupiftantm  so 
menig^lens  —  feit  Der  gleii^en  S^ü  auA  6^einrfletfd^,  X^  unb  Siofftt  (Loughbor. 
@.  214;  Carroll  6.  11),  oiele  unter  i^nen  finb  SJe^etorianer.  (Eben  biefe  fragen  ber 
(Befunb^itsoSleform,  fpejiell  bie  Stellung  ju  6(i^tnefleif(^,  X^ee  unb  Aoffee,  unb 
baneben  bie  SBerfatng  ber  Sifionen  ber  Mrs.  9Bpe  (ogl.  unten)  [eitens  ber  URajoritfit 
Finb  ber  ®runb  baffir  geioefen,  baj)  feit  ben  ^ren  1864—66  biejenigen,  wtU^  [ttttn  86 
Cn^aUungen  unb  biefer  6^ung  ber  ,,iprop9ettn''  ni^t  juftimmten,  unter  bem  9lamen 
ber  Church  of  Ood  oon  ^n  übrigen  Seventh-daj  Adventists  fi^  trennten.  Diefe 
Chureh  of  Ood  ift  ganjliA  unbebeutenb  geblieben:  1890  jä^Ite  fie  m  ben  93ereinigten 
Otooten  nur  647  itommunitanten.  Die  Seventh-day  Adventists  aber  finb  eine  mo^l 
organifterte,  ftetig  loai^enbe  (gemeinf^aft,  beten  auf  alle  (Erbteile  auger  Stfien  jerftreute  40 
Aommiotilantenja^I  na^  Slngabe  ber  legten  Senerallonferenj  (im  (Jfti^ia^r  1895) 
etQNt  42000  betoua  ($eroIb  ber  9Ba^^eit  12.  Wki  1895  6.  40),  eine  (Semeinf^, 
bte  ein  umfangreioes  Serlaasgef^oft  ^at,  an  breigig  3^iiungen  in  enalif^r,  fransöfifc^er, 
beitt(4^,  f^ebilc^er,  bfinifd^er  unb  ^ollänbifil^er  Sprad^e  ^erausgiebt,  fünf  Colleges 
unb  tnehere  anbere  ^ö^re  Spulen  fyd  (Year  book  for  1894  6.  44  f.),  in  Sattle«  ^ 
(Ereel,  9Ri(^.,  feit  1866  eine  groge  fturan|tolt,  ein  ,,Sanitarium'^  unter^ialt,  bem  fAon 
feit  Ungerer  3eit  ein  }Q)eite$  in  6fibafrifa,  feit  Anfang  1895  (^erolb  ber  9Ba^9eit 
14.  aRai  1895  6.  72)  ein  brittes  in  fiincoln,  9lebrasla,  mx  6ette  getreten  t[t  (ogl. 
laetne  ^e  unb  ba  nacQ  biefem  Slrtiiel  }u  beri^tigenben  Susfülrunoen  fiber  bie  Siebenten« 

SZoos  fiboentiften  in  ber  ^.(E^riftli^en  9BeIf'  1895  3ix.  46  unb  47).  Die  (gef^i^so 
bteier  Seventh-day  Adventists  oon  i^en  Qeinen  %(nfängen  an  bis  ju  i^  gemig 
ftsooQen  (S^emoart  ^in  ift  nic^  o^ne  allgemeineres,  monnigfad^  t^pifd^es  3^' 
6ie  lann  ^ter  nur  in  groben  Umriffen  fitjjiert  merben.  — -  9Bie  ju  oermuten  w&itf 
rt  toirs  nu^t,  lommt  bie  erfte  SInreguttg  ^ur  Seier  bes  Sabbat^s  aus  bem  jlreife 
ber  Seventh-day  Baptists  (ogl.  ben  31.  SoqpttFten).  3m  6patfommer  1844  lam  aus  ^ 
bem  Staate  !9teb'$oici  eine  Si^nten«Zags«Sa)>ttftin  nac^  SBafl^in^n,  31.  ^.,  00 
eine  9(boentiHengemeinbe  beftanb.  Sie  n)urbe  Dort  ffir  bie  aboenttftif^en  (&ebanlen 
MMnnen  uno  iioeqeugte  i^feits  bie  bortigen  Slboentiften  oon  ber  9lotQ)enbigIeit  ber 
Sobbotifeier  (Loughbor.  6.  109;  Slnbren)s«(£onrabi  6.  554):  es  entftanb  bie  erfte 
Oemeinbe  oon  Seventh-day  Adventists.    Slllein  ber  22.  Oftober  1844  unterbra^  bie  00 

13* 


196  Xtoeirtiflett 

ilontinuitat  ber  (Entmidtuno.  9I6er  bie  gtoge  wox  angeregt  in  oboentifttf^n  streifen. 
Säfon  1845  iDuibe  bie  Sobbot^eier  oon  pei  SIboentiften.  oie  i^  bolb  untotu  ouiben, 
Iitterarif(^  t)erfo(^ten  (Loughbor.  6.  110).  Derjeniae,  ber  i^  eine  bauembe  Statte 
oerfd^afft  ^at,  mar  3%f  ^^^teSp  ein  ausgebienter  S^l^felaiiitän  unb  gISubiger  SboentiH. 

5  Zro^  [einer  geringen  ^Kittel  brachte  er  e$  fertig,  1846  einen  Zndtot  Aber  Die  So&bato« 
feier  3U  publtjieren,  oon  bem  ob  bie  Seventh-day  Advenüsts  mit  Stecht  bas  Dofetn 
t^er  Denomination  batieren  (Loushbor.  6.  110  ff.,  ogl.  384).  9b^  in  bemjeloen 
3a^re  mürbe  bie  6abbaWeier  Don  oen  beiben  angenommen,  bie  me^  noA  ab  ^ates 
als  bie  Segrflnber  ber  (9iebenten*Xags«9[boentiften*(Sru)ipe  b^eibfinet  meiben  Snnen: 

10  oon  bem  fd^on  oorbem  in  berSboentiftenbemegung  ^eroorragenben  futefien  3am^  9B^ite 
(geb.  4.9Iug.  1821,  gejl  6.9Iug.  1881,  Loughbor.  6.325)  unb  feiner  i^  feitSuauft 
1846  oerbunbenen  ®attin  (Ellen  (B.  93^ite  geborene  j^armon  aus  ^orOanb,  SRame, 
<^eb.  1827).  Stau  3Bpe  mar  bamals  in  einjelnen  Sboentiftenbeifen  bereits  eine 
mtoritfit:  reit  1844  ^atte  fie,  eine  f^äc^Ii^e,  ftets  b&nQi&e  tame,  Stfionen  gehabt, 

15  bie  ]xä)  auf  bie  9Iboents|ad^  belogen  (Loughbor.  6.  91  ff.).  Diefe  Sifionen  boben 
[eitbem  bei  i^r  immer  mieber  \xq  aejeigt  —  fioug^oroug^  allein  ffot  feit  1852  fte  an 
Tün^igmal  in  i^em  oifionären  3u|tanbe  gefe^n  (Loughbor.  6.  93)  — ,  fie  finb  in 
ber  (Sef^id^te  ber  Seventh-dav  Advenüsts  jmetfellos  ber  gemid^gfte  Sntmidtunos* 
fcdtor  gemefen.    ^tnn  bie  Siftonen  ber  %tm  9B^ite  begleiteten  alle  mistigen  Sretg« 

20  niffe  ber  !Denomination$Qef(^i(^te^  fie  miefen  ben  „oon  (Sott  gemoüten''  9Beg  in  maml^n 
jtrtfen.  Die  9lrt  biefer  SJtfionen  tft  oon  fioug^boroug^  in  ja^bei^en  g&den  mit  Sutopten« 
Serid^ten  genau  befd^rieben:  ^au  9B^ite  mar  m&Eirenb  biefer  „bismeilen  30  SRinuten 
bauernben  9}ifionen"  auger  (Empfinbungssufammen^ang  mit  ber  Xugenmelt,  o^ne  fpfir« 
baren   SItem,  babei  aber  im  ftanbe,  oiel  oeme^mli^r  ju  reben,  als  i^re  fi^iooc^ 

26  Stimme  fonft  geftattete,  fä^ig  au^  ein^erjuge^n,  \a  im  ®e^n  eine  gemic^e  ^' 
milienbibel  in  einer  $ano  5u  ^Iten  uitb  aus  i^r  ju  citieren,  als  fS^  fie  etmas,  mä^« 
renb  bo(^  i^re  Slugen  gegen  leinen  Sleij  reagierten.  3u(tänbe  berart  finb,  tx^nn  man 
bas  angebli^e  9Iujm5ren  Der  £ungent^gleit  auf  ein  bem  £aien  ni^  fid^tbares  (Ein« 
gefd^ränltfein  berfelben  rebujiert,  mie  i^  oon  SaAoerftanbigen  bore,  bei  ^o^grobigen 

^  (Eri^einungen  oon  ^pfterie  ni^it  beibieHos.  Sluq  eine  iiber  oas  9lormaIe  Jinaus» 
ge^enbe  Ibteilsbaft  mo^nb  biefes  3uftanbes  milrbe  beuftAe  mebijinifc^  9Bif|enfcMt 
ni^t  flbenafd^en.  ßut  (Erfl&rung  beffen,  mas  oon  biefen  SSifionen  eqä^It  mirb,  reid^t 
bies  alles  aber  nom^  nxäft  aus.  grau  SB^ite  bat  naä)  ben  (Erjä^Iungen  i^  Sere^ 
in  i^en  Sifionen,  bejm.  in  ben  nad^trüaliqen  Deutungen  beffen,  mas  i^r  „gejeigt  nmr^', 

35  über  ^erfonen  jutreffenb  geurteilt,  bie  fie  niAt  lannte,  oon  (Sefc^ebniffen  gemro^en,  bie 
fie  niqt  miffen  lonnte,  feUen  aud^  in  bibIifq«prop^etifd^er  6pra^  oon  3ul&nftigem 
gerebet.  A>it  ^aat,  mieoiel  ^ier  unbefangene  mebimifc^  aßtffenf^oft  ju  erfl^n 
oermo(^te,  inmiemeu  es  fid^  um  6elbfttäuf^ungen  ^anoelt,  inmiemeit  man  au^  bier 
oon  unerlloidtorem  ^eüfe^en  reben  mügte,  oon  bem  bie  (Sef^i^e  ber  SR^ftif  unb  oes 

40  Pietismus  Seibiele  genug  bringt,  ift  m.  (E.  ^ier  gleid^gfiltig.  Semerfenstoert  aber  ift, 
ba^  in  biefen  5Biftonen  ber  %tan  äB^ite  bie  Sd^mSrmerei  oer^Itnismagig  jurfidtritt. 
6te  fe^It  n\ä)t  gan} :  balb  na^bem  S^au  SB^ite  ben  6abbat^  ju  ^Iten  begonnen  ^e, 
erfuhr  fie  in  einer  93tfion,  „bag,  menn  ber  ma^re  6abbat^  geilten  moroen  mSre,  es 
niemals  einen  Ungl&ubigen  ober  Slt^eiften  gegeben  ^aben  mürbe"  (Loughbor.  6.122f.). 


45  3n  ber  9tegel  aber  fehlen  berartige  ^furbitöten.  6piritifti[(^  6d^u)armereien.  fiber« 
fpannte  93ouIommen^eitsetbif  u.  bal.  merben  oon  grau  9B^tte  infolge  i^rer  93ifionen 
gurfidCgemieJen;  i^ren  fittlic^en  (Emft  oerleugnet  fie  auA  als  „ißrop^ettn''  nic^:  SRfigen 
gegen  ^eudDlerifc^e  (glaubige  iebren  in  i^nen  Je^r  oft  mteber.  Slbfid^tli^e  Xrfigerei  f^eint 
naA  bem  fieben  unb  ber  6 Anftftellerei  ber  äBpe  ganj  ausgef^Ioffen:  oon  i^n  ja^I* 

60  reiben  Sfl^m  mirb  „ber  9Beg  3u  S^rifto"  (beutfm  ^ambur^,  3ntemationaIe  Zrottot« 
gefeiD[f6aft)  jebem  eoangelif^en  Q^riften  erbauliA  fem.  —  Siftonäre  „(Erfa^ngen''  ber 
Ijfrau  SBbite  unb  ein  ®rilbeln  fioer  bie  6d^riftfteuen,  oon  oenen  bte  Sboentsbotfd^ 
lebte,  ^ben  bann  oor  9lprU  1847  (Loughbor.  6.  122  f.),  mie  es  f^eint  juexft  bei 
bem  (S)^ifxat  SB^ite,  bie  (Sebanlen  Ober  X)a  8, 14  unb  9lpf  14,  9—12  anaeregt,  bie  in 

65  ber  Slusbilbung,  bie  fie  in  ben  na(^ften  3^^^^  erfuhren,  als  bie  bogmatn^n  (Eentcol« 
gebanfen  ber  Seventh-day  Advenüsts  bejeid^net  merben  Vonmn.  WAtt  ^aät  \vS) 
geirrt,  aber  feine  Serec^nung  erf^ien  fehlerlos :  ber  3rrtum  mugte  barin  ftedten,  bag  er 
unter  ber  Steinigung  bes  Heiligtums  bie  iReinigung  ber  (Erbe  bur^  ben  welttianb 
oerftanben  ^e.    man  lernte  (ogl.  Loughbor.  6. 122  f.;  %[nbrems«(tonrabi  @.550f.) 

eo  Da  8,  14  barauf  bejie^n,  bag  ber  j^en  am  22. 0(tober  1844  „bas  ^immlif^  fettig« 


übueitttfleti  197 

tum'',  „ias  Utbilb  ber  Stifts^ütte"  {^bx  8,  5}  gereinigt  habe  oon  ben  6änben  bet 
5tmbec  (Buttes  ($br  9, 23).  um  fo,  ba  au^  biefer  ^^tool^e  Setfd^nungstag",  gleid^  bem 
3sraels,  juglei^  ein  (Beri^tog  ift,  „Uis  (Seric^t  am  j^au|e  (Sottes  ju  beginnen"  (1  ^ 
4,  17).  9tun  erfAien  bie  ecfte  (Engetebotf^op  (9lpl  14,  6),  oon  ber  man  fc^on  lange 
geiebet  ^atte,  als  Sie  bem  äRenfd^engef^Ied^t  tn  ben  SnfSngen  ber  Slboentiftet^etoegung  ö 
geiDorbene  Aunbe  oon  jener  bas  (Eiwe  einleitenben  Steinigung  bes  ^immlijAen  $eilig^ 
tums.  Xu^  bie  jtoeite  (Engebbotfi^  (Spl  14,  8)  jeigte  fim  in  neuem  £td^te.  !Das 
Xier  in  fbfit  13, 1—10  ^otte  man  löngft  auf  bas  ^apfttum  oejogen,  in  Sbl  13,  11  ff. 


tums.    Xu^  bie  jtoeite  (Engebbotfi^  (Xpl  14,  8)  jeigte  fi^  in  neuem  ZÜ^it.    7>as 

jft  auf  bas  H^ 
fanb  man  nun  eine  äBeisfagung  gegen  —  bte  SJereinigten  Staafen.    9tom  ifts  gemejen, 


bas,  ben  €abba$  bun^  ben  Sonntag  oerbrönpenb,  (ßottes  „3^it  unb  (Sefe^"  geSnbert  lo 
^  (Da  7,  25),  bie  Rirc^n  alle,  fa  [elbft  bte  SJereinigten  Staaten  ^aben  burd^  reli« 
giofe  ®eMe  fioer  Sonntags^iligung  u.  bgL  ibm  j^eRerbienfte  geffian.  Sä)on  birj  oor 
bem  22.  Ottober  mar  bie  peite  Sngebbotf^aft  in  Slboenti|tenaei|en  ab  £ofung  gegen 
bas  Sabel  ber  5tir^en  oerftonben.  Seit  man,  ben  6abbat$  ^Itenb,  in  allen  grteunben 
ber  Somitagsru^  pope's  sundav-keepers  and  God's  sabbath-breakers  ^Loughbor.  i5 
S.  110)  f^,  £eQXinn  bie  Sotfqlaft,  iktg  „BdbtV*  gefallen,  i^m  bas  Urteil  gefproAen 
(ei,  eine  neue  QäjUcdt.  3hä)  mid^tiger  aber  mürbe  nun  bie  bntte  Sngelsbotf^^:  ,,9ier 
\\k  (Bebulb  ber  ^eiltgen;  ^ier  |inb,  bie  ba  ^Iten  bie  (Sebote  (gottes  unb  ben  CdIou« 
ben  an  3^^''  (^  l^i  12)-  ^M^  9Borte  erf^ienen  im  £i(^e  ber  (gmeuerung 
bes  6abbot|gebotes  als  eme  auf  bie  Seventh-day  Adventists  fo  oortrefflid^  paffenbe  ao 
Seh^ibung  ber  ^eiligen  ber  Sni^eit,  bag  man  es  begreift,  bag  no^  ^ute  bie 
gripe  3^iäing  ber  Seventh-day  Adventists,  The  Advent  Review  and  Sabbath 
Herald,  fie  als  SRotto  auf  jeber  Stummer  abbrudt.  „Die  britte  (£ngeIsbotf(^'  ift  ber 
pofmUrfte  Segriff  ber  Seventh-day  Adventists  geioorben,  i^r  S^ibbolet^,  oon  bem 
[te  in  a^nlü^n  9Borten  reben,  mie  bas  16.  3^^-  o<>^  Soongelium.  —  6el^  oiel  25 
fatngfamer  aber  als  bas  Soangelium  ber  9leformation  breitete  .,bie  britte  Snoelsbotf^^aft" 
fi^  aus.  Unter  großen  Opfern  ^aben  3ttnte$  SB^ite  unb  ferne  gfcau,  3*  9l-  SInbrems, 
3.  S>'  SBogooner  u.  a.  biefe  Ausbreitung  \xä)  angelegen  fein  Men.  Die  beiben  9B^ite 
hoben  mttJ^ren  Ainbem  {a^Iang  ein  entbe^rungsrei^  wanberleben  )>rebigenber 
Konud^n  gefObrt  9^ift  nur  bur^s  9Bort  mirlten  [te;  hn  ßuli  1849  gab  3ßfßt  bie  so 
elfte  Kummer  oer  erften  3^itft^nft  ber  Seventh-day  Adventists  beraus:  The  present 
Tnith  rogL  2  $t  1,  12;  ein  gftäfimile  bei  Loughbor.  6.  153).  Diefe  ^monat« 
li^  3^ng  ift  ber  Slnjang  bes  ausgebe^nten  Serlagsgef^Sftes  ber  Seventh-day  Ad- 
ventists gemomn.  6te,  bejm.  The  Advent  Review  and  Sabbath  Herald,  ber 
fett  1860  an  il^e  Stelle  trat,  ^ot  mit  anfangs  fe^  geringen  9RitteIn  (t'glvj.  S.  36 
Loughbor.  6. 193)  ber  ^ropaganba  febr  oiel  genit^  Dod^  bis  1853  OKtr  bas  Sßac^s« 
tum  gering.  Geiftem  gings  in  fd^nellem  Xempo  oonoorts.  9lamentlid^  in  9Ri(^igan, 
UN)  tioi^  ^eute  bie  Seventh-day  Adventists  am  jablreid^ften  finb,  aber  au(^  in  anbem 
Stodm^eft'Staoten  breitete  „bie  britte  (Engelsbotfcbaft''  ftd^  aus.  Die  $aufer  reichten 
nid^  me^  fifar  bie  SReetings*  groge  aReetina«3^tt^  mürben  angefAafjt  1855  erbaute  40 
man  ein  eignes  ^ous  für  !bruderei  unb  SNbeetings  juglei^  in  Soitle  CDreel,  SRiA.; 
ein  Silb  bes  fc^Kc^en  Ileinen  Saues  bei  Loughbor.  6.  204  jeigt  neben  ben  id^U 
rei^^  unb  grogartigen  Sauten,  bie  fe^  ben  Seventh-day  Adventists  in  Satile 
Cbeet  ae^n  (ib.  254.  310.  346.  363.  380),  toie  gemalti^  feitbem  bie  Denomination 
geoNiAfen  ift.  Die  (Ehtfjl|^ng  bes  3^nten  feit  1858  ^at  eme  fixere  peluniore  (Srunb*  45 
uige  für  bie  SBeiterentmidlung  gefd^en.  Xus  ben  ilinberfAu^en  aber  mar  bie  93e* 
xoegung  bomols  nod^  ni^  ^aus:  no^  fehlte  jebe  Oraanifotton.  Srft  in  ben  nSd^ften 
6—8^1^  ift  bie  Denomination  gemorben,  mas  fie  fe^t  ifi  3n  biefer  3eit  ift,  nic^ 
0^  AsntBf  geaen  foIAe,  bie  in  jeber  IirAIi(^en  Orbnung  bie  (Sefabr  fa^en,  bag  man 
fclbft  ein  Säbel  aufrichte,  eine  Oraanifatton  gefcfiaffen  morben:  bte  (Bemeinben  finb  60 
frfter  iufammengef^lojfen,  Staoten^jlonferenjen  finb  gebilbet,  ein  offijieller  9tame  (ogl. 
ooen)  m  auf  einer  itonferenj  in  Sattle  Creei  im  $erbft  1860  aemo^lt  toorben  unb 
im  SRot  1863  Ift  bie  erfte  (BeneraHonferenj  ht  Sattle  Creef  ae^alten.  $ier  mürbe 
eine  General  Conference  Constitution  angenommen,  ber  Cntmurf  m  einer  ben  Staaten« 
Jlonferen)en  }u  empfeblenben  State-conference-constitution  oereinbart.  Der  je^t  gfiltige  55 
Zeatt  biefer  6tafaiten  jinbet  fid^  ntitn  ben  fpoter  ju  oerfd^iebenen  3^iten  bef(^Ioffenen  con- 
stitutions  ber  Qeneral-conference  association,  ber  International  Tract  society,  ber 
State  Tract  societies,  ber  International  sabbath  school  association,  ber  State  sab- 
bath Bchool  associations  unb  ber  International  religious  liberty  association  im 
Year  book  for  1894  6. 87—104.  3n  ber  gleiten  3eit,  in  ber  mit  ber  erften  (Seneral«  go 


198  Sbtiettttftett  Advocatas  ecclesiae 

lonfetem  bie  Orgontfotion  t^ten  Xbi<!^Iug  er^ieltf  ^^loni  fiiAt''  über  bie  C&ehinb^tts« 
reform  (ogl.  oben;  Loughbor.  6.  214).  3n  ben  nä^ften  9  ^Ufytm  fyibtn  oiefe  C5e* 
banlen  gegen  bie  Church  of  God  (ogl.  oben)  fid^  btir^qe^t,  1866  tourbe  bas 
Sanitarium  in  Sattle  (Ereel  begrflnbet  (Loughbor.  6.  263).  €M^  1868  lonnte 
5  mon  eine  impofonie  $eerf(^  fiber  bie  (SUhibigen  ^en:  oom  1.— 7.  Sort.  1868 
nnu^  in  9Brig^,  9Ri^.,  bos  erfte  Camp-meeting  •—  ,,fiager«SecfdmntIttng"  fagen  bie 
beutf^enSiebenten^Xogsi'SbDenttften  — gelten;  jODei  grogie  Secfamntlungf jette  (mee- 
ting  tents)  unb  22  fiogerjelte  (camping  tents)  ffillten  ben  $Ian  (Loughbor.  6.287, 
ogl.  bos  Silb  6.  291).    Dod^  toax  bis  1868  bie  Slnsbe^nung  befd^nft  auf  ben  Zeil 

10  hit  Sereinigten  Staaten,  ber  nBrblid^  oon  ber  Sfibgrenje  bes  Staates  SKtlfoiiri  unb 
oftlidl  oom  9Ri|fouri«8fluB  liegt.  3m  Sommer  1868  begann  bie  Arbeit  in  italKornien 
(Loughbor.  S. 276 ff.);  etoa  glei^seitia  looren  buril^  einen  frühem  la^Iif^n  ^efter, 
ben  $olen  Cje^omsl^  (f  1876  in  9Bten),  ber  in  SImertta  Xboentift  getoorben  nwr, 
in  ber  romanifd^en  S^etj  bie  erften  (gl&ubigen  au|er^Ib  XmerHas  gewonnen  f Lou^bor. 

15  S.258f.ogl.287f.).  1874  oarb  eine  SRinwn  naj^  CDentraleuropa  organifiert (Loughbor. 
6.  299),  1878  bie  Slrbeit  in  Snglanb  in  Singriff  genommen  (Loughbor.  315;  erfte 
Xaufe  1880  ib.  321).  1885  ^at  Sfrau  SB^ite  mit  i^m  SoQne  Vi.  (E.  aB^ite  (ber 
noA  1894  bem  Executive  Committee  ber  General  Conference  m^ebbrie)  u.  a.  eine 
Snfpeltiontfreife  na^  bem  Often  unternommen  unb  au  bie  ®egenben  h^p»m,  too  in« 

20  mi]äftn  (BISubige  getoonnen  Omaren,  in  Snglonb,  ber  S^e$,  JhNtvdrei^,  Stalten, 
!bfinemarl  unb  iRonoegen;  in  Safel  oar  fie  am  3.  Se|it  1885.  9tu^  ^ier  in  unferm 
Often  ^t  fie  prop^f|e  9lfigen  unb  (Ermutigungen  gegeben  (Lou^bor.6.347).  3n 
Deutfd^lanb  gab  es  bamab  no^  leine  Siebenten-Zags  Xboentitten.  3i»ar  gab  et  Mm 
dft  bie  britte  Sngebbotfd^oft  na&  3)eu^Ianb  gelangte"  ^ier  einjelne,  bie  oen  Sobrnd^ 

25  beobaAteten  (Slnbren>9«(tonrabi  S.  667)  —  rmf  bamab  oirlten  in  ftinen  Areifen  bie 
Sdbriften  bes  9tfimberger  ^erfldenma^ers  3o^.  Zennborbt  (f  1720;  ogl.  9tit|4I, 
(Se|(^.  bes  Sietismus  IL  341)  na^  ((Eonrabi  bei  Loughbor.  S.  20) !  — ,  unter  i^nen 
murbeUf  ooqI  oon  ber  S^o^eij  aus,  1876—79  bie  erften  (bemebiben  gegrflnbet.  Sie 
fd^einen  aber  jerfallen  ju  fein;  bis  1889  gef^  ni^  9Beiteres  für  bas  beutfAe  fb* 

90  beitsfelb  (9lnbrems«(Eonrabi  a.  a.  C).  Srft  als  in  ber  jtoeiten  $ölfte  ber  od^ber 
3cü^re  aud^  in  ber  beutf^en  Sc^n^eh  einige  (Bemeinben  entftanben  toaren,  ift  bie  beu^e 
p,9Riffion''  mieber  aufgenommen,  unb  mit  gutem  (Erfolge:  am  30.  Sqit  1896 
man  in  3)eutf^lanb  706  (^lieber.  Welatio  am  bi^eften  |inb  biefe  (Staubigen  in  $äm* 
bürg  (166).  in  9Bfirttemberg  ((Eannftabt:  41),  am  9l^in  (Sarmen:  35)  unb  in  Oft> 

85  preujjen  (diäteres  in  ber  ,,C^riftl.  äBelt"  1896  3h.  47).  Sis  tarn  Xuguft  1895  mar 
Safel,  wo  bte  Siebenten  «Xogs^Stboentiften  feit  1884  eines  wrer  großen  Foreign 
Publishing  houses  ^aben  —  bie  anbem  [inb  in  £onbon,  (E^rqtiania  unb  SRelboum 
(Year  book  for  1894)  — .  ber  aRitte^)unlt  aui)  fifar  3)eut[Alanb.  Seitbem  ifts  fym' 
bürg  gemorben.    Dort  ift  bie  beidlAe  griliale  ber  3ntem(monalen  XroItat«(Befel^^, 

40  bort  erfc^eint  je^  ber  ,,$erolb  ber  SOa^r^eit"  unb  ber  ^^ßi^ns^SBä^ter''.  —  Dos  ganje 
(gebiet  ber  Seventh-day  Adventists  n>ar  1894  in  7  Diftritte  geteilt,  benen  Superin- 
tendents  oorfte^en;  fed^s  biefer  Diftritte  finb  in  ben  Sereinigten  Staaten,  ber  7.ttmfa^ 
bas  Sluslanb  {mif  bem  Year  book  for  1894  S.66:  4106  aRi^lieber).  Dte  genaue 
Statip  oies  bamals  im  ganzen  37,404  9Ritolieber  naä).    Daft  bie  3aU  feit  ber 

45  (generaHonferenj  oon  1893.  oel^e  ju  biefer  Statiftil  bie  (Brunbuigen  aeli^ert  ^oben 
mirb,  auf  42000  geftiegen  ift  —  mie  bie  leMe  Q&eneraRonferem  angab  (ogl.  oben)  — 
ift  buräaus  glaublid^.  So  n)unberli(^  „bie  oritte  (EngeIsbotf(^aft"  bem  flinat.  ber  bas 
(Eoan^eiium  oon  ber  gtei^it  eines  C^riftenmenf^n  tennt;  bas  mirb  au(^  foUem  il^re 
(Sefd^u^te  lehren:  bie  Seventh-day  Advenüsts  finb  gegemoSrtig  ehte  nMfÜa  oor* 

50  bringeim  Denomination  unb  nod^  längere  3^^^  sterben  fie,  namentlid^  in  Smerna,  im 
9Ba$fen  bleiben.  Eooff. 

Advocatus  ecclesiae.  G.  L.  Böhmer,  de  advocatiae  ecclesiasti^ae  cum  jure  pa- 
tronatus  nexu  in  beffen  Obervatdones  juris  canonici.  Obs.  VI;  B.  Happ,  de  advocatia 
ecclesiastica.  5öonn  1870;  $>.  ©runner,  ^eutfcfte  Slcd^tSgcfcftid^tc ,  ßcipjia  1892,  II,  302; 
55  2Bai6,  1)cutfd)c  ©crfQffungSgeftfiltftte  »b  4,  @.  398  ff. ;  93b  7,  6.  320  ff. :  \>.  ©ct^mann^^oUtocg, 
ber  eiDilprojefe  bc§  gemeinen  SRct^tS  ©b  4,  6.  419 ff.;  ©b  5,  6.  47 ff.;  gfider,  (Snoelbert 
ber  ^eilige,  6. 145  ff.,  155.  191.  208.  341;  Ä.  fiamprec^t,  5)cutfc^c  ©irtfd^aftögeM.  i.TOttel» 
alter,  fielpjig  1886,  I,  2,  1062  ff. 

!Der  Advocatus  ecclesiae  (ilird^enoogt)  ift  eine  mit  bem  äußeren  Smutje  fir(^< 
60  lieber  Stiftungen  beauftragte  U)eltlic^e  ^rfon. 


Advocatus  eoeledae  199 

Q^n  int  romtf^n  9lei^  xdqx  es  ben  fthrd^en  i^Wttt  ftd^  defensores  (ju  i^rem 
<34u^  unb  i^ei  Settretung)  aus  bem  ftoneontm  ber  ^Sbomitn  juglei^  mit  bem  9{t^ 
bcs  mmittelbaren  Suitxtits  ju  ben  ^ö^n  »eamten  ju  bestellen  (Aoitjil  o.  itot^go 
407  in  c.  97  codex  eccl.Afric.  bei  Sruns,  can.  ap.  etconoil.  1,  184;  ogl.  SDlaaffeTt, 
eef^.  b.  Quellen  b.  fonomSle^td  I,  164;  L  38  a.  407  Cod.  Theod.  XVI,  2).  Bremer  5 
ftnben  M  jeit  bent  CEnbe  bes  5.  3^^^-  ebenfalls  fbU^e  defensores  ecdesiae  jum 
@^^  oer  ilrmen  unb  aSaifen,  foioie  jur  Sertreiung  ber  lir^li^n  Sle^e  unb  Güter 
in  3tQlien.  Hud^  im  merooingifqen  Keid^e  bimmen  iprojejioertreter  ber  Ritä^n  unter 
ber  Sqeid^nung:  agentee.  advocati,  defensores  oor.  93enn  ]omo^l  ^ier,  mie  au^ 
im  bngob(nrbif<$en  3tQlien  oie  Ain^noberen  me^ac^  bie  Sngelegen^iten  i^er  itird^n  10 
feM  uertraten,  fo  erOort  M  bies  boraus,  bah  bie  93if(^e  unb  atme  ber  lantali^n  Sr« 
laubnis  beburfien,  um  burq  einen  Vertreter  %05effe  fiU^n  gu  Ibnnen,  toenn  |(^mt  oiel« 
lei^t  bie  erfteren  bur^  ein  allgemeines  ißrioilMium  b^  ermS^^tiat  nxiren. 

3n  ber  laroIinaifAen  ^m  mürbe  in  Cifdumg  mtt  ben  Itrqili(^en  Seftrebungen, 
bie  ®eiftli(^n   mialiqft  ben   meltlicben  Sefi^äften  fem}i^fien,  ongeirrbnet,  bag  bie  15 
Airc^enoberen,  Sifi^Sfe,  äUe  unb  mtiffinnen,  fi^  fol^e  Si^e  ^Uen  follten  (Fipp. 
Cap.  790  c.  3,    MG  cap.  reg.  Franc.  1,  201;    Gap.  missor.  802  0. 13»  a.  o.  6. 
1,  93;  Gap.  Aquisgr.  801—813  c.  14,  a.  a.  O.  1,  172;  Mem.  Olonn.  com.  data 
822—823  c.  7,  a.  a.  O.  1,  319),  unb  menn  bie  iürAe  Sefi^tflmer  in   oerfd^iebenen 
Groffd^oflen  ^atte,  beburfte  es  {ogar  ber  SefteDung  eines  [obben  ffir  febe  berfelben,  ao 
cap.  Rpp.  782—786,  c.  6  a.  a.  O.  1,  192.    (Ein  lebensliiujlubes  ober  aar  oereA« 
lites  mmt  bilbete  biefe  Sertretun^  ber  5tird^  in  9{e^RreitmIetien  unb  bei  9le^> 
aefd^i^n  junSt^jt  ni>^  nid^t.    X)te  (Erblid^Ieit  entmidelte  (i^  otelme^  erft  in  ber  no^» 
frairitfc^n  3^%  aber  fAon  Snbe  bes  9.  3<^-  lommt  es  oor,  boj^  ft^  ein  6tifter  eine 
Sertreätnaber  ftirc^  ffir  fi^  unb  feine  (Erben  ooiAe^U,  Dipl.  0.  862  bei  Srunner,  25 
3)eut|^  9l^tsgef$.  2,  306  n.  24. 

3nfoIge  ber  (Entmidluim  ber  3mmunitStsred^te  ffir  bie  ftin^en,  Alöfter  unb  Sttfter 
bebur^n  biefe  aber  au^  fol^r  Seamten,  u.  a.  ebenfalls  advocati  genannt,  mel^ 
bie  SrnmunilU  mäf  äugen,  bem  Staate  oeoenfiber  oertraten,  alfo  nomentliA  bie  hinter« 
faffen  jum  ^eerbienft  ausju^eben,  fie  auf  Klage  eines  Dritten  bem  öffentItAen  ®eri<^  so 
JU  ftellen  utb  i^re  Siechte  gegen  Dritte  bei  bemfelben  ju  oertreten  Rotten.  9lad^  innen 
pot  bagegen  ein  \o\äftx  9}ogt  bie  (Seri^tsbarleit  bes  3mmunitöts^rm  fiber  bie  £eute 
besfelben  ju  oenoalten  unb  polijeili^e  ^nltionen  innerhalb  bes  3mmunitätsbe}irfes 
ausjufiben. 

Seit  ber  larolingifcben  3^^,  jeit  melc^  bie  itirc^en  ebenfalls  folc^e  SSgte  polten  ss 
mukten,  nnudOe  bie  SSogtei  ber  errteren  9lrt  mit  ber  grunb«  unb  immunitatsberrli^ 
oerounben,  unb  ^ufig  erhielten  bie  Sögte  mit  i^em  $mt  ein  93enefi}tum  als  SImts« 
gut  oerlie^en,  Gap.  Aquisffr.  809  c.  23,  cap.  cit.  1,  151. 

3n  oier  laroUngifd^en  ^t\i  ^otte  ber  ftonia  bas  9tec^  bie  93öate  ffir  bie  firAIic^n 
3nHitate  ju  beftellen.  Do(^  ift  einjelnen  berfelben  burd^  ^rioileg  fii^on  bos  Steigt  ber  40 
freien  SogtaDo^l  gem&^rt  morben,  unb  menn  ber  ilönig  oon  feiner  (Emennungsbrfuanis 
leinen  (&mau^  machte,  ^atte  bie  Seftellutm  oor  bem  trafen,  »eld^m  mo^I  ein  SBwec« 
fpcuAsre^  julam,  3U  erfolgen.  (Enbti^  [outen  bie  93ögte  in  ber  Sraffd^aft,  in  mel(^er 
fie  bte  inr^  gu  oertreten  Ratten,  mit  (Brunbeigentum  angefeffen  fein,  Gap.  Aqmsgr. 
801—813  c  14,  cap.  dt.  1,  172.  « 

3n  ber  naqfräidij^n  Stft  artete  bie  93ogtet  oielfa^  ju  einer  brudenben  £aft  ffir 
bie  ftir^  aus.  ba  bte  939gte  i^e  einfluhreü$e  Stellung  balb  m  ben  bebetdlid^ften 
Stngi^Fen  in  bte  Siebte  uiw  C5fiter  ber  Svx^  migbraud^ten.  SaU)  finben  \ii)  Jtlagen 
über  $Ifinberung  oon  itirc^ngut,  (Einjie^ung  ber  3^nten  unb  (Einifinfte  balb  ds 
£e^n,  balb  als  Smentum,  fiber  Drud  gegen  SSafaüen  unb  ^erfonal  bes  Alofters.  (Ein  50 
Sogt  fiubmia  oon  Zrier  im  12. 3<^t^unbert  na^m  bos  meltlid^e  9tegiment  im  Sprengel 
für  \\ä)  als  Stmtsred^  in  Slnfinru^  unb  tooUte  ben  Sif(^  auf  bie  geiftlid^en  SerriA« 
tutiaen  einfc^rfinien;  bie  Sinlfinfte  gog  er  gana  an  fid^  unb  gab  oor,  bag  er  baoon  bte 
(getpü^n  eri^aUe,  mobei  er  i^nen  bie  jtoft  bfirftig  genug  gumag  (Hontheim,  bist. 
Trevir.  I,  p.  468).  9BeI^  33orteiIe  je^t  in  etner  $ogtei  fiber  ein  angefe^nes  Stift  ^ 
enttalten  moren,  er^elU  fd^on  aus  bem  (Eifer,  momit  oiefelbe  ^u  £e^n  genommen, 
erbiiA  gema^,  i>€rtauft,  oerfd^enft  marb.  SCoer  au^  bie  Aird^n  fuAten  fi^  je^t  einer 
fo  ISftig  geiDorbenen  9Bo]^I^  mieber  gu  entlebmen ;  man  f^fi^te  f i^  geaen  alle  Sogtei 
burd^  mmrlic^  ^rioilegien,  lieg  bie  urfprfingli^n  9te^te  bes  Sogts  f eftftellen ,  en^ 
ft^  bei  Husfterben  ber  Familien,  ums  namentlid^  um^nb  ber  Areuggfige  nic^  feiten  eo 


200  AdvocatoB  ecclesiae  Aeditans 

tDor,  {ener  SJerbinbung  ober  laufte  fie  ob.  6ogar  bos  9RttteI  ber  ^If^uitg,  ber  Ser^ 
fertiaung  faMer  Iblunben  OKtrb  ^ier  toie  in  Jo  mondän  gillen  (enu^,  um  aus  an« 
gdlu^  alter  3^^  ^i^^^  6d^u^  gegen  bergle^en  Dnid  ju  orobujieren.  9Btr  beft^en 
eine  ganje  Steige  oon  3)oIumenten,  angeblich  aus  ber  l^tit  5tarls  b.  C5r.  unb  fiubbtgs 

5  b.  St.,  bte  einjelnen  ftßftem  im  ooraus  6dbu^  gegen  ben  3)rud  burcb  89gte jtufi^ent 
[ollen  (9{ettberg,  iUrc^imefd^.  3)eutf4I.  II,  §  93  not.  27).  Slamentli^  bie  9Benbung 
18^  b<mn  ein  \pHtxts  maqwtd  erbnnen,  bab  ber  Jtai^r  oor  allem  feine  Seforgnis 
ausffrred^n  folle,  es  mSge  oon  ben  Sbgten  äRigbrau^  i^  (Benxilt  ausgeben ,  quod 
nescimuSy  quales  sint  quandoque  futuri  (Neugart,  cod.  dipl.  I,  p.  175  n.  204). 

10  9Ius  ben  Sef^Snbingen,  oie  barin  ben  Söoten  im  ooraus  auferW  fein  j^Hen,  lernt 
man  menigftens  ben  6tanb)mnlt  fennen,  auf  n)el(^en  man  in  Der  3^ü  ber  äSerfertiaung 
fener  Urlunben,  12.— 13.  3<^unbert,  bie  Sbote  jurfid^ubringen  mfinfc^;  fo  oiro  in 
einem  anaebli^en  Diplome  ilarls  b.  ®r.  ffir  itenq^n,  773  (Monumenta  Boica  30, 
@.  377),  DOS  (wer  er(t  bem  12. 3Q^|^nbert  ange^rt,  ausgemacht:  bie  9Ba^(  bes  Sogtes 

15  folle  bem  5tIo|ter  fret  fte^n  unb  ni^t  aus  (Erbred^t  ober  anberem  Sonoanbe  obgeleitet 
merben:  ber  Sogt  foIIe  auger  bem  Sib  ber  Xreue  an  ben  ftonig  aud^  bem  9Mt  brei 
(Eibe J^oören,  [oUe  [i^  mit  v«  ber  Sinifinfte  aus  ben  (gerieften  bM|nfigen,  feinen  anbe« 
ren  Sogt  an  ferne  Stelle  fd^ieben,  leine  (£r|n:ejfungen  fiben,  auf  entbieten  bes  Slbtes 
mit  12  9Rann  unb  12  gerben  m  (Serid^t  erfdpeinen  u.  bgL 

20  Sine  (Erlebigung  ber  firc^Iid^en  Sef^u)eroen  fiber  ben  Drud  ber  Sögte  erfolgte 
niAt  c£er,  als  btö  oen  SßSof^n  bun^  (Einmifd^ung  in  bie  inneren  Sngelegenbeiten  ber 
""  'tli^n  Staaten,  in  Deutfd^Ianb  bur^  gemanbte  Senu^ng  ber  jioiftigen  >taifenDa^Ien, 
bie  (Selegen^ett  erbffnete,  ber  tDeMtqien  9Ra(^t  fi^  ju  oiberfe^en.  anfangs  traten 
Inbes  ni^  einmal  bie  beut[d^en  Sifc^Sfe  biefem  Streben  bei:   als  Urban  UI.  bos 

25  Sogteired^t  jum  beften  ber  Atrd^en  befd^rätden  ober  gar  aufgeben  wollte,  Jtimmten  bie 
Sifd^öfe  auf  bem  9leidbstage  ju  (Seln^aufen  (1186)  bem  Jtaifer  griebri^  I.  ju,  bag 
fenes  9{ed^t  bur^  bas  mter  g^eiligt  fei.  (Erft  3nnocenj  III.  bei  feinen  Ser^onblungen 
mit  Otto  IV.  wib  (Jrriebru^  II.  lonnte  ben  5lronrioaIen  bos  SerEpred^en  abnötigen,  oag 
fie  ben  JtirAen  gegen  ben  Drud  ber  Sögte  6d^u^  oerlei^n  woQten  (Raynald,  annal. 

80  eodes.  1203  n.  29).  (9iettlere  f)  ^ufd^iulS« 

«befind  f.  «beffinif(^e  Airc^e  6.  84,45. 

Aedituus,  bei  ben  Ütomem  ber  mit  ber  Cura  eines  öffentlid^en  Seböubes,  ins« 
befonbere  bes  Zempels  Setraute.  $ausmeifter.  3)er  Aed.  eines  Xempels,  <mäf  ilt^tos  ge> 
nannt,  teilt  fi^  mit  bem  Xem|)e^mejter  in  bie  Cura.  9Bo  ein  fold^er  fe^It,  liegt  biefe  iqm 

35  allein  ob.  (Er  wo^nt  in  bem  Heiligtum.  Der  Sebeutung  bes  Sacellum  ober  bem 
(QaraUer  ber  ben  Xempel  oerforgenben  (&enoffenfd^aft  (auq  bei  einem  CoUegium  fu- 
neraticium  ift  ein  Aed.  erm&^nt,  Corpus  Inscr.  Lat.  VI  (10291)  entfmAt  ber 
6tanb  ber  Aed.  (Ein  j^ö^ergejtellter  lieg  bie  nieberen  Dienfte  (£)ffnen  unb  Sd^liegen, 
9leiniaen  bes  Xempels,  herumfuhren  ber  grremben,  3^^^^  ^^  3^^  ®^^  u^  Cpf^^ 

40  bereAtigten,  SCbmeifen  ber  unbefugten  ^erfonen)  burc^  einen  Diener  beforgen ,  n)ö&refib 
er  felbft  bie  (Einrichtung  bes  (Seb&ubes  beforgt  unb  bie  SBeibgef^nte  unb  bie  bepomerten 
Jtapitalien  unb  Dolumente  oenoa^  9lud^  mc  9lusübung  beftimmter  5biße  in  grij^erer 
Snjabl  beftellte  Aeditui  n^erben  enoo^nt  ([.  $abel  in  $aul9,  9teaI«(Enc9l(.  ber  flaff. 
3[ltermmsn)i||enf^,  neue  Searb.  s.  v.,  unb  iDlarquarbt,  9ldm.  6taatsoenDaItung  III, 

45  214  ff.).    Dte  rbm.  (Einrid^tung   ift  oon  (Einfluß   auf  bie  9lusbUbuna  entfpre^nber 

tttnrtionen  unb  mxkx  in  ber  itird^e  geoefen.  Der  Ostiarius  (f.  ben  91.)  tritt  an  bie 
teile  bes  Aed.  ($amad  in  XU  II,  5,  93ff.).  Aed.  mrxh  barum  au^  für  Ostiarius 
gebrandet :  credo  ipsius  (Domini)  ordüiatione  correptus  et  presbyteratu  initiatus 
sum,  fateor,  invitus,  non  fastidio  loci  (nam  testor  ipsum,  quia  et  ab  aeditui 

60  nomine  et  officio  optavi  sacram  incipere  servitutem)  fd^reibt  ^aulinus  oon  9loIa 
ep.l,  MSL61,158f.  SRit  ben  Oftiariem  anfan^Iid^  mo^l  jufammenfallenb,  allm^Ii^ 
aber  neben  i^nen  ju  felbftftänbiger  Sebeutung  ftd^  entmtdtefnb,  fibemebmen  aud^  bie 
Mansionarii  unb  Custodes  bie  ^nftionen  ber  Aed.  Die  fte^enben  Sebflrfniffe  für 
6(^u^  unb  Serforgung  bes  (gottes^fes,  ebenfo  Heinere  Iir(^Ii(^e  Serbaltniffe  erbeifd^en 

55  pmaf  ffir  bie  nieberen  Munitionen  ein  ftänbiges  ^erfonal.  6.  bie  äbtilel.  Airmen  mit 
befonbers  oerebrten  unb  befuc^en  (6rabft&tten  oerlangten  nod^  befonbere  Seauffiqtigung 
unb  oerlieben  bem  j^flter  befonbere  Dignitöt :  ^ier  finb  befonbere  Aeditui  genannt,  bie 
au^  ben  Xitel  Martyrarius  filmen  (f.  b.  ä.).  Gregor.  Turon.  de  virtut.  S.  Martini 


Aeditnns  201  , 

(Susgobe  ber  MO)  I,  2,  588 ;  de  virtut.  Julian!  1.  c.  582 :  post  obitum  Proserii 
maiiyrarii  Urbanus  diaconus  huius  basilicae  ordinatur  aedituus.  9lu(^  ber  SEbt 
tonn  ba$  Slmt  unb  ben  Ittel  l^ben  (Greg.  Turon.   Hist.  Franc.  IV,   11,  1.  c.  I, 

I,  147)  unb  ernennt  gur  Custodia  bes  ^eiligen  anbere  Martyrarii  (Testamentum 
Aridü  bei  ^beffus  (Diplomata  I,  p.  140;  ogl.  9lnm.  juGreg.  Turon.  I,  2,  582).  5 
Suc^  fonft  |ie^  unter  bent  Aed.  ber  Auftos  (auc^  mel^rere  Jliütoben,  Greg.  Turon. 
de  yirt.  Juh'ani  c.  18,  1.  c.  I,  2,  573),  ber  3.  S.  bas  Sc^Iiegen  beforgt  unb  bte 
S<^Ifi|feI  oemm^  (custos  aeditui  [im  Alofter],  Greg.  Turon.  in^loria  mart. 
e.  9,  I.e.  795).  Srooingielle  Serfc^ieben^iten  in  (Einn^tung,  (Entmidlung  unb  Se> 
jeu^ng  biefer  fir^Iic^en  Smter  finb  beutlic^  3u  erlennen.  3m  allgemeinen  tritt  Aed.  10 
als  Xitel  junäc^ft  jurfid ,  n^o^I  megen  bes  3ufammen^anas  mit  bem  ]^eibni|(^en  Xempel. 
Die  Sermenbung  bes  9Bortes  im  SUten  Xeftamente  Sfulg.  (C^  44,  11;  ^0  10,  5; 
3e  1,  4)  gab  33eranlaj|ung,  bie  Dftiarier  auf  biefe  Aeditui  3U  bejie^en  (xovt  auf  bie 
ianitores  bes  Zempels),  noc^  nic^t  bei  3fibor,  CEtvmoI.  VII,  c.  12,  MSL  82,  293; 
Ck>ncil.   Aquisgran.  816,  $arbuin,  IV,  1061;  Slmalarius  Don  9Re^,  de  ecclesiast.  is 

II,  c.  7,  MSL  105,  1083;  aber  bei  9{abanus  9Raurus  de  cleric.  instit.  I,  c.  12, 
MSL  107,  305;  (Sncuin)  dedivin.  offic.  c.  34,  MSL  101,  1232.  9lu^  bie  CErinne' 
rung  an  bie  (Eiicri^tung  bes  |xiganen  3nftitut5  lebt  n^ieber  auf,  Duranbus,  Rationale  II, 
c.  5  de  ostiariis:  Hi  autem  imitantur  aedituos,  qui  apud  gentiles  erant  et 
idem  custodiebant.  20 

Dos  9Bort  Aed.  be^  bamit  allaemeinere  Sebeutung  unb  n^irb  mannigfach  oer* 
menbct,  ebenfo  ffir  ben  Ostiarius  eines  jtb[ters  in  ben  Miracula  S.  Augustini 
Episc.  Gantaruensis  (AS  9Rai  VI,  407),  XBVt  ffir  ben  jtuftos  unb  Thesaurarius 
einer  ftlr^  in  ben  Acta  S.  Frederici  (AS  3uli  VI,  469  —  471).  SBie  in  bem  le*« 
teren  Seri^  ber  XrSger  bes  Slmtes  einen  Diener  unb  jOHir  einen  £aien  ffir  bie  35 
Seforgung  oer  (Bef^&fte  angeftellt  ^  —  ber  auc^  ^ier  Auftos  Reifet  —  (res  etomnem  — 
templi  post  aedituum  procurat  thesaurum;  er  ^  bas  bauten  3U  beforgen;  er 
fc^üft  in  ber  Airc^e)  fo  OKtr  allgemein  im  9RitteIaIter  bie  Slusfibung  ber  nieberen 
gfunttionen,  als  uno^Sglitd^  mit  ber  geiftlic^en  SBfirbe,  Unterbeamten  fibertra^en,  bie 
iDoM  im  fpSteren  SRitteloIter  burc^gingig  £aien  n)aren.  Sluc^  in  ber  "^tA^tivi  ift  bie  ao 
Seforgung  biejer  ®ef^afte  tro^  aller  Semfi^ngen,  fie  AlerSem  3u  fibertragen,  auf  :&iien 
angemiefen  geblieben.  Aed.  n)irb  Benennung  mr  biefe.  gleic^bebeutenb  am  mit  ilfijter, 
Siäriftan,  Seseic^nung  ebenfo  ffir  bie  unter  Dem  Auftos  bes  ftapitels  fte^nben  93e* 
btenfteten,  mt  ffir  ben  jififter  einer  Airc^e  fiber^aupt.  Der  Umfang  feiner  gfunftionen 
beftimntt  fic^  na«^  ben  örtli^en  93er^Itniffen.  Doc^  be||^ränlt  \\i^  ber  (gebraut^  oon  ss 
Aed.  neben  Sacrista  (unb  Custos)  oonoiegenb  auf  bie  bftli^en  Air^ngebiete,  be* 
fonbe»  Deutf^nb  (Conc.  Salisburg.  1569,  ^ar^eim,  Conc.  Germ.  7,  276;  fianbs« 
^fer  Statuten  t.  XI,  9R(mer,  Thes.  novus  iuris  ecclesiast.  II,  339;  Ck)nstant. 
1567,  $art(^im,  1.  c.  7, 500 f.);  aeditui  unb  campanarii  finb  als  (Ein  Dienft  sufammen« 
geiumtmen  Conc.  Wanniens.  1610,  1.  c.  9,  144  (Aedituos,  qui  in  Ecclesia  quo- 40 
tidie  drca  Altana,  Capellas,  Sacristiam,  in  qua  tota  supellex  Ecclesiastica  ser- 
yatnr,  versantur) ;  fie  ^en  3U  lauten,  bie  ftirc^e  3U  Sffnen  unb  3U  fc^Iiegen  u.  f.  xo. 
(Dgl.  Metense  1610,  1.  c.  8. 975.  Aed.  seu  matricularius,  auc^  ludimagister,  Trevir. 
1678,  1.  c.  10,  71  f.),  unb  in  i^er  Stellung  finb  bie  Aed.  mit  ben  nieberen  ftirc^n» 
btenem  sufdmmengefagt  ($rager  $rooin3iaIlon3iI  1860,  t.  6,  c.  7,  Acta  conc.  coli.  45 
Laeensis  V,  563).  S.  ^infeius,  S^ft.  b.  lafl^.  ftir^enre^ts  II,  104  Wr.  11;  III, 
321  f.  325. 

Dagegen  i|t  in  ber  fat^oliji^en  ftirc^e  ber  n)eP(ben  fiönber  Aed.  glei^bebeutenb 
geoNffben  mit  ben  ^roluratoren  ober  ißrooiforen  (f.  b.  mt.)  bes  Airc^engutes,  ben  Ser« 
iDoIieni  ber  itirc^ei^abril  (f.  SBotlmann ,  de  provisoribus  ecclesiasticis  secundum  so 
ius  canonicum  [1863]),  3U  beren  Ooliejpet^eiten  ja  <tudb  bie  6orge  ffir  bie  aedes 
ge^,  ffir  bie  ^il.  Getoanber,  Geräte,  für  fter3en,  £)I,  9Bei^rau(^  (ogl.Constant, 
1609,  ^or^im,  8,  913)  unb  benen  oarum  auc^  in  geioiffer  Seste^ung  bie  Mfter 
na^ft  bem  Pfarrer  unterfteüt  finb  (1.  c.  8,  787.  791).  6o  in  ben  Stieberlanben 
(Hariem.  1564,  I.e.  7,  15;  Mechlin.  1607,  1.  c.  8,  791;  ©ent  1650,  1.  c.  9,  725;  56 
DgL  Colon.  1662 ;  aedües,  1.  c.  9.  1066),  teihoeife  in  Sranlreic^  (Tornac.  1660 
u.  1661,  1.  c.  9,  879.  883),  au(^  —  mit  entfpre^enben  Serönberungen  —  in  bem 
über  canonum  ber  5tön^in  (Elifabet^  (Concil.  Britann.  4,  266).  Sefonbers  ift 
in  unterem  3<^^nbert  Aed.  in  ber  Spraye  ber  fot^olifc^en  Air^e  bie  Benennung 
goporoen  ffir  oie  in  ben  fat^olif^en   ^aro^ien   9lorbameriIas  3ur  Senoaltung  bes  eo 


202  AeditnuH  9gtbtti0  Hott  9ünbü 

(Sutes  unb  ber  loeltHc^en  (Sefi^öfte  ber  Rxtäft  befteüten  £aten«^mtniftrtttoren,  Trustees. 
Conc.  Ck>ll.  Lacens.  III,  296  unb  3nbex.  afiM»««^  9itftr. 

aiötbltt«,  AS  Sept.  I  S.  284—304. 

Sdbius ,  einer  ber  fop.  oierje^n  9lot^Ifer,  nmr  angebltd|  eine  3<it  lona  Sinfiebler 
5  in  ber  ^rooence,  barauf  SJorfte^r  eines  oon  i^  georfinbeten  AIoHers,  in  oeffen  910^ 
bie  nad^  i^m  genannte  €tabt  St.  CSiües  entftanb.  Da  oie  Urfunbe  SenebHts  II.  ffir  fem 
Jlbfter  r>.  26.  Wfdl  685  (Jaff^  2127)  eine  gfilf^ung  ift,  fo  fe^It  jeber  filtere  ^utdt 
ffir  ba$  fieben  bes  feit  bem  neunten  3<^^unbert  ju  gro^r  Seru^mt^tt  gelangten 
^eiligen.    Sein  g^jt  ift  ber  1.  September.  ^ana. 

10  Kgtbttti^  be  (Eolumna  ((Eobnna).  BnlaeuB,  Hist.  Univ.  Par.  III,  p.  671;  Satter  Hist. 

litt  Script.  EccI.  II,  p.  326;  gfabnciud,  Bibl.  lat  (gflor.  1858),  p.  19  sq. 

%ibius  ift  unter  ben  unmittelbaren  Schülern  bes  Ü^omas  oon  Xqutno  einer  ber 
^eroorraaenbften ;  er  tofirbe  unfer  3ntereffe  ganj  befonbers  in  ünfprudl  nehmen,  loenn 
bie  SBagrfc^einlidbleit ,  bag  gerabe  er  ber  Serfaffer  ber  SuQe  Unam  sanctam  geioefen 

15  fei  (ogl.  Sf.  X.  haas,  %.  o.  9{om,  öften.  Stertelio^fc^r.  f.  lo^.  X^ol.  1862,  I), 
[i^  in  ®etoift^it  oenoanbelte.  Geboren  in  9lom  (um  1245  ?)'  als  S)ir3glhtg  bes  be* 
hmnten  ®ef^Ie^es,  trat  S.  M^  in  ben  9Iuguftinereremiten«t>rben  unb  lourbe  burd^ 
ben  ®eneral  (Elemens  oon  Djimo  5um  Stubium  nac^  $aris  gefanbt  gfit  feinen  bor* 
tigen  £e^rer  3]6omas  ift  er  naA  beffen  Xobe  eingetreten,  n^enn  auA  ni^  in  oem  (bur^ 

30  Qu6ttf  unb  (t^aA  1,  603  oielme^r  einem  Dominttaner  gugeft^eoenen)  Defensorium 
sive  Correctorium  librorum  S.  Thomae  contra  Guildnii  Lamarensis  Thomae 
Mastigis  Comiptorium.  3n  $aris  promooiert,  auif  als  erfter  Xuguftiner  felbjt  ab 
fie^rer  ttätia,  foll  er  fc^on  bort  ben  Seinamen  Doctor  fundattssimus  emdten 
^n.   Sei  Der  ^ulbigung  ber  Unioerfit&t  oor  ^^ilipp  bem  S^önen  l^ielt  er  auf  beffen 

25  »erlangen  bie  SRebe;  V  leart  bei  Offinger,  Bibl.  August.  (3ngoIft.  1768),  S.  228  ff. 
3n  ben  ^af^xtn  1292—1295  n^ar  n.  General  bes  Orbens:  1296  )um  S^bif^of  oon 
Sourges  ernannt,  loo^I  o^ne  bort  SIefibenjju  ^Iten,  bli^  er  in  engfter  gffi^Ittng  mit 
bem  romif(^n  ^ofe  unb  oerteibigte  bie  SBa^I  Sonffatius  Vin.  bmn^  StacQuieis  ber 

tfiUigleit  ber   Xboantung  Söleftins  V.   in  bem  Xrdtate  De  renuntiatione  Papae. 
.  ftarb  in  SToianon  1316. 

(Eine  relatto  oodftanbige  Öberfii^t  feiner  Schriften,  oon  benen  ein  gro|er  Zeil 
no^  ungebrudt  ift.  giebt  (Sanbolp^us,  Dissert.  de  200  scriptt.  August.  (Offhiger, 
a.  a.  O.  242^.).  Sie  erftreden  fic^  auf  bas  ®ebiet  ber  ^^ilofop^te  (5tommentare  )u  ar^» 
telifc^en  Sc^rtften;  Slbl^nblungenjur  9Retap^9ftI;  De  institutione  principum  1.  III 

85  unb  De  regimine  principium  [9tom,  jule^t  1607]),  bas  ber  (Exegefe  (itommentore  in 
Hexaemerum,  in  Cantica  Canticorum,  in  epist.  ad  Romanos)  unb  ber  Sogmottt 
(Äommentar  ju  ben  Sentenjen  bes  £ombarben  (bis  1.  III  dist.  11 ;  (Eorbooa  1707),  Quod- 
iibeta  unb  Opuscula  (Sorbooa  1712).  Son  bem  für  bie  (Enttoidelung  ber  firAenpoIitifd^n 
Slnfid^ten  bea^tensnierten  Sßerfe  »De  potestate  ecclesiastica«  ift  burc^  ^^urbain  im 

40  Journal  g^n^ral  de  Tinstruction  publ.,  F^vr.  1858,  ein  Üeil  oerBffentlt^  morben. 
Sine  bei  ®oIbaft  (Monarchia  S.  R.  J.II,  95  ff.)  abgebnulte  S^rift  De  utraque  po- 
testate regia  et  pontiücali  toirb  nac^  ilraus  (a.  a.  D.)  irrtfimlic^  bem  n.  ]u« 
f^eben.  »eiirtH. 

Kgtbtttd  oon  Siterbo,  General  unb  fpöter  ^roteftor  besOrbens  ber  Sluguftiner« 
45  (Eremiten  ^u  £ut^rs  3eit,  ftarb  als  itarbinal  in  9tom  1532.    Seine  f&if^erij^e 
SBirIfamiett  fyd  jal^Ireu^  fl^ugniffe  aufswoeifen  gebobt,  unter   benen  bei  sN^brictus, 
Biblioth.  lat.  (grlor.  1858)  I,  23   bie  folgenben  aufgejöl^It  loerben:    ein  itommentar 
jum  1.  Su(^e  ber  Sentenjen  bes  fiomborben  usque  ad  dist.  17  ad  mentem  Pia- 
tonis;   eclogae  saorae  tres;   commentaria   in  Psalmos;   libellus    de  Ecolesiae 
50  incremento ;   über  Dialogorum   unb  Orationum ;  Informatio   pro  Sedis  Aposto- 
licae  auctoritate  contra  Lutheranam  sectam.    (Sebrudt  liegt  nur  n^enig  oor :   oaL 
bei  darbuin,  Conc.  Coli.  IX,  1576,  feine  9{ebe  jur   CBrSffnung   bes  £atemnfon}tIs 
1512;  Epistolae  selectae  bei  SRart^ne,  Coli,  nova,  III,  1234 ff.;  aus  ber Sluguftiner« 
bibliofeel  in  SRom  ^  fiammer  (3urÄ.*®ef6.  b.  16.  unb  17.  3a^^.  [1863]  S.64ff.) 
55  bas  9{unbf^reiben    gelegentlich   ber   Slieberlegung   bes   Orbensgeneralates  1519   oer^ 
Mfentli^t,  m&^renb  o.  ^&f(er  bie  an  $abrian  VI.   gerichtete  Denif^rift  fiber  ftr^Iii^ 
Reformen  in  ben  SlSRtC  III.  ftl.iy,3  mitgeteilt  ^at.  Ober  bie  ^umaniftif^en  Keigungen  bes 


tgtktit«  1101t  Silerio  i^i^  ^a«  alte  203 

91.  brinat  <&etacr,  9{ei4Un  (1871)  6.  339,  404  u.  a.  o.  6t.  einiges  bei,  too^renb  fiber 
feine  3$atigieft  im  Orbeit,  fein  Sec^ältni$  ju  Stoupi^  unb  anbetes  Aoloes  STuguftiner* 
Jlimaiegation  (1879)  passim  }u  oergleiAen  ift.  Staif  ^ergenröt^  toare  „eine  genauere 
^ntfung  ber  Qanbfiqnftlii^  ooqanbenen  SBeTle  bringenb  ju  Mnf^en''.         fbtutaiii. 

Sg^^ten,  bal»  alte.    Sitteratur:  ^a  bie Ägyptologie  noc^  eine  junge ^iffenfc^ft  ift  6 
unb  im  dntmicflungdftQbium  fielet,  oeraUen  ^et^oben  unb  9(nf(^auungen  fe^r  fd^ned;   r>on 
ben  filteren  ^rten  finb  nur  menige  ^eute  no4  magaeblidftr  unb  andi  oon  bec  neueren  Sitte» 
ratur,  bic  im  folgenben  naml^aft  gema(!^t  toerben  fou,  entfpric^t  nic^t  aUed  bem  augenbttcf* 
li^en  @tanbe  ber  gforfc^ung.    S^er  fiefer  mug  fidft  bied  oor  fingen  galten  unb  uiele  ber  in 
biefen  ^rfen  oorgetragenen  9ln{l(!^ten  nur  ald  oorlSufige  betraci^ten,  bie  bereite  geSnbert  |tnb  lo 
ober  leiffet  aefinbert  »erben  fi)nnen.    ©efd^icbte:  ®buarb  SRe^er,  ®efd)i4te  bed  ?[Itertumd 
I  unb  n  (Stuttgart   1884  unb   1893) ;    berfelbe,  (Bef(bi(^te   bed  alten  ^g^ptenS     (^Berlin, 
(»tott  1887);  K.  Siebemann,  Ag^ptifd/e  (S^cfc^ic^te  I,  II  unb  Supplement  {(»ot^ia  1884  Md 
1888);    berfelbe,  QkWä^tt    bed    alten  ^g^ptend  ((Sal»  unb  Stuttgart  1891,  befünberd  für 
Sefer  bed  alten  Zeftamentd  beftimmt);  Mospero,  Histoire  andeDne  des  peoples  de  POrient  15 
(4.  «ufl.,  ^rtd  1886;   beutfc^  uon  91.  fietfcftmann,  fieip^ig  1877);  berfelbe,  Histoire  an- 
denne  des  peuples  dePOrient  dassique  ($arid  1895);   W.  M.  Flinders  Peine,  History  of 
E^ypt  I,  (iionDon  1894).    Quedenfunbe    unb    ®ef4i(^te  ber  Ausgrabungen   auc^    in: 
a.  Sa^dmutb,  (Einleitung  in  ba«  Stubium  ber  alten  ^ef^i^te  (SeipMg  1895).    tultur« 
Qej4i(!^te:  WükinBOD,  MannerB  and  cnstoms  of  the  andent  Egypnaos  (2.  fTufl.  Sonbon  30 
1878);    V.  d^rman,   ^g^pten   unb   fig^ptifc^d  fieben  im  Sfitertum,   2  ®be    (Tübingen); 
4p.  Oruafdbr   2)ie  9(g^ptologie ,  9[brig  ber  (Sntjifferuna  unb  Sforfdbungen  auf  bem  Gebiete  ber 
figl|f>t.  S(^rift,   Spradfte  unb  AltertumShmbe   (fieipalt^  1891}.    dteligion:  in  ben  meiften 
ber  obengenannten  ®erte ;   femer:  Sp.  IBrugfc^,  9le(tQton  unb  ^^tl^ologie  ber  alten  ^g^pter 
natb  ben  3)enfmfilem  bearbeitet  (Seipjia  1884— 18887;  G.  Maspero,  Stades  de  mytJiologie  '^^ 
et  d'arch^logie  ^syptaeDnes,  2ebe  ($arid  1893);  «.  %Biebemann,  9ieIiaion  ber  alten  9[gnp« 
ter  (Slünfter  1890);   2:iele,   Q^ef^ic^te   ber  Religion   im  9((tertum  I.  (beutf(^  r>on  (S^Wcbr 
(»otfta  1895).    ftunft:   Perrot  und  Chipiez,  Histoire  de   Part  dans  rantaquit^  I,  ($ari« 
1882;   beutfd^  9(u§gabe  oon  $ietf(f»mann,  Seipsig  1884) ;   G.  Maspero,  rarchMogie  ^gyp- 
tienne  (^rid  1887  ;  beutfc^e  9ludgabe  o.  Steinborff  u.  b.  2:itel :  dgnptifd^  ßun{taef(!^tcf|te,  Stip*  ^ 
lig  1889) ;   FUnders  Petrie,    Ten  yeais   digging   in  Egypt    (fionbon   1893).    Sprache: 
9L(Srman,  fta^ptifd^e  (Srammatil  (Berlin  1894);  ®.  Cteinborff,  l^optifc^e  ^rammatit  (Serlin 
1894).    eejtebunaen  ^gi^ptend  }u  ^al&ftina:  ®.  (Sberd,  ^g^pten    unb  bie  Sdü^er 
Vto\t%  I,  (fieipjig  1868);  «B.  ^Roj^iiller,  «ften  unb  duropo  noc^  oltfig^ptif tften  3)en!mälern 
(£«i|>5i9  iB93).    Sammlungen   fig^ptifc^er   Originale,  ^Itertfimer  unb    f^ipi^abaüffe,  bie  S5 
einen  winblid  in  bie  fig^ptif^e  ^nft  unb  5htltur  gewfi^ren,  ftnben  fi^  in  S)eutf<!QlQnb  oor 
aOem  in  ben  Iönialid)en  ^een  %n  »erlin  (audfübrlid^ed  f^er^eic^nid  ber  figtyptif^en  9(Iter« 
tuner,  (HipSabgüffe  unb  $ap^rui»,  »erlin  1894;  ägi^ptifc^  unb    oorberafiatifd^  9(Itertümer 
aud  ben  fbnigl.  ^ufeen  a,u  8erlin,  87  groliotafeln  mit  erllfirenbem  %i}^t   t>on  ber  ^irettion 
ber  Sammlung«  Berlin  1895);  ferner  in  Lesben  (Slulpturenfammlung) ,  fieipjig  (figt)pto*  40 
logif^er  Apparat  berUnioerfitttt),  ^ilbed^eim,  IBraunf^teeig,  Sl^unc^en  (ä^I^ptot^el  unb  9lnti* 
quarfum).  SBon  augerbeutfc^en  Sammlungen  finb  bie  ^eruorragenbflen:  i^airo  (^ufeum  \>on 
im^^,  bie  grb^te  fio^ptifc^e  Sammlung,  bie  ed  aiebt ;  t)gl.  Notice  des  prindpanx  monuments 
expoe^i  an  mns^  de  Gizeh,  Jlairo  1895),    grlorenj  (Schiaparelli,  Mnseo  archeologico  di 
Firaiue,  antiqnitä  Egizie,  9^om  1887),  ftopen^agen  ((l(It)ptotbet),  Selben  (Ägyptische  Mono«  45 
menten  van  het  Nedetlandsdie  Museum  van  Ontheden  te  Ldden,  fieiben  1839  ff.)r  Sonbon 
(Britisfa  Museum  and  Bouth  Kensington  Museum,  ferner  oerfd^iebene  gröfiere  ^riixitfamm« 
langen;  )>gl.  Golde  to  tlie  exhibition  galleriee  of  tiie  British  Museum),  O^orb  (Ashmolean 
MusBimi),  Sarid  (Sout^re),  $eterdburg  ((ftolenifc^eff,  Ermitage   imperial,   inventaire  de   la 
ooQection  aryptienne  1891),   SRom,   %urin    (Lanzone,   Regio  Museo  di  Torino,  antiquitä  50 
Egirio,  2  «be,  Surin  1882—1886),  ®ien  u.  a. 

Käme.  Der  griecWffte  3lome  ATyvmos  finbet  ]ii)  JAon  bei  $omer  unb  mirb 
foioo^I  00m  Sfittjfe,  bem  Sfctl,  als  au(^  00m  fianoe,  bas  btefer  bur(^|tr9mt.  Qebrau(^t. 
Sine  befriebioenbe  (Erllfirung  bes  SBortes  ift  nodb  ni(^t  gefunben.  Somo^I  bie  Ableitung 
oon  ber  femittf^  SBurjel  ^-^  clausit  (Sidler,  Seogr.  II,  586) ,  ah  aud^  bie3ufammen«  66 
fteüntia  mit  bem  ^ebr.  ^"^cd  \y  jiüfte  (ober  3nfel)  Äap^or"  (3er  47,  4),  bie  man 
00^1  tn  jtreia  unb  ni^  am  Sg^pttfi^en  SRittelmeergeftabe  ju  fu^en  ^,  finb  laum  ru^g 
mib  wn  ben  meiften  S<>^[<$^^  aufgegeben.  3Iu^  bie  (rrllärung  bes  2Borte$  aus  oem 
itif^n  —  nai^  8rug|4,  ©eogr.  3nf(^r.  I,  83  foH  Aiyt^mog  auf  hat-ka-Ptah,  ben 
jen  Flamen  ber  Stobt  SRemp^is ,  jurüdge^n  —  lann  als  oerf e^It  betrod^tet  mer^  co 
ben  unb  ift  in  neuerer  3^it  nid|t  me^r  ernftl^  uerfo^ten  morben.  Da  fid^  ber  9lame 
mir  bei  ben  (Srie(^n  unb  ben  SöIIem,  bie  il^n  uon  biefen  erhielten,  finbet,  fo  ift  es 
am  oo^^einlii^ften,  bog  er  grieAif^n  Ur^ngs  ift,  menn  fid^  au(^  feine  urjprfing« 
ü(^  Skbeutung  ni^  m^t  ermittetn  lögt. 


204  ig^tett,  H»  äUt 

Die  Hebräer  nennen  bos  fianb  geiDö^nIt(^  o?*?^^  (bte  (Enbung  ift  too^I  ni^t  bu» 

ali|i^,  fonbem  fotol) ,  feltener  '^'i^'5,  ums  oon  ben  Grieben  mit  MeatoaXa,  MemQoeifi 

umfd^rieben  toirb.    Der  Slome  ift  femitiM  unb  finbet  [i^  auc^  bei  auen  [emitt|f^n 

SöIIem:  babqlonifc^  Mi^ri,  Mifiir;  affqnfd^  Mußur,  (perfifq  Mudrftja),  axabt|(^  Mafir. 

6  (Eine  fixere  (Erllärung  be$  Stamens  ift  no^  ni^t  gefunben;  ogl.  Diümann  ju  (gen  10,  6. 


Der  ein^eimift^e  5Rame  %9ptens  iDor  j^ — i  _^  ©  Km-t,  Kernet,  loptif^^ 
luuuie  ^im  oberagqptij^en),  Xha&i  (im  unterSgqptif^n  Dialelt).  Das  SBort  ^gt 
iDo^I  mtt  ber  SBiuijel  km  (kjulojui  „[(^toors  xBmtxC\  R«juie  „fi^toar}'')  [jufammen. 
Sg^pten  mfirbe  bann  etaoQ  ,,ba9  [(^loarje  £anb"  ge^eigen  ^oben  oon  ber  f^orsen 

10  CEn^e,  bie  oom  9lile  ^erobgefi^toemmt  ben  fnul^tbaren  X^alboben  oon  ber  umgebenben 
blenbenb  gellen  SBfifte  auf  bos  ougenfalligfte  unterfi^ieb.  6^on  ^erobot  (II,  12)  be« 
merlt,  bag  „ber  Soben  ^optens  n^eber  bem  angrensenben  arobif^en  fianbe  no(^  bem 
lib^fi^en  no^  auc^  bem  f^rif^en  gleite,  fonbem  fcQXDarserbig  (ueidyyeio^  \ti  unb  jedor« 
ften,  n^eil  es  Schlamm  unb  ongefqroemmtes  fianb  fei,  bos  oom^lrluffe  aus  ^t^topien  gebraut 

15  n>erbe"  unb  ^lutorc^  (de  Is.  c.  33)  bringt  biefe  Sigenfd^  bes  fd^ioarjen  Sooens  bereits 
mit  bem  öggptifc^en  Jlomen  inSerbinbung  rtjvATyvmov  h  rolg  jMjuna  ^leXayyeiov 
offoav,  Sanw  to  fxikav  tov  6(p&al^ov,  Xtjfjuav  xakovoi.  SJor  ber  3uf^^^^^' 
ftellung  bes  9iamens  K^St  mit  bem  bebr.  9lamen  bes  (£^m  (^am)p  bes  Sohnes 
9loa^s,  unb  oor  ber  SIbleitung  oon  ber  SBurjel  ^^  incaluit  (loptifi^  gAiojui  „uxtrm 

ao  n^erben'')  fei  ausbrfidlic^  getoomt. 

Slusbe^nung.  9Bie  f(^on  imSdtertum  (ogl.  $erobot  II,  18:  „lig^pten  ift  bas, 
mas  ber  9lil  überfqmemmt  unb  bemäffert.  uno  bas  finb  Sig^r,  bie  unterhalb  ber 
Stabt  (Elep^ntine  aus  bemfelDben  SM^  trtnfon")f  fo  beoreift  man  mb  no^  ^ute  unter 
%9pten  nur  bas  9liIt^I  im  engeren  Sinne  oom  erften  Aataralt  bis  jum  SRitteU 

26  meere,  bas  fi*  oom  24«  6*  bis  31«  36*  n.  8r.  unb  oon  27«  30*  bis  20«  40*  6.  fi. 
(^aris)  erftredt.  Das  3:^1  oon  Sffuan  bis  ober^Ib  Aairo  bat  eine  Sänge  oon 
960  km ;  feine  mittlere  Sreite  betragt  12—14  km  unb  fiberf(^rettet  nirgenbs  25  km. 
9luf  ber  $0^  oon  jlairo.  eboa  unter  bem  30"^  n.  Sr.  treten  oie  Xl^boänbe  im  Dften 
unb  SBeften  surfld,  unb  oer  9li(,  ber  fic^  25  km  unter^  Kairos  in  mehrere  9ume 

30  teilt,  bilbet  bie  fruAtbare  9lieberung  bes  Delta,  eines  Dreieds,  bef[en  fiSngsfeiten 
160  km  unb  beffen  ^afis  140  km  betragen.  Die  ®efamtbobenfIa(^e  oes  DeQa  um« 
fabt  1402600  ha  (auger  ben  längs  ber  aReeresIilfte  Ji(^  ^injie^enben  Seen).  Dos 
gefamte  Aulturareal  %^ens  beträgt  etaoa  534  beutfme  Quabratmeilen,  ^  alfo  un* 
gefä^r  biefelbe  (Sroge  xxAt  bas  Adnigreic^  Selaien.  9laq  9lorben  oom  9Reere,  im  Often 

36  uitb  SBeften  oon  großen  SBfiften  umgeben,  gletAt  ber  fqmale  Streifen  beiool^nten  fiion« 
bes  einer  langgeftredten  Oafe,  beren  oollig  ^gefi^Ioffene,  ferner  3ugängli(^e  £^e  oon 
entft^eibenbem '*^'  '^  '      '  *^'    ^  .  *^       ^      .  ^  .,.*  „  «^  « v  r. —  ^y^.rt. — 

ju  ben  beno 
unb  $^ilae 

4o3lil  burc^  ei  ,  ,  _,        ,       .         jv  - 

tifi^en  (Sefteins  ben  9Beg  bricht,  oxir  xxAt  noc^  je^t,  fo  f^on  im  9luertum  eine  SproA« 
unb  SöHergrenje  joifc^en  %9ptem  unb  9lu^tern.  3n  oorl^iftorifc^er  3^^^  I<^8  ^M^ 
Grenje  freiu^  no(^  loetter  norotic^  bei  bem  heutigen  Silfile,  mo  bie  Sanbfteinberge  im 
Dften  unb  SBeften  unmittelbar  an  ben  gflug  l^erantreten  unb  wo  fid^  urfprfingli(^  ^nli^, 

45  menn  au^  Kursere  Stromf^neden  befunben  ^aben  merben  mvt  bei  9Iffuan.  3^  ä^9{rten 
^  feberjeit  noc^  bie  125  qkm  groge  Oafe  bes  Sfaifum  (loptif(^  mojut  „ber  See'Oi 
bas  altäg9ptif(^e  „Seelanb"  ae^ört.  ein  X^albeden  in  ber  IqbifÄen  SBfifte,  bas  but^ 
einen  100  km  oberhalb  jtoiro  etnmunbenben  9lebenarm  bes  ^il,  ben  Sa^  3uffuf 
(„3ojefsianar')  ju  einer  ber  frui^tbarften  fianbfd^aften  %Qptens  gemacht  morben  tft 

60  21m  S^ijum  lag  auc^  ber  im  ^tertum  boc^berfi^mte  SRoinsfee,  em  natfirliAes  (ni^t, 
Q>ie  man  lange  '^tM  annahm,  ein  ifinftlt^s)  9tdvx^  beffen  le^ter  9{eft  nocq  fai  bem 
gütigen  Birket  Kärün  er^Iten  ift. 

Sin  bas  Delta  grenjten  im  SBeften  bie  libqfc^en  Siolfer  bes  norbafrilanif^en 
jtuftenlanbes  an;  im  Often  ging  bas  iianb  in  bie  arabifi^e  SBfifte  fiber.  in  ber  \m\* 
55tijd^e  Sebuinenftämme  jelteten.  Son  bem  gütigen  3smailia  bis  naq  Sueg  reiAte 
oteQeic^t  ein  fAmaler,  an  einjelnen  Stellen  (eboa  bei  ben  heutigen  ^itterfeen)  fic^ 
oerbreitember  UReeresarm  mit  ftagnierenbem,  fumpfigem  SBaffer.  in  bem  mir  n>o^I  bas 
q<io-&::  „Sc^ilfmeer''  ber  93ibel  ju  fuc^en  ^n  (ogl.  HR.  SRfiUer,  Slfien  unb  Sutopa, 


ifl^teti,  ta«  ttte  206 

€.  42).  Die  äugerfte  (grenjftabt  im  9lorboften  mar  Tharu,  beten  fiage  noA  nic^t  feft« 
geftellt  ijtj  oon  lier  aus  ging  bie  ^eerftra^e  nac^  ^aläftina,  auf  ber  bie  ftSnige  bes 
neuen  Sletd^  i|re  SeO^g^  ^^^  ^P^n  untema^en. 

üuf  biefem  SBege  lag  auA  ber  ,,Sa(^  llgmrtens'',  ber  in  ber  Sibel  (9hi  34,  5; 
3of  15,  4.  47;   ogl.  auA  Diobor  I,  60)  bie  Sflbgrenje  itanaans  bilbet,  W  (eutiae  5 
Wftdi  el  'Arisch,  eine  Slieberuna,  bie  ben  ganjen  norbIi(^n  Xeil  ber  Stnai^Ibinfel 
oon  6uben  nac^  3hAtn  buri^jie^t  unb  fixiltet,  unb  bei  bent  Dotfe  el  'Arisch,  bem 
alten  9^inoIontra,  in  bie  See  mfinbei 

Ulima.  Das  Alima  bes  £anbes  ift  |e^  oerfc^ieben  in  ben  bem  9Reere  bena^* 
borten  Zeilen  bes  Delta  unb  in  OberSg9|)ten.  3m  unteren  £anbe,  bas  am  jififten«  lo 
Hima  bes  SRittelmeeres  teilnimmt,  ift  ber  9{egen  ni^t  feiten,  in  Oberfignpten  ift  bas 
gonje  ^ifyc  binburA  nur  feiten  eine  SBoße  am  ^hnmel  ju  fepen.  Die  mittlere  3<^tes< 
©arme  oon  Äairo  betrug  1888:  22,02  •  C;  1889:  22,22*  C;  1890:  21,95  •  C;  in 
Xlezonbrien  ift  fie  einige  ®rab  niebriger,  in  Ober&gqpten  n^efentli^  ^5^r.  Die  Tfnu!^« 
bioleit  bes  fianbes  ift  unter  biefen  Ser^wnifjen  oom  9{egen  gam  unabbftngig  (Dt  11,  i5 
10) ;  fie  n)irb  lebigliq  burc^  bie  grogen  uberf(^n>emmungen  bes  Sflil  bebtngt,  oeren  SRe« 

Sitng  burA  eine  lorafame  Unterhaltung  ber  jtanäle  ju  allen  !itHtn  oon  ber  grölen 
ic^eit  ffit  bie  aßo^Ifa^rt  bes  fianbes  uKtr.  Das  iä^Ii^  Steigen  bes  9lite  n>irb 
belannüic^  burdb  bie  regelmäßig  eintretenben  unb  an^Itenben  Siegen  in  ben  tropiMen 
^o^I&nbem  {»tf^n  bem  1.  unb  16.  Sreitenarabe  l^erbeigeffl^.  6(^on  Snfan^  3uni  ao 
fSngt  ber  2flu|  in  Oberagnpten  lon^fam  ju  fteigen  an.  Snbe  3unt  erreicht  bte  Sflut 
bas  Delta.  Das  SBajfer  neigt  bret  9Ronate  lang.  Son  Cnbe  September  bis  Snbe 
Ottober  bleibt  ber  böq|te  aBafferftanb  n)efentli(^  ber  gleiAe,  bann  jie^t  \\ä)  bas  SBaifer 
allma^Ii^  jurfid.  !bas  fianb  mm  befot  unb  bebedt  fiq  mit  grünen  Saaten.  Diefe 
3eit  bes  aßad^ms  bauert  bis  (Enbe  Sebruar.  9Rit  (Enbe  bes  9Rar}  tritt  bie  (Ernte  26 
ein,  ber  SBafferffainb  bes  3Iuf[es  nimmt  mebr  unb  me^r  ab,  bis  im  3^^^  ^^  neue 
Jtreislauf  beginnt.  Diefer  Serlauf  bes  Sg^ptifc^en  3<4tes  oeranlagte  auc^  bie  (Einteilung 
beslelben  in  brei  ^cü^^txitn  noA  ben  brei  ^auptperioben  ber  fianboirtf Aaft :  bie 
„Öoerf^memmung'',  bie  oom  20.  3uli  an  geregnet  n)urbe,  bie  3^it  ^^  »»^P^ofT^n'' 
ber  Saat  unb  bie  „(Ernte''.  so 

3ru<|tbarieit.  Sauna  unb  Slora.  $gi)pten  o>ar  im  gamen  Altertum  be« 
rfi^  nmen  feiner  großen  J^nu^tbarf eit ;  es  oiar  bie  itondammer  für  alle  9lad^bar« 
ftaaten,  claustra  annonae  (Tacit.  hist.  3,  8);  unb  biefer  felbjt  au|ergeo>ö^nIiAe 
SRiftmaAsia^e  flbertragenbe  SReic^tum  an  C&etretbe  n^ar  es,  um  beffentroulen  bas  9lX. 
nierft  9{bra$am  ((&en  12,  10)  unb  fpSter  bie  So^ne  3alobs  ((&en  42,  1 ;  43,  2)  nad^  85 
daqfrten  jid^n  Ws^t  Sluger  an  5tom  n^ar  bas  fianb  aber  au^  rdA  an  anberen  Sila^rungs« 
mnteln:  I)ie  Ainoer  3sraels  feinten  fic^nc^  ben  Skifc^töpf en  9[^ptens  ((Es  16,  3)  unb 
no^  ben  ^Vji^n  (bie  fie,  ba  bie  meiften  ^g^ter  fie  niqt  agen ,  umfonft  }u  elfen  be« 
famen,  9ltt  11,  5),  ben  ®urlen,  äRelonen,  Swithtlrtf  bem  fiau^  unb  Anoblauc^  ^.g^ptens 
]urud.  bie  i^nen  bort  in  grülle  geboten  nntren.  Diefen  Steid^tum  ^9ptens  an  gerben  ^ 
oon  ^inbem,  Scbafen,  3i^^n,  Steinen,  an  Sifc^en  unb  9BiIb,  fon^ie  an  SBein.  geigen 
unb  ben  manniOTaltiaften  anberen  grnlc^ten  unb  ®emfijen  n^irb  uns  auc^  burd^  bte  Deid« 
maier  beftStigt  in  einem  (&rabe  oon  C5ife^  (fiepfius,  Denbn.  II,  9)  mxhtn  835  9{inber, 
220  ftaiber,  760  (Efel,  974  Schafe  unb  2235  Siegen  als  Sefü^tum  eines  SRannes  auf« 
gejault  —  Xuffallenb  ift,  bag  bas  ftamel,  bas  l^eute  m  ben  nüp^ften  Xieren  bes  fianbes  ^ 
e9drt,  im  Slltertum  ntmt  oonam  unb  nieber  in  ben  DarfteKungen  abgebilbet,  noc^  in  ben 
l^nMriften  ermähnt  oiirb.  9lu^  ^erobot  unb  Diobor  fagen  ni^ts  oon  agmrtifd^en  Aa« 
melen:  bagegen  enoä^nt  Strabo  (p.  815),  bog  bie%9pter  mit  Aamelen  burq  Die  SBfifte 
oon  ftoptos  na<^  Serenile  reiften.  (Erft  in  griec^if^er  ^tit  ift  bas  jtamel  in  %9pten 
eingeführt  loorben.  ^iemac^  ift  bie  Slngabe  ber  (Senefis  (12,  16),  bog  Slbra^m  oon  go 
Qorao  jlamele  jum  (&ef^nt  erhalten  Qobe,  ju  beurteilen.  Sluq  bas  ^erb  ift  ben 
^mitem  bes  alten  unb  mittleren  9{ei^s  unbefannt;  es  ift  erft  in  ber  3^it  jmif^en 
mittlerem  unb  neuem  9tei(^,  oermutlic^  bur^  bie  ^qlfos,  aus  Slfien  na«^  %9pten  ge* 
tommen.  Seit  ber  XVIII.  Dpnaftie  finben  w\x  ^feroe  unb  9Bagen  in  Sg9pten,  unb 
unter  ben  ®ef^iden,  bie  nam  oen  leilf^riftli^en  Sriefen  oon  Teil  Amama  (f.  u.)  ^ 
bie  afiatiUien  ^nige  ben  ^^aonen  ber  XVIII.  Dpnaftie  naA  Sg^pten  f^iden, 
fpielen  wtbe  unb  äBagen  eine  Hauptrolle.  Unb  mit  fte  Jelbft  fo  finb  <m^  ibre  ägqp« 
ttf^n  Sqeic^nungen  entlehnt;  neben  htor  (lopt.  ^to)  i,$ftrb'',  bas  figvf^f^  ift  unb 
u<fpninglii|  „(Befpann''  bebeutet,  ^igt  bas  $f erb  Sg.  samt  unb  smsm  un^  b^  SBagen 


s 


206  im^f  ^»  ilte 

je  nac^  ber  Oform  'glt  (lopt.  ^öoxtc)  ober  mrkbt  (fo)it.  &epe6aM>YT€),  Slomen,  bie 

bem  Semltif(^n,  l^ebr.  010  bej.  st???,  bej.  ^375  jiDdfcIlos  entnonnnen  finb.  SBie  oon 
allen  93ölfem  bes  Slltertums  ift  bos  $ferb  ouc^  x>on  9g9|rten  ^ouptfäc^Ifa^  ab  3^^» 
befonbers  für  bie  itriegstoagen  benuM  lootben ;  bod^  fommt  es  baneoen  auA  niqi  feiten 

oate  9leütier  Dor  (Dgl.  (5en  50,  9;  (b  14,  9.  23).    Das jemö^nli^fte  fioft«  unb  9{eit^ 

tter  loar  mit  im  ganjen  Orient  ber  (Efel,  ber  tn^ro|^  Sicenge  geQalten  omrbe  (f.  0.). 

SRineralien.    Sud^  an  SRineralien  loar  ^n|iten  reii^.  unb  jioar  an  ben  nfift« 

Mften  Don  allen,  an  guten  Saufteinen.    3m  grogten  Xeile  bes  £onbes  befte^  beibe 

Ipalufer  aus  Aallftein,  beffen  feine  unb  fefte  Xezhir  mvc  no<!^  je^t  in  ben  ^^romiben, 

10  ben  Ileinen  ®rabbauten  oon  (pije  unb  SoSora  (9Remp^is),  fon)ie  in  ben  mit  ben 
[(^9nften  Shilpturen  bebedten  Selfengrabem  Ober^qptens  bemunbem.  Ober^Ib  !Qeben 
tn  ber  (Segenb  oon  (EI  Aab  beginnt  bie  Sanbfteinregion,  in  ber  namentli^  bie  Srfid^e 
pon  Silfile  berühmt  finb,  aus  Deren  f&onem  ®eftein  ber  gröbte  ZeQ  ber  oberSg^tif<6en 
Zempel  unb  eine  grofte  SInjabI  oon  (ototuen  unb  anberen  obilpturen  brfle|t.  3n  oer 

15  Aat(mdtengegenb  enblic^  trat  Sas  ^e  Urgeftein  in  einer  reiben  Susool^t  fd^SnfaiAiger 
Granite  ju  Xage.  9lo$  grSger  mar  bie  9RannigfaItigIeit  ber  6teinarten  in  ben  enifmi« 
teren  (Segenben  Dom  vtil  unb  im  orabifAen  (Säirge,  ju  benen  ber  berühmte  l^niggelbe 
Wobofter,  fomie  bie  i)erf(^ieben(ten  ^orpg^re  unb  Srecrien  ge^rten,  bie  oir  oon  ben 
alten  aig^ptem  oielfac^  oerarbettet  finben.    Slui^  ®oIb  loarb  in  ben  oon  6pene  spi^ 

20  gelegenen  (Gebirgen  ge|unben  unb  Smaraab  in  ben  9Rienen  oon  Serenile.  jhjpfer 
muroe  irgenbmo  Im  (^atjum  unb  feit  ben  alteften  3^tten  auf  ber  6inai^QlbtnfeI  gefun« 
ben.    (Eifenminen  lagen  in  ber  SBüfte  n^eftliq  oon  Sqene. 

Quellen  jur  (SefAic^te.    Sfiir  bie  Kenntnis  ber  Souptifc^en  ®efAi^  unb 
(Eioilifation  Rnb  mix  in  enter  9lei$e  auf  bie  ja^Ireid^en  Denim&Ier  angeiotejen  (3n« 

25  f(^riften  in  Xempeln  unb  (Drobem,  bemegli^e  $abe  aller  ürt,  S^riftftiUte  auf  ipap9rus, 
£eber,  Aallfteinftilden  u.  f.  m.),  bie  uns  in  fiberaus  grober  SRanntmaUbleft  bani  bem 
ionferoierenben  ^ima  unb  bem  f(^fl^enben  SBflftenjanbe  ber  äoqptif^e  Soben  beioa^ 
bat.  3(r  SerftSnbnis  ijt  uns  oor  auem  bur(^  bie  (Entjifferung  oer  eigentiimli(^en  5g9p« 
tifc^en  ^ierogiQp^enf^rtft.  bie  1821  bem  Sftansofen  Jytangois  (E^nuoIIion  gelana,  er^ 

%  mSglic^t  moroen.  Sieben  ben  ein^eimif Aen  Sennnälem  fielen  bte  ScaAric^n ,  bte  mir 
ben  fteillAr^en.  ber  ^ebraif^en  tiDberlieferung  unb  ben  Q5rie$en  oeroanlen,  unb  bie 

gr  gemifie  ^^^^  ^  ag9ptif(^en  (SeJc^iAte  oon  grogem  SBerte  finb.  Um  nun  biefe 
aqnAten,  oie  für  einjelne  3^it^n  ja^lreiq,  filr  anoere  mieber  red^t  fp&rl{(^  finb,  in 
^iftorif^en  3uf^^^^'^<^nS  3^  bringen,  mühten  mir  eine  jufammenfaffenbe  Sgoptifi^e 

:)5  ®ef(^i<&tsb<mtellung  ^aitn.  Diefe  exiftiert  Uiber  ni^  unb  es  ift  auq  feine  Hoffnung 
oorqanben.  fie  jemals  m  erbalten,  ba  bie  Slgppter  ein  berartiges  SBerl  loum  befejfen 
baben.  was  Jte  an  btftorif^n  9.uf3ei(^nungen  Rotten,  oon  benen  uns  au(^  Kefte  UDer« 
lommen  pnb,  oefc^fintt  \iä)  auf  hirjgefagte  Snnalen  einjelner  5t9nige  bes  neuen  Sleit^s 
unb  auf  Slnnalen  ber  3:einpel.    Dagegen  ift  bas,  mas  uns  fonft  an  ^iftorifften  (tt- 

40  Gablungen  er^Iten  ift,  bun^aus  märc^enbaft  unb  nur  mit  grbgter  Sorfi^t  für  bte  (Be< 
miäjltt  3U  oermerten.  Slufcer  ben  SInnalen  mürben  mo^I  ju  praltiff^en  3^^^  in  ^n 
Xempeln  SSerjei^niffe  ber  ABnige  geführt,  in  benen  bie  einjelnen  ^errfc^er  in  ^iftorif^r 
Solge  mit  genauer  Eingabe  ber  9fegierungsbauer  aufgejSl^It  roaren,*  i^I.  Diob.  I,  44. 
Sius  einem  fold^en  SeqeiAnis  lafen  bie  $riefter  oon  SRempl^is  bem  ^erobot  bie  9lamen 

45  oon  330  5t9nigen  bie  nad;  9Renes  regiert,  oor,  freilid^  o^ne  über  bie  Si^en  ber  ein« 
seinen,  mit  Susna^e  ber  9lito!rts  unb  bes  SRoeris  irgenb  etmas  fagen  ju  fönnen  (ogl. 
^erobot  II,  100).  (Eine  berartige  jtönigstabelle  ift  uns  nun  jum  Slüd  no^  eti^alten 
gebli^n,  nSmIiq  ber  fogenannte  3:uriner  jtdnigspopprus,  ber  ober  leiber  febr  jerbrBdelt 
unb  ooller  £Oden  ift    (Er  ftammt  aus  ber  ^tit  9{amfes  III.  unb  en^ielt  eine  ooll* 

50  ftSttbige  fiifte  ber  ögnptifi^en  ilonige  bis  in  bie  ^qffosjeit.  (Etma  220  Adnige  maren 
in  i^m  oufoescE^It  uno  in  Dqnajtten  einaeteilt;  bei  jebem  fanb  fiA  bie  genaue  Sngobe 
feiner  Stegierungsjeü  —  iluo)  bie  fi^en  Sgofrtif^er  Abnige,  bte  in  (ßribem  ober 
Zempeln  erbalten  geblieben  finb,  ge^n  auf  berartige  5t3nigsoer3ei(^niffe  surfid. 

Die  mti^gften  biefer  £iften  jinb:  1.  Die  Aonigstofel  oon  5t(umcd,  ein  imXempel 

55  oon  ftamaf  gefunbenes,  je^  in  ^arts  befinblic^es  9{eltef  aus  ber  XVni.  Dnnaftte, 
ouf  bem  Abnig  X^tmofis  III.  bargeftellt  ift,  mie  er  61  feiner  Sorfa^ren,  beren  Flamen 
fctxlvif  o^ne  genaue  jeitliAe  Orbnung  aufgefübrt  merben,  bas  Xotenopfer  baiMngt;  — 
2.  bie  jtbnigstafel  oon  9(09bos,  ein  a^nliqes  Relief  aus  bem  6et^ostempe(  in  Sio^bos, 
bos  ben  ftinig  Set^os  I.  unb  feinen  6o^n  9lamfes  II.  jeigt,  mie  fie  ju  76  alten 

«0  $errf(|em  beten,  bie  in  c^ronologtf^r  gfolge  genannt  merben;   —   3.  bie  Abnigstofel 


• 

oon  SoHora,  bie  im  (Stabe  eine9  äg^ptifc^en  ^riefters  in  SaRora  gefunben  toorben  ift. 
Sie  ftttmmi  aus  bei  3^it  Slamfes  II.  unb  fä$rt  52  5tSitigsiiamen  auf.  Sine  Srgönjutig 
biefer  ägq^f^n  fiiften  bilben  nun  bie  Slusjfige  aus  bem  gtogen  (&ei(^ic^tsn>ede,  bas 
ber  fio^i^e  ^rieftet  SRanetl^o  aus  6ebenn9tos,  etnw  um  bas  3?^^  270  d.  (Ef)x.  unter 
bem  Zitel  Alyvmiaxä  vjiouytjuaTa  Derfagt  ffcA  unb  beffen  5tonigstabeIIen  jtDeifellos  5 
bie  eben  gefc^ilberten  äg^ptifqen  ilönigsliften  ju  (grunbe  liefen.  Dem  SBerle  i|t  Don  ben 
(Sxiedftn  feinetlei  Sebeutung  beigemeRen  n)orben,  er[t  bet  ben  fpäteren  jübtUen  unb 
^riKIt^n  C^onograp^n  l^t  es  gröBere  Sead^ng  gefunben.  £eiber  ift  bas  SBeri 
felbft  oetbren  gegangen  nrib  abgef^en  oon  einem  furjen  Sussuge,  ben  3oF^^us  in 
feine  Streitf^nft  ge^en  Slpion  aufnahm ,  finb  uns  nur  bie  £i[ten  ber  ASnigsbonaftien  10 
mit  Angabe  tier  9{egterungsia^re  er^Iten  geblieben.  Jluc^  biefe  aber,  burA  Searbettungen 
ber  mmic^n  (E^ronograpQen,  bie  bie  £i[ten  im  3ntere[[e  ber  bibIMen  (Chronologie 
juremt  ftu^en,  arg  eniftellt.  SBir  ^en  ben  Slusjug  ber  !D9naftien  SRanet^os  in  pei 
oerfqieoenen  Slebattionen,  bei  Sfrifanus  unb  bei  (Sujebius,  bie  unter  einanber  oielfa^ 
akoeiAen,  oon  benen  aber  bie  erftere  oor  ber  l^xtn  faft  immer  ben  Soqug  oerbient.  15 

Sei  biefer  Sef^affen^it  ber  Quellen  ift  eine  jufammen^nj^enbe  Darfteüun^  ber 
ogmytifi^en  (btjäfxifit  unmogli^ ;  mS^renb  für  gemiffe  (Epo^n  etn  reiches  SOlatenal  m 
(Sdoote  fte^,  93ren  ffir  anbere  bie  Quellen  foft  gan}  auf.  60  bleibt  bem  ^iftorifer 
ni^  anberes  fibrig,  als  ein  Silb  ber  politifi^n  (Ereignine  berienigen  pa^r^unberte  ju 
liejf m,  ffix  bie  genfigenbes  Quellenmaterial  oor^nben  ift,  anbere  3^^^unberte  aber,  20 
aus  benen  uns  leine  ober  nur  menige  Denbnöler  erlitten  Jinb,  turj  ober  fajt  gar  ni^t 
3U  bebonbeln,  felbft  mtwx  fi^  in  i^nen  bebeutfome  Sreigntffe  abgeH)ielt  ^aben  follten. 
Den  mnertn  3u|^ii^^^n9  ^^  politifc^n  (&ef(^niffe  m  ergrunben  uiw  barjulegen, 
loerben  loic  uns  aber  felbft  für  bie  ^iftonfA  aufge^Ilten  3^iten  oerfagen  mfiffen. 

S^ronologie.  (Eine  fefte  Sra,  bie  Sie  (Drunblage  ber  (E^ronologie  bilben  mürbe,  as 
fyibtn  ote  %9pter  ebenfo  menig  mie  iraenb  ein  anberes  SoK  bes  ouen  Orients  be« 
^ffen.  SRon  rennet  nai^  3<^^^n  ber  Aönige  unb  batiert  3.  S.  ein  beftimmtes  (Ereia* 
nis  ob  ipUiifytn  im  „3.  3^  9{amfes  II.''.  Unter  biefen  UmftSnben  vmt  jur  jen« 
liAen  Sqtpellung  ber  einjelnen  ^iftorifAen  gfalta  ein  ooHftänbiges  äkrjeic^nis  jämt« 
li<9er  l^^f^er  9leaenten  mit  genauer  Eingabe  ber  Slegierunasja^re  erforberli^.  Stefem  so 
3nmte  tofim  pieüeid^t  ffir  eine  gro^  (Epoc^  ber  altajjoptiMQen  (gef&i^te  ber  oben  er« 
mobnte  Xuctner  jton^spopqrus  genfigen,  menn  er  nv^i  in  einen  [0  frogmentarüAen 
3|4ton^  tDore.  3n  einjelnen  $unlten  mirb  er  freiließ  burc^  bie  anoeren  Adnigslinen 
(Vnibos,  Aamal,  Salbtre)  erq&njt.  aber  es  bleiben  bo^  nod^  ber  fifiden  fo  oiele,  oag 
eine  ooIQttnbige  Abnigslifte  m^  ^ergeftellt  loerben  lann.  £ange  3^it  finb  bie  SRane« » 
t^onifd^n  g^gmente  als  Safis  ber  agnptifi^n  (E^ronologie  betrautet  unb  oenoertet 
QH»rben;  bo^  ^t  man  in  neuerer  3^Ü  immer  me^r  eingefe^n,  bag  eine  3Biebeti^« 
ftellttiia  ber  urfprfingli^en  £iften  SRanet^os  unmöglich  ift  unb  bog  eine  SergleiAung 
ber  3cSfltruiniä>tn  oer  Denimaler  mit  benen  HRanetbos  ftets  3U  Ungunften  bes  le^teren 
aus^U.  SBos  bei  äRanet^  ffir  uns  oon  3Bert  ift,  fino  bie  £iften  ber  ftonige  {wenn  aud^  40 

Sie  ^ufig  fifiden  aufioeifen  unb  oielfac^  in  ber  9tamensfoIge  Unorbnung  ^errf^)  unb 
^ie  (Einteilung  ber  ^enf^er  in  X)9naftien.  Die  9legierung$^iten  mimen  auf  Q5runb 
ber  Xngdben  Ux  Denbnäler,  bes  Xuriner  Sßccptfxm  unb  ber  (Genealogien  oon  ^rioot* 
perfonen  obgefi^^t  xoerben.  Dag  bas  9le|ultat  biefer  Sled^nung  namentlich  bei  b^ 
ni^t  loenigen  benfmölerarmen  (Epo^n  ein  |e^  unfi(^res  fein  mug,  liegt  auf  ber  $anb.  ^ 
£etber  muB  au(^  ber  93erfu^,  auf  ®runb  oerjc^iebener  talenbarif^er  eingaben  ber  Denl« 
makr  bie  ^gierungs3eiten  ein3elner  Aonige  (^menop^is  I.,  X^utmofis  III.,  Stamfes  II.) 
3tt  bcte^nen  unb  fo  geioiffe  Slnge^nlte  ffir  bie  ög^ptifi^e  3^itre(^nuna  3U  ^eminnen, 
jitni^  no^  ab  mißlungen  be3eiAnet  Q)erben.  Sluc^  bie  ^atfa^e.  ba§  bu  Könige 
Smenop^is  III.  unb  IV.  3^ij^^noFl^n  ^^  babqbnif^en  itoniae  5tanima«6in,  Suma^M 
UxtvM  I.,  Aurigal3u  I.  unb  Sumaburial^  II.  maren,  Iä|t  fiq  bei  ber  Unfi^r^it  ber 
bd^umifil^en  C^onologie  (SBindler  fe^t  ote  9legierurm  ^urnaburiofc^  II.  1456—1422, 
^ilmdfi  1342—1318)  3unäAft  ffir  bie  agqjptifc^e  (Chronologie  nicpt  oenoerten.  Dos 
ätefte  einigermaßen  fimere  l)atum,  bas  mir  befi^en,  ift  bte  Stegierung  bes  Aönigs 
3c9efd|onI  I.  (Sefoni^k  bes  6(^if^I  ber  Sibel),  ber  3ur  3^it  Slel^eams  ben» 
Zewpd  oon  S^^^^^rn  plfinberte:  er  mug  in  bie  3iDeite  $alfte  bes  10.  oori^r^tliil^n 
3a^unberts  getreu.  Slber  erft  feit  bem  Slegierunasantritte  bes  ^fammend^  (663 
0.  (E9L)  ft^n  vir  auf  ^ronoIogM  gans  fieserem  Sooen. 

Stntetlttng  ber  ag^ptifi^en  (&ef(^i(^te.    3u^ ^fj^^^n  Orientierung  ^nuin 
bie  oit&gqpitf^  w^iifit  in  mehrere  grojje  (Epochen  eingeteilt ,  neben  benen  man  no^  ^ 


208  atm**»t  Mi  «Uc 

bie  alte  Stnteilung  SRanet^os  in  HO  ^D^naftien  ber  Sequemlt^fett  l^lber  beibe^Iten 
^.     Die  bei  I— V  bemefügten  ^abx^cSjlitn  foQen  nur  als  ganj  ungefj^  betroii^et 
loerben  unb  bfirfen  auf  ^ic^tigleit  lernen  Snfimu^  et|eben: 
I.    Sntes  Wei^  2700—2400  r>.  ff^. 
6  Dnnaftie  3—6. 

II.    aHittleres  ttxif  2200—1800  d.  S^. 

Eijn.  11—13. 
III.    ©^Ifosjelt  1800—1600  o.  (Sfft. 

D^n.  15—17. 
10  IV.    Keues  SRei^  1600—1100  o.  (Qr. 

3)9n.  17—20. 

V.  3elt  ber  gremb^fd^n  1100—700  o.  r.    (Ef) 

a)ijn.  21—25. 

VI.  Spatseit  700—332  o.  (Qr. 
16  E^n.  26,  700—526. 

^erfetberrf^  526—332  o.  tt^r. 
VII.    (6rie4i[($.r5mi[4e  ^It  332  o.  (E^r.  —641  n.  (Sfft. 
tk  3elt  ber  l^tolemoer  323—30  ».  (E^r. 
Die  3eit  ber  römif^en  $err[^  30  d.  C^.  —395  n.  C^. 
20  Die  3eit  ber  |patr5mif(^n  (b93antini|(^en)  ^errfc^  395  n.  (Efyc, 

—641  n.  4^r. 

^bftammuna  bes  Solls.    Das  Soll,  bas  feit  ben  aiteHen  (ifioritten  3eiten 

%9pten  beiDo^nte,  oetra^tete  [i(^  als  ureingefeffen  unb  nannte  [id^,  im  (B^enfa^  ju 

ben  umtDol^nenben  Sarbaren  (ben  9hibiem  im  Sfiben,  ben  finbtem  im  9Bqten,  ben 

25  6nrem  im  9lorboften)  btrjmeg  römet  ,,9Renf^en''.    tCbtt  ferne  et^nogropMd^e  3^^ 

pe^örigfeit  finb  bie  SReinungen  geteilt.  Dte  (Et^nogra^^n  red^nen  bie  äig9pt^  <mr  ®ninb 

im»  >torperbaues  ju  ben  Siegern  unb  meinen,  bag  ein  aümobli^r  uberaang  oom 

^gqpter  jum  Subanneger  [ic^  na(^n)eifen  laffe.    Die  iß^ilologen  hingegen  n^nten  auf 

®runb  ber  Sprac^oenDanbtfcHt  an,  bag  eine  Trennung  ber  %9pter  oon  ben  Semiten 

80  Sorberafiens  unmöglich  lei  uno  ban  bie  %9|)ter  ebenfo  loie  bie  i^nen  ^oc^IiA  oer« 


n^anbten  Serberft&mme  9lorbn)e[tafrtIas  unb  aemiffe  Stämme  9lorboJtafriItts  (SiM^orin, 
C&alla,  Somal)  in  oo^iftorif(^n  l^trttn  aus  Slfien  nac^  XfrUa  in  t^re  jel^me  ^ehnat 
eingeuKinbert  feien.  Siellei^  liept  bie  SBa^r^eit  in  ber  9Ritte,  unb  bie  Ser^ltniffe 
lieaen  fo,  bog  bas  £anb  urfprfingltA  eine  reine  9legerbeooRerung  mit  eigener  Sprache 

86  gehabt  bot.  (Ein  femittf(^r  Stamm  ift  bann  nac^  ^ppten  eingebrunaen,  fyd  fic^  bcs  fianb 
unterjo^  unb  ber  untenoorfenen  Seoölferung  feine  Sprache  aufgeorfingt  3n  ber  Sibel 
(C&en  10)  Q)irb  %9pten  (uRijraim)  als  peiter  So^n  $am$,  bes  Sohnes  9loa^, 
neben  5iuf(^,  $ut  unb  Aanaan  aufgeführt,  unb  infolgebeffen  pflegt  man  ^ufig  bie 
^gppter  als  $amiten  m  bejeic^nen. 

40  Sprache.  Die  Sprache  ber  alten  ^qpter  fte^  in  einem  oenoanbifc^Ii^ii  Ser« 
^Itniffe  3U  ben  femitif^en  Sprachen,  m  oen  Serber^a^n  9lorb(rfrifas  unb  ju  einer 
®ruppe  oon  Sprachen  Storboftafrttas  (Sega,  ®alla,  (Somali  k.).  mit  biefe  Spröden 
faftt  man  unter  bem  9lamen  bes  ögqpt.'femitifAen  Sprac^ftammes  (noc^  ben  beiben 
lot^tiaften  ^^tiitn)  jufammen.    Die  ägqptifc^e  Spraye,  beren  Sc^riftbenlmSIer  bis  in 

46  ben  Anfang  bes  3.  oord^riftl.  3^^rtau|enos  jurfidErei^n,  erhielt  KA  unter  bem  9lamen 
ber  !opttf(^en  aaä)  in  ber  AriftHAen  3^^^,  obgleiA  möbrenb  ber  ^toIemder^errf(^  unb 
fc^on  früher  bie  grie^if^e  Spra^  neben  ber  einqeimi|(^en  aufgelommen  unb  nament« 
lic^  in  Wexanbria  unb  äRenm^is  ju  aroger  Serbreitung  gelangt  toar.  9Rit  ber  arobifcben 
(fooberuna  bes  fianbes  unb  oem  (Ein|trdmen  arabif(^er  (Etmoanberer  erhielt  bie  axmiwfyt 

80  Qptaäft  immer  allgemeinere  (Seltung  unb  fie  ift  je^t  bie  allein  ^errfAenbe,  bo<|  er^ett 
n4  ^{^  loptif^  Sprache  bis  ins  11.  3^^^^^^^^^  W  i^  g^tujen  fianbe,  bauerte  in 
Dberäg9pten  noc^  bis  ins  15.  3<4i^unbert,  um  erft  im  17.  ^a^^unbert  me^  unb 
me^r  ju  erlöfc^n. 

Uiat\i)x^U.    3n  ber  3^it,  in  ber  bie  %9pter  mit  i^ren  Denimalem  jum 

66  erftenmal  als  biftorif(^es  Soß  auftreten ,  ift  ibre  iiulturentroidElung  f(^on  auf  einer  be» 
träc^tli^n  ^ö^e  angelangt.  Sie  finb  im  Sefi^e  einer  ausgebilbeten  Staatsoerfaffunp, 
einer  faft  fertqen  Jtunft,  einer  oollftänbig  ennoidfelten  S^rift  unb  fittterotur.  Dte 
religiofen  9ln](^auunaen  finb  ju  einem  fqftematifc^en  9Ibf(^Iug  gefommen.  9Bie  lange 
ßeit  bas  Soll  ju  biefen  (Errungenfc^en  gebraucht  ^at,  VM  fiq  auc^  nid^t  onn&bemb 

eo  beftimmen ;  nur  bu«^  Sermutungen  fann  man  bas  Dunief  ber  Sg^ptifd^en  Soi^tt  an 


etnselnen  Stellen  ereilen.  Dos  9Bi(^tigfte  ift,  bog  ba$  fianb  urfprfinglt^  in  smei 
Staaten  geteilt  mat,  bas  ,,9lotb(anb''  (ög.  t'-mhj)  unb  ben  ,, Silben''  (ög.  rs,  ^ebr. 
Patros,  ^^(OQfjg  b.  t.  p-teT-r^s  „bas  fianb  bes  Sübens").  3)ie  (Srenje  be$  9lorb« 
lanbes''  b.  i.  bos  X)ella,  laa  in  ber  Slö^e  oan  aRemp^is,  ber  ,, Silben''  reichte  urfprilng:^ 
lic^  nur  bis  junt  (&au  ber  oeiben  S(^ioefter|töbte  JReqen  unb  9le^ebet  (^eute  SI  ftab),  5 
{p&ter  bis  ju  ben  Aotandten  oon  S9ene.  3^ber  Staat  ^erfiel  in  eine  Steige  Heiner 
giirftentfinter ,  bie  anfangs  unabl^ngig  maren^  bann  aber  t^re  Selb|tftanbiglett  oerloren 
fyititn.  Die  Sereinigung  beiber  Staaten  fc^etnt  auf  uns  unbe!annte  SBeife  oon  Ober« 
ög^en  ausgegangen  m  fein  unb  n^urbe  fpöter  bem  Adnige  SRenes  jugefc^rieben.  Die 
(äinnerung  an  biefe  3iD^itei(ung  ^atji^  nocb  bis  in  bie  ^iftorifc^e  3^^^  erhalten;  fo  10 
bilbet  bie  Sereinigung  ber  SBappenpflan^en  Ober»  unb  l[nteräg9ptens ,  ber  £ilie  unb 
bes  ^apqrus,  bas  ^Sappen  bes  (&e[anttret(^es ;  ber  5tonig  nennt  ftd^  „ Aönig  oon  Ober« 
unb  unterag9pten"  obn  f,^txx  beiber  fiönber"  unb  trögt  auf  bem  Raupte  oie  Doppel« 
frone  y  bie  aus  ber  loei^en  ftrone  bes  Sübens  unb  ber  roten  ftrone  bes  9lorbIatu)es 

!vS)  jufantmenfekt,  auc^  \n  b^Senoaltung  fyA  man  ftets  an  biefen,  flbrigens  au^  bur(|  15 
de  nattlrli^e  SBef^offen^it  Slg^ens  gebotenen  3i»^iteilung  fejtge^alten.  9hir  oorilber« 
ge^nb  j^el  bas  £anb  in  römif^r  3^it  in  brei  Zeile  (X^ebats,  ^eptanomis,  DeUa), 
o^ne  bag  biefe  IfinftliAe  (Einteilung  je  burc^ebrungen  xoaxt.  Die  fpötere  3:rabition 
füllt  bie  bunlle  Sorgef^i^te  bes  fianbes  loie  bei  anoeren  Soßem  mit  einer  $enf(^aft 
ber  Götter  aus.  so 

Das  alte  91  ei db.  Ws  erfter  agopttfc^r  itonig  n^irb  fon^o^l  oon  ben  Denl« 
malern  ab  auc^  oon  Snanet^o  ber  aus  !Qints  in  Oberägmrten  ftammenbe  9Renes  ge« 
nonni  (Er  foK  bie  ^auptftabt  bes  alten  Sleic^s,  SRemp^ts,  unb  ben  Xempel  i^res 
^ouptoottes  $ta(  georünbet  fyibtn.  93on  oen  Slac^folgem  bes  3Renes  ift  uns 
^tftortf^  ni^t  überliefert  3n  ber  britten  Dqnaftie  fi^eint  es  Sitte  geworben  juss 
j^hi,  bag  fiA  bie  A5nige  unb  bie  (Srogen  bes  9{ei(^s  fefte  (&rabbauten  ent^teten,  unb 
oon  ba  an  beginnt  bie  eigentli^e  ^iftorif^e  3<it  ^9ptens.  Die  ölteften  Denlmaler,  bie 
mir  befi^n,  |tammen  aus  ber  3^»  ^^  9lebla  unb  bes  Aonigs  3^l^^f  ^^^  fi^  in  ^^ 
Stufenp^romibe  oon  Sallara  ein  grogartiges  (&rabmonument  gef^affen  ffcä.  3n  biefe 
er^  &üd)t  gebort  auc^  loo^l  ber  groge  S^^ins  oon  (Sife,  eine  bloffale,  aus  bem  ftall«  ao 
ftetnfelfen  ber  lib^fc^en  SBüfte  herausgearbeitete  Son^eirfigur  mit  einem  ftönigsfopfe,  bie 
ben  (Bott  ^arma^is  barftellt,  fon^ie  bie  fogenannte  ftnidp^ramibe  oon  Da^fd^ur,  bie 
(grobonlage  eines  no(^  unbeiannten  ftonigs.  (Enoobnt  fei  no^,  bag  nac^  ber  Xrabition 
ber  ^tolom&er^eit  unter  ber  9{egierung  bes  3^1^^  ber  ml  fieben  %if)xt  lanp  ni^t  ge« 
fliegen  unb  imolgebeffen  eine  groge  Hungersnot  über  bas  ganse  £anb  beretngebrodSen  u 
fem  folL  Diefes  (Ereignis  mit  ben  biblijqen  7  mageren  3#^^n  ((&eneftö  41)  in  3^* 
fdmmen^ng  ju  bringen,  mit  bies  n^o^l  gef^el^en  ift,  liegt  aucQ  ni^t  ber  geringfte 
(&runb  oor.  —  Die  oierte  Dnnaftie  ift  eine  (EpoAe  groger  äRac^t.  3^r  erfter  ilonig 
i\t  Snofru,  jugleic^  ber  erfte  ^errfc^er,  oon  bellen  X^aten  gleid^seitige  Denlmöler  be« 
nd^ten.  (Er  fyd  bie  Sebuinen  ber  Sinai^albinfel,  bie  für  bie  Sanpter  n^egen  ber  Aupfer«  40 
mtnen  oon  großer  SBic^gleit  mca,  befielt  unb  ^ier  bie  agqptif^e  $errf(^aft  für  3^^^^^ 
^nberte  begrüiü>et  Sein  (Grabmal  ift  bie  in  ber  9lä^e  bes  S^^ijum  belegene  ^qramtbe 
oon  9Rebum.  Seine  näc^ften  9la^folger  (E^ufu,  (E^afr^  unb  ^enfer^  ((E^eops,  (E^ep^ren 
unb  SRqierinos)  joblen  n)egen  ber  arogen  ^qramibenbauten ,  bie  fie  bei  bem  heutigen 
®tfe  (veftli^  oon  Kairo)  erridbten  liegen ,  3U  ben  berü^mteften  ögnptifc^en  $enf(^em.  4s 
Son  anberen  jtonigen  biefer  Dnnaftie  itt  n^enig  überliefert.  9Rtt  9Beferf(ff  lommt  ein 
neues  (Befd^leAt  (V.  Dnnaftie)  auf  ben  !Qron,  Das  na^  einer  fpoteren  Sage  oon  einem 
^ßriefter  oes  Sonnengottes  in  ber  Stabt  Scfc^bn)  abftammte,  nad^  SRanet^o  aber  in 
CQcpqontine  )u  ^auje  gemefen  fein  folL  Unter  ber  ^Regierung  biefer  ilönige,  beren 
®nufi9romiben  bei  Saflora  unb  9[bufir  liegen,  erreicht  ^qpten  einen  öö^epunft  feiner  m 
ftuBnr,  ber  fic^  oor  allem  in  ber  Slüte  ber  ftunft  äugert.  Die  ^rioatgraber  ber 
IV.  unb  y.  Dnnaftie,  bie  Ji(^  um  bie  ^qramiben  ber  Aönige  gruppieren,  Kefem  uns 
in  i^n  ja^lreii^en  Snfc^rtften  unb  9leliefbarftellungen  eine  überraf^enb  oollftänbiae 
Sbi|i<!^  in  bie  bamaligen  fiebensoerbaltniffe  ber  ^gnpter,  i^re  ftunft  unb  ^anbtoerfe, 
i^  Stet^mer  unb  tSgli^en  Sef<^amgungen,  i^r  Staats«  unb  ^riootleben.  1» 

Der  let|te  ftönig  ber  V.  D^najtte  ift  Unis  COwog),  3laif  feinem  lobe  fc^einen 
innere  ft&mpfe  ausgebrochen  ju  fem  unb  in  biefen  lommt  eine  neue  Dqnaftie  (VI.) 
^  ^errf&tft,  als  beren  Se^nber  ber  ftonig  Xeti  ("O&orjg)  gilt.  9Bä^renb  unter 
t^  unb  feinen  9la^olgem  im  3nnem  bie  SRai^t  ber  itbnige  3U  C&unjten  ber  Selbft« 
fianbiglett  ber  (Baue  jurüdtritt,   Inüpft  %9pten   nac^  äugen  n^eitge^enbe  ^anbels«  eo 


210  ^iflW^  ka^  il^ 

bejie^ungen  an.  ÜBor  allem  toerben  unter  Sfü^rung  bes  (^rften  Don  (Ekp^ntine  groge 
jtaratDanetufige  nac^  (Eentralafrtfa  unternommen ,  bie  oie  oerf^tebenen  Stobulte  be$ 
Suban,  3Be(|rau(^,  (Eben^ok  $ant^er,  Slep^nten  k.  na^  iSlgiffttn  bringen.  9Rtt 
bem  [agenunuDobenen  fianbe  $unt ,  bas  n^o^l  an  ber  afrSanif^n  jlflfte  bes  fflbliAen 
5  Zeils  Des  roten  SReeres  ^u  fuAen  ijt,  ^en  bie  %9|rter  f^on  unter  oer  V.  i)9nQ|tte 
$anbel  getrieben,  unb  biefer  Serle^r  n^irb  gemij^  aiUQ  unter  bem  neuen  itönigs^fe 

iortgebauert  ^aben.  3m  Slorben  n^urben  gegen  bte  femitif<^en  Seioo^ner  6flbpaI8fttnas, 
Ae  woffl  einen  9{aubjug  oegen  bas  Delta  unternommen  ffoüttit  fiegrei^  Kriege  gefil^, 
bei  benen  bos  fianb  ber  ^tinht  oemic^tet,  bie  Dörfer  oerbrannt.  bie  Sru^tg&iten  mit 

10  i^ren  SBein«  unb  gei^en^ansungen  oemi(^tet  n^urben.  3^  einer  bauernben  Unter« 
loerfung  bes  £anbes  tft  es  aber  ni^t  getommen.  Die  Ißv^^^mit^n  ber  A5nige  ber 
VI.  Dqnaftie  liegen  bei  6aBara;  im  (Segenfa^  ju  ben  Siteren  S^^romiben  finb  ne  unb 
auA  bie  ^qramibe  bes  Unis,  im  3nnem  mit  3n|^riften  bebedt,  bte  bie  SIteften  retigi5fen 
S^riften  ber  %9))ter.  3um  grogen  Xeil  auf  bas  fieben  na^  bem  Xobe  oejflglic^,  ent« 

16  lalten.  6ie  (inb  oon  uRafpero  (Les  inscriptions  des  Pyramides  de  Saqqarah,  $ari$ 
1894)  herausgegeben  unb  mit  einer  oorlöufigen  Öberfe^ung  begleitet  loorben.  (Segen 
bos  (Enbe  ber  VI.  Dqnaftie  jerföKt  bos  9{ei(^p  innere  Unruhen  bre^n  aus  unb  Sfirger* 
Iriege  [(feinen  an  ber  Xagesorbnung  ju  fein. 

Das  mittlere  9{eiA.  9Bä^renb  im  Slorben  felbftftfinbige  5t9nige  in  ^eralleopolis 

20  ^enf^en,  reiben  im  6üben  t^ebanifqe  (Jfürften  bie  SRac^t  an  fi^.  3bnen  gelingt  es,  aÜmS^Ii^ 
bas  9tei^  toteber  3u  einigen,  unb  IDlentuQotep  III.  f^int  gans  Stäupten  mieber  befeffen  ju 
^en.  Doc^  erft  oon  feinem  jpeiten  92a^oIger  Slmenemh^t  I.  onrb  nac^  einer  etma  200- 
l&^rigen  9{eooIutionsperiobe  bie  oollige  Slväft  unb  Orbnung  loieber  ^ergeftellt.  Die  D^noftie 
Slmenem^'ts  (bie  XII.  9Ranet^os),  bie  etma  200  3<$^  regiert  f)at  —  bie  ^errf^er 

25  fu^n  bie  9lamen  Slmeneml^'t  uno  Ufertefen  —  fü^  eine  neue  Slfite^eit  bes  £anbes 
9erauf ,  bie  \xä)  oor  allem  in  ja^Ireic^en  Samoerlen  öugert.  (£s  giebt  foft  leine  größere 
6tabt  %9ptens,  in  ber  fim  niAt  Spuren  ber  Saut^tigfeit  biefer  5t9nige  jn&tn, 
9lamentli^  bas  Sfaifum,  in  Sem  fie  auc^  refibierten,  tourbe  oon  i^nen  beoorjugt  unb 
rei(^Ii(^  mit  Samoenen  bebaut:  fo  erbaute  Slmenemhe t  III.  bei  bem  l^eutigen  ^oroftra 

80  einen  bloffalen  Xempel,  ben  no^  bie  (Srie(^en  unter  bem  9bnnen  bes  £abnrint^  tonnten 
unb  bemunberten.  Dagegen  ift  ber  belannte  iDloärisfee  ni^t  erft  oon  ben  ^enf^m 
biefer  Dqnaftie,  mie  man  oielfoc^  angenommen  l^at,  angelegt:  er  ift  oielme^r  ein  na« 
tfirtiäes  SBafferbeden,  an  bem  nichts  Ifinftli^  n^ar,  als  bie  Dfimme  unb  5lanöle,  bie 
bas  grnt(^tlanb  oor  feinen  überfc^fiffigen  SBaffermengen  fc^ü^ten.    9lu^   bie  Shilptur 

26  unb  £itteratur  feierten  unter  ber  XII.  D^naftie  ii^re  Slüte ,  unb  no(^  ber  fp&teren  !itxi 
fyd  bas  mittlere  9{ei^  als  bas  golbene  3^^^Iter  bes  SgQptifAen  Sd^rifttums  gegolten^ 
oeffen  Sprache  unb  Stil  nac^juapmen  man  fi(^  befleißigte.  9$or  allem  aber  jeigte  fi^ 
bie  SRamt  biefer  5tonige  in  ber  9lusbreituna  ber  ägnptif^en  ^errfc^aft  naq  <tuhen. 
Das  fflblic^e  Cprenjlanb  9hibien ,  bas  megen  feines  (Sofbreiqtums  etne  befonbere  »n« 

40  sie^ungslroft  befaß ,  lourbe  untenoorfen  unb  lolonifiert ;  bie  Sinaibermoerle  lourben 
loieber  ausgebeutet  unb  bie  unterbrochenen  ^anbelsbesiebunaen  3um  fianoe  $unt  toieber 
angehtfipft.  Ob  bie  %9pter  in  biefer  3txi  au(^  nad^  ^alöftina  oorgebrungen  finb,  I&jjt 
fi^  nic^t  feftftellen.  —  Unter  ber  XIII.  Dqnaftie  ^ielt  jid^  %9pten  no^  eine  3eit  lan^ 
auf  ber  $ö^e  feiner  SRac^t,  bann  aber  trat  loieber  eine  ^eriobe  nationaler  3^^!^^^^ 

46  ein ,  aus  ber  uns  nur  Q)enige  Denlmöler  erhalten  finb  unb  oon  ber  mix  uns  lern  ge« 
fAid^tlidies  Silb  entwerfen  fönnen.  SBo^renb  im  Süben  oielleic^t  Slac^Iommen  ber 
auen  ^enfc^er  in  X^eben  refibierten,  ^errfc^te  im  loeftlii^en  Delta  in  ber  Stobt  XoTs 
ein  anberes  gü^jtengefd^Iec^t  (XIV.  Dqnaftie). 

Die  dpltosjeit.    Die   politifqen  S(^u>ö(^en  %9ptens  benu^ten  „£eute  un« 

so  belannten  (Sef^Iec^ts  aus  ben  öftliAen  (Segenben'',  bie  foaenannten  Sqlfos,  um  in  bas 
oftIi(^  Delta  einsufallen  unb  bas  £anb^o^ne  Scbn^ertftretA''  ju  erobern.  Über  biefen 
(Einfan  befi^en  u>ir  einen  9lu$5ug  aus  SJlanet^o.  ber  uns  bei  3<>J^^^  (contra  Apio- 
nem  I,  §  75  ff.)  er^Iten  geblieben  ift.  3laS)  i^m  „Ratten  fie  fi^  ber  $errf(^enben  be* 
mä^tigt,  bie  Stöbte  graufam  angejilnbet  unb  einen  aus  i^rer  HRitte,  Salitis,  3um  S&n\üt 

&5gemacbf'.  Seine  Sleitbem  toar^emp^is^  oon  ^ier  aus  n^urbe  ganj  %9pten  be^errf^t, 
0.  f),  |teuerpf[i(btig  gemaqt ,  in  bie  mc^ttgeren  Stöbte  Sefa^ungen  geleat.  9lamentlt(^ 
iDurbe  bas  oftli^e  Delta  ftarl  bef eftigt  uno  als  Stfi^unlt  ber  gfremb|errf(^aft  bie  Stabt 
Kuaris  äg.  Ha(t)wa're(t|,  im  feqroitifd^en  ®au.  am  SUlarm  oon  Subaftis,  mit  feften 
9Rauem   oerfe^n.    19  ^a^re  ^abe  Salitis  regiert.    Son   feinen  JRac^foIgem   nennt 

60  aRanet^o:  Snon,  9Ipa(^nas,  Slpop^is,  9lnnas,  Slffis.    „(£s  l^ieg  aber  bas  gonje  Soll 


9gt))itett,  H»  ilte  211 

f}rfi\üs  b.  ^.  $irten15mge.  Denn  bas  Sßort  hyk  bebeutet  in  ber  ^eiligen  Spraye 
,jMnx%**,  ba$  3Bort  sös  ober  in  ber  oeioö^nlic^n  (Solls«) Sprache  »$irt<  unb  »Ritten«''. 
Diefe  (Etymologie  ift  in  ber  "XfyA  richtig,  nur  bebeutet  sös  urfprfinglic^  ni(^t  allgemein 
„^irt",  fonbem  ift  in  ber  älteren  Sprad^e  einSößemame,  unter  bem  bie  %ppter  be$ 
mittleren  unb  neuen  SleiAs  oome^mliA  bie  9lomabenft5mme  ber  fqrifc^en  SBü|te  oer<  o 
fte^n.  9Bie  in  fp&terer  ^tü  gegen  9Re]opotamien  finb  biefe  Sorben  (oermutliq  Slro- 
mitx)  no^  &9pten  oorgebrungen  unb  qaben  bos  £anb  jeitmeife  beberrfc^t.  ÜBon  ben 
DenlmSIem  i^rer  $errf(^er  i(t  uns  nur  u>enig  erbalten,  boc^  fe^en  mit  aus  ibnen,  bag 
fte,  iDeit  entfernt,  bie  a^qptifd^e  Aultur  ju  oerni^ten,  biefe  fi^  auf  allen  (Gebieten  an» 
aeeignet  ^aben ;  felbft  bte  Titulatur  ber  $irtenlbni^e  entfprtc^t  ber  ber  alten  ein^eimif(^en  lo 
^bcmtonen.  Sorfibergebenb  ^en  bie  $qlfos  n^entgftens  bem  Flamen  nac^  ganj  9[g^en 
beberrf^p  bo^  n^erben  fie  bie  Selbftftönbigfeit  ber  in  3!^eben  refibierenben  oberägqpttfc^en 
Aonige  too^I  nie  gonj  aebro^n  l^ben.  3ßie  gegen  Snbe  bes  alten  9lei(^s  unternimmt 
oui^  ]eM  loieber  Die  er)tarlte  SRad^t  ber  X^aner  bie  (Einigung  bes  9{eiäs  unb  bie 
Sertreibung  ber  grremben.  ilonig  Smofis  erobert  Suaris.  bie  ^auptfeftung  ber  Slfiaten,  15 
unb  bringt  bis  ins  fflblii^e  ^alöftina  oor;  bie  oonftänbtge  Vertreibung  ber  Sarbaren 
ift  ober  nur  aümä^Iid^  gelungen  unb  fc^eint  erft  50  Z^^^fftt  nac^  Slmofis  oon  3:^utmofis  ni. 
oeenbet  morben  vi  fem. 

9Ran  fyA  \qon  frflb  biefes  Sreignis  ber  Vertreibung  ber  ^qffos  mit  bem  Slusjuge 
ber  5linber  Ssroel  in  Serbinbung  fe^en ,  ja  beibes  ffir  eins  erflären  loollen.  Diefe  20 
Snlic^t  nmrbe  nomentlii^  oon  3<>[^^^  geltenb  gemaqt,  ber  hatmxä)  feinem  93oße  ju« 
glet<^  ein  oberes  Sntertum  unb  oen  SRt^m  einer  friiben  SRad^tenboidFIung  oinbijieren 
JU  Smten  glaubte.  9Bie  meit  ^ofep^us  mit  biefer  mjd^auung  Stecht  ffcA,  lägt  fiA 
urtunblic^  nt^t  fejtftellen.  ^ijtortf^  unmögli^  aber  ift  ferne  9lnfi(^t  ni^t,  unb  es  ift 
mo^I  benibar ,  bag  ben  Crjä^Iungen  oon  bem  Slufent^alte  in  Sgqpten  unb  bem  Slus-  25 
5uoe  eine  (Erinnerung  an  bie  einftige  ^errfd^aft  femitif(^er  9lomaben  über  %9pten 
unb  ben  ^eitmeilken  SBobnfi^  eines  i^er  Stämme  (ber  „ftinber  Ssrael"  u.  a.)  im 
fianbe  ®ofen  ju  ®runbe  Iteot.  Die  (Ein^el^etten  finb  jttili^  fagen^aft  unb  oerbanlen 
00^1  erft  ber  H'äteren  Xrabitton  i^ren  Urfprung. 

Das  neue  9{ei<^.  9Rit  Slmofis  beginnt  bos  neue  IReic^,  bie  (Epoche  ber  ®rog«  30 
mo^  SgQptei^  in  ber  feine  5t9nige,  bie  Slmenop^is  unb  3:^utmofis,  ibre  fiegrei(^en 
SBoffen  nac^  ^nrien  unb  9htbien  trugen  unb  mit  ben  entfernten  $enf(^em  zBorber« 
afiens  in  enge  politifd^e  Serbinbung  traten.  Diefe  Seränberung  ber  äußeren  Stellung  %np* 
tens  ^otte  aud^  eine  tiefge^enbe  Umgeftaltung  bes  Sollslebens  jur  ^ol^t.  Dur(^  oie 
Xiibtüe  ber  fremben  Staaten  f (offen  ungeheuere  9{ei(^tümer  ins  fianb ,  befonbers  nac^  35 
ber  Reic^s^ouptftabt  Xbeben.  (großartige  Denlmäler  erftanben ,  unb  bas  (&efü^I  ber 
aefic^en,  raf^  gemaqfenen  SRac^t  burc^brang  überall  bte  9Berle  jener  l^üi^  oie  no^ 
9eute  beomnbert  »erben. 

9iaiäf  ber  Vertreibung  ber  $ql[os  n^urben  junäAft  bie  inneren  Ser^Itniffe  neu  be» 
feftigt  un^  georbnet  !Rad^  au^en  ^in  n^anbten  fid^  bte  ägqptifc^en  SBaffen  junö^ft  naif  4o 
9lumen,  bos  loäl^renb  ber  $qlfosberrfAaft  bem  9tet(^e  oerloren  geaangen  n^ar  unb  unter 
X^utmofis  I.,  bem  9la^oIger  bes  ^mofis,  n^ieber  jur  ägqptif^en  ^rooinj  gemalt 
iDurbe.  Dann  unternahm  x^utmofts  noA  einen  großen  S^tbjug  nac^  Sqrien,  ber  i^n 
bis  hinauf  an  ben  (Eup^rat  führte,  an  beffen  Ufer  er  eine  Sie^esinfc^rift  aufftellte.  Die 
tCusnfi^ung  biefes  3uges  lourbe  huxä)  Xnronftreitigtetten,  bie  tn  ^gqpten  ausgebroAen  45 
untren,  oer^inbert,  unb  erft  als  X^utmofis'  So^n  X^utmofis  III.  jur  Slllein^enf^aft 
gelangt  loar,  lonnte  er  bte  (Eroberungspolitil  feines  Saters  loieber  aufnehmen.  3n 
mehreren  Sfelbjügen,  auf  beren  erfteren  es  ju  einer  großen  S(^Ia(^t  bei  ber  Stabt 
SDtegibbo  m  ber  ftifonebene  lam,  tourbe  aanj  Sqrien  füoli^  oom  ^manos  unb  xoeftlic^ 
00m  (Eup^ot  bem  ä^ptif(^en  9{ei^e  aeTid^ert.  CBine  fiifte  oon  Stäbten  SRtttel«  unb  oo 
Slortoaläfiinas,  bie  Xqutmofis  III.  auf  feinen  erften  Selbjügen  untenoarf,  ließ  er  auf 


ben  XempelQoren  bes  Slmons^eiligtums  tn  ftamdt  aitheic^neh;  barunter  befinben  fic^ 
bie  bdannten  Orte  jlabefc^  am  Orontes,  SRegibbo,  Damashis,  $amat,  SIllo,  Z^W^t 
(Sejer  u.  a.  Siele  ber  ermähnten  Stäbte  laffen  fid^  no(^  nx^i  ibentif ijieren ;  ju  i^nen 
ge^dcen  auc^  bie  beiben  i^res  9lamens  n^egen  intereffanten  Drtfc^en  3^tob»eI  unb  55 
3W«rt^I  (»fli.  ®>.  SKe^er ,  3ataB  VI  [1886] ,  S.  1  ff. ;  SR.  SRüIIer,  Slfien  unb 
ffiuwpa,  S.  162  ff.),  gerne  Staaten,  (Eqp^m,  (Eilirien,  Mff^rien,  Sab^Ion,  felbft 
bie  JSnfeln  im  großen  SReere''  b.  b.  bie  3nfeln  bes  ägäifc^en  äReeres  loarben  um 
bie  SteunbMoft  bes  $(arao  unb  fd^idten  il^m  (&ef(^ente.  %9pten  n^ar  je^t  jur 
ffi^nben  SRaqt  im  Orient  gexoorben  unb  biefe  Sroßma^ifteüung  xourbe  auc^  unter  oo 

14* 


212  ^g^t'ieiir  kad  alte 

ben  nac^folgenben  ilontgen  Slmenopl^is  II.,  Xfiutmofi$  IV.,  Slmenop^is  III.  unb 
IV.  behauptet  3n  ben  größeren,  milttirifA  toidUiflen  Stobten  logen  ig^ptif^  (Bor« 
nifonen,  fo  in  Snblos,  Sibon,  "SSo,  StefatoUp  ^erufdlem  unb  9^ibbo.  (ritten  in* 
tereffanten  (Einblia  in  bie  Sejie^ungen ,  bte  ber  ^fyvcao  }u  biefen  9!5Q|aIIenftibten  unb 

5  3u  ben  befreunbeten  SRac^ten  Sorberafiens  unterhielt,  ^oben  loit  bur^  bte  in  ben  Stobt* 
ruinen  Don  Xell  Slmama  (in  ^9pten,  om  meftlidpen  9lilufet)  oefunbenen  fteilj^nft« 
tafeln  aus  bem  Slrc^ioe  ber  jUnic^  Slmenop^is  III.  unb  IV.  erholten  hat  SBinoIer« 
SIbel,  Der  !rbontafeIfunb  Don  W,  9mama  (Serlin  1889—90);  Sejolb,  Oriental 
Diplomacy,  (£onbon  1893);  bie  auf  ^fiftino  beai^Iid^n  mifyd^ttn  biefer  Zofeln 

10^  3immem,  3b$S  XIII,  133  ff.  sufammengefteUt;  bie  uinfongrei^  fiitterotur 
fiber  biefen  ^tio  lann  ^ier  nid|t  <^ngrfubrt  rotthtn].  Unter  ibnen  befinben  fi^ 
Schreiben  ber  Adnige  Don  Sob9li)n,  ^9nen,  SRitftni  (eines  Kei^  am  oberen 
(Eup^rat),  in  benen  es  fiA  ^uptfäqli^  um  ®ef(^enlfenbungen  unb  um  heiraten  ofiotifdber 
^nnjeffinnen  mit  bem  ^fyvcao  |anbdt,  fotoie  9{(mporte  ber  palSjtinenfif^n  ißajaütn 

15  unb  (&amifonsbeje^Isl|aber  an  ben  $of,  bie  teils  prmote,  teils  polittf^  SlngelegenQeiten 
erörtern.  Wlt  biefe  (^(^reiben  [inb  in  Aeilf^rift  unb  in  bobQbnifcber  Sfm^  obgefogt 
unb  seigen,  bog  bas  Sab9lonif(be  um  bie  SRitte  bes  2.  Dor^rtftli^n  3<4i^ttt%nb6 
bie  35enebrsfprad^e  bes  alten  Drtents  geioefen  ijt.  gerobe  loie  es  etnnt  1000  3o^e 
bciter  in  ber  ^erferjeit  bas  Sramoifi^e  vsxa.    Stefer  enge  Serle^  mit  SQien  ^  auf 

20  Die  ägoptijc^e  Aultur  feine  SBirfaing  niAt  t)erfe^It  unb  foiDo^I  in  ber  6)iraAe  oIs  ou^ 
befonbers  tn  ber  ftunft  Bnntn  n)ir  bie  fremben  Sinnflffe  oQent^oIben  beoboffiten.  aber 
au(^  bie  agm)ti[(^e  9ieIigion  i^  Don  bem  großen  umf^uitg,  ber  f i^  oirf  ben  oer* 
[(biebenen  (Debieten  bes  öffentlu^en  unb  prioaten  £^ns  ool^og ,  nt^  unberfi^  ge« 
blieben.    3lxä)t  nur,  ba||  frembe  jtutte  in  Ülgmltn  3utritt  erhielten,  au^  bie  «oge 

25  religiöfe  9{ef ormation ,  bie  Slmenop^is  IV.  mtt  beiDunbemsmerter  (Energie  ins  9Bm 
fe^te,  ^ngt  oermutlic^  mit  ber  oerfinberten  politif^n  Stellung,  bie  bas  SleiA^in  biefer 
3eit  einnahm,  jtifommen.  SImenopbis  IV.  unternahm  es  nSmli^,  an  bie  Stelle  oer 
jo^Ireii^en  alten  (Bötter,  fiber  beren  äBefen  oenoonene  Snf^ungen  ^errf^n,  bie  Ser« 
e^rung  einer  neuen  (Bott^eit,  bes  (Be|iirns  ber  Sonne,  etnjuffi^ren.    ^iemi  mürbe  er 

80  u)o(I  oon  ber  ^riefterfc^oft  oon  $eIiopoIis  (On) ,  bmn  ^oiiptgott  ein  Sonneitaott 
mar,  unterftü^t.  Durq  ben  SBiberftanb,  ben  feine  £e^  bei  ben  übrigen  ^riefter« 
foHegien  bes  £anbes ,  oor  allem  bem  ^rieftertum  bes  Smmon  oon  Sieben  fanb,  lourbe 
er  in  einen  hlä)tn  granatismus  bineingetrieben ,  bog  er  bie  übrigen  äouptU^n  (Botter, 
oor  allem   Den  9lmmon,  bie  9Rut  unb  ben  (E^ons  oon  3:^eben  abfqaffte  unb  i^e 

S6  Silber  unb  SRamen  allentl^alben  oemic^tete.  Seinen  eigenen  92amen  Amen-hotep 
(9lmenop^is)  b.  i.  „Slmmon  tft  3ufrid>en'',  ber  ja  mit  bemScamen  bes  oer^gten  S(mmon 
^ufammengefe^t  mar,  legte  er  ab  unb  na^  einen  neuen  3^4^nieten  ((E^unaten)  „(Blonj 
Der  Sonne"  an.  Die  alte  9lei(^sl^uptftabt  X^eben  oerlie^  er  unb  arunbete  in  einem 
beiligen  Sejirle  eine  9lrt  ftirc^enftaat  unb  eine  neue  Keftbenj  (bei  bem  gütigen  Zell 

40  ^marna),  ber  ber  Slame  „Sonnen^orijont''  beigelegt  mürbe.  3lab  bem  Xobe  bes 
Aönigs,  ber  nur  12  3^^^^  regiert  ^,  brachen  innere  Sßirren  aus,  bie  neue  9{eIigion 
mürbe  abgef(^afft,  bie  IRefiben^  nac^  2^en  jurüdoerleat.  Die  9{ii^  im  fianbe  miii^ 
er[t  hmä)  ^arembeb  ($armais)  mieber^ergefteut,  einen  Sfüif^^n.  ber  f^on  unter  3^^' 
{eten  in  ^o^em  mfe^en  geftanben  ^atte  unb  nun  oon  ber  ^mmonspriefterj&ft  noc^ 

46  Xl^en  gerufen  unb  jum  ftonige  gebont  mürbe.  3Rit  i^m  fommt  eine  neue  D9naftie, 
bie  XIX.  auj  ben  S^^ron,  beren  bebeutenbfte  $en[Aer  Seikos  I.  unb  fein  So^n 
9{amfes  II.  [inb.  3n  Serien  Ratten  fi^  bie  aRaAtoerqöItniffe  mä^renb  bes  (Enbes  ber 
XVIII.  D9na[tie  me(entli(^  oeranbert.  Das  mal^r(^inli(^  in  ftleinafien  ^imifi^  Soll 
ber  ^et^iter,  bas  fc^on  unter  bem  oierten  Slmenop^ts  im  tibrbliAen  S^en  ooraebrungen 

60  mar,  ^atte  bas  gro^e  9lei(^  oon  SRitäni  geftfirjt  unb  bebro^te  je^t  bie  Sgmmfi^n  Se« 
figungen  in  ißala[ttna  unb  Sqrien.  Slad^bem  Seikos  [iegretc^  gegen  fie  gä&nqrft  ^atte, 
unternahm  9{amfes  einen  großen  itriegsjUQ  aegen  bte  mit  ben  Staaten  nbrbuA  oon 
Sermon  oerbänbeten  S^inbe.  3laA  langmtertgen,  mit  mec^felnbem  (Erfolg  geführten 
itampfen,  beren  SAaupIa^  bas  [übltc^e  (Eoleforien  mar^  lam  es  im  21. 3obre  9lamfes  II. 

66  3u  einem  gfriebensfdgluh,  in  bem  bas  ei^entliqe  ißal&fttna  im  äg9ptif(^en  Seji^e  beUtffen 
mürbe,  mä^renb  ber  9corben  bem  ^et^tteneid^e  tribtüpfli^tig  mürbe.  Slamfes  f^ci  na^ 
biefem  Sünbnisoertrage  no^  46  3^^^  im  ^rieben  regiert  unb  mol^renb  biefer  3^^  ^^ne 
aroge  äRenge  oon  Sauten  in  allen  3:eilen  bes  fianbes,  oom  norbli^n  Sttibien  bis 
ins  Delta ,  at^effi^rt    3Ran  ^at  oieüeic^t  mit  9{eAt  bebauptet ,  bog  bie  Raffte  aller 

60  aus  bem  alten  %9pten  er^Itenen  Xempel  oon  i^m  ^errfi^re;  nur  f4<^be,  bog  bie  ffinfi« 


^gifpitn,  H»  die  213 

lerijd^  Susffi^ng  ber  9Renge  ber  DenbnSIer  ni(^t  entfpri^t,  unb  feine  SBieber» 
'ciftellungen  alter  jerftSrter  SamoeTle  hinter  ben  urfprfingl^en  toeit  jurfidfte^en.  3^^^^^ 
;m  ^o6en  i^n  fein  glüdli^er  ^et^it^eo ,  feine  lange  friebensreic^e  9{eaierung,  bie 
jo^bei^n  lentpelbauten  ben  folgenben  ^^rQunberten  ab  bos  aRufter  emes  Aönigs 
^^inen  laffen.  SOIe  Srinnerungen  ber  ^mrter  an  bie  einfüge  (Srogmac^t  htfipfen  5 
iffl  an  Feinen  Planten,  unb  toenn  bie  (Srieqen  oon  bem  großen  (Eroberer  Sefoftris 
^ooeln ,  Jo  tft  fein  anberer  ab  9{amfes  II.  gemeint  9lu(^  in  oen  biblifc^en  (Erjö^lungen 
tft  ba$  Slnbenlen  an  i^  er^aUen :  er  ift  ber  ^fyxtao  ber  Sebrüdung .  für  ben  Die 
3$raeliten  bie  SonatsftSbte  ^tt^om  unb  Ramfes  bauen  mugten.  Die  IRuinen  ber 
erfteren  6tabt  finb  flbrtgens  in  neuerer  ^tü  bei  bem  l^eutigen  Xell  el  SRafc^uta  im  10 
SBftbt  Xümilftt  (3»if(^en  bem  9HI  unb  bem  Suesfanal)  n^ieber  aufgefunben  morben. 
Unter  Slamies'  6o^n  SRerenpta^,  bem  einjigen,  ber  i^n  oon  feinen  14  Sonnen  über« 
leMe^  erhielt  fi^  bas  9lei^  no(^  auf  ber  $ö]^e  ber  3Raä)i ;  ein  Eingriff  libnfd^er  Stamme, 
bie  tm  Sunbe  mit  SöHerftämmen  Don  ben  agäif Aen  3nfeln  unb  ben  italifd^en  Mften  r?) 
im  QieKIi^n  Delta  eirmefallen  maren ,  muroe  ftegreic^  abgemiefen.  Dann  aber  f^etnt  15 
eine  ^eriobe  ber  Snariqte  eingetreten  xa  fein,  in  oer  Derfmiebene  ^rfitenbenten  um  ben 
Zbron  ISmpften.  Diefer  p^aobfen  3^it  ma^te  ein  geu)tffer  S^tnaifi  ein  Snbe,  mit 
beften  6obn  9lam|es  III.  bie  XX.  Dqnaftie  beginnt.  Slac^  äugen  ^in  n^ar  er  mit 
(Smi  Q&ttg ;  er  oefiegte  bie  fiib^er  unb  fibenoanb  in  ^ei  großen  SAIaAten  einen 
mSc^tigen  tStmriff  borbarif^er  93SIierf(^aften,  bie  Don  Alemafien  ^er  3U  Si3af)er  unb  ju  20 
fiatd^  atmerudt  nnuren  unb  beren  Snfturm  bereits  bas  $et^tterrei(^  erlegen  mar. 
^ISftinQ  blieb  unter  fig^ptif^  Ober^o^tt,  unb  im  £anbe  jlanaan  baute  er  bem  Slmmon 
einen  Xenmel,  ,,3tt  oem  bie  Semol^ner  oon  9{etenu  (^alSftina)  mit  ij^ren  (5äbtn 
lommen''.  3m  mfentli^n  n^ar  9{amfes'III.  SSfä^rige  9tegierung  eine  l^tri  ber  Stulpe 
unb  bes  gfriebens  ffir  bas  £anb .  fi^nli^  ber  3^^  9{amfes'  II.  Den  Xempeln  ber  25 
(5&tter  mod^  ber  jt5nip  flbermägta  groge  (Sefc^enfe,  fo  bop  ber  gefamte  Sefi^  %qp« 
tens  jum  großen  3:eil  tn  ber  ^artD  bes  5tonigs  unb  bes  iuerus  ru^te.  Den  Simtn^ 
anbtü  an  btefen  Gaben  erhielt  bie  $riefterf(^aft  bes  Slmmon  ju  X^eben ,  beren  Ober- 
pnefter  jur  mS^gften  ißerfönliAfeit  bes  Staates  n^urbe.  Die  9la^oIger  IRamjes'  III., 
bie  alle  ben  9lamen  9{ant[es  ffiorten ,  iamen  me^r  unb  mebr  in  bie  Slb^angtgfeit  ber  so 
Xntmonspriefter,  bis  ber  ^ol^qnnefter  bes  Slmmon  felbft  bie  Aöniasberrf^aft  an  fi^  rift 
unb  ft^  mit  ber  Doppelfrone  Ir5nen  lieg  (XXI.  Dqnaftie).  aßä^renb  biefer  3eit  ift 
00^1  ou^  ^alfiftina  oem  Sgoptifd^en  Steiqe  oerbren  gegangen,  unb  einer  ber  trans« 
iorbanif^n  9lomabenft5mme,  „bie  Ainber  3srael"  ober  bie  „Hebräer''  nahmen  oon 
bem  £anbe  loepA  00m  ^oxhan  Sefik  ^Qpten  lommt  xoieber  in  einen  3uftanb  ss 
nationaler  Sdfioiqt.  3n  3:anis  im  £elta  tam  ein  neues  (5t\ijHti)t  jur  $errf(^aft, 
bas  buri^  SarfAn>ögerung  mit  ber  gfamilie  ber  ^o^enpriefter  oon  Xbeben  anä)  bas 
ASnigtum  ilber  ben  Sfiben  erlangte.  (Einer  ber  $errf(^er  biefer  Dqnaftie  (ber  XXI.) 
nKir  n>o^I  ber  S^ieaeroater  Adnig  Salomos,  für  ben  er  als  äRitgift  feiner  Xo(^ter 
bas  an  ber  p^ilifiS^fc^en  C&renje  gelegene  C&ejer  eroberte  (1  5lg  9,  16).  Um  950  ^o 
0.  (Efyc.  wwcitn  bie  tanitif(^en  Adnige  burc^  libqf&e  Sfiirften  geftfir^,  bie  als  Solbner« 
fü^  naA  9[g9pten  gelommen  maren,  fic^  im  önliAen  Delta  anfäQtg  gemacht  unb  bei 
oer  Stoai^e  oes  Adnigtums  immer  größere  SRad^t  erlangt  botten.  Der  erfte  Adnig 
Mefer  D^ncjtie  (ber  XXII.),  bie  in  Subajtis  refibierte,  mar  Sc^efc^ont  (Sefoni^is,  in 
ber  Sibel  (oifi\afal  genanrü).  Seine  ^olttif  mox  oor  allem  barauf  gerietet,  ben  oer-  *^ 
lüitn  aegangenen  (Einflug  ^qptens  in  9)aläftina  mieber  3ur  (Geltung  ju  bringen.  3m 
5.  ^mt  ftonig  Ke^obeams  jog  er  nam  ^alöftina,  eroberte  3^nifalem  unb  plünberte 
bie  Suibt  unb  ben  Xempel  oa^mes.  Die  9lamen  ber  oon  i^m  untermorfenen  Stabte 
lieft  er,  oie  einft  !nutmofis  III.,  auf  ben  Xempelmänben  oon  ftamaf  einmeißeln.  So^ 
1D09I  norb«  ab  au^  fübpaläftinenfifd^e  Ortfd^aften  finben  \iä)  unter  i^nen  unb  seigen,  ^ 
bag  ber  S^D^ua  Sd^ef(^onb  feinesmeas  3U  (fünften  S^^o^^^^s  aegen  3uba,  lonbem 
acpen  Gqamtsamftina  atx\ä)M  xoar.  unter  ben  ißac^olgem  SAeJc^onb,  ilber  bie  mir 
faft  niAts  minen,  oerfiel  ber  Staat  mieber  unb  I9fte  Ji^  in  Ileine  J^ürftentfimer  auf. 
Diefe  S^^oe  benu^ten  bie  Adnige  oon  St^bpien  (mbien),  b.  b.  bes  oberen  9lil« 
ffiab ,  bos  fiq  etma  feit  ber  XXI.  Dqnaftte  oon  ^qpten  bsaeriffen  ^atte  unb  ein  ^ 
eigenes  Keim  mit  ber  ftauptftabt  9lapata  (am  CSebel  Sarfal)  bibete,  um  oon  %Dpten, 
b(B  fie  ab  i^  SRutterlanb  betra^eten,  Sefi^  3u  ergreifen.  Sberägnpten  fiel  tonen 
jtt,  toffirenb  fte  im  unteren  £anbe  niAt  bauernb  gfug  faffen  bnnten.  ^ier  behaupteten 
oidmemr  in  ben  groben  Stöbten  (Qais,  Subaftis,  SeraTIeopoIis  u.  a.)  bie  lofabn 
affisften  {^  Sebftpnbigleü.  <» 


214  ^iffipiai,  kad  olle 

(Einer  oon  i^nen,  ein  aeioilfer  Setoe  (ber  bibl.  ^^^,  toagt  e5  fogar,  fi^  in  bie 
|qri|(HHi(&|tinen|i[^en  93er^Itniffe  eii^umifd|en  unb  im  Sunbe  mit  ^ofea  Don  Ssrael 
ben  9Biber|tanb  gegen  bas  affqril^e  9{eid^,  bos  feit  Xigl^'^ilejer  III.  (745—727 
D.  (Efyc.)  bie  er|te  uRa^t  Sorberaftens  gexDorben  max  unb  bte  fqnf&en  Qiaoitn  unter 

5  [eine  Sotmägigfeit  gebrai^t  botte,  ju  organifieren  (um  724  d.  (Efyc.).  in  ber  entf^eiben« 
Den  6tunbe  lägt  er  aber  ^ofea  im  Stic^,  be|fen  $Quptftabt  Samoria  722  in  bie 
$Qnb  ber  Stjfqrer  fallt,  ^nij  an  einem  neuen  Slufftanbe  oer  [qrif(^en  Staaten  ($amat^, 
®aja)  beteiligt  ]xä)  Seme  mit  [einen  3:rui)|)enp  xDirb  aber  Don  bem  ^or^nioe  (Sargon) 
in  Der  Sc^Iaqt  bei  9{apbia  {a\{^x,  IRapiqu)   (fiblic^  Don  Saja,  famt  bem  gfürften  oon 

10  ®Q3^  Qef(^Iagen  unb  mug  nac^  %9))ten  fiteren  (720  d.  ^,). 

(Einige  3^^^  IP^ter  {tta>a  707  d.  (Sfyc,)  unternimmt  ber  ^io^idonig  6(^abala 
(Sabalo)  einen  neuen  Sorftog  gegen  Unterägqfrten,  unb  es  [cbeint  i^m  gelungen  ju 
fein,  ba$  ganje  fianb  ju  untertoerfen ;  bie  unteräg9ptif(^en  Aleinfärjten  muroien  in  i^n 
Stabten  als  ät^iopif^e  Safallen  belaffen.    Um  Sqrien  Ifimmert  ftc^  6(!^abalajuna4|t 

15  nxi)i ,  er  fc^eint  otetmebr  mit  Sargon  Ser^nblungen  gepflogen  3U  ^aben.  fils  aber 
701  neue  Unn^en  in  $alaftina  ausbre^en,  \i)m  aud^  ^SP*^^  ^^^  ^^  ^^  ^^' 
tingenten  ber  Alein^ften  aebilbetes  ^itf9|^eer  gegen  bie  vmctx  (unter  San^erib^ ; 
nom  e^e  biefes  ben  in  3^nifalem  oon  Den  9lff9rem  belagerten  ^nig  ^tsfia  oon  3uba 
entfe^en  tann,  bmmt  es  bei  SUefe  (im  Stamme  Dan)  ßur  SAIaAt,  in  ber  bie  %9pter 

20  aefffitaaen  loerben  unb  fogar  bie  So^ne  eines  ber  äg9|)ttf(^en  ^rften  in  bie  (gefangen« 
lAaft  Der  Slffqrer  geraten.  !Iro^  btefes  Sieges  giebt  Sanl^b  balb  bie  Selagerung 
3erufalems  auf;  ogl.  2  Äg  18,  14  —  16;  18,  13.  17—19,  8.  Ob  fi4  bie  Stelle 
2  %  19,  9  —  37  auf  biefen  Selojug  bejie^t,  ber  bann  f^on  unter  ber  9tegierung  bes 
Xir^afa  (&g.  Tahrakö),  Des  jroeiten  9laäf olgers  Sc^abdos,  jtottgefunben  boben  lofirbe, 

25  ober  ob  fte,  mit  Sßindler  ((^efAic^te  Sabqloniens  unb  9lffqnens,  S.  254  f.)  annimmt, 
oon  einem  neuen  3^9^  San^eribs  gegen  3uba  oerftanben  toerben  mug,  lägt  fic^  gegen« 
toärtia  ni^t  entfc^etben. 

^ie  immer  erneuten  9Infprfi(^e  %9|rtens  auf  ißal&ftina,  bie  ftetigen  Umtriebe  gegen 


bie  aff^rifc^e  (ßrogmac^t,   oeranlagten   enblic^  ben  681    jur  9teaierung  gefommenen 

iegen  bos  Slei^  i 


30  Slff^rerlönig  9lfar^ä)bon  einen  entfAeibenben   Schlag  gegen  bos  9lei^  am  9lil  aus 


naä)  2:^eben)  mürbe  ben  Slffqrem  untert^an,  bie  Aleinlönige  blieben  in  i^ren  Stöoten 

36  als  affqrifc^e  SJafallen.  (Ein  Serfud^  XirQalas ,  fic^  Q)ieber  in  ben  Sefi^  bes  £anbes 
JU  fe^en  unb  Slfor^abbons  SSajauen  ju  oerjagen,  mißlingt;  ebenfo  mirb  ein  üufftanb 
mehrerer  5lleinlönige,  bie  Ji^  insgeheim  mit  Xir^afa  in  SBerbinbung  gefe^  ^en,  nod^ 
e^e  er  offen  jum  ^usbrucQ  lommt,  unterbrfldt.  Die  9{abelsffl^rer  mürben  noA  9tinioe 
gebracht,  aber  bas  ^aupt  berfelben,  3ltifo  oon  Sai's,  oon  31  furbanipal,  bem  Stai^olger 

40  Slffor^abbons,  begnabigt  unb  mieber  in  feine^enfc^aft  eingefefei 

äRittlenoeile  mar  Xir^ala  tta>a  664  o.(Ebr.  geftorben,  uno  fein  9leffe  Xanutamon, 
ber  So^n  Sabafos,  i^m  in  ber  9legierung  gefolgt.  Diefer  oerfuc^t  gleimfalls,  nqyjjfttn 
mieber5ugen)innen;  er  fe^t  fi(^  in  !Qeben  unb  ^eliopolis  feft,  belagert  SJcemp^is,  jie^t 
fid^  aber  oor  einem  aus  ^ffqrien  lommenben  Crfa^peere  na(^  Oberagqpten  unb  ^er 

45  na(^  St^iopien  jurüd.  hiermit  finb  bie  St^iopen  befinitio  aus  %9pten  oertrieben 
unb  bie  9Ra^t  Der  Slffqrer  ift  aufs  neue  befeftigt.  Voä)  mar  fie  mc^t  Don  langer 
Dauer,  ^fammetidb.  Der  So^n  vltä)os  oon  Sais,  benu^t  bie  Slbmefen^eit  größerer 
affqrifAer  $eere,  bie  imä)  5lnege  in  Sabqlonien  unb  (Elam  femge^Uen  maren,  um, 
Dom  Aönige  (&qges  oon  £qbien  unterftfiM,   bas  ^^rerjo^  abjufcpätteln.    (Er  oertrieb 

50  bie  feinblicQen  Sefa^ungen  aus  bem  fianoe  (etma  663  o.  QP^r.),  unb  es  gelang  i^m  all« 
mö^Iic^,  ber  ^errf^aft  ber  lleinen  ägqptifc^en  gfii^ftentümer  ein  (Enbe  ju  machen  unb 
%Qpten  bie  lang  entbehrte  (Einheit  jurfld^ugeben. 

Die  Spötjeit.  Unter  ^fammetic^  (663—609  o.  (Ef)x.)  unb  feinen  SRad^foIgem 
(5Re^o  609—595,  ^fammeti^  II.  594—589,  Slpries  588—570,  Slmafis  569—526), 

55  ber  XXVI.  D^naftie,  erlebte  bas  fianb  eine  neue  3^^  ^^  Slüte.  Der  $anbel  ^b 
fi^,  oor  allem  inxä)  bie  mit  (5rie(^enlanb  angelnüpften  ÜBerbinbungen ;  Slmafis  r&uinte 
fogar  ben  (5xxt^tn  eine  eigene  Stabt  im  Delta  ein,  9lau!ratis^  bas  balb  ber  mic^tigfte 
^anbelspla^  bes  fianbes  mürbe.  3lu(^  bie  5lünfte  nebmen  einen  neuen  9Iuff<^ung. 
$lan  Inüpfte  mie  fd^on  unter  ben  Sti^iopen  an  bie  uaffif^e  ^eriobe  ber  ägQptijAen 

60  i^unft,  bos  alte  Stei^,  an  unb  fuc^te  bie  älteren  formen  mieber  }u  oermenben.    m^ 


9g^tett,  bad  alte  Sg^teti,  bad  ttene  215 

Quf  anbeten  ßebieten,  in  ber  fittteratur,  in  ber  Drt^ogropbie  ber  3n((&riftenf  im  Staats* 
leben  ma^te  fi^  biefe  SlaAa^mung  be$  alten  9{e{(^$  geltenb,  fo  bag  me  XXVI.  !Dqnaftie 
mit  9{ed|t  als  bie  ägqptij^e  Slenailfancejeit  beseiiqnet  n^erben  lann. 

9lad^  äugen  n^irb  bie  ^oliti!  ber  XVIII.  DqnaKie,  ber  libiofc^en  unb  ät^iopij^n 
^errf^er  mieoer  aufgenommen,  um  Q)enia|tens  $alä)tina  bem  9leic^e  jurfid^uerooem.  6 
SBö^enb  ülfqrien  mit  Sab9lonien  unb  uRebien  um  bie  eigene  (Esijtenj  fSmffte,  rüAe 
608  Sle^  atgtn  Sorien  oor.  Sei  SRegibbo  in  ber  (Ebene  3^3^^^!  (na(^  $erobot  bei 
9RagboIon)  (teilte  iic9  ber  ftonig  Z^\ia  Don  3uba  bem  $^arao  entgegen ;  Zo^cl  n)urbe 
gefi^Iogen  unb  fiel  in  ber  6(^IaAt  (2  %  23, 29).  3uba  lourbe  ög^ptif^er  £e^ns^at 
unb  auc^  bie  anberen  forif^en  Staaten  bis  an  ben  (Eup^rat  iamen  unter  ög^ptif^  lo 
Ober^obeit.  Vis  aber  9linioe  (607  ober  606)  oefallen  n^ar,  jog  JRebuIabnejor,  ber 
6o|^n  9cabo)K)Ia[fars,  gegen  Sled^o,  um  i^m  bie  fqrMen  ißrooinjen  loieber  ju  entreißen. 
Sei  Aarlemif<^  am  (by^rat  lam  es  jur  Sc^Iac^t,  ote  ^qpter  n^urben  gefc^Iagen  (^er 
46,  2),  unb  gam  Serien  unb  ^al&itina  fiel  ben  Sab9lontem  ju;  ogL  2  ftg  24,  7. 

2>o^  ber  9Bunf^,  69rien  mieber  3U  geu>innen,  ru^te  nic^t  9us  SIpries  (in  ber  is 
Sibel  $)üsifyca  genannt)  588  ben  Xbron  befnegen  ^e,  no^m  er  bie  alten  (Eroberungs* 
plane  loieber  auf.  3»>^^  ^^n  3uoa,  bie  Adnige  oon  (Eoom  unb  äRoab,  ber  5t9nig 
ber  Slmmontter,  bie  ASnige  oon  Sibon  unb  Zqrus  (3^  27,  2)  mürben  oerleitet,  ge« 
meinfdm  mit  ben  Sgmrtem  gegen  Slebutabnejar  bie  gfü^ne  bes  Slufftanbes  3u  ergeben. 
9ber  nocb  el^  eine  Sereinigung  bes  ägi)ptif^en  $eeres  mit  ben  Serbfinbeten  ^ergeftelU  20 
mar,  muibe  Spries  gef^lagen  unb  na$  Sa9pten  jurüdgemorfen.  3^^N^^  mürbe  oon 
Kebulobnejoc  belagert,  586  erobert  unb  jerttört,  bos  9{ei(^  3uba  für  immer  oemi^tet 
unb  feine  Semo^ner  no^  Sabplonien  o^qleppt. 

Hls  669  Spries  bur$  Smafis  geftfirjt  mar,  oerfu(^te  oieKeiAt  ber  neue  5t9nig, 
fi^  obermab  in  bie  f9rif(^en  9Ingelegen!^iten  ju  mij^n.  3^^^^^  3^0  Slebulabn^ar  25 
567  gegen  %9pten,  o^ne  bas  fianb  inbeffen  3U  erobern.   9cö^eres  über  biefen  Sf^tt^ug 
ift  leuer  ni^  belannt. 

!Der  groge  innere  ^uffc^mung,  ben  %9pten  unter  ber  ^Dnnaftie  ^fammeti^ 
genommen,  mürbe  525  jä^  unterbroN^n,  als  bie  ißerfer  unter  ftambnfes  bas  fiaitb 
eroberten  unb  jur  perfif^en  ^rooins  machten.  (Einige  glüdli^e  9lufftänoe  abgeregnet,  ao 
blieb  a[g9pten  bis  404  unter  ber  Sremb^errfc^,  bann  mürbe  es  noq  einmal  für  lurse 
3eit  unter  einbeimilAen  $err|Aem Jelbflftänbig,  bis  es  um  342  jum  jmeitenmale  per« 
\x\di  mürbe  unb  balb  barauf  tm  äÖinter  332/31  oon  Wexanber  bem  C&rogen  erobert 
mürbe. 

Die  grie(^i[(^*römi[Ae  3^it.    3laä)  bem  Xobe  Sllexanbers  323o.  (E^.  mürbe  ss 
iBLgimttn  juerft  oon  bem  maleboni|(^en  S^lb^rm  ^tolemaus,  bem  Sobne  bes  £aaus, 
ab  (sotropie  oermaltet,  bis  biefer  [e&|t  306  bie  ilontgsmürbe  annahm  unb  an  bie  Stelle 
ber  alten  ^^oraonen  trat    Unter  [einen  nö^ften  SRa^olgem  (^tolemöus  II.  unb  III.) 
ift  %npten  ber  erfte  Staat  ber  ^ellenißifc^en  SBelt,  unb  feine  ^auptftabt  9lexanbria 
ber  Vtätelpuidt  grieAifd^er  Silbung.    9(ad^  bem  !£obe  ^tolemöus  III.  (221  0.  (E^r.)  40 
oerfiel  ber  Staat  me|r  unb  me^r  unb  genet  allmä^lic^  in  bie  9Ib^ngigiett  9loms,  bis 
bas  fianb  no^  ber  Sc^lad^t  bet  Slctium  im  3<4^^  30  0.  (Ebr.  romifc^e  ^rooinj  mürbe. 
Seit  ber  Zeilung  bes  romif^n  Staates  (395  n.  (E^r.)  gehörte  es  mm  Dftrei^e  oon 
Si^an},  bem  es  619  ber  per|if(^e  Aonig  (aus  bem  $aufe  ber  Saffaniben)  ^osro§s 
mtf  fu^  Stil  (bis  629)  entrig.    641  mürbe  es  oon  ben  9lrabem  erobert.    Sla^bem  45 
unter  ben^tolemoem  unb  9{ömem  bas  fianb  me^r  unb  me^r  ^elleniliert  morben  mar, 
iDurbe  fAon  im  1. 3<^unbert  n.  (Sfft.  bas  (E^riftentum  na<^  %9pten  gebrad^t  unb  oer» 
breitete  fiA  fe^  raf(^  im  fianbe.  Soc^  erbielten  \iä)  baneben  nom  bie  ^eibntf(^en  ftulte, 
befonbers  oer  ber  3fis.    ^ieroglqp^ifd^e  änfc^riften  laffen  [ic^  bis  in  bie  IDlitte  bes 
3.  3<^^<^i<l>^^  ^  &a9ptif(^en  itempeln  na^mei|en,  unb  ber  le^te  ilaifemame.  ben  mir  so 
fbiben,  tft  ber  bes  X)ecius  im  Zempel  oon  (Esne.    3n  ^^ilae  mürbe  ber  üfishiltus 
ecft  um  bte  SRitte  bes  6.  3<4r^unberts  unter  3uftinian  aufgehoben.    (B.  ®teinb0rff. 

flg^teit,  bai^  nene.  Description  de  r^^ypte,  publik  par  ordre  du  ^ouvemement; 
barin  II,  2  ($atid  1822),  361 — 526 :  de  C3iabroT,  Essai  sur  les  moeurs  des  nabitants  mo- 
demee  de  l'^gypte;  ^.  fB.  fiane,  An  aecount  of  the  manners  etc.  of  the  modern  Egypt  65 
1836  (5.  «ufl.  1871,  bfutf*  üon  3enfcr  2.  «uÄgabc,  fici^jlg  1856,  3  ©bc);  3- .  S^luffcggcr, 
«eifcn  in  (guropa,  «fien  unb  «frifa,  4  ©be,  Stuttgart  1841  ff.  (bie  JRcifen  in  Ägypten  bie 
lauptfo^e^f.Sb  1— 3;  bad ißatumiiffenfc^aftUcbe  überwiegt);  ^a.o.Hrcmer,  %Qpten,  2  Sbe, 
Bipiig   1863;  ^.  6tep^an,  ^ad  heutige  ^g^ptcn,  fieip^ig  1872;   SR.   fiüttle,  ^g^ptend 


216  Xg^tm,  bad  ttette 

neue  3ett,  2  Sbc,  2c\pm  1^73  (für  bie  fir^ti^n  3uft&nbe  bad  au!»füH^fte  $Bert) ; 
(£.  gi^cIuÄ,  Nouv.  G^graphie  univers.  X,  1,  ^ati^  1885,  462—620;  St.  Wäbefcr,  «gtopten, 
1.  )Bb  Unteräg.  3.  2lufl.  1894,  2.  Sb.  Oberög.  u.  92ubien  1891  (l^ier  befonberS  alled  to))o« 
grop^if^c). 

5  I.  Singemeines.  ^olitifA  ge^Srt  daqfrten  feit  ber  (Eroberung  burA  Sultan  6eltm, 
1517,  jum  tfiriifd^en  Sleid^e.  !6te  3^1  ^^^  Zflrien  im  fianbe  nxir  ^ets  fe^r  oering. 
Die  fartifd^e  $errfd^aft  übte  bis  jum  Sluffomnten  ber  je^t  ^rrfd^enben  !D9nafne  hoB 
Jlorps  ber  SRomelufen,  eine  !Irup)>e  ö^nlid^  ben  römifc^n  9)rdtorianem,  bie  fid^  unter 
ben  arabifd^en  it^Iifen  gebilbet  ^e  unb  aud^  ben  tfirKf<9en  Sultanen  nid^t  erlegen 

10  roar.  Die  ^o^e  Pforte  roor  oertreten  burd^  einen  $a[(^,  ber  neben  ben  »fimrern  oer 
9RanteIuIen  Je  langer  je  nte^r  blog  eine  S^attengevalt  be[aj|.  3m  18.  3a9i^unbert 
^tten  bie  älcamelulen  fid^  oollenbs  oerfelbftftanbigt  unb  ben  $a[(^  oerfagi  DagMen 
erlagen  fie  in  ber  Sd^Iad^t  an  ben  ^qramiben  ber  5b:iegs!unft  9cq>oIeons,  1798.  Die 
$exind^  ber  J^anjofen  roar  oon  iurjer  Dauer  unb  roenn  nad^  9tapoIeons  9]^ug  aud^ 

15  bie  ^orte  roieber  im  ftanbe  roar,  einen  ^afd^a  in  bas  fianb  ju  Nben,  fo  erhoben 
boA  aud^  bie  SRameluIen  [i^  loieber.  Damals  tarn  als  gfübrer  eines  !ubane{etA)rps, 
loeu^es  ben  ^afd^a  ftfi^en  f^e,  ber  9Rann  nad^  %9)rten,  bur^  ben  eine  neue  3^tt 
bort  ^eraufge^rt  roorben,  URo^mmeb  Slli,  ein  9Racä)onier  feiner  $erluitft  no^.  T>it 
eifeme  (Energie,  foioie  bie  eminente  3ntenigenj  unb  Serfd^Iagen^tt  biefes  SRonnes  bim 

20  eine  SBeile  fd^einbor  bem  Regiment  bes  Sultans  m  gut;  1805  ^e  er  felbft  bie 
Stellung  als  ^af^  oon  Slgnpten  erlangt,  burd^  oas  ®eme^el  oom  1.  SRSrj  1811 


batte  er  fid^ 
m  moalid^ 
erblid^  für 


oon  ben  SRameluIen  befreit,  (jfortan  loar  all  fein  Sinnen  borouf  geriil^et, 
t  unab^ngig  oom  Sultan  }u  mad^en,  iebenfalls  bie  Stellung  als  ^a\äfa 
eine  (Jramilie  p  erhalten.    3n  ber  ^uten  Sc^ilberung  ber  Ser^filtniffe,  bie 

25  £uttle  i,  203  ff.  giebt,  ftnbet  man  eine  äberft^  über  bie  mannigfaAen  9Beqteffane 
feiner  9tegierung:  3um  S^Iuffe  1841  eneiAte  er  bod^  bas  SBefentlic^e  feiner  Slöne. 
Seither  regiert  in  Gopten  bte  Dpnaftie  9uis,  suerft  na^  bem  tflrKfc^n  Srbredbt,  mo« 
na^  ber  ietoeilen  ältefte  lebenbe  So^n  eines  Sultans  ber  Z^ronfolaer  ift,  feit  2lsntail 
(1863—79)  nac^  bem  euro)>&ifc^en  Siechte  ber  (Erftgeburt.  Den  Üitel  jt^io,  ber  etnra 

30  ourc^  Sice^ilSnig  loieberjugeben  ift,  ^aben  bie  agqptifc^n  $errf^er  erft  fett  3sma9, 
1867,  erlangt,  pr  bie  innere  Senoaltuna  f)aäm  fte  faft  oolle  el^eibeit.  Do^  befi^ 
bie  Pforte  bei  jebem  Xobesfaü  bas  9ted^t  ber  neuen  3noeftitur,  au^  fyd  ber  SiteSntü 
einen  er^eblid^en  Üribut  ja^rliA  ju  jc^Ien.  Slac^bem  1879  3smail  (f  1895)  bur$ 
3nten)ention  ber  europaifc^en  uRöd^te  in  9tüdfiAt  auf  feine  Serfc^enbung  unb  im 

35  3nteref[e  ber  europaif^en  Staatsalöubiger  jur  Slbbanning  gejtoungen  roor,  bat  1882 
(Englano  bas  fianb  befe^t.  Den  (Srunb  ober  Sonoanb  bot  ber  9Iufftanb  bes  Sirabi  Se;, 
ber  eine  9tealtion  bes  em^eimifd^en  (Elements  gegen  bie  Sftemben  bebeutete  unb  bem 
ber  junge  il^biu)  Üaufil  nic^t  getoad^fen  loar.  Die  (En^Ianber  ^aben  offijiell  erllört, 
bie  ORiipation  loieber  aufgeben  3U  loollen,  fobalb  bie  ftnanjielle  fiage  unb  bie  9b< 

40  miniftration  bes  fianbes  geregelt  fei.  S^^^nfaKs  ruBt  gegenmürtig  bie  ganje  eiaentlid^ 
9{egierungsgeiDalt  in  ber  $anb  bes  englijcqen  9te|ibenten  in  Kairo.  Der  SueBn^, 
feit  1892  SKbas  II,  ernennt  sioar  [elbft  etn  9Rinifterium,  aber  unter  bem  Xitel  9on 
.,Seiröten"  ^at  ieber  SRinifter  en^Iifc^e  Seamte  3ur  Seite.  Die  Sftemben  genie|en 
feit  SRo^ammeb  mi  oollfte  gfrei^ett  bes  Serie^rs^  3umal  aud^  ber  itultusübung.  Swer 

45  auA  bie  Stellung  ber  eingeborenen  (E^riften  ift  fett^er  eine  gefi^erte;  loo^I  nic^t  fanmer 
in  ber  ^ra3cis,  loo^I  aber  redbtlic^  finb Jie  ben  9Rubammebanem  gleid^eftelQ,  i^  lir^« 
liefen  Slngele^en^etten  oenoalten  fie  felbftftönbig.  unter  3smail  loar  oos  fianb  bis  ju 
ben  centralafnlanifc^en  Seen  unter  bem  Zitel  bes  „ögnptifc^en  Suban"  me^  ooer 
loeniger  ooIIJtanbig  untenoorfen.  Die  Seroegun^  bes  9Ra^ot.  feit  1881,  fyA  ben  faftif^n 

50  Sefi^  bes  A^ebiu)s  loieber  eingefc^rönlt  auf  etne  (Srense,  oie  offijiell  bei  SBabi  ^Ifa 
angefe^t  ift.  Die  Statiftil  oon  1882,  bie  erfte  unb  bisher  le^te  amtlii^  aufgefteOte, 
bejmert  ben  grlad^enraum  bes  fianbes  auf  994300  Quabratlilometer  (alfo  faft  bo|ipeIt 
fo  oiel  als  bas  beutfd^e  9{etd^}.  Die  3a^I  ber  Seodiferung  lourbe  bamals  auf  6800000 
A9pfe  berechnet.    Da  bas  lotrllic^  beioo^nte  bej.  beioo^nbare  fianb  oerf^inbenb  Hein 

55  gegen  bas  nominelle  (Sebiet  ift  (loie  yi6dus  S.  472  angiebt,  beträgt  es  faum  30  000 
&u.«5tiIom.),  fo  i|t  bie  SeoöIIerung  febr  bic^t  (nac^  ^^lus  breimal  fo  bi^  tote  in 
^anfrei^).  SUs  groge  Stöbte  finb  nur  Aairo  unb  SHesanbria  ju  nennen.  Die  StattftB 
oon  1882  giebt  jener  374838,  biefer  227064  (Eiraoobner.  5teine  weitere  Stabt  eneii|t 
me^r  als  30—35000  Seelen.    Die  3a^I  ber  Sluslönber  betrug  ftorf  90000,  über« 

60  oiegenb  (faft  40  000)  (Srie^en,  bann  befonbers  3taliener  (18665)  unb  Srronjofen  (15716), 


ÜLgi^UM,  ba0  nette  217 

Deutfc^  nur  948,  jfQEnglänbet  unb  brUifi^e  Untertbonen  6118,  6^t3et412,  Slieber« 
lanber  221).  3n  Aoiro  lebten  oon  biefen  äluslänbem  21650,  in  änesonbria  48672. 
Sgl.  für  biefe  leMeren  3^^^^  ^^  (5oifyn\i)tn  genealog.  ^oflalenber  1893.  fieibei 
fep  ^tet  bie  teligtSfe  etotip.  «^lus  bemerU  nur.  bog  bie  ^o^I  ber  Jlo|iten  400000 
Oftrage  (9{u|fegaer  no^m  no<^  blog  150000  aUf  fione,  ber  tn  biefen  Dingen  be{fer  5 
orientierte,  jur  gleic^n  ßeit  250000).  9lo(^  9l€dus'  6Aafeung  niSd^ft  bie  Seodllerung 
io^Iii^  um  50000  Seelen,  bie  Jlo|rten  befonbers  feien  in  jtoner  Serme^ng. 

II.  Die  i^riftUAen  5tird^en  bes  fianbes. 

A.  Die  ÄMten.  S.  b.  «rtüel. 

B.  Die  ortQoboxe  orientalif^e  5tird^e.  O.  @4netber,  S3eiträae  i^.  ^enntnid  b.  grie^.«  lo 
ort^.  St.  9gQptend,  $Togr.  b.  ^(nnen'Slealfc^uIe  ^n  S)redben  1874 ;  gr.  tattenbuf(^,  )^e^rb.  b. 
WTglclc^enbcn  ÄonfefftonÄfunbc,  1.  93b  (Srelburg  1892),  @.  170  ff. 

Die  Sgn^fc^  Aird^e  ging  bebtnntermagen  fo  gut  loie  ooäig  3um  ÜRonop^qfitismufi 
über.  9htr  oie  im  fianbe  lebenben  (ßrie<^en,  bie  es  mit  bem  Aaifer^of  in  itonftanti« 
nopel  hielten,  onerionnten  ben  Dqop^qfitismus,  bas  Jaiferli^e''  Dooma  oon  (E^Icebon.  10 
6te  erhielten  oon  i^en  (ßegnem  oen  9kmen  ber  SReleliten.  Stoqaliften.  9hir  je  na^ 
bem  9Rage  ber  loiferlic^n  (Setoalt  in  ^^pten  gelang  es,  ben  ^otrior^Ifth  in  9Ieianbria 
mit  Vertretern  ber  Orqoboxie  3U  bejegen.  Sta^bem  es  eine  längere  ^eit  nur  mono« 
^tofitif^  ^atriar^n  gegeben,  loor  ^uftinian  I.  loieber  in  ber  fiage,  etnen  or^oboxen 
SpatrioiAen  einjufe^en,  538.  Seit^r  ^at  es  [tönbig  jmeierlei  ^omor^n  aeaeoen,  bie  20 
ft^  tDe^felfeitig  ben  Slnfinrucb,  ber  reAtmagige  ^Ra^olger  bes  b.  3RarIus  3U  jein,  ftreitig 
moAtett.  Ober  bie  e^maltgen  Airrqenfnrooinsen  tn  %miL  (nac^  bem  4.  ^o^^unbert 
j^Be  man  neun  mit  me^  als  bunbert  SifAofsfi^en)  ogl.  £eOuien,0riens  christ.n, 
WUOA,  Ain^L  (ßeogr.  u.  6tatiml  I,  177  ff.  u.  438  ff.  Die  ^atriar^noerseic^nijle, 
\tmtm  ber  9ReIefiten  als  ber  Ao|iten.  finb  IrttifA  beteuAtet  bur^  0.  (ßutfi^mib,  AI.  20 
6i^r^n  II,  396  ff.  (^ier  aiiA  eine  Öoerfic^t  fiber  oie  OueUen ;  bie  jiemlic^  ^Irei^n 
neueren  Dosftellungen  ber  (oefc^ic^te  ber  aleionbrinifi^n  Airqe  finb  oenet^net  oon 
^eraenro^r,  Sl.  „SHesanbria'',  Aatb.  Air^nles.  P,  524).  Unter  ber  orabifi^en  $err* 
j^^  galten  olle  (Qriften  (Aioer  3U  leiben.  Cft  oieber^Ite  oeraeblic^e  SufftSnbe  fu^en 
3u  immer  meiter  ge^enber  Dejimierung.  Die  S^ilberuna  bes  SRalrhi  ((gete.  b.  >u)|iten,  so 
fiberfe|t  k.  oon  gf.  SBüftetifelb,  reicht  nur  bis  1260)  gtebt  einen  ÜGberblid;  bie  Ao|iten 
iDurben  fibrigens  einigermaßen  beoorsugt  oor  ben  9ReIeIiten.  Der  belanntefte  ort^oooxe 
^ßatriarcb  ber  legten  3a^^unberte  oar  (Eqrillus  fiubtris  (f.  91.  ^uloris")»  ber  1602—21 
bort  regierte  (von  1621  ob  ^atriard^  oon  Jlonftantinopel).  URit  bem  18.  3^t^unbert 
erreiil^  bas  ^atriard^  ben  Xiefounit.  SBie  es  f^eint,  loaren  [eitbem  Aber  ein  3^^  % 
bunbert  Umg  alle  3n^aber  besfewen  nur  Zitulanofirbenträaer.  fo  jnKur,  bag  fie  00m 
^^(Moaäftn  oon  Aonftantinopel  ernannt  lourben,  au<^  jtänbm  in  Aonjtantinopel  lebten. 
aRo^ommeb  9Ii  intereffierte  fi$  bafür,  bag  biefe  Ser^aitniffe  fid^  finberten.  6eit  ben 
oietiiaer  ^oibttn  biefes  3<^^unberts  leben  ba^er  bie  ißatriarcben  roieber  im  £anbe 
atoemlnb  m  9Iesanbria  unb  Aairo  roo^nenb.  3^re  (Semeinbe  tft  numerifA  fe^  Hein,  4o 
no^  S^eiber  nur  8000  Seelen;  fie  befagt  rec^tlic^  blog  bie  (ßrie^n.  oie  suglei^ 
^mitif^  Untertanen  finb :  oie  es  mit  oer  geiftli^en  Serforgung  ber  etngemanberten 
(Stte^n  He^  ^obe  id^  ni^t  erfeben  lönnen.  über  Jeine  $erbe  bot  ber  ^atriarc^  auc^ 
ein  Xeil  bürgerlicher  Sefugniffe,  befonbers  in  rioilrecQtlid^en  SIngeiegenbeiten  (CErbfAofts« 
rMutterungen,  SRflnbeboefen).  Der  ^atriard^  loirb  geaeraoörtig  genmp  oon  Sou  unb  45 
juents  ber  oeiben  $au)>tftöbte:  auf  bemfelben  SBeg  ber  Sbftimmung  au^  nur  ift  er 
o^fe^en.  3n  uttfiAerer  SBeife  ift  bas  Ser^Itnis  3um  dhimenifc^en  ^atriar^n  be« 
ttnmnL  Aird^nreqtltc^  ift  ber  6i^  oon  Süesanbria  fo  felbftftanbig,  roie  ber  oon  Aon< 
ftaittinopel,  prdtifd^  gidbt  bie  iemeiliae  Situation  ben  9Iusfd^Iag,  ob  man  in  Jlonftonti« 
nopel  etne  Seft&ttgung  ber  SBo^I,  gelegentliA  gar  eine  Smennuna  ober  blog  ben  Segen  eo 
naqfu^  Aonbetes  unb  anfc^einenb  ^uoerlöfftges  Detail  fiber  bie  3uftanbe  bei  S^eiber. 
Der  Sik  oonSHesanbria  gilt  nad^  aUem  lir^Iic^en  (ßunbfa^  ffir  ben  3n>etten  im  Orient; 
hin  Sn^ober  ffi^  niAt  nur  bas  ^röbüat  jiatgidQxrjgf  fonbem  auA  ndnag  (hierin 
\i^  alfo  mit  bem  ^apfte  berfi^renb,  beffen  Zttel  ber  SDlexanbriner  3ettQ)eiIig  über^uirt 
tmitiert  ^:  fo  au^  k,  S.  ben  bes  „5tneAts  ber  Untäjiit  CE^rifti"  unb  bes  „Sifars  —  55 
roTurniMrtrjg  —  (EMti",  f.  meine  Äonfeffionsl.  S.  115).  $iftorifd^  ni^  [id^er  auf* 
gdürt  m,  oie  ber  Üttel  xqvtrig  xrjg  olxov/iihnjgf  ben  ]xäf  ber  ißateiarA  bis  in  bte 
neuere  3^it  beilegte,  3U  ftanoe  gelommen;  f.  fiber  i^n  fie  Quien  II,  481 ,  CDuMmib  487, 
9^.  3Re9er,  ^2^  1891,  227  u.  232.  Der  ^atriarA  fibt  feine  $errf^  in  Ser«: 
Uiumng  mit  einer  G^nobe,  bie  aus  oier  Sif^en  mit  bem  aRetropoIitentitel  gebilbet  eo 


218  ^^P^,  kttd  «tue 

ift,  namltc^  aus  ben  SMöfen  Don  dt^iopta  (bloger  Zitel),  Staho  (e^mals  9Reinp^ts), 
t)Qmiette  (mo^tn  bet  6t^  von  ^elufium  oetleat),  9to[ette.  9l(u^  ^ergenrSt^r  beftflnbe 
bte[e  Orbnung  feit  1672,  nac^  Sd^neiber  feit  1867  (le^teres  Datum  mo^I  bos  ber 
äBteber^erftenuna).    Sdle  fonftigen  äogptilAen  Sistflmer  feinen  aufgegeben,   gr&t  bie 

5  iDeltlt^n  Sngel^en^eiten  ^at  ber  ^atitarc^  bie  beiben  ,,orl^obosen  Aommiffionen" 
(iniTQOTtal)  oon  Weianbria  unb  Aatro  jur  Seite;  i^re  Silbung  ift  erft  neuen  Da< 
tums.  SBie  Sc^neiber  bemerlt  ift  bem  nieberen  jiemlic^  jo^Ireic^n  Alerus  jmar  naäi 
allgemein  gültigem  Airc^enred^t  bie  (S^  oerftattet,  bo^  relrutiete  au^  et  \\df  Mt  gans 
aus  ben  Unön^en  unb  bleibe  mit  Sorliebe  im  JUofter  u)o^nen.    Xro^  ber  Jtleii^eit 

10  feiner  (gemeinbe  oerfügt  ber  ^atriar A  offenbar  über  niqt  unemblid^e  (Einlunfte  (6^neiber 
6. 11).  Dem  $atiar($en  unterftellt  tft  bas  gro^e  (Seorgsllofter  in  Wt«Jtairo,  bagegen 
nic^t  bas  (politif^  3u  %m)ten  gehörige)  Aa^nnenflofter  auf  bem  Sinai,  beffen  fCbi 
mit  bem  9tange  eines  S^tfc^ofs  auto!e))^aI  ift.  über  ben  ^.  (ßeorg,  ber  eine  ,,gan3 
exjeotionelle  Sere^ng"  im  ganjen  Orient,  bei  ben  äRu^ammebanem  ni^  oeniger 

15  als  ben  CEi^ften,  geniegt,  f.  ®utfd^mib,  Die  Sagen  oom  ^.  (Seorg,  AL  Sd^riften  III, 
173  ff.  (berfelbe  ift  banac^  eine  m^t^if^e  gfigur,  le^tlic^  ibentifc^  mit  aRit^ra).  Der  in 
SReaeanbria  aufbeioa^  fieic^nam  bes  b.  SRarbis  ourbe,  mie  $ergenrS^r  enoo^nt, 
9Infangs  bes  9.  3^^^unberts  oon  ben  Senetianem  entführt. 

C.  (Jftembe  Äirdben.    1.  Slrmenier.    ^.  ©eljer,  3).  gcgcntoärtigc  »cftanb  ber  omieiu 
20  Äird^c.  3n)2(i  1892,  163  ff. 

Dag  bie  Slrmenier  u)eit^in  in  Kolonien  oerbreitet  finb,  ift  befannt.  3n  Sgqpten 
^aben  fie  befonbers  in  Aairo  unb  Slesanbria  blfi^nbe  (ßemeinben.  bie  in  Aairo  allein 
nac^  fifittfe  u)oM  5000  Seelen  ftarl.  Da  fie  fe^r  xtiA  finb,  auA  fc^on  oft  bie  ^iW^ften 
Seamten  geftellt  ^aben  (eine  ganse  9tei^  oon  9Rin(ftem  feit  SDco^meb  Slli  moten 
26  Armenier,  3.  S.  auc^  9tubar  $af(&a)^  ^ben  Re  befonbers  gut  georbnete  SBobl^dtigleils« 
unb  Sc^ulanftalten.  3n  Aairo  refibtert  ein  Sifc^of ,  abhängig,  fomeit  ic^  feQe,  oon  bem 
Patriarchen  in  Jlon[tantinopeI. 

2.  fiateiner  uno  linierte.    €.  i)lejer,  ^.  $ro))aganba,  i^re  $rooinaen  u.  i^r  ^tdit,  l 

(®öttingenl852),  398ff.;  8ilbernag(,9$erfaffuna  u.  gegenwärtiger  IBeftonb  fftmtli^er  IHrd^en  be^ 

30  Orientg,  ßanbSl^ut  1865, @. 288  ff.  unb  fonft;  ^fel^cr,  «. „Ägypten",  Äat^.mrdftenlej.^P,  264 ff.; 

O.  $3emer,  S.  J.  Orbis  terrarum  catholicus  s.  totius  eccleeiae  cath.  conspectuB  geogr.  et 

BtatiBt,  gfreiburg  1890,  8   195  ff. 

a)  £ateimfd^  ^atriarcbot  oon  Slleaeanbria.  Die  Areiujfi^e  oaren  ber  Slnlaft  ber 
ibreierung  einer  römif(^«fat^olif<ben  ^ierarc^ie  bes  Orients.  Setter  giebt  es  au^  latets 

85  nifdbe  ^atriardben  oon  Sllesanoria.  Diefelben  [inb  lauter  3:itularpatriarAen  geiDefeti. 
Sgl.  fiber  bie  im  ein3elnen  unfid^eren  Umjtönbe  ber  ilreierung  biefes  ^atrtarc^ats  ®ut» 
Mmib,  ftl.  Schriften  U,  520  ff.  (nad^  i^m  i^  bie  Belagerung  Damiettes  burd^  bie 
gfranfen  1218  bie  !^t\i  berfelben).  (Segennmrtig  refibiert  ber  $atriarc^  in  9{om,  00 
naA  9leber  bie  AfarAe  „St.  ^aul  auger^alb  ber  SRauem''  i^m  übenoiefen  ijt.   b)  Dos 

40  apoftolifqe  Sifariat  Der  fiatemer  (Vicariatus  apostolicus  Aegjpti),  geftmet,  gugleid^ 
als  Delegatio  apostolica,  1839,  befagt  bie  in  %q)>ten  lebenben  europöifc^en  Aat^« 
lUen,  befonbers  bie  SRiffionen.  („URiffionen''  oerben  ftets  3uerft  „apoftolifc^en  ^rofelten'' 
unterftellt.  (Ein  ^rofelt  bat  jebod^als  bloger  ^riefter  leine  Drbinationsfa^igfeit;  00 
bie  ISer^ltniffe  bie  regelmäßige  SBei^  oon  ^rieftem  im  fianbe  nbtig  ma^n,  rotrb 

46  ein  „apoftolifd^er  Silar"  ernannt,  ber  unter  bem  2:itel  eines  Sifc^ofs  1.  p.  bie  Sa^ig« 
feit  ber  ^rieftenoeil^e  fysi  unb  eoentuell  3uglei^  als  pö))ftlic^er  „Delegat''  in  benimmt 
angegebenen  (Srensen  9teAte  fiber  (Semeinben  ober  au(^  Diocefen  fibt,  bie  i^m  an  fid^ 
in  feiner  Sifarqualität  ntd^t  unterftellt  finb.  Der  apoftolif^e  Silar  in  %qt>ten  ift 
Delegat  gegenfiber  ben  unierten  Aopten  k.,  f.  unten;  er  bat  als  folc^erSi^itationsre^te). 

60  3lai)  9leper  giebt  es  12  lateinifd^e  Airc^en,  o^ne  bie  itlofterürdben,  (3  tn  SHexanbria, 
2  in  ftairo,  bie  weiteren  in  ben  größeren  Stäbten).  Die  SDliuion  mirb  oerfe^n  in 
erfter  £tnie  burd^  reformierte  ($ran^islaner,  bie  fd^on  feit  bem  16. 3^r^unbert  im  fianbe 
finb,  (Alöfter  in  Slleasanbria  uno  Aairo.  oiele  Stationen),  femer  burc^  £a3art|ien 
neit  1840  in  Stleasanbria)  unb  3efuiten  neit  1879);  baneben  finb  Sc^ulbrfiber,  barm* 

56  Qer^ige  Sd^meftem  (feit  1844)  unb  anbere  >tongregatu)nen  (befonbers  fran3öfi|(^)  oir^m, 
oefd^e  ^enfionate,  ^ofpitäler,  SBaifen^ufer  (in  ftairo,  9llex.,  ^ort  Satb,  3smatlia) 
bebienen.  Airc^li^  unterftellt  ift  bem  opoftolifc^en  Silar,  ber  in  Sllexanbria  refibiert  unb 
meift  ein  (Jfran3tslaner  ift,  (ber  gegenu)örttge  ift  3:ttularer3bifd^of  oon  ^elufium),  1.  bie 
^räfehur  ber  (Jfran3isfaner  für  Dber«%9pten,  2.  bie  ^räfettur  für  bas  9lil«Delta,  ein 

60  3liffionsunteme^men  bes  Seminars  3U  fiqon  (flein  unb  erft  1884  errichtet),  3.  bie 


%Mpitu,  bai»  neue  219 

äRiffion  ber  (Jftonsisfaner  in  Unter»%9pten  (bie  früher  ber  custodia  terrae  sanctac, 
b.  ^.  bent  Suatbian  bes  Sronjisfanedlolters  in  3erufalent  unterfteHt  iDor  unb  qI[o  feinen 
be|onbeten  ^tafelten  ^e).—  c)  DieSistfimer  ber  linierten.  Sie  befaffen  btejenigen 
ßemeinben,  bie  [ic^  oon  ben  orientolif^n  ftir^en  obgejmeigt  unb  unter  bem  SorbeQQlt 
ber  ^rßmmlic^n  Sprache  unb  gronn  t^res  Aultus  bem  ^opfte  in  Sejug  auf  Dogma  ,5 
unb  Regiment  untenoorfen  ^en.  Sie  gelten  als  römi|^*fQt^oIifA.  3^nen  i[t  befonbers 
Qud^  bie  ^rieftere^e  geftattet.  SoI.  im  allgemeinen  metne  Aonfeffionsf.  I.  245  ff.  3m 
einseinen  bmmen  filr  ISieqfiitn  in  Setraqt:  a)  Dos  ^atriorqat  ber  (ßrtec^en.  Dioe- 
cesis  Alexandrina  Melchitarum.  SBieber^oIt  mitten  orf^oboxe  ^atriar^n  oonSnesan» 
bria  Steigung  jum  9nfd^lu|t  an  9{om.  Dod^  blieb  bie  ß^I  ^  unierten  (Sried^en  fe^r  10 
Hein;  fie  untente^n  jur  3^i^  ^^  Patriarchen  Don  mtioc^ia,  ber  fie  burd^  einen  tn 
ftatro  rejibierenben  9BeIU  (ä^ifar),  ber  aber  Sifc^of  i.  p.  ift,  oerfe^en  lögt.  Die  dx- 
nennung  eines  ^atriar^n  für  fie  ift  bis  auf  weiteres  oertagt.  ß)  Das  (Erzbistum 
ber  Armenier,  Dioecesis  Alexandrina  Armenorum,  [eit  längerer  !^t\i  unbefegt.  Die 
Slbmimftration  ffl^  ber  ^atriarc^  oon  eUirien  (äßemer  S.  148;  bosu  9le^r).  y)  Das  15 
Sistum  htt  Sqrer.  SHIe  Wirten  oon  Syrern  finb  in  %9pten  oertreten,  befonoers  feit 
ben  ]iDan3iger  3^ten,  00  SRo^mmeb  9lli  burA  feinen  So]^n  3bra^im  Serien  fic^ 
untenoorfen  ^atte.  Sßie  Sirius  S.  507  ^eroor^,  l^aben  bie  S^rer  bie  Aooten  in 
ben  oerfd^iebenen  limtem,  bie  biefe  trabitioneüenoeife  inneren,  befonbers  in  ber  Srinan^> 
oenoaltuna,  n)efentlid^  jur^ebrangt,  ba  fie  eine  ^3^ere  Silbung  ^aben.  Someit  fie » 
(E(friften  fmb,  ftnb  fie  tn  Slanpten  angeblich  ade  uniert.  Die  Dioecesis  Alexandrina 
Syronun  ift  bem  unierten  9$atriarc^at  oon  Slntioc^ia  unterftellt,  Sßemer  S.  164.  Unter 
ben  Syrern  im  Ihc^Ii^en  Stnne  oerftebt  man  bie  S^^^^en  (fqrifc^n  SRonop^qfiten). 
Sieben  ibnen  lommen  in  %9pten  au^  Heine  (Semeinben  oon  unierten  Sleftonanem 
(,,<l^aIbaiMie  S^ten'')  unb  URaroniten  oor,  bie  jebo(|  nur  £ofaIpriefter  ^aben.  ö)  Das  m 
apoftolifd^  Stfariat  ffir  bie5topten,  errichtet  1781  oon  $ius  VI,  lanae  oalant,  Snbe  1895 
oon  £eo  XIII.  als  loptifc^es  ^atriar^t  lonftituiert.  (Er  ernannte  ben  loptifd^n  ^riefter 
SRcdorius,  jur  3eit  Sifi^of  oon  Cöfarea  ^^ilippi  (f.  Aber  biefe  DiSjefe  SBemer 
S.  155)  mm  Seramiter  besfelben.  3uglei(^  finb  brei  Sismmer,  Delta,  SDlittel«  unb  Ober« 
ä09pten  Ireiert  loorben.  Dte  itunbe  oon  ber  $CbfiAt  bes  ^a;>ftes,  bie  lo^rtifc^e  ilirc^  in  so 
btefer  9Bei[e  ju  orgonifieren ,  mit  fic^  bringenb,  ^at  SRalarius  1895  oos  £anb  bereift 
unb  angeblt^  in  faum  einem  Siertelja^re  4500  C5efud^e  um  9Iufna^me  in  bie  fat^o« 
lif^K  5tird^  feitens  feiner  ,,fc^ismatifd^en''  Stammesgenoffen  erbauen.  SRit  einer  Stb« 
orbnung  oon  40  Ko|iten  lonnte  er  in  9lom  erfc^einen,  00  aisbann  bie  „Wikittccu^' 
rii&tung  ber  fatl^.  Io|it.  dierar(|ie"  ooCjogen  ift  (Jtoln.  Soßsjeitg.  1895, 9h.  846, 10.  Dej.)  35 
Dte3a9[  ber  unierten  Gopten  roirb  oon  SSemer  auf  12—13000  bere<^net  (in  Aairo  3000). 
SHs  eine  Sd^rtft,  bie  infonber^eit  ber  SRiffion  unter  benftofrten  gilt,  lam  mir  3u(&efi^: 
L'^glise  copte,  sa  foi  d'aujourd'hui  compar^  avec  la  foi  de  ses  p^res  par 
Georges  Macaire,  pr§tre  copte  catholique,  Aairo  1893  (tl^eologifc^  gänjltc^  U)ertIos, 
aber  mereijant,  oeil  oon  einem  eingeborenen  ^riefter  oerfa|t :  bie  3efuiten  leiten  ein  40 
bptifd^  $riefterfeminar).  —  SBemer  nimmt  als  (ßefamtjopl  aller  ,,ftat^oIifen''  in 
%qpten  ftorf  80000  an;  bas  rofirbe  nad^  bem  CEenfus  oon  1882  loo^l  um  ein  Viertel 
ju  ^  gegriffen  fein  unb  ftimmt  au(^  gegemoSrtig  fc^oerlic^  ju. 

3.  ^roteftanten.  gfortlaufenbe  gelegentliche  SRitteilungen  in  iReuefte  l^at^rid^ten  aud 
b.  SD^orgenlanb  (feit  1856),  gegentoärttg  ^eraudgeg.  oon  (£.  ^offmann,  S3erlin.  t&.  @cl^u(^)  45 
unb  jeneild  in  ben  $rotoIouen  ber  Sa^redDerfammlungen  ber  ^tafpoTa«Jlonferen]^  (SRuboI« 
jtabt,  3Rfiflerf4e  JBu^^anblung;  bie  Äonferenj  bcftel)t  feit  1882):  $.  ®unbert,  3).  eöang. 
TOfflon,  Ibre  Sftnber,  «ölfcr  u.  tlrbciten,  3.?(uJ.,  Qalto  1894,  @.  177 ff.;  d^inaelmltteilunaen 
befonberd  in  htn  englif^en  unb  amerifanifc^en  ^ifftondjettfc^riften.  Überfielt  über  bie  Se« 
fd)i(^te  ber  »ic^tigften  (^emeinben  bei  SüttfC;  11,  408  ff.  so 

Sertreien  ift  a)  bie  anglilanifc^e  Air^e  mit  (Sottes^ufem  in  SÜea^anbria  unb 
itoito,  Setfalen  in  $ort  Saib,  Suej,  3$matlia.  SRo^ammeb  Slli  u)ar  ben  (Englönbem, 
ben  ^au|itgeanem  feiner  Seftrebungen,  Je^r  feinblü^  gefinnt,  hingegen  förberte  er  bie 
SntiQofen.  oein  jmeiter  9la(^folger  SIbbas  I.  mox  ben  (Englänbem  me^r  sugene^. 
So  bnnten  biefe  Slnfangs  ber  ffinfjiger  ^a^re^in  Sllexanbria  bereits  eine  Semeinbeöö 
ionftttuieren,  bie  öltefte  proteftanttfc^e  (Semeinbe  Sg^ptens.  Diejenige  5U  Aairo,  too  oiel 
loeniger  (Englanber  leben,  lam  langfamer  5U  ftanbe ;  fie  u)ar,  als  £fittle  f^rieb,  noc^  nid^t 
in  odii^rtem  Seftanbe.  b)  Sc^ottifc^e  ^resbqterianer.  Sefi^en  feit  1867  eine  Aird^e 
in  lUesabrina.    c)  Deutf(|«eoangelif^e  ftirc^.  Sie  ift  burc^  eine  (gemeinbe  ju^lesan- 


220  ^m^f  k^  nnt^  ^\^^ 

bria  unb  3U  ftdro  oertreten.  Die  elftere  befte^  fett  1857  unb  bat  feit  1866  eine 
eigene  ftfarc^e.  3ntereffant  ift,  bab  9Ri)^nieb9H  ben  (latBoIif Aen)  momofen.  Sbbosl. 
ben  (EnglSnbem,  6aib  ben  Deutf^en  ben  C5runb  unb  Sooen  ffit  i$re  (Semetnbebauten 
in  Snesonbria  gef^nlt  ^at,  bie  Deutf^n  erhielten  auäf  oon  6aib  unb  Ssmofl  ietAifU 

s  Ii(^  (ßelbgejc^me.  Die  Semeinbe  ju  5tatro  entmidelte  fi^  f^mieriger,  junSAft  tnt 
engen  Snf^lug  an  bie  oon  ber  (Ebrif^ona  errid^tete  9RiJfionsftation ;  etft  na^bem  teuere 
ourae^oben  vm,  gelong  es  i^t  tn  ber  3nM^ngsIage  fiA  beftnitio  5U  lonftituieien,  1872. 
6^on  1869  ^atte  fie  i^ren  Afan^nbau  begonnen,  ktonodmytkMq  SBil^Ini  oon 
jPreugen,  bontals  aus  Snlag  ber  Sf^ierlic^feiten,  mit  benen  oer  Suejianal  eröffnet  lourbe, 

10  in  Aairo  araoefenb,  legte  ben  (ßrunbftein.  Seibe  beuff^e  eocmgelif^n  (ßemeinben 
unterfteben  bem  Obertirc^nrot  in  Serlin  unb  gelten  ab  angegliebm  an  bie  inreugifi^ 
fianbestirc^e,  beren  £e^e  unb  fiiturgie  auc^  für  fie  ntaggebenb  ift.  Der  Obenir^nrat 
fenbet  bie  (ßeiftlid^en,  bie  naA  5— 6}ä^riger  XbStideit  ein  Pfarramt  in  ber  ^eintat 
er^Iten.    (Er  gen)S^rt  auA  oiberrufltc^  etnen  Seimig  ju  ben  Jloften  ber  Semeinben. 

u  3n  Snexanbria  amtierten  feit  1857  bie  ^orrer  6ior,  fiOttle,  0.  Üi^ieblinL  (SijUväfi, 
Mngemann,  gegemoärtig  S^reder;  in  ^iro  feit  1872:  Xrauioetter,  C5rffiDer,  Soit, 

Itegemofirtig  weoemann.  Die  beuttc^^eoangelifi^en  C5emeinben  umfaifen  au^  ade  bie* 
enigen  ^roteftanten,  bie  nic^t  engltfAer  3unge  finb,  alfo  befonbers  Die  S^meijer  unb 
9tieoerIänber,  aud^  bie  ^amofen.    Da  oie  niAtbeutfAen  (plieber  bunto^  hk  fron* 

M  }öfif(^n  6pra^  mächtig  ^nb,  tft  bas  gtanjSfifc^  tn  bemfelben  Umfang  mte  bos  Deu^ 
im  amtlichen  Srau^e.  Soioo^I  in  SHesanbria  als  in  Aairo  paben  bie  (ßemehtoen 
eine  SAuIe  unb  ein  $o^itaL  Das  lektere  ift  an  beiben  Orten  oon  Aaifersioeri^ 
Di<doni|fen  oerforgt;  aus  bem  3Q|tesben<^t  bes  ,,$ofpitaI  Sictoria"  in  Aairo  für  1893 
jlNts  10.  3<^  )>^  Sefte^ns)  entnehme  i(^  fobenbe  Slotijen:  gepfleot  ourben  321 

»  9Ranner,  100  gfrauen,  36  Ainber,  baoon  121  ^roteftanten,  101  rSmifi^  Aat^oIBen, 
70  Slnge^örige  grie^if^  5tir^n,  73  9Ru^mebaner,  39  Ssraeliten,  32  Armenier, 
21  Aopten.  ober:  100  %mrter,  72  (Englänber  unb  ÜRaltefer,  69  C5rieAen,  46Deutf(^, 
31  Hrmemer,  26  fifterret^r,  25  3taliener,  20  gfranjofen,  17  6<^oeuer,  10  Zfirbn, 
8  Serberiner,  5  ^ollänber,  5  9{u{fen,  5  Sqrier,  4  Spanier,  2  Sel^ier,  2  Dänen, 

w  2  Hmeräaner,  2  Sübanefen,  2  9beffinier,  2  $erfer.  1  6(^ebe,  1  9)ulgare.  60  bunt 
biete  9{ei^  oon  9lationaIit&ten  ift,  itt  au(^  biefentge  ber  Ainber,  bie  bie  Spulen  be« 
fu^en.  —  Die  9Ri{fionen  anlangeno,  fo  fyd  man  fi^  oonoiegenb  an  bie  jto|rten  ae« 
QKmbt.  3m  oorigen  3<^^unbert  (1752—83)  oaren  eine  Slma^I  ^errenbuter  Sriäer 
t^g,  in  unferem,  feit  1861,  bie  „^tlgermiffion  auf  St.  (E^jAona"  (»afel),  bie  febo^ 

86  ie^t  ebenfo  jurfidgetreten  ift,  roie  f^on  oorqer  eine  anglüanifd^e  9Rinion.  Die  Xräger 
oer  Aoptenmilfion  finb  gegeraofirtig  bie  unierten  ^resbqterianer  9lorb«9mer9as.  Dtefe 
begannen  1854  i^re  (Ersi^ungsarbeit  in  Aairo,  erhielten  1861  oon  6aib  $af(^  wed* 
ooTle  C5eböuli(^leiten  unb  oon  bem  inbijAen  ^rinjen  Dalip  Sing  (f  1893),  ber  feit 
1864  mit  einer  Ioptif(^n  £e^rertn  ber  uRi{fionsfd^uIe  3U  Aairo  oerQeiratet  smr,  groge 

40  (ßelbgef(^nfe  (im  gomen  340000  SRarl).  Sie  befifeen  ^auptftationen  in  Xlexanbm 
(mit  ]vft  t^ger  treffe  unb  Suc^^nblung),  5ta{ro  (mit  t^IogifAem  Stmirm),  Sfait 
(mit  fie^rerfi^ule)  unb  fünf  u)eiteren  Orten,  baneben  144  Slugenftationen.  Sin  ibrer 
SRet^obe  ift  Aaralteriftijq,  boft  fie  fi(^  befonbers  bie  C5emeinbebilbung  angelegen  fein 
lalfen,  m^eno  bie  früheren  auiffionen  oonoiegenb  auf  bie  (ßeminnung  unb  grbrbening 

46  einselner  Seelen  gerichtet  gemejen.  Sie  baben  oereits  30  organifierte  (Semeinben  ju  ftanbe 
gebracht.  Sie  jffl^Ien  13  orbtnierte  SRiffionare,  14  eingeborene  (Seiftli(^e.  3571  Aom< 
munüanten,  110  SAuIen  mit  6763  Sqfilem  (barunter  984  aRu^meoaner).  Se^ 
fegensrei(^  ift  bie  Sqriftenoerbreitung,  burc^  wm^t  eine  ^offnungsooHe  SeuK^guim  ouq 
unter  ben  an  i^rer  Air^  noc^  ^ngenben  Aopten  ^eroorgerufen  i[t.  —  Die  SRHIion 

60  unter  ben  SRu^ammebanem  ift  no<^  in  fleinen  Snfäitgen;  in  Aaao  bat  9Ri|  SRar^ 
9B^atelQ  1861  eine  Schule  für  3RosIem«aRab(i^en  errit^tet,  bie  guten  Sejtanb  Qot  unb 
an  bie  fi(^  einige  n)eitere  Unternehmungen  angefc^lofjen  ^aben.  So  fyA  fi^  bie  angli« 
fanifc^e  Ghurch  Missionary  Society  (G.  M.  S.)  feit  1882,  unb  energif^  feit  1889, 
roieber  bem  fianbe  jugeu)enbeL  fe^t  oen  9Ru^mebanem.    Seit  1892  roirft  au^  bie 

66  North  Af rican  Mission  in  Suesanbria  mit  jmei  SRiffionaren  unb  jmei  9Riffionariimen. 

%.  S^attenbnf^, 

9(Ifreb  b.  (ßr.  Asserius  Meneyensis  Annales  renim  gestarum  Aelfredi  magni  regia, 
rec.  F.  Wifle,  Ojf.  1722;  (Sjaerptc  MG  88  XIII,  @.  120  ff.;  ogl.  ©rigl^t,  Some  üiatorical 
doubts  relating  to  the  biographer  Asser,   1842;    gegen  i^n  fioppenberg  in  ber  ®g91  1852, 


Wfreb  221 

If.  unb  $auli  in  bem  gleich  5U  nenneitben  ^ert;  Sa^))enberg.  dkft^t^te  ))on  (Snglanb, 
1.  »b,  ^mbura  1834,  @.  310  ff. ;  ^inlelmann,  (»efc^i^te  bei  ^ngelfac^fen,  »erlin  1884, 
6. 142 ff.;  fauUr  ftönig  9(Ifreb  unb  feine  Stelle  in  ber  ®ef(^i^te  (Snglanbd,  IBerlin  1851; 
^S^i,  etWäiU  ^IfrebS  b.  ®r.,  S^aff^aufen  1852;  (»reen,  (Skf^i^te  bcd  englif^en  !6oIfö, 
ttberf.  Don  IHr(fineT,  93erl.  1889  1.  9b,  @.56ff.;  C^bert,  d^efc^it^te  ber  Sitteratur  beS^Rittel'  5 
alterd,  3.  )Bb,  £ei^}.  1887,  @.  241  ff.;  ^ülcfer,  (S^runbrig  }ur  d^efc^icbte  ber  angelfS^f.  Sit« 
teratiiLßei^jjig  1885,  ®.  387 ff. 

filfreb  m  ®toge,  ABntg  oon  (En^Ionb  871—901,  nxir  849  ju  9Bantoae  in  Serl« 
Atre  geboren,  ein  QEnlel  bes  loeftfa&ftfj^en  ABnigs  (Ecgber^,  ber  bie  oielen  Qetnen 
Soi^niet^  unter  feiner  Ober^nliqteit  oeretnigt  ^e,  unb  ber  jfingfte  6obn  bes  10 
Äonigs  fb^ebDuIf  unb  ber  eblen  frommen  Dsbur^.    Die  CEItem  loouten,  fo  roarb  er« 
)&^,  bem  f^Snen  liebensmfirbigen  Anaben  bie  Arone  jumenben  unb  fanbten  i^n,  bomit 
er  ben  Segen  ber  päpfQiAen  @albung  empfange,  f^n  853  na<^  9lom;   ^tn  ba^in 
bm  er  loieber  noc^  jtoei  ^a^n  in  Begleitung  feines  Saters,  unb  es  ift  roo^I  benimtr, 
bog  ber  ^oi^eaabte  Anabe  bort  möi^tige  unb  bleibenbe  (Einbrflde  empfing,  eyreilid^  ffir  15 
(eine  gei^e  ^usbilbung  fonnte  in  ber  ^eimat,  ido  fic^  nii^t  einmal  ein  fieser  ffir 
untem^t  tm  fioleinijc^n  finben  lieg,  fo  gut  rote  nOfis  gef^^n.    9lur  feine  SRutter 
md^m  fi^  feiner  treuli^  an  unb  le^e  ^n  alte  fSc^fifi^e  £ieber  unb  in  feinem  »oSIften 
3a^  oiu^  bas  £efen.    (Er  mugte  bie  mc^^Iung  bes  Serfäumten  unb  bie  Sefriebi« 
giit^  feines  grogen  SBiffensbur^es  auf  bie  reiferen  3^^^  v^Mitbtn.    Stamif^n  aob  20 
er  fu^  in  feiner  3^9^^  alleriet  ritterlichen  Übungen  bin.  9Ifreb  ^atte  fiq  bur<^  feine 
^o^n  (Saben,  feinen  oortrefflicben  (Qoralter  unb  burm  feine  in  man^er  6^Iaqt  be« 
märte  glinjenbe  Zopferleit  bte  Seounberung  unb  fiidbe  feines  SoHes  fAon  oollig 
gef^ert.  als  er.  laum  22  fährte,  feinen  3  älteren  Srfibem  auf  bem  Xbrone  folgte.   (Es 
iDor  eine  3^it  ber  fc^merften  $eimfuc^ung  unb  tiefften  Demflttgung.    &^n  40  3<^  25 
kna  Rotten  bie  feeraubenf(^n  Danen  bas  Sa^fenrei^  bebrSngi  :3mmer  tiefer  brangen 
Re  tn  bas  £anb,  fengenb  unb  raubenb,  unb  es  fehlte  ni^t  oiel,  bag  fie  bie  Obergeioalt 
über  Sngbmb  an  M  riffen.  iQfreb  mugte  einmal,  oerlaffen  oon  fernem  Solf .  mit  toeni« 
gen  CQ>kn  unb  Dtenftmannen  meiere  SBintermonate  in  ben  SRarf^n  uno  9B&Ibem 
oon  Somerfet  jubrin^en.    9lur  ber  unerf(|fitterli^  SRut  im  tiefften  Ungifld  unb  bie  ao 
)&^  Se^Ii^teit  btefes  fielbenlönigs  fjii  bamals  (Englanb  00m  gSnjIi^n  Untergang 
geiettet,  unb  er  |at  es  ]do|I  oerbient,  bag  i^  fein  SoH  bie  glanjei&fte  Gtelluna  in 
ber  Kei^  feiner  Jlonige  anoies.    Denn  ntd^t  blog  ein  9{etter,  fonbem  im   oolmen 
(Sinne  ein  Sater  bes  Saterlanbes  nxir  er,  in  meinem,  oie  Sibbon  fagt,  bie  Xuaenoen 
bes  Sntonin^  bie  ®ele^mteit  unb  Zapferleit  Cäfars  unb  ber  gefe^gebenbe  (ßeift  bes  35 
JBqbirg  oeretnt  glänjten. 

aOb  es  i^m  bur^  ben  grrieben  oon  SBebmore  878  gelungen  OHir,  bie  gfeinbe  auf 
bos  f.  g.  DaneboD  (b.  ^.  auf  Slort^umbrien.  Oftanalien  unb  einen  Xeil  oon  SRerda) 
31t  befffirfiiden.  begann  er  nid^t  blog  burc^  f efte  (Brfinoungen  bas  fianb  beffer  ju  f AiU|en, 
ni^  blog  £)ronung  unb  SBo^Iftanb  im  fianbe  ^erjufteüen,  fonbem  auc^  bie  geiftli^en  40 
unb  toiffenf^aftlic^n  SlnHalten,  bie  frfi^r  Jier  tn  |o  ^^r  Slflte  geftanben  ^en,  ge« 
totflermaften  neu  ju  jAaffen.    Die  ganje  95erfaffung  bes  9{ei^  er^telt  eine  neue,  ob« 
1009I  auf  ben  alten  ^iftorif^en  (ßrunblagen  ni^enbe  Siegelung  (ogl.  Leges  Aellredi  bei 
Xborpe,  Andent  Laws  and  Instituts  of  England  1840,  6.  2(>--44  unb  beiS^mib, 
Du  (Befe^e  ber  Slngelfac^fen,  2.  Slufl.,  £p^  1858,  6.  58  ff.).  9loi)  einmal  im  3.893  45 
erneuerte  fic^  ber  Aampf  mit  ben  Dänen  bis  896  unb  erft  bie  legten  ^iaifu  bis  ju 
feinem  Xobe,  am  28.  Olt.  901,  lonnte  $lfreb  bie  gfrüAte  feines  großen  unb  reiben 
Stidbens  in  gneben  genießen.    Ss  wca  ein  (Slüd ,  bag  &freb  felbft  no^  in  feiner 
3it0enb  einen  (Einbrua  er^Iten  ^atte  bes  geiftigen  9{ei(btums,  ber  in  frieren  l^tUtn 
bei  ben  Xngelfa^fen  in  Air^e  unb  Schule  gepflegt  roaro,  unb  bag  er  ein  9Rann  OHtr  so 
empfSi^li^n  (ßeiftes  ffir  biefe  ^nltc^e  Silbung,  bie  i^m  nun  als  SoiAilb  oorf^mebte 
nnb  i^n  rei|te,  feine  SRac^t  unb  feinen  (Seift  anjuioenben,  um  au^  naA  ber  Gene  bes 
geiftigen  £ebens  feine  9lngelfa(|fen  toieber  auf  eine  ^ö^re  Stufe  3U  ^eben,  als  auf 
oeiqer  fte  ber  lange,  graulame  Aampf  sule^t  gelaffen  batte.   SBeis9eit  unb  ffielel^am« 
fett»  ober  beibe  im  fiiäte  bes  CEi^ftentums ,  fuAte  ^ifreb  felbft  fein  £eben  lang.    Da  66 
bie  Jienntnis  b»  Hafftfd^en  Sprachen  unb  Sfiqer  in  (Englanb  feiten  geworben  mar, 
forgte  er  nic^  nur  in  biefer  ^infiAt  ffir  (Erfa^,  30g  gelehrte  SRönner,  mie  (5rintbaQ) 
oon   @L  Omer,  3o^<^nnes,   ben  Slltfac^fen  aus  (Eoroei  (?)  unb  ben  9Balifer  Wfer, 
feinen  Siograp^n,  nac^  (Englanb  unb  an  feinen  $of  unb  belohnte  fie  in  murbtger 
SBeife,  fonbem  er  fuAte  auq  bur^  Ulberfe^ungen,  bie  er  jum  Xeil  feloft  ^erftelUe,  bie  00 
fbi!H  fetner  fCngelfa^en  an  ben  (otubien  neu  ju  beleben.    Unter  ben  oon  t^  über» 


2^  ^freb  tlfric 

festen  Iatcint|(^en  2Berten  nimmt  bie  erfte  Stelle  ein  bie  flberfe^una  bes  SBertes  De 
consolatioiie  philosophiae  oon  Soetl^ius,  bie  febo^  in  etnjelnen  Partien  [d^r  felbft^ 
[tänbtg  oon  ifim  ausgeführt  loarb,  fo  bag  ^ie  unb  bo  an  bie  Stelle  bes  OrijStnaltextes 
Die  eigne  älroeit  bes  itSnigs  tritt.    Diefe  Öberfej^ung  i|t  herausgegeben  oon  (Eorbale, 

5  King  Alfreds  anglosaxon  version  of  Boethius  de  consolatione  philosophiae, 
fionbon  1829.  8  unb  oongfox.  fionbon  1864.  (Ein  jmeites  SBerl,  toeI(^es  er  fiberfe^te, 
mar  bes  Orofius  (&ef(^id^tsbu^ ;  auc^  biefes  Sud^  ift  in  ber  Öberfe^ung  frei  bejubelt  ; 
eimelnes  f)ci  er  baraus  ausgelaffen,  anberes  ^insugefe^t,  —  unter  oen  3#^^^  i[t  ^ 
toi^tigfte  eine  geograp^if^»eqnogr(^^ifd^e  äberfimt  I)eutfAIanbs  unb  ber  angrenjenben 

10  Slaoenl&nber  unb  [obann  bie  9{et[eber{(^te  peter  norbifc^er  Seefa^er ,  beren  einer 
Dbt^re  bieg  unb  etn  9lormanne  nmr,  ber  anbere  Sßulfftftn  —  biefe  Seric^te  bejiel^n 
fiq  oefonbers  auf  bie  geogropbifc^n  unb  et^nograp^i|qen  Ser^ältniffe  Scanbinaoiens 
unb  ber  OJtfeelänber.  Sine  Slusgabe  biefer  Überfe^ung  ^t  Dr.  Sosmort^,  ^rofeffor 
ber  onglofat^ftfAen  Spraye  in  Oxforb  1859  oeranfiattet,  eine  jioeite  Sioeet,   fionoon 

15 1883 ;  ogl.  Shilling,  5tdnig  ^frebs  angelf.  Searbeitung  bes  Drofius,  ^alle  1886  (über 
bie  geograp^i[^«et^nograp^i|^n  3ufö^e  ^Ifrebs  ogl.  ben  erften  Sanb  bes:  Samlede 
tildels  forhen  utrykte  afhandlinger  of  H.  K.^Rask,   Kiöbenhavn  1834).     Da- 


gegen  loirb  ^freb  mit  Unrecht  bie  angelfSd^fifc^e  äberfe^ung  ber  ftiridbengef(^{(|te  ber 
vlngeln  oon  Seba  jugejc^rieben,  in  ber  fic^  ni^t  3#$^>  ^^^^  ^^  Hblfinungen  unb 
ao  Sluslaffungen  f inben ;  fte  ift  jugleic^  mit  bem  lateinifd^en  Üeste  oon  Srntt^  heraus» 


gegeben,  Historia  eccles.  gentis  Anglorum  auotore  Beda,  Gantabrig.  1722  fol., 
oeffer  oon  !X^.  SRiller,  The  old  en^lish  version  of  Bede's  ecclesiasücal  histor^, 
fionbon  1890.  SBi^tiger  für  uns  [tnb  bie  Öberfe^ungen  unb  Bearbeitungen  eigentlt^ 
^ologifd^er  SBer!e  burq  ^Ifreb,  unter  benen  bie  erfte  Stelle  einnimmt  ber  liber  pa- 

26  storalis  curae  bes  ^apftes  (Tregor  I.,  loelc^er  $apft  ja  bie  Sele^ng  ber  Slngel« 
foc^fen  jum  S^riftentume  einleitete.  !Die[es  feine  unb  für  bie  Atrqe  loo^Ibere^nete 
Su(^  follte  ben  ®eift  bes  angelfäAJiJc^n  ftlerus  neu  beleben ;  er  fibenanbte  ein  (Exem< 
pkr  ber  %beit  an  jeben  feiner  Stfqdfe.  Diefe  in  brac^Iic^er  ^infid^t  ^ö(^ft  loi^tige 
uberfe^ung  ift  in  bem  boppelten  Üearte  ber  älteften  Cobices  ((Eotton  unb  ^otton)  mit 

80  tüchtigen  9(oten  unb  englijc^er  äberfe^utm  oon  $.  Smeet  1872  für  bie  Early  EngUsh 
Text  Society  ^ausgegeben  loorben.  !Die  Dialoge  bes^^es  Tregor  flberfe^te  ^U 
freb  nid^t  felbft,  fonbem  lieg  fie  oon  äßerfrit^,  Sij^of  oon  SBorcefter,  unter  fetner  9[uf « 
[ij^t  überie^en;  ogl.  Ärebs  in  3lnglia  II,  S.  65  ff.  unb  in,  S.  70  ff.  Dagegen  ftnb 
oie  Soliloquien  bes  ^I.  9Iuguftin  fou)ie   bie  Sammlung  oon  Sittenfprfi^n  unb  bie 

36  Bearbeitung  oon  Sfops  ..grcibeln  aus  fpöterer  3^it.  SBiKelm  oon  SRalmesburq  fyxt  auA 
no^  bie  9bu^rid^t,  bag  Slfreb  angefangen  ^abe,  bie  $falmen  5U  fiberfe^en.  Bqwtxliq 
getreu  aber  oon  ben  angelföc^fiß^n  $falmen,  bie  loir  ^aben  unb  loeld^e  S.  Z^otpe 
1835  nac^  einem  ^orifer  SRanuflript  in  03Eforb  Verausgab,  irgenbroeld^e  bem  grogen 
Jlonige  an. 

40  aSä^renb  Slfrebs  9tegierung  loarb,  nad^bem  bie  oon  ben  9lormannen  gebracbte  9lot 
nur  ein  menig  befeitigt  loar,  ber  leb^efte  Serle^r  mit  9tom  Unterbalten.  Dte  oon 
ben  9lormannen  jerftörten  Jtirc^en  unb  Aföfter  u)urben  aümS^Iid^  aufgebaut  unb  fftt' 
oeftent;  neue  Alöfter  u)urben  in  ält^elnen  unb  SBinc^efter  gegrünbet;  bem  9RangeI  an 
Suchern  marb  naq  5lraften  abgeholfen,  freilid^  manches  ^enlic^e  unb  unerfe^Iic^e  mag 

46  bennod^  in  bem  früheren  Sturme  für  immer  untergegangen  fein.  <£•  649fl. 

t« 

Klfric  SBrig^t,  Biographia  BritaDica  literaria.  Anglo-Saxon  per.  London  1842, 
S.  480 ff.;  a)ietri(ft  in  b.  3^2:^  1855,  @.  487  ff.  unb  1856,  @.  163  ff.;  febcrt,  ®cf(^i(^te  ber 
iiittcratur  beö  SR^i.  3.  S3b  ßp^.  1887,  6.  509  ff.;  SBüIcfcr,  ®runbri6  jur  ®ef(^idjtc  ber 
angelfäc^fif(^en  fiitteratur,  Spj.  1885,  6.  452  ff. 

60  Cte  gab  in  ber  angelföd^fifd^en  Airc^e  auger  anberen  gleichnamigen  bS^ren  unb 
nieberen  ®eiftli&en,  bie  ^ier  übergangen  merben  Ibnnen,  jioei  ^rölaten  biefes  Slamens : 
Slfric,  (&fjbiJ4of  oon  «Danterbur?  (996—1006)  unb  Slfric,  (Erjbifc^of  oon  «orf  (1028 
bis  1051).  !Der  erftere  beftieg  ad^t  ^(ä)K  na^  Dunftans  3:obe  ben  (Erjftu^I  Dunftan 
^tte  bos  römifd^e  Airdbemoefen  in  feiner  $eimat  fefter  ju  begrünben  unb  ben  angel« 

66  f&c^fifc^en  JUerus,  ber  [id^  u)eber  bem  Cdlibat,  nod^  überhaupt  ber  [trengen  !^viäft  fügen 
loollte,  burc^  bie  Senebiftiner,  meldte  balb  ber  .^eiifd^enbe  Orben  tn  (Englanb  ourben, 
}u  erfe^en  oerfuc^t.  3n  feine  3^^^^^^^  ^^^  ^(fi^^  ^^  ^^¥^  Slnfe^  fl^nog.  jumal 
tn  Stmn,  mo  burd^  bie  (Einfalle  ber  Dänen  bas  £anb  J^ioer  ^eimgefu^  lourbe,  unb 
bie  £eitung  ber  Airc^e  nac^  innen  unb  äugen  einer  fixeren  ^onb  oeburfte.    (5on3 


Wfric  223 

anbetet  9tt  foll  Slftic,  (EtsbtfAof  oon  $otf,  getDefen  fein,  oon  bent  SBil^Im  oon 
aRalntesbutQ  betic^et,  bag  auf  [eine  9Iuffotbetung  $atbtcanut  ben  fieic^nam  feines 
Snibets  $aroIb  l^obe  aus  bent  6atg  nehmen  unb  en^upten  laffen  (II,  188,  6. 320 
ed.  Hardy).  Das  gleid^jeitige  unb  juoetl&ffige  Saxon.  Ghronide  toeig  nichts  baoon 
fonbem  bemetit  bei  [einem  Xobe,  et  [ei  a  very  pious  man  and  wise  geioefen  (3U  s 
1052  Mon.  bist.  Brit.  6.  445). 

Dh  einet  oon  btejen  jnei  St3bi[(^öfen,  unb  oelc^et  oon  i^nen  ibenti[c^  [ei  mit 
bem  gele^tten  Senebminet  mfxk  (C5tammaticus),  i^  eine  jc^oet  ju  Iö[enbe  Sftage. 
9Bas  loit  [t^etes  übtx  bie[en  n)t[[en.  [inb  einige  Siolijen  tn  ben  Sonootten  [einet 
S^lriften.  Datnac^  mat  et  ein  Schulet  unb  gteunb  bes  ^t^eboolb,  SIbtes  in  Sloing«  10 
bon,  bet  ein  Setttautet  X)un[tans  oat  unb  nac^^et  Si[(^of  oon  9BinAe[tet  wwm 
(c.9es).  Son  beffen 9la(^oIget,  Si[(^of 9nf ea^  (984--1006)  loutbe  et  3ut3eTt  bes  ilSnig 
^St^btb  in  bas  neugegtunbete  AIo[tet  Cetnel  tn  X)ot[et[^ite  ge[anbt,  100  et  c.  990  [eine 
^omilten  [c^ieb,  bie  et  bem  (Et3bi[c^of  Sigetic  (990—94)  bebiriette.  (Et  ntnni  [icp  in 
bet  Sottebe  „SDlBnd^  unb  aKe6ptie[tet",  abet  in  [einet  ©tammatif  [oroie  in  bet  auf  15 
Sefebl  bes  (EnbiJ^of  SBuIf[tan  oon  $otI  (1002—23)  ge[c^tiebenen  $a[totaIe))i[teI  nennt 
et  |i^  9bt  (namlid^  oon  Q^nsbam). 

Cs  ift  niAt  unmöalid^,  ba^  älftic  oon  Sltbeboolb  nac^  SBinc^e[tet  g^ogen  outbe, 
ober  unoetttöglid^  mit  (einen  eigenen  eingaben  [ooie  mit  bem  oben  fibet  ^Ifea^  ge[ag* 
ten,  ba|  et  bas  botttge  Sistum  fibetna^m,  als  990  Sigetic  St3bi[d^of  mutbe,  unb  90 
ebenfo,  oa|  et  969  Slbt  in  (Slottonbutq  n)utbe,  loö^tenb  et  boc^  20  Zw^  [pötet  nut 
SRönq  utio  9Re|}ptieftet  toat.  £s  Knnte  fein,  bag  et  [eine  Sbtet  ^nsfym  na^  btnet 
3eit  mit  bem  (Etjftu^I  (Eantetbuti)  oettau[d^te,  allein  bann  mfihte  bie  obenaenanttte  ^a« 
[toialepiftel.  beten  (SbOftii  no^  niemanb  bejo^ifelt  ^at,  eine  ^I[c^ung  [ein.  Dag  bet 
(EtsbH^  tn  bet  aßa^Iuthinbe  als  9Jlonc^  oon  $(bin^bon  besetc^net  loitb,  loo^nb  $1*  s& 
ftk  (Dtommaticus  bomals  9bt  oon  dxfns^m  roac,  t[t  au^  nicpt  ju  flbet[e^en.  SRan 
fyd  aus  biefen  (ßt&nben  es  ffit  ^unlid^et  geilten,  ben  C5tantmatifet  mit  bem  (Etjbild^of 
oonf)otI  ju  ibentifisieten ;  toofiegen  cAet  ju  bebenfen  ift,  bag  bie[et  1051  [tatb,  unb 
ber  ®tammattlet  00t  962  in  Sloingbon  geQ)e[en  fein  mug,  ba  S^boolb,  [ein  fie^t,  in 
biejem  3<^  bas  Aloftet  mit  9Binc^e[tet  oettau[fflte.  ao 

SBte bem  nun  auq  [ei;  mit  obet  o^ne  bie  enoi[A8fIic^e  SBfitbe  i[t  bet  gele^tte  Sene« 
bätinet  ^Difric  eine  !iitx\>t  bet  angel[ac^[i[(^n  itit^e  gen)efen,  nid^t  nut  [ofetn  et  bas 
oon  Duntton  begonnene  Sßetl  bet  debung  unb  (Etsie^ung  oes  gei[tli(^en  Stanbes  eifriaft 

K bette,  [onbetn  auc^  ffit  bie  ^[tllc^e  Silbung  bes  SoIIes  unb  bie  pflege  bet  fäfflft* 
tn  Sj/naift  buxi)  ubet[e^ungen  unb  Schriften  Sotge  ttug.  Seine  Iateini[^  <  [öc^fifibe  » 
(Siommotä  mit  Slojfot  unb  Kolloquium,  mtlo)  le^tetes  in  bet  800  3^te  [pStet  belieb« 
ten  $amiIton[([^n  uitet^be  oetfagt  unb  nad^bet  oon  [einem  Sc^filet  äQftic  Sata  oet« 
me^  motben  i[t  —  [te^n  in  oet  angel[ö9[i[c^en  3^it  als  eimig  in  ibtet  Sltt  ba 
(®tomm.  u.  (5Io[[at,  ^etausgegeb.  oon  3upt^a,  Setiin  1880;  bas  JloUoquium  bei 
SBrig^,  Anglo-saxon  and  old  english  Vocabularies,  2.  Slufl.  0.  SBüMet,  1.  8b  « 
e.  89  %).  SBie  bie[e  6^ulbfic^et  ffit  bie  ja^Iteid^en  ftIo[tet[(^uIen  oon  gtoget  SBic^tia« 
feit  OMiten,  fo,  unb  nod^  otel  me^t  [eine  $omuien  obet  Sermones  Gatholici  ffit  bte 
9rie[tet  unb  bas  ganse  Soll.  (Die  jmei  etften  Sfi(^et  in  The  Homilies  of  the  anglo- 
saxon  church.  The  first  pari,  containing  the  Sermones  cathoHci  or  homilies 
of  Adfric.  By  Thorpe.  2  8be,  fionbon  1844  f.,  bas  btitte  Suc^  untet  bem  litel  ^ 
Aelfric's  Lives  of  Saints  ed.  by  Skeat,  fionbon  1881).  (Es  [inb  fteie  ÜOtt^ 
[e^ungen  oon  $omiIien  ffit  ade  Sonn«  unb  ^eiettage,  ausgeu>a^It  aus  $ietonqmus, 
^ba,  (ßtegot,  Smatagbus,  $a^mo.  (Et  [ei,  fagt  et,  bei  [einet  Set[e^ung  nac^  (Eetnel 
cnrf  ben  Sebaiden  gelommen,  bte[e  ^omihen  ins  6ö(b[i[^e  m  fibetfe^en,  ba  in  anbetn 
Supern  fo  oiele  bebauetlid^e  3tttfimet  \xA  finben,  bag  bte  fieute  bte  eoangeIi[^  fie^e  ^ 
([tha  godspellican  lare^  niAt  ^ben.  äuget  in  ben  Öbet[e^ungen  besilSnigs  ^fteb. 
Diefe  ^omilien  nun  [inb  nidgt  nut  ein  Spiegel  bet  fiepte,  bte  et  [einet  3^it  oot^alten 
lotn,  fonbetn  au^  ein  teines  SRuftet  bet  fd^önen  föd^fifqien  SRuttetfptad^e  unb  babtu^ 
oOeiR  tton  oon  |3c^ftet  Sebeutung.  9Bie  ftönig  ^fteb  bet  Segtfinbet,  fo  ift  ^ftic 
ber  gtiB^  gfötbetet  bet  fö^fifd^en  ^tofa  gemefen.  9ud^  ben  ^eptoteuA,  bas  Sud^ » 
(1^^  unb  loa^tfc^inlid^  auc^  $iob  ^at  et  fibetfegt  (gebtudt  bei  (Stein,  Sibliot^I  bet 
angeI|SAf.  ^tofa,  l.Sb,  5taffel  1872,  bas  SuA^C^t  in  bet  9nglia  9.Sb,  S.25ff.). 
gfmer  fc^eb  et  Slb^nblungen  fibet  einjelne  Xeile  bestallten  unb  9leuen  Xeftamentes 
(de  vetere  et  novo  testamento  bei  (Stein  a.  a.  D.  Übetfe^ung  oon  ÜIcuins  Inter« 
rogationes  Sigewulfi  in  bet  ^nglia,  6.  93b,  S.  425  ff.  unb  7.  8b,  S.  1  ff.).  ^ 


224  ihftic  ÜUtftt  in  ^xütt 

^Ifrics  anbete  Schriften  ftnb:  eine  Seorbettung  oon  Sebos  S^rtft  de  tempori- 
buSy  femer  Excerpta  ex  libro  Aethelwoldi:  de  Consuetudine  Monachorum ;  Ca- 
nones  Ecdesiastici,  bem  93tf(^of  SBuIffine  oon  Sberbome  geioibmet  unb  Epistola 
Pastoralis  auf  SBunfc^  bes  Crj^ifc^ofs  SBuIfftan  oerfagt  (beibe  bei  Thorpe,  Andent 
5  laws  .  .  .  of  England ,  1840,  6.  441  ff.  unb  452  ff.).  9Iufi  bem  Sonoort  ju 
ben  Ganones  ge^  ^eroor,  loeld^  bebeutenbe  Stellung  &frtc  in  bet  Sütäft  feinet  3^^ 
eingenommen  qat.  Obioo^I  als  humilis  frater  tritt  er  oem  Sif^of  mit  einer  Sutori« 
tSt  gegenüber,  ab  Omaren  bie  Stollen  oertauf^t.  (Er  ermahnt  t^n,  feinem  Alerus  bie 
Ganones  einjuf^&rfen,  bamit  er  ntc^t  mit  ^m  ju  (Brunbe  ge^e,  loenn  er  als  ftummer 
10  $unb  erfc^eine. 

Dem  Sbtmen  biefes  großen  9Rannes  i[t  bur^  bie  Stiftung  ber  Aelfric  Society 
1842  ein  Denimal  gefegt  loorben,  bie  fic^  bie  Verausgabe  ber  atten  fS^fif^n  Sd^en 
oon  Slfric  unb  anberen  jur  9Iufgabe  ma^t.  gür  fie  ^  Senf.  Z^orpe  feine  oortreff» 
li^e  Ausgabe  ber  ^omifien  oeranftaltet.  tt*  S^octt. 

15        Wtefte  in  ber  Stni^t  f.  ^resbqter. 

^Itefte  in  3sraeL  ©eefemann,  bie  ällteften  im  Otiten  2:eftament,  S)iff.,  2t\p%.  1895; 
Oen^nget,  ^bt.  ^(rc^&ologie,  gfreib.  1894,  g  41—43;  §  45;  9totoad,  ^bt.  9(n$&ologte, 
1.  »b,  gtclb.  1894,  ©.  300  ff.,  320  ff.;  Spüret,  ®cf(^.  be«  jüb.  »oIIc8  im  3citalter  3eju 
(X^tifti,  2.  2.,  Sei^jig  1886,  @.  132  ff- 

20  Sis  jur  (£rrid^tung  bes  Adnigtums  ftanben  bie  Ssraeliten  auf  berienigen  Stufe 
ftaatlic^r  Organifation,  bie  man  mit  bem  9lamen  Stammoerfaffung  bejeid^nei  3^  ben 
(^alteriftif^en  äicerfmalen  berfelben  gebort  bie  oolle  SelbftftSnl^tgfett  ber  eiiqelnen  Xetk 
)>es  Stammes,  mit  ber  einjelnen  3nbtoibuen.  Son  einer  9{egierung  bntn  niAt  bie 
Siebe  fein.    Der  S(|e^  eines  Stammes  ober  fiagers  bei  ben  SIrabem  ß.  S.  fyd  feiner* 

36  lei  gefep(^e  SutoritSt.  Sein  9{e^t  ift,  ben  Stamm  im  Arieg  anjufü^ren,  im  grieben 
ben  £agerort  ju  beftimmen  unb  bgL;  aber  er  fann  ni^t  befehlen,  fonbem  nur  raten 
unb  ni^ts  toi^tiges  anorbnen,  o^ne  bie  ange[e^nen  SÜSnner  bes  fiagers  ^u  bejnragen. 
SluA  als  9tiAter  fyit  er  nur  moralifc^en  (Etnflug,  aber  feine  SRac^t,  fernen  opru^ 
burd)3u{e^en  ober  jemanb  ju  ftrafen.    3n  öbnlic^er  Stellung  ^aben  roir  uns  bie  ^T?7, 

80  3U  beulen,  oelc^e  in  ber  SrjS^Iung  bes  SBiiftenjugs  bei  E  (feltener  D,  gar  nid^  bei 
J  unb  P)  genannt  merben.  Sie  erfc^einen  nic^t  als  (Einrichtung  ber  mofaifc^n  3^tt, 
fonbem  ftnb  f(^on  oor^r  ba,  feit  es  ein  ,,a3oIf'  3$rael  gab  ((Ex  3,  16 ff;  4,  29).  Sie 
werben  au^  bei  anberen  SöHem  als  felbftoerftänblic^  oorausgefe^t  (^o\  9, 11;  9lu22, 
4.  7,  roenn  au^  ^ier  oieKei^t  nic^t  ur|prfinalic^) .    Sie  j^aben  fein  befonberes  9mt, 

86  fonbem  erfAeinen  nur  als  bie  an^efe^enften  lieute  (^^n  -«ti;»  (gx  18,  21),  bie  bei  be- 
fonbers  rotqtigen  Slnläffen  burc^  t^re  natflrIiAe  Stellung  bemfen  finb,  bos  Solf  ju  te* 
präfentieren  (fe  16,  12;  19,  7;  24,  1  ff.;  Ku  16,  25;  3of  7,  6),  auf  beren  Urteil 
etoms  anfommt  ((Ex  17,  5;  Dt  31^  9),  unb  bie  im  Aamof  an  bie  Spi^e  treten  (3^1 8, 
10).    Arirft  biefer  SteUuna  finb  fte  eine  9rt  SDlittelsperfonen  jmif^en  9Ilofe  uiw  bem 

40  Solf ;  memad^  lägt  E  (ob  D,  ift  fragli^,  f.  Dillmann  ju  Dt  5,  20)  ben  9Rofe  bie 
Sefe^k  3a9mes  sunäAH  an  bie  titeften  ausrid^ten  ((Ex  4,  29;  12, 2lf.;  19,  7 ;  Dt  5, 
20;  27,  1;  31,  9).    9Bas  ij^nen  anbefohlen  ift,  gilt  bamit  als  bem  Solf  aefagt,  befjen 

Sertreter  fte  finb,  ba^r  an  oielen  ber  angefahrten  stellen  ber  fibenafc^enbe  äbngaim  ber 
[teften  in  biots  Solf  (bie  Snoä^nung  ber  heften  gebort  allerbings  ni^  flbnau  bem 

46  urfprflnglid^en  Xext  an).  Sie  brauchen  in  i^re  Stellung  nic^t  erft  bur^  9Rofe  einge* 
fe^t  JU  »erben,  fonbem  ^aben  fie  oon  felbft  bur<^  i^re  $eifon  unb  (ßeburt,  offenbar  ols 
Mupter  ber  (Sefc^lec^ter.  Der  3ttfammen9ana  mit  ber  (Sef^le^tsoerfaffuitg  blidt  beut* 
Hi^  burc^  in  (Ex  12,  21  ff.:  jeber  Joll  für  fetn  C5efc^lej^t  bas  ^affa^lamm  befcMfen. 
Sa(|lic^  richtig  bejeic^net  eine  (Slojfe  ju  Dt  1,  15  bie  mtejten  als  ^T'^rä  -v?fin  b.  ^. 

60  als  bie  Sfamilien«  unb  (Sefc^le^ts^öupter  ber  Stamme,  mc^  bie  Sejeic^nung  IP^C 
üTn  (9ht  25,  4)  ift  fo  ju  oerfte^n.  Son  i^tet  tic^tetlic^en  Sefugnis  bat  fic^  eben* 
falls  noc^  eine (Etinnemn^  et^lten (Cx  18,  13 ff.;  3lu  11, 16  ff.;  Dt  1,  9n.):  elnroeite« 
rer  Seu)eis  baffir,  bog  fte  bie  (Jramilien^upter  finb;  benn  bei  bem  (ßefqlec^  liegt  ur« 
fprfinoli^  alle  (Seric^tsbarfeit  ((gen  38,  24;  2  Sa  14,  7;  ogl.  Dt  22,  13). 

66  ^)aneben  finben  fic^  in  bem  Silb  auc^  3^0^»  roel^e  ber  (Segemoart  bes  S^rift* 
Kellers  ange^ren  unb  nic^t  red^t  in  bie  alte  3^»  P<^ff^n.  Doj^in  getreu:  bie  (Ein« 
fe^ung  eines  Zeils  ber  ^teften  als  Slic^ter,  nms  fie  urfprfinaliA  olle  roaren  (Sx  18, 
13 ff.;  3lu  11,  16 ff.;  Dt  1,  15  ff.) ; -^  bie (Emennung  juS^e^&^bem  oonXaufenb* 


mttftt  in  ddrod  225 

f^often  unb  ^unbertf^ofteit  k.,  eine  (Slieberung  bes  93oI!9,  bte  rein  militäiifd^  ift,  ber 
Sdtdg^tü  angehört  unb  fid^  mit  ber  Stommoerfaffung  nic^t  oertrogt;  —  enbli^  bie 
(Enoä^nung  oon  anberen  Seomten,  roenn  ber  Susbnuf  erlaubt  t[t,  neben  ben  Slteften. 
JE  unb  D  gemeinfam  ift  bie  (Ermahnung  oon  ^""T^'^  mit  bem  Unterfc^ieb,  bag  oiefe 
bei  JE  einen  Slusfd^ug  ber  9[Ite[ten  Silben,  aus  bem  bie  9tic^ter  genommen  loerben  (9lu  5 
11,  16),  ©o^nb  bei  D  (Dt  1,  15  f.)  bie  70  Kic^ter  erft  ju  C""^'^'^  ernannt  ©erben. 
Übrigens  lommen  biefelben  nur  ein  etnjiaesmalbanbelnb  oor  (3o[l»  10 f.;  3,  2),  unb 
mat  gong  in  ber  Stellung,  toeli^e  [onft  bie  Suteften  einnehmen,  als  Sermittler  eines 
^efe^b;  ein  ftrenger  Unierfc^ieb  jmifc^en  beiben  ©irb  alfo  nid^t  gemacht.  !Das  !Dt 
nennt  ©eiter  neben  einanber  c^^PT,  orp^s,  c^mö  unb  c^^Nr  (Dt  29,  9;  31,  28;  10 
3of  8,  33 ;  23,  2 ;  24,  1).  Slud^  mit  biefer  Slufjo^Iung  foll  nid^t  ein  [(^arfer  Untere 
[(^ieb  3©i[d^en  biefen  SBilrbenträaem  gemaAt,  fonbem  nur  ber  Segriff  „Some^me 
oes  SoQs''  in  erfAöpfenber  iffieife  umfc^rieoen  ©erben ;  benn  9{iAter  unb  Slmtleute 
geboren  na^  bem  Dt  ju  ben  atttejten  (1,  15  ff.)  unb  bie  n-'^SNT  finb  in  bemfelben 
6mn  ju  o^teben  ©ie  Dt  1,  16  unb  m  35,  4  (f.  oben).  15 

Die  9n{ieoIung  im  äBeftjorbanlanb  ^atte  groge  Seränberungen  im  Seftanb  ber 
Stamme  im  (Befolge,  aber  ju  einer  fefteren  ftaatlid^en  Orbnung  fam  es  ni(^t  fo  balb. 
9ud^  ie^t  no^  ©ar  ber  Stamm  eigentlich  nur  für  ben  Arieg  prganifiert.  Die  (5t* 
fd^Ie^tsb&ufrter  blieben  bie  einjigen  autoritatioen  $erfonen.  Die  ^Iteften  bes  Stammes 
®ileab  bieten  3ep^a  bie  SBürbe  bes  Häuptlings  an  (9»  11,  1  ff.) ;  bie  ^Heften  ber  to 
Stamme  ber  3^^^»  3^<^nteeliter.  Aeniter  unb  anberer  [ucqt  Daoib  burc^  (Se« 
[Aeide  ju  ae©innen  (1  Sa  30.  26  ff.) ;  bie  Slteften  3sraels  als  Slnffi^rer  im  $^i« 
l^ririeg  be)c^Iie||en,  bte  fiabe  3^oes  ins  fiager  fommen  3U  laffen  (1  Sa  4,  3).  3m 

en  bes  Sous  begehren  bie  ^Iteften  oon  Samuel  einen  5t5nig  (1  Sa  8).  3m 
Deboralieb  tragen  fie  bie  »ejeid^nungen  nny^,  DT.P:^,  "^j^  '^?p2i  ü-^^iz  (3ii  5,  2. » 
9.  14).  8emerlens©ert  ift,  bag  nie  ein  einsetner  IP.J  genannt  ©irb:  Sauls  Sater 
Äis  ©irb  ^?1  '•'ia^  genannt  (1  Sa  9,  1 ;  ogL  fe  18,  21) ;  Daoib  ©irb  als  ^?  be* 
jei^net  (1  Sa  22.  2);  ber  titel  für  ben  gübrer  im  Ärieg  ift  r^rp,  (Ki  11,  6),  ber 
eines  Stammesffir(ten  ^^  (ebb.).  Die  „Suteften''  aber  erfc^einen  immer  in  ber 
SReteo^L  80 

^Daneben  [Aeint  fi(^  frfl^e  eine  9lrt  Stobteoerfaffung  ^erausgebilbet  ju  ^aben.  Sin 
ber  Spi^e  htt  fiofalaemeinben  finben  ©ir  ebenfalls  ^^7?.]:  bie  ^Iteften  oon  SuRot^ 
©eigem  Sibeon  bie  unterftfi^ung.(9ti  8,  4 ff.);  bie  Slteften  oon  3<^^9  oerbanbeln 
mit  3USfQS  (3fa  11,  3  ff.);  bie  ^Iteften  oon  Set^le^em  empfangen  ben  Se^er  (»amuel 
(1  Sa  16,4  U.  Da^^bies  eine  allgemeine  (Einrichtung  ©ar,  jeigt  1  Sa  30,  26  ff.  9luc^  35 
oon  lanoanitif^n  Stabtälteften  ift  bie  9tebe  (3of  9,  11),  unb  es  ^at  mand^es  ffir  fi^, 
an  einen  !anaanitifd^en  Urfpruim  ber  (Einrid^tung  5U  beiden.  3n  ben  lonaanitifd^en 
®emein©efen  finben  ©ir  eine  9lrt  Slbel,  ber  oon  ber  Sauemfc^aft  als  SRama,  „Unfere 
Herren",  oejetd^net  ©irb  (^ietfcbmann,  (Sefd^.  ber  ^^dnijier  148).  Seim  (Einbringen 
ber  neuen  SeoöBerung  mußten  bann  biefe  alten  Slbeliaen  i^re  Stellung  mit  ben  9er«  40 
Donagenben  ^ebräifc^en  (Befc^lec^tem  teilen.  Die  alte  Sejei^nung  C'*?^.^  ^at  fi^ 
auc^  auf  biefen  Stabtabel  übertragen;  baneben  finbet  fic^  als  gleid^bebeutenb  ber  ^us- 
bnid  trrfe  (Ki  8,  14),  oielleic^t  au^  2-^>:;a  («i  9,  1  ff).  SBir  ^aben  uns  unter 
biefen  StobtSUeften  bie  Häupter  ber  ^nfd^enben  (Jramilien  (nid^t  ©ie  unter  ber  Stamm« 
oerfaf|ung  bie  Häupter  aller  (gefriedeter)  3U  beuten.  Der  5lreis  biefer  (Jfamilien  mag  45 
oemtd^en  ©eit  ge©ejen  fein ;  bie  fleine  Stabt  SuRot^  ^atte  70  fold^er  (Jramilien^öupter. 
3n  ber  $anb  ber  Meften  lag  bie  ^Regierung  ber  Stabt,  bie  im  ©efentlic^en  auf  bie 
Ke^tftvrei^na  hinauslief  (}.  u.).  $aben  ©ir  uns  biefe  ^Iteften  au^  nid^t  oon 
Anfang  an  als  einen  organtfierten  SDlagiftrat  ju  beulen,  fo  ging  boc^  bie  (Ent©idlung 
naliitaemag  in  biefer  Stid^tung ;  mit  ber  9lnfieblung  ©ar  oon  [elbft  gegeben,  bag  bie  50 
^upler  ber  (ßemeinben  allmäolic^  ben  CE^aralter  einer  Obrigfett  ge©annen,  bie  immer 
mel^  mit  bem  ^nfpru^  auf  ^efe^liäe  Slutoritöt  auftrat  (ogL  (Ex  22,  27).  Slamentlid^ 
in  Sejie^ung  auf  bie  3urisbtltion  qatte  bie  lolale  (Semeitwe  ein  3ntereffe  baran,  ben 
9lirternn:ur  i^er  $&upter  aud^  bur^gefü^rt  ju  fe^en ;  ©er  |ic^  i^m  nic^t  beugen  ©ollte, 
bem  ©ar  fe^  bie  Sntfemung  aus  ber  ßemeinbe  niAt  fo  let^t,  ©ie  im  9lomabenleben.  55 

Den  JUniaen  muhte  bm:an  liegen,  bie  SRad^t  ber  (Sefd^led^tsoerbfinbe  5U  brec^n 
unb  an  Stelle  oer  (ßefdblec^ts^upter  löniglid^e  Seamte  5U  Je^en.    Diefer  ^rojeg  ooll« 

SO  fi^  jebo^  fe^r  langfam  unb  ©ar  beim  Untergang  bes  Staats  noA  ntd|t  oollenbet. 
nter  Saul  unb  Daoib  fpielen  bie  ^Heften  ber  Alane  nod^  eine   bebeutenbe  9lolle 
(1  Sa  15,  30;  ogL  30,  26ff.).    Die  mften  oon  Ssrael  fuc^t  Slbner  ju  beftimmen,  eo 

fltiäU9nt^tio^bU  ffir  X^eoloflic  utib  ftird^c.    s.  0.  I.  j^g 


226  tntefle  in  ^dmcl 

bag  fie  oon  Sfd^baal  ju  Daoib  fiberge^en  (2  6a  3,  17);  biefelben  {^liegen  bann  mit 
^aoU)  einen  Vertrag,  ibn  als  jlonig  anjueriennen  (2  6a  6,  3);  mit  ben  israelitif^n 
titeften  ratfd^Iagt  ber  mufruArer  Slbfalom  (2  6a  17,  3.  15);  mit  ben  Slteften  Subos 
oer^anbelt  ber  oeriagte  Daojo  n)egen  feiner  9tfldRe6r  (2  6a  19,  12) ;  5ur  (ciraoei^ung 

6  bes  Zempels  n)erben  bie  Slteften  als  Vertreter  oes  ^oHs  gelaben  (1  Ag  8,  1.  3), 
ein  fpäterer  3^1^^  erflört  ^ier  tpieber  gans  richtig  bie  Siteften  mit:  ,,ane  Rauptet  ber 
6tämme,  bie  Jj^rlten  ber  tsraelitifc^n  (SefAIed^ter". 

3n  bem  SRage  ieboc^,   tpie  \iif  befonbers  feit  6aIomo  eine  georbneie  9{egierung 
bilbete,  oerloren  bie  dtejten  i^re  polttifc^  grü^rerftellung.     (Es  erfc^eint  als  eine  Xus« 

10  na^me,  bag  Sl^ab  in  fetner  SebrSngnis  bie  mteften  ber  £anbgemeinben,  bie  fiA  na^ 
6amarien  geflüchtet,  um  9tat  fragte  unb  fi(^  ü^rer  Serettroilligkit  3um  ougerften  SBiber* 
ftanb  oerfi(9erte  (1  Ag  20,  1  ff.).  9In  ber  eigentliAen  Slegierung  ^en  fie  leinen 
Slnteil  —  basu  oaren  bie  löniglic^en  Seamten,  bte  6tatt^Iter  unb  £anoo5gte  ba 
(1  Ag  4,  1  f^  20,  15  u.  a.)  — ,  abex  fie  gehörten  bod^  no^  3U  ben  (ßrohen  ber  SefeH* 

isfd^oft.  6ie  oatten  in  ben  fleinen  Areifen  bes  (Sefdbled^ts  unb  ber  (ßemetnbe  no^  ein 
bebeutenbes  Slnfe^en  (Cj  7,  26 ;  ogl.  2  ftg  30,  1  ff.).  3)ie  älte[ten^;eru|alems  na^m 
3eremia  ju  3^ugen  ffir  feine  fqmbolifc^e  ^anblung  (^er  19,  1) ;  bie  Stteften  bei  £aitb« 

Semeinben  traten  mit  bem  (ßeoic^t  i^es  9lnfe|iens  ffir  ben  ^rop^eten  ein  (3er  26,17); 
ie  lllteften  aller  jubifc^en  6tabte  ourben  als  Vertreter  bes  SBoOs  5ur  Serpfli^ng 
»auf  bas  Deuteronomium  berufen  (2  Ag  23,  1  ff.,  aüerbings  oielleUbt  fp&terer  3^!^)- 
6o  ourben  auc^  oon  ben  ^rop^eten  bie  tieften  neben  ben  Jalfc^en  Sßt(nntttn  unb  S3e« 
amten  oerantmortlic^  gemacht  ffir  bie  3uftSnbe  im  SoH  (3ef  3,  2.  14 ;  9.  14 ;  Q^  8, 
11;  9,  6). 


^auptftabt  oamaria  erfc^einen  mäf  ber  Srmorbung  3o<<nns  neben  bem  6tabttou|rt> 
mann  bie  heften  als  bie  ^erren  (2  Ag  10,  1  ff.).  Sor  allem  gelang  es  bem  Adntg« 
tum  nid^t,  i^re  (&eri(^tsbarleit  aufjii^eben.    aBo^I  oar  ber  ABnig  als  ber  SRS^tigHe  im 

ao  £anb  au(^  ber  oberfte  9tid^ter,  an  ben  man  oon  bem  Urteil  bes  SefAIe^ts  oppeuieren 
lonnte  (2  6a  14,  4  ff.)  -  ebenfo  ging  man  befonbers  in  fd^n)ierigen  fragen  mobi  aud^ 
fofort  an  fein  (Serid^t  (tt  17,  9;  1  Ag  3,  16  ff.;  2  6a  16.  2),  unb  biefe  ^eri^tsbar* 
leit  fibertrug  fic^  bann  auc^  auf  feine  Seamten.  ^Daneben  aber  blieb  bie  (ßeric^barleit 
ber  (Sefc^IedQter  bejn).  ber  (Semeinben  in  oeitem  Umfang  befielen.  Sor  bem  (ßemeinbe* 

S6  gerieft,  befte^enb  aus  ben  Q^-.?.T  unb  ^'''"n^  mugte  ^ü^  bem  9tabot^  ben  ^rojeg 
machen  laffen  (1  Ag  21,  8  ff.).  Das  Dt  fu(^t  bie  (Seric^tsbarleit  ber  heften  ju 
fünften  ber  bes  Aönigs  unb  ber  ^riefter  einsufi^rSnlen  (16,  18;  17,  8 ff.;  19,  17; 
25,  1  ff.) ;  nur  ein  Heiner  Üeil  oon  Serge^n  bleibt  noif  ben  mteften  pt  Vb* 
urteilung,  lauter  6aAen,  tpelc^e  bie  gfamilie  in  erfter  £inie  angeln:   bie  3u^^n9 

40  bes  ungeratenen  6o9nes  (21,  18  ff.),  bie  Serleumbung  ber  (Ehefrau  (22,  13^,  bie 

»ertoeigerung ber  fieoiratselbe  (25, 7 ff.),  lotjc^Iag unb »lutrad^e  (19,  llff.;  21,  Iff.).  Der 

(Einfd^ub  ber  9tic^ter  unb  $rie|ter  in  le^terer  6tene  (21, 2.  5)  oenät  biefelbe  ^nbenj. 

3u  enoo^nen  ift  nod^,  bog  oir  in  ber  ffxtteren  Aönigsseit   auc^  oon  Slteften 

ber  $riefter  ^ören  (2  Ag  19,  2;  3ef  37,  2;  3er  19, 1).  6^on  frfi^e  $at  bie  ?Jriefter« 

45fc^aft  |i^  ju  ßefc^Ied^tem  3u|ammengefc^Io)fen  (ogL  1  6a  22,  11);  bie  Sejeid^nung  ber 
leitenben  ißriefter,  etaoa  ber  iBorfte^er  einselner  (gruppen,  als  c-".::!:.!  ^at  alfo  ntd^ts  Sluf* 
fallenbes  (ogl.  (Esr  8,  16}. 

3m  Csil  lebte  bie  (Sefd^Ied^tsoerfaffung  neu  auf ;    bie  Stnfieblung  fc^eint  oielfa^ 
ae|(bIeAtenDeife  erfolat  ju  fem.    6o  treffen  toir  bie  gramilien^öupter  an  oer  6pifce  ber 

so  Ülieberlalfungen.  6Te  ^anbeln  im  9lamen  ber  (Sef^Iec^ter  unb  ber  (Semeinf Aaft ;  fo 
3.  93.  ^olen  fie  als  Slepräfentanten  ber  (Semeinben  bei  C^e^iel  ein  Oralel  ffir  bas 
SoH  (20,  1  ff.;  8,  1;  14,,  1 ;  od.  3er  29,  1). 

Die  StficSe^r  aus  bem  (Exil  erfolgte  nad^  (Sefd^Iec^tsoerb&nben  ((Esr  2;    Ke^  7). 
2ln  ber  6m§e  ber  (Befc^Ie^ter  ftanben  bie  ninNn  -««^  (fer  1,  5;  2,  68;  5le$  7,70 

66  u.  a.),  an  oer  6pi^e  bes  ganjen  3^9$  ^^  SRönner  aus  ben  (^miliet^äuptem  ((Esr 2, 
2;  9le^  7,  7;  (Esr  4,  3).  Dementfprec^enb  n)urbe  bas  neue  6taatsn>efen  orgonifieil 
Die  nationale  Regierung  ber  (Befamtgemeinbe  bilbeten  bie  „SKteften  ber  3ttben"  pM 
ö^?.T'^';):  fie  leiteten  ben  lempeibau;  mit  i^nen  als  ber  ofpjiell  anerlannten  Obrigleit 
oer^nbette  ber  perfifc^e  6tatt9alter  ((Esr  5,  3  ff.;    6,  7f.  14).    6ie  oaren  eine  8bt 

eo9lusf(|ub  aus  ben  gcrmilien^uptem  ((Esr  4,  2  f.),  ob  fie  etma  bur(^  9Ba^I  b<qu  berufen 


tltefte  in  ^tatl  Sbtntö  Hon  $artd  227 

iDurben,  loijfen  lotr  nic^t;  bte  Sbt  i^res  Auftretens  ((Est  5)  fprid^t  bofür,  bag  |te  eine 
9lrt  AoIIegtum  bilbeten.  Unter  btder  Oberbe^örbe  mochten  bie  £anbgemeinben  i^re 
9ngelegeii£eiten  burc^  i^re  lolale  Cbrtgfeit  ber  ^-^y  ';.PJ  unb  9ttd^ter  (Ssr  10,  14) 
liemlid^  felbftftonbig  orbnen;  jiDetfellos  iDoren  anif  biefe  SRönner  bie  Häupter  ber  ein- 
fbigreiq|en  gfamilien.  5 

fieiber  erfahren  toir  über  bie  SBeiterentmidlung  btefer  Organifatton  nichts  (Senoue« 
WS.  3wr  3^rt  (Esros  unb  3le^mias  ftanben  atv  ber  Spi^e  ^''i^,  bie  ben  «^'v'^"":  ""^^ 
entfpr^en  ((fer  9,  1  f.;  10.  5:  10,  14;  3le^  10, 1;  11,  1 ;  12,  31).  ffienn  roir  bie 
Si^oben  bes  ^riefterlobex  ^ierQerjie^n  bürfen,  fo  tporen  es  auc^  je^t  nod^  smolf 
„'Sva^n"  geioefen,  bie  als  Häupter  ber  Stämme  gebockt  mürben  (ogL  3.  S.  9tu  7).  10 
Sie  QKizen  iebenfalls  aus  oerf(^iebenen  (5t\ijHti)ietn  genommen,  roo^nten  aber  bei^^ 
[ammen  in  3^ölem  (3le^  11,  1).  Die  lofale  Obngfeit  ber  flanbgemeinben  bil* 
oeten  bie  Stobtolteften  unb  9ti(^ter  (Ssr  10,  14).  SBenn  ein  anbermal  bie  „dürften 
unb  fntefte''  jufammen  als  bie  oberfte  Se^örbe  erfd^einen,  fo  i[t  babei  ido^I  an  biefe 
Sorfte^  ber  fianbaemeinben  oebaAt  ((Esr  10,  8).  (Ebenfo  liegt  es  na^e,  bei  ben  150  15 
3^;30,  für  loelAe  Mebemia  in  3erufalem  offene  Xafel  pt  (»e^  5,  17),  an  biefe  »e* 
^ben  ju  benlen.  SBie  im  übrigen  biefe  Q'^r^P  3U  ben  C'T^  unb  ju  ben  ebenfalls 
unter  ben  obrigIeitIi(^n  9Berfonen  genannten  ^''i^  (3le^  2,  16  u.  (ü  fii  oer^Iten, 
ift  niraenbs  (maebeutet.  Semerlensroert  ift,  bag  nur  für  bie  lolalen  Se^örben  bte  alte 
Öqeii^nun^  .,^efte"  in  Ssros  unb  9le^emias  9Remoiren  beibehalten  ift.  Die  3^nifa«  20 
lemer  S^orben  foiDo^I  als  bie  Häupter  ber  (Sef(^Ie(^ter  roerben  niät  me^r  fo  genannt 
Der  SBedUel  bes  6prad^ebrauAs  jeigt  \xif  am  beutli(|ften  im  $rieftenobex;   biefer 


fteHt  bie  (Semeinbe  als  oonftanoig  orgamfiert  nac^  Stämmen  unb  Saterbäufem  oor: 
an  ber  Spi^e  ber  Stämme  fteben  bie  D^-^b  ober  nnrn  •'«ia:  (jfiu  7;    3of  9,  15  ff. 
u,  a.),  an  ber  Spi^e  ber  (5ef^le(^ter  bie  ninöjtn  ^w><^  (3of  21,  1  u.a.).  SRur  in  einer  25 
einitgen  Stelle  finb  bei  P  bie  nnyn  -^ppr  genannt  (fie  4,  15),  offenbar  eine  alte  SRe* 
miniscen]. 

9tts  ber  3^<tl^fn^t  (ßemeinbebe^örbe  ber  särim  ift  in  griec^ifc^er  3|^it  ber  arijto* 
batifAe  Senat  ber  yeqovola  getoorben.    Sie  roirb  5um  erftenmal  jur  ^t\i  Slntioqus 
bes  Großen  enoä^nt  (Jos.  ant.  jud.  XII,  3,  3;  für  bie  ((olgeseit  ogL  1  SRaf  7,33;  30 
11,  28;  12,  6.  35:  13,  36;  14,  20.  28;  2aRaIl,  10;  4,  44;  11,  27;  3ubit^  4,  8; 
11,  14;  15,  8).  3Bie  1  9MaI  12,  6  ogl.  mit  14,  20  seigt,  finb  bie  »egriffe  fi  yegov- 
ala  Tov  i&vovg  unb  oi  jiQeaßvregoi  ^loQarjX  ober  rov  kaov  ibentifd^.  3n  ber  (5e« 
(c^ii^  bes  aerobes  begegnet  uns  jum  erftenmal  für  biefe  ber  9lame  avvedgiov.  Später 
tft  bies  bie  gen)ö^nlic^e  Sejeii^nung  {mi  5,  22 ;  26,  59  u.  a.),  baneben  lommen  aber  s» 
aiu^  bie  9lamen  jigeoßmiQiov  (flc  22,  66;..  81(5  22,  5)  unb  ßovX^  (31®  5,  21)  oor. 
Dog  biefe  »^resb^ter"  oon  ben  früheren  „SUteften"  nur  ben  mmen  ^aben  unb  ni^t 
als  ®efmleqts^äupter  i^re  Stellung  einnehmen,  oerfte^t  fid^  oon  felbft    9Iud^  bie^Jfort* 
eadftem  ber  fiolalbebdrben  ber  „Stabtälteften''  mit  richterlichen  gfunftionen  tft  für  bie 
Sria^if^  unb  römifc^e  3eit  beseugt  (3ub  6,  16.  21;  7,  23;    8, 10;  10,  6;    13,  12;  40 
J06.  bdl.  jud.  II  14,  1;  fic  7,  3).    9lä^eres  f.  in  bem  91.  S^nebrium. 

IBeit)in0er. 

ftetter  S^ftt  f.  3efu  C^rifti  breifac^es  9Imt. 

§nead  oon  (Saja.  ^ugga5en  a.  bed  2)iQlogS:  J.  Wolfius,  Turici  1560;  C.  Bar- 
thiua,  Lipe.  1653  (mit  Sac^arlaä  SJHil^Icnacu«) ;  J.  F.  Boiseonade,  Par.  1836;  MSG  85,46 
871—1004.  b.  ber  »riefe:  R.  Hercher,  Epistolographi  graeci,  Par.  1873,  24—32.  Sitte* 
ratur:  Wernadorf,  Disput,  de  Aen.  Gaz.,  Naumb.  1816  (f.  auc^  ©olfjonabc) ;  ©.  9litter, 
Qkf4.  b.  c^rlftl.  W^ol,  2.  21,  ^amb.  1841,  484—495;  Ä.  93.  ©torl,  ©oja  unb  bie  p^lli* 
ftftlf^e  JWfte,  giena  1852,  634 f.;  ft.  Seift,  2).  Stöulc  ö.  ®Qja,  C)eibelb.  1892,  23—27. 

Sneos,  Schüler  bes  9leupIatonifers  ^ierolles  ju  Sllexanbrien  (Dial.  If.;  19,  21),  60 
£e^  ber  9l^^orif  ju  (Sc^a,  ^at  oor  bem  3a^re  534  (Soiffon.  75. 25^  einen  Dialog 
j,3^eop^raftus''  gef^eben,  in  melc^em  bie  fie^re  oon  ber  ^räesijtenj  oer  Seele  beftritten, 
ify[t  llnfteAIiAfeit  unb  bie  Sluferfte^ung  bes  fieibes  aber  behauptet  u)irb;  bie  £e^re 
Don  ber  (Eoiozett  ber  äßelt  toirb  obgelel^nt.  Die  SeQ)eisfü^rung  oenät  ben  9{eupIato< 
nfler.  Die  lAriftftenerifc^e  Seiftung  ift  mittelmäßig,  bas  (ßefpräc^  „o^ne  fieben,  eine  » 
Sptegelfe^erer.  Sin  oerfc^iebene  Slbreffaten  ^at  $neas  25  Sriefe,  perf5nKd^en  3n< 
^09,  gerietet  &.  ftxHtx. 

inta»  oon  Saris.     Dacheril  Spicilegium,  9(u§üabe  t^on  de  la  Barre,  $Qrt§  1723, 
l.»b  6.  113;  MSL  121  @.  681;  Hißt  ütt^r.  de  la  Fraoce,  5.  »b  (¥arf8  1740)  @.  386  ff. 

lö* 


228  Xneai»  nim  $arid  £)intttd 

^neas,  858—870,  Sifc^of  oon  ^aris,  ift  ber  Serfaffet  einer  ber  6tieitf^^en 
jen  bie  Stiegen,  bte  butd^  bie  (Enc^flOa  bes  ^^otius  ^roorgerufen  muä^n.  6em 
)X  umfänglid^er  liber  ad  versus  Oraecos  be^anbelt  o.  1—94  bie  fie^e  ootn  Shis* 
aang  bes  ^.  CBeiftes,  c.  95—168  bie  ^rieftetebe,  c.  169—177  bos  gafien,  c.  178—181 
5  bie  consignatio  infantiiun,  c.  182—186  bas  GAneiben  ber  $Qare  ber  iUerüer. 
c.  187—209  ben  römif^en  ^rintot,  enblic^  c.  210  bie  (Er^ebuna  oon  Didonen  auf 
ben  rSmifd^en  Sifd^ofsfti^I.  $neas  erO&rt  bie  Sonofirfe  ber  (Snec^en  gegen  bie  2a* 
teiner  ffir  superfluae  quaestiones  ad  saecularia  potius  quam  ad  spiritualia 
tendentes(6. 118  c).  Seine  eigene  Sd^rift  ift  Iebigli<|>  eine  Sentenjenfontmlung.  S'ßti 
10  Sriefe  oon  i^m  finbet  man  bei^irmonb,  Gondl.  Gallic.  IT,  6.670;  ogLouA  Lupus 
Ferrar.  ep.  98 f.  S.  197  f.  ed.  Desdevises  du  Dezert.    (£c  ftarb  am  27.  IDej.  870. 

änead  e^Ioind  ^iccolomini  f.  $ius  II. 
9otten  [.  C5nofis. 


15 


9ip\nn»,  3o^anne$,  geb.  1499,  geft.  1553.    ©top^orft,  ^amburgifc^  tirc^engeft^. 
n,  i,  Hamburg  1729;  ^molb  &xtt>t,  Memoria  Joannis  Aepmi  instaurata,  Hamburg  1736; 


J.  Molleri  Cimbria  Llterata,  Hauniae  1744,  11,  p.  27  sqq. ;  9}itoIaud  $StI(fen9,  ^ambuf 
aif^er  (S^reutempel;  ^amb.  1770,  8.  248  bis  280;  C^r(  ^öndebergS  Vb^anblungen  über 
bie  ^pinfc^e  JHr^enorbnung  unb  älpind  Sfleife  naij§  (Snalanb   in  ber  3eitf4rift  bei»  Sereind 

20  für  ]^Qinb.®ef4.,.öb  1  u.  3;  ßcjüon  ber  l^amb.  ©c^rlftftcller,  ©b  1,  ^amb.  1851,  @.  IB 
bis  19.  Über  tpinS  ^ohorpromotion:  iJlitteUunaen  bedSSereinS  für  ^amb.  Q^f^.,  Sa^ra. 
1885,  9hr.  6.  Über  ben  Streit  »cgcn  ber  Seljre  oon  ber  ^öffenfa^rt :  ^land,  ®ef(fi.  be»  protejt 
ße^rbcgrlff«,  5.  2:eil,  1.  W)t.  (1798),  @.  252  ff.;  Sfranl,  SJl^eoIogie  ber  Äonforbienformel, 
3.  S3b,  1863,   @.  397  bid  454;  Dgl.   auc^  SiOem,  d^efd^.  ber  (ginfül^ntng  ber  Sieformation 

25  in  Hamburg,  ^aDe  1886  (S^eretn  für  Sleformationi^gefd^icbte). 

3o^anne6  &)inus,  ber  erfte  hi^txMt  6u))erintenbent  oon  Hamburg,  lourbe  1499 
3u  3i^f^  0^^^  3i^9^[^^  i^  ^^^  ^^  Sranbenburg  geboren,  mo  fein  Sater  9tcisffm 
mca.  Sein  urbrüngli^er  9lame  war  $oedF.  Son  SInfang  an  f Aeint  er  fi^  ben  6tubien 
geQ)ibmet  ju  ^aben.    (£t  maxi  Sugen^gens  Schüler,  loaMd^einlii^  als  biefer  Stettor 

90  im  Alofter  Selbud  mar.  3n  aBittenberg,  mo  er  ftubierte,  ift  er  am  1.  Oltober  1518 
als  Johannes  Hugk  de  Gziesser  Brandenb.  dioc.  immatrüuliert;  am  13.  SRfirj 
1520  toorb  er  Saccalaureus ;  im  93er3eiAnis  ber  Saccalauren  ^eigt  er  Joannes  Huck 
de  Gvesar  (ogl.  (Jrörftemann,  album,  Q.  75  unb  jtöffitn,  baccalaurei  et  magistri, 
2.$eft,  6.8  le^te  3eile).    (Er  ift  ^ier  mit  fintier  unb  SRelandbt^on  perfSnIiA  bebrntit 

35  unb  befreunbet  geroorben.  $emad^  ^at  er  im  Sranbenburgifmen  einer  Soule  oor« 
geftanben,  mürbe  aber  unter  3oa(bims  I.  9tegierung  megen  feiner  ber  9{eformatton 
freunbli(^en  SBirIfamfeit  oerfolgt  uno  gefanaen  gefegt;  na(|  feiner  Sefreiung  mugte  er, 
um  toeiteren  Slac^ftellungen  ju  entgegen,  feine  ^etmot  oerlaffen.  (Er  fagt  feloft  barflber: 
satanas  cum  suis  mancipiis,  monachis  et  saorificis  ....  compulit  me  e  pa- 

40  tria  commigrare,  apud  externos  sedes  quaerere  et  apud  ignotos  in  eidlio 
agere  et  cum  multis  et  magnis  difficultatibus  luctari  (1545  in  ber  SBibmung 
bes  commentarius  in  psalmum  XIX.  an  3o^<^int  II.  oon  Sranbenburg,  citiert  bet 
©reoe).  3n  biefer  3^^  änberte  er  aud^  feinen  Kamen  ,,ob  adversariorum  pertinax 
odium  et  cupiditatem  mihi  nocendi'';   er  bilbete  ben  neuen  na^  bem  griec^ifAen 

45  qljieivog,  bas  na^  Sinberung  eines  ober  bod^ftens  jmeier  SucMtaben,  mie  er  [agt,  eine 
uberfe^ung  feines  beutfd^en  9lamen$  fei ;  oen  neuen  Flamen  [d^rieb  er  anfangli$  $ae< 
pinus  unb  ^epinus,  fo  ftebt  menigftens  gebrudtt  3.  S.  auf  oem  Üitelblatte  oon  i^m 
[elbft  in  Dnuf  gegebener  SBerfe,  mte  er  aud^  no^  nac^  ber  Snberuna  feines  Sbtmens 
tid^  eines  ^etfd^aftes  mit  ben  Sud^ftaben  3*  $•  bebiente ;  ^emac^  fc^neb  er  felbft  oo^I 

60  immer  Slepinus  (bie  6d^reibart  dtpinns,  bie  ftd^  auc^  |inbet,  ift  mo^I  oon  i^m  feftft 
nic^t  angemanbt);  auf  bem  Xitel  einer  beutfd^en  6^rtft  aus  oem  3*  1^30  nannte  er 
fic^  bod^  auäf  mieber  $oed.  Die  Eingabe,  bag  er  bamals,  als  er  feine  $eimat  oer< 
taffen  mugte,  aud^  in  (Englanb  geioefen  fei,  fd^eint,  fomeit  fie  fic^  bei  neueren  S^rtft« 
ftellem  finbet,  auf  ber  ullitteilung  Sedenborfs  ju  benign,  roel^  fagt,  hunc,   sc. 

66  Aepinum,  monachum  Franciscanum  in  AngUa  fuisse  in  MS.  Myconii  notatum 
reperio,  unde  factum  sine  dubio  est,  ut  Anglicae  linguae  gnarus  et  in  reli- 
;ionis  negotio  a  rege  in  Angliam  vocatus  fuerit  (ogL  historia  Lutheranismi, 
tanff.  u.  fieiw.  1602,  fol.  p.  245).  galls  biefe  ganje  SKitteilung  nic^t  auf  einem 
Jerfeqen  oon  oedenborf  ober  oon  uRQConius  beruht,  fo  mfirbe  es  fiq  bo^  in  i^  nur 

60  um  efaoas  ^anbeln  !önnen,  mas  oor  ben  SBittenberger  9luf entölt  ^ns  fiel;  bag  er 


Srraitjtsfaner  geioefen  fei,  lann  aud)  nic^t  auf  feinen  ^ufent^dt  in  Selbud  ge^en,  bo 
Mefes  ein  ^tonionftratenfer  5tIoftet  mat.  Sicher  i[t,  bag  ^in  fid^  nun  oieber  ncu^ 
^onintem  tDanUe.  00  er  mit  ben  bortigen  Seforbetem  ber  9{efoTmaKon,  einem  $er« 
mann  Sonnus,  $etet  Suaoe  unb  anbem  in  gleichem  Sinne  t^tig  mox.  Dag  er  in 
(BretfsQKiIb  bamals  ein  Sc^ulamt  oemmltet  ^obe  unb  bort  anbers  als  oorfiberge^enb,  5 
etiDQ  jum  SefiK^e  ber  genannten  gfteunbe,  \iq  aufgehalten  ^abe.  ift  nic^t  ganj  ft^. 
hingegen  iDiffen  mir  gemig,  bag  er  unb  joiar  etma  von  1524  bis  1528  in  Stralfunb 
als  rector  scholae  auf  bem  3o^<^nttisIir^of  tbotig  mar,  mas  roa^fd^einlid^  nac^  an< 
bem  angaben  fo  ju  oerfte^n  ift,  bag  er  oort  etne  ^rioatunterrid^tsanftalt  leitete.  Ob* 
mobi  er  fein  Pfarramt  oeOeibete,  mar  er  bo<^  in  mt^Ii^n  Slngelegen^eiten  oon  ein*  i« 
flugreic^er  9Bm|amfeit;  i^m  mürbe  oon  bem  State  unb  ben  äldjtuitboierjigem  in 
6troIfunb  ber  Sluftrag,  eine  Afarc^enorbnuna  ausjuarbeiten,  mel^e  bann  am  Sonntage 
naAHIIer^eiligen,  ben  5. 9h)i>ember  1525  eingeffi^rt  marb;  [ie  ift  je^tme^rfac^  gebrudt, 
5.  S.  bei  Stifter,  Soangelifi^e  Air^norbnungen  I,  6.  22  ff.  3m  3(^e  1529  treffen 
mir  i^n  bann  in  gflensbw^,  mo  er  am  8.  Slpril  neben  Sugen^gen,  Stephan  Aempe  15 
unb  anbem  bei  bem  mit  9ReI<^ior  $offmann  ae^Itenen  ilolloquium  gegenmärtig  gemefen 
ift  Ob  er  mit  Stmen^en,  ber  bamals  fett  bem  9.  Ottober  1528  tn  ^ambura  mar, 
oon  Hamburg  nad^  ^ensourg  gereift  ift,  mte  3.  S.  S.9l.5lro^n,  (Sefc^ii^te  berSBieber* 
tauf  er  in  9lorbbeutf^Ianb,  Sei^ia  1758,  6.  150  erj&^tt,  ober  ob  er  erft  in  Flensburg 
mit  Sugen^en  unb  ben  Hamburgern  5ufammentraf  unb  oieüeic^t  biefes  3^^^^^^'  ^ 
tre^n  bie  Seranlajfung  marb,  i^n  ^erno^  nac^  ^ambura  311  ^ie^en,  mie  ätap^orft 
meint,  lagt  fi<^  niqt Jid^r  feftfteüen;  bo^  ift  ni^  unma^Aeinlic^,  bag  er  [c^on  oor 
bem  gfknsburc^  itolloquium  tn  Hamburg  mar.  Unb  ma^c^einli^  ^at  er  )id^  au^ 
mS^nb  bes  Sommers  1529,  o^ne  eine  amtli^e  Stellung  311  ^en,  tn  Hamburg  auf* 
pe^oUen  (?).  9laAbem  Sugen^agen  am  9.  3uni  1629  mmburg  oerlaffen  batte,  legte  ss 
ber  bortige,  f^n  bejahe  $aftor  3U  6t.  ^etri  3o^nn  Solbeman,  ber  frflqer  9Ibt  3U 
Selbud  mar  unb  ma^^inlic^  oon  bort^  fc^on  mit  Sugenbagen  unb  ^in  befannt 
mar,  fein  9lmt  nieber,  entmeber,  mie  meiftens  txfi^U  mirb,  metl  er  felbft  bönlli^  mar, 
ober  loeil  feine  gftau  bas  Alima  ni^  oertraaen  lonnte  (fo  Stapborft  a.a.O.  6. 150; 
Aber  Solbaoan  ogl.  Sillem  in  ber  oben  angeni^en  Sc^nft  unb  (Enbers,  £ut^ers  Srief*  so 
iDed^fel,  Sb  4,  6.  366)  unb  oerlieg  bie  Staot,  unb  nun  mürbe  ^in  3U  feinem  SlacQ* 
folger  berufen  unb  am  Sonntage  oor  gfelidani,  am  17.  Ottober,  in  fein  9Imt  eingeführt 
60  er^tt  Step^n  Aempe,  ber  bamals  felbft  in  Hamburg  lebte,  ogl.  feinen  %enc^ 
Ober  Me  9{eformation  in  Hamburg  bei  ficmpenberg,  ^ambura.  (E^onilen,  Hamburg  1861, 

5.  541.   Die  Hngabe,  bah  Sugetuagen  i^n  noc^  mö^renb  feines  Slufent^altes  in  $am*  85 
bürg  in  biefes  9mt  eingefu^  ^abe,  ift  iebettfaus  eine  irrige;  es  folgt  bas  u.  a.  auc^ 
aus  einem  Sriefe  Sugen^agens  00m  11.  mguft  1529  (3uerft  oerdffentli^t  in  bes 
Untersei^neten  Ausgabe  oon  Sugen^agens  Atrc^enorbnung  fiir  Hamburg,  Hamburg  1885, 

6.  XXIX  f.).  Do^  mug  %in  als  ber  betrautet  merben,  ber  3umeift  oas  Sßerl  sBugen* 
^gens  in  Hamburg  in  bem  Sinne  feines  i^e^rers  unb  ^^eunbes  fort^^te.  gfür  bie  40 
Dduige  (Einffi^ng  ber  Sugen^agenfc^en  5tir^enorbnung  in  Hamburg  i[t  er  mie  lein 
anbofer  Q&tig  gemefen,  mie  er  es  benn  auc^  mar,  ber  ^auptfäd^Iic^  ben  Aampf  mit  bem 
noA  lot^Iif^en  Dom!apiteI  oon  ün^Iic^er  Seite  3U  führen  befam:  feine  Suffaffung 
besfelben  ift  aus  ber  frü^eften  S^rift  oon  ibm,  bie  mir  noc^  ^en,  feinem  Pinacidion 
de  Romanae  ecdesiae  imposturis,  $amb.  1530,  3U  erfe^en.  3^m  mürbe  bann  aucb^  45 
fobalb  nac^  ber  Sefeitigung  ber  äußeren  ^inbemiffe,  oie  bem  entgegenftanben,  es  möalid) 
mar,  unb  nac^bem  Urbanus  9tbegius  oergeblic^  3u  berfelben  berufen  mar  (ogl.  (&effden 
in  ber  3eit[^  bes  Sereins  für  bamb.  ®eM|id^te,  Sb  2,  S.  341  bis  356),  bie  ^öc^fte 
geiKIi^  Stelle  in  Hamburg,  meldte  na^  Sugen^agens  5tb:(^enorbnung  bafelbft  ein* 
gerietet  iDeri)en  foIUe,  bas  9fmt  eines  Superintenbenten,  am  Sonnabenb  oor  ^fingften,  so 
am  18.  SRai  1532^  ilbertragen;  oal.  Üro^iger,  $amb.  CE^ronil,  in  ber  Slusgabe  oon 
£appenberg  1865,  (o.  269.  3n  biefer  Stellung,  mit  melAer  bie  eines  ^aftor  unb  eines 
£eItor  Primarius  am  Dom  oerbunben  mar,  blieb  er  ois  3U  feinem  aooe,  obmo^I  er 
me^a^  anbersmo^in  berufen  marb.  SIIs  i.  3*  1533  bie  tl^eologifc^e  gfafultöt  inSBitten* 
ber^  neue  Statuten  er^Iten  ^tte  unb  nun  3um  erftenmale  mieber  Doltoren  ber  Xbeo*  » 
lo^e  beirte,  marb  ^in,  ber  auf  SBunfd^  bes  9{ates  in  Hamburg  boju  nac^  SBittenberg 
retfie,  am  17.3uni  mit  Sugen^gen  unb  Cruriger  biefer  SBfirbe  teilhaftig.  Sluf  SBunf^ 
^einrid^  YIII.  oon  (Englanb  marb  er  i.  3*  1^34  3uglei(^  mit  3mei  Hamburger  9{ats* 
Ferren,  bie  in  politifc^en  9[naelegen^eiten  bort^in  gingen,  naA  Snglanb  gefanbt,  um  bem 
5lonige  in  ber  belannten  (E^efi^eibungsfac^e  unb  flber^upt  bei  ber  (Einführung  ber  9{e*  ^ 


230  S)mm# 

fomtation  oon  9lu^en  3u  fein.  Spin  ging  am  12. 3uni  1534  3u  6^fff  unb  lant  ^et 
als  [eine  Segletter  er[t  im  3<^nuar  1535  oiebet  na^  Homburg  jinrud,  na^bem  ber 
9{Qt  in  Hamburg  in  einem  befonberen  Sd^teiben  an  $einri(^  VIII.  um  feine  (Eni« 
laffung  g^eten,  ba  er  i^n  nic^t  me^r  entbe^en  lonne.  Uuäf  in  ber  golgejeit  finben  oir 

6  ^in  ^aufig  auger^alb  ^g^ntburgs  als  SIbaefanbten  ber  Stobt  in  firc^IicQen  ^imelegen* 
Reiten  ^otig;  fo  [(^on  im  3^1^  1^35  tpimr  in  £üneburg,  1537  in  S^maHaloen.  ido 
er  ffir  Hamburg  unterfd^rieb,  1546  in  Aopenbagen,  1547  in  9loftod,  1548  in  9RöIn, 
1551  in  fiflbed.  Dag  er  bei  ben  Ser^nblunoen,  wüife  in  Hamburg  felbft  ftatt* 
fanben,  roie  auf  bem  oid^ti^en  itonuent  am  15.  ^tpril  1535  in  6a(^n  btf  Sabamen« 

10  tierer,  einen  bebeutenben  Stnflug  ^atte,  oerfte^t  fic^  oon  felbft.  Sin  allen  ür^IiAen 
93eu)egungen  feiner  l^txt  na^m  er  Anteil  unb  nid^t  feiten  OHir  fein  SBort  bas  entf^ei* 
benbe.  Die  (gutac^ten,  oeld^e  er  babei  prioatim  ooer  infolge  eines  er^Uenen  Xuftraaes 
oerfagte,  finb  mit  9te^t  fe^  geadbtet  unb  ^aben  mäf  f^uit  Sßert;  unter  i^nen  finb 
befonbers  ju  nennen  bte  im  Suguft  1548  suerft  erfc^ienene,  oon  ^in  oerfagte  6d^: 

»  ,,S3eIentniffe  onb  (Erfieringe  (in  fpötem  Druden  fteqt  Hatt  beffen:  Sorflannge)  op  bat 
Interim  borA  ber  (Erbam  Stebe  £flbed,  ^amborA,  äinenbor^  k.  Supertntenbenten, 
^aftom  onb  ^rebigere  t^o  (E^riftlifer  onb  nSbiger  Snberrid^nge  gefteüef '  (ogl.  £ap^n« 
bergy  3^^  ®efc^i(^te  ber  Su^bruderlunft  in  Hamburg,  1840, 6.30) ;  femer  bas  (S^etben 
an  3ReIand[)t9on  unb  feine  Aoüegen  megen  ber  adiaphora  o.  3-  ^649,  bann  bie 

20  responsio  ....  ad  confessionem  Andreae  Osiandri  o.  3*  1552,  U)eU^  ledere 
^m  mit  3o^<^i^  Sßeftp^al  oerfaMe  unb  bie  oon  ben  9Rini^rien  in  Hamburg  unb 
£flnebiurg  unterfc^rieben  SKtrb :  biefe  brei  finb  abgebrudt  bei  Stop^orit  o.  a.  O.  im  Sin» 
Ehsng.  9Bir  lernen  aus  i^nen  Spin  als  einen  ebenfo  milben  als  grfinbltc^n  unb  gelehrten 
Xl^eologen  fennen.   Son  bem  ,,Sefenntnis  auf  bas  3nterim",  bas  f^n  1549  in  90A* 

S6  beutf^er  Iteertrcmung  erf^ien,  urteilte  aud^  SRelanAi^n,  bag  es  bas  befte  fei,  loas  in 
biefer  Sac^e  gef^rieben  morben;  unb  felbft  loenn  ^n  ni^  mit  9ReIanqtbon  fiborein« 
ftimmte,  oie  in  ber  Sew^teilung  ber  adiaphora,  ifyA  bas  i^  Sfreunbf^^  leinen 
(Eintrag,  ba  SRelan^t^on  &)ins  vlnfic^t  ebren  muMe  unb  fiA  bur^  feine  emfte,  ruhige 
SBeife  nic^t  oerle^t  ffi^Ien  lonnte.  (Sgl.  uRelan^ons  Sriefe  an  fipin  im  Gorp.  Re- 

80  formatoruin.) 

Unb  anb^ts  fyä  fid|  f[pin  oiu^  nidjt  in  bem  6tieite  geseigt,  bun^  ben  fein  «Rome 
am  belannteften  gen)orben  ift,  bem  über  bie  fi^re  00m  descensus  ad  inferos.  XIs 
fiettor  am  Dom  ^otte  %in  moc^entlic^  mebrfaq  lateinif^e  tl^ologifc^e  Sorlefuimen  ju 
^Iten,  oelc^e  oon  ben  ^rebigem  unb  anoeren  (gelehrten  bejud^t  ju  oerben  mtg^n; 

u  tn  bieten  Sorlefungen  na^m  ^in  eine  längere  3^it  bie  ^falmen  bun^,  pflegte  aber 
bei  ber  (Erflorung  auf  fol^e  gfrogen  Slfidfic^t  m  nel^men,  u)el(|e  gerabe  fonft  bie  (&e« 
milter  beQ)egten.  SBeil  nun  I  3.  1542  ber  mtHel  oon  ber  $öuenfa^,  fo  erjfflHt  er 
[elbft,  |o  gebeutet  oarb,  bag  ^ölle  fo  oiel  als  (grab  fei.  ^abe  er  fi^,  als  er  ber  9lei^ 
oer  ^falmen  nac^  an  oen  16.  ^falrn  lam,  auc^  auf  btefe  gftage  etnaelaffen  unb  na^ 

40  fiuti^ers  93organg  in  ber  (ErllSrung  ber  ^falmen  gejagt,  (E^riftus  fei  ffir  uns  5ur  $5ne 
geftiegen,  bag  er  uns  oon  ber  ^ilU  erlöje.  6c^on  bamals  ftellte  3<>^nn  (ßmxfius 
(ogl.  30)93  VIII,  368  f.  —  au(^  ju  bem  ^olgenben),  tpins  9la^oIger  im  ^aftotote 
ju  6t.  $etri,  %in  hierüber  jur  SRebe  unb  berief  fi^  caidf  feinex|etts  auf  £uJ^,  ber 
tn  einer  1533  m  Xorgau  ge^Itenen  ^rebigt  bie  ^bUenf ai^  (Ebrifti  als  ben  Zriumpl^ug 

tf  eines  Siegers  barfteüe.  Damals  fam  ber  Streit  aber  noc^  ntc^t  jum  Susbruc^;  (6ar» 
cäus  tourbe  1543  nac^  Spanbau  berufen,  oon  00  er  feboA  1546  oieber  als  $aftor  5U 
St.  3<^iobi  na^  Hamburg  jurfldfam.  3njnif(ben  ^e  3o^<nnt  gfreber,  ber  bomals 
als  $aftor  unb  fieftor  ferunborius  am  Dom  ^ins  nä$fter  Aollege  loar,  faft  gegen 
%ins  Sßillen,  mtnn  aud^  fc^IiegliA  unter  feiner  3uftimmung,  ben  Jlommentar  ^ins  jum 

<^  16.  ^falm  herausgegeben  (gfranifurt  1544),  fo  bag  %ins  9Infi^t  Aber  bie  ^oüenfo^ 
(E^rifti  nun  aügemein  befannt  tourbe.  9lid^t  lattae  nac^  (ßarcSus'  9{fi(RuTrft  brad^  ber 
Streit  nun  toieoer  aus  unb  mürbe  namentlich  öffentlich  unb  ^eftig,  als  Zilemann  Sp« 
pingf  unb  anbere  in  toettläufigen  Sc^rfften  unb  auj  ber  Aanjel  ^in  angriffen;  nun 
lonnte  auA  (Sarcäus  niAt  \qwtxatn.    I)ie  (Einjel^etten  bes  Aampfes^  um  beffen  Sei« 

M  legung  fi(^  aud^  bie  Obrigf eit  bemühen  mu^te,  finb  oenig  erqutddtc^ ;  fe  I&nger  er 
bauerte,  befto  erbitterter  toorb  er.  Son  oerfäiebenen  Seiten  toanbte  man  fic^  mä^nb 
bes  Streites  um  ein  (Sutac^ten  nac^  SBittenberg;  SDlelanAtl^on  lonnte  nur  ausfprd^n, 
ba^  es  über  biefes  fie^rftüd  no(^  nic^t  ju  einer  flbereinjttmmenben  9Infi^  \>tx  fie|rer 
gelommen  fei,  unb  jum  •grtieben  raten.    SBegen  ber  Unbotmägigleit  uno  ^eftioieit  ber 

^  ßegner  %ins  enbete  ber  Streit  in  Hamburg  äugerlic^  bamit,  bag  bie  (^rer  ber 


«tiiimd  Xrgentid  231 

leMeren,  Gorcäus,  (Eppingl  unb  ^adcott,  am  26.  Slpril  1551  i^rer  Slmter  entfe^t  tourben 
utib  bie  Stabt  meiben  mußten. 

9ür  ^mburg  tft  Spins  SBirffamleit  no^  oon  befonberer  Sebeutung  getoorben  burd^ 
bie  na^  i|in  benannte  Jtir^enorbnung,  toel^e  als  eine  nottDetü>i^  geiDorbene  (Ergän^ng 
ber  Siigen^enf^en  at^ufe^n  i[t;  er  erhielt  ju  i^rer  Slusorbettung  1539  oom  mte  5 
ben  9ufnag :  barfiber,  lote  loeit  |ie  (Sefefaesfroft  erbalten  l^t,  i|t  in  neuerer  3eit  geftritten 
iDorben,  hoof  lann  loo^l  niAt  jmeifelqaft  fein,  bag  |ie  bts  jum  3^^te  1603  in  Geltung 
mt.  Sie  i|t  in  einem  Stusjuge  bei  Stifter  ^ebnidt.  m^  für  Sergeborf  arbeitete 
llpin  L  3- 1^40  eine  ftir^enorbnung  aus  unb  t.  3*  15^2  fflr  Suste^ube  eine  5lir^en« 
unb  Si^ulorbnung ;  er[tere  i[t  aebruA  in  ber  3^it[d^nft  filr  ^ontb.  C5e[^.  I,  6.  589  ff.  lo 

äpin  ftarb  noic^  einer  reiben  Xptigfeit  am  13.  9Rai  1553  im  54.  fiebensfa^re. 
db  iDor  jiDeimal  oer^eirotet  getoe[en;  [eine  erfte  Stau  [tarb  1549.  Sluger  einem  Sope 
Srriebri^  ^interlieg  er  mehrere  unmflnbige  ftinber,  mo^rF^einlid^  nur  Xödbter.  Q5Iei^ 
noc^  feinem  Xobe  oerfertigte  ber  ^rebiger  3oad^i^  SRagoeburg,  um  Fein  vlnbenfen  ju 
e^n,  ein  CEpitap^ium  auf  Uftt,  b.  $.  ein  (gebiegt,  bas  in  beutf^en  dleimen  bie  t^eo^  15 
U^ifAen  Seroienfte  &)ins  befqreibt;  es  erfc^ien  fc^on  im  3^i  1^^3  ju  Hamburg  bei 
3oa(9im  fieme.  —  Über  Spins  Slac^Iommen  ogl.  Säur  in  ber  CncqUopabie  oon  (Erf^ 
unb  (Bruber,  I.  6ettion,  2.  Sb,  6.  59  in  ber  %nm.  (Sari  »evt^ea«. 

Sreit  f.  3^itred^nung. 

.  argentti».    SRit  biefem  SBorte  finb   oon  fiut^er  im   Sil.   bie  STusbrüde  ^tä?»  20 
nbdp?5  ^1>P^  ^^^^j  ^  ^2;.  axdvdaXov  unb  TtQdgxo/iifjia.    Der  «Brunbbegriff  ber 
^dbcaif^n  unb  grieqif^n  SBorte  ift  ber  eines  Obfeltes,  an  roel^em  {emanb  ftraud^It 
ober  biac^  tpelAes  {emanb  gefangen  mirb.    axdvdaXov  =  axavddXn&govt  bas  Stell« 
^ol}  in  ber  SfaÜe,  an  tpeld^em  bie  £od(pei|e  fi^t,  bas  00m  Xiere  berührt,  losprallt.  (Ent< 
^^nb  im  Deutfcben  ber  metap^orifAe  Slusbrud  Slnjto^ »   fo  im  eigentli^en  Sinne  25 
3  SKof.  19,  14:   „tu  follft  für  bie  »linben  leinen  Slnftoh  (^tc:m)  fefeen",  im  un* 
etgentu^n  915  14'  13 ;   1  Ao  8,  9.    Das   9Bort  Sraemts  lö[t  bie   URetap^er  auf, 
in  biefem  SBorte  9at  namli^   ara  bie  Sebeutung   f^le^t,  oeroerbt,   [0  fiut^er  (bet 
SBalA  XXII,  S.  1673):  »Srgemte  ift,  toenn  etiDas  gerebt  unb  getan  roirb,  baburd^ 
ber  9Ban  unb  9Reinung  oeroerbet  iDirb,  beibe  gegen  (Sott  unb  SRenfqen".  (Es  bejei^net  30 
alfo  ber  (Etomologie  nad^  ein  Obfelt,  b.  L  ^er{on  (3m  16, 23  im  gried^ifqen  Xext) .  Sinnesart 
ober  eine  ^anblung,  looburc^  eine  arge  b.  t.  fqle^te  (Sefinnung  ober  eine  Slnfi^t  beoirK 
ober  eine  oigr^nbene  offenbar  gemalt  wirb.    Die  ^ilige  S^rift  gebraust  auq  ba  ben 
Slusbrud  „&gemis",  loo  bie  Sejeugun^  ber  SBabr^eit  ober  ber  Selbftbarftellung  einer 
ibeakn  ißerfömic^Ieit  bie  fünbige  Oppofttion  excittert.  Den  3uben  lourbe  CE^riftus  „ein  35 
etein  bes  SInftoges  unb  ein  gfels  bes  &gemiffes''  (1  $t  2,  8;  &  2,  34 ;  »ö  9,  33; 
3o  8,  14);   unb  bie  ^rebigt  oon  bem  aefremigten  Qi^ftus  roirb  immer  ben   einen 
ein  wgemis,   ben  anberen  eine  X^or^eit  fein  (1  Ao  1,  23).    Die  (Srunbbebeutung, 
mie  fie  in  ber  (Etymologie  bes  SBortes  gegeben  ift.  bleibt  aüerbings  au^  ^ier  befteben. 
Das  wgemis  molAt  fie  ärger.    SIus  btefem  oerfqiebenen  Spra^ebrau^  eraiebt  fi^,  40 
baft  iDtr  ein  boppeues  llrgemis  ju  unterfd^eiben  boben ,  ein  genommenes  unb  ein  ge< 
geoenes.    Sei  bem  erfteren  brauqt  bas  drgembe  Subjelt  leine  fittli^e  S^ulb  ju  ]^aben 
(SRt  11,  6),  oielme^r  fonnte  es  S^ulb  inoobieren,  toenn  ber  G^lrift  aus  f^ioaAIi^ 
^^aratterlofer  Sfriebensliebe  bas  Ärgernis  bei  ben  Söfen  ju  oermeiben  fud^te;  aber  |te^ 
upa  ntdU  fittlt^e  Sos^eit,  fonbem  fittli^e  S^wa^beit  gegenüber,  fo  loürbe  allerbtngs  45 
bor  (Ebm  M  bes  SRanaels  an  S^onung  ber  Sqioaqien  J^ulbig  ma^en,  loenn  er 
feine  lüidftd^t  buauf  no^me,  ob  bie  Qäfwaiftn  an  feinem  äSer^Iten  &aemis  nehmen 
ISnnen.  3n  biefem  öinne  fcmt  (E^riftus  SRi  17,  27:  „auf  bag  aber  toir  fte  ni^t  oraem 
u.  f.  ID.'',  ogL  vJtt  18,  6.    $ier  mug  eben  f^on  oon  mgemis  geben  gerebet  tDeroen, 
unb  bies  inooloiert  ftets  fittli^e  S^ulb,  roeil  es  im  (Erfolg  ber  Sünbe  oorarbeitet.  Ss  60 
oenoirrt  bas  fittliAe  Seiou^tfein,  [ofem  in  bemfelben  über  bie  Sittli^Ieit  bes  wgemis 
C&ebenben,  ober  üoer  bie  Sittli^Iett  ber  $anblung,  ober  über  bie  Sti^ttgfeit  bes  eigenen 
fitüi^n  Urteils  StotVel  txmtü  loerben.  3nbem  jeber  foIAer  3ufton)^  ^on  einer  Xrü« 
buna  bes  Haren  ftttH^en .  Südes  begleitet  ift,  alfo  bie  ßutaffung  ber  Sünbe  erleichtert, 
aerotnnt  jebes  geaebene  Ärgernis  bie  Sebeutung  einer  beiou^ten  ober  unbeiouMen  93er«  55 
TO^ng.  S^on  bie  unmittelbare  Selbftbarftellung  bes  Sünbers  ift  bem  fittliq  leuf^en 
Singe  ein  Jlrgemis  unb  toirlt  oerfü^enb ,  er  mag  es  wollen  ober  ni^t.    Da^er  finben 
mit  im  btblifc^n  Spra^ebraud^  im  Segriff  bes  Slrgems,  Slrgernisgebens  juglei^  mit 


232  ivgcntt»  SSrbiB 

bas  Seileiten  jum  Stiou^eln,  jui  Qfittbe,  |et  es  babun^,  bag  man  unElegrfinbet  falfdic 
3In|ii^ten  beioiiff  (3ef  62,  14;  31»  IL  6;  17,27;  26,  31),  [ei  es  babiödi,  bag  man 
bie  falf^e  9lnftd|t  Mr(£rlau&t^it  geo>i|(ct  $anblungen  unb  Somit  bie  9fai^^cqrmuru|  ^' 
ieiffi^rt  (3)lt  18  6;  1  Äo  8.  13;    10,  32  u.  a.).    %n  Iti^  ift  biefe  9te6enb«fe^unfl 

G  nEqt  notibenbia  Damit  oetbunben ;  iDti  fpie^en  Don  gegebenem  9[nftog  unb  wgemis 
miA  ba,  Dojimn^  bie  ^onblung  nut  eine  gete^te  emHe  SRif|6inmng  fieoHn^enifen 
»iib.  Dofi  &gemis  in  biefei  enaeien  Sebeutung  offtcurt  foIfltK^  auA  nut  foUpe, 
mtl^f  bie  \M\d)e  SBeltorbnung  ^^en,  toobei  niAt  ausget(bto|fen  ift,  sog  Rc  t^' 
|ö<^lid)  etwas  für  eine  (^orberung  ber  nttlimen  3ßettotonung  ^Uen,  uxis  boiout  feinen 

10  älnbrud)  maä)tn  [ann ;  bae  i[t  j.  S.  ber  gfoH.  ttxnn  fie  an  einer  in  ßttli^  £rRi^if 
geübten,  al[o  erlaubten  ^anblutm  ^gemis  nepten,  meil  fie  niAt  oirf  »Hennen  &ö^ 
littli^et  ffirlenntnis  ftc^en,  meli^e  b«qu  gehört,  um  biele  afrei^a,  allo  bie  oBoubt^it 
bei  ^anblung,  ;;u  begreifen.  (£fi  gilt  ba^t  oft,  fi^ '^I^Pefftrihtbng  in  bcifluriibung 
leiner  [ittlidien  ^eif)eit  aufjuetlegen ,   um  nii^t  ben  St^nxKQen  aiaernis  ju  beieiten. 

«  3n  bie|ei  Seji^ung  oetiannt  ber  3l(>ofteI  oon  ben  ftorinttem.bafi  fie  (t(^  ««  ©enujje« 
bes  Opferf]ei[d)es  enthalten  follten,  um  ben  Sdinu^n  mn  w^entis  al  geben  1  flo 
8,  7—13;  10,  28,  unb  ttellt  er  benffirunbfo^  auf:  „i^  fyiSx  es  alles  aJwqt,  aber  es 
frommt  niiiit  alles"  1  Ro  6,  12 ;  10,  23,  32.  3n  ganj  fi^nlidict  9BctIe  begr&nbet  fii^ 
Die  9tü((fi(^,  bie  mir  bei  unfetem  ^anbeln  auf  bie  Ainbermelt  )u  nehmen  ^oben;  ni^t 

20  alles,  mos  mir  oor  (Enooc^fenen  t^un  bürfen,  bfiifen  mir  ou^  vor  Ainbent  t^un. 
Sßii  ^aJben  bo  S^oi^e,  |ittli(^  Unreife  doi  uns,  benen  man^es  mm  mgemis,  bos 
fftiH  ^ier  jur  Serffi^rung  unb  jui  Trübung  ^its  [tttlic^n  uiteib  gere^n  mürbe, 
mis  bie|en  Sinflug  auf  <taBa^\tnt  nii^  ausüben  mürbe.  $ier^  g^ren  ou^  bie 
^Ile,  mo  jemonb  mit  feiner  ganbluna  in  SBiberfpruA  tritt  ju  ber  allgemeinen  fitt> 

2iilt^en  SlnjAauung,  obgleidi  biefe  eine  jol^e  i[t,  bog  fie  ni^  borauf  flnpiti^  niaAen 
!ann,  mirili^  ffii  bie  n^t^e  gegolten  ju  nerben.  $i«  midi  bie  Slflofi^t  «if  bas  fitt< 
It^e  ®effi^[  einer  otogen  äRotorilät  moggebenb,  meli^  eine  ebenfo  grobe  3<>$I  oon 
Si^^tn  teptfilenttert.  Sin  Mnftler  fann  in  reinem  itunftent^ufiosmus  bie  Si^Sn^it 
bes  meiblic^tn  Jtörpers  in  purer  Siadt^it  jur  Xiotftellung  killen,  o^ine  bomit  ettöos 

90  Unjtttlii^es  ju  t^un;  ober  eine  anbete  Stnge  i(i,  ob  et  fein  Aunftmerl  auA  Offctttii^ 

ausft^en  borf,  meil  bos  [ittli^e  S<^amgefQ$I  ber  Sn^emein^it  baron  9In|to|t  ntmmL 

Itergemis  bereitet  (et)tliä|  aHts,  ows  oIs  eine  bSsmillige  Setletaung  ber  fittli^n 

äBeUorbnung  erfi^eint,  [ofem  es  bei  benen,  loel^e  bie  [ittlii^  SBeltoronung  ^^Iten, 

ni^t  blo^  geregte,  emfte  anigbilliguna  ermedt,  [onbem  immer  auä,  me^  ober  Denioei 

ae  betDufit,  Don  ber  Seforgnis  begleitet  i^,  bag  es,  menn  au^  ni<^  jm  |ie  felbft,  boi^  }üz 
onbete  Derffi|tetif(^  ober  bas  [ittli^e  Urteil  trübenb  toirlen  I5nne.  So  bereitet  jebe 
Sünbe  o^ne  Unterf^ieb  äigemib.  SIber  ni^t  in  gletd^er  SSeife.  3n  ben  S<!IIen,  too 
Sfi^ne,  b.  ^.  bie  entfpie^enbe  Strafe  eintritt,  mirb  bas  Sr^emis  bur^  bie  Seftrafuttg 
geiotfftnnagen  groben.    Tia^t  oetlangen  bie  iSeSrgetten  bte  Seftrafung,  unb  es  ent* 

ta  \itffi  ein  neues  mgemts ,  menn  bie  berufenen  9Iii$tei  leine  ober  nut  eine  oei^UntS' 
mägig  gelinge  Strafe  auferlegen;  man  [ie^  barin  eben  toieberum  einen  SRangel  an 
^o^forning  ber  fittiu^en  3BtItorbnung.  3)a^er  reben  loir  au4  im  befonbeten 
Don  Srgemis,  roenn  einer,  ber  burc^  feine  fiebensfteOung  befonbers  m^u  berufen  niäie, 
über  bie  9[ufred)äKiItung  ber  fittli^n  9BeItorbnung  ju  loa^en,  \i^  einen  groben  Set< 

46  ftojl  gegen  biefelbe  ju  [äulben  lommen  Ifigt ,  ober  menn  über^QUfPt  temanb  M  einer 
Sünbe  i^ulbig  maät,  oie  man  gerabe  i^m  am  meniaften  jutrouen  follte  mit  nfidfic^ 
ouf  [einen  Stanb,  Seruf,  Slltet,  (Sef(^Ied|t  u.  f.  m.  3!)ie  mit  bem  Slonje  bes  Stanbes, 
ber  3Ra^l,  bes  Stubmes  unb  bes  ^elftes  umtleibeten  Sünber  geben  ein  [i^mcreres 
&gemi5  als  bie  Sunbet  aus  bet  otogen  3Renge.    Unb  enblt^  muffen  tote  noc^  bes 

Go  Jtralles  gebeiden,  mo  eine  un[ttttii$e  ii)cA  [t^mlos  geübt  mirb ,  meil  [le  bfligerli^  nt^t 
ftrafbar  i[t:  ba  lonjentriett  [ii^  bas  fcgemis  botin,  bog  §ier  eine  SflJbne  oetgcbli^  ju 
erroorten  i|t.  m«h-  *»>«»«. 

aSriwe.  Epiphanius,  Panarion  Iiaerea.  75,  opp.  ed.  Slinbotf  3.  !@b,  Selpg.  1671, 
S.  354ff.:  e^r.  ffi.  3.  ©al^  ffinltnutf  einer  Bonflänbigen  ^iftotfe  bct  »e6«"ifnF  3-  '^  •  fi'iPJ- 
65  1166,  ©.  321  ff.;  Stittädij.  Sftr.  Äitc^enocf^idile ,  6  ZI.  Seipj.  1779,  ©.  235  ff.;  aRöUet, 
Sel)r6u(6  b«  girt^cngefcfticött,  i.  «b,  Sreiburg  1889,  ©.  305. 

Merius  mar  ein  Su^enMreunb  bes  (Euftat^ius,  nai^^erigen  fflif^ofs  oon  Se6a(te 
in  ^ontus,  unb  führte  m  (Semeinji^aft  mit  i^m  eine  ^eü  lang  ein  asteti[(^  £eben. 
9]a4  be[1en  (Erhebung  jur  btf^öfli^n  XBürbe  (365)  mürbe  et  jum  $resbi)tei  unb  S3or= 


Serittd  afrila  233 

[tei^t  eines  9Innen|bau[es  in  6eba|te  ernannt.  (Er  geriet  ober  iaVb  mit  (Eujtatbius  in 
Streit,  ob  aus  CEiferfud^t  aeoen  oen  ^ö^erjte^enben  gfreunb  mag  ba^ingeftellt  bleiben. 
£r  bel^ulbigte  i^n,  bag  er  M  nur  barum  beffimmerep  C5elb  ju  fammeln,  bag  er  mithin 
[einer  frfi^eren  asfetif^en  9lid^tung  oöllig  untreu  aeiDorben.  ^Differenjen  in  ben  9In< 
fixten  über  geroilfe  mä)i  umoi^ttge  fünfte  ber  Air AenoerfaffunQ  p  bes  (ßottesbienftes  5 
unb  bes  ^riftlii^en  fiebens  me^en  bas  (Jf^uer  bes  Streites  ^tf^en  beiben  ebemals 
befreunbeten  aRönnem.  Slörius  ftanb  flbrigens  in  [einer  Oppofttion  bur^aus  ni^t  oer« 
einjelt.  Denn  als  es  ba^in  lom,  bag  er,  ungeachtet  ber  (Ermahnung  bes  (Euftat^ius, 
bas  i^m  onoertraute  $aus  juSebafte  oerlieg(c.360),  f^Iugen  fi^  eine  SRenige  CE^riften 
beiberiei  (Se[^led^ts  m  iffm;  es  entftanb  fo  eine  eigene  Partei  ber  SlSnaner,  oie,  10 
oon  allen  Seiten  oeifolgt,  i^re  93erfammlungen  ^ufig  auf  freiem  Sr^be,  in  SBälbem 
unb  auf  Sergen  ^ielt,  bo^  balb  [purlos  oer[(^anb.  9lMus  ^ielt  bie  (Slei^^it  oon 
Sifd^of  unb  ^resbqter  feft;  mit  Berufung  auf  1  Ao  5,  7  erllärte  er  RA  gegen  bie  in 
jenen  (Segenben  ^errf^enoe  Beibehaltung  ber  ^affa^ma^heit  bei  bem  ^nbma^Ie.  Sr 
belam;rfte  ben  9Bert  ber  prbitte  ffir  bie  2:oten  unb  bie  fittlid^en  9Iusnm^fe .  bie  fi^  15 
boran  tnfi|)ften.  (Er  iDoIIte  au^  oon  ben  burd^  bie  Air^e  gebotenen  Soften  niqts  toijfen, 
ni^t  als  ob  er.  ber  Slslet,  bas  fjfaften  felbft  oenoorfen  ffitte;  er  erllörte  M  gegen  Jene 
megen  bes  {fibtl^^bte^tif^en  9Be[ens,  bas  babur^  beforbert  toerbe.  Des  %[grius  mA^ 
tung  uHtr  ber  in  ber  Air^e  benf^enben  m  |e^  entae^engefe^t ,  als  bag  fie  na^^Ittg 
batte  merben  lönnen.  (Epip^anius  ^ai  i$n  mof)l  fälf^Ii^  jum  Srianer  0eftenu)eIt  mb  20 
be^belt  i^n  au^  (onft  Je^r  parteiif^.  «frers^g  t  (**•  SKetper). 

tt^iofiifc^e  ^rc^e  [.  Slbeffinif^e  Air^e,  S.  83—89. 
Sfftmtat  f.  (E^ere^t. 

Äftü.     SRuinart,  Acta   marlyrum,  SSerona  1731,   6.  399 ff.;   AS  ^Tug.  II    @.  55 ff. 
Sicttbcrg,  Ä®  S)cutf(]^lQnb«l.»b  S.  144ff.;  Sricbrit^,  m  3)cutf(6lQnb8  l.»b  »ambcrg  1867  25 
6. 186  u.  ®.  427. 

Dag  eine  (E^riltin  92amens  Slfra  in  9Iugsburg  ben  ÜRSrtqrertob  erlitt,  ift  eine 
unanfe^uKtre  l^iftorifi^e  3:^atfa^e.  Sie  roirb  bur^  bie  Serfe  bes  SSenanttus  (Jfortu« 
notus  (vita  Martini  lY,  642  f.  S.  368 :  Per^s  ad  Augustam ,  quam  Yirdo 
et  Lica  fluentant.  HUc  ossa  sacrae  venerabere  martyris  Afrae,  unb  bur^  bas  su 
Sorlommen  i^res  9Iamens  in  ben  alteren  SRartQrologien  beioiefen.  Das  |og.  $iero« 
nqmianum  ^  3.  5.  Slug. :  elvi  augustana  sei  afri  (cod.  Eptern.)  ober:  In  ciuit 
agusta  pas  süi  afri  (cod.  Wissenb.);  5.  6.  Slug.:  passio  Sei  Afre  (cod. 
Bern.);  5.  7.  Slug.:  retia.  ciuitate  agusta.  Afre.  Uenerie  (cod.  Bem.)  ober 
civi  agujj  afrae  veneriae  (AS  Nov.  II,  S.  101  f.).  3rgenbu)elme  Sebenlen  gegen  36 
bie  SInnabme  eines  SRart^riums  in  Slugsburg  giebt  es  niä)t  Denn  bei  ber  Sebetdung, 
bie  Slugufta  9}inbelicorum  als  Stabt  ^atte,  oerfte^t  fi^  bas  frfi^seitige  (Einbringen  bes 
([^riftentums  oon  felbft. 

Dagegen  [inb  mit  o^ne  Aenntnis  fiber  bie  ^erfönliAIeit  ber  3Rärt9rerin  unb  bie 
näheren  Umftänbe  i^res  Xobes.  Dag  [ie  in  einer  $anbf(brift  bes  Senantius  virgo  ^eigt,  40 
ift  oufföUig.    SBürbe  9}enantius  fo  gef^rieben  ^cdben,  fo  UKhce  ausgef^loffen^  ba§  bie 
tlaifA^itn  ber  Acta  s.  Afrae  einen  ^iftorif^en  Aem  fyä>tn.    Denn  nacb  t^nen  mar 
bie  (E^priotin  Slfra  oon  i^rer  SRutter  bem  Senusbienfte  gemei^,  unb  lebte  fie  in  Slugs* 
bürg  oon  offentli^er  Unp^t.  Die  Sitten  ersetzten  meiter,  bag  fie  oon  einem  flfi^tigen 
Sif^of  9lamffus  belehrt,  in  ber  allgemeinen  SBc^lgung  aller  (E^riften  mutig  i^ren  (glauben  45 
belannte  unb  am  5.  m^uft  ben  Sreuertob  erlitt.  Sulein  ber  urffyrüngli^  Xext  bes  SBenantius 
lautete  ma^rf^einli^  nt.^t  virginis  fonbem  marhrris.   £s  ift  alfo  mogli^,  ba^  in  ben 
Slten  ein  Aem  e^ter  Überlieferung  enthalten  ift.  Slber  es  fe^tt  uns  febes  $ilfsmtttel,  um 
}u  lonftatieren ,  mie  meit  man  i^nen  Glauben  f^enlen  barf.    3^^  ift  \W^f  ^h  fi^ 
!ein  einheitliches  SBerl  finb,  fonbem  mit  9{uinart  unb  Stettterg  in  acta  conversionis  so 
unb  acta  passionis  jerleg^  merben  muffen  unb  bag  bie   le^teren  alter  finb.    Do^ 
fielen  auA  fie  ben  (Eremni|[en  offenbar  fo  feme,  bag  man  fie  fiur  alle  Sinse^eiten  nii^t 
als  gef^iqtli^e  Quelle  benü^en  lann.  ^anif. 

«frifa  f.  ÄgMten,  S.  215—220,  Slbeffinif^e  Air(^,   S.  83  —  89;  Aoptifc^ 
Airc^e  Slorbofrilantf^  Air^e;  3Riffionen,  |)roteftanttf^e;  ^ropaganba.  05 


234  agotiett 

9gll)iett.  Suiceri  Thes.  eccl.  ed.  III,  p.  23—28 ;  Sing^Qin,  Orig.  sive  Antiqn.  eccl.  veitit. 
GrischoviuB  VI,  504-524;  ^tefcj^er.  De  vet.  Christ,  (agapis,  Giessae  18^;  ^.  fl^i^, 
a)!c  ältcftcn  Oucttcn  bc8  Orient.  Älrd^enrcc^t«  (2U  VI,  4),  fe.  198—205.    Über  «Itct  unb 

terhtnft  ber  in  le^terer  ©c^rift  üerarbeiteten  Canones  Hippolyti  unb  ber  fog.  Sg^tifd^en 
_  ircftcnorbnung  (Aegyptiaca  ed.  Lagarde  p.  239—291,  über  bicÄgopen,  p.  258  ff.;  grie^ifc^ 
in  ©unfenS  Anal,  antenicll,  469  ff.,  bcutft^  XU  VI,  4, 104  ff.)  ift  nodft  nicftt  üöflige  Ätar^eit 
crjielt,  tjgl.  jule^t  3runfe,  ^iftor.  ga^rb.  1895,  @.  1  ff.  473  ff. 

Dos  SBori  äydatrj  btente  in  ber  alten  Atr^e,  auA  ber  lotetmf^en.  ]ur  Sejei^« 
nung  geioiffer  Set^ötigungen  ber  Sruberltebe  ober  ou^  ber  gefamten  ^rifilü^n  £iebes« 

10  t^atigfeit  (Tert.  ad  mart.  2 :  per  curam  ecclesiae  et  agapen  fratrum ;  Orig.  c. 
Cels.Iy  1  aus  beut  SRunbe  bes  (Segners:  trjv  xaXovjiihnjv  äyänrpf  Xqutcuivwv  noog 
AkXriXm)g  cf .  Julian,  fragm.  epist.  ed.  Hertlein,  p.  391),  tnsbefonbere  aber  geu)t)fer 
SRa^Ijetten  me^r  ober  mentger  gottesbienftU^en  Spalters.  6o  in  ber  fittterotur  ]uerft 
3ub  12,    oieüei^t  au^  2  $t  2,  13.     SBenn  Clemens  in   ausgeftnrod^ner  mOixi^i 

15  auf  bie  bei  einigen  Selten  oorgeloutmenen  SRigbrau^e  unb  auf  ^eibmkbe  Serkunt« 
bungen  aegen  jebe  Slmoenbun^  bes  SBories  auf  irgenb  welAe  unb  auA  auf  folc^  9Ra^l< 
Seiten,  oie  ein  Slusbrud  remer,  mitteil|amer  £iebe  feten,  proteftierte  (Paed.  II, 
§  4—7  cf.  Strom.  II,  §  10.  11 ;  VII,  §  98),  |o  blieb  bies  o^ne  (Önflufe  auf  ben 
nrc^Ii^en  Spra^ebrou^.    9lo$  Sluguftin   (e.  Faustum  XX,  20)   wie  ber  oon  i^m 

20  belampfte  9Rani^aer  gebrauAen  ben  Aunftousbrud,  unb  es  ^ngt  mit  bem  Serfall  ber 
3n[titution  julammen,  bag  ber  3nterpoIator  in  oonst.  ap.  U,  28  bos  in  feiner,  bem 
3. 3^^t^unberi  anae^öngen  Sorlage  oorgefunbene  äydnriv  (didasc.  syr.  ed.  Lagarde, 
p.  37  cf.  bie  fqrif^e  äTerfion  oon  3ub  12)  bur^  ^toc  öoxiiv  c&c  6  xvqioq  (bvö/Miae 


25 

nostra  de  nomine  rationem  sui  ostendit;  id  vocatur,  quod  dilectio  penes 
Graecos  (b.  i.  äyduitj).  Sie  bient  oor  allem  baju,  ben  Firmen  ber  (ßemetnbe  eine 
(Erquidunp  ju  bereiten,  im  übrigen  ber  (Erbauung.   (Sebet  eröffnet  unb  [^He^  bos  Sei« 

30  [ammenfetn.  3la^  Seenbigung  ber  SRa^^eit  unb  naäf  bem  Slnjfinben  ber  fii^ter  mirb 
oer  eine  ober  anbere  aufg^orbert,  aus  ber  Sibel  ob^  eigener  Srfinbuna  einen  $falm 
oonutragen.  Dag  bie[e  SRa^beiten  unter  fieitung  ber  ®eiftli^n  ftanben,  unb  bag 
biefen  unter  Serufung  auf  1  Xi  5,  17  eine  boppelte  Portion  oon  Speife  unb  Xranf 
|ugeteilt  n)urbe,  erfahren  mir  gelegentli^  de  jejun.  17  cf.  didasc.  syr.,  p.  37.  Die 

3ö  llgapen  n)urben  jur  3^^  ber  geioö^nli^en  ^auptmal^Ijeit  gehalten  unb  Sehnten  fi^ 
bis  nad^  Sintritt  ber  Dunlel^eit  aus.  Slugerbem  miffen  mir  nur  no^.  bag  im  (Sefic^tcf is 
Süertulltans  Das  Sahament  ber  (£u^ariftie  niät  mit  benfelben  oerbunben  war.  Dies  ergiebt 

!i^  no(b  nid^t  mit  Si^er^eit  aus  bem  Steigen  SiiertuIIians  oon  ber  (£u^adftie  an 
)iefer   Stelle,   moffl   aber   baraus,   bag   nad^  Tert.  corona  3  ein  Scniptunterf&ieb 

40  ptf^en  ber  Stiftung  3^|u  unb  ber  lirqli^en  gfeier  ber  (Eud^ariftie  bann  befielt ,  bag 
3e[us  bos  Soframent  jur  3^^  ^^b  bei  (Selegen^eit  einer  ^Jlal^Ijeit  eingefeM  fyd,  bie 
Air^e  bagegen  es  ni^t  fo,  fonbem  (unter  umftSnben)  fogar  oor  Zagesanorud^  feiert 
(etiam  antelucanis  coetibus).  hierunter  [inb  troft  bes  alten  ,,ante  lucem  con- 
venire"  (Plin.  ep.  96,  7  ad  Trajanum)  J^merlid^  oie  fonntaali^en  Srü^ottesbtenfte 

45  ju  oerfte^en,  fonbem,  mie  ber  [teigembe  msbrud  ju  forbem  J^eint,  augerorbentli^ 
nä^tlid^  (Sottesbienfte  ber  Serfolgungsjeiten  unb  oer  ^afc^iatlie  (ad  uxor.  II,  4; 
de  fwgSL  14  cf .  apol.  2 ;  Minuc.  Fei.  9,  5).  SIber  mäf  (wge|eben  oon  biefen  auger* 
orbentud^n  gf&nen  feierte  man  bie  (Eud^Jtie  regelmögia  oor  jeoer  anberen  äRo^Iseit, 
aljo  morgens,  nms  |i^  aud^  aus  bem  ergiebt,  was  XertuIIian  orat.  17  Ober  bie  $alb« 

aofarttoge  |agt,  unb  o^ne  Serbinbung  mit  einer  eigentli^en  SRa^Ijeit.  Die  Siegel,  bie 
mir  bei  Spprian  lefen  (Epist.  63,  16:  nos  autem  resurrectionem  domini  mane 
celebramus,  cf.  §15:  in  sacriflciis  matutinis^,  galt  [^on  ju  SÜertuUians  3^^^  ^^i 
nxts  bie  enbgfiltige  S^etbung  oon  (Eu^oriftie  unb  ^gape  anlangt,  für  groge  C&ebiete 
ber  jtir^e  fd^on  jur  3^it  3ufttns  (apol.  I,  65.  67).    Dies  beftötigen  auq  bie  ni^t 

55oieI  jüngeren  9Ipo|teIgef^i^ten  bes  Seurius  (Acta  Jo.  ed.  3^^t  P*  2^^*  C^»  ^<^t. 
Petri  ed.  flipfius ,  p.  46,  unb  bie  etnms  jüngeren  Act.  Thomae  ed.  Sonnet,  p.  22. 
35.  82).  Der  Serfud^  oon  Sigg  (The  Christ.  Platonists  of  Alexandria  1886, 
p.  102—104),  JU  beroeijen,  baß  in  Sllexanbrien  jur  3^^  bes  (Tlemens  Slgope  unb 
(Eu^ariftie  no^  nid^  gef (Rieben  maren,  befielt  aus  einer  Rtüt  feltfamer  9Ri|oerftönbx 

60  niffe.    %uäi  ber  (Srunbfa^ ,  bie  (Eu^ariftie  nü^tem  ju  empfangen ,  toelc^  lebe  Ser« 


^tCfiU  236 

Mnbung  berjelben  mit  einer  oorange^enben  SRa^^eit .  unb  insbefonbere  mit  ber  gegen 
9benb  ftottfinbenben  Sgope  ousfd^bg,  iDiib  inbirelt  unb  ganj  beiläufig  [^on  oon  Ztt' 
tullian  (ad  ux.  II,  5)  bejeugt.  ^uguftin  fanb  i^n  fo  al^emein  anerbinnt,  bag  er  ge« 
neigt  uxtr»   i^n   auf  eine  ber  1  Ao  11,  34    in  Slusfi^t  geftelUen  Slnorbnungen   be$ 


^oulus  ^urüd^ufiU^en  (Epist.  54,  8),  unb  CE^rqfoJtomus  uxtr  tro^  aller  grunbjap^en  5 
^ei^it  in  bergteic^en  I)ingen  [0  feft  Don  bem  Sluer  biefer  Siegel  überseugt,  bag  er 
äen   bobur^   als  (Exeget   ju   oer   unmogli^en  Slnji^t  fam,  jur  3^it  bes  ^aulus 
^abe  |i(^  in  jtorint^  an   bie  oorange^enbe  (Euc^ariftte  eine  gemö^nlt^  9Ra^l3eit  an- 
»loHen  (hom.  27  in  1  Cor.  Montf.  X,  240  cf.  epist.  125  vol.  III,  668).  SBenn 
ote  äqnobe  oon  $ippo  (a.  393),   beren  Se|^lfl|fe  in  ber  S^IS^S^i^  me^ac^  mieber«  10 
^olt  tourben  (Conc.  Carth.  III,  c.  29  Bnrns,  p.  127.  138.  167),    oon  ber  SRegel 
„ut  sacramenta  altaris  non  nisi  a  jejunis  hominibus  celebrentur''  ben  (ßrün« 
bomterstttg  ausnimmt,  fo  sollte  3Iugu[tin,  ber  an  biefen  Sef^lflffen  ni^t  unbeteiligt 
UHir  (Epist.  22),  biefe  Aonjeffion  ba^in  be[^ranlt  wiffen,  bag  jioar  am  (Srfinbonnerstag 
ebenfomo^l  na^mittags  als  morgens  bas  Scurament  gefeiert  werbe ,  erfteres  aber  nur  15 
für  fol^e,   bie  bis  ba^in  gefaftet  ^aben  (Epist.  54,  9).    Slber  au^   abgeje^n  oon  * 
biefer  oieueii^t  inbioibuellen  ibeutung  bes  Aanons  Rubelte  es  fii^  bei  bemfeKen  nur 
um  bie  gfrage,   ob  bie  Sinjelnen  nfid^tem  ober  na^  eingenommener  SRa^^eit  (post 
cibos)  lommunijieren  bfirfen,  unb   fetnesn)egs  um  gemeinbMe  SRabljeiten,  in  SSer* 
binbung  mit  loel^n  bas  Salrament  gefeiert  Sorben  loare.    ^ies  gut  au^  oon  ben  m 
&9ptem,  meU^e,  abmei^enb  oon  ber  altoemeinen  Sitte  ber  Airdbe,  au^  ber  alesan* 
brtmUen,  an  ben  Sabbot^en  erft  gegen  Slbenb  m^  bem  (Senug  aller  mdgli^n  Speifen 
bas  ^drament  feierten  (Socr.  h.  e.  Y,  22).    9Ius  b^  3^^  na^  3uftinus  Knnte 
als   ein  9left  ber  ehemaligen  Serbinbui^   ber   (Eud^riltie   mit   einer  oorange^nben 
SRo^ljeit  nur  etnxi  bies  betrautet  »erben ,  bag^  bie  Vertreter  ber  oon  (Ssffdan  be<  n 
iompften  Sitte,  bie  (£ud^ariftie  mit  SBaffer  o^ne  äBein  ju  feiern,  biefen  Sraud^  auf  bie 
am  Sinken  ftattHnbenbe  gemeinblid^  (Eu^ariftie  bef^änlt,  baneben  aber  eine  fnrioate 
Eu^ariftte  bei  ober  na^  oer  ^auptmdbljeit  gefeiert  ju  baben  fi^einen  (Cypr.  epist. 
63, 18),  unb  baft  eine  luben^riftliAe  Partei  Die  (Eui^ariftte  m  eine  9lrt  oon  {fibiteem 
palfomafil  angefd^loffen  ju  ffcmn  (d^eint  (Epiph.  haer.  30, 16).  3m  übrigen  entmioelten  so 
fu^  bie  Sgapen  im  3.  unb  4.  ^a^r^unbert  berart,  bag  Jie  immer  oöuiger  aus  bem 
3u[annneT^ng  mit  bem  (Semeinbegottesbienft  entfielen.    mM  man  bie  Angaben  ber 


brif^n  Dibaslalia  (c.  9,  p.  37)  unb  ber  fig9ptif^en  ÄO.  (8  47  —  53  ZU  VI, 
4,  104  ff.)  mit  ben  Sef^lüffen  oon  (Sangra  (can.  11)  unb  £aobicea  (can.  27.  28) 
pjammen,  |o  roar  im  Orient  bie  9}eran[taltung  ber  Slgapen  unb  bie  (Einlabung  einjelner,  » 
befonbons  ber  SBitmen  unb  fonftiger  Sbmer  }u  benfelben  eine  ber  (formen ,  in  voeläftn 
iDO^I^obenbe  (Semeinbeglieber  aRilbtbätigfeit  fibten.  Der  Sif^of  unb  anbere  Seiftlid^e  xouxitn 
mit  eingelaben  unb.  menn  fie  erf^tenen,  befonbers  gee^  unb  mit  ber  fienung  betraut. 
^6f  ber  Sg.  5i£).  foll  ber  93i[(^of  ober  in  be{fen  Vertretung  ein  ^resbqter  ober  Diaion 
bux^  Gebet,  Srotbre^n  unb  Danei^una  etnes  Sijfens  an  bie  (Safte  bas  SRobl  ein«  40 
leiten,  toop  febo^  u)egen  ber  äugeren  ^nlic^Ieit  mit  bem  Stitus  ber  SCbenbmalQlsfeier 
QusbtfiAid)  bemerlt  mirb,  bak  bies  ni^t  wk  „ber  fieib  bes  $erm"  eine  eimigimla^ 
fonbem  nur  eine  eHoyla  [et,  wel^e  n)egfallt,  n)enn  lein  (Seiftli^er  ber  Stgape  bei« 
Do^ni  (&enfoQ)enig  an  beftimmte  £)rtliqfeiten  als  an  beftimmte  3^iten  nrnren  biefe 
fitebesma^le  gebunben,  fanben  jebo^  ni^t  [elten  in  ben  jtir^en  [tatt  (%.  A£)  §  47 ;  4» 
in  Can.  Hipp.  §  164  ^t  ber  arabifi^e  uberfe^er  offenbar  irrtfimli^  aus  iv  xvgtaxd) 
efai  xvpiox^gema^t).  (Eben  bies  mürbe  ju  fiaobicea  oerboten  (c.28),  nm^renb  gleim* 
j^ttm  febe  Sbenbmo^lsfeier  in  ^rioatböufem  unterfaßt  mürbe  (c.  58).  Die  meltlid^e 
"^li^eit  bei  ben  Slgapen,  mel^e  i^nen  bie  Stbnetgung  ber  asfetif^en  (Euftat^ianer 
9f  roogegen  fie  ju  ®angra  (c.  11)  in  6^u^  genommen  mürben,  mürbe  au^  in  m 
iltf^  jbreifen  immer  me^r  als  unoerträgli^  mit  ber  SBfirbe  ber  gottesbienftlic^n 
(MMhibe  empfunben  unb  trug  mefentli^  baju  bei,  fie  aus  febem  9}erbanb  mtt  bem 
Aultus  ju  Ufen  unb  baburc^  bem  Untergang  entgegenjufü^ren.  60  au^  im  9Ibenb« 
lottb.  (Eine  grogartige  Semirtung  oon  Slrmen,  mie  fie  ber  rei^e  ^amma^ius  in  ber 
»afilöa  bes  Ißetrus  ju  SRom  oeranftaltete  (Paulin.  Nol.  ep.  XIII,  11—16),  mag  feiten  » 
oorgelommen  fein.  SBie  populär  jebo^  fol^e  Speifungen  in  ben  Air^en,  in  ben 
9Rärt9rerIapellen  unb  au<^  an  ben  (Sröbem  anberer  S^riften  in  Sfrila  maren,  ergiebt 
fi^  aus  bem  me^rfa^  mieber^olten  Sej^lug  oon  ^tppo  (Conc.  Carth.  III  c.  30 
Bruns  p.  127.  138.  167),  bap  (Seiftliqe  in  ben  Aachen  nur  bann  fpeifen  bfirfen, 
ivemi  bie  ^flxift  ber  (Saftfreunbj^aft  gegen  Dur^eifenbe  es  er^eif^t,  bag  aber  bas  m 


236  agotm 

93oII  naäf  SRogKAIett  oon  berortigen  C5aftma^Ien  abge^lten  loerben  foll;  femer  ous 
ben  S^tlberun^en  9luüu|ttn9  unb  aus  ber  großen  Se^utfamleit .  loomit  er  bie  Sbftellung 
ber  orgften  SRtgbr&uqe  beantragte  unb  unter  Siraoeis  auf  oen  Sorgmm  ber  meiften 
italifd^n  unb  faft  aller  anberen  Atrien  bie  oSHige  Sefeitigung  biefer  SOtt^Ijeiten  an^ 

öftreWe  (Epist.  22,  3—6;  c.  Faust.  XX,  21;  conf.  VI,  2).  (fojanbeße  fi^  um 
tiefgemurselte  alte  Sitten;  benn  f^on  ju  ZertuIIians  3^^  ^^  ^  Qlütf  iSfyäiof  am 
S^ooestag  ber  9Ingebörigen  ber  Firmen  ju  gebenlen  (cor.  3 ;  monog.lO;  exh.  cast.ll). 
Da  aber  f^on  ^  an  ben  9Jlart9rerfe|ten  unb  au(^  an  ben  2:obestagen  anberer  CE^riften 
au^  bie  Sui^onftie  gefeiert  mürbe  (Gypr.  epist.  1,  2;   12,  2;    39,  3;    const.  ap. 

10  VI,  30;  August,  c.  Faust.  XX^  21;  Conc.  Carth.  III  c.  28)  unb  au^  grofee 
SIgapen  in  otn  Air^en  gelegentlt^  bur^  (Jf^ier  ber  (Eu^ariRie  eingeleitet  mürben 
(Paulin.  epist.  XIII,  14),  |o  ergab  [iA  na^trfigli^  eine  gemijfe  SeAtnbung  jmilc^n 
S[gape  unb  (£u(^ftie  in  umgele^rter  Orbnung,  mie  fie  in  öltejten  3^tten  beftanben 
botte.    9In  biefe  merben  mir  aud^  erinnert,  menn  no^  in  jiemlim JtoSten  StHtn  eine 

u  9[gape  o^ne  (Eu^ariftie  gelegentli^  ein  xvqwlx6v  deutvov  ("Ag.  Jtu.  §  49^  ober  eine 

•  TiQooqyoQd  genannt  mirb  (Vita  Polyc.  per  Pionium  e.  26).  —  3Ba«  bie  in  bie  erfte 
$ölfte  oes  2.  3<t^r^unbert$  fallenbe  Xrennun^  ber  Slgapen  oon  ber  (Euc^ftie  oer« 
anlagt  ^,  ift  ni^t  iiberliefert  Sluf  einem  aRtgoerftanbnto  beruht  es,  mtnn  man  aus 
Plin.  ep.  96  ad  Traj.  ^erauslefen  mollte,  ba|  bie  (Elften  Sitroniens  unb  bie  gonje 

90  CE^rifteitbeit  infolge  bes  Serbots  ber  $etärien  eben  bamals  i^re  abenblid^n  SRa^Ijeiten 
eingettelu  unb  bie  (Eu^ari|tie  in  ben  9Rorgenbienft  oerlegt  ^obe;  benn  es  Rubelt  li^ 
bort  tebiglii^  um  geri^tlicpe  Slusfaaen  einjelner,  mel^e  jugeftanben,  e^mals  abritten 
gemefen  ju  fein,  unb  aus  biefer  (Erfo^rung  heraus  bie  $auptftfide  bes  ($ri[fli^n  ftultus 
beigeben,  meldte  aber  ju^Ieiä  oerfiqerten ,  feit  einiger  3^tt  fi^  oom  (E^riftentum  unb 

16  eben  bamit  oon  allen  d^nftli^en  jniltusalten  losgejagt  ju  ^aben,  ogL  3<^>  Sgnotius 
0.  Slnt,  6.  586  ge^en  bie  bamals  no(^  ^enf^enbe  mnabme.  6e^  moljrfAeinlic^  aber 
ift,  bag  bie  be^It^en  SnÜagen  auf  „l^neftelfd^  SRabljetten  utu>  £)bipooeXf$en  (Be* 
f^Ied^oerle^'  ber  ^auvtgrunb  gemefen  finb,  bie  (Euqariftie.  vi^üi^  allein  ein  un* 
oer&ugerli^es  Stfid  bes  itultus  mar,  aus  ber  oerbSAtigen  Serbtnbuna  mit  einer  abenb« 

so  li^en  SRa^Ijeit,  moran  alle  Sütersftufen  unb  (Sef^Iedpter  teilnobmen,  lossiüöfen,  |unb  bie 
le^tere  babur^  aus  bem  ekentli^en  jtultus  aussufqeiben.  SBenn  bie  Spologeten,  be* 
fonbers  beutliq  SJlinurius  gelii  (Oct.  30  einerfeits,  c.  31  anbererfeits,  cf .  c.  9,  4 — 6 ; 
28,  2)  unb  Zertuüian  (apol.  7—10  unb  39  anbererfeits),  jene  beiben  Snflagen  ge* 
fonbert  miberlegen,  fo  en^pri^t  bas  ber  Aultuseinri^tung  t^rer  ^t\i.    Die  fonftante 

35  93er!ettung  be&er  mHaaen  (Just.  ap.  I,  26;  II,  12;  dial.  10;  Athen,  leg.  3, 
31—36;  Min.  Fei.  unb  Tert.  1.  1.;  Epist.  Lugd.  Eus.  h.  e.  V,  1,  14  cf.  52; 
Iren,  fragm.  13  ed.  Harvey  11,  482;  Orig.  c.  Cels.  VI,  27)  fetjt  aber  bie  SJer« 
binbung  ber  (Eu^ariftie  mit  einer  abenbli^en  SRa^Ijeit  ooraus,  ftammt  alfo  aus  ber 
3eit  Dor  Trennung  ber  (Euc^ariftie  oon  ber  9lg(U)e,  mas  fi(^  baraus  ergiebt,  bag  bie 

40  müage  auf  (ßenuB  oon  SRenf^enfleif^  bereits  bei  ^linius  berüdfic^gt  mirb  (ad  su- 
mendum  cibum,  promiscuum  tarnen  et  innoxium),  bur^  Den  mir  anbererfeits 
erfahren,  ba|  in  bem  abenbli^en  Sonntagsgottesbienft  eine  mirlliAe  SRa^Ijeit  ftattfimb. 
Die  SBerbinoung  ber  (Eui^ariftie  mit  einer  mirüi^en  SRa^Ijeit  ergtebt  \\6)  au$  aus  ber 
mit  ^linius  etma  glei^jeitigen  Diba^e ;  benn,  mie  man  aud^  aber  bas  Ser^&Itnis  ber 

46  bort  fiberlieferten  euc^ariftifäen  (Sebete  (c.  9.  10)  ju  ben  begleitenben  juiltusbanb« 
lungen  beulen  mag,  jebenfaUs  bemeift  ber  bas  jmeite  (Sebet  einieitenbe  Slusbrud  (c.  10 
/i£rd  dk  rd  ijuTiXtja^vai),  bag  ju  bem  in  Stebe  fte^enben  9{itus  eine  fottigenbe  mcUfyh 
jeit  gd^örte.  3Bie  ^ier  hos  SBort  evxagiorla,  meines  oon  S^fttnus  on  (apol.  I,  66) 
als  nr^ltAer  Aunjtausbrud  für  bas  oon  (E^riftus  gefttftete  Sahament  bejeugt  ift,  eine 

Go  gemeinbliqe  SRa^Ijeit  menig)tens  mitbefagt,  meiere  mir  feit  SRitte  bes  2.  S^i^unberts 
überall  oom  Saframent  abgetrennt  finben,  fo  gebraust  Sgnotius,  bem  evxoQunla  als 
Sejei^nung  bes  Saframents  gelaufig  ift  (Philad.  4;  Smyrn.  7,  1;  8,  1),  baneben 
au^  äyojiri  unb  äyanäv  jur  Sejeid^nung  ber  deinen  $aiu)lung  (Smyrn.  7,  2 ;  8,  2 ; 
Rom.  7,  3,  ogL  3aj^n,  3gnatius  S.  346—351).    Daraus  ift  ju  lAliefeen,  baft  in  ben 

66  (Semeinben  oon  SIntioqien  bis  9{om,  mit  melden  3gnatius  es  ju  t^un  ^otte,  Sie  na^« 
mals  ausf^liegli^  fo  genannte  Slgape  mit  ber  (Eu^ariftie  no^  oerbunben  mar,  mie  bas 

gr  biefelbe  3^ii  ^lintus  in  Sejug  auf  Sit^qnien  unb  bie  Diba^e  ma^rf^einlüb  ffir 
lesanbrien  bejeugt.  Dasfelbe  mirb  ba^er  au^  für  Z^\>  12  (2  $t  2,  13)  an3une9men 
fein.    9lo(^  ^ö^er  hinauf  ffi^rt  uns  1  5to  11,  17—34.    3Bä^renb  ^aulus   bas    oon 
60  3^fu9  angeorbnete  (Effen  bes  einen   unter  alle  3Ritfeiemben  oerteilten  Srotes  unb 


aO<)iett  Xfloliei  I.  237 

Xrin!en  bes  ^tetffir  gemeinten  SBeines  (5tel^)  fo  fi^oif  toie  mögli^  oon  allem  gemeinen 
(l^en  unb  Xrimen  unterf^eibet  (1  Ao  10,  3 f.  16  f.;  11,  23—29),  bejeugt  er  ju* 
gki^,  bog  biefes  Sff^n  bes  Srotes  unb  Xrinfen  bes  Ael^s  bes  ^emt  in  jtorint^  an 
eine  bet  5bee  no^  gleiAfaüs  gemeinblt^e  SRo^Ijeit  fic^  an[(^Iog,  bei  n>el^er  es  do^ 
iam,  bag  ber  eine  juoiel  SBein  trani  unb  ber  anbete  ju  memg  m  e|[en  belam,  um  bdu^  5 
mu^ol^enbe  Sobament  in  feiner  Sigenait  ju  mürbigen.  Sei  aller  (o^rfe  b^  IbteUs 
über  btefen  Unfug,  unb  tro^  bes  Uiieils,  bag  ein  Cffen  nur  jur  Stillung  bes  Jüngers 
ni^i  in  bie  (ßemeinbeoerfommlung ,  [onbem  in  bie  ^riod^ufer  ge^re  (11,  22.  34), 
UKir  Paulus  bo^,  mie  11,  33  jeigt,  leinestoeos  geotnt,  jene  Serbinbung  bes  Saba* 
ments  mit  einer  toirlli^en  SRa^Ijeit  abAuf^affen..  Sie  9at  fortbeftanben  bis  in  bie  lo 
erften  3<^^nte  bes  2. 3Q|t^nberts  uno  btloet  bie  SBurjel  ber  oon  ba  ab  auseinander 
ge^nben  (Sef^id^te  \(moql  ber  (Eud^ariftie  als  ber  Slgape.  S|,  Sal«. 

Oaotietl^  $ap[t,  535—536.  3aff6I,6.113ff.;Lib.pontif.ed.Duche8De,l.»b,$arid 
1886,  @.  287  ff.  —  (5^r.  fö.  ^x.  SBalc^,  d^nttourf  einer  ooUftanbigen  ^iftorte  ber  römif c^n  köpfte, 
®öttingen  1758,  S.  121;  %.  Corner,  Unpart.  ^iftor.  ber  römifd^en  $äpfte,  überfe^t  oon  i& 
9{am6a(^  3.9b,  ^agbeburg  1753,  @.359;  Sangen,  ®efd^i(^te  ber  römifd^en  tirc^e  Don  £eo  I. 
bid  9HtoI.  I.,  S3onn  1885,  @.  324;  SRo^rbac^er,  Histoire  univeraelle  de  P^glise  catho- 
Uque,  5.  9b,  5.  Auflage,  $arid  1868,  @.  91  ff.;  (S^regoroütud,  ©efd^ic^te  ber  Stobt  9lom 
im  3R«.  1.  ©b,  Stuttgart  1859,  6. 341 ;  »leumont,  ©cf^ld^te  ber  @tabt  SRom,  2.  ©b,  ©erlin 
1867,  6.  47;  ^fele  Gondltengefd^it^te  2.  ©b,  2.  «ufl.,  greiburg  1875,  @.  763  ff.;  SRanfo,  20 
(Skf c^id^te  bed  oftgottf ^n  Sieic^d,  ©redlau  1824,  S.  185  ff. ;  ^al^n,  i^önige  ber  (Skrmanen, 
2.  «btL  IRünc^cn  1861,  S.  185  ff. 

Sgopet  I.  toar  ber  So^n  eines  römif^en  ^riefters  (Sorbianus,  ber  mä^renb  ber 
Unnifien  unter  Sqmma^us  erfd^Iagen  motbtn  war  (Lib.  pont.  vita  Symm..  S.261). 
SBo^l  auf  SBunf^  bes  £)|tgotefd5nigs  Z^eoba^b  oeftiea  er,  6  Xage  mäi  oem  Xobe  25 
3o^annes  U.  am  3.  3unt  535,  ben  Stiäl  $etri.    (Sle^  im  Seginn  feines  ^ontifi» 
hts  lieg  er  es  fic^  angelegen  fein,  bie  SDligftimmung,  toel^e  bur$  bas  oonSonifatiusII. 
fibet  ben  (Segenpopft  Dioscorus  oer^ngte  Slnat^ema   (530,  3^^  B80)  im  römifc^n 
illerus  beroorgerufen  war,  ju  befeitigen,  inbem  er  bas  im  Sw^to  ber  römifd^en  Smäft 
niebergefegte  Serbammungsurteil  in  (SegentDart  ber  gelamten   (Seiftlii^feit  oerbrannte.  so 
Seine  bimb  bie  SQUobe  ^u  jtartbago  535  (Mansi  8. 55b  S.  808)  §en)orgerufene  &* 
florung,  ban  febem  in  bie  latboltfffle  Airc^  fibertretenben  Jttrianer  bier  (Eintritt  in  ben 
^riefterftanS  reb.  bas  SBerbleioen  m  bemfelben  unterfagt  toerben  mfifTe  (3^ff^  ^^^)i 
yomk  bte  Serteibigung  biefer  9Jla^regel  in  einem  S^reiben  an  ben  Aatfer  5u|tinian  I. 
(3affä  894^,  laffen  uns  in  i^m  oen  eifrigen  Seiampfer  ber  ^eterobosie  abnen,  als  35 
mlqler  er  fic^  mo^renb  feines  Slufentbaltes  in  Aonftantina|)el  enoies.    Dorthin  fanbte 
i^n  jegen  (Enbe  gfebruar  536  ber  Oftgotenidnig  2!^oba^ab,  in  ber  Hoffnung,  bur^ 
bte  Sorftellungen  bes  ^opftes  ben  [$on  einmal  unter  ben  emiebriaenbften  ^ebitmungen 
edettelten,  bcinn  aber  toieber  lei^tfmnig  oerfc^rsten  Srrieben  nod^  in  ber  le|^n  Stunbe 
00m  jkifer  erlangen  ju  lönnen.     (Liberati  breviarium  21,   MSL  68,  B.  1038  f.;  40 
Marcellini  comit.  chron.  auct.  ju  535  f.,  MG  Auct.  ant.  XI,  S.  104  f. ;  Yictoris 
Tunnun.  chron.  5.  540,  S.  199 ,  Procop.  Bell.  Goth.  I,  4  ff.,   S.  21  ff^    Slgapet 
muj^  obvo^l  er  er|t  oor   einigen  3Ronaten  bem  Sij^of  (E&fanus  oon  mies  fea« 
lii^e  dntajtung  bes  Air^enguts,    elbft  jum  3^^  ^^  Slrmenoerforgung,  aufs  ftrengm 
unterfagt  ^atte  (3aff^  891)  jur  Seftreitung  ber  9{eifeloften  fogar  bie  heiligen  (Sefäße  45 
in  9lom  oerpfanben  (Cassiod.  Varia  XII,  20 ,  MO  Auct.  ant.  XII,  S.  376).    Som 
Raffer  mürbe  er  glanjenb  empfangen ;  aber  ben  S^^^  f^i^^  Senbung  errei^te  er  nii^L 
3uftinian  oenoeigerie  ben  gneben.    Die  Vermutung  entbehrt  ni^t  ber  äBcurf^einlicQ' 
btt,  bag  er  in  jtonftantinopel  me^r  gegen  als  für  bie  (Soten  t^ig  xxm.   X)enn  feine 
eigenen  Krd^i^en  ^Ibti^ten  mu^tt  er  jum  Siege  ju  fähren.  Sie  jielten  auf  ben  Stur;  50 
bes  !ßatriar(^n  Slnt^imus  oon  Aonftantinopel,  eines  geheimen  Slnbangers  bes  SRono* 
p^ittsmus.    Diefem  mar  es  bur(^  bie  Unterftfl^ung  ber  5tai[erin  l^eobora,  ber  rönle* 
oouen  Segfln[tigerin  ber  SRonopbqfiten,  gelungen,  ben  erjbif^fli^en  Stu^l  oon  Zrape« 
^nt,  aegen  bte  Seftimmungen  oer  (£anones,  mit  bem  ^atrian^enftubl  oon  Aonjtan« 
tinopel  3u  oertauf^en  (MarceU.  com.  ju  536,  S.  105).    Sei  feiner  ^ntunft  in  Aon«  56 
ftantinopel  oerfogte  %apet  bem  Slnt^imus  iebe  fki^lid^e  (Semejnf^aft  unb  ließ  fid^  auA 

^  i,  unb 


bSter  311  berfelben  nidjt  ^erbei,  obmobl  bie  Aaiferin  glänjenbe  9}erfpre^ungen  ma^te, 
oer  oon  ber  9le^tglaubigleit  feines  Patriarchen  fiberjeugte  ftaifer  mit  bem  (Esil  bro^te. 
Snbli^  gelang  es  SIgapet,  3uftinian  ju  überzeugen,  bag  Slnt^imus  i^n  odfiuf^t  bcme. 
£e|terer  mürbe  nun  genötigt,  ben  ^atriari^nftu^l  ]u  oerlaffen  unb  bem  URennas  $la^  ßo 


238  Slgotiet  L  »stMKt  U. 

ju  ma^en,  ber,  na^bem  er  ein  ber  römif^en  ^uffoffung  entfprec^nbes  Selenntnis 
überreizt,  auf  SBunjd^  bes  ftotfers  unb,  loie  es  f^etnt,  im  Sinoerftönbnts  mit  ^eroor« 
ragenben  orientdifi^en  Sifd^öfen  ber  ort^oboxen  Stiftung  am  13.  SRfirj  586  oom 
$ap[te  lonfecriert  lourbe  (Liberati  brev.  21,  6.  1038).  J3iefe  5U)nfefration  be9  3Ren« 
5  ms  bur^  einen  ^apft  preift  3lga))et  felb|t  in  einem  Sriefe  an  ben  Sifc^  ^etrus  oon 
3eru|alem  als  eine  befonbere,  bem  neuen  ^atriar^en  mieberfa^rene  göttlt^  C5nabe, 
bie  nur  ber  ju  oerglei^en,  burd^  bie  bie  erften  orientalifAen  Sif^öfe  gemflrbigt  lourben, 


lOQHtr  Die,  oaB  oer  um  Den  :Kut  letner  ^ec^tgiauDtgten  ängiuim  1  ,   „ 
Serbac^t,  als  ob  er  mit  feinem  monop^qfiti)^  gefinnten  $airuur(^n  in  einem  ge^imen 
Sinoerftanbnis  geoefen,  ju  begegnen,  bem  t[gapet  ein  ^laubensbelenntnis  fiberreid^e, 

n»el^es  biefer  in  einer  3^1^^  ^^  ^^^  ^^^]^  ^^^  ^^*  ^"'^  ^^^  ^^  Slusbrfiden  gut 
^ieg,  bie  beutli^  seigen,  mte  [e^r  fid^  ber  ^cM  feiner  errungenen  Xriump^  bemugt 
15  UHtr  (3(^^  398).  Salb  barauf  emonlte  er  in  Aonftantinopel  unb  oerfAieb  bafelbft  am 
22.  9$ril  536.    Seine  fiei^e  mürbe  mi^  9{om  gebrad^t  unb  in  61  $eter  beftattet. 

9«.  3ö>ffel  t  (««Alf). 

Sgofiet  n.,  $apft ,  946—955.    ^aff^  I,  @.  459  ff. ;  lib.  pontif.  ed.  Duchesne,  2.  »b, 
$ariö    1892;    ©attcrld^,   Pontüicum  Bomanorum   vitae,   1.  «b,   ßci^j.  1862,   @.  34  unb 
20  672.  Sgl.  bie  oben  @.237,  u  genannten  ^erfe;  ^öp!e  unb  Tümmler,  ftaifer  Otto  b.  &x., 
Sel^j.  1876. 

SIgapet  II.,  oon  (geburt  9tömer,  oerbanite  feine  (Erhebung  auf  ben  Stu^I  $etri 
(946,  10.  9Rai)  ma^rf^einlidb  ebenfo  mie  leine  95org&nger  jenem  SHberiA,  ber  [eit  932 
als  ^rinceps  unb  Senator  9tom  unb  bie  ^Spfte  be^rrf^te.    SIber  er  (meint  tflc^er 

25  als  fie  gemefen  ju  fein;  benn  unter  feiner  äJenoaltung  oerme^en  fic^  mteber  bie  93e« 
^ie^ungen  ber  Aurie  ju  ben  ausmortigen  Air^en.  Sei  feinem  9Imtsantritt  fanb  er  in 
ber  Jranjöf if^en  Aird^e  fe^r  f^mierige  Serbaltnilfe  oor ;  qier  Ifiät  im  3uni  940  C5raf 
$enbert  oon  Sermanbois  oen  (Erj^if^of  afrtolo  oon  9leims  jur  Wbanbtng  genötigt 
unb  feinen  So^n  $uao  auf  ben  erleoigten  Stu^I  eingefekt.    Da  nun  9rto&  an  bem 

30  franjbfif Aen  Abnig  fiubioig  bem  Überfeeif^en  einen  einrigen  Vertreter  feines  guten 
9{eqts,  Sr^iJ^of  $ugo  aber  bei  bem  $ei^og  $ugo  oon  fjfronrien,  feinem  D^im,  9lfid« 
balt  unb  ^ilfe  fanb,  fo  ^atte  ber  Streit  um  oie  9leimfer  SRetropoIitamofirbe  einen 
blutigen  jtam^  jmif^en  bem  framöjif^en  Aönige  unb  ben  C5roften  bes  9{ei6s  5ur 
gfolge.    3^  ^in^^  oorlöufigen  Sntfipetbung  lam  er  bur(^  ben  beutf^en  itönig  Dtto  I., 

35  ben  S^ager  fiubroigs,  ber  ibm  946  ju  $ilf e  30g,  Sleims  eroberte  unb  ^rtolb  surfid « 

g^rte  (5lo^e  unb  Dümmler  S.  105  unb  151  f.).  Diefe  Ser^tniffe  ßogen  junä^ft 
gapets  Slufmerlfamfeit  auf  fid^.  (Er  ergriff  für  Slrtolb  Partei  unb  gebot  bem  (E^ifi^of 
Kuotbert  oon  Irier,  ben  Vertriebenen  roieoereinjufe^en,  Sommer  946  (Flodo.  Hist. 
Rem.  ecd.  IV,  34,  MG  SS  XIII   S.  585).    3m  nfidbften  3a^re  jebo^  liefe  er  fid^ 

40  bur(^  ben  Sleimfer  jUeriler  Siegebolb,  ber  in  Stom  perfönlid^  etne  oon  il^m  unter« 
gefd^obene  (Eingabe  ber  Sif^ofe  oon  Seauoais,  Soiffons  unb  £aon  m  ®un[ten  $ugos 
oorgemiejeu  ^atte,  aufs  gröblt^fte  getöufi^t,  für  $ugo  geroinnen  uno  ju  etner,  ferner 
erften  Slnorbnung  oöllig  entgegengefe^en  (Ent[d^eibung  bemeoen  (Flodo.  lY,  34  f.). 
3ebod^  Slrtolb  toanbte  fi^  nun  mit  einer  Alagefqrift  an  ben  v^\^t  ^^^  ^  bemirtte, 

45  ba^  btefer  einem  fiegaten,  bem  Sif^of  SRarinus  oon  Somarso,  bie  9leimfer  Slngelegen« 
bett  auf  einer  neuen  Sqnobe  —  jioei  93erfammlungen  oon  beutfd^en  unb  franjofifdben 
Sif^öfen  5U  Serbun  947  unb  IDloujon  948  Ratten  ben  gftieben  in  ber  itir^e  mdbt 
mieber  bersuftellen  oermod^t  —  ju  unterfui^en  unb  ju  (Enbe  ju  führen  übertrug.  Dte 
neuberufene  Sqnobe  trat  tn  3ngelbeim  am  7.  3uni  948  jufammen  unb  entjd^ieb,   ob< 

uo  mobi  fie  Mi  nur  oon  beutfi^en  Sif^öfen  befugt  roar,  in  oiefer  Angelegenheit  ber  fran« 
55fi|Aen  KtrAe  ba^in,  bafe  Slrtolb  als  ber  re^tmägige  3n$aber  bes  erjbif^Sflu^n 
Stuhls  anjufe^en  unb  ber  (Einbringung  $ugo  mit  bem  Sann  ju  belegen  fei  (Flodo. 
1.  c;  Richer,  Hist.  II,  65  ff.,  S.92ff.;  MG  Constit.  Imp.  I,  S.8ff.,  9h.  5  ff.). 
Diefe  Sefd^lüffe  beftätigte  bann  Slgapet  II.  auf  einer  römifd^en  Snnobe  949  (Flodo. 

55  annal.  3.  949  MG  SS  III,  S.  399).  ^^  für  bie  beutf^en  SJer^filtniffe  ift  ber 
Sontifilat  biefes  ^apftes  nid^t  gana  umoiAtig.  9Im  2.  3anuar  948  beftfitigte  er  in 
etner  nur  interpoliert  er^Itenen  Urfunbe  (oon^  3641)  bie  Steinte  Hamburgs  auf  bas 
norbifc^  SRiffionsgebiet.  Sruno  oon  Aöln  oerlie^  er  bas  Pallium  (Ruotger  vita 
Brun.  26  f,,  S.  27  f. ;  ogl.  ep.  Mog.  18  bei  3aff^  Bibl.  rer.  Germ.  IH,  S.  849). 


agotiet  II.  fiiolpio»  239 

Sr  gene^mtjgte  bie  (Erct^tuna  bes  Crjbtstums  SRagbeburg  unb  bte  Organifatton  bes 
SRifffonsaebtetes  noA  ben  3(b|t^ten  Ottos  (ep.  Mog.  1.  c:  quo  sibi  placeat).  Witt 
bie  aU^nung  bet  Äd|erlrönuna  t.  3.952  (Annal.Flodo.j.b.3.  6.401)  jetd,  bog 
er  unter  SQbertAs  öerrf^oft  [tanb.  Diefer  gebot  in  9{om:  [elb[t  bie  Stefonn  bes  SDlon^« 
tums  no^  er  m  Jeine  $anb,  er  ernannte  Otto  oon  Cluni  ^m  m^imonbriten  ber  5 
romifd^n  Aldfter;  nur  bort,  wo  [eine  SRa^t  ni^t  ausreid^te,  loie  3.  S.  bei  berSBieber« 
Stellung  ber  Alofterju^  inS.^ouIju  Stom,  forberte  er  ben  ^opft  auf,  i^n  ju  unter« 
[tu^n,  im  aenannten  gfaUe  i^m  aus  (Börse  tü^tige  SRon^  für  6.  ^aul  ju  oerfAaffen. 
9itoiq  oor  Jetnem  Xobe  lourbe  bem  ^apfte  ein  STa^f olger  befteüt,  oenn  SIbertq  lieg 
954  bie  ®ro|en  Sloms  f^woren,  feinen  6o|n  Odaoian,  ben  (Erben  feiner  loeltliAen  10 
9Ra^,  na^  oem  Eintritt  SIgapets  auf  ben  ^tu^l^etri  ju  ergeben;  unb  als  nun  Sga« 
pet  tm  De).  955  ftarb,  muroe  in  ber  Xbat  Odaoian  als  S^^^nn  XII.  fein  Slacbfolger. 

Sgotiiod  monadjioi^.  2)ürftige  btogra|)^if(l^e  ^^otijen  bei  2:d^g,  NeotXXt^vtxij  ^iXo- 
loyia,  «t^cn  1868,  S.  313  ff.;  ZaßiQo^,  Nia'EXXds,  ^erauSgcgcben  Don  Kge/^og,  Ätl^cn  1872,  ^5 
6.  159  ff. ;  Kgifwg,  Neo*lXtjvi9<lj  ^doXoyia,  «tftcn  1854,  I,  @.  171  ff.  SBonft&nbigcr  ift  A- 
deatv,  '0  "A^ois.  Äonftantinopcl  1885,  @.  212  ff.  ©eine  ?Bcrfe  ebenfalls  bei  ben  angeg^enen 
8(briftfteIIem,  am  beften  ober  unb  btbltograp^ifc^  genau  hei  Leffrand,  Bibliographie  Hell^- 
niqiie,  ou  description  raisonn^  des  ouvrages  publik  par  des  Grecs  au  dix-septi^me 
si^le,  $arid  1894/95,  btei  Sänbe.  (SinigeS  aud^  bei  gabridud  unb  (Siave.  ^en  Streit  über  20 
bie  'AfMtQj(oXüfv  o€OTT)Qia  bed  H.  be^anbelt  mit  fiitteraturangaben  ®a^.  De  claustris  in 
monte  Atho  sitis,  biegen  1865. 

3^  befpreAe  juerft  bas  fieben  bes  Slgapios,   bann  feine  t^ologifd^  Stellung, 
enblü^  feine  S^riften. 

^opios,  m  3R5nd^p  mit  feinem  n>eltlid^en  Flamen  Ht^anafio  £anbo  (Sonebe  jum  25 
nagdieiaog ,  fiegranb  I,  6.  415)  ge^ei^en,  ftammte  aus  ftreta  CA/Luzgr,  oon,  I, 
Cap.  36;  Sorr.  }.  Ila&id)  unb  jiDar  dalla  cittä  di  Gandia  (ebenba).  &  loirb 
(Enbe  bes  16.  3<^^*  g^oren  fein,  n)enn  er  na^  Sd^g  fein  erftes  SBer!  bereits  1620 
f^rieb,  oon  bem  fiegranb  bie  erfte  Sluflage  aber  erft  in  bas  3<^  1644  fe^t  (I,  6. 452). 
(&  ftarb  jiDtfc^n  bem  3^^  l&Sl^  n)o  er  feine  KaXoxaiQivri  ^rausgab  (£egranb  II,  so 

5.  89)  unb  bem  8.  SRärj  1664,  wo  Suftronius  in  ber  Sorrebe  5um  Niog  nagd- 
deiüog  bereits  oon  i^m  als  einem  Serftorbenen  rebet  (fiegranb  11,  6.  185).  Sr 
führte  anfangs  ein  SBanberleben.  (Einige  3^^^  braute  er  ju  in  $$umi  unb  $iero« 
peteos  (auf  5treta  ober  am  Sufen  oon  9laupiia?)  unb  mar  bier  befreunbet  mit  bem 
iHnm^tn  SInbreas  jtaraoella  {'A/mgi.  oon,  II,  Gap.  6,  /''))  ber  fpäter,  nSmli^  35 
1644,  als  i^m  9.  fein  *ExX6yiov  loibmete,  TonorriQYftrjq  ber  ^a^ar^en  oon  Sdesan^ 
brien    unb  hüxQOJtog  ek  rd  tov  '&q6vov  /wvaarrjgia  auf  ftreta  n>ar  (fiegranb  I, 

6.  482).    (Sx  beHeibete,  ebenfalls  nocf  oor  1641,  jtoei  3^^^  1^9  ^^^  Stelle  eines 

Sehet&rs  bei  bem  »ixka/ajigdratog  air^ivcrig  ^Avögiag  6  KopvdQiog<^f  ber  JU  ben 
grolooenetianifi^n  gfctmilien  auf  ftreta  gehörte  {'A/Ltagr.  oon.  lll,  '&avßia  |^.  9. 40 
W^iäft  aber  aadj  oon  feinem  ?lufent^alt  auf  ben  Snfeln  »2Wv^oc,  "Avdgog,  2l(pvog, 
Siguta  xal  hega«  (SBorr.  5ur  KaXoxaigivrj),  3n  ber  goftenjett  1655  ©ar  er  auf 
ber  3nfel  Aytog  Evorgdriog  (ebenba).  X)auemben  9Iuf enthalt  n^m  er  erft  auf  bem 
Wfy>s  unb  jQxir  lebte  er  juerft  2  3^^^  in  ^^^  fiamra,  bann  als  Slslet,  mo^fAeinli^ 
in  ber  Sfiti  ber  $1.  Snna  (KaXoxatg.  S.  g  Sv)-  3^^  Verausgabe  feiner  »üi^er  be»  45 
fu^  er  Wufig  Senebig  (SSorr.  jum  *ExX6yiov.).  3u  feinem  unfteten  fieben  ftimmt 
011^  fein  (Qaralter,  er  lonnte  bas  ftrenge  fieben  in  bem  itoinobion  ber  fiamra  nic^t 
ectoigen,  er  nennt  fi^  JeM  ßavvyvoyfwg  {Kaiox.  S.  g  ^tj).  ?l.  itt  einer  ber  be» 
beutenbften  lird^Ii^en  Sol&f^rirtftener  bes  neueren  (Sriet^entums.    Td  noXvdgi^fia 

rm  'Aycuäov  ovyygdfifiaxa  hu  dvo  alövag  vTirig^av  rd  jjAvov  dvdvvoyofia  rcbv  so 
ir  rfj  dovXelq,  Ellii^vo)v  [i:d&ag],  9Bar  feine  Stlbung  auf  allen  (gebieten  mo^I  nur 
enqiuopäbifd^.  benn  oon  etnemStubium  auf  abenblönbifd^nSilbungsanftalten  oerlautet 
nichts,  fo  befag  9.  {ebenfalls  ein  großes  Spra^entalent,  er  lannte  altgrie^if^ ,  ita* 
ItenM  unb  loteinifd^  unb  bas  befähigte  i^n  namentli^  jum  Öber[e^en  ins  Solls« 
grie^Me,  morin  er  feine  fiebensaufgabe  Jab.  (Er  flirrtet,  falls  er  btefem  2:riebe  niAt  65 
ge^o^t,  oon  (Sott  als  ein  fauler  jlne^t  be^anbelt  ju  uierben  {'Auapr.  ocot.  Sorrebe). 
m^  tn  feinen  eigenen  3Ber!en  folgt  er  meiftens  älteren  6^rif^tellem.  Das  Solls« 
grie^Me  aber  ^b^bt  er  meifter^aft. 

Seine  t^eologifqe  9li^ng  ift^  mit  man  bama(^  enoarten  lann,  ort^obos.  SBenig* 

ftens  loin  er  ort^oboz  fein.    "Oti  diomg  elg  xijv   ägxrjv  trjg  ßlßXov  ngoebia,   iyw  60 


240  Hiopü» 

TiiOTfvco   xa&ax;   ögi^ei   f]  ^uivarolixi]    ^ExxXrfola    xwv  rqavKOiv   (bg  *Oa&6doSoc: 

(*Au.  ocüT.  III,  '&avfjia  d\  9}onebe  am  6^lug  o^nli^.)-  9^^  |i$  ^^^^  mftögiges 
in  leinen  Sfl^em  finbet,  foltten  es  ,,bie  fieqrer''  oerbe{fent.  Dem  Ra&oliiismm  ftdU 
9[.  bobei  freunbli^er  oegenilber  loie  bie  meiften  (ßrie^ien  bes  17.  3<4^unbert9.    (rr 

5  benu^  au^  römifd^e  Sü^ec  unb  dtiert  ni^t  allein  oUete  abenblönbifd^  SSter,  toie 
9Imbro|ius  unb  3lugu[tinus,  fonbem  au(^  ^etrus  Damianus,  einen  $apft  Sontfocius, 
Wbtttus  magnus  unb  anbete.  SIber  auq  ben  $rote|tanten  fte^t  er  ni^t  allpi  feinbli^ 
gegenfiber.  ä^  lenne  nur  eine  SteUe,  mo  er  gegen  beibe  polemifieri  (Sx  iooelt  an 
oer  fol^olif^en  (Et^if,  bag  |ie  aber  ben  Sugeren  (geboten  bie  (&efinnung  oemai^Iä]{ige, 

10  an  ber  lut^fi^en  ben  entgegengeje^ten  Regler  {"AfmQx,  oan.  II,  Cap.  d).  (Er  leloft 
bölt  fi^,  wie  gefagt,  ort^obos,  fo  tn  ber  Xnnitatsk^re  wie  in  ber  fie^re  oon  ber  Ser^ 
(b^nung ,  ido  er  leine  6ati$f(rftiünst^eorie  lenni  3n  ber  Slbenbmo^IsI^e  belennt 
er  fid^  jur  Zransfubftantiotion,  aber  in  ber  milben  ^omif  wie  [ie  bereits  im  15.  3^^^ 

^unbert  galt.  'O  ägrog,  önov  Tgcoyofiev  xad^  ixdan^v,  uezaiQbiezcu  xal  ylverai 
15  adgS,  xal  6  olvog  aJ/iia,  Ovro)  nahv  6  äjiXovg  ägrog  o<d  rfjg  rdgnog  xov  na- 
vaylov  xal  reXezagyMOv  Ttvevfiarog  yiveiai  aißia  xal  odof  ^gtatov  (^Afiaqt. 
ocox,  II,  Cap.  li),  Ibas  SBort  juexavakoaig  ^be  i*  ni^  gefiinben.  Sei  ber  8ufee 
unterfd^ibet  er  bereits  bie  brei  Steile  avrxgißtj,  ifoßjLoXoyrjoig  unb  Ixavonolrjöig.  Die 
ledere  i[t  ^mvrjoxeia,  IXesfjLoavvri  unb  ngooevxri  (^Afxagx,  owx,  II,  Cap.  ij).  Stter 
90  au^  hierin  l^ot  er  |^on  reätgläubige  Soraanger.  (Eine  ausgeführte  DogmatS  giebt  31. 
flber^upt  ni^t,  es  fte^t  alles  unter  pramf^em  (SeRdbtspunlt,  fo  au^  bte  jiemu^  aus« 
geprägte  (Esi^atologie  (^Ajuagx.  acox.  II,  Cap.  «rtf-;-  ^^  allgemeinen  folgt  er  ber 
m9ftagogi[(^n  Stu^tui^  in  ber  griet^if^en  Z^eologie,  bie  als  bie  legten  93er« 
treter  oor  i^m  ben  9ftIolaus  Aabafilas  unb  6pmeon   oon  X^efjaloni^  lennt    Die 


85  Srage  na^  ber  Ste^tgloubinleit  bes  91.  ift  ausfiurli^  oer^nbelt  tm  17.  3<4t^unbert 
2iDifAen  ben  Sotem  oon  Sort«9loqd^  bte  ben  %.  als  3^ugen  ffir  bie  3bentttat  ber 
römi|(^en  unb  grie^if^en  fie^re  in  Slnfpru^  nahmen,  unb  ben  reformierten  (Seiftli^n 
Sloube  UTÜ)  9l9mon.  3d^  oenoeije  auf:  La  perpätiiit^  de  la  foi  de  T^lise  cath. 
touchant  l'eueharistie,  Slusgaoe  oon  £au[anne  1781  ff.,  III,  6.  520,  531,  534; 

»  I,  ®.  375  ff.,  1080  ff.  unb  Aymon,  Monumens  authentiques  de  la  reügion  des 
Grecs,  ä  la  Haye  1708.  S.  475  ff. 

Die  f^nftftellerif^e  X^aleit  bes  91.  war  breifad^.    Sr  ^t  einige  SBerle  felbft 
oerfagt,  er  Qat  ältere  überfe||t,  fre^^  unoeränbert  herausgegeben. 

Sein  öaupüoer!  ift   bie  'AjLiagxcDXcbv  aayxi^gia,   juerjt  erf^ienen  1641.     Das 

36  93ibliograp^if(^e  bei  fiegranb.  Die  (Söttinger  Unioerfitätsbibliot^ef  beji^t  ein  (Esemplor 
oon  1671,  bas  meinige  ift  oon  1883.  Das  3BerI  würbe  au(^  ins  Srabif^e  überfe^ 
(La  pei^tuit^  etc.  lY,  6.  204).  (Es  foll  ein  toglii^es  9lnba^tsbu^  fein,  namentlid^ 
ffir  bas  9)011  (9}onebe).  (Es  jerföllt  in  jwei  le^r^ofte  unb  einen  ^iftorifd^en  XeiL 
$anbelt  es  fi^  bei  ber  owxrjgia  xcov  äuagxcokojv  juerft  barum,  bas  Sofe  ausjurotten, 

40  bann  bas  (Sute  einjupflanjen,  fo  will  91.  im  erften  Zeil  bas  Söfe  barftellen  unb  bie 
aRittel  feiner  »elämpfung  selgen,  im  jweiten  bie  «Bere^tigleit  unb  bie  SKittel,  biefe  ju 
erwerben.  Das  erfte  Sßuä)  jaj^It  barum  juerft  bie  Sfinben  auf  unb  mox  an  bem 
Schema  ber  lobfünben  unb  ä^nli^en  (Cap.  1—15).  Dann  tommt  bie  Darftellung 
ber  9Rittel  jur  Uberwinbung  berfelben.    (Es  gehört  boju  bas  £eiben,  bur^  bas  (&ott 

«  oon  ber  Sünbe  freima^en  will.  Damit  es  biefen  3n)e(f  eneii^t,  mufe  es  aber  redbt 
ertragen  werben  (Cap.  16—29).  (Ein  weiteres  SDlittel  ift  bie  aSeroi^tung  ber  SBett, 
JU  ber  bie  Capp.  30—38  anleiten.  (Es  finbet  fi^  man^es  reit  S^öne  in  biefem 
SCeil.  3.  93.  fte^t  bas  lejte  ftopitel  auf  einer  relatioen  §ö^e.  Der  jweite  leü  Des 
93ud9es  Rubelt  oon  ber  C&ere^tigleit  juerft,  nä^er  oon  ben  Xugenben,  bte  bie  (Ser^tig^ 

w  leit  ausmalen.  Die  lugenben  ergeben  ficb  na^  bem  breifac^en  S^ema  ber  ^i^ten 
geaen  (6ott,  ben  3läMen  unb  uns  felbfi  »ejeii^nenb  fiir  bie  oerlangte  «Befinnung  ift, 
oal  wir  gegen  CBott  ^oben  follen  xagdiav  vlov,  ngog  xov  TtXrjoiov  xagdtav  ariX{  ' 


xal  ngog  xov  Xoyov  oov   (gegen   bi^   felbft)  xagdiav   xgixov   QI,  Cap.  d).     Die 
SlöAftenliebe  lommt  ba^er  nic^t  über  bie  iker]/M)ovvrj  hinaus,  bie  pii^ten  gegen  uns 


M  \ini  äjwvixgwaig  xwv  7ia§d)v  xal  xvßegvtjoig  xov  acojuatog  (II,  Cap.  /).  Daneben 
läuft  jur  93eurteilung  ber  lugenben  ber  URafeftab  ber  3nnerli^feit  unb  äufeerlid^eit. 
Die  Inneren  lugenben  finb  bas  3iel,  bie  äufteren  bas  SDlittel  (Cap.  1—4).  Die 
aRittel  für  (Erwerbung  ber  (Bere^tigleit  finb  »uße  unb  (Senufe  ber  (Eu^oriftie  (Cap.  9 
bis  17)  unb  ftete  93etra^tung  ber  legten  Dinge.    Der  britte  leil  bes  9Ju^s  en^äU 

»  69  CErjo^lungen  oon  SBunbem  ber  SRutter  (Bottes.  gur  ben  aKarienfultus  immerhin  wtil^tig 


ao<)it0d  Xonito  241 

CRn  anberes  oon  ?l.  f^einbor  felbft  oerfofetes  SBcr!  ift  bie  'Odrjyia  XQi(ntav(7)v. 
fEbtiMBs  asletifc^eti  3n^lt$p  mir  unbelannt,  loie  aud^  fiegranb  (III,  6.  92).  Ob  91. 
eine  wolutbio  Des  ^I.  9Robeflos  gef^rieben,  iDie  i:d&ag  angiebt,  ift  mir  bei  bem 
Si^iDeigen  Ses  fiegranb  jmeifelbafL 

Unter  ben  IJ^rJe^ungen  oes  91.  ^t  befonbem  SSeifall  gefunben  bos  Kvgiaxo"  5 
dQÖßuov,  SibliogropQilqes  bei  fiegranb  (III,  6.  92).  3^  befi^e  bie  Slusgabe  oon 
1852.  Ss  ift  eine  Sammlung  ^oon  56  ^rebigten,  alfo  auf  bas  ganje  Atri^enfa^r  be« 
rei^net.  Die  ^rebigten  ftnb  Überarbeitungen  oon  älteren  SRuftem.  Slnge^ngt  finb 
11  fiomilien  bes  (ßregor  oon  lauromenien  eig  rä  lä  Ico&iva  evayyiXia^  ebenfalls 
in  uberfe^ung.  lo 

^ferner  pat  91.  bie  ^falmenauslegung  Z^eoborets  überfe^t.  9}gl.  fiegranb  I,  6.  438. 
III,  S.  7;  III,  S.  60. 

Seine  doutrt^fitigleit  im  Ütberfeten  ^t  31.  ben  $eiligenleaenben  juaemanbt.  öier« 
^er  g^ören  oer  naoadeioog,  ber  Niog  napddeioog,  has^Exlöyiov.  Diefe  breiäOerle 
entölten  uberfetoingen  aus  Sqmeon  IDletapQraftes.  Das  Sibliograp^if^e  bei  fiegranb.  15 
34  befi^e  bas  *f!xl6yiov  mäf  ber  Slusgabe  Don  1810.  Ss  ^at  als  9[n^nge  einiges 
aus  bem  AavaaXxdv  unb  einige  asietifqe  Xraltate.  Sin  Neov  ixXdyiov,  bas  üöSag 
anffi^,  beru^  auf  SenoeAsIung.  SBertooIIer  als  bie  uberje^ungen  aus  bem  3Reta« 
mca\ttn  ijt  bie  KaloxaiQivrj,  eine  Öberfe^ung  oon  Heiligenleben  aus  bem  Sommerbolb« 
jcmr.  ^ter  ift  man^es  SOfertooIIe.  bas  fonft  niAt  ^erausaegeben.  Das  Sibliograpqifd^e  so 
bet  fiegranb.  Die  Unioerfitotsbibliot^el  in  (Sottingen  befi^t  bie  Originalausgabe  oon 
1657. 

Son  ben  bur^  91.  unoeranbert  ^rausgegebenen  SBerlen  ift  bas  bebeutenbfte  ber 
BrixoQäg  oon  1643.  3^  befi^e  eine  9lusgabe  oon  1833.  (Es  entölt  ifivovg  unb 
evydg  auf  bie  Xrinitot  ju  liturgifd^em  (Sebrau^.  Ob  GrjxaQäg  eine  $erfon  gemefen,  25 
loie  meine  Ausgabe  annimmt,  bte  v^n  ju  einem  9[sleten  maAt,  ober  ob  eine  ooHstäm« 
li^e  (ßefialtung  eines  fird^Ii^n  9lusbruds  oorliegt,  mie  Du  CCange  (Oloss.  Inf.  graec. 
s.  Y.  oTixfjQiv)  oermuten  täM,  meift  i^  ni^t  Das  Sibliograp^ifi^e  bei  fiegranb. 
fiiturgifi^n  3veden  bient  auo;  bas  Seoroxägiov  bes  91.  oon  1633,  bas  na^  Sor« 
logen   00m  ^t^os  jufammengeftellt   i^.    Das  9l3|ere  bei  fiegranb  I,   6.  446 ;    II,  so 

e.  450.  wi^¥  mt^tx. 

Siat^tt*     AS  Fbr.  I,  @.  595  ff. 
as  bie  lateinifi^en  unb  bie  grie^iMen  9Rten  ber  b.  9lgatba  berieten,  ift  fo  aus 
Sogen  unb  Did^tungen  sufommengefe^t,  bog  es  unmögliiQ  ift,  oarous  einen  gef(^i(^« 
li^n  ilem  ^ousjtuf^älen.  35 

Die  XbotfSd^Iiäleit  i^res  9Rartqriums  mirb  {ebo^  oerbflrgt  burd^  bie  (Enoä^nung 
besfelben  bet  bem  romifd^en93if(^ofDamafus  (carmen  30MSL  13,  6.  403  f.),  in  bem 
Calendarium  Garthaginiense  bes  5.-6.  3a^^unberts  ((Egii,  S^t^riftli^e  Stubien, 
3firi4  1887,  S.  111)  unb  in  bem  foa.  SBlartoroIogium  ^ieron^mianum  (AS  Nov.  II, 
^.  17).  Daran  ju  jmeifeln,  bog  fie  m  CEatonta  am  5.  ^ruar  litt,  beKe^t  lein  9lnlaft.  40 
Dos  3a^  lägt  M  ni^t  beftimmen.  Die  SBere^ng  ber  \.  9lgat9a  ift  befonbers  m 
Sfibitolien  uno  Stjilien  ^eimif^.  9In  mehreren  Orten  Siziliens  wich  fie  als  6^u^< 
patronin  gegen  bie  9lusbrflAe  oes  Stna  oere^,  unb  nod)  mt  ftreiten  fi^  bie  Stäbte 
^abrmo  unb  (Eatonio  um  bie  (E^re,  i^e  (Seburtsftatte  ju  fein.  $aitif. 

tlgot^o,  ipopft,  678—681.     3aff6,  6.  238 ff.;  Liber pontific.  ed.  Ducheene,  l.©b,4B 
fJari«  1886,  S.  350;  ügl,  blc  @.  237,  U  genannten  ©erfe. 

9(gat^  mar  aus  Sijilien  gebürtig,  trüber  3JBn^  unb  mürbe  im  Z^ni  ober  3uli 
678  noA  peiein^olbmonatli^er  Sebtsoalanj  $apft.  dx  Jt  befonbers  belannt  burd^ 
ben  entjÄeibenben  9lnteil,  ben  er  an  ber  monot^etetifien  Streitiglett  na^m.  Darüber 
im  9(.  HRonotbeletismus.  9Iugerbem  ift  bemerfensmert ,  bog  er  erreichte,  bog  ^Qeobor  60 
oon  Kooenna  bie  9lb^ngigfeit  feiner  Äiri^e  oon  Äom  anerfonnte  (Lib.  pontif .,  S.  350, 
ogl.  AgneOus,  lib.  pont.  ecd.  Ravenn.  c.  124  MG  Scr.  rer.  Lang.,  S.  359  f.), 
utib  bog  er  auf  einer  Snnobe  ju  9tom  im  Oft.  679  bie  9Biebereinfe|ung  bes  oon 
Z^bor  oon  (Eonterburg  abgefegten  SBilfrib  oon  ^or!  onorbnete  (Speimann,  Concil.  I, 
S.158  unb  vitaWüfridi  29  bei  GaleHist.  Brit.  script.  XV,  S.65}.  Die  peluniären66 
Ser^Itnijfe  ber  fturie  J^einen  unter  i^m  menig  gflnftig  aemefen  ju  fein:  benn  ni^t 
mir  moAte  er  ben  Serfu^  bas  9lmt  bes  arcarius,  b.  t.  bes  Aaffiers  oer  rSmifd^en 
Ais^,  m  eigene  Senooltung  ju  nehmen,  fonbem  er  mugte  ou^  ben  ftoifer  ju  be* 

RcoI'ifnc^nopAkU  für  Tfftoto^U  unb  tth^.    3.  «.    i.  |g 


242  HiaÜfü  «gnellitd 

Itimtnen,  bog  bie  3^^Iung,  mel^e  für  bie  iton|irmatton  bes  Vapftes  ju  entrt^ten  mar, 
aufgehoben  tourbe.  Die  9lottDenbigfeü  ber  bnferlii^en  Settattgung  touibe  bcwei  Dor« 
bej^alten  (Lib.  pont.  6.  354  f.).  Slgat^o  fiorD  am  10.  3an.  681.  9In  btefem  Xaa 
feiert  bie  römif^e  Air^e  fein  (Sebö^tms,  bie  grie^if^e  am  20.e$ebniar(AS  Jan.l.So 
5  S.  622).  *«iii!. 

ügoitttttm  f.  SRauritius. 

9gbe,  69nobe  Don.    ^onfi  VIII  @  319;  Ck>ndL  QaD.  coli.  1.  fbb,  ¥and  1789, 
©.  161 ;  93rund,  Canones  apost.  et  conciL,  2.  5:ell,  ©crlin  1839,  @.  145  ff.  —  ^fcle,  ^on* 
ciliengefc^it^te,  2.»b,  2. «uff.,  grclb.  1875,  @. 649 ff.;  ?lnxoIb,  ©öfariu«  üon  «rclate,  2t\pi. 
10  1894,  ©.  224  ff. 

^gbe,  Slgot^e,  i|t  eine  griei^if^e,  oon  SRapia  aus  gegrünbete  Snfiebeluna  in  ber 
jtüftenebene  jiDif^en  ber  SRunbung  bier  iR^one  unb  ben  ^^renfien  (ftiepert,  £e^bu^ 
ber  alten  C&eoorap^ie,  Serlin  1878,  6.  510).  ftir^engefiqt&tlic^  beiantd  i|t  ber  un« 
bebeutenbe  Ort,  ber  fi^  rfii^mte,  bie  9leliquien  bes  Slpottels  Slnbreas  ju  befmen  (Greg. 

15  Tur.  In  glor.  mart.  78,  6.  540),  burd^  bie  am  11.  6eptember  506  bafetb^  obgel^h 
tene  Sqnobe  geioorben.  Diefelbe  trat  mit  (Erlaubnis  bes  SBeftgotenlönigs  manäf  II. 
5u[ammen  unb  toar  oon  35  ffibgallif^en  Sifd^öfen  befud^i  Den  Sorfi^  ^^  (U|ariu$ 
oon  9lrles.  Die  47  jlanones  ber  Sqnobe  treffen  Seftimmungen  Aber  manniafad^  Sh^oaen 
ber  Disjiplin,  ber  Sermaltung  bes  Air^enautes,  bes  gottesbienftli^en  fiebens,  enbiid^ 

20  toirb  auq  bie  für  Sfl^allien  niät  umoid^rae  3ubenfrage  berfl^  3n  erfterer  ^infid^t 
i[t  ^eroonu^eben  bas  Seftreben,  oen  Ctölibat  ber  ^riefter  bur^juffi^en  (can.1,9, 16), 
unb  bas  faft  argmo^nit^e  Ser^alten  bem  SRön^tum  gegenüber  (can.  19 :  Serfd^Ieierung 
ber  Sanctimonialen  erft  mit  40  3#^^n  i  27 :  ®rfinbung  neuer  Alöfter  nur  mit  bifc^of « 
li^er  (Erlaubnis;  28:  3ungfrauenllö[ter  bfirfen  ni^t  in  ber  915^  oon  9R3n$snoHem 

25fte9en;  38:  gegen  bas  Sinfieblerleben).  SBas  bas  Au^engut  anlangt,  [o  xxxa  bieübfii^t, 
bie  Unoeräugerli^Ieit  besjelben  fefhuftellen  (can.  7,  22,  26,  Xusna^mefSIk:  451)  unb 
m  oer^flten.  bag  bie  Aird^e  burd^  Sermengung  bes  firAIic^en  Seji^es  mit  bem  ^moi* 
be[i^  bes  Si[6ofs  ju  6(^aben  lomme  (can.  6,  33).  3n  S^ug  auf  bas  gottesbienft« 
lidpe  £eben  foUten  altlir^Ii^e  (Einrii^tungen,  mie  bie  ftrenge  Seoba^tuna  bes  Quabra* 

30  gefimal|a|tens  (c.l2).  bie  traditio  symboli  am  Aarfamstag  (c.  13),  Das  Jtommimijieren 
Der  £aten  an  SBet^na^ten,  £)[tem  unb  ^ngften  (c.  18)  feftge^alten,  bie  uberein« 
[timmung  ber  C5ottesbien[tform  Durd^geffl^rt  (c.  30)  unb  bie  ^uflö|ung  ber  Saro^ien 
in  Üeine  gottesbienftli^e  Cöemeinben  oerpfitet  toerben  (c.  21).  äßas  enblid^  oas  Ser« 
^Itnis  ju  ben  3uben  betrifft,  fo  bemerft  man  bie  aaä)  fonft  belannte  X^fad^e,  bajj 

36  es  im  fojialen  £eben  irgenb  me\ä)e  Spannung  ^iUen  (S^riften  unb  3uben  ni^t  gab, 
bag  bie  Air^e  aber  ben  Serle^r  mit  3^^^  mt|biuigte  unb  au^  ben  {iMc^n  J&n- 
oertiten  miMrauif^  gegeniUberftanb  (can.  34  u.  40).  Den  SefäMen  Don  9lgbe  liegen 
jum  Xeil  ältere  5lanones  ju  (Srunbe  unb  jiDar  ni^t  nur  gauifqle  (can.  1  blidt  auf 
conc.  Valent.  I  [a.  374]   can.  1  jurüd;  can.  37 — 42  =  Conc.  Venet.  [a.  465] 

40  can.  1,  5—7,  11—13,  16),  [onbem  au^  afrilanif^e  (can.  7  =  cod.  ecd.  Afric.  26, 
35runs  I  S.  164;  can.  35  ^  cod.  ecd.  Afr.  76  S.  174),  unb  fpanif^e  (can.  43  = 
conc.  Tolet.  I  [a.  398]  can.  2).  Öberbies  toirb  ber  iBrief  beis  romifc^en  Sifc^ofs 
Snnocenj  an  (Ea^iuperius  oon  2:oulou[e  (3^^^  293)  dtiert  (can.  9).  Sie  felbft  iDurben 
alsbalb  oon  anberen  Sqnoben  benäht:  bie  93e[^lü{{e  ber  erften  |ranfif^en  Sqnobe  ju 

^  Orleans  (511)  unb  ber  burgunbif^en  Sqnobe  ju  (Epaon  ^^51 7)  fmb  Don  ben  Aanones 
oon  ^gbe  abhängig.  9luA  mürben  [ie  frü^jeitig  in  lird^enrec^tli^e  Sammlungen  auf« 
genommen:  juerft  in  bie  fog.  $if{Ktna  (CoUectio  canon.  ecd.  Hisp.  ed.  Gonzalez^ 
uRabrib  1808  S.229),  bann  in  bie  Pseudoisidoriana  (ed.  $in[$ius  S.331):  fpoter 
^aben  Stegino  ([.  ben  3nbex  ber  Slusgabe  oon  SBojAersleben  S.  519),  ber  Serfalfer 

'"O  ber  coUectio  Anselmo  dedicata,  Suri^arb  oon  SBorms  u.  a.  fie  benfi^t;  (ßtatum 
na^m  einen  großen  S^eil  oon  i^nen  in  [ein  Detret  auf  (f.  ben  Sla^ioeis  m  ^efele). 

^iincf. 

Sgenbe  [.  Air^enagenbe. 

Kgneliud.     ausgaben :  ^iuratori,  Berum  ItaUc.  Script,  2.  S3b,  1.  !2:l,  SRailanb  1723, 

8.  1  ff.;  ^olber'(^gger   in  ben  MG  Scriptores  rerum  Langobardicaram,  ^annoDer  1878, 

ö5  ©.265  ff.;  MSL  106,  @.429.    XiraboSd^i,  Storia  lett.  Italiana,  ^loxtn%  1806,  3.«b,  l.«btl., 

6. 212 f.;  (gbert,  ©cfd^ld^tc  ber  filttcratur  bed  aJl«.,  2.  SBb,  ÜeiM.  1880,  S.  374 f.;   ^ott^ft, 

SBcgmcifcr,  2.  Slufl.,  1.  »b,  6.  26. 

SIgnellus,  ber  (Sef^i^tf^reiber  ber  Air^e  oon  9laoenna,  mürbe  bafelbft  hn  Einfang 


ügnettttd  Hgtted  243 

bes  9.  3<<^^utibert$  geboren.  (Sx  trat  frü^ jeitig  unter  ben  Älerus  ein,  rourbe  9Ibt  ber 
itlSfter  6t.  SRoriQ  ab  Slad^emos  unb  €t.  Sart|olomSu9  unb  Üßresb^ter  ber  (&emetnbe 
oon  Kooenna.  Seine  flberragenbe  93{D>una  rourbe  oon  feinen  ^mtsgenoffen  babur«^ 
anerftinnt,  bag  fie  t^n  aufforderten,  bie  Sef^t^te  bet  ^imif^n  $tirc^  3u  oerfaffen. 
Sr  begann  ben  über  pontificalis  ecdesiae  Ravennatis  oor  bent  Raffte  838  unb  r» 
oollenbete  fein  SBerl  mof  846.  T>as  3ct^t  feines  2:obe9  i[t  unbefannt.  Sein  (Se[^i(^^ 
loerl  entölt,  bem  Sorbilb  ber  rSmifdben  Stf^ofsgeF^i^te  folgenb,  bie  Siograp^ien  ber 
rooennotifi^en  Sif^dfe;  bie  Keibe  beginnt  mit  S^oütnaris,  bem  angebli^n  $etrus[^filer 
unb  erften  »ifd^of,  ber  als  aKftrtprer  am  23.  3uli  75  (ober  78)  gejtorben  fein  foll 
(f.  Sgnellus  c  1  S.  280  unb  ogl.  AS  3uli  V  S.  344  u.  Petr.  Chrysologus  sermo  lo 
128  BM  7.  Sb,  e.  947)  unb  beffen  SeböAtnis  bie  i.  X  549  gemeinte  Safilila  in 
(Elaffe  bei  Slooenna  (^gnellus  c.  77  6.  330)  lebenbig  er&alten  ^.  Sie  fd^Iie|t  mit 
(ßeorg,  beffen  Xob  toa^^Aeinli^  in  bas  3<4r  846  f&Ilt.  Semerlensmert  ift  an  oiefem 
SBert  ni^t  nur  bie  ftarl  ausgeprägte  lolalpatriotifi^e  Xenbenj,  fonbem  befonbers  bas 
groge  Sntereffe,  bas  Stgnellus  für  uRonumente,  Sauten  toie  anbere  Aunftioerie,  ^egte.  i5 
(Er  ift  einer  oer  erfien  (Sefd^i^tf^reiber,  ber  bie  SRonumente  in  größerem  SRaße  als 
gef^i^ic^e  Quellen  benfi^te.  Sd^riftli^e  Oufjeic^nunaen  ftanben  tqm  nur  [pdrlt^  jur 
Serffiaung.  Dagegen  oerbanlte  er  man^es  ber  munblid^en  äberlieferung,  tm  Slotfall 
^If  bie  iDO^Imouenbe  ^^ntafie  aus.  ^auif* 

Slgnei»,  bie  Ö eilige.  AS  Jan.  t.II  p.350— 363;  Slulnart,  Acta  Martyruin,  t.  III,  20 
8.  82 ff.;  ®regoromu8,  ©cfd^it^te  ber  ©labt  ^om  im  W«,  2.  »b,  Stuttgart  1859,  @.  137; 
5Rüna  bei  Shrau«  9iC  ber  (ftr.  «Itertümcr,  1.  ©b,  Sfreib.  1882,  @.  27;  ©tabicr  unb  ^elm, 
^ligenle^ton,  1.  93b,  ®.  78  ff. ;  ^ier  qu4  ein  ^er^eid^nid  ber  übrigen  ^eiligen  bed  ißamend 
Jtgned,  barunter  einige  oon  nid^t  geringer  SBebeutung,  mie  9(gned  be  SJ^onte  $oIitano,  f  1317 
unb  9lgned  a  gefu,  f  1633.  25 

3um(ßebä^is  ber  filmen  SIgnes  merben  in  ber  r9m.  Rhi^  ber  21.unb  ber28. 3anuar 
(jener  als  ifir  Zobestag,  biefer  als  ber  Xag  ibres  (Erfc^inens  bei  i^ren  (Eltern) ,  in  ber 
tnorgenlSnbifi^en  bagegen  ber  14.  unb  ber  21.  S^^nuar,  fomie  ber  5. 3uli  feftli^  begangen. 
X)a  bie  ätteften  Saugen  (bas  Calendarium  Rom.  Bucherii,  bas  Gal.  Afrioanum 
Mabillonii  unb  bas  altgotif^e  u.  morgenlänbifd^e  Missale)  in  ber  Seftimmung  bes  ao 
21. 3pn.  als  i^es  S^obestages  einig  fino,  fo  bat  SoIIanb  mit  3itä)i  ibre  äRdrtqreralten 
bei  biefem  Ztm  mitaeteilt.  $infi^tli(^  bes  Üobesfobres  [d^manlt  berfelbe  joif^en  einem 
3abre  Der  bioflet.  93erfoIgungs5eit  unb  irgenb  melqem  3^i^untt  bes  3.  3^^^-  allein 
Kutnart  ]eigt  mit  guten  (Srfinben,  bag  ^^nes  erft  nm^renb  ber  legten  $au^(^riften* 
oeifolgung,  alfo  etooa  im  3-  304,  jur  SRartprerin  getoorben  fein  lonne.  Derfelbe  be«  35 
^uptet  aud^  mit  oollem  9{ed^te  bie  Une^t^ett  ber  Dem  Slmbrofius  beigelegten  unb  hx 
ber  Zfyxt  auA  in  ben  alteren  Slusgaben  oon  beffen  SBerlen  (Eplst.  1.  lY,  nr.  34) 
ent^Uenen  mttn,  mie  fie  SoUanb  a.  a.  £).  mitgeteilt  ^at.  9lad^  oiefem  [albungsoollen 
unb  im  tounberffl^tigen  fiegenbenftile  bes  SRittelalters  abgejagten  Serii^te  roar  ^gnes, 
bie  Xo^ter  reimer  qriftlii^er  (Eltern  ju  9{om.  bereits  als  Atno  fo  ausgesei^net  fromm,  40 
bag  fie  bas  (ßelflbbe  etoiger  ileuf^beit  t^.  ^Is  nun  einft  ber  6obn  bes  Stabtprofelten 
Sqnül^onius  fie,  bie  laum  brei^e^njä^rige,  aus  ber  S^ule  na^  ^<^ufe  ae^en  Ja^  unb 
oon  £tebe  ju  i^r  entjfinbet  loarb,  mies  fie  alle  feine  eintrage  mit  ber  feierlimen  £r« 
flarung  5uriid,  Jte  fei  f Aon  einem  anberen  unb  ^ö^eren  oerlobt.  Ser^ebens  fud^te  anä) 
ber  Skäer  bes  liebetranten  3üngIingSj  fie  juerft  our^  Sitten  unb  gütlti^e  Sorftellungen,  45 
bamt  bur^  Drobungen  jur  9la^iebtgleit  ju  bemegen.  Sie  blieb  feft  unb  treu  in  ber 
Eingebung  an  iqren  ^immlif^en  Sröutigam,  au^  als  bie  fur^tbarfte  Prüfung  über  fie 
oer^&not  tourbe,  momtt  bie  Jteuf^beit  einer  ßungfrau  ^eimgefu^t  toeroen  lann.  SRan 
ffi^e  fk  auf  Sefe^I  bes  Stabt|n:afeften  in  ein  Su^I^aus,  naot  unb  aller  i^rer  Aleiber 
oeroubt,  bamii  fie  um  fo  fieser  jum  ^olU  geraten  mö^te.  Slllein  i^re  $aare  muffen  60 
plö§li$  3u  einer  foIAen  fiange  unb  Dt^tigfeit  ^eran,  ba^  fie  i^re  ganje  93lö^e  bamit 
bebten  lonnte;  au^  umgab  fie  ber  $err  bur(^  Vermittlung  eines  (Engels  mtt  einem 
^immlifAen  (Setoanbe  oon  fo  munberbarem  (Slanje,  bag  bie  Slugen  ber  etn)a  na^  i^r 
Sd^enoen  oollftänbig  gebtenbet  mürben.  ^Is  ber  Sobn  bes  ^rüfelten,  oon  rafenber 
fietbenj^aft  getrieben,  Fie  in  i^rer  3^11^  in  bem  Su^l^ufe  auffuc^en  unb  fi(^  aud^  bur^  55 
ben  fie  umgebenben  ^tmmlifäen  fii^tglanj  ni^t  jurüd^alten  laffen  mollte,  mürbe  er 
pU^Iic^  burd^  ^ö^ere  SRa^t  leblos  m  Soben  geftredt.  9Iuf  i^re  gfürbitte  enoedte  i^n 
jiDar  Sott  toieber  unb  ber  träfen  mürbe  bur^  ben  9Inblid  biefes  SBunbers  ganj 
gerfi^  unb  ju  i^en  (Sunften  geftimmt.    9niein  eine  6$ar  fanatifd^er  (Sö^en)nriefter 

16* 


244  agHed 

[^rte  nur  um  [o  lauter:  |te  fei  eine  S^uberin,  bie  bur^  i^re  ntagifc^n  Mnfte  ben 
Sünglin^  juerft  getötet  unb  bann  ins  fieben  jurüdgerufen  bobe.  Dem  ftfirmifAen  Xn« 
brigen  bie[er  mätenben  9lotte  na^aebenb,  fiberontiDortet  fie  S^mp^ronius  bem  6^iter« 
boufen.  m[ein  mie  oot^er  bie  SSerfiu^ungen  bes  ^uren^ufes  t^  niAts  anboben  lonnten, 

6  \o  tafteten  je^t  ou^  bie  flammen  bes  doljltoges  i^en  reinen  jungfrauli^en  fieib  nt^t 
an,  ia  i^r  inbrflnftiges  ®ebet  um  ben  ScQufi  (Sottes  loMte  fie  geiabeju  bis  auf  ben 
legten  j$unlen  aus.  3^^^^  ^^^  auf  Sefe$I  bes  ^r&felten  i^r  fimenblic^  $»aupt 
bur^  einen  S^toerfftrei^  oon  i^rem  9ladten  getrennt  Son  i^ren  (Eatm  auf  einem 
i^nen  juge^örigen  Sloer  an  ber  Via  Nomentana  (b.  ^.  ber  oon  ber  alten  Porta  Yimi- 

10  nalis  nacb  9lomentum  im  Sabinerlanbe  fä^renben  Stea^e)  begraben,  erfc^int  fie  ben« 
felben  einige  3^it  na^  i^em  S^obe  in  ^immlifc^er  jttar^ü  mit  einem  fiammlein  (agna, 
ogl.  unten)  auf  bem  Slrme,  oeranlaM  auA  ben  SRSrtqrertob  ibrer  SRilAfcbiDefter  Sme« 
rentiana,  bie  auf  i^rem  C&rabe  oon  einer  QAox  ungläubig^er  Setben  geftetn^  mirb,  unb 
oerurfai^t  balb  barauf  bie  munberbare  ^euung  oer  faiferlTi^n  $rii»ej|in  Aonftontia 

15  oon  einer  bösartigen  jiran^eit.  Des^Ib  lagt  ber  Aaifer  eine  fyrä^tme  Saftlila  m  i^rem 
C5ebä(^tnis  über  t^rer  (Srabftätte  erbauen,  wofelbft  itonftantia,  na^  SCblegun^  oes  (5t» 
Iflbbes  beftänbiger  3uttgfräulic^feit,  famt  anberen  C5Iei$gefinnten  oftmals  ju  t^rer  Ser« 
e^rung  fiq  eingefunben  ^aben  foU. 

6o  meit  bie  fiegenbe,  an  ber  febenfalls  bas  3Boifyct  bleibt,  ba^  eine  ftomme  S^ng* 
20  frau  eignes,  na^  tooblbeftanbener  Aeuf^^eits»  unb  (&Iaubens|)robe,  tn  ber  bioKetianif^n 
aSerfolgung  ent^t^tet  tourbe  unb  bag  man  biefelbe  bereits  fe^  frfi^jeitk  m  oerd^n 
unb  bur^  eine,  oieüei^t  f^on  unter  Aonftantin  bem  (grogen  ewaute  Sajuibi  an  ber 
Via  Nomentana  ju  oer^errlic^en  begann.  Sd^on  mehrere  lird^I.  Sc^rtftfteller  bes  aus« 
ge^enben  4.,  fomie  bes  5.  S^^^^tinberts  aebenlen  i^res  SRSrtqrertums,  3.  S.  Sif(|of 
25  X)ama[us  in  feinen  (Sebi^ten  uno  ^rubenttus  im  14.  ^qmnus  feines  Peristephanon ; 
besglet^en  Slmbrofius  in  mehreren  feiner  unbeftritten  e^ten  S^riften,  n»ie  de  Virg. 
1,  2;  de  ofüc.  I,  4;  in  Ps.  GIY  unb  ad  Virginem  lapsam  c.  3  IDO  Sgnes  bere& 
mit  3U)ei  anberen  $auf)tmuftem  ber  Aeuf^^it  unb  unoerfe^n  S^^iSf^I^^^  3^' 
fammengefteüt  erf^eint:  „Quid  fades  coram  Maria,  TeclaetAgne,  et  immaculato 
30  choro  puritatis,  etc.'^  (femer  Sluguftinus,  Serm.273  (am  Zage  i^res  Start^riums), 
Serm.  286  unb  Serm.  354  ad  Gontinentes;  ^ieron^mus,  Ep.  130  ad  Demetriad. 
c.  6  (,,Si  te  virorum  exempla  non  provocant,  hortetur  faciatque  securam 
beata  martyr  Agnes,  quae  et  aetatem  vicit  et  tyrannum,  et  titulum  castitatis 
martyrio  consecravif'  etc.);  Sulpirius  Seoer.,  Dial.  II,  6,  u.  a. 

85  Snie  biefe  älteften  !^txttn  beflinieren  übrigens  no^  Agnes,  (Senitb  Arnes  ober 
Agnae,  n\d)i  Agnetis,  mel^e  ^otm  erft  mittelalterli^en  Urfprungs  ifi  SBoraus  fi^ 
als  n)a^r|^einli^  ergiebt,  bag  ber  9lame  urfprüngli^  mit  bem  grieM^en  Syvn,  casta, 
ibentifd^  t[t;  benn  auf  a^a,  bas  (toeibli^e)  fiamm,  bfirfte  oerfelbe  woql  l^erli^ 
jurü^ufüQren  fein,  fo  behebt  au^  biefe  (Etymologie  f^on  frfi^jeitig  geworben  itt(Aug., 

40  Serm.  273  c.  6:    ,,yirgo,   quae  quod  vocabatur   erat.    Agnes  latine   agnam 
signifcat,  graece  castam.     Erat  quod  vocabatur,  merito  coronabatur**);   btM 
bod^  bie  ^eilige  in  ben  grie^.  SRenäen  lonftant  "Ayvrj.    Die  mittelalterlii^e  ftuit|L 
freilii^  ^at  beibe  92amenseruärungen  juglei^  feft^e^alten  unb  bes^Ib  eignes,  bie  9lt^ 
pröfentantin  iungfräuUAer  Unj^ulo  unb  jteuf^^ett,  faft  immer  als  oon  einem  £amme 

45  0egleitet,  abgebilbet.    URit  btefer  Sqmbolif  mag  es  jufammen^ngen,  bag  in  {euer 
Safilila  S.  Agnese,   bie  noi)  je^t  eine  ber  $auptlir^en  9{oms  ift  unb  einem  ber 
Äarbinalpriefter  feinen  Zitel  giebt,  anjS^rlidb  am  21.  S^nuar  jn^ei  fi&mmer  einoefa^net 
sterben,  aus  beren  äBoIIe  man  bie  00m  ^topfte  m  mei^enben  erjbif^öflic^n  Pallien 
(f.  b.  Sf.)  oerfertigt.  —  SBegen  bes  möglii^enoeife  bis  in  Äonftantins  b.  (fer.  3^0  ivaM' 

60  reic^enben  Sltters  ber  genannten  Safilila,  fomie  n)egen  bes  roo^I  no^  ^ö^eren  ber  i^ 
bena^barten,  na^  ber  ^eiligen  benannten  jtatalombe  ogl.  SlrmeÜini,  n  cimetero  di 
S.  Agnese,  9{oml880;  ^J.S^ut^e,  ^r^ol.  ber  alt^r.  Aunft  (SRfin^en  1895),  6.53. 
84.  140.  149. 

9teliquien  ber  ^eiligen  ^gnes  follen  Ji^  au^er  in  9tom  auA  5U  Utre^t  in  ben 
66  Slieberlanben,  fomie  5U  3Ranrefa  in  6panten  beftnben.  (Einer  bef.  zBere^ruitg  erfreut 
fiA  biefelbe  im  Orben  ber  Xrinitarier,  ber  fie  als  feine  ^auptpatronin  bletra$tet  unb 
alliä^rliA  am  28.  3anuar  bas  „jjeft  i^rer  (Erf^einung"  feiert;  benn  im  3.  1198  foll 
|ie  an  biefem  S^age  bem  ^apfte  Snnocenj  III.  toä^renb  ber  3Reffe  erf^ienen  fein  unb 
'in  jur  ^eftStigung  bes  genannten  Orbens  beu^ogen  ^aben.  S^dltt. 


Agnus  De!  245 

Agnus  Dei.  Qo  bejet^net  man  bie  aus  ben  äberbletbfeln  ber  Ofterierjen  in  9lom 
oeifertigien  £annnsbilber,  melAe  (Ebrifiunt  ooifiellen  follen,  na$  Coang.  3o  Ir  29,  unb 
oom  fkipfte  int  1.  unb  7.  3^  f^"^^^  9legierung  am  Dienstage  naq  Oftem  getoei^t 
unb  oon  t|m  ju  Sef^nlen  ffir  ^o^e  ipeifonen  benfi^  merben.  ^etjog  f- 

Agnus  Dei.    Sd^öberlein,  ©cj^al  bed  liturg.  @^or«  unb  (Sknteinbegefangd  I,  @.  398  ff.  5 
2.  «u4g.,  ©öttingcn  1880;  ^arntomflcrungen  üon  3.  öurmciftcr  1601,    3.  Dtdtx  1604, 
SR.  $rfttoriud  t  1621  unb  Steueren. 

Das  Agnus  Dei  ifl  ein  uraltes  liturgifAes  6täd  aus  ber  (Jfeier  ber  (Eu^ariftie, 
nad^  einigen  ^nbfArtften  im  Sdramentare  (pregors  bejfinbliA  na^  bem  93ater  Unfer 
unb  £ibm;  bie  auf  io  1»  29  gegrflnbeten  gottesbienftli^en  SBorte  lauten  oollftänbtg:  10 
Agnus  Dei,  qui  toUis  peocata  mundi,  miserere  nobis.  3laäf  allgemeiner  SInnabme 
|at  es  erft  btf  r3mif<^  Sifd^of  Seraius  I.  um  680  aufgenommen,  bamit  es  jur  3^it 
ber  eonfractio  dominici  corporis  oreimal  gebrauAt  n»erbe.  3n  ber  griec^ifc^en  Air^e 
ift  bie  Slennun^  bes  fiammes  (ßottes  bei  ber  feieru(^en  SReffe  unb  Opfer^nblung  alter 
Sebnnid^  (f.  bie  fiiturgie  bes  3ofo^us),  wenn  au^  ni^t  in  ber  ^o^^  ber  SInrufuna.  i:> 
Kffi^bem  Der  ^efter  ein  Stfld  bes  Srotes  in  ben  AelA  geworfen,  beginnen  bte 
folgenben  ausffi^Iii^n  9Rte  mit  ben  SBorten:  „6ie^,  bas  (ft  ®ottes  £amm,  ber  Qofya 
oes  Soiers,  ber  ba  trSgt  bie  Sflnbe  ber  3BeIt,  gef^Ia^tet  ffir  bas  fieben  unb  $eil  ber 
SBelf'  unb  ge^en  bann  in  ben  (Sefana  ber  Sänger  Aber  „S^medet  unb  febet,  vok 
freunbli^  ber  ^en  ift!"  Sis  mc  förmlt(|en  S^Ia^tung  bes  im  Srote  f^mbolif^  bar«  ao 
geRenten  fiammes  ^  fic^  in  ber  grie^ifd^en  Rvcäft  bas  Sred^n  bes  Srotes  heraus« 
gäilbet 

3n  SCnrufungsform  erfi^int  bas  SIgnus  an  einer  anberen  Stelle  bes  gftfl^^aupt« 
gottesbienfh»  unb^oar  inner^K  bes  an  bas  (Sloria  fpater  fi$  anf^Iiegenben  ^qmnus 
Laudamus  Te  (SBir  loben  bi^)  mit  ben  SBorten:  nAyve  ^eov,  8g  aTQ€ig^T^v2b 
ifiagtlav  xov  xöauov,  iXhjaov  fifmg**  welAen  $9mnus  (Sregor  in  lateinifd^er  Über« 
fqum  in  bie  abenbünbif^e  Aircbe  oerpflanjt  qat,  ber  aber  lange  ^t\i  unb  bis  in  bas 
12.  3<^unbert  nur  bem  Sif^of  unb  allein  m  Oftem  au^  ben  flbrigen  ^rieftem  5U 
fingen  erlaubt  nmr.  $ier  lautet  bas  Sgnus:  Domine  Flu  unigenite,  Jesu  Ghriste, 
Domine  Dens,  Agnus  Dei,  ^us  Patris,  qui  toUis  peccata  mundi,  miserere  30 
nobis;  qui  toUis  peccata  mundi,  suscipe  deprecationem  nostram.  —  SIIs  bas 
tniüanif^e  jlonjil  Sie  Darstellung  unb  SInbetung  CE^rifti  unter  bem  Silbe  bes  fiammes 
oeAieten  uioKte,  leistete  bie  romifi^  Air^e  entf^ieoenen  SBiberftanb,  unb  Sergius 
(687 — 701)  oerorbnete,  um  bie  mffaffung  C^rifti  als  eines  Opferlammes  aüaemein 
unb  iffentlic^  ju  bezeugen,  nunme^^erabe  eine  weitere  feierli^e  Stecitation  bes  ^nus  35 
biorc^  gemeinfqiaftlifflen  (Sefang  bes  ^efters  unb  bes  Soßes  an  ber  Stelle  ber  itom« 
munion,  alfo  innerhalb  bes  Canon  Missae.  Seit  767  unter  ^abrian  I.  bur^e  es 
iebod^  bei  oer  Aommunion  nur  no^  oom  (£^or  gefungen  werben.  9la^  tribentinif^er 
Orbnung  fpri^t  es  ber  ^riefter  oor  ber  Sumtio  breimal  inclinatus  Sacramento, 
junctis  manibus  et  ter  pectus  percuüens,  bas  britte  9RaI  mit  bem  %tAt\  dona4o 
nobis  pacem.  9lur  bei  ben  Xotenamtem  lautet  bie  Anrufung  nic^  „erbarme  bi(| 
unfec'^  fonbem  dona  eis  requiem  unb  bas  le^te  SRal  mit  Seife^ung  oon  sempi- 
temam.  Sei  feierli^en  Ämtern,  namentliA  (m  Sf^ften,  wirb  bas  ^gnus  glei^jettig 
bur^  ben  (Qor  in  lunftoollen  3Beifen  ausgemärt,  öfters  oon  fanften  (Jrßten  unb  jartem 
Saitenfpiel  begleitet,  mit  tief  beweaenber  SÖirtung,  morfiber  SRojarts  Urteil  oergli^en  45 
wei^n  mag.  Soraus  ge|t  bie  Aonfetration,  bas  gefungene  Sater  Un[er  mit  bem  C5ebet 
Libera  nos,  quaesumus  Domine,  ab  omnibus  malis,  praeteritis,  praesentibus 
et  fnturis.  Fax  Domini  sit  semper  vobiscum:  worauf  ein  Siieil^en  ber  lonfelrierten 
nnb  gebro^nen  ^oftie  (Smnbol  bes  jtreujestobes  bes  fiammes  (Bottes)  in  ben  Aeld^ 
geiDorfen  wirb,  mit  ben  SDBorten:  Haec  commixtio  et  consecratio  Corporis  et60 
Sanguinis  Domini  nostri  J.  C.  fiat  accipientibus  nobis  in  vitam  aeternam.  Amen. 
9bin  folgt  bas  breimalige  SIgnus.  9Iu^  bei  ber  Slusteilung  bes  Sabaments  fpri^t  ber 
^ßriefter  in  ber  SRitte  bes  Sutars  fte^enb  juoor:  Ecce  Agnus  Dei,  qui  tollit  peccata 
mundL  Domine  non  sum  dignus,  ut  intres  sub  tectum  meum.  Die  (Släubigen 
füllen  in  bem  Slugenblid,  wo  fie  bas  fiamm  (Sottes  leibliA  geniegen,  au^  baranas 
aebenkn,  bog  er  fOr  uns  gefreujigt,  geftorben  unb  begraben  ift.  grür  bie  Sinffl^rung 
oer  britten  Sutrufung  dona  nobis  pacem  giebt  man  na^  3nnocen3  III.  gewo^nliq 
an,  bag  biefelbe  wegen  bes  oielen  Unglfids  unb  3<^m^^  ber  5lir^e  unter  oem  Drua 
ber  9M  um  bas  3a^r  1000  bef^Ioffen  worben  fei.   SRe^  aßa^rf^einli^teit  bfirfte  bie 


246  A^inis  Dei  Slgotiork 

Slnno^me  ^6en,  bie  Snberung  ftebe  im  3ufammen^ng  mit  bem  alten  9titus,  ben 
(Jfnebenslu^  auf  bas  Agnus  Dei  folgen  3U  laffen,  loie  benn  au^  bie  |i4  an{<^Iie^nbe 
erfte  StoIIeUe  auf  (E^rijti  SBort  Sejug  nimmt  „ben  Sieben  loffe  i4  eu^,  meinen  ^neben 
oeBe  id^  eu^"  unb  ft^  als  eine  (rnoeiteruna  bes  lebten  Teiles  bes  ^nus  borfteUL 

5  9lur  bie  loteranenfif^e  Safilüa  in  9{om  betoal^rt  noA  bie  alte  breimalige  (jform  miserere 
nobis.  Die  breifa^e  SBieber^oIung  be$  Slgnus  felbft  binn  in  ber  itirqe  bes  breieinigen 
C^ottes  ni^t  befrembli(^  fein  unb  ^ot  i^re  Slnalogie  an  bem  breimaligen  A^rie  eleifon; 
I)uranbus  (t  1270)  ©ill  fie  in  feinem  Rationale  offioiorum  divinorum  4,  52  bamit 
erQären,  ba|  bie  Atr^e  im  (SebS^tnis  bei  unenblid^n  fieiben  unb  ber  (Bebulb   bes 

10  (£rIo[er$  oenounbert  unb  bes^Ib  mo^Ibeb&^tli^  breimal  finge.  @pielenbe  Serunftaltungen 
be$  3RitteIatters,  liebformige  Snoeiterungen  (24ropen):  qui  orimina  toilis,  aspera 
mollis,  agnus  honoris,  entfernte  bas  Xribentinum  toieber. 

3n  1^  Iut6erif(^n  Aird^e  toar  oon  Slnfang  an  bas  ^nus  allgemein  bei  ber 
Slbenbma^Is^nblung  gebräud^Ud^  unb  jiDar  enta>ä)er  in  ber  Üoerfe^una  oon  91.  Decius 

15  (1522  ober  1523)  „O  £amm  (Bottes,  unfAuIbig"  (f.  Sut^rs  beutfd^  SReffe  1526) 
ober  na^  ber  prajileren  gfonn  »»(E^fte,  bu  £amm  Gottes,  oer  bu  trägft".  aiOerbtngs 
mar  bie  Stelle  besjelben  naä  bem  SBegfall  ber  Srotbred^ung  eine  unfi^ere  unb  oer» 
fd^iebene  geiporben,  balb  mq  bem  SBater  Unfer,  bolb  oor  bemfelben,  aud^  im  äßed^fel 
oon  £ateinif4  ober  Deutfd^,  am  ^Mten  too^renb  ber  Aommunion  (Sbisteilung)  ab 

20  (£^or«  ober  (Semeinbegefang.  93gl  $^ng,  £iturg.  llrl.*93wj^  6.  120.  Die  Formula 
Missae  1523  oerlangt  tooprenb  ber  5tommunion  bes  $riefters  unb  bann  bes  SoQs: 
Interim  cantetur  agnus  dei.  Die  93ranbenb.«9lumb.  A£).  f^reibt :  n)^renb  ber  9bis« 
teilung  yjollen  bie  Sanier  fingen  agnus  dei  k."  SRarl  Sranbenb.  ASj.  1540 :  Jbo» 
agnus  dei  fol  au$  latinifc^  gefungen  merben".    Die  )«eugij(^  Slgenbe  ^  basfelbe 

25  Q&  beutf^n  (E^orge[ang  mtt  ettoas  oer&nbertem  Xearte  }u  Slnfang  b^  Slusteilung.  Der 
9{ationaIismus  befeittgte  ben  ber  (Semeinbe  oorjügli^  lieb  oetoorbenen  (&efana  teils 
ooHftönbig,  teils  mit  umoKinblung  oon  „£amm  Gottes"  in  „^o^n  Gottes",  n)eiT  {enes 
an  einen  und^riftli^en  leoitifd^en  0)^erbegriff  erinnere.  9Ran  faiu  bas  £ieb  oielfotc^ 
austoenbig,  als  es  in  rationaliftif&en  Gefotmbfld^  ^e^tte,  bis  bie  neuere  3^it  bie 

80  urfprünghcQe  jjform  toieber^er^efteut  fyxi,  Smifüalif^  ift  bas  SIgnus  in  oerf$iebenen 
äneffen  für  bie  Üage  unb  ^txUn  bes  Aird^enjo^res  oor^nben  als  dominioale,  feiiale, 
sunimum,  minus  summum  K.;  aud^  im  SSe^fel  oon  Gemeinbe*  unb  (E^rgefang. 

Sgobarb,  geft  840*  ©eine  $i^erle  ^eraudgeg.  t)on  $at)ir.  ^affon,  $aridl605;  beffer  oon 

86  8t.  ^lu^iud,  2  teile,  $Qrid  1666 ;  bie  leitete  9(u9gabe  ift  in  ber  BM  14.  »b.  ®.  233,  bei 

Gallandi,  Bibl.  patr.  13.  »b,  @.  403  unb  bei  MSL  104  wieber^olt;  MG  SS.  XV,  @.  274. 

—  Hißtoire  litt^raire  do  la  France,  4.  ©b  (1738),  ©.567 ff.;  mf)x,  ®ef(5i4te  ber  römiftl^cn 

Sitterotur   im  torolingiftfien  Seltolter.  Äorlgru^c  1840,  ©.  98  u.  383—393;  €6ert,  Qkf^. 

ber  fittt.  be«  9RittcIalterS,  2.  »b,  fi^j.  1880,  ©.  209 ff.;  S)ümmler  im  9W1,  ©b.  4,  6.  263; 

40  ^unbed^agen.  De  Agobardi  vita  et  scriptis,    biegen  1831 ;    ©lügel,   De  Agobardi  vita  et 

scriptis,  ^alle  1865;  Seift,  Stgobarb  Don  fil)on,  ©tenbal  1867;  (S^eoaUarb,  L'^glise  et  l'^tat 

en  France  au  IX.  si^le,  S^on  1869;    ^artd,  bie  polit.  tird^I.  ^irlfamhit  bed  (Er^b.  %gix 

barb,  IBierfen  1888 ;  !ßicolad,  Agobard  et  T^lise  France  (Revue  de  lluBtoire  des  religions, 

3.  ©b  1881,  6.  54 ff.;  diomx,  Agobard  de  Lyon,  ^ontauban  1891;  9teuter,  (^ef^id^te  ber 

45reagiöfen  «ufflärung  im  m.,  1.  S3b,  »crlin  1875,  @.  24 ff.;   ©imfon,  So^rbb.  bed  frönl. 

$Hei(^8  unter  ßubwig  b.  gr.,  l.»b,  S^j.  1874,  ©.  397 ff.;  ^aud,  Äir(^engef(^.  a)eutf(^Ianb#, 

2.  ©b,  fipj.  1890,  @.  453  ff.;    3Battenbüc^,  ^eutft^IanbS  ®e|c^i(^t8queaen,  1.  ©b,  6.  «ufl.. 

©erlin  4893,  @.  211;  ^ott^aft,  ©egtoeifer,  1.  ©b,  2.  «ufl.,  @.  26  f. 

SIgobarb  gebort  p  ben  au$gejeid^netften  3Rännem  bes  !aroIingif(^n  Sc^riftftellers 

&o  freifes.  Seine  ^erfunft  unb  3ugenb  ift  gänjlid^  ins  Dunfol  ge^fillt    SBir  mifien  nur, 

bafe  er  l  3.  792    nad^   fiqon  fam   (Annal.  Lugd.  MG  SS  I,   S.  110).    ixxxmSi 

f^eint  es,  bag  er  feine  Silbung  großenteils  feinem  Slmtsoorgönger  £eibrab  m  oerbanien 

^atte.    Diejer  ge^rte  5u  ben  f^ottgften  Gehilfen  ftarls  b.  (6x.  unb  ^at  fi^  berfi^mi 

gemadbt  teils  burd^  feine  Semü^ungen  für  ben  SBieberaufbau  ber  oerfaüenen  Air^n 

&5  unb  AIBfter  in  feiner  Diocefe,  teils  bur^  feine  6orge  für  bie  SBfirbe  utü)  ben  (Slanj 

bes  (Sottesbienfts ,  teils  burd^  ®rünbung   oon  Sibliot^efen  unb  Spulen  fflr  bie  (&« 

^ie^ung  tüchtiger  (Seiftli^er.    9IIs  er  im  Seginn  ber  9tegierung  fiubmigs  bes  ^.  fid^ 

m  bas  Alofter  5u  Soiffons  surfldjog  (Ado  ehr.  33  MG  SS  II,  320),  n)urbe  Sboborb, 

bis^r  fein  Qi^rbifd^of,  fein  Sla^folger  (Annal.  Lugd.  3.  816).    (Er  tourbe  alsoalb  fai 

60  bie   politifc^n  äBinen   oenoidelt.    Der  ®ebanfe   ber  Srbfolgeorbnung  oon  817   fyA 


XgoBarb  247 

iiKi^(^inIi$  feinen  Urfprung  in  ben  ür^IiAen  Aretjen.  V\b  fte  auf  Setriob  ber 
Amfenn  ^ubitl^  jtu  (Sunften  i^res  Sohnes  Aarl  untgeftogen  muibe,  geborte  Slgoborb  m 
ifyctn  eifngften  Serteibigem.  Cr  ^  biefe  Serfinberung  als  bie  Queue  aller  Unoro« 
nun^en  unb  3^^ttungen  im  Steige  betrautet  unb  foroerte  alle  auf,  roel^e  (Sott,  ben 
jl5ntg  unb  bos  9{et^  liebten,  b(^tn  ju  roirlen,  bag  bas  Unheil  grünbli^  unb  o^ne  5 
Sltttoeroie^en  obgeftellt  toerbe.  X)odi  ^at  er  bei  bent  Slufftanb  bes  ^dfyces  830  fi^ 
iDQ^tfdbeinlu^  nt>q  jurüdge^tten.  ^Dagegen  erf^eint  er  833  unter  ben  offenen  (&eg» 
nem  £itbiDigs ;  als  (Tregor  lY .  na^  gfranrrei^  fam,  begab  er  fi^  in  beffen  Umgebung  : 
er  billigte  bie  ^fe^ung  bes  Aaifers;  er  ae^örte  ju  ben  Sif^öfen,  meldte  il^m  ju  be« 
mfitigenber  Air^nbu^e  nötigten,  um  i^n  babur^  mr  ferneren  9{egierung  unfö^ia  ju  10 
ma^n.  !Die  grolge  oaoon  roar,  bog  er  835,  als  ^ubroig  loieber  bas  li£ergen)iAt  er* 
rong,  feines  Xmtes  entfe^t  toorb  (vita  Hlud.54  MG  SS  II  6.  640).  Später  fd^eint 
er  |t$  mit  bem  Aaifer  iDieber  ausgefö^  ^u  ^oben;  er  gelangte  loieber  in  ben  5Befi^ 
feines  Slmtes,  ftorb  ober  für}  oor  fiubiDtg  am  6.  3unt  840  (Annal.  Lugd.). 

3n  b^  larolingili^n  Silbungsgruppe  nimmt  Slgobarb  eine  oer  erften  Stellen  ein.  15 
Denn  er  blieb  niift  fte^n  bei  ber  übenoiegenb  nur  reprobujierenben  unb  lompilieren* 
ben  Z^Stirieit,  roelc^e  berfelben  eigen  omr,  fonbem  er  [^ritt  mit  freiem  unb  felbftftSn* 
bigem  ®eule  in  me^  als  einer  $infi$t  iiber  biefelbe  hinaus.    Das  UHtr  jum  Xeil 
bim^  bie  Sbt  feiner  Sd^riftftellerei  ermogli^t.    t>tnn  Sgoborb  f^rieb  ni^t  nur  als  ge« 
le^rter  S^^ologe,  fonbem  er  fc^rieb  jumeift  als  ^ublijift.    9lur  einige  feiner  SAriften  20 
^  t^ectogifd^ :   fo  ber  Subtoig  b.  3fr.  gemibmete  über  adv.  dogma  Felicis,  fobann 
Ute  Gqitift  geaen  bie  Silberoere^ng  unb  feine  aegen  ben  9lbt  gftebeais  oon  6t.  SRortin 
in  Zouis  gend^tete  ÜRetoIritil.    Semerlenstoert  ut,  bog  Hgoboro  in  Den  beiben  erfteren 
genau  ebenfo  reprobinierenb  unb  !ompiIierenb  oerfu^ ,  mit  irgenb  ein  anberer  X^eologe 
oer  itorolingerjeit.    Do^  aber  bobur^  bie  SCble^nung  oollstfimli^er  93orfteIIungen  nid^t  25 
ausgef^lofjen  mar,  ergiebt  bie  britte.   Sieben  onberen  Stagen  rotrb  ^ier  bie  ber  3n* 
^nrodtion  oerfi^;  Xgobarb  f(^iebt  feinem  (Segner  bie  Stuftet  unter,  ut  non  soliim 
sensum  praedicaüonis  et  modos  vel  argumenta  dictionum  Spiritus  s.  eis  in- 
spirsverit,  sed  etiam  ipsa  corporalia   verba  extrinsecus  in   ora  illorum    ipse 
formayerit  (c.  12  6. 177).    Cr  be^uptet  ni^t,  ba^  (Jrrebegis  rDirfli^  fo  lehrte;  aber  30 
mit  einer  gemijfen  grteube  ^rt  er  aus,  u)ie  abfurb  btefe  9Infi(^t  möre.    Dabei  aber  er« 
Hort  et  fic9  prtnjipten  trabit{onaIiftif(^ :   Neque  vos  neque  nos  de  hac  re  aliquid 
sentire  aut  dicere  debemus,  nisi  ea,  quae  orthodoxos  magistros  sensisse  aut 
dixisse  legimus  (0.  9  6.  174).    SlucQ  bie  S^rift  de  üdei  veritate  et  totius  boni 
institutione,  bie  ni^t  einen  t^eologif^en.  fonbem  einen  pra!tifAen  3^td  ^at,  jeigt,  35 
bag  Xgobarb  in  bogmatifäer  $tnfi(^t  auf  bem  rein  trabitionaliftiK^en  Stanbpuntte  ftanb. 

(freier  htwt^  er  ftq  in  feiner  politif^en  S^rtftftellerei.  3^  ^  ^^^  ^^^  f^<>n 
bie  S^rift  de  privilegio  et  iure  sacerdotii  rennen,  infofem  als  fie  ^roorgemfen 
iDUzbe  buri^  bas  unter  oem  iUerus  bes  fränlüAen  9{ei^  xDei^in  verbreitete  ®e^I, 
bag  feit  bem  Xobe  itarls  bie  bfiftige  $anb  fe^tte,  mtUat  bisher  bie  Atrc^e  gefd^irmt  40 
unb  9lef^t  unb  Setec^tigieit  oufred^ter^aüen  ^otte.  Die  Sufforbming,  ju  (Sott  ju  beten, 
ut  ipse  regat  regentes,  ipse  dirigat  dirigentes,  ut  possimus  pascere  ^egem  eius 
cum  disdplina  (c.  20  @.  144)  jeigt,  mo  Slgoborb  bie  Urfac^e  ber  Unfu^rbeit  fanb. 
Das  9ldäft  ergiebt  ber  Srief  an  ben  trafen  SRatfrib  de  iniustitia.  Sine  ber  [(^mieri^« 
ften  Sragen  regte  er  auf  ber  9{ei(^soerfammIung  3U  Slttigni  822  an:  er  foroerte  bte  45 
Keftmttion  ber  itird^engfiter;  biefe  gforbemng ,  erörterte  er  oon  neuem  in  ber  S^rift  de 
dispensaticme  ecclesiarum  rerum.  Die  änbemng  ber  (Ei^olgeorbnung  unb  bie  (Er* 
l^etang  gegen  ben  itaifer  fil^rte  mt  SIbfaffung  ber  flebilis  epistola  de  divisione  im- 
perii  Francorum  (0.  830),  in  ber  Slgooarb  £ubnigs  Serfa^ren  offen  unb  entf Rieben 
mi^iHigte,  ber  comparatio  utrius(j[ue  regiminis  ecolesiastici  et  politici  (0.  833),  60 
einer  ber  often  S^rtften,  in  benen  bte  (Jforbemng  ausaefpro^n  ift,  bog  ber  ilaifer  ben 
Crloffen  bes  $apftes  g^ord^e  (c.  2  f.,  6.  49  ff.),  uno  ber  jroei  gflugf^riften  für  bie 
SSfy^t  £ubnrigs  (0.  833),  bie  Salu5ius  als  ben  IIb.  apologeticus  pro  filiis  im- 
peratoris  adv.  patrem  ju  einem  Sud^e  vereinigt  ^at. 

Son  einer  onberen  Seite  jeigt  fi$  Slaoborb  m  feinen  gegen  ben  SSoIfsoberglouben  55 
gerid^eten  Sänften.  $ier^er  gehört  bos  {(^on  814  oerfajjte  Sßnä)  contra  insulsam 
vnlgi  opinionem  de  grandine  et  tonitruis,  bie  ben  ollaemein  oerbreiteten  3Ba^n 
belbitpft,  bog  ^ogel  unb  (Setoitter  burd^  !icaämmn  ^erbeigqfü^rt  merben  fönnten,  ober 
bun^  £eute  aus  einem  3cniberlanb  (Magonia)  bewirft  umrben.  (Er  ffi^  ben  Jtampf 
niil^  mit  p^fttalifd^n,  fonbem  mit  religtöfen  ®rfinben,  appelliert  ober  gelegentli^  ou^  go 


248  Hgibforb  %rda 

an  ben  gefunben  3Renf(^noerftttnb.  (Sleid^alls  gegen  obergloubige  SorfteUungen  ift 
ber  Srief  an  Sort^oIontSus  oon  Stoibonne  de  quorundam  inlusione  signorum  ge« 
rietet  Sbenfo  bef^fiftigte  t^n  bie  gfcage  mäf  bem  9{ed^te  bes  geri^ilic^n  3n)eäampf6. 
Cr  oemeinte  fte  bur^aus   (adv.  legem  Gundobaldi  et  impia  certamina  quae  per 

5  eum  geruntur,  unb  liber  contra  iudicium  Dei) ;  qu$  ^ier  beru^  (ein  urteil  ju* 
metft  auf  religi9fen  (Eno&gungen ;  bod^  fprid^t  er  mit  einem  gen)i|fen  9la^brud  ben  Qa^ 
aus,  bag  nuUa  auotoritas,  nulla  ratio  oredere  sinit,  quod  veritas  armis  mani- 
festari  egeat  (adv.  leg.  Ound.  10  6.  117),  unb  erAärt  er  fiA  als  primipiellen 
(Gegner  ber  in  ben  germanifdben  Steigen  berrf^enben  9lec^tsungIei^Mit  (ib.  4  S.lll). 

10  Sflifflt  iDeniger  als  fünf  S&riften  ^ot  Slgobarb  ber  für  bas  |&bud^e  ytamtxäf  ni^t  un« 
mistigen  3ubenfrage  geioibmet:  de  insolentia  Judaeorum,  de  iudaic.  supersti- 
tionibus,  de  bapt.  iudaic.  mancipiorum,  ep.  ad  Nibrid.  de  cavendo  convictu 
et  societate  Judaica,  ep.  ad  proceres  palatii  contra  praeceptum  impium  de 
bapt.  iudaic.  mancipiorum.    I)er  SInlag  ju  feinem  $eroortreten  lag  barin,  bag  bie 

15  Xaufe  ^eibnifi^er  SHaoen  im  Sefii^e  oon  3uben  nur  erlaubt  nmr,  n)enn  fie  mit  3u» 
[timmung  bes  $erm  gef^o^.  Slgooarb  biett  fid^  babur^  ni(^t  fflr  aebunben  unb  for* 
oerte  ^nberung  bes  Ineqtes  in  biefer  ^infid^t,  fanb  ober  am  $ofe  nur  äßiberftanb. 
(Er  bef^ränlte  fid^  flbr^ens  ni^t  auf  biefen  $unlt,  fonbem  er  agitierte  fiur  f^^ere 
fojiale  S^eibung  ber  QD^riften  oon  ben  3uben. 

20  (Enbli^  finb  no(^  bie  liturgifc^en  Sd^rtften  Slgoborbs  m  enoS^nen:  de  correctione 
antiphonarii  unb  contra  libros  quatuor  Amalarii  aboatis.  Die  lefetere  S^rift  ijt 
eine  itritü  ber  CErflarungen  ber  fiiturgie  oon  Slmolar  oon  3IUk  (f.  b.  $1.),  bie  erftere 
bie  Sonebe  ju  bem  oon  Slgoborb  l^ergefteHten  oerbefferten  S(ntq)^onar.  6ie  ift  mistig 
meatn  bes  barin  oertretenen  ißrinjips,  bog  nur  fol^e  Slntip^nen  unb  9le^nforien  be« 

26re^tigt  feien,  beren  SBortlaut  ber  Eiligen  S^rift  entnommen  ift:  Antiphonarium 
habeamus  omnibus  humanis  figmentis  et  mendacüs  expurgatum  et  per  totum 
anni  circulum  ex  purissimis  s.  scripturae  verbis  sufficientissime  ordinatum 
(c.  19  6.  100).  Dte  Sd^rtft  de  divina  psalmodia  ge^rt,  mit  neuerbings  mit 
guten  C^rünben  b^uptet  iDoroen  ift  (3R9n4emeier,  Slmator  o.  9Re^,  SRiinfter  1893, 

80  6.  60  ff.),  ni^t  Slgooarb  fonbem  glorus  oon  £9on  an.  ^aitif. 

Xgreba*     A.  G^ermond  de  Lavigne,  La  soeur  M.  d'Agr^da  et  Philipp  lY,  roi  d'Ee- 

pagne;  correspondance  in^ite  traduite  de  ITspagiiol,  $arid  1855;   ©örrel,  ^ie  c^riftltc^e 

«^fti!,  SHcgenSburg  1879,  2.  JBb,  ©.  586  ff. ;  ^rcufe,  bie  römlfd^e  ficl^rc  üon  ber  unbeffcdCten 

©mpfänaniS,  ©crltn  1865,  @.  102  ff. ;    g.  ^.  SRcuf(^,   3)cr  gnbcj  ber  verbotenen  »üc^er, 

86  2.  ©b,  1.  TOt.  »onn  1885,  @.  253—257. 

Die  gftanjislanerin  Slgreba  (SRaria  oon  3^[us),  geb.  1602.  geft  am  24.  SRai 
1664  5U  ^greba  in  Sütlaftilien,  feit  1627  Supertonn  bes  JUartf|en<5Uofters  oon  bei 
unbefl.  (Empfängnis  bafelbft,  ift  Serfafferin  bes  angeblich  ^öttlid^  infpirierten  Su^: 
Mvstica  Giudad  de  Dios  etc..  3Rabrib  1670,  einer  oterbänbigen  Siograp^ie  ber 
40  9Rutter  C^ottes,  beren  fd^firmerif^^p^antaftif^er  3n$alt  (gefloffen  ^ouptffi^Ii^  aus  apo« 
Ir^p^en  Coangelien  fomie  aus  ben  ,,Revelatione8''  bes  [el.  SImabeus  oon  aßailanb, 

J'  1482),  umfome^r  Slnftog  aab,  als  er  oon  ben  grranstsfanem  für  gottIi(^  iDffen« 
arung  ausaegeben  rourbe.    über  bie  grta^e,   ob  bie  genannte  9lonne  SSerfafferin  fei, 
bmie  fiber  oen  3n^alt  bes  Su^es  unb  bte  (Erlaubnis  5um  £efen  besFelben  entfponn 
45  |id^  ein  langer  Streit  in  ber  tot^.  Air^e  bes  17.  unb  18.  3<^t^*    ^i^  int  Dienfte 
cotiftif^  *  immalulijtif^er  3RarioIogie   erfunbenen  Dffenborungen  oer  Serfafferin  leiften 
Unaloubli^es  in  ledem  grobulieren.    SRoria  roirb  foglei^  na^  i^er  (Seburt  at^  (Sottes 
Se|ebl  in  ben  ober[ten  $immel  getragen,  wo  fie  per  visionem  beatificam  bte  !Dtei« 
eimgieit   f^aut.    Cpott   oerorbnete  5u  i^rem  Dienfte  900  (Engel  (na^  ber  3^^  ^ 
50  9  (EngelAbre),  an  beren  Spi^e  ber  Crjengel  3Ri^eI  fte^t    SBenn  bie  3unafrau  nitfit 
foglei^  bei  ber  (Seburt  jprad^,  fo  tam  es  ni^t  bo^r,  ba^  fie  nii^t  fonttte,  fonbem  fte 
modtt  ni^t.    6^on  als  Aino  erbittet   fie   \xi)  oon   t^rer  SRutter  SInna  ein  Aleib 
na^  9Irt  ber  Alarijfentra^t  k.    (Es  o)irb    auf  fie  bie  ißerfonififation  ber  gbttlifien 
SBeisbeit  in  6pr.  @al.  8,  22  ff.  angemenbet ;  fie  roirb  als  bie  $errf^erin  oer  SBelt 
nriefen,  bie  foroo^I  ber  SJerllarung  (E^rijti  roie  feinem  leisten  3Ra|le  beigen)o^nt  |abe, 

Pter  na^  ibrem  Üobe  5U  3^nifalem  auterftanben  unb  ni^t  roeniger  als  jroetmal  oen 
mmel  gefahren  fei  k.  Cin  fir^It^es  aSerbot  bes  Su^s  —  motioiert  ^uptfoc^lid^ 
bur^  fein  einfeitiges  (Eintreten  fibr  bie  ni^t  tanonifterte  £e^re  oon  ber  unbefl  Sm^fihtg« 
nis,  fowie  burd^  bie  barin  oorgetragene  te^erifd^e  fie^re:  IDlaria  Srl^if^  unb  Slut  feien 


Sgrebu  Xgricflo,  3^^^  249 

propria  specie  in  bei  (EuAQriftie  gegemDortig  —  erlieg  1681  ^apft  Snnocenj  XI., 
10^  Itd^  iebo<^  balb  naäjl^,  infolge  bes  f^il^enoen  (Eintretens  itarls  II.  oon  Spanien, 
oeronlagi  bie  in  biefent  Steige  ungemein  beliebte  unb  xDeit  verbreitete  £eltfire  bes« 
felben  ipieber  frei  3u  geben.  SIus  Slnlag  ber  5U  SRorfeille  1695  erj^ienenen  franjöf. 
äberfet|ung  (La  mystique  Cit^  de  Dieu  etc.)  bejd^lo^  bonn  bie  Sorbonne  int  6ept.  5 
1696  eine  93erbammung  bes  Suc^  bod^  tonnte  qu^  bides  feine  fortaefe^te  Verbreitung 
buxf^  franjistQnif^  unb  fonfti^e  Vertreter  bes  3mntdultsntus  ni^t  Qinbem.  9Bie  benn 
neueftens  au^  beutf^e  Seorbettungen  erfd^ienen  finb,  juerft  eine  o&!ur5enbe  oon  £.  CQq* 
lus,  bann  etne  ousffl^IiAe  in  }n)ei  ftmen  Sönben:  ,,Die  geiftli^  Stabt  (Lottes, 
fieben  ber  {ungfr&uliqen  (Gottesmutter  nad^  ben  £)ffenbarungen  ber  e^noflrbigen  SRoria  lo 
0.  Sgreba'S  9{egensburg  1890,  2.  9.  1893.  datfUr. 

Slgricila,  ißelagianer.  (j^afpan,  S3riefe,  ^b^anblunoen  unb  $rebtgten  aus  ben 
Aioei  leiten  ^a^r^unberten  bed  ttr^Iic^n  ^Itertumd  unb  bem  umfang  bed  SRittelalterd.  (S^ri« 
ftiania  1890. 

^rofper  oon  SlquUanien  enDSj^nt  in  feiner  (E^onif  5.  3-  ^^9  eines  brittifd^en  16 
^Qieologen  Sgricola  unb  fagt  oon  i|m:  Agricola  Pelagianus,  Severiani  Pelagiani 
episcopi  filius,  ecclesias  Britaniae  dogmatis  sui  insinuatione  corrupit.  Sed  ad 
actionem  Palladii  diaeoni  papa  (Hc^estinus  Oermanum,  Autissiodorensem 
episcopum,  vice  sua  mittit  et  deturbatis  haereticis  Britannos  ad  catholicam 
fidem  dirigit.  (Ea^xiri  ^  in  ber  oben  genannten  Schrift  5  anon9me  Sriefe  unb  eine  20 
Sb^nblung  de  divitiis  herausgegeben,  melAe  offetÄar  pelagiani|^n  Urfprunas  finb. 
(Er  ^  jugfeu^  ben  3laäpx>t\s  eärad^t,  bog  oie  fe^  Sd^riften  oon  einem  uno  oem* 
felben  ^ela^ianer  ^erftommen  unb  qat  bie  Vermutung  ju  einem  fy>^n  C5rab  oon 
9Ba^f(9einItA!eit  erhoben,  bas  berfelbe  ibentif^  ift  mit  oem  oon  Sro^er  enoo^nten 
9gncoIa.  über  biefen  ergiebt  fi^  bann  aus  b>em  1.  Sriefe,  6.  3  ff.  no$  folgenbes :  35 
(Er  oerlieg,  gegen  ben  äßunfd^  ber  Seinen,  bie  $eimat,  um  im  Orient  bas  roo^r^ 
oslettf^  2j^n  tennen  5u  lernen.  Slujf  ber  9leife  berilQrte  er  Sijilien ,  bort  trat  er  in 
Se)i^ng  ju  einer  oomebmen  9lomerin  unbo)urbe  bur^  fie  ju  einem  begeiftertenSln* 
^nger  hcc  pelagianif^n  SIsIefe.  Non  ergo,  fd^reibt  er  in  bte  $eimat,  aegre  ferat 
dilectio  tua  me  ad  peregrina  profectum,  cum  per  ipsius  peregrinationis  occa-  90 
sionem  notitiam  ueritatis  inuenerim  .  .  .  Nunc  ^rimum  scire  coepi,  quomodo 
uerus  Christianus  esse  possim  (1,^2.  6.  8).  SBie  fein  Vriejf  3e^,  qku:o  er  unter 
feinen  gfceunben  eifrig  für  feine  neue  Öberseugung.  9u(^  bie  übrigen  Sänften  f^einen 
oor  feiner  9{üdle^  in  oie  $eimat  oerfagt  3U  fein.  3m  jn)eiten  $rief  oertritt  er  ben 
Sa^,  bag  Unlenntnis  bes  gbttliAen  SBiuens  leine  (Entfi^ulbigung  für  ben  6ünber  ift,  35 
foHMcn  nur  bie  Strafe  oerboopelt.  SDlan  mü|fe  bes^w  nad^  ber  (Erlenntnis  bes  gbtt« 
li^n  äßillens  ftreben  unb  üoerseugt  fein,  bog  man  erft  bann  ein  magrer  (Ebrift  ift, 
loenn  man  Sorge  trägt,  alles  bas  }u  beobachten,  mos  (Sott  befiep.  3n  ber  zlb^ano« 
lung  de  divitiis  legt  er  bie  pelagianif^e  Seurteilung  bes  9{et^tums  bar:  berfelbe  ift 
nii^  oon  (Sott,  fonbem  ftammt  aus  ber  Sünbe,  lann  bes^alb  ni^t  o^ne  Sünbe  be*  40 
feffen  unb  beißen  n^rben.  Das  Vorbilb  CE^rifti  unb  ber  9^)o[teI  oermic^tet  }ur  SIr< 
mut  Das  X^ma  ber  3  übrigen  Vriefe  ergtebt  fi^  aus  i^ren  uberf(^rtften :  De  malis 
doctoribus  et  operibus  fidei  et  de  iudicio  futuro,  De  possibilitate  non  peccandi, 
De  castitate.  Der  äßert  bes  ganjen  Sd^riftenfreifes  aber  befielt  barin,  bag  er  einen 
(Etnblid  in  bie  et^ifc^e  Seite  bes  $elagianismus  itmfy±  ^anä.     ^ 

Stgrtcolo,  3o^ann,  geft.  1566.  üuellen  (»riefe  u.  ^Itenftücfe) :  ^uger  b.  »rieftoedbfel 
b.  aiicfonnatoren  (J.  (£.  Sförftemonn,  5».  Urhinbenbu*,  ^amb.  1842,  @.  291—356;  3^2:11872, 
321— 410 i  3Ä®  IV.  299—324;  437-465;  X^@tÄrl881,  160—174;  ^.^rcwö,  3K.  Öut^erä 
5)i8putotionen,  ®ött.  1895,  @. 246  ff.;  ü.  3)ruffcl,  ©riefe  unb  ?tften  i,  (»efd^.  b.  16.  So^r^td. 
m,  131  ff ;  Agricolae  Apophthegmata  nonnuUa  prim.  edid.  Lud.  Daae,  Christianiae  1886  GO 
(baau  X^ß8  1887,  61  ff.),  ©rftct  Serfuc^  einet  »iffenft^.  öiogra^^ie  in  3.  «gr.  üon  (SiSlcbcn 
oon  i»,  llatoerau,  SSerlin  1881. 

3o^n  Slgricola,  eigentli^  S(^neiber  (Sneider^,  ba^er  latinifiert  au^  Sartor, 
bonn  bun^  Umfe^un^  oon  S^neiber » Snfder  in  ^Anitter  feit  1518  Sloricola  be« 
nornit,  toud^e  mdffi^i^xnlxi)  1494  —  fo  na^  eigener  Eingabe ;  anbete  alte  Slad^rid^ten  55 
f^ioaiden  jioifc^en  1492  (fo  gemö^nliA)  unb  1496  [Cod.  Goth  263  931.  15  ^'l  —  am 
20.  flpril  geboren.  Stai)  ber  (&eburts|tabt  erhielt  er  ben  Seinamen  (Eisleben,  3slebius ; 
Suäfex  nennt  i^n  fpoter  meift  in  urfprüngli^  f^erj^er,  bann  aber  ben  (Semegroh 
oerfpottenber93erIür3ung„(&rideP'.  9lad^  Squlia^en  in  Sraunfd^ioeig  unb  oieüeid^t  mq 


250  figdcolü,  3o^nn 

in  fieipjig  (Daac,  S.  20)  bejog  er  im  38.6.  1509/10  bic  fieipsiger  Uniocrfttät,  ur- 
finrflrtgli^  in  ber  Slbfi^t,  SRebtciner  5U  merben.  Utinam  mansissem  medlcus  sie  ut 
coeperam,  fcuht  er  fpäter.  (Slet^  anbem  ^at  i^n  erft  fiu^r  für  bie  ;aeoIogtc  gc« 
iDonnen.    9{Q^bein  er  bacc.  artium  in  fieipjig  getDoroen,   fud^te  er  in  Srauitf^toetQ 

6  »ef^oftigung  int  Siulbienft;  oon  bort  trieb  i^n  SB.S.  1515/16  ber  fteiaenbe  Wuf 
SBittenbergs jur  gortfehung  ber  Stubien  an  btefe  Untoerfität.  $ier  fam  t^  buri^ 
fiut^r  bie  SBenbe  für  [ein  inneres  fieben.  SJon  ftinb  auf  „oerjagten  (5eiDi(fen5"  nnb 
naA  bem  3wge  ber  3^^  in  mannigfad^  roeAfeInben  Deoottonsmttteln  grieben  fu^enb, 
iDiro  er  je^  oegeifterter  S^üler  unb  balb  aud}  perfonltd^er  greunb  fiut^rs.  ,,!DurA  Jeine 

10  £e^re  unb  (Softes  C^nabe  bin  i^  neu  geboren  unb  gl&ubig  gen^orben'^.  1518  gtebt  er 
na^  feiner  Ka^f^rift  unb  nii^t  o^ne  eigene  3#^^  Cutters  SJater  -  Hnfer  *  ^bigten 
^raus  (3821  IX,  122—159),  bie  uns  tro^  biefer  ßut^at  bie  in  ber  gaftenjeit  1517 
ge^Itenen  9)ortrage  £.s  bod^  treuer  loieberfpiegeln,  a»  beffen  eigene  Slusgabe  oon  1519 
(3BÄ  IL  74  ff.).    (&  ift  3euge  bes  Ü^efenanfd^Iags  unb  ber  fieipj.  Disputation,  bei 

16  ber  er  Butler  als  Sefretör  bient  anjiDifi^en  ift  er  4.  gebr.  1518  mag.  art.  ge^ 
©orben  unb  tritt  ant  15.  Oft.  1519  in  bie  pl^ilof.  golultät  ein ;  bi^toor^er,  am  15.eept 
nmr  er  mit  bem  i^ntf^nell  befreunbeten  SReland^t^on  jum  bacc.  in  bibliis  promooiert, 
unb  bamit  in  bie  3l5ittenberger  Z^eologenfdbar  eingetreten.  Cr  gebort  fortan  }u  bem 
enaften  unb  oertrauteften  greunbesireis,  oer  |i^  um  £ut^er  fammelt,  unb  sroar  als  ein 

20  befonbers  gefeüiges  unb  £ut^er  fqmpat^if^es  C5Iieb:  ,,Agrico]a,  quem  post  Phi- 
lippum  unice  amavi'^  ogl.  aud^  CR  I,  818.  SRit  einem  (unbebeutenben^  ^asqutll 
auf  fiut^ers  „ülliftgünftige^'  aretft  er  1521  in  ben  Äampf  ein  (S^abe,  Sattren  II, 
190  ff.).  Die  greunbe  t.  unb  SRel.  begrünben  1520  faft  glei^jeittg  ben  eignen  $aus* 
ftanb.    (Einen  befd^eibenen  Unterhalt  gemSbrt  i^m  bie  Stellung  als  £ebrer  am  „^Sba^ 

25  ao^ium",  too  er  anfangs  mit  SRag.  $remfel  gemeinfam,  feit  1523  auein  (grammatU 
lehrte  unb  fieftionen  fiber  lerenj  unb  3Jirgfl  gielt  Daneben  ^ielt  er  auf  fiut^ers  SJer* 
anlaffung  feit  1521  in  ber  ^Pfarrrlrd^e  ber  ougenb  biblif^e  fieftionen  (vocatus  in  par- 
tem  docendi  verbum  super  pueros;  urbis  nostrae  catechetes);  baju  lom  feit 
1523  eine  I^Stigfeit  bei  oen  2Bo(^engottesbienften  (draYvcoauK  in  templo).  Bor* 

30  lefungen  über  p^uof.  DisjipHnen  (DialeÖif  unb  9?betort!)  unb  über  neuteftamentli^ 
Sd^r^en  lamen  baju.  ^us  le^teren  enou^s  fein^mmentar  jum  fitdas'£t)ana.l525, 
aus  ben  fieftionen  in  ber  ^arrtir^e  eine  beutfd^e  Auslegung  oon  SRt  16,  13  ff.  Slls 
fiut^r  1624  jur  SRitarbett  am  eo.  Air^enlieb  aufforberte,  lieferte  au^  31.  etlid^e  Sei« 
trSge  oon  mSgigem  3Bert.    SRit  Z^nas  jufammen  erlieft  er  Anfang  1525  Auftrag, 

85  einen  erften  SBmenb.  Aated^ismus  5u  arbeiten;  aber  feine  Slbberufung  na^  ausioSrts 
oer^inberie  bie  3Iusffl^rung.  93eim  3lusbrud^  bes  Sauemfrieges  begleitete  er  fiu^er 
auf  ber  9{etfe  naäf  ben  ^orjgegenben  unb  ftellte  fi^  babei  bem  (trafen  Sllbre^  oon 
Sransfelb  ais  fieiter  ber  in  Stsleben  }u  eröffnenben  fiateinf^ule  oor,  gab  balb  au^ 
unter  oen  lebhaften  (Einbrfid^n  oon  bem  Üretben  feines  alten  greunbes  X$.  äRflnjer 

40  beffen  i^m  5u  $änben  gelommene  p^antaftifd^e  Xusleoung  bes  19.  ißfalms  mit  einer 
(g^enem&runa  heraus,  bie  toertooRe  3lngaben  fiber  ben  S^toarmgei  t  ent^aU.  Da« 
ptfd^en  fenbete  i^n  fiut^er  als  DeputUrten  3Bittenbergs  noc^  granifurt  a.  SR.,  um 
bort  bei  Der  Orbnung  ber  Hri^L  2Jer^Itni|fe  ju  Reifen;  bann  rauguft  1525)  trat  er 
fein  S^ulamt  in  (Sisleben  an,  lurje  3^it  mit  9Rag.  Hermann  Xuliä  sufammen,  bann 

i5  aKein  bie  fieitung  ffi^renb.  (3^re  Sqiulorbnung  fe^  au^  in  $artfelber,  Melanchtho- 
niana  paedagogica.  fieips.  1882,  6.  1  ff.)  3lus  feiner  SAuIarbett  enoud^fen  jiDei 
late^et.  3Irbetten:  Elementa  pietatis  1527  (aud^  beutfA)  unb  „130  gemeiner  grage« 
ftfidte  fflr  bie  jungen  Ainber  tn  ber  beutfd^en  aRobd^enfdbuIe  }u  (Eisleben"  1527,  balb 
erweitert  3u  156  grageftfiden  (1528)  unb  enblid^  überarbeitet  p  CGCXXI  formulae 

60  et  interrogationes  pueriles  (1541).  Sieben  manc^m  Soßstumlid^en  finbet  ^id^  ^ier 
boc^  auäf  udji  f^merfaQige  unb  gefd^mocftofeSIusbrudEsiDeifej  baneben  oiel  ^olemil  gegen 
9lom,  unb  in  materieller  Se^tepung  bominiert  in  ber  petten  S^rift  f^n  bie  gegen» 
fa^Iid^e  Se^anblung  oon  ®e)e^  unb  (Eoangelium,  bie  i^n  in  oen  antinomift  Streit 
oenoidelte.    9lud^  eine  31uslegung  bes  Zitusbriefes  (1530)  unb  äberfe^ung  unb  S^o« 

» lien  ju  Zerenj  3Inbria  (erft  1544  erf^ienen)  oerbanten  mo^I  ber  Sd^ulorbett  i^ren 
Urfpruna.  SIeibenben  Dan!  enoarb  er  fi^  burd^  feine  in  (Eisleben  begonnene  Somm* 
hing  UTU  (Erläuterung  beutf^r  Spri^mörier  (1.  Sammlung  1528,  2.  1529,  3.  [oiel 
unbebeutenber]  1548),  ebenfo  huxä)  ben  mittels  ausaebreiteter  fieftfire  jufammengetrage« 
nen  Stoff,  toie  burd^  fein  nxnrmes  (Eintreten  für  bie  äßutterfprad^e.    ^oi  er  auc^  oen 

«  Segriff  „Spri^orf '  nid^t  fc^  erfaßt,  fo  ^t  er  bod^  für  oiele  Generationen  treffli^ 


Sgricila,  Sa^nn  261 

beutfi^  fiefe^  unb  Soltebu^er  bamit  geFAoffen.    (Jrretli^  oenoidelte  t^n  biefe  9lrbett 

loegen  einiger  IntiMer  Slugerungen  Aber  lun^  oon  SBäxttemberg  in  Unonne^mli^feiten 

mit  biefem  unb  beffen  6d^fi^r  ^^tlin)  oon  Reffen;  ein  (Ebelmann  fiubtoi^  o.  ^offo» 

Dont  Itejg  eine  en^te  9lnIIage[(^nft  g^en  ben  eoangelif^en  3:^eoIogen,  ber  emen  eoong. 

grüiften  gelifiert  ff&tf  ausgeben;  Slgricola  leifteie  int  erften  6foed  bemiltige  abbitte  5 

(24.  3uH  1529),  bann  aber  trat  fintier  fettft  energifd^  fiir  ben  grcunb  ein  —  freili^ 

tonnte  unter  biefen  Umftänben  91.  jum  3Rarourger  Kolloquium  ni^t  mitsie^en.   Xro^* 

bem  baft  Xgr.  in  [(Ktteren  3lufl.  bie  anffigigen  Stellen  bejeitiat  ^e,  grollten  Ulri^ 

unb  Wlipp  loeiter,  bis  Sgr.  abermals,  13.  ^,  1536,  ^bttte  leiftete.    (Ein  [tarier 

Unmut  gegen  ben  Sanbgrofen  blieb  feitbem  in  feinem  (Bemüt  boften,  ber  auf  fein  93er«  10 

galten  im  f^moll.  itrie^e  oon  (Einfluß  oku:.    SIber  au^  eine  ^ebigtt^tigfeit  mar  i^m 

m  (Eisleben  an  ber  Sltlolaiürd^e  jugemiefen.    Zrokbem  er  felbft  oor  bem  ^bigen  als 

einer  ^oben  unb  oerantmortlid^en  6a^e  6d^eu  bettelt,  reebnete  man  i^n  unter  bte  tfl^« 

tigften  ^rebiger  bes  SBittenb.  Areifes  unb  f^Mte  i^n  als  folgen  bei  $ofe   fo  ^0^, 

bag  er  1526  auf  ben  SReic^stag  m  Speier  miljie^en  mu^e,  mo  er  im  $of  ber  furfflrftl.  15 

^ber^e  unter  ^rogem  3utouf  oer  SeooIIerung  inrebigte  (bie  (Epiftel  an  bie  ftoloner 

3u  Spetergeprebtgt  1527:  (Eoang. 00m  ^^f.  unb  3dnner  ju Speier  geprebigt  1526;  oer 

90.  [91.1$^Im  1526).  tas  (Blei^  mietor^olte  fi^  1529  auf  bem  jmetten  Speirer  9lt\iß- 

tage.    Sbenfo  mugte  er  noA  Sluasburg  1530  }ie^n  unb  prebiote  bort,  bis  faiferli^ 

Serbot  bos  ^rebigen  abFtellte.    mA  3o^.  gnebri^  bebiente  ftA  noA  1535  feiner  als  » 

$etfepcebiger  auf  bem  3^05  nadb  SBien  ju  grerbinanb.    Daneben  ^otte  er  fi^   als 

Umfe|ec  lai  S^riften  (S^mfib.  S9ngramma  1526;    SRelandbt^nf^  jtommentare 

paulhu  Sriefe  1527;    93eroeutf^ung  ber  (Sefd^ic^  unb  einiaer  Sriefe  bes  3^^.  $us 

1529  unb  1536)  oerbient  gemalt;  au^  in  bem  Streit  mit  oem  ben  SBittenbergem  fo 

oerfeinbeten  fc^iblujtigen  laß),  ^rebiger  (Seorg  SBi^el  in  (Eisleben  fAeint  er  als  „$ans  » 

(Ederlttig  oon  $retelit|"  mit  jmei  flott  gef^riebenen  {leinen  StreitJAriften  1535  ^tia 

geiDefen  ju  fein.    Slber  bebenfli^  getrfibt  mar  fein  Serb&Itnis  ju  HRelon^t^n.    (Blei^ 

nad^  feinem  gforigang  oon  9Q3ittenberg  mar  eine  neue  ^eol.  $rofeffur,  auf  bie  9ReIand^> 

i^n  ^m  unb  er  felbft  fid^  ftoIe$oftnuna  gemad^t,  ni^  i^m  fonbem  eben  bem^^reunbe 

übertragen  morben.    Das  gab  ber  3ntimtiät  einen  Stoft ;   mürbe  ou^  in  per^nlid^  so 

Vusforo^e  bie  So^  beglid^en,  fo  mirb  bo^  oerftänbli^  boft  91.  feinen  erften  antinom. 

etceit  1527  ni^  mit  £ut^r,  fonbem  mit  SHeL  anfing  (f.  Stnttnomismus).  Da  fiut^r 

fo^lt^  SReL  bedte,  juglei^  aber  bie  Differenz  auf  93erf$ieben^eit  bes  (^ad^gebraud^ 

beiber  Seile  jurfidlffl^rte,  fo  tonnte  eine  Seretnigungsformel  ^.  3-  ^^  Streit  no^  m» 

bedett.    SReL  flojgte  aber  {e^  fiber  oerleMe  grreunbf^oft  unb  furdbtete  bei  Slancolas  ss 

SeAtnbungen  mit  bem  $ofe  bur«^  i^n  bort  oerb&(^tigt  ^  merben.  Sllü^fam  muroe  no^ 

eiitmal  bie  jerriffene  gteunbfc^  geflidt;  9l.s  9}er^Itnts  }u  £ut^er  mar  bagegen  un* 

oerSnbert  ^liqi  geblieben.    9lun  trübten  fid^  aber  9Ls  Sejie^ungen  ju  (Srof  9Ibred^t. 

Des  (Brufen  Seh,  Differenjen  in  ber  gfroge  megen  Stat^oftigleit  ber  9UAa>ifyc  gegen 

ben  Jlaifer  unb  in  ber  Se^anblung  oon  (^efac^en  f^ufen  SerbriegliAIeiten ;   91.  oer»  40 

Rubelte  1536  mit  £ut^  ilber  eine  9lfldberufung  nad^  SBittenberg.    Der  5iurffirft  oer« 

^(^  i^m  balbiae  Slnftellung  an  ber  Unberfität  unb  Iteft  i^n  junSd^ft  jur  Sorberatung 

über  bie  fd^mall.  Slrtilel  noq  SBittenberg  fommen.    9Rtt  unqofli^r  SIbfdge  an  ben 

(giofen  fiebelte  er  SBeibna^en  1536  nad^  SBittenberg  Aber;    oufgebrad^t  über  biefen 

Ub|iig  oerllagte  ^n  Slbre^  je^t  bei  ben  SBittenbergem  als  Stifter  einer  befonberen  45 

Sdie  nriber  fiut^er,  beim  Aurfärften   als   einen  unrubftifter  ä  la  SDtflnjer.    £ut^er 

gfantbte  ber  Xnllage  nic^t,  na^m  bie  Serantmortung  ffir  feine  äberfiebelung  auf  fid^  unb 

Mb  t^  mit  ber  gonsen  gfamilie  in  feinem  ^ufe  Verberge.    9Is  er  bann  1537  mä^ 

oc^ntolialben  reifte,  oertrat  i^n  91.  an  ber  Unioerjitat  mie  auf  ber  itanjel  unb  oenoal* 

tete  i^m  au^  fein  $aus.    9lu^  beim  jturfürften  blieb  er  noq  in  oollem  Slnfe^n  unb  50 

btente  i^m  als  ißrebiger  auf  bem  Sürftenfonoent  in  3^i^-    ^^^  ^in^  ^^  ge^ene 

^ßiebigt  mit  i|ren  „neuen  SSoIabeln",  bie  ißublifation  feiner  „breq  Sermon  unb  ißre* 

bken"  1537  unb  bas  (Berüd^t,  bog  er  antinomiftif^e  Xl^efen  mit  Arttif  an  £ut^er  unb 

WtL  im  enaften  Areife  jirfulieren  laffe,  ma^en  i^n   im  Sommer  1537  oerbä^tig; 

fein  antimmtift  Streit  mit  £ut^er  felbft  beginnt,  mirb  fd^einbar  noA  me^als  gebfimpft  m 

unb  bri^t  bann  mit  immer  neuer  $eftigfett  mieber  aus  (f.  ben  Serlauf  im  einjelnen 

unter  Sntinomismus).    (Er  finbet  ^mar  no(^  grebr.  1539  Slnfteüung  unb  SefAoftigung 

im  neu  begrilnbeten  äBittenb.  Stonfiftorium,  es  tam  aber  5U  JdrmliAer  Alage  ^.s  gegen 

£11^  oor  bem  Aurffirften,  ber  ij^n  bis  5um  Slustrog  ber  Sad^e  tn  SBittenberg  „oe« 

ftotd^n"  liej^.  Der  Soben  mürbe  ^m  je^t  ju  ^ig.  3Bieber^olter  SBerbung  3ott<^tms  II.  m 


262  fSfritola,  3o^n 

folgenb  htai)  er  oor  Slusirag  ber  Unterfu^ung  ben  Slrreft  unb  enttoi^  im  Xugufi  1540 
naif  Serlin.  VJQAoIogifA  intereffant  ifi  babei,  bog  SReL,  je  me^  m  £t^is  (Er« 
bttterung  unb  Setoenf^aftli^feit  gegen  X.  fteigerte,  umfomebr  oermütelie  unb  immer 
n^ieber  unter  ^iraoeis  auf  £ulqers  au$  oon  i^m  erfobrene  ^eftigleit  ben  (Segner  px  befd^roi^« 

5  tipen  jN^te,  au^  feine  gfeber  lie^,  um  mögli^ft  oorft^tige  9leoolQtionsformeIn  m  f^mteben. 
9iaA  uRels  Sorlage  unb  unter  Sugen^gens  Vermittlung  fenbete  91.  eine  ^teoolotions' 
\äjlt^t  ein,  auf  C^runb  beren  nun  no^  eine  äujjerli^e  9lusf9^nung  mit  fiut^r  erfolgte 
unb  i^m  tro^  Feines  Slrreftbru^es  freier  SBanbel  in  Saufen  geftdtet  mürbe.  Sber  ber 
(groll  blieb  auf  beiben  Seiten:  ffir  £ut^er  blieb  er  ber  eitle,  unsuoerlSffige  Karr,  bem 

10  er  nie  mieber  traute ;  91.  aber  blieb  babei,  bag  er,  ber  materiell  nie  oon  bem  fMtn 
£ut^er  abgetoi^en  fei,  oon  fiufi^er,  bem  vir  Dei,  ber  aber  ju  febr  unter  bem  (Einflu|g 
feiner  Umgebung  [te^,  mit  ungere^tem  Slrgmo^n  fd^nöbe  be^nbelt  morben  fei.  (Er 
ba|}te  jeitbem  6a^fen  unb  betraqtete  alles  Ungifld,  bos  ben  Aurffirften  unb  |eine  X^« 
lo^en  in  ber  (Jfolge  traf,  als  (Sottesgerid^t  für  bas  Unre^t,  bos  ipt   }ugefugt  morben 

15  fet.  3oa^im  gab  i^m  Slnftellung  an  feiner  Domlir^e  als  $of|>rebiger.  ms  fol^r 
begleitet  er  i^n  5um  Keaensb.  9{eid^staa  1541;  im  9{egensb.  3nterim  erblidt  er  eme 
brau^bare  Sereinigungsformel  —  offenoor  oon  3^4^^^  (Sebanlen  beeinflugi  1542 
folgt  er  feinem  Prften  in  ben  unril^mlid^en  Zfirlenfelbjug.  3n  ber  $ofluft  ffiblt  er 
fid^  mo^I,  —  unb  in  geheimen  Slufjei^nungen  Hagt  er  Aber  ben  fiebenstoanbet  {eines 

so  $erm  ober  aud^  Aber  fi^  felber,  ba|  bie  vitla,  quibus  Juventus  delectatur,  'ü/m  im 
reifen  3RannesaIter  ftorler  ^ufe^ten  als  in  ber  3ugenb.  fiut^ers  treue  gteunbin,  bie 
fturfurftin  (Elifabet^,  3oa^tms  9Rutter,  bemfibte  fiQ  oergebli^,  ben  i^  fo  oed)fiAtigen 
2JkLnn  oon  i^em  @o^ne  ju  entfernen.  Diefer  fibertruo  i^m  oielmdr  ou^  miAttge 
ür^enregimentliAe  JfunTtionen.    (Er  toirb  (Seneralfuperintenbent  unb  Stfitotor  ber  SRorf , 

S6  Äonfirmation  unb  Orbination  ber  (Seiftli^en  liegt  m  feiner  §anb  —  roobei  bemerlens« 
o^rt  ift,  bah  er  felber  nie  eine  Orbination  empfangen  ^e.  Seine  lenbenj  ge^  babei 
babin^  ben  Sinftub  SBittenbergs,  fpejieü  SRelancQt^ons,  in  ber  m&rlif(^en  (Seiftli^Ieit  ju 
befeittgen.  3n  ®eorg  Su^^olser,  bem  ^opjt  oon  Serlin  unb  gfceunb  £ut^,  fyd  er 
ben  naä)Htn  (gegner,  mit  bem  er  forigefe^t  m  9{eibung  lebt.    Unausgefb^nt  mit  i^m 

80  mar  Su^er  ge[torben.  (Es  gereift  9Ljur  S^e,  baft  er  unter  bem  erften  (Einbrud  biefer 
Sla^ri^t  i^m  m  einem  Sriefe  ein  (E^renbetAnal  fe^t,  nur  feine  9letaung  ju  9rmio$n 
unb  bie  Seeinfluffung  btu:^  faMe  (^eunbe  bellagenb.  SIber  als  bie  Smmaßalbener 
nun  jum  Äriege  gegen  ben  Äatfer  rüfteten,  griff  er  Jie  in  ißrebigten  ols  Sufrübrer  an, 
^ielt  na^  ber  St^Ia^t  bei  SWü^Iberg  eine  Danfprebigt  für  ben  Sieg  bes  ilatfers  — 

86  bie  (gefc^r  ffir  bie  6a^e  bes  (Eoangeliums  fa^  er  ni(^t,  miegte  fi(^  oielme^  in  Fügen 
§oJfnungen  auf  einen  friebli^en  Beraleid^  ber  ftreitenben  Äonfeffionen.  3n  biefer 
Stimmung  na^m  er  am  „ge^amifd^ten'^SIugsb.  KeiAstag  1547/48  teil.  (Es  f^mei^elte 
feiner  (EiteHeit,  als  eoang.  !X|eo(oge  in  bie  Aommiffu)n  für  bie  Searbeitung  bes  3n* 
terimsentmurfes  ju^esogen  ju  merben  —  als  eimiger,  na^bem  Sucer  Ji^  entf^ieben 

40  aeroelgert  ^atte.  $ier  ©irb  er  eine  fe^  untergeorbnete  SRoHe  aefpielt  ^ben  (ojl.  »eu« 
fei,  tfter  ben  Urfprung  bes  Slugsb.  3nterim  1888).  (Es  blenbete  i^n  babei  bie  trüge« 
rif^e  (Ermartung,  bag  bos  3nterim  aud^  für  bie  lat^.  Stönbe  gültig  fein  joIIe  (ogL 
^ieju  au^  3Heib  in  9131  f54f.  (5e[A.  XIII,  297  ff.),  (fe  fiel  $m  nun  aud^  bie  un« 
oan!bare  SloUe  ju,   unter  feinen  (Dlaubensaenoffen  für  bie  Slnna^me   bes  3nterims 

«werben  ju Jollen,  ein  Suftraa,  ber  i^m  meift  nur  3otn  unb  $o^n  eintrug;  fo  miröe 
er  in  ben  SSedknblungen  mit  9Rori^  burä  ein  (Suta^ten  mit,  bas  er  für  (Eorloioi^ 
ausarbeitete  (9m  fö^f.  (Sefd^.  I,  267  ff.),  fu^te  oergebli^  aRartgraf  ^o^nn  o.  Aüftrin 
m  geminnen,  ersielte  einen  p^^gen  Sd^einerfolg  in  9ifimberg,  oerbarb  fi^  bie  alte 
greunbf^aft  mit  Safp.  Slquila,  als  er  biefen  (in  Saalfelb)  fürs  Interim  ftimmen  moHte; 

60  ben  gleiten  SRigerfolg  ^atte  er  in  Orlamünbe  bei  (Eafp.  (Slatius.  SRugten  birfe  (Er« 
fobrunaen  f^on  ben  Cifer  für  ben  über  Augustanus  abfüllen .  fo  no^  me^r  ber 
9EBiberitanb,  ben  er  in  ber  uRarl  felbft  fanb,  unb  bie  immer  meqr  anf^mellenbe  all« 
fettige  litterorif^e  Oppofition.  3oa^ims  Stelluna  jum  3nterim  mürbe  fe  l&ri^er  je 
me^r  bie,  bah  er,  um  gleid^seitig  feinem  £anbe,  oem  ilaifer  unb  9Rori^  oon  Stulpen 

66  (genüge  5u  tpun,  fi^  mit  bem  äußeren  S^ein  einer  3nterims«(Einfü^ng  begnügte,  bei 
ber  t^ttfö^li^  f^  J^*  ®^^  ^^^^^  geänbert,  bem  Äaifer  nur  ein  figmentum  obsequii 
geleiftet  mürbe.  C  lobte  bas  3nterim  im  allgemeinen  unb  tabelte  es  im  einzelnen, 
ninbigte  eine  S3erteibigungsf^rift  an,  bie  bann  boA  ni^t  erf^ien,  arbeitete  für  bie 
©eiftfi^Ieit  eine  „Defloration"  (3$!tb.  1851,  362  ff.),  bie  an  entfdbeibenben  fünften 

eo  bas  3nterim  im  eoang.  Sinne  fonigierte,   na^m   an   ber  3üterboaer  3u|<^^m^i^nft 


Ssncflo,  3o^n  Ogric^Io,  6tep^  263 

(16.  Des.  1548)  jiDtf^n  9Roti^  unb  3oa^iin  teil,  loo  er  bei  bem  Serjud^,  ben  3Reg' 
laiion  im  3ntenm  ju  red^tfertigen,  in  (georg  oon  Sln^t  einen  fd^arfen  (Segner  fanb, 
bedte Jic^  aber  fortan  nur  3U  gern  oor  ber  ntörtifd^en  ®eiftHd^!eit  bontit,  hak  Sac^fen 
unb  Sranbenburg  fe^  in  ber  3nterimsfrage  einig  geiooroen  feien.  !Die  ^üterboder 
Srtilel  galten  fortan  au$  ffir  Sranbenburg  als  (Erfai^ftud  für  bos  !aiferl.  3nterim.  Dem  5 
[o  ftori  abgefc^Sd^ten  3nterim  fügte  fid^  in  ben  nunmehr  erfolgenben  Ser^nblungen 
oie  SRe^nobl  ber  (Seiftli^en  (auf  9{at  ber  SBittenberger) ;  eimelne  oerlieften  bie  SRorl. 
Der  (Srou  bes  eoong.  Deutfd^tanos  über  bas  Snterim  ergog  fi^  nun  aber  in  oollen 
6^Ien,  mit  unoerbiflmter  Derbheit,  auf  SIgricolas  ^(xwft ;  Slquila,  gfladus,  SÜberus,  Cfian« 
ber  u.  a.  ^aben  boffir  gelorgt,  bag  fein  9(ame  gebranomarlt  mürbe.  (Bern  benu^e  ba^  lo 
SL  1562  ben  Ofianberfiqen  Streit,  um  feinen  9luf  als  £ut^eraner  mieber  ^ersuftellen ; 
er  ift  {ebenfalls  ftarl  beteiliot  gemefen  an  ber  ^erlömmli^  bem  SInbr.  3RuscuIus  beige« 
legten  mSrrif^n  (Seaenf^rift  gegen  £)f.;  ber  gemeinfame  Aanwf  gegen  biefen  näherte 
i^n  noA  einmal  oorfiberge^nb  uReland^tJ^on.  3m  Streit  jnifd^en  Stamoro  unbäRuscuIus 
$atte  ^  bie  (EntfAeibung  ju  fpred^en  unb  entf^ieb  mit  aRuscba^in,  bog  (E^rifti  3RittIer«  15 
amt  aud^  ber  gbttli^en  9latur  juge^re;    auq  bie  göttli^e  9latur  ^e  gelitten.    Dag 


aRehm^ns  Guta^ten  (CR  XXIII,  87  ff.)  lej^teren  6a$  ob  iidonelt  abmies,  f^rte 

ijegen  bieten, 
,6  fortan  im  Serein  mit  feinem  Seiger  SInbreas 


ju  einer  Serftimmung  bei  $ofe  gegen  biefen,  oie  für  bfe  Sbilippiften  in  ber  mad 


SRuscuIus  in  Sranifurt  a.  £).  als  ber  S^ü^er  bes  reinen  £ut^ertums  gegen  ben  ^^U  20 
lippismus,  ber  in  (äj(t.  fialius  in  S^nbau,  tropft  Sud^^oljer  m  Serlin  unb  befonoers 
in  Sbbias  ißrotorius  in  grt^idfurt  feine  $aupbertreter  ^at  3^i^I<tn9  ^lemifiert  man 
für  unb  miber  bie  Slotmenbigfeit  ber  guten  äßerle  unb  ringt  um  bte  (Entfc^ibuim 
^oad^ims,  oobei  bie  iß^ilippiften  ben  Trumpf  ausfpielen,  mit  ber  £eugnung  bes  „3Raw* 
falle  auA  ber  ®e^orfam  gegen  4)en  gfflrften,  ^  bagegen  SReLs  oerbä<$tige  Slbeubmobte»  25 
te^re  unb  bie  oon  i^m  „oerfälMte"  Slugsb.  jlonf.  als  Snflagematerial  oenoertet.  ^rft* 
torius  oerlieg  1562  !ampfesmflbe  bie  SRarl  ba  [u^te  ber  alte  Swj^^oher  bur^  bie 
ftirlften  Stmriffe  auf  bie  ^erfon  9Ls  bie  ^d^e  ber  S^ilippiften  ju  ^Iten,  mit  mo» 
mentonem  Srf olg :  ^rät.  le^e  jurüd,  f anb  günftige  mfna^me  unb  glaubte  fcbon  als 
Sieger  feine  Sebingungen  ftellen  ju  ISnnen :  ba  f$Iug  bie  Stimmung  bei  $ofe  aber«  so 
mals  um,  $r&L  mi^  jum  peitenmale,  Su^^ber  fiel  in  Unanabe.  Der  oon  SL  im 
Serliner  Dom  oeleitete  9{eformationsfdt*C5ottesbtenft  am  24.  Oft.  1563  bejei^nete  bas 
Si^esfeft  bes  fiut^ertums  über  ben  ^^ippismus.  So  ^  ber  SRann,  ben  Sut^er 
geo^^tet  ^atte,  ^ier  bem  ftrammen  fiut^ertum  ben  Sieg  bereiten  geholfen.  9m  22.  Sept. 
1566  ftarb  er  loö^renb  einer  $eftepibemie.  35 

Sein  3enDürfnis  mit  £u^r  ^t  ben  begabten,  aber  aud^  fid^  felbft  ftarl  über* 
f(^kenben,  eitlen  unb  na$  SInerlennung  bfirftenben  Wtann  aus  einer  normalen  (Ent* 
oiduing  ^rausgefd^Ieubert.  (£r  ift  ber  äberseugung  geblieben,  bie  e^te  reformatorifc^ 
fie^ooition — g^^n  £ut^  felbft  —  5U  oertreten;  barum  ^e  man  il^n  ae^M.  Dag 
ber  leid^tlebige  vSftann  ben  Serfud^ungen  bes  $oflebens  nid^t  CD^Iterfeftigtett  genug  40 
entgegenftellen  fonnte,  ^at  er  fetbft  {ebenfalls  erft  ju  fpöt  erlanni  iB.  ftaioeran* 

figfcicüla,  Stepban,  geft.  1547.  a^r.  (Spanaenberg,  SBiber  bie  böfe  (Sieben  in  Teufels 
ftamöffelfpiel,  1562.  loogen  p  lijff.  —  ©(^el^orn,  de  religionis  EvaDgel.  in  provincia  Salisb. 
artu  1732,  4«  p.  18;  ^aufiborf,  fiebendbefc^reibung  ©pengicrä  k.,  Sf^ümberg  1740;  SSeefen* 
melier,  tieine  )Beitr&ge  ^ur  (^efc^.  b.  9?etc^dtQgd  ^u  ^ugdburg,  92ürnberg  1830,  ®.  52  ff.;  45 
9lotennunb,  (ä^efc^.  bed  auf  bem  SReic^dtag  ^u  ^ugdburg  1530  übergebenen  S3etenntnif[ed  it., 
^nnooer  1829,  @.  318 ff.;  Matterer,  ^ed  ßarbtnald  unb  ^rjbifc^ofd  oon  ^aljburg  ^at« 
t^Bud  £ang  IBcr^alten  jur  iReformation,  (£rl.,  ^iff.  1892;  9^.  $quIuS,  ein  ©utac^ten  bed 
Stoupl»  au«  bem  g^i^rc  1523,  ^3®  XH.  1891.  @.  773  ff. 

Step^n  Xgncola,  eigenth^  CEaftenpauer,  beffen  (&eburts{a^r  unbefannt  ift,  ftammte  so 
aus  9Dbensberg  (ex  Aventino)  tn  Slieberbcmem,  mar  alfo  ein  £anbsmann  bes  oerü^« 
ten  boqerifd^en  C^efAi^tf^retbers.  Die  Xrabition  (juerft  Spangenberg)  ISM  i^ 
SRon^  merben,  in  SBien  ftubieren  unb  le^en  unb  bann  auf  ttalienifc^e  $o^fd^uIen, 
Sologna  unb  Senebi^.  geilen,  oon  mo  er  als  Dr.  theol  na^  SBien  3urüdgefe|rt,  htt 
Set^tooter  ber  unganjd^en  jtdnigsto^ter  Slnna,  ber  na^maliaen  (Semo^Iin  ijferbinanbs  1. 55 
aemocben  unb  bann  in  bie  Dienfte  bes  CErsbif^ofs  SRattböus  £ang  oon  Sal^urg  getreten 
yna  foH.  (Slei^jeitige  Quellen  ergeben,  bah  er  in  äßien  ftubierte,  in  {ungen  ^cü^n 
(teneris  ab  annis  giebt  er  an>  in  ben  ^guftinereremitenorben  trat  unb  in  iit\tm 
ab  ^rebiger  unb  £e9rer  ^u  Slnfe^en  lam,  fo  bah  ber  SIuguHinergeneral  (Sabriel  Sene» 
tus  am  19.  3uni  1519  ferne  ißromotion  jum  !DoItor  ber  X^ologie  gene^igte  ober  00 


354  llgrtcolfi,  6tqi^n 

t^n  fogar  aus  eigener  SRoi^tDoIßontmen^eit  boju  ernannte  (j^aulus  a.  a.  C,  6.  773). 
Um  1515  jprebigte  er  in  SBien  unb  jtDor  m  beniugter  Sca^o^ntung  XugufKns,  in 
beffen  Sd^rtften  er  fi^  leb^  oertiefte,  iiber  gome  Sild^r  ber  Eiligen  Sd^rift,  ebenfo 
in  ben  3<^ten  1519  unb  20  als  £eItor  int  Slugufiinerilofter  ju  Ste^ensburg,  uno  enbliq, 

5  als  3RitgIieb  bes  Sluguftinerfonoents  ju  9{attenburg  om  finn,  an  btefent  Crt,  in  SAioaj, 
in  3nnsbru(I  unb  in  ^all  im  6al3burgi|^en  (Dolterer,  6.  LIII).  !Diefe  ^rebtgten, 
niAt  foI(^e,  bie  er  als  angeblicber  $ofpremger  bes  (Erjbild^of  SRattfiaus  fiong  g^tten 
^aben  foll  (in  ben  Quellen  ift  immer  nur  oon  bem  oefongenen  9lattenburger  Wini) 
bie  9{ebe),  brad^ten  i^n  in  ben  Serba^t  ber  Ae^erei.    SRon  befd^ulbiate  ^n,  ^tif^, 

10  aufrü^rerifc^e  unb  äraemiserregenbe  Dogmen  gqirebigt,  Supers  Sd^en  oon  ber  ba« 
bqlomMen  (SefanaenfAojft  unb  oon  ber  Slbf^af^ng  ber  9Re{fe  ennifo^len,  gegen  ben 
rSmifqen  Stu^l,  Die  ^tf^öfe  unb  ben  Alerus  ^eleibigungen  ausaeftogen  utw  Die  9b« 
(Raffung  aller  (Zeremonien  k.  geforbert  5U  ^en.  Uno  ber  OErsbifd^of,  feft  entf^loffen, 
eine  Dtöcefe  oon  bem  (Sifte  ber  $&refie  5u  befreieUj^  lieg  i^n  im  3^^^  1^22   oer« 

16  haften  unb  na(^  9Ril^lborf  ins  (Sefänanis  bringen.  Seine  Serteibigung  auf  bie  33  ffim 
oorgelegten  Xnllagepunite,  in  ber  er  feine  SlbQöngiateit  oon  £ut^r  leugnete  unb  \IA 
auf  Sluguftin  unb  bie  Sd^rift  berief,  ber  er  allein  na^o^en  loolle,-—  „^cam,  Sifi^dfe  unb 
alle  (Seijtlid^teit  feien  ju  e^en  als  Stott^Iter  S^nfti,  fo  fie  nad^  ber  iSe^e  ber  beil. 
S^rift  lehren  unb  leben",  —  fonnte  i^n  nid^t  entlaften.  Slu^  ein  bem  3d^-  o-  ®uiu« 

20  pi^  abgeforberies,  milbge^altenes  (Suta^ten  tabelte  feine  Serme|fen^it ,  inbem  er  feine 
^rioatmeinung  bem  Urteile  ber  Aird^e  oorsdge  (ißaulus,  6.  775).  Sr  Wb  [einen  Xob 
ooraus  unb  bereitete  ficb  barauf  oor,  inbem  er  etn  oon  feinem  grteunbe  SBoIfgong  9luh 
(®efellpfaff  ju  £)tting  (n  SaQem)  ^ausgegebenes,  in  unbeholfener  Qptai^  ober  mit 
echtem  Selennermut  oerfagtes  G^riftd^en  fi^rieb:    „(Ein  !3ftlid^er  gutter  notmenbiger 

26  Sermon  oom  Sterben''  1523  (Aucsinslq  Thes.  9h:.  433,  oal.  borflber  U|^Drn, 
Urb.  9l^eQius.  S.  54 f.).  C^leid^o^l  enffam  er,  inbem  man  oielleimt  auf  feinen  SÖunfc^, 
ben  er  m  feiner  balb  barauf  ^rausgeaeoenen  9?erteibigungsfArift  (%rtilel  oioer 
St.  (Eaftenpauer  eingelegt  ic,  bei  Aucjinstq  9tr.  434,  abgebr.  bei  !Datterer  a.  a.  C 
XXXII ff.)  ausgefinrod^en,  i^n  in  eine  ^embe  !Diöcefe  sie^n  ju  laffen,  einging;  benn 

80  ums  man  fpöter  (f^on  Spangenberg)  über  feine  lounberbare  (Errettuna  aus  bem  in 
Sranb  aeratenen  ober  gar  mc  Sprengung  burdb  ißuloer  beftimmten  (Sefängnisturm  er* 
i&^lte,  fc^int  ebenfo  fieoenbe  ju  [ein,  loie  feine  angebli^  breijä^ge  (Sefangenf^afL 
9to$  1523  fanb  er  Slufna^me  bei  feinem  ^reunbe,  bem  Aarmeltter  3d^.  fNf$  in 
9lugsburg,  unb  jroar  in  ber  SBeife,  baj}  er  ^egen  einen  3Riet3ins  im  St.  Slnnauofter 

86  SBo^nung  erhielt  unb  oon  3^^  5u  3^^^  prebtgte  ((Ebexf).  S^ott  in  3^4^*  ^-  ^9^  ^^<* 
für  S^ioaben  unb  9leuburg  IX.  93b,  S.  329).  9lii)i  lanae  barauf  (febenfalte  nad^ 
1523  unb  oor  bem  Sauemfriege,  ni^t  1520  toie  9Beller,  Sieperi.  9lr.  1329  annimmt), 
lieg  er  unter  bem  Slamen  Signcola  Soius  ((Ein  bebenden  bes  agricola  Soius  loie  ber 
iDcSgr^afftig  (Sottesbienft  oon  (Sott  felbs  geboten  unb  auggefe^t,  mdAt  mit  befferung 

40  gemeqner  (E^ften^e9t  miberumb  aufgeri^t  werben  o.  O.  u.  3.)  eine  mt  9{eformations* 
Programm  ausgeben,  in  bem  er  in  fe^r  oerftönbiger  unb  milber  SBeife  (,,man  foll  bie 
(Jfeinbe  ni^t  oor  ben  Aopf  ftogen,  fonbem  ftttig,  freunbli^  unb  brüberlid^  mit  il^nen 
umgeben")  burd^  bie  n^eltlid^e  §ürftengen)alt  „unb  (Eommun"  eine  allmfi^li^e  $nberung 
bes  (DOttesbienftes  (im  u^etteren  Sinne)  aufgeri^tet  5U  fe^en  roilnfj^t,  u)oraus,  toeil  ber 

46Q)abre  C&ottesbienft  in  (glaube  unb  Siebe  befte^t,  auc^  jonft  „oiel  duts"  unb  eine 
Sefferung  aller  95er^altniffe  folgen  roirb,  mos  er  im  etnjetnen  bort^ut. 

Sieben  9l^aius  unb  3d^*  d^o]ä)  roirlte  er  bann  unter  bem  S^u^e  bes  9{ates  in 
ben  nä^ften  3^^^^  0I5  ^rebtger  für  bie  9{eformatton  in  Slugsburg  uno  jmar  je  langer 
je  me^r  im  Sinne  £ut^ers  gegen  eine  siotnglianif^e  Stiftung,  loar  er  es  bo<^,  ber 

60  Sugetmagens  Streitfdbrtft  gegen  3^in9li  Contra  novum  errorem  de  sacramento  etc. 
im  3^1^^  1^25  ins  l)eutf$e  überfe^te  unb  bamtt  ben  Streit  aud^  in  bie  Slugsburger 
(gemeinbe  trug,  fo  berichtet  menigftens  £.$e^er  an3®ingli  am  17.CIt.l525(3a)inglt 
opp.  VII,  419).  Die  älufforberung  bes  3Rarfgrafen  (Seorg  oon  Sranbenburg,  an  bie 
Spi^e  feines  Äird^eraoefens  ju  treten  (Oft.  1528).  lehnte  er  ab  (Beitr.  j.  bcufr.  Ä(5. 

66 II,  29  ff.).  9Iuf  (Einlabung  bes  £anbarafen  ^^tlipp  na^m  er  am  SRarburger  9leli« 
gionsgefprö^  teil  unb  unterset^nete  auf  äut^ers  Seite  bie  bori  oereinbarien  %rtSeL 
9Rit  oem  ^rebigtoerbote  bes  Aaifers  auf  bem  9{eid^stage  ju  Slugsburg  erhielt  au^  Sari» 
(ola  feinen  9Ibfd^ieb.  (Er  ging  na^  9lümberg.  93on  bori  im  ^an,  1531  jurüd^eru^n, 
oerfu^te  er  oergebens,  mit  Z^b.  Sfrofc^  ber  bamals  unter  bem  (Einfluß  Sucers  mc  gen> 

eo  f^aft  gelangenben  jiotnglianifqen  Sliqtung  entgegenjutreten  ($au|}borf ,  a.  a.  &.  332  ff.. 


KgtkuUf  Qi^ifyin  üoriMia  I.  255 

ftoiDerau,  3onasbr.  I,  178.  181  ff.)  unb  loeigerte  \xi)  bie  bucer|$e  Sermittlungsformel 
anpinü^mtn.  Vis  ber  9{Qt  bierauf  ben  £ut^etanem  Sd^ioeigen  auferlegte^  na^m  SIgri» 
coIa,  Ms  eine  unbeuglome,  mf^^  3latat,  ]i)t>n  im  9Ran  1531  ^egen  bte  Seitangobe 
bei  Aetm,  6d^xD&b.  SleformationsgeM.  e.  278  bie  Stott}  bei  6d^ott  a.  q.  £).  337) 
[eine  Sntkffung  unb  ging  toieber  no$  Scfimberg,  ido  er  einfttoeilen  bei  SBenjesIous  £inl  5 
(an\äf.  9la^r.  1706,  6.  851)  Slufno^me  fanb.  9Ba^rfd^einIid^  nod^  (Enbe  be$  Saures 
smäe  er  bann  als  9la^oIger  bes  im  Sommer  1581  vertriebenen  Aa[par  £oener 
als  ^foner  an  bet  SRic^elisIir^e  in  $of  angeftellt  (SBiebemann,  Chron.  Curiae  bei 
SRenden,  scriptores  III,  751).  3m  Slirftrage  feines  £anbesberm  na^m  er  1537  am 
Xage  ^u  S^maSalben  teil  unb  unterfArieb  £ut9ers  9Irti{eI.  Sei  (Einführung  ber  Ke«  lo 
formatton  in  ber  Oberpfalj  folgte  er  einem  9{ufe  als  ^arrer  na^  Suljba^,  mo  er  am 
3.  3uni  1542  bie  erfte  eoangelijd^e  ißrebigt  ^ielt  (C5od,  (6efc|.  bes  ^erjodums  Sulj« 
bac^,  £ei()3ig  1847,  6.  154).  unter  nx^t  no^  befonnten  Umftanben  muroe  er,  xooJift^ 
Metnli^  im  f$malfalbi|$en  5b:iege,  oon  bort  oerbröngt  unb  fanb  ein  Unterlommen  als 
$faner  in  (Eisleben,  roo  er  aber  fd^on  Oftem  1547  9od^betagt  geftorben  ift.  —  Sluger  i5 
ben  bereits  genannten  brei  Sd^riften  bürften  toeitere,  bie  i^m  oon  alteren  Slutoren  ju« 
gef^rteben  merben,  i^m  nid^t  angeboren.  Die  i^m  oon  Gedenborf,  bist,  luther.  lU, 
134.  375  gugef^riebenen  beutfAen  äberfe^ungen  oon  £ut^ers  5tommentar  gu  Cbabja, 
Sla^um,  3^^^]^  un^  SRalea^i,  bie  in  bie  SBittenberger  unb  SIttenburger  Slusgcwe 
oon  SuX^exs  äBerlen  aufgenommen  n)urben,  ritten  oon  feinem  oon  3ReIand^t(on  fe^r  20 
gef^d^en  (S^el^rn.  (Erg5^Itd^feiten  II|713)  glei^namigen  6o^ne  Stepban  Sgr.  ^er, 
ber,  nat^m  er  eine  3^it  lang  $a[tor  in  uRerfeburg  gemejen,  ]xä)  haiwci)  beninnt  aemai^t 
^,  bag  er  (nad^  1556)  jur  romif^en  5tir^e  fibertrat  unb  bann  gegen  ben  ißroteftantiS' 
mus  fwlemifierte.  ^^eobor  ftolbe. 

figdfpah  OufHen:  Joseph.  Antt.XVin,  130-135. 143— 204.  228—255.  289—301.26 
XIX,  274—279.  300-311.  326-361  (na*  berÄuÄgabe  oon  ö.9licfe).  «9I.  bort  im  3nbej 
bie  ©teilen  aud   Bell.  Jud.;   Philo   in  Flaccum  §  5-6;  im  "JIZ.  %(^  12.    ^ün^en  bet 
SRobben,  Coins  of  the  Jews  (1881),  p.  129—139.    3nfArlftcn:   Sio^i  1873,  ®.  248—255. 
«gl.  Saurer,  ©cf*.  bcd  jüb.  öolfed,  1.  ^11,  2.  «ufl.,  ficlpaig  1890,  @.  22,  459-471. 

aerobes  9grippa  I.,  (Enlel  bes  ASnigs  $erobes  unb  ber  SRariamme,  niel^e  bur$  ao 
Sater  (Xlexanber,  6o^n  Xriftobuls  II.)  unb  SRutter  (Sllesanbra,  ZoAter  $qrfans  II.) 
bie  betben  ^mon&if^n  fiinien  in  fi(^  oereinigte ;  6o^n  bes  oon  $erooes  ^ingerid^teten 
Sriftobulos  unb  ber  Serenile  (einer  ZoäfUx  bes  (l^omiters  5toftobar  unb  $erobe$' 
S^ioefter  Salome);  (Sema^I  ber  jt^pros  (einer  Xoc^ter  ^^afaels  —  6o^n  oon  $erobes' 
Srub^y^fael  —  unb  ber  Salampfio  —  lo^ter  bes §erooes  unb  ber  3Rariamme)  —  86 
oqL  XVIII,  130ff .  —  oerbanfte  naq  einem  abenteuerliAen  Sorleben  bem  Aaifer  CEaliguIa 
ferne  (Erhebung.    (Es  fe^lt  ni&ts  im  9{oman  bieles  £ebens:  Srsie^ung  in  9lom  unb 
na^  Sqie^ungen  jum  JtaiFer^aus,  oerfi^menberifi^es  fieben  unb  S^ulben,  Sf^u^t  unb 
(Sebanten  an  Selbfhnorb.  ^bn)ros  rettet  i^n;  feine  Si^niefter  $erobias  beftimmt  i^ren 
Semol^I  Sntipas,  i^n  5um  SRorttauffe^er  in  !£iberias  ju  matten ;  burc^  ben  SJonourf  40 
bes  Sc^aers,  ein  Settier  5U  fein,  beleibigt,  begiebt  er  |i^  naä)  allerlei  SIbenteuem 
an  ben  $of  bes  itaifers  Xioerius,  n)irb  freunbf^o^Iid^  aufgenommen,  aber  auf  (Srunb 
einer  unoorfit^gen  &ugeruTm  gefangen  ^efe^t;   ein  beutfäer  (gefangener  toeisfagt  i|fm 
aus  bem  (Erf^einen  eines  II9U  (bubo)  fetne  glänjenbe  3urunft  —  unb  (Ealigula  mad^t 
bie  SDBeisfagung  ma^r.    Dem  47iä^rigen  SIbenteurer  mar  eine  nur  7jabrige  9{egierung  46 
betrieben  (37—44  n.  C^r.).  Sier  ^dfyct  reaierte  er  unter  (Ealigula,  erft  als  „itönig"  Aber 
bie    Zetrcnr^ie    bes   $erobesfo^nes    iß^ilippus    ((Saulonitis ,    Xrad^onitis ,   Satanöa, 
^ias  XVII,  189,  XIX,  351)  unb  Ober  bie  XetrarAie  bes  £9fanias  oon  SIbilene 

J£c  3,  1;  XVUI,  237).  im  vierten  ^a^x  aud^  über  oie  XetrarAie  bes  oerbannten 
(ntipas  (f.  b.  9.) :  (Balilfia  unb  ^erfia.  Die  brei  folgenben  Z^^^  feiner  9legierung  00 
fielen  in  bie  3eit  bes  ilaifers  (Elaubius^  beffen  (Erbebung  er  in  9U>m  gefdrbert  batte  ; 
jum  £o^n  erhielt  er  no^  3ubäa  unb  ^amaria,  fo  oaj}  er  nun  bas  ganje  ^ei^  feines 
Srotooters  iit  feiner  $anb  oereinigte  ((Einifinfte:  12  SRillionen  Drachmen  XIX,  352, 
n^onttt  er  jeboc^  nidU  ausreichte).  Die  in  fid;  unmSgliAe  unb  unlösbare  Slufgabe  bes 
5erobianif(^en  Abnratums  fu^te  31.  mit  engem  Snfd^Iun  an  bie  p^föifd^^nationale  55 
6tr3muim  tm  {übifcgien  S3oII  ju  löfen.  (Er  mad^te  M  jteenge  Seobad^ng  ber  p^ori«' 
Bif^en  So^un^en  jur  Slufgabe,  n)ien)obI  [ein  ^ibnifcbes  $er5  gro|eres  (gefallen  ooron 
fanb,  bie  rSmif^  jtolome  Ser^tos  (Senrut)  mit  X^eotem  unb  Sobem  ju  [d^muden 
unb  CNobiotorenfpiele  bort  aup^ren  ju  laffen  (XIX,  335).    (Er  oerfolgte  bte  junge 


266  Kgiril»)!«  I.  Vgfim  U* 

(E^iftengemeinbe,   lieh  3<^lo6us,  ben  Sruber  bes  3o^nnes,  mit   bem  St^toert  ^in= 
riAten  unb  ba  er  [09,  ba|^es  ben  3uben  gefiel,  fu^  er  fort  unb  fe^te  aud^  ^ßeteus 


X)ora  eine  Statue  be$  ilaifers  (naubius  aufgeftellt  ^en,  oon  bem  f9n|(^en  (Statt^Iter 

"lublius  ^etronius  bafür  p  Ke^enttoft  gejogen  ©urben  (XVIII,  289 ;   XIX,  300). 

;a.  er  ging  in  Feinen  {übifd^en  unb  [elbft^errli^en  Slbfmrationen  fo  toeit,   bag  er  bcus 


Dublins  ^etronius  baffir  p  9le^en[4aft  gejogen  mürben  (XVIII,  289 ;  XIX,  300). 
3a.  er  ging  in  feinen  {übifd^en  unb  [elbft^errli^en  Slbbirationen  fo  toeit,  bag  er  bcus 
Sagtrauen  ber  Slömer  erregte  unb  fernem  So^ne  bie  Koc^folge  oerbarb.    Smoobl  ber 


10  yian,  eine  neue  geioaltige  Sefeftigunasmauer  im  9lorben  oon  3enifoIem  auhupUbren 
(XIX,  326),  toie  oer  9iirftenIongre|  tn  Liberias,  ju  bem  91.  ffinf  rdmif^e  Sotauen« 
fOrften  einlub,  n^urbe  oon  bem  fqr.  6tatt^Iter  aJlcnrfus  geftört  uno  oereitelt  (XIX, 338). 
6ein  pIB^IiAes  (Enbe  in  Söfarea  toirb  31®  12,  19—23  unb  XIX,  343—352  in 
loefenthd^eruoereinftimmung  erjo^It;  bie  S((g  ^  bos  (SottesgeriAt  iiber  ben  grreoler 

16  beroor.  ber  jic^  göttli^e  CBgren  gefallen  liej}  |  3ofep^us  fd^mfidt  fernen  SeriAt  mit  ber 
Srf^etnuna  oes  oer^ngnisoollen  IJffiu,  ber  etnft(SIfld  unb  nun  ben34)b  anseqite.  Sein 
3{exQ^  mum  eingesogen  unb  bem  ^rohirator  aufpius  (Jfobus  unterftellt  (XIX,  363). 

agri^n  II«  Ouellen:  Joseph.  AnttXIX  u.  XX,  BeU.  Jud.  n— VII.  ^ie  aa^Ireic^en 
20  etcttcn  oerieic^nct  ber  Snbej  In  «.  !ßlefeÄ  «uÄgabe,  @.  3.    3m  ^%,  ««  25,  13—26,  32. 
»gl.  @(^ttrer,    «ef*.  bc«  jüb.  »oWeÄ,   1.  a:eil,    2.  ?tufl.,  ßeH)§ig  1890,  @.  22,  490—502; 
Seeim  in  ©c^enfold  »ibelle^iton  UI,  56-65. 

3Rit  $erobes  Slgrippa  II.  (atb,  27,  regiert  50—100  n.  S^r.),  bem  92a(^!ommen 
bes  ASnigs  aerobes  im  britten  (glieb,  ging  oos  (Befc^Ie^t  3u  (grabe.    „3n  weniger  als 

35  bunbert  ^cüfttn  nmren  $erobes  92a(^Iommen  tro^  i^rer  grogen  3^^!  f^ft  alle  umgelommen ; 
tfyc  Unglfid  entbfilt  eine  fie^re  fflrs  menfd^Ii^e  (gef(^Ieqt  jur  Sefferung  unb  aRa|igung'' 
moralifirt  in  fetner  SBeife  3ofq)^us  (XVIII,  128).  Seines  Saters  %rip|)a  I.  mtDaif' 
li^eres  9la^btlb,  oerbanite  ber  So^n  ben  römif^en  itaifem  (Elaubius,  92ero  unb  SSefimfianus 
eine  tro^  loieber^olter  ÜRe^rung  oeit  bef^ranltere  ^errUaft  unb  mad^te  fi&,  oone  je 

do  nrie  fein  Sater  fein  ißraftigium  einjufefeen,  „als  itletbermnftler  (ber  ben  pfalmenfmgen» 
benSeoiten  bos  SorreAt  oer^riefter  einrSumte,  leinene  (Semfinber  5U  tragen  XX,  216), 
Soljlauer  (B.  J.  V,  36),  öfterer  (XX,  222)  unb  mirllic^er  Zempelinfpdtor  (ber  00m 
alten,  burq  einen  Zurmauffa^  erl^öQten  bosmondif^en  ^alajt  aus  bie  Eiligen  ^nb' 
lungen  im  Xempel  beoba^tete,  bts  bie  ^riefter  bur^  (Erriqtuna  einer  ^o^en  SRauer 

85  bie  Susfi^t  fperrten  XX,  189}  um  bas  fintenbe  3erufalem  oerbtent"  (Rtim  a.  a.  D. 
S.  59).  SSBfflbrenb  bes  ifibifqen  5lrieges  ftanb  er  treu  auf  Seite  ber  iRSmer;  er  l^e 
oergebii(^  burq  eine  9{ebe  in  3^nifalem  oor  ber  C5efabr  unb  X^or^it  bes  ^ufftanbes 


40 

bie  ari>tm  beiben  benign  ^au|^  SBa^rl^eit  —  3m  eimelnen  ift  m  bemerlen,  bog  (tlati> 
bius  bem  3fingling,  ber  jur  ^txt  bes  Zohts  feines  Saters  in  9lom  roeilte,  noq  fe^s« 
jfi^riger  äBartejeit  im  3*  ^0  bas  Heine  jl9nigrei(^  CEi^aKis  am  fiibanon  oerliel,  bas 

Sioor  ber  (gemabl  feiner  Abel  berfid^ti^ten  S&toefter  Serenile,  aerobes,  Sruber 
grippas  I.,  befeffen  ^e;  baju  tam  bte  Sluffi^t  über  ben  Xempel  unb  bos  fleißig 
benükte  9le^t,  bie  §o^enpriefter  ein«  unb  abäufe^en  (XX,  104  unb  222).  3m  3.  53 
erhielt  er  gegen  Sersii^t  auf  (t^allis  ein  größeres  £anb:  bie  S^etrar^ien  bes  ^^ilippus 
unb  fiqfdnias  (f.  S.  255,  46);  ogL  XX,  138.  ilaifer  Slero  ffigte  Stflde  oon 
(Saliloa  unb  ißeraa  ^inju,  barunter  d^iberios  (XX,  159);  }u  9leros  ^ren  mürbe  bie 

60  enoeiterte  $auptftabt  (Eöfarea  ^Mlippi  92eionias  genannt  (XX,  211).  ttaäf  ber  Seen« 
bigung  bes  5bdeges  oerme^rte  äiefpdian  aufs  neue  bas  C5ebiet  bes  treuen  Sunbes« 
genoffen  (na^  ber  allgemeinen  Eingabe  bes  3uftus  oon  Liberias).  Serenite ,  bie  C5e« 
fidbte  bes  Znus,  hoffte  beffen  C5ema^Iin  m  toerben;  ber  Spott  ber  9lomer  ^errig  bas 
Ser^ältnis.—  SorSlgrippa  unbSerenile  ^ielt  ber  gefallene  SIpoftel  ißaulus  in  (E&farea 

^  eine  Serteibigungs*  unb  3Riffionsrebe ;  man  tann  bie  Süorte  %(&  26,  28  (in  ber  9(us« 
gäbe  oon  Slah:  h  dXlyq)  jie  Tiel&fi  XQtjatiavdv  nomoai  =  fo  leidsten  Aaufs 
bilbeft  bu  bir  ein  mid^  }um  (Elften  ju  mad^en)  nur  ironif^  oerfte^n. 

3.  ^Mf  CciteY. 


ügriMMi  fUftuv  lisn^  Hon  ftetted^etm  257 

Sgrimill  CafiUnr«     %I.  M.  J.  Kouth,  Reliquiae  sacrae,  I«,  1846,  85—90;    MSG  V. 
1269—72  unb  bie  £ttteratur  ^ur  ^atriftit  unb  $ut  (S^efc^i^te  bed  ©nofticidmud. 

Xgrippa  (Eafior,   ^riftlt^r  Sd^rtftfteller  ^ur  3^U  $(ü)rian9  ($g9pter?)  oon  (Eu^ 
febius  h.  e.  4,  7  (ogl.  Hieron.  vir.  ill.  21  unb  Theodoret.  fab.  haer.  1,4)  mit  %us* 
jeuJ^mina  oenonnt.    Seine  Schrift  gegen  ben  (Sno|ttIer  Safilibes  (Sleyxog  xarä  Ba-  6 
odelöov)  9Qi  nod^  bem  (Eufebius  oorgelegen  unb  iDtrb  oon  ii^m  als  fe^r  tü^tig  (Ixavcb- 
TOTog)  bepeid^net:   er  ^e  bes  SRannes  f^redlid^e  3^^^^^nft^  enthüllt,   alle  feine 
C&e^imniffe  ans  £i$t  gejogen  unb  namentlu^  enoo^nt,   bag  Saf.  24  Silber  etg  rd 
evayyihov  gefd^rieben,  foo)ie  bag  er  fid^  bie  ij^rop^eten  Sonobbas  unb  Scniop^  unb 
anbere,  bie  gor  nii^t  exiftierten,  erfonnen  unb  i^nen  fxabm\ä)t  Slamen  beigelegt  ^abe.  lo 
(gegen  bes  Sofilib^  (£ä)n  f)cA  91.  (t.  einjmoenben,  bag  er  ben  C&enug  bes  Sd^enopfer« 
fleifi^es  unb  bie  Serleugnuno  bes  (Slaubens  in  ber  Verfolgung  filr  ein  9lbiap^oron 
erttöre  unb   bag  er   feinen  m^ngem  nad^  ber  SBeife   oes  ^qmaaoros   fünjiäbri^es 
Steigen  auferlegt  ^e.    9Ius  biefen  SRitteilungen  ge^t  ^mor,  oon  91.  d.  bte  baftli« 
bianifc^  £e^e  jnxut  aus  ben  Quellen  gefannt ,   ober  lern  tieferes  SSerft&nbnis  für  fie  i5 
befeffen  fy±  (CBagenmann  f)  5hrüger. 

Stgriptia  Hon  Kttted^eim.  3n  ber  «ludgabc  feiner  ©erfe,  fitjon  1600,  2  »änbe,  finb 
bie  eckten  unb  unechten  Schriften,  ber  Sriefroedifel  unb  t^enoanbte  )Oittcratur  ^ufamtnengefteHt. 
Son  Biographien  ift  }u  erto&^nen:  ^einerd,  Sebendbefc^reibungen  berühmter  9]>l&nner,  8b  I; 
8ianco  in :  SDie  alte  Unioerfttät  Stoln,  l.SetI,  StUn  1855 ;  H.Moiiey,  the  Life  of  H.C.  Agrippa  !>o 
TOD  Nettesheim,  £onbon  1856,  2  Bänbe;  ©igmart,  kleine  @(^riften,  1.  Sftei^e  2.  nu^g., 
grreiburg  1889 ;  baju  bie  O^efc^i^te  ber  $^iIofop^ie  t)on  ^.  Flitter,  IBb  9.  (5e6r  fc^ä^endi' 
toert  über  i^n  unb  bie  filtere  fiitteratur,  i^n  betreffenb,  Eayle  fm  dictionnaire  I,  beachtend« 
mert  auc^  Nouvdle  biogiaphie  g^n^rale  I,  1855,  p.  421-— 423 ;  augerbem  SÖc^er,  aüaem. 
©ele^rtenlejifon  I,  154—156;  ©rfc^  unb  ®ruber,  attg.  dnc.  1,  ®.  227  f.,  unb  ^IbtB  I,  25 
8.  156—158.    «kitcre  fiitterotur  ^iemat^  §u  finben. 

Slgrippa,  $einrid^  (Eomelius  oon  9lettes^eim ,  aeboren  1486  ju  Abln,  geftorben 
1535  3U  ffir^noble,  d^i^g^^^'ff^  ^^  9lefomtation,  boA  berfelben  fremb  geblieben^  booegen 
Parteigänger  bes  (geifies  ber  neuen  3eit,  als  C&ele^rter  t^tia  in  $^iIofop^te,  i^eo« 
loßte,  S^nsprubenj,  9Rebi}in,  SReifter  ber  geheimen  93iffenf^aften ,  bem  ftlerusao 
fetnbjeltg ,  ooH  92euerungsgebanlen ,  ober  niemals  ju  innerer  itlar^eit  unb  Harmonie 
gelangt. 

Sein  nie^feloolles  £eben  ift  teils  bas  eines  (Ebelmannes,  teils  eines  (gelehrten, 
xti^  an  allen  mögli^en  Situationen  unb  SBenbungen,  ooll  Slbenteuer,  aber  u)enig 
alumic^.  Die  5tenntnts  besfelben.  bie  fiA  faft  gan5  auf  feine  93rie|e  [tü^t,  ift  unooIUsö 
ftanbig  unb  nx^t  suoerlänig.  Sluf  oie  Stuoienseit  in  5toln  unb  ^ans  folgt  1507/8  ein 
gd^imnisooller  Slufent^lt  in  Spanien,  oon  i^m  felbft  abfi^tltd^  in  Dun!el  gefüllt. 
9lad^  feiner  Snaabe  wca  er  aber  aud^  in  feiner  3ugenb  im  $ofbienft  Aaifer  3SIqxU 
miltans.  SBie  biefe  Dinge  fi(^  folgen,  ift  ni^t  Har.  Si^erer  vo\x\>  feine  (gef(^id^te 
Don  1509  aiif  wo  er  in  DöIe  unter  anberem  über  9leud^Iin  de  verbo  mirifico  lieft  4o 
unb  mit  aRön^en  in  5tonfIiit  lommt.  Darauf  erfd^eint  er  am  $of  ber  Statt^alterin 
ber  9lieberlanbe ,  SRargareta  oon  £)ftenei(b,  lommt  au^  nad^  Cnglanb,  ^ie^t  |u^  oon 
ben  Kieberlanben  megen  Slnfe^tun^  bur^  WSn^t  nad^  Köln  jurfld  unb  lieft  ^ter  über 
quaestiones  quodlibetales.  Sett  1511  ober  ift  er  im  5triegsbienfte  bes  5taifers 
unb  bobur^  gegen  fieben  3^^^  in  3talien,  wo  er  übrigens  aud^  bei  bem  ^ifaner45 
Aomil  als  SiQeoIoge  oenoenbet  wixh ,  unb  nad^^er  in  $aota  unb  in  Xurin  als  £e^rer 
ber  S^Iogie,  ÜReoijin  unb  3urispruben3  auftntt  unb  über  ^ermes  Xrismegiftus  heft. 
1518  loirb  er  syndic  in  SRe^,  u)et^t  aud^  ^ier  oor  ber  3nquifition ,  ftreitet  gegen  ben 
^exenglouben,  fu^t  fpoter  ben  Dienft  bes  $er}ogs  oon  Saooqen,  lommt  m^  ®enf,  unb 
1523  als  Xrjt  nad»  (jrreiburg  i.  b.S.  unb  1524  na^  fiqon,  u}irb  9mt  ber  5tonigin«3Rutter  60 
oon  Srcanfreid^.  Slbermals  oertrieben  unb  1529  u)ieber  in  ben  9(ieberlanben ,  u)irb  er 
^iftoriograpb  Aaifer  Aarls  V.,  lebt  meiter^in  eine  3^^  ^^i  unter  bem  Sd^u^e  bes 
(Er^fd^ofs  ^ermann  oon  5tbln,  ge^t  nod^  einmal  na^  ^anmxä),  gerat  ^ier  in  neue 
SBtbärvärtigteiten  unb  ftirbt  1535  m  (Sr^noble.  Seine  oielen  Serbriegli(^leiten  ^t  er 
dbenfo  feiner  fieibenfAaft  unb  (Eitelfeit,  wit  feiner  (E^rli^leit  5u  oerbanlen.  55 

Son  feinen  S^riften  finb  jroei  gröjere  5U  enoo^nen :  ^uerft  bie  Sd^rift  de  occulta 
philosophia ,  frübe  gef^rieben,  bem  9Ibt  Xrit^eim  mitgeteilt,  im  3Ranufmpt  meit  oer« 
breitet,  unb  enblic^  mtt  reoibiertem  Xext  1531  in  Slntmerpen  gebrudt.  Sie  enthält 
eine   neuplatonifierenbe  äBeltle^re,   als  C&runblage  ber  Slnmeifung  jur  SRagie.    Drei 

McaUttnc^nop&bic  ffir  2:^o(üo<c  imb  ftir^c.   8.  V.    I.  ^l 


258  UtriMHi  ^n  Ketted^etm  Stiptim 

SBelten  folgen  füi^  in  ber  Stufenrei^:  bie  intelleltuale,  bte  ^immlif^  unb  bie  irbif^e 
ober  elementaie.  Die  oiei  (Elemente  bet  irbif<^n  3BeIt  teuren  in  bet  ^immlifd^en 
ipteber  als  Arafte ,  in  ber  inteüeftualen  als  SR&d^te ,  in  (Sott  als  3been.  Die  SBelt 
ift  befeettes  SBefen;  bie  SBeltjeele  bie  allgemeine    fiebensiiuelle ;    ber  SBeltaeift,  bie 

5  quinta  essentia,  bie  Vermittlung  jroij^en  Seele  unb  £eio,  fiber^upt  für  bie  9Bir* 
hing  oon  äBefen  auf  SBefen.  SBos  bte  SRagie  betri^,  |o  ift  fie  ebenfalls  breifoc^. 
Die  natürliÄe  SRagie  beruht  auf  ber  Aenntnis  ber  vires  occultae,  roeU^  in  ollen 
Dingen  neben  ben  elementaren  jtoöften  finb  unb  oon  ber  SBeltfeele  ftammen.  Die 
magia  coelestis  ift  bie  ^ftrologie.    Die  ^öAfte  SRogie  aber  i[t  bie  (erimoniale  ober 

10  religiöfe.  SBie  C^ott  mit  äberad^ung  ber  SRittelurfad^en  unmittelbar  in  ber  3BeIt 
toirlen  tann,  fo  niirb  ber  SRenf^  hm^  ®otteserIenntnis  unb  (Bemeinf^oft  unmittelbar 
$en  aller  Dinge.  $ier5U  bereiten  bie  ®ebraud^e,  oorjfiglic^  ober  bie  jtontemplation  mit 
gereinigtem  fersen. 

Die  jioeite  $au£tf$rift,  de  vanitate  soientiarum ,    gefd^rieben  1526,   oebrudt 

15  juerft  1527,  ift  eine  pqmfi^e  JtritU  nid^t  nur  aller  äBiffenf^often  unb  ilfln[te  Jonbem 
aud^  bes  £äens  nac^  allen  Seiten  ^in  unb  ^aratterijiert  ben  Serfaffer  bur(^  bte  SRif^ung 
oon  Sieboifferei  unb  Unorbnung,  (Emft  unb  (Eitetleit.  3n  ber  !QeoIogie  ftreitet  er 
gegen  6(^oIajtiI,  ^eiligen»,  Silber*  unb  Keliquienbienft,  lanonif^es  9le^t  unb  ^ierard^ie 
um  forbert  9Ui(He^r  }ur  6(^rift  als  bem  Lydius  lapis  unb  jum  einfa^en  (E^riftus« 

20  glauben  mit  Demtü  unb  ^eqensrein^it ;  bte  (gemeinf^oft  (Sottes  fommt  nur  bei  $in« 
gebung  an  feine  SBa^^it  unb  C&nabe.  3Rit  allem  bem  blieb  er  bo<^  ber  9{eformation 
oollftänbi^  fremb.  Dte  Sleformotoren  finb  i^m  nur  intereffante  Srfd^einungen ,  £ut^er 
ber  unbeftegbare  Ae^er.  Den  Pfaffen  freiltc^  wca  er  felb|t  ein  Dom  im  Xuge.  Die 
Sd^rift  de  vanitate  etc.  ift  befonoers  oft  gebrudt,  unb   ins  Deutfc^e,  Sr^anjofif^e, 

26  (EngliJAe,  $onänbif(&e  unb  Stalienifc^e  fiberfe^t  morben. 

!bie  erfte  S^rift  (de  occtilta  philosophia)  ift  eine  itompilation  aus  bem  neuen 
^latonismus  unb  ber  jlabbala,  bie  jioeite  eine  itompilation  aus  bumaniftif^r  unb 
reformatorifd^er  AritiL  3^  Serteibigung  ber  lekteren  ^at  er  jroei  Sqriften  gef^rieben, 
g^en  bie  £9u)ener  X^ologen  unb  gegen  feine  Serleumber  bei  itaifer  jtarl  V.   Unter 

ao  ben  Heineren  S^riften  ift  ju  enoä^nen :  de  nobilitate  et  praecellentia  femin.  sexus, 
für  9Rargareta  oon  £)ftenei(^  gefd^rieben,  ber  libellus  de  sacramento  matrimonii, 
oer  jtommentar  ju  ber  ars  brevis  bes  ^la^munbus  SuIIus,  de  originali  peccato 
(ber  Sfinbenfall  befielt  in  ber  gefd^Ied^tli^en  SermifAuna),  orationes  decem. 

Slorippa  niar  lein  (SfyaoittXf  aber  er  ^e  ein  Ser^lanbnis  ffir  bas  Seffere.    (Er 

36  QKu:  tetn  felbftftänbiger  Denier ,  aber  er  batte  (Empf&nglic^Ieit  für  bas  geiftige  £eben 
feiner  3^^^  ^^  übertrug  bie  (Sebanlen  anoerer  in  bie  Sreite;  er  blieb  aber  befonbers 
an  bem  ^ngeti,  u)as  eiaentli^  bie  UnHar^it  in  bem  neuen  freien  CErlenntnisftreben 
ausmalt,  ber  uRagie.  llnb  qmis  er  felb[t  nid^t  geleiftet  fyd^  bas  bat  i^m  als  3<niberer 
bie  Sage  um  fo  letzter  anaebi^tet,  als  fein  unftetes  feltfames  £eben  biefelbe  eigentli^ 

40  berausforberte.  Seine  S^rnten  lourben  oorsüolid^  besroegen  begehrt  unb  nod^  mit  unter« 
|(^obenen  berei^ert.  Strauß  ^at  i^n  nid^t  ope  C&runb  genannt  ,,ein  feltfames  (Semif^ 
oon  gutem  jlo^,  S(^iDärmer  unb  QAarlatan",  f.  U.  o.  $utten  S.  339.  (Ein  Seioets 
feiner  Sebeutung  ift  bie  fe^t  na^getoiefene  Senü^ung  bur^  (Biorbano  Sruno. 

a.  S»eiSfftifer. 

46  Äguirrc.     Biographie  universelle,  1.  ©b,  $ari8  1811,  @.  332;  ^urtcr,  Nomenciator 

literariuB  recentioris  theologiae  catholicae,  2.  f&b,  2.9(uf{.,  Snni^brud  1893,  @.  521  f. 

3ofe|)^  Saenj  be  SIguine ,  geboren  ben  24.  SRörj  1630  ju  fio^ofio  in  Spanien, 
Senebütiner,  ^rofeffor  itt  X^eoiogie  in  Salamanca,  Sibt  oon  St.  Stncens  bafeloft  unb 
Sefretär  ber  3nqutfition,  1686  oon  3nnocem  XI.  mit  bem  ilarbinals^ute  gefd^müdt,  meil 

60  er  bie  Superiorttat  bes  ^opftes  gegen  bie  quatuor  propositiones  der!  gallicani 
in  einem  eigenen  SBerfe  (Defensio  cathedrae  s.  Petri  adv.  declarat.  cleri  Gallic. 
anni  1682,  Salamanca  1683)  in  S^u^  genommen  ^e.  Die  jmei  beben« 
tenbften  feiner  oielen  S^riften  t9eoIogifd^en  unb  p^üofop^if^n  3n^Its  finb  1.  Collectio 
maxima  conciliorum  omnium  Hispaniae  et  novi  orbis  cum  notis  et  disser- 

66  tationibus,  9{om  1693,  4  voll.^  neue  Slusgabe  oon  CEatalani,  9{om  1753,  6  voll  foL, 
toorin  oiele  aud^  für  bie  polittf^e  C&efd^i(^te  Spaniens  mid^tige  Dofaimente  enthalten 
finb,  2.  bie  unoollenbete  theologia  S.  Anselmi  in  3  Sanben;  bas  (Erf^einen  bes 
4.  Sanbes  u)urbe  bur^  ben  Xob  SIguirres  (16.  Suguft  1699  in  9lom)  oer^inbert. 

^ersfg  t  ($anif)* 


ügitr  Wjjii  259 

Hgitr  f.  Sprühe  Salomos. 

«^«i,  Ädnig  oon  3srael.  l  ^g  16,  28-22,  40;  2  g^r  18,  1—34;  mi  6,  16; 
üol.  ftöftler,  mbl  (öcfd>.  beS  ÄJ,  2.  ^Älfte,  2.  Xcil,  Erlangen  1893,  @.  71-75.  87-109. 
372—381;  ©tabe,  (»efd>.  bcd  ».  3Är.,  JBcrIin  1881,  1.  SBb,  6.  522—532:  Älttcl,  (Sefc^.  ber 
4^br.,  ®ot5al892,  2.»b,  ©.224—232;  ©ctt^aufcn,  3»r.  u.  jüb.  ©ef«.,  a3crlinl894,@.49f.;  ( 
«hincfer.  «cfc^.  b.  «Itert.,  2.»b,  S.  186—193;  (£b.  ^Kctjcr,  ©ef^  b-  filtert.,  Stuttgart  1884, 
1.  »b,  ®.  392-394. 

Dem  Serfoffer  be$  JUnigsbu^  ^n  ffii  bie  (gef^ic^ie  Sl^abs  auger  bem  ,,Su^ 
ber  Den&Dfltbigieiien  ber  itSnige  von  Ssraer,  rooraus  er  nur  einige  ein}elne  Slngoben 
gef^pft  fydj  noäf  ya>tx  alte,  too^I  no^  aus  bem  9.  3<^^unbert  unb  aus  bem  mi^  lo 
Si^ratm  ^eixQ^enbe  Quellenf^riften  ju  (Sebote  geftanoen,  unb  er  ^at  grdgere  (Er« 
sa^Iungsftäde  aus  i^nen  entlehnt.  Die  (Erjo^lungen  oon  ben  ASmpfen  Sl^oos  mit  ben 
ttKtmfiem,  1  Ag  20  unb  22,  flammen  aus  einem  ooRstflmlic^n  SuAe  mit  ep^raimitifc^n 
jtonigs'  unb  JmegsgeUiqten,  bie  (Erji^Iungen  1  %  17—19  unb  21,  toorin  (Elia  bie 
^ouptperfon  ift,  aus  emem  anbem,  idoqI  in  ben  ißrop^etenoereinen  gefäriebenen  Su^e.  i5 
Sine  otmtige  ouslänbif^  Slaä)üäft  über  Sl^  fc^tnt  bie  Eingabe  Ser  fogenannten 
SRonoIit$tn|ci^  Salmanaflcnrs  II.  Don  Sin^rten  ju  fein,  bag  unter  ben  oon  biefem 
bei  Aarlar  (in  ber  (Beaeno  oon  $amat)  oefieaten  (gegnem  aud^  10000  SRann  unb 
2000  äBogen  bes  Wf(&  oon  3srael  gemefen  feien.  £ag  biefer  nSmlu^  unter  bem 
Ahabbu  Sir'alai  ber  3nfd^  ju  ou:fte^n  fei,  ift  jOHir  nid^t  Aber  ieben  3i^^if^I  20 
onaben.  aber  fti^  nniM^inlid^.  Z^toi^  nehmen  einige  ( itittel,  6. 233  f.,  ilampQaufen, 
(E^ronoL  ber  ^m.  Abnige,  6.  43  9lnm.)  an,  bag  M  Salmanafjor  ober  [ein  Xafel« 
fi^retber  jeirrt  ^obe,  unb  bag  an  iener  6^Ia^t  nii^t  Xruppen  St^abs,  fonbem  feines 
Sohnes  0oram  beteiligt  getoejen  feien.  (Es  toirb  baffir  gelteno  gemocht,  bag  es  f^u)ierig 
itt,  jiDifqien  854,  mo  bie  S^Iaqt  bei  jtarlor  ftattgefunben  bd,  unb  842,  too  bereits  25 
34u  bem  6almanaffar  Zribut  beja^It  ^,  9l|iabs  leMen  ibrieg  mit  SIram,  bie  nad^ 
1  Ag  22,  52  30>eii&brige  9{egierung  Sl^jas  unb  bie  na^  2  Ag  3,  1  ]tD9If]ä^rige 
bes  lioxom  untei^ubrtngen  uno  aufsuflären,  mie  Wfobs  Serpältnis  ju  Damast  einmal 
fo  gODefen  fein  foQte,  bag  er  biefem  $ilfstru)ipen  ftellte.  Die  Snna^me  eines  3rrtums 
mi  affqnf^en  Sendete  ift  aber  bod^  rec^t  migli^.  enbli(^  gebeult  Wfobs  au^  bie  3n«  ao 
fa^rift  bc^  ailef^  oon  9Roab,  freili^  o^ne  feinen  9lamen  ju  nennen,  inbem  fiefctgt, 
Dajg  9om  So^ne  bes  Cmri  bie  oon  biefem  erlämpfte  Ober^errf^aft  3sraels  Aber  SRoob 
aupre^  erhalten  toorben  fei. 

91^,  ^W)»^  'Ayadß,  affqr.  Ahabbu,  mar  ber  6o^n  bes  Cmri.  (Er  fyd  nad^ 
frfi^n  9lnfat|en  918—897,  na^  5tomp^ufen  (3at9B  III.  6. 200,  (E^ronoL  6.  32)  35 
878—857,  nad^  Dunder  875—853,  nad^  ^ommel  (Slbng  ber  bab.«aff9r.  u.  isr. 
®ef^.,  6.  5)  874—854,  nad^  SBell^ufen  bis  ungefähr  851  regiert.  Die  Seit  feiner 
Sle^iening  ift  eine  ffir  bie  (gefd^ide  3sraels  fe^r  mu^tige  geoefen.  Die  £age  bes 
9let^  Snberte  fi(^  babur^,  bag  ber  langmierige  Arieg  mit  3uba  }u  (Enbe  ging. 
Die  Serftonbigung  UHtrb  befieaett  bur^  bie  Ser^iratuna  oon  3ofap^  So^n  3otam4o 
mit  Stolfa,  ber  Xoi^ter  Sl^os.  Das  alte  S^eunbf^aftsoer^aitnis  }u  ben  ^^önilen 
Qwrb  ebenfoüs  bur«^  eine  ^eirat  befeftigt.  ^ab  na^m  3febel,  bie  S^k^ter  (Etbaals 
(^H^ioßaiog  885—854  (?),  früher  3lftartepriefter.  ogl.  bie  Angaben  bes  Sofep^us  na^ 
ben  t9rif^n  Slnnalen-bes  3Renanber  oon  (EpMos,  Jos.  arch.  VIII,  13,2  u.  c.  Ap.I, 
18)  oon  X9ros  (guglei^  natürli^  au(|  oon  (^ibon  —  1  Ag  16,  31  — ,  bas  immer  45 
no^  eine,  menn  au^  ni^t  me^r  bie  erfte,  $au)>tftabt  ber  ^önifen  mar),  ^ur  grrau 
(1  Ao  16,  31).  Die  9Roabiter  blieben  noA  unter  bem  3o4e  3sraels  unb  johlten 
betra^i^n  Xribut  (2  Ag  3,  4).  Der  9Bo^Iftanb  3sraels  mu(^s,  man  baute  3erid^o 
loieber  auf  (1  %  16, 34),  anbere  Stäbte  mürben  ausgebaut  ober  mit  SRauern  oerfe^en 
(22,  39),  91^  erri^tete  fid^  in  3esreel  einen  neuen  ^alaft  (21,  If.  ogl.  18, 46),  ber  öo 
oenrnmiffi  bas  (&emtube  mar,  meld^es  megen  feines  9{ei^tums  an  (Elfenbeinsterot 
(Elfenbetn^aus"  genannt  marb  (22,  39),  ^anbel  unb  9BanbeI  blO^te.  (Erft  in  feinen 
Mieren  ^afyczn  gab  es  Arieg,  nämlidb  mit  ben  SIramöem  oon  Damast,  mel(^e,  feit 
91^  fie  gegen  3srael  ju  ^tlfe  oerufen  ^atte  (1  Ag  15,  18 ff.),  biefem  gefSl^rlic^ 
gfeiitbe  gebliäen  maren  unb  bem  Sater  Sl^obs  mehrere  Stabte  entrtffen  unb  bie  (Ein«  65 
raumung  oon  Sorrec^en  ffir  i^re  ilaufleute  in  Samarien  abgerungen  Ratten  (1  Ag 
20, 34).  Ob  SIbab  bieten  ilanqrf  unternommen  ^at,  um  bie  SqKtrte  aussume^en.  ober 
ob  ber  StramSerfönig  (im  "HZ  ebenfo  mie  ber  (Gegner  Saefas  unb  £)mris  Sen^abob, 
nm^  ben  Aeilfi^rifttarten  aber  ^ababejer,  ogl.  S^raber,  Aeilmfd^r.  u.  Cbefc^i^tsforfqung, 

17* 


260  Sl^ali 

S.  371— 395)  i^m  neue  Sumutungen  geftcKt  ^e,  iDi|fcn  iDtr  nii)t  Snfongs  mar  ber 
Arieg  für  91^6  unglfidli(^,  er  roarb  in  bie  Stobt  Samaria  getrieben  uno  belagert  Cr 
botte  \x&  anä)  ergeben,  xoenn  Sen^abab  nt^t  fibermä^tg  jd^Q>ere  Sebingungen  gefteüt 
^tte.    vlls  biefer  forberte,  bag  er  alle  feine  6^e,  ferne  äBeiber  unb  Ainber  bergäbe, 

5  unb  ba}u  no^  in  eine  ^Ifinberung  ber  ganjen  Stabt  toilligte,  ba  ermannte  fiq  W^^ 
lieg  fiqi  au^  bur^  Drohungen  ni^t  roieber  einf(^fid^tem.  (Ein  (mi)  1  %  20,  13  f. 
auf  ben  9icA  eines  ber  ^roppeten)  gef^idt  mit  bem  ungefo^rliA  ausje^enben  Slusmarfd^ 
Don  ein  paar  J^unbert  An(q)pen  ber  £anboögte  begonnener  Slusfall  ^e  glänsenben 
(Erfolg.  Der  beim  C&elage  übenajd^te  Senl^abab  entfb^,  unb  Wfdb  bra&te  bem  SCramöer^ 

10  beer  eine  f^roere  Slieberlage  bei  (1  ftg  20,  1—21).  3m  folgenben  3a^re  fem  es  bei 
9lp^e!  in  ber  (Ebene  3^^^^^!  ju  einer  großen  S^Iad^t ,  xoorin  bie  Slramöer  niteberum 
aufs  $aupt  gef(^Iagen  tourben.  Sen^abab  mugte  fiA  gefangen  geben.  Sl^ab  be^nbette 
i^n  mit  Iei(^^inniger  (Srogmut.  ^egen  bas  Serffnre^en,  bie  (Eroberungen  feines  Saters 
^rau$5ugeben  unb  nun  feinerfeits  ben  Aaufleuten  9(^abs  C&affen  (SBasare)  in  Damast 

16  einsuräumen,  fe^te  er  i^n  in  J5ftei$eit  (1  ftg  20,  22—34).  l)er  griebe  ^at  brei  Z^^^ 
gebauert  (1  ftg  22,  1).  3n  biefer  3^^  ^^^^^  ^^nn  nun  ^i^  Beteiligung  9l^s  an 
bem  ftampfe  geqen  bte  Slffqrer  ftattgefunben  baben.  Sla^  i^rem  SIblauf  lam  es  ju 
einem  neuen  itriege  mit  Damast,  ben  Sl^ab  begann,  um  bem  Stramäem  bie  Stobt 
9{amot  in  (Sileob  5u  entreißen  (22,  Iff.),  bie  too^rfd^einlii^  no^  bem  SSertroge  oon 

20  SIpbet  on  3srael  ^ötte  surüdgegeben  toerben  follen.  Diesmal  ^e  er  fid^  ber  $tlfe 
3ofop^ots  oon  3^^^  3^  erfreuen,  be|fen  So^n  oielleid^t  gerooe  bomols  bie  XoAter 
Sl^bs  ge^irotet  ^otte.  Der  ftrieg  no^m  ben  oom  ^rop^eten  3Ri^,  6o^n  3inilas, 
geioeisfogten  (22,  7—28)  unglfidlid^en  9lusgong.  Sl^ob  toorb  burA  einen  ^eilf^ug 
tbtlxä)  oenounbet.    (Er  ^lelt  tro^bem,  im  SBogen  fte^enb,  bis  5um  SIbenb  ous,  too  er 

26  ftorb.    Die  S^Io^t  mar  oerloren. 

Sefonbers  Sebeutungsooües  ift  unter  Sl^ob  in  ber  religiSfen  (Entmidelung  3sraels 
oorgegormen.  Sd^ioere  ftämpfe  ptf^en  ber  ftrone  unb  bem  ißrop^etentum  ffibrten  ju 
Hörer  Slbgrenjung  ber  3^n)ereIigion  oon  ^ibnifd^en  Slnf^ouungen.  SC^ob  ba($te  ni^t 
boron,  oon  3^n)e,  bem  (Sötte  feines  SSoRes,  obsufdlen.    Seinen  ftinbern   ^t   er 

80  Slomen  geaeben ,  in  benen  ein  SBelenntnis  ju  ^c^we  ousgelpro^n  log.  Über  bem 
^eiligen  SBefen  3#K)es  geregt  5u  roerben,  mar  feine  Sod^e  niÄt.  Dag  er  ben  Stier« 
bienft,  ben  3erobeam  als  eine  gform  bes  ^^mebienltes  eingefüBrt  ^otte,  nid^t  ontoftete, 
mor,  mit  1  ftg  16,  31  gefogt  mirb,  nod^  bas  (Serirmite.  Durq  fein  9Bet6,  bie  ^Inrierin, 
lieg  er  fi(b  bemegen,   bem  tqrifc^en  Soolfultus  (9KeIfartIuItus)  in  Somorien  (Eingang 

86  ju  oerf^affen.  (Er  baute  für  biefen  in  feiner  $auptftabt  einen  grogen  Üempel  mit 
ollem  3ube$3r,  mit  3lltar,  Steinfäule  unb  2lf^era  (1  ftg  16,  82  f.;  2  ftg  3,  2,  ogl. 
10,  26,  27).  Dos  mar  etroos  oiel  f^limmeres,  als  bos  roos  Solomo  get^on  fyiüt, 
ols  er  ben  Sluslönberinnen  unter  feinen  (JrTouen  ^tore  für  i^re  C^Stter  am  £)lberg 
bouen  lieg.    Denn  biefer  Xempel  Vl^obs  mor  ni(bt  blog  5um  ißriootgottesbien^t  ber 

40  3febel ,  fonbem  ju  öffentli^em  Dienfte  beftimmt ,  für  meieren  eine  jo^uei^e  ^nefter» 
f^oft  ongeftellt  roorb.  9lu^  ^ot  Sl^ob  felber  bem  neuen  (Sötte  feine  Sere^rung  be» 
jeigt  (1  ftg  16,  31  f.).  Dobur^  morb  ber  Sieligion  3o^n)es ,  bie  freili(^  ni^t  ab- 
gefront  merben  follte,  bo^  fbrmlid^  ins  C5efi^t  gef^logen.  (Es  ift  ou^  tDo^f^einli(^, 
Sog  roeite  itreife  in  3sroel   an  biefem   ^eibnif^en  ftultus  XnHog  genommen  ^oben. 

4&  3e^u  ^ot  i^n  mit  lei(^ter  3Rü^e  ousrotten  tonnen ,  unb  anä)  t<^on  bem  (Elio  ftonben 
no^  bem  (Bottesurteil  ouf  bem  ftormel  $änbe  genug  jur  Serfügung ,  um  450  Soot 
propbeten  nieberju^ouen  (1  ftg  18,  40).  SIber  es  fehlte  bo^  ber  uRe^r^eit  no^  ber 
Sita  für  bie  (Sröge  bes  SBiberfpru^es  fol^es  Soolbienftes  gegen  bie  mofoifd^e  9{e= 
ligion.    SRon  ^otte  bomols  in  3srael   bie  Unoereinborleit  ber  rid^tigen  isroelitif^n 

50  Denboeife  unb  £ebensfü^rung  mit  ber  lanoonitif^en  no^  nid^t  ollgemein  grfinbli(^ 
erlonnt.  SRit  ber  in  ftonoon  oorgefunbenen  ftultur  moren  oon  ben  3sroeliten  ni^t 
nur  oiele  Opferftotten  ber  oertriebenen  ober  unterjo^ten  ftonooniter,  fonbem  ^ufig 
ou^  beren  C&ebröu^e  unb  mon^es  oon  i^ren  SlnfAouungen  übernommen  morben,  unb 
es  roor  mit  ber  3ett  nomentli^  mo^l  in  ben  nörblid^en  £onbesteilen  fem  oom  booibi^ 

55  fcben  ftönigsfi^  unb  bem  Heiligtum  mit  ber  Sunbeslobe  ein  SRittelbbig  jmif^en  3ctbme^ 
btenft  unb  Soolbienft  oufgelommen,  begünftigt  babur(^,  bog  mon  l^o^me  ouc^  als  93ool, 
„$en"  bejeid^nete  unb  me^r  no^  burd^  feine  Sere^mng  im  Stieroilbe.  ©erobe  bes» 
bolb  ober  roeil  bie  Unoerträgli^Ieit  bes  tqrif^en  Dienftes  mit  ber  rid^tigen  Sere^mng 
t^o^roes  oer^öltnismögig  lei^t  erlonnt  toerben  tonnte,  ^ot  biete  Serfeblung  Slbobs  bie 

60  (Entroidelung  ber  3<i9ia>eteligion  mefentli^  gefSrbert.    Dos  Soll  bei  biefer  (Selegen^it 


Wtah  fOta»  261 

0oin  „^itiien  auf  betben  Seiten",  oom  S^ioanlen  jiDtf^en  3<^^ii>^  unb  Sad  3U  j^etlen, 
ber  Keligton  bes  (Seiftes  unb  [tttli^en  (Emftes  mtift  ju  oerf^offen  gegen  bte  ben 
SRenf^n  bet^renbe,  erf^Ioffenoe  unb  entfittltt^enbe  SRoturreligton ,  mat  bte  Slufgobe 
(Elias  (f.  b.  ^.).  SRit  Stebegetoalt  unb  äBunberma^t  ausgerüftet  fyd  er  feinem  S^oIIe 
bemtefen,  bag  ^o^e  ber  allein  um^re,  lebenbige  (Sott  (ei.  Slu^er  i^m  ^ben  au^  5 
|a^Iret(^e  SRnglieber  ber  ^rop^etenoereine  i^re  Stimme  oegen  ben  ärger  oerbenben 
Saalbtenft  ti^obtn,  aber  o^ne  anberen  Srfolg,  ab  ben  bie  SRört^rer  immer  ^aben. 
3febel,  bte  tDillensftarle,  rfldfi^tslofe  (Sattin  bes  [(^toa^eren  unb  gutmütigen  SC^ab, 
brad^  fie  burc^  blutige  Verfolgung  jum  St^toeigen,  fo  bag  Slia  Ilagt,  er  fei  allein 
übrig  geblieben  als  ^^rop^et  3<^tDes  (1  Ag  18,  22;  19,  10).  99lan  mug  aber  nid^tio 
meinen,  es  fei  bamals  aUes  ausgerottet  toorben ,  loas  ^rop^et  ^^dfyjots  bieg.  Dos  ^otte 
Vfykb  getoij^  nü^t  jugelaffen ,  ber  ja  ein  Sere^er  3^^^  bleiben  tDoute  unb  es  au^ 
für  gera^Itc^  ge^tten  ^ben  loürbe.  Die  3^^op^^ten,  toelt^e  fi^  nit^t  ^egen  ben 
Saalbtettft  auporfen ,  finb  getoig  unbehelligt  geblieben.  Die  galten  aber  etnem  Slia 
nic^.  SBirlltA  loaren  au^  folqe  toie  {ene  400,  bie  bem  Sl^ab  toeisfagten ,  togs  er  15 
m  ^ren  loünfqte  (lAg22,6ff.),  nit^t  toefentlid^  befjer  als  bie  ^rop^eten  Saals.  Ober« 
qoupt  finb  in  ben  oerborbenen  3^tten,  in  loel^e  W^abs  unb  Slias  Zag^t  fielen,  unter 
ben  ^rop^n  fe^  oiele  getoefen,  benen  reIigtos«JittIi(^er  (Emft  unb  (Etfer  um  3^^^ 
bur^mis  abgingen,  ^rop^eten  aber  im  ^öt^ften  Stnne,  b.  i.  oon  (Sott  unmittelbar  be^* 
rufene  unb  mit  augerorbentlit^en  Soften  ausgeRattete  SRänner  f)ai  es  ju  allen  3^^^^^  ^ 
nur  etiqeln  gegeben.  60  ^at  benn  (Elia  eine  3^it  lang  ganj  allein  geftanben.  3la(fy 
bem  Sorgang  auf  bem  5tarmel  ^at  es  jebo^^febel  offenbar  au^ben  muffen,  ben 
9ßfi)er|pru<l^  gegen  ben  Saalbienft  getoaltfam  ju  unterbrfitfen.  Slia  mu|te  jun&t^ft 
no^  etnmal  fli^en,  fpSter^in  aber  burfte  er  loieber  im  £anbe  loeilen  (1  ftg  19, 16; 
21,  17 ff.),  unb  es  ^en  ba  au^  anbere  ^rop^eten,  bie  fi^  gep^et  Ratten  (ogl.  25 
1  Äg  18,  4),  toieber  jum  95orf(|ein  lommen  lönnen.  So  treten  benn  tn  ben  (Er* 
fo^ngen  oon  ben  Sbamäerlriegen  mehrmals  ^rop^eten  auf,  in  benen  e^ter  propre» 
tifÄer  (Beift  maltet  (1  ilg  20,  13 f.,  35  ff.;  22,  6  ff.).  OTit  SRamen  genannt  toirb 
nmn  (Elia  nur  jener  URi^a.  —  3m  (Segenfa^  oegen  bas  UmfiAgreifen  ber  fanaani« 
tif^n  Slotuneligion  ift  oieUeit^t  fd^on  in  ben  Xagen  SC^abs  bie  (Senoffenft^aft  ber  30 
Sted^iten  geftiftet  roorben,  loeld^e  ben  £anbbau  famt  bem  2Bo^nen  in  ^öufern  fotoie 
ben  C^enug  bes  SBeines,  alfo  bie  ganje  oon  3srael  in  Aanaan  angenommene  itultur 
oenDerfcnJ(3«r  35;  ogl.  2  ilglO,  15  f.).  —  Slufeer  ber  Seförberung  bes  Saalbienjtes 
fyd  \iq  S^ob  no^  anberes  Unret^t  ju  Jt^ulben  lommen  laffen,  toogegen  Slia  (ein 
StrafiDort  unb  bie  göttliche  Drohung  er^ob.  9lamentli(^  ift  bie  ^auptfä^li^  Durd^36 
3fe6el,  ober  mit  Sl^abs  3ulaffung  an  9labot  unb  feiner  (^amilie  begangene  99li{fet^at 
(1  ftg  21 ;  2  5lg  9,  25  f.)  93eranlaffung  einer  Strofanlfinbigung  aetoefen,  roel^e  einen 
tiefen  (Einbrud  auf  bas  Soll  gemad^t  unb  oiel  baju  beigetragen  ^t,  bag  es  na^^er  bie 
Sefeitigung  bes  Kaufes  9l^b  ru^ig  bulbete. 

Steuere  erfl&ren  im  (Segenfa^  gegen  bie  fe^r  ungfinftige  Beurteilung,  bie  früher  40 
geiDö^li<!^  loar .   ben  'Sffolb  für  einen  treffli^en  Aönig,  bem  3srael  befonbers  otel  ju 
oerbanfen  gedopt  ^e.    (Es  roirb  i^m  aud^  ein  geioi^e  Zfld^tigleit  ni^t  abjufpreAen 
fein.    3nbes  finb   jun&d^ft  feine  politift^en  Srfolge  ni^t  ju  ^0^  anjuf^lagen.    Der 
^ebensf^lug  mit  3uba  i(t  gen)ig  otel  mebr  ^ofop^ats   Serbtenft   getDe(en  (1  Ag 
22. 45),  unb  oon  großem  Stufen  ber  nöl^em  Serbinbung  mit  ^^önijien  ift  uns  ntd^ts  45 
bdnmt    (Sebie^  bier  SBo^lftanb  Israels  in  ber  erjten  3^^^  ^^^  9{egierung  ^bs,  fo 
ffoi  in  ber  batem  ber  Slramäerfrieg  oiele  Arofte  aufgejebrt  unb  toenig  Sorteil  gebraut. 
Do^  ^  S^ab  obne  !irDt\^tl  ben  SBillen  gehabt,  fein  SoR  ju  förbem,  ift  ein  tapferer 
ftri^mann  getoefen  unb  als  ein  aRann  gefallen.    9lud^  loar  er  nt^t  o^ne  (Ebelmut 
(1  %  20,  31  ff.).    ZroMem   roirb   man   angefit^ts  feiner   Sd^roöd^e   gegen   3febels  50 
6(^i&U(|Ieiten ,  feiner  mrjfid^tigen   fiei^t^erjigleit   nad^  bem  ^iege  bei  Slp^el   unb 
feines  SRongels   an  reliaiofem  Serftänbnis  unb  (Emft  feinen  (E^araHer  Jonoerltt^  ju 
rubelt,  fc^erlid^  bered^tigt  fein.  SSBii^elm  fiot;. 

Wiü»,  Äbnig  oon  3uba.  2Äg  16;  2(E5r28;  3ef  7,  1  ff .  SBgl.  bie  @.  259.8 
angeführten »cric  oon  ÄÖ^Icr  H, 2,  @.  228-239.  425-429;  Stabe  I,  ©.589—599;  Äittcl  II,  66 
8.  290—295;  ©cß^aufcn  @.  83 f.;    S)untfcr  U,  @.  291  —  296;    ^c^er  I,  @.  451.    %I. 
au^rbem  (S^dpari,  Über  ben  f^rifd^»e))^raimitif(i^en  ^ieg  u.  f.  f.,  1849. 

9^,  '^^^''Axat:  {Cod.  Al/AxadC),  affi)r.  Ja'uhazi  (alfo  eigentli^  TTOr^  ©ooon 
xn»  eine  SbKtrjung,   bte  im  %Z  mof)l  ber  Unterft^etbung  oon  3oa^as,   bem  So^ne 


262"  Wiu» 

Sofias,  3U  fiiebe  fo  ausft^Iieglt^  gebraust  ift),  6o^n  unb  9Ta^oIger  bes  S^'i'^f  W 
na^  frfiletem  ^nfofie  742—727,  naäf  Abriet  739—724,  noA  ftamp^fen  (f.  o. 
6L  259,36)  734—716,  ttac^  ^oimnel  (f.o.  6. 259,86)  734—728  regteiL  Das  bebeulenbfte 
poitifd^e  (Ereignis  in  [einet  ftegierungsjett  mccc  bie  buic^  ben  aramSif^«  (ober  fonfc^«) 

6  ep^raimitifc^en  ftrieg  oeranlagte  Untenoerfung  3ubas  unier  bie  Dberberif^aft  8lf|ttrs. 
Vtt  jtrieg  ber  oerbunbeten  C^^raimiten  unter  !ße!ad^  unb  SramSer  unter  Kejin  (aff9r. 
Rapunu)  oon  DamasI  oeaen  3uba  ^ot  f^on  jur  3^it  3otanis  begonnen  (2  iral6,37), 
ift  ober  erft  na(^  Sl^as  Xqronbefteigung  mftia  in  (Bang  gelommen.  Seine  urfa^e  ift 
unbelonnt.    SRand^e  nehmen  an,   oag  man  oas  roibenträenbe  3uba  jum  (Eintritt  in 

10  einen  Sunb  gegen  Wfur  ^e  jmingen  toollen.  O^nfaüs  ^e  man  bebeuienbe  Xb« 
fitsten.  Das  $aus  Daoib  follte  entthront  unb  ber  So^n  eines  getDt|fen  Xab'el  jum 
itonig  über  3uba  gemalt  roerben  (3ef  7,  6).  Den  Serlauf  bes  ftri^es  fennen  oir 
au^  nic^t,  [onbem  blog  einjelne  Seaen^eiten  boraus.  8^as  bat  bas  (jfelb  ni^t  ^Iten 
!5nnen  unb  \vSf  in  bas  fefte  S^nifalem  oerfen  mflffen  (2  jtg  16,  5;   3^1  7,  Iff.); 

16  oor^er  ober  aud^  in  einem  fpateren  Xeile  bes  ilrieges  tft  er  na^  2  (Efyc  28,  5  in 
offener  gelbfd^Iad^t  befiegt  roorben.  IRejin  fyd  einen  3ug  na^  oem  6fiben  unter* 
nommen  unb  bie  3^^^  <^us  bem  burd^  Smcgfa  unb  Ufia  ju  einem  feften  $anbel$< 
plo^e  3ubas  gemad^ten  Slat  am  roten  SReere  oertrieben,  uno  es  ben  (Ebomitem,  oiel« 
lei^t  3um  Datd  fib:  $Ufe,  bie  [ie  gegen  3uba  leifteten  (oaL  2  (üjpc  28,  17),  jurfid* 

20  geaeben  (2  Ag  16,  6,  wo  fic^erlid^  a"^]?  unb  ^onzm  m  lefen  ift).  3uba  ift  oenoüfiet 
uno  ausgepiflnbert,  ftellemDeife  entooDert  oorben  (ogL  3ef  1,  5—9),  loas  Hd^  bie  iß^« 
lifter  alsbalb  ju  SRu^e  gemalt  }u  ^n  f^einen  (2  (Oft  28,  18).  einer  6^ 
na^  Samarien  oeggefd^Iqbter  9Betber  unb  Ainber  fyd  bie  SRa^nung  bes  ^rop^n 
Dbeb  bie  grreilafTung  enoim  (2  (Oft  28, 8—15).    Wfca  ffcA  M  ni^  anbers  ju  Reifen 

25  aeu)ugt,  als  bag  er  Ziglotptlefer  II.  oon  nffur  unter  3u)enbung  aller  oerffigboren 
Aoftbarleiten  um  feinen  e^ufe  bat  (2  jtg  16,  7.  8;  2  CE^  28,  16).  Die  9{ei^n* 
folge  unb  ben  3ufammen^ang  oiefer  Sreigniffe  oermogen  oir  nic^t  l^uftellen.  fianae 
fyd  ber  jtriep  ni(|t  gebauert.  ÜIs  im  3#^^  734  Xiglolpilefer  ^ranjoa,  ^rte  für  9itm 
unb  $eia4  bte  SRoglid^Ieit.  3uba  ju  belriegen,  auf.  Ztolatpitefer,  in  beffen  3nfc^riften  ft^ 

80  einigermajjen  genfigenbe  Angaben  finben ,  jagte  ben  Sfejin  mq  DamasI  hinein,  mo  er 
fi(^  no^  jmei  ^aSftt  lan^  geilten  ^,  unb  griff  aud^  (ogleid^  bie  SRa^baroBHer  3ubas 
an.  Dem  Keid^e  CEp^ratm  na^m  er  meite  nörblid^e  unb  norböftli^e  fianbftri$e  ob 
(ogl.  2  Ag  15,  29)  unb  entführte  oiel  (6ut  unb  oiele  aRenfd^en.  ^ebi^  ffoi  fi<^  loo^I 
rafd^  genug  unterworfen  unb  ift  noA  eine  3^it  ^ng  als  Safall  gebulbet  roorben.    Sluq 

35  bie  S^ilifter  rourben  gebemütigt  unb  gebranbfd^a^i  SRa^  bem  ^11  oon  Damast  (732) 
begab  Ji^  SC^as  babin,  um  bemSrogQerm  ju  ^ulbiaen  (2  Ag  16, 10).  6o  oar  ^uba 
ein  affi)rif(^er  SafaUenftaat  geroorben,  ber  ^anje  ItönigsfAafc  famt  ben  6(^en  bes 
2:enmels  mar  als  Kaufpreis  fär  bie  affqnfc^  ^ilfe  naq  9linioe  geroanboi  (2  Ag 
16,8),  unb  basu  mar  ein  jo^rln^er  S^ribut  ju  entrid^ten.  eine  fd^mere  fiaft  für  bas  oer» 

40  armte  £anb.    Dag  3^^^  roenigftens  je^t  ein  paar  3<^^nte  ^rieben  ^atte ,  uKtr  ein 
gor  gerinaer  (Erfa^  für  fold^e  93erffimmerung.    Unb  oan  3uba  nun  ben  an  ^^pten 
angrenjenben  Xeif  bes  Slffnrerreit^es  bilbete,  roar  ein  Mcü^xüollti  Übelftanb.  Snies  bas 
loar  bie  (^olge  oon  Sl^as  Unglauben ,  ber  nid^t  auf  3^fa{as  mit  bem  SIngebot  eines 
SBunbers  na^  9lbas  tücü^l  betröftigte  Serfid^erung  qatte  ^ören  roollen,  bag  er  fid^  nur 

46  im  Vertrauen  auf  Sott  ru^ig  ju  oer^alten  brauste ,  um  bie  Sefa^r  bes  aramäifA» 
ep^raimitif^en  ftrieges  oorüberge^n  ju  fe^en  (3ef  7,  4—12.  13  ff.).  9Bir  ^aben  fem 
^e^t  unb  leinen  Q5runb,  baran  5U  jmeifeln,  ba^  (&ott  i^n^  ^otte  er  geglaubt,  ebenfo 
fi^er  befd^irmt  ^aben  roürbe,  mie  er  foäter  ben  ^islia  aus  otel  größerer  (gefabr  gerettet 
ffcA.    Slber  freilid^,  roie  lonnte  ein  Wfos  unbebtngtes  Vertrauen  auf  ^dfyx>e  fe^en,  ba 

50  er  oon  loa^rer  (Jrrömmigleit  unb  3^toetreue  weit  entfernt  roar ! 

SBenige  5tonige  oon  3^  fi^^  ^^^  ^i^n  3^^^^^Iision  fo  ab^olb  geu)e[en  mie 
Sl^as.  Dag  er  ben  3^o)ebienft  ganj  ^e  abfegen  looUen,  ift  aüerbings  mc^t  an* 
june^men,  mag  er  aud^  ju  einer  ^^\i  aus  SBioenoillen  ^egen  !3a^e  bie  X^firen  h^ 
Tempels  oerft^Ioffen  ^cwen  (2  (£br  28,  24),  aber  ber  Dtenft  anberer  (gotter  entfpraA 

55  feiner  Denboeife  oiel  beffer.  Da^er  oerunreinigte  er  niAt  nur  ben  3^^^^i^nft  I^urq 
Setreibung  besfelben  nad^  9lrt  oon  Saalbienft  „auf  ben  ^figeln  unb  unter  allen  grfinen 
Säumen"  unb  burd^  33en»enbung  oon  Stierbiftem  u.  b^l.  babei  (2  Äq  16,  3  f.; 
2  (S)x  28,  2.  4),  fonbem  er  opferte  fogor  in  einem  Slugenblttf  groger  9cot  fernen  Soqn 
in  bem  vo^I  oon  i^m  3u  biefem  Dienft  erfe^enen  (Zop^t  f^on  3^f  30,  33)  ^tfyd 

60  ^innom  bem  9RoIo^  (2  Ag  16,  3;    2  (Oft  28,  3),  loona^  bie  Eingabe  ber  S^onil, 


I^ad  XMbmd  263 

bag  er  ouA  Saalbilber  ^be  gießen  laffen ,  ni^t  undoutofirbig  etf^eint.  Dagegen 
bie  ängobe  bes  (EQtontften,  bag  SI^os  ben  Dtenft  bamoscentfd^er  Söttet  ein« 
^cibt  (2  (0)1  28,  22f.),  wofjH  nur  auf  einer  Ausbeutung  ber  Slo^rid^t,  bag 
an  Stelle  bes  alten,  ehernen  Sranbopferaltors  oor  bem  Zempel  einen  größeren, 
fteinemen  na^  bem  SRobell  eines  Slltars  in  Damasi,  ber  i^m  gut  gefallen  ^atte,  ^  5 
mo^n  laffen  unb  bas  erfte  Opfer  felbft  auf  bemfelben  bargeorad^t^at  (2  Ag  16, 
10 — 16).  3d)enfans  jelgte  [i^  in  biefer  ^anblungsroeife  ein  groher  SRangel  an  CEftr* 
erbietung  gegen  ben  (Sottesbienft  feiner  Soter.  Dag  er  oon  ben  gfo^rftfi^Ien  im  SBor^of 
gemiffe  Seftanbteile  foioie  bie  9Ba|ferbetfen  unb  bie  ernten  9{inber  unter  bem  „3Reere'' 
toegne^en  lieg,  unb  anbere  SerSnberungen  am  Zempel  „um  bes  Aönigs  oon  Slffut  ^^ 
©illen"  (b.  l  TDüfjH  um  i^n  ju  bef^enlen  [?])  ooma^m  (2  Äg  16,  17 f.—  lext  3,  Z. 
unoerft&nblic^  — ;  2  (Übt  28,  24),  i{t  aber  mo^I  gegen  {eine  SReigung  aus  Slot  ge« 
[äft^n.  Ob  aus  Snaaben  roie  2  Ag  16,  3;  2  (T^r  28,  2;  29,  16.  18  ju  fdbliegen 
fei,  bag  Vfyis  ®ottesbiIber  in  ben  Xempel  aejtellt  babe,  ftd^  ba^in.  9lus  2.  JRg  23, 
11.  12  ift  k  entne^en,  baft  er,  bur^  affqrifqen  (nnflug  bemogen,  auf  einem  Söller,  ^^ 
oiellei^t  Aber  einem  ber  9lebenbauten  bes  Zempels,  Sdtare  ffir  Die  Sere^runa  ber  (6e* 
Hfane  errietet  Bot  grtoglic^  ift,  ob  bie  Sonnenroffe  unb  Sonnemoagen  bort  f^on  bem 
Wfos  jugef^eben  toetben. 

unter  einem  fold^n  Aönige  mu^te  auA  ber  religiös'fittlid^  3uitanb  bes  Soßes 
airfs  tirffte  finfen,  ukis  sa^Ireic^e  SusHnüd^e  Sefafas  bezeugen.    SRimt  m  oerlennen  ift,  ^o 
^ü  3^r4<^  SBeisfagungen  oon  bem  ju  enoartenoen  9Reffias  bos  böfe  SBefen  bes  9tfyB 
]ttm  bunfeln  $intergrunb  ^aben.  »ifl^elnt  So^. 

Hbadio,  jtönig  oon  3srael.  1  Ag  22,  50.  62  —  2  %  1,  18.  »gl.  ^ö^Ier 
n,  2,  6.  110—113.  382;  Stabe  I,  ©.  533;  Äittcl  II,  @.  233 f.;  ^nndn  II,  @.  194  (bie 
Xitel  f.  0.  @.  259, 8).  26 

a^ia,  "(rrrn»^^  au^  ^:rn^,  (2  ilg  1,  2:  2  Cfir  20,  35). '0;toCidff,  ber  So^n 
unb  Stod^foher  bes  a^b,  ^t  nur  etma  jmei  ^aiftt  reatert,  mu^  >Uimpbaufen  856—855 
(DgL  bieSlnffi^e  ber  3^ii  VfyAs  oben  6.  259,35).  9Bir  finb  Aber  (eine  9{egieruna  fo 
gut  tote  aar  ni^  bertAtei  (Er  fyd  o^ne  3n)eifel  ben  ftrieg  mit  Senbabab  bur^  einen 
Sertrog  beenbigt  (mögtid^ienDeife  mit  ber  Sermli^tung  mt  ^eeresfolge  —  geoen  bie  so 
^qfqrer?  f.o.  6.259,  22).  Die  9Roabiter  f^fittelten  na$  9D^abs  Xobe  bas  3o$  3sraels 
ob  (2  jq  1,  1;  3,  5),  SCbasia  f^eint  aber  ju  feinem  Aanq^e  loiber  fie  gelommen  ju 
fein.  (Scyoüt  bas  UnaUia,  ourq  ein  j^enfter  ju  ftflrsen  unb  fi^  bobei  innerli^  ju 
nerle^en.  SHs  er,  ein  Saaloere^rer  (1  %  22,  54},  Soten  na^  (Sron  [anbte,  um  ben 
Saat*6ebub,  beffen  Oralel  bamate  befonberen  9(uf  gehabt  ^aben  mun  (ogl.  6^ob,86 
®S|enbienft  unb  3^ubenoefen  bei  ben  alten  Hebräern  6.  170 ff.),  über  feine  ftranlbett 
m  befragen,  trat  biefen  (Elia  entgegen,  ftrafte  bie  Senbung  ju  oem  Saal  unb  lünbtgte 
ben  tötln^n  Ausgang  ber  ftranl^eit  bes  Aönigs  an  (2  %  1,  2— 17). 

Uai^ia,   Äönig  oon  3uba.    2  %  8,  25  —  9,  29;    2  (Sfyt  22,  1—9.    SBgl.  40 
ftö^Ier  II,  2,  S.  205.  345 ;  Stabe  I,  6.  541  f.;   SHttel  II,  @.  239,  243;  ^Befl^aufen  @.  82; 
^mdcx  n,  ©.  196—198;  "SttXjtx  I,  @.  395  (bie  Xitel  oben  @.  259,3). 

Wma,  fTT^m,  au^  ^:]m  (2Äg  9,  16ff.  11,  2),  'Oxo^lag,  So^n  3orams,  ^ 
nur  ein  ^cifyc  regiert,  nadb  frfi^rer  Sere^nung  884,  na^  Aamp^ufen  843,  na^ 
^ommel  842.  9lad^  bem  Aönigsbud^e  fomoQl  ab  nac^  ber  (£^onU  wcx  er  ein  Saal*  45 
oere^er.  ows  beim  (Satten  einer  !to^ter  bes  9^ab  unb  ber  3febel  nic^t  oenounbem 
lann.  !tie  Senoanbtf^aft  mit  bem  $aufe  Omri  brad^te  i^m  au^  ben  frühen  Xob. 
3um  Aampf  mit  ^afael  oon  DamasI  oar  er  mit  feinem  Sd^nxiger  3^^^  i>on  Israel 
no^  Siamot  (ßUeob  gejogen.  nad^^  aber  aus  bem  gf^Iblager  nat^  ^^tsxttl  gelommen, 
um  S^'i^^nn,  ber  fi^  oenounoet  bort^in  ^e  bringen  Taffen ,  ju  behi^en.  $ier  fiel  er  ßo 
mit  in  bie^  $änbe  Z^^^t  ^^^  i^n  ^^  Senoanbten  bes  $aujes  Omri  ebenfalls  um* 
bra^e.  Uber  bie  9lrt  unb  ben  Ort  feines  Xobes  ^aben  Aöntgsbud^  unb  (£^ronU  gan} 
oeifi^iebene  Angaben.  SSBil^elnt  fiot;. 

t^oduerod  «^"^^?o^K,  ffift^  10, 1  Äef  ib  '^^^m,  LXX  'Aooofftjgog,  m  ber  grie4. 5Re« 
jenfion  besSu^es  Xobiasl4,15  'AavrjQog  oiet'ÄoovtjQog,  in  ben  perj.  ileilinfcQrtften  55 
Khfiayftrfian    nom.  Khgayärgä   b.  i.   ^rrfc^nber   ober  mä^tiger  $eib    ($er.  6,  98 


264  X^adnerod  fOtm» 

=  AQTJiog,  vDomii  nur  bei  jmette  Seftonbteil  bes  Slotnens  totebergegeben  tft).  3m  9Z 
finben  mh  ,,3iDei  Aönige"  Diefes  Slamens:  1.  3n  Da  9.  1  tft  ber  Sater  T>oxxus*  bes 
SRebers  {o  genannt.  Da  nun  D.  b.  SR.  naA  feiner  6teuung  oor  Stsfcos  nur  Slftqages 
fein  lann,  Jo  mug  mit  91.  Sts^axoxts  gemeint  fein ;  nur  lann  oer  SRame  ebenfooenig  roie 
6  Aoaxares  lautli^  mit  bem  ^amen  sufammen^ngen,  ben  ber  Aönig  in  ben  perf.  RtiU 
infi^riften  flirrt,  ber  u)a^rfd^inn(^  Huvakhgtra  ju  lefen  ift.  Slu^  fonft  finben 
mtr  me^rfad^,  bag  bie  mebifd^en  unb  perjift^en  ilontge  in  unfern  Quellen  oerf<9ieben 
genannt  roerben:  eine  Serf^ieben^eit,  bte  meift  borauf  beruht,  bag  fie  nad^  i^rer 
a^ronbefteigung    einen  neuen   Slamen  führten,     äu^   %o  14,  15    ift  *AovtjQog  — 

10  Astvages ,  ba  er  neben  Naßovxodovoaog  als  (Eroberer  oon  9linioe  genannt  mirb. 
2.  3m  93u^  (Eft^er  ift  31.  ber  KhSayärSä  ber  perKf^en  3nf^riften,  Sig^tjg  ber 
Sriet^en,  ber  oon  485  —  465  regierte^,  ber  6o^n  oes  Darius  ^qftapfis.  Dajür 
ftnrid^t  bie  3bentitat  bes  9lamens,  Die  Ubereinftimmung  bes  CE^afters,  mie  roir  i^n 
oor  allem  aus  ^erobot  lennen  lernen;   femer  bie  (Enoo^nung  oon  6ufa,   als   feiner 

löSlefibenj,  fomie  bie  Eingabe  in  (0t  1,  1,  ba^  bas  9{eu^  oon  3nbien  bis  St^iopien 
\iSf  erftredte:  eine  9(ngd[»e,  bie  ourq  bie  mfjo^Iung  ber  ^rooinjen  bes  perfift^en 
9{ei^es  in  ber  (&rabinfd^ri[t  bes  Darius  oon  Naqg  i  Rüstern,  i^re  Seltotigung  finbet, 
aber  für  bie  3^^  ^^^  fcarius  nid^t  jutreffenb  fein  ©ürbe.  SKit  3Cerxes  ift  09ne  ^mtr^ü 
aud^  oer  (Esr  4,  6  enoäbnte  SIbasoeros  tbentif^,  an  roel^en  bie  Samaritaner  eine  9In« 

ao  Ilagefd^rift  roiber  bie  na^  Serufalem  jurfltfgele^rten  Sxulanten  richteten,  ni^t  mit  Harn» 
b9fes,  an  ben  man  fonft  (fo  aud^  QSbalb  no(|)  ba^te.  3n  93s.  6—23  finb  fpotere 
CEreigniffe  oorausgenommen  unb  erft  93s.  24  Infipft  roieber  an  93s.  5  an. 

0r.  Sinbuer. 

X^adnemd  f.  3ube  ber  eroige. 

25  Wfon^,  ^einrid^oon.  Ouetlen  finb  bie  in Derfd^tebenen  @^^roniIen  Dorfommenbcn 
oereinjelten  ^rtuäl^nungen  bed  SJlanned;  fo  befonberd  in  ^ufd^d  chronicon  WiDdesheimeDse  ed. 
St.  @rubc  r^oflc  1886)  1, 26  p.  73,  c.58  p.  172,  174,  c.  61  p.  184,  n,  c.  41  p.  356.  grcmcr 
in  ber  ungebru^en  frendtoeaenfc^en  (S^roni!  (im  ^efi^  be89ntertumdt)ereind  ^u  SRiinfter,  Stop.  52, 
Statt  35),  unb  in  bem  SRunfterf^en  ©ebäd^tnidbud^,  in  einer  oon  9^.  ^eftenborp  in  f.  Anti- 

80  quiteiten  I  8.  460  befc^riebenen  ^anbfd^rift,  toelc^e  fiinbebom  (historia  episcopatus  Daven- 
triensis  1670)  benu^t  )u  ^aben  f^eint,  ^anbelt  eine  OttaDfeite  van  heren  Henne  Ahuis  van 
Münster,  in  bem  Äölner  ®ebenfbu(^  (In  ber  ©erl.  f.  löibliot^ef  Macr.  boruss.  Q.  249) ;  in 
ben  päpftlit^en  ©uflen  oon  SÄartin  V.  unb  engen  IV.  oon  1424,  1431,  1439,  abgebrurft  bei 
Aub.  Miraeus  regulae  et  constitutiones  Clericorum  in  congregatione  viventium  Antw.  1638, 

35  p.  8,  9,  11.  3n  Dumbar  analecta  I,  531.  —  fiitteratur:  ; ©eleoentlicfi  ge^onbelt  »irb 
oon  ifim  bei  Delprat  yerhandling  over  de  Broederschap  van  G.  Groote  2.  ^uf(.  1856, 
p.  187—89;  bei  Aequoy,  het  kloster  de  Windesheim,  Utrecht  1875,  I  p.  237,  II,  105, 
283.  gfür  bie  nac^folgenbe  2)QrfteIIung  Hegt  ju  ®runbe:  iBubkoig  6c^ul)e,  ^einric^  oon 
Ä^auS,  ber  Stifter  ber  ©rüber  beS  gemeinfamen  ßeben«  in  3)eutf(i9lanb,  in  ßut^arbtä  3fi^' 

40  fc^rift  für  lirt^Ut^e  SBiffenfc^aft  unb  firt^Iicöeä  ßeben,  1882,  1  u.  2. 

^enbrif  oan  Sl^uis  (au^  S^ups,  Sl^ues,  SC^us.  de  Ahues),  ber  (Srflnber  ber 
SrfiberjAaften  oom  gemeinfamen  fieoen  in  Deutfd^Iano,  ftammt  aus  ber  im  norbmeft^ 
ItAen  uRflnfterlanbe  oon  ber  9la  burt^floffenen  unb  barnaA  genannten  $errfd^  SOaus, 
urjprilngli^  „^aus  an  ber  ?la"  (od.  lucfing,  ffief^i^te  oer  §errfd&aft  uno  ber  Stabt 

45  Slqaus  in  ber  3^itfArift  für  oaterlänbif^e  ®ef^id^te  unb  Sütertumslunbe  SBeftfalens, 
3ö]^rg.  1869,  S.  1  ff.),  wo  bie  anfange  bis  ins  9.  3o5i^^wwl>«rt  jurüdtreid^n ;  suerft 
regierten  Dqnaften  aus  bem  $aufe  Diepen^im,  unb  nadb  bem  CErloft^en  biefer  £inie 
aus  ber  ^orftmarer.  Sie  fii^ren  in  ben  Urlunben  ben  iRamen  de  Ahues,  au^  Do- 
minus de  Ahues  unb  Nahus.    Die  Vermutung  SRo^nidfes  in  feiner  £[berfe|ung  ber 

60  erften  Susgabe  bes  obengenannten  De^atfdben  SBerles  6. 175,  ben  9tamen  ^einri^s 
oon  ber  fd^n)ebif(^en  6tabt  SC^us  a^uleiten,  tft  oollig  unbegrünbet. 

Um  bie  99liite  bes  14.  3^tbts.  wca  !Dqnaft  bafelbft  ^ermann,  oel^er  auger  feinen 
iioei  Sonnen  fiubolf  unb  ^einri^  nod^  eine  XoAter  3utta  hatte  (ju  oal.  bie  Srüffeler 
ÖanbfArtft  3lr.  8849  ff.  S.  223  ff.  unb  bei  SRolI  3o^annes  Srugmann,  »mfterbam  1854 

55  S.  22  fj.  Diefe  ©ar  jeit  i^rem  fünften  ^^afyct  in  ber  Slbtei  ju  3Jreben,  bei  ©rönlo.  in  ber 
preugif^en  ^rooins  (pelbern,  unb  fpater  oon  ben  aRitiungfrauen  3ur  ^riorin  uno  bann 
Qui)  3ur  ^tt|Tin  geum^It.  Sie  sögerte  aus  uns  unbelannten  Srfinben  fiber  fe^s  3^^» 
|i<^  mit  bem  SCbtftab  belehnen  ju  laffen.  (Enblid^  als  bie  ^tü  feftgefeM  UKtr,  oerrei|te 
fie,  um  bann  bei  i^rem  glönsenben  (Einjuge  in  bie  Slbtei  bie  ganse  ^errli^feit  i^r 

60  Stellung  ju  erleben.    93ei  i^rem  feierli^en  Sinsuge  in  fd^on  gef^müdtem  3Bagen,  um« 


Wian»  266 

geben  ooti  jo^Ireic^n  (Ebeüeuten  unb  bereit  Gefolge  ju  SBooen  unb  ^ferbe,  [tfir^e 
pBMt^  bei  AuiUer  i^re$  SBagens  oom  6i||  tot  jui  Srbe.  3^re  grteube  loat  ba^tn, 
tDeil  um  i^retmitlen  ein  3Ren[($  ben  Xob  etutten.  SBeber  bie  JJfeiet  {elbft  no(^  bie  fol» 
oenben  S^age  unb  bie  neuen  Slufgoben  mit  i^er  Arbeit  unb  anbeten  auA  toeltli^en  3^^^ 
(beuungen  oenno^ten  [ie  ju  ben^igen.  Die  gottliAe  ^ngft  in  intern  fersen  Jd^Iug  um  & 
m  eine  longtoietige  ftran^it.  ^obalb  i^r  ^uftano  es  geftottete,  lieg^  [ie  \xq  3U  bem 
frommen  ^aftor  ber  na^n  Semeinbe  im  boRanbif^en  Slmelo,  3u  uRagifter  (Eoer^arb 
oon  (Elje  bafelbft,  ber  Ruglei^  ein  roeitberilomter  %t^  nrnr,  tragen.  (Er  mox  bur^  ®er* 
^arb  ®rog  belehrt,  ftano  in  enger  ®emeinjqaft  mit  tJ^m,  mit  gloris  Slabeto^ns  unb  3o^. 
Srinderinl,  unb  förberte  beren  ,,beoote''  93eftrebungen.  (Er  \fxaäi  ber  abeligen  Rotten«  lo 
tin  tröftli^.  ober  auc^  mal^nenb  ju;  „T)u  [ud^H  bie  (gefunb^it  bes  £eibes,  bu  t^oteft 
bef|er,  bie  oer  Seele  ^u  fudben'^  über  biefe  SBorte  ba^te  fie  mä);  bei  bem  in  ben 
meiften  unb  au^  in  t^rer  ^ei  ^errf^enben  roeltli^en  S^reiben  iomen  fie  i^r  nit^t  aus 
bem  Sinn ;  jie  trat  mit  Srtntfertnl  in  einen  Srie^oe^fel,  unb  folgte  na^i  einiger  3^it 
feinem  SRot,  m  bas  $aus  ber  6(^ioeftem  oom  gemeinfamen  fieben  ju  Deoenter.  beren  15 
peiter  9{eItor  er  oon  1393  bis  1419  roar,  einjutreten.  Sie  roo^nte  anfangs  bei  ber 
frommen  grtau  3^^^^i<^»  SBitme  bes  Slitters  3^^^^^  i>on  Kunen,  einer  ^o^en  gfbrberin 
ber  Srüber  oom  gemeinfamen  fieben.  93on  ^ier  jogen  beibe  (Jrrauen  auf  SInreguna  bes 
energif^en  9{e!tors  in  bos  oon  i^m  eine  Stunbe  oon  Deoenter  begrfinbete  neue  6($rDe|tem« 
^ous  ju  Diepenoeen.  Sie  maren  bie  erften  S^ioeftem,  Ratten  bie  größten  S^ioterig«  ao 
leiten  ber  neuen  9lieberlaffung  mit  großem  SRut  übenounoen,  unb  loaren  ein  Sorbilb 
oon  (ße^orfam  unb  ^enensbemut  (grondootmoedigheid  ift  bei  i^nen  gebräu^Ii^  Se« 
jjeii^nung  in  ber  Quelle  a.  a.  O.)  bis  an  il^ren  frfl^  f^on  1408  am  25. 3on.  erfolgten 
!tob  Uu  ogl.  9tfinning,  Monumenta  monasteriensia,  S.  39,  340  ff.  unb  bei  moU 
a.  a.  O.,  S.  26).  25 

9ttf  3uttas  Sater  folgte  in  ber  ^errfd^aft  i^r  älterer  Sruber  fiubolf ,  ber  auäi  bas 
9mt  eines  Oberbroften  ber  3Rün]terfAen  itirc^e  (officium  dapiferi,    dapiferatus) 
oenoaltete  unb  ber  oberfte  bijd^öfli^e  Seamte  loar.  Sermä^lt  mit  3o^anna  oon  fiingen 
^atte  er,  loie  er  in  einem  ^riotlegium  oom  3^e  1389  fagt,  oon  feinem  echte  wyf 
drei'  echte  dochtere.    Suger  ber  S^,  loa^rfd^einli^  oor  ber  Sermä^lung  mit  3o^nna  ^ 
Qxtr  i^m  oon  ^abmigis  oon  St^öppinaen  1371  em  So^n  $einn^   geboren    (nit^t 
.^ermann,  »ie  (Eomeltus  in  feiner  „(Sefd^i^te  bes  münfterf^en  Slufru^rs,  fieipjig  1855 
ms  60,  I.  22  irrtümli^  fagt).    Da  er  leinen  e^lid^en  So^n  ^atte,  ging  nad^  feinem 
%ohe  bie  $errfAaft  jum  großen  Xeil  auf  feinen  Sd^ioiegerfo^n  Sueber  oon  Sorft, 
Q^emo^I  feiner  äUeften  lo^ter  3ö^onna,  bur^  (E^eoertrag  oom  ^a^re  1393  über.  (3u  36 
OflI.  SWefert,  IWunbenbud^  II,  400—416.)    Da  er  im  Äriege  mit  »ifd^of  Otto  IV. 
Don  9Rfinfter  unterlag,  oerlor  er  feine  $errf(^aft  an  biefen  1406. 

3n  ber  fiebensbefd^reibung  bes  genannten  Sift^ofs  Otto  oon  ^opa  (^ausgegeben 
iDon  Srider  in  ben  (gefd^iAtsquellen  bes  Sistums  SDlfinfter  I.:  bie  mfinfterifd^en  (Sfyco^ 
nifen  bes  SRittelatters,  URfinfter  1851,  S.  156  f.),  ber  bas  Sistum  oon  1392  bis  40 
1439  oenoaltete,  ^eijjt  es :  wante  Ahus  up  eme  gestorven  was  und  de  leste  Juncker 
van  Ahus  hette  her  Hynrick  und  hadde  enen  basterdes  sonne,  de  began  dat 
fraterhues  to  Münster.  Dur^  bie[e  Angabe  roirb,  ©ie  gidfer  a.  a.  O.  (S.  160) 
mit  SRtt^t  äu  unferer  Stelle  bemerft,  bte  ^erömmlit^e  SlnfiAt  (bei  (5.  Siod  in  Series 
episcoporum  Monasteriensium  II,  122)  befeitigt,  roona^  $einri6  ber  So^n  eines  45 
ntünfterfc^en  Sflroers,  bes  fiubolf  oon  Sl^aus,  gemefen  fein  foll.  greilid^  oenoe^felt 
ber  G^onift  bie  Flamen,  inbem  er  feinen  Sater  $einri(^  ftatt  fiuboff  benennt.  Denn 
bog  btefer  unb  nid^t  ber  3unler  $einrid^  ber  Sater  unfers  ^einri^  gemefen,  ergiebt 
fiep  aus  ber  frensioegenfd^en  (Ebronil  roie  aus  bem  3Rünfterf($en  (gebS^tnisbu^.    3n 

terer  f^reibt  ber  grater^err  2So^ann  oon  §orftmar :  Henricus  de  Ahues  primus  50 
pater  fratrum  Monasterii  ad  fontem  salientem,  qui  prius  dictus  fuit  Hinricus 
de  Soopingen,  quia  mater  ejus  inde  exstitit  et  ipse  ibidem  natus  filius  na- 
turalis domicelli  Ludolfi  filius  (fo  in  ber  ^anbfd^rift,  ftatt  filii)  nobilis  domini 
Hermanni  de  Ahues.  9Iu^  in  bem  SRflnfterfd^en  ®eoa^tnisbuA  loirb  fiubolfs  Sater» 
\fyiSi  betätigt  (mitgeteilt  oon  (Erbarb  in  ber  3eitf4rift  fflr  (gef^i^te  unb  SUterhims«  05 
fum>e  aöeftfalens,  1843  S.  89,  befonbers  unfere  Stelle  S.  123).  Unter  ben  ja^t 
tei^n  fiaiemoo^It^tem  finbet  fid^  am  Slnfange  bes  Serseit^niffes :  Ludolphus  de 
Ahus  et  Hadewigis,  parentes  dilecti  patris  nostri  Henrici  de  Ahus  et  Johanna 
uxor  Ludolfi,  roo  ano  in  sarter  Slnbeutung  jroift^en  $einrid^s  SRutter  ^abioig  unb 
fiubolfs  (Bemoi^lin  3o9anna  unterf^ieben  roiro.  eo 


266  W^ftttd 

3n  [einem  fflnfunbjiDonstgften  3^^^  (1396)  trat  ^einri^  in  ben  geiftlic^n  Stanb, 
unb  beaob  fi(^  alsbalb  naä)  Deoentet,  ido^I  bur^  3uttQ,  feines  Saters  Qäfm\iet,  boju 
oeranlalt.  Sediere  ^e  au^  beffen  jiDeite  Xo^ter  9Raigareto,  mit  bei  fie  in  ber 
S(btei  jufommengelebt,  beioogen,  in  bos  JUofter  3U  Diepenoeen  eimutreten. 

5  3n  Deoenter  iDo^nte  ^einri^  im  grratet^fe  bei  bem  jmetten  $rior  ^miltus 
S({(^e,  bem  9laiMati  bes  gflorentius.  Den  Stifter  (StxfyxA  (Sroot,  unb  feine  bie 
6eelen  [uc^nbe  fiieoe,  bat  ^einriA  ni^t  me^  lennen  gelernt  (er  oar  om  20.  Sluguft 
1384  geftorben),  roo^I  aber  beffen  bebeutenben  S^filer,  Sebfilfen  unb  9la^oIaer  (flo« 
rentius,  wt^tx  bie  (Sebanlen  (Srootes  nid^t  blog  teilte,  fonbern  i^nen  auA   bte  r^te 

10  Sform  unb  Slusgeftaltung  gab.  9Bare  Dumbars  ^nbeutung  (anal.  I,  13)  tiäßi,  fo 
iDare  $einri(^  erft  1400  boi^in  aelommen.  unb  fein  SIufentQalt  nur  etnxi  ein  ^Ibes 
3a^r  bafelbft  geu)e[en,  roas  lö^ft  uTODa^rJAeinUcQ  ift.  Ss  uKtr  bie  3trt  rfiftigen  fbc* 
beitens  in  ber  erften  fiiebe,  roel^e  ^einri^  ^ter  mit  glei^aefinnten  ,,beooten''  SRcht* 
nem  loie  (^lorentius,  SrinderinI,  Ser^arb  !ittholt  oon  ^fltpQen,  (Serlo^  Meters  u.  a., 

16  bie  oom  eAten  Seift  bes  Stifters  geteaaen  maren ,  oerlebte.  9Ius  eigner  ^nf^ung 
lernte  er  bie  neu  be^nbete  Semeinf^aft  ber  Srilber  oom  aemeinfamen  £eben,  i^re 
(grunbfSfte,  Sebensmeife,  arbeiten,  unb  bas  ^obe  oerbiente  Snfe^n  lennen,  loelAes  fie 
in  Stabt  unb  £anb,  bet  ber  Obr^it  ber  6tabt  unb  bes  £anbes,  bei  ber  (Beiftlid^feit. 
befonbers  im  Solle  allgemein  genoifen.  Den  tiefften  (ginbrud  matten  mrf  i^n,  oie  auf 

20  alle  $örer  bie  foaenannten  AoIIatien  bes  (^lorentius  unb  anberer.  loie  3.  S.  Srugmonns, 
jene  frommen,  tief  ju  fersen  ge^nben  unb  erquidenben  Wx\ftaifytn  in  ber  3Rutter> 
brad^.  (Ebenfo  lernte  er  i|re  Sd^ulen  unb  (Erjie^ungs^fer  lennen ;  unter  i^n  Sc^iilem 
oen  X^omas  oon  itempen. 

(Es  ift  niät  Ju^er  fef^ufteUen,  u)ie  lange  fi^  ^einrieb  ^ter  aufgellten  fyft    Die 

25 1398  au^  naq  Deoenter  gelommene  ^eft  oeranlagte  bie  Srfiber,  ben  Sflorentius  unb 
anbere  nad^  SImersfort  ju  ge^n,  bis  bte  (ßefabr  oorüber  oar.  Sielleiqt  ^at  er  mffy 
bes  gflorentius  Xob  am  24.  SR&r}  1400  miterlebt,  unb  fiA  erft  boma^  nrieber  in  fein 
^resbqterat  na^  SRünfter  beaeben,   um  bafelbft  ein  Srfiber^aus  ju  grflnben. 

Diefe  allgemeinen  7>aitn  feines  £dbens  fte^n  au^  bun^  bas  no^  oor^bene  SRfinfier« 

80  [Ae  (Beba^isbuA  bes  Sr&ber^aufes,  loel^  jä^IicQ  an  ben  Sigilien  ber  oier  großen 
Sfefte  oerlefen  muroe,  feft.  Dama^  ift  er  1370  geboren,  1396  ^resb^ter  gemorben  unb  bat 
bas  aRflnfterfc^  Srflber^us  1400  begrfinbet.  ÜIs  vicarius  perpetuus  ^ielt  er  es  für 
[eine  mit^gfte  Sufaabe  geiftlid^es  £eben  im  Ststum  ju  oeden  unb  ^u  |rflepen.  Doju 
toIUen  bie  Srfiber  Reifen.    Durd^  fein  bebeutenbes  eignes  Vermögen,  ourq  SAenfungen 

35  bes  Saters  unb  feiner  SRutter,  namentlid^  burc^  feine  (Erbf^aft  nad^  bes  Saters  im 
^a^re  1406  erfolgten  Xobe,  u)urbe  er  in  ben  Stanb  gefegt,  nat^  bem  Sorbilbe  oon 
ieoenter  au^  in  SRünfter  —  junäd^ft  auf  bem  fogenannten  §onefamp  (Matth.  anal.  V, 
181>  in  einem  oon  ben  $resoi)tem  Semarb  oon  ^oUe  unb  ^ermann  ^einelind  aus 
Sternen  gebauten  $aufe  (C&eböt^tnisbud^  S.  121)  ein  Srüber^aus  einzurichten;  fpfiter 

40oermad^te  er  i^nen  fein  als  (Erbteil  jugefaHenes  $aus  unb  (grunbftud  Ter  Wijck, 
nad^mals  ad  fontem  salientem,  jum  Springbrunnen,  genannt  in  pomerio  episoopi, 
auf  bem  Sifd^ofs^of,  na^bem  ber  ^rior  311  St.  SRarien  in  3Binbs$eim  bie  Sad^e  ge< 
prüft  unb  $apft  SRarlin  V.  burd^  eine  SuIIe  oon  1429  (bei  Aub.  Miraeus  1.  c, 
S.  8,  9)  bie  (Erlaubnis  gegeben.    (Es  aeft^  unter  bem  Sif^of  £)tto  IV.  oon  $oqa 

46  (geftorben  1424  oal.  Matth.  Tymp  catal.  episc.  Mon.  bei  Matth.  ann.  1.  c.  S.  186); 
00C9  ba  er  fe^  otel  Streitialeiten  ^atte,  lonnte  er  für  biefe  Srfiber  u)enig  t^un.    3n 
bem  bier  erriqteten  arogen  ftattli^en  gfrater^aufe  führten  bte  Srüber,  loie  es  in  CCor« 
feos  3#^n  3^  früheren  (EQroniHen  (herausgegeben  oon  3^n{fen,  (gefd^ic^queüen  bes* 
Ststums  uRflnfter  III,  314)  ^etgt  „oQn  Obligation  emiger  reguln  nod^  gelubben  unb 

50expresse  in  habitu  saeculari  unter  einem  pater,   ben  fie  felber  an«  uttb    abfegen 
lönnen,  ein  geiftlü^  fieben".    9lad^  berfelben  Quelle   f^at  „anno  1403  §err  $etnri(^ 
oon  9{|ufen,  ein  vicarius  in  thum  onb  feine  gefeüen  angefangen  bie  Ain&enbfi<^ 
ju  fd^reiben'';    fie  fysütn  bas  Sfid^erfd^reiben  als  Hauptarbeit  unb  als  Queue    i^ 
fiebensunter^altes.    3n  ber  pöpftliAen  SuIle  u)irb  i^nen  erlaubt^  fünf  Srfiber  jum 

M  geiftlid^n  Slmte  oorjubereiten ;  ber  9la^foIger  (Eugen  IV.  ge|tattet  tm  9looember  1431 
eine  (Enoeiterung. 

^inri^  SBirlfamleit  blieb  ni^t  auf  bie  Stabt  bef^ränft.  3n  ber  9Binbs^imer 
S^ronH  (S.  184)  roirb  er  als  pater  magnus  et  gloriosus,  in  ber  frensQ)egenf^n 
S^ronil  als  reformator  et  Illustrator  äSeftfalens,  in  bem  {olnifd^en  (gebenlbiu^  nrirb 

M  er  nid^t  bloj}  als  inceptor  oon  äRünfter,  fottbem  au^  als  fundator  ber  Käufer  oon 


«4im9  267 

SVSin  unb  SBefel  gerfibmt.  3n  mentgen  SBorten  fagt  bie  frenstoegenfc^  CC^onil  {eine 
gcrnje  StbtnsaAtn  juiommen:  „(Er  ^  SBnbenboA  in  A3In  pegiünbet,  in  SBeftfalen 
Die  6(^ftem^fer  m  Soiden,  Ao^Ib,  fiinpe  9meti^tet,  tn  Dsnoorfld  bas  ^aus 
ber  Aleriler  lange  oe^alten,  unb  oenn  es  in  fetner  uuad^t  aejtanben,  ^ätte  er  in  jeber 
Stobt  burd^  bie  ÜDiScefe  SRiinfter  unb  Osnobrfitf  C5emetn|^en  ber  Srflber  unb  5 
G^eftem  beraeri^tet,  obgleicb  er,  roie  er  felbft  geftanb,  mit  ben  6einen  oielen  unb 
olet^Jotm  unfagooren  SSiberftonb,  Sebränonis,  Serfolaungen  unb  in  getDilfer  ^infid^t 
SerfqtDihrungen  oom  gamen  Jtlerus  unb  oem  SoRe,  oie  i^n  mit  ben  Seinen  ausm« 
rotten  begehrten,  ju  erbuloen  l^e".  !Die  ^ier  ongebeuteten  SBibenoortigleiten ,  oelqe 
^etnrid^  ^^^r  fi^^S^n  teils  oon  ben  illerilem  aus,  ba  i^re  unb  bes  SoBes  Sefe^rung  10 
jum  ,,beooten"  £eben  in  ber  Slat^olge  bes  armen  £ebens  3^fu  geforbert  rourbe,  teils 
oon  ben  Settebrben,  loeil  ^er  eine  ®emein[<^  aus  itlerilem  unb  £aien  o^ne  Orbens* 
^elfibbe  in  freier  9Beife  ^um  3^^  ^  gemein^men  £ebens  unb  gemeinfamer  Slrbeit 
tn  ber  fiiebe  3^  S^riftt  ben  übrigen  SReligiofen  als  gleid^bere^tigt  unb  (Sott  xdo^U 
gefsnig  ^ingefteUt  lourbe,  teils  oon  £aien,  bte  fid^  in  i^em  (Betoerbe  beeintrat^t  15 
gloitbten. 

Dtmoif  blieb  man  ben  Srflbem  bur^  $einri^s  (Einfluß  suge^on,  loie  bie  ioSjH* 
reiAen  C&efc^nle  unb  Stiftungen  für  fie  aus  allen  Areifen  jeigen,  roeld^e  i^e  (Se« 
bä(|tnisbfi(9er  oon  SRünfter  unb  A3In  atiMblen. 

3n  A9In  oaren   f^on  1404  fe^  (geiftlic^  jum  gemetnfamen  £eben  jufammen*  20 
Getreten.    Do^  erft  als  1416  ^einru^  ba^in  bim,  louroe  bie  Srünbung  einer  Srüber« 
K^aft,  oie  bas  (Sti)äd^tnisbud^  angiebt,  m  ftanbe  gebracht  $einriA  ffi^e  per  tempus 

S^eb&^tnisbu^  S.  109),  felbft  bas  ^matoL  bis  er  aus  bem  3Rünfter^ufe  92iIolaus 
eng  oon  91sfelb  als  jmeiten  einfette.  X)ie  überaus  too^hoollenbe  Siufna^me  unb 
gforberung,  wüqt  $einri^  mit  feinem  treuen  ^etfer  unb  Sealeiter  3o^nnes  9{o{fenit  25 
(9lo6m9t)  bei  ber  (Brünbung  in  ftoln  burc^  ben  (Erjbif^  Stetri^  (1414—1464)  ge* 
funben,  toar  loefentlid^  ^ier,  loie  aud^  an  anberen  Orten  burc^  bie  auf  bem  Aonftanjer 
ftoitjil  geffij^  Serteibtgung  ber  Srüber  bemirlt  loorben. 

8Is  bie  Angriffe  bes  Dominilaners  9Rdt^us  (Braboro  (au^  (Brabo,  (Brabon, 
Orabbo,  lector  ordinis  predicatonim  diocesis  Razeburgensis  conventus  Wys-  so 
mariensis,  fo  im  obengen.  Aölner  (BebenIbuA)  in  einem  grande  volumen  (Chron. 
Wind.  ed.  (Brube  p.  172— 74,  nod&  banbf6riftlu|  im  SBiener  cod.  Ut*  4257,  fol.  261«») 
Deroffentlid^t ,  lourbe  feine  AlageM^rift  bur^  ben  (Er^if^of  oon  Utrei^  unb  burc^ 
bie  Srflberf4aft  bem  itonftanjer  Aonjil  ooraelegi  Dte  oom  $apft  eingefe^te  itom« 
miffion  ffi^  bie  Unterfu^ung  unter  bem  Sorftge  bes  jtarbinal  ^nton  oon  Verona,  u 
3ur  Serteibigung  loar  ber  bamalige  Sleltor  oon  SfBinbs^eim,  ^cfyinnts  Sos  oon  $ues« 
ben,  unter  bejfen  langer  umfi^tiger  fieitung  bie  5tongr^ation  einen  groften  Suffd^ng 
oenommen  batte,  na^  ftonftanj  gereift.  3n  feiner  Segleitung  befano  fi^  ^einriq 
^K^aus  oon  URflnfter,  ber  roegenjetner  J^ömmigleit  im  ^anjen  umlnfterlanbe  im  ^o^n 
tCnfe^n  ftanb,  femer  30^nn  9BaeI  (SDßallius),  9)rior  tm  Set^Ie^mllofter  ju  3poQ^»  ^ 
iino  jtanonilus  CEoer^b  3^^^^  <^us  OlbenjaaL  Unter  bem  Sinflu^  bes  ^arifer 
Aanjler  (Berfon  unb  oes  AarbinaI*(Er^ifd^of  ^etrus  b'SIillq  oon  (£ambrat,  mü^x  1398 
ben  3uftanb  ber  Srüber^äufer  aus  eigner  Slnfd^auung  fennen  gelernt,  rourbe  (Broboro 
in  Mfentli^er  Si^tmg  am  3.  Slpril  1418  abgeoiefen;  er  felbft  ^um  gfeuertobe  oer« 
urteilt,  auf  fugfSHmes  Sitten  ber  Srüber  begnabigt ,  aber  jum  SBtberruf  genStigt  unb  45 
aus  ben  ^Iteberlartben  oerbannt  (ogl.  v.  d.  Hardt  Magnum  oecum.  Const.  con- 
dlinm  Helmstedt  1700 ,  IV.  1543.  Mansi  sacrorum  Concil.  nova  et  ampl. 
oollectio,  Florenz  unb  Venediff  1759—98,  XXVII,  app.  386  de  rebus  Matthaei 
Grabonis;  ^efele  (Eondliengef^i^te,  7.Sb  S.  366f.,  (jfreiburg).  Sooo^I  bas  Urteil 
ber  Aommilfion  n>ie  bas  Slt^eten  ber  Srüber  öffentli^  n>ie  tm  Serle^  medte  ben  so 
Slusntf  auf  allen  Seiten :  „Das  finb  bie  UHtl^^en  frommen  Söter,  bie  loir  längjt  ju 
\dftn  unb  ju  ^ren  roünf^ten"  (ogl  SAaten  a.  a.  O.).  Die  (Bunft  ber  öffentli^en 
SReinuna  oxtr  bur^  bie  oollig  grunblofe  mflaae  für  fie  umgefd^Iagen.  Die  (Ertüoidnung 
ber  Sr33)erf(^aften  nol^m  feitbem  einen  neuen  mff^iouna. 

Die  britte  unmittelbar  oon  $einri^  ausgegangene  Stiftung  loar  bie  m  2Be|eI,  in  m 
ber  alten  $anfaftabt  im  Aleoef^en.  $ter  lam  1435  bie  Stiftung  ju  [tanbe  (ogl.  Ce- 
diila  unionis  im  (Bebät^tnisbud^  S.  109  ber  münfterfd^en  trüber),  burt^  Aanonilus 
30bann  oon  itollil  (im  Äölner  (Bebenib.  3o^.  Äok,  im  münfterf^en :  Colck  de  Clivis 
OUQ  van  den  Ck)lck,  van  den  Collick  de  Clivis),  de  cujus  patrimonio  prima 
fimdatio  provenit  (jtöln.  (Bebb.),  bamit  bas  geestelick  leeven  tm  Unterf^iebe  oom  60 


268  Wfm»  Wiia 

becterleeven  ber  IRönt^sorben  gefotbert  loerbe.  911$  Sleltot  besfelben  fonbte  ^etntu^ 
ben  unter  i^m  im  Srübet^ufe  ju  SRunfter  eigenen  93emer  oon  (BubesBen^.  auf 
iDelt^en  bann  in  äBefel  ber  glet^falls  in  äRänfter  gemefene  obengenannten  C&efd^n^eber 
3o^.  S<omi  folgte. 

5        3n  allen  bret  genannten  Stiftungen  (orgte  §einri^  mit  fiiebe  unb  güif^rge  bis  an 
[ein  (£xü^  teils  für  Sefeftigung  teils  für  (Enoeiterung. 

Sieben  ben  Srübe^ufem  roaren  es  no^  bie  S^toeftem^ufer,  roeld^  er  forberte. 
So  entftanb  au^  in  äBefel  ein  $aus  beooter  meg^be,  aRoriengarten,  inbem  3[^us 
ben  ^erso^  Slbolf  oon  5tIeoe  unb  Jeine  (gemal^Iin  für  basfefte  ju  gen)innen  muMe. 

10  Sd^ioterig  fcQeint  es  in  Csnabrütf  geftanben  ju  ^ben,  loo  er  lange  oerfu^t  fyd, 
bas  $aus  ju  galten  (Lindeborn,  bist,  episc.  Devento  184,  Hamelmann,  opera 
FLerngd]  1711,  I,  211).  Seine  Keife  (1422)  nad^  Dfterberg  im  ledlenburgif^n 
Qatte  ben  Srfolg,  bag  er  bie  Aonoreaation  ber  Jüerifer  gu  einem  monasterium  Cnici- 
ferorum  er^ob  (promovit,  bei  £inoebom  a.  a.C,  na^  Rusel,  chronicon  Ordinis 

15  8.  cnicis,  unb  Janautscheck,  Ori^um  Cisterc.  I,  1879,  S.  LH,  toas  i^m  ex  ar- 
chivo  osnabrugiense  mitgeteilt  |et). 

Das  S^tD^em^aus  in  99lünfter  fyA  fd^on  1401  ben  erften  SInfang  genommen; 
es  [(^eint  o^ne  feine  9RitiDir!ung  entftanben  ju  fein,  bo^  erlebte  er  oeffen  Sufblfi^n 
feit  1444  nt(^t  me^r.    Dagegen  ^at  er  bie  großen  Stiftungen  in  Smmerid^  1419,  in 

20  ^erforb  1426,  unb  in  ^iloes^im,  roo^in  er  ben  erften  Sleltor  Sem^b  oan  Suren 
(im  C&eba^tnisb.  Bernhardus  locken  de  Buderick)  aus  bem  aRünfter^ufeJ^idte ; 
ebenfo  bie  SArDeftem^öufer  inSortfen,  itosfelb,  fiipp^abt  (oaLbie  frensQ>eQ.  C^ronü), 
Sobefen  bei  ^aberbom  (na^  SAaten  annales  paderb.),  toonin  Sij^of  9BtI^Im  oon 
^aberbom  S^ioeftem  fanbte,  vm  beren  $aus  t$o^nn  oon  SursfeU)  (geft  1439)  bei 

25  ber  3Jifitation  in  treffli^em  3uftonb  fanb. 

3u  gegenfeitiger  görberung  ftiftete  §einri^  fd&on  1428  eine  Union  bes  SRunfter« 
f^en  unb  i^Iner  Kaufes,  mit  aus  ber  no$  oor^nbenen  Urfunbe  Cedula  seu  exemplar 
unionis  domorum  zu  Wydenbacb  Goloniae  et  fontis  salientis  in  Monasterio 
(abgebr.  im  (Sebä^tnisb.  S.  104)  ^eroor^e^t.  Slls  3n)ed  biefer  Bereinigung  u)irb  anoegeben, 

80  bafe  fie  mit  einanber  (Ein  $er5  unb  Ctne  Seele  im  $erm  fein  unb  untereinanoer  alle 
bur^  ein  unlösbares  Sanb  ber  fiiebe  oerbunben  blewen  follen,  unb  bag,  falls,  ums 
C&ott  oer^fite,  Unglüdf  fie  treffe,  Sranb  ober  Verfolgung,  man  einanber  als  Srüoer  in 
bas  anbere  ^aus  aufnehmen  roolle;  bag  man  aber  Ungeeignete,  aus  gen)iffen  (Srünben 
CEntlaflene  nu^t  aufnehmen  molle.  Sollte  ein  $aus  oon  Srübem  gönsfi^  oerlaffen  fein, 

35  bann  Jollten  bie  anberen  für  geeignete  ^erfonen  Sorge  tragen.  CEnbli^  rourben  burdi 
biefe  93ereinigung  bie  jo^rli^en  fo  u)i^gen  Sifitationen  burd^  einen  Sleltor  unb  einige 
»rüber  feftgefe^t.  —  3n  biefe  Bereinigung  trat  1441  am  2.  gebr.,  alfo  nad&  ?Ij5  lobe, 
au^  bas  $aus  3u  SBefel  ein. 

Die  no^  oon  Slbaus  beim  ^opfte  (Eugen  beantragte  (Sene^miaung  biefer  Ser« 

40  einigung,  monad^  bas  uRünfterf^e  $aus  als  Si^  bes  (SeneraBo^itels  oiefes  Collemum 
canonicorum  fontis  salientis  beftötigt  mürbe,  teaf  erft  na^  feinem  Xobe  ein  (1439 
im  aWai). 

Sea^tet  man  nodb  ben  ^ier  ni^t  u)eiter  barjuftellenben  (Einfluß  au^  nur  biefer 
brei  Käufer  auf  bie  5tir^e,  bie  ^eranbilbung  oon  itlerilem,   oie  Deformation   bes 

45  9Rön^su)efens,  bie  gforberung  bas  geiftlic^en  fiebens  über  i^re  (grenae  hinaus  bur^ 
^nre^ung  neuer  (gemeinfdbaften,  bie  Slnlegung  oon  St^ulen,  bas  Subfd^reiben  oieler 
geiftltier  Sii^riften,  au^  m  beuttter  Sprache,  jur  Verbreitung  au4  unter  bem  SoB, 
ben  eifrig  betriebenen  Sü^erbruct  (bef.  in  Jloln),  fo  mirb  bas  ^o^e  Serbienft  besStif« 
ters  für  Deutf^lanb  ni^t  gering  anjuf^laaen  fein. 

50  öeinrid^  oon  Sl^aus  jtarb  na^  ben  mgaben  im  (gebö^tnisbuc^  im  3^^  1^39, 
in  meinem  3^^^,  roie  es  in  ber  frensmegenf(iQen  (£^roniI  ^eigt,  no^  jmei  anbere  Hen- 
rici  notabiles  monasterii  (bef.  Henricus  Loeder)  ftarben,  im  68.  3^^  feines 
fiebens,  im  45.  feines  $resbi)terates,  nat^bem  er  38  ßa^re  bas  grater^aus  ju  SRünfter 
geleitet  ^atte.  Der  Xag  feines  Slbfd^eibens  mirb  in  feinem  ber  oerf^iebenen  Sebä^tnis* 

55  oerjei^niffe  genannt.  finbioig  ©i^iilse. 

8Hta^  ber  ^rop^et,  ^ebr.  "rnö?,  ober  ooller  '^n^ne^  (=  mein  »ruber  ift  3o^  ober 
3abu,  ober  einfacher:  »ruber  3oMu]s),  fommt  im  Sil  an  folgenben  Stellen  oor: 
1  Äg  11,  29  f.;  12,  15;  14,  2.  4—6.  18;  2  (E^r  9,  29;  10,  15.  Die  fämtli^n 
Stellen  bes  jtönigsbu^es  finb  entmeber  gerabesu  beuteronomiftif^  ober  jebenfalls  beu< 


Wliü  a^inteM  269 

tetofiotttifttfcb  überarbeitet.  ZroMem  roirb  man  au$  inneren  Srünben  bere^tiat  [ein, 
bie  ®eftalt  oie[e9  ^ropbeten  [iq  im  mefentli^en  fo  ju  benlen,  mie  bos  Ronigsbu^  {ie 
^i^net.  Sl^ia  ftammt  oemnaA  aus  bem  belannten  Silo,  beffen  Heiligtum  jmar  (ogl. 
3er  7f  14)  ^o^ft  rDobrfd^einlif^  na^  jener  unglüdli^en  S^Ia^t  jur  3<^it  bes  ^rieiters 
Sli  (ogL  1  6a  4,  1  ff.)  oon  ben  ißQiliftem  serftört  roorben  nxir,  bas  aber  als  6tabt  5 
fortbeftanb.  3la^  1  >lg  14,  1  ff.  f)ai  W)xa  bort  aud^  [einen  9Bo^n[i^  gehabt.  (Er  f^eint 
m  ber  fpöteren  9{egierungsjeit  Salomos  be[onberes  Slnfe^en  als  ^c^m^jftopffti  genojfen 
3U  ^oben.  Unb  er  ift  nö^n  6amuel  unb  (Elifa  bas  berfi^mtefte  Seifpiel  für  bte  Zijat' 
fad^e,  ba^  bie  ißropbeten  Israels,  neben  i^rem  ibealen  SBirlen  jur  (J^rberung  ber 
3o^ereltgion  —  uno  juglei^  im  engften  3uf<i^^^n^ng  mit  il^m  —  je  unb  je  au^  lo 
tief  in  ben  Sang  ber  äußren  politif^en  Sreigniffe  in  i^rem  Soße  eiimriffen.  Unter 
bem  Sinbrutf  bes  tiefen  ^igbe^agens,  bas  na^  bem  überein[timmenben  ^^^S^i^  untrer 
Quellen  bie  fpötere  9tegierung  Salomos  bei  allen  ®utge[innten  in  3srael,  oor  allem 
ben  treuen  3^^oere^rem,  road^rief,  be[^IieM  SC^ia  3u  qanbeln.  (Einft,  als  er  bem 
(Ep^aimiten  3^^^^^»  ^in^^  Seamten  Salomos,  auf  bem  freien  (Jfelb  in  ber  3laffe  i5 
3erufalems  begeanete,  erariff  er  [einen  SRantel  unb  jerrig  i^n  oor  3^tobeams  Slugen  tn 
12  Stüdfe.  dt  [oU  3^tobeam  10  ber[elben  gereid^t  rntben  mit  ben  SBorten :  „^mofytf 
6alomo  roill  i^  bas  9{ei^  entreißen  unb  bir  bie  10  Stamme  übergeben ;  nur  ben  einen 
Stamm  [oII  er  bellten  um  meines  itne^ts  Daoib  unb  um  3^ni[alems  roillen  (1  % 
11.  29  ff.).  Die  Srjö^Iung  I)ierüber  i[t  tn  un[erem  ftonigsbu^  ^i[^en  ben  Slnfang  20 
uno  ben  Srortgang  bes  Seri^ts  über  3^^o^^<nns  (Empörung  gegen  Salomo  eingelegt 
aßell^fen  ^ot  bo^er  gemeint  (SIeels  (Einl.  ins  SlX'  240),  ein  Zeil  bes  Serid^ts 
über  3^^0^<Knis  (Enworung  [ei  burA  [ie  oerbrön^  loorben  unb  bas  aanje  Sluftreten 
S^ias  an  biefer  Stelle  [ei  lebigli^  ipäteres  (Ein[^teb[el.  Slllein  Iitterari[d^  betrad^tet  ift 
bo^  bie  (Erjä^Iung  1  Ag  11,  29  ff.  er[t  in  i^rem  n)eitern  Verlauf e^  nid^t  ober  ate25 
(Banjes,  beuteronomi[ti|A,  unb  [a&U^  ange[e^n  Ut  es  red^t  too^i^emlid^,  bag  aud^ 
hinter  3^^^^  ^in  ipropbet  \iti)if  mit  hinter  !Daoib  unb  34u.  Dagegen  i[t  es 
jmeifenos,  bag  bie  Siebe  ^ias  [tarl  überarbeitet  ift  Sd^on  bas  SRigoer^ältnis  ber 
eimelnen  leile  bes  SRantels  ju  einanber  im  ^eutiaen  learte  (12  =  10+1  ogl.  SJ.  31  f., 
35  f.)  bemeift,  bag  ^ier  eine  [patere  $anb  eingegriffen  ^at  LXX  ^ilft  burd^  Mo  93. 32  so 
unb  36.  Witt  bos  ift  wofjH  bloge  ^usgleid^ung,  ba  bie  anbem  Xestesjeugen  ni^ts 
booon  Q)t|fen.    (Es  mirb  oielme^r  einmal  11  +  1  geteilt  geiDe(en  [ein  (ober  10  +  1  ?). 

—  9lo^  einmal  greift  Sl^ia  in  3^wbeams  S4id[al  ein.  SRad^  3<i^^n,  oIs  8lbia  [^on 
ein  alterslranler  erbhnbeter  (&reis  ijt,  [enbet  i^erobeam  [eine  (gema^lin  ju  iqm  nad^ 
Silo^  um  Aunbe  unb  oomögli^  ^ilfe  oon  i^m  5U  erlangen,  ba  [ein  So^n  [d^ioer  franl  85 
bomteberliegt  3^^obeam  mug  mtt  SC^ia  längjt  serfallen  geioefen  [ein,  benn  er  befiehlt 
[einer  (gemo^lin  [id^  unfenntliq  ju  mad^en.  Der  iprop^et  aber  erlennt  [ie  [ofort  unb 
oer^i^  il^r  um  ber  Sünben  S^^o^^^nts  roillen  bes  Sohnes  balbigen  Xob  1  Ha  14, 1  ff. 

—  Dte  CE^onil  bat  nad^  ibrer  C5eiDoI)n^it  au^  biefen  ^rop^ten  3um  Darfteller  ber 
Se[c^t(^te  [einer  !it\i  gemaqt  (II,  9,  29) ;  bo^  i[t  bte[e  9lott}  [on[t  nirgenbs  beseugt.  «o 

m.  ftittel* 

Sl^imclei^,  iW^^  'Axi/^eXsy,  Achimelech,  („»ruber  bes  Äonigs")  ^eiftt  1  Sa 
21  unb  22  ber  Oberprie[ter  3U  9lob,  ber  für  ben  flü^tigen  Daoib,  o^ne  um  be[|en 
3ioiefpalt  mit  Saul  ju  n)i([en,  ben  $errn  befragte  (22,  10.  15)  unb  i^m  auf  [eme 
Sitte  als  SBegse^rung  bie  abgetragenen  S^aubrote  unb  als  SBoffe  bas  im  Heiligtum  40 
Derma^rte  Sd^n)ert  (goliats  ret^te,  aber  auf  bie  SInjeige  bes  (Ebomiters  Doeg  ^in  jur 
Strafe  bofür  oon  bem  argroo^nifAen  Saul  (amt  ber  ganjen  i^m  untergebenen  unb  hms^ 
oenoonbten  $rie[ter[^aft  bem  S^ooe  überanboortet  rourbe,  meines  Sluturteil  eben  jener 

Sietätbf e  (Ebomiter  an  biejen  85  (LXX:  35)  gemeinten  Dienern  3^^  oon[tredte. 
lur  ^jatbar,  ein  So^n  Sl^imele^s,  entrann  bem  (geme^el,  bas  auf  bie  ganje  Stobt  50 
9fa)b  auj^eoebnt  n)urbe,  unb  flo^  mit  bem  Sp^ob  ju  Daoib,  bei  bem  er  fortan  bos 
priefterli^e  Dralel  oenoaltete.  —  Die[er  Sl^imeled^  i[t  ein  So^n  Sl^itubs  (22,  9.  20), 
alfo  Urenlel  (Elis  unb  Sla^Iomme  3t^amars.  3Ran  mügte  i^n  ba^er  für  einen  »ruber 
unb  Sla^olger  bes  1  Sa  14,  3  enoö^nten  Sl^ija  galten,  ber  na^  biefer  St  in  einem 
etnms  frühem  3^ttpunlt  ber  9{egierung  Sauls  bas  $o^eprie[tertum  inne^atte^  wtnn  55 
ni^  mtt  oen  meijten  Steuern  anjune^men  möre,  bog  beibe  ibenti[^  unb  Sl^imeled^ 
nur  ein  anberer  Slome  für  Sl^Ua  ift  3^benfaUs  galt  bas  Heiligtum  ju  Slob  (im 
Stamm  »enjamin,  [übluQ  oon  Coibea,  ber  Stabt  Sauls,  norbli^  oon  3^nif<^I^ni;  Sage 
ni^  fü^r  na^etoiefen;  ogL  itö^Ier,  C5efd^.  II,  202)  als  (Erbe   bes  frfl^  gu  Silo 


270  «^tio)il|d  »llfdb 

oor^anbenen  unb  X^imeled^  mit  feinem  $aufe  fteOt  ben  $QU)itftamm  bes  Kaufes  (Eli 
bar,  fo  bag  bie  (Erfflllung  bei  Ober  biefes  ergangenen  Sro^ng  1  @a  2,  30 ff. :  3,  llff. 
M  in  ber  Unä^  Sauls  fortfefet,  o^ne  [i^  nqq  ju  ooneid)en.  S^imeled^  &o^n  96* 
ia^ar,  ber  Daoib  auf  feiner  (flu^t  (ndefterliAen  Seiftanb  leiftete  (1  Sa  22,  20  ff.; 

6  23,  6 ff.;  30,  7)  unb  no^  bei  ber  (Empörung  Stbfaloms  treu  ju  i^m  ^ielt,  be^auirtete 
jroar  bos  ^o^epriefterlit^e  9Imt  lo&^enb  ber  ganjen  9{egierung  biefes  ASnigs,  obnio^I 
3aboI  (aus  attberer  priefterli^er  fiinie)  fc^n  bofmals  an  bie  erfte  Stelle  oorgerfldt  ju 
fein  fc^int  (2  Sa  15,  24:  17,  15;  19,  12  [11];  20,  25).-  SOs  aber  W>l(Sfyvc  beim 
X^romoe^fel  für  Slbonia  gartet  genommen  ^e,  mürbe  er  i>on  Salomo  abgefegt  (1  Ag 

10  2,  26  f.  35).  ^mcac  figuriert  fein  9lame  no^  1  Ag  4,  4;  ober  nenn  er  auq  bie 
priefterlid^e  äBflrbe  niqt  oerlor,  fo  muMe  er  bo(^  oon  Stabt  unb  Xempel  oerbannt  ju 
nna&€i  bleiben,  loomtt  bas  Sd^tdfal  feines  Kaufes  entfc^ieben  loor  (ogl.  1  Sa  2, 36). 
—  ma^  2  Sa  8,  17  unb  1  (Oft  24,  3.  6.  31  mflgte  man  annehmen,  llbjat^  ffobt 
einen  So^n  Sld^hnele^  ^e^,  bur^  ben  er  fi^  unter  Daoib  teiUoeife  im  Sfmt  oer« 

15  treten  lie^.  SBa^rf^inh^  bat  aber  frü^  eine  oerfe^entli^e  Umitelluim  ber  9lamen 
tattoefunben,  oelc^e  ben  Sqroniften  (au^  1  (Sfyc  18,  16,  oo  SIbimeleq  Schreibfehler 
ür  Hd^imele^)  irreführte,  unb  ift  2  Sa  8,  17  su  lefen:  „Xbjat^,  Somt  Sb^imele^s, 
)e0  So^ns  Sl^itubs''.  (URooers,  X^nius,  SoKiIb,  äBell^aufen.)  —  SRc  2,  26  fte^t 
irrtümli^  'Aßid&ag  für  ^Axi/iiXex.  »♦  Ore«!. 

20  Äljttop^d,  ^criTIK,  ^Amdweky  Achitophel,  ber  (Bitonit,  b.  ^.  gebürtig  au»  ber 
Stabt  (gilo  (3of  15,  51)  m  \m.  Xeil  be$  (Gebirges  3uba,  U)abrf(^einli4  bem  ^uti< 

8en  CC^urbet  $f^Ia  (nicht  aÜjuiDeit  ndrbl.  oon  öebron,  oal.  2  Sa  15,  12),  XDar  als 
{atgeber  Daoibs  megen  feiner  ungeu)5^nli<ben  jmig^it  beim  ilbnig  unb  beim  SoRe 
^0^  gefragt,  fo  bag  fein  Slot  wk  ein  gottli^es  Oralel  galt  2  Sa  16,  23 ;  ogL  1  S^ 

20  27,  33.  äei  Slbfaioms  (Empörung  aber  lieg  er  fic^  mit  biefem  ein  unb  oerriet  ben 
alten  Aönig  aufs  fd^nöbefte,  offenbar  in  ber  (Enoartung,  bas  (Blüd  loerbe  fic^  bem  fü^nen, 
fAönen  unb  beliebten  3ünalina  jumenben.  2  Sa  15,  12.  31 ;  16, 21 ;  17.  1  ff.  90$ 
aber  fein  loo^Iberet^neter  9{at|^iag,  Daoib  ungeftiumt  anzugreifen,  oon  Sbfalom  oer- 
»orfen  lourbe  ju  (Sunften  ber  entg^engefe^ten,  oon  $ufai,  bem  ^imli^en  greunb  2>a« 

aooibs,  empfohlenen  2:altil,  fa^  %(qitop^eI  fein  Spiel  oerloren.  Siegte  ^falom,  fo 
genog  er  bo^  ni^  me^r  bas  Slnfepen,  roelc^es  er  fi^  burdi  feinen  Senat  ^e  fi^ern 
iDoIIen;  fiegte  Daoib,  roas  ber  Iluge  uRann  je^t  als  bas  va^rfc^inli^e  oorausfa^,  fo 
enoortete  iQn  mett  größere  S^mod^.  (Er  reifte  fofort  nad^  feiner  (geburtsftabt  ab  unb 
enoürc 


35  man 

biefem  ,  _  ,  .,.,...        ,  ,       .    , ,     , 

gehörte  ju  Dooibs  angefe^enen  ^auptleuten  2  Sa  23,  34.    9u^  1  (E^  11,  36  loirb 
ftatt  „^iia,  ber  $eIontte"  ju  lefen  fein:   (Eliam,  ber  (gilonite.    Da  aud^  Sat^febas 
Soter  (Eliam  ^ei^t,  2  Sa  11,  3  (1  (t^r  3,  5  ftatt  beffen  SImmtel),  fo  ^Iten  mon^ 
40  biefe  (gattin  Daotbs  für  eine  (Enlelin  Sl^ttop^els,  fi^erli^  mit  Sle^t.       t».  DreOi. 

JUIfelb,  griebrid^,  geft.  1881.  —  gr.  «.,  »cilanb  ^aftor  ju  @t.9JiIoIai  inSelpjig, 
ein  fiebendbilb,  ^ade  1885. 

(Jrr.  SC^Ifelb,  einer  ber  angefe^enften  ißrebiger  unb  ber  ^efegnetften  Seelforger  bes 
eoangelif^en  SeutU^Ianbs  ift  am  1.  9{oo.  1810  ju  SRe^nngen   am  Oftab^ng   bes 

45  ^arjes  geboren,  (»ein  93ater,  ein  3^^^^^^^»  ber  nebenher  als  Xaglö^ner  arbieitete, 
u)irb  als  ein  rubiger  unb  befonnener  SRann,  oer  als  reblid^er  Slrbeiter  beliebt  mar,  ge* 
|Äi&)ert.  Die  SDlutter,  SRana  Sophie  (Elifabet^,  uKir  eine  gottesfürdbtige  ftille  Srou. 
ote  nid^t  nur  bem  $aus^It  tü^tig  oorftanb  unb  bie  fi^  me$renbe  Atnoerfqar  treuliq 
oerforote.  fonbem  au^  ber  itinber  (gemüt  pflegte,   i^nen  biblifd^e  (gef^i^ten  er^fi^Ite 

50  unb  £ieoeroer[e  einprägte. 

Sl^Ifelb  ift  als  e^ter  Dorfiunge  aufgema^f en ;  an  luftigen  Streid^en,  beren  einer 
beim  Sfdelen  mit  ißuloer  bem  feqtsjä^rtgen  bas  rechte  Sluge  foftete,  unb  an  fnaben* 
^aftem  Übermut  ^t  es  bei  bem  feurigen  3ungen  nid^t  gefehlt.  3^^  Slume  in  9Bie(e 
uno  ^Ib  intereffterte  i^n,  aber  au(^  bie  Zienoelt.    So  ift  i^m  in  löftlic^er  jtinb^tt 

56  bie  mfd^auung  ber  Statur  frift^  unb  ooll  ju  teil  geworben,  roas  feiner  fpäteren  geift« 
liefen  93erd)famfeit  ftets  abjufü^len  mar.  Da^  er  als  ein  Jlinb  bes  Solles  beraniou^, 
^If  bem  aRann  ju  feiner  e^t  oolistümlidben  SBirIfamleit  Slls  S^üler  nmroe  ber  auf« 
geroedte  lernbegierige  gfn^  oon  feinem  O^eim,  bem  Aantor  ^ermann,  mit  £iebe  unb 


«Illfelii  271 

[tröffet  3u(^t  fo  oeit  geföcbert,  als  bies  in  bet  Dorfi^ule  überhaupt  m5glt^  mar.  Der 
nwdere  Sforrer  be$  Orts,  Sobbe,  unterrid^tete  tbn  tm  fiateinifd^en.  &  wox  ts  auc^, 
ber  mit  [einer  ganjen  Slutoritot  bdfir  eintrat,  grri§^mfi(|e  [tubieren,  unb  bas  (6qm« 
na(tuni  in  bem  na^en  Slf^ersleben  oejud^en.  Der  äBiberftano  bes  Saters,  toeld^er  bie 
9RitteI  boju  ni^  be[ag,  mürbe  bur<9  bie  Sermenbung  bes  ^orrers,  bur^  bie  (anfte  b 
aber  fe[te  Snt[^to[fen^it  ber  SRutter,  alle  Opfer  boffir  ju  bringen,  unb  burA  bas 
fle^entliqe  Sitten  bes  Sohnes  [Aliegli^  äbermunben.  Sier  ^afyct  haiftt  er  in  Slfc^rs« 
leben  ju,  fobann  ^iein^Ib  3<^re  ßu  Delfau.  Unter  anregenben  fie^rem,  im  Umgang 
mit  jugenbli^en  (jrreunben,  in  er[pneMi(^em  (]fort[^ritt  rourben  bem  ®9mnajia(ten  bie 
ZoSftt  in  Delfau  ju  einer  frö^Ii^en  Sugenbjett.  Salb  n>ar  er  bie  Seele  ferner  Alalfe.  lo 
9Bie  oft  erging  an  i^n  bie  Si^orberung  ber  Aameraben :  „^l^Ifelb,  erjä^Ie  roas  !''^  Das 
^lii^  (ßebö^tnis   unb  bie  (pabe  glMid^er  Darftellung  fanb  C5eming  unb  äbung 

juglei^. 

3m  Srubfabr  1830  oerlieg  SOIfelb  bas  (Bumnafium  unb  be^og  bie  Unioerfitot 

ßolle,  um  X9eoU)gie  j|u  [tubieren.    Dte  mu^Itigfte  Anregung  empfing  er  anfangs  oon  i6 

9lofeidran^  in  betreff  ber  älteren  beut[d^en  fiitteratur,  unb  oon  ^einrid^  £eo,  be[fen 

frif^  Srjö^Iuna  ber  (Befd^i^te  bei  nationaler  Seaeifterung  ij^n  fe|felte,  moraus  eine 

(Mtuembe  9reunb[<&aft  enoud^s.    3m  t^Iogi(d^en  Aur(us  befriebi^te  i^n  Ulimann  am 

meiften,  toä^enb  t^m  fär  2^oIuds  (Eimoirtung  bamals  no^  bie  nd^tige  (Empfängli^Ieit 

abgina.  20 

ms  aRitoIieb  ber  Surf^enf^aft  na^m  3l^lfelb  teil  an  ber  [tubenti(d^en  (&e[eaigleit; 
bem  engeren  Areis  ber  Serbinbung  ffcA  er  niqt  ange^rt  Xro^bem  loHete  i^m  bie 
3ugebSrigieit  jur  Sur[d^en[^aft  [päter  fein  fiebramt  am  Sqmnaftum  ju  S^^ft- 

3m  Sommer  1833  be[tanb  er  bei  bem  iton[i[torium  ju  Delfau  [eine  t9eologi[(^ 
^^ritfutm.    Dann  gings  in  bie  ^ausle^rerseit.    (Enoe  3uli  1834  rourbe  i^m  bas  9lmt  25 
eines  3nfpettors  unb  £e^rers  an  bem  ®9mna(ium  ju  3erbjt  ju  teil ;  er  übte  balb  einen 
anregenben  Sinflug  auf  bie  älteren  SAfiler,  errang  [id^  iS^tung  unter  ben  £e^rem, 
unb  jenxmn  Seliebt^it  in  ber  (gelelllqaft    ißrebi{[te  er,  [0  ging  er  in  bem  Sebife 
bes  SRotionalismus  etn^,  aber  o^ne  innere  Sefriebigung.    Da  [e^e  bie  00m  Sunbes« 
tag   aus   angeorbnete  Demagogenunter(ud^ung   bem  ferneren  935inen  bes  ehemaligen  so 
Suxf(^nf^afters  in  3^^^|t  ^in  (Enbe.    Sx  mürbe  jum  9{eItor  ber  Anabenfd^ule  in  9Bör« 
Wj  ernannt,  mit  ber  Serpflic^tung  ju  Hr^Ii^er  Slus^ilfe  für  bie  C&ei(tlid^en  bes  Ortes, 
ffnfangs  1837  trat  er  bies  9mt  an.  3m  SDlat  oer^eiratete  er  [id^  mit  9lo[ane  be  Wlox^es; 
es  bepann,  bei  ben  be(d^eiben[ten  SRitteln.  ein  i^aus  glücuid^es  gfamilienleben.    3n 
SBSrItfc  gdangte  SC^Ifelb  ju  innerer  Alar^eit  unb  jum  £mn  im  C&Iauben.  Unter  bem  35 
SinfluR  bes  ^aners  Sobbe  ju  SRe^ringen  mar  er  im  9{ationaIismus  aufgemalten  ; 
mä^tä  bes  (dabemi[d^en  Stubiums  unb  ber  jtanbibatenjeit  mar  ber  ®runbpg  [einer 
Detdart  berfelbe  geblieben,  nur  bag  \äfon  in  3^^^(t  ^in  Sd^manfen  eintrat   3^M  aber 
lom  es  unter  bem  (Einfluß  bes  }um  bibli[qien  Glauben   burdbjgebrungenen  Aaplans 
S^ubring   bei  aemein(amem  SibeIIe[en  einiger  grreunbe  unb  gpreunbinnen,  fd^Iieglic^  40 
mc  inneren  SntJAeibunq.    Son  ba  an  mürbe  ^Ifelb  ni^t  mebr  manfenb;    er  ar* 
leitete  an  [i^  feloft;   [ein  SBe[en  mürbe  ernfter,   [tiller,   [ein  Slidf  flarer,  unter  bem 
SRitbeten  unb  uRitarbetten  [einer  grrüu.    9tun  er[t  prebigte  er  mit  geller  grreube. 

3m  gfrü^ja^  1838  mürbe  i^m  bie  ipfarr(telle  bes  preugifAen  Dorfes  Sllsleben 
an  bo:  Saale,  unmeit  9l[^ersleben,  angetragen.  9lm  23.  September  mürbe  er  einge*  46 
ffi^  Die  (gemeinbe  mar  geipd^  oerma]^rIo[t,  ber  Sorgänger  mar  ein  alters[c^a^er 
SRann  geme[en,  unb  ber  jmeite  (get(tli^e  brad^te  burcb  (einen  SBanbel  (id^  (elbft  unb  ben 
geiftH(^n  Stanb  um  alle  Slutorität.  Sin  groger  Xeil  ber  ®emetnbe  beftanb  aus 
S^imm,  bie  na^  langmieriger  9lbme[en^it  00m  $au[e  Un[itte  unb  oer^ärtete  fersen 
beimbta^n.  über  Sl^Ifelb  griff  bas  äBerf  mit  greuben  an,  unb  [ammelte  burd^  ^re*  60 
oigt,  treue  Seelforge  uno  t^äige  Sbbeit  für  bas  Sefte  ber  (gemeinbeglieber  einen  ftem 
in  ber  (ßemeinbe.  9Rit  Sei^ilfe  bes  Aantors  $ei^fd^  grünbete  er  einen  (Jrrauenoerein  ; 
bie  mfinnli^e  3ugenb  oereinigte  er  mö^entliA  einmal  im  ^farr^fe  ju  belei^enben 
unb  unter^Itenben  SRitteilungen  aller  Slrt;  als  mit  ber  3^^  ^i^I^  äRänner  [i^  baju 
einfonben,  mürbe  auA  ein  äRänneroerein  gebilbet.  So  mudbs  Sertrauen  unb  £iebe  ju  66 
bem  rfl^en.  freubi^en  ^a(tor.  (Jrreili^  regte  [id^  aud^  äuiberfprud^  unb  geinbf^aft, 
mmal  ob  Sl^lfelb  mit  groj^em  (Ern[t  ^e^en  bie  £a[ter,  3.  S.  ben  S^naps,  auftrat 
Daneben  fehlte  es  ni^t  an  oieljeitiger  gei[tiger  Slrbeit,  |pra^mi|fenf^aftlid^,  Iultur^iftori(d^, 
jeitof^i^id^;  bobei  oerfu^r  Sl^Ifelb  nid^t  blog  (ammelnb,  [onbem  auä  probultio,  in 
mfjjUstn,  fai  ^Sqo^Iungen  für  bas  Soll''  (Sollsblatt  für  Stabt  unb  £anb),  unb  in  go 


272  ^  Wllfelb 

Dtt^tungen.  (Es  gab  manchen  frif^en  fro^Ii^en  Rampf  gegen  ben  Stottonaltsmus  unb 
für  hos  e^te  (EDangeltum  ber  SibeL  9luf  bet  (gnabmiet  itonferenj,  im  Umgang  mit 
ij^tofelfot  ®ueride,  trat  Sl^Ifelb  Sd^ritt  ooc  Stritt  bem  lut^erifc^n  Selenntnis  als 
einem  Karen,  feften  ®runbe  nä^er.  3nbes  mar  es  ni^t  [eine  9Reinung,  ous  ber  Union 
5  au95utreten,  gegen  bie  reformierten  Srübeyu  fömofen,  unb  Selenntnisueterei  ju  treiben. 
Die  SRiffionsfa^e  fe|felte  il^n,  er  bielt  9Ri|fions|tunben,  unb  loar  balb  ber  belidbtefte 
Solbrebner  auf  äRinionsfeften  im  Stn^Uifcben  unb  $reu^if^en.  Sr  rourbe  ein  toeit  unb 
breit  belannter  unb  gefud^ter  Siebner  unb  ^rebiger.  (Es  fehlte  nid^t  an  Berufungen. 
Die  fiir  ^aUe  na^m  er  1847  na^  langem  S^manfen  an. 

10  Dort  beburfte  man  eines  gläubigen  9Rannes  oon  gfeftigleit  unb  (ßeifi  Denn  bie 
£id^tfreunbe  Ratten  eine  oirüid^e  Seu)egung  ^eroorgerufen.  Durd^  X^oluds  Semfi^n 
gef^o^  es,  bab  Sl^Ifelb  basu  erloren  u)urbe.  9m  10.  Oltober  1847  ^ielt  er  in  ber 
fiaurentiusKrcpe  feine  Slntrittsprebigt  ooll  paftoraler  9Beis^eit  unb  tapferer  (Ent{^ieben» 
^it.    Unter  ben  f^mieri^en  93er^altni|fen  errang  er  [i<^  in  ber  6tabt  Sld^tung  unb 

15  liiebe.  3n  bem  Steoolutwnsja^re  1848  [tanb  er  fönigstreu  unb  feljenfeft,  aber  er  iDuri>e 
nie  ein  politifd^er  ißarteimann,  [onbem  blieb  ein  3^^^^  3^fu  CE^nftL  3m  (Eboleraia^r 
1849  bemale  er  fi^üls  treuer  $irte,  als  unermfibhd^er  Seelforger,  als  Serforger  ber 
bur^  bie  6euc^  3u  SBaifen  gen)orbenen  Ainber.  Damals  gab  er  brei  ^rebigten  unter 
bem  Zitel:  M3:ro[t  unb  SRo^nung  in  ben  Xagen  ber  (T^olera"  heraus.    SInoere  tre^» 

20  Ii(^e  3^i^^i^i.Qi^^  maren  bie  7  Tßrebigten  über  ben  ,,oerIorenen  6o^n''  1849,  unb  bte 
oier  $rebigten\  roeli^e  unter  bem  Zitel:  „Sonntagsgnabe  unb  Sonntagsfunben"  1850 
er[^ienen.  Slber  bet  roeitem  me^r  als  bur^  bas  ^eorudte  9Bort  loirtte  ^Ifelb  bun^ 
feine  ganse  $erfönli^leit  im  £eben,  mit  oieloerjoetgter  Slrbeit  in  SRiflionsftunben ,  in 
£eitung  bes  3ungIingsoereins  unb  Se^ie^ung  ju  ftubentifc^n  Serbinbungen ,  in  ge« 

25  feUigem  Serle^r,  ni^t  blog  mit  miffenf^oftlid^  (ßebilbeten,  fonbem  au^  mit  Sürger^ 
freifen. 

6obaIb  9Q|Mb  bas  länbli^e  Slmtsleben  mit  ber  Stobt  ^aUe  oertaufd^t  ^e, 
leniten  fid^  bie  Slidfe  no^  oiel  me^r  als  bisher  auf  i^n.  Sd^on  1848  »urbe  t^  ein 
Sluf  nad^  93armen  ju  teil,  ben  er   {ebo^  ablehnte.    ÜRad^bem  $arle|  1850'Dber^of« 

30  preoiger  in  Dresben  geu)orben,  »öblte  ber  SRaaiftrat  oon  fieipjia  ^Ifelb  jum  ^aftor 
an  6t.  9{iIoIai  bafelbft  Unb  biefem  9{ufe  folgte  er.  SIm  2.  Oftei^eiertag  mürbe  er 
burd^  Superintenbent  D.  C5rogmann  in  fein  mxt  eingemiefen.  Sonntag  ben  1.  3Rax 
1881  (Miser.  Dom.)  ^ielt  er,  in  ben  Stu^eftanb  tretenb^  feine  Slbfd^iebsprebigi  Somit 
^  er  oolle  30  3^^^  ^^  ißaftor  einer  (gronftabt  in  ret^em  Segen  geioirlt    SUs  er 

35  noA  £ei^3ig  lam,  ^atte  er  bas  oierjigfte  3#^  nur  um  ein  paar  iulonate  überfd^ritten  ; 
er  ftanb  in  ooüfter  frif^er  Sßannesnaft  unb  SlrbeUsfreubigieii  911s  ^rebiger  loar  er 
ein  aJlufter  oon  ißopularitdt  oermöqe  ber  SlnfAauung,  bie  überall  burd^f^Iögt  9lbftr(dtes 
Denlen,  le^r^afte  Dottrin  mar  nit^t  feine  Sai^t,  Slber  ein  Slid  ins  fieben,  eine 
frifd^e  Slnfd^auung  ber  Statur,  eine  ^^ntafie,  bie  allenthalben  reale  Vorgänge,  brama« 

40  tifd^e  ^anblungen  fie^t,  mar  feine  ausjeid^nenbe  (5abe.  9BeiI  er  bas  itonirete,  bos 
Sleale  liebte  oenoenbete  er  mtt  9}orIiebe  Srsö^Iungen  aus  ber  b.  (geftbid^te,  aus  ber 
(gef^id^te  ber  Air^e,  aus  eigenen  unb  fremben  dälebniffen.  Slber  nxa)i  bas  lebens« 
frif^e  Silbmerl,  oomit  er  bie  (gebanien  umlleibete,  roar  bie  ^auptfo^e  an  feiner  Siebe, 
fonbem  ber  3n^alt,  bie  Serfünbigung  oon  Sfinbe  unb  (geriet,  oon  Vergebung  unb 

45  C5nabe,  oon  bem  $eilanb  unb  feinem  $eil,  oon  Slealitäten,  bie  er  bejeugte,  meil  er  fie 
an  fiA  felbft  erfahren  ^atte  unb  barin  lebte.  Der  SJortrag  felbft  mox  funftlos.  bexo^te 
fi^  o^ne  otel  SRobuIatu)n  in  einem  ftets  mieberle^renben  gleiten  Xonfall,  loöQrenb  i9m 
£ebenbigleit  unb  ftraft  ni^t  abging.  Die  SRtion  loar  energif^,  faft  linfif^  unb  hod^ 
abgerunbet.  loa^renb  bie  innige  ^erjli^leit  unb  3Börme  bes  Xons,  bie  ooterlid^  C&e- 

50  [innung,  bte  feeUorgerlid^e  paftorale  Stellung  jur  (Semeinbe,  roel^e  aus  allem  fpa^, 
einem  SBorte  Sa^n  bra^  unb  bie  ^erpen  öffnete.  Sli^t  bie  leisten,  bie  oon  feiner 
Seelemo&rme  erfaßt  unb  enoecft  mürben,  maren  in  ^alle,  loie  in  £^W9^  bie 
Stubenten,  unb  jiDar  nid^t  blog  bie  Xbeologen.  SRandbem  ift  burd^  eine  zCPfelbi« 
f^e  ißrebigt  ober  (Brabrebe  ein  neues  £imt,  ein  neues  £eben  aufgeaangen.  (Eine  nac^ 

55  baltige  SBirfung  ^cA  Sl^Ifelb  bur^  feinen  Aonfirmanbenunterri^t  auf  oie  3ugenb  betber» 
fei  ®ef^Ied^ts  geübt;  babur^  tnüpften  fi^  Sanbe  für  bas  £eben,  unb  relrutierte  fi^ 
feine  ißerfonalgemeinbe.  £e^terer  f(^Io|fen  fi^  eine  URenge  oon  Sllannem  unb  ^hconen 
an,  bie  im  Durd^f^nitt  eine  ru^iae  grefttgleit,  o^ne  enge  9&ge[^Ioffen^eit  in  fic^  trugen. 
$at  bo(^9I^IfeIb  felbft,  fo  feft  er  fi^  auf  benSoben  bes  Iut^enf(^en  Sdenntntffes  fteute, 

60  bod^  nie  bas  3^^  ^^3^  g^^^t,  abftratt  auf  ber  3inne  ber  ißartei  }u  fte^en.  3^  owr 


Wfilfäb  nmp^i  273 

es  fanmer  nur  banim  ju  t^un,  bog  olles  ,,nar"  unb  feft  fei,  ober  unter  „tlox**  oerftonb 
er  bie  (Bebieaen^it  ber  (Befinnung  unb  bes  CE^dters. 

Sru^,  Die  ba  bleibet,  fyd  Sßlfelb  ^interlaffen,  ni^t  nur  in  jo^beid^n  (SemäteriL 
in  bie  er  burc^  äBort  unb  ifyd  jtrofte  eu)igen  Sebens  eingepHon^  fydf  fonbem  oud) 
bunl^  Stiftungen,  ju  benen  er  ben  erften  C5runb  lepte.  SIs  im  ^aSfit  1853  bos  6 
50i^r%e  3ubiI5um  bes  (SQmnafiums  ju  3^Mt  gefeurt  ourbe,  gab  er  ben  Snftog 
}ur  (prfinbung  eines  6tipenbiums  ffir  So^ne  oerftorbener  fie^rer  ber  SAuIe.  $ier  in 
£etmm  rourben  auf  feine  Anregung  jmei  Stiftungen  pemaAt,  bie  eine  ffir  AfiTter  an 
ben  Hn^^^^^^^^t  \^^  ^^n  witiDen  unb  SBoifen,  bte  anbere  für  Aäfterfamuli  unb 
niebere  Air^nbtener.  Sie  le^e  ber  Stiftungen,  bie  er  angeregt  bot,  ift,  oenn  i^  lo 
nid^t  ine,  biefenige,  meld^  jum  S^etmebädbtnis  D.  Xffoluds  in  $aue,  am  2.  Dejem* 
ber  1870,  bem  Xage  feiner  alabemif^en  3^ißum$feier,  »efentli^  unter  Sl^Ife^Ibs 
SRUmirtung  gegrunbet  roorben  ift. 

3m  Sru^fobr  1876  ourbe  bas  3ubilaum  feiner  25|ä^en  Slmtsffi^rung  als 
$aitor  }u  St  Nicolai  oon  (Semeinbe  unb  Patron,  Smtsbrubem  unb  Airc^enregiment  i6 
fe^idb  begangen.  Diefer  Xaa  bilbete  einen  SBenbepunlt  im  £eben  ^Ifelte:  es  fing 
an  ^nb  gu  »erben.  3nsbefonbere  aber  mürbe  bie  SlbnaJ^me  bes  Slugenlid^tes  für  m 
Serri^tung  feines  geiftli^en  Smtes  ^inberlid^.  Sd^on  biefer  Umftanb  legte  i^m  ben 
(Bebanlen  nobe,  fein  Simt  nieber}ulegen.  Der  (Entf^lug  nurbe  befd^Ieunigt  bun^  einen 
ÄranQeitsanpU,  ben  bie  Srjte  aus  Slutmangel  im  C5ebim  eril&rten.  3n  biefer  2fyd'  ao 
[od^  erfannte  ^Ifelb  einen  äBinI  (Sottes  unb  reid^te  fofort  fein  (Befu^  um  Serfe^ung 
m  ben  9lu^eftanb  ein.  Oftem  1881  lonfirmierte  er  jum  lektenmal,  unb  an  Miser. 
DominL  1.  SRai  1881,  ^telt  er  in  bid^tgefflUter  Airqe  oor  oer  trauemben  (gemeinbe 
feine  Sbfd^iebi^rrebigt 

»iAt  uBIIig  brei  3a^e  u>a^rte  bie  Ie||te  fiebensjeü    «m  4.  aRorj  1884  frfl^  25 
1  U^  ift  er  geftorben.  &.  fied^ler  f  ((ouif). 

Ilid|f)ialt^geft.  1320.  — ^ibetnann,  ^ter  t)on  mptlt  aU  ^rc^enfürft  unb  Staatd« 
mann,  »erlln  1875;  9iie)(er,  «efc^i^te  »aiernd,  ®ot^a  1878,  2.  fßb,  @.  260 ff.;  iQinbner, 
^futfc^  @^ef(&i(^te  unter  htn  ^abdburgern  unb  iQu£emburgem,  1.  f&h,  6tutta.  1890,  @.  161  ff. 

Slid^fpaU,  Sli^fpalter  ooer  Sspelter  ift  ber  Seiname  bes  SRainjer  Sr^ifd^ofes  ißeter  ao 
b  unbiefem  beigeleot  nacb  feinem  Geburtsorte  SIspelt  bei  fiuxembura.    $eter,  um  bie 
SRitte  oes  13.  3^v^^-  W^  oon  bflrgerliAen  (Eltern  geboren,  erhielt  feine  n)iffen[d^aftli(^e 
^usbilbung  unb  ferne  erften  geijtlit^en  ^mter  im  Zrierfd^en.    1280  roar  er  ^arrer  ju 
9ltoI  unb  Sirttingen  unb  S^olafticus  ^  St.  Simeon  in  Zrier;  1286  aber  A^IIan 
unb  fieibarjt  9(uboIfs  oon  $absburg.    bn  bie[er  Stellung  enoarb  er  fiA  rei^e  ^frün«  as 
ben,  unter  anberen  oie  ^robftei  ju  Singen.  Seine  Semerbung  um  bie  Domprobftei  in 
Xrier  Meiterte  1289  tro|  ber  SrüifpraAe  bes  itönigs  unb  Sapftes  an  feiner  burgerli^en 
WtmqL    3nfoIgebe|fen  trat  er  als  $rotonotar  in  bie  Dtenfte  ftonig  SBenjels  II.  oon 
So^men,  beffen  (Sunft  er  KA  in  ^o^m  aRage   enoarb.    1296  miobe  er  bö^mifAer 
jfanqler   unb  ^robft   oon  SBqffe^ab.    ^Is  Aanjier   ftiftete  er  ein  Sfinbnis  ipimtnso 
Sßeinel  II.  unb  SUbreAt  oon  £)^enei(^.    fie^terer  belohnte  i^n  baffir  bur^  Serlei^ung 
ber  $robftei  m  St.  (otep^an  xn  SBien  unb  burc^  Srbebuna  auf  ben  bif^öfli^en  Stubl 
ju  SafeL    Cme  (l^olge  bes  bSbmifA^öfterrei^ifd^en  Sünbniffes  n)ar  ber  (^tiu^  3lbolfs 
oon  9«iffdu  unb  bie  ftdnigsoKi^I  ^re^ts  oon  £)fteneid^.    1303  entjmeiten  fid^  biefer 
urib  SBetqel  II.  weatn  ber  Sefe^ung  bes  erlebigten  ungarifd^en  X^rones.  ^eter  lourbe  45 
oon  ba  an  ein  entfd^iebener  (gegner  Slbred^ts  unb  bra^e   gejgen  i^n   ein  93ünbnis 
jnrifil^en  SBenjel  II.  unb  ^^ilipp  oem  Schonen  oon  grtanIretA  ju  ftanbe.  3B%enb  beffen 
ober  ftarb  äBenjel  II.,  unb  fem  9la(^oIger  3Ben^eI  III.  etnigte  fic^  mit  ^Ibred^t  unb 
enttieg  ben  Aanjler  ißeter  aus  feinem  SImte.    Diefer  lebte,  ^red^t  grollenb,  fortan  in 
SafeL    3m  9loo.  1306  ernannte  i^n  (Hemens  V.  jum  (Egbifd^of  oon  aRains.   (Es  ae«  so 
tta^  niAt,  veil  ^eter  i^n  oon  einer  Aranl^eit  furiert  batte,  roie  bie  Sage  erjäqtt, 
[onbem  tm  3nteretfe  grranlreid^s.    aRit  Sllbred^t  lebte  $eter  bis  1308  in  einem  äuger« 
lid^  guten  (Einoeme^en.    Dab  er  jur  (Ermorbung  biefes  jtönigs  mitgeroirft  babe,  ift 
eine  (Erfinbung  bes  Bfteneid^ifqen  ^eim^roniften.    1308  fdrberte  er  fei^r  angelegentlid^ 
bie  SeioeiAuna  ^einri^s  oon  £uzemburg  um  bie  beutf&e  ftrone  unb  bann  mit  btt  66 
gdMen  Singeoung  bas  3ntereffe  ber  luxemburgif^en  Dvnojtte.    Spätere  SIribenten 
erllfirten  ^in  intimes  Serbältnis  ju  $etnri^  VII.  burd^  bie  Sebauptung,  bag  er  fr^er 
beffen  fieibarjt  geniefen  [et,  n)ogegen  ber  gefamte  £ebensgang  Meters  jieugi    Die  9{e« 
gierungsfa^e  fenes  ilonigs  biloen  bie  C5Ian}epo^e  im  fieben  Meters,  m  beffen  ^nben 

9ttat*9at^tlopdhit  fflr  Sr^cologic  unb  STirt^c.    8.  K.  I.  j^^ 


274  «l^f^mlt  flini 

bte  ganje  beutf^e  ^olittl  ru^te.  ^eter$  bebeutenbfte  2M  in  biefer  ^tit  tft  bte  (Er- 
iDerbung  Sö^mens  unb  3Rä$ren$  für  bos  $qu$  &ixemDUig  nad^  Dem  Siurje  bes  b5^« 
mi[c^n  Aönigs  $einri^  oon  ASini^n.  1314  »Mte  er  gegen  bie  X^tonbeoetbung 
Snebru^s  bes  S^onen  unb  für  bie  SBo^I  fiubtoigs  bes  Satem,  unb  in  fei^fS^er 

6  unermflblt^er  2^&tigleit  iDugte  er  bejfen  it9nigtum  gegen  bie  politif^en  SRo^inohonen 
unb  bie  Inegerif^en  Sngri^e  ber  ^absburgifd^en  gartet  5u  oerteib^en.  (Er  jtob  am 
4.  :^uni  1320  unb  erhielt  Jeine  9{u^[t&tte  unb  jp&ter  aa^  ein  Denlmol  im  X)ome  m 
99latn3.  —  Seine  gef^i^tlt^e  Sebeutung  beru^  nid^t  in  feiner  geiKIid^en,  fonbem  in 
[einer  politif^en  3BtrI[amIeit  als  ersfonjler  bes  beutfAen  Sleid^es.  9ltAt  feiner  tbeblogi« 

lofd^en  Silbung  ober  perfönlic^n  gfrommigfeit  oerbantte  er  fein  gfotnommen,  tonbern 
grö^igleiten  unb  Aenntniffen  onberer  9Irt.  91$  9Ir}t,  Slotor  unb  Diplomat  lom  er 
enuor  unb  als  ^olitüer  flbte  er  (Einfluft  auf  bie  (Sefd^idfe  Sö^ens  unb.Deutf^» 
lanos.  3n  SRains  S^iff  ^^  <^uf  bie  SerfafTungsreformen  feines  Sora&ngers  (Ser^b  II. 
jurildE,  inbem  er  fiA  oon  $einridb  VII.  uno  Suboig  b.  Saier  bas  iRecQt  beftStioen  lieg, 

16  allein  ben  !5nigl.  ^anjler,  ben  Jßrotonoiar  unb  bie  9lotare  ernennen  unb  nad^  Selieben 
entlaffen  ju  bfirfen,  oomit  ber  9Beg  m  einer  bem  9{eid^e  noAteiligen  SefArimung  bes 
ilonigtumes  betreten  Q)urbe.  SBeti  ft^  biefen  Zenbemen  SflbreAt  I.  feinbjelig  gegen» 
überpeftellt  ^atte,  max  $eter  ein  politifc^r  (ßegner  ber  Qabsburgifqen  Dnnaftie  getoorben. 
(Es  tft  feine  Zfyä  geu)efen,  bag  bie  ^cdbsburger  auf  ein  3^<9unbert  hinaus  aus  bem 

ao  Sefi^e  ber  beutfc^n  Arone  oerbrängt  rourben  unb  bag  bas  14.  3<^^^unbert  ber  beut* 
fd^en  (ßefd^id^te  oen  fiusemburgem  ge^rte.  {^eibentanu. 

«tban  f.  Aeltif^e  Aird^e. 

SCillt,  $  e  t  e  r  0  0  n  (Petrus  de  Alliaco,  Pierre  d' Ailli)  geft.  1420.  —  DueEen  ftub  ^upt« 
föd§Hd§  feine  ®cr!c,  bcrcn  Xitel  bei  ^.  Xfc^acfert,  ^eter  »on  «liOi  (®ot^a  1877),  ®.  348—366 

35  unb  bei  L.  Salembier,  Petrus  de  Alliaco  (InBulis  b.  i.  fiille  1886,  lat.),  ®.  XII  sqq. ;  bie 
toid^tigften  »erben  unten  erioä^nt.  —  ßitteratur  über  «itti :  bie  oben  ongcfü^rten  beiben 
aRonogra))^ien ;  fobann  Wta^  2tnh  ^rei  Sialtate  qu8  bem  6(^riftenc^!Iu9  bed  ftonftan^er 
Äottiil«  unterfut^t  (SWarb.  1876) ;  %  Jfc^arfert,  S)er  Äarbinal  ^etcr  oon  «itti  unb  blc  beiben 
i^nt  ^ugefc^riebenen  Schriften  „De  difficultate  refonnationis  in  condlio  universali'^    unb 

30  „Momta  ae  necessitate  refonnationis  in  capite  et  membris^'  (3b2^  1875  XX,  272 — 310); 
berfelbe,  ^ie  Unec^t^eit  ber  angeblich  ttillifc^en  ^ialope  »»De  quaerelis  Frandae  et  Ang- 
liae''  unb  ,^e  iure  successionis  utrorumque  regum  in  regno  Frandae"  aud  ben  Sa^^^^ 
1413  big  1415  (35^®  I,  149—456);  berfelbe,  Pseudo-Zabarella's  „capita  agwidorum,  unb 
i6r  wahrer  »crfaffer  (ibid.  I,  450  —  462).  —   ©ül^renb  fiena,   Revue  critique  IX  (1879). 

36  464  ff.;  (5arl  Füller  in  8Ä®  VHI  (1886),  @.  277 ff.  unb  fdm,  „B^x  ©efcftic^te  be« 
Äonftauäer  ÄonjilS"  (1891)  ben  Äarbinal  «itti  »efentlid^  al8  franjöfifc^en  ^oütiler  auffoRen, 
ijt  er  nac^  2:f (Rädert  unb  Salembter  ^Qu))tfäd)li(^  2:^eolog,  ^filofop^  unb  iHrdbenmann. 
(Salembier  ^at  bad  iBeben  9(iQid  im  Slnf^Iug  an  Xfc^adert  erjd^It,  aber  t)ielerlei  litterarifd^ 
92a(^ri(^ten  aud  franjbf ifc^en  S3ibIiot^eIen  ^in^ufügen  Ibnnen.  Über  beibe  «Serie  urteilt  ^inri^ 

40  ginle,  Iat^oIifct)er  ^iftoriler  ju  SJlünfter,  in  feinen  .^grorfc^ungen  unb  ClueUen  jur  ©efc^id^te 
beS  Äonftanjer  ÄonjilS"  («ßaberbom  1889),  @.  103,  baft  «beibe  ficö  gegenfeltia  in  mancften 
fünften  erg&njen",  bog  aber  „©alembier  §u  wenig  bie  ©rgebniffe  ber  beutf($en  3rorf(^ung 
lennt",  w&i^renb  „beS  erfteren  (2:fc^arfertS)  ©erl  für  lanpe  Seit  aU  ba«  maftgebenbe  an» 
gefe^en  werben  wirb".  —  ©ic^tigc   neue  ^iad^rit^ten  wie  iiber  baS  ganje  Äonftanjer  Äonjit 

45  fo  bcfonberS  über  2(itti  brlnat  ti^nU  in  bem  oben  genannten  3BerIe  l^auptfSt^lic^  ou8  römifAen 
unb  SBicner  ^rcftiücn ;  ein  ÄopiteC  ift  barin  auÄbrudli*  ber  „literarifcöen  Xfiätigfeit  be«  Aar« 
binalS  oon  Sombra^"  (@.  103—132)  gewibmet.  3)ur^  bie  »eröffentlit^ung  bed  XagebucW 
be«  ÄarbinalS  gittoftre  ^at  ginle  o.  a.  O.  (@.  163  ff.)  out^  für  bie  ©ef^i^te  «ifli«  eine  bc 
fonberS  wertöolle  Ouelle  erfd^loffen.  —  X^eobor  SRüIIer.  granlreicfi«  Unlon«oerfU(i  unter  ber 

50  iReaentfc^aft  bed  ^erjogd  Don  ^urgunb  1393—1398  ($rogr.  bed  Oi^mnafiumd  )U  ®üterdlob 
1881)  unb  »eS8»  einbringenbe  @tubien  „8ur  ©cft^it^te  be«  Äonftanjer  Äonjil«"  I  (1891) 
orientieren  ^auptfäd^li^  über  bie  ))oUtif4'tird^Iid)e  (S^ef^ic^te  gfrantreic^d.  %u(^  tft  (fikorg 
©rIerS  SJ^onogro^^le  über  „^ietrld^  öon  9lie^eim"  (1887)  ^ier^er  )u  jie^en. 

3n  ben  SBtnen  be$  großen  abenbl&nbifd^en  S^ismas  rief  bte  9lot  ber  JUr^e 
65  eine  ganje  9{e^e  tüd^ttger  3Ranner  roadb.  roeld^e  einerfeits  bie  (Einheit  berfelben  buri^ 
SRfldgang  auf  eine  über  ben  ftreitenben  $äpften  fte^enbe  Slutorität,  auf  bie  unfoerfale 
5tir^e  unb  iJ^re  Stepröfentation  im  itonjil,  Q)ieber  ^ei^fteüen  untemabmen,  anberer* 
[eits  ab  innedird^Ii^e  Sieformer  bie  offenen  Stäben  berfelben  attfri^tig  ^ilen  ju 
Ibnnen  hofften,  o^ne  ibre  ^ierar^ifAe  9ierfa|Tung  anjutaften.  Der  Srennpunft  bie^ 
60  Seftrebungen  mar  bie  unioerfit&t  $ari$ ;  unter  i^ren  berü^mteften  ^rofefforen  ftanb 


hamab  obenan  $eter  oon  SÜIIt,   ber  fieptet  3o^nns  oon  (Stx\on  unb  9ttIotaus'  oon 
Sientanges. 

3ni  3^^^  13^0  in  9lorbfranIret^ ,  loa^rf^etnlt^  in  bem  ^Itdtn  Ailli-haut- 
docher  (Dejp.  AbMville)  geboten  unb  in  Sornpiegne  ersogen,  erlebte  Slilli  in  feiner 
3ttgenb  bie  I)entütiguna  feines  SBaterlanbes  im  englif^^fronjöfifcben  (Erbfolgelriege.  6ie  5 
unb  bie  Sreuel  bes  gjeid^jeitigen  franjofif^en  Sürgerlrieges  (^ocquerie)  ^aben  too^I 
ben  lebenbioen  ^Patriotismus  enoeift,  mit  mtl^tm  9(im  fpater,  befonbers  auf  bem 
ilonftanjer  Jtonjil  gegen  bie  englif^e  „Station''  auftrat.  Zro^  ber  ärmli^en  Ser^ölt« 
niffe,  unter  benen  ber  5tnabe  au^u^s,  rourbe  es  t^m  mbgli^,  1372  als  Stubent  ber 
Zlleologie  in  bas  ^arifer  Stubien^us  (SoIIeg)  oon  Slaoana  einsutreten.  93alb  30g  10 
er  bie  Äufmerifamleit  ber  5lommiIitonen  fo  auf  fim,  bajj  er  no^  in  bemfelben  3a^re  jum 
„^rohirotor''  ber  fran^fif^en  .,9lation"  enoSp  mürbe.  93on  feinem  ben)unberungs» 
ourbiaen  KUi^t ,  mit  bem  er  fein  ganjes  fieben  binbur^  neben  jettraubenben  SImts« 
gefAqten  beft&nbig  litterarif^  t^ätig  mar,  legte  er  f^on  {eM  groben  ab;  fein  3ngenb« 
iDerf,  ber  jlommentar  ju  ben  Sentenjen  bes  ^etrus  £omtobus,  aber  mel^e  er  1375 15 
m  lefen  begonnen.  (Quaestiones  super  libros  sententiarum  ed.  Arg.  1490),  oer« 
K^o^e  t^  ben  9tuf  eines  f^arffinnigen  Denfers  unb  bemirlte ,  bah  ber  9tominaIismus 
Occams,  beffen  Softem  er  barin  lebenbig  renrobusiert  ^tte,  bos  pmlofop^if^e  6tubium 
an  ber  ^artfer  Ünioerfit&t  be^enf^te.  Slei^jeitig  nmr  ber  junge  X^eologe  als  Aamel« 
rebner  me^rfa^  fnraltifffi  t^tig ,  roie  er  benn  in  oorgerfidten  3a^en  bte  ^rebigt  bes  20 
Eoangeliums  fooor  fo  90^  f^^te,  bag  er  fie  für  ein  ^rioileg  ber  ^ralaten  angefe^en 
»iffen  roollte.  ^m  11.  Slprtl  1380  fnromooierte  er  in  $aris  jum  Doltor  (unb  ^ro« 
feffor)  ber  X^obgie;  feine  ^abilitatiansf^riften  (1.  9usg.  als  9(n^ang  ju  ben  Quae- 
stiones 1490;  fc^led&ter  Drudf  in  Gers.  op.  ed.  Dupin.  Antw.  1706,  1. 1,  603  sqq.; 
662  sqq. ;  672  sqq.)  unb  3n)ei  gleid^jettige  Zraltote  (de  legitimo  dominio;  ib.  25 
641  sqq.  unb  utrum  indoctus  in  jure  divino  possit  juste  praeesse  in  ecclesiae 
regno;  ib.  646  sqq.)  be^anbeln  bie  bur^  bas  o^isma  (feit  1378)  in  ben  SBorber« 
grunb  gebraute  fie^re  oon  ber  Air^e.  Das  lonftüutioe  aRerfmal  berfelben  ift  joar  bie 
auf  ben  lebenoigen  (E^riftus .  ni^  auf  ben  irrenben  ^etrus ,  jroar  bie  auf  bie  beilige 
Schrift,  ni^  auf  bas  lanontf^e  9{e^t  gegrfinbete  (Semeinf^aft  ber  (Sl&ubigen ;  aber  oa  so 
man  ju  bewen  bo^  nur  auf  ®runb  bes  eingegoffenen  (Slaubens  lommt,  roel^er  no^ 
bi^  ds  ein  äBiffen  oon  ,,^eoIogifAen  SBa^r^eiten''  befiniert  u)irb,  fo  fte^t  ^illi  als 
Dogmotibr  oollig  auf  bem  Soben  ber  mittelalterlit^en  5tir^e.  Slllein  ourA  bie  Se« 
^uptung  htt  3rrtumsfä^igleit  bes  ^apftes  in  Sachen  bes  Glaubens  unb  oer  6itten 
unb  bup|  bie  £el^re  oon  oer  Stepröfentation  ber  Air^e  im  Aonjil  trennte  er  ji^  oon  85 
ben  bamaligen  ^apaliften,  mö^renb  er  \xä)  anbererfeits  burc^  feinen  00m  nominaliftif(^en 
Sfeptijismus  ^erjuleitenben  3ii>eifel  an  ber  Unfeplbarfeit  au^  bes  Aomils  f^on  in 
fungen  3o|ren  roie  bater  ju  itonftan^  ben  Aonjtbfreunben  nü^  unbebtngt  anf^bg. 
Die  ftirt^engemalt  febft  ^ielt  Slilli .  ein  treuer  6o^n  (Jrranlrei^s,  fflr  eine  rein  geift« 
li^,  gegenüber  roel^er  bie  ftaatliqe  i^en  eigenen  Sle^tsgrunb  Qat.  —  (gemäg  feiner  40 
fie^  00m  itonjil  gbubte  er  anfangs,  bo^  bas  S^isma  am  beften  bur^  einen  „Aom< 
inronttj}''  aeroben  roerben  lonne;  aber  balb  fiberjeugte  au^  er  fidb  oon  ber  Slotmenbig» 
fett  ber  SSerufung  eines  (SeneraRonjib  unb  Qielt  1381  im  Flamen  ber  Unioerfttöt 
^poris  oor  bem  bamaligen  Siebenten  granfreic^s,  bem  $er3oge  oon  Slnjou,  eine  feier= 
Ii^  Äebe,  um  ben  §of  für  bte  Äir^enpolttif  ber  Unioerfität  ju  geroinnen.  Der  ^tauis 
mtbbng;  Silli  bepab  fi^  ba^er  in  bemfelben  3^^^^  ^uf  ein  ftanonibt  naä)  Slonon 
unb  ]d^eb  gegen  bte  gfeinbe  bes  itonjite  eine  ge^amif^te  Satire  „bas  6enbf(^reiben 
bes  ieufeb  an  feine  Prälaten"  (in  ber  Slpgenbix  ju  meiner  unten  ju  nennenben 
Sd^rift).  %x  bie  Serufung  einer  allgemeinen  Sqnobe  mar  oorber^anb  nid^t  3U  benfen; 
bes^u  fu^e  ^iUi  roenigftens  bur$  Hebung  bes  moralifd^en  3^1^^^^^$  '^^^  Aird^eso 
bem  übel  entgegenjuroirlen :  in  biefem  Sinn  geißelte  er  bie  ^riefter  in  feiner  „Strett* 
fd^rift  (Ejed^ieb  gegen  bie  falfd^en  ^irten"  (f.  biefelbe  Slppenbix)  unb  lieg  feine  fc^mersens« 
oolle  Ätage  in  prebigten  3U  CE^ren  bes  b.  gfran^  oon  ?lffifi  (1382)  (P.  de  Alliaco, 
tractatus  et  sermones,  Arg.  1490)  unb  bes  $.  Sem^arb  oon  (flatroaux  (f.  meine 
tippenbix)  bui  roerben.  55 

(Ein  neues  gfeb  ber  X^igfeit  öffnete  fid^  i^m,  ab  er  1384  ^um  SJorfte^er  bes 
CoIIegs  oon  SRaoana  berufen  rourbe;  ^ier  mar  es,  u)o  er  unter  anoeren  3<'^<^nn  oon 
®erfon  bilbete,  ber  bann  bts  ju  feinem  Zobe  fein  treuer  (Jrreunb  blieb.  Sin  allem,  roas 
bie  Umoerfitfit  beioegte,  na^m  Sltlli  t^ätigen  vlnt^eil;  in  il^rem  3ntereffe  belämpfte  er 
(1384—1385)  in  Streitf^««  M«i>  ^ox  bem  ^apfte  CHemens  VII.  in  Sloignon  (f.  m.  eo 

18* 


276  Httti 

SIppenbtx)  bie  ^abfu^t  bes  ftanslers,  loel^  oon  ben  armen  fikentianben  bet  Tfyto- 
bgte  ^romotbnsaebil^ren  etpreMe;  in  ihrem  9lamen  eiferte  er  (1387)  für  bie  un« 
Mledte  Smpfangnts  SRorios,  wüä^t  ein  SRapifter  oom  Sominifonerorben  (aRontfon)  in 
Zqefen  angegriffen  fyMe;   loo^renb  bie  Untoerfitot  bie  DominSaner  bis  auf  meiteres 

6  ausf(^bg ,  pries  man  WBx  um  feiner  Serebfamfeü  unb  feines  ®Iaubenseifers  millen 
als  ,,9lBler  (Jrtanlrei^s''  (Aquila  Francia,  malleus  a  veritate  aberrantium  inde- 
fessus).  Da  ber  bamalige  ^eiAtoater  bes  A5nigs  itarl  VI.  auA  bem  Dominilaner« 
orben  an^eb5rte,  u)urbe  er  entlaffen;  an  feine  Stelle  trat  ber  $eu)  bes  Xages,  Seter 
oon  Slillt  (1389),  juglei^  als  Sllmofenier  bes  A5nigs^  in  bemfelben  3^^  wmit  er 

10  pm  Aanjier  ber  llnioerfitat  ^aris  ernannt :  fpäter  erhielt  er  nod^  basSlmt  eines  2^« 
faurarius  (Sorfte^ers)  ber  lonialid^en  ftapeUe,  einer  Stiftung  £ubiDigs  b.  $.  9Benn 
u)ir  enoögen,  baft  ber  jugenbli^e  5t5nig  (er  jo^Ite  etxoa  20  ^tt)^ti\^  unfeM« 
ftanbig  unb  ßrperlic^  jerrflttet  mar  (1392  fiel  er  jum  erften  SRaie  tn  SÖomtfmn),  xoäp« 
renb  auf  ber  anbern  Seite  bie  UnioerfitSt  $aris  eine   bie  heutige  Steuung  unferer 

16  ^oijl\ä)uUn  meit  fibenagenbe  ®etoaIt  befag,  ]o  loerben  mir  jiemli^  fidber  oermuten 
ISnnen,  einen  mie  großen  (Einfluß  älilli  ausgeübt  ^aben  mag.  (9caA  (Earl  ämiUer  a.a.D. 
S.  230f.  ift  älilli  als  ^eroonagenbes  SRitglieb  ber  politifd^en  annburaunbifc^n  Sßmiti 
in  feine  Stellung  bei  $ofe  eingerfldt).  9Iuf  bie  £auteruna  feines  (E^riftentums  mtrite 
bie  9Itmofp^e  bei  $ofe  inbes  ni^t  gflnftig;  im  Snterelfe  oes  fran}oftf(^en  $ofes  ^ielt 

20  er  1389  für  bie  ilanonifation  eines  fflngft  (1387)  oerftorbenen  grinsen,  bes  juimen 
jlarbinals  $eter  oon  £usemburg,  oor  $apft  (Hemens  ju  Sloignon  ^i  Kebetu  meu^ 
im  9lberglauben  an  bie  auf  bem  ®rabe  bes  i,$eiliaen"  gef Ae^enen  9ßunber  alles  mog* 
Ii(^e  leifteten.  9Iu^  mar  er  bemüi^t .  in  feiner  ^Qen  Stellung  ffir  feine  eigenen  (Etn< 
fünfte  3u  forgen.    S(^on  in  einer  (Wtenprebigt  (1388;  in  die  Septuag.  —  tract. 

26  et  serm.  1490)  ^atte  er  \xä)  bitter  benagt,  bag  bie  ^r&Iaten  leine  Doltoren  ber  Eiligen 
Schrift  auf  KrcQlic^e  ^frünben  bef5rberten.  (Hemens  VII.  fa^  \i^  enbliA  genötigt,  Dem 
„feuerfpeienben  Dramen  mit  einem  fetten  Siffen  bas  SRauI  m  ftopfen"  (Mart.  et  Dur. 
thes.  II,  1147  E  ff.  1464  D),  unb  übertrua  i^m  bas  Sistum  fiaon;  allein  Xilli 
burfte  es  nic^t  annehmen,  meil  ber  ftönia  i^n  m  feiner  SlSfyt  behalten  moQte  (f.  Apo- 

ao  logia  concilii  Pisani,  in  meiner  Slppenois).  Das  Servituts  Sltllis  m  (Clemens  VII. 

mürbe  fc^liegli^  bur^  bas  Drängen  ber  unioerfitot  auf  Seileouna  oes  S^ismos  b 

^ejpannt,   ba|^  ber  ^mt  bie  beiben  ^eerfül^rer  ber  Unioniften ,  mm  unb  [einen  9lo4' 

olger  im  (ToUeg  oon  dcaoarra  ®ines  DesAamps,  m  fid^  na^  Sloignon  entbot,  meil  er 

brer  $ilfe  5ur  £eitung  ber  Rvcift  notig  9abe.    £iefe  aber  hielten  es  ffir  geraten,  in 

86  $aris  ju  bleiben  (9Infang  1394).  SRit  bem  balb  borauf  erfolgten  Xobe  bes  ^apftes 
traten  bie  lird^Iic^en  llnionsbeftrebungen  unb  älillis  £eben  in  etn  neues  Stobium. 

O^ne  Sinflug  oon  Seite  bes  framofifäen  $ofes  mar  Senebilt  XIII*,  COemens' 
9la(MoIger,  ermö^lt  morben  (1394]| ;  [oute  (^franlreiq  i^n  anerlennen  ?  Der  A5nig  (otte 
jur  ^eantmortung  biefer  (Jh:age  ein  franjoftfäes  9lationaIIon5iI  auf  ben  2.  gfebr.  1395 

40  na(^  ^aris  berufen ;  oor^er  aber  feinen  ^Imofenier  mit  geheimen  9Iuftragen  noi^  Soianon 
entfanot.  Der  Srfpla  mar,  bag  Slilli  unb  mit  i^m  bie  Sqnobe  ben  9Beg  ber  „Semon" 
jur  Hebung  bes  ö^ismas  enqifa^I,  ein  Sorfc^Iog,  meld^er  bie  Slneclennung  ber  SteAt* 
mögi^Ieit  ber  popfthAen  SBürbe  Senebilts  jur  zBorausfe^ung  ^e.  Son  fe^  an  fyd 
er  bts   lurj  oor  (Eröffnung  bes  Sifaner  ftonjils  bie  äac^e  besfelben  oertreten :   mir 

46  merben  nic^t  inen,  menn  mir  annehmen,  bag  ber  meUerfa^rene,  oon  ber  ^offttt  uno  bem 
9{e^t  feiner  SBüroe  ooll  überseugte  unb  boc^  fc^einbar  unionseifrige  ^apft  ben  auf* 

itrebenoen  WSlx  gerabe  bei  jener  geheimen  iDltffion  in  fein  3nteref|e  ju  jieqen  oerftanb; 
mg  biefer  aber  oreije^n  3<^^^^  toi|^  trüber  (Erfahrungen  bei  ^m  ausfielt,  ^  mo^I 
feinen  (prunb  ani)  in  ber  eifemen  o^aralterfeftigleit,  ourA  melme  Senä)ilt  feinen  3^it* 

M  genolfen  Semunberung  einjuflögen  (Selegeni^eit  fanb.  (oarl  SlüIIer  erü&rt  a.  a.  O. 
S.  232  bie  Parteinahme  mWs  für  Senebilt  XIII.  aus  ben  bamaligen  politifd^n 
^orteioer^öltniffen  (Jrtanlrei^s.)  i)zm  SBo^Imoüen  besfelben  oerbantte  Slilli  juitomft 
feine  (Ernennung  mm  Sif^of  oon  ^uq  ^en  Velay,  1395  9q)ril  2)  unb  feine  barauf  folgenoe 
Seförberung  auf  ben  bif(^öfli(^en  Stu^l  oon  (Eambrai  (1397).  !ba  Ststum  unb  (ßrcqUoft 

66  CExnnbrai  ((Eambrefis)  jum  römifd^en  Steige  ^e^örten,  oeffen  ftönig  SBenjel  auf  Seite  oes 
italienif(^n  ^apftes  ftanb,  mu|te  SenebUt  btefe  ^ralatur  mögli^ft  f^neU  einem  ihm  felbft 
eraebenen  SRanne  anoertraut  feqen.  Daju  fam,  bag  fie  no(^  ein  anoerer  als  feine  X>omane 
beqerrjc^en  mollte,  ber  mächtige  Serjog  $^ilipp  ber  ilü^ne  oon  Surgunb,  melier  ni^t 
im  mtnbeften  geneigt  mar,  ben  l^m  unangenehmen  (Emporlömmling  in  bem  meift  auf 

60  feinem  ®ebiet  belegenen  Sistum  ju  f^n.    9lur  mit  9Iufbietung  oUer  (Energie  gelang 


«UK  277 

es  Silli,  bem  $enog  Xro^  ju  bieten;  nac^bem  er  alle  feine  SBürben  bei  $ofe  unb  an 
ber  UntoerfitSt  niebergelegt  (als  Aonjler  folgte  i^m  ®etfon),  30g  er  am  26.  9lug.  1397 
feterli^  in  feine  Aai^rebde  ein  unb  loarb  am  3.  Slpril  1398  oon  ftSnig  SBenjel,  ber 
gembe  in  6aAen  ber  Airc^emtnbn  bem  franjSfifc^en  5t5nige  in  Slbeims  einen  93e[u(^ 
a6ftattete,  ju  yr>oxt  (bei  9lamilr)  als  Sifmof  unb  (Sraf  oon  CCombrat  (ftameril)  mit  ben  5 
Sträolten  feiner  Rhqt  belehnt.  Diejes  auff&nipe  (Entgeaenlommen  oon  feiten  SBensels 
erliirt  ftc^  bobur^,  bag  man  in  Sl^eims  oeretnbort  ^otte,  WXli  alsbalb  als  (Sefanoten 
an  bie  beiben  Aurien  ju  fc^iden,  um  im  9lamen  beiber  ilBnige  auf  Seffion  m  bringen, 
^apft  Soniforius  IX.  erxoartete  aber  bie  reichen  QEinnobmequellen  bes  no^enben  3ub^I' 
jo^  (1400)  oiel  ju  begierig ,  als  baj;  er  an  Sbbanmng  gebac^t  ^Stte.  (Ebenfo  oer«  10 
oebli^  tote  m  9{om  bot  Silli  feine  Serebfamleit  in  Sloignon  auf ;  ^ter  fd^ritt  inbes  bie 
framoftf^e  Regierung  ernftlic^  ein;  in  n)enig  Zagen  mar  Senebift  befangener  bes 
SOnxjp  Aorl  \I.  unb  blieb  es,  bis  er  1403  be^ent  entflog.  %m  1. 6ept.  1398  mürbe 
bie  Subftraftion  in  gfranbei^  oerifinbet;  am  7.  !De^ember  folgte  (in  älillis  SIbmefen« 
^tt)  Sambrai  allein  in  ber  papHbfen  3^^  oerfc^Iimmerte  fi$  ber  3uftanb  ber  fran*  is 
äfifc^n  Air^  nur  no<^  me^r,  [0  oa];  ber  $of  1403  bie  3lixälifyc  jur  Dbebienj  93ene« 
bitts  bef&bj},  nm^enb  biefer  liA  mieber  unter  beftimmten  Sebingungen  jur  Seffion 
bereit  erflfirte.  SBieber  mar  mm  in  biefer  ffir  ben  Abnig  unangenehmen  9{ild^ugs* 
beioegung  als  Unter^nbler  t^g;  auc^  ^ielt  er  auf  ausbrfidlic^en  Sefe^I  Aorls  VI. 
bei  ber  Ijfeier  ber  9{e(titution  in  ber  9totre«Dame«AirAe  bie  greftrebe  (1403  9Rai  29).  ao 
Son  ie^t  an  fe^n  mtr  i^n  bfter  an  ber  6eite  Senebms ,  befonbers  1405  in  (Senua, 
mo  er  oor  iom  eine  9lebe  für  aKaemeine  (Einffi^ng  ber  geier  bes  Xrinitatisfeftes 
Meli,  bie  ber^cmft  infolgebeffen  auqi  anorbnete(P.  de  Alliaco,  tract.  et  serm.  1490). 
Vis  aber  inamifqen  i<£x  um  3a^r  oerginp,  o^ne  baft  biefer  [i(^  jur  (Eeffion  anfc^idte, 
mtxbe  auf  einem  fransbjifc^en  Scationallonjtl  im  Serbß  1406  m  $aris  oon  neuem  bie  as 
€iibftndtion  beraten;  als  ^orragenbfter  Serteiblger  Senebifts  trat  am  11.  De3.  SliKi 
mit  einer  9{ebe  auf,  in  melc^er  er  felbft  einen  Eingriff  auf  bie  Unioerfitot  nic^t  fAeute 
Bourgeois  du  Chastenet,  nouvelle  histoire  du  conc.  de  Constance.  1718.   [%n* 


Ceffion  ju  beme^en  fuc^en.  SIber  fie  erreichte  bei  bem  einen  Zapfte  fo  mentg  mie 
Ibtm  anbem.  SBt^tiger  mar  es,  bag  fi^  beibe  in  einem  Sertrage  ju  SRarfeiue  (1407 
t^iril  20)  JU  einer  3uf<^ntenlunft  in  Saoona  oerftanben  Rotten.  SBirlliA  traf  93ene* 
mtf  ober  bemannet,  qier  ein  (Sept.  20),  unb  mieber  begegnet  uns  9iui  an  feiner  ss 
Seite  (9loo.  4,  5):  cmer  ba  (Bregor  ni^t  erfc^ien,  unb  Seneom  fic^  nac^  $orto  93enere 
bei  Spejjia  begab ,  reifte  Silli  (1408  3<^nl  in  feine  Heimat ,  mo  balb  ber  $ag  ber 
Unioerfität.  melAe  bie  Sleutralit&tserlldruna  gfranlreic^s  (1408  9Rai  21)  bur^fe^te  unb 
fo  Senebm  jur  ^nä)i  naä)  Spanien  oeranlagte,  auc^  i^n  traf ;  er  mürbe  aefangen  noA 
^oris  gefü^;  aber  beri^nia  mo^te  feinen  (Setreuen  ni^t  opfern,  uberbies  mar  WXllio 
bttn^  feine  le^n  trüben  (Erfahrungen  nunmehr  fiberjeugt,  bag  ber  Airc^e  nur  burc^  ein 
(BenermlonjU  jur  (Einheit  ju  oer^elfen  fei. 

Sc^on  in  Soroerfammlurmen  ^e  er  ju  Wx  unb  Xarrascon  Einfang  1409  für 
Unionsfir^npoIUS  agttiert;  aber  mit  ri^tigem  Sc^arfblid  eine  Sleumaql  behufs  Se« 
fe^ng  bes  piSpfOic^en  Stieles  nur  für  ben  ^U  empfohlen ,  baj;  man  fic^  oorper  ber  45 
3ttftiiftmung  ber  ganjen  (T^ften^it  ober  menigftens  eines  grojjen  Xeiles  oon  iqr  oer« 
gemflfett  bobe ;  [onft.  mürbe  man  ju  bem  alten  Schisma  no^  ein  neues  f^affen,  unb 
ber  leMe  öe^Iariff  mSre  fc^Iimmer  als  ber  erfte  (Martine  et  Durand,  Script,  collectio 
VII,  917).  f>xt  SBer^nblungen  na^en  ben  (Sang,  melcben  9(iui  befürchtet  ^e; 
mo^^inli^  lag  barin  ber  (Srunb,  bag  er  auf  berSqnobe  nic^t  ^roortrat,  obgleid^  er.  so 
mie  feine  ^erteibigung  bes  ^ifaner  ilonjils"  (in  m.  ^(ppenbis)  bemeift,  pifinjipieu 
auf  i^rem  Soben  ftanb.  Dagegen  arbeitete  er  fibr  bie  oon  t^  in  Slusfic^t  genommene 
Slefonnation  jmif^n  1409  unb  1411  Sorloaen  aus ,  mel^e  mir  in  einer  fpoteren  9{e« 
boltion  in  bem  (f&If^Ii^  bem  Aarbinal  3^<^^na  jugefc^riebenen)  üraltat  Capita 
agendorum  (v.  d.  Hardt,  T.  I,  pars  IX)  befi^en  (ogl.  meinen  Sluffo^  „^feubo«  u 
3abaieIIas  cap.  ag,"  in  ber  3A(5  oon  »rieger  93b.  I,  $.  3,  unb  ^ftnles  SKit« 
teibingen  in  feinen  oben  zitierten  „gforf^ungen''  S.  105jf.).  Durc^  fetne  bis^erme 
Z^atigfeit  mar  (ein  Kuf  fo  90a  geftiegen,  ba^  i^n  $(m[t  !io^m  XXIII..  melc^er  alle 
Urfd^  (atte,  bie  ii^m  gefö^rit^n  Stimmfflbrer  ber  Atrc^e  auf  feine  Sette  ju  sieben, 
1411  (3uni  7)   jum  Aarbinal   er^ob;    Slillis   off^ieller  Xitel  lautete   ,, Cardinalis  eo 


278  WOi 

sancti  Chryso^oni^';  am  liebften  nannte  er  fi^  aber  ,,itarbmal  oon  CEombrai",  ob« 
alei(^  er  fein  Ststum  aujgegeben  ^atie.  1412  begegnen  mir  i^m  auf  bem  Aoniil  in 
vlont,  iDo  er,  loie  1416  tn  ytonftanj,  ffir  einen  faqgemäb  begrfinbeten  fiieblingsnmnf^, 
bie  Serbefferung  be$  Aalenbers,  3ntereffe  ju  meden  oeruanb,  o^ne  bog  bie  Damaligen 

5  fir^Iic^en  unb  politif^en  Ser^ältniffe  an  bie  Slusfflgrung  feiner  Sorfi^I&ge  ^e 
beulen  laffen  (Mansi,  Sb  28  6.  370  ff.).  SBo^renb  3obann  burc^  fiobislaus  oon 
3teafitl  3ur  grluät  nac^  £)beritalien ,  in  bie  9Irme  bes  5t5ntgs  Sigismunbs  unb  bux^ 
biefen  ^ur  Berufung  bes  ilonftanjer  Romxls  gebr&ngt  mürbe ,  bereifte  Slilli  als  po^ft« 
lieber  fiegot  Seutfqlanb  unb  bie  9lieberlanbe,  mo  er  neben  Jeiner  amtlic^n  no^  eine 

10  ret^e  prioote  X^tigteit  als  oftronomifc^er  unb  erbauli^er  Sqrtftfteller  eirtfaUete.  Die 
(Emennungsurbinbe,  ausgefteUt  oon  3o^<tnn  XXIII.,  ift  batiert  „Romae  apud  S. 
Petrum  XV Kai.  AprlHs  a.  3'*  (1413,  ajl&3 18),  abgebrudt  bei ginfe  a.  a.  O.  S. 819.  «m 
20.  September  ftellte  er  Urlunben  in  6t«®^tslain,  am  8.  Ottbober  in  (Eambrai,  am 
6. 9boember  in  93erbun  aus.  (Sgl.  unten  SbquoQ  III.  282  ff.)  Xrofe  feines-  na^n  Ser» 

16  ptnilfes  ju  ^obann  XXIII.  fyA  Slilli  in  btefer  3ett  bie  StotmenUgleit  einer  „Slefor« 
mation  ber  Rvcqt  an  Saupt  unb  (Sliebem"  ni^t  aus  ben  Slugen  oerloren ;  jmei  Sriefe, 
meläe  er  bem  $apfte  oarüber  f (^rieb ,  mochten  biefen  a^nen  laffen ,  bag  er  fic^  bei  oer 
9Ba$I  besfelben  jum  ftarbinal  bo^  getäufAt  |iabe  (Oers.  op.  II,  882  unb  876) ;  fi^ 
öffnete  i^m  älUIts  Sluftreten  in  5lonftam  [elbft  bie  Slugen. 

20  Der  (Sang  ber  äJer^anblungen  auf  oem  ftonjil  ^ing  oon  ber  (Erlebigung  prin* 
jipieller  Sorfraaen  ab.  3n  ben  erften  äRonaten,  mel^  bamit  ^ugebraqt  mürben, 
erf^eint  Slilli  als  bas  $aupt  ber  Oppofition,  inbem  er  bte  Ste^tmagigleit  bes  Sifaner 
unb  jlonftanjer  Aonjils  über  allen  3iD^if^I  tt^ob,  fi^  aber  benno^,  um  Senebtit  unb 
(Sregor  aai)  je^t  ben  SBeg  ber  dU^ixon  offen  ju  erbolten.  ni^t  fc^eute ,  be}figli$  ber  tn 

26  $ifa  gegen  fte  anaeorbneten  (BemaÜmagregeln  ben  Su^^fuiben  bes  Delrets  ju  ermei^n, 
ba  jenes  5lon3iI  lelbft  ^abe  irren  lonnen  (v.  d.  Hardt,  T.  II,  p.  201;  Mansi 
27,  547).  3n  einem  um  biefelbe  3^it  ausgebro^enen  Streit  über  bie  b5^  Snttanj 
in  (Slaubensfadben  oerteibigte  er  femer  bie  Supenorität  bes  ilonjUs  Aber  ben  $apft 
|o  energM,  ba|  er  ^o^ann  oer^^  rourbe  (v.  d.  Hardt,  T.VI,  60—64;  in  T.IV,  135 

80  tft  ber  Streit  fälf^ItA  in  ben  9lpril  1415  oerlegt) ;  in  einer  glei^eitmen  SDioents« 
rebe,  bie  er  aoer  ni^t  ^Iten  fonnte,  betonte  er  bann  no^  einmal  bie  %otmenbigIeit 
einer  „friebli^en"  Union  (Tract.  et  serm.  1490  unb  s.  de  adv.  dorn.  s.  II  bei 
V.  d.  Hardt,  T.  I,  pars.  VIII,  436  sqq.  unter  b.  milß.  litel  „de  officio  im- 
peratoris''  u.  f.  m.,  in  bas  3^^  1^17  oerle^t,   mie  f(^on  bie  ed.  princ.  irrtümlül^ 

35  tereibt).  Si^^If  S^efen,  mel&e  ber  unionsetfrige  itarbinal  in  ben  Slnfangsmonaten  . 
bes  jlonjils  aufgefteUt  ^at,  tetit  ($inle  in  feinen  „Sforfi^ungen"  6.  124  ff.  mit.  9Is  w 
enbli^  au$  bem  $apft  3o^<^nn  im  gfebruar  1415  bie  Seffion  na^  gelegt  mürbe,  ^ 
ftanb  ber  Aarbinal  oon  (Eambrai  mieber  auf  ber  Seite  feiner  (Segner  (v.  d.  Hardt,  « 
T.  II,  220;   Mansi  27,  559).    S^^^^nn  hoffte  inbes  no(^  burc^   eine  i^m  ergebene:s 

40  aRajorität  oon  ^r&Ioten,  meiere  er  \iä)  bur^  einen  ^,$air$j(^ub"  gef<l^en  ^e,  beiai 
9lbbanlung  entae^en  m  Ginnen.  Denn  naq  bamaltgem  Srauc^  qatten  nur  ^rälotetr^ 
unb  infulierte  Sbte  auf  ilonsilien  Si^  unb  Stimme.  SHIein  bie  Gegner  beftanben  irfl 
beftigem  Streit  auf  (Erteilung  bes  Stimmrechtes  auc^  an  Vertreter  oon  Unioerfitfiten^ 
aJcagifter  unb  Doftoren,  (Befanbte  meltlic^er  prften  unb  Stobte  (v.  d.  Hardt.  T.  IL 

45  224).   Der  SIbftimmungsmobus  nad^  Stationen,  mel^er^  o^ne  burc^  ilomilsbef^Iub  fefK*^ 
geftellt  ju  fein,  im  ^m.  1415  eingeffibrt  mürbe,  bejet^nete  ben  Sieg  Der  Dppofttiotr/ 
bag  aber  Slilli  gerabe  biefen  SRobus  geoilligt  ^be,  läjjt  fic^  aus  ben  oorliegenben  Wiev 
niqt  bemeifen;    {ebenfalls  fyd  er  i^n  1416  oermorfen  unb  ftatt  beffen  bie  SIbftimmum 
na^  Itr(^Ii(9en  ^rooinsen  oorgef^lagen  (v,  d.  Hardt,  T.  I,  pars  VIII,  p.  431  uni) 

60  T.  VI,  38-42). 

93on  je^t  an,  befonbers  feit  30^<^n  XXIII.  mirlliA  bie  (Eeffion  oolhog,  ^orte 
Slillis  oormiegenb  oppofitionelle  Stellung  auf;  benn  ba  ber  $apft  ben  billigen  9n> 
forberungen  fc^einbar  genügt  ^e,  bielt  bas  jlarbinalscolleg  ju  30^ttnn  XXIII.,  wSi^z 
renb  bas  ilomil  feine  eigene  Jlir(9enpoIitiI  trieb;    ja  als  es  \\ä)  am  26.  SRfir^  1415 

66  naä)  ber  gflucQt  S^j^^^nns  (SRan  20)  auf  eigene  $anb  3u  einer  Si^ung  (ber  britten) 
anfd^idte ,  ^otte  älilli  smar  ben  vmi  ju  präfibieren,  aber  bo<^  o^ne  feine  papftfreunblid^ 
Stellung  3u  oerbergen  (v.  d.  Hardt,  IV,  73;  Mansi  27,  581).  3n  ber  golge  jog 
er  \\ä)  Qöufia  unb  manAmal  auA  lange  3^^  ^on  ben  öffentlichen  Si^ngen  ^uiud, 
möQrenb  er  tn  ber  (Glaubens  -  uno  SReformotionsangelegen^it  eine  rege  x^^Iett  ent< 

60  faltete.    9IIs  Sorfi^enber  ber  (Slaubenslommiffion  oer^örte  er  am  7.  unb  8. 3ttni  1415 


«mt  279 

3o^nn  $us  (Doc.  J.  Hus.  ed.  Palacky  p.  273  sqq.)  unb  iDO^nte  beffen  Sentttei« 
lung  in  ber  feterlti^n  Si^ung  am  6.^ult  bei.  9Bas  er  oIs  ^Deputierter  bes  ilarbinal« 
(on^  in  bem  erften  Keformausf^uft  (ber  ^ilnfunbbreijjiger'ilommiffiün)  gearbeitet  ^ot, 
Qgt  fi^  mA  feiner  reiqbaUigen  9(efomtatu)ns|(^rij[t  oom  1.  9loo.  1416  ermeffen,  in 
iDeU^  er  eme  oüfeitiae  Sefferung  ber  fc^Iimmen  OAShtn  ber  Stitä^^  anftrebte,  freilid^  s 
o^e  i^  Serfaffungsinrtnjip  ju  oerle^en  unb  leiber  oqne  bas  oon  ber  Aurie  eingefi^frte 
(&prejnm^b|tem  cwjufc^en  („de  reformatione  ecclesiae"  bei  v.  d.  Hardt  unter 
b.  nmH.  Üttel  „canones  ref.  eccl.,  im  T.  I,  oars  VIII];  im  Streit  über  bie  gort« 
bauet  ber  9nnaten  ftanb  er  auf  ber  Seite  ber  ihirialen.  mtipopftlic^  im  oligarc^if^en 
5tarbinalsintereffe  (ogl  tract.  [cap.]  a^dorum  c.  4  u.  6,  v.  d.  Hardt,  T.  I,  lo 
pars  IX),  mat  er  ooc^  ab  ^Reformer  fe^r  oorfid^tto.  Sie  biefer  feiner  Xenbenj  ju 
(Brunbe  Itegenbe  £e^e  „r>on  ber  itir^ngetoalf'  oerSffentli^e  er  (am  1.  iDIt.  1416) 
in  einem  bdonberen  Xrattat  (de  potest.  eccles.  bei  v.  d.  Hardt,  T.  VI).  3n3tDif(^en 
batten  bie  Aonufe  (Englanbs  mit  (Jrratdreid^,  loelc^  oor  etnm  einem  ^dfyi  bei  Slgincourt 
ois  auf  ben  Xoo  mit  einanber  gerungen,  i^re  bunOen  Statten  auc^  auf  bie  ilonftamer  15 
Ser^anblungen  aetoorfen :  mit  feinem  j^^mtr^"  an  bem  9te^  ber  (Englanber ,  etne 
eigene itonjusnatton  }u  buben,  fo^ieSIiui  (in  f.S<^rift  de  pot.  eod.  I.e.,  p. 38 sqq.) 
ben  ^aber  jniMen  (Ingl&nbern  unb  gfranjofen  in  Aonftanj  an;  A5nig  Sigismunb  er< 
bitterte  baju  feine  franjofif^en  i)freunbe  burd^  feinen  Übertritt  auf  bie  Seite  ber  (Etm« 
I&nber  im  Siinbnis  oon  (tantewurq  (am  15.  Sb^.  1416) ;  fo  eruärt  es  fid^,  mie  Sliui  90 


193.  194).    9n  ein  einmütiges  Sorgefien  in  Sodben  ber  9teform  wat  unter  biefen 
Smft&nben  gar  ni^  }u  beulen;  als  oa^er,  na^oem  f^n  1415  Tregor  XII.  ab'ss 
oebatA  (atte  unb  3obann  XXIII.  abaefe^  mar,  nun  au(^  nac^  bem  (Eintritt  ber  Spanier 
Ol  bas  Aomil  bie  9[bfe|una  Senebms  XIII.  oolhogen  lourbe  (1147  3uli  26)  unb 
bie  9Bal^  etned  neuen  $apftes  beoorftanb.  e^b  fx^  bie  bremienbe  Sfroge  nad^  ber 
^|}rioritfit  oon  ^Reformation  ober  ^apfnoa^t    9(a&  jroeimaligem  heftigen  Streit  einigte 
man  fid^  bol^in ,  oag  juerft  bie  in  oem  1417  jufammenqetretenen  jtoeiten  9leformaus«  ao 
f^ug,  ber  gf&nfun)^an3iger«5lommi|Tion,  oereinbarten  SIrttlel  über  bie  9{eformation  ber 
,,capita  eoolesiae''  jum  iton^ilsbejcglu]}  erhoben  mürben,  mas  aud^  in  ber  39.  Si^ung 
gefd^o^i  bag  aber  glei^  borauf  bie  ^cipftma^l  ftattfinben,  bie  Deformation  ,,in  membris 
inferioribus''  aber  erft  fpSter  oorgenommen  werben  follte.    SBefentlic^  bur^  Sltllis 
9RitimrIung  ift  biefes  9tefultat  ju  fianbe  gelommen  (ogt  modus  vel  forma  eligendi  86 
suxnmum  pontificem  unb  sermo  in    die  Pentecostes,    1417,  beibe  in  tract.  et 
senil.  1490),  aber  ni&t,  U)eil  er  jeM  eine  SAioenlung  oon  ber  liberalen  jur  pS^« 
Itc^n  Sortei  gemalt,  fonbem  a)eil  er  f^on  am  Sutfang  bes  ilonjils  „leine  Sieformatton 
o^ne  llnion"  geroünfAt  ^atte  (ogl.  ben  [^on  genannten  sermo  de  adv.  dorn.)    3n 
bem  AonKooe  feM  (Sloo.  8—11)  rioalifterten  $eter  oon  SlUIi  unb  ein  anberer  Sian^  40 
bibat  oeroebli^  mit  Otto  oon  (Eobnna   (Doc.  J.  Hus  ed  Palacky,  665  sqq.).    3n 
toel^^m  Ser^Itnis  nad^^er  ber  ilarbinal  oon  (Sxmtbrai  ju  3Rartin  V.   geftonoen  ^, 
ia|^  fid^  barcms  f^Iieben,  bag  er  nac^  Slirflofung  bes  itonjils  in  beffen  auftrage  in 
^toigiton  als  fiegat  t^Stig  u)ar.    3n  biefer  Stellung  befc^bg  er  bafelbft  fein  itbtn  am 
9.  fuig.  1420  (Dupont,  bist.  eccl.  de  Cambrai,  t.  II,  part.  5,  p.  10  sqq.    SBei«  46 
tete  uueUen  fiir  bte  9li^tigfeit  biefes  Xobesja^res  liefert  ^xnlt  a.  a.  D.  S.  104). 
I)en  S^noeminlt  feines  SBirlens  finben  mir  in  feiner  t^ologifc^en  unb  lirc^liäen 
tmlett;   auf  (Brunb  ber  empirifA«JIe^f(^en  (Erlenntnisle^e  Oaams  behauptete  oer 
ratnke  So^olaftiler  bie  Unmöauqleit,  bas  Dajein  (Sottes,  feine  Sin^eit  u.  f.  to. 
fi^ifffi  }u  benieifen ;  aus  berfelben  uuelle  flon  aai)  fein  3iDeifeI  an  ber  inneren  m 
„.Jd^tt  oer  Xransfubftantiationsle^re,  welcher  auf  £uffier£influ|  ausgeübt  bot  (Luth. 
de  capt.  bab.,  (ES  v.  a.  V.  29) ;   hoä)  untenoarf   fi^  Slilli,  loelc^er  als  Slominalift 
Jtomunff'  unb  „(Blauben''  m  (5ta(tn\a^  ftellte,  ber  9Iutorit&t  ber  ^.  SArift  unb  ber 
Äirc^    Seine  C^il  ift,  mie  bie  aller  feiner  p^ilofop^ifc^en  (Senoffen,  inbaltslos;  alles, 
oud^  bas  9Befen  bes  fittlidben  (gutes,  ^ngt  in  i^r  oon  bem  unoerlennbaren  Selieben  66 
ßottes  ab,  n>eIAer  feM  ftttlic^  unbeftimmt  i|t.    Unbeftiebi^t  oon  feiner  eigenen  p^ilo» 
to^ifAen  unb  t^eobgifqen  Serftanbesarbeit  Qot  älilli  in  etner  nü(^tem»!ontempIatioen 
3R9fm,  o^e  Selbttftanbigleit  m  i^rer  le^often  SlusbUbung,  (ErquiAing  gefu(^  unb 
a^nben  (ogl.  bie  Zraltate  in  tract.  et  serm.  1490) ;  fo  tonnte  er  benn,  als  ein  fanati* 
^er  SRön^   bie  (Esiftenjberec^tigung  ber  Srüber   Des   gemeinfamen  £ebens  auf  bem  eo 


280  HtUt  fUmom  Hon  gflemii 

Aonftamer  Aomil  (1418)  in  gtoge  ftellte,  ebenfotDcnig  loie  (getfon  um^in ,  ben  an« 
oefeinbeten  jnromf^n  aR^ftifem  feinen  minfomen  6^t^  angebeffien  ju  lernen.  —  t>a% 
in  Jeine  lird^Ii^e  unb  befonbets  in  feine  fird^npolitif^  3:i^alett  einerfei»  bie  inner« 
polttif^n  ^atteioer^Itnitfe  Sfranlreiqs,  anbeterfeits  ber  (Begenfo^  Der  ftanjSftfc^en  gegen 

5  bie  englifc^e  ^olitS  ^inetmoiilen,  ift  burc^ous  riAtig ;  aber  baft .  oie  fienj,  oorl  Wmtt 
unb  Sess  meinen,  fein  gefonites  SBirlen  n)ejentliq  burc^  politi^  prcdtifc^e  (gefiAispuidte 
bebingt  fei,  baffir  feblen  fiebere  Quellen,  nm^b  bie  eigenen  Smriften  (oiffenfi^Iid^e 
3BerIe,  Ürd^enpolitif^e  Xraliate,  ^ßrebioten  unb  Sriefe)  mA  metner  SReinung  beutli^ 
ben  (BrunMoroIter  WSlls  als  einen  ^logUcben,  p^ttofopQif^en  unb  lir^enpolitif^n 

10  bejeuaen.  9P^nIi(^  mie  x&  fyd  neuerbings  aucp  mnle  in  ben  oben  enoä^n  gotfi^ungen 
ben  Aarbinal  oon  (Eambrai  beurteilt.  —  (6mth  ^anbelte  Xilli  als  gran^fe  im  notio« 
naien  (Segenfa^e  gegen  Snglotü»  unb  innerbalB  ber  framöfifAen  3nterenen  als  Sn* 
^nger  Orleans  gegen  Surgunb,  unb  ic^  oill  gern  jugeben,  balt  man  bem  potttifi^n 
^intergrunbe  feines  fiebens  eine  einbringenbe  ffufmer^amleit  nmmten  tont  unb  foll : 

15  aber  iq  lonnte  mir  bas  niifl  jur  Slu^abe  nebmen  unb  fiberlaffe  bas  au^  beute  noq 
gern  anberen  ^orf^em;  fienj,  Z^.  aRfiller,  Cutrl  aRflüer  unb  Sess  ^en  odfir  eine 
oorsilgliAe  Orientierung  geboten;  aber  gegen  biefe  (jum  Xeil  nur  bttr^  ftomoinatton 
JU  erf^Iiegenben)  pomifc^en  Sejiel^unaen  bie  erftaunli^  rei^e  MOt  ber  eigenen 
64riften  bes  SRannes  als  Quellen  surflc^ftellen,  fann  l^  meffiobtfi^  ni^  Aber  miA 

20  geQ)innen.  9Ran  oergegeraoSrtige  fi^  bo^  feinen  neuerbings  auq  oon  Qfime  6. 105  f. 
eingdbenb  unterfuc^ten  Tractatus  (Capita)  agendonim,  bie  oi^fle  Sorlage  filr 
bie  9{ef ormarbeit  bes  ilonftatner  ^tmls ;  in  ibm  finbet  \i^  jnmr  eine  fel^r  Jtarle 
nfldfiAtna^me  Sliflis  auf  bie  franjbfifdQen  Sei^Itniffe ,  aber  ber  ^errf^enbe  (Beft^* 
minlt  biefer  6(bnft  ift  trotöem  burqaus  ber  unio^d'fir^Ii^.    %idf  m  bem  oon 

26  IJfinfe  oer9ffentli(^en  Xagebu^e  gftllaftres  erf^eint  Stlli  als  ber  Sertrauensmonn  bes 
ftamdfif^n  $ofes,  fa  als  ,,protector  regis  et  regni'^  sc.  Frandae  (SfiKaftre  bei 
Sfinfe  a.  a.  O.  6.  184),  unb  bo^  ift  lein  Slid  auf  bie  itin!^  als  (BatQes  gerfai^et 
6r  nmr  eben  JlirAenmann,  aüerbings  am  franjiftf«^  (Brunblaae.  —  X)ie  Slroeiten  Xtllis 
auf  bem  (gebiet  ber  (Beogrop^ie  ^Sbtn  infofem  no^  beute  qiftorifd^  3ntereffe .  ab 

80  burA  fein  ^auptmerl  imago  mundi  (oerfagt  1410 ,  ebiert  s.  1.  e.  a.)  (E^fto|)9  do* 
himbus  in  ber  Hoffnung,  3nbien  oon  Spanien  aus  in  lurjer  ^tit  ju  erreiqen,  oenigftens 
beftSrft  oorben  ift.    3n  feinen  aftronomif^en  Sc^rfften  benm^  S.  eine  SRittelftellung 


mann  au(^  in  ber  (gefc^i^e  ber  (Beograp^ie  unb  ber  Slftronomie  ni^t  unenoft^nt  laffen 
bfirfen. 

9Ius  Snnis  fiegotionsreife  1413  finb  jobbeic^e  oon  i^m  ausaeftelUe  Iblunben, 
meiere  ^rioilegien  (Slbläffe)  ffir  bas  Alofter  SBinbes^im  en^Iten,  belannt  gemorben; 

40«egeften  berfeften  giebt  Acquoy,  Het  Uooster  de  Windesheim,  in  (1880),  S.282 
bis  287;  ber  lateinif^e  ilopftitel  besfelben  in  »b  II,  S.67,  Mnm.  5.  Hu^  Beflrtbet 
[iA  im  Jlgl.  6taatsar^io  m  5t5nigsberg  (^x.)  ein  Slblagbrief  für  bas  (Beorgs|ofpitaI 
bafelbft  ausgeftelU  ^u  ilonftam,  ben  21.  3uli  1417  „apostolica  sede  vacante"  oon 
ben  auf  bem  ilonjtl  amoefenben  JlarbinSIen ;   unter  feinen  fec^s  Siegeln ,  oon  benen 

45  bas  britte  gam  fe^It.  befinbet  fi^  bas  bes  Petrus  Gardinalis  Cameracensis  als  bas 

peite;   es  jetgt  (allerbtngs  arg  befAäbigt)  in  [einer  9Ritte  bie  3ungfrau  9Raria  mit 

bem  3^fusfinbe  fi^enb  unter  einem  Salbac^in ;  {eber,  ber  bas  ^ospital  neprosorum, 

extra  murod,  dioec.  Warmiensis)  unb  bie  b<ßu  ge^öriae  Aapelle  ber  uRoria  befuc^t 

unb  bort  etnms  ftfftet,  belommt  laut  biefes  Sriefes  bunbert  Xage  SIblag  (Xest  ge* 

50brudt  bei  £ucas  I>aoib,  ^reuMf^e  Gi^onil,  4.  Sb,  ftSnigsberg  1813,  6.  36  ff.) 

$.  Xfc^aifert. 

Xtntoitt  oon  Sfl^ur^.  —  @etne  ©d^riften bei  Duchesne,  HiBtoriae Franconun  acript 

3.  ©b,  ¥ad8  1640,  6.  Iff.;  Bouquet,  Kecueü  des  hiatoriens,  3.  ©b,  fari«  1869,  6.21  ff., 

in  ben  ASB  unb  bei  MSL  139,  @.  617  ff.  unb  6.375;  (Syjierpte  MG  88  IX,  6.  874  ff.  — 

55HiBtoiie  Utt^raire  de  la  France,  7.  fßh,  $arid  1746,  6.216;  ^attenbac^,  2)eutf((Ianbd  (^^ 

f(^i(^t8quellcn,  1.  ob,  6.  «ufl.  »crlln  1893,  6.  109  f.  u.  417  f. 

Himoin  war  9K5n^  in  bem  Ätofter  gtoriacum  (gleur?,  S.  Benott  sur  hoite). 
dt  mt  ein  Si^üler  bes  Slbtes  SIbbo  (f.  b.  «.  S.  26,  43).  »on  ibm  aufaeforbert, 
alfo  oor  1004,  oerfagte  er  feine  Historia  Francorum,  mel^  in  oter  Sfl^ent  bie 


Xintiitt  Hon  gfleitr^  VHH  281 

(Sef^tAte  ber  ijfranlen,  oon  i^rem  fabelten  Uifprung  oon  geflfic^teten  Zrojanem  an 
bi$  auf  (SUtmxa  II.  (t  657)  unb  Die  (Srünbung  bes  Alofters  gfleurq  (c.  650)  barftellt. 
QuenetuDert  ^at  bas  93erl  nic^t.  Dagegen  ift  tDettooIIJeine  nac^  ^bos  Cbmoroung 
oecfdgle  Siogrop^ie  bes  9Ibte$,  bie  er  ^eroeus,  bem  X^efauror  oon  6t.  ÜDtortin  in 
ZouxSf  tDtbmete.  Cr  felbft  enoa^nt  (vita  Abbonis  16  MSL  139.  6.  406) .  bah  er  5 
ein  Su(^  de  vita  vel  actibus  abbatum  Floriacens.  ^efc^rieben  Qobe :  bas|elbe  [meint 
verloren  graangen  ju  fein.  (Erhalten  Jinb  ba^eaen  eimge  Schriften,  Die  [td^  auf  bie 
Reliquien  Senebilts  oon  9turfia  besieben.  Dtefelben  u)aren  naq  ber  3^m^^9  ^^ 
5lIofiei5  SRontecaffino  burc^  bie  fiangooarben  oon  bort  nac^  Jfleurp  fibertraaen  u)orben. 
Die  ®ef^i^e  biejer  Xranslation  unb  ber  i^r  folgenben  SSunber  ^atte  tm  neunten  lo 
3a^i^nbert  ber  iDtBnc^  Stbreoalbus  oon  gfleurp  gefc^rieben;  ju  feinem  SBer!  ^otte 
UKter  ein  anberer  floriacenfiUer  9R5n(^,  Soelerius,  einen  Slac^trag  geliefert  (ASB  II 

5.  353  ff.,   MG  SS  XV,  S.  474  ff.;    ogl.  Alm.  de  mirac.   s.  Bened.  prolog.  3, 

6.  804).    3nt  Snfc^Iu^  an  biefe  aSerle  f^rieb  Slintoin   ^t\  Sflc^er  de  mirac.  s. 
Benedicti,  bie  eine  9{et^  oon  ^totijen  jur  franjififc^en  (Sef^ic^te  bes  je^nten  3^'  ^^ 
^unberts  entölten.  £)^ne  grojjen  SBert  ift  enblt^  ber  sermo  in  festivitatibus  s.  patris 
Benedicti.  $onif. 

Ximoiit  oon  @t.  (Bermain.  —  @eine  Schriften  l^eraudgegeben  in  ben  ASB  IV  1, 
6. 604  ff.  unb  bei  MSL  126  6. 1009  ff.  Histoire  Utt^raire  de  la  France,  5.  fßh,  «arid  1740, 
@.  641  ff.;  5DümmIer  im  "31%  4.  6b,  8.  543  f.;  (Sbert,  Q^efd^ic^te  ber  Sit.  be«  Wi.,  2tW^  20 
1880,  €.  352  ff.;  »attenba^  S)eutf4Ianbd  Q^ef^iAtdqueOen.  1.  8b,  6.  ^ufl.  1893,  @.  299. 

Simoin  mar  SRbnc^  in  bem  illofter  6t.  (Bermain  bes  $r60  bei  $aris  unb  fi^rer 
an  ber  Alofterf^ule.  Seine  litterarif Ae  X^ialeit  fd^eint  er  um  865  begonnen  ju  ^aben. 
Da  i^  bas  nac^  896  ooüenbete  SBerl  Slbbos  De  bellis  Parisiacae  urbis  (MG 
SS  n  6.  776)  geoibmet  ift»  fo  ftarb  er  am  (Enbe  bes  neunten  ober  im  je^nten  3o|^«  ^^ 
bunbert  Seine  S^riften  gehören  fämtlic^  bem  ^giograpj^if^en  Gebiete  an;  fie  finb 
fotoenbe:  translatio  s.  Vincentii,  translatio  s.  Georgii  et  Aurelii,  unb  de  mira- 
cuHs  8.  Oermani,  bie  le^tere  Schrift  nur  bie  Überarbeitung  einer  fremben.  3^ 
SBert  BeRe||t  barin,  baftfie  bie  bas  ^^italttt  be^errfAenbe  fietoenf^,  Reliquien  ju 
b^ihen,  oie  oor  leinem  SRittel  jurfldfqeute,  um  jum  SxAt  ju  gelangen,  in  i^er  ganjen  ao 
Sr9^  fennen  le^en.  ^onif* 

Wtba*  (Skiftfreunb,  T5led5t  Rabbi  ' AkilA,  SembetQ  1871 ;  ®tae^,  ©efd^.  b.  Suben 
IV*,  53— 60,148ff.,  176 f.;  Derenbourg,  Essay  Bur  T Histoire  329  ff.,  395—401,418-425; 
IBcii  Dör  dör  we-döresäw  II,  101-118;  ^ad&cr,  «gabo  ber  Xonnoitcn  I,  271-348; 
Sfranfel,  DarkSha-Misnä  111—123;  93rüII.  Mebö  ha-MiinS  116— 122 ;  @trac(,  Einleitung  in  85 
ben  2:aIinubS  60  f.,  81;  Hamburger,  9?eaU@nci)riopäbie  II  32—43;  Schüret,  Q^efc^.  bt^  \nh. 
9olM  U\  310 f. 

'Akibä  ben  Joseph  foK  mc  3txt  bes  jmeiten  üempels  in  3^nifalem  aelebt  unb 
t^  in  oorgerfldteren  ^a^ren  fi^  oem  C5efe^esftubium  gen)ibmet  ^aben.  !!3ie  Stätte 
lemtr  £ebru&tigfeit  mar  nac^  9er  3^^ft5rung  3^^!^!^^^  ^^^  (Segetu)  oon  3^<^*  ^us«  40 
ad>e^nte  Ketfen  ffibrten  i^n  auc^  in  bas  Sluslanb.  Die  oon  (Srae^  u.  a.  angenommene 
!£^&mfeit  jur  Qmtflammuna  bes  SluHtanbes  ber  Z^^^  fl^O^n  9{om  ift  unbeweisbar, 
ou^  ift  eine  »eitere  Beteiligung  Sllibas  an  bemfe^en  ni$t  belannt,  als  feine  %mx* 
bnming  bes  Sar  ilosiba,  ben  er  nadb  9lu  24,  17  als  SReffias  beseid^nete.  9lu(^  feine 
oraufame  ^inri^tung  bur^  Xinius  JRufus  naA  ber  Sliebenoerfung  bes  iäbijAen  3[uf*  45 
[tanoes  bur^  ^abrian  um  133  u)irb  oon  ber  ffibif^en  Xrabition  nic^t  burc^  feine  Xeil» 
no^e  am  9bifftanbe  motioiert,  fonbem  burc^  feine  Übertretung  bes  Verbotes  jfibif^« 
ge^^IU^  fie^rt^otigfeit  Sine  ni^t  geringe  3^1  ^^^  Slusfpnu^en  wvA  unter  feinem 
Samten  fiberliefert.    Sag  er  ffir  ben  beiligen  (E^arafter  bes  oon  i^m  alleaorifc^  aus« 

; elften  $o|ienIiebes  eintrat,  ift  oon  Sebeutung  für  bie  (Sefc^iAte  bes  ffibifd^en  Aanon  so 
f.  Sul^I,  jUinon  unb  Zext  28  f.,  ftonig.  Sinl.  in  b.  %Z.  450).  6ein  ^aupHntereffe 
fialt  bem  Sbisbou  bes  trabitionellen  Stents,  meines  er  —  oieüeicbt  jum  erftenmal  — 
n  faAaemager  Orbnung  oortrug.  (Eine  „iDlifc^na"  ourbe  unter  feinem  Flamen  trabiert. 
Sus  fetner  Schule  ftammt  iebenfaKs  aui)  ber  (Srunbftod  ber  uns  als  6(^riftn)ert  Aber« 
bmmenen  SRif^na.  Sefonbere  mfmerlfamleit  mibmete  er  ber  Verleitung  bes  trabitio«  60 
ntUtn  Stents  aus  bem  ^entateu^,  beffen  äujjere  gform  bis  auf  bie  ^artifeln  unb 
SudMbd^n  ^inob  i^m  ^ieffir  als  $anb^abe  bieiäe  (fiber  bie  oon  ij^m  ausgebilbete  exe- 
getifqe  Siegel  bes  Mf  üt  we-ribbüj  f.  Mielziner^  Introduction  to  the  Talmud  125f., 
182—185,  Soffmann, '3ur  Sinl.  in  bie  ^la^if^en  SRibraf^im  5—12,  6trad,  Sin« 


282  mbü  ^  »bbHleii 


Aanon  unb  Xest  152—155).    Sie  ^alac^if^en  9Ribra|(9tDerie  Sip^oju  £eotttcus  unb 
5  Stp^re  5u  Deuteronomium  enthalten  befon])er$  rei^Iic^en  Stoff  aus  vmos  6^ule. 

Sßoiitteten^  b.  b.  Sc^Ioflofe,  äRon^e,  bte  in  btei  (S^e  geteilt  obtoecbfelnb  Xog 
unb  Stacht  (Sott  lobfangen  (Baron,  ann.  459,  16).  Dos  erfte  SKoimetenllortec  eiriA« 
tete  um  400  ein  geioiffer  Sllesanber  (AS  15/1,  3an.  1,  1018—1028)  am  (Sü^cA,  em 

10  ^ites  3U  ilon^ntinopel.  9^  feinem  Xooe  Hebelten  bie  SRSnme  unter  oem  96t 
io^annes  nac^  Sit^nnien  in  bas  neugegrünbete  jttofter  (Eicenaion  Aber,  übt  SRarceüus 
raqte  fie  na^  ilonftantinopel  jurfid  unb  i^m  oerbonlte  bie  (Einri^ng  tl^  tDadjfenbe 
Verbreitung  im  £)rient  uRönd^e  aus  bem  itlofter  bes  SRorceHus  fu^  im  3<^re 
459  ber  5ion[uIar  Stubius  (Sutbas  s.  v.)  in  bas  oon  ibm  gegrünbete  unb  mu^  i^m 

15  benannte  itlofter  in  ilonftantinopel  über.  3nt  ^eopafc^ttifqen  Streit  (f.  b.  9.)  oer* 
fochten  bie  SÜoimeten  bie  oon  ben  fiegaten  bes  ißapftes  Sormisbas  oer&etene  ^nfic^ 
mürben  aber  534  oon  S^l^^nes  II.,  an  ben  fie  ftd^  mtt  einer  ®efanbtf^a[t  (iüftus 
unb  (Eulogius)  gemenbet  Rotten,  besaoouiert  uno  enommuntjiert  (Srief  beis  ^ßomes  an 
3uftinian  bei  Mansi  8,  797.  Sgl  Liberatus,  Breviarium  20).    StiOft  unmSgli^  ift 

ao  ein  birelter  3ufammen^g  jmifdjen  ben  SRoimetenmönc^en  unb  bem  515  oom  0ranlen* 
{önig  Sigmunb  ju  Slaaunum  (S.  9Raurice  im  ilanton  SBallis)  geftifteten  Alofier^  in 
mel^m  man  glei^alls  einen  psallentium  assiduum  (seil,  chorum)  eingenAtet 
batte  (Gregor.  Turon.  Hist.  Franc.  3,  5.  Sgl.  (L  (Jf.  9moIb,  (Eaefarius  o.  mt* 
lata,  £ei;q.  1895,  51.  213).  0.  Shriger. 

25  Xfolntl^en.  (Sl^riftian  (Sottfrieb  (Srabener,  De  acoluthis.  2)rei  2)iffertaHonen,  %>xt»^ 
ben  1748,  1749,  1749  (oerftönbig  unb  grünbdc^).  —  Über  bie  Sntfte^ung  ber  ordines  mi- 
nores: $lboIf  ^omacf,  ^  II,  5,  @.  94  ff.;  SRuboIf  6o^m  iHrc^enred^t,  2tipi,  1892,  1.  Sßh, 
@.  128—137. 

SOoIut^n  Qierben  juerft  enoS^nt  in  ben  Sriefen  ber  SMöfe  oon  9lom  unb  iUir« 
ao  t^ago  aus  ben  fflnfjiger  3o^ten  bes  britten  3^i^unberts.  i>a  XertuHian  unb  ^imo* 
m  fie  noA  nic^t  lennen,  u)irb  ibr  ordo  in  ben  breigiger  ober  oierjiger  ^dfyctn  gefäoffen 
[ein,  ^ur  felben  3^^^  alfo,  als  bie  anbere  ordines  minores  entftanben.  Dem  Onent 
finb  bie  SHoIut^en  unbelannt  geblieben.  —  Der  9lame  bes  Suolui^en  (dx6Xov&o^) 
toeift  barauf  bin,  bog  er  urforüngli^  als  perfönli(|er  Diener  bes  SifAofs  heya>.  ber 
85  ^resbqter  galt.  3n  biejer  gmnltton  Re^t  man  bie  Sfolut^en  in  ben  Srtefen  (E^prions : 
fie  überbringen  im  Sluftrage  i^res  Sifc^ofs  Sriefe  an  anbere  (Bemeinben  unb  ^erfonen, 
au^  fiiebesgoben  an  befangene  (ep.  7.  45.  49.  52.  59.  77.  78;  gartet  II  485,  13. 
603,  15.  612,  6.  616.  8.  677,  7.  835,  20.  836,  13).    Muf  ein  perfonli^es  Dienft 


oer^Itnis  jum  Sif^of  f^eint  au^  5u  n)e{fen,  oenn  (Eufebiüs  V.  C.  III,  8  als  Se« 
40  fui^er  ber  9licanif^en  Sqnobe  neben  Sifmöfen.  ^resbqtem  unb  Diaionen  nur  SRo* 
lu^en  nennt ;  als  Diener  i^rer  SSiI(|öfe  ^aben  fte  bie  Snnobe  mitbefu(^,  u)ä]^enb  fonfti. 
itleriler  ber  nieberen  Orbnung  ni^t  genannt  n)erben.    vtoif  ju  Sluauftins  3^it  fino  fte 
Überbringer   ber   offijiellen  »riefe    (ep.  191.   192;    MSL  33,  867  f.).    Da  fie    als^ 
Soten  unb  Segleiter  jugleic^  in  geiotjfer  SBeife  ibre  C5emeinbe  ausmörts  ju  oertreterr 
45  ^tten,  ift  es  b^reifli^,  bog  fie  oon  Anfang  an  tm  9{anae  Aber  ben  Sxorriften,   fiel« 
toren  uno  Oftiortem,  beren  Seruf  fie  innerhalb  ber  (Semeinoe  ^ielt,  ftanben.  Die  rbmif^e 
(Bemeinbe  ^otte  fc^on  im  3^^^  251  nxifi  u)eniger  als  42  Sllolut^n  ((Tomelius  ooir 
9{om  an  gobius  oon  ^ntiomien,   Eusebius  h.  e.  VI,  43.  11);    bie  3a^l  lagt  ben 

(irogen  (Befc^oftsbetrieb  ber  (Semeinbe  er!ennen.  —  3n  fpSterer  3^it  ift  oon  ben  jftd^ 
anen  Dienftleiftungen  ber  SHolut^en  niAt  me^r  bie  9{ebe;  fie  ^aben  nur  no^  lttur> 
gifc^e  ^unftionen :  bie  Sorae  für  bie  Siebter  unb  ffir  ben  eu^ariftijAen  SBein.  Das 
oeutet  au$  ber  9{itus  bei  i^rer  £)rbination  an:  ein  ceroferarium  (fieu^ter)  unb  ein 
urceolus  (Sc^Bpfgefog)  n)irb  i^nen  fibeneic^t  (Statuta  ecelesiae  antiqua  =  .yCk)n- 
cilium  Carthaginiense  IV.**  c.  6).  Dag  fie  für  ben  Slltarbienft  auf  bie  oerfAiebe* 
55  nen  Airc^en  in  9{om  oerteilt  roaren,  ift  oerftönblic^;  fo  beseic^net  ft(^  ein  molui^ 
SCbunbantius  um  600  auf  feinem  (Srabftein  als  3ur  Rbc^t  ber  Vestina  gehörig  (de 
Rossi,  Inscr.  I  n.  1185).  SBenioer  burAfi&tig  ift,  oarum  fie  jugleic^  ju  ben  9{e< 
gionen  ber  Stabt  in  einem  feften  Ser^öltnts  [tanben;  berfelbe  Slbunbantius  giebt  ou^ 


VhtnÜitn  VUma»  283 

an,  3ur  oterten  9{egion  ju  gehören,  unb  ber  ordo  Romanus  jur  3^^^  ^^^  i^ 
flogen  legt  auf  bie  9{egtonar » (Einteilung  getabe  ber  SRoIutten  grojjen  SBert  (MSL 
8b  78,  937  ff.) ;  er  giebt  jugleid^  eine  genaue  Sefc^reibung  ^rer  gfunftionen.  —  9Iu4 
in  biejer  gorm  i{t  ber  ordo  abgetommen.  Seit  bem  Slusgonge  bes  SRittelalters  befte^ 
er  in  Der  iot^Iit^n  ilir^e  nur  noA  bem  9hinien  nac^,  unb  ber  9t(d  bes  Xribentinum  6 
(sessio  23  de  reformatione  c.  17)  bie  ordines  minores  loiebei^eQuHellen  unb  fie 
etuKi  oerbeiroteten  £aien  ju  übertragen,  f^int  o^ne  golge  geblieben  ju  fein;  bo^  ogl 
bos  SRadonber  ^rooinsiaOonjil  oon  1565  (Gollectio  conciliorum  regia  Sb  36. 
^[knis  1644,  6. 80).  —  3n  neuerer  3^it  ift  ilber  bie  (Entfie^una  ber  ordines  minores, 
unb  fo  au^  ber  ^lut^n,  oerl^nbelt  u)orben.  ^arnad  bot  auf  bie  Diener  ber  ^riefter  lo 
im  rSmif^n  6aaala)efen  Denoiefen.  3^^^  ^riefter  pfleate  ein  calator  beigegeben  ju 
ein;  unb  ba  in  bem  Sriefe  bes  (Tomelius  oon  9{om  (Eusebius  h.  e.  VI,  43.  11) 
bie  3<^  ^  SHoIut^n  (42)  ber  ber  ^resbqter  (46)  faft  gleic^Iomme,  fei  amunebmen, 
bog  mtt  ben  SHoIut^n  eine  (Einri^tung  bes  qeibnifqen  ^rieftertums  in  bie  Airc^ 
übernommen  fei.  älber  bag  je  ein  Sllolut^  an  bie  S^erfon  fe  eines  ^resb^ters  gebun«  is 
ben  mar,  lä^t  fi^  nirgenbs  nac^toeifen;  es  f^int  otelmel^r  bie  game  S^  ber  Silo* 
lut^n  ber  etnj^eitli^en  Senoalüing  ber  (Semeinbe  }ur  Serfüaung  geftanben  ju  laben. 
SBemt  man  bie  SBurjel  bes  SlRoIutbates  aufseigen  loilli  muB  man  oielmebr  auf  bie 
befannten  Soten  unb  SReiJebegleiter  ber  (moftoliM^en  3^^  oenoeifen,  auf  Siloanus,  9lr« 
temas,  (Eoopbrobitus,  S^qüus  u.  f.  m.  Son  Anfang  an  uierben  bie  ^riftli^n  (Be*  2o 
meinben  Jold^e  Sllolut^n  (aber  o^ne  biefen  Xhel)  oenoanbt  |aben.  SBas  aber  lange 
3eit  in  lebem  einjelnen  Saue  ein  freier  Dienft  toar,  tourbe  im  jDeiten  93iertel  ht» 
britten  3<^^nbe^  3^  ^inem  Slmte,  juerft  mo^I  in  9{om,  balb  im  gaffen  SBeften. 

^au»  «d^elid. 

tDominatod  f.  9licetas.  25 

Xlacoiltte,  3Raria  f.  C&efellf^aft  bes  Eiligen  ^erjens  ^t\a. 

Hlamtd.  — -  Über  bie  bem  12. 3<^|unbert  ange^Srenben  S^riftfteller  bes  3lamtns 
Slanus  unb  bie  benfelben  beigelegten  93erle  bat  lange  eine  arge  Senoirrung  ge^errf^, 
unb  au^  ^ute  fe^It  no^  oiel  an  ber  lofinfi^ensmerten  Alar^Ü  T>o^  ift  als  fi^r 
anjunepten,  ba^  als  oerfc^iebene  ^erfonen  gelten  muffen  so 

I.  Slanus  oon  9Iuserre,  ungemiffer  ^erhinft,  Sifterdenfer  unb  (1140,  f.  3^« 
nauj(&el  Orig.  Cisterc.  p.  59)  9Ibt  oon  fiorioour  (Ripatorium),  1152  ober  1153 
Sqb^^of  oon  äluxerre  (oaL  über  bie  SBa^I  bie  ^Briefe  Sem^arbs  oon  CO.  275,  280, 
282) ;  na^bem  er  biefes  vlmt  um  1167  meberaelegt,  lebte  er  noäf  etioa  20  3a^re  in 
(□atroaus.  Cr  1^  ein  £eben  Sem^bs  gefArieben,  bie  fog.  vita  secunda.  bei  MSL  36 
185,  469  ff.,  ogl.  jur  9Bürbigung  berfelben  ^üffer,  X>er  |.  Sem^arb  o.  (El.  I,  142  ff. 

II.  Silanus^  9Ibt  oon  Xemlsburq,  SBerfaffer  einer  fimnsbefcbreibung  b^ 
Z^mos  Sedet,  einiger  Sriefe  unb  ^rebigten  (ausgaben  oon  (giles,  Dsf.  1846,  bei 
MSL  190,  1475  ff.). 

in.  Sllanus  ab  insulis.  3)ie  ftiteften  S^a^rid^ten  über  i^n  finben  fid)  bei^o 
Ctto  oon  8t.  8(afien  (Chron.  ad  a.  1194,  MG  88  XX,  326);  9((beri4  t).  Srotd  ^on» 
tained  in  ber  (Sl^ronil  MG  SS  XXIII,  881,  unb  ^einric^  o.  &tnt,  De  scriptor.  eccleBiast. 
cap.  21,  bann  bei  £ritten!)eim  I,  305  b.  gfrantf.  ^uda.  o.  1601.  ^gl.  Oudin,  Comment. 
de  8cr.  eccl.  11,  1387  ff. ;  Hist  litt.  d.  1.  France  XVI,  396  ff. ;  3.  (g.  (Srbmann,  ©runbrift 
b.  (Skfd^.  b.  $^i(ofo))]^ie  §  170,  unb  befonberd  bie  (leine  aber  fel^r  inl^altreic^e  S^rift  t)on  45 
in.  Sftumfer,  ^anbf(6riftn4ed  5U  ben  Kerlen  bed  Manud  1894  (@ep.*$lbbr.  aud  ben  p^ilof. 
3a6rbb.  b.  @örre».®ef.  ©b  VI  u.  VII).  drfte  @ammelau«gabc  ber  ©(ftriften  oon  ©ar.  be 
Sif4,  ^ntm.  1654  fol ;  fe^r  bereichert  bei  MSL  210.  3)ad  ©erjeic^nid  ber  ungebrucften 
S^riften  H.  1.  6. 421  f.  ifi  Ieinedtoeq$  ooQftänbig ;  toid^tige  9?a4tröge  giebt  IBäumler. 

Da  Slanus  ab  insulis,  ^aufig  magister  91.,  aud^  magister  universalis  genannt,  so 
oeber  mit  bent  erften  (fo  Oudin  II,  1338,  bagegen  Bulaeus  bist.  univ.  Par.  II, 
432  ff.),  no^  mit  bem  jmeiten  (fo  H.  litt.  p.  403  ff.  unb  420)  ber  oorgenannten 
ibenttftjtert  merben  barf ,  fo  lägt  fi^  über  bie  £^ensumFt&nbe  bes  Slannes  menig  jagen. 
9ttt4  ^.  0.  (&ent  flammt  er  aus  Insulae  b.  f),  fiille  (Kqffel)  in  gflanbem  unb  qat  in 
$aris  eine  t^obgifc^e  £e^rt^ätigleit  geübt,  xot\ä)t.  le^tere  Eingabe  ni^t  mit  ber  H.  1. 05 
bes^alb  oenoorfen  merben  fann,  meil  ^0^.  0.  Galisbutp  (Metalog.  II,  10  u.  a.)  i^n 
unter  ben  $(mfem  £e^rem  niAt  aup^rt,  benn  biejer  rebd  nur  oon  bc^  ^trl  bis  1148 
iDQ^nb  bos  9l5itlen  bes  $1.  o^ne  3^^tf^l  ^uptfS^I^^  ^  jmeiten  ^älfte  bes  3<^' 


284  aiottnd 

^unberts  anae^ort.  6on|t  legt  feine  genaue  Aenntnis  ber  befonbers  int  ffiblt^en  ^anl* 
tei^  Ji^  finoenben  ^Stetifet  unb  feine  Sejie^ung  ju  $etf9nli^letten  oiefet  (Begenben 
bte  Slnno^me  eines  löngeren  ^ufent^Ites  in  benfe&en  naht.    3L  als  Sqrtftfteuer  ift 

Sr  uns  jbor  feinesmegs  eine  ganj  problematifc^e  (BrSfte,  eine  genfigenbe  (£^ara(terifttf 
.  sfelben  u)irb  aber  aüerbings  erft  möglich  fein,  toenn  (Tber  bie  9^aaen  betr.  bte  Sui^n« 
tie  unb  bie  Xextfiberlie^erung  niederer  ber  i^nt  beigelegten  Schriften  eine  größere 
Alar^eit  eneiAt  fein  u)irb,  idoju  Säumler  a.  a.  D.  einen  oieberfpre^nben  iSnfang 
gemalt  bat.  tliebenfalls  loar  er  ein  SUtnn  oon  oielfeitiger  (Belemantleit  unb  ni^t 
obne  Originalität  als  Sc^rMteÜer  unb  Did^ter;  er  bilbet  ein  niat  ju  fiberfe^nbes 
10  SRittelglieb  3n)if<&en  ber  ScQoIaftif  ber  früheren  ^eriobe  unb  ber  ^oqfAoIap.  $ier 
ntilfjen  u)ir  uns  Darauf  befc^rSnlen,  bie  u)i(^tigeren  ber  i^nt  beigelegen  ^^riften  furj 
jtt  befpre(^n. 

1.  Dichtungen,   a)  Anticlaudianus  tM.  485—576);  ber  9lame  foll  bos  9Berf 

als  ein  ®egenftfla  ju  bes  Slaubianus  Satire  auf  9{uf{nus  bejei^nen,  |ofem  es  bie 

15  SBirlung  ber  Xugenben  wit  (Haubian  bie  ber  £lafter  mc  9Inf^uung  bringen  iDill.  3n 

neun  Sfl^m  in  jiemlic^  lorrelten  ^ezametem  gefAneben,  gi^  es  eine  Sbt  p^ilo» 

Sop^if^^t^obgifc^er  Snc^Üopäbie.  tDobei  auf  bem  (Sebiete  bes  natflrIiAen  (Erlennens 
)ie  prudentia,  auf  bem  bes  ^oberen  bie  fides  bie  gfB^rin  bilbet.  Set  aller  an  ben 
Zaa  gelegten  (Beleqrfantfeit  fep  es  bod^  auA  niAt  an  poetif^r  &finbung,  unb  es 

80  bilrfte  fi^  na^eifen  laffen,  Da|  Dante  bebeutfame  Slnregungen  aus  Suanus  entnommen 
1^;  —  b)  De  planctu  naturae  (M.  421—482),  ein  »Hb  ber  fitöi^n  3uftfinbe 
ber  3|^it  na^  ibren  Sc^attenfeiten,  teils  in  $rofa.  teils  in  Serfen,  unb  jiDar  oerf^iebe« 
ner  luletren,  gefArieben.  Die  9latur  Hagt  iiber  oie  ^errMenben  £ajter ,  befonbers  bie 
unnat&rlic^e  aBoUuft  unb  beantwortet  eine  Slnsa^I  oon  gfnigen  bes  SerfafTers. 

35  2.  X^eoIogi|(^e  Stritten,  a)  Regulae  coelestis  iuris  (fo  bei  Dtto  o.  6t. 
SI.  unb  anbenoorts ;  fonft  audQ  als  R.  de  s.  theologia  ober,  bem  v^oloq  entfpre^enb, 
maximae  theologicae  bejeic^net)  3uerft  ^erausg.  oon  %%.  SRingarelli  m  bemAnec- 
dotorum  fasciculus,  Rom.  1756,  bei  M.  621—684.  SBie  anbere  SBiffenfi^aften,  «logt 
ber  ^roteg,  i^re  (Srunbfä^e  ^aben,  fo  fehlen  au^  ber  supercoelestis  scientia,  n&mliq 

80  ber  3:^oIoaie,  i^e  SRaxtmen  niäjd.  Diefe  merben  nun  in  einer  Slnja^I  furjer  3.  Z. 
parabos  gefaxter  9{egeln,  benen  ausfflbrli^re  (Erläuterungen  beigegeben  finb,  aufgefteOt; 
oie  erften  62  regulae  umfaffen  bie  fie^e  oon  (Sott,  63—115  oon  ber  RUIic^n  Xuf« 
gäbe  bes  9Renf(^en,  116—125  (u)03u  in  einer  !&b\ift.  bes  Abfters  fitliei^Mb  noq 
9  loeitere  lommen)  foIAe  pbilofopQifd^e  ^fragen,  bie  etne  Sebeutung  für  bie  !£beoIogie 

86  baben.  Die  Schrift  jetgt  eine  Itarle  ^innetaung  3um  Slatonismus  unb  ent^u  3.  X. 
fe^  eigentfimli^  (Sebanlen.  tote  benn  3.  S.  ber  getDö^nlic^  bem  9li!.  0.  (Eufa  3uge« 
f^riebene  6a^,  bag  (Sott  etn  Areis  fei,  beffen  QCentrum  überall,  beffen  ^eripberie  im* 
genbs  ift,  fic^  fc^on  ^ier  finbet.  Sei  einer  aenaueren  Unterfuc^ung,  beren  bte  S^rift 
iDobl  u)ert  lofire,  lofirbe  es  befonbers  barauf  anlommen,  bie  ^erhinft  biefer  ®ebanlen 

40  naqsmoeifen,  benn  urfprfinglic^es  (Eigentum  oes  91.  u)erben  fie  mobi  meift  nic^t  fein.  — 
b)  Summa  quadripartita  adv.  hujus  temporis  haereticos,  bei  M.  305 — 430,  ge« 
loibmet  bem  (Srafen  SBil^elm  0.  SRontpeÜier.  Das  1.  Suc^  richtet  [i$  8^8^^  ^^ 
Aat^er,  bie  au^  fc^Ied^t^tn  haeretici  genannt  loerben,  bos  2.  gegen  oie  9BaIbenfer, 


bas  3.  gegen  bie  3uben,  bos  4.  gegen  bie  SRul^amebaner,  bie  ber  Serf.  au^  pagani 

Sfm  ausfü^Ii#en  ift  b  -  -    - 

letismus  3U  belömpfen  unb  oie  lir^Iic^en  Sairamente  ünb  ibre  SBirlfamleit  3U  ntx* 


46  nennt.    Sfm  ausfü^Iic^ften  ift  bas  1.  Sud^,  in  bem  es  galt,  ben  Dualismus  unb  Do« 


teibigen.  Die  Setoeisffl^rung  ftfi^t  fiq  3umeift  auf  bie  ^il.  Schrift,  bianeben  auc^  auf 
Semunftgrflnbe,  unb  ijt  ni^t  feiten  3utreffenb.  Den  SBalbenfem  gegenüber  loirb  bie 
Sefugnts,  o^ne  firälic^en  Auftrag  3U  prebigen,  beftritten,  c.  1;  bie  $fli^,  ben  Vj^* 

60  Ixäjitn  Obern  unbebtngt  3tt  geqor^en  c.  2—8  unb  bem  ^riefter  3U  beuleten  c.  9—10 
bärget^  (boc^  mirb  für  ben  SlotfaK  bie  Seilte  oor  bem  £aien  noc^  anerbtnirt),  ber 
Slbtaj}  u)irb,  witmoU,  mit  einer  eigentümlichen  Deutung  (er  gelte  nur  für  bie  93ugen, 
loel^e  jemanb  bei  £eb3eiten  ni^t  me^r  ^abe  leiften  fSnnen),  aere^tfertigt  c.  11,  ebenfo 
bie  gfürbitte  für  So^ftorbene  c.  12,  13;    bie  93e^auptung,  bog  {eber  dm  unerlaubt  unb 

66  bag  bie  Zotung  eines  SRenf Aen  unter  allen  Umftönben  fünblic^  fei,  loirb  bdftm^ 
c.  18  ff.  Dbtoo^l  bie  9Iutorfmaft  unFeres  91.  burc^  Otto  unb  befonbers  burc^  SQbeiu^ 
beseugt  ift,  ift  fie  io^  be3Q)eifeIt  u)oroen.  Ravaisson  (Rapport  sur  les  biblioth^ues 
des  departements  de  TOuest  1841  p.  157)  fysi  in  einer  ^anbf^rift  3U  Slortttt^ 
einen  bts^  ni^t  oeröffentli^ten  t^eologifc^en  Xraltat  unter  bem  9lamen  eines,  ilbrigens 

60  gSnsIic^  unbelannten  9llanus  be  $obio  gefunben,  unb  fyd  bie  Vermutung  ausge^nto^en, 


abmitd  285 

bag  eben  biefem  91.  bie  Schrift  adv.  haer.  juge^oren  mochte,  momus  bei  ^ertling 

gm.  bei  9B.  9B.  Air^nles.)  ein  „MtAvSi"  setoorben  ift,  aber  iveber  folgt  aus  ber 
ejeiAnun^  ht»  trafen  oon  äRon^uier  in  ber  9Inrebe  ab  dominus  meus,  bag  ber 
SerFajfer  etn  Untertan  besfelben  gemefen.  noA  nötigt  ber  Umftanb,  bag  ein  2:^eoIog 
bie  ffibfroinififd^n  ^oretiler  belamm,  ju  ber  Slnna^nte,  bag  er  felbft  aus  jener  (Segeno  5 
ftamme.  3«>^^^n^  reic^n  biefe  Cprfinbe  ntc^t  aus,  um  bie  enoö^nten  3^^niif^  3^ 
enfiräften,  bea^tensmert  ift  ober  bie  Vermutung  Saumlers,  baj;  unfer  C Jelbft  oon 
einem  jum  3pede  ber  Selämpfuna  ber  SHbigenjer  genommenen  längeren  Slufent^e 
ju  Sßwf  en  Selaq  ben  Seinamen  oe  $obio  erQalten  |aben  mö^te ;  c)  eine  Sqrift 
(M.  685—1012),  bie.  unter  fe^r  oerf^ieoenen  Ziteln  als  Oraculum  scripturae  sacrae,  10 
Gompendium  utrlusque  testamenti,  Tractatus  de  diversis  verbonun  similica- 
tionibus,  Distinctiones  dictionum  theolofidcarum  u.  a.  oorlommt,  mo^I  bie  am 
Mafien  gebrudte  Schrift  bes  91.,  1477  ju  3)eoenter  bei  ^(rffroet,  s.  1.  e.  a.  *  f.  b. 
Soi^merlung  bei  Migne  6. 685,  ogl  6. 25  9toi  4  —  ein  biblif^'t^eoloaif^es  SBörter- 
bui^  mit  befonberer  Serfidfi^tigung  ber  allegorifAen  9lmDenbung  ber  9lusbnlde,  für  15 
bie  Aenntnis  bes  mittelalterli^en  S^riftoerftänbnif|es  unb  Sc^rifmebrau^es  nxi)t  oqne 
Sebeutung;  ^ier  unb  ba  finben  [i^  au^  Semerhingen  oon  bogmengeii^iAtlic^m  3ntere[Ie, 
3.  S.  unter  character  unb  delere.  Die  Xenoenj  beaei^net  ber  Serfaffer  in  bem 
joeiten  $roIog  mit  ben  für  i^n  unb  bie  3^it  ^arafterifttfc^en  SBorten:  ne  falsum  pro 
vero  affirmet  theologus,  ne  ex  falsa  interpretatione  errorem  confirmet  haere-  so 
ticuSy  ut  a  litterali  intdligentia  arceatur  Judaeus,  ne  suum  inteUectum  scrip- 
turae ingerat  superbus,  <Ugnum  duximus  theologiconun  verbonun  slgnilica- 
tiones  d&tinguere,  metaphorarum  rationes  assignare,  occultas  troporum  posi- 
tiones  in  lucem  reducere,  ut  liberior  ad  sacram  paginam  pandatur  introitus. 
Da  bei  bem  9[bte  (Ermengalb  oon  6t.  (Billes,  bem  bie  Schrift  gemibmet  ift,  febenfalb  ss 
an  ben  jmeiten  biefes  9lamens  (1179—1195  |.  GaU.  Christ.''  VI,  489)  ju  beulen  ift, 
fo  boben  mir  bamit  tin  ungefähres  Datum  i|rer  9lbfaffungs3eit.  ^ertling  u.  a.  ^aben 
auq  fie  bem  9L  be  $obio  sujpre^en  moKen;  d)  De  arte  praedicandi  M.  112—198, 
eine  ^omiletil,  bie  es  meniger  auf  bie  X^eorie  als  auf  )n:anif(be  9lnleitung  jum  $re« 
bigen  d^efe^n  ^t;  bie  erften  jla))p.  entölten  allgemeinere  Sorfc^riften,  unb  bemerlens«  ao 
wä  ift,  oag  eine  Definition  ber  $rebigt  an  ber  6pi^e  fte^t:  praedicatio  est  mani- 
festa  et  publica  instructio  morum  et  fidel,  informationi  hominum  deserviens, 
ex  rationum  semita  et  auctoritatum  fönte  proveniens  —  mobei  ber  etoentfimli^ 
^ftlic^  (^oralter  berfelben  freiließ  nur  etma  bur^  bie  (Enoo^nung  ber  Sfutoritäten 
angebeutet  t^  SBeiter  mirb  oorgefc^rieben,  baj;  bie  ^rebigt  leinen  äoortorunf  treiben,  ss 
(bta  ^twUftvi  fein  unb  i^r  9lugenmerl  gans  auf  bos  Sefte  ber  $örer  riqten JoII.  Sie 
fon  emen  Xest  ^aben,  nac^  ber  captatio  benevolentiae  jur  9[uslegung  besfelben  über« 
aeben,  baju  bie  in  Setra^t  lommenben  9lutoritäten  ^eramie^n,  au(^  ^eibnif^e  S^rift« 
itener  bfirfen  angeffi^  merben;  fie  foH  lurj  fein  unb  geeignet,  einen  (Einbrud  auf  \his 
Semüt  3U  macben.  Dann  folgen  9[mDeifunaen,  mit  man  über  befonbere  ^^auptgegen*  40 
fßnbe  3U  {irebtaen  fyäye^  befonbers  bie  fiofter  (üobffinben)  c.  4—10.  bie  Zugem)en 
c.  15 — 25,  enblic^  lote  man  ju  ben  oerf^iebenen  Stäuben  ju  reben  qobe  c.  39 — 47. 
Der  fibermiegenb  moraliftif^e  (ü^aralter  biefer  ^omUetif  ift  augenfällig.  —  SBenn  bie 
bis^  genannten  S^riften  unbebenütc^  bem  91.  ab  ins.  beigelegt  merben  bilrfen.  fo 
ift  bies  iragli^er  ^inft^tlic^  e)  ber  füiri  Sucher  de  arte  (fo,  nid^t  de  articulis,  na^  bem  46 
^rolo^)  catholicae  fidei,  bie  bem  $apft  (Elemens  (III.  1187—1191)  gemibmet  finb. 
6ie  fmb  juerft  ^erausg.  oon  Pez,  Thes.  anecd.  I,  1, 476  ff.,  abgebr.  oeiM.  6. 595  bis 
618 ;  mii^tige  93erbefferungen  bes  arg  entftellten  Xextes  aiebt  auf  ^nbf^riftlic^er  ®runb« 
laae  aSSumfer  6.  4—12.  Die  Qifx^t  ift  merla)firbtg  als  SerfucQ,  bie  fir^Iii^en 
(Bumbensroa^r^iten  benen,  bie  feine  9lutorität  anerlennen,  ni^t  nur  im  allgemeinen  50 
rationell,  foitbem  burc^  ein  ftreng  logifc^  met^obifc^es  Semeisoerfo^ren,  in  modum 
artis,  anjt^emonftrieren.  Des  9Iusbrudes  „mat^ematifc^"  bebtent  fi^  ber  93erf.  ni^t, 
aber  eine  ll^nli^Ieit  mit  bem  fog.  geometrif^en  Serfabren,  beffen  fid^  fpoter  Qpintm 
in  ber  St^ü  bebtente,  i[t  unoenennbar.  Der  (Srun^eoanle  ber,  oon  CEcbmann  a.a.O. 
fibermfigig  ge^iriefenen,  Scbrift  ift  bemerlensioert,  bie  msffi^ng  3.  X.  bo^  rec^t  f^ma^,  66 
befonbers  mo  es  fiA  um  oie  fpesied  firc^Iic^n  fie^ren  ^anbelt.  Der  93erf .  meint,  ein 
^Iler  Aopf  n>erbe  feinen  9Irgumenten  faum  mibeifte^en  fönnen,  aber  ni^t  nur  ftetlt  er 
neben  ben  smeifeUofen  9Iziomen  brei  petitiones  ooran,  oon  benen  er  felbft  fagt,  bag 
|u  ni^  o^ne  n>eiteres  einleuAtenb  feten,  verumtamen  ad  probationem  seauentium 
peto  iUas  mihi  concedi,  fonbem  au^  feine  Definitionen  jinb  3U  augenfäll^  bana^  co 


286  fttauM  Vtbm  Hon  aRditj 

3ugefd^nttten,  bog  boraus  eben  bos  folgen  foll,  was  er  ben)eifen  oill  3.  8.  humi- 
Utas  est  qnae  minimis  maxima  aequat,  (ogl.  boju  II,  13);  misericordia  est 
quae  ex  poena  debita  aliquid  relaxat  (ba3U  III,  8),  unb  menn  Me  Air^e  befbitert 
mirb  als  con^egatio  sanctorum  conütentium  Christum  et  sacramentorum  re- 

5  medium.  [0  tft  es  bann  freiließ  rdift  ]^wtx  3U  betoeifen,  boj;  es  ofine  bie  Salrantente 
fein  Serbtenft  gebe,  aber  oie  petitio  principii  aegenäber  ben  bie  oalrantente  oenoer« 
fenben  ^äretilem  liegt  auf  ber  ^anb.  3ntnter^tn  ijt  bie  9S[rbeit  gef&t^ic^  nac^  ^ütm 
unb  3n^It  oon  Sebeutung ;  fo  ftnben  roh  ^.  33.  ^ier  fc^on  gans  mt  \fMtx  bei  X^mos 
einerfeits  bie  93er|5^nungsle^e  auf  anfelmtfc^er  ®runblage  entmidelt  III,  1—14,  bo* 

10  neben  aber  c.  15  ben  bamit  ni^t  ^armonierenben  (auguftinifc^en)  6a^,  bag  (Sott  bie 
ÜRenfc^en  au^  auf  anbere  SBeife  ^e  erretten  I5nnen.  Dieje  6(^rift  loirb  in  ntebre« 
ren  §anbf^riften  einem  SRifoIaus  oon  Ämiens  beigelegt  (ogl.  Hist.  lit.  XVII,  3  jf^, 
ffir  ben  [i$  au^  Haur^u.  Hist.  d.  1.  philos.  scol.  1.  502  entfc^eibet,  bageoen  Kellt 

5.  einen  3laAwt\s  ber  SutorfAaft  bes  91.  in  9S[usfi^    3^  beac^n  itt  {ebenfalls 
16 1^  bie  Serf(^ieoen^eit  ber  Sd^retbioeiFe  oegenfiber  ben  anerfannten  6<^en  bes  S., 

eine  Beobachtung,  bie  fic^  bem  Serf.  0.  Slrt.  atrfbrängte,  bie  fi^  aber  na^  8.  6.  4, 
Ii^on  in  einer  ^of^r.  oes  14.  ^oifycf).  ftnbet  3Ran  ISnnte  einen  (&runb  baffir  in  ber 
oefonberen  9Ib[i$t  ber  S^rift  finben,  aber  fd^on  bie  Debifotion  ftiAt  in  ibrer  Xroden« 
^ett  unb  gformtefigfeit  geaen  S^nli^e  Stfldte  bes  9.  ab.    2)  Sa^Ii^e  Differensen  mit 

io  ben  Regulae:  oiefen  (te^t  bie  Sidbenja^I  ber  Salramente  feft,  mS^enb  De  arte  IV 
neben  ben  befonbers  ^eroorge^obenen,  Xaufe.  Su^ariftie,  (E^e,  Suge,  eine  unbeftfanntte 
Xma^I  anberer  angenommen  u){rb.  Slu^  bte  Sbt  tote  De  arte  n.  4  mit  einer  ffir 
(&ott  oor^anbenen  Slotmenbigleit  operiert,  fc^eint  mit  reg.  33  ntqt  im  (Etnllang  ju 
fte^n. 

»  3.  Aanoniftifc^e  SAriften.  a)  CEine  Compilatio,  nur  ^anbf^riftli^  oorbanben. 
Aber  loelc^e  3.  ^*  ^'  6(^uUe,  bie  Aompilattonen  Gilberts  unb  %anus  (69B9,  p^.» 
^ift.  Äl.  8b  65)  eine  fe^  aenaue  Unterfuc^ung  angeftellt  ^at;  b)  ber  Poeniten- 
tiarius,  enoä^nt  oon  Xrtttenqeim  u.  a.;  in  feiner  oouftonbigen  (Seftalt  in  4  Sfi^em, 
n)ieber  aufgefunben  oon  8.  (ogl.  a.  a.  D.  S.  18  ff.),  getotomet  bem  &.  ^einriA  oon 

wSourges  ($.  o.SüHii,  1183—1200  f.  GaU.  ehr.«  II,  56  ff.),  ein  ausfü^Hc^es  ^anb« 
bu^ber  SuMisjipIin,  u)i(&tig  befonbers  burc^  bie  in  8.  II  cap.  16—152  enthaltene 
3ufammenftenung  oon  93u|lanones  mit  bem  Slaäfwexs  ber  Queue  jebes  Aanons.  ®e* 
brudt  finb  nur  jroei  9lu53üge,  ber  eine  als  Mag.  AI. . .  .  IIb.  de  poenitentia,  Slugsb. 
1518  (ogl.  Äunftmann  in  ben  (Bei.  3In3.  0.  amtgl.  b.  »a^r.  2«.  b.  SB.  1852  S.605f., 

36  ber  aber  benfelben  ffir  bas  oollftänbige  9Ber!  ^telt),  ber  anbere  als  über  poeniten- 
tialis  na$  be  Sif^  bei  M.  281— 304;  „beibe  beoor3ugen  bie  paftoralt^eologtj^en  Se» 
ftanbteile  bes  SBeries  mit  Rarler  93erlfir3ung  ber  lanoniftifc^en''. 

SBeniger  bebeutenbe  bei  M.  gebrudte  Schriften  flberge^en  wit  ebenfo,  toie  bie^ 
unferm  91.  beigelegten  fieben  Sü^er  explanationum  in  prophetiam  Ambrosü  Mer- 

4olini   (Francof.  1608),  bie  u.  a.  9la^ri(^ten  über  bie  (Bef^i^te  Snglanbs  bis  auf 
Seinri^  II.  enthalten.  «.  3».  ^tnt\^. 

Whan  oon   Smain3.     AS  guni  4.  «b  6.86;   MG  SS  15.  »b  @.  985  ff.;  9?eutcT 
Vlbandaulben  ober  htrje  ^efc^ic^te  bed  dtitterftifted  5.  )§.  9Iban,  ^ain^l790;  S^ettberg,  ft®. 
a)cutf(^lanbS,  1.  ©b  ©ötlingcn  1846  ©.211  ff.;  JJricbric^,  f  ®.  3)cutfc^lonb«,  1.8b,  »ambcra 
46  1867   6.  314;    "Battcnbadi,  Xeutfc^Ianb^  ©efc^ic^ldqueüen,   2.  »b,  6.  9(uf(.,  IBerlin  1894 

6.  114;  ^olbcr-eggcr  im  "31%  13.  ©b  @.  11  ff. 

Snban  oon  9Rain3  gehört  3U  ben  ^eiligen,  beren  mtrllic^e  (Esiftens  fragli^  i[l 
(Er  fon  im  4.  ober  5.  3<^t^unbert  bei  9Ratn3  ben  ÜRört^rertob  gefunoen  ^en.  9t(a) 
ber  älteren  (Seftalt  ber  £egenbe,  mie  fie  noc^  bei  Slabanus  Sicaurus  (Martyrolog. 
60  21.  Juni  MSL  110  S.  1152)  fi*  finbet,  toll  Sllbanus  3ur  3eit  bes  ftaifers 
Ji^eobofius  I.  (379—395)  mit  3©ei  SBeglettem.  X^eoneftus  unb  Urfus ,  oon  ber  Snfel 
Slamfia  (9lasos?)  na^  SRailanb  ge!ommen  uno  oon  ba  bur^  Slmbrofius  3ur  3Ri|fions> 

Sebigt  naA  (Sallten  gefc^tdt  toorben  fein.  Ibfus  ^abe  Jc^on  untenoegs  in  einer  Stabt 
ugufta,  bte  beiben  anberen  bei  9Rain3  ben  9Rartqrertoo  burä  (Entbauptung  gefunben. 
66  Spätere  Seri^te  (oie  ein  SRainser  Sreoier  unb  bie  hierauf  ]iä)  grunbenbe  Passio  s. 
Albani,  bie  ber  DomN^oIofter  (5om\n  1060  —  1062  bem  (E^ifAof  Sigfrib  unb 
bem  9Ibt  Sarbo  oon  &.  mban  lotbmete)  toilfen  bann.  9{äume,  fetten  unb  $er« 
[onen  feltiam  bur^einanbenoerfenb,  noc^  manoerlei  ausfi^müdenbe  3^0^  beisuffigen. 
Snban  foll  ^resbqter,  X^eoneftiis  Sif^of  3U  ^^ilippi  in  SRacebonien  geioefen  (ein. 


flPKim  Hon  aRtiiij  Xtter  (Erosmus  287 

Dunl^  ben  Sanbalenfonig  ^unneric^  oon  ba  oertrieben,  loenben  fie  fi^  ^uerft  noA  iRom, 
bamt  no^  (Ballten,  um  gegen  bie  Sbianer  ju  fnrebigen.  Da  ooer  Sanoalen  uno  ^^* 
Iqxpi  ni^  re^  ^t^menpoffen,  \o  machten  anbete  m  feiner  $efanat  bas  afrilant|me 
$qxpo,  unb  bte  Stomen  jiDeier  angebli^er  S<gleiter  oes  SÜbanus  (unter  bem  30.  Ol* 
tober)  Hangen  feltfam  genug  (Zobraantus  unb  Xabrot^us)^  um  fie  ffir  puni[^e  Flamen  5 
ausg^n  ^u  Idnnen.  Dffenoor  oollte  bie  Sage  bte  $eiltgen  ni^t  blog  tm  Aant;^ 
gegen  pmtn,  fonbem  au^  gegen  Ae^er  (Slrianer,  Sanbalen)  bie  ftrone  bes  9R5rt^» 
tums  fU^  oerbienen  laffen.  —  3m  (Bartenfelbe  bei  ÜRainj  enqaufrtet,  foll  ber  ^eiltge 
nac^  her  fpSteren  fiegenbe  feinen  ftopf  felb|t  an  bie  StStte  feines  Segräbniffes  getragen 
^aben  —  ein  in  ben  SRart^rien  fiq  öfters  finbenber  3ug,  n>o^I  b<mms  ju  erltSren,  10 
bog  SRirtorer,  bie  ben  Xob  burd^Snt^ti£tung  gefunben,  mit  bem  Aopf  in  ben  $än* 
ben  bilblÜD  borgeltellt  lourben.  Sn  ber  Stätte,  bte  er  ft^elbft  jur  legten  9lu^e  aus* 
erfe^n  ^en  fou,  ffibli^  oon  ber  Stabt.  er^ob  fi(^  eine  ^ansfirc^e,  erftmals  enoo^nt 
in  einem  gfulbif^en  Kaufbrief  v.  18.  SDlai  758  (Dronke,  C  D  Fuldensis,  Cassel 
1850  6. 12  9lx.  18).  Aarl  b.  ®r.  beftimmte  fie  feiner  im  3.  794  oerftorbenen  britten  15 
(Bema^lin  gaftrabe  jur  9{uMpiStte  (Annal.  Lauriss.!  Einh.3.  794  ed.  Kurze  6.  94  f.); 
bies  gab  Sniag  ju  einem  Sceubau,  ber  bur^  C&sbMof  9{icu]^  796  begonnen  (Annal. 
Lamp.  ed.  Holder-Egger  6.  18)  unb  am  1.  IDej.  805  geioei^  lourbe  (Annal. 
Wirzib.  MO  SS  II  @.  240).  SUit  bem  9{eubau  ber  Jlircbe  ^not  n)O^I  bie  Um« 
loanblung  bes  Stifts  in  ein  SenebiItiner*JlIoHer  5ufammen.  Ss  lourbe  im  3- 1^19  in  20 
ein  Stittmtift  oenoanbelt,  bas  1515  00m  ftaikr  SRosimilian  I.  bas  ^rioilegium  er« 
^It.  Gologttlben  )n:ilgen  ju  laffen  mit  bem  Silbe  bes  ^eiligen  im  9Re|sgeiDanb,  ben 
Stm  in  ber  Sanb  traaenb  (fogenannte  Sllbanusgulben).  3m  3^^  1^^  nmhe  bas 
Stip  bun^  S^graf  mbre^t  oon  Sranbenburg  jerftdrt.  SBagennoiiii  f  ($oitif). 


Hlboil  oon  SeruIIam.     VenantiuB  Fortonatus,  Cann.  VIII,  3  v.  155,  MG  Anct  26 
ant.  IV,  1  6.  185 ;  Beda,  Historia  eodesiaBtica  g^tis  Anglorum  I,  7   (Vuda.  t).  i^olber 
Srciburg  1882  @.  12  ff.);  AS  3uni  4.  «b  @.  146  ff.;  9ioo.  2.  «b  1.  %U  @.  81. 

SIban  toirb  als  britifc^er  SRartqrer  oon  Senantius  fjrottunatus  unb  im  fog.  Mar- 
tyrologiiun  Hieronymianum  enoal^nt.  Stnen  Seric^t  über  fein  (Enbe  giebt  Seba. 
Ka^  bemfelben  na^  er  in  ber  biofletianifc^en  CE^riftenoerf olgung  no(^  als  ^eibe  einen  ao 
flie^lenben  Alerifer  bei  fiA  auf.  !Dur^  ben  (Einbrud  feiner  ^erfBnlic^feit  fibenoSItigt, 
iDorb  er  (E^ft,  unb  um  feinen  (Saftfreunb  3U  retten,  bot  er  fi^  felbft  bem  Xobe  bor. 
fOs  Zm  oes  uRort^riums  nennt  Seba  ben  22.  3uni,  als  Ort  Serolamium,  bas  heutige 
St  Sllbans  in  gerforbf^ire.  (Er  enoäbnt  eine  prächtige  ilir^e.  bie  nac^  SInerlennung 
bes  CE^ftentums  bort  erbaut  u)urbe.  9la(^  ber  Jbäteren  £eaenbe  biente  Slban  fiebenss 
3a^  lang  im  $eere  DioIIetians  unb  wat  ber  Scome  bes  $riefters,  ber  i^n  betete, 
Snq^ibalus.  ^und. 

Hlber,  Srasmus,  geft.l55d.  —  gf.^d^norr  oon  (Saroldfelb,  (SradmuS  9(Iberu9.  (Sin 
Moürop^ifc^cr  Beitrag  jur  (SJcfc^lc^tc  ber  ^tcformationöjcit,  XreSbcn  1893,  wonad^  alle  früheren 
^Iroeiten  (ogl.  ©öbecfe,  (^runbrtg  ber  &t]q.  ber  beutf^en  fiitterotur,  2.  9nfl.,  Xredben  1886  40 
6.  440)  oeraltet  finb. 

(Erasmus  9llberus,  X^eobg  unb  Sinter,  u)irb  um  1500  in  ber  SBetterau  geboren 

gn  unb  vouäfs  in  bem  Stäbtofen  Stäben  auf.  3^  9libba  unb  bann  loakfci^einli^  in 
eilburg  befugte  er  bie  Schule,  bis  er  bie  Untoerfhät  SRainj  unb  im  3a^re  1520 
(Erasmus  Alberus  de  Francfordia  maguntinen.  dioc.  19.  Junij  Album  S.  85)  46 
bie  Unioerfit&t  SBütenberg  besog.  Sieben  9ReIanAt^on  unb  £ut^er,  beifen  mö^tigen 
perfonKi^  (Einflu]}  auf  feine  Sntmidelung  er  no^  nac^  3,<^Q^^nten  rilnmte,  toar  es 
(Eariftabt.  ber  oen  jungen  SRann  befonbers  ansog  unb  \hn,  loie  er  [elbft  belennt, 
beinahe  tn  feine  Sahnen  gesogen  ^otte.  Sla^  beenbigter  Stubienjeit  finben  u)ir  i^n 
als  (o^Imeifter  in  Säbingen,  bann  in  Urfel,  wo  er  ji^  oer^eiratete,  unb  in  (Eifenad^.  so 
3m  S{mp\  jtoif^n  Crasmus  unb  Butten  trat  er  ,,non  Lutheranus  sed  eins  quem 
docet  Lutlierus  discipulus''  bamals  infofem  juerft  als  S^nftfteller  auf,  als  ein 
oon  ffyn  in  biefer  Slngelegen^it  gefc^riebener  ^rioatbrief  unter  bem  Xitel  Judicium 
Erasmi  Alberi  de  Spongia  Erasmi  Roterodami  in  ben  erften  9Bo(^en  bes  3^^^ 
1524  (S^norr  S.  13)  oon  frember  ^anb  oerdffentli^t  lourbe.  9Bie  m  fener  3^tt^ 
nur  Qienige  ftellte  er  fic^  rüd^alttes  auf  bie  Seite  fiutbers  gegenüber  (Erasmus, 
loenn  er  erOort,  £ut^r  befi^e  in  einem  Sfinger  mebr  an  gefunber  eoangelif^er  9Beis« 
^  als  ber  gonje  Crasmus;  biefem  gebühre  ber  9lu^m  ber  9Bo^Ireben|^tt ,  fiut^r 


288  Witt,  (Ecosmus 

ober  fei  ein  fidbter  bes  (ü^riftenhtms ,  mie  bie  SBelt  feit  $aulu9  leinen  befferen 
aefe^n  ^obe.  9ca^  einem  hinen  Slufentl^It  bei  einem  iRäter  ^ottftein  ju  gelben« 
bergen  umoeit  $anau  im  Srtu^ia^r  1527  lourbe  er  oom  fianbgrrfen  oon  Reffen 
als  ^farr^en  nac^  6prenblingen   in  bem  bem  ®rafen  3fenburg  ge^brigen,  an  bie 

5  SBetterau  angren^enben  £änb(Qen  Dreieic^  berufen  (S^non  6.  18  ff.  6.  161).  mo 
er  in  elfto^riger  mbeit  in  itird^e  unb  6c^ule  Jfir  Die  Verbreitung  bes  (foangeliums 
iDirfte.  vlus  oiefer  3^it  ftammen  eine  SRet^e  Sd^riften,  bie  juerft  Feinen  9lamen  be« 
fannt  machten.  6ie  finb  teils  päbagogif^^bibaltif^en  3nbalts,  loie  oas  SuA  oon  ber 
S^e  (aber  basfelbe  unb  anbere  bie  (E^e  oerbenlid^enben  SAriften  Silbers  ogL  3B.  Ra- 

10  wttau,  Die  ^Reformation  unb  bie  (S^t,  ^alle  1892,  6^riften  ber  Ser.  f*  Slef.'Gef^. 
3tt.  39  6.  77  u.  6.100),  feine  Praecepta  morum  unb  namentli^  feine  }um  erften« 
male  1534  erf^ienenen,  oon  urfprilnglic^  17  bis  jum  3<^^  1^^  ^^^^  oerme^rten, 
in  beutf(^e  9teime  gebracbten  (Jfobeln  Sfops  (neu  Qerausg^eben  oon  äßil^m  Sraune, 
^alle  1892 ,  Slieme^erfi^e  9{eubrude  104—107)  —  teiU»  polemifd^er  9latur,  e^riften 

16  gegen  (Seorg  SBicel,  bann  ,,Som  Unterfc^ieb  ber  eoangelifd^en  unb  papiftifc^en  SDleg"  x. 
„(rine  gefunbe  ilemnatur,  ereilt  oon  raftte[em  (Eifer  für  bos  fiut^ertum  unb  oon  grim< 
migem  3<'^  S^gen  bie  ^apiften,  als  6Anftftener  oft  berb  unb  grob,  immer  aber  ein 
9Rann  oon  lauterfter  ®efinnung  unb  rfid|aItIofer  SBa^^itsIiebe''  (SB.  Aaioerau),  oer« 
banb  er  mit  feiner  Seoba^tung  ber  9latur  unb  bes  3Birfli(|en  ilber^upt  eine  an 

90  fintier  ^eranrei^enbe  93oQstümu^Ieit  ber  6pra^  aber  au^  beren  6<^e ,  bie  feine 
Stiften  aus  ber  SfüHe  ber  bamaliaen  fiitteratur  ^roorboben,  i^ren  Serfaffer  aber,  ber 
an  fid^  etioas  unftät ,  unb  ber  mit  oen  ^dfyctn  immer  fi^ffer  lOurbe,  niiqt  o^e  fein 
Seif  Bulben  in  mandje  mijjlic^e  £age  brauten  unb  ibn  niemals  ju  Ku^  lommen  liegen. 
3loa)  too^renb  feines  9Iufent^Its  ju  Sprenblingen,  oas  er,  toie  f(^int  mit  ber  ^aming 

26  feiner  (Semeinbe  unjufrieben,  1539  oerlieg,  burfte  er  Snbe  1537  unb  Slnf ang  bes  folaenben 
3ci^res  090^1  auf  (Empfehlung  bes  fian%afen  bei  ber  (Einfii^na  ber  SReformonon  in 
ber  9leumarl  mitoirlen.  3laä^  feinem  Sikug  aus  Sprenblingen  fc^eint  er  beinahe  jioei 
3a^re  lang  an  oerfAiebenen  £)rten  prioatifiert  m  ^en.  Snbe  1542  lOurbe  er  bann 
^uperintenbent  in  93ranbenbura ,  muMe  aber   e^r  balb  feinen  bortiaen  ®eanem  na« 

80  metülic^  im  9late  oeic^en  unb  oe^ab  fi^  nad^  Wittenberg.  $ier  fd^rieb  er  eine  feiner 
befannteften  Schriften,  bie,  mit  etner  Sorrebe  £ut^  oerfe^en,  1542  bei  ^ns  £ufft 
in  SBittenberg  erfAien :  „Der  Sarfu^er  äRonAe  (Eulenfpiegel  unb  Sücoran".  Das  ^a^r 
barauf  ourbe  er  ipdtor  in  feiner  $etmat  in  Stäben  in  ber  SBetterau  unb  promooierte 
als  fol&er  am  11.  Öttober  1543  in  SBittenberg  3um  Dr.  theo!.,  ging  aber  f6on  na^ 

36  einem  ^o^re  als  Pfarrer  mi)  Saben^aufen  m  ber  (SraffAoft  ^anau<£i^tenoerg,  mt> 
er  jebo(^  alsbalb  in  ^ftiae  Streitigtehen  geriet,  bie  ibn  in  einen  fAtoeren  Seleibigungs«^ 
projeg  oenoidelten,  fo  oan  er  auä)  biefe  Stelle  nac^  laum  einem  ^obre  oerlaffen  mume, 
um  nun  oöllig  oerarmt  unb  mit  bitterer  9lot  ISmpfenb  oon  neuem  in  SBittenbera  eine  3u« 
flu^t  Vi  fumen.    Sei  £ut^er  unb  na(^  beffen  Üobe  in  SRelan^t^ons  $auTe  fanb  er 

lomfnaqme.  Die  ^Öffnung,  tn  iRot^enburg  an  ber  Xauber,  mo^in  man  i^n  wem  1546 
berufen  batte,  ein  oauernbes  Unterlommen  3u  finben,  erfällte  fic^  ni(^t.  äÖeil  er  ba^ 
mals  Ieu)enb  mar  unb  oiellei^t  auA^  allsu  f(^roffIut^erif(^  aufgetreten  mar  (propter 
aliquot  Articulos,  ogl.  (5g3l  1895  6.  693),  muroe  er  nai)  fünf  SBo^en,  wenn  au(| 
el^renooK,  toieber  entlaflen.    SBieber  finben  mir  il^n  in  SBittenberg,  bann  oorfibergebenb 

46  in  Sranbenburg  unb  fieipjig,  unb  im  3<^^e  1548  in  iDlagbeburg,  b.  ^.  in  ber  3eit, 
in  ber  aller  Slugen  auf  bie  ftanb^afte  eoangelifc^e  Stobt  aeriAtet  mar,  oon  ber  aus 
gegen  Aaifer  unb  3lziä)  unb  il^r  3nterim  ber  mutige  Aampf  aufgenommen  mürbe.  Unb 
$[Iberus  ^riff  mit  ber  gansen  Cnergie  unb  Si^rfe  feiner  $erfönli^ieit  in  einer  9{ei^ 
oon  Strettfqr^en,  in  Serfen  mie  in  $rofa,  in  ben  ilamof  ein  unb  f^nte  mä^r  feine 

60  t^eoIogif(^en  C&egner.  oor  allem  Slgricola,  noi)  ben  „3uoias"  SRori^  oon  SaAfen  unb 
ermunterte  burc^  geiftlii^e  unb  meltlic^e  £ieber  bie  belagerte  Stabt  (ogL  3B.  ftamerau, 
(Erasmus  Süberus  in  SRagbebura  in  (Sefdbic^tsblätter  für  Stabt  unb  &inb  9Ragbeburg, 
28.  3al^rg.  1893).  Dafür  traf  t^n  im  mot>,  1551  oon  neuem  bie  Serbannuna.  3Uäi 
einem  einjährigen  SBanberleben  in  Hamburg  unb  £übed  mürbe  er  am  19.  Dft.  1552 

66  mm  ^rebiger  an  ber  SRarieniir^e  3u  9teubranbenburg  unb  jum  erften  Superintenbenten 
bes  £anbes  Stargarb  ernannt,  ftorb  aber  f^on  am  5.  9Rai  1553^  nac^oem  er  bis  in 
bie  le^en  Zage  feines  £ebens  an  einer  erft  brei  3^^e  na^  fernem  Xobe  ^aus« 

8eIommenen  Streitf^rift  gearbeitet  ^atte,  bie  man  fein  Xeftament  nennen  barf :  „äBiber 
ie  oerflud^te  £^re  ber  (Eariftabter,   SBiebertäufer,   Stottenaeifter,    Sabamenttafterer, 
60  S^fi^änber,   aRuftcoerSd^ter,    Silberftürmer,  Seqerfeinbe    uno  Sermflfter  aller  guten 


nifr,  (EiQsmttS  Whn,  9Rttlt^  289 

Oi^nutm''.  SIeibenberen  9Bert  als  btefe  Ae^ergefc^i^te,  in  bie  fibrigens  ni^t  utUDic^ttge 
inliqe  Crinneningeii  eingeflößten  [inb ,  ffcSoen  feine  fißliegliß  noß  ju  enoo^nenben 
[eijtli^en  Siebet  (Qemusgeamn  oon  Sttombetger,  ^oUe  1857),  oon  benen  naß 
jnons  sttoerläffiger  Unteifußung  (6.  105)  Qnerbin(|S  nur  oier  mit  Sißer^it  i^m 
Sugefßrieben  neroen  ISnnen.  barunter  bos  bdannte  ^immelfo^rtslieb  „iRun  freut  (Euß  5 
fiottes  ftinber  aü."  (Ein  Serjeißnis  feiner  6ßriften  bei  (Bobede  a.  a.  D.  6.  440. 
Saju  bie  9laßtrSge  unb  Serißtigungen  bei  6ßnorr  6.  222  ff.        tiit9h9x  ftolbe. 

Wber,  SDlatt^aus.  gfision,  Sironila  üon  SReutlinaen,  eb.8acmeifterl862;  grifßlin,  Me- 
moria theoLogomm  Wirtemb.  1710;  IBeger,  Umftänbltc^e  ^Relation  (über  bie  äteformation  in 
9ieutnngeit)  1717;  d^a^Ier,  S)enfn)ürbigteiten  ber  8iei4dftabt  91.,  1840;  ^rtmann  3.,  SJlatt^&ud  lo 
mUx.  1863  (Hnjeige  Don  Sttim,  $r.  StS-  1863,  857;  ^aaenmann,  3b^  1870,  553);  9311. 
f&M.  1889,  79.  1893, 24  ;  Sttim,  2)ie  Stellung  ber  fßtoöbifc^en  IHrßen  }ur  jnHnglifß^utl^e« 
rifßen  Bpaltm^:  %fi.  3$üßer  t>.  fßavLx  u.  Srfler  1864/55;  föurttb.  ^rßengefc^ic^te  1893; 
Sottelft,  ^ani»  Sc^abin,  $rogrontm  bed  (&\)mn,  Sieutlingen  1892/93:  93offert,  Xer  ffttnU 
(inger  6ieg  1524,  «armen  1894;  koffert,  Interim  in  fBurtt.,  ^aDe  1895.  16 

9R.  Hlber,  munbartliß  üulber,  ber  ,,fiut^  Sßmobens",  entftammt  gleiß  ben 
meiften  Reformatoren  Sitoobens  Sreni,  Slarer,  6ßnepf ,  £aßmann,  einer  anoefd^enen 
mo^I^obenoen  reißsftobtffßen  Sflrgertonilie  uiti)  ift  ju  Reutlingen  ben  4.  I)e3ember 
1495  geboren.  Sein  Sater  3oboIus  Silber,  ein  (ßolbfßmieb,  burß  fein  ®emerbe  oielfaß 
mtt  ber  Airße  unb  ber  (BeiftliAIeit  in  Sme^r  gebraßt,  beftimmte  ben  6o^n  ffir  oen  ao 
aeiftlißen  Stanb,  mürbe  aber  burß  eine  Seuersbrunft  1602  in  [einem  9Bo^Iftanb  ge« 
Ißabigt,  mes^alb  fein  6o^n,  naßbem  er  ber  Reutlinger  Sßule  emmaßfen  mar.  ju  mei* 
terer  Stusbilbung  in  Sßmabifßo^all,  9lot^iAurg  o.  b.  X.  unb  Strogburg  fein  Srot 
oor  ben  X^firen  erfmaen  mugte.  IDlit  feß^n  3<t^^n  mürbe  er  ^^u^ebilfe  unb 
jUntor  in  ^iner  Saterftabt,  bejpg  aber  im  Rooember  1513  bie  Unioerfttot  Xfibingen,  25 
mo  er  neben  feinem  Stubium  unter  Srafficans  £eitung  an  ber  fiateinfßule  unterrißtete. 
1516  mürbe  er  Saccalaureus,  1518  SRagtfter  unb  fofort  auf  bie  neuaräriinbete  ^rebiger« 
ftelle  in  ber  SRodenlirße  feiner  Saterftabt  berufen,  erhielt  aber,  moQi  auf  SRelanßt^ons 
Smpfeblung»  einellnter^^ung,  um  noß  brei  meitere  3<^^  3^  ftubieren  unb  |um  9lb' 
Wm  oie  iBfirbe  eines  Dottors  ber  Zbeolooie  ju  ermer^n,  bie  meift  fflr  $r&oQaturen  so 
oeforoert  mürbe.  Da  bie  ftreng  fßoMuße  Rißtung  ber  t^ieologifßen  gdultät  in  Xfl< 
oingen  unter  3^b  fiemps  gru^rung  ^wer  je  j&njger  {e  meniger  jgjifagen  moßte,  auß 
an  eine  ^romooierung  jum  Dr.  th.  nißt  beulen  heg,  manbte  fiß  mber  naß  gfreiburg, 
mo  er  am  1.  3^^^  l^^l  in[!ribiert  mürbe.  Sluß  Qter  balb  enttaufßt,  lebrte  er  naß 
$au|e  mAd  unb  übernahm  nun  bie  ^räbilatur,  bie  er  als  Sln^änger  £ut^rs  mtt  35 
Sreimut  unb  berber  ®erab^eit  oerfa^,  inbem  er  nißts  als  bas  Kare  SBort  (Bottes 
)n»big[te.  Sein  SBort  jfinbete  mSßtig  unter  ber  Sfirgerfßaft,  bie  fAon  Slnfana  1523 
einen  Sriefter  „oon  ber  Sippfßoft  ber  Slntißrifts"  oon  ber  ftanjel  noite  unb  fiß  am 
litterarifßen  itampf  gegen  ote  alte  Airße  beteiligte  (ber  fpotere  Staotjßreiber  Seneb. 
C5re^inger  1523  unb  oer  SSder  ^ans  Staqomaqer).  Sßon  im  SMibi(ßr  1523  mar  40 
Vfbm  Ruf  3u  SvingK  naß  3&rtß  gelangt,  ber  am  19.  äRarj  einen  Sriefmeßfel  mit 
Xlber  begann. 

Der  bmm  berufene  Pfarrer  jlasp.  SBöIfflin  mugte  bie  ^offnung  anheben,  bas 
alte  Airßenmefen  aufreßt  ju  ^Iten,  tm  Sarffi^erllofter  mie  in  ber  oenaßoarten  Aar« 
tau{e  C&flterftein  fanb  bie  Reformation  Soben*  bte  lateinifße  SReffe  mit  ber  O^renbeißte  45 
fiel  um  Oftem  1524.  SRs  fiß  nunmehr  ber  Sifßof  oon  Aonftans,  (Erj^erjog  gfer* 
oimtnb  uiü>  ber  Sßmfibifße  Sunb  jum  Sßu^  ber  rSmifßen  Airße  in  Reutlingen  er« 
boben  unb  mit  Sann  unb  Strajjenjpene  oorgmgen,  magte  es  üloer  mit  Alara  Säur 
\U^  9ffentIiA  }u  oere^Men  unb  muqte  im  Dejenmer  1524  burß  gemanbte,  ebenfo  mi^i^e, 
mte  mflfenfßqtliß  ^rfinbliße  Sertetbigung  feiner  £e^re  oor  Dem  Rei^slammergenßt  so 
in  (Eglingen  feine  meifpreßung  ju  ermirlen,  um  ber  römifßen  Airße  eine  enq^nbliße 
Ri^mage  ju  beretten.  SBas  £ußer  in  SBorms  ffir  Deutfßlanb  get^n,  bot  Silber 
in  C^Iii^en  fflr  Sßmaben  erreißt.  Sein  (Einfluft  mu^e  in  Reutlingen  bie  Störungen 
ber  Rcformotton  burß  ben  Sauenärieg,  bas  !tau|ertum  unb  ben  9[benbma^Is[treit  fem« 
iubaUen.  3m  Sauemirieg  blieb  Reutlinaen  nßtg.  Die  Sbt ,  mie  ülber  bte  X&ufer,  55 
befonbers  bie  aus  (Ehiingen  gefifißteten.  ourß  einae^enbe  Sefe|rung  unb  milbe  Se* 
(oiiUung  unter  SBabrung  ber  eoangelifßen  greibett  flbermanb  unb  miebergemann,  ift 
meifter^.  3®ingli,  ber  in  feinem  Srief  an  ^Hber  00m  16.  Rooember  1524  mm 
erftennial  mit  feiner  ^enbmo^lsle^e  in  bte  £)ffentlißleit  trat,  hoffte  oergebliß  Silber 

MtaMhK^nppähit  fttr  Xfttoloqit  unb  ftlrc^t.    3.  %.    I.  |  g 


290  Hlbcr,  aRoif^atis 

3U  getDtnnen.  Denn  Silber  tdqx  bas  SCbenbmol^I  eine  (Babe  tote  fiut^,  bem  geoen« 
läer  er  ober  feine  oolle  Unob^^igfeit  nwi^rte,  inbem  er  ben  Q&enug  ber  Unglfittbtgen 
unb  bie  lolde  (Segenoort  bes  fietbes  in  ben  (Elentenien  ablehnte. 

SBenn  Silber  feiner  Hinneigung  ju  fintier  bur^   bie  oon  i^m  mo^  oeronla^e 
5  JRotsbotfAoft  ber  9leutlinger  im  Sejember  1525   Haren  Slusbrud  gab  unb  bie  Ser« 

"  "        ■         '  ^  te,  bie  "   ' 


binbung  yleutlinaens  mit  ber  SBütenberaer  ^{eformation  anbahnte,  ote  fiutter  ju  bem 
freubigen  Selben  oom  4.  3<ntuar  1526  Snlaj;  aab,  unb  1528  fi^  mit  feinen  t^- 
logifA  iDteberum  (elbftftanbig  gebauten  Slxiomen  Aber  bos  Slbenbma^l  bem  Sorlonqifer 
bes  fiut^ertums  tn  S^maben,  3<>^*  Stenj,  bem  Serfafjer  bes  Sqngromma,  an  bie 

10  Seite  ftellte,  [o  blieb  er  bo<^  ftets  in  freunblic^er  Serbmbung  mit  ben  oberbeutf^n 
(^eunben  3^Wi^r  ^I<n:er^  Su^er,  Sopito  u.  a. 

3n  Sleutlingen  ging  bie  Sieformation  unter  Silbers  fieituna  rfiftig  oonofirtsj  1526 
n)urbe  bie  SReffe  auq  im  Sarfflgerllofter  abget^an;  1531  eine  Air^enorbnung  mtt  pres« 
b^terialer  fieitung  (brei  oom  9lat,  brei  aus  ben  H^reb^em,  feAs  oon  ber  (ßemetnbe) 

Iß  unb  3u4torbnung  gef^affen.  3®ar  begann  ber  Sif^  oon  5ion|taiu  1528  einen  neuen 
^rojej}  gegen  SlCber  uno  alle  oere^elid^ten  ^rieHer  in  Steutlingen  beim  9{ei(^sfammer< 

Serid^ty  braute  auc^  Silber  in  Slc^t  unb  Sann,  (wer  ber  ^rojeg  oerlief  na^  Dem  9tfim« 
erger  Sleligionsfrieben  1532  im  Sanb.  Unter  Silbers  (Einfluß  wmtt  Reutlingen  1530 
bas  SlugsburgifAe  Sefenntnis  vi  unterfc^reiben  unb  seiote  oor  allen  Stei^mMen  ben 

20  entfc^lojfenften  9Rut,  inbem  es  lelbft  ben  beu)afhteten  äBtberftonb  gegen  ben  i%aifer  gut« 
|ie|.  t>xt  Sl^tung,  xotl^t  Silber  genog,  jeigt  (ic^  barin,  bag  ^erjog  Ulri^  oon  SBurt* 
temberg  i^n  nac^  ber  (Eroberung  feines  fianb^  1534  na^  Stuttgart  berief  um  im  Säger 
^  preoigen  unb  bie  erften  Schritte  mt  Reformation  eii^eiten,  eine  blewenbe  Stellung 
m  ber  u)ürttembergif(^en  ilird^e  Id^nte  Silber  cib.    S^m  Slbf^lu];  ber  ftonlorbie jog 

25  Silber  im  9Rai  1536  mit  ben  Oberbeutf^en  na^  9Bittenberg,  xoo  er  auA  am  28. 3mx 
über  bie  Zaufe  orebigte.  Sluf  bem  Uradber  (Söfeentag  ben  10.  September  1537^100 
bie  f(^mSbif(^en  Reformatoren  fiber  bie  Silber  tn  ber  jtir^  oerbonbelten,  riet  snber 
3U  oorfi^tiger  Sefenigung  ber  Silber  unb  SlltSre,  wtl^t  ber  9Rdfe  bienen,  mit  fpfiter 
bie  (Erbaltung  ber  lir^li^n  jtunftaltertfimer  in  Slaubeuren  oal^d^einlie^  Slbers  Ser« 

so  bien[t  ift.  Wt  ^ofymn  gforfter  nmrbe  Silber  1539  oon  ber  tbeologifAen  gfalultBt  in 
Xfibtngen  ^m  Sottor  ber  S^bgie  Ireiert  gforfter  ftanb  in  fnniger  grreunbfAoft  mit 
Silber  unb  Reutlinger  ^ebigem,  empfing  au(^  in  Reutlingen  bas  Slbenbma^l,  ba  ^QrQgio 
in  Zflbingen  i^m  als  3Q>inglianer  galt. 

Das  3nter{m,   gegen  wtlä)ts  Silber  fi^  Iroftig  u)e^rte,  trieb   ben   oerbienten 

35  9Rann  aus  feinem  Slmt  unb  feiner  Heimat.  Slm  17.  Sluguft  1548,  jmei  Xa^e  oor 
ber  erften  SReffe,  na^m  er  feine  (Entlaffun^,  fanb  aber  Slufna^e  bei  $erjog  Uln^  oon 
SBflrttemberg^  ber  i^n  als  Ratgeber  bei  ftA  behielt,  bis  er  ^n  Snbe  1550  jum  Stifts* 
prebiger  in  (Stuttgart  unb  jugleic^  jum  CDeneralfiq)erintenbenten  Aber  einen  ber  oier 
neuen  Sprengel  beftellte.    fortan  entfaltete  Silber  eine  reic^  aefegnete  SBirIfamfeit  als 

^Srebiger,  in  ber  er  audb  gegen  Slberglauben  unb  $  exenoerf olgung  auftrat,  unb  im 
Air^enregiment.  SJlit  ^renj,  ber  1553  Stiftspropft  unb  bamit  oberfter  fieiter  ber 
tofirttembergifc^en  Air^e  geworben  u)ar,  innig  befreunbet  tro^  ber  Slbmei^ung  Silbers 
oon  ber  lloiquitätsle^re  unb  feiner  Slbneigung  geaen  bie  neuen  gformulierungen  bes 
®egenfa^es  gegen  ben  ^^ilippismus ,  arbeitete  mber  an  allen  fi^nsfiugerungen  bei 

^5  neugeorbneten  Äir^e  SBürttembergs,  ber  confessio  Wuerttembergica,  ber  Sifitations* 
orbnung  unb  Ain^enorbnung  oon  1553,  am  SBormfer  Religionsgefpräc^  1557,  mit 
3n  ben  Sitten  bes  ftonfiftoriums  erfc^eint  er  fiberaK  unmittelbar  nad^  Srenj  ober  in 
beffen  Slbn^efen^eh  als  erfter  Sotant.  Snbe  1562  ober  Slnfang  1563  lourbe  Silber  ma 
erften  eoangelif^en  Slbt  bes  reformierten  unb  3ur  Schule  umgeftalteten  Abfters  Smu« 

^^beuren  beftellt,  mo  er  fi^  aber  bas  SRigfallen  bes  $enogs  jujog,  wtü  in  ber  Ser< 
nmltung  3U  menig  gefport  unb  bie  Sllt&re  unb  Silber  erbauen  mürben.  $ier  ftarb  er 
hirje  3elt  mi)  Srenj  (11.  Sept.)  ben  2.  Dejember  1570. 

Silber,  ein  tü^tig  gefc^ulter,  aber  nic^t  originaler  X^eologe,  gemtnnt  bun^  feine 
oerfo^nli(^e  9Rilbe  bei  allem  (Emft  gegen  Irrtümer,  burA  bie  (Semanbt^eit  unb  Araft 

"'^  in  fetner  SBirIfamleit,  burc^  bie  £auter! eit  unb  bismeilen  Serbe  (ßerab^eit  feines  SBefens, 
bur^  ben  ungemeinen  SRut  unb  bie  Sefonnen^it  in  ben  fAmerften  fiagen.  Sea^tens* 
mert  ift  fein  SBort,  als  er  fic^  1560  oor  ^erjog  (£^riftop9  über  feinen  SBiberfpru^ 
aegen  feines  (l^eunbes  Sren3  Zbeologeme  rechtfertigte,  er  fei  frü^  aus  Rüdfi^ten 
ins  Unterf^relben  geraten,  mos  i^n  aber  nac^ge^enbs  fe^r  gerauen  (gereut). 

CO  i».  »Offert. 


Wbert  mint  »er  @ro|e  29t 

Xtttrt,  ®egeiqxq>ft  1102  f.  ^af(^alt$  II. 

Wbtxif  ber  (Sroge,  aeft  1280.  2>te  tneiften  «Berte 9.9  erf dienen  juerft  einzeln:  bie 
Smmna  theol.  )u  I9afel  1507.  Jline  ({eboc^  ni^t  aOeiS  tanbf^riftlit^  Dor^anbene,  §inaegen  manC^ed 
uite(^te  ent^altenbe,  übeT^au|)t  untritifd^e)  Sammlunq  berfelben  ebierte  Petr.  Jammy,  Lug- 
duni  1651,  in  21  gfoCiobb.  ^ie  ©d^rtft  de  vegetabilibus  gaben  ^e^er  unb  Reffen  befonberd  5 
^etaud,  ^rl.  1867.  ^ie  befte  Sioorap^ie  f.  in  b.  Scriptoree  ordinis  praedicatornm  recen- 
siti,  inchoay.  Jac.  Quetif,  absoly.  Jac  Ecnard,  Tom.  I,  Par.  1719  (p.  162—171),  tt)o  man 
aud^  bie  filieren  Siograp^en  (namentlid)  Ludov.  de  Yalleoleti,  Petr.  de  Prussia  unb  Ra- 
dnlph.  deNoviomago)  angeführt  unb  d^aralteriftert  ftnbet  (p.  789,  866,  871),  augerbem  eine 
ÜberfiAt  über  «.«  ©(firlften,  fowle  bcrcn  doblceS  unb  Äu8ag.  (p.  171—183).  5Son  neueren  lo 
@4riften  über  91.  unb  feine  Seigre  finb  }u  ermft^nen:  Poucnet,  Hist  des  sciences  naturelles 
an  mojen-ftge  ou  Albert  le  Qrand  et  aon  ^poque,  Par.  1853 ;  9[.  3*  ®*  Su^Ie,  De  fonti- 
bus  uiide  Alb.  M.  libria  suis  XXV  de  animalibua  materiem  hauBerit  (in  Comm.  soc. 
Gotting.  voL  XII) ;  t)on  Sßtaxttni,  Über  bie  Don  9[.  Wt,  ermft^nten  fianbtiere  (im  Vrc^.  f. 
«ahiraef*.,  Sa^rg.  24,  ©b  I  @.  123 f..  ogL  Sa^rg.  33,  »b  I  @.  95  f.);  3.  ©ig^art,  «Ib.  iß 
9^.,  fem  fieben  unb  feine  Siffenfd^aft,  SRcgen^burg  lö57;  Soel,  b.  ^er^filtnid  91.  b.  ®r.  )u 
^ofed  SJlaimonibed,  Sredlau  1863;  ^aneberg,  3ur  ©rlenntnidle^re  t)on  3bn  8ina  unb 
911b.  "St.  (in  b.  91b^bl.  ber  pbilof.'Ptilol.  Stl  ber  l  ba^er.  9(fab.  ber  ^iff.  XI,  1,  ^ünc^en 
1866  (S.  189 f.);  O.  d'Assailly,  Albert  le  Grand,  Par.  1870;  SR. ©teinf^nciber,  3um  Spe- 
colum  astioiiomicum  be«  91.  Vt.  (in  b.  3eitf(^r.  für  9bt(.  u.  $(^f.,  3a()rg.  16,  S.  5,  1871  20 
6.  .S57f.).  t).  ©ertling,  91.  TO.,  ©eiträge  »u  feiner  «ürbigung,  geftft^r.,  Äöln  1880;  91. 3R. 
in  ®ef4i(4te  unb  @age,  ?$e^4r.  %wc  6.  etihtlarf.  feined  Sobei»tagei»,  ebenbaf.  1880.  $gl. 
auc^  3r.  3.  Don  ©ionco,  Xie  alte  UniDerfitfit  ftöln,  %.  I,  1855 ;  ^te^er,  (»t\ä^.  ber  laotanil, 
Sb  IV,  ftönigdberg  1857  6.  9—84;  $reger,  (&t\d).  ber  beutfc^en  ^ftil  im  ^9(.,  %,  I, 
fieipsig  1874,  unb  ben  9Irt.  t)on  4>ertling  in  ber  9lb93,  »b  I,  fieipjig  1875  (S.  186—196).  26 

SQbert  ber  ®roge  (Sübertus  ^Slogans),  ber  etgentItAe  Segrfinber  ber  bur^  bas 
(Einbringen  ber  gefdmten  ^fiilofop^ie  bes  Slriftot.  im  13.  o<$^-  ^rbeigefü^rten  Slüte 
ber  S^afHI,  foinie  ber  n)tnenf(90ftli4en  9{t(^tung  innerQoto  bes  ^rebigerorbens,  ift 
—  oon  ben  eigentli^n  SMtilern  obgefe^n  —  ber  größte  DeutWe  unter  ben  JJmIo* 
fop^  unb  X^oloaen  bes  SRitteloIters,  oon  benen  i^nmca  nianqe  tro^  feines  S^orf^  ao 
fiitns  on  f^ftemotifi^r  Segobung,  Selbjtftanbigleit,  ^olitdiftimit  unb  5llar6ett  im 
3>enten  fibenooten,  leiner  aber  an  Selefen^eit  unb  gfülle  bes  SBiffens.  db  ftammte 
Qus  bem  (Sefd^le^te  ber  (Eblen  oon  Sollftfibt  unb  morb,  unroeit  bes  SAMes  feiner 
seinen,  in  ber  Stobt  fiauingen  int  baQeriUen  Sc^maben  (in  ber  !Di9cefe  Augsburg) 
1193  g^ren.  3n^abua,  n)o^n  er  fi^  begeben  ^otte,  um  bie  artes  liberal,  ^u  ftubieren,  35 
uKtrb  er  um  1223  burc^  ben  SBeftfden  ^orbonus,  ben  erften  Senerd  na^  bem  Stifter, 
für  ben  Dominüaneroroen  oemonnen.  Dag  er  oorber  in  ^[knris,  naA^r  in  Bologna 
ber  SBiffenf^oft  obgelegen,  ift  niifi  bezeugt ;  mo^I  aber,  ba|  er  einige  ^ol^e  na^  ferner 
(Einfleibung  mif  £eutf(^Ianb  suradgemnot  mürbe,  um  in  ben  5lonoenten  bes  no^  ganj 
jungen  Oroens  in  ilSIn,  ^ilbes^eim  (mo  gerabe  bamals  — 1233  na^  Petr.  de  Prussia,  4o 
Vita  B.  Alberti,  p.  90  ed.  Antverp.  1621  —  ein  ,.conventus  aedificabatur"), 
gfreiburg  i.  Sr.,  9{egensburg.  Strasburg,  enbM  (etma  feit  1243)  mieber  in  ilöln  bte 
Stubien  ber  Srflber  3U  regeln  unb  eine  3^tt  "ing  als  fle^er  („lector")  3U  leiten. 
3n  il3ln,  mo^n  er  immer  f(^liegli(^  mieber  surüdfgefe^rt  ijt,  mürbe  bamals  }um  erften» 
mal  X^omos  oon  Squino  [ein  S^W^^f  unb  mit  biefem  ging  er  1245  m^  ^aris,  um  45 
fi^  bie  SBfirbe  eines  3Ragtfters  ber  Z^eologie  3U  enoerben  unb  in  bem  Orbens^aufe 
St  ^Mb  als  magister  licentiatus  a  cancellario  Parisiensi  bie  oorf^riftsmögigen 
fteologifc^en  Sorlefungen  unb  !Disputationen  3U  galten.  Sla^  oollenbetem  breijö^rigen 
jfurfus  marb  9.  im  $erbft  1248  mieber  nac^  ilöln  gemiefen,  nunmehr  als  Primarius 
lector  unb  regens  ber  injmif(^en  ju  einem,, Studium  generale"  (P.  de  Pruss.  1. 1. 50 
p.  102)  ei^obenen  Orbensf^ule.  Sr  lebte  jeboc^  auq^  als  fru(^toarer  S^rtftfteller 
feinem  Seruf,  unb  anbererfetts  beteiligte  er  fi^  (befonbers  bur^  ^rebigen)  audEi  an  ber 
proftif^n  !l9&tigleit  ber  Srfiber.  1254  oon  bem  5lapitel  in  SBorms  5um  Orbensgeneral 
für  !Deutf(^lanb  enofi^lt,  mar  er  palei^  auf  SIufreAterbdtung  ber  cerimonialen  unb 
fittli^n  3114t  beba(^t.  311  Sfu^  ]o^  ^^  ^^s  guten  Sein)iels  meaen  behufs  ber  SBifi«  55 
tation  ber  i^  unterftellten  5ll9fter  nörblic^  bis  na(^  $olftein,  meftli<^  bis  naA  Srabant, 
ffibM  bis  na(^  £)ftenei(^  oorgebrungen  fein  (f^merli^  aber  fam  er  na(^  ^olen,  mie 
ber  Serf.  bes  faljdbtt^  i^m  oon  3<iiniii9  beigelegten  ftommentors  jur  ^olitif  bes  Slriftot.). 
flttger^alb  DeuW^lanbs  bem  Orben  3U  bienen,  fanb  er  oon  neuem  Slnlag,  als  er  1256 
oon  Slesanber  IV.  an  ben  päpftli^en  $of  in  Slnaani  berufen  mürbe,  um  bes  SBi^elm  go 
0.  61  Smour  (bes  $au)rtoertreters  ber  auf  Slusf^liegung  ber  Settelmön(^e  oon  ber 

IVJ* 


292  fOknt  bor  ®ro§e 

^orifer  UntDerfitat  bringenben  gartet)  foeben  in  Utnlouf  gefegte  6(^  ,)de  periculis 
novissimar.  temporum'^  3U  tDiberlegen.  2)09  Su^  toutbe  oentrteilt.  9Benn  9.  bei 
biefer  (Gelegenheit  loiifli^  sunt  Magister  sacri  palatii  (b.  ^.  pm  popftlid^n  $af< 
t^eologen)  ernannt  n)urbe  J[o  iann  et  biefes  Xmt  ni^t  lange  beueibet  Reiben.  Denn 
6  na^  etner  Urhinbe  00m  moxi  1258  befanb  er  \iSf  um  biete  3^^  oieber  in  ftSIn.  3ni 
3.  1259  mo^nte  er  bem  (u.  a.  mit  ber  (Entroerfung  eines  Stuoienplans  für  ben  Drben 

Si^  befaffenbetO  SeneraHopitel  in  Salenriennes  (in  (Jfl<nibem)  atif  n)el(^es  i^m  fibrigens 
)ie  £aft  bes  ^rooinjialats  abnahm,  ^er  oon  biefer  iaum  befreit,  nuirb  er  1260  oon 
9Ies.  lY.  genStid.  ben  bifc^öfli^en  Stu^I  in  9{egendbutg  einjune^men.  Do^  gelang 

10  es  i^m,  na$  ys>tx  t^oÜfttn  (^ytumultuum  bellicorum,  quibus  episcopi  Oermani  in- 
volvuntur,  pertaesus'S  Scriptor.  ord.  praedicat.  I,  162,  Par.  1719)  au^  bieje 
äBflrbe  unb  Sürbe  mieber  los  ju  roerben,  fo  bag  er  fortan  fiA  ber  SArif^eUerei  unb 
bem  Orben  mieber  ungeteilt  n)ibmen  lonnte.  (Sr  lej^rte  naA  ftöln  in  fein  JUofter  3U« 
rüdf,  roel^es  er  jeboc^  minbeftens  bis  1267  jeitiDeiiig  mieoer  i)erlie|,  DOtjfigu^  um 

i5  9Bei^ungen  oon  ilirc^n  unb  SlUoren  oonunemnen  (fo  in  jlonftanj,  oolmar,  9l&ftriAt 
unb  befonbers  in  ber  jlblner  Diöcefe).  3n  SBfirjburg  unb  in  ftöln  ^at  er  HA  ab 
grriebensftifter  in  ben  ^änbeln  mit  bem  Sif^of  beijiD.  (Erjbifd^of  au^  um  bie  Suraer« 
fi^aft  als  fol^e  Serbienfte  enoorben.  9ln  bem  ilonjil  3U  £9on  1274,  beffen  Serutuf 
er  allerbings  genau  gebnnt  baben  mag.  fyd  er  nid^t  teilgenommen;   bogegen  f^int  er 

20  {i^  in  ^09em  Snter  no^  einmal  mq  ^toris  begeben  311  ^oben  (AS  aRorj  7.  Sb 
6.  714),  um  bes  bereits  oerftorbenen  X|omas  0.  SI.  Drt^obosie  perfbnIiA  ju  Der» 
teibigen.  (Er  felb[t  ftarb,  87  3abre  alt,  am  15.  9loo.  1280  unb  nuirb  in  bem  (Oor 
ber  DominüanerhrAe  in  Jlöln,  ffir  ben  er  einH  bie  Sauloften  beftritten  platte,  he* 

iiraben  (fpöter  muroen  feine  (Sebeine  in  ber  ^nbreaslir^e  beigefe^).    (Tregor  XV. 
pra<^  i^n  1622  ijiDar  ni^t  ^eilig,  aber  boA  feiig. 

SHs  £e^rer  unb  S^riftfteHer  betrieb  %[.  bie  9BiJfenf(^en  in  einem  Umfang,  ber 
feinen  (Ehrennamen  »^doctor  universalis''  im  3Runbe  oer  (Sele^en  als  loo^berbient, 
(eine  Sejei^nung  als  !^a\ibtttt  im  SoIIsmunb,  jumal  im  ^inblid  auf  feine  notur* 
rDiffenf(^aftIid^en  ftenntntffe  unb  beren  ^nraltifdie  Senoenbung,  als  erüSrlid^  erf^einen 
30  I&gt.  Seine  gro|e  ^aufüleiftung  roar  bte  Sluff^Iiegung  bes  gefamten  £e^eb&ubes  bes 
Smftot.  für  bas  Serf^nbnis  ber  gelehrten  aRttroelt  unb  nS^ften  3la^t%  ni^t  oer< 
mittelft  einer  neuen  llberfe^ung,  auA  ni^t  (in  ber  9Beife  bes  SHex.  ^cM-)  oermittelft 
einer  blogen  Senu^ung  f&:  bas  t^eologifqe  Softem,  Jonbem  Dermtttelft  einer  um* 
^reibenben,  erlautemben  unb  bie  £flden  ergSnjenben  9tqnrobuItion  nebft  eingefi^en 
35C^Iurfen,  in  ber  %uptfa(^e  auf  C5runblage  ber  ti^m  oorliegenben ,  aus  arabif^n  95er« 
fionen  gefloffenen  Übertragungeiv  foroie  ber  arabifAen  Kommentatoren.    3^em  ^^wtdt 

iiemSg  tragen  feine  betreffenben  (^cQriften  grögtentei^  bie  Xitel  ber  entfin:e4enben  arifto* 
elif^en  S^riften  (3.  ^.  De  praedicamentis ;  Super  octo  libros  Physicorum ; 
Libri  XIII  Metaphysicorum ;  In  decem  libros  Ethicorum  etc.),  3um  Xeil  f äffen 
40  fie  aber  bei  Slriftoteles  unb  anberen  3^^f^^utes  ndft  eigenen  Seoba^tungen  unter 
neuen  S^iteln  3ufammen  (3.  S.  De  Mineralibus).  3n  ber  Deutung  ber  ariftotel.  6a^e 
f^Iie^i  fiä  91.  bauptfa^Iid^  an  Sloicenna  an,  auA  in  ber  (310.  Sleolism.  unb  Stomind. 
oermttteinoen)  £e^re  oon  ben  Unioerfalien,  roel^e  na^  i^m  ante  res  als  Urbilber  im 
göttli^en  Serftanbe  finb,  in  rebus  als  bas  Gine  in  ben  oielen  einseinen  !Dingen,  post 
45  res  oermöge  ber  SIbftraltion.  bie  unfer  !Denien  ooIl3i^t  (ogl.  ieboc^  ^rantl,  Q5efq.  b. 


£oa.  im  ^enbl.  III,  89  f.).  Dabur^  ift  niAt  ausgefAlojfen,  bog  er  nebenbei  boc^ 
auq  ^latonif^es,  Steuplatonif^es  unb  (T^riftlti^es  in  oos  ^riftotelifdbe  bineinbeutet. 
Slo^er  ,,Simia  Aristotelis^'  tft  er  aber  ni^t.  !Denn  bie  £e^re  oon  ber  Sioigleit  ber 
SEBelt  (a  parte  ante)  oenoirft  erj  nirgenbs  oerföumt  er,  roo  9lrijt.  me^rbeuti^  ift,  fi^ 

noeine  beftimmte  Sluffaffung  an3uetgnen,  unb  befonbers  in  getotflen  natunotffenfd^aft« 
li^en  SArifteiK  mte  ,,de  natura  locorum'S  9^t  er  oölltg  imx  benfelben  hinaus. 
£eMere  oat  iqm  n)egen  feiner  93ermutungen  über  bie  Sebtngungen  ber  Ilimatif^n 
Unterf^ieoe  bie  Slnerlennung  91.  0.  $umboU)ts,  feine  S^rift  „de  vegetabilibus  et 
plantis''  bie  SIAtuna  bes  55otaniiers  URe^er  eingetragen,    ^er  freili^  bei  fetner  oor« 

&5  miegenb  Iomf)iIatorifqen  9Ret^obe  bleibt  bte  Slnnoi^me  mogli^,  ban  er,  loie  noc^islü^ 
faft  ieben  pbtlofopbif^en  6a^,  au^  bergleii^en  „(Entbedungen"  (cais  uns  unbebinnten 
orabifAen  uueUen)  entlehnt  ^at. 

9l.,  ber  groge  Aomptlator  unb  „Stofflieferant",  ift  nun  aber  ni^t  nur  ^bilofop^, 
9laturforf^er  unb  SRat^matiler,  fonbem,  mennglei^  nt^t  in  erfter  £inie,  ouq  !£^< 

CO  löge.    &  ift  es  f^on  als  Vertreter  ber  9Retap^9fti  b^  Stagiriten,   wd^  biefer  [a 


Xltert  ber  0ro#e  293 

felUt  als  ^.X^Iogtf '  bese^net.  3ft  er  dfo  al$  Slriftotelifer  X^olog,  \o  ift  er  bo<^ 
noq  eittfAtebener  aU  X^ologe  Slriltoielifer,  f^on  htfofem  er  oon  ber  (Erfahrung  aus« 
oe^n  mm,  aber  aud^,  infofem  er  ben  losmologifd^n  Setoeis  für  bas  Dafein  (Sottes 
oeooi^ugt  unb  tn[ofem  er  flber^tqit  ben  Slrinot.  hn  roeiteften  Umfang  3ur  Verbeut* 
li^ung  unb  (Sr^örtung  ^riftli^  bogmatif^er  So^e  ^rbeijfe^.  (Eine  gfolge  feiner  Ser«  5 
fnflpfung  bes  ^riftotelismus  mit  oer  red^tol&ubigen  !QeoIoaie  ift  bie,  bo^  er  allent« 
^Iben  feinen  Philosophus  x.  i.  fo  c^riftti^  ort^obos  erfd^einen  l&|t,  o&  es  irgenb 
ongtna.  3nbejfen  auf  ber  anbem  Seite  meig  gerabe  91.  bie  eigentliche  xi^eologie  unb  bie 
f[9uo|op^ie  Jqfirfer  oon  einanber  ju  unterf^e&en,  als  oor  i^  namentlub  Slnfelm.  Son 
feinen  ni^tmeologif^n  6<briften  ^aben  t^ologif^es  3ntereffe  namentlich  oie  brei  Sucher  ^q 
de  anima  (opp.  t.  III) ,  bas  Su^  de  unitate  intellectus  contra  AverroSm  (t.  Y) 
[Unfterbli^ieitl;  bie  beiben  Sfl^er  de  inteUectu  et  inteUigibili  (ib.,  (Entrfidung  ber 
oeele  in  ®ott)  unb  bie  Schrift  de  causa  et  processu  universitatis  a  causa  prima 
(ib.y  SBefen  Gottes  unb  2BeItemanation).  Seine  t^Iogif^en  Sd^iften  finb  teils 
jlommentare  jur  ^.  6^.  (t.  VII :  in  Psalmos ;  t.  VIII :  in  Threnos  Jeremiae,  15 
in  libr.  Baruch,  in  1.  Danielis  Proph.,  in  XII  Prophetas  minor.;  t.  IX:  in 
Matthaeum,  in  Marc;  t.  X:  in  Lucam,  ooju  nod^  lommen  [t.  XX]:  Super 
evangelium  ^^Missus  est''  [Lud,  26!.]  quaestiones  GCXXX  [bos  f.  g.  Mariale] ; 
t.  XI:  in  Joannem,  in  Apocalypsin),  teils  ^rebigten  (t.  XII:  Sermones  de  tem- 
pore; orationes  super  evangelia  Dominicalia  totius  anni;  sermones  XXXII  de  20 
sacramento  eucharistiae;  de  muliere  forti  na^  Proverb.  31,  10  f.),  teils  mo« 
ralifc^  unb  asletif^e  Xrattate  (t.  XXI:  Paradisus  animae  sive  de  virtutibus  unb 
de  adhaerendo  deo,  toel^  Sd^rift  ibm  neben  bem  ftomment.  jum  Sreofxiaiten  unb 
ber  a.  Vb^.  de  inteUectu  etc.  eine  Stelle  unter  ben  aR^ftilem  fi^ert).  Sorjfiglic^ 
lommen  (wer  in  Setrac^t  bie  eigentli^  bogmatif(^en  93erfe:  1.  bie  Commentarii  in^s 
Dionysium  Areopag.  (t.  XIII);  2.  In  libr.  IV  magistri  sententiarum  (t.  XTV 
bis  XVI),  mo  er  inSsffen  ni^  unmittelbar  bie  eigenen,  fonbem  juna^ft  feine  Sfaffung 
ber  9nftd|rten  bes  £ombarben  entmidfelt;  3.  bie  Summa  theologiae  (t.  XVII  uno 
XVIII),  meiere  fein  eigenes  SQftem  enfl^tt,  jeboc^  mi^  ber  fie^e  oon  ber  Sfinbe  ab« 
bri^;  4.  bie  Summa  de  creaturis  (t.  XIX),  ,,divisa  in  duas  partes,  quarum  so 
prima  est  de  quatuor  coaevis,  seil,  materia  prima,  tempore,  coelo  et  angelo, 
secunda  de  homine''.  Daju  lommen  no^  bie  Sb^nbl.  5.  de  sacrificio  missae 
unb  6.  de  sacramento  eucharistiae  (t.  XXI). 

9.  befiniert  bie  X^ol.  als  scientia  de  bis,  que  ad  salutem  pertinent.  9la^r 
tfl  fie  i^  eine  sc.  practica.  !^wox  ge^  fie  aus  auf  bie  9Ba^r^it,  jebo^  ,, verum  ss 
quod  inquirit  de  deo  et  operibus  ejus,  inquirit  non  ut  verum  simpliciter,  sed 
ut  summe  beatificans,  in  quod  referat  totam  pietatis  intentionem  in  affectu 
et  opere"  (S.  th.  p.I,  tr.  1,  qu.3,  m.3).  Sie  ftütet  fic^  auf  bie  bur*  bie  flbemat. 
Offenborung  ober  bte  ^I.  S<^r.  bebingte  (Slaubenser^o^ng.  Denno^  er9eif(^t  au^  fie 
ein  Seioeisoerfal^en,  meil  bie  Gläubigen  bur^  Setoeife  in  ber  (Erlenntnis  ber  SBa^^it  4o 
beftfirit  merben,  meil  bie  noc^  nic^t  gISubiaen  (Einföltigen  bur^  flberseimenbe  (grünbe 
im  (glauben  gebra(^t  merben,  enbl{(^  meil  bie  unglaubiaen  nur  burd;  Semeife  ^u 
Ifyctn  Rnb  (ib.  tr.  3,  qu.  15,  m.  3,  art.  2).  ®ott  felbft  lann  ni^t  oollftanbtg 
.fen,  aber  bo^  oon  bem  erlennenben  (Seifte  berfi^rt  merben  (attingi  potest  in- 
teUectu, sed  non  comprehendi,  ib.  tr.  4.  qu.  18.  m.  3).  !Den  zlusgangspunÜ  46 
bilben  bobei  bie  gef^Spfli^n  Dinge  als  SBmunaen  oer  f(^9^erifc^n  Urfa^e,  nä^er 
bos  vestigium  C5ottes  tn  allen  5treaturen  unb  bte  imago  (Sottes  in  unserer  Seele, 
01^  aber  bos  fii^t  ber  C5nabe  ergönjenb  ^insutreten  mug.  Das  (gIei(|mo^I  ju  be« 
metfenbe)  Dafein  C5ottes  ift  lein  Slaubensartiiel,  fonoem  Sorausfe^ung  je^Ii^en 
®laubensartilels  (ib.  tr.  3,  qu.  17).  Seinem  SBefen  na^  lommt  C5ott  allein  etaenes  so 
unb  om^es  Sein,  abfolute  CEtnfad^^eit  unb  Unoeränberli^Ieit.  fomit  au^  CEtoigleit  ju 
(tr.  4).  Seine  (Einfad^^eit  ^ebt  jeboc^  nic^t  feine  Dreifaltiglett  auf  (oon  ber  bie  natür« 
ik^n  Dinge  ^ar  ein  Silb  entpalten,  bte  aber  bur^  bas  bloge  £i^t  ber  Vernunft 
ebenfomenig  tote  bie  3nIamation  unb  bie  Sluferfte^ung  eriennbar  ift);  quin  potius 
quo  aliquid  simplicius  est,  eo  multiplicius  est  in  relationibus  (ib.  qu.  20,  m.l);  u 
feine  UnoerSnberlt^Ieit  ni^t  feine  toeltf^ö^yferif^e  unb  melter^altenbe  Xl^^^gleit,  toel^ 
kbigli^  eine  oon  (Etoigleit  ^r  oon  i^m  gemollte  Semegung  burc^  i^n,  aber  niift  tn 
t^  oorausfet|t  (qu.  21  m.  1).  9Is  ber  Unoerönberliqe  unb  CEtoige  (nihil  acdpiens, 
nihil  perdens,  tr.  6)  ift  C5ott  aber  3uglei(6  summum  bonum.  Son  ben  Attributen 
®oites,  ipeU^  ni^t  ausf^Iiegli^  bas  SBefen,   fonbem  juglei^  bie  9BeUbe}ie^ungen  «0 


294  Wbert  bcr  @ro#e  «ttcrt  Hon  «ftd^ett 

ausbrüden,  loirb  bie  Mgegemoart  bobin  befümmt,  ba|  (Sott  eesentialitery  praesen- 
tialiter  unb  potentialiter  in  ollen  !t)inaen  jei,  bie  mlma^  ni^t  (mit  SUIorb)  auf 
bos  bef^r&nft,  idos  Sott  miifli^  t^ut,  1009!  ober  ouf  bos,  ma  m\m\äf  SRoc^t  unb  ni^t, 
mie  bois  Söfe,  UnmoAt  jeiot  ober  ber  (Bflte  unb  SBeis^it  loiberftiriqi  %l3  Stfftt  oom 

^  äBunber  bietet  bem  Siugufttnus  gegenfiber  foAIi^  ni^ts  neues  (ogl.  gf.  9li^f4,  Suojs 
£e^re  0.  9Bunber,  Serl.  1865).  3^  ^^n  9Dlontenten  eines  ^unbm  im  flrenQ|ten 
Sinn  rennet  er  (S.  th.  p.  II,  tr.  8,  qu.  30,  m.  1,  art.  1,  p.  178)  1.  bie  t^oqad^« 
li^e  SnieimDirlfomleä  bes  gottli^en  9BuIen$  mit  Slusf^Iug  ber  SloturbSfie,  2.  bos 
^tnous^e^en  ouA  Aber  bos,  mos  bie  Statur  leiften  lonn  uiu>  foH,  3.  bos  Tlugenblitf« 

•0  n^e.  nt^t  Succefjioe,  4.  bos  ^eroorge^n  ous  ber  publica  justitia,  aus  ber  legitimen 
^ottlic^en  SBoItung.  ((Sefc^ie^t  bie  ^eroorbringung  im  Slnf^Iug  an  bie  bei  ber  ScQi^nfi 
tn  bie  9latur  gelegten,  bisher  eben  nur  unentn)id:elt  gebliebenen  jteime  unb  nur  mittel^ 
Sefc^Ieunigung  eines  Slotur^nrojeffes,  fo  liegt  lein  miraculum,  fonbem  nur  ein  mira- 
bile  oor,  ein  lubfeltioes  unb  reldioes  äBunber,  oie  im  gfoH  ber  ägpirtif^n  ßouberer.) 

1^  Die  äBelt  ift  oon  oom^erein  fo  eingerichtet,  bog  ]iSf  entn)eber  ber  noturgefe^i^  Ver- 
lauf in  i^ren  (Elementen  oenoirlli^en  lonn  (possibilitas  ad  consuetum  naturae), 
ober  bog  m  benfelben  unmittelbar  gottHAe  Sllte  $Io^  greifen  tonnen  o^ne  notflrli^ 
SRittelurfoi^en.  Die  äBo^I  bes  iebesmoligen  SRobus  90t  fi^  ober  (Sott  oorbdbalten, 
bem  legieren  (bem  nxd^r^  n)unl)erbaren  SBirlen  (Sottes)  enforic^t  3.  S.  bie  Geburt 

20  (£]^rifti  aus  ber  3ungfrau.  Die  jtroft  ju  biefer  muMe  ber  Warn  erft  bur^  einen 
neuen  göttli^n  Wt  befonbers  oerlie^n  sterben ;  nur  bte  habilitas  et  possibilitas  obe- 
dientialis  in  hanc  virtutem  (bie  oon  ber  pofitioen  $otentiaIitat  mo^I  ju  unterfi^eibenbe 
rein  poffioe  Sfo^igleä,  bie  Slbmefen^it  eines  pofitioen  ^inbemiffes)  materiae  mundi, 
ex  qua  corpus  beatae  virginis  factum  est,  in  principio  mundi  est  insita  (ib. 

25  p.  185).  t>k  (Erf^offung  ber  9BeIt  re^n^t  Vi.  ni^t  m  bem  äBunberbaren  (nee  mira- 
culum est,  nee  mirabile,  ib.  p.  192).  Ubrmens  benagtet  er  lektere  tro^  SIrifL  ni^t 
oIs  onfonqslos,  ebenfon)enig  bie  SDlaterie,  bie  ®ott  ni^t  dnxt  oorgefunben  unb  lebiglid^ 
oeformt,  otelme^r  ous  ni^ts  gef^offen  fyd  unb  jiDor  bur&  einen  SBt  feiner  ^uftxL 
!bo3u  pogt  benn  freili^  f^IedSt  oenug  bes  ällbert  neuplotomf^r  Smonotismus^  oermoge 

30  beffen  er  bie  SAöpfung  onbererfeits  als  Slusflug  aus  bem  notioenbigen  Sein  (Sottes 
oermittelft  ber  oberften  Sntelligen]  ^inftelU,  unb  oieberum  feine  SCbl^nung  bes  0|)ti* 
mismus  (benn  er  leugnet  S.  th.  p.  I,  tr.  13,  qu.  77,  m.  3,  art.  1,  bon  (Sott  leine 
beffere  Sßelt  ^e  fronen  lonnen,  oIs  bie  gegemoärtige^.  Den  UrEprung  oer  inbioib. 
Seele  foM  er  treotionti^,  bie  Unfterbli^Ieit  ber  3nbbibuen  oerteibtat  er  gegen  Sloer« 

85  roes  {wüi)ei  Unfterbliqieit  nur  bem  bem  aRenfc^ngef^Ie^t  gemeinjamen  unioerküen, 
niAt  bem  inbioibueUen  (Seift  pfpri^t),  unb  bos  bie  Sortbcmer  ber  Seele  in  i$tage 
fteuenbe  (Sebunbenfein  ber  nieoeren  Seelentrofte  (ber  oegetotioen,  Jenfitioen  u.  f.  m.) 
an  ben  leibli^n  Organismus  leugnet  er.  3n  oer  £e^re  oon  ber  Sunbe  f^Iiegt  er  [i^ 
befonbers  an  9ln[elm  an,  ni^t  fo  entf^i^n  in  b^  SBerfo^nungsIe^re.    itonftitutioe 

40  9Romente  bes  (ootroments  finb  i^m  (In  sentent.  1.  IV,  dist.  1,  art.  1)  1.  bie 
äBirlfomieit  ex  opere  operato,  2.  bie  göttli^e  Ginfe^ung,  3.  bie  (Snobenmitteilung 
ex  sanctificatione  verbi.  Der  $apft  ift  vice  dei  in  terris,  habet  potestatis  pleni- 
tudinem  unb  ift  bo^r  ber  Ordinarius  omnium  hominum  unb  cujuslibet  (S.  th. 
p.  II  sub  fin.).    3n  ber  et^if^en  $f9(^logie  foM  er  bie  Synderesis  (cwtngrjatg) 

4üOls  bos  angeborene,  felbft  in  ben  Serbommten  ni^t  f^Iei^^in  erIofd|;enbe ,  fittlidje,  bös 
iRoturgefe^  in  fi^  trogenbe  Urteilsoermögen,  als  bie  scintilla  conscientiae,  quae  in- 
dinat  ad  bonum  et  remurmurat  malo,  oIs  bie  an  unb  für  fi<^  unfe^&coe  9lorm 
ber  (ni^t  unfehlbaren)  consciential(ib.  p.  470).  9.  Ki4f4* 

SUbert  oon  SIoAen.  ^udgaben:  Ol^ne  ben  9^amen  bed  ^erfafferd  ald  chiODicon 
öo  Hleroeolymitanum  ü.  Sieinecciud,  ^Imftebt  1584;  baraud,  aber  mit  bem  S^amcn  bed  Ber^ 
fafferd  bei  Songarg,  Oesta  Dei  per  Francos,  1.  Sb,  Hanov.  1611  @.  184  ff.;  ber  lefttere 
^flbbrucf  mieber^olt  MSL  166.  ®b  @.  387  ff. ;  Becueil  des  Historiens  des  CroisadeB,  Hist 
ocdd.  4.  S3b,  ^rl8  1879  S.  265  ff.  —  ü.  @^bcl,  ®cfd|i(^te  be«  erften  Ärcujaua«,  2.  «ufl. 
ficipj.  1881  @.  62  ff.;  Äuglcr,  Gilbert  oon  «odjcn,  Stuttg.  1885;  ^attcnbac^,  ^cutfc^Ianbö 
66  ®ef(|lc^t«qucttcn,  2.  ©b,  6.  Äufl.  »erlln  1894  8.178;  ^ott^aft,  ©cgiocifcr  1.  »b,  2.  «ufl. 
»erliit  1896  @.";30f.  (biet  »eitere  ßittcraturangaben). 

Gilbert  mxth  ^nbf^riftli^  als  canonicus  Aquensis  beseic^net ;  man  betrautet  i^ 

bemgemoh  entneber  oIs  i)om^rm  in  Slix  in  ber  ^rooence  ober  als  Stifts^erm  bei 

6t  SRorto  in  Stocken.    Do  er  noc^  ben  ildnigs»  unb  Jtoiferio^en  ^einric^  lY.  bo< 

60  bierte  (I,  7),  fo  ift  es  nm^^einlic^er,  bog  er  ein  £ot^ringer  als  bog  er  ein  ^roDen« 


9ttert  Hon  Xtä^  Sttert  Hon  Wtfla  396 

CQle  iDor.  9li^  uitmögli^  ift  es,  bog  er  mit  bem  jule^t  1192  emSfyxUn  Slac^enei 
custos  Adalbertus  ibemiUMft  (Sod  in  b.  Stieberr^im  3$rb.  o.  £ecf$  1.  Sb  1843  6. 42  ff.); 
boc^  niügte  er  bomt  fein  SBeri  in  fe&r  fungen  ^täfttn  gef^rieben  ^oben.  Sns  bem 
SBoIe  felbft  erfo^n  mit  fiber  feine  ^erfon  nur,  bag  er  ben  lebhaften  SBunf^  ^egte, 
bos  betlige  £anb  ju  befu^,  baft  er  aber  bur^  man^Iei  Umftfinbe  ge^inbert  auf  bie  5 
Crf&ttung  besfelben  Derjic^en  mußte.  ®en)iffermagen  als  (Er|a^  fagte  er  ben  Cntfiqlug, 
ethi^  oon  Dem  nkbersuf^reiben,  umxs  er  auditu  et  relatione  oon  folgen,  bie  ben 
er^n  Areusjug  mitgemacht  ^en,  erfuhr.  Sein  Sßerl  bejubelt  in  jmötf  Sü^em  bie 
Sreigniffe  oon  1095—1121.  Sis  gegen  bie  aRitte  unferes  3a^^unberts  lourbe  bie 
(Slatmoiirbigleit  feiner  Sqo^Iungen  allgemein  angenommen,  dagegen  beftritt  $einriA  10 
0.  Sqbel  in  ber  erften  mflaae  feiner  (Sef^id^e  bes  erften  jtreujpugs  (1841),  bag 
i^nen  irgenbioel^  £!uieneniDerx  juiomme.  3n  htt  peiten  Sluflage  ^ieu  er  an  biefem  Ur« 
teil  fefi  3^m  gegenüber  1^  befonbers  S.  5tugler  ben  Sßert  ber  Histor.  Hierosol. 
ezpedit.  oertreien,  inbem  er  annabm,  bag  abgefeben  oon  mflnblid^n  CEnS^Iungen  unb 
Areujft^rerliebem  Gilbert  eine  ausffi^rMe  f^riftlic^e  Queue  benu^te ,  Sufjeiqnungen  15 
eines  lot^ngifil^en  C&eiftli^en,  ber  im  ^eere  (Sottmebs  oon  Soutllon  am  itret»3uge 
teflno^  unb  nac^  ber  (Eroberung  S^ntfolems  im  ^eiligen  £anbe  blieb.  Sing  Sipel 
in  feiner  Sble^nung  SQberts  uiwerlennbar  ju  loeit,  fo  mirb  man  bo^  au^  bie  leMere 
Slrnio^e  ni^t  fflr  beioiefen  ^Uen  I9nnen.  7>k  QimAifen  bes  C5ef<l^td^tsn)erks  ertioren 
fi^  am  lei^ften,  oenn  i^m  ^ufrtfa^Iül^  mflnbl^e  (Erjfi^Iungen  2u  ®runbe  lagen,  au 

Vütxi  D  0 n  91  i  ga,  geft.  1229.  ^auptquelle :  Heinrici  dinmicon  Uvoniae  MG  SS  XXDX 
231—332.  «eofbeitungen  ihtrb  ü.  S^Iö^er,  fiiolanb  unb  bie  9lnfänge  beutfc^n  ü^thtn^  im 
^rben  1850;  ^utoonn,  Xad  klingen  ber  S)eutf4en  unb  ^ftnen  um  ben  S3eft|  C^ftlanbd, 
1870;  ^audmann,  albert  oonSliaa  in  ber9(b8  I.  196  ff.;  ^elgio,  ^efcftt^te  beS  Ürjbidtumd  26 
^inburg«l9Teinen.  1877.  2.  8b  S.  160  ff.;  Sd^iemann,  dluglanb,  $oIen  unb  Siolanb,  1887, 
2.Sb  6.1  ff.  (inOncfend  aIIgem.(Skf4.  in  ^ituelbarfteHungen);  (S.  fBinfelmann .  ^Wip^  t)on 
®4toaben  unb  Otto  IV.  t)on  Sraunfc^todg,  »b  1  u.  2  unb  jhiifet  grtiebrid^  ü.  (Sa^rbüd^er 
ber  bcutf(^n  ®ef<fii(bte) ;  ©inter,  3)ie  ^tämonftratenfer  1865  @.  225  ff. ;  bcrfelbe,  S)le  ©iftcr* 
ctenfer  1868  1.  8b  <5.  218  ff.  so 

tObert  ift  ber  Segrfinber  bes  d^P^n  unb  beutfc^n  9Befens  im  fianbe  ber 
Sften  unb  Betten.  Vis  bie  Oftfeeorooivqen  ber  ^rrf^oft  ber  3)eutf^n  oerfielen  unb 
(^r^ttoiifiert  nniä)en,  mo^nten  im  vU>Atn  bie  eftnif^  Stfimme  fimtif^n  Urfprun^ 
unb  im  Sfiben  bie  ben  fiit^uem  unb  SCÜpreu^n  oenoanbten  SUütn,  Stmelne  fbnot« 
mmifil^  Slnfiebelungen  an  ben  Jtfiften  unb  auf  ben  3nfeln  beftonben  fqfon  bamals,85 
o^e  als  poIitffAe  aRaMaltoren  tn  ^ita%t  ju  lommen.  SBi^tiger  maren  bie  Jturen 
unb  Sioen.  Diefe,  loa^f^einli^  aus  ftaretten  gelommenen,  alfo  ben  Sflen  oenoanbten 
Siratenfttmme  oaren  bie  SBinbau,  Dfina  unb  liolönbifc^e  9a  aufioSris  ins  £anb  ber 
fietten  eingebrungen  unb  ^en  fi^  einen  XeQ  beriefen  unterjo&t.  Die  Heinen 
Scharen  ber  (Eroberer  ^aben  Ü^e  nationale  Eigenart  nii^t  behauptet  6ie  nehmen  fp&ter  40 
Me  lettif^  Sprach  an,  aber  in  Jturlanb  unb  fiiolanb  lebt  tbr  Slome  oeiter  fort  Sie 
baltif^  @tamme  lebten  allefamt  ein  barbarif^  unb  ftaotlofes  Dafein.  3^  ^eibentum 
Qwr  bur<^  bie  (E^ftianifierung  ber  Djtflaoen,  bie  unter  norm&nnifc^  $enMaft  jum 
SoDe  ber  Wuffen  ^fdmmenrnuAjen,  ni^t  erfAfittert  morben.  !^(a  ma^te  oer  (grog« 
ffirft  3<^flQ>>  I-  M  ^inen  Xetl  ber  (Eften  jmsbar  unb  eAaute  1030  am  CEmba^upn:  45 
bie  3®ingburg  Surfe»;  aber  fie  louri^e  fc^on  mä^  einem  ÜRenf^enalier  oon  ben  llr« 
etmoo^nem  goftört  3m  allgemeinen  ougten  bie  baltifc^n  Stamme  ffire  Hnabl^ngig* 
lett  gegen  oie  Wuffen  ju  behaupten  (ogl.  SAiemann).  (Eine  grilnbliqe  Untenoerfuna 
unb  Jtolonifierung  bes  fionbes  9at  Um  rup^er  Sfirit  geplant  ober  burAgefflbrt  Sluq 
bie  mffifc^  ftirc^e  Iflmmerte  fid^  ni^t  um  biefe  £änoer.  9}on  etioa^en  uRiffions»  50 
oerfttAen  an  ber  Sflna  unb  am  SmbaA  ift  ni^ts  ju  beri^n. 

Sinbers  bas  9[benblanb.  Srjbif^of  ^Ib«1  oon  Sremen  batte  bei  feinem  Se* 
ttreben,  bie  (Trensen  feines  SRad^tgebietes  ausjube^nen,  ben  Sntfqlug  9^<t&t,  ni^  nur 
bie  gfinnen,  fonba:n  au^  bie  Jtttren,  £ioen  unb  Sften  ju  betd^en.  (Sx  erfreute  ft^  bei 
biefem  Hnteme^en  ber  Hnterjtfi^ung  bes  DSnenlonios  6oen  SftritMon.  Sin  ber  Aflfte  66 
fturlonbs  touite  auf  bie  3nitiattoe  oes  $enf<^ers  ^in  bani  ben  Semfi^unaen  eines 
bfinifi^  itaufmannes  eine  JtirAe  erbaut  (Adam,  Gesta  lY,  16).  2)er  Sater  $iltin, 
9bt  bes  Alofters  (Sofedf,  als  aRifjionar  3o^nnes  genannt,  XDUä>e  oon  kalbert  »im 
Sif^  Qtwtüft  unb  t^m  bie  Srbett  an  ben  Auren,  fiioen  unb  (Eften  jugen)irien,  fein 
ooriSttfiger  6tt|  foUte  Siria  in  Sd^ben  fein.    Sieüei^t  ift  es  bas  Qeimge  Sorg^olm  ao 


296  tEftert  Hon  ttig« 

auf  £)Ianb  (ogl.  De^to  I  6.  198).    Son  ^iltins  9Birifainteit  tft  ni^  bebmni 
pot\\SfyA%tx  SimtsfQ^ng  (1062—1064)  oob  er  kinen  Stab  in  fOKiItotts  $inbe  -^ 
(Er  alaume  niAt  an  bie  Dur^ffi^rborlett  oer  SRinionspISne  bes  SrAifc^oh.  9bi^  {ene 
ftirqe  in  fturlanb  oirb  ni^t  lange  bejtonben  fyMxi.    Der  ^kn  eine  SRifHon  in  iSfl' 

5  lanb  in  Angriff  ju  ne^en,  lebte  fpftter  in  £unb  auf,  als  bie  b8ni|^  SRaffit  ful^  no^ 
Often  ausjttbeQnen  ftrebte.  Der  (^[jbif^of  Ssfill  Don  fiunb  n>eime  ben  jtaiaM^n 
WinA  ^Oo  aus  bent  Senebittinerliqfter  uRontier  be  la  Celle  bei  xronesjunt  Stfi^iofe 
ber  (Eften  (ido^I  in  fiunb  1169?).  Der  neue  SifAof  fuAte  bei  $q^  SOesanber  ni. 
9nle^nung,  ber  bie  SRinion  in  (Eftlanb  ju  einem  untemepmen  ber  jranjen  Jtaibinaoi* 

10  l^n  Jtir^e  ju  ma^n  fu^te.  Der  SRin^  9lSoIaus,  ein  gebomer  Qfte,  foute  gfuKos 
SBegleiter  »erben.  9ber  auA  feine  X^gleit  ift  refuMIos  geblieben.  SRan  wti^  tüäfi 
einmal,  ob  er  ben  Soben  Sftbmbs  betreten  1^  (ogL  9{euter,  (ßefc^i^te  Slesonbers  III. 
3.  «b  S.  615  ff.). 

9li$t  bie  Slanbinaoier.  fonbem  bie  Deutf^n  foIUen  bie  ^ripd^  ftir^  unb 

u  jtultur  an  ber  Dflna  begrfinben.  —  Deutfc^e  5l(nifleute  aus  fifibed  unb  9Bisb9  batten 
ben  9Beg  ju  ben  Dflna«fiioen  gefunben.  3n  bemühter  ftonlurretu  mit  ben  Snmbi« 
naoiem  entn)ttlelte  fi&  ber  beutfd^e  ^anbel.  3^m  folgte  bie  SRimon  auf  bem  ^%t. 
Der  SIugufttner'Oi^orQerr  oom  Segeberger  Stifte  SReit^arb,  ein  oeja^rter  SRann  oon 
betrS^tltd^m  Sermbgen,  ourbe  oom  Serlangen  ergriffen,  ben  fiioen  bas  9Bort  ffiottes 

10  m  orebigen.  (Sx  f^Iog  f iA  ben  fiiolanbfa^em  an  uno  fonb  freunbli^  SIufmAme.  Der 
nunenffirft  SBIabimir  oon  ^oloji,  ber  über  bie  Dflnagegenben  eine  9rt  Ober^Qeit  befag, 
oob  i^m  bie  (Erlaubnis  ju  bouembem  SBirlen.  9n  eine  ru|[ifAe  SRiffion  bat  biefer 
gffitft  ebenfomenig  gebaAt  mit  bie  ftleriler  feines  (Blaubens.  Seim  £ioenborfe  Uexl&n 
erbaute  Ji^  SReirworb  eine  ftir^  unb  lonnte  balb  bie  CMtlinge  3Io  unb  Siejo  Uxu^, 

»  Das  gefc^  im  3a^  1184.  3m  9Binter  mürbe  UnfM  oon  £etten  fiberfallen  unb 
bas  ganse  Dorf  eingeSj^ert  Da  f^Iog  SReii^b  mit  ben  Dbrflem  einen  Sertroa. 
Serftanben  fie  fi^  jur  Xaufe,  fo  oerpcaä  er  i^nen  be^fllfli^  ju  fein,  eine  Steinfe^ 
m  bauen.  Sie  gingen  barairf  ein  unb  beb^gten  i^  3wi^  ^tt  (Sben.  3m  mSi!^ 
Idfyc  1185   erf^ienen  aus  (potlanb  gerufene  ÜRaurer  unb  Steinme|en.    Die  Suq 

so  mürbe  auf  ilorten  ber  £ioen  gebaut  unb  SRein^b  mürbe  SRiteigentflmer,  ba  er  ein 
Mnftel  ber  Sauloften  aus  feinen  aRitteln  beitritt  (Ein  Xett  ber  Reiben  ^otte  fi^ 
fener  3ufaae  gemag  taufen  Men,  fiel  aber  mq  SoUenbung  bes  Saues  bis  $eibentum 
jurfid.  uReituarbs  e<^t  bit^Itf A-mittelalterlid^  SDliffionsoraatis  ^dte  einen  S^inerfok 
erjielt,  b»  Jiq  als  jiemli^  ni^tig  enoies.    3m  SRutterlanbe  mürbe  man  auf  i^n  am< 

SS  merifam.  (Erjbif^of  gartmi^  II.  oon  Sremen  mei^  i^n  jum  Sif^ofe  oon  3fes(ola 
(Hesian)  1186.  Die  £ioen  auf  $oIm  oerf^afften  fi<^  burq  einen  S^nlid^n  Sertmg 
mie  bie  oon  Uexffill  eine  Surg,  um  na^  entgangener  Xaufe  glei^aüs  ins  ^ibentum 
mücbufaUen.  3l\ätt  beffer  erging  es  bem  (Eittercienfer  Dietri^.  (Er  miffionierte  unter 
ben  £ioen  oon  X^reiba.    3mmer  ftSrrif^  unb  fetnblic^er  mürben  bie  (Eingeborenen, 

40  meli^e  bie  Xaufe  in  ber  Dflna  abmufAen,  um  ben  C^ftenglauben  na^  Deutf^lcmb  jurfid« 
gufAiden.  Durd^  £e^re  unb  materteHe  Sorteile  fqienen  biefe  Reiben  ni^  m  geminnen 
ju  fein.  (£s  blieb  ber  3ii>^9*  SReinbarb  mar  Aat^olS  aenua  um  i^n  oereqtigt  ju 
finoen.    Ss  lann  feinem  3vetfel  unterltegen,  bag  ber  greife  Sif^  fi^  utit  Aret^ugs« 

f^ISnen  trug,  bei  ben  beutfd^n  itaufleuten,  bie  an  ber  Duna  ju  flbermintem  begannen, 
anb  er  aber  leine  Hnterftfi^ng.  So  rief  er  [eine  C5eno{fen  jufammen,  um  na^  Deimd^Ianb 
auhubre^en.  Die  £ioen  für^eien  mit  9{e^t,  er  merbe  mit  ^eeresmaAt  jurfidfe^ren 
uno  bef^oren  i^n  ju  bleiben,  inbem  [ie  bie  llaufe  oerffnra^en.  Der  StfAof  mar  out* 
mutig  uitb  unpolmfc^  genug  i^nen  ju  glauben  unb  blieb,  iraum  mar  ber  (potlaubfa^rer 
fort,  Jo  fa^  ft^  SReit^arb  betrogen.    (Ein  gflui^toerfu^  bes  Sifd^ofs  mitelfldte,  aber 

80  Dietrich  mugte  bie  Reiben  ju  tfiufd^n  unb  ju  entmeid^en.  (Er  lom  na$  9lom  unb 
ftattete  ^apft  (ESIejtin  III.  Seri^i  ab.  ^eboA  oer  oon  ibm  geplante  Jtreujsug^  miftgifidie 
infolge  miorigen  äBetters.  SRein^b  biteb  oQne  $ilfe  uno  mu^te  mit  feinen  ytteriiem  in 
ber  (pebulbaweit  oer^arren.  SHs  er  fein  (Enbe  lommen  fol^,  rief  er  bie  äUeften  ber 
Düna'£ioen  unb  berer  oon  Z^oreiba  3U  fi^  unb  nabm  i^nen  bas  Serfpreqen  ab, 

s6  feinen  Sta^Iaer  anjunebmen.  31m  14.  Sluguft  1196  in  er  3U  UesfuII  gefunden.  (Er« 
folglos  mar  fein  SBinen  oo^  ni^  gemefen.  Sei  UesfuH  uno  $oIm  mimie  ber  fUtu* 
bau  oon  ben  £ioen  na^  beutfc^er  SBeife  betrieben  unb  einige  maren  ffir  ben  Soften« 
glauben  bauemb  aemonnen  morben. 

Sein  9latf olger  Sif<^of  SertboQ),  frfi^  (Eifterrienferabt  in  £o(cum.  tan  i^  nid^ 

eoglei^.    C^ne  ^eer  erfc^ien  er  in  feiner  Dtbcefe  unb  geba^  burd^  8^ff^n  ^i^  ®^ 


«ttert  »Ott  Wiga  297 

feinte  bie  fiioen  M  unb  bem  C^riftenglauben  ju  geminnen.  X)q$  Vertrauen,  bas 
SReht^b  befdfen  Qotte,  imn^  i^m  ni^  ju  teil.  Die  fiioen  oecfammetten  fic^  unb 
maren  balb  mit  bem  (Entf^Iuffe  fertig,  i^n  3U  tBten.  Sert^olb  tourbe  getDomt  unb  flo^. 
3m  Stfi^iabr  1198  ie^e  er  an  ber  Spi^e  eines  Keinen  ^eeres  jurud.  9In  ber  Dfina, 
00  Ijeute  9(iga  Fte^ ,  lam  es  jum  ftampfe.  Der  Snfturm  ber  beutf Aen  JBanjeneäer  5 
oarf  bie  fiioen  in  milbe  gflu^.  SHs  erfter  ber  Verfolger  feMe  i^nen  ber  Sif<^of  noA. 
CEr  oemuNAte  fein  9{og  ni^  ju  ^Iten.  SRitten  in  bie  gfeinbe  trug  es  i^n.  Dort  ift 
er  unter  ioren  fionsen  gefaUen.  Sein  fieid^nam  mürbe  in  Stfide  geriffen.  60  ftorb 
ber  Sff^of  Ser^Ib.  Der  24.  3uli  1198  mirb  als  fein  Xobestag  angefe^n.  Die 
fieareiqen  jlreuj^i^r  jmangen  burA  Senofiftung  bes  £anbes  bie  fiioen  ba^u,  ben  10 
gfneben  ju  erbitten.  3n  $oIm  unb  Uesifln  fanben  2:aufen  ftott.  Die  fiioen  oeriprac^^n 
iebem  ^eKer  eine  iloma^abe  p  feinem  Unter^  ju  gemä^ren  unb  boten  um  einen 
Stf&of.  SRe^  oerlangten  Die  jtreujfa^rer  ni(&t  (£s  aetüftete  fie  nic^t  im  umoirtli^en 
Sonoe  m  blieben  unb  fie  bra^n  na^  Deutfqlanb  auf.  Ss  blieb  ein  Jkuffabrer,  es 
Hieben  oie  Sriefter  o^ne  {eben  Sc^uk  Die  fiioen  muffen  fi^  fof ort  naA^ Slufbru^  is 
ber  gflotte  bie  Xaufe  in  ben  ^uten  oer  Dfina  ab.  SHsboIb  begannen  bie  gfeinbfelia« 
leiten :  mt  jjfaftenjeit  fagten  bie  fiioen  in  einer  großen  SoIIsoerfammlung  ben  (Entfd^IuB, 
alle  Ceiftli^f  bie  na^  Oftem  nod^  im  fianbe  fi^  befänben,  ben  C5dÖem  ju  opfern. 
Die  Steiften  loagten  biefer  Drobuna  niAt  ju  trogen.  SIm  18.  Slpril  1199  ^en  faft 
aOe  bas  fianb  oerlaffen.  Die  SRiffion  fd^ien  aufgegeben  ju  fein.  Dag  SRanner  bie  ao 
SeMiMe  ma^n,  foQte  fi^  auA  fe^t  jeigen.  fyabDläi  oon  Sremen  loei^te  feinen 
eqpHWo^n  ällbert  jum  Sif^of  oon  ueamül  unb  ftelUe  bamit  ben  SRann,  loel^ 
ber  Aufgabe,  ein  beutfi^  geipAes  JJrüiftentum  an  ber  Düna  su  grfinben  oolßommen 
geoKiAfen  loar,  an  bie  rechte  öteue. 

Suberts  SRuiter,  bie  Sc^efter  bes  (Erjbif^ofs  ^artioi^ ,  ge^rte  bem  bremijd^n  25 
9belsge[(^le^  ber  Htlebe  an.  Sie  ift  3a)eimal  oermap  geroefen.  Der  9lame  i^res 
often  Satten  ift  unbelannt.  Die  5linber  biefer  (Sfft  untren  Sllbert,  fRotmar,  $ermann. 
Scan  fennt  alfo  Xlberts  Familiennamen  ni^t.  Slu^  fein  (ßeburtsial^  unb  feine  Sor* 
MOmng  ift  unbdannt  (Er  eid^int  juerft  als  Sremer  Domren  in  ber  Umgebung  feines 
Oheims;  etioa  ju  Slnfaim  Vcarj  1199  mürbe  er  jum  Sifqof  geniei^    uRä  ber  Hm*  ao 

eines  geborenen  ftir^enffirften  ging  er  an  fein  SBerL  (Er  fu^r  nac^  (Sotlanb  unb 
.  ,  :te  fi^  bort  etOKi  50  itreujfafoer  fOr  fiblanb.  Dann  \uäfit  er  ftdnig  ftanut  oon 
Dftnemarl,  $er}og  SBalbemar  0.  S^Iesmia  unb  (fojbijc^of  Slbfalon  oon  fiunb  auf.  Ss 
lam  t^  ftm  auf  gute  Sejie^ungen  ju  biefen  SRa^t^cübem  an,  ba  bie  D&nen  bteCft« 
fee  belerrf^ten.  Son  Snnocenj  III.  enoirlte  er  eine  SuIIe,  in  ber  bie  (gläubigen  in  35 
Saufen  unb  SBeftfalen  aufgeforbert  tourben,  bie  ilir^e  fiiolanbs  gegen  bie  Reiben  ju 
bejptien.  3u  SRoabeburg  feierte  er  bos  9Bei^na(^tsfeft  mit  >tonig  $pipp  unb 
fi^ote  fi^  \Sx  bie  3ulunft  ferne  (Sunft  unb  ffir  ben  Slugenblid  ben  S^vk  ber  (gfiter 
ber  ^ilger.  SRit  23  S(^iffen  fu^  ber  SifA(rf  etOKi  im  §(pril  1200  bie  Düna  binauf, 
befreite  einioe  Vanä^,  bie  fiA  noA  in  Uemü  ge^tten  ^en,  fettte  p^  in  $oIm  feft  40 
unb  joang  oie  SIteften  ber  Dfinauoen  unb  ber  2£oreibaer  30  >tnaben  als  ®eifeln  311 
pellen,  oel^  er  im  ^erbft  na^  Detüfd^Ianb  braqte.  Dietrid^  oon  Z^oreiba  enoirne 
m  Vlberts  auftrage  eine  erneute  Areu^ugsbulle.  9Rit  einem  ftattlid^n  $eere  lonnte 
Snbert  1201  naA  fiiolanb  aufbre^en.  (Er  orfinbete  am  9{igabaAe  fi^  bie  SifAofsftabt, 
wüäft  oom  Sa(9e  ben  Flamen  erhielt  unb  burdb  päpftlid^e  SuUen  in  i^ren  $anoeIs«  45 
intereffen  gefi^fi^t  ourbe.  Dann  belehnte  er  beutfd^e  (Ebeüeute  mit  fiönbereien  unb 
fd^  oaburo  ben  rigif^n  Stiftsabel.  Um  fi^  ein  fte^enbes  9{itter^eer  3U  bilben, 
granbete  er  oen  Orben  ber  S^ertbrfiber  (f.  b.  Sl.).  Der  SReifter  gelobte  bem  Sif^ofe 
6^iNrfam  unb  Xreue  als  feinem  Cber^erm.  Der  geiftlic^en  unb  meltli^en  (gen^ts* 
barfeit  bes  Sif^ofs  mac  jeber  Drbensbruber  untenoorfen.  SRit  ben  Untertanen  bes  60 
Orbens  ftanb  es  ni^t  anoers.  Som  (geriete  bes  Drbens  lonnten  fie  an  ben  Sif^of 
opfpellieren. 

Die  Orben  ber  Sifterrienfer  unb  ^ramonftratenfer  oei^anjte  Sllbert  gleit^alls  nac^ 
fiiolanb,  um  i^e  Dienfte  ffir  bie  3Rtffion  unb  für  bie  >tuItioierung  unb  mmfc^Ii^ 
Hebung  bes  fianbes  ju  gewinnen.    1205  mürbe  bas  erfte  liol&nbifd^e  ftbfter  3U  Düna«  55 
mfinbe  gegrünbet  unb  ben  Siftercienfem  übergeben.    Dietri(^.  na^  bem  Orte  feiner 
erften  aSimomleit  Dietrich  0.  X^oreiba  genannt,  lourbe  Hbt  btefes  ftlofters. 

Die  fiben  gemo^nten  fiA  an  bie  $enfd^  bes  beutfc^n  Sif^ofs.  S^on  ju  (Enbe 
bes  3#^  1206  nmren  fie  aUe  getauft  unb  untenoorfen.  3^r  angefel^nfter  ^äuptlina 
SUavfo  ^  fif^  feft  an  Gilbert  angefc^Ioffen.    (Eine  9letfe  an  ben  $of  bes  ^apfte»  na^  eo 


298  attcrt  tioit  SRigt 

9lom  geomnn  biefen  fitoen  oölltg  für  bie  JtirAe  unb  Jlultur  bes  Slbenblanbes.  60  loar 
es  nur  bie  re^tlime  Slnerfennuno  einet  oollenoeten  3:^atfad^,  bag  ilönis  $6Ui|ip  auf 
bem  $oftage  ju  Sinjig  ben  Sif^of  SObeit,  1.  Slpril  1207,  mit  £ioIanb  belehnte  unb 
i^n  3um  grütften  bes  ^ei^es  ma^ie.    3)em  Dtben  gob  ber  Sifd^of  ein  Srtttel  bes 

0  eroberten  fianbes  ju  £e^n,  ber  bamit  SlfterDafoK  bes  9{ei(^e$  ourbe.  !Das  einträchtige 
^ufarnntemoirfen  beiber  iom  ber  beutf^en  äRodbt  ju  oute.  3)ie  9{tt|fen  iDurben  aus 
Jtulenois  (ilolen^ufen)  oertrieben  uno  Sffirft  SBfetDoIob  oon  (&er|ile 'gesoungenp  bes 
Sifc^ofs  SafaH  ju  toerben.  3)antit  mcac  ber  fibenoiegenbe  (Einfluh  ber  Wujien  im  fianbe 
ber  fiioen  unb  fietten  oemi^tei  (1208).    9In  i^re  Stelle  trat  bie  ^errf^oft  bes  Si« 

10  Mofs.  2)er  Xob  bes  Orbensmeifters  93inno,  ben  einer  [einer  Orbensbrflber  eriAIugp 
ftBrte  ben  gfrieben  pi[^en  bem  Si|(^of  unb  ben  6<^Q>er&rflbem.  2)er  neue  SReffter 
SoOrnin  mo^e  niqt  tm  Sif^ofe  feinen  $erm  fe^en  unb  trachtete  noA  einer  felbft« 
ftfinbigen  Stellung.  Die  Ser^ltnifFe  ourben  \o  unleibli^,  bag  beibe  aRänner,  SObert 
unb  Soltoin,  M  1210  nac^  9lom  begaben,  um  bes  $(q)ftes  (Entt^eibuna  ansurufen. 

li  3nno€en3  befc^to^  bie  Ser^Itniffe  in  feinem  Sinne  ju  orbnen.  Snbert  erhielt  nic^t  bie 
9Bflrbe  eines  (Er^f^ofs,  aber  er  beiom  bas  9{ed^,  )Btf^9fe  p  mSSfitn  unb  ju  loei^n. 
!Damit  uxtr  9{ma  t^ftAIi^  aus  bem  SeAanbe  mit  Sremen  ausgetrieben  unb  {lonb 
unabl^ngig  neben  ber  SRutterlirAe  ba.  Sber  9{iga  follte  anif  niqt  ia  mäc^  oierben. 
Slbert  burfte  fein  geifilic^es  S&rftentum  nur  Aber  bos  (Sebiet  ber  £ioen  unb  £etten 

^  ausbe^en.  (gelang  es  bem  Orbien  augei^alb  bes  bem  Sif(^f  referoierten  Territoriums 
(Eroberunaen  ju  ma^en.  fo  foIIte  er  fie  uncA^ngig  00m  rigi(^n  Stuhle  befielen»  biefe 
(gebiete  j^Ibft  aber  anberen  Sif^dfen  jugeteilt  sterben.  (Eine  oer^gnisooUe  Snt« 
fd^bung.  X)er  Orben  tourbe  aus  emem  werheug  ju  einem  9{ii>akn  its  Sif^fs  ge* 
ma^t  unb  neben  9{iga  follten  fi$  anbere  geiftliAe  gfürftentümer  bilben.    Die  (Etttfieä* 

^  li^eit  ber  ftaatli^en  (EntDidtfung  nnurbe  för  £ioIanb  Demi^teL  Der  Orben  9atte 
(großes  eneid^t  unb  enqrfing  am  20.  Z^nuox  1211  eine  Seftatigung  feiner  Sef^unmi 
burq  5laifer  Otto  lY.  SDoerts  (Entt&uf(^ungen  uxtren  noäf  niqt  ju  (Enbe.  xus  oer 
Orben  fflr  bie  neueroberten  ffib « eftnif^en  £anbf<l^aften  Salfala  unb  Ugaunien  einen 
Sif^of  oerlangte,  fibertrug  ber  Stapft  bie  (Einfe^una  biefes  neuen  ^rSIoten  nic^t  WbnL 

so  fonoem  bem  erjbifd^f  oon  £unb.  S(^on  1210  qatte  Slbert  feinen  (genoffen  Dietri^ 
Don  Xboreiba,  nunmehr  9Ibt  itu  Dfinamflnbe,  jum  (Eftenbif^  auserfe^.  mitt  SQfifteiq 
ber  Sifc^Sfe  oon  Serben,  ^aba:bom  unb  9ta^urg  ^otte  er  i^n  ^m  Sif^of  ffixs 
Sftenlanb  geroei^t  unb  i^m  fieal  als  Sife  beftimmt.  Slu^  bier  grtff  Snnocen]  gum 
Sla^teil  Vfoerts  ein.    (Er  ftellte  ben  Sifd^of  oon  fieal  bem  Sifd^  »on  9liga  oöllig 

36  gleiA  unb  ISfte  fein  Sistum  aus  jeglid^em  aRetropoIitanoerbanbe.  SIbert  fowe  loeber 
baltil^er  C5efamtbif(^of  mäf  rigif(^  (Ei^bif<^of  n)erben.  Damit  tooren  unerträgli^  3^' 
ftfinbe  gef^affen  morben,  namentli^  ba  Sc^ala  u.  Hgaunien,  bie  fflbli^ften  (Eftengaue, 
fotoo^I  Dietn^  als  aud^  bem  oon  fiunb  einjufet^enoen  SMof  3ugef)nro4en  oorben 
nmren.    Gilbert   unb  Dtetri^  jogen  1215  3um  fiateranlonjtl,  oQtie  00m  Sapft  eine 

40  mebr  als  notbflrftige  Orbnung  ^u  erlangen.  SBo^renb  fo  bie  Deidf^  in  fiiolanb  in 
unfru^tbarem  $aber  fi^  geoenfeitig  I&^mten,  no^m  bie  bönif^e  SRat^t  einen  Suffd^ioung, 
feit  Sriebric^  II.  auf  bem  ^oftage  ju  3Re^  1215  bas  fianb  {enfeits  ber  (Elbe  unb  (Sbe 
oem  ftönige  SBalbemar  II.  abgetreten  ^tte.  fifibed,  ber  Slusgangsminit  ber  liollnbi« 
f(^en  ftreujfobrer,  lam  baburc^  in  bie  $anbe  ber  D&nen.  SBo^enb  bte{e  SerMiebungen 

45  auf  bem  (gebtete  ber  großen  ^olitS  ftattfanben,  ^tten  bie  liolänbif^n  SRa^^tQober,  ju* 
lekt  au<^  SUbert,  einaefeben,  bag  bie  Untenoerfung  ber  iriegstfi^tigen  unb  raubluftigen 
(Eßen  bas  einjige  ÜRtttel  wca.  um  georbnete  3uftönbe  im  fianbe  ^erjufteUen  unb  bie 
fiben  unb  fietten  oor  fibren  mgri^en  3U  Wü^en.  Gin  grriebens«  unb  ^nbelsoeriiog 
mit  bem  <Jrfirften  oon  S0I03I,  n)orin  aKeroings  bie  Xributpfli<^tigleit  bn  fiioen  bem 

oo  gffirften  gegenfiber  anermnnt  tourbe,  gab  bem  Sif(^of  Gilbert  unb  bem  Oiten  freie  ^onb. 
1211  n)urbe  gfeUin,  bie  gf^fte  ber  Sd!alaner,  eingenommen,  Ugaunien  unb  Socoen 
oer^eert,  unb  bie  (Eften  1212  3U  einem  3  jährigen  SBoffenftillftanb  gepungen.  Untu^n 
unter  ben  fietten  unb  fiioen  n)urben  o^ne  befonbere  mHÜf^  unterbruot.  1215  begannen 
bie  ftämpfe  n>ieber  unb  mit  foli^m  (Erfolpe,  bag  bie  Ugaunier  fi^  3ur  Xaufe  «boten. 

55  Saflala,  9lotaIa  unb  bie  SBiel  mußten  ftc^  b(»u  gleichfalls  oerfte^n.  Da  SRtifion 
war  bamit  ein  neues  (Sdiet  erfc^Ioffen.  Da  mif($ten  fi^  bie  9{uffen  ein.  gurft  WUbu 
mir  oon  ^fbu)  fiel  in  Ugaunien  ein,  Obenpab  mu^te  lapitulieren  unb  bie  oufftSnMfc^n 
(Eften  warfen  bte  laj^oltf^e  $enfd^  ab.  6m  Sunbe  mit  ^ftoto  unb  Koiogorob  ge« 
backten  fie  fic^  ber  9lbenblänber  3U  enoe^ren.    SIber  beoor  bie  9Raät  Slomgorobs  jui 

60  (Seltung  iommen  lonnte,  Ratten  Gilbert  unb  äJoIboin  ge^anbelt.  Der  ^if^i'f  ^otte  teqt< 


aUert  noit  Kiga  299 

jeittg  jtreujfa^tet  aus  !Deutf(^Ianb  ge^It,  letti[^  unb  lioif^e  <Sä)Qxtn  oerftärlten  bos 
$€cc  ouf  3000  SRonn.  Unge^tnbert  jogen  fie  in  SeHin,  oo  ftc^  bte  beuif^e  Sefa^ng 
behauptet  ^e.  ein  unb  in  oer  S^mft  am  3Raif^ustQge  (21.6qit.l217)  erlitten  bie 
(Eften  eine  o9IIige  Stieberlage,  moburc^  Saffala  jur  Untenoetfung  gebraut  iDurbe.  ebenfo 
3enDen  unb  bie  Sßeftifilte.  Ikaunien  unb  bet  eftnifd^e  9lorben  unb.  Often  blieben  noc^  6 
unab^ngig.  Soju  ftano  ber  SinfoH  ber  9{u{{en  beoor.  Sllbeits  £age  iDurbe  eine  oer« 
^ifelte,  als  ber  Srjbifc^of  C5er^b  o.Sremen  bie  Untetorbnurm  fiiolonbs  unter  [eine 
aRetropoIe  forberte  unb  £ilbed  ben  ftreujfo^rem  fperrte,  um  Snbert  jum  9{a%eben  ju 
jiDingen.  I)ie[er  mu|}te  fi^  an  SBalbemor  II.  um  Säfuij  n)enben.  (Er  eroien  am 
24. 3uni  1218  auf  bem  ^oftage  ju  6(^Iesn)ig  unb  oenid^teie  im  9tamen  ber  x)eutf(^en  lo 
auf  aUe  eftnifd^n  Xerritonen,  rnüäft  bie  Dänen  in  3ufunft  erobern  foKien.  Dafür 
oeöflic^ete  fi(|  SBalbemor  mit  ^eeresma^  na^  (Eftfanb  3U  jie^en.  SUbert  lonnte 
toffen,  mit  banif^er  $ilfe  bie  (Eften  in  Sifyaif  ju  ^en  unb  es  fo  beffer  mit  ben 
Kttffen  aufne^en  }u  I5nnen.  Sber  ber  (Einfall  ber  9lu|fen  f^eiterte  an  ben  SRauem 
oon  SBenben  unb  bie  Deutf^en  unb  Danen  lonnten  fi<^  um  bie  SBette  an  bie  (Erobe«  i5 
rung  ber  eftnif<^en  Territorien  ma^n.  SBalbemor  ^atte  fi^  in  bem  ^exna^  9ltJDal  ge« 
nannten  Crt  einen  Stutounft  gef^offen  unb  bie  Hmgegenb  untenoorfen.  Sifqof 
Dietrid^  roor  in  feinem  (Defolge  gelanbet,  aber  balb  oon  ben  Sften  erfAIagen  moroen. 
3tt  feinem  SlaAfober  als  Sif^of  oon  (Eftlanb  ^e  9BaQ)emar  SBescelin  erfe^en.  oä^enb 
Subert  feinem  Keqte  gemSg  feinen  Sruber  ^ermann  jum  93if Aof  beftimmt  ^otte.  Der  ao 
JUmHfft  UHtr  ni^t  me$r  }u  oermetben,  sumal  ba  9BaIbemar  aucQ  SaBala  unb  Ibaunien 
fSr  fi^  beanfpruqte.  Der  ftSnig  fperrte  barouf  bie  Dftfee^n,  lieft  jn)ei  Suiten  bes 
^ßopftes  ^onorius,  oeld^e  Subert  ermtrit  ^atte,  unberfidfi^gt  unb  fe^te  es  burd^,  bag 
bfe  Jhtrie  feinen  jlanbibaten  als  Sif^of  oon  (Eftlanb  anerlannte.  1220  erfd^ien  ber 
jtBnig  jum  jmeitenmal  in  (Eftlanb,  feft  entf^bffen,  in  feinem  6inne  in  OEfflano  bie  Ser*  25 
(&ttnSfe  3»  orbnen. 

mbid  unb  SoBmin  mürben  oor  i^n  geloben.  Der  erftere  mar  fc^on  mi)  Deutft^« 
lanb  abgereift,  um  $ilfe  ju  fuAen.  Der  Orbensmeifter  aber  oerriet  ben  SiMof,  inbem 
er-geoen  Abtretung  oon  6anala  unb  Hgaunien  ben  ildnig  als  Cberberm  bes  fibrigen 
Sftenumbes  anerlormte.  9uf  e|tnif^em  Soben  follte  fi^  tein  bifc^i^s  grürftentum  so 
bilben.  9BaIbemar  unb  ber  Drben  foll^  bort  bie  einjigen  fianb^s^rren ,  Wbert  unb 
^errmonn  aber  ausgefAIojfen  fein.  Der  Sif^of  oon  9ltga  fanb  bagegen  leinen  6^u^ 
beim  ^apfte  ober  bei  Aatfer  (Jrriebri^.  Die  9lfi(9e^r  natq  fiwianb  mar  i^m  unb  feinem 
Smber  unb  ben  beutfc^en  jtreujfofoem  oenoe^rt,  fo  ent[d9log  er  fiA,  um  nur  ben  SBeg 
noA  9{iga  j^i  ju  belommen,  9BaU)emars  Ober^^eit  ntd^t  nur  über  Sftlanb,  fonbem  30 
ouq  über  fiiolanb  ansuerlennen.  Seine  Hntermerfung  mar  ni^t  eine  unbebingte,  fon« 
bem  ousbrfldli^  an  bie  3uftimmung  feiner  JUerifer,  SafaUen,  ber  rigif^en  Sflrger, 
Sioen  unb  Setten  oelnüpft.  SIIs  er  in  9{iga  eintraf,  moIUen  bie  6einen  ni^ts  00m 
Sertrage  miffen.  Den  Deutfi^n  mar  ber  (gebanle,  ber  bSnif^n  ^errMaft  oerfallen  3U 
ntfiffen,  unerträgli^.  (Ebenfo  ben  £ioen  unb  Seiten.  Die  Sffentli^e  uueinung  manbte  40 
li^  g^en  ben  iDri)en  unb  oerurteilte  bie  SRad^enf^aften  Solboins.  D(qu  lam  bie 
S^^mfime  ber  bänifc^en  SteHung  in  9{eoaI ;  Srsbif^of  mbreas  oon  £unb,  ber  bort  an 
Stelle  bes  Aönias  gebot,  mar  auger  fianbe  bie  eftnif^en  Slorbftömme  ju  bänbigen  unb 
nmri)e  oon  ben  feetud^tigen  £)felem  ^eftig  bebröngt.  (Er  beburfte  ber  $ilfe  ber  Deut« 
f^  unb  gemann  fie  gegen  bas  Serfpre^en,  fimlanb  mx  alten  grrei^eit  jurüdfü^enia 
}u  be^en.  (Es  lam  311  einem  Sertrage  auf  biefer  Srunolage  unb  im  Sommer  1222 
lotifijierte  ibn  ber  Itbnig  in  £)fcl,  bas  er  eben  fid^  untenoorfen  ^tte  unb  mo^in 
SIbert  unb  SoDmin  gelommen  maren,  um  mit  i^m  ju  oer^nbeln.    fiwianb  mürbe  frei 

Sieben.  Xlberts  Sruber  mürbe  als  Sif^of  anerfannt,  aber  SaSala  unb  Ugaunien 
teben  in  ber  ®en>alt  bes  Crbens.  Do^  nid^t  lanae.  1523  empdrte  M  £)fel  unb  so 
Me  fibrigen  eftnifd^n  C5aue  folgten  bem  Setfpiel  biefer  3nfel.  Die  x)rbensburgen 
gdlin,  Dorpat  unb  Obenpa^  fielen  in  i^e  $önbe.  3uglei^  fiel  SBalbemar  in  oie 
®efangeiiMaft  b^s  C5rafen  ^etnric^  oon  Sterin,  mobur^  bte  bänifc^  9[Ra<^t  gelahmt 
nmoe.  aRit  9Rü^  ^ielt  fi^  bie  Surg  9{eoaI  ^egen  ben  SInfturm  ber  Reiben.  (Es 
mar  eine  ma^tige  9{eaItion  gegen  bie  burc^  bte  3u<^t  ber  Jtird^e  neu  eingeführten  66 
Sitten.  Die  SRonogamie  mürbe  mieber  oon  ben  (Eften  befeitigt:  fie  na^en  bie 
SBeiber  mieber  3U  fid^,  oon  benen  fie  fic^  Ratten  [(Reiben  muffen.  Die  £ei(^en  lourben 
(XU»  ben  Srieb^fen  gefc^arrt  unb  nac^  ^eibnif(|[em  Srau^e  oerbrannt.  Sllles  (E^riftli^e 
mwrbe  abgenmfd^n,  ber  ^eibnif^e  Jtult  unb  bie  ^ibnifd^e  Sitte  reftituiert.  Die  (J5e* 
fanbten  ber  SaRalaner  erflörten  fic^  in  9iiga  3um  ^rieben  bereit,  mollten  aber  bas  w 


300  9ttert  Halt  Miga 

C^riftentum  niemals  annehmen,  |o  lange  no(^  ein  ftnabe  ein  3^  ^^  ^^  ^^^  ^I^ 
1^  im  fianbe  |ei.  3)as  eftnif^e  ^eibentum  hoffte  fi^  mit  ruffifi^er  $iffe  ju  behaupten. 
^fbiD  unb  9lon>gorob  mürben  um  $ilfe  angegangen  unb  rufftfAe  Seta^ungen  3ogen 
in  bie  Orbensburgen.  beten  M  bie  (£ften  bem&^ftigt  batten.    X)er  Orben  iDor  na^ 

5  biefen  h^meren  Serluften  entf^Ioffen,  einjulenlen.  SoDmin  gab  feine  feinbli^  Gattung 
auf  uno  voax  Gilbert  gegenfiber  3u  otogen  3ugeftanbniffen  beteit  (Et  geftonb  ben  Si* 
f(^9fen  Hubert  unb  $etmann  Slnteil  an  ben  miebet  ju  etobemben  Xetraotien  ju  unb 
fid^ette  fi^  bamit  i^e  $ilfe.  3)a0  liolönbifd^e  $eet,  au$  Ateu3f(^|tetn,  ben  6tteit« 
froften  bes  Cxhtns  unb  fiioen  unb  fietten  befte^enb,  fiegte  an  bet  $met  unb  etobette 

10  gfeuin,  beoot  bet  tupfte  ^tinj  3<u^ofIam,  Stubet  bes  ®to|sffltften  oon  Susbal,  betan» 
lam.  2)ie  9{uffen,  20000  SRann  ftati,  ^eetten  im  £anbe,  oetmo^ten  aber  9{eiKtl  unb 
bie  anbeten  Sutgen  ni^t  3U  ne^en.  3n  Ugaunien  g^brten  ^orpat  unb  Obetmj^ 
no^  ben  Sften.  $ier  mürben  ftarle  tuffif^e  Sefa^ungen  untetgebtac^  (Es  galt  bos 
£anb  bauetnb  bem  (Einfluß  bet  tigijc^en  ftit^e  ju  erajie^n.    T>ann  l^fyAt  oos  ^eet 

15  bet  9{u[fen  ^eim,  obne  bie  aRac^ilung  bet  Det^dben  emftlfa^  erfAfittert  ju  häeiL 
Det  gefanaene  SBa&emat  etlannte  ^ttmann  als  SiM^of  uon  Sübeftmnb  an  unb  bet 
Otben  etflotte  fi^  beteit.  ju  i^m  in  ein  Safalleno^altnis  ju  tteten.  3m  Septembet 
1224  mürbe  Dorpat  erobert  unb  bamit  ber  groge  C^enaufftanb  beenbigt  t>a  glei^« 
gitig  bie  mongohf^e  3noafion  Aber  9luglanb  beteinbtad^,  mutbe  bie  3Raifl  bet  rup^n 

20  Xeilffirftentümer  fo  meit  gef(^^t,  bah  eine  Aonfolibierung  ber  lir^Ii^en  Ser^Utniffe 
fiiouinbs  bur^  (Eingriffe  oon  Often  mAt  geftSrt  merben  lonnte.  (Es  murine  mit  ben 
9luffen  (Jfriebe  gef^toffen  unb  bie  9)(qimierung  bes  £anbes  o^ne  meitere  6^ieria* 
!eiten  ooüenbet.  Ugaunien  fiel  Sif^of  ^ermann  ju,  ber  in  Dorpat  [einen  @i^  ai$« 
Mlug.    2)er  Orben  na^m  SaSala  oon  \fyn  ju  £e^n  unb  trat  ju  t^  m  ein  S^IiAes 

26  Sofallenoer^&Itnis  mie  3um  Sif^of  oon  9{iga.  3ur  iUfirung  ber  Sei^BOniffe  erbat  fi^ 
Snbert  oom  $apft^  ^inen  fiegaten.  $onorius  ni.  f^idte  feinen  ftaitgler,  oen  SiMof 
SBil^Im  oon  SRobena.  3m  grü^ia^  1225  langte  er  mit  ausgebebnten  SoHmaqten 
oom  ^apfte  ausgeftattet  in  fiiolanb  an  unb  ift  bis  ins  nä^fte  Zw  ^  £anbe  ge« 
blieben.    (Er  reaelte  bas  Serböltnis  bes  Orbens  ju  ben  SiJ<^9fen  oon  9liga  unb  Dorpot, 

90  na^m  bie  norbeftnifc^en  Territorien  (nur  9{eoaI  oerblieb  ben  3)&nen)  unter  popftlu^ 
Senoaltung,  mas  IpSter  m  oer^ängnisoonen  Senoidlungen  Sniag  gab,  unb  fi^erte^i« 
bett  unb  9le<^te  ber  eingeborenen.  (Er  brang  auf  9leubau  ooer  SBieberaufbau  ber 
$farrlird^n  unb  Untenoeifung  ber  Steugetauften. 

%iq  ber  gro^e  3ug  na^  £)fel  ift  Slwerts  (Energie  mit  ju  banlen.   Seit  Sertreibung 

36  ber  Danen  batte  (t^  oiefe  groge,  bem  rigif^en  9Reerbu]en  ooroelagerte  3nfel  unab^ngig 
geilten,  ^a^  Sejmingung  ber  fefflänbifmen  eften  tonnte  oas  $eibentum  unter  ben 
3nfeleften  niAt  gebulbet  merben.  Unter  Huberts  t^ger  aRhmirfung  mürbe  ein  $eer 
oon  20000  9Rann,  befte^enb  aus  jtreujfo^em  unb  ben  Kontingenten  ber  liolinbifd^n 
fianbes^enen,  lioif«^,  lettifc^e  unb  eftnifd^e  ^eerbaufen  eingeremnet,  jufammengebrcu^, 

40  bas  im  3<inuar  1227  Aber  ben  jugefrorenen  ^unb  na^  £)fel  |og  unb  biefes  6ee* 
toubetneft,  meines  eine  (Beitel  bet  Oftfee  gemefen  mat,  jum  gfrieben  jmang  unb  jur 
Xaufe  ndtigte.  £)fel  unb  bte  SBiel  mürben  ju  einem  ^tetum  oereinigt  unb  bamit  Die 
(E^riftianilierung  biefer  C5egenb  gefi^ett. 

3n  Sfrieben  finb  SUbetts  U^te  £ebenstaae  oetfttiAen,  neues  1^  et  ni^t  me^ 

46ttntetnommen,  fonbetn  fi^  mit  bet  pflege  bes  (Etteiqten  begnflai  9m  17.  3<ntuat 
1229  ift  et  aeftotben  unb  in  ber  Domftt^e  ju  JR^a  beftattet  ©otoen. 

Subett  tft  ebenfo  mie  9Rein^b  eine  but^us  mittelaltetli^e  (Seftatt.  9hir  meil 
er  an  politifc^er  Segabung  unb  (Energie  feinen  Vorgänger  übertraf,  trSot  fein  SBirlen 
einen  meltliid^eren  (äjoxaUtx.    Sllbert  ift  politif^er  Sifd^  unb  Surft    6ein  SAtn  ift 

60  erfällt  oon  biplomatifc^en  Ser^anblungen.  13  mal  ift  er  ilber  bos  SDleer  gejogen.  um 
burc^  bie  5treumebigt  $eere  ju  Jammeln  obet  um  mistige  6taatsge[<l^fifte  ju  erlebioen. 
Unermfibli^  ijt  er  beftrebt  bie  SRad^t  unb  innere  5tr(rft  feines  ^rftentums  ju  ^n 
unb  ben  polittfc^en  C5eminn  aus  ben  5treuj3ugsuntemebmungen  ftc^  ju  fiAem.  Sr  ift 
6täbtegrilnber,  grober  Sau^err  unb  9{egent.    Dabei  oerfte^t  er  es  au(^,  bie  Sn^ng« 

66  Ii<^{eit  unb  Xreue  ber  fiioen  unb  fietten  fi^  ju  enoerben  unb  ju  behaupten.  Dos 
fe^en  mir  an  ftaupo.  Dag  unter  bem  5brummftabe  gut  3U  mo^nen  mar,  merben  feine 
lioifi^n  unb  lettij^en  Untert^anen  unter  feinem  froftigen  9{egimente  mo^I  erfiqren 
^aben.  $atte  er  t^nen  bo^  ben  Segen  einer  cioilifietten  9legietung,  mel^  bie  anot^ 
^ift^en  3uftänbe  bet  93ot3eit  befeitigte,  ju  teil  metben  laffen.    Den  D&nen  gegenfiber 

(K)  bnnte  et  fic^  auf  i^e  Zteue  oetlaffen.    Den  Otben  ^atte  et  bun^  fluge  Senulung 


Wbnt  nott  Miga  nterttm  301 

bec  UmRänbe  in  einer  gemiffen  Slbfiangigleh  er^Iten,  müift  allerbings  geringet  tDor, 
als  er  fte  bei  ber  (ßriinbuna  besfelben  ocn^efe^en  ^atte.  Cqne  (ErjbifcQof  getoorben  ju 
fetn,  benn  ^ßapft  $onorius  fyd  i^m  bte|e  SBürbe  ooren^alten,  toor  er  bocQ  oon  Sremen 
unab^ngig  —  $onorius  ^tte  1223  bie  Unab^ngiglett  beftotigt  —  unb  flbte  SRetro« 
(wlitanred^e  Aber  bie  Sifj^&fc  oon  SentgaHen,  3)orpat  unb  £)fel  aus.  Unb  bo^  ^d  5 
er  aiaä)  ffir  bie  ^eiftli^n  ^ic^ten  [eines  Slmtes  3ntere[|e  gel^t.  Sein  ftlerus  mar  ent< 
l^bffen.  ber  aRtffionnifli^t  m  genägen.  9Ran  \(iS)  auf  bie  mi|[ionstr&ge  ruffif^e  ftird^ 
ab  auf  eine  unfrumbare  SRutter  ^rob  j[$einri(^  r>.  £ettlanbs  (Q^ronQ.  >top.  28,  4, 
ogl.  16,  2).  Unter  oen  lioIanbifAen  ftlerilem  mirb  eine  nid^t  gerinoe  3^1  ^^n  (Ein« 
aeborenen  i^  (Seburt  na<^  angehört  ^en.  3c^  meije  nur  auf  ben  H}rie[ta:  ^tAannes  lo 
9in,  Don  beffen  blutigem  (£nbe  uns  ^einriA  oon  £ettlanb  3u  erjS^Ien  metg.  ^fymnts 
nxir  eftnil^r  ^erfunft  unb  ftammte  aus  SBirlanb.  Son  Reiben  geraubt,  aber  ooni 
Si[(^  SReinbarb  losgebuft.  mürbe  er  in  Segeberg  jum  ^riefter  gebilbet,  oon  Sllbert 
gemeint  unb  tn  $oIm  angeftellt.  Seine  9Bnqaniieit  mar  erfolgrei^.  Ss  ^eigt,  bag 
er  oiele  9om  (S9|enbien[te  bele^  bat  SHs  \vSf  1206  bie  £ioen  ber  Hmgegenb  em«  i5 
i^Mtn,  ri^e  fiq  i^r  ^ag  gegen  ben  ^riefter.  Sie  ^aben  i^m  bas  $aufrt  a^eMIagen 
unb  feinen  fieib  jerftüdelt  (X,  7).  9Bie  biefer  C^te  mtrb  au^  manAer  ^riefter  lioif^en 
unb  lettihlen  Sluies  treu  an  ber  (E^riftianifierung  [einer  SBoItsgenoffen  gearbeitet  ^oben. 
3^  Sbbeit  nrar  nic^t  oergebli^  gemefen.  !Die  £men  jt^rian  unb  Saqan  liegen  Jid^ 
liäcr  oon  i^en  ^ibnif^en  fianbsleuten  qualooll  ^inmorben,  als  ba^  fie  ben  Anftlimen  ao 
(Bbuben  oerleugneten  (^einri^  X,  5).  SRo^te  bie  Stömmiglett  ber  IioßnbiJ<9en 
SliffionsKrc^e  no^  fo  rob  {ein,  9or^anben  mar  fie  boc^  unb  begann  au(^  bie  Sleubele^rten 
i  erffiüen.  SObert  felmt  mar  biefent  2jü>en  ni^t  frentb.  (Er  yd  bem  dürften  oon 
(olod  gegenüber  feine  $fli^t  betont,  ben  SRiffionsbefe^I|C[Briftt  m  erfüuen  unb  bas 
bigtomt  ni^t  ju  oerf&umen  (deinri^  ^^II?'^'  ^^"  tir^nffirftMes  9BirIen  ftanb25 
ifo  mie  bas  unein^bs  im  t)ienfte  ber  9Rinion  unb  in  ben  ro^en  gformen  bes 
SRtttelalters  ^  er  ffir  bas  9lei<^  C5ottes  gearbeitet.  ^ir.  Sesind. 

Wbcrtt,  Salentin.    9lb8  1.  8b  @.  215;    ©djriftenoeneid^nid  bei  9lbelung,   gfort« 
fet^ung  ju  Söc^rd  (S^eU^rtenlej:ilon  1.  166  füeiph-  1784  8.  441  ff. 

Solenttn  SIberti,  belannt  bur^  fein  Eingreifen   in   bie   erften  {lietiftif^en  Se»  so 
mengen,  ift  ju  fiaqn  in  SAIefien  am  15.  IDej.  1635  geboren.    (Er  mar  feit  1672 
auBerimentli^  ^rofeffor  ber  X^eologie  in  fieipjig  unb  ftarb  bafelbft  am  19.  Se)rt.  1697. 

Xüertiitt.  3o^<^nnSaptift  o.,  Sif^of  ber  eoangelifd^n  Srfiber'jlir(^e  unb  Gräfes 
ber  UnildtS'9[lteften«ilonferen}  ju  Sertl^elsborf  bei  $errn|^ut,  mo  er  ben  6.  Dejember  86 
1831  ftarb,  mar  geboren  ben  17.  f^ebruar  1769  ju  9leumieb,  mobin  feine  (EUem,  ^oSoh 
Ubri^  0.  SQbertini  unb  SRargareta,  geb.  o.  Planta,  aus  ber  Sc^ei}  gebogen  maren. 
Seine  3ugenbbilbung  erhielt  er  in  ber  Jlnaben«$enfionsanftaIt  ber  Srfloergemeinbe  ju 
Steumieb,  fobann  in  bem  ^fibagogium  ju  9lisb|  (1782—85)  unb  bem  t^Iogif^en 
Seminar  m  BwAif  (1785—88).    3n  beioen  le^toenannten  3nftituten  mar  er  Stubien«  4o 
genoffe  unb  ^erjensfreunb  S^IeiermaAers  (ogl.  äB.Dilt^,  fieben  S(^Ieiermad^rs,  I 
S.  12  ff.  unb:  »us  SAIeierma^ers  fieben.    3n  »riefen,  I  S.  9  ff.),    ^en  beibe 
in  9lisa|  ungeltbrt  i^e  Ilaffifi^en  Stubien  unb  öft^etifc^n  3ntereffen  gepflegt,  fo  mürben 
fie  in  Sarbq  Qineingemorfen  in  ben  geiftigen  >lampf  ber  3^it  jmif^en  oem  ererbten 
biblif^n  unb  erf(djiingsmagigen  (E^riftentum  unb  ben  neologifc^en  unb  p^ilofop^ifÄen  45 
Zenoenaen  feiner  SBibnfaAer.    Sllberttni  gehörte  einem  gteuno^freife  an,  oon  benen 
SRitgltebem  meiere,  mie  ^^leierma^er,  enbli^  bas  Seminar  oerlie^en,  um  fic^  freiere 
Sahnen  ju  fu^n.    (Er  teilte  i^e  S^merjen  unb  ftänmfe,  aber  er  fo^e  ibnen  nid^. 
Snbeis  angelegt,  als  jene,  eine  bei  aroger  St^ärfe  bes  Öerftanbes  bod^  sualet^  innige, 
geffi^t  unb  p^antafiereic^  Statur  unb  frfi^e  für  (E^riftum  gemonnen,  lonnte  er  in  ber  go 
engen  ^ftliqen  (Entf^ieben^eit,  mel^e  i^n  umgab  unb  nid^t  oerftanb,  bod^  ni^t  bbg 
bie  Sd^ame  (e^en,  mel^e  bur^bro<^en  merben  mugte,  fie  mar  i^m  jugleim  ein  3Rag« 
net,  ber  kin  3nner^es  anjog.    SBas  mi(^  bielt,  fagt  er  fpöter  eät  jinjenoorfif^,  mar 
—  bes  SDlenfd^n  So^n  in  Settfemane.    unb  biefer  muroe  i^m,  immer  me|fr  au^  ber 
emige  (gottesfo^n,  ber  gottmenfmli^e  Xilger  leiner  Sünbe.    Slls  fol^n  bat  er  ibn  ab  66 
SRoitn  im  Stusnistoottt  unb  fitebe  marm  uno  lebenbig  aefeiert  unb  in  btefem  (Blauben 
9  er  unter  f^^meren  fieiben  ooH  (^rieben  getrojt  entf^Iafen. 

SBie  unb  mann  biefer  (glaube  in  feinem  3nnem  J eftbegrünbet  morben.  miffen^mir 
sid^  benn  er  ^  ni^ts  fi^li^es  über  feine  Sntmidnung  ^interlaffen  uno  fprod^  fi^ 


302  Wtcrttiti 

Quc^  gegen  greunbe  batüber  nxift  aus.  jtmint  toerben  tDtr  inen,  loenn  mit  annehmen, 
bog  neben  ben  inneren  Ctfa^rungen  bie  bentflic^  Slrbeit  in  ber  ^.  6^rift  i^  fytufi* 
^cfii^  jum  Quell  bes  Ztbtns  gen)orben  fei.  Ctne  tbeoIogif^^iDiffenf^aftli^  Suseinanber« 
fej^ng  p^ifc^en  feinem  (glauben  unb  bem  rationaliftifd^en  Softem  ber  ßeit  ^  er  too^I 

5  ni^t  oollsogen.  Seine  erfenntnisntögigen  3ntereffen  ri^teten  fi^  m^  auf  bos  neu< 
träfe  (gebiet  ber  Sm^en,  befonbers  ber  orientalif^en,  ber  3RatJ^mati!  unb  ber  Statur« 
rDiffenf^ojft  namentli^  ber  5BotaniI,  toelAe  er  t^eoretif^  unb  iirdtif^  jeitlebens  mit 
fiiebe  meb.  (Ein  in  (gemeinfc^aft  mit  feinem  Srteunbe  o.  S^ioeini^  ausgearbeitetes 
Spesiahoerl  Aber  bie  $il5e  ift  u.  a.  3^^^  baoon. 

10  9ns  fie^rer  am  ^äbagogium,  bann  am  t^ologif^en  Seminar,  bem  er  einige 
3a^e  ^inbur^  au^  als  Direltor  oorftanb^  ertoarb  er  fi$  oiel  fiiebe  oon  feinen  Schülern, 
^ie  (grfinbli^Ieit  unb  iUar^eit  [eines  unterri^ts,  bie  grreunblii^Ieit  unb  (gebulb,  mit 
loel^er  er  fi^  ber  3ugenb  annahm,  genninnen  i^m  bie  ^erjen  ber  6^er  uiü^  ber 
aRitarbeiter.    (Er  vsxa  eine  in  ft^  Ilare  unb  gef^Iofjene,  naq  äugen  §in  mitunter  faft 

15  abgef^Ioffene  ^erfSnlic^Ieit,  im  tieferen  Sinne  aber  etn  SDlann  ber  fiiebe,  grojger  grreunb 
ber  ftinoer,  überaus  mo^It^ätig  gegen  9Irme,  babei  Reiter  in  (gefeöfc^aft.  oon  notoem 
$umor  unb  SBi^.  So  genog  er  au^  in  roeiteren  iaeifen  oiel  fiiebe,  als  SRenf^  mk 
als  C^rift. 

3n  biefem  Sinne  n)irlte  er  in  9ltsi9  neben  feinem  SImte  am  Seminar  ou^  als 

20  (geifUi^er,  bann  ausfc^lieglii^  als  fol^er  in  anberen  (gemeinben  ((gnabenberg,  (gnaben* 
frei  inS(^lefien),  bis  er  1821  9Ritglieb  ber  Unitöts^Slteftenoftonf^^ens  im  Departement 
ffir  ftir^n«  unb  SAul^^ngelegen^eiten  unb  1824  beren  liröfes  n)urbe.  9(uc^  in  biefer 


ßeit  roar  er  ber  na^en  (gemeinbe  in  ^erm^ut  ein  geliebter  unb  aefeierter  ^rebiger. 
W>tt  bie  Mlle  unb  (Eigentämli^Ieit  feines  geiftigen  fiebens  ^at  fim  oielleii^  no^ 
2bVDatmts  uno  ooller  offenbart,  mäbrenb  er  ausfd^ltegli^  biefem  Serufe  lebte.    Diefer 


3eit  entftammen  bie  ißrebigten,  n)eu^e,  roie  au^  eine  Sammlung  geißlit^er  (gebic^te,  bur^ 
ben  7>tnä  oerSffentli^t  unb  me^a^  aufgelegt  mürben.  (Se^unboreigig  9{eben  an  bie 
(gemeine  in  $erm^ut  in  ben  2^^xtn  1818—1824  gehalten,  (gnabau  1832.  Dreigig 
^rebigten,  f&:  SDlttglieber  unb  (^eunbe  ber  Srfibergemeine,  in  brei  Auflagen,  1805 

30  bis  1829.  Seiftli^e  fiieber,  für  SRitglieber  unb  grreunbe  ber  Srfibergemeine,  ebenfalls 
in  brei  Sluflagen,  1821—1835.)  Somobl  jene  flomiletil^en,  als  biefe  poettfd^n  (Sx-- 
jeugniffe  oon  Sllbertinis  (geift  unb  (glauben  ^aben  fic^  oamals  in  ber  3^it  m^li^r 
Dilire  unb  erften  (Enoaäens  eines  neuen  fiebens  au^  auger^alb  ber  Srübergemeitäie 
Sa^lrei^e  Srteunbe  unb  9}ere^rer  enoorben. 

35  93on  ben  ^rebigten  fagt  Sad  (Ü^StA  1831,  2)  mit  9{e^t:  „3m  oUgemeinen 
bejeii^nen  mir  bie  3!Beije  biefer  ^rebtgten  als  Ginfalt  unb  Sic^er^eit  biblif^  ffirunb« 
läge  mit  freier,  geiftrei^er  SBesiequng  auf  bas  tiefere  (geiftesleben ;  innige  fiebenbigleit 
ber  ^er^enserfa^runaen  in  ber  (gemeinjd^aft  mit  bem  ^eilanbe,  mit  natflrlicber  unb 
frif^er  9Iuffaf)ung   ber   allgemeinften  fiebensoer^öltniff e ;  groge  SBa^r^eit   uno  ilraft 

40  Der  SIsietii  neben  einer  poetif^  finnlic^en  Silblii^ieit  im  Slusbrudf  ber  (Empfinbung; 
SRannigfaltigleit  unb  9tei5  in  ber  SBieber^oluna  o^ne  einen  meiten  5treis  praltif^ 
Slntoenbung".  ^er  er  ocrmigt  juglei^  nt^t  oQue  (grunb  teils  eine  umfaffenoere  Sn» 
menbung  bes  S^rifttoortes  „auf  oie  mannigfachen  mirili^en  3^f^&n^^  ^^  Solls«, 
$aus*  unb  ^erjenslebens  ber  (iQriften^eit",  tetls  ein  tieferes  (Einge^n  in  ben  3n^lt 

45  unb  3ufammen^ang  bes  Sc^nfttoortes  5um  !^rDtdt  ber  Segrünbung  unb  Alärung  ^rift« 
lid^er  (£r!enntnis.  Slu^  biefe  ^rebigten  finb  neben  i^m  rein^eoangelif^n  (gruno« 
geilte  suglei^  5ltnber  i^rer  !itii:  bas  Crseugnis  einer  lebenbigen  unb  originalen 
Serbinbung  jinsenborfifc^er  (gefüJ^lstoörme  mit  bem  öft^etif^en  Sc^munge  ber  neuen 
fiitteraturperiobe.    Slber  fie  ^aben  bamals  oielen  unb  ^ogen  Segen  gefttftei 

60  SBon  ben  fiiebem  Sllbertints  fagt  $.  Rletle  ((getftlid^e  5BlumenIefe  aus  beutf^n 
Diätem,  Serlin  1841  S.  323) :  „^llbertini  ift  nä#  9boalis  ber  bebeutenbfte  geift« 
lid^e  Siebter  unjerer  3^^^-  SBo^r^ofte  (gloubensinnigfeit,  Demut  unb  ^inaebung  6e« 
5eiAnen  feine  fiteber,  bie  ebenfo  aus  einer  ünblii^en  (^ommigleit,  mie  aus  oer  tieferen 

triftlid|ien  (£r!enntnis  eines  ^od^gebtlbeten  bi^terifc^en  Seiftes  ^eroorgegangen  finb. 
ipraAli^e  ^rten  finb  nic^t  immer  oermieben,  sumeilen  aber  au^  bie  gform  mnftlerif^ 
oollenoet.  3Ran^  befremblic^e  ber  bilblid^en  Stusbrudfsmeife  gebort  me^  ber  Semeine 
als  bem  Dieter  arif  unb  mirb  burc^  ben  lebenbigen  $au^  bes  ®eiftes  annebmli^^'' 
(Eine  ^emiffe  uberf^toengli^Ieit  bes  9lusbruds  ^at  i^re  Urfa^e  jum  Xeil  in  oer  3nbt« 
oibualttot  oesäRannes,  5um  oielleii^t  größeren  Xeil  aber  au^  in  bemC^arafter  ber3^it 
Go  unb  gemiffen  S^rabitionen  feiner  Umgebung.  3I.s  fiieber  ^aben  in  ^riftliqen  jtreifen  oiel 


StterttMi  «Iferd^t  V.  Hon  »o^ent  303 

SetftSnlmis  unb  in  ber  ^rioaterbauung  monnigfo^  SlntDcnbung  gefunben,  mtm  fte  gleU^ 
Wx  ttr^IiAen  ®ebrau4  fi^  toeniger  eignen.  Sd^Ieiemtiu^er,  fem  3ugenbfreunb,  lieg 
m  <nif  fetnent  Sterbebette  noc^  einige  berfelben  oorlefen  (ogL  fibet^aufrt  ben  frönen 
Srief  Sic^Ieienna^ers  an  (E^ftlieb  ^ei^el,  in  Sejug  auf  iubextinis  Heimgang :  Briefe 
2.  »b  S.  423  ff.)  t>r.  .^ermann  *Htt  f.      ß 

aUbigeitfcr  f.  ftat^aret. 

Wbo  (3ofef).    «rfift,  ©eftfil^tc  bcr  gubcn  VIII«  157—167;   «iÄlcr,  «oricfungcn 
über  bie  jübif^en  ^^ilofop^n  bed  Mittelalter»  Ul  ld6--234 ;  Slo^  in  hinter  u.  Sünfcbe, 
(Bef4i4te  ber  jübifcften  ßitteratur  n  787—790;  ®ei6.  Dör  dör  we^öreSSw  V  217—225. 
(Irfre  ^u^abe  ber  'Ikkärim,  Soncino  1486,  beutft^e  Überfe^ung  Don  f3.  unb  2.  ©c^Ieftnger,  lo 
^ranffurt  a.  SR.  1844.' 

Wbo,  um  1380  in  9RonreaI  in  Spanien  aeboren,  1413/14  beteiligt  an  ber  oon 
$apfi  Senebilt  XIII.  ins  SBerl  gefegten  Disputation  9on  Xortofa,  oerfoj^e  um 
1426  in  Soria  in  Sltlaftilien  fein  reIiaionsp^iIofop^tf(^es  ^auptmerl  Sepher  ha- Ikksum 
(!8u(^  ber  ^nbomentalartilei),  ftarb  um  1444.  (Er  vor  ber  le^lte  bebeutenbe  9{e«  i5 
ugionspl^Uofop^  bes  mittelalterlichen  3ubentums.  3n  ben  'Ikk&rim  [Reibet  er  ^mif^n 
ben  (Srunbprtnjipien,  ©eU^e  jeber  JReligion  eigen  fein  müHen,  beren  er  erft  brei  (®ott, 
Offenbarung,  Seraeltung)  unb  bann  loeiterbin  elf  ((Einheit,  llnl5rperl{(^leit,  S^^Mifl' 
lett,  9RanaeIIoPg^ett  (Sottes ;  gBttli^e  aDImtffen^eitj  ^rop^etie.  Senbung  eines  C5efeH* 
gebers;  So^n  unb  Strafe,  Sea(^tung  ber  menf(^It(^en  ^anblungen  bur^  (Bott)  auf«  20 
sä^It,  unb  jiDifd^n  ben  befonberen  ftennseic^en  ber  ^iftarif(^en  Stelipionen,  unter  benen 
oQS  3^^ntum  fi^  oon  bem  (E^riftentum  bur^  feine  größere  (maubmfltbigleit  unb 
feine  SemunftgemSMeit  unterfd^eibe.  Der  üRefTiasglaube  gilt  9Ibo  babei  als  not» 
oenbiger  Seftanbteil  ni(^t  bes  3ubentums,  fonoem  bes  Q^ftentums. 

0.  Taiwan.      25 

Snbrei^t  V.  unb  bie  (Gegenreformation  in  SaQern.  Kretin,  9a^ems 
auto.  l^er^ftüniHc  (1839);  berfclbe,  Stf.  ^Rajimillan  I.  (1842);  ©ugcnl&eim,  »a^em« 
Äir*en-ttnb  »olfSjuftanbc  (1842);  mt^kv  («bö);  ßoffcn,  %>tx  ftölnift^c  5Wcg  I  (1882); 
»Htter,  3>eutf(öe  ©cf*.  I  (1889)  S.  238  ff.,  300  ff. ;  ^öpflcr,  a)ie  Äcltftbetocgung  in  ©a^em 
(1891);  ®tiet)e,  a)ie  Steformationi^bemegung  im  ^gt.  lOa^rn  (^il.  ).  ^(Ilg.  3tg.  1892  9{r.  38);  so 
9Ke§Ier,  dur  «Bürbigung  ^g.  «Ibret^td  V.  (^9R9(  3.  tl.  21.  »b  I  1894);  ®oe^,  ^ie  bakjerifc^ 
?oIitif  1550—1560  (1896);  ©cöea^afe,  S^untiaturberlc^te  IH  ©b  3  (1896).—  S)ie  Schriften 
üon  Sttd  (1842) ,  Sungermann  (1843)  unb  ^öfler  (in  ©ednarbd  SRepertorium  1841)  finb 
unbraud^bar. 

^enpQ  SQnreAt  V.  (1528—1579)  folgte  feinem  Soter  9BiI^Im  lY.  im  aRSrs  ^ 
1550.  Seine  ^{epierungsjeit  ift  fflr  ben  jtot^olijismus  in  Deutfdblanb  oon  ^^ter 
Sebeutung :  bie  ®egenreiformation  fekt  ein ,  es  fammeln  fidb  bie  serffareuten  5tr^e  oer 
fth^e,  ber  boverif^e  $of  mirb  ein  uRittelpuntt  ber  neuen  deu)e^ung.  Die  feit  langem 
nac^  Senoirfliqung  ftrebenbe  iat^olift^e  Deformation^  ber  Q^futtenorben,  bos  Zriben« 
timim  —  bie|e  brei  (^oren  bejeic^nen,  ]\a)  gegenfettig  ergänsenb,  Urfprung,  SBerben  4o 
unb Orgonifatton  ber  (Gegenreformation;  bie  CMoidlung  biefer  SeiDegung  mug  man 
bebetrfen,  xoenn  man  bie  9{egierung  Sllbrec^ts  V.  geregt  beurteilen  wm, 

Sanem  wax  ber  alten  ^irAe  treu  geblieben;  tro^  mancherlei  S^n)an{ungen  in  ber 
9ugent  ^oltttt,  bie  unter  lebiglic^  territorialen  Sebtn^ungen   ftanb,  Ratten  oie  beiben 
Soc0lhtger  Wbre^ts  V.  ber  9{eformation  ben  (Eingang  ins  ^ersogtum  oermel^rt.  SUbred^t  45 
fibemolim  bos  fianb  in  feinem  guten  ßuftanb :  bte  ^inanjen  nntren  erfc^Bpft,  bie  Ser« 
oattung  in  fc^Ie^tem  Staube,  bos  93oII  infolge  ber  getfti^en  unb  ftttlid^n  SBermabrIofung 
ber  (5€tftli<^teit  lirAIid^  oenoilbert  unb  jur  Unbotmägtgleit  geneigt   !Die  gebilbetften 
S(^id^tfn  ber  SeoöIIerung,  ber  Slbel  unb  bas  Silrgertum,  ftanben  june^menb  unter  bem 
Sinflitg  ber  neuen  fie^ren;   auf  ben  £anbtagen  brauten  fie  i^e  SBfinfAe  oor.    Wm5i 
ber  junge  ^erjog  [elbft  wox  unberfi^rt  oon  jegli^er  9letgung  jum  Slbfall.    (Er  loor 
ial^It|i^  erjogen;  tn  3ngolJtabt,  am  geiftigen  9RttteIpunn  bes  alten  ittrc^entums,  ift 
er  9on  1537 — 1544  unterrichtet  n)orben  —  mir  miffen,  bag  i^m  bort  3obann  (Ed  unb 
beffen  jflngerer  Stiefbruber  Simon  Xbabböus  (£d  na^egeftanben  ^ben.  Keformations« 
feinbli^  loar  bereits  bie  äberlieferung  oer  baQerifc^n  ^oliti!,  als  Sllbrec^  ^ur  Stegierung  65 
nmip  obiDo^I  ber  territoriale  (5egett|a^  ju  Ofterrei^  bis^  eine  folgen^ge  7>v^^ 
ffil^ng  biefer  Snfc^uung  fortmä^renb  beeinträ^tigt  ^tte.    Die  $eirat  ülbre^ts  mit 


304  Sttrc^t  V.  Hon  So^em 

einer  Xo^ter  geibinanbs  I.  (1547)  befettigte  btes  ^etninnte.  DoA  olle  Sete^nungen 
Aber  eine  notutgemä^e  SBeiterenüoidlung  ber  3)inge  loflrben  btitfaUia  fein»  oenn 
Wbttäft  eine  ftarle.  etgenoitige  ^erfonli^feit  geiDejen  iD&te.  SBo^I  b)nnte  er  gelegent' 
li^  im  ^ftigften  3onte  aufbraufen,  aber  feine  p^legmatiFd^,  mittelmagia  b^abte,  {u 
6  äußerem  $runl  neigenbe ,  an  uRufil  unb  !iaah  am  liebften  f i^  ergo^enoe  Sfcotur  omr 
loeber  für  neue  3been  noc^  f&r  Ira^oüe  Sntfqlfiffe  geeignet,  fieibenjqoft  —  im  beften 
Sinne  —  fehlte  i^m,  au^  in  reltgibfen  fragen;  iDeltii^  3ntere|ten  ^oben  auf  bie 
me^r  ober  mmber  J^roffe  Haltung  bes  $er}og9  in  ßr^Ii^er  ^infi^t  3um  guten  Xeil 
beftimmenb  eingeiDtrft.    (Er  f<^eint  am  SInfang  [einer  9legierung  in  ber  Sefolaung  ber 

10  lir^Iii^n  Sorf^riften  lau  geroefen  ju  fein;  er  toirb  um  fo  [trenger,  fe  m^r  bte^olittt 
[einer  9{egierung  in  bas  gfalnoaffer  ber  (Gegenreformation  gerat.  Z^m^  bte  Slnfii^auung 
bur^bringt,  bag  nur  t^aflräftiges  $anbeln  aegenfiber  ben  bleuerem  bie  Airc^  oor  n>ei* 
terem  Stäben  bebten  lonne,  bag  Sta^gieoigleit  ber  Sna^tooIIIommen^tt  m  ^erjogs 
im  eianen  £anbe  älbbrud^  t^ue  unb  bag  eine  ftreng  tot^.  ^olitil  bem  oitWteba^if^n 

16  ^audintereffe  am  förberlu^ften  fei,  um  [o  Jtrenger  finb  am  baQer.  $ofe  bie  itud^n« 
aebote  befolgt  ooroen.  !Die  langfame  (Enthüllung  ber  gegenre[ormatoriN||en  Seioeguim 
wiegelt  fic^  In  biefer  Seranberung  ebenjo  n)ieber  mie  in  ben  SRannentp  bte  fuj^  oAIofenb 
oem  öerjog  als  Berater  jur  6eite  ge|tanben  §aben.  SHbre^i^t  uxtr  nid^t  burcbaus  ob' 
bonaig  oon  ben  Slnfi^ungen  feiner  Umgebung :  er  fuAte  fi^  bie  9läte  aus,  bte  feinem 

90  SBefen  unb  feiner  Cpefinnung  entfpra^en,  unb  oiejen  gab  er  ft^  baitn  oertrouensoou  |in. 
Dr.  C5eorg  Stod^mmer  (—1552)  utto  Dr.  SBmuleus  $unbt  (--1557)  bc^n  ben  ^er^og 
in  ber  erfien  St\t  oorberrfc^enb  beraten  —  beibe  un3n)eifel^afte  Aoqolüen,  aber  ju 
roenig  bebeutenb  unb  f^opferif^  veranlagt,  um  ibre  lirdUi^e  (ßefinnung  felbftft&nbia  }u 
einer  aef^Ioffen  gegenreformatori[<^en  3U  entmioeln.    Set  ben  mic^tigften  (&reigntffen 

«  ber  erpen  Slegierungsseit,  beim  ^affouer  Sertrag  (1552),  bei  Slbf^Iug  bes  ^etbeibe^er 
Sunbes  (1553)  unb  beim  üugsburger  9leIigionspneben  (1555)  toar  ^unbt  ber  Setter 
ber  ba9er.  ^outif.  Set  feinem  biefer  (Erei^niffe  ^  ber  $er30^  ober  feine  K^imitq 
eine  Hinneigung  jum  ^roteftantismus  gesetgt:  1552  brangte  bte  9lot  ber  Sao&Itniffe 
ju  einer  t>ermittelnben  Haltung  —  ber  ^twB>.  Sunb  b^ies  bur^  feine  ro^  ein« 

so  teetenbe  3^^^^u^9f  ^6  ^^^  lat^olifd^n  3ntereffen  Saqems  unb  £>ftenei^  mit  benen 
ber  Orot.  Staube  nid^t  oereinbar  n)aren,  unb  oer  Slugsb.  Steligionsfriebe  UKtr  eine 
litif^e  9lotn)enbigieit,  in  bie  fi^  SBca^tm  fügte,  —  bo<^  ni<^t  o^ne  unter  bfterreid^ifi 
gfl^rung  ben  fal^.  Stanbpuntt  noA  9RogliqIeä  ju  oertreten.    3m  eianen  £anbe  , 
ber  öerjog  in  biefer  3^it  an  manchem  ^eifpiel  gejeigt,  bog  es  ibm  mit  ber  Si^tung 

SS  ber  lat^.  ftir^e  ernft  fei;  boc^  XDOXtn  bie  erfien  3<^^^  R^er  9{egierung  mit  ibrem 
äbergen)i(^i  ber  reidEispoIttif^en  Slngelegen^eiten  für  etne  SefASftigung  mit  bem  rir^* 
lii^en  3uftanbe  bes  fianbes  nic^t  re^t  geeignet.  (Einselne  95erorbnungen  untren  er» 
gangen:  eine  ^rooinsialfqnobe  ju  9Rä^lborf  (Des.  1553)  ^e  bie  Snittel  jur  Sefeitigung 


ber  9Rtgftanbe  enoogen  unb  ben  (Segenfa^  jn)if^en  ber  läffigen  9luffaffuna  ber  Si 

40  unb  bem  reformeiMgen  SBillen  ber  baQer.  Regierung  offenbart.  Slber  eine  fefte  Snfc^attititg 
über  ben  3um  3iele  fü^renben  SBeg  wca  no<^  nic^t  gefunben.  SBeniger  aus  biefer 
Unllar^it  als  melme^r  aus  finansieller  9bt  gab  Sllbrec^t  1556  ber  brfingenben  £aitb« 
l^aft  bie  „DeUaration'',  in  ber  er  lebigli<^  für  Smpfang  bes^  Slbenbma^ls  unter  beiberlei 
C5eftalt  unb  für  bie   mit  C5en)iffensbebenien  be^rünoete  Übertretung  ber  goftengebote 

46  oorläufige  Straffrei^it  QmSfyAt ,  —  o^ne  bamtt  irgenb  eine  Steuerung  billigen  ju 
mollen. 

3u)eierlei  mith  balb  na^  bem  9{eligionsfrieben  oon  entf^eibenber  Sebeutung:  bie 
Serufung  ber  3^fuiten  nad^  Saqem  unb  bie  (Emennutm  b^  Dr.  Simon  Z^bfius 
(£ä  ^um  ^ofbtmler  unb  bamit  jum  einflugrei^ften  9{ataeber  bes  ^erjogs.  1549  tooren 

80  bereUs  oon  SBtli^elm  IV.  einige  3^futten  nac^  3ngolnabt  gebogen  toorben ;  Hlbre^t 
^e  fie  1552  na^  äBien  überftebeln  laffen,  wd^l  ebenfo  aus  finanjiellen  (Brflnben  — 
oenn  oer  SBunjd^  na^  einem  eignen  itoKegium  lonnte  er  i^nen  bamds  niAt  erfüllen  —, 
als  u)eil  bie  politifAen  Ser^öltnifte  im  Slugenbltd  alles  anbre  jurüdbrängten.  l)ie(&rtemttnis 
oom  SBerte  ber  (DefelMoft  3^|U  tnag  in  ben  folgenben  ^(^xtn  geftiegen   fein ;   bie 

66  ba^erifi^  9{egierung  fa^  bomals  unb  fpoter  bie  Sefferung  bes  jUerus  fih:  bie  Sonnis« 
fe^ung  febes  u)eiteren  (Erfolges  an,  unb  mä^renb  bte  getftlic^  Obriglett  für  eine  i^> 
tr&ftige  g^rberung  biefer  grctge  nic^t  ju  ^en  mar,  ftellten  gerabe  bie  ^^hiiten  bies 
als  oberftes  3^^^  W-  ^^^  ^eranbilbung  einer  (ittenreinen ,  glaubensfeften  i&eifai^it 
Unter  günftipen  Sebingungen  lamen  nunmebr  (3uli  1557)  bie  3efuäen  na^  Simolpobt 

so  Die  amttel  fibr  ein  ilolleg  mürben  bereit  geftellt,   bie  aRogli^Ieit,  an  ber  Unn^itit 


mbttiii  \.  Hon  »irtimt  305 

ju  lehren,  eröffnet  unb9{fid(t4t  auf  die  ihre  äBflnf^e  }ugefagt.  !Dte  baiier. Ste^terung 
bat  es  fortan  an  görberung  bei  (&e[ell[^ft  ^efu  nic^t  fehlen  laifen :  1559  mutbe  t^r  ein 
jtolleg  in  anfingen  er|[i<^tet  —  in  ben  langen  Gammen  ber  llnioerfitöt  3ngol[tabt,  bie 
[i^  bes  junel^menben  Ubergemi^ts  ber  3^Jutten  enoepren  moIUe^  ^t  1^4  ^i^  9tegierung 
ftets  auf  Seite  ber  3([uiten  gejtellt  unb  fc^Iieglic^  bie  oollftanbtge  Uoerantoortung  ber  5 
^o^f^ule  an  bie  3^fuiten  geotlligt,  —  ber  ^erjog  ^  ben  Sötem  fteigenben  (Einfluß 
auf  ben  ^of  unb  auf  [eine  Samilte  aejtattet ;  1568  erhielt  ber  junoe  ^erso^  SßiQieInt 
einen  3^fuiten  jum  Sei^ater.  3{mm  unb  mit  Crfola  finb  bie  3efuiten  tn  Sapem 
t^otig  gen>e[en :  fie  boben  bie  3ugeno  unb  oor  allent  oen  Iflnftigen  illerus  erjojgen, 
burt^  Si^riften  unb  ^rebigten  an  ber  3unldfübruna  ber  Unterti^nen  jur  bü^.  Rvc^t  10 
geamitet  unb  gerabe  an  ben  bebro^teften  ^unnen  bes  £anbes  t^re  XQätigleit  entfaltet 
—  in  Ketent  Sinllana  mä  ber  Stegierung.  bie  i^re  !Dien[te  ffir  unentbd^rli^  ^ielt. 
Cs  ift  ois^r  nicbt  f e|tgeftellt ,  toie  grog  Der  (Einflug  ber  3^fuiten  auf  bie  eimelnen 
9[n|qauungen  uno  SRogna^nten  ber  bo^er.  9tegierung  getoefen  ift ;  aber  es  ift  ijioeifenos, 
bob  i^re  3been  in  (^inton  !^abbaus  (£d  (f  1.  (§ebr.  1574)  unb  in  feinem  9la^«  16 
fo^er  Dr.  (E^riftop^  (Elfen^imer  überjeugte  Vertreter  fanben  unb  bag  fie  auf  bte 
Stimmung  h^  gansen  ^ofes  surfidgeioirit  ^aben.  Die  3^fuiten  bilben  ben  geiftigen 
SRittelfmidtf  um  ben  fiA  bte  Sln^nger  ber  gegenreformatorifc^en  Setoegung  f^aren. 

Simon  da  wax   feit  1543  als  ilansler  ber  iRegierut^  5U  Surgbaufen  tn  hoa^^ 
rif^n  Dienften;  feit  1553   oenoaubte   t^n   ber  ^erjog  immer   ^aufiaer,  befonbers2o 
in  tird^npolttif^n  S^a^en,   feit  1555  ift   er  ber  eitiflu^ei^fte  ^atgeoer  ^eroorben. 
Snfong  1559   rfldt  er  tn   bie  Stellung  bes  ^oflanjlers  ein,  —  er  Qot  fettbem  bie 
innere   unb   äußere   ^olitU  Saqems   beftimmt    9lus  einem  5treife  oon   3Rännem, 
bie,    o^ne   im  Dienfte  bes   ^erjogs   ju  fte^en,   ibn  boA   aufs  ftorlfte    beeinflußt 
(oben»  ift  Od  gleic^fam  ^eroorgeioa^fen :  ber  IgL  9iat  34iu6»  ber  Stei^soi^elaiuler  ss 
SeQ>,    bier  tgl.  9{at  ®raf  ®eorg  oon   ^elfenftein,  ber  ^ugsburger   ^atrnter   ^0^ 
^nn  3tt!ob  (jrugger  —  fie  alle  Qoben  um  bie  3Ritte  ber  fün^er  3<4i^  <^\  ^^^  W 
Gegenreformation  [trebenbe  9{i(^tung  ber  ba9er.  ^olitit  eingetotnt  unb  ben  Soben  ffir 
Sd,  ben  t^otlraftigiten  Sörberer  ber  9{ea{tion  in  Sapem,  geebnet.    Slu^  er  f)oi  fetne 
Snic^auungen  erft  entnidelt ;  fie  oer[(barf en  fic^,  nac^bem  er  bie  Hnf^igleit  ber  geiftlt^en  so 
Se93rben  erbinnt  ^t :  er  brin^  fettoem  barauf ,  bog  bie  n)eltMe  Obrigleit  fefbftttönbig 
eingreife,  fobalb  bie  geiftli<^e  t^re  S^^üfi  oerfaume.    Diefer  Corunbfa^  ^t  bie  Durc^« 
ffl^ng  ber  (Segenreformation  ermogltc^t  unb  sugleic^  bie  SRa^t  ber  ba^er.  9{egierung 
gegenuiber  ber  itir^e  er^eblic^  gefteigert;  —  nur  bie  unoerlennbaren  Serbienfte  biefer 
Regierung  um  bie  ilird^e  fyä)tn  bie  5lurie  in  fpöterer  3^i^  (1574)  oer^inbert,   bens5 
^erjog  emftli^  an  bie  Grenjen  feiner  Sefugniffe  5U  mahnen. 

3n  ben  funhiger  3<^^ten  mar  man  ]idf  am  Uoftt.  $ofe  fiber  bas  mirifamfte  3Rittel 
}ur  Selompfung  oer  Slbtrünnigen  ober  S<^man!enben  no(^  nxi)i  Ilar ;  man  glaubte  alei<^ 
ftönig  SedDrmanb ,  baß  bur^  bie  (gema^rung  oon  ilelc^  unb  ^rieftere^  etn  (Erfolg  5U 
enei^n  fei.  9lu(^  &t  fyd  bamals  no^  nimt  feinen  aansen  Sittfluß  gegen  biefe  3^-  ^ 
gefttti&niffe  einge[e^t;  Aarbinal  Otto  oon  mgsburg  ift  ber  einzige  gemefen,  ber  oen 
^enog  immer  mteber  oor  jeber  Sla^giebigleit  mamte  unb  3U  ruofi^tslofem  93orge^en 
}u  oejtimmen  fu^te.  Xro^bem  mürbe  00m  öerjog^  gemeinfam  mit  gferbinanb  I.,  beim 
Aonjtl  unb  bonn  bei  ber  ilurie  um  bas  3ug^^n^nis  ^^  £aienfel(^es  ange^lten. 
Sls  biefer  enbli^  im  Slpril  1564  00m  ^opfte  getoö^rt  lourbe,  ^e  fi^  bie  Stimmung  ^& 
am   bafer.  $ofe   oeränbert:    bie   Slnfc^uung,   ba|  nur  Strenge  o^ne  Slac^giebiglett 

Sm  3^^!^  \W^i  ^^i^^  ^errf^enb  geioorben  unb  Sd  i^r  Sorlömpfer.  (Es  ift  bies  bie 
(irlung  ber  (EretgnijTe  oon  1563  unb  1564.  SIbel  unb  Stabte  matten  auf  oem  £anb^ 
tag  ju  3ngontabt  (Sn^i-  1563)  um  lirc^li^e  Semilligungen  ang^alten,  unb  ba  ber 
$€r3ogi  a^efe^n  00m  £aien!elAe,  toiberftrebte.  ^atte  (Sraf  3^^^^^  »^n  Ortenburg^ 
in  feiner  retqsunmittelbaren  ®raff(^aft  bie  Slugsb.  5lonfeffion  eingeffi^rt  (^erbft  1563). 
Aenog  Sllbre^t  beftritt  bie  9{et^sunmittelbarfeit  bes  juglei^  in  Saqem  anföjfigen 
®nqen,  unb  als  (Ermahnungen  jur  SBieberabfAaffung  oer  Steuerung  nichts  fru^« 
teteiL  befe^e  er  bie  (Sraff<^aft  mit  CBeioalt.  Sim  banerifd^en  $ofe  iam  man  je^t 
jur  uberjeupung,  bag  es  00m  Slbel  überhaupt  auf  (Einffi^rung  ber  Slugsb.  5lonfef(ion^ 
obgefe^n  fet,  uno  als  auf  einem  ortenburgifc^en  Schlöffe  ein  Sriefmec^fel  baQer.  Stbltger 
aepinbien  mürbe,  in  bem  oes  ^erjogs  nidQit  jum  beften  gebac^t  toar,  oermifqte  fi<^  mit 
ber  pfeinbfc^ft  gegen  bas  fiutlertum  bie  Sorge  um  bie  Sr^altung  ber  lanbes^rrlic^en 
SRo^t:  man  fap  als  enoiefen  an,  baß  bur^  bie  neuen  £e^n  ber(&e^rfam  ber  Unter« 
f^en  gegen  bte  Cbrigleit  jerftort  toerbe.  «> 

VttaU9ttcmiopAh\c  für  Zlitoloqic  unb  STirc^e.    3.  ».    i.  20 


306  Winäft  Y.  bau  Sa^ent  fftre^t  bau  aRoiii) 

(Es  beginnt  nunntebr  ein  rfidfi^tslofes  Sorae^n  ber  boner.  Keoierung  im  eignen 
£anbe:  ber  9Biberftanb  Des  Sbels  iH  1664  filr  immer  gebrooen  —  Sie  Sanbfifinbe  finb 
{eitbem  nur  no^jur  Dedung  ber  fürfili^n  €^ulben  in  ^äjSÜmü—,  bas  SoH  abet  imirbe 
oei  Strafe  ber  musioeifung  |ur  Untenoerfung  unter  bie  Aii^enle^ren  aejnmngen.  3>ag 
6  fe^t  ein  feftes  Softem  3ur  |[mDetü)ung  lommen  tonnte ,  toor  eine  SfoTge  bes  Zrienter 
jtonjib:  erft  mit  feiner  Seenbiguna  xdox  ein  gemeinfomer  SCusaangspuidt  f&r  ade 
gegenreformotorifcben  Seftrebunoen  gefc^offen*  Dur$  Sqitatbnen  ber  Geiftlic^Ieit  unb 
Des  Solfes,  burq  Xeorgonifatton  bes  Sc^ulmefens,  bur^  ftrenge  Sfidber^nfur,  burd^ 
SBerpfIfAtung   oller  Seomten  bes  fianbes  unb   aller  ^rofefforen  ber  llntDerfttat  aufs 

10  XrOientmum ,  bun^  Serbot  bes  S^ut^  oerbS^Uiaer  ^odH^Ien,  buni^  (Einfe^ng  bes 
geip^en  Kotes  (1578)  ift  erreiAt  »orben,  bog  Sonern  fett  Snfong  ber  fi^ioer  3^^ 
oon  i^Ii<i^r  fte^rei  befreit  erf^ten.  Hber  monnigfod^  ftlogen  seigen,  bog  bos  fionb 
in  »ir^^oftli^r  unb  geiftiger  $in|{At  bobei  niAt  oeiDonnen  batte. 

HuA  fflr  bie  Geoenreformotion  im  Sleic^e  (ft  Die  X^Stigfeit  ber  boqer.  Sleoferung 

16  oen  entfAetbenber  Seoeutung :  bie  SBiebereroberuno  ^Ib  ober  gons  oerlomer  Gebiete 
ift  in  erfter  SRei^  ber  iDittelsboAifAen  Sistumspolttil  ju  bonfen.  S^t^^  ^  $^8 
Snbrei^  in  jeber  Sesie^ung  ber  dteprmotion  en^engeoirtt :  er  unto^t&^te  Me  litte« 
rorifd^  Oraofition,  er  fommelte  in  feinem  £onbe  ebenfo  bie  um  i^  Colotmns  iDillen 
onbenoSrts  Vertriebenen  toie  bie  5tonoertiten,  er  ^  fein  mogli^tes  getbon,  AoQer  SRosi« 

so  milfen  II.  oon  3ugeft&nbnijfen  on  bie  ^teßanten  in  DfteneiA  unb  im  9lei<^  (A< 
ju^lten  unb  ben  5toifer  feM  ju  entf^iebner  SteHunono^me  ju  beftimmen,  er  beniMe 
feine  gteunbMaft  mit  Aurf .  mguft  oon  €o((fen,  um  oiefen  in  politif^n  unb  Hnl^Ii^n 
flogen  oon  Der  orot.  ^ßortei  ju  trennen,  er  ftrebte  bomoA.  in  enoer  Serbinbung  mit 
Spanien  bos  politif(|e  äbergeioic^t  ber  lotb.  fjta^tn  iottmrber|tt|tenen  —  ober  bie 

25  toefentlid^ften  (tdolat  erjielte  Die  baqer.  ^olittl  bo^  auf  Jenem  ®mete,  ouf  bem  fid^  bie 
3nteref{eit  ber  Airj^e  mit  benen  bes  oittelsbo^ift^en  Kaufes  berfil^en.  auf  bem  <5e« 
biete  ber  SistumspoIttS.  SObreAts  {finofter  So^n  Smft  ^  f^IieftM  bie  Sistümer 
Sfreifing.  ^ilbes^im,  £fitti(^,  SRiinfler,  bie  KeiA^obteien  QiOAo  uno  SRoImeb;,  foioie 
bos  (Erj^istum  Smn  in  feiner  $anb  oereinigt.  unb  oor  ollem  JtSIn  ift  b<Aun^  ju  einem 

30  SRtttebunlt  ber  (Gegenreformation  tn  9tieb«:Deuffd^Ianb  geworben. 

Seim  Xobe  tubred^ts  V.  loor  fein  fionb  in  DeutfAIotü)  bie  $o^rg  bes  nrieber« 
erftorlten  fto^olisismus,  unb  unter  ben  europfiif^en  Se!Smpfem  bes  *S^ 
tonb  Sofern  neben  Sponien  an  erfter  Stelle.  fBoIter  i»9ti^. 

SObred^, fturf flrft  oonSRoins  unb  (Erjbifc^of  oon  aRogbeburg^geft.  1545.— 

85  3-  ^.  ^enned,  ttlbrec^t  oon  )6ranbenburg,  SDtaixii  1858;  3atob  ^a^,  ber  forfürft  J^orbinal 
unb  d^r^bifcbof  9(Ibre(^tII.  Don  aH^ain^  u.  SJ^agbeburg  k.,  giän(l^ni865,  1875^  2  I6be;  «Ibr. 
SSoIterd,  ber  Slbgott  ju  ^aOe,  »onn  1877;  iB,  3f.^er|berg,  d^efc^.  ber  @tabt  ^Ue  o.  b.8.. 
n.  ^b  1891.  (Sine  Rettung  oerfuc^te  ^.  ^reb^,  tarbinal  unb  (Sr^bifc^of  ^(Ibre^t  II.  oon 
l^ranbenburg  in  feinem  ^er^ältniffe  ju  ben  ®Iaubendneuerungen,  SJ^in^ldOI. 

40  (j^eboren  om  20.  3uni  1490  als  3Q)eiter  Sol^n  bes  bronbenburgifAen  ihtrffirflen 
3o^nn  (Cicero  unb  ÜRorgorete,  einer  Üo^ter  bes  ^erjogs  äßil^elm  oon  Sod^fen,  ein  Sruber 
bes  nochmaligen  fturfürften  3oo^imI.  oon  Sronbenburg^trot  9Ibre(j|t  frfl^  5U  (Sunften  feines 
Srubers  oon  ber  i^nyulte^nben  aRitregent|c^Qft  }urfi(!,  um  oIs  5tirqenfiir|t  (Entf Aäbtoung 
m  finben.  Unb  ber  9Rod^  unb  ber  ^oIittE  feines  $oules  gelong  es,  bo^  ber  oc^^nii^nge 

45  ^rft  Domherr  5u  aRoinj  nnirbe,  unb  tro^  feiner  geringen  geiftlid^n  Sceiottugen  unb  feiner 
no^  weniger  geiftli^en  Sebensfü^runo,  oon  Der  mon  o^enig  9lfi^mlti|es  ju  enö^Ien 
ougte,  mürbe  er  1513  (Erjbifi^of  oon  9Rogbeburg,  in  bemfelben  3o^e  oud^  9bminprotor 
oon  ^olberftobt,  unb  enbli^,  noa[|bem  er  injnyif Aen  bie  ^eftenoeibe  em^pfongen,  im  o<^ 
1514  (Er}bif^of  unb  iturffirft  oon  ÜRoinj.    So  oeretniote  er  tn  feinen  $5nben  eme 

50  ftrd^Ii^e  SRo^t ,  ber  in  Deutf^Ionb  feine  onbere  gleiqlom,  unb  burfte  jugleit^  ols 
fturfürft  unb  ^o^enjoller  borouf  rei^nen.  int  politij^en  fieben  ber  Station  eine  ffifirenbe 
9{one  3U  fpielen.  3n  feiner  SRoinjer  SBo^ßopttuiotton  ^otte  er  oerfpnx^en.  bie  ftoften 
fflr  bosVoIItum,  minbeftens  20000  (Solbgulben,  ni(^  mie  fonft  gef^^en,  feinen  Dibce« 
fönen  ounubfirben,  fonbem  felbft  ju  besohlen.   Dtefes  Serbre^en  mürbe  bur^  bie  Ser« 

55  lettung  Der  Umftonbe  bos  Unglüd  feines  Sebens.  fiSngft  oerf^ulbet  unb  foum  im 
ftonbe,  eine  fo  grojje  Summe  ous  ben  loufenben  (Einno^men  ^u  jo^Ien,  entließ  er  oon 
ben  gfugger  in  Stigsburg  30000  Bulben,  bie  i^m  ber  Sertneb  bes  oon  fieo  X  an* 
gebli$  3um  9leubou  ber  ^etersfir^e  ousgef^riebenen  Sbloffes  einbringen  foHte.  l[nter 
bem  1.  Sluguft  1514  ^e  er  beretts  on  ben  ^opft  bie  Sttte  geri^et,  i^  ben  Ser* 


WOmOti  Unit  Vlm»i  307 

trieb  bes  Slbloffes  für  feine  ftir^enprooinjen  ouf  o^t  3abre  pi  flberlaffen,  tDQ$  i^tn 
am  15.  flfnril  1515  unier  ber  von  t&nt  |elD|t  gemalten  Seoingung  gen^rt  iDurbe,  bog 
fogiet^  10000  (Sulben  an  bie  pSpmiAe  ftan^Iei  geßo^tt  loärben,  ber  W>la%  bis  junt 
1.  Slimft  oerfilnbigt  xoerben  unb  aUiö9rliA  bte  ^wm  ber  boburA  erjielten  (Einffinfte 
nac^  iftom  fliegen  foltte  (bie  SOtenftfide  bei  Serb.  ftömer,  Xegel,  ber  Kblatorebiger,  s 
groidenberg  in  6.  1880  6.  142  ff.).  €r[t  noA  unb  no^  lom  bie  €a^e  m  Sang, 
unb  Sfuggerfij^  itomntinsre  b^letteten  bie  ^lokprebiger,  um  bie  t^rem  ^aufe  }U' 
fommenbe  Quote  glei^  in  (Emprang  gu  nehmen.  25arau9  «o^te  man  leinen  $ebl.  Das 
fbm%e  nm,  mit  ber  junge  itirqenrorft  o^ne  6<^  jugegeben  ^aben  mfirbe.  etn  ®elb« 
tril^f  an  bos  fi<^  fiU:  i^n  perjbnli^  oeber  tk^Ii^  ober  religiSfe  Seoenlen  noc^io 
gn^eii  inii|iften.  6oU^  Hauben  ibm  flbei^u|rt  fern.  iSx  ge^irte  ju  ben  3Robemen 
[einer  3^  ^  sior  ein  fttnb  ber  Stenaiffance,  fibrtgens  meb  naäf  6eite  i^es  fiebens« 
ibeab  unb  bes  Sniereffes  fflr  i^e  ftunft,  bie  in  i^m  namentlicb  hwcäf  loftfpielige  Sauten 
enen  »armen  Sdrbaer  fonb,  als  rfidficQtli^  ttrer  »iffenfilbaftli^n  Seftrebungen.  Das 
SRfifenokfftaimge^Srte  ju  ben  notmenbigen  ^tributen  eines  gebUbeten  gffirften  jener  15 
3eit,  tmb  ber  Smnn^  ber  frfll^  oon  einem  numoniftett»  mie  (EiteUooIf  oon  Stein,  beeinflußt 
mürbe  unb  f^on  bei  feinem  oorfibergelenoen  ^feitt^alt  auf  ber  grranlfurter  ^o^fc^ule 
mit  lOri^  0.  ^utten  oerb^  batte,  burfie  als  »efbrberer  bes  neuen  ^oetentums  ge« 
{iriefen  merben.  (Es  oerftanb  ]wt  oon  |elbft,  baft  er  ^  ben  Semunberem  bes  (Erasmus 
gc|orte^  Sleu^Iin  g^n  feine  Serleumber  gefdjfi^  9atte,  feine  Unioerfitot  3Rain2  }U2o 
einem  6ih  ber  neuen  SD3iffenf(^en  mai^n  moute  unb  ^utten  an  feinen  :5of  ^t  —  <^ 
beMbe  Slonn ,  ber  in  feiner  9lu^  unb  in  feinem  fiebensgenug  ni^  geftbrt  med)en 
moute,  bttitte  gegen  bie  Susf^ttungen  bes  Suc^bnub  am  17.  9Rai  1517  ein  je|r 
ttmrfes  3w|uifittonsebiIt  erlaffen,  in  md^m  er  neben  feinem  9Bei^4(^  fiu^^ 
frfi^n  ftoOegen  3ob.  Xrutoetier  in  &ivsi,  ben  ünbfinger  bes  SIten,  mit  meit^ss 
gc^enben  Romjdenjen  5um  3n<tttifitor  in  feiner  ganjen  Diäefe  einfeäte. 

7>ü  bie  unter  feinen  IRamen  auMegangenen  Snftruttionen  ffir  oie  übla^ebiger 
f#BDerIi4  oon  i^  felbft  l^errfi^  bfirfteu,  fo  mar  £uqers  bemflt^er  unb  boA  rud^t« 
lofer  Srief,  mit  bem  er  i^m  am  81.  Oft  1517  feine  95  X^efen  über  ben  SIblag  ju* 
f^idte  unb  fernere  SnIIagen  g^en  [eine  Unter^nbler  erj^b,  oielleiil^  bie  erfte  emfte  Ü^^  so 
logifi^  S^age,  oor  bie  fi$  ber  injbiK^  g^t^  f(^.  Sie  mujjte  i^m  feiner  gansen  Statur 
nSSf  um  fo  unbequemer  fein,  als  eine  f^^mere  S^obtgung  feines  ®elbbeutels  ]u  ben 
no^Kegenbften  Sefürd^ngen  getreu  mufete,  unb  man  foeben  in  Xom  barfiber  floate, 
ba|  bieSoQe  fo  menig  einbringe.  9[ber  f^on  ^ier  jeigt  ft^  feine  Sigenort:  nxis  t^m 
unbequem  mar,  f^ob  er  beifeite;  felbft  mas  i^n  petfönli^  oerle^en  mugte,  lonnte  er 36 
bes^Ib  rubig  bingel^n  laffen;  mo  er  emften  SBiberftonb  erfu^,  unb  bo^  ni^ts  aus« 
PL  mbien  f&r^en  mußte,  gab  er  ÜAtx  na<^,  um  SRu^e  |tt  ^oben.  i&rojje  i&t* 
nfte  ^aben  t^  nie  gelettet,  9roge3i^I^  allgemeiner,  niAt  |ierf5nli(^er  Sri  logen 
me,  emften  S^ierigleiten  tft  er  immer  nod^  SRöglid^eit  aus  bem  9Bege  ge» 
gongen.  @o  j^n  bamals.  £ut^  erhielt  meber  Slntmort  no(^  Sele^ng.  3m  40 
Srunbe  ging  bte  6a^,  mo^te  ber  Sr]btf<^of  meinen,  feinen  ^ufteagg^r,  ben  $apft 
no(^  megr  an,  als  i^n  felber,  unb  fo  gab  er  (ie  meiter  unb  berichtete  nac^  9lom,  aucQ 
um  fi^  ni^  ben  ganjen  Sluguftinerorben  auf  oen  $als  ju  laben,  ^uf  bas  (Butadien 
feiner  9lfite  bef(^Io|  er  jmar  am  13.  Dep.,  einen  „ii^ibitorif^n  ^rojeg''  gegen  £ut^er 
oufMen  ju  Men,  ber  fiut^er  mal^rfi^inlic^  gar  ni^t  infinuiert  mürbe  (anbers45 
Z^  Srieger :  Imr  ben  fßrt^g  bes  (äijbifc^ofs  SIlbreAt  gegen  fiut^r  in  ftleine  Sei« 
tr^e  jur  (5ef^ic^e  oon  Docenten  ber  fieif^tger  ^oAi^ule,  £ei)^ig  1894  3*  191  ff.), 
mfinfqte  gemifte  Ungeli^idli^feiten  oon  Xe^els  Unterbeamten  im  Sieben  unb  ^rebigen 
oermieben  gu  f^n,  oamit  .,bas  ^ilige  Negotium  aus  £ei<^tfertigfeit  nidbt  oera($tet 
merbe'V  ecmeiteete  no^  bie  Jiompelenjen  Ze^els,  aber  bas  ,4Ü>^ig  Some^men''  bes  50 
^fOemcQeRen  SRbnc^"  fid^t  i^n^  mie  er  fAretbt,  menig  an,  unb  feine  SSeracl^tung  bes« 
WBkn  mag  bur^  feine  bumaniftthbe  Umgebung  no^  oerft&rft  morben  fein.  Sli^t  bas 
kifefte  Sopnbnis  ^atte  er  für  bte  Saqe,  bte  fiutber  tief  innerliä  bemegte  (ftomer 
6. 148f. :  9109,  Seilaaen  50:  ^.  Jtolbe,  aRortin  fiut^rl  357  f.  SInm.  3U  6. 146). 
hiermit  Qotle  ber  miU^e  jttr^nffirft  leisten  ^rjens  fi(^  einer  6a^  entf^Iagen,  &6 
beren  Stegdutm  er  mie  mum  ein  anberer  bamals  no^  in  ber  $anb  ^tte.  Sr  ^at  in 
ber  Solgmjt  bier  unb  ba  5U  o^rmitteln  gefuät,  aber  es  ift  i^m  jpäter  nie  mieber  ge« 
bmMn,  enie  entf^eibenbe  iRoIIe  in  ber  lir^Iüpen  (Entmidlung  gu  (piefen. 

SBolieiä)  bi»  Sugsburger  Stei^taas  oon  1518  mürbe  er  5um  Aarbinal  erhoben. 
Son  beiben  ^Parteien  ftari  ummorben,  entfi^teb  er  fi^  nai)  bem  Xobe  9RaximiIian$,  burd^  eo 

20* 


308  VOnäii  iin»  Virini 

bie  größeren  Snerbtetungen  bes  Habsburgers  beftimmt,  für  biefen  unb  toirfte  mit  (Erfolg 
ür  bie  aßo^l  ftctrls  V.  3n  ber  Qaäft  fiut^ers  ^tte  t^m  (Erostnus  am  1.  9loo.  1519 
3RQXi  79)  ju  Derfte^en  geaeben,  bafe  er,  jeme^r  er Jidj  oon  i^r  fem  ^Ite,  umfome^r 
fir  feine  IRu^e  [orgen  iDäroe.  X)as  enMpracQ  [einen  Steigungen,  unb  Jo  lange  fein  per« 

6  |5nli(^es  3ntereffe  ni^t  berührt  iDurbe,  tonnte  er  eine  roettge^enoe  Xoleron}  fiben.  ms 
£utber  am  4.  (jfebr.  1520  (Snbers,  Butlers  SriejiDe^fel  II,  307)  auf  SBunf^  (eines 
Aurfflrften  fi^  oon  neuem  an  Sllbre^t  roanbte,  antioortete  biefer  in  fi^tlic^em  ^nf^Iu^ 
an  bie  Sluslaffungen  bes  (Erasmus  rDo^hooIIenb  (ebenba  6.  337).  ^utten,  ber  freilii^ 
in  ienem  3eitpun!t  fi^  ber  angelegentli^ften  (Empfel^Iung  bes  (&asmus  erfreute,  burfte 

10  lange  3eit  ungebinbert  an  feinem  ^ofe  Jetne  romfeinbli^en  ^amp^Iete  ausgeben  laffen, 
unb  ben  CErasmif^en  9{ef ormationsbeftrebungen  bürfte  ber  ftiuifflr^  jettioeilig  ni^  fem« 
geftanben  ^aben,  anäf  voax  er  ben  Settelmön^n  ni^t  ^olb  (Spalatin.  Annales  bei 
Mencken,  scriptores  II C.  598ff.).  SIber  als  bie  bem  Äaifer  entaegeneilenben  fiegaten 
ibm  mit  ber  golbnen  9{ofe  im  Öftober  1520  beftimmte  Sefe^Ie  be^ügli^  ^uttens  unb 

15  £u^ers  überbra^ten,  loor  er  foglei^  bereit,  jenen  oon  feinem  $ofe  ju  entfernen  unb 
Butlers  Sflc^er  oerbrennen  5u  laffen.  ßleU^oo^I  gab  er  (i^  au^  na^  bem  SBormfer 
9lei^stog,  obf^on  man  erfuhr,  mie  er  bie  3ur  S^  greifenben  ®eiftli(^en  gefangen 
fe^te,  unter  bem  Sinflug  bes  laoierenben,  oermntelnben  Sßoifgang  Capito,  ber  jetnDom« 
prebiger  unb  bann  fein  ftansler  aeroorben  (Saum,  dapüo  unb  Su^er,  SIberfelb  1860 

20  S.48ff.,  3U  beffen  I^ätigfeit  um  leneßeit  au4  SB.  »riebensburg  in  3Ä(6  XVI,  496ff.), 
ben  9lnf(^ein,  geioiffen  Reformen  aum  fe^t  ntAt  abgeneigt  3U  fein ,  \a  als  ob  er  \oiua 
mit  fiut^ers  Sorge^en  gegen  ben  römifc^en  Stu^I  nimt  fo  unjufrieben  w&tt  (Z^.  ftoloe, 
3Rartin  Butter  II  25),  unb  fanb  bamit  Glauben,  foba^  Carlftabt  (3öger,  Slnbr.  Soben« 
ftein  0.  (tolftabt,  Stuttg.  1856,  6.  235),  ^ffnungsooü  ben  „Primaten  Sermoniens'' 

26  offentli^  als  ben  Zröger  nationaler  Sleformationsaebanlen  bejei^nen  lonnte.  Slber 
i5ut^er  lief]  fid^  ni^t  täufd^en.  9luf  bie  ftunbe,  bog  oerfelbe  9Rann,  ber  in  fetner  fßtad^t« 
liebe  unb  jur  ^er^enlic^ung  feines  Stiftes  in  ^aUe  eine  Unfumme  ber  lofttor^ten  SReli« 
quien  gefammelt  j^atte,  im  3ntereffe  feines  ftets  leeren  Seutels  bie  Snbä^ttgen  jum 
Sefu^e  ber  Heiligtümer  (ogl.  (6.  o.  3:ereq,  Aarbinal  Slbre^t  oon  Sranbenmirg  unb 

30  bas  ^Ilif^e  ^eiltgtumsbu^  oon  1520,  Strajjburg  1892)  unb,  als  ob  in^ifc^en  ni^ 
^ef^e^en,  3um  (Enoerb  ber  maglofen  bamit  oerbunoenen  Waffe  einlub,  f(brieb  fiut^  on 
tbn  oon  ber  3Bartburg  aus  am  1.  Des.  1521  einen  Srief,  toie  i^n  vooijH  no^  nie  ein 
ilir^enfürft  oon  feinem  Untergebenen  ersten  ^atte,  inbem  er  bro^te,  aegen  biefen 
„Slbgott",  ben  Slblafe  (ogl.  äBoIters  a.  a.D.,  bosu  X^.  »rieger  in  ber  X^fiS.  1878 

35  S.  287;  V).  Äolbe.  3».  fi.  II,  24  ff.  unb  bie  Slnmerfung  auf  S.  567,  ©o  bie  ge« 
famte  einf^Iögige  £itteratur  oerjei^net),  öffentlid^  oorjuge^n,  menn  er  niAt  booon 
abliefe,  unb  auä)  feine  eigene  Staube  aufjubeden.  Uno  oer  groge  5Ur^enfürft  beugte 
fi^,  |a  na^  feiner  bemütigen  Slnttoort  f^ien  er  toirflid^  oon  Butlers  Strafrebe  erariffen 
3u  fetn,  aber  er  t^at  nur,  toas  bie  5tlug^eit  unb  fein  Slu^ebebürfnis  i^m  eingab,  unb 

40  gab  nur  foroeit  na(^,  als  er  eben  mu^te.  9u^  bie  ^e^be  Sidingens,  an  ber  mon  t^n 
ni^t  unf^ulbig  glaiibte,  brad^te  ibm  etne  Stieberlage.  Sie  loftete  i^m  20  000  ®ulben. 
3n  (fofiirt,  roegen  beffen  er  mit  Äurfad^fen,  roeld^es  bas  S^utae<^t  über  bie  Stobt  in 
Slnfpru^  no^m,  in  SRig^elligfeiten  ftanb,  mugte  er  na^  oergebfi^n  Serfu^n,  fein  9ie« 
aiment  bafelbft   5u  befeftigen,    bie  9{eformation  geroö^ren  lafjen  (9B.  S^um,  Aorb. 

45  2llbre^t  unb  bie  (Erfurter  Äir^enreformation,  §alle  1875;  griebensburg,  SRei^tag 
JU  Speier,  Serlin  1887  S.  160  f.).  SRi^t  weniger  bebeutete  ber  Sieg  ber  Deformation 
tn  SRagbeburg  ((Jf.  $äls5e,  Die  Ctnfül^rung  ber  9{eformation  in  ber  Stabt  äRagbeburg, 
amagbebura  1883). 

9Rit  (einem  uRainser  Dom!apitel  n)ar  er  löngft  serfallen.  $ier  na^m  man  t^m  bie 

oo  93orliebe  für  $alle  übel,  unb  es  f^eint  nxäfi  unmoglid^,  bag  er  f^on  bamals  boran 
ba^te,  n)ie  man  auf  bem  9lümberger  Slei^stag  oon  1524  n)iffen  n)olIte,  fein  Aurfürften^ 
tum  an  einen  ^faljgrofen  absutreten  (3oad^im  ffi.,  3)ie  ^oltti!  bes  letten  ^o^metjters 
in  ^reuhen,  3.  2.,  fiernjig  1895  S.  109,  313  ff.}.  3)ann  !am  ber  SauemWeg,  unb 
ber  Aurfürft  mujjte  erleben,   bag  [elbft  feine  Staot  SRains  mit  ben  Säuern  pdtterte. 

55  3n  biefem  Sluaenblid  f^eint  i^m  jeine  Umgebung  ben  ®ebanlen  no^e  gelegt  5u  ^aben, 
bem  Seifpiele  feines  Setters  in  ^reu^en  ju  folgen  unb  fein  Sistum  ju  fäulorifteren ; 
bag  man  i^m  au^  in  gutromMen  Areifen  biefe  W>\\(S)i  unb  bie  anbere  jutraute,  feine 
langiö^rige  aDtattreffe  Urfula  9(iebinger  3U  heiraten,  seigt  ber  93rief  bes  Campeggto  an 
Sabolet  am  26.  9Rai  1525  (bei  Balan,  Monumenta  reform.  Lutheranae,  Ratis- 

6obonael884  S.  465;  ogl.  Stomas,  391.  £ut^er  k.  in  ^ussügen  aus  SRorino  Sanutos 


mbxtdii  t^on  äRattt)  309 

Diarien,  «nsba^  1883  3lr.  178).  Unb  bur^  ben  SKamsif^cn  9?at  Dr.  9?ü^cl  basu 
angeregt,  forberte  i^n  £ut^r  in  einem  balb  befonnt  geworbenen  Sriefe  uom  2.  ^uni 
1525  ooju  auf  (3Raq  II,  651 ;  Snbers  V,  187).  9lber  on  bemfelben  Xage  rourben 
bie  fein  Sistum  bebröngenben  Säuern  bei  jlonigs^ofen  gef^Iagen.  Die  ougenblidfli^e 
(Sefo^  mar  uorfiber,  unb  am  19.  3uli  bes[.  oo^res  oereinigtejt^  9nbre<^t  mit  ben  & 
entf^iebenften  ®egnem  fiut^rs,  3oo4i^  ^^^  Sranbenbura  unb  (georg  Don  Saufen,  ju 
Deffou  behufs  aegenfeitigen  S^u^es  bei  SlufruJ^r  ber  Untert^anen  ju  einem  Sünbnis, 
ba$  juglei^  „bie  uerbammte  lu^erif^  6efte"  ausjurotten  inSIusfid^t  no^m.  Unter  biefen 
Sinffülien  trat  er  je^t  eine  3^it  lang,  roenn  au^  niemals  energif^,  bo^  f^toffer  gegen 
bie  eoangelif^e  Semegung  auf.  9lm  3.  gr^r.  1526  erlieg  er  Don  ^alle  aus  ein  neues  lo 
äRanbat  an  [eine  Untertanen,  bei  ber  alten  Ahr^enle^e  5U  bleiben  (SBeller,  Repert. 
typpgr.  3tt,  3904),  augerbem  [u^te  er  bur^  ^norbnunaen  ougerli^er  9lrt,  roel^e  bie 
„geiftlic^en  Untertanen  ben  Siebten  gemäg  reformieren  jollten",  ber  9{eformation  enU 
geaensutreten,  qws  bo^  nur  5u  jettmeilipen,  feinen  Flamen  oerbo^t  ma^enben  Ser* 
fo^ungen  (über  bie  (Ermorbung  bes  ^IltfAen  ®eiftli^en  ®eorg  SBtnller,  für  bie  man  15 
t^n  oerontmortlu^  machte  V).  jlolbe,  SR.  fiu^er  II  292)  fiibrte,  too^enb  [ein  (gebiet 
[u^  fortiDä^nb  oerringerte  unb  [ein  (Einfluß  im  Steige  abnahm.  Set  Gelegenheit  ber 
^dfd^n  ^änbel  beteuerte  er  bte  3lb[iAt,  alles  loas  5ur  S|re  (gottes  unb  5ur  grSt« 
berung  ber  £iebe  bes  9lö^[ten  bienen  fönne,  ju  liegen  unb  ju  förbem,  aud^  ba|  er 
einer  c^[tli^n  9{eformation  nie  entgegen  gerDe[en.  Deshalb  gab  es  oiele ,  namentli^  20 
unter  ben  (Erasmianem,  bie  au^  auf  bem  9tei^sta^e  5U  Augsburg  1530  auf  ben  frieb» 
fertigen  Air^enfflrften  i^e  Hoffnung  ]tisitn.  9luf  t^ren  Wm]^  9^f<^  ^^i  ^6  £ut^er 
Damals  [einen  merbofirbtgen  6enbbrie[  an  Sllbrec^t  (be  SBette  lY  72)  [^rieb,  in  bem 
er,  fiberjeuot,  bah  bie  9{ömer  bas  umotberlegbare  eoangeli[d^e  Selenntnis  nicbt  annehmen 
tpfirben,  |(^Iie|lic9  ben  mö^tigen  5tir^enftlr|ten  bat,  auf  ein  friebli^es  9lebeneinanber«  25 
ge^n  betber  Xeile  ^u  xoirfen.  (Er  ^at  bann  an  ben  erfolab[en  Slusglei^soerbanblungen 
teilgenommen  unb  ji^  au^  ab  Sermittler  um  bas  3u|t(^n^^t^^^^n  ^^^  91ümberger 
gfriebens  (1532)  bemfl^t  (3Bin(!elmann ,  Der  6^mallalbiJ^e  Sunb  k.,  Strasburg 
1892  6.  111  ff.).  9Re^r  als  ie^trug  er  [ic^  na^  bem  Slugsburger  Slei^stage  mit  bem 
(gebanlen,  ju  rejignieren,  [eine  Smter  Aoabiutoren  5U  fibertragen  unb  (eine  no^  übrigen  80 
fiebenstage  in  (einem  geliebten  ^alle  5U5ubringen  (^ennes  274).  Dort  ^atte  er  ntd^t 
aufgebort,  ^Reliquien  unb  [onjtige  Aoftbarleiten  3u[ammen3u^äufen.  9In  bem  oon  i^m 
ba[el6[t  burc^  (Einsie^ung  mehrerer  Alo[ter  errU^teten  9Rori^[tift  rounj^te  er  SRönner 
oon  9tuf  um  [ic^  3U  [ammeln  unb  bas  Stift  xoomogli^  5u  einer  unioer[it&t  ju  er« 
mettem.  Seit  1531  ^atte  er  in  $alle  ju  längerem  Slufent^alt  [eine  9{e[iben3  aufgef^lagen,  35 
iDomtt  bie  in  ben  nä^[ten  3^^^^"  P^  itnmer  me^r  [teigembe  Serfolgung  [einer  eoange« 
lif(%  gefinnten  UntenÜ^nen  begann  (ogl. §er^berg  II  93 ff.;  3ft«5  XIV  1893  S.  603 f.), 
bie  [ogar  in  bem  ein[t  für  fiut^er  [0  begei[terten  3o^-  Cwtus  SRubeanus ,  ben  oer 
ftarbinal  3um  ftanonifus  an  [einem  otift  gemaAt  ^atte ,  einen  Serteibiger  fanb,  loö^« 
renb  £u%r  toie  beareifli^  oon  neuem  Snlog  na^m,  ben  ^arafter«  unb  [menlo[en  SRann  4o 
(ogL  ®eB  in  b.  3^®  XIII  121),  be[[en  ^ten  [0  n)enig  mit  [einen  9Borten  flberein« 
ftimmten,  f^arf  an3U^reifen.  Der  [ogenannte  ^allij^e  Sunb.  ben  Sllbre^t  1533  mit 
[einem  Sruber  3ott^nn  unb  mehreren  Iat]^oli[^en  ^r[ten  [^lo^,  oermo^te  bie  (Ent< 
iDtdüing  ni^  auf3U^alten.  Sergdbens  bel&mfte  er  bie  Sieformatton  in  Defjau  (1534), 
unb  nad^  bem  Xobe  3o<^^i^s  I^[te  [i^  au^  [ein  Stammtanb  oon  [einer  Dioce[e  bs.  46 
Selbft  in  ber  eignen  Staot  $alle  fonnte  er  ben  6iea  ber  Sleformatton  bur^  bie  Se« 
nifung  bes  3u^s  3onas  im  3^^^  ^^1  ^W  ^inbem.  Sd^on  [eit  1536  l^atte  er 
in  Sorau5[ü!^t  oer  lommenben  (Ereigni[[e  [eine  bortigen  5tun[t[d^a|e  na^  9Rain3  unb 
3([(Mfenburg  gerettet  unb  1540  oerlie^  er  $alle  für  immer.  (Jfur  £ut|er,  ber  no^ 
monqmal  oud^  um  ber  xoirlli^en  ober  oermeintlid^en  Ungere^tigteiten  bes  (^r[ten  50 
loiQen  (in  6a^en  bes  $.  66öni^,  ogl.  $üls3e,  5tarb.  Sllbr.  unb  $.  6d^öni^  in 
SRogbeb.  ®el(^id^tsbl&ttem  24.  Sb  1889 ;  p).  Aolbe,  SR.  £uti^er  II  470  unb  603) 
gegen  t^  eiferte  unb  i^n  bei  (gelegenbeit  [eines  Streites  mit  bem  ^amp^leti[ten  Simon 
£emntus  (ebenba  S.471f.)  mit  einer  Seröd^tli^Ieit  bel^nbelte^  loie  nur  er  es  oerftanb, 
oerSnierte  M  in  i^m  unb  ^tinnäf  oon  SraunFi^meig  („$em3er  unb  3Rain3er")  ber  55 
gottlofe  9Biber[pru^  gegen  bas  (Eoangelium.  äÖie  mad^tlos  ber  Aarbinal  na^  unb 
naäf  geworben  mar,  3eigt  bie  !Qat[a^e,  bag  bas  3Rain3er  Domlapitel  1538  [i^  xotu 
gerte,  bem  $alli[^en  Sunbe  bei3utreten.  3^^t,  loo  er,  um  3U  retten,  roas  no^  3U 
retten  loar,  ent[^{eben  auftreten  unb  [einen  aan3en  Cinflug  ausüben  sollte,  max  es  ^u 
(pSt.    3n  o^nmö^tiger  9But  forberte  er  3U  inegensburg  1541  — ,  es  mar  3U  ber  ^t\t,  eo 


310  fOMfit  biitt  SKata)  VOntiii  ba»  Vren^eit 

als  ^uftus  3onQ9  unier  hufä^fc^em  @^^  in  ^alle  bie  Slefotmotion  burAffl^rte  — 
ben^Qi|et  auf,  gegen  bie  ^[hnrteftanten  bie  9Baffen  3u  ergießen,  loenn  tc  m&m  oict* 
li^  Aatfei  fein  iDoIIe,  fonft  m&te  es  bejfet  geoe^n.  menn  et  in  Qpankn  geblieben 
xoSxt  (X^.  5toIbe,  3R.  £.  II  506).    3ekt  xxm  er  lomlic^  bet  f^rofffie  unter  ben  ffirft« 

6  liAen  Gegnern  ber  9{ef ormoHon  gevoroen.  unb  fefuitifc^e  tinregungen  —  einen  btr 
erften  (Benoffen  $eter  gr<wer  ^atte  er  1642,  our^  feine  ^rebigten  angejoaen,  mStVMni 
lommen  laffen  ($ennes  324)  —  motten  i^n  barin  beftSrfen.  ffis  fiebt  bcdpn,  A  ein  1643 
oon  i^m  refp.  feinem  ftanjier  Z^ob  nonas  ausgegangener,  oonftänbig  bis^r  nic^  bdannt 
gen)orbener   JReformationsentxDurf  (^Slaq  II  405.  627  f.)  t    ^  ^^  ^^^  ^^^  ^tten 

10  erosntijii^n  ®ebanfen  miibeeinfluM  »or,  mit  biefen  Slnregungen  (n  Sminbung  }u 
feken  ift  S^^^^^^ns  toiberfe^  fic^  bos  Domtoitel  jeber  Steuerung.  Der  Jtarbinol 
enebte  nur  noA  Snitöuf^unaen  unb  fd^  fic^  fe  langer  {e  me^  Derein^mit.  £eb^  in« 
iereffierte  er  fio  für  bas  3ur'^^'<'^^^  ^  Xribentiner  Aonjils,  pi  bem  er  im  tl|iril 
1545  feine  (pefaubten   abfertigte.    Seinen  Seainn  ^  er  nic^t  me^  erlebt.    S^m 

15  längere  3^it  leibenb,  in  fletem  Htmfl^  mit  feinem  Domfof^l,  in  ben  öftnben  bn 
3uoen,  }ule^t  faft  mit  9lot  Knq^nb,  ftarb  er  einfam  unb  oerlaffen  ju  uRoinj  am 
24.  @epi  1645,  unb  feiten  fyd  moffl  ein  9Rann,  ber  ju  fo  großem  berufen,  abgeie^n 
oon  ben  burd^  \bn  aufgefü^en  Sauten  ju  SRainj  unb  ^aUe  unb  feinem  (Brobmal, 
bas  er  fiA  in  W^^affenburg  burd^  $.  Sif^  fe^n  lieg,  fo  loenig  6puren  einer 

ao  Xpigleit  Qinterlaffen,  als  btefer  Subre^  oon  SRoin].  Sl^eobir  ftolbe. 

Hlbref^t  oon  ^reugen,  geft.  1668.  —    Ouellen:  gieid^^alHged  ^anbf^riftli^e« 

9RateriaI  im  StaatSard^iD  )u  Mnlgdbetg  i.  $r. ;   %  %]d^adtxt,  Uttunbenbuc^  gut  9(efonna* 

tiondgefd^ic&te  bei»  ^r^ogtumd  ^reugen  16  I— III  (Sdh  43—45  ber  ^Mifationen  auS  ben 

St.  preufilf^en  ©taatdarc^ioen)  2t\pii^  1890;    Sut^eri  IBriefe,   l^rauSgeg.  oon  be  fBktte; 

26  £ut^erd  83riefe  an  ^raog  9(I5te(^t,  Königsberg  1611,  unb  ^elan^t^ond  Briefe  an  benfelben, 

leraudgegeben  i9on  gfaber,  ftön.  1817 ;  3.  SBoigt,  IBrieftoec^fel  ber  berti^mteften  (^le^rten  bed 

]eitalterd  ber  ^Deformation  mit  ^er^og  Hlbrec^t  o.  $r.  Königdb.  1841 ;  itothtf  Analecta  lu- 

berana  1883;  £utberi»  IBriefkoeAfel  o.  @nberd  IV  1891;  Acta  Bonudca.  —  Sitteratur: 

tarthtod^,  preufi.  ftlrd^cnl^iftirlc  1767 ;  3f.  S.  Cod ,  ßcbcn  unb  2:^atctt  «Ibred^t»  bed  «Item, 
önig8b.l750;  Hmolb,  furjgefafitc  Äird^cngefd^ttftte  o.  ^rcufien,  Äön.  1769;  bcrfelbc,  ^Iftoric 
ber  ÄönigSbergcr  Unioerfität  1746;  ß.  D.  »acafo,  ®ef^.  ^rcujcn«  ob  Iv,  ÄBnigSb.  1795; 
3.  ^oigt,  ®ef$ic^te  ^reugend  IBb  9;  Q^ebfer,  ber3)om  »t  ftönigdberg  1835;  9ianfe,  ^utf^e 
®ef(4i(j^te  im  geitalter  b.  9lef.,  Ob  n  (a.  C^nbe) ;  9B.  iRöIIer,  «(nbrea«  Ofianber.  fieben  u. 
auSenoä^Ite  ©c^dften  1870.  —  $t.  lüol^meier,  «flbred^t  ^arfaraf  t>.  IBranbenb.'fL.  in  ber  qO' 
86  gemeinen  beutf^en  ®ioar<M)]^ie  l,  Seip).  1875 ;  ^rl  ^Ifreb  ^fe :  ^er^^og  Ulbre^t  0.  $reu6. 
unb  fein  ^ofprebiger  1879;  £ol^meier,  IBiograp^ifdfte  @n»e  bed  ^er^ogd  %Ibr.,  ^an|igl890; 
$and  $ru|,  ^er^og  mb.  0.  $r.  in  ben  $reug.  ga^rbb.  Sb  66  ^eft  2;  $.  Sfdioctert,  ^' 
)og  ^Ibred^t  oon  $r.  als  reformatoriftj^e  $erfdn(i^feit,  ^aHe  1894  (31.  45  ber  Sd^rtft  bed 
Vereins  für  9iefotmatton8gef(^i(j^te). 

^  Snbredbt,  SRarlgraf  oon  Sranbenburg*9n$ba^,  le^  ^o^meifter  bes  DeutfAen 
Orbens,  erfter  t>^6  ^^^  ^reuften,  ber  fürftlid^  Reformator  ber  Smäft  bes  beut|Den 
Srbenslanbes  in  preugen,  oer  ^egrünber  ber  pmigifmen  fianbesHrAe,  mar  am  17.  fmi 
1490  2u  Snsbad^  geboren,  oon  10  @9^nen  bes  9R(ämra|en  grnebrra  bes  JOteren  oon 
Slnsbad^  ber  britte,  unb  S^mefterfofin  ber  ftöni^e  SBUibtsIao  oon  Ungarn  unb  6tgis> 

i6  tnunb  I.  oon  $oIen.  Die  groge  (^ar  oon  5hnbem  —  neben  jenen  je^n  SS^nen 
merben  no^  fünf  Üö^ter  gegfip  —  erf^erte  bei  ben  o^ne^in  bef^ränften  (Einnafimen 
bes  SRarfgrafen  eine  umfajfenbere  miffenj^aftli^e  Silbuno,  auf  bie  ber  Sater,  no^  ber 
überaus  tmrmgen  unb  no^  bagu  unregelmäBig  erfolgten  Sejc^Iung  hes  SRogättrs,  ber 
ben  iungen  Slftrec^t  ju  unterri^ten  ^tte,  ju  f^Iiegen,  menig  (ömiäft  gelegt  9at. 

60  Sli&t  o^ne  (Erfob  fuAte  ber  Sater  fi(9  bie  Sorge  für  (eine  oielen  6a|ne  bcAiur^ 
ju  erlei^tem,  bog  er  fidp  bemfi^,  für  fie  entmeber  ein  Unterlommen  an  gfirften^Bfen 
3U  finben  ober .  menn  fie  RA  jum  Eintritt  in  ben  geifili^en  @tanb  en^bffen ,  tin« 
bäglic^e  fßfrflnoen  ju  beimaßen.  Seibes  n)urbe  bem  jungen  SHIbrec^  pi  teil.  3^ 
feiner  Slusbilbung  in  ^öfift^er  Sitte  unb  ritterliAem  SBc^enbienft  lieg  i^n  ber  Satet= 

» junöd^ft  1507  na^  CEöIn  an  ben  furffirftlit^^erjbif^id^en  $of  ge^en,  mo  er  in  bem 
(genug  einer  Dom^ermpfrfinbe  gelangte  unb  oon  roo  er,  naqhm  er  mn^  baju  eine 
etntrögli^  Ded^ntenfteue  in  ^0^  erlangt  ^tte,  1508  als  ftanbesgemog  gebilbeter  Sla« 
oalier  in  bie  Heimat  jurüdfe^rte.  3n  bemfelben  ^cSftt  finben  iDir  l^n  auf  feinem 
erften  SBaffengong  in  bem  Anege  bes  ftaifers  SRasimilion  gegen  Senärig  unter  ber 

60  grii^rung  feines  ölteften  Srubers  (Eafimir,  ber  oonoeg  mit  einer  ^eeresam^ilung  00m 


fUMlii  t^9n  Vrcttfoi  311 

ftatfer  gegen  bie  Seftuno  9looereto  entfatibt  mox.  Sc^toer  erhanlt  oon  bort  in  bie 
^eimat  paid%d^,  §äu  u  fi^  bann  einige  3^it  bei  feinem  ßnigli^n  ätenvonbien 
om  un^tml^  &0f e  auf. 

Sme  entf^mnbe  äBenbung  für  |ein  ganjes  £eben  trat  ein,  als  er  nac^  bent  am 
14.  T>tL  1510  erfolgten  Xobe  oes  ^od^meijters  bes  2)eutfdben  Orbens,  \m  ^erjogs  s 
grriebrid)  oon  Soffen,  auf  (Enqifefiluna  be$  Srubers  besfeloen.  bes  ^ergogs  (Seora, 
jum  Soc^meifter  enioä^It  tourbe.  ^m  13.  Februar  1511  feierlt^  in  ben  x)rben  auf- 
genommen» unb  bann  mit  ber  SBfirbe  bei  beu^c^en  ^oqmeifterg  belkibet,  fonnte  er 
erft  am  11.  Oltober  1512  feine  9leife  nad^  Aonigiberg  antreten,  ba  feine  Sßutter  er* 
fronit  mar,  bie  am  4.  Oft.  ftarb.  oo  lonnte  er  erft  am  22.  9looemb.  feinen  feierli^en  lo 
VäxqoQ  in  Aonksberg  galten. 

Sx  mHJjte  Dort  (ofort  in  bae  (&be  feiner  Sorgfinger,  bie  preugif^'polnif^e  ^olitil 
bes  oon  fßolen  abbfin^igen  Orbensltaate»  eintreten,  unb  bomaA  traqten,  ein  für  ben 
£>rben  mögli^ft  gfinfttges  Ser^Unts  Violen  fl^fl^nfibersu  ertanaen.  3>ie  Se^anb' 
lungen  Ratten  aber  axiq  je^  mieber  leinen  Srfofa.  SUbrec^ts  Seftreben^  ben  Crben  i6 
oon  ben  brfidenben  ^ebingunaen  be$  X^omer  mieSens  oon  1466  }u  befreien  unb  feine 
be^U^e  SB^erung,  bem  ftSnig  oon  Solen  oen  £e^nseib  ju  letften,  oenoidelten  i^n 
in  einen  bas  Orbenslaiü^  oenpfiftenben  itrie^  mit  $oIen.  bem  oorifiufig  bur^  einen 
oom  jtonig  oon  $olen  betoiQigten  oierfo^gen  äBoffenftUIftanb  1521  Sin^It  get^ 
mürbe.  20 

3niioif(^n  na^m  Sllbrec^t  feinen  Xufent^It  loieber  in  3>eutf&Ianb,  um  bort  oom 
JUtfer,  ober  mofoenb  be$  Artege»  bes|elben  mit  granbeid^  oon  feinem  SteKoertreter, 
bem  <&qiieqog  gferbinanb,  ober  oon  oem  in  9lürnbera  togenben  Keii^sr^iment  ^i^^e 
[en  $oIen  ju  erlangen,    dt  nmrbe  aber  bort  oon  Sem  ^trom  eoangeltf^  *  ref orma« 


(ßloubenfiftellung  tm  Soanoelium  erfuhr. 

Der  ^o^meifter  bes  ^eutf&en  X^rbens  lonnte  auf  bem  Mmberger  Siei^stag  bei 
aOni  Suj^n,  mit  benen  er  unablSflig  fiber  bie  3nterejfen  feines  Sroens  oer^anSeUe,  ao 
ttiqioe$el9aft  ab  gut  (ol^IiU  angefe9en  mei^n,  unb  befonbers  feine  nafytn  Senoanbten, 
bie  ber  neuen  2imt  fetnbliq  gMenfiberJtanben,  ber  iturffirft  ^oaAim  1,  oon  Sranben* 
Burg  unb  belfen  Sruoet  fturfilm^Snbre^t  oon  IDlaing  unb  (&)bi|(l^  oon  äRagbeburg, 
^ötteit  nic^  oie  geringfte  Zeitnahme  ffir  jene  3ntei^en  bemiejen,  outm^  es  }u  einem 
Mortigen  Sru^  mit  t^m  !ommen  (afkn,  menn  fie  ben  in  Stfiniberg  Fiq  oolhie^enben  u 
i&a^gtng  ^ines  inneren  fiebens  oom  romifd^'lo^Iif^n  (Stauben  2U  etner  entf^iebenen 
eoongelifd^n  (5Iaubensfib»2euguna  Rotten  loo^e^men  lönnen.    Q»  ift  unjmeifelbaft, 
baJS  tx,  d^efe^en  oon  ben  grogen  reformatorij^n  Schriften  fiutbets  oom  3*  1620, 
bie  i^  nid^  oerborgen  unb  unbefannt  bleiben  lonnten,  bur^  bie  feurigen  begeifterten 
&ebt^n  ^nbreos  Dfianbers,  bes  Reformators  9lflmoergS|  oie  er  in  oer  6t.  fiorenj«  40 
'  '   ^i^ig  ^^  unb  burd^  ben  ^emfyc  mit  ^eroorrcmenoen  eoangelifAgefinnten  $er« 
j^^^^^tUn  im  9tat  unb  in  ber  Süi^erf^oft  Stflmbergs.   nomentliQ  mit  £(Qarus 
Spengler,  2um  eoangelif^n  (glauben  gefü^  mürbe.    Donloar  bofflr  mnrüt  er  Ofian« 
ber  bioter  feinen  „STater  in  CC^rifto",  ber  aQein  bos  äRittel  gemefen  fei,  moburq  er 
aus  oer  gfmftemis  bes  93apfttums  geriffen  unb  ju  göttli^r,  reAter  unb  mcArer  (Er*  45 
(enntnis  geffl^  fei,  melqe  äBo^It^ot  er  fo  ^o^a^te ,  bag  fie  niqt  ausgufpre^en,  oiel 
loeniger  mit  etmos  ju  oergleiiben  fei. 

Sei  ben  Ser^blungen  oes  9lämberger  9iel^stags  1522  unb  23  ^atte  er  fAon 
Semtdolfuim^  feine  im  (Eoangelium  begrflnoete  !rittfAe  Stelluna  m  gemiffen  rSmif^« 
io^IMen  {^rberunjgen  ju  iennjet^nen.  9ns  es  fi$  oarum  ^noeUe,  melqe  äBeifungen  60 
Um  yrebigem  ^infu^tli^  ber  Korm  für  i^re  ißrebigten  gi^eben  merben  follten,  Qat 
er,  maktteinlii^  als  bomaliger  Vertreter  feines  abme^nben  Sfetters,  bes  Aunurften  unb 
&ibifQofs  IQbre^  oon  SRains,  bie  oorgefc^lagene  ^ormel,  bag  fie  oerpfli^tet  fein 
foluen.  i,bas  ^iliae  (&wngelium  mu^  bemfi^rten  SArtften  unb  na^  ber  Sluslegung  ber 
Dier  Sejnoer,  n&mlicb  ^ieronqmi,  SIugiAini,  (l5regoru  unb  Stmbrofit.  gu  le|ren^  o^ness 
meitoef  babin  abgeanbert,  bajj  er  biete  oier  Stomen  ftriä,  unb  hinter  ben  äÖorten: 
„nai^  bemfimen  Stiften''  furj  unb  ofinbig  bie  SBorte  |e^e:  „unb  ^riftli^er  üus« 
hmaii".  unb  als  ber  pfipftli^  fiegat  ben  Antrag  ftelUe,  boft  man  gegen  £ut^ 
<9^  oorae^n  unb  bie  reformotorif^en  6<^en  oerbrennen  Jolle,  ^atte  er,  mie  fiut&er 
felbft  berietet,  erOfirt,  er  molle  bie  Air^  gern  unterftü^en,  aoer  bas  fei  ni(|t  bie  reqte  w 


312  VOttiii  iimt  ^reitfieit 

9Beife,  t^r  ouhu^elfen,  ,,tDenn  man  offenbare  9Bo^6ett  oerurtetle  ober  Sfi^er  oerbrenne". 
Unb  SufSftt  fupt  ^inju:  „ÜRan  fagt,  er  foll  oom  Coanaelium  ni^  fibel  benlen". 

9RerItDürbtg  i[t  nun  loeiter,  loel^e  Stritte  er  infolge  bes  pSpftlid^n  Sefe^Is, 
eine  9{eform  bes  I)eulf^en  Orbens  oorjune^en^  ju  f^un  fi^  gebrungen  fü^He,  unb 

( wk  b!e  Smeuerung  biefes  Sefe^Is  ifin  betoog,  ]\i)  mit  Sut^er  barfiber  in  SeAinbung 
ju  fe^en.  (Er  loenbet  |i^  ^eintli^  tm  3unt  1623  bur^  feinen  oertrauten  Kot,  ben 
aRaglfter  £)ben ,  unter  bem  Siegel  ftrengfter  SBerf^ieoen^it  an  ZuÜftt  in  einem  ge« 
Reimen  S^reiben  mit  ber  Sitte  um  Katfqläge  für  bie  Deformation  b^  Orbens,  ba  er 
benfelben  an  $au|rt  unb  ®Iiebem  ffir  reformationsbebfir^g  ^Ite.  Sr  fenbet  Ibm  burc^ 

10  £)ben  ein  (Exemplar  ber  Orbens^efe^e  mit  ber  Sitte ,  i^  feines  (Semiltes  SReinung 
borüber  ju  [agen.  3nsbefonbere  bittet  er  ibn  um  9us!unft  barfiber,  .,buni^  veld^  9Rab« 
normen  er  oieSifA9fe,  ^rSIaten  unb  (Seiftli^n  im  £>rbensgebiet  ,,tn  ein  e^rlt^  An\U 
li^  Some^men  uno  Übung  bringen  folle''.  Su^r  m9ge  i^m  au^  auf  alle  feine 
©eiteren  3*if^nfte^  „burA  (5ott"  SRat  erteilen. 

15  (Es  ge^t  baraus  beutii^  ^eroor,  loie  ber  ^oAmeifter  bas  Sebfirfnis  unb  Serlangen 
^tte,  gerabe  oon  fiuti^er  in  ber  f^ioierigen  Slngeleaen^eit  einer  bem  eoangelifqen 
Glauben  unb  Sefenntnis  entf)>re<^enben  Umgeftaltung  bes  Orbens  beftänbig  9(at  unb 
Slmoeifung  ^u  empfangen.  I)ie  uns  ni^t  befannte  SntiDort  fiut^  auf  biefe  geheime 
Senbung  u^irb,  na^  allem  golgenben  3U  f^Iiegen,  feinen  anberen  Kot  als  ben  einer 

20  Uunoanblung  bes  aeiftliAen  Orbensftaats  in  ein  u^eltli^  Sutftentum  ent^ten  ^ben. 

Die  bturd^  £)oen  ibm  erteitte  f^riftlid^e  (ErllSrung  fiut^  l^e  jur  Sfolge,  baj] 

ber  ^oc^meifter  in  bemfelben  3<^^  ^^  perfbnIiAe  münblid^e  Serbanblung  mit  fiut^ 

trat,  ini^  er  auf  ber  ^üdreife  oon  Serlin  naq  9lfimberg  im  September  1523  qn 

im  (geheimen  in  äBittenberg  befuAte,  um  über  bie  Orbensfrage  fic^  mit  i^m  ju  be« 

25  fpre<^en.    9la^  fiut^ers  Serid^t  fiber  biefe  Unterrebung,  »elqer  3ReIan^on  beiioo^nte, 

|ab  ^m  Butler  auf  feine  gftage  loegen  ber  Drbensregel  bie  tlntnort:    ,,er  möge  bie 

lorid^te  unb  oerle^e  Drbensreoel  bei  Seite  u^erfen,  in  ben  S^ftanb  treten  unb  ben 

)rbensjtaat  in  einen  meltlidben  Staat,  fei  es  (^tentum  ober  $^gtum,  oenoanbeln". 

SRelan^t^on  gab  i^m  benfelben  Kot    Der  ^o^meifter  Ifi^elte  nur  baju;  aber  biefes 

so  £a&eln  obne  weitere  Sntnort  mat  ffir  Su^  bas  3^^^^  t  >f^6  p^  ^^  SReifter 
^^tlipps  Sorf^Iaa  ibm  gar  n)o^I  gefallen  ^abe".  SRit  ienem  eoangeIi|d^<proteftantif$en 
SRat  vomht  oon  £utper  oer  (Srunb  gelegt  5U  bem  Sluffou  bes  preugif^en  Staats,  ju 
bem  preugifd^en  itbnigstum  unb  ju  oem  mit  ber  preujjij^en  5t3nigsirone  untrennbar  oer« 
bunbenenoetüf^enftaifertum.  $ier  f^onfiat  bermsruf:  „äBel^e  3Benbung  bur^  (Sottes 

86  ^gung"  feine  oolle  Sered^oung  unb  Slmoenbung  gefunben.  Das  loor  ber  SInfang 
ber  burd^  eine  umfatmrei^e  jtonefponbenj  bejeugten  innigen  Sesie^ung  unb  Sedbin^ 
bung,  bie  |ortan  pifqen  mbtt^t  unb  ben  beiben  ^Reformatoren  als  feinen  »Sotern  unb 
greunben  tn  (Qftx\tD*'f  loie  er  fie  banibar  ju  nennen  pflegte,  beftanb  unb  ffir  bie  preugifd^ 
Deformation  oon  grunblegenber  Sebeutung  n)urbe. 

40  Der  (Sebanle,  ba^  oor  allem  neben  bem  eoongelif^en  (glauben  im  fersen  bie 
(Erfenntnis  oon  ber  9lt^tigleit  bes  Cölibotsgelfibbes  als  ber  C5runblage  bes  mon^if^« 
ritterli^en  Staatsioefens  jum  Dur^brud^  lommen  mfiffe,  u)ar  bei  STIbre^  f^on  baburd^ 
jum  Slusbrud  gefommen,  baj]  er  bem  bei  ben  Keid^stagsoer^nblungen  ^ema^n  Sor« 
fd^Iaa  bur^  eigen^finbige  Unterfi^rift  jugeftimmt  ^tte,  nad^  mtUftm  ®etftli(^,  roelAe 

45  SBewer  nähmen,  unb  x)rbensleute,  müm  aus  i^rem  £)rben  austräten,  oon  leiner  roelt» 
lid^en  Strdfe  getroffen,  fonbem  nur  „aeiftli^",  b.  i.  mö  Serluft  ffirer  ^rioilegien,  gf^i« 
^tt  unb  ^pfrunben  geftraft  n)erben  follten.  (Es  nntr  bo^r  ffir  i^n  naA  jener  Unter^ 
rebuna  mit  Sut^er  ein  ntc^t  unenoartetes  Sreignis  unb  ffir  ben  Deumen  Orben  ein 
bebetmingsooller  unb  foIgenfd^n)erer  Stritt,  ben  £ut^er  no^  in  bemfelben  3<^  1^23 

somit  ber  SerSffentlid^ung  |einer  S^rift:  „(Ermahnung  an  bie  §erren  i)eutfdjen  Orbens, 

falf^e  fteuf^^eü  ju  metben  unb  3ur  regten  e^eli^en  fteuf^^eU  ju  greifen",  gettan  fyst 

(Es  lonnte  bei  ber  fd^on  oor^anbenen  inneren  Suflofuna  oes  £>roens  ni^t  obne 

SBirlung  bleiben,  n)enn  £ut^r  oor  aller  SBelt  gerabe  ben  DeutfAen  Orben  jur  liuf' 

Hebung  bes  (Eolibatsgelfibbes  ermahnte  mit  ber  ^imoeifung  barauf,  bag  biefer  Orben 

55  e^r  als  aUe  anberen  Orben  ein  ftarles  Seifptel  jur  9(a^foIge  u^erben  Bnne. 
braud^e  fi^  ja  um  bie  3uhinft  leine  Sorgen  5u  mad^en,  ba  er  mit  seitli^er  Slcüfpin^ 
iDo^I  oerforgt  fei.  Dos  Orbenslanb  Qnne  leidet  unter  bie  Orbensleute  oerteilt  toerben, 
unb  aus  biefen  Qnnten  fianbfaffen,  Slmtmönner  ober  fonft  nfi^Ii^e  Seute  gemad^t 
toerben.    Der  Orben  felbft  wtxht  burd^  fold^e  Umoanblung  ben  Untertanen  ertrSglid^ 

60  unb  nfi^Iic^r  fein,  n)ö^renb  er  „je^t  fd^ier  n)eber  C5ott  no^  ber  SBelt  etioas  nu^e'\ 


Windfi  t^on  ^nn^  313 

3o  es  fei  3u  ^o^en,  bah  ber  Orben  im  Sefi^  bes  Sanbes  oerbleiben  toerbe,  toenn  bte 
UmiDonblung  mit  (^fni^em  Setftanbe  unb  unter  bem  Seifan  ber  Untertanen  an* 
gefangen  wtAt. 

Wtan  !ann  ido^I  anne^en,  bag  es  glei^faüs  eine  J$oIge  {ener  erften  {^erfonli^n 
Segegnung  bes  ^o^meifters  mit  £ut^r  in  äBtttenberg  uKtr,  wenn  er  bei  feinen  ernten  5 
Seprebungen,  ilber  geiDiffe  fir^enpolttif^e  gfragen,  bie  ben  Streit  p^ifc^en  fiut^r  unb 
bem  ^ßapft  betrafen  unb  niAt  mtnber  bie  Stellung  bes  Orbens  vU>m  aegenfiber  an* 

g'ngen,  fic^  oon  fiut^r  loettere  Sele^ng  unb  Beratung  erbat.  (£x  näfttit  an  i^n 
Igenbe  5  Bremen,  bie  i^  auf  bem  gegemDortigen  Stanbpunft  feiner  inneren  religiöfen 
(EntiDidlung  fe^r  ben^egten,  unb  burd^^  beren  SeantiDortung  il^m  fiut^r  jur  (Erlanoung  10 
einer  Iktren  Srienntnis  unb  feften  Öberjeugung  uer^elfen  foOte:  1.  £>b  (E^riftus  feine 
5Ur^  auf  ^etrus  unb  bie  ^äpfte  als  be)fen  9la^oIger  gegrfinbet  ^6e;  2.  ob  ber 
^ft  oon  (Bott  bie  ÜRaAt  ^e,  auger  (Bottes  (gebot  ein  ®efe^  ju  gden,  beffen  Se» 
folgung  }ur  Seligleit  ndttg  fei;  3.  ob  ^apft  unb  jlomilien  (Sottes  Gebote  oer&nbem 
fönnten;  4.  ob  oer  ^apft  legitime  (Ehegatten  oon  einanber  trennen,  unb  5.  ob  berfelbe  15 
eine  in  aujjerbiblifAen  Senoanbtf^aftsgraben  gefc^Ioffenen  (Sfyt  jerretgen  bfirfe.  —  l)em 
^o^meifter  lourbe  tm  3anuar  ober  gfebruar  1524  bie  ausffl^Ii^e  Antwort  auf  biefe 
fragen,  bie  f^on  babur^,  bag  fie  fiber^upt  oon  i^m  gefteüt  loaren,  auf  eine  ^tani* 
iDortung  in  oemeinenbem  Sinn  binbeuteten,  auf  bem  Scei^stage  bur^  Spalattn  über« 
geben.  Dag  fie  ffir  bie  innere  gfeftigung  Slbre^ts  in  feiner  eoangelif^en  Srienntnis  20 
unb  Uberseugung  oon  groger  Sebeutuna  gemefen  itt,  ge^  aus 'feinem  fernem  Ser» 
^Iten  in  ®laubensangelegen6eiten  beutlt^  ^or.  Slamentß^  mugte  ffir  feine  innere 
SntiDiinung  oon  äBid^tigleit  fein,  bag  £ut^  feine  9{atf$I5ge  mit  biblif^en  ®rünben 
erläuterte  unb  re^tfertiote. 

3u  mel^  (Entf^ieben^it  unb  Seftideit  im  eoangelifd^n  (glauben  er  bereits  ge«  25 
fommen  toar,  roirb  burd^  bie  merlmürbige  i^atfad^  bejeuat,  bag  er  u)abrenb  feiner  fort« 
bauemben  SCbmefen^it  oon  ^reugen  unb  feiner  for^efe^ten  X^tralett  in  mgelegen^^ 
^tten  feines  Orbens  f^on  ^leid^seitig  mit  allen  jenen  Soraongen  tm  3-  ^^^^  für  bie 
Srebigt  bes  reinen  Soongehums  in  feiner  $aupt»  unb  Kettbenjftabt  5t3nigsberg  burA 
Senkung  ausaejeiAneter  fßrebiger  unter  bem  Seiftanb  unb  Seirat  fiut^rs  ^infi^tli^  so 
ber  Xusrnm^I  oerjeloen  unmittetbar  unb  perfbnli^  Sorge  trug. 

Saft  glei^^ettig  mit  fener  Senbung  hts  9{ats  Oben  na^  SBittenbera  lieg  er  auf 
Suf^^  (Empfepluna  an  ben  SAüIer  unb  greunb  besfelben,  3o^nes  Snegmann,  ben 
Ruf  erg^n,  ab  $rebiger  bes  (bangeliums  fid^  na^  jlönigsberg  ju  begeben  (f.  b.  9U. 
Hn  ben  Sif^of  oon  Samlanb,  ®eorg  oon  Solen^,  ber  n)abrenb  oes  ^o^eifters  9b«  as 
oefen^it  in  Deutf^Ianb  in  beffen  Auftrag  bie  9{egentf(^ft  führte,  oon  bem  ^od^meifter 
enmfo|len,  begann  Srie^ann  mit  (Erlaubnis  bes  Sifd^ofs,  b^  ftA  bereits  ber  eoange* 
lifqen  Sen)egung  aus  mnerfter  äberjeugung  angefd^bnen  ^atte,  feine  ^bigttl^tigleit 
am  Dom  in  5t3nigsberg,  too  er  am  27.  September  1523  feine  erfte  ^rebigt  ^iett.  Der 
Stfc^  lieg  fi^  felbft  oon  i^m  immer  tiefer  in  bie  SBa^r^eit  bes  (Eoanaeliums  ein«  40 
ffi^n ;  ja  fogor  no^  in  ber  ^ebraif^en  unb  griec^ifd^en  Sprad^e  lieg  er  fi^  oon  i^ 
unterrld^en,  um  felbft  in  ber  S^rift  forfd^en  ju  fonnen. 

9lod^  in  bemfelben  3a^re  berief  abreißt  einen  peiten  ^rebiger,  ber  i^m  befon* 
bers  bun^  bie  ®abe  ooQstfimli^er  Serebfamfeit  unb  V^^nbringenoer  $rebigtn»etfe  re^t 
geeignet  fc^ien,  auf  bas  Sol!  ber  nieberen  Stanbe  mtt  enoedli^er  Serifinbigung  ber  45 
neuen  fie^  einsumirlen.  (Es  mar  bies  ber  frilbere  ^uguftinermond^  3o$<ntnes  Slman* 
bus,  ber  am  29.  9boember  feine  erfte  ^rebigt  xn  ber  altftobtif^en  Air^e  in  Aonigs« 
berg  bielt,  unb  oon  bem  SlbreAt  in  einem  na^  Königsberg  gend^teten  Sd^eiben  aus* 
brfiimi^  erlUrte,  bag  er  febft  i^n  ben  jlönigsbergem  3um  Seften  unb  jur  Untenoeifung 
,,oerorbnet"  fyibt.  jfreilidQ  mug  ^ier  f^on  glei^  bemerlt  merben,  bag  fid^  biefer  Smanbus  m 
bab  ab  ein  ftfirmif^er  Agitator  unb  Siberftürmer  unmbgli^  ma^te  unb  00m  ^Ia|e 
meinen  mugte,  mtnn  nic^t  gerabesu  ein  reoolutionöres  (Element  bem  (Einbringen  ber 
Xeformatbn  Hunac^ft  in  ilomgsberg  bie  grögten  S^mierigleiten  bereiten  follte.  ms  bem 
$o^meffter  barfiber  JUagen  unb  Slnflagen  gegen  ben  bib^türmerif^en  (Eifer  bes  Slman« 
bus  jugingen,  lieg  er  fiq  ni^t  gegen  biefen  babur^  abbab  einnehmen,  \a  er  na^  u 
i^  juem  nodb  in  S^u^  mit  bem  Semerlen,  bag  er  fid^  mit  feiner  ^rebigt  gegen  aUe 
menfqli^n  !uli^brau4[e  gerietet  fyibtn  möge,  flbrigens  aber  (E^ftus  in  Seben  unb 
^rebigt  „au^  mäft  bei  aHen  anne^mlt^'^  geioefen  ]ei.  Dag  ber  meit  entfernt  00m 
S^^ouplod^  fener  aufrfi^erifd^en  ildnigsberger  Semegung  metlenbe  $o^mei|ten  in  foU^er 
SBeife  fiber  Slmanbus  fi^  ausfprac^,  jeugt  nur  oon  fernem  entf^iebenen  lEmft  ^infi^«  «0 


314  Sttrc4t  Unit  fta^im 

l\äf  bet  9(ni0enbung  ber  eoangeltf^n  SBo^^it  auf  bie  Keitiiaung  bes  Kt^UAen  fiebens 
oon  allem  unreinen  Senoerf  ntenf^Iii&er  Sntfimer  unb  SRmbräu^.  &in\o  emft 
»urbe  bann  bem  balb  als  ^o^ft  gefo^rli^  erlonnten  {türmild^n  (Etferet  gegen  ben  ^eAft 
bes  3-  1^2^  aufgegeben,  ,,be{  Sonnenfii^etn''  bie  6tabt  unb  bos  JBano  ju  Derlaffen. 

s  gemer  i[t  bie  Aöniggoetger  tefotmotorif^e  Seioegung  befonbets  bobuiA  gmrbert 
unb  berfl|mt  geworben,  bag  ber  öu^meifter  unntittelbo:  noii^  biefen  beiben  Berufungen 
einen  SRann  als  ^rebiger  na^  Aonigsberg  berief,  ber  bereite  als  Ifl^ner  Refmrmator 
an  Derf^iebenen  Drten  mit  geowttiger  $rebi^  bes  reinen  (Eoangeliums  aufgetreten  mar, 
ben  Dr.  ^aulus  Speratus  ([.  b.  $(.).    6o  forgte  ber  ^o^meifter  jun8#  für  ftBnigs* 

loberg  bur^  Berufung  ausgesei^neter  ^rebiger,  um  bort  }u  aüererft  bem  Soangelium 
eine  fixere  Statte  3U  bereiten,  unb  oon  bort  aus  bann  in  bas  £anb  ^nein  bas  fii^t 
ber  SBoü^^eit  leuchten  ju  laffen.  9lo^  einen  Sd^ritt  weiter  t^  er  in  biekr  Bejie^ng 
im  foIgetu)en  3<4re  burd^  abermalige  Berufung  eines  ausge}ei^neten  X^obgen  unb 
^orragenb  begabten  ^rebigers.    äBie  ber  berühmte  Singer  bes  $eUsnd)es:  „(Es  ift 

15  bas  ^eil  uns  fommen  ber''  bereite  ate  $tebiaer  an  ber  Si^IoMir^  angefteüt  loar,  Jo 
mürbe  1525  ber  fein  Qumaniftifi^  gebiloete  ^irebiger  unb  {potere  Did$ter  bes  £ob< 
gefangs:  ,,9lun  lob'  mein'  Seel  oen  ^enen'S  Dr.  3o|annes  Solianber  ((Sraunumn), 
oon  bem  ^o^meifter  an  bie  altltibtif^  Air^  an  Smanbus  Stelle  berufen,  um  (n 
gleid^em  Sinn  unb  ®eift  mie  Brtegmann  unb  Speratus  bem  (Eoangelium  bte  SBege  ju 

so  ben  ^ei^en  ber  ffir  bas|elbe  freubig  empfin^Ii^n  5l5nigsberger  b^nen  3u  ^Ifen.  So 
fibte  ber  ^oäfmti\lxx  aus  meöer  gfeme,  fAetnbor  gonj;  oen  lir^Iimen  imb  politifc^n 
3ttftanben  ^reugens  entrfl^,  baft  feiner  bereite  tief  m  ber  eoangelif^n  SBoorl^tt  ae« 
grflnbeten  unb  gefeftigten  Uberjeugung  einen  unmittelbar  beftimmenben  (EfaifluR  auf  bie 
reformatorifAe  Bemeaung  mn&M  in  jlönigsberg  aus.    G^alteriMfäfur  oie  buj* 

25  [iqtige,  romtf A'Iat^Itf^e  ^fuffofiung  biefer  Betoeguna  i|t  es,  menn  ber  (E^ronift  Simon 
(Srunau  argerli<^  ausnrft:  ,.!Der  ^o^meifter  mar  oeAoräen,  unb  fab  es  alles  an". 

SBie  aber  ber  ^oqmtx\ttx  bas  alles  anfab,  mas  na$  feiner  VDHid^  bie  unmittelbar 
oon  i^m  berufenen  ^rebiger  mit  bem  SRittel  oes  SBortes  mt  <&runblegung  eoongeltf^n 
(Blaubenslebens  im  Boß  ausri^ten  follten,  bezeugt  er  mtt  einen  treffli^m  SBort,  mit 

M  bem  er  feine  Si^gfeit  j|ur  ®eminnung  eoangeu[(9er  ^rebiger  in  jenem  an  bie  Adntgs* 
beraer  aeri^teten  S^reiben,  in  meU|em  er  bte  Berufiutg  bes  Slmanbus  mitteilte,  in  ein 
beues  Siäfl  fteUt.  3^  ift  es  oor  allem  um  bie  Serforgung  bes  Boüs  mit  bem  reinen 
SBort  Gottes  ju  t^n.  „9Bir  ^en,"  fagt  er  ba^er,  „ni^t  aus  oeringmi^tigen,  fonbem 
bemegli^en  Urfad^en  uns  ^ierau^  um  tapfere  unb  oerftanbige  fieute,  bie  bas  ^Htge 

96  (Bottesmort  pi  oerfünbmen  unb  oem  gemeinen  ÜRann  em^ubilben  gef<^idt  unb  erfa^n, 
mit  allem  Sfleig  bemorben."  (Er  fii^It  fic^  ate  3n^er  bes  9{egimente  oon  (Bett  be« 
rufen,  baffir  ju  forgen,  bag  es  feinen  untertbanen  nfa^t  an  ber  grfi^runa  jum  ma^n 
Seelenheil  fehlen  möge.  (Er  fagt,  er  ^Ite  ftc^  als  ,,furftli(^  regierenbe  £)brigleit''  bo^u 
oerpflii^et,  oor  oielen  anbem  Dingen  biefeniaen  9Ranner  }u  erhalten,  fo  oon  (5ott,  fem 

4oaBort  ju  erbalten,  berufen  feien,  biemeil  bies  bo^  ber  befte  SBegmeifer  }ur  Selig* 
leit  fei. 

Seine  Blicfe  rtAteten  fiä  aber  aus  ber  beutf^en  gfeme  no^  meiter  über  jlonigs* 
berg  hinaus.  Bei  femer  prforge,  bem  (Eoangelium  bur^  Berufung  tfii^tiger  ^rebiger 
Bcüjn  3U  bre^n,  lag  i^m  au^  bie  meitere  Ausbreitung  ber  Berlünbigung  bes  (Eoan* 

46geltums  im  £anbe  nic^t  bloj}  mittelbar  oon  Königsberg  aus,   fonbem  unmittelbar 
burd^  Berufung  unb  (Entfenbung  re<^ter  3^ugen  ber  SBa^rqeit  am  fersen.    (Er  nimmt    : 
baju  bie  $ilfe  bes  Bifd^ofs  oon  $oIen^  als  bes  oon  i^m  beftellten  9{eaenten  in  Sn*    - 
fpruA.    3n  jenem  bie  Berufung  Sperote  anjeigenben  Schreiben  beauftragt  tx   tfin,  « 
„aaq  aiü)ere  gel^e  fieute,  melAe  bem  (Eoangelio  an^aig  unb  besfelben   (unoig  ^ 

M  feien",  aufs  £anb  unb  auf  bie  umfiegenben  (Jfled^n  ausjufenoen,  „bamit  bas  göttU^e^ 
9Bort  nic^  bloft  an  einem  Orte,  fonbem  allenthalben  ausgebreitet  merbe,  bo<^  mit  Ser»- 
meibung  oon  ^ufrubr  unb  3^^^tra^t''. 

Über  ni^  im  für  munblicbe  Botf^  oom  $eU  in  (E^rifto,  fonbem  au^  ffli^ 
Serbreitung  eoanaeltf^er  Sänften  bemies  er  in  ber  Seme  treue  gSiforge.    (Er  fianl^ 

u  mtt  bem  eoangeltfc^n  jlansler  feines  Bmbers  (Eafimir  in  Spanien,  Coeorg  SMler  irr 
Ansba^,  in  oertrauIiAem  Berle^r;  i^n  bot  er  no^  am  30.  S^nuar  1525  um  3u|enbunp 
oon  allerlei  eoangelifmen  Xraltaten;  unb  balb  barauf  giebt  er  (am  26.  gebr.)  omfelben 
bie  Berfid^mng,  „bag  er,  Albre^t,  felbft  bem  (Eoangelium  unmanbelbar  treu  bleiben 
unb  alles  jur  Berbreming  bes  reinen  SBortes  (Bottes  tbun  molle''.    (Er  fonb  babei  bas 

flomilligfte  (Entgegen!ommen  unb  bie  iräftigfte  Unterftü^ung  fettens  bes  Bif^s  CBeoq 


SOhredli  bt«  ^foi^  315 

oon  ^oleit^,  bem  et  am  8.  9looember  1524  f^tieb,  er  mdge  fein  X^un  fo  einri^ten, 
höh  „es  in  oUe  9Bege  ntU  bem  9Borte  Gottes  unb  bet  9Ba$c^it  beftfitigd  »erbe'' ;  ba* 
bet  iDoIIe  er,  ber  ^o^nteifter,  i^n  ^Iten  unb  Ic^fi^en,  fo  lange  er  felbft  in  (&n<^n  oon 
(Sott  er^Iten  roerbe. 

(Es  nm  ffir  bie  Sefeftioung  biefer  6tenung  bes  ^o^meifters  {ur  6q(^  bes  (foan*  5 

E"'  B  unb  ffir  fein  Seftrmn,  eoongelifAes  (gloubensleoen  im  |nreugif(^n  £anbe  ju 
,  oon  oroger  9Bi<!^tigIeit,  ja  entf^eibenber  Sebeutung,  bag  ber  9fegent  bes  £an« 
^  Sif^of  (Seorg  oon  ^olim^,  unter  bem  (Einfluß  ber  refommtorifd^en  Semegung 
in  X)eut[AIanb  Stritt  ffir  Stritt  ju  einer  intmej  entfqiebeneren  ubei^euguna  oon  ber 
9Ba^^ttbe$(EoangeIiums  gelangt  oMir  unb  biefer  uberjeugung  entfpreAenb  }ureformatori*  10 
Men  aRa^no^men  im  (Einnang  mit  ber  9b[tAt  bes  ^o^meiRers  fic^  oinDogen  fonb. 
9au$  feinem  Stubiengange  3urift ,  ^e  er  (i^  als  tc^er  Orbensmann  unb  als  Se* 
amter  in  ber  Orbensoenoaltuna  allgemeine  änerlemmng  enoorben.  6eit  1519  93i[(^ 
oon  6amlanb  mit  feinem  93if(9ofsfig  in  gHfci^^fen.  n>&^renb  ber  IDont  in  Ainigsoerg 
bte  6i[^i^  Aat^lebrale  xoar  unb  bas  Domlopitel  in  5t3nigsberg  leinen  6it)  ^e,  is 
etfAIoB  er  fein  ^erj  bem  oon  SBittenberg  ^r  aufgegangenen  £i^  oes  (goangelnims 
in  ber  SBeife,  bah  er  in  biefem  fiid^  ganj  felbftftonbig jur  (Erlenntnis  unb  Uberjeugung 
oon  ber  eoangelifd^en  ^ettsioa^^eit  gelangte.  (Es  ei^eut  bies  baraus,  baft  er  fqon  am 
SBei^na^tsfeft  1523  im  2)om  px  ftoniasberg  feine  erfte  reformatortf^  ^Jrebigt  ^en 
unb  bamtt  fi^  offenßi^  als  Sln^änger  ber  neuen  fie^  belennen  lonnte,  inbem  er  be^^  90 
jeuAte,  bag  mit  in  bem  Ainb  in  ber  Artope  ber  ^eilanb  ber  äßelt  aeboren  fei,  fo 
aucD  (E^rQtus  in  jebem  aUenfd^nbei^n  geooren  »erben  unb  eine  (Be^It  genuinen 
mfiffe.  Diefe  Srebigt,  mit  ber  ^olen^  oen  ifi^nen  Stritt  in  bas  fäift  bes  reinen 
(Eoangdiums  bmein  ufcA,  unurbe  ourd^  9ta^brud  oeroielfSItigt  unb  gelangte  au^  na^ 
Kom  unb  oerMIte  ni^t,  bort  eine  ni^  menia  aufreaenoe  Sßirlung  ^eroorjubringen.     ss 

9lo^  me^r  Suffe^n  mu^e  es  ma^en,  als  er  biefem  SBort  boib  barat^  eine  Ifi^ne 
leformatorifa^  Zfyxt  folgen  lieg. 

(Er  erlieg  am  28.  ßanuar  1524  ein  SRanbat  an  bie  (Seiftlid^n  feines  Sfntngels 
in  lateinS^r  S^ira^e,  in  »e^em  er  anorbnete,  bag  bei  ber  ^anblung  ber  Zaufe  fortan 
bit  bestfqe  @praAe  gur  ümoenbuna  lommen  folk  unb  fiut^s  Sijmbni  3U  lejen  ben  ae 
Seiftlt^n  enqifa^L  unb  am  12.  mbi  erllSrte  er  amtli^,  bah  ,,ber  Sonn  ni^t  m^ 
gelte''.  9Is  ber  $o<6meifter  oon  biefen  reformatorifi^n  SRanoaten  bes  Si{(^  Jtennt« 
nis  belommen  batte,  färieb  er  am  16.  3Rat  an  einen  feiner  9lSte,  er  munbere  fic^  jnoar 
torfiber,  ba  er  ooA  (ais  £anbesfürft)  ,,ber  leins  beMIoffen;  er  mS^te  aber  too^I  letoen, 
baft  bomit  gute  (E^riiten  gemaAt  loürben".  (Er  gab  bem  Sifd^of  bann  aber  ju  oer^ » 
fte^en.  bog  er  mit  btefen  SRanoaten  ganj  in  feinem  Sinne  gel^anbelt  ^abe. 

3n  Adnigsberq  »urbe  nun  unter  bes  Si^o^  6(^u^  unb  Surfen  oon  Srieg« 
mann  unb  Sperat  tn  Sachen  bes  (Eoangeliums  mtt  äBort  unb  3BerI  fleif|ia  loeiler  pe* 
orbeitei  Sriegmann  begniiate  fi^  ni^t  mit  ber  Srebigttl^gleit  im  Dom,  bnbem  Ite^ 
CS  m  eifrk  anael^en  fein ,  au^  auger  ben  (Dottesbienften  in  htt  Jta^brale,  bet  40 
benen  ber  Stf^of  fi$  nur  brei  ^rebigten.  unb  f/axa  m  ben  brei  ^en  Sdfttagen,  oor» 
Malten  f^^  buri^  Sortröge  unb  Sorlefungen  bie  (Erlenntnis  ber  eoangeltfi^n  Wafyi* 
l^tt  bei  ben  (Beiftlid^n  Jtbnigsbergs  m  pflegen  unb  ju  forbem.    Speratus  mox  gern 

tn  bei 


oecett,  noi^  Slmanbus  ^ang  aum  tn  ber  Wt|tabtif(9en  ftir^  mit  feinen  f[rebtgten 
Sbis^fiRe  ju  (eiften.  Unter  Dem  <9^u^  bes  Stf^ofs  oerlegte  unb  oertrieb  eine  neu  45 
eingeri^tete  Su^bruderei  allerlei  eoanaelijcbe  Schriften ;  unb  iene  beiben  Reformatoren 
lomen  bem  immer  reger  geioorbenen  Seburfnis  ber  Sele^ng  unb  Srbauung  in  ber 
Qemeinbe  bamit  entgegen,  bag  fie  i^re  ^rebigten  unb  erbauliche  grlugf^riften  bruden 
Wßib  oedreiten  liegen. 

Der  ^oi^mtvlftt  mugte  freili^  nad^  äugen  ^in  aUen  unausbleMi^en  Slnllagen  so 
nfiber  aus  potitiMen  (grfinben  n)egen  m  no^  ungelöfien  f^n)ebenben  ($tage  in 
bes  S^idfals  bes  Orbensftaats  unb  toegen  ber  barin  begrflnbeten  Segie^ungen  jum 
^  _ ,  unb  ftaijer,  fovie  bem  aegen  bas  (Eoangelium  feinbli<^  gefinnten  Xeil  feiner  Ser* 
mmbten  gegenüber,  bie  Suger^e  3^^{tung  unb  äSorfii^  oeoba^n.  60  lonnte  er 
auf  Siogen  in  betreff  feiner  oerbac^tig  geworbenen  reltgtbfen  Stdiung  unb  Slic^ng » 
nur  oOgemeine  ober  ausu^ic^nbe  ober  amoe^enbe  Slntowrten  geben.  60  enoieberte  er 
bcnn  3.  S.  auf  bie  Sor^altun^  feines  Srubers  3o|iann  SHbre^t,  in  9lom  ge^e  bas 
®erfi(9t,  er  folte  ,,e^rbar  lutbertfm  fein''  unb  ein  2Beib  nehmen  toollen,  unb  mtf  beffen 
Sitte,  er  indge  boi^  ni<^  fold^  ä^nbe  auf  i^  ^us  laben,  ;,er  betröge  ft^,  tDie  es 
einem  e^iebenben,  frommen,  (^riftli^n  Surften  jufte^".  eo 


316  Ulbrei^t  iia»  yrnt^eit 

SnjtDtf^n  ober  ^tng  es  in  jlonigsbetg  tote  mit  ber  neuen  £e^re,  fo  mit  ber  Sb^ 
Heilung  fin^Iit^r  äRtgbrou^e  unb  uneoongelifc^er  (Elemente  im  (Sottesbienft  unb  in 
ben  ®0ttes^u|em  o^ne  Slufent^It  ooriDärts,  inbem  bie  teformatorifd^e  Sevegung  oom 
Sifc^of  bis  3U  ben  nieberften  6^i^ten  bes  SoRs  binunter  gleiAmSgig  unter  bet  [Aon 
5  enDä^nten  Sfusf^Iiegung  reDoIution&rer  (Elemente  i^ren  £auf  naqm.  60  muiben  f^on 
in  ber  Sfoftenjett  bes  3-  1^^  <tus  ben  beiben  Smipffir^en,  bem  Dom  unb  ber  alt« 
[töbtif^n  Air^,  bie  Silber  ber  ^eiligen  unb  i^re  ^ItSre  befeitigt  @o  »urbe  bie 
groge  SRenge  ber  SReffen  Jämt  bem  9Rego)^r  objjefc^afft  unb  unter  Seibe^Itung  nur 
einer  tögli^en  ÜReffe  bos  SLbenbmo^I  „naif  ber  (mfe^ung  (E^fti''  gefeiert.   Das  olles 

10  gef^tt^  mit  9Bi|fen  unb  3uf^^ung  bes^o^mei|ters. 

3n  bem|elben  3<4^  n)urbe  in  ber  9utftabt  unb  in  bem  Stabtteil  jlneip^of  eine 
bur^aus  in  eoangelif^em  Sinne  enttoorfene  ,,£>rbnung  eines  gemeinen  Aaftens"  fflr 
bie  Srmen  ber  (Semeinbe  oon  ber  SfirgerJAoft  befc^Ioffen  unb  bem  ^o^meifter  gur  (5t* 
ne^migung  oorgelegt.    SortrefHi^  mirb  btejes  Sorgenen  in  bem  am  17.  Dejemo.  1524 

15  an  ben  $od^meifter  oon  bem  5lnei)>^9f||^en  !Rat  genc^teten  S^reiben  begrfinbet,  inbem 
es  barin  ^i^t:  ,,9laAbem  mir  burc^  Die  C5nabe  Gattes  unb  aus  ber  heiligen  Sc^ft, 
bie  uns  tfiglt^  oorgelegt  unb  an  ben  Zm  gebraut  mirb ,  ni^t  allein  einen  lebenbken 
(Stauben,  fonbem  mu^  ein  grflnbli^es  3Bi|{en  em^ifangen  ^<Aen,  ba^  all  unfer  Ser« 
mdgen  allein  3ur  (Sfyte  (Lottes  unb  jur  £iebe  bes  9la(9ften  bienen  |oll,  finb  mir  oer« 

20  urfa^t  iDorben ,  eine  Oä)nung  oorjune^men ,  mit  unferm  Stapften  mit  $fi^;  Steuer 
unb  Darlegung  ^ur  (Errettung  feines  Aummers  geholfen  merben  mö^te".  Dte  ganje 
(Semeinbe  ^be  oie|e  Orbnung  na^  Sorle|una  gebilligt  unb  3U  ^Iten  be|AloJfen. 

Der  ermahnten  (Ermahnung  bes  J5o^ntet[ters  jufolge  ^stte  Sif^of  volenfe  F^on 
|eit  Wingften  1524  au^  in  bie  Heineren  ätabte  bes  fianbes  eoaimelij^e  $reo^er 

85  abaeoronet,  meld^  neben  ben  im  9mt  {te^enben  Pfarrern  bas  (Eoangelmm  oerffinbigen 
follten.  60  f(^eb  er  3.  S.  ben  Sartenfteinem.  er  era<^e  fi^  ffir  oer^^i^tet,  bie  £eute 
m  (E^|to,  ni^t  3um  Zeufel  3U  fübren.  3n3tDtf(^en  ^e  auc^  ber  jmeite  preugiMe 
Sif^of,  Sr^b  oon  Quei^,  gletAfalls  urf;nrfingliA  ein  3urift,  mie  ^olen^,  ben 
9ßeg  m  einer  oollen  eoangelil^en  äberseugung  gefunoen.    (Er  trat  (Enbe  1524  mit  bem 

90  Sffetmid^n  Selenntnis  mm  (Eoanaelium  ^roor,  inbem  er  unter  bem  Xitel  ^Z^mata" 
ffir  feinen  bif^dfli^en  Sprengel  ein  9{eformations|yrogramm  aufftellte,  nac^  toeU^m  er 
eine  (Erneuerung  bes  fm^lid^n  fiebens  in  glei^em  Sinne  uno  (Seift,  »ie  ißolen^, 
unternahm. 

9la^bem  um^renb  einer  breijS^gen  Slbtoefen^eit  bes  ^o^meifters  oom  preugifd^n 

S6  Orbenslanbe  unter  feiner  ^ielbemugten  (Eintoirmng  bie  Sa^  bes  (Eoanaeliums  unter 
ber  £eitung  ber  beioen  Sij^ofe  unb  unter  (Erhebung  bes  preugif^en  Soßs  bie  refor« 
matorif^e  SBemegung  fol^  munberbar  j^nellen  Serlauf  genommen  ^e,  mar  für  oen 
^o^metfter  bie  3^^^  gelommen,  ben  iqm  oon  £ut^er  gegebenen  SRat,  ben  Drbensftaat 
in  ein  meltli^es  (Hrürftentum  3U  oenoanbeln,  3ur  X^at  merben  3U  Men. 

40  Die  Ser^anblungen,  mel^e  er  nad^  Slblauf  bes  mit  $olen  gefc^blfenen  9Ba^en« 
ftillftanbes  burdb  feinen  Stoager,  ben  $er3og  %iebri^  II.  oon  Siegnt^,  unb  feinen 
Sruber  ben  äRarlgrafen  Cpeorg,  beibe  eifrige  t[n^onger  ber  9{ef ormatton ,  mit  bem 
Äonig  oon  Solen  ffi^ren  lieg,  b<^en  bos  gunjtige  Ergebnis,  ba^  biefer  bem  oon  beiben 
gemalten  Sorf^lag:   ber  ^o^meifter  folle  erblid^er  $enog  m  freuten  merben  unb 

46  Das  ^er^gtum  ^reugen  als  fielen  oon  bem  SVönvi  oon  $olen  übernehmen,  suftimmte. 
Snie  brei  Staube  bes  Orbensftaates,  bie  9{itter,  ber  fianbobel  unb  bie  Stabte.  erflfirten  j 
fi^  mit  ber  9u|^bung  bes  beutf^en  Orbens  in  ^reugen  unb  mit  ber  UmmanDluim  bes  ^ 
Srbenslanbes  m  ein  erbli^es  ^ergogtum  unter  ber  Oberle^ns^obeit  dolens  burcg  i^re^ 


Seoollma^tiaienj  bie  naA  5tra!au  fi^  begeben  Ratten,  einoerftanben.  Der  ^oil^etftecz: 
60  baut  am  5.  ^apnl  1525  feinen  feierli^n  (Ein3ug  bort  gehalten.  9la(^bem  am  9.  SpriV 
förmlu^  ber  Srri^  pif^en  ber  Arone  $olen  unb  bem  beutf^en  Orben  obgef^lo|fei 
mar,  fanb  am  folgenoen  Xage,  bem  10.  9lpril,  bie  |eierli^e  Sele^nung  Xlbre^ts  als 
ffÖ^i^Dgs  in  ^reugen"  unb  feiner  gansen  £inie  mtt  bem  $er3ogtum  ^reugen  ftatt:. 
Sr  leiftete  bem  jlbnig  Sigismunb  ben  ^ulbigungseib.  (Es  erfolgte  feitens  bes  le^teren 
66  bie  feierli^e  Übergabe  bes  ^ogliA  preugif^en  ^aniers,  ftott  bes  bis^gen  f^iDorjen 
Jtreuses  auf  meigem  C5runbe,  in  gletd^en  gfarben  eines  f^marsen  Slblers  auf  meinem  Do' 
maft.  Die  Säcularifation  bes  beutf^en  Orbens  in  ^reugen  mar  bie  reife  Sni^t  ber 
9leform(dion. 

Salb  barouf  ^ielt  ^txjoi  Sllbre^  feinen  feierlid^n  Ciiuug  in  jlonigsberg  uitb 
flonal^m  bort  gegen  (Enbe  SRai  1525  bie  $ulbigung  ber   preugifqen  Prälaten,  ber  in 


^reuhen  an|affigen  bis^rigen  Orbensritter  unb  ber  Stönbe  entgegen.  Um  ben  jipetten 
XetI  oes  9{Qtes,  ben  t^nt  £ut^r  gegeben,  3U  etfflilen,  oermS^lte  er  fi^  am  1.  3ult 
1526  ouf  bem  6(^Io|3  in  jlönigsberg  feierli^  mit  ber  glaubensinnigen  bänit^en 
ftönigstod^ter  Dorot^a.  (Er  loar  bamals  36  Z^fftt^  fie  na^su  22  3^^^  ^It. 
Das  iDor  bie  erfte  eoangelil^e  ^o^nsoIIern^oc^Seit.  6o  XDurbe  bos  erfte  ei>angeli((|e  & 
^obenjollem^aus  ge^nbet  3n  (Ermagung  ber  äRöglii^Iett,  ba|^i^m  filr  feine  93er« 
moQlung  no(^  oUerlet  S^vieriafeiten  unb  $inbemi|fe  m  oen  SBeg  iommen  IBnnten, 
lub  er  £ut^r  unb  3o^nn  ^eg,  feinen  frönlif^n  £anbsmann  in  Sreslau,  ju  feiner 
$o(6}eit  ein.  STn  ben  erfteren  f^rieb  er  in  feinem  Cinlabungsbrief,  er  iDoIIe  ,Jeines 
froftes  i^egen'S  roenn  i^m  ,,irgenb  ein  trübes  äßetter  unter  bie  Slugen  me^n"  foltte.  lo 
9n  ben  le^tem  f^rieb  er,  er  baffe  auf  fein  Aommen  tro^  bes  xoeiten  SBeges,  ,,bamit, 
ob  ber  Xeufel  oollte  über^no  nehmen ,  mir  ^u  einem  Zrofte  (Eu^  unb  anbere  an 
ber  $anb  ^en".  Seibe  fonnten  freiliq  ber  Sinlabung  ni^t  golge  leiften.  Slber  bie 
angebeuteten  Seffir^tungen  erfüllten  fi(^  auc^  ni(&L 

3e^t  mu§te  bie  Sleuorbnung  ber  iu^Ii^en  Ser^Itniffe  unb  insbefonbere  bie  (Ein«  i6 
ric^tung  einer  eoangelif^en  ®ottesbienftorbnung  in  bie  $anb  genommen  toerben.    3n 
er^rer  Sejie^ung  beourfte  es  feiner  neuen  Serfaffung.    Die  bif^öflul^e  Serfaffung 
tonnte  einfaA  beibehalten  loerben.   Denn  bie  beiben  Sif^fe  batten  in  i^ren  Sprengein 
f(^n  bie  9{eformation  oorgenommen.    3^re  £osfagung  oon  oer  römij^n  Aij^e  mat 
bereits  erfolgjt.    Sie  folgten  bem  Seifptel  bes  ^erjogs  unb  traten  tn  ben  (Eoeftaiü).  so 
3^1  Selenntnis  loar  bie  £e^e  fiut^ers,  unb  biefe  toar  au<^  bas  Selenntnis  aller  eoon« 
gelifdfen  ^rebiger  unter  i^rer  £eitung  unb  Sü^runa.  Sie  oersic^teten  beibe  3U  (fünften 
bes  £anb^^rm  auf  {ebe  loeltli^e  $err[^aft  unb  befc^ränlten  fi^  auf  bie  rein   geift* 
la^n  9mtsfunftionen  ber  Orbination,  Sifitation  unb  ber  Slusübung  ber  (E^eri^tsbctr« 
lett    So  nKiren  fie  bie  erften  eoangelif^en  Sif^e  bes  3^italters  ber  Deformation. » 
So  bietet  bas  ^ttißfjfum  ^reujjen  bas  erfte  Seijpiel  einer  rein  eoangelif^  >  bif^öf « 
Ii(^n  Serfaffung  bar,  bie  als  folqe  ni^t  erft  aufgerüstet  ju  loerben  brauchte. 

Das  anbere  aber  mat  bringenbes  Sebiirfniis  für  bos  ganje  £anb:  bie  Slufri^tung 
einet  feften  Orbnung  bes  f irc^Ii^en  (Sottesbienftes  unb  ber  Kr^Iii^en  ^anblungen  av3( 
bem  (Dtunbe  bes  (Eoangeliums.  Da  es  fi^  j^ier  nu^t  bb^  um  eine  bie  (Seiftli^en  be«  so 
treffeni)e  tlngeleaen^it  Rubelte,  lourbe  bie  Slufrt^tung  biefes  SBerles  einer  feften 
.Rirc^norbnung  für  ben  nä^ften  fianbtag  (24.  Sug.  1525)  in  Slusfi^t  genommen. 

Slber  bie  Unfic^er^it  unb  3^<4i^^^^u  ^infi^tlic^  ber  gottesbienftlic^en  Slngelegen« 
^tten  uKtr  in  biefer  Öbergan^jeit  fo  groh,  ba|  es  bringenb  erforberliq  f^ien,  fo  fd^nell 
qIs  möglich  no^  oor  jenen  fianbtagsoer^onblungen  bas  !9totn)enbigfte  für  ben  ®ottes«  ss 
hitn\t  unb  ^ftli^  fieben  ^u  oerorbnen.    Unb  bos  oar  um  fo  nötiaer,  als  bei  ben 

£olüifAen  Ser^anblungen  in  Aratau  jum  üBeften  ber  Sa<^e  bes  (EoangelTums  in  9)reu§en 
ie  reugiofe  unb  lir^Ti^e  grrage  gar  ni^t  berü^  motten  mar.    Der  ^erjog  ^odtte  in 
biefer  ^infid^t  oöllig  freie  $anb. 

So  erlieh  er  benn  jäfon  am  6.  3uli  1525  als  fianbesfürft  traft  ber  i^m  für  fein  «o 
Soll  obliegenoen  lanbesbenlii^en  Sfürforae  für  C&ottesbienft  unb  ^riftlic^es  £eben  ein 
,,9Ranbat",  bur^  mel^  er  fu^  offentliq  unb  feierlich  3ur  Steformotton  betannte,  ber 
eoongelifc^en  Air^e  re(|tli^e  Slnerlennung  oerf^offte,  unb  „3U  iiob  unb  (Ebre  (Öottes  bes 
$erm  unb  aller  feiner  ausenoö^tten  ^eiligen  um  allgemeinen  (^riftli^en  C&Iaubens 
loiUen"  bie  (SeMid^en  amoies,  „bas  (Eoangelium  lauter  unb  rein,  treulid^  unb  d^riftli^  «5 
ju    prebmen;    SBintelprebi^er    bagegen,   unb   bie   bem   SBorte   C&ottes  jumiber   un« 
ae|K»famlu^  unb  aufrü^renf^  feien,   bürften  im  ^erjogtum  nid^t  gebuloet  loerben''. 
3ugleii^  XDurbe  mit  biefem  oon  ben  ®ei|tli^en   oon  oen  Aanseln  oerletenen  9Ran« 
bäte  ein  einbringlt^es  3^uanis  abgelegt  gegen  ben  im  SSoO  ^nfAenben  ilberglauben, 
gegen  bas  oerbreitete  gottlofen  SBefen  unb  Zreiben  im  Saufen,  in  Unju^,  leid^tfertigem  m 
S^iDoren  unb  ^hi^en.    Der  ^ersog  ^Ibred^t  füllte  fiA  berufen  unb  oerpfli^tet,  ffior 
feines  Soßes  religiofe  unb  fittli^e  (Neuerung  bur(^  bie  Aroft  bes  (Eoangeliums  auf 
olle  9Beife  m  oirxen.    (Er  ^atte  leine  größere  Sorge  als  bie,  oaj]  bas  (Eoangelium  nun 
ouil^  aller  Orten  träftig  unb  lebenbig  Dem  SSoH  geprebigt  unb  in  Stabt  unb  £anb  bos 
Solisieben  bur^  bie|e  SSertünbigung  aus  [einer  fin^liAen  unb  Jittli^en  SJenoilberung,  w 
3u  ber  noä)  man^e  (Elemente  urfprünglic^en,  oon  ber  AirAe  bisQer  nidbt  übenounbenen 
^etbentums  mitQ)irlten,  3u  einem  loa^r^aft  ^riftli^en  (otanb  unb  SiSefen  ^erausju« 
fü^n. 

9Bie  fiA  Butler  über  alle  biefe  9Banbelungen  ber  Dinge  in  ^reujjen  freute,  3U 
benen  er  felbft  bur<^  feinen  9{at  ben  Slnftoj]  gegeben,  beengt  fein  Husruf  in  einem  ^ 


318  Kttre^  r^m  ^Prctt^ 

1525  an  hen  Sif^of  oon  ^^^olen^  genuteten  Sriefe:  6te^  bas  SBunbet!  3n  f^ellein 
finuf,  mit  oolkn  Segeln  eilt  \m  (Eoangeliutn  nac^  ^teujjen,  toS^nb  es  tii  Ober« 
unb  9lieber<Deutf(^I(mb  mit  aller  9But  gef(^mä^  unb  jurüo^eiDiefen  loirb. 

@ro|e  Si^nrierigfeiten  traten  bem  ^ecjog  tllbret^  bei  feinem  Unternehmen,  bas 

5  eoanaeltf^e  ftir^entoefen  nac^  feinem  fingeren  re^tlic^en  Seftonbe  unb  feinen  inneren 
(Einnc^ngen  5U  begrfinben  unb  li^er  ^u  ftellen,  entgegen.  WMdft  Senoilberung 
^errf^  in  bem  bis^r  gons  äugetli^  lotooli^d^n,  unter  hix  OberflSoe  bes  römifAen 
Airqentums  jnm  grojjen  Xeil  in  religiSs-pit^^  ^^^^  ^  ^ibnif^  geodeien  SoEte« 
leben,    dm  Sauemoufru^r,  ber  fil^nlU^e  llrfa^n  unb  wirfungen  ^e  oie  ber,  müfyx 

10  glei^^eitip  in  Deutf^Ionb  tobte,  unb  mit  C&en^alt  niebergef^Iogen  »erben  muftte,  hxäf' 
braufte  bte  (Bebiete  mm  Samlonb  unb  iRotongen.  9Begen  bes  mit  ber  @fimI«[flatton 
be$  OrbensFtaats  begangenen  grieoels  fe^  ber  Deutfi^  Orben  im  Kei^  gegen  mbuift 
aUe  $ebel  tn  Seto^ung ;  es  erfolgten  gegen  ibn  Verurteilungen,  Sd^temmtngen.  (Ese« 
futionsmanbote,  freiu^  o^ne  ausaeffi^rt  3U  loeroen.    Unier  b«r  (BeifHi^Ieit  b^  fianbes 

16  gab  es  noA  mond^,  bie  oerfledt  in  rSmifq^fat^oIifd^m  Sinne  lehrten  unb  nac^  tBmifc^er 
äßeife  amtierten. 

9Begen  ber  gebfiuften  SBibenofirtigfeiten  in  ben  fiu^en  unb  inneren  Ser^Itniffen 
fonnte  eer  in  Slusjid^  genommene  ente  fianbtag  erft  jum  6.  Dejember  1525  noA 
ftinigsberg  einberufen  Q>erben.    Slus  feinen  ^Beratungen  aing  eine  ,,£anbesorbnung'' 

90  ^eroor,  unter  beren  jum  (5efe^  erhobenen  Seftimmungen  btefenigen.  »elc^e  fi^  atrf  bie 
Mir(^e  belogen,  junSc^t  biefelbe  in  i^m  fingeren  Seftanbe  organifietten  unb  reqtlic^ 
K^  fteltten.  pinficQtKA  ber  ^nftelluna  oer  (BeifUtAen  unb  SeMung  oon  ^[^farr« 
(teilen  toirb  beftimmt,  bag,  mtnn  eine  ^farrfieüe  ju  befe^en  ift,  oer  Se^ns^  na^ 
einem  gefAidten,  tfl^gen,  in  ®ottes  SBort  erfahrnen  SRann  fi^  umMen,  unb  i^n 

25  bann  ber  ^arrgemeinbe  anjeigen  foll,  unb  bog,  n^nn  beibe  Xeile  fi^  iber  i^n  oer^ 
einigen,  berfelbe  ben  Sijt^n  oon  Somlanb  unb  ißom^nien  mt  ^rfifung  unb  3ur  Orbi* 
nation  ^gef^idt  merben  JoII,  inbem  ffir  toeitige  gffille  bie  Mfi^i^  (Entf^eimtno  ooAe^Uen 
bleibt.  3n  betreff  bes  unter^Its  oer  ^ßfoner  n^erben  junfi^ft  neue  voro^ioieinteitunaen 
cmgeotbnet  unb  bann  ffir  {eben  ^ßfarrer  auf  bem  fionbe  oier  $ufen  fianbes  neben  ffinfsig 

00  SRarl  boren  Selbes  beftimmt .  n)fi^nb  ffir  bie  Stfibte  eine  Vereinbarung  mit  bem 
iebesmal  anjutteKenben  (ßeiftlid^n  ^fiAtiic^  feines  (Einlommens  oorbe^Iten  bleibt. 
widf  mürben  ^eftimmungen  getroffen  uoer  bie  ju  beiAo^tenben  Sefttaoe  unb  Aber 
bie  fernere  Venoenbung  bisheriger  fir^Ii^er  einnahmen  unb  bie  (mUnfte  aus 
frommen  Stiftungen,  bie  alle  bem  „ftaften''  ffir  bie  tlrmenpflege  fortan  pfliegen  foOlen. 

06  Die  in  ber  fianbesoerorbnung  oorgefe^nen  Seftimmungen  über  bie  inneren  lirA« 
liefen  Ser^öltniffe  betrafen  bie  Sufftellung  einer  allgemeinen  ®ottesbienftocbnuna,  loeU^e 
oon  ben  i^iben  Sif^dfen  bemfelben  fianotage  oorgelegt,  oon  biefem  am  10.  tDejember 
1525  einbeüig  befmlojfen  unb  im  aRfirj  1526  oon  mbtt^i  bun^  ben  3>rud  unter 
bem  Sattel  „mtifel  oer  Zeremonien  unb  anberer  Orbnung*^  oerSffentli^t  mutbe.    3m 

40  Vnf^Iug  an  fiut^rs  formula  missae  roar  biefe  Orbnuna  oon  Sriejjmann,  Speratus 
unb  ^olianber  im  Auftrag  bes  ^tjoos  ausgearbeitet.  J3ie  Sifd^ofe  fibemol^en  in 
oollem  (Einoerftönbnis  mn  i^m  bie  ^ferantmortung  bafür  unb  ertlorten  es  ffir  i^e 
^id^t,  inbem  fte  bie  £>rbnung  traft  bif^ofli^er  Autorität  erlaffen,  barauf  m  fe^en.  bag 
„®ottes  SBort  re<^tf^affen  unb  3ur  üBefferung  geprebigt  roerbe",   obne  Joie  qriftliAe 

45  gfrei^  m  befc^finJfen''  ober  „bem  (gemiffen  Strtde  3u  legen'',  ^ie  Orbnung  ^oe 
nur  ben  ^mtäf  einerlei  SBeife  ber  fir^Ii^en  (Jformen  fo  oiel  als  mbgli^  ^rbeijuffi^ren. 
Unter  anberen  xoi^tigen  Seftimmungen  mvth  namentli^  bie  jufammen^genbe  fiefung 
ber  gangen  Sibel  oor  ber  (gemeinbe,  bie  Öbung  oon  Ait^enju^t  unter  Seteiltgung 
feitens  ber  (Semeinbe  unb  bie  Senu^ung  einer  angefügten  Sammlung  oon  Itturgifc^en, 

50  burAaus  ben  liturgifd^n  3Bittenberger  Vorbilbem  entffnred^enben  (Jrormuloren  angeotbnet.  , 
fBögrenb  ber  jtdnig  oon  $oIen  ^angog  unb  bereits  ju  ÜRorienburg  lagerte,  um  in  . 
X)ai^ig  einen  bfirg^Ii^n  Sufftanb,  aber  bamit  juglei^  bie  ^rebigt  bes  Coangeliums-^ 


blutig  JU  unterbrfiden,  oeröffentlic^e  ber  ^erjog  Slbre^  tro^  ber  oon  bort  bro^nbe 
C^emoltmagiregeln  biefe  Orbnung.  Sr  f^ieb  batüber  an  ben  Aanjler  Sogler  in  tlnsbac^p. 

55  er  ^abe,  loteuio^l  löntoli^e  3R(^eftät  ju  ^olen  „Rinnen  im  fianb  ju  9Rarienburg  Ifigen  , 
unb  feine  Waffen  au^  gern  bas  Soangelium  bömpfen  moKten",  \\q  besfelben  bo<^  ni<&t 
f(^en  iDouen  unb  in  bem  Flamen  C&ottes  bie  Drbnung  ausg^^n  loffen.    „9Bem  fte 
gefallen  lotlP',  fagt  er,  „laffen  lotrs  gut  fein,  toem  niAt.  liegt  au^  ni^ts  baran". 
Um  bie  oenoorrenen  fiuigeren  unb  inneren  lirc^Ii^n  9$er^öltnif[e  jener  Drbnung  gemfi^ 

^  SU  regeln,  b^niftragte  er  eine  oon  i^m  im  (Einoerftönbnis  mit  oen  Sifi^en  ernannte 


Wktäfi  ba»  frailnt  S19 

„5binmt|f!on",  loelAe  aus  eiitetn  toeltli^en  unb  einem  geiftli^en  Kot  beflanb  —  unb 
btefe  9lite  «xoen  Kkian  mti  SBoiUingen  unb  ber  $of|irebtaer  %aul  6feratU6  — ,  mit 
ber  SDb^Itung  ehter  ftit^enoifitation,  ber  erften,  bie  in  v^eugen  [tottgefunben  fyd. 
9uftrcq  unb  StritruIHon  ffir  biefen  „Unuug"  im  £anbe  nxtren  bereits  oom  31.  SRör} 
1526  batiert.  Sefonberes  Slugenmerl  jolUe  bonuu^  onf  bie  ilmtsfi^ng  ber  ^ß^arm  s 
unb  auf  bie  9lU9fioung  bes  (Sottesbienits  noA  ber  eben  gebrudMen  Orbnung  gerfattet 
oecben.  Die  Stfitotoren  follen  bie  ^Pfarrer  fleißig  prüfen  ,,»>ie  fie  bas  SBort  (Sattes 
prebigen  unb  bel^beln'',  unb  nötigenfalls  fo  oiel  oIs  mSgli^  ,,^ftli<^  unb  freunbli^ 
untemdUen''. 

mbnäfi  Heg  es  infolge  ber  (Ergebniffe  biefer  SifÜation  nU^  fe^en  an  Serorb«  lo 
mngen  jur  Steaelung  unb  ^ung  bes  fiii^IiAen  £ebens.    Unter  bem  24.  fipdl  1528 
erliefi  er  im  Slid  auf  bie  inneren  KrAIid^n  3u|tSnbe  ein  9Ranbat  an  bie  Reiben  Si« 
\l^f  in  loek^em  er  fie  beouftroot,  tn  i^n,  rnjunfc^en  ^fic^i^  ber  Qremen  neu 
leiten  bi[<pflid^n  6prengeln  Sifitationen  m  ^Iten ,   inbem  er  unter  bem  9o4ften 
Ti^  ßqidpounite  bie^fgaben,  bie  bei  ben  (SeiJÜi^n  ber  (Semeinben  in  Segug  is 
01^  fie|ren  um»  fieben  ju  erffiuen  feien,  ins  Suae  foM  unb  jur  Orflfung  nnb  Serfi^ 
_  ber  fie^ren  unb  oes  £ebensnNmbeIs  oer  Pfarrer  bie  Cinfe^ung  oon  (Ers« 
pridtem,  (Supointenbenten)  anorbnet.  gfür  bie  ,,llnbetiüraen''  wttbtn  fogenonnte  Xoßen, 
iMmetfAer,  «igeftellt,  bie  bas  oom  Pfarrer  gefnrebigte  SBort  i^en  ju  uberfet|en  ^en. 
SIs  Slii^nur  unb  Sorbilb  ffir  bie  rechte  mt  unb  SBeife  ber  Sermnbigung  bes  (Eoan«  so 
geliams  envfo^I  er  fiu^rs  y^^oftilta",  bie  er  in  gro^  Wm^  oon  (Exemplaren  ^atte 
anf^^offim  ionen,  an  bie  (SeifUid^en  ju  oerteilen,  unb  i^en  barno^  ju  jeigen«  wk  fie 
Me  ^uige  @^rift  ausjulegen  unb  Glauben  unb  Siebe  m  treiben  9Stten,  febo^  mit 
e^uiy  if^trif  UKKs  b<mn  auf  Väpfte,  Sif(^  unb  f^a^tn  fid^  bepSge,  „wüs  in 

ni^t  nötig  fei'^.    (Es  jeugt  oon  feiner  loa^i^  geiftlt&en  gfütforge  ss 


^^fien  «Ott  fiob  _  _ 

ESoanoelifierung  feines  fianbes,  xotm  er  ben  Sif^Sfen  f(^:  (Er  $abe  ,,n{f^ 
in  leiner  ffirftlid^n  Regierung  ffir  nötig  era^t  als  bas  göttfi^  ^ilfame 
lüeniQalben  in  feinem  gfivftentum  bermoften  oertflnbigen  m  Ionen ,  bog  babur«^ 
bie  (Knigleit  unferes  (Blaubens  unb  Sinnes  genArt  unb  bie  re(mf$affenen  Sfrfii^te  tSg« 
li^  fe  mebr  itnb  me^r  bei  feinen  Untert^en  oermerlt  ofirben  .  so 

3n  btefem  Sinne  unb  ju  biefem  ^^ed  traf  er  frfifter ,  als  es  irgenbmo  gef^, 
bie  &m\äfbim  oon  Snnoben  ber  (SeiftTid^en.  9Bie  er  jqon  in  bem  enoö^ten  Wanbat 
an  bie  Sif^  bie  Hb^Itung  oon  oierteliä^Ii^n  3ufammen!finften  ber  (Seiftlid^ 
unter  ben  (Ei^prieftem  angeorbnet  ^atte,  fo  gab  er  fc^on  im  3uli  1629  ben  93if^i9fen 
ben  Vttftrag  Snnoben  unb  SBifitationen  }u  halten,  ,,bamit  bort  fiber  (Slaube,  Si^^se^  ss 
C^efdAen  unb  anbere  Angelegenheiten .  loeld^e  ben  Tonern  ju  oerri^ten  gefft^tid; 
vm  \fyjMX  feten'V  oerl^anbelt  »erbe.  3nbem  bie  ilusffl^rung  bietes  fßlans  nm  Vn< 
benmmuna  oifc^ic^er  Sqnoben  unb  mit  ber  Slusfü^  auf  eine  dofc^iegenbe  (Befamt* 
fqnobe  nimt  d^  als  in  ben  erften  3Ronaten  bes  X 1530  in  Xngriff genommen  toerben 
lanxütf  Heg  b^  $5^^  ^ur^  ^^  injiDifd^n  mu^  uueig'  Xobe  jum  Sik^of  oon  $ome*  4o 
fdnien  ernannten  v^^ulus  Speratus  eine  £e^rbnung,  bie  er  als  ),^ftli^  statuta  syn- 
odalia"  begei^nete,  airfftellen.  bamit  biefelbe  ben  ®eiftlid^n,  inbem  auf  ben  Snnoben 
^Ile  geiftli^en  (gebrechen  gehört  unb  gebefferf '  ofirben,  einge^önbigt  lofitbe.  in  ber 
ftncrebe  oom  6.  3^uar  1530  erllart  er  feine  3uKimmung  5U  biejer  S^rift,  bie  er 
}uglei4  als  fein  lanbesooterlid^  lir^Iidbes  Selenntnis  binftellt,  inbem  er  fi^  fiber  feine  4& 
Gtdbng  gu  ben  lin^Ii^n  Slngelegen^eiten  ba^in  ausfpric^t;  bog,  ,,u)ä]^b  bie  Sorge 
ffir  bie  ^ftlic^n  !Dinge  ben  Sifd^öfen  unb  ben  oon  i^m  berufenen  «rfftlid^n  ju 
tommen  folle",  i^m,  bem  ^erjoge,  bie  grfitforge  ffir  bie  oeltlicben  Slngelegen^eiten,  au 
fo  9eit  fie  bie  jur^e  betreffen,  gugefaUen  fei.  3^^  i>^  Sperat  oerfa^  Si^rbu 
oor  ttr  ißreuj^en  ber  9}orIöufer  bes  9lugsbu^if(^en  Selenntniffes,  loelt^s  auf  Sefe^I  eo 
bes  ^erjogs  oon  ben  Sif^öfen  unb  oen  (Beiftli^en  als  9{i<^ift^r  ffir  il^re  fie^e 
fi^  1630  begeic^net  n)orben  tft 

greili^  trat  eine  bebauemsn)erte  ibrifis  gerabe  at^  bem  fie^rgebiete  ein.  !Das  ge* 
f^  boburd^,  bojS  ber  ^erjog  ftc^  unter  bem  (Einflug  fernes  oerirauten  IRates,  ($ricbri(^ 
ooK  ^tbed,  ber  bei  Teinem  Slirfent^lt  am  ^erjogIi(^n  ^ofe  in  £iegni^  fi^  oon  » 
Sc^nienlfelb  ffir  beffen  f^marmgeifteriJAe  £e^n  ^e  genrinnen  laffen  unb  nun  oIs 
be^dfterler  Sinbfinger  berfelben  aus  fiiegnt^  na^  ^reugen  oon  iSfm  benrfene  ^rebioer 
ber  fi^oen^Ibq^  9li^ng  auf  feinen  ausgebreiteten  (Sfitem  in  unb  bei  ^offornm» 
bürg  ob  jPfanier  angeftellt  Qotte,  ber  fie^  Sd^mentfelbs^  in  Squg  auf  bas  WbetU^ma^I 
tjofi  ber  SSomungen  feiner  Sifqöfe,  tnsbefonbere  Sperats,  ft^  gugfinglic^  eraries  unb  oo 


320  Winätt  tiait  ^rtti|eit 

hm  33or|tenungen  bes  leiteten,  baj]  er  „htn  S^tDömtern  ^u  uiel  cinröutne",  unb  ber 
fianbesfiid^e  babur^  arojje  Gefahren  entfielen  tofirben,  loemg  Sea^tung  f^enlte. 

(£x  orbnete  ein  %eugtonsge|pra^  in  IRoftenburg  an,  wtlifts  am  30.  Dej.  1531 
in  feiner  C&egeniDart  uon  ben  beiben  93if^5fen  uno  ben  Aonigsberger  ^fanetn  als 

5  93ertretern  b^  lut^rif^en  C5Iauben$|tanbes  auf  ber  einen,  unb  $erm  oon  ^eibed,  bent 
fiiegni^er  $rebiaer  gabian  (Edel  unb  bent  ^eibedf^en  ^faner  ^eter  3^^^^  <nif  ber 
anbem  Seite,  floer  bie  grrage  nac^  ber  92oüDenbigfeit  ber  ^I.  Sd^rift  für  oen  d^tli^n 
Glauben  unb  filr  bie  eoangelif^e  äBa^r^itserlenntnis .  iit  betreff  ber  Sebeutung  ber 
oujjeren  ^anblung  ber  beiben  Safrantente  für  bas  ^riftlt^e  £eben  unb  in  Sejug  auf  bie 

10  Slusbeututm  ber  3Borte  bes  ^erm  bei  ber  (Einfe^ung  bes  Slbenbnut^Is  unter  Dem  Sor« 
^e  9on  ^aulus  Speratus  o|ne  ein  beftimmtes  (Ergebnis  abge^tten  ourbe.  —  Sluf 
93eranla|fung  eines  Briefes  Subre^ts  an  fintier  mit  Srragen  fiber  bos  Slbenbma^I  unb 
bie  f^toenlfelbfc^e  Slmoenbun^  besje<^ften  ft(q)itels  bes  SDangeliums  3<^^nis  f<^tdte 
i^m  fintier  3ur  ^ntmort  ferne  ^^(oenbbriefe  XDtber   etlübe  Sfottengeifter^'  o.  3*  1^32 

16  mit  bem  9lot,  ber  ^erjog  molle  bie  S^roärmer  „ja  ni^t  im  £anbe  le&en".  Da  fingen 

au^  bie  Don  £ut^r$  „Senbbrief''  mit  betroffenen  3ün^^^  (Seiftlid^n  an,  f<|riftii4  ju 

Ü^ren  GunHen  auf  Sllbre^t  im  Cpegenfa^  gegen  £ut^er  einjubrtngen  unb  einguioiäen. 

(Erft  uRitte  bes  3.  1533  erhielt  fiut^r  oon  SObreAt  eine  Slntmort  in  einem  Srtef, 

in  n^el^em  er  f^reibt,  er  lonne  bei  ber  oeiten  Slusb^nung  feines  £anbes  bem  (Ein* 

90  f^Ieuben  ber  ,.6alramentierer''  ni^t  loe^ren ;  [eine  geliebten  (Seoattem  Dr.  Sriegmonn 
unb  ^ans  ^olianber  trieben  tapfer  i^r  9Imt  mit  Beeren  unb  SBamen ;  er  6abe  inbeffen 
neuerbings  no^  ausbrfldli^  bas  ^imli^  ober  öffentlid^e  fie^ren  ober  ^rebmen  ber 
Saframentierer  oerboten ;  im  übrigen  laffe  er  aber  {ebem  feiner  Untert^anen  tn  (Glaubens« 
fad^en  grrei^eit,  xoeil  i^m  ni^t  gejiemen  u)one,  „mit  C&etoalt  in  bie  £eute  ben  (Blauben 

S5  pi  bringen''.  Die  S^marmaeifter  u)urben  {e^t  noc^  tü^ner.  Die  lut^erif^n  ffitaen* 
oorfteüungen  beim  $enog  mürben  befto  bringenber.  Da  gingen  bem  ^ersog  bur^  ben  mi^er« 
t&u|erif^en  Unfug  in  SRünfter  bie  Suigen  auf  über  bie  (Bef&^rlic^Ieit  jenes  f^mfirmmf^ 
Spiritualismus  als  Grunolaae  eines  lommuniftifc^en  Sokiolismus.  ^m  1.  Suguft  1535 
erliej]  er  an  Speratus ,  in  oeffen  bif^bfli^m  Sprenael  bie  St^marmaeUterei  noA  be< 

80  [onbers  im  S^mange  n)ar,  ein  uRanbat  mit  ber  (ärma^nung,  bag  bie  (Einheit  ber  iBe^re 
im  £anbe  aufregt  er^tten  merbe.  (Er  fagt  barin,  omDo^ler  gemeint,  in  nienumbes 
®eu)iffen  }um  Glauben  ju  bringen,  molle  es  i^m  bo^  auA  ni^  gebfi^en,  }u  geftatten, 
gegen  bie  eoangelifc^e  £e^re  unb  oie  einträ^ti^  oerfagte  xir^enorbnuna  etioas  }u  oer^ 
äTwem,  am  roenigften    o^ne  einhellige  Sexotlligung  ber  Sifmöfe  ober  Der  Stänbe  bes 

3&  £aid)e$.  Damit  nmr  oon  i^m  unb  bem  £anbe  biefe  Gefahr  abgaoenbet  3miJ(l^n 
Wbxtäft  UTÜ)  £u^r  ift  nie  u)ieber  eine  3rrung  eingetreten.  9la^  Öbenoinbung  jener 
SlnfeAtungen  f^rieb  er  1537  an  feinen  Sruber,  ben  ItDlari^rafen  Georg,  bah  er  (U^  unb 
[ein  £anb  als  Glieb  in  ber  9lei^e  ber  Selenner  ber  3lug|sburgif(|en  5tonfej|ion  ange^ 
te^n  miffen  molle;  unb  biefem  93e!enntnis  ift  er  bis  an  [ein  (Enbe  treu  geblieben. 

40  Dur^  eine  £anbe$orbnuna  oon  1540  bemühte  er  fi^  in  oollem  (EinoerftänbniB 
mit  ben  Stauben  um  bie  grfinblid^e  Teilung  bes  SSoUsIebens  oon  allerlei  tiefgemurjet 
ten  [ittli^n  Serben  unb  Greueln.  Dur(^  eine  glei^faüs  mit  ben  Stönben  oerein^ 
barie  SSerorbnung  oon  1540:  „Sbtifel  oom  (EnoöMung  unb  Unter^It  ber  Pfarrer''  er= 
gönite  unb  oerbefferie  er  bie  Seftimmungen  ber  £anbesorbnung  oon  1525  ju  Gunften 

45  ber  Pfarrer,  auf  beren  SBerforgung  mit  guten  SüAem  Seba^t  genommen,  beren  etnniige  : 
Slbfe^ung  hmäf  ein  georbnetes  Serfa^ren  geregeU,  unb  fib:  beren  SBitmen  unb  SBoifen  j 
bie  nötige  Serforgung  angeorbnet  mürbe.  9lu(^  mürben  barin  bie  alle  ^fäfte  ober  menig^  -= 
ftens  alle  jiDei  3^$^  abju^ltenben  93i|itationen  geregelt. 

Um  felbft  bie  tir^li^en  unb  ^riftli^en  ^uftönbe  lennen  3u  lernen  unb  auf  Grunlc: 

Go  ber  gemod^ten  9Ba^me^mungen  bie  befte^noe  Air^enorbnung  für  alle  jtirqen  bei^ 
£anbes  neu  3U  geftalten,  ^ielt  er  in  eigener  ^erfon  unter  ^ffipenj  ber  beiben  Stf(^f^ 
im  SBinter  1542  ju  1543  eine  jlir^enoifitation  bes  gansen  £anbes  ab,  bie  i^n  naM 
ben  idbtx  gemad^ten  trüben  (Erfahrungen  no^  mo^renb  bes  „Umjuges"  nStigte,  ar-a 
1.  Sfebr.  1543  in  beutf^er  unb  polnif^er  Spraye  einen  „Sefe^l,  in  meinem  bos  SoK' 

66  }u  Gottesbienft,  ftirAganq,  (Em^ang  ber  ^eiligen  Salramente  unb  anberem  erma^rr/ 
mirb'',  3U  erMen.    ^is  ms  (Einseifte  bes  ^öusli^en,  gamilien*  unb  Gemeinbeleben^ 
inringen  bie  iD09lgemeinten  (Ermahnungen  bes  ^ersogs,  inbem  allen  Stäuben  o^ne  Untere 
fc^ieb  fogor  unter  Slnbro^ung  oon  Strofen  aufs  Sc^örffte  „bie  9Ba^it  gefugt  mirb''; 
unb  namentli^  au^  bie  Slbeligen,  bie  fi^  ber  Sera^tung  bes  göttli^n  äBortes  uni 

eo  bes  Sairaments  f^ulbig  ma^n,  ^  bebro^t  merben.    Gin  Sluffe^r,  obme^felnb  aus 


Sttto^t  t>0u  ^xmfftA  321 

jebem  $au[e  in  bei  (Semeinbe  5U  beftellen,  foll  oon  einem  befttmmten  er^ö^ten  6t^ 
aus  Ober  ben  Ain^enbefu^  ipo^en.  !Die  parier  follen  ieben  Sonntag  Spiffel  unb 
Soangelium  oom  Wica  ausbriUHi^  oeriejen,  bann  eine  ^loe  6tunbe  bos  ^angelium 
auslegen  unb  juIeM  no^  eine  ^albe  Stunbe  ben  lutlerij^en  Aatec^ismus  erflören. 
3n  befttmmten  3ix>i[<^nräumen  oon  einigen  SBo^en  foIIen  fte  in  ben  Käufern  in  jebei  & 
®emeinbe  ein  Ser^i  über  bas,  ipos  bie  £eute  gelernt  ^ben,  aufteilen.  ^Daraus  tnU 
ftanben  fp&ter  bie  Sibelftunben  unb  Aate<^ismusanba^ten,  bie  unter  Dem  Flamen  „Debets» 
oer^re"  tn  Schulen  ober  grojjen  gomilien^immem  auf  ben  oon  ber  ^forrfirc^e  entlegenen 
!D5rfem  abgepalten  mürben,  unb  jum  Ztx\  no^  {e^t  [tottfinben. 

3n  einer  „9{egimentsnoter'  oom  3#^  1^2  ^oät  Sdbrec^t  f^on  bas  gfortbefte^n  lo 
ber  oon  alters^er  im  ^erjogli^en  Xeil  oon  ^reugen  beftanbenen  beiben  Sistümer  ge« 
ft^^  mit  ber  Seftimmung,  ba^  3U  benfelben  „ftets  gottesffir^ge  unb  aele^e  SRönner 
^emS^tt  merben  foIUen.  bomit  bas  feliama^enoe  äBort  im  S^mange  bliebe".    Ws  eine 
m  bos  innere  Seben  ttefeingreifenbe  SBirlung  ber  grojjen  Sifitation  ift  bie  neue  C5ottes« 
bienftorbnung  ju  betrauten,  bie  auf  ber  (Srunblage  b^  ni^t  me^r  sulangli^en  ,,9lrtifel  i& 
ber  Cto:emonien"  oon  1525  unb  unter  Serfidfi^ttoung  ber  bei  bem  ,,um3uge''  feftge< 
fleltten  gottesbienftIi(^en  Ser^Itniffe,   ^auptf&AIiq  oon  Sriegmann  ^ergeftellt,  1544 
unter  bem  Zitel :  »Orbnung  oom  äußerlichen  (gottesbienft  unb  Slrtüel  ber  (Zeremonien, 
oie  es  in  ben  Air^en  bes  ^erjogtums  Preußen  ge^en  voith"  erf^ien.  3^  ben  barin 
oorgenommenen  Serbelferungen  geborte  unter  anbarem  bie  SIbf(^affung  ber  (Eleoation  20 
ber  (Elemente  beim  SCoenbma^I.    SlRit  biefer  neuen  AirAenorbnutm  wox  Sllbre^ts  SBerf 
ber  Air^norganifation  abgef^Io|fen.    3n  Jeinem  ooraebrudten  Sucanbat  oom  2.  3uni 
ott^  er  fi(^  in  ooller  äbereinfttmmung  mtt  ber  9lugu|tana,  ba^,  obmo^I  folc^e  menf^« 
lyfyt  Orbmtngen  ber  gottesbienftIi(^en  ^anblungen  in  ben  Sereiq  ber  grtei^eiten  gehören 
uiu)  f3r  unfece  Seligfeit  an  ipnen  ni^ts  gelegen  fei.  benno(^  megen  ber  3ugenb  unb  25 
ber  einfältigen  S^^mo^n  bann  (Einheit  ^errj^n  uno  {ebermann  ourA  fie  jum  SBorte 
(5ottes  angereijt  unb  Eingeleitet  votxhtn  folle.    3n  gleii^m  Sinne  (prac^en  fic^   bie 
Sif(|&[e  in  ber  Sonebe  oaju  aus. 

äilit  innerli^m  Serftänbnis  für  bas  (Erbauungsbebfirfnis  ber  (Semeinben  unb  fflr 
bie  SBi^^feit  ber  Slusbilbung  bes  ftir^engefonges  in  ben  Spulen  unb  ber  tird^en«  :v) 
mufttalifqen  Seite  bes  (Sottesoienftes  forgte  Subre^t,  ber  [elbft  ein  £ieb6aber  ber  änufit 
iDor,  für  ein  (E^ralmelobienbuc^,  inbem  er  [einen  ,,oberften  Xrompeter  ,  mie  ber  ^of< 
lapellmeifter  onttlic^  ^ieg,  9lamens  $ans  Augelmann,  eine  Slusma^I  meift  religidfer 
fiteber  gu  brei  Stimmen  lomponieren  lieg.  !Der  Zitel  lautete:  Concertus  novi 
trium  vocum,  neue  (Sefänge  mit  brei  Stimmen ,  ben  Air^en  unb  Spulen  ju  nu^''.  35 
3n  Sugsbura,  ber  Heimat  bes  Aomponiften,  u)egen  SRangels  einer  9totenpre{fe  in  5t5nigs« 
berg,  gdnrudt,  ourbe  bas  Sü^Iein  tn  320  (Exemplaren  oerjd^idt  Ss  enthielt  39  £teber, 
borunter  7  oon  £ut^,  2  oon  ißolianbcur.  unb  eines  oon  Speratus.  Zest  unb  äRelobie 
bes  in  ilonigsberg  gebü^teten  £iebes  ^olianbers:  9lun  lob  mein  Seel  ben  $erm 
unb  bie  SRelobie  oon:  Slllein  (Sott  in  ber  $5^,  finben  \läf  ^ier  jum  erftenmal.  40 

9Bie  tief  eingebenb  unb  nad^  oerfc^iebenen  (Reiten  bin  ber  $enog  SUbret^t  per« 
{onliA  für  ben  Sufoau  bes  tir^Ii^en  £ebens  auf  bem  (Drunbe  ma^rpaft  eoangelif^n 
(Blaubens  in  feinem  £anbe  mirifam  ^emefen  i|t,  bejeugt  bie  bisherige  Setra^tung  feiner 
meiftenteils  bas  (Gepräge  eigener  3nttiattoe  tragenben  eoangelift^^firffllit^en  Seftreoungen. 

3aEIrei^  SDlanbate  bes  öerjogs  begeuoen  femer ,  mit  emftlid^  er  bemüht  n)ar,  45 
unter  bem  Seiftanb  feiner  Stftpöfe  unb  ^reblger  eoangelifc^es  (glaubensieben,  d^riftlid^e 
Sitte  unb  lir^li&e  Sjrbnung  in  oen  (Bemeinben  ju  begrflnben.  ^er  au^  ffir  feine 
eigene  wtikxt  Coeiftesbilbung  unb  n)ifjenf4aftli4e  gförberung  tru^  er  ernftlitp  Sorge, 
um  befto  eifriger  ffir  miffenfmaftlic^e  Stibung  in  feinem  £anbe  n)trlfam  fein  ru  tonnen. 
Seilt  mit  ben  nam^eften  X^eologen  unb  Sele^rten  ber  9leformatu)ns3eit,  i!utber  unb  so 
SReUtnd^on  an  ber  Spij^e,  geführter  umfangrei(|er  Sriefo^eqfel  bejeugt  feine  leb^fte 
Zeilfuilme  an  allen  Krqut^en  unb  t^eologifmen  grragen  unb  feine  mit  bem  St^merj 
borfiber,  bag  er  in  feiner  ^ugenb  oon  9Bif|en|(Eaften,, nichts  reqtes  gelernt  ^abe",  oer« 
bunbene  gemiffenbofte  Sorge,  fi^  felbft  auf  biefem  SBege  in  ^riftlic^er  (Erlenntnis  unb 
tii^fif^  äBinenfc^  mogliqft  ju  forbem.  SRe^rfat^e  f^riftltc^e  iBen)eife  oon  fetner  55 
Sonb  jtnb  bofflr  oor^nben,  baft  er  es  fiA  eifrig  angelegen  fein  lie^,  unter  C5ebet  unb 
Setroffitung  in  bie  ^L  S(Eri|t  tiefer  einjuoringen  uno  namentli^  etngelne  Sfic^er,  mie 
bie  ^l^men  unb  bie  paulimf^en  Sriefe,  für  feine  (Erbauung  unb  Sfeftgrfinbung  in  ber 
eoongeltfi^n  SBa^^eit  ausjubeuten.  (Er  fi^eute  lein  SRittel,  um  {unge  £eute  aus 
$reu|en  in  SBittetwerg  ju  3)ienem  ber  ftir^e  ausbilben  ju  laffen,  aber  au(E  benm^rte  co 

n€äl*9nt^nopähit  für  il^eologie  unb  ttixdtt.  8.  K.  I.  21 


322  anredet  tia«  ^rett^ 

SRSnner  mä)  £ut^ers  unb  äRelan^t^ons  Slot  unb  Siorf^Ios  aus  Deuifd^Ianb  ju  be« 
rufen.    Do^  hos  lonnte  auf  bie  Dauer  bem  Sebürfnis  n^t  genflgen. 

ßur  Se^nbung  einer  bem  neuen  etmngelifAen  Air^entDefen  entfpre^nben  oiffen* 
[(^aftlt^en  Silbung  fegte  er  auf  feinem  (S^Iog  eme  Sibliotl^I  an.  (£t  legte  benC5runb 

6  basu  bur^  eifrige  SefAoffung  litterarif^  6^^e  aus  Deutf^Ianb.  fOr  beren  teiboeife 
red^t  !o[tfpteIige  Se[(^affung  $m  £ula$  CDranad^  tn  SBittenbei^,  ^olionber,  unb  fein 
9lat,  ber  ^umanift  Srotus  Slubionus,  mit  9lat  unb  3:^  jur  Seite  ftanben.  Hus  biefer 
feiner  ,,£Serei"  auf  bem  Aönigsberaer  S^Ioft  entftonb  bie  1540  oon  i^  geftiftete 
öffentlid^e  Sibliot^el.    6o  forgte  er  f&r  oiffenfAaftlt^e  ^filfsmittel  im  SorousDlid  auf 

10  bte  oon  i^m  geplante  Slufrio^tung  eines  ^o^eren  unterri^tstoefens  im  eoangeliMen  C5eift. 
(Er  forgte  für  Stiftung  ^ö^erer  loteinif^er  Spulen  im  fianbe*  namentliqi  aoer  ftiftete 
er  3ur  93orbereitung  ber  Segrfinbung  einer  HnioerfitSt  unter  3uftimmung  bes  Sanbtoas 
in  Königsberg  eine  ,ireie  Schule  unb  ^artihilar'',  unb  rief  enblu^  1544  bie  tlnioeift« 
tot  bofeloft  ak  feine  i)bäjl\tt  re^ormatorifd^^miffenfc^Ii^  2:|iat  ins  Seben,  inbem  fiutQer 

16  unb  uRelan^t^on  i^n  bcübei  mtt  9{at  unb  3:bat  unterftfl^ten.  Dun^  fie  [ollte,  nrie  unter 
anberm  le^terer  f(^rieb,  „ber  ^eilige  Stame  oes  $erm  oer  (Sfyctn  gqirief en ,  jein  allein 
feligma^enbes  3Bort  gema^  unb  bie  3ugenb  m  red^tf^affenen  ^inlimen  fielen  unb 
anberen  guten  Aflnften  untenoiefen  me^en".  in  oeld^em  Sinn  unb  ®eift  er  bie  tini* 
oerfitat  geleitet  miffen  vooUit,  bejeugt  bie  9luff(^rift  ber  jum  C5ebS(|tnis  i^r  Stiftung 

20  mit  feinem  Silbe  gepr&gten  äRiinje :  pax  multa  diligentibus  legem  tuam.  Domine, 
b.  i.  großen  Qfrieben  ^en,  o  $err,  bie  bein  C5efe^  lieben.  Slber  mit  menig  ^  er 
baoon  etjflnt  gefe^n! 

SReland^tqons  Sc^miegerfo^n,  (S.  Sobinus,  ourbe  oon  grtanifurt  a.  O.  jum  Sleltor 
fflr  bie  neue  Unberfit&t,  bos  coUegium  Albertinum,  berufen.    Der  Seaen  biefes  mit 

26  großen  Opfern  ^ergeri(^teten  aSerfes,  bie  Sntmidelung  ber  {ungen  änfhdt  unb  bes 
eoangelif^^tir^Iiqen  £ebens  im  gangen  ^erjogtum  ouroe  in  beHagensverter  SBeife  ge« 
^mmt  unb  ^eftört  huxä)  bie  an  oer  Sllbertina  alsbalb  ausbredbenben  Streitigleiten,  bie 
teils  in  perfonli^em  aBibenoillen  gegen  ben  ^od^fc^renben  eitlen  Sobinus,  teils  in 
SiferfuAt  unb  Srotneib,  teils  unb  ^uptfS(^Ii^  in  ^eologif^en  fiebrbifferenjen,  loelAe 

do  namentli^  ber  oom  öerjog  in  bas  altftäbtifi^e  Pfarramt  unb  in  oie  erfte  t^bgif^ 
^rofeffur  1549  oon  ^{ümoerg  naä)  ASnigsoerg  berufene  SInbreas  Ofianoer  bur^  feine 
!Disputationen  unb  S^rtften  de  lege  et  evangelio  unb  de  justificatione  Denu:fa(^, 
i^ren  (Srunb  unb  9lnla|  matten.  D^nt  Serftanbnis  ber  eigentli^en  t^oloaifd^en  5tontro« 
oerfe  in  betreff  ber  9{e^tfertigung  ftellte  ]xi)  Sllbred^  auf  bie  Seite  fernes  oon  i^m 

36  ban!bar  geehrten  geiftlidben  Soters ,  ber  mit  ftflrmif^er  £eibenf^aft  feine  Sa<^  gegen 
ben  oon  91.  1550  als  Dompfarrer  berufenen  3-  SRötlin  unb  benen  ün^nger  ful^rte. 
Dos  Sfeuer  brannte  naä^  Ofianbers  Zobe  (1552)  no^  heftiger  fort  unter  bem  Xnfcbflren 
feitens  bes  $oh)rebtgers  3-  dfunde,  bes  Sc^tegerfo^nes  Dfianbers,  ber  es  oentanb, 
mit  nieberen  SRitteln  bas  Vertrauen  bes  orglofen  altemben  ^erjogs  immer  me^r  ju 

40  geiotnnen  unb  für  bie  3nterefTen  feiner  Partei  ausjubeuten.  Der  ^erjog  lieft  fi^  baju 
orangen,  nur  Sln^änger  ber  ofianbrif^en  fie^re  anjuftellen,  unb  Sie  SBiberfacqer  ber* 
felben,  SRörlin  an  ber  Spi^e,  auger  fianbes  ge^en  ju  laffen,  tro^bem  bag  au^  9Re« 
lan^t^on  biefe  £e^re  in  feiner  ilonefponbenj  mit  i^m  entj^ieben  oenoorfen  hatte. 
Sfunde  unb  Fein  Sln^ang  fpielten  bei  Verfolgung  i^rer  felbftfflAttgen  Swtdt  bos  finqliA* 

46  t|eoIogif^e  Tßartein^ejen  auf  bas  politif^e  bebtet  hinüber,  mbre^t,  oon  i^en  oerbero^ 
lu^en  Umtrieben  um|tri(ft  unb  oerblenbet,  geftattete  i^nen  einen  bominierenben  Sinflug  ^ 
au^  auf  bie  9tegierunosangelegen^eiten.    Vk  politifd^e  unb  tir^Iid^e  Senoirrung  tourbe^^ 
immer  groger ,  bis  sule^t  eine  polnif^e  Jlommiffton  einf(^reiten  mugte  unb  bos  Treiber 
biefer  gar  nt^t  me^r  oon  t^eologif^en  unb  tirc^Ii^en  (&eban!en  getraaenen  Partei  ba* 

60  hnxi)  ein  Snbe  fanb,  bag  ^nde  ^Is  9lu^eft5rer,  £anbesoenöter  unb  Seförberer  be 
ofianbrif(^en  fte^erei''  nebft  jmei  S^itf^ulbtgen  1566  enthauptet  n)urbe  unb  bie  oltei 


9{äte  bes  ^erjogs  n)ieber  eingefe^t  n)urben. 

Der  ^erjog  mugte  fi(^  infolge  ber  Ser^anblungen  3U)if^en  ber  itommilKoit  unV 
ben  Stäuben,  namentli^  bem  Slbel,  ber  nun  für  bie  3^^^^!^  ^^^  9legierung  ^reugens 

56  an  fi^  rig,  ben  f(^impflt^ften  unb  bemütigenbften  SRagregeln  untenoerfen.  Semigbtaud^f 
unb  inegefü^rt  oon  9loenteurern  unb  Setrügem,  mit  jenem  $aul  Stalu^,  ber   1561 
na6)  jtönigsoerg  oelommen  mar,  fi(^  für  ben  9lb!5mmling  eines  oeronefif^en  grürften* 
^ufes  unb  einen  äJenoanbten  ber  frönltf^en  ^o^enjollem  ausgab  unb  fi(^  unbegrenjten 
Sinflug  m  oerf^offen  n)ugte,  getöufc^t  iwci)  bie  ^^undef^e  ^ofoartei,  ber  er  unbebingtes 

Goblinoes  9)ertrauen  fc^enUe,  in  feinen  finansiellen  SIngelegenbeiten  bis  aufs  fiugerfte 


Wbxtdit  uoit  ^rai§eii  323 

beiangiert,  o^ne  6tfi^e  unb  (Jfteube  in  feinem  e^eli^n  £e6en  feit  feiner  stoeiten  S^er« 
mS^Iung  1550  mit  mna  oon  Sraunf(^iDeio ,  ber  Si^eftertoi^ter  3^^ims  II.  Don 
Stanbenburg,  bie  i^m  1553  einen  6o^n,  Wmtäfi  (JrnebiiA^  gebar,  ging  ^erjog  Slbred^t 
einem  bfijteren  fiebensobenb  entgegen,  ol^e  {ebo^  ben  Stab  bes  (ßlaubens  aus  ber 
$anb  fallen  m  laffen,  auf  ben  er  als  eoangelif^er  gfürft  \iä)  bisher  geftü^t  ^otte,  ober  5 
bem  eiKingelif^n  Seienntnis  untreu  ju  toerben.  mit  naq  feinem  Zobe  Don  gen)iffer 
Seite  ^  gefiwelt  morben  ift.  Slaä)  9{u^e  uno  SBieber^rftellung  bes  grnebens  au^ 
auf  bem  lir^Iii^n  (gebiet  ft^  febnenb,  rief  er  3-  3R3rIm  unb  uRortin  (S^emnijh,  ber 
gleicKalls  frfi^  in  feinem  Dienft  geftanben,  ober  n)ä^enb  bes  ofianbrifd^en  (Streits 
benfelben  oerloffen  ^e.  jur  Slusarbettung  einer  ffir  fämtlid^  C5eiftli^e  oerbinbli^en  lo 
jtonfeffion  na^  ftönigsoerg  jurfid.  Sie  folgten  bem  Stuf,  erllärten  ober  bie  Slufftellung 
einer  neuen  jbnfeffion,  ba  Subrec^t  bie  augsburgif^e  Ronfefjion  oon  1530  eingeführt 
^atte,  pa  ^erfteöung  ber  (Ein^it  unb  9leinbeit  oer  £ebre  nt^t  für  nötig,  fonbem  oer« 
onlogten  am  25.  9Rai  1567  ben  Sef^Iu^  etner  oon  Slibre^  berufenen  Sqnobe,  „ha^ 
man  bei  bem  corpore  doctrinae,  mie  btefelbe  aus  ben  pop^if^n  unb  apoftolifc^n  i5 
S<^riften  in  ber  augsburgifi^  ftonfeffion,  berfelben  Spologte  unb  f^maUalbifo^n  ^r« 
tifeln  oerfoM,  begrinen  unb  in  ben  Sqriften  fiut^rs  erflart  fei,  unoerrfiA  oerbleiben 
iDoUe".  9uf  C5runb  beffen  lieg  SHbre^t  unter  3ufammenfteuung  ber  genannten  Se* 
lemttnisfc^riften  unb  beigefügter  SBiberl^una  ber  mA  bem  (Erf^inen  ber  augsburgil^en 
itonMfiim  aufgetretenen  ärrtflmer,  namentlu^  ber  oftanbrif^en,  oon  SRSrlin  unb  (t^em«  20 
nik  Ott  repetitio  corporis  doctrinae  christianae,  ober:  SBieber^oIung  ber  Summa 
U10  3n^  ber  re<j^ten  allgemeinen  (^ftli^en  Airc^enle^re ,  au^  corpus  doctrinae 
Pnithenicum  genannt,  ausarbeiten.  !Diefes  oon  ben  fianbftfinben  genehmigte  ftoüefb« 
f^mbol  (mblijierte  ber  ^ersog  SHbred^t  mit  einer  Sorrebe  00m  9. 3uli  1567,  in  melier 
es  ^M  „baft  es  binffiro  ju  emigen  3^^^^  ^^  £e^n ,  ^rebigen  unb  fonft  in^alts  25 
ber  oiBoutgifqen  Aotifeffion  unb  oermöge  obgemelbeter  oerfagter  S^rift  allo  bleiben 
unb  feftigltd^  geilten,  unb  leiner  ju  einem  $fmt  ober  Dienft  in  Airqen  uno  Spulen 
mN^  Jonff  angenommen  ober  gebulbet  wtittn  folle,  es  fei  benn,  bag  er  {ene  Schrift 
beoiuiae  unb  anne^e.'' 

9Bie  bamit  bie  ftoebenben  £e^rfragen  jum  SlbfAIug  famen,  vurbe  au^  ^infi^tlic^  so 
bes  jlultus  unb  b^  jtirc^norbnuncf  auf  ®runb  ber  Orbnung  oon  1544  eine  9{eoifion 
oorgenommen,  beren  9tefultat  eine  93erorbnung  über  ben  C5ottesbienft  u)ar,  n)el^e  1568 
unter   bem  litel:    ,.Air<^norbnung  unb  Ceremonien''  oeröffentIi(^t  mürbe.   —   Slb« 
loei^nb  oon  ber  gfeftfe^ung  binfi^tM  ber  beiben  preuMfi^n  Bistümer  in  ber  9tegi« 
mentsnotel  0. 3.  1542  $atte  mlbre^t  oiefelben  naii  $olen^'  (1550)  unb  Sperats  Xob  so 
(1551)  nt^t  oieber  befe^t,  fonbem  bur^  ^röfibenten   refp.  ^georbnete  oenoalten 
loffen.    9tad^  Seenbigung  bes  ofianbrif^en  Streits  fo^  er  fid^  burc^  bie  gforberungen 
ber  fionbftänbe  1566  genötigt,  mit  ben  festeren  über  SBa^I,  3urisbiftion  unb  Sefolbung 
ber  neu  anjufteüenben  Stjmbfe  eine  Vereinbarung  ju  treffen  unb  bie  bejüglic^en  Ser« 
orbnungen  ju  erlaffen,  mel^  ^^^  na^bem  C5.  93enebiger  (Senetus)  für  ^omefanien,  4o 
unb  3-  9RorIin  fiir  (»amianb  ju  Sijc^en  gemault  maren,  unter  bem  Zttel:    „Son 
lung  ber  oeiben  Sif^öfe  Samlanb  unb  $ome[anien",  ftatt  beffen  bie  Benennung 
„Sif(|ofsiD(]^I''  übli^  n)urbe,  als  ftir^engefe^  für  Das  ^ersogtum  erf(^ienen.    Damit 
iDor  bie  bifffibflic^e  SSerfotfung  ber  preu^ifqen  fttrc^e  n)ieber^ergeftellt. 

So  foIUe  tro^  bes  Dunlels,  bas  ft^  über  bie  legten  fiebensja^re  Sllbre^ts  breitete,  45 
i^m  bod^  no<^  bie  grreube  ju  teil  roerben,  ben  9lbf(9lu|3  ber  reformatorifc^en  Sntioict« 
lung  ber  eoaitgelifi^n  ftir^e  ißreugens  in  £e^re,  Aultus  unb  sßerfaffung  ju  erleben. 
&  ^  in  feinem  Glauben  an  bas  Soangelium,  oon  vDtli)tm  bie  otelen  ^anbfc^riftlt^ 
Don  i^  ^interlafTenen  C5ebete,  Betrachtungen,  Stb^anblungen  unb  namentli^  bas  Xefta» 
ment  ffir  feinen  So^n  S^HSl^i^  geben,  Zreue  gebalten  bis  an  fein  (Enbe.    Der  lob  00 
ereilte  i^n  [^ell  am  20.  äRärs  1568.    C5eftartt  bur^  bas  bl.  Slbenbma^I  ging  er  i^m 
entgegen  mit  bem  gfle^tt:    „$en,  nun  laffeft  bu  beinen  t>kntt  in  (^eben  fahren'', 
unb  eniMIief  mit  bem  Xusruf:    „$en,  in  beine  $änbe  befeble  i^  meinen  (ßeift;    bu 
Ifaft  nnq  erßfet,  bu  getreuer  (&oW*.  —  Diefer  ^o^njollemf^e  (glaubensjeuae  unbSe* 
lerntet  1^  bas  eoangeltfc^e  ^erjoatum  gef(^affen,  oon  bem  aus  bas  preugt|(^e  ftönig«  55 
tum  txo§  9toms  SRa^t  unb  £tft  feinen  9(blerflug  na^m ,   um  ber  mäd^tigfte  $ort  unb 
Sd^^  oer  eoangelif^en  ftir^e  in  Deutf(^Ianb  5U  n)erben  unb  bie  ftaifettrone  bes  ge* 
einigten  beutf<^  ^eic^s  aus  (Sottes  $anb  ju  empfangen.  D.  (Srbmann. 

Winift^lmtt,  f.  eoange(if(^e  (Semeinf^aft. 

21* 


324  SIcaittanMCrbett  Olbdert 

9Icantara>Drben.      Fr.  Rades  de  Andrada,    Cronica  de  las  tres  Ordines  y  Cabal- 

lerias  de  Santjaffo,    Galatrava  y  Alcantara  (Cronica  de  Ale.  p.  14),   Toledo  1572,   foL; 

Mariana,   8.  J.,  üistor.   de  reb.  Hispan.  Tolet.  1572,  p.  569 f.;  Helyot,  Hist  dea  Ordres 

monast.  VI  53 ff.;  ^.  Slcutcr,  ^opft  ^cjanber  m,  3.  S3b,  2^.1864,  @.  604  ff.;  ¥.».®am8, 

5  ^rd)cngef(ö.  r>-  ©pan.  3.  «b  155 f.,  SRcgcnSb.  1876. 

Dtefei  geiftlü^e  9litterorben  mit  ctftetjtenftf^ei  9legel  ourbe  jur  Sef^filung  ber 
caftilt[(^en  ^Ntet^sgienje  gegen  bie  SRauren  unter  itöntg  Sllfons  VIII.  bem  Sbkn 
(1158—1214)  gegiünbet,  ntij  naäf  bem  ca.  1160  ju  deinem  btegerif&en  3®ede  unb 
auf  C5ninb  berfeKen  Cibensiegel  bur^  93elasque5  ins  £eben  gerufenen  iDrben  oon  Sola^ 

10  trana.  Die  Benennung  ber  ®enoffenf(^aft  naif  SHcantora  —  ber  ftarl  befestigten  (Srenj« 
ftabt  oon  (Eftremobura  am  Zajo  (Norba  Caesarea  ber  9{3mer)  —  erfolgte  übrigens 
erft  ein  ^Ibes  3ct^t^unberty  na^bem  fie,  sunäAft  unter  bem  9lamen  Orben  oon  6L  3u« 
lian  bei  ißereiro  (=  ,,oom  Sirnbaum"),  geftiftet  loorben  nnir.  6o  n&ndUf  Bieg  oos 
capif^e  (prenjlaften,  mittelft  beffen  (Errtd^tung  bie  tcqiferen  Srüber  Suorej  uno  Somej 

i&  Sarrientos,  unterftfikt  oon  bem  t^atlraftigen  Sif^of  Orbonius  (Orbofio)  oon  Sola* 
manca  (1160—66),  ben  C5runb  ju  bem  Orben  gel^t  Ratten.  3^  Sertauf^ung  biefes 
früheren  Crbensfi^es  6t.  3-  bei  J3ereiro  —  auf  beffen  9lamen  bie  beiben  nften  popft* 
lid^en  SeftatigungsbuIIen,  oon  Suesanber  III.  (1177)  unb  oon  Surius  lU.  (1183) 
no(^  lauten  —  mit  Stbantora  gab  bie  im  3-  1^13  erfolgte  (Erftflrmung  legerer  Stobt 

20  bur(^  itönig  Slljfons  IX  oon  £eon  (1188—1230)  Seranloffung.  Der  oon  biefem  $err« 
f^er  mit  3Jertetbigung  bes  wichtigen  9BaffenpIa|es  gegen  bie  Ungläubigen  junac^  be* 
auftragte  (£aIatraoa>Crben  übertrug  fünf  iofyit  fpoter  mit  löniglic^  ®ene^igung  biefe 
Slufgobe  auf  ben  6t.  3uli^^0^^^ni  ^  nunmehr  (1218)  ben  Soimen  O.  o.  SQcontara 
ann^m.—  9lnfangli(^  no^  bem  (Srogmeifter  oon  Calatama  untergeorbnet,  ma^en  bie 

26  9ncantara«9litter  [pöter,  geleaentli^  einer  ftreitigen  (Srohmeiftenoa^I,  fi^  felbftftfinbig. 
Diego  6an(^e5  lourbe  i^  erfter  C5rogmeifter.  äBobrenb  oer  fortoefe^en  Aintpfe  loiber 
bie  uJlauren,  an  mtUftn  fie  loetteifemb  mit  ben  übrmen  geiftL  mtterorben  ber  pqren&i« 
Hben  ^albinfel  teilnahmen,  fQbrten  fie  auf  i^rer  gf^ne  bie  oereinigten  SBappen  ber 
Steige  Caftilien  unb  £eon  neben  einem  Orbenstreuj  unb  bem  alten  (Embleme  jenes 

^  Sin^ms.  3^re  %xaä)i  beftanb  in  einem  meinen  SBaffenrodE,  einem  \ijiw(v^tn  ^tlper« 
fragen  nebft  Aanuje  unb  einem  langen  fd^toorsen  6IopuIier.  äBo^enb  btefer  feiner 
Slfiteseit  jä^Ite  ber  Orben  gegen  50  Jlomtureien. 

Der  38.  ®rogmeifter  ^uan  be  S^^^i^  i]^^  ^^79)  mar  ber  le^.  (Er  entfoate 
1495  unb  mürbe  (Erjbifc^of  oon  6eoiIIa,  au^  Aarbinal  mit  150000  Dulaten  io^rl.  (Ein« 

86  iommen.  ^^rbinanb  ber  5lat^oIif(^e  oereintgte  nun  (mit  (Sene^miaung  ^oofit  SIexan* 
bers  VI.)  in  feiner  ißerfon  bte  breifaAe  Srogmeiftenoürbe  ber  Oroen  oon  oL  3^^^! 
oon  (Ealotraoa  unb  oon  SHcantara.  3ugleid^  mit  feiner  felbHftfinbigen  (Exiften|  oerlor 
ber  Crben  in  neuerer  3^it  nte^r  unb  m^r  feinen  geiftli^en  oqaralter.  6ogar  oie  (Er< 
laubnis   jur  (E^ef ^Hebung   mürbe   einem  Zeil  feiner  9lttter  1540    (bur^  $aul  III.) 

40  erteilt.  —    ftonig  3o(ef  entjog  bem  Orben  1808  bie  (Einfünfte,  gerbinanb  VII.  gab 
fie  ibm  1814  mm  XetI  mieoer.    Sei  ben  neueften  Hnuoäljun^en  mürbe  er  1873  auf«  ^ 
gehoben,  aber  bur^  Sllfons  XII.  1874,  freili^  nur  als  rein  mtlitarif(^er  Serbienftorben^^ 
mieber  ^ergeftellt.  dritter. 

tUctmud  f.  ^o^epriefter. 

45  aibebert,  Slbelbert,  fränfif^er  Sif^of  jur  3eit  bes  Sonifatius.  9lettber 
^r^engefc^i^te  ^.d  1  »b  ®.  314.  368 ;  @brarb,  Srofc^ottif^e  a)lifftondtir(^e  1874 ;  ^eme 
»onifadttä  1875 ;  ^aud,  Äirt^engef^t^te  S).8  1878,  1.  ob  507  ff. 

9Bas  mir  oon  Sllbebert  miffen,  oerbanlen  mir  ben  Briefen  bes  Sonifattus  unb 


SRac^ri^ten  über  ben  miber  91.  geführten  Aejerprojeg.    91.  mar  ein  grtanfe.  fein  9Bl^^ 
60  lungslreis  9leuftrien.  (Er  vibit  einen  ^ogen  (Einfluß  unb  erfreute  fic^  bei  fernen  fianb^^ 
leuten  überf^mönglic^er  Sere^rung,  mbem  er  oon  i^nen  als  aSunbert^oter.  Sef^u^csc 
9[pofteI  gepriefen  mürbe.    6obaIb  Sonifatius  bie  Reform  ber  neuftrif^en  jiir^e  tn  bte 
$anb  nal^m,  eröffnete  er  ben  ftampf  gegen  biefen  „Diener  unb  Sorloufer  bes  9lnt7« 
Arilts",  inbem  er  743  feine  äJer^aftung  unb  Slbfe^ung  beantragte.    Der  69nobe  ju 
55  (»otffons  744  mar  es  oorbe^alten,   bies  Urteil  ju  beftotigen  unb  9Ls  £e^en  gu  oer* 
bammen.    (Ein  umfangreiches  Slnflagemateriol  mar  oon  Sonifatius  sufommengetrogen 
morben.  Slus  bemlelben  entnehmen  mir  folgenbes :  91.  babe  bas  SoO  betrogen,  bobu^ 
bag  er  fi(^  ben  Reuigen  9IpofteIn  glei^gefteut,  oon  ben  Wallfahrten  na^  9iom  dbgecaten, 


«Ibefeert  Wb^Int  325 

ftir^en  auf  [einen  Flomen  aetoei^t,  an  besohlten  Seuten  [(^einbore  5lranlen^eilungen 
oorgenominen  unb  einen  SrTef  3^fu  oorgi^eigt  babe,  ber  angebli^  oom  Fimmel  ge« 
fallen,  in  3^nifalem  oor  bem  Snengel  miqatl  gefunben  motben  fei.  (Er  gebe  ooi 
(dbon  im  SRutterleibe  geheiligt  morben  ju  fein.  (Er  rübme  bie  ^eilsfroft  ber  in  feinem 
Sefi^  befinbliAen  Slefiquien ,  bie  er  Don  ben  (Enben  ber  (Erbe  ^er  aus  ber  ^onb  oon  0 
(Engeln  in  SRenf^imeftalt  empfangen  ^obe,  unb  beboupte,  ba|  er  hwcä)  fie  alles,  was  er 
iDoue,  oon  C5ott  erbitten  I5nne.  (Er  f^Sbige  bie  SivcäjlixäjUtÜ  oes  ^riftli^en  SoIIes,  roeil 
er  basfelbe  aus  ben  Eiligen  Air^en  ber  ^oftel  unb  SR&rtqrer  heraus  in  bas  gfreie 
ffi^,  auf  gfelbem,  d&geln,  SBiefen  unb  an  Quellen  ilreuje  unb  Aapellen  errieten 
unb  ^ier  gottesbienftlic^e  SBerfammlungen  halten  (äffe.  (Er  oera^te  unb  f^önbe  bas  10 
SeiAtfalrament,  inoem  er  feinen  Sei^tHnbem  fa^e,  er  tenne  alle  i^e  Sünben  unb 
gebetmen  (5ebanlen,  es  bebfirfe  ber  Setzte  ni(^t,  fte  follten  in  gfneben  unb  unter  93er« 

iieming  i^rer  6finben  naä^  $aufe  ge^n.  3n  feinen  Gebeten  oefc^more  er  bie  ^imm» 
if^n  (Seifter  unb  bringe  ge^imnisoolle  Sngelnamen  oor.  Seine  9l5gel  unb  $aare 
lofirben  oon  feinen  ün^öngem  u)ie  Reliquien  oere^ri  9lus  einem  feiner  C5ebete,  in  15 
bem  er  ben  Sater  ^t]vi  C^rifti  anruft,  ber  ba  ft^et  auf  bem  fiebenten  Ü^on  aber 
S^mbim  unb  Seraphim,  finb  uns  bie  SBorte  er^Iten  geblieben:  „oor  bir,  bu  SBater 
betitger  (Engel,  ber  bu  Fimmel,  (Erbe,  SReer  unb  alles,  was  barinnen  ift,  ^ema^t  fyi\t 
qt  großes  ^etl  unb  ffige  SBonne.  3(^  rufe  bi^  an ,  xä^  jAreie  ju  bir ,  t^  labe  buq 
^  mir  Slrmen  ein.  Du  ^ft  uns  ja  geomrbigt  ju  fagen:  zEBas  ihr  in  meinem  9lamen  20 
00m  Soter  bitten  loerbet,  ^abe  i^  euq  gegeben.  Scq  bitte  bi^,  t^  f^reie  ju  bir,  auf 
([^ftus  ben  fterm  oertraut  meine  Seele." 


Darauf  bin  ift  91.  p  Soiffons  als  Ae^er  oerurteilt  vorben,  um^enb  ^ippin  ben 
Sef^I  gab,  bie  oon  i$m  ^errfi^enben  jlreuje  ausjurotten  unb  vx  oerbrennen.  (Eine 
frftmtf^e  (SefamtfQUobe  oon  745  fyd  bas  ^fe^ungsurteil  beftoti^  unb  ibn  5ur25 
Rirc^twuhe  oerbammt;  gIei(^noeife  au^  ber  ^apft.  Denn  ba  %.  tm  (Seffi^l  feiner 
UnfcQuIb  oem  fiber  i^n  ergangenen  KrAIi^en  Ktc^terfpru^  bie  Untenoerfung  oerfagte, 
o^ne  oon  {emanb  be^üigt  ju  merben,  rief  Sonifattus  bie  $ilfe  bes  ^apftes  3^^^^^ 
an.  Diefer  legte  no^  im  ^erbft  745  bie  Sfnuaae  unb  ben  Sonobalfpruc^  einer  rö< 
mif^n  o^nobe  oor,  mel&e  o^ne  Sorlabung  uno  Ser^or  bes  Slngellagten  fd^Ie^t^in  ho 
bie  Smtsentfefeung  vH.s  biuigte  unb  i^m  im  gfall  bes  SBiberftanbes  mit  bem  Sann« 
fbtc^  brobte.  9.  f^eint  fi^  aber  niAt  unteru)orfen  ju  baben ;  benn  no^  747  befiep 
Ott  ^piopj^,  eine  beutf^e  Snnobe  fotie  biefe  Slngelegen^eit  erlebigen  unb  91.,  menn  er 
fi^  burd^ous  nic^t  ffige,  na^  9lom  gefc^idt  merben.  Do(^  ft^eint  beibes  ni^t  gefc^e^en 
3U  fein.  ss 

9Bnr  u)iffen  ni^,  mas  aus  91.  gemorben  ift  Die  SRainser  Xrabition  berichtet  oon 
einer  Disputation,  in  melAer  er  oon  Sonifatius  übenounben  vooxitn  fein  fotl ,  oon 
fEttilerlerung  im  >tIofter  Srulba  unb  oon  einer  oerungifidten  Srlud^,  mobei  i^n  S^meine« 
Bitten  am  gfluffe,  ben  er  ni^t  fiberf(^reiten  lonnte,  erfAIagen  ^Stten.  SRan  jeigte 
longe  naA^  fiber  bem  9nbanstore  in  9Raim  ein  Stfid  ^015,  bas  er  im  Aerler  mit  40 
ben  (EtfenfAenen,  in  bie  er  gelegt,  suaefpi^t  baben  foH. 

aber  ils  $erfdnlic^leit  unb  QAulb  finb  bie  9InfiAten  fe^r  oerfAieben.  Die  meiften 
glauben  ber  DarfteÜung  bes  SonHotius  unb  feben  in  bem  Verfolgten  einen  SBabn« 
iDt^iaen ,  ober  Setruger ,  ober  S^märmer.  9lnoere  betrad^en  i^n  als  ein  Opfer  oer 
xdmtf^n  9Riffion,  inoem  fie  i^n  als  (£uIbeerbifc^of,  ober  als  Vertreter  ber  national«  45 
fmnnfAen  9liAtung,  ober  als  (Gegner  ber  rbmifqen  Airc^en^o^it  anfe^en.  9Rit  Sicher« 
l^it  lagt  fid^  Qier  ni^t  entf^eiben.  9(.  »erner. 

lObetibitirg,  Sistum,  f.  fiübed,  Sistum. 

SOb^elm,  geft.  709.—  dJefamttoerfc  %3  in  J.  Giles,  Aldhelmi  opera,  Oxf.  1844.  TObrut! 
baoon  bei  MSt  T.89,  Par.lSöO.  ©onftigc  OucIIcn:  Baedae,  bist.  eccl.  etc.  ed.  §1.  §ülberl888;  50 
8.  Boniffttii  et  Lulli  epist.  in  Mon.  Mogunt.  ed.  Ph.  Jaff^  1866  unb  in  MO,  Epist.  Merow. 
et  Karol.  aevi.  ed.  E.  Duemmler  1,  215 — 43,  1892 ;  Vita  A.  a)  Faricio  auctore,  b)  e  Cap- 
graYÜ  Legendis  no^s  Angliae ;  femer  Ezcerpta  ex  libr.  antiqu.  Meldun.  coenobii  in  oben 
genannten  ©ammlunaen.  3n  bem  Sammelmert :  Chronicles  and  memorials  of  Or.  Bri- 
tain  etc.  S3b  9:  Eulogium  historianun  etc.,  Lond.  1858,  SBb  23a:  Anel.-Sax.  chronicle  66 
ed.  Thorpe  1861.  S3b  52 :  WilL  Malm.  mon.  de  gest.  pontif .  Angl.  ed.  Hamilton  1870. 
9b  72:  Begistr.  Malmesbur.  ed.  Brewer  &  Martin  1879.  S3b  90:  Will.  Malm,  de  gest. 
reg.  AngL  ed.  Stubbs  1887/9.  Urll.  bei  Kemble,  Cod.  dipl.  aevi  Sax.  I.  ©ongige  fiitteratur« 
angaben  H\  ^.  ^a^n,   ©onifaj  unb  Sut.,    Sei^pjlg  1883,   öor  allem  bei  fi.  »ön^ojf,  mh^. 


frül 
Die 


326  «Db^cltit 

ü^  aJiahu. J3)if|.,  Scip^iß'^rc^bcu  1894.    öcbenöabriffc  in  bcn  bioor.  ^eyidd  üon  Üäejcr  unb 


Seite  I  (@(amd),  Smith  &  Wace  (Stubbs),  Leslie  Stephen  I.  (W.  Hunt).  Stnü\d^  Semev 
hingen  bei  2».  SWanitiuä,  3u  «Ib^clm  u.  «acba  S2Bm  1883  8.  535—634,  unb  bei  Traube, 
Äarol.  5)i^tungen,  öcritn  1888  8.  43  f.  u.  130  ff. 

Sllb^elm,  SJlön^  oon  SRalmesburq,  bann  Sif^of  oon  S^etbome,  mac  eine  ber 
i^eften  £eu(^ten  bei  engli^en  AitAe.    Sielfeitig  entiDtdelt,  vereinte  et  in  fic^  bie  in 
)ie  Xiefe  [trebenbe  iro«|c^otti[(^e  mit  oer  eben  mq  Britannien  eingebningenen  romif^^ 
Krt^Ii^en,  auf  bem  (Siunbe  grie4tf(^4ateini]£er  Alofficitat  ru^nben  Siioung  unb  mit 
fQ(^[if^«nationaIer  Slic^tung.     (Er  max  ein  aBe[tfa(^fe,   Don  oomebmer  Geburt,   fogar 

10  5lönige  unter  feinen  SD^nen  sö^Ienb,  oermutliA  ein  6o^n  bes  ftönigs  Aentmine  unb 
mit  otn  Aönigen  Ceobmal^Q  unb  ^ne,  [omie  our^  feine  SRutter  mit  ben  nort^umbri^ 
f^en  $en[6em  oenDonbt  unb  befreunbet.  6ein  Seourtsjo^,  ni(^t  genau  fef^ufteüen, 
liegt  möglt^enoeife  jtoifc^en  ben  3^^^^^  6^9  i^nb  646.  Seine  (5eburt9ftatte  toat  mtU 
lei^t  Srolenboroug^  in  ber  SRo^e  bes  Abfters  9RaImesburq.    Sin  iriUer  Sinfiebler 

15  9RaiIbuIf  (aRelbun)  batte  ^ier  in  SBiltf^ire  658  ein  Heines  JUofter  uno  ein  ^oljemes 
Air  Alein  angelegt  uno  eine  6(^ar  Don  G^filem  um  fiä  gefammelt;  unter  i^nen  wax 
Snb^elm,  ber  von  üfm  feine  erfte  Silbung  enqjfing.  (riner  feiner  9Ritfd^flIer  ipar  ber 
fpätere  ^ijc^of  ißebt^Im.  3m  3*  661  na^m  er  bie  Xonfur  an  unb  lebte  nod^  14  3<^^ 
als  aR5n4  unb  ^resbnter  bei  feinem  fie^rer,  feine  URonc^sfifli^ten  ftreng  erfullenb. 

20  Seine  SRägigung  im  Cfjen  unb  Sirinfen,  feine  (Einfa^it  in  ber  Aleibung,  jefaie  Selbft» 
lajteiung,  Dor  miem  fein  Streben  naq  C5ele^rfam!eit  s^ben  gerühmt  t>m^  biefen 
SBiJfensorang  getrieben,  ging  er  670  mit  (Erlaubnis  feines  S.  ^I^b^e  ^Leutherius) 
na^  (Eanterburn.  $ier  ftreuten  ber  tiefQebiQ)ete  S.  3^bor.  ein  fleinafiotttter  C5rie^, 
unb  fein  in  flaffif^en  Sc^nftftellem,  mit  in  ber  ftirmeniuqt  benninberter  ®enoffe  fyi^ 

25  brian  bie  Aeime  ber  (5ele&riam!eit  aus  unb  unterrichteten  jo^Ireii^  S^filer.  2)te|en 
reifte  {i^  nun  auA  %.  1  ^a^r  lang  an,  5um  jroeitenmale  672^  n>egen  gef^ei  (6t' 
fuiib^ett  aber  nur  nirsere  3^U.  $ier  le^te  er  ben  (5runb  ju  fernem  oieljeitiaen  geift« 
li^en  unb  meltlit^en  SBiijen.  Sluger  mtt  S|n:a(^ftubien  befc^Sftigte  er  fiq  mtt  älletrS 
unb  SJlufU,  mit  Sted^nen,  befonbers  toegen  ber  Ofterberec^nungen,  mit  Slftronomie,  Slftro« 

30  bgie,  ^oroflopie.  la  fogar  au^  mit  romif(^er  9le4tSQ)iffen|(^.  Seine  Selefeit|^it 
mox  bebeutenb.  mtllaffif^e  S^rtftfteüer,  loie  $omer,  Slriftotetes  unb  Sirgil,  unb  ^nft* 
It^e  Did^ter  unb  (ßrammotUer,  3.  5B.  JBrubetmus,  SebuHus,  Senantius  gfortunotus 
unb  (Eafftan  u.  a.  m.  bienten  am  als  Sorbilber  unb  i^re  äBerle  als  9lfifäammer  für 
[eine  eigenen  Slb^anblungen.    l)iefe  ftro^en  oon  grie^ifqen  SBörtem  in  feltfom  lattni« 

35  fierter  §orm.  ^ebräM  aber  \ä)txnt  er  ni^t  getrieben  5U  ^aben.  3n  ber  Zonfainft  be^ 
manbert,  foll  er  ber  Sage  nao)  wk  ein  ,,(&)angelimann''  feine  fianbsleute  auf  Srfiden 
unb  Stegen  burc^  $arfenfpiel  unb  Sefan^  frommer  ooßstfimlic^er  £ieber  an  fi^  unb 
ju  feiner  Air^e  gelodt  ^oen.  Slngelfä^ftfqe  Didbtungen  oon  i^m  finb  aber  oerloren 
gegangen,  mit  au^  man^e  feiner  ^^amungen.  9Rit  9lec^t  rü^mt  i^n  olfo  ber  Aenner  r 

40  !5aeba  ,,als  ^eroonagenb  aele^rten,  fpraAgemanbten  unb  bur(^  Aenntnis  geiftli^er  unb  < 
n)cltli(^er  fiitteratur  oerounoernsroerten  aÄann". 

(Ehoa  674  ober  675  mürbe  er  5um  ^riefter  (ißresb9ter)  gemeint  unb  na^  SRail^ . 
bulfs  3:obe  675  am  26.  Sluguft  burc^  93.  ^Iob||ere  als  9Ibt  unb  SRa^foIaer  feine»- 
fienrers  eingefei^t.    SKs    fol^er  mehrte  er  burc^  eigene  Semfi^ungen  uno  feine  Se  :^ 

45  jtejjungen  ju  Sif(^öfen  unb  Aonigen  ben  Sefii^  fernes  Alofters  bebeutenb.    !Die  gi 

ifite 


fteigerten  (Etnlünfte  oenoanbte  er  5um  Unterhalt  feiner  ja^Irei^  5uftrömenben  S^i 
5ur  (Srflnbung  oon  Zöc^terllöftem,   beren  W>i  er  au^   mürbe,    oor  ollem  aber 
unb  bas  ift   ein  3^^^^»^  '^^^  Slusbreitung  bes  (Blaubens  in  feinem  Sprengel  —  5 
(Errichtung  grö|erer  fteinemer  Atrien  an  Stelle  bes  früheren  ^oljfirc^leins  unb  yoc^ 

50  naä)   ben  Sorotibem  (Eanterburiis   unb   ber  römij^en  Saulunft.    So   entftanben   ^m 
SRalmesburq  eine  $eter^^aulsltr(^e,  oiellei^t  na^  bem  Siege  feines  93aters  über  b^^ 
Slorbmallifer  682  ober  683,  femer  eine  prä^tige  oon  i^m  unb  feiner  S^toefter,  \>^r 
^tiffin  ^ug^e.  693  erbaute  SRorienfirAe  mit  13  Slltären  unb  na^  feiner  9u>mfa^ 
eine  aRi(^aelts!ir(^e  unb  mehrere  Aapellen  in  ber  9{a^barf(^aft.    Aönig  3ne  r^  er 

55  }um  Sau  einer  Air^e  in  C5Iaftonburq  an.  Dur(^  31.  mürbe  SDlalmesbur^  neben  CEanter« 
burt)  ein  ^aupt^rb  !Iaffif(^er  unb  !ir(^U(^er  Silbung  in  ^Britannien,  unb  SRönAe  un) 
irif^e  unb  angelfö(^[if(^e  Aönigsfö^ne,  mte  (Eeüanus,  3lrtmil,  Stlbfrib^  SletgelmaOi 
traten  mit  ibm  in  mi{fenf(^aftli(^e  Serbinbung;  benn  fein  9{u^m  brang  m  ade  91q(^-. 
barlanbe.    £)b  au^  ber  Diopter  (E^nemulf  unb  SBinfrib-Sonifatius  in  perfBnlid^er  Se< 

(» }ie^ung  3U  il^m  ftanben,  ift  n\i)i  fi^er  na^meisli^ ;  {ebenfalls  ift  ber  festere  bur^  feine 


Slb^clnt  327 

bi^terifc^en  3lnreaungen  unb  Eigenheiten  niAt  unbeeinflußt  geblieben.  93or  allem  fyd 
31.  in  ($iauenlrei  en  [eine  Sei^erinnen.  SRit  ^QUiffinnen  unb  Stonnen  fte^  er  in 
legftem  mifTenf^ftliAen  Serle^r  unb  feuert  [ie  3U  Stubien  an.  —  Das  3}^(  frommer 
Sepnju^  Der  Slngelfa^fen  uku  im  8.  3<^^^uiu)ert  9lom,  ber  @i^  ber  Stelbertreter 
(E^nfti  auf  (Erben.  %näf  %.  folgte  einer  Slufforberung  bes  ^(q>ftes  Sergius  ba^in,  6 
noi^bem  er  no^  oor^r  unter  int»  £eitung  (690—92)  an  einem  meftföc^fifc^en  3Bitena« 
gemot  teilgenommen  unb  an  ber  SIbfafTung  bes  Sefe^es  über  äBo^n^  ber  ^bnifS' 
regel  loa^rf^inli^  mitgemirft  ^e.  SluBer  9{eliquien  unb  loftbaren  ^fid^em  brad^te 
er  oon  9lom  einen  popfüi^en  SAu^brief  für  [ein  Alofter  mit  über  Befreiung  oon  bifäof« 
li^r  (5eri^tsbarleit  unb  freie  SKtsioa^I,  ber  bann  oon  Aönig  3ne  unb  ^etbelreb  ^e«  10 
ftätigung  unb  CEnoeiterung  erließ.  9Bunl)er9ef^iAten  über  biefe  9lomfa^rt  fino  natürlich 
}u  oenoerfen.  Seine  Eingebung  an  bie  romtfd^  Airc^  befunbet  M  au^  in  ber  Partei» 
na^me  für  feinen  grteunb.  ben  abgefegten  Sif^of  SBilfrib  oon  ^Qori,  unb  in  ber  Se« 
Ifinqrfuim  feiner  ontirSmiH&en  (5egner.    ,,Die  (Srunblagen  ber  Airc^e"  erf(^einen  ibm 


wbuid^  jene  ofitenbe  Senourrung  ber  S^W*  ,,Q>ie  burA  ein  unge^ures  (Erbbeben  er»  15 
futtert''.  Sb  Sorlonqrfer  bes  r9mii^'latboIif<^  (Slaubens  bnoä^  er  fic^  au^  in 
Dem  litterarifc^n  Streit  gi^en  bie  feiitbfel^en  Sriten  oon  SBeffes  unb  i^ren  ilonig 
Seraint  (Oeruntius)  oon  X)omnonia.  3n  einem  no^  oor^nbenen  Sriefe  an  biefen^ 
ben  er  oielleif&t  680  auf  ber  S^nobe  oon  Sotfielb  ober  im  Srfi^ja^  705  auf  eintrieb 
einer  iDefffij^ftfAen  93er|ammlung  ju  Sbberboume  abfaßte,  belehrt  er  bie  Sriten,  nac^2o 
Soebos  aRttteilung  ni^t  o^ne  Srfolg  aber  bie  9b)tn>enbtgleit  ber  Annahme  romif(^« 
VxäjllvSttx  (5tbtiuqitf  befonbers  ber  banjfSrmigen  Xonfur  unb  ber  römtfc^n  Öfter« 
berec^nung,  bie  ju  {euer  Sth  awäf  in  anberen  Z^Uen  Sritanntens  (g^enftanb  bes 
Streites  jtoif^en  Sriten  unb  Saufen  mar.  (Eben  biefe  Selebrungserfo^e  bemirlten 
noA  ^aebbis,  bes  Sif^ofs  oon  SBinc^efter,  Zobe  (705)  bie  latmft  geplante  Teilung  25 
biefes  Sirrengels  unb  ^meigung  bes  Sistums  S^erbome.  Omoogl  ber  neue  Si§ 
bes  Sifd^s  aegen  bie  ftir^noorf^rift  nur  unbebeutenb  mar,  maren  ibm  bo(^  bie 
größere  Snaa^I  oon  ^aro(^ien  sugeteilt,  nomlid^  äBilt^  Somerfet«,  Serl*,  iborfet*.  De« 
ooitffitxe  unb  (Eormoau,  mS^renb  bem  urfprfingliAen  Si^  nur  ^ampf^ire  unb  Surre^ 
oeiolieben.  Der  erfte  Sprengel,  im  äBeften  gelegen  unb  bie  neugemonnenen  (5Iäu«  so 
(igen  umfoffenb,  fiel  91.,  ber  anoere  feinem  grteunoe  Daniel  ju.  SRit  biefem  jufammen 
empfing  er  in  Santerburn  bie  SBei^e  burc^  feinen  ehemaligen  9Ritf(^fiIer,  ben  (Erjbifc^of 
Sei^OKiIb,  ben  er  oieüeti^t  babei  3ur  Serjd^nung  mit  SBilfrib  betoog.  9u^  feierte  er 
ein  9Bieb«rf^n  mit  feinem  £e^er  ^abrian.  Sßenig  ift  aber  über  feine  oterjö^rige 
bif^^ic^  vuntst^Stkleit  belannt,  bie  in  ben  legten  £ebensia|^ren  oermutliä  burAsö 
jtram^ett  unb  Sd^c^e  beeinträchtigt  mar.  Suf  einbringen  feiner  itlofterbrüber  foU 
et  bie  SIbtsmfirbe  feiner  Albfter  beibe^Iten  unb  fomit  ben  Sd^uj^ef  fiber  bie  freie 
Sbtsma^I  felb^  oerle^t  ^ben.  (Sletc^eitig  mit  ^abrian  unb  Siilfrib  ftarb  er  am 
25.  9Rat  709  in  bem  gfleden  Doulting,  mürbe  aber  auf  Sefe^l  bes  Sif(^ofs  (Ecgmine 
unb  [einem  jjäi^  ausgefproAenen  9Bunf^  entfprec^nb  nam  SRalmesburp  fibergeffi^  40 
unb  tn  ber  SRi^elsIird^e  beftottet  (Eine  me^alige  Umba^rung  feiner  (Sebeine  fanb 
in  fpiteren  Seiten  ftatt  unb  jmar  955,  986  unb  1078.  3m  3.  1080  mürbe  er  ^eilig 
gefpro^. 

Jrür  feine  3^U  ®i^  f^.  unfere  Aenntnis  ber  angelfä^fif^n  Silbunas^uftanbe  in 
berfeKen  oon  ^o^m  3Bert  finb  feine  f^nffftellerifc^en  £eiftungen,  sunö^ft  ferne  oft  nur  45 
bnt^tädsmeife,  jum  Xeil  burA  £ul  oon  uRains  er^Itenen  Sriefe,  in  Denen  \\ä)  feine 

etmmen  C&efü^Ie  unb  fein  miffenfAaftli^  (Eifer  aofpiegeln.  äBi^tiger  finb  feine  ^« 
nblungen,  au^  in  Sriefform.  l)ie  eme,  ein  Srief  an  SIcirrius  b.  f),  ben  me^rfac^ 
penannten  Aönig  SHbfrib  00m  3*  695  umf (fließt  mebrere  Slb^anblungen  3.  S.  fiber 
Die  ^eiligfeit  ber  Siebensabi,  fiber  bas  SBefen  ber  Kötfel,  fiber  Sersbilbung  unb  93ers«  50 
iße  unter  9Iitffi^ng  sc^ueic^er  Seifpiele  unb  gefAidtter  SInmenbung  bele^renber  (ße« 
fö^form.  Die  smeite  ift  bie  bereits  ermähnte  vluseinanberfe^un^  fiber  3:onfur  unb 
Iftemre^nung,  na^  meiner  ffir  i^n  ber  ^auptteil  bes  (Glaubens  tn  bem  3^1^^^^^^ 
^ng  unb  ber  (Eintracht  mtt  ber  la^oIif(^en  Rnä^  liegt,  gute  SBerle  on^er^alb  biefer 
ober,  mie  firenge  jlafteiung  unb  frommes  (Einfieblerleben,  mertlos  finb.  Dte  britte  enb*  öö 
lii^p  ben  9lonnen  oon  Sariing  unb  i^rer  ^tiffin  ^ilbiliba  aemibmet  (706),  preift  {ung« 
frftttli^  AeuM^eit  in  pa^Ireic^en  Seifpielen  aus  ber  Sibel  unb  ^eih^engefc^i^ten  unb 
fd^Iießt  nad^  Dem  93orbtIbe  bes  ^rubentius  unb(£afTian  mit  einer  S(^tlberung  oon  a^t 
.^auptlaftem  ni^t  o^e  Seiten^iebe  auf  einige  unfitten  unter  ®eiftli^en,  3R5n^en 
unb  !9tonnen  feiner  3^it.    Dem   babei   abgegebenen  Serfprec^en  gemäß,   fyii  er  ben  go 


328  «(b^cltn  Slemtker 

gleiten  Stoff  für  biefelben  3ungfrauen  in  einem  latmeren  ©ebi^t  in  Hexametern  be» 
arbeitet,  oon  bem  bie  Säuberung  ber  a(^t  Satter  nidjt  abgetrennt  toerben  barf.  9wl^ 
leiner  Slb^anblung  über  bie  Slätfel  ^ot  er  ^erDilfermagen  als  Seifpiele  100  9{StfeI  über 
9tatur  unb  ftunftg^enftanbe  na^  bem  93orbtIbe  bes  Sqmpofius  mn  weniger  epigromma^ 

5  tif(^er  3^|pi^unä  ab  biefer,  aber  mit  me^r  9laturfinn»  betgefügt  unb  babur^  ein  SRufter 
für  anbere  £anb$Ieute,  mie  Xatmine,  Sonifatius.  oielleicft  auä^  für  SQneiDu^  geliefert. 
atnhliä)  rühren  oon  i^m  noc^  2  Air^«  unb  4  Sutanoei^ebi^te  ^r  (9gl.  Xraube  I.e. 
6.  43  f.)  unb  2  C5ebu^te  in  r^qt^mifd^*iambif^en  Dimetem,  ein  ®ebet  unb  eine  Xnt* 
©ort  auf  ein  (Bebi^t  oon  »e^etoali)  (Ep.  Bonif .  VI  3lr.  III  u.  V,  ni^  I ;    ogl. 

10  Xraube  1.  c.  130  ff.).  3n  allen  biefen  äßerlen  jeigt  fi^  groge  SinraAgenmnbt^tt  unb 
Serebjamleit.  Der  oon  fpSteren  fianbsleuten  gerupite  „(5lam  unb  $omp''  [einer 
Spraye  i[t  e^er  als  6(^n)uljt  ju  bejei^nen  unb  oieüei^t  auf  Slec^nung  feines  ofnloni« 
l^en  £e^rers  ^abrian  ju  itellen.  (Ein^Aer  unb  oerft&nbli^er  ift  feine  SfusbrudEstoeife 
tn  grammatif(^en  Darlegungen.    Der  Silbenei^tum  in  feinen  i)i4tungen,  bie  8or« 

15  liebe  für  Sersfpielereien  uno  bie  ftarle  Steigung  3ur  Sniiteratbn  in  $oefie  unb  $ro|a 
bangt  n)o^I  mit  ber  ftar!en  (Einbilbungslraft  unb  ben  bi(^terif(^en  Seroo^n^iten  feines 
Soßes  unb  3^itctlters  jufammen.  SRit  9leffit  alfo  mirb  %.  als  ,,93ater  ber  angIo4ateini< 
[dben  ^oefie"  gepriefen,  unb  [eine  jtunft  \ovoo%  mit  feine  biaIogi[c^  £ebnDei[e  fonb 
Stat^a^mer  auf  bem  3nfeU,  mie  auf  bem  8r<^fttanbe.    Sein  (5efamtoerbien(t  für  feine 

20  3eit  befte^  aber  barin,  bag  er  bem  romi[d^>IaffioIi[c^n  (glauben  im  SfiotDeften  Sri« 
tanniens  jum  Siege  oer^olfen  unb  nAm  Saeba  (rnglanb  jum  9RitteIpunlt  ber  bamaltgen 
äBeltbilbung  gemalt  unb  als  ©(^rtftfteller  bur^  feine  Sta^al^mer  über  bie  Grenjen 
feines  ^eimatlanbes  auf  bas  gfeftlanb  fortgeu)irIt  ^.  4*  4a|u« 

Slleanber,  $ieron9mus,  geft.  1542.  —  Ciacconius,  Vitae  Pont  Born.  III,  Bomael  1677, 

25  6.  623—26;  Maittaire,  Annal.  Typ.  II  1,  Hagae  Com.,  1722,  (5. 99—101;  Mamicheli,  Gli 

Scrittori   dltalia,  I  1,  Bresda  1753,  ®.  408—424  (wcrtooO);    *  G.  G.  Liruti,  Notiae  de' 

letterati  di  Friuli.  I,  VeDezial760,  6.456—506;  (Tiraboechi,  Storia  della  Letteratnra  Ita- 

liana,Vn,  Fireiizel809, 6.285—288);  9flo8coc,  Sco  X.,  bcutfcj^  oon  ©lofcr  u.  ^nlc,  I,  Seipjig  1808, 

@.  315—824;    Ges.  Perocco,  Biografia  del   Cardimale  Girolamo  Aleandri,  Venena  1839 

30  (unbebeutenb) ;   ^arl  Sanfen,  ^leanber  am  Slei^dtage  ^n  W&oxm^,  Sätl  1883.   IBefte  @ti»e 

feined  fiebend  (bid  1538)  bei   gfrtebendburg  in  28-41.  44  ff.,  nur  für  bie  Anfänge  (m 

1518)  je^t  na6i  ben  eiaen^änbi^en  i9[ngaben  ^.d  in  feinen  Tagebüchern  teild  ^u  berichtigen, 

teils  %u  ergänzen,  loie  oad  in  btefem  mtilel  gefd^e^en  ift.    l^ead^tendroert  ift  aud^  bie  (fta* 

raftcrtftil,  toel^e  fJrtebenSburg  in  bem  SlJortoort  juSanblll  ber  S'Juntiaturberici^te  @.  V— VJLl 

35  gegeben  ^at.    (2)ie  mit  *  be^eid^neten  Sd^riften  toaren  mir  nic^t  jug&nglic^.) 

^ieronqmus  SHeanber  (Girolamo  Aleandro),  nam^er  $umani[t,  belannter  unb 
einflu|reic^r  als  pap[tlid^er  Diplomat,  i[t  geboren  am  13.  gebruar  1^80  ju  Slotta 
(bi  fitoensa),  in  ber  oenejianif^en  ißrooinj  %ncaii  ^art  an  ber  (Srenje  ber  mad  34re« 
oifo  aelegen.  dx  (tammte  aus  einer  oome^men,  boi)  Iang[t  in  be[(^eibenen  Ser^Itni[fen 

40  lebenoen  gfamilie.  Seinem  1501  geftorbenen  Später,  einem  Srjte,  be|fen  p^ilofop^if^ 
Silbung  man  in  ^umani[tij^n  ineifen  pries,  rfl^mt  %.  nadb,  ba^  er  ftds  fiir  bie 
beften  Se^rer  ge[orgt  unb  letne  SRü^e  noc^  Ao[ten  gefreut  Qobe,  tbm  ju  ^aufe  xoie 
au5n)arts  eine  n)tnen(6aftli(^e  Slusbilbung  ju  geben:  jumeijt  bo^  tn  iDlotta;  nur  mtU 
mal  finben  mit  m  etn  hucppes  3a^r  in  Senebig  (1493/94  unb  1496'97),  ein  3a^ 

45  lang J1495/96)  au^  in  ^orbenone,  mo  ein  gefeierter  $umanift  unb  ^oSta  loureotus, 
ber  3Rinorit  ^aolo  SImalteo,  foeben  [eine  €qule  eröffnet  ^e.   3n  feinem  20.  ^oifyit 
(1499)  fiebelte  %.  mä)  Senebig  über.    $ier  mirfte  er  als  £e^er,  auq  im  ^ebrälfi^n, . 
bas  er  ^u  $au[e  oon  einem  [panif^en  3ui>^n  erlernt  f)QÜt,  Den  Sommer  1501  htaiftt 
er  als  £eiter  ber  Stubien  eines  jungen  Senetianers  in  J3abua  ju.    Do(^  noc^  ooc 

60  ^lauf  bes  3^^^^$  W^^  pWiA  [ein  £eben  eine  anbere  9Benbung  nehmen  ju  mollen. 
Der  päp[tli^e  9tunttus  ju  Senebig,  Slngelo  £eonini,  Si[(^of  oon  Ziooli,  mtm  \fyx  für 
ben  Dienft  bes  $ap[tes;  ]6)on  ^atte  er  i^n  jum  Selretor  oes  $ei^gs  oon  Solence^ 
Cefare  Sorgia,  beftimmt,  als  er  ii^n  (Desember  1501)  nac^  Ungarn  [anbte.  um  im 
Slamen  Süexanbers  VI.  eine  anfe^nliAe  C5elb|umme  5u  überbringen.   Slllein  biefe  erfie 

55  bipIomatt[(^e  SRiffion  9I.s  f anb  ein  rafi^es  (Enbe ;  er  !am  nur  bis  Segnia  (3^n99  fat 
jhoatien);  bie  voaog  xekxixi^  (oon  ber  fein  Zagebuc^  au^  fon|t  3U  beri^en  oeig) 
imam  i^n  jur  Hmle^.  3^^  ^erfteüung  [einer  (&e|unb^eit  fuc^te  er  bie  $eimat  auf. 
(£rft  faft  na^  3^^^sfnft  lehrte  er  naif  Senebig  jurüd  uno  na^m  nun  feine  £e^s 
t^ätig!eit  n)ieber  auf.    $Bie  früher  fanb  er  in  jungen  ^atrisiem  lernbegierige  Schüler. 


«Detsker  329 

Som  Sommer  1503  ab  too^nte  et  im  ^dofte  bes  (Strolamo  (Srimani  als  Sekret  oon 
be{{en  60^  SRorino,  bem  nat^maligen  ^otrior^en  oon  SlquUeJQ  unb  jtobinal.  Da« 
mals  xDitrbe  er  otK^  mit  9nbo  äRanujio  belannt.  Der  gele^e  Sou^htutkx  unb  heraus« 
geber  ber  AlaPer  30g  i^n  als  9Ritar6eiter  ^an.  Salb  aalt  %.  als  eine  ber  3i^tben 
ber  Klbinifc^n  SRabemie:  unb  \ä)on  glaubte  9Ibo,  in  ber  3uf^nft|  mit  loeld^er  er  bem  5 
Sierunbpansigja^riaen  feine  ^omerausgobe  toibmete,  bie  SBelt  auf  biefen  Slusbunb 
oon  (gele^amteit,  biefes  fOnf^aäige  Süunber  aufmerifam  maAen  ju  bflrfen.  (Eben 
bamals  ^otte  fi(^  fibrigens  %.  jur  SoÜenbung  feiner  ,,pPofop^if^en"  Stubten  auf  bie 
Untoerfitöt  $abua  begeben  (12. 3uni  1504).  00  er  ettoa  jroet  3^$^  I^ng  blieb.  Dann 
no^m  er  in  Senebig  feine  SBo^nung  bei  ^0,  fpoter,  mie  es  Meint,  im  $au(e  bes  10 
Snbrea  b'SfoIa,  bes  Sd^miegeroaters  äRanujios  (ogL  3^1.  S^ud,  Sllbus  §lanutius, 
»erlin  1862,  ö.  41.  68.  72.  Firm.  Didot,  Aide  Manuce,  Paris  1875,  S.  266  ff. 
317.  441  ff.  Daju  Sriefioe^fel  bes  Seat.  Sl^enanus,  ^rausg.  oon  ^oroioi^  unb  $art« 
felber,  fieipjig  1886, 6. 427).  $ier  voca  fe<^s  SRonate  ^inburA  (Erasmus  fein  Stuben« 
oenoffe^  ber  es  ni^  oerj^mö^e,  bes  juf^en  ^umaniften  Sorlefungen  fiber  putar^  15 
iRoralta  ju  ^ören,  unb  t^n  mit  (Enq^fel^Iungsf^reiben  oerfa^,  als  91.  fi^  entfqlog,  als 
(gele^er  fein  (SIM  in  grtanlrei^  ju  oerfuc^en  jTogl.  P.  de  Nolhac,  ^rasme  en  Italie, 
Paris  1888).  3m  3uni  1508  langte  91.  in  $aris  an,  um  nun  als  £e^rer  ber  alten 
Q^fttaifen  eine  rege  Üi^otigbit  ju  entfalten.  $ier  ^at  er  bas  (Slan^ftabium  feiner 
^umaniftif^n  £aufba^n  erlebt  unb  fi^  ben  Slvfyn  enoorben,  bas  md^bif^  6tubium  so 
bes  (grieqtf^en  in  grtanlrei^  eingefii^  3u  fyä>tn  {übet  feine  SAriften  aus  biefer  3^it, 
ein  grieAifq'IateiniJ^  £esüon,  etne  9Iusgabe  ber  arie^ifc^n  Corammatil  bes  (Qrqfo* 
loros,  ein  grie^if^  (Elementarhui^,  eine  (5nomoIogta  u.  a.  f.  Maittaire  II,  240. 
275.  657 ;  Mazzuchelli  I,  421  f.  unb  *  H.  Omont,  Essai  sur  les  d^uts  de  la 
typographie  grecque  ä  Paris  in  ben  M^moires  de  la  Soci^t^  de  l'histoire  de  35 
Paris,  t.  XYIII,  1891).  9ns  in  $oris  bie  $eft  ausbra^,  manbte  ji^  91.  Desember 
1510  na^  Orleans,  au^  ^ier  ein  begehrter  £e^r  (genauen  9Iuff4Iuft  fiber  feine 
6^filer  •—  unter  i^nen  bemerfen  mit  ^roonagenbe  £^rer  ber  Unioerfttät  —  gieM 
fein  Sle^nungsbu^  aus  biefer  ^tri;  f.  u.).  3m  3uli  1511  fe^e  er  na^  $aris  ju« 
xMf  00  er  jekt  immer  grSftere  Xriump^  feierte.  3m  SRfirj  1513  mürbe  er  jum  9{ettor  so 
ber  Unberfitöt  gexoä^tt,  wxt  er  anmertt,  feit  200  3a^en,  feit  9RarfiIius  oon  ^abua 
(9lettor  1312),  ber  erfte  3taliener,  bem  btefe  SBfirbe  ju  itü  mürbe.  Damals  mu^ 
er  ffir  £ubmig  XII.  ein  (Suta^ten  über  bas  Jlonsil  oon  $ifa  abfaffen,  unb  er  fyd  no^ 
1536  ^aul  III.  es  als  fein  erftes  Serbienft  um  ben  apoftolifmen  6tu^I  oorgere^net, 
bag  er  jur  Unterbrfldung  unb  91ttflöfung  bes  (Tonciliabulum  ^eroonagenb  mitgemirlt  86 
^obe.  —  Salb  naä)  9lblmtf  feines  9leItorats  ^at  er  inbeffen  feine  afabemif^  Xl^ofeit 
etnge)tellt:  ber  gefeierte  Dozent  trat  (am  4.  Dej.  1513)  als  SelretSr  in  ben  Dtenft 
bes  Sif^ofs  oon  ^oris  £ttenne  $on(^er,  bes  ytanjlers  Submigs  XII.  9Bas  i^n  basu 
oermo^t  ^,  miffen  mir  ni(^t;  bo^  burfen  mir  oermuten,  ber  6(^ritt  fei  aus  jener 
Sinnesart  ^eroo^^egangen,  meiere  Srasmus,  ber  i^n  aus«  unb  iraoenbig  lannte,  mit  40 
bem  SBorte  gejeiqnet  tfot:  cui  nihil  neque  lucri  neque  gloriae  satis  est.  9Rit 
bem  Jtanjler  90tte  9{.  {e^t  bem  $ofe  5U  folgen  (na^  Slois,  6t.  C5ermain  u.  f.  m.). 
(Es  mar  feine  erfte  biplomatif^  6(^ule.  @^on  nac^  mä)i  ganj  einem  3^^^  V"^  ^ 
ben  Dienft  bes  SiJ^ofs  fatt:  bie  enoartetgn  „^frünben  ober  aud^  fSniglic^en  6tq)en« 
bien^  maren  ausgeolieben,  mie  er  Ilagt.  uberbtes  batte  bereits  ein  anberer  itirc^n«  «6 
ffiift,  ber  Sif^of  oon  fiüttidb  (Erarb  oon  ber  9Rari,  ber  i^n  am  $ofe  £ubmigs  !ennen 
gelernt  ^otte,  i^m  lodenbe  9lusfiAten  eröffnet.  60  oerlieg  91.  (Enoe  9looember  1514 
^Ikiris.  Die  oerffn:o(^enen  ißfrunoen  liegen  mä)t  auf  lid^  märten.  9lo(^  oor  9lblauf 
bes  3a^es  1515  mar  er  aRttglieb  bes  £ütti(^r  Dom!aptteIs  unb  $ropft  ju  61  $etri, 
balb  ou^  ^ropft  3u  6t.  3o^^nnis  in  Sfittt^  unb  jlanjler  bes  93istums  C^arires.  50 
SntfAeibenb  ffir  feine  ßubinft  mürbe  ein  9Iuftraa  feines  $erm,  ben  er  im  3<^^i^^  1^16 
er^ett:  er  follte  in  9{om  ffir  bie  (Ernennung  (Erarbs  jum  ^binal  mir!en.  9{ml7.3uni 
1516  iom  er  in  9tom  an.  $ier  fanb  ber  Aarbinal  (5iu(io  be  3Rebici  Gefallen  an  i^m, 
unb  bolb  mürbe  91.  ber  ®ebeimfd^retber  bes  ,alter  Papa'.  $d(^|t  AaratteriftM  ijt 
fein  erft  Jfingft  betannt  gemoroenes  (Entf(^ulbigungsf^reiben  (su^Iei^  em  fle^enber  Settel*  55 
brief:  „S^uloen,  erbrfidenbe  6(^ulben!'')  an  feinen  bisqengen  $erm,  ber  mit  bem 
bejeid^enben  äBorte  beginnt:  Etsi  necessitas  nullis  legibus  obnoxia  et  fames 
qaae  lupum  ex  nemore  pellit  poterit  videri  sufficiens  causa,  propter  quam 
merito  et  Pontifici  morem  gererem,  . .  tarnen  u.f.m.  (25.3onuarl518.  SeiOmont, 
Journal  6. 107—113).  9Benige  Xage  barauf  (am4.9ebr.)  no^m  er  feine  9Bo^nung  in  go 


330  fDcmker 

ber  päpjtlli^en  (Eancellarta.  Slm  27.  3wlt  1519  ernannte  \ffn  fieoX.  mm  »ibliot^efor 
ber  ^alotina.  SQs  es  ein  3^^  Ip^^^  fflt  i>i^  Aurie  barauf  onlam,  i|ier  SuHe  aegen 
bte  3rrtämer  SRortin  Butlers  Rtm  ju  oerlei^en,  tmirbe  X.  als  au^erotbenSii^r  9htn« 
tius  an  ben  $of  bes  junaen  ftat|ers  oefenbet.    9Rit  loel^em  (5tm\d  er  fU^  [eines 

5  Sluftroges  entlebigt  ^ot,  mit  tDe((^em  Stfer  unb  mit  nxts  für  aRttteln  bos  SSormfer 
Sbiit  burAaefe^t,  ift  ^eute  aUgemein  (efanni  Ss  oor  bie  grojje  Z^ot  feines  fiebens. 
Überall  fettbem  ^at  er  .Jein''  (Eb«t  mit  M  geffi^rt.  (Er  Batte  bie  ^jte  Sorftellung 
oon  ber  Sebeutung  fetnes  Dienftes  im  oas  ^[kmfttum,  Die  jlir<^.  tlUein  ber  an« 
geme||ene  fio^n  blieb  i^m  bei  fetner  SfidRe^r  noq  9lom  (1522)  oerfagi    Son  ba  ab 

lopat  er  fo  man^mal  geglaubt,  fiber  3urfld[e^ung  Ilagen  vi  mflffen,  über  bie  Un« 
banibarfeit  bes  oopftli^en  $ofes.  3®ar  blieb  ber  e^mal^e  ^umanift,  oon  beffen 
tteologif^en  Stubien  man  nie  etmas  oentDmmen  ^atte,  ber  eifrigfte  Serteibiger  ber 
itir^e,  ber  grimme  gfeinb  bes  Srjte^ers  fintier.  Wm  alle  Suftrfige,  SefBrberungen, 
Slusgei^nungen  betrachtete  er  bcKJ^  junid^ft  aus  bem  ®efi(^tspunlt  eines  maglofen  Vcfyc^ 

lögeijes.  Unferem  Urteile  na^  boben  bte  ^ßSpfte  biefes  ni^  unbrau^bare  SBer^eug 
leinestDegs  roften  laffen  unb  loa^rli^  es  loert  geilten.  %m  8.  Sugujt  1624  ernannte 
i^  (Tlemens  VII.  jum  (Erjbifc^of  oon  Srinbifi,  an  bemfelben  Zage  jum  9hintius  bei 
9ran5  I.  !Der  Zaa  oon  ^ooio  (24.  gfebruar  1525),  bes  ASnigs  unb  feine  eigene 
Gefangennahme  berettete  biefer  9hintiatur  ein  \S^  (Enbe.  (9.  n^urbe  oon  Spaniern 

20  gefangen  genommen,  toelc^e  fi(^  aus  feinem  6d^reien,  er  fei  apoftolifc^  9ttutttus, 
ebenforoenig  ma^n  toie  aus  feinem  bif(^i^n  C5eiDanbe.  6.  9iA  Xogebu^  }um 
25.  gebr.  1525  unb  C5iroL  9legri  in  Ruscelli,  Lettere  dl  Prindpi,  I,  Venetia  1570, 
SL  130a;  baju  bie  (E^öl^lung  3^^  S^^^^t  ^  bamals  6elret&  bei  C5eorg  oon 
gfrunbsberg  toor,  in  feiner  Historia  Clementis  VII.  bei  SAel^om,   Amoenitates 

ssHist.  Eccles.  et  Lit.  II,  Francof.  et  Lips.  1738,  6.  352  f.  (S^on  feAs  3o^e 
Mter  finben  loir  in  einem  Sreoe  (nemens'  VII.  an  9.,  31.  SRai  1631,  bie  SRär, 
oie  31.  gefangenne^menben  Spanier  ^en  il^n  ex  manibus  Lutheranorunoi  militum 
anlmam  tuam  querentium  befreit,  ^^ebensb.  IV  433.  9Bie  fie  entftanben,  fie^ 
man  aus  %a  ZagebuAeintrag  5um  2.  W&ti  1525).    äBo^enb  ber  SBirten  ber  nä^jien 

90  3(t^te  f^ien  man  in  9lom  fflr  91.  leine  Senoenbungju  ^en.  Unb  er  felber  metnle 
am  fii^erften  ju  ge^n,  m^nn  er  fi^  in  ben  femften  9Bin!el  3taliens,  in  fein  oimlif^ 
(Erjbistum  jurflc^ge  (grtfl^ia^  1527).  Dort  bat  9.  in  ber  2:^at  jmei  Z^n  lang 
„refibiert",  bo(^  o^e  —  aus  gur^  oor  ber  ^J^ft  —  feine  Weftbenj  Srinbifi  fe  ju 
betreten.    9lu4  ^er  oon  ben  Ariegsftfirmen  umtobt,  fotete  er  mit  grreuben  einem  im 

35  ^erbft  1529  an  i^m  erge^nben  9{ufe  bes  ^apftes  jur  mldle^r  an  ben  pfipftlic^en  $of. 

93entgftens  bra^  er  fofort  noA  Senebig  auf.    $ier  aber  fyA  er  3<^^  uno  Xog  un-- 

lötig  oerbrac^t.    Denn  na^  9fom  magte  er  fi^  feiner  (S^ulben  toegen  ni^t.    SBoIlte 

in  Der  ^apft  aufs  neue  oenoenben,  fo  mu^e  er  ben  fogar  a  divinis  fuspenbierten 

irsbif^of  erft  Ibfen  unb  bsiaufen.    Darauf  vurbe  %.  (1531)  mm  jxoeitenmal  Stuntius 

40  bei  ilarl  V.    mit  biefem  mar  er  in  ben  9tieberlanben,  in  Deutf^lanb  (Slegensburg 
1532)  unb  in  Sologna  ((Enbe  1532).   93on  1533—35  oenodtete  er  bie  ^umiotur  in    j 
Senebig.    SAipere  Sorge  bereitete  i^  ^ier  bas  ^imlic^e  Umfu^ifen  ber  jte^erei,   « 
»fi^no  ju  glei^er  3ett  (Erasmus  oon  i^m  ju  berichten  mujste:  Aleander  nunc  Ve-  ^ 
netiae  plane  vivit  Epicureum,    non   sine  dignitate  tarnen,     ^aul  III.   }oa   jS^u.M' 

isalsbalb  mu^  Slom-  ber  $apft  roollte  fi^  feiner  bei  ben  Vorbereitungen  für  bos  AonjiV. 
bebienen.    %.  ftono  in  bem  SRufe.  bur^  feine  Stubien  bie  oertrautefte  SetanntI 
mit  ber  ®efdbi(^te  berRonsilien  ft^  enoorben  ju  ^htn,  unb  fo  ift  er  ber  einflugrei 
Jtonjils^litäer  ber  iturie  aeioorben.    3lus  Sliidft^t  auf  bas  geplante  iton^  oon  t^i-^  i 
cenja  mürbe  i^m  au^  enbßt^  (13.  SRors  1538)   ber  lange  oorent^ltene  wpur  be^ 

fioftorbinals  ju  teil:  einige  SBo^en  fpoter  ging  er  als  ftarbinallegat  na^  Sicenja,  iiflo 
alei6er  (Eiaenfd^aft,  als  bas  ilonjil  abaefagt  mar,  im  Spotfommer  1538  an  ben  ^o^ 
Kontg  gferbinanbs,  um  ben  ^apft  bei  oen  bamals  in  Slusfi^t  genommenen  Susglet^^ 
oer^anblungen  ber  religidfen  ^orteten  Deutf^lanbs  5U  oertreten.    S^on  Jeit  längerer 
3eit  galt  er  als  ein  oorsügli^er  Rennet  Deutf(^lanbs,  mie  er  benn  feit  fetner  Slüdle^r 

55  an  bie  Aiu:ie  oor  anbem  bie  beutf(^en  ftirc^enfa^en  ju  bearbeiten  ^atte.    Slls  £ego/ 
fyii  fi(^  9[.  auf  ®runb  ber  Erfahrungen,  bie  er  je^t  machte,  momentan  oon  ber  9^' 
menbiaieit  ber  „ftonlorbie"  überjeu^t  unb  3ugeftänbniffen  bas  SBort  gerebet,  für  bie 
man  fonft  in  5Rom  fein  Serftönbnis  jeigtc.    Ob  biefe  Stimmung  ben  Serfaffer  bes 
SBormfer  (Ebiftes  für  feine  biesmaltge  vlufgabe  genügenb  geeignet  ma^te,  lann  ba^in> 

CO  geftellt  bleiben.    Denn  bie  Dinge  in  Deutf^lonb  nahmen  eine  äBenbung,  bun^  mel^e 


laeiittbdr  331 

ber  Cegot  oon  jebem  Sinflug  auf  bie  grtanlfurter  SBer^onblungen  m  ausgefc^Ioffen  \af). 
60  ftellte  \iä)  feine  ganje  6enbuno  als  Öberflüffi^  ^aus  —  eine  fdbmenlid^e  !De« 
mfltigung  feines  Stolses.  Daher  bie  ^eftigfeit,  mtt  melier  er  ben  iaiferlioen  Aom« 
miffar,  ben  (Ersbifd^of  Don  £unb,  tro^  feiner  faft  ni^tsfagenben  granifurier  3^ftSnb« 
nifie  als  Senäter  branbmarlte.  Da^r  bie  SlfidRe^r  ju  {einer  alten  fiofung:  iRieber«  5 
merfung  ber  ißroteftierenben  mit  SeuHtlt!  SRihmutig  lehrte  er  Snbe  1639  noA  9lom 
mcM,  um  feine  93orarbeiten  ffir  ein  Aonjil  n^ieoer  aufsune^en.  Deffen  Senoirlli^ung 
9at  er  niät  erlebt:  er  jtarb  3U  9lom  am  31.  3onuar  1542. 

9I.S  9anbf(^riftlic^er  Sla^Iag.  I.  Die  Depef^n  9l.s  oon  feinen  ®efanbt» 
fc^en.  Diefe  mtt  91.  mit  peinli^fter  Sorgfalt  ^ufammenge6ra(^t  unb  mo^Igeorbnet  in  10 
einer  ftattli(^en  Sleibe  oon  Sanben  ber  Äurie  ^tnterlaffen  —  Ktnit  feinen  umfojfenben 
Sammlungen  3ur  3^i^^f4i^te  unb  feinen  (EoIIectanea  jur  Sorgefd^i^  bes  Konjils 
(ogl.  fiaemmer,  Melet.  Rom.  Mantissa,  Ratisb.  1875,  6.  26  ff.;  8fnebens6urg(f.u.) 
III  3  ff.;  L.  Dorez,  Recherches  sur  la  Biblioth^ue  du  Cardin.  Oir.  Aleandro 
in  ber  Revue  des  Biblioth^ues  II,  Paris  1892,  49  ff.)  eine  ebenfo  loertoolle  loie  15 
rei(^^(tige  Quelle  für  bie  Steformationsgef^it^te.  1.  9[.s  erfte  9tuntiatur  bei  Aarl  V. 
Die  Depef^en  oon  1520/21  gebrudt  bei  P.  Balan,  Monumenta  Reform.  Luth., 
Ratisb.  1884,  6.  1  ff.  0ier  aud^  bie  (geaenf^reiben  SRebids)  unb  (in  beJFerer  Orb« 
nung)  oon  Z^.  Srieger.  3lleanber  unb  £utoer,  (Sot^a  1884.  l>eutf(^  oon  $.  AaRoff, 
^alle  1886  (6^riften  bes  Ser.  f.  9lef.*(&eM.  17).  Über  9L  in  9Borms  ogL  $.  Saum«  20 
oorten,  (5ef^.  ftarls  V.,  I,  Stutta.  1885,  ö.  432  ff.  —  2.  ^3  franjSfif^  Nuntiatur. 
9Bie  es  f^int  nur  wtnxa^  er^lten;  f.  gfrieb.  III  34  9. 4.  (5ebrudt  nur  bas  9ntA< 
ftfid  einer  Depef^  00m  9loo.  1524  bei  Omont  (f.  u.)  6.  113  ff.  u.  (giberti  an  H., 
5Rom  19.  gebr.  1525,  in  ben  Lettere  di  Principi  II,  Venet.  1575,  »L  66  ff.  — 
3.  91.S  jmeite  9hintiatur  bei  ilarl  V.  9Ius  %m  Sammlung  im  93atü.  Sr^io  ^25 
fiaemmer,  Monum.  Vat.,  Frib.  1861,  S.  77  ff.  etUKi  50  JRummem,  aber  gam  IfiAn» 
^  gebrudt.  —  4.  9l.s  Senetianifc^  Shintiotur.  über  bie  im  Sati!.  md^io  oor« 
^nbenen  Depef^en  f.  gfriebensb.  III,  37  91.  1 ;  eine  einjige  bei  J$rieb.  IV,  434  ff. ; 
ogl.  auc^  Senrat^,  (gef^.  ber  ^Reform,  in  Senebig,  ^alle  1886,  6.  114  f.  116;  be« 
fonbers  aber  Ett.  Tolomei,  La  Nunziatura  di  Venezia  nel  Pontificato  di  Gle-  ao 
mente  VII  dal  Documenti  dell'  Archivio  Vaticano  in  ber  Rivista  Storica  Ita- 
liana,  IX,  Torino  1892,  S.  612  ff.  —  5.  91.  als  ilonjilslegat  ju  Sicenja.  Die  im 
Sati!.  ^r^.  befinbli^en  Depefd^en  (ogl.  grieb.  III,  40  C  6)  no(^  nid^t  gebrudt  (9Ius 
anberen  Quellen  f^öpften  *  B.  Morsolin,  II  Concilio  di  Vicenza.  Venezia  1889 
u.  *  O.  Capasso,  I  Legati  al  Concilio  di  Vicenza,  Parma  1892,  Estratto  dal  35 
Nuovo  Archivio  Veneto).  —  6.  91.  als  Segat  bei  5änig  gerbinanb.  Das  gefamte 
SRoterial  biefer  £egation  ift  in  mu|tergültiger  SBeiJe  oon  SB.  Orciebensburg  peraus* 
geaeben  „9luntiaturberiAte  aus  Deutf(^lanb  ,  I.  9lot.  Sanb  III  u.  IV:  „£egation 
Slleanbers  1538—39",  ©ot^a  1893.  —  IL  Den!f^riften  Vijs.  Seine  wi^tigen  Itt^n* 
politif^en  Discorsi  finb  no^  niraenbs  sufammengepelu.  (£»  fei  ^ier  auf  folgenbe  oer«  «o 
n)iefen:  1.  !^wtx  (5uta^ten  über  bas  Negocium  Lutheranum  aus  ben  ^abren  1523/24 
bei  DöUinger,  93eitrage  3ur  polit.,  lir^L  u.  Cutturgef^ic^te  III,  9Bien  1882,  S.  243—284 
(ogl  meine  Semerfungen,  ^&S,  1883,  Sp.  228  f.).  —  2.  (SutoAten  fiber  bas 
Jlonjil,  (Enbe  1532,  ftmrf  liiden^  oon  fiaemmer,  Mantissa  S.  139  ff.  gebrudt.  — 
3.  3®ei  C5uta(^ten  über  bas  Romil  1537,  bei  griebensb.  II,  „9hintiatur  bes  Sllorone  ^ 
1536—38",  ®ot^  1892,  S.  435  ff.  —  4.  Denlf^rift  über  bas  oenoterjt^e  »er^Kiüen 
bes  (Erjb.  oon  fiunb,  SRai- 3uni  1539,  grieb.  IV,  519—533.  —  5.  ©ier  Discorsi 
über  bte  S^age  bes  9{ei(^tages,  bas  fiut^ertum  unb  fiunb,  3uni  1539,  fiaemmer, 
Mon.  Vat.  S.  233—241.  9lus  ber  (Jfeber  9I.s  ftammen  aujjerbem  so^Ireiqe  (Entwürfe 
oon  3nftrultionen,  Süllen  u.  f.  m.,  mie  3.  S.  bie  9ßtenftüde  aus  bem  3*  1^^^  ^^  ^ 
»alan.  Mon.  Ref.  S.  335  ff.  339  ff.  3u  oergl.  ift  aber  befonbers  ber  9neanber*(Eobe3t 
ber  3Rarcus«»ibIiot^eI  3U  »enebig  LIX,  181  (f.  Valentinelli,  Bibl.  V,  242).  — 
III.  Sriefe  9I.s  1.  Sriefe  aus  Ben  3a^ren  1506—8  (meift  an  9nbus  SRanutius) 
fyii  P.  de  Nolhac  mitgeteilt:  „Les  Correspondants  d'Alde  Manuoe'^  in  ben  Studi 
e  Documenti  di  Storia  e  Diritto,  IX,  Roma  1888,  S.  208—17.  2.  1519  ff.  bei  m 
Ang.  Mai,  Spicilegium  Romanum  II,  Romae  1839,  S.  231— 240.  3.  1529—38: 
griebensburq  IV,  421—444  (oiele  ungebrudte  95riefe  9l.s  enti^It  na*  grieb.  III,  29 
^.  1  no^  eine  auf  i^n  surfldge^enbe  |)anbf(^rift  ber  Satil.  Sibl.).  ämfterbem  SruA* 
ftüde  feiner  ilonefponbenj  ober  Stotijen  über  i^n  in  oielen  Srieffammlungen  ber  3^Ui 
loie  benen  oon  Crasmus,  3Ri^.  ^ummelberg,  Seat  Sl^enanus,  ^utten,  Slaufea,  Sembo,  ^ 


15ti( 


332  Weaitber  Wemiittiieti 

Sabolet,  Contarini,  ^ole,  fiub.  SStees  u.  f.  ro.  —  IV.  logebü^er  ?C.s  unb  fonftige 
autobiogrcu)6if(^  Slufjetc^nungen.  1.  9le4nung95u<|  ber  ^oifyct  1510—16  (üufent^t 
in  ^ammq  unb  fifltti^),  Ondnol  in  lD)ine,  int  Susjuge  ^rousgegeben  oon  H.  Omont, 
Journal  autobiographique  au  Cardinal  J^rome  Al^andre,  Paris  1895  (tir^  des 

6  Notices  et  Extraits  des  Manuscrits  de  la  Bibl.  Nat.  T.  XXXV),  S.  18—35.  — 
2.  a:agebu^  ber  ^io^tc  1524—31  nebft  Jtotijen  über  bie  ^o^tc  1493—1502  unb 
1617—19,  Orig.  in  Ubine,  bereits  oon  Ciacconi  unb  aRajju^ni  benu^,  ooüftSnbig 
bei  Omont  S.  35—98.  —  3.  Slutobioar.  Äufjei^nungen  in  ftalenbern  ber  3^^^ 
1492—1517,  Orig.,  feit  1893  ju  ^aris,  bisher  ganj  unoeicmnt,  bei  Omont  S.8— 17. 

10  SBir  finben  in  biefen  Slufseid^nungen  unb  Xogebfic^em  bos  (5e^imfte,  fa  ^eimlidUte 
—  biefes  mei(t  in  grie^iJAer  Sprad^e  —  bem  Rapier  onoertrout,  fflr  bie  Q^oftariftü  Hs 
oft  ein  nur  allju  juoerl&ifiges  aRoterioI.  $ier  nur  mtx  groben.  3^^  7.  Dej.  1501 
finben  ©ir  ben  (Kntrog:  gvvcov  AixareQlvrjv  uvd  *jXXvQtxijv  u.  f.  ro.  (Omont.  S.9); 

)unt  27.  3uli  1516  trägt  ber  oor  SRonotsfrift  in  3lom  angelangte  Dont^  oon  £ut« 

\ä)  ein  eS^  d'  wxrog  ovv  neQiX[)iii\,  ©ä^renb  roir  beim  25.  Sluguft  lefen:  Meydlt] 

dQyv  xard  ^EQOJtaivaq   IIegüÜif]g,  f^v  xal   xtalveiv  fi^ikrjoa  (Omont.  S.  17).  — 

4.  Sinen  oanj  anberen  C^aralter  troot  bas  Xagebu^  aus  ber  3^it  f^^^^^  Station  in 
2)eutf(^Ianb  1538/39,  gebruA  oon  gfnebensburg  IV,  229—397  (baju  bie  üu^et^nungen 
fiber  feine  9lfidrei|e  na^  9lom  6.  398—401),  au(^  neben  feinen  Depef^en  buni^  oie 
20  {^Ile  ber  ^ier  aebud^en  oertraulid^en  Mitteilungen,  toelcbe  i^nt  oon  ben  oerf<!^iebenften 
^erfonen  ^eioorben  maren,  eine  ^ödbft  f^bare  Quelle  (o^I.  gneb.  III,  23—28).  3^ 
oenoeifen  tft  ^ier  enbli^  no^  auf  oas  jmei  Xaae  oor  fernem  Zobe  aufgefegte  Zefta« 
ment,  foeben  oon  Omont  6.  99—106  oeroffentliqt.  (9Rit  Sla^brwf  betont  ^ier  fL, 
ba|  er  niemals  auf  feinen  ®efanbtj(^en  (SefAenfe  angenommen  ^e.    Unter  feinen 

55  (Erben  begegnen  mtr  einem  natürlichen  6o^ne  ^.'s  unb  ber  natfirliAen  Xo(^ter  eines 
Srubers,  ber  Domben  ju  (£:^artres  unb  apoft.  ^rotonotar  OKtr).  —  9to<|  unoenoertete 
Quellen  für  bos  fieben  fl.s  bieten,  oie  es  f^eint,  brei  um  bie  9Ritte  bes  oorigen 
3a^t^unberts  oerfagte  biogrcm^if^  Schriften  (gioo.  9Raria  Sotteglias  fiber  H.  nebft 
einer  oon  il^  angelegten  reiqen  Sammlung  oon  SRienftüden  in  ber  ersbif^.  Sibl.  ju 

90  Ubine  (f.  Mazzatinti,  Inventari  dei  Manoscritti  delle  Bibliotheche  ditalia,  III, 
Fori!  1893,  S.  233  unb  Omont  S.  2).  S^eobor  JBrieger. 

Wegombe.     ^urter,  Nomenciator  lit.  recent.  theol.  cathol.  1.  ^b  2.  Vuff.  Jnndbr. 
1892  6.  477. 

$pin>  be  ^legambe,  geboren  in  Srüffel  ben  22.  3an.  1592.  trat  in  Palermo 

36  1613  in  ben  3^fuitenorben  ein,  mürbe  fie^rer  ber  S^^eologie  in  (&ra^,  Dr.  theol.  1629, 
Segleiter  bes  Sohnes  bes  l)fürften  o.  (Eggenbero,  bes  C5ünftlings  oon  iferbinanb  II., 
auf  feiner  Steife  bur^  Deuq^lanb,  grranfrei^,  Spanien,  Portugal  unb  Italien,  barauf 
loieber  £e^rer  in  ®rak  fobann  Sefretör  bes  3^funengenerals  in  9{om  für  bie  oeutfi^n 
9[ngelegen^iten  bes  Droens,  sule^t  geiftli(^er  Siorfteber  bes  ^rofeffenl^fes  in  ber< 

40  felben  Stabt,  unb  ftarb  ben  6.  6ept.  1652.    Unter  feinen  Schriften  ift  befonbers  ^« 
oorji^^en  feine  Bibliotheca  scriptorum  societatis  Jesu  post  excusum  anno  1608 
catalogum  Petri  Ribadeneirae   nunc  hoc  novo  apparatu  librorum   ad  a.  r.  s. 
1642  editorum  concinnata  et  illustrium  virorum  elogils  adomata,  Slnto).  1643,   ^ 
Srol.,  roel^e  bie  früheren  Slrbeiten  ber  9lrt,  bie  Bibl.   Script,  societat.  Jesu   oon  m 

46  iRibobeneira,  1608  u.  1613  berausgegeben,  an  9Iusfü^rli(^Ieit  unb  (BeleMamleit  meit  :M 
übertraf,  obne  übrigens  ben  fefuitif^en  Orbensgeift  ju  oerleugnen,  inbem  faft  alle  an»  -^ 
gefü^n  (^^riftfteller  als  mopre  ^eilige,  hingegen  bie  3^f^niften  SRarion  unb  Seroin^ 
als  Ae^er  borgefteHt  u)erben.  Do^  ift  anjuerlennen.  bag  %,  eine  gemiffe  UnparteiliA»»» 
lett  bes  Urteils  bema^rte,  htfofem  er  bemies,  bag  einige  Sfi^er  gegen  bie  ibnigliffl^ 

50  Gemalt,  gegen  ben  Cpiflopat  unb  bie  Sorbonne  oon  3^fuiten  ^rrfi^en,  inbes  bte 
franjBfif^en  3^fuiten  alles  aufgeboten  Rotten,  um  biefe  Slutorfc^oft  3U  miberlegen.  (Eine 
neue,  oerme^e,  menn  au(^  m$t  berichtigte,  fo  bo^  oas  Orbensintereffe  me^  mol^renbf 
9[usgabe  ber  Siblbtbeca  oon  Sllegambe  beforgte  in  9lom  ber  3^fuit  91.  Sou^ell 
1675,  %o\,    (Eine  ooUftönbige  Bibliographie  ber  jefuitift^en  £itteratur  finbet  mon  bei 

56  9lug.  u.  Sn.  be  Sader.  Biblioth^ue  des  ^rivains  de  la  compagnie  de  J^sus, 
fiütti^  1853--61,  7  »be,  4°.  ^ersogf  («au*). 

SHemanntn.    (S:i^riftop]^  gfr.  ©täün,  Sirtemberaifc^e  (S)efd^i^te  I,  Stuttgart  unb  Sü. 
bingcn  1841;  %,  «.  «ettbcrg,  SHrd^cngcfd^it^te  S)cutf^lanb«,  2  ^bc,  ^öttinjcn  1846-48; 


Sltmaittttii  333 

aib.  .&aucf,  ÄiTd)cn9ef*i(^lc  1)eutf^(anbg,  d,  2,3,  Scipjig  1887—93;  ^cfelc,  ^ic  ©infül^rung 
bed  ^^riftentumd  im  fübioeftli^en  ^eutfd^Ianb,  befonberd  in  ^Württemberg,  Tübingen  1837; 
®.  ©Offert,  3)ic  Anfänge  bcS  (S^riftentumS  in  Württemberg,  Stuttgart  1888;  SGÖürttem- 
bergifd^  ^r(!^engefc^i(^tc,  tieraudgegeben  Dom  (Saltocr  SerlagSuerein,  Saltp  unb  Stuttgart 
1893.  5 

SOemannen,  na^  SlfiniuB  Quobrotus  ^vy?cXvdeg  xai  jLuyddeg,  Slnge^orige  bes 
93öQer5unbe9  bei  Sueben,  ober  ni(^t  3Rannei  bes  Söttet^tnes  (^lo^),  reiben  jum 
erftenmal  213  oon  Dio  CDoffius  eriDä^nt,  als  [ie  am  Untermoin  mit  ben  Slömem  unter 
CoracallQ  jufammenltiejsen.  Sie  lomen  aus  bem  9loiboften,  mo  bie  Semnonen,  bos 
Aemoolf  bei  Sueben,  pif^en  (Elbe  unb  Ober  fagen.  9Rit  fc^anfenbem  (Erfolg  lampften  lo 
[ie  mit  ben  9lomem,  fie  brangen  in  bei  jmeiten  ^ölfte  bes  britten  3<^^$unberts  über 
ben  £imes,  ber  Sage  naA  bei  SRun^bt,  unb  fiberf(9n)emmten  bos  3^^ntlQnb,  branaen 
bur^  OEioIIien  bis  naif  9taoenna  unb  öftli^  bis  ins  heutige  £)Jterreidb,  ober  eine 
bauembe  Sefe^ung  bes  Gebiets  bis  5ur  W)  unb  bem  9ledar  gelang  iqnen  erft  um 
300,  nac^bem  290  no(^  SRasimian  mit  i^nen  am  £imes  gelanuift  ^atte.  !Das  fiibli^  i6 
($lad^Ianb  Don  Oberfc^ipoben,  bie  angienjenbe  9{orb*  unb  Cft[^n)ei3  mit  bem  (gebiet 
bis  an  bie  93oge[en  gewannen  [ie  erft  um  405 — 406.  3m  fünften  3<^i^iinbeit  beigt 
bas  fianb  oon  bei  3Uer  bis  3U  ben  S3oge[en,  oom  Hnteimain  bis  jum  C5ott^b  mt* 
mannien. 

3^re  9leIigion  f)QÜt  ben  innigen  3u|o^^^n^ong  mit  bei  Statur  betoa^rt,  aber  20 
menn  ber  C5rieqe  Slgat^ias  oon  i^nen  [agt,  fie  oere^ren  Säume,  3Ba[fer[tr3me,  $iigel 
unb  Sergf^Iu(^ten,  fo  oenoec^felt  er  bas,  mas  ben  (Sottem  ^ilig  n)ar,  mtt  ben  C5öttem 
(elbft,  bie  fu^  ju  perfönli(^en  C5eftalten  mit  Jittli(^m  C5e^alt  im  Semugtfein  ber  Sie« 
mannen  emporgearbeitet  Ratten.    Die  oome^mfte  unter  ben  (Sott^eiten  mca  3tu,  ber 
Sater  im  Fimmel,  ber  5megsgott  ber  SHemannen.    Sein  Zag  mar  ber  Dienstag,  ber  25 
(Slüd  brachte.  Da|  bie  Sllemannen  ben  Seinamen  3iufa^rer,  cyuvari,  Ariegsmannen 
im  Dienft  3i^»  9^f^^>  ift  eine  un^Itbare  Slnnc^me  unb  beruht  auf  einer  fallen 
£efung  oes  3Be|fobrunner  Debets.    %n  ben  Dienft  Donars,  bes  Donnergottes  unb 
S^ü^ers  bes  Sldferbaus,  erinnert  ber  Donnerstag,  unb  eine  9lei^e  f(^n)äbi|d9er  Sitten. 
SBuotan,  ber  £eben  [penbet  unb  im  Zobe  f^&^t,  ^  lein  (Sebac^tnis  no^  tm  SBuetes^  ao 
ober  SRuetes^eer,  mfi^renb  [ein  Zag,  ber  uRittooq,  feinen  9lamen  oerloren  fyd.    %Qs 
ittliAe  SRa^t,  bie  Vergeltung  übt  unb  £iebe  unb  |jrteunb[d^t  f(^&^t,  er[4eint  er  auf 
r  ^rbenborfer  3n[c^nft.    Sin  gfro  unb  ^tt^,  auä^  Ser^ta  unb  $ulba  genannt, 
erinnern  no(^  einjelne  Sollsjitten  unb  Sagen. 

Sielfa^  lajst  [id^  bie  ^nli(^!eit  ber  religi5[en  Sorftellungen  unb  (SebrSu^e,  mtUf^  35 
SRartin  oon  Sracara  um  580  bei  ben  Sueben  in  (Salloden  (Spanien)  belampfte,  mit 
ben  im  heutigen  Sii^maben  no(^  teiboeife  erhaltenen  na^ei[en,  fo  bie  3ul3eit,  bie 
5n)oIf  9laffite,  oas  Sichten  auf  man^erlei  3^i^n,  5.  S.  bas  9liefen. 

Die  tnemannen  voQxtn  ein  mtlbes,  tro^tges  C5e[^Ie4t  mit  un^ejügelten  £eiben« 
[haften,   grembes  3Befen,  bie  römi[^e  Silbung  unb  ibin[t,  ^gten  fte,  unb  jerfd^Iugen  40 
i^re  C5ebi^e.    Die  ein^eimi[(^e  SeooOerung  flo^  oor  t^nen,  [0  wen  es  mögli^  loar. 
Slber  ein  ^uter  Zeil  9{omanen   mug   in  Säb[(^n)aben    uno  ber  Oftf^n^eis  surfld« 
geblieben  [etn. 

3Bie  n)eit  unter  ber  ein^eimi((ben  Seoößerung  bas  (£bri|tentum  oerbreitet  toar,  ift 
no^  ni(^t  |i(^er  fe[t3u[teUen.    Slmooius  in  Siaa  Seneria  [e^  in  ber  Disputatio  adv.  45 
gentes  1,  433  um  300  ooraus,  bag  (£^ri[ten  unter  ben  bemannen  (den.    (Ebenio 
mei[t  ber  ^iftori[(^e  5lem  ber  S.  SSfralegenbe  in  Slugsburg  barauf  ^in,  ba^  es  tn 
SLugsburg  303  [d^on  [eit  längerer  St\i  (£^ri[ten  gab.   m(^  ein  Sistum  mug  tn  9luas> 
bürg  be[tanben  Qaben,  e^e  bte  SHemannen  lamen,  benn  nur  [0  erOfirt  Ji^  be[fen  3^' 
gel^rigleit  jum  SRetropoIitanoerbanb  mit  ^Iquilefa,  ber  bis  auf  3u[timan  I.  beftanb.  60 
äBeiter  fpriät  bie  Slorbgrense  bes  Sistums  bafär.  benn  (ie  ging  bem  rdtif^en  fiimes 
entlang.    2Borms  ^atte  3ur  Slömerjeit  laut  ber  3n[(^riften  fi^  ^riftlii^  Siraoo^ner, 
ma^rfqeinlid^  aber  au^  einen  Si[^of.    gfür  Stragbura  unb  Speier  ift  loeber  eine  (5t* 
metnoe  no(^  ein  Si[^of  na^3umet[en.    3n  Slugft,  SBinbif^  unb  (Equr  aob  es  nvM 
nur  S^ri(tengemeinben,  [onbem  auq  SiU^öfe  3ur  Slomerjett,  wtnn  auif  ffir  (£^ur  eqt» 
451  Si[^of  Slfimo,  filr  9Binbi(^  517  Subuicus,  ffir  Slugft  c.  610  9l(mna&ar  na^ju* 
n)ei|en  [tnb.    an  Sregens  gab  es  eine  Air<^  ber  ^.  Slurelia,  n>eI4e  Die  tOemannen 
jum  (So^entempel  maäten. 

Sebeutung  unb  itroft  3ur  Slusbreitung  bebben  bieje  Qeinen  unb  ^ebrudten  C5e< 
meinben  laum.   Do<^  blieben  bie  Sllemannen  ntjt  unbelannt  mit  ben  Sttten  unb  Sin«  eo 


E 


334  WemaiiKni 

f(9tii«B|€n  bei  (E^rtlten.  :Der  3llemannenffirft  9lQnbo  tannte  368  bie  3ett  ber  i)n]U 
H(^n  Mte,,  fe^te  ooraus,  bo^  bie  (£6r{|ten  an  einem  folgen  mdfxlos  iDoren.  unb 
äberfief  bestMont  SRainj  maftf^einli^  am  Oftetfeft.  i>ti  SllemannenlSma  (Sibulb 
ipar  fogoi  (£^rt|t,  dto  Sbianei.  9luf  i^n  Rotten  (i^p^e  Slsleten,  ipie  fiupus  in 
6  CSallien  (f  479)  unb  @«minus  in  9loricum  (f  482),  jtaiien  Sinfluh.  %\iäf  bas 
Soll  lernte  auf  ben  oeiten  Avkgiifa^rten  mä)  (Ballien,  Stalien  unb  Stmcum  (^ftlu^e 
SöQer  fennen,  ober  e$  blieb  l^etbinM.  Die  Se!e^tung  ber  Slemannen  ifi  bos  SBerl 
ber  Sfranfen.  3^r  SanxQ  C^Iobmig  fite  496  (ober  506?)  bie  Slemonnen  beietra^« 
bürg  aufs  ^oupt  gefi^Iagen  unb  no^m  \fymm  ISft  nSrbli^es  (Sebiet  bis  an  ben  untern 

10  9ledar  ab,  oorauf  fie  naA  Oberf^roaben  unK  bei  S^roeij  unter  ben  SSß^  bes  Oft« 
goten  X^bori^  logen.  3n  bem  oerlaffenen  (S^Uet  {^uf  M  ber  gftamenlönig  ein 
ipeites  iuongut  mtt  jc^lreic^n  ASnias^öfen,  oie  in  bciii  580  befieaten  ^firingen  oom 
3Rain  bis  5um  6fib&fan  bes  Z^finnger  SBalbes.  aRit  bcm  lontgltAen  SemHitter  lam 
ber  frSnfifcgie  3}riefter.  SCuf  bem  Soben  bes  ilrongutes  entfhmben  fttri^n,  mel^  bem 

15  frSnfif^en  Slottonal^eiligen  9Rartin  gemei^  ourben.  Das  neu  gesonnene  Gebiet  ftanb 
nniBrf^einli^  unter  ben  SiM^Sfen  oon  Speier  unb  SBorms.  Das  (Miet  bes  le^en 
bfirfte  fi^  urffnrilnaliä  gleid^  bem  oon  Speier  Aber  ben  untern  Slecbir  »eit  na^  Often 
erftredt  ^ioben.  Die  ^istfimer  Speier  unb  Strasburg  bagegen  merben  ben  elften  mero« 
mtngifc^en  5lönigen  i^re  C5rfinbung  oerbanten.    Speier  (qeint  urfprünglid^  «»rmfif^ 

20  (gebiet  er^Iten  ju  bcdben. 

%\s  536  ber  Oftgote  Shiaed  ganj  Slemannien  an  ben  grtanlenlönig  X^ubAert 
obtrat,  blieb  ben  SHemannen  iqr  altes  Sle^t,  i^  Sefi^  auf  bem  platten  fianb,  t^ 
eigenes  ^erjogtum  unb  i^r  (glaube.  Wm  auf  bem  (Sebiet  hex  alten  9{5merftfitten  [Auf 
fi(9  ber  ^onleniönig,  als  (Erbe  ber  9{5mer,  nm^rf^einlic^  ein  5irongut  (fpfiteres  Keims« 

26  gut).  $ier  galt  bes  R5nigs  9le(^t,  ^ier  tonnte  er  ungebinbert  Air^n  grfinben.  !Die 
Hmfamleit  ber  Air<^  inner^Ib  ^emanniens  mußten  bie  Sdemannen  in  ber  freien 
^ereinfunft  bes  Pactus  na^  einer  Seite  anerlennen.  Der  Sllooe  ftonb  unter  bem 
S^u^  ber  Air(^.  9li^t  nur  bei  ber  (Einreibung  ins  ^eer,  jonbem  au^  in  ber  ftir^ 
tonnte  ber  Sllaoe  feine  ^ei^eit  erlangen. 

30  Unter  ben  grtantenSnigen  mu|  eine  IrSftme  unb  u)irt[ame  SRiffion  begonnen 
oorben  fein,  oel^e  befonbers  na^  (EnbiMof  SDfcartin  oon  Sracara  (f  680),  Tn  ber 
SRartinsrln!^  in  Xours  einen  9RitteIpunn  Qotte.  Slber  aud^  bie  f).  SRemigius,  Srtoius, 
9Rebarbus,  £upus,  Sincentius.  Slnt^olianus.  Clemens^  (Jfeltx  unb  SIbauctus  oeifen  auf 
(Einpffe  aus  bem  (Jrtanlenrei^  im  6.  3a^^9unbert.    (s(^on  um  575  ^offte  ber  (Sriec^ 

s&  Slgoti^ios,  ein  mo^Iunterri^teter  SRann,  auf  einen  na^n  Sieg  bes  (Q^nftentums  unter 
ben  SHemannen,  bie  „Semfinftigeren'^  loaren  fc^on  iwcä)  bie  gftanten  gewonnen. 

Sli^t  am  menigften  mo(^te  553  bas  {o^e  Snbe  ber  alemannijAen  ^erjbge  £eu« 
t^aris  unb  SButilin  mit  i^ren  ^eibnifc^n  Sparen,  n^el^e  bie  AriftliAen  jtird^n  in 
Stalien  oenofifteten  unb  beraubten,  ju  einem  Hmf^lag  in  ber  Stellung  oes  Slemannen« 

M  ooHes  3um  C^riftentum  beitragen.  Die  fiosretgung  Slugsburgs  oom  SeAanb  mit 
Slquileja  in  ber  3^it  S^f^f^ians  pagt  am  beften  in  bie  3^^^  ^^  nationalen  paffes 
gegen  bie  C5ried^en,  bie  Ober^enen  oon  ^quileja,  alfo  um  553.  (Ein  Slnf^lug  an  bas 
gfranfenreii^  wox  aber  nur  bann  rötli^,  toenn  bas  ba5U)if^enliegenbe  Sdemannien  tein 
reines  ^eibenlanb  me^  mar. 

45  9lu^  bie  balb  mi)  bem  ($all  ber  ^erjöge  553  erfolgte  Verlegung  bes  Sif^ofs« 
fi^es  oon  bem  entlegenen  äBinbifd^  mä)  itonftanj  in  bie  ^laife  bes  h^i$ois]xiits  ju 
fiD6erlingen  fe^t  eine  Srftartung  ber  itird^e  in  Sllemannien  ooraus,  toelc^e  ben  Sif^of 
nä^  boben  mugte.  SUa^rf^etnlt^  mat  ^erjog  Undlen  588—605,  {ebenfalls  aber  fein 
3lQiäjHoiatx  jtunjo  ein  (E^rift. 

50  Die  St&rle  ber  junaen  Air^e  n)ar  au^  i^re  S(^Q)a^e,  fie  mar  franfif^e  Stoots« 
fir^,  mu^  oon  ben  befi^eibenen  Jlröften  berfelben  miten  unb  gemfirtig  fein,  bag  i^r 
bie  fto^e  alemannif^e  (Eigenart  ^inbemiffe  bereitete.  I)a$  ganje  $oQslmn  als  Sauer< 
teig  mit  (^riftlid^em  £eben  ju  bur^bringen,  gelang  i^r  ni^t.  (ßregor  I.  tlagt  ber  ASnigiit 
Srunic^ilbe  597.  ba|  oiele  jur  Atrc^e  lommen  unb  bo<^  ben  C5dttem  bienen,  unb  for« 

r>')  berte  oon  i^r  etn  sTerbot  ber  (ßohenopfer,  auc^  ber  $ferbeI3pfe  unb  bes  Saumtults. 
3n  Sregem  uraoeit  oom  Sif^ofsfi^  unb  ^erjogsfi^  biil^e  no^  ber  C5ö^enbienft  in 
ber  Sfurelianr^e;  in  Xuggen  am  S\xnä)tx  See  tränten  getaufte  (E^riften  o^ne  (Semiffens« 
blffe  jufammen  mit  Reiben  SBuotans  SMinne.  Die  junge  ftir(^e  beburfte  neuer  Äräfte. 
Sie  tamen  in  ben  3rof4otten  aus  ben  Alöftern  3rlanbs.  Dasu  gebort  ber  ^.  gMbolin 

Go  nid^t,  beffen  fiegenbe  teinen  anbem  Aem  ^aben  mirb,  als  bie  C5rünoung  oon  ^iloiius* 


Wcmanitcti  336 

fir^n  burA  eine  Don  SJoitiers  ausge^enbe  9Riffton.  ^Dagegen  begann  um  610  ber 
3re  (Eobimba  am  Sobenlee  ju  Strien.  Der  Stanienlönig  X^ubebert  gmann  i^n  Jfit 
bie  aRijfion,  bejtimmte  t^m  fein  (gebiet  unb  na^m  i^n  unter  feinen  6^u^.  äRit 
X^ubeberts  gfou  oerlor  er  ben  9{üd^It  für  feine  fr&ftige  Xbätigleit  in  Sregenj  unb 
Hmgeaenb,  ido  er  bie  9lureliaiir(^e  i^rer  Seftimmun^  jurfic^ob,  ein  flöfterlic^es  £eben  5 
mit  fernen  Begleitern  führte  uiä»  bos  £onb  tultioterte.  (Er  30g  613  na^  Stauen 
n.  Solumba).  Sein  gurfic^ebliebener  S^filer  (gallus  grünbete  eine  3^11^  ^  ^^ 
Steinod^.  Die  grrSmmmfeit  bes  (Einfieblers  gemann  ibm  (Einfluß  auf  ben  perjog  itumo 
unb  bas  Sistum  Aonftan}  unb  bie  ein^eimifc^  (geiftlid^feit,  (wer  ab  3Ri[fionar  mwk 
(6aüm  nidbt.  Seine  (grfinbung  blieb  oorerft  unbebeutenb  unb  ^e  mit  tnrem  fremb«  10 
artigen  £eben  no^  lange  unter  ber  Ungunft  ber  alemannifc^n  C5rogen  ju  leiben.  SIu^ 
6.  Znibpert  unb  £anboIin  finb  boi^ftens  als  fromme  (Etnfiebler  gu  htttaä^kn,  mtlift 
m  Sf^morjoKtlb  Aulturarbeit  trieben. 

Son  einer  anbem  Seite  bm  eine  neue  Storlung  ber  Stellung  unb  9RaAt  ber 
ilir^.  3^  tiefer  bas  $aus  ber  i[Reron)inger  fan!^  um  fo  me^r  ermatte  ber  ^elbft«  15 
ftanbmleitstrieb  ber  9Qemannen.  9Ran  brauchte  bte  ^filfe  ber  Airc^e  unb  oollte  an 
ftir^U^Ieit  ben  uerad^teten  unb  fittlic^  tief  jtebenben  manlen  ni^t  na(^fteben.  Z^^i 
begannen  bie  rei^n  S(^niungen  an  S.  (Sauen.  Die  om^rfAetnlu^  unter  ^tmfi 
fioittfrteb  719  auf  einer  SoIIsoerfammluna  gejUfaffene  alemannifAe  (Sefe^gebung,  oie 
Lex  Alemannorum.  gab  ber  Air^e  unb  bem  Sifojof  mit  ber  noq  einfo^  geglieberten  20 
^ierar^ie  einen  oettaebenben  (Einfluß,  ein  ^o^es  Sinje^n  unb  einen  ftanen  S^u^. 
über  baneben  jeigen  ]iq  im  SoBsteben  no^  bunUe  Sieden,  obmo^I  fi^  bie  Süemannen 
ftolj  als  9Ruften^riften  betrauten.    Die  Aroft  ber  (Erlöfung  lannten  fie  nic^i 

Die  erfe^nte  Selbftftänbigteit  ber  SHemannen  brad^  unter  bem  ftarlen  Slrm  ber 
fi&nlif^n  ^ausmeier  jufammen.   Site  (SegengeiDi^  gegen  S.  (Balkn,  bos  bie  Sonber«  25 
beftrebungen  begfinftigt  ^e,  f^uf  Aorl  SRarteU  724  burq  ^irmin  bas  Alofter  9leiAenau. 
^trmin  fanb  bas  gaiue  SoQ  getauft,  aber  im  Denfen  unb  ^anbeln  nod)  \tm  oon 
9eibnif^m  9Befen  beeinfluM.    Diefes  mollte  er  bur^  Sele^ng,  bur^  bie  $rebigt 
oon  ber  (foßfung  unb  bte  ^^t^t  eines  oeltoerleuanenben  Sinnes  unter  feinen  9Rdn« 
^n  äbenoinben.    Sie  foUten  fid^  als  ^ilger  benagten.    9[ber  bie  ^erjen  ber  We«  so 
mannen  »1  geoinnen  gelang  i^  in  3ltxiftma  niät,  er  mugte  es  727  oerlaffen  unb 
grünbete  bagegen  äRurba^,  Stemoeiler  unb  ^ombad^,  n)&^renb  er  SRaurmünfter,  SAut« 
lern,  (5engenbac^,  Sä^mamif  nur  reformiert  ju  ^en  fc^eint   Die  9{eformation  9Bin« 
fribs  batte  niAt  fofort  (Etnflug  auf  Sllemannien,  ja  fanb  sunö^ft  SBiberftanb.    Die 
Si[A9fe  oon  9Borms,  Speter  unb  Jlonftanj  blidben  feiner  erften  SQnobe  742  fem,  35 
oietlei^  wtü  bie  (grünbung  bes  Sistums  SBürjburß  fte  741  in  i^rem  Sefig  gefd^bigt 
^e.   SBol^rf^inliä  ^tte  aSorms  bas  C5ebiet  öftlt^  oom  untern  9ledar  an  3üur3biarg 
abtreten  muffen,  moü^tni  bei  Speier  unb  Aonftanj  nur  (grenjoerfc^ebungen  ftattl^en. 
9bec  auf  bie  Dauer  tonnte  ber  (Einfluß  SBinfribs  ni^  ferngepalten  merben.    S^on 
738  begannen  bie  Sllemannen  nac^  9lom  ju  n)anfabren.    Sluent^Iben  fd^iehen  neue  40 
JUofter  aus  bem  Soben.    3mmer  nodb  ma^t  fi^  oabei  ber  (Einfluß  ber  frfinltfd^n 
ftir^  geltenb.    (Sboangen  mirb  oon  Sif(^of  (Erlulf  oon  £angres  jur  pflege  bes  rb« 
mifc^en  $falmeimefangs  unb  ^ur  St&r!ung  ber  Zreue  gegen  ben  grtanlenfbnia  gegenüber 
ben  bai^i^en  Selbft|tanbiglettsgelüften  gegrünbet.    9lbt  Sfulrab  oon  S.  Denis  ^atte 
eine  Keibe  oon  fletneren  Aloftem,  fo  bie  SeranusseÜe  in  $erbre^ngen  unb  bie  45 
Sitolisjelle  in  Solingen,  an  \xä)  gebracht.    Die  oon  ben  gfranleniönigen  begünftigten 
ftlöfter  SBeihenbura,  fiorfdb^  gfulba  ^Iten  neben  S.  (galten  unb  Steicpenau  eine  rei<^ 
(Ernte  in  Slemannien.    SBte  fe^r  fiA  bie  Air^  unter  Aorl  bem  Groben  innerli<| 

5e^ben,  jeigt  fic^  an  ben  beiben  £i^tgeftalten,  ber  Adnigin  ^ilbegarb  unb  i^m 
3ruber  (gerolb,  bem  tapfem  gelben,  mit  in  einer  ganjen  9lei^  tflqtiger  IDlänner,  so 
Q>elc^  unter  ben  AaroHngem  in  Deut[4Ianb  unb  Italien  auf  Sif^ofsftfl^Ie  erhoben 
mürben  unb  au^  an  ber  äRilfionsaidbeit  ber  bamaligen  Airc^e  ((Ermenri^  unter  ben 
Sttigaren,  äBi^ing  unter  ben  iDlä^ren)  fi(^  beteiligten.  Hnge^ures  9luffe^n  erregten 
ber  oocne^e  Sdemanne  Sobo,  ^ofbialonus  fiubioigs  bes  (kommen,  ber  838  jum 
3ubentum  übertrat  unb  oon  Spanien  aus  bie  Airme  befe^bete,  mie  bie  ^roppetin  ^ 
Z^iotOf  eine  J$cau  aus  bem  93olf,  toel^e  847  ben  äBeltuntergang  meiffagte  unb  bafür 
auf  ber  Spnobe  }u  SRainj  gema^regelt  mürbe. 

9lo4  einmal  trat  9llemanmen  im  Aampf  um  ein  Stammesberjogtum  mit  ber 
Arone  unb  bem  (Epifbpat  in  ben  SSorbergrunb.  Der  mä^ge  (graf  93urll^b  oon 
Stitien,  ber  na^  ber  ^erjogsmürbe  trottete,  erlag  911  ber  (Eiferfud^t  anberer  Großen,  eo 


336  SUentatttieti  aieftnd 

Sifi^of  Salomo  III.  oon  Aonftanj  arbeitete  auf  bas  Serberben  bes  ganzen  Kaufes 
^n.  3^t  erhoben  \xä)  bte  Aammerboten  (£r(^anger  unb  Sert^olb,  iDa^r|(^einu(^  aus  ber 
olten  $er3|0g5faintlte  ber  Slla^olfinger,  in  glei^em  Streben  unb  gerieten  in  Ijeftigen 
Aompf  mit  bem  Sif(^i)f  Salomo  unb  jlönig  ilonrab  I.    Sie  nahmen  ben  Sif^of 

6  fogar  gefangen,  erlagen  aber  trofe  i^res  Sieges  bei  SBa^Iioies  916,  na(^bem  fie  bie 
Snnobe  ju  $o^enaI$eim  oerurteilt  Qotte,  ber  vereinigten  9Ra(^t  bes  Aonias  unb  ber 
Stf(^9fe  unb  büßten  am  21.  3anuar  917  ibr  ffi^nes  Streben  mit  bem  Xob.  Slber 
ber  iilngere  Sutroorb  enang  fi<^  im  Aam^  mit  A5nig  $einri(^  I.  ungea(^tet  bes 
SBiberftanbs  ber  Air(^e  bie  merfennung  als  ^erjoo  oon  Slemannien  unb  lieg  bie 

loAtn^e  in  f(^onungsIo[en  Singriffen  in  tijren  Sefi^  feine  Ungunft  ffi^Ien.  9lber  mit 
bem  neugegrfinbeten  (stammes^rjogtum  oerf^ioinliet  allmapdl  ber  9lame  ^Hemannien. 
Sin  feine  Stelle  tritt  S^ioaben.  (9.  iBoffert. 

fütuifoUf  SQnobe  1637  f.  SlmQraut. 

Klefittd,  3llezanber,  geft.  1565.  —  ©runblegenb  für  7i.^  (&t\6)idt  unb  ^Rainungen 
15  ift  bie  t)on  3af.  2;^omaftud  über  ^.  gehaltene  afabem.  9{ebe.  Ma^.  J.  Thomasii,  Orationes, 
lipaae  1683  @.  300—322.  S^om.  ge^t  für  feine  Angaben  in  ber  ^auptfad^e  auf  bie  ©griffen 
91.8  surüd,  benu^t  aber,  nad^  einer  9ioti)  im  (Eingänge  ber  9lebe,  auc^  Beza,  Icones  virorum 
doctr.  simul  et  piet  illustrium,  Genevae  1580.  «He  Späteren  folgen  i^omafiuö.  SSgl. 
aud^  in  Bayle,  Dictionaire  ed.  Maizeau  1750,  bie  9iograp6ie  91.8;  BaLe,  Scriptorum  Bnt. 
ao  poBt.  pars,  Basel  1559,  Centnria  XIV ;  Wordswoiin,  Ecclesiastical  Biography  vol.  11 ; 
ATCrie,  Life  of  John  Knox  u.  Strype,  Memorials  of  Cranraer;  enblift  A.  W.  Wards 
«rtifel  im  Dict.  of  Nat  Biography,  ßonbon  1885  ©.  254  ff. 

Der  l^ottif^e  X^eolog  Sllesonber  ^llefius  (urfprflngli(^  Sllane ,   au^  Slles,  StleRe, 
ob  9lks)  u)urbe   am   23.  Slpril  1500  in  (Ebinburg^  geboren  als  Sprog   einer  alt« 

25  angelesenen  gfamilie.  (Sx  ftubierte  an  ber  Unio.  St.  Slnbrems  unb  trat  balb  na^  bem 
(Einbringen  ber  beutf^^reformatorifd^n  3been  in  S(^i)ttlanb  als  beren  unerfd^odener  Ser» 
teibiger  in  ben  Sorbergrunb.  1527  mu^e  $atrif  Hamilton,  ber,  als  S(^filer  fiu^rs, 
SRetan^t^ons  unb  gf.  £amberts  aus  DeutfAlanb  jurüdgele^,  bie  oaterlänbifd^  $o^< 
fAule  in  tiefe  SexD^ung  oerfeMe,  [einen  mbnen  SBagemut  im  Gefängnis  bühen ;  bort« 

so  9in  fonbte  CErsbiJ^of  Seoton  Sl.,  Damals  ftanonilus  an  ber  St.  &onarbsnr(^e,  um 
^milton  in  gele^er  Disputation  feines  lut^rif^en  3rrtums  ju  überführen.  Slber 
Hamilton  mts  mit  fiegenber  S^arfe  bie  Serftanbesgrfinbe  3l.s  jurfid  unb  geu^ann  banac^ 
burd^  feinen  unerfc^rodenen  3^U9^n^u^  ^^  3!obe  anä)  fein  ^erj. 

Die  Sollen  ber  SBanblung  traten  fofort  bei  31.  in  einer  heftigen  latein.  9{ebe 

36U)iber  bie  Stttenlofigieit  bes  Alerus  jut^e.  9lus  Hnmut  über  ben  als  perfönli^ 
Äränhing  empfunbenen  Slnoriff  legte  ber  $roooft  oon  St.  3lnbren)s  31.  in  $aft  unb 
biett  i^n  tro^  bes  ttatfr&ftioen  (Eingreifens  itönig  3<ilobs  V.  unter  fteten  Xobes« 
Drohungen  fo  lange  feft,  bis  9L  auf  Drangen  feiner  grreunbe  \iä)  jur  gflu^t  entf(^lo|| ; 
bie  rettenbe  $lanie  betrat  er  in  bem  3lugenblide,  als  bie  oerfolgenben  9leiter  eben  bie 

4o$anb  na^  i^m  ausftredten.  (£s  wox  ein  beutf^es  S(^iff;  über  jlöln  (1532)  ging  9. 
nac^  SBittenberg  (1533),  xoo  er  mit  £ut^er  unb  SRelani^t^on  in  Serbinbung  trat,  ohne 
inbes  innerli^  ju  ooller  (EntF^eibung  in  ber  9{eligionsfa(^e  ju  gelangen.  —  (Eine  bei« 
matli^e  Slngelegen^it  oeranlagte  i^n,  feine  Stimme  oon  SBittenberg  aus  ju  ergeben. 
9Bä^renb  bie  röm.  Airc^e  als  folcbe  gegen  bie  3luslieferung  ber  f).  SdQrift  an  bie  fiaien 

46  nod^  leine  Stellung  genommen,  Qatten  bie  Uottifc^en  Sif^dfe  bur(^  äRahregeln  mtber 
bas  93ibelle|en  ($amtlton«Sibel),  bas  feit  langer  3^it  oor  bem  ogentliqen  auftreten 
ber  neuen  (Bebanfen  in  meiten  Areifen  bes  SoDes  geübt  n)urbe,  bie  9iu^e  i^rer  Sprengel 
ju  fidlem  oerfud^L  3n  ber  »Epistola  contra  decretum  quorund.  Episcop.  in  Scotia« 
(1533),  in  ber  er  bas  Sibellefen  für  feine  £anbsleute  als  gef(^i(^tlid^es  iRe^t  forberte, 

60  erbob  fi(^  91.  u)iber  bie  bif(^5fli(^e  Sergemaltigung.  Die  Sorlabung  oor  eine  Aom« 
miffion  Seotons  im  ^ol^roob  ^alace  (1534)  lieg  er  unbea^tet;  Imgegen  ging  i^m 
ber  fc^lagfertige  (Eo(^laus  mit  einer  burq  f(^ottif(^es  (gelb  unterftü^ten  Streitfd^rift  (An 
exp^diat  laicis  legere  novi  test.  libros  lingua  vemac.)  fd^arf  ju  fieibe  unb  oer« 
anmgte  eine  (Erxoiberuna  3l.s  (Resp.  ad  Ck)chl.  calumnias),  bie  für  bie  SBürbigung 

66  feiner  ref ormatorif(^en  9Inf(^auungen  beftimmte  ^anb^ben  bietet ;  SBenbungen  mie : 
»neque  susdpere  se  Luther!  patrocinium  nee  oninia  monachorum  somnia  pro- 
bare« unb  bas  Sebnntnis:  se  in  Lutheranis  etiam  adhuc  moderationem  qua- 
rundam  rerum  et  biieixelav  desiderare,  ad  quam  revocarl  possunt,    si  res 


»efuti»  337 

rite  cognosceretur«,  befunben  feine  jiDtfd^n  altem  unb  neuem  nm^  fi^nienbe 
^altung,  ben  9Rann  mit  bem  falben  ^rjen.  (Eift  als  in  (Enolanb  $einri(^  VUI*  butd^ 
bie  Sufnrematsalte  ben  entfd^ibenben  S^Iag  geführt  ^e  unb  mr  ben  lommenben  ftonuif 
bie  beutfd^  X^olo^en^ilfe  fu^te,  folote,  iDä^ienb  bie  Areife  fiut^rs  bie  UutbefleAe 
ftSnigs^onb  jurudiDtefen,  9.  bem  IRufe  Sranmers,  bei  in  bei  fieigegebenen  Sibel  bie  6 
^ouptftu^e  leiner  Seftremingen  im  Solle  fud^te,  fibenei^te  (fbio.  1535)  Seimig  einen 
oon  ben  Loci  Communes  begleiteten  SBrief  SRelon^fl^ons  uno  flbema^m  but^  bie 
Sermittlung  (EronuDeUs  unb  (Eranmers,  bem  er  oon  SRelandbtton  in  einem  2.  Sriefe 
„megen  feiner  Sele^amleit,  Sle^tf^Ktffen^it  unb  aUfeitigen  Xfimti^if'  (for  his  leam- 
ing,  probity  and  diligence  in  every  good  office)  emf^o^Ien  mar,  eine  t^I.  lo 
^rofeflux  in  (Eambribge.  O^neSIfld;  noA  unerquidlid^n  Slui^etnanberfe^ungen  mit  ben 
Vertretern  bes  Xlten  mürbe  er  no^  fionoon  eittlaffen,  menbete  fiA  ^ier,  o^ne  9RitteI 
unb  9mt  bem  9RangeI  ausgefe^,  mebiginifd^n  Gtubien  }u  unb  gmg,  na^bem  er.  auf 
axommelte  SBunf^  Sem  ftreitboren  SifAof  Stobsleq  o.  £onbon  in  einer  dffentlid^n 
Disimtation  unoorbereitet  gegeniiber^fteutp  in  furcht«,  aber  auc^  fru^Iofem  SBtberbni^  i6 
bie  S^a)t\^l  ber  6<dramente  eis  btblifAe  gforoerung  nadbgemiefen,  oor  bem  in  (öronu 
meOs  Gturje  (1540)  fi^  anifinbenben  (stürme  rwäf  DeutfS^Ianb  jurfid.  Vber  ^eimot 
unb  StiQe  \anb  er  niqt;  meber  im  oaterlönbifd^n  mk^  im  fremben  Soben  f(^Iug  er 
SBuridn. 

yßma  Aurf.  S^^^im  II.  oon  Sranbenburg  an  bie  Unio.  oon  Sranifurt  fiber«  so 
nommen ,  mo  er  m  balb  mit  bem  9late  ber  Stabt  in  e^reraoerter  Qaä^  —  er  for« 
berte  bie  ^bifbebung  ber  SffentL  Käufer  —  oerfeinbete,  mürbe  er  ab  Unter^nbler,  ber 
|i^  an  leine  oer  t^eol.  9{iffitungen  fo  eng  gefettet,  als  bag  er  ni^t  allen  glei^enoeife 
^ötte  bienen  Qnnen,  }um  SIeligionsgefpröA  in  SBorms  (1540)  abgeorbnet,  feine  Xeil* 
na^e  an  ben  Ser^nblunaen  tnbes  oon  oem  oorfi^enben  jtorbinal  (ßranoella  meaen  » 
feines  kibenf^oftli^ien  SBefiens  abgel^nt  (ogl.  in  Surl^bt.  £ut^  Sriefme^felf 
Cntdgers  Srief  oom  6.  9loo.  1540,  3k.  365),  unb  in  ben  folgenben  3a^ren  bei  ben 
Ser^onblunaen  jur  Beilegung  bes  religiöfen  Streits,  in  ben  er  oft  Iitterarif(^  ein« 
piff  (9RitgKeb  oer  SCborbnung  bes  Aurf.  3<><^^i^  on  fiuUber  1541,  abgeorbnet  }um 
!tno.  AotqU,  Xeiln^mer  an  Sen  Steligionsgef^ä^en  oon  9laumburg  1554,  9tfimberg  lo 
1555,  9laumburg  1661  unb  Dresben  1561)  oielfad^  oenoenbei  Son  £tbfi\i  aus, 
mo^  ibn  1543^er3og  SRori^  gerufen,  f^int  er  unter  ben  auf  bas  Slugsburger  3n« 
terim  folgenben  SBinen  DeutfAIanb  no(^  einmal  oerlaffen  unb  tm  Sluftrage  (Eranmers 
an  ben  ßturgffd^n  9(rbeiten  (rmoarbs  VI  (1549)  unb  an  t^I.  Dis|mtationen  }u  Dx* 
hirb  {18.flffni  1554)  fi^  beteiligt  ju  ^en  (biefe  Slnna^me  ge^  auf  eine  Semerhing» 
Des  an  ber  Oxf.  Disputation  beteiligten  ^rolocutors  Dr.  9Befton  jurOd,  ogl.  Sermons 
of  Bishop  Latimer,  ed.  Corrie,  Parkers'  Soc.  Publication).  —  §ier  in  fiei^^ig, 
beikn  Unto.'9{e&orat  i^m  jmeimal  (1555  u.  1561)  fibertragen  mürbe,  fanb  er  na$ 
ru^elofen  9Banberungen  fflr  bieSxige  bes  SIters  9{u9e,  aber  ni(^t  ^rieben ;  amlT.SRär] 
1565  ftarb  er.  40 

3n  berXreue  gegen  feinen  £e^rer  SRelanc^tbon.  befjen  feinfinnige  Sbt  ben  anbers« 
gearteten  6(^en  pUj  in  ben  Sann  feiner  ^erpnliAfett  gef(^Iagen,  ^t  er  auif  burd^ 
oie  3^  ^  6(^ma(^  unb  Verbitterung  bebarrt.  9Bie  jener  ben  caloinifd^n  9(uf* 
fangen  bes  (Eoangeliums  jugeneigt  unb  im  |Dnergi[tif(^en  Streite  auf  (georg  SRaiors 
Seite  tretenb^  ^tte  er  fic^  gegen  ben  folgenben  Sturmlosbru^  mit  feinem  SRetJter«« 
na(^  beiben  Seiten  ju  oerteibigen.  Diefe  f^maidenbe  Haltung  oer^inberte  bie  glfidli^e 
SnqaBuna  feiner  natfirlidben  Saben.  ^roge  3^^^^^  ^^  85^6^  Slufgaben  oerlangen 
«mje  SRSnner.  Selbft  SRelan^on  bellagt  fi$  mieberbolt  über  feine  oft  unbered^n* 
bare  unb  mfberffiruAsoone  HxL  So  lange  er  auf  ^imijmem  Soben  unter  feinen  Solb« 
genoffen  ftanb,  jeigt  er  Alarbeit  unb  3jjat!raft ;  bie  ÜRfi^fale  bes  9BanberIebens,  bie  m 
bem  lanoflflqtmen  9Ranne  oen  grrteben  uno  ben  $alt  ber  Seg^aftigleit  oerfagten, 
baben  feinen  wxm  unfid^r  gemad^t  unb  feinem  fiebensmerle  ben  na(^^Itigen  uno 
fi^em  Srfola  miggönnt  O^ne  Saterlanb  unb  ^eimat,  jmijd^n  DeutfAbnb  unb 
Sc^ottbmb  ^tn  unb  ^  manbemb,  unoerftanben  bort  mie  ^ier,  bietet  er  bas  Silb  eines 
^eoIooHd^  reformatonMen  ftosmopoliten.  66 

Stmabe,  bag  31.  iex  (JfamUie  bes  Doctor  irrefragabUis  unb  Sehers  bes 
Xqutnoten,  Suezanber  gales,  anae^ört,  ge^t  auf  eine  oon  feinem  ^anegQriier  Z^t  Z|o« 
nuiftus  —  fibrigens  o^ne  (6twaqt  —  geäußerte  SAmeid^Iei  junuf. 

Sie  so^eid^en,  oon  ibm  ^interlaffenen  S^riften  bemegen  (id^  auf  bem  esegel, 
bogmot.  unb  poIemi|d^n  Smete.    I.  In  aliquot  Psalmos,   fietpjig  1550,  1596  ff. ;  m 

nttH^mM^tUp^hU  fttr  X^cologic  unb  Stit^,    s.  «.  l.  22 


338  Sleflttd  fOcsaitker  n. 

De  utilitate  psalmorum  (ogl.  baju  bas  in  fieipjtg  1542  getetufte  De  autore  et 
U8U  psalmorum);  In  evang.  Johannis,  Sofel  1^;  In  omnes  epist.  S.  Pauli 
libri  XIV;  Disput,  in  Paiüum  ad  Romanos,  Sefa».  1553;  Expos.  I  e^^st.  ad 
Tim.  et  ad  Titum,   unb:    Posterioris  ad  Tim.,   fieipj.  1550  u.  51.  —  II.  De 

6  scripturis  legendis  in  lingua  materna,  Sei))].  1553 ;  Ad  Scotorum  regem 
contra  episcopos,  Sttagburg  1542  (gegen  bas  6if(^9fl.  Setfeot  bes  Sibelkfens); 
Ck)ntra  calumnias  Coohlaei,  fie{))3{g  1551 ;  Resp.  ad  Jacobum  V.  regem,  fiei)^. 
1554  (in  betfelben  Qaäft) ;  ogl.  am  bie  im  Zest  genannten  Stflde.—  III.  Ißolemifd^ 
SBerfe:  A.  gegen  Me  T5fnif(^e  fttcd^e:  Liber  de  Schismate,    fieip}.  1540;    De  au- 

lotoritate  verbi  dei  (gegen  Sif^  StotesleQ  oon  £onbon),  6hahb.  1542;  De  missa 
ac  ooena  domini;  Resp.  adv.  R.  Tappenim  de  missa,  fieqq.  1565;  Resp.  ad 
XXXII  Lovanianosartioulos,  Seifig.  1559;  Pro  Scotorum  ooncordia,  £ei|^  1544 
(oerFAieben  oon  Cohortatio. . .  ad  pietatis  concordlam  ineundam,  Seip3.1569). — 
B.  ote  inneifnroteftantif^n  Strettfcooen  betr.:  De  Justificatione  contra  Osiandrum 

16  (ift  unter  oerf^iebenen  anbem  Xitein  gebrudt),  SBittenberg  1552 ;  Sei)^.  1553,  56, 
62  K.;  Contra  Mich.  Servetum  Disput,  tres,  fieifq.  1559;  Asserüo  dootr.  cath. 
de  Trinitate  ady.  Valent.  Gtentilem,  £eif^.  1569;  Disput,  de  perpetuo  ecel. 
consensu,  fieipj.  1553;  De  restituendis  scholis,  fieim.  1541;  Catechismus  Chri- 
stianus,  £etp3.  1559.  —    Die  oorfte^enben  Xitel  finb  abgelünt  ber  £ifte  Soles  in 

20  be|^n  Scriptorum  Brit.  Centuria  XIY  entnommen;  eine  ausf&^Ii^eie  Sngobe  ber 
OriginaliDene  9.$  ift  Don  31.  X.  ^get  in  Biograph.  Dictionary  of  the  Society 
for  the  Diffusion  of  üseful  Knowledge  abgebrudt  (unter  „SDefiuf"). 

9lttbolf  »ttbbettfleg. 

SUeCOllbfr  L,  $ap]t.    Dncheene,  Le  h'ber  pontijficalis,  1.  fdb,  Paris  1836,  G.XCIsq. 
26  unb B.  54;  Jaff^l.JBb.  6.5*,  ^ungmann,  DissertatiotaeB  selectae  inhistoriam  eccles.,  i.lBb 
Stegendburg  1880,  @.  134  ff.;   2\m9,  S)ie  ({^ronologie  ber  römifd^en  tBifi^Bfe,  IHel  1869 
€.167  ff.;  idangen,  @kfc^.  ber  röm.  ftird^e  m  fieo  L,  8onnl881,  @.  100. 

SDezanber  loar  romifd^er  Sifc^of  im  Seginn  bes  joeiten  3^4unberte.  (Es  ISgt 
HA  mit  Sic^er^it  oon  i|m  nur  fagen,  bag  er  iex  9Ia^Iger  bes  (EDoreji,  ber  Sorginger 

80  Xfftus'  I.  UHir  (Iren.  adv.  omn.  haer.  ni,  3,  3  &  432,  ed.  Stieren).  Z>a|^  er, 
loie  ber  lib.  pontific.  unb  bie  acta  Alexandri  (AS  Mai  I  6. 371),  Ie|iere  mit  oiel 
fagenboften  ms|(^mfldungen,  berieten,  mit  joet  (Befi^en  (Eoentius  unb  Z^eobulus 
Den  {Dlart^rertob  erlitt  unb  on  ber  via  Nomentana  begraben  oKtrb,  ift  ni^  xxfdfyc^ 
fAeinlic^.    (Es  Meint  oielme^   eine   fp&tere  3benttfi}terung   bes  Sifc^fs  mtt   einem 

36  giei^namigen  SRort^rer  oorjulieoen.  Denn  bie  Slusorobungen,  u)el^e  an  ber  oon  bem 
über  pontificalis  bejei^neten  Stelle,  am  7.  3ReilenRein  ber  via  Nomentana,  oor« 
aenommen  lourben,  ^en  yoat  jur  Sntbedung  eines  Srud^ftiUfs  einer  3n[i$rtft  auf  ben 
ÜJlärt^rer  SHexanber  geführt;  aoer  in  berfeioen  loirb  er  ni^t  als  Sif^f  beseu^net 
(.  .  ET    ALEXANDRO   DELICATVS  VOTO   POSUIT    DEDICANTE    AEPI- 

40  SCOPO  VRS.  de  Rossi  Inscr.  Christ.  1.  35b.  S.  VII).  (Ebenfo  fe^Ü  bie  Sejei^* 
nung  als  93if(^of  im  [og.  Martyrologium  Hieronymianum;  Silezanber  roirb  ^ier 
nic^t  einmal  an  erfter  Stelle,  fonbem  nac^  (Eoentius  genannt  (AS  Nov.  II  S.  54). 
3Ran  wich  bemnac^  ben  SRart^rer  unb  ben  Stf^f  }u  unterf(^eiben  ^aben.  Das  ^^ 
ber  Slmtsübemo^me  bes  lebteren  mirb  oerfc^ieben  angegeben.  (Eufebius  nennt  in  feiner 

45  (E^ronil  bas  3a^r  103  (ed.  Sd^öne  2.  Sb  S.  165),  in  feiner  5tirc^nge|^id^e  (IV,  1  S.  136) 
b.3- 108»  ^  Catalogus  Liberianus  (Duchesne  S.  3)  b.3- 109;  ebenjo  oerf^ieben 
finb  bie  mgaben  fiber  bas  :^a^r  feines  Xobes  (114  bie  (E^ronü.  bes  (Eufeb.,  116  ber 
liberianifd^  Aatalog,  117  bte  acta  Alexandri,  118  bie  Air^engrfAiAte  bes  Sufeb. 
(IV,  4  S.  138).  {«•  SipW  t)  «««*• 

Go  «legOMber  IL,  ?P ap f  1 1061—1073.  —  Jaff6  1.  «b  @.  566 ff. ;  ©attcri*,  Pontificum 
Bomanorum  vitae,  1.  $dt>,  i^eipjig  1862,  @.  235  ff. ;  Liber  pontificalis,  ed.  DudieBDe,  2.9b, 
$ari$1892,  @.245;  mVi,  ^enjod  ^oneo^ricud  auf  ^inrid)  IV.  mit  befonberer  SHüctTt^t  auf 
ben  mrd)enftTett  tt.^II.  unb  {)onoriud  IL ,  ^arbura  1863;  Q^iefebre<^t,  ^ie  Rir^enflHiItung 
na4  bem  Zoht  ^itoian^  IL  im  Vtn^.  ^u  {einer  Sdirtft  Annal.  Altah.,  IBerltn  1841 ;  Sinbncr 

65  in  ben  gb®,  6.  «b  6.  515ff.;  ©iefebrec^t.  ®ef(^ic^tc  b.  beutf(^cn  ^aiferjeit,  3.  ob,  3.  «ufl., 
»raunft^ttj.  1869,  S. 70  ff.;  »ojmann,  2)ie  ^olitif  ber  'JJäpftc,  2. S3b,  dlberfelb  1869,  ©.  291  ff.; 
^IRartend,  ^ie  IBefetnng  be»  ^pftUd^en  @tu^Ied  unter  ben  l^aifem  ^einrtc^IIL  unb  ^ein» 
ric^IV.,  5rciburgL»r.l886,  6. 118 ff.;  u. 9tanfe,  •©eltgefc^id^te,  7. 21. ,  ßei^  1386, 6. 218  ff.; 


mccattber  II.  339 

V^lungmann,  DuscrtatioDos  selectae  in  hieftoriam  codeaasticain,  t  IV,  SKegendburg  1884, 
8.  242 ff.;  Seo^bai^T,  UniMrfolgefd).  ber  fat^olifc^  Shr^e,  14.  fSb,  bcarMtet  üon  2:€nfi, 
^R&nfier  1886,  @.  585ff.;  Sangen, «»ef «tickte  ber  Tömtfc^n  ftir«^  iM>n  9HtoIau9 1  bi^Oregot  VU., 
$omi  1892,  @.  532 ff.  ;  ^e^er  Don  finonau,  3$.  bed  beutfc^n  9lel(^d  unter  ^inricjb  IV., 
1.  Sb,  SeU)aig  1890.  ®.  218  ff.;  ^aud,  m  ^eutf^Ionbd,  3.  fßh,  Seipaig  1396,  @.  703  ff.;  5 
Se^T,  SoTunterfuc^ngen  ^u  einer  ®ef4f(4te  ITIa^anbeti^  II,  Straj^.  1887;  &gl.  bie  ®.237,  u 
genannten  fßerfe  oon  Bald)  3.224,  Son)eT  6.  Sb  1765  ®.458:  Qhregoroüiud  4.  ^  4.9(uf(. 
1890  ®.  126  ff. ;  o.  9lettmont  2  0b  6.  358  ff. ;  ^efe(e  4.  »b  6.  851  ff. 

SCIeimber  II.,  na^  feinem  (Setartemamen  Snfetm,  wax  aus  Saggio  bei  SRailonb 
gebfiitig;  feine  gontilie  ge^Scte  bem  SRdianber  Xbel  an  (Bonizo  ad  am.  6  6.  594).  lo 
£r  trat  fcfi^itia  in  ben  bottigen  Alerus  ein  unb  golt  ate  in  geiftlid^i  nnb  meltlic^ 
SBiflenf^  gku^   beannibert  (ibid.).     Vb    lOM   bie   patcnenifd^   Semegung   in 
SRauanb  begann,  f^int  fi^  bec  bun^  feine  Seiebfdmleit  eifiHu{p:eid^e  Stain  i^  an« 
orfAIoffen  jn  ^n  (Benzo  ad  Heinr.  VII,  2  MO  SS.  XI    @.  672).    Det  Srs* 
Mfqof   SBibo    entfernte  i^,   inbem   er  i^n   an   ben  j^of  fanbte   (fionbnlf,  Hist.  i» 
Mediol.  m,  5  MO  SS  VIII  6.  76).  fiier  ouMe  er  ^inri^  III.  }n  be^^en  unb 
biefet  fibeitr^  i^m  im  3a^  1057  bas  Siftum  fiucca  (ibid. ;  Benzo  ad  Heinr.  II,  2 
6.  613}.    WM  Sifd^of  nmr  et  jioeimal,  1057  unb  1059,   im  pipf^Men  Auftrag  in 
Staiknb  t^g,  bo»  erftemal  nmn  ^ilbebranb,  bas  jiDeitemal  neben  $eter  Damiani : 
er  ift  einer  ber  Ur^dber  bes  Sfinbniffes  jvif Aen  ber  Aurie  nnb  ber  $ataria  (Arnnll  ao 
Bist.  Mediol.  HI.  14  6.  20,  Smtiid  6   @.  502,   $Mer  Damiani,  Acta  Medfol. 
MSL  145  e.  89  ff.).   9lQä)  bem  Zobe  StOoIotts'  II.  (27.  [ober  29.]  3uli  1061)  be« 
Htmmte  an  j^ilbebranb  }um  ^N^;   ^  tmirbe  am  30.  S^ember  1061  ge^ablt  unb 
fofort  in^ronifiert.    Dies  Soroe^en  nmr  eine  offenhinbige  aSede^ung  ber  Meqte  bes 
JtSnios,  mMft  bo^  felbft  bo6  ^aptoa^ehet  9moknt9'  II.  oon  1059  ooAe^tten  ^atte.  25 
3n  13eutfAIoib  bodte  f^on  bie  Keuorbnuna  ber  ^apttoxibl  grobe  (Erbitterung  bmor* 

tfL_  i>ta^  000  Mige  Sorge^n  ber  Iturie  otme  [te  noqf  ge^ig^    Km  jur 

Uui 


SHeianbers  Steuung  ju  ne^en,  berief  bie  jtattertn  tbnes  ab  Kegenttn  eine 
mminng  geiftli^  nnb  »emi<l§er  Großen  mS^  äafel;  ^ier  loorb  ber  oon  bem 
)^ä^rben  ^itm^IV.,  ab  bem  rSmif^en  ^atridus,  befignierie  (Eobalut  oon^armaan 
otn  lomwirbif^n  unb  beutf^  Sif^ofen  unter  bem  Stamen  ^oncnrius  II.  ab  9ta^* 
folger  ^[ktri  am  28.  Oüober  1061  ausgerufen.  Sifm  botte  biefer  im  Srfi^r  1062 
m  einem  blutigen  itam;yf  oor  ben  SRouem  9loms  bie  ^n^ger  feines  Gegners  Aber* 
omnben,  ab  (Dotfrieb  ber  Sörtige  oon  £ot^ringen  erfc^ien  unb  beiben  ^fimkn  gebot, 
bie  inriefpiUtige  SBa^I  $einri4  IV.  jur  Seautad^ng  oorjulegen  unb  M  bb  3»  dttd'  36 
f^lming  ein  {eber  in  [ein  Sistum  lurfi^ujte^n.  wij  einer  Deutf(^«itaIienMen  69nobe 
Im  £^ber  1062  |u  Siugsburg  brod^te  es  Hnno  oon  ilSIn,  ber  im  9Iorii  oor^  ber 
ftaifierin  i^ren  Qofyn  unb  bie  Sleic^regenlf^aft  entriffen  bdte ,  ba^,  bog  fein  9leffe 
Surc^orb  oon  ^olberftobt  no^  9lom  gefanbt  oorb,  um  im  Xufirog  bes  5tBnigs  ju  unter« 
ftt^,  ob  Slexonbers  (Erbebung  te^oMg  gevefen  fei ;  in  bbfem  gfall  follte  jie  oor«  40 
Hhffig  onerlonnt,  bie  enogiltige  (Entf^etoung  ober  einer  neuen  Smtobe  oorbe^iten 
»erben.  Surt^orb  entf(^ieb  für  Xlexonber,  bn  nun  im  Seginn  bes  t^o^es  1063  no^ 
9lom  gurfidk^rte.  9Iuf  einer  Sonobe,  bie  er  no^  OJtem  1063  in  Stom  |ielt,  be« 
Iqjte  er  ^onorius  mit  bem  tlnat^emo.  Diefer  mUf  niqt:  er  ^ielt  eine  (5egen^nobe 
fiit  ^ßormo  unb  oer^ngte  bos  glei^  Urtetl  über  SHexonber.  Dann  |og  er  gegen  46 
Korn ;  es  gelong  ibm,  fii^  ber  (Engebburg  ju  bemä^tigen.  Die  (EntUeibung  bes 
Streites  folue  etne  ffir  ^fingften  1064  na^  Stontuo  berufene,  beutf^itoIientfAe  SQuobe 
bringen,  ^onorius.  ber  unterbes,  oon  feinen  Sln^öngem  oerloffen,  aus  ber  (Engebburg 
botte  fugten  milffen,  meigerte  fi^  in  9Rantua  ju  erfd^inen.  ba  niAt  i^m,  fonbem 
xOejumber  II.  ber  Sorfi^  suerlonnt  rxxa,  £e^rer  Q)uftte  bie  oon  Slnno  gegen  i^n  so 
ansgefp(od|enen  Stdlogen  teus  ju  n)iberlegen  tetb  abjulelnen,  fo  bog  bie  S^nobe  ibm 
ob  bm  re(|tmS|igen  ^ßap\t  ^u&igte  unb  ben  Sonn  Aber  Cobolus  ausbrad^  (31.  SRoi 
1064).  ZroMem  gob  ^onorius  II.  feine  SlnfinrOäe  auf  ben  Stul^l  ^etn  bb  ju  feinem 
Xobe  (1072)  nii^t  ouf,  oboo^I  fi^Iiegli^  feine  maAt  nur  auf  bos  Sbtum  Sarmo  be« 
(Arfinft  mar.  S^on  mS^enb  bes  6trettes  ^e  Sllesanber  bie  Regierung  ber  obenb«  66 
Ulnbffd^  itircbe  in  bie  $anb  genommen  (ogl  feine  (Erlaffe  mä)  Stanbinooien,  Jatt6 
4471— 4474,  Ibalmatien  4477,  granlrei(^  4481  f.,  4516—4519,  4525).  9ta$  ber 
Sbmtuoner  Snnobe  trat  er  aum  DeutfAIonb  gegenfiber  je  ISnaer  ie  me^  ab  ^errfc^er 
ber  Atsd^  auf.  Vnno  oon  Aoln  mar  burd^  Sie  Serbienfte,  m  er  M  um  feine  Xner« 
fennnng  enoorben  (otte,  ni^t  oor  ben   fc|roffften  9RagregeIn  gef^ü^t:   Oftem  1068  «0 


340  Ultffitthtt  n.  SUcsanbcr  III* 

lieg  er  i^n,  toeil  er  auf  einer  IReife  na^  IRom  mit  bem  gebannten  (Eabalus  in  9lei(^s^ 
angelegetmeiten  oerle^  ^tte,  erft  bann  oor  fi^,  als  er  barfuß  unb  im  SilftergeiDanb 
bie  popftltAe  Serjei^un^  erfleht  ^atte.  3^^^  o^re  fpöter  mugte  er  oor  oer  Öfter« 
f9nooe  erfqeinen,  um  ftc^  oon  bem  i^m  }ur  Saft  aelegten  SJerbreAen  ber  Simonie  3u 

&  reinigen.  Um  bem  gleid^en  (grunbe  mumn  Sigfrio  oon  äRainj,  ^ermann  Don  Sam^ 
bera  unbSBemer  oonStra^urg  oor  biefelbe  SQUobe  aelaben.  mii)  Jt5nig$einrid^IV. 
muRte  erfahren,  bag  SÜezanb^  feine  SRfidfi^t  auf  i^n  ju  nehmen  geioiut  loar.  3m 
3ct9re  1069  betrieb  er  bie  Sd^eibung  oon  feiner  (gatttn  Ser^a;  boq  im  9lamen  bes 
^opftes  bebro^te  i^n  auf  bem  iRei^stog  ju  grtanifurt  im  Oftooer  1069  ^etrus  Domiani 

10  mit  oen  fc^merften  Ain|ienftrafen  utd)  na^m  il^m  alle  Slusfi^t  auf  bie  Aai|erfrone,  es 
fei  benn,  bah  er  fofort  oon  bem  $Iane  ber  (Ebefc^eibuua  abfte^e.  Sa^Ii^  u^iAti^er 
TDQXf  bag  au]  ber  SQnobe  oon  SRainj  (1071)  oer  oon  mm  mtt  IRing  unb  Stab  m« 
oeftterte  SifAof  Aarl  oon  ftonftanj,  gebr&ngt  bunl^  ben  ^(afl\lt  feine  SBfirbe  in  bie 
ginbe  bes  Königs  jurfidgab ,  meil  er  fie  hmif  Simonie  gemonnen  boben  follte.    9us 

16  bemfelben  (5runl)e  ju^ang  Sllezanber  1072  ben  oom  jtdnme  eingefe^ten  9Ibt  Kobert 
oon  9teid^nau  jum  gleimen  Stritt  (Enbli^  na^m  ^einriq  ben  Aampf  auf.  Sc^n 
im  3^^  1069  ^atte  SUezanber  ben  oom  S&nxat  jum  (Erjbifd^of  oon  ajlaibnb  er< 
nannten  Subbialon  (Sottfrieb  als   einen  Simoniften   oerurteilt;  fpfiter  ^e  er  bie 


1072  oon  (Erlembalb,  bem  gffi^er  ber  ^atoria,  getroffene  (gegenum^I  bes  Sttto  out« 
ge^igen.  geinric^  ionnte  auf  bie  SRa^t  Aber  SRailano  unmdgli^  oerjiAten;  er  lieg 
oes^Ib  bem  oon  t^m  befteülen  CEr3bif(^of  1073  bur(^  bie  mailfinbtfc^en  Suffragane  ju 


9boara  bie  9Bei^e  erteilen.  Die  SInttbort  oon  feiten  bes  $ap|tes  ioiir  ein  ^annMl 
ber  1073  hvci  oor  bem  Xobe  Sllexanbers  bie  IonigIi(^en  9{äte  traf,  ba  fie  ben  ildnig 
oon  ber  (Bemeinf^oft  ber  Air^e  ju  trennen  fugten.    Den  Aampf,  ber  bamit  eröffnet 

26  uKur.  b(^  STIexonbers  !Rtt(|foIger,  (Bregor VII.,  ju  filmen.  SBie  ju  I)eutf^Ianb,  fo  ftellte 
fi^  Suesanber  auc^  ju  ben  fibrigen  europaifoen  9lattonen :  ben  itdnig  Qmtn  oon  IDone* 
mar!  forberte  er  auf,  bem  römif^en  Stu^I  bie  f(^ulbige  SIbgabe  ju  entri^ten,  ita 
tarnen^  ut  non  sicut  oblatio  super  altare  ponatur,  sed  tarn  sibi  quam  suooes- 
soribus  suis  praesentialiter  offeratur  (Jaff^  4495).  Sine  ä^nli^  Sno^nung  eraing 

30  an  SBil^elm  oen  (Eroberer  (4757).  ^nbererfeits  ermunterte  er  bie  beutebtftigen 
normanmf^en  iRitter  im  Silben  unb  Slorben  Suropos  ju  i^ren  (Eroberungsjfigen :  bort 
fanbte  er  ben  unter  bem  Grafen  9{oger  lümpfenben  Sparen  eine  geu)e^te  gr<^ne 
jum  jtompf  gegen  bie  Saracenen  Sidliens  p  (Oaufr.  Malat.  Hist.  Sicul.  II,  33 
Muratori  Scr.  V  S.  569),  ^ier  geuHinn  SBiU^elm  ber  Eroberer  unter  bem  popftH(^en 

86  Sanner  (Englanb  (WUh.  Malm.  Oesta  reg.  An^l.  III,  238  S.  410  ed.  Hardy). 
Diefem  vxa  er  bann  au(^  be^ilfliA,  feine  gerrfc^  im  erob^en  £anbe  }u  befestigen, 
inbem  er  feine  fieaaten  amoies,  9lormannen  auf  oie  bif^Bflic^en  Stfible  ju  bnngen; 
auf  ben  ei^if^dfu^en  Stu^I  oon  (Eanterburq  lourbe  1070  ber  fie^rer  filexanbers 
unb  oertrautefte  Slatgeber  9ßil^elms,  fianfranc  oon  See,  erhoben  (f.  vlta  Lanfr.  12 

40  unb  24  MSL  150  S.  40  unb  48  f.),  bem  als  bem  ^rimas  oon  (Englanb  auf 
ber  SQUobe  oon  9Bin(^efter  (1072)  auA  ber  Srsbifc^of  oon  ^orl  untergeorbnet 
mürbe  ^Mansi  XX  S.  19).  Sem  ganjes  Selbftgeffl^I  trug  Sllesanber  $pipp  I.  oon 
gftanhetA  gegenfiber  5ur  SAau,  wtnn  er  i^m  fc^rieb:  (£r  möge  femer  bie  p5pfttt(^en 
Delrete  oen  ftanones  gleic^a^ten  (Jaff^  4525).    3n  f(^roffftem  Gegenfo^  ju  biefem 

46^nf^ru(^  auf  ^errf^aft  fte^  bie  SRaAtlofigleit  bes  ^apftes  gegenüber  ben  ileinen 
Sapttanen*C5ef($eAtem  9{oms,  bie  i^n  bis  ju  feinem  Xobe  3U  einem  erfolgbfen  ilompfe 
nbtigten.    (Er  ftarb  am  21.  SlprU  1073.  (9i.  sm^^  t)  ««»<<• 

aicsattber  m.  ^oppi  1159— 1181.  —  3aff^,  2.  »b  ®.  145  ff.  unb  761:  »attcrl«, 
Pontificum  Bomanorum  vitae,  2.  Sb,  Seip).  1862  @.  377;  liber  pontificalls  ea.  Duchesne 

GO  2.  »b,  $arid  1892,  @.  281,  397.  —  9»iig,  St.  gfriebric^  I.  im  $ampf  gegen  tllqranber  III.. 
©tutto.  1838;  0.  Kaumer,  ©cfc^icj^te  ber  C^oftenftaufcn,  2.«b  4.«ufl.,  Scipi.  1871;  de  eher- 
ner, Hifitoire  de  la  lutte  des  papes  et  des  empereurs  de  la  maison  de  8oaabe,  1.  W> 
2.  tlufL,  $arid  1858;  Deuter,  (»efc^tc^te  me^anberö  IH.  unb  ber  ^rc^e  fetner  Seit,  3  »be 
2.  aup.  ßeipj.  1860 ff.;  $ruj,  Äaifcr  5ricbri(ö  L,  3  »be,  3)aniig  1871-1874;  ®icfebre(ftt 

66(Skf(^i^te  ber  beutfd^en  i^aiferieit,  5.  fßb,  ^raunfcj^meta  1885;  Stibbetf,  ^iebrid^  I.  unb  bie 
«ömifc^e  Äuric  1157-1159,  Seipj.  1881;  berf.,  S)cr  Xraftat  über  bie  ^apftroo^l  öon  1159 
in  ben  Sb(S^,  25.  IBb  ®.  354;  Wolfram,  grriebri^  I.  unb  bal»  ^ormfer  C^oncorbat,  "Starb. 
1883;  9leefe,  $ie  ftaatdrec^tU^e  ©teUuno  ber  S3if(^öfe  »urgunbd  unb  Stalienl»  unter  ftaifer 
^ebrid^  L,  Q^öttingen  1885;  ©tbdl,  ^olitifc^  Stellung  ber  9iepublil  Senebig  ju  Sriebric^  L, 

60  Vllejranber  HI.  u.  b.  Sombarbenbunbe,  tremfter  1884;  ^eteri»,  Unterfu^ungen  3.  (^f(b.  beö 


Skcattker  DL  341 

JVricben«  Don  $enebi(),  ^aniioöcr  1879;  fiötocnfclb,  ^ic  ^oi^tn  bcö  ffricbcnö  tton  SScttcbig, 
Sb(S^  25.  Ob  e.  449;  t).  ^flugN^orttung ,  ^te  »er^etgunodalte  Don  9[nagni,  ^&,  23.  »b 
6.  208ff.:  «e^r,  3)cr  »ertrog  üon  «Lnagni  S««,  13.  ©b  @.  75 ff.;  ©dicffcr-SBoitJorft,  Stai\ti 
Jriebtif^^d  I.  legtet  Streit  mit  berihtrie.  Berlin  1866;  %vttn,  (S^efd^idite  bed  englifd^en  ^olled, 
beutj(6  von  ftirc^ner,  1.  9b,  Serlin  1889,  8.  124 ff.;  ilourtual,  Qö^mend  %ntei(  an  ben  h 
tftmpfen  gfricbrld^»  I.  In  3talicn,  aJlünftcr  1866;  3)ic  (S.  237,14  angeführten  Scrfc  Don 
«alcft  ®.  258,  »ott)cr  7.  «b  1768  ®.  283,  ®rcgoroDiu«  4.  »b,  4.?IufI.  ©.532,  D.mciimont 
2.  »b  6. 449  ff.,  ^fele  5.  »b  6.  571  ff.,  fiangcn  6.  439  ff.  —  3)eni|[e,  a)ic  Sentcnjcn  fTbÄ- 
larb«  unb  bie  ^arbeitungen  feiner  Geologie,  9tS^  1.  S3b  @.  434  ff. ;  ®ietl,  ^ie  Sentenzen 
dio(aitbd,  nod^matö  ^apfted  9ilqcanhtx  III.,  gfreiburg  1891.  lo 

9loIcnb  Sanbrnellus,  aus  6tena  gebürtig,  loor  eine  3^it  long  SRagifter  in  Sologna. 
Ws  foIAer  oerfagte  er  einen  ilonmentar  jum  Decretum  Gratiani  na(^  ber  ^ouco« 
pdeos,  DOS  Stroma  ober  bie  Summa  Magistri  Rolandi  {^.  äRoagen:  ^ucqKiIea, 
ein  Seiiiag  jur  fiitteraturgef(^{c^te  bes  lanonif^en  9{e^t5  i.  SR.,  9ßien  1859;  ^.  Xl^aner : 
Die  Summa  Magistri  Rolandi,  Snnsbrud  1874.)  Son  (Eugen  III.  iDurbe  er  c.  1150 15 
no^  9lom  ge}open  unb  junt  jtorbinalbialon  bei  61  (Eosnuts  unb  Damionus,  ff^er 

Sm  ftarbinalpnefter  bei  6t.  SRarcus  gemalt  9(u0  biefer  3tH  ftamnten  böd^ft  mdfyc' 
dnli^  feine  6enten3en,  benn  er  bric^  in  benfelben  ab  (Blieb  ber  rSmiMen  Risüft 
(6. 35).  Die  (Brunblaaen  berfelben  biO)ete  bie  Theologia  9Ib8I(a:bs  (f.  b.  31. 6. 20, 10) ; 
aui^  bte  SRei^be  biefes  X^eologen  nKir  ni^t  ol^e  Sinfluft  auf  Stolanb.  3n  Sejugao 
auf  ben  fie^e^lt  bogegen  folgte  er  ni^t  in  ollen  6tfl(kn  bent  SRagifter  Petrus. 
Seit  1158  belleibete  Slolanb  bas  3Imt  eines  popftli^en  itanjiers  unb  galt  jur  3^it 
^ateions  IV.,  beffen  erfter  9{atgeber  er  umr^  als  bie  6eele  ih  antisiaiferli^en  Partei 
unier  ben  ftarbin&Ien,  bie  einer  engen  Serbmbung  bes  rOmif^n  6tu^Is  mit  SBil^Int 
oon  6icUien  bas  9Bort  rebete.  6einer  orimipiellen  C5egnerf^aft  mag  \iif  eine  tiefe  25 
perfSnlU^e  Verbitterung  gegen  Aaifer  9ri^ri($  I.  feit  bem  SugenbIM  pinjugefent  ^aben, 
ba  biefer  i^  auf  bem  Keic^stag  ju  Sefangon  1057  ben  fibelften  (Enqyfang  bereitete, 
oeil  er  ab  pSpftliAer  fiegot  bas  oon  {^m  ilberbrac^te  6^reiben  $abrians  IV.  oertrat, 
loelc^  bie  loqerli^e  SBfiroe  ab  ein  päpftlid^  beneficium  bejei^nete.  Sb  ^abrian  IV. 
am  1.  6ept  1159  ftarb,  fielen  bei  ber  am  7.  oorgenommenen  9Ba^I  bie  Sota  aller») 
ftoibiniie  mit  fiusna^me  oon  breien,  naä)  anberer  Sngabe  oon  neun  auf  9loIanb. 
Son  ber  Oppofition  n)urbe  ber  Iaijerli(^  gefinnte  jtorbinalpriejter  Oftaoian  gen>ä^lt. 
Seibe,  9loIanb  ab  Sllesanber  III.,  Oltaoian  ab  Siltor  IV ..  erhoben  3Infpru(^  auf  ben 
6tii(I  ^Mri.  (SRori^  mtr)tt:  Die  SBo^I  SHes.  III.  unb  Sitt  IV..  (BStHngen  1871.) 
Sksonber  mürbe  oon  [einen  Sln^ngem  am  20.  Sept.  in  flxmpfyi,  einem  untergeganae«  85 
nen  6t5btcben  am  gfuRe  bes  Soblergebirgs,  lonfefriert  uno  gefrönt;  bie  ftonebotton 
Sittors  fdnb  am  4.  Ott.  in  ($<nfa  ftott.  gfnebric^  I.,  oon  oom^ein  für  Sittot  IV., 
ber  ab  Jtobinal  ftets  bemfi^  gen)e|en  mar,  ein  mdglid^ft  gutes  (Einoeme^en  jmif^n 
bem  ^apft  unb  bem  9{ei(^  ^erjuftellen,  gfinftig  geftimmt,  f^rieb  nun  ab  Sogt  ber  Airi^e 
jur  6^Iu^tung  bes  SBabIftretts  ein  itonjit  nacp  Saoia  aus.  $ier  mürbe,  mie  ju  er*  40 
mortetL  bie  SBo^I  Ottaotans  am  11.  gfebr.  1160  beftStigt  unb  am  13.  Ober  Slesanber, 
ber  fid$  oirf^ber  oon  einem  itaifer  berufenen  Airc^enoerfammlung  ju  erf(^einen  geweigert 
§atte,  ab  9{ei(^inb  unb  64tsmatiler  ber  Sann  ausgefinro^en.  6eine  3Intmort  toar, 
bag  er  am  24.  9Rto  1160  oon  3Inagni  aus  ben  Aaifer  eatlommuni^ierte,  unb  aüe^bie 
t^  ben  Zreueib  geletftet  Rotten,  oon  bemfelben  entbanb ;  Sittor  mar  |(^on  am  27.  Sept.  45 
1159  exiommunijiert  morben.  SIber  biefe  SRaftregel  Jtanb  in  feinem  Servitute  ju 
[einer  SRoc^  unb  m  feinem  Slnfe^n.  3^^  erflSrten  ]i^  auf  ber  6nnobe  ju  Xouteufe 
tm  Ottober  1160  bie  ildnige  unb  ber  Spijfopat  oon  (£nglanb  unb  ytontttiä)  für  Jbn, 
unb  folgten  ihrem  Sorgang  bie  fleineren  fiänber  6panien,  3rlanb,  Slonoegen.  Slber 
er  oermo^  fi^  in  3talien  niAt  px  galten :  (Enbe  1161  mugte  er  9{om,  im  uRfirj  1162  go 
Stalten  oerlanen  unb  ab  bilfefuc^enber  glü^Hng  grtanfrei(^  auffu(^en.  Sieüei^t  ^e 
btt  »oitten  ^apfttum  unb  itatfertum  neu  ausgebro^ene  Streit  fein  (Enbe  gefunben,  ab  am 
20.  Xpril  1164  Siftor  IV.  in  fiucca  ftarb,  memt  ni(^  ber  gemaltige  9{einalb  oon  Daffel, 
Srjbif^  oon  ildln,  ben  ber  Aaifer  ab  feinen  Stelloertreter  nam  3talien  aefanbt,  fo« 
fon  o^ne  faiferli(^en  3Iuftrag  unb  o^ne  alle  Sea^tung  ber  fanon{f(^en  SBo^lformen  ben  66 
Sif^of  9Bibo  oon  (SJrema  unter  bem  9lamen  $afd^alb  III.  ab  ben  jmeiten  (gegenpapft 
au^efwnt  bfttte.  Huf  bem  ju  ^fingften  1165  m  9Bfir5burg  abgebaltenen  9{ei^tag 
fibormte  ^teinalb,  oon  bem  (Sebanfen  einer  beutf^en,  00m  Aoifer  obQ&ngigen  9lational< 
firAe  befeett,  grriebri^  I.  unb  jtoang  mit  biefem  bie  miberftrebenoen  (^rften  unb  Sif^Sfe 
JU  bem  {eben  9lfi^ug  abf^neibenben  (Eibe :   niemab  Suezanber  III.  ober  einen  oon  eo 


342  W^itttor  m« 


beffen  Partei  getDö^lten  $ap|t  ansuerlentten,  bagegen  mit  allen  SRttteln  ^Malis  III. 

SunterfUtten  (MO  Gonst.  Imper.  I  6.  814  ff.  9x.  223  ff. ;  3.  gUkr,  Sletttalb  mm 
affel,  itöln  1860).    9In  SteUe  bes  Slesonbet  mtbonoenben  fbMAtl\%  Jtoiirob  oon 
9Rann  entannte  SftietoU^  ben  loiferlic^  gefinnfen  (E^tian  oon  Sucl.    tlui^  ftonrab 

5  oon  Saljburg  nmioe,  ba  er  on  fOexonbet  f eftpielt.  aus  feiner  Siöcefe  oettrieben«  geinri^ 
oon  Snglanb  fehlen  geneigt,  fi^  oon  ^lesanber  los}u{agen.  SHIein  tro^  biefer  Sugei^n 
SInftrengung  oon  feiten  bes  9lt\ä)§  amonn  SQesanoer  III.  immer  großes  Snje^en. 
3m  ^äbjt  1166  oerlieg  er  SftanIreicD;  am  23.  Stooember  bnnte  er  es  loagen,  mimt 
in  9{om  (einen  (Einjug  m  galten,    um  i^  oon  bort  au  oertreiben  unb  Saf^ts  auf 

10  ben  6tu^I  $etri  ju  legen,  unternahm  ber  Aaifer  im  9loo.  1166  einen  3ug  über  bie 
Sdpen;  im6ommer  bes  nä^en  3opes  festen  er  fein  ^iel  errei^  pi  ^oben:  6.^eter 
wm  erftärmt,  ^AotMalis  am  29.  3uli  1167  eingefen;  ber,  oon  ben  airffiSt^(^n 
9l3mem  mit  ber  Stuslieferung  bebro^  SUexanber  hkfyt  feine  Kettung  in  ber  gfui^t 
Son  ber  ftoI}en  $9^  biefer  Xriump^  |n)angen  ben  Roifer  6^^  fite  (SifM  bis 

u  f4Iie^Ii<^  3um  na&iebtgften  (Entoegenbmmen  raf^  <uif  einonber  folgenbe  ^acle  6<I^Iage 
^ero^ufteigen:  (Eine  taufenbe  ^iner  ^eger  ^inraffenbe  Seft  —  i^  enag  axtä)  ber 
geiftige  gfffi^er  ber  hiferliqen  O)}pofition ,  9leinalb  oon  !Da|fel  —  irid  ibn  oon  ben 
SRouem  9loms  unb  gur  9lfldk|r  m  bie  ^imat;  bie  angefe^nften  lomborbmen  Stibte 
traten  am  1.  De}.  1167  m  einem  Sunb  gegen  i^ren  (arten  SebrSder  9aiAüSi  at* 

M  fammen  unb  fanoen  bolb  uren  ^roteftor  an  SQesanber  III. ,  bem  ju  (Sfyotn  fie  Ufu 
neuerbaute  geftung  Weffonoria  nannten  (3.  SJoigt,  (b^iäftt  bes  SombcoAtn  *  Bunbes 
unb  feines  Aompfes  mit  Bfttebriil  I. ,  Aontgsberg  1818 ;  Cesare  Vifinati,  Storia  di- 
plomatica  della  lega  Lombarda,  Uli.  1869) ;  bann  entriß  i^  ber  Zob  am  20.  Qti/t 
1166  ^afd^Iis  UI.  unb  bamit  bos  3iel  unb  SBexlEieug  femer  ^ISne.    (Es  ijt  gmeifel' 

n  baft ,  ob  bie  römifd^en  tlnbinMr  gnebri^,  ^"^^^^EJ^*  ^^^  ^^^  Sefe^I  a^iuoarten, 
in  ber  ^erfon  bes  jUrrbinalbif^rfs  3o^nn  ^^  Xloano,  einen  neuen  ffiegenpopfi  — 
er  nannte  fU^  dalbd  III.  —  auffteUten,  bte  VbMitn  bes  burd^  alle  nribrigen  (Eretgniffe 
ber  teilten  ^foifyct  m  Susfb^ung  geftimmten  Aaifers  trafen,  ftaum  fünf  9Ronate  nä^ 
ber  (Eäebuna  (Ealuds  ni.  maren  oergangen,  fo  fianb  griebri^  in  Unier^nblungen  mit 

•oSIezanber,  ote  a\kAirm  nur  ]u  einer  erfolglofen  ß^fammetdunft  feiner  (Bejanbten 
mit  bem  $apft  in  bem  Sttbt^n  Seroli  ffibnen.  9M^  einmal  griff  er  gu  ben  SBoffen 
gegen  ben  $aoft  unb  ben  mit  i^.  mie  vUexanber  meinte,  auf  aimSft  Singebung  |ur 
Serteibigung  oer  6tabte «  unb  jtm^enfrei^it  oereiniaten  fiombarbenbunb ;  boqi  bte 
blutioe  ^la^t  oon  Segnano  am  29.  9Rai  1176  entfc^ieb  in  fo  genxiltiger  SBeife  gegen 

M  ben  ftaifer,  bag  er  fi^  ju  ben  grSMen  3ugeftänbniflen  feinem  päpftli^en  (Begner  geoen« 
fiber  oerft^n  mugte.  Dte  im  Oltober  1176  in  Stnaani  junS^ft  mit  SOes.  III.  alkin 
begonnenen  Ser^nblungen  mürben  attf  bem  itongreg  ju  Senebig  ni^  ilo%  mit 
biefem,  fonbem  mä)  mit  ben  6tabten,  äBiI^elm  II.  oon  Sicilien  unb  bem  Jtaifer  oon 
ftonftantinopel,  bie  beibe  fiA  ju  ben  (Begnem  gfnebriAs  gef^Iagen,  am  1.  9ug.  1177 

40  3um  Slbttlug  gebraut,  (^efete:  griebricb  Sarb.  unb  9Ies.  III.  ju  Senebig,  tn  Xflb— 
uartalf^riftr  o^tgang  1862,  geft  3.)  Dte  ßouptpunite  bes  gfriebens  -  Sertrags  finb^ 
folgenbe:  1.  Dominus  Imperator  F.  Bleut  dominum  papam  A.  in  catholicum  et=: 
umversalem  papam  reoepit,  Ita  ei  debitam  reverentiam  exhibebit  .  .  .  Suoces^ 
Boribus  quoque  suis  catholioe  intrantibus  eandem  reverentiam  exhibebit.    2.  Efl 

a  reddet  dominus  Imperator  veram  paoem  tarn  domino  pape  Alezandro ,  quanc^ 
Omnibus  successoribus  suis  et  toti  Romanae  eoclesiae.  3.  Onmem  vero  pos  - 
sesionem  et  tenementum  sive  pref ecture  sive  alterius  rel,  quam  Romana  ecde— 
sia  habuit  et  ipse  abstulit  per  se  vel  per  alios,  bona  fide  restituet  ei  9alY<7 
omni  iure  imperii.    Ecclesia  quoque  Romana  omnem  possessionem  ^   tene- 

(Omentum  quod  ei  abstulit  per  se  vel  per  alios,  bona  fide  ei  restituet  salyo 
omni  iure  Romane  ecolesie.  6.  Preterea  dominus  Imperator  et  dominus  papa 
ad  honorem  et  iura  ecdesie  et  imperii  conservanda  se  vidssim  iuvabunt. 
13.  Ei  autem  qui  dicitur  Calixtus  una  abbatia  dabitur.  IUI  autem  qui  dioe- 
bantur  eins  cardinales  redibunt  ad  loca  que  primo  habuerant,  niai  ea  aponte 

66  vel  iuditio  dimiserant,  et  in  ordinibus  quos  ante  scisma  percepenint  reUn- 
quentur.  22.  Dominus  autem  papa  et  omnes  cardinales  sicut  receperunt 
dominum  imperatorem  F.  in  Romanorum  et  catholicum  imperatorem,  ite  reci- 
pient  B.  felicem  uxorem  eins  in  catholicam  et  Romanorum  imperatrioem ,  ita 
tamen  quod  ipsa  coronetur  a  domino  papa  A.  vel  a  legato  ipsius  (MG  Const. 

,eo  imp.  I  S.  362  ff.). 


Wtiünitt  DL  343 

Stnen  lux^  arö^eren  Üiiump^,  oIs  über  ben  ftaifer  trug  Sllexanber  III.  über  ^ein« 
riA  II.  ooit  (Enguino  baoon;  btefen,  ber  [d^n   im  ^erb(t  1160  SKeianbei  III.  ab 
Obei^ti|it  bec  engHMen  Aird^  onerlanttt  j[|.  o),  unb  iuh^  im  Slug.  1162  burc^  fein 
entf^iebenes  (Eingießen  eine  ffir  i^  gefol^id^  Serbinbung  gfriebri^s  I.  mit  fiiiboig  VII. 
oon  gmnfrei^  oei^inbert  ^e,  finben  mix  feit  1163  in  einen  oon  3<^  ^  3<4t  xoafy  5 
lenben  Streit  mit  ber  ftiirie  oenoidelt.    !Der  (&runb  lag  in  bem  Sioieipalt  jioifAen 
bem  jttnig  unb  l^fymas  Stdtt,  bem  (Er}bif^  Don  (Eonterburq  (f.  b.  91.).  Sergeblid^ 
forberte  ^inri^  II.  bie  Slmtsentfe^ung   bes  Srjbif^ls;   burq  bie  SBeigerung  bes 
Sapftes  oeirfinft  lieg  er  ]i^  in  Unter^nblungen  mit  gnebric^  I.  ein,  f^idte  fogar  eine 
(9e^btf(94iift  auf  ben  Slet^toa  ju  SBfir^urg  (1165),  um  (ier  bie  oeitgebenben  Sline  10 
Kainalbe  oon  !DaffeI  ^u  unter|ti^|en.    aber  enbliA  geioann  bo^  bie  wkqi  oor  Sann 
unb  3iiierbtltf  oomit  ber  ^apft  bro^,  ilber  ade  9ta^I&ne  bie  Obe^nb ;  t»  lam  ju 
einer  nenn  au^  nur  fc^einboren  Sbu^^nung.  SIber  bie  (Ermorbung  Sedets  am  29.  Dq. 
1170  3err%  ben  Sieben.    SUexanber  mdU  fUb  an,  ben  an  bem  englij^n  Sorlami^fer 
ber  finUiqen  gfteiJ^it  begangenen  SRorb  mit  Samt  unb  3nterbät  )u  (trafen.    Um  i^n  15 
oerfibnltf^  ju  flimmen.  mujjte  .geinri^  II.  am  27.  Sefrt.  1172  in  oer  Aat^ebrale 
oon  Tloroni^  oor  ben  fiegaten  einen  Keinigungseib  leiften  unb  einen  Jlreuüug  ge« 
loben,  äbetbies  f^or  er:  IllicitaB  oonsuetudmee,  quas  temporibus  meia  in  tota 
terra  mea  introduxi  (bie  Dellaration  oon  (narenbon  f.  b.9.  Btdtt),  penitus  oasso 
et  ex  hoc  nunc  observari  prohibeo.    AppeUationes  vero  ad  Apostolicam  sedem  so 
de  caetero  libere  iieri  permittam  et  in  hoc  neminem  prohibebo.  Praeterea  ego 
et  maior  filiua  meus  rex  iuramus,  quod  a  domno  Al^candro  Papa  et  eins  ca- 
tholicifl  sucoesBoribus  reoipiemus  et  tenebimus  regnum  Angliaey  et  noa  et  nostri 
sacoesooree  in  perpetuum  non  r^utabimus  nos  Angliae  reges  veros,  donec 
ipsi  nos  catholioos  regea  tenuerint  (äBotteri^  II  6.  419  ff.).    3^^,  um  bie  Sluf « 26 
regung,  bie  bas  gaiue  englif^  Soll  infolge  jener  (ßenmlttbat  ergriffen,  ju  befd^iq« 
tigen,  entf(^Io6  er  fi^  am  12.  3ttli  1174  borpaupt  unb  barfug  huxS)  bie  Stragenoon 
<£anterbun  3ur  Aoqebrale  ju  pilgern,  fiA  bort  oon  ben  araoefenben  Sifd^5fen,  9bten 
unb  80  SRbndkn  ben  9{fl(fen  mit  9luten  ftrei(^en  jui  lajfen  unb  eine  gange  9laAt  am 
abtdbt  [eines  gf^inbes  auf  ben  Anieen  ju  lieaen.  SluA  oer  A9nig  SBU^dm  oon  6(bott<  10 
lanb  erfuhr  ben  gaiuen  3i>ni  SDezanbers,  ab  er  naq  bem  !tooe  bes  Sif^fs  Sticporb 
iion  6.  9nbremi  (1179)  bem  00m  ftcqntel  enoäblten  3o^nn  bie  Seftfiitigung  oer* 
loemerte  unb  feinen  Aaplan  ßugo  auf  ben  biMbfli^n  Sfai^I  fe^te.    ^ea^anber  III. 
Dei^&ngte,  na^  oergeblicben  Slü^orberungen ,  ben  re^tmftgig  geoa^Iten  Sif^of  ni^t 
Kiiger  an  ber  Sefi^erareming  feiner  9{e^e  ju  oer^inbem,   bur^  ferne  £^aten  1181  ss 
'btn  Sonn  fiber  ben  Aöniig  unb  bas  3nterbift  fiber  ba9  gange  fianb:  fteili$  oermoAte 
er  bobun^  SBi^elm  ni^t  }u  belegen,  oon  ber  oon  i^m  aetroffenen  Verfügung  }u  lolkn 
(Oeeta  Heinrid  II.  3. 1180  6. 250  ff.  ed.  Stubbs).    j^a^egen  erfreute  fiA  neben  VU 
'       I.  oon  Portugal  ber  00m  ^apfte  bie  Seftfitigung  fetner  Arone  unb  bie  SlnoMirt* 
auf  bie,  ben  9Kauren  no(^  ju  entreigenben  Gebiete  erhielt  (3o|f^  13420),  ins*  40 
fonbere  fiubtoig  VII.  oon  9ranbei(^  ber  gangen  ®unft  ülesanbers  in.;  er  ^otte  fi^ 
aujf  biejelbe  ein  geviffes  Slnrec^t  enoorben,  inoem  er  bem  flfld^tigen  ^|^ft  tn  Sens 
nid^  Nog  Hufed^alt  gem^te,  fonbem  au^  i^m  mit  Jamt  feiner  Aurie  bie  leic^fte 
Unterftfiliutm  angebei^n  liejs.    SOs  ein  3^i^^n  feines  I)anles  oere^  ber  6^ii|Itna 
feinem  Sef^fijjer  bie  ^en^eipe  golbene  9{ofe,  bie  ^o^te  (E^engabe,  fiber  bie  ber  6tubl  46 
Setri  oerffigt    Siellet^t  noA  un^eilooller  als  bie  minbf&aft  bes  ißapftes  gegen  bte 
JOerxf&er  smrbe  ffir  bie  ^rifttic^  9BeIt  bie  greunbf^  Weianbers  mit  £uboig  VU.; 
benn  Ie||terer  nxtr  es,  ber  1177  ben  ®ebanlen  9{atmunbs  V.  oon  Xouloufe,  gegen  bie 
Aat^ater  im  ffibli^n  gfranfreiA  einen  ftreu^ug  ju  eröffnen,  mit  ber  ausoebriA^ 
Sqmpat^ie  aufnahm  unb  benfeloen  gur  Segutamtung  bem  ^[tapfte  oorlegte.  9Bte  Sueian*  50 
ber  banioer  backte,  erfe^  loir  aus  bem  27.  Kanon  ber  fiateran-Sonobe  00m  3^^^^ 
1179;   ber  ^ßapft  begnfigte  fi^  nid^t.  fiber  bie  AoUbarer  ben  gflu^  oer  Rir^  aus^* 
fpceAen,  fonitm  er  prberte  bie  CE^riften  auf,  bie  SBaffen  gegen  fie  m  erqreifen  unb 
oei^ieft  aUen,  bie  bem  Stufe  folgen  lofirben,  einen  gmetiä^r^en  Sta^IoB  an  il^er  Suge. 
Diefe^nobe,  eröffnet  am  5.,  gef^Ioffen  am  19.  ober  22.  URarg  1179  (tttten  bei  Mansi  66 
22.  Sb  6.  210)  fönte  ber  C^ften^eit  bas  ^apfttum  in  feinem  oollen  (Slang  geigen, 
ber  SßaM  mar  umgeben  oon  800  Stf^öfen  unb  mieber  in  ben  fo  fd^mergli(^  entbehrten 
Sem  Koms  gefegt.    Die  loi^gfte  Sejtimmung,  bie  getroffen  lourbe,  galt  ber  ^ßopft« 
loapf:  bog  allein  oie  Aarbinöie  als  nmqlbere^tigt  erfc^inen,  oon  bem  nieberen  Klerus 
unb  ber  rdmifd^n  fiaienf^aft  ni^t  me^r  bie  9ieoe  ift  unb  bes  latferlid^n  Seftatigungs«  ^ 


344  «nccmtker  HI.  SIcciitibcY  IV. 

rechtes  ni^t  toeitet  gebac^  loirb,  ent|tnrQ(^  ben  Set^ttniffen :  Si  inter  cardinales  de 
substituendo  summo  pontifice  non  potuerit  concordia  plena  esse  et  duabns 
partibus  oonoordantibus  tertia  pars  noluerit  conoordare,  aut  si  alium  prae- 
sumpserit  ordinäre,   ille  Romanus  pontifex  habeatur,  qui  a  duobus  partibus 

o  fuerit  electus  et  receptus,  si  a  paucioribus  aliquis,  quam  a  duabus  partibus 
fuerit  electus,  nisi  maior  concordia  intercesserit,  nuUatenus  assumatur  (can.  1). 
Die  (Silt{g!eit  ber  SBo^I  amtbe  alfo  oon  einet  3n^{t^^Im<ii<nr{ifit  ob^ng^  gema(|t 
(anbets,  ober  unin9ali(^  Sangen  6.  540.  Sgl.  3<>^^If  ^t^  ^ftSKi^Ien  k.,  (B3t* 
tingen  1871,  S.  63  ff.,  S.  118,  S.  143 ff.  unb  S.  152 ff.;   O.  awcenj,  ipqjftiDa^I 

10  unb  jtaifertum,  Serlin  1874,  6.  104—112.)  Salb  na(^bent  VIesanbec  bie  Sakxan^ 
S^nobe  ge[(^Ioffen,  n9tigte  ^n  bie  rOntif Ae  Slqmblü  bie  Stobt  3u  oerlalfen  unb  ins 
(Exil  px  ge^en.  9uA  bei  SWl  in  ber  Sabina  bequemte  fi^  ni^  jui  tlneriennung 
äQesanbets,  fonbem  ftellte,  na(^bem  CCalixt  III.  am  29.  9ttg.  1178  formli^  auf  ben 
Stu^I  $etri  oeijif^  batte,  am  29.  6e{rt.  einen  neuen  (Begenpapft  auf .  bec  m  3nno« 

15  cen3  III.  nannk,  SBoqI  gelang  es  Xlesanber,  biefen  but^  Sefteil^ung  bes  tliri^as  in 
feine  (Senmlt  3U  bringen ,  aber  in  bie  SRauent  wms  ourbe  er  bis  ju  feinem  ^be 
nid^t  oieber  aufaenommen.  (Er  ftarb  in  (Eioila  (Eaftellana  am  30.  Slug.  1181.  Selbft 
ben  Xoten  oetfplgte  ber  ftab  ber  9l3met;  ab  man  i|n  in  bem  fiatetan  beifel|en  oollte, 
enqyfing  bas  SoH  ben  @<nfg  mit  SenDfinf(^ungen  unb  Steinmiirfen. 

20  S^Pfftl  t  (ftttff). 

Wcgauber  IV.,  ^apft  1254—1261.  —  ^etU^a^  2.  »b  6.  1286  ff.;  ?offe,  Ana- 
lecta  Vaticana,  Snn^bruct  1878  ®.  1  ff.;  8.  120 ff.;  ftaltenbrunner,  mnd\^  <5tubien,  in 
ben  mt  bed  Snftitittd  für  öfterreid^ift^e  O^ef^i^töforf^ung,  5.  9b  @.  213  ff.;  2)ietamp, 
3ttm  paf)ftL  Urhmbentoefen  oon  ^Iqconber  IV.  bid  Sodann  XXIL,  ibid.  4.  8b  @.  497  ff.; 

25$enifle,  ^ie  pft^ftlid^en  9iegi{ierbfinbe  bed  13.  Sabr^unbertd,  im  «fifi®,  2.  8b  @.  16  f., 
€.78 ff.;  Disard,  Laaerie  des  registreB pontificaux  du  XIII«  ai^de,  $arid  1886;  t>.  9f[ugl' 
^arttung,  Iter  Italicom,  Stuttg.  1883,  fle^e  ben  index  Dominum;  Sötoenfelb,  $apftbuEen 
in  b.  fgl.  8ibl.  ^u  Serlin,  im  9m  11.  8b  ®.  611  ff. ;  (Sngelmann,  2)er  7in\pxvid^  ber  ^ft^fte 
auf  (Konfirmation  unb  ?M>^robation  (1077— 1379),  8re«I.  1886,  6.  53  ff.:  ogL  bie  6.237,14 

30  genannten  ®er!e  Don  8o»er  8.  8b  1770  @.  106;  ©reaoroüiu»  5.  8b  (3.  Äufl.)  6.  291  ff.; 
».  9}eumont  2.  8b  @.  547  ff.;  Reffte  6.  8b  @.  11  ff.;  Sau,  3).  Untergang  ber  ßo^flaufen, 
Hamburg  1856;  de  Cherrier,  Histoire  de  la  lutteaespapes  et  des  emperauFBae  lamaisoii 
de  Souabe  2.u.3.8b  (2.9uf(.)  farid  1858;  fioren|,  ^eutfd^e  Q^ef^i^te  im  13.  u.  14.  3§r^. 
1.  8b,  föien  1863;  Sd^irrmac^r,  S)ie  legten  ^o^enfiaufen,  Oldttingen  1871. 

85  9{ainalb,  als  Sapft  Slesanber  IV.,  ftammte  aus  bem  (Bef^Ie^te  ber  (Brofen  oon 
6egni,  bem  au^  Snnoceiq  III.  unb  ffirraor  IX.  ange^Srten.  Der  le^e  uxir  fein 
Ooeim:  er  erbob  i^n  1227  jum  Aaibinal'Diafon  unb  1231  jum  AarbinatSifAof  oon 
0|tia  (^ott^ft  6.  1286).  SIIs  ftarbinal  fAeint  fi^  9{einalb  ni(^t  ab  ausgeftiro^ 
antiteiferli^  ge||eigt  ju  ^aben;   benn  Aaifer  8friebn(^  n.  f^reibt  in  ben  Sauren  1233 

40  unb  1242  an  tfin  ate  feinen  „geliebten"  ober  „ebnofirbigen  (Jfreunb".    (Er  mirb  als  ein 
freunbli(^,  o)09lbeleibter,  fiterer,  aber  etnms  be^ränlter  $en  gefc^ilbeit  (Salimbene, 
Parmens.  chron.  3.  1233,  Mon.hist.  ad  prov.  Parm.  pert.  Parma  1857  6.232; 
Matth.  Paris,  Chron.  maior.  ed.  Luard  5.  ^b,  fionbon  1880,  6. 472).  Sla^  bem  Zobe-= 
3nno(en3  IV.  am  13.  Dej.  1524  mürbe  er  in  9leapel  oon  ben  itarbinSkn  jum  9hic^^ 

45  folger  b«sjelben  enod^lt ;  nun  folgte  er  ganjli^  bec  oon  feinen  Soraftngem  eifmefc^Iaae«» 
ntn  ^olitil.  itonrab  IV.  ^atte  auf  bem  Xotenbette  feinen  smeiifibrtaen  60^  itonrobtn^ 
ben  Srben  bes  ^enogtums  Sc^nmben,  bes  jerufalemifd^n  unb  )icili|^en  jtbnigreu^, 
bec  oormunbf^^oftlic^en  Cbbut  oer  itirqe  anoectraut,  in  ber  9Reinung,  bamit  feinen  un« 
oerfbnlfal^en  (Stgner,  bas  ^apfttum,  in  einen  gemaltigen  SeMfi^er  feines  Jlinbes  jir 

50  manbeln.  9Bie  Snuocenj  IV.  flbemo^m  Slesanber  IV.  bie  SSormunbft^  Aber  fton* 
rabin  mit  gISnsenben  ^^N^^*  ^^  2^-  3<^n- 12^^  oerfjnrai^  er,  bie  9teqte  besfelben 
ni^t  bl^  oor  {eber  Serle^ung  ju  f(^fi^en,  [onbem  i^m  in  3^^^  f^^  befonberes 
SBobboolfen  anoebei^n  ju  laffen.  I)oc^  ebeniomenig  mie  fein  Soraanger  umr  er  ge< 
mint,  biefe  Serore^unaen  ju  ^Iten ;   oenn  f(^on  am  4.  gfebr.  biefes  3<^^  forberte 

55  er  bte  J^^oSbifilQen  flSrooen  auf,  i^n  angeftammten  ^erjog  Aonrabin  ju  oerlajfen,  unb 
M  Slfons  oon  (Eaftilien  jujmoenben.  9im  25.  Wcci  estommuniderte  er  SRonfreb, 
oen  Oneim  ftonrcd^ins,  ber  es  flbemommen  batte,  bas  ildnigrei(^  Sidlien  für  fernen 
unmfinoigen  Keffen  gegen  alle  anbem  Sen^rber  ju  oerteibigen,  unb  am  9. 9^1  fi^Iog 
er  mit  bem  Vbgefdnbten  $einri(^s  III.  oon  (Enolanb  einen  Sertrag  ab,  in  bem  er  (Q^« 

eomunb,  einem  6o^e  bes  jlonigs,  bas  (Erbe  >tonrabins,   Sidlien  unb  Simulien,  als 


SDcKttttbet  IV.  346 

popftlic^  &^n  übertnig  ((Eb.  SBinfelmann,  bte  ^olittl  ber  ^äpfte  unb  Aonrabin,  in 
ber  Soli  SRondsfi^rift  1870,  neue  gfolge,  Sonb  I.  $.  5).  9luA  in  bie  angelegen« 
^iten  bes  beulf^n  9lei^  griff  Slesonbet  IV.  oielfa^  ein.  9us  im  Sommer  bes 
3ü^  1254  oon  eimelnen  ^firften  ber  $Ian  gefa^  lourbe,  9BiI^Im  oon  ^ollanb, 
bem  päpftli(^en  SAü^ling  auf  bem  beutf(^en  Tfftont  Ottolar  Don  SBö^men  entg<^en  ju  6 
Ftellen,  oerbot  bei  ^cif^i  am  28.  Xug.  1255  in  einem  6^reiben  ben  beutf^en  Prft^n, 
t^  an  ber  (Erhebung  eines  ildntes  ju  fiebseiten  SBiffielms  ju  beteiligen  (9.  Suffon, 
über  einen  $Ian  an  Stelle  9Bi^Ims  Don  gollanb  Ottolar  oon  S&^men  jum  r9mi> 
\äftn  ASni^  }u  era)a^Ien.  SBien,  1868)  unb  nac^  bem  am  28.  3on.  1256  erfolgten 
Xobe  ftSntg  SBilbelms  unterfaote  er  am  28.  3uli  ben  Crsbifc^dfen  ftonrab  oon  iloln,  lo 
C5er^b  oon  9Ratn3  unb  3Imo1b  oon  Sxier  ben  jungen  Äonrabin  auf  ben  S^ron  feiner 
Säter  5U  fe^en :  Qualiter  Fridericus  olim  Romanorum  Imperator  et  sui  progeni- 
tores  et  posteri  erga  matrem  ecclesiam  se  gesserint,  .  .  patens  est  et  cogni- 
tum  toto  orbi  ...  In  hoc  pravo  genere  patnim  in  filios  cum  sanguine  deri- 
vata  malitia  ...  Ex  quo  liquide  perpencü  potest,  .  .  quid  sperandum  sit  in  u 
futurum  de  illis;  .  .  vitanamque  ac  gesta  praedecessorum  perveraa  ac  horri- 
bilis  et  scelesta  eorum  memoria  quicquam  bonl  de  ipsorum  posteritate  credere 
vd  sperare  non  permittit.  3n  bem  ^ber,  ber  nun  um  bie  oeutf«^  Adniostrone 
anrifd^n  Xlfons  X.  oon  (Eapien,  einem  (Enlel  V^Iin»  oon  S^nmben,  uno  bem 
(Srofen  W^h  oon  QEormoallis .  bem  Sruber  ^einrid^s  III.  oon  (Englanb,  ausbra^,  so 
trat  ber  ^MK,  oon  beiben  um  bie  ftrbnung  gebeten ,  auf  bie  Seite  bes  lederen ;  in 
einem  S^tben  oom  80.  9lpril  1259  [teilte  er  i^  ni^  blog  bas  entf(^iebene  (Ein* 
treten  feiner  Seaattn  m  Deirtf^lanb  ffir  feine  Aanbibatur .  fonbem  au^  bie  laiferli^ 
ffifirbe  in  Susj^At  (9.  Suffon,  Die  3)ofKpeIn)a^I  bes  tmcts  1257,  SRAnfter  1866, 
S.  39  ff . ;  $.  SqrOer,  De  studiis  Anglicis  in  Regne  Sidliae  et  Alemanniae  adt*  as 
piBcendo  etc»,  Sonn.  Differt.  1867;  (f.  oon  ber  9b)ip,  (&^iMof  SBemer  oon  9Ratn3, 
(Sbttingen  1872  S.  16).  SBas  ben  ^ßapft  jur  ^arteina^e  für  9{i^b  Bemog,  mar 
bas  (Belb  bes  englifi&en  ildnigs,  bas  er  in  feinem  Aantpf  geoen  9Ranfreb  niät  tnt' 
m  tonnte.  3m  mouft  1258  ^atte  fi^  biefer  auf  ein  oieliet^  oon  i^  felbp  aus* 
engies  SeriUU,  meU^  feinen  Steffen  ftonrabin  tot  fagte,  in  ^ermo  ^um  Adnig  lo 
[iens  trdnen  laffen.  Salb  mürbe  er  in  SRittel*  unb  Ober  *  Stalten  als  Das  ^cauft 
ber  Gbibellinen  anerlanni  9laäbem  eine  oon  feiten  ber  Aurie  oerfud^te  Susfd^nung 
mit  Wanfreb  fi^  aerfc^Iagen,  unb  bie  blutige  S^Ia(^t  bei  9Rontaperto  (A.  Sqrt.  1260) 
bas  SoOmerl  bes  (5ueifentums,  31^>^n3»  3um  Xreuf^ur  gegen  ben  K9nig  Siciliens 
oenotiot  ^otte,  oe^note  Xlesanber  IV.  am  18.  9loo.  1260  Aber  ade,  bie  SRanfreb  mit  u 
not  ober  TJfcAj  Sffentli^  ober  insge^im  unterftfl^en,  bie  (EsfommunUation,  unb  beleote 
Siena  unb  Swenj.  fomie  alle  andren  Stfiote,  Aaftelle,  unb  Orte  unter  SRanfrebs 
^errMoft  mit  bem  Snterbift.  Das  mar  bie  Z^ot  eines  O^nmSc^tigen ,  ber  oergebli^ 
Me  Kdnige  oon  (Enalanb  unb  9lonoegen  ju  einem  ftreujsug  ge^n  ben  ^o^nftaufen 
aufgeforbert,  umfonft  jur  gfortfli^ng  bes  ftrieges  ben  je^nten  Zeil  bes  Sintommens  4o 
oon  bem  fronjofifc^n  Alerus  oerlangt  ^tte.  (Einen  ffir  ben  ^opft  glfldH^eren  Sbis* 
gang  no^m  ber  Aantfrf  gegen  ben  Si^iegerfo^  SMebrii^  n.,  C^ettno  ba  Slomano, 
ben  mit  ja^Hofen  SeroreAen  befledten  gfi^er  ber  (g^ibellinen  !Rorb«3tc^Ii^^-  Diefer, 
oon  3nnocen}  IV.  unb  Suexanber  IV.  gebannt,  oon  einem  pSpftli^n  Areuj^er  oer* 
geblic^  beiimpft,  erlag  enbli^  1259  berSRaAt  oerbfinbeter  gfürften  unb  StBbte  (Sl.Jlor*  46 
tfim:  (Befc^iAtlii^e  gforf(^ungen  auf  bem  (Beoiete  bes  SHtertums ,  9RitteIaIters  unb  ber 
Keuseit,  ^eibeOerg  1863.  S.  278 ff.:  (E^elino  ba  9lomano).  toä)  in  9tom  felbft  ae* 
loann  bie  ^[kirtei  uRanfrebs  immer  me^r  lunfe^en.  Seit  1252  unb  bann  mieber  feit 
1257  ftonb  als  Senator  an  ber  Spi^e  ber  rSmif^en  ftommune  ber  Sol^nefe  Sran* 
oileone  begli  3InbaI5 ,  ein  SDlann  oon  Zaient  unb  Araft ,  oorbem  ein  Parteigänger  so 
Sriebri^  IL  SRit  i^  ^e  SRanfreb  fd^on  oor  Slnna^me  bes  fidlifd^n  ftdnigstitels 
ein  Sfinbnis  jur  Stiebenoerfuna  ber  (gue^en  gefAIoffen;  infolgebeffen  oer^ngte  ber 
^[tapft  Aber  ben  rSmif^en  aRagiftrat  ben  Sann,  ^r  in  Kom  oerfagte  bie  Araft  bes 
Sonnes.  3mx  !am  es,  als  Srancaleone  im  X  1258  ftarb,  na^  oem  furjen  9{egi« 
mente  Cafteüanos  begli  Snbalö  jur  9Ba^I  guelftj^er  Senatoren;  allein  fürs  oor  feinem  ss 
Zobe  muj^  SHesanber  es  erleben,  bag  ein  Zeil  ber  9{5mer  feinen  oer^§ten  Coegner 
SRanfreb  jum  Senator  mahlte  (1261).  9Bie  furchtbar  3talien  unter  bem,  alle  fittti^en 
Ser|i&ttniffe  aufidfenben  Aampf  bes  ^apHtums  gegen  bie  ^o^enftaufen  litt,  bemeift  bas 
9tiftarden  ber  (Üflaaetlanten,  oie  i^er  Sersmeiffung  unb  Sugftimmung  au^  in  Kom 
1260  burd^  ^(^ffionen,  ^ebigten  unb  (Seigelungen  ^usbrud  gaben.  3n  fernen  leisten  eo 


846  «Iccuttber  IV.  tUccuttkcr  V. 

3ü^n  betrieb  Snex.  eifrig  einen  Äreugug  gegen  bie  Üortaren.  Kn  Äonjll  ju  »iterbo 
follie  am  6.  3uU  1261  jufammentreten,  um  übet  bk  IRfiftungen  Sefc^IiM  hi  foffen; 
ober  beotnr  bosfdbe  feinen  Slnfong  no^m ,  ftarb  Slezonber  IV.  am  25.  mal  1261  p 
SiteAo.  W.  3Mffe(  t  i^and). 

6  SIestllber  V.,  ?  a pf 1 1409—1410.  —  Vita  Alex.  V.  bei  Muratori,  Rerum  Italic,  acrip- 
tores,  3.  »b  2.  fibt.  1734  8.  842;  ^ietri<t  t)on  92ie^eim,  De  schismate  m,  51  ff.  6.  319 
ber  ttu^abe  oon  ({der,  ßeip^.  1890;  Platina,  De  vitis  pontificum  Romanor.,  ftoln  1600, 
@.  282|. ;  GiaooniuB,  Vitae  et  ras  gestae  pontif.  Boman.  rec.  ab  A.  Oldoino,  2.  fßb,  9iom 
1677,  @.  773:    Magxov  'Pn'tegtj   'loioQixai    Msihai,    6  "ElXfjv  fjdjrai  AXe^ardgo^  E,  9[t^en 

10  1881;  CreigtnoDy  A  history  of  the  papacy  duiing  the  period  of  the  reforraation,  1  ^b, 
Conbon  1852,  S.225f.;  $öfbr,  (öeft^Ufttc  bcr<pftpftc  feit  bcm^uSgong  bc«  Vt%  l.öb,  JJrci* 
btirgi886,  6. 146  ff.  Sgl.  bie  6. 237,1 4  genannten  3Bcrfc  Don  ©aldft  6.  332,  ©ower  9.  «b. 
1772  ©.  80,  ®regorotjiu«  6.  »b  @.  592  (2.  ^lufl.),  tt.  Sleumont  2.  ©b  ©.  1143,  $cfelc 
6.  fib  6.  1033;  aucj^  bie  fiitteratur  über  bie  @^nobe  uon  $ifa. 

15  $eter  Sbilorgt ,  ein  oemniiftet  ftnobe  aus  ftreta,  toorb  Don  mitleibigen  SRinoriten 
in  ihrem  Aloiter  aufmoaen.  3n  ben  Orben  feiner  äBoUi^ter  eingetreten,  moAk  er 
}tt  feiner  SusmQmng  Stei^n  bun^  Stalien,  QEnglonb  unb  gftanlrei(^  unb  fanb  in  ^axis 
ab  tr^i^er  fie^  unb  begabter  9{ebner  rfl^mli^e  Xnerfennuno.  Spater  finben  »ir 
&i,  einem  Rufe  bes   j^er^ogs  3<>^ann  C5aIea»o  Sisconti  foTgenb,   in  angefebener 

20  6teHung  am  moilonbifi^en  ^ofe.  Son  einer  KrqliAen  Sßfirbe  bun^  bie  (Bunft  {enes 
gfirften  raf^  iwc  anbem  forteilenb,  oarb  er  1402  (Ersbif^of  oon  SDlailonb.  3nnocen]  VII. 
eü^b  i^n  jum  ftorbina^nresb^ter.  (Er  ge^rte  su  ben  Aarbinälen,  bie  im  3-  1^08 
oon  ffireaor  XII.  abfielen,  um  bie  Seil^ng  it»  6(^ismas  ju  enmingen.  Vh  Se« 
ooIImSAttgter  ber  Aarbinile  ^at  er  i^n  im  ^erbft  1408  oor  bie  |5ifaner  SQUobe  ge< 

25  loben.  9la^  ber  Slbfefaung  (Sregors  XII.  unb  Senebifts  XIII.  n)urbe  er  om  26.  3uni 
1409  auf  Setreiben  oes  jtobinab  9alba[far  (Eojbi  einmütig  oon  ben  Aarbinolen  als 
Xlezanber  V.  geioip  unb  am  7.  3iili  geIrSnt  SBobl  botte  auä)  er,  loie  alle  auf  bem 
ftonjil  omoefenben  itarbinole,  eine  Ununbe  bes  Sn^alts  unterjeii^net,  oenn  einer 
oon  ibnen  jum  ^oM  zmSSß  sterbe,  |o  loolle  biefer  bas  gegemofirtige  Aonjil  fortfe^en 

90  unb,  foioeit  es  an  {9m  liege,  beffen  Kuflöfung  nvSft  e^  geftatten,  als  bis  Die  not« 
oeiMge,  oerftinbige  unb  genfigenbe  Keformdion  ber  ftirqle  an  ^aupt  unb  (Bliebem 
bunbaeffi^  n)äre.  SIber  na^bem  er  bie  papftli(^e  SBfirbe  erlangt  ^tte,  entliejj  er  am 
27. 3uli  1409  bie  itongilsooter  naif  ^aufe,  bamit  fie  in  i^n  Z)i9ce|en  Sorberatunaen 
fiber  bie  einer  9{eform  bebfirfHgen  ^untte  oeranftalteten.    X>mä)  bie  Slbfe^ung  ber 

85  beiben  $äpfte  unb  bie  SBa^I  SIesanbers  V.  u)urbe  bas  Schisma  niAt  beenbtgt;  benn 
Senebitt  XIII.  nmrbe  mi)  toie  oor  in  Spanien,  Portugal  unb  SAottlanb,  (greaor  XII. 
oon  9leapel,  Ungarn,  bem  rSmif^n  ildnig  9{upre^t  unb  einigen  beutfc^n  grüßten  an< 
erlannt,  n>^renb  [i^  ber  gröbere  !£eil  DeutfAIanbs  fomie  gftanlrei^  unb  (Engtanb  ffir 
SOesanber  V.  erllarten.    ^uA   ftanben   auf  feiten  bes  00m  Rot^H  geoKt^Iten  Ober« 

40  bitten  bie  SortSmpfer  ber  9{eform :  ein  309Ann  C5erfon  l^of).  SAioob,  Z^^annts  (Ser* 
foK,  äBflrsburg  1859,  6.  250)  unb  ein  $eter  oon  ^illt  (|.  b.  t.  6.  277, 50) ;  auc^ 
Dietri^  oon  9liebeim  fanb  fi^  alsbalb  an  feinem  $ofe  ein  (f.  S.  Sauerlanb,  !Das 
e^n  bes  DietriA  oon  9lie^im,  (gbttingen  1875.  6.  48  unb  (Erler,  t>.  0.  9L,  £p3. 
1887  €.  1881).  Wttyc  als  bie  IReform  na^m  filesanber  bie  (Eroberung  bes  Rir^nftoots  in 

45  SnfpruA :  9tom  unb  Umbrien  loaren  in  ber  (SeuKilt  bes  ftonigs  fiabislous  oon  9leaoeI, 
bes  SefAiU^  (Sregors  XII.  Um  feinen  SBiberftanb  in  breoen,  fpnul^  Sllesanber  ben 
Sann  floer  i^n  aus,  erfUrte  i^n  feiner  itrone  ffir  oerlujtig.  fibertrug  biefelbe  fiubmig  II. 
oon  fliriou  unb  fanbte  ein  oon  legerem  unb  bem  Aaroinal  (Eoffa  befehligtes  ^eer 
gegen  ^m.  £)bn)obl  biefer  3110  mtftgifidte,  gelana  es  in  ben  legten  Ziagen  bes  3)e« 

60  aember  1409  ben  Kn^ongem  Suesanom  in  ^om  bie  Ober^nb  ju  gewinnen.  Diejer 
[ebo^  na^  leinen  6il|  nic^t  in  9{om,  fonbem  in  Sologna.  äBo^reno  ber  furjen  3eit 
[eines  ^ontiftiats  nnir  er  etn  Spielball  in  ben  ^Snben  feiner  frfi^n  £)rbensMloer, 
Der  SRinoriten,  unb  bes  i^n  t^rannifierenben  Salbaffor  (Eoffa.  (Erftere  enoirlten  fi^  oon 
i^  eine  Suue  00m  12.  Oitober  1409,  in  n>el^er  bie  3um  S^ioben  ber  Seelforge 

55  o^fne^in  alhu  ausgebe^nten  9le(^te  ber  Settelorben  auf  ben  Sei^^tu^I  nic^  nur  be« 
ftitfot,  fonbem  in  einem  3Rafte  enoeitert  tourben,  bog  bie  3:^atigteit  bes  ^anamts 
odn%  kqm  gelegt  toarb.  Diefe  SuIIe  bro^e  SHexanber  V.  um  fein  ganjes  Hnfe^n 
in  gfronireic^  3U  bringen.  Die  UnioerfitSt  $aris  fagte  ben  Sef^lug,  bie  Settelorben, 
falls  [ie  ni^t  auf  bas  i^en  erieilte  ^rioileg  oerjiqteten,  oon  ben  £e^rftfl^Ien  unb  ben 


Wcgmibet  V.  •  SIcKtttkcr  VI«  347 

ftofijeln  ous3ttf(^Itegen,  unb  forbeite  —  (Serfon  on  ber  Spi^e  —  bte  3uiüdno^t  bec 
pjMilifben  Slnotbirnng.  Ws  bie  9ta^^  oon  biefem  entfAieoenen  Soige^  ber  ^orifer 
Umoetfittt  na^  9lom  gelangte,  lebte  Sleionber  nid^  meqr.  St  iDor  am  8.  SRai  lilO 
in  Sologna  geftorben.  QEin  attes,  loeitoerbrettetes,  ober  allec  SBo^rfil^inlti^t  no^ 
gninblofes  ®ecfiAt  befc^ulbigt  Solbaifar  bet  (Ermotbung  SHezonbets.  Die  mobente  6 
romiMe  (Bef^ic^^ibung  fiel^  in  Suesonber  V.  nur  einen  Segenpapft,  ber  bem  re^* 
mäßigen  ^ßiam  (öregor  xn.  oon  bem  iUegitimen  iUm;U  oon  $ifa  gcgenfibergeftellt 
tonrbe  (f.  ^ftor  S.  147  «nm.  2).  «.  3»e<pffer  t  («a««). 

tnqrnnbrr  VI,  $apft  1492—1503.  —  »uUen  im  Biülarinm  Rom.,  5.  $ßb,  3:urin 
1860,  (5.  353  ff.;  i^öiDettfelb,  ^^puQen  tn  ber  f.^ibliot^t  f^u^xlin,W!i  ii.  »b.  6.  615ff.;  lo 
PUtüia,  De  vitiB  pontific.  Bömaiior.,|löln  1600,  @.  355 ;  Ciaconiiis,  Vitae  et  res  gestoe  Bommor. 
pontific.  Boman.,  3.  ^b,  ^om  1677,  ®.  147;    Joh.  Borchardi  Argent.  dmrittm,  ^craud« 
geoeb.   uon  Xffua^nt,   2  9be   farid  1883  f.   vgl.  SOS   7.  Sb  1893  @.  387   unb  &  »b 
1894  6.  187;    6t.   Snfeffuta,  Diario  della  cittH  di  Booia,  ^raudgegeb.   Don  Xommaßni 
in  ben  Fonti  per  la  storia  dltalia,  5.  SBb,  9lom  1890 ;  Gervi,  Borgia  oasia  Alessandro  VI  16 
Papa  e  saoi  contemporaDei,  Xurin  1858;  t).  9lan!e,  ^ie  römif^en  $(lp|le  in  ben  testen 
üicr  3Q^T^nbertcn,  1.  ©b  6.  «ufl.,  ßeipj.  1874,  @.  .^2;  bcrfelbc,  ©efc^ld^te  ber  tomanifc^en 
unb    germonifc^    Si^Ifer,    2.  Ün^.,   Seipjig    1874,    6.  22;   ftaifer,  ^tt   biel))er(eumbete 
9lle|anber  VL,  «camSb.  1877;  !Rcmec,  ^apft  «leyanber  VI.,    Älagenfuft  1879;  C^Iement, 
Lea  Borgia,  hiat  au  ipope  Alexandre  VI.,   %ox\%  1882;  Leonetti,  Papa  AleaaaDdro  VI.,  20 
3  9be,  Sologna  1880;  Petrucelli  della  Gattiiia,  Hiatoire  diplom.  dea  awdayea,  l.eb,$ari« 
1864,  e.341;  ^gen,  S)ie  ^opfhoa^len  oon  1484  il1492.  Briden  1885;  bie  @.  237,  u  ge« 
nannten  fBerfe  oon  ®aI4  @.  366,  Oouier  9.  f&b  1772  @.  350,  (Bregorooiud  7. 8b  3.  ^ufL 
1880  ®.  299,    0.  Sieumont  3.  8b  @.  199,    ^efele  8.  8b    oon  ^ergenröt^er  1887  @.  300, 
9}o(rba4er  23.  8b  oon  JhiöpfleT  1883  S.  262 ff.;  $aftor,   ®ef4.  ber  $fipfte  feit  bem  9ud»  26 
gang  be«  VtfH  3.8b,  greib.  1895  @.  271  ff. ;  ^eibenl^eimer,  ^ic  Äomfp.  bed  ®ultan«  8ajajet^II. 
mit  «lejanber  VI.  8Ä«  1882  @.511;  6i^neibcT,  SDie  ürc^I.  u.  polit.WiTMomfeit  be^Segaten 
tKaimunb  ^eraubi,  ^aUe  1882 ;  Gottlob,  ^er  l^egat  9?aimunb  Veraubi,  ßtflor.  Sa^rb..  6. 8b 
®.  456  ff. :  Aknai,  Cesare  Boigia,  Smola  1878 ;  ^agen,  We^anbe r  VI.,  Gftfat  8otgia  u.  bie 
drmorbung   bei»  ^mogd   oon  8ifeIIi  Rl^  1886  8. 31 3 ff.;  fihregoroDiud,  Sucregia  Borgia,  ao 
2  8be,  a  ILufL.,  Stuttg.  1875. 

3u  ben  Steffen  (Ealizta  III.  ge^rte  Slobri^o  fiat»oI^  geboten  l  3.  1430  ober 
1431  3u  3Catioa  oei  Valencia.  (Er  mürbe  oon  Jetnem  O^tm  aboptiert  unb  babur^  in 
bie  Samilie  Soraia  aufgenommen  unb  mit  Sfrflnben  unb  SBflrben  flber||äirft:  1465 
mürbe  er  opoftoIi|qer  Slotar,  1456  Aarbinolbidon,  1457  Sijelanjler  ber  r5mif<9en  Iturie,  86 
fiberbies  erpielt  er  nai)  unb  na^  bie  Sistümer  Solenda,  $orto  unb  CEartogena  unb 
eine  gai^  9lei^  oon  Senefi^ien  befonbers  in  Sponien  unb  3talien.  Seine  Qinifltrfte 
moren  gerobeju  fflrftliA :  baa  SImt  bea  äJicdanjIers  [oII  fSbrlii^  unaefal^  8000  (Bolb< 
gulben,  bas  SBiatum  Valencia  16000  !DuIaten  einaetragen  Qoben.  &tne  SteKuna  be< 
nii^e  9lobrigo,  um  unermeßlich  9lei(^tümer  m  [ammeln  unb  biefe  bann  im  Dtenfte^o 
einer  uner|Stau^n  ^runlfuAt  [omie  einer  jfigeuofen  Sinnli^Ieit  m  oenoenben.  Cinen 
(ünbM  in  bos  ^rioatleben  biefes  jtorbinals  giebt  ein  (Bleiben  ^ms'  II.  00m  11. 3uni 
1460,  ber  il^  unter  anberem  oonoirft,  ju  Siena  an  einem  gfeft  teilgenommen  tu  ^aben, 
mtVfye»  rä^u  gu  betreiben  bie  6^am  oerbiete,  unb  i^n  aufa  |<9&rffte  tabelt,  meil  er 
noA  ni^  tramte,  aU  na^  jeglid^er  9lrt  oon  SBoHuft.  SRinbeftens  fieben,  möglich»  46 
meife  neun  Rinber  ((gregorootua .  fiucrejia  Sorgia,  1.  Sb  6.  19  unb  6.  127) 
iDoren  bem  ilarbinal  geboren  morben,  oon  benen  er  oier,  bie  ibm  feine  Sfaooritin, 
Sonoaa  (Eatanei,  ge^tdt:  ^mn,  CEäfdr,  3ofi^^  unb  £ucre|ia,  mtt  befonberer  fiide 
umfai^  9ta4  bem  xobe  Snnocens  VIII.  lam  am  ll.^uguft  1492  5tarbinal  Stobrigo, 
mie  ein  3^^^no|Te  mit  IRec^t Jagt.  ,,bur$  Simonie  unb  taujenb  Sfibereien  urib  SBer«  go 
ru^t^n''  {um  3ie(  feiner  äBilnt^e.  (£r  beftieg  als  SHezanber  VI.  ben  6tu^I  ^M. 
SDeianber  nntr  ein  ÜJlann  oon  " 
Meinung,  oon  ebenfo  grober 
Sordige  feiner  Statur  muroei 
^^qift  lebte  er  nfa^  anbera  mie  aU  Aorbina!.    Diefe  X^ta^^e  fte^  feft,  menn  aud^66 


oielea  ettoelne,  nma  bie  ^^itaenoffen  glaubten  unb  be^upteten.  befonbers  bie  Slut« 
Mbanbe  mit  fiuaegia  Sorgm,  jiA  als  Serleumbung  ermeift.  Sergeoli^  manbten  fi& 
Portugal  unb  Spanien,  oergeblic^  ber  ^rop^et  oon  Slorenj,  Saoonarola,  an  ben  ^ßopft 
mit  Sorftellungen  unb  Sitten,  feinen  $of  oon  (Srunb  aus  gu  reformieren.  (Erftere  be« 
ni^e  man  mit  Serfpre^ungen,  festerem  fu^te  man,  ala  er  ganj  3talien  g^en  bosüo 


M8  Wccattber  VI. 

^apfthtnt  oufrief,  burd^  ben  Sann  am  12.  3Rax  1497  ben  9Runb  m  [(^liegen.  (6.  b. 
9.  Sooonarola).  Keben  ber  Sefriebtoung  fetner  Jinnlt(^en  fieibenfq^  loar  Sllexanbers 
^ö(^|te6  Streben,  bie  glanjoolle  Verheiratung  fetner  5tinber  unb  bie  Slusftaitung  ber* 
felben  mit  (Jfürftentfimem ;  bo^  gelangte  er  ni^t  jum  3iü.    gut  feinen  äueften  So^n 

6  $ebro  Suis  enoarb  er  [Aon  als  ftarbinal  bas  fixinif^e  ^erjogtum  (Skmbia.  Sod^  ber 
^erjog  jtorb  in  {ungen  tjai^ren.  Sein  (Erbe  nmrbe  3uan  Sorgia.  SUexanber  belehnte  i^n 
1497  mtt  bem  ^erjogtum  Seneoent  famt  Xenadna  unb  $reticoroo.  9ber  loenige  Xage 
fpäter,  am  14.  3uni.  toarb  er  meu(^Iings  ermorbet:  es  ift  niemals  aufgellSrt  morben, 
mer  ber  Urheber  ber  llnt^at  loar.    Der  $apft  tourbe  bur^  biefenSd^Iaa  tief  erf(^fittert: 

10  es  {am  ein  3Roment  ber  9{eue  über  ibn :  er  plante  eine  Sieform  ber  Kurte ;  ^Ibft  ber 
(Sebanle,  jurfidtjutreten,  ging  i^  bur^  ben  Aopf :  j^Iiegli^  blieb  bod^  alles  betm  alten. 
Die  Sorge  ffir  eine  gISnsenbe  Verheiratung  fiucrejtas  umr  lange  bo:  Sltmelpunft  ber 
SoKtü  SIezanbers.  3u^<ft  mmU  bie  Vermahlung  mit  einem  (5Iieb  ber  gamilie 
Sforja  betrieben,   fiobooico  ber  SRo^r,   ber  (gouoemeur  aOtailanbs,   motlte  fid^  biefe 

15  Stabt,  bie  er  ffir  feinen  Steffen  (Siangaleajjo  oenoaltete,  aneignen,  nmrbe  baran  aber 
bur(^  ben  (SrogiHiter  ber  (Sema^Iin  besfelben,  JlBnig  (Jferrante  oon  Sleapel,  oer^inbert 
Um  biefen  ju  oerberben,  arbeitete  fiobooico  an  ber  Silbung  einer  £iga,  m  ber  er  ben 
^apft  baburd^  ^erbeijujie^n  ftrebte.  bajj  er  eine  Beirat  feines  VenDonbten,  3<>^n 
Sforja  Don  ^eforo,  mit  fiucrejia  tn  msfi^  ftellte.    SIm  25.  Slpril  1493  !om  jene 

90  fiiga  jtoifd^n  fiobooico,  bem  $apft,  Venebig,  Siena,  gferrara  unb  3Dlantua  ju  ftanbe, 
unb  balb  barauf  feierte  mit  bem  grSgten  ^omp  bie  Xo^er  bes  ^aoftes  in  ben  (5e< 
mäc^em  bes  Vattlan  i^e  VermSQlung  mit  ^o^.  Sforja.  Doc^  f^Iieglic^  gelang  es 
bem  ranleoollen  {$enante  oon  KecmeC  too^I  hmif  Vermittlung  Spaniens  —  bem  ber 
$apft  bomals    (4.  SRai  1493)    alle   eben  entbedten   ober   bereinft  m  entbeftnben, 

25 100  SReilen  u)eftli(^  oom  (Tap  Verbe  unb  ben  Sboren  gelegenen  fiSnBerlompIese  ]u* 

([exoiefen  ^e  —  Stiesanber  VI.  oon  ber  £iga  abjußfen  uitb  i^n,  burd^  bie  Vermag« 
ung  einer  natfirliAen  Xo^er  feines  Sohnes  Slfonfo  mit  ^üh€,  bem  oierten  So^ne 
Sleacanbtt»,  auf  feine  Seite  ju  sie^n  (31.  o.  Keumont,  3ur  (5ef(^id^te  genantes 
oon  9leapel  in   Aß,    3a^gang  1873   S.  324  ff.).    Do^  bra^   bie   VeAinbuna 

10  mit  bem  $aufe  llragon  oon  9teapel,  an  ber  älesanber  VI.  aud^  na^  bem  Xoo 
»nantes  ((Enbe  3^".  1494)  feft^ielt,  i^n  balb  in  eine  f(^tDierige  Sage.  £obooico  ber 
to^,  oom  Siapfte  oerlaffen,  rief  in  (Semeinf^  mit  einigen  ftarbinSIen,  Aarl  VIII. 
oon  9ran{rei(9  na^  Stalten,  bie  Slrone  Neapels  fi(^  aufs  $aupt  ju  Men  unb  ben 
Rmoniftif^n  ^apjt  oor  ein  Aonjil  ju  ftellen.    3m  $erbft  1494  rüdte  oer  ftbnig  oon 

»  gfranfrei^  in  Italien  ein.  SHexanber  VI.  mu^e  enoarten,  bag  Aarl  auf  bie  Stimme 
feiner  (Begner  im  Aarbinalslollegium  ^5ren  unb  i^m  als  Simoniften  ben  ^rojeg  moc^n 
n)erbe.  Sloer  oergebliA  oerfud^te  er  ben  9Raif A  ber  grran|ofen  gegen  IRom  au^u^alten ; 
an  9Bei^na^ten  entfqbg  er  fi(^,  i^nen  bie  Stabt  ju  ö^en:  am  31.  Desember  ^ielt 
Aarl  einen  gISnjenben  CEinsug  in  9lom.    3Im  15.  S^nuar  1495  f(^Io6   er   ein  9b« 

40  lommen  mit  oem  Zapfte,  iuxä)  bas  biefer  ben  Dur(^3Ug  feiner  Srmeegegen  Sleopel 
oeftottete  unb  bie  abgefauenen  Aarbinfile  amneftierte.  Dabur^  rettete  Slexanber  ferne 
Stellung :  am  19. 3anuar  tü^e  Aarl  im  ftonfi[torium  ber  AarbinSIe,  als  3^i<^^n  f^^^^ 
Obebienj,  bem  $apft  $anb  unb  (Jfug  unb  fe^e  bann  feinen  Siegesjug  in  ben  Silben 
fort:  am  12.  9Rai  bnnte  er  fid^  —  Süfonfo  II.,   ber  SlacMolger  genantes,   nntr  ju 

45  Sd^tff  geHoben  —  in  9leapel  feierli^  5um  itonig  frönen  laffen.  Do(^  er  follte  balb 
bereuen,  baß  er  SHezanber  VI.  in  feiner  3Slaä)i  belaffen  ^tte;  benn  ju  oen  9RaAten,  bie 
am  31.  SRte  1495  ju  Venebig  ben  getoaltigen  SBaffenbunb  gegen  i^n  abf^Ioffen, 
ber  ibn  jum  üffi^uge  nötigte  unb  bem  $aufe  3Iraaon  bie  aBiebergemmnung  bes  neopoli» 
tanif^n  ftönigstqrones  ermogli(^te,  gehörte  au(^  Der  $apft  (C.  deCherrier,  Histoire 

50  de  Charles  VIII,  2.  t.,  Paris  1868).  pr  feine  bem  ^aufe  SIragon  geleffteten 
Dienfte  oerlangte  SUesanber  ni(^ts  geringeres  oon  bem  bamaltgen  Veberrf^er  9le^ls, 
geberigo,  als  bie  $anb  ber  neapolhantf^en  Aöniasto^er  Ctolotta  ffir  feinen  So^n 
(E&far  Vorgia.  Diefen  ^e  ber  Vater  glei(^  nai)  feiner  (Erhebung  auf  ben  pSpftli^n 
Stu^l  ^um  (ErsbifAof  oon  Valencia  gema(^t  (31.3Iug.  1492)  unb  $m  barauf  20.  Sqrt. 

56  1493  bie  Aarbinalsmfirbe  oerlie^en.  Do(|  ber  oon  maglofer  $errfd^fuAt  befeelte  (Cfi(ar 
mfinf(^te  feinen  ^urpur  gegen  ein  (Jffirftentum  ju  oertau|(^en.  Um  M  bie|em  3tel 
JU  nS^em,  bef^loffen  Vater  unb  So^n  fiucrejia  oon  i^rem  (Satten  Z^f).  oforja  5u 
trennen  unb  fie  mit  einem  neopolitanif^en  ^rinjen,  einem  une^elid^n  Sobn  9Il^ns  II., 
JU  oermi^len.    Sfoi^a  loiberftanb  anfangs,  gab  bann  aber,  um  ]iq  oor  9la(^ftenungen 

•0  JU  fid^m,  feine  Stinoilligung  jur  Sd^eibung    (1497).    Salb  barauf  (1498)  reid^ite 


Wccatibcr  VI.  VUfawhtt  YH.  34« 

fiuaejia  bem  5um  ^erjoa  oon  Sifeglia  ernannten  ^agonefen  bie  $anb.  Ws  ober 
bet  iönig  oon  IReopel  auf  bie  gforberung  WSAoxs  nxift  einging,  benxtib  fiA  biefer.  naA« 
bem  er  am  17.  Suguft  1498  ben  ^ui^ut  aogelegt  ^tte,  um  bie  fran59fif(^e  ^rtnjefftn 
Cborbtte  b'ffibret,  6An>efter  bes  Aöntgs  oon  9caoarra.  3m  SRai  1499  oermä^Ite  et 
f{4  mit  betfelben.  naqbem  er  oom  franjöfifAen  jlönig  fiubtoig  XII.  —  ftarl  VIII.  5 
mar  am  12.  ^ifinl  1498  geftorben  —  ben  Xttel  eines  ^erjogs  oon  Salence  empfangen 
^atte.  3um  £obn  edielt  iiubmig  XII.  00m  $apft  bie  (Erlaubnis  }ur  6(^eibung  oon 
feiner  ®attin.  9hin  b^ann  (ESJor  ji^  eine  gerrf^oft  3U  grflnben  burd^  SBaffengemalt, 
Dol^.  (5ift  unb  mit  $dfe  bes  ytdntgs  oon  gtanfrei^  unb  [eines  Saters,  ber  1499  ben 
!l>9na|ten  oer  Slomagno  unb  ber  SRarfen  i^e  pSpftlu^en  fie^n  entjog,  um  fie  feinem  10 
6o^n  3U  fibergeben.  Die  (Selbmittel  }ur  Jlriqssfu^ng  gegen  bie  IßroRribierten  ge« 
mannen  Sater  unb  6o^n  bur^  Simonie,  aus  ben  ^Ia§ge&ern,  bie  bos  oubeljal^  oon 
1500  ber  popftli^en  S^afelammer  eintrug,  unb  aus  m  oon  SHexanber  VI  eingefor« 
berten  3:firlen|teuer.  Soi^oem  (Efifar  bie  ^rften  ber  SRomagna  entmeber  oerjagt  ober 
gefangen  gefegt  ober  i^nen  burd^  Dol^  unb  Sift  ben  2:0b  bereitet  l^tte,  erbob  i^  10 
Wesonber  1501  }um  Sierjog  ber  9{omaana.  Die  grSgte  ^rooinj  bes  ftirqenftaids 
f^ien  jum  erbli^n  Sef^  ber  Samilie  Sforgia  merben  3U  foUen.  9lo4  meiter  ffl^ 
bet  Stur]  bes  Kaufes  wagon  in  SleopeL  Den  ^g  CQifars  gc^en  bie  Si^onefen 
«fu^  amSIbenb  bes  15.3uii  1500  ber  (Bema^I  ber  fiucrejia,  ber  ^erjog  oonSifeglia. 
Sceu^mSrber,  bie  n>a^rfAeinliä  oon  feinem  SApager  gebungen  maren,  oenounbeten  i^  20 
fi^oer.  SBo^I  genas  er  mteber,  aber  nur  um  auf  »ef^I  oSfars  im  Sett  enourot  ju  merben 
(18. 9lua.  1500).  3um  aRitf(^ulbigen  an  biefer  X^  ma^te  fi^  ber  ^ft,  inoem  er  bem 
oenetianifd^n  ^fanbten  gegenfioer  bas  Sd^idfat  feines  S^miegerfo^es  als  ein  too^« 
oed>ientes  bejei^nete  unb  Cafar  entfd^ulbigte.  3m  Sommer  oes  nS^ften  ^dfycts  trat 
SOexanber  VI.  bem  Sunb  fiubnrigis  XII.  oon  gtanlreic^  unb  Sr^rbinanbs  bes  >tat^oIif(^n  25 
oon  Spanien  bei,  ber  ben  ausgefpScod^enen  3n>^  ^otit,  o^s  ilönigrei^  Sleopel  jmifd^en  ben 
beiben  genannten  3Ronanben  ju  teilen.  Q^  bim  in  ber  Xbat  ju  iet  Vertreibung  bes  faules 
Xragon.  Dabur^  fa^  fi^  SQexanber  in  bie  Sage  oerfe^,  bie  ®fiter  ber  mit  ben  Sbagonefen 
Dobfinbeten  gfamiiie  (Eobnna  ju  fonfisjieren  unb  an  ^lieber  feines  Kaufes  3u  oergeben. 
Do(^  erft  bie  3^^^  1^0^  unb  1503  oejeid^nen  ben  gö^unlt  bes  Slutregiments  ber  ao 
Sorgio.  3m  Sommer  1502  m^m  (E&farllroino  unb<l^menno  ein.  SQs  fi^  tm^erbtte 
bie  Drfini,  bie  bisberigen  Seroflnbeten  SHesanbers,  miber  bie  ibnen  oedagte  Somiiie 
ber  (Eolonna  mit  einer  älnjabl  Heiner  Stäbtetqrannen,  bie  meiftens  frflper  im  geere 
Sifors  gebient  fyxütn,  geaen  l^n  oerbfinbeten,  biente  au^  bies  nur  3ur  (Säfi^um  feiner 
SRo^ :  benn  er  mukte  ftc^  bdc  gffl^er  ber  ®q|ner  ju  bemo^tigen :  im  (EitioerftSnbnis  35 
mit  Jeinem  Soter  lieg  er  fie  enoflrgen.  Slu^  bie  9ta^ri^t  bes  gelungenen  9Rorb< 
anf&mges  lieg  SUeacanber  oen  Aarbinal  Orfini  in  ^ojt  nehmen,  iteine  Sitte  bet 
ftorbinfik  unb  ber  Senoanbten  bes  Gefangenen  fonnte  iJ^n  retten.  Der  Jlarbinal  ]iasb 
am  22.  S^bruar  1503  im  (Befängnis,  ioa^(^inIi(^  an  (5ift,  bas  i^  bie  Soiraias 
rei^n  He^n.  S^on  ba(^te  Slleianber  baran,  ffiir  feinen  So^n  00m  Aaifer  $ifa,  40 
Siena  unb  fiucca  }u  enoerben,  i^m  ben  Xitel  emes  ildnigs  ber  9loniagna  unb  ber 
SRarlen  ju  oerlei^n,  fc^on  |a^  er  im  (Seift  feinen  So^n  au^  als  Se^errf^er  oon 
^ren),  als  ber  Xob  biefen  planen  ein  3i(I  f^^t^-  Sllexanber  VI.  erlag  am  18.  Sluguft 
1503  einem  Unfall  ber  aRalaria.  Sein  Xoo  führte  unmittelbar  }um  ßufammenf&r} 
ber  ^errfd^  feines  Sohnes.  SBeffen  man  ben  ^opft  für  fo^ig  ^ielt,  sei^  bie  alsbalb  45 
erj&blte  unb  lange  geglaubte  (ßefc^i^te.  er  ^abe  beabfiqti^,  ben  reiqen  ftorbinal  ^brian, 
um  oeffen  Güter  feinem  So^n  sumeifen  ^u  fonnen,  bet  einem  (SaRma^I  ^u  oo^iften, 
bod^  bobe  ber  Jlarbinal  ben  popftlid^n  Afi^enmeifter  erlaitft,  ber  oas  (5ift  in  (Sdtalt 
oon  Konfeft  bem  $apft  oorfe^te,  an  ben  grolgen  ber  Vergiftung  fei  er  geftoAen. 
Diejen  mebrigften  aller  mit  ber  p&pftlii^n  Xiara  Gef^mildten  9at  man  no<^  in  neuerer  oo 
3eit  ni^  blog  oIs  ben  Sortampfer  ber  italienif^en  Slationalfrei^eit  gefeiert,  ber  aus 
®runb|a|  unb  nid^t  aus  fiiebe  ju  feinen  Ainbiem  ben  Aird^enftoat  tn  ein  meltliAes 
gfirftentum  umjunmnbeln  beftrebt  gemefen  fei  (Petrucelli  della  Oattina,  I  p.  363^.)» 
fonbem  aud^  als  einen  mo^en  Slac^folger  S^njti  aepriefen  (Ollivier,  Le  Pape 
Alexandre  VI.  et  les  Borgia,  Paris  1870).  SIber  felbft  bie  CivUta  GattoUca  (in  55 
einem  Slrtilel  00m  15.  äR&rj  1873)  ^at  im  (Segenfa^  ju  biefer  Ser^errlid^ung  bie 
Senoorfen^it  biefes  ^apftes  jugeftonben.  9i.  S^Pii^l  t  (f^if). 

HkKtltber  VII.,  ^apft,  1655— 1667.  —  öuUcn  Im  Bullarium  Rom.  16.  u.  17.  »b, 
XurUi  1869;   Giaoomus,  Yitae  et  res  gestae  Pontif.  Boman.  rec.  ab  Aug.  Oldoino  4.  Ü^b, 


%0  «esattber  VII. 

»tom  1677,  @.  707;  Sforza  Pallavidni,  Vita  di  Alessandro  VII.,  $rato  1889;  l<.  Don 
9ianle,  ^e  rötnif^en  $&pfte  in  ben  legten  üier  ga^r^unberten,  8.  S3b  6.  9Cuf(. ,  iidp^  1874, 
@.  3Sff.;  S9rof4,  Ükfc^ic^tc  beö  mv^en^atö,  1.  iBb,  Q^ot^a  1880,  @  4'24fF.;  bie  €.  237,  14 
genannten  ^erle  t>on  S&aidi  8.  424,  $dotocv  10.  I^b  2. 9[bt.  1780  ®.  67,  o.  9ieumont  .S.  8b 

5  2.  9Cbt.  1870  8.  629  ff.;  Petrucelli  della  QattJna,  Histoire  diplom.  des  Ckmclaves,  3.  8b, 
$oridl865,  8.145;  D.SVeumont,  ^bio  C^^ioi  (^opft  9ne£anber  VII.)  in  Xeutfc^Ianb,  fiad^tn 
1885;  Gerin,  L'ambassade  de  Creqny  a  Korne  et  le  trait^  de  Pise  1662—1664,  in  b. 
Rervue  des  questions  Iiistor.  28.8b  8.  79;  berf.,  La  rflation  de  la  conr  de  Rom  (1660), 
ibid.  27.  8b  8.  570;  Gazier,   Las  dernieres  ann^  du  Cardinal  de  Betz,    ^fktxki  1875; 

10  0hantelau2e,  Le  Cardinal  de  Betz,  8ari9  1879. 

Sobio  C^tai,  ^e  M  wi^rtnl  ber  ßeit,  ba  er  in  ildln  (1639—51)  bie  etennng 
eines  Shintins  belleibete,  oen  Kuf  [000^1  eines  rec^tf(^affenen  SRannes .  oie  eine»  ge« 

En  Sertreteis  ber  fturie  enoorben.  Ws  Shintius  lam  es  i^m  jm,  Jt^  an  ben  Sier« 
ingen,  bie  sunt  n)eftfalif(^n  gfrieben  fü^en,  ju  beteiligen.  ^ebiN9  ^  erflSrte,  an 
ungen  mit  Ae^em  Unne  er  ni^  teilnehmen.  „Cr  wme  fernen  Consensam  in 
nfa^ts,  fonbem  feberjeit  feinen  Dissensum  bejeugen  unb  ecclesiae  catholicae  Tirgini- 
tatem  et  jus  inte|nniin  lonferoieren."  Diefem  Stanbpunit  oemäg  liejh  er  m(fy  ber 
Untenefa^nung  ber  iJertrftge  einen  ^coteft  geaen  bie  beiben  Snebensfc^üffe  orni  SRAnjaier 
unb  Osnabrfla  ausge^n.  Srft  herauf  erf^fen  bann  jene  dulle  3nnocen3  X.,  loel 
20  allen,  ben  $rote[tonten  in  ben  Sertragen  gemalten  3ugefßnbniffen  bie  oom  $0;,,. 

ßangema^  Se{tötigung  oerfagte  (JBi  Hoi),  (Sef^iAte  bes  beutf(^en  Keidjfs  unter 
Steuerung  %erbinanbs  III. ,  2.  Sb,  9Bien  1866,  6.  195  u.  526).  Snnocein  X. 
aCEbtgi  nm  feiner  9lfi(f(e^r  aus  DeuMlanb  jum  ftarbinal  erhoben  unb  i^  f^ne|« 
mit  ber  fiettuna  ber  Staatsgefd^e  betraut.    3^m  ift  bie  $au|ytf(^ulb  beijume^n, 

35  ba|  bie  fflnf  aus  oem  Sluguftinus  bes  S^nfenius  ausgqogenen  unb  bem  r9mif(9en 
6nibl  Don  ben  geinben  ^ortro^als  jur  $rfifung  t)orae%ten  6&^  9on  3nndctn}  X., 
ber  pier  nur  bem  jelotifc^n  Drfinaen  feines  Staatsfebetars  na^ab,  am  1.  ^md  1653 
ab  tt^f4  oerbammt  nmrben.  Ute  3nnocen}  X.  am  7.  3<nutar  1666  geftoAen,  ooQien 
bie  }ttm  itonflaDe  jufammengetretenen  ftarbtnSIe,  insbefonbere  bie  fogenannte  Soortei 

30  bes  Squadrone  Volonte  einen  SRann  auf  ben  6tu^I  ^etri  ergeben,  Der  enbli^  ein» 
mal  bneit  fei,  fi^  als  ^ßa^ift  eine  anbere  Slufgodbe  jm  pellen,  als  bie,  ber  Seribrger 
feiner  Senoonbten  unb  fianbskule  ju  fein.  Dtefer  9[nforberung  f^ien  gabio  QQmju 
entfpred^n;  ^e  er  ft(^  bo^  ftets  als  ftrenger  Kicker  aller  ber  oielen  aus  bem  9fe« 
potemoefen  berrfl^nben  SRijjbrSuc^  gejeigt.    X>o^  bauerte  es  bret  3Ronate,  bis  fi(^ 

35  sie  Aarbinäle  einigten;  benn  bem  Ciimug  Spaniens,  melAes  fic^  für  feine  9Ba^  aus« 
tea^.  ^ielt  lange  S^^  S^anlret^  —  uRasarin  oar  f^on  feit  oielen  ^f)mi  fem  per« 
fonliffier  ®egner  —  bas  ®egengeiDt^t.  (£nbIiA  am  7.  Slpril  1655  ging  ^io  (Eqiat 
als  ^|5apft  sTlexanber  VII.  aus  bem  AonHaoe  qerDor.  3m  erften  3a9re  feines  $oim« 
fifats  lieh  er  in  ber  X^  leinen  [einer  SeruKtnbten  na^  9{om  lommen ;   aber  ju  tief 

40  oar  ber  9lepotismus  mtt  bem  gansen  3Befen  ber  bamaligen  Jlune  oenoebt,  als  bog  i^n 
Xlesanber  VII.  auf  bie  Dauer  ^ätte  befeiltgen  tbnnen.  )luf  Kat  bes  3efuiten  Olioa 
berief  er  1656  feine  Senoanbten  nac^  9lom,  uerforgte  fie  mit  ben  einträglid^en  Staats« 
unb  ftird^namtem,  mit  ^aläjten  unb  fflrftli^en  Sefii|ungen.  Sine  befonbere  Genua« 
^ung  mürbe  bem  ^apfttum  unter  SHexanber  VII.  babur(^  }u  teil,  bajh  (£:^ftine,  bte 

45  Zoiftn  Suftoo  Slbolfs,  na(^bem  fie  in  3nnsbruä  mx  römifc^n  Air^  übergetreten  mar, 
no^  IRom  }um  ^apft  als  ju  bem  nun  ani)  oon  il^  anerlannten  Ober^irten  eitte.  Sei 
i^ren  großen  SluHnilc^en  unb  i^ren  geringen  SRttteln  fiel  fie  balb  —  na(^  einem  fiuf« 
eirt^It  in  gfranheiA  na^m  fie  i^ren  9Bo^n|i^  gai^  in  Kom  —  ^lexanber  VII.  unb 
befonbers  feiner  Aaffe  fo  jur  £a|t,  bag  me^r  als  emmal  feiere  9teibungen  bos  (Ein« 

60  oeme^en  jmif^en  ber  Aanoertitin  unb  bem  $apft  oöllig  ju  jerftSren  bro^n.  SUezon« 
ber  VII.  jeigte  \\^  überall  als  ein  (Sönner  ber  3^futten;  ber  f^on  genannte  Olioo 
nmgte  immer  me^r  bas  Vertrauen  bes  ^ßapftes  ju  geminnen,  fo  bag  biefer  i^n  auf 
993unf(^  ber  Seneraliongregation  nod^  ju  fiebjeiten  bts  Orbensgenerals  }um  SHar  bes« 
felben  ma^te.    (Er  führte  auä)  bie  oon  ber  Slepublil  Senebig  mfi^renb  iqres  ru^moollen 

56  Streites  mit  ißaul  V.  oertriebenen  3^fuiten  bort^in  jurüd.  Sefonbers  eifrig  trat  er 
für  bie  3ntereffen  berfelben  in  i^n  Äampf  gwen  bie  3önfeni[ten  ein  (f.  b.  jL).  3n 
Sermidlungen  mit  fiubmig  XIV.  btaä^it  ben  ^opft  ber  franjöftf^e  Sotfc^after  in  9tom, 
^erjoa  uon  (Crequi.  (Er  glaubte  als  ^erjog  ni^t  oerpflt(^tet  ju  fein,  ben  SenoonMen 
bes  ^apftes  3uerft  feine  Slufmartung  3U  ma(^en.    9lls  nun  im  3-  1662  forfif^e  Sol« 

00  boten,  Die  im  Dienfte  Sllexanbers  VII.  ftanben,  oon  ben  (Gefolgsleuten  b«s  j^erjogs 
^rausgeforbert  5U  ben  SBaffen  griffen,  ben  ^alaft  bes  fransbfifi^en  (Befanbten  umni^en. 


Wcgraker  VU.  tUcpmber  VEtL  361 

einige  feiner  £eute  töteten  unb  felUt  bo9  £eben  ber  ^erjoQin  bebro^n,  erllirte  ber 
(BefanMe,  es  liege  ^ter  eine  obfi^Iu^  Seleibigung  oor,  bie  i^  bie  SeuMmbten  bes 
$iq)ftes  angetan,  ein  Sbu^eolt  für  bie  SBeigernng  bes  SefuAs ;  mit  bei  oon  ber  Rurie 
i^  angetragenen  C&enngt^ung  ni^t  jufrieben,  oerlieJS  er  9lom.  Subioig  XIV.  mox 
\fy>n  geoen  Slesonber  YII.  onftimntt;  benn  biefer  ^e  in  bem  Streite  ber  beiben  6 
ftnrbinUe  SRajorin  unb  9le^  für  festeren  fi<^  fo  energitt  oenoenbet,  bog  ber  Üonjbr 
gfronheic^  [i^  ffir  bere^tiot  ^ieli  ber  jlurie  omrjuoerfen,  fie  ^obe  einen  SRajefttts« 
ocrbre^  ^Mä^t,  unb  mit  bem  (Einmorfc^  fronjafifd^er  Xm^ien  bco^  (ftogier,  @.  40ff.). 
9ii4  jOmte  bet  ASnig  bem  ^N'fi^»  ^^^^  t>i^f^f  ^  f^^ner  Pffproii^  ffir  bie  gfamefe 
unb  (qte,  benfelben  einjelne  wn  i^nen  beonbnu^  SeMungen  oorari^ielt  Sus  biefer  lo 
Serftimmung  £ubmigs  XIV.  erBärt  fi^  oo^i  jenes  S^reiben  an  ben  $(#,  in  »eifern 
er  Don  einem  Attentat  ber  jtorfen,  einem  Serbre^n  g^en  bas  Sbüerre^t,  einer  Z|at 
rebele^  bie  (elbft  bei  ben  SSarbsren  ni^t  i^es  gleiAen  finbe.  Der  JOnig  «etmies  mt 
pifllß,vi)tn  9^ntiu0  aus  liranfrei^,  bemäc^tiote  fii^  Soignons  unb  Senai(|in9,  bro|fte 
ein  f^  in  ben  ftin^n|«iat  einrfiden  ju  la^  !Da  SOeaninber  unter  oen  Qfflvfttn  15 
feinen  Bunbesoenoffen  fanb ,  fa|  er  fi^  1664  m  bem  Sertraoe  oon  $ifa  aenttigt,  auf 
bie  bemfitigenb^en  Sebrnmingen  Snndreid^  eiiquge^en.  Siot  bloj^  ben  >Utaiig  muf^ 
er  btts^  piüf  ju  biefem  3wtd  na<^  ^[kiris  aefanble  jtaärinäle  um  Seqei^ng  bitten, 
fonbem  <m^  ben  ^erjog  mm  (Erequij  fiberbies  oeqrflfa^tete  fiA  ber  9^  ^  ^if<^ 
oRentli^  $Ia|e  Slrnns  eine  ^^romtbe  errieten  }u  laffen,  auf  ber  bie  SBorte  ju  lefen  so 
jeten:  3>ieJu»fen  finbffir  immer  unfähig,  bem  pfipftlic^  Stu^e  jubienen  (M.  Gmn, 
l*ftlfaire  des  Gorses,  in  ber  Revue  des  qnestions  histor.  Juli  1871;  Casimir 
Omillardin:  Histoire  du  r^e  de  Louis  XIV.  8.  Sb,  Skiris  1874,  &.  158  ff.}. 
J>a  Vkt.  VIL  ebenfo  mie  fein  Vorgänger,  im  engfien  Sfinbnis  mit  Spanien  ftanb,  \o 
mar  er  genStiat,  in  bem  Aanqyfe  biefes  Stootes  mtt  Portugal  bie  oon  Snnoceng  X.  ein«  25 
gefc^Iaoene  ^oHtS  meiter  ju  ffibren;  3nnoce«3  X.  I^e  fiA  gemeigert,  ^^ßodUMl, 
MB  fiffi,  unter  einem  coi»  bem  j^oule  Sraganyi  gemfi^tten  Xcgenten,  oon  Spanien 
1640  losaeriffen  ^otte,  als  felbft^nbige  SRonarAie  anguerlennen  nnb  bie  00m  ftSnig 
3o^ann  IV.  ernannten  Sifd^  ju  beftotigen.  Weatonber  oerfogte  ebenfalls  ben  neuen 
portugief{f(^n  Sif^en  bie  Hneriennung;  bie  gfolge  baoon  mar  ober,  bog  ber  ildnigao 
bie  oafarnten  Sistfimer  unbefe^t  lieft,  unb  bie  ®fiter  unb  bas  Siidommen  berfelben 
unter  ben  Offneren  ber  Slrmee  oertetlte.  3<^»  3o§pnn  3um  äugerften  entfc^Ioffen,  badete 
felbft  baran,  fiq  oon  Slom  lossufagen  unb  eine  SlotionaRirc^e  3U  bilben,  in  ber  oie 
SeftStioung  ber  Sif^öfe  nur  bem  SrjbifAof  jufte^n  foUte.  (Erft  Siemens  IX.  legte 
im  3<^iK  1669  ben  Streit  mit  Portugal  bei  Vit  Staatsgef^ofte,  benen  RA  ber  Aar«  35 
bind  C^igi  mit  (Eifer  binaegeben,  maren  bem  $apft  9Uexanber  VII.  in  tteffter  Seele 
juioiber.  (Er  fiberlieb  jte  oer  ilongregation  dl  Stato.  3^m,  bem  feingebilbelen  Sreurte 
oer  £itterofau:  unb  $]^uofop^te,  mar  oer  Untoang  mit  C&ele^en  lieber,  unter  benen  be» 
fonbecs  Sforja  ^laoicini,  ber  (&e[(^i^tf^eiber  bes  tribentinifc^n  jlonjils,  ^eroorrogte. 
Sr  felbft  mar  S^^riftfteller  unb  Di^iter;  unter  bem  9lamen  Philometi  labores  Ju-40 
veniles  erii^ien  in  ^[saris  1656  eine  Sammlung  feiner  (gebiete.  Sllezanber  VII.  ftaA 
am  22.  9Rai  1667.  fft.  BByffel  f  (^omf). 

«Icpinber  VIII.,  ^apft,  1689—1691.-  öullen  tm  BuUarium 20.  «b.  Surin  1870; 
Qnamscd  vitae  et  res  gestae  pontif.  Rom.  1.  IBb,  9iom  1751,  @  327;  fi.  0.  atanle,  ^ie 
T&mifi^  tpapfte  in  ben  legten  oier  Sa^r^unberten,  3.  9b  6.  finfl.,  fifi|^ig  1874,  ®.  118;  45 
»rofc^  «ef(V4te  bed  tirc^enftaated  1.  »b,  (iot^  1880,  @.  447;  G^n,  Pi^  Alezsadre  VIII. 
ei  Louis  XTV.  d'apr^  documents  in^tis,  $arid  1878;  bie  ®.  237*  14  genannten  Serie 
oon  Solcb  6.  43t  ^otoer  10.  IBb  2.  ttbt.  1780  @.  193,  \>,  Sieumont  3.  fSb  2.  Wbt.  1780 
@.  639;  Petraeelli  della  GaUina,  Histoire  diplomat  des  Conclaves  3.  )Bb,  ^rid  1865, 
S.  213.  ^ 

f^ietro  Ottoboni,  aus  einer  oenetiantf^  Sbelsfomilie  ftommenb,  mar  f^  nnfcr 
Snnoc.  X.  Aarbinal,  unter  beffen  Sla^folaem  guerft  Sifc^of  oon  Srescia,  bamt  Daiorius. 
91s  am  11.  9ua.  1689  3nnocens  XI.  ftarb,  ^ing  für  £utoig  XIV.  mie  ffir  bie  ai^n 
i^  oerbänbete  Suigsburger  Koalition  oiel  baoon  ab,  mer  bie  popftli^  SBficbe  er9a&n 
merbe.  Dem  (Sefanbten  fiubmigs,  bem  ^erjog  oon  QL^lnes ,  gemng  es,  am  6.  CItober  66 
1689,  bie  9Ba^l  bes  jtarbinals  Dttoboni  bur^sufe^en.  £ubmig  XIV.,  ben  bte  Koalition 
bamals  in  eine  fe^  frttif^e  £age  oerfe^t  ^atte,  glaubte  in  einiaen  fünften,  bie  er 
Snaicenj  XI.  gegenfiber  feftju^lten  gefu(^  bem  9lai^lger  besfelben  fii^  nrillfS^ 
ieisen  ju  muffen.    3^nä<^f^  9^  ^^  ^^^  Aurie  bas  i^r  im  Ramn  mit  Snnocen]  XI. 


352  tOcsittker  Vm.  Ukgitit^ct  I10K  ^ded 

entriffene  Sloignon  jurfid,  bann  oerji^tete  er  auf  bas  Jru^r  to|  ber  pSpttlii^n  Aoffd« 
tion  )o  \ifi(/ff  beanfpru^e  ^tjjLxtä^i  feines  C&efanbten  tn  9lom,  0.  ^.  airf  oas  Ke^  ber 
®efonbten.  tQren  "^ciali  ab  eine  3uflu<^t9{taüe  allen  oon  ber  rSmif^en  3ufH}  Ser^ 
folgten  offen  m  fyilitn  (le  droit  de  franchises  des  ambassadeurs).    9Dez.  VIU. 

b  |emte  jid^  au^  [einerfetts  jur  SInInfipfung  eines  freunblic^en  Ser^ttniffes  bereit ,  ben 
Sild^of  oon  Seauoais  ernannte  er  sunt  Aarbinal.  SBäj^renb  man  in  Qrtanlrei^  über 
bas  Slad^eben  bes  ilöni^  fpottete,  befc^roor  bie  5loalition  ben  ^apft,  bie  oier  6ä|e 
btt  gaUtlanifi^n  AirAenfreiQeit  aus  bem  ^.  1682,  um  oel^  fic^  ^ouptfSAIic^  ber 
oroge  Streit  p^ifc^en  oer  Arone  unb  bem  mtt  i^  oerbflnbeten  iUerus  Srantrei^  einer« 

10  feits  unb  bem  ^apfle  anbrerfeits  bre^,  meber  bireit  no<^  inbirelt  gut^u^ijjen.  IQesan« 
Ux  VIII.  ^Stte  fi^  ei^^Iiegen  tonnen,  fene  Sif^ofe  ju  beftoHgen,  bie  als  bie  lüeber 
1^  Vertreter  ber  Sdlaration  oon  1682  oon  fiubu)ia  XIV.  aus  Son&arfeit  an  l^ren 
^hk  geftelQ  nraren.  menn  fie  fiA  5U  ber  na^elieaenoen  Slusflu^t  oerftanben.  ba|  fie 
mtt  oen  oiar  SrtSeln  nur  i^  ^rioatmeinuna  funo  ju  geben,  niqt  aber  ein  bie  ftirme 

15  granfrei(^  binbenbes  C&e|e^  auj^fteUen  beabfi^tiqi  31b  ber  ftönig  auf  biefe  für  ^n 
loenig  e^renoolle  £o[ung  ber  f^n)ebenben  gr^age  etnjugeben  fic^  ni^  getoiHt  jeigte,  er« 
nSrte  aiu^  SHexanber  VIU.  im  SlnfAbig  an  feinen  Sorgänger  bie  DeHarmioti  oon 
1682  ffir  ungältig  unb  entbanb  ben  Alerus  oon  ber  mtt  einem  Sibe  äbemommenen 
8«:pflt4tung  m  (Ein^attung  berfelben.    SRan  blieb  alfo  beiberjetts  oi^  bem  bis^  ein« 

30  genommenen  6tanbpunlt ,  o^ne  bo^  ben  Strett  offen  f ortjuie^en.  Die  £idie  Sonis 
enoarb  fi^  ber  $ap[t  bur^  eine  im  großen  Umfang  geflbte  SBo^tt^t^Iett,  bod^  bflMe 
er  bei  ben  Seffergeftnnten  oiel  an  Xdjtung  bur^  bte  leine  Srensen  fennenbe  Segflimi« 
gung  feiner  3bafottn  ein,  bie  um  fo  mebc  SRikfallen  erregte,  ms  fein  SorgSnger  n^ 
oerfelben  oöllia  entölten  batte.    (Seine  ^^tt  fid}  ju  DanI  oerpfli^t  fyd  er  biu:^  «^ie 

25  Serbammung  oer  in  ben  Schulen  ber  3^f^tten  ooraetragenen  £d^  oon  ha  fogenantiten 
i^ilofop^f^en  Sünbe,  b.  f).  einer  foIAen  Sfinbe^  oie,  oeil  fie  obne  Qar  beouMe  Vb< 
fidgrt,  ®ott  ^  bekibigen  unb  fein  C&efe^  ju  breqen,  begangen,  feine  ftoere,  lonbem 
nur  eine  let^  omebbare  |ei,  bie  nur  seitli^e  ober  5tttd9enftrafen  na^  fi4  jie^  (l^^)- 
6einen  für  bie  9BiffenUaft  aufgefc^Ioffenen  Sinn  botumentierte  er  burq  ben  Snbtuf 

80  ber  an  ^anbfc^rtften  überaus  reiben  Sibliot^f  ber  ftSnigin  Gi^riftine  oon  €<^iDd^n, 
bie  ber  oatttanif^n  einoerleibt  morb.    (Er  ftcot  am  1.  gfebruar  1691. 

SUecanber  Kaia»,  jlönig  oon  Serien  f.  Seleuciben. 

SUeganber  oon  $ales,  geft.  1245.  —  Summa  univerBae  theologiae,  ^uerft  gebrucft 
86  «cncbig  1475,  bann  9Jümberg  1482,  öafel  1502  u.  ö.  —  Hißt,  lit  de  la  France,  18.  »b, 
^ariÄ  1835,  @.  312  f.;  ©(ftröcf^,  mr(^engcf*i(6tc,  29.  »b,  fieipalg  1799,  @.  8 ff.;  8tö<n, 
<»e{(4id)te  ber  ^^tlofop^e  bed  ^91,  2.  93b,  ^Olainj  1865,  8.  317  f ;  (Obmann,  ®runbrife  ber 
(fikf(6i(^te  ber  $6iIof.  1.  S3b,  Berlin  1866,  @.  323  f.;  St^toane,  3)ogmengef4i(^te  ber  mitt- 
leren Seit,  8rreib.  1882,  @.  41 1.  u.  ö. ;  3:^oma|mÄ,  C^riftl.  3)ogmengefd).,  2.  »b,  2.  «ufl. 
40  t)on  ©eebcrg,  ©rlangeu  1889,  ^.  63  f.  u.  ö. ;  fioofg,  ficitfaben  ber  3)oamengef(b.,  3.  Aufl., 
^aUe  1893,  S.  292  u.  ö. 

SHexanber  oon  $ales  (Halensis  ober  Alensis,  auc^  Halesius  ober  Ales.),  mtt 
bem  CE^rentttel  „Doctor  irrefragabilis'S  QU^  theolosorum  monarcha  genannt,  wox 
ber  erfte  S^olaftiler,  melier  mtt  Senu^unp  ni^t  nur  oer  £oaiI,  fonbem  oer  gemimten 

45  $^ilo|op^ie  bes  SIriftoteles  unb  eines  Xetles  ber  arabif^en  Aommentatoren  beneften 
eine  Summa  theologiae  oerfagte  (^ingegen  ni^t  überhaupt  ber  erfte  Summift,  f.  ben 
Statoeis  bei  Haur^au,  De  la  Philosophie  scolastique,  Par.  1850,  I,  425:  no^ 
iDeniger  ber  erfte  5lommentator  ber  Sentenjen  bes  fiomborben,  ba  9BiII(|elm  oon  Vuserre 
bereits  als  fol^er  airfgetreten  toor,  oon  Sl.s  $anb  ^inaegen  ma^rfi^inliA  niemals  ein 

Go  Aommentor  ^u  ben  (oentenjen  exiftiert  ffot),  (Er  etitpfitra  febte  erfte  Siumng  in  bem 
englif^  ftlofter  ^ales  (in  (Slocejter^e),  ging  bann  aber  na6  $aris,  mo  er  juerft 
ftuoierte,  bann  bocierte,  1222  in  ben  ^anjislanerorben  trat  uno  1245  ftarb  (primus 
Franciscanae  religionis  in  Parisiensi  academia  doctor,  Wadding,  Annal.  Mi- 
norum,  3.  Sb.  2.  Xufl.  6.  133).    Unter  feinem  9tamen  exiftiert  ungebrudtes  in 

55  oerf^iebenen  Smiot^elen.  9Bas  unter  bemfeloen  ^rausgegeben  ift  (u.  a.  Comment. 
in  Apocalypsin,  $aris  1647 ;  Comment.  in  IV  1.  sentent.,  auc^  Clavis  theol.  genonnt, 
£9on  1515;  Summa  de  virtutibus,  ^ar.  1509;  Destructorium  vitiorum,  9Sßcn* 
berg  1496),  ge^rt  i^m  loa^^inlic^  ni(^t  an  (oon  ben  i^m  jugef^riebenen  ^rnmen* 


SUccattber  Hon  ^dkd  353 

taten  jum  IIri|tot.,  G.  in  Metaphys.  Ar.,  93enebig  1572,  unb  in  Arist.  1.  1.  III  de 
anima,  Osfotb  1481,  fyd  ben  erfteren  oielme^r  ber  gfronjislaner  Sllexanber  oon 
9Iexaiü)nen  oerfagt)  mit  Slusna^me  bei  Summa  universae  theologiäe,  toel^e  oon 
3nnoceiq  lY.  oeranlagt  unb  (qtprobiert,  übrigens  ni^t  oon  Sl.  Ie&[t,  [onbem  oon 
S^filem  besfelben  um  1252  m  (Enbe  pefil^rt  u)urbe.  SBobrenb  ber  £om6arbe  nur  6 
eine  Kei^e  oon  SlutoritSten  aufführte,  bte  für  feinen  6a^  fpra^en,  Slbalorb  im  Sic 
et  non  |d^on  joei  Steigen  be|KtnbeIte,  inbem  er  qu^  bie  entgegenge[e^te  Slnfi^t  but^^ 
füllte,  beginnt  ^ier  ein  breifad^es  Dur^finre^en  ber  SlutoritSten,  inbem  auger  bem  3^ 
U1I0  ^ein  (videtur  quod  sie  unb  v.  qu.  non)  nun  eine  Sntf^eibung  erfolgt  unb 
enbli^  noc^  eine  ebenfo  umfangrei^e  SBiberlegung  beqenigen  9tei^e  beigefügt  toirb,  lo 
gegen  toel^e  fi^  ber  Sf.  erflSrt  (Entlehnt  finb  bie  SlutoritSten,  momit  %.  araumen» 
tiect,  bei  loeitem  ni^t  olog  aus  ber  6^r^  unb  ben  SStem.  [onbem  mit  Slrijtoteles 
^  au^  bie  gefantte  Ilaffif^e  Sitteratur,  !Did^ter  unb^rofaiften  grie^ijAer,  römi[^er 

aßsi  e  " 


unb  aräbifAer  3unae,  (Bettung  erhalten.    Unter  ben  Ideologen  bes  WSi  enblic^,  auf 
bie  er  \xA  beruft,  ftgurieren  nxM  nur  S^oIaftSer  mie  Slnfeun  unb  ber  £ombarbe,  fon«  is 
bem  au^  9R9|tQer,  toie  bie  Sictoriner  unb  Sem^orb.    (Eine  mirlliAe  Se^auptung 
(asserere)  borf  ieboA  na^  i^m  nur  bei  6Sj^en  eintreten,  bie  in  ber  S^rift  enthalten 
ober  bireit  aus  i^r  aoaeleitet  unb;  alles  übrige  unterliegt  nur  ber  SReinung  (opinari); 
bie  S^rtft  allein  ^ei|it  bes^lb  veritas,  ieber  anbere  (BeQ)a^rsmann  nur  auctoritas. 
reilti^  [Smtli^e  SlutoritSten  ^aben  re^t.    Sl.  oermütelt  fo  lange,  bis  [ie  übereinftimmen.  20 
ebe  quaestio  jerfSKt  aber  in  membra,  biete  in  articuli,  unb  leMere,  toenn  es  ber 
jtoff  nStig  mad^t,  no^  in  Paragraphen.    SSon  biefem  oogmati[^en  gfaben  oerben 
übrigens  gäegentli^  Slusmei^unaen  in  fSmtlid^  na^en  unb  femen  Gebiete  bes  menl^- 
lu^n  9Bi|fens  unternommen.    Sin  bie  £e^re  00m  ifing[ten  (Seri^t  Inüfrft  [i^  3.  93. 
eine  Se^nbbmg  bes  fyrojeffualifc^en  Serfcd^ens,  besglei^en  toirb  über  3^^nten  unb  25 
Sr^inpe  als  (BegenftSnbe  ber  IirAIi(ben  (Seri^tsbariett  gej^anbclt  (P.  III;  qu.  40  f.). 
Dte  Summa  Slje»,  eine  f^Kogiftif^e  ^egrünbung  ber  Hr^It^en  Dogmen  in  freiem  Sln= 
\^hx%  namentli^  an  $ugo  oon  6t.  Sutor  unb  $etms  £omb.,  (aber  ni^t  ein  ilom^ 
mentor  ber  Senten^n  bes  legieren),  serfSHt  in  oier  Xeile.    Der  erfte  mtmvStli  in 
74  QuSftionen  bie  iprinjipienfragen,  bann  bie  £e^re  oon  (Sott,  be||en  Sein^  Cigen^  so 
l^often  unb  XrinitSt.    llnjere  (menntnis  (Sottes,  toirb  ^ier  gelei^ri,  tann  ^ienteben,  es 
|ei  oenn  auf  Slugenblide,  leine  intuitioe  unb  unmittelbare  fein.    SRittelbar  aber  [^auen 
toir  i^n  bur^  bos  SBori,  toeh^es  bem  fii^te  gleist,  unb  bur^  bie  Areaturen  als  einen 
Spiegel  (Qu.  2,  m.  3.  art.  2).    Do^  i[t  Die  SJ^eoIogie,  toel^e  alle  SBiffenf^aften 
überfteiat,  im  (Smnbe  meni^er  eine  „cognitio  secundum  visum''   (ein  eigentli^ss 
t^eoretif^es  (Erlennen) .  als  etne  ,yCogn.  secundum  gustum'',  ein  S^meden  Lottes, 
unb  fie  ooÜenbet  bie  (oeele  „secundum  affectum,  movendo  ad  bonum  per  prin- 
cipia  timoris  et  amoris**  ^Qu.  1.  m.  1),   fairj  fie  i[t  eine  m9[tijd&e  unb  praftif^e 
SBiffenfc^aft.  unb  teils  aus  btefem  (Smnde,  teils,  meil  [te  auf  bie  ^o^fte  Urfa^e  ge^t, 
niffit  fotooDi  scientia,  als  sapientia.    93ei  ben  Seroeifen  für  bas  Da[ein  (Sottes  totrb  40 
teiB  oon  oem  Segriff  ber  abfoluten  SBa^r^ett,  teils  oon  bem  ber  SoIIIommen^eit  aus« 

Segangen  unb  u.  a.  au^  bos  ontologif^e  9[rgument  Slnfelms  o^ne  eigene  (Segen- 
emeitungen  angeführt  (Qu.  3.  m.  1.  p.  196  ed.  Colon.  1622).  Der  jroelte  leil 
bejubelt  in  189  uua[t.  oie  SAöpfun^,  bie  fie^re  oon  ben  (Engeln  unb  bie  00m  9Ren» 
\dftn  na^  £eib  unb  Seele,  enoliq  bie  £e^re  oon  ber  Sünbe.  Die  dona  naturae45 
unb  ^ratiae  bei  ber  Slusrüftung  bes  SRenf^en  u^erben  niAt  ttma  nur  (mit  X^omas) 
Iogifq[  unterfc^ieben,  fonbem  bie  Informatio  per  gratiam  foll  bem  3uftanbe  in  puris 
naturalibus  erft  gefolgt  fein.  Der  britte  ÜetI  erörtert  in  83  Etagen  oie  (Erlofung,  bie 
SRenMioerbuna  fbte  na^  Sl.  au^  o^ne  ben  Sünbenfaü  erfolgt  fein  mürbe,  Qu.2.m.l3), 
bie  $erfon  uno  bie  92aturen  S^riftt,  enbli^  bas  (&efe^  unb  bie  (Sudbe,  toeläe  Untere  m 
®ott  bem  SubieiEt,  u^el^es  t^ut.  mas  in  feinen  ArSften  fteR  ni^t  um^in  fönne  an« 
gebei^n  ju  laffen  (freilid^  ni^t  necessitate  coactionis,  aber  bo^  immutabilitatis 
Qu.  61.  m.  5.  art.  3),  beren  93efi^  aber  (in  ber  Sünbenoergebung)  ber  (SISubige 
Sioar  niäjil  eigentlich  in  fi^  5U  erlennen,  jebo^  scientia  affectus  per  experientiam 
rei  in  affectu  in  fiA  3U  erfahren  oermdge.    Die  114  QuSftionen  bes  oierten  Teiles  55 


bonbeln  oon  ben  Saframenten.  $infi^tM  biefer  jeigt  91.  einerfeits  no^  eine  geu)iffe 
ilnbrfan^en^eit.  (Er  nimmt  3.  S3.  no^  nicqt  an,  bag  oas  Salrament^  ber  ilonfirmation 
oon  Q^ftus  eingefe^t  fei.  l)od^  reprSfentiert  er  anbererfeits  ben  Übergang  oon  ber 
bcprecotioen  (dominus  absolvat  te  etc.)  jur  ex^ibitioen,  ^ierar^ifAen  SUfoIutions« 
formel  (ego  te  absolvo,  Qu.  21.  m.  1);   erüSrt  fi^  für  bie  3uISffigIeit  ber  jtel^^eo 

HcoI^Citc^rropAbic  fftr  Z^coloaic  unb  ftir^^c    S.  «.    I.  23 


364  Wtgwütt  ii0ti  ^üt»  Wesaitber  9tm»h^ 

cn^ic^ung,  mit  Scrufung  auf  bie  von  f^m  juerft  fo  genannte  concomitantia,  unb  wax 
einer  ber  $auptbef6tberer  ber  fie^  Don  bem  thesaurus  supererogationis  perfec- 
torum.  Da$  Dogma  oon  bem  character  indelebilis  aus  Xaufe,  ^Jrtrmelung  unb 
Drbtnation  ^at  er  suerft  genau  entoi(felt  (Qu.  8.  m.  5.  art  1:  m.  7.  art.  2;  m.  8. 

6  art.  1),  bie  Unter[^etbung  ber  attritio  unb  contritio  juerft  f^oIofUJi^  fixiert  3>er 
^apft  enblid^  ift  i^m  „sub  deo  immediate*'  (Qu.  20.  m.  6.  art.  3).  3rt  ber  JJrage 
fiber  bie  allgemeinen  93egriffe  (P.  II,  qu.  69)  jei^t  er  [i^  ab  9{eali[t,  {ebo(^  ni$t 
im  Sinne  bes  eigentli^en  ^lotonismus.  Denn  bte  universalia  ante  rem  fajjt  er 
nid^t  als  gefonbert  fubfiftierenbe  Subftamen,  oielme^r  oerlegt  er  biejelben  in  ben  Ser^ 

10  ftanb  (Bottes.    Das  universale  in  re  ober  i[t  i^m  bie  gorm  ber  Dinge. 

(Segen  ben  S^Iu^  ber  Summa  tritt  bas  bettelm5nc|ifäe  Sntereffe  ^or,  Inbem 
er  nidbt  allein  bei  SeQanblung  ber  unbefledten  Sm)>fangnis  ber  IDloria  bie  Strenge  ber 
granjtsfaner  üorbereitet,  fonbem  au^  bie  oon  ben  SRenbicanten  in  ber  ftlrc^  einae* 
nommene  Stellung  ©iiienfd^Ild^  ju  ©ertreten  JuAt.    8ei  »ejirred&ung  ber  aimofen 

15  unb  ber  eQangelifjpen  9[rmut  betDeift  er  bas  (Erlaubte,  ja  Serbtenftli^e  bes  Settelns, 
unb  bas  uberflüjfige  bes  ?lrbeitens  5ur  (Kmo^rung;  erlämjjft  femer  feinem  OAen  bas 
9ie4t  jur  Seelforge,  worüber  berfelbe  mit  ber  JBeitgeiftlid^feit,  unb  Das  Äe^t  ju  ^o= 
logiteen  SSorlefungen,  worüber  er  mit  ber  UnioerfttSt  im  $aber  lag.  Seibes  ©Irb 
buro^  Berufung  auf  bie  9la(!^a^mung  bes  apoftolifmen  fiebens  gereAtfertlgt.    3n  ;mtl« 

20  tifd^en  Dingen  jeiot  81.  nid^  jenen  Rigorismus,  auf  ben  ber  gtanjisfanerorben  onfangs 
beregnet  nmr.  jonoem  eine  geroiife  (Befdjmeibideit,  bie  {a  in  bemJeBen,  wenn  oud) 
geaen  ben  SBilien  bes  ^il.  granjishis.  früj  ijeroortrot.  Den  (B^frauen  jeftdtet  er 
allen  mSgli^n  Sd^mudt,  um  fi^  oie  fitebe  tbrer  SRfinner  ju  b( 


^   ,        ,      ,        ,  ,  ^    betDcären.    ms  Sllmofen 

©ill  er  aud^  §urenIo^n  unb  SBürfelgelb  julanen.    gut  bie  (Hferfutit  jmlfc^en  grmtsts^ 
26  fanem  unb  Dominüanem  ift  beselAnenb,  bag  er[tere  be^upten,  X^omos  oon  Slqutno 
fei  bes  Sllex.  S^üler  geujefen  (aBabbing  a.  a.  O.),  letjtere  bies  melft  In  ?lbrebe  ftellen. 

mettbetg  t  (8f.  «i*f<|). 

ailesttnbtr  oon  $ietapoIis.    Sßal  bie  ^Briefe  oon,   an  unb  über  911.   bei  Mansi 
V  831—965  pasBim  (ügl.  au(^  IV  1330  f.). 

80  ^üesanber,  Slf^of  oon  $ierapoIis  unb  9RetropoIit  ber  SJrooinj  (Eup^ratenfte,  tritt 
auf  unb  na(^  ber  erften  S^nobe  oon  (Ep^e[us  431  als  ^epger  (ßegner  (E^ritls  unb 
gii^rer  bes  Imlen  fjlügcls  ber  Slntiod^ener  (f.  b.  21.  3leftorius)  ^eroor.  (Er  unteriei^= 
nete  ben  ^roteft  gegen  bie  erfte  Si^ung  bes  Aonjils,  erflSrte  Jid^  gegen  bas  Unions« 
fqmbol,  [u^te  bie  SBerftönbigung  ju)ifAen  S^rill  uno  ben  Slntiodgenem  nad^  9R3gIid^Ieit 

36  ^u  hintertreiben  unb  be^arrte  in  oer  Öppo[itton,  auA  als  bie  gemäßigteren,  ooran  Z^O' 
ooret,  auf  ber  S^nobe  oon  3^^fl"i^  ^n  ber  211.  ji^  ni^t  beteiligte,  bie  Ort^oboxie 
(Eyrills  anerlannt  Ratten.  !£Rad^  meqr^a^er  Sermoqnung  n^urbe  21.  abgefegt  unb  na^ 
3famo^is  in  %9pten  oerbannt.  Suibas  (s.  v.)  f^reibt  i^m  eine  Sb^anblung:  rl 
xaivdv  elgyjveyxe  Xgcarög  elg  xbv  xoojuov  JU.  Ärflger» 

40  SUe^anber    oon    fiplopolis.      «umgaben:   Fr.    Cbmbefisius,    Bibl.    Graec    Patr. 

Auctarium  novissimimi,  p.  II,  Par.  1672,  3—21.  Xanad^  Gallandi,  B.  P.  IV  71—88 
unb  MSG  XVIII  409—448.  9ieuefte  5(uSgQbe  auf  ®runb  ber  moggebenben  §anbf(^rift  oon 
2(.  93rin!mQnn,  fieipj.  1895.    iiitterolur:  ©rlnfmonn  in  ben  ^roll.  feiner  ^luSgabe. 

3n  Cod.  Medic.  plut.  IX  23  saec.  IX  [te^t  hinter  ber  SArift  bes  D{b9mu5 

46  oon  2nexanbrien  gegen  bie  Sflani^er  unb  oor  bem  grragment  aus  bes  SRetl^obius  oon 

Olympus  2lb^anblung  oom  freien  SBillen  ein  Iraßat  unter  bem  Üitel:  ^Ale^d^v 

AvxoTioUxov  ijuoTQeii>avTog  i^  l:&v(bv  ngög  rag  Maviyaiotf  dö^ag.    33om  93erfa[jer 

meig  man  nur,  bag  er  (ogl.  5lap.  2)  ni^t  lange  m^  marm  ^uftretetu  n)a^r(^etnlt^ 
als  3^i^9^n<>ff^  ^^^  ^^\^^^  3Ranid^äerapo|teI,  bie  nad|  %9pten  !ametu  alfo  ca.  300,  ae^ 

60  fArieben  ^at.  ^^otius  maät  i^n  (c.  Manich.  I  11)  5um  Crjbildgof  oon  fiplopolis 
(iQebais).  93aur  (na^  lillemont  unb  93eaufobre)  unb  33rin!mann  bejroeif ein,  ba^ 
Der  93eria|fer  bes  als  SlntJlt  für  bas  mani^äi[4e  SleUgionsf^ftem  bea^tensmerten  ^ü^* 
leins  überhaupt  (E^rift  roar,  —  anf(^einenb  mit  Ste^t,  ba  im  Sn^alt  niits  barauf  5in= 
meift,  —  unb  behaupten,  bag  er  ^eibnif^er  $^ilo|op^,  b.  ^,  ÜReuplatontler  geroefen  fei. 

66  ihriger. 

Jnqraubcr  Kcw«!^.  ber  §  eilige,  jroeiter  So^n  bes  (Brofefurlten  3<«foslQtD  11., 
geboren  1218  ju  SBlaMmir,  ge[t.  1263.    (Einer  ber  berfl^mteften  gürften  ber  filteren 


lOcKftiiber  WeMl^  366 

niffif^en  GefAi^te,  ber  auf  ber  einen  Seite  bur^  C&ef^meibigfeit  unb  Alug^eit  ba$ 
oor  meniaen  ^o^ren  feinem  Soll  auferlegte  3^^  ber  Xottoren  ju  erlei^tem,  auf  ber 
onbem  Die  (Srenjen  jluglanbs  oegen  gefö^rlid^e  Singriffe  oon  äugen  ju  fd^ü^en  oer« 
ftanb.  —  Sereits  1240  errang  oer  no^  junge  giitp  fl^^t  bie  S^ujeoen,  ©etj^e  oon 
gfinlanb  aus  in  bas  (}rürftentum  9lotoporob  einbrangen,  an  ber  3ltma  einen  Sieg,  ber  5 
i^  ben  (Ehrentitel  »ber  Slenrnfc^e"  eintrug ;  1242  toarf  er  bie  £ioIänber  surfid,  toeld^e 
noc^  SIesIau  unb  9lotogorob  m  bie  ®ren3en  oorf^ieoen  mollten.  —  Dieje  le^teren 
Afintpfe  ftanben  in  enger  Seroinbung  mit  ben  oro^en  $Ifinen  ber  päpftliqen  $oIitif 
jener  3^n.  UnermflblitQ  ftrebte  bie  römif^e  jturie  naA  oer  Untenoerfung  ber  öftli^en 
Rvt^  unb  bamit  au^  mäf  ber  Knerfennung  i^er  Ooer^o^eit  in  ben  ruffifAen  ®e«  lo 
bieten.  Salb  ^ing  fie  auf  bem  SBege  ber  Senmlt  oor,  i^re  Areunnrebigten  fugten  ben 
fiioISnbem  Strafte  aud^  ffir  ben  ftarnpf  geoen  Often  jujufii^ren,  oalb  roä^Ite  ber  ^apft 
friebltAe  SRittel,  fein  ßi^^  3^  erreid^en.  fiebboft  u)urbe  im  Süben  mit  bem  ^rften 
Daniel  oon  Salicj  oerpanbelt,  1246  ber  (Erjbifi^of  oon  ^reugen,  Gilbert  Suerbeer,  jum 
fiegaten  aaif  ffir  9luglanb  ernannt,  bort  Bistümer  3U  errichten,  Snnocens  IV.  ba^te  15 
baran,  im  Sbenblanbe  basAreuj  geaen  bieXartaren  prebigen  3U  lajfen,  forberte  Daniel 
unb  ^exonber  auf,  t^n  ju  bena^riqtigen,  n)enn  etma  ein  neuer  Xortareneinfall  bro^e. 
93or  aUem  aber  ermahnt  er  fie  3ur  Slnerfennung  bes  romifAen  Stuhles.  9lm  23.3anuar 
1248  f^eibt  3nnocen3  an  Stlesanber:  ;;Dein  zBater,  gfurft  3tt^os»nK>i  ^^i^  ^on  bem 
Xau  gdttli^er  ®nabe  bene^t,  unb  als  er  in  ber  Xartarei  beim  ®rog^an  mar,  bat  er,  20 
wxt  mit  oon  unferm  Soten,  bem  SRinoritermdn^  ^lano  CCarpini  erfahren,  mit  SBiffen 
eines  feiner  Sofaren  in  bie  $anb  jenes  SRond^es  ber  romif^en  Air^e,  feiner  SRutter, 
(Se^orfam  gelobt,  unb  mfirbe  o^ne  3^^if^I  t>i^f^s  Selenntnts  öffentli^  ausgefprod^en 
^aben,  loare  er  ni(^  pßMic^  bur^  ben  Xob  boron  gebinbert  n^oroen.  SBie  Du  nun 
als  Srbe  Deines  Saters  In  feinem  (Erbe  gefolgt  bift,  fo  foloe  nun  au^  biefem  feinem  25 
Seifpiel,  oerlaffe  ben  SBea  bes  Serberbens,  oer  jum  eu)igen  Zoi  ffil^rt  fAIiege  Di^  in 
(Se^orfom  ber  neuen  itirqe  arif  bie  ^eroiglid^  aue  i^re  ^lieber  3um  ^eile  leitet.  3n« 
ftänbigft  ermahnen  unb  bitten  mir  Dub,  erlenne  bie  rbmif^e  AurAe  als  Deine  URutter 
an,  gei^orc^e  bem  $apft,  untenoirf  Deine  Untertbanen  bem  rSmi^en  Stubl.  (Etoiges 
$eil  wirb  Dir  boraus  entfpringen,  unter  ben  übrigen  fat^oIi|<ben  ^üMtn  JoIIft  Du  uns  so 
ein  auserlefener  fein.  Deinen  ®Ian3  3U  erhöben,  mollen  mir  immer  bebai^t  fein.  Dro^t 
Dir  oon  ben  Zcortaren  ®efabr,  fo  melbe  biefes  fogleid^  ben  SRarienrittem  in  fiiolanb, 
bomit  mir  burd^  fie  bena4ri(^igt,  befto  bäftigere  URagr^eln  gegen  biefen  greinb  ergreifen 


Bnnen".  —  Unb  roterer  als  Snnocens  boffen  mod^te,  f^ienen  feine  SBünf^  m  Cr« 
füHung  3U  ge^en.  8(m  15.  September  oesfelben  3<^^$  f treibt  er  ooll  meube  an 
Slexanber:  „(Sott  fyd  bie  Sugen  Deines  (geiftes  geöffnet  unb  bie  jllarqeit  feines 


Silkes  fiber  Di^  ausgegoffen.  oag  Du,  mie  unfer  fi^at,  ber  (Enbif^of  oon  ^reugen, 
fAreibt^  treulich  gefugt  unb  glfl<fli%  gefunben  ben  SBeg,  ber  Diqf  3U  ben  Pforten  bes 
^arabtefes  fü^rt  Da  jebo^  bie  Sd^Iüffel  bem  ^eiligen  ^etrus  unb  feinen  9la(^oIgem, 
ben  rdmifi^n  ^ßdpften  00m  $erm  fibergeben,  fo  ^ft  Du  oerlangt,  bamit  Du  ni^t  an  40 
ber  ^orte  abgemiefen  merbeft,  in  aufri(|tigem  Se^orfam  mit  ber  römifc^en  jtirc^e,  mie 
bos  ©Heb  mit  bem  Raupte  oereint  3U  merben  unb  als  3^^^^"  Wefes  (Be^orfams  in 
Deiner  Stabt  ^lescau  ein  lateinifAcs  Sistum  3U  enid^ten.  Dafür  preifen  mir  (5ott 
unb  umfaffen  mit  ben  Slrmen  ber  fiiebe  Di*  als  einen  ausericfenen  So^n  ber  ftird^e. 
ber  trok  ber  SDBeite  ber  (Entfernung  bie  fiieblid^Ieit  ber  magren  Äir^e  empfinbet,  burdj  45 
beffen  Seifoiel  noi)  oiele  3um  (ge^orfam  geffi^rt  merben  mögen.  Da  ber  ermahnte 
Srjbifc^of  D{<^  perfönli^  befuAen  mill.  fo  empfange  i^n  als  ein  anaefe^enes  (Blieb  ber 
Smift  mit  (E^rfiun^t,  unb  beamte  mo^L  mas  er  Dir  3U  Deinem  utw  ber  Deinen  $eil 
anraten  wirb.  Die  ermahnte  Äir^e  erlauben  mir  Dir  mit  feinem  9iat  ^u  errieten".— 
9ber  biefe  Hoffnungen  bes  ^apftes  maren  eitel,  Slexanber  ^t  nie  an  eine  ^nerfennung  50 
Slams  gebaut,  nur  bie  eigenen  fiberf^menglid^en  SBfinf^e  unb  ^offungen  fyii  (Eb.  m* 
bert  ber  Jbme  gemelbet.  Xleaeanber  berief,  ersoblt  bie  ausffi^rlid^e  Stograp^ie  bes 
Sffirfien,  ob  römifi^  (Befanbte  ibm  popftlid^e  Snefe  brauten,  Jeine  SBeifen  unb  fie 
crtimcfdätn:  mas  bos  Site  unb  9leue  leftament  fage.  mfi^ten  fte,  unb  metter  bis  auf 
(Eonftantin  unb  00m  1.  bis  7.  Jlon3il  lennen  mir  oie  mabre  £e^re  ber  ütirc^e,  bie  55 
(Eurtge  ober  mollen  mir  ni^t  annehmen.  Die  jturie  freili^  ^at  nid^t  fo  balb  i^e 
pSne  fallen  laffen,  3nnocen3lV.,  aiexanberlV.,  ^aben  fie  no^  lange  ocrfolgt,  1254 
mirb  (Bo.  Wbttl  oon  neuem  3um  £egaten  für  9{u§lanb  ernannt,  1255  foll  ffir  bie 
Q[briften  dftlic^  bar  !Raroma  ein  abenblftnbifAer  Siji^of  eingefe^t  merben.  (Es  mar  oer« 
gAenSf  bie  Deutfd^n  oermod^ten  bort  feine  bauemoe  ^errf^oft  3U  geminnen,  C5ro^rft  «k) 

23- 


356         fUtftmhn  9tmStii  VIegattbrmtfiljie  ftded^deitfil^ttle  mb  Sil^ttle 

SHexanber  behauptete  bie  C&renjen  Sluftlanbs.  nii)i  jum  iDenigften  bur^  bie  ®unft, 
bie  ber  fluge  grürft  bei  feinen  monaolif^en  Ober^nen  }u  gewinnen  mu^e.  Sein  Sin» 
flug  toirb  mitgen)irtt  ^oben,  bag  {ogar  an  ben  CCentren  mongolif^er  $enf(&aft  bem 
S^riftentum  Dulbung  geiDö^rt  mürbe,  fo  am  $ofe  be$  (Srogd^an  am  Slmur,  fo  in  ber 

5  9leftoen3  ber  C^ne  ber  golbenen  $orbe  in  Sarai  an  ber  untern  9Botoa.  wo  1261 
ein  grie^i[^e$  Sistum  erridbtet  tourbe.  —  9Iuf  einer  feiner  sa^Ireic^n  Steifen  borti^in 
[tarb  Sllexanber  3ltmsb)  14.  3109.  1263,  tief  betrauert  oon  feinem  Soll,  in  befjen  flpe« 
bfid^tnis  fein  SInbenten  no^  ^eute  ni^t  erlofAen  ift.  Die  AirAe  \\naA  i^n  ^etlig  unb 
metbte  i^m  ben  Xag  feiner  SBeerbigung  23.  9loo.    Seine  fterbli^en  ubenefte  mmhtn 

10  im  SRuttergottesflofter  in  SBIabimir  betgefe^t,  ^eute  ru^en  fie  an  ber  Stelle,  roo  er  bie 
plänjenbfte  X^at  feines  £eben$  oollbra^t,  mo  er  ben  Steg  über  bie  Sieben  errungen: 
m  bem  {üngft  entftanbenen  Petersburg  fttftete  1713  beffen  groger  (Srfinber  bos  SQezanber» 
9leu)sl9^jlIo|ter,  balb  eins  ber  rei^ften  in  9luglanb,  1724  Stug.  30  (Se)it.  11)  ourben 
bie  9{eliquien  übergeführt,  au^  biefer  Xag  gilt  als  gfefttag  ber  jtträe. 

16  midi,  ^andmatttt. 

SUesanber  Seoerus  f.  Seoerus,  Septimus  unb  Sllexanber. 

SKe^anbria,  ^atriar^at  f.  ^atriar^en  unb  $gqpten  S.  217,  lo. 

SUe^anbria,  S^noben  oon  320  ober  321  unb  362  f.  Slrianismus;  oon 
400  f.  Origeniftif^e  Streitigleiten;  oon  430  f.  Weftorius. 

20  SUesonbrinif  f^e  Sated^etenf  c^nle  nnb  Sc^nle.  Sitteratur :  9[uger  ben  Werfen  über  Siemens, 
Origened,  (S^rill  u.f.to.:  Baltus,  Defense  des  8.  P^res  accusez  de  Piatomame,  Paria  1711; 
Guerike,  De  schola  quae  Alexandriae  floruit  catechetdca  1824;  ^a\\t\bad^,  De  schola 
quae  Alexandriae  floruit  catechetdca  1824;  9{ebe|)enmng,  Oriaene^  I  (1841);  JuL  Simon, 
Hist.  de  r^cole  d'Alex.  Paris  1845 ;  Vacherot,  Hist.  crit.  de  TÄcole  d'Alex.  Paris  1846—51 ; 

25  Kingsley,  Alexandria  and  her  8choolsl854;  Bigg,  The  Christian  Platonists  of  Alexandria, 
Oxford  1886;  ^arnatf,  Sc^rbud^  ber  3)ogmcnflc|%.  3.  «up.  ©b.  I  u.  11. 

Unter  alexanbrinif^er  Aate^etenj^ule  oerfte^t  man  ein  fpoteftens  in  ber  2.  .^olfte 
bes  2.  3<^^^unberts  entftanbenes  3n[tttut,  bas  eine  fefte  Succeffion  oon  £e^em  (toie 
bie  ^^ilofopbenfc^ulen)   befap  unb  ft^  bis  3um  (Enbe  bes  4.  3^^^unberts  erstell 

90  Unter  bem  iRamen  „wsanorinif^e  S^ule"  fagt  man  einige  !I^oIogen  bes  aus^ 
aebenben  4.  unb  bes  5.  3<^^^unberts  jufammen  (beren  bebeutenbfter  Q^rill  oon 
mexanbrien  getoefen  ift),  bie  im  (Se^enfa^  5ur  antio^enij^en  Sd^ule  geftantlen  ^ben 
unb  bie  Soter  [oroo^I  oes  SRonop^^fttismus  als  ber  anttneftorianif^en  Interpretation 
bes  S^alcebonenie  (alfo  bie  geiftigen  Urheber  ber  ÜBeftimmungen  bes  3.  unb  5.  iton^ils) 

35  geioefen  finb.  Um  i^res  fa^u^en  3ufammen^angs  u^illen  ift  es  joedmfigig,  bie  betben 
„Spulen"  ju  oerbinben. 

Die  Sutfänge  bes  (T^riftentums  in  SHexanbrien  liegen  im  oöIIiQen  DuiüeL  Se» 
beutfam  ift,  oag  bie  Xrabition  bie  Slusfaat  bes  (Eoangeliums  unb  bte  Stiftung  pbilo^ 
fop^tf^er  ^fetenoereine  in  eine  (Epo^e  oerlegt  unb  geneigt  ift,  fie  auf  einen  änann 

40  jurüdtjufü^ren  —  SKarcus  (Cufeb,  h.  e.  II,  16;  Hieron.  de  vir.  inl.  8.  36).  (fe 
mag  bas  ein  Sfingerjeig  fetn,  bag  bie  S^ule  5ur  frü^eften  Susftattung  ber  alesan^ 
brinif^en  jlir^e  ge^Srte  (i^  ägxalov  S&ovg  didaoxaleiov  xcov  legdw  Idycov  noQ 


avxdig  oweoranog,  fagt  Cufeb.  h.  e^  V,  10).    gür  uns  tau^t  fie  gegen  (&ü)e  bes 

Dfort  als  fefte 
45  jeugteh  Sit^xtt  $antanus  (n^as  ^^ilippüs  Sibetes  oon  9(t^enagoras  als  erften  £e^er 


2.  3^^^j  u^  VP^  fofort  als  fefte  3nftitution  auf  mit  ihrem  oon  Clemens  SHex.  ht- 


h  ^lexanbrien  Mtet,  mu^  b4in  .geftellt  bleiben).  3nbem  gerabe  Süezcbtbrien  mit 
biejer  S^ule  uns  entgegentritt,  beftätigt  fi^  nur  bie  allgemeine  Seoba^tung,  ba^  bie 
^nftlid^e  Organifation  ]\ä)  überall  in  ben  Stöbten  unb  ^rooinsen  ben  loialen  Stgen» 
tümli^feiten  fofort  angepaßt  ^at  (f.  Lumbroso,  L'Egitto  al  tempo  dei  Oreci  e  dei 

50  Romani,  Rom  1886;  SRommfen,  Köm.  ®ef^.  »b.  V ;  ben  SWöel  „Stlexanbreia"  oon 
^u^ftein  in  $auIi)«9Biffou)a'$  SlSnqllop.  Sb.  I ;  ebenbort  ben  Slrt.  „SOex.  £itteratur'' 
oon  Änoad;  »ibliot^clen :  3titfd|I,  Opusc.  I  S.  1  ff.;  SRufeion:  ^art^e?,  8erHnl838; 
^^ilofop^ie:  ßeller,  (Sef^.  b.  grie^.  ^^iloj.  III',  1;  o.  SOBilamon)^,  SIntiaonos  o. 
>tar9ftos).   Die  älteften  gnoftif^en  Spulen  ((»d|ulen  filr  ^riftli^  9{eItgion$p^uofoi^ie) 

ü5  treffen  toir  in  ^^pten,  unb  toieberum  bie  ältefte  S^ule,  bie  mit  ber  Air^e  in  etnem 
feftcn  35er^Itniffe  fte^t  —  ^rioatfAuIen  fojufagen  Ratten  3ujtin^  lotion  u,  o.  — 
tft  bie  alexanbrinif^e.    Sie  beftanb  f^on,  als  ber  Slusbrud  „öidaaxaXdöv**  in  ben 


SDcsaiibrtmfil^e  ftated^dettfil^iile  niib  (Biftüt  367 

meiften  anbeten  ^rooinjen  ber  Aird^e  noi^  einen  üblen,  ^retif(^en  Setgefd^mod  ^atte. 
Über  bas  uifprfingltdje  Set^Itnis  ber  alexanbrinlf^n  Sd^ule  {^  icov  tugxcüv  diarQißrj, 

to  didaaxaAetov  xoyv  legcav  koycov,  rd  xar*  ^Ake^dvdqeiav  didaaxaieioVf  ro  rrjg 
xattixnoeayg  didaaxakeiov)  ^ur  Äir^e  bafelbft  roiffen  roir  freilli!^  ni^te.  Dürfen  rotr 
na^  ber  gfolgejett  l^lie^en,  tn  ber  immer  toteber  eine  Sf^annung  jiDifd^en  ber  Riti^t  5 


unb  ber  6^ule,  bem  Sifii^of  unb  bem  Sebrer,  ^eroorbrad^  (obgleid^  eine  3^it  lang  bie 
fie^r  bie  Aanbibaten  bes  Sistums  getDefen  finb),  fo  ijt  bte  S^ule  erft  aüma^IiA  in 
bie  Aird^e  ^ineingenmd^fen ;  aber  auq  bie  alesanorinifd^e  jltrd^e  [elbft  seigt  no(|  beim 
äbergang  bes  2.  jum  3.  3^^^unbert  eine  freiere,  oorlal^olif^e  Haltung,  tuie  man  au$ 
ben  SBenen  bes  Clemens  mtx.  (f.  au(!^  (En[eb.,  h.  e.  VI,  2)  erlennt.  (Erft  unter  bem  10 
(Ept|bpat  bes  Demetrius  3.  3-  ^  (EaracaUa  unb  (Elagabal  ^at  fie  bie  feften  lat^olifd^en 
(Jrormen  angenommen. 

Sorausje^unaen  ber  ^riftlid^en  jlate^etenfc^ule  in  Wesanbrien  [inb  bas  ^eüenif^e 
„SRufeum"  oa|eIb|t  einerfeits  unb  bie  ^oben  3ubenf^ulen  (Sat^e^SKtbrafi^ot^)  anberer* 
[eits  getoefen.  Die  {übifii^^^eneniftif^e  SMenf^crft  unb  ipr  Setrieb,  toie  mir  fie  für  16 
mexanbrien  namentltd^  aus  ben  SBerlen  ft^ilos  lennen,  tft  bie  unmittelbare  SSorftufe 
ber  Ariftli^en;  biefe  ift  ein|ad^  in  i^  Srbe  eingetreten  unb  snmr  [0,  bag  fi^  [otoom 
bie  (^pelulationen  ber  ^q|rtt(^en  (Bnoftiler  (ber  6 Aulen  bes  Safiltbes  unb  Salentin), 
als  bie  ber  fird^Iiii^en  Xneologen  oon  bort  ableiten  lajfen.  Die  2:^eoIogie  ift  ^iema^ 
6c^riftn)iffenf^^,  b.  ^.  fie  ift  oermittelft  ber  exegetifd^^pneumatifi^en  SRet^obe  aus  ben  so 
götilid|en  Ordeln  ju  geQ)innen.  9Iber  nur  burd^  mehrere  Vorbauen  lann  man  m  i^ren 
Qd^ften  (Se^etmnif|en  oorbrinaen.  Diefe  Sor^Hen  finb  einerfetts  burd^  bie  oerf($iebenen 
Disjblinen  ber  gried^if^n  ^Qibfopbie^  anbererfeits  bur^  bie  partihiloren  Offenbarunaen 
ber  (Dot^it  be^ei(!^net.  Sefben  entum^t  aber  in  eigentümlitqer  SBeife  bie  ilonftitutton 
ber  !Ratur  unb  oes  menf^Ii^n  SBefens,  fo  bag  eine  ftufemoeife  (Erlenntnis  biefes  oiel« » 
aetti^ten  Organismus  sufammenfSüt  mit  ber  ftu^raoeifen  Dur^bringung  {euer  Sor« 
fallen.  Der  (Bang,  n^el^er  ber  n)iffenf(^a^i(^en  mbeit  bamit  öorgeßeid^net  ift,  n^irb 
ober  ungepun^en  ^r  9^IogetiI,  fofem  bte  ganje  Vorarbeit  jur  6iäftru!tion  ber  t^eo- 
loaijd^n  (Dnofts  mtrb,  in  ber  URet^^qfü  unb  (Et^if,  CErlenntnis  unb  gottbegeiftertes 
fiteb^Ieben  jufammenfallen.  Dies  alles  finbet  fi^  f^on  bei  $biIo,  aud^  bie  n^efentlid^  so 
pbtonif^e  Haltung  ber  ganjen  (Bebanlemoelt,  femer  bas  enerpt[d^e  Seftreben,  ^latos 
obee  DucA  ein  $9pemo§ton  ju  überbieten  (unb  fo  ber  9{eItaton  in  ber  gform  bes 
6upennteue!tuenen  ein  eigentümliAes  unb  jroar  bas  boc^fte  (Beoiet  ^ujmoeifen) ,  enbli^ 
jene  aU^miftifc^e  Slusbeutung  ber  Sibel,  na^  ber  fie  nid^t  nur  bie  ^b^fte  ®nofis, 
fonbem  au^^^  mbrtlic^  unb  moralifd^  ausgelegt,  bie  Sor^aUent^oIogie  umfa§t.  30 

Die  ^nftlid^  Sd^ule  f)at  prinzipiell  an  biefen  Setrad^tungen  ni^ts  geanbert ;  aber 
fie  ^  He  mobtftsiert,  inbem  fie  bie  Offenbarung  ffiottes  in  (E^rifto  bem  alttejtament* 
liAen  (SeMe  überorbnete,  bemgemög  btefes  in  bte  Sor^aüe  fd^ob  unb  in  genuiner  $in» 
fiqt  mit  Der  gried^ifd^en  |}^iIofop^ie  paraüelifirte,  ben  paulinifd^^fo^anneifd^en  Cpebanlen 
ber  (Er|(^einung  ber  (Bott^eit  (bes  £ogos)  auf  (Erben  (in  S^us  (ü^riftus)  acceptierte  40 
unb  überhaupt  an  ber  neuteftamentliqien  Offenbarung  eine  (JrüIIe  erhabenen  Stoffes, 
Rraft  unb  SiAer^eit  getoann.  Das  SDlqfterium  ber  $erabfenfung  ber  Sott^eit  in  bie 
itreotur  (ber  Seraottung  bes  beatürli^en  (Beiftes),  an  (D^ftus  unb  an  ber  Seligfeit 
bes  (Düften  ^iftort[d^  angefd^aut,  n)urbe  fe^t  ber  jentrale  tteologifd^e  ®eban!e  utü)  biente 
bcßu,  bie  als  ^^tlofopQumenon  löngft  oor^anbene  SorfteÜung  oon  ber  mefentli^en  40 
®lei^artigleit  bes  IreatürliAen  (Beiftes  mit  ber  (Bott^eit  unb  oon  feiner  gbttlid^en  Se« 
ftintmung  m  bebSftigen.  t)it  Shfoge:  ift  bie  9{üdRe^  ber  (Beifter  m  ®ott  nur  ein 
@^tn,  ^em  fie  in  SBa^rbeit  immer  bei  unb  in  ®ott  finb,  ober  ift  fie  ein  ftreng 
noqiDenbtaer  Slaturprojeg,  00er  ift  fie  bie  gef^i^tlid^e  (^ol9^  ^i^^s  gefd^i^tlid^en  (Er« 
eigniffes  (nömlid^  ber  SRenfd^roeroung  bes  fiogos)  —  biefe  (Brunbfrage  ift  in  ftreng  50 
bäjutdtioer  Raffung  ben  fiesem  ber  Aated^etenfcqule  niemals  aufgegangen  ober  oie^ 
me^r:  fie  ^en  aues  get^n,  um  bie  ftrenge  Disiunition  ju  oerbeaen.  tnbem  fie  teils 
oon  einer  oerf^iebenen  Stufe  ber  Setra^tung  rebeten.  teils  bie  gefAi^tli^en  (Ereigniffe 
in  ben  9laiurpro5eg  ^ineinnabmen  (ober  umgeie^rt  9caturpro3e||e  als  gefd^i^tlt(^e  oor« 
Kellten).  Die  ^oretifc^en  uno  bie  ür^Ii^en  alesanbrinijqen  fie^rer  unterf^eiben  fic^  55 
Doriny  baj^  biefe  ben  emft^aften  Serfu^  mad^en,  bie  (^ei^eit  (bas  liberum  arbitrium 
ber  oentfinftigen  Areatur)  m  retten  unb  bamit  jugleid^  eine  Grenje  jn^if^en  (Bott^eit 
unb  ilreatur  ju  sieben  uno  ber  (Bef Aid^te  einen  Spielraum  3U  geu)ä^ren ;  aber  bie 
(Erlemitnis  unb  Stimmung  bes  d^riftlid^en  (Bnoftifers,  bie  Origenes  als  bie  ^öAfte 
preift,  ISgt  bo^  n>eber  für  ben  gef^id^tlid^en  S^riftus  no^  für  ben  fiogos,  no^  über«  60 


358  %ttfanMnx\dit  ftatrtl|ttettfitiitle  niib  Si^itle 

^Qupt  für  „Snittler''  9{aum,  fonbem  |agt  allee  in  ru^enber  Smmanens  unb  Seligicit, 
tDo^renb  berfclbe  fieser  re^t  eigentli^  bet  Xbeologe  bet  (folöfung  unb  Serfo^nuno 
[oroie  bcr  Scrmittelungen,  fiug  bcr  ,^9iealttäten"  u.  ],  w,  gerocfen  ift,  fobalb  er  ftÄ  auf 
eine  ber  go^IreiAen  Stufen  [teilte,  bte  smif^en  bem  SRenf^n  als  Slatunoefen  unb  als 

5  befelioter  ©eift  liegen. 

ibie  alexanbrinif^  jlated^tenj&ule  bat  eine  ebenfo  groge  Sebeutung  für  bie  innere 
(Bef^i^te  ber  ilir^e  mie  für  i^r  93er^Unis  jur  Sluftenmelt.  Dort  lommt  in  Setro^t, 
bag  [ie  ber  jtir^e  eine  !Dogm(mI  unb  X^eologie  gefd^en,  fie  tpiffenf^aftli^  Sategefe 
—  in  {ebem  6inn,  ben  man  bamals  nttt  i^r  oeroanb  --  aele^rt,  Uß  bis  ju  einem 

10  aeiDiffen  ®rabe  ben  ^aulinismus  sugangli^  gemad^t,  ibr  ein  n)i|]enfd^aftIiAes  SeDbft« 
ben)UBt|ein  gegeben,  bie  ^retif^en  ^ulen  niebergefAla^en.  bie  bogmotifipen  öau)it« 
fnrobleme  ber  3ulunft  aufgefteüt  unb  ben  ur^ri[tUd^«ent$uftaftt(A«asIeti|d^en  ®eift  in  ben 
asleti[^»!ontempIatit)en  umgemanbelt  fyd.  3n  ^ejug  auf  ica  93erbaltnis  pr  Srnberaoelt 
ift  [ie  es  gemefen,  bie  ben  ^Uenifc^n  ®eift  gesmungen  bat,  auf  bie  ^ftlid^  SotfAaft 

15  m  merfen;  fie  ^ot  ben  Raxm  mtt  feiner  le^en  $^le,  bem  9leuolatonismus,  fi^fu^ 
fie  ^at  ben  (Segner  feiner  9{u|tung  beraubt,  um  i^n  bann  mit  [etnen  eigenen  woffen 
nieberjuf^Iaaen.  Die  mit  bem  (Eoanaelium  oerf^mo^ne  arie^if^e  9leIigtonspBiIofop^ie 
bat  eben  biefe  Steligionsp^ilofop^ie.  fofem  fie  oom  däangelium  m^ts  mifien  sollte,  fon» 
Dem  fortfuhr,  ben  domer  altegorij^  ju  erlloren,  bejiegt 

20  Die  JlateAetenfi^uIe  ^atte  etne  fefte  Organifotion  unter  einem  £e^ec,  ber  ft^ 
aber  unter  Umftanben  einen  ®epffen  jugefellte.  Son  bem  ®ang  bes  Stubiums  Knnen 
iDir  aus  bem  großen  breipeteilten  äBerl  oes  (Hemens  SHes.  unb  aus  ben  Stn^oben  über 
bie  fie^rt^otigieit  bes  Ongenes  eine  93or[tenung  gewinnen.  6000^1  bie  metften  ififilo' 
'op^if^en  $auptbisjiplinen,  als  bie  fie^rfa^e  ber  oerUbiebenen  ^^dofopbenl&ukn  mur< 
>en  Dorgetragen;  aber  bie  $auptfa^e  unb  ben  Slbf^lug  bilbete  bas  Stuotum  ber  ^. 
S^riften  (f.  b.  ftommentare  bes  £)rigenes,  bie  aus  feinen  fie^roortr^en  entftanben 
finb).    Die  inrofanoiffenfc^aftli^en  Sortr&ge  tourben  aud^  oon  ÜRiAt^G^riften  ge^rt; 


25  b 


^at  boA  no^  $erallas,  ber  Sta^Iger  bes  Origenes,  ben  ^^ilofop^enmamel  getraaen 
(ber  übrigens   au^   oor  Verfolgung   f^fit|te).      (Ein  beftimmtes  £o{aI  fd^eutt    bie 
30  6 Aule  —  menigftens  3.  3-  ^^^  Dr^enes  —  nfal^t  befeffen  ju  ffobtn:  too  ber  £e^ 


[ber  übrigens   au^   oor 

ÄÄuIe  —  ©enigftens  j.  ^.  ^^^  ^.^ —       ..^»  ^»,^„...  ^^  ^^»..,  w^  ^^  .w^*^ 

n)09nte,  !am  man  jufammen.    Sefolbung  ourbe  ni^t  gemö^rt;  au^  ^at  man  nicbt  an 


einjelne  fie^rftunben,  fonbem  an  ganse  Xageslurfe,  loie  [ie  noA  ^eute  im  Orient  uBIi^ 
fino,  3u  beulen  (teils  Sortrage,  teils  Unterrebun^en) ;  oie  gelehrten  Sebürfniffe,  9[b« 
fd^reiber,  S^önf^reiber  u.  f.  u).  Q)urbeh  bem  Ongenes  bur^  einen  reiben  grreunb  ge- 

35  xDSfyci  —  f^erlt^  ber  einsi^e  Sfall.  9u(^  n)o^l9abenbe  Sd^üler  brauten  freie  (Baoen 
^06)  Origenes  ncum  fie  ntd^t  an).  Seit  bem  4.  ;^aMunbert  maa  ber  Staat  jur 
Sefolbung  ber  fieqrer  ttmos  beiaetragen  ^aben.  Dte  ^Reihenfolge  ber  Sorfte^ec  ift 
folgenbe:  ^antanus  (feit  c.  190  fein  ®epife  Clemens),  (Hemens,  Oriaenes  (fem®e^ 
pife  $erauas),   $eraHas  (na^mals  Sifd^of),  DiotuaHus  (noAmals  Stfd^of),  ^terius 

40  (Sld^illas),  ^Qeognoft,  Serapion.  ^etms  (nadbmals  SMof),  macarius  (?) Dibq« 

mus,  9?5[öbon  mrius  ift  f^roerliÄ  35orfte$er  ber  S^ule  geioefen).  SRbooon,  ber  fie^rer 
bes  iß^ilippus  ^ibetes,  ift  um  405  nai^  Sibe  in  ^amp^^tten  übergefiebelt.  Die  SAuIe, 
bur^  bie  arianifd^en  Streitigleiten  erf^üttert,  bur^  bie  unglfidCIiAen  Aämpfe  bes  3^eo« 
p^ilus  oon  Sllexanbrien  mit  oer  barbanf^en  SRön^sort^oboxie  oollenbs  oemi^tet,  erlofd^. 

45  Die  ori^eniftif^en  ilämpfe  baben  i^r  ein  Snbe  bereitet;  toir  bflr^n  annehmen,  bog  fte 
f^n  fett  ben  Xagen  bes  ^t^anaftus  an  Sebeutuna  immer  me^r  oerloren  bot,  loenn 
au^  Dibqmus  ein  beroonaaenber  £e^rer  getoefen  ift.  $eibnif^e  £e^er  ernielten  in 
Slexanbrien  au^  für  bie  (ü^rtften  Sebeutung  (ogl.  $9patia  unb  bas  fieben  bes  S^neftus). 
Die  !QeoIogie  ber  ilappabocier.  befonbers  oie  bes  (Bregor  oon  9l9ffa,  ift  ein  SAog» 

CO  lin^  ber  ilateäetenf^ule,  unb  fofem  biefe  !^eoIogie,  toelqe  ^ermente  bes  origenifti^en 

®etftes  entließ,  niemals  in  ber  Aird^e  pröimbiert  toorben  tft,  blieb  ein  geu)iffe6  &be 

ber  Jlate^etenfdbule  ber  Aird^e  erhalten,    ^u^  in  ber  SBiffenf^aft  bes  ^ieronqmus, 

9{ufin  uno  SImbrofius  ^at  fie  Jortgelebt  unb  ift  bem  91benblanb  3U  gut  gelommen. 

Slt^anafius  bot  u.  SB.  mtt  ber  jlate^etenfAuIe  bireö  ni^ts  m  Qjßxn\  aber  feine 

55  Sluffafjung  oom  ^er^ältnis  bes  Söttlid^en  unb  uRenf^Ii^en  unb  fein  (Bloube  an  bie 
iDlenffflioerbung  bes  £ogos  ftanb  in  Sfil^IunQ  mit  bem  regten  (^lügel  ber  origeniftifcben 
Spelulation.  3nbem  er  bas  ,,$omoufios''  in  ber  ilir^e  bur^fe^te  unb  ollmäblic^  oie 
beoeutenbften  !QeoIogen  bes  Orients  für  basfelbe  gemann,  fe^te  er jugleid^  oie  9In^ 
f^auung  oon  ber  (Erloferperfönli^ieit  bur^,  nad^  meld^er  bie  göttliche  9catur  bie  menfA« 

60  It^e  in  ft^  aufgenommen  unb  fie  fo  }u  i^rex  eigenen  gemalt  ^,  bag  eine  oou^ 


aiqranbrtmff^e  ftated^etenf^itle  ttiik  @il^it(e  Wtgiantt  3ö9 

lommene  (Einheit  ber  Staturen  oor^nben  ift.  fie^r^t  ^  er  bas  niäft  ausaefäbrt 
(oielme^  [inb  bei  ibm  unb  ben  jlq[»pabodem.  bie  |etne  unb  be$  Oriaenes  Sqüler 
iDoren,  no4  Un|id^er9eiten  oorl^nben) :  allein  fein  (Blaube  unb  feine  ^eDlogif^e  Sim- 
mung  jielten  auf  ba$,  idos  na^mals  aRonopbq|iti6mu5  genannt  iDorben  ift,  unb 
jiDor  auf  bie  lonfequentefte  gform  besfelben.  X>xt\tt  Glaube  unb  biefe  t^eoIi)aMe  6 
Stimmuim  änberten  fi^  au^  ni^t,  als  man  fi^  genötigt  fc^,  ben  lonfequenten  93er:> 
m  bes  Siftollinarie  oon  fioobicea,  bie  Crlöferperfönli^Iett  als  (Einheit  ju  {onftruieren, 
obgule^nen;  im  Gegenteil  —  bur^  bie  ^eoretif^e  Se^uiitung  ber  ooUen  SRenf^eit 
3e|u  tm  ®egenfa|  }u  Slpoüinoris  glaubte  man  fu^  ^inreii^enb  gef^ü^t,  um  fi^  nun 
um  \p  beftimmter  unb  energilAer  ben  Spelulotionen  über  bie  /tiia  (pvmg  rov  loyav  lo 
o£oaQxa>fmm  Eingeben  ju  burfen.  hinter  il^nen  ru^te  bie  Sorftellung,  ba^  göttli^ 
unb  menf^Iic^e  Statur  real  gufammenlaufen  ISnnen;  ja  fie  bilbete  ben  etgentli^n 
flnis  religionis  Ghristianae,  unb  fie  lonnte  in  boppelter.  3.  %,  in  einander  über» 
fliegenber  ^oxvx  auftreten,  nomM  in  ^iftorifd^^realiftifd^  (bie  gottli^e  ^eilsoeranjtal» 
tung  ^  ^$ori[c^  bte  getrennten  Staturen  }ufammengebra(bt)  ober  in  ibeen«p^iIojop^i)d^er  16 
(bie  göttlt^e  ^eilsoeranftaltung  beHariert  nur  unb  mad^t  of^nbar,  n)as  im  9l5efen  ber 
Staturen  liegt,  jofem  bie  geiftiae  Areotur  an  ]\äi  im  legten  C5runbe  Q>efenseins  mit  ber 
(B^t^it  ift).  ÜDer  3ufammen9an0  mit  ben  leMen  ®ebanfen  ber  Aote^etenfi^ule  ift 
^ier  offetmr;  biefer  3ufammen9ang,  ber  in  oem  ^lotonismus  murjelt,  tritt  aud^ 
m  ber  pneumotifc^en  ^egefe  ^eroor,  obglei^  alle  geaen  bie  re^la  fidel  unb  ben  20 
biblifil^n  Slealismus  perftonenben  91uslegungen  bes  Or^enes  ausgemerjt  u)urben.  !Die 
X^Iogen.  loel^e  biefe  (Beoanlen  oertraten  unb  feit  bem  Slnfang  bes  5.  3cti&r^unb^ 
mtt  ben  »ntio^enem  (f.b.5l.)  in  Streit  gerieten,  nennt  mon  „^exanbrinifee  Sd^ule". 
Der  Sebeutenbfte  unter  ibnen  neben  SRoIarius  ijt  Surill  oon  SIexanbrien  our^  yä^h 
rei^e  iUmtmentore,  6treit|(|riften  unb  bur^  bie  ftegretd^e  Aü^n^eit  feiner  Aird^enpolitil.  25 
SBos  man  au$  oon  feinem  o^aralter  ^Iten  mag  —  bag  ferne  2:^ologie  foteriologif^ 
beftimnU  nutr.  lagt  fid|  ni^t  oerfennen.  Den  ^iben  6ieg;  ben  er  auf  bem  (Ep^ejinum 
genmmt  (431)i  lou^te  er  aUmoblic^  in  einen  ganjen  ju  oeromnbeln,  unb  burc^  feinen 
Stod^fober  unb  ®e[tnnungsgenoffen  Diosbir  n)urbe  bie  antiod^eniff^e  X^eologie  in  ber 
Airme  oefiegt  unb  oie  ^da  yvoK  tov  l6yov  aeaaqHcoßieytj  gu  (l^oefus  448  oem  Orient  90 
ronomiert  Sti^t  toeti  bie  gfo^^I  ^^  ®^ift  oes  orientalij^n  (i:|riftentums  n)iber« 
ra^,  fonbem  loeil  i^  (T^ampion  fid^  als  iurc^enbefpot  geoärbete,  erfplote  bie  oer« 
ingnisoollfte  Kedtion  gu  (S^alcebon  451.  Die  (Jformel,  oie  bort  aufgeTtellt  mürbe, 
mib^rjprtt^  runb  unb  Ilar  ber  alexanbrinif^en  X^Iogie  unb  l^e  bie  Sfolge,  bag  alle 
entf^tebenen  unb  lonfequenten  Kn^nger  berfelben  mit  ber  b^jantinifd^en  Air^  brauen ;  35 
aUetn  fofem  in  CE^Icebon  ausbrfiAicb^  bie  Ort^obosie  bes  Cqrill  anei^nnt  morben,  be« 
^iett  bte  neue  bojantinifA'römiJ^  Atr^,  bie  gefdbaffen  mar.  tro^  ber3u)einaturenle&re 
bie  alezanbrinifd^e  Z^lo^ie  xn  il^rer  SRitte.  3m  6.  3<^r$unbert  geigten  £eonttus 
unb  3u^^3  ^6  )>^s  ntd^i  ein  toter  93efi^  bleiben  foltte,  ba|  fid^  otelmebr  bie  9lus» 
legung  oes  (E^akebonenfe  naä)  U)m  gu  rieten  babe  (5.  Aonjin.  Daran  pat  aud^  im  40 
C5runoe  bas  6.  Aongil  ni^ts  geönbert;  ja  nad^  bem  aboptiantfqen  (ptreit  tft  au^  bie 
Z^Iogie  bes  91benblanbs  bemuM  ,;alexanbrinifc^''  gemorben.  Dtefe  $at  bie  Sor« 
fteüung  oon  ber  mirfli^en  äRenj^leit  3^fu  immer  nur  behaupten  lonnen,  refp.  auf  ein 
gonj  bef^ftenes  9Rag  jurudfu^ren  muffen  —  fie  ift  in  9Ba^rbeit  apollinoriftif^  unb 
boleti|(^.  Dafür  ober  ^at  fie  in  allen  tQren  ^^afen  Slaum  gelajfen  für  mqftifd^e  6pe«  46 
lulationen  über  bas  9)er^ltnis  oon  (Bot^it  unb  SRenf^beit,  bet  benen  ber  menf^Iiqe 
Sottor  ju  oerf^inben  bro|4  unb  bie  (gef^i^te  oerbampft.  9.  •^arnait. 

Wee^brtmfi^e  fiberfet^nng  bed  91ten  Ze^amtni»  f.  Sibelüberfe^ungen. 

We^lUtcr.    ^Itiot,  ^itiex'  unb  ^Iofter»Orben  III  478 ff.;   VtoU,  ^orreformatorif^e 
fi:ir(6eiigef(t).  ber  ^ieberlanbe  (bmt\di  bur(^  dupp!e,  :Oeipa.  1895}  II  8. 250  ff.;  U^I^orn,  i)ie  GO 
c^riftl.  £icbe«t^atigfcit  im  aRittcIalter,  ©tuttg.  1884,  @.  390  ff.,  508  f. 

üleiianer  ober  Ceüiten,  mi)  fioll^rben  (ogl.  unten),  ^eigt  ber  gu  Slnfang  bes 
14.  3^c^unberts  guerft  in  ben  Slieberlanben  au|tau(^enbe,  bann  über  bas  meftli^e  unb 
norblid^e  Deutfd^Ianb  fid^  oerbreitenbe  SBo^It^öttdeitsorben,  beffen  ^auptname  fi^  auf 
ben  U.  Sdexius  gurüdfii^.  (Es  ift  bies  ber  berühmte,  oon  Aonrab  oon  äBürgburg  65 
poeti^  oer^nltq^e  S^u^patron  freimillig  gem&^Iter  Slrmut.  ben  bie  £egenbe  gmor 
einem  oomel^men  fenatori((^n  Siömer^ufe  bes  4.  ^ftl.  3<^4unberts  entftammen,  aber 
fein  ganges  £eben  oon  ber  Srautnaqt  an   (too  er  bie   tJ^m  beftimmte  Sraut  unter 


360  SOestatter 

3uriuIgQbe  bes  9{tnge$  plS^Iii!^  oerläM)  in  oSIIiger  Settelormut  Einbringen  I8ht  — 
|ueift  17  3<^^^  I<^0  00^  ^in^  itir^fire  Sbeffas,  bann  ebenfo  lange  vor  ber  ft^tt 
eines  eignen  Sateuaufes  5U  9{om  in  Stmii  unb  fiuntpen  liegenb,  unb  etft  lurj  na^ 
einem  lobe  (angebli^  b.  17.  3uH  417)  öon  ben  Seinen  ©iebererlannt.    3n  ifaer 

i  UrgeftQÜ  seigt  bie  (Senojfenf^aft  in  ber  ihcA  eine  auf  bie  Senoitlli^ung  eines  fol^n 
Slrmutsibeate  gerid^tete  ^lenbens.  yfyct  (Bliebet  nennen  Ji^  mit  Sorliebe  fratres  vo- 
luntarie  pauperes ;  fi^  leben  oon  milben  (Soben,  betoo^nen  nur  3itts^ufer  mit  ^öc^ft 
bfirftigem  ^ousoerSt  unb  befi^en  nur  bcts  9lütn)enbigfte  in  gemeinjamem  Sigeiäum. 
ßu  t|ren  pramf^en  Serri^tungen  ge^Sren  n^efentlid^  nur  itranlenpf(ege  mü>  Xoten« 

looeftattung  —  bie  ledere  u^a^renb  ber  ifer^eerenben  ^eH^eiten  bes  14.  u.  15.  3<^^* 
befonbers  merlliA  j^eroorgetreten  unb  n)a^d^einli^  jum  Cptunb  geQ)orben,  oesbolb  t^en 
ber  SoKsmunb  fril^eitig  jene  beiben  anberen  Senennungen  (5U  benen  ber  ScnO'tnQme 
„Sextaner"  woi)\  erft  etmos  fpSter  ^injutrot) ,  beilegte.  9Is  „(SMÜtn"  (3enbrflber) 
nämlid^  fi^eint  man  \W  niijii  töegen  i^es  etmaigen  Haufens  in  3^nen,  fonbem  mtt 

16  SJejug  auf  ibr  oielfad^es  Sef^oftigtfein  mit  bem  anlegen  oon  (Sr^jeüen  (cellae)  be» 
jeimnet  ju  ^oben.  ,,fioII^ben''  ober  fiollbrflber  aber  (ober  au^  SloID^ben,  vtaU^ 
brüoer)  pieken  {ie  mo^I  megen  i^res  eintönigen  Singens  ober  „fiollens"  (fiuHens), 
oomit  fie  bie  fiet^en  ju  (Brcwe  trugen.  9R5gu(]^enDe{fe  ^tmt  aud^  bie  einen  getoilfen 
Zobias  als  i^ren  Stifter  nennenbe  äberlieferung  (ogl.  b.  C  ,,9nmaner"  im  AatQoL 

20  A.fix.)  mit  biefer  i^rer  $auptfunition  bes  condere  mortuos  sufommen  — -  loenn  es 
anbers  geftattet  ift,  jenen  9lamen  generiK|  ju  ne^en  unb  auf  bas  bie  ^fliAt  ber 
Xotenbeftattung  oor  allem  eifrig  empfe^IenDe  Su^  Xob.  als  i^ren  fie^rer  ju  beuten 
(ogl.  35tfler,  5).  S^ofe.  b.  «I,  aWln^en  1891,  S.  164.  168). 

S^re  erite  (Entfte^ungs «  unb  Slusbreitungsgef^i(^e  beborf  noc^  aenauerer  9uf« 

36  bellung.  SBaM^einli^  mar  iraenb  eine  flanbrißbe  00er  eine  nieben^int  $e  Stabt  (ob 
9[nto)erpen?  ob  ABIn?)  ber  xjtt,  oon  00  i^  Snjtttut  fi^  juerft  ausbreitete,  unb  jiDor 
bies  {ebenfalls  fc^on  in  ber  1.  $SIfte  bes  14.  3^r^.  Denn  um  1350  begegnet  man 
ibren  3lieberlaifungen  —  Heinen,  meift  nur  oon  4—6  8rfibem  unter  je  einem  „SJater** 
ooer  „^roturator''  bemo^nten  $&ufem—  f^on  in  faft  allen  na^mM^eren  StSbten  ber 

so  Slieberlanbe,  ber  9l^ingegenben  (bier  befonbers  in  ABIn,  100  ein  Coeneraloifitatoc  bes 
Orbens  [in  i^em  $aufe  ,,3ur  fiungen"]  mo^nt,  besgleiii^n  in  Slawen,  fjfranffurt, 
SSorms,  ätragburg  k.),  aber  aud^  fonft  ^ie  unb  ba  in  @fib«  unb  9lorbbeutf^lanb 
(Sugsburg,  ^alberitobt.  ^ilbes^eim,  Sraunfd^ioeig).  9BSbrenb  ber  ^äufiaen  ^e^eiten 
oes  15.  unb  16.  3<^9ts.  [feinen  befonbers  in  ben  n5rbli(^n  9lieberIanoen  ^beü^ 

86  OieKUen^Aonoente  entftanben  ^u  fein.  ($aft  {ebe  anfe^nlic^ere  Stabt  erf^eint  oier  mit 
i^en  ilonoenten  beje^t.  3^  ^^  mönnliqen  Angehörigen  bes  Orbens  beten  pier  aud^ 
meiblidbe  ^insu,  3^Afqu)efter  ober  Srotftoeftem  genannt,  megen  ber  oon  i^nen  einge« 
[ammelten  ©aben  an  »rot  u.  b^l.  (aRou,  S.252;  U^D^.,  S.  398  f.)  unb  in  ber  Kegel 
oem  6d^ut|e  ber  b.  Urfula.  als  t^er  befonberen  Patronin,  unterfteut.  Die  Drbenstrac^t 

40 mar  bei  beiben,  Den  Srfioem  mk  ben  Sd^toeftem,  ein  grauer  ober  ferner  ÜRantel 
mit  Jlapuje  unb  ein  fAtoai^es  Slqnilier.  —  Xrok  ber  feitens  einiger  $öpfte  (bef. 
Tregor  XI.  unb  Sonifaj  IX.)  erfa^nen  (Bunft  erlmen  bie  Slezianer  me^rfaid^  Ser« 
folgungen,  ba  man  fie  mit  le^erif^en  Seg^arben  unb  Seg^inen  oenoe^felte.  ^tegraen 


iten  fie  fi^  burd^  Annahme  ber  Jlbftenegel  Sluauftins  ju  fidlem.  Utrter  Sesugnafime 

46  auf  biefe  als  ibr  gemeinlames  Statut  erteilte  ^apft  Sixtiius  IV.  1472  i^nen  eine  Se< 
ftätigungsurlunoe ,  mit  oem  Siebte  fid^  einen  (Beneraloifitator  (ogl.  oben)  su.ofil^Ien 
unb  befonbere  Jlapellen  mit  C5Io4entfirmd^en  ffir  i^e  (Sottesbienne  ju  l^aben.  Übrigens 
blieben  fie  behufs  i^er  feelforgerlid^en  Sebürfniffe.  i^res  (monatlid^  einmaligen)  Aom» 
munijierens  ic,  an  bie  ^aroqiiaKir^en  i^rer  Staote  geu)iefen.    (Eigene  ^riefter  Rotten 

60  fie  nid^t,  trugen  oielme^r  burqmeg  fiaiendbarafter  unb  beftanben  meift  aus  ungelegen 
£euten  bes  ^anbtoerierftanbs ,  ja  aus  3Uiteraten.  SBes^alb  30^nnes  Sßu]äf  (De  re- 
format.  monasteriorum  Saxoniae,  bei  £eibni^,  Scriptt.  Bninsvic.  11,  857)  oon 
i^nen  fagt:  ,,Omnes  fratres  laici  sunt  indocti  sine  literis;  ....  fuerunt  enim 
sutores,  sartores  et  similia  opera  mechanica  in  seculo  exercentes  etc."    Sgl. 

65  bie  befonbers  auf  biefe  Sufd^fd^e  S^ilberung  aurfidCge^enben  nS^ren  Angaben  Aber  i^re 
fiebenstoeife  bei  lH^Iq.  1.  c. 

Da^  Die  ^ier  ^eroorge^obenen  SilbungsbefeÜe  au(^  ben  Slesianem  ber  ®egeniDart 
in  giemli^em  SRage  no^  eignen,  lieg  ber  f^orbesf^e  ober  SReüagefc^e  Slanbalprojeg 
bes  3*  139^  (^uf  Q'^I^^n  Qter  ni^t  näber  eingegangen  merben  lann)  in  bejeic^nenoer 

60  9Bei[e  3U  Üag  treten,    ^uger  ber  burd^  biefe  (Sen^tsoer^anblung  3U  feauriger  Serü^mt« 


Ktpantt  SIcKto«  I.  361 

^tt  gelangten  alextantfd^en  3nenQnftoIt  3Rariaberg  bei  Sa^en  bejtanben  bis  cor  birjem 
niK^  oier  unter  iet  fiettuna  oon  ^extonetbrfibem  fte^enbe  ^ethmftalten  für  (ßeifies« 
fronle  in  DeutfAIanb  (ju  jtrefelb,  9R.:*(gIabbQd^,  ^aberbom  unb  SBeigenfee).  9Riitter« 
^ufer  ffir  bie  msbilbung  oon  ^exianerbrübem  gab  es  im  „3-  1B95  auf  beutfAem 
Soben  ftinf :  in  Salinen,  Abln,  äRontabaur,  92eug  unb  Xrier.  iSotx  bie  barin  befte^en^  5 
ben  (Einrichtungen  ogl.  u.  a.  §.  Äeiter,  Sebingungen  für  ben  (Eintritt  in  fömtl  relia. 
aRanner«Orben  unb  «(genoffenf^aften  l)eutf(!^Ianbs  uno  £)fterreic^  (9legensbg.  1895), 
S.  1  ff.  38rfler. 

SUejrtoi»  I.Somnennd,  jtaifer  oon  Siaani  1081—1118.  3)adQ5ef(^i(^tdtt)er!bed9afe' 
pf^oxoi  dr^enniod  (im  Bonner  Corpus  SS.  bist.  Byzantinae),  ber  ^nna  ^omnena  (ebenba  unb  10 
beffer  ed.  dteifferfd^eib,  2  vol.  Lipaiae  1884  IBibl.  teubnO.  bed  3onarai»  itn  legten  SBud^  (ed.  ^ino 
borf  IBibl.  Xeubn.).  ^ie  $3er!e  be«  5eitaenöffifd)en  erabtjctiofd  2:f)eop^Qkltod  (cf .  ^umbacfter  \ 
®cf(!^.  ber  b^janlin-  fiittcratur  @.  133  ff.  u.@.463f.).  3)ic  ®cfc|c  bei  Zachariae,  jus  Graeco- 
RomaDuin  8b  III.  C^ine  befrtebigenbe  ^tftorifd^e  2)arftenuug  ift  ni^t  toor^anben.  ^m  ad« 
gemeinen  Finlay,  a  history  of  the  Byzantiue  empire.  ^er|berg ,  ®ef d^id^te  ber  IBt^jantiner  16 
unb  beä  oSmanifc^en  $Rci(^e«,  »crlin  1884;  Äugler,  ®ef4i(fttc  ber  Sheuuüge,  »crlin  1880. 

Der  Stifter  ber  lomnenifd^en  D^naftie^  ber  (©jprofe  eines  Ilemafiatif^en  Slbels* 
gef^Iec^tes^  ift  felbft  unter  ben  oielen  ausgejetc^neten  ^ertlAergeftalten  bes  b^jantinif^en 
Ütei^es  eine  aufterorbentlid^e  (Eri^einung.  (Er  ijt  ber  3ceRe  Jenes  3faa!  ftomnenos, 
ber  als  ftaifer  (1057—59)  oerfu^t  ^atte,  bas  9iei^  burd^  bie  Slnnee  vor  ber  Sureou»  20 
Iratie  ^u  retten,  aber  gefAeitert  mar,  [0  ba^  bas  JReid^  bamai!^  fiber  smei  3^^nte 
lang  einen  Serfall  ber  militSrif^en  Arafte,  eine  Demoralikttion  [einer  Senoaltung,  Ser» 
lufte  an  ^rooinjen  burd^  Xfirien  unb  9a)rmannen  erfuhr,  oa^  faft  leine  9lettung  mogli^ 
[$ien  (ogl.  (E.  9leumann ,  aBeltftellung  bes  b^santin.  9{eid^es  oor  ben  ilreujsfigen, 
5t(m.  3  unb  4).  3n  ber  3tH  biefes  92iebergangs  fyxt  fid^  ^exios  ilomnenos  als  erfolg«  % 
rei^  er  (Beneral  er[t  gegen  einen  normannMen  Sdlbnerfü^er,  9laniens  Hrfel,  ber  fid^  m 
ftleinafien  auf  gnecQif^em  Soben  ein  [elb[tftanbiges  9{eid^  grünben  mollte,  bann  gegen 
jmei  S^ronprätenbenten  bie  Sporen  oerbient.  Dies  maren  bie  „brei  $erlulest^aten" 
oor  feiner  2:^ronbefteigung.  Seine  (Erfolge  qaben  i^m  ein  Snfe^en,  bas  i^n  oerM^tig 
ma^e.  (Er  toar  jsoar  oon  ber  ftaiferin  JUarta  aboptiert  oorben,  fanb  fid^  aber  in  ber  20 
$aiqrtftabt  in  einer  SBeife  beobad^tet  unb  faft  interniert,  bag  es  nur  eine  f^ftei^eit  unb 
Rettung  ffir  i^n  gab,  bte  Ufurpotion  ber  Arone.  Sie  gelang  i^m  bur^  eine  Ser« 
f^orung,  bie  als  ein  aRei[terftfid  in  biefer  Hrt  ^olitil  3U  gelten  |at.  3n  bem  uner« 
martetften  Sugenblid,  auf  bte  Ofterjeit,  —  ein  befonberer  Semeis  ber  SfrupeKofigfeit 
bes  Jtomnenen  —  braA  bie  Serfd^morung  aus,  unb  am  ftarfreitag  1081  brangen  feine  86 
Solboten  |u^tIos  plünoemb  in  bte  $auptftabt  ein.  ilaum  aber  im  Sefi^  ber  5^one 
|atte  Snextos  auf  allen  Seiten  C&efo^ren  }u  mehren.  Aleinafien  mar  in  eine  Slnjobl 
ueiner  ^errfc^often  aufgeloft  unb  5unt  größten  Üeil  in  ben  $änben  ber  Üfirien;  felbft 
bie  ftfiftenpl&^e  ber  ^ropontis  Ratten  niqt  miberfte^en  fönnen,  fo  bag  ^nftantinopel 
oon  biefer  Seite  fajt  bloüert  mar.  9luf  ber  Saßanl^albinjel  mar  bie  ^enf^aft  Des  40 
Steigs  jmif&en  (ßmrge  unb  Donau  f oft  nur  no^  nominell ;  feit  ber  SRitie  bes  XI.  3<^r^. 
mar  ein  Sollsftamm  türfifii^er  9{affe,  bie  ^etfAenegen,  bie  bisher  red^ts  unb  Iin!s  00m 
Dnjepr  gefejfen  Ratten,  oon  ben  nai^bringenben  Jlumanen  oormortsgefd^oben  morben. 
Seiftem  brüdten  fie  auf  bie  Donauprootnjen,  unb  bie  Unrube  mollte  nörbliq  00m  Saßan 
n^t  me^  auf^Sren.  !bas  Sd^Iimmfte  aber  mar  bie  (Sefo^r  ber  abriatif^en  ^rooinjen.  45 
Der  9lormannen]^er^g  Stöbert  (Buis!arb,  ber  bas  9leiq  fAon  feines  unteritalif^en 
Sefifees  beraubt  ^atte,  mar  im  3ug,  ben  5lrieg  aber  bas  abriatifii^e  9Reer  ju  tragen. 
3n  Sform  einer  3nteroention  ju  (punften  bes  gefturjten  $aujes  Dufos  mar  er  bereits  oem 
SorgSnger  bes  Slesios  angefünbigt  gemefen,  unb  biefer  SorgSnger  muMe  fid^  leinen 
anberen  9lat  als  gegen  augerorbentliqe  ^rioilegien  Senebig  jur  $filfeletftung  3U  oer*  so 
m5gen.  3n  biefe  oer^ngnisoolle  Srbf^oft  trat  Sllexios  ein.  (Er  ^at  ben  Sertraa  mit 
Senebig  ratifizieren  mfiffen,  ber  mie  ein  Sllpbrud  auf  ben  foIgeTü)en  3^iten  lag.  Dann 
fammelte  er  oie  f^mad^en  militSrifd^en  ftrofte,  über  bie  bas  9ltxä)  noä)  oerffigte  unb 
50g  ben  9lormannen  entgegen.  3n  offener  S^Iad^t  befiegt,  lonnte  er  ben  Serluft  bes 
SBeftffiores  bes  9{eid^s,  ber  Stabt  Durasso,  an  bie  9tormannen  ni^t  ^inbem.  Da  66 
Derfuqte  er,  als  es  offenbar  mürbe,  bag  es  bie  gfeinbe  ni^t  auf  ^lünberung,  fonbnn 
auf  bouembe  SfeRfekung  abgefe^en  Ratten,  burd^  eine  Dioerfion  fiuft  ju  belommen.  (Es 
gelang  ffim,  buri?  öubfibiensa^lungen  an  ben  beutteen  ftönig  $einrid^  IV.  biefen  ju 
einem  Angriff  auf  Sflbitalien  ju  bemegen,  ber  9{obert  ®.  jur  9lüdRe^r  jmang.  Wer 
feinen  SoQn  So9emunb  lieg  er  surüd ,   unb  er  felbft   na^m  fpoter  bie  unterbro^ene  ^ 


362  Slestos  I. 

Unternehmung  n)ieber  auf.  S^Iieglt^  ift  bas  9{ei^  nur  babur^,  bag  9tobert  mitten 
in  fetner  jmetten  griei^if^en  Unternehmung  oom  Xob  ereilt  n)urbe  (1085) ,  vor  biefem 
furchtbaren  gfeinb  oerettet  n^orben.  Suf  btefe  jtrifis  folgte  eine  jtoeite  an  ber  Donau» 
orenje.    Die  ^etf^enegen  bejiegten  ben  Aaifer  in  einer  großen  Sd^Iad^t  bei  Siliftria. 

5  oo^relang  fd^roanlte  biefer  Aneg  auf  unb  ab.  Die  Sarbaren  brangen  über  ben  SaUaUp 
unb  e$  1^  einen  Su^enblid  aus,  als  U)ärben  bie  türIi|Aen  ^iraten  oon  ftleina|ien  unb 
ber  Sultan  oon  3bmum  i^nen  bie  ^nbe  reichen,  um  oos  vltiä)  gön^ic^  gu  oertihen. 
Da  gmann  ^lesios  bie  Rumänen  für  \ii).  SRit  i^rer  $ülfe  übenoano  er  bie  ^etf^e« 
negen  unujeit  ber  SRari^amünbung  in  ber  S(^Ia^t  bei  (Enos.    2lls  ber  SReft  ber  ÜBar* 

10  baren  (i^  ergab  —  nod^  n^aren  es  fo  oiele ,  bag  auf  {eben  gri^ifäen  Solbaten 
30  (gefangene  iamen  — .  ba  rourben  alle  Gefangenen  in  ber  folgenben  Sla^t  umgebra^t. 
£s  gab  leine  anbere  6t^r]^eit  oor  biefem  Soß,  als  fie  gu  fd^Ia^ten  (1091).  3lo^ 
[tanb  aber  bas  SAmerfte  beoor.  Der  groge  SOlangel  eigener  militärijd^r  Ar&fte,  ben 
ber  Serfan  ber  9MiHtaroerfa^unfl  Jeit  ber  JRitte  bes  XI.  3o^rb.  oerfd^ulbet  ^atte,  ließ 

16  Sllexios  me^r  als  einmal  bte  SItdte  auf  bas  Iriegstfi^ttge  Slbenblanb  ritzten:  9lor« 
mannen  loaren  langft  in  bmantinif^em  Solb.  Slber  in  Der  6(^Ia^t  gegen  (Suisfarb 
mar  bie  alte  SBar&aergarbe  bis  auf  ben  legten  3Rann  jufammenge^auen  morben.  (Ein 
flanbrif^s  (Eorps,  oas  eben  oon  einer  bewaffneten  äBallfafirt  ins  ^eilige  £anb  jurüct« 
!ebrte,  mürbe  je^t  angetoorben ,  unb  in  biefem  Sinne  miutärif^er  Silfeleiftung  fu(|te 

so  Suestos  bas  Slbenblanb  für  ben  Üürlenbieg  gu  interejTieren.  Die  Areusjugsbemeaung 
na^m  bann  freiliA  ganj  anbere  Dimenfionen  arit  als  oer  jlaifer  gebadet  botte.  SIber 
aud^  fo  hUt^  er  fte  freubig  begrüben  unb  (gutes  oon  i^r  für  bas  9lei^  erhoffen  lönnen, 
mSre  niqt  eines  eitmetreten,  mas  bie  ganje  Setoegung  in  ben  ^ugen  ber  b^jantinifAen 
9leaierung  beillos  lonuromittierte,  ber  Slnf^M  bes  9lormannen  So^emunb,  IRooert 

9»  (Sutslarbs  (oobn,  an  bte  Unternehmung.  Durm  biefe  Serbinbung  mürbe  ber  Aretmug 
p  einer  Cbifooe  bes  9lormannenmegs  geftempelt,  5U  einer  neuen,  gefo^rli^eren  gform 
Der  alten  (pegnerf^aft.  3^  Anfang  fretlii^  nabm  alles  friebli^e  3üge  <in.  (Es  mürbe 
Sorge  aetragen,  baß  bie  ilreujfa^er  auf  oerj^iebenen  SOBegen  unb  m  oerft^iebenen 
3eiten  our^  bas  9lei^  joaen,  unb  baß  lein  (EtnseRori^s  ju  langen  ^ufent^It  bei  ber 

so  ^auptjtabt  nuu^e,  bamtt  m^t  allju  große  SRaffen  fi^  sufammenbaüen  unb  bem  9{ei4 
aefaqrlid^  merben  tonnten.  Da  Dos  :&inb,  in  meines  bie  Areujfo^rer  jogen,  no^  oor 
nirjem  grieAif^r  Sefi^  mar,  fo  mußte  im  ooraus  für  alle  (Eroberungen  Der  £e^enseib 
an  ben  ilatfer  geleiftet  merben ,  moffir  Serpfleaung  unb  militörif^e  ^ilfe  oerforo(^en 
mürbe.  S^on  bei  biefen  Ser^nblungen  geigte  |i(b.  mie  tief  bas  gegenfeittge  SRißtrauen 

u  mar.  Da^er  martete  bei  ber  Belagerung  oon  ZHÜaa  Sllexios  gar  nxSft  ab,  ob  bie 
i^remben  bie  Sertragsbebingungen  erfüllen  mürben,  fonbern  feMe  fi^  bur^  beimli^e 
9[bma(^ungen  mit  ben  belagerten  dürfen  in  ben  Sefi^  ber  alten  ®rie(^enftaoi  SIIs 
Slntiod^ien  gefallen  mar,  mürbe  bie  Stabt  ni^t,  mie  es  Der  SBertrag  oeforbert  ^e,  ben 
(Brie^n  überleben.    Da  trat  bie  Ärifis  bes  Unternehmens  ein.    t)ie  lürlen  rücften 

io  gegen  ^ntio^ten  ^eran,  um  bie  Stabt  mieber  ju  geminnen.  SUexios  auf  bem  SRarf^ 
Dur^  iUeinafien  bis  ^^ilomelion  getommen,  mürbe  ^ier  oon  Soten,  bie  aus  bem  be^ 
lagerten  Slnttod^ien  entflogen  maren,  beftürmt,  ben  ilreujfabrem  bie  oerfpro^ne  ${Ife 
3u  bringen.  (Etne  Serpflt^tung  lag  ni^t  me^r  oor,  t^atfäc^IiA  maren  bie  SertrSge 
jerrijfen.    3n  biefem  entfd^eibenben  JDloment  50g  SHexios  feine  §anb  oon  ben  itreuj= 

45  fairem  ab ;  er  fao,  er  mürbe  fie  fid^  bo^  nidbt  gu  ergebenen  Safallen^  bie  Üürlen  ober 
jualei^  3U  unoermnli^en  greinben  gemad^t  Qaben:  ]o  überließ  er  fte  i^rem  Si^idfal 
utto  fe^rte  um.  (Er  fyii  bann  bie  (Gelegenheit  ausgenü^t,  um  bie  AüftenlSnber  JUeinafiens 
mit  ben  aroßen  Seeftöbten  unb  3nfeln  bem  9lei^  mieoerjugeminnen.  9lai)  biefem  großen 
(Erfola  boiSt  er  oon  ber  }urüderoberten  Safis  illeinafiens  aus  ben  Arieg  geaen  bas  neue  nor= 

60  manntfme  gfürftentum  in  Serien  eröffnet  unb  bis  1104  ben  3n^aber  besfelben,  So^emunb 
fomeit  bebrängt,  baß  er  fid^  naA  Qniropa  begeben  mußte,  um  neue  Arfifte  }u  fammeln. 
$ier  ^at  biefer  gefo^rliAfte  geinb  Des  SüeaEios,  beim  ^Jopft,  bei  ben  Äonigen  oon  granlreü^ 
unb  (Englanb  aufs  ^eftigfte  agitierenb,  jene  offentliqe  SBeinung  im  SIbenblanb  gefc^affen, 
ber  ber  grie^if^e  ftaifer  als  3nbegrlff  aller  CCbriftenfeinbfAaft  unb  aller  lüden  jalt. 

56  (Ein  neuer  Areu^uig,  oon  ÜBobemunb  geführt,  folite  je^t  burcq  Das  arie^if(^e  9{eu^  fetnen 
3Beg  nehmen.  3n  Äonftanttnopel  oerftanb  man  bie  ma^re  Slbfi^t  oolllommen.  SRan 
rüftcte  re^tjeitig.  unb  im  aBinter  1107  8  fiel  bie  ffintf^ibung  auf  ben  gleichen  Statten, 
an  benen  ber  ^tt  Slormannenfrieg  fid^  abgefpielt  hatte.  (Es  mar  ber  größte  (Erfolg  ber 
^Regierung  bes  Sllexios.    Dura^o  ^ielt  biefes  mal  ber  Belagerung  jtanb;    bui^  eine 

w  Slofabe,  Die  jebe  offene  S^Ia($t  oermieb ,   mürben  bie  Belagerer  felbft  umlagert  unb 


mtm*  '•  tflcv  363 

• 

ausqe^ungert.  So^emunb  mugte  fi^  bem  bemütigenben  SSertrag  oon  Seabolis  unter» 
toeifen  unb  Slntioc^ien  oom  Aaifer  ju  fielen  nel^men  o^ne  bas  Stecht,  es  meiter  gu 
oererben.  Salb  bama^  ift  et  geftorben.  So^emunb  toor  ^nbert  3^^re  ju  frfib  ge« 
fommen ;  tDore  es  nad^  i^m  gegangen,  |o  ^atte  bereits  ber  erfte  ilreujjug,  iDte  naqmals 
ber  oterte,  mit  einer  (Eroberung  oon  iton|tantinopeI  geenbet.  5 

Die  legten  ge^n  3<^^^  ^  SR^ierung  bes  Sllesios  finb  oon  Aänifrfen  erfflüt,  um 
ben  roieberaemonnenen  Se[i^  ber  fleina[iatijd^en  Auften  gegen  bie  Xflrien  }u  ]xä)etn. 
Die  gried^ii^e  SeooIIerung  mürbe  plonmögtg  aus  Dem  auraegebenen  3nnem  ^raus- 
geführt  unb  auf  9{eiAsboben  neu  ange[iebelt.  Daneben  geben  bie  merliourbigen  Se* 
mü^ungen  ^er,  bie  3^nbe  im  9{ei^  mit  ^ilfe  ber  lirc^Ii^en  Autorität  m  bnfoli*  10 
bieren.  3n  ber  allgemeinen  SlnarAie,  bie  bie  Sorganger  ber  ilomnenen  ^interlaffen 
^oben,  ^atte  fi^  gezeigt,  bag  bie  fertiererifd^n  Spaltungen  Stniag  }u  6^[fionen  gaben, 
bie  befonbers  |ur  bte  Disjiplin  bes  ^eeres  gefo^rlic^  n)urben.  Diefe  Seßen,  $auK» 
fianer  Slrmemer,  3Ronop99|iten,  Sogomilen  (ogl.  bie  betr.  9lrti!el),  bie  befonbers  in 
bem  heutigen  Bulgarien  unb  Oftrumelien  fagen,  begann  man  je^  teils  mit  ubenebung  is 
in  Steligionsgeljpra^n,  t^ils  ^it  3^^H  3U  bearbeiten.  (Ein  roett^in  fi^tbares  Signal 
ber  neuen  lir^Ii^en  SSenbung  ber  ^olttif  toor  bie  ^inri^tuTm  bes  Hauptes  ber  Sogo^ 
milen,  eines  getotffen  Safilios,  ber  angefi^ts  bes  jlreujes,  beffen  S^ere^na  er  ablebnte 
(ba  bie  Sogomilen  bofetif&en  SlnjiAten  ^ulbiaten),  im  3^^^  »<><  ^^^^  3>oß  ben  xob 
auf  bem  6$eiter^ufen  erlitt.  Stifts  unterf^ieb  f^Srfer  bas  neue  9legiment  oon  ber  20 
3eit  ber  Dulas  unb  i^rem  fteigeif^en  S^aralter,  als  bie  Strt,  nie  ber  priefterli^e 
Nimbus  ber  5lrone  als  $ebel  ber  $oIiti!  ausgenfi^t  n)urbe.    3m  Einfang  feiner  9{e 


gierung  ^e  Sllexios  felbft  f^ioere  Sänben  au 


fi^  gelaben:  bie  AirAenf^&nbung  bei 


ber  geuKiItfamen  X^onbefteigung ,  bama^  in  ber  Stot  ber  3^it  bie  6nanftn:ud|nobme 
ber  yttrd^enf^e,  um  bie  leeren  Aaffen  m  jällen.  9n  Suge  lieg  man  es  nic^t  fe^Ieni  25 
unb  bos  $ofIeben  belam  einen  ftreng  religiofen  Slnftri^,  ber  fe^r  oon  ben  ügpi^en  alten 
3eiten  abftail^.  3n  ben  f^Iimmen  Xa^en  bes  erften  ^reujjugs,  als  oon  uBet^na^ten 
bis  Oftem  bie  5lreu3|a^rer  bei  Aonftanttnopel  lagen  (10%  97),  fehlte  es  ni^t  an  fieuten, 
bie  für  Oftem  ein  ätrafgeriAt  (Bottes  enoarteten,  als  bie  3^tt  ber  ilir^enfreoel  oon 
1081  jiA  jährte.  3Bie  meit  oer  ilaifer  perfonli^  oon  biefer  jtrengen  9li($tung  ergriffen  au 
mar,  fte^t  ba^in.  Offijiell  bat  er  fie  b^nftigt;  ein  merboürbiges  3^^^^  M^  Qt 
bos  äuA  ^Dogmatif^e  9{ü|tlammer",  etn  ^anbbu^  fSmtlid^er  Ae^ereten^  bas  auf  feine 
Seranlaffung  dhxib^mxos  Si^ffAtno»  jufammenftellte  unb  morin  bie  Hr^h^  $oIiti!  bes 
Äaifets  mit  ben  ftariften  ^ausbrüden  gepriefen  mirb  {(£  92eumannn,  grie^.  ®ef^id^ts* 
f^reiber  unb  (gef^i^tsqueüen  im  XII.  3abr$.  31—36).  35 

Das  (Sefamturteil  über  Sdexios  bat  gef^manü,  ba  es  ferner  fällt,  [i^  oon  ber  ein« 
feitiaen  unb  ooreingenommenen  ^nfiqt  losguma^en,  bie  bie  abenblanoitd^en  Areu}5ugs* 
f^riftfteller  be^nfcQt.  Setra^tet  man  bie  Dinge,  mie  fie  tooren,  fo  lann  man  iaum 
oenug  berounoem,  toie  Slexios  bas  3{üä)  aus  einer  oenmeifelten  £üge  mieber  }u 
mäften  brad^te  unb  ju  einem  SDlaAtfaftor  in  ber  SBelt  eroob.  (Ein  9Rann ,  ber  nie  40 
eine  2]borbett  begangen  3U  boben  f^eint.  6^on  in  feiner  ^ugenbgef^ic^te  treten  bie 
be^errf^enoen  3üge  jeines  SBefens  ^eroor:  bie  (Erfinbungsiraft  eines  überlegenen  Aopfes, 
bie  nie  oerfagenbe  msnü^ung  aller  Umftänbe  gepaart  mit  einer  gerabeju  fur^tboren 
(Energie.  (Es  fehlte  i^m  nid^t  an  perjonltd^er  Sraoour;  groger  aber  ift  fein  moralifd^r 
SRut  unb  bas  Stanbl^ten  in  ben  ae  'ä^rli^ften  Situationen.  (Er  liebte  bos  Sd^ad^fpiel,  45 
unb  ber  (Einbrud  HLbler  SRat^ematif  begleitet  feine  ganje  ^olitil,  beren  grbgte  (mo^e 
immer  bie  biplomatifi^en  toaren.  Seine  beiben  9la($foIger  |inb  menJAIi^  liebenstoucbu 
get  unb  glänjenber  gemefen.  Reiner  aber  fyit  unter  anno^emb  fo  fqmierigen  93er^t« 
niffen  fo  9IugerorbentIi^s  geleiftet.  ü,  fUtnmann. 


Kfitt  oon  fiuttid^.,  ©eine  ©Triften  finb  nad^  früheren  (gtnjcIauSgabcn  gciommelt  50 
bei  M8L  180,  739-972.  Übet  ]c\n  fieben  ^aben  »ir  glci^jcitigc  «Rac^ricbtcn  eine«  Öanb«. 
mannet  in  ber  Praefatio  DomlDi  Nicolai  Leodiensis  in  libros  mag.  A.,  bie  in  ben  ^nb« 
fd^riften  bem  über  de  misericordia  et  iustitia  öorange^t,  bei  MSL  737;  oufeerbem  einaclne 
Siotijen  bei  $eter  0.  ßlun^  (de  mirac.  I,  17;  ctr  Petrobrusianos ;  epist  III,  2;  Bibl.  Clun. 
794.  1174.  1224)  unb  einige  njeniger  juterläffige  Angaben  bei  Xnten^eim,  de  vir.  illust  65 
OSB  n,  90  Script,  eccl.  p.  94.  3u  üergleicften  Oillier,  Hist  litt,  des  aut  sacr.,  22.  ©b, 
ilbS  6.  254;  Hist.  litt,  de  la  France  11.  ©b  (1759),  158  ff. ;  «Batfenboc^,  ^.  ©efc^icbtgqu. 
2.  fSb  6.  «ufl.  6.  145.  518.;  91.  «.  5Rirf)ter,  ©eiträae  jur  ftcnntni«  ber  dueffen  beö  fanon. 
»e^t»,  fiei^a-  1834,  S.  7-17;  ^crm.  .pffer,  «fcittöge  ^m  ©cft^id^te  ber  Oiieflen  be8 
Äin^cnrec^t«,  aJHinfter  1862,  @.  1-66. 


60 


364  SOger 

%  oon  fiütti^  (au^  9.  Don  Sluni,  A.  scholasticus ,  A.  magister  genannt), 
belfen  Geburtsjahr  unbelannt  i(t,  genog  ben  Unterric^  ber  bejien  £ebrer  an  ber  Dom« 
]ä)ult  ju  fiflttiA,  bie  bontals  in  po^r  Slfite  [ianb  unb  gletdMam  bie  $o^((^uIe  bes 
norbmejtli^en  I)eutf^Ianb9,  suglei^  aud^  eine  ^flansftStte  ^odjfir^IiAer  SnÜ^ungen 

5  roar.  I)ie  (Bunft,  beren  fi^  91.  JpSter  bei  bem  laiferlid^  gefinnten  SifAof  utbert  er» 
freute,  lägt  inbeffen  f^Iie^en,  bog  er  felbft  menigjtens  nid^t  als  SBorfämpfer  biefer  9li^« 
tung  aufgetreten  ift.  Cr  tourbe  Diobnus  unb  Smolaftilus  an  6t.  Bartholomäus,  fpoter, 
c.  1100,  burd^  Otbert  (1091—1119)  als  Äanomhis  unb  Sdjolajtifus  (magister)  an 
bie  Domtird^e  (Sanctae  Mariae  et  S.  Lamberti)  oerfeM  unb  onrlte  ba  etioa  3n)ainig 

10  3<^te  lang  im  fie^ramt  unb  in  firAIid^en  (Befi^äften  mn  Slusseid^nung.  (Slänsenbe  9n« 
erbtetungen,  bie  i^m  oon  beutfd^en  ^if^5fen  ^emadbt  lourben,  lehnte  er  ab  unb  trat 
no^  im  SSoÜbefi^  feiner  ISrperltd^en  uno  geifttgen  itrofte  nad;  bem  Üobe  bes  Sifd^ofs 

rebrid^  1121,  oieUei^t  aus  9lnlag  ber  iioer  bie  ÜReutoa^I  entftanbenen  Streitraletten, 
bas  Alofter  (Hun^  ein,  wo  er,  mit  bem  W)it  $eter  burc^  innige  gfreunbfd^  oer« 

15  bunben ,  in  ^o^em  ülter  ftarb.  X)a  er  na^  Eingabe  einer  (Sftonxt  oon  (Ebttitj  (bei 
Wion,  lignum  vitae.  Ven.  1595  II,  400  unb  Bibl.  Clun.  Annot.  p.  139)  fere 
per  decem  annos  religiöse  b.  ^.  im  9R5n(^sftanbe  aelebt  ^t,  Jo  mirb  er  1181  ober 
1132  ge[torben  fein  (ogl  $üffer  S.  21  f.).  Son  SRilolaus  unb  ^eter  roirb  er  aerfi^mt 
als  ein  3Rann  oon  Jtrenger  ^e^tgläubigteit,  oon  feinem  Seifte,  groger  SBo^Ireoenpieit, 

90  Ilug  im  9{ate,  juoerläfTig  in  allen  Dingen,  oon  umfaffenber  Sele^rfamfeit  in  fir^It^er 
uno  toeltli^er  SBiffenf^qt,  babei  bef^e&en  unb  anf)mi^sIos,  oon  reinem  unb  frommem 
aBanbel. 

Son  feinen  Sd^riften  finb  n)eber  bie  in  Sa^en  ber  fifltti^r  Jlir^e  gef^riebenen 
Sriefe,  no^  fein  SBeri  über  bie  JRed^te  biefer  jlir^e  (Ibeibe  oon  9lSoIaus  erto^nt)  er« 

25  ^Iten,  bagegen  befi^en  mir  yod  anbere,  na^  31.  mnfalls  in  ber  3^^  feiner  Stellung 
als  JBeltgeiftli^er,  alfo  oor  1121,  oerf agte  §auptf^riften :  1.  De  sacramentis  corporis 
et  sanguinis  Domini  libri  III,  |uerjt  ^erausg.  oon  Srasmus,  Safel  (gfteiburg)  1530, 
bann  opmals,  juIeW  oon  3.  35.  SRalou,  fiSroen  1847,  bama^  bei  M.  S.  439—854. 
Unter  ben  (Segenfdgriften  aegen  Serengars  ^enbma^lslebre  nimmt  neben  fianfram  unb 

80  ®uitmunb  oon  Sfoerfa  bie|e  Sd^rift  X^ers  bie  ausgejeionetfte  Stelle  ein.  3n  ber  Sor« 
rebe  bellagt  Slger  bte  sa^Ireic^en  unb  gefä^Ii^en  Snle^ren  (errores  unb  haereses), 
bie  über  bos  Sebeimnis  bes  Saframentes  bes  fieibes  unb  Slutes  S^fti  oerbrettet 
[eien ;  bes^alb  ©oUe  er  de  veritate  et  virtute  biefes  Safeaments  ^anbeln,  foioie  über 
Die  oerf^iebenen  basjelbe  betreffenben  quaestiunculae.    3m  erften  Su(^  (22  ilapp.) 

86  Hellt  er  bie  ilird^nlebre  oon  ber  mirflid^en  unb  fubftan^iellen  (Begemoart  CE^rifti  tm 
Sntarfalrament  bar  unb  enoeift  fie  aus  Sd^rift  unb  Zrabitton:  bann  f^nricbt  er  oon  ber 
9rt  unb  SBeife  be^  Saframentsgenuffes  unb  insbefonbere  oon  bem  mürbtgen  (Senuffe. 
Su(5  II  erörtert  in  10  Äapiteln  bie  oerf^iebenen  Streitfragen  über  SRaterie,  gorm 
unb  SBirfung  bes  Salraments.    Sud^  III  belompft  in  12  itapiteln  befonbers  bieienioen, 

40  loelc^e  bie  Sültigleit  unb  SBirfung  bes  Salraments  oon  ber  SBürbigleit  bes  fpenbenoen 
^riefters  ab^ngig  maii^en.  Die  fd^n)ierigen  unb  oenoidtelten  (Jftagen  finb  mtt  illar^it 
unb  Sd^e  lebenbig  unb  anregenb  bargejtellt.  3m  gansen  fd^Iiegt  Jid^  91.  an  C5uit« 
munb  an,  bod^  ni^t  o^ne  bas  Dogma  in  emigen  fünften  meiter  va  bitben.  9lamentli(^ 
fyd  er  3uerft  bie  beiben  Sä^e  ausbrüdHi^  ausgefproii^en,  baft  oie  menf^Iicbe  9latur 

46  CE^rifti  Iraft  i^er  Sr^o^ung  üBer  alle  Areaturen  oie  Sfö^igl^it  befi^e,  an  bem  Orte,  wo 
fie  iit,  3U  oerbleiben  unb  jugleidb  an  {ebem  anbem  Orte,  an  bem  fie  n^ill,  ungeteilt  }u 
eatiftieren  (I.  14),  unb  bag  bie  finnli^en  Qualitäten  ber  (Elemente  nad^  ber3BanbIung 
oIs  Slcdbentta  unab^änaig  (per  se,  b.  f),  dffnt  Subfeft)  befteben  (II,  1).  —  2.  Der 
für  bie  (Bef^id^te  bes  ftir^enre^ts  unb  ber  fird^Iii^en  !Dis3ipItn  n)t^tige  Tractatus  de 

60  misericordia  et  iustitia.  Die  Sd^rtft  ift  oon  Martöne  Thes.Nov.  Anecd.  V,  1019  ff. 
berausg.,  bama^  bei  M.  S.  857—968.  Über  ben  jßlan  ber  S^rift  fpri^t  fi^  ^^er 
[elbft  in  ber  Sonebe  aus.  (£x  toill  bie  fd^einbaren  SBiberfprüd^e  jtoif^en  ben  oerfc^te« 
Denen  jtird^ngefe^en  aufllären  unb  ausgletd^en.  Susge^nb  oon^f  101,  1  JteKt  er  bie 
misericordia  uno  iustitia  einanber  gegenüber  unb  loill  seigen,  loie  nad^  ber  Ser= 

65  fdbiebenbeit  oon  3^it,  Ort,  ^erfonen  uno  Umjtönben  ba(b  bie  eine,  balb  bie  anbere  i^e 
SBeredEittgung  ^at.  (fo  teilt  fein  SBerf  in  3  Xeile.  Der  erfte  ^anbelt  oon  ber  miseri- 
cordia ober  gratia  unb  seigt,  in  n^el^en  gfällen  bie  Strenge  ber  Kr^K^en  Disziplin 
[i^  milbem  läfet  (Aap.  1—27),  roie  au^  bie  88fen  unter  Umftänben  in  ber  5lir^  ju 
oulben  (Aap.  28—51),  ob  bie  Sabamente  au^  oon  Umoürbigen  gültig  gefpenbet  toerben 

eo  lonnen  (ilap.  51—70),  toie  überhaupt  in  ber  Beurteilung  unb  SBe^anblung  ber  Sofen 


9Igtr  SObtm  366 

mit  33orfid^t  unb  S^onung  3U  oerfa^ren  [ei  (jlap.  71—89).  Der  joeite  Xeil  ^nbelt 
oon  ber  iustitia,  oon  ben  ^füllen,  in  melden  bie  Strenge  ber  jlir^engefe^e  in  Smoen- 
bung  3U  bringen  ift,  oon  ber  SIrt  unb  äBetfe,  roie  bies  flberbmiiyt  gd^e^n  foll  (jlap.  1 
bis  12),  oon  ben  9lnf lagen  gegen  Sifc^ofe  unb  anbere  ®ei|tli^e  (Stap,  13—43) ,  oon 
bem  gerid^tli^en  Serfa^ren  unb  ben  Slppellationen  an  ben  päpftliqen  6tu^I  {Rop,  44  6 
bis  63).  Der  britte  Xeil  [priest  oon  ben  4  species  eorum,  qui  sunt  extra  eccle- 
siam,  namli^  ben  excommunicati,  damnati,  schismatici  unb  haeretici,  unb  nantent* 
li^  oon  ber  ®illtigleit  i^rer  6alrantente  (Siap.  1—86);  mit  Befonberer  Slusffl^rlidbleit 
loerben  ^iebei  bie  beiben  großen  3^^^^^"  ^on  ber  (Simonie  (item.  30  ff.)  unb  oem 
Serl^altnis  ber  aeiltli^en  unb  meltlu^en  C&eu)Qlt  (ilop.  65  ff.)  be^anbelt.  ^olemifd^e  10 
9{üdfi^t  nimmt  mger  in  biefem  britten  Xeile  befonbers  auf  eine  S^rift  bes  ^etrus 
Damiani  fliber  gratissimus  ad  Henricum  Archiep.  Raveiin.),  n^orin  biefer  für  bie 
®iiltia!eit  oer  [imonijtifd^en  äßei^en  na^  geleifteter  Moniten}  Ji^  ausgebro^n  ^e. 
Die  Dorfteüunp  i[t  aar,  überfi^Ui^  uno  lebenbig.  Die  einseinen  6ä^e  finb  in  lurjen 
!I^fen  00er  Xtteln  oorangeftellt  utü)  merben  bann  bur^  ia^lreid^e  Sitate  aus  ber  ^eil.  15 
Sqrift,  ben  Air^enootem,  befonbers  Slmbrofius,  ^ieronqmus,  Sluguftin  unb  C&regor 
b.  (&r.,  aus  Sqnobaßanones  unb  aus  Jetten  unb  unechten)  p^ftli^en  Defretolen  er« 
wxt\tn;  bie  fd^einbar  miberfpred^nben  Siuloritaten  loerben  einanber  ^egenubergeftellt  unb 
bann  ju  oereinigen  gefugt  3i\ä)itx  ^at  juerft  naAgemiefen,  bag  btefes  SBerl  9U  eine 
mistige  Queue  oes  Decretum  Oratiani  bilbet.  vtvä)i  nur  ^at  Sr.  ja^bei^  patriftifid^e  20 
Stellen  aus  21.  übernommen  (mefir  als  80,  [.  Stifter  S.  13  ff.,  §uffer  S.  61  ff.)  fon« 
bem  au(^  bie  erläutemben  jlapitelfiber{d^riften.  bie  (og.  dicta  Oratiani  öfter  oon  um 
entlehnt.  Slamentli^  aber  ift  21.  filr  bos  Serfa^ren  (Sr^,  bie  bifferieret^en  lirii^enreqt' 
lid^en  Sa^ungen  bur^  biftinguierenbe  Srlöuterung  mit  einanber  in  uberetn|nmmung 
3U  bringen,  iüorgönger  unb  Sorbilb  geu)e(en,  oenn  au^  ni^t  er  allein,  benn  bie 25 
oonse  entQ)idIung  ber  lird^li^en  unb  fir^enre^tli^en  9Bt[fenf<|Ktft  brSngte  auf  biefe 
aRet^obe  ^in.  —  ÜRä^ft  biefen  ^auptf^riften  ift  3.  ber  oon  Slriten^im  ermahnte  trac- 
tatus  de  gratia  et  libero  arbitrio  ju  nennen.  (Er  ift  oon  S.  ^ej  mieber  aufgefunben 
unb  im  4.  Sanbe  bes  thes.  anecdot.  P.  II,  p.  114  sqq.  herausgegeben  roorben  (bei 
M.  6.  969—972).  3n  fünf  btrjen  Aapiteln  qanbelt  er  oon  ber  menf^li^en  SBillens*  30 
frei^eit  oor  unb  nac^  bem  ijfall  (Rop.  1).  oon  ber  göttli^n  ^räfcien}  unb  ^rabeftina« 
tion,  toel^e  ber  menf^li($en  (Jr^ei^eit  leinen  (Eintrag  ^un  (ilap.  2  u.  3),  oon  ber 
9lotn)enbig!eit  bes  (Sebets  }ur  Crlangung  ber  ®nabe  {SUw.  4),  oon  ber  Slotmenbigleit 
ber  (&nabe  jur  Sollbringung  bes  (guten  (Aap.  5).  —  2lts  Sin^ang  biefes  ZraÖats  ift 
eine  Heine  anonqme  Sd^rift  de  sacrificio  missae,  oon  2!^einer  in  einer  Variier  $anb«  35 
fdbrift  entbedt  unb  oon  81.  SRai,  Scriptor.  vet.  Nova  Coli.  Tom.  IX,  S.  371 ,  oon 
allatou,  Sötoen  1847,  unb  oon  M.  6.  853—856  unter  Sllgers  9lamen  herausgegeben 
toorben.  Slu^  ein  in  einer  ^arifer  $anbf^rift  (MS.  lat.  Nr.  3881  saec.  XU  vel  XIII 
ineunt.  membr.  fol.  191  sqq.)  fid^  finbenber  Über  sententiarum  Magistri  A.,  ber 
oon  (gratian  oielf a^  benu^t  ift,  unb  mit  Sllgers  Hb.  de  sacrr.  ^nlimleit  seigt ,  foII  4o 
mie^üffer  6.  Iff.,  27  ff  ju  jeigen  fu^t,  na^  inneren  unb  äußeren  Corünoen  bem  SUon 
£ütti^  beijulegen  fein.  Die  Sd^rift  mürbe  mbejfen  als  bo^matifAes  Aomoenbium  oor 
allem  eine  Unterfud^una  i^es  t^ologif^en  Sn^alts  unb  t^res  SSer^Itniffes  ju  ben 
fonft  belannten  bogmatifd^en  fie^roüd^em  ber  erften  ^älfte  bes  12.  Z^^'  erforbem. 

(föagettmantt  f)  ®*  ^-  ^eittfd^.     45 

aituitt,  geft.  804.  Oueffen  für  bad  Seben  2l.d  bie  alte  auf  Mitteilungen  feine« 
©c^ülerS  ©igulf  ru^enbe  vita,  bai»  (Skbt(^t  2l.d  über  bie  gorter  drjbifdft.  unb  bef.  bie  »riefe 
unb  ®cbi(^tc.  —  »cftc  2lu8gabc  ber  ©erfc:  groben,  Ratisbon.  1777,  2  tom.  Fol.,  «tbbrud 
bama(^  bei  MSL  »b  100  f.  ^ie  ^Briefe  (mit  ber  vita,  ber  vita  Willibr.,  Carm.  de  epiac. 
Ebor.)  bei  Jaff^,  MoDumenta  Alcuin.  ed.  2)ümmler  unb  ^attenbac^,  Berlin  1873.  ^ie  IBriefe  60 
attcin:  MG  Epist.  IV.  Ep.  Karol.  aevi  II.  rec.  (£.  S)ümmler  1895.  —  ®ebi(^te:  MG 
Poetae  kt  Kar.  aev.  I  160—352  rec.  (£.  Tümmler  1881.  @.  auc^  A.  Largeault,  Inscriptions 
m^triques  etc.,  $oitier§  J885.  —  Über  ©tnjelauägaben  ogl.  (ibert  11  13.  —  Überfe^una: 
2rreunbgen,  %,^  päbag.  ©d^riftcn  1889 ;  Hiat.  litt^r.  de  la  Fnnce  IV.  groben«  Commentatio 
in  b.  m&:  3r.  SorenJ,  «Ihiin«  fiebcn,  ^alle  1829;  »Ä^r,  ®ef(^.  b.  röm.  ßitter.  im  forol.  55 
3eitaltcr,  Äarldru^e  1840;  Monnier,  AIcuId  et  Charlemagne,  2,  6d.,  ^riS  1863;  SBatten* 
ba^,  2)eutf(^lanbg  ®efd)i(6t^quellen  im  WEi  6. 9.  I  unb  bie  bort  oer^eii^nete  epe^iaUittei;. ; 
X^.  @i(fel,  «Ifuinftubicn  I  ©SB«  79.  ©b  1875 ;  Ä.  ©emer,  «llfuin  unb  fein  Sa^r^unbert, 
^oberbom  1876,  2.  «ufl.  1881;  «.  O^bert,  «ttgem.  Okfc^.  ber  £itt  bed  Wi  ac.  1880,  U 
12-36;  W>tUr>.  @imfon,  3a^rb.  be»  fränf.  9lei^«  I,  2.«ttfl.  (1888),  H  (1883);  «.^aurf^eo 


•» 


^f^r^hn^m.  fcatfinr  ZI  :-**••-  5.  9ama9scr,r^bL  ^erc  Ärfic  unter  ^«If.-  unb  bie 
^im»n  ?«•  fotf^fldfa.  5fr:«5::  §.  >:Soc^  1  md  «mo.  ;jeitfdpr.  f«r  offcerr.  (»qmn. 
:«a:  T  «aipBfi.  fiMBjnr  m  tzb  ^  jm  imumj  -f  JL.  loxxä  t.^74:  (i.  i)inmnicr.  «Idjuin» 
itaü^TT  :^H.  SNl  JULVU;  »r?«üie.  .jar  ^-nrmf^tti.  i*  Ä«  Id.  51—70  (1892);  J.  ß. 
Imftn^t  A.  iwHaiiuniUi'  «in  «sau»»  •»£.  ;:3iioaiB  t^l :  Piimvec»  De  rorigme  de  U  philoe. 
«umterwHw  l'i^  —  <fr;n^ipcuc  m:  X£4  I  U3  f .  :?r5.  aim  ^minkr;  ßin^nle^t.  2c 
j#fi  ife^  j  Sdie  r  4.ifi  L«:  ;  2.  iL  ?V'.  ir  :  Oydüp^dia  etc.  by  J.  iTClintock  & 
.r  .^l»n«f  :  :.?r  f.  :.'i74": :  EteL.iMrj  ■»:.  bf  V  aniäi  «l  H.  Wice  I  73  ff.  (1877)  üon 
Ä.  ^xÄ**:  DiczSonuy  -hil  by  Leriie  ^tepiiBL  [  11^^.    tai?f)i  dos  3L  Uamfon. 

fBbüM  iVU^join^  Iol  angeMbet  AÜniiiisi  nm  mdsr  bcs  SQmieni,  beien  fiA 
^Hf  ^  ifi    ai;  Kam  HmUauogpi  jjüT  ^[jcl^]^^  )er  SSbnog  KtbviUe.  hit  ittüot- 

t  ein.  £r  ffiHliüijl  He  aiHyfiailifuifc  frnyii^ttfiUcnjii^aflB^  Stlbuno, 
t  iffoi  nef  lifif^ip  SddiK  jnNDmennqse,  mf  bcs  m^  imi^eit  Soben 
9iäiiß  vnJb  fie%t  b  dos  Secf  vner  üntaBooi^ifteii  Sotgonget  (mf  betn 
bes  SoiiSiq  0»  s>  Toc  Sbs  imycie^uKiK  6cfi^iieAt  —  wnixtnbt  mit 
St  %,  wBt  73o,  neOea&t  (ogor  Ti^wt  um  730  in  jm^nm&cieii,  mdg* 
iWKüBtot  nc  ^wt  gefeocBi,  no  er  aon  ?c^  oi  SoAetfi^  Cnw^ig  mib  in  oer  be- 
{Sprant  xiwmyug  sner  ixjowpif  cmea  watt  TcmiRng  enpfnu.  xQs  feinen  fieoier 
jwi^te  er  SBett  ^fiicficzt),  te^nt  lu u^uiMh flTii^i  C^Et  mib  Ukicuii^  et  felbfi  Mil- 
bÄfCaniL  de  pontffic.  Ebor.  yers,  Uli  sqq.)  «ib  «ft  »dt^eni  ober  in  beften 
Hifhm  er  ob  ^SBBußxg  if^i  inh  5Ie9n  tbb^  bem  ^^ondeneii^  xaA  Slom  nio^e 
Ä.  V.  Uagagq.  Ep.  112  nb  3^  im^  jg  ß^gag  ix  JafKs  Monnm  Ale), 
Bfe  beten  ^^^^MKnamig  tun^  lun^  ^^k^  HväL  Tobet  bmie  et  cetMid)ene 
tU^tt,  me  Sluoui^  snb  C^feemi^  nd  ^hxliim  nie  £bI  oon  Stein},  %titQb  oon 
S,  tttoß  mb  ^ßettK  oon  f}^  l  c  n.  taaesL  SIs  ^Oert  ben  ei^if^^i^n 
3fiii|f  oon  fotf  bepieg  (766),  snbe  fOhriB  bie  Seämig  bet  S^^  nbatragen,  mo 
s.  c  obA  £iHbger,  ber  SrnfenöHH  Mm  Untexti^l  genft,  uA  ob  fener  ref ignierte 
itn  £eben  nmnÄM  |i  bef^lMcn,  |^  er,  sOceiA  (Embolb  I.,  Sijs  9Rit^ 
ob  gqjWjd^tol^,  ben  Tmam  9Bkot  Bcr  feinen  tenetften  <Si^%,  bie 


3(v  gWMfafrl  0'  ^^  ^^^'^  ^4ä%e  de  pontüEbor.  t«s.  15S5  bis  1561,  ogL  ep.  72) 
9uäWmH  Üobe  (8.  9loo.  780)  snbe  9.  no^  So«  gefmbt,  nit  fb  &nbalb  bos 
IßmBum  yoL  ^bn.  fbf  bieget  9le9e  toof  er  (781)  niil  Jtoxl  b.  St.  jn  ^jktrma  ju« 
fnnnien,  tn  einer  3eit,  in  »eUber  Jld  dben  begann  oon  aOen  6eiten  geiflige  Jtrfifte 
äff  CiIenAnng  feines  SoQes  an  fii^  jn  jieben.    9I!nin  nwr  bereits  ftfi^  einmal  oon 

7t^  {binem  Setter  m  ftorl  gefonbt  ooiben,  biefent  aQo  belonnt,  o|iie  i^o^  in  beffen  Dienfte 
JK  treten  (Vita  Ale.  c.  6.  Jaffe  [3n  ep.  1  p.  144]  bnibinieit  mit  biefer  Senbung 
eine  bereits  oon  JRabiQon  n.  a.  mif  nn^  wbin  bejogene  Slotq  oon  ber  Senbung 
eines  fnbinns  (Oi  ^tojft  ^abrion  im  3-  773.  SgL  jeboc^  SSBottenbo^  Monum.  Ale. 

f.  903f.  nnb  Deutfi^lisnbs  SefAicbtsq.  6  9.  I.   nnb   befoi^ecs  €idkl,  SRuinRi^en 
r/K>  nnb  Dfimmler  1.  c.    3Wl  18,  58  »nm.  5   nnb   Ep.  Kar.   aevi  II   Kr.  70 

fbnn,  U.  rik^  ^  ^  ^^^  ^^"  ^^  ^  t^^  ^^  (^^  KfidMr  mit  mebreren 
fefner  3<^filer  biefem  9liffe  (782)  unb  foll,  mte  man  oevo^nlii^,  aber  ni^t  mtt  be< 
grfinbeter  SMfttbvi  annimmt,  bis  789  im  StanlenreiA  geblieben  fein-  {Unfalls  tft 
er  ober  786  bei   e^noben  jn  Sorobrige  nnb   }u  Ceai49b  in  feiner  ^etmat  gemefen 

V,  tfirb  bat  fi<^  bflfelbft  längere  ober  fiugere  3^^  aufgellten  (ogL  Dümmler  1.  c.  9ra 
1«,  m  %  u,  ep.  3  JDümmler  ep.  Kar.  ae\i  II J).  «usaeftottet  mit  ben  (Knfünften 
ber  Abteien  oon  (^errtl^res  unb  oon  6t  £upus  }u  Sjro^es  lebte  er  am  $ofe  unb  leitete 
bte  f)MiSfia\tj  Q:ti  wtXim  oiele  6o^ne  oome^mer  ^ranlen  ibre  Slusbilbuna  ehielten, 
»B|ienb  jpsgleii^  Aarl  fetbft,  feine  Samilie  unb  bie  ^ofleute  fiA  [einer  Sele^na  er^ 

Uf  frinlen,  (rr,  bun^  unb  buti^  ein  Gelehrter,  in  oeltlicbe  (Sefc^äfte  fic^  roenia  einmif^nb, 
wmttt  bie  @eele  jenes  Areifes,  ber  fi(^  mit  Sifer  ben  neuen  mijfenf^IiÄien  ün^ 
rfgMngen  Eingab  unb  beffen  (Slieber  nad^  angelfö^fifd^m  Soibilbe  unter  teils  biblt« 
Men.  teils  naffifc^n  9lamen  (ftarl:  Daoib,  Cinl^b:  Sefeleel,  Sllluin:  grlaccus  SObinus, 
tfliatlbert :  ^omerus  u.  J.  m.)  eine  ^rt  (gele^nrepubul  biu)eten.    Sine  rei^e  ^unb« 

f**  aruoi  ffir  bie  Aenntnb  feiner  Sestebungen  5u  biefen  unb  anberen  frinfifi^en,  fomie  5u 
leinen  }a^lrei(^n  lanbsmänntf&en  grceunben,  oor  ollem  ober  3u  Jtarl  bem  (Broten 
ebenfo  mt  ffir  bie  feiner  (&lauoensarunb}a^e  unb  iir^li^en  Seftrebungen,  ber  Sitten« 
jufiftnbe  feiner  3elt.  n^eniger  ber  ge|(^t(^tlt($en  Sorgange,  ift  bie  6ammlung  feiner  fid^ 
aw  me^  als  3(K)  belaubnben  Srie|e,  beren  3^itbeftimmung  megen  i^  ubenoiegenb 

üo  beiet^nben  Snbalts  oieffad^n  6<^u)terigbiten  unterliegt.  V.  !e^  jiDar  789  ober  790 
In  feine  {^elmat  jurfid,  oon  Einfang  an  baju  geneigt,   oon  Aarl,  mS^  unP(^erer  9ln^ 


«nitfat  367 

neunte  (oqI.  Dfimmler  1.  c.  919  18,  64)  au(^  mit  poIHif^n  Slufttogen  betraut,  bte 
beff^n  3n>ift  mit  R9nia  Offa  oon  SDletcien  betrafen,  unb  lourbe  ^ier,  00  ber  oertriebene 
5ldnig  (Et^elteb  oon  Scort^umbrien  eben  loieber  auf  ben  Z^ron  gelangte,  in  bie  Sffent« 
lid^n  Slngelegenbeiten  ^ineinoejogen,  machte  \i^  ober,  frflberen  inrop^etifd^en  SBeifungen 
entbne(^enb,  toieber  I09,  ab  ftorl  feiner  in  ben  ürd^Ii^en  Seroegungen  oeburfte.  3n  ber  s 
Silberfrage  ([.  b.  91.  Aarolinif^e  Sfl(^er)  [oll  SUfuin  jd^on  oon  (Englanb  aus  (792),  ab  itorl 
bie  loteinif^  ^if^l^^B  ^^  ^^"  ^^  ^'  nicönifqen  Sqnobe  jur  ^fung  bort^in  ge« 
[(^idt  ^atte,  eine  Sbloerlegung  im  9lamen  ber  englif^en  Sif(^5fe  unb  Surften  oerfdgt 
baben,  bie  er  bonn  ju  ftorl  broAte  (Simeon  Dunelm.  ad  a.  792,  ogl.  ^uli  in : 
P(S  XII  e.  163,  161).  9Bie  m  )>tefe  ju  ben  libri  Carolini  jelbft  oer^t,  mug  10 
bo^ingefteüt  bleiben.  Sine  Beteiligung  8l.s  aber  an  ber  beril^mten  &i^  (beren  er^ 
Stt^  auf  bos  Datum  790  weift),  ift  bis  {e^t  niAt  ftren^  enoiefen.  Sefonbers  jebo(^ 
loar  es  ber  aboptianiMe  Streit,  in  melqem  SlUuin  fernen  firc^i^en  (Eifer  (ep.  35 
p.  255)  Jtarl  5U  t)ien|ten  ftellte.  £r  lehrte  793  ins  S^nlenreid^  jurfid,  oerfagte  balb 
borouf  eine  milb  gehaltene  S^rift  gegen  bie  Jtetoreien  bes  gfelis  oon  Urgel  unb  nad^  15 
beffen  erneutem  ^all  eine  »oeite  größere,  unb  loar  im  folgenben  3<9^  <^ttf  ber 
grtontfurter  Snnobe  t^atig,  loeu^e  ben  SIbopäanismus  oerbommte  unb  ben  utsolingitten 
®runbfdi|  in  ber  Silberfrooe  auftec^  erhielt.  9luf  einer  loai^einli^  799.  otellei^t 
ou^  im  3uni  800  (^e^auenen  69nobe  ju  Slad^en  (ogl.  3)fimmler  1.  c.  ml  18,  68 
unb  Ep.  Kar.  aev.  II  ed.  tDümmler  92r.  207  9lnm.  8)  bröngte  er  feinen  l&egner  so 
n<K^  oorongegonaenem  6(^riftftreit  jum  SBiberruf  feiner  fie^re  unb  beühnpfte  er  beffen 
(Seno{fen  (iiipanbus.  Son  793  an  fe^n  mir  SL  mit  5larl  in  beftfinbigem  Serfe^r,  an 
allen  loiAtigen  ürd^IiAen  unb  tird^tmolttifc^en  Sngelegeni^eiten  oesfeloen  lebenbig  be« 
teiligt,  me  in  Serbinming  mit  ben  ^eroonagenbften  äRönnem,  fo  namenfiit^  au^  mit 
8mo  oon  Saljburg,  ber  fid^  Serbienfte  um  bie  Sr^Itung  feiner  Srkfe  enooden  25 
^,  ferner  mit  9nailbert  unb  ^al^arb  oon  (Eorbie  u.  a.  m.  £)bn)o|I  er  no(^  795 
an  9{ficBe^  no^  fforl  ba^te,  ^ielt  i^n  jlarl  feft  unb  oerlie^  i^m  oIs  ^rfinbe  }u 
forgenfreierem  £eben  796  bie  Slbtei  6t.  9Rartin  au  Xours,  beren  oerfallene  ^ud^  er 
mieber  ^b  unb  beren  fd^nell  aufblü^enbe  Aloftemule  nun  hmif  \fyx  ber  toii^gfte 
^erb  tird^Iic^  unb  roiffenf^aftli^r  Silbung  bes  9tei^  »urbe,  oon  mdh^r  eine  groge  so 
^cM  oon  Sd^fllem  unb  Stiftern  neuer  ^[^floiQftfitten  ber  Silbung  ausging.  3u  &^^ 
früheren  ober  ^ier  erft  ausgebilbeten  (äd^filem  gehörten  auger  £iubaer  }.  £.  Sigulf 
(Setutüs),  bie  Quelle  ffir  feine  £ebensbe[^eibung,  Sfribuoifus,  fem  9ca<^olgar  in 
6t.  SRortin^  oor  allem  ober  ^robanus,  ber  litterarif(^  fruc^ttorfte  unter  i^nen,  unb  loo^l 
aw^  bef  JßtturgSer  Slmolarius  oon  9Rek  95 

®egen  dtw  feines  £ebens  biufte  Sniuin  feinem  öfter  gebeaten,  je^  burdb  jlrinl« 
li^eit  «nb  Srblinbuna  oerftärlten  Sserlangen  nad^  mSn^ifdj'befd^ault^em  £eben  ent< 
brn^nb  bte  fieitung  oer  ii^m  unterftellten  Jlßfter  (ju  benen  bos  oon  Xours  aus  ge« 
mttk  (Eormerq  unb  ^I^^oign^  [Monum.  Ale.  p.  18]  gegärten)  feinen  6^filem  fiber« 
laffen  (vita  c.  8  ep.  170.  174—176);  feinen  Mat  aber  na^  ftarl  aud^  ferner  in  an*  40 
fpnid^  bis  ju  feinem  !Iobe  19.  SRai  804. 

Snhiin  ift  ein  SRann  oon  aufrid^tiger  !ird^li(^er  gfromm^eit,  bem  bie  Sufrec^« 

Siltung  bes  ort^oboxen  (Glaubens  unb  ber  Slutoritot  ber  JUrme  unb  barum  mäf  hos 
vHtfftn  bes  romifc^en  6tu^ls  am  $egen  liegt,  ber  aber  bom  oor  allem  beifKmmenb 
unb  beounbemb  aufblidt  ju  ber  t^eolrotifd^en  6tenung,  Q>eld9e  Aorl,  ber  groge  de-  45 
fensor  et  reotor  ecclesiarum  Christi  (ep.  239  p.  763,  ogl.  ep.  114  p.  4r64)|  ein« 
nimmt,  mag  er  i^ri  aud^  ju  loamen  ^en  oor  ber  $firte,  mit  wtUfk  ben  roibcx« 
fpenftigen  6a^[en  ober  Sloaren  ber  3^^^^  aufgebrungen  roirb,  unb  erinnern,  bog 
(glauben  nxäft  erpungen  merbe,  im  ganjen  ift  er  bod^  erfreut  über  feine  Seb^rungs« 
erfolge  unb  bux^brungen  oon  d>tn  bem  3beal  bes  d^riftliqen  6taats,  bes  tnmf  oas  ^ 
Sefe^  ber  itird^e  normirten  SoUsxoefens,  ju  beffen  energif^er  Senoir!Ii(^ung  fidb  Jlarl 
berufen  ffip.  IDaju  beborf  es,  »ie  er  mit  Aarl  erlennt,  ber  Hebung  bes  gei^id^en 
unb  aRSnc^sftonbes  in  Sitte  unb  Stibung,  ber  (Erfüllung  bes  Alerus  mit  bem  leben« 
bigen  Sefil^I  [einer  l^^en  Aufgabe,  feiner  Sefö^iaung  oor  allem  jur  Sirebigt.  bie  er 
als  ^lige  ^fli^t  oen  befreunbeten  ÜBifAöfen  einjuf^örfen  nu^t  muoe  »uro ;  aud^  ^ 
^resb^ter  unb  Diaionen  follen  bas  ab  Vjpit  ^flid^t  anlegen.  Sehte  X^Iogie  i^ 
ganj  bie  pofitioe  aus  ben  Sötem,  befonbers  aus  ^ieron^mus  unb  Stuguftin,  aber  aud^ 
aus  Saeoa  gefd^bpfte.  o^ne  Criginalitot,  aber  mit  Sele[en^ii  gfleig  unb  formeller  ®e« 
oanUj^it  bos  Überlirierte  einer  noA  ouf  niebriger  Stufe  fteQOtben  3^it  no^ebrhigenb, 
in  ber  ^olemil  boc^  ]äf(m  i^  Arqte  flbenb.    Sieben   ben  6treitf$riften  gegen  ben  co 


IDiopttantsmus  finb  bogmotifdies  ^auptnieil  bie  tnej  Sfi^et  oon  bei  Ittinität  (802  an 
Aail  übmt\ä)t),  eine  3ld  Doit  IDogmoltl  auf  (Sninbluge  b«  fcetlii^  niii  gom  fonna< 
Itftift^  eingcfi^attsn  fli^ufttnifäen  Xrinttätete^ie,  „bei  älnfaTig  ber  mittelaUeilti^en 
X^ologie"  b.  1).  „bes  bialem[^n  (Spiels  mit  $onneIn"  ($oud  1.  c.  II  134), 
t  baneben  de  trinitate  ad  Fredegisum  quaestionee  unb  bei  libellus  de  proces- 
sione  spiritus  sancti.  Die  fidei  confessio  i(l  tio^  ÜRobillons  unb  tJfiobene  Sec= 
teibiflung  niät  für  ein  Sert  Slltuins  ju  galten,  fonbem  iünaeren  Ui^ngs  [ogl. 
SBcmei.  Seiüeit  von  9Itinnac  1681  S.  146—149] ;  ou^  bte  e$t^it  bes  libeUus  de 

Srocessione  »iib  befflwtfelt.  —  Die  ^I.  S^rift  lie^t  91.  ganj  mit  ben  Slugen  bet 
ötci  an,  nie  (eine  Aommentaie,  auf  beien  buit^aus  ton^olorifi^n  (SfOtetiKC  er 
felb(t  offen  tiimoeift,  jeigen.  Das  ^Z  betieffen  bie  ^aatn  ^  tSenefis  unb  bie  &< 
Oäning  einei  %nidif\  $|almen,  bes  ^o^enliebs  unb  b»  ^lebi^ers,  bos  91eue  bei  aus^ 
fü^li^e  Aommentai  jum  <£d.  So^ini^  {Aarls  <9d|tDe|ter,  ®t{ela,  unb  tlot^r  9tob= 
tnUHi  getDtbmet),  bie  <£iflärung  oon  Xit.,  $^iIemon,  ^ebräet.  Dei  Don  Ang.  Mai 
it  (Script.  Vett.  Nova  Coli.  IX  257  sqq.)  urttei  SIa  Flamen  bebmnt  gemalte  flomTnettt. 
jui  9tooIütop[e  (c.  1—12)  ift  lebigfii  feseipt  aus  Mmbxof.  Huttötu»,  einem  nwnifl 

-    -  ~  l ■■' 


öUeien  3cugenorfen.  (^|<iraneIi|tifl$  ilt  eine  bieifoAe,  nämli(^  bui&ftöblic^  atlegorilAe 
unb  moiali|(i9e  Sinäning  bei  Flamen  m  bet  ffieneatogie  Q^iifti  naffi  SRott^us.  Wo- 
ralif^=  unb  mpftif^  =  aUegoitf(^e  Sli^al^ung  iftrfii^  notätlii^  übei^oupt  oot  unb  bie 
w  [qmbolifc^e  älusbeutung  bei  S<^^'^  <['  1^^'  beliebt.  9Itier  bte  Briefe  9.e  jeiaen  aud) 
man&t  pialti|4  eibauui^e  Senoeitung  bei  t^m  oeitiauten  Si^rift.  D«  Seibe|Teiung 
bes  vu^atdeictes  bat  %.  auf  SnlaTuen  Aails  fi^  untenogen  unb  M  bebet  an  bte 


älteften  ünb  juoem||igften  angeilä(^|tfi$  urü>  fpanif^en  Scilogen  ungelernt  (ep.  136. 

205   p.  698  mit   Dummlets   9Inm.,    ogL   S.  Seigei,  Histoire  de  la  Vulgate  etc., 

S  Spam  1893).  ~    gür  91.  ftonb  nun  —  unb  baiin  lam  i^m  Äoil  aufs  Td^aftefte 


Slgegen  —  bos  ftii^Iit^  3Bt[Ten  im  innig|ten  Sunbe  mit  ben  aus  bem  mtertum 
e[£5pften,  butd)  bie  S^ultiobition  übeilieferten  allgemeinen  Silbungsgiunbla^en.  Die 
iomfqe  unb  bie  Hi^lidie  ÜjobÜton  ge^dien  jufantmen  unbjwoi  fo,  bob^  bie  Aiit^ 
in  Dei  Seibinbung  beibei  ^e^eiin  bei  flultiu  tfL    Aoils  Semü^ungen  f^einen  i^m 

so  bem  Z^tal  eines  neuen  Sitten  mt  ^anlencei^e  ju5uftieben,  nui  eines  tt^obneien,  nwil 
tt^riltufi  ber  arieifter  über  bte  SBets^lt  bei  Mfobemie  ei^;  ba  [inb  bte  yiOen  Äflnfte 
(B^tenae  artes),  abei  übeiftro^It  Don  bei  gtille  bes  fiebenfalti^eti  ^I.  (Befftes  (ep.llO). 
»uf  ben  Stufen  bei  (ßrammatif  unb  bei  p^ilotop^ili^en  Disätplinen  miib  aufgeftiegen 
äum  ffiipfel  etjonaeliii^ei  Solllommen^eit  (ep.  217).    Beibes  fliegt  i^m  sujammen  im 

86  üobe  bei  SBeisheit  (ep.  78J.  SIuo)  ^iei  ift  91.  aeft^idtei  ftompilatoi  unb  Beoi' 
beitei  bes  übeiliefeiten  Woteriats,  mie  in  bei  S^ute  }u  Xouis  (moju  it|m  ^oif  bie 
SüAei  liefein  mu^),  |o  aud)  |^rift|teileri|(^  unb  eijte^Iii^  genanbl  buiq  bie  Slnmenbung 
ber  (oe^n^öcQsfoim  bei  [einem  Unteiiiait.  (£r  f^ieibt  eine  (Srammotif  unb  über  Orthographie 
(ogl.  Heil,  (Erlanger  ißrogramm  1868  3.  7ff.),  tieantmottet gmmmat.  ^tapm  tep.262) 

40  unb  bemul)!  fii^  um  &ei[fellung  ber  ganj  oema^ISIfigten  Sntersunitton  (ep.  112 
Carm.  67).  Der  £ogit,  als  91[)etoriI  unb  DialeFttl,  bienen  jroet  Sdiiiften  tn  ®e= 
fpiäc^sfoim,  bie  9t^torif  i|t  eine  für  Aarl  ge[d|iiebene  »eitere  9Iusfü^ng  Doian= 
aegangenen  münblii^eTi  Unteiri^ts  unb  mit  einem  9[n^ng  über  bie  „Xugcnben",  iD(t^r= 
^einu^  als  Öbungsbeifpiel,  oerfe^en  unb  beruht  auf  Ottteros  de  inventione   (ugl. 

u  «ranti,  (Sefd).  ber  £og.  II  14—17  unb  ffibert  1.  c.  II,  18).  Sl.  ^ebt  ben  SBert  ber 
Aotegorienleqre  für  CEiIenntnte  ber  3xtnität  ^erooi.  3n  aftronomtf^en  tJfragen  mu^ 
81.  |auHg  Aarls  leb^es  Serlangen  nad)  ^lufflärung  (ogl.  9{eutet,  <&ef<^.  bei  Suffl. 
1  7  ^.)  befriebmen  (de  saltu  tunae  unb  de  bissexto  II  355  sqq.  ep.  98  sq.  103. 11 1 
u.  0.  eidel,  9rautnft.l  e.  51O).    91Bie  [ein  Se^r  ^beit  f^ä^te  au^  er  Slotuibinbe 

w  als  SRittel  jur  (Wenntnis  göttli^er  aUeisbeit.  uRit  ajorliebe  wirft  \iq  ^^  jugenbli* 
oufftiebenbe  Gi^uibilbung  auf  lateiniii^e  ^oefie.  Die  poetifdje  Drijinalttät  bes  !arol. 
„Öoraj"  ift  gering,  befto  großer  offenbai  bie  (Jreube  an  bei  gertigleit  in  ber  6«iib= 
bobung  bei  Sproi^e,  in  3iQd)al)muno  bei  9t(ten.  Die  ffiebidjte  bes  uneimübli^n  SerS' 
ninftlers,  buTd)tneg  (Belege  nt)eitspoe[ie,  ftnb  glatt,  oerftanbesmä^tg,  r^toiit^  unb  anti^ 

u  t^efemei^,  oft  formelliafl,  fnfil)er  nur  im  93et1e^r  mit  [einen  ^unben,  ieoen^Ib,  nie 
feine  Snefe,  eine  mi(^tige  ge[(t|i<^tli(t)e  unb  hilturge[^i(^tli^e  Quelle. 

Sieben  ga^lreidie  (Epigramme  auf  biblit^e  ®egen|tanbe  unb  ma|fen^c  3n= 
[giften  für  berühmte  Airdien,  öciligc  unb  öeitigtümer  unb  für  ftlöfter  (opL  ep.  224) 
treten  polHif^e  Spifteln  an  Aarl  unb  feinen  Areis  mit  Ilof|i|Aen  nemtntsomen  unb 

CO  einem    an   ben   $umanismns  erinnentben  Aultus  ber  gieunolc^;    ou^l  Spmnen, 


Slfittti  Saatm«  369 

9{ätfel,  gfobeln  unb  Qä^txit  fehlen  ni^t.  Sott  gef^t^tli^em  3ntere[[e  ift  be|onbers 
bas  Qroge  (ßebtd^t  de  pontificibus  et  sanctis  eccles.  Eboracens.,  mtt  iDarmer  £iebe 
3U  fetner  getftigen  ^ettitat  uttb  3u  [einem  £e^er  ^Ibett  gefd^rieben 

Sine  btefe  Di^tungen,  ju  toelc^en  nod^  bte  poettf^en,  nid^t  ^erooaagenben  Se« 
arbettungen  bes  £eben$  SBtUibrorbs  unb  feines  Sotets  äBilgils  naA  einer  fril^eren  s 
$ro[af^nft  über  fie  lomnten,  bie  mit  bem  erbaulid^en  3ti>^^e  ben  Der  Sc^ulbilbung 
oerbtnben,  finb  entroeber  in  ^eroifd^en  ober  in  elegifd^en  Werfen  gef^rieben ;  nur  einige 
no^em  fid^  ber  ür^Kc^en  ^qmnenbic^tung  (3n)ei  fopp^ij^e:  II  174.  203;  ein  Carm. 
Adonic.  II  152  p  aud^  bei  Jaff^  p.  786) ;  einige  ftnb  SRroftid^a  unb  jugleic^  na^ 
einer  fiieb^aberei  jener  3^it  fog.  Silber^ebtd^te.  lo 

Der  oon  91.  gans  im  (Seifte  ber  3^^^  geübten  Sere^rung  ber  ^eiligen,  n)el(^e  bie 
6^IüffeI  bes  ^immelrei^s  ^aben  (ep.  134  p.  527),  bienen  bie  fpejieü  für  bie  £ofaI« 
oere^run^  befttmmten  unb  auf  SBunf^  oon  iJrf^unben  oerfagten  fiebensbefd^reibungen 
ber  beiltpen  SBUIibrorb,  Sebaftus  uub  Sltd^ortus,  oon  benen  nur  bte  erfte  eigenes 
äBerl,  bte  onbem  oerf^önembe  Bearbeitungen  ftnb.  £iturgif(^es  SRoterial  giebt  ber  i6 
über  sacramentalis ,  eine  6ammlung  oon  SRe^gebeten,  bergleid^en  9.  öfter  nic^t  für 
ben  offentliAen  (gemeinbegottesbienft,  fonbem  ben  ^resbqtem  oerf^iebener  5lIofter  jur 
befonberen  Deootion  pfammengefteUt  fyst  (ep.  186.  224;  ogl.  über  ben  IIb.  sacram. 
^aud  1.  c.  II  137  mm.  2) ;  ber  (ßebetsübung  für  aRdnAe  bienen :  de  psalmorum 
usu  etc.  unb  ofücia  per  ferias  etc.  ffir  £aien,  le^teres  für  oen  jüngeren  itorl  auf  beffen  ao 
SBunfd^  oerfagt  (ogl.  ep.  244  9Inm.  3  unb  $aud  1.  c.  II  189  9lnm.  1),  beibe  feiner 
inneren  Stimmung  entfprec^enb.  SDbglei^  ni^t  SRönd^  im  etgentli^en  Ginne,  ^ot  91.  bod^ 
bas  Jtlofterleben  no^  i&often  ju  förbem  gefud^t  j  au^  i^m  mar  natürlid^  tm  3beal  bes 
frommen  £ebens  im  ganjen  bas  Iird^IiA»mSnAtf(^e,  nur  obne  eigentltd^en  Stigorismus 
ber  9ls!efe  unb  mobertert  burd^  ^umantftifd^e  9letgung ;  bo^  geaen  Cnbe  feines  £ebens  as 
oerengem  {i^  feine  SlnfAouuit^en  unb  er  mill  aud^  oon  „ben  £ügen''  bes  einft  fo  ge» 
liebten  Sirgtl  für  feine  uRönqe  nid^ts  me^r  miffen.  9lu^  bei  t^m  maAt  fi^  bas  bei 
ber  Krc^Ii^en  9Iuffa|fung  bes  6tttli^en  unoermeiblid^e  6(^man!en  ^ifi^en  freubtger 
Eingabe  an  bte  fittltd^en  £ebensauf aaoen  unb  Steigung  jur  Sluc^t  aus  ber  SBelt  geltenb. 
Slber  er  mo^e  boA  aud^  £aten  in  i^rem  meltlid^en  Serufe  be^ilflid^  fein  ju  einer  so 
über  bie  bIo|e  Seoba^tung  ber  Ürc^Iid^en  6a^ungen  ^inausge^enben  Jittlid^en  £eben5« 
geftaltung.  Dem  (Srcrfen  9Btbo  oon  ber  Bretagne  mibmet  er  bie  6(9nft  de  virtuti- 
bus  et  vitiis,  eine  Slrt  £alenbreoier,  ma^f(^einlid&  799  ©erfaßt  (ogl.  §aucf  II  135 
SInm.  1),  bie  jmar  aud^  gans  trabitioneü  bie  ^erfunft  aus  ber  SRön^smoral  (£af|ians 
offenbart,  aber  bo^  ^ie  unb  ba  ben  Serjud^  mad^t,  bem  9BeItIi(^«6ittliAen  geredet  3U  35 
»erben.  3n  ^^ilofop^ifc^er  Sejie^ung  tft  bebeutenber  bie  00m  ^fqd^obgifqen  aus* 
ge^nbe,  odber  in  Xugettble^re  auslaufenbe  Sd^rift  de  animae  ratione  ad  Eulaliam, 
virginem,  eine  Anleitung  ju  p^ilofop^i|^em  Stubium  für  bie  ^njeffin  (Suntraba 
(Sulalta),  bie  Safe  Aarls  unb  6d^toefter  Slbal^arbs.  9R9Uer  t  ($a^n). 

SUlatiud,  £eo,  geft.  1669.  —  (line  üon  %.d  gfreunb,  @te))(an  ©rabiud  aud  9la' 40 
oufa,  oerfagte  S3ioarapt){e  bei  ^.^ai,  Nova  patrum  bibliotheca,  6.93b,  2.%bt.,  9?om  1853, 
@.  V— XXVra-  gabriciuÄ,  Bibl.  Graeca  11.  SBb  @.  435  ff.  (cur.  ^arlcfe);  ©«rödft,  ^rt^en* 
gefdjic^te  feit  b.  Deformation  9.  33b,  ßeipjig  1810,  @.  21;    ®lngucn6  In  b.  Biogr.  univers, 
i.m,  ^arlÄlSll,  @.583;  ^uvtcr,  Nomenciator  lit.  2.a3b  2.«up.,  SnnSbr.  1893,  S.  119  ff. 

£eo  2lllattus  (Leone  Alacci)   ift  i.  3-  1586  öuf  ber  3nfel  (Qios  aus  grie^ik^*  ^ 
orffiobozer  gronttlie  geboren,  lam  als  neunjähriger  5lnabe  na^  (£alabrien,  mo  er  in  oer 
ttaltenifd^en  2fomilie  Spinelli  aufnähme  fanb.    3m  Z^te  1600  trat  er  in  Kom  in 
bas  1577  oon  $apft  (Tregor  XIII.   gegrünbete  Collegium  Graecum  ein,  p  beffen 
berfi^mtejten  Sd^üUtn  er  ge^rte.    (£r  ftubierte  ^^iloFop^ie  unb  X^eologie,  fpater  an 
ber  Saptenja  au^  aRebtjin,  mürbe  me^rfad^  ju  HrAItd^en  (gef^fiften  oenoenbet,  bann  &o 
oIs  f^rofeffor  am  gried^if^en  Kollegium  unb  als  SIrtptor  an  ber  oatifanifc^en  Sibliot^e! 
ongeftem.    SIIs  1622  URaximilian  oon  Saqem  bie  ^eibelberaer  Sibliot^el  bem  $apft 
Gregor  XV.  fdbenlte,  mürbe  Sllacci  00m  $o^ft  basu  erfe^en,  oen  Xransport  na^  9lom 
m  beforgen.    X)en  13.  !Dej.  1622  erfd^ien  er  mit  ausfiibrlid^en  3nftrutttonen,  popftlid^en 
Srtefen,  StblSffen  unb  Sloienlramen  tn  ^eibelberg ,  beforgte  unter  großen  (o^mieria«  55 
leiten  mit  größter  (Energie  bie  Sferpadung  ber  Stbliot^ef  b.  b.  oorjugsmeife  ber  $anb>> 

fAriften,  mS^enb  er  einen  großen  Xeil  ber  gebrudten  Sfldjer  an  oas  Sapienjfolleg 
(Qenlte,  unb  JAaffte  barauf  feine  Seute  im  gebruar  1623  auf  50  SBagen  nac^  SRünd^eUp 
oon  ba  auf  uRaultieren  über  bie  Sllpen  unb  ijpd^  9{om,  wo  er  ben  5.  Sluguft  1623 

Rcol^dnc^riopabic  ffir  X^cotoflie  unb  mtd)t.     3.  9t:^f.  24 


370  «aatfatd  mt^Btit 

eintraf  ([.  ^ierfiber  bte  monoatcuMtn  r>on  9BtIIen  1817 ;  S^r  1845  unb  be[.  91.  Xbeiner, 
6d^nIunQ  ber  ^eibelb.  Sibl,  9Jtfltu^n  1844;  ogl.  audg  9tanle,  (&ej(^.  ber  ^fipfte  II, 
306  (6.  mfl)  unb  Sln^ng  S.124*.  Der  lob  ©rcgors  XV.  (8.  3ull  1623)  enbog 
i^  oen  butffi  btefe  SRiffion  oerbienten  fio^n,  ja  er  tourbe  Derbäc^tigt,  einen  Xeil  oer 

5  Sibliot^ef  fid;  angeeignet  ober  roilHürli^  oerfd^enlt  ju  I^Ben.  X>xt  £tberaIitSt  einiger 
Jtarbinölep  oef.  besj^am  Sarberini,  ber  i^n  1638  ju  feinem  $rioat«üBibIiol^e!ar  mamte, 
geiDö^rte  i^m  bie  lulittel  jur  Sorti^ung  feines  gelehrten  Sinf ieblerlebens ,  ba  er  fid^ 
ebenfo  Q)enig  entf(]^Iie|en  lonnte,  minc)  ober  ^riefter  ju  toerben,  als  in  bie  QE^e  5u 
treten.    Srft  $apft  SUeianber  VII.  ernannte  i^n  1661  jitm  Suftos  ber  Saticana;  a^t 

10  3a^re  fpater  ftorb  er  als  83  {a^riaer  (greis  am  19.  3an.  1669.  3eitgenoffen  fd^ilbem 
i^n  als  einen  gelehrten  6onberIin{[  oon  unermfibli^m  SIeigp  immenfer  Slrbeitsbaftp 
ftounenstoertem  ®eba(^tnisp  ausgebreiteter  (Sele^rfamfett,  aber  o^ne  oiel  ^ubi^^m,  ®etft 
unb  Aritil,  unb  niAt  o^ne  ein  oe^Sriges  9Rag  oon  gele^er  (Eiteßeit  unb  borniertem 
5le^eid^ag.    Seine  litterarifi^n  wbeiten  vocactn  oon  ber  oer[(^iebenften  9lrt:   litterar« 

»  ^iftorif^en,  funft^iftorif Aen,  p^ilofop^ifd^en ,  tteoIogif(^en  3n^lts.  Seine  ^aupttenbenj 
aing  oo^in.  ju  jeigen,  bah  3n)if4en  ber  römijil^en  unb  gried^ifc^en  5lird^e  ftets  Öberein» 
Itimmung  Jn  allen  loefentud^en  &brpunlten  beftanben  ^abe :  bamit  tooHte  er  teils  [einen 
eiaenen  Übertritt  oon  ber  grie^tf^en  jur  rSmifd^en  JtirAe  re^tfertigen,  teils  feinen 
oneAifd^en  £anbsleuten  eine  Union  mit  9iom  b.  ^.  bie  llntenoerfung  unter  bas  in« 

20fanible  ^apfttum  empfehlen  (benn:  nP^P^  ^^^^^  infallibilitatem  habet  et  i>otest 
condlio  aUisque  cum  eo  loquentibus  communicare'O-  ^  ^^  ^in  ,,l(nionift  im 
fdble^ten  Sinn''  (®a&)»  bo  er  feine  5lir(^,  i^re  (&egenn>art  unb  Sergangenl^eit ,  roma» 
meieren  tooQte  un^  unenblid^en  S^ig  barauf  toanbte,  eine  äbereinfnmmunjg  jcDif^en 
beiben  itir^en  na^moeijen,  bie  in  oer  Zfyxi  niemals  beftanben  ^at.    Dabei  tougte  er 

26  iDo^I,  u)ie  toenia  er  im  (oinne  feiner  Soßsgenoffen  banbelte .  bie  ^re  im  CoUegium 
Graecum  gebiloeten  fianbsleute  mit  äRi^auen  uno  gf^inbfeligfeit  bejubelten.  Die 
$auptn)erle  £eos  finb  feine  3  Sfid^er  de  ecclesiae  occidentalis  atque  orientalis  perpe- 
tua  consensione,  itöln  1648,  4,  unb  bas  Heinere  9BerI  Aber  bie  gegefeuerle^e  (de 
utriusque  ecclesiae  .  .  in  dogmate  de  purgatorio  consensione,  9{om  1655).  Da| 

80  es  bei  feiner  ausgeprägt  tenbentiBfen  ®e|d^id^tf(^reibung  o^ne  (Semaltt^ätigfeiten  unb 
Serbre^ungen  nid^t  abging,  lögt  KA  enoarten;  es  fehlte  barum  au(^  an  (Entgegnunjgen, 
insbefonbere  oon  feiten  proteftantifqer  jtritüer  nid^t;  fol^  erfolgten  oon  bem  3^^^ 
3.  $.  öottinger,  oon  oem  lUmer  (Elias  Seiel  (E.  Vejelius,  de  eccl,  graecanica 
hodierna,  Allatio,   Arcudio   et  Nihusio  opposita,    Strasburg  1666),  femer  oon 

86  2f.  Span^eim  (De  ecclesiae  Graecae  et  orientalis  a  Romana  et  papali .  .  dissen- 
sione,  opp.  II  S.485,  £eiben  1703),  3o^-^uifto^  (Dissertatio  de  Christianismo 
hodierno  Graecorum^  u.  a. ;  aber  aud^  5la^oIifen  loie  9t.  Simon  gaben  ju,  bag  £eos 
Darftelluna  einfeitig  fei.  (Einen  eifrigen  (ßefinnungsgenoffen  ^atte  i!eo  bagegen  an  bem 
beut|(^n  itonoertüen  ÜB.  9leuJ^aus  ^Nihusius),   bem  Sd^üler  unb  (Begner  (6.  (Ealiits. 

40  3lAtn  biefen  toi^tigften  Sc^r^en  bleuten  noä  mehrere  anbere  ber  Slnnaberung  beiber 
Aonfeffionen  ober  ber  Serteibigung  ber  rdmif^en  itir^e:  fo  bie  Confutatio  fabulae 
de  papissa  1630,  de  libris  eccl.  Graecorum,  $aris  1644,  de  templis  Graeco- 
rum,  1645,  Graecia  orthodoxa,  Kom  1652  —  59,  concordia  nationum  chri- 
stianorum,  1655,  fiber  ben  9Iu$gang  bes  b.(&eiftes,  1658.  de  symbolo  Athanasii, 

45  1659,  de  Synodo  Photü,  1662,  über  bie  gflorentiner  Sgnobe,  1674  u.  f.  m.  — 
Slu^erbem  ^ot  SHIatius  ^atriftifd^es ,  ^^ilologifc^es ,  £itteratur»  unb  5iunftgef^i^tli^es 
gefqrieben,  j.  S.  de  Nilis,  de  Simeonum  scriptis,  de  Georgiis,  de  Joanne  Da- 
masceno,  de  Psellis  et  eorum  scriptis,  de  Methodiis,  aber  aud^  de  patria  Homeri, 
Apes  Urbanae,  Po§ti  antichi,   (5d)i(^te,   eine  Dramaturgie  k.  3^1^^^^^  grie^ifd^e 

60  Sd^riftfteller,  Krc^Ii^e  unb  profane,  ^at  er  ebiert,  lommentiert  ober  lateinii^  überfe^t; 
er  arbeitete  mit  an  ber  ^arifer  Slusgabe  bes  Corpus  Bvzantinorum  uno  ^at  oiele 
hiner  3^itgenoffen  aus  ganj  (Europa  bei  i^ren  gelehrten  mbeiten  unterftü^t,  3u  einer 
iRei^  oon  no^  umfaffenoeren  SBerlen  (j.  8.  5U  einer  Bibliotheca  scriptorum  Grae- 
corum profanorum  et  ecclesiasticonim)  (Entwürfe  unb  Vorarbeiten  ^interlaffen. 

66  Sein  litterarif^r  9la^Iag,  fou)ie  feine  ausgebe^nte  5lorreJponben5  (über  1000  Sriefe 
in  lateinif^er  unb  griec^ifd^er  Spraye)  befinbet  fi^  in  ber  l^ibliot^e!  ber  Dratorianer 
in  9lom.  Sinjelnes  baraus  ^ot  91.  2|etner  mitgeteilt;  bas  oon  i^m  oerfprod^ene  aus* 
fü^Ii^e  SBerl  über  fieo  Slllatius  ift  ni(^t  erfd^ienen.  SBagenmatin  t  (^aucf). 

SUegone  f.  ^ermeneutil,  biblif^e. 


Xllettiatib  Sfltit  371 

fatmanh,  £ubtDtg  b'SHIentanb  (Slletnan),  (Ersbif^of  oon  SIrles,  ge[t.  1450.  — 

AS  Septemb.  t  V  (Parisiis  et  Bomae  1866)  p.  436  sqq.;  Eggs,  Purpura  docta,  JA- 
ber  III  u.  IV  (Monachii  1714,  folio),  p.  50 sqq.;  Manni,  Domenico  Maria,  Della  vita 
e  del  culto  del  beato  Lodovico  Alemanni  o  Alamanni  etc.  (Firenze  1771);  Concilium 
Basiliense.  @tubien  u.  OueUen  gut  ®e{(^.  bed  (S^onc.  \>on  93afel.  1.  fßb:  @tubten  u.  S)ofu«  6 
mentc  1431—1437,  ^crauSgcacben  t).  3.  ^alltx,  »Qfel  1896;  ugl.  bafelbft  baS  3n!)alt^ 
tjcrjcid^nlS  unter  ^rleS  @.  466,  bcfonberS  ober  6.  429,  roo  fi(!§  ein  ©rief  bcS  Quf  Äflcmanb 
erzürnten  ^opftcS  ^ugcn  IV.  an  l^n  \>.  12.  @ept.  1436  qu8  ©ologna  pnbet;  ©c^cr  unb 
Seite,  ÄiT(|cnIeyifon,  2.  «ufloge,  1.  ©anb  (^rcib.  1882),  @p.  473  f.  —  «ujerbem  pnben  fi(^| 
ja^Ireiti^e  anbete  Sitteraturangobcn,  roeHe  ^ier^er  gebogen  werben  fönncn,  über  (jT^ön^^^clt^  lo 
(Gallia  christiaDa),  9(rled  u.  f.  ro.  in  ben  Acta  Sanctorum  a.  a.  O. 

31.  ©urbe  im  3a^e  1380  ober  1381  auf  bem  Silojfe  9Irbent  bei  8ugag  (Dep. 
Hin)  Otts  obeliger  (JfQtnilie  geboren.  Sd^on  in  {ungen  ^a^tn  erhielt  er  ein  itononSot 
Vi  £9011.  iDurbe  SRaaiJter  unb  ,,Decretorum  doctor''  unb  na^m  als  \oUftx  am  Aon« 
mmjer  jtonjil,  tDO^rf^einlid^  aber  au^  [Aon  oor^er  am  ^tfaner  teil.  9lod^  toa^renb  15 
oes  jlonftanjer  Jtonjtls  begegnet  er  uns  aus  SCbt  oon  Xinources  (abbas  Sancti  Petri 
de  Turribus) ;  1418  tourbe  er  jum  Stf^of  oon  SRaoelone  eno&l^It,  lieh  aber  bos 
Sistum  bur^  Söare  oenoalten,  ©ö^enb  er  am  §ofc  uRarttns  V.  als  SJijelömmerer 
refibierte.  (Enbe  1423  ernannte  i^n  SRarttn  V.  jum  (£r3bi(^of  oon  31rles,  1426  jtum 
ftarbinal  ber  römif^en  Jlirc^e  mit  bem  Xitel  ,,oon  ber  ^etltgen  (Tädlia".  Das  95er«  20 
trauen  biefes  ^apjtes  geno^  9L  in  [0  ^o^em  SRage,  boj^  biefer  i^n  bei  fe^r  hitifc^n 
C5elegen]^eiten  3.  93.  bei  95erlegung  bes  Aonjils  oon  JBaoia  na^  Siena  als  £egaten 
gebroud^te.  Unter  (Eugen  IV.  finberte  [i^  aber  9I.s  93er^&Itnis  }um  ^apfttum  ooll« 
ftonbig,  %.  trat  auf  bie  Seite  ber  Gegner  (Eugens  unb  »urbe  rec^t  eiaentti^  bie  trei« 
benbe  Seele  bes  Safeler  itonjUs.  3^^  ®^  ^^  ^4^  i^  Slnfang  auf  oem[eIben  t^otig,  25 
befanb  fid^  vielmehr  bamals  no<^  tn  Stalten.  9ber  im  3^^^  1^33  oerlteg  er  9{om 
unb  begab  fid^  nad^  Safel.  $ier  mar  er  alsbalb  bas  ttätigfte  unb  angefe^eufte  SRit« 
glieb  ber  Jtirmenoerfammlung,  ber  eimige  Jtarbinal,  meU^er  na^  bem  Srud^e  jmif^n 
ftonjil  unb  ^ap[t  Februar  1438  in  SSafel  blieb  unb  bie  Ser^anblungen  leitete.  Dag 
er  in  biefer  tumulfaiarifd^en  Serfammlung  gelegentli^  mit  tqrannif^er  Si^er^eit  oer-  30 
|u^r,  mie  man  i^m  nomgefagt  bat,  mirb  man  gern  glauben  bflrfen.  CEugen  IV.  erllärte 
t^n,  mie  bie  anberen  33afeler  jtonjiliaren,  bur$  bie  Sülle  Moyses  00m  4.  Sept.  1439 
ffir  abgelegt  unb  aller  äBürben  oerluftig.  91.  aber  arbeitete  rüftig  im  3nteref[e  bes 
Safeler  ftonjils  fort;  feine  SKitioirlun^  an  ber  SBa^l  gelij  V.  gehört  in  bie  (Bef^id^te 
bes  Aonjils  felb  t.  Slls  aber  alle  btefe  Angelegenheiten  ben  Serlauf  nahmen,  bab  35 
Arelix  V.  1449  abbanlte,  unb  bie  Safeler  fi^  9lifolaus  V.  untenoarfen,  fo  mürbe  auq 
91.  reftituiert.  (Er  ftarb  am  16.  Seöt.  1450  ju  Salon  im  9{ufe  ber  ^eiligleit  unb 
mürbe  ju  Slrles  beerbigt.  Die  SBunoer,  meldte  na^i  ber  £egenbe  an  feinem  (Srabe 
gef^eben  fein  follen,  mürben  ber  Snlagp  bag  (Clemens  VII.  1527  ij^n  beatifisierte. 
morfiber  bie  Acta  Sanctorum  nä^er  berieten.  Sein  ^rioatleben  mirb  als  ,,öii^erft  40 
mufter^off'  gelobt.  Sein  Silbnis  befinbet  fi<^  oor  bem  litcl  ber  oben  angeführten 
S^rift  oon  Manni.  Sgl.  b.  M,  „Safeler  ftonjil".  *.  Xfc^ioffert. 

Xlltn^  SBilliam,  geft.  1594.  Fitzherbert,  De  antiquit.  et  continuacione  Cath.  Relig. 
iD  Anglia  libellus,  9tom  1608;  Th.  Fi.  Kdox's,  Mcmoir  of  A.  (in  ben  First  and  Second 
Douay  Diaries),  iJonb.  1878;  berf.,  Letters  &  Memoire  of  Cardinal  A.,  Sonb.  1882;  45 
Dodd,  Church  Hist  II,  44—52;  219-245;  III,  525;  Lingard,  Hist  of  Engl.  vol.  II 
(5.  Aufl.);  Wood,  Athenae  Oxon.,  ed.  Bliss.  I,  615;  Butler,  Book  of  the  Rom  Cam.  Church, 
259 ff.;  Pits,  Belationes  hjstor.  de  rebus  anglicis,  1619;  Füller,  (]Jhurch  Hist.,  vol.  IX 
(«ttög.  0.  1655);  Füller,  Worthies,  ed.  NichoTs  I,  540;  Bartoli,  Dell'  Istoria  d.  Comp,  di 
Giesu  (in  Graoger's  Biogr.  Hist.  of  Engld.  5.  ed.,  I,  270  ff.) ;  Sweeney,  Life  of  Aug.  ßo 
Baker,  1856;  Edinburgh  Rev.  33b.  158,  354  ff.;  Butler,  Hist  Mem.  of  Engl.  Catholics, 
fionb.  1876;  Dict.  of  National  Biography  1886,  9trt.  3B.  Sitten. 

Snien  (Snan,  Sllen,  Slllnn)  9BiIliam,  englif^er  Z^log,  itarbinal  unb  (Enbifd^of 
oon  SRei^ln,  geboren  1532  m  Koffall  (fiancaf^ire),  trat  1547  ins  Oriel  (Eoll.,  Oxforb, 
ein  unb  enoarb,  in  ftillem,  oon  ben  Stürmen  ber  reformatorif^en  Semegung  ni^t  55 
geftSrtem  Stubium,  in  regelmöjsifjem  Slufftieg  bie  alabemif^en  (grabe.  Unter  bem  (Ein« 
fluffe  feines  Xutors  SRorgan  ^^tlipps  manbte  er  fic^  nad^  anfönglid^em  Sc^manlen  ber 
(5a^  9{oms  m. 

9lls  9Rana  Xubor  bas  Steformationsmerl  i^es  Srubers  5U  befeitigen  [id^  anf^idtep 
trat  SI.  na^  Tfo^gem  Stubium  ber  ^^ilofop^ie  unb  fiitteratur  in  ben  geiftlid^en  Stanb  eo 

24* 


372  WIett 

über  unb  fälog  \xi)  als  einer  ber  entfd^iebenjten  Soriömpfer  9toms  bem  3ßtber|tanbe 
gegen  bte  9teform  an;  naä)  SRorias  2^obe  ^telt  er  fi^  no^  einige  3^it  in  Oa^orb, 
oerlie^  bann  aber  fein  Saterlanb,  jebod^  nur,  um  bie  glSnjenben  (Baben  feines  ®eiftes 
unb  SiSillens  ^emer^in  einer  9lu|gabe  ju  iDibmen:  bie  in  Cnglanb  oerlören  gdbenbe 

5  6äla(]^t  fflr  bte  r5mif(]^e  6a^e  toteber  5U  aeminnen.  Diefem  !^\tU  ^at  er  alles,  Sater^ 
lanb  unb  Sfreunbf^aft^  9lamen  unb  QE^re,  9(mt  unb  fiebens^offnungen  geopfert,  unb  fo 
nt&(^tig  entflammte  fetne  oon  jtarten  religiöfen  3mpuIJen  gd^altene  (gliüfeele  Der  $ag 
ni^t  pegen  fein  Saterlanb,  0)09!  aber  gegen  bie  bort  tn  bie  Crf^einung  tretenben  rom« 
feinblt(]^en  SRäd^te,  bag  er  fic^  ju  2fyAtn  oergag,  bie  i^n  in  jener  3^tt  jum  gel^gteften 

10  SRanne  in  Snglanb  matten. 

3m  3-1^61  sing  er  naäfSJomtn  inglanbem,  ber  3uflu(]^tsjtatte  sa^Irei^ier,  loiber 
(Elifabet^  9{eformen  groüenber  Cndanber.  $ier  mad^ten  ebenjofepr  fein  poliiifoer  9Beit« 
blid.  feine  Zaiente  unb  fein  ru^elofer  romif^er  Sifer,  U)ie  fetne  perfonltd^e  SQßfirbe  unb 
gefellfc^aftli^e  Silbung  i^n  u)te  gum  natilrliAen  Soaufit  ber  SOttgoergnägten.    SHs 

15  3ni<^t  feiner  t^eologifd^en  6tubien  oeröffentliqte  er  in  fibtoen  (1561/62)  eine  Ser» 
teibigung  ber  romifdgien  £e^re  00m  gegefeuer  unb  bes  (Sebets  fflr  bie  Xoten,  lehrte 
iebodj,  unbeforgt  um  bie  i^m  bro^enben  Sefa^ren,  nai^  £ancafbire  (1562)  jurfid,  orgo« 
nijierte,  im  $aufe  oon  Senoanbten  oerbor^en,  ben  SBiberftanb  oer  englif^en  5lat^oliIen 
lotber  bie  9{eaieruna  unb  ftaute  burd^  fetn  energif^es  (Einfc^reiten  gegen  bie  feinen 

20  (&Iaubensgeno|^n  bifAofliäerfeits  oerftattete  Praxis,  ben  poteftantifd^en  (Sottesbienften 
fi^nt  fernere  SJerf^uIbung'  beiioo^nen  ju  burfen,  ben  (^o^l^ntt  ber  eoangelMen  Saäft. 
£ancaf9u:e  ^at  er  bamals  ber  alten  itiri^  auf  eine  !^tri  mieber^eioonnen.  93on  Serfted 
|u  Serfted  pc^tenb,  roarf  er  jtA  in  ber  ^Ici^t  oon  Csforb  mtt  |o  rfldfu^tslofem  unb 
ieber^oftem  Cif er  in  eine  alle  zBorfic^tsmagregeln  auger  a^t  laffenbe  ^ropoganba  unter 

25  einen  frii^m,  injoifd^en  gu  (E^re  unb  (Einfluß  gelangten  grreunben,  bag  er  oor  ben 
ein  £eben  bebro^enben  SHa^na^men  ber  Stegterung  abermals  fliegen  mugte  (1565). 
lUxä)  Snglanb  ift  er  nic^t  roteber  ^urfldgefel^rt. 

9lambem  er  in  SRet^eln  bie  ^rieftenoei^e  entgangen,  ging  er  (^erbft  1567)  mit 
Dr.  Senboille,  feinem  Srreunbe,  nad^  9tom,  mo  biefer  $ius  Y.  einen  ^lan  jur  Se« 

sofe^ng  ber  Unalaubigen  (noA  Dobb,  Ch.  Hist.  II,  45:  ,iwc  Befreiung  oer  Sflaoen') 
oorjuleaen  u)finN^te.  Senboille  erlangte  bei  bem  ^opfte  leine  Sluoieng ;  als  er  auf  ber 
9lfldreife  fein  uRiglingen  31.  mitteilte,  fagte  biefer  bie  3bee  mit  ber  gangen  C5Iut  feiner 
Seele  auf,  inbem  er  i^r  gugleii^  eine  anbere  9{iAtung  gab:  er  f^lug,  in  CErlenntnis 
ber  ber  römifAen  Jlirc^e  in  (Englanb  bur^  bas  3Begfterben  ber  alten,  unb  bie  Ser» 

35  treibung  ber  fungen  $rie[ter  bro^enben  Coefa^r,  bie  (Sriinbung  eines  Seminars  fflr 
englif^e  ^riefter  oor.  SRtt  ber  ^enoirflid^ung  biefes  planes  trat  er  in  bie  $au|rt» 
arbeit  feines  £ebens  ein. 

SRit  feinen  greunben  SR.  ^^ilipys,  K.  üBriftou),  3.  SRarf^all,  ffi.  Kisbon,  Sta-- 
pleton,  SBebb,  Saileq,  gumeift  grabuterten  Oatforber  (Belehrten,  unb  unterftfi^t  burd^ 

^0  rei^e  (Selbmittel  ber  flanbrif^en  unb  englif^en  Jlat^olilen  richtete  er  1568  in  Douoq 
bas  (College  als  erftes  ber  auf  ben  £inien  ber  Xribentiner  Sefc^Iuffe  errid^teten  ein. 
3n  ibm  ru^en  bie  SBurgeln  ber  englifd^en  (Begenreformation,  bte  unter  91.5  $önben 
in  ftiller  SIrbeit  i^re  5lröfte  fammelte,  um  ni^t  oiel  Jpäter,  auf  bie  Sahnen  ber  ^o^en 
^otitil  unb  ber  (Stwalt  getrieben,  Sleligion  unb  Slegterung  feines  SSaterlanbes  an  Den 

*5  jRanb  ber  Semid^tung  ju  ftellen. 

2^ro^  ber  engl,  ^egierungsoerbote  ftromten  goblreic^e  englif^e  3&nglinge  nad^ 
tDouaq ;  raf^  gelangte  bas  Seminar  gur  Slfite,  —  miä).  1576  goi^Ite  es  120  englifd^e 
Stubenten  —  ©urbe  aber  infolge  ber  politif^en  SBinen  in  ben  Kieberlanben  na^ 
9{^eims  oerlegt,  mo  es  [i^  ber  CDunft  ber  (Sutfes  erfreute.  Die  !at^oIifäen  9{eftituttons^ 

50  erfolge,  bie  S.  in  3flanbem  erhielte,  oeranlaMen  feine  Berufung  nadj  Mom  (1579), 
100  er  ouf  ben  Douaqf^en  £inten  bie  93er^öltntffe  bes  naAmals  berühmt  geroorbenen 
Collegium  anglicanum  orbnen  follte.  91.  fpielte  biefes  fofort  in  bie  §änbe  ber  i^m 
befreunbeten  3^futten  unb  brachte,  fein  großes  3^^^  ^^^^  ^^  ^^^  ^^0^  oerlierenb, 
nun  auc^  $ius  YII.  bagu,  ben  3^1^^^^^  ^^^  engltf^e  aRtffton  flberbaupt  gu  übertragen. 

55  Sd^on  1580  betraten  bie  3^fuUen  ^arfons  unb  (tampton  ben  englifc^en  Soben. 

93on  ba  an  bebeutete  9I.s  9lame  ein  ^ringip:  für  (Englanb  bte  romif^e  Sefa^r, 
fflr  9lom  bie  englif^e  Hoffnung.  Die  3^futtenmiffion  unb  bie  ^riefterfc^ule  tn  Douo^» 
St^eims  oeranlaften  fäarfe  93erbote  ber  en^lifc^en  Slegierung:  in  einer  ^roHamotion 
nierben  bie  (grünblaue  ber  auslönbif^en  Seminare  oerbammt  unb  allen  engtiUen  Sltem 

M  (unb  Sormunbem)  bie  (Entfenbung  i^rer  Sö^ne  nac^  9{^tms  unb  9{om  bei  f^toere; 


Vatn  373 

Strofe  Derbotcn.  (Segen  biefe  Sej^ränfung  ber  perfonliAen  grei^eit  ©anbte  \xi)  91.  in 
feiner  Apologia  for  the  two  English  Colleges  (SR^nns  unb  Mom)  against  cer- 
tayne  sinister  Information  ^ven  up  against  the  same  (1581)  unb  oerfagte  in 
ru^Iofem  Stoffen  eine  älnja^fpolemifqer  unb  apologetif^er  S^rfften,  bie  er  burd^  bie 
nad^  (Englanb  jurflcffebrenben  Stubenien  unb  bie  iefuttifo^en  Senbooten  oerbreiten  lieg :  5 
ade  erfüllt  x)on  leibenfc^oftlic^em  (Eifer,  bie  eine  immer  fuBner,  rfidfic^islofer  unb  tro^iger 
als  i^e  Vorgängerin.  3n  allen  Der  gleite  Stanbpunn:  ben  S^tberungen  ber  röm. 
ftir^e  ^at  fiq  jebe  fütlid^e,  bfirgerlid^e,  Doterlönbifc^e  Serpflid^tung  unterjuorbnen.  3n 
einem  oon  ibm  1587  gefd^riebenen  Sriefe  oerteibigt  er  bie  oerrSterif^e  Übergabe  De* 
Deuters  an  Die  Spanier  (Defence  of  Sir  W.  Stanley),  aber  bie  Stifte  alier  biefer  10 
®runbfä^e  roenbet  er  u)iber  bas  englif^e  itönigtum :  alle  Sllte  in  Slutoritat  ber  Aonigin 
(Elifobet^  [inb  in  (Entlaub  null  unb  ni^tig,  na($bem  fie  bur^  ben  6pru^  bes  f).  Stuhles 
als  Jte^enn  erfl&rt  tft. 

3n  biefen  £e^en,  bie  feit  1585,  bem  3^^^  feiner  enbgiltigen  Öberfiebelung  na^ 
9lDm,  in  ben  Sorbergrunb  treten,  ODlIjie^t  %.  ben  Öberaang  oon  ber  n)tf{enf^aftlid^en  15 
t^ologif&en  SIrbeit  auf  bas  (btbitt  Der  politif^en  3nmgue.  gaft  50  ^aqre  feines 
fiebens  patte  er  an  bie  groge  Sufgabe^  fem  Saterlanb  bem  $ap[te  n)ieber3ugeu)innen, 
gefe^,  bo^  of^nt  (Erfolg.  £em  unauf^altfamen  gortfAritt  ber  reltgibfen  fiäensmS^te, 
Die  bem  (Englanb  (Elifabeffis  \tntn  ungebeuem  Slufjqtoung  ber  politif^en,  religibfen, 
mirtfc^Iid^en  unb  u)iffenf(^aftli^en  Solfebaft  brachten  unb  bort  oöllig  neue  !Denf«2o 
unb  fiebensf ormen  f^ufen,  fa^  er  fi^  o^nmö^tig  gegenüber.  (Es  blieb  nur  ber  SBeg  ber 
C5en>ali 

Son  nun  an  fyA  er  feine  $anb  in  allen  ge^imen  Unternehmungen  ber  romif&en 
^olitöer,  bie  M  gegen  bas  le^erif^e  (Englanb  rid^ten.  (Er  fe^te  fi^  mit  ben  (Suifes, 
mit  ber  Umgeoung  UJlaria  Stuarts,  mit  bem  3^fuiten  ^arfons  jur  Entthronung  (Eltfa«  ss 
bet^  in  SSerbinbung  unb  galt  oon  ba  ab  als  bas  ^aupt  ber  en^IifA^panif^en  Partei. 
Da^  ein  SRann  fo  rabilaler  (Srunbfa^e  unb  fo  meitrei^enber  (Etnfluffe  ber  bmnif^en 
^ofitif  mertoolle  tDienfte  m  leiften  im  ftanbe  fei,  f^eint  ^^ilipp  II.,  ber  fidj  gerabe 
jum  9{a^e5ug  u)iber  bie  Ae^ei  rüftete,  in  biefen  3^1^^^  erlannt  ju  baben.  (Es  fanb 
eine  Slnno^eruna  ber  beiben  uRSnner  ftatt,  unb  nun  folote  S^Iap  auf  Schlag,  ^^tlipp  so 
übeqeugte  bur^  feine  (Sefanbten  ben  ^(mft  oon  ber  9lotn)enbta!eit,  einen  engltfd^en 
Rarbinal  m  ernennen,  ber  für  ben  gfc^U  bes  (Gelingens  als  (Erjoif^of  oon  (Eanterburq 
bie  9leuorDnung  ber  lirc^Ti^en  Slngelegen^eiten  m  übernehmen  babe.  Sixtus  V.  er» 
nannte  91.  am  7.  9Iuguft  1587  jum  Jtarbtnalpriefter  (oon  St.  ünartin  in  Montibus), 
oerlangte  aber  bagegen,  bag  ber  Aonia  nunme^  unoerjflgli^  ber  Slrmaba  bie  Drbress 
Rum  ^geln  gebe,  unb  ber  jufünftige  ^rimas  oon  (Englanb  oeröffentlic^te,  no(^  e^e  ber 
ICbmiral  SRebina  Sibonia  in  See  fta^,  bie  berü^tigte  Admonition  to  the  Nobility 
and  the  People  of  Enj^land  and  Ireland,  in  ber  er  (Elifabet^  ber  unfinnigften,  bier 
nic^  mieberjugebenben  Stfter  bejiAtiate  unb  ben  iBeu)eis  ju  erbringen  oerfu^te,  oa^ 
bie  fe^erif^e,  e^bre^erifc^e  unb  biutfc^anberifc^e  Dirne  auf  (Englanbs  S^^rone,  oon  jroet  «o 
^op^en  oerbammt,  aller  Ü^ronre^te  oerluftig,  bas  93ol!  feines  S^reueibes  lebia  unb 
$^dipp  als  rechtmäßiger  Abnig  oon  (Englano  ansuerlennen  fei.  9ladb  neueren  unter« 
fu^ungen  ^  9.  bie^  in  bas  ®ift  unoerfo^nli^en  paffes  getaufte  ^ranbfdbrift  jmar 
ni^t  felbft  oerfaH  (^arfons  ijt  ftarl  baran  beteiligt),  feine  Unterf^rift,  mtt  ber  fie 
in  Slntioerpen  erfAien,  mac^t  i^n  aber  für  ben  ^o(]^oerräterif^en  3i^alt  oerantroortlid^.  «s 
Sin  Slusjug  aus  (l^r,  A  Declaration  of  the  Sentence  of  Deposition  of  Elizabeth, 
the  pretensed  (^eene  of  England,  u)urbe  in  oielen  taufenben  oon  Stbsfigen  gleid^« 
falls  gebrudt  unb  follte,  fofort  naä)  ber  £anbung  ber  9Irmaba  moffemoeis  unter  bck 
Soll  geiDorfen,  i^re  ^od^oenäterif^en  Dienfte  unter  ben  nieberen  ^ßollsfc^i^ten  t^un. 
Slber  Das  fpanifcbe  Unternehmen  fmeiterte  an  ber  ^o^^erjigleit  unb  bem  ^elbenmute  m 
ber  (Englonber,  bie  fi^  unterf(]^iebslos,  berJlat^oli!  ntbtn  bem  ^roteftanten,  ber  Staats« 
ürc^lic^e  neben  bem  ^uritaner^  n)ie  ein  SRann  gegen  ben  Spanier  erhoben.  !t)iefe  Stunbe 
beu)ies,  bog  91.  bie  Seele  feines  93olIes  ni^t  oerftanb;  anbers  u)ie  er  felbft  ben^ä^rten 
bie  enalif(^en  5lat^oli!en,  ben  Unmut  unb  bte  (Erinneruna  an  alles,  was  fie  oon  (Elifa« 
bet^s  Qorter  $anb  erbulbet,  ^intanfe^enb,  bie  Streue.  9Rit  ber  gfolter  unb  bem  (ßalgen  » 
3ur  Selo^nung  für  ffiren  Patriotismus  oor  9Iugen,  lafen  fie  bie  Slbfe^ungsbulle  i^res 
^apftes  U)iber  i^re  5ionigin,  fa^en  bie  (Seftabe  ibrer  3nfel  mit  SRauem  unb  !£^ürmen 
^iir  Sbtoe^  ber  eigenen  (ßlaubensgenoffen  fi^  befränjen,  füllten  in  ^ittember  Seele 
ben  Sugenblidt  gefommen,  n)o  ein  bloßer  Suftjug  bie  SBage  i^res  (Sej^ids  3U  i^ren 
C^unften  toenben  {onne,  aber  i^r  ftoljes  ^er}  unb  i^re  englif^e  (Jftei^eit  opferten  fie  ^ 


374  «Oett  aaeri^tfUi^ficr  Mmg 

ni^t.  3n  biefem  »eltgef^t^tltAen  Sluoenblid,  bec  bie  |panifAe  SormaAt  in  (Europa 
umDtberbringlid^  brad^  unb  an  Uftt  Stelle  bie  engIif(^«fnroteftanti[&e  Stto^  fteHte,  XDorfen 
[ie  ^o^^erji^  bie  (Erinnerung  an  bie  f^Iimme  Sergangen^it  uno  ben  (SroII  Aber  oie 
(BegemDort  tn  bie  gluten  oes  Jtanals,  bie  unter  Den  [toben  !Dreima[tem  ber  Slrmoba 

5  {(rollenb  [i&  aufbäumten  unb  liefen  i^rem  Saterlanbe  tn  oer  Stunbe  ber  ^[ten  9tot 
t^re  fat^olij^e  danb  toiber  ben  $ap[t. 

!Der  fur^tbare  @(filag  bra^  %.&  e^rgeisige  SlSne:  fein  ^o^oenäterifAes  Spiel 
ma^te  i^n  bei  ^rotefranten  unb  Aotboliten  glei^  oerqaM,  bte  englif(^  ^eaierung 
ftellte  jebe  SSerbinouna  mit  i^m  unter  oie  [d^verften  Strafen,  —  ber  Sneftoe^iel  %js 

10  mit  bem  (Eorl  SIrunbei  mürbe  einer  ber  (&rflnbe  fflr  bas  an  biefem  ooHftredte  Xobes^ 
urteil  —  unb  jelbft  ber  ^apft  en^  81.  [eine  (Bunft  für  immer.  9lur  ber  [panifd^e 
5tonia  besoblte  t^m  bie  geleifteten  3)ienfte;  1588  oerlie^  er  9L  eine  Stbtei  in  (Ealabnen,  unb 
im  9cooemoer  1589  ernannte  er  il^n  jum  (Erjbif^of  oon  SRe^eln  unb  SRetropoIitan  oon 
Selgien.    SIber  in  biefe  amtlid^en  (&e|(j^e  trat  91.  nid^t  ein,  meil  ber  oerftimmte 

15  ^apjt  ^m  bie  $ralont[ierung  oenoeigerte.  SRit  ber  Slrmaba  »ar  i^m  bie  £eben$« 
aufgäbe  oemi^tet.  6o  trat  er,  oor  ®eIbforgen  tro^  aller  Zitel  unb  ^rnter  nicbt  be« 
nxiQrt,  in  bie  Stille,  lofte  aus  unbe!annten  Srünben  bie  engen  Serbinbungen,  bte  i^n 
fa[t  fein  jganjes  £eben  an  bie  O^fuiten  gefejfelt,  bemfi^te  fio  in  feinen  legten  3<^^^n» 
nac^oem  tbm  bie  SRiffion  an  feinem  Soße  mingliUCt,  um  bie  Heineren  (Erfolge  perf5nit(^er 

20  ^ropaaanoa  an  einzelnen  na^  9lom  lommeitoen  (EngISnbem  unb  ftarb  am  16.  Ott.  1594. 

aHan  toirb  biefem  SRanne.  ber  mit  j^Ianjenben  (Baben  bes  (Beifles  einen  ftarfen 

SBillen  oerbanb  mit  rfldfi^tslofem  S^nattsmus  einen  naif  ben  ^ö^ften  !^itltn  greifen» 

ben  (E^rgeij,  nid^t  geredet,  votnn  man  ibn  mit  (Begemoartsmagen  mibi    3n  römiMen 

SlnfAauungen  erjogen  ]ä)  er  bie  lat^Iifi^e  ^Religion  ab  ioefentIi(^  für  bie  SBoblfc^ 

25  (Enalanbs  an;  in  ber  ^einbf^aft  (Eltfabeti^s  toioer  9lom  fanb  er  bas  Stecht  für  bie 
manlofen  Singriffe  unb  geheimen  Unteme^munoen  gegen  bte  le^erifd^e  Arone.  deinem 
lat^olif^en  Smffinben  oerrfidten  fiA  bie  Jittluben  uRage.  3m  Sänne  legitimiftifi^r 
SlnfAauungen,  URaria  Xubor  unb  iqrem  (Bemabl  $^ilipp  als  reAtm&gigen  ^ecrfi^em 
(Englanbs  aegenflber,  tourbe  er  ju  oaterlanbslojen  unb  fittlid^  niqit  ju  re(^tfertueiti)en 

80  X^en  geführt  9n  ber  gottoeorbneten  Obrigleit  jum  SerrSter  geiDorben,  wdytU  er 
bem  Spanier  $bQiW  unoerrudt  bie  Zreue,  oielme^r  bem  SonSmpfer  9toms  unb 
bem  Abnige  oon  $a))|tes  (Bnaben  als  bem  freigebigen  SBo^lt^ter.  ber  t^n  mit  (Bnaben 
unb  (E^ren  bis  ^u  feinem  2^obe  bebaute.  3)te  Seele  [eines  SoHes  ^ielt  er  nic^t  in 
[einer  $anb;  mtt  ben  SRagen  feines  perfonli^en  (Empftnbens  meffenb  oerlannte  er  in 

35  feinen  SBollsgenoffen  über  bem  5lat^oltIen  ben  (En^lfinber.  Me  feine  politifd^en  ^löne 
enbeten  in  uRigerfolg;  anberfeits  gab  er  bur^  bte  (Brünbung  oer  ^prieRerfeminare  in 
!Doua9,  9l^eims  uno  9{om  ber  n)an!enben  römif^en  Sac^e  in  (Englanb  eine  Stil^ 
unb  ben  popftlic^en  3^^^^^  n)enigftens  eine  ooräberge^enbe  Hoffnung  unb  oer^inberte, 
bafe  bie  Iat^olif(^e  Meligion  —  ©ie  in  ben  norbifcgien  9ltiä)tn  —  oollig  in  Snglanb 

40  oemi^tet  tourbe. 

$on  feinen  ja^lrei^en  S(^riften  finb  bie  folgenben  bie  bemerlensmerteren :  Cer- 
tain  brief  Reasons  conc.  cath.  Faith,  !Douaq  1564;  A  Defence  and  Declaration 
of  the  cath.  Churches  touching  Purgatory  and  Prayers  for  the  Soules  departed, 
%niw.  1565 ;  A  Treatise  made  in  defence  of  the  lawfnl  Power  and  Authority  of 

45  Priesthood  to  remit  sins  etc.,  £ouoatn  1567;  De  Sacramentis  in  genere,  de 
Sacr.  Eucharistiae  et  Sacrif.  Missae,  9lnfaD.  1576;  A  brief  Hist.  of  the  Mar- 
t^rdom  of  12  rev.  Priests  etc.  1582  (a)urbe  oielfad^  nad^gebrudt  unb  in  mehrere 
Sprayen  überfe^t) ;  An  Admonition  to  the  Nobility  and  People  of  Engl,  and  Ireland 
concern.  the  present  warres,  made  for  the  execution  of  His  Holines'  sentence 

50  by  the  highe  and  mightie  lüng  Catholicke  of  Spain,  by  the  Cardinal  of  Eng- 
land, A°  MDLXXXVIII,  gebruat  in  Slntroerpen;  A  Declaration  of  the  Sentence 
of  Deposition  of  Elizabeth,  the  Usurper  and  pretensed  Queene  of  England, 
1588.  9liibo(f  IBitbbenfieg. 

aUerd^riftHci^fter  ftdntg,  rex  christianissimus,  (Ebrentitel  ber  Aonige  oon  gfran!« 

55  rei^,  oon  ^ius  II.  in  einem  Srief  an  Äarl  VII.   als  haereditarium  nomen  ber 

franjöfifc^en  5lonige  beuii^net,  oon  $aul  II.  im  3-  1^69  £ubtoig  XI.  als  befonbere 

ißrorogatioe  ber  franjofifi^n  ^enf^er  getoobrt   (Mabillon,  De  re  diplomat.,    ^aris 

1709.  2.  »^  2.  Aap.  S.  62,  5.  »(^  3.  Ifl  22  S.  384,  6.  »*  210.  itp.  S.  620  f.). 


«aerBtttttigftcr  fiStrig  aOerfcdettiiig  376 

ÜUeralSitbtgftcr  Stinlü,  rex  fidelissimusy  (E^ntitel  ber  Aonige  oon  ^ortugolp 
oon  Senebüt  XIV.  bem  Aönig  3o^nn  V  im  3a^r  1748  mlie^n  (Benedict!  XIV. 
opp.  17.  »b  ^rato  1846  S.  1).  <^cttf!* 

üUer^eUtgttt,  Festum  omnium  sanctonun;  1.  Slooember.    3tn  über  pon- 
tificalis  roirb  Don   Sonifotius  IV.   (608^615)   erjap,  bah  biejer  $apft  fi^  oon  6 
^^olos  bas  ^nt^eon  erbeten  unb  es  ju  einer  AirAe  ju  Sfyctn  9Rana$  unb  aller 
Sliärt^rer  untgeftaltet  ^abe.    !Das  barauj  fiA  bejie^enoe  j^ft  ber  dedicatio  S.  Ma- 
riae  ad  Martyres  tourbe  unb  U)trb  m  9tom  am  13.  SRai  gefeiert.     t)ie   mittel« 
alterMen  £iturgiler  (3)uranb.,  Rationale  VII  c.  34)  laffen  boraus  bas  üller^eiligen« 
feft  fi^  entioideln,  inbem  na^  i^rer  Slnoobe  CSre^or  IV.  bie  gfeier  oom  13.  iutai  lo 
auf  ben  1.  9tooember  übertraaen  ^abe.    iDiefe  SRemung  ift  {e^t  aufgegeben;  fie  ift 
m  [^leAt  beseugt  unb  miberfprid^t  ber  Zfyx^aAt.  bag  ein  altes  SRcdQroIogium  bie 
oeiben  miem,   als  neben  einanber   in  9u)m  oerte^nb,   auhSl^It  (ogl.  unter:  ^o 
MSL  Sb  123  e.  158  u.  174).     SieHei^t  ^ngt  bie  (Entfte^ung  ber  Seier  mit  bem 
Oratorium  ^ufammen,  »eld^es  (gregor  III.  (731—741)  in  m  ^eterslin^e  erbaute,  i6 
in  quo,   mt  es  im  üb.   pont.   9ei|t,  in  honore   Salyatoris  sanctaeque  ejus 
genitricis   recondidit  reliquias  s.  apostolorum  vel  omnium   sanctorum  mar- 
tyrum  ac  confessorum,  perfectorum  justorum  toto  in  orbe  terrarum  requies- 
centium.    (Jf&t  bie  9Beiteroerbreitung  bes  |||fe|tes  ift  es  oieüeic^t  nli^t  unintereffant, 
bag  ein  getoilTer  SatuMus    in  einem  Sqreiben   (MSL,  Sb  96)  Aarl  M.   unter  20 
onberem  auc^  barum  bittet,   ut  unum  diem  post  jejunium  in  anno  in  honore 
sanctae  Trinitatis  et  unitatis  et  Angelorum  et  omnium  sanctorum  celebrem 
constituas  super  remum  tuum  cum  consilio  synodi  Francorum.    9Bid^tiaer  itl, 
bag  bie  geier  oon  Sllfuin  empfohlen  voitb  (Ep.76.edit.  Proben.),  bamals  alfo  bereits 
Dorl^nben,  aber  no^  ni^t  al^emein  vdox.  (Enbti^  m  bie  Eingabe  bes  Sigebertus  C5embL  25 
jum  3a^e  835,  bag  £ubu)tg  ber  gfromme  bie  freier  moyente  Oregorio  papa  et 
Omnibus  episcopis  assistentibus  ffir  (Pallien  unb  (Germanien  auf  ben  1.  9cooember 
angefe^t  babe,  oieüei^t  ungenau,  aber  ni^  ganj  ungbubiofirbig.  X)enn  um  biefe  3^^ 
^t  bte  S^ier  im  gtanfenrei^  feften  mig  ju  Men  begonnen  (Amalar.^  De  ord. 
Antiph.  c.  64).    Ob  bas  (Ebrengeba^tnts  aller  URbt^rer,  loel^es  oie  grie^tfAe  jtirt^  80 
f^on  }u  ben  !^t\ttn  bes  CC^foftomus  (Ed.  Montf .  II,  711)  am  Sonntag  na$  $fingften 
beaing,  barauf  oon  (Einfluß  geu)efen  ift,  lagt  fi^  nid^t  na^eifen.    !Der  Sinn  oes 
(Jeftes  berührt  \ii)  iebenfaüs  mit  biejer  Jfeier  ber  (Sriecben.    Sonaoentura  beftimmt  in 
einer  ^ebigt  (Opp.  III  p.  291)  bte  SSebeutung  als  etne  3^ammenfaf|ung  ber  bur^ 
bas  30^  m  erftredenben  ^eiligenfeiem.  !Der  oom  Jtarbinal  Xqomafius  herausgegebene  85 
(Eomes  (Opp.  V)  ^at  bie  fieltlonen:  2lpl  7,2--12;  SDM  5,  1— 12,  a. 

(Eine  ^ßrebigt  über  biefen  ZvA  J)(A  fiu%r  in  bie  AirAenpofliUe  aufgenommen,  in 
berfelben  ^rebigt  aber  bie  9Ib|(^affung  ber  $eier  bringenb  befünoortet.  Selbftoerft&nb« 
li^  lonnten  bie  5lir^en  ber  Steformation  eine  berartige  ^eiligenfeier  ni^t  brauAen 
unb  oergebli^  fuc^te  man  fie  eine  3eit  lang  in  einigen  Gebieten  feftju^Iten  (ogl.  bas  40 
3üri^er  9Ranbat  oon  1526  bei  Sglt,  Wltn  3.  9{ef.,  bie  JlirAenorbnungen  ffir  »annooer 
1536,  9lort^eim  1539,  Aurbranbenburg  1540,  6d^Iesn)ig«$outein  1542,  StoSBifc^  ^all 
1543,  Sommern  1568,  Common-prayer-book).  Die  S(^lesu)w«$olft.  ÄO  oerlangt, 
bag  an  biefem  2:age  oon  bem  (glauben  unb  ber  9tad^foIge  ber  ^eiligen  im  (geaenfa^ 
3U  ber  falf^en  SBere^rung  geprebigt  u)erbe.  (Eine  gleiche  ^rebigt  mirb  oon  ber  Sremer  45 
S{Z>  1534  für  ben  3o^^nnistag  gemün[(]^t.  Diefe  Serfume,  oie  <Jfeier  unuimeftalten 
unb  }u  er^Iten,  maren  ni(]^t  lebensfähig.  (£r[t  an  ber  (si^ioelle  biefes  3<^^9unberts 
fyd  ^oi\t  (9Pln[terio[.  II,  462)  einen  neuen  (rnttourf  einer  Snerbeiliaenfeier  oorgelegt, 
ber  natfirliffi  für  bie  Rixäft  ganj  unbrau^bar  ift.  (Es  ift  jur  3^"  ^^ine  ^usfic^t  oor« 
^nben,  bag  bie  gfeier  mieber  erftebt.  Dennoq  Iä||t  [i^  ni^  leugnen,  bag  uns  mit  so 
bem  STuf^bren  biep  Xoges,  [ou)ie  ber  SIpofteltage  unb  ber  Unnoanblung  bes  Stephans* 
taaes  in  ben  peiten  SKei^na^tsfeiertag  nur  nod^  geioiJTermaften  juf&Uiae  (Gelegenheit 
geblieben  ift,  bte  (ßemeinben  baran  ju  erinnern,  bah  nic^t  blon  bie  alte  itir^e,  fonbem 
auA  bie  ber  Steformation  i^e  SRärtqrer  ^at,  unb  oa||  au(^  bte  in  ber  (gegemoort  £e« 
benben  bie  $fli(^t,  für  bas  Seknntnis  Opfer  5U  bringen,  ni^t  oergeffen  unb  ni^t  66 
^intanfeken  bürfen.  3nfofem  enthalt  aud^  ber  oergeffene  ^er^iligentag  ein  (Element, 
oas  au^  für  uns  oenoenbet  U)erben  lönnte  unb  foUte.  Gaf^ari* 

SUlerfrelentag,  Commemoratio  omnium  Fidelium  Defunctorum;  2. 9loo.  Der 
bogmatif^  (&runb  für  biefe  am  2.  9loo.  ftattfinbenbe  gfeier  liegt  auf  bem  (gebiete  ber 


376  9inerfedeitta0  flOIiattj 

gürbitte  |ür  bie  loten  unb  ber  Dorbrin^ung  ber  (Eu^oriftie  für  fic.  Die  alte  Ätrd^e 
lennt  jmeierlei  lote  unter  i^en  Snge^öngen;  [olt^e.  bie  für  Die  Äir(3^e  geftorben  ftnb, 
bie  martvres,  unb  [oI(^e,  bie  ^ar  ni^t  für  Die  jtir^e,  aber  bo<^  im  Glauben  ber 
Rxtäft  geftorben  finb.    gür  bie  Ün&rtqrer  brauet  [ie  ni^t  ju  beten,  too^I  aber  für  bie 

5  oerftorbenen  (Blöubigen  (August.  Senn.  229,  c.  1  MSL  36.  »b  S.  867).  (Ein  ]aäf- 
li^er  3u[ammen^ang  oeranlalte  au^  ben  SImalarius,  in  [einem  L.  antiph.  unmittelbar 
auf  bie  officia  Sanctonim  Das  officium  pro  mortuis  folgen  ju  laffen:  Post  officia 
Sanctorum  inserui  officium  pro  mortuis.  Multi  enim  transeunt  de  praesenti 
saeculo,   qui  illico  Sanctis  conjun^ntur  (De  ord.  Antiph.  c.  65).    (so  fd^reibt 

10  er,  o^ne  einen  beftimmten  %aa  für  bte  commemoratio  im  Sluge  ju  ^en.  (Ein  be^ 
ftimmter  2:ag  bafür  u)urbe  erft  oon  Obilo  oon  CEIugn^  für  bie  (Eluniacenfer  feftgefe^L 
!Das  Defret,  u)et(^es  bie  ^^ier  anorbnet,  t[t  no^  oorl^nben  (ASB,  Saec.  VI  P.  I 
p.  585).  X>a^  bie  geier  ^atl&^li^  oon  ben  (nuntacenfem  begangen  mürbe,  [ie^  man 
au$  Udalrici  consuetudines  L.  I  c.  42  (MSL  149.  Sb).   Sonaoentura  fagt  in  ber 

15  einsigen  ^rebigt  (Opp.  III),  ©el(^e  »interim  (3)enfa).  5.  »b  1.  3lbt.  S.  495)  aus 
iener  3^^  f^  ^^^  Smerfeelentag  ju  ntnnen  roeig:  Animabus  purgandorum  de- 
functorum  prosunt  suffragia.  De  istis,  quasi  in  proximis  regnaturis,  post 
festum  Sanctorum  omnium  feliciter  regnantium,  ecclesia  solemnigat  hodie. 
tDas  3Ri|faIe  ^reibt  bie  Missa  Requiem  aetemam  oor.    fiul^er  oerlangte  in  ber 

30  ^rebigt  an  Sltler^iligen  (5lir^enpo[t.)  aud^  bie  9Ib[dbaffung  bes  SHIerfeelentags ;  ob« 
too^l  er  tougte.  bog  es  foI(i^e  giebt,  ote  es  göttlich  totfien  5u  gebraud^en.  X>it  Damals 
^err|Aenben  SRigbröud^e,  beren  bie  (Seiftlid^feit  [i^  an  bem  !£age  [^ulbig  mad^te,  finb 

?ef^ifcert  in  Naogeorg.,  Regp.  Papist.  L.  IV  p.  161.  Iro^bem  ift  es,  wenn  ®erber 
(6ej^.  ber  Aircj^enceremonien  in  5lur|a^fen)  riättg  Sef^ib  vod^,  fiufter  niAt  gelungen, 

25  ju  ^ebseiten  bte  Slbfd^affung  ber  fjreter  in  iturfaqfen  our^5u[e^en.  !Die  RD  für  >nur< 
branbetwurg  oon  1540  (oom  Segräbnts)  toolue  bie  ^titt  tn  oerbefferter  (Seftalt  bei« 
beimaßen  n)t|fen,  aber  im  ganjen  oerf^anb  [te  auf  proteftantifc^em  Soben  je^r  rafd^. 
3)enno(^  ift  ber  ^roteftantismus  nid^  gam  oaoon  losaelommen.  2)er  9{ationaIismus 
oerlangte  bie  (Einführung  einer  llotenfeier  ($orft,  IDl^fteriof.  11,432;  SBagnik.  £iturg. 

30  3.  IV  S.  262  u.  282,  man  ogl.  and^  3.  »r.  3acobis  fiitanei  auf  bas  geft  2iuerfeelcn 
unb  bie  (Einleitung  gu  Sd^eUings  (Elara).  !Die  fiitanei  ber  ^erm^uter  am  Oftermorgen 
(®e[angb.  b.  Srübergem.  1778  9b.  210),  ber  (Eifer,  mit  bem  bie  ^roteftanten  am 
^age  Des  e^emaliaen  Patrons  ber  C&ottesacferfir^e  ober  in  oonoiegenb  !at^oIi|^en 
(Begenben  am  Smerfeelentag  bie  (ßrSber  [(i^müden,  Jpu)ie  bos  (Emporfommen  bes  !Ioten« 

35  feftes  [inb  Slnjei^en  bafür,  bag  bem  ^nftli^en  SoQsgemüt  etmas  93enoerfIi(^es  ge^ 
nommen,  aber  ni^t  etioas  (gutes  ^um  (Erfa^  geboten  toorben  i[t,  unb  bag  bies  Ser« 
föumnis  in  irgenb  einer  SBeife  mm  gutgemaii^t  U)erben  muffen.  craf^ari. 

SlUtan),  (Eoangelif^e.  dlonferenee  on  Christian  Union.  Narrative  of  the  Pro- 
ceedings  of  Uie  Meetings,  held  at  Liverpool,  October  1845,  London,  Nistel  1845.;  Evan- 

40  gelical  AUiance,  Beport  of  the  proceedings  of  the  0)nference,  held  ad  Freemasons  Hall, 
London  from  Aug.  19th  to  Sept.  2»d  inclus.  1846.  Published  by  Order  of  the  Con- 
ference, London,  Partridge  and  Oakey,  Patern.  Row  1847 ;  SJer^anblungcn  ber  SBcrfamm* 
lung  euangelifd^er  ©Triften  3)cutf(^IonbÄ  unb  anbercr  fiönbcr  uom  9.  U^  17.  ©cptcmbcr  1857 
in  ©crlin,    beforgt  uon  Ä.  ©b.  SReinccf,  g3crUn  gr.  St^ulje  1857;   ^JcrjeldiniS  ber  1857  er- 

46  ft^icncnen  ©roft^urcnltttcrotur  in  ber  3)arTnftäbter  Mg.  Ä.'S^'tung  üom  31.  Oft.  1857;  Les 
Conferences  de  Genfeve  1861 ;  Rapports  et  Discours  publi^s  par  D.  Tissot,  Gen^ve  et 
B&le,  H.  (3eorg,  Editeur  1861 ;  PrcMceedings  of  the  Amsterdam  Conference  of  the  Evan- 
gelical  Alhance,  held  on  Aujgust  1867,  ed.  by  the  Bev.  P.  Steane,  London,  Office  of  the 
Evangelical  Alliance  1868;  History,  Essays,  Orations  and  other  Documents  of  the  Sixth 

50  General  Conference  of  the  Evangelical  Alliance  held  in  New-York  Oktober  2—12,  1873, 
ed.  by  Bev.  Ph.  Schaff  and  lUv.  S.  Irenaeus  Prime,  New-York,  Harper  &  Brothers 
1874.  —  Siebente  ^au|)lt)erfaTnmIun9 ber ©DangelifcftcnÄflianjae^alten  inSaJel  üom 31.®uguft 
big  7.  September  1879.  ©eric^te  unb  Sieben,  ^erauSgeg.  üon  (f^r.S.SRijoenbad),  93afel,  ©a^n* 
maierä  S3cr(aq,   1.  ©b  1879,  2.  S3b  1880;  Benetning  om  den  evangehske  Alliances  ottende 

56  almindelige  Mede  i  Kjoebenhavn  i  September  1884,  ed.  T.  Vahl.  Kjoebenhavn  i  Kommis- 
sion hos  Indre  Missions  Boghandel  (Cnr.  Christiansen)  1886.  Christendom  from  the  stand- 
Eoint  of  Italy.  Proceedin^  of  the  r^inth  General  Conference  of  the  Evangelical  Alliance, 
eld  in  Florence  1891,  ed.  by  the  Rev.  R.  A.  Bedford,  London,  Office  of  the  Evangelical 
Alliance  1891.  —   S)cr  @üangelifd&e  ©unb.    3)ie  ju  fiiuerpool  unb  iJonbon  gehaltenen  ©on* 

60  ferenjcn  über  cftriftltc^e  ^Bereinigung,  nad^  ben  9lctcnftü(fen  befd^rleben  tjon  Pfarrer  $tarl  9Rann 
unb  ^forrer  J^eobor  ^Utt,  S3afel  1847 ;  Dr.  Massie,  The  Evangelical  Alliance,   its  Origin 


flOIiini)  377 

and  Development,  London,  John  Snow  1847;  L.  Bonnet,  L'unit^  de  l^prit  par  le  lien  de 
la  paLx.  Lettres  sur  Tallianoe  ^vang^lique,  Paris,  Delay  1847 :  National  perils  and  opportu- 
nities  discussed  on  the  Conference  in  Washington  1887,  New-York,  Baker  and  Taylor 
1887 ;  National  needs  and  remedies.  Discussed  on  the  Conference  in  Boston  1889.  New-York, 
Baker  and  Taylor  1890.  -  Unter  bcn  ©egcnftfiriftcn  befonberS  gr.  3.  @ta^I,  S)ie  lutl^crifttic  5 
^rttie  unb  bic  Union,  ©crlin  1859.  Sf^euntc«  Kapitel :  3)ic  (SoQngellf^e  «flianj  unb  bie  falft^c 
Äat^oltdtät  S.  441  f. ;  SScraeid^niS  bcr  röntifA^fat^oIiWcn  5)arftcnungcn  bei  ^cfecr  unb  38cltc, 
Ätrc^cnlcjilon  *I  566. 

Die  Coangeltj^e  Sultans,  anäj  (Sx>armlx[Att  Sunb  genannt,  too^l  5U  unterf^eiben 
Don  bem  1887  gejttfteten  ,,Ct)angeItf(^en  Suno  gur  SBa^rung  beutf(J^»proteftanttf^er  ^n^  lo 
tereffen''  ^ot,  naqbem  eine  9Inregung  mt  ^Bereinigung  aller  eoangelifd^en  (E^rijten  be« 
reits  1842  uon  bem  $aftor  Dr.  itnieioel  in  tDanjig  itnb  bem  SBorfte^er  be$  lut^erifd^en 
prebigerFeminors  ju  (geitodbura  in  ^ennfploanien,  Dr.  6^muder,  ausgegangen  oar, 
i^ren  ilriprung  in  ber  j^ottif^en  SreiKrme.    Unter  ber  S^^rung  be$  d)len  Stomas 
(tffalmtxQ  traten   bie  Slogeorbneten   oon  [ieben  größeren  Iir(|li(^en  (ßemeinf^aften  in  i5 
6d^ottIanb  jufammen  unb  nä)tttm  unter  bem  5.  Sluguft  1845  Don  (Slasgov  aus  ein 
3iriularf(^reiben  an  bie  JtirAen  unb  !ird^Ii(j^en  IDenominationen  in  Cnglanb,  äBales 
unb  3rlanb,  toorin  auf  bie  Stotroenbigteit  engerer  brfiberli^er  SBerbinbung  aUer  eoan« 
gelif^en  (Elften  jur  Wmtfyc  ber  ÖBergriffe  bes  ^apismus  unb  ^ufeqismus  unb  jur 
^orberung  ber  3ntere|fen  eines  biblifd^en  o^riftentums  ^ingeroiefen  unb  ju  einer  weitere  20 
Snagnol^men  oorbereitenben  Serfammlung  eingelaben  tourSe.    !bie|e  fanb  in  bemjelben 
3a^te  00m  1.  bis  S.CItober  in  £berpooI  [tatt;  oon  pangig  lirc^Iid^en  (gemeinjc^aften 
nutren  SRitglieber  erfAienen.  Sofort  auf  biefer  oorbereitenben  Serfammlung  rouroe  9er« 
Dorge^oben  —  am  3.  vftobex  auf  ben  Antrag  bes  englif^en  Saptiftenprebigers  Steane  — , 
bag  bie  aeplante  ^Bereinigung,  für  bie  ber  9lame  Evangelical  AUiance  oorgef(]^Iagttt  20 
tourbe,  n^t  eine  Union  ber  eoangeKfd^en  Denominationen,  au(^  ni^t  eine  Serfammlung 
offigieller  Vertreter  ber  Jtirii^en  begtoeae ;  ni^t  einen  Airc^enbunb,  Jonbem  einen  (E^riften' 
bunb  toolle  [ie  ins  £eben  rufen,  eine  Sereiniguna  gläidiiger  3noioibuen  eoangelii^n 
Selenntni[[es.    Stls  S^enbenj  n)urbe  erllort,   angefimts  ber  Spaltungen  unb  ber  S^* 
Iplitterung  ber  Jtird^e  unter  ben  gläubigen  eoangeUj^en  (E^riften   eine  liebeoolle  $er»  ao 
[tanbigung  ju  fBrbem  unb  alles  cägmoel^ren,  toas  tm  ^cmfttum  unb  anberen  (Sx]ä)tU 
nungen  bes  3rrtums  unb   ber  (gottlofigleit  bem  eoangeli[(J^en  ^roteftantismus  ent* 
gegenjte^. 

Der  Slufruf  ju  einer  größeren,  ben  Sruberbunb  lonftituierenben  Serfammlung,  ber 
in  allen  fünf  (noteilen  oerbreitet  tourbe,  ^atte  ben  Srfolg,  bag  00m  19.  9Iugu|t  bis  S6 
2.  September  1846  in  £onbon  jic^   921  eoanaelif^e  HRönner,  unter  i^nen   47  00m 
europ&i[(^n  gfeftlanbe,  87  oon  Slmeribt  unb  anoeren  (Erbteilen,  (£pislopaIiften|  SRet^o« 
bitten,  $resbqterianer,  3nbepenbenten.  Saptiften^  ^erm^uter,  fiut^aner,   tnsgefcnnt 
aRitglieber  oon  50  fird^li(^en  (ßemeinjmaften,  ju  emge^enber  ÜBeratung  gufammenfanben. 
$ier  tourbe  ber  bereits  beantragte  9lame  ber  neuen  Sereinigung  f örmli^  f eft^efe^t :  40 
Evangelical  Alliance;  bas  Programm  wwcit  babin  enoeitert,  oob  man  fiir  9teItgions« 
freiBett  einjufte^en,   infonber^eit  [id^  ber  eoangelif^en  (ßlaubensbrüber,  oie  um  i^res 
Sefenntniffes  roiUen  oerfolgt  n)firben,  angune^men  unb  überall  $Ufe  gu  leiften  ^abe, 
VDO  3^M  CE^riftus  in  ben  (ßliebem  feiner  Air^e  leibe.    3^  ^^  augemeinen  n)ie  be« 
fonberen  !iwtdtn  [ei  eine  genaue  Jlenntnis  ber  religiofen  unb  lird^Udjen  3uftanbe  ber  45 
eoaitgelif^en  (Q^riftenl^eit  burd^  (Eingie^ung  unb  (Erftattung  oon  Senaten  angu|treben. 
Sor  aUem  aber  ift  bie  £onboner  93er|ammlung  baburdb  oon  Sebeutung,   bag  auf  i^ 
«in  bie  SRitgUeber  ber  SUHang  oerbinoenbes  (Dlaubensbelenntnis  in  neun  Slrtifeln  oer* 
cinbort  mürbe,  beffen  lateinifd^er  Z^  in  bie|er  Raffung  oorliegt: 

Societatis    Evangelicae    constitutionis    et    statutorum    expositio^ 

brevis. 

Eos  solum  associandos  esse,  qui  sententias  complectuntur  et  profitentur, 
quae  plerumque  Evangelicae  appellantur,  de  locis  doctrinae  sequentibus: 

1.  De  Scripturae  Sacrae  inspiratione  divina,  autoritate  et  sufficientia. 

2.  De  iure  et   officio   iudicii   fidelium    slngulorum    in    Scriptura    inter-  65 
pretanda  exercendi. 

3.  De  Deo  uno  et  tribus  in  eodem  personis. 

4.  De  natura  humana  penitus  per  lapsum  oorrupta. 


378  SauwS 

6.  De  Deo  filio  homine  facto,  de  opere  eius  reconciliationis  pro  peccatori- 
buB  humanis,  de  eiusdem  mediatoris  intercessione  et  regno. 

6.  De  peccatoris  iustificatione  per  fidem  solam. 

7.  De  Spiritus  Sancti  opere  in  peccatore  convertendo  et  sanctificando. 

i  8.  De  animae  immortalitate,  corporis  resurrectione,  generis  humani  per 
Jesum  Christum  iudicio,  una  cum  aeterna  quum  iustorum  felicitate,  tum  im- 
piorum  poena. 

9.  De  divina  ministerii  Ghristiani  institutione,  et  de  baptismi  coenaeque 
Dominicae  ordinatione  obligatoria  et  perpetua. 

10  Srfit  bie  Seretnigung  gläubiger  eoangelifd^er  S^riften.  xdqs  bo^  bie  SOIianj  fein 
fontep  mar  es  o^ne  |jh:age  Sebürfnis,  ein  Seknntnis  aufjuitellen,  bos  bem  eoanoelifd^n 
(glauben  unb  bem  Setougtfetn  bec  C5ottesfinb|^aft,  alfo  bem  (Srunbe  ber  SSeretniaung, 
Karen  Susbrud  gab.  allein  es  fragt  ft^,  ob  bie  oeretnbarten  neun  SbtUel  bas  leiften.  (riner« 
[eits  befd^rönfen  Jie  fi^  ni^t  auf  notn)enbige  (Slaubensausfagen^  fie  oerifinben  oielme^r 

15  befttmmt  formulierte  weoIogifAe  fie^ren,  Seren  fpejtfif^  reformierter  unb  britij[A«btJfen« 
terif^er  Ibiprung  unoerlennbar  tft.  SInberfeits  forbem  fie  nur  ein  Sefenntnis  ber  vtnfidgten, 
bie  gemetnQtn  eoan^elif^  genannt  merben .  über  (sententias .  .  profitentur  ...  de 
locis  doctrinae)  bte  bejei^neten  fie^rftüae.  X)tm  entfpre^enb  lourbe  ausbrfidli^  er« 
Ilärt,  bag  bie  SIrtUel  nic^t  in  einem  formalen  ober  lir^It^en  Sinne  als  ein  Srebo  ober 

so  C5Iaubensbe!enntnis  angefe^en  mflrben;  fie  follten  nur  anbeuten,  toel^erlei  ^erfonen 
man  als  (ßlieber  bes  Sunbes  ju  fe^en  mflnfqte.  Slllein  es  mürbe  nid^t  erfl&rt,  loeU^ 
bie  sententiae,  quae  plerumque  evangdicae  appellantur,  feien,  unb  aleic^o^I 
iDurbe  bas  Selenntnis  ju  biefen  Slnfi^ten  geforbert.  Solches  Selenntnis  oerfep  nad^ 
oerfc^iebenen  Seiten  ^in  feinen  3iwid,  Sfirgf^aft  für  ben  eoangelifd^en  ®Iaubensftanb 

25  dho  bie  C5ottesKnbf^a^  bes  3ufttmmenben  ju  fein.  9{eligiöfe  ®emeinH^aften/  bie  |i^ 
i^re  ,,9Infi^ten"  abn)ei(]^enb  oon  ber  Xrabition  gebilbet  ^oben,  toie  bie  Qufiler,  ftnb 
bun^  bie  neun  SIrtilel  oon  ber  Xeilnabme  an  ber  üllian}  oon  oom^erein  ausgefd^bfien, 
unb  bie  groge  S^ar  gläubiger  eoanaelifd^er  (Qriften  fd^Iiegt  fi^  felber  aus,  bie  arunbfä^li^ 
{Religion  unb  X^eolopie  unterfc^eibet  unb  bie  Slnerlennung  i^res  C5Iaubensftanoes  oon  ber 

30  3ufttmmuna  ju  trabttionellen  mfi^en  fiber  bogmatifd^e  Sö^e  unb  fie^rf ormeln  niAt  ab< 
gängig  ma^en  toill.  Unb  ^at  bte  Praxis  ber  Snianj  jene  bef^ioic^tiaenbe  (ErlUming, 
ha^  ein  fird^Iid^es  (Erebo  burc^  bie  neun  Slrtilel  ni^t  aufgefteüt  fei,  beftätigt?  3Iuf  ber 
SBerfammlung  ju  Serlin  (1857)  rebete  ber  Cnglänber  Caims  unter  begeifterter  3^* 
Kimmung  ber  £eutf(^en  baoon,  bag  in  (Englanb  unb  SImerüa  eine  geioiffe  Sermittelung 

«  oer  großen  Äluft  jtoiMen  ben  (Ealotniften  unb  Slrminianern  ftattge|unben  ^abe.  ,,3)iefen 
Äonfenfus,"  fu^r  er  fort,  „^at  fogar  bie  Coangelift^e  Slllianj  in  einer  neuen  Äonlorbien« 
formel  aufgeftellt  unb  i^ren  Üntonsbeftreburmen  ju  (ßrunbe  gelegt.  Ss  f^eint  eine 
aroge  Slufaabe  nic^t  nur  ber  (Eoangelifd^en  ^Hlian},  Jonbem  ber  fflri[tli(i^en  9SeIt  über« 
9atupt  3U  lein,   eine  X^eologie,   wüAt  biefen  irenifd^en  unb  bo^  f^rtftmägigen  unb 

40  gläubigen  Slqpus  barftellen  foll,  nod^  tiefer  in  ber  Sd^rift  ju  begrflnben  unb  fort» 
JU  entmicfeln"  (Serliner  35er^anblungen  S.  401).  Da  bat  bo^  gr.  X  Sta^I  fo  unredbt 
nic^,  ba^  er  gegen  bie  ^lianj  ben  SSonourf  ergebt:  fie  ^abe  in  oen  neun  Slrttieln 
bas  Srunbament  ju  einer  allgemein  eoangelMen  ftir^e  gelegt  mit  einem  allgemein 
eoangelif^en  Selenntnis,  bem  geaenüber  bie  Sonberle^ren  als  ^rioatmeinungen  gelten. 

45  ^ie^t  man  anbere  ^ugerungen,  bie  fiA  bis  jur  ifingften  Serfammlung  bes  92orbbeutfd^en 
ßn^eiges  ju  Jtaffel  im  OHober  1895  u)ieDer^olt  ^aben,  unb  bie  fir^li^e  Praxis  ber  STDianj 
In  Setramt,  Fo  toirb  man  Sta^l  aud^  in  bem  SSonourf  ni^t  unrecht  geben :  fie  fei  eine 
eoanaelif^e  iparteigenojfenf^aft,  bie  auf  reformierter  oeite  gegen  bie  fiut^eraner,  gegen 
bie  lo^Iirc^lic^en  Slnfi^ten  fte^e,  u)03U  fte  bie  lut^erif^e  fie^re  oom  Sabament  unb 

6o2lmt  re(^ne;  innerhalb  ber  reformierten  ftir^e  ftebe  fie  parteiijd^  auf  feiten  ber 
rabüalen  Denominationen  mit  oer  S^enbenj  ber  Slufoebung  aller  mtionaßurd^n  unb 
alles  Sanbes  oon  Staat  unb  5lir^e,  mit  ber  Üenoenj  ber  unbebingten  9{eltgtons« 
frei^eit.  3n  ber  I^at  ijt  feit  bem  2lngriff  Stahls  ein  SBemü^en  unoerlennbar,  ben  bur(^ 
oie  neun  SlrtUel  unb  t^re  Slusleguna  erjeugten  S^ein  eines  Jtir^enbunbes  ju  (fünften 

56  bes  d^riftlid^en  Sruberbunbes  ju  befettigen.  C^ne  bie  Slrtilel  aufju^eben,  fud^te  bte 
franjöfifc^  Seftion  in  einer  !ur^en  Formel  bas  Sefenntnis  t^res  (Glaubens  ausjubrücfen ; 
m  ben  Serfaffungsftatuten  ber  f^n)ei3erifd^en  Seftion  ^eigt  es  §2:  „Der  fd^u)eherifd^e 
3tDeig  nimmt  unter  bie  3<^^l  \^^^^^  ÜJlitglieber  alle  (Qriften  auf,  bie  in  ber  orüoer> 
Itd^en  £iebe  leben  u)ollen  unb  ben  äBunf^  ausfpre^en,  mit  i^nen  gemäg  ber  Eiligen 

eooon  (Sott  infptrterten  Sd^rift  i^ren  gemetnfamen  (glauben  an  (Sott,  ben  ^eilanb,  ju 


Wrunij  379 

befennen:  an  ben  Sater.  ber  fte  geltebet  ^t  unb  [ie  aus  ®naben  burA  ben  (Stauben 
an  3^[um  C^riftum  re^ertiat;  an  ben  6o^n,  ber  [te  bur^  fein  DerfSjQnenbes  0|>fer« 
leiben  erlauft  fyd,  unb  an  oen  Eiligen  (Seift,  ben  Urheber  ii^er  9Biebergeburt  unb 
Heiligung;  an  ben  einigen  (Sott,  boAgelobt  in  CäDigleit,  beffen  S^re  fie  i^r  £eben  m 
we\^tn  iDfinfAen.''  Unb  auf  ber  Serfantmlung  in  Safel  (II,  923  f.)  ftellt  D.  $.  put  5 
„ben  Qottoerfiegelten  (Erfa^rungsbeji^  ber  gunbontental«  unb  (EentraI*9Ba^^eit  jur 
Geliglett''  in  ber  ,,6umma  bes  ftate^ismus  ber  loal^en  Ainber  (gottes''  mit  bent 
9Bort  1  30  ^f  12  bor :  ,,3Ber  ben  6o^n  (Sottes  fyA,  ber  ^at  bos  fieben ;  toer  ben 
6o^n  (Bottes  ni^t  fyd^  ber  |Ktt  bas  fieben  nid^". 

SBas  bie  äußere  Drganifation   ber  (Eoangelifi^n  SHIianj  betrifft,  fo  mürbe  auf  10 
ber  lonftituierenben  Serfammlun^  in  fionbon  1846  bie  (ErriAtung  oon  fieben  ^^^^S' 
vereinen  bef(^Ionen.  nömli^  1.  tn  (Sro^tannien  unb  3^1<t^r  2*  i"  t)en  Seretnigten 
Staaten  oon  ^oroamerifa,   3.  in  ^anlreid^.  Selgien  unb  ber  franjöfif^en  Gäfrotii, 
4.  in  9lorbbeutf^Ianbp   5.  in  Süboeutf^Iano   unb   in  ber  beutfAen  oAn>ei3,  6.  in 
Sritif(^«9lorbamen!a,   7.  in  SBeftinbien ;  aber  au^  in  Sd^meben,  tn  9{ugianb  unb  in  15 
ber  Xürlei  rourben  3tDeigoereine  insSluge  gefaxt  unb  gefammelt    9lu^  empfehlen  bie 
6totuten   ben  SRitgTiebem,   am  SRorgen  bes  erften  9Bo(d^ntage$  unb  in  ber  erften 
SBod^  iebes  Z^^xes  fflr  bie  großen  ^roede  bes  Sunbes  ]u  beten.    Sei  U)eitem  am 
t^athäftigften  jeigte  fiq  ber  englif^e  uno  norbamerüanif^  !^wtieotttin,  unb  unter  allen 
hr^liqen  (Senoffenf^^en  moren  bie  Saptiften  oon  Slnfang  an  bie  eifrigften  in  Ser«  20 
tretung  unb  Seförberung  ber  6a(^  ber  Slllian}.  !Der  brttif^e  S^üi  wox  es,  ber  f^on 
1847  bie  3^itfq|rift  grfinbete:  Evangelical  Christendom,  its  state  and  prospects, 
London,  Partrid^e  and  Oakey,  Paternoster  Row.,  U)eld^e  als  litterarilmes  Organ 
ber  Sniiang  bie  Sejte^ungen  jioif^en  bem  in  fionbon  refibierenben  ftöt^igen  itomitee  unb 
ben  3i»eipoereinen  unb  eingelnen  SRitgliebem  ber  Sllianj  oermittelt.  Der  englif^e  Sop«  20 
tiftenprebtger  6teane  u)ar  es,  ber  1853  aus  oerfAiebenen  englif^en  5lir(^ngemeinf(^^en 
100  ^rebiger  um  fiA  fammelte,  mit  i^nen  in  ärlanb  einbrana,  um  bur^  {e  100  ^re« 
biaten  biefer  100  ^reoiger  bas  römif(i^«Iat^oIif(^e  93oH  gum  ^roteftantismus  ju  belehren. 
Ob  au4i  ber  Sonourf  aere^tfertigt  tft,  ber  feinerseit  oon  (E.  9B.  ^n^ftenberg  aus« 

O'    ,  bog  ber  (grof  Gboftesburq,  eins  ber  poupter  bes  englif&en  3^^^^^»  ^^  ^^'  ^ 
ung  mit  feinem  S^ti'iegeroater  fiorb  ^afmerfton  bie  relraiöje  Seioegung  ju  pott» 
tijd^en  S^joedtn  mi^raud^e  unb  Slufftänbe  ber  unterbrfidten  Scationalitäten,  ber  $oIen, 
Ungarn.  3taliener  u.  f.  to.  „jur  S^rberung  bes  CEoangeliums"  ju  f^firen  unb  ju  unter« 
ftfl^en  fu^? 

Der  ^ö^epunit  ber  9inian5ben)egung  in  Deutf^Ianb  »urbe  in  ber  SSerfammlung  in  80 
Serlin  1857  eneiAt.  Sie  toar  oon  1252  eoangeIif(]^en  (E^riften  befuAt,  oon  benen  Deutf^« 
lanb  974,  (Englanb  165  unb  bie  übrige  SBelt  113  Zeilnebmer  gefanbt  ^tte.  9lirgenbs 
ift  bie  ibeale  Seite  ber  SlUiam,  eine  Darfteüung  ber  Einheit  aller  nm^en  3unaer 
3efu  ju  fein,  fo  bie  (ßemüter  be^errfd^enb  ^erooraetreten,  mit  ^ier.  (Es  fehlte  jioar  niqt 
an  manqerlei  unliebfamen   Sorfäuen.    9luf  betreiben  bes  ffir  alles  (Englif&e    be*  40 
geifterten  £^r.  Aarl  Sofias  0.  Sunfen  ^e  itön^  griebrid^  SSil^Im  IV.  bie  SHIianj 
nad^  Serlin  eingelaben;  aber  es  begegnete  0.  Sunfen,  bag  i^  oon  ber  Serfdmmlung 
bie  Sruberf^ofl  oenoeigert  tourbe.    STls  namli^  SRerle  b'SIubi^n^  ben  i^m  Sefreun« 
beten  mit  einem  offentuc^n  Ru^  beroilllommnete,  aab  ber  Sorft^enbe,  Lic.  (E.  >mim« 
moAer,  feiner  (Entrflftung  barüber,  bie  oon  bem  größeren  2:eil  ber  Serfammlunig  geteilt  45 
iDuroe,  energif^en  Slusbrud    ferner  ^e  ber  bntifd^e  3^^i8  ^  mliang  in  einer 
9bre]|e  an  ben  Aonig  00m  6.  äRai  1857  bas  emftlid^e  Serlangen  na^  einem  gröberen 
(^riftMen  Serle^r  3n)if(^en  (Englanb  unb  Deutfd^Ianb  ausgefprod^en  unb  feine  Hoffnung 
auf  uoenoinbung  bes   religiöfen  Despotismus  unb   ber  anard^ifd^n  3ügeno[igIeit  in 
bem  (Erlauben  an  ben  be!unbet,  ber  ben  (E^rgetg  ber  $^fäer  beugte  unb  ofe  Stei«  60 
geifterei  ber  Sabbucäer  burc^  bie  SRac^t  ber  gottlidben  SBo^rl^it  fibenoältigte.    Den 
„(ärge^  ber  ^^ariföer''  bejogen  bie  lonfeffioneuen  fiut^aner  auf  fi(^,  unb  eine  ftarie 
Slgthttion  »iber   bie  SHIiang  »urbe  ins  äBerl  gefegt.    Der  itönig  trat  ber  Slgitotion 
burd^  eine  Aabinettsorbre  an  ben  (Eoangelifd^en  Obenirc^nrat  entgegen,  bie  ^.  3*  ®^I 
jum  Slustritt  aus  biejer  Sebörbe  oeranlagte ;  ber  5t5ni^  erfl&:te,  er  erblide  in  ber  Ser«  &5 
fommlung  ein  no^  nt^t  erlebtes  3^i§^n  bes  Sruberfmns  unb  Inüpfe  fd^öne  Hoffnung 
für  bie  3ubinft  ber  Jtird^e  baran.    (Dlei^n)o^I  ^ielt  es  ber  (ßeneral  *  Superitrienbent 
Dr.  SB.  ^offmann  für  angebracht,  barauf  ^tnjmoeifen,  bag  ^rebigern  ber  Gemein« 


Aaften,  bie  aggreffio  gegen  „unfere  ftir^e  unb  ibre  93elenntni[fe  unb  Orbnungen  oor« 
^retten'',  bie  SUtnutl  nu^t  eingeräumt  merbe,  unb  bag  bie  Xeilna^me  an  ber  gemein« 


GO 


380  Snitaii) 

famen  geicr  bes  ^eiligen  Slbenbmafils  fcitens  ber  ^rebiger  Dcrmieben  ©erben  mod^te, 
um  „Slmtsbrübem  ober  ©emeinbepliebem  feinen  Slnftofe  ju  geben".  Slber  bie  SSer^nb» 
lungen  nahmen  benno^  einen  bte  !leilne^mer  ^od^begetftemben  33erlauf.  Suger  ben 
Scripten  über  bie  religiöfen  3wftänbe  ber  eoangeltf^en  Äir^en  in  oerf^iebenen  fiön« 
5  bem  tDurben  SSortröge  fiber  bos  Mgemeine  ^riefterhim  ber  (gläubigen,  über  bas  Ser« 
^ölinis  ber  neueren  SSerfontmlungen  eoangelif^er  (E^riften  ju  ben  SlonjiKen  früberer 
^eii,  über  bas  SRe^t  bes  eoangemfien  Sefenntniffes  unb  über  ben  Cit^uJ^  ber  SJer« 
eintgung  britif^er  unb  beutf^er  (E^riften  auf  bie  tDijTenlAoftli^en  unb  reltgi5[en  (5e« 
biete  u.  f.  id.  gehalten.    3^ren  $o^epun!t  erreichten  bie  »efttage  bur^  bie  ^ulbreid^e 

10  ^ubienj  ber  SOtitglieber   beim  5lömge. 

(großartiger  an  (Entfaltung  äußeren  (Slanjes  unb  an  3^1  ^^  Xeilnebmer  toaren 
bie  Serfammuingen  in  £onbon  1851  unb  in  $aris  1855  gemefen,  ba  [ie  mit  ben 
internationalen  msfteüungen  in  beiben  Stäbten  oerbunben  looren;  bie  SSereiniaung 
eoangeIif(^er  (i^riften  trat  bort  als  immerhin  impotente  SBeltma^t  in  bie  f)ffentli^!eit. 

16  WIetn  bte  religtöfe  SegeUterung  für  bie  3bee  ber  (EoangeIi|d^en  Mianj  fyd  ©eber 
oor^er  noA  na^^er  fo  ma^tooll  gelobert,  ©ie  in  Serlin  1857. 

(Es  ift  pf9^oIogi[4  oerftänblid^,  baß  auf  berartige  Öberfpannung  ber  religiöfen 
3bee,  bie  9lü^ternbeit  unb  uorestDenfen  bo^  fe^r  oermiffen  läßt,  infonber^it  auf  bie 
Serquidung  ber  religiöfen  3bee  mit  ber  ^ulbi^ung  oor  einem  gefrönten  Raupte  in  einer 

so  Sform,  bie  loo^I  nur  in  ber  bqjantinif^en  Atr^engeJ^i^te  Sutalogien  bot.  ein  ftorfer 
iRüdfd^Iag  folgen  mußte.  (Es  gelang  jtoar  bem  ftänbiaen  Aomitee  in  Bonbon,  anbere 
internationale  SSerfommlungen  ju  ftanbe  ju  bringen,  fo  in  (Senf  1861,  in  Slmfterbom 
1867,  in  9?em-3)orf  1873,  in  »ajel  1879,  in  Äm)en^aen  1884,  in  gflorens  1891, 
unb  jebe  beu)ä^rte  bur^  bie  inbiotbueüen  lofalen  Ser^Itniffe  große  Snjie^ungsfraft ; 

86  aber  feine  oon  i^nen  oermo^te  für  ben  Sniianjgebanfen  ^emerfte^nbe  ju  toerben  unb 
eine  bie  Sr^fttage  lang  flberbauembe  Segeifterung  ju  enoeden.  3laä^  ys>ti  Seiten  ^in 
iDurbe  ber  naturgemäße  9Kebergang  ber  Mianj  ouri^  bie  Serliner  SSerfammlung  aus» 
brüdlid^  beförbert.  (Einerfeits  nämli^  fonftituierte  fid^  bort  ber  beutf^e  3^t\i  ber  ^ianj 
m  einer  fir^enpolitif^en  Partei;    balb  ^ema^  (1859)  trat  als  Organ  ber  SHIion}  bie 

80  9teue  (Eoangelif^e  Jlir^enjeitung  auf  ben  $Ian,  bie  bis  jum  !Iobe  bes  Herausgebers, 
^rofejjor  D.  §ermann  SReßner,  bie  3ntereffen  ber  Partei  ber  pofitioen  Union  in  ber 
preumt(]^en  fionbesfird^e  gegen  alle  lutl^erif^  fonfef[ionenen,  mittelporteilid^en  unb 
proteftantenoereinli^en  Seftrebungen  oertrat.  SInberfetts  fam  bereits  in  Serlin  ber 
SBibcrfpru^,  in  bem  bas  praftifd^e  ©erhalten  ber  englif^en  unb  amerifanif^en  Difjeu^ 

SS  ters  namentli^  ju  ben  beutfdben  eoangelif^en  £anbe$m^en  mit  ben  3been  ber  Sultans 
jte^t,  jum  2Iusbru(f.  Die  Älaaen  unb  anflogen  gegen  bas  unbrüberli^e  ©erhalten 
lener  Semeinf^aften  hörten  feitbem  ni^t  auf,  gemannen  oielmebr  an  Sd^rfe,  unb  ein 
toeitoerbreitetes  uRißtrauen  gegen  bie  £auterfeit  bes  großen  ^ruberbunbes  nmr  bie 
golge.    Die  praftifd^en  SSerbienfte  ber  Slllianj,   riAtiger:  bes  ftänbigen  5lomitees  ber 

40  STdians  in^  fionbon,  follen  ni^t  oerfannt  merben.  Der  3nteroention  ber  Slllianj  beim 
(groß^erjoa  oon  Zosfana  1852  ift  bie  Befreiung  bes  tübtf^en  (Ehepaars  SRabiai  aus 
bem  3nqui|ition5ferfer  äuglorenj  ju  banfen;  1855  trat  fie  5U  (Bunjten  ber  in  Preußen 
unb  9RedIenburg  poIi^eiliA  oerfolgten  Saptiften  ein;  1863  t^at  fte  bur^  (Entfenbung 
einer  Deputation  an  oie  Königin  3fabena  oon  Spanien  bas  3^rige,  um  SDlotomoros 

45  unb  feine  (genoffen  bem  (gefängnis  ju  entreißen ,  in  bas  i^n  eoangelifc^es  (glaubens» 
jeugnis  geführt :  1876  oenoenbete  fie  ]xä)  für  bie  rujfif^en  ^ßroteftanten,  1878  für 
mehrere  megen  t^er  SRenttenj  gegen  bie  neue  ^effifd^e  Sgnobalorbnung  unb  bie  neuen 
Äird^engeje^e  beftrafte  lut^erifi^e  Waner ;  1879  legte  ^rof.  D.  3^.  G^riftlieb  auf  ber 
Serfammlung  ju  Sajel  ein  entf^tebenes  3^ugnis  gegen  ben  f^mffl^Ii^en  englif^en 

60  Opiumbanbel  ab.  md^  bie  fird^engef^i^tlic^e  Sebeutung  einiger  ^Referate  unb  bie 
ftatiftif^e  Sebeutun^  ber  Mian3»3^ttf^rift :  Evangelical  Christendom  follen  mit  (E^n 

Senannt  fein.  SHIetn  alles  bies  mog  bas  bere^tigte  SRißtrauen,  bas  jenes  )nropagan< 
iftifd^e  umoefen  in  fteigenbem  SRaße  ^eroontef,  ni^t  auf.  ftonnte  bod^  im  ^litf 
auf  jene  ^ropaganba  bas  Komitee  in  Safel  feine  (Einlabung  ber  SKIianjoerfammlung 
66  na^  biefer  Stobt  (1879)  nur  babur^  re^tferttgen,  baß  „bei  uns  bie  ftir^e  ber  9{e^ 
formation  bereits  burd^göngig  einer  fold^en  3^^i^ng  anheimgefallen  ift,  baß  als  ber 
ma^rf^einlii^e  Slusgang  ber  Jlrifis,  fei  es  nä^er  ober  femer,  faum  etn)as  at&eres  als 
eine  Umgeftaltung  na$  amertfanif^er  SBeife  in  Slusfid^t  fte^t''.  Suf  berfelben  Ser« 
fammlung  mürben  [Amere  anflogen  geaen  bie  und^riftliAe  Jlonfunenj  auf  bem  (gebiet 
0ß  ber  ^eibenmiffion,  ote  ni^t  nur  burcq  Die  Diffenters  bet^ätigt  morben,  erhoben,  unb  in 


aUtatti  aimuftii  381 

einer  Spestaßonferens  unter  bem  93or|t^  oon  x>,  Sismard^Soblen  n)urben  gegen  bos 
Xrelben  ber  SIbre^ts6rilber  feitens  ber  je^taen  C5eneial«6upermtenbenten  D.  Sr^anbei 
unb  D.  3B.  Säur  umoiberlegte  unb  unn)tberlegbare  93e(dbulbtgungen  ausgefpro^en. 
(Es  t|t  3U  bellagen,  bag  fol^e  unliebfame  (Erörterungen,  tote  Sie  Begegnung  oon  üRerle 
b'Subignä  mit  o.  Sunfen  unb  bie  Debatte  aber  bie  äübre^tsbrilber  in  ^afel  in  ben  & 
Deröffentli(^ten  offisiellen  Serii^ten  uerfc^iegen  iDorben  (inb. 

eine  Iir^enpolitif(^e  ober  religiöfe  Sebeutung  fyä  bie  Sllians,  toenigftens  in 
DeutJ(^Ianb,  nid^t  m^r ;  an  i^rem  unllaren  unb  unpraiti|(^en  3bealismu$  unb  an  bem 
3Rigorau^  ber  religiö|en  3bee  teils  3U  frembartiaen  Iir^enpoIiti((^en  ^arteibe{trebungen, 
teils  3U  feinbfeliger  feparatiftif^er  ^ropaganba,  t|t  fie  ge|(^eitert.       f&*  d^t,  Sc^eUii».     10 

ÄUl&  ^eter.  —  ^aag,  La  France  protestante,  1.  ©b,  $ariä  1846,  @.  61  (^icr  ein 
UDUftfinbiged  SSerjeid^nid  feiner  Schriften);  Encyclopaedia  Brittanica,  1.  93b,  Sonbon  1875, 
@.  586;  Xabaraub  in  b.  Biogr.  univeraelle,  1.  ©b,  ^ariS  1811,  @.  596.;  SEBcife,  Histoire 
des  r^fugi^s  prot.  de  France  1.  ©b,  ^ariS  1853,  @.  345. 

$eter  Slllix,  einer  ber  gele^eften  unb  fnu^tbarften  ^olemiler  ber  fransofM^refor»  15 
mierten  jlir^e,  ift  ^u  Sllengon  1641  geboren,  loar  juerft  ^faner  an  einer  Rvtä)t  in 
ber  (Champagne,  unb  bann  3U  (Efiarenton.    ^aäf  ber  9{eooIation  bes  (Ebilts  oon  Stantes 
aing  er  na^  (Englanb,  too  i^m  ^aiob  II.  geftattete,  3U  £onbon  ffir  bie  ja^beic^en  Slü^t« 
lin^e  eine  fransöfifc^e  Aird^e  3U  eroffnen.    1690  tourbe  er  ftanonims  3U  Salisbur;. 
6etne  (Bele^rfamleit  enoarb  i^m  (0  großes  Slnfe^en,  bag  i^m  bie  Unioerfitoten  oon  Ox«  20 
forb  unb  (Eambribge  bie  Doftor«9Bärbe  erteilten,  unb  bag  er  oon  ber  enalifc^en  (Seift* 
ti^ieit  ben  Sluftrag  erhielt,  eine  oollftanbige  (Sef^id^te  ber  Jtonsilien  3U  fc^reiben,  bie 
7  Sönbe  in  golio  bilben  joUte,  aber  niemals  er|(^ienen  ijt.    Sr  ftarb  1717,  76  3^^ 
alt,  3u  fionbon.    Seine  Schriften,  in  fransofifmer ,  in  lateinifc^er  unb  in  engltfdQer 
Spraye  finb  fe^r  3a^bei^  unb  3um  Xeil  fe^r  fetten.    Die  meiften  (inb  polemif^er  ober  25 
affologetif^er  9ratur  unb  seujjen  oon  grünbli^er  Kenntnis  bes  d^riftli^en  Rittertums,  ber 
Aird^nooter  unb  ber  SAnftfieller  bes  SRtttelatters.    SIuc^  ((|rieb  Slllix  3iDei  SÖerle 
über  bie  SBalbenfer  unb  Sllbtgenfer :  Some  Remarks  upon  the  ecclesiastical  history 
of  the  ancient  churches  of  Piedmont  (Lond.  1680,  in  8.),   unb  Remarks  upon 
the  ecclesiastical   history  of  the  ancient   churches  of   the  Albigenses  (Lond.  so 
1692,  in  4.),  um  gegen  Soffuet  ben  6a^  3U  beioeifen,  bie  Sllbigenjer  feien  feine  Dua* 
liften,  fonbem  mtt  ben  SBalbenfem  ibenti|(^  getoefen;  Wh  trug  otel  oasu  bei,  biefen 
3rrtum  in  ber  jlir^enge|(^i^te  3U  ermatten.  $ersog  f  ($aucf). 

SUntofen*     La  Placette,  Trait^  de  raumöne.    ^mfterb.  1699 ;   9letn^arb,  @Qftem  ber 
(^r.  3RoraI,  4.  «ufl.  3.  ©b,  «Bittenb.  1807,  @.  171  ff.;  «ot^e,  St^col.  ©t^il,  2.  «ufl.  4.  ©b,  35 
©Ittenb.  1870,  @.  294  ff.;   9Jlortcnfen,  gnbiüibueUe  (5t§il  §  111  ff.;   ßemmc,   iRäc^ftenliebe, 
©re«Iou  1881.    U^I^orn,  (S^riftl.  fiicbegt^tigl.  3  Xle.,  ©tuttg.  1882.  1884.  1890. 

9Imo(en  ift  2tf)nwoit  aus  bem  (5xitä)i\i)tn  (iksnjuoovvrj)  bur^  Sermtttelung  ber 
lateinifc^en  Aird^enfprac^e  (Jt.  ogl.  Tert.  de  pat.  7.  Vulg.)  unb  bes  Slomanif^en  (in 
bem  in  erfter  unbetonter  Silbe  öfter  e  in  a  übergebt)  unb  be3ei(^net  bie  o^ne  ^nfpru^  40 
auf  ®egenfettigfett  ober  (£r|a^  gelpenbete  milbe  C&abe  als  Slusbrudf  bes  (Erbarmens,  alfo 
bes  aus  anitleib  unb  ^ilfsl^reitj^aft  3u[ammenge|e^ten  (Sefü^ls  ber  ^erablaffuna  bes 
Sefi^enben  3um  Stotleibenben.  l)ie  Sad^e  finbet  fiä  überall,  loo  ber  fopiale  Slbftanb 
bes  tnbioibuellen  Sefi^es  oon  ber  Se(i^lo|tgfeU  eine  9lusglei(|ung  forbert  (93gl.  Seneca 
de  beneficiis,  Cic.  de  off.  1,  14  —  18).  iReligiöfe  S^ä^ung  erf&^rt  Das  81.  im  45 
Subb^ismus  unb  im  3slam.  ^ber  loenn  ber  Suob^ismus  au^  Sann^er3iglett  unb 
äBi^l^otigfeU  empfie^tt,  |o  treten  i^m  ioi)  pofitioe  SRoraloorjN^riften  hinter  negaüoe 
Seroote  surüd,  unb  felbft  no(b  biefe  üRoral  hinter  bie  paffioe  Sceaation  ber  3Bett.  Der 
3slam  ^  bie  ^oc^f^a^ung  oer  ^Imofen  00m  3ubentum  itys).  ^ubenc^riftenfaim  aber« 
nommen ;  aber  [ie  entbehren  in  i^m  ber  SBursel  ber  allgemeinen  üRenfd^enliebe  unb  50 
finb  barum  großenteils  3U  einer  regelmäl|i^en  9u)gabe  entartet^  bie  in  ben  Dienft  bes 
9errf^enben  Fanatismus  gefteltt  n)irb.  X)te  ^eimat  ber  religtos«]tttli^en  $o(^J^a^ung 
ber  H.  ift  bas  3ubentum.  Dos  "ÜZ  ^at  eine  ^ö^ere  organijd^e  Setrad^tung.  3m  3u« 
fammenbang  bes  enoo^lten  93ol!s  (Lottes  als  einer  großen  CDottesfamilie,  in  ber  prin« 
jipiett  feber  bem  anbem  glei(^|te]^en  unb  bie  gleü^en  Slnred^te  auf  bas  fianb  bd^n  65 
müßte,  belfen  eigentlicher  Sefi^er  (&ott  ift,„follte  jeoer  gegen  ben  Sruber  bie  Soften« 
liebe  üben  (£e  19,  18.  31),  ni^t  nur  uberoorteilung,  Seraubung  unb  Sebrädung 
besfelben  gu  unterlaffen  ((Es  20,  13  ff.  21,  14  ff.  22,  21^.;  £e  19,  13.  16.  24,  19. 


S82  tUmofett 

25,  17;  J)t  27,  17  ff.;  ^f  15,  1.  3;  Spr  3,  29;  3er  22,  13  u.  f.  ©.),  fonbcm 
oud^  f^onenbe  9lMf\fy  ju  eriDetfen  (Ss  22,  24 ff.;    Dt  24,  10 ff.;     6pr  11,  12. 

24,  28  u.  f.  ©.),  ja  pofttiüe  §ilfe  ju  Iei(ten  (fe  23,  Iff.;  Spt  25,  21;  3ef  58.  7: 
ffij  18,  5ff^  in  «orm^erjigfett  ($i  6,  14;    Spr  14,  21.  21,  21;    So  12,  7;   ©o^ 

s  7,  9).  Sollet  (Seftnnung  entfora^  fooo^l  bte  Snotonung,  ben  3e9nt€n  be$  brüten 
Softes  3u  einer  Speilung  ber  fieoiten,  8eifaf|en,  äBitioen  unb  SBaifen  ju  oenoenben 
(Dt  14,  28  f.) ,  iDte  oie  Sorfd^rift,  ^er  unb  SBeinberae  ni^t  genau  absuemten,  |on^ 
bem  91anbfru^,  Abfall  unb  Sta^Iefe  ben  %:men  unb  Seifaffen  3U  fiberla|fen  (Dt 

25,  19  ff. ;    £e  19,  9  f.  23,  22) .  toie  bos  morali^e  (Bebot  ber  Srmenunt^tfl^ung 
10  (Dt  15,  7—11).    Sinb  (BereAtigfeit ,  (6üte  unb  ireue  bie  «Xli^en  (Brunbbegriffe 

ffir  bas  {ittliAe  SerMItnis  bes  frommen  3sraeltten  ju  feinem  Stapften ,  (o  ergiebt  ote 
(Bfite  oon  felbft  bte  äBo^It^atialeit  (6pr  3,  27  f.;  $(  112,  9)  in  einer  (Bottesgemetnbe, 
in  ber  eigentlich  !ein  ürmer  fein  foH  (Dt  15,  4),  ober  ti^at|ä(^Ii^  unoermeibli^  oiele 
SIrme  (15,  11)  finb.    3n  ber  na^Ianonif(^en  3eit  trat   infolge  ber  rfiumlid^en  9[us« 

16  be|nung  unb  inneren  3eiiplitterung  3sraels  ber  t^eolratif^e  ®eban!e,  ba^  (5ott  ber 
eigentliche  Sefi^er  bes  ^iltgen  £anbe$  fei,  toie  bie  orgamf^e  Setra^faing  oes  93oI!s^ 
lamen  jurfid.  3nbem  fo  bie  SBo^U^ätigfeit  au^örte,  unter  ben  (Sefti^puntt  ber 
WW  3^  fallen,  gemannen  bie  Sdmofen,  Sie  als  msbrud  normaler  t^Irati[€|er  C5e« 
fmnung  fretli^  jur  (Er^Itung  ber  ®ottesgemeinfAaft  bienen  ($f  41,  2  f.)  unb  (Sottes 

20  aSBo^Igefaüen  ^aben  (6pr  24,  13) ,  als  religiofe  fieiftungen  oerbienftli^n  (T^aroiter 
(eir  35,  13;  Zo  4,  9)  unb  (finbentilaenbe  Sebeutung  (Sir  3.  32.  33;  Xo  12,  9), 
aOo  ben  9Bert  ber  Slnlnfipfung  ber  ®onesgemeinf^aft  unb  ber  3uioenbsng  bes  ^eite 
(Sir  29,  15;  lo  4,  7—11.  12,  7 ff.).  Der  Übergang  oon  bem  Sllli^en  (Bebonlen, 
oog  SBo^It^tialeit  als  gottgetooKte  !SeIunbung  ber  bem  Stinbe  (Softes  mit  3srael  tnU 

S6  ^ed^nben  (Sefinnung  Gottes  SBo^Igefaüen  um)  barum  feinen  6egen  ^at  (6pr  3,  9  f. 
11.  25.  22,  9.  28,  27),  ju  ber  6elbftgereAtigfeit,  bie  |i^  bas  9Bo^It^un  als  oerbienft« 
lidje  fietftung  anreAnet  (Oo  1,  3.  4,  9),  ift  oft  faft  unmerfli(^  (Sir  35,  10—12;  Xo 
4,  1—11).  Slber  ber  SOmeg  ffibifd^r  eelUtfu^t,  bie  im  91.  bas  3^  er^bt,  ift  bo^ 
befi^ritten,  menn  es  Xo  12,  9  ^eigt:    „äBo^l^&tigleit  eriettet  oom  Xobe  unb  reinigt 

80  fort  alle  Sfinbe".  Der  9Bertf(^a^ung  ber  fiugeren  £eiftung  entipri^  in  ben  ^olrQpben 
oer  Übergang  bes  Segriffs  iXerj/wovvrj  (Sarm^igleit ,  äBobltptigleit)  in  ben  oes 
»mofens  Xo  4,  10  f.  12,  9ff.  (Es  ift  niAt  me^r  bie  %(XU^e  iReliatofitat,  fonbem 
bie  Sefinnung  bes  3ubentums,  bie  |i^  ausfprid^t  Xo  12,  8:  „6ittli($  gut  ift  (Bebet 
mit  gfoften  unb  3Bo]^It^tig!eit  (Sllmofen)  unb  (BereAtigfeit''.    Der   ^ier  |(^on  auf« 

S6  tretenbe  Dreillang  jfibtfc^er  oerbien|tIi(^er  £ei(tungen  (Sllmofen ,  (Bebet ,  SN^ften)  ift  es 
benn  au^,  ber  oom  ^errn  SRt  6  einer  Seurteilung  unterjogen  mirb. 

Das  p^arifSif^  unb  talmubif^e  S^bentum  ^at  bem  %.  (beffen  Überflutung 
fic^  barin  Iptegelt,  bag  ber  9XIi(^e  Segrtff  npn^  tn  ben  Xargg.  uno  im  Xalmub  bie 
einfache  Sebeutun^  „Slmofen''  annimmt)    einen  bas  Subfeh   erj^ö^enben  SBert  ju« 

40  gefdbrieben,  ber  etne  £ebenserneuerung  fiberflüffig  3U  mad^en  (^ien  (ogl.  S*  SBeber, 
@9ftem  ber  altfqnagoaalen  palaft.  X^eol.  6.  268.  273  ff.  291).  3n  aller  iReligion 
ober,  in  ber  men{^U(i^  £eiftungen  bas  93erMItnis  3U  (Bott  beftimmen,  ift  bie 
9römmig!eit  egoiftilA  oerfe^t  unb  oerunreinigt  (3o  5,  42).  3m  funbamentalen  (Begen= 
ra^  ^ienu  ift  bie  £)ffenbarung  (Bottes  in  (einem  eingebomen  So^ne  (Eoangelium  oon 

450er  £iebe  ®ottes  als  rein  felb|tt^atiger,  b.  6.  als  (Bnabe,  bie  in  bem  oon  oben 
bmmenben  91ei^e  (Bottes  bem  bur^  ben  (Blauben  an  3^ium  (E^riftum  in  basfelbe 
(Eintretenben  alles  frei  giebt,  o^ne  ffir  ben  ^etlsioert  oon  Jlroftöugerungen  menfd^Ii^er 
Sigenbeit  9?aum  3U  laffen.  Das  {ittlid^e  $anbeln  ber  Steid^sgenoffen  unterfte^t  barum  tm 
91%  md^t  bem  3toed  ber  (Bere<^tig!eits*  unb  ^etlsenoerbung,  fonoem  ift  für  ben  3iin8^t 

CO  3eju  (i|rifti,  ber  (Bottes  9{et$  unb  (Berecpti^feit  im  (Blauben  ergriffen  tyd  (am  6,  33), 
auf  bem  Stoben  bes  9{ei(^s  (Bottes  unerlöMt^e  £ebensöugerung,  beren  Slusbleiben  be« 
fttitben  ofirbe,  bag  ber  (Emigleitsboben,  auf  ben  ber  6o^n  (Bottes  feine  (Bläubigen  oer« 
fd^,  ni^t  mirllid^  betreten  ift  (SRt  7.  13—23).  ^us  ber  bem  9Be|en  bes  ^immebei^ 
eirtfpredbenben  fikbesgefinnung,  bie  bte  gefamte  6ittli^leit  in  fiA  befaßt  (äRt  22,  39. 

56  5,  41  ff.;    £c  11,  27  ft^  5Ro  13,  8  ff.),  ergiebt  (i(^  in  ber  SRei^e  ibrer  Sufterungen 
auA  aRtlbt^gleit  unb  9Bo^lt^ätig!ett  (£c  3, 11.  6,  30.  10,  33  ff.),  bie  im  SaHe  ber  Se* 
igfeU  bie  Opfenoilligleit  jeid  (3o  13, 29),  mel^e  \ii)  jm  ^mofen  ausfpri<^t  mt  25, 
35  ff.).    Su(^  bie  apo|toIiJ(^e  £e^re  fagt  burd^ioe^  bie  Übung  ber  jBarm^ei^^Ieit  als 
tae®ehinbuna  bes  (Bumbens,  ber  buri  bie  £w' 


freubtge  Selunbung  bes  (Bumbens,  ber  bur^  bie  £tebe  tbätig  i|t  (2  3^3, 13;  9d  12,8. 
60  15,  26;  2  Ao  8,  3;  Aol  3,  12;  1  $t  3,  8).    6elbfttf^  Si^nnammem  an  ^obe 


HbKoftii  383 

unb  93efi^  loürbe  ber  3uge^rig!eit  jur  jenfeitigen  SBelt  unb  3ur  Siebe  (Sotten  iDtber* 
fore^en  (ÜDU  6,  19  f.  u.  f.  to.).  Der  CE^rift  befielt,  als  beU|e  er  ntd^t  (1  5to  7, 29  ff.). 
^iuäf  mtx  ntc^t  (iDte  ber  reiche  ^fingling)  feine  fpestelle  !3ungerQufgobe  in  Slufgebung 
bes  Cigentums  3U  oenoirllic^n  9at  (9Rt  19,  21).  barf  nie  RntAt  feines  Sefi^es  loer* 
betu  fonbem  mu^  bos  innerlid^  fiosfein  oon  biefer  weit  unb  i^ren  Gfitem  barin  be*  5 
tDo^ren,  bag  er  ft^  feiner  $abe  ba  5U  entöugem  im  ftanbe  ijt,  ido  es  bie  Sorm^rjigleit 
forbert  (£c  12,  33).  3Bo^U^g!eit  als  Susbrud  biefer  (gefinnung  trögt  toie  bos  redete 
«&ebet  Opfen^ordter  (§brl3,  16;  «CB  10,  4;  3a  1,  27)  int  Sinne  »on  Kö  12, 1, 
bient  aQo  jiir  (Erj^Itung  bes  (Snabenftanbes.  Da  ber  (Slaube  o^ne  SeiDft^rung  ber 
£iebe  nid^t  lebenbtg,  foiu>em  unir&ftig  ift,  ift  bie  9Bop|iätigIeit  ebenfo  Sorausfe^ng  10 
ber  3un)enbunQ  ber  göttlichen  Siebe  ju  eiE^tem  S^ng^^nbe  (2  Ro  9,  7),  toie  ä}e^ 
fö^nlti^Ieit  Sebtngunp  bauernben  Sefi^es  ber  Sflnbenoergebung  (SRt  18,  22  ff.  6,  12). 
Stn  (Slaube  obne  Stebest^ätigleit  ntäete  barum  am  eioigen  ^ben  oorbeige^en  (1  li 
6,  18  f.).  3nfoIgebeffen  lann  bie  Sobnoorftellung  auf  Die  Übung  ber  9Bo$It^tigIeit 
SlniDenbung  finben  (am  6,  4.  25,  34  ff.;  Sc  14,  14.  12,  33;  2  5to  9,  6;  (Sa  6,  9).  is 

Sus  biefer  alle  augerc^nftli^  Religion  unb  Sittlid^feit  loeit  binter  fid^  3unid(« 
laffenben  unb  auA  alle  meltliqe  Wloral  ^^  flbenagenben  (Sefamtanf^un^  erllärt  fid^ 
bos  S^Ien  bes  93orts  91.  in  ben  epiftolif^n  Sd^riften  unb  im  jobannetf^en  (foan« 
aelium.    Da  aRatt^Ktus  unb  Sucas  baruber  berid^ten,  loie  3efus  (£^iftus  oon  ber  93ot« 
f^oft  bes  91ei^  (Sottes  aus  bie  jAbif^p^arifaif^e  URoral  beurteilt,  berühren  fie  aud^  20 
btefen  Segriff  (ber  fonft  im  91Z  nur  no^  in  ber  9IpofteIgef^id^te  oorbmmt).    3nbem 
nömli^  ber  $err  bie  ifibi[(^e  Slrt  oenoirft,  bos  Wmofen  In  ben  Dienft  bes  religiSfen 
$od^muts  3u  ftellen,  oenoirft  er  am  Sl.  bie  Selbftgefäuigleit  unb  ^ra^Ierei  (SRt  6, 1  f.) 
unb  forbert  für  reAte  31.  bie  bemfltige  eelbftoergeffenbett  [tiller  Stebesfibung  (6,  3  f.), 
unb  inbem  er  bie  Seremonial^efeMi^feit  belömpft,  wüäft  bte  (Befinnung  ber  uRtlbtlNotig*  » 
feit  erftidte,  er^t  er  über  biefe  Sie  Siebest^igleit  bes  Sllmofengebens.  bie  Aber  äuger< 
lid^  9IeiniaungsDorf^riften  hinausführt  (Sc  11,  41).    3ft  ^iemadb  Sumofengeben  ni^t 
nur  berei^ttgt,  fonbem  notxoenbig,  fo  ift  bamit  natürliA  audb  bas  Sumofenempfangen  ffir 
ben  Sali  ber  Sebürftigfeit  gerechtfertigt  (Die  apoftoL  ^nftit.  berieten  4,  3  in  Serbin« 
bung  mit  31®  20,  35  aus  einem  apo!n)p^en  Soangelium  bos  ^eneraoort:  „SBe^so 
benen,  bie  ^aben  unb  bo^  in  ^eud^elei  nehmen,  ober  fic^  felbft  belfen  lonnen  unb  bod^ 
oon  anbem  nel^men  n)onen!    Denn  beibe  meroen  (Bott  bem  ^erm  am  (Seridbtstage 
aiec^nf^oft  ablegen'^)    SIber  ber  ^eilanb  felbft  nnu:  nid^t,  mit  es  mön^if^*Iat9oIif 
aRoroI  barjuftellen  geioo^nt  ift,  Sllmofenempfönger,  fonbern  abgefe^n  booon,  ba|  er  bU 
morgenlanbifqe  C5aftfreunbf(^aft  geno^ ,  lebte  er  (ö^nlic^  wk  gegenn)artig  SRiffionare,  as 
(Eoangeliften  u.  f.  to.  au(^  nid^t  SUmofenempfänger  linb)  oon  ben  reaelm&gigen  Seiträgen 
feiner  Stn^nger  (Sc  8,  3)  unb  3H^örer  (00 12,  6),  bie  ebenjoioentg  ben  Spalter  oon 
mmofen  trugen,  loie  gegenioörtig  bie  Seiträge  3U  $forrgebäItem  u.  f.  vd.,  unb  bie  nad^ 
1  5to  9,  7  ff.  bem  Slrbeiter  im  9{eiAe  C&ottes  jufte^en.  Slfmofen  bejei^nen  ein  ^ö^er* 
[teben  bes  6penbers,  (Sefi^enfe  auf  (oegenfeitiafeit  n)erben  im  allgemeinen  unter  ®Ieic^*  40 
fte^enben  gegeben,  bie  genannten  Seiträge  fi^Tiegen  Danfbarleit  m  fi^,  bie  bem  $erm 
gegebenen  Seiträge  bebeuteten  Unterorbnun^  ber  (Seber. 

9Benn  ber  Segriff  „Sllmofen''  bem  althr^Ii^en  6pra(^gebrau(^  fAon  aus  bem  31Z 
juiam,  fo  ging  bie  iübif(^e  Sorftellung  oon  feinem  meritorifc^en  uno  fatisfaltorifd^n 
(E^aratter,  na(^  bem  es  Seligleitsmittel  lourbe,  bur(^  Sermittlung  bes  3ubend^riftentums  tf 
(pid.  1,  4;  Herrn.  Mand.  2;  Clem.  hom.  14,  9)  in  bie  entjte^enbe  altlat^olifi^ 
llir^  über.  JUaJJifi^er  Slusbrud  juben(^ti|tli(^er  Denhoeife  ift  2  Clem.  16,  4: 
„SimiAjjut  ift  2limo[en  (=  Sarmberjigfeit)  ©ie  Sfinbenbufte;  beffer  als  (Bebet  ift 
Saften,  Sumofen  als  betbe.  Siebe  aber  oedet  Sünbenmenge,  (Bebet  aber  aus  gutem 
Snou^ein  rettet  00m  Zobt.  6elig  feber,  ber  barin  oolllommen  erfunben  wxtt.  Denn  m 
Slmofen  mirtt  6ünbe  erlei^temb''.  Diefer  juben^riftli(^en  Slnf^auung  lonnte  fi^  bie 
Air^  unmöglich  enoe^ren,  loenn  fie  ben  SlXIi^en  9lpoir9p^en  biefetbe  (Beltung  ein* 
räumte  mit  bem  Aanon ;  unb  fo  seigt  fi(^  biefe  benn  f(^on  oöllig  benfc^enb  bei  (Enprian, 
bejfen  Se^e  um  fo  bejeiAnenber  ift,  je  unfelbftftänbi^er  er  bie  tird^ii^e  Gefamtanfqauung 
XDiberipiegeli    3n  bem  9ierar^if(^en  Semü^en,  mit  ben  mirifamften  Slrgumenten  ai^M 

Cftif^  SRoral  ju  btängen,  Id^rt  er  im  Xraltat  de  opere  et  eleemosynis,  bag,  n^enn 
4  bie  Xaufe  bie  oor^er  begangenen  Sünben  abgeioafAen  feien,  na^  ber  Xaufe  bie 
operationes  lustae,  fpejiell  bie  misericordiae  merita  (Bott  genugt^un,  i^n  o^bnen, 
bemno^  Sünoen  tilaen,  oon  (Befahren  erldjen,  (Bebete  n)irflam  maäen,  bie  ®erea^^(eit 
m^n,  fa  ®ottestinof(^aft  ^erftetlen  unb  bte  emige  Seligleit  enoeroen.    STbgefe^n  oon  00 


384  aitRufett 

ber  äBtrIung  ber  Sänbentilgung ,  bte  fpatei  bem  lot^oltfc^en  SuMaframent  sufiel,  tft 
bie  9[n(^Quung  (Iqpnans  im  loefentli^en  (Eigentum  ber  iat^olifc^en  Airc^e  geblieben 
(Cat.  rom.  3,  8,  16.  4,  8,  9.  4,  14,  23;  Bellarmin ,  contr.  de  bonis  opeiibus 
in  particnlariy  b.  i.  de  oratione,  de  jejunio,  de  eleemosyna).    Ztoiß  feiner  eoan- 

6  gelitten  ®nabenle^re  ^at  au^  Sluguftin  ben  31.  rnftificierenbe  unb  |ab)ifuierenbe  SBir« 
ning  3ugeJ(^rieben,  fa  er  fyd  t^nen  (glei^  bem  9lbenbma^Isopfer)  eine  Sejie^ung  ouf 
bie  (Erleid^terung  bes  Strafjuftanbs  ber  9[bge|(^iebenen  aegeben,  eine  Slnfc^auung,  bie 
(loie  überhaupt  bie  (Srunblaae  ber  Sorftellungen  über  ben  SBec^feloerfe^  ber  oberen 
unb  ber  biesfeitigen  (Semeinbe)  aus  bem  3ubentum  ftommt.    (6.  gr.  SBeber  a.  a.  O. 

10  6. 315  f.)  3n  Dem  bogmati|^en  ^anbbud^  bes  SRittelalters,  benSentenjen  besSetrus 
fiomborous ,  tritt  bie  Sep^ung  bes  Opfers  ber  91.  auf  ben  SReinigungs^uftono  bes 
Fegefeuers  fogor  einfeitig  tn  ben  Sorbergrunb. 

3Benn  nun  fc^on  in  ber  alten  Airc^e  bie  Sbmut  religiös  jo  ^oc^gefcbä^  loar,  bag 
im  au^erfir^Ii^en  3uben$ri|tentum  bie  Qi^riften  (Ebfonim  b.  9.  9bme  Riegen ,  \a  bog 

16  fogor  tn  ben  pfeubocIementimF^en  $omiIien  (15,  7.  9)  Sefi^  oIs  Sefledung  mit  ben 
X)tngen  biefer  9BeIt  für  6finoe  erQort  lourbe,  menn  femer  im  4.  3^^^-  ^urc^  i^^ 
SRönd^tum  bie  Hrmut  in  bas  Ariftliäe  £ebensibeal  aufgenommen  mar,  [0  erfuhr  im 
13.  3^1^*  ^urd^  Sr^^^nj  oon  Mtfi  oer  berufslofe  unb  bo^  berufsmäßige  SImofen» 
empfang  ober  Settel  eine  religiöje  3beali]ieruna,  oie  im  3ufammen9ang  mit  ber  £el^ 

20  oon  ber  93erbienftli^!eit  bes  Sllmofengebens  oie  5Drbnung  ber  bürgerlii^n  93e]^&It< 
niffe  aufs  tieffte  fc^bigen  mußte.  Slngefid^ts  btt^Iifci^r  n)ie  proteftantifd^  aber« 
tretbungen  in  ber  Serlenlic^ung  bes  ^an^  ift  immer  lieber  baran  ju  erinnern, 
baß  ferne  religiBfe  Slnfc^auung  eine  ftarle  Ctnfeitigleit  unb  feine  etl^if^e  Sluffaffung 
einen  oollftanbiaen  Smoeg  bebeutete ;   ber  Settel  berufslofer  SRond^e  ift  eben  einfoq 

26unfittli^.  9{atw:Ii^  tonnte  man  bem  loeltlici^en  £anbftrei^ertum  ni^t  entfc^eibenb 
en^egentreten,  loenn  ber  Settel  arbeitsfähiger  SRönc^e  mit  bem  Sd^immer  religiofer 
SBei^e  umgeben  wox.  (Eine  prtnjipieile  Erneuerung  ber  offentli^en  Ser^Ün^e 
bahnte  bie  91eformation  an,  inoem  |ie  bie  Serbienftli^Ieit  ber  31.  auf^bunb  i^fe 
Sejie^ung  auf  Sriofung,  Serfo^nung  unb  iRed^tfertigung  Aber  ben  Raufen  uKtrf  unb 

80  fie  als  msbrud  ber  Siebe  oerfte^n  le^e ,  bur^  bie  ber  (5Iaube  t^ätig  ift  unb  not« 
loenbig  t^ätig  fein  muß.  3nbem  femer  bie  iReformation  bie  monMd^e  93erufsIofigieit 
oenoarf  unb  ber  t^tiaen  £iebe  i^r  (5ebiet  im  georbneten  (5emeinf(9afteleben  loies,  be« 
feitigte  fie  ben  reltgiöjen  Stimbus  bes  Sllmofenempfangs :  fie  forberte  otelme^r  oon Jebem 
(E^rtften  bie  SIrbeit  als  Smnblage  feiner  Cingliebemng  in  bie  bfirgerli(^e  ®efeuf^aft, 

86  freUidb  aud^  bie  Sfi^rjorge  ber  Siebe  für  bie  Slrbeitsunfä^igen  unb  ^ilflofen.  Sius  oiefen 
(Bmnofä^en  ergab  ft^  oon  felbft  bie  moglii^fte  (Erfe^ung  bes  ungeorbneten  Sllmofen« 

Sebens  unb  «emf|fangens  bur^  eine  geregelte  SIrmenpflege.    Diefe  f)(A  benn  au^  fd^on 
I  ber  Sleformationsjeit  begonnen  (ogl.  Sli^aenbadb ,  bas  Slrmemoefen  ber  9{ef.,  Safel 
1883;  Aoffmane,  Sutber  unb  bie  innere  aRtffion,  Serlin  1884).    Unb  fomo^I  bie  mo« 

40  bunten  Humanitären  Seftrebungen,  loie  no^  bie  neueften  Seftrmngen  ftaatlid^er  (gefe^« 
gebung,  bie  Slrbeitsunfä^igen  ni^t  3U  Sllmofenempfät^em  ^ernnterfinlen  ju  laffen,  be« 
jei^nen  nur  ein  SBetterbauen  auf  ben  oon  ber  Deformation  gelegten  (&mnblagen. 
Sbenfo  loie  bie  proteftantifc^en  (Srunbfä^e  religiofer  Selbftbeftimmung  unioiberftei^Hd^  bie 
bt^olifi^en  (Sebiete  iiberfluten,  ^oben  [x^  aud^  bie  fat^olifc^en  Sönber  ge3n)ungen  ge< 

46  f4^n,  ben  proteftantifc^en  (Smnbfä^en,  bie  fi(H  in  ($orm  ber  ^umanität  burmfe^ten, 
Stniaß  unb  (Geltung  3U  gemäbren.  Xro^bem  loirb  ber  9{eifenbe  in  lat^Iif^en  Sänoem 
immer  no^  oon  bem  Settel  beläftigt,  ber  nic^t  etma  nur  ^usbmd  natu)naler  Si^enart, 
fonbem  ncdfirlic^r  SBiber^II  ber  fat^olifc^en  SebensanJ^auung  ift,  bie  ben  (Egoismus 
oes  Seiligfeitsfteebens  begünftigt,  bas  fiq  im  91.  ein  Slnre^t  auf  ben  $immel  enoirbt, 

60  unb  bie  ben  littli^en  9Bert  ber  Slrbeit  wit  bas  fittlic^  (Entrofirbigenbe  bes  Settels  9lr« 
beitsfi^iaer  ntc^t  mx  (Geltung  lommen  läßt,  meil  bie  asfetif^e  9RoraI  bas  befd^uli^ 
Seben  über  bas  t^ätige  ftelU. 

Die  Sluffaffung  oer  %(.  beseic^net  bis  ^eute  einen  loic^tigen  DifferenpunÜ  jmifc^n 
Jlat^olijismus  unb  ^roteftantismus.    Aat^olifi^e  Dogmattler  unb  (Et^ifer  tragen  bis 

66  beute  bte  alte  X^eorie  fort,  bie  ber  jübifc^en  nä^ftoertoanbt  ift,  nur  baß  foU^  X^o* 
logen,  bie  auf  proteftantifc^e  3Bif|enf(^aft  Slüdfi^t  p  nehmen  fid^  gebmngen  füJ^Ien,  bte 
S^ärfen  3U  oerbedten  ober  abjuf^leifen  fuc^en,  unb  baß  Sojiatoolitiler,  bie  für  i^e  ftirc^ 
ernten  mod^ten,  loas  fie  ni^t  geföet  ^t,  mit  proteftantif^em  Aalbe  pflügen.  Die  eoan* 
gelifc^e  Dogmatil  |Ktt  für  bas  91.  leine  Stelle,  nac^  ber  es  irgenbiote  am  Segriff  ber 

60  Srlofung  unb  SSer^^nung  Slnteil  ^ätte ,  inbem  fie  jebes  Cpfer  oenoirft ,  xoü^  bas 


aimfni  ;tH5 

Opfer  (E^rifti  feiner  einsigortigen  (Seltung  berauben  toürbe,  unb  laM  für  ba$  ^.  nur 
9taum  unter  ben  griU^ten  bes  re^ftfertigenben  Glaubens.  3nbem  ober  bte  eoanqelif^ 
(SäfS  ben  C5Iauben  barftelU,  tnfofem  er  Xriebfroft  fittlid^n  ^anbelns  ift.  entfottet  fte 
bte  £tebe,  in  ber  bte  SoIIjte^utm  bes  Stttengefe^es  liegt  (Kö  13,  9),  nacb  i^ren  j>tX' 
f^tebenen  Seiten,  aud^  no^  ber  Der  Sorm^rsigleit.  3nbem  fo  alles  fittlic^  :5<^nbeln  :« 
gefd^fikt  iDtrb  naq  bem  (Blaubensgeift ,  aus  bem  bos  Siebesioirfen  enoac^ft,  unb  nad) 
ber  Sejie^ng  oiif  bie  Sförberuna  ber  Semeinfcboft,  fte^  ^  über  oereinjelten  Sllmofen 
bte  Öeftnnung  ber  SBo^It^fitiglett ,  bie  ni^t  tn  ber  (&abe  fi^  felbft  ein  Serbienft  er^ 
loeden,  jonbern  bem  9&dj^n  bienen  toill,  unb  jioar  ^u  feinem  nrabren  ^eil,  alfo  au^ 
nifit  bloB  eine  ouaenblidlic^  Slotlage  berüdfi^tigen ,  fonbem  ben  9Renfc^en  felbft ,  bie  lo 
bo^er  aud^  nül^  blog  oorüberge^nb  ^Ifen  m5d^te,  fonbem  fic^  bes  9lotIeibenben  an^ 
nimmt,  um  ipt  ju  einer  georbneten  £age  ju  oer^Ifen.  Sie  notn>enbi^e  unb  unerlü^^ 
li^  SSeiD&^nQ  bes  lebenoigen  (Blaubens  in  einer  fiiebest^ti^Ieit ,  bte  3u  oberft  bie 
Seelen  jum  eiotgen  £eben  retten  toill,  eben  barum  (d^r  au^  tn  ber  gu^^^^  ffi^  ^>^ 
3nbioibuum  ben  (Beft^^tspunlt  im  S(uge  fyA,  ibm  mogIi#  eine  felbftft&nbige  Stellung  n 
im  Ralfen  ber  bürgerlichen  (Sefellfc^  ju  geben,  i^n  alfo  nic^t  3um  Settier  ^runter^ 

iiubruden,  fonbem  jur  Selbftbeftimmung  ber  $erfonli(^!eit  }u  er^ben,  ift  ber  bur^' 
d^Iogenbe  (Befif^tspunlt  eoangelifd^  SRoral^  ber  in  neuerer  Stit  auc^  bie  Humanitären 
unb  fiaatn^n  Seffarebungen  beftimmt  Stn  Unterfc^ieb  joifd^en  ber  Solbtotrtfc^afts' 
kbre  unb  ber  eoangelifd^n  Stbif  befte^  nur  barin,  bag  bie  le^tere  für  bie  perfönlid^e  Se=  so 
iDO^ng  bes  c^rifui^n  fiieoesgeiftes  SRaum  ma^t,  n>äHrenb  bie  er[tere  geneigt  ift,  nur 
ber  orgonifierten  9lrmen)rflege  Serec^tigung  sujugefte^n.  Aeine  Stnri^tung  fann  aber 
ben  goltor  perfbnIiAer  fiiebest^igfen  erfe^en  ober  überflüffig  ma^n.  Siefe  aber 
lommt  mit  ben  bepel^nben  Organifationen  ftaatli^er,  lommunaler  unb  inrioater  $lrt 
in  bem  3^^I  juhmmen,  ni^t  oereinjelte  9.  jmedlos  aus3u|treuen,  [onbem  mSglic^ft  ben  25 
SRenfd^it  auf  eigene  M^t  ju  ftellen.  So  Ilar  nun  in  biefer  gtnfic^t  bie  (omnbfö^e 
ber  eoangelif^n  Steiler  fiiü),  fo  utdlar  finb  oiel|a^  noc^  bie  Sorftellungen  in  ben 
Semeinben.  ds  ift  feftgefteüt.  bag  oiele  £anbftretd^r  i^r  fiafterleben  nur  bur^  bie 
unoerfünbmen  lUmofen  pietimfc^  gefinnter  ®I&ubiaen  ermoalic^en  (ogl  SI^if^^<^nn, 
X>tat(ä)t6  Sogobunben«  unb  Serbred^rtum  im  19.  3Q$tH->  Sarmen  1887).  Sol^e «.  so 
tnmen  ben  (äaralter  ber  Se^ünfti^ung  ber  UnJittlu^Ieit.  3ur  Xiefe  unb  3ntenfttöt 
^rqüi^  £ieoe  ae^rt  aber  ntAt  bte  unoerftanbta!eit,  toelc^e  bie  UngereAtigfeit  beför* 
bot  (1  Ro  13,  6) ;  oielme^  foll  im  loa^ren  S^riftenftanbe  mit  bem  (&ef fi^l  ber  Serftanb 
mfanunentDirlen  (14, 20).  3m  einjelnen  galle  mag  ja  bie  Unterfc^eibung  3n)if(Hen  bem 
9L,  wtlfyts  bie  llnfittluHIeit  forbert,  unb  bem  31.,  bas  oorflberge^enber  (oerf^ulbetcr  3& 
ober  unoerf&ulbeter)  9lot  abhilft,  \Awtt  ju  jie^en  [ein.  Slber  gmnbfö^lii^  mug  biefer 
Untof^teb  tn  ben  (Bemeinben  mc  ^neriennung  unb  Durc^fe^ung  gebraAt  toerben,  ni^t 
fai  ber  Einleitung  jur  Eart^eqigleit,  fonbem  ju  überlegter  unb  oarum  jittlic^  bauenber 
SBiAGAotiafeiL  !Der  gl&ubige  (^rift  mug  bamm  bie  dffentli^en  aSo^lfa^rtseinri^tungen 
in  qrpiqlen  Sabnen  m  erbalten  fuc^en  unb  unterftü^en,  an  fold^en  Sinri^tungen  mit>  ^0 
bauen,  bie  ben  3^tltn  oer  ^riftlic^en  £iebe  bienen,  aber  auc^  M  felbft  ein  S^lb  eigener 
|ierfonIi4€r  fiideseinfe^ung  offen  ^Iten;  benn  alle  offentli^en  (Einrichtungen  lönnen 
itie  b  aller  Slot  fteuem,  bag  nic^t  no<l|  für  bas  91.  unb  befonbers  für  bte  perfönlic^c 
Seii^iu^  bes  meigebigen  3um  Sürfttgen  ein  breites  (Bebtet  übrig  bliebe. 

SlutairliA  nimmt  bos  Sl.  je  nac^  ber  oerfi^iebenen  (Beftalt  ber  bürgerlichen  unb  po^  ^^^ 
n  8ei9&Itniffe  eine  gan^oerfd^iebene  Stelle  ein.  3n  un^eorbneten  ober  ^ax  c^a- 
n  3uftfinben  tritt  bie  9lofaDenbig!eit  bes  perfönlic^en  Stnpreifens  ber  etnjelnen 
'1  ^eroor.  3m  mobemen  (»taatsleben,  bas  bte  ^riftlt^e  gorJJCTUJifl  i>«^  fl^' 
foqe  fitr  bie  9tot  in  georbnete  SBo^lfa^rtseinri^tungen  umfe^t ,  n)irb  oic 
^rifBUe  fitebest^atigleit  organifiert  unb  organtfatortfd^.  (Begenn)aritg  bef^ränlt  [tc^  bat)er  ^ 
bor  gloHge  S^ft  niAt  auf  inbioibuelles  Sllmofenfpenben ,  au^  nt^t  auf  bie  SKit^ 
mittiig  ttu  lir^lIiiQer  Sirmettpflege.  Sinb  ja  bo^  auc^  bie  öffentlichen  Stnri^tungen, 
Mf  eincf  utioiieUen  Sollsvirtfoaftsle^re  entfpre^en,  mit  bie  Humanitären  3l|fo5tationen, 
Mf  in  3Bf>niii€ii^ang  mit  ftaatli^n  unb  lommunalen  3Ragna|men  bem  (Eleno  unb  bem 
Softes  CBlgMeniDirten,  als  ein  Sr^eugnis  eoangelif^en  (ßeiftes  ansuerlennen ,  loie  ja  ^ 
m^  bie  bmdft^n  fiänber  hierin  our^ioeg  gegen  bte  proteftanttfc^en  5urü(tftet)en,  unb 
Wf  ui^hjpipii^  £anber  SBo^lfa^etnri^tungen  ni^t  fennen!  Sllle  Humanität  bat 
aber  mr  fo  lange  8e[tanb,  als  fte  am  c^riftltci^n  £tebesgeift  9{ücfl^alt  bat.  Diefer  aoer 
tqßwtjt  m|r  ab  occemutte  SRntofen:  er  pflanjt  immer  neu  unb  oerbrettet  bie  (f)efin^ 
mg,   bie  bie  6c|eiqi|aft  gefunb  mac^t  unb  bie  (Bemeinfc^  auf  erbaut:    (Bütigteit,  ^ 

IlMUtK^lbpiMc  fir  tleolooic  umb  Mr4c.    3.  H.    i.  2:') 


386  «Imofett  aHoger 

(^eunbli^f eit ,  (Sebulb,  fiangmut,  Sanftmut,   gfnebe,  Sarm^erjigfeit,  SBop^Stigfeit, 
ober  loie  man  bie  £iebe  fon[t  in  t^ren  Serstoeigungen  benennen  m5ge.  £e«»e. 

Slmofemer.     Du  CoDge    s.  v.  elccmosynarius;    Thomaasin,   Ancienne   et  nonvelle 
dificipline  de  r^lise,  «ßariö  1725,  I,  2  c.  112  n.  9,  @.  1260. 

6  2)ie  SBfirbe  bes  SHmofenier,  aumönier,  eleemosynarius,  lommt  feit  bem  13. 3^' 
^unbert  am  fton}o{{[(^en  ^oje  oor.  3^r  Zx&itx  geborte  jum  $offIeru$  unb  nmr  |una^|i 
nur  mit  Serteilung  bet  föntgL  9Imo|en  betraut.  Salb  gob  es  mehrere,  loorunier  ein 
C5rogaImo{enier  feit  bem  15.  ^a^r^.  genannt  mirb;  ber  erfte  wax  Sobannes  be  Kel),  8ei(^* 
DOter  itarls  VIII.  unb  Sü(^of  oon  Angers.    Sor  ber  Keoolution  golt  ber  C5roft* 

10  almofenier  als  einer  ber  ^öc^ften  ür^Ii^en  SBürbentrfiger  Stanlrei^ :  er  batte  bie  Vuf « 
fi^  über  bos  gefamte  3Bo^It^gIeitsiDe[en ;  unter  feiner  fieitung  Itanb  bie  ^ofgeiflli^eit ; 
oon  i^m  ginaen  bie  Sorf^Iäge  jur  Se)e|ung  ber  oon  bem  Adntg  ju  oeraebenben  Sene« 
fijien  mit  msna^me  ber  Sistumer  uno  Sibteien  aus.  3n  ber  9{eooYution  fiel  mtt 
oem  ftSnigtum  bas  9lmt  bes  (Srogalmofeniers.    Stopokon  I.  unb  III.  ^oben  es  er« 

16  neuert 

über  ben  Sleemofqnorius  am  pSpftlic^en  $ofe  f.  b.  91.  Aurie. 

««§••  t  («•«*). 

fHoger.   Epiph.  haer.  51  (bie  mic^tigen  (Srg&n^unoen  auS  Cod.  VeD.  Marc.  125  }uer{t 

in  ber  «luÄg.  oon  B.  3)inborf  II,  450-503  cf.  III,  718-738  grünbllc^cr  für  ben  Xert 
20  t)em)ertet) ;  Fhilast.  hacr.  60.    ^uf  btcfelbe  gartet  be^ic^t  fic^  »afir^c^einli^  fAon  Iren.  III, 

11,9.  —  gRcrtcI,  ^ift.  trit.  «ufllärung  ber  ©trclttgrcit  ber  «logcr  über  bie  «pofal^pfe  1782 ; 

^einic^en,  De  Alogis  1829;   Sipfiud,  3ur  Ouellenfritit  bed  d^pip^niud  (1865)  6.  23—28. 

233 f.;  bedfelben  CueDen  ber  älteften  ^^ergefc^.  (1875)  @.  101-114.  214 f.:   8«^^«,  «ef«. 

be»  ntL  Äanong  I,  220-262;  II,  47.  50.  236.  967-991.  1021;  beSfelben  gforf (jungen  V, 
25  35—43;  SSoigt,  (Sine  uerf^oQene  Urhtnbe  bed  anttmont.  ^ampfd  (1891)  @.  65  ff. 

Die  Öberein[timmung  {Difc^en  bem  furjen  SeriAt  bes  ^^ilofter  unb  beut  aus* 
ffibrlid^en  bes  (Eptp^nius  erilort  ]iä),  wit  in  ben  meijten,  n>enn  aud^  ni<^t  oHen  Vfyn* 
lidQen  Sällen  aus  gemeinfamer  Slb^ngigfeit  beiber  Ae|erbeftreiter  oon  ^i^iobts  „&^n» 
tagma  gegen  32  5are{ien'^    9R3gIi(^  wattf  bag  (Epi^nius  ougerbem  noq  bie  auf 

aober  Ad^ra  bes  ^ippolqtus  beseugte  6(^rift  besfelben  inkg  tov  xarä  'Itodrrtiv 
evayyddov  xal  änoxaXinpecog  benu^t  ^e,  o:»eI(^e  einen  Angriff  auf  bie  beiben  ^tipt< 
fc^r^n  bes  3o^nnes  oorausfekt  unb  [omtt  gegen  bie  ,,Snoger'^  bie  einjigen  jener  3^it 
anaebörigen  C&egner  gerobe  biejer  S^riften  gnid^tet  gemefen  fein  mug.  ^anboremid^ 
fino  bie  Seril^ungen  oon  Epiph.  haer.  51,  34  mtt  oem  4.  gfragment  oon  ^^pobts 

35  Gapita  adv.  Cajum  (3a^n,  ®e{(^.  bes  Aanons  I.  237 ;  II,  977),  unleimbar  oud^  me 
pif^en  haer.  51,  35  unb  Iren.  III,  11,  9  (3abn  1,225 f.;  11,970  9:.8).  Daraus 
folgt  aber  ni(^t.  bag  CEpip^nius  auc^  bie{e  6(brtften  bes  gippointus  unb  bes  3reii8us 
oenoertet  fyd,  (onbem  bag  ^ippobt  in  bem  ben  „Slogem''  gemumteten  jlopitel  feines 
6qntagma  foioo^I  C&ebanlen  bes  3renaus  n)ieber^oIt,  als  au^  |oI^  Sbgumente  oor< 

40  getragen  ^t,  n)el^e  er,  n)aMc^einIi(^  etmos  fpöter,  ber  Aritü  ber  Slpofal^  bun^ 
(Eafus  entgegengehalten  f)at  vlu|erbem  no^  münbli(i^  äberlieferung  ober  eigene  (Er< 
fa^rung  bes  (Epip^nius  als  Quelle  feiner  Dorftellung  anjunei^men,  ift  unt^unltc^;  benn 
er  rebet  oon  ben  „Slloaem''  bur^mea  als  einer  Sr[(^inung  ber  Sergangen^it  unb 
jiDar  ber  3^it,  ba  ber  90iontanismus  bte  fleinafiatif^e  Air^e  aufregte  (Dind.  II,  p.  450, 

45  4—11;  451,  31;  500,25—29;  503,  21  cf.  510,2—10),  unb  er  toeife  auf  bie  nfid^ft» 
liegenben  grragen  feine  Sntmort.  Dag  er  i^nen  ben  9{amen  "AXoyoi  aus  eigener  Sr« 
itiS^ung  gebe,  befennt  (£pip$.  felbft  (I,  248,5;  II,  451,29;  474,  9;  494,1),  iDö^renb 
ie  bis  ba^in,  b.  ^.  in  ber  Vorlage  bes  Q^ip^anius  leinen  anberen  9lamen  trugen,  als 
Hn^önger  htx  „§ärefie,  loel^e  bie  Schriften  bes  So^^nnes  oenoirft"   (p.  451,  31; 

50  452,  9).  Der,  ©ie  es  f(^eint,  aus  bem  URunbe  ber  „tlloger"  felbft  genommene  Sus» 
brurf  xd  auTov  (sc.  "Icodwov)  ßißUa  (p.  453,  6),  rotlSfix  m  ber  »eftreitung  öfter 
©ieberfe^rt  (p.  452, 9,  moran  fic^  bas  bretfa(^e  amd  452, 19—21  anfc^Iie^;  p.  501,30), 
erflört  es,  bag  (Epip^nius  ungen)ig  nxtr,  ob  fie  au(^  bie  Briefe  bes  3o9<tnn^s  ^^' 
iDorfen  ^aben  (501,  31  cf.  503, 14).    9lur  aber  i^re  itrüil  bes  (Eoangeliums  unb  ber 

55  9lpofal9pfe  batte  ^ippolqt  einzelnes  berichtet.  Den  felbfterfunbenen  9camen  „Woger" 
©ugte  SpipQonius  nur  ourc^  bie  felbfterfunbene  ^^rafe  ju  re^tfertigen,  bab  „fie  ben 
oon  3o^nnes  geprebigten  £ogos  ni(^t  annehmen''  (451,33;  474,  10).  Dte  oon  i^m 
felbft  oorgeffi^rten  (Srünbe  ber  „Slloger''  gegen  bie  apoftolif^e  $ertunft  ber  io^anneif(^n 


SHoger  387 

Sänften,  foioie  ber  oon  ^ippol^t  t6nen  gegebene  9tame  unb  bie  hirse  Sfijse  bes 
^^ilafter  unterftfiten  biefe  ^Deutung  i^rei  fritif(^en  Haltung  burd^aus  nid^t,  unb  (Epi« 
pbonius  tDtberfprid^t  \vSf  (elbft,  loenn  er  offenbar  na^  ^i^olnt  fagt:  [te  fqeinen  oen 
gleiten  Glauben  mit  ben  ftat^olüen  }u  ^dben,  nur  bag  fte  nti^t  an  ber  3uoerIäf|tgiett 
ber  biu:^  ^o^nnes  oermittelten  göttlU^en  ^rebtat  feft^alten  (452, 30).  Sluc^  bie  nad^«  5 
trSglid^e  minilpfung  ber  Z^obotianer  an  bie  $(loger  (haer.  54.  1)  i(t  eben  boburc^ 
als  eine  ber  oielen  vEräumereien  bes  (£pip^nius  enoiefen.  Die  X^efe  ber  Slloger  lautet: 
,,fie  (bie  io^.  SAriften)  finb  niAt  (6(^rtften)  bes  ^o^nnes,  [onbem  bes  jlerint^'^ 
unb  ,Jie  finb  nid^t  toert,  in  ber  ftirAe  ju  fein''  (452,  20).  Sie  allgemeine  Segrun« 
bung :  ,, Seine  S^riften  Jtimmen  ni^t  mit  ben  übrigen  Slpofteln  überein''  (453,  6).  10 
3m  einseinen  iDiro  bies  fo  ausgeführt:  1.  „X>as  (foangelium  auf  ben  3lamtn  bes  3^« 
bannes  lügt''  (474,  18:  479,  6),  inbem  es  c.  1,  1—2,  11  bie  loid^tigjten  6tüde  ber 
mnoptif<^n  (£r}a6Iung,  msbefonbiure  bes  SRatt^us,  mit  bie  ^Inäfl  na^  Sgqpten  unb 
bie  9{ü(Re^  na^  Slajaret^,  bie  Xoufe  unb  bie  oienigtfigige  Serfud^ung,  bie  iRüdRe^ 
nad^  (SalilSa,  Seginn  ber  offentlidben  ^rebigt  unb  Berufung  ber  jünger,  teils  gänjlid^  15 
übergel^,  teils  aus  bem  gefc^i^tlic^en  3u|ammenbang  reift  unb  iDiuIürlic^  oerlnupft 
(453,  8—27;  474,  13—21;  478,  33—479,  9).  SBenn  bie  Slloger  Jelbft  ©egen  biefer 
Slbroeicbungen  oon  ber  f^noptifi^en  SarfteHung  bas  (Eoangel  nac^  3o9<ntnes  ädidi^eTov 
genannt  ^oben  (475,  8),  fo  lann  bies  jebenfalls  nid^t  „un!anonifA",  fonbem  nur  „un« 
georbnet,  f^Ie^t  bifpontert"  ^igen  (S^n,  ®.  b.  A.  II,  971).  Sielleic^t  ift  aber  nad^  20 
Epiph.  haer.  51,  30  extr.  ätnci^erov  ju  lefen.  2.  „3o^nnes  fyA  gejagt,  bag  ber 
^eilanb  jioei  ^affa^fefte  im  Serlauf  oon  3n>ei  3<4c^n  geilten  ^at,  bie  anbem  (Eoan» 
geliften  er^Ien  nur  oon  einem  ^offa^"  (481,32).  2)er  Schlug  aller  SBiberlegungen 
biefer  itrittfen  lautet:  bie  (Eoangelien  ft^en  im  fi^önften  Sinllang  mit  einanber(497,15). 
®ele^  ^armoniftit  loiberleot  bie  Soangelienfritil  ber  Sdoger  mit  bie  bes  Selfus,  bes  25 
^orp^qrius  unb  bes  ^^ilofabbotios  (459,  13).  3n  Sesug  auf  bie  ^o!aI^e  Jpotten 
fte:  1.  „SBos  nüM  mir  bie  9CpoIal9p]e  bes  3o^nes,  inoem  fie  mir  oon  7  (Engeln  unb 
7  Xrompeten  fogt"  (499,  6).  2.  (Einige  oon  ber  Partei  jaaen:  „(Es  ^M^  2, 18: 
,6(^e{be  bem  Sngel  ber  (Bemeinbe  oon  X^natira',  unb  es  gtebt  bort,  in  X^Qatira  !eine 
(E^rtftengemeinbe.  SBie  fd^rieb  er  alfo  an  bte  nic^teiiftirenbe  (Semeinbe"  (p.  500, 12)  ?  90 
3.  9ns  Utd^erltd^  htbtn  fie  befonbers  noc^  9b)f  9,  14—17  beroor  (501,33).  Die  9Ro« 
tioe  ber  ibitif  lalfen  {iq  aus  biefen  SruAftüden  nid^t  ertennen.  3|t  ber  9lame  ber 
Slloger  unb  bie  oomit  jufammen^ngenbe  Sermutung,  bag  eine  SIbneigung  gegen  bie 
fiogosle^re  unb  über^upt  bie  (T^riftologie  bes  4.  (äangeliums  bas  Slfotb  wrer  Aritii 
fei,  nat^isli^  eine  fc^Ied^te  (Erfinbung  oes  (Epip^nius,  mel^e  o^ne^in  bie  Senoerfungas 
bet  ^olal^pfe  unb  ben  oeräc^tltc^en  Xon  ber  an  biefer  geübten  jteitif  nic^t  ju  erflären 
geeignet  ift,  fo  oerbient  um  fo  me^r  Seoi^tung,  bag  (Ep^ip^anius  fie  ni&t  nur  geo« 
grapQifc^  und  d^ronologifc^  mit  ben  SRontaniften  jlleinafiens  in  Serbinbung  fe^t  (450, 4 ; 
500, 14—501, 2),  fonbem  i^nen  auc^  eine  Serlennuna  ber  in  ber  Air^  oor^nbenen 
(E^orismata  nac^fagt  (503,  7—21).  ^t  er  ^ier,  mit  bie  Serglei^ung  mit  3ren.  III,  40 
11,9  beioeift,  ®ebonIen  bes  ^ippol^tus  unllar  genug  loiebergegeben.  fo  folgt,  bag  fcbon 
^ippolqtus  an  fener  Stelle  bes  3renäus  eine  Seftreitung  ber  Suoger  gefunben  fyd, 
obwohl  3renaus  bem  3|if^^^^n^n9  ^^  bortigen  Slusfü^ng  entfpreci^nb  i^nen  mit 
bünen  SSorten  nur  bie  Senoerfung  bes  4.  (Eoangeliums  unb  nic^t  audb  bie  Senoerfung 
ber  Spolal^pfe  jum  Sonourf  mac^t.  Darnad^  Darf  als  Slnfid^t  bes  3renöus  unb  bes  45 
5ippol9tus  aelten,  bag  biefe  übrigens  re^igläubigen  £eute  tn  f^rfem  (&egenfaj^  gegen 
bte  9Rontan{ften  biefen  bie  Stufen  ju  entjie^n  fuc^ten,  meiere  fie  für  i^re  £ebre  oom 
Palleten  am  fo^.  (Eoangelium,  fiur  i^ren  Iröftigen  Qi^iliasmus  an  ber  9{pofaIt)pfe  3U 
boben  meinten.  (Eine  Seftotigung  biefiir  liegt  auq  barin.  bag  ^^ilafter  (haer.  59—60) 
\xt  ben  Sertretem  eines  finnltc^en  (T^tliasmus  gegenüberftelU,  unb  ihnen  mit  fenen  jum  50 
Sonourf  mad^,  bag  fie  „bie  5lraft  ber  S^rift  ni(^t  ertennen".  !Dag  biefe  freie  lln* 
ffl^ng  oon  9Rt  21,  29;  SRc  12,  24  unb  fomit  auc^  bie  ßufammenftellung  ber  ^x* 
liaften  unb  ber  „Slloger"  oon  ^ippolqt  ^erril^,  ift  um  fo  fici^rer,  als  bei  Spip^anius 
(474, 12)  bie  Slloger  afe  jutj  voovvreg  rrjv  dvvajuiv  x(bv  evayyelUov  (^ralterifiert  loerben.  — 
3nbem  oie  Slloger  bie  {ob.  SAr^en  für  umoert  erflärten,  in  ber  Rix^  ju  fein,  er*  55 
tonnten  fie  beren  t^fad^It(^e  (peltung  in  ber  Air(^e  an;  unb  inbem  fie  i^re  Slbfalfung 
bem  Aerint^,  einem  3^i^9^ftoff^n  ^^^  3o^nnes,  ^ufArieben,  erlannten  fie  an,  oag  fie 
3u  £e^iten  bes  3o^nn^0  gera^rieben  feien.  Dag  fie  oen  Aerint^  als  Serfaffer  nannten, 
erllSrt  fiä  baraus,  baft  trügertfc^  Slnfertigung  oon  GAriften  unter  apoftolifd^en  Kamen 
als  ebi  SeAre^n  golt,  bas  man  oon  {e^  am  liebften  ben  Ae^em  jufd^ieb,  foioieeo 

25* 


388  fOoitt  mombu^o» 

barou0,  bog  Aerint^  ber  nambaftefte  3nle^ret  aus  ber  legten  fiebensjett  unb  ber  Um^ 
gebung  be$  3o^Qnne$  loot.  Stne  mdfic^t  auf  bie  befonbere  fie^rart  Aerint^  ift  babei 
nv^i  anmne^men;  benn  na^  ben  gtaubmfirbigeren  Slod^ric^ten  bei  Srenaus,  ^ispol^tus 
unb  QU^  ^feubotertullian  (c.  haer.  10),  ^at  Aerint^  £e$re  nic^t  bie  gering|te  au(^ 

6  nur  gan5  au^erlid^e  ^nli^teit  mit  ber  jo^anneifd^en.  2)a$  gilt  aud^  Don  bem,  idos 
er[t  Cpip^ntu0  unb  oiefem  folgenb  ^^tlafter  i^m  angebietet  ^aben  (cf.  3*  Aunje, 
De  hist.  Onost.  fontibus,  1894,  p.  64—- 67).  SBenn  aber  (Eajus  oon  9lom  bem 
jlerint^  einen  finnli^en  (E^iliasntus  anbii^tet,  |o  ift  bas  niAt  etne  Urfad^e,  fonbem 
nur  eine  golge  baoon,  baj  er,  hierin  ben  ^bgem  (ic^  anfc^Iiegenb,  bie  ^!al9|)fe  bes 

10  3o^annes  für  ein  9Beri  Jterini^  ertlSrte.  S:^«  Bo^n* 

SUnmbrobod.  Malvasia,  Catalogu8  omnium  haeresium  et  condlionim  (9fiom  1661), 
p.  269—274;  Baynaldi,  Ann.  eccl.  ad  an.  1524;  Spondan,  Ann.  eccl.  ad  an.  1623;  $». 
^pc,  &t\di.  ber  quiettft.  ^ftil  in  ber  lat^.  ^r^e,  Serlin  1875,  @.  41  f.;  ^enenbej  $e' 
la^o,  Historia  de  los  heredoxos  Eepaüoles,  ^abrib  1880,  II,  521;  III,  403;  ^.  d^.  £ea, 
16  Gnapters  from  the  relig.  History  of  Spain  connected  witibi  the  Inquisition,  ^tw»^oxt  1890 ; 
(g.  ®ot^cin,,  Sgnat.  d.  fioQoIa  unb  bie  (Segenreformation,  ©alle  1895,  @.  61  ff.,  224  ff. 

Die  unter  bem  Stamen  Sllombrabos,  ober  feinem  lat  ^uioalent  Illuminati  be« 
lonnten  9RqftiIer  Spaniens  treten  juerft  um  ben  Slnfang  ber  20er  3<t^c^  bes  16. 3<^^« 
^nberts  als  (Begenftanb  inquifitorifd^er  Verfolgungen  beroor,  unb  toar  jiemlic^  gleic^^ 

aoj^g  in  ber  C5egenb  oon  Seotlla  foioie  in  (£aftiuen  (bef.  in  unb  bei  Xolebo).  9t(äf 
äBabbing,  Ann.  Minorum  ad  a.  1524,  breitete  fic^  bamals  unter  Alerüem  unb  äßom^en 
Caftiliens  aus:  perniciosa  pestis  haereseos  nuneupatae  Illuminatorum  s.  Viae 
illuminativae  aut  dimittentium  se  divinae  dispositioni,  nihil  volentium  facere 
nisi  quod  nitro  per  divinas  inspirationes  aut  revelationes   sibi  suggeri  facile 

35  et  erronee  credebant.  3n  Zolebo  foll  insbebnbere  bie  .,93eate''  3{abeua  be  (Truce 
(nic^t  ju  oenoe^feln  mit  einer  gleU^namigen  gfranjislanertn  bes  folg.  3<4Y$unberts, 
T  1681)  illuminatifäe  fie^ren  uno  (Drunbfö^e  oerbreitet  ^aben.  (Ettoas  fpfiter  erf^int 
bie  (Elariffin  aRagbalena  be  (Eruce  aus  Slgutlar  (bei  C[i)rbooa)  in  einen  3nquifttions' 
proseg  roegen  3uuminatismus  oenoidelt,  ber  mit  i^er  9Ibf(^n>drung  enbigt  (1546); 

80  a^nli^  bann  bie  portugief.  Dominilanerin  üRaria  be  Sifttatione  (1586)  u.  f.  f.  3» 
ben  am  frü^eften  loegen  bes  SerbaAis  illuminatorifc^er  Ae^erei  inquifitorif(^  Verfolgten 
im  6. 3a9tb.  gehört  ber  Stifter  ber  ©efellf^aft  3e|u.  fio^ota  (ogl.  b.  31.  „3e[uitenorben") 
n)urbe  juerft  1526,  loöbreno  feines  Stubierens  m  Sllcala  ber  3uaeprig!ett  jur  Sllom^ 
brabo^Selte  angefla^t;  oie  asfetif(^e  Haltung  unb  ärmliche  Xra^t,  beren  er  unb  mehrere 

86  feiner  ^{nbänger  (bte  f.  g.  Snfaqalabos  ober  .,9Bonrodfa:ager,  SBolböde'')  fi^  oor  ber 
£iffentli(^feit  befletgigten,  foioie  geioiffe  m^ftif^^quietiftifc^e  £e^ren,  n)eld^e  biefelben  oer» 
breiteten,  ^tten  iqm  biefen  SSerbac^t  3uge}ogen.  Dte  oon  bem  enbifc^ofli^en  Silar 
gigueroa  angeftellte  Unterfu(^ung  ergab  jtoar  bie  llnf(^ulb  ber  ^naellagten,  führte 
inbeffen  3U  ftrengen  Serboten  i^rer  groben  Sefleibung  unb  i^res  Sarfugge^ens  foioie 

40  }u  loieber^olten  Sin!erferungen.  SluA  in  Salamanca,  loo  3gnatius  bemnä^ft  feine 
Stubien  fortfe^te  (1527),  ^atte  er  fiep  loegen  ber  Sefd^ulbigung,  bog  er  £e^ren  unb 
(Srunbfö^e  jener  ^elte  oerbreite,  m  oeranttoorten;  unb  jioar  loar  es  ^ier  bie  oon  i^m 
erteilte  Slnioeifung  3U  geioiffen  gei[tli^en  Übungen,  bie  (Srunblage  feiner  fpoteren  Exer- 
citia  spiritualia,  meldte,  als  ber  illuminatif^en  Ae^erei  oerbäi^tig,  einer  uirüfung  bur^ 

46  eine  ^etftli^e  Aommiffton  unterjogen  mürbe.  3Ran  fanb  im  fibrigen  ni^ts  fe^erif^es 
in  fetner  £e^eife;  nur  bie  3Irt,  wk  er  ben  Unterf(^ieb  jtoifi^en  34)bffinben  unb  Wl^-- 
li^en  Sänben  formulierte,  3^  i^m,  na^  42tögiger  Unterfu(^un^]^aft,  eine  CDenfur  3U, 
foioie  ein  Verbot,  fii^  aller  SSerfu^e  3ur  Definierung  jener  Dtftinttion  in  3ubi^  3^ 
en^aßen  (SRibabeneira,  Vita  Ign.  Loy.,  c.  5;   Oo^ein  S.  225).    9Kan  tonnte  aus 

60  biefem,  freiließ  ber  nötigen  näheren  Sluf^ellung  ermangeinben  jllagepunite,  Jotoie  aus 
ber  bebeutfamen  3^it  bes  erften  Seianntmerbens  illuminatorif^er  £ei^ren  überhaupt,  bie 
9Rutmagung  eoangelif^er  Cinflüffe  als  ber  eigentlichen  C&runblage  biefes  fpanif^n  ällu» 
minatentums  j^erjuleiten  oerFuc^t  loerben,  mk  bies  benn  feitens  romif^er  Beurteiler  ber 
(ErfAeinun^  bis  tn  bie  neuefte  !^tii  oielfa^  gefäeben  ift  (ogl.  no(^  S(^äkSlrti{el  „(£r« 

56  leudgtete"  tm  gteib.  Ä£ei.,  loo  bie  fienre  ber  Sllombrabos  als  „ein  ©unoerlii^  C&e« 
mif4  oon  fiut^ertum,  (Bnofticismus  k.  oesei^net  ijt).  Doi)  trögt  toeber  Ofunas  Abe- 
cedario  espiritual  00m  3-  l^^^  (^ine  sioar  !at^olif^  approbierte,  aber  au^  in  Sllu» 
minatenlreifen  oielbenu^te  Anleitung  3U  bef(^auli^er^noad^tsflbung,o^L®o^ein,S.68f.), 
ni>df  bas  Exercitatorium  spirituale  bes  SBenebütinerabtes  (garem  be  Cisneros  oon 


Kbntfoiko«  389 

SRanrefa,  aus  loel^etn  fioqola  unsioeifel^  loic^tme  Smpulfe  unb  SRotioe  für  feine 
,,iXbunatn"  gefc^öpft  ^at,  irgentoie  eoangehfc^en  (SfyxsoSkt.  miä)  loeift,  idos  fonft  über 
bie  fiepte  unb  fiebensrid^tung  ber  Snombrobos  fic^  ermitteln  lägt,  e^r  atrf  einen  3u* 
fammen^Q  berfelben  mtt  ber  ün^ngerjc^ft  bes  (Erosmus,  als  auf  lut^nM  reformo« 
torifc^e  ®eftnnungen  unb  Seftrebungen  bin.  SBeber  3uQn  b'SbilQ,  ber  „^oftel  Wx*  s 
baluftens'\  no(^  £uis  be  Gronaba,  nm  grtancis  be  SBoxaia,  bie  man  gleid^  mehreren 
anberen  mqfttf^  genuteten  ffmnifAen  2^tolo^tn  fener  3^tt  als  SHombroDos  oerbädUigt 
^Qt  unb  bie  besbalb  Ser^öre  bei  oer  3nquifttion  3U  befte^en  Rotten,  f^einen  mit  9<e^t 
geheimer  Serbinoungen  mit  benfelben  bef^ulbigt  iDorben  5U  fein.  3Bo  bie  £ebren  ber 
9[lombrabos  burc^  Witn  ber  Sncjuifition  bargefteüt  toerben,  erfc^einen  fie  allerbings  10 
benjenigen  ber  me^r  lirc^Iic^  aenc^teten  901nfti!er  (roie  bie  eben  genannten,  ober  lote 
Xerefa,  3o^nn  00m  itreuse  2c.)  in  einigen  fünften,  befonbers  ber  eifrigen  (Empfehlung 
bes  ^er^ensgebetes,  oeriDQnbt^  jeigen  aber  jugleid^  aaq  ein  geioiffes  quöferif^es  C5e« 
{nrage  (ober,  falls  ben  parteit[(^  gefärbten  Seric^ten  ber  inquifitorijd^n  Si^nfifteüer 
(Slauben  ju  fc^enfen  loäre,  Sejielungen  ju  ben  9lnf^unaen  beutfd^er  Slnobapti^en  is 
unb  Sc^iDormer  loie  SRünjer,  S^enlfelb  k.,  ogL  SRoqnalo  [f.  0.]  ad  ann.  1524). 
(Eine  Drbonanj  ber  fpan.  3nquifition  00m  28.  S^nuar  1558  ^ebt  als  btefenigen  £e^en, 
loeli^e  als  Aennseic^en  bes  lefeerifAen  SÜuminatentums  ju  gelten  ^en,  ^eroor:  allein 
bas  innere  C5ebet  fei  oon  (ßott  befohlen  unb  oerbienftliq,  bas  93eten  mit  bem  SRunbe 
eine  äugerlic^  fnmbolifc^e  ober  fabamentli^  $anblung  obne  religiofen  SEBert;  ben  20 
Sei^tootem,  loeu^e  andere  leiblidbe  Übungen  aiäefe^Ieiu  fet  ni^t  ju  ge^orc^en;  bie 
redeten  Siener  (Sottes  mfi^ten  über  [olc^e  Übungen  ergaben  fein,  Ratten  auc^  ni^ 
notig,  oerbienftlidbe  SBerle  tm  geioo^nh^en  Sinne  ju  t^un;  bie  ^eioaltfame  Seioeguna, 
bas  3itt^nt,  bie  D^nma^ten,  loelc^e  ibre  innerliche  Snba^t  begleiteten,  feien  üRenmoIe 
ber  göttlid^en  £iebe  unb  ber  C5nabe  oes  ^I.  ®eiftes;  im  Staube  ber  SoIBommenen  25 
f^ue  man  bas  (Se^eimnis  ber  Ürinit&t  fc^on  ^ienieben  unb  loerbe  besilgli^  olles  m 
!li^uenben  loie  m  fiaffenben  burc^  (Eingebungen  bes  $1.  (&eiftes  reaiert;  in  biefem  Staube 
lonne  man  bie  Silber  ber  geiligen  ni^t  m^r  \d)tn,  lonne  ^rebtgten  ober  auf  adttliAe 
Dinae  bejflglit^e  Unter^Itungen  gemd^nlic^er  ^rt  ni^t  m^r  ^ören  2c.  (filorente,  Artt. 
(Sefqic^te  ber  fpan.  Snauifition,  beutf^  oon  god,  II,  6. 3  f.).  (Ein  nod^oollftänbigeres  ao 
Serjei^nis  illuminatorii^er  3nle^ren  aus  bem  17.  3^^^unbert  (bei  uRaloafia,  Cata- 
logus  omnium  haeresium  et  concilionun,  Rom.  1661,  Centur.XVI,  p.  26& — 274) 
bnngt  biefelben  im  gansen  auf  50  65^e,  unter  melAen  Jiä)  auger  ben  bereits  mit* 
geteilten  3.  S.  noi)  folgenbe  befinben:  „3m  Staube  oer  SoHlommen^eit  [ei  meber  ein 
iRüdfc^ritt  nod^  ein  (Jfortfd^titt  ber  Seele  möglich,  fofem  burd^  bie  (Snobe  alle  93er»  86 
mögen  berfelben  aufgeboben  o^firben;  ber  SoIHommene  fe^e  im  3uftanbe  bes  gerjens* 
gebetes  meber  Silber  ber  geili^en  u.  bgl.  an,  no^  bebflrfe  er  flberbaupt  ber  (Jrürbitte 
oer  ^eiligen,  {a  nid^t  einmal  bte  Slnba^t  jur  SKentt^eit  3efu  fei  ipm  nötig;  auf  ber 
Stufe  ber  SJoIßommenbeit  bebürfe  bie  Seele  o^eber  oes  C5ebrau(^s  ber  Salramente  nod^ 
ber  Serric^faing  guter  Sßerle;  etgentlitbe  Sflnbe  ISnne  ein  Solllommener  niä)t  tbun;  40 
felbft  eine  äugerlt(^  betrautet  als  lajter^aft  geltenbe  ganblung  oermoge  bie  in  mqftMer 
Sereinigung  mit  (Sott  lebenbe  Seele  ni^t  ju  befledfen."  —  UnfittliA  antinomifttf^e 
(Srunbfö^e  oon  berSIrt  bes  ^ier  sule^t  atmeffinrten  foK  au^  jene  URagbalena  aus  9gmlar 
(f.  0.)  fqon  oorgetragen  ^oben;  besgleic^en  Sie  um  b.  3*  1^75  in  (Eorbooo  unb  Um» 
gebung  aufgefpfirte  3lluminaten[elte,  mel^e  fiA  auf  bie  £e^ren  einer  (Eormeliterin.  (Ea»  45 
terina  be  oefus,  foroie  auf  bie  oes  ^uan  be  SSillelpanbo  aus  leneriffa  berief  unb  oon 
ber  bomols  oiele  imi)  bie  3nquifition  bem  gfeuertobe  überliefert  louroen.  vtoi)  1623 
tau(^  in  ben  Diocefen  oon  Seoilta  unb  (Sranaba  eine  Seite  oon  SDl^ftßem  auf,  ,,qui 
obtentu  orationis  mentalis  et  contemplationis  divinae  atque  unionis  cum  Deo, 
quibus  se  praeditos  jactabant,  sacramenta  Ecclesiae,  praedicationem  Verb!  Del  60 
aliaque  pia  exercitia  flocci  faciebant,  eam  adeo  extollentes,  ut  etiam  ad  turpia 
commercia  eius  vi  absque  peccato  perveniri  posse  affirmarent."  3^re3nlebren 
foll  ber  bamaliae  (Sroginquifitor  SInbrea  ^a^eco  fogar  auf  76  fünfte  gebraut  ^aben; 
fieben  9?äbelsfü$rer  ber  SeHe  erlitten  bamals  ben  5l<nnmentob(Spondan.  ad  a.  1623).— 
9li^  loefentltA  anbers  lauten  bie  einer  um  biefelbe  !^t\i  im  ndrbli^en  granlrei^  ^r*  56 
oorgetretenen  Seite  oon  Illumin^s  fc^ulbgegebenen  3nle^ren.  9lls  Segrünber  biefer 
im  3- 1634  in  gl^nbern  unb  ber  ^icarbie  fir^li^  oerfolgten  fraiuöfifc^en  3lluminaten« 
p«tei  u)irb  aufeer  einem  geroiffen  Slntoine  Socquet  befonbers  ber  $faner  5U  St.  CBeorge 
oe  9io9e,  Wb€  (Su^rin,  genannt,  beffen  ^n^önger  unter  bem  9lamen  ber  (Su^rinets 
belannt  lourben.    9lod^  um  ben  Slnfang  bes  18.  3<4^$f  um  1722,  mürbe  eine  Sehe  eo 


390  Sbrntrokod  9Ifteb 

oon  Illumin^s  im  fäblic^n  Sranlreic^  entbedt,  bereit  Softrin  eine  nähere  Semmnbt« 
fd^oft  mit  ben  m^ftifAen  Seroottungs«  unb  falfc^n  SoIUommen^itsIe^ren  ber  fflom» 
brobos  auf3un>ei(en  {^ten;  bo$  f$Io{|  biefelbe  ^glei^  aeioilfe  mourerij^e  Elemente  in 
M,  bie  fie  als  eine  Slrt  r>on  Sorläuferin  bes  naturalifttf^geri^teten  äüuminatentums 
ber 


5  ber  70er  unb  dOer  3a^te  bes  oorigen  ^oifycf).  (ogl.  ben  9.  „Slluminaten'O  !ennjei(^nen. 
Sine  nähere  SJenDonbtfäaft  mit  {ener  fponifc^en  Sdombrabosb  ^ 
mqftifd^^quietiftifi^en  fie^ren  bes  SRoIinos  ju  (f.  b.  betr.  9.). 


ao 


9[(ot)ftnd  DonC5on3QgQ.—  8.  Aloypi opera  omnia  ed. Heuser, ^'6ln, 9onn  u.  !6rüffel 

1850,  aixä)  In  bcutfc^cr  Übciicfunö;  ^.  ü.  Stcumont,  ©riefe  l^eiltgcr  unb  gotteSfürt^tiger  3ta* 

10  liener,  grcib.  1877,  @.  271  ff.;  AS  Sunt  4.  ©b  @.  847;  2)Qurignac,  QkW  bed  1^.  mot^^m 

t9on  ® on^aga,  Derbeutfd^t  \>on  (Slarud,  gfranif.  1866 ;  $apencorbt,  SDer  ^.  ^lo^fiud ;  fein  fiebcn, 

bie  9lnba(^t  ber  fe(^Ä  Sonntage  unb  Öebete,  ^aberbom  1889. 

fiuigi  (Snoqfius),  aus  bemCSeMIe^te  ber  (Son^dgo.  ift  ouf  bemSd^Ioffe  Saftiglione 
bei  SRontuQ  am  9.  3Jl&n  1668  geboren;  oon  gorter  o^genb  an  burc^  innige  osfetif^ 

15  geri^tete  ^dmmigleit  uno  unerbittliche  Strenge  gegen  fic^  felbft  ausgejeic^net,  oerjic^tete 
er  1585  auf  fein  (Erftgeburtsre(^t,  um  in  ben  ^^fttitenorben  einsutreten;  1587  legte  er 
bie  (Selfibbe  ab.  3m  9{om  erlag  er  (1591)  feinen  aufopfemben  Semfi^ungen,  arme 
jlranle  mo^renb  einer  oer^eerenben  Seu^e  ju  oflegen.  (£t  nmrbe  oon  (Sregor  XV.  im 
3(^r  1621  für  feiig,  oon  »enebi«  XIII.  im  3a^  1726  für  ^ilia  erflärt.  Sein  geft 

20  fänt  auf  ben  21.  3uni.  Seine  Sere^ng  ift  in  ber  römifc^en  Atrc^e  ber  Gegemoort 
loeit  oerbreitet.  hersag  f  (*•«<)• 

«HiMtt«-  1.  »ater  bes  Soüners  fieoi  SRc  2,  14;  fic  5.  27.  —  2.  3n  allen 
oier  ^ofteloerjeii^niflen  loirb  ber  yotiit  S^'obus  }ur  Unterfc^e&ung  oon  bem  3^^' 
baiben  6  xov  'AXepalov  b.  ^.  atfo  So^n  bes  SIIp^us  aenannt.    Sefonberes  3ntereffe 

26  Infifrft  \\ä)  an  biefen  31.,  jofem  er  ma^rfäeinliA  ju  ibemifisieren  ift  mit  bem  3ol9»25 
em^nten  Alopas.  SRamlicQ  oon  ben  be&en  9lRarien,  lodd^e  neben  ber  URutter  3^u 
als  bei  ber  5b:eu3mung  jugegen  enofi^nt  loerben,  beiftt  bie  eine  bei  3^  (19»  2^)  ^^^ 
bes  Alopas,  bei  Mt  (27,  56)  unb  SRc  (15,  40)  URutter  bes  3aIobus  (resp.  'Iax(oßov 
xov  fjuxQov)^  unb  es  liegt  ntä^e^  auA  o^enn  6  /Mx^g  nUfyt  „ber  3fingere''  bebeuten 
bnte,  unter  biefem  3^^^^  ^^^  fetten  Slpoftel  btefes  9lamens  5u  oerfte^n.  Qrragt 
i(^  bann,  wie  bie  Serf^ieben^it  oer  9lamen  'AXtpaiog  unb  KXaynäg  m  erfloren  fei, 
0  fi^einen  jroei  SBege  offen  $u  fielen,  a)  Kkcojzäg  =  Kleönag  (jufammengejogen 
aus  KXeöjiQTQog,  wie  ^Avibiag  aus  ^AvibicnQog)  ift  ber  griec^if(^e  9(ame,  melqen  31. 
neben  feinem  aramäif(^cn  führte  (ogl.  2avkog  —  IlavXog;  ^rjaovg—  *Ido(ov);  \o  De^ 

36  li^I^,  3I3:^Ä.  1876  S.  605  f.  3)o^  ftebt  biefer  Annahme  entgegen,  boft  in  ben  mit 
xho  sufammengeje^ten  grie^if(^en  9lamen  bie  5tontraltion  in  xXu)  fonft  ficQ  nic^t  finbet. 
£eid^ter  f^eint  bte  Slnna^me,  b)  bag  ^ier  nur  ywei  oerfc^iebene  neben  einanber  ge^ 
brauste  grädfierte  formen  oon  ""^bn  oorliegen,  ba  bas  n  ju  Slnfang,  jmar  geQ>ö^ntt4 
bur^  spir.  len.  ober  bur$  X,  bo(b  mitunter  aui)  burdb  A  mieoergegeben  loirb:   ogl. 

40  KdQ§ai  =  uti,  Kakaxivri  (ob.  KaXaxfjvrj)  =  nbn  (Gesen.  Thes.  p.  436).  3^l>cn= 
falls  bürfte  jene  9}erf(^ieben^ett  ber  9lamen  bie  3bentifi^ierung  ber  ^erfonen  ni^t  ^in^ 
oern.  Unter  ber  Sorausfe^ung  bann,  ba^  bie  3o  1^,  25  enoä^nte  Stoefter  ber 
SKutter  3^fu  eben  Magla  ^  xov  KXconä  ijt,  ©äre  Sllp^.  ber  Obeim,  3ölobus  ?l.  ber 
Setter  3^fu,  —  ein  (Ergebnis^  n)elc^es  für  bte  3^{obusfrage  oon  ^ebeutung  fein  loürbe. 

45  Ob  aber  jene  3Inna^me  ri^ttg  ift,  ober  oielmebr  bie  S^o^efter  ber  SRutter  ^e\u  mit 
ber  SRutter  ber  3ebebaiben  ibentif*  (fo  8.83.  fflJiefeler,  astftl848,  S.  648  ff.),  bafür 
aber  oieüei^t  Slb^äus^AIopas  Sruoer  bes  Z^\eph  (^egefippus  nac^  Euseb.  111,11),— 
bas  itt  in  bem  2irt.  3ölobus  im  311.  ju  befpre^en. 

^Beiläufig  ^ier  no^  ein  !iwe\\ai)eB:  1.  ber  oon  SRt  u.  SRc  em)&$nte  yooexie  So^n 

60  ber  SRaria,  S^l^^i  ^^1  in  n)eiteren  5treifen  bclannt  unb  aenannt,  alfo  in  ber  ap. 
(E^riften^eit  irgenbn)ie  ^eroonagenb  gen)efen  fein,  bo^  ift  auffanenbem)etfe  fonft  ni^ts 
oon  i^m  überliefert.  —  2.  Den  fic  24, 18  enoä^nten  Kieonag  mit  KXoynäg  ju  ibenti* 
fijieren,  ift  nic^t  nur  unoeranlagt,  fonbem  au^  na(^  bem  oben  Semerften  unjul&ffig. 

$t.  ^f^mibt. 

»Ifleb,  3o^.  $einri(^,  geft.  1638.  —  Bayle,   Dict.  bist.  l.  ob    s.  v.;  Äoacfala, 
66  3.^.91.  in  Ungar.  JRcuue  1889,  p.  628  ff.;  g.  38.  ©.  mx\),  5.^.^.  in  ^onatÄt/efte   ber  (5o» 


Wßeb  Ottor  391 

mtniu^'Qk\t\i\diait  1895,  p.  29  ff.    9(u(^  u.  (fricgern,  3.  9(.  ^omentud  ald  Xl^tologe,  1881 
p.  365  ff. 

2)er  reformierte  Z^Ioge  unb  ^olq^iftor  3ofi.  $etnri(^  9.  tft  1588  ju  SoIIersboc^ 
bei  $erbom  geboren;  er  las  feit  1608  ju  $eroom  fiber  ^^ilofopbie  unb  ^^ilologie, 
iDurbe  1610  $rofef|or  in  ber  p9iIo[op^ifd^en,  1619  jugleic^  in  ber  t^eologifd^en  SfofuUät.  o 
Sus  ber  Unrii^  bes  beut[(^en  5lneges  ging  er  1629  an  bie  neugegrünoete  reformierte 
Unioerfitot  3U  SBeigenburg  tn  6ieben6iiraen,  too  er  1638  ftarb.  9In  oer  Dortred^ter  69» 
nobe  oertrat  er  bie  naffauij^e  JlirAe.  C  mar  einer  ber  berfi^mteften  fie^rer  feiner  ^tü 
unb  ein  unglaublich  fru^toarer  S^riftfieüer.    Seine  Sebeutung  rubt  toeniger  auf  vn^ 

flinalitat,  als  auf  feiner  (SefAidlic^kit,  bas  allgemeine  SBiffen  ber  3.^U  flberfi^tli^  ju«  d 
ammenjufaffen ,  loobei  er  fe&ftoerftonbU^  in  toeitgebenber  ^^ängiaieit  oon  fremben 
^beiten  fi^  befinbet.    9Bir  lernen  ben  Stanb  bamaliger  SBilfenfqoft  !ennen  aus  "Sl' 
ftebs  Thesaurus  Chronologiae,  Herborn  1650.  Gompendium  philosophicum  1626, 
Compend.  lexici  philosophici  1626,   ganj  befonbers  aus  ben  beiben  (Enc^IIopöbien, 
ber  p^ilofop^ifd^en :  Cursus  philosophici  Encydopaedia,  Herb.  1620.    Sin  Quart«  15 
banb  oon  3072  Seiten  umfaßt  bie  brei  Slbfc^nitte    1.  quatuor  praecognita  philo- 
sophica:    archelogia,   hexilogia,   technologia,  didactica;    2.  undecim  scientiae 
philos.  theoreticae:  metaphysicai  pneumatica,  physica,  arithmetica,  geometria, 
cosmographia y    uranoscopia,    geographia,    optica,    musica,    architectonica ; 
3.  quinqueprudentiae philos.  praeticae:  ethiea,  oeconomica,  politica,  scholastica,  20 
historica.  Sin  toeiterer  Sanb  gtebt  bie  Septem  artes  liberales.  —  Sebeutenber  ift  bie 
Unioerfal « (Enqnopfibie  in  jmei  ^olianten:  Eneyelopaedia  Septem  tomis  distineta. 
Herb.  1630.    Sie  entölt  1.  loteberum  bie  4  praecognita  disciplinarum ;  2.  phi- 
lologia  i.  e.  lezica,  grammatica,  rhetorica,   logica,   oratoria,  poetica;    3.  (mie 
oben)  philosophia  theoretica  unb  4.  practica ;  5.  tres  facultates  principes :  theo-  25 
logia,  jurisprudentia,  medicina;  6.  artes  mechanicae;    7.  ein  Srgänjungsgebiet: 
praecipuae  farragines  disciplinarum :  mnemonica,  historica,  chronologia,  archi- 
tectonica, critica,  magia,  alchymia,  magnetographia  etc.,   \a  felbft  .tabacologia 
als  doctrina  de  natura,  usu  et  abusu  tabaci.  —  Die  bier  gegebene  Öberfi^t  floer 
bie  2^eoIogie  bietet  als  t^eologif^e  Cnc9nopabie  ben  S(^lfiffel  5um  Serftanonis  ba»  ao 
maliger  SRet^obe:  1.  theologia  naturalis,  2.  catechetica,  3.  didactica,  4.  polemica, 
5.  theologia  casuum,  6.  theologia  prophetica  (b.  b.  $omiletiI),  7.  theologia  mo- 
ralis.  ^faft  aHe  biefe  Xeile  ober  Se^anblungstoeifen  oer  X^eologie  ^t  91.  in  befon« 
beren  äBerlen   bearbeitet,  eine  theol.  scholastica  (b.  ^.  ,,quae    convenit  scholis 
atque  adeo  fit  accuratior  quam  popularis  illa,  quae  in  ecclesia  obtinet  apud  35 
populum'Ö  didactica,  $anau  1618,  th.  polemica  1620  (bagegen  fc^rieb  ber  3^nen» 
fer  $immelius  einen  Antialstedius  s.  examen  theol.  polem.  J.  H.  Alstedii),  theol. 
casuum   1621,    th.  prophetica   exhibens  rhetoricam  eccles.  et  politiam  eccles. 
1622,  th.  catechetica  1622,  th.  naturalis  adversus  Atheos,    Epicuraeos,  Sophi- 
stas  1623.  3i^f^^^^^S^^&i  H^^  ^^^1^  Disjiplinen  in  ber  Methodus  s.  theolosiae  octo  ^ 
Ubris  tradita  1623,  bie  eine  9lrt  (Einleitung  in  bie  Sibel  ooranjtellt.  —  Öberbies  ^aben 
loir  oon  Sllfteb  einen  Tractatus  de  mille  annis,  toorin  ber  Slnfang  bes  1000  jährigen 
9lei^  auf  1694  berechnet  ift;  ein  großes SBerl  de  manducatione  spirituali,  trans- 
substantiatione  et  sacriücio  Missae,   Genev.  1630,    Fol.;   eine  S^f^^^^nfi^ll^nfi 
ber  (Jrunbamente  aller  äBiffenf^aften   aus  ber  beil.  SArift :  Triumphus  bibliorum.  45 
Francof.  1625,  loel^e  au^  ein  fe^r  Ilar  gefaxtes  jlompenbium  ber  Sogmati!  unb 
(Et^ü  ent^tt.    91.  ^at  auA  bie  Panstratia  catholica   oon  Qi^amier    oeroollftänbigt 
(&l^e  oon  R\xi)t  unb  Saliamenten  in  ed.  2,  1629). 

(«les.  ®ftioei»er  t)  <£*  9-  Statt  ^Mtv. 

JUtttr  (in  ber  ^r.  Äirie).  —  3)ie  filtere  fiitt.  bei  (S^mih  (f.  nac^fter)  @.  Vf.  $icr  50 
toerben  nic^t  ertoöl)nt:  Pocklington,  Altare  Christianorum.  London  1637;  Sven  Bring, 
Dias.  hist.  De  Fundatione  et  Dotatione  Altarium.  Londini  1751;  J.  Blackbume,  A  brief 
historical  inquiry  into  the  introduetion  of  stone  altars  into  the  Christian  church.  Cambr. 
and  Lond.  1844;  3Roriö  teurer,  ^ritorfc^mud.  2t\pm  1867-  —  ^nbr.  ©cfimib  (jcftt  ^rof. 
ber  fatft.  X^eoloaic  in  ^ünc^en),  2)er  S^riftUcöe  ?lltar  unb  fein  ^ä^mud,  9legcn«bura  u.  f. ».  55 
1871.  Chr.  Bonault  de  Fleury,  La  Messe.  £tudes  arch^l.  sur  ses  monuments.  Paris,  bie 
umfangrclcöfte  @ommlung  be§  bilblldjen  3Jiatetiol«  bl8  jum  @nbe  ber  rotnanifd^cn  Reit»  im 
Srolgenben  ^l  cittert.  3)cr  Xejt  lägt  Diel  §u  wünft^en  übrig.  iRünjcnberger,  äurSccnntnlg 
unb  SSürbigung  ber  äRittelalterlic^en  Elitäre  ^eutf^lanbd.  gfronffurt  a.  ^.  1885  ff. ,  mit 
Dielen  ^tbbilbungen  gotifc^er  9(ltöre.    ßn  Dgl.  finb   au(^   bie  einfc^lögigen  ^erte  üoer   c^r.  60 


392  mtwt 

9(r(!^&oIogtc,  (SkfAi^te  ^er  Hunft  indbefonbcre  ber  4r.  ^{r^tteftur.  @ic^e  au(^  meinen  $or* 
trag:  Über  bad  beutfd^ebona. ^r^engebäube  int  Sai^r^.  ber  Bteformation,  l^eip^ig  1894,  unb 
bad  bort  angefünbigte  (in  ^tbereitung  begriffene)  größere  f&tvt :  Sutl^erü^  fCnfc^uungen  t)om 
^r^engeböuoe  unb  ber  beutf4'et)ang.  ftir^enbau  im  16.  ga^rb- 

6  I.  ^tefte  Sejeid^nungen.  Der  nad^eisbar  frü^fte  Stomen  für  bie  Stfitte,  on  ber 
bos  »SRq^I  bes  $erm''  gefeiert  toirb,  ift  xQdjie^a  xvqIov,  1  Ao  11,  23,  ben  bie 
grie^.  SSter  entxoeber  unoerfinbert  übernehmen,  fo  Drigines,  c.  Celsum  VIII,  24,  ober 
ju  etnem  blogen  Tgdjie^a  oereinfac^en,  fo  Sufebius,  hist.  ecd.  VII,  9;  Si^onafius, 
apol.  c.  Arianos  31,  hist.  Arianor.  ad  monach.  56;  (Ebr^foftomius  in  Matth.  hom. 

to  16.  49.  82 ,  hom.  in  b.  pascha,  ober  aber  burc^  99ßenbungen,  tote  ro.  h^  ober 
kga  TQ,  ((E^foft.,  c.  Jud.  et  Oent.  demonstr.,  in  acta  app.  hom.  9;  SQnefius, 
Catastasisj  Sokates,  hist.  eccl.I,  38;  Sojomenus,  hist.  eccl.  V,  20.  Vin,  7.  IX,  1.) 
TO.  äyia  (Coregor  oon  Stqffa,  in  bapt.  Christi) ;  ro.  uvatixn^  ((Sregor  oon  SRoj.,  carm., 
MSG  37,  1161),  jLLvarixh  xal  »ela  tq,  (§ippolnt.,  MSG  10,  628),   »ela  xallega 

15  xal  lenovgy ixdg  tq.  (Saftltius,  oratio  3  in  Adam.)  q)oixT^  to,  ((E^r^fojt.,  de  poenit. 
hom.  7),  ri/tua  tq.  ((Eoagrtus,  hist.  eccl.  VI,  21)  erje^en.  9ltqt  fo  QSuftg  erf^eint 
^vaiaan^giov  fflr  ben  Ort  oes  ^ermma^Is  (Sgnotms,  ad  Eph.  5,  Magnes.  7, 
Philad.  4;  Gregor  o.9b|fa  1.  c;  (l^foft.,  c.  Jud.  et  Oent.  demonstr.,  in  epist.  I. 
ad  Cor.  hom.  24,  in  Joann.hom.  46;  Const.  apost.  II,  25.  IV,  7.  VIII,  4.  12 

20  u.  d.).  Son  St^anaftus,  e.  Arium  disput.,  loirb  tq.  bur^  &va.  erllfirt.  Dagegen 
mixhß(ofjuigf  als  9)e3ei(^nung  für  ben  d^r.  Sntor,  oon  ben  S&tem  gefliffentltc^  oermteben. 
SBobl  ftnbet  ß.  bei  Sqneftus,  1.  e.,  neben  r^.  unb  dva.  Senoenbung,  aber  mir  in  ber 
Umfc^reibung  6.  ß,  6  ävaluaxrog  tegicog  afßjuxti  uiatvöuevog,  (£^foft..  c.  Jud.  et 
Gent,  demonstr.,   in  epist.  I.  ad  Cor.  hom.  24,  ftellt   foaar  oent  qr.  ^a.  ben 

25  nläjiiijx,  ß.  gegenüber.  —  Sie  lat.  üusbrüde  für  bie  9[benbma|lsftatte  lauten  mensa, 
ara,  altare,  altarium  o^ne  unb  mit  abfeltb.  unb  genetio.  ß^fo^.  Optatus  oon  SRileoe 
beseic^net  ben  9ntar  als  mensa  aut  ara  unb  altare,  de  schism.  Donat.  III,  4.  VI,  1. 
Sc^on  oor  i^m  ^atte  XertuIIian  ben  d^r.  Sntar  ara  itm,  ara  dei  unb  altare  genannt, 
[o  de  orat.  19,  de  poenit.  9   (£)bler  lieft  caris).    3nbeffen  ift  nid^t  ^u  oeriennen, 

30  oag  bei  anbem  unb  fpotem  Sd^riftftenem  fic^  ehie  SCbneigung  gegen  ara  im  Sinn  oon 
(^.  Sntar  geltenb  ma^t.  d^ftian  ffni^t  oon  altare,  ad  Demetr.  12,  ep.  43  plebi 
univ.,  45  Comelio,  65  Epieteto,  67  Cyprianus,  Caec.  etc.,  70  Cypr.,  Libera- 
Hs  etc.,  72  Stephano,  73  Jubiano.  7>o%  bies  aber  nic^t  etom  auf  einem  blogen 
3ufan  berubt,  läM  epist.  65  Epieteto  erfeqen,  mo   ber  (Segenfa^  jmifd^en  ara  unb 

35  altare  f^orf  mattiert  loirb,  inbem  Smnrian  ju  arae  ein  diaboli  unb  ju  altare  ein  Dei 
^injufügt.  Sluc^  SRinurius  gfelix,  Octav.  10;  ^rubentius,  Perist.  VI,  36;  ^etrus 
(i^fologus,  sermo  51,  u.  a.  ^aoen  ben  ^ionifmen  ^ar  im  üuge,  loenn  fie  ara 
f^retben.  Umgele^rt  beaegnet  altare  (altar)  ^ufig  als  fpejififc^er  Siusbrud  für  ben 
Ar.  Sntar,  fo  bei  Slmbrofius,  de  virginit.  18 ;  Sluguftin,  c.  Faust.  XX,  21 ;  gruben- 

4ottus,  Perist.  IX,  100;  ^aulinus  oon  3loIa^  c.  XI,  664  in  Felic;  «etrus  (£^rgfo= 
logus,  1.  c,  u.  f.  u).  (Einer  Stelle  in  ^aultnus  o.  9loIa  mit  ara  für  oen  c^r.  Sntar 
lann  als  ^usna^me  oon  biefer  Siegel  barum  fein  großes  (Seu)i(^t  beigelegt  merben, 
n)eil  fie  fiA  in  einem  ®ebi^t  finbet  unb  ara  bur^  excelsa  domini  nS^er  erläutert 
n)irb.    Sieben  altare  loirb  auc^  in  oielen  gf^nen  mensa  angetroffen,  fo  bei  Sluguftin 

4öde  verb.  dom.  sermo  47,  tract.  26  in  Joh.;  ^rubentius,  Perist.  XI,  171;  u.  a. 
Sigilius,  epist.  15  ad  univ.  eccl.  brautet  altare,  um  ben  ^tar  als  Ganses,  mensa, 
um  feine  35edplatte  ju  besei^nen,  ein  6|Nra(^gebrau(^,  ber  ^ie  unb  ba  au(^  in  bie  mo« 
beme  Xerminologie  Sinoang  gefunben  ^at. 

II.  CBeftalt,  5örm,  Slusftattung,  9lnorbnung  u.J.id.  a)  oor  ber  Deformation;  1.  bis 

M3um  3-  1000  etu)a.  9Bie  bie  ältejten  gottesbtenftlic^en  Serfammlungsftotten  ber 
(E^riften,  gröbere  unb  Heinere  9{äume  m  ^fiufem,  fic^  n>e[entli(^  oon  bem  jüb.  $eilig» 
tum  in  3^^pl^^  unb  ben  Xempeln  ber  Griechen  unb  Stdmer  unterf(^ieben.  fo  aud^ 
ber  „Z\\ä)  bes  $erm''  oon  ben  lübifi^en  unb  ^eibnif^en  Slltären;  unb  es  ijt  bejeic^» 
nenb,  bab  in  ben  Slugen  ber  Reiben  gerabe  bas  ^t^kn  ber  SdtSre  in  ben  ^r.C5ottes« 

56  bienften  befonbers  anftoftig  loar  (ogl.  SRinurius  Jjfelii,  Octavius  10;  Origines,  c.  Celsum 
VII,  64,  VIII,  17;  C^prian,  ad  Demetrianum  12).  Die  S^ier  ber  SIgape  unb  bes 
[i(^  baran  anf^Iiegenben  ^ermma^Is  forberte  einen  Zifä ,  unb  fo  o^^Jt|^^t  es  \ii)  oon 
feKft,  ba^  bie  erften  3finaer  bes  $erm,  ebenfo  mk  er  felbK^  bas  ^Ig.  URa^I  an  unb  auf 
einem  Xtf^  begingen,    vtaäjibtm  ber  c^r.  (Semeinbegottesotenft  oon  ben  ^rioat^ufem 

60  in  befonbere  C&ebaube  oerlegt  u)orben  wat ,   bauerte  ber  ausfc^Iiegli^e  (Sebraud^  oon 


mtat  393 

Xtfc^en  für  bte  Slbenbrno^Isfeier  fürs  9lö(^fte  no^  fort.  Die  befonbere  gotm  ber  Üifc^^ 
altare  enoa^nen  gelegentlich  bte  S^riftfteller  unb  seigen  bte  nod)  oorbanbenen  Ori* 
gittale  unb  bie  Slbbilbungen  oon  folgen.  Die  ^ufioen  SRo^^ten,  bog  SJerfoIgte  unter 
bem  Sntor  einen  fiesem  Sergungsort  fu(^ten  unb  fonben  ober  bie  ^ge  bes  Sütors 
3um  3^i<^^n  i^rer  bebrängten  Soge  umflontnterten  O^ugniffe  f.  bei  Sc^mib,  6.  31  f.,  6 
69  f.),  foioie  bie  Stotijen  beiCSregor  oon  Zours,  mirac.  I,  28,  unb  ^aulus  6ilentio« 
rius,  descr.  S.  Sophiae  752  sqq.,  bag  bie  Sltore  in  ber  ^etersfirc^e  ju  9lom  unb  in 
ber  6op^ienIir(^e  ju  Aonftantinopel  oon  Säulen  geftfl^t  Sorben  feien ,  fe^n  bie  tif^« 
förmige  ®eftalt  bes  Wioxs  ooraus.  Die  (Erinnerung  an  biefe  Urform  bes  Sntors  tft 
tn  ber  Rixi)t  nie  ob^anben  gelommen.    Die  r5m.*Iat^.  Air^e  fennt  im  3R91.  unb  nod^  lo 


fpöter  ^ier^r  ae^orige  ^Beijpiele  (ogl.  6(^mib,  6.  183  f.,  321  f.) ,  unb  in  ber  griec^. 
jfot^.  Air^e  bilbet  ber  XMaltor  bis  avS  bie  (Segeraoort  bie  SRegel.  SBos  bie  monu» 
mentalen  3fugni[fe  betrifft,  fo  geben  bie  9Ru|iobiIber  oon  brei  rooennotifc^en  Airci^n 
mistiges  sDlaterial  an  bte  $anb.  3n  S.  Giovanni  in  fönte  erfd^inen  in  ber  Rwfjpü 
oier  Sntore:  auf  einer  rei^täigen  $Iint^  fte^n  an  ben  (Eden  oter  6äu(en,  unb  auf  is 
biefen  liegt  eine  re^tedige  platte.  9lus  ben  n&mlid^n  Seftanbteilen  fefaen  \\ä)  bie 
Elitäre  auf  ben  SRofaüen  in  6t.  Sitalis,  6t.  SlpoKinaris  in  classe  unb  au^  auf  einem 
(Elfenbeingefög  jufammen;  nur  fe^lt  in  ben  beiben  le^en  fallen  bie  ^lint^e.  93gl. 
Sl.  X.  29.  2.  3.  40  (!).  9Benn  bie  im  Original  auf  uns  getommenen  (Exemplare  auc^ 
me^  ober  minber  oerftflmmelt  (inb,  fo  laffen  [ie  bo^  no^  er!ennen,  bag  eine  platte,» 
auf  einem  ober  mehreren  Xrägem,  6äulen  ober  Pfeilern,  rul^enb,  bie  tm)i((^e  Sorm 
bes  Xif^tars  in  ber  3^U  bes  ä)x.  Altertums  mar,  mS^enb  bte  93afis  mancQmal  gefehlt 
baben  bfirfte.  $äufig  mcatn  bie  ^lint^en  an  ij^ren  Aanten  unb  bie  6tfi^en,  no(^ 
qöufiger  bte  platten  an  i^n  Aanten  mit  beloratioem  unb  f^mbolifc^em  6(^mud  ober 
auc^  mit  Snf^riften  gesiert.  Sefonbers  bemeriensQ)ert  [inb  je  {e^  6(^afe  I.  unb  r.s5 
oon  u4  -ß  CO  auf  ber  ^orberfette  einer  platte  unb  {e  eine  äBeinranle  mit  ^  oben  u. 
unten  auf  ben  ^feilem  (^.  X.  48);  ebenfalls  6(]^afe  I.  unb  r.  oon  einem  £amm 
((E^riftus)  fiber  etnem  Serg  mit  ben  4  ^arabiefesftrSmen  auf  einer  platte  (gl.  X.  46). 
Snbere  platten  bieten  Xauben  bar,  jiDifAen  bie  ^  ^  CO  im  Areis  ober  Aranj  einge« 
[teilt  ift  (SI.  X.  46.  47).  SBeinranlen  flanlieren  eine  Darftellung  mit  je  einer  Xaube  so 
I.  unb  r.  oon  ^  >g  CO  im  ^ans  auf  einer  meitem  platte  (gfl  X.  49).  Daneben  be« 
aegnen  9Beinran!en  mit  Xrauben,  unb  3iDif(^en  ibnen  gelegentlich  pidenbe  Xauben  ((Jfl. 
X.  46.  47).  Sei  Xifc^altoren  mit  nur  einem  ^m  finben  niAt  feiten  antue  (^eibnif^e) 
®rabjteine  in  Sippusform,  Slltöre  unb  6äulen  als  6tfi^en  9}eru)enbung ,  bie  ab  unb 
3U  i^rem  neuen  S^td  entfpred^enbe  6innbilber  unb  3n((^ri|ten  erbielten;  ogl.  gfl.  Iss 
p  114  sqq.  3Bo  bas  3JHH.  bie  Xif^orm  bes  Altars  betbe^telt,  anoerte  es  ni^ts  an 
ben  lonftrultioen  Xeilen;  $&A{tens  oertaufi^te  es  bie  ^intern  ^yü^e  mit  einer  aufre^ 
fte^nben  platte  ober  einer  9Rauer.  Dagegen  oerfu^r  es  fpar|amer  in  ber  Einbringung 
oon  6(^mud  banf  ber  Senoenbung  oon  I)eden  unb  üntepenbien. 

Sine  SBanblung  in  ber  gönn  bes  Altars  oollsoa  fiA  infolge  ber  Sfufna^me  oon  4o 
9{eliquien  unter  unb  in  bie  Slltäre;  aber  es  ^anbelt  fi^  babei  md^t  um  einen  rafc^  er» 
folgten  Umfcblag,  fonbem  um  einen  3^t^unberte  bauemben  ^rojeg,  ber  in  manchen 
®eaenben  raji^ere  e$ortf^ritte  ma^te  als  in  anbem,  ber  {eboc^  niemaB  ju  einem  oölligen 
Sbf^Iug  gelangte.  Sofün  m  5.  Zod^xf).  n)urben  bie  Slltfire  ^ie  unb  ba  Farg«  unb 
iaftenförmig  aeftaltet ;  unb  biefe  neue  Slrt  gemann  im  3RS.  in  [teigenbem  SRage  93er«  «s 
breitung,  (o  bag  bie  Xifc^altöre  je  lönger  befto  me^r  in  smeite  £inie  rfidten.  Die 
Sere^ng  ber  SRört^rer  unb  Aonfefforen  ffi^e  baju.  bag  man  oui)  i^re  (Sräber  in 
manniofaqer  9EBei|e  aussei^nete.  Dfirfte  bie  Eingabe  bes  über  pontiücalis,  bag 
f(^on  $if^of  S^ltx  I.  oon  9{om  ooraej^rieben  ^abe,  supra  memorias  martyrum 
missas  celebrari,  n\i)i  in  bas  SereiA  ber  ^ift.  X^atfa(^en  gehören,  fo  ift  bo^  fi^er,  60 
bah  fi<!^  fett  bem  4.  3^M'  ^^^  3w  ^^^  Z<^f)XQthä6^tni\jt  an  ben  Slti^eftätten  ber 
Slutjeugen  me^rt.  Die  geier  ber  (Eu^ariftie  an  biefen  (ßrfibem  oeranlagte  bie  9Iuf« 
ftellung  oon  9ltaren  an  unb  fiber  i^nen.  £ag  in  fold^en  gf&Ilen  lein  ß^^^ng  oor,  bem 
^erlömmMen  Xif(^altar  ben  SIbfAieb  ju  geben  (ogl.  3.  S.  ^rubentius,  Perist.  XI, 
171  sq.),  fo  au^  nid^t  in  ben  anoem,  locnn  man  über  bem  ®rabe  einselner  aWärt^rersö 
unb  Aonfefforen  ober  an  bem  Orte  il^res  3^ugentums,  mie  3.  S.  bem  (Eqprians,  befonbere 
gottesbienjKlic^e  Stäume  erbaute,  in  benen  ber  Elitär  feinen  $la^  oberhalb  bes  ®rabes 
ober  ber  >Ri(l^tftätte  erhielt.  (Erft  bie  Übertragung  ber  ^Reliquien  oon  i^ren  urfprfing« 
lt(^n  93ei|efaungsftatten  in  Airc^en  unb  ber  9l5un[c^,  bas  ^etligengrab  ju  fe^n  unb  3U 
berfi^en,  oeoingte  eine  Serbinbung  oon  ElUar  uno  C5rab.    Dabei  tourbe  entioeber  bas  so 


394  ntar 

Se^Itnts  mit  ben  ^eiligen  9?eften  unter  bie  platte  bes  3:ifAaltaTS  geftellt  ober  aber 
biefer  felbft  burc^  entfpre^enbe  (Etnffigung  oon  platten  ober  SRouem  ju  einem  faften» 
artigen  9{aum  umgetoanbelt,  in  bem  man  ben  ^g  (arca)  borg  (beponierte).  Selten 
erhielten  bte  Steliquien  i^re  Statte  oor  ober  hinter  bem  Slltar  unb  erft  im  Wi.  über 
6  bemfelben.  9Bo  aber  immer  ben  Slu^eugen  unb  Sefennem  ibr  C5rab  bereitet  mar,  |o 
bieg  basfelbe  martyrium  ober  ^ufiger  no(^  confessio,  Slusbrfide,  bie  bemnac^  [oidoqI 
fOr  ben  Iraptenartigen  9{aum,  als  aud^  fflr  ben  6arg  unb  [elbft  fflr  ben  Sntor,  loo  fene 
ruhten,  gebraust  lourbe.  SoI.  Gaeremoniale  episc.  I,  12;  MabiUon,  Mus.  Italicum 
t.  II  p.  XXII.    Um  bie  >U)nfe[fion  naA  SRöglic^feit  jugängM  5u  ma^en  unb  \o  bos 

10  Sefc^auen  unb  Serü^ren  bes  $etItgengraoes,  festeres  nametüliq  mit  Xilc^em,  brandea 
unb  palliola  (opi.  2^iel,  Epist.  Rom.  pontif.  1868  6. 874 ;  Gregor  o.  Zours,  Mirac. 
1, 28)  3u  ermoglt^en,  erhielt  |ie  niAt  an  allen  i^en  Seiten  einen  bidnen  9}erf(^Iug,  fonbem 
an  ber  Sorberfeite  bes  Slltars  louroe  ein  (Sitter  aus  SRetall  oberSRarmor  (transenna), 
ein  genfter^n,  (fenestrella,   ogl.  Gregor  oon  Üours,  1.  c.)  ober  ein  Z^flrc^en  mit 

15  Jtoei  SI^9^In  (regiolae,  ogl.  über  pontif.,  vita  Oregorii  III.),  ober  aber  ein  Gitter 
|u|ammen  mit  einer  größeren  £)ffnung  angebracht.  Seibiele  f.  bei  gfl.  X.  27  ff.  124. 
3n  einigen  gfSIIen  mürbe  fc^on  in  alM^r.  3^^  ^  3utrttt  ju  bem  $eiligengrab  bur^ 
einen  ober  mehrere  Gänge  oermittelt,  SJ^nlic^  toie  betben  jlrqpten  in  ber  roman.  Aunft. 
Sgl.  Sfl.  2.  125  ff.    9Bo  ber  Srauc^  Geltung  erhielt,  nur  an  ÜUoren  mit  9{eliquien 

20  bas  9Dlego)^er  ju  feiern,  tourben  im  Wi.  oielfac^  sepulcra ,  grabartige  Sertiefun^en, 
Aonfelfionen  im  Aleinen,  aus  ber  platte  ober  ben  SBänben,  gelegentlich  auc^  aus  einer 
ber  Stillen  bes  Stttars  ausge^ö^It,  toel^  bie  Aapfeln  mit  oen  91eliquien  aufnähen. 
3nbe||en  loSre  es  irria  anjune^en,  bag  fc^on  aUe  Sllt&re  bes  9R9Is.  ober  aar  ber 
legten  3^tt  bes  ^r.  Slltertums  in  ber  einen  ober  anbem  SBeife  mit  Seiligenr^n  in 

25  Serbinbung  ftanben.  (Erhellt  boA  aus  ja^Ireic^n  ^eugniffen ,  bag  bis  ins  12.  unb 
13.  Zcif)x^,  ^erab  Slltäre  o^ne  Steltquien  Ion{eIriert  unb  fomÖ  bem  KrAL  Gebraut  aber« 
geben  mürben.  Sgl.  Sc^mib,  6.  95 f.,  194 f.  3u  ben  Sdtören  in  llij^orm  unb  in 
Aaften»  ober  Sargform  lamen  ^uf^,  unb  bies  Mon  feit  buftantinifc^er  3^it,  über« 
bauten,  Salba^ine,  getragen  oon  Säulen,  meld;   le^tere  oielfa^   burc^  Querftanoen 

80  unter  einanber  oerbunoen  maren,  um  oerfc^tebbare  Sor^nge  aufjune^men.  Diefe  aber« 
bod^ung  mürbe  als  Siborium  bejei^nei 

2)as  SRoterial,  aus  bem  bie  SItäre  in  bem  3^ttraum  bis  1000  ^rgeftelU  mürben, 
mar  $ol3,  Stein  unb  aRetall.  $oI}  nennen  occtbentalifc^e  unb  orientalif^e  firc^Ii^e 
Slutoren,   fo  Optatus  o.  SKUeoe,  de  schism.  Donat.  VI,  1;  3lujäuftin,  c.  Crescon. 

35  Donat.  III,  43.  epist.  185,  27  ad  Bonif. ;  Slt^nafius,  bist.  Arian.  ad  monachos 
56;  Stein  mirb  ermähnt  in  ben  Oesta  purgationis  Felicis  (Solter,  Urfprung  bes 
Sonatismus  S.  11  ff.),  oon  (^feubo^  mguftin,  sermo  230,  1 ;  ^aulinus  oon 
Kola,  epist.  32,  17;  ^rubentius,  Perist.  IX,  100;  Gregor  oon  3l9|fa,  de  bapt. 
Gbristi;  (E^r^foft.,   in  Joann.   bom.  40,    in   epist.  II.  ad  (üor.  bom.  20;  u.  a. 

40  Gegenüber  btefen  ^eugniffen  fiber  bie  Gziftenj  oon  ^oljaOären  !ann  bie  9la(^> 
ri&t,  bog  bereits  oie  römif^en  Sifc^ofe  (Eoanjtus  unb  Siloefter  ben  ausf^Iie^« 
limen  G^rauc^  oon  Steinaltären  angeorbnet,  nubt  auffommen.  SBo^I  aber  ift  es 
riqtig,  ba|  bie  ^o^emen  Sntäre  fett  bem  4.  ^a^r^unbert  feltener  mürben,  mie 
a\äf  ber  SQUobalbefdoflug  oon  Cpaon  im  3-  ^17  Taltaria  nisi  lapidea  ebrismatis 

45unctione  non  sacrentur)  beftätigt.  Dag  bie  ^obaltore  nic^t  fo  leidet  aus  ben 
Airc^en  ju  oerbrängen  maren.  ergellt  aus  mannen  iilotisen  au^  bes  fpätem  WUs. 
3n  Spanien  gab  es  fold^e  Sutäre  no^  um  bie  9Ritte  bes  11.  3^$unberts  ($ar» 
buin,  Acta  concil.  [17141  VI,  1  p.  1026) ;  in  (En^Ianb  Men  fie  |i9  noc^  bis  hug 
oor  1100  nac^meifen,  bis  Sif^of  SBulftan  ein  biesbepgliAes  Serbot  erlteh  (Mabillon, 

50  ASB  saec.  VI  pars  2  p.  860) ;  \a  (elbft  in  grranfrei^  mirb  noc^  am  Gnbe  oes  13. 3#^]^* 
bie  (Errichtung  eines  Aolsaltars  geftattet  (Martene,  vet.  script.  et  monum.  coUectio 
I  p.  1387).  9u$  Sbelmetalle  mürben  jur  ^erfteüung  oon  Slltoren  oermenbet.  9luf 
Aonftantin  ben  Gr.  merben  (ilbeme  Sntäre  in  St.  ^etrus  unb  ^Rarcellinus  unb  in  ber 
^etersfird^e  m  9{om,  melc^  le^terer  überbies  mit  Golb  unb  CEbelfteinen  reic^  oer^iert 

55  mar,  surü^effl^rt;  eoen|o  em  golbener  Slltar  in  ber  Basilica  Sessoriona.  %uäf  anoere 
rom.  Airci^n  befagen  ftlbeme  Elitäre.  3n  ber  Sop^ienürc^e  5u  Aonftantinopä  ftanb 
ein  aolbener  9ntar  unb  meiere  fol^er  in  ber  ^Ig.  Grabesür^e  3u  3(nifalem.  Ob  frei= 
lic^  biefe  unb  ä^nliäe  SHtäre  majfio  !onftruiert  maren  ober  nur  mit  SRetaüpIatten  oer= 
Ileibet  maren,  lägt  |td^  ni^t  entfc^etben.  Wi  9lüdfid^t  auf  bas  gelegentlich  angegebene 


Ottor  395 

(!5etDi(^t  be$  URotertate  mochte  man  glauben,  bag  in  ben  mei|ten  Sollen  ^öljetnc  unb 
ftetneme  SItarldtper  mit  foUben  flotten  nur  flberjogen  loaren. 

3Bie  bie  geiod^nli^n  Xif^e  tm  SUertum  mit  einem  XuA  bebedt  ju  toerben  f^flegten, 
falls  an  i^nen  ein  aRapI  aefeiert  lourbe,  fo  auA  ,,ber  Xifdp  bes  $erm''.  Sfirfte  ber 
Stau^,  ben  Sbenbma^btiH^  in  entjptec^enber  SBeife  ju  bebeden,  au^  fc^on  fo  alt  [ein  5 
iDie  biefer  XifA  {elb{t,  |o  gehört  bo^  bos  erfte  \xi)txt  3^ugnis  borUber  erft  ber  jioetten 
^Ifte  bes  4.  3^^^^s*  on;  Cptatus,  1.  c,  eno^nt  bas  linteamen,  was  iiber  ben  ^ölj. 
9ltar  gebreitet  iDuroe,  tDä^eno  er  VI,  5  nur  allgemein  oon  velamina  \f(AAt  $aufiger 
berid^ten  bie  Quellen  aus  ben  folgenben  3(^^unberten  unb  namentli^  mtttelalterli^ 
über  Sntartü^er ;  aber  es  ift  meiftens  niät  ju  ermitteln,  ob  fie  eine  ben  gonjen  Slltar  10 
umf^lie^enbe  Selleibung  ober  nur  eine  bte  platte  bes  Altars  oer^fillenbe  Sede  meinen. 
Su^  bte  Sejei^nungen  für  biefe  Xflc^er  äj^pia,  tiißkrjuaxa,  AJLovoyiöeg,  pallia, 
pallae,  velamina  dominicae  mensae,  tooju  bater  no(^  Ulusbrüde,  tote  vela,  indu- 
menta,  mappae,  panni,  mensalia  u.  f.  to.  lommen.  [tnb  ju  allgemein,  als  bag  aus 
i^nen  beftimmte  6(^lüffe  auf  (Sröge  unb  Sef^^enneit  ber  Xfi^er  gemad^t  toerben  15 
tonnten.  Stur  besfialic^  i^res  Stones  barf  es  auf  ®runb  ber  Angaben  bes  Cptatus 
unb  fonftiger  C5eiDä$rsmanner  als  ausgemacht  gelten,  bag  meiftens  Sinnen  oenoenbet 
iDurbe,  obmo^I  au^  gelegentliA  Sütortfi^  aus  6eibe  (Gregor  oon  Xours,  bist.  Franc. 
VII,  22.  X,  16),  Purpur  (Paulus  Silentiarius,  1.  c.  p.  758  sqq.,  §arbuin,  1.  c.  I 
p.  1370)  unb  Golbbrolot  ((E^rnfoft.,  in  Matth.  hom.  50)  enoä^nt  loerben.  unmöglich  ao 
t|t  es,  bie  grrage  nac^  ber  ^o^I  ber  Sntartü^er  genügenb  |u  beantxoorten.  3^^^|W9 
loar  aber  biefe  3^1  \^mamnh.  na^bem  man  angefangen  ootte,  me^  als  eine  X)ede 
über  ben  SHtar  ju  breiten.  Ster  berartige  Xfid^er  nennt  ein  $tus  I.  untergefi^benes 
Debet,  bos  jugleic^  auc^  jeigen  fann,  bag  ber  (S^au(^  oon  mehreren  Xuc^em  ber 
Srur^,  etxoas  oon  bem  tn  bas  931ut  iEfycx\n  oenoanbelten  9Bein  ju  oerf^fltten ,  feinen  S5 

EUrbrung  oerbanlt.  9to^  unferm  3^itraum  gehört  bas  (Korporale  an,  unter  biefer  8e« 
Ic^nung  in  einem  angeblichen  93rief  Gregors  b.  ®r.  nac^meisbar  (MSL  77,  1331}, 
tft  au$  als  palla  corporalis  unb  opertorium  dominici  corporis  bejei^net,  tDoqi 
sfelbe  6täd,  loelci^s  3fibor  oon  ^elu|ium  aivdciv  nennt,  unb  oon  bem  er  ongieU, 
inbem  er  an  bos  fieic^ntui^  3efu  erinnert ,  in  ibm  befinbe  fiA  bos  jur  Oblation » 
beftimmte  Srot  (epist.  I,  123).  %m  bem  einen  (torporale  (^aua)  lourben  in  ber 
folaenben  ^eriobe  jtoei,  bas  eine,  als  Unterlage  für  bte  ^Ig.  (peffifte,  auf  ben  SHtor 
mit  feinen  XüAern  gelegt,  bas  anbere  als  6^u^bede  über  ben  ftel^  mit  ber  $atene 
oebreitet.  (Erfqeinen  beibe  fürs  erfte  unter  bem  9lamen  corporate  ober  palla,  fo 
[e^e  fi(^  toeiter^n  ber  6pra(^gebrauA  feft ,  mit  corporale  bte  untere  unb  mit  palla  ^ 
Die  obere  ber  in  Siebe  ftepenben  Deden  m  bejeic^nen.  93eibe  follten  aus  fieintoonb 
befte^n.  —  Unter  allen  Slusftattungsaegenpänben  ber  Elitäre  in  romanifc^er  3^tt  UMuen 
bie  antependia  ober  frontalia  ^uftg  bie  prä^tigften  unb  loftbarften.  9EBie  fd^on  ber 
9tame  ausbrüdt,  tooren  es  Deden  aus  me^  ober  minber  lofftarem  Stoff  ober  Patten, 
loel^e  bie  Sorberfeite  ber  ^Itöre  f^müdten.  3n  oielen  pllen  erhielten  au^  bie  Sieben«  ^ 
feiten  unb  bie  9{üdfeite  ber  Sltöre  fol^e  Sorfe^er,  loobei  bie  ledern  bie  ^Bejei^nung 
dorsalia  fü^en.  C5en)ig  ^aben  bie  Quellen,  too  fie  oon  vestes  unb  vestimenta  al- 
taris,  vestire  altaria  u.  bgl.,  oon  pallia,  coopertoria.  laminae,  tabnlae  u.  f.  m. 
fpre^en,  oft  nur  bie  Selleibung  ber  miäxt  an  beren  Settemoönben  im  9ltM|e;  aber  es 
feblen  in  ber  iRegel  nähere  Sln^aben,  geeignet,  {eben  3^^if^l  p  befeitigen.  Sin  (gleiches  ^ 
aiu  oon  ben  9{amri(^ten  über  ftibeme  unb  golbene  Sntöre :  auq  ^ier  loirb  es  fii^  meiftens 
lebiglic^  um  Somi^latten  aus  9Retall  ^anbeln.  £eiber  ift  aus  bem  d^r.  Altertum  toeber 
ein  maffio  aus  URetall  ^ergeftellter  9ntar,  noi)  au^  eine  9RetallpIatte  in  gfo^  ^^^^ 
Slntepenbiums  erhalten.  Die  älteften  berartigen  Sorfe^tafeln ,  bie  man  tennt,  beli^ 
S.  Ambrogio  in  SRailanb;  fie  ftammen  aus  bem  9.  30^^^-  ^^  umgeben  ben  Slltar^ 
an  allen  oier  Seiten.  Slofe  für  bie  33orber[eite  bes  Slltars  ift  bie  pala  d'oro  aus 
bem  10.  ^af)x^.  in  6.  üRarco  3U  Senebig  beftimmt.  Die  beutf^n  alletallantepenbien 
finb  fSmtlu^  jünger  als  bas  erfte  3^'^^oufenb,  fo  bie  golb.  Sntartofel  5U  93afel,  {eM  ju 
$aris,  ein  (Sefc^en!  Aaifer  ^einri^s  II.,  bie  Zofeln  ju  Abfter»9leuburg  unb  Aomourg, 
oon  benen  jene  fi^er,  biefe  n)a^rf^einli^  aus  bem  12.  3<^^^*  ftammt.  Durd^  Säulen  ^ 
ober  Streifen  lourben  auf  biefen  unb  anbern  (Exemplaren  bie  f^löc^en  in  gfelber  einge« 
teilt,  bie  (jHpuren  ober  Scenen  aus  ber  biblif^n  ober  $eiligengef(^i(^te  aufnahmen, 
loobei  mit  STorliebe  bie  (Seftalt  (£^fti  in  bas  Sentrum  geftelß  maxb.  3ur  (Er^d^una 
bes  (Slanjes  unb  äBertes  bienten  ^ufi^  CEbelfteine,  Gemmen  unb  Glasflüffe,  bie  auf 
bie  platten  aufgefegt  lourben.    ^ür  ote  Aenntnis  ber  Slntepenbien  aus  3^u9(tpff  ift^ 


396  KUat 

man  in  bet  $auptfad^e  auf  Ittterarifc^e  Stottsen  angetDiefen.  2)q}u  fommen  no^  W>' 
bilbungen,  bie  tote  {ene  seigen,  bog  man  5U  ben  STltorgeiDänbem  fofftorfte  S^t  mit 
Silber«  unb  (golbftidereien  tDoblte.  Sieben  biefen  bemegli^en  Sotfekem  oob  es  auc^ 
feftfte^nbe  in  bie  Seiten  bes  ^tars  eingefflgte  Steinplatten,  gefc^mudft  mit  SRofatfen 
5  ober  9{elief9,  für  bie  man  bie  SRotioe  aus  bem  ^eitgenoffifd^n  gformen[d^<^,  befonbers 
9{iemen»  unb  Sfle^txoerl,  unterbro^en  oon  SQmbolen,  entnobm,  }.  S.  m.  Z.  66.  3ßenn 
^iec  ein  5treu5  auf  bei  Sorfe^Iatte  erf^eint,  fo  borf  too^l  ffir  alle  ^tSre  aus  bem 
elften  O^rt^^f^nb  angenommen  toerben,  ba^  bei  i^nen,  fofeme  fie  mit  einem  ilieuj 

Siefd^mfidt  Omaren,  biefes  nid^t  eüoa  als  Arujtfix  feinen  $Ia^  auf  ber  platte,  fonbem 
„  eils  ebenfo,  roie  bas  9Ronogramm  (E^rifti  unb  bas  itreujmonogramm ,  auf  ber  jlante 
ber  Sntarplotte  ober  auf  ber  Slltarbelleibung,  teils  über,  hinter,  oor  ober  neben  bem 
SDtar  ^e.  (Jrür  biefe  mfic^t  fprec^en  fotoo^I  bie  Serorbnung  £eos  lY . :  Super  altare 
nihil  ponatur  nisi  capsa  et  reliquiae  Sanctorum  aiit  forte  quatuor  Evangelia 
et  buxida  cum  corpore  Domini  ad  viaticum  inürmorum,  als  aud^  alte  3^uaniffe, 

15  mie  fc^on  bas  bes  Saulinus  non  9loIa  (c.  XI,  664  in  Felle),  unb  bie  Dennnäfer  in 
£)riainal  unb  SIbbiumng.  3ln  ber  Sorberfeite  oon  Sntären  erfcbeinen  Areuje,  unb  jmar 
in  Slulptur  ausgeführt  unb  jum  Xeil  oon  Xauben,  gfif^^n  unb  Sc^n  flanliert,  bei 
8fl.  Z.  25.  27.  28.  30  f.  35  f.  38.  %n  ber  Sorb^eite  unb  ben  S^malfeiten  bes 
mars,  ber  oon  Deden  um^fillt  roirb,  finbet  fid^  {e  ein  5treu^  b.  ^.  X.  8.  11.  60. 

ao  263.  3Btnn  gelegentli^  berietet  toirb,  bag  ein  Areus  auf  bem  9L  Xifd^  befeftigt  tourbe 
(Soaqrius,  bist.  eccl.  VI,  21),  fo  Q>irb  bies  burd^  Seifpiele,  Q>ie  gfl.  Z.  290.  506.  571, 
uluftnert.  hinter  ober  n^n  bem  SHtar  fte^t  ein  Areu3  b.  gfL  Z.  11. 13.  16,  offenbar 
als  Sortragefreuj  gebadet.  SBurbe  bas  Areuj  in  Serbinbung  mit  bem  Ciborium  ge« 
brad^t,  fo  btente  es  entxoeber  als  oberfter  9Ibfd9lug  bes  Salba^ins,  fo  b.  gfl.  Z.  11.  552, 

95  ober  aber  es  ^itm  sufommen  mit  einer  reifartigen  Arone  oon  ber  i>tSt  bes  Ciboriums 
Aber  ben  Sntar  Qerab.  Slnftatt  Arone  unb  5trem  ift  an  biefer  Stelle  aud^  bie  erftere 
allein  nad^roeisbar.  Sgl  gfl  Z.  387  ff.  Diefe  Doppelte  Sbt,  bas  Siborium  mit  einem 
5treu5  aussuftatten.  toiro  auc^  bur6  litt.  3^ugniffe  belegt,  toonac^  bie  Sop^ientird^  5u 
jtonftantinopel  unb  bie  9RarienIirffie  ad  martyres  5U  9{om  Siborien  mit  5lreuj  auf 

80  beren  Dac^lpike  befagen  unb  bie  ^opfte  (Tregor  III.  unb  lY.  Jotoie  fieo  lY.  fopare 
Aronen  mit  Jtreusen  f&r  Slltäre  romif^er  Airmen  ftifteten.  gretlid^  gehörte  bas  Areuj 
in  unferm  3^il^^^  n^d^  leinesroegs  m  ben  Stflden,  bie  ein  Slltar  befi^en  mugte.  Ss 
feblt  beifpiebroeife  an  unb  bei  ben  SlÖären  b.  gL  X.  2—7.  9  f.  14.  29.  40.  —  SRid^t 
minber  d^aralterittifc^  als  ber  9RangeI  oon  Stanbireusen  mit  oem  Srujifbms  auf  ben 

86  platten  ber  Siltore  ift  für  bas  erfte  O^^^ufenb  ber  oon  fieu^tem  an  ben  nämlichen 
Stellen.  SBo^I  erlboben  fi^  auf  bem  Siborium  ber  Sopl^ienlirc^e  ju  Aonftantinq^el 
fieuc^ter  (^aulus  Silent.,  1.  c.  746  sqq.)  unb  toaren  anbenofirts  £eu^er  oor  unb  um 
ben  Sntar  aufgeftellt,  unter  benen  es  folc^e  oon  loftbarem  SRetall  gab,  au^  toaren 
^ufig  $ängampeln  mit  einer  gfl^nnme  unb  ^angeleu^ter  in  Aronen«  unb  Areujform 

40  mit  mei^reren  frommen  oor  unb  unter  bem  Siborium  aufge^ngt  (oal.  5.  S.  ^l.  Z, 
549.  554.  443.  445),  aber  man  oermieb  es  {e^t  nod^,  bie  fieuc^ter  auf  ber  Slltarplatte 
felbft  unterjubringen.  O^i^^J^^U^  red^net  eine  Darftellung  aus  ber  3^it  Urbans  II., 
auf  ber  5  brennenoe  Aerjen  hinter  bem  9ntar  unb  jioei  mit  üeu^tem  auf  bem  Sntar  jteben 
—  offenbar  biefelben,  toel^e  na^  bem  erften  unb  jroeiten  rSmifc^en  Drbo  bie  SKoIut^en 

46  r.  um)  I.  oon  bem  Slltar  aufitellen  follten  —  ju  ben  frül^eften,  n)eld^e  bie  neue  er[t  im 
13.  Z^^'  i^  flroheren  ffieitung  aelangte  Slrt  jeigen  (gl.  Z.  552).  —  SBirb  ourc^ 
biefen  X^eftanb  bte  oben  angeführte  Itturgif^e  Siegel  £eos  lY.  beftatmt,  fo  entfpric^t 
es  i^r  au^,  u^enn  oiele  ber  ermahnten  Seifpiele  entn)eber  bas  Slbenbmal^bbrot  ober  bas 
Srotgefag  (pyxis),  ben  Aelc^  unb  ein  Su^,  u^elc^es  bei  bemSRoJail  tn  S.  Giovanni 

60  in  fönte  ju  Slaoenna  als  (Eoangelienbu^  bejei^net  ift,  auf  ber  Sutarplatte  beutli^  er» 
lennen  laffen. 

3n  ben  erften  3^tten  ftanb  in  ben  gottesbienftli^en  Slaumen  nur  ein  eimiger  Slltar, 
ben  toon  3gnatius  (f.o.  S.  392,i7),  ebenfo  roie  CSriftus,  bas  Slbenbmai^I,  bas  gleifc^ 
bes  ^erm  unb  ben  Süein,  als  Sinnbilb  ber  (Einheit  beutet.    Die  Cinja^I  ber  Slltore  in 

66  ben  Äirc^en  betonen  au^  Sluguftin,  in  epist.  Joann.  ad  Parthos  tract.  III,  7 ; 
(B^r^fojt.,  in  epist.  II.  ad  Cor.  hom.  18;  u.  a.,  unb  (Eufeb.,  bist.  eccl.  X,  4  foroie  ^aulus 
Silenttarius,  descr.  S.  Sopbiae,  fonjtatieren ,  bag  bie  Safilila  5U  2:9rus  unb  bie 
Sop^ienlir^e  ju  Aonftantinopel  blo^  etnen  Slltar  befagen.  Seinen  Stanbort  ^tte  ber 
aitar  in  ben  Safilöen  of)nt  Querfqiiff  unb  in  ben  Centralbauten  geioö^nli^  auf  ber 

eo  gjlittela^fe  ber  Slpfis,  bod^  |o,  bafe  er  an  bas  fiong^aus  angrenste.    SBar  ein  Iranfept 


«ttor  397 

oor^nben.  fo  iDUtbe  ei  in  biefes  bis  5ur  (gtenje  bes  fiang^ufes  oorgerüdt.  Die  morgen« 
ISnbif^e  ythrc^e  ^ielt  oud^  in  boterer  !^tti  no$  an  bent  einen  Slltar  feft ,  too^enb  ba« 
gegen  bie  abenblanbif^e  bie  3^^I  i^^  Wiäte  naif  unb  mA  oerme|^rte.  SereÜs  $qu« 
linus  oon  9loIa  (epist.  31,  6.  ad  Sever.)  fprid^t  booon,  ban  bie  5lird^e  bes  ^Ig.  (grobes 
rei^  an  SlUören  fei,  eine  9lQ^ri(^t,  bie  ftorf  übertrieben  fem  bürfte,  ba  ein  Senm^«  5 
mann  aus  bem  8.  3#^^/  nur  brei  Sntare  in  jenem  Gotteshaus  nennt  (Mabillon,  ASB 
lY,  456).  Slu|er  3n>eifel  jte^t  es  aber,  ba|  bie  9{eIiquienoere^rung  bas  treibenbe 
9Rotio  bei  ber  Häufung  Der  Sntäre  bilbete;  unb  bie  gfolge  wat,  bag  eine  aallif^e  Aird^ 
fd^on  ^u  fiebjeiten  ®reaors  bes  ®r.  13  Slltöre  befag  (epist.  Hb.  VI,  49).  sBergeblic^ 
uKtr  bte  ^eartion  eimelner  in  ber  Aarolingerseit  wk  au(^  noc^  im  13.  o^^^-  gegen*  10 
über  ber  Überja^I  oon  vlltoren  (S^annat»§ar^eim,  Conc.  Oermaniae  I,  388,  III,  599). 
mos  bie  3noentare  mittelalterlicher  S^xtAtn  bexoeifen.  ^otte  bo(b  beifpielstoeife  6t.  9ltfoIai 
ju  3üterbog  30,  bie  aßarienüribe  }u  2)an5ig  46,  ber  SRagbeburger  Dom  fogar  48  SU» 
tore,  unb  jeid^nete  bo^  ber  ^erfertiger  bes  Sauriffes  bes  jtbfters  6t  ®allen  im 
3.  820  auf  bem  ^lan  ber  suae^drigen  Airc^e  fd^on  17  Slltöre  ein.  3lus  ber  3Regopfer<  » 
ibee  unb  ben  ^rioatmeffen  fotoie  bem  9{eliqutenfultus  entlang  biefe  9Re^rung  ber 
Sltöre  mit  innerer  9IotxDenbigIeü  3Rit  9tüdfi^  auf  i^ren  6tanbort  unb  i^e  Senoen« 
bung  erhielten  bie  Slltöre  bes  SRSls.  befonbere  Seseid^nungen,  bie  aber  in  i^rer  SRe^r« 
icäjil  {ünger  finb  als  bas  erfte  3#^<^ufenb.  Der  $auptaltar  ^ieg  altare  majus,  capi- 
taneum,  cardinale,  magistrum,  prind^ale,  ^o^altar,  bie  übrigen  Slltöre  altaria  so 
minora.  Der  SlUar,  in  u>eld^em  bas  6antttffimum  aufberoo^rt  u>urbe,  ffi^e  ben  Flamen 
grronaltar.  Stacbbem  Sllexanber  VI.  geroiffen  Altären  9IbIag)NrioiIegien  5U  erteilen  an« 
gefangen  ^atte,  fprid^t  man  oon  einem  altare  privilegiatiun.  9Buroen  an  einem  foU^n 
für  bte  Serftorbenen  9Reffen  gelefen,  fo  erhalten  fie  eine  plenaria  indulgentia,  einen 
oolllommenen  SIblag.  Unter  oen  mittelalterL  9lebenaltfiren  mar  ber  u^ic^tigfte  ber  bem  » 
^Ig.  5lreu3  geroei^te  (altare  s.  cruds) ,  ber  in  ben  AIo|ter«  unb  6tiftslirqen  auf  ber 
Srenje  jmif^n  S^or  unb  fiang^iaus  ftm  er^ob  unb  ^uft^  an  einen  £ettner  (f.  unter 
£ettner)  fi^  anlel^nte.  (£x  u>ar  für  bie  fiaiengemeinbe  befttmmi  —  !lragaltare  (altaria 
viatica,  portatiüa,  itineraria,  gestatoria,  motoria)  lennt  erft  bas  9R^.  feit  bem 
7.  3^^^-  93on  3Riffionaren,  ^ralaten  unb  dürften  auf  i^en  Steifen  beim  C&ottesbienft » 
benü^t,  nutren  biefe  Slltöre  aus  $013^  6tein  ober  SRetall  gefertigt,  unb  yaxa  roegen 
i^res  befonbem  !^mtdts  in  Keinen  Dtmenfionen,  fo  bag  fie  nur  9{aum  für  bie  ^enb» 
ma^Iselemente  mtt  i^ren  (gefögen  barboten.  3n  wrem  3nnem  enthielten  biefe  platten- 
ober  laftenartigen  Slltor^en  Reliquien.    Seifpiele  bei  gl.  Z.  342  ff. 

2.  Som  3. 1000  bis  1300  etxoa.  Die  alt^r.  unb  frübmittelalterl.  3eit  binterlieg  ss 
ber  romanifc^en  Aunftepoc^e  einen  Slltar  in  Xif(^*,  6arg«  ober  Aaftenform,  fenr  häufig 
mit  einem  Siborium  ilberbad^t.  93on  biefem  überlommeiten  (Erbe  beba^rte  oie  neue 
(Epoche  in  ber  ^guptfac^e  bie  ®eftalt  bes  eigentlid^en  Slltars,  bagegen  erfe^te  fie  ben 
baOMubinartigen  Überbau  bur^  einen  ^interbau.  6u(^t  man  nam  ®rünoen  fihr  biefe 
Umgeftaltung,  fo  ift  oor  allem  ju  betonen,  bag  bie  Slnsie^ungsbaft  ber  9{eliquien  am  40 
Xnfang  bes  2.  3^^^^ufenbs  no^  gröber  u>ar  als  am  Cnbe  bes  erften.  Dem  9Bunfd^ 
ber  Snbad^tigen,  fie  oor  Slugen  5U  ^aben,  entfpra^  freiliä  bie  bisher  übli^e  Sei« 
fe^ungsort  nur  in  feltenen  (^Ilen.  äBoIIte  man  i^m  aber  9ie^nung  tragen,  fo  muftte 
man  fi^  ent[i^Iiegen,  bie  ^eiligen  Slefte,  bie  feit^er  unter,  in,  ^mter  ober  oor  bem  Slltor 
^eru^t,  auf  otefem  unterjubringen.  Dag  gerabe  bie  Translationen  ber  9{eliquien  oon  a 
iffttn  frübem  Sergungsorien  auf  ben  Slltar  bei  ber  (Entfte^ung  ber  neuen  Stltarform 
eine  toicQtige  Stolle  fpielte,  barf  aus  ben  Sta^riAten  über  jo^Ireid^e  Hebungen  unb 
Steuaufftellungen  oon  ^Ig.  Steften  aus  bem  11. 3tt9t^unbert  entnommen  roerben.  3m 
13.  Z^^^'  g^brten  Steliquien  auf  bem  9ntar  5U  beffen  regelmäßigen  Susftattunos« 
ftüden.  I^anbelte  es  fi^  babei  um  Heine  ^artilel,  [0  lonnten  fie,  m  einem  itöftqen  so 
u.  bgl.  eingef^loffen ,  unfc^ioer  auf  ber  3lltarplatte  felbft  Sßlaij  finben.  9Bo  bagegen 
6tüde  oon  größerem  Umfang  ober  gar  ganje  5lörper  in  Setrar^t  lamen,  mußte  man 
für  i^re  6(^reine  einen  anbern  $Ia^  fu^en;  unb  biefen  fanb  man  burc^  (Errid^tung 
eines  ju  bem  Slltar  ^injutretenben  ^interbaus.  Die  noq  er^Itenen  Driginalaltare 
aus  bem  genannten  3^itraum  unb  Slbbilbungen,  leiber  toenig  sol^Ireic^,  kffen  an  ber  66 
^interfeite  ber  Slltarplatte  einen  9(uf[a^  erfennen,  nii)t  ganj  fo  ffoä)  roie  ber  Slttar, 
retabulum  genannt.  3lus  6tein  ober  ^olj  ^ergeftelU,  trug  ber  9[ufbau  entxoeber 
6fulpturen  ober  SRalereien,  ober  aber  er  rourbe  mit  befonbern  uRetallpIatten,  SBebereien 
unb  6tid(ereien  befleibet,  bie  bie  SejeiAnung  superfrontalia  filmen.  Die  bcorgeftellten 
SegenftSnbe  entfpred^en  benen  auf  ben  Slntepenbien.    60  erfd^eint  loieber^olt  (^riftus  eo 


398  SUtar 

mit  feinen  3üngem,  ©citer  SRaria  mit  bem  ftinb,  Serlünbiguna  unb  laufe  3^fw, 
fobann  ber  «Belreusiflte  mit  Scenen  aus  ber  §eiligen»(6cf^i^te  (gl  %.  116  ff.).  Offen* 
bar  bienten  jum  Sd^mud  ber  9{etabeln  aud^  in  man^n  fallen  9leliquienlaftd^n ,  bie 
aüerbings  häufiger  iqre  Stelle  unter  bem  Salbac^in  hinter  bem  Slltarauffaik  gefunben 

5  ^6en  toerben.  9Bo  noä)  fold^e  Salbac^ine  erbalten  finb,  erinnern  fie  an  oie  frül^em 
aiborien;  roie  biefe  roerben  auc^  fie  Don  Säulen  getragen,  nur  finb  biefe  manAmal  in 
pei  Stellungen  über  einanber  angeorbnet,  fo  bag  ber  Slnfbou  jmeigefc^offiQ  u^trb  unb 
m  feiner  obem  Startie  ben  Sleliauienfc^rein  aufnehmen  lann.  Son  romanifd^en  9ldU 
quiarien  ^ai  nod^  eine  größere  3a^l  bie  Stürme  ber  !^eittn  überbouert    ffieme  gdb 

10  man  i^nen  bie  gform  eines  Sarges  ober  Kaufes,  roobet  man  Aufifer,  Silber,  (&olb, 
(Elfenbein  als  9Raterial  nm^lte  unb  (Email,  giltgran,  (Ebelfteine,  (Bemmen  u.  f.  xo.  gur 
Serjierung  benü^te  (eine  3ufammenftellung  größerer  Se^lter  bei  SRünjenberger  S.  37). 
—  !bie  fo  geftalteten  Slltaranlagen  mürben  mit  SSulen  umgeben  unb  unter  einanber 
burc^  Stangen  oerbunben,  oon  Denen  oerf^iebbare  Sorbönge  (2:etraoelen)  ^rab^ingen. 

li  9ßie  biefe  äiorl^nge  f^on  bei  ben  Sibormmsaltoren  Daju  bienten,  um  m&^enb  be* 
ftimmtec  2:eile  bes  (Bottesbienftes  ben  Slltar  ju  oerpUen,  fo  au^  bei  ber  neuen  gform. 
m^n  ibnen,  ben  beweglichen  SIbfperrungsmitteln,  lennt  bereits  bie  aliäft.  3^^  ^4 
unbemegltc^e  Sd^ranlen,  dlxrva,  Tteglßokoif  xvxloi,  xiyxUdeg,  xdyxeXoi,  Ijoxot  u.  f.  to., 
cancelli,  septa,  pectoralia,  bie,  Hb  unb  ju  fogar  aus  ®olb  ^rgeftelU,  ben  SItar  um* 

30  gaben.  3nbeffen  finb  fie  bamals  nod^  niAt  überall  oor^anben,  unb  umgSunen  fie  nur 
ben  9{aum  unmittelbar  um  ben  Slltar.  (Erft  ber  naA  unb  na^  fi^  immer  me^  geltenb 
moi^enbe  (Begenfo^  jmifc^en  Alerus  unb  fiaien  lögt  bie  Sd^ranlen  |^figer  toerben, 
inner^lb  beren  fidd  gu  bexoegen  als  befonberes  SoneAt  oon  ben  Alenfem  in  Slnfprud^ 
aenommen  mürbe ;  unb  bas  Slnmac^fen  bes  Alerus  führte  bagu,  ba^  mit  ben  Sancellen 

tftmmer  arögere  9{aume  eingefriebigt  mürben,  mie  oeifpielsxoeife  bte  AlemensÜrc^e  tu 
9{om  jetgt.  Segretflic^enoetfe  t^t  unfer  3eitabf(^nitt  btefer  (Entmidlung  hinen  Cin^Q; 
anberfeits  fc^eint  aber  ber  abenblänbifc^en  Ritäfe  es  ouc^  feki  no(^  nidbt  geglüdt  ^u  fein, 
bosfelbe  ju  erlangen,  mas  bie  morgenlanbif^e  nad^  bem  Sieg  ber  ^ißerfreunbe  mit 
ber  (Errimtung  ber  SUbermanb  errei^,  in  oen  S^ranlen  einen  integrierenben  Sefianb* 

80  teil  bes  vlUatraums  5U  f^offen.  —  Seit  bem  13.  3<^r^.  erfd^inen  Sfters  Areuje,  aud^ 
mit  bem  Srudfixus,  unb  £eu^ter  auf  ben  platten  ber  Slltöre,  o^ne  ba|  feboi^  in 
biefem  unb  bem  folgenben  3^^^unbert  bie  Siegel,  bie  3nnocen3  III.  auffteUte  (de  al- 
taris  myst.  II,  21),  ein  Areu3  jmifd^en  mti  £eu^tem,  ftrenge  eingel^lten  morben 
märe.  Denn  balb  finbet  man  Areuje  unb  fieu^ter  mit  einanber,  balb  getrennt.   (Ebenfo 

86  ift  bie  3p91  i>^t  £eu^ter  oerf^ieben :   es  begegnen  ein  ober  gmei  £eud^ter,  feiten  aber 

me^r.    Sgl.  gl.  I.  17.   18—21.  264.  412.    S3on   ben  fonftigen  (Segenftänben,  bie 

bireft  ober  inbirelt  }ur  Slusftattung  bes  9Iltars  gehörten,  feien  no$  ermähnt  (Eoangelien* 

büd^er,  oft  in  funftoollem  (Einbanb,  flabella,  Herne  (Blöden  unb  9Bei^rau(baefäge. 

3.  ^om  3. 1300  eima  bis  5ur  9tef ormation.  3n  3tolien  ^e  li^  ber  (Etboriumsaltor 

40  [o  fe^r  eingebürgert,  bag  er  bie  ^txi  ber  romanif(^en  Aunft  überoauerte ;  ja  er  trotte 
lelbft  ben  (Einftüffen  ber  (Botil,  mie  bie  (Exemplare  in  S.  Paolo  fuori  le  mura, 
S.  Giovanni  in  Laterano,  S.  Maria  in  Cosmedin  ju  9{om  u.  cl  bemeifen,  unb 
no^  ein  Semini  burfte  i^n  nid^t  oerf^mä^en,  als  er  bie  Aonfeffion  in  St.  $eter  ju 
fAmüden  ^e.    9Iud^  an  anbem  Orten  mollte  man  \xd)  Don  biefer  gorm  ni(^t  trennen, 

45  au;  f^on  bie  C5otiI  neue  unb  prö(^tige  £eiftungen  oon  ^Itarbauten  in  ^fllle  unb  (Jrülle 
aufmeifen  tonnte.  (Botif^e  Siborien  finben  fi(9  j.  S.  in  Stegensburg,  SBien,  SRaul« 
bronn,  Dinlelsbü^l ;  freiließ  finb  biefe  nur  als  msna^me  oon  ber  ^egel  ju  merten, 
meldte  burd^  Slltare  mit  $od^bauten  an  i^rer  9{üdfeite  bejeid^net  mirb.  SBä^renb  in 
gfranfreidb  bas  9{etabulum  \xd)  bis  gegen  1400  behauptete,  mürbe  es  in  Deutfc^lanb 

60  f(^on  früher  oerbrängt  burA  Qö^ere  ^iluffä^e.  Den  Übergang  ju  ber  neuen  %[rt  ftellen 
SOtäre  bar  mie  ju  St.  (Elifabet^  in  SRarburg  (3.  1290),  ber,  aus  Stein  aebilbet,  brei 
oon  Stüihen  getragene  93alba(^ine  aufmeift,  hinter  benen  ber  9{eliquien(d^rein  $la^ 
finbet  3m  meitem  SSerlauf  trat  aber  bas  Seftreben,  in  ben  9Iuffa^en  nur  Stammen 
für  bie  Sleliquienbel^lter  5U  f(^en,  me^r  unb  me^r  jurüdt.    Die  Qlg.  9{efte  merben 

66  mieber  regelmäßiger  in  bem  9(ltarunterbau  beigefe^,  unb  mo  man  fie  noc^  in  fünft« 
oollen  Q5efägen,  tn  beren  (Beftaltung  mu^  Seiten  ber  Sorm  unb  Slusftattung  bie  ®oti! 
®roftartiges  leiftete,  oerfd^log  unb  auf  ben  Slltören  aufftellte,  fpielen  fie  nur  eine  unter« 
georonete  Stolle.  uRit  biefer  (Entmidlung  ßing  $anb  in  $anb,  als  SRoterial  für  bie 
mffäj^e  $o]^3u  oermenben  unb  einen  letl  berfelben  bemeglid^  5u  mod^n.    wi  bas 

Go  feftfte^nbe  Uliittelftüd,  ben  Schrein,  mürben  bre^bare  gflügel  (ostia,  £iber)  angebet, 


«lor  309 

mit  benen  jenes  Derf^loffen  loerben  lonnte.  Später  erhielten  SArein  unb  Slügel  no^ 
einen  {odelortigen  Unterbau,  bie  ^rebella  ober  Slltarftoffel,  toeU^e  bie  Serbtnbung  upifcben 
ibnen  unb  bem  Slltartifc^  ^rftellte.  Sei  ben  frfi^otifd^n  SHtormerien ,  oie  oer 
^rebella  entbe^en,  rourbe  ber  Slufbau  jiren^  or^itetionifc^  in  ber  gmrmaebung  ber 
3ett  geilten,  loobei  bas  3Sta%^  uno  Salbcc^tniDerl  famt  feinen  Stillen  ftoftig  ent«  5 
iDidelt  QHtr.  Der  figfirli^  Sd^mud  orbnete  fi^  ber  Slr^iteitur  unter.  Diefer  felbft 
beftanb  bei  bem  Schrein  unb  ben  3nnenfeiten  ber  gflugel  atwSfyüul^  aus  Cinjelfiguren, 
jeüener  aus  Gruppen.  3n  bem  3^ito6f4nitt  00m  le^en  Siertel  bes  14.  bis  jum  legten 
Siertel  bes  folgenden  ^idbx^s,  etoa,  in  beffen  jiDeiter  $äl^  fd^on  ^fig  bie  Staffel 
m  ben  Seftanbteilen  bes  ^oAbaus  rechnete,  roum  bas  ard^tteftonif^  äRoment  n)eniger  lo 
betont  als  oor^;  namentliq  gilt  bies  oon  ben  Salbad^inen.  bie  \väf  bem  figfirliqien 
Sd^mud  anbequemen,  unb  oon  ben  X^firmd^en  Ober  bem  S^irein,  an  beren  Stelle  als 
obner  SlbJc^Iug  bes  ®e]^ufes  böufig  genug  nur  eine  lai^Ie  fiinie  trat.  Die  3^1 
ber  Slugel,  bie  bis  ba^in  nur  fetten  bie  3^t  jmei  ilberftieg,  tourbe  je^t  oft  auf  oier 
eiAo|i  3^  n<><^  ^^  einzelnen  Zeilen  bes  Airc^enfabres  unb  ber  Sebeutuna  ber  ein*  16 
seinen  Zage  n>urben  bie  £iber  teilioeife  ober  ganj  jufammengefloppt,  u^oDon  oie  Slltire 
ben  9Iamen  Aloppen«  ober  SBanbelattore  er^ietten.  Srft  neuem  Datums  ift  bie  Se« 
}eid^nung  berfelben,  n^eh^  an  bie  3<^I  ^  Sflügel  aidnilpfti  Diptqc^,  Zrinti)«^,  Xet« 
troptq^,  ißentapt^c^  9Bas  ben  Sc^mud  bes  SAreins  unb  feiner  £ioer  anlangt, 
[0  XDumn  ber  Sd^etn  unb  bie  3nnenfeiten  bes  an  i^n  $unS^ft  angrenjenben  Sflfiael«  w 
paars  mit  Sfulptur,  bie  Slugenfeiten  bes  em)a^nten  unb  oie  beiben  Seiten  bes 
jmeiten  gflfigelpoars  mit  SRalereien  ausgeftattet.  grteilid^  toarb  in  bie{er  S^xt  nväft 
me§r  bie  Siegel  ber  gtü^otU  innegehalten,  bei  Snioeiümng  oon  Sfulptur  CEinjel« 
figuren  ober  fettener  (Gruppen  }u  mft^len,  oielme^  lam  feitt  ber  anbere  Sraud^  auf, 
in  ben  S^rein  Sinjelfiguren  unb  in  bas  3nnere  ber  gflügel  Gruppen  einsuftellen.  3Rtt » 
bem  3#^  1^75  etoHi  ^t  eine  britte  $^fe  in  ber  ffie^i^te  bes  got.  Slltarbaus  an, 
in  ber  bie  Staf^I  }u  ben  integrierenben  Seftanbteilen  bes  Sittars  gejä^U  n>trb. 
3^e  Srette  tvi!f/mft  balb  ber  bes  Schreines,  in  man^n  (geaenben  ober  ouc^  ber  b^ 
Steins  unb  ber  geiffneten  Sflugel;  unb  in  ber  Siegel  wvcb  |ie  rechts  unb  lints  mtt 
einer  Sogenlinie  aogejd^Ioffen.  Zrua  bie  ^rebeüa  einen  gefd^ni^en  Sd^in ,  fo  er^iett  m 
auc^  fie  geioöbnlid^  ^ni^ereien,  fettener  SRalereien.  Süai  bte  oorausge^nbe  ^tü 
\^n  bei  ber  Sierja^I  oon  Slfigeln  angelangt,  fo  lamen  nunmehr  oielfad^  noc^  jioei 
toetteie,  fix  ober  bexoeglic^  ge^ttene,  binju*  babei  mürben  bie  feftft^nben  £iber  un« 
mittelbar  neben  htm  Sd^rein  anaebraqt  Vtx  ^fte  C&Ianj  ourbe  bei  ber  ®eftaltung 
bes  3nnem  ber  gflügelattöre  entfattet.  3nbem  man  fidb  immer  me^  oon  ber  $err* » 
fd^  ber  Sbd^itettur  emancipierte^  machte  man  ben  figfirlic^n  Sc^mud  5ur  ^aupt* 
jcü^,  fo  bojs  bie  gemö^nlid^  tn  ^rogen  Dimenfionen  ge^enen  gfiguren  unb 
(Snippen  in  ihrer  Serbinbung  unter  emanber  einem  Sleliefbilbe  gleichen,  ju  bem  bas 
OmamenüDerf  nur  bie  Staffage  abgiebt.  3a  in  mand^en  gfallen  oeQi^tde  man  fogar  gan} 
baiaitf j  }u  ben  S<^ni^«  unb  maJbubnn  einen  au^ttettonifd^en  Slawen  bin}ufiigen.  9Bo  ^ 
man  ft^  aber  nod^  an  bie  Zrabition  ber  Vergangenheit  ^ieU,  fc^mpften  oielfac^  bie 
Pfeiler,  bie  Zräger  bes  obem  Snagnyerts,  }u  bünnen  S&ul^n  unb  Saum|tämnu^en 
foioie  DNerfc^Iungenen  Sjten  unb  bie  |elb|tftänbmen  Salba^ine  ju  einer  battkubinarti^en 
ober  9lan!en"  unb  £aubn)erimotioen  folgenben  Seironung  gufammen.  Dag  fretli^  otele 
jtfinftlet  unb  ^anbtoerler  biefe  malerijqe  Se^nblung  lonftrultioer  Zeile  als  etmas  Un«  ^ 
jttlängl^es  em|rfanben,  bemeifen  biejenigen  Slltore,  toel^e  Aber  bem  Schrein  noA  einen 
SbAd^  befi|en  in  Sfonn  oon  ^Qramiben  unb  grialen.  Damtt  griff  man  im  ^rinjip 
oimr  }tt  ber  frü^otif^en  :^t\t  jurild,  menn  aud^  bie  bort  ^enfd^enbe  arAitettonifd^e 
Stsetige  einer  oer  Spatgotif  entfpre^enben  freiem  Se^nblungsnetfe  nei^n  mu( 
bie  »telfai^  ben  inneren  3ufA^^^n^n8  iififc^en  ben  einseinen  (gliebem  ber  Slrd^itemir  m 
ni^t  me^  lannte.  Die  Suffa^e  Omaren  läufta  mit  Statuen,  fettener  mtt  9lelief$  aus« 
gdtattei  —  9Bas  ben  SUbertrets  betrifft,  ben  bie  Serfertiger  unb  Sefteller  ber  aotifc^en 
wtite  3UX  Darfteilung  brad^ten,  fo  umfa^  er  bas  £eben  bes  $erm,  unter  befonbertr 
Setfidfu^ung  feines  £eibens  unb  Sterbens,  unb  bas  groge  ®ebiet  ber  ^eiligen« 
~  li^  unb  £egenbe.  9li^  alhu  grog  ift  bie  3a^I  ber  Silber,  bie  bas  31Z  jur  Sor*  m 
^aben.  Da  ber  ^o^altar  in  oielen  JtirAen  ber  SRaria  geo^ei^  loor ,  fo 
e  unb  bie  ^Ig.  Sippe  an  biefer  Stelle  befonbers  ^ufig,  Q>ie  bie  $affion  l^efu 
am  {oa.  JCtreujattar.  m  ben  fonftipen  Slebenaltoren  loerben  g}fl^^^  ^^  Scenen  aus 
bem  £eben  ber  ^eiligen,  benen  Ite  geroibmet,  beoorjugt.  Dte  Silberffille  mar  eine 
lefa^  ChieUe,  aus  ber  bie  grrömmtgiett  in  i^er  mtttelalterl.  gform  f^bpfen  lonnte,  unb  «0 


400  JUifir 

bie  bie  ^^ntafie  ber  Sefc^auer  niAt  ru^en  unb  raften  lieft,  jumol  bie  eJHsuten  unb 
(Bnif^pen,  nie  ouc^  bie(&e^ufe  berulltfire  felblt^  nur  feiten  ote  9tatuif(nAe  b^  $oIjes, 
fonbem  in  ber  Siegel  ^o^tontie  jeigten.  Sior^bem  bos  ganje  SntatiDeri  mit  einem 
Aieibegrunb  flbersogen  max,  lourben  ®oIb,  Silber  unb  gf<n:6en  aufgetraoen.  Die  $inter« 

5  arunbflöc^en  lourben  mit  (glanjaolb  bebedt^  nM)6ei  bomosaerte  SRufter  ^Sufig  als  Unter« 
läge  Dienten ;  [eltener  finbet  \i£  Ia[ierter  (Solbgrunb  mit  aufgemalten  Delorationen.  Sei 
ben  Sfiguren  unb  ®nqipen  in  oAnt^erei  Rotten  in  ber  auten  3^i^  ®^^  ^^'^  Silber  bas 
UbergeoiAt ;  feit  bem  (Enbe  be$  äRittelalters  übenoogen  feBo^  bie  roten^  blauen  unb  grünen 
Sorben.  X)ie  SRoIbilber  erhielten  bis  ins  16.  3<^^-  hinein  einen  golbigen  gintergrunb, 

10  foioeit  es  fic^  um  bie  3nnenfeiten  ber  Slltfire  ^tüMsIte:  bei  ben  Slugenfeiten,  bie  häufig 
monoi^rom  geilten  u^urben^  no^m  man  aber  baoon  Slbftanb.  3i^^i$  regelmäßig  ourbe 
au(^  Ott  ar^iteHonMe  Stoßen  ber  Sc^ni^«  unb  SRalbilber  famt  ber  iBdrönung  oer- 

fiolbei    —    Die  3^1  ^  noA  erhaltenen  got.  SilberaUare  beträgt  oiele  ^unberte ; 
dbft  bie  fleinen  Dorftirc^en  Jteuen  tbre  Vertreter  (Slbbilbungen  bei  aRfinjenberger).  — 

15  Der  Umftanb,  bag  ber  $o^au,  aud}  oenn  er  etnm  nur  aus  Zäunen  *  ^olj  bergeftellt 
uxtr,  ein  erhebliches  C&emi^  ^atte,  lägt  es  o^ne  u>eiteres  begreifen,  bah  ber  unterbau 
(Btipes)  in  ben  meiften  gräUen  ma|fio  aus  Sruc^«  ober  Sadfteinen  ai^geffi^  nurbe. 
lim  ibn  ^roortreten  ^u  laffen.  erhielt  er  oben  eine  ^eroor^ringenbe  platte  unb  unten 
eine  oder  meiere  Stufen.  —  wx^tx  ben  eigentMen  Slltartfl^em  bienten  jur  Slusfiottuim 

so  unb  |um  S^mud  bes  Unterbaus  feltener  uRetaluIatten,  ^figer  bagegen  fhilpierte  uno 

bemalte  ^oljtafeln,  joioie  geu)ebte  unb  geftidte  Stoff e,  fet  es,  baftfie  alle  Seiten  um< 

gdben,  fei  es,  bag  fte  fid^  nad^  SIrt  ber  Slntepenbien  nur  auf  bie  grtontfeite  bef&räniten. 

b)  Seit  ber  Sieformation.    9Bä^renb  man  im  Gebiet  ber  reformierten  Airc^e  grfinb« 

li^,  loie  mit  ben  3noentarftflden  ber  mittelalterli^en  jtultftätten,  fo  aud^  mit  bem  Wtar, 

S5  oi^äumte,  ber  burA  einen  feften  ober  bemeglic^en  Zifd^  erfekt  umrbe,  befeitigten  bie 
luiU^rif^n  fianbesfir^en  nur  bie  mit  ber  big.  Si^rtft  in  ^iberforud^  fte^enoen  3^' 
t^n,  burA  bie  ber  Zif^  bes  $erm  im  Saufe  ber  3tÜ  3um  Dpferaltar  gemoroen 
mar.  Da  bte  Siebenaltäre  in  ben  (Bottes^fem  erft  Slufna^me  gefunben,  naobem  bie 
£)f^er:<  unb  ^riefteribee  unb  bie  ^rioatmeffen  3ur  Geltung  gelangt,  fo  tonnte  fic^  i^rer 

80  bie  eoang.  AirAe  unmbali^  bebienen,  unb  bes^Ib  mürben  folc^e  Altäre  entmebtr  ouher 
liütrgifc^en  (gebraud^  m^^t  cbtt  an  i^rer  bisherigen  Stelle  bdaffen,  mie  3.  S.  in  St 
fiorenj  3U  Slfimberg,  ober  abgebrochen  unb  i^e  S^reine  u.  f.  m.  an  ben  SBänben  ber 
Äird^en,  Sa!rifteien  unb  Xfirme  auf^e^ängt,  oon  mo  fie  allerbings  fpäter,  namentlid^ 
in  ber  3^U  ^^  Pietismus  unb  Slationalismus,  auf  ben  Soben  ber  Jtuc^en  unb  ^an« 

85  ^ufer  manbem  mußten.  Unter  ben  oor^anbenen  Slltören  mürbe  gemö^nlic^  ber  ^odf* 
altar  megen  feiner  centralen  Stellung  oon  ben  fiut^eranem  für  bie  gfeier  bes  ^Ig.  9Ra^Ies 
in  Gebrauch  genommen,  mobei  fie  nur  bie^etxoaigen  freiftebenben  9^eliquienbe^lter  unb 
bie  9Ronftran3  mit  ber  $o[tie  ^imoegräumten,  bagegen  gemb^nli^  au^  bie  mit  ^eiligen« 
figuren  gefr^müdten  Scbretne.  bie  i&ujifise  unb  Beuchter,  bie  ^ntepenbien  u.  bgl.  Ion« 

40  feroierten.  3a  in  oielen  ^Ilen  oer3iffitete  man  fogar  borauf,  bie  9{eIiquien<SepuIaa, 
an  bem  Unterbau  ber  Slltöre  an^ebraqt,  i^res  3n^alts  3U  entleeren.  SBoren  fie  ioi) 
oerbedt  unb  barum  bie  fl5ef(^r  3temlid^  ausgefc^bffen,  baj  fie  bas  Soll  3um  Gegenftanb 
bes  Aultus  mad^en  mürbe !  i>it  fo  oon  ben  Stn^ngem  sTut^ers  geübte  ^|)raxis  entfprad^ 
bem  gefunben,  für  bas  ^iftorif^  Gemorbene  entf^ängli^n  Xattgefübl,  mie  auc^  bem 

45  ed^t  eoangelifd^en  Sinn  bes  Sleformators.  9Bas  £ut^er  an  ben  Elitären  ber  lat^. 
Aurd^e  aus3ufe^en  batte,  galt  i^nen  als  (Erseugniffen  eines  falfd^en  Gottesbienftes  unb 
einer  oerfeqrten  3Berfgere(^tigteit  fomie  als  Zrägem  einer  befonbem  öeiligleit.  Der 
(Bebrau^  ber  Slltäre  an  fi^  ift  ebenfo  mie  ber  ber  5lru3ifixe,  £i(^ter,  Sloden  u.  f.  m. 
»frei'^  mos  er  befonbers  Sarlftabt  uno  feinen  Slnbängem  unb  ben  Speisern  gegenüber 

60  betont.  9Benn  er  in  ber  „Deutfc^n  9Re|fe''  {m  iBb  23  S.  237)  faat  „in  ber  regten 
aReffe  unter  eitel  d^riften  mugte  ber  Slltar  ni^t  fo  bleiben,  unb  ber  $riefter  fi^  immer 
jum  Soli  le^ren'S  fo  giebt  er  bamit  lein  oerpfIi(^tenbes  (gebot ,  fonbem  nur  eme  9ln« 
regung,  beftimmt  einer^its  burA  bas  Sorbilb  bes  erften  ]^Ia.  Slbenbma^Is,  anbrerfeits 
burd^  bie  ^KAt  unb  oen  9Bun)(^,  eine  Sammluna  ber  miliigen,  e^en  C^riften  berbei« 

55  3ufü^ren,  oielleid^t  aber  aui)  oeranlagt  bur^  ben  alten  Srau(^,  ben  er  in  oielen  Airc^en 
3taltens  noc^  beoba^tet  fanb,  baft  ber  ^nefter  hinter  bem  Slltare  ftanb.  Ss  !ann  !aum 
jmeifel^  fein,  bag  £utber  bei  oer  befürmorteten  Snberung  ber  Sform  bes  Slltars  an 
ben  ^o^n  Slufbau  benü,  ber  es  bem  (geiftlic^en  unmögli^  ma^t,  hinter  ben  Slltar  3U 
treten.    Dah^  bas  enoäbnte  SBort  aber  in  ber  Xbat  nur  ben  SBert  einer  Slnregung  unb 

60  beiläufigen  Semertung  beanfpru^n  barf,  er^nt  ]i)on  baraus,  bag  er  bie  Gemeinoe  oon 


SIttt  401 

,,eitel  Stiften"  jeitlebens  nxift  ju  ftanbe  gebracht,  loeiter  aber  aus  einem  Slusfpruc^ 
oom  3-  1^30  unb  feinem  Serben  gegenüber  ben  untec  feinen  Slugen  entftanbenen 
SItoneubauten.    3n  ber  Slusl^una  bes  111.  ^falms  empfiehlt  er  fogar  ,,XafeIn  auf 
benSIUor''  mit  bem  Silb  bes  ^Ig.  atbenbrno^Is  unb  ber  3n[4rift  ^f.  111,  4,  möbrenb 
er  metter  ^eroor^ebt,  „bie  anbern  Silbe  oon  ®ott  ober  Qnfto  mögen  wofjil  fonft  an  5 
onbem  Orten  gemolet  fielen"    (SSI  Sb  40  6.  224).    l)er  SRaler  ber  ^Reformation 
unb  Sreunb  fiut^ers,  fiulas  Aranac^,  f^uf  eine  Slnjo^I  SOtorbilber  für  eoang.  Aird^en. 
itann  ou^  nid^t  f^fj^^ftellt  loerben,  ob  unb  loie  loeit  £ut^  an  ber  (Entfte^ung  unb 
(geftaltung  biejer  sBtloer  beteiligt  i^,  fo  borf  boc^  in  bem  Ser^Unid  ber  beiben  Sßönner 
3u  einanber  eine  Sfirgjc^aft  bqür  erlannt  vottittif  bag  ber  jtflnftler  nid^t  geaen  ben  10 
Qusgefpro(|enen  9ßunf$  unb  äBUIen  bes  iReformotors  feine  S^otelbilber  auf  oen  91I< 
toren  aufftellte.    Sin  (glei^es  mirb  man  oon  ben  fonftigen  gleichseitigen  SRalem  unb 
SSb^em,  ben  €(^ö)rfern  oon  SlUarl^oc^bauten,  oorausjeBen  b&rfen.  Ss  ift  bejeir^nenb, 
bag  unter  ben  eoang.  Slltären  nur  in  X^firingen  unb  SBurttember^  (Jformen  oorlommen, 
bte  ber  9{fidmanb  entbehren  unb  barum  bie  ^uffteUung  bes  amttrenben  C5eiftli(|en  an  15 
ber  $interfeite  ermöglichen,  bag  bogegen  fonft  bte  lut^.  £anbeslird^en  bie  C&eftalt,  (Jform 
unb  ^norbnung  ber  SlltSre  am  Snbe  bes  9R9Is.  unmittelbar  flbema^men,  mie  ^aJ^Ireic^e 
Seifpiele  oon  vlltameubauten  im  16.  3<^^^*  erfennen  lafjen.    ßu  ben  frfl^eften  oon 
fint^eranem  errichteten  SlltSren  rechnet  ieoenfalls  ber  ^u  o^neeoerg  aus  oem  3- 1^39, 
ber  fiber  bem  Stipes  eine  ^rebella  uno  einen  @%<^nt  mit  oier  bemegliAen  Slägeln  20 
befiM,  ein  SBerf  oon  £ulas  5trana(i^  b.  ^.    Der  uRaler  entnahm  ben  (otoff  für  feine 
Dantellungen  ausfc^Iieglid^  bem  Sl  unb  31Z,  fie^t  man  oon  ben  Silbern  ber  Stifter 
ab,  oie  ^ier,  mie  ^öufig  auf  ben  fpotgot.  laA.  StUanoerfen,  begegnen;  unb  barin  offenbart 
[id^  ein  (Jfortfcbritt  gegenüber  ber  frühem  ^^it,  i>i^  ^  ^^  ftiefmfitterlic^  bejubelte, 
Dagegen  mit  Vorliebe  Sinjelfiguren  unb  (oruppenbilber  aus  ber  ^eiligengef^i^te  möpe.  25 
^reoella,  Schrein  unb  gflfiaelfinb  auf  Sorber«  unb  9{üdfeite  bemalt,  unb  ymt  finb  ju 
nennen  oome  auf  ber  6tan<^I  bas  ^Ig.  SIbenbmabI,  hinten  bie  Sluferfte^ung  ber  Xoten; 
oome  auf  bem  S^rein  bie  Aremigung,  hinten  ocis  jfingfte  (Berimt;  auf  ben  glügeln 
SRofes  mit  ben  (gefe^estafeln  unb  6ünl)enfan,  Slbam  oon  Xob  unb  Xeufel  in  bie  gölte 
getneben,  3^^^^^  ^-  3^-  i>^n  SIbam  auf  ben  (Belreujigten  ^imoeifenb,  S^riftus  Zob  so 
unb  Xeufel  üoenoinbenb  unb  9Raria  bas  3efus{inb  em|rfangenb,  bie  SilbniRe  oer  fürft« 
li^n  Stifter  in  falber  (Jfigur  unb  barunter  S^riftus  am  öwerg  unb  [eine  Siuferfte^ung, 
6ünbflut  unb  Untergana  oon  6obom  unb  C&omon^a,  alles  figurenret^e  Aompofittonen 
unb  jum  2:eil  burdb  entfprec^enbe  Sibeloerfe  erläutert  (ogl.  Darftellung  b.  altem  Aunft« 
benfm.  bes  5t.  Samfen  8.  $.  6.  40  ff.;  £inbau,  £ucas  SranoA  6.  311  ff.).  3lo^  m  35 
£ut^rs  fiebjeiten  Dürfte  au^  ber  go^bau  bes  ^tars  ber  SBittenberger  Stabtlud^e 
entftanben   fein,  ebenfalls   aus  Aranac^s  Sttelier  ^eroorgegan^en  unb  aus  ^rebella, 
6cQrein  unb  joiei  Slügeln  befte^enb.    gier  legte  es  bie  Snüdftc^t  auf  ben  Ort  na^, 
neben  biblifc^en  Silbern  bie  gaiiptreorafentanten  ber  9{eformation  unb  bes  eoang.  (gottes« 
bienftes  jugleiA  ben  Sefud^em  ber  Aird^e  oor  Sluge  unb  6eele  ju  führen.  3m  Sentrum,  40 
auf  ber  ännenfeite  bes  6^reins  finbet  fiA  bas  ^Ig.  Slbenbma^I:    S^riftus  reicht  bem 
Serr&ter  ben  diffen*  auf  ber  ^reoella  fiutqer  prebigenb,  auf  bem  I.  Seitenflügel  innen 
SDlelanc^t^on  taufeno,  auf  bem  rechten  Seitenflügel  innen  Sugenbagen  bas  Slmt  ber 
SAIüffel  oenoaltenb  unb  auf  ben  Seitenflügeln  äugen  bie  Slufridjtung   ber  ehernen 
Smiange  unb  bie  Opferung  3faals  (ogL  £inbau,  a.  a.  O.  S.  259  ff.).    SBenn  aud)  45 
nid^t  in  allen  feinen  äieilen,  fo  boA  in  feinen  gauptteilen  ift  auf  ben  öltem  Aranai^ 
ber  go^bau  bes  SUtars  in  ber  SBeimarer  StabtfirAe  surüd^ufii^ren ,  ebenfalls  ein 
Schrein  mit  plügeln,  auf  bem  bie  Areujigung  ^e\u  f(9on  buriQ  il^re  centrale  Stellung 
als   gauptfaqe   betont  ift  ffiinbau,   a.  a.  O.   S.  400  f.).     £eiber   fe^It  bei   ben 
SIteften  eoarm.  SHtarbilbem  Arana^s  ^euttutage  bie  urfprünglidbe  ard^tteltonif^e  Um«  50 
robmung.    3^boc^  gejtattet  bie  äBa^rne^mung,  bag  bie  Stnflüne  ber  9{enaiffance  an  ben 
Sutoren  bie  S^emperaoilber  burc^  öl^emölbe  erfe^en,  bie  ^a^l  ber   ftatuarifc^en  Dar« 
fteUungen  in  ber  latb.  Airc^e  ftarf,  tn  ber  eoang.  Airc^e  bes  9{eformations}a^r^unberte 
auf  ein  SRinimum  reoujieren  unb  an  bie  Stelle  ber  got.  Salbad^ine,  ^^ramtben,  gfialen 
u.  f.  w.  Säulen,  ®efimfe,  (Siebel  u.  f.  vo.  treten  lieg,  o^ne  loeiteres  ben  S^Iug ,  bag  » 
bas  ®e^ufe  ber  ftranad^J^en  Elitäre  lein  anberes  nntr  als  bastenige  ber  gleichseitigen 
lotb.  uttb  ber   nur  mentg  längeren  eoangelifd^en,  alfo  ben  ^formen  ber  9{enaijfance 
entfpre^enb.    3^^^nfaIIs  aber  mar  bei  biefen  älteften  lut^.  Slttören  ber  Silberf^mud 
ebenfo  loie  bei  ben  fpätmittelalterliäen  bie  gauptfa^e,  mie  f^on  aus  ben  (Srögenoer« 
^Uniffen  unb  ber  3<^I  i>^^  Aranailfd^en  SHtargemälbe  erl^eut,  unb  ber  ard^ltcltotüf^e  (^ 

9UaU9n09tlopiihit  fttr  Zytologie  unb  Stixdtt,  8.  K.  I.  2() 


402  «tot 

StoBmen  bte  Stebenfa^e.  SRit  biefent  Stanb  ber  Dinge  gab  Jtc^  freiließ  bte  jioette 
^alfte  bes  16.  3<^t^-  ni^t  me^i  jufrieben.  aBS^renb  bie  Sr^iielten  bis  in  bos  fol* 
genbe  3^^^-  hinein  bei  eoang.  Annd^enneubauten  bie  9Ru|ter  ffir  i^re  Grunb«  unb  Sluf * 
riffe  oon  ber  6patgotiI  entlehnten  unb  ^o^ftens  ben  (iforbetunaen  bes  neuen  Stils 
5  gegen&ber  M  burc^  Einbringung  Don  me^r  ober  minber  ^a^lrei^en  9tenainQnce«3i^^' 

flltebem  abfanben,  brachen  bie  Sefteller  unb  Serfertiger  bes  iirAlic^en  SRobiliors  fe 
Snger  befto  me^r  mit  ber  Jpätgot.  ä^rabition.  SBos  fpesiell  bie  Stltfire  ang^,  b  oer^ 
^id^tete  man  auf  bie  bemealtd^n  Slflgel  unb  ben  jtiU|^  Umfang  ber  ^reoella.  mHott 
Des  S^reins  mit  feinen  fiibem  mürbe  eine  einjiae  SBanb  erridbtet,  in  bie  bie  SilWr, 

10  in  bret  oertüalen  Streifen  angeorbneti  eingelaffen  lourben,  btes  noc^  in  (Erinnerung 
an  bas  got.  2:rio^^on.  $aufig  genug  oerf^manb  aber  auc^  biefe  le^te  &innerung, 
unb  man  füllte  Die  SBanb  i^rer  gansen  Sreite  nad^  mit  einem  ober  meieren  Silbern 
aus.  Daju  lomen  Slrc^iteftunai^men,  bie  bani  i^rer  (BrS^e  unb  ^usjtottung  anfangs 
mit  bem  Silberf^mud  aUenfalls  noc^  bos  (&lei(^en)id^  hielten,  fpöter  aber  ^ufig  genug 

15  ben  Sinbrud  ber  Silber  laum  noc^  jur  (Beltung  lommen  liegen.  Diefer  immer  groger 
loerbenben  $err[Aaft  ber  Slrc^iteltur  lam  es  fe^r  ju  ftatten,  oag  }u  ben  SlUar^od^bauten 
im  C5egen[a§  ju  ber  mittlem  unb  lefeten  3^it  ber  ®otiI  loieoer  oft  Stein  oenoenbet 
iDurbe.  ber  es  3.  S.  in  ber  9lilolainr^e  ju  Spanbau  (1582)  gejtattete,  bem  Sluffo^ 
eine  ^o^e  oon  ettoa  8  SReter  ju  geben  (ogL  Sergau.  ^au<  unb  Aunftbenim.  b.  $roo. 

20  Sranbenb.  S.  727).  910$  batte  man  aber  au^  in  oiefer  3^^  ^^^b^  Sreube  an  ber 
gfarbenprac^t.  Selbftoerftanblic^  sparen  bie  gemalten  Silber  farbta;  baneben  erhielten 
nic^t  minber  bie  Stein«  unb  $oljrelieh(  unb  Die  Stein«,  ^oh«  uno  Studor^tteiturteile 
ißolnd^romie.  3n  bie  Steige  ber  foeben  ^rafterifierten  WSSat  ae^ren  u.  a.  ber  3U 
SBiefenburg  (1561)  mit  einem  an  bie  Zriptraa  erinnemben  breiteiligen  SanUteinaufbau 

26  (pgl.  Sergau,  a.  a.  £).  S.  776),  ju  SloAsburg  (1576)  ebenfo  (ogl.  Aunftoenlm.  bes 
Ä.  Saufen,  14. §•  S.87ff.),  ju  CBörsborf  (1581)  besgt  (ogLSergau,  a.a.O. S. 387). 
ju  Spanbau  (1582)  besgl.  (f.  oor^er).  SIus  ^bella,  einem  einfaAen  SArein  unb 
einer  grogem  ober  fleinem  Selrönuna  |e^en  fidb  jufammen  3.  S.  ber  Slltar  3U  mguftus« 
bürg  (1571),  befjen  Stauen  ber  Sub^uer  S^reÄenfug  fertigte  —  er  arbeitete  au^ 


86  an  ben  Slltaren  3U  Xorgau,  (Grimma  unb  ftolbi^  —  (ogl.  Aunftbenlm.  bes  R.  Sac^fen 
6.  $.  S.  33  ff.),  unb  ber  3U  Äletnumltersborf  (ogl.  bafelbft  3.  $.  S.  101  f.).  Diefe 
unb  anbere  öQuIiAe  ^od^bauten  finb  aus  Stein  ober  $013  gebilbet,  bie  caxm  als  9Ra« 


terial  für  bie  Weliefs  in  Setradpt  fommen.  Der  in  ber  got.  3^ö  bemertte  SDBed^fel 
pif^en  SRalbilbem  unb  9{eliefs  auf  ein  unb  bemfelben  Stltanoerl  bauert  auc^  iei^t  no^ 

86  fort;  es  giebt  oiele  ^öl3eme  Sluffö^e,  bie  naäi  biejer  Seite  ermahnt  sterben  fonnten. 
Die  Z^mata  für  i^re  Darftellungen  entnehmen  bie  SRaler,  Silbfd^ni^er  unb  Silb^uer 
ber  ^Ig.  Schrift,  algeje^n  oon  ben  (JfSHen,  q}0  bie  Stifter  eüoa  es  loüntc^ten.  fid^  unb 
i^re  (Milien  im  Sitb  ober  SBoppen  oereioigt  3U  fe|en.  gfaft  regelmäßig  erfd^eint  bie 
einfe^ung  bes  ^Ig.  Slbenbma^ls,  ^öufig  ber  (Delreu3igte  unb  Slufentanbene,  bie  Serifin« 

40  bigung,  bas  jüngfie  (Stnäfi  u.  f.  m.  äBegen  i^rer  oorbilbli^en  Sebeutung  erfreuen  fi^ 
unter  ben  altteft.  Scenen  befonberer  Seoorsugung  bie  Opferung  Sfaols  unb  bie  erboste 
Solange.  Aann  es  bem  aujmerifamen  Seoba^ter  ]d)on  bei  ber  Setrad^tung  ber  Sutar« 
bilber  Aranar^  laum  entgegen,  bag  ibre  3Iusn)a]^l  feine  sufölliae  ijt,  fo  brangt  \iSf  i^m 
auc^  angefi(^ts  biefer  fpätem  Silber  btefelbe  SBa^me^mung  auf.    Die  Slüdfidjt  auf  ben 

46%ltar,  als  ber  Saframentsftätte,  fübrte  3ur  Anbringung  bes  ^Ig.  Slbenbm^ls;  in  Areu3i« 
gung  unb  Sluferfte^ung  lam  3um  ^usbrud,  bab  bos  ftreu3  unb  leere  (grab  Aem  unb 
Stern  bes  ^r.  ©laubens  finb,  ber  mit  ber  Darftellung  ber  Serlünbigung  auf  ben  Sin« 
fang  bes  (Eoangeliums  surüdfd^aut  unb  mit  ber  bes  jungften  (BeriAts  auf  beffen  CEnb« 
punite  binausblidt.    3loi)  oor  bem  Cnbe  bes  16.  Zw^-  ntad^en Jiq  bie  Sinfiüffe  einer 

60  neuen  S^mbolü  geltenb,  bie  in  ber  gfolgeseit  fic^  no^  fteigem.  So  finb  an  bem  Span« 
bauer  ^erl  3iDei  Aar^otiben  3U  fe^en,  (jr^uengeftalten ,  bie  ber  Afinftler  als  (Blaube 
unb  £iebe  ^aralterifieri  ^at,  an  bem  Slltar  ber  Stabtfird^e  3U  £iebero[e  (1593)  nthtn 
(Blaube  unb  £iebe  auc^  bie  Hoffnung,  oerfinnbilblic^t  bur^  Sunbeslooe,  $elilan  unb 
^^önix  (ogl.  Sergau,  a.  a.  O.  S.  494). 

66  Die  Slltore,  xoel^e  in  ber  3<^it  bes  Sarods  entftanben,  teilen  alle  S^attenleiten 
biefes  Stils.  8lu^  an  i^nen  offenbart  M  ber  Äontraft  3tDif^en  ß©ed  unb  Sfciltel, 
Svfydt  unb  5orm,  CBebanfen  unb  Sorftellung;  bie  gormen  ©erben  ins  Derbe,  Star!« 
auslabenbe,  S^mülftige  oerie^rt.  Die  Slltanoanb  ber  Slenaiffance  toud^  nadQ  Sreite 
unb  $o^e  unb  bemeiüfpred^enb  ibre  ar^iteitonij^e  Slusftottuna.  Stuf  f^erfallige  $ofta« 

eomente    n)urben  Säulen   oon  beoeutenber  ®roge  geftelH,  über  bie  bas  fernere,  oft 


mtüt  403 

oerlropfte  (BeMII  mit  [einen  oeit  auslobenben  (gelimlen^  loioie  Dreiedsgiebel^  S^neden- 
^aibgiebel  u.  bgl.  ^u  liegen  lomen.  !Die  Säulen  Jtellte  man  häufig  ju  ya>tkn  unb 
breien  biliffenförmtg  neben  unb  ^intereinanber.  SÖä^renb  nuin  anfangs  aber  no^  ben 
Qifo^  ber  Säulen  na^  altem  Sorbilbem  geftaltete,  gab  man  i^m  fpäter  eine  gen>un« 
bene  (Jform.  Daju  lam,  bog  man  bem  9RateriaI,  aus  bem  biefe  Slufbauten  beftanben,  5 
niAt  me^  feine  natürHAej)ratbe  belieg,  fonbem  es  oft  mit  SRormormuftern  fiberjog.  3n 
biefe  3^^  ^t  UnnaturfälU  eine  bebeutfame  änbening  ^infid^iA  bei  Slnorbnung  ber 
^untftude  bes  Ür^I.  SRobiliats.  Die  ÖbericJ^tfung  bes  äBertes  ber  ^rebiot  im  Lottes« 
bienft  unb  mo^l  aud^  bie  (Erlennntis,  bag  bte  SUto^oc^bauten  mtqen  i|irer  enormen 
Dimenfionen  Das  Shtge  nid^t  gan)  b^ebigen  tonnten,  ffl&rte  baju,  oag  bte  Aansel  feit  10 
ber  aRttte  bes  17.  ^oAiäfs.  immer  häufiger  hinter  ben  Sutar  oerleat  lourbe,  um  fpäter 
mit  biefem  ju  einem  (dangen  oereinigt  gu  loerben,  ein  Sorgeben,  jür  bas  man  ^eutgu« 
tage  oieffa^  f^on  in  ber  Sd^Ioglapeue  gu  S^maBalben  ein  Sorbtib  finben  gu  lönnen 
gbubt  (00  img  aber  biefe  Snna^e  ijt  (ogl.  meinen  Sortrag),  fo  n^eniq  [tid^^Itig  ift 
bie  anbere,  bag  in  ber  %oxm  ber  fog.  itatuelaltäre  bas  (Ergebnis  oon  Ipegtfifc^  prot.  (&e«  15 
baiden  gu  erlennen  feL  £1^  bo^  ein  Sltd  in  bie  gleiAgeitigen  lot^.  Abtuen,  bag  aud^ 
fie  turm^o^  ^(ufbauten  hinter  bem  SlUar  befi^en,  an  bte  ber  Xabernalel  uno  bie  (Es* 
pofitionsnif^  für  bas  Sonftiffimum  ba  angeleot  finb,  n>o  in  ben  eoangelifc^en 
®ottes6äu(em  bie  Xräger  ber  Aatuel  unb  btele  ]elb|t  begegnen.  3^  ^i^  fo9-  Cathedra 
Petri  über  bem  SItar  in  ber  Zrtbuna  ber  ^eterslinbe  gu  9lom ,  ein  (Ergeugnis  Ser«  so 
ninis,  geftattet  einen  no^  unmittelbareren  Serglei^  mn  bem  ilangelaltar.  3nbeffen  biefe 
unfc^e  Serquidung  oon  SDtar  unb  jlan^el  genflgte  ber  (Sefc^modsrid^ng  ber  Saroa« 
|eit  no^  ni(^t.  3n  oielen  Sfällen  n>ies  he  ber  Orgel  unb  bem  Sängerc^or  einen  $Ia^ 
über  ber  Aangel  an.  !Dag  bei  foIAer  xluftfirmung  ber  lirAIic^en  iKusftattungsgegen« 
ftänbe  feiner  oon  i^nen  gu  jeinem  fqon  burc^  bie  Slftbetil  geforberten  9{e(^  lam,  fann  ss 
ni^  9Bunber  nebmen.  mx  meiften  litt  aber  babei  ber  Stltar,  ber  oon  ben  aJlafjen 
fiber  i^m  f  Srmliq  erbrfidt  lourbe  unb  ber  barum  in  ber  Siegel  gu  einem  an  ben  Seiten 
gar  nid^t  ober  bflrftig  gef^mfidten  jlaften  oerfflmmerte.  9Burben  SlUar  unb  jlangel  un» 
mittelbor  mit  einanber  oerbunben,  [0  bnnte  man  biefer  oielfa^  nicbt  einmal  eine  fleine 
Släd^  gur  Anbringung  eines  Sntarbtibes  abringen.  !Der  Xltar  mugte  fi^  mit  Arugifix  unb  so 
£eu^ter  begnügen  unb  ben  Silberf^mud  an  bie  gfläd^n  neben  unb  fiber  ber  Aangel 
abtreten,  wo  benn  auA  9RaIereien,  iReliefs  unb  Statuen,  leMere  nic^t  feiten  Überlebens:' 
grog,  aber  in  aufgeblafenen  unb  oerbre^en  gformen,  erl^inen.  Das  allegorif^ 
unb  fnmbolifd^  (Element,  bas  fi^  bei  ben  bilbli^en  Darftellungen  ber  9{enaiffance  tn 
beff^ewenen  (Brengen  gehalten,  brängte  fi^  je^it  me^  oor.  SRan  tonnte  fi^  nid^t  genug  35 
^m,  bas  Sluge  (Lottes  unb  ^^\  umgeben  oon  Strablen,  Urnen  mit  lobemben 
(iflammen  u.  bgl.  an  ben  Aangeln  angubringen,  unb  fu^te  bie  SIrmut  an  e^t  biblifd^n 
Gebauten  burqi  eine  magbfe  Häufung  oon  (Engelf^ren  gu  oerbeden.  —  Die  Aunft 
bes  9{ototo  unb  Smpire  übernahm  bas  Schema  bes  Sarod'XItorbaus,  bem  fie  nur  i^e 
befonbem  Sin^elformen  aufprägte.  —  Da  bie  meiften  altem  Airc^en  Sntäre  aus  bem  4o 
17.  unb  18.  Sa^r^.,  biefer  größten  SerfaOsgeit  in  ber  (gef^ic^te  bes  Sltors,  befi^en, 
fo  ionn  ffigli^  booon  abgefe^  sterben,  eingehe  Seifpiele  aufgugä^Ien. 

(Eine  neue  3^ü  in  oer  (Bel^i^te  bes  Xltarbaus  inauguriert  bas  19.  Z^if),    Die 
Slomantit  griff  insbefonbere  lieber  gu  ben  altc^r.  unb  got.  formen.    SBeiter^tn  n>anbte 


mon  au<^  Air^en.  bie  biesfeits  ober  jenfeits  ber  got.  Q^oAe  liegen.  Die  Sutäre 
ber  aüemeueften  3^^  tragen  oielfa^,  n>ie  ber  Air^enbou  ber  (Begennmrt,  ben  Stempel 
bes  (SIelthismus  unb  oubfettiotsmus,  ber  fi^  gu  gut  bflntt,  um  alte  gute  3Rufter6o 
genau  m  mibieren,  ber  barum  aber  au^  ber  C5efa^  ni^  entge^,  (Elemente,  aus  ien 
oerf^ieoenften  3eiten  jtonmenb  unb  fomit  einanber  oft  oiberfpre$enb,  gu  oermif^en.  Sor 
allem  finb  jebo^  bie  ^eftrebungen  gu  rfigen,  mtläit  bie  itattgel  hinter  ober  gar  oor  bem 
Wka  ouffteKen  ooHen,  Seftrebungen ,  bie  fidb  ni^t  einmal  mit  (Brflnben  ber  Sw^* 
mäbigteit  beden  Ibnnen,  bie  aber  mit  ben  C5runbfäten  ber  $ft|«tä  unb  £iturgil  unoer«  65 
einbar  finb.  (Ebenfo  ift  oor  ber  9leigung  mand^  mr^itetten  gu  momen,  ben  Xltarauf« 
fä^en  eine  gu  groge  ^usbebnung  gu  geben  unb  babei  gu  je^r  bie  ard^itettonif^e  Seite 
gtt  betonen,  nobun^  ber  bitblid^  Si^mud  in  SRalerei  unb  Stulptur  noüDenbigeru>eife  m 
einem  bfirmgen  Sn^ängfel  begrabiert  oirb,  gumal  toenn  baffir  nid^t  ttma  entfpre(9enbe 
Mblif^  Siloer  unb  Symbole,  fonbem  (Engel,  ftilifierte  Slumen  u.  bgl.  geuriip  n)erben.  eo 


404  mtttt  SUttttfidtt 

GoIIen  in  biefem  3uf^^m^^^n9  noc^  einige  hine  3BinIe  für  bie  3Bfirbtgun^  unb 
(Beftoltung  bes  ^ntars  innerhalb  ben  lui^.  unb  ben  unterten  Antuen,  beten  (Sotiesbtenft* 

ßtmen  auf  bie  9{eformation  fiut^ets  surfi^el^en,  gegeben  loerben,  fo  ift  junöt^ft  gu 
tonen^  bag,  u)enn  oon  Slltar  getoo^n  rotrb,  btes  nur  im  Sinn  bes  poulintfd^en 

6  „Xif^  bes  ^etm''  unb  mi)  bem  SBott  fiut^etd,  ber  SQtoi  fei  y,bo}u  georbnef^  „bag 
man  bas  6alrantent  borauf  Rubeln  follte''  (ogL  (ESI  40.  Sb  6.  224)  gef^e^en  tonn. 
Slnbetnfalls  I&uft  man  (Sefo^r,  bie  Srenjünie,  u>el^  bie  eoang.  Ricä^  Don  ber  lat^o* 
lifc^en  trennt^  gu  fiberfc^reiten.  Die  3bee  bes  SlUors,  als  ber  Statte,  an  ber  bie  Oft. 
(gemeinbe  bas  SRa^I  bes  $enn  begebt,  n)irb  auA  baburc^  nic^t  eingefd^r&nlt  ober  gar 

10  aufgehoben,  ba^  oor  bem|elben  nod^  anbere  fultifc^e  ^anblungen.  n>te  ftonftrmation, 
Xrauung  unb  Orbinotion  oolljogen  Q)erben.  Denn  bei  iBnen  finoet  !ein  etgentlid^ 
(Bebrau^  bes  Sntars  [tatt:  unb  es  ift  bejei^nenb,  bag  £umer  in  feinem  „Xraubfl^Ietn'' 
bem  (&et|tli^en  einen  ^la^  oor  bem  SHtor  antoeiH^  o^ne  febo^  feine  ermahnte  Susfage 
fiber  ben  3n)ed  bes  9utars  gu  änbem  (ogl.  £31  23.  Sb.  6.  211).    Der  3bee  bes 

16  eoang.  Slltars  mirb  aber  nur  ooll  unb  ganj  genügt,  u)enn  bas  ^Ig.  9Ral^I  nie  jebes 
3Ra^I  auf  einem  Xif^  gefeiert  n)irb.  9ßag  man  au(^  im  einzelnen  noc^  fo  grobe  9lfld« 
[i^t  auf  Die  Umgebung  bes  Altars,  namentlid^  auf  ben  Stil,  in  bem  bie  i^n  um« 
teliegenbe  Airc^e  erbaut  ift,  nehmen,  fo  barf  bo^  ni^  auger  a^t  gelaffen  merben,  bag 
Der  Z\\if  oon  primärer,   aQes  anoiere  aber  oon  fehinborer  Sebeutung   ifL    Darum 

20  foUen  etumige  Stborien,  StfidoSnbe  unb  ^o^bauten,  ausgeffl^  in  9(r(^neftur,  9RaIerei 
unb  Sfulfrtur,  niemals  eine  (&rö|e  unb  9[usftattung  er^dten,  bag  baburc^  ber  (Einbrud 
bes  ZilAes  beeinträ^tigt  mirb.  (is  entfpric^t  ber  Stellung  ber  Aommunion  im  (Bottes* 
bienft,  als  bem  $ö^unit  ber  gemeinbli<i^en  gfeier,  wtnn  bem  Slltar  bie  öauptftelle  im 


®ottes^aufe  angemiefen  n)irb,  in  einem  befonbers  abgegrenjten  9{aum  (Spfis,  (E^or), 

26  ber  aus  oerf^ieoenen,  bier  ni^  jur  (Erörterung  fte^enben  (Brflnben  unentbe^rlid^  ift. 
^dlt  man  aber  biefen  (Befic^tspunlt  fe|t,  fo  u)irb  man  baoon  Umgang  nehmen  mfiffen, 
bie  £)rgel  hinter  unb  bie  Jtan^el  hinter  ober  oor  ben  Slltar  ju  »erlegen,  votil  hahwcd) 
feine  centrale  Stellung  jum  mtnbeften  in  prrage  gefteüt,  XDenn  ni^  oöllm  aufgehoben 
n>firbe.    Dagegen  entfrfie^It  es  fid^,  ben  Slttar  burd^  Slnlage  einer  ober  mehrerer  Stufen 

30  über  feine  Umgebung  berausju^eben  unb  il^n  frei  ju  jtellen,  lekteres  befonbers  aus 
prait.  (grünben.  Die  ^Itarfd^ranlen,  unb  ooren  fie  au^  auf  bie  Qeinften  aRa|e  rebu« 
}iert,  ^oben  in  ber  eoang.  Airc^e,  bie  leine  Xrennuna  jiDtfd^en  ^rieftem  w&  £aien 
lennt,  i^r  Sle^t  oerbren.  3^  ^^^  notxoenbigften  Slusftattungsgegenftönben  bes  SlUars 
gehören  auger  ben  (gefägen  für  bas  ^Ig.  Slbenbmai^I  itrujifis,  nimt  einfa^  itreuj,  ba 

86  bie|es  nic^t  bie  ^atwtfa^e  ift,  fonbem  ber  (gebeujiate ,  unb  minbeftens  jniei  £eud|ter, 
(entere  in  allen  ^Im  niebriger  als  bas  itrugifix.  3ft  ber  (gebraud^  oon  5irujifis  unb 
£eu^tem  and)  erft  pingem  Datums,  fo  ffobtn  fie  boc^  in  ber  eoang.  Rvtift  ein 
^iftorif^es  9{e^t,  gang  abgefe^en  oon  ben  biblif^n  (gebanlen  unb  ber  f^mbolif^n  Se« 
Deutung,  mit  benen  i^re  Slufftellung  gerechtfertigt  loerben  lann.  Sreilic^  bitrfen  bte  £i(^ter 

40  auf  ben  £eu^tem,  u>eil  fie  ni^t  einem  pralt.  3u)ed  i^ren  $Ia^  auf  bem  Slltar  oerbanfen, 
nur  aus  SBad^s  befielen,  unb  nid^i  etwa  (&as,  loie  5.  S.  in  ber  Stabtfir^  ju  Xorgau,  ober 
eleftrtfdbes  £t(^t,  loie  3.  S.  in  ber  Aaifer  äBili^elm « (gebä^isfird^e  ju  Serftn,  baju 
oenoenoet  werben.  9lbgef^madt  ift  es.  {ünftlid^e  Suletts  jum  S^mud  bes  Sntars 
5U  benfl^en;  baaegen  ift  nid^ts  einjumenoen,  xotnn  man  befonbers  an  gfefttagen  einige 

46  Strange  aus  frif^en  Slumen  jmifqen  Armifix  unb  £euc^ter  ftellt.  Der  Skalier  bes 
Sntars  als  Zif^  bes  $erm,  an  bem  bas  Qlg.  3Ro^l  gefeiert  mirb,  erbeifc^t  eine  Dede 
aus  £innen,  nid^t  SaumiooIIe,  äBoIIe  ober  Seibe,  bie  aus  prait.  9{üdfi(^ten  am  Seften 
über  eine  untere  Dede  aus  gröberm  Stoff  ausgebreitet  mit\>.  (Beftatten  es  bie  Ser^It« 
niffe,  fo  ift  es  burd^aus  iDünf(^ensu)ert,  ben  Sutar  mit  Slntepenbien  ju  fd^mfickn,  beren 

60  Srette  fi^  naä)  ber  Slusjtattung  ber  einjelnen  Zifd^e  ju  rieten  fyst  Dtefe  Slntepenbien 
in  ben  belannten  liturgif^en  grorben  unb  mit  entfpred^enben  Darftellungen,  in  ber  Siegel 
fombolifr^en,  finb  nii)i  minber  mk  bie  Xexte  fiu:  bie  £eItionen  unb  ^rebigten  geeignet, 
oen  C&ang  bes  Airr^enja^es  ber  ®emeinbe  jum  lebenbigen  Seiougtfein  ju  bringen. 

55        aUtenbnrg,  ftolloquium  1568—1569  f.  ^^ilippiften. 

HÜtn^itin,  Aarl  Orrei^err  oon,  erfter  preugifc^er  Aultusminiftec  (1817 
bis  1840).  (Sine  erfc^öpfenbe  ^arfteEung  feined  £cbend  unb  ^^irtend  wirb  bi^^er  Dermigt. 
X^oluct  tonnte  no(^  in  ber  ^weiten  Auflage  bicfed  ^erfee  nur   auf   ben  beutfc^en  9{etroIog 


VUtnfl^  405 

1840  uitb  einen  bürftigen  ^J(rti!cl  in.^igonb^  ^onDerfatiun^Iejrilon  ucnueifcn,  ba  tt)m  bic 
fett^er  me^rfad^  benu^te  ^anbfc^riftlid^e  @(ij$e  Don  So^onned  ^(Sfui^  (^Berlin,  ^öniglic^e 
Sibliot^el)  entganaen  mar.  ^n  ber  ^toifc^enliegenben  3eit  finb  manche  neue  S9eiträge  jur 
Surbtgung  ^Itenfteind  erfcbienen.  Srreilic^,  bie  uoQftänbige  SSiogrop^ie,  bie  ber  gfrei^err  üon 
Stein  5U  ftoc^berg  in  ^u^^fi^t  geftellt  l^atte,  tft  audgeblteben,  immerhin  ift  bie  ^rtitelferte  5 
beSfelben  ©erfoffcr«  in  3)eutf(^e  JRcöue  7.  S3b.  eine  bQn!cn«tt)erte  SlniQ^Iung.  3)er  ®oIb* 
fdöm!btf*e  «rt.  (?lb53  36.  ©b.)  cntjie^t  fid^  bem  «UQe  leitfit,  toell  toir  Ältenftcin  nid^t  unter 
Stein  ju  fuc^en  pflegen.  (SBenba  ^aben  einige  ber  Mitarbeiter  ^ItenfteinS  i^te  ^ürbigung  ae« 
funben.  3n  SBIuntfd^Ii^  2)eutf(^em  @taatdtti5rterht<4  f^ai  ^Iming  ou^fü^rlid^,  in  ^erbp 
enct^flopäbie  ber  92eueren  «efai^te  SBaiHeu  turji  über  i^n  berietet.  SSi^tige  Beiträge  liefern  lo 
ferner  Xreitf^ted  ^utfd^  (Skfcl^i^te  im  19.  Sa^^^unbert  unb  SSarrentroppS  äRonogropl^ie 
über  So^anned  Sc^uli^e.  2(u(^  auf  bie  S)atfteaung  ber  Nrc^Ii^en  ^abinettdpolitif  gfriebric^ 
^il§elmd  III.  burc^  $3anaemannr  $uma(  auf  ben  Sd^Iugparagrap^en ,  ber  ^angemannd 
frü^ercd  Urteil  über  91Itenftein  (Sieben  ©üd^er  preugifc^er  JHrc^engefc^i^te)  feiertid^  prüdt« 
nimmt,  barf  umf ome^r  oermiejen  tütvbtn ,  al^  bie  lanbläufigen  ungünftigen  ©eurteiifunaen  15 
be«  SRtniJterö  jum  großen  Xelle  auf  SBangemannS  Ältere«  Äer!  jurüdjufü^rcn  [inb.  4ic 
9lhen  be«  ©e^eimcn  ©taatSartftit)«  ju  ©crlin  finbcn  eine  (grgftnjung  an  ben  in  ber  ^t» 
giftratur  bed  preugifc^en  foltudminifteriumd  t)erbliebenen  fomie  an  einem,  n)ie  verlautet, 
nid^t  unbeträchtlichen  ft^rijtlidjen  ^^ac^laft.  Q^ft  bie  umfaffenbe  Durcharbeitung  biefer  CtueSen 
mürbe  eft  ermöglichen,  in  jebem  einzelnen  ^düt  9lltenfieind  £igcne  ^Inftc^t  unb  feinen  t)erant«  20 
mortlic^n  9lnteil  an  ben  Magnal^men  ber  Siegierung  (bad  wafi  \>on  3nitiatit>e,  ^ompromi^ 
unb  ^iberfianb)  annä^ernb  ^eraui^jufteHen. 

Rml  ^i^n  von  Stein  3um  SHienftetn,  in  ber  Siegel  lurjmeg  Sntenftein 
^enannt,  nmrbe  5U  SlnsbaA  am  1.  OftobÄ  1770  geboren;  fc^on  1779  oedor  er 
einen  Sater,  ber  als  9{mmeifter  in  morlgrSflid^en  Dienften  ftanb,  unb  |o  fiel2ö 
ie  Srjie^ung  ber  Ainber  (ftorl  mar  ber  filtefte  von  3  (Befc^miftem)  gans  ber  uRutter 
m.  bie  oermSge  einer  reichen  (Seiftes«  unb  ^erjensbilbuna  biefer  Hufgabe  oor  anberen 
uRüttem  gemachen  erfc&ien,  aber  boc^  ben  fe^Ienben  oftterli^en,  mönnliAen  Sinfluj] 
niAt  erfe^en  lotinte.  2)09  merlmflrbige  UnoermSgen  3U  einem  burAgreifenben  (Ent« 
d^mj],  bas  an  bem  fp&teren  9nten[tein  um  fo  auffälliger  ift,  als  es  fim  mit  bofier  (Ein«  ao 
t6t  unb  [Dörfern  Urteil  paart,  geqt  in  feinem  Aeime  mo^I  mit  barauf  surfia,  cHig  ber 
)eft{mmenoe  (Einfluß  feiner  3uaenb  ein  meiblid^er,  ber  ber  SRutter,  uoar.  (Er  obfobierte 
bos  (SQmnafium  [einer  Saterftabt  unb  besog  bann  bie  UntDerfität,  um  fic^  bem  Stubium 
ber  Stifte  3U  miomen,  suerft  in  (Erlangen,  fpSter  in  SSttingen.  Ss  fprtd^t  für  bos  f^on 
in  bem  O^^Slinfl  oor^nbene  geiftige  £eben,  baft  er  nid^t  in  feinem  (l^qftubium  auf«  35 
aingjjonbem  neben  ber  3«rifterei  auc^3^tt  für  feine  fiiebbobereien  fanb:  ^^ilofop^te, 
mjieu  9{eIiaionsp^iIofop^ie,  unb  Staturmiffenf^aften,  fpejieu  SotanS.  Dag  er  aud^  in 
ber  Orientalinnen  fiitteratur  f{$  umgefe^n  ^aoe,  bafur  ift  uns  S^olud  ber  ein3ige,  aber 

iiemig  unoerofid^tige  (Semö^rsmann.    3m  ^afftt  1793  trat  er  als  Kammer»  unb  Sanb« 
c^oftsreferenbar  bei  ber  Ärieas«  unb  Domänenlammer  feiner  mittlermeile  peufeif^  ge»  40 
morbenen  öeimat  ein.    (SJgl.  SB.  (Bermann,  in  ben  ^o^ensollerif^cn  gorfc^ungen  in 
6. 1  ff.)  (Er  ^e  ^ter  bas  Slüd,  unter  $arben6erg  als  feinem  Sorgefe^ten  3U  arbeiten, 
ber  bte  ^eroorragenbe  SefS^igung  bes  jungen  Seamten  balb  erlannte  unb  i^m  feinen 
meiteren  SBeg  geebnet  f)ci,  ^arbenberg  mar  es,  ber  i^  1799  naA  Serlin  berief,  mo 
Sntenftetn  balb  eine  maggebenbe  ^erfonlid^Ieit  mürbe,  befonbers  als  Slutoritöt  in  Srnton}«  45 
fad^en  galt  unb  fc^on  1803  jum  Geheimen  Oberfinan^ot  aufrüdte.   (Enbe  1806  finben 
mir  i^n  beim  preugifc^en  $ofe  in  itönigsberg,  im3ultl807  alsSRÜglieb  berSmmebiot« 
lommtffion.  im  September  besfelben  Ijo^res  bei  ^arbenberg  in  9{iga.    $ier  mürbe  er 
feines  9Reifters  (Berufe  bei  Ausarbeitung   besJBIanes  vvc  Sleorganifation  ^reu^ens; 
^orbenbergs  grober  (Entmurf  bafieri  auf  einer  ^tenfteinifd^en  Demf^rift,  beren  lettenbe  60 
Sebonlen  anerbmgs  oon  Stein  u.  a.  bereits  oorg^ei^net  moren.    ^x  ben  fpSteren 
ftultusminifter  ift  barin  oor  allen  Dingen  ber  ^af^s  über  ma^e  SBiffenf^oft,  f^one 
itunft  unb  Unioerfitöten  ^arafteriftifd^,  3iDede,  bie  fic^  oon  feloft  bejd^lt  ma^en  unb 
für  bie  barum  ber  Staat  au^  in  ben  f^merften  3^^^^  bie  erforberlid^en  SRittel  muffe 
flüffig  mad^n  fönnen.  SIls  im  ^afyit  1808  ber  grellen  oon  Stein  als  Icitenber  Staats«  60 
mann  ^reugens  unmöglich  gemorben  mar,  mürbe  auf  ^arbenbergs  Setreiben  9ntenftein  fein 
(Erbe,  ^m  24.  9looember  1808  jum  Si^anpinijter  ernannt,  fa^  er  Rc^  im  Sllter  oon 
38  3ö^^tt  ön  ber  Spi^e  bes  b.  3.  toi^tigiten  uRinifteriums,  beffen  mfgabe  es  mar, 
burA  Slufbringuna   ber  unerj^minglic^en  franjöfifd^n  fton^ributionen    meiteren  De« 
mflttgunaen  ^reugens   oorjubeuaen,  für  bie  Sonaparte  nur   na^   einem  Sotmanbe  ßo 
fu^.    Ilber  ben  Sorberungen  bes  SRomentes  jeigte  fi^  bas  3RiniJterium  sntenftetn 
nic^t  gema^fen.    3lvx  bis  }um  Srni^ia^r  1809  oermo^te  er  bie  Aontnbution  an  ^anh 


406  aUmflebi 


reid^  obsufu^ren.  9lus  Stolj  ober  Cioenfinn  oerf^mäbte  er  eine  lonfultierenbe  Sfi^Iung 
mit  Stein  ober  ^orbenberg  unb  oerftel  auf  bie  ^olml  ber  fleinen  gfinanjtnittel,  bie 
[i^  balb  als  unjurei^enb  enoies.  Seine  (Etnji^t  lieft  feine  Zöufd^ung  Aber  bie  (Sefa^r 
ber  £age  3u,  ober  ^u  einer  grogen  nationalen  ^outil  feblte  i^m  m  9Rut.    SHs  er 

s  bem  Aonige  ben  Ileinen  Sorf^Iag  ma^e.  gegen  eine  (Erleid^terung  ber  Kontribution 
S^Iefien  abjutreten,  fai^  fic^  berfelbe  ^oroenbera,  ber  ibn  anbert^lb  3^^  juoor  als 
Steins  Sladjf olger  bur^georfidt  Qatte,  unt  ber  3ulunft  ^reuhens  willen  genötigt,  i^n 
m  Itfirjen  (4.  3uni  1810).  (Ein  mirllif^es  Serbienft  fffd  er  \Üf  iDo^nb  feines  9Rini« 
jteriums  boA  eroorben:  er  fyd  tro^  ber  bebrSngten  Sfinanjla^e  bie  Selbntittel  ffo  bie 

10  neue  lIntoer|itat  Serlin  ju  beft^en  geiougt.  beren  ®rfinbung  er  f^on  in  ber  Sfligaer 
Denifd^rift  [o  brinaenb  geforbert  qatte.  SlUenftein  toor  noA  ni^t  oierjig  ^cifyct  alt,  als 
er  fic^  oom  politifd^en  S^auplog  entfernt  fo^.  Seine  Slumen  unb  sfi^t^  S^riften 
toaren  bo^  nur  ein  fd^umAer  Xroft  für  ben  m  oorjeit^er  Unt^igleit  Verurteilten. 
9D^er  i^m  lourbe  bas  in  [oIcQen  gfSuen  [eltene  Qlflcf,  oaft  fein  JlSnig  auf  feine  Dienfte 

16  no^mals  surfid^riff  unb  t^n  biesntal  an  einen  $Ia^  fteute,  loo  er  bas  mbenien  ber 
traurigen  ^Jolitti  oon  1809/10  oergeffen  maAen  lonnte.  ^orbenberg  ift  es  gemefen, 
ber  1813  bes  ilonigs  Slime  loieber  auf  Slltenftein  lenlte  unb  biefem  oabur^  eme  neue 
3ufunft  eröffnete.  9li^t  leisten  ^erjens  ^atte  er  1810  ben  SRann  feiner  S^ule  ge« 
prjt  unb  immer  i^m  bas  atte  SBo^booIIen  betoa^rt  Seit  1813  bereiten  Sriefe  $arben* 

90  bergs  Slltenftein  barauf  oor.  bauemb  u>ieber  in  ben  Staatsbienß  flbemommen  ju  sterben. 
3l(S^  mehreren  oorüberge^enben  ftommiffionen  fanben  biefe  ß^f^S^n  i^^  (Erfüllung  in 
ber  am  3.  Stooember  1817  erfolgten  Berufung  Slltenftetns  an  bie  Spi^e  bes  neu^ 
gebilbeten  9RiniJteriums  ber  Seijtli^en,  Unterrid^ts«  unb  aRebijinalangelegenl^iten.  So 
umge  roaren  btefe  Slngelegen^etten  oon  einer  Seition  bes  SRiniftertums  bes  3nnem 

95  oenoaltet  n)orben  unb  borfiber  ,,totaI  oer^oljt".  Sntenfteins  Sorgänger,  ber  SRiniRer 
oon  Sc^udmann,  nat^mals  ftatt  ber  Direltion  ber  geiftli^en  Sngel^ei^iten  mit  ber 
bes  hätten«  unb  ^ammenoerls  betraut,  mar  na^  oes  ^oMAo^  (liiert  (CE^after« 
jfige  aus  bem  £eben  gnebrid^  äßü^Ims  III,  I  S.  198)  Sc^ilberung  „ein  energi^r 
Smatsmann,  meU^er  aKe  laufenben  Saiden  in  einem  feften  prompten  (Bange  ^telt, 

80  aber  geiftli(^  Dinge  geifUic^  ju  rieten  ni^t  oerftanb".  (Beoen  oie  (Bef^oftslenung 
biefes  Sorgangers  ^t  fi^  biejenige  SRtenfteins  f Acöf  ab.  Die  Serf^ieben^it  ift  ^ufig 
beroorae^ooen  morben  unb  mit  Stecht,  aber  mie  tft  fie ju  formulieren?  HC^oIud  fiber^ 
]i^i  bod^  bie  Slac^^Iti^Ieit  ber  frommen  (Einbrüde,  bie  Sutenfteins  im  frommen  Spnlen^ 
tonbe  oerlebte  3^8^^  4^  s^ffi^ten  muMe.   Die  (Energie  einer  felbftönbigen  ^riftlid^en 

86  Uberjeugung  meroen  mir  bem  neuen  SRtnifter  im  ®egenfa^  ju  feinem  Vorgänger  laum 
jufpreAen  burfen.  Daoor  mamt  fAon  ber  [tane  Xerritorial^mus,  oon  bem  er  fic^  in 
lir^Iimen  Slngelegen^eiten  oielfac^  leiten  Heg.  Ss  ift  bo^  me^  ber  (Begenfa^  eines 
feingebilbeten  unb  fetnempfinbenben  (geiftes  5U  einem  bfireaulratifc^en  Sanaufen,  mas 
Qier  in  grtage  fommt,   als  etma  ber  (gegenfa^  eines  SRannes,  ber  oermöge  fernes  per^ 

40  ßnlid^en  C^riftentums  (geiftlic^es  geiftlic^  gu  nd^ten  oerftanben  ^e,  ju  einem^  ber  bies 
nid^t  oerftanben  ^e.  SHtenftein  ift  eine  erasmif%  9latur,  ber  ^umanift  in  t^m  über« 


miegt  bur^aus.  9[ber  tbtn\o  falfc^  more  es,  mollte  man  i^n,  mie  auc^  gefAe^n  ift, 
als  einen  „SRenfc^n  mit  giftigem  $ag  gegen  bas  (Eoangelium  im  $eqen"  binf^^nen. 
Um  i^m  gerecht  }u  loerben,   mu)^  man  mepr  Srofben  auf  feiner  ^alette  baben  als  nur 

46  f^ar^  unb  meig.  S^er  märe  }u  fragen ,  ob  fein  (E^ftentum  ni^t  ftart  rationaliftifc^ 
gefärbt  mar. 

X^olud  fyit  an  bem  itultusminifter  SHtenftein  bie  (Srbge  bes  Staatsmannes  oer< 
migt,  htx  mit  f eftbegrfinbeter  religiofer  Überzeugung  jelbftftanbig  unb  lonjequent  bie  i||m 
anoertrauten  mgelegen^eiten  }u  einem  bejtimmten  3iele  binleitet.    Sei  biefem  Urteile 

60  mirb  es  fein  Semenoen  bebalten.  SHtenftein  ift  ber  (Entmidelung  mit  me^  ober  menmer 
glfldlid^em  Serftanbnis  gefolgt,  ^at  fie  aber  ni^t  Jelbft  in  bie  $anb  genommen.  Hber 
minbeftens  bis  m  einem  gemiffen  (prabe  ift  biete  ^affioität  bur^  bie  (Eigenart  ber  i^m 
anoertrauten  (Bdiete  bebingt  unb  begrfinbet  alfo  nimt  o^ne  meiteres  einen  Sormiuf. 
Die  entgegengefeMen  itrofte  unb  Stiftungen  fid^  neben  einanber  entmideln  unb  burq 

u  einanber  bef^ränfen  ju  laffen,  bie  in  feinen  äugen  ebleren  fteime,  mo  fie  in  SEßiffen» 
fd^aft  unb  Air^e  fi^  regten,  ju  finben,  obne  bie  entgegengesehen  ju  unterbrflden,  bie 
oom  Xbrone  ausgegangenen  3been  unb  $tane  unter  oorfi^tiger  Serfldfi^tiauna  loirl^ 
li^er  ooer  mögli^er  ^emmniffe  nur  mit  be^utfamer  39gerung  ins  fieben  einjufü^en, 
bies  mar  bie  Stufgabe,  melAe  fi^  Sütenftein  gefeM  ^,  ber  er  in  feiner  langjährigen 

60  Slmtsoenoaltung  treu  geblieben  ift.   Xreffenber,  ab  in  anberen  Ofällen ,  finbet  fid^  biefer 


Wk9ftm  407 

perfönlic^e  (E^arafter,  iDte  bie  bur^  ben|elben  bebingten  93enDQltuna$mcu£tmen  bei  C^Iert 
gefÄilbert,  beffen  aus  langer  (Er[a^rung  gefloffenes  Uiteil  lotr  $ier  aussu^en  niAt 
um9in  iönnen  ((E^araltersäge  I  @.  361) :  ,,äBenn  eine  [oI(^e  Aufgabe  f^on  an  [i^  bte 
Aräfte  eines  SRannes^  aucb  be»  rei^begabten,  5u  überfteigen  f^utt,  fo  rourbe  fte  nod^ 
[(^toeier  bur^  bie  Sef^affen^tt  etner  aufpere^ten,  unru^i^en^  reforntatorij^en  3^it  5 
unb  bem  mn  Slltenftein  fe^r  ftoer  burc^  bte  Stgentümlid^Iett,  in  ber  er  |te  auffaßte 
unb,  ft^  {elbft  treu,  nur  auffaffen  tonnte,  loenn  er  felbfMnbig  bleiben  mollte.  t)tnn 
votnn  fein  unmittelbarer  Vorgänger,  ber  9Rini|ter  oon  S^udmann,  mit  ftorfer  $anb 
bie  gfonnen  b^  ®e[(^iaftsganges  fe|t;  unb  alles  in  {einer  lonfequenten  SeiDegung  ^ielt, 
bur^  Iategori[d^e  unb,  wo  es  i^m  gut  bfinlte ,  felbft  bur^  poli^eilid^e  aRagre^eln,  fo  10 
fagte  0.  Idtenftein  ben  ®eift  ber  Qa^tn  auf  unb  be^anbelte  fie  n>i{|enfd^aftlt^  unb 
üiäßä^.  (Eine  allerbinos  ^o^ere  unb  eblere  Slnfic^t;  aber  aucb  eine  Slnfi^t,  in  ber  bas 
SBerl  fernerer  unb  ©eöläufiger  ©irb.  —  Diefen  Dnuf  feinbfeliger  Parteien  unb  ftrei« 
tenber  Dppofttionen,  in  benen  bas  Sitte  mU  bem  bleuen  lömpfte,  fil^tte  SlUenftein  unb 
unter  feiner  6(^n>ere  feufjte  unb  ftö^nte  er.  dt  überfa^  bas  C&anse  mit  Harem  Slid ;  15 
aber  für  bie  Praxis  fa^  er  juoiel.  Dft,  loenn  i^  ben  geiftretc^en  äRann  ftunbenlang 
reben  ^rte  unb  er  bas  Snbe  nid^t  finben  tonnte,  ffcA  ftq  mir  bie  Srage  aufgebrön^t: 
ob  man  für  feinen  amtli^n  Seruf  niAt  }u  oiel  lotffen  tonne  ?  —  Ob  übrigens  btefe 
Sielfettighit  nad^  allen  X)imenfionen  qin,  in  loeli^er  er  temporifterte,  ^filterte  utib 
lavierte  unb  in  allen  jSDeifel^aften  (Üfallen  ad  interim  oerfilgte,  filr  bie  fd^roantenbe,  20 
oon  taufet^  Aontrooerfen  bemegte  3^^^»  i^  melier  er  lebte  unb  n>irtte,  nid^t  oft  aud^ 
bie  rechte  unb  angemeffene  mar  mag  bo^ingefteOt  fein/' 

(Etne  fo  in  ber  eigenen  uberjeugung  jwoeilen  unentf^tebene,  ba^r  oon  frembem 
Urteil  unb  Umftanj>en  ab^ngige  unb  bebingte  ober  caxq  nur  burd^  milbe  Sd^onung 
entgegenfte^nber  uberjeugungen  jum  39gem  unb  fiaoieren  geneigte  Senoattung  Jotte  25 
bem,  roennglei^  ebenfalls  tooQhooIIenben  unb  milben,  bennoo  in  feinen  eigenen  mer« 
jeugungen  oeterminierten  CE^aratter  bes  SDlonarc^en  nic^t  xdo^I  sufagen  itönnen.    Siel« 
fad^   emfte  ftonflitte  erfolgten,   me^  als  einmal  n>ar  bes  SRinifters  Stelluna   aufs 
ougerfte  grfö^rbet,    am  metjten  auf  Seranlaffung  ber  bemagogif^en  Unterfud^uttgen, 
fpater  auf  Seranlaffung  ber  ^allif^en  Streitigleiten  00m  3^^^  1830  unb  in  ben  Ser«  so 
midlunaen  ber  tat^olif^en  Angelegenheiten  n>egen  ber  gemif^ten  (E^n.    3mmer  {ebod^ 
mugte  ourA  Setbftübenoinbung  unb  Siefignation,  burA  ^nbequemuna  unb  jeitiges  Stac^« 
geben j  mirtti^es,  in  mannen  fallen  au^  nur  fc^einbares,  berSninuter  in  atten  fol^n 
$)enDtdQungen  feine  i^m  fo  lieb  getoorbene  Stellung  5U  be^upten.  Wit  tief  me^uenb 
mugte  er  feine  (Sbxt  oerle^t  füj^Ien,  als^  ganjlic^  oQne  fein  SonDiffen,  im  Z^^^  ^824  86 
pIo§H(^  burd^  jlabinettsorbre  bie  Direttun  ber  llnterri^tsabteilung  9licoboius  entriffen 
unb  auf  (&.  9t  oon  itamp^  fibertragen  lourbe;  bennoc^  erHorte  er,  als  in  biefer  Sleattions« 
jeit  auc^  i^m  na^  bem  Vorgänge  anberer  ^o^eftellten  Staatsmanner  ben  älbfd^ieb 
|u  n^men  jugemutet  lourbe ,   geaen  einen  vertrauten  gteunb :   „3c^  ^dbt  einmal  ben 
Slbfd^ieb  genommen  unb  gefe^en,  bag  es  baburc^  nid^t  beffer  loirb,  fonb^  bag  es  belfer  40 
gea)efen  n>fire,  i^  ^tte  meinem  jtönige  in  aller  !Ireue  fortgebient,  n>enn  es  auc^  m^t 
no^  meinem  äßtUen  ging;   i(^  loerbe  bleiben  unb  i^m  bienen,  fo  gut  id^  tann''  ($ar» 
nif^,  Der  {e^i^e  Stanb  oes  preugif(^en  Soltsf^ufaoefens,  1844,  S.  57).  „So  manqes," 
fd^neb  SHtenftetn  bamals  an  9licolooius,  „roas  für  Sie  IrSnlenb  ift,  fii|le  i^  tief  in 
3^rer  Seele,  unb  es  ift  mir  Am  fo  fc^m^Ii^  als  bas,  loas  mir  in  biejer  Sesiebung,  45 
oielleic^t  nur  etroas  oerf^leierter,  begegnet  ift  unb  no^  begegnet''  (Dentfd^rift  auf  dlico« 
looius,  1841,  S.  300).    Slber  er  bulbete  unb  blieb  unb  —  mie  oer  enoo^nte  Sd^ul« 
mann  fortfä^:    „fo  btfete  er  ^in,  btfete  ^er,  fuc^te  allmäJ^M  bas  S(^^,  menn  aud^ 
nur  langfam,  bur^  bie  Sranbungen  ju  bringen,  unb  babei  als  ein  ebler  Steuermann 
linls  uno  red^ts  ju  retten ,   lieg  fo  menig  n)te  m3gli(^  über  Sorb  Q)«rf en  unb  geomnn  50 
jule^  einen  $afen,  wtnn  es  aud^  ni^t  gerabe  ber  mar,  mo^in  er  moltte."  „ 

3e  sugängltc^er  gerabe  ein  SRann  oon  meniger  befeftigter  religiSfer  Überseugung 
unb  oon  fo  großer  perfönli^r  SRilbe  für  bie  9{atf(^I&ge  unb  Singebuitgen  ber  uRtt« 
^lieber  feines  ftollegiums  fein  mugte,  befto  me^r  tommen  ^ier  fene  oortrefflic^en  9Ranner 
in  Seira^t,  n^eldbe  in  ber  £eitung  ber  tir^li(|en  unb  QnterriAtsangelegenbeiten  bem  55 
aRini[ter  jur  Sette  ftanben.  (Es  fi^l  bie  Grünbung  bes  SHtenfteinf^en  3Rtnifteriums 
in  bie  Stit  bes  neuerma^ten  d^riftltc^en  £ebens,  wtU^ts  au^  mebrere  berjenigen 
SDlänner  tn  feine  Strömung  gesogen  ^atte,  benen  im  SRinifterium  bes  Aultus  3U  minen 
ber  ^^  Seruf  gestorben  mar.  Sor  allem  ift  ^ier  ber  eble  Slicolooius  ju  nennen.  3n 
ben  Areifen  eines  Stolberg,  Hamann,  3<Ko^i  ffl<  l^ine  ^o^e  Stellung  oorbereitet,  mürbe  ao 


408  tEUmfleiii 

er  im  Za^xt  1810  jur  Dtreftion  bet  Seftion  für  ben  ilultus  tmb  öffentlichen  Unter« 
rid^t  berufen  unb  ftanb  biefem  loid^ti^en  %mlt,  eine  burc^  bie  Slealtionsperiobe  ^rbei« 
oefil^rte  unterbreAung  obgered^net,  bts  junt  3ctl^te  1839  oor  (f.  Denlfd^ri^  auf  (S.  $.  fi. 
9luoIooius  r>on  mft.  Sticolooius^  Sonn  1841).    3n  gleiAem  Sinne  n)irlt  neben  i^m 

6  Sfioem  als  Sleferent  in  UniDerfüSts«,  (SQmnafial«  unb  SoHsfAuIanaelegen^iten,  unb 
uon  Sedeborf,  ber  erfte  [elbft|tanbige  9{eferent  für  bos  SoHsi^ubDefen,  ausgezeichnet 
burc^  energifc^e  religiofe  (pefinnung  unb  ootjugsmeife  praSif^en  Slidf  in  feiner  opMre. 
Seit  1818  mar  über  Unioerfitats*  unb  (Si)mnafial|a(|en  bas  9{eferat  an  ^oi,  S^ulse 
übergegangen,  burc^  flaffifc^e  Silbung  unb  lebl^efte  Segeifterung  für  SBilfenf^aft  nac^ 

10  biefer  Seite  ^in  ein  ^5d^|t  oerbienter  9Ritarbetter,  bem  nur  bas  n)if|enf^^aftli(^  ^eruor« 
ragenbe  5u  bejörbem  in  allen  Zeilen  feiner  Smtst^tigleit  am  $enen  lag. 

Durc^gretfenbere  neue  S(b5)>fungen  unb  Serbefjerungen  bes  3lltenftetnfi^en  9Rini« 
fteriums  fallen  am  meiften  in  im  S^mnafial*  unb  SoOsfc^ubDefen,  bas  auf  eine  $5^e 
gehoben  u>urbe,  bie  auq  in  allen  Se^enben  bes  Sluslanb^  ber  preugiUen  9{egierung 

15  einen  glänsenben  Flamen  unb  ungeteilte  Seiounberung  emmrb.  Smoiefem  innerhalb 
ber  Sp^öre  bes  SoRsfd^uboefens  mit  geiftiger  Silbung  bie  religiöfe  mitgepflegt  unb  be« 
fSrbert  roorben,  bot  $amif4  in  ber  angeführten  Schrift  auseinanbergele^ ;  bag  Jie  in 
Der  (Snmnafialbilbung,  tro^  mancher  im  Sntereffe  bes  Steligions«  uno  p^Iofop^ifd^n 
Untemc^ts  erIa|TenerBerorbnungen  (f.  biefelben  in  Sleigebaur,  Das  preuhifc^e  (B^mna^ial« 

20  [c^uboefen),  ju  (e^r  aus  bem  mae  gefeM  lourbe,  ffci  bem  SItenfteinfmen  aRiniftenum 
nerbe,  roieroo^I  ni^t  ungerechte  Soröfirfe  unb  SlnHagen  juge^ogen.  Die  £eitung  lir^« 
lieber  Slngelegen^eiten  blieb    innerhalb  ber  bur$  bie  Aabinettsorbre  oon  1817  fe^< 

?efe^en  unb  burc^  bie  anbere  oom  31.  Dejember  1825  mobifisierten  Orbnuna. 
(nter  ber  Dberleitung  bes  9Rinifteriums  behielten  bie  9)romn3iaI«ftonfiftorien  refp.  bie 

26  9{egierungen ,  benen  als  ein  externum  aud^  bie  SlnfteHungen  ^geteilt  UHiren,  un« 
gehemmten  Spielraum.  SBie  fe^r  auc^  feit  biefem  neuen  aRinifterium  bie  SRinifterial« 
erlaffe  ben  (Seift  einer  lebenbi^en  (Jfnimmigleit  atmeten,  bauerte  benntx!^  in  ber  lirA» 
lid^en  £oIaIoenDaItung  ber  bureaulratif(|e  GefASftsme^nismus,  großenteils  mit  megr 
ober  weniger  rationauftifc^er  Xenbenj,  fort,    m^  lonnte  bies  nic^t  anbers  enoortet 

30  werben ;  bie  aRitgIid)er  ber  Aonfiftonen  gel^Brten  i^r  t^oIogij(|en  Hnfid^  nad^  g|n3|« 
tenteils  einem  matten  Supranaturalismus  ober  bem  9{ationaIismus  an.  Die  wa^I 
neuer  3RitgIieber  toie  auc^  ber  geiftlid^en  State  bei  ben  ^Regierungen  ging  r>on  ben 
£)berpräfibenten,  ben  bamaligen  S^efs  bes  ConsiBtorii  aus,  bei  beren  eigener  SBa^I 
anbere  9{fidfid^ten,  als   bie  auf  ben  lirc^Iic^en  (SfyaaütXf   bie  Dberbanb  Ratten,  bas 

86  SRinifterium  ober  oerjic^tete  auf  oofitioeren  (Einfluß.  Sine  teihoeife  Selebung  ber 
Kreislichen  fiolalbe^örben  barf  ben  im  3<^^^  1^^  emgefe^ten  (Beneralfuperintenoenten 
jugef^rieben  merben,  SRannem  oon  me^r  ober  weniger  firc^Ii^er  (Sefinnung,  bie 
©enigftens  auf  bas  Sebürfnis  einer  geiftigen  fträftigung  ber  5lonfiftorien  ]^imoiefen. 
(Ebenio  loie  in   ber  ilir(^e  lieg  au(^  im  ^aä^e  bes  SBoRsfc^uboefens  bas  3Rinifterium, 

40  nur  mit  Slusna^me  ber  hirsen  Sedteborff Aen  ^eriobe ,  neben  ber  c^rijtli^n  grtaftion 
ber  peftabjjif^en  S^ule  bie  me^r  rationaii[ti[(^en  (Elemente  berfelben  ru^ig  gemö^ren.— 
So  ge|(^aS  es,  bag  bas  neu  enoar^enbe  (^ri[tli(^e  £eben  oon  1817—1830,  allein  mit 
Slusna^me  ber  9{^inlanbe  unb  SBeftfalens  —  [eit  ber  SlnfteUung  oon  Sartorius  aud) 
ber  ^rooinj  ^rcufeen  — ,    fi^  überall  nur  unter  Äonflilten  mit  ben  ftonfiftorien  be- 

46  baupten  uno  oerbreiten  lonnte.  Sol^e  Aonflilte,  teils  mit  einseinen  eifrig  ^riftlic^en 
^anem,  teils  mit  (Bemeinben,  bereiteten  feit  1820,  namentlich  in  S^Ie|ien,  m  ^om= 
mem  unb  in  ber  JReumar!  bem  SRinifterium,  auf  bas  bcibe  ^Parteien  refurrierten, 
man^e  Verlegenheit.  (gemSg  bem  Sinne  bes  itönigs  felbft,  an  ben  ^aner  unb  (5t^ 
meinben   \id)   öfters   unmittelbar  roenbeten   ((Ediert,  (^araltenüge  III,  2,  S.  151), 

60  oerfud^te  bas  SRinifterium  ftets  milbe  unb  oerfö^nlic^e  Siustünfte ;  uRinifterial^ 
ilommiffarien  mürben  abgefanbt  3.  S.  nac^  bem  proteftantifAen  Stifte  ^eiligengrabe 
((Eqlcrt  a.  a.  O.  S.  151),  na^  ^ommem  (Cglert  a.  a.  O.  S.  177),  ©eiftli^e 
iDurben  oerfe^t  u.  f.  f.  Do^  lieg  oie  gegen  bie  fogenannten  pietiftif^en  unb  teil- 
loeiie  in  ber  !Qat  excentrif^en  Seroegungen  bei  bem  SRinifter  unb  ben  mejKen  SRit» 

66  gliebem  bes  SVlintfteriums  obioaltenoe  SRigftimmung  SRagregeln  gegen  Pietismus 
unb  Äonoentilel  in  Beratung  nel^men  (Stiert  a.  a.  O.  S.  178)  unb  1826  erfc^ien 
ber  oielbefproc^ene,  gegen  ÜRnfticismus  unb  Pietismus  geri^tete  SRinifterialerlag, 
bem  ya)ax  oon  ben  fioialbe^öroen  oielfad^  eine  ber  religiöfen  Setoegung  nachteilige 
pra!tif(^e  Slmoenbung  gegeben  rourbe,   00^  minber  fo,  menn  oon  ben  5u(menben  bie 

60  Streitfälle  5ur  itenntnis  ber  ^ö^em  9{egionen  gebradjt  mürben,    ogl.  bie  S^rift  oon 


mtat^  409 

$eng[ten6erg,  ,,Dte  preugifd^  9RintfteriaI«Serfügung  über  aRQJtkiemus,  Jl^tetismus  unb 
Separatismus,  mit  einigen  Semerhingen  unb  einer  au^nttf^n  (Ertläruna  oerfe^, 
Serlin  1826''.  60  gelangte,  toenn  au$  unter  Hemmungen,  benno^  bas  religtöfe  fl5e* 
meinbeleben  ju  immer  loetierer  (Entfaltung  unb  Slusbebnuna.  itonnte  au^  jene  ffarengere 
Krd^Iii^  9{iAtung,  bie  feit  1827  in  ber  CEoangeliMpen  fthr^enseitung  ein  mächtiges  5 
Oi^an  erlitten  ^atte,  niemals,  meber  bei  bem  Äönige,  no^  bei  bem  SRinifterium 
pojttioe  Segfinftigung  unb  Slufmunterung  enoarten^  Jo  beoegnete  He  bo^  anbererfeits 
bet  ben  ^ödiften  Se^orben  niemals  entfd^iebenem  äbiberftanbe.  anbererfeits  ffi^rten 
allerbings  ebenfomenig  Slnflagen  unb  Sef^n^erben  ber  firqMen  Partei  aegen  ^tero« 
boxe  Geiftlidbe,  mie  ^filsmann  im  Sergifd^en,  Sintenis  in  SRaabeburg,  Aonfiftorialrat  10 
Sd^ulj  in  Sreslau,  5U  ben  oon  ben  ftl&gem  *beabfi<i^tigten  (£rti)Igen;  an  bie  Stelle 
ftrengerer  Snagre^eln  traten  auc^  ^ier  begfitigenbe  Sermntelungen. 

3u  bur^retfenberem  Serfa^en  glaubte  fi(^  Sltenftein  our^   bie  oon  i^  ni^ 
bur^ea  genau  auf^efagte  ®efinnung  bes  9Ronardkn  genötiat  in  ben  Iut^fd^«Ion« 
feffionellen  Gtreitigletten.     60  roenig  oerlannt  loeroen  foH,  boft  fi^  aus  ben  Sitten  15 
bas   Urteil  Sqlerts  (a.  a.  £).  I  6.  365)  me^a^  belräen  lagt:    „(Ss  ift  nic^t  )u 
leugnen,    bie   Sebenfli^leit   unb    Sd^mterigleit    bes   SiHnifters    oon  Sntenftein   tft 
bem  Abnige,  mie  öfters  löftig  unb  bemmenb,  fo  au^  oft  ]e^  nfi^Ii<i^  gemefen.    Siele 
tirc^Ii^e  £inge  backte  fic^  ber  ^od^felige  $err,  mtm  fie  iqm  u>arm  am  ^erjen  lagen, 
letzter  in  ber  Slusfü^ng,  als  fid^  biefelbe  bei  bem  in  aUen  Gtfinben  ^err^enb  getDor«»  20 
benen  3Biber{pruc^sgeifte  benxniftelligen  lie^'S  fo  ^ft  ^^  anber|eits  beroonu^iebenj  bag  ber 
aRini^ter  oerfÄiebentIi(^  im  Flamen  bes  itdnigs,  aber  rdäfi  in  beffen  Ginne  mtt  ^rten 
poIijettiAen  SRa^aeln  ooraegangen  ift    SRit  Sefremben  lieft  man  in  ben  SIten  bes 
H^enbenjtreites,  u^ie  ®eu)i|[ens3n)ang  jualeiA  geübt  unb  als  foU^er  in  SIbrebe  gj^elU 
lotrb :  bei  ber  3U)angsioeifen  (Einführung  ber  ^enbe  (ei  oon  <Ben>i|Fenssioan0  feine  9(ebe.  » 
SBo  es  galt,  auf  frembe  (&eu>i{fen  9lud!fi^  ju  ne^en,  fyd  SÜtenfteins  Strtuofitot  bes 
Snenufinbens  gelegentli^  oerfagt. 

9>Bas  bie afngelegen^eiten  ber  lat^oIifAen  Air^e  anlan^,  fo  ^e  bie  oielleid^ 
alljugrogmütige  (gefinnung,  in  ber  gteeugen  {ein  Aonlorbat  mtt  ^om  gefc^Ioffen,  auq 
in  ber  miniftnrieOen  £eituim  ber  fot^olif^en  mgelegen^eiten  [i^  bet^d.  d^ttte  bies  » 
ni^t  f^n  in  ber  eigenen  Sefinnung  bes  SRinifters  gelegen,  fo  fönnte  Sinnesart  unb 
(SfyxtoStex  besjenigen  SRiniftenalrats  bafür  bürgen,  beffen  Seftimmung  unb  (Einflug  fo 
oieles  anheimgegeben  loar ;  xoimofjii  auf  äBa^rung  ber  Staatsrechte  bebcu^t,  u>ar  benno^ 
9ticolooius  oon  oem  aufric^tigften  SBo^hooIIen  gegen  bie  btt^Iifd^e  JUrd^e  erfüllt,  unb 
bies  bis  gu  bem  (Brabe,  bab  (gerügte  oon  Feinem  Übertritt  jur  id^olifc^en  Air^  nid^  » 
nur  im  $ublifum  umherliefen,  fonbem  felbft  bis  jum  Z^ne  branaen  (Denlf^rift  auf 
9licoboius  S.  305.  324).  Daneben  mar  bos  n^ejielle  9{eferat  m  lot^Iifi^n  9n« 
gelegenbeiten  bem  C5e^imen  9{at  Smebbing  anoertraut,  einem  ebenfo  flafftf^  gebilbeten 
als  d^riftliA  fromm  ge[innten  SRanne,  ber  aufrichtig  bemü^  mar,  mit  oer  (gefinnung 
eines  preuBifdben  Patrioten  bie  3Bd6rung  ber  Siechte  unb  3ntereffen  feiner  Rvc^t  m  40 
oerbinben.  mtffx^ad)  batten  auA  Winifterialerlaffe  in  lat^olifc^en  Sad^n,  namentli^ 
im  proteftantifd^en  S^Iefien,  SRtgftimmung  g^en  bas  SRinifterium  unb  Sef^ioerben 
über  Segünftiaung  ber  Aat^olüen  oeranlagt.  lfm  fo  auffaUenber  mar  es,  baft  nun  ge« 
rabe  biefes  SRinifterium  \vä)  genötigt  fel^n  follte,  in  emftere  Aämpf e  mit  ber  lat^olijd^n 
5tirAe  einjutreten.  (Erfolglos  maren  bie  Ser^blungen  Slltenfteins  mit  bem  (Er^tfd^of  ^ 
C5raf  Spiegel  geblieben ,  um  in  Sa^en  ber  gemif^en  S^e  eine  günftigere  $raxts  als 
bie  bur^  bas  pöpftli^e  Sreoe  oon  1830  5U  erlangen;  erft  mit  $ilfe  bes  gemanbten 
Domlapttulars  SRünd^en  gelang  es  Sunjen,  jenen  ^rioatoertrag  abjujAIiegen,  beffen 
(ge^imnis  man  entmeber  ftrenger  ^otte  Qüten  ober  5U  bem  man  fi^  offener  ^e  be» 
fennen  follen.  SBiber  bas  Mnraten  oon  JRicolooius,  unter  ben  »ufpijien  bes  5lron»  «> 
prinjen,  auf  fieber^ftes  Setreiben  Smebbings  unb  {ebenfalls  nic^t  gegen  ben  aus» 
gefpro^nen  äBillen  9ntenfteins,  ber  febod^  oorfiAtig  genug  mar,  fid^  bos  mit  bem 
Grafen  Spiegel  getroffene  klommen  aud^  oon  beffen  9(a(^oIger  garantieren  3u  laffen, 
mar  1835  Drofte  oon  Sif (gering  5um  (Enbif^of  oon  jtbln  gemault  morben.  t)ie 
afolgen  biefer  SBa^I  finb  betonnt.  3n  ben  SBenoidelungen,  bie  je^t  folgten,  ^at  Sllten»  w 
ßein  leinen  £orbeer  geerntet,  unb  menn  an  ber  unglüdDi^n  preuBifc^en  Airc^n» 
politi!  biefer  3<^  Sun|en  bie  gauptfd^ulb  trögt,  fo  ift  bo^  ber  SRinifter  menig|tens 
oon  bem  Sonourfe  ber  S^Ioffbeit  nid^t  ju  befreien. 

Stiften  mir  nun  ben  93Itd  auf  bie  Unioerfitoten,  insbefonbere  bie  tbeoIogi|(^ 
^alultaten  mö^renb  bes  3llten|teinf4en  ÜRinifteriums.    Son  9{eformen  auf  oiefem  (&e«  ^ 


410  mtmfinn 

Biete  \\i  nidbts  ber  allgetneineren  Sea^tuna  toertes  5U  enoö^nen ;  bem  aRim|ter  er{<^ten 
bie  alibearunbete  beuif^  UniperfitStseinnqtttng  als  nationales  Heiligtum  unb  toenn 
eine  Seforänfunj;  ber  alabemifc^en  gtei^it,  loie  fie  in  ber  9{edtion$periobe  bro^te, 
oon  ben  unioerfttöten  obgeioanat  morben  ift,  |o  gemi^  au^  Slltenftein  an  bem  Danfe 
5  boffir  ein  SlnteiL  Sluf  bie  Sefe|ung  ber  t^eologif^en  i^fuUaten  beiber  Aonfeffionen, 
ber  eoangelifc^en  unb  ber  lat^olif^^n,  ffci  fiq  alfo  oer  Siid  m  ixifttn,  3m  allgemeinen 
ift  ^ier  rfi^menb  5u  enoo^nen  bie  liberale  Aufmunterung  um  Unterftfitong,  oeren  oie 
in  anbem  gfahittiten.  fo  namentli^  in  ber  t^oloaifc^n.  bie  aufftreienben  ber  da« 
bemif(^en  £aufba^n  fic^  toibmenben  5irafte  insbefonoere  in  ber  frfl^n  ^eriobe  bes 

10  Sntenfteinf^en  ÜRinifteriums  bei  bamals  reiAIi^  ju  (geböte  fte^nben  Gelbmitteln  fi^ 
}u  erfreuen  litten,  ein  £fide,  Ob^aulen,  ^X^hxdf  Sleel,  ^engftenbera:  nur  birje  3ett 
bejtanben  aud^  t^eoloaifd^  Staietententtellen  in  Serlin:  [o  fyä  bas  Suenfteinfd^e  mu 
nifterium  nur  in  n^enigen  J^uen,  unb  in  bie|en  unfreinriHia.  ]iif  genotiot  ^efepen,  bei 
entftanbenen  Safanjen  im  Xuslanbe  $ilfe  ju  |uAen.  9u^  bie  mit  minmeneuer  Unter» 

li  pfeung  unternommenen  gelehrten  9leifen  oon  Orientaliften,  nrie  (Bejentus,  Sernftein, 
6qol3,  finb  ber  t^eologif^en  gfalultit  gu  ante  gelommen.  9Bas  bie  t^eologifcl^n  Sin« 
Heilungen  betrifft,  fo  ijt  too^I  ju  bea^ten,  ba|  bie  äßirifamleit  bes  SRinifters  bei  i^nen 
foft  noc^  XDeniger  als  in  (ird^Ii^en  Slngelegen^eiten  ben  eigenen  (Srunbf&^en,  als  ben 
3mpulfen  aus  ^ö^ren  9{egionen  folgte,  namentli^  feit  bem  3<^  1^0.    Srft  na^ 

so  bem  Zobe  Kltenfteins  ift  im  3^  ^^^  ^^  ^i(  3^ttungen  eine  itobinettsorbre  oom 
2S.  6e)rt.  1830  belannt  geworben,  in  ber  auf  Seranlaffung  ber  ^aQifc^en  6treitia!eiten 
bie  Knigli^e  äBiüenserflarung  na^brfltflic^  erneuert  miA,  leine  anberen  als  oom  (Seifte  bes 
Soangettums  burc^brungene  fieser  ju  ben  eoanaelif^n  t^ologif^n  gf(duBSien  m 
berufen.  „Durd^  meine  ^ut  an  Sie  erlaffene  itobittettsorbre,  ^igt  es  bcdn,  ^obe  tt^ 

tf  auf  3^re  SlntrSge  über  bie  SlnÜage  miber  bie  Srofefforen  9ß.  unb  (5.  entf^ieben,  lann 
Sbnen  jebo^  ni^t  oerMIen,  bag,  wenn  iA  gleiA  meit  entfernt  bin,  auf  bie  t^ologifil^n 
9Bi|Tenfd^aften  unb  auf  oen  Unterricht  in  benfelben  burA  Weite  SRoftregeln  ber  laitbes» 
l(|emi(^en  Semalt  einen  birelten  (Einfluß  auie^ufiben,  i^  oennoc^  bie  Sortrage  ber  £d^er 
ber  eoangelif^n  Air^e,  bie  oon  oeren  !Dogmen,  als  anerlannte  (Blaubensnm^r^iten, 

90  mefentlic^  abmeUben,  für  febr  bebenlliA,  uno.  bei  ber  (EmpfSngUAfett  iugenbli^  (&e« 
mfiter.  ffir  bie  Sceliaiofitot,  oeren  ausf^Iiegenbe  Sefbrberung  unb  Verbreitung  bas  3^^! 
ber  Silbung  unb  bie  )nra!tif^  Seftimmung  funger  Z^Iogen  fein  foll,  ffir  febr  grfa^<^ 
oon  ^Ite.  3<^  !ann  3^nen  ba^r  nic^t  bringem)  genug  em)>fe^Ien,  bei  ber  aBooi  oer 
abbemif^en  fiej^er  ^logifAer  äBilfenfc^aften  3^e  gonje  Slufmorflamieit  auf  biefen 

»  (Begenftonb  m  richten,  unb  bie  emftliiQfte  6orge  m  tragen,  bog  bie  £e^ftit^Ie  oer 
X^Iogie  auf  unfern  Unioerfitaten  jmar  mit  miffenf^oftli^  gebilbeten  SRinnem,  aber 
nur  mu  foI(|en  befefet  merben,  oon  oeren  Sln^änglid^Ieit  an  ben  fiebrbegriff.  ber  eoan» 
gelif^en  AirAe  im  Sinne  ber  SlugsburgMen  Aonfeffion  Sie  ^inret(^nbe  Uberjeugung 

Semonnen  haben;  looburd^  Bugleic^  ben  SSerirrungen  bes  Sepaxxitismus  unb  ben  Spa^ 
ingen  in  ber  Riaf^t  mit  oem  fi^erften  (Erfolge  entgegengemirft  merben  mirb.  3Benn 
es  baber  au^  nid^t  meine  Slbfid^t  ift,  bie  auf  ben  unioerfitaten  bereits  angeheilten 
^ofefforen  ber  Üi^eologie,  beren  Slnfic^ten  laut  i^ren  Sd^rtften  unb  i^ren  mutuli^n 
SBortrSgen  mit  bem  lirdjlii^n  £e^rbegr^e  ni^t  übereinftimmen^  blog  b^sbalb  immebiat 
oon  ben  £e^rftfi^Ien  }u  entfernen,  fo  giebt  bies  menigftens  tm  3nterene  bes  Staats 

tf  leinen  9nlah,  i^e  (Er^iltung ju  begfinftigen,  falls  i^nen  eine  (Selegen^eit  ju  einer  93er« 
befferung  iqrer  perßnli^en  Ser^Itniffe  an  ausmortiaen  Unioerfitaten,  ober  fonft,  bar« 
geboten  wich,  (sie  ^aben  bies  bei  (i^  ereignenben  ^Ilen,  genauer  als  bis^er^  ju  be« 
rfidfi^tigen.''  3Bo^in  bie  eigene  Üffiei^euguna  bes  SDlinifters  ging,  mit  ber  bte  feines 
oomebm|ten  9{ates  in  Unioerfitotsangelegen^eiten  burc^aus  jufonnmenftimmte,  erfennt 

M  man  fc^on  aus  biefen  I9niglic^en  SBoriten;  nac^  ibr  mürbe,  o^ne  UnterfAieb  ber  t^« 
looifd^en  garbe  unb  gartet,  ben  miffenf^aftlia  qeroonagenben  unb  baoei  moberoten 
Sffinnem  ber  3^<^n9  3^  ^^  t^Iogifi^en  fie^rftfi^Ien  erSffnet  toorben  fein.  Sis  ju 
ben  breigiaer  Zw^^  ^^  »  nun  für  ben  SRinifter  minber  (gierig,  bie  Slbfic^ten  bes 
itbnigs  mn  jenen  feinen  (Brunbfä^en  in  (Einllang  3U  bringen;  benn  bie  n)iffen[^aftlic^ 

w  ^orrcmenberen  Ideologen  bes  jüngeren  (gef^Ie^ts  ge^rten  enüoeber  b^  Soleier« 
mai^^en  ober  ber  9leanberf(^en  Sd^ule  an.  9Rit  Ideologen  biefer  gfai^  mürben 
ba^  au^  bie  entftanbenen  fifiden  ber  gfalultöten  ausgefüllt,  unb  smar  fo,  bog  gemäg 
ber  Sinnesart  bes  SRinifters  bie  me^r  oermitteinben  unb  toleranten  CE^aftere  oor  ben 
entf^iebenem  ben  Sorsug  erbielten,  ousna^msmeife  mo^I  auc^  X^eologen  oon  minber 

90  beftimmter  t^ologif^  grarbe,  aber  gelehrtem  9lufe  Serüdfic^tigung  fanben;  miffen« 


tnimflciii  411 

l^aftli^e  tottonolifti]^  9Ioto6tUtäten  mürben  bei  Serufungen  oon  auhen  f)tt,  ohne 
Slüc^td^t  auf  t^n  t^eologif^en  (Qorofter,  mit  ®e^lteulagen  juifidae^iten  —  fo  ^e* 
lentus  bei  oem  oon  Sottingen  aus  an  i^n  ergangenen  Stufe,  looroitf  bte  obioe  Aobinetts» 
orbre  in  ben  S^Iu^orten  Sejug  nimmt.  60  nurbe  bte  glei$  oei  bem  Seginne  bes 
äRinifteriums  im  3a^e  1818  geftiftete  Unioerfitat  Sonn,  eine  ausnähme  abgeregnet,  s 
nur  mit  !IbeoIogen  aus  ber  6(^letenna(^erf(^en  6(^ule  befe^t;  ab  bogegen  an  £)l0« 
boufen  in  ytbnigsberg  ber  9luf  na^  Srhtngen  erging,  fanben  leine  Semu^ungen  ftott, 
t^n  für  Jßreuhen  ju  erbalten.  S^ieriger  mürbe  ffir  SHtenftein  bie  Stellung  feit  1830. 
^Diefes  3a^  begann  mtt  ^oteften  geigen  ben  9lanonaIismus.  Som  26.  S^nuar  1830 
batiert  bte  DenMrift  bes  ^ifen  jBrrei^erm  oon  Stein  fiber  ein  in  ber  Sraff Aaft  9RarI  10 
5U  errid^enbes  ^rebigerfemtnar,  bie,  m.  9B.  bis^  ungebrudt,  au^  ^ier  niqt  in  ex- 
tenso oe^entlii^t  merben  fann.  (6eit  bem  5.  S^nril  1890  oefinbet  fi^  bas  Criainal 
im  C5e^.  ätaatsord^io  ju  Serlin.  Slbfc^riften  in  ber  Slegiftratur  bes  |n:eugi|^n  Auttus« 
mini|teriums  fomie  ber  jlonfiftorten  ju  ^annooer.  Aafjel,  Aiel,  9Biesbaben).  . . .  ,.3)ie 
„erfte  unb  mic^tigfte  grrage  bleibt  immer:  9Bas  [oII  gel^  loerben?  eine  geoffenbarte  is 
„(^ftlic^e  Sleltoion?  etmas  feftes  be|te^nbes,  in  einem  (Seift,  ber  be!ennt  bah  (E^ftus 
„oon  (Bott  ift,  ober  ber  bas  niqt  befennt,  ben  1. 3o^nnes  4,  l~-3  (Seift  bes  SBiber^rift 
„nennt,  ber  9lationaIism,  etnms  Unbegr&njtes.  93(mes,  bas  jule^t  allen  3rrtpmem, 
„beren  menf(^Ii&er  Dünkl  unb  menf^Iic^r  Sem  fS^tg  ift,  ben  3ugttng  eröfnet"  ?  . . . 
Um  biefelbe  ^tti  erf^ien  in  ber  Soangelif&en  ftir^engeitung  unb  lam  au^  jur  Aunbe  20 
bes  ftSntos  eine  emfte  Slnllage  gegen  bas  Sutnifterium  toegen  ungef Aeuter  unb  felbft  burd^ 
friüolen  Xon  bie  3ugenb  oeratftenber  3rrle^e  in  ber  Qallifc^n  Sfolult&i  Cin  Idnig* 
ti^er  ftommiffariusj  jur  Semeltitung  ber  betreffenben  aiabemif(9en  fie^r  aboefanbt,  fi 
Stobt  unb  Unioerfttot  in  emfte  Seforaniffe  unb  bie  Stimme  ber  bffentitcllen  8Ü 
in  gam  3)eutf(^lanb  in  Semegung.  S^sm  tourbe  burA  bes  OliniHers  Semfl^ungen, » 
benen  bie  unterbes  eingetretene  ^arifer  5lataftro|Ae  ju  ^ilfe  lam,  bte  So^e  }u  einem 
glimpfliA^ren  Ausgange  geffi^,  als  er  bei  b^  (Befinnung  bes  JtBnigs  \iif  l^dte  enoorten 
laffen.  Slber  mä^enb  auf  tier  einen  Seite  burtb  bie  jugleii^  fein  eignes  9Rinifterium 
anllagenben  Singriffe  bie  Slbneigung  bes  SRinifters  gegen  bie  anllcmenbe  Partei  an 
Sntfqiieben^it  getoonn,  }og  auf  ber  anbem  bie  äBinenserflorung  bes  jibni^s  nur  befto  m 
enaere  S^ronlen  um  ^n.  Son  biefer  3^^  ^  nmrbe  bie  (Bunft  bes  SRintfters  in  m* 
ne^menbem  9Rage  ber  ^egelfd^en  Säule  jugeioonbi  bie  oud^  in  bem  funaen  dbMltafit 
nm^fenben  9n^g  fano,  fo  ba^  bau)  md^ere  Sln^nger  berfelben  mtt  nti^t  unbegrün« 
beten  Snfprflc^n  unter  ben  Sfptranten  auf  ^obgtf^e  Aat^eoer  auftraten.  SRan  mürbe 
irren,  menn  man  bes  9Rinifters  Hinneigung  ju  jener  S^ule,  bie  i^m  in  ber  legten  tfi 
3ett  auf  ber  einen  Seite  eoenfo  berben  Üobel  ju^g.  als  auf  ber  anbem  Siopulont&t 
ermarb,  einge^nben  Stubien  ber  ^egelf^en  ^^ilofop^ie  jufc^reiben  mollte.  unoerbo^Ien 
{yflegte  er  ju  gefte^n,  in  feinen  eignen  p^ilofop^ifc^n  Stubien  über  gi^i^  tti^t  ^inaus« 

Enen  5U  fein;  aber  er  batte,  mie  er  ausfprac^,  bie  auf  unmittelbarem  Stnbmd^ 
nbe  fette  uberjeugung,  oag  biefe  ^^ttofoji^ie  gerabe  bais  fei,  mas  ber  (Begenmart  «0 
sr  $infi^t  not  t^ue,  unb  eben  biefe  Übei^euguna  fanb  in  einem  mtt  fener  ^bilo« 
foi^ie  oertrouten  unb  oon  i|r  begeifterten  9RttgIiebe  feines  3Rinifteriums  eine  Iroftige 
unb  mirifame  Stü^e.  So  mürbe  benn  Tegels  9lat  unb  (Butacbten  in  Unterri^faAen 
oemommen  (f.  Tegels  SBerle  Sb  17),  auf  fein  (Butad^ten  mtt  großer  fiiberalitctt  W 
„^Sxäfdmättt  für  miffenf^o^Iic^e  SMixV*  00m  ÜRinifter  unterftüM,  bie  p9iIof(^)^if^n  £el^«  «s 
ftü^Ie,  au(^  mebrere  Stellen  oon  (B^mnafial^Direttoren  unb  ^rofefforen  mit  ^elianem 
befdtt,  uno  bosfelbe  mSre  bei  ben  t^eologif^en  fiebrftellen  gefcbeben  o^ne  bie  bur^  ben 
SDsiUen  bes  ftönigs  unb  beffen  na^fter  Umgebuna  in  biefer  ^infiqt  gejogenen  S^ranlen. 
Vbet  gerabe  oor  ber  ineiigiöfen  Zenbenj  bie)er  ^^ilofop^ie  maren  oon  oertrouten 
SRonnem  (0.  ftottmi^,  9teonber)  bem  Aonige  birelte  SBomungen  jugegongen;  bemso 
9Rinifter  muä)e  gerobeju  aufgegeben,  fi^  megen  ber  ber  $egelf(ben  $9iIofop^ie  mc  fioft 
gellten  ontiAriftli^en  Zenbenj  ousfii^rlic^  ju  re^ertigen,  unb  (BBf^el  unb  Steffens 
mürben  bomols  ju  9lote  gejogen,  um  ben  egrmjlrbigen  SRonn,  oon  bem  bie  SInnoge 
ousgegongen  mar,  momogliq  ju  einer  anbem  Ubeqeugung  ju  bringen.  So  fonb  b^ 
SRinifferium  na^  biefer  Seite  ^in  jeben  feiner  Sqjritte  erf^ert;  eine  ^roteffur  in» 
Greifsmolb  fonnte  nur  mie  burA  fibenofc^ung  mtt  einem  ^aelioner  befeM,  Satie  nur 
toö^enb  einer  Sobereife  bes  Aronprimen  in  ein  (Extroorbmoriot  befördert  toerben; 
S.  (£.  Sours  Semfuna  auf  ben  burq  Sc^IeiermoAers  Zoh  oermoiften  fie^tu^I  mürbe 
bur^  „ge^ime  (Eittfififtemngen  unb  ^rotefte''  oerQhtbert,  unb  als  SlUenftein  1836  für 
eine  ^Ilefi^e  Solan;  mieber  auf  ben  großen  Xübinger  X^Iogen  jurü^reifen  mollte,  ^ 


412  Wtettfieiit  mut,  loiwmf^ei» 

l^tntertrieB  bies  ber  Atontnrin} :  ,,S.  ^6e  fi^  neueibinas  ben  Snfi^ten  eines  Dr.  6traug 
gQitj  ongefc^Ionen''  (!) ;  felbft  (Se^oU^uIagen  an  ^egelfd^e  !Docenten  mwA>en  nur  mit  ^öfi« 
totionen  utü)  Sebenlen  erteilt 

(Es  wat  bosfelbe  ^rinsip,  bos  t9i|[en[(^aftli(^  ^eioorragenbe  m  beprbem,  loel^es 
5  bos  Sntenftein|(^  3R{ntfterium  ou^  bei  ^efenung  ber  f^eoIoaif^<*Iaf^oq^en  gfcdultaten 

Seleitet  ^.  unb  juwr  mit  fibenoiegenber  Sorlube  niift  ffir  eine  rationahftifc^  auflofenbe 
lif^tuna,  (onbem  ffir  fot^olifc^  !QeoIogen  oon  anenonnter  StömmigleiL  SRe^r  6em< 
menb  ab  aufmuntemb  ^e  bas  SDlinifterium  M  m  ben  1827  oon  bem  Sreslauer 
^ofeffor  X^etner  ousgeaanaenen  rationaIiftif4«iat9oItfc^n  Sejtrebungen  oerbaUen;  loar 

10  bie  ^ermefif^e  X^Iogie  in  ben  9l^inlanben  unb  9Be[tfaIen  oon  bem  !uHni[terium 
b^ünftmt  tporben,  b  gefd^^  es  in  ber  tvo^Ibegr&nbeten  lüdmjeupung,  bag  fic^  m  ber« 
feuen  3fii{fen|dMtIi(9lett  mit  fat^olifdbem  Smmmaturalismus  oerbtnbe.  unb  fobalb  Drofte 
1835  beim  v^  ^^^  Verurteilung  ber  oer^aftten  $ermefian{f(^en  Xoeologie  bur^efe^ 
^e,  lie^  bos  SRiniiterium  leine  bisherigen  GunfUinge  fallen,  fonieit  fie  fti^  nic^t  unter* 

i5ioarfen;  in  einem  9[RinifteriaIre{Iripi  oom  13.  (|^r.  1824  mar  ber  Sreslauer  gahiltat 
in  Seju^  auf  SorUblaae  ju  SrofeflanoaBIen  p  erlennen  geaeben  morben,  „bag  bas 
9Riniftenum  einen  Sorfi^Iag,  oer  gegen  Die  SleAtolSubiglett  ber  gabiltat  3Q>^if^l  ^' 
meden  lönne,  niAt  mfin]^"  (bie  td^oIifA^^oItmifae  gamltat  ^u  Sreslau,  £etp}igl845, 
6.  27).    9Bi|Jen((^Iic^e  9totabiIitSten  ber  lat^olif^  X^eobgie,  mie  Derefer,  Alee, 

ao  ^ermes,  6(^ok  SOtooers  mürben  berufen;  um  anbere.  mie  ben  nad^maligen  Sifc^of 
Sailer,  $ua,  iDöIIinger,  Srenner.  Slo^Ier,  benrii^  fid^  bas  9Rinifterium  oeraebens. 
9tur  bte  abftd^ii^fte  Smblenbung  Qat  Gegner  mie  bie$erausaeber  berf»Iitif(^nSIätter 
SefAuIbigungen  gegen  bie  preu§i[^  9legierung  aus^Hl^  Iaf|en  mie  bie,  bag  fie  es 
abfiqtlicb  auf  Serbummung  ber  5i(rt^oI9en  anleae.    äBie  oiel  oerbanft  berfelben  nic^t 

25  nomentlu^  oas  la^Iif^e  S^ulmefen,  insbefonBere  bie  Srooin}  ißreuften  unb  $oIen, 
mie  fruAtbar  i[t  bie  (Erri^tung  btQolif^er  e^uUe^rerfemtnarien  gemorben.  3®ar  fyd 
ein  gelehrtes  SRitglieb  ber  Ic^Iif^  SaluItSt  ju  Sreslau,  SRimers,  in  ber  „Denl* 
fd^  fiber  ben  3uftanb  ber  latQoIifi^'t^eoIogil^en  gfdultfit  an  hii  Unioerfitat  jp 
Sreslau  feit  ber  Bereinigung  ber  Sreslauer  unb  gnntlfurter  Unioerfitfit  bis  auf  bte 

ao  (Begenmart,  1845"  f^ere  mllagen  gegen  bas  9lttenfteinf(^e  3Rinifterium  megen  ber 
Sema^ISIfigung  ber  bortigen  Samltot  ei^oben;  aber  bie  jur  9leMertiguna  er[$ienene 
S^rift  „bie  Ia^IM«t^logif$e  gabütat  an  ber  Unioerfiiot  ju  Sreslau.  ^rfifuim  ber 
fitoc  bie  Ser^Itniffe  berfelben  oon  $erm  ißrMeffor  Dr.  URooers  oeröffentltcbten  i>tnU 
Mrift,  1845''  liefert  in  biefer  ^infi^t  eine  9iei^tfertigung,  bie  bem  leibenfc^aftslofen 

86  Seurteiler  genfigen  mirb.  (X^olncft)  ^*  ^off«* 

Wtcr,  ianonifd^es.  —  ^infd^iud,  ^^ftem  bed  lat^.  ^rd^enre(]^td,l.S3b,  Berlin  1869, 
@.  17;  Srriebberg,  iSe^rbuc^  bed  fat^ol.  u.  euang.  ^ir^nred^td,  4.$(ufl.,  fiei|>).  1895,  6.  306 
u.  339. 

Die  Sorberung  eines  beftimmten  Slliers  ffir  ben  eintritt  in  ben  ißriefterftanb  finbet 

40  [i^  3uerft  im  11.  ytanon  ber  Spnobe  oon  Steocaforea.  $ier  mirb  ffir  bie  yeigotovin 
bes  ^resb^ters  bas  breiftigjte  3^r  als  Sebingung  gefegt,  ba  auc^  ber  $en  3^^ 
(Effriftus  im  breigigften  3^9^^  getauft  morben  fei  unb  fein  fie^amt  angetreten  ^e 
(Sruns.  Canon,  apost.  et  concil.  1.  Sb  6.  72).  gffir  bie  Diaionenmet^  bestimmte 
htc  1.  itanon  ber  S^nobe  ju  $ippo  oon  393  bas  oollenbete  25. 3<^  (a.a.O. 6. 136). 

45  Diefe  Seftimmungen  mürben  feitbem  oielfa^  mieber^olt,  3. 99.  ju  SIgbe  can.  16  f.  (Sruns 
2.  Sb  6.149),  ju  SIrles  524  can.l  (MO.  Gonc.l.Sb,  1893,6.36),  ju  Orleans  538  can.  6 
(a.  a.C  6. 75),  ju  Zolebo  638  can.  20  (Sruns  1.  Sb  6. 230).  Da  bie  69nobaIbe|f^Ififfe 
oon  9teocafarea,  Slgbe,  Slrles  unb  Zolebo  in  bie  fir^enrec^tlicben  6ammlungen  bes  begtnnen« 
ben  SRittelalters  fibergingen  (Dionqf.  (Exig.,  $ifpana,  ^feuboifibor),  fo  blieben  )ie  un« 

5ooergeffen  (ogl.  Regln,  de  synod.  caus.  1,421  f.  6.191  ed.  äßafferf^leben,  Sur^b 
Decret.  II,  10—12  MSL  140  6.  627).  6ie  mürben  inbes  me^rfae^  abgeanbert. 
Urban  II.  oerffi^te  auf  ber  6qnobe  ju  uRelfi  ben  11.  6epi  1089,  bag  niemanb  bie 
6ubbiafonatsmet^  oor  bem  14.— 15.,  bie  Dialonatsmei^^  oor  bem  24.-25.  3<^  ^t* 
Ifalte;  ffir  bie  $rieftermet^  blieb  bas  30.  3a^r  »egel  (Mansi  20.  Sb  6.  725); 

55  G:iemens  V.  oerorbnete,  bag  bie  SBei^e  bes  6ubbiafons  im  18.,  bie  bes  Diatons  im 
20.,  bie  ^rieftermei^e  im  25.  £ebens|ai^r  enoorben  merben  fönne  (Glementin.  I,  6,  3 
6. 1140  ed.iJftiebberg).  (Enblid^  befttmmte  bie  tribentinif^e  6t)nobe,  baft  ffir  bie  6ub« 
biafonatsmei^  bas  22.,  ffir  bte  Dialonatsmeibe  bas  23.,  ffir  bie  $neftenoei|e  bas 
25.  fiebensjo^r  bie  (Srenje  fei  (23.  6i^ung,  9ief.  Delr.  c.  12  6.  170  ed.  Danj). 


mttt,  tatfittf^ed  mOtma  413 

3n  ber  eoangelif^n  Rxxäft  gilt  bn  allgemeinen  bie  (Bro^öbrigieit  als  fanontfi^ 
SCItet;  einige  fionbesfir^en  forbern  jebo^  oas  24.,  anbete  b^nfigen  fic^  mit  bem  21. 
fiebensja^e  ([.  grtiebberg  a.  a.  D.  @.  340).  ^anif« 

Altercatio  Jasonis  et  Papisci  f.  Sliifto. 

aitgUnbige  |.  9{asIoIniien.  g 

SUt^omer,  9  n  b  r  e  a  S,  geft.  1 539. — J.  A.  Ballenstedt,  Andieae  Althameri  Vita,  Wolf enb. 
1740,  4;  e.  »oancr,  «.  Slt^amcr  in  6(^njäMf(^.®ttiünb,  »lättcr  f.  «ürtt.  m.  1891, 
®.  75  ff. ;  %f^.  ßolbe,  Vnbread  ^It^amer  ber  ^umanift  unb  ^Reformator  in  83ranbenburg«9[nd« 
ba(4,  mit  einem  92cubru(!  feinet  ^ted^idmud  Don  1528  unb  arc^ioalifc^en  Silagen,  Erlangen 
1895.  10 

summet  (gcä}ifieit  Palaeosphjra)  Slnbreos,  geb.  um  1600  in  bem  mätttem« 
bergifAen  !Doi^e  Srenj  bei  (Bunbelfingen,  beju^te  }uer{t  bie  S^ule  ]u  Slu^sburg.  nnir 
bann  rurje  3^^  (1516)  auf  bet  Unioerfit&t  tn  fieij^ig,  unb  mürbe  na^  einem  ruqen 
SlufentboU  tn  (ober  an?)  ber  S^ule  ju  9{eutlingen  am  8.  SRai  1518  in  Xfibingen 
immatrtluliert.  $ier,  mo  er  fi(^  be(onbers  an  3o^-  SQ^-  Sro{ficanu0  anf^Io^,  mie  pei  ig 
einem  jmeiten  SlufentJ^  in  £ei^tg  (feit  1519)  unter  £eituti^  oon  (£rocu5  unb  3Ro« 
feüanus  mibmete  er  fi^  ^umaniftt|^en  Stubien  unb  jmar  ^pU  benfenigen,  bie  ]Ut 
mie  bei  S.  Sl^enanus,  S.  ^euttnger,  Sr.  3renicus,  9B.  ^ol^imer  au$  oer  oater* 
lonbif^en  (Bef^tc^te  jumaubten,  unb  begann  f^on  bamals  emen  ftommentar  pxx  (Ber« 
mania  bes  Siaatus,  beffen  DrucQeguna  er  aber  auf  ben  9{at  [einer  Ktterarifd^n  gfieuiUie  20 
Surüdftellte.  1521  finben  mir  i^n  ate  SAuIge^ilfen  in  64mabi[4*$aU  unb  1522  in 
Reutlingen,  unb  im  Z^f)xt  1524  als  ißrteper  unb  $el|er  in  64mäbif(^»(Bmflnb.  $ier 
mürbe  er  oer  grü^rer  ber  eoangelif^en  ißartei^  unb  blieb  auc^,  ab  man  i^n  abfeMe, 
bem  9{ate  jum  Xro^,  i^r  ißrebiger  unb  oer^iratete  fic^,  inbem  er.  meil  man  i^m  oie 
tin^Ii^e  (Emfegnung  oenoeigerte,  oon  einer  6(^ar  beoK^eter  Slnpanger  begleitet,  mit  25 
feiner  grau  ben  öffentli(^n  jtir^gang  ooma^m.  Der  9te^tfertigung  biefes  Stritte« 
galt  feine  erfte  ^Drudf^rift.  9htt  mit  WSSft  entging  er  bet  ber  balo  erfolgenben  9le« 
aition  ben  auf  i^n  fcwnbenben  5&f(^em  ht%  f^mäbif^en  Sunbes;  er  flob  mäf  SBitten« 
berg,  too  er  am  18.  £)It.  1525  immatriluliert  nmä^e.  Slaäi  breioiertetjä^rigem  Xufent« 
^It  bajelbft  monbte  er  fic^  im  Sommer  1526  m±  9tfimberg.  3nnerIiA  oereift,  jei^  30 
ein  entfi^iebener  fitit^eraner,  entfaltete  er  bier,  glei^  f^arf  gegen  ^apiften  tote  3n>inglianer 
unb  S^toormer,  eine  rei^e  litterarifAe  u^otigiett,  bie  i^  enbtiA  SKnf.  Slpru  1527  eine 
SCnfteüung  als  ^faner  in  bem  mtmoergif^en  Dorfe  Slkrsborf  (bei  (Erlangen)  eintrug. 
Dort  oouenbete  er  in  ber  Slbfi^t.  einem  oiel  beamteten  (Einmurfe  be$  S^mirmers 
3o^.  Deni  entgegenjutreten,  eine  (einer  gelefenjten  G^riften,  bie  fp&ter  me^rfaA  er«  36 
mettert  in  oielen  Slusgaben  erf^ien  unb  au^  alsbalb  oon  Gebaftian  gfrani  oon  9B9r^ 
ins  Deutf^e  übertragen  mürbe:  Diallage  hoc  est  conciliatio  locorum  acripturae 
qiii  prima  facie  inter  se  pugnare  videntur.  Norimbergae  Friedericus  Peypus 
1527.  SCnfang  1528  mürbe  er  Dialonus  an  6t  6ebalb  in  Stümberg,  ncAm  nod^  im 
3anuar  als  Serfe^ter  bes  lut^erifd^en  Stanbpunits  an  bem  Semer  neligtonsaebrfi^  ^ 
teil,  iDurbe  aber  f^on  Einfang  9Rai  auf  (Eni)jfe^Iung  bes  fiajarus  Spengler  no$  SCns< 
bod^  berufen,  um  bafelbft  unb  im  aanjen  branbenburgifc^n  (Sebiete  gentetnfam  mit  bem 
6ttftsprebiger  Z^^-  sturer  bie  Sleförmation  bur^jufUQren.  Die  oon  Ü^m  mit  feinem 
eben  genannten  itollegen  unter  oielen  SRfi^falen  uiib  ^emmniffen  oorgenommene  Sifi« 
tation  oeranlagte  i^n  jur  Slbfajfung  feines  mabrf^einliA  im  Stooember  1528  erfAienenen  4& 
„(Eote^ismus.  Das  ift  Untem^t  jum  ^riftlicpen  (Blauben,  mie  man  bie  S^V^  l^n 
unb  jie^n  foU,  in  gfragemeis  unb  Slnüoort  aeftellt''  (na^  ber  erften  9lusaabe  abgebrudt 
bei  tfy.  ftolbe,  Sllt^mer  6.  77  ff.),  ber,  abgeje^n  oon  ber  Alo^eit  unb  Seftimmt^it 
feiner  Slnsfagen  unb  ben  i^  angeqänaten  itolleltengebeten,  bie  oon  ba  aus  5um  Xeil 
in  bie  branoenburgif^^nümbergifd^e  jttr^enorbnung  unb  baOur^  in  ni^t  menige  Ux  so 
heutigen  Slgenben  unnen,  auA  b<mtm  aus  ber  late^etifd^n  fiiUeratur Jener  ^txi  ^< 
oorjubeben  ift,  als  er  bos  erlte,  bas  (Sanje  ber  c^tli^n  fiefoe  in  gfrage  unb  Slnt< 
mort  oe^nbelnbe  G^rift^en  ift,  bas  fi^  ,.5tate4ismus''  nennt.  3n  ben  n&qften  So^fren 
mar  er  neben  bem  Aonjler  Seor^  SSoaler  bie  Seele  ber  proteftantij^en  Sartei  im 
£anbe.  (Eine  energifd^e  unb  orgamfatortfc^  begabte  9latur,  oon  bem  SBunfc^e  befeeÖ,  66 
in  bie  fe^  minen  Hr^Ii^en  Ser^ältniffe  bes  Sranbenbiirger  (Bebiets  burd^  fte^enbe 
Sifitationen,  Suffteüung  oon  Superintenbenten  mit  meüge^nben  itompetenjen,  Sin» 


414  Wätamtx  IDtisg 

nd^tung  oon  Sqnoben  unb  Sufre^ter^Itung  ftrenger  Attd^nju^t  balbmBglt^ft  Ocbnung 

Si  brinaen,  loar  er  für  bte  ^oxtttitmidhxm  bes  emmgelif^n  Air^entums  in  bet  Stobt 
nsbaq  unb  im  ganjen  fianbe,  bie  f^IieBlid^e  3(nnai^me  unb  eifte  Dut^iffi^ng  ber 
naäf  Öbenoinbung  fe^r  Jtogei    Sc^mterigfeiten  enbltA  1533  ju  ftanbe  gelommenen 

5  Air^enorbnung  (ogl.  ^.  uBeftermaqer,  Die  branbenbuigif^^nfimbetpif^e  Air^noifikttion 
unb  Air^enocbnung  oon  1528—1533,  Sriangen  1894^  unermübh^  t^g,  l^otte  ober 
QU(^  oiel  5u  Hagen  flbei  ben  SRangel  an  (Etfei  bei  oen  madgrSflic^en  9{aten,  ber  es 
nirgenbs  ^u  aeorbneten  3uftönben  fommen  ließ.  3m  ^^xt  1537  mar  er,  oon  3o^nn 
oon  5lflftnn  boju  erbeten,  an  ber  (Einffl^rung  ber  9tefomumon  in  ber  Sleumad  beteiligt. 

10  9ion  feinen  t^Iogif(^n  S^riften  (ogL  bie  Sefprec^ung  ber  dnjelnen  Drude  2:^.  ftolbe, 
Snt^mer  €.  129  ff.)  finb  no^  ^roorsui^en  ferne  ,,Annotatione8  in  Epistolam 
beati  Jacobi.  Argentorati  1527'S  in  benen  er  fiut^  (Beringf^ung  biefes  Sriefes 
auf  bie  6pi|e  trieb,  mos  er  jeboi^  in  einer  neuen  Sluslegung  oom  ^o^re  1533  im 
Snf^Iug  an  SRelani^tl^ons  Sluffaffung  ermäßigte,  unb  feine  ,, Silva  bibliconim  no- 

16  minum,  qua  virorum,  muliemm,  populorum  civitatum  etc.  propria  vocabula, 
quorum  in  sacris  bibliis  mentio  emlicantur  Nor.  1530'^  eine  ttrt  biblif(|»en 
^ealiDörterbud^s,  bas  ^inerseit  |e^  gef(9S^t  mürbe.    Daneben  blidb  er  immer  ein 

>len, 


reunb  ber  ^umaniftifd^n  Stubien,  unb  (einen  juerft  1529  gebrudten  64oIien  m 
dcitud'  (Sermania,  bie  er  1536  ju  einem  ummngreiAen  ftommentar  oerorbeitete, 
ao  ^e  er  es  ju  oerbonlen,  bag  man  feiner  bis  in  bte  neuefte  3^it  ^nb  geboc^te,  wSfy^ 
renb  man  ben  9leformotor  unb  t^eologifc^n  S^rifUteller  faft  oergef^n  §atte.  3m  ZoSftt 
1539  nxir  er  ffir  ben  in  Slusfic^t  genommenen  Slfimberger  Aonoent  als  Deputierter 
OorgeMIogen  unb  balb  barauf  mirb  er  geftorben  fein,  oa  no^  in  bemfeKen  3<^ 
SRarttn  SDloninger  als  Pfarrer  oon  Snsba^  genannt  toirb.  tfit$Ux  St$w. 

26  Ultini,  3o^.  $einriA,  aefL  1644.  —  Effigies  et  vitae  professorum  acad.  Gro- 

ning.,  audfu^rlt(4  benü^t  bei  f'r^er,  theatram  virorum  eniditione  clarorum  1688  p.  512  ff. ; 
Bayle,  Dictionnaire  hiAtoriqne  1. 16b.  8.  v. 

^.  Snting  mürbe  ju  Smben  1583  als  6o^n  bes  atmete^nen  ^rebigers  3Renfo  SC. 
gdoren,  ftubierte  in  (Bröningen  bie  aQgemeinen  ffiiffenf^aften,  feit  1602  in  ^erbom 

ao  il^Iogie  bei  ^iscator,  bilbete  fic^  auf  Steifen,  leitete  ote  Stubten  oon  brei  beutfc^n 
(&n^n,  bie  mit  bem  pfoljiUen  Aurprtmen,  bem  na^aligen  Aurfüriten  gMebri^  V., 
in  Seban  unb  ^eibeloerg  ftubierten,  unb  iibema^  1608  Sie  9lusbiloung  bes  iprin}en 
felbfi  (Er  begieß  feine  Stellung  ou^,  als  ber  oierje^nja^e  ißrim  1610  bie  Slegie* 
rung  atürat,  unb  begleitete  ben  nunme^en  Aurfürften  na^  Cnglanb,  mo  fi^  oer^ 

86  felbe  1613  mit  ber  Xo^ter  ^ciobs  I.  oerm&^lte.  3n  bemfelben  3^^  ^^  Suting  ju 
^eibelberg  bie  fie^elle  ffir  Loci  communes  (Dogmatil)  an  unb  äoemabm  1616  bie 
Direltion  bes  Semmars  im  Collegium  Sapientiae.  Slls  ber  Aurfürft  oie  böbmifc^e 
Arone  aimenommen,  b^ann  für  bie  ^falj  eine  f^limme  ^eit  Xill^  plfinberte  ^tu>eh 
bera  im  (oent.  1622.    wtin%  tnüflof),  litt  aber  in  Deutf^umb  unter  ber  Hnbulbfamleit 

40  lutqerifi^  $^f^^^n  un)>  ^9^  f^4  ^^4  ^ollanb  ju  bem  Aönige  oon  SB^men,  beffen 
filtefter  6o^n  feiner  fieitung  anoertraut  mürbe.  3m  3uni  1627  fibenu^  er  etne 
tteologif(^  ^rofeffur  in  (Sroningen  unb  mirlte  bier  bis  ju  feinem  2!obe  1644.  3n 
Coef^öften  oiel  georau^  fanb  ^Itina  an  ben  f^olaftif^en  6pikfinbig!eiten  bamaliger 
X^ologie  leinen  (Settmaa.    (Er  moltte  ein  bibltf^er  X^eologe  )ein,  o^ne  febo^  oon 

46  ber  ^rfbmmliAen  reformierten  Ort^obosie  irgenb  objumei^en.  Sei  ber  Sqnobe  oon 
Dortre<^,  melier  er  mit  Xoffanus  unb  ScuUetus  als  pfölsifi^er  SCbgeorbneter  beimo^nte, 
oertrat  er  ben  entf^iebenften  ^rfibeftinationismus.  Set  fiebjeiten  oerdffentlic^te  er  tro| 
oieler  Slufforberungen  feine  S^riften  nic^t,  bo^  mürbe  aus  feiner  mertoollen  litte^ 
tori^n  ^interlaffenf^aft  oieles  ^rausgegeben,  meift  oon  feinem  So^ne.    (Eigenartig 

60  ift  bminter  nur  oie  Theologia  historica,  Slmfi  1664,  eine  Sorläufenn  ber  Dogmen^ 

Bef^if^,  biblif^'tl^logif^en,  religionsgef^ic^tlic^n,  bogmengef^i^tli^en  unb  fqmbo« 
J Aen  Stoff  auf  bie  ein}elnen  loci  theologici  oerteilenb,  boä  nur  etma  jum  oierten 
Xetle  oollenbet.  Slu^erbem:  Historia  ecclesiae  Palatinae,  grtanif.  1701;  Exegesis 
Augustanae  oonlessionis  mit  einem  Syllabus  controw.  quae  Reformatis  hodie 
66  intercedimt  cum  Lutheranis.  $[mft  1652.  Die  Scripta  Hddelbergens.  ^mfi 
1662  entölten  im  erften  Sanbe  bie  Loci  communes,  im  jmeiten  bie  Problemata 
theologica,  im  Mätn  bie  Explicatio  Gatecheseos  Palatinae.  SlUing  gehört  au^ 
unter  bie  aRitarbeiter  ber  ^Hänbif^en  Staatenbibel. 

«lei«  ®4»eiser  f  («•  9-  STarl  WiUor). 


nUMlnIisiiMid  416 

9iWaiifoliixmn&.  —  ed^ulte,  %\t  ©teautig  ber  Soncilictt,  ^ä^fte  unb  »if(]^öfc  ic, 
^:ßrag  1871 ;  berf.,  ^er  ^Itfatl^ol^idmud,  Q^efd^ic^te  feiner  (gnnDtdelmtg,  inneren  ®e^Itung 
unb  red^tlic^n  Stellung  in  ^utfd^Ianb,  @^iegen  1887,   (^ier  ftnb   bie  9(!tenftü(fe   mitgeteilt 


be^tt).  nac^getoiefen,  auc^  ift  bie  l^itteratur  angegeben);  g^iebber^,  @ammlung  ber  9(!tenftüde 
}um  erften  üatilanifc^en  (Soncil,  Xübingcn  1872;  berf.,  flftenftude  bie  altlatl^ol.  Semegung  6 
betr.,  Tübingen  1876;  (g.  ^erjog,  »eitrfiae  jur  S^orgefd^icftte  ber  (ftrifttatl^ol.  Äir^e  ber 
Sd^toeij,  S3em  1896;  S^er^anblungen  ber  12  Äonareffe  unb  14  S^noben;  Sammlung  ber 
fird^I.  u.  ftaatlid^en  18orf(]^riften  für  bie  altfati.  sffrd^enoemeinfc^aft,  S3onn  1878;  ^^ad^trag 
au  ber  Sammlung  k.,  S3onn  1882;  ^imtlid^d  altlat^ol.  SHrc^enblatt,  feit  b.  10.  tCug.  1878, 
71  9htmmern;  9{eue  Srolge  hi^  )e|t  36  9htmmem  (bie  Serl^nblungen  ber  S^noben  unb  baS  lo 
^rd^nblatt  lönnen  Don  ber  bifc^öfl.  ftanjlei  in  SBonn,  9hebu^rftra^  29,  belogen  nierben, 
ebenfo  ber  ^atec^i^mud,  Seitfoben  unb  bie  Sammlung). 

duftere  (EnttDidluna  bes  Slltiat^oIigUmus.  Slm  18.  3uli  1870  oerlünbete 
^opft  ^\vi&  IX.  unter  3u|nmmung  oon  533  SRitgliebem  bes  oatSanifdben  ftotqib 
o^ne  9{ficlfid^t  auf  bie  Sinrofirfe,  $rotefte  unb  SRa^toeife  oon  ber  Unmögli^Ieit  einer  15 
{oI(^n  Definition,  bie  oon  einer  groben  ^cSfi,  oon  Sif^^en  ausgegangen  maren,  in 
ber  ftonftitution  Pastor  aeternus  bie  neuen  (&Iaubens|Si|e  oon  oem  unbegrengten 
Unioerfalepiflopate  bes  romif^en  99if<|ofs  unb  als  „ein  oon  ®ott  geoffenbartes''  Dogma 
bas  unfe&wore  £e^amt  besfeloen,  roenn  er  eine  ben  (Klauben  ober  bie  Sitten  betreffenbe 
fiebre  befiniere.  Die  Aapitel  III.  unb  IV.  jener  itonftitution,  in  toel^en  biefe  Dogmen  20 
fte9en,  ftnb  gemalt  morben  im  SBiberfpru^e  mit  ber  (^on  an  fiA  jebe  »Jh^ei^it  unb 
(gränblid^ieit  ausfqlieftenben  (Be[(i^Ktft$orbnung  bes  itonjils;  fie  \wjitn  niqt  auein  im 
®egenfa^e  ju  ber  ^il.  Schrift,  oer  £e^e  ber  Jlir^enoSter,  ju  oem  bis  ba^in  ange« 
nommenen  Colauben.  fonbem  [ie  entölten  au^  oerfi^iebene  OffiI|<^ungen,  3nterpoIationen 
unb  Sluslafjungen,  [0  bog  es  faum  etums  oern»erfIi(|eres  geben  iann,  als  ein  berartiges  25 
äRa^erl  bem  ^eiltaen  Seifte  beijulegen.  Die  S^l^^i^^ung  ber  Ait(^  liegt  ni^t  oor; 
benn  bie  bijfentierenben  Sif^Sfe  oertroten  in  Serbinimng  mit  jenen,  «toelcQe  eine  me* 
[entli^e  Snoerung  forberten,  ober  in  ben  entfAeibenben  6i|ungen  fehlten  begie^uims« 
meife  ni^t  (timmten,  gut  bie  $älfte  ber  iatbolifi^en  (Ebriftenqeit.  Das  ftonjil  trabet 
ber  nStigen  grei^eit;  alle  auf  ben  obimenifd^n  Sunooen  ber  erften  a^unbert  3«^  so 
befolgten  (&runbfä^e  rourben  miga&tet.  ZSfyxt  jegl^e  virlli^  ^rflfung  mar  in  ber 
(BeneraHongregation  bes  13.  3uli  bei  601  araoefenben  SRitgliebem,  mooon  91  fi^  ber 
Sbftimmung  enthielten,  tro^  bes  SBiberfpnu^s  oon  150  SRitgliebenu  ber  9BortIaut  einet 
Definition  angenommen;  btefer  mürbe  aber  in  ber  3^^^  ^^^  1^-  ^^  17.  "ivXx  no^  in 
einem  unbebingt  mefentli^en  fünfte,  nomli^  bur^  ben  !^\3^^  ba^  foU^  päpftlid^  35 
(Entf(^ibungen  (ex  sese):  „non  autem  ex  consensu  ecclesiae'S  trreformaoel  feien, 
in  gerabeju  orbnungsmioriger  9Beije  oeranbert.  Son  beutfdben  Sif^en  Ratten  am 
13.  3uli  mit  nein,  alfo  gegen  bte  Definition  geftimmt  elf:  Samberg  (x)einlein), 
SRfin(^n  (€^n),  9lugsbura  (Dinfel),  9tottenburä  (defeie),  SRainj  (0.  ^etteler), 
Sreslau  (S^rfter),  (Ermlanb  (Aremen|,  jektilöln),  Osnaorud  (Sedmann),  Zrier  ((Ebec*  40 
^b).  Saufen  (gonoerl),  !ßamk}anon>sIi  mrmemf^of) ,  •-- oon  öfteneiMA«ungari(^n 
fe^unbsmamig,  barunter  bie  itarbinäle  gf-  S^toai^enoerg  ($rag),  9lau|(9er  (9Bten), 
bie  (Er|bif4öfe  oon  (Sran  (6imor),  (Eolocfa  (^a^nalb),  Olmil^  (8rii(ftenoera>,  £em« 
berg  r.I.,  SBosnien  unb  Sqrmien  ((^trogmaier),  —  oon  italienifcQen  9,  fraiqftflf^en  26, 
englif^en  unb  amerilanif^en  15,  im  gansen  aqtunbac^ijig ;  augerpem  ftimmten  jmeiunb«  45 
fe^ig  mit  »tiuxta  modum".  b.  ^.  oerlangten  eine  mef entließ  ^nberung,  barunter  bie 
oon  Aoln  (URel^ers,  f  ^  >tarbinal  in  9lom),  Saljburg.  9lm  18.  3uli  maren  an« 
mefenb  535.  mooon  smei  mit  nein  ftimmten.  Unter  ben  533  juftimmenben  befanben 
fi^:  4  beutjAe  (0.  £eonrob,  SRortin,  Seneftreq,  Sraf  fiebo^omsK),  3  fd^ei^erijAe, 
9  öftenei^ifffl^ungorif^e,  148  italienifd^e,  45  fran3öfif(^,  30  fpanif^e,  2  Doitugtefi|(9e,  co 
bie  6  belgif^en,  4  ^ollänbij^e,  13  irlänbif^e,  5  englif^  69  amerilantfd^  u.  f.  m. 
9lid^  ftimmten  alfo  298  Stf^ofe  aus  (Europa;  oon  ben  aoftimmenben  ^en  95  gar 
leine  mirfii^e  Dibcefe.  Die  nid^t  abftimmenben  oertraten  gut  bie  d&Ifte  ber  Aat^olilen. 

Sta^  bem,  mas  bis  ba^in  in  ber  X^Iogie  unb  im  bmonif^n  ^{e^te  ab  Srunb* 
fa^  galt,  unb  na^  bem  feftfte^enben  6a^e:  Dogma  fei  nur,  nms  immer,  fiberaü  unb  55 
oon  aUen  geglaubt  morben,  lonnte  man  biefe  neuen  £e^ren  nii^t  als  oie  Definition 
einer  dlumemfd^n  Sqnobe  anfe^en,  00m  ftren^^Iat^oIijÄen  6tanb|)unlte  nid^t  fuir  xooift 
balten.  SRan  platte  bie  jefuitifd^en  fie^rfa^e  mtt  bem  (Oaralter  eines  oon  (Bott  geoffen« 
oarten  fie^a^es  befleibet.  Die  mSglu^e  nad^tröglid^e  untenoerfung  b^  biffentierenben 
unb  niAt  [ttmmenben  Sif^ofe  tonnte  ber  ftonftnution  leinen  anberen  (S^oxalter  geben,  eo 
Cs  buxfte  tnbeffen  oorerft  no^  bie  j^^ung  ge9egt  merben,  bag  namentli^  bie  beuq^n, 


416  meMf»Uii»ml^ 

oftenei^if^^unaarifc^n  unb  fran3oft|^en  Stfc^ofe  ber  aRinotität  an  bem  oon  ij^nen  auf 
bem  ftotqil  bemnbeten  (glauben,  am  alten  (Blauben  fef^lten  nfirben.  grflt  bieje  $off« 
nung  bot  eine  Stfifee,  bag  fe^sunbffinhig  SifAöfe,  barunter  8  beutfAe  (§efele,  Are« 
menl^,  Dinfel,  (Eber^orb,  6^en  u.  f.  to.),  18  oftenei(^tf(^*ungari|d^e  (Shnor,  ^aqnalb, 

5  6tro^eier,  gfürftenberg  u.f.iD.),  in  einem  S^reiben  oom  17.  3uli  an  ^ius  IX.  t^e 
Sbftimmung  mit  nein  loieber^olenb  protejtierten;  man  ^e  JiA  bos  9Bort  gegeben,  nur 
gemeinfam  oorge^en  5u  iDoIIen:  ftaroinal  Si^iDarjenberg,  !DtnIeI,  Aremen|  ermunterten 
jum  Sefu^e  ber  9lfimberger  Aonferen],  ber  le^tgenannte  botte  oerfdbiebenen  ^erfonen 
gefagt,  bag  bie  3u[ammeniun|t  in  grulba  ju  einem  gemetnjamen  Sßiberftanbe  fül^ren 

10  toerbe.  3nbef|en  ra)^  jeigte  {i^,  bag  in  ber  Ofxpofttion  auf  bem  ftonjU  bie  Sif^Bfe 
i^ren  SRut  unb  (glauben  erf^Bi^ft  Ratten,  bag  bem  3i^I^  )>i^  äußere  (Eif^eit,  bie  SJladQt 
ber  $ierarAie  ju  er^Iten,  ubei^euoung  unb  (Staube  —  benn  toofem  man  ni^  an» 
nehmen  n)oute,  bog  bie  Sif^bfe  bte[e  unb  biefen  otrf  bem  itonjile  befunbet  ^oben, 
mflgte  man  i^re  Cppofition  ffir  Spiegelfe^terei,  bos  nei^  beiDu^  fiüge  erll&ren  — 

15  geopfert  tvurbe.  Slm  30.  SCuguft  lamen  auf  (Einuibung  be9  jlolner  (Erjbifi^oite  9ReId^ 
Heben  beutfd^e  Sif^Bfe  unb  jioei  AoptteboUare,  barunter  o.  Aetteler  unb  Jtremenfi,  in 
gfulba  5ufammen  unb  matten  einen  Hirtenbrief,  tvorin  fie  bem  Sode  bie  neuen  !Doginen 
als  Jtets  geglaubte  oorftellten.  9Benige  Xage  vorder  fanb  in  9tfimbera  auf  (Einlobung 
!Dduin^er9  eine  3ufammenlunft  ftatt,  auf  ber  am  27.  Sluguft  eine  (Swmirtq  gegen  bie 

20  oatiiamfc^n  Delrete  angenommen  tourbe.  Dieter  trot  eine  groge  3<^I  ^^^  lat^olif^n 
^ofefforen  in  Sonn,  Sreslau,  Sraunsberg,  aRund^  9Itfinpter,  Src^,  aßflrjburg  u.  f.  tv. 
bei.  (Eine  im  3uli  bereits  oon  Aiü^n,  Dotlinger,  unb  mir  feftoefteute  (Erfltoina  nurbe 
nid^  oeroffentli^t,  loeil  man  ben  $rote|t  be$  17.  ^\Ai  m  mott  fanb;  i^e  ja^Ireic^n 
Unterfd^riften  bemeifen  aber,  bag  bomab  no<b  faft  alle  Zoologen  u.  f.  m.  anrnnfalli« 

25  biliftif^  toartn,  bie  tlnfpruA  am  9Bi{fenfd^Iic9leit  ma^n  ßnnen.  3n  grulba  ^en 
bie  Sif(^9fe  oetgeffen,  nms  fie  etn  Soi^r  oor^er  oon  t>emfelben  Orte  aus  bem  beutf^en 
SoRe  Doraerebet  unb  nxtö  fte  in  9{om  bezeugt  ^en. 

9taAoem  fie  bos  neue  Dogma  angenommen  ^tten,  fe^en  fie  bie  5te|eroetfoIgung 
gegen  alle  X^loaen  in  Sjene,  toeli^e  ni(^t  oermo^en  i^r  ®eiDi|fen  burc^  9Be^fel  bes 

80  Glaubens  lalt  ju  ftellen.  Der  Abiner  SReU^ers  begann  ben  Steigen,  fein  ie^iger  yiaif-- 
folger  Aremen|  oon  (Ermlanb  folgte,  @<^en  oon  Stünden,  t)infel  oon  mgsburg, 
gfdrjter  oon  Sreslau  f^Ioffen  fi^  an.  Döllinaer,  grtiebric^,  9leuM,  fianoen,  Anoobt, 
Saraer,  9leiniens,  SlRi^elis,  bie  man  bis  bol^in  als  ^eroonagenoe  fotl^olifc^  (Stldftit 
^Qielt,  iDurben  oerflu^t;  bie  Seelforgsgeiftlid^en,  n^el^e  ben  SRut  offenen  Selennt» 

85niffes  botten:  9lenftle,  Xangermann  u.f.  id.,  eine  Slnsa^I  anberer  ^rofenoren:  SRenjel, 
Zreibel,  SBoIImonn,  $ort,  9Regmer  u.  f.  id.  ereilte  ber  Sannftra^I.  9Öer  es  oerftanb 
^u  J^meigen,  loie  alle  bamaligen  Dosenten  in  ^Tübingen,  ober  fi^  burc^  Deuteleien  5U 
Reifen,  ober  ju  untenoerfen,  toie  Dieringer,  X^iel,  §ippler,  Diettri^  u.  a.,  Xaufenb  unb 
aber  Zaufenb  6eeIforgsgei{tIi^e,  blieb  oerfäont,  ober  tourbe  gar,  toie  bas  oem  Slbt 

40  $aneberg  im  Sommer  1872  unb  als  9la^otaer  oon  Aremen^  in  (Ermlanb  bem  Dr.  Sin« 
breas  XQiel  glüdte,  mit  einem  Sistum  beba<$t.  Aeinen  £aien  fyxt  man  eilommunijiert; 
bejüglid^  i^rer  begnügte  man  fi^  mit  bem  Sc^meigen,  forbert  bod^  ber  tounberbare  Aanon 
bes  4.  A(q}itels  nur,  bag  man  „ni^t  miberfpre^e'',  oerlangt  alfo  lein  glauben,  fonbem 
blinbes  untenoetfen. 

45  Die  grulbaer  Serfammlun^  ^otte  geseigt,  meffen  man  fi^  i^^oM  ma^en  burfte. 
3uerft  regte  fi^  bas  alte  lir^lt^e  Seioultfein  am  9l^ein,  n)o  man  fq^on  1869  i^m  in 
ber  (toblenser  £aienabre[fe  Slusbnuf  gegeben  ^otte.  Diefelben  9Ränner,  loel^e  biefe 
angeregt  ^en,  blieben  au^  jeM  ni^t  jurfld.  Sie  unb  anbere  Ratten  im  September 
1870  ju  jlonigsointer  am  9l^etn  eine  Srlläruna  bes  Sn^lts: 

50  „3n  (Enoögung,  bog  bie  im  93atilan  gehaltene  Serfammlung  nid^t  mit  ooller 

gh^ei^it  beraten  unb  toi^tige  Sef^lüffe  ni^t  mit  ber  erforberli^en  äberein« 
ftimmung  gefaM  l^aif  erllaren  bie  untetjei^neten  Aat^olilen,  baft  fie  bie  Debete 
aber  bie  abfolute  (getoalt  bes  ^opftes  unb  beffen  perfönli^e  Unfe^lbarleit  als 
(Entf^eibungen  eines  5Iumenif^en  ilonjils  ni^t  anerlennen,  vielmehr  biefelben 

55  als  eine  mit  bem  flbereinfttmmenben  Glauben  ber  Air^e  im  9Biberfpru(^  fte^enbe 

Steuerung  oenoerfen" 

unter  ber  $aufttbätigleit  oon  Dieringer  erlaffen.  Sie  ©urbe  in  ber  „ Ablnifcben  3citung" 

mit  ben  eingefanoten  Unterf^riften  oerbffentli^t,  bie  balb  auf  1359  oon  gebtlbeten  fiaien 

[liegen,  unter  benen  monAer  9lame  prangt,  beffen  Xröger  fpäter  unb  ^eute  als  Sfiule 

60  bes  Ultramontanismus  erfqeint.  Son  einjelnen  bei  jener  Serfämmlung  befonbers  tilgen 


«Mat^ultitdiititd  417 

£aten  tourbe  ber  93er{u^  gemalt,  feftsuftellen,  ob  bie  SilAofe  ber  SRtnoritöt  in 
i^rem  (Slouben  ftanb^aft  feien.  Die  %[nttDorten  ergaben,  baft  Dies  nur  no^  bei  $e[ele 
(Xottenburg)  unb  6trogmaiei  (I)ia{ooQr)  bei  Soll  mar.  Sto^bem  bie  preubif^e  ^e« 
gieruna  bem  $faner  Dr.  Xangermann  in  Unlel  am  9{^in  auf  bes  (Erjbif^ofs  3ReI« 
^s  mfuc^n  ben  Staatef^u^  oerfagt,  i^nt  fogar  bas  Staatsge^tt  enijogen  ^atte,  s 
entfiel  bem  Alerus  ber  SRut;  oos  ,,$ungerboama",  tote  man  es  am  Sl^ein  nannte, 
fiegte  im  Slngefidbte  ber  älltemattoe:  glaiwens|tar!  unb  brotio«,  ober  unterworfen  unb 
bepfrflnbet.  3B09I  entjog  bie  bo^erif^e  9legierung  ben  (BetftUc^n  i^ren  6^u^  ni^t, 
noi^m  aber  erft  in  einem  (Erla|fe  00m  27. 9luguft  1871  fefte  Stellung.  Sis  bo^m  botte 
ber  Xerrorismus  ber  Sif(pfe  Aber  bie  3Raf|e  ber  (Beifttid^en  unb  fiaien  gefiegt.  9lom  10 
botte  neben  bem  3nbifferentismü$  ber  SRaffe  ber  gebilbeten  itat^olifen,  auf  ben  bie 
^efuiten  als  ben  beften  (Senoffen  geregnet  Rotten,  in  bem  Ariege  einen  $elfer  gefunben. 
Die  Staatsmänner  flimmerten  \xq  menig  um  biefe  ibealen  Sinae  unb  Ratten  feine 
%[^nung  baoon,  meiere  äBirfaing  eine  fiel^re  ^aben  miine,  bie  oon  i$nen,  namentliA  00m 
baqerij^en  SRinijterium,  im  angefil^rten  (Erlaffe  als  ftaotsgrfä^rli^  unb  als  ein  umfturs  is 
ber  Atrd^enoerfaffung  erflärt  mürbe,  unb  bie  j^on  im  9lugu(t  1870  mt^tn  biefer  (Srunbe 
ben  Aatjer  oon  £)ftenei4  bemogen  ^otte,  bas  jtonforbat  megen  gämlt^er  SerSnberung 
bes  aRittontrc^nten  ffir  hinfällig  ju  erllfiren.  Der  le^te  beiUf^e  Sif^oj,  ^efele,  unter« 
marf  ficb  im  ^pril  1871,  meil  Die  milrttembergij^e  Regierung  i^n  im  6ti^  lieg.  Ob« 
mo^I  bte  preugif^e  Regierung  bie  (Seifttt^en  tn  Staatsimtem  in  biefen  fc^üMe,  bie  20 
baqerifd^  bem  tro^  bes  ißlocets,  ja  gegen  be|jen  Ser|aaung  oerfaffungsmibrig  oermnbeten 
ootiianif^n  Dogma  jebe  (Einminung  auf  bte  bfirgerli^en  unb  [taatli(^en  Ser^Itniffe 
abf)n:a^,  bie  milrttembergif^e  nacb  einem  ni^t  mtt  bem  (Befe^e  ftimmenben  Sorgan^e 
mit  einer  obnlu^en  (Eruarung  ft^  abfanb,  lieg  man  ben  oatüanif^n  Sif^Sfen  bte 
SRad^t,  im  Steligmnsunterri^te  an  ben  oom  QUuA^  geleiteten  Spulen  bas  Di^ma  bei«  25 
3ubringen,  in  bas  oon  ben  $rofe|foren  ber  Xbeologie  abjulegenbe  Gloubensbelenntnis 
bie  neuen  Dogmen  einsufe^en,  utm  oer^telt  {id^  ben  SlUIat^oInen  gegenilber  menn  ni^t 
gerabeju  able^nenb,  fo  bod^  btit;  bie  menigen  Slusna^men  fonnten  ni^ts  bejlem. 

9(aAbem  es  M  bis  3um  april  1871  Qctr  ^rausgeftellt  batte,  bag  alle  SiJ^ofe 
untermorfen  maren,  blieb  ben  an  t^rem  iotboIifAen  alten  (glauben  ^Qenben  (Seiftlid^en  ao 
unb  £aien  nur  flbrig,  entmeber  einjeln  o^nt  ^ufammen^na  unb  o^ne  Sefrieoigung 
bes  fir^Ii^en  Sebfirfni||es  unterjuge^n,  ober  ft^  ju  gemeitiolic^r  unb  Krc^li^er  Or« 
ganifation  jufammensufqliegen.  3n  einer  $fing[ten  1871  ju  SRäni^en  unter  DöIIingers 
Sorji^  unb  mefentlid^  oon  biefem  entmorfenen  (Erfldrung  mürbe  ber  la^olifc^e  Stanb« 
punrt  gegenüber  bem  oatifanifc^n  (Blauben  feftgeftellt;  man  einigte  \iq  sugleiA,  im  so 
^erbft  etne  allgemeine  Serfammlung  abjubalten.  Diefe,  oorbereitet  auf  einer  %erfamm« 
lung  am  5.  unb  6.  Sluguft  m  ^eibelber^,  fanb  oom  22.  bis  24.  Septetnber  in  SKfln^en 
als  Aon^reg  ber  9IItid^oIifen  unter  metner  fiettung  ftott.  93on  biefem  mürbe  im  (Ein« 
Ilanae  mit  oer  9lümberger  unb  3Rflnc^ner  ^fingfternarung  ein  ^rooramm  bef^Ioffen, 
melqes  bie  Stiftung  ber  notmenbigen  tird^Ii^en  9{eform  feftfei^te.  ß^glei^  tagte  auf^ 
meinen  SIntrag  ber  Aongreg  ben  SefAIug,  bog  überall  na^  Sebflrfttis  unb  SRogli^feit 
bie  ^erftelluna  einer  georbneten  Seelforge  ftattfinbe.  3nfoIge  baoon  bilbeten  fi^  in 
einer  grogen  Slnsal^I  oon  Orten  in  Saben,  Saqem,  ^reugen  unb  Reffen  Sereine  unb 
mürbe,  mo  bies  mö^Ii^  mar,  mit  Slb^altung  bes  (Sottesbienftes  begonnen.  Der  smeite 
}u  JtBIn  oom  20.  bts  22.  September  1872  unter  meinem  Sorfi^e  abgehaltene  Aongreg  «& 
erganjte  in  einigen  fünften  bas  bis^me  Programm  unb  fe^te  auf  meinen  Eintrag 
eine  jlommiffion  mx  93orbereitung  ber  SBa^I  eines  Sif^ofs  ein,  ju  beren  9RttgIiebem 
bie  geiftli^en  ^rofefforen  gfriebric^,  SRi^elis,  SleufA,  bie  fiaien:  Santtätsrat  Dr.  $afen« 
cleoer,  $rof.  Dr.  aftaaffen,  Oberregierun^rat  SBfilffin^  unb  v^  gemd^It  mürben,  ms 
beren  Sorfi^enber  erliep  t^  feit  SInfang  Oflober  oerfcbtebene  Slunbf^retben  an  bie  SRit«  50 
glieber,  mel^e  ^ur  (Einigung  über  alle  mefentlid^en  ißunlte  führten.  Sta^bem  i^  burd^ 
Ser^nblun^  mit  bem  ^rften  Sismord  im  Slfrfang  S^^uar  1873  ju  Serlin  ber  9ln« 
erlennung  emes  3u  mo^Ienben  Sifäofs  feitens  ^reugens  miA  oergemiffert  ^e,  mürbe 
in  einer  Si^ung  ju  Sonn  am  19.  ^ril  bie  3B(uIorbnung  unb  ber  4.  iunx  als  SBa^Itag 


liefen  unb  55  £aien  als  SCbgeorbneten  ber  Vereine  aus  Saben,  Saqem,  Reffen,  ^reugen 
ber  ^rofeffor  ber  Zoologie  in  Breslau  Dr.  3of^f  Öubert  Keinlens  jum  Sif(^of  ge« 
ma^lt,  eine  Squobalrepräfentanj  befte^enb  aus  2  (fteiftli^en  unb  3  £aien  als  orbent« » 

]Kca(s(hic9novabU  ffir  XlyeoloaU  unb  ftir^e.    3.  «.    l.  27 


418  «Itfttt^oltjtömitd 

li^en,  je  2  ®eiftli^en  unb  £aien  als  augerotbentli^en  9RttgHebem  i^m  als  SSertretungs« 
orgon  ber  Jtir^e  5ur  Seite  geftellt.  9Im  11.  ^uguft  toutbe  ber  getod^Ite  Sif^of  oon 
bem  Sifi^of  ber  altfatl^olif^en  5tit^e  ^ollanbs,  ^e^fantp  S.  oon  Dementer,  in  9lottet» 
bam  ^um  Sifi^of  fonfelriert.   Huf  Singdben  ber  S^nobalrejoröfentanj  erfolgte  bie  ftaat« 

6  US^t  vlnerlennung  bes  Si(^of6  feitens  bes  ilditigs  oon  ^reugen  mit  uttunbe  oom 
19.  6ept.  1873,  bes  SroB^erjogs  oon  SBaben  oom  7.  9to9.  1873,  bes  (Sxo%fftty>as 
oon  $e|fen  oom  15.  Desemoer  1873;  bas  bonerif^e  SRinijtertum  lehnte  es  ob,  biefelbe 
bei  bem  JtBniae  ju  bi^ntragen,  ongeblid^  toeii  fie  ftootsredptli^  unsuUJfig  fei;  einettn* 
l^ung,  n)el$e  oon  mir  unb  oerfqiebenen  SInberen  als  unrid^tig  na^eroiefen  roorben 

10  i[t  (f.  m.  f^sntlat^olijismus"  6.  420).  Dur^  biefe  SInerfennungen  loor  enei^,  bag 
mm  erftenmale  feit  fe^s^unbert  ^aUfi^n  ein  oon  jllefus  unb  (Semeinben,  nie  es  bos 
9{e^t  ber  aßen  jlirqe  forbert,  enoäblter  Sifc^of  obne  pöpftlic^e  Seftötigung  als  fat^o« 
lif^er  Sif^of  frei  unb  unter  ftaatlic^em  6(^u^e  feines  Slmtes  nxilten  tonnte.  (Es  toor 
bobun^  ber  Sen>eis  geliefert,  bag  brei  beutf^  fianbes^nen,  unter  i^nen  ber  beutf^e 

16  Aaifer,  fi^  beuiugt  gporben  looren,  bag  bie  Slufgabe  bes  fianbes^rm  ni^t  forbert, 
ben  Aat^otiten  i^re  9{eIigionsfibung  nur  ju  oeftatten  unb  jie  nur  ju  ff^fi^en,  toenn  fie 
bem  rdmifc^n  $q)|te  ben  ^JatanifAen"  (S^Oh^^  ^^^  Sut^ers  Slusbnül  leiften,  fonbem 
aviäf  bann,  toenn  fte  balteno  an  oer  S^rift  unb  am  alten  iRed^  ber  Ain^  fi&  auf* 
lel^nen  gegen  bie  römtfd^e  Sergetoaltigung  in  ber  Serifinbung  MoIaJti[(^er  aJlamxDerie 

so  ab  oon  ®ott  geoffenbarter  ®Iaubensfä|e.  (Es  n^ar  eine  ^SfyA  o^nli^  oer,  vodqt  bie 
9leformation  im  alten  beutf<^en  9{ei(^  ermSglid^  fyA;  es  loar  eine  Q)eItl^iftoriMe  X^. 
Uno  loenn  biefer  Vorgang  oon  oielen  Seiten  etroa  in  berfelben  SBeife  berietet,  ober 
airfgenommen  würbe,  als  bunbert  anbere  ous  ber  Xagesaefi^iAte,  wenn  gar  gro^e  po* 
littfc^  Slitter  bemfelben  bium  me^  Seaätung  angebei|en  liefen,  ab  irgenb  einer 

» {wlttif^en  Serfammlung  ober  einem  alltSglid^n  Sorlommniffe :  fo  belunbet  bas  eben 
nur,  mie  in  großen  Jtreifen  ber  3nbifferentismus  unb  9Raterialismus  alles  3ntereffe 
unb  93erft&nbnis  für  ibeate  Dinoe  oemt^tet  ^.  3Bfire  loie  im  9lnfange  bes  16. 3<^t« 
bunberts  ber  Glaube  no^  lebenbig,  fo  roürbe  es  anbers  Jte^n.  Diefer  aber  fyxt  inner« 
oalb  ber  römifdben  AirAe  längft  ber  fiugerli^en  jlir^li^Ieit  $la^  gemalt;  ber®laube 

Mtft  ^lebenfa^e  bei  ber  uRaffe;  biefe  fie^t  ibr  $eil  nur  in  bem  Ste^n  jum  Alerus, 
bur^  ben  fie  in  bem  (glauben  eigogen  würbe,  bog  bas  Seelenbeil  oon  ber  Slbfolution 
in  b^r  Seilte,  bem  ^Jten  u.f.n).  ab^ge;  bie  fog.  (Sebilbeten  mtben  ju  neun3^^nteln 
loeber  (glaube  no^  hrd^liAes  Sebflrfnis,  lie  f inben  es  bequem,  ougerli^  ben  9l5mif(^en 
sugejo^lt  3u  merben,  auq  nötigenfalls  jttnl^enfteuem  ju  joblen,  borilber  hinaus  bie 

86  9teligion.3U  ianorieren  unb  mit  SUUeljuden  ober  fiöc^din  religidfe  Strebungen  ju  oer« 
folgen.  Imr  oiefe  Sage  waren  bie  uRSnner,  toel^e  in  bie  Semegung  mit  ganjer  Araft 
eiräraten,  ni^t  im  unuoren;  ^ätte  man  im  9lngeft(^te  berfelben  oer^weifeln  toollen,  fo 
wflrbe  9{om  triumphiert  ^ben.  Das  (Ereignis  ber  onerlonnten  Stf^ofsnxt^l  ^  ffir 
alle  %olm^ii  bewtefen,  bag  glöubiger  Sinn,  (Entfd^loffen^it  unb  ($eftigleit  einsig  unb 

M  allein  eine  Sefferung  innerhalb  ber  römij^^mt^olifc^n  Airtl^e  herbeiführen  lönnen.  Unb 
tpenn  bie  alüatqolifme  Rir^e  in  Deutf^umb  aud^  nod^  ^unbert  ^a^x^  auf  eine  fleine 
S^ar  bef^rönlt  bleiben  follte,  fo  ijt  unb  bleibt  fie  bas  9nittel  unb  (Eentrum  einer  roir!« 
li^en  9{eform  innerhalb  ber  fatfiolif^en  Air^e. 

SBir  oerfolgen  in  itürje  bie  weitere  (Entwidlung.    93om  3a^re  1874  ftellte  man 

4&  in  Saben  uno  ißreugen  einen  3^14^6  ^^  ^^n  Staats^us^ltsetat  ein.  (Er  betrug  in 
»aben  für  bie  3a^re  1874  unb  1875  bie  Summe  oon  6000  SKorf,  feitbem  18000  SWorl 
unb  ift  für  1886  infolge  eines  ®efu^s  besSif^ofs  an  bie  jweite  jlammer  auf  24000  3)1. 
er^o^  worben.  3n  $reu^n  waren  es  ftets  48000  SR.  ffir  C5e^lt,  SBoQUung  unb 
Steifeloften  bes  Sif^ofs  (jufammen  21000  3RX  ber  im  ÜRärj  1874  auf  93erlangen  bes 

M  SRinifters  S^ll  bie  ^rofqfur  nieberlegte,  bie  ^erwaltungsloften.  Seelforge  in  ben  (Se< 
meinben  unb  (nroHif^e  95orbilbung  ber  (geiftli^en.  Der  größte  9Ri^ftanb  war  ber  9Rangel 
an  Aird^en,  ba  nur  an  ganj  wenigen  Orten  oom  Staate  ober  emjelnen  (Semeinben  in 
i^rem  (Eigentum  fte^nbe  3um  (gebraute  überlaffen  worben  waren.  SRon  mu^  fomit 
eine  Sefferung  auf  gefe^li^em  3Bege  anftreben. 

^  3n  Saben  würbe  infolge  eines  Eintrags  oon  mehreren  SIbgeorbneten  ber  jweiten 
ftammer  auf  Seranlaffung  ber  Ferren  giefer  unb  Sd^mibt  unterm  16.  3uni  1874  ein 
(gefe^  erlajfen,  welkes  bie  9lner!ennung  altlatiboliMer  (gemeinf^aften  unb  beren  Sln< 
forüqe  auf  ben  aRitgebroui^  ber  lot^olifc^n  Air^en,  ^wie  auf  ben  9Ritgenu^  bes 
Air^enoermogens  regelt.    Dosfelbe  würbe  unter  bem  ^inifterium  30^9  oereqt  unb 

60  billig  ge^anb$abt;  fett  Oftober  1876  trug  es  wenig  Sfrü^te.    Som  Slpril  1881   an 


m«üäiMii»mM  41» 

mürbe  infolge  ber  belannten  Stimmungsänbening,  Slfidgängtgmad^ung  ber  SBo^It^t 
besfelben  in  allen  fallen  ins  SBeil  gefegt,  bie  fi^  mit  einer  ffinftli^en  jurifttf^en  Slus« 
legung  vereinigen  Hegen.  3n  $reu§en  bim  auf  SorfAIag  bes  Sbgeorbneien  Dr.  $etri 
ein  analoges,  leboc^  teilioeife  fe^r  unflares  unb  ungünftiges  —  was  f)itx  natflrli^  nic^t 
nä§er  ausgeführt  toerben  iann  —  (&efe^  oom  4.  3uli  1875  jujtanbe.  {Jfür  beffen  9Ius«  5 
fü^frung  fehlte  besflgli^  ber  Gemeinf^often  in  Sonn,  Srefelb,  Adln  tro§  i^rer  äBid^ttg« 
leit,  unb  obglei^  Sonn  bie  Slefiben]  bes  Sif^s  i[t,  oon  oom^reijt  an  entf^eibenber 
Stelle  ber  äBille  ober  lourbe  bur^  bösere  (rinftü|fe  la^m  aelegi  uber^upt  lieg  fi^ 
bie  Senoaltung  loefentli^  oon  bem  ®runbfa^e  leiten,  bag  bas  Sle^t  im  Senoaltungs» 
loe^e  in  bem  Se^en  beffen  befte^e,  nms  bie  Senoaltungsoraane :  Oberprafibent  unb  10 
SRtnifter,  jioedmägtg  ftnbien.  Seit  1879  i[t  bie  9{egierun^  beftrebt,  mit  allen  äRitteln 
ben  äRitgd^rau^  oer  lat^olif^en  $farr!ir^en  ben  SCIni^oItien  mieber  abjunebmen.  Um 
biefe  Haltung  in  Soben  uno  ^reugen  m  oerfte^n  unb  ju  begreifen,  mie  btefelbe  als 
^erftellung  oes  gfriebens  bejeimnet  toiro,  i{t  auf  bie  äRa^ination  [ehens  ber  Aurie 
^tnjuioeifen.  Der  9lunttus  in  HRfinc^n  erlieg  am  12.  SRärj  1873  angebliA  auf  (&runb  is 
popitlic^r  SBeifung  eine  3nftru{tion  (ogL  S*  t-  9leufd^,  Das  Serfc^ren  beim^er  Sif^Sfe 
be^gliq  ber  ben  ^nflatboulen  }um  witgebraud^  eingeräumten  Kirnen,  Sonn  1875). 
3lfit  ber  URotioierung :  „unter  ben  gegemoartigen  SerqSItninen  tSnnte  {ebe  Dulbfamleit 
bei  bem  Sebrau^e  oer  AirAen  ju  Q&unften  ber  9leulefeer  (favore  neohaereticorum) 
als  (Slei^filtiglett  unb  als  Sllangel  ber  nötigen  Settiglett  anjgde^n  toerben ;  au(^  mare  20 
fie  ber  (Sefa^r  bes  ^gemiffes  unb  für  bie  (rinfälttgen  bes  ^Dofalls  oom  (glauben  aus» 
aefe^'',  —  unterfagt  jte  bie  Slb^Itung  bes  C6ottesbien[tes  in  berlelben  Aird^e  mit  ben 
$ntfat^oItIen  unb  orbnet  an,  bag,  falls  eine  Iat^oIij(^e  JUr^e  oon  ber  Se^rbe  ben[elben 


einaeraumt  n)ed)e,  erft  opponiert  unb  an  bie  (5eriqte  (gegen  bie  Ae^r  Hnb  bie  Staate» 
geriete  gut  genug,  fonft  ftej^t  CEsiommuniMon  barauf ,  roenn  ein  roeltli^er  9{i(^ter  über 
Airqenfad^en  5U  erlennen  Ji^  herausnimmt  — )  gegangen,  fobann  bie  Sttcä^t  interbiciert 


>tu:qen)a(9en  5U  enennen  ju^  Qerausnunmt  — )  aegangen.  looann  ote  xtrqe  tmeroutert 
unb  auf  bie  beftmogli^e  SBeife  für  bie  SebüqfntfTe  m  9t9mi[^en  Sorge  getragen  ooer» 
ben  foUe.  Diefe  bem  lanonijAen  Siebte  buri^aus  roiberfpre^enbe  SBeifung  mürbe  beftens 
befolgt.  Selanntli^  ^aben  {t<^  bie  Slegierungen,  namentli^  bie  preugifAe  —  bas  marum 
gehört  ni^t  ^ier^r  —  besügltcb  ber  9QBiriung  iQrer  „firc^enpolitif^en''  (gefe^e  oerreci^net  30 
unb  [eit  1879  mit  bem  „friebltebenben"  fieoXIII.,  ber  na^gerabe  p  „einem  ber  erften 
Staatsmanner''  aoanciert  i[t,  ber  in  feinem  S^impfen  über  ben  $roteftantismu5,  bie 
Reformatoren  unb  SUtfat^oIifen  menig  oon  ^riftUAer  Sriebensliebe  jeigt^  güblung  ge» 
|u(^tj  um  Sentrum  unb  ultramontane  Aammerfraittonen  ju  bre^n.  SretlUp  ^aben  bie 
Slegterungen,  insbefonbere  oon  Saben  unb  ißreugen,  Ilar  unb  oemebmlid^  in  ben  £anb»  ^ 
tagen  bie Sli^tbere^tigung  jener SBeifung ausgefprod^en ;  fie  fa^n  glei^  jebem  beriefen 
iann,  fe^r  gut  ein,  ba^  ber  (5runb  bes  Serbots,  roie  beffen  SBorte  ergaben,  lebiglid^ 
bie  Sfur^t  tft,  bie  9lomif(^n  fönnten  einigen,  bag  bie  Slltlat^olilen  nichts  SBefentltd^es 
im  9titus  unb  namentli^  ni^ts  an  ber  aReffe  geanbert  baben,  fönnten  gar  lei^t  burc^ 
bie  ^rebigten  ber  altfat^olif^en  ®eiftli^n  oon  ber  galfq^it  ber  neuen  Doamen  über»  «o 
jeugt  roerben;  bie  preugifc^e  9{egierung  erHorte  fogar  in  einem  (Sefe^entmurfe  bie  ^rü» 
jfung  ber  grrage  für  bered^ttgt,  ob  bie  äfatibtner  eigentli^  nod^  bie  anerlannte  lat^oUf^e 
ftirc^  ausmalten  (SRotioe  5um  (Entmurfe,  8. 3<^n.l87d,  bes®efe^es  oom  11.  aRail87d 
in  Drudfac^en  bes  ^Ibgeorbneten^oufes  m.  95) :  bie  9legierungen  hielten  es  fiir  Wj^^» 
bie  Slltfot^olilen  bur^  C&efe^e  ju  f^ü^en.  ^er  bas  roill  ber  römif^e  ^ontifex  nicQt.  ^ 
Unb  fo  fanben  biefelben  Regierungen  allma^li^,  bag  eine  SBeifung  bes  römifd^en  9tun» 
tius  über  Silligieit,  Aonfequenj  unbRed^t  ge^  bag  es  ^dUt  unred^t  fei.  benRomifd^en 
Siuumuten,  gegen  bie  9Bei|ung  bes  „Eiligen  Saters''  unge^orfam  ju  fein.  X^atfa^lid^ 
erUien  ber  Unge^orfam  ber  Sifc^öfe  u.  f.  m.  gegen  bie  Stoatsgefefee  infolge  römif^er 
SBeifung  allmä^li^  als  ein  Serbtenft,  bas  burd^  Crben^  Sertrauensftellungen  unb  neue  m 
(gefe^e  belobnt  morben  ijt.  3^^nfalls  muten  bie  Regierungen  nunmehr  ben  Sllttat^o» 
liien  2U,  auf  bie  fat^olif^en  Aircpen  ju  oerji^ten,  unb  bes  Snebens  falber,  richtiger 
bem  ^apfte  ju  liebe,  fid^  als  Ae^er  bebanbeln  m  laffen.  Die  Regierungen  lommen 
ni^t  einmal  auf  ben  Einfall,  bie  Römifc^en  aunuforbem,  i^e  Sif^ofe  behufs  9luf» 
^ung  ber  Runtiotunoeifung  anjuge^n ;  es  ijt  wnen  auq  glei^üln^,  bag  bie  R9»  ss 
mifc^en  überfUlffiges  (Selb  ^aben,  um  überall  „Rotnrc^n"  ju  bauen.  SBtr  mugten  biefen 
$unlt  berühren,  meil  er  begreifl^enoeife  oon  (Einflug  gemefen  ift. 

®egenmörtiger  Stanb.  3n  Saben  gab  es  1874  28,  ^eute  finb  es  37  (&e» 
meinben.  oon  benen  29  anertannt  finb;  3  tonnten  ober  bie  ünertennung  nur  erlangen 
gegen  SSerji^t  auf  ben  üRitgebraucQ  ber  ^farrür^e  bis  3ur  (Erlangung  ber  SRe^r^eü.  60 

27* 


420  WUhOioüiiimn» 

Son  ben  (Semeinfc^en  ^ben  15  btit  aRttgebraud^  bet  lot^olifc^n  bejiD.  einer  ^fon^ 
lir^e,  6  ben  einer  la^Iifd^n  ftopeüe  auf  ®runb  bes  (Sefe^es,  5  ben  oon  im  Qtoais* 
eigentum  fte^nben  Smi^n  (ftopellen),  bie  übriaen  finb  mrf  bie  (Sfite  ber  (Eoangelif^n 
angemiefen.  Der  frü^  eingerdumte  SRttgebrau^  ber  ^[ifarrnrt^  iDurbe  bis  }uni  2f^ 

6  1895  7  Semeinfffioften  abgenommen  unb  burA  ben  einer  ftopeüe  erfe^.  3n  21  ^rten 
finb  ftänbige  Seeuorger  angeRellt  ginfid^Ii^  ber  SRitglieber  Janb  bis  1877  eine  jtetige 
6teiaerung  ftott,  bann  trat  StiOftanb  ein,  feit  1882  lieber  9Ba(^tum;  bie  Slnjool  ber 
felbftttänbigen  SRanner  betrögt  mit  Aber  bos  Dofipelte  ber  oon  1874.  Sufter  in  ben 
Orten,  toelc^  6i^e  oon  ®emeinj^aften  finb,  giebt  es  in  oielen  Orten  eine  größere 

10  ober  geringere  3<^I  oon  SHtfo^Inen,  toeU^e  in  ben  ftatiftifd^en  SRitteilungen  niqt  oor« 
fommen,  loeil  fie  leine  fbrmliqen  Sereine  ober  Semeinben  bilben.  Son  le^tem  ^oben 
2  Aber  500,  2  über  300,  1  Ober  200,  7  fiber  100  beam.  150  felbfpnbige  SRänner. 
3n  2  Orten  (ftorlsru^,  3en  i.  98.)  ^n  bie  Sdtlat^oHien  eigene  Air(^n  erbaut. 

iPreu||en  i/Sfß  14  ^aroc^ien,  6  anbere  anerlannte,  16  nur  lir^Iidb  organifierte  C5e« 

16  meinben.  $on  ben  beiben  erfteren  jtategorien  ^ben  2  ben  SRitgebraud^  ber  io^olifc^n 

^farrlir^e,  5  ben  (gebrauch  oon  im  (Eigentum  bes  Staats  ober  oer  polttifc^n  (Semeinbe 

Menben  Air^en  bes».  Aopellen,  3  ben  einer  bit^olifd^n  Aopelle  auf  (Brunb  bes  (6t* 

le^es,  5  befi^en  eigene  (oon  ibnen  erbaute  ober  enoomne)  Air^en,  bie  fibrigen  banlen 

Den  (EoangelifAen  Die  a)l9gli(^feit,  in  AirAen  ®ottesbienft  ju  ^Iten.    (Entjogen  mürbe 

ao  allmä^M  ber  SRitgebrau^  ber  tat^olifc^n  $farrliriäbe  6  ßemeinben.   3  (Semeinoen  ^oben 

eigene  ^farrbaufer.  2  eigene  Gd^ulen  unb  Si^ul^aujer,  1  C5emeinbe  fyd  eben  (Stoo. 

1895)  ben  Sau  einer  Air^  unb  eines  ^ßfarr^aufes  begonnen.  Suger  bem  Sifd^of  unb 

äßei^bif^of  jugleid^  Seneraloilar  fungieren  18  $faner,  baneben  einige  anbere  ®eift^ 

lid^e.    Die  3a9l  ber  ®emeinben  (39)  ift  feit  1874  um  9  geftiegen,  Die  ber  aRSnner 

26  in  biefen  um  1000 ;  bie  jabIreiAen  Suffo^olilen  an  Orten,  mo  es  leine  (Semeinf^en 

liebt,  lommen  nirgenbs  in  ben  S^beÜen  oor.  9Bas  bie  ®roge  ber  (gemeinben  betrifft, 

0  ^en  Sreslau  über  900,  Sain  400,  4  über  250,   6  smifc^n  100  unb  200  felbft^ 

tSnbige  SRfinner. 

Reffen  befi^t  4  (Bemeinben,  2  (BeiftliAe  —  auberbem  oerf^n  auswärtige  bie^ 
90  [elben  — ,  eine  eigene  Air(^e.    Die  Sfnso^I  Der  (Sememben  unb  i^rer  Sfnge^ngen  ift 
leit  1874  meit  flbo:  bas  Dofipelte  geftiegen. 

3n  Saqem  fpiegelt  fü^  bie  SAmieriofeit  ber  öugeren  Organifation  panj  befonbers 
ab.  SRit  Segeifterung  er^ob  man  ftA;  bie  an  bos  SRinifterium  oegen  bte  oatüanifc^n 
Delrete  abgefanbte  Slbreffe  trug  laut  Der  Angabe  in  ber  an  ben  ABnig  gerid^teten  Sor^ 

86  fteüung  oom  1.  3uli  1871  „an  18000  Unterf^riften,  barunter  me^  a&  8000  Unter« 
[(^riften  ^iefmer  (üRün^en)  (mmo^ner,  sum  größten  Zeile  gamilieno&ter  ber  gebilbeten 
juetje  ber  ^tabf'.  Die  Gattung  ber  Slegierung,  toelAe  ni$t  einmal  in  3Rfin4en  eine 
Air^e  gab,  bie  (Entbehrung  aller  9RitteI  3um  llnterpalt  oon  Seipci^en,  ber  9RangeI 
oon  Air^en,  bie  Senai^teUiaung  aller  ni^t  bur^  ü^re  Stellung  unabbängigen  fieute, 

40  bie  9lüdfid^t  auf  bie  fiaufbaqn.  bie  (gelboofer  in  einem  fianbe,  bos  ubeiflug  an  rö« 
mif^en  Airc^en,  (geiftli^n  (einer  fommt  our^f^nittli^  auf  530  Seelen)  unb  (Selb« 
mittein  ^t,  biefe  (Srfinbe  emären  ben  Wüdgang  jur  (Senüge,  menn  man  basu  bos 
SBfiten  ber  Sifdböfe  u*.  f.  m.  aegen  DoIIinger  u.  a.  auf  ben  Aanjeln,  bem  bie  91^- 
gierung  ru^ig  sufa^,  unb  ben  llmftanb  in  Setrad^t  sie^t,  bag  ber  romifd^  Alerus  in 

46  ber  6(^ule  allein  ^enf^te,  im  Sei^tftu^I  laum  irgenbmo  me^r  (Einfluß  ^  unb  bos 
fiugerli^e  AirAentum  mit  feinen  933anfa^rten  u.  bgL  in  ooHer  Slüte  fte^t,  infolgebeffen 
ber  3nbifferenttsmns  ber  gebilbeten  3Ränner  nid^ts  5u  mfinfc^n  übrig  lögt  *  oon  anberen 
Urfac^n  ju  [^memen.  Slm  10. 3anuar  1890  jtarb  Dbüinger,  bei  bejfen  fiebseiten  man 
fiA  f^mte,  bas  (Gegenteil  oon  bem  1870  Sluraefteüten  eintreten  ^  laffen.  3n  unglaub« 

60  tiefer  ^a\i  unb  Segrünbung  mürbe  oon  ber  Stegierung  am  15.  ÜRSrj  1890  erfifirt,  fie 
»betraute  bie  Slltlc^olilen  ni^t  me^  als  aRitglieber  ber  fat^olifd^en  Air^e''.  SRit  (Ent« 
ff^Iie^ung  oom  2.  Sqnril  teilte  bas  SRinifterium  mit,  bah  ber  ^rinjregent  ben  . . .  Sit« 
ic^olilen  bie  Siebte  einer  ^rioatfirAengefellf^aft  naA  SDRa^gabe  ber  ^eftimmungen  bes 
9leIigionsebi{ts  allergnäbigft  ju  bemilligen  gerum  fyAtn  (f.  meine  64rift  „Das  Sor« 

66  ae^n  bes  baqerifc^en  SRinifteriums  gegen  bie  Sutlatbolilen''  (Biegen  1890).  9Bas  bie 
ultramontanen  ooollten,  bie  Slltfatbotnen  oemid^ten,  ift  nid^t  eingetreten,  ^ie  ^ben  in 
9RfinAen  unb  ^affau  eigene  Aird^en  erbaut,  an  5  Orten  $faner,  8  (Beiftlid^e,  3  neue 
(Bemetnben  gebiibet,  mä^renb  man^e  Heinere  als  fol^e  eing^angen  finb;  14  Semeinben 
fte^n  feft,  bie  oon  SRünc^n  fyd  gegen  550  felbftftfinbige  URfinner. 


Sltftti^nIijtAititi»  421 

Sott  ben  attt  4. 3uttt  1873  aufgejS^Itett  30  (SeifaiAett  ^6en  8  tiietnals  feit  1871 
feelforgerlt^e  (Jfunitiottett  geübt.  loirnitett  alfo  tti^t  iti  SetraAt;  teei  booott  ^obett  ft^ 
tttfolge  bes  (Eoltbotsbef^luffes  oaoott  fem  gebaUett,  10  Don  bett  oltioett  fhtb  geftorben, 
ttt  ber  Seelfoige  oott  tl^ttett  ^eute  ttur  ttoA  emfd^tteglic^  bes  Sif^ofs  6  t^dtig.  Da 
^eute  56  t^tig  uttb  ettteritiert  finb,  obioo^I  oon  beti  feit  1873  geiDei^tett  ober  qu$  § 
Qitberett  DiScefett  aufgettotnmenen  13  geftorben  finb,  4  in  bie  GqiiDeis,  18  aus^oer« 
f^iebenen  Srfittbett  etttlaffett  iDiucbett  bejiD.  ausgetretett  finb  loegett  !Dietiftuttfa^tgieit,  aber* 
TtQ^me  oott  Staatsättttem  u.  f.  m.,  fatttt  bie  3^^^^  "i^t  ^I^  ^iiK  id^nmffie  angefe^n 
toeibett;  62  rötttif^ett  (Beiftlid^n  tourbe  bie  Slufito^ttte  oenoeiaert.  Die  3^1  ^on  49 
^fanent  ittt  etigerett  Sitttte  ffir  gegen  120  Semeinben  ift  freiließ  Hein,  mehrere  ^aben  lo 
3,  4  bis  6  Crte  ju  poftorieren,  toelcbe  oon  i^em  QVjt  ^inSj^n  Stunben  toeit  aud^ 
unter  Senu^ung  der  SSdSfn  ober  oon  mi^noerl  entfernt  finb.  «Cber  es  fehlen  eben  ben 
SntfQt^olilen  bie  SRittel  ber  Slb^ilfe.  m  beren  Anoppbeit  liegt  es  ouA.  baft  bie  3q$I 
ber  XQeoIogieftubierenben  nid^  gr5|er  ift  9tur  in  Saoen  ffob^n  bie  tutlatijolilen  an 
13  Orten  ^frünben,  bie  6tid>ierenoen  niflffen  fie  faft  g&njlii^  er^Iten,  nur  einigemale  u 
fyd  einer  ein  Stipenbium  belomnten.  Die  fiußere  Stellung  ber  ®eiftli(^en  ift  toenig 
alanjenb;  in  ^reugen  baben  3,  in  Saben  ^&^n  10  Dienfttoo^nungen,  bas  X>wc^* 
fc^nittseinfommen  ber  ^faner  betr&^  fount  2500  9DlarI,  manAer  fjm  ein  bebeutetw 
geriimeres.  Die  Aoften  ber  ^aftorotion  finb  toegen  ber  9{eiJ^ften  filr  manche  Orte 
o^e^in  bebeutenb.    einnahmen  aus  Stolgebfi^n  u.  bal.  giebt  es  nic^L  2o 

9Benn  es  nid^  beffer  ftebt,  trägt  bie  Opfenoiniafeit  Der  Gemeinben  ni^t  bie  S^ulb. 
T>tnn  obtDobI  bie  ßo^I  ber  Segfiterten  fel^r  Hein  ip,  fonnte  ber  ffir  ben  4.  3uni  1883 
arftattete  „miitnitiat  Seri^f '  ben  Sitnelna^tDeis  liefern^  bag  bie  (Senteinben  bis  mm 
31.  Dej.  1883  bereits  1.100,000  3R.  hergegeben  ^en,  tooju  Ober  1,000,000  ^iti^em 
^in}ugeIontmen  finb.  Dieter  felbe  Sen^t  jeigt,  bag  am  31.  Dej.  1882,  fon)eit  bos  s0 
aus  ben  SinjelberiAten  fejtgeftellt  loerben  lonnte,  bie  felbftftänbigen  SRänner  beftanben 
aus  188  air^n  unb  Spoilern,  1434  Slrbeitem,  2315  Seamten  aUer  «rt,  350  gfabri* 
ianitn,  1239  (Brunb*,  $iaus*,  (&utsbefi|em,  3258  ^anbmerfem,  1269  Aaufleuten, 
317  £e^er  aller  »rt,  140  3RiIitars,  403  $rioatiers,  306  9Birten,  736  Sonftigen. 
£s  ift  alfo  nid^t  ber  gebilbete  Stanb  allein  ober  oor3ugsn)eife,  in  bem  er  Soben  fyxt,  9o 
SRit  ilabinettsorbre  oom  17.  3an-  1^94  lourbe  einem  m  Sonn  gegrfinbeten  JlonoUt 
unb  Seminar  fturiftifd^e  ißerfönlid^ieit  oerlie^n;  fein  gfonos  betragt  gegen  160,000  SR. 

9IIe,  bie  lein  tieferes  religidfes  Sebflrfnte  ^aben,  bie  loegen  oes  (SeJc^Sfts,  ber 
($amilie,  ber  fiaufba^n  u.  f.  m.  unbequem  fanben,  fid^  burA  förndiAe  3uge9örigieit  ju 
einer  altfat^olifcben  ^emeinf^aft  m  ibiieren,  beren  anffinguAer  9[imd^n)ung  einer  W>*  86 
fpannung  mv^.  finb  ausbrfidflt^  ober  ftinf4n>e{genb  ausgef^ieben.   Das  ^atte  ben  Sor« 
teil,  bag  bie  heutigen  Semeinoen  einer  6^  gläubiger  (Soften  bilben.   3^  9Ba&s* 
tum  finbet  auf  bem  3Bege  bes  Sla^u^fes  unb  Seitoitts  ftatt.   Sie  ift  Hein  aber  feft 
in  bem  Serougtfein,  ffir  i|r  (5eiDifTen  nur  im  9Borte  (Bottes  i^ren  $alt  ju  finben,  ntqt 
im  SRa^ioerle  bes  rBmifqen  ^apftes.    Ss  fte^  in  (Sottes  $anb,  bie  ^unberte  m  4o 
ebenfooielen  $unberttaufenben  loerben  ju  laffen.    Die  S^ierigfeiten,  loelc^  ben  mU 
iat^oliien  auf  Stritt  unb  Xritt  entgegen[tanoen,  bier  ju  jeigen,  ift  unmdgli^.    Das 
aber  mug  gefagt  sterben:  es  giebt  leine  trriaere  9nfi(^t,  ate  bie  SReinung,  baj  irgenb 
eine  9leaierung  bte|elben  begflnftigt.  feit  3%^n  audb  nur  mit  berfelben  9löd!fi(|t  be« 
Rubelt  ^abe  loie  bte  Siomifd^en.  Sßenn  fie  niAt  in  ft^,  im  (glauben  i^ren  $alt  fanben,  46 
mären  fte  längjt  verfallen.    Unb  in  biefem  (plauben  finbet  ber  biobolifd^e  ^ag  feine 
SrOärung,  roomtt  bie  9l5mif^en  oom  ißapfte  an  fie  oerfol^en,  toeil  fie  fte  furzten. 

3nnere  Sntmidlung.  993efen.  Organifatton.  9Rit  ber  meriennung 
bes  SiMofs  mar  ein  georbnetes  btt^olif^es  Air^moefen  gefd^en.  Sluf  bem  3.  fton« 
greffe  tn  ftottftan}  (Sept.  1873)  mürbe  eine  „S9nobaI<  uttb  (gemeinbeorbnung"  an«  5o 
aenommen.  Damit  ^e  bie  Ü^gleit  ber  jtongreffe  ffir  bie  innerfin^Me  Organi« 
fation  ibr  (Enbe  eneid^tl;  bie  fpäteren  in  ^reiburg  1874.  Sreslau  1876,  SRain}  1877, 
!8aben*Saben  1880,  (Erefelb  1884,  $eibe&erg  1888  befAä[tiaten  fi^  mit  ber  äußeren 
%[u$breitung  ber  Semegung  unb  fa|[ten  bejfigli^  beren  SeMIflffe  unb  9Inträae  an  bie 
Sqnobe.  Diefe  neun  ftongreffe  —  mit  SlusU^mg  bes  ^u  9Ratn5,  bem  i^  lranl9eits^Iber  66 
niAt  beimo^nte,  lann  id^  es  ffir  alle  als  beren  9}räftbent  bejeugen  —  bilbeten  beben* 
tenoe  Aunbgebungen  fir^Ii^en  Sinnes  unb  bemiefen,  bag  bos  Sntereffe  ffir  bie  9{eform 
in  ber  SeoSDerung  mad£ geblieben  ift,  bah  au^  bas  eoanaelifdbe  Soll  leb^  teilnal^m. 
9Im  27.,  28.  unb  29.  SRai  1874  mürbe  tn  Sonn  bie  erfte  S^nobe  abge^Iten,  oon 
i^r  bie  Sqnobal*  unb  Semeinbeorbnung''  mit  unmefentlic^n  mberungen  unb  3#^^n  ^ 


422  mtMlioli^§mt9 

angenommen.  9Iuf  i^r  unb  ben  folgenben  bieije^n  in  Sonn  (bis  1879  allii^Iii^,  fett* 
bem  alle  jmei  Z^^)  tagenben  Sqnoben  f^uf  man  bie  Slefotmen  itnb  (Euiri^figen, 
wtU^  nunme^  borgefteltt  toerben  [ollen. 

Der  jlongre^  ju  SRilnci^en  ^e  unter  III.  ausgefproAen : 

s  »9Bir  erHreben  unter  aRitQ){rtun0  ber  t^eologifc^en  unb  fanoniftifc^n  äBiffenf^Mt 
eine  Reform  oer  Aird^e,  n^el^e  im  (Seifte  ber  alten  ilfard^e  bie  gütigen  (Mmqtn  uno 
3Rigiiräu&e  ^eben  unb  insbe  onbere  bie  bere^gten  SBfinJ^e  be$  lat^oIiMen  SoOes 
auf  oerfaffungsmägig  gereaelte  Xeilnabme  an  ben  Hrc^Ii^n  SCngelegen^tten  erfflOtn 
Q)erbe,  —  oobei,   unbefc^abet  ber  lin^lii^en  (£in^it  in  ber  fie^re,  bie  nationalen  Sin* 

10  [jungen  unb  Sebürfniffe  Serfidfi^ttguna  finben  lonnen." 

Derfelbe  gab  ber  Hoffnung  auf  93er|i8nbigung  mit  ber  (nroteftontif^en  Air^e  Xusbnul. 

Ctmpred^nb  biefem  Programm  ^ben  oie  Snnoben  bas  Hr^lt^e  fieben  in  fol« 

genber  9J3eife  ae|taltet.    Die  erfte  Sqnobe  famu^  i^re  Sere^tiguna  aus.  fol^  ttnorb' 

nungen  ju  befd^Itegen,  mie  fie  naA  bem  alten  tir^Iid^en  9lemte  lebe  ^ortHuIarfunobe 

16  »1  erloffen  befugt  mar.  ^Ile  Sunoben  gingen  baoon  aus ,  bag  es  niAt  i^re  Aufgabe 
fei,  Dogmen  ^u  formulieren,  moql  aber  folcbe  angeblich  (BIaubens|ä|e  niqt  omuerlennen, 
meUbe  lebiglt^  auf  p8pftli^en  9RaAt^men  rul^en  unb  im  offenbaren  9Bibeif|irucl^ 
mit  oem  (glauben  oer  alten  ungeteitten  Atr^  fte^n,  mie  er  burd^  bie  anertennteii 
fi^n  5Iumenif(ben  Sqnoben  bebinbet  ift.  Der  oon  ber  Squobabemfifentan]  ber  Snnobe 

so  oorgelegte  „ Actmolif^e  Aate^ismus"  en^It  auf  66  6eiten  Kein  vftao  bie  Diucftdlttiig 
ber  Glaubenslehre  in  gfragen  unb  Slntmorten,  unter  ftetem  Slbbrud  ber  (Sd^riftftellen. 
&  bietet  ben  Semeis,  bag  ni^t  bie  geringste  Abmei^ung  oon  bem  (glauben  htt  alten 
ftir^e  ftattfinbet,  bag  bie  me^d^  gerabe  oon  ort^boser  eoangelifd^er  6eit  oermiMe  po» 
fitioe  Statur  bes  ^Itld^olisismus  nur  oon  bem  oermil^  merben  mnn,  melier  fi^  nf^  bie 

»  9Rfi^  giebt,  Aemttnis  oon  bem  £e^rbegriffe  gu  geminnen.  Der  AatM^ismus  ^  eine 
Qraftnjung  gefunben  in  bem  „£ei^aben  fDr  ben  fotiboIiMen  Sleßgioitsuntern^  an 
Pieren  Spulen'',  melier  bie  mic^gften  Zeile  ber  Air^engefi^id^  berfi^.  Sbge 
päpftlid^  Dogmen:  Unfe^Ibarleit,  unioerfalepiRopat,  unbefledte  (Entfifängnis  u.  bgl. 
möoen  ni^t  gele^  utib  in  f^age  213  ausbrfloliq  gehrat :  ,,9lur  biefenigen  (Blaubens« 

90  le^en  geboren  ju  ber  Uberlieferung  ber  Spoftel.  in  roeuQen  bie  fiebrer  m  ftir^  fiber« 
einftimmen".  Die  erfte  Sqnobe  Qot  bas  päpftlid^e  (Bebot  ber  jo^rli^en  Ol^nbeiAte 
(c.  Omnis  utriusque  12  X.  de  poenit.  et  remiss.  V,  38)  als  ttnbd)ingtes  re^t« 
li^s  ni^t  anerlannt,  biefelbe  bem  (gem^en  an^imgeftellt  unb  bie  8uge  ni^  oon 
berfelben  abhängig  erflfirt;  ber  Aate^ismus  (gr.  269)  erflärt  bie  „£(^)nc«^ung  buc^ 

35  ben  $rie|ter  ganj  unb  gar  unnilk  memt  ber  Gflnber  leine  Sleue  ober  leinen  emften 
93orfa|  ^at''  unb  ((Jrr.  268):  „unter  Sosfjne^ung  ober  Sbfolution  oerft^  man  bie 
feientcle  (Erllaruna,  mel^e  ber  ^efter  als  Diener  3efu  CE^rifti  ausfprid^,  bag  (Sott 
oem  Silnber  um  o!er  93eri>ienfte  S^Jti  millen  feine  ^finben  erlajfe."  Sfrage  97  [ogt : 
„3n  bem  Sinne  mar  3efus  ber  Sorni  Lottes,  bag  er  mit  (Bott  bem  Sktter  gleuQen 

40  SBefens  mar'\  ^x,  41 :  ,^ie  Offenbarung  le^rt,  bag  bie  (Bott^h  fi^  oon  (äoigleit 
^  entfaltet  als  Sater,  6o^n  unb  ^eil^r  (Beift''.  (£r  fet[t  grr.  168:  .,Q^riftus  als 
§aupt  ber  (Bemelnfc^",  mel^e  bie  5tird^  ift,  gr.  164  biefe  ,,(Bemein(^aft  als  un= 
fhl^re'',  fo  meit  fie  alle  umfa^i  mel^e  ber  Srßfung  bur^  (ariftus  tetl^tig  finb'', 
gr.  167,   bog  „jemanb  jur  unfu^tbaren  Air^e  gehören  lann,  o^ne  bog  er  ft^  in  ber 

46  fid^tbaren  Aird^e  befinbet''.  3n  gfr.  40  ift  bas  foß.  apoftolifAe  (Blaubensbelenntnis  auf« 
genommen,  meines  allein  gebraud^  mirb  au^  tn  ber  SReffe,  mo  bas  NicaenoOon- 
stantinopolitanum  anaenMrnbt  mirb.  Die  metteren  Sa^ungen  ber  erften  unb  folgenben 
Sqnoben  Aber  bie  $anb^abuna  ber  Suge,  bie  ^rebigt,  bie  J$eiertage,  bie  ißrojenionen, 
bie  %a\kn  unb  Slbftinenjen,  bie  SReffe,  mel^e  ffir  oie  (Bemeinbe  gelten  foll,  bie  Slb= 

60  f^offung  iet  Stolgebfi^en.  (Beburtstaggelber  u.  bgl.  bemeifen,  bah  fontequent,  aber 
unter  (l^ft^lten  am  ia^olifAen  (Blauben  jeber  9RiRbraud^  abgeftbafft  muroe.  Stttfemt 
mürben  metter  bie  9Rigorauqe  unb  Slusmfid^fe  bes  Slblagmefens,  oer  ^eiliqenoere^ng, 
ber  Scapuliere  u.  bal.  Sejüglic^  ber  £iturgie  fyd  bas  „Aat^olif^e  Slituale"  unb  „Vn= 
^ng''  ffir  bie  Xaufe,  gfinnung,  Sei^e,  Aommunion,  Aranfen « £)lung,  (Einfegnung 

66  ber  (S^e,  Seerbiguna  bie  beutf^e  Sorad^  eingefii^,  au^  ein  gformular  für 
ben  (Bottesbienft  gegeben,  falls  bie  SReffe  ni^t  gehalten  merben  lann,  oerf^iebene 
beutf^e  (Bebete,  „gemeinfd^oftliAe  Su^nba^en  als  ^Vorbereitung  ffir  bie  gemein« 
fame  Aommunion''  aufgeftellt.  yffir  einjelne  Xeile  ber  SReffe  ift  bie  beutfd^  ^prad^e 
1879  5ugelaffen  onnrben;  ffir  ben   gefamten  9Re^ritU5  ift  bas  ni^t  fofort   gef^e^en, 

»jomeil  es  großen  S^mierigleiten  unterliegt,   mürbtge  unb  tnappe  (Jformeln  5U   mod)cn 


Slttot^nItatMitd  423 

unb  ein  unbebingtes  Sebürfnis  bamm  ni^t  oorli^t,  meil  bie  oorbe^Itenen  Zeile 
nic^t  ber  SBei^ehoirfung  pifAen  Srieftec  unb  Cpemeinbe  angehören.  Die  jd^nie 
Sqnobe  (1887)  geftottete  bte  mtoenSung  ber  beutf^en  JJformuIare  bes  int  Sluftrage 
ber  69n.«9lepr.  ^erausoegebenen  liturgifd^en Sebeibu^  (oon  ^rof .  Dr.  X^firlings).  nienn 
bie  (Semetnbe  bies  6e[(^Iiegt.  9lad^bem  ein  (oon  bemfelben  aema(^tes)  WiaAw^  fertig  5 
gefteüt  nKtr,  iDurbe  btefes  (91od.  1888)  ausfd^IieMic^  für  bie  gonje  SDleffe  sugelaffen. 
^ute  i[t  bie  beutf^e  SDleffe  in  foft  allen  Semeinben  im  (gebrouii^.  Die  größten  ylt» 
formen  )inb  auf  bem  Ked^tsgebiete,  unb  ^ier  in  ooller  ubereinftimmung  mit  bem  Siechte 
ber  alten  Air^e  gemad^t  morben.  Dem  Stf^of  ift  bie  alte  Stellung  adblieben.  3Bfib« 
renb  berfelbe  in  ber  pq)ftli(^n  Siixift  jum  oIoBen  Sibr  be$  9kq)fte9  qerobgefunlen  ip,  10 
^at  er  in  ber  altlat^olifd^n  ein  Organ  ber  Rmift  neben  fid^  in  ber  S^nobatSleinräfen« 
tan}.  Sie  loirb  oon  ber  Sqnobe  geioa^It,  beftc^t  aus  2  geiftli^en,  3  meUIi^en  Wt^ 
gliebem  als  orbentli^en,  2  geiftltc^n  mb  2  neltlic^n  als  au^erorbentliA^n.  Den 
Sorfi^  fyä  ber  Sif^of,  ein  oon  i^r  felbft  gemS^Ites  meltlii^es  orbentlid^es  Wüilith  ift 
peiter  93or[i|enber.  Sei  (Erlebimtng  bes  bif^fli^en  Slmtes  regiert  [ie.  Die  Airc^e  is 
t[t  oertreten  auf  ber  Sqnobe.  ^Uglieber  [inb  wc  Si||^of  als  Sorfttenber,  ber  im 
Cinoerftänbnis  mit  ber  6.*9L  ffir  jetne  SjM^inberung  einen  Gtelbertrem  ernennt,  bie 
aRitglieber  ber  6.'9{.,  Bmtli(|«  ®eiftlic^,  ^Ibgeorbnete  ber  Gemeinben  (1  ffir  jebe  bis 

Si  200  felb[tftfinbigen  uR&nnem,  barflber  für  je  200  einer).  6ie  tritt  jmfammen  auf 
l^öflic^en  9luf  j^rlic^,  mit  3u|timmung  ber  Q.*9l.  alle  jmi  3<^te.  SClie  organifc^en  20 
Orbnungen  —  bte  lefete  (Entjd^ibung  in  Disiiplinarfad^n  ber  (&eiftli(^en,  loenn  bos 
Urteil  auf  uttfreitDilltge  Smerttierung,  Stmlsentjie^ung,  Slbfej^una  huiü,  —  Slelurfe 
aegen  Sutpenfion  eines  (&eiftli(^n  —  Bt\äfmmtn  graen  9!5er[uaungen  be^.  (£id' 
((Reibungen  bes  Sif^ofs  unb  ber  6.«9{.,  —  bie  äBa^l  bes  Stj^ofs,  ber  Sqnobal« 
eaeaminotoren  für  bie  t^eoIogi[d^  Prüfung  (6,  barunter  4  X^logen,  2  itanoniften,  25 
3uriften),  bie  SBa^I  ber  Qimtn  bes  69nobaIaeri4ts  (je  8  (BeiftliAe  unb  fiaien),  — 
bie  ^rfifung  ber  Sleänungen  oe^fialiA  ber  iVonosoeruKiItung:  bies  finb  bie  mi^tigften 
Snaelegenl^eiten  ber  Qtftmt.  9luf  bie  Sefd^oftsorbnung  brandet  nid^t  eingegangen  ju 
meroen.  Die  93er^blutigen  finb  ni^t  öffentli^t  merben  ober  [eit  1878  fteniogrop^i^ 
uiA  im  IBortlaute  itfp.  9Uis}ug  burc^  ben  Drud  oerbffentlid^t.  Die  $faner  unb  so 
(tanbioen  ^Ufsaeijtli^en  merben  9on  ben  (gemeinben  geni^It,  er[tete  auf  fiebensjeit, 
00m  Sifc^of^  beftfitigt,  gegen  beffen  SenDeigerung  Sef^merbe  an  bte  S^nobe  o^ne  auf« 
Mtebenbe  SBirbing  3u|te$t ;  bet  ^frünben  im  $atronat  befAranIt  fiA  bie  9BabI  auf 
SorfAIag  an  ben  ^otron  unb  9Ba^I  uor  ber  bij^flt^n  (£iit|e|ung.  Die  ^anb^abung 
ber  Dissiplin  ift  geregelt  bur^  ein  auf  ber  5.  S^nobe  1878  enaffenes  Statut.  Diefes  85 
lennt  eine  augergeric^tli^e  ^onb^abung  für  leid^ere  Serge^n  bur^  ben  Sif^of  allein 
ober  mit  ber  Sqnobalrepräfentanj,  unter  üraoenbung  oon  (Ermahnung,  Sermamung, 
Senoeis^  oenoeift  bie  grdljeren  oor  ein  Sqnobalgeridm.  Den  ^rSfibenten,  jioei  |tSn< 
biae  Setfi^er  unb  ben  S^nobalanmalt  ernennt  ber  Sif^  aus  jum  Sli^teromte  be» 
fa$igten  3uriften  *  für  bas  $au)itoerfa^n  unb  bie  Urteilsfällung  u^eä^en  burd^  bas  40 
fios  je  3n)ei  geijtlic^  unb  meltli^e  Stoffen  }uge}ogen.  Au  jeoer  bem  9!nge!bmten 
no^eiligen  Sntfqeibung  bejüalic^  ber  6(9ulbfrage  finb  5  Stimmen  erforberli^.  Das 
9)erfa^en  fc^IieBt  jid^  vefenui^  ber  beutf^en  Strafpr^gorbnung  an.  Urteile  über 
unfreiwillige  Cmeritierung,  (Enljie^ung  bes  Smtes  uub^fe||ung  merben  bur(^  3W^^ 
mung  ber  S^nobe  re^tsfräftig.  9uger  biefen  Strafen  ift  nur  jetttoeilige  Sintis»  45 
entjte^ung  als  Sic^rungsmagregel  unb  bis  ^  6  SRonaten  3ul&|fig.  9luf  ber  5.  S9« 
no€«  1878  u)urbe  ber  3ii>^ng^i^<ti  gonslid^  aufge^ben,  u^as  allerbtngs  uerfAiebene 
(Beiftli^e  booogen  ^at,  fid^  ni^t  mebr  an  ber  Seelforge  unb  fonftigen  Itrd^li^en  IDingen 
oltio  3U  beteiligen.  Das  unb  au^  bte  mogli^e  Srolge,  bag  eti^lne  £aien,  u^ie  es  ge« 
ff^e^n  ift ,  biefen  Sefd^big  benu^en  mürben ,  um  aus  perfönlt^  (grünben  bem  3ut«  eo 
Ic^olUismus  |ormell  ben  Wüden  |u  lehren,  mar  ooraus||ufe|jen.  9Benn  aber  bas 
SRün^ener  ^ftngftprogramm  eine  ,,ineform  ber  ürc^lic^n  3ttftanbe  fomo^l  in  ber  93er» 
foffung  als  im  £eben  ber  jlir^''  forberte,  bas  Programm  bes  SDtünc^ner  Jlon^Hes 
bie  „^eranbilbung  eines  fittlidb  frommen,  loiffenf^cpi^  erieuc^teten  unb  patrtotiU» 
geftnnten  Alerus"  als  3^^!  ^inftellte:  f 0  mar  es  unmSgli^,  biefes  3i^l  S^  errei^en  65 
o^ne  bie  Sefettigung  einer  bloßen,  erft  burd^  ben  Sefc^lug  bes  lateranenfif^en  ftonjils 
oon  1123  (can.  7.  8  in  c.  8  D  XXVII),  melier  ote  Cben  ber  fficiftlic^en  ^erer 
(grabe  ffir  ni(^  erflärte,  oollmiäfam  gemalten  9{e(^orf&rift  (fi^e  meine  Sd^rift 
,,Der  (UlibotsgiDang  unb  beffen  Sluf^bung'',  Sonn  1876).  SBorten  mar  smedDos.  Sfm 
13.  3uwi  lö9ö  maren  es  17  ^dSjxt,   bafe  ber  3w<"*fl  ^feitigt  mürbe.    Die  3»ftönbe  eo 


424  SHtliit^iiIigttitiitd 

im  jllerus  unb  ben  C5emeinben  ^ben  ft(^  etJ^Hc^  gebefjert,  bie  Semegung  bot  nic^t 
obgenommen.  Die  6.  Sqnobe  (1879)  errid^tetete  ein  „Qiaiui  ber  ^enfions«  uno  Unter« 
ftu^ungslaffe  ffir  C&eiftliAe'' ;  in  biefe  Aaffe  trSgt  bet  C5eift1if^e  na^  Ser^Itnis  bes 
(Einfommens,   bie  C5emetnben  nac^  oet  Seelenjo^I  unb  bem  Sinfommen  bei.    Die 

5  $en|ion  foll  bei  e^renDoKet  (Emeritierung  minbepens  1200  9Ri.,  im  gegenteilioen  galle 
600  SRI.  betragen.  Der  gfonbs  fyxt  ein  Sermdaen  oon  30200  SRi.  3m  3o$re  1883 
iDurbe  beim  se^ni&^gen  Seftanoe  ein  Si|f^o^fonbs  gegrünbet,  qu$  bem  bis  jum 
3uni  1895  Aber  94160  9RI.  oerousgobt  nmrben  ffir  SeiPqe  unb  Semeinben,  ber  (ßrunb« 
M  beträgt  35700  W.    Hm  1.  3uni  1887  nmrbe   ein  gonbs  3ur  (Erganjuna  unb 

loSr^o^ung  bes  Cinfommens  ber  Seelforger  gebilbet,  ber  einen  ftopitalbeltQnb  Don 
42300  m  unb  bereits  43000  SM.  ffir  feinen  3tDed  verausgabt  fyd.  Der  ^arrer 
^t  bie  jeelforgerlii^e  fieituna  ber  (Semeinbe  unter  üuffi^t  oes  Sifc^ofs.  grfit  alle 
anberen  (Demeinbeangelegen^enen  befte^  ein  Ain^nuorftonb  (^[tforrer,  6—18  jlird^n« 
rate)  auf  3  3^^  genöQlt  oon  ber  (SemeinbeDerfantmlung ;  ber  Sorfi^enbe  jenes  n^farb 

i6  oon  i^  Jelbft  geomp  aus  feiner  SRttte.  Der  Gefc^Sftsbreis  bes  jtirc^nuorftanbes  um« 
fa^t  bie  laufenbe  SermbgensoenDaltung,  Slnfteüuna  ber  ftfifter,  Organijten,  Crbnung 
betm  ®ottesbienfte.  SIrmenpflege  u.  f.  m.,  bie  (gemetnbeuerfammlung  n)öp  ben  $faner, 
bie  jlirc^nr&te,  SCbgeorbneten  mx  (ornntm,  gene^igt  bas  Subget  u.  f.  u).  Aeine  eitrige 
biefer  Seftimmungen  fiberf^eitet  bas  (gebiet  bes  pofitioen,  fird^Iic^n  Stents  im  Sinne 


so  bes  lanonif^en  im  C5eaenfa^e  jum  gbttlid^en,  funbamentalen.  Der  Sif^of  barf  nur 
Aanbibaten  vei^n,  mtlift  bte  ^logif^  ^rfifung  beftanben  ^aben;  ^u  i^  foHen  nur 
folci^e  geMen  werben,  n)el(^e  bie  SRaturitSts^nüfung  unb  bas  t^eologifc^e  UnioerfitStS' 


ftubium  abgelegt  ^en,  bejie^ungsmeife  gemSg  ben  Staatsgefe^en   angefteüt  merben 
t5nnen. 

55  SIus  bem  Sefagten  ergiebt  jiA,  bah  alles  gefc^e^n  ift  um  in  ben  einjelnen  (&e« 
meinben  bas  Sntereffe  am  lird^li^en  fieben  fewft  }tt  tveaen  unb  bie  (l^meinben  ju 
befjen  fieitung  toefentli^  ^rai^ujie^n.  3^^  ^ierard^iMe  Sergenniltigung  ift  befeitid; 
bie  einjelnen  unb  bie  ®emeinben  ^aben  aufgehört,  eine  n)inenIo|e,  bloß  ge^or(^nbe 
SRaffe  ]u  bilben;  ber  Slaube:  bie  Seligleit  n>erbe  gewonnen,  wenn  ber  einjelne  im 

soSe^orfam  unter  ber  $ierar^ie  oenoeile  unb  losgefprod^n  werbe^  1^  bem  SewuMein 
ber  eigenen  SerantwortliAIeit  $Ia^  gemacht;  ber  SHtla^Iil  fte^t  oor  feinem  (gewiffen 
nur  bann  fittlii^  gerechtfertigt  ba,  wenn  er  bewu^  bem  (geböte  (gottes  folgt;  ber 
3n>ang  bes  blogen  Süßeren  Sln^örens  ber  3Reffe  u.  f.  w.  ift  erfe^t  bur^  bte  religiofe 
Vfli^t,  aus  innerem  Xriebe  am  (gottesbienfte  teibunebmen,  bie  Satramente  öfter  5u 

56  empfangen  u.  f.  w.  9Benn  nun  ^ier  unb  ba  biefe  l^ei^eit  3U  äRigftönben  geffi^rt  f^, 
fo  tjt  bas  biefelbe  CrfAeinung,  wie  fie  bie  9leformationsgefäic^te  aufweift.  (Es  tft  bies 
ju  bellagen,  aber  letqt  ju  begreifen.  Denn  bie  (gewobn^eit,  in  bie  man  fid^  oon 
Ainbesbeinen  an  eingelebt  ^atte,  bas  9Iuf geben  bes  lirwlid^n  fiebens  in  einen  ^or« 
malismus  ber  äußeren  (geböte  bes  jlir^enoefu^es,  bes  efaftens,  ber  ofterlic^en  Seichte 

40  unb  jlommunion  u.  f.  w.,  ffir  beren  Vertretung  fowie  für  jebes  anbere  gebei^tete 
Sattum  bie  fiosfpre^ung  ben  bequemen  (glauben  eneugt:   bamit  fei  bie  Sa^e  pro 

Sraeterito  abgemalt,  W05U  bann  nodb  als  (generativer  Slblöffe  traten,  biefe  (gewöhn« 
tit  lieg  manqem  bie  gr^eibeit  als  IDlittel  erfd^einen,  feine  ttr^IiAen  Serpflic^ngen 
auf  ein  SRinimum  ju  rebujferen.    Sud^  ift  niAt  ju  leugnen,  ba^  emjelne  (gemeinben, 

46  weil  bie  3nbioibuen  ans  blinb  ge^orc^n  gewohnt  waren,  fi^  berausne^men  ju  bfirfen 
meinten,  bie  ^errf^er  fpielen  ju  tonnen.  Das  tonnte  man  f^on  1871  oorausfe^en; 
oor  bie  Sllternatioe  geftellt:  entweber  wirlliA  ju  reformieren,  ober  alles  ge^en  ju  laffen, 
blieb  nur  erfteres  mmü ;  bie  3^^  ^^^  \4^^  befiem.  Denn  bie  ^uptfAuO)  an  bem 
3uftanbe  tragt  bie  X9atfa^e,  bog  in  ber  Iat^oIi|^en  SeobDerung  bie  SRe^rsa^I  ber 

Bofog.  (gebilbeten  infolge  bes  römtf^en  Air^enwefens  innerli^  gSnsIid^  inbifferent  ift, 
weber  ben  (gottesbienft  befugt,  nocq  ju  ben  Salramenten  ge^t,  fiufterli^  aber  fi6  fttll 
bölt,  }u  lir^Iid^n  3®^en  saqlt,  um  bei  Xrauungen  unb  Segräbntffen  ni^t  in  kottu 
[ion  5u  geraten,  wer  ^eute  nac^  bem  poIitifAen  Aatbolisismus  urteilt,  urteilt  eben 
falf^;  benn  biefer  umfabt  Sltl^eiften,  ^ant^eiften  u.  f.  w.,  lurj  alle,  bie  im  Ultras 

u  montanismus  bas  9Rittel  finben,  bem  (Staate,  befonbers  bem  preugifd^n,  unter  pro^ 
teftantif^em  ftönige,  unb  bem  beutf^en  9lei^e  mit  feinem  proteftanttf^en  Aaifer  eins 
JU  oerfe^en. 

Der  le^te  ^unft,   auf  ben  ^ier  eingegangen  werben  möge,  ift  bas  93er^ltnis  5U 
ben  anbem  ^riftli^en  itonfeffionen.    Son  ber  Slfimberger  3ufammenlunft  an  ift  ftets 

60  bie  Hoffnung  ausgefpro^en  unb  feftge^alten  worben,  bog  es  gelingen  weroe,  burd^  eine 


WiStttft0liix§mM  Wtmam  425 

mtrfli^e  9iefonn  tnner^Ib  ber  lat^oUf^en  Rvcijt  ben  Soben  für  eine  Stellung  bei 
ilonfellionen  ju  geiDtnnen,  bie  eine  bereinftt^e  SBieberoereiniguna  mogIi(^  ma^e.  3m 
3a^e  1874  unb  1875  mürben  in  Sonn  Untons'jtonferenjen  gehalten  (Serid^  über  bie 
Untons^ftonferenjen.  3m  auftrage  bes  Sorfi^enben  Dr.  Döüinger  ^ausgegeben  oon 
grr.  ^einri^  KeufA,  Sonn  1874.  1875),  an  benen  fot^oIifAe  unb  eoangelif^e  SSU  6 
l^ofe  unb  Seiftliqe  aus  (Englonb,  9torbameriIa,  Srie^enlonb,  9luglanb,  DSnemail, 
Deutfd^lanb  unb  ber  Sd^veij  u.  f.  m.,  au^  auf  ber  jibeiten  7  eoangelifc^  beutf^e 
(&ei|tli^e  teilnahmen.  Diefe  Konferenzen,  einsk  in  i^rer  ttrt,  ^ben  {ebenfalls  be« 
miefen,  bag  man  bie  Hoffnung  ni^  aufjugeben  brauet  Seitens  ber  Slttiat^olilen  i|t 
insbe|onbere  bur^  bas  Siwfe^n  r>on  9{eo«rfen  unb  Ser^ec^ungen  bei  (Eingebung  ge«  lo 
mtf^ter  S^n  bte  Sorfc^nft  ber  anftanbslo  en  (Einfeanung  lirAu^  3ul&f|iger  (E^n,  — 
bas  ift  ber  9^11,  mtnn  bie  Q^e  ftanbesamtlii^  ge|^Iof|en  n>uroe,  beibe  aeile  S^riften 

!inb  unb  ni^  ein  Xeil  (ober  beibe)  oon  bem  no^  lebenben  Statten  gef^ieben  tft  — , 
ne  (Erflorung :  bie  ür^IiAe  Seerbigung  als  einen  fiiebesbien|t  anjufe^n,  bie|em  Stanb« 
punfte  im  fieben  entfpro^en  Sorben.  !DasfeIbe  ift  feitens  ber  Soangelif^en  mit  Der«  i6 
t^inbenber  9Iusna^me  bet^otigt  burc^  (b^mSÜpim  bes  C5ebrau^  eoangelif^er  Aird^n 
unb  juKir  reaelmögia  o^ne  ®e&Ieiftung  für  ben  ®ebrauA  als  fol^n.  Das  ^at,  nienn 
aud^  bie  3^1  ^  $[Iäat^oIiien  nod^  Hein  ift,  jebenfaßs  f^on  ben  Seioeis  geliefert, 
baft  gläubige  ^roteftanten  unb  5tat^Iifen,  uiwef^et  i^res  (Blaubens,  in  ber  £tebe 
fidQ  oereinigen  ISnnen  jum  SBo^Ie  ber  Sefellfc^oft  20 

Die  brei  leisten  ftongreffe,  jloln  1890,  fiujem  1892,  Kotterbam  1894  maren  inter* 
nationale,  roeil  bie  SHtfot^oIilen  Deutfd^Ianbs,  £)Jterreü^s,  ber  S^ioeij,  SoIIanbs, 
granireiqs  SRttglieber  nmren,  bie  ort^oooate  rupqe,  bie  anglSonif^e,  omoüanifc^ 
Spiflopale,  eoangelif^e,  italienif^e  Iat^Hf(^<  nationale  Süxqt  burd^  (BUeber  oer« 
treten  u>ar.  26 

Sd^IiegliA  fei  ermähnt,  bag  Sifd^of  9{einiens  am  4.  3onuar  1896  geftorben,  am 
4.  SRorj  1896  ^rofeffor  X^eobor  SBeber  jum  Sifc^of-geuKi^It  unb  oon  ben  9{«sierungen 
oon  Saben,  Reffen,  ißreu^en  anerlannt  ift.  )»•«  Spulte. 

Vlilttt^eraiier  f.  £ut^eraner,  feparierte. 

ültmann,  Sif^of  oon  $affau  1065—1091.  Vita  Altmanni  ed.  Wattenbach,  30 
MGBSXn,  220— 243;  X^.  ©icbemann,  «.,  ©.ju  %  1851;  3.@tülj  3).  ficbcn  b.©.«.  t). 
$. :  ^enlfAriften  ber  faiferlic^en  ^fabemte  ber  ^iffenfdftaften.  $^iIof.«l^iftor.  ^affe,  4.  ©b, 
©im  1853,  3.219—287;  g.  3R.  ^a^er,  3)ic  öftlic^en  «Ipenlönbcr  im  SntocfHturftreit  1883, 
8.  68-85:  SW.  ©brolef,  3)ic  ©trcitfc^riften  «8.  0.  $.  unb  «Bcjiro»  oon  ^ainj  1890; 
Iraner,  9l$l  XVI  529  ff.;  9S.  u.  Oicfebrct^t,  ®cf(l^i(6te  ber  bcutfcften  ftoiferjcit,  3.©b  5.«ufl.35 
1890;  e.  TOrbt,  3)lc  ^ubllaifHI  imSeitalter  Orcgor»  VII.  1894;  3B.  Porten«,  Tregor  VII. 
1894 ;  9[.  ^u(f,  tirc^engefd^id^te  ^eutfc^Ianbd,  3.  S3b  1896 ;  ©.  SSattenba^,  S>eutf(^Ianbd 
(gef(^i(4tdquenen,  2.  ©b  6.  9ufi.  1894. 

Sntmann,  ein  9BeftfaIe  oon  abiiger  ^erfunft,  fyd  bie  S^ule  ju  ißaberbom  befui^t 
unb  fpSter  geleitet,  mürbe  barauf  ^ropft  tn  Sfacben,  bann  ^aoellan  ^einriAs  III.  unb  40 
trat  nac^  beffen  Slbleben  in  ben  Dien)t  ber  ilaiferin « 3Bitme  9gnes.  3m  pabre  1064 
na^m  er  an  ber  großen  Pilgerfahrt  teil,  melc^  oon  Deutfd^Ianb  aus  naq  ^erufalem 
unternommen  mürbe;  auf  ber  9tä(Be^r  eneic^te  i^n  f^on  in  Ungarn  bie  Sotfqaft  oon 
feiner  (Erhebung  auf  ben  Sif^ofsftu^I  oon  $affau  (1065).  —  3n  bem  grojten  itampf 
pifd^en  Tregor  VII.  unb  ^einri^  IV.  ffcd  Slltmann  ftets  auf  Seiten  bes  $apftes  ge«  45 
ftanben  unb  mit  Hnerfc^roden^it,  unermilbliäem  (Eifer  unb  großem  Sef^id  beffen  Qaä^ 
oertreten.  6d^on  ber  Sinlabunof  }u  ber  93erfammlung  nad^  Süorms  (3on.  1076)  mar 
er  nic^t  gefolgt,  bann  über  ben  93erlauf  ber  romif^en  (Jfaftenfqnobe,  meu^e  gegen  $ein^ 
ri^  IV.  Sann  unb  Slbfekung  oer^ängte,  bur(^  bte  ilaiferin  ^nes  unterri^tet,  ^t  er 
als  erfter  unter  ben  beutfqen  Sif^öfen  ben  ^nn  gegen  ben  Abnig  oerifinbigt  unb  ift  so 
[ofort  mit  ben  Jflbbeutfc^n  Soften  tn  93erbitü)un^  getreten,  loelc^  gegen  ben  itonig 
fi^  jufammenf^Ioffen.  Sei  ber  3Hf^inmen{unft  tn  Ulm  (Sept.)  mar  er  bereits  als 
pöppÄer  £egat  t^atig,  aud^  in  Xribur  (Oß.)  fehlte  er  nid^t.  Der  Gegenlönig  Slubolf 
oon  Gqtoaben  (feit  15.  SRorj  1077)  ^atte  an  iqm  einen  feiner  treueften  9lnbanger  unb 
mürbe  oon  i^m  nac^  6a^fen  beglettet,  als  er  ben  Süben  ^einri^  IV.  fiberlaffen  muMe.  55 
Unterbeffen  oerlor  Slltmann  |eine  eigene  Sif^ofsftabt  unb  bie  $a]fauer  Aird^e  ^tte  oen 
3om  $einri^s  ferner  5U  büfeen  (107778).  3m  2Infang  bes  3a^res  1079  ging  91. 
na^9{om  unb  mar  no^  bort,  als  (SregorVII.  auf  ber  graftenf^nobe  1080  }um  jmeitenmal 
ben  Bann  gegen  ^einric^  f^leuberte.    Dann  lehrte  er  als  ftönbiger  Silar  bes  ^apftes 


426  %ltmMn  SUnit  Hon  Citkniia 

(Gregorii  VII.  Registrum  VIII,  33)  na^  Deutfi^Iütib  jurürf.  3n  feinem  äuftrag  ftelltc 
et  bem  latferlfa^en  Otto  oon  Aonftonj  einen  gregorianifd^en  Sif^of  aegenäber  unb  loatf 
\ii)  ouf  Slupsburg  (3uni  1080);  aber  es  geTang  ibnt  niil^,  ben  Smnoeften  2)eittf$» 
lanbs  mit  \xA  fortjureigen.  ^Dagegen  braA  unter  fetner  ÜRitmirlung  SRadgrof  fiiutpoQ) 
boon  Öfterreicq  mit  $einri^  IV.  (1081)  auf  ber  Serfammlung  ju  Zuln;  %  ionnte  na^ 
^ffau  5urfi(Re^ren.  Snjroif^n  mar  Kubolf  oon  S^ioaben  umgelommen  (15.  £>it. 
1060)  unb  JlBnig  ^einric^  Qotte  (ÜRSr}  1081)  feine  9{ontfa^  angetreten.  3n  btefer 
f^ierigen  £age  mar  SDtmann  ber  Vertrauensmann  Gregors  (Reg.  VIII,  26.  33), 
»eldber  fflr  ben  SfoII  einer  SBieberaufri^na  bes  (Segeniönigtums  3nftruItionen  empfing. 

10  3n  Der  t&cA  ift  balb  barauf  (Slnfang  Sluguft  1081)  ^ermann  oon  fiusembur^  geioöp 
morben.  9ifi^rig  fyd  Hltmann  bamab  bie  SChoe^n^ett  ^einrid^,  fo  lange  es  t^m  mog^ 
li^  uKu:,  in  Saiem  ausgenukt,  ober  na^  ber  9lieberlage,  wtVbt  ber  SRor^af  £iutpou> 
bur^  ben  S9^en^rj(og  SBrottsIao  bei  9RaiIberg  erlitt  (12.  SRat  1082),  begegnet  er  ni^t 
mebr  als  gfü^er  ber  greaorianiMen  ißartei  in  !Deut[^lano.  Unter  bem  6^|  jenes  grürften 

15  ^ielt  er  fic^  im  Dften  feiner  X)i9(efe  auf,  benn  ber  itlerus  oon  $af[ou  oar  lotferlic^ 
unb  froblodte  (vita  A.c.  16),  als  na^  Der  Sntfekung  SHtmanns  in  ÜRoin}  ber  ffieoen« 
bif(|of  ^ermann  (1085—87)  einjog,  n)el^em  balb  Zbiemo  (1087~-1092)  folgte,  mt- 
mann,  ber  leine  Aompromiffe  lantite,  ift  fem  oon  ^(fou,  8.  Sfug.  1091,  geftorben.  — 
aaSie  %.  als  f^olitüer  Hreng  ben  Sorj^riften  Gregors  VII.  gefolgt  ift,  fo  ^  er  au^ 

30  oerfu^t,  im  Sinne  biefes  ^ßapftes  ferne  !Di9cefe  }u  oemmlten.  S^onoere  S^nrierig« 
leit  bereitete  bie  ^Dur^ffi^ng  bes  SSlibates  ber  ^riefter.  Ws  SDtmann  auf  einer 
@9nobe  bie  pSpftli^e  gforberung  oerlefen  Heg,  meigerten  fid^  bie  ^ier  mie  anbenoSrts 
oerl^irateten  Geiftli^n.  ber  bur^  altes  ^erlommen  leoitimierten  6itte  gu  entfagen,  unb 
traten  bem  SifAof  tn  oebro^li^r  9Beife  entaegen.    Unb  als  berfelbe  gar  (26.  De}. 

35  1074)  in  Slraoefen^eit  ja^lrei^er  jtleriier  unb  £aien  oon  ber  jtansel  ^erab  Das  popft» 
lic^e  Sd^iben  oerlas,  bia^  ein  Xunntlt  aus  unb  ber  Sif^of  umre  jerr^en  oorben, 
loenn  i^  nicbt  feine  Dienftmannen  gefMkt  ^en  (rita  c.  11).  9Rit  oefönberem  (Eifer 
mibmete  fi^  intmann  ber  Sleform  ber  Stifter  unb  >Uafter.  Dirfelbe  erftredte  fi^  auf 
6t.  grlorian,  6t.  gölten,  AremsmfinHer,  SReH,  au^  bei  £amba^  mirlte  er  mit.  6ein 

30  eignes  3BerI  mar  bte  (Srfinbung  oon  (Bötitoeig  1083  (1072)  in  ber  9l&^  oo«  SBautem. 
Das  lir^li^e  £eben  in  ber  uiaffauer  Diocefe  na^m  unter  feiner  fieitung  einen  mäch- 
tigen 9[t^(^Qmng  toie  gleid^ettig  in  ber  Saljburaer  unter  (Seb^b.  SHs  nltmann  ftorb, 
enS^lt  fem  Siograp^  (c.  17V  maren  faft  alle  jttr^en  bes  Sistums  aus  6tein  atbaui, 
mit  Süd^m  oerfe^en,  mit  CDemSlben  gef(^mfldt  unb  i^re  ^riefter  lebten  leufq  unb 

35  maren  loo^lunterrid^tct.  —  Der  liber  canonum  contra  Heinricum  IV.  I^at  ni^t 
9lltmann  oon  $affau  5um  So^affer  fonbem  Seml^b  oon  ilonftan].      Carl  ^irbt. 

Silttmnat.  —  ^inft^iu«,  Äirt^cnrc^t  4.  ©b,  »crltn  1888,  6.  517,  503  ff.;  ^cjcr,  3)ic 
^vüpQflanbQ,  l^rc  ^roöinjcn  unb  i!)r  5Rc*t  1.  2:1.,  ®öttinflcn  18f)2,  6.  73  ff.,  225  ff. 

Sllumnat  —  in  firid^nre^lic^  Sebeutung  bejeid^net  ben  6tanb  eines  Schülers 

40  in  einer  bifc^Sflit^n  ober  popftli^en  Silbungsanftatt.    Der  (Eintritt  in  eine  fot^e  fe^t 

allgemein  bie  (Jfa^igleit  ^um  Rlerüat  unb  ben  emftli^en  SBillen  oorous,  benfelben  ju 

enoerben;  fibriaens  befttmmen  bie  jebesmaligen  6tatuten  bas  9tS^ere.    3^  6emi^ 

narift  bat,  fobalo  er  tonfuriert  ift,  aui^  o^ne  irgenbn)el4e  9Bei^n  erlangt  ju  l^ben,  bie 

Sonette  bes  geiftliien  6tanbes.    Trid.  sess.  23,  c.  6  de  reform.  Sefonbers  ous^ 

45  oejeii^net  finb  bie  ^umnen  berienigenpäpp^en  5BiIbungs«3lnftalten  (6eminarien  unb 

ftoKegien),  n^lAe  px  (Erjie^ung  oon  9Riffionaren  beltimmt  finb.  6ie  fyAtn  eine9{et^ 

b^nberer  ^prioilegten,  roerben  berfelben  aber  nur  bobur^  teil^,  ba^  fie  bei  i^rem 

(Eintritt  in  dos  Kollegium,  5.  S.  bas  (Sermonicum  in  9{om,  einen  (Eib  kiften,  melc^ 

einem  Orbensprofeh  ni(^t  unä^nli^  ift,  inbem  fie  M  oerpfti^ten,  in  feinen  Oroen 

50  3u  treten,  fonbem  älkltpriefter  ju  oerben  unb  als  jolqt  i^r  ganses  fieben  ber  9Riffions= 

tl^gfeit  3U  mibmen,  unter  oberfter  £eituna  ber  itongregation  de  Propaganda  Fide, 

loelqer  fie  jfi^rli^n  Serii^t  abjuftatten  oerfpre^en.  unter  ber  Sejei^^ng  ber  Alumni 

Collegiorum  Pontificiorum  behalten  fie  biefe  ^i^ten  unb  biefen  6tanb  für  immer. 

SWejer  t  (aftiebberg). 


00 


Slbar  oon  CCorbuba,  geft.  um  861.  "B,  Ä  ®raf  x>on  ©aubijfin,  euIoaiu§  unb 
Ältwr:  ein  ^bft^nitt  fpantfdjer  3lir(^engefdjid)tc  quo  bcr3cit  ber  ^Waurcnpcrrf (^aft  1872.  ^ie 
6 (^riftcn  «bar«  jucrft  t^oHftfinbig  ebicrt  in :  Florez,  Eepana  aagrada,  ©b  X  u.  XI,  IRobtib 
1792 ;  (^in§elned  ft^on  früher  mit  ben  Schriften  bcS  (Sulogiud  herausgegeben,  ^uerft  uon  Vni' 


fUntr  nott  SorMt  427 

brojino  bc  ^JWüvqIc<J,   Gomplutum  (?lIcoIa)  1574.    OTc«   nae^    bcn  Äu^obcn   öon  Wovolf» 
unb  ^lorej  abgebrucft  in  MSL,  JBb  CX V  (unter  ben  Sd^riften  bed  (f ulogUid)  u.  !Bb  CXXI. 

X>uxi)  feine  ffl^tenbe  Stellung  in  bent  Raxtüf/ft  bet  fpanifAen  (Qriften  bes  neunten 
3a^]^unberts  mit  ben  SRi^mmeoanem  1^  ^etius  Slbotus  SSebeutung.  (geboren  um 
bos  3H^r  800,  trfigt  er  bie  Seseii^nung  als  (Eorbubenfer  oon  bent  ®emtrts»  ober  oon  6 
bem  äBol^nort.  Seine  SorfcAren  feinen  3^^  geioefen  3U  fein.  Seine  gomilie 
mal  begütert.  Slloor  lebte,  oqne  ein  ftootlidbes  ober  Ür^Ii^es  mxk  }u  beQeiben,  auf 
einem  ererbten  £anbji^  bei  CEorbooa  in  qod^ngefe^ener  unb  bei  feinen  ^riftliAen 
fianbsleuten  einflugretffler  SteHuna.  (Er  loor  erjogen  morben  oon  bem  9bt  Speratnoeo 
(geft.  oor  852)  ju  (Eorbooo,  }uglei^  mit  (Eulogius.  !Diefem  oerbonb  er  |t^  bomals  lo 
bur^  eine  ffir  bos  £eben  unb  Aber  ba$  fiebeneenbe  bes  CEuIogius  hinaus  bauembe 
Sfreunbf^,  bie  fiA  oon  Sloors  Seite  in  fe^  fiberf^^nglid^n  Suherungen  befunbete. 
Sperainbeo  mar  SSerfaffer  einer  SArift  geoen  ben  3slam  unb  einer  Ster^Ii^ng 
peier  (^riftli^r  Srüber,  bie  unter  Wboenobman  II.  ben  aR&rtqrertob  parben.  Durq 
il^n  nmrbe  in  feinen  beiben  Sd^fllem  ber  ^ag  gjraen  bie  SRusIims  gemeot  ober  genährt.  i6 

—  SBir  iennen  Slloor  nur  aus  feinen  eigenen  S^riften,  aus  benen  bes  (Eulognis  unb 
aus  einigen  oon  anberen  an  Snöor  aerii^teten  Srtefen.  3n  ber  reiA^tigen  Samm« 
lung  oon  Sriefen  Sdoars  ftammen  bie  filteften  ungefo^r  aus  bem  3^re  835  (Sau* 
biffm  a.  a.  O.  S.  43).  3n  bem  Sri^ec^fel  mit  feinem  S^^qm^  Johann  oon 
Seoilla  unb  in  bemienfaen  mit  feinem  fi^rer  Sperainbeo  m\A  etnmes  X^eologifi^  2o 
bejubelt  in  menig  felbftinbigen  Sluseinonoerfe^ungen,  bie  ober  niqlt  untnterefiante 
Streifli^ter  merfen  auf  Damals  in  Spanien  befte^nbe  ,,ftei|ereien''  unb  Dioergenjen. 
Seftimmte  aboptiani^  Slnf^uunoen,  bie  SCIoor  leb^  belämiift,  uHiren  noq  nic^ 
ausgeftorben.  grfii  bie  3^itoer^Itniffe  d^afteriftifc^  ift  ber  Stiefme^M  mit  einem  jum 
3ubentum  flbergetretenen  alemannifi^en  itleriler,  Sobo,  ber  na^  Spanien  lam  unb  26 
bort  bur^  feine  ^riftenfeinbli^en  Seftrebungen  Beunruhigung  ^eroorrief.  —  Slloars 
n)t(^tigfte  ä^rtft  ift  ber  Indiculus  luminosus  oom  ^oiSft  854.  Sie  mürbe  oeranlajjt 
bur^  oie  SRart^rtumsbemegung,  oon  Q>elc^er  bie  unter  maurif^er  ^enf^aft  bbenben 
(ttriften  jur  3^^  bes  (Emirs  Slbberra^man  II.  unb  bis  in  bie  SRegierung  feines  3la(^* 
foiQecs  SRu^ommeb  ^inetn  ei^riffen  Q>orben  moren.  Die  erften  3il&i^er  nmrben  ^in«  so 
geruhtet,  meil  fie  als  Slnae^nge  oon  Stenegotenfamilien  mieber  jum  (iMttentum  über« 
troten.  vorauf  bie  Xobes|trafe  gete^  mar.  SpSter  nmrbe  ein  ^esbqfter  ^erfectus  oon 
ben  SRusIims  oeronlagt,  ft^  fiber  oen  $rop^n  SRufiammeb  m  Sufiem ;  als  er  barouf^ 
biefen  MmS^te,  oerfiel  er  ber  Xobesfbrofe  (850).  ^Dur^  biefen  SorfaÜ  enegt,  brängten 
fi(^  ni^t  menige  (T^riften  jum  SRartprtum.  inbem  fte,  o^e  baju  ^erausgrforbert  ]U35 
toerben,  bie  oi^ängnisoolle  S^ma^ung  SRu^mmebs  ausbradben.  Sie  alle  mürben 
^it^erid^tet.  Vvoax  ermunterte  ju  fol^em  Sorgel^en  burA  bie  Siermittdung  feines  eine 
3eit  long  jc^mantenben  (Jfreunbes  (Eulogius.  Dtefer,  fpoter  ermo^er,  ab«  00m  (Emir 
nic^  beftottgter  Sijbifi^i^  oon  Xolebo,  na^m  f^on  Jmer  eine  angefe^ene  geiftlid)e 
Stellung  ein  unb  mar  bie  Seele  ber  Setoegung.  uRit  bem  Indiculus  luminosus  40 
griff  V&ac  pm  erftenmal  aud^  bhreit  in  bie  Skmegung  ein.  Diefe  S^rtft  ift  eine 
oon  fanatif^em  (Seifte  getragene  Serteibigung  ber  freimuligen  ÜR&ctqrer,  toorin  Kloar 
ben  „^aitwm"  (indiculus)  fü^n  mill,  bog  SRubommeb  ein  Sorl&ufer  bes  Slnti^fts 
unb  besbalb  jebe  S(^m&bung  gegen  i^n  bereqtigt  ^i.  Die  }unä^ft  befremblii^  per« 
ßnltd^  ^Itung  SUoars,  ber  fi$  felbft  oon  bem  uRartorium  fem  ^ielt,  finbet  eine  re^«  45 
fertigenbe  (ErKorung  in  ber  ni^t  oon  i^m,  aber  mieber^olt  oon  (Eulogius  ausgefproi^nen 
(bm^ung.  ba||  nur  fob^  Soften  bas  SOtart^rium  auf  fi^  nel^men  bürften,  mek^ 
bun^  ^euigfett  reif  feien,  in  bos  emige  £eben  einjuge^n.  SHs  ou^  ber  greunb  (Eu» 
lo^ius  ben  SRSrt^rertob  geftorben  mar  (859),  oer^nlmite  i^n  SHoor  in  ber  oon  be» 
getfterter  Semunberuna  ex|fillten  S^rift:  Vita  vel  passio  divi  Eulogii.  SDlit  bes  go 
Sttlogias  Zob  erlofc^  Die  3Rart9riumsbemegung.  9lur  oerein^dt  iamen  au^  naäf  ber 
9{egiening  SRu^mmebs  no^  gfölle  freimilltgen  unb  unfreimilligen  SRat^riumstobes  oor. 

—  9noar  enbete  fdn  £eben,  gebroi^en  oon  ftront^it  unb  onbflftert  bunl^  ben  mit 
oiekn  äBibermorttaleiten  oerinüpften  Serluft  feines  93efi^.  Cr  fdbeint  um  bas  3^ 
861  geftorben  }u  fein.  äBabrf^einli^  feine  lebte,  {ebenfaltö  feine  reiffte  Si^rift  ift  feine  56 
C3onf688io,  in  ber  bleibeno  mertooUe  (Sebanlen  ent^ten  ftnb.  Ste  ift  bei  oielfa^ 
Selbftft&nbigfeit  eine  9la^a^mung  ber  SArift  3fibors  oon  Seoilla :  Oratio  pro  correp- 
tione  vitae  flenda  semper  peccata.  äBeniger  als  bieje  Oratio  frei  oon  femipebgtt« 
nif^er  Suffaffung,  beiunbet  bie  Confessio  bod)  in  m^fttfc^-tontemplotioer  gocm  gi»f|e 
3nnigiett  oer  Su|}e  unb  bes  ^eilsoerlangens.    Das  bemegenbe  SRoment  ba:  C^nt»  »(j 


428  Vhat  Hon  (Sjnrtaii  amiiliirtitd  11011  VtHi 

iDuIelung  Mlbet  ber  gegen  bett  6^Iug  ausgefpro^ne  (Sebonle:    Tolle  me,   Domine, 
mihi  et  redde  me  tibi  uitb:  Exue  me  meis,  et  induar  tuis. 

%\x^  nod^  einige  (Sebt^te  befi^n  toir  oon  Snoor,  bie  in  i^er  SRanieriert^it  fe^ 
unbebeutenb  ftnb.  —   !Dann  toirb  i^  in  einem  oon  gflore),  (ßh  XI  trat.  34  c.  2 

5  num.  68)  enoS^nten  gotif^en  Aobes  ber  ftönigl.  Sibliot^el  3U  uRabrib  (angeblti^  aus 
bent  11.  3^^)  ber  Liber  scintillarum  (Sauoiffin  a.a.O.  6.  206 f.)  3Ugef(^eben: 
In  Chrisü  nomine  incipit  liber  Scintillarum  Alvari  Cordubensis,  coUectus  de 
sententiis  sanctorum  patrum.  Ss  ift  bies,  fo  oiel  mir  bebnnt,  bie  einjige  nt^ 
unghtubioflrbige  Sejeugung  bes  l&Äebers  jener  in  ^Irei^n  9Ranufirbten  erhaltenen 

10  unb  öfters,  ober  niqt  unter  ben  S^tiften  SHoars  bet  gflore],  gebrudten  Sammlung,  bie 
eine  Sirt  (^riftli(^er  (S&H  in  einer  3ufttmmenftenung  oon  SuBfinrflc^en  biblifAer  unb 
Hni^Ii^  Slutoren,  aum  bes  Zo\tf^n6f  rtaä)  oielen  StubrSen  georbnet,  ent^tt.  !Der 
Sammler  felbft  ffok  ni^  (Eigenes  ^inpgeffigt.  T>a^  3fibor  oon  Seoilui  reiqlid^  bcurin 
benfi^t  nitrb,  ift  ber  Verleitung  oon  SUoor  gflnftig.    Die  Sammlung  fte^  (mit  me^r 

16  Aapiteln  als  jener  gotif^  Aooes  tnäßit)  unter  ben  SBerlen  bes  Seba  in  ber  Safeler 
Husgabe  (Sb  VII,  1563  St  515—627).  (Ein  ^ier  fe^Ienbes  jtapitel  (De  doctori- 
bus),  bos  in  bem  gotif(^en  Aobes  ju  SRabrib  en^dten  }u  {ein  J^int  (gflorej 
S.  49:  C.32),  t[t  aus  einem  Aobes  ber  Hamburger  ißdri«jtir^e  (angebliA  14. 3a^.) 
o^ebrudt  bet  9ttIoI.  Stap^rft,  Historia  ecdesiae  Hamburgensis,  I.  Sb  III,  1727, 

20  S.  358  ff.,  mo  ein  !Drud  ju  ABIn  oon  1556  (o^ne  jenes  ftoimel)  er&)a|nt  loirb  „unter 
bem  Stauten  bes  Defensoris  theologi  vetussimi  auctoris".  Die  Sammlung  bem 
Sebaju^ufd^reiben,  liegt  Einerlei  Seranla|fung  oor.  Da]}  [ie  einem  SRön^  Defenfor 
oon  ^ottou  um  550  angehöre,  ift  u^en  ber  Witterung  3fibors  (f  636)  unter  ben 
Stisä^tAtfyimi  n>entg  maQrfc^inltq.    Hier  ben  lib.  scint.  ogl.  nod^  (&rä|}e     Ce^. 

26  einer  aHg.  fiiterSrgef^.  II,  1,  1,  1839,  S.  197;    MSL  Sb  XG,  R.  94  f. 

»0(f  »tubifflB. 

Sloor  ^eligind  f.  ^elagius  Slloar. 

Xmalartttd  oon  aRe|,  gefi  um 850.  —  guoeriafftged,  toenn  auc^  fp&rlicbed  OueUen« 
matetial  über  t(.  geben  bieten  nur  feine  eigenen  @(^riften  fowie  bie  feiner  dkgner  ftgobarb  unb 

90  ^lorud.  «gl.  über  i^n:  Histoire  litt^raire  de  la  France,  t.  IV,  Paris  1738;  Ceillier,  Hi- 
stoire  g^n^rale  des  auteurs  sacr^s,  t  XVIII,  XIX,  Paris  1752,  1754,  neue  Kuff.  t.  XII, 
Paris  1862;  ©ae^r,  ®ef(^i(ftte  ber  ßittcratur  im  farollngift^en  Zeitalter,  Äarldni^e  1840; 
Slmjon,  ga^rbüc^er  bc«  fränf.  9lei<^S  unter  ßubwig  b.  2fr.,  S3b  1  u.  2,  Set^jlg  1874,  1876; 
©cfclc,  ö:onciIiengef(^i(^te,  ©b  4,  2.  «ufl.,   greiburg  1879.    ©ejonber«   eingc^enb :  «Rönc^c- 

asmeicr,  ttmolor  öon  ^ej,  fein  fieben  unb  feine  Schriften,  ^Rünfter  1893.  Sgl.  au4:  ©al^rc, 

5)er  Siturgifer  «maloriu«,  ®.  ^r.,  3)re8bcn  1893.  —  öefamtauögobe  ber  Sdjrlften  «malarö 

bei  MSL  105.  ©b,  6.  815 ff.;  über  bie  älteren  einjelbrutfe  Dgl.  bie  angegebene  Sltteratur. 

9(malartus  Sqmp^ofius,  ein  liturgif^er  S^rtftftener  bes  9.  S^^^unberts,  UKir  fran= 

ftf^erSbftammung.  (Etoa  um  780  geboren,  genoj}  er  naA  feinem  eigenen  ^eugnis  in  ber 

40  ougenb  ben  UnterriAt  Sllfuins.  Ws  Ort  feiner  ^itfrtfa^Ii^ften  9Btrifamieit  gtit  gemetmgli^ 
wlek  bo^  finb  au^  gegenteilige  Slnfid^ten  geltenb  gemacht  morben  (Säre,  S.  XI  ff.). 
Xmalar,  noq  Diafonus,  trat  —  unb  bas  ift  bas  erfte,  n>as  mir  oon  feiner  X^ättgteit 
erf obren  —  in  bie  Öffentlic^feit  auf  ber  S^nobe  5U  äae^n  817;  i^m  befonbers  oer* 
banite  ber  aus  ber  patriftif(^en  fiitteratur  lompilierte  Xeil  ber  r^la  Aquisgranensis, 

45  mel^  ben  ftlerus  bes  9lei^  jum  Ianonif(^n  £eben  oerfifltqtete,  feine  (Entfte^ung 
(Adern,  bist.  III,  2,  MG  SS  IV,  119).  3m  3a^  825  mo^nte  «malarius,  bereits 
mit  ber  9Bürbe  eines  (El^orbiU^ofs  beKeibet,  ber  oon  £uba)ig  betreffs  bes  Silberbienftes 
berufenen  Serfammlung  ju  $aris  bei  unb  mürbe  nebft  ^alttgor  oon  (Eambra^  00m 
jtaifer  baju  auserfei^en,   in  biefer  Slngelegen^eit  mit  9lbgeorbneten  bes  ißapftes  na^ 

60  ftonftantinopel  m  reifen.  £)b  biefe  Steife  }ur  Slusfü^ng  gefommen  ift,  oerf^toeigen 
bie  uuellen,  baß  |ebo^  Slmalar  Äonftantinopel  einmal  befuAt  ^,  ift  aufter  3n^ifri.  — 
Sla^m  fo  Smalarius  ^roorragenben  9(nteil  am  tir^Iii^n  fieben  feiner  3^i^>  \^  ^^  ^^ 
nUbt  minber  als  SAriftfteller  t^g.  Die  grmc^t  Ifingerer  Stubien  mar  fein  (fiil^ 
ni(9t  oor  819  entftanoenes)  ^au^er!  de  ecciesiasticis  officiis  libri  IV,  meines  er 

55  bem  Jtaifer  £ubmig,  feinem  (Sönner,  mibmete.  (£r  legt  barin  famtli^en  gottesbienft« 
li^en  (gebrauten,  ben  fir^Ii^en  geften  unb  Smtem,  ja  felbft  ber  liturjlf^n  ®e- 

fleinften  leilen  bes  Squ^rb  etnen  m^fti 


»anbuna  ber  Sriefter  bis  ^erab  }u  ben        , 

f^n  Sinn  unter,  mobei  er  freiltc^  oielfa^  auf  [el^  gemagte,  p^ntaftiMe  Deutuimen 

oerfaüen  ift.  Stnlaj}  ju  toetterem  Stoffen  gaben  bem  Slmalarius  bie  oielfa^n  jmifiQen 


ben  tltttip^onarien  feines  Soterlonbes  befte^nben  SerfAtebenl^eiten.  Um  \xäf  oon  ^apft 
Gregor  IV.  ein  rBtnif^es  Slntip^onor  }u  erbitten,  reifte  er  im  ^^oifyct  831  mit  3u* 
ftimmung  bes  itaifers  naäf  9lom.  ^Der  ^apft  tonnte  gnxtr  feinen  SBunf^  nvSfi  er« 
fflllen,  ma^te  i^n  ober  auf  bie  bereits  im  Jtlofter  (Eorbie  befinbli^n  romif^n  Snti« 
p^narien  aufmerlfom.  Unter  Senoertung  man^r  in  9lom  \fym  ^emorbenen  SRit*  s 
teilungen  fiberarbeitete  er  bo^im  no^mate  feine  6<^rift  oon  ben  hrAli^n  Offiden, 
fobann  ftellte  er  ^uptffi^Iic^  auf  (&runb  ber  fr&nlifc^en  unb  ber  in  (Eoroie  oor^oenen 
romifd^en  Xexte  ein  neues  Slntip^onar  ^ufammen,  beffen  Aommentar  ^in  3Btd  liber 
de  ordine  antiphonarii  bilbet  Son  geringerer  Sebeutung  finb  bie  fibrigen  noäf 
ed^Itenen  Schriften  Slmalors,  bie  eclogae  de  officio  missae  unb  fe(^s  Srie|e.  — lo 
Slmalars  Slnfd^auungen  erfreuten  fic^  letnesioegs  allgemeiner  Siüigung;  namentitdb  in 
fi^on  erftanben  ibm  heftige  Gegner.  !Dem  rebeUif^en  (ErjbifAof  Sgobarb  oon  fi^on 
QKtr  naq  ber  9B{ebereinfe|ung  oes  Aaifers  fiubmig  auf  ber  Sqnobe  }u  Dieben^ofen 
835  feine  SBfirbe  aberlannt  morben,  unb  mit  ber  £eitung  ber  QErjbidcefe  batte  man 
Smatarius  betrout.  !Den  baburdb  gewonnenen  Sinfluj}  benukte  ber  (QorbtfAof,  umis 
in  fi^on  eine  Umgeftotltung  ber  Liturgie  in  feinem  Sinne  burqsufilbren.  9nietn  bamit 
rief  er  eine  heftige  Oppofition  toaA,  an  beren  Spi^e  ber  ^Dialonus  ^rus,  ein  eifriger 
^rteigSnger  Slgoborbs,  tanb.  Dtefer  arbeitete  ben  Seftrebungen  llmaloxs  in  fi9on 
rfidfi^tslos  unb  unermäbti^  entoegen,  beKmpfte  ben  9leuerer  jqmäMfic^tia  unb  in  oft 
bitter  han!enber  9Beife  bur^  9Bort  unb  S^nH  unb  nagte  i^n  f(^liegli$  als  einen  w 
3nle^rer  im  3-  ^^  <^uf  ber  69nobe  m  ftierfp  an,  beren  Spru^  in  ber  Tfyxt  bie 
fie^re  Smalars  na^  gorm  unb3n^It  Durchaus  oenoorf,  insbefonbere  aber  feinen  oon 
^lorus  ffir  ^etif^  erliarten  <5a^ :  Triforme  est  corpus  Christi  (de  ecd.  off.  III,  35) 
als  jmetfenos  oon  ben  Dämonen  pammenb  oerurteilte  (Flori  opusc.  adv.  Amal.  MSL 
119,  71  ff. ;  eine  bis^  ungebrudte  @treitf<^rift  bes  glorus  f.  bei  aRbn^emeier  S.  235  f.). » 
9li^t  lanae  bama^  le^e  Slgobarb  in  feinSi^istum  jurfid  unb  bMonn  nun  aus  bem 
ihittus  alles  ju  entfernen,  mas  an  Smalor  erinnerte.  Seine  ^inficptlic^  bes  (Sefanges 
getroffenen  Snberungen  re^ertigte  er  in  feiner  Kb^nblung  de  correctione  anti- 
phonarii, in  ber  er  fiA  naqbrfioH^  für  bie  Seroenbung  nur  fol^  Slntip^nen  unb 
9lefponforien  ausfpri^t,  beren  Xexte  mbrtli^  ber  Eiligen  6<^rift  entnommen  feien.  3n  to 
einer  jioeiten  Sqrift  liber  contra  libros  IV  Amalarii  abbatis  griff  er  au^  9ma< 
lars  Sfi^er  oon  ben  Kr^Iic^en  Offiden  an.  Der  unter  feinem  9lamen  auf  uns  ge« 
lommene  Suna^  de  divina  psalmodia  ift  QKi^rf(^einIic^  ein  SBerl  bes  gflorus,  ber 
barin  ebenfalls  für  Slgobarbs  9{eformen  eintritt  (MSL  104,  325—350).  Über  bos 
fpätere  £eben  Slmalars  breitet  fi(9  ein  unburc^bnngli^es  Dunlel;  nur  no^  einmal  S6 
toud^t  fein  9lame  auf.  Der  um^renb  bes  ®ottfdMiIIfAen  Streites  }u  fi^on  oerbffentlid^e 
liber  de  tribus  epistolis  15|}t  erfennen,  bah  dmalar  für  ^inlmar  oon  Sl^ims  litte« 
rarif^  t^tig  mar ,  beioeift  aber  au^,  bog  bte  Slbneiguna  gegen  i^n  in  fi^on  no^  bie 
alte  QKtr.  Iturj  oor  bem  (Erf^inen  ber  genannten  ^ri^  etma  850  ob^  851,  UKir 
Slmalor  geftorben ;  er  foH  feine  le^te  Slu^eftotte  in  ber  ^tei  6t.  9bnulf  }u  SRet|  ge«  «o 
funben  ^oben. 

Die  SAriften  Slmalars  finb  für  bie  (St]äfiäfit  ber  fiiturgie  oon  Q>eiigebenber  Se- 
beutuna.    Sie  eröffnen  einen  (Einblid  in  bie  am  Slnfange  b^  9.  3^^^*  Qerrfd^enben 
jtultusf ormen  unb  geben  oor  allem  ^luff^Iuh  über  bas  Servituts  ber  Im  Sfranf enret(^e 
mi^g  merbenben  fiiturgie  9ioms  jur  gallifanifc^n.    Der  romifc^e  9litus,  beffen  Cin«  46 
fü^ng  ^ippin  unb  namentlich  fein  groper  So^n  itarl  [i^  fyxätn  angelegen  fein  Men, 
^e  bereits  im  gftanlenrei^  feften  grul  gefa^,  o^ne  oag  {ebo^  bamit  aüfeitig  äjoer« 
einfttmmung  jtoif^en  9{om  unb  ffiaüien  gefqoffen  morben  lodre.    3n  biefem  (»tobium 
yticA  \v^  bte  £iturgie  auc^  no^  bei  Smalor.    9Bo^I  tritt   in  feinen  Sb^iten  allent* 
halben  bie  SlbfiAt  jn  Xage,  ben  aallilanif^en  ituttus  mit  bem  9{oms  in  (Einüang  3U  so 
ringen ;   bennodb  mill  er  fi^  ni(^t  baju  o<tfte^n ,   ben  römtfi^n  Srau^  unter  allen 
Umranben  als  9corm  anjuertennen,  fonbem  er  Iä|}t  au(^  ber  ^ßraiis  feiner  ^eimat  i^r 
9{e^,  tDtnn  fie  i^m  ben  Sorsua  }u  oerbienen  f^int.  Dag  tro^bem  Smalars  ZJ^Stig» 
leit  roefentli^  baju  beigetragen  Qat,  bos  Überaemi^t  ber  römil^en  fiiturgie  in  (SoHien 
}u  einem  bauemben  }u  mad^en,  unterliegt  feinem  Smt\!jitl    ^ebeutungsooll  aber  finb  &5 
bie  SAriften  Slmalars  auA  votatn  ^res  Sinfluffes  auf  bie  liturgifc^n  Sßerfe  ber  Sfolge« 

SU.  i>lt  meiften  mittelaUerliqen  S^riftfteller  auf  bem  Gebiete  ber  fiiturgie  fü^fren 
malar  als  Slutoritot  an;  }um  Xeil  ^aben  fie  feine  Schriften  berart  ausgebeutet,  baj} 
t^  SbAeiten  nii^t  oiel  mebr  als  ^lusjüge  aus  Umam  finb.  SRanc^e  unter  i^nen 
^oben  fi(^  aud^  feine  m^ftif^^allegorif^  Deutungsme^be  gum  SRufter  genommen«  —  go 


430  Sbttdomd  Hott  Wc^  Ibttularittd  Hott  tritt 

Slmolor  oetetntgt  mit  umfQJIenber  6^rififenntnis  unb  Selefen^eit  in  ben  äBerlen  ber 
93fiter  ein  ni^t  geringe  uKag  oon  gfl^ift  unb  Sorgfalt  (oioie  ftcenae  Semilfen^tigteit 
bei  Eingabe  ber  oon  iJ^m  benu^ten  Quellen.  Die  ^au^rtf^iDä^en  feiner  Sbbeikn.  ber 
SRangel  an  ^iftorifc^r  gforf^ung,  bie  ermübenbe  Srette  feiner  Darfteilung  unb  befon» 

6  bers  feine  bismeilen  xtäft  munoerli^e  9rt  aQegorif(^er  Auslegung  finb  nid^t  fo  fel|r 
i^,  als  otelme^  ber  fetner  ^tit  eigenen  fl&eiftesricqtung  anjurei^nen,  beren  (Etnfbij} 
felbjt  fein  £e^er  iSIbiin  \iit  nxijd  fyküt  entjie^en  fonnen.  —  3n  ber  £e^re  oom  tlbenb« 
mtQl  er!ennt  Slmobtr  eine  reale  Segemoart  (t^rifti  in  ben  (Elementen  an.  60  fagt  er 
u.  a. :   Hie  credimas  naturam  simplioem  panis  et  vini  mixt!  vevti  in  naturam 

10  rationabilem,  scilioet  corporis  et  sanguinis  Christi  (de  eccl.  off.  III,  24,  MSL 
105,  1141)  —  unb:  Notum  est  enim  ideo  secretam  orationem  faoere  super 
oblationem,  ut  possit  ex  ea  fieri  corpus  Christi  (Edog.,  de  secreta,  MSL 
105^  1328).  (Einen  loeiteren  Setoeis  liefert  ber  Srief  {HmakSs  an  ®untrab,  in  bem 
er  hit  teAtfertigt,  bag  er  ft^  na^  bem  ®enuffe  bes  Slbenbrno^b  bes  Sbisfpuoeiis  ni^t 

M  enualte.  mS  ben  Sor^  fl&untrabs,  Smalar  fonne  ^ugleic^  mit  bem  sputum  ben  ge« 
noffenen  £eio  bes  ^errn  loieber  austoerfen,  entgegnet  oer  (Betabelte,  er  fei,  wtm  oQne 
feilt  39Btf|en  unb  SBillen  ein  Zeil  bes  £eibes  C^rifti  au6  feinem  äRunbe  aebe,  be$> 
oegen  letn  Serä^er  ber  ^tlic^en  ^Religion  unb  bes  Seibes  bes  ^rm.  Merbe  ber 
le^tere  mit  einem  reinen  unb  bemfitigen  ^erjen  entf^angen,  fo  braud^  man  ni^t 

sobocfiber  }u  ftreiten,  ob  er  unfi^tbar  in  ben  ^immel  aufgenommen  obes  in  unferem 
Satptt  bis  jum  Xage  bes  S^robniffes  aufbeioa^  loerbe,  ober  ob  er  fic^  auf  irgenb 
oelc^em  natürlichen  9Bege  toieoer  ausfAeibe  (MSL  105,  1337  f.).  Diefe  (Erörterungen, 
Ott  benen  (Jflorus  mit  9le<^  Slnftog  nc^m,  jetgen^  roie  loeni^  Stmalar  bie  demente  im 
Sbenbmo^l,  mefa^e  i^m  Zrfiger  bar  aetftigen  9lealitaten  £etb  unb  Slut  Knb,  oon  U^^ 

26  ieren  }u  trennen  tou^e ;  (wer  gerabe  jie  finb  ein  9bgument  boffir,  bc«  SImalar  an 
einer  loirilii^en  (Segemoart  (E^fti  im  ^nbma^l  nii)i  jmeifelte.  Ss  ofitfte  bes^lb 
oitberen  feiner  Slusfpru^e,  in  benen  er  ber  f^mbolif^en  ober  ftgflrlid^en  9u|faffung  )u 
^ulbigen  fAeint,  too^l  taum  befonberes  (Seioi^t  bei^legen  fein,  unb  bies  um  {0 
sieniger,   als  fie  fi(^  ganj  aus  ber  aQegorif^en  Darftellungsioeife  Slmalars  erllfiren 

90(ogl.  bc^u  äRom^m.  6.  112  ff.).  «nbolf  et^re. 

Xmaloriui^  oon  Xrier.  SRettberg,  ^  ^eutfc^IanbS,  1.  93b  1846,  ®.  472:  "Sflaxi, 
®cf*ic^tf  bcg  (Jraftiflä  Stricr,  Strier  1858  —  1862;  ^aud,  m  3)cutfc^IanbS,  2.  «b  1890, 
@.  192.  53gl.  baxu  bie  fiitteratur  unter  „^Imalariu^  üon  9Reti''.  —  «malar«  Schriften  in 
AlcniDi  opera,  ed  Froben,  II,  519  ff.;  MSL  99.  ©b,  6.  887 ff.,  101.  Ob,  8.  1287;  Jaff^, 
.-t5  Bibliotheca  rerom  GermaoicanuD,  IV,  406  ff.  428  ^.  ^ie  versus  manui  auc^  MG,  Poetae 
Latini  aevi  CaroliDi,  rec.  Duemmler,  I,  426  ff. 

Stmalarius  (^ortunatus,  Srjbifd^of  oon  Ürier,  n)urbe  früher  jumeift  für  äentif^  ge^ 
^Iten  mit  bem  fiitur^Uer  9(malarius,  ein  3rrtum,  ber,  obu)09l  bereits  oon  Sirmonb 
überjeugenb  3urfi<fgen>tefen,   benno^  in  neuefter  l^tit  einen  Serteibiger  in  C&.  3Rorin 

40  gefunben  f)ai  (La  question  des  deux  Amalaire ;  Amalaire.  Revue  B^n^ctine 
1891,  10  p.  483  ff.;  1892,  8  p.  337ff.).  »on  ämalars  fieben  ift  »enig  belannt. 
(&  trat  fein  9lmt  um  809  an.  3n  i^m  Jjid  man  ben  galli|(|[en  Sif(^  Slmal^arius  ju 
Men,  ber  ums  3^^^  ^^^  ^on  itarl  b.  (Sr.  naäf  9lorbalbingien  gefanbt  lourbe  mit 
om  9(uftrage,   bie  in  Hamburg  neu  errichtete  jtir(^e  (na(^  Ann.  Bremens.  MG  SS 

46  XVII,  854  i.  3.  810  gegrünbet)  3U  meinen  (V.  Anskar.  12,  MG  SS  II,  698). 
3m  (^riU^iabre  813  reifte  ^mahtr  mit  bem  ^te  ^etrus  oon  Slonantula  na^  ftonftan^^ 
tinopel  ju  Aaifer  SRiqael,  um  bie  (Jfri^bensoerl^nblungen  smif^en  bem  franlifAen  unb 
oftrimifd^en  9{eic^  oollig  3um  ^fi^luffe  ju  bringen.  Die  SUigeorbneten,  bie  bei  i^rer 
mlunft  bereits  SRi^aels  9la<^folger  £eo  V.  antrafen,  lehrten  na^  un^efä^r  ad^ig« 

r,ol&gigem  Slufent^alte  in  Aonftantinopel  unb  gefa^rooller  9Reerfa^ri,  begleitet  oon  jioei 
(§efanblen  Des  grie^if^n  Äaifers,  im  3-  ^^^  i^  Submig  b.  ($r.  jurüd,  ber  feinem 
itqioifd^en  oerftorbenen  93ater  gefolgt  roar.  Slusfunft  über  biefe  Vorgänge  geben  bie 
«nnalen  jener  3eit  (Einh.  ann.  813.  814.  Ann.  Fuld.  813.  MG  SS  I,  200. 
201.  355.  Thegan.  9.  V.  HIud.23.  MG  SS  II,  593.  619  al.),  bas  S^reiben  Äarls 

55 an  aRi(^el  (Froben  II,  561;  Jaffö  IV,  415 ff.;  MG,  Epist.  Karol.  aev.,  rec. 
Duemmler,  II,  555  f.^,  bie  versus  marini  Slmators  foroie  fc^iegli^  ein  oon  C&obr. 
9Reier  in  neuerer  !^tit  nai)  einem  ilobex  oon  Sinfiebeln  (cod.  168,  saec.  X. 
p.  134—160)  oeriiffentli^tcr  (STWl  XIII  p.  305—323),  an  ^ilbuin,  ben  «bt  oon 
6t.  Denis  unb  Srjfapellan  fiutoigs,   gerii^teter  Srief  (de  tempore  oonsecrationis 


Kttduris«  1101t  Xtitr  tbmfUt  431 

et  iciunii)  unferes  Slmalartus.  !Dtefe  Steife  tft  bte  le^e  uns  beiannte  3^atfQd)e  aus 
bem  fieben  bes  (Erjbtfd^ofs.  X>k  ^raebro^te  Kmta^me,  Slmalor  fei  814  ober  816 
geftorben,  entbehrt  jebo^  ber  biftorif^en  Beglaubigung.  Sein  9la^foIger  $etti  wax 
par  816  bereits  Crsbifc^of  (S5l^mer«aRu^Iba(^er,  Reg.  Imp.  9tr.  606),  allein  bie 
^uff^rift  (Epistula  Amalherii  abbatis  ad  Hilduinum  abbatem)  unb  einjelne  ^ 
Stellen  jenes  Sriefes  an  ^ilbuin  ^aben  gu  bem  S^biffe  geffl^,  ber  Stu^I  ju 
Zrier  fei  nid^t  bur(^  ben  Zob  Slmalors  frei  geioorben,  ionbem  legterer  ^obe  fein  Sind 
niebergeleat  unb  als  Slbt  eines  iUoflers  no^  längere  Se\t  aelebt.  — -  !l>er  Ittterorif^ 
SlaAhtft  %nalars  beftebt  au^r  in  ben  f(^on  genannten  S^rtjten  in  einer  biijen,  frii^ 
ffilfqliq  ffir  ein  39Berl  9lliutns  ge^Itenen  Sib^nblun^  über  bie  GEeremonien  bei  ber  i4) 
Xaufe.  !Diefe  S(^rift  giebt  eine  Srilorung  bes  Zaufrttus  unb  bilbet  bie  Slntioort  auf 
ein  oon  5tarl  b.  (&r.  an  bie  dxMi^t  bes  9leii^  erlaffenes  Sbinbf^reiben,  in  bem 
ber  itaifer  anfroot,  auf  meiere  Siseife  tn  ben  einzelnen  Sprengein  bie  Xoufe  oolljogen 
unb  ber  Unterriqt  fiber  bies  Sahönent  erteilt  mtxht  (Froben  1.  c.  p.  520;  M8L  08 
p.892;  Jaffa  I.e.  p.  402.  Sgl.  baju  bas  ioiferli^e Danlf^eiben  Froben  I.e.  p.524;  i» 
MSL  1.  c.  p.  901 ;  Jaff^  1.  c.  p.  409).  fiebigli^  um  ^rioatangelegen^iten  ^' 
belt  es  fi(^  in  bem  Sriefe  bes  (Er^if^s  an  ^etrus  oon  9lonantuIa.  Slnmlarius  fiber« 
fenbet  bem  9bte  auf  beffen  Sitte  (Froben  p.  519;  MSL  p.  890;  Jaffa  p.  422) 
feine  oben  genannten  Sqriften  unb  ffigt  ben  Srief  ab  Seglettf^eiben  bei. 

Mubolf  et|ve.     90 

fbmtdd.  ?r^r^.:f  ^AfiakriHvta,  9[makliter,  ein  SebuinenooII,  bas  in  ber  filteren  (At* 
l^u^te  bes  tsraelitifc^en  SoHes  eine  }iemli<^  bebeutenbe  SloUe  fpielte.  Sein  SBo^noKt 
mirb  bur(^  folgenbe  Slnbeutungen  im  Snten  Xeftamente  beftimmi  9{ad^m  bas  d^er 
Aeborloomers  bis  }um  filanitif^en  SReerbukn  oorgebnmgen  Q>ar,  jog  es  oiebet  in  nSrbi* 
li^  9liAtung  naq  itabes  unb  befiegte  „oas  ganje  ®epbe  ber  Simokliter''  (6en  14, 7).  25 
3lls  bie  Israeliten  na(^  i^rer  äBonbening  00m  toten  SReere  naA  bem  Serge  Sinai  in 
9{ap^tbim  lagerten,  mud^n  fie  oon  ben  Smelefitem  anpegrif^n  (San  17,  8).  Ser 
Serfu^  ber  )i^  am  ikbes  auf^Uenben  3snieliten,  oon  äfiben  ^er  in  bas  fianb  Ao' 
noan  einjubnngen,  mirb  oon  ben  Stammen  bes  CMKrges  unb  oon  ben  im  „Sfiblanbe'' 
(9legeb  b.  i.  bie  Steppe  fflbli(^  00m  fl&ebirge  Z^iba)  mo^nenben  Sbnoleiiteni  jurfidigetDiefeii  ao 
(9hl  13,  29.  14,  25.  43.  45).  Soul  mufterte  (1  Sa  14, 4)  oor  feinem  itciege  mit  ben 
Slmalelitem  feine  Arieger  in  Xelam  (I.  c^b-j),  einer  Stobt  in  9lege6  (3of  15,  24)  unb 
f(^Iug  bann  bie  (^inbe  oon  ^amilg  (otellei^t  beffer  in  „Zelam"  ^u  anbem)  Ms  aegen 
Sur  an  ber  norbdftli^n  (Brenje  Sa^ptens  ^in.  1  Sa  27,  8  enbM  ^eigt  es,  bog  oie 
^[nialefiter  bas  £anb  jtoif^  3^iam  (I.  c^^  für  Q^^)  unb  $^^n  inne^dten.  86 
9Ifo  bemol^nte  biefer  Sebuinenjtamm  bie  Steppen  ffibli^  00m  Gebirge  3i^  unb  Me 
SBfifte  ber  finoitif^n  $albinfel.  Dtefen  Haren  SteQen  gegenflber  fomraen  ber  bunQe 
Slusbrud  9li  5.  14  ((Ep^aim,  beffen  SBurjel  in  %nalel)  unb  bie  Eingabe  9{i  12,  15, 
ba|  ^irat^on  im  £anbe  (Ephraim  auf  bem  „Smaklitergebirge"  lag,  laum  in  Setrad^i 
^ebenfalls  ift  es  getoagt,  barauf  bie  $9pot^fe  ju  bauen,  bc^  bie  ^malefiter  urfmflng*  40 
lt(^  in  Aanoanjfelbft  geioo^nt  ^aben  unb  erit  allmä^Iic^  ^egen  Sflben  jurfidgebranot 
toorben  finb.  Uber  ben  et^nographifäen  3ufammen^ng  biefes  SoIIes  teilt  bas  alte 
Xeftament  ni^ts  mit.  3^^^^  ^^W  ^ntalel  (gen  36,  12.  16  ein  <EnIeI  (Eboms,  ab«: 
bas  iann  gemij}  nur  bebeuten,  bog  ein  Zeil  bes  amaletitif^n  Stammes  in  ben  Serbanb 
ber  ebomitif^en  (gefAIei^ter  aufgenommen  morben  mar.  93ielme^r  |«igt  Slmokl  9hi  24, 20  46 
ber  (Erftling  ber  SöUer,  mas  na^  bem  ^arallelismus  »o^I  nur  oon  bem  ^^n  SOter 
biefes  Sous  oerftanben  merben  Iann.  (Ebenfo  roenig  merfen  bie  augeifiiblifc^  OudQen 
Sid^t  über  biefe  Sftage,  ba  bie  arabif^en  Sogen  über  9lmalds  UrgeU^te,  oie  SUIbele 
(über  bie  S(maleliter  1864)  gejeigt  ^,  mertlos  finb.  %Sii  einen  3u{ammen^ang  mit 
bem  arabi^en  SoUsftamme  nmroe  ber  9lame  SIgag  fpred^n,  menn  btefer  mirDt^  mit  so 
bem  arabifi^en  ag^,  brennen,  jufammen^gen  follte.  —  9Bie  fc^on  bemojt,  iomen 
bie  3sroeIiten  fc^on  in  ber  mofaii^en  3^it  mit  ben  Stmaleütem  in  Serfi^rung.  Sei 
9{ap^ibim  gemann  3oN,  bur^  SRofes  (Sebet  ermutigt,  einen  grojjen  Sieg  imr  fie, 
mona^  ber  $err  ben  3sraeliten  bie  oollftanbi^e  Slusrotturm  biefes  SoHes  aufarlegle, 
nms  in  einem  Spru(^  SRofes  fo  ausgebrüdt  mtrb:  3^<^  9at  auf  eioige  3^iten  Aneg  55 
mit  benamaIditem((Esl7,  8—16).  hierauf  bejie^  fi4au^Dt25,17tf.,  100  esbeigt, 
ba^  bie  3sraeliten,  oenn  [ie  in  Aanaan  jur  9lu^e  ^elommen  fein  mürben,  bie  Slma« 
lehterooUftinbig  ausrotten  joUten,  meil  biefe  fie,  als  fteuntenoegs  erfi^toft  nMren,  o|me 
jebe  religiSfe  S^eu  fiberfallen  unb  bie  9lai^figier  oon  ben  übrigen  abgef<qnitten  Rotten. 


432  amdel  fbiialriil^  n^tt  aeiui 

Sugerbetn  Um  e$  ju  einem  3uiantmenftog  jtDtf^n  Slmalel  unb  ben  Ssraeltten,  als 
biefe  oon  jkbes  aus  ben  mihgliidten  Serfud^  moAten,  in  bos  fflbli(^e  itanaon  ein}u< 
bringen  (9lu  14,  45).  3n  ber  nod^mofaif^en  S^n  iDo^nten  bie  mit  ben  3uböem  oer« 
bflnbeten  jteniter  im  ffibli^ften  Zeile  ber  SBfifte  Z^has  unter  ben  ^ier  nomabifierenben 

6»mQleIitem  m  1,  16  LXX).  Son  Eingriffen  auf  bie  Ssraeliten  oon  feiten  berSmo« 
leliter  ift  in  ben  (Erjoblungen  oon  (Ebub  (m  3,  13)  unb  Gibeon  (9{i  6^  3.  32.  7,  12) 
bie  9{ebe,  n)obei  es  freiließ  jmeifelpaft  ift,  ob  bie  Slmaleliter  f^on  tn  ben  in  bos 
SKAterbuA  aufaenommenen  ^elbengefd^i^ten  felbft  genannt  loaren.  ^Dagegen  iom  es 
loänrenb  ber  9fegieruna  (Souls  n>iebe|d^It  ju  Aöm^en  pif^n  ben  beiben  SoIIem. 

10  Stuf  Samuels  Sefe^I  beginnt  6aul  einen  Susrottungsbieg  gegen  bie  9[maleiiter  unb 
bejiegt  jie  oollftänoig  auf  i^rem  ganjen  (Sebiet  jmifc^en  Xelam  unb  Sbqpten  (f.  oben). 
S^ren  Jtonig  ägaq  (ogl.  9hi  24,  7)  nimmt  er  gefangen,  unterlajjt  es  ober  i^n  ju  töten, 
loes^Ib  Samuel  t^n  mit  eigener  ^nb  oor  3^^^  in  (&ilgal  nieber^aui  Sei  biefer 
®elegenbeit  ift  oon  ben  S^«  unb  SUnbei^erben  unb  ben  Aamekn  ber  Slmdetiter  bie 

16  Kebe.  ^u^  eno&bnt  1  Sa  15,  5  bie  fonft  nii^t  oorlommenbe  „Stabt  ber  SlmaleKter'', 
ooffir  allerbings  bie  LXX  „bie  Stäbte  ber  Smaleiiter"  bietet.  :Da|}  fibrigens  bie 
^maleliter  bei  biefer  fl&elegetä^eit  nu^t  oollftanbig  ausgerottet  »urben,  jeigt  bie  ®e' 
Hbi^te  Daoibs,  ba  biefer  oilü^renb  {eines  Slufentbaltes  in  3^^  ^  p|iHf^i[<^ 
Safaüenffirft  mieber^It  gegen  bie  in  9legeb  Q)09nenben  Smalemer  }og  unb  ibnen  oe* 

80  beutenbe  92ieberlagen  ^ufugte  (1  Sa  27,  8).  Deshalb  ergriffen  biefe  bie  (Selegen^it, 
als  Saul  mit  ben  ^^iliftöem  in  ben  jtampf  gejogen  nntr,  unb  fielen  in  3illag  ein, 
beffen  Semo^ner  fie  mit  fi^  j^Iepfrten.  Sloer  Daoib,  bem  ein  ägqptifc^er  Sflooe  eines 
Xmaleltters  als  SBe^meifer  btente,  fe^  ibnen  mit  400  9Rann  nä)  unb  f^Iug  fie  ooll* 
^bia,  monaA  er  bte  ocnqe  $oroe,  bie  SiELaa  geplünbert  ^atte,  toten  lieg  (1  Sa  30). 

S5  Son  \fAitm  Aanq^en  X)aoibs  mit  biefem  Soue  rebet  bie  (oiellei^t  fehinbire)  Stelle 
2  Sa  8,  12.  Sonft  oerf^Q>inbet  Slmalel  oon  ie^t  an  ooUft&nbig  aus  ber  ®ef^if^e. 
9lur  1  o^  4,  42  f.  lefen  mir,  baj}  bie  Simeonit^,  mabrf(^etnlid^  3ur  3^  ^  ^isfia, 
bie  auf  bem  ßebirge  (Eboms  mo^nenben  ubenefte  ber  ^maleßter  ausrotteten  üiä>  \\äf 
01^  i^em  (gebiete  nieberliegen.    Sermutlii^  ift  ^ier  oon  bem  Xeile  Smalete,  ber  fi^ 

80  mit  Sbom  oerbfinbet  ^e  (oal.  oben),  bie  9lebe,  roo^nb  bie  fibrigen  f^on  früher 
i^  Selbftft&nbigleit  oerloren  Ratten.  —  Dag  $aman  CEft^  8,  6  ein  Sgogiter  pof.  Sri^. 
11,  6,  5  ein  9lmakliter)  genannt  mirb,  ffot  mi^  bem  eigentümlichen  o^aratter  biefes 
Sucres  leine  mirlli^  Sebeutung.  gf.  Oii|f. 

Slmalrif^  oon  5Bena,  geft.  1204.  —  GuillelmuB  Annoricus,  De  gestiB  Philippi 

86  Attgosti  bei  Bouquet  Becueü,  17.  8b  6.  83;   Henricus  Card.  Ostiensis,  L^tura  in  omn- 

2ue  decretalium  Gregorianarum  libros.  Parisius  per  Jo.  petit,  8.  a.  Lib.  I  fol.  1111^; 
(enÜL  Guidonis,  vita  Innocentii  papae  bei  Muratori  Berum  Ital.  scriptores  3.  IBb  8.  481  ; 
Mansi,  2.2  IBb  6.  801—809  u.  @.  986;  Caesarius  Heisterbac.  Dialog,  miraculorum  dist.  V  c  22 
(ed.  Strange  1.  ©b,  ^Öln  1851,  @. 304 ff.);  Chronic,  de  persec. fratr.  minor.,  pers.  VI,  bei  5DöI* 

40  Unger,  ©eiträge  2,  »b,  9Rün(^en  1890  @.  509;  ügl.^Jfi^  2.  ©b  @.13ü.  —  ^önlcin,  Ämalrid) 
DonS9cna  unb^amb  üon3)inant(3:^6tÄ1847@.271ff.);  ^a^n,  ®cf<^i(^tc  ber  Äcjcr  im9R9l. 
3.©b,  @tuttg.l845,  @.  176  ff.;  ^reger,  ®cf(^i(^te  ber  bcutfd)en ^R^ftit  im  ^91.  l.©b,  ßcipj. 
1874,  8. 166  ff.,  173  ff.;  gunbt,  Histdu  panth^isme  populaire  au  moyen  ftge,  $artd  1875, 
8.  20;    ^efelc,  eoncilicngcfdjicötc  5.  ©b,    2.  «ufl.  tjon  ^nöpfler,   fjrcib.  1886,  8.  861  f. ; 

46  »cuter,  ©cf*.  ber  rcUg.  «ufllärung  im  »1«.  2.  ob,  »erlin  1877,  8.  218  ff. 

Slmalrid^,  einer  ber  bebeutenberen  Vertreter  bes  Pantheismus  im  SRittelalter  unb 
Stifter  einer  religiofen  Seite,  »ar  m  Sena  in  ber  Didcefe  (Ebcortres  geboren  unb  las 
gegen  (Enbe  bes  12.  3<^^^unberts  tn  ißaris  juerft  über  ^^üofop^ie .  oann  Aber  3:^' 
bgie.  (Er  ftanb  im  Stufe  eines  fubtilen  ^Dialeltilers.  Dtx  ^Daup^in  uno  nadbmalige  JtSnijg 

60  fiubmig  VIII.  f^enlte  i^m  feine  (gun[t.  9Bie  meit  Slmalriq  öffentli^  feine  pant^i« 
[tif^en  £ebren  oorgetraaen  ^obe,  lägt  ft^  nid^t  me^r  beftimmen ;  ^nftog  erregte  junöi^ft 
feine  pant^eiftifc^  gemeinte  Se^re  oon  ber  (gliebf^aft  ber  ffilöiibigen  am  Selbe  (£^rifh. 
Son  bem  bifAöfliqen  itansler,  melc^er  bie  9luffid^t  ilber  bie  S(^ulen  oon  ^aris  führte, 
angellagt,  mu§te  er  fic^  im  3*  1204  in  9lom  oor  3nnocen}  III.  oerantn^orten.  Dtefer 

66  entf^ieb  aegen  i^n,  unb  9lmalri(^,  na^  $aris  jurfidgetebrt,  mürbe  jum  SBibernrfe  ge« 
Rottgt.  mäft  lange  bama^  ftarb  er  unb  erhielt  bei  bem  Alofter  St.  uRortin  bes  (Sfyvmns 
ein  tm^Iii^s  Segröbnis.  3lad)  feinem  Zoit  lata  man  ber  oon  ibm  gefti[teten  Seite 
auf  bie  Spur;  in  $aris  fanb  man  nid^t  loeniger  als  breije^n  (Seiftlic^e.  bte  i^  ange< 
^rten,  unt>  ou^  in  ben  Sistfimern  paris,  fiangres,  Xroqes  unb  in  oem  (Eqbistum 

60  Sens  ^atte  fie  jo^Irei^  Sln^nger.   um  bie  Seite  ausjurotten,  trat  im  ^iafyct  1209 


tlmalrif^  Hott  S)etta  433 

eine  Sgnobc  in  ^aris  sufammen.  Slmalri^s  fic^rc  ©urbe  oerurteilt,  er  fclbft  ca£!om= 
municiert;  feine  Gebeine  follten  toieber  ausgegraben  unb  auf  bos  3^Ib  geiDorfen  toerben. 
9leun  jener  (5eiftU(^en  unb  SBtl^elm  ber  (Solbtemieb,  einer  ber  Reben  ^rop^eten  ber 
Seite  iDurben  oerbrannt.  bie  oier  anbem  ®ei|tlt4en  ju  lebenslänglichem  Gefängnis  oer- 
urteilt.  Diefelbe  6gnobe  oerbot  5uglei(^  etne  6Anft  bes  !DaDtb  oon  I)inant,  bes  6 
^Iriftoteles  natur))^iIo[op^i[^e  Sfii^er,  fotoie  einige  t^eologif^e  S^riften,  ein  (Slaubens- 
belenntnis  unb  ein  SSaterunfer,  meli^e  in  ber  fianbesforame  DerfaM  roaren.  9lu^  3nno« 
cenj  III.  Derurteilte  1215  auf  bem  4.  fiateranlon}U  ^nalri^s  fie^re;  fie  mirb  oon  i^m 
als  eine  loa^nfinnige  beseiAnet,  aber  i^r  3n^alt  ni^t  angegeben. 

SBenn  man  aud^  fie^rfö^e,  bie  bem  Scotus  (Engena  angeboren,  auf  eine  migoer»  lo 
Itanbene  Stelle  bes  ^einrid^  oon  Ojtia  ^in,  mit  Unre^t  o^ne  toeiteres  bem  Slmalri^ 
3uge[4rieben  ^at^  fo  !ann  ioä)  fein  S^o^tfel  [ein.  bag  Slmalri^  an  (Erigena  anlnüpfte, 
beffen  (grunbanfd^auungen  er  in  einjettiger  SBetfe  enttoidelte  unb  jum  entfi^iebenften 
Pantheismus  burd^bilbete.    S3on  3lmalrt(^  jinb  brei  So^e  mit  Si^er^eit  beseugt;  oon 
feiner  Seöe  finbet  fid^  beren  eine  größere  !^(ä)l    Da  xnbts  bie  Sö^e  ber  Seite  fürs  i5 
nac^  ^malri^s  Xobe  ermittelt  tourben,  unb  biefer  bie  Seite  feKft  gefttf^et  ^at,  bie 
Stiftung  aber  o^ne  biefe  Sö^e  nic^t  gebaut  toerben  iann,  fo  ijt  fein  !so>ti^tl,  bag  auc^ 
Slmalri^  felbft  fd|on  biefelben   im  mejentlii^en  gefe^  ^at.    3ene  brei  Säi^e,  loeld^e 
als  Sä^e  Slmalrid^s  mit  Sid^er^eit  bejeugt  toerben,  finb:  Quod  deus  esset  omnia; 
quod  quilibet  Christianus  teneatur  credere  se  esse  membrum  Christi,  nee  all-  ao 
quem  posse  salvari,  qui  hoc  non  crederet;  quod  in  caritate  constitutis  nullum 
peccatum  iniputaretur.    93on  biefen  Sä^en  erhält  ber  smeite  fein  fiiAt  burd^  ben 
erften.    Die  Cplöubigen  finb  (Slieber  am  fieibe  (E^nfti.  beigt :  in  ben  (Slöubigen  ift  (&ott 
ebenfo  (Jffeif^  getooroen  wk  in  (E^riftus.    Die  ben  Stn^än^em  ber  Seite  jugefd^riebenen 
Sa^e  finb  nur  bie  Susfübrung  unb  Slmoenbun^  biefer  (grunbgebanfen.    Dreifai^  unb  25 
in  tmmer  ooIHommnerer  SBeife  ^at  fid^  naä)  t^rer  fie^re  ©ott  im  fiaufe  ber  S^ütn 
offenbart.    SRit  ber  3nIamation  Gottes  in  ^ro^am  beginnt  bie  !^t\i  bes  Saters^  mit 
ber  3n!amation  in  Tlaxxa  offenbart  ]i(^  (Sott  als  So^n,  mit  ber  3nlamation  in  ben 
SImalriianem  offenbart  fi^  (oott  als  ql.  (geift  Diefe  £e^re  oon  ben  brei  3^italtem  bes 
SSaters,  bes  Sohnes  unb  bes  Seiftes,  roel^e  aud^  bei  bem  gfeid^seitigen  S^^^^^^  >'on  so 
Sloris,  aber  ^ier  nic^t  in  pant^eiftifqer  Sluffajfung,  [id^   finbet^  mugte  nun  in   i^er 
u)eiteren  GEamofition  ba5u  bienen,  bem  Slntinomtsmus  oer  Stmalrtlaner  fotoie  i^rer  oppo- 
fitionelfen  öteHung  jur  ÄirAc  eine  religiofe  Med^tfertigung  ju  geben.    Denn  mie  mit 
Dem  (Eintritt  bes  3^ttalters  o^rifti^  fo  karten  fie,  bos  mojatf^c  (Seje^,  fo  Ratten  mit 
bem  3^italter  bes  ^I.  (Seiftes  bie  Saframente  bes  neuen  aSunbes  i^re  ilraft  unb  8e=  35 
beutung  oerloren.    Sie  oenoarfen  ba^er  bie  Salramente  unb  alU  öctnblungen  unb 
Orbnungen  ber  Äird^e,  fofeme  huxit  fie  bas  §eil  oermittelt  loerben  follte.    J)ie  Sln== 
rufung  oer  ^eiligen  erHärten  fie  für  CSo^enbienft.    Die  itir^e  über^au^  voax  i^nen 
3ur  Sabqlon  ber  ^oiaIi)pfe  getoorben,  hn  ^apfte  fa^en  fie  oen  SlntiArift.    Dagegen 
galt  i^nen  ü^re  (Bcmcinfd^aft  nur  als  bie  Statte,  ba  ftd^  ber  (Beift  offenbart.   (Er  offen«  40 
oart  fid^  burd^  bie  ^rop^eten  ber  Seite  unb  Ifinbet  bas  Aommenbe*    aber  auA  jebe 
anbere  5Regung  im  $er3en  ber  (BKubigen  ift  feine  Offenbarung.    l)iefe  Offenoarung 
bes  ©ciftes  erfe^t  bie  laufe,  fie  ift  bie  2lufer{tc^ung  ber  loten  unb  bas  ^arabics,  ein 
anberes  ift  nic^t  5U  ertoarten.  9(u^  bie  $ölle  tft  ni^ts  als  bas  Setougtfein  ber  Sünbe. 
9lur  eine  unmittelbare  3lnioenbung  bes  pantbeiftif^en  (Brunbgebanlens  toar  es,  loenn  ^ 
bie  Slmalrilaner  (5ott  ober  ben  ficib  C^nfti  [d^on  oor  ber  ilonfehation  im  ÜBrotc  bes 
Slltars  fein  liegen,  ba  i^nen  (Sott  unb  bie  Dinge  eins  maren;    ober  roenn  fie  fagten, 
(5ott  ^e  ebenfo  in  Ooib  roie  in  Sluauftin  gcrebct,  ober  (D^riftus  fei  in  feiner  anberen 
9Beife  (Sott  getoefen,  als  rote  jeber  anbere  äuenf^.    Der  Sa^  9Imalrid^s,  bog  ben  in 
ber  Siebe  Stebenben  feine  Sfinbe  jugered^net  merbe ,  er^lt  leine  Deutung  burc^  ben  60 
So^  ber  Smalrilaner,   bafe  ben  im  ©eijte  Stebenben  §urerei  unb  anbere  Seflcdtung 
nic^t  }ur  Sünbe  gereid^e,  roeil  jener  (Seift,  ber  (Sott  ift,  oon  bem  (^pteifc^e   unberührt 
bleibe  unb  ni^t  fflnbigen  lonne,  unb  roeil  ber  SRenfA,  ber  ni(^ts  ift,  ni<^t  fünbigen 
Ibnntf  fo  tanae  jener  Seift,  ber  (Sott  ift,  in  i^m  fei.    Diefer  toirle  alles  in  allem.  Doft 
bie  freie  finnlid^e  £iebe  unter  bem  Sd^ilbe  biefer  unb  i^nli(^er  Sä^e  bei  ben  SlmaU  &5 
rifanem  (Einlaj}  gewonnen  unb  fi<^  behauptet  ^be,  ge^t  niAt  nur  aus  ben  gleichseitigen 
Senaten  ^eroor,  fonbem  loirb  aud^  burd^  ja^lreiqe  3^U9niffe  Aber  bie  Seite  bes  freien 
(Seiftes  beftotigt,  in  roel^er  bie  Seite  ber  Slmalrilaner  i^re  gfo^^^^ino  f^^^* 

*reger  t  (*auif). 

IReol'tfitcvUopdbie  fflr  X^cologie  unb  ((ir^^e.    S.  91.    I.  28 


434  Smoiihtid  Wm^ia 

Kmanhn»,  gelt.  661  (?).  S^iogrop^icn  üonSaubcmunb  uubTOIo  ASBII  6.7J0ff. 
«cttbcrg,  «..®.  2)cutf c^Ionbä  I,  554.  II,  507  f. ;  2friebri(^ ,  Ä..®.  3)cutf(^Ianb8  H,  322  ff. ; 
Smedt,  Vie  de  St.  Amand  1881 ;  Gosse,  Essai  sur  St  Amand.  1866;  &xaxt>,  ivofc^ottifd^e 
^iffiondÜT^e  1873;  ^.  ^aucf,  m.  ^eutfc^Ianbd  I,  269  ff. 

6        Slmanbus  entflammte  einer  oome^men  romanMen  Familie  Slquttaniens.  (E$  toirb 


3a6r  in  einer  3^ne  auf  ber  Stabtmauer  oon  Sourae$  gelefit  f^ab 

Slufent^alt  in  9{om,  loo^in  t^n  SInbaAt  unb  Sere^rung  loteber^olt  ffll^rten,  burc^  eine 

10  Srfi^einung  bes  ^oftel  ^etrus  oeranla|}t  loorben  fei,  \xäf  ber  Se!e^rung  ber  Reiben 
}u  roibmen.  Sin  ber  fränüfd^ « frief ifd^en  Grenje,  mo  bamals  noäf  QE^nftentum  unb 
$eibentum  mit  einanber  im  Kampfe  lagen,  Beaann  feine  ÜRiffionsorbeit.  Um  626  ift 
er  in  ber  Umgegenb  oon  Cßent  in  X^ätigleit.  Die  (Enoartung,  baj}  ein  ®efe^  bes  itSnigs 
Dagobert  I.  über  3ii><^n9$taufen  unb  ba$  Serfiot  bes  ^eibentums  aröftere  (Erfolge  für 

16  bie  aRijJion  bringen  tofirbe,  toar  eine  bittere  Xäuft^ung.  93on  ber  9eioni|(^en  SeooHe» 
rung  mtB^anbelt,  oon  feinen  (Sefobrten  oerlaffen,  aujjer  ffanbe  etroas  roeiteres  }u  eneid^en, 
als  losgelaufte  Sllaoen  }ur  Xaufe  ju  brinaen,  oerliej}  er  unmutig  bas  fianb  unb  roen^ 
bete  fi^  fübioarts  jenfeits  ber  Donau  in  bte  Süpenlanber  oon  jtfimt^en  unb  Zirol,  loo 
er  ben  einbringenben  flaoifc^en  Stammen  bas  (E^riftentum  }u  prebigen  untemobm.  SIber 

20  au^  ^ier  loaren  bie  (Erfolge  fo  gering,  bag  91.  boc^  oorjog  in  feinen  alten  SBirlungs^ 
Ireis  jurfld^ule^ren.  Slbgefe^en  oon  einem  hirsen  3^Urttu^»  loä^renb  beffen  er  oon 
Dagobert  I.  oerbannt  aus  (ßrünben,  bie  uns  ni^t  belannt  finb,  bas  fianb  oerlaJTen 
mugte,  ^at  er  l^ier  befonbers  als  Jttoftergrünber  geroirlt.  Die  iReid^tümer  bes  oon  t^m 
gr  bas  (Ebriftentum  geroonnenen  SHIoioin,  genannt  Saoo,  boten  t^m  ba5u  bie  SRittel. 

26  Siele  JtlBjter  merben  mit  bem  9lamen  bes  Slmanbus  in  3uf<^Tnmen]^ng  gebracht,  naif' 
loeislid^  ift  es  aber  nur  oon  breien,  bag  Slmanbus  fie  in  bas  £eben  gerufen  fyA,  jmei 
in  (gent,  Slanbinium  (St.  Pierre  au  mont  Blandin)  unb  (Sanbaoum  (6t.  Saoo) 
unb  fobann  (EIno  bei  Xouma^  (6t.  Slmanb).  93on  9Bt(^tigIeit  loar,  bag  er  in  feinen 
6tiftungen  bie  8enebffiinerregel  einführte.    647—649  befleibete  er  bas  Sistum    in 

ao  9Raftri(9t,  bas  frfl^r  in  Zongem,  bäter  in  SMi^  fi(^  befanb.  Der  J^apft  benfi^te  ibn, 
um  bur^  feine  Sermittelung  bie  meriennung  ber  römifc^en  6qnobaIoefqIfiffe  gegen  Sie 
SItonotfieleten  feitens  ber  fränlifd^en  SiU^öfe  ju  geroinnen.  3n  feinem  Sprengel  fanb 
er  bei  bem  5tlerus  ben  ^eftigften  SBiberftonb  gegen  bie  oon  i^m  unternommenen  9{e= 
formen  unb  au^  bie  ÜBele^rung  ber  Reiben  ma^te  leine  roefentlic^en  grortf^ritte.    6o 

86  reifte  in  i^m  ber  (EntfAIug,  fein  bifc^oflii^es  9lmt  aufsugeben.  Sergebli(^  ermahnte  i^n 
^opft  3Rartin  jum  SIeiben  unb  sur  Slraoenbung  ftrenger  3w^t^ö^reaeln  gegen  bie 
unge^orfamen  (peiftlid^en.  (Er  begoä  fi(^  nunmehr  roieber  in  bie  fneftf^en  Snifftons^ 
geoiete  an  ber  unteren  6^elbe,  oon  ba  na^  6panienju  ben  Saslen  unb  lehrte  enbli<^, 
unbefriebigt  oon  feiner  SBirffamfeit,  in  fein  Alofter  (Elno  ein,  roo  er  geftorben  ift,  na^ 

40  ber  gemö^nli^en  Slnna^me  gemäg  ben  Annal.  Elnon.  maj.  661  (MO  SS  5.  Sb 
S.  119).  Sein  lobestag  ift  ber  6.  gebruar  (f.  DeHsle  Memoire  6. 109).  6ein  un-- 
^eifel^aft  uneAtes  üeftament  oerflu^t  biejenigen,  bie  feine  (Sebeine  toegffi^ren  u)ürben. 
äBie  er  felbft  als  äBunbert^ter,  fo  tourbe  fein  (&rab  als  äBunberftötte  gepriefen. 

£).  iBBerner. 

45  Kmanbui^^  3o^<^nn,  Sluguftiner,  fobann  ^rebiger  in  Aonigsberg  i.  ^r.  ].  %l' 
bre^t  oon  $reugen  6.313,43. 

Uma^ja,  Äönig  oon  Z^ia,  —  2Äa  14,1—20;  2a^r25, 1— 28;  ögl.  bicS.99,  ss 
angeführten  ©«riftcn  oon  Äö^Icr  II,  2,  @.  221—223.  350—356;  ©tobe  I,  6.  567—569; 
ftittcl  II,  @.  245  f.  250  f.;  SBcIl^aufcn,  3«raclit.  u.  jüb.  ©cfc^ic^te,  ©crlin  1894,  6.  83. 

üO  «masja,  nn;^:u^^,  au^  ^::^m  (2  ftg  12,  22;  13,  12;  14,  8;  15, 1).  'Afieoaiag, 
'AjMzaiag,  So^n  bes  3oas,  ^at  nait  frühem  2lnfa^e  838—810,  m^  Dunrfer  797—792, 
na^  SBell^ufen  800—792,  nad^  ftamp^aufen  796—778,  nad^  §ommel  799—773 
regiert.  (Er  !am  25  !icif)xt  alt  auf  ben  X^on  infolge  ber  (Ermorbung  feines  93aters, 
bie  er  alsbalb  an  ben  Üi^atem,  löntgli^n  !Dienem,  rä^te.  Dabei  niirb  als  bemerfens^ 

55  niert  ^eroorge^oben,  bag  er  im  (Einnang  mit  bem  (geböte  Deut.  24,  16  beren  itinber 
oerf^ont  ^.  SlmcQJa  unternahm  bie  äBieberuntenoerfung  bes  unter  3oram  abgefallenen 
(Ebom,  f^lug  auA  bie  (Ebomiter  im  Saht^ale  (b.  i.  roo^l  in  ber  3traba  füblic^  oom 
toten  aReere)  aufs  ^aupt  unb  eroberte  ben  ^la^,  melier  „ber  ^W*  genannt  marb, 


Smajja  Smiott  435 

Don  i^m  aber  ben  Slamen  ^oltü  beigelegt  beiam.  (!Dag  bies  [d^tDerlic^  bas  fpötere 
$etro  fei,  jeiat  Subl,  (&ef(^t(^te  ber  (Ebomtter,  Seidig  1893,  6. 34  f.  65  f.).  9lu(^  Slal, 
bos  na^^er  Stfärja  burc^  SBieoeraufbou  }u  einer  juooif^n  Stobt  maAte  (2jtgl4,22), 
ma^  bur(|  Slmojja  erobett  unb  jerftört  »orben  fem.  Dtx  oon  ber  Uxaba  öftM  gelegene 
ZetI  (Eboms  mit  ben  Stobten  Zeman  unb  Sojra  ift  jebo^  bomals  nid^t  in  Sie  ^anbe  6 
3ubQ$  gefommen  (ogl.  9lm.  1,  11.  12;  9,  12).  vlait  bem  Siege  fiber  Sbom  fing 
Slmajia  int  Öbermute  einen  itrieg  mit  3$rael  an,  b^  fe^r  unglüdli^  enbigte.  3^^^ 
oon  3$rQeI,  ber  ben  SlmojJQ  im  Seiougtfein  (einer  ub^a^t  juerft  fpöttif^  ober  bo^ 
gutmütig  oufoeforbert  ^e,  9{u^  ju  galten,  fc^Iug  S[m(t3Ja,  ber  leine  Vernunft  hatte  an« 
nehmen  tooUen,  bei  SBet«f^emef(^,  na|m  i^n  gefangen,  legte  eine  breite  Sref($e  in  bie  lo 
3Rauer  3^^ufalem9  unb  jSfycU  bie  oorgefunbenen  <Sm^t  nebft  (Seifein  ^inn)eg.  !Den 
9[mo}ja  gab  er  mieber  frei.  SBas  biefen  3U  ber  unfinnigen  öerausforberung  Ssraels 
oeranlagt  ^t,  Iö|}t]i(^  ni<^t  aufllaren.  SieüeiAt  bing  bie  Sa^e  bamit  gujammen,  bag 
Slmajia,  mit  bie  Spronil  erjo^Q,  filr  ben  ebornttifd^en  gf^Ibgug  tsraelitifd^e  uRannf^aften 
gebungen,  aber  auf  ben  9{at  eine$  $rop^eten  atebalb  mieber  entlajfen  ^cAit,  unb  bag  i5 
biefe  unmutig  barüber  im  {ubaifc^en  (Sebtete  gepifinbert  ^tten.  Slmajja  ift  mie  fein 
93ater  bur^  eine  Serf^tobrung  um$  fieben  gebrad^t  toorben.  Die  Urfad^e  berfelben  ift 
nic^t  überliefert  SRan^e  fu^en  fie  in  ber  oon  ibm  oerf^ulbeten  fd^tmpflid^en  ^t^ 
mfltigung  3ubas  unter  Ssrael.  t>it  Eingabe,  bag  Slmcgfa  feinen  (Beaner  3o<^  um 
15  3a^re  überlebt  ^be  (2  Äg  14,  17;  2  QP^r  25,  25)  bilbet  bei  ber  UnjuoerlaHigleit  20 
ber  fqn^roniftifc^n  Angaben  oes  Jtdn^dbuc^es  allerbings  leinen  entfd^eibenben  (Srunb 
bagegen,  aber  es  Qiebt  au$  ieinerlei  Setoeis  bafür.  Der  £ei(^nam  Slmajjas  toarb  mit 
ioniglic^n  iSbttn  tn  3^nifalem  beigefe^t  Das  jtönigsbuc^  jo^It  i^n  unter  bie  beffem 
Aönige  oon  3uba,  i^m  nur  bie  Dulbung  bes  $ö^enbienftes  ^ur  fiaft  legenb,  mä^renb 
bie  CD^ronil  angieot,  bag  er  na^  bem  Siege  iiber  bie  Q^omiter  bie  erbeuteten  C&ö^en  25 
berfelben  oere^rt  fyibt  (2  (£|[r  25,  14  ff.)  unb  aI[o  oon  3<^oe  abtrünnig  aetoorben  fei 
(25,  27),  niooon  fie  bos  9Riggef^td  ^erjuleiten  f^eint,  bas  i^n  betroffen  pat. 

Smbon.     Thiers,  Dissertations  eccl^aatiquee   8ur  les  principaux  auteU  des  6g\\eoB, 
les  jubez  et  la  doiture  du  choer  des  ^gliaes,  Paris  1688 ;  Barraua,  Notice  sur  les  cnaires  30 
a  pr^cher  in  De  Caumont,  Bulletin  monumental,  Paris  1870,  p.lsqq. ;  Bohault  dcFleury, 
La  Messe  III.  voL,  Paris  1883,  p.  Isqq.  u.  tafeln  (im  folgenben  gfl.  citiert).  S^gl.  aud)  bie 
^crte  über  c^riftl.  $(rc^äologie  unb  ^nftgefc^ic^te. 

SBie  ß^/M.  auf  ßalvo),  fo  ge^t  äfißwv  auf  ävaßao)  (ävaßaivoj)  itya>.  ä/bißdio 
(äßißalva))  jurüd,  unb  ni^t  tima  auf  ambire,  mie  SBalafrib  Strabo,  de  rebus  ee-  35 
des.  6,  u.  a.,  ober  auf  bas  lateinijd^e  ambo,  toie  SRot^s,  SBauIesilon  I  S.  89  an^ 
nehmen.  Sc^on  bie  rid^tige  (Et9moIoaie  la|}t  erlennen,  ba^  ber  Slmbon  eine  Sr^ö^ung 
ift,  ^u  ber  man  ^inauffteigt.  3m  ^rimi^en  Gotteshaus  wvti  bamit  eine  SIrt  Plattform 
bejet^net,  bie  oerf^iebenen  !^tdtn  oienftbar  gemaAt  lourbe.  Der  9lame  begegnet  fe^r 
^uftg  in  mittelalterlichen  Quellen,  feltener  in  alt^riftli^en,  bie  neben  il^m  freili^  eine  40 
9{ei^e  oon  f^non^men  9lusbrüden  aufmeifen.  (£m)rian  ermähnt  ein  pulpitum,  loas  er 
an  einer  Stelle  our^  bas  fonft  au^  für  ben  ^fisraum  gebrau&te  tribunal  erflärt, 
unb  Iä|}t  erlennen,  bag  er  babei  eine  (Er^ö^ung  im  Sluge  ^at,  toel^e  bie  £e!toren  be= 
traten,  unb  oon  ber  aus  bie  praecepta  et  evangelium  Domini  ber  ^rijtlic^en  (&e^ 
meinbe  oorgelefen  mürben  (epist.  38.  39).  Sufeb  h.  e.  VII,  30  erjö^It,  S3if^of  $aul  i.-) 
oon  Samofata  ^abe  für  fi^  in  einer  jtirc^e  au^er  einem  ^o^en  Xbron  au(b  etn  ßfjfjLa 
als  9lebnerbü^ne  errietet.  Dag  ^ier  nic^t  an  bte  ^albbeisförmige  ^fis  geoa^t  toerben 
lann,  bie  fonft  au^  als  ßijßia  bejei^net  toirb,  erhellt  fomobl  aus  bem  3ufammen^ang 
biefer  Stelle,  mieau^  aus  anbem  3^ugniffen.  Soprebigte  naq  Sojomenus,  h.e.  yill,5, 
3obannes  (t^r^fojtomus  ijtl  rov  ßi^juaxog  xwv  ävarvcoarcbv  xa^e^ojuevogf  unb  loar  50 
na^  bemfelben  9lutor,  1.  c.  IX,  2,  ein  ®rab  angelegt  tkqI  rdv  ä/ußcova'  (ifjuu  de 
Tomo  xa>v  ävayycoar&y.  C&regor  oon  2!ours  fätlbert  ben  Slmbon  in  ber  Airme  dif' 
{nrians  ju  jtartbago,  ben  er  analogius  nennt  (Miracul.  I,  94),  ein  9lame,  oer  tn 
9leutralform  aua^  bei  3fibor  oon  Seoilla,  etymologianim  XV,  4  na^getoiefen  loerben 
lann,  loö^enb  es  bei  ^feubo*^iuin,  de  divinis  ofiiciis  pars  IX,  cap.  40  jroeifelbaft  50 
ift,  ob  analogius  ober  analogium  gemeint  ift.  SBeitere  Se}ei^nungen  für  ben  3lm« 
bon  finb  sugp^estus,  solea  (00^0),  pvrgus  hivgyog),  ostensorium,  bie  teils  an 
bie  S^rm,  teils  an  bie  Senoenbung  btefes  9Ius|tathingsftüdes  im  itird^engebaube  an^ 
Infipfen.    3nbeffen  ieiner  biefer  Slusbrüde  bürgerte  \lq  fo  fe^  ein  roie  a/ißcm',  am- 


4ä6  tbnboit 

bon,  ambo,  ber  qu^  im  (^an^öjtf^en  unb  (Englifc^n  u.  f.  m.  (Eingang  fanb.  9}on 
altc^riftli^en  SAriMteUem,  bie  ftcp  feiner  bebienten,  mag  auger  bem  Jc^on  enoo^nten 
Sojomenus  noq  Solrates  genannt  fein,  ber  bes  ä/Lißcov,  als  ber  ^rebigtftötte  bes 
(E^foftomus,  gebenit,  mit  ber  Semerlung,  bag  ber  berühmte  jtirc^nmann  unb  ^rebiger 
5  auf  bem  9(mbon  gefeffen  unb  biefen  $Ia^  gerDO^It  bobe,  um  oon  feinen  l^väßxtm 
beffer  oerftanben  3U  roerben  (h.  e.  VI,  5).  Sen  nomli^en  Slusbrud  unb  bie  nomli^e 
9la<^rid^t  bieten  iDeiter^in  au^  CEajfiobor,  bist,  tripart.  X,  4,  unb  9licep^orus  (Tallifti, 
bist.  eccl.  XIII,  4,  bar.  3m  5081.  begegnet  ber  3lame  ämbon  fo  ^öufig,  Daft  oon 
ber  Slufsa^Iun^  oon  Q)eiteren  Selegftellen  füglid^  abgefe^en  merben  barf.     SBertooU 

10  ift  es,  bag  Sftbor  oon  Seoilla,  1.  c,  tribunal,  pulpitum  unb  analogium  nö^ 
erflärt  (tribunal  eo,  quod  inde  a  sacerdote  tribuantur  praecepta  vivendi.  Est 
enim  locus  in  sublim!  constitutus,  unde  universi  exaudire  possunt.  —  Pul- 
pitum, quod  in  eo  lector  vel  psalmista  positus  in  publico  conspici  a  populo 
possit,  quo  liberius  audiatur.  —  Analogium  dictum,  quod  sermo  inde  praedice- 

16  tur ;  nam  koyog  Graece  sermo  dicitur,  quod  et  ipsum  altius  situm  est.  (^Dürfte 
au^  feine  (Etymologie  anjufe^ten  fein,  fo  ift  bo^  ri^ttg,  oxts  er  Aber  ben  S^ed  btefer 
fl&egenftönbe  bemern).  Hus  praftif(^en  iRflqic^ten  unter  bas  3Robiliar  ber  iiir^en  auf= 
genommen,  mar  ber  Slmbon  oon  ^aufe  aus,  fo  fc^on  ^u  (E^prians  S^Ü  (fie^  oben), 
Der  me^r  ober  n>eniger  aus  feiner  Umgebung  ^eroortretenbe  ^la|,  auf  bem  bie  mit  ben 

20  biblif^en  fieftionen  betrauten  ^erfonen,  namentli^  bie  lectores  unb  ävayvcboTai,  foroie 
meiter,  unb  bies  befonbers  im  Orient,  bie  ^falmenfänger,  yaXral,  i^res  ^mtes  roalteten. 
Unter  ben  Serbienften,  bie  \x^  $apft  Sixtus  III.  enoarb,  n>trb  au^  enoa^nt,  bag  er 
ben  9(mbon  ober  suggestus  in  ber  ^afilila  Stberiana  gef^müdt  babe,  ubi  evangelium 
et  epistola  canitur  ^Platina,  de  vitis  pontificum  Roman.  [1572]  p.  49  sq.).    Die 

'-'&  oIt<  unb  neuteftamentlt^en  Schriften,  nielc^e  bie  apofto(if(^en  AonftituKonen  II,  57  jur 
fieftion  oorf(^reiben,  follen  jum  Sortrog  !ommen  bur(^  /uioog  6  ävayvcban^g  kp*  vcprfkov 
xivog  eaxa>g,  9luf  ben  9lmbon  oerl^  bie  fog.  fiiturgie  bes  (Ebrpfoftomus  bie  Sorlemng 
bes  (Eoangeliums  oon  feiten  bes  !Dia!onus  (MSO  63,  910),  ebenfo  ^feubo^SlItuin, 
1.  c,  u.  a.    !Die  Senoenbun^  bes  9Imbons  jum  ^falmengefang  beseugt  3. 5B.  ein  Se^ 

ao  f(^Iug  bes  Aonjils  oon  £aobtcea,  ber  nur  ben  xavovixol  xpaXxai  geftattet,  ben  Slmbon 
m  befteigen  (Gonc.  Laodic.  can.  15).  SBo^renb  no^  in  ber  aMot^oIif^en  3^^^  ^^^ 
SifAof  ber  eigentlid^e  ^rebiger  n>ar  unb  feiner  (&emetnbe  bas  äBort  (Lottes  oon  ber 
Äatpebra  ober  00m  Slltar  aus  oerffinbigte,  mehren Jid^  in  ben  folgcnben  So^^^^unbcrten 
bie  (Grolle,  mo  bie  Sifd^öfe  bie  ^rebigt  anberen  (geiftlid^en  ibertragen  unb  biefe  ben 

35  Slmbon  als  Stanbort  mablen,  fo  ein  9(r(^ipresbqter  bes  Sistums  Aonftanj  (Isouis 
SangaU.  de  mirac.  S.  Othmari  I,  4,  MSL  121,  784).  SBas  bie  »ifd^öfe  felbft 
oeranlagte,  als  ^rebiger  i^ren  SffXok  hinter  be5n>.  bei  bem  ^tar  mit  bem  auf  bem 
SImbon  ju  oertaufd^en,  lögt  fi(^  unf^oer  erfennen.  Ober  follte  es  auf  einem  bloßen 
3ufan  berufen,  ba|  es  namentli^  Sif^ofe  oon  grojjen  ilot^ebrallir^en  oaren,  bie  00m 

^9lmbon  ^erci  3U  prebigen  pflegten?  Um  feiner  §örerf^aft  moaIi(Wt  oerftänbli^  ju  fein, 
n)ä^lte,  Q)ie  f(^on  ermähnt,  C^rx)foftomus  ben  SImbon.  t)erfe(be  (&runb  bürfte  au(^  für 
Slmbrofius  (ogl.  vita  Ambrosii  a  Paulino  conscripta  18),  ?luguftinus  (ogl.  sermo 
XXIII,  1),  ?J5auIinus  oon  SRola  (ogl.  Uranii  epist.  de  obitu  Paulini)  u.  a.  mafe= 
gebenb  gemefen  fein.  C&elegentli^  n)urben  auc^  bie  bif Aoflid^en  (Erlaffe  an  bie  C5emetnben 

46  auf  bem  Slmbon  befannt  gegeben.  3n  bejonberer  SDBeife  u)urbe  ber  Slmbon  in  ber 
Sop^ienfir^e  in  Äonjtantinopel  in  9lnfpru(^  genommen,  xotm  man  i^n  jur  Äaifer= 
bönung  benü^te;  nacQmeisIicq  erhielten  bort  ^eraHius  unb  6taurarius  bas  Diabent. 
Diente  jo  ber  Slmbon  na(^  oerf(^iebenen  Seiten  ^in,  fo  oergag  bod^  au(^  bas  fpötere 
WSi.  ni^t  feine  urfprfinglid^fte  SBebeutung.    "^gü^  Snnocenj  III.  jie^t  eine  parallele 

60  pif(^en  i^m  unb  bem  SBerg,  auf  bem  ber  $err  feine  ^rebigt  ^ielt,  ©enn  er  oorfc^reibt, 
oag  ber  Diafon  ben  Slmbon  jur  93erlefung  bes  (Eoangeliums  befteigen  folle  (ogl.  de  sacro 
altaris  myst.  II,  43).  Dabei  fe^t  er  ooraus,  bag  bie  (Er^ö^ung  ju^ei  Slufgönge  befi^t, 
einen  für  ben  Diaion  mit  bem  (Eoangeliarium  unb  einen  anbem  für  ben  Subbiaton 
(ogl. I.e. II, 42).  SKan^ielt  ftrcnge  barauf ,  bafe  bie (Eoangelienabf{^nitte  auf  einer  bö^m 

66  Xreppenftufe  ber  SImbonanlage  oorgelejen  n)urben  als  bie  (Epiftelabfd^nitte,  roeil,  mie 
§uao  oon  St.  SJiftor  betont,  bie  fie^re  (Qrifti  biejenige  ber  äpoftel  roeit  übertrifft 
(ogl.  Speculum  ecclesiae  4). 

Das^riftMe  9ntertum  lennt  nur  einen  einsigen  9lmbon  in  ben  einzelnen  Air^en,  unb 
au(^  im  IDm.  biU)ete  bie  (Einsa^l  bie  Siegel,  oon  ber  nur  größere  unb  f)ra4tigere(&ottes^ufer 

^  eine  Slusna^me  mad^ten.  Diefe,  insbefonbere  bie  bif^oflic^en  ^auptlir^en,  finb  es  aud^,  für 


Slmboti  437 

loel^e  ftorl  Sorromäus  bie  Einlage  eines  ^o^eien  SImbons  fKr  bas  (foangelium  unb  eines 
niebrigeren  für  bie  (Epijtel  entpfiep.  3Bo  man  fi^  obex  mit  einem  einjioen  9Imbon  begnügt, 
oerlanot  quc^  er,  ebenfo  tote  ^ugo  unb  ber  ordo  Romanus,  baft  ber  ^plo^  für  bie  iSxyan* 
gelienleltion  um  einige  Stufen  über  bie  Stelle  für  bie  C^ijteueltion  er^o^t  ©erbe.  — 
(^agt  man  na^  bem  Stanbort  bes  Slmbons  in  ben  Qlt^ftli(qen  unb  frübmittelolterlic^en  s 
Aird^en,  fo  er^It  man  aus  ben  litterorif^en  Quellen  leine  genügenbe  SInttDort.  $5^« 
[tens  lagt  ber  ^oneg^rifus  bes  Siaulus  Silentiorius  auf  ben  Slmbon  ber  Sop^ieniir(^e 
in  Äonftantinopel  unb  [einen  (Erbauer,  bie  exqjgaaig  xov  äußcovog,  erlennen,  baft  bie 
ausgebe^nte  Slnlage  fi^  im  9RitteI|(^iff  bes  (Sottes^aufes  er^ob  oor  ben  S^ranfen  unb 
X^ren  bes  (I^ors ;  unb  ein  (ßleid^es  ©irb  man  für  bie  fonftigen  9lmbone  annehmen  lo 
bitrfen.  3^^if^I^<^  WM  es  ober,  ^^  ntan  bei  ber  Sluffteltung  biefes  Air^enmobtliors 
|t(^  me^r  an  oie  £angsadbfe  bes  aRittelfc^iffes  ^ielt  ober  aber  me^r  ben  9{aum  smif^n 
biefer  unb  ben  an  bas  9}cittel|(^iff  an|gren5enben  Seitenf(^iffen  beoorsugte.  Das  leMere 
ge[(^a^  jebenfalls  in  C5ottes^u|em  mit  jn^ei  9lmbonen,  mo,  oom  (S)ox  mit  {einem  mtar 
aus  geregnet,  ber  (Eoangelienambon  re^ts,  ber  (Epiftelombon  linls  ju  [te^en  lam.  SBie  15 
bie  St.  (Hemenstir^e  in  Slom  jeigt,  mürben  bie  Slmbone  gelegentlt^  in  bie  S(^ranien 
eingealiebert,  roel^e  ben  jtlerus  oon  ben  £aien  trennten.  —  9Iu^  in  ibren  eingaben 
über  bas  SRaterial,  bie  Sin^elformen  unb  ben  S^mud  ber  9lmbone  fliegen  bie  litte» 
rarifi^en  Quellen  fparli(^,  fo  oan  man  ein  re^t  ungenügenbes  Silb  er^Iten  roürbe,  toenn 
man  auger  i^nen  nic^t  au^  auf  monumentale  3^US^%  oenoeifen  iönnte.  Geioig  maren  20 
oiele  Slmbone  aus  $015  gefertigt,  im  einjelnen  lagt  \iä)  bies  no^  beifpielsioeife  naA^ 
meifen  an  einer  Slnloae  in  SRonte  Caffino»  bie  unter  ber  9legierung  bes  9Ibtes  Defi« 
berius,  bes  fpoteren  $apftes  Siftorlll.,  entftanb  (ogL  Leo  cardinalis  episc.  Ostien- 
sis,  Chronica  sacri  monasterii  Casinensis  III,  20).  SRit  (Elfenbeinplatten  mar  ber 
alte  älmbon  gejiert,  ben  ber  9lbt  Suger  oon  St.  Denis  um  bie  SRitte  bes  12.  3<^^^-  ^ 
mieber^erftellen  lieg  (ogl.  Sugerius  abbatis  S.  Dionysii,  de  rebus  in  admin.  sua 
gestis  32).  Sieben  (Elfenbeinreliefs  rourben  (Q>elfteine  unb  (Emails,  namentli^  aber  oer« 
golbete  Aupferphttten  auf  $ol3  aufgefegt  bei  bem  Slmbon,  ben  Aaifer  $einri^  II.  bem 
Wünfter  ^u  Slawen  [(^enüe.  Sgl.  ^I.  Z.  188.  (Ebelmetalle  unb  loftbare  Steinjorten 
befanben  \xä)  in  oerfd^ioenberif^er  (Jfüue  nac^  ber  Sef^reibung  bes  ^aulus  Silenttarius  so 
an  bem  Slmbon  in  St.  Sophia  ju  RonftantinopeL  Die  meiften  nod^  erhaltenen  älteren 
(Exemplare  befte^n  aus  SRarmor,  ber  freili^  an  ben  bem  Sef^auer  sugele^en  Seiten 
^ufiGJ  mit  $orp^9rplatten,  9RofaiIen  u.  bgl.  überüeibet  ift  ober  9{elief[$mud  trägt. 

^erfud^t  man  es  mit  ^ilfe  ber  ermähnten  Slngoben  bes  (Tregor  oon  Xours  unb 
bes  Silentiariers  Paulus  unb  ber  oor^nbenen  SImbone  unb  Slmbonfragmente  ein  (6e«  35 
jamtbilb  oon  bem  ®runb«'  unb  Hufrig  foioie  oon  ber  Slusftattung  ber  Vorläufer  unferer 
ftanjeln  ju  jeii^nen,  fo  finb  5U  ermähnen  ein  ^obeft  ober  eine  Plattform,  aus  einem  ober 
meieren  SUden  gebilbet,  oon  (Tregor,  1.  c,  mensa  genannt,  bie  auf  einem  an  [einen 
Seiten  gefd^lo|fenen  ober  offenen  unb  bann  geu)öbnli(^  aus  Säulen  beHe^enben  Unterbau 
ru^t  unb  oben  mit  einer  ^rüjtung  gefront  ift,  fomie  ein  ober  ^toei  !Xreppenaufgängen,  40 
bie  ju  ber  (Er^öbung  binauffü^ren.  SRand^mal  er^ob  fid^  über  ber  Srüftung  no(^  eine 
[äulengetragene  Aui>pel,  ä^nlic^  bem  (Eiborium  ober  bem  Aanjelbedel.  —  Der  (Srunbrig 
Des  Unterbaues,  glei^oiel  ob  an  feinen  Seiten  gef^loffen  ober  offen,  mirb  als  Quabrcd 
ober  3ltäikd  formiert  bei  gl.  Z.  170;  178;  184;  185;  186,  2;  190;  192;  196; 
199;  200;  201;  202;  203;  204;  206;  208;  209;  210;  211;  212;  als  Sed^sed:45 
gl.  I.  171;  189;  214;  215;  als  ilreis:  gl.  X  172;  176;  177;  179;  181;  auf  bem 
Saurig  oon  St.  (fallen  oom  3-  3^0.  9lus  unglei^en  5lreis[tüden  befte^en  bie  (Srunb« 
riffe  bei  gl.  Z,  174;  188.  9Ius  Säulen,  man^mal  auf  einer  ^lint^e  [te^enb  ober 
auf  fidmen  unb  menf^lic^en  giguren  rui^nb,  fomie  oben  bur^  Sogen  miteinanber  oer« 
bunben,  fe^t  fi^  ber  Unterbau  jufammen  bei  gl.  ü.  175;  178;  184;  185;  186;  189;  so 
191;  192;  198;  206:  207;  208;  209;  210;  211;  213:  214;  215;  216;  aus  platten 
ober  5DlauenoerI  unb  ^ilaftem,  Säulen,  Dreioiertel»  ober  §albfaulen  bei  gl.1. 170;  171; 
179;  181;  190;  200;  202;  204.  Die  auf  bem  Unterbau  bes  Slmbon  aufliegenbe  S^i^t, 
aus  einer  ober  mehreren  platten  bejm.  Steinen  ^ergeftellt,  toeli^e  ben  gugboben  für  bie  ganje 
3lnlage  abgiebt,  toirb  in  i^rem  (Srunbrig  entmeberber  Subftrultion  unmittelbar  00er  mittelbar  66 
angepagt,  ober  aber  bur^  Sluslraaungen  enoeitert.  Dabei  toä^lt  man  für  bie  le^teren  in  ber 
9{egel  ^albac^tedige  ober  ^albrunbe  gormen.  2Bo  berartige  Sbtslragungen  Slmoenbung  fin« 
ben,  finb  fie  gemb^nli^  nur  einfa^  unb  bann  an  ber  grontfeite,  ober  boppelt  unb  bann 
on  ber  95orber=  unb  5Rüdfcite  ber  Slmbone  oertreten,  feiten  bagegen  an  allen  Seiten, 
loie  5.  ».  im  Dom  3U  SJenebig.  Sgl.  gl.  Z.  178;  189;  196;  199;  201;  205.  9Bä^  eo 


438  JCmiott  SItttfooftatter 

renb  nur  lucnigc  oon  ben  alteren  (Semä^smönnetn  ber  Srfiftuna  Cnoä^nnng  t^un, 
mel^e  bte  ^lamomt  einfagt  unb  obfAIiegt,  Bilbet  fte  Bei  ben  erbattenen  SDlonumenten 
einen  integrterenoen  SeftanbteU  bes  ^moons.  3^  ^^^  ^^  (St]ä)mad  bei  Serfertiger 
ober  ^luftrogaeber  ^ö^er  ober  ntebriger  aufgeffl^p  W^^h^  f^^  ^^"  oerablimg  ob  unb 

5  mirb  |te  ^öuftg  an  ber  Seite,  nad^  loe^er  fi(^  ber  Sorlefenbe  menbet,  mit  einem  iiult 
5um  Sluflegen  ber  Sudler  u.  bgl.  oerfe^en.  Sr^ielten  bie  llmbone  belocotioen  ober  oilb^ 
liefen  S^mud.  fo  monbte  fi^  bas  3ntere{fe  ber  itfinftler  ^upt[ä(^Ii(^  ben  grl&^n  ber 
Srfiftung  ju.  vlus  prQlti|(^en  ®rfinben  lonnte  eine  Xren)e,  auf  oer  man  ju  bem  $obeft 
^inaupeg,  nid^t  entbe^  merben.    ^Die  Anlage  oonjaoei  SlufgSngen  entpfo^I  ft(|  aus 

10  (Eno&gungen  5]t^ettf(^er  9latur,  jumal  bas  (&efd^  bes  ^otaUelismus  in  ber  altd^riftlidben 
Aunft  eine  mic^tige  Stolle  fpielte.  3^  ^^^N  i^^inen  ent  fp&ter  bie  IiturQi{^*[mnbolif^n 
9{efIe3cionen,  mel^e  bem  2)iaIon  bie  eine  unb  bem  @uobia!on  bie  anoere  Xreppe  m* 
mitjtn,  ^in^gelommen  3u  fein.  Die  3^^!  ber  Stufen  riil^ete  fic^  naturgemöj}  noi^  ber 
$09e  bes  ^mbons  unb  bie  fflnftlerif^e  ®eftaltung  ber  Zreppenbrüftungen  na^  ber  ber 

15  Sefamtanlaoe.  —  SBas  bie  (Sröj^enoer^Itniffe  ber  erhaltenen  Slmbone  betrifft,  fo  finb 
bie  altt^riftlid^en  unb  frfl^mittelalterli^en  in  oer  9{egel  nic^t  fo  ausgebe^nt  als  bie  fpot^ 
mittelalterli^en,  eine  SH^tfa^e,  beren  9Bert  freili^  nic^t  fioerfc^j^  roerben  borf.  (Sx* 
^Sfyct  man  boA  au^  anberfeits,  bag  auf  ber  ^lotiform  bes  Smbons  S^inrions  ac^  £eute 
unb  auf  bem  SImbon  5u  ftonftantinoptl  foaar  einige  Duihenb  fielen  tonnten  (f.  oben).  — 

20  Die  CEnid^tuna  ber  fd^on  enoä^nten  Uberoat^ung  bes  Smbons  na^  %rt  ber  Siborien 
bflrfte  fiA  loefentlid^  auf  ben  Orient  bef^ränlt  ^en;  fi^  bejeugt  ift  fie  ffir  bie 
Soj)^ten!ird^e  5u  Aonftantinopel  bur^  ben  Silentiarier  (f.  oben),  unb  jebenfalls  loeifen 
aud9  bie  er^Itenen  Originale  unb  Slbbilbungen  mit  Au)ipeln  fiber  bem  Slmbon  no^ 
bem  SRorgenlanb.  »gl.  gi.  I.  181;  186;  189.  —  Die  greube  bes  d^riffli^n  «Uer- 

^  tums  unb  aRittelalters,  bie  jtir^en  unb  i^  9lusftattungsgegenft6nbe  ju  f^mfiden,  iam 
auä)  an  ben  Slmbonen  jum  Slusbrud.  Sluger  ben  [c^on  genannten  farbigen  Steinarten 
unb  gli^emben  SRofaüen  toSfilte  man  Sfters  Sieliefs,  |fir  bie  menigftens  ber  gormen» 
fd^a^  ber  ^Ird^iteltur  oon  ^flan^en«^  Stanlen»  unb  Sttememoeri  berange^gen  mürbe, 
menn  man  nid^t  ju  bilbli^n  Darstellungen  griff.    Dabei  laffen  fiq  namrliq  auA  ^ier 

^  mie  auf  anbem  oenoanbten  (Bebieten  beflimmte  burd^  bie  3^i^  ^^^  ^^  ^  bebii^te 
Znpen  oon  DarfteÜunaen  unterfc^eiben.  So  meifen  4  (Exemplare  }u  9{aoenna,  bie  mo^I 
aUefamt  bem  6.  3^^9-  ange^ren,  ein  lafettenartiges  9Rufter  auf,  unb  wtAtn  bie  ein» 
jelnen  ^^Iber  ausgefflllt  oon  Schafen,  $trf^n,  ^auen,  Xauben,  Snten  unb  griffen, 
oereinjelt  au^  oon  mSnnlic^en  unb  roeiblidpen  ^eiligen.  Sgl.  gl.  Z.  172;  174;  176; 

35 177.  Drei  »mbone  in  SSeffaloniA,  oiellete^t  no(^  Im  5.3oW-  entftanben,  befi|en  in 
i^rem  Unterbau  SIenbariaoen  mit  uRuf^In,  gu  Denen  in  einem  galle  giguren  ^inju« 
treten,  SRaria  mit  bem  itinbe,  Wirten  unb  URagier,  in  i^rem  Oberbau  oetoratioe  unb 
fnmbolif^e  Darftellungen,  fo  bas  ftemförmige  SDlonogramm.  SaL  gl  X.  170;  171. 
».  S^ul^e,  ard^äol.  ber  aüd^r.ftunft  S.1315iq.38.  Die  SJerferttaer  ber  ftabtromif^n 

40  Slmbone,  paanoeife  in  S.  (nemente,  S.  3Raria  tn  Cosmebin  unb  wacoeli  fomie  S.  £o» 
renjo  f.  1.  m.  oertreten,  aber  ni^t  über  bas  12.  3^^^-  binaufreic^enb,  oerjic^ten  auf 
bilbli^n  Sc^mud  unb  beforieren  bie  bem  Sef^auer  jimele^rten  gflac^en  nur  mit  ^i:: 
laftem  ober  fiifenen  [oroie  mit  farbigen  Steinplatten  unb  ^wofaüen.  Sal.  gl.  2. 199—205. 
Umgefe^rt  loä^Iten  oie  itfinftler,  mel^e  befonbers  im  12.  unb  13.  3<^^^-  f^  mittel» 

45  unb  oberitaIif(^e  Air^enja^Ireii^e  fäulengetragene  9lmbone  f^ufen,  jum  S^mud  ber 
SrQjtungen  geiod^nli^  3RarmoCTeIiefs,  bie  fie  mit  biblifi^n  Scenen  unb  |int&ilblt(6en 
Darftellungen,  fo  ben  (Eoangeliftenhmbolen,  ausftatteten.  3n  erfter  fiinie  tft  babei  9lu 
folaus  ^ifano  gu  nennen,  »gl.  gl.  I.  190;  206  ff.  Jlls  Iröger  ber  fiefcpulte  geigen 
bie  Slmbone  nid^t  feiten  einen  ^ler,  auf  einem  Cbemplar  in  Sologna  als  3o^annes 

öobegeii^net  (gl.  Z,  191),  oon  bem  SJerfaJfer  bes  Rationale  divinorum  officiorum, 
Duranbus,  bur^  ^f  18  (17),  11:  volavit  super  pennas  ventonim  erllart,  ber  gu^ 
glei^  auc^  bie  Seoedung  ber  ^ulte  an  gefttagen  mit  einem  linnenen  ober  feibenen 
lu^  bejeugt.  »eifpiele:  gL  2.  190;  192;  194;  195;  205;  210;  211;  215.  — 
Die  meiften  erbattenen  Slmbone  begeanen  auf  italienifc^em  Soben,  für  Deutf^lanb 

55  fommen  Qauptfä^liA  Slawen  (f.  oben),  bie  £iebfrauen{ir(^e  gu  ^alberftabt  unb  bie  92iIo^ 
lauslopelle  ^u  9Binoifc^»2Ratrei  in  Setra^t,  im  aangen  aber  mentg  Szemplare,   oer» 

8 liefen  mit  ben  fiettnem  unb  Rangeln  (f.  b.  91.),  bie  in  unferm  Saterlanb  meite  Ser= 
reitung  gewannen.  Wfolait«  SRftner. 

Smbroftanrr.    $ch)ot,    ®cf(ftid|te  ancv  5t(i)fter»  unb  JRitterorben,   auö  bem  J^raujöf., 
^  8  53bc,  iici^j.  175:t,  2.,  4.  u.  ö.  «b. 


9mfcrofiiwer  439 


Obcritdicns  unb  Sjpantcns  entftanbenen  ^icron^mften  (f.  b.  ?lrt.)  ben  öteronnmus.  3u 
einer  über  bie  (Etjbioceje  3RailQnb  ^inausretd^enben  Sebeutuim  gelangte  nur  Sie  äßefte  5 
biefer  Srflberfc^aften,  bie  Fratres  S.  Ambrosii  ad  Nemus  (9int0ro|iu$brflber  am  ^oin), 
benannt  na(^  bent  oor  ber  SRailanber  Porta  Cumena  geleaenen  ^aine,  in  wtliftm 
9lmbrofiu5  }um  3^ede  bef(^ulid^er  Surfldgejogen^it  jetoetlig  M  aufjii^Iten  pflegte 
(laut  f.  eigenen  %igabe :  De  bono  mortis  3, 11).  $ier  follen  in  oer  erften  ^SKte  bes 
14. 3a^t^unberts  brei  fromme  SRailanber:  SIeae.  (Erwelli,  Sllberto  Sefi»t  unb  flntonio  10 
^etrafancta  einen  herein  311  gemeinfamen  Slnbad^tsäbungen  gegriinbet  |aben,  loel^en 
bann  d&repor  XI.  1375  auf  (Srunb  ber  Reg.  Augustini  p^Ii^  beftStigte  unb  jum 
Üraaen  etner  befttmmten  OrbenstraAt  (laftanienbraune  Xunica  mit  Aofn^en  k.)  foniie 
5ur  9[b]^ltung  oon  (&otte$bien[ten  mq  ambrofianifc^em  Slitus  oerpflu^tete.  (£tntae  biefes 
9litu5  \ii)  niäfi  bebienenbe  vlmbrofmS'Srüberf^aften,  wüä^t  miSft  ober  loentaer  un«  15 
abhängig  oon  biejem  SRailänber  SRutter^fe  entHktnben  u)aren  —  nSmlid^  eine  ge« 
nuefifcQe,  eine  umorifi^e  in  (Eugubio  unb  eine  ju  Slecanoti  bei  Sncona  (unter  bem  be« 
fonberen  9lamen  ,,9i[pofteIbrflber"  ober  Apostolini)  burc^  einen  geunffen  ^lacibus 
(t  1348)  erri^tete  —  oereinigten  fi^  in  lir  erften  $8Ifte  be«  16.  3öW-  ^"  i^^^ 
äRailanber  ^aufe  ju  einer  Kongregation,  loel^  (Eugen  IV.  1441  als  Congr.  S.  Am-  20 
brosii  ad  nemus  Mediolanensis  beftätigte.  9la^m  biefe  fflblt^eren  Sereine  Q>egen 
9lt^nna^e  bes  ambrofianif^n  Slitus  (ben  bas  SRailSnber  9Rutter^u9  i^nen  auf« 
5ubrangen  fu(^te)  oorfiberge^nb  fi(^  losgetrennt  unb  ju  einer  ouguftinif^  regulierten 
,,Samabas«itongregation"  (Congr.  S.  Barnabae  Provinciae  Marchiae  et  Januae 
sub  reg.  Aug.,  1496)  !on|tituiert  ^en,  gelang  1589  unter  Sixtus  V.  bie  SBieber«  ss 
oereinigung  beiber  unter  bem  Dofipel  *  iRamen  Congr.  fratrum  S.  Ambrosii  ad 
nemus  et  S.  Barnabae  sub  regula  Augustini.  ^apft  $aul  V.  oerfa^  biefen  tom« 
binierten  SImbrofius«  unb  Sama£is«£)rben  bur^  eine  SuIle  oom  3-  ^606  mit  teil» 
n)ei[e  neuen  ^rioilegien.  WIein  ni^t  fe^r  oiel  fpoter,  unter  3nnocen3  X.  (1644—55]),  er« 
folgte  auf  (Srunb  eines  überhaupt  alle  Ileineren  unb  ärmeren  monafttf^en  Kongregationen  ao 
be^itigenoen  Gefe^es  feine  befinitioe  Sluf^ebung  (ogl.  ^eüjot,  Sb.  II  u.  IV,  fou)ie 
bie  betr.  pöpftl.  Süllen  im  Bull.  magn.  Rom.  I,  289.  360.  467;  III,  194). 

9lur  oon  IoIaIIirAIi(^er  (fpejtfif^  mailSnbif^)  Sebeutung  Rnb  bie  brei  übrigen, 
ben  9lamen  bes  ^.  9lmbrofius  ffi^renben  Srflberf(!^ften,  beren  bie  jt(&  bes  15.  bis 
17.  Z^xf),  gebenft,  nämli^  86 

a)  bie  Schola  S.  Ambrosii  s.  Oblationarii,  ein  aus  bejahrten  SRSnnem  unb 
prrauen  gebilbeter  93erein  ür^Ii^er  ^frfinbner,  oerpflii^tet  ju  gemtffen  ^ilfsfunUionen 
bei  ber  ambrofianif^en  SOtegfeier,  iusbej.  jum  ^erjutraaen  ber  Opfergaben  (oblationes, 
beftel^enb  aus  $o|tten  unb  roeij^em  SBein)  bis  an  bte  Sltarfturen  unb  jur  Übergabe 
berfelben  an  ben  celebrierenben  ^riefter  (na^  altmailSnb.  9({tus);  ogL  Sonanni,  40 
Catalog.  ordd.  religg.  III,  68—75  u.  $el9ot  VIII,  301  ; 

b)  bie  Slmbrofianerinnen  (fttofterfrauen  oom  Ordo  S.  Ambr.  ad  Nemus),  ge* 
ftiftet  um  1475  burä  Aa^arina  39lorigia  unb  3uliana  aus  ^urefeHi  in  ber  9tfi^e  oon 
^allanja ;  fpöter  bef.  oon  (£arIo  Sorromeo  inrotegiert,  feboc^,  mie  es  fc^eint,  nur  auf 
bie  genannte  eine  Stiftung  am  £aggo  3Raggiore  bef^r&nlt  geblieben ;  45 

c)  bie  ®eno{fenfd^aft  ber  Oblaten  bes  f).  S(mbro[ius,  geftiftet  oom  oben  genanntem 
erjbifclof  (unter  Seftötigung  (Sreaors  XIII.  1578)  in  bem  ilollepiat^oufe  di  San  Se- 
polcro  in  SRailanb,  einem  £iebungsn}obnft^  Sonomeos  (mit  etner  eigens  für  biekn 
befttmmten  !^t\U,  bie  er  als  feine  „SBonne"  [deliciael  ju  besei^nen  pflegte).  Die 
nai)  3^fuitenart  bem  Sr5bi[(^of  ju  unbebingteftem  C5e^or|am  oerpfltc^teten  3n[a{fen  —  50 
feine  „f^reimillioen'',  mie  er  fie  gern  nannte  —  ^tten  au(^  i^r  ^rioatoermögen  (ober 
eoentuell  i^r  ^frflnbeneinlommen)  feiner  obei^irtli^en  SIuJTi^t  ju  unterftelten  unb 
u)urben  oon  i^m  pr  Unterftü^ung  feiner  3Ri|fionen,  Seelforget^gteit,  SSifitations» 
praxis,  £iebesarbett,  über^upt  „ad  functiones  ecclesiasticas  quaslibet  cuilibet 
ecclesiae  praestandas''  oenoenbet.  Die  Stpung,  mtUft  ungeffi^r  ein  SRenf^enalter  55 
md)  Sorromeos  Zobe  (ca.  1620)  no<^  200  URitglieber  jaulte,  fyA  fu^  bis  in  unfer 
3a^r^unbert  er^lten,  mürbe  aber  1844  (bei  einer  Stirie  oon  nur  no^  16  SRitgliebem) 
aufgehoben.  —  Sgl.  Acta  Ecel.  Mediol.  a  Carolo  Arehiepiscopo  cond.,  Milan. 
1599,  foroie  ©iuffanos  Sonomeo*Siograp^ie,  X  4.  SiiäUx, 


440  Stnirpftatttfdier  (Befotig 

Slntbrnfianifdicr  Kffaufl.—  (i(.  %.  S^tixä,  fturclius  Umbrofiuä,  b«  „SüKr  be«»ir(^ii. 
flcfangee",  ^eiburg,  ^etbei  1893;  &.  fl.  Söttlin,  9i^0ä)tt  bct  ÜRufit,  S.SIufl.,  ^cliu 
1888;  S'DTtlage,  @efangc  Adftlit^r  %or|dt,  SBcrUn  1844;  @d)toficr,  DU  Sir(i)t  in  iÖKit 
Ciebcrn  buvt^  alle  Sn^r^unberte,  aBoing  1851;  Daniel  TheMurus  hymnolc^cus,  5  jlc, 
5^aae  1841ff.-,  aKone,  Saleinifd^e  ^^mncn  bcS  fflUttctalferS,  3  »bc,  greife.  1853f|.;  Ebert, 
HUgemeinc  ®e(*i<!6te  bcr  aitterolur  bcS  aBHtetdlerä.  1.  Sb,  2.  «ufl.,  Seipjifl  1989;  3.  Sa^fcr, 
«tUtagt  jiir  mt]iif\ä)U  unb  eiriBniiig  ber  Blttfttn  fiiri^en6?inneti .  2.  »ufE.,  ^aberb.  1881. 

!Dei  burA^mlnofius,  Silc^of  oon  ^ailanb  374— 397,  geregelte  unb  in  bic  a&cnb= 
lönbif^e  Jtii^e  einaefü^rte  t^iguralgefang,   ein  (^D^mtf^  melobiJAti  (Bcmeinbegefong. 

11)  SBie  nii  un$  biefe  (eine  biei  ^Q^ipl^igcnfäiiiften,  »o^t^mus,  nnelobie  unb  (&emeinbe= 
mögmletl  nä^  ju  benlen  {)al)cn,  i|t  nod)  5u  ermitteln:  bet  ®e|ang  [elbft  enoui^  aus 
ber  Seibinbung  bes  ölten  itricdfitdien  'Inn[g!tem9  mit  bcr  ftia|lia|  übetliefetten  tß|al= 
mobie,  unb  StmBrojius  Dolljog,  ongeieot  btut&  bte  |qri[i^'ntorg(ntSnbi[i^e  Htn^,  biefe 
Seibeljenin^  ber  uRuftf  im  ^ottesotenfte,  inoem  er  untei  [oigfälttger  Sea^ltung  bes 

15  aJlettunts  eme  tf|i)t^Tni|(f|e,  Denn  <mi)  ooieiit  mit  unDoHfomniene  unb,  roie  es  %eint, 
auf  lange  unb  tune  IBne  fic^_  be[(5tänlenbe  Sentegunfl  bes  ffie|angB  unb  mäfeig  mo' 
bulieite  SWelobien  5er|tellte.  öierous  ergab  [ii^,  gegenüber  einem  eintönigen  ober  regeU 
lo[en  SlerUataejang,  bie  (Eignung  für  einen  beöegt  unb  mit  jjeltigfeit  fortft^eitenben 
wfang  ber  (£)e[oniti|eit.    SJorbent  wfanb  \iä)  bei  (gejang  Döllig  in  ben  $änben  bes 

3)  (T^s  ber  Sänger  {yiaXrai,  cantores),  auf  beien  ^falmenrecimtton  mit  geringer  (Sf 
^ung  ber  Stimme  |amt  t^rem  eintönigen,  tunftlolen  Singen  oon  (gebeten  bie  (&e= 
meinbe  nur  in  furjen  Strophen  ober  (^i^tiegenb  Slntmort  ^ab.  WH  notier  jlrieube 
griff  bos  3(Dlf  nai)  ben  ambrojionifi^n  äßeifen,  in  iDelAen  bie  melobienieii^en  ftlänge 
bes  griedjil^en  ©cfongs  mit  ber  ganjen  mufitalifdien  SBeltblttung  in  ber  Serflärung 

K  unb  9leuge6utt  burc^  ben  ttirittli^en  (Beift  fi(^  roteberfonben  unb  foroo^I  bie  größere 
mannigfaltigleit  als  ber  melobif^e  Sc^mung  unb  r^t^mif((|e  XoU  fomt  ber  oon  bei 
griet^.  Atii^e  entlehnten  ^oim  bes  3Ge<|fe^efangs  (pifqen  Snönnem  unb  grauen, 
(Semeinbe^ören,  iSemetnbe  unb  S^or)  lebenbig  anaog.  1)09  grie^ifdie  ttonfqftem  louibc, 
Don  feinen  (Entoitungen  geieintgl,  in  folgenben  otet  3j)narten  aufgenommen :   ber  bo' 

30  lifdien  (I>— d),  ba  p$r^i|i|en  (E — e),  ber  Iqbifctien  (F — t)  unb  mizolqbtteen 
(O— g) ;  bo[^  ^aben  äaoM  bieje  profanen  iSIemente,  nat^^er  bis  in  olle  ibre  flon' 
[eijuenjen  entoidelt,  bie  Slotmenolgleit  einer  Sejorm  ^erbeigefüBti  Unter  ülmbrofius 
jei^nete  fii^  b*t  ^riftlii^e  ffiefong  ebenfo  burtli  Cieblii^Ieit,  oIs  bur^  erhabene  9Bürbe 
unb  eble  (Eiirfalt  aus ;    er  ^otte  eboos  aufeerorbentlii^  ßortea  unb  ffientinnenbes  unb 

85  rührte,  mie  Sluguftin  berietet,  bie  3"5örer  oft  ju  I^ränen.  Confess.  X,  33 :  es 
tDUlbe  gelungen  liquida  voce  et  convenientiBBima  modulatione ;  unb  IX,  7  :  quan- 
tum  Oevi  in  hymnia  et  canticis  tuis,  suave  sonantis  Ecclesiae  tuae  vocibus 
commotuB  acriter! 

äUs  Xexte  benü^te  äintbrofius    teils   bte   fi^on  ooi^onbenen  grie^.  unb  latein. 

u  Aomnen,  in  Strop^n  geglteberte  (SefSnge  mit  ober  o^ne  9tetme  ((£p^rom  f  ^78, 
Öilorius  oon  ^Joitiers  f  368,  ogl.  aus  ber  ^riftli^en  l^eit  (Ep^  5, 19;  ftol  3,  IG; 
vjfi  5,  12  u.  ö.),  teils  oerfo^te  er  eigene  unb  jnoi  reimlofe  („ambrofiani[d)e"  ober 
„römif^e")  ö^mnen,  bie  nii^t  blo^  über^upt  eine  metrifi^e  aJerBolHommunq  ber 
^nmnusfoim  waren,  fonbein  aud)  in  i^rer  loo^lflingenben  Sprotte  lic^  befonbers  innig 

15  mit  ber  neuen  melobifc^en  Sanmoeife  oeibanben.  3"  ^^  ""'^i^  uielen  uneif|ten  unb 
jmeifel^aften  bem  Sfmbiofius  mrt  Sii^ei^eü  3uju[^reibenben  $i)mnen  ge^öien :  DeuB 
Creator  omnium,  ogl.  Aug.  conf.  IX,  12;  Jam  surgit  hora  tertia,  ogl.  Aug.  de 
natura  et  gratia  74 ;  Aeteme  rerum  conditor,  ogl.  Aug.  retract.  I,  21 ;  Veiii 
redemptor  gentium,  ogl.  Aug.  sermo  372,  3  (Sulpei:  9Iu  lomm  ber  Reiben  ;geilanb) ; 

ao  oiellei^t  aui^  0  lux  beata  Trinitas  (eDongelifd^ :  Der  !Du  bijt  brei  in  Sinig^ 
feit),  Splendor  patemae  gloriae  u.  Apostolorum  passio;  in  ber  (Jolge  [i^bffen  fii!^ 
biefer  weife  on  ^lubentius,  Melius  unb  Sebulius  t  459,  (Ennobius  (SBif^of  ju 
%ioia  t  521),  gortunotus  f  600  u-  <>■  ^^'  $qmnen  [inb  bie  Qieber  bes  [iea^often 
e^ftengloubens,   b«  Urgefong   bes  C^riftenrums    mit  all    fein«   roeltübenoinbenben 

55  (Energie,  gerbei  ^t  fie  juerft  loieber  gerühmt,  Sortlage  unb  Sc^loffer  fie  überfe^t, 
S.  ^obein,  3B.  o.  Sinroioslq.  —  6e^  rafd)  oerbreüele  fii^  ber  ambro[iani|^e  ßetong 
filier  bas  ganje  SIbenblonb,  bas  er  tm  5.  unb  6.  3o9>^I)U"bert  ols  (Semeinbegefang 
solI[tönbig  be|enfc^e,  bis  ollmä^lidi  eine  fo  neltförmige,  gejierte  unb  teilroeife  ro^e 
3Bei|e  einrig,  bog  bie  gegen  l£nbe  bes  6.  So^^^uxberts  ^eroorgerufene  giegorionifi^e 

00  9teform  ben  eigentltdien  ^qmnenge[ang  aus[$lie§Ii^  bem  Alerus  jumies  unb  übet' 


ütttiriiftatttfil^ft  (Sefattf)  üttthrofuifiter  441 

f)a\tpi  ber  ftrcngere  fog.  gregorionif^e  ftir^engcfong  ben  Qmbro|iQntf^cn  faft  auf  ein 
gonses  O^^^ufenb  Derbtöngte.  SoxDol^l  in  mebbt|(^er  als  r^qt^mif^er  Sejiebung  ^atte 
ber  festere  eine  raffiniert  erfünftelte  unb  überfeinerte  SRanier  angenommen,  bei  melier 
Don  ber  alten  (Einfachheit  unb  eblen  äBfirbe  xoenig  übrig  loar.  Der  frif^e  rbqt^mif^e 
<Semeinbege|ang  bes  SReformationsjeitalters,  meift  aus  bem  Soben  bes  SoIIsgefdngs  5 
erma^fen,  fann  menigftens  teilmeife  als  äBieberenneduna  bes  alten  Slmbrofius  gelten: 
mie  benn  bie  eoang.  Air^e  in  oerf^iebener  "S^vm  in  i|iren  Air^enorbnungen  ($amb. 
1529,  fi.  fioffius  2C.),  bie  „feinen  hymnos  Ambrosii,  Pnidentii  etc."  ausbrüdflid^ 
resipiert  ^.  aw.  ^etolb. 

Slmbrofiantff^cr  Sobgtfang  f.  Te  Deum.  i„ 

ambroftttftcr.  —  MSL  17,  39—508  (Äbbrurf  ber  »launner*?lu<Jgobc  1)üu1690).  Am- 
hroeii  opera  ed  P.  A.  BaDerini  Tom.  UI  (Mediol.  1877)  p.  349—372,  971-974;  J.  B. 
Pitra,  Spccilegium  Solesmensel  (Paris  1852)  p.  XXVI-XXXIV,  49—159,567  88.;  Sixti, 
Senensis  bibliotheca  sancta  (1626)  p.  242,  660—706;  Oudin,  Comment  de  scriptor.  eccl. 
(Lipsiae  1722)  I  c.  481  ss.;  gflofcnmüttcr,  bist.  Interpret.  III  (1807)  589  ss.;  3.  J&.  ÜRcinfen^J,  15 
.'pilariu«  uon  ^oirtcr«  (1864)  @.  273 ff.;  Reifferscheid,  Bibl.  patr.  lat.  ital.  II  (1871) 
@.  41 6 ff.;  3*  fangen,  Conmientariorum  in  epistolas  Pattlinas,  qui  Ambrosii  et  quae- 
Htionom  biblicarum  quae  Augustini  nomine  feruntur  scriptore  dissertatio,  Bonnae  1880; 
bcrfelbc,  ©cf^i^tc  ber  röm.  Äir*e  I  (1881)  599—610;  R  B.  ßwete,  Theod.  Mopsvest. 
comment,  1.  ob,  Cambridge  1880  @.  LXXVHI,  2.  SBb  (1882).  @.  351;  3.  ß.  Sacobi  in2<» 
®9?l  1881  @.  1185—1203;  ißirf^l,  fic^rbu*  ber  $atroI.  II  (1883)  382  ff.;  SJlarolb,  SJer 
5rmbrofiQftcr  nat^  Sn^alt  unb  Urfprung,  SwX)^  XX VU  (1884)  6.  415—470 ;  ®.  ^üger, 
l'ucifer  tjon  daloriS  (1886)  @.  89  f.;  @.  ©erger,  Histoire  de  la  Vulgate  pendant  les 
Premiers  si^lcs  du  moyen  age  (Nancy  1893)  p.  5.  118.  139.185;  Söarben^cwer,  ^atrologic 
(1894)  6.  404 f.;  Rh.  Mus.  XLIX,  316f. 

9Imbro|iafter  nennt  man  bie  ge^altrei^en  Commentaria  in  XIII.  epistolas  beati 
Pauli,  tDel^e  oon  ca.  850  bis  auf  Crasmus  bem  Slmbrofius  Don  SRailanb  5ugef(^rieben 
3u  tDerben  ^yfleaten.  Diefe  no^  immer  ni^t  gan5  ausgeftorbene  9In[i(^t  f^ai  in  ber 
alteren  äberlieferung  leine  Stü^e;  [ie  fAeitert  an  bem  obioei^enben  Sibeltest,  bei 
93erf^iebenartia!eit  bes  Stils,  ber  jtoiefacqen  SReinuna  über  bie  ^erfunft  bes  ^ebraer«  30 
briefs,  ber  bifferierenben  Stellung  5ur  grie(bif(^en  fittteratur  unb  man^erlei  anbem 
Diffonansen.  Cbenfo  toentg  !ann  aber  ber  Slmbrofiafter,  rotnn  man  oon  ber  allein« 
fte^enben  9{e5en[ion  bes  cod.  Corbeiensis  abfielt,  eine  erft  um  800  oeranftaltete 
5tompilation  fein.  93ielme^r  beseugt  ber  cod.  Cassinensis,  in  bem  ber  9{dmerbrief 
freiließ  fel^lt,  ba|  ber  ftommentar  oor  bem  3*  ^70  f^on  bie  fiberall  fonft  überlief erte  35 
(Beftalt  ^aüt,  f>tx  Sibeltext  ift  ein^itli(^,  oorl^ieronqmianif^,  unb  jxoar  ber  aus 
^uguftin  unb  bem  cod.  Brixianus  belannten  „italif(^n"  Slepeniion  anpe^örenb.  Die 
älnt^ropologie  ift  naio^oorau^uftinif^»  bie  Sf^atologie  noc^  (^tliaftifA,  bte  anti^etif^ 
^olemtf  ©eijt  überall  auf  bte  3cit  um  380,  oas  Filioque  fel^lt  9lo^  genauer  ©irb  bie 
2lbfaffungs5ett  beftimmt  bur(^  ad  1  Ti  3,  14 :  ecclesia  .  .  cuius  hodie  rector  est  4o 
Damasus.  %n  eine  3nterpolation  ift  l^ier  ni^t  ju  beulen;  bie  ^ßorent^efe  erflört  fid^  am 
beften,  menn  ber  Serf affer  balb  na^  ben  Sntf^eibungen  C&ratians  gegen  ben  f^ismatifc^en 
Sif^of  Urfinus  (375  unb  378)  f^rieb.  2luf  biefelbe  3eit  ffl^rt  ad  2  Th  2,  7  novis- 
sime  Julianus  .  .  coeptam  persecutionem  implere  non  potuit,  quia  desuper 
concessum  non  fuerat  (363).  Die  9Borte  ju  9{ö  12,  11  in  hoc  tempore  quo  45 
pax  est  fuhren  uns  aber  über  bie  SSorgönge  na^  ber  Qä)laä)t  bei  9lbrianopel  hinaus 
5u  ber  Untenoerfung  bes  gefamten  C5otenoolIs  ben  3.  CHober  382.  Damals  ^errf^te 
au^  im  äBeften  Slui^e.  ^ierju  ftimmt,  bag  bei  9lmbrofiafter  ^ufig  oon  bem  SBioer» 
tanb  ber  gentiles  (feiten  pagani  genannt)  ge^en  bas  (E^riftentum  bie  9tebe  ift,  bag 
pesiell  ber  römif^e  Äultus  noä)  als  einflugret(^  erf(^eint.  (Serabe  im  ^ci)x  382  be«  50 
lieben  bie  ^eibnif^en  Senatoren  bie  SBieberl^erftellung  bes  Siftoriabilbnines,  xoö^enb 
i^re  ^riftli^en  älmtsgenoffen  an  Sif^of  Damafus  ein  entaegengefe^tes  URemoranbum 
richteten,  bas  biefer  hmä)  2Imbrofius  in  bie$anbe  bes  Äaijers  gelangen  lieft-  —  ®n« 
^ettli^!eit  unb  Sibfaffungsseit  bes  älmbrofiafter  fte^en  feft;  na^  bem  9lamen  bes  Ser« 
faffers  aber  ift  bisher  o^ne  (Erfolg  gefu(^t.  9DBeil  Sluguftin  im  3^1^^^  420  ben  Slnfang  55 
htt  (örflörung  5U  9?ö  5,  12  als  SBorte  bes  sanctus  Hilarius  citiert  (c.  d.  epist. 
Pelag.  IV,  4,  7),  ^aben  manche,  unb  no(6  neuerbings  3-  33.  ^itra  in  ^esug  auf  bie 
SRejenfion  bes  cod.  Corbeiensis,  im  Slmbrofiafter  einen  leil  bes  oerloren  gegangenen 


442  Kmbroßftfter 

ftommentars  bes  Hilarius  Pictaviensis  3U  ben  9leuteftamcntl.  Spifteln  fe^en  mollen. 
3.  $.  9{etn!en$  unb  SRoroIb  hoben  biefe  ^qpot^efe  xDtberlegt.  C&rogen  Serails  er^ 
freute  ft(^  lange  bie  Deutung  bes  ,,sanctus  Hilarius''  auf  ben  töntifAen  X)tafonus 
oiefes  9{amen$,  bet  Parteigänger  bes  £uctfer  oon  Calarts  loar.  6d^on  ^tetaotus  unb 
5  Oubtn  flirrten  bie  tnftigften  ®rünbe  bagegen  an.  Steuetbings  glaubte  £angen  ben 
^resbqter  ({faufttnus,  einen  ®egner  bes  I)ama[us  unb  Serfaffer  ber  S^rift  de  trini- 
tate  (MSL  13^  37—80),  als   Urheber  bet  jtommentare  enoiefen   }u  ^ben.    ^Iber 


6til,  CE^riftoIügte  unb  Sibeltext  Jinb  ju  uerfc^ieben ,  unb  ad  1  Ti  3,  14  ßu  einer  (gloffe 
ju  ftempeln,  t)t  ein  l&exDaltftteiq.  93is  auf  roeiteres  mirb  man  fiA  babet  ^u  berufen 
10  laben,  bag  ber  93erfaffer  ein  ^resbpter  ber  römif^en  Air^e  getDefen  ift  (mguftin  fyii 


DicüeiAt  bellen  Quelle,  ben  HU.  Pict.,  citiert).—  gtögU^  i|t  au^  bas  SSer^ältnis  bes 
9Imbro)ia|ter  3U  ben  p|euboaugu|tini|^en  Quaestiones  ex  utroque  testamento  (MSL 
35  2213—2416).  fiangens  33er|u^,  aus  ben  sa^Irci^en  engen  ^Berührungen  beiber 
Sd^en  bie  3benttt5t  oer  Serfaffer  5U  enoeifen,  ^at  eben|o  xoenig  allgemeine  9n= 

15  eriennung  gefunben,  wk  ber  entaegenfe^te  Qon  SRaroIb,  tDeil  biefer  bie  Differensen 
übertreibt  (mie  bie  Quaest.  lennt  au^  ber  ^mbro|iafter  bie  brei  3<'^<^nn^^^neTe : 
MSL  17,  161  C,  182  A).  —  Der  Slmbrollafter  gehört  nifit  nur  in  antiquorifd^cr 
$infi^  5u  ben  intereffanteften  SAtiftft&dEen  bes  Arimit^en  sntertums,  {eine  (£xiat\t 
$  au^  als  foI(^e  mettooll,  fie  jei^net  |i^  bur^  JtlalQeit,  9lü^tem^eit  unb  (Sebanten^ 

20  reiAtum  aus  unb  erreid^t  einen  im  tfttectum  {eUenen  ®rab  oon  llnbefan^en^it  unb 
Obfeltioitöt.  Den  Spefulationen  unb„6op^i|tereien'' berSrieAen  i|t  9{mbro|ta|ter  freilii^ 
bis  5ur  Unbillialeit  ab^olb.  er  loirft  ii^nen  foaar  gfilfc^^tgen  oes  Stbeltextes  xxn.  Dle|e 
Haltung  erlläri  |id^  mn|o  aus  ben  bamoligen  Iti^enpoIitif(^n  Ser^Itnijjen  (ogl. 
9{abe,  Dama|us  6.  122  ff.  137  f.),   mt  bie  9(nimoftt&t  bes  9(mbrofia|ter  gegen  bie 

25  Dia!onen  aus  ben  Qon  Hieron.  epist.  146  gef^ilberten  3u[t&nben  ber  römij^en  Sivcäft. 
(61üdli^ermei|e  erleid^terten  bie|e  Sin|eitigfeiten  bem  5lommentator  fein  Seftteben,  bie 
^aulusbriefe  |elb|t[tanbi^  unb  unbefangen  aus  bem  Zext  |elb|t  ^u  erflaten.  SBieber^ 
^olt  bemerft  er.  oie  hrdUi^n  (EinridQtungen  ^en  |i(^  fett  oet  apo|toli|^n  S^it 
me|entlid^  oerSnbert.  —    Die  ^ofiel   feien  faft   fomtlid^  oer^iratet  gemefen;  ^ulus 

3o|^reibe  an  (Semeinben,  quia  adhue  singulis  ecclesiis  rectores  non  erant  con- 
stituti.  Son  Aftern  3nteref|e  finb  bie  ^(usffl^rungen  über  bie  ur|prüngli<!^e  Se^ 
meinbeoerfaffung:  erft  fpSter  outben  fefte  Otbnungen  nStig.  Primnm  omnes  doce- 
bant  et  omnes  baptizabant,  quibuscunque  diebus  vel  temporibus  fuisset 
oecasio.    Omnibus    inter    initia    concessum  est,    Scripturas    in    ecdesia   ex- 

ssplanare.  9ln  bie  Iqnagogalen  QEinric^ngen  ^en  bie  ur^n|tlid^en  |i^  angelehnt  Et 
synagoga  et  postea  ecclesia  seniores  habuit,  quorum  sine  consilio  nihil  age- 
batur  in  ecclesia.  Quod  qua  negligentia  obsoleverit  nescio;  nisi  forte  docto- 
rum  (ber  8t|^dfe)  desidia  aut  magis  superbia.  dum  soli  volunt  aliquid  videri. 
^resb^ter  unb  (l^ftopen  maren  urK^rünglti^  basfelbe,   |ie  |inb  es  im  ®runbe  no^ 

40  immer :  beibe  vicarii  Christi  .  .  .  Uterque  enim  sacerdos  est,  sed  episcopus 
primus  est;  ut  omnis  episcopus  presbyter  sit,  non  tarnen  omnis  presbyter 
episcopus.  —  SRi^t  hnxä)  Slpo|teI  fei  bie  romi|(^e  ©emeinbe  gegrünbct,  fonbem  hmä) 
etnfa^e  credentes  ex  Judaeis.  Romani  susceperant  fidem  Christi,  ritu  licet 
Judaico.     Dann  feien  foIAe,  bie  riAtiger  glaubten,  ^injugelommen,    unb  nun  ^tten 

45  fi^  Streitfragen  ergeben,  übet  bas  gfleif(^e|fen,  et  utrumnam  spes  quae  in  Christo 
est  sufficeret,  aut  et  lex  servanda  esset.   Der  9lmbro|ia|ter  teilt  ni^t  bie  bis  auf 


i^t,  als  |ei  ber  ®a  2  beneidete 
ed^terei  gerDe|en.—  Sticht  ^etrus 


9Iugu[tin  ^rr|(^nbe  unb  noA^  fpäter  oft  oerteibmie  9In 
itonfliit  jmil^n  ^etrus  unb  Paulus  oerabrebete  (opiegel 
allein,  aud^  Paulus  fiabe  einen  ^rimat  gehabt.    Die  Stigmata ^bes  SIpoftels  (&a  6,  17 

50  beutet  er  xoeber  auf  Sie  Se|<!^neioung,  no^  auf  Seelen!am;^e,  |onbern  Der|te^t  barunter 

bie  Sterben  oon  ben  SRih^nblungen.    Dte  „Cngel  ber  6emeinben"  in  ber  9lpoIalm)|e 

inb  fl^m  8i|(^9fe.    Die  po^n  SJorjüae  bes  ?lmbroJia]ter  re^tfertigen  es  oollauf ,   oiafe 

eine  (Erllorungen  neuerbings  ni^t  btog  oon  fot^oii|^en  5tommentatoren  (Steit^ma^r) , 

onbem  au^  oon  eoangeli|^en  (®omemann)  einge^nb  berüd^i^tigt  ©erben.  —  Unter 

55  ben  ^anbfd^riften  i|t  auger  ben  genannten  bejonbers  bie  um  769  oon  bem  St.  6allener 
ÜJlon(^  9Binit^rius  ge[(^riebene  (Komerbnef)  intere||ant.  Dag  als  3Serfa||er  bort, 
xoie  au^  |on|t  oft,  Örigenes  genannt  0}irb,  erilört  |i^  aus  einigen  origeni|tt|^en 
H^eologumenen.  ©enauer  ols  je^  ©erben  roir  über  bas  SBerf  urteilen  fönnen, 
nenn  bie  oon  W.  3^m  für  bas  CSEL  oorbereitete  Slusgabe  oollenbet  [ein  loirb. 


ütttirofittd  eatttolktilettftd  Umitü^u»  t»im  Statlanb  443 

ümbroftu^  Camalbulenfi«,  gejt.  1439.  Seine  «riefe  gab  m^  ©iortettc  (Vett. 
Scr.  m  p.  6—728)  in  weit  Donftftnblgcrem  Umfange  ©anneto  ^erau«  (glorenj  1759,  II); 
feine  Vit«  fiftrieb  ^c^u«  ,,niit  her  mül^famften  3(u«fü^rli(^lfit''  (ebb..  t)or  bcr  eonnetif(ftfn 
?lu8g  ber  Epistolae).  3n  ba«  redjte  ßi^t  fiat  i^n  juerft  ®.  SSoigt  (^ic  «öicberbelebung  bcö 
«äff.  «Itcrtumö.  3.  ?(ufr.  1893.  2  Jöbe)  getücft;  ügl.  bef.  I,  314—312;  baju:  t).  JKeumont,  3 
Lorenzo  il  Magnifico,  »b  I  (1874). 

2tmbroflio  Irooerfari,  geboren  }u  ^ortico  bei  glorcns  1386,  feit  1400  im  Älojter 
Sta.  Maria  degli  angeli,  mürbe  im  ^afyct  1431  jum  (Beneral  bes  (Eamalbulenfer* 
orbens  ermöfilt.  3n  biefer  Stellung  ^t  er,  roeil  bos  nun  einmal  jum  guten  Ion  ge« 
^örte,  bie  „Reform",  b.  1^.  bie  genauere  Seoii^tuna  ber  9?egel  geforbert,  bot  fiA  ou^  10 
geaen  bie  Seräugerli^ung  be$  fiebens  an  ber  5lune  gemanbt,  ift  ober  bur^s  ^opalift 
geblieben  unb  ^at  bies  befonbers  bemiefen,  als  er  1435  ab  fiegat  (Eugens  IV.  beim 
Safeler  Äonjil  erfc^ien  —  „oon  ben  SJatem  bes  Äonjils,  bie  bas  Keformmer!  emft^ 
in  Die  $anb  nehmen  mollten,  \\ft(ii)  er  nie  onbers  mie  oon  einer  3wfömmenrottung 
maJ^nfinnioer  Serbred^er,  unb  Sofel  pflegte  er  bas  roeftlic^  Sobplon  3U  nennen"  (Sotgt,  15 
I,  316).  UBenn  fo  feiner  ?Htion  in  Safel,  obmoM  er  felbcr  feine  bq^IomotifAen  I^ten 
bort  unb  beim  Äaifer  Sigismunb  febr  ^erausftrei^t,  ber  Stempel  ber  (&rgebnisIo|ig!eit 
aufgeprägt  geblieben  ift,  fo  f^ien  ferne  SRitmtrfung  bei  ber  Union  mit  ben  ©ne^n 
1438—39  me^r  3U  oerfpre^en:  er  mar  es.  toeld^er  bie  ©rie^n  fion  in  Jknebig  be» 
grillte  unb  bann  in  (Jflorens  bur^  Setetliguna  an  ben  t^eobgMen  Sefpret^ungen  2^) 
unb  Hberfeftung  grie^if$er  S^riften  alles  jur  §erbep^rung  ber  Sereinigung  tbot  — 
freili^  ift  olle  ferne  9Rfl^e,  bie  er  ni^t  gering  anf(^lug  (Epist.  XIII,  34),  mte  ber 
ganse  5ßerfu$  fdbliegli^  oergebliA  gemefen. 

Dag  aber  !lraoerfari  mit  fol^em  (Eifer  ffir  jene  ausfic^lofe  Sa^e  eintrat,  mag 
bei  i^  mie  bei  oielen  anbem  babur^  ^eroorgerufen  loorben  fein,  baj}  bas  3ntereffe  20 
für  alles  (grie^if^e  in  i^nen  ols  $umantften  leb^ft  enttoidelt  nxur.    unb  bamit  be« 
rühren  mir  jugleid^  ben  (gefi^tspunit,  unter  toel^m  Xr.  uns  oon  tqpifc^em  Sntereffe 
ift.    (Er  ift  in  ber  großen  ^umaniftenrepublü  am  Smo  ber  erfte,  in  loelqem  bas  fyx^ 
maniftif^e  (Element  fo  Irfiftig  neben  bem  lirc^lic^en  fi^  entmidelt,  baj}  „wir  ^ier  bos 
erfte  Seifoiel  eines  ÜRönäes  ^aben,  in  meld^m  ber  S^önoeift  mit  bem  ^eiliaen  (Seifte  :k) 
im  5lampfe  loa,  unb  mir  fe^en  f^on,  mie  bie  ifinftlerif^  £ieb^aberei  oon  gflorens  be» 
reits  bas  lir^u^  £eben  fibenoog"  (Soigt  I,  321).    (Erft  unter  biefem  ©rft^tsmitdel 
tritt  aud^  bas  ma^re  SBefen  !Ir.s  heraus.  9Ber  i^n  nur  ab  öffentli^en  (E^arolter  lannte, 
mo^te  i^n  für  einen  garten,  ru^mrebiaen  unb  |eu(^lerif(ben  aRBnc^  ^Iten;    mit  ben 
Orbensbrfibern  mar  er  oft  in  Streit  oerjtridt.    über  unter  feinen  ^umoniftif^  gerichteten  05 
(Jfreunben  erf^eint  er  ganj  anbers :  bo  nimmt  er  on  ben  fetteren  (5efprS(^en  an  Sofimo 
be  SRebici's  lofel  teil,  neben  i^m  bie  fieu^n  ber  9Bifjenf(^ Jener  3ett.  Sllles  «ms 
aus   ber  (Erbf^aft   bes  flaffifc^en  Slltertums  oon  litteranf^n  ^äfiUtn  guganglid^  ift, 
bilbet  bort  ben  (gegenftanb  oon  (&enub  unb  Sforfc^ng,  unb  nicbts  min^  oud^  oon  Xr.  im 
Sereu^  feiner  penonli^en  unb  amtlt^n  Sejie^ungen  unb  feiner  9lei{en  oerabfüumt,  40 
um  bie  foftbaren  S^ä^e  an  ^anbjd^riften  ju  oergrögem.    Spesiell  fretltd^  ri^teie  er 
babei  fein  ^ugenmerl  auf  bie  ür^li^en  Tutoren  grie^if^er  3unge,  unb  xottm  er  ein« 
mal  einen  ^ofan|(^riftfteller,  mie  ben  Diogenes  aus  £aerte,  um  mit  ben  übrigen 
^umaniften  3U  metteifem,  ins  3talienif^e  überfe^te,  ba  gef^a^  bas  ni^t  o^ne  Aoutelen 
unb  mit  bem  (Gelöbnis :   na^^r  mill  t^  mit  befto  glfi^enberem  Serlangen,  befto  ^ige»  45 
rem  Durfte  jur  Übertragung  oon  ^eiligen  S<^|ten  jurfidle^en  unb  fie  wn  fo  inniger 
füffen,  ba  t(^  foft  oon  Ainb  auf  an  fie  getoö^nt  bin  <ogl.  3x.  Epist.  VI,  23.  25.  27; 
VII,  2;  VIII,  3;  XXIII,  10). 

Zt.  Horb  am  20.  CItober  1439.    „Die  3a]^l  ber  ^umaniftif^en  (geiftlic^en  unb 
Wön^e  ift  feine  fleine  geblieben ;  bie  ängftli$e  CSemifTenbaftigleit  bes  (Eomalbulenfers  60 
aber  fe^en  mir  bei  feinen  9lad^folgem  immer  me^  bal^in  fpomben".  (Soigt,  I,  322). 

IBenrat^. 

«mbrofitt«,  ®if^of  oon  SRoilanb,  geft.  397.  —  «uSgoben  feiner  öcrfe: 
»enebiftinerauSgabe  (4  «Bbc.  SBeneb.  1748  ff.)  bei  MSL  in  14.— 17.  ob.  »aücrini  (3Railonb 
1875  ff.  6  ©be);  in  ber  ..»ibliot^.  ber  ^ir^enuäter« :  ausgewählte  ©Triften  beö  ^L  «.  oon  66 
5.  X.  ©d^ulte  (Job  15—16);  bie  Schrift  de  officiis  etc.  ^at  ^obinger  1857  ^eraus^gegebe«. 
—  fiitteratur:  3)er  ältcftc  biograp^ifc^e  S^erfutft  uon  ^aulinuö  (In  ber  SenebiftinerauÄgobc 
u.  a.);  Muratori,  renun  ital.  scriptorcs  etc.;  Dupin:  nouvelle  biblioth.  II;  ®lbbon,  ®ef^. 
bcg  ^erfaa§  jc  VII;  .öermant  (^ßari§  1678);  @ilbert  (1841);  Öaunarb.  ®ef(^.  be§  ^1.  H. 
(1874) ;  gflubelbac^,  ©^riftl.  «iograp^ie  (1 849) ;  »ö(|rlnger,  a)le  Äir(^e  ©^rif«  2c.  1 0.  «b  (2.  «ufl.  1877)  00 


444  9ittinrii{tit9  Hott  aRoämib 

If).  Sörftcr,  «mbv.  »ifdjof  \j.  «lailanb  (1884);  (gbert,  ®ef*.ber  4nftli(l)*latein.  V»itt.  (2.«ufl. 
1889);  3f)m,  ötudia  Ambrosiana  (1889);  Üiiditer,  ©ef*.  be§  wcftröm.  iHci(^8;  (»ülben* 
pcnning  u.  3flanb,  Ädfer  5:^eobofiuS  (1878);  grüner,  ^ic  Xbcol.  b.  ^mbrof.  (1862); 
5)cutf*,  3)c§  Slmbrof.  fie^rc  üon  b.  @ünbc  unb  ©ünbentilgung,  (1867) ;  2)räfc!c,  Ciceronis 
5  et  Ambrosii  de  officiis  U.  (1876) ;  %  @walb,  5)er  @influg  ber  ftotf(i^»ciceron.  ^orol  auf  bie 
(Stf)if  bei  91.  (1881).  3u  benJ&ijtnnen  beä  ?t.  ügl.  außer  ben  @.  440,  i  ff.  acnonnten  Werfen 
»ä^r  (e^riftl.  a)i(^tcr  1872);  öirag^i,  (Inni  sinceri  etc.  1862);  ^uciner  (Ünterfut^.  über  b. 
filtcften  latcin.  •  c^riftl.  SR^^t^mcn  1879);  5^^icrfelber  (De  christiaDonim  psalmiB  etc. 
1868),  u.  a. 

10  SImbroftus  entftamtnte  einem  alten  ®e[<|le^t,  otellei^t  ber  gens  Aurelia,  unb  ift 
ffinbe  ber  breifeiger  3ö&c^  ^^  4.  ^dSftf^.  (gegen  337— 40V  in  ;&icr  geboren,  wo  fein 
Sater  bas  3lmt  eines  ^räfeiten  in  (BoIIien  befleibete.  uRit  [einem  Sruber  Satprus, 
weiter  frü^  [torb,  unb  [einer  S^xoefter  aRorcellina  xourbe  er  in  9lom  erjogen  unb  oon 
[einem  SSater  für  bie  [tQQtsmänni[d^e  fioufba^n  beftimmt.    9lo^  als   junger  SRann 

15  iDurbe  er  ftonfulor  in  Oberitalien  unb  no^m  [einen  Si^  in  SRailanb  374,  bo^  bereits 
in  bie[es  ^oiS)x  fallt  bie  grofee  SBenbung  [eines  £ebens:  burd^  ben  einmütigen  SBillen 
bes  93oßs  mürbe  er,  als  er  in  ber  jur  93i[<|ofsma^I  oerjammelten  SRenge  erf^ienen 
iDor,  [elb[t  jum  S3i[^of  geroo^It,  obgleid^  er  no^  ni^t  emmal  bie  Xaufe  empfangen 
^e.    (ging  bem  neuen  Si[$of  lir^li^e  Crfobrung  unb  iü^eoIogi[^e  Sorbilbung  ab, 

20  unb  ^at  er  er[t  nad^trögli^  bie  Süden  [eines  t9eoIogi[^en  2Bi[[ens  bur^  einge^enbes 
Stubtum  ber  grie^tfi^en  uRu[ter,  namentli^  bes  ^^ilo.  Origenes,  Sa[ilius  ausjufüKen 
ge[u(^t,  [o  ging  i^m  bo^  ber  9{uf  ber  6ere(^tigleit,  Wü>t  unb  (£^aralter[tar!e  ooraus, 
unb  %,  ^at  ben[elben  bur^  ein  SjA^u  ber  ^fli^ttreue,  (Ent[agung  unb  geQ>i|[en^fte[ter 
Eingebung  an  [ein  9Imt  gered^tfertigt. 

23  Der  Spiflopat  bes  31.  f&IIt  in  bie  Slegierungsjeit  bes  Salentinian  I.,  ber  [^on  375 
ftarb,  unb  [einer  6a^ne  (Srotian  f  383  unb  Solentinian  II.  f  392,  foxoie  bes  X^obo» 
[iust395.  Die  ni(&m[d^e  9le^tgläubig!eit  botte  imSbenblanb  bereits  ge[iegt  unb  xourbe 
ntd^t  me^r  re^tli^  beftritten,  aber  bas  fieben  bes  Si[d^o[s  ift  tro^bem  oon  ben  legten 
Aam|)|fen  um  bie  $omou[ie  [torl  betoegt  loorben.  Die  anani[d^e  Partei,  ju  ber  nament^ 

aolicb  bie  germani[^en  Seamten  unb  OnQi^^^  gehörten,  fanb  jtoar  ni^t  bei  ben  Iai[er» 
Hqen  Srfibem,  xoo^I  ober  bei  i^er  Wtutter  3uftin<^  S^u^»  unb  es  ^e^Ue  ni^t  an 
me^oÄen  Ser[u(^n,  für  einen  ariani[^en  $oft^oIogen  eme  ber  3RatIanber  Air^en 

Si  geo}tnnen,  be[onbers  als  na6)  ®ratians  (Ermoroung  ber  [ebr  jugenbli^e  Salentinian  II. 
e[en  Seftr^ungen  3U  oiel  9la^[i^t  entgegenbrad^te.    Die[e  Aömpfe,  xoel^e  in  bie 

35  Ofterjett  ber  3^^  385  unb  86  falten,  bejei^nen  ben  ^o^epunft  bes  bi[^öfli<!^en 
SBaltens  bes  31.  Denn  ba  ber  5Bif^of  mit  (nttfd^ieben^eit  {ebes  3u8e[tönbnis  an  bie 
ar{ani[^e  ^ofpartei  ablehnte,  unb  oon  bort  aus  eme  geiDaIt(ame  93e[e^ung  einer  Sa[i:= 
lifa  mehrmals  oerfu^t  0}urbe,  fd^  (i^  91.  genötiat,  in  ber  aefö^rbeten  jlir^e  mit  [einer 
mannboft  für  ibren  93i[^of  eintretenben  ®emeinoe  Xag  uno  3ta^i  ausjul^alten,  bis  bie 

40  f einbltAe  SRam  erlahmte  unb  bas  SRilitar  surüdgejogen  mürbe ;  31.  f)(ä  über  bie[e  93or= 
gange  [einer  ^^0}e[ter  3RarceIIina  einen  an[^aulid9en  33eri^t  er[tattet.  3n  bie[en  auf^ 
oeregten  !^txitn  ^cA  er,  um  [eine  (getreuen  oor  (Ermattung  5U  beioa^ren,  bie  fir^Ii^en 
)Kntq)^onien  unb  S^mnen,  n>el(be  im  Orient  [^on  langer  in  (&ebrau^  n>aren,  eingefül^rt 
unb  bamit  eine  ungemeine  äBirtung  erjielt  (über  bie  ^qmnen  bes  31.  [.  u.).    SIber  au^ 

45  ber  llm[tanb,  bog  in  bie[en  [^xoeren  Xagen  bie  fiei^name  ber  berühmten  Stabt^eiligen, 
®eroa[ius  unb  ^rota[ius,  aufgefunben  xourben,  loelAe  au^  alsbalb  als  munbertbatig  [i^ 
bebinbeten,  oerlte^  ber  6a(^e  bes  Si[^ofs  gegen  ben  $of  ein  aufeerorbentli^es  mpra« 
Uf^es  Seioid^t,  unb  es  mufete  bem  le^teren  geraten  er[d^e{nen,  [einen  (}frieben  mit  bem 
Si(^of  ju  ma^en.    Übrigens  fysi  [i^  biefer  [tets  als  ein  (Jfreunb  unb  eine  6tü^e  ber 

50  D^najtie  beQ>ie[en :  na^  l&ratians  (Ermorbung  ^at  er  gegen  ben  ll[urpator  SRaximus, 
na^  93alentinians  II.  Srmorbung  gegen  3lrbogaft  unb  Su^enius  bie  legitime  $err[(^er» 
familie  marm  unterFtü^t  unb  au(^  ourd^  biplomati[^e  9ni[[tonen  [einen  Sinflufe  für  bie^ 
[elbe  aufgeboten,  unb  o}ie  er  bem  laijerli^en  Sruberpaar  ein  oöterli^er  gfteunb  unb 
SBerater  locnr.  [o  trat  er  auA  ju  i^rem  (Erben,  bem  großen  2:^eobo[ius,  in  ein  freunb^ 

55  [^oftli^es  SJertrauensoer^öItnts,  loel^es  nur  einmal  erbebli^,  unb  stoar  bur^  bie  be^ 
tonnte  ^ata[trop^e  oon  !I^e[[abni^  getrübt  woxhtn  i[t.  3^^^  \^on  oor^er,  im  ^a^it  388 
lourbe  eine  oorüberae^enbe  aReinungsoer[^ieben^eit  3lnlaj3  ju  93or[tellungen  [eitens  bes 
Si[^of$.  als  Xl^eobo[ius  ben  (E^ri[ten  in  jlallinifum  (in  äRefopot.)  aufgab,  eine  bur^  ^ri[t= 
li^e  Solls^ufen  5er[t5rte  Sqnagoge  loieber  aufjubauen.    DurA  briefliche  unb  münblic^e 

Go  SRa^nungen  gelang  es  bem  Stfd^of,  ben  Jlai[er  5ur  3urü(Inabme  feines  Delrets  3u  be- 


Umit^fmd  tpoit  SRatltiA  446 

iDe^en.  9Iber  mistiger  unb  foI^enretAer  war  ya)e\  ^aSftt  fpäter  ber  93oraang  in  Zfft^a- 
lottt^,  n>o  2:^eoboftus,  bur(^  etnen  SoHsaufiu^r  unb  bte  Srmorbung  (eines  Wilitor'^ 
goupemeurs  Sot^erid)  fur^tbat  gereijt,  mehrere  Üaufenbe  3ur  6üfine  im  Circus 
niebemtad^en  lieg.  31.  trat  biet  ffir  eine  reinere  unb  gered^tere  Qa^t  ein,  als  in 
jlQlIinitum,  er  roor  ^moalt  bes  tief  oerle^ten  ^riftlü^en  Gefühls  gegen  bie  leiben^  5 
f(^aftlid^en  Sla^eoite  be$  JtQifers.  Smat  ift  es  legenbenj^e  9lust^mfl(funa,  n>enn 
^aulinus,  unb  mit  i^m  bie  [pateren  Seri^terftatter,  Qon  einer  bromottf^en  wtion  in 
ber  Safilifa  5U  99lailanb  reben,  iDorin  bem  bie  jlir^e  mit  [einem  ^offtaat  betretenben 
Aaifer  Qon  ^.  ber  eintritt  Dertoel^rt  unb  er  aufaeforberi  fei,  juoor  Suge  5U  t^un^  1D05U  M 
3:^eobofius  aisbann  na^  a^t  9Rünaten  en^Iüffen  ^obe.  Slber  bos  ift  riAttg,  ba^  9l.  10 
mit  gfreimut  unb  (£m[t  bem  Aai[er  briefli^  [eine  S^ulb  Dor^ielt  unb  i^n  ermahnte, 
Suge  Qor  ber  ®emeinoe  ju  t^un,  el^e  er  jum  Salrament  [i^  no^e.  Son  einer  (Es» 
tommunilotion  i[t  feine  SRebe,  aber  ber  jlaijer  ^at  bem  [eel[orgerif<|en  3i(ät  [eines 
bi[^öfli^n  S^eunbes  ^olQt  gegeben,  mas  ^.  tn  [einer  na^maligen  Zrauenebe  auf  ben 
itai[er  rü^menb  ^en^or^ebt.  15 

3nit  ber  gleiten  Snt[(^ieben]^eit,  mit  xoel^er  (tc^  91.  gegen  alle  3untutungen  ber 
ariani[^en  Partei  aus[pra^,  roies  er  au^  bie  Serfu^e  jurfld,  roel^e  auf  3uae[^nbni[fe 
ber  Staatsgeroalt  im  3ntere[[e  einer  paritati[(^en  Stellung  bes  ^eibentums  uno  (E^riften« 
tums  hinausliefen;  Ser[u(^e,  n>el^e  oon  bem  Senat  in  9{om,  bem  ftäriften  Solhoerl 
ber  altemben  9{eltgion,  ausgingen.  9Ba^r[^einltc^  9^[4^  es  unter  bem  (Einfluß  bes  so 
93i[^ofs,  bag  6rattan  im  3^^  ^^^  ^W  ^^h  ^^^  Staatsbeiträoe  für  ben  ^eibni[^n 
Aultus  surüdjog,  [onbem  auq  bie  Sefeitigung  ber  berübmten  93ilb(aule  ber  Siltoria 
aus  bem  6i^ungs[aal  bes  Senats  oerfflgte.  sDtber^olte  9jer[u(^  ber  römi[^n  Senats« 
partei,  loel^en  namentli^  ber  eble  praefectus  urbis  Spmmac^us  Slusbrud  gab,  blieben 
[omo^l  bei  6ratian  unb  93alentinian  II.,  als  ou^  bei  X^bo[tus  erfolglos.  25 

Seiner  ganjen  6ei[tesart  unb  ffintroidlung  gemah  neigt  [ic^  91.  in  feinen  le^r» 
l^aften  Darlegungen  oiel  me^r  5U  ben  praftijd^  *  et^if^en  Brragen,  als  ben  grtogen 
ber  Wetap^9)il,  unb  er  bean(pru^  in  ber  Dogmenenttoidluim  nur  in  Sejug  auf 
einen  fie^rpunft  größere  Seobad^tung,  bas  ant^opologif(^e  Problem,  meines  thtn 
au^  ber  etbifd^ « praltifc^en  Setra^tung  am  meiften  fi^  empfahl.  Sx  ift  fein  so 
genialer  Sa^nbre^er,  fonbem  in  feiner  Dogmatil  unb  in  feiner  Sc^riftauslegung 
abböngig  oon  ben  grie^if^en  SRuftem,  Origenes  unb  Safilius  oor  allem,  au^  oon 
^Qilo.  3n  Se3ug  auf  bie  S(^riftauslegung  folgt  er  ber  atleoorifierenben  9Ius« 
legung  mit  SSorliebe;  in  Sejug  auf  bie  Dogmatil  aaeptiert  er,  oem  es  an  p^ilo« 
fop^if^er  Durd^bilbung  fep,  bie  ort^oboxe  fi^re  oon  9licfia  unb  le^nt  fi^  au(^  35 
im  übrigen  an  bie  red^tglöubigen  £ebrer  an.  3l.  ift  ber  3Rann  ausgeprägten  firA« 
li^en  SeiDu^tfeins,  feine  aanje  äBirffamfeit  getoinnt  eine  Se^ie^ung  jur  Air^e,  m 
loel^r  er  bte  Darftellung  oes  Steiges  (Sottes  auf  (Erben  fa^,  jür  todh^e  er  mit  ber 
gamen  Araft  feines  CE^arafters  eingetreten  ift.  (Erinneri  fem  Air^nibeal  aud^  bereits 
an  Den  mittelalterlichen  Seariff  ber  fir^li^en  9lnftalt,  unb  ^at  er  es  m  S^Htn  Der»  40 
ftanben,  ben  Airc^enfürften  ftarf  3ur  (Geltung  ju  bringen,  |o  lag  i^  boq  oielme^r,  als 
an  $errf(^aft  unb  Wa^t,  am  fittlidben  Slufbau  ber  (gemetnbe  unb  an  treuer  Eingabe 
an  [eine  ober^irtli^en  $fli^ten.  äuann^aft  unb  loürbeooll,  bo^  au^  milb  unb  l^uman, 
mit  ber  Urbanität  bes  gebilbeten  SUmers  })ai  ei  feiner  (Bemeinbe  gebient  unb  ift  i^r 
in  ben  ferneren  !itritn  feines  (&)iffopates  9}ater  unb  grü^rer  geioefen,  immer  bas  9Iuge  45 
auf  bie  praftif^^religiöfen  älufgaben  ber  3^^^  gerietet  Die  Stellung  bes  91.  3U  ber 
großen  (^rage,  mel^e  im  5.  io^xS).  bas  9lbenblanb  beioegte,  la|}t  fid^  rurj  fo  beseid^nen, 
bog  er  im  mefentli^en  ben  Stanbpunft  oertreten  ^ot,  roel^en  9lugufnn  in  feiner  frü^< 
ren  $eriobe  einnabm:  eine  ftarfe  Setonung  bes  erbfünbli^en  Serberbens  mit  S^ft^al« 
tung  einer  (^ö^igfett  bes  aRenf(^en  3ur  fiüli(^en  SelbftentJAeibung.  Siel  ftorfer  als  m 
feine  gried^ift^en  Sorbtiber  unb  au<|  als  Xertullian,  an  toelqen  er  \xi)  am  meiften  an* 
le^nt,  ma(^t  91.  ben  3ufammen^ana  bes  gegemoortigen  fünbigen  3uftanbes  ber  SRenf^n 
mtt  ber  Sünbe  9lbams  geltenb.  !^wox  oas  fyd  er  mit  ben  Orientalen  gemeinfam,  bag 
er  an  ber  äBillensfrei^eit  bes  äRenf^en  feftl^ölt  unb  {ebe  Spefulation  abioeift,  in  wtlij^x 
bie  Sünbe  unter  ben  (Sefi^tspunft  ber  Slatumotioenbigfeit  geftellt  loirb.  9lber  oielft& 
flarer  als  bortxoirb  {ebe  Sünbe  in  einen  3ufammen^ang  gefegt  mit  ber  Sünbe  9lbams: 
in  Adam  omnes  perierunt.  —  Antequam  nascamur,  maculamur  contagio  — 
et  in  iniquitate  concipimur ;  in  delictis  generat  unumquemque  mater  sua ;  . . . 
nee  unius  diel  infans  sine  peccato  est.  (]!oncipimur  in  peccato  parentum  et  in 
delictis  eorum  nascimur.  —  Lapsus  sum  in  Adam,  mortuus  in  Adam  (f.  loeitere  ^ 


446  Wnlnnfin»  tiiitt 

Scicflc  in  meiner  St^rift  über  81.  S.  152  ff^.  Dofe  bie  ben  9Kenf(^en  angeborene 
Sfinbe  ben  3Renf^en  bereits  f^ulbig  ma^e,  feiert  91.  alleibings  nUbt,  aber  einen  fau» 
[olen  3uf^^^^n^n9  <^H^^  6finben  mit  ber  erften  xoirb  man  bei  rfyn  jugeben  mfiffen. 
(Er  besei^net  in[ofem  eine  xoi^tige  Cntn)idlungs[tufe  oon  ben  früheren  abenblanbt[<9en 

5  Settern  unb  ber  orientalif^en  X^Iogte  ju  Slugufttn  bin.  Unb  je  energif^er  81.  an  btefen 
u.  5.  Stellen  bie  6roge  ber  Sfinbe  nno  ber  Sierberot^eit  ber  menj^^en  9latur  betont, 
befto  me^r  tritt  bann  au^  ber  Glaube  als  bas  bie  ®nabe  (Sottes  in  (E^rifto  oermitteinbe 
Organ  in  (eine  centrale  foteriobgif^e  Stellung:  non  ex  operibus,  sed  ex  fide  per 
gratiam  suam  nobis  peccata  donavit.    Non  gloriabor  quia   justus  sum,    sed 

10  gloriabor  quia  redemptus  sum ;  gloriabor  non  quia  vacuus  peccatis  sum,  sed 
quia  remissa  sunt  mihi  peccata.  (Es  mug  freilü^  gugeftonben  loerben,  bag  91. 
feinesioegs  immer  auf  biefer  $öbe  ber  Setra^tuna  Jte^t,  loo  ber  Glaube  funbamentale 
^SfyA  bes  ^riftlic^en  £ebens  unb  uuellpunit  ber  fittli^n  Erneuerung  ift,  oielfoc^  loirb  er 
ber  Siebe  loorbiniert  unb  mit  ber  fiducia  ober  ber  Glaubensfiberjeugung  inbenttjtjiert. 

15—  3wr  93eleu^tung  ber  et^if^en  9ln[^auunaen  bes  91.  ift  befonben»  bie  S^rtft  de 
officiis  niinistrorum  oon  Selang,  bie  in  [e^  erlennbarer  SBeife  fi^  an  bie  cicero« 
nknifi^e  6<^rift  de  officiis  anlehnt,  unb  eine  me^r  als  formale  Senoanbtfc^aft  aufroeift, 
aber  bo^  ein  einfeitiges  Silb  ber  ambroj.  (£t^il  barbietet,  rnenn  fie  ni^t  aus  ben  anberen 
Sd^rtften,  namenüi^ben  ^rebigten  ergängt  wich.  (Es  gilt  au^  ^er,  baj^  91.  eine  bop^ 

90  pelte  9{ei9e  oon  (&eban!en  menig  oermittelt  neben  einanber  oortrögt :  bie  reineren  eoan» 
gelif^enp  roo  ber  SBert  ber  ^anblungen  oon  bem  [ittli^en  C^ralter  ber  $erfönli<|fett 
ab^ngig  gemalt  niirb  unb  ber  (glaube,  bie  (gefinnung  bes  3Renf^en  als  Cluell  bes 
fittli^n  ^onbelns  erf^int,  unb  eine  me^  mittelaUerliffle,  mo  bas  einjelne  SBerl  ifoliert 
unb  na^  [einer  £eiftung  getoertet  xoirb.  !Der  f^on  fx&n  in  ber  Air<|e  fi^  (Geltung  oer^ 

ts  f^affenbe  (Sebanfe  einer  bohren  unb  nieberen  Sittli^kit  oerleitete  ju  einer  übertriebe^ 
nen  3Bertf^ä^ung  ber  befonberen  oerbienftlid^en  SBerle,  ju  einer  uneoangelif^en  (£ni^ 
aegenftellung  ber  praecepta  unb  consilia.  Der  mit  Der  fonftantinif(|en  (Epo^e  [tarier 
peroortretenbe  loeltflflAtige,  asleti|<^  3ug  jeigt  M)  auc^  bei  91.  in  ber  ubirmägigen 
$o^[tellung  ber  (Ebelofigieit,  bes  aRortQriums^  ber  freiwilligen  9lrmut,  unb  bie  Stlbbängi^^ 

SD  leit,  in  met^e  er  ]i^  in  ber  genannten  6<^rtft  oon  ber  [toi{^«dceroni[^n  3Roralt^eorte 
begab,  begfin[t^te  bie  antii<art(toIrat{|(be  Sorttellung  oon  etner  nur  ben  9lusenDapen 
guaänglicben  ^o^eren  Stufe  bes  ^rittli^en  Gebens,  5U  xoel^er  bie  groge  9Ra[(e  [i(^ 
oi^u[^iDtngen  unfähig  i[t. 

(Eine  Qö^ere  9Bertf(^ö^ung,  als  es  frül^er  übli^  mar,  barf  91.  als  ^rebiger  in  9In^ 

8s  IpruA  nehmen.  S^^^  ftnl>  ^i^  erbauli(^4e^r]^aften  ^traltate  über  oer[^iebene  ^Bü^er  ber 
9I.  ^^rift  nid^t  in  ber  gorm  oon  ^rebigten  oer|agt,  [ie  tragen  alier  ben  ^omilien» 

garaiter  ^um  grohen  Xeil  in  [0  erlennbarer  9Bet[e,  bag  [ie  aber  bie  ^rebigtn)ei[e  bes 
annes  ein  Imeil  ge[tatten.  3n  Segug  auf  [eine  exegett(^en  (&runb[ö^e  unb  auf  bie 
bogmatt[^en  Srörterungen,  loel^e  er  im  6e[^ma(f  (einer  Seit  namentlich  über  bas 

40  Xrtnitatsbogma  barbietet,  i[t  91.  abhängig  oon  [einen  orientalijäen  Sorbilbern,  be[onbers 
oon  Crigenes  unb  Sa[ilius;  bie  o^rtftauslegung  leibet  oielfad^  an  aßillfürli^ieiten 
unb  einer  ermübenben  ^üllt  allegori[d^er  fiiebl^abereien,  mel(^e  aus  bem  3Rangel  eines 
(Einbli(fe  in  ben  gefAi$tli(^en  Organismus  ber  $.  6.  erllärlid^  [inb.  ^eroonagenb 
aber  i[t  91.  in  ber  Wloral«  unb  ffielegen^eitsprebigt:  ^ier  Der[tär!t  bie  eble,  gemeinte 

46  $er[önli(b!eit  bes  SRannes,  [eine  reife  £ebenserfa^rung,  [eine  tapfre,  uner[^fitterte  Über^^ 
jeugung  oen  Sinbrud  [eines  prie[terli(^en  9Bortes.  Seme  möd^ti^en  9lngriffe  auf  bie 
@finben  ber  3^'^,  auf  £uxus  unb  6ittenb}igfeit,  Unborm^erjtgfeit  unb  SBeltfinn, 
3xuni[u^t  unb  9Bu^  [inb  na[[i[db;  unb  in  [einen  Xrauerreben  auf  [einen  Sruber  6a= 
tqrus,   auf  93alentinian  II.  unb  X^eobo[ius,  in   ben  3^^^^^^$^^^  9^fl^^  9lu2entius 

Bou.  a.  er^eot  [id^  bie  Siebe  ni^t  [elten  m  ffopex  r^tori[(9er  Araft  unb  (eine  6^il^ 
berung  ju  Jc^mungoollem  ^at^os,  roobei  00^  immer  bie  SDSürbe  unb  (Sraoitat  bie(er 
eblen  [ittlid^en  $er(önli^Iett  erfennbor  i[t  ([.  meine  SArift  über  91.  6.  218  ff.).  Sel^r 
bea^tensn)erte  pa[toralt^logi((^e  SBeis^eit  enthält  bie  [i^on  genannte  Sd^rift  de  offi- 
ciis ministrorum. 

BS  3n  bie  3^^^  ^  ariani[cben  jlömpfe  fallt  bie  Bereicherung  ber  mailönbi(d^en  £i^ 
turate  ni(bt  nur  burd^  neue  Aultuselemente  (certatim  —  b.  f).  im  9Be^(elgejang  ober 
anttp]^oni((^  —  student  omnes  fidem  fateri),  [onbem  aud^  bur^  bie  S^öpfung 
eigener  ^pmnen  bes  91.  im  ort^oboxen  3ntere[[e.  6inb  i^m  aud^  bie  orientali[(^en 
^omnen  niAt  unbefannt  gemejen  ((Ep^öm  xoar  [ein  3^ttS^i^[[^)»  (0  S^ifit  ^t  \xi)  bo^ 

60  auf  bie[em  ßebiet  bur^meg  originell;  bie  ber  lateini[^en  ^qmnenbtd^tung  eigentümliche 


Sbnbtoftitd  tpott  äRttloiib  ümefitti»  447 

(Sraottöt  unb  6(^It^t^eit,  i^  fittlt^r  (£mft  unb  i^re  (^tiftli^  Gloubenseneroie  ffcd 
}n>etfelIo$  in  91.  Ujfttn  etgentl^ien  6^pfer,  unb  als  Slusbrud  bes  (gemembeglaubens 
erinnern  bie  £ieber  bes  $1.  mit  ijbrer  eblen  liturgiUben  Objeftioitot  an  bie  6(^^^ngen 
fiut^rs  unb  feiner  6^üler.  £eiber  ge^en  bie  uReinungen  ilber  bie  eAten  ambrof. 
^pmnen  noi)  loeit  auseinanber,  unb  fiqer  ift  es,  baj^  oiele  fog.  ombrofianifi^  ^omnen  6 
!einesn)egs  auf  91.  jurfidjuffil^ren  finb.  9Re^r  als  4—5  loerben  als  uiuiDetfel^aft  ec^ 
faum  anjunebmen  fein,  unb  loenn  ber  neuefte  Darfteller  biefes  (Segenftanbs,  Dreoes, 
in  genauem  9ln{^lu|}  an  Sirag^i  [i^  für  bie  9nna^me  Don  18  ed^ten  ^nmnen  auf 
bie  uRailanber  äberlieferung  beruft,  fo  Jtammen  bie  älteften  Codices  bo^  erp  aus  bem 
9.  ^dfyä).  unb  mti^tn  untereinanber  ab ;  f^n  bag  bas  unleugbar  \patttt  Tedeum  mit  lo 
unter  ben  ambro{uinif(^en  S^^ngen  aufgefü^  witb,  mug  bie  fog.  Überlieferung 
Qerbö^g  erf(^inen  laffen.  !Dte  allgemein  als  ed^t  anerfannten  ^qmnen  finb  bie 
S.  440, 46  genannten  oier:  1.  Deus  creator  omnium ;  2.  Aeterne  rerum  conditor; 
3.  Jam  surgit  hora  tertia ;  4.  Veni  redemptor  gentium  (ober  Intende,  qui  regis 
Israel) .  SIls  5.  mo^te  i^  Splendor  paternae  ^loriae  ^ingune^men.  äBie  oiel  no<|  i5 
ou^erbem  oon  ben  bem  91.  gugef^riebenen  £iebem  onginal  finb,  muh  bo^inge^ellt  bleiben. 
9nie  ambrof.  $nmnen  s^len  8  oierjeilige  Strophen,  jebe  3^"^  befte^  aus  einem 
iambif<|en  alotaleltif^en  l)imeter  (w  —  w  —  w  —  w  — ).  W^  mtf  bie  3)i^» 
tungsform  unb  bie  mufüalif(^e  Seite  ber  grtage  einjuge^en,  ift  ^ier  ni^t  ber  Ort  (f.  m. 
QäfxSt  6.  266  ff.  unb  oben  6.  440).  20 

3n  ber  (Jrrfi^e  bes  Sonnabenbs  oor  Oftem,  am  4.  ^ril  397,  ift  9L  geftorben 
unb  pif^en  ben  beiben  Stabt^eiligen  (&eroafius  unb  ^rotafius  beigefe^t  Q)orben.  Sein 
9la^folger  rourbe  Simplijian. 

Unter  ben  S^riften  0.  9L  fte^n  ooran  I.  bie  exegetifAen  fiber  oerfAiebene  Sfi^er 
ber  $S.,  ni^t  ezegetif<|  im  ftrengen  Sinn,  oielme^r  praftifd^  biblifc^e  Setra^tungen,  25 
mit  ^rebigt^lorolter :  Hexagmeron ;  De  paradiso;  de  Gain  ei  Abel;  de  Noe  et 
arca;  de  Abraham;  de  Isaac  et  anima;  de  fugasaeculi;  de  Jacob  et  vita  be- 
ata ;  de  Joseph  patriarcha ;  de  benedictionibus  patriarcharum ;  de  interpella- 
tione  Job  et  David;  apologia  prophetae  David;  de  Elia  et  jejunio;  deNabuthe 
Jezra§lita ;  de  Tobia ;  enarratLones  in  12  psahnos ;  expos.  in  ps.  119 ;  expos.  30 
evangelii  sec.  Lucam;  II.  Sd^riften  bogmatifd^en  Sn^lte:  de  fide  5  SS;  de 
spiritu  sancto  3  SS;  de  incamationis  dominicae  sacramento;  de  mysteriis; 
III.  St^ifc^^asletif^e  S^riften:  de  virginibus;  de  viduis;  de  virginitate;  de  poe- 
nitentia;  de  bono  mortis;  de  officiisministrorum;  de  institutione  virginis ;  ex- 
hortatio  virginitatis ;  IV.  Sieben :  de  excessu  f ratris  Satyri  (^ierju  als  §orfe^ung :  35 
de  fide  resurrectionis) ;  de  obitu  Yalentiniani  consolatio ;  de  obitu  Theodosü. 
V.  91  Sriefe.  VI.  ^^mnen.  —  Smeifel^aft  ift  bie  »erfafferf^aft  bes  «.  bei  fofeen* 
ben  S^riften:  de  sacramentis;  de  lapsu  virginis  consecratae;  apologia  U. 
9lu^  fiber  bie  unter  bem  3Umtn  „Pseudo  -  Hegesippus"  bebinnte  6^^:  de  ex- 
cidio  urbis  Hierosol.,  meiere  in  oielen  Stellen  an  ISi.  erinnert,  lann  noq  ni(^t  mit  40 
ooller  Si^er^eit  geurteilt  loerben,  tro^  ber  belangrei^n  Seitr&ge  oon  3^m  (a.  a.  O.), 
9{önf^  {3w^  1883),  Sogel  (3tf^r.  f.  oftr.  ®mnnaften  Sb  34),  Xraube  (9{^in. 
SRuf.  39)  u.  a.  Da  bie  SArift  mü  jiemli^er  Stc^er^it  in  bie  aRitte  bes  4.  3a|r§. 
ju  fe^en  ift,  fo  ift  bie  SRoglidpfett  ber  Serfafferjc^  bes  9(.,  loelAe  ^omad,  3^m  u.  a. 
annehmen,  jusuge^tel^en ,  ba  mnere  ®rünbe  bte  9lnna^me  unterftu^en.  Siel  unfi(^rer  45 
unb  unioa^f^einli^er  ift  ber  ambrof.  Urfprung  ber  ebenfalls  bem  4. 3<4^-  ange^ren« 
ben  Schrift  „Lex  dei,  quam  Dominus  praecepit  ad  Moysen''  —  (bei  SRommfen, 
collect,  libr.  juris  antejustin.  IIL  1890).  Über  bie  unter  bem  Slamen  „9lm« 
brofiafter''  in  ben  9l.«9lusgaben  fi^  finbenben  S^riftioerle  f.  S.  441, 11. 

D.  St«  Sirfrer.     ») 

Slmerito^  fir^li<|e  Statiftii  f.  bie  eingelnen  Staaten. 

Umeftitd.  9Bil^elm,  geftorben  1633.  —  Sebendbefc^reibung  oon  ^att^.  ^ti^enu^, 
^rofeffor  in  Utre^t,  in  ber  Sefamtaud^abe  feiner  lateinif^en  Wkxh:  Quil.  Amesii . . .  opera 
quae  latine  scripsit  omnia  in  5  volumina  distributa.  Amst  1658;  Eocyclop.  Britt.  voL  I. 
8.  V. ;  Hugo  ViBflcher,  Guilelmus  Amesius.  Zijn  Leven  en  Werken.  Haarlem  1894.  ^5 

3Billiam  9lmes  lourbe  1576  ju  3psn)i4,  ber  ^auptftabt  oon  Suffolf,  einem  ^aufrt« 
ft^e  ber  puritanifc^en  Cppofition  aegen  bas  offijielle  englif(^  Air^ntum,  geboren.  9)on 
einem  C^eim  lourbe  er  in  ben  ftrengen  Sitten  unb  ber  emften  biblif^en  ((lämmigbit 
bes  puritanif^en  Sflrgerftanbes  exogen.    9Iu4  in  (Eombribge,  wo  er  befonbers  unter 


448  ümeM 

SBilliam  ^erfins  (über  beffen  Sebeutung  ogl.  $eppe,  C5ef^.  be&  ^ißtettsmus  unb  ber 
SEflqfttl  in  ber  ref.  >ttr(^e,  1879,  S.  24  ff.)  fhibierte,  atmete  er  puritanifc^en  (Seift.  (Eine 
Stellung  als  Fellow  bee  S^rift^CCoIIege  ju  (Eambribge  behauptete  Slmefius  nur  hirje 
3eit.  Sein  ftrenges  Sluftrcten  gegen  ben  oerrfAenben  fiibertinismus  führte  1609  feinen 

5  9tfi(Hritt  ^erbei.  3n  ber  Staatslirc^  loar  lein  $Ia^  für  i^n.  9lls  er  Qollenbs  bie  1604 
erf^ienene  Serteibigung  be$  ^uritanismus  oon  SBilliam  Srabftao)  behufs  austoörtiger 
Verbreitung  ins  £ateinifd^e  überfe^t  unb  mit  einer  93onebe  oerfel^en  ^e,  mu|te  er, 
Don  glei^gefinnten  Jlaufleuten  unterftüt|tf  mit  einem  ^eunbe  Härder  nad^  £etoen  in 
^ollanb  flieJ^en.    Dort  oerfe^e  er  mit  3o^n  9{obinfon,  bem  Raupte  ber  englif^n 

10  ^ilgeroäter,  ol^ne  beffen  lonfequenten  Separatismus  ju  billigen,  [a  benfelben  etmas  mil^ 
oemb.  Salb  joq  ^oratius  9}ere,  Sefe^Isl^aber  ber  englif^en  Zruppen  im  ^aag,  ein 
®önner  ber  ^untaner,  ben  ^mefius  in  feine  9lä^e  unb  gab  i^m,  als  ber  ^rebiger 
biefer  Xruppen,  Surges,  beffen  Xo^ter  er  el^eli^te,  naA  (Englanb  in  eine  ftaats!ir^Ii(^e 
^friinbe  ging,  beffen  Stelle.    9lls  entfd^iebener  (Ealointft  lonnte  Slmefius  bem  bie  ^ol« 

15  lönbif^e  irtir^e  bamals  beroegenben  fie^rftreit  nid^t  fem  bleiben,  sumal  ba  Slrminius 
feine  93ebenfen  über  bie  ^röbeftination  ^erabe  an  eine  Darfteilung  feines  gefeierten 
fie^rers  ^ertins  angef(^bffen  ^atte.  9Imeftus  bisputierte  bereits  1611  mit  bem  9lrmi« 
nianer  Sreoind^ooius,  ^rebiger  in  Slotterbam,  junöc^ft  mflnbli^,  bann  briefli^  (De 
Arminii  sententia,  qua  electionem  üdei  praevisae  dooet  inniti,  disputatio  scho- 

2o]astica  inter  Grev,  et  Arnes,  ed.  1613,  oerteibtgt  1617:  rescriptio  scholastica  et 
brevis).  Aurs  oor  ber  Dortre(^ter  Spnobe  erf^ten  feine  Qon  ben  Ort^oboxen  fe^r 
^o^ge^altene  Coronis  ad  collationem  Hagiensem  (1611),  qua  argumenta  pasto- 
nun  HoUandiae  adv.  Remonstrantium  quinque  articulos  vindicantur.  (&em 
50g  man  alfo  ben  (Englönber  jur  Dortre^ter  Spnobe  1618  ^erbei:  bie  SeneralHaaten 

25  iDtefen  i^m  ein  Xa^elb  oon  4  fl.  an,  bamit  er  in  Dortre^t  leben  unb  ben  ^räfu)enten 
Sogermann  mit  fernen  Aenntniffen  unterftü^en  tonnt,  Cr  lourbe  baburc^  im  regten 
Sugenblid  fernerer  Sorgen  überl^oben:  episfopale  Gegner  ^tten  bei  $ofe  enoirft, 
bag  i^n  Sere  aus  feiner  ^rebigerjtelle  entlaffen  mugte.  Dom  finben  mir  Slmefius  in 
Idboftem  unb  meift  freunbli^em  äierle^r  mit  ben  englif^en  Sqnobalabaeorbneten.  Da 

ao  er  [elbft  5U  ben  offijiellen  Deputierten  ni^  gehörte,  fo  ift  fein  Cinflug  auf  bie  Se» 
d^Iüffe  ber  Sqnobe  unme^bor.  3taif  Seenbigung  ber  Snnobe  erl^ielt  SImefius  bas  Sn^ 
peltorat  über  bie  mit  otipenbien  aus  9lm|terbam  in  £eiben  ftubierenben  3unglinge, 
ür  xoel^e  er  feine  Medulla  theologiae  auffegte.  Die  galultät  5U  £eiben  betrieb  feine 
mftellung  als  ^rof effor  ber  X^eologie ;  man  trug  aber  megen  feiner  mächtigen  C&egner 

85  in  Snglanb  fo  lange  Sebenien,  bag  bie  Auratoren  ber  Sllabemie  ^aneder  suoorfamen. 
9u^  bort  jmar  fud|te  ber  englif(^e  (Einfluß  feine  älnftellung  ju  hintertreiben,  bis  ^rins 
SRori^  für  i^n  gemonnen  mürbe.  3Im  7.  3Rai  1622  trat  Slmefius  bas  t^eologif(^e 
fiel^ramt  an  mit  einer  Siebe  über  bas  Ibim  unb  2:^ummim.  $ier  gab  er  feine  be^ 
beutenbften  S^riften  heraus,  jene  nad^^er  oft  mieber  erf^ienene  Medulla  theoL,  ein 

40  f^rfgejeid^netes  ort^oboxes  fie^rfqftem,  meli^es  in  einen  bogmatiji^en  unb  moralif(^en 
Xeil  jerlegt  ift,  offenbar  im  3ntereffe,  bie  oemad^laffigte  moralifd^^praftiFi^e  Seite  ber 
!Qeologie  na^si^olen.  Slusbrüdlid^  in  biefer  Slbftc^t  f^rieb  er,  feinem  fie^rer  Berlins 
foq^enb,  bas  gefdbö^te  9BerI  de  Conscientia  et  ejus  jure  vel  casibus,  eine  einfa^ 
prcutifd^e  Aafuiftit,  beren  Stoff  bie  Einteilung  ber  Medulla  beibe^It.    ^orjügli^  fein 

45  Seifpiel  l^at  ba^in  gemirft,  ba^  man  auf  ben  meiften  Sliabemien  anfing,  naq  ben  locis 
theol.  unb  ber  (Erllörung  ber  Aontrooerspunfte  aud^  bie  paltiK^e  Seite  ber  Z^eologie 
ju  bejubeln.  Seine  3RoraI  ift  ftreng,  ni(^t  o^ne  puritanif^e  Cmfeitigieit,  roie  er  benn 
tn  feinem  Puritanismus  Anglicanus,  seu  praecipua  dogmata  eorum,  qui  inter 
Puritanos  rigidiores  habentur,  unter  ben  Snglanbem  nur  bie  Puritaner  als  ma^re 

50  (Epriften  gelten  lögt,  mel^e  2:an3,  Spiel  unb  Sd^maufereien  fliegen.  (£in  Schüler  ^at 
ferne  3bee  oom  S(ä)bat^  uns  aufbeioa^rt.  Amesii  sententia  de  origine  sabbathi 
et  de  die  dominica,  quam  ex  ipsius  mente  concepit  —  Nath.  Eatonus.  Amst. 
1658.  —  (Es  folgten  xoiber  bie  remonftrantif^e  Darfteilung  ber  Dortre^terfqnobe  feine 
Anti-Synodalia,  miber  bie  römif^«!at^olifc^e  £e^re  ber  Bellarminus  enervatus,  anä} 

55  einige  englifAe  SArift^en  für  bie  lißuritaner  gegen  ben  nac^^rigen  93i[^of  9Rorton 
unb  gegen  feinen  eigenen  Sqioiegeroater  Surges.  $raftif^  brau^bar  ift  feine  (Ertlörung 
ber  ^folmen  unb  htt  beiben  Briefe  ^etri,  au$  feine  Sciographia  catecheseos ;  merf = 
ofirbig  einige  Sxoftote  über  ^l^ilofop^ie,  bie  nt^ts  gerinaeres  mollen,  als  9Retap^9fi! 
uid)  St^if  aus  ber  ^l^ilofop^ie  befeitioen,  um  fie  ber  ^riftli^en  X^eologie  jujuioeifen. 

Go  Dies  Untemel^men  ge^t  aus  bem  entf(^iebenen  Siblicismus  unb  ber  emften  ^uffaffung 


ümeftttd  Sttttttiiuuii»  Vlwtttllvm»  449 

ber  (hriftli^en  Sittli(^fett  ^en^or,  wüi)t  feine  9lrt  fennje^net:  oa^re  (Erfenntnis  (Sottes 
unb  feines  6efe^es  bietet  nur  bie  Offenbarung.  Dies  praltifc^e  Sibel(^rijtentum  ^at 
Slmefius  ber  reformierten  jlirc^e  gerettet,  im  6egenfa^  gegen  eine  3. 93.  bur^  SRaccooius 
oertretene  unpobultioe  S^oloftil,  beffen  5ur  Selämpfung  ber  Stemonftronten  bienlic^e 
Wetl^obe  er jebo^  ni^t  unter  allen  Umjtönben  oerbammt  loiffen  iDolIte.  Orthodoxia  5 
et  pietas  (Scet^enus  a.  a.  £).)  in  i^rer  ^ufammenge^örigleit  prägen  ben  e^t  caloinifd^^ 
puntanif^en  C^arafter  biefer  Stiftung.  ,,Theolo^a  est  doctrina  Deo  vivendi** 
(Med.  1, 1,  im  offenbaren  Slnfd^lug  an  ^erKns).  ^it  allebem  oerbinbet  9Imefius  eine 
oefunbe  Sd^ö^ung  ^umaniftif^er  Stubien  (gegen  911.  S^meijer,  Die  Snttpidelung  ber 
ÜKoralf^fteme  in  ber  ref.  ftir^e.  "X^QiR  1850  S.  52  f.  ogl.  3.  93.  Amesii  Techno- 10 
metria  qu.  65:  ,,Ethnicorum  scripta  aestimari  debent.'O^  ^<  viH  (^^^  )>ie  SBürbe 
ber  Offenbarung  rein  erhalten.    3n  ber  (Exegefe  mürbe  er  ber  £e^rer  bes  Coccejus. 

3m  93egriffe,  nad|  9leuenglanb  ilberjufiebeln,  um  bort  ber  Hrc^ii^en  Drganifotion 
feiner  £anbsleute  ju  bienen,  folgte  SImefius  einem  Kufe  an  bie  inbepenbentif^  geartete 
englif^e  (Semeinbe  in  9totteroam.    Aaum  ^atte  er  biefe  Stelle  angetreten,  fo  \taxi  er  15 
inbes  infolge  eines  (Jriebers,  bas  i^m  ber  S^reden  einer  plo^lid^en  uberf^memmung 
jugejogen,  57  3^^^^^  ^'t,  im  3^^^^^  1633  {niifi  erft  1659,  ©ie  frül^er  angenommen). 

(mn.  Sf^ttietsev  t)  (£.  9,  ^arl  mülitx. 

amltttg,  JBoIfgang,  geft.1606.— öaumonn,  ^iftoric  bc«  gfürftent.  9ln^a(t,  6.2cil, 
9.— 13.  Aap.  @.  100  ff.;  @$ubnng,  3)ie  einfiil^rung  ber  reform.  Äonfcffion  in  ^n^alt  äI3:^t  20 
1848;  ^eppe  in  2lb^  1.  »b  ©.  399.  ^^erieic^ni«   ber  Schriften  bei  «Ibelung,  gfortfe^ung  a« 
3öc^er§  ©ele^rtenlejifon,  1.  93b,  ßelp^ig  1784,  @.  737. 

SBolfgan^  9lmUng,  geb.  1542  3U  aRflnnerftabt  in  f$ranfen,  befugte  bie  6^ule  in 
92aumburg,  bte  Unioerfitöten  in  Xübingen,  9Bittenberg,  Z^na^  mo  er  1566  SRagifter 
toarb.  SIIs  tü^tiger  Spra^ienner  3um  9{eItor  ber  6^ule  in  3^^^!^  berufen,  legte  er  20 
1569  fein  Sc^ulamt  mieber  nieber  unb  30g  na<|  3Rflnner[tabt,  oon  mo  aus  er  in  ür^^ 
liefen  91ngelegen^eiten  oerf^iebene  Keifen  mad^te.  3m  ^a^re  1573  marb  er  Pfarrer 
3u  ftosmig  im  9ln^altif^en,  im  felben  3^^^  no(^  ^faner  am  6t.  Kilolai  in  StxW 
unb  Superintenbent.  Cr  ftarb  am  18.  9Jlai  1606.  —  9lmling  mar  ein  beaabter  uno 
gelehrter  9Rann ;  bo^  nimmt  er  in  ber  (Sef^id^te  ber  t^eoIogif(^en  9Biffen|^aft  !eine  130 
Oeroonagenbe  Stelle  ein.  Dagegen  ift  er  befonnt  gemorben  burc^  feinen  Aampf  gegen 
bie  jlontorbienformel  unb  hmä)  bie  oome^mli(^  Don  i^m  geleitete  ^inüberfü^rung  eines 
großen  2:eiles  bes  an^altifc^en  fianbes  3ur  reformierten  Atr<|e.  (£r  fa^  fid^  babei  untere 
ftü^t  oon  oerf^iebenen  angefebenen  äRönnem  geiftli^en  unb  roelthc^en  Stanbes,  fo 
befonbers  oon  bem  1567  geb.  gürften  ^0^.  (Bcorg  I.,  einem  fonft  treffU^en  Regenten  35 
unb  oon  bem  beiannten  ^^ilippiften  jlasp.  $eucer,  ber  aus  bem  fä^ftf^n  Gefängnis 
befreit  1586—1602  am  $ofe  in  3)effau  lebte,  gaft  alle  in  itntn  Äampfen  oon  an^ 
l^altif^er  Seite  ausgegangenen  Schriften  finb  aus  ^mlings  geber  gefloffen,  fo  au^  bie 
1578  oerfahte  fog.  confessio  Anhaldina,  bie  biefen  Slamcn  mit  unred^t  füJ^,  ha  fie 
nur  eine  ^rioatf^rift  blieb.  —  9lmlin5  f)at  feinen  3®^*  S^ni  ^röfeten  Xeile  erreicht,  40 
aber  bie  9lrt,  mte  er  babei  ^anbelte,  mirft  fein  gutes  fii^t  auf  feinen  CE^araiter.  SBie 
fo  manche  ber  bamaligen  ^^ilinpiften  brauste  er  bei  feinem  9{ingen  gegen  bie  fton« 
lorbienformel  unb  beim  ^inftreben  na^  caloinif^er  X^eologie  unb  Air^engemeinf(^aft 
unbebenili^  unlautere  3Rittel.  Die  3Biniel3ilge  unb  S^lei^xoege,  meldte  er  ma^te, 
muffen  mit  3Bibenoillen  erfüllen.  ®.  *litt  t.     45 

Slmmtonu«  SDtarceUiuui».  —  «umgaben:  14.— 26.  ©(^  öon  «.  ©obinuS,  SRom  1474; 
14.— 30.  ©c^  üon  6.  ®eleniu^,  Öafell533;  %,  Saancr,  fieipj.l80d;  fj. (S^ffcn^arbt,  ©erlin 
1871;  93.  ©arbt^aufcn,  Seipj.  1874  f.  (Bibl.  Teubn.).;  Xeuffel^S^roabe,  ®efc^ic^te  ber  löni. 
üitteratur,  5.  ^ufl.,  iJeipj.  1890,  6.  1092;  ©eecf  in  ^auI^^^Siffotoa,  SfleaUenc^flopäbie  ber 
claff.  ?lItertl)umSnjiff.,  1.  ©b,  ©tuttg.  1894,  6.  1845-1852.  so 

9lmmianus  3Rarcellinus,  93erfaffer  einer  romifd^en  (Sef^i^te  (renim  gestarum 
libb.  XXXI)  oon  9leroa,  96,  roo  bie  Darftellung  bes  Xacttus  enbet,  bis  auf  ben  Xob 
bes  SJalens,  378;  bie  erften  13  Sudler  finb  oerloren-  bie  er^ltenen  beginnen  mit  bem 
3a^re  353,  umfallen  alfo  namentli^  bie  n>i(^tigen  !ittitn  3ulians  unb  feiner  nödbften 
Slad^folger.  Der  93erluft  ber  früheren  Sü^er  xoirb  baburdj  erträgli^,  baft  91.  in  iJjnen  55 
nur  nao)  fremben  Quellen  barftellte;  ber  SBert  ber  erhaltenen  [teigt  bagegen,  meil  er 
l^ier  felbft  (Erlebtes  f^ilbert,  uno  3tDar  aus  einem  ben  $öu)rtem  bes  Staates  fe^r  na^tn 
ilreife.    Cr  mar  (Srie^e,  aus  9Intio(^ia,  ergab  \ii)  frü^  xoiffenf^aftlic^n  Stubien,  trat 

«ea(<(»iKt)f(opabic  fttr  Xfitoloqit  unb  ftitc^c.    S.  «.  I.  29 


450  Kmmtatttti»  9RarceUtttttd 

unter  Sonftantius  ins  $eer,  begleitete  3ulian  in  ben  ^erferfrieg,  unb  na^m  aud^  unter 
beffen  9lQ^olgem  an  ben  Kriegen  im  Orient  unb  Ocdbent  9lnteil.  6p&ter  30g  er  fic^ 
Dom  Ariegsleben  jurfid,  unb  na^m  in  9{om  bie  ^ijtorif^en  6tubien  loieber  auf;  fein 
Xob  xDirb  um  400  angenommen.   Slmmions  Sef^id^tsmerl  ift  mit  gefunbem  politif^n 

6  Slid,  großer  Unporteilic^Ieit  unb  praomatif^em  Sinne  oerfa^t. 

3n  t^eologift^er  $infi(^t  ift  vi.  mon  loegen  monier  mitgeteilten  lird^en^iftorif^en 
Slotijen  mistig,  namentHÄ  über  bie  ^erjon  3ulians,  fomie  über  ben  ^uftanb  ber  Jlir^e 
9lom$  in  fener  betoegten  3^it;  no^  anjte^nber  roirb  er  bur^  fein  eigenes  Urteil  fiber 
bcis  S^riftentum,  morin  man  eine  Slnfi^t  aus  ben  ^ö^em  Qäfxäfttn  ber  gebilbeten  ^ib* 

10  nif^en  9l9mer,  jum  Xeil  aus  bem  Areife  O^Hans  felbft,  über  (T^riftentum  unb  AirAe 
abnehmen  lann.  Son  je^er  fyit  man  bes^Ib  bie  grrage  leb^  befpro^n,  ob  91.  feloft 
(T^rift  gexoefen  fei;  fie  ift  früher  entf^ieben  beio^t  (Claud.  Chifflety  de  Ammiani  M. 
vita  et  libris  renim  gestanim  monobiblion,  Lovan.  1627),  no(^  l^figer  aber 
verneint  (Ouil.  Ad.  Gart,  quaestiones  Ammianeae,  Berol.  1868,  p.  23—42),  qkxs 

15  fe^t  bie  allgemeine  SlnfiAt  geroorben  ift;  neuerbings  ^ot  auA  3Ras  Sfibin^er  fo  ge< 
urteilt:  9lm.  SRarc.  unb  bie  (Eigenart  feines  ®efäi$tsQ)erles.  I)enlf(^r.  b.  aStenerSRab. 
b.  aBJ.  »b.  XLIV.  1895.  Slb^anbl.  V,  S.  10  ff. 

SBill  man  bie  (EntfAeibung  oon  bem  Umftanbe  abfangen  laffen,  ob  91.  aetauft  uxir 
unb  fi^  öugerliA  jum  mriftli^en  Selenntnis  oerftanb,  fo  ift  bas  Urteil  fe^r  einfach; 

20  aetauft  mar  er  ft^er  niqt,  unb  ebenfomenig  f^ttt  bie  Sonn  bes  ^riftlid^en  (Glaubens 
in  bamaliger  3^it  mä^renb  bes  arianifc^en  Streits  feinen  Seifall^  ober  an^  nur  bos 
äußere  9luftreten  bes  ^riftli^en  Alerus,  sumal  in  9lom,  feine  Stlligung;  es  febU  bei 
i^m  ni^t  an  beigenben  Semerhingen  bagegen  (XXII,  5).  (Er^ebli^  ift  f^on,  bog  er 
felbjt  fi4  nie  ffir  einen  (£:^riften  erflfirt,  unaea(btet  er  bies  jur  S^^t  ^^  ^^  f^^^  ^^ 

26  gefc^rieben,  um  390,  ni^t  aöein  obne  (Sefapr,  foiü)em  logar  im  beften  Sememen  mit 
oen  Staatspuptem  ^e  ausforemen  I5nnen.  (Entf^eibenb  ift  aber,  baj}  er  bei  bem 
Sericbt  fiber  bte  äugem  3uftänoe  ber  Air^e  biefelben  immer  nur  referierenb  bejubelt, 
au^  bann,  wtnn  er  i^nen  eine  gemiffe  Sitligung  ni^t  oerfagt,  unb  nie  fic^  felbft  in 
fie  einfli^t.    SBenn  er  fpejiell  ^riftli^e  (Erf^einungen  bejubelt,  roie  äRärturer,  6q» 

so  noben,  fuat  er  in  ber  3iiqtl  eine  (Erllarung  mnsu,  oie  für  einen  (E^riften  oduig  über« 

5[fiffig  erf^einen  mug,  uno  nur  oon  einem  Stanbpunite  begreifli^  ift,  ber  {ene  9Ius« 
dide  als  etmas  (Jfrembes.  in  ber  Spraye  no^  Ungemobnlid^es  betrautet.  Der  dugem 
Stellung  na^  mar  er  alfo  gemig  ein  $eibe,  unb  ebenfo  mirb  fi^  aud^  feine  ^anse 
Denlart  als  befangen  in  ^eionifc^en  9Infi^ten  ertoeifen,  smar  ni(^t  aus  9ln^n9lt^feit 

86  an  bie  SSoHsreligion^  über  bie  er  als  aufgellSrt  fiA  erbaben  mei^^  aber  bo<|  tn  ben 
®runban|i^ten  ^eibmfc^er  Denlart  über  ein  bie  menfi^licqen  Dinge  be^errf^nbes  f^tum. 
(Er  erlennt  ein  roaltenbes  numen  an,  melAes  menf(^liäen  Übermut  beugt,  unb  menf^« 
li^en  gfteoel  röd^t,  oertritt  alfo  bie  religiofen  Srunbanfi^ten,  meldte  ate  bie  l^d^ften 
Slüten  bes  Haffif^en  ^eibentums  eine  mnä^erung  an  ben  monot^eiftif^en  Stanbpuntt 

40  a^nen  laffen. 

SBenn  nun  bei  91.  juglei^  eine  ^emiffe  9lnnaberung  an  bas  (T^riftentum  ju  er< 
meifen  ift,  fo  barf  bies  nur  in  bem  Stnne  gelten.  Sag  er  au^  am  (E^riftentum  eine 
reinere,  urfprüngli^ere  ($orm  annahm,  bie  er  für  einoerftanben  mit  {enem  allgemeinen 
Deismus  erflärte,  bog  er  alfo  einen  allgemein  p^ilofop^if(^en  Stanbpunft  einnahm,  auf 

45  meinem  i^m  mo^loerftanbenes  ^eibentum  unb  unoerföMtes  (E^riftentum  als  glei^^ 
bebeutenb  erf^ien,  mö^renb  er  bie  fpesifif^  ^n|tli(^en  Saj^e,  namentli^  bie  (formen 
ber  Xrinitötsle^re  unter  ben  bamaligen  Semegungen  bes  arianif^en  Streits  für  bloßen 
9lberglauben  enlärte.  SRan  mirb  menig  irren,  wtnn  man  in  biefer  9luffaffung  bes 
(E^riftentums  bie  Denlart  ber  Silliaeren  unb  Sefferen  aus  bem  Areife  bes  Julian 

60  mieber  finbet;  mö^renb  ber  Äaijer  [elbft  unb  eine  Mi^turg,  bie  etwa  bie  linfe  Seite 
jenes  Streifes  feigen  mag,  fi^  in  offener  Sefe^bung  bes  (E^riftentums  mit  ben  SBaffen 
bes  Spottes  unb  ber  (gemalt  gefiel,  repröfenttert  91.  eine  befonnenere  Stiftung,  bie  am 
(E^riftentume  eine  tiefer  liegenbe  (Srunbibee  oon  ber  ^orm  oes  bamaligen  bojjmatifc^en 
Streits  unterf(^ieb,  unb  ber  erfteren,  als  einer  allgemein  gehaltenen  oeiftif^n  SÖelt- 

06  anfi^t,  oerbunben  mit  einem  jittli^en  (Emfte,  megen  oermeintlidber  Öberein|timmung  mit 

bem  auf  biefelbe  SBeife  ibealifierten  ^eibentume,  eine  gemiffe  Zuneigung  ni^t  oerfagte. 

(^gen  mir  biefer  9luffaffung  ber  religiofen  9lnfid^ten  9{.s  etnige  Sele^e  aus  feinem 

9ßerle  bei,  fo  mirb  ni(^t  etma  ]ebe  milbe,  beiftimmenbe  93eurteilung  Artftli^er  Dinge 

fc^on  ein  Semeis  für  fein  eigenes  d^riftli^es  93e!enntnis  fein,  mo^l  aber  eine  Seftä» 

60  tigung  ber  angegebenen  9Irt  unb  SBeife  entpalten,  in  n)el^r  er  fi^  mit  ber  oermeintli^ 


Swmunttti^  9RtttteIliittt9  451 

reineren  (^orm  bcsfelben  einoerftonben  n>ugte.  60  ^t  er  ^oc^cu^tung  gegen  man^c 
[tttli(^e  Seiten,  gegen  ben  et^ifcben  (£mft  im  &ü>tn  ber  C^riften,  loie  i^n  ber  Stonb 
ber  Slsleten^  O^^SF^u^^i  ^ox  allem  ber  SRärtqrer  barbot ;  bier  ftrenge  9{ömerfinn,  roa^r- 
fd^einlt(^  mit  ftoi^en  (&runbfä^en  belebt,  lonnte  biefen  £ei|tungen  [eine  SeiDunberung 
n\ä)t  oerfagen.  ^ei  einem  93eri(^te  iiber  bie  milbe  Se^anolung  gefangener  d^riftlid^er  5 
3ungfrauen  burc^  ben  ^erferßntg  Sapores  ift  in  ber  (Ersä^lung  Xetlna^me  unb  ^^tung 
gegen  (ie  ni(^t  3U  oerfennen  (XVIII,  10, 4 :  inventas  tarnen  alias  quoque  virgines 
Christiano  ritu  cultui  divino  sacratas,  custodiri  intactas,  et  religioni  servire 
solito  more,  nuUo  vetante,  praecepit).  3nbe9  ben  Stanbpunit  bes  $i[toriIers  lögt 
er  fiA  burä  jene  Xeilna^me  ntd^t  Qerrflaen;  i^er  bie  3Rilbe  bes  fton^s  fugt  er  glei^  10 
bas  Urteil  Qinsu,  bag  fie  nur  JBerftellung  geuoefen  [ei,  um  [i^  bie  ®emuter  }u  geroinnen 
(lenitudinem  profecto  in  tempore  simulans) ;  Qon  Dellamationen  über  bie  C&emalt 
d^riftlid^er  Slsieten  [elbft  auf  l^eibnifd^e  (Seuoalt^er,  bie  ^ier  no^e  lagen,  unb  bie  jid^er 
ein  2:ertullian,  ein  Sluguftin,  ni^t  unterlajfen  ^en,  loetg  91.  nt^ts.  SRit  glei^er  Xtxh 
no^me  (Gilbert  er  <|ri[tli^  aRärtqrer,  XXII,  11,10:  Das  93olf  in  Slleaeanbrien  erfd^lögt  15 
einige  ^ortei^aupter,  Darunter  einen  Si[(^of  ®eorgiu5,  oerbrennt  bie  Seiten,  unb  loirft 
bie  vl[^e  ins  3Reer,  id  metuens,  ut  clamabat,  ne  colleetis  supremis  aedes  illis 
exstruerentur  ut  reliquis,  qui  deviare  a  religione  compulsi  pertulere  crucia- 
biles  poenas,  ad  usque  gloriosam  mortem  intemerata  üde  progressi,  et  nunc 
martyres  appellantur.  20 

i)ie|elbe  merlennung  eines  fittU(|en  SBertes  im  (T^riftentume  bri^t  91.  enbli(^  bei 
SAilberung  ber  Sefferen  unter  ben  AriftliAen  JUerQem,  namentli^  unter  ben  £anb« 
aeiftli^en  aus,  bie  burA  ®enüg|amleit  in  Sjpeife,  Xron!  unb  Slnjug,  bur^  bef^eibenes 
2luftreten  ben  ®eifall  ber  befferen  3eitgenDJ[en  enoarben  (XXVII,  3,  15).  (&  ^atte 
ben  Unfug  ber  ^arteUömpfe  in  9lom  gej^iloert  jur  !^titt  roo  Damafus  unb  Urftnus  25 
[ogar  unter  Slutoergiehen  )i^  um  ben  sBtfqofsftu^l  ftntten,  fo  baj^  eines  Xages  infolge 
bes  jlampfs  in  einer  kxxAt  137  (ErfAlagene  gruben  lourben.  (Er  erllärt  biefen  Unfug 
aus  ber  pönslid^  oertoeltliffiten,  ^enuBfilcptigen  (Stellung  bes  Alerus  in  ber  ^auptftabt, 
ber,  beret^ert  bur^  (Erbf^lei^ereten,  nur  auf  pra^tige  äBagen,  glönjenbe  jlletbung  unb 
üppige  (gaftma^le  [inne,  unb  [teilt  Jbie[er  itäotif^en  Susartung  bos  SRufter  mancher  so 
mürbigen  fianbgeiftlt^en  gegenüber.  Übnaens  entölt  bie  (Erjö^lung  ein  Seifpiel  oon  ber 
treng  objeftioen  9lrt,  wie  ^.  über  (^ripc^e  Dinge  berietet,  inbem  er  §  13  |e^r  beftimmt 
i^  {elbft  baoon  ausfc^liegt:  constatque  in  basilica  Sicinini,  ubi  ritus  Christiani 
est  conventiculum,  uno  die  centum  triginta  Septem  reperta  cadavera  peremp- 
torum.  86 

Die  Stelle^  mtläj^t  einen  no^em  9Iuff^lug  über  %s  Segrtff  oon  bem  ^ö^jten 
numen,  nid^t  tm  ^riftli^en  Sinne,  [onbem  na^  ber  Sluffaffun^  eines  allgemeinen 
^umanitötsf^ftems  enthalt,  bejubelt  bte  ra(^enbe  9lemejis,  00  bet  aller  Sd^ön^eit  ber 
Darfteilung  ein  rein  ^eibnifd^es  CBepröge  unoerlennbar  ift,  XIV,  11,25.  91.  ^atte  eine 
Scene  bes  (^amilienmorbes  tm  Iaiferli($en  ^aufe  ersöp^^  bie  (Ermorbung  bes  (&allus,  40 
bes  Srubers  3ulians,  bur^  (Eonftantius,  unb  boran  gefnupft.  ba|  fomo^l  ber  Srmorbete 
barin  ben  £o^n  früherer  Unt^aten  Qebügt  ^abe,  loie  au^  oie  msffi^rer  bes  SRorbes 
balb  barauf  oom  rö^enben  Strafgert^t  ereilt  feien.  Dies  fü^rt  i^n  3U  einer  ^ersens- 
ergiegung  über  bas  rö^enbe  (Sefqfid,  meines  über  ben  menfd^li^en  Dingen  roalte :  sed 
vigilavit  utrobique  (bei  (5allus  unb  bei  beffen  SRörbem)  superni  numinis  aequitas ;  45 
unb  nun  folgt  eine  S^ilberung  ber  Slbrajtea  ober  9lemefis,  einer  Xo^ter  ber  3uftitia, 
bie  niAt  nur^  burd^  9lusfü^rung  ber  anttlen  3bee  oom  oergeltenben  ^tum,  meines 
menf(61i(^en  Übermut  beugt,  fonbern  no^  mebr  bur^  Sinflemtung  ber  {euer  (&5ttin  in 
ber  alten  Aunft  beigegebenen  Slttribute,  bie  3nnig!eit  bemeift,  mit  melier  91.  fi^  in 
biefem  ^eibnifqen  ooeenireife  beioegt.  Haec  et  hujusmodi  quaedam  innumera-  50 
bilia  ultrix  facinorum  impiorum,  bonorumque  praemiatrix  aliquotiens  operatur 
Adrastia  (atque  utinam  semper!),  quam  vocabulo  duplici  etiam  Nemesim  ap- 
pellamus,  jus  quoddam  sublime  numinis  efficacis;  fie  u)irb  abgebilbet  auf  einem 
aJlonbfreife  fte^enb,  mit  W^^J^»  quam  theologi  veteres  (bie  aßen  33erfaffer  oon 
I^eogonien,  rote  §omer,  §efiob)  fingentes  Justitiae  filiam  — .  21.  oerleugnet  babei  m 
nid^t  ben  Stanbpunft  bes  aufgellärten  ^^ilofop^en,  ber  fi^  über  bie  SRqt^en  ber  ^eib» 
nifd^en  93olIsreligion  ^inu)egfe§t:  pinnas  autem  ideo  illi  fabulosa  vetustas  aptavit, 
ut  adesse  velocitate  volucri  cunctis  existimetur;  aber  fein  3beenfreis  ift  ein  un« 
oerfennbar  ^eibnifd^cr,  unb  bas  numen  perpetuum  (XXVII,  3,  15;  aud^  caeleste, 
aeternum,  divinum,  summum)  ift  i^m  geroife  ni^t  ber  d^riftli^e  (5ott,  fonbern  eine  «> 

29* 


452  Smmtaitttd  VtwxOlhm» 

3bee  ber  (&ott^ett  in  otel  allgemeinerer  Sluffalfung.  911$  letztes  39lq|terium  au^  bes 
C^ri|tentum$  erlennt  er  nur  ben  (glauben  an  eine  loaltenbe  ®ott^it  an»  xoel^er  bur<| 
ein  fittli^  emftes  £eben  Sere^rung  ju  teil  loerbe. 

hiermit  nierben  roir  aud^  ben  6^IflffeI  5u  einer  legten  Stelle  gefunben  fyibtn,  bie 

5  |i$  na^er  über  bas  Slufftelten  oon  !Dogmen  in  ber  d^riftlid^en  jlir^e  [elbft  ausfprid^t, 
XXI,  16,  18;  er  berid^tet  ilber  (Eonftantius  Singretfen  in  ben  arianif^en  Strett: 
christianam  religionem  absolutam  et  simplicem  anUi  superstitione  coDfundens, 
in  qua  scrutanda  perplexius,  quam  componenda  gravius  excitavit  discidia 
plurima ;  quae  progressa  fusius  aluit  concertatione  verborum,  ut  catervis  anti- 

10  stitum  jumentis  publicis  ultro  citroque  discurrentibus  per  synodos,  quas  ap- 
pellant,  dum  ritum  omnem  ad  suum  trahere  conantur  arbitrium,  rei  vehicu- 
lariae  succideret  nervös,  ginbet  man  ^ier  freili^  (mit  ß^lfflet)  bie  rel.  ehr.  ab- 
soluta et  Simplex  in  ber  9I$ana[ian{F^en  Orfi^obosie,  Qon  xoel^er  Sonftantius  abfiel, 
unb  bie  anilis  superstitio,  bie  an  i^m  getabelt  u)iro,  in  feinem  3lriani$mu9,   bann 

16  Q)Sre  %,  aüerbin^s  ein  S^n[t.  unb  iwcac  pon  ort^obosem  Sefenntnis.  hinein  loie  xoenig 
pagt  bies  auf  bte  ganse  odgilberung !  SBar  benn  SBortftreit,  Streben  mäf  ^Illein« 
Qen((^aft  im  (glauben,  ^aufung  ber  Snnoben,  iDorfiber  er  ben  (Eonftantius  tabelt,  ni^t 
eben|o  gut  au^  auf  Seiten  ber  Slt^anafier  oor^anben?  $agt  bie  ^erbe  3^^nu^8»  ^^^ 
er  entroirft,  ni^t  ebenfo  gut  auf  bie  ^artei  bes  ö/jxxyvaiov,  mk  bes  öjuoiovaiov?  roöre 

20  es  ni^t  eine  bogmatif^e  Befangenheit,  bie  am  loeniaften  ju  bem  gerühmten  S^orfblid 
unjers  $i(toriiers  Ftimmen  xDürbe,  xoenn  man  einen  2abel,  toel^er  bem  gansen  ^ortei^ 
treiben  bes  arianifc^en  Streites  galt,  nur  ju  fünften  bes  nicänif^en  Selenntnif)es  xoenben 
xDollte  ?  Slllein  morin  foll  benn  nun  bie  rel.  ehr.  absoluta  et  simplex  befte^en,  beren 
9}erfe^ung  mit  einer  anilis  superstitio  er  bem  (Eonftantius,  aber  getoi^  aud^  oet  (5egen> 

26  partei,  S^ulb  giebt?  Sie  befte^t  i^m  in  ben  S^en  eines  allgememen  Deismus,  in 
ber  3bee  einer  CBott^eit  in  yooca  monot^eiftifAer  (form,  aber  bur^aus  o^ne  bie  Se^ 
ftimmungen  ber  ^riftliAen  Ünnitätsle^re;  nur  oiefe  lann  91.  mit  ber  anilis  superstitio 
gemeint  unb  ben  2:abel  bes  (Eonftanttus  ba^in  oerftanben  ^ben,  ba^  er  fi^  auf  ber^ 
gleiten  Subtilitäten  einlief.   (Eine  treffenbe  parallele  ju  oie{em  Urteile  9l.s  fiber  ben 

30  arianif^en  Streit  fürs  oor  oeffen  Seenbigung  liefert  ftonjtonttn  b.  (5r.  gleich  bei  be[|en 
Beginn  (Euseb.  de  vita  Const.  II,  69 sq.);  m  feinem  Briefe  an  oen  Älerus  Don 
SHexanbnen,  mobur^  er  ben  Streit  glei^  im  Sntfte^en  ^u  erftiaen  hoffte,  [teilt  er  bie 
lontroQerfen  Silagen  ganj  ebenjo  als  unnötig,  oormi^ia,  hnbifcp  bar,  als  bloge  Subtili^ 
töten  einer  sanlfüc^tigen  S^ule,  bie  mit  bem  JBefen  ber  ^riftlic^en  Religion  gar  ni^ts 

S6  m  t^un  ^aben ;  mas  er  als  eigentli^en  3n^alt  ber  le^teren  angiebt,  lommt  gan^  mie 
bas  perpetuum  numen  bes  91.  nur  auf  allgemein  bei(ti[^e  Sa^e  Qon  (&ott  unb  oejfen 
$roDiben5  hinaus  (c.  71 :  nepl  /ukv  ovv  rfjg  'deiag  npovolag  jLua  rig  h  vuXv  eano 
TiUnig,  /jUa  ovveaig,  uia  otnwjxrj  rov  xoehrtovog),  Bei  ben  fogenannten  (feebilbeten 
unter  ben  Römern  crnielt  [i^  alfo  oa^reno  bes  4.  O^^^^^unberts  ein  Urteil  über  bas 

40  (t^iftentum.  ©eitles  bie  ^röfete  Billigfeit  barin  ju  üben  oermeinte,  bafe  es  ^tntcr  ber 
9lu6cnfeite  oer  fpesiell  d)nftliqen  Dogmen,  bie  t^m  ols  9rberglauoen  erttienen,  eine 
reinere  %oxvx  bes  (Glaubens  (u^te,  mel^e  auf  bie  9tefultate  eines  allgemeinen  Deismus 
^inausiam,  unb  morin  basfelbe  mit  ben  Sö^en  eines  oom  Wnt^en^lauben  gereinigten 
^eibentums  oollig  übercinftimme.    Dies  roar  ber  Stanbpunit  Slmmians,  unb  nur  in 

46  biefem  Sinne  roanbte  er  bem  C^riftentume  eine  geroiffe  ©unft  5u.  Bon  bie[em  Stanb= 
punfte  aus  erllart  fi^  au^  fein  tabelnbes  Urteil  über  3uli^s  Befehl,  mobur^  biefer 
ben  (S^riften  (Erteilung  oon  Unterri^t  in  ben  liberalen  Stubien  oerbot,  um  |o  bie  ^rift^ 
lii^e  3ugenb  in  bie  Spulen  ber  ^eibnif^en  M^etoren  unb  (Brammatiler  5U  nötiacn 
(XXV,  4,20).    91.  nennt  naS^  ben  (5runb|a^en  ber  allgemeinen  Humanität  einen  Befehl 

60  unbillig,  roelc^er  einer  sa^lrei^en,  i^m  in  oieler  $infi^t  a^tungsxoerten  Partei  bie 
freie  Benuftung  ber  litterarifc^en  S^ö^e  ber  Borseit  oerfümmem  follte.  9lber  er  |elbft 
^e  öugerliA  mit  i^r  ni^ts  5u  t^un;  umgele^rt  beioegte  er  [i^  in  ben  religiöfen  gfor^ 
men  bes  ^eioentums ;  bei  3öoians  Regierungsantritt  berichtet  er  bie  angeftellten  Opfer 
o^ne  label  (XXV,  6,  1);  bei  3wlion  tabelt  er  ni^t  biefen  ^eibnif^en  (Bebrau^,  fon= 

66  bem  nur  beffen  xKertreibung  (XXV,  4,  17). 

31.  loar  alfo  nic^t  S^rift,  loeber  bur^  bie  Xaufe,  no^  bur^  ein  eigentli^  ^riftli(^es 
Belenntnis,  fonbern  er  urteilte  über  bas  C^riftentum  nur  bur^  einen  Zxx\xm  günftig, 
inbem  er  bei  bemfelben  als  Srunblage  allgemein  beiftifd^e  3been  oorausTe^te.  benen  er 
felbft  suget^an  mar.  »icttberg  f  («öMffUn). 


tp*  ümtniiit  453 

«mmoit,  C^rtftop^  gricbri^  o.,  gc|t.  1850.  —  gciftlcr,  ®ef(^i*tc  bcr  fäd^fi. 
jd)cn  Obeiöofprebigcr,  iicipjig  1856 ;  iHcin^Qrb  unb  §lmmon  alÄ  5)ogmatilcr,  fieipxig  1813 ; 
\).  Ämmon  noc^  ficbcn,  Änjid|ten  unb  ©irfcn,  ßcip^ig  1850;  $Qbft,  ßcbcnä»  unb  S^aralter* 
umriffe  öon  ?linmon'd,  5)rcÄben  1850. 

S^riftop^  (^ebri^  Don  Slmnton^  eine  glSnsenbe  Srf^etnuna  unter  ben  Z^eologen  6 
bes  Stotionalismus,  beiounbett  als  pteliDifjenber  (gelehrter,  als  fru^tborer  S^nftfteuer 
unb  als  einflugrei^er  5ltr^enpoIittfer,  oor  allem  als  gexoanbter  9{ebner  auf  jlansel  unb 
^arlamentstribüne ;  abet  als  ein  f^manlenbes  9to^r  f^on  n)S^renb  [eines  SBirfens  oon 
Dielen  mit  Aopff^fitteln  ange[e^en  unb  oon  S^Ieierma^er  infonber^ett  gor  fc^arf  ge« 
geißelt ;  no^  mit  83  3^^^^  t^  9Imt,  fi^  [elbft  fiberlebenb,  ba  ein  obetflä^Iii^er  SBort*  lo 
reid^tum  bie  Stelle  ber  frfij^eren  imponierenoen  ®ebanlen  oertrat  unb  üoerbies  bie  Stxi 
bes  9tationaIismus  oöllm  bo^tn  wat,  3n  Sa^Jen  ^Iten  Stiftungen,  bie  [eine  93ereQrer 
aus  Slnlag  (eines  70.  CDeburtstages  1836  errid^teten  unb  bie  für  junge  S^eolo^en  unb 
^äbopogen  oeftimmt  finb,  fein  Slnbenfen  waif ;  ber  jlir^engef^t^te  aber  i[t  er  nic^t,  xoie 
ein  äJere^rer  1850  meinte,  eine  Sonne,  oor  beren  ©lanje  no^  na<^  i^rem  Untergänge  i6 
oiele  ^unberte  oon  rDif|en|^aftIi^en  Sternen  erblei^en,  fonbern  ein  glönsenbes  SReteor, 
bas  eine  SBeile  lana  oteler  Slidfe  auf  M  30g,  aber  bann  raf(^  oollenbs  oerfd^manb. 

3u  Saireut^,  bas  bamals  no^  Qo^enjoIIerif^  xoar,   am  16.  3^^^^^  1766  als 
So^n  bes  marfgräfli^n  Äammenats  Slmmon  geboren;  aus  einer  gamilie  ftammenb, 
beren  ®ef(^i^te  er  feDbft  1825  in  ber  „(Seneabgif^en  9la6u)eifung  bes  (^amilienabels  20 
ber  oon  9lmmon"  ge[(^eben  ^at,  beren  Slbel  1197  begrflnoet.  1594  erneuert  unb  auf 
feinen  9ntrag  au^  tn  Saufen  1825  anerfannt  tourbe.    S^on  als  Stubent  in  (Er» 
langen  ber  ange^enbe  $oIq^i|tor,  ben  man  betounberte,  xourbe  er  mit  23  3a^ten  au^er« 
orbentli^er  ^rofeffor  in  ber  p^ilojop^ifd^en,  mit  24  ^oSjittn  in  ber  t^eologifd^en  J^futtät, 
m^ei  3^^^^  fP^^  1792  orbentlii^er  ^rofeffor  unb  stoeiter  UnioerfitStspreoi^er  bafelbft;  25 
feit  1794  mar  er  in  (&5ttingen  ^rofejfor,  erfter  Unioerfitotsprebiger  unb  !DireItor  bes 
t^oIogif(^en  Seminars,  feit  1803  au^  ftonfiftorialrat.    Den  SRuf  na*  ©iefeen,  CBreifs« 
malb  unb  Aiel  f^Iug  er  aus,  aber  gern  lehrte  er  1804  als  erfter  t^eologifc^er  ^rofeffor, 
erfter  Unioerfitotsprebiger  unb  Direftor  bes  l^omiletif^en  Seminars  nad^  Sriangen  surfid, 
bcfleibetc  bort  feit  1808  neben  ber  ^rofe|fur  bas  Superintentcnbenamt,  unb  lourbe,  als  90 
erlangen  1809  an  SSaiern  abgetreten  mar  unb  9mmon  einen  9{uf  na^  Serlin  ab» 
gelernt  ^atie,  au^  bairif^er  AirAenrat.    1812  mar  Ober^ofprebiger  D.  9{ein^arb  in 
Bresben  geftorben;  man  ersäblte,  oer  Heimgegangene  babe  feloft  mit  ^inmeis  auf  ben 
Äalenber,  ber  am  19.  Dejemoer  ben  SRamen  „Kein^ro"  unb  am  20.  Dejember  ben 
Flamen  „Slmmon"  aufmelft,  ben  (ftlanaer  3Jrofe|for  als  feinen  SRa^olger  gemün[(^t;  35 
{ebenfalls  erhielt  Slmmon  1813  unb  bemelt  bis  1849,  alfo  36  3a^re  lang,  bie  einfluj}» 
reiche  Stelle  als  föAfif^er  Ober^ofprebtger.    1831  oerlor  bies  9lmt  an  Sinflug  bur^ 
bie  C&rünbung  bes  ytultusminifteriums,  gemann  aber  au^  mieber  bur^  bie  ^Berufung 
bes  ^mtströgers  in  bie  (Erfte  5lammer.    Seit  1835  mar  Slmmon  aud^  Sijepröfibent 
bes  fianbestonfiftoriums.    I)ur(^   bie  Sleoolution  1849.   bie   bis   in   feine  30Bobnung4o 
^ineinbrang,  mürbe  bes  C&reifes  f^ier  unerfdböpflid^e  ftraft  gebrod^en;    am  1.  Slboent 
1849  ^ielt  er  feine  Slbf^iebsprebigt,  am  21.  uRat  1850  ging  er  ^im. 

ein  bemunbemsmert  elaftifd^er  ®eift,  ber  in  ber  Ilaffif^en,  orientalif^en ,  rabbini« 
f^en  unb  t^eologif^en  fiitteratur  ju  $auie  mar,  alte  unb  neue  Sprayen  bie^rrf^te,  ni^t 
minber  ^biloba  unb  ^^ilofop^  als  S^eobg,  bementhn:e^enb  Herausgeber  ber  $etuba  45 
bes  (Eurip&es,  Des  Slmmonius  SaRas.  einer  grie^ifmen  Überfefeung  ber  fünf  Sü^er 
anofis  aus  einer  oenetianif^en  ^anbltprift,  einer  auf  Rantifc^er  (Srunblage  ausgeführten 
Sittenlehre,  unb  als  t^eologif^er  S^riftfteller  ebenfo  ber  ftrenaen  äBiffenf^aft  als  ber 
^raatis  bes  geiftlic^en  Slmtes  bienenb.  Merbings  oerbanb  [%^intt  biefer  Claftidtfit 
bes  C&eiftes,  menn  man  fo  reben  barf,  au^  eine  eiafticit&t  bes  (t^ralters.  50 

Unter  feinen  miffenft^aftlid^  t^ologif^en  SBerfen  finb  am  meiften  ^roorsu^eben : 
Siblifd^e  S^cologie  (feit  1792),  (SOß  (feit  1795),  Dogmatt!  (Summa  theologiae 
christianae  feit  1803),  gortbilbung  bes  (IMtentums  jur  SBeltreligion  (feit  1833). 
9Jiel  Streit  erregte  bte  im  Steformationsiubelja^r  1817  unter  3wffi^^^^9  i^  ^^ 
(naus  ^armsf^en  Xl^efen  herausgegebene  „Sittere  ^nei  für  bie  (&laubens[qmä^e  ber  66 
3eit".  Der  praftif^en  Ideologie  bienen:  „3been  3ur  Berbefjeruna  ber  ^errf^enben 
^rebi^tmet^obe"  1795;  „Anleitung  3ur  ^riftli^en  5lan3elberebtfamfett"  1799";  „Über 
bie  QEtnfü^rung  ber  ^Berliner  ^ofiir^enagenbe''  1825  unb  yäjUxtxijt  ^rebigtfammlungen 
[omie  einsein  gebrudtte  ^rebigten.  Airi^enpolitif^  blieben  ni^t  o^ne  Sluffe^en:  „uoer 
oie  Hoffnungen  einer  freien  Sereinigung  beiber  proteftantifd^en  ftir^en"  1818  unb  „bie  eo 


454  tp*  Swmoit 

oemtfc^ten  C^en''  1B39.  6etne  legten  iDif|en|<|QftIt(^n  S^riften  moxtn:    „T>as  £eben 
3cfu"  1842  unb  ,;Die  nm^rc  unb  folfc^c  Oit^obojie"  1849. 

Slmmons  bibltj^e  Z^eologie  lotll  nur  eine  SRoterialienjornntlung  ffir  bie  Dogmatil 
[ein  unb  ,,bie  Slusbeute  einer  ri^tigen.  ararnntatifd^^j^iftorifcpen  (Esegefe  berjenigen  Se» 

5  tDeisftellen  liefern»  aus  loel^en  bie  fie^rfa^e  ber  bibli[(^en  Dogmatil  fliej^en".  Sie 
mochte  „bas  alte  t^eobgif^e  Softem  feinen  eianen  JBerteibtgem  ilberlaffen  unb  fi^  oor  ber 
$anb  ausf^lieglid^  ntit  genauer  Unterfuc^ung  oer  biblif^n  Segriffe  unb  Setoeisftellen  be« 
[(^äftigen''.  Dabei  merben  bie  „(Eigenheiten'' unb  fiel^r^n  ber  einjelnen  biblif^en  Schrift« 
fteller  in  ^ronolo^if^er  Orbnung  berudfiAtigt,  ba  es  Stufen  ber  Cffenbarung   giebt 

10  unb  ,,eine  aügememe  Offenbarung,  bie  auen  SRenjd^en  5U  allen  3^uen  biefelbe  fein 
foll,  fi^  ni^t  beulen  lafet".  .,Die  SAüIer JJefu  bilbeten  cm  bem  SRejfiasberuf  i^res 
großen  £e^rer$  ben  anegorij^*moraIi[4en  Q^^nttianismus  als  bie  ^iftonj^  Srunbla^e 
oer  neuen  unb  befferen  !Reltgion",  feber,  fo  mit  er  es  oerftanb;  aud^  ^aulus  jeiat  la 
,,bur^  bas  offene  (&e[tänbnis  über  bie  ÜnooIIIommen^eit  feines  eignen  t^Ioatfc^en 

16  äBiffens  (1  fto  13^  12),  bafe  er  feinen  Sele^rungen  leinen  unbebingten  3Q3ert  beileate". 
Die  3nfpiration  tft  ,,eine  jiibif^  S^IIibee",  aber  troMem  ionnten  bie  bibU|qen 
Slutoren  o^ne  Xöufd^ung  i^r  SBort  als  gottli^en  Unterriqt  oortragen.  „S(us  eignem 
9la^benfen,  aus  einem  reinen  moraIif<|en  Semuj^tfein,  aus  einem  freien,  alle  Sreffeln 
ber  äBiIHflr  abioerfenben  ®ei[t  gingen  i^re  Offenbarungen  ^eroor;  mie  !önnten  mir  in 

20  einer  reinen  X^eologie  ber  93ibel  t^e  JBerbienfte  beffer  ehren,  als  menn  mix  oon  ber« 
felben  l&eiftesfrei^eit  l&ebraud^  ma^en,  ju  ber  fie  uns  felbft  au|forbem?" 

Diefer  „rationale  Glaube"  beoerrfd^te  au<|  9Immons  Iatetni[4  ae[<|riebene  Dog- 
matil, als  fie  in  erfter  3lu|Iage  erf^ien;  aber  aüma^li^  ma^te  fic^  oet  ben  9leubeor> 
beitungen  bes  meit  oerbretteten  £e^rbu^s  ein  immer  pofitioer  merbenber  Seift,  eine 

26  sune^menbe  Steigung  jur  lird^Ii^en  £e^re  bemerlbar.  1813  faate  Slmmon  auA  ausbrild^ 
lid^  tn  bem  oon  i^m  herausgegebenen  „ftritif^en  3oumal  oer  neueften  ineologifd^n 
£itteratur'',  mie  er  bur^  fortaefe^tes  Stubium  ba^in  geffibrt  fei,  baj}  „bie  Serfu^ung, 
ber  Ü^eolo^ie  ein  neues  URobegemanb  umsumerfen,  nun  jeben  9{e^  filr  i^n  oerloren 
^abe".    Dtefe  SinnesSnberun^  mfirbe  Slmmon  mit  ber3^tt  teilen,  in  ber  er  lebte,  unb 

80  niemanb  tonnte  ibm  baraus  einen  SSonourf  ma^n.  SBenn  es  aber  [^on  auffällt ,  bag 
er  in  ben  Ziagen  bes  fonft  e^er  tonferoatio  merbenben  Filters  mieber  bte  frfi^eren  ratio« 
nalifierenben  Slnf^auungen,  ^c^ftens  in  nod^  mutigerem  Xone,  oerifinbet,  Jo  mac^t  es 
einen  gerabesu  peinli^en  Sinbrud,  bog  fein  (Einlenlen  in  bie  lir^li^en  ^a^nen  mit 
feinem  Aommen  na^  Saufen,  mo  bas  URinifterium  (Einfiebel  bem  lir^li^en  Glauben 

86  mieber  (Eingang  ju  oerf^affen  fu^te,  unb  fein  3urfidlenlen  in  bie  frühere  ^rt  mit 
bem  9tüdtritt  bes  genannten  SRinifteriums  jufammenfällt.  „Die  gfortbilbung  bes  Q^riften» 
tums  5ur  SBeltreltgion"  erfd^eint,  na^bem  ber  Sltem  1830  bur^  ben  Sturs  Cinfiebels 
freier  geroorben  mar.  „Um  eine  neue  (geftaltung  ber  Sollsreligion  Rubelt  es  ji(^  ^u-- 
nääft  unb  unmittelbar  in  biefem  Su^e  niät;    ber  Serfaffer  nennt  es  oielmeqr  etne 

40  Slnfidbt  ber  ^o^eren  Dogmatil,  meil  fie  Denlem  unb  ^^eiflern  gemibmet  ift,  mel^e  bie 
Srücte  bes  gemeinen  (Glaubens  ber  Slutorität  hinter  fid^  ^en,  .  .  .  eAten  Sere^rem 
ber  ^Religion  ^t\Uf  mel^e  bas  (Eoangelium  3^fu  oon  gansem  ^enen  fqä^en,  aber  es 
ni^t  begreifen,  mas  i^nen  bie  äBürbe  eines  ^ubenlönigs  5U  i^rer  Seligfeit  nfi^en  foll''. 
(Es  gilt,  „bte  unoerfennbare  Xenbens   aller  ^riftli(^en  ^arteten   na^   einem   gemein^ 

46  f^aftlid^en  Selenntnis   ^eroorju^eben". 

Derfelbe  Wangel  an  S^|tig!eit  ma^t  \väf  bei  Slmmon  au^  in  ber  Seurteilung- 
einselner  t^eologif^er  ^^aaen  geltenb  nnb  tritt  in  befonbers  bebenlli^er  9Bei|e  in  feiner 
Sittenlehre  ^eroor.  Die  unmo^^eit  mirb  3.  93.  jugelaffen,  mo  ber  anbere  fic^  fittli^en 
(grünben  umugöngli^  enoeift.    9Bir  lefen  oon  ber  unoerbrfl^li^en  ^fli^t  bes  Ge^or- 

60  fams  aegen  bie  Obrigieit,  bod^  au^  mit  ber  Sef^ränfung,  ba^  er  ni^t  auf  unaere^te 
Sefe^le  aus5ube^nen  fei;  mir  lernen,  bog  biefer  Geborfam  bte  9{eoolution  ausH^lie|e, 
in  Der  SInmerlung  jebo^.  ba^  fie  ba  ni^t  oermerfli^  fein  I5nne,  mo  fie  fi^  ber  SBilllur 
entgegenftelle.  !Die  (E^e|^eiouna  mirb  entfc^ieben  oenoorfen,  bann  aber  ein  gf^fti^alten 
am  (Eoebunbe  unter  f^roierigen  Ser^öltniffen  nur  als  eine  $elbentugenb.  nHfi  als  ^fli^t 

56  bargeftellt.  S^leierma^er  fyxi  in  feiner  „3uf(^rift  an  ben  Ober^ofprebtger  9Immon 
über  feine  Prüfung  ber  ^arms'f^en  Sa^e"  berartigesS^roanfen  gegeißelt:  „So  laoiert 
bas  S^iffd^cn,  [0  gleitet  ber  Slal!" 

Dem  ^omtleten  Slmmon  gereAt  3U  merben,  ift  in  unferer  3^it>  ^^^  ^^"^  flönj 
onbere  Sprache  rebet,  fe^r  ferner,    ^ebenfalls  geno^  er  bei  feinen  3^^^^^^  ^^^^  ^^'' 

eo  beftrittenc  Slnerfennung  feiner  ^omiletif^en  Äunft. 


n.  ümmott  SUntttottttrr  465 

9luf  SImmons  (&rQbftem  im  Dresbner  (EUasfrieb^of  fte^  2  fto  13,  8:  ,,9Bir  lonnen 
nt^ts  loiber  bie  äBol^l^eit,  fonbent  für  bte  W&cifft^tri".  D.  ^ibeliud. 

9inmoniter,  V'.*?  "•rs,  *Afi/juxvhai.  Den  Urfprunfl  biejes  SJoIIes  «gä^lt  ber  8eri^t 
6en  19,  38,  na^  meinem  es,  tote  bos  no^e  Qenoanbte  SruberooH  3RoQb,  burd^  £ot 
mit  SObrofiam  unb  ben  oott  Slbra^m  abftommenben  Sönent,  Ssrael,  3smael  unb  Sbom,  5 
genealogif^  Derbunben  xoar.  Der  9lame  9Immon  mirb  l^ier  als  Ben  'ammi,  b.  i.  „6o^n 
meines  SSertDanbten"  erllart.  3n  frfiberen  3^Uen  too^nten  bie  9Immoniter  in  bem  nörb« 
li^  Don  ajloab  gelegenen  Xeile  bes  x)ftiorbanIanbe6.  n>o  |ie  nac^  Dt  2,  20  f.  bie  riefen« 
Soften  Urbemo^ner,  bie  Samjummiten,  ausgerottet  Rotten.  3^^  3^it  9Ro[es  xoar  aber 
ber  ^rögere  unb  reiche  meitli^  Xeil  biejes  (Gebietes  i^nen  Don  bem  amoritifd^en  10 
ftöntge  6i^on  entriffen  morben,  |o  bah  i^nen  nur  ber  Oftranb  bes  Gebirges  unb  bie 
ö[tli^  baoon  liegenbe  Steppe  fibrig  bueben.  6t^on  mürbe  Don  ben  Israeliten  befiegt, 
bte  {t^  nun  in  biefem  Xeile  bes  altammonitif^n  £anbe$  feftfeMen,  iDo^renb  bie  9(m« 
moniter  felbft  fortmä^renb  auf  fene  dftlid^en  Segenben  bdArönft  blieben  (92u  21,  13. 
24;  Dt  2j  36  f.;  3o|  12,  2.  13,  10.  25;  «t  11,  22).  Kad^  Ki  11,  22  er|tre(fte  fi^  15 
Das  israelttif^e  (gebiet  00m  Z^i\^^n  m  äBeften  bis  5U  ben  oon  ben  Slmmonitem  be« 
tDo^nten  Steppen  öftli^  oom  fübgileabitifd^en  (Gebirge,  naAS^f  13,  25  bis  9[roer,  bas 
öftli^  oon  Slabba  lag.  Slber  Dt  2,  37  (eigt  es  ausbrudltd^,  bag  bie  Slmmoniter  au^ 
Stöbte  auf  bem  6ebirge  befaffen,  unb  5U  biejen  St&bten  ge$9rte  [elbft  bie  ^aupt« 
ftabt  bes  ammonitif^en  Steiges,  Slabba  ober  Slabbat  bene  SImmon,  bas  an  bem  oberen  20 
(geaen  92.  fliegenben)  "^^cbhol  lap.  (genauer  loirb  besbalb  Dt  3,  16  u.  5.  ber  3(AboI 
b.  9.  be[fen  oberer  £auf,  ber  je^tge  Wadi  'ammftn,  a&  SBeftprenje  bes  ammonitif^en 
fianbes  angegeben.  $iema^  n>aren  bie  Slmmoniter  aHo  jur  $älfte  ein  auf  ber  6teppe 
lebenbes  dtrtenooü,  3ur  ^ölfte  ein  jtulturooß,  benen  oas  an  frud^tbaren  !Q&Iem  (^er 
49,  4)  unb  f<|önen  SBälbern  reid^e  Jflbgileabitif(^e  (gebirge  gfinftige  Sebingungen  ffir2ö 
bie  Entfaltung  einer  gen>iffen  (Eioiliation  barbot.  Son  ben  ammonitif^en  Stabten 
mirb  meiftens  nur  bie  ^auptftabt  Kabbo  enoa^nt  (Dt  3,  11;  3of  13,  25;  2  6a  11,1. 
12,  26  f.  29.  17,  27;  1  (Ehr  20,  1;  8lm  1,  14;  3o[49,  2  f.;  0^21,  25.  25,  5).  «Ein 
2:eil  baoon  l^ieg  „bie  SBajjerftabt''  (2  6a  12,  26),  ma^rf^einli^  ber  untere,  am  Wadi 
'ammän  gelegene  6tabtteu.  3{a<Si  Dt  3,  11  befanb  ft^  in  9{abba  ber  loloffale  aus  jo 
Safalt  oerferttgte  6arg  bes  jlöni^s  Og.  ^ugeroem  ift  9li  11,  33  oon  jxoansig,  oon 
ben  3sraeKten  eroberten  ammonttifc^en  6tabten  bie  9lebe,  barunter  befonbers  9lroer, 
bas  na^  3o|  13,  15  öftli^  oon  SRabba  lag,  WmrSi  (C^  27,  17?),  noi  (Eufebius 
(£)nom.  £aQ.  280,  44)  oier  römif^e  3Reilen  oon  ^esbon  am  aBege  na^  9iabba,  unb 
SIbel  Aeramim,  na(^  (Eufebius  (Onom.  225,  5)  ein  xoeinrei^es  Dorf.  7  SReilen  oonsö 
9{abba  entfernt.  3bentifi3iert  i^  leine  oon  biefen  brei  Stäbten.  93gl.  augerbem  noc^ 
„bie  üö^terftöbte  9{abbas''  Z^i  49,  2.  3n  politif^er  Sesie^ung  [tanoen  bie  9lmmoniter 
f^on  in  ben  ölteften  ^tWtn  unter  ber  ^errf^aft  eines  ftonigs.  Die  9{eIigion  ber  9m« 
moniter  ift  o^ne  3^^m^I  niit  ber  ber  äRoabiter  na^e  oenoanbt  getoefen,  loenn  au^  ber 
92ame  Aemofd^  als  ammonitif^e  (gott^eit  3{\  11,  24,  loa^^einuc^  auf  einer  93enoe^[e»  40 
lung  beruht.  35re  ^auptgott^eit  ^eiht  im  311  SRillom,  1  %  11,  5.  33;  2  Äg23,13, 
auc§  2  Sa  12,  30;  3er  45,  1.  3  (aber  laum  2lm  1,  15;  3ep^  1,  5),  ©0  bie  aRafJo- 
retten  fal(^  oofaltfieren.  Die  Snbung  biefes.  mit  äRoIoc^  oenoanbten  9lamens  ^at 
man  als  ein  urfprün^li^es  '^am  erllärt^  unb  Darin  einen  ammonitifd^n  Sottesnamen 
oermutet,  ber  au^  tn  Sileam  {'km  t[t  Ba'al  ober  $en)  unb  in  bem  Solfsnameniö 
älmmon  (ogl.  (&en  15,  38)  oorlieaen  {oll  3n  bem  ftonigsnamen  Saalis  3^^  ^0, 14 
finbet  SBae^gen  einen  ^uiammen^ang  mit  3fis^  xoas  auf  [päteren  äg9ptif^en  QEinflug 
l^imoeifen  mürbe.  Der  tn  ben  ajfqrifd^en  3n{^nften  aufbemo^rte  jlömgsname  $ubuilu 
Seigt  nur  ben  geioo^nli^en  femittf^n  (ßottesnamen  (El. 

Das  SJer^öltnis  pif^en  ben  Slmmonitem  unb  ben  3sraeliten  loar  beinahe  immer  50 
ein  fe^r  feinbh^es,  n)te  ja  au^  bie  (Enol^lung  C5en  19,  30  ff.  bie  Stimmuna  ber  3s« 
raeliten  ^egen  bie  ammonitijA^moabitif^en  Srflberoößer  Ilar  ausbrfidt.  9la^  Dt  23,  4  f. 
burfte  !etn  3Rit^lieb  biefer  9351fer  in  bie  israelitif^e  C&emeinbe  aufgenomen  loerben. 
3n)ar  n)urben  bte  älmmoniter  bei  bem  (Einjuae  ber  3sraeliten  in  Aanaan  ni^t  ange- 
griffen, naci^  9lu  21,  24,  xoeil  i^re  ©rense  feft  loar.  nac^  Dt  2,  19.  37,  ©eil  (5ott  es  55 
ben  3sraeltten  oerboten  j^atte.  älber  {(^on  in  ber  9{i&tei^eit  lom  es  5U  S^inbfeligleiten, 
inbem  bie  9lmmoniter  bie  bebrön^te  £age  ber  3sraeliten  5U  benil^en  fugten,  um  i^r 
(gebiet  im  Cftjorbanlanb  5U  enoettem.  Die  Sileabiten  polten  inoeffen  ben  oon  i^nen 
oertriebenen  ^reibeuter^uptling  3ep^ta  surfid,  bem  es  balb  gelang,  bie  9lmmoniter  5U 


466  9lmtit0ttttfr 

beficgcn  unb  eine  9?ei^c  i^ter  Stäbtc  ju  erobern  (3?i  c.  11).  Später  belagerte  ber 
arnntonitif^e  Aönig  92a^as  bte  gtleabitif^e  6tabt  ^cibes.  3n  ber  öugerften  9lot  fd^idten 
bie  SetDo^ner  93oten  na^  bem  äBeftforbanlanbe,  um  bte  ^ter  roo^nenben  Stamme 
genoffen  5ur  $tlfe  m  rufen.    6aul  folgte  btefem  Slufe  unb  braute  ben  ^mntonttem 

5  eine  )o  fd^roere  92ieoerIage  bei,  ba^  [ie  bie  Selaoerung  aufgeben  mußten,  grür  bie 
israeIiti[Ae  (I5ef^t^te  roar  biejer  Ste^  oon  ber  grönten  sBebeutung,  loeil  bas  begeijterte 
Soll  nad9  bem  Kampfe  6aul  als  [etnem  ilönig  bulbigte  (1  6a  c.  11).  3^  X)ai)tb 
[tanb  3l(ä)a6  mä)  2  6a  10,  1  ff.  in  einem  freunblt^en  Ser^Itniffe.  Sein  ^o^n  unb 
92a^foIger  $anun  bej^impfte  bagegen  bie  oon  Daoib  gef^idten  SRänner  auf  fo  fernere 

10  SBetfe,  oa^  ber  israelitif^e  Aonig  ein  ^eer  unter  ^oä)  gegen  bie  Slmmoniter  [^idte. 
ObJ^on  btefe  oon  ben  Slramöem  norbli^  oon  ftanaan  unterftfi^  lourben,  u)urben  fie 
bo(9  oon  bem  energifd^en  ^ooib  ooüftänbig  gef^Iagen.  9lad^bem  Daoib  bie  ^romäer 
in  einem  folgenben  Slriege  befiegt  l^e,  fanbte  er  aufs  neue  S''^^  ^^  ^^^^^  $eere 
gegen  9lmmon.    Die  3sraeliten  oer^eerten  bos  fianb  unb  begannen  bie  ^auptftabt  3u 

15  erobern.  SRa^bem  fie  bie  oben  enocU^nte  3Baffer|tabt  eingenommen  ^tten,  (am  Daoib 
auf  3oabs  3Bun[^  [elbft  5um  Selagerungs^eere  unb  eroberte  bann  bie  fibrige  6tabt, 
iDona^  er  bie  9lmmoniter  ju  f^ioeren  (Lohnarbeiten  benu^en  lieg  (2  6a  12,  31  na^ 
ber  ^nberung  (15.  ^offmanns).  Die  pra^toolle  ibrone  bes  C5otte9btIbes  SRilloms  unb 
fe^r  oiel  Seute  führten  bie  Ssraeliten  als  Irop^en  mit  [i^  (2  6a  c.ll— 12).  6j)ater 

2omaäten  bie  Slmmoniter  fi^  u)ieber  frei  oon  ber  israelif^en  ^enf^aft.  3Baarf^mIi^ 
gefcpa^  es  erft  naä  bem  Xobe  6aIomos  —  {ebenfalls  loeift  bie  Xbdfa^e,  bag  biefer 
Aönig  in  feinem  $arem  ammonitif^e  grtauen  ^atte,  barunter  bie  URuiter  SleQabeams 
(1  ftg  11,  7.  14,  21),  auj  ein  ungeftortes  SJer^ältnis  pifAen  beiben  9350^  ^tn. 
3lai)  ber  6paltung  bes  9let^es  aber  ae^örte  bos  loieber  felb|tftanbig  gemorbene  amnto« 

25nitif^e  9lei^  va  ben  f^Iimmften  Jl^inoen  (Ephraims,  tote  bie  Slnllage  bes  ^rop^ten 
SImos  (1,  13  ff.),  ba^  bie^mmoniter  in  f^onungslofen  5lriegen  i^r  C5ebtet  tn  ®ileab 
erweitert  Ratten,  bemetft.  Die  itoni^sbfi^er  eno^nen  ni^t  bie  ^mmoniter  in  biefer 
3eit;  bagegen  fennt  bie  G^ron9  etnen  Eingriff  ber  SImmoniter  unb  anberer  93oIfer 
auf  Z^ha  unter  3i>N^<^  (^  ^t  c.  20).    9ca^  ben    ajforiF^en-  3nf^nften   lourbe 

30  ber  mit  Sl^ab  in  ^qratm  glei^eitige  jlbnig  ooUjSlmmon  Sofia,  ben  6o^n  9{u^ubi'$, 
oon  6almanaffar  II.  (860 — 825)  bei  5lariara  in  6qrien  ilbenounben.  Die  CD^ronif 
berietet  (2  S^r  26,  8.  27,  5)  oon  Xributja^Iungen  ber  Slmmoniter  unter  Uffia 
unb^otam,  roas  freili^  naA  3^f  H»  1^  ^on  nur  oorüberae^enber  Sebeutung  geroefen 
fein  fann.    Dagegen  ftanb  ber  mit  SRanaffe  glei^jeitige  Aönig  ißubuilu  oon  mimon, 

85iDie  überhaupt  bie  u)e|tafiatif^en  Surften  ber  bamaligen  3^it,  in  einem  93afaIIenoer^ 
^aönijfe  ju  bem  aff^nf^en  ftönige  Sljfar^abbon  (681—668).  Den  Ssraeliten  ^egen^ 
Aber  blieb  bie  6timmung  ber  Slmmontter  in  ben  legten  3^^^^  3ubas  ebenfo  fetnbli^ 
loie  früher,  roie  u.  a.  bie  Dro^u)eisfagungen  ber  ^rop^eten  gegen  9lmmon  jeigen  (6ep^ 
2,  8;  3er  9,  25.  49,  1—6;   CEj  21,  25).    SUs  3ojaRm  oon  »abel  abfiel,  begnügte 

40  92ebufabnefar  fi^  oorlaufig  bamit,  ammonitif^e,  moabitif^e  unb  aramäif^e  otret|« 
f^aaren  gegen  3^<^  3^  f^iden  (2  Ag  24,  2).  !ixo(vc  btmen  fpfiter  ammonitif^e,  rote 
au^  moobitif^e  unb  ebomitif^e  ©efonbte  na^  3cnifalem  um  6ibfija  ju  einer  ftoa« 
lition  gegen  Sabel  aufsuforbem  (3er  27,  2  ff.).  ^TIs  aber  3^ni[alem  gefallen  roar, 
jubelten  bie  Slmmoniter  (CEj  25,  1—10),  unb  il)r  ftonij  Sa'alis  f^idte  3smael  na^ 

46  3uba  um  (Sebalja  ju  ermorben,  roobur^  bie  relatio  ru^tgen  Ser^altniffe  unter  ben  ju» 
rüdgebliebenen  3sraeliten  roieber  peftort  rourben  (3er  40,  13  ff.).  3n  ber  na^exilifqfen 
3eit  gehörte  ber  Slmmoniter  lobta  mit  feinen  fianbsleuten  ju  ben  erbittertiten  gfeinben 
ber  oon  Ssra  unb  9lebemia  oertretenen  Stiftung  unb  fugten  bur^  alle  ußittel,  roenn 
au^  oergebli^,   ben  ÜJlauerbau  in  3^rufalem  ju  ocr^inbem  (3leb  2,  10.  4,  1.  6,  1). 

50  6onft  tetlten  bie  Slmmoniter  in  biefer  3^tt  bas  6^idfal  ber  3sraeliten  unb  ber  übrigen 


9la^barftaaten  unb  ftanben  suerft  unter  per 


if^er,  bann  abroe^felnb  unter  ägqptif^er 


unb  fqrijd^er  ^errfd^aft.  Die  alte  ^auptftabt  9{abba  rourbe  fe^t  in  eine  ^elle> 
niftif^e  6tabt  oenoanbelt,  bie  naA  ^tolemöus  II.  ^^ilabelp^us  ben  Flamen  $^ila^ 
belp^ia  erhielt.    6ie  rourbe  im  3<^te  218  o.  (S)X,  oon  Slntto^us  belagert  unb  burd^ 

65  SBafjermangel  3ur  Übergabe  gejroungen.  3n  ber  maBabSif^en  3^it  ftanben  bie  3lm= 
monttcr  unter  ber  §errf^aft  eines  Igrannen  limot^eus,  ben  ^ubas  in  mehreren  Äömpfen 
befiegte  (1  SRal  5,  6  ff.).  Um  bas  3a^r  135  o.  (Oft.  roar  ip^tlabelp^ia  in  ber  C5eroalt 
bes  Igrannen  3^no  Äot^las  (3of  9lr^.  13,  8,  1).  6päter  rourbe  es  oon  ^ompejus 
in  ben  6töbtebunb  ber  je^n  6tabte  (Defapolis)  aufgenommen  unb  blieb  nun  für  lange 

60  3eiten  unter  römifc^er  $enf^aft.  Das  (i5ebiet  ^^ilabclp^ias  erftredte  fi^  gegen  2Bcftcn 


9titm0tiMer  !bit0b  457 

bis  jii  einer  Stöbt  3ia,  15  röm.  9WeiIen  von  ber  ^ouptftabt,  rote  roit  ans  bem  Se» 
ri^te  bes  3o^P^ws  übet  ©rensjtreittgleiten  jroifd^en  ben  ^uben  ^etöos  unb  ben  ^^i« 
erfahren  (9ltd^.  20,  1,  1,  roo  roo^I  für  Mia  oielme^t  Zia  ju  lefen  ift,  ogl. 


^en  J^ei^ettslrieges  rourbe  $^tlabelp$ta 


labelp^iern 

(Eufcb.  Onom;  258,  51).  '9Im  ainfan'ge  bes  jübi 

roie  bte  metften  ^elleniftif^en  Stäbte  bes  fianbes  Don  ben  aufjtänbif^en  3uben  über=  6 

fallen.    Der  5Rame  „SImmoniter"  fommt  no^  bei  3uftinus  SKärtar  (t  166)  oor,  ber 

fie  oIs  fc^r  sa^IreiA  ermähnt.    Später  oerfd^roinbei  er  aus  ber  ©ef^i^te,   inbem  bte 

«eroo^ner  nun  ju  ben  9lrabem  gereAnet  würben.    Die  prai^tDoIIen  9?uinen  'ammäns, 

rote  ber  je^tgc  9lante  bes  alten  ^^abelp^ias  roieber  lautet,  ftantmen  aus  ben  römifd^en 

3«itctt.  ».  mf)U     10 

^moh,  (Erjbif^of  oon  fi^on,  841—852.  Epistolae  et  opuscula  bei  SBalmiuö. 
Agobardi  opera,  2.^  *ari«1665,  @.  135 ff.;  BM  14.  ©b.  8.329;  MSL  116.  »b.  ©.141ff.— 
Hist  lit^r.  de  la  France,  5.  »b,  «Patt*  1740,  ©.  105;  SSerner,  Sllcuin  unb  fein  Saftr^un* 
bert,  3Bicn  1681 ,  @.  327  ff. ;  @*rör«,  ^cr  Streit  über  bte  ^räbcftination  Im  9.  Sa^rb., 
5rcib.  1884,  @.  83  ff.  16 

Slmolo,  Slntulo,  in  ber  S^ule  oon  £qon  unter  ber  £eitung  Slgobarbs  gebilbet, 
feit  16.  3anuar  841  (Annal.  Lugd.  MG  SS  I  S.  110)  fein  SRoc^foIger  auf  bent 
ersbif^öfliAen  Stuhle  oon  £qon,  geftorben  ben  31.  aR&rj  852,  rei^t  fi^  bur^  feine  Se« 
fömpfung  oes  9lberglaubens  roüroig  an  feinen  93orgänger  an.  3^U9^  ^^^  tft  fein 
Srief  an  Z^eutbolb  oon  £angres.  Diefer  ^otte  i^m  gemelbet,  bag  jroei  9Ränner,  bie  20 
]\6)  för  SKon^e  ausgaben,  (Bebeine  eines  ^eiligen,  beffen  Kamen  fie  oergeffen  ^tten, 
aus  Stauen  mA  Dhon  gebraut  unb  am  ®robe  bes  ^.  benignus  in  ber  ii)m  geroei^ten 
ftir^e  niebergelegt  Rotten ;  bur^  Seru^rung  biefer  ^{eliquien  rooren  SBeiber  oon  ^ef« 
tigen  3u(fun9en  überfallen  roorben;  in  bem  großen  baburd^  entftanbenen  3ulctufe  ^e 
bas  (Bleibe  ftd^  an  beinahe  400  ^erfonen  roieber^olt,  unb  äj^nli^  Sr[^e{nungen  hätten  25 
fi(^  auif  in  bena^barten  C5egenben  gejeigt.  9lmoIo  riet,  jene  C5ebetne  auger^&  ber 
Rix^e  5u  begraben,  bamit  fie  ni^t  fernem  Slnlag  5U  3rrtum  unb  ^erglaufien  gaben. 
Die  angebli(§en  SBunberroiriungen  beruhten  auf  betrügerif^en  Slbfi^ten  unb  ©eroinn* 
fuAt.  ^nli^es  |abe  er  bei  £eb3eiten  älgoborbs  gefe^en,  ber  bie  Setrfiger  entlarot 
Oabe;  aud^  in  Ufej  ^Stten  bie  feltfamften  Srf^inungen  fofort  aufgehört,  als  Sifc^ofao 
Sart^olomöus  oon  9larbonne  oerbot,  ben  Betroffenen  SlImo|en  ju  reiqen.  —  SBie  in 
bem  SBiberfpru^  gegen  ben  SIberglauben,  fo  folgte  Slmolo  aud^  in  bem  Slnlömpfen  gegen 
bie  Stellung,  roeli^e  bie  3uben  in  Sübfranfret^  einnahmen,  bem  Soigang  ^Igoboros. 
Sein  ftarl  0.  Ä.  geroibmetes  Su^  gegen  bie  3uben  giebt  ni^t  unintereffante  2Rit= 
teilungen  über  bie  meffianif^en  CErroartungen  ber3^^n  im  beginnenben  SKittelalter.  —  so 
Snbli^  beteiligte  fi^  Slmolo  bur^  einen  Srief  an  ©ottf^aß  auä)  an  bem  ^röbefti* 
nationsftreit  bes  neunten  3<^t^unberts.  ©ottj^al!  ^otte  oerfu^t,  ii)n  für  fi^  ju  inter« 
effieren,  fanb  aber  bei  i^m  fein  9Serftanbnis  für  feine  ©ebanlen.  Sein  Stanbpunit 
fpri^t  fi^  in  ber  an  ben  gefangenen  SRön^  geri^teten  9Bamung  aus:  Noli  te 
sensui  tuo  committere ,  s^  maiorum  iudiciis  atque  sententiae,  immo  divinis  40 
et  ecclesiasticis  auctoritatibus  facile  cede,  libenter  adquiesce  et  obedienter 
subde  te  (ep.  2  S.  152  Bai.)  Den  fa^Ii^en  ©egenfa^  fagte  er  felbft  in  folgenben 
Sö^en  5ufammen:  In  primis  displicet  nobis  valde,  quod  dicis  et  asseris,  ne- 
minem perire  posse  Christi  sanguine  redemptum,  secundo  loco,  quia  eccle- 
siae  saeramenta,  videlicet  exorcismi  et  baptismi,  chrismatis  et  eucharistiae,  46 
ac  manus  impositionis ,  perfunctorie  et  fnistratorie  omnibus,  qui  post  per- 
ceptionem  eonim  pereant,  dari  confirmas;  tertio  quia  et  divinarum  scriptu- 
rarum  testimoniis  et  sincerissimis  s.  patrum  dietis  tarn  perverse  abuteris, 
ut  haec  omnia  .  .  ex  Ulis  .  .  adfirmare  contentas;  quarto,  quia  tarn  dure  .  . 
de  divina  praedestinatione  sentis  et  loqueris  in  damnatione  reproborum ,  ut  60 
omnes  illos,  qui  ad  sinistram  ponendi  sunt  in  die  iudicii, . .  ita  sint  divinitus 
ad  interitum  praedestinati,  ut  eorum  prorsus  nullus  aliquando  potuerit,  nullus 
possit  salvus  esse;  quinto  quod  ita  exarsisti  adversus  eos,  . .  ut  dixeris,  eos 
tam  irrevocabiliter  et  incommutabiliter  perditioni  esse  praedestinatos,  sicut 
Deus  ipse  incommutabilis  et  inconvertibilis  est;  sexto,  quod  Deum  et  sanctos  60 
eins  in  perditione  eorum . .  dicis  exultaturos  et  gavisuros.  —  Sirmonb  f)ai  ber* 
felben  ^anbfc^rift,  ber  er  ben  Srief  an  ©ottfd^all  entnahm,  jroet  anonqme  Xraltate 
(De  praescientia  vel  praedestinatione  divina  unb  De  gratia  et  praescientia 
Dei)   unb   eine  Sammlung  Sentenjen   aus  ^uguftin  entnommen    (S.  172  ff.,   ogl. 


458  Slntob  SCmoti 

S.  148  95alu3.);   et  urteilte,   bafe  bie  beiben  Xraltate  a  genio  Amolonis  non  ab- 
horreant.    Die  ^ier  angebeutete  SSennutung,  Jie  feien  SBerfe  Slmolos,   eignete  fi^ 
Salu}ius   an  (praef.).    Sie   rourbe   feilbem   ^enfienb    (bo^   ogL  S^rots   S.  33 
S(nm.  37).    3rgenb  ein  Seioeis  fflr  |ie  lagt  fid^,  foDtel  i^  fe^e,  nt^t  fähren. 
6  (^^nn  t)  <^o«tf. 

amott  CP"-?  3er  46,25),  äg9pt.  «Bott.  -  (£b.»ic^cr,  «rtiIcU«mmon"in5Rof4cfö 
l^e^ifon  ber  gvtec^lfc^en  unb  römtfc^en  ^^t^ologte. 

Simon,  grieA.  "J/^/xcov,  feltner  ^^licoy,  altäg^ptif^  A'mön,  jpater  (au^  loptif^) 
Amun,  ijt  ber  9(ame  Des  £oIalgottes  ber  oberagqptifdben  6tabt  Xqeben,  ber  Diospolis 

10  megale  ber  ©rieben  (|.  No-Amon).  Die  (Etymologie  bes  Jlomens  i|t  mie  bei  ben 
meiften  äg9pti[(^en  (göttemamen  ni^t  fejtjuftenen,  bie  X^ologen  ber  fpöteren  Stri 
bringen  i^n  mtt  ber  SBursel  'mn  „oer^ültt,  oerborgen  fein"  jufommen  unb  erilären 
Simon  als  ben  „oerborgenen" ;  fo  auA  Manetho  (bei  $lutarq,  de  Jside  9)  rd  xe- 
xQvjujuevov  xal  rrjv  xgvynv.  lufpüngli^  f^eint  ämon  ein  ©Ott  ber  gni^tborfeit,  ein 

löQErntegott  aeioefen  ju  fein;  bo^  rofarb  er  f^on  im  mittleren  9{ei(^e,  na^  ber  £ebre,  bag 
alle  agqptif(^n  ©ott^eiten,  loel^en  Flamen  fie  au^  tragen  mögen,  nur  oerf^iebene 
gf^rmen  bes  einen  Sonnengottes  feien,  als  Sonnengott  aufgefaßt.  Slls  fol^er  ^igt  er 
Amon-Ra-setn-nteru  „9Imon  ber  Sonnengott,  ber  ftönig  ber  ©ötter"  (griec^.  M/iov- 
qaooyv&rjQ)  unb  tft  fp&er  oon  ben  ©rieben  tj^em  3^^  gteic^^f^^t  toorben.    Sein 

20Deilige5  ^ier  loar  ein  SBibber  mit  eigentfimltd^en  na^  unten  gebogenen  Römern. 
!baraeftent  u)urbe  ber  ©ott  gemo^nlic^  ab  SRenf^  mit  blauer  ^aumtrbe,  auf  bem 
ftopfe  eine  eng  anliegenbe  ftappe  mtt  smei  langen,  aufrecht  tte^enben  gfebem  tragenb. 
Seltener  u)urbe  er  in  ber  ©eftalt  bes  (Erntegottes  ÜRin  oon  ilootos,  mtt  bem  man  i^n 
oielfa^   ibentif ijierte ,    itbqp^allif^  miebergegeben.     9lu^  toiboerldpfi^e  Slmonsbimr 

25  finben  fi^  befonbers  ^uf tg  in  iRi^ien,  toopin  ber  ftultus  bes  ©ottes  tm  neuen  SleiAe 
gelommen  loar  unb  mo  er  namentli^  fett  ber  XX.  Dnnaftie  befonbere  Pflege  genoß. 
—  SBie  leiner  anberen  äg^ptif^en  (Sott^tt  finb  bem  ^mon  bie  oer&nberten  polttif^n 
Ser^ltniffe  fett  bem  ©nbe  bes  alten  SRei^s  ju  ©ute  gelommen.  Dur^  ben  Sturj 
ber  unteröQ9ptif^en  Dnnaftien  loaren  bie  ^ü^ften  oon  TMbzn  pr  ^errf^aft  gelangt 

30  unb  bie  bts  bo^in  unbebeutenbe  ^ooin^ialftaot  lourbe  aum&^liq  3ur  SRetropole  bes 
9leiAs.  Die  Sd^u^gott^tt  X^bens  trat  tn  oen  93orbergrunb  bes  ög^ptif^en  ißant^ons ; 
im  9tamen  bes  Simon  unternahmen  bie  ip^araonen  i^re  ^eerjuge  na^  Slfien  unb 
Shibien  unb  felbftoerftönbli^  fiel  ber  fiöroenanteil  ber  Seute  bem  ©otte  ju,  fo  bog  fein 
Sefi^tum  me^r  unb  me^r  roud^s.  Seim  heutigen  ftamal  lourbe  i^m  oon  ben  5tonigen 

35  ber  XII.  Dqnaftie  ein  ^eUigtum  gebaut,  in  bem  er  neben  feiner  ©ema^lin  3ltut  unb 
bem  SRonbgotte  (Ebons  oere^rt  mürbe ;  lommenbe  ©ef^le^ter  roetteiferten,  biefen  Xempel 
}u  oergrögem,  unb  no^  bie  £agiben  roaren  beftrebt,  es  i^ren  ögqpttfc^en  Vorgängern 
im  Slusbau  bes  großen  Simonstempels  na^jut^un.  Die  „!I^rone  ber  9Bett''  —  fo 
^ie^  ber  Icmpel  —  ©u^fen  5um  impofanteften  og^ptifAen  ©ottes^ufe  ^eran  unb 

40  nöttgen  no^  ^eute  in  ibrem  trfimmer^en  3uf^^ni^^  ^^^  bie  größte  ^etounberung  ab. 
Sluq  an  anberen  Stellen  ber  t^ebanii^en  (Ebene  mürben  bem  Simon  Xempelbauten 
errii^tet,  in  fiuior  oon  Slmenop^is  III.,  auf  bem  SBeftufer  bei  DSr  el  bahari  u.f.n). 
S3or  allem  mürbe  fein  5lultus  tn  bie  eroberten  ißrooinjen  eingeffibrt;  in  92ubien  er= 
^oben  fi(^  allent^lben  Slmon^eiligtfimer,   in  ben  Oafen  ber  libof^en  SBüfte  unb  in 

46  Sqrten  mürben  i^m  Xempel  erbaut.  So  lann  Simon  aerabesu  als  bte  äg^ptif^e  9lational= 
gott^tt  bes  neuen  9{ei^s  gelten.  9tur  einmal  ^at  (t^  gegen  feine  june^menbe  SRa^t 
eht  energif^er  SBiberftanb  geltenb  gemacht,  als  um  1400  o.  (E^.  Slmenop^is  IV.  ben 
Serfu^  magte,  bem  Steige  eine  neue  9leligion  ju  ^eben  unb  ben  5lultus  bes  Sonnen« 
oeftims  einsuKl^ren.    ©egen  biefe  religiofe  SReoolutton  f^eint  fi^  in  erfter  9te^  bie 

60  ^rtefterf^aft  oes  Simon  aufgelehnt  p  baben,  bie  ja  au(9  bei  ber  Steuerung  bas  uReifte 
5U  oerlieren  ^tte.  3ur  Strafe  mürbe  oer  ©ott  oon  bem  5lonigc  mtt  fanatifc^m  $affe 
oerfolgt,  unb  fein  9lame  unb  Silb  überall  jerftbrt.  SUs  aber  balb  na^  bes  Abnigs 
Xooe  ber  alte  ©laube  mieber  5ur  ^errfd^aft  gelangte,  gemann  au^  Simon  unb  feine 
^rtefterf^aft  bie  frühere  9Ka^t  mieber,  unb.i^r  Sefijtum  ftieg  namentli^  unter  ben 

öö  Kameffiben  ins  llnermeWi^e;  ogl.  (Erman,  %9pten  o.  409  f.  Der  $o^epriefter  mar 
na^  bem  Jlonige  bie  erfte  $erfon  im  Staate,  unb  es  gelana  i^m  f^lte^lt^  (gegen 
(Enbe  ber  XX.  Dqnaftie),  ben  Aönig  felbft  bei  Seite  ju  f^ieben  unb  fi^  bie  äg^p^ 
tifAe  ftrone  aufs  $aupt  ju  Wmi,  Aonnten  nun  au(^  bie  $o|enpriefter  bie  Jlonigsberrf^aft 
nt^t  lange  be9aupten,  fo  Qaben  fie  fi(^  bo(^  infolge  i^es  großen  93ermögen$  iqren  po= 


Sntim  8iit»rtter  459 

litifc^en  (Einfluh  no^  lange  genui^rt.  (Erft  feit  ber  XXVI.  Dqnajtie  fd^etnt  i^re  9Ra^t 
gefunien,  unb  $[mon  anmo^Itd^  iDteber  in  bie  Heine  Stellung  etner  $rooimialgott^it 
Aurildgebrongt  ju  fein.  3n  ben  Oofen  ober  unb  namentlid^  in  bem  äqiopil^en  9let^ 
pat  fi^  ber  Aultus  bes  ,,(&ötter!5nigs"  unb  bie  meltli^e  fterrfdbaft  feiner  ^riefter  bis 
tn  bie  römif^e  ^tü  unbeftritten  erpalten  unb  ift  ^ier  erft  oent  S^riftentum  getot^en.      6 

&.  ^tetnbovff. 

amott,  ftonigDonSubo.—  2%  21,  18—26;  2  (Qr  33,  20—25.  «gl.  bie 
ö.  99,  33  angeführten  Schriften  \)on  St'6f)kxU,  2  8.283,  453;  Stabe  I  ®.  640f.;  SHttelll 

8.  320. 

Simon,  "P"» ,  ^A/iuijg,  ^A/uoh',  So^n  bes  SRanaffe,  bat  na^  frü^rem  Slnfa^e  to 
642—641,  na^  ftamp^aufen  (f.  91.  „«^ab"  S.  259  3eile  21  unb  35)  640—639, 
na^  Bommel  (J.  „9I^b"  S.  259  3eile  36)  641—640  rwiert.  SBäbrenb  (einer  fursen 
^Regierung  ift  m^ts  bebeutenbes  oorgefallen.  Das  ben  Üffqrem  tributpflichtige  3uba 
^tte  Stieben.  Smon  nmnbelte  veiter  auf  ber  Sa^n  feines  93aters  9Ranaffe,  inbent 
er  bie  affqrif^e  Seftimoere^runa,  ben  Saal«  unb  ^lo^bienft  u)eiter  pfleate.  Dag  lo 
er  ben  ^d^enbienft  ni^t  anaetaftet  fyxt,  oerfte^  fi^  oon  felbft.    (Er  warb  our^  eine 

flalafti)erf^n)örung,  beren  Urfad^e  uns  nic^t  oelannt  ift,  aus  bem  9Bege  geräumt.  Die 
anbbepolferuna  aber  {Y^^^  ^)  erfiob  fkb,  braute  bie  Serf^roorenen  um  unb  fe^te 
Simons  a^tja^rigen  6o^n  Sofia  auf  ben  Xpron.  ^il^clm  fiot». 

Slmoriter,  '•'?':»,  'A/xoggaToi,  »erben  ffien  10,  15ff.|  1  S^r  1,  14  als  eins  ber  20 
11  oon  jlanaan  abftammenoen  SSölIer  enoä^nt.    Slls  (Einjelftomm  lommen  fie   au^ 
in  ben  Slufjo^lungen  ber  6tämme  C5en  15,  21;  (Ex  3,  8.  17;  13,  5;  23,  23;  33,  2; 
34,  11;  Dt  7,  1;   20,  17;  3of  3,  10;  9,  1;  11,3;  12,  8;  24,  11;  Ki  3,  5;  1  ftg 

9,  20;  (Esr  9,  1;  3le|  9,  8;  2  C^r  8,  7  oor.    3lnbere  Stellen  jeigen,  ba|bie  3lmo» 
riter,  tm  (Segenfafe  m  ben  ftanaanäem,  befonbers  auf  ben  C5ebiirgen  bes  äBeftjorban«  25 
lanbes  ©o^nten,  f.  3lu  13,  29;  Dt  1,  7.  19«.  27.  44 ;  3of  5,  1 ;  10,  6,  12;  13.  24; 
3of5,  1;  lOj  6.  12;  13,  4;  3Ji  10,  11.  3n  biefen  (Segenben  muffen  fie.  loie  biefe 
stellen  beutlt^  le^en,  bie  ^auptbeoöllerung  aebilbet  ^aben.  fei  es  nun,  bag  oie  übrigen 
Sebirgsftömme,  mte  bie  3^u[iter  ober  bie  ^eotter,  nur  Unterabteilungen  bes  amori« 
tif^en  ^u;>tftammes  gemefen  )inb,  ober  bah  fie  nd^n  biefem  mä^tiaeren  Stamme  in  90 
ben  ^intergrunb  traten.  Da  nun  bie  Ssraeltten  bas  ganje  ®ebirge  uieftli^  00m  3otban 
eroberten,  ober  {ebenfalls  allmä^Iid^  bie  ^ier  fibrig  gäliebenen  Ibbemo^ner  ibrer  Selbft* 
ftänbigleit  beraubten,  [0  erflart  Jidb,  bog  einzelne   biblifc^  S^riftftellen  (oefonbers  E 
unb  bie  beuteronomiftii^en  SJerfafier)  bas  äBort  „älmoriter"   tm  Sinne  oon  ber  be« 
fiegten  oorisraelitifc^en  ^eoöRerung  ftanaans  überhaupt  benu^en;    ogl.  (Ben  15,  16;  35 
3of  7.  7;  24,  15.  18;   Ki  6,  10;    1  Sa  7,  14;    2  Sa  21,  2:    1  ftg  21,  26-  2  ftg 
21,  11;  3lm  2,  9.  10,  ogl.  (Ej.  16,  3,  roo  «moriter  unb  ftet^tter  bie  (Eltern  Israels 
genannt  n)erben.    ^ierber  gehört  auc^  3^f  17,  9,  u>o  na^  Dem  mo^c^inli^en  e^en 
4:exte   ber  LXX   Oie  ^Imoriter   unb   bie  ^eoiter   als   bte   oon   3srael   oerbrfingten 
Stamme  genannt  werben.    9{i  1,  34—35  ^ei^  bie  SeoöRerung  bes  nieberen  fionbes  40 
roeftli^  00m  Gebirge  3^^  „9lmoriter".    Sin   anberen  Stellen  ift  es  yootr^tSS^,  ob 
bas  SBort    in  biefem  loeiteren  Sinne  gebraust  loirb,  ober  ob  es  ben  amoritif^en 
(Sebirgsftamm    im  engeren  Sinne  bebeutet.     So  C5en  48,  22,  100  bie  Slmoriter  in 
Si^em,   C5en  14,  7,   tpo    fie   bei  ^ascgon^Xamar,  unb   (Sen  14,  13,   100   fie  bei 
Hebron   oorfommen.     ^nlid^  oer^ält  es  fid^  mit   bem  OfQorbanlanbe.    9ln   oielen46 
Stellen  fpri^t  bas  alte  Zeftament  oon  bem  „amoritifc^en"  iReid^e  bes  5tonigs  Sil^on 
norbliA  oon  SRoab  unb  n)eftlid^  oon  Slmmon,  unb  oon  feiner  (Eroberung   our^  bie 
Ssraeltten,   ogl.  5Ru  21,  13.  21.  25f.;   31—34.32,  33;   Dt  14,  4;   2,  24;    3,  2.8; 

4,  46f.;  31,  4-  3of  2,10;  9,  19;  12,  2;  13,  10.  21;  24,  8.  12;  3H  11,  19—23; 
1  ftg  4,  19;  $f  135,  11;  136,  19  unb  aufeerbem  3lu  32,  39;  Ki  10,  8.  gemerw 
mirb  ber  ebenfalls  oon  ben  3sraeliten  befiegte  ilbnig  Og  in  Safan  ein  9lmoriter 
genannt  Dt  3.  8f.;  4,  47;  31,4;  3of  2,  10;  9,  10;  24,  12.  Sllle  bieje  SteUen 
erlauben  eine  Doppelte  (Erflärung.  (Entioeber  maren  biete  beiben  9lei(^e  roirfliq  oon  bem 
amoritifAen  (gebtrgsftamm  in  engerem  Sinne  gegriinbet,  ober  ber  92ame  ,,9lmoriter'' 
fte^t  au^  bier  umfaffenb  für  bie  lanaanaifd^e,  oon  ben  3sraeliten  befiegte  Uroeoöllerung,  66 
o^ne  befonoere  Serüdfi^tigung  ber  nöj^eren  Stammoer^ltniffe. 

Die  ni^tisraelitif^en  Quellen,  bie  bie  Slmoriter  enoä^nen,  ^aben   bis  je^t  e^r 
neue  Probleme  gef^offen,   ate  £i^t  über  bie  et^nograp^if^e  ($rage  oerbreitet.    Da$ 


460  .     SmiHrttfr  9iit»i». 

Slmara  ber  ögi)ptifd^en  3nj(^riften,  mit  rochen  man  gctoö^nlid^  bte  bibltfd^cn  Slmoriter 
Sufammenjtellt,  mu^  na^  ben  Unterfu^ungen  9R(ut  SRfillers  (%{ien  unb  Suropa  na^ 
altögnptif^cn  Denfmälern,  1893.  218—233)  in  ber  aileberung  äwif^en  bem  fiibanon 
unb  Dem  Slnttlibanon  ocfud^t  roerben.  Danad^  j^eint  man  annehmen  5u  müfjen,  bafe 
5  bie  Slmortter  im  15.  S^^^^unbert  na^  Süben  gebrungen  finb  unb  ba$  palafttnenfifd^e 
(Sebirge  erobert  ^aben,  etne  Seroegung,  oon  melier  oiellei^t  bie  in  Zell^el^SImama 
gefunbenen  Sriefe  aus  Sorberafien  Sla^ri^tcn  entgolten  (ogl.  §.  SBintfler,  ©ej^i^te 
Ssraels  1,  52).  %.  »w^t. 

9(mQrttfattQn,  9lmortifationsgefe^e.    ^a6l  bie   beutf(!^en  9ltnortifattondgefe(e, 
10  Tübingen  1872;  Äouj  in  ©ÄmoIIer»  3a^rbüd)cm,  83b  14,  6.  113  ff.  «uölfinbifd^c  ßittcratur 
bei  gncbbcrg,  Äir^enrecftt  S.  472. 

Die  Aird^en  [inb  bur^  Seraugerungsoerbote  be^inbert,  i^re  Semtögensftfide  in  ben 
lebenbigen  93er!e^r  ju  bringen.  Deshalb  ^cA  man  fie  als  3n^ber  oon  Vermögen  manus 
mortua,  tote  $anb,  genannt,  unb  Slmortifattonsgefefee  l^t^en  bie  ftaatli^en  SBerorb» 

15  nungen,  toel^e  bem  hr^Ii^en  SSermogensenoerbe  Smranfen  je^en.  6oI^e  finben  [i^ 
[Aon  in  ber  farolingifd^en  $eriobe,  unb  nomentlid^  ^oben  ftöbttfAe  Statuten  bes  SRtttel« 
alters  aud^  bem  (Enoerbe  oon  (&runbetgentum  bur^  ftir^en  uno  ftlöfter  —  fd^on  loeil 
bie  ftir^e  für  biefes  Steuerfreil^eit  beanfpru^te  —  S^ranfen  ju  [e^en  unternommen 
(jjriebberp,  De  finium  inter  ecclesiam  et  civitatem  regundorum  iudicio  ®.  191  ff.). 

2o^reiIi^  tjt  ber  (Erfolg  aller  fol^er  SRagna^men  lein  bur^j^Iagenber  getoejen.  3n 
I)eutf4tenb  geborte  na^  ben  ^unbert  Sefd^ioerben  ber  beutf^en  Station  (e.  28  bei 
S^ilter.  De  libert.  eccl.  germ.  S.  880)  */»  ober  V*  bes  ganjen  Sobens  oer  ftird^e, 
mö^renb  in  3talien  in  einjelnen  ®emeinben  au^  ni^t  ein  3Rorgen  fianbes  mebr  oon 
ben  £aien  befeffen  tourbe  (Muratori,  Antiquität.  Italiae,  Sb.  6  6.  261).    in  ber 


25  neuern  !itxi  [inb  9Imorti[ationsae[eMe  in  allen  Staaten  unb  [elbjt  in  ben  gei[t(i^n 
erla[[en  ©orben  (ogl.  JJfriebberg,  Äirdpenre^t,  S.  472  f.),  unb  er[t  bte  mobeme  3^^  W 
ibnen  teiln)ei[e  bie  ge^en  bte  Air^e  genutete  Spi^e  babur^  genommen,  bag  [te  bie 
9iormen  auf  alle  jurtfti(Aen  jßer[onen  ausbe^nte.  Cinen  eigentümli^en  Stanbpunft 
nimmt  bie  (I5e[e^gebung  oer  SSereinigten  Staaten  oon  9torbamer9a  ein,   na^  n^el^er 

30  leine  religiofe  Äörper(^aft  me^r  als  50  000  Dollars  SBert  beji^en  barf ,  unb  {eber  Ober» 
[^ug  Aber  oie[e  Summe  bem  Staate  jitfäüt.  3n  X)eut[^Ianb  fehlen  Hmorti[attons» 
ge[e§e  in  14  Staaten,  unb  bie  ber  übrigen  loeid^en  mannigfa^  oon  einanber  ab.  9lad^ 
bem  preu6i[c^en  (Be[e^  oom  23.  gfebr.  1870,  bem  babitten  oom  5.  SRai  1870  unb 
bem  (5ro6^.  ^e[[i[4en  (&:Ia[[e  oom  27.  SRai  1874  i[t  bei  allen  iuri[ti[(^en  iper[onen 

35  für  jeben  bie  SBertfumme  oon  3000  5DM.  über[teigenben  lulratioen  (Erroerb  —  in  Saben 
o^ne  jebe  SBertgrenje,  unb  ebenfo  in  ^reugen,  falls  burd^  bie  3u^^ni^un9  ^^^^  ^^^^ 
juri[ti[^e  $er?on  ins  £eben  gerufen  toerben  foll  ober  einer  im  3nlanbe  bereits  be[te^nben 
JU  anberen  als  i^ren  bisher  genehmigten  3toed!en  geroibmet  ©erben  [oll,  in  §e[[en  über 
200  3RI  —  bie  [taatli^e  ©ene^migung  erforberli^.    gür  ben  Smmobiliarenoerb  [inb 

40  augerbem  no^  bie  ölteren  9{e<|tsnormen  in  Geltung  bela[[en  Q)orben.  Die  übrigen 
beut[^en  ®e[e^e  geben  entroeber  ben  aMobiliarenoerb  oolfltanbig  frei,  ober  be[^ran!en 
S^eniungen  unb  le^tioillige  3un)enbungen  [^led^tioeg,  ober  boA,  falls  biefe  etne  be^ 
(timmte  ^umme  überfteigen.  Der  (Erroerb  oon  Smmobilien  roirb  in  ber  einen  Äla[[e 
oon  (5e[e^en  3ugela[[en  —  balb  nur  ber  onero[e,   balb  nur  ber  lubatioe  —  in  ber 

45  anbern  burc^roeg  an  [taatli^e  (Sene^miaung  gebunben,  roobei  allerbings  toieber  ber 
lidratioe  unter  einem  beftimmten  SBert  freigegeben  i[t.  Sluf  bie  Übertretung  ber  ge= 
[e^li^en  Se[timmungen  Qot  bie  preugi[^e  C5e[e^gebung  Strafe  ge[e^t,  loöbrenb  baneoen 
no(^  unb  [o  au^  na^  benjenigen  (Sefe^en,  bie  bies  ni^t  aus[pred^en,  9lid^tiglett  bes 
ge[e^u)ibrigcn  (Enoerbes  angenommen  toerben  mufe.  ®.  Sttebbetg. 

60  Umo»,  (CTr?  Üragenber),  ein  ^ßrop^et,  be[fen  SBeisfagunasbu^  bie  britte  Stelle 
auf  ber  Wolle  bes  5ebröi[(^en  Dobelcqnropfieton  einnimmt  unb  Dermalen  mei[t  für  bie 
ältefte  auf  uns  geiommene  prop^eti[^e  S^rift  gehalten  loirb.  Der  92ame  Slmos  finbet 
[id^  aus[pe6lid^  in  (einem  »ud^e  (1,  1;  7,  8.  10—14;  8.  2):  bie[es  i[t  ba^er  bie 
aus[^lie6li^e  Duelle  für  un[ere  ftenntnis  ber  ?perfon  bes  ^rop^eten  unb  feiner  3Bir!* 

55  [amfeit.  (Es  jerföllt,  abge[e^en  oon  ber  äber[^rtft  1,  1,  in  brei  beutli^  oon  einanber 
unter[^iebene  leile.  Der  er[te  leil,  Aap.  1,  2—2,  16  beginnt  1,  2  mit  einer  an  3^^! 
ij  16  [i^  anle^nenben  93erlünbigung,  bog  3^^^^^  ^on  !i\on  aus  ein  Straf^eri^t  über 
bte  93öl{er  ringsumher  ^Iten  roerbe.    SIls  [ol^e  SBotler  toerben  bann  mtt  glei^em 


W»0»  461 

9lebeetngang  unb  unter  Darlegung  i^rer  6(^ulb  unb  ber  beoorfte^nben  6trofe  genannt: 
Domasfais  1,  3—5;  ^^iliftaa  1,  6—8;  Ü^rus  1,  9.  10;    (Ebom  1,  11.  12;  «mmon 

1,  13—15;  SKoab  2,  1—3;  3uba  2,  4.  5;  3srael  2,  6—16.  Die  Dro^roeisfagunjj 
gegen  Ssrael  t[t  an  bos  Snbe  gefteüt  unb  ousffl^Itc^er  als  bie  Dorange^enben,  toetl 
bie  äBirIfamlett  bes  ^rop^ten  oomebmli^  bem  3^^n|tömmeret^e  gilt.  Der  jtoeite  5 
Zeil  Aap.  3—6  |ebt  fi^  formell  fc^arf  oon  bem  erften  unb  brttten  Zeile  ab  Cr  ent^ 
^It  eine  9{ei^e  Don  6trafprebigten  uno  (Seric^tsanbro^ungen  gegen  bas  nörblic^e  3{txd), 
wtläft  in  ber  ben  ^rop^eten  gemö^nli^en  r^torif(^<poetif^en  DarlteÜungsioeife  ge^tten 
finb.  Des  fübli^en  9letAe$  gefc^ie^t  barin  nur  6,  1  ausbrildli^e  (Eri^nung;  o^K 
aber  au^  3, 1.  2.  Die  Slbgrenjung  ber  einjelnen  Sieben  bes  jmeiten  2:eiles  ift  ftreittg.  10 
Der  britte  Zeil,  Aap.  7—9,  beginnt  mit  ber  (Erjo^Iung,  bafe  (Sott  ben  ^rop^eten  na§ 
einanber  brei  bem  JJoIfe  Ssrael  brobenbe  9Sifionen  ^e  teauen  lafjen  (7, 1—3.  4—6. 
7—9).  93on  ber  93erfflnbtgung  biefer  93i|ionen  no^m  ^Imajja^  ber  £)6erprie|ter  oon 
Setzei,  93eranlaf{ung,  bei  bem  Aönige  3^to^^<tnt  II.  bie  Slusroetjung  S(mos  aus  Israel 
5U  beantragen  (7,  10—13).  Diefer  aber  lieft  M  in  bem  SBoIljuge  ber  oon  feinem  15 
Sötte  i|m  aufgetragenen  SRiffion  ni^t  inema^en  (7,  14.  15),  oerifinbete  oielme^r 
bem  Oberpriefter,  rote  (icb  auq  (pejiell  an  i^m  Gottes  Gerichte  oenoirllic^en  coerben 
(7,  16.  17),  unb  [(^loft  ^teran  (itap.  8.  9)  bie  SRitteilung  über  stoei  Q)eitere  i^m  ^u 
teil  geroorbene  SJtJtonen  nebft  beren  Slusbeutung.  Die  erfte  oerfelben  (Aap.  8)  t[t 
toieber  aus[^Iie|Ii^  un^eilbro^enben  3n^alte5,  bie  9Iusbeutung  ber  3Q)eiten  !SBt|ion  aber  20 
{nüpft  an  bie  äJerfunbigung  bes  pnä(^[t  beoorftel^nben  Senates  (9,  1—7)  bie  93er« 
Neigung  einer  ^eilooHen  3ufunft  für  ben  burd^  bie  (geriefte  ^inburc^geretteten  taugli^en 
9?ejt  bes  Solfes  (9,  8—15). 

9lmos  ge^rte  bem  9iei^e  3uba  an.    6eine  ^eimat  loar  bas  Stobt^en  Z|e!oa, 
4—5  Stunben  fübs[üb*o[tIi(^  oon  3^ni|alem  (1,  1;  ogl.  7,  12).  (Et  ©ar,  beoor  er  bie*2ö 
jeni^e  3BirIfam{eit  entfaltete,  oon  roeld^er  fein  ^u^  S^^S^is  giebt,  loeber  als  ^rop^et 
t^ättg  geioefen^  no^  ^atte  er  fi(^  bei  irgenb  einem  angde^nen  ^ropbeten  auf  biejen 
SBeruf  oorberettet,   fonbem  ^e  bis  b^in  in  Jtiller  äSeu^orgen^eit  bem  Semeb  ber 
£anbrDirtf(^aft  unb  ä^ie^juc^t  in  feiner  ^eimat  obgelegen  (1,  1;  7,  14.  15).    Daneben 
aber  ^tte  er  ioif  au^  bie  politif^en  (Eteigniffe  feiner  C5egenroart  mit  aufmer^amem  ao 
Slid  oerfolgt  unb  roar  nic^t  minber  mit  ber  ®ef(^td^te  feines  eipenen  unb  oer  btnai)' 
barten  Sölfer,  foioie  mit  emjelnen  geograp^ifc^n  Ctgentflmlic^Ietten  bes  Gebietes  jener 
aSöIfer  loo^l  oertraut  (1.  5;  2,  9.  10;  4,  10.  11;  5,  25;   8,  8;  9,  5.  7;    ogl.  femer 
bie  jum  Zeil  ni^t  me^r  äberall  oerftänbli^en  gefc^iditlic^en  Slnfpielungen  in  1, 3 — 2, 1). 
3n  ber  ßeit,  loo  U[ia  oon  ^\xha  (777—736)  unb  3erobeam  II.  oon  3srael  (781—741)  u 
neben  einanber  regierten,  alfo  stotfäen  777  unb  741,  mithin  5U  ber  3^it|  too  bos  nörb« 
li^e  9{ei(^  auf  bem  ^ö^ften  (Sipfel  äußerer  SRat^t  unb  aufteren  ®Ian^sJbanb,  tourbe 
er  mit  ber  f)rop^tif^en  Senbung  beauftragt,  aus  roelt^er  b(^  oorliegenoe  SBeisfagungs« 
bnif  ^eroorging  (1,  1;  7,  9—11).  Die  Itterterift  beftimmt  ben  Zämin  noc^  genauer 
bur^  bie  Eingabe  „smei  3^^^  ^^^  ^^^  Crboeben".    Diefes  (Erbbeben  muft  jioar,  ba  40 
|ier  na^  i^m  toie  na^  bem  Seginn  einer  neuen  &a  geregnet  loirb  unb  auq6a(^14,5 
feiner  gebenft,  lange  3^W  «ine  furchtbare  Serü^mt^eit  gehabt  ^ben;    in  loelc^es  3^5^^ 
es  aber  fiel,  ift  gönslid^  unbefannt  (ogl.  hierüber  ®.  Säur,  9lmos  S.  58  f.).  Da  Slmos 
in  erfter  £inie  bem  norbli^en  9{ei^e  feinen  Slbfall  oorju^alten  unb  bie  ^ierburc^  oer« 
u>irften  6trafen  ansufünbigen  j^atte,  fo  begab  er  fi^  ju  bem  (Enbe  nad^  Se^el,  mo  bas  45 
berü^mtefte  unb  oon  ben  Königen  3sraels  am  meiften  begunftigte  Heiligtum  bes  nörb« 
liefen  9{ei^es  ftanb  (7,  10.  12.  13).    6ein  Slufent^lt  bafelbft  f^eint  aber  nur  oon 
lurjer  Dauer  geroefen  ju  fein  unb  feinesfalls  langer  als  ein  3a^r  geroö^rt  ju  ^aben. 
Denn  alles,  roas  in  bem  äBeisfagungsbuc^e  enthalten  ift,  loirb  1,1  aus  bem  2. 3Ö^te 
oor  bem  (Erbbeben  batiert.   3laa)  Seenbigung  fetner  SRiffion  in  Setzei  roteb  fic^  Slmos  so 
ba^er  loo^l  loieber  in  feine  ^eimat  nac^  Z^eioa  jurädgejogen  |aben.   Sein  iSuif  trd^ 
^It  nur  ein  9tefumee  beffen,  okis  er  münblic^  ben  Sen)09nem  bes  3«^nf^^^^«^«i^«s 
oerfünbet  |atte.    Die  (E^t^eit  unb  3ntegritöt  ift  allgemein  anerfannt;   nur  1,  9—11; 

2,  4.  5;  3,  14  b;  4^  13;  5^  8.  9;  8,  6.  8.  11.  12;  9,  5.  6.  8—15  roerbcn  in  neuerer 
3eit  oielfa^  teils  ©egen  i^res  Sn^altes,  teils  megen  bes  SMf^n^w^n^ngs  für  (Bioffen  66 
gebalten   (mebr    ober   roeniger  übereinftimmenb  Dubm,  Stabe,    (Biefebrecbt,   Comtll, 

eine 
Sau 
rafc^enber,  aber  ftets  jutreffenber  Silber  unb  Slnalogien  3,  3—6.  8.  12;  4,  1.  2;  5,  7. » 


462  9m0d 

19;  6,  12^  ober  btc  ©roftartigfeit  bcr  SAilberung  3,  15;  5,  8.  9.  24;  8.  8  ff.  mifi 
nur  unbillig,  fonbem  gerobeju  unri^tig  (ft  es  bd^r,  menn  ^ieronqmus  unferen  $ro« 
Poeten  als  imperitus  sermone  bejetd^net  unb  noq  9{o[enmüner  ben  gleiten  SSonourf 
erl^ebt.  Selbjt  bie  oieloerbreitete  mgabe,  bag  Slmos  in  bem  SRage  feine  Silber  bent 
6  £onb»  unb  $trtenleben  entnehme,  bog  man  ^ierbur^  an  feinen  früheren  6tanb  erinnert 
©erbe,  |atan2, 13:  3,4.  5.  8. 12;  6, 12-  8,8;  9,5  unb  ben  mfionaren  Silbern  in  7, 1: 
8,  1  leine  ausrei^enbe  Segrünbung;  ober  toas  ntfigte  ber  Serfaffer  bes  Su^  $iob 
na^  ben  oon  i^m  gegebenen  S^ilberungen  alles  gemefen  fein?   fianbioirt.  Sergmann, 


ungenig  ober  iit,  mit  oiel  ^ieroon  auf  ben  Serfaffer  felbft  jurüdge^t. 

Da  bas  äÖeisfagungsbu^  bes  S(mos  oon  ber  neueften  >brttif  unb  altteftamentlic^n 
9{eIigionsgef^i^te  ab  bas  SIteRe  f^riftli^e  3^u9nis   f^^  t)ie  oon  i^r  angenommene 

16  Umbtibung  ber  altisraelitifc^en  9leIigton  burc^  bie  ^rop^eten  bes  8.  S^^^^nberts  ju 
einer  me^r  fUtli^en  unb  geiftigen  9leIigion  betrautet  mirb,  fo  ift  eine  Dorftellung  feines 
Sn^altes  unb  ber  barin  mebergeleoten  Slnf^auungen  unerlögli^. 

3n  feiner  ^olemif  gegen  bte  religios^fittli^n  ßuftänbe  bes  nörblidben  9{eiAes 
^ebt  9lmos  oorsugsmeife  jcoei  6<^äben  ^eroor,  n&mlim  bas  ni^iofirbige  treiben  oer 

20  ®rogen  unb  ben  in  biefem  Steige  geübten  gottmi^SIItgen  jtultus.  Den  (Sro^en  legt 
er  3ur  £aft,  bag  fie  bas  9{ed^t  mit  grüben  treten  unb  nur  barauf  aus  finb,  \iä)  burd^ 
ffirpreffung  unb  SBu^er  ju  bereitem  (2,  6.  7*-  3,  9.  10;  5,  7.  11.  12.  15;  6,  3; 
8,  4—6).  Die  auf  biefem  SBege  aeioonnenen  URittel  oerprajfen  fie  in  mafelofer  Üppig« 
feit  (6,  3—6).    Um  nid^ts  bcffer  |te^  es  bei  il^ren  grauen:   biefe  forbem  gerabeju 

85  oon  t^ren  (Ehemännern,  baft  fie  i^nen  bur^  Sebriklung  ber  9(rmen  ein  fifRpiges  C5enu|^ 
Iden  oerj^affen  (4,  1).  €d^u  oor  3<t^i>^s  Gerieten  giebt  es  ni^t:  teils  lebt  man, 
bie  C5eri^te  no^  fem  Q)fi^nenb,  in  Iei^t[inniger  6i^eraeit  (6,  1—6),  teils  fe^nt  man 
fie  in  bem  äBaJ^ne,  bag  3a^oe,  mie  bte  Jundt  in  Qoileab  erfo^tenen  6iege  jeigen 
(6,  13),  mit  3srael  fei  (5,  14)  unb  feine  (Senate  ba^er  nur  Israels  geinben  gelten 

so  lönnen,  gerabesu  herbei  (5,  18—20).  Des  SBoQltooIIens  3^^^^^^  W^  ^^^  1^4  ^^t« 
fidberi  auf  C5runb  oes  in  Setzei  unb  ben  übrigen  Heiligtümern  bes  £anbes  burd^  Opfer, 
abgaben,  gefte  unb  ißroseffionen  eifrigft  (4,  4.  5;  5,  21—23.  26),  aber  au^  unter 
fol^er  Serfennung  bes  ftttUd^en  3Befens  Z^f)ms  gepflegten  Aultus,  bag  bie  (großen  Ji^ 
nid^t  freuten,  in  ben  Heiligtümern  oon  ben  bur^  (Erprenung  ertoorbenen  SRitteln  S^^oe 

85  3U  (E^ren  obfcöne  C5elage  ju  galten  (2,  7^.  8).  9Iber  iqr  SBertrauen  auf  ben  oon  i^nen 
ausgeübten  Aultus  ift  um  fo  unbereqti^ter  als  3^^^^  überhaupt  an  3$raels  ftultus 
fo  loenig  Gefallen  finbet,  ba|  er  bur^  t^n  oielme^r  gerabesu  jum  !ioxn  gereijt  roirb. 
Der  ^rop^et  bef&mpft  nirgeno  ben  Aultus  als  folgen,  fonbern  nur  ben  ftultus,  loel^en 
3srael  in  Setzei  unb  ben  übrigen  Heiligtümern  bes  Steiges  ausübt.  Der  Sottesbienft 

40  in  Setzei  unb  (i5ilgal  ift  ein  fo  gro§er  greoel,  bafe  3^^«  ^^  feinetroillen  3srael  be= 
reits  mit  ben  f^merften  Gerieten  ^eimgefu^t  bat  unb  bemnö^ft  5um  abf^liegenben 
C5eri^te  f^reiten  roirb  (4,  4 — 13).  Das  Sertifgungsgeri^t  fommt  über  3srael,  info= 
fem  es  an  Setzei  ben  anittclpunft  feines  ftultus  ^at  (9,  1—8).  3Ber  3<j5o«  ^^  ben 
Heiligtümem  5u  Setbel,  ©ilgal,  Serfeba  auffu^en  toill,  finbet  i^n  bort  ni^t;    ja  es 

46  befte^t  3U)if^en  bem  mffu^en  biefer  H^iliQtumer  unb  bem  Slufjuc^en  3,<[^t'^^  ^^^  ous= 
f^liehenber  ffiegenfa^  (5,  4—6).  Die  Höljen^eiligtümer  3sraeis  finb  für  3^^^^  ^ben= 
foiooQl  ein  C5mnb  jur  Strafeinf^reitung,  rote  bie  6ünben  3^robeams  II.  unb  feines 
H^ufes  (7,  9;  3,  14;  8,  14).  SBamm  3^^^^  ^Hen  Aultus  bes  norblt^en  9tei^es 
oenoirft,  fe^t  Slmos  als  einer  (Erlöutemng  nid^t  bebürftig  ooraus.  3ft  aber  ber  ^rop^et 

60  als  frommer  3ul^5er  ber  (Betoife^eit, .  bafe  S^^oe  auf  3wn  in  bilblofer  SBeife  mo^nt  unb 
umltet  (1,  2),  fo  fann  nac^  fetner  Überjeugung  3^^^^  ^'^^  Stierbtlber  oon  Setzei,  Dan 
u.  f.  m.  als  oermeintli^e  Darftellungen  {einer  felbft  unb  ben  i^nen  geroibmeten  ftultus 
als  einen  im  legten  ©runbe  i^m  felbft  oermeinten  Dienft  nur  baffen  (8. 14;  5,  21—23). 
Statt  burc^  folgen  Aultus  i^n  3u  e^ren,  follten  fie  i^n  oielme^r  e^ren  bur^  Übung 

ft5  oon  9te^t  unb  (Sere^tigleit  (5,  24).  Denn  bag  3^^oe  ni^t  bie  Opfer  jur  Sebingung 
feiner  H^I^noeifung  ma^e,  tonnten  fie  aus  ber  C5ef4i^te  ber  SBüftentoanbemng  rotjTen 
(5,  25).  ?lber  fie  beharren  bei  il)rem  Silberbienfte  unb  glauben  3ö^oe  ni^t  beffer 
ebren  Ju  lönnen,  als  menn  fie  i^re  tDoj^loenoa^en  (l5ottesbilber  auf  Zragba^ren  in 
^rojeffionen  um^ertragen  (5,  26).    (5möf)nliif  5U>ar  oerfte^t  man  5,  26  oon  afft)rtf^^ 

eo  babqlonifi^m  ®ö|enbienft,  oer  ft^  im  norbli^en  9lei(^e  eingebürgert  ^abe.    ^er  ^ter^ 


s 


Wno»  9itt)i1|tl»4ittti»  463 

egen  fpri^l,  ba^  95.  21—23  bcr  oon  bem  ^rop^ten  aciabelte  Äulhis  ab  ein  für 
Joi^De  oetmeinter  Mngeftellt  toar;  femer  bag  ber  ^ropqet  in  feinem  ganjen  Suc^e 
fonft  nirgenb  auf  ®ö^enbienft  Israels  ju  Jpre^en  lommt;  enbliA  bag  e$  ebenfo  un- 
natfirli^*  t[t,  Saffut^  unb  Aeoan.  beibes  Flamen  be9  Planeten  Saturn,  in  parallele 
m  einanber  ju  ftellen,  als  eine  |oI(^  iparaüelifi^runa  bei  ^böbus  unb  Spolb  unnatfir«  6 
li^  roöre.  Ss  toirb  ba^er  benen  9{e^t  3U  geben  fem.  tDelme  mie  neueftens  auA  SB. 
9?obert[.  Smitb  mDC  unb  T^  ab  Nomina  appellativa  faffen,  bie  einer  feften  Stelle 
entbe^rcnben  worte  cs^bx  nns  aber  aus  bem  learte  ausftoften.  Ste^t  nun  bos 
Su^en  Setbeb  in  ausf^Iiegenbem  C5egenfa^  3um  Su^en  ^ahvts  ^5,  4.  5).  fo  ru^t 
biefer  (I5egen|a^  auf  bem  (Segenfa^  3mi|men  Dem  C5ottesbiIbe  ober  3ooI  unb  bem  bilb»  lo 
b[en  (Sott.  Die  an  3srael  gerichtete  Slufforberuna,  ben  le^teren  3U  {u^en,  lann  fiA» 
na^bem  nun  einmal  3srael  bur^  (gottes  gef^ic^tli^e  (Jffigung  oon  3u)n  losgjeUft  i|t, 
nur  no^  i)on3ie^en  burd^  ein  aus  ber  (&emeinf^(^  mit  t^m  erma^fenoes  unb  t^m  tnt* 
fpreAenbes  (I5eftnntfein  unb  SJer^Iten,  insbejonbere  bur^  ubung  oon  9le^  unb  (6t* 
re^tigleit  (5,  24).    %uf  ben  oon  ein3elnen  Jytommen  bes  nSrbliqen  9{ei^e$  u)inifirli^  15 


]i^  oergeblii^  na^  einem  propbetifd^en  3uf)>ni^  febnen  miro  (8,  9—14).  Das  £anb 
roirb  erobert  unb  bem  israelitif^en  (gemeintoefen  etn  (Enbe  gemalt  (3,  11.  15;  5,  2;  ao 
9,  8»),  Samaria  unb  »et^el  werben  3erft5rt  (3,  14;  6,  8—11;  7,  7—9;  8,  1—3; 
9,  1),  bie  Setoo^ner  teib  getötet,  teib  in  mmt  gfeme  beportiert  (4,  2.  3;  5,  3.  16. 
17.  27:  6,  7.  8.  14;  7,  11.  17;  9,  1— 8».  10).  Der  ^rop^et  Jßli  bie  9Dl8gIi^!eit 
3mar  nidit  für  ausgefc^bffen,  bag  3<^^i>^  i^  8f<^n^  t^er  Suge  no^  Segnabigung  ein« 
treten  lape  (5,  4.  6.  14.  15) ;  abtx  bas  gan3e  Suc^  ma^t  ben  CEinbrud,  bag  er  bie  25 
SSenoirflt^ung  biefer  SRögli^ieit  taum  meqr  enoartet.  5tommt  es  aber  3ur  3,^rft8rung 
bes  israeltttf(9en  C5emeinn)efens  unb  3ur  Deportierung,  fo  merben  insbefonoere  bieienigen, 
u)elc^e  ben  propbetif^en  Drohungen  Sead^tung  unb  erlauben  oenoeigem,  bur^  oas 
6^u)ert  hingerafft  (9,  10).  9lur  ein  Heiner  3U  belferen  Hoffnungen  berecpgenber  9left 
u>irb  gerettet  n)eroen  (3,  12;  5,  3;  9,8^.  9),  i^m  ober  mito  J^ItegliA  no(^  ein  neues») 
unb  bauembes  $eil  erblühen.  3a^e  mith  nämli^  ber  einft  tief  Qerabgelommenen 
baotbif^en  Dqna[tie  3U  neuem  C5Tan3e  unb  3U  neuer  unb  enoeiterter  $errf^aft  oer^elfen 
(9,  11.  12),  unb  in  bem  abbann  oon  3^^^^  ntit  oor^er  nie  erlebter  ^^uc^tbarlett  ae« 
jegneten  £anbe  mirb  ber  9{eft  3sraeb  fic^  mieberum  unb  für  alle  3^^^  anfiebeln  bürfen 
(9,  13—15).  35 

9leue  (Er!enntnif[e  über  bas  SBefen  3<^9^9»  fi^^  f^in  Ser^Itnb  3ur  SBelt  im 
allgemeinen  unb  3U  3srael  tnsbefonbere  mitzuteilen  beanfprud^  S(mos  nirgenb.  9Bas  er 
in  biefer  5Be3ie^ung  [agt  ober  anbeutet,  nne  bog  3^^r  ^^  ^  ^immel  n)o^nenbe 
®ott,  dimmel  unb  (Erbe  famt  allen  i^ren  Arfiften  gefcqaffen  fjcA  unb  über  biefe  ebenfo 
unumfqröntt  gebietet,  wk  über  bie  Seroo^ner  ber  (&:be,  3srael  unb  bie  SöIIenDeIt4o 
(4,  13;  5,  8.  9;  9,  5.  6;  —  1,8—2,  3;  9,  7);  baft  er  3srael  aus  äg9pten  aefü^rt 
unb  [id^  3u  i|m  in  ein  ein3igartiges  SBer^Itnb  gefegt  ^at,  burd^  mtläfts  3srael  93er« 
pflt^tungen  auferlegt  finb,  beren  uoertretung  er  a^nben  mu^  (3,  1.  2);  ba|  er  feinem 
35oI!e  SBeifung  unb  Sa^una  für  fein  93er^alten  geaeben  ^at  (2,  4) ;  bah  feine  gforbe* 
rungen  ni(^t  [otoo^I  auf  Opferiultus,  ab  auf  CEnoetfung  u)a^rer  Sittlic^feit,  mel^e  in  45 
ber  religiöfen  Semeinj^aft  mit  i^m  i^ren  C5runb  fyxt  (ogl.  5, 14.  24.  25  mit  5,  4.  6), 
gerietet  [inb;  bagberAultus  bes  norbli^en  9{ei(^es  oenoerfliic^  ift;  bog  ein  allgemeiner 
Gerichtstag  3^^^^^  3U  enoarten  fte^t  —  bies  alles  feM  9lmos  ab  ben  grommen  felbft« 
oerftönbIi(9  ooraus.  6elbft  baoon  fe^It  in  bem  Suc^e  tümos  {ebe  Spur,  bog  n)enig« 
ftens  bie  ^eilbfen  Oberen  3sraeb  bte  Drol^ung,  3^^^  xoexit  bas  israelitifc^e  C5emein*  60 
n)e[en  3erjtören  unb  ben  9{eft  bes  93oIIes  in  bie  (SefangenfAaft  fü^en,  ab  etmas  fad^Iic^ 
Unmögliqes  an^efeben  Rotten;  aus  5,  14^  folat  im  3u|<^^^^^oIi  ^U  5,  4.  5  nur 
bies,  bog  man  ft^  folgen  Un^eib,  bas  3U  oer^ängen  ^a^oe  an  unb  für  fid^  bur^ 
ni^ts  gebinbert  roar,  nt^t  glaubte  oerfel^en  3U  muffen,  roetl  man  fid^  ja  bur^  ben  Aultus 
oon  Setzet  bes  SBo^ltDoIlens  ^d^Dts  oerfid^ert  Qabe.  91.  ftd^ler.     && 

9lmp^t(of^tUd  oon  3conium.  —  L.  de  Tillemont,  M^moires  pour  servir ä rhistoire 
eccl^^iastique  IX,  617  sqq.  unb  744  sqq.  ^it  de  Venise  1732;  3.  Ä.  t^abriciuS,  Bibliotheca 
graeca  ed.  ®.  St),  ^arlcö  VIII  ßomburg  1802  @.  373—381  u.  ö.  (og(.  ben  3nbcj,  Selpjig 
1838);  J.  B.Lightfoot,  Amphilochius  (DchB  I  1877  p.  103— 107);  3.  Segler,  Institutiones 
patrologiao  ed.  50.  Sungiitann  I  Snn^brucf  1890  @.  600—604.  go 


464  ^mptfiloiim»  n.  fbngbot^ 

9lmp^iIo(^ius  oon  3contum,  ein  ^eiliger  be$  grie^if^en  unb  romifc^en  Aalenbers 
(23. 9100.).  loor  too^rf^einlic^  ein  rechter  fetter  (Gregors  oon  Slasians,  {ebenfalls  gel^ort 
er  mit  biefem  unb  Safilius  b.  C5.j  feinen  altem  Sreunben»  eng  jufammen:  me^r  als 
C5regor  oon  9lq{fa  ber  britte  ber  Itc(Qen))oIitif(^  ein^ugteid^en  ftoppabodet  aus  ber  3^i^ 

5  ber  [iegenben  antiarianifc^en  Ort^oboxie.  Den  altlir^Iid^n  3<4t^unberten  nac^  i^m  ift 
er  einer  ber  gef(^oi^te|ten  93äter  gemefen;  bie  ®egenmart  toeig  ^oome^mli^  aus  ben 
Briefen  bes  Safilius  unb  C5regor,  baneben  aus  öieroni)mus,  ^Qotius  unb  ben  $tfto» 
tifem  bes  5.  3<^i^^*)  nur  roenig  oon  i^m.  93om  ^oofatenberuf  jum  asletifc^en  £eben 
belehrt,  ift  er  um  374  Sif^of  oon  3{onium.  SRetropoIit  oon  fi^foonien,  geworben.  Slls 

10  folc^er  ^at  er  in  enger  ^^eunbfäaft  mit  Safilius  unb  (Tregor  oon  9la^ian3  ben  gleiten 
fielen  gelebt  roie  tene.  SBie  oie  9la(^toeIt  feinen  antiarianifd^en  Stfer  f^ä^te,  jeiot 
bie  fc^on  bei  Z^oboret  (V.  16  ed.  Gaisford  6.  427  ff.)  nac^toeisbore,  aber  bamals 
noä)  ni^t  fi^er  mit  SlmpQiloäius  oerinfipfte  (ogl.  Sozomenos  VII,  6  ed.  Hussey 
II,  692)  £egenbe  oon  feiner  überlegten  Ut^öflid^feit  gegen  ben  ^rtnjen  Slrcabius.  9Im« 

16  p^ilo^ius  läte  no^,  als  $ieronqmus  (392)  ^n  unter  bie  viri  illustres  einreihte 
(c.  133  Vallarsi  ed.  Ven.  II,  2  p.  951);  jule||t  ^ort  man  oon  i^m  als  leilne^mer 
einer  Aonftantinopolitaner  6qnobe  oon  394  (Mansi  III,  851).  —  93on  ben  unter  feinem 
Jlamen  je^t  oorheaenben  SBerlen  (MSG  39, 9—130),  ©erben,  fo  umfangrei^  81j5  f^rift* 
ftellerif^e  X^atigfeit  gemefen  fein  mug,  hoä)  bie  meiften  gegentoaitig  i^m  allgemein 

ao  abgefprod^en;  als  ec^t  gilt,  abgefe^en  oon  ben  gutbeglauoigten  yfragmenten,  bie  ep.  sy- 
nodica  (MSG  p.94 — 97),  uno  jiemlic^  allgemein  toerben  bie  für  bie  ©ef^i^te  bes 
ftanons  roi^tigen  Jambi  ad  Seleucum  (Gregor.  Naz.  opp.  ed.  Ben.  II,  1089 sqq.  = 
MSG  37,  1577;  ogl.  0^.  ^a^n,  ©ef^i^e  bes  neuteftamentlic^en  ftanons  I,  214  f., 
erlangen  1890)  bem  Slmp^ilod^ius  jugefc^rieben.    QEine  neue  Unterfu^ung  über  bie 

26  oerlorenen  S^riften  bes  8l.  (ogl.  W.  Cave,  Scriptorum  eccl.  historia  literar.  ed. 
Basil.  1741 1,  252  sq.)  toirb,  jumal  nac^  befferer  Crfc^Iiegung  ber  ^arallelenlitteratur, 
oielleic^t  ni^t  nu^Ios  fein.  iBoof^. 

ümi^borf,  3lüoIaus  o.,  aeftorben  1565.  —  3)ic  ©riefe  %.^  finb  nic^t  gefatutiielt; 
manches  ift  in  bem  ©riefwed^fcl  ber  8f?efonnatoren  öeröffentlic^t,  einiget  quc^  in  u.  35vuffel, 

ao  S3rlcfe  u.  Eliten.  — -  5  S3bc  Amsdorfiana  auf  ber  öibliot^e!  ju  SBeimar ;  Cod.  43  ber  Uniu.* 
»ibliot^e!  ju  3)orpQt;  üielcS  baraug  gcbrucft  in  3Ä®  II,  117  ff.;  in  (Sifenoc^  (®Qmn.«©ibl.) 
9?.  SReb^an  (f  4626),  Historia  eccl.  Isenacensis,  tnil  niel  urhinbli^em  Material  für  feine 
fpätere  fiebcndjcit;  S^r.  gr.  «ßaullim,  Hist.  Isenacensis,  gronff.  169»  ©.149-199;  2  ^vo» 
gramme  oon  @.  öcrgner,  3Äagb.  1718;  Xt).  ^reffel  in  Seben  u.  au^gero.  ©djriften  ber  Später 

36  u.  SBegrünber  ber  lut^.  ^tirc^e  VIII ;  bcffer  Q.  ^^Weier  in  ^JJleurev,  ^aö  fieben  ber  9(Itnätcr 
ber  lutb.  Äir(!^e  III.    ©ine  umfaffenbe  93iograpl)ie  fe^lt  nod^. 

Slüolaus  oon  9lmsborf,  £ut^ers  oertrautefter  S^eunb  unb  rüftiger  äRitarbeiter  am 
9{eformationsioer!e,  juglei^  ber  öltefte  Z^pus  eines  Sefenntnis«£ut^eraners  oon  un^ 
beugfamer  greftigleit  unb  unerbittli^er  6(^(irfe  gegen  jebe  £e^rabtoei(^ung,  ift  am  3.  De}. 

40  1483  in  lorgau,  ni^t  5U  C6ro6=3f^9>ö»  welches  JRittergut  fein  Sater  erft  1503  enoaro, 
geboren.  Unter  6  SBrüoem  ber  sioeite.  mfitterli^erfeits  mit  Staupi^  ocnoanbt,  loarb 
er  bem  geiftli^en  6tanbe  beftimmt,  erhielt  feine  S^ulbilbung  in  fieipjig,  begann  au^ 
bort  1500  feine  Stubien  (ogl.  C6.  (grler,  Die  aWatrifel  ber  Unio.  fieipjig,  1895, 1,  435: 
N.Amstorff  deTorgaw;  CR  XXV,  581),  bejog  aber  1502  bie  neue  Unioerfitöt  3Bitten= 

45  berg,  unter  beren  erften  3nflribierten  er  toar.  3ioU  (Eifer  im  6tubium  burd^Iäuft  er 
rafd}  bie  erften  alabem.  (i5rabe  (1503  bacc.,  1504  mag.  art.,  1507  admissus  ad 
bibliam,  1508  sententiarius,  1511  licent.),  bojiert  in  ^^ilofop^ie  unb  X^eologie,  ift 
instoifc^en  (1508)  ftanonilus  an  bem  mit  ber  Unioerfitöt  oerbunbenen  Slller^eiligenftift 

![en)orben;  mehrmals  oenoaltet  er  bas  9{eItorat.  6tarf  im  Disputieren  unb  oon  regem 
irc^KAen  3ntereffe  befeelt,  fc^liegt  er  ]\if  fofort  an  £ut^er  an,  als  biefer  ben  Z^efen^ 
ftreit  oeainnt,  unb  ift  mit  ber  Sifrigfte  unter  benen,  bie  be^anli^  3u  i^m  galten,  ^u^ 
mit  SBRelan^t^on  befreunbet  er  (i^  f^nell,  arbeitet  1519  mit  oeiben  an  fflcrbefferung 
bes  Stubiums  auf  ber  Unioerfitöt,  begleitet  £ut^er  5ur  £eip3iger  Disputation;  biefer 
loibmet  i^m  1520  bie  Schrift  an  ben  9lbel  (3891  6.93b  S.404),  aWelan^t^on  glei^cr= 

66  toeife  i^m  feine  9lusgabe  oon  9lriftop^nes  SÖoHen,  ,,quod  ut  es  acerrimo  in  literis 
tractandls  judicio,  ita  efflorescentibus  melioribus  studiis  unice  faves**  (CR  I 
275).  SBieber  begleitet  er  fiut^er  na^  SBorms  unb  ilt  mit  im  9Sertrauen  bei  beffen 
9lbfübrung  nac^  ber  SBartburg.  95ei  ihm  le^rt  fiut^er  ein  bei  [einem  ^eimlic^cn  Scfui) 
in  SBittenberg;  er  oer^anbelt  neben  SRelanAt^on  im  9Iuftrag  bes  fturfürften  mit  ben 

Go  3Q>i^üuer  ^rop^eten.    9la^  £ut^ers  Stüdfe^r  beteiligt  er  fid^  an  ber  Sibelüberfe^ung 


n.  Wn»Ut\  465 

unb  bringt  mit  t^m  auf  gtfinbli^e  ^Reformation  bes  SlUer^eiligenftiftes»  loeigert  fid^  anif 
1523,  !De(^ant  be5[elben  m  loerben,  ba  „alle  geftifteten  unb  ^läfenjmeffen  nidit  allein 
obn  Lottes  3Bort  unb  (E^rifti  Sinfe^ung,  Jonbem  auc^  ftrals  boioiber  funbiert  unb  ge» 
fttftet  finb".  Semerlensmeit  ift,  bag  ec  fqon  1523  fein  ®uta^ten  ba^in  abgiebt,  bag 
ein  Ariftlic^er  Srürft  3um  SAu^  bes  Soangeliums  bie  SBoffen  ergreifen  bürfe,  ja  basu  & 
oerpfli^tet  fei  (Aapp,  AI.  9(ad|lefe  II,  576).  3uni  1524  begleitete  er  £ut^r  na^ 
3Ragbeburg  ($artf eiber,  Melanchthoniana  paedag.  6.  138),  loo^in  er  balb  barauf 
als  $faner  an  6t.  Ulrit^  unb  erfter  Stabtfu^rintenbent  berufen  mürbe,  um  bie  gi^« 
rung  im  Aampf  gegen  bie  tat^.  Domgeiftli^Iett  (Subito  u.  a.)  gu  flbeme^men  unb  „ba« 
mit  au^  ben  anbem  (eoang.)  ^rebigem  in  ibm  ein  3i^l  fi^Ht  loerbe''.  grriebriA  ber  lo 
9Beife  lieg  i^n  m  be|ferer  I)ur(^9rung  biefer  9Iufgabe  Teine  SBittenberger  ^röbenbe 
noc^  loeiter  bep^en.  (Er  orbnete  ben  (Sottesoienft  nac^  äÖittenberger  Sorbilb,  getoann 
bie  eoang.  ®ei|tli^en  jum  ftriften  Slnf^lug  an  fiut^ers  fie^noeife,  errid^tete  bei  &.  ^o- 
ffann\s  eine  neue  eoang.  fioteinfc^ule,  beren  9{eItor  erjt  Aafp.  CEruciaer  (1525—28), 
bann  ®eorg  SRajor  (bis  1536)  lourbe.  (Sgl.  grnebr.  $u%  X)ie  (Einffi^na  ber  3it- 15 
formation  Tn  ber  6tabt  SRagbeb.  1883  e.  89  ff.}.  SRit  iBertretem  feltierenj^er  93e« 
(trebungen,  einem  Dr.  Cncloff  unb  bem  9Biebertaufer  SR.  $offmann,  lourbe  er  in  heftige 
Streitigleiten  oenoidelt,  bei  benen  er  nxM^  immer  bas  nötige  SRob  innehielt.  Ober  bte 
litterar.  gfe^be  bes  Dominilaners  Zof).  uRenfing  mit  i^m  imL  3l.  Paulus  in  Aatl^oli! 
73  II.  1528  unb  abermals  1531  naif  (Soslar  berufen,  ffi^rt  er  auA  bort  bie  -Siefor«  20 
mation  mit  Araft  unb  ffintfc^ieber^it  bur$  ((Enbers  6, 305;  »id^er  StCD.  1, 154  ff.). 
Sin  C5lei(i^es  t^at  er  1534  auf  Verlangen  bes  ^erjogs  ^^ilipp  oon  ®ruben^agen  tn 
beffen  gfürftentum,  befonbers  in  Sinbed.  SHs  i^n  ^annooer  um  S)rfifung  ber  bort  er« 
riqteten,  oon  fiutqer  bereits  gebilligten  AirAenorbnung  anging,  mmrriet  er  in  extremer 
Betonung  ber  perfönlic^en  ($tei^eit  bie  (Einm^runa  einer  |ol$en  als  bie  „Slufric^tung  S5 
eines  neuen  ^apfttums"  (3B.  Sa^bt,  ®ef^.  b.  Kef.  b.  6tabt  ^annooer  1891, 6. 104). 
3n  feinem  (Eifer  ffir  bie  £ebre  Jqürte  er  1534  ben  Streit  jmift^en  £ut^r  unb  Cras« 
mus  n)ieber  auf  (bSB  4,  507),  lam  l^ierbur^  unb  burd^  manches  anbere  mit  SRelan^« 
t^on  me^r  unb  me^r  auseinanber.  geriet  mit  Sucer  in  Streit  fiber  bas  SKenbma^l, 
xDox  mit  ber  SBittenb.  Aontorbie  in  ^o^m  ®rabe  unjufrieben,  oenoeigerte  feine  Unter«  so 
[(^rift  unb  mac^inierie  aegen  fie,  oertrat  auf  bem  ftonoent  ju  St^maluilben  ben  ®enu^ 
bes  Salraments  burc^  bie  Unglaubiaen  mit  Sugerfter  $artnSdigIeit,  prebigte  aber  auq 
oor  ben  oerfammelten  Ofürften  fo  freimütig.  Sag  £u$er  i^n  einen  „!Qeologen  oon 
Slatur''  nannte.  SRit  deinem  (jfreimut  erfl&rte  er  Jic^  gegen  bie  Doppelehe  bes  £anb« 
grafen  oon  Reffen,  ^alf  1539,  aber  nur  oorübergeoenb,  auf  Sitten  ^enog  ^einri^s  ss 
oon  Sac^jen  bet  beffen  ^Deformation,  namentli^  in  SReigen,  loar  bei  ben  äfei^nblungen 
3u  ^agenau  unb  bem  SBormfer  Aolbquium  1540,  unb  trug  1541  loefentli^  ju  bem 
erfolglofen  9Iusaange  bes  9{eligionsgefprac^s  in  9{egensburg  bei,  loobin  il^n  ber  Aur« 
ffirft  in  ber  Seforgnis  [enbete,  man  möge  gu  oiel  na^eben;  ^ieroerle^te  er  benftaifer 
ourc^  fein  rüdfic^tslofes  Sluftreten.  40 


unterbes  loar  ber  Sifd^o{  ^^ilipp  oon  9laumburg«3^i^  geftorben  (6.  3<tn.  1541). 

).  Sflug;  3o^vRri(    ^ 
als  lanb[ä[[ip  betrachtete  unb  Siflug  als  einen  louer  oeffere  uoerjeugung  bem  Aatbolüis 


Das  Domlapitel  loä^lte  ben  l)omprop|t  3ul.  0.  ^flug;  oo^^mtebri^,  m  bas  Sistum 


mus  oerteMgenben  ^rölaten  ^urteiUe,  oenoarf  bie  3Bäbl  unb  ernannte  geaen  bie  sKer« 
ma^nung  bes  Aaijers  unb  gegen  ben  3{ai  feiner  !^eo(ogen  aus  eigner  SRa^t,  ba  er  45 
fi(^  mit  bem  Aopttel  ni^t  einigte,  Slmsborf  jum  Stf^of,  loeil  er  „unberoeibt,  begabt, 

Sele^rt  unb  oon  SIbeP'.  SSon  ben  uRagbeburgem  ungern  entlalfen,  narnn  er  mit  SBtber« 
reben  bie  im  Serglei^  mit  fril^er  nur  larglic^  (600  fL  unb  freier  XM)  botierie  Stelle 
an  unb  lourbe  am  20. 3(in.  1542  in  (Segemoart  bes  Aurfilrften  unb  einer  großen  Solls« 
menge,  bie  mit  it)rem  „Slmen"  bie  i^r  angdünbigte  SBo^l  laut  beftätigte,  burc^  £uti^er  sc 
im  iRaumburger  2)om  feierli^ft  geroeibt  unb  eingeführt,  empfing  bie  $ulbiaung  bes 
9{ates  unb  na^m  am  22.  3^^*  ^^^  3^i^  in  Sefik  Salb  qier.  balb  in  Slaumburg 
refibierenb,  lam  er,  u)ie  oorausjufe^en,  mit  bem  für  Sie  loeltliAe  Senoaltung  eingefeMen 
Stifts^auptmann  SRelc^.  0.  (£rei^  in  fc^limme  ^'^^^W^i  ^enfo  aber  auc^  mit  oem 
9laumourger  Stabtpfarrer  unb  Superintenbenten  ml.  SRebler.  9lu(^  Aapitel  unb  Stifts«  u 
abel  roaren  oft  renitent.  9ls  SteUung  bem  Aurfürften  gegenüber,  ber  i^m  ben  Zitel 
„oon  Sottes  Snaben''  oerbot  unb  ni^t  nur  in  n)eltli^e  llngelegen^iten  eingriff,  blid 
[(^ief;  oft  feinte  er  M  naif  SRagbeburg  jurüd,  lourbe  aber  oon  £uQer  immer  loieber 
befAu)i(^tigt  unb  auq  tnfofem  unterftüM,  als  er  bie  (Erric^ng  eines  Aonfiftoriums  fürs 
Stift  burd^fe^te.   31.  reformierte  bas  Stift  unb  traf  man^e  jmechnagige  (Einri^tung;  eo 

mtaU(iiic\itlo\>mt  für  X^tolo^it  unb  ftirc^c.    8.  «.    I.  3() 


466  ^«  SCmdborf 

ober  oon  $flug,  oom  Aaifer  unb  au^  Dom  ^erjog  SRonh  iDurbe  gegett  feine  (Ernennung 
unb  93enDaltung  proteftiert  unb  fomtt  ber  ®tunb  5U  STenDicHungen  gelegt,  bie  91nla| 
unb  Sonoanb  er[t  jur  SBumner  gfe^be,  bann  5um  f^maRalbif^en  5mege  gaben.  3ion 
fiut^er  jTOeimal  in  Stilj  befugt,  reijte  i^n  91.  bei  bem  erften  Sefu^e  1544  5U  ber 

5  großen  Sitterfeit,  in  ber  er  fein  j,Iuräes  Sefenntnis  00m  Slbenbma^I"  oerfoftte.  2lu^ 
UReland^l^ons  ,,lölnif^e  9lefomtatton''  iDor  nidU  nad^  feinem  6inn,  unb  mit  (Seorg 
oon  9ln^alt,  bem  Slbminiftrotor  bes  Sistums  Suerfeburg,  ftanb  er  niAt  befonbers.  £u» 
t^ers  Xob  traf  i^n  ferner;  bann  bra^  ber  Arieg  aus.  9[.  rüHete  im  Stift,  mugte  aber, 
oon  Snori^  bebrängt,  loei^en;   $flug  na^m  es  in  Sefi^  uno  lieg  fi^  ^ulbigen.    Ob« 

10  loo^I  au^  er  no^  einmal  im  SBeAfel  bes  5lriegsglfidfes  oertrieben  Q)urbe,  f^roanb  bo^ 
ffir  91.  na^  ber  S^Iac^t  bei  SRiiperg  jebe  ^o^nung  auf  SlüdRebr. 

9lls  ,,Exul  Christi"  bei  ben  jungen  ^ersögen  ju  äßeimar  betreibt  er  eifrijft  bie 
(Srfinbung  einer  ^o^en  Sifiule  ju  3^na  im  C5egenfa^  ju  SBittenberg  unb  ift  bet  i^rer 
erften  (Eröffnung  sugegen.  Watgeber  bes  gefangenen  30^.  gricbric^,  ber  i^n  als  fieibens* 

16  genojfen  betrad^tete,  in  Sejug  auf  fein  SJer^alten  jum  3nterim,  eröffnet  er  gegen  biefes 
oie  qeftigfte  ipolemil;  benn  es  lögt  nur  ju,  roas  S^riftus  befohlen  (^rieftere^  unb 
beiberlei  (&eftalt)  unb  befiep,  mas  G^riftus  oerboten.  (Er  feM  biefe  ^olemil  bann  oon 
9Ragbeburg  aus,  Q)o^in  er  fluttet,  gegen  bas  Seimiger  3ntertm  unb  bte  „9lbiap^oriften'' 
fort,  ben  alten  C5enoffen  Sugen^agen,  SRajor.  aRelanc^t^on  u.  a.  ben  (^e^be^nbfAub 

20  pinioerfenb.  (Er  loirb  neben  gfladus  ber  anfebnlid^e  ^iäftex  ber  £ut^eranerpartei.  vlu^ 
m  bem  Aam^jf  gegen  Ofianber  lieg  er  feine  Stimme  f^arf  loiber  bas  „gröuli^e  &gemis" 
oeme^men  (1552).  92a^  SRagbebur^s  Übergabe  loollte  er  ni^t  lönger  „unter  ^ersog 
aRori^  bleiben"  unb  bat  ben  emeftintf^en  $of  „für  mi^  unb  meine  Sü^er  um  ein 
eigen  (5ema^,  barin  \&  unoer^inbert  meines  6tubierens  loarten  fann,  benn  i^  fonft 

25  auf  (Erben  niemanb  fonft  mel^r  nfi^e  fein  lann,  benn  bag  xA  in  ber  f),  S^rift  ftubiere 
unb  lefe,  bas  ift  meine  greube  uno  fiuft"  (0.  Druffel,  »riefe  unb  SKten  II,  52). 
3o^.  gh^ebri^  oerfe^te  i^n  na^  (Eifena^  in  eine  jiemlid^  günftige,  ^o^e  unb  freie  geift« 
li^e  Stellung.  Semen  Jturfürften,  bem  er  unoerbrfi^lt^  bie  Xreue  gehalten,  em^ng 
er  feierlich  bei  ber  ^eimle^r  aus  ber  C^efan^enfc^aft,  reimte  fogar  bei  biefer  (I5elegen^it 

90  ein  Sinjuaslieb,  ftanb  1554  in  SBeimar  an  fernem  Sterbelager  unb  ^ielt  i^m  bie  fieidien« 
prebigt.  9lu^  bei  feinen  Söhnen,  befonbers  bei  3ö^-  (Jh^tebrid^  b.  SRittleren,  genog  er 
forttoö^renb  faft  unbebingtes  Vertrauen  als  t^eologifd^er  Serater  unb  bei  ben  Sintis 
p^ilippiften  ^o^es  2ln[e^en.  Unter  feinen  Slufpiden  unb  auf  feinen  95etrieb  roirb  — 
tm  ©egenfa^  gegen  bie  SBittenberger  Slusgabe,  gegen  beren  „oorfo^li^e  2luslaffungen" 

85  in  Sb.  II  er  f^on  1549  als  bffentli^er  9lnllager  aufgetreten  ©ar  —  bie  ^tnatx  Aus- 
gabe ber  SBerfe  fiu^ers  oeran|taltet,  ju  ber  er  bie  SSorrebe  f^reibt  (EA  opp.  var. 
arg.  1,  3  ff.).  S5on  oielen  Seiten  roirb  er  um  ©utaditen  in  Rr^lid^en  Dingen  an= 
gegangen  unb  leitet  bie  erfte  groge  Air^enoifitation  in  ben  emeftinif^en  t^üringif^en 
fianben.    Sei  biefer  (1554)  geröt  er  in  Äonflift  mit  bem  oon  (Eifena^  nac^  (5ot^a 

40  übergefiebelten  Superintenbent  3uftus  aJlenius,  ba  91.  bie  SSenoerfung  ber  fie^re  9Ka* 
jors,  bog  gute  SBerfe  5ur  Seligfeit  nbif)\Q  feien,  oerlangt,  SRenius  aber  roiberfpri^t  unb 
eine  ©egenf^rift  in  110  Sa^en  ben  ^itatoren  überreizt.  91.  enoibert  in  195  unb 
bann  no^  46  ©egent^efen;  ^ier  lautet  I^efe  33:  bona  opera  non  sunt  necessaria 
ad  salutem.    äRenius  fu^t  ausjutoei^en  unb  begiebt  fic^  na^  ^alle  1555,  roirb  aber 

45  oon  bem  £anbes^enn  nadi  ©o^a  jurüdberuf en ;  eine  neue  Sd^nft  oon  i^m,  bie  sioar 
ben  anftögi^en  Sa^  äRajors  oermieb,  aber  bodj  au^  bie  fc^alt,  bte  ba  fagen,  gute  2Ber!e 
feien  in  feinerlei  SBeife  nötig  3ur  Seligfeit,  trieb  91.  311  erneutem  9Ingriff.  (Eine 
Silenad^er  X^ologenfqnobe  12. 9Iug.  1556  fe^te  eine  Aonfeffion  roiber  ben  ^ajorismus 
uno  mie  |ie  meinte  au^  gegen  Jülenius  auf,  bie  91.  als  erfter  unterf^rieb;   als  aber 

60  au^  anentus  felbjt  jur  Unterk^rift  bur^aus  Q)inig  u)ar,  machte  91.  neue  Sc^u>ierigleiten, 
fo  bag  bie  5lonfe|fion  unoeröffentli^t  blieb  (gebrudt  bei  ^aullini,  Hist.  Isenacensis, 
S.  159  ff.).  Der  itempf  rourbe  oon  i^m  1559  bis  ju  oer  anftögigen  ißaraboxie  ge= 
trieben:  „gute  SBerfe  fmb  jur  Seligfeit  ttoblic^"  -—  roobei  er  freili^  unter  „guten 
SBerfen"  ftets  SBerfe  oerjtanben  ojifjen  rooltte,  mit  benen  ber  9Kenf(^  meint  ©nabe  oer= 

56  bienen  ju  fönnen.  Der  Streit  oenoidtelte  i^n  in  §änbel  au^  mit  S^nepf  unb  Strigel, 
ja  felbft  mit  glacius.  Dod&  oermittelte  er  bes  festeren  93erufung  na^  3ena,  brängte 
hn  93unbe  mit  i^m  oon  äöeimar  aus  bie  fiut^eranerpariei  auf  bem  SBormfer  ftollo^ 
quium  1557  jur  Trennung  oon  SKelan^t^on  unb  beffen  9ln9angem  unb  trieb  bie 
(Emeftiner  jum  2Biberfpru(9  gejen  ben  oerfö^nli^en  gftönffurter  ^ejeg  1558;   er  be« 

60  jubelt  bas  toeimarif^e  5tonfutattonsbu(^  oon  1559,  fte^t  in  Dem  barüber  ausbre(^enben 


n.  SmdbPrf  Smtildt  467 

Streit  jtDif^cn  glacius  unb  Strigel  unbebtngt  ouf  bes  erfteren  Seite  unb  f^eint  für 
bic  gemolttbötige  Se^ubluttg  bes  anberen  mitoerantxDortltt^  ju  fein.  Um  fo  [(^merj« 
lid^er  für  iqn,  ah  bie  Sa^e  erft  bur^  Sinterung  eines  bie  felb{t^nli^  ^ieror^ifäen 
Zenbensen  ber  ort^oboxen  Z^eologen  bebroQenben  Aonfiftoriums,  bann  bur^  oollige 
(£ntlQ[fung  ber  griacianer  oon  ber  UniDerfitöt  eine  für  biefe  [o  ungfinftige  SBenbung  6 
na^m,  1561.  Sr  ^ielt  au^  unter  ben  oerönberten  93er^öltni|fen  unb  roä^renb  ber  fort« 
gefegten  fQnergiftijc^^n  ^önbel  3u  ben  Sl^ctanem;  bo^  trat  er  ber  oer^ngnisoollen 
!l^efe  bes  gfl^^ius  über  bie  Sünbe  als  Subftanj  bes  natürlichen  9Renf^en  nidit  bei, 
unter[(^ieb  Dielme^r  oorfic^tig  smif^en  intellectus  unb  voluntas  an  ]\ä)f  bie  aud^  naA 
bem  Sünbenfall  geblieben  finb,  unb  rectus  intellectus  unb  recta  voluntas.  bie  burdg  lo 
ben  Sünbenfall  oerborben  feien.  Da^er  unb  auc^  in  ^nbetra^t  [einer  früheren  Ser« 
bien[te  unb  [eines  ^o^en  Silters  blieb  er  oon  ben  über  bie  glactaner  oer^öngten  |cn:ten 
aßa^regeln  oer[Aont.  3IIs  ber  SRagbeburger  SRagiftrot  miber  ben  3eIoti[c^en  ZU.  ^e^^us 
unb  bellen  aßi^orau^  ber  S(61ü[[elgeu>alt  einJAntt,  1568,  trat  er  [e^  energi[^  auf  bie 
Seite  bes  erfteren  unb  ]aff  \xa)  fo  nod^  am  $[Jbenb  [eines  £ebens  in  einen  Streit  mit  i6 
biefem  S'dnUx  oenoidelt,  m  bem  er  bitter  oerlöftert  rourbe.  5Ro^  einmal  [oll  bie  $o^» 
nung,  na^  bes  oer^agten  3^1.  W^S  ^ott  (1564)  auf  [einen  iRoumburger  Si[^ofs[t^, 
ben  er  allerbings  [tets  als  [einen  reqtmagigen  ipia^  betraAtete,  jurücbule^ren,  tn  i^m 
aufgelebt  [ein.  Aaum  glaubli^,  benn  er  ma^t  in  jenem  ^a^e  [ein  Xejtament,  o^ne 
bos  ®ering[te  baoon  3U  enod^nen.  dx  [tirbt  am  14.  SRai  1565  unb  lieget  oor  bem  20 
Slltar  ber  ®eorgenfir^e  in  (£i[ena^  begraben,  an  be[fen  Seite  [ein  £ei(^en[tein  ein  Silb 
ber  gebrungenen  C5e[talt  mit  ben  [diarf  ausg^ögten  S^i^^  fli^  0>^^  (&rab[(^rift  bei 
^auUini  S.  199).  !Der  le^te  oon  £ut^s  Sf^unben  unb  ®eno[[en  an  [einem  SBerf, 
bas  er  freilieb  je  länger  je  me^r  in  ein(eitig[ter  SBei[e  aufgefakt^  ein  [^olafti[^er  93er« 
[tanb  mit  eifemem  SBillen,  in  freiroilligem  Sölibot  bis  an  )etn  (Snbe  (tro^bem  bag  25 
er  ein[t  bie  Z^e[e  oerfo^ten  ^atte :  non  consulimus  neque  petimus,  sed  autoritate 
Dei  et  Christi  sui  volumus,  ut  saoerdotes  sint  uxorati.  Propositiones  Witeb. 
1538SBI.N8),  ooll^orte,  aber  oon  ber  ^ingeben[ten  93ere^rung  für  [einen  £ut^er,  ben 
er  oft  me^r,  als  gut  roar,  beeinflußte,  ben  er  au^  bis  au|  oie  S)>ra§e  }u  topieren 
[u^te.  93on  unoertoü[tli^er  Slrbeitshoft,  [eine  fe[te  $anb[^rtft  bis  ons  Cnbe  be^ltenb,  so 
ein  eifriger  Seter,  aber  au^  ein  ^eunb  ber  3^S^  ^^  ^^  Slaumburger  Sieres,  auf 
bem  Aampfpla]^,  u>o  nur  immer  bte  Steinzeit  ber  £e^e  i^m  getrübt  unb  gefä^rbet  er« 
[c^eint,  ooll  glü^enben  $a([es  gegen  bas  ^wfitcexäf  unb  ba^r  au^  gegen  alles,  toas 
m  fie^re,  ftultus  unb  ^erfaffung  an  ftat^olijismus  [treift  —  babei  [elb[t  nüfit  frei  oon 
^ierar^i[d^em  9Be[en,  ein  mann  bes  Suc^[tabens,  oon  bem  Snefiolut^ertum  als  bersb 
„ffilifa"  bes  (Elias  fintier,  ja  als  ber  „sroeite  fiutber"  auf  ben  S^ilb  erhoben,  oon  ben 
Gegnern  über  Gebühr  oera^tet  ober  bemitleibet,  [elb[t  oon  ber  jlonlorbienformel  ($a[e 
S.  591)  mit  [einer  £e^re  oon  ber  S^ablid^feit  ber  guten  SBerle  als  einer  offendiculi 
plena  et  christianae  disciplinae  pernieiosa  besaoouiert.  93on  ber  9la^melt  lan^e 
oerlannt,  oft  ungebü^li^  gef^mö^t,  i[t  er  er[t  in  neuerer  3^it  billiger  beurteilt  unb  tn  40 
[einer  Sebeutung  gen)ürbigt  toorben.  Den  3Beg  basu  mtes  D.  S^roarj  bur^  [eine 
(E^arafteri[tif  in  ber  1.  Slufl.  bie[er  (Enqllopabie.  D.  ©i^worjt  (®.  Äawerau). 

ätmt  eiirtfti,  breifac^es  [.  3e[u  CC^rilti  breifa^es  Slmt 

^mi,  bas  gei[tli(^e,  [.  C5ei[tli(^e. 

Smulett.  —  3.  9iei(^c(t,  Exercitatio  de  amuletis,  Argentor.  1676 :  $.  fj.  ^rpc,  De  45 
prodigiosis  naturae  et  arti»  operibus  talisinanes  et  amuleta  dictLs  cum  recensione  scrip- 
torum  huius  argumenti,  .^amb.  1717  (tjicr  bie  ältere  fiitt.);  3.  (£me(c,  Über  9lmuletc,  unb 
ba<?  waö  barauf  iBcjug  \)ax,  in  leichten  Umriffcn,  SSla\n^iS27;  am  rcit^^altiaften  J.B.Thiere, 
Trait^  des  superstitions  qui  regardent  les  sacremens,  Avignon  1777  f4.  mif(.)#  X.  J  unb  4 
unb  .^üpp,  Paiaeographia  critica  vol.  3.  4,  ^ann^.  1829,  f.  Index.  Kevue  des  traditions  50 
populaircs,  passim.;  King,  Talisman  and  amulets,  Archaeol.  Journal  26,  25 — 34;  149—157; 
225—23');  J.Lewis  Andre,  Talismans  in  The  Reliqoaiy,  Vol.  7, 1893, 162-167;  195—202. 
Vol.  8,  1894,  13—18;  Martigny,  Dictionnaire  des  antiquit^  chr^t,  2.  ed.  s.  v.  Amulette; 
itrauö,  JHcaU6nct)fIo^äbie  ber  djrlftl.  9((tcrtümcr  s.  v.  Amulete  (^au^)  Enkolpien  (be  3Saal). 

91.  (jur  gfrage  ber  Slbleitung  bes  SBortes  aus  bem2lrabi[^n  [.  (5ilbemei[ter  in3bm(5  55 
Sb  38  S.  IAO— U2)f7ieQiajnov,  qwlaxr^Qiov  u.  (.  w.  ([.  Pelliccioni  in  Atti  per  l'Emilia 
5.1, 177  ff.)  junö^ft  allgemein  ein  ®egen[tanb  mit  magi[c^er  3Birfung  }ur  Wnotlft  ober 
3>ertreibung  eines  5Bö[en,  ber  Dämonen  unb  i^rer  SBirfungen,  bes  bbfen  SlidFes,  Aranl«^ 

30* 


468  anttddt 

^itu.f.iD.,ba^fa!tif^mei|tmitXaIisman  jufammenfanenb.  Snimä^Ii^  iDtrb3(.oonD{eaenb 
r>on  cntii^ngenben  ®egenfianben  gebraust.  %>if  im  17.3Q|r^-  oon  Kr^Ii^  ttnedaiimen 
(f.  $aä^m,  Ck>ncilia  Oerm.  9,  943),  mie  qwXaxtrjQuyy  junäc^  in  ber  alten  5t{i^, 
gebt  %.  mie  biefes  in  allgemeine  SSenoenbung  über.    93on  ber  allgemein  teligior»« 

5  ge|6i(!^tli(^n  Seoeutung,  ben  Anfängen,  ben  pi9(^oIogif^en  C5runblagen  ift  ^ier  nid^ 
3tt  ^anbeln. 

3m  SQten  Xeftamente  finb  mo^I  ^iei^er  ju  jie^n  einige  oon  ben  S^uctfoAen 
ber  grauen,  3ef3,16ff.,  bie  aR9nb^en  au^  bei  Xieren  (9{i8,21),  aui^  bie  ®I9d4en 
am  Saume  bes  ^o^enpnefterlic^en  Senrnnbes  ^en  urfprfinalii^  leine  anbereSebeutung; 

10  ogL  au(^  bie  6(^IIen  an  $ferben,  @ad^  4,  20  (9BeU^au|en,  Sfi^jen  unb  Soradetten 
3,  144—146).  Das  [p&tere  3u^n^^  umgiebt  ben  einjelnen  o5Uig  mit  DSmonenp 
geiDibrt  aber  auc^  bie  GAu^mö^e  gegen  böfe  Cimoirlungen :  bie  (Engel;  bas  ^erfogen 
bes  (Bottesnamens ;  be|.  ^annbrfic^  unb  Sc^riftabfc^nitte  unb  S(.  mit  bem  Qottes« 
namen;  bie  Zefillin  (^eraomentftreifen  mit  SArptelten).  bie  an  ben  ftörper  angebunben 

15  toerben  (wvXaxttmia,  od.  SRt  23, 9)  unb  bie  uRefufen  (^ergamentroüen)  an  ben  ^foRen 
ber  $aust|firen,  oer  $of«,  Stabt«  unb  Siu^ore  (f.  Hamburger,  9leaI*(EncnBo|riibie  oes 
3ubentums  s.  v.  SRefufa.  X^ep^ilin).  (Sd.  SBeber,  SlUf^nagogale  pal&ft.  X^Iogie 
&  247  ff.).  Sin  bie  93ej^tDörungen  unb  )l.  bes  fpöteren  3ubentum6  (f.  neued^ings 
bie  £itt.  b.  6tflbe,  3übi|^«b(äqlonif$e  3auberte^te,  1895),  au^  ber  SRanbäer  fei  l^ier  nur 

so  erinnert  hervorgehoben  fei  nur  Salomos  befonbere  SRa^  Aber  bie  D&monen;  esor* 
|Mf^  gformeln  toerben  auf  i^n  jurfidgeffibrt,  Sefelfene  burd^  bie  oon  ä^m  angegebenen 
aRittd  unter  9lufen  feines  9lamens  ge^iu,  f.  3.  S.  Joseph.  Antiq.  8, 46--48,  Niese, 
mo  bas  Heilmittel  in  einen  9{ing  eingef^Io|fen  ift. 

Die  bomonologifc^en  Sorfteuungen  bes  ^^Xubentums,  bie  SRagie  bes  iDrients  üben 

%  bie  ftSrIfte  (Eimoirfuncf  auf  bte  gried^ifc^«r9mifAe  SBelt  6i^  |ur  Orientierung  ffir 
biefe  Stieg  in  $aul9'äBtffon>a,„9{eaI«(Em.  ber  Ha|t.  Sntertumsmilfenld^aft  s.  v.  SKergutube 
unb  Slmulet  unb  v.  3ä|n,  aber  ben  Slbergteuben  bes  böjen  Shds,  Seri^te  ber  6® 
1855,  28  ff.  3n  biefer  0{(£.  Drezier,  Stet,  «brafax.  $ierffir  unb  au^  jumfolgenben: 
Maury,  La  ma^e  et  l'astrologie  dans  l'antiquitä  et  au  moyen-äffe,  1860,  passim. 

so  3n  ben  c^nftli^n  (gemeinl^n  oenoa^e  man  ]iäf  lange  g^en  biefe  abergliubif(^n 
Gebräuche  unb  toeift  jeben  Serba^t  ber  Serfi^ng  mn  magifd^en  5ifinften  ob :  Origenes 
6.  39  (MSG  11,  1356  f.)  c.  Celsum,  ber  (ogL  40)  bie  (Exorcismen  ber  Soften  im 
Sluae  ioA;  gegen  bie  Slmulette  3.  S.  Orig.  De  prindp.  2,  11,  5  (MSO  11,  244). 
9to$  Sufebius  lann  fagen    (Dem.  ev.  3,  6;   MSO  22,  226):  abd'  ^miv  nd>noxe 

S6  XQuniavöv  Ttegid/Ajucnt  xmbfisvov  '&edaaa&ai  ovo*  ijuXodtäig  fj  JtetdXcov  tivcbv  tuqi' 
iQYcov  iTiiygatpätg.  Die  ilmoanblung  oollsog  fid^  aber  rafcb:  mit  bem  ^ereinbrinaen 
ber  ^eibnifqen  SRaffen  etablierte  fi^  breit  in  ber  Air^e  bie  |uperftitöfe  9{eIigiofitöt  ber 
SRei^e  unb  bas  Sebürfnis  nac^  lorperli^er  C5reifbarfeit  bes  äberfinnlic^n,  bie  SRagi» 

Iierung  ber  9{eIiaion  unb  bie  bur^eifenbe  DSmonifierung  bes  S^riftentums,  in  bem 
)ie  bämonologifäen  Sotftellungen  fic^  oon  Slnfong  an  in  ftei^enbem  SRa^e  entmidelt 
Ratten.  3Bas  ftd;  im  Czorsismus  oes  2.  3^t9.  [iS^on  in  entiotdelteter  Gewalt  barftellt 
(f.  0.  (Eelfus),  mixt  oerallgemeinert,  oergröbert,  oerfinnli^t,  poganifiert  unb  jubaifiert,  in 
ber  SBeife,  xn  ber  bie  C5no|ti!er  ootangegangen  n)aren  (Safilibes,  Iren.  1, 19, 3  ^aroeq). 
Do^  jlonitantin  bie  magifd^en  SRittel  3um  Seile  bes  5torpers  unb  ^um  S^u^e  ber 

46  ^[}flan3ungen  billigte  (33ing^am,  Origines  7,  251),  mugte  bie  Oberleitung  bes  alten 
Smulettmefens  neben  allem  mogli^en  anbem  Aberglauben  bo^  mit  beutli^er  3unld^ 
bröngung  bes  aus|^ltegli^  SRp^ologen  unb  bes  Obfcönen  no^  beforbem,  unb  bie  Untere 
f^ä)ung  3n>ifc^en  meqr  pbn|ij^en  unb  eigentlich  3auberif(^en  SRitteln  u)urbe  par  ge« 
mad^t,  mar  aber  ni^t  oon  Selang  unb  bahnte  fo  nur  biefen  mit  jenen  ben  3Beg  (August. 

60  de  doctr.  Christ.  II,  30  MSL  34,  50 :  ogl.  Au^st.  Possidio  ep.  245^  ed.  Bass. 
2,  1137).  So  merben,  mie  bie  ffe^Ii^en  Sc^rifflteller  biefer  3^0  rei^lic^  be3eugen 
(Selegftellen  bei  Singbam  7,250  ff.),  S^uberformeln  mieber  geffnroc^en,  bie  alten  ilRittel, 
oie  g^imnisooHen  oft  unoerftanbenen  unb  unoerftänblidien  3^i^^n  (characteres)  an- 
aebunoen  ober  umgehängt,  ben  9{eugeborenen  (Chrysost.  in  Oal  1,  MSG  61,  623), 

66  ben  Aranlen;  auc^  oor  £tebes3auber  mamt  (T^rqfoftomus  (über  1  5to  7,  3,  MSL  51, 
216).  ndcn^g  äoeßelag  yifwvta  ygafifiaxela  roerben  u.  a.  genannt  (C^nifoft.  in 
Gal  1.  c.),  notajMöv  (?)  dvöjuara  xal  /j,vQia  roiavra  (Hom.  8  über  Äol  MSG 
62,  358),  (SMtn  u.  a.  (Hom.  12  über  1  Äo;  61,  105),  jiegUgyoi  xaQa>^^lQ^^ 
(BasU.  über  $|  45,  MSG  29,  418),  (Silber  oon)  retodnoda  (Athanas.,  ^ragment, 

eo  MSG  26,  1319),  als  ^o^efc^^te  Xalismane  mürben  uRfinsen  bes  großen  Sllesanber 


«ntttlett  469 

getragen  (Chrysost.  ad  illum.  Catech.  2,  5,  Montf.  2,  243  f.).  Huf  Abraxas  — 
caeteraque  magis  portenta  quam  nomina,  quae  —  quasi  de  Hebraicis  fontibus 
hauriunt,  meift  ausbrfldli^  ^teron^mus  ^n  (ep.  75,  3,  MSL  22,  637).  SBie  man 
bei  Reiben  $ilfe  fu^te,  |o  rief  man  au^  {fibif^e  waguaHol  unb  yörfreg  ins  $aus 
(Chrysost.  adv.  Jud.  8,  6,  Montf.  1.  682  f.).  SIb  Slßfall  oom  C^jtenalanben  roirb  5 
biefe  6uperftition  Don  ben  itr^Ii^en  fiesem  gebronbmailt,  bie  ^rimiqe  ^iaategemalt 
o^nbete  auf  bas  ftrengfte  bie  Slmoenbung  oon  flmuletten  bei  AraidQeit  (Ck>n8tantius, 
Ammian.  Marceil.  16, 8, 2;  19.12,14,  Sqff^n^bt;  Cod.  Theod.  de  malefic.  9,16,3 
Gothofr.  j.  St.).   aHan  Jud^te  Dem  3U  begegnen,  Inbem  man  ben  oenoenbeten  SDlitteln 


bie  befonbeien  (pvlaxeg  jur  custodia  unb  tutela  bei  SöBer  u>te  Der  einjelnen,  maren 
für  bie  oerf^iebenen  Steligionen  bie  (Engel.  SBirIfamen  6^ttb  geben  barum  S(mulette 
mit  Sngelnamen.  Die  p^Idterien,  wtU^  auf  bem  atten  Soben  bes  (EngeQ)ienfte$  i5 
ermabnt  u)erben,  Concil.  Laodic.  c.  35  (Sruns,  Canones  Apost.  et  condl.  1,  1, 
77)  finb  geiDig  als  folc^e  m  oerfie^n,  jumal  bas  SeiAot  ber  (Engelonnrfung  unmittel« 
bar  ooraufge^  (c.  34).  93ie  fi^  aber  bamit  f^on  Slugerc^rifilii^es  einf^Ifll,  bejeugt 
®ela[ius,  de  recip.  et  non  redp.  libris  (X^iel,  Epist.  Rom.  pontif.  1,469):  Phy- 
lacteria  omnia,  quae  non  angelorum,  ut  Uli  coi^ngunt,  sed  daemonum  nomi-  so 
nibus  consecrata  sunt.  (Ebenfo  virb  ber  9tame  (ßottes  gebrau^HChrysost.  ad  illum. 
Catech.  1.  c:  eine  (T^riftin  oerQ>enbet  i^n  jauberifd^)  unb  Gi^rifü  9l(tme  eingeigt 
(August,  tract.  7  in  Joann.,  MSL  35,  1440).  Abriler  felb{t  ftelUen  Kmulette  ^. 
t>xt  ftir^e  unterfagte  es  i^nen,  fie  fAIog  aus,  u>er  fol^e  trigt,  Laodic.  1.  c.  (u>ie  bie 
Benennung  wvXaxxrjQua  um  fi^  9tein.  j.  auc^  Epiphan.  haer.  16,  ed.  O^Ier  1,  1,» 
82).  Das  Conc.  Agath.  a.  544  oieber^It  biefe  Seftimmungen  (Sruns  1,  2, 159). 
3lm  tDirIfam|ten  aber  enoies  fic^  au^  ^ier  birette  (Erfe^ung  burq  SDnttd  oon  unreife!« 
^oft  Ariftli^em  öugeren  Skalier  ober  Unqnrägung  ins  (ImftliAe,  mobei  an  bie  Dbiefte 
biejelbe  ben  (Effeft  ber  ^eibnifc^en  nur  n>eit  ubeiAietenbe  aBirmng  gebtü)^  ourbe,  fo 
u)ett  als  bas  CE^ftentum  [eiber  ^eibentum  unb  3ubentttm  fibenagte.  6o  erläutert  3^no  m 
Don  SJerona  ben  9leop^9ten  bie  geheime  Sebeutung  b«B  ^orofloos  mit  (^riftli^r  lim« 
beutung  ber  Xierseii^en  (Lib.  II  tract.  43  MSL  11,  494).  i>tt  (Erjenael  SRidbael 
u)irb  als  Iranfen^eilenb  in  Slnfpruc^  genommen,  i^m  »erben  jtir^en  gemeilt,  in  fetner 
5lir^e  in  jlonftantinopel  giebt  er  in  S^ifionen  Aranlen  Kenntnis  oon  ^olgre^en  ^eil* 
mittein  (Sosomenus,  Hist.  eccl.  2.  3,  MSL  67.  940  f.,  Narratio  de  miraculo  Cho-  » 
nis  patrato  ed.  Sonnet  6.  24  f.).  Unter  auen  6ffiu^<  unb  9Bunberm&d^ten  fte^ 
bas  jtreu}  obenan  (J.  b.  %.  Areujesjeic^n).  üb  ftarles  Sc^u^mittel  trugen  gfrauen 
unb  ftinber  eoangeIi(^e  Sprüche,  deXxLa  evayyüux  (Chrrsost.  ad  pop.  Antioch., 
Montf.  2, 197  mtt  ber  Sna^nung,  bie  (Eoangelien  lieb^  brinnen  im  $men  ju  tragen. 
Isidor.  Peius,  ep.  2,  150,  MSO  78,  603) ;  ®reaor  b.  C5r.  fd^idt  an  ^ä^belinbe  als  ^ 
(Sef^en!  für  i^ren  Sobn  lectionem  sancti  evangm  theca  persica  indusam  (ep.  14, 
12  MSL  77, 1316).  Das  (Eoangelium  bes  3o^nnes  mürbe  als  befotd^rs  mirbtngsbaftig 
betrachtet:  es  tourbe  gegen  Sieber  an  ben  Aopf  gelegt  unb  Suguftin  lobt  ben  Srauq, 
non  quia  ad  hoc  factum  est,  fonbem  meil  bamit  oen  £igaturen  entfagt  merbe  (Tract.  6 
in  c.  1  Joann.  MSL  35,  1443).  Der  ganje  Serei^  ber  beiligen  Dinge  mürbe  all«  tf 
ma^Ii^  biefem  Sebürfnijfe  bienpar  gemami  Satqrus,  SImbrofius'  Sruber,  ^ngt  bei 
einem  6^iffbru^  bas  in  bas  Orarium  geborgene  eud^ariftifc^  Srot  um  ben  $als  (ut 
fidel  suae  consequeretur  auxilium,  de  obitu  fratris  Sat.  c.  43.  MSL  16, 1361  f.). 
Daneben  befonbers  bie  9{eliquien:  gestare  sinu  pignus  fidele  i\t  ber  9Bttnf^  Der 
(i5Iaublgen  (Prudent.  Peristeph.  6,  136,  MSL  60,421);  oon  SRom  aus  mürben  bie» 
an  ber  Slpoftel  C5raber  angerufen  ^ranbea  fiber  bas  ganje  Keid^  gef^iA  (X^iel  1.  c. 
II,  874  f.).  9li^t  menioer  erobern  M  bie  Silber  bie  Sebeutung  baffer  Si^t^mitteL 
3ns  eine  qndaxn  [eien  Silber  oon  6imeon  St^Iites  in  iRom  in  Sorbiten  oon  ^öufem 
angebra^t,  erjap  3:^oboret  (hist.  relig.  c.  26,  MSG  82,  1473),  elxdyy  —  tcov 
dnifidvojv  ikdteiga,  3ob.  Damasc.,  Orat.  de  imag.  1,  27,  1.  c.  94,  1253.  (Bbenfo  »» 
SBa^s  unb  £)l  oon  ^eiligen  Stätten,  gemeines  SBaffer  unb  gemeines  Salj  ((Sretfä:, 
de  benedictionibus  101  ff.).  Aapfeln  ober  üreuje,  in  benen  ^Reliquien  aufbema^rt 
[inb,  merben  als  befonbere  Slusjei^nung  oon  ^o^geftelüen  fir^Iic^en  ißerßmi^Ietten 
getrogen  (AS  OTai  1  S.  57,  3uli  7  S.  213)  unb  ©irfen  bie  grSMen  SBunber:  fo 
trug  (gregor  oon  Üours,  bie  oerjc^iebenen  Sleliquien  barin  mec^felnb,  ein  golbenes  Areuj  ^ 


470  Smtildt 

auf  bei  33ni|t  unb  löf^t  bamit  bas  grauer  (in  gloria  mart.  c.  9,  MG  2,495;  f.  bos 
SButtber  bes  SBa^fes  ib.  589),  uttb  (Tregor  b.  (St.  oerfenbet  ah  Amulette  gegen  alle 
(gefo^en  bie  Derf^tebenartigften  ^eiligen  X)inge:  Xeild^en  oon  ben  ftetten  ^eiri,  auc^ 
in  S^Iüffelfonn,  daves  s.  Petri  (MSL  77,  630;  798  f.),  geilfpäne  Don  ben  ftetten 

5  ipauli  (ib.  704) ;   oon  ber  beißrofKgen  äBtrfung  bes  Sd^Iäffels  Dom  Ototorium  bes 

IJ.  SKartin  für  ^ferbe  weift  ©reg.iur.  ju  beriefen  (\,  3  de  mirac.  S.  Martini  c.33). 

^eiU(9  mox  bie  Air^e  ni^t  im  ftanbe,  bie  rem  Beibnif^e  Superftition  ganj  ju 

oerbrängen,  roie  energif^  einselne  anif  ben  ftampf  führten  (3.  93.  Pseudo-August. 

8.  279,  MSL  39,  2272;  Gregor.  Turon.  de  virtut.   S.  Juliani  46).    SBeber  auf 

10  bent  alten  Soben  (Conc.  Quinisext.  c.  61:  (pvXaxxijQvoiy  Mansi  11,  972)  no^ 
au^  bem  ^eibentume  ber  neuen  SJöIIer  aegenfiber.  Das  Concil.  Rom.  a.  721  oer^ 
bomntt  ben  (I5ebrau^  ber  ip^Ialterien  (c.  12,  Harduin.  3,  1865).  3n  bem  In- 
diculus  superstitionum  et  paganianim  bes  Concil.  Liptin.  \{ü^tn  bie  filacteria 
et  ligaturae   (MG   Capit.  I  S.  222),    |.  au^  ^irmin,  MSL  89,  1041;    »eba, 

16  Hist.  Angl.  4,  MSL  95,  205  ff.  unb  Sonifaj  mirb  gerabe  mit  9{üd{i^t  borauf  bei 
^apft  3^^^^  oorftellig  (ep.  42  Mon.  Mogunt.  ed.  3^^  ®*  11^)*  Unter  ben 
$^9lafterien  finb  oonDiegeno  XSfel^en  mit  aufgef^ebenen  9Borten,  gformeln  ju  oer« 
fielen  (phylacteria  i.  e.  scripturae,  $ar^^im,  Concil.  Germ.  1,  75  ogl.  Gloss.  des 
Cod.  CoisUn.  bei  X^iel  1,  469  91.  81),  bie  SRenj^  unb  Zier  umgebunben  ober 

20  auA  auf  Stangen  3um  S^u^e  ber  gfl^r  aufgehängt  lourben  (Saud,  ftir^engefci^.  Deutf^^ 
I(Dmo$2,696).  3^^^^0i^^In  ^ibnif^en  S^aralters,  maleüca  carmina,  [pielten  hierbei 
eine  groge  9loue  (6d^mi^,  Sugbfld^er  6.  463),  ni^t  anbers  aber  unb  jene  aümo^Ii^ 
jurfldbrangenb,  (Jformeln  ber  ^.  6^rift.  Phylacterium  erläutert  ber  Cod.  Coisl.  1.  c: 
decem  verba  legis  vel  scripturarum  varianun,  quod  ligat  homo  super  cabal- 

SS  lum  aut  super  caput  suum.  Sine  etxoas  [pStere  Seftimmung  lägt  für  fiigaturen 
unb  für  ^uff^rift  in  Brevibus  suspendendis  vel  ligandis  nur  SJaterunjer  unb  Sym- 
bolum  5u  (Ducange  s.  v.  Brevia),  Aleriier  unb  9R9n^e  merben  oielfa^  als  SBer« 
fertiger  genannt  ($aud  1.  c).  Die  fiigaturen  per  herbas  etc.  |.  6^mi^  1.  c.  312, 
f.  ^ier  SBeleae  ffir  oerf^iebene  Xeile  ber  abenblänbif^n  ftirc^e,  480.  581.  C.  Sieger 

80  Der  Slberglaube  bes  SRittelalters  6.  255ff.  (gi^en  jebmebe  9Irt  ber  91mulette 
oon  nid^t  m^Ii^em  Gepräge  ift  {eb^eit  fdgarfer  9Biberfpru(^ -laut  geu)orben.  Sllfuin 
toenbet  [i^  fogar  gegen  bas  9(n^ängen  oon  ^eiligengebeinen,  au^  oon  eoangelif^en 
SRa^nungen  um  ben  §als  (§aud(  l.  c.  683).  S.  Sar^^J^im  1,  424.  Concil  Turon 
III  c.  42  (Mansi  14,  90).     Rabanus  Maurus  de  universo  15,  4  na^  August. 

86  de  doctr.  Christ.  19 — 21,  MSL  111,  424.  TOtoIaus  I.  ad  consulta  Bulgar.  (Har- 
duin. 5,  378),  Burchard.  Homil.  bei  (Ecf^rt,  Francia  Orient.  1,  840;  Audoenus 
Vita  Eligü  2,  18  bei  Surius  jum  1.  De}.;  Concil.  Trevir.  a.  1310  c.  79,  ^cx^- 
^etm  4,  144-  Samberper  Snnobe  a.  1491,  1.  c.  5,  623.  Sgl  ge^r,  Der  Slber- 
glaube  unb   Die   lat^oltf^en  Air^e  bes  äRittelalters,  passim.    grfit  [pötere    93e|tim^ 

4«  mungen  aegen  berarttge  magif^e  Superftition,  bie  [i^  teihoetle  mit  ben  Flamen  oon 
^ßopften  leftft  bedte  (Gr^moire  du  pape  Honorius,  avec  un  recueil  des  plus 
rares  secrets;  Manuel  ou  Enchiridion  de  priores  contenant  les  sept  Pseau- 
mes  p^nitentiaux,  diverses  oraisons  de  L^on  pape,  au^  lat.)  f.  Thiers  a.  a.  £). 
1,  293  f.,  311  ff.,  366  ff.,   394  ff.  unb  jur   (grgönsung  baoon   Synod.    Salisburg. 

46  a.  1569,  $ar^^im  7,  243;  Synod.  Boscoduc.  tit.  13,  1.  c.  722  f.;  Antverp. 
a.  1576  t.  11,  1.  c.  822 f.;  Prag.  1605  1.  c.  8,  682:  Signa  vel  imagines  anu- 
live,  orationes,  scriptae  vel  ut  vocant  brevia,  characteribus  aut  nominibus 
incognitis  impressa  —  fascinationes  vel  ligaturae  lectae.  L.  c.  9,  860:  liga- 
turae um  bie  Säume,  patibula  pro  cessatione  febrium  —  monebunt  etiam  abo- 

>•  minandam  esse  eorum  vanitatem,  qui  certo  numero  et  praescripta  forma  ver- 
borum  et  precum  asserunt  certas  animas  semper  a  purgatorio  liberari.  (Monast. 
1659).  Sef.  5l8ln  a.  1662,  1.  c.  9,  943  ff.:  amuleta,  brevia,  involucra  signa 
Sanctorum  etiam  permistis  reliquiis  deque  coUo  suspensis  —  Neque  refert 
quod  interdum   specie    pietatis   Signum  Crucis,   sacra  verba   et  preces   adhi- 

M  beantur,  quibus  alia  quoque  vana  et  inutilia  admiscentur  etc.  (i5cgenmittcl 
946,  950:  gestet  quoque  ex  coUo  Sanctorum  reliquias,  saepius  Nomen  Jesu 
reverenter  invocet  —  bie  $eiltgen  unb  S^u^engel,  SWaria.  3n  uHi^r^aft  gro6= 
artiger  3Beife  ^  gerabe  mit  ben  Slmuletten  ber  neuere  Aat^olisismus  ben  93ebürf= 
nilfen  ber  oerfinnli^ten  J^ömmigfeit  9{e^nung  getragen,  mit  i^nen  [ic^  popularifiert, 

60  bur^  bie  93enoenbung  ber  alten  äIHttel  unb  bie  Steigerung  i^rer  3Bir!ung,  bur«^  neue 


«mtilett  471 

Witiel  ben  93oIfsglauben  unb  ^abetglauben  teiliDetfe  in  Seld^Iag  genommen  unb  bamit 
ani^  ntd^tftrd^Ii(^e  (Elemente  5um  Ztx\  poialqfiert  ober  oeroröngt.  3m  91.  finbet  bie 
populäre  grtömmigleit  mit  ben  (^Qra!teri[ti|d^ften  Slusbrud  unb  es  loirb  loeni^e  Siaifjp» 
lilen  geben,  bie  nu^t  irgenb  ettoos  bei  [id^  trafen,  was  als  [ol^es  3u  besetd^nen  i|t, 
|ei  es  ein  allgemein  oerbreitetes  Deootionale,  [et  es  bos  SSereinsjeid^en  einer  lir^li^en  5 
(!5enoffen[d^a|t,  eine  (Erinnerung  an  ben  Se[u(^  beiliaer  Stätten,  fei  es  um  ber  [$u^« 
fröftigen  93u!ung  millen  —  [et  es,  loie  gemö^nltA,  oag  es  mel^reres  jugleiä  bebeutet: 
5lreu3e,  bie  oerfqiebenen  iRotenlränje,  bas  $er5  ^t]\x  unb  äRortä,  bie  man^erlei  6Ia« 
puliere,  bie  ungeheure  3^1  ber  oerf^iebenften  iDlebaillen  mit  ben  Silbern  oon  $ei(igen, 
bie  Agnus  Dei,  ^etersletten,  (Bebete ;  §.  SBaffer  roirb  gebrau(^t  unb  äbnlid^es.  Die  SBei^ung  10 
giebt  biefen  (gegenftänben  bie  re^te  9Q3trIung  unb  mit  ij^nen  toerben  [eit  bem  Slusgange  bes 
16.  3<^^^^unberts  mannigfache  SCbläffe  oerhfipft  (Sixtus  V.  in  ber  SuIIe  Laudemus 
viros  glorioses,  Dej.  1587,  Bullar.  Roman,  ed.  Taurin.  8,  966  ff.,  mit  ber  er  ben 
im  £ateran  gefunbenen  unb  an  (^ftli(^leiten  oerf^enften  äRfinjen  vlblag  juerlennt). 
Senebitts  XIII.  Decretum  (a.  1725)  unb  (a.  1727)  Tenor  —  Indulgentianim,  15 
quae  coronis,  Rosariis,  crucibus,  Imaginibus  seu  Numismatibus  ex  auro,  ar- 
gento  aliove  metallo  confecüs  vulgo  medalliis  applicanda  sunt,  im  Bullar.  Ord. 
Praedicat.  6^  606);  bie  SSorfd^riften  toerben  bur$  leben  $apft  aufs  neue  feftgefe^t, 
bie  ^eute  gütigen  s.  Rescripta  authentica  s.  consreg.  indulg.  sacrisque  ritibus 
praepositae  1885  p.  345—349.  gür  einjelne  Seftimmungen  ogL  bas  Debet  Ur«20 
bans  V.,  auf  bas  fid^  »enebiftXIV.  bejie^t  (BuUar.  Bened.XIV.  T.  I  p.  579  §41), 
prohibens  distribui  numismata  in  eorum  honorem  confiata,  quibus  aut  Beat! 
aut  Sancti  cultus  ab  Apostolica  Sede  tributus  antea  non  fuerit;  bie  bargejtellten 
^eiligen  muffen  vel  canonizati  vel  in  Martyrol.  Rom.  descripti  fein.  SIucQ  2Re« 
baillen,  bie  auf  ber  einen  Seite  einen  ^eiligen,  duf  ber  anbem  trgertb  eine  berühmte  S5 
ober  eqnoflrbige  ^erfonlid^Ieit  jeigen,  lonnen  geioei^t  toerben.  Die  Silber  muffen  aus 
feftem  Sto^e  gemad^t  fein  (1710,  22.  De}.):  Decreta  authentica  s.  congreg.  in- 
dulg. sacrisque  ritibus  praepos.  1883,  p.  24 ;  o^I.  Rescripta  authent.  1.  c.  In- 
dex p.  400.  gür  bas  lirqli^  anerlannte  unb  juläfftge,  für  bie  3Birlung  biejer  91.  fei 
roeiter  oertoiefen  auf  »erinaer,  SlbKjfe'«,  1893,  S.298  ff.  308  ff.  350  fL  ißrooft,  ftir^lao 
Senebiftionen  S.  190, 200 f.:  3leuf($,  Die  beutfd^en »if^öfe  unb  ber  Slberglaube,  1879 
(^ier  unb  bei  Geringer  bie  fpesieüe  fiitt^. 

Die  Denhnöler  ergän3en  unb  beftättgen  bie  litterarif^en  SRoäri^ten,  toie  fie  felbft 
mieber,  bie  oft  ftummen,  bur$  biefe  i^re  (Erllärung  empfangen.  9Kan  mug  hierfür  ben 
Umtreis  ber  augerc^riftlid^en  Denhnälertoelt  überfmauen.  SEBie  bie  Slbfi^t  bie  gleite  85 
bleibt,  ben  £ebenben  mit  ben  Zoten,  bas  oberiroi^e  unb  unterirbif^e  $aus,  bie  (&e« 
röte  5u  f^ü^en,  fo  bleiben  au^  bie  SRittel,  bie  gformen  unb  ^^ormeln  prinsipiell  bie 
gleiten.  (Einselne  (gegenftönbe  finb  obne  toeiteres  oon  ben  (E^riften  übernommen  roor» 
ben.  3n  ben  romifd^en  ilatalomben  (inb  oiele  aRebufentöpfe  gefunben  roorben  (Buo- 
narroti,  Medaglioni  p.  XX;  einer  aud^  im  iübijAen  (grobe,  Garrucci,  Storia  dell'io 
arte  cristiana  t.  492^  4);  Bullae,  toie  fie  als  %nulette  oon  ben  9{5mem  getragen 
tourben,  imex  baoon  mteber  in  ber  Sform  oon  (ßorgonen^uptem  ^Boldetti,  Osservazioni 
509,  55—58);  praftifd^e  33ertoenbung  biefer  Bullae  (als  ^ßarfümbe^Iter  bleute  5.  S. 
bie  Bulla  ber  ilaiferin  SRaria,  Garrucci  1.  c.  3,  p.  124  n.  2)  unb  bie  SSertoertung 
bes  SRebufenfopfes  als  6^mud  laffen  beffen  prop^qlattifd^  Sebeutung  bo^  nid^t  oer»  ^ 
geffen.  Cbenfotoenia  bei  ben  mand^erlei  (Slooen  aus  ben  (Sräbem  (De  Rossi,  Roma 
Sotterr.  3,  586;  mmbanb  mit  Sd^ellen  abgeb.  6$ul^e,  Aatafomben  215).  9Iu|  ber 
Sruft  einer  (Jrrau  fanb  Crfi  in  ber  ilatalombe  gfü^rer  ju  Snrahis  ein  prä^iftonfc^es 
Steinbeil,  in  stoei  Äinbergräbern  Sln^nger,  tool^I  eine  Sorte  (Erolofer,  bie  als  91.  galten 
(9iQS1895,  476  ff.),  ^wti  Sronje^önbe,  5um  Sln^öngen,  aus  ber  ^riftli^en  Scefro*  w 
pole  oon  9l(^mim=$anopoli5  (goner,  Die  fr&^riftL  SlÖertümer  oon  21.-9^.  1.10,4.5), 
tn  oerf(^iebener  gform  ftellen  bas  betannte  uRittel  ^egen  ben  böfen  Slid  oar.  Die  eben 
bort  an  ben  Zag  gelommenen  altögqptMen  SRumtettftatuetten  Jinb  too^l  au$  als  9[. 
bem  (grabe  unb  bem  fieid^nam  jum  6$u^  beigegeben  (ogL  SBiebemann  in  3^^^^- 
bes  aSer.  0.  Slltertumsfr.  im  K^inL  86  [1888]  45).  Derfetben  »efttmmung  bienen  au^  w 
bef^riebene  Slätt(^en  in  ben  (Bräbem  (für  bie  antile  Sitte  5.  S.  1.  c.  S.  55).  3n 
ber  Vigna  Cassia  ju  Snralus  lag  in  einem  Sd^üjTel^n  neben  bem  ilopf  eines  mann« 
li^en  Sfelettes  ein  Aupferrol^r,  barin  ein  SRetallpIättd^en  mit  unoerftänbli^en  S^rift« 
jeu^en  (Orfi  in  Notizie  degli  Scavi  1893,  301);  ein  fold^es  ^^^lanerium  in  9{egen8« 
bürg  am  $alfe  einer  toeibli^en  £eid^e  (9tQS  1893,  162  ff.;   ogl.  bie  Sleitafel  aus^o 


472  Untttlett 

S.  Ciriaca  in  5Rom,  Boldetti  322,  3).  Idismane  in  ber  aÜen  oftrologtfd^n  Se* 
beutung  tinb  bos*  SIrmbanb  mit  ben  dilbem  bes  Xierfretfes  (Boldetti  500,  16)  aus 
ben  5tataioniben  unb  bie  glfijerne  SRebaille,  im  ütaUe  eines  fioculus  ber  ftotolomben 
oon  S.  Ciriaca  gefunben,  mit  bem  Silbe  bes  Slotpbns  (BuUettino  di  archeol.  crist. 

5 1869,  61).  93on  oen  3uben  nhnmt  man  ^erfiber  bas  Stib  Salomos,  ber  ju  9tog  ben 
ftafobömon  nieberftBgt,  mit  ber  ipilger  oon  Sorbeoux  oud^  in  feinem  3ttnerarium  bie 
Stelle  oermerlt,  ubi  S.  Daemones  torquebat  (Xobler,  Itinera  Terrae  s.  1,  17): 
auf  einem  Sg^ptifd^en  9.  (Somx  1.  c.  6.  21);  bei  einem  Srmbanbe  mit  ber  gleid^n 
Darfteüung  aus  3^nifalem  tft  ber  d^riftlid^e  (Bebraud^  nid^t  ausbrfldlid^  bezeugt  (Comptes- 

10  rendus  de  TAcad.  des  Inscr.  et  Belles-Lettres  1892,  p.  155). 

Serien  unb  ißerfien  finb  lange  St\i  oor  anbem  fiSnbem  bie  $eimat  ber  Xalismane, 
bie  Slmulette,  bie  oon  ba  ben  Often  bes  r9m.  9tei^  fiberf toemmten,  finb  mit  bie  oon 
(Eentralafien,  3nbien  unb  bie  borborifd^  SBIIer  in  SReoatKonform  gearbeitet  ober  als 
Siedle  mit  eingefe^ten  Steinen  ober  C&Ias  in  gönn  oon  Sl&ttem  (neraXa)  mit  grfinem 

15  ober  rotem  (Email,  mit  Slofetien,  fiunulae,  ^erjen,  Sorreaus  u.  f.  u).  (Aonbaloff  in 
Smenigorobslol's  S^jant.  S^nenfAmeljen  6.  82),  in  Jtg^pten,  wo  oon  ie^er  reltaiofe 
(Embleme  flbenoogen  ^ben,  ift  bejonbers  bie  (Entftel^ung  oon  9.  mit  fpejmfd^  religtSfen 
Darftellungen  unb  gormen  ju  fuqen.  Diefe  reben  oon  bem  ftarlen  (Einifluffe  ber  filoi« 
fd^n  religidfen  (Elemente  auf  bas  ^eibentum:  bie  (Bottesnamen,  bie  (^gel  fteben  im 

20  (Eentrum,  mit  eine  game  9tet^e  ber  Slbrafasgemmen  bejeugen.  grür  meitere,  befonbers 
auc^  für  d^riftliäe  5ueife  nmrbe  beren  Senoenbung  no(^  bä)urc^  geförbert,  baft  in  ben 
beibntf^n  l^avbtmtn  ber  (E^ftengoti  unb  ber  ^^fusname  jenen  glei(bgefteut  mürbe. 
9Bie  in  ben  ^^yibtxpaprfd  (Babriel  unb  SRid^ael  ntbtn  SRofes  fielen,  )o  mirb  3^fus 
^rijtus  als  <5ott  ber  Hebräer  bei  ^ei  Xeufelsaustreibungen  anöerufen,  neben  Helios, 

25  SRi^ras  u.  f.  ©.  (SBejWto  in  „SOßiener  Stubien"  1886,  183).  I)erfelbe  Spnirettsmus 
in  ber  oerjd^iebenften  uRMung  tritt  auf  ben  9.  ju  Xoge.  9tid^t  ftd^er  u)irb  ju  tnt* 
fd^eiben  fem,  ob  bas  Siloertafeld^en  im  fiouore  (f.  nai)  §rö^ner  ibraus  in  9la[f.  Snnalen 
1868,  123  ff.  unb  basfelbe  in  ergiebigerer  fiefung  oon  Smati  bei  ipellicriont  a.  a.  O.) 
ifibifd^  ober  iilbifd^<d^riftIiA  ift  mit  feiner  9lnrufung  bes  großen  unb  ^iliaen  Slamens  bes 

80  §erm  (Bottes  —  gegen  alle  Aranl^eiten,  böfen  Slid  uno  afle  bBfen  (Beifter,  bie  erinnert 
loerben  rfjg  dia^xrjg  m  l&evro  btl  jueydkov  Zolofiarvog  xal  mixariXov  rov  äyyeXow 
SRit  loelc^er  (Emp^fe  tft  aber  Salomo  in  beibe  ^anbe  bas  ibreuj  gegeben  auf  bem 
Sg^ptifd^en  (BeuKmbfHW  bei  goner,  9?om.  unb  b^j.  Seiben«le3rtilien  Z.  3, 2  (mit  ftreuj» 
lanse  auf  einer  bei  !I^ebeffa  gefunbenen  eapsella  pendula,  Bullett.  crist.  1891,133; 

ssogl.  Garr.  492,  10)!  Der  3^Mn<^^f  ^^^  SRonogramm,  ber  gute  $irt,  bas  Opfer 
Sfaals,  Daniel  in  ber  (Brube,  ©erben  mit  §eibnif(^em  (SDlonb  unb  Stern,  Horus  Garr. 
492,  14)  ober  mit  3übifd^em  ((Engel,  ^ebr.  (Bottesnamen,  Salomon)  oerbunben:  ^ier 
tritt  jroeimal  vi(n)cit  leo  de  tribu  (Juda)  radix  David  ^eroor,  ober  mit  Seibem: 
Garr.  492, 12;  ber  magifd^e  3lagel  mit  ber  Sufd^rift:  Ter  dico  ter  incanto  in  signo 

40Dei  et  signo  Salomonis  et  signo  de  nostra  Art(e)mix.  S.  de  Rossi,  Bullett. 
crist.  1869,  61—63,  Garrucci  1.  c.  8—24.  Dasu:  3ntagIio  mit  IXSYC  unb  fe^s 
(Engeln;  (I^rijtus  mit  Sd^rifttafel,  worauf  h  dgrij  ^v  6  Xöyog,  Bullet,  monumental, 
1884,  771.  Wing  mit  Aßgaoa^,  babei  ^,  Kofler,  Les  catacombes  2, 325.  (Erhalten 
finb  aud^,  5umeift  aus  ^onorius'  !itit  Suexanbertalismane,  bie  feit  SÜexanber  Seoerus 

45  u)ieber  gepräat  unb  jgetragen  u)urben,  Garr.  492,  20  mit  Snea^anberlopf  unb  iRamens^ 

umfd^rift,  auf  bem  9teoers  fougenbe  (Efelin,  barüber  Slorpion,  barunter  bie  3nf^^ 

Dominus  Noster  Jesus  Christus  Dei  Filius;  ein  anberer  ib.  19,  SÜexanberfopf  unb 

Sonnenseiten,  9{eo.  ^  (ogl.  fienormant,  La  monnaie  dans  Tantiquit^  1,  40). 

(Es  mu|  bei  biefen  festeren  Seifpielen  unentf(^ieben  bleiben,  ob  nid^t  oielmel^r  oon 

fio  d^riftlid^«lird^lid^er  Seite  biefe  SSereinigung  oolljogen  u)orben  ift,  um  ben  31.  d^riftli^e 
Sebeutung  ju  geben,  bas  aufterd^riftliqe  URittel  bamit  in  ben  Dienft  bes  Q:^nften  yx 
[teilen.  Denn  auf  augerorbentlid^  mannigfad^e  SBeife  ^aben  bie  d^riftltd^^fird^Iid^en  5hetfe 
oem  fi$  fteigemoen  $ebürfni[je  na^  Si^u^mitteln  iRed^nung  ^u  tragen  fid^  bemüht  unb 
mit  bem  u)a^fenben  Sebfirfntffe  l^en  bie  (^riftlid^en  Symbole  unb  Siloer  immer  aus^ 

K  gebe^ntere  reale,  immer  mafftoere  Sebeutung  erlangt,  bte  bei  ben  ^eiliaen  9{ealitäten, 
AreusesparÜIeln,  ^Reliquien  ober  Sd^rift^eidQen  oon  tlnfang  an  oor^anoen  mar.  3ns 
(Brab  toerben  Statuetten  bes  fiasarus  mitgegeben  (9{om.  Aotalomben,  De  Rossi,  Roma 
Sott.  3,599;  Sgnpten,  goner,  Slltertümer  13,19),  ber  Snfer  unb  oerjd^iebene  giguren 
d^ftli^er  Symbol«  (ib.  S.17),  gifd^,  S^iff,  laube.    Die  größere  Slnsa^l  oon  biefen 

«ift  }um  Iragen  om  $alfc  beftimmt  gemefen.    Unter  biefen  d^riftli(^en  fog.  (Enfolpten 


Hnmlett  473 

nimmt  ber  Sftfd^,  mit  bem  man  junaAtt  ebenfalls  bie  augerAtip^  Sitte  fortführen 
lonnie,  roegen  feiner  befonberen  fomboIt|^n  Sebeutung  einen  9eroonagenben  $Ia^  ein. 
Solist  ^\]i)t  jum  Zragen  aus  ben  oerf^iebenften  Stoffen  finb,  eine  Kei^  mit  fidler 
nad^meisborer  ^rooenienj  aus  ben  ftatolomben  m  Xcräe  gefommen,  in  einer  Snsa^I 
oon  Sammlungen  ei^Iien,  ein  bronjener  mit  3nf^rift  CCOGAIG  (Gorp.  Inscript.  5 
Graec.  9076),  ein  anberer  mit  SM  unb  SN,  oon  de  Rossi  (BuUettcrist.  1875, 141) 
mit  Salus  Nostra  unb  Mea  ausgelegt,  biefer  unb  ein  anberer  (1.  c.  p.  189)  innen  leer, 
alfo  jur  Slufna^me  einer  9teliquie  ooer  bergL  beftimmt  Sereinjelt  fAeint  ber  (ßebroud^ 
bes  gfitöes  bis  ans  (Enbe  bes  SOtertums  ^erab}uge^n.  9leben  bem  ^if^  fte^n  frü^ 
SRebaiUen  (de  Rossi,  Le  medaglie  dl  devozione  dei  primi  sei  o  setie  secoli  10 
della  chiesa,  Bullett.  1869,  33  ff.,  49  ff.),  oerfd^ieben  in  gform  unb  9Raterie,  in 
ibren  Darftellungen  in  genauer  ilonaruenj  mit  ben  fibrigen  Denhn&Iem  (Oarr.  480): 
SBenbe  bes  3.  jum  4.  3<^^-  {ombolitte,  neutrale  (Begenft&nbe,  $irt  unb  $erbe,  bie 
Xaube  aud^  fpater  nod^ ;  ber  fe)mllrale  (Beoanlenireis,  bie  ®eu)ig^eit  ber  rettenben  9Bunber>> 
ma^  bes  $erm :  Selige,  atrf  jmei  (&Iasmebaiuen  Daniel,  ben  Drad^en  oerniftenb  is 
(Garr.  174)  unb  (£^riftus  mit  SJSunberftob  (BuUett.crist.  1891, 128),  Siools  Opferung. 
I)a3u Jbeilige  ^erfonen :  CC^Ftus  mit  ^etrus  unb  Paulus,  itS^e  oon  $etrus  unb  $au* 
lus,  CE^riftus  als  £e^rer.  Ooer  einfach  bas  SRonogromm,  allein  ober  Korne,  Silb  bes 
Seji^ers  auf  ber  anberen  Seite.  Dieje  äRebaiUen  9fters  mit  9aIamationen,  jeben« 
falls  (ßefd^enle ;  ob  einjelne  in  birelter  ^ejie^ung  ju  bem  (£m|ifang  ber  Zaufe  fte^n,  so 
erf^int  mir  wtniaet  bur^  3^^^  oon  Serona  (Üb.  I  tract.  15,  MSL  11,  360  f.  ogl. 
II,  35,  1.  c.  48l),  als  burc^  bie  Acta  Maximilian!  (Ruinart,  Acta  mart.  341) 
roaM^einlid^.  Sqon  jpSterer  :^titaüßitn  bie  SRebaillen  jum  (B^äi^tnis  bes  Grobes 
bes  D.  fiourentius  (5. 3a^rb.),  oer  Suj^e^ungslird^  u.  f.  w.  on.  Unb  mo^I  in  Sejug 
auf  funlretiftifd^e  91.  bie  Snfd^rift:  In  >|^  Leo  (Bullett.  1869,  44).  « 

X)er  Sergung  oon  ^Reliquien  ober  Sd^rifftlöit^en  bienien  bie  poei  (ßolbläftd^en, 
bie  1571  in  ootilanifd^en  ®räbem  gefunben  lourben  mit  A^CO  unb  Zoube,  bos  brom 
jene,  ebenfalls  mit  jenem  SRonogromm  fioniert  (Bullett.  crist.  1872, 12  ff.,  t.  2,2.3) 
unb  bie  oblonge  Capsella,  mo^I  aus  $orto,  mit  Jtonoiounber  unb  ^YAOrlA  ouf  ber 
einen,  SRari^riumsfcene  ouf  ber  9lfidffeite  (BuUett.  ib.  5 ff.,t.  2,  l),^mtlid^  wofjH  5.^a^r^.  so 
Die  ($orm  ber  römifd^en  Bulla  mirb  fortgeffi^,  ober  mit  bem  SRonogromm  oene^en: 
eine  fe^  de  Rossi  (Bullett.  1863,  37)  ins  4.  3oM.;  eine  fObeme  mit  A-fHüd  im 
itranje,  ouf  ber  JRfldqeite  Xoube  auf  Ö^eig  in  Xner  (ftrous,  Die  d^riffL  Snf^riften 
ber  9(9e{nlanbe  1,  n.  252);  eine  onbere  fono  fid^  im  (ßrobe  hex  Aoiferin  SRorio  (00m 
3.  410),  boneben  ein  (golbplfittd^en  mit  oem  9lomen  SRi^el,  ®obrieI,  Kofoel,  Uriel  ts 
(Bullett.  54  f^. 

3m  gleiten  (grobe  logen  oud^  10  golbene,  mit  (Ebel^inen  befe^e  jtreuje:  bos 
ilreu3  nimmt  [eit  9lnfano  oes  5.  3<^r^.  meitous  bie  erfte  Stelle  ein:  loie  bos  SRono* 
gromm  Jo  je^t,  biefes  olImfibliA  ablö|enb,  in  ben  oerfd^tebenften  gormerL  in  ollem  mog< 
lid^n  9Rateriale,  in  monnigfod^fter  Senoenbung,  ouf  ber  Sruft,  als  gH^el,  im  O^r  ge«  40 
tragen  (f.  3.S.  goner,  Altertümer  X.9.10).  3n  ibm  nierben  ^ortfleln  bes  Areuj^obes 
ober  ^Reliquien  geborgen,  [0  in  bem  fd^önen,  in  (9.  fiorenjo  in  9{om  gefunbenen  ®oIb« 
{reu3e  bes  6.  3($r^.  (BuUett.  1863,  31  ff.),  bos  in  ^^inen  9uffd^riften  feine  Sebeutung 
ousfprid^t:  Crux  est  vita  mihi,  mors,  inimice,  tibi;  'EujMivovinX,  Nobiscum Dens. 
9lad9  unb  nod^  oud^  mit  ber  Dorftelhing  bes  ftrujifbtus  (Arous,  9tS..  Areugigung).  3n  «s 
ben  (Srabem  oller  3<^^^unberte  finben  fic^  ftreuje,  be[.  jo^Ireic^  in  longoboroiMen 
(de  Baye,  £tudes  arch^l.  Industrie  Longobarde,  p.  80^.),  feiten  in  S)eftgotifd9en 
(Barriöre-Flavy,  £tude  sur  les  sepulcres  barbares  du  Midi  et  de  rOuest 
de  la  France.  Industrie  Wisigothique  p.  99).  9u^  SRünjen  mit  bem  Areuge  U)er» 
ben  fo  getragen  (3.  8.  Bull.  1869,  43;  1871,  152.  Revue  archÄ)l.  1863,  270.  3m  w 
(grabe  bes  CP^ilberid^,  Chifflet,  Anastasis  Ghilder.  270  ff.).  ®oi»  entfpreti^nb  ift  auf 
ben  Weboillen  ber  gfortfd^rittju  oerfolgen:  oor  ollem  trnt  bos  itreua  ^or  unb  bie 
Kreuzigung,  in  Slbenb«  unb  SRorgenlonb  (Garr.  435. 480.  gforrer,  Sluertfimer,  11,  4), 
in  loie  ousgeprägter  Slmulettbebeutung  seigt  bos  (Enlolpion  oon  Slonso  mit  ben  Serfen 
©regors  oon  9lo3ion3.  (AnomQocpi]  xov  novtjgov :  ^evy*  an*  i/nfjg  xQadii^g  doXo-  w 
/trjxnve  q)Fvye  xd^Knaf  (pevy*  äji'  ijLubv  fXEJütiov  U.f.tD.  (Garr.  433,  6).  Doneben 
aber  ift  beutlid^  1.  oudb  ^ier  bie  Senoertung  bes  ®ottesnamens  (Emmanuel ;  2.  9Renf(^« 
merbung  als  größtes  SBunber,  unter  bem  Siii>e  ber  Slnbetung  ber  SRogier,  im  Often  oud^ 
ber  (Beburt  (Garr.  480,  goner.  Altertümer  11,  1.  2,  ogl.  bie  »rofd^en  13,  2—4). 
3n  fe^r  ^eroorfted^enber  SBeife  ^ot  fi^,  ^U{rtfo4lic^  ouf  ög9))tif^m  S3oben,  im  £)ften  co 


474  Hnmlett 

Solomo  be^uptct  unb  fi^  rociierc  ?lnerfennung  in  d^riftlic^en  Äreifen  erobert:  mU 
itreuj,  mit  (geburt  unb  ^immelfa^  }ufammen  oirb  ber  DämonbejiDinger  borgefteUt 
(goner  1.  c.  6.  9;  11,  3.  4). 

Die  JRinge  roet[en  mit  bem  gleid^cn  3n^Ite  i^rer  Darftellungen  (Symbole,  SALVS, 

5  9Ronogramm,  Rttuj  u.  f.  m.)  auf  ben  gletd^en  ®ebanlen5ufammen^ang  unb  auf  über« 
einftimmenbe  SnttDtdlun^;  bie  (gerate  emfrfangen  eine  (^ri|t(id^  ^rögung,  bie  apotro« 
pöifcj^n  ^ibni|d^en  aRottoe  merben  burc^  jene  (^riftlic^en  3ei^n  unb  Silber  erfej^ 
(ogI.jt.  S.  bie  ^nlid^Ieit  ber  Darftellungen  unb  ber  Sluffc^riften  auf  ben  Ölflaf^n 
oon  uRonsa,   aud^  ^ier  'Eu^mrovfjk  ue§^  ^/idw  t^foc,   Garr.  433  f. ;   ogL  466,  2), 

10  ebenfo  erpalten  bie  3Bo^nftatten  ber  3:oten,  bie  Sorbp^age  unb  (gröber  unb  bie  ®e> 


«M^*r^  vr«/*^r»,      ^    VJkLf^viir^y       X^U^Vlir^f      X^Vta**       lyl.AK7V*       X«^l\/,       A4«J|.^.  ^»'»■•(J*^         »■•         M^A^V*      ««*»        ft|»       VtV 

oalmotinif^  SIettafel,  bei  Trau  gefunben,  bie  jum  Sln^eften  beftimmt  iDor  unb  ^m 

15  6<^ufae  oon  $au$  unb  (Jfelb  einen  (Exorjismus  gegen  bie  (gefahren  bes  unreinen  (Setftes 
tX(äji8Si  in  nomine  domini  Jesu  cristi  (Bullett.  1871,  39)* 

^^lafterientofeld^en  mit  Sluffd^ri^  5um  6d^u^e  fiir  bie  ißerfon  Rnb  er^Iten  in 
jenem  Slättd^en  ber  ilaiferin  IRarta  mit  oen  (Engelnamen,  in  bem  oon  Seinit^ :  ^E^oq- 
xi^(o  ae  d>  laTaväg  (f.  5hau$,9{(E.,9lmuIett),  in  bem  ögopttf^n  mit  9lnrufung(gottes, 

20  Snoi^nung  oon  5lranlen^ilungen  unb  bem  ^erabfteigenben,  bas  3Bajfer  beiDegenben 
(Engel,  bem  ICrifagion  —  gegen  Stcanü^ii  getragen  (Corp.  Inscr.  Oraec.  9060.  9061), 
ber  ed^Uene  2:e2t  eines  toptifd^en  nennt  bas  Slut  di^rifti  in  SJerbinbung  mit  ber 
(Ettc^ftie,  bie  9lagel  ber  ^affbn  (E^rifti  unb  bie  (Eoangeliftenf^mbole  (BuUett.  1887, 
44).  Das  in  9{egensburg  gefunbene  ^t  oielleid^  d^riftlid^n  Xext  (9lQ61893,162ff.). 

S5  snie  bie  SAu^mittel  trug  ber  C^ft  bes  Oftens,  oie  mir  aus  ben  ä^iHitilÄen 
Xestilfunben  erfenen,  nid^t  nur  auger,  fonbem  in  bem  (Senmnbe  au$  felber  emgetoirft 
ober  aufgenö^:  bas  Sluge  (gfoner,  9Itertfimer  8,  2);  3nfd^riften  (bie  eine  ib.  12, 
(grSberfunbe  oon  ^d^mim  6.  25 f.:  ber  $en  3^fus,  ber  (Eqriftus,  er  fegnet  S^^fitet 
unb  loa^t) ;  3Ronogramme  unb  ibreuje  ober  Slötter  mit  äRonoarammen  (Soner,  Suter« 

so  tfimer  14,  7;  18, 13);  6aIomon  mit  bem  ftreuje  (18,1);  bie  ^eiligen  Darftellungen. 

3ur  3^tt  no^  unflberfe^bar  ift  bas  SRotenal  ffir  bas  aRittelalter  unb  bie  fpätere 

3eÜ    Darum  bier  nur  einige  SInbeutungen.    Unoermäftlic^e  3ä^i8f^it  ber  alten  Sor« 

fteüungen  unb  Sonnen  tritt  aud^  ^ier  burt^meg  5U  Xage,  ja  »eitere  Slusbe^nung,  bis 

in  bas  (Sroge,  Slonumentale.    (5caii  in  ber  9Beife  bes  sntertums  merben  Xelesmota 

»  beim  Hausbau  oenoenbet,  ffir  bie  ganje  Stabt  aufgerid^tet:  bie  Xfirlen  fanben  in  ilon» 
ftantinopel  eine  Statue  gegen  bie  6(^Iangen,  eine  9{eiterftatue(6aIomo?)  gegen  bie  ^ft 
Qaffarel,  Curlositez  inoujres,  1650,  S.  121.  2Inberes,  ouif  im  Slbenblanbe,  ib.  129  ff. 
I^ers  1,  299  ff.;  »unfborDt,  ftultur  ber  Kenaiffance  2,  285  ff.  Daju  aber  umfpinnt  bie 
aberalöubifd^e  6(^eu,mit  ber  bie  9ntile  betrad^tet  loirb,  alle  Denrmöler  mit  gebeimnisoollem 

4o3auber:  oon  i^nen  loirb  bas  SBo^I  unb  SBe^  ber  Stabt  abhängig  gemac^tt  fie  f(^u|en 
bas  $aus,  bie  ißerf on.  So  enoeitert  fid^  ber  Umireis  ber  Sd^u^mittel.  S.  SBad^s^ 
mut^.  Das  alte  (Sried^enlanb  im  neuen;  Zrebe,  Das  ^eibentum  in  ber  r5m.  Airc^ 
passim;  (ßrimm,  Deutf^e  SR^t^oIogte;  SButtfe,  Der  beutfd^e  SSoHsaberglaube  ber 
(ßegemoart.   grfit  bie  Denfmöler:  Die  Slusgrabungsberi^te  aus  ben  oerf^iebenen  £an= 

Mbem;  bie  Sammlungen  in  9Rufeen,  S^a^Iammem,  bie  Aataloge  oon  Slusftellungen  f. 
einen  arogen  Xeil  unter  Slrt.  Slbrajox;  eine  erf(^öpfenbe  SJereiniaung  aller  SBerle,  bie 
[i^  auf  C&egenftänbe  aus  (EbelmetaU  bejie^en,  gieot  ber  bemna(^|t  erf^einenbe  Aatalog 
oer  Stbliot^el  3^ii^Is  in  Srranffurt.  Cine  Sammlung  ausf^Iieglij^  oon  91.,  bie  aus 
3talien  ftammen,  f^at  Dr.  3.  Sellucd  in  Perugia  angelegt:  oon  einer  aus  ben  c.  7000 

wJlummem  getroffenen  Sluswal^I  liegt  ein  ftatalog  oor :  B.,Catalogue  descriptif  d'une 
coUection  d'amulettes  itaJiennes  enyoy6e  k  PExposition  universelle  de  Paris 
1889,  Pörouse  1889.  Die  oulgöre  Superftition  i[t  es,  bie  ^ier  bur^ge^enbs  oertreten 
ift,  unb  bie  oonoiegenben  Seftanbteile  biefer  einft  oon  9Renf^  ober  Zier  getragenen, 
im  §aufe,  am  Sett,  im  Stalle  aufgehängten  (Begenftönbe  [inb  bie  ftofflic^en  ^.,  an  ber 

w  9Raterie  felbft  ^öngt  bie  befonbere  ftraft,  unb  5©ar  haftet  oen  oerfc^iebenen  SRitteln  ber 
Sd^u^  gegen  eine  beftimmte  (ßefa^r  ausfd^Iieglic^  ober  oonoiegenb  an.  Sli^^  SIut% 
SRild^»,  Stern«,  SSferblidftein ;  (Branaten,  S^fpts,  Äorallen,  Serpentin;  3ö^"e  oer« 
f(^iebener  Xiere,  itrebsf(^eeren  u.  f.  lo.  Der  (Einflug  bes  (S^riftentums  fpri^t  3.  S. 
aus  ber  ^Benennung  Äreujftein  (gegen  3öuber),  $eil.»(5eift=ftein  unb  =f(^lüffel;  fiucicn= 

fiofteine  (gegen  Sktgenfeanf^eiten),  31nfelmsei(^eln  (gegen  $agel)  unb  tritt  in  ber  d^riftlic^en 


«mttlett  475 

Htnformung  oufjer^riftli^er  demente  entgegen:  Äreu}  aus  SlcpÄrit  (S.24,14),  Stern- 
ftein  mit  ^eil.  I)arftenungen  (42, 13).  (6.  bie  merootngtfd^en  n,,  Antiquitäs  du  d^p. 
de  TAisne  2, 192  f.).  ©egen  ber  partiellen  9Bir!ung  ber  S.  ift,  um  mögli^ft  Ud^eren 
Sd^u^  5u  erretten,  93en)ielfältigung  not,  barum  loerben  game  (Sruppen  oon  Sl.  ge« 
tragen,  unb  ^ier  mifAt  |i^  oas  öufeerlid^  (I^riftltc^e  mit  bem2ru6erc^njtIi^en(S.79n.).  s 
9Bas  |i^  ^ier  beobachten  lögt,  beftotigen  bie  mit  Silb  ober  S^riftjei^en  formierten  91. 
(Eine  Slei^e  bi)3antinif(^er  81.  (Sorlin  Dorigny  in  Revue  des  £tudes  grecques 
1891,  267;  bef.  S^lumberger  ib.  1892,  73 ff),  m^l  sumeift  aus  bem  fpciten  SRitteU 
alter,  aber  alte  2Ru|ter  loieber^olenb,  [teilen  Salomo  bar,  bas  9Rebu[en^aupt  ober  ba$ 
bö[en  Slicf  abioel^renbe  Sluge;  auf  einigen  ift  ber  elg  ^eoc;  in  oerfd^iebenen  ^bröifc^en  lo 
9lamen  ermahnt,  Sngel,  Ianoni{^e  unb  frembe,  !aum  bajj  auf  ben  meiften  bur^  ein 
Heines  5treu3  bas  (E^riftlid^e  oertreten  ift.  8luf  einigen  aber,  ©ie  früher,  bie  fll^ic^^ 
ntägige  3ufönimenftellung  beiber  (Elemente,  ogl.  1.  c.  n.  3:  6alomon;  Sifldfeite:  SKarto 
mit  ftinb,  bie  SRagier;   barunter  Kgiarog  vixa  E/iifia[vm^ri]X  &F[og],  unb  Umf^rift 

8"  qevye  u]Ffuai^ifvi  Sioxi  oe  o  ayyelog  Aq^cl^P  >cai  Ovgtei  (pevye  f.u  [nvvfuvri].  15 
nbcrc  ä^nli(^e  ib.  6.  92  unb  (mit  ^.  Slnna)  Bullett.  1891,  137. 

SBie  j^ier,  fo  fe^en  fid^  allgemein  bie  alten  magifd^en  gformeln  unb  S^^^^^f  of^ 
in  ben  gleichen,  oft  m  no(^  unoerftänbli^eren  unb  unfinnigeren  Suc^ftabenoerbinbungen 
fort,  unb  allgemein  vü  aufs  neue  bas  6emittf(^e  feinen  (Einfluß.  (Le  Blant,  Sur 
quelques  formales  cabalistiques,  Revue  arch^l.1892,  1,  55  ff.)  Der  (Bottesname  20 
in  feinen  ^ebr.  formen,  namentli^  (Emmanuel,  ober  filr  J^"'"''  Tetragrammaton ; 
Agla  (The  Reliquary  1893,  196),  Ananizapta  (King  in  Archaeol.  Joum.  26, 
270 ;  (Elifabet^,  (Bema^lin  Slbrec^  II.  trug  einen  ibragen  mit  biefer  3nfd^rift,  ^m- 
gott  Monum.  Austr.  3,  1  proleg.  p.  82,  tab.  11);  (Engelnamen;  au<^  bie  (Engel» 
orbnungcn.  3n  ausfi^liejslic^  ^Xli^em  ober  Slugerc^riftli^em  tritt  aeioB^nli^  eine  25 
d^riftlic^e  6igel  (Seifptele  auf  ben  Xafeln  oon  9{ei(^lt.  de  amulet^s). 

Unter  ben  alt^riftlit^en  Sujets  oerf(^inben  au^  9ier  bie  9Bunber.  Um  Areuj 
unb  jtreu5ipuna  unb  oamac^  um  bie  9Renfi^n)erbung  (Sottes  (unb  bamit  ouc^  SRaria) 
gruppiert  ftc^  oas  ^auptfäd^lic^fte.  Die  Sortragsbeuse  oon  Ooiebo  tragen  u.  a.  als 
Sluffc^rift:  Hoc  signo  tuetur  plus,  hoc  (signo)  vincitur  inimicus  (Riano,  The  80 
industrial  arts  in  Spain,  10  f.).  Sluf  ber  —  fpäteren  —  Umpllung  be«  ibreujes 
ilarls  b.  (&r.:  Ecce  crucem  domini,  fugite,  partes  adversae,  vicit  leo  de  tribu 
Juda,  radix  David,  berSlnfang  einer  StSip^one,  roelAe  3U  ben  laudes  im  Offijium 
ber  Arei^auffinbung  gefungen  loirb  (aus'm  SBeert^,  ^unftbenfmSler  bes  Ariftl.  W&, 
in  ben  9l^einlanben  t.  37,  2,  S.  123).  Vicit  Leo  de  tribu  Juda  auA  fonft  öfters  86 
(9{ei(^elt  1.  c).  ^iersu  gehören  bie  im  frühen  SRSI.  auftommenben  Q)&(9femen  Agnus 
Dei,  erft  mit  bem  £amme,  fpäter  mit  onberen  Dorftellungen  bef.  ber  Seronifa  geprägt 
(SReumann,  Der  Sleliquienfd^a^  bes  Kaufes  Sraunf(^n)eig*fiflneburg  307 ff.;  Steuenoalot 
unb  aSirgin,  Die  mittelalterliÄen  Äunftft^ä^e  j|u  Queblinburg  8—10,  16—19). 

9Bie  früj^er  fo  n)irb  bie  URenfd^ioerbung  oefonbers  unter  bem  Silbe  ber  Anbetung  40 
ber  brei  5Ünige  borgeftellt;  bie  5lönige  toerben  besbalb,  n)o^l  au(^  als  Magier,  bur^ 
^o^e  6^u^ioirIung  ausge5ei(^net,  aud^  in  lir^lid^en  9{itualen  (X^iers  1,  354;  Sn^nger 
ib.  SKebaille  Revue  numismatique  1891,  249 ff.;  Äinae:  908.  S^nes,  gingemng 
fiore  1890,  137.  143  f.).  3n  befonberer  S^^ung  ftenen  bie  gormein  Verbum 
caro  factum  est  unb  au^  In  principio  erat  verbum  (f.  u.).  « 

Öierju  treten  auf  31.  S(^riftftellen,  bie  jur  »efd^roSrung,  5ur  Rettung  oud^  fonft 
gebraust  toerben  (Ü^iers  1,  352 ff.;  Le  Biant  De  Tancienne  croyance  ä  des 
moyens  secrets  de  d'fier  la  torture,  M6m.  de  l'Acad.  des  Inscr.  34,  1, 
288  ff.),  Stellen,  bie  eine  Befreiung,  etuHis  SQBunberbares,  eine  große  SBirfung  berief* 
ten:  Jesus  autem  transiens  per  medium  eorum  ibat  (Sc  4,  40)  (auf  oielen  eng-  ^ 
lifj^en  äRünjen,  oon  (Ebuarb  III.  ab,  au(^  auf  9{ing,  The  Reliquary  1893,  200  f. ; 
mit  In  principio  erat  verbum  etc.  auf  ber  3uptterlamee  in  (Epartres,  Le  Blant  in 
Revue  numism.  1894,  183  ff.).  Die  meiften  begießen  fid^  ©ieber  auf  bie  ^affion. 
Si  me  quaeritis,  sinite  hoc  abire  (9ting,  The  Reliquary  1.  c.  201);  Imparibus 
mentis  (oon ben  S^öc^em);  Sronjeamulett  15.  ^^^oSfä),  (MOm.  I.e. 299) ;  Os  non  com-  » 
minuetis  ex  eo  (3o  19,36)  (9ling,f(^on6.3ö^r^.,  Le  Blant,  Revuearch6ol.l892,l, 56; 
Consummatum  est ;  bie  ftreujesüberfd^rift  Jesus  Nazarenus  Rex  Judaeorum  meift 
abgefürst;  ober  nur  ber  S^fusname,  meift,  00m  Slusgange  bes  SBittelalters  ab,  in  ber 
6igel  IHS,  aber  au(^  biefe  erhalt  bur^  3uf^0ung  bes  itreuses,  balb  ou^  ber  brei 
9iägel  ben  ^inioeis  auf  bie  ^affion.    SJerfd^iebene  biefer  gormein  ober  ^^tvijitxi  finb  ^ 


476  Hmnlett  Hm^mi 

metftens  sufammen  gebraust,  um  eine  re^t  fiebere  SBirlung  5U  ^6en.  ßanse  Aompen^ 
biett  |tnb  3.  S.  eine  SRebaille  bes  14.  3a|rr^.  in  ber  Bibl.  nationale  (Le  Blant 
in  Revue  numismatique  1891,  249  ff^,  ein  englifc^er  9ling  bes  15.  3#^^-  (Jones 
1.  c.  136 f.),  aus  bem  17.  3<^^^-  i>^t  (^erbinanb  00m  $apfte  gefd^enlte  Degen  (Mis- 

6  cell.  Ups.  12,  41  f.). 

(EDangeIien|})ni^  unb  (Eoangelien  felbft  behalten  bamit  i^e  SBirbtng,  iDeitaus  bie 
^oc^fte  bos  SoQ^neseoangelium,  fein  etftes  Aapitel  an  erfier  Stelle  (Le  Blant,  Le 
Premier  ehapltre  de  Saint  Jean  et  la  croyance  ä  ses  vertus  secr^tes,  Revue 
arch^l.  1894,  2,  8ff.).  Über  bas  (Eoang.  £ucö  f.  The  Reliquary  1.  c.  198,  SIbaorus' 

10  Sriefn>e(^fel  ib.  Unter  ben  alteften  (&tMtn,  loel^e  bem,  ber  fie  bei  fid^  trägt,  &c^u^ 
oerlet^en,  [te^n  bie  angeblich  im  ®robe  bes  ^erm  gefunbenen :  Anima  Christi  sancti- 
fica  me;  Ave  verum  corpus  unb  bas  aus  bem(Srabe  berSRaria  ftommenbe:  J^us 
en  croix  (X^iers  4,  51.  84)  ooron;  baju  bas  angebli^  Suouftinifd^e  Dens  propitius 
esto  (6.56),  bie  15  Orationes  s.  BrigiUae  (6. 65 f.).    I)ie  jauberbfiftigften  SRiltel 

15  bietet  bas  Snd^iribion  mit  bem  (ßebete  angebli^  $a^|t  £eos  (III.)  unb  anbem  (&e« 
itttn,  in  benen  fid^  bie  oerfAiebenften  unb  abenteuerhmften  (Elemente  ber  magif^^c^rift» 
lid^en  Superftition  jufammenfinben,  ein  Sbrafas  in  Ariftli^er  SerQeibung.  9us  neuerer 
3eit  giebt  }.  S.  bie  „(geiftlic^e  6d^ilbn)ac^t"  eine  $robe  ffir  bie  31.  baff  eines  mitge- 
filmen  (gebetes  (Bavaria  4,  1,  228).    3Btnn  ^ier  manqerlei  ^urüdgef^ben  morben 

20  ift,  toenn  bie  9{eI{ouien  3.  S.  nic^t  in  oollig  aüaemein  perfSnli^n  (Sebraud^  |aben 
iiberge^n  lonnen  (9{eli(|utenrinae  Jones  145.  257).  Keliquienbe^Uer  jum  Xrogen  um 
ben  $als  3.  S.  Sleliquienfd^a^  oes  Kaufes  Sraunf(^eig'fifineburg  119  f.;  307  ff.,  in 
alter  SuHoform  Srouiüet,  Description  des  reliquaires  de  Garrouz  1856  pl.  4; 
eine  befonbere  Sform  finb  bie  9Rart9rert&feU^en,  Seringer  6.  382),  fo  ^  bie  3a^l 

26  unb  Sebeutung  ber  $eiligenamulette  fi^  tns  Unermegli^  gefteigert,  niAt  aum  loenig« 
ften  mit  ber  Srmfi^Iung  befonberer  Sd^uMeiligen  unb  mit  oer  Spejtaltneruna  ber 
3Birffamleit  ber  ^eiligen  ffir  fpejielle  SBirfun^en.  Die  ^ausbe^fiter  6.  SRtAael, 
6.  glorian,  auc^  6.  Slgat^  —  toer  lennt  i^  Stiber  an  ben  $öufem  ni<|t  oon  feinen 
993anberunaen !  Unb  nur  um  einige  99hi[ter  m  geben,  mas  ben  eimelnen  fd^fi^,  feien 

80  oenannt  9{tnge :  SRi^ael  unb  SRaria  (gforrer,  Sütertfimer  13,  6).  C^top^orus  (ib.  11). 
S.  Sarbara  gegen  6turm  unb  Sli^,  6.  Aat^na  unb  6.  uRargaret^e  (Jones  141). 
SRebaillen:  $.  (georg  in  tempestate  securitas;  6.  Snbreas  Sbeüinus  gegen  6^g» 
anfalle;  6.  Snaftafius  cuius  aspectu  fugari  daemon(es)  morbosque  repelli  acta 
2  conoil.  Nie.  testantur;  6.  Antonius'  SRebaillen  fd^u^en  bas  93ie^;    aRfinjen  bes 

86  5.  SJenantius  u.  f.  ©.  (Bellucci  73  f. ;  anbere  2l.mün3en  [.  Sd^roieber  in  (&nw  ^^^ 
CSruber,  Slllgem.  Sncqclop.  s.v.  Slmulette).  Cine  ^eroonagenbe  Stelle  nimmt  bie  SRebaille 
bes  ff,  Senebilt  ein,  mtt  ben  Slnfangsbud^ftaben  u.  a.  ber  SBorte:  Vade  retro  Satana 
nunquam  suade  mihi  vana  Sunt  mala  quae  libas,  ipse  venena  bibas.  Crux 
Sacra  sit  mihi  lux  Non  draco  sit  mihi  dux  —  ausgeftattet  mit  befonberer  ibroft  unb 

40  beftätigt  burdb  befonbere  (Erfolge,  f.  Geringer  350  ff.,  9Ibb.  X^iers  1,  305.  (Etliche 
9}roben  von  ti,  bes  SMs.  unb  ber  Sleujett  f.  u.  a.  Sefd^reibung  ber  Silbioerle  ber 
c^riftl.  (Epo^e  ber  »erliner  SRufeen  Uli.  LIV.  LXII.  Seiner,  ftotol.  ber  Samm= 
lungen  t>on  Sigmaringen.  Aleinobien  66 — 68.  ilataloge  bes  Sa^erifd^en  Slotional« 
mufeums  V.  Sb  S.52  ff.;  St^auft,  Sd^a^fammer  bes  »a^cr.  ftonigs^aufes  8b  IV.  V. 

^  SBie  (gierig  es  ift,  aud^  nur  annobemb  ein  Silb  oon  bem  umfange  ber  Sterbet 
gehörigen  !DenIm&Ier  3U  geben,  beroeift  auiein  fd^on  bie  3<^l  ^^^  SRarienmebaillen :  3n 
oer  Sunmia  aurea  de  laudibus  Mariae  coli.  Bourass^  berid^tet  t.  5,  539  ber  Sf. 
bes  betreffenben  9lbfd^nittes,  bog  er  in  feiner  9himismatot^eI  gegen  jioeitaufenb  SRarien^ 
SRebajüen  oon  oerf(^iebener  Slrt  gefammelt  ^be. 

60  aber  bie  oerfd^tebenen  Slopuliere,  bie  ebenfalls  oereini^  getragen  »erben  lonnen, 
i^re  gorm,  (Bef^i^te,  Senoenbung.  f.  Geringer  356  ff.  Die  3öuberfraft  ber  (Blöden 
gegen  l(nu>etter  ogL  Otte,  (Blodenfunbe  6.  44—46. 

(Es  bebarf  loo^I  ni(^t  erft  ausbrüdlid^er  (Enoö^nung,  bajj  bie  ^ter  angeführten 
groben  aus  ber  £itteratur  mie  bie  übrigen  Stotijen,  bie  an  btefer  Stelle  juiammen^ 

»  gebrängt  ©erben  tonnten,  nur  ber  aüererften  Orientierung  für  ein  faft  uncrmeftli^es  (5c= 
biet  bienen  follen.  3o^anned  ^iifer. 

Smntt  ber  (Einfiebler  f.  SDlond^tum. 

Amarant,  SKo^fe  (SKofcs  Slm^ralbus)  geft.  1664.  —  ^oi)lc,  Dictionnaire  bist.  I. 
s.  V.;   i&aidi,  $iftorif(^c  wnb  t!)co(.  (Einleitung  in  bie  !ReIigionSftrcifigfciten  au6ert)alb    bei 


Stii)|raitt  477 

lutl^.  ftir^c,  3cna  1733,  I,  454 f.  III,  736 f.;  &m.  @aigc^,  M.  Am.,  sa  vie  et  ses  Berits 
(th^)  1849;  9(1.  @(^toeuer  in  %üh.  i^tol  Sal^rbb.  r>on  Saut  itSeOer  1852  @.41  ff.  155  ff. 
unb  in  ben  $roteftant.  ^nttalbogmen  (SMäi  1854  ff.)  11,  225  ff. 

31.  n)urbe  1596  3u  Souroueil  in  ber  Xourdne  —  in  bentfelben  3^^  unb  in 
berfelben  fianbfc^  mit  CEarteftus  — -  aeboren.  Die  gfomilie,  ber  reformierten  Air^e  5 
angebbrig,  in  Orleans  einflugreid^,  befttmmte  ben  tnkntoollen  ftnoben  oer  Surfeprubenj. 
9la$bem  er  biefes  6tubtum  in  ^ottiers  begonnen  unb  1616  f^n  ben  Srao  eines 
fiicentiaten  erlangt  ^e,  bemog  i^n  bas  £efen  ber  Institutio  rd.  eh.  (£abins  mc 
3n^o(ogie  flberjuge^n,  meiere  er  ju  Saumur  eifrm  ftubierte,  namentM  bei  3^6.  oa» 
mero,  an  beffen  $erfon  unb  £e^ren  er  aufs  innigpe  fic^  anf^Iog.  9lo4  hu^em  ^\att»  10 
bienfte  ju  6t.  9lignan  »urbe  er  an  bes  na^  $aris  ((E^nton>  befbrberten  3^^  Datll^ 
(Dallaeus)  SteUe  $faner  in  Saumur  1626,  unb  ragte  balb  fo  ^or,  bob  bie  9la« 
tionalfnnobe  ju  CD^enton  1631  i^n  mit  äberrei<^ung  i^rer  9Bflnf<J^  unb  Sefd^merben 
an  fiubiDig  XIII.  beauftragte.  Sr  fe^e  es  bur^,  bie  SQtenftiide  jte^nb,  niAt  Inieenb 
bem  Aonige  m  übeneid^en,  unb  enoarb  |i<^  bur^  fein  taftooUes  SBene^men  Wi^Iieus  15 
Slufmerlfamlett  unb  Sl^tung.  (ßleic^eitig  mürbe  er  1633  mtt  3ofu6  be  la  Sloce  (Pla- 
caeus)  unb  fiouis  (Eappel  (Gappellus)  jum  ^[)rofeffor  ber  Zbeologie  in  Saumur  ge< 
mo^It.  Die  brei  ausgejeic^neten,  unter  M  enge  befreunbeten  SiRfinner  ^oben  fernen  bie 
Slabemte  Saumur  ^u  auherorbentlid^er  ämte,  ]o  bag  au^  ausmirtige  9leformierte,  be< 
fonbers  e^toeijer,  Dort  l^ologte  ftubierten.  Salb  aber  en^n  ungeioo^nte  £e^ren  20 
oer  Z^eologen  oon  Saumur  in  oem  bogmatifd^  fe^  reizbaren  3^italter  ein  orobes  Suf* 
fe^n.  3n  grranbei^  felbft,  wo  man  ber  Saqe  näl^r  ftanb.  blieben  ysHxt  oiefe  X^eo* 
logen  gefd^fl^t,  aea^tet  unb  mit  ben  angefe^nften  (SeiftU^n,  entern  Dallous,  Slonbel  u.  a. 
befreunbetj  m  oer  &^mtxi  aber  ereiferte  man  fiA  [0  fe^  oiber  fie,  bag  einjelne  Orte 
i^e  Stubterenben  oon  Saumur  abriefen,  unb  enoltc^  1675  bie  Formula  consensus,  25 
—  bejei^nenber  vmt  formula  antisalmurienBis  —  als  f^mbolifc^er  6$u^  gegen 
loeitere  einfd^Iep;mng  ber  falmurienfi|<j^n  .,9leuerungen''  aufgefteüt  ourbe.  (Bonj  be« 
fonbers  galt  es  ber  £e^re  9m9rauts,  mtil  fie  ben  mfl^fam  auf  ber  Dortre^terf9nobe 
1618  auf  1619  befeftigten  „^au^unlt  bes  reformierten  fie^rbegriffs",  bie  Snabenma^I 
unb  ipräoeftination  ju  milb^  fd^ien  burc^  Setfügung  einer  bebingten  allgemeinen  (&nabe  ao 
5ur  unbebinaten  unb  partüularen.  —  3uerft  oerdffentlid^te  Slmurout  feine,  oon  CEamero 
einft  im  Sqflierlreife  angeregten,  oon  oer  fibli^n  fie^noeife  amoeiAenben  3been  1634 
im  traitä  de  la  pr^estination,  oeld^er  fofort  ein  grobes  Sluffe^en  ermte  unb  in 
(Senf  oenoorfen  n)urbe.  (gegnerifc^  erbob  fi^  ber  ^oi^oere^rte  ^ierre  bu  9DcouIin  (Mo- 
linaeus),  bomab  ^rofeffor  im  rioalifierenben,  ftreng  oruobosen  Seban,  unb  bejfen  86 
S^ager  Slnbr^  iRioet  in  £eiben  n)iber  „Steuerungen,  oelc^e  oon  bem  Dortre^f^n, 
in  grrantrei^  auf  ber  Slationalfpnobe  p  Sllais  1620  unb  oieberum  ]u  (Sfyatvion  1623 
förmlid^  eingeführten  fie^rbegriff  abmetd^en".  Der  Strett  für  unb  oiber  bie  Steuerung 
entbrannte  fo  ^tig,  bah  bie  9lationaIf9nobe  ju  SIengon  1637  einfd^reiten  mu^te.  Sn^ 
Ilagenbe  3u[(^nften  mioer  ^Jlm9raut  unb  feinen  gf^eunb  $aul  Xeftarb,  ^eoiger  juio 
SLois,  ebenfalls  Schüler  (£ameros,  nmren  eingelaufen  oon  C&egnem  auger|alb  manf* 
retd^s,  oon  bu  SRoultn  aus  6eban,  roeU^es  no(^  nid^t  ju  grranbeic^  ge^brte,  mbr^ 
Stioet  aus  Setben  mit  betftimmenben  (Erfi&rungen  mehrerer  ^ollfinbifcber  gfafuUfiten,  unb 
oon  ber  ®etftlt(^ieit  (genfs.  Die  SngeM^uIbigten  oerteibigten  fi<^  aber  mit  fo  gutem 
(Erfolg,  bog  bie  S^nobe  na^  genauer  $rü^n^  fie  oon  aller  ^eterobosie  fre{f^a($  unb  45 
beiben  Parteien  6tt(Mn)etgen  über  biefen  Strettpunlt  auferlegte.  ^Kusn>&rts  ourbe  man 
|e^r  miggeftimmt  burm  biefen  QptMäi  ber  69nobe,  bie  Eingriffe  bauerten  fort,  bie  fotoenbe 
9lationaI|9nobe  ju  CE^arenton  1644  auf  1645,  mit  emeuerien  5llagen  be^elliat.  oteber« 
^olte  bas  frü^re  Urteil.  Denno^  ouroe  ber  Streit  fortgefeiht,  befonbers  einuBlid^  oon 
bem  aus  (&enf  naci^  fieiben  oerfe^ten  grriebrii^  Span^tm,  beffen  mit  9lmoraut  geoeofelte  co 
6(^riften  (Exercitt.  de  gratia  universali  [1856  Seiten!]  für  Seurtetlung  bes  fieffr« 
3enDür|niffes  fe^r  ioi(^tig  |tnb.  Da  Slm^raut  fi$  immer  in  IfiM  anftSnbiger  Solemil 
oerteibtgt  ^atte,  unb  oon  oen  (Segnem  aud^  itnmer  mit  grober  ^tung  beQanbelt  n)or* 
ben  mar,  fo  gelang  es  t^m,  fid^  mit  ben  bebeutenbften,  bte  in  grramreiil  felbft  auf« 
aetreten  untren,  mit  Stncent  unb  mit  (&ui(.  9lioet  (bem  Sruber  bes  9lnbreas)  ju  oer«  6& 
(tönbigen,  toorüber  1650  bte  SRte  oon  3:^uars  aufaefe^  mürbe,  fa  1655  au^  rmf  mit 
bem  greifen  Du  SRouKn.  Denno^  lamen  auf  ber  folgenben  9lationaIf9nobe  ju  fioubun 
1659  (ber  legten,  bte  man  oon  berArone,  md^t  o^ne  9lmorauts  Semü|ungen,  brailligt 
erhielt)  mieber  Autgen  oor,  nunmehr  ausgebe^nt  auc^  auf^nDaill^,  ben  ^rSHbenten, 
unb  Daotb  Slonbel,  Setretär  biefer  Svnobe,  meil  beibe  in  dffentli^en  Sqriften  ben  60 


478  H]ti)|rttitt 

Slmgralbtsmus  oertetbigt  Rotten.  Slm^raut  mürbe  aber  gerabe  Don  btefer  Sgnobe  e^ren» 
ooll  beauftragt,  eine  neue  Slusgabe  ber  ilicAenbtsjipIin  3U  befor^en.  Cr  ftorb  na(^ 
gerausgaW  oteler  6d^riften  1664,  I)unbert  ^dfyct  nadf  Calotn,  etn  ebenfo  gebtibeter 
als  gelehrter  äRann,  ber  aufri(^tt^  an  [einer  Airc^e  festgehalten,  unb  i^r  nie  etroas  oer^ 

5  geben  f)(Af  obroo^I  er  pefellig  mtt  (großen  bes  Stetqs  unb  lat^olifd^en  ißrölaten  oer« 
lehrte.  Sluf  [einen  9Btber[tanb  ^in  mugte  ein  (gebot,  bag  aud)  bie  ^Reformierten  am 
gfronIei^nam9fe[t  i§re  $au[er  ju  [Amflden  Rotten,  prfidgenommen  merben.  —  3n 
^anbei^  [elb[t  war  bas  Unbebenllicpe  [einer  fie^noetje  formli^  onerlannt  roorben,  bie 
ange[e^en[ten  C^eiHUd^en  blieben  [eine  (Jrreunbe,  unb  oqne  bie  be[tonbigen  Sinroirfungen 

10  ber  ausiDärttgen  9teformierten  ^Stte  bas  Iitterari[4  [e^r  gebtibete  grranlrei^  [iA  no^ 
leiditer  fiber  bie  6ad^e  Der[tanbigt.  ^ollanb  aber  eiferte  für  bas  genaue  SJerbleiben 
bei  ben  in  Dortret^t  miber  bie  Slrminianer  bur^e[e^ten  gformeln,  unb  bie  S^meijer 
mollten  oon  nid^ts  ioi|Jen,  toas  ben  mä^[am  9erge[teIIten  £e^rfrieben  mieber  [töten 
lonnte.   ,,(£ntn)eber  loeid^e  Slnu^raut  eben  bo(^  materiell  oom  X)ortred[)ter  £ebrbegriff  ab, 

15  ober  roenn  [eine  Steuerung,  mie  man  in  Stantrei^  behaupte,  nur  bie  fieqtmet^obe 
anbere,  [0  [ei  oollenbs  niqt  3U  begreifen,  mit  er  mit  nur  met^obi[(^er  Steuerung  ben 
tl^uren  Srrteben  ber  reformierten  Äird^e  gefä^rben  mdge."  Sergebli^  ^tte  Slmnraut 
1647  eine  ausffl^rlid^  ^Darlegung  bes  Unoerfänglid^en  (einer  £e^re  an  ben  3ürc^^t[d^^n 
9lnti[tes  3rminger  ge[d|i(it,  ein  nod|  oor^nbenes  9Ranu[lript,  roeld^es  i)ortreffIi(^  bie 

2oSebeutung  bes  SImqralbismus  barlegt;  oeraebltib  ^tten  bie  (&ei[tlid|en  ber  ipari[er 
Semeinbe  in  gleichem  Sinne  na$  3^^^  ge|(^rieben;  3^^nger  unb  (ßemler  in  Sa[e(, 
grranj  Üunetin,  ber  in  Senf  [elbjt  bte  (Sei[tlid^en  SReftrejat  unb  Xronc^in  am9ralbi[ieren 
[a^,  bearbeiteten  bie  ö[tli$e  S^eij  [o  lan^e,  ba^  enblij^  ber  3ür^r[$e  2:§eoIoge 
deibegger  ben  Sluftrag  iibemel^men  mugte,  mtber  bte  [ämtltd^en  Steuerungen  oon  Sau« 

25  mur  eine  Jton[en[usformeI  auf3u[egen,  bie  1675,  al[o  11  3<^^^  nad|  Slm^rauts  Xobe, 
^  [tanbe  lam,  ganj  miber  ben  9Bun[$  ber  oon  juone  unb  illerus  immer  unerträg« 
lid^er  gebrüiiten  reformierten  Air^  in  grranlreid^,  un|treitig  aud|  ni^t  jum  Sorteil  ber 
Ort^obosie  in  ber  Sd^toeij. 

!Die  £e^re  SImnrauts  i[t  Universalismus  hypotheticus  genannt  roorben,  sioar 

ao  mit  (Srunb,  aber  bom  [e^r  oerföngli^ ;  benn  [0  läjst  [i^  aui)  bas  in  Dortred^t  be[ettigte 
arminiani[d^e  £e^r[9[tem  nennen,  melAes  oon  Sm^raut  bel^arrlid^  unb  aufrid^tig  immer 
bel&m)}ft  morben  i[t.  Der  Unter[d^ieb  beiber  £e^rbegriffe  i[t  ein  tDe[entIid^er,  mas  Sbrarb 
(Sleform.  Aird^njeitg.  1853  6. 106  ff.)  oergebli^  be[trettet  Der  armtniant[d^e  ^at  eine 
gratia  universalis  sub  conditione  üdei  5ur  Se[eitigun^  ber  ort^obox  reformierten 

35  gratia  particularis  absoluta ;  ber  am9ralbi[(j^e  hingegen  ntmmt  eine  gratia  univer- 
salis hypothetica  (b.  1^.  sub  conditione  fidei)  auf,  um  ben  garten  ^^artilularismus 
ber  ort^ooos  reformierten  (Snabemoo^l  be[[er  oertetbigen,  bie  i^m  gemachten  gep[Figen 
Zulagen  befriebigenber  abQ>ei[en  ^u  fönnen.  Der  Slm^ralbismus  ^It  ben  realen  Sßax^ 
tttularismus  fejt,  [0  jtoar,  bag  etn  ibealer  Unioer[alismus  ^insugenommen  loirb.    Der 

40 daupt[a^  ift  bte[er:  „(Es  giebt  in  (ßott  einen  SBillen,  ba^  alle  aRen[(^en  [elig  merben 
unter  oer^ebingung  bes  (Glaubens,  eine  Sebingun^,  bie  (te  an  [i(^  mo^I  Iei[ten  tonnten, 
bei  ber  nun  einmal  an^enben  ererbten  ilorruptton  aber  unausroeic^Iic^  oer[(^mö^en, 
[0  bag  bie|er  allgemeine  CDnabemoille  leinen  einstgen  fafti[d^  [elig  maAt.  Daneben  giebt 
es  einen  portifularen  SBillen  in  (&ott,  mit  mel^m  er  eroig  fe[tge[e^t  ^at,  eine  be[ttmmte 

45  9n5a^l  be[timmter  ^er[onen  ju  retten,  alle  anoem  aber  mit  bie[er  (&nabe  ju  übergeben ; 
{ene  (änoä^lten  toeroen  eben[o  unfehlbar  [elig,  als  bie  übrigen  alle  unfe^loar  oerbammt 
loerben."  Die[e  6qnt^[e  bes  realen  ipartifatlarismus  unb  bes  blog  tbealen^  leinen  ein« 
jtgen  loirllid^  rettenben,  llnioer[alismus,  b.  J^.  bie  ^insunabme  eines  nur  tbealen  Uni« 
iM^dismus  ^um  ort^obox  fe[tge^altenen  caloini[^«bortre^ti[qen  fie^r[q[tem  i[t  bas  (£igen> 

50  tfimli^e  bes  Slm^ralbismus.  Segreifli^  bag  man  bie[es  6q[tem  na^  bemjenigen  (Elemente 
benennt,  meines  i^m  eigentümlich  ijt;  gar  na^e  liegt  aber  bas  9DtigDer[tänbnis,  als  [et 
bie[er  bqpot^rti[^  Unioer[alismus  ein  für  ben  ort^oboaten  reformierten  ^artilularismus 

teinb[efi0er,  toa^enb  Slmqraut  Der(i(^ert  unb  na^gen)ie[en  ffoif  bag  er  mit  ber  calDini[^' 
»ortre^tt[4en  fie^re  gans  einig  ^e^. 
55  Die  Stational[9nobe  fanb  bte[e  Steuerung  frei  oon  aller  ^eteroboa^ie,  nur  mugie 
Slmqraut^  ums  er  [ei^r  gerne  t^at,  xti)i  beutli(9  [agen,  bag  ber  allgemeine  äBille  lein 
inräbe[tinterenber  Statjdilug  [ei,  [onbem  eine  3umutung  unb  93or((bri[t:  „glaubet  alle, 
[0  toerbet  il^r  alle  [eltg|';  unb  bag,  mie  rotr  nun  einmal  oerberbt  (ino,  gar  leiner  blop 
auf  bie[en  gottli^n  äBillen  ^in  (elig  roerbe.  3n  ^ollanb  unb  ber  Sd^ioeij  aber  [tie| 
eo  matt  [id^  [d$on  boran,  bag  9lusbrfide  loie  gratia  universalis,  voluntas  dei  conditio- 


fSmüfnaA  479 

nata,  redemtio  unb  vocatio  universalis,  bie  eiitmol  Sti^^nrihrter  bes  omtinionif^ti 
£e^6eariffs  geiDotben,  oon  einem  Hti^li^n  Slebtmierten  flberoll  nod^  aütm^  mOtbeti, 
XDQS  ofne  (&ef o^r  gar  ntc^t  gefi^e^  Knne.  aOBa^nb  ein  SL  Risctus,  ja  ein  aRoIinaus 
enbM  einfo^n,  „oag  eine  uniottfale  Snabe,  qua  actu  nemo  salvatur".  in  ber  ^Efyoi 
als  etne  unfc^ulbige  3nIonfejuen}  tokrieit  memn  Dnnt:  blieben  bie  Qqnntiicc  babei,  6 
ben  Slusbrud  in  gar  feiner  SBeife  stQuIaffen:  ntiM|ten  fanmecbin  bie  onaef^^nften Slieber 
ber  framSfitöen  Slationalf^nobe  nom  3itric9  Mceiben:  „|eib  oecfiAertp  Stmqraut  oSre 
längft  abgefegt,  mnn  er  ber  feierli<^  approbierten  bortoe^tfcben  £ehe  orirRiA  oiber» 
Iprfid^e". 

Der  nur  ibeale  Unioerfalismus  ift  in  ber  Z^  bei  ftreng  feflge^Itenem,  loiber  bie  lo 
Slrminianer  oerieibigtem.  realem '^(kurtibilarismus  fo  nngefi^rt^  W  ^  £)r^boxie, 
bag  man  fic^  fragen  loirb.  nms  Smqrout  benn  gewinnen  »oOte  mtt  biefer  Stoterung. 
Sr  meint:  „es  laffen  JU9  bie  auf  allen  iaffioUf^n  Aonjeln  eriSnenben  Sd^Sl^ngen 
leiAter  abu)eifen,  ber  Sonourf  namentliA,  ab  ob  ber  rehlnnierte  £efabeariff  Sott  jum 
llr9eber  ber  6ünbe  mad^e,  bie  menfd^IiAe  3ui<^i^a^^tt  befeime^  u.f.o.;  0^  is 
ßoeifel  ^ben  aber  biefenigen  Segner  mnapnits  riqtiger  gefe|en.  odu&e,  ums  er  eine 
biog  neue  9Ret^be  für  ben  alten  fie^degrrff  nannte,  eine  3U  niqts  fimrenbe.  unf^b« 
U<j^  Snberung  nennen,  als  biejenipen,  uiel^e  grobe  üMSfc  oon  berfewen  befib^eten. 
3ule^t  mug  Sm^raut  auc^  felbft  bte  geringere  (EqiebliAbit  bes  Streites  aeffip  |aben, 
ba  er,  juMtr  o^ne  alle  Keoolation,  ni^  ungeme  i^n  enoHA  oau}  ru^  Im,  unb  feine  ao 
legten  fiebensfa^re  nur  friebli^n  Stubien,  nie  namentM  ber  Susorbeuung  feiner 
dlriftli^en  9RoraI  mibmete.    Sm^rouis  allgemeiner  Snobenville  umr  ja  ni^  anbrns, 
als  im  ort^oboxen  Softem  bie  gar  ni^  blog  ffic  (gnoS^  [onbem  promisoue  ffir  alle 
aufgefteOte  ^ilsorbnung,  bag  Sflnber  nur  bind^  (Blaimn  felto  »eAen  Dnnten;  ba|ier 
bie  69nobe  eine  voluntas  dei  biefes  Umfangs  jugab,  nur  fet  es  leine  voluntas  de-  25 
creti,  fonbem  praeoepti. 

fyd  ber  ^^pot^tucj^  Unioerhdismus  biden  Z^Iogen  bebnmter  gemaAL  als  er 
es  oerbient,  |o  hegen  bagegen  anoere  Seä^ienfle  XntQrauts  u>eit  me^  in  ber  Sergenen« 
^it,  als  billig  i|t  Sor  allem  gebirt  ba^in,  vnis  er  fiber  bie  Union  befber  eoatmelif^ 
Aonfejfionen  aefcgrieben  bat  „aSä^renb  vir  mit  9le^  eine  Union  mit  ben  ^cmi^n,  mit  bo 
ben  Slnabaptipen,  Sodnfanem,  \a  auA  mit  ben  tbmlnianem  unmSali^  er^^n,  giebt 
^  hingegen  gar  leinen  re^n  (Bruno,  bie  (Bemeinfi^  ber  fiumraner  )u  flie^n. 
Über  bie  oic^tigften  £eMfide  Jinb  oir  mit  i^nen  einoerftanben,  über  anbere  Qnnen 
mir  bei  etmos  unglei^er  mffamtna  boc^  ju  einer  gformel  uns  oereinbacenj  übet  rwäf 
anbere  enblii^  ift  |ou)obl  bie  ttnfiqt  ab  ber  Slusbcud  oerfc^iri^n,  fo  {eboq  bah  feber  «g 
Xeil  ben  anberu  füglim  neben  fi<9  bulben  hnn,  meil  bie  Hoffnung  oes^eib  fdbft  oon 
biefen  6ä|en  nimt  alASngig  ifL  3ur  SerftSubiguna  ift  gegenfettiger  9uslaufÄ  nbt^, 
benn  bur^  bas  SBefteQen  befonberer  SanbesürAen  ift  man  ebtanber  entfrembet  moc 
feien  bie  ibnoquien  niibt  6treit^nbluimen,  bei  benen  ber  eine  Zeil  fiegen,  ber  anbete 
unterliegen  foll,  unb  leiber  fu^n  bie  IRenf&en  aemeinigliA  meit  m^  ben  Gieg  ab  40 
bie  9B^^eit  3lo^  meniger  prberlu^  [inb  beiberfetts  berufte  ^noben  mtt  legitimer 
Snt{(^eibung  bur^  Stimmenme^r^it  (Enolic^  bflte  man  fiq,  eine  Sxifd^ng  btt  ftoettiaen 
Slnft^en  anjuftreben,  mobei  nur  {meibeutige  grormeln  ^erauslommen.  mit  beren  Sinn 
fjDoter  ein  neuer  6treit  ent|te^  Sm  beften  bejeiAnet  man  oorup  bie  mefentli^en 
itontrooerspunlte,  fuc^t  oon  lebem  bie  9Burjel  4utf  mtt  Sefeitiaung  ber  blo|  abaeleiteten  « 
9{ebenpunlte.  3n  ber  SOBurjel  mirb  man  beibe  proteftontif^  ^^'^f^  immer  ein^  finben. 
Sludi  f(^riftli(^  Slustoufd^  mirb  nfi^liA  fein,  menn  aufriAtige  SerftBi^igung  ob  3iel 
Dorfd^diebt.  Dann  befud^e  man  gegen^ttig  ben  ®ottesbtenft,  CMße  ntüMU  ben  G^nooen 
ber  anbem  Aonfeffion  beimo^nen,  (BeinliAe  einanber  in  ben  gfutmumen  ausl^fen. 
3Bürben  bie  C&eifflt^en  einanber  freunbl«^  o^nbeln,  bos  Sofl  mSre  baOi  ausge^vni  w 
^rofelQterei  unb  Übertritt  ISnnen  gata  megfallen.  SBad^e  nur  ieber  Zeil  m  eoange« 
lt{^  Srienntnis  unb  ergan}e  ben  anoem  mit  ber  il^m  oierliebetien  (Bobe".  „ttm  äf« 
tigften  greifen  bie  fiut^aner  unfete  portSulore  (Bnabe  an«  SRbgen  fie  bebenlen,  oafi 
Suiguftinus  fie  au^  9^^W^  ^6  ^^^  Säftfft  fmoo^l  eine  uniomb,  ab  eine  partUu* 
lote  (Snabe  lenni"  —  äBeiter  fyd  Smqiaut  fi^  um  bie  fttsbnbung  ber  c^rtftli^  55 
et^il  grojse  Serbienjte  enoorben  (Slusjim  aus  feiner  moral  ohrestienne  bei  SDlar' 
^ler,  9lm.  ab  etiler,  1884.  Sgl  Z^3S  1884  6.  201.  204).  Übtt^aupt  nmgte  bie 
Stimmung  ber  Zoologen  oon  6aumur  im  3ufammen$anae  mit  i^cem  Uniomdis« 
mus  filr  bie  et^if<$e  Seite  ber  Religion  ^orrogenb  interemert  fein.  Xmvrmit  (u^ 
einen  fiber  ben  rein  abftra&en  (Bebanbn  ^inousg^ei^en  Unioerfalbmus  babur^  ju  lo 


480  a»l)twii 

ftü^en,  hak  er  eine  geiDt|fe  Srienntnts  bes  $eiIso6jeftes  allen  S9ßem  unb  3ettaltem 
iufqriebf  obgleid^  bte  9Renf$en  in  eigner  S^ulb  btefe  „objeltioe  Snobe"  juiüdhDetfen, 
unb  nur  ben  Srbö^Iten  bie  ,,fubieltbe  Snabe"  ju  teil  oirb.  Damit  ift  ein  (BäKinle, 
bem  iDir  bei  3iv^n9li  häufiger  beg^nen,  oieber  jur  (Bettung  gebrad^t,  iDontit  aud^  ju« 

s  {ammen^ngtf  ba^  Slmnraut  unb  $Iacaeus  bte  unmittelbare  3uted^nung  ber  ^ulb 
xlbams  an  alle  jeine  iRaäfommen  bestreiten  muftten.  3iu^^nommen  ffoi  Slm^tout 
biefe  bie  Ort^obosie  enoeiqenben  (Seboiden  nie,  ooäf  tmSxU  er  fi(^  oor  ber  69nobe 
oon  Sllengon  1637  bereit,  bie  auger^Ib  ber  politioen  Offenbarung  erreid^b<ne  (Bottes« 
erienntnis  Ifinftig  niAt  me^r  (Blaube  ju  nennen,    grür  bie  inbioibuelle  3ueignung  bes 

10  ^ib  an  bie  Snoä^Uen  legte  SlmQraut  nad^  (Eameros  SSorgong  unb  ftd^er  niiqt  im 
®egenja^  ju  daloin  Seoi^t  oarauf ,  bag  bie  uniDiberfte^Iid^  SSirtung  be«  Seiftes  ni^t 
ab  bitnbe  9Mx]^t  Semegung,  bnbem  als  moralifqer  (Etnflug  m  benfen  fei.  9lad^ 
aUebem  ruqt  bie  Sebeutung  oes  Slm^ralbismus  barin,  baft  er  ben  Sabinismus  in  feinen 
entfd^eibenben  (grünblauen  yam  unoerönbert  loM,  aber  (eine  et^ifc^en  unb  allgemein« 

ift  menfdbli^en  SRomente  in  ben  Sorbergrunb  rfldL 

Ylmqrauts  SAriften  finb,  auger  feinen  in  ben  theses  Salmurienses  mit  ent^aUenen 
9lb^nblungen,  jpolgenbe:  1.  (Esegetifd^e:  Paraphrases  sur  l'Ep.  aux  Romains. 
Saumur  1644.  8;  sur  l'Ep.  aux  Qal.  1645;  aux  Coloss.  et  aux  Thessal.  1645; 
aux  Ephes.  1645;  aux  H6br.  1646;  aux  Philipp.  1646;  sur  lesEp.  cathol.  1646; 

so  aux  Corinth.  1649;  sur  l'evang.  de  S.  Jean  1651;  sur  les  Actes  1654.  Para- 
phrasis  in  psalmos  Davidis  una  cum  annott.  et  arg.  1662,  4.  Considerat.  in 
cap.  VII.  ad  Rom.  1648. 12 ;  Exposit.  des  chap.  VI.  et  VIII.  ad  Rom.  1659. 12.  — 
2.  (Befdiid^tlic^es  ^t  er  ni^ts  gefc^rieben  ab  bie  Siograp^ie  bes  tapfem  2a  Koue, 
Q^eU^e  unter  bem  Xitel  Vie  de  FranQois  de  La  Noue,  depuis  le  commencement 

^  des  troubles  religieux  en  1560  jusqu'ä  sa  mort  ju  £ed)en  1661  in  4  Sänben 
^d^ienen  ift.  —  3.  Dogmatifd^es:  Du  m^rite  des  oeuvres  contre  les  opinions 
de  M.  de  la  Milleti^re.  Saum.  1638.  Disoours  sur  l'^tat  des  fid^les  apr^s  la 
mort.  Saum.  1646.  4.  Disc.  sur  les  songes  divins  dont  11  est  parl6  dans 
l'^riture.  S.  1659.     Descriptio  Christiani.  Amstelod.  1660.  12.    De  mysterio 

^otrinitatis  deque  vocibus  ac  phrasibus  quibus  tam  in  scriptura  quam  apud 
patres  explicatur,  diss.  VII.  part.  absol.  Salm.  1661.  In  orat.  domin.  exercitat. 
Sal.  1662.  8.  In  Symbol,  apost.  exercit.  S.  1663.  8.  3m  Syntagma  thesium 
theol.  in  acad.  Salm.  var.  tempor.  dis^utt.  Ed.  2.  Salm.  1665.  4.  befinben  fi^ 
62  Surfen  oon  9lmqraut.     Direft  ober  inbireft  betreffen  ben  6treit  über  bie  (Snabe: 

86  Trait^  de  la  priest,  et  de  ses  principes  diff.  Saum.  1634.  8.  Eohantillon  de 
la  doctrine  de  Calvin  sur  la  pr§dest.  Saum.  1637.  oor  ben  einfd^Iägigen  Six  ser- 
mons.  De  la  justilication.  Saum.  1638.  8.  De  Providentia  dei  in  malo.  Salm. 
1638.  4.  Defensio  doctrinae  J.  Calvin!  de  absol.  reprobationis  decreto.  Salm. 
1641.  4.    Dissertt.  theol.  quatuor.  Salm.  1645. 12  mit  ßufd^rift  an  ä.  Kioetus  ent* 

40^Uenb:  1.  de  oeconomia  trium  personarum  in  operibus  div.  dissert.;  2.  de 
jure  dei  in  creaturas  diss.;  3.  doctrinae  de  gratia  particulari,  ut  a  Calvino 
explicatur,  defensio;  4.  doctrinae  de  gratia  universali,  ut  ab  orthodoxis  ex- 
plicatur, def.  Exercitatio  de  gratia  universali.  Sal.  1646.  8.  Declar.  fidei  con- 
tra error.  Arminian.   Salm.  1646   (auä)  franjofif^  erfd^ienen).    Disput,  de  libero 

46  hom.  arbitr.  Salm.  1647.  12.  Specimen  animadv.  in  exercitt.  (Spanhemii)  de 
gratia  univ.  Sal.  1648.  4.  —  4.  SRoral:  La  morale  chrestienne  —  k  Msr.  de 
ViUarnoul.  6  T.  in  8.  Saum.  1652 — 1660.  Considerations  sur  les  droits,  par 
lesquels  la  nature  a  T€g\6  les  mariages.  S.  1648.  8.  5.  Air^enregihient: 
De  la  vocation  des  pasteurs.  S.  1649.8.  —  Du  gouvemement  de  l'^glise  contre 

60  ceux  qui  veulent  abolir  Tusage  et  l'autoritä  des  Synodes.  S.  1653.  8.  Appen- 
dice  au  livre  du  gouver.  de  l'^gl.  ou  il  est  trait^  de  la  puissance  des  Con- 
sistoires.  S.  1656.  8.  Epitre  dedicatoire  de  la  paraphrase  lat.  des  Psaumes  k 
Charles  II.  S.1662.  6.  H^olemif^es,  ^pologetifd^es  unb  3renif(^es:  Trait^ 
des  religions  contre  ceux,  qui  les  estiment  toutes  indifferentes.  S.  1631.  8.  (ins 

66  (Englifc^e  unb  Deutf^e  äberf.).  De  T^l^vation  de  la  foy  et  de  l'abaissement  de 
la  raison  en  la  creance  des  myst^res  de  la  religion.  Charenton  1644.  12.  De 
secessione  ab  ecd.  Rom.  deque  ratione  pacis  inter  Evangelicos  in  relig.  ne- 
gotio  constituendae.  S.  1647.  8.  Apologie  pour  ceux  de  la  religion.  S.  1647.12. 
ElQTjvixiv  sive  de  rat.   pacis  in  rel.  negot.  inter  Evang.  const.  Sal.  1662.  8. 

60  Lettre  ä  la  Milleti^re  sur   son  ^rit.  contre  Dumoulin.  S.  1637.  8.    Ad  Gull. 


titiuirattt  Siitta)itifieit  481 

Rivet!  responsoriam  epist.  replicatio.  S.  1649.  8.  Du  r^gne  de  mille  ans  ou 
de  la  prosp^rit^  de  V^Mse.  S.  1654.  2  T.  8.  R^lique  ä  De  Launay.  S.  1656.8. 
Apologie  de  S.  EÜenne  k  ses  juges.  S.  1660.  8.  Lettre  Justificative  pour  Tapo- 
logie  de  S.  Etienne.  7.  ^rebigten:  Six  sermons  de  la  nature,  estendue, 
n^essit^y  dispensation  et  efficaee  de  TEvang.  S.  1636.  8.  Sermon  du  voyle  6 
de  Moyse  sur  2  Cor.  3,  13 — 16  avec  deux  autres  sermons  sur  les  textes  sui- 
▼ants;  S.  1641.  12.  Sermon  sur  2  Tim.  3, 12,  prononcd  ä  Gharenton  29  janv. 
1645.  Le  mystdre  de  pi^,  expUqu^  en  quatre  sermons.  S.  1651«  12.  Un 
sermon  sur  Hebr.  6,  14 — 16;  7,  1 — 3.  S.  1657.  8.  Cinq  sermons  prononc^s 
ä  Gharenton,  1658. 8.  Le  tabernacle  ou  5  Sermons  sur  Hebr.  9, 1 — 5.  S.  1668. 8.  lo 
Sermons  sur  divers  textes;  2.  ed.  1653. 

«fcs.  Sf^üdset  t  (<E.  9.  ftad  VlMtt). 

HnoBn^tiftoi,  9BiebertSufer.    ^uptoueOen  [tvb  bie  sa^Ireic^  gum %til  f e^r  feiten 
getoorbenen  @(briften  ber  ^.2:. ,    oon  betten  einkitte  in   9{eitbru(fen  Dorliegen;  bann   bie 
neuerbingd  erft  in  »eiterem  Umfqnae  Deröffentlu^ten  (Beri(^ti»t)€r^attblungen  gegen  Sftufer.  15 
^ie  Okf^ic^tdbü^er  ber  ®  .Z.  in  OjteTreic^lIngam  (at  3of.  t).  f&td  in  ben  Fontes  rer.  Austr. 
U,  XLim^eraudgeaeben,  eine  toic^tige  aber  mit  Sorftd^t  )u  benfi^enbe  OueUe.  ^annigfrantS 
(S^ronif;  ^glerft  Sabbata;  euHlngeT,  S>et  S3.Z.  Urtoruitg  u.  f.  m.  1560.  —  Ottii  Annales 
anabapt  8af.  1672;  ^glin,  Beiträge  ^ur  SL^  unb  9ief.«(Slef(^  be«  @(^toeiserIanbed.  —  8ei* 
arbeitungen:    ^rbtam,  (Skfd^.  ber  ^roteft.  ^ttttn  im  RV.  ber  {Reform.  1848;   Blaupot  ten  20 
Gate,  Geschiedenis  der  Doopgezinden  in  grriedranb,  IpoQanb,  S^tlanh  u.  f .  to.  im  ®amen 
1839—47;  dorneliud,  ®ef4.  b.  ^ünfterf^en  9(ufru^r«,  2  fßht,  1850/60;  SttUtt,  ®ef4.  ber 
"&,%.  1880;   berfelbe,  ^ie  9leformation  tL  bie  filteren  Sieformparteien  1885;    8weet»er  Bu- 
wage,  The  anabaptbts  of  the  16.  cent.  (Piipers  of  the  American  80C.  of  chnrch.  bist.  III) ; 
e^r.  (Btpp,  Kerkhist  Studien,  Reiben  18a') ;  9iitfd)I,  Vrolegom.  5.  einer  Qk\di.  b.  ^ietiSmud  26 
m^II,  1);  berfelbe,  O^efcb.  b.  $ietidmud  I;  @eibemann,  t^omad  ^tin^er  1842;  Z^diadttt, 
Stoxdi  unb  ©tübner  fü>fd ;   9^.  9htf(^,  Okf^i^te  b.  ^X.  in  ber  Qd^tom  ».  dleformationd« 
%eit,    Ginftebeln  1885;   (Igli,   ^ie  pri^er  f&X.  1878;    berfelbe,  S)le  @t.  (»aUtx  X.  1887; 
igrnft  ^üüer,    ®ef(^i(6te    ber  93emif4en  ^fiufer,   gfrauenfelb  1895;    Sofert^,    ^ie  @tabt 
$3albd^ut  unb  bie  Ofterreic^.  9iegterung  1523—26  (%rÄ.  f.  bfterrei«.  ©ef^ic^te  LXXVII) ;  so 
berfelbe,  ».  ^ubmaier  unb   bie  Anfänge  b.  ©.J.  in  Währen,  «rfinn  1893;   berfelbe,  3)fr 
^nabaptidmud  in  ^irol  (9lr(^.  f.  ö.  @kf 4.  LXXVIII  u.  IX) ;  berfelbe,  ^er  l^ommunidmud 
ber  SRfi^rif^en  "B.Z.  im  16.  unb  17.  3a^r^.   (Olbenbaf.  LXXXI).    Aber  ^ent:  ^ebevle, 
Zl9.(BtStt.  1851  u.  55;   fieOer,  ein  tlpoftel  b.».S.  1882;  SAtpabe,  31^X11,  452  ff.;  I^olbe, 
ßgef(^.  Stubien,  2t\p%.  1886.    Über  ^(er:  Sf>Zfi  1856.    Aber  So^-^unberUn  t).  Sin}:  ytu  35 
colaboni,  3.  8.  Don  £.  unb  bie  oberöfterr.  S&ufergemeinben  1525—31,  Berlin  1893.    Aber 
^(4.  ^o^mann:  ftro^n,  (Skf4  b.  fB.%,  1758;   Seenber^  unb  ßur  fiinben,  Vi,  ^offmann, 

taarlem  1887/88.  Aber  fünfter  auger  ben  fd^on  angegebenen  Serien  t)on  (lorneliud  unb 
euer:  Sorneliud,  de  fontibus,  quibus  in  bist  seditionis  Monast  etc.  1850;  ^efc^id^t^uellen 
b.  ©i»t^.  aJWinfter  ©b  II,  1853;  ^afe,  3)aÄ  9lei4  ber  Ö.X.  1860;  3)ettmer.  unaebrucfte  40 
Cucnen  jurOef*.  b.».2:.  in  9R.  (8eitf*r.j.t»eftf.  ftef*.  1893.  3)ort  aud^  eine  Aberftcftt  über 
bie  fiitteratur  \>on  O.  ^a^Imann).  Aber  ^enno  @imond  unb  bie  Stennoniten:  ^.  @.'d 
Skrfe,  «mfterb.  1581;  Cremer,  3R.  6.,  «mfterb.  1837;  «.  ©ron»,  Urfprung  u.  f.  w.  ber 
Xaufgertnnten  ober  ^nnoniten,  !Korben  1891 ;  Dr.  3.  (B.  Mütter,  ^ie  ^nnoniten  in  Dft« 
friedlanb,  @mben  1887;  ^offtebe  be  (S^root,  ^unbert  l^al^re  aud  ber  Qk\d^  ber  flieform.  in  45 
ben  92ieberlanben.  ^eutfd^  1893. 

9lnobo)rtiHen.  3Biebert&iifer,  ift  eine  $arteibe3ei<^nung  00m  gegnerif^en  6ianb< 
punUe  aus.  JDietenigen,  oel^  ber  SBiebertaufe  beUuIbtot  unb  SSiebertäufer  genannt 
werben,  wollen  nic^t  etom  w  Xouffdrament  oiebet^olt  erteilen,  fonbem  nur  jum 
erftenmale  gültig,  weil  fie  be^upten,  bog  ber  fAon  geMe|ene  Solbug  besfelben  fein  so 
gflitiger  fei.  Der  Streit  brebt  fiq  ni^  Darum,  00  bas  Zoundrament  oieber^olt  erteilt 
»erben  lann;   ftreitig  ift  oielme^,  ob  ber  aefqe^ne  erfte  voO^ug  ber  Xaufe  ein  gfll« 


[ein  wollen,  mflffen  fie  in  ben  Sugen  bnjenigeii,  welcbe  bie  merft  oolljogene  Zaufe 
ffir  gfiltig  era^n,  als  fol^  erfdkinen,  wel^  bie  Xaufe  felbft  »ieber^olen,  unb  werben 
Deshalb  SBiebert&ufer  genannt.  Sie  felbft  nepten  bagegen  in  Slnffmid^,  bah  i^re  Xaufe 
bie  erfte  unb  allein  wa9re  [ei,  fie  lehnen  ba^  ben  3lamtn  9Bid>ertiufer  entfd^teben  ab  uitb 
nennen  fic^  3:8ufer,  Sa^rnften,  3:aufge[{nnte,  getaufte  (E^riften  u.  f.  w.,  um  bamit  aus«  go 
3ubrfiden,  bah  fie  bie  re<l^te  Zaufe  baben,  be3ei<^nen  aii^  wo^I  bie  Segner  ab  SSBiber« 
tSufer,  b.  ^.  pier  ab  geinbe  ber  regten  Xaufe. 

Rcat<<litc9f(opdbic  fir  Ztcolofic  mb  ttM^,   8.  «.    I.  3| 


482  .  «nato^tifittt 

Die  gfrage  nai^  ber  (Sülttgleit  einer  oolt^ogeneti  Xouf^ttblung  ift  in  ber  Air^ 

Sieimal  in  oerft^iebener  3Beife  auf  getane^  unb  jmeintal  toutbe  bes^  oon  SBiebcr« 
ufern  gerebet.  3^^^  ^^  ^^  S^^^Qe,  ob  eine  oon  Ae^em  ooüjogene  Zauf^nblung  ds 
iDtriflid^e  Xaufe  gelten  bfirfe.  Diefentgen,  tdü^  bas  leugneten,  bie  oon  jte^em  Setoufien 

t  als  Ungetoufte  be^anbelten  unb  bes^Ib  i^erfeits  tauften,  mürben  oon  ben  Segnem 
ber  rebaptizatio  befAuIbiat  ([.  barüber  ben  SIrt.  Ae^jertoufe).  Dann  als  $rage 
nad^  ber  Serec^tioung  ber  Ainbertaufe,  unb  biejenigen,  oelcj^  bte  Ainbertaufe  oenoer« 
fen  unb  bie  als  Ainber  Setauften  als  (Enoad^fene  no^  einmal  taufen,  finb  eigentli^ 
gemeint,  mtm  man  oon  Slnaooptiften,  SBiebertfiufem  rebet.   Kid^tiger  ofirbe  man  fte 

10  Sp&tt&ufer  nennen. 

Der  9Biber{prud|  gegen  bie  Ainbertaufe  ^ai  ben6<i^in  bes  UrliirflngH^n,  Slpofto^ 
lifcj^n  für  \xi).  Denn  allerbings  mugte  bie  Xaufe  in  ben  erften  l^txitn  ber  ®rfin« 
bung  unb  msbreitung  ber  Air^e  oonoiegenb  Zaufe  Snoad^fener,  ^rofebtentaufe  fein. 
(Erft  als  es  (^riftlt^e  ejrcimilien  unb  in  oaäfenbem  SRage  ein  (^riftltd^s  Coenu inbe«  unb 

16  Sollsleben  gab,  lonnte  bie  Ainbertaufe  augemeine  Orbnung  iberben,  mugte  es  ober 
aud^  im  fiaufe  ber  gef^id^tlid^n  (Entooknung  fo  gemig  loerben,  als  bie  Aii^  b^timmt 
toar,  Solisfirdie  ju  werben  unb  bas  game  men|ffili^  fieben  mit  i^n  Arflften  jpt  um« 
fa[fen  unb  3U  bur^bringen.  Deshalb  ft^t  ber  Slnabaptismus  fiberall,  mo  er  auftritt, 
mit  m9ftif(&*feparatiftif(ben  9lid^tungen  im  3uf<^^^^^n9-    3Ran  oenoirft  bie  Ainber« 

20  taufe,  mtil  man  in  erfter  fiinie  bte  gefdbiAtlid^  aemorbene  Aird^e  oenoirft  unb  an  bie 
Stelle  ber  atmeblid^  ganj  oerberbten  SoHsnr^e  eine  neue  (Semeinbe  ber  ^eiligen  Je^en 
oill.  Des^aß  seiaen  fim  anabaptiftif^e  Semegungen  in  3^it^n,  in  benen  es  fim  um 
eine  ^Reform  ber  Airdbe  oanbelt,  unb  ge^n  ben  oiefonnenen  unb  gemoM^ten  Reform« 
beftrebungen  als  angeolid^  auf  entfAiebene  unb  arfinoIiAe  9leform,  in  wnilii^ieit  aber 

25  auf  rabilalen  Umfturj  gerid^ete  Seftrebungen  ote  ein  6Aaiten  jur  Seite. 

6o  [$on  oereinjelt  bet  ben  m9[tijdb«[eparatifti{^  Seiten  bes  SRittelalters.  Slament» 
lic^  oenoarf  Petrus  oon  Sruis  bie  Ambertaufe  unb  loollte  bie  Xaufe  nur  foIAen  er- 
teilt Q)i[fen,  bie  nad^  empfangener  Untenoeifunq  felbft  ein  Selenntnis  i^res  (Bmubens 
ab}ulegen  im  jtanbe  |inb.    !8ebeutenb  oiro  bte  anabaptijtifd^e  Semegung  erft  in  ber 

so  9{efonnations3ett,  unb  an  bie  bamaligen  SBiebertfiufer  beuten  oir  audgi  junadgft,  loenn 
oon  SBiebertaufem  bie  9lebe  ift. 

Die  Seu)egung  jeM  an  jöei  fünften  ein^  in  it^flrinpen  unb  Saufen  einer[eits, 
anbererfetts  in  ber  ^qweii.  3n  beiben  (ßebteten  tragt  [te  aber  i^ren  eigentfimItAen 
oerfd^iebenen  (E^aralter.    3n  3^ürinaen  unb  Sadbfen,  ben  (ßrensgebieten  ber  ^uffttif^en 

86  Semegung,  i[t  fte  ent^u[ia[ti[(^*fanatif^,  in  ber  B^meij  ift  fie,  loenn  aud^  bos  ent^uft« 
ajtifd^e  (Element  nid^t  gans  fep,  quietiftifd^.  (Es  finb  bie  beiben  formen  ber  mittel 
alterli^en  SRqftil.  bie  |id|  mer  mieber^olen.  3ur  9Biebertaufe  lommt  es  in  Sac^fen 
noc^  md^i  iwox  tinben  ]ii)  bei  ben  3Q'id<^u^^  Iprop^ten  unb  bei  SRünj^er  3^eifel  an 
ber  Sere^tigung  ber  Ainbertaufe,  aber  bie  Aonfequensen  biefer  3®^if^i»  ^^^  SoÜsie^ung 

40  ber  Xaufe  an  (Enoad^fenen  unb  bie  Sammlung  einer  (&emeinbe  oon  (getauften  loerben 
no^  ni^t  aesogen.  3^rem  ent^u]iaftif(^sfanatt|d^en  (Ebaratter  entfpred^enb  lenft  bie  Se^ 
toegung  fofort  auf  reoolutionore  ^a^nen  ein  unb  ge^t  barauf  aus,  mit  (getoalt,  mit 
bem  Scherte  (Stbeons.  bas  Sefte^enbe  umsufturjen  unb  ben  Sunb  ber  Slusenoa^Iten, 
ein  erträumtes  Keid^  Des  (Blüds,   aufjuric^ten.    Slnbers  in  ber  Sdinjeis.    3n  ^Mif 

46|ammelt  fid^einArets  oonäRannem  unter  bergü^rung  oon(&rebeI,  äRanj^  unb  Slaurod, 
oie  anfangs  Sln^nger  3Q'inoii^»  fi<^  ^^¥  ^^  ^^^<  ^^^  i^^  fonbem.  Sit  merfen  i^m 
mit  fiut^er  ein  „faljc^es,  un^riftU^s,  abgöttifc^s  S^onen''  oor,  bie  Ainbertaufe  ift 
i^nen  ein  „abgöttifqer  ®reuel''.  3^r  3beal  ift  bie  ^erftellung  einer  (gemeinbe  ber 
^eiliaen  nad^  oem  93orbiIbe  ber  ^Jtngftgemeinbe.    9Rttte  Dejember  1524  (ogl.  fiber 

50  ben  3^i^nlt  9litfd^  S.  29)  gefd^  ber  entf(^eibenbe  Stritt ;  Slaurod  lieg  fid^  oon 
(grebel  taufen  unb  taufte  bann  bie  übrigen.  9Rit  ber  3Biebertaufe  wax  bie  Silbung 
eigener  Semeinben  gegeben.  Salb  entftanben  folc^e  in  S^niff  St.  (Ballen,  äBalbs« 
but  u.  a.  a.  O.  SBo^l  ^ielt  man  in  biefen  Areifen  äRünjer  ftbr  einen  ^rop^eten  unb 
fud^te  in  Serbinbung  mit  i^m  5u  treten,  aber  man  orbnete  ftd^  ^m  nic^t  unter,  fonbem 

55  QKt^rte  feine  Selbftftanbigleit  (o^L  ben  Srief  (örebets  an  SRfinjer  bei  (Eomelius  II 
240 ff.).  Dem  finftem,  reooluttonaren,  jur  (gemalt  greif enbem  (Seifte  äRunßers  trat  man 
entfddteben  entgegen  unb,  abgefe^en  oon  einigen  enti^ufiaftifd^en  Slusfd^rettungen  ein» 
meiner,  finb  bieje  (öemeinben  bur^us  frieblid^er  9latur.  Swox  ein  obrigIeitli(^es  Slmt 
ocnf  ein  (E^rift  ni(^t  annehmen,  aber  er  n)iberfei|t  ficfi  ber  Cbrigiett  aud^  ni^i,  fonbem 

60  leioet.     Die  (Bemeinben  loollen   ntd^ts   fein    als   Bereinigungen   oon  Srübern,  bie 


SttftM'ttfiett  483 

ds  bte  nm^r^aft  getauften  S^riften  auf  bem  (Srunbe  ber  bud^ftöbli^  ausgelegten 
^.  6c^nft,  bte  aber  nur  ber  oom  Seifte  erfflUie  red^t  oerfte^,  mit  bem  ^rtftli^en  fieben 
unb  ber  Sruberltebe  oollen  (Emft  mad^n  unb  alle  Dinge  mit  einonber  gemein  ^aben. 
SJenoerfung  oon  3*"^  w"*>  3^"*^«»  (Sütergemeinf^qt  ber  8rüber  unb  S^roeftem 
gilt  als  unentbe^rlt^es  3^^^^^  ^^'^^  (E^riftentums.  5 

9lad|  löngerem  3^^^  ^^^  man^n  Sei^nblungen  |d|ritten  bie  fd^n)ei3eri[d|en 
Obrigfeiten  ein.  3m  3<muar  1527  rourbe  SRanj  in  3üxmf  bingeri^tet,  bie  übrigen 
oertrieben,  unb  nun  beginnt  eine  täuferif^e  ^ropaaanba  in  Oberbeiüf^Ianb  (9lieber» 
beutfd^Ianb  bleibt  für  {e^t  nod^  rul^ia)»  in  Xirol,  OoerSfterreid^  bis  naA  9Rä^ren  ^in. 
Sei  ber  ungeheueren  SS^rung,  bte  bas  ganje  SoR  ergrfffen  ^aite,  fanb  oas  tau«  lo 
ferifd^e  Soangelium  namentlich  tn  ben  S^iiqten  ber  ^anbmerter  bereittoillige  Sufno^me 
unb  an  oielen  Orten  bilbeten  feine  raftlos  umberreifenben  Soten  Heinere  unb  ^rö^ere 
(ßemeinben.  Augsburg,  Slümberg  unb  etnms  fpStec  Strasburg  finb  bie  ^auptft^e  bes 
^naboptismus,  aber  in  ganj  Sübbeutfd^Ianb  mbd^te  laum  ein  größerer  Ort  ju  finben 
lein,  in  bem  es  leine  Xöufer  gegeben  ^otte.  (Ebenfo  fte^  es  in  Xirol  unb  Oberöfter«  i5 
rei^.  Su^  ^ier  ijt  ber  mabootismus  auf  Anregungen  aus  ber  66n)ei3  jurüd^u« 
fü^en  (gegen  Slüolaboni,  ber  iqn  Jid^  felbftftfinbia  aus  ben  alteoangelifAen  Srüber« 
gemeinben  entroideln  lä^t).  3n  Slifolsburg  tn  SRä^en,  n)o  ^ubmaier  totrfte,  foll  bie 
(ßemeinbe  15000  Seelen  umfaßt  ^dben.  3n  ben  lat^Kf^n  (gebieten  übenoog  bie 
^opaaanba  bie  lu^erif^e,  in  ben  lutterifc^en  £&nbem  braqte  fie  ben  Sefi^ftano  ber  20 
Iut^eri{Aen  9{eform(mon  emftlic^  in  Q5efa^r. 

(£rft  bie  neueren  gforf^ungen  ^oben  uns  ein  jutrrifenbes  Silb  oon  ber  Slus« 
breitung  bes  Anabaptismus  gegeben  unb  gejeigt,  bag  biefe  toeit  grS^er  nxtr,  als  man 
früher  annahm.  Damit  ift  oann  audf  erft  bas  ^roblem  aufgetaucht,  mie  biefe  bas 
93oIi  fo  m&qtig  ergreifenbe  Setoeguna  ju  erüSren  tft  unb  ido  t^re  Quellen  liefen.  Ss  25 
genügt  nid^t,  toenn  (Eomelius  fie  blog  ba^r  ableitet,  bag  bie  oerbeutfd^  Stbel  {e^t 
allen  juganglic^  toor,  benn  bamit  ijt  bie  Hauptfrage  nid^t  beantmortet,  mie  es  jugel^t, 
bag  man  in  fo  toeiten  ftreifen  ber  Sibel  ein  aanj  anberes  fiebensibeal  entnimmt  als 
bie  Reformatoren,  unb  fo  ganj  anbere  3i^l^  »er  Reform  aufftellt.  (Ebenfo  roenig  ge« 
nügt  es,  bie  SBieoertäufer  als  bie  Rabilalen,  bie  Ultras  ber  Reformation  ju  bejei^nen.  20 
Das  ift  nur  nad^  ber  einen  Seite  ^in  richtig.  9Bie  bie  ibr  parallel  ge^enbe  Säuern« 
beroegung  trögt  au(^  bie  töuferif^e  ein  boppeltes  C&efi^t.  3n  beiben  Seroegungen  oer« 
oerbinbet  fiA  mit  etnem  mobemen,  oortoörts  bringeitben  (Element  anbererfeits  ein  real« 
tionäres.  äßie  bie  Säuern  auf  ber  einen  Seite  rüdioarrs  ftrebten  in  einen  bereits 
übenounbenen  agrarif^en  Sozialismus  unb  bo<^  anbererfeits  ben  mobernen  Sejtrebungen  ss 
auf  n)irtf4aftlt(^em  unb  polttif^em  (gebiete  \vb  einjuorbnen  fu^en  (ogL  £atnpreAt, 
Deuifd^e  (Befi^id^te  V,  352).  fo  trögt  bie  töuferifc^e  Sen)egung  auA  einerfeits  etn 
Streben  na^  mobemjter  fubieltioer  ^freibeit  in  ji^,  oö^renb  anbererfeits  bas  oon  i^r 
oerfolgte  3beal  Arifth^er  Sonfommen^ett  in  ber  Vergangenheit  liegt,  no^  burAaus 
bas  mittelalterlid^e  ift.  Das  5uerft  beutlidb  ^erausgeftellt  m  ^en,  ift  Rttf^Is  äSer«  40 
bienft.  Slber  loenn  Ritf^I  (3ft(5  II  1)  bie,Setoegung  btreft  aus  ben  Äreifen  ber 
3fran3islaner«2:ertiarier  herleitet,  fo  ift  bas  ni^t  nur  Jiftortfc^  nid|t  nad^ioeisbar,  fonbem 
au(^  minbeftens  fe^r  unroal^rfd^inlic^,  ba  eine  jold^e  Serbrettung  ber  Xertiarier,  toie  fie 
Ritf(^I  annimmt,  ni^t  oor^nben  loar  (ogl.  itolbe,  %f)2:i  1883.  369).  Ritf^^I  felbft 
bat  biefe  $i)pot^e[e  bann  au^  balb  unb  Qalb  fallen  Iaj|en,  toill  aber  bod^  bie  töuferifc^e  45 
Seroegung  lebigltcb  als  eine  Srottfe^ung  ber  mittelalterli^en  Reformbeftrebungen  auf« 
faffen.  9Iud^  bas  ift  einfeitig,  es  mixt  babei  bas  in  ber  Seioegun^  neben  bem  rea!tio« 
nören  au(^  oor^nbene  mobeme,  auf  oöllige  grrei^it  bes  3nbwibuums  oon  allen 
Sd^ranlen  trabüioneller  Slutoritöt  geriditete  (nement  oie  es  3.  S.  bei  Denl  ^eroor« 
tritt,  überfe^en.  SöIIig  unhaltbar  |d^eint  mir  bie  99pot^fe  Aellers  unb  Rüolabonis,  50 
bie  in  ben  Xöufergemeinben  bie  btrefte  gfortfe^ung  oer  naäf  i^er  Anfidit  überall  oer« 
breiteten  aIteoangeIif(^en  Srübergemeinben  fe^en.  SrotV\tVM  fyAtn  au^  roalbenfifi^e 
unb  taboritifdie  (Etnflüffe  mitaeoint,  aber  berartige  Srübergemeinben  finb  in  biefem  Um« 
fange  jebenfalls  biftorifA  niAt  nad^jutoeifen,  nod^  n)eniaer,  bajs  bie  Xöufergemeinben 
i^re  Sfottfe^ung  finb.  Die  Sen)egung  ift  otel  ^u  lompKsiert,  oie  SInfdiauungen  unb  ^ 
Seftrebungen  ber  Xöufer  finb  oiel  p  n)enip  eiuQeitlidi,  als  bag  es  gelingen  lönnte,  fie 
auf  eine  Quelle  jurüosufü^en.  Die  oerfd^iebenften  Strömungen  fliegen  im  Anobaptis« 
mus  5u  buntem  (gemifd^  ineinanber.  ^as  oie  (Seifter  jufammen^It,  ift  nur  ne« 
gatio  ber  oolle  Srud^  mit  ber  ^ijtorifd^  geioorbenen  AirAe,  ber  in  ber  Seno^ng 
ber  ftinbertaufe  feinen  Ausbrud  ftnbet,   pofitio  bie  Serufung  auf  bas   innere  SBort  60 

31* 


484  fbitta^ttfteit 

unb  bos  Streben  eine  ®emeinbe  ber  ^eiligen  unb  Soldommnen  anzurichten.  9Rtt 
9le^t,  glaube  i$,  fyd  Aolbe  barauf  aufmerffam  gemacht,  bag  auc^  aus  ben  buntaniftif^n 
ibretfen,  nantentli^  oon  (Erasmus  ^er  SBege  ju  ben  X&ufem  ^infiberffiQren.  (Es  ift 
bo^  eine  unooQftänbige  Beobachtung,  menn  9lilfc^I  unb  bie  nteiften  mit  i^m,  bie 

5  SBiebertaufer  nur  mit  menigen  3lusnc£men  ben  ^anbmerlerlretfen  ange^rig  betrauten, 
(ßeioig  bie  SBiebertaufer  rdrutieren  fiq  oonoiegenb  aus  bem  ^anbvenerftanbe  unb  bie 
in  biefem,  namentlich  in  ben  (gefellenlreifen,  ^fAenbe  Sfi^rung  i[t  au^  eine  ber  Ur« 
fad^en  i^rer  xa\d)m  Verbreitung,  aber  bie  ^^xtt  ftnb  bo$  oielfad^  ^umaniftifA  gebilbete 
£eute.    80  ®rebel,  bann  Denl  unb  $e^er,  unb  ouc^  in  ber  SDifinfterl^n  iiataftrop^ 

10  fpielten  ^umaniftifd^  (ßebilbete  eine  ^eroonagenbe  SloIIe.  60  Slot^mann,  ber  in  Vt^ 
oenter  gebilbet  nmr,  9{oU  ber  im  jfilidber  £anbe  bos  geuer  |(^flrte.  Srasmus  ooRte 
aud^  eine  9{eform  ober  leine  religiöfe,  fonb^m  eine  9leform  ber  Sitten  unb  ber  bilr^ei« 
ß^en  (&efell|(^aft.  Slls  fiA  jemte,  bag  £ut^  SBege  anbere  toaren,  fe^en  otele 
(Erasmianer  enttöufd^t  jur  auen  Mir^e  jurfid,  ober  anbere  trieb  au^  bie  (EnttSuf^ung 

16  auf  bie  Sonnen  bes  Slnabastismus. 

SSer^öngnisooII  n)urbe  ffir  biefen  bie  blutige  Sliebenoerfung  bes  Souemaufftanbes. 
3u)ar  birelt  in  benfelben  oerflo^ten  omr  nur  ber  9Rfinjer[d^  ibreis,  unb  bie  noc^fte 
gfolge  ber  9lieberlage  SRflmers  bei  grranlen^ufen  SKir  bie,  oag  {e^t  für  eine  3^it  lang 
in  Oberbeutf(^Ianb  bie  frieDlid^en  Xöufer  bte  magaebenben  u)urben,  unb  bie  umftur}« 

so  oebanlen  jurfldtraten.  (otVb\i  ^ans  $ut,  ber  Sudjfil^rer,  ber  bei  Sfranfen^jen  bem 
!lobe  entronnen  mar,  [d^Iie^t  |id|  an  bie  frieblid^en  Xäufer  an,  aber  motten  biefe  noc^ 
fo  ftari  betonen,  bag  em  C^rilt  feine  (gemalt  äben  biurfe  fonbem  leiben  mfiffe,  nad^  ben 
(Erfahrungen  bes  Sauemlrii^es  gatten  [ie  ben  Cbri^Ietten  als  gefa^rli^e  9{eooIutionare, 
unb  fo  begann  benn  eine  Verfolgung,  oie  in  ber  Aud^ngefc^i^te  loum  i^res  (Bleien 

85  bat.  3n  iDberbeutf^lanb,  in  ber  S^^eij  unb  in  öfterrei^  finb  bamals  taufenbe  oon 
Xäufem  enthauptet,  ertr&nit  unb  oerbraniä:  bie  bem  Zobe  entgingen,  mürben  mie  ein 
flfldltiges  SBilb  oon  Ort  5U  Ort  ge^^i  9m  fd^Itmmften  roar  es  in  ben  btt^Iif^en 
fiänbem.  3n  SoQern  uno  öjteneim  galt  bos  ®efe^:  9Ber  nid|t  miberruft  mirb  oer* 
brannt,  mer  miberruft  mirb  getopft.  fiiU^er  bat  fid^  ausbritdlid^  bo^in  edl&rt,  man  folle 

soieben  glauben  laffen,  mas  er  molle,  uno  bte  Obrigfeit  foIIe  nur  g^en  (Empörer  ein« 
tereiten.  Slber  Atn  als  (Empbrer  aalten  bie  SBiebertaufer  oielfac^  au$  in  eoangelifd^en 
(Bebieten,  unb  au^  ba  lamen  $init(^tungen  oor. 

SBoi^renb  bes  Sturms  mar  es  natfirli(^  nid^t  ntogßdb,  bie  miebertäuferifd^e  Airc^e, 
benn  eine  [old^e  mar  mirlli^  in  ber  Silbung  begriffen,  fefter  5U  organifieren.    Sin  93er< 

85  fucben  baju  ^at  es  mi)i  gefehlt.  3u  Schlotten  am  9{anben  oereiniaien  fi(^  f^eijerifc^e 
unb  f(^mäbif^e  SBiebertaufer  1527  3U  einem  Selenntnis  in  7  Sfrtileln,  bie  mbglidift 
toeit  gefaxt  finb,  um  Zaufer  ber  oerfd^iebenften  9{id^tungen  barunter  jufammenjufaffen. 
SRitten  in  ber  Verfolgungsjeit  hielten  fie  in  Slugsburg  jmei  ja^lreic^  befd^idte  Sqnoben. 
I)ort  oerfudite  ber  bebeutenbfte  SRann  unter  ben  Xöufem,  Denl,  ben  (Semeinben  feftere 

40  Sformen  5U  geben.  Slber  oiele  ber  (Jrübrer  fielen  als  äRart^rer,  Denl  ftarb  überall  oer» 
trieben  1527  in  Vafel  an  ber  $eft.  3^  einer  bauemben  Or^anifotion  ber  Üöufer  lam 
es  nid^t  SBas  eine  foldie  ^inberte  mar  übrigens  nid^t  blog  bte  Verfolgung,  ber  ^aupt^ 
orunb  liegt  barin,  ba^  bas  einfeitig  fubjeltioe  SBefen  ber  Zäufer  leine  feftere  ßufammen* 
[affung  ertrug.     Sluc^  ba,  mo  fie  mie  in  SRo^ren  eine  oer^ltnismägige  9{u9e  genoffen 


na  ( 
«..^  i^r  (öemeinbeibeal  burt^fü^en  lonnten,  lam  es  5U  fortmä^renben  Spaltungen,  oft 
über  geringfügige  Dinpe.  Stn  Xeil  ber  großen  Slilolsburger  (ßemeinbe  fonberte  fi^  ab, 
unb  ging  nam  Slufterltft,  bann  fpaltete  \xSf  au^  biefe  (Semeinbe  unb  bie  Slusf^eibenben 
fiebelten  lid^  tn  Slusfpm  an.  (Erft  ber2:batlraft  eines  ber  bebeutenbjten  gfü^rer,  ^uter's, 
ber  oon  Zirol  borffiin  lam,  gelang  es  oen  grrieben  ^ersuftellen.    äeitbem  bilbeten  bie 

50  Xaufer,  bort  ^uterif^e  Srüber  genannt,   ein  frieblic^es  (&emeinmefen  mit  oöllig  burc^* 

geführtem  Kommunismus,  übten  aber  oon  ba  ab  auf  meitere  Areife  leinen  (Einfluß  me^r. 

SebenQid^r  no^  für  bie  meitere  (EntmidDung  bes  Xaufertums  mar  es,  bog  ftd^ 

ie^t  unter  bem  Drude  ber  Verfolgung  ein  innerer  Umf^mung  oolljog.   Der  eine  S^ii 

lang  nieberge^altene  SRünserif^e  (&etft  geminnt  me^r  unb  me^r  Cinflug.    Vefonbers 

55  ijt  es  $ans  $ut,  ber,  nat^bem  er  fi^  juerft  ben  friebliAen  Xöufem  angef^bffen  unb 
M  ber  geiftigen  Übermalt  Denis  gefügt  ^dte,  mit  feinen  llm]tur|geoanlen  mieber 
beroortritt.  Sbolalqptifd^e  S(^marmereten  bröngen  fid^  in  ben  Voroergrunb,  SBeis« 
fagungen  oon  bem  na^en  (ßenc^t  über  bie  (Sottbfen  toerben  laut ;  juerft  ^ei^t  es,  (öott 
merbe  bas  (&erid|t  burd^  bie  Zürien  ooUjie^n,  bann  (Sott  merbe  ben  (gläubigen  felbft 

eo  bas  Sd^mert  in  bie  $anb  geben  jur  Vertilgung  ber  (öottlofen.    Der  (ßebonle  regt  fi^. 


flnahaüftifttn  HttoKrtl.  486 

bas  (6oiitsxtxi)f  bos  neue  3^nifalein  ni^t  bur^  £eiben  fottbem  mit  bem  Gäfwttlt  ju 
grflnben.  Der  eigentli^  $rop^  biefer  neuen  ^^fe  bes  Xiufertunts  ifi  bann  SHel* 
qbr  ^offmann  gen)orben. 

3n  iDberbeutf(^Ianb  nmr  bie  lotebertfiuferit^e  Sen)eaung  meberge[d^Iagen,  je^t  fe^t 
fie  in  Slieberbeutfqlanb  ein.  Dort  roor  ber  Soben  für  fie  bereitet  mit  [onft  nirgenbs.  5 
3m  3fili4^  £anoe,  am  Sorben^ein,  in  ben  oefffSIifqen  Stfibten  ^atte  bie  S^efor* 
mation  meift  in  93erbinbung  mit  poIitifAen  Ummaljungen  gefiegi  3n  ben  Slieoer« 
lanben  nmr  fie  blutig  erftidt.  überall  rxxac  oos  SoR  tief  aufgeregt^  unb  in  bie  gä^renben 
9Ra[fen  fiel  jeM  bie  jfinbenoe  ^rebigt  oon  bem  no^en  (gottesretd^.  Seftimmt  toeisfagte 
$offmann  als  Xermin  bas  3^  1^3»  Stragbura  ^ieh  es  [oute  bann  bas  neue  3^nifalem,  10 
ber  9RitteIpunft  bes  (Sottesreic^s  werben.  (Einflmeilen  folle  man  mit  ber  Xaufe  inne* 
^Iten.  Slber  nad^  $offmanns  Ser^aftung  trat  in  ben  Slieberlanben  3<^n  9Ratt^9fen 
als  ber  oer^igene  ^ropbet  $enoc^  auf  unb  beaann  aufs  neue  mit  b«  Xaufe,  aanj 
9lieberbeutf(|lanb  geriet  tn  Semegung.  Öberalf  enoarteten  taufenbe  bie  balbige  9[uf* 
ri(^tung  bes  neuen  3^^^-  ^^^^"  Strasburg,  in  SRünfter  lam  es  unter  Stoti^manns  15 
Seiftanb  burd^  bie  Slieberlanber  uRott^qfen  unb  ^o^nn  oon  £eiben  mc  grauenhaften  93er* 
roirlliAung.  3n  ber  SRunfterfd^en  Xragöbie  gifrfelt  bie  anabaotiftt|d^e  Semeaung,  ^ier 
^ie^t  [te  i|re  legten  Aonfequenjen,  um  bann  bort  unb  in  ben  9lieberlanben  blutig  unter« 
briidt  m  u)erben. 

unter  bem  (Einbrud  bes  furAtbaren  ®erid^ts  u)urben  oiele  X&ufer  em&^tert,  es  20 
mirfte  auf  ben  9{eft  berfelben  reintgenb  unb  ISutemb  ein.  Sold^e.  mtläft  bie  frü^ren 
frieblid^en  C&ebatden  feftge^alten,  gen)annen  oieber  bie  Ober^nb,  bie  Umftursibeen  finb 
für  immer  befeitigt.  uRenno  Simons,  eine  lautere  ^erfonlid^Ieit,  ein  re^tes  ($riebens« 
linb,  fammelte  fie,  allen  SSerfoIgungen  tro^enb,  ju  Qeinen  C&emeinben,  bie  juerft  in  ben 
9lieberlanben,  bann  au(^  in  Deutfqlanb  ab  9Rennoniten  Dulbung  erlangten.  Damit  25 
fyxi  bie  u)iebertauferif^  Sen)egung  für  Deutfc^Ianb  i^  ®^f#^»  ^  ^^  ^^  Sebeu« 
tung  oerloren.  (Eine  glönjenbe  3u(unft  eröffnete  [i<^  bem  xöufertum  erft  (n  fpaterer 
ßeit  unb  unter  anbem  93er^Itntffen.  Die  tauferifd^e  Sem^ung  finbet  igre  Sortierung 
in  ben  Snbepenbenten  (Englanbs.  Dort  unb  in  9corbamerifo  fyd  fie  aufs  neue  weit« 
gef^i^tlic^e  Sebeutung  gen)onnen.  D.  <^.  U^Iljont.     30 

flnod^oreten  f.  SRond^m. 
flnognoft  f.  £ector. 

Knallet  I.,  $apft.  —  3aff^  1.  S3b  @.  If.;  Duchesne,  Le  über  pontificalis,  l.Sb, 
$aTtS  1886,  3.  LXIX  u.  8.  52;  ^olfmar  in  b.  t^eol.  Sa^rbb.  d.  Säur  u.  Seiler,  Xübina. 
1857,  @.151;  2\pm,  (^^ronologie  ber  röm.  ©ifc^öfe,  Äicl  1869,  @.146;  (^olombier  in  ber  86 
Revue  dee  questions  historiques  1876,  @.  381  ff.:  ^nngmann,  Dissert  selectae  in  bist, 
eccles.,  1.  ©b,  SRcgcnSbura  1880,  @.  122;  fiangen.  ®cf(]&i*te  ber  röm.  ftircfte  big  2to  L, 
SBonn  1881,  6.  81;  Lightfoot,  The  apoatolic  Fathere,  fionbon  1890,  6.  201  ff.;  ^ar* 
nacf,  6©«  1892  @.  628  ff. 

^naflet  I.,  romifd^er  ^resbQter  am  Sd^Iug  bes  erften  3^^unberts.    Die  $9po«  40 
t^efe  9}oOmars,  bag  Slnaflet  gar  leine  ^iftorifdie  ^erfönlt^feit  fei,  bag  oielme^  Srenfius 
\i)  biefen  9{amen  aus   Xit.  1,  7    {dd  ydg  rSv  hdaxonov  äviyxkrixov  elvai)   ab« 
tradiert  ^abe.  loirb  burA  bie  in  Sejug  auf  bie  9ufna]^e  ündlets  in  bie  3^  ^r 
römifc^en  SifAöfe  ^errfdgenbe  Ubereinftimmung  ber  gried^ifd^en  unb  lateinifd^en  ^apft« 
lotaloge  oü>erIegt.    9lur  barin  ge^t  bie  Xrabition  auseinanber,  bag  bie  (£|ronil  oi»  45 
^ippol^t  unb  naä  i^r  bie  Iiberiani|Ae  (Tbronif ,  Optatus  oon  SRileoe,  mguftin,  Seoerus 
Slntto^enus  unb  ^feubo*3gnatius  t^n  als  britten  9la^oIqec  bes  Setrus  nennen  (ißetrus, 
£inus,  (nemens,  Slnafletus),  mo^enb  3renaus  unb  mtt  i^  Sufebius,  ^ieronqmus, 
ber  unter  £eo  bem  C&rogen  oerfc^te  ^apftbttalog,  bas  xQ^^Q^f^ov  ovyio/nov  oon 
853  unb  bie  ftataloge  bes  S^nleuos  unb  Slilep^oros  i^  —  uiu)  bas  ift  {ebenfalls  bie  so 
urfprüngli^e  3^^Iun9  —  in  jnieiter  Stelle  naäf  bem  ^etrus  aufführen  (ißetrus, 
£inus,  9lnafletus,  (nemens).    Da  ber  9lame  im  ®riec^if^en  balb  Aviyxlrjrog,   balb 
KkrjTog  gefc^rieben  tourbe,  fo  ^en  ber  Catalogus  Liberianus  oon  354  unb  ö^nlid^ 
fpoter  bie  öltefte  Slejenfion  bes  über  pontilicalis,  ber  ftatalog  ber  jüngeren  9{e5en« 
fu)n  ber  gesta  pontific.  oon  687,  fonrie  (Epip^ius^  9lufinus  unb  bas  pfeubotertuuia«  66 
nifd^  Carmen  adv.  Marcionem  aus  ben  jioei  oerjc^tebenen  9lamen  für  ein  unb  biefelbe 
Herfon  jmei  oerf(^iebene  ^opHe  gemalt.    Dag  bter  eine  Serboppelung  oorliegt,  ^oben 
aff6  unb  fiipfiuSp  unb  unabhängig  oon  biefen  (Eolombier  enoiefen.    Sine  n^ere  Se« 


486  «MoHd  I.  Sxriiet  U. 

Itimmung,  in  melden  ^iobxtn  ^ndltt  im  romifAen  ^resboteriunt  geioirlt  ^t^  ift  un« 
mdglid^,  oa  bie  ^opfHataloge  oon  bec  bogmotif^n  Sorousie^ung  aus  Ionfta:utert  finb, 
ba|  ber  monar^if^e  (Epiflopot  in  9{om  uifptängli^  fei,  unb  ba  bie  oon  i^nen  ange« 
g^nen  !Soi)Un  —  für  9[naQet  loerben  meiftens  12  ^ciSftt  oenec^net  —  auf  einer 

5  nte^r  ober  loeniger  fünjtli^en  C5ruppteruna  benign  unb  jeber  ^ef^U^tli^n  ®runblage 
ettH^e^ren.  Die  (Ersöblung,  bag  ber  Sif^of  StnoQet  ebenfo  lote  £inus  unb  Clemens 
oon  einem  Slpoftel  (^etrus)  bie  9Bet^  emfi[angen  ^obe,  entfinrang  aus  ber  Xenbenj, 
\Sß  in  bie  mifitt  Serü^na  mit  ber  Urhrc^e  ju  bringen.  Der  liber  poniifioalis 
toeig  femer  ju  beri^en,  ba|  er  aus  Danibarleit  für  bie  i^m  oon  Petrus  erteilte 

10  ^riejtenoei^  bie  memoria  b.  Petri,  ubi  episcopi  reconderentur,  erbaut  l^obe,  b.  ^. 
bie  ^apjtgruft  am  SSatilan.  Dag  Slnallet  unter  Domitian  ober  ~  loie  Saronius  unb 
Öausrat^  (9ceuteft.  3eitgef^.  3.  »b  S.  391)  anne^en  —  unter  Irajon  SRartijrer 
geiDorben,  lö^t  |iÄ,  ba  bte  ^la^ri^t  oon  ber  ^inri^tung  erlt  bat  auftritt^  ni^t  mit  ge» 
nfigenber  SidjerQett  enoeifen;  bie  lot^.  Air^e  feiert  ben  (Beoac^tnistag  fernes  Zobes  am 

15  13.  3uli.  9i.  3i^t>ffel  t  («t«tf). 

ünatlet  IL,  ©egenpapjt  1130—1138.  3aff6  1.  «b,  ®.  911  ff.;  91«.  11.  »b 
e.  596;  fih%  8.  $b  6.  164;  »riefe  im  Cod.  Udalrici,  Jaff^  BibL  rer.  Qerman.  5.  m, 
@.418  ff.  3)ic  @.  237, 14  genannten  SSerle  üon  3BoI(^,  @.47,  »ower  T.Sb  1768,  ®.  164; 
OiregoTOüiud,  4.  ^b,  4.  «ufl.  @.  389  ff.;  \).  Steumont.  2.S3b  @.  408;  ^efele  5.  Ob  6. 406 ff.; 
2o£ongcn,  ®cfc^.  ber  röm.  Äirt^c  o.  ®rcaor  VII.  bl«  3nnocenj  HL,  ©onn  1893,  <S.  315  ff.; 
®erüai«,  ^aifer  fiotl^ar  III.,  fiei^)jig  1842;  3aff6,  ®ef(ö.  b.  bcutfc^en  SJeic^S  unter  fiot^Qr, 
S3erlin  1843 ;  \>.  ©iefebrec^t,  ®ef(^.  b.  beutfc^en  üaifeneit,  4. 93b,  2.  93earbeituna,  8raunf4». 
1877,  6.  54  ff. ;  Scrn^arbi,  ßot^ar  o.  ©u^plinburg,  Scipaig  1879;  harten«,  mt  »efejung 
beS  p&pftll4en  ©tu^lS,  Srelburg  1886,  6.  323  ff. 

25  Petrus  ^ierleoni  entftammte  einer  unter  $ilbebranb  rei^  unb  mad^tig  getoorbenen 
jflbifc^en  (Üfamilie,  ftubierte  in  $aris,  lourbe  an  ben  $of  fitwmigs  VI.  oon  gftantreidl 
oejogen  unb  trat  fpater  in  ben  (Huniacenfer^Orben  ein.  Stuf  bitten  bes  mä^tigen 
Saters  rief  ^af^alts  II.  i^  nac^iRom  unb  treirie  i^n  c.  1116  jum  Aarbinal'Dudon ; 
als  [ol^er  begleitete  er  (Selafius  II.  auf  feiner  grlu^t  na^  Sranlrei^  unb  bäeil^e 

30  fid^  Dort,  naffi  bem  Xobe  biefes  ^apftes,  in  ^eroorragenber  SBeife  an  ber  Sr^bung 
CEalists  IL,  oer  i^n  1120  mm  ftarbinalfnresbqter  er^ob  unb  ^m  1121  eine  fiegation 
na^  Snglanb  unb  Sftantrei^,  1122  gemein|am  mit  Aarbinal  (Dregor,  feinem  fpoteren 
(Begner  auf  bem  Stuhle  ?Petri,  bie  pap|tlid^en  Vices  für  gtanfreim  übertrug.  (Es  ßfet 
Vx^  ni^t  me^r  feftlteKen,  mie  mtü  bas,   oon  oielen  jeitgenSjfif^en  Seri^terftattem, 

36  Darunter  Sern^aro  oon  CQairoaux,  über  ben  Aarbinal  ^etrus  $ierIeoni  gefällte  Urteil 
eines  fittenlofen,  ^b|fi^tigen  ^rölaten  auf  ber  Zenbenj  oer  fpoteren  C&egner  bes  !ßap[tes 
9[naIIet  II.  beruht,  ber  Slneriennuna  besfelben  burd^  bie  <$flr[ten  unb  Sif^5fe  bas 
$inbernis  eines  ruc^Iojen  £ebensn)anDeIs  entgegen  5u  ftellen.  äi^er  ift,  bag  ber  Aar» 
binal  ^etrus  ^ierleom  fd^on  unter  ^afc^alis  II.  naA  ber  ^apftlrone  ftrebte  unb  um 

40  bie  Stimmen  Der  Aarbinöle  n)arb.  ^er  er[t  nai)  Dem  Zobe  .^onorius'  II.  eneid^te 
er  am  14.  gfebr.  1130  fein  3kl  unb  bann  ni^t  einmal  in  ooKfommener  SBeife,  benn 
beoor  er  als  Slnaflet  au\  ben  Stu^I  ^etri,  ben  lanonifc^en  93orfc^riften  gemä|.  erhoben 
mürbe,  mar  es  einer  9Rmorität  oon  neun  Aarbinälen  gelungen,  einen  ber  Sermittler 
bes  SBormfer  Aonlorbats,  ben  Aarbinalbiafon  (Sregor,  o^ne  Seobad^tung  ber  ^ergebra^ten 

45  unb  oereinbarten  SBa^Iformen  als  Snnocenj  II.  mit  bem  roten  ^apftmantel  ju  fc^müden 
Obpffel:  Die  Doppeltoa^I  bes  ^afftts  1130,  als  Seilage  ju  ben  „^apfüoal^Ien", 
(Bötttngen  1871;  berjelbe;  in  ben  (5g3l  1876.  S.  257— 304;  SWüpa^er:  Die  ftrcitiac 
^apjhoa^I  bes3a^res  1130,  Snnsbrud  1876).  knallet,  inbem  er  bie  6^%  berAir^ 
jur  Se[te^ung  oenoanbte,  gemann  bie  SRomer  für  fi^.  SDlitte  SRai  flüd^tete  Onnocenj  II. 

50  naA  ^ifa  unb  bann  über  CDenua  na^  granireiq.  Seibe  ^ßopfte  toanbten  fi^  toieber^olt 
nam  Dentfc^Ianb  an  £ot^ar,  um  bie  Slnerlennung  besfelben  ju  erlangen.  Der  oer^angnis^ 
oollfte  Sd^ritt  Slnaflets  II.  xdqx  es,  fi^  im  September  1130  mit  9{oaer  oon  Sicilien 
3U  oerbinben  unb  biefen  jum  Jlonig  ju  ernennen ;  bamit  ^atte  er  ben  oQne^in  für  3nno» 
cenj  II.  eingenommenen  £ot^  ju  feinem  entfc^iebenen  ©egner  gemacht  (Sentis,  Die 

56  Monarchia  Sicula,  gr^iburg  i'Sr.  1869,  S.  50).  2Bie  gfranlrei^  unb  ffinglanb,  fo 
eriannte  auc^  er  S^nocenj  an  (f.  b.  9[.).  Damit  roar  bas  S^idfal  ^[nallets  entf^ieben, 
ber  auger  9lom  unb  bem  ilönig  9{oger  nur  noc^  ben  $er5og  SBil^elm  oon  Slquitanien 
unb  bie  Stabt  SRailanb  als  feine  Parteigänger  betrachten  burfte.  Snnocenj  II.  fonnte 
bo^er  im  DU.  1131  ju  9{eims  im  9lamen  ber  ftirc^e  unb  im  Seifein  ber  (Sefanbten 

60  ber  Aonige  oon  Deutfc^Ianb,  Cnglanb,  ($ran!reic^,  Caftilien  unb  älragonien  über  Slna^ 


Stuind  II.  SburatNidc^  487 

llti  II.  bie  exlontmunilation  oet^ngen.  3m  Srrä^ling  1132  lehrte  er  na^  Stalten 
jutüd,  im  9^1  1133  erf^ien  er  mit  SVSnra  2oifytt  in9tom;  er  no^  feinen  6t^  im 
fiateran,  iDö^nb  Slnallet  fi^  im  Satilan  ^m.  X>a  |ein  SefAfl^  Jtönig  9{oger  oon 
Sicilien  in  Unteritalien  oon  ben  ®rogen  [eines  Keines  ^  oebrSngt  lourbe,  unb  ba 
bie  angefe^enften  Qxtpitanengef^IeAter  9{oms  fi^  mit  Snnocenj  II.  in  Serbtnbung  5u  ö 
fe^en  begannen,  toar  er  oouid  hilflos  unb  mukte  fi^  ba^  jum  SerfpreAen  l^erbei' 
lalfen,  mtt  Snnocenj  oor  bem  Ki^terftu^Ie  bes  JtBnigs  ju  erf^inen.  Sr  letftete  inbes 
ber  Cttation  bes  ftonigs  nid^t  Srolge.  SnfotebeHen  \ifcaA  Sxrifya  Aber  i^n  als  einen 
üBerbre(^er  an  ber  gottu^n  unb  tSnigli^n  URafeftSt  bie  %^t  aus  (MG.  Gonst.  imp.  I 
6.  167  9hr.  114).  Sniein  M^  war  nfa^t  mä^  genug,  bies  urteil  ju  ooIIftre<len.  lo 
Sielme^  mugte  er  9Ritte  3uni  1133  9{om  loieber  oer(a[fen  unb  nun  gelang  es  Slna« 
Het.  3nno<en3  II.  ju  einer  jtoeüen  gflu^  aus  Kom  no^  $ifa  ju  notmen.  Dort  ^ielt 
biefer  im  9Rai  unb3uni  1135  eine  S^nobe  ab,  auf  ber  er  no^als  über  Slnallet  unb 
alle  feine  9ln^nger  ben  Sann  ausfpcac^.  3m  ^erbft  1136  30g  fiot^  jum  {meiten* 
mal  über  bie  9Ipien  unb  braute  bie  Obebienj  Snnocenj'  II.  in  Untentalien  j^ur  9ln«  15 
erfennung.  3)oA  max  es  »eniger  fein  Setbienft,  baft  bos  @<(isma  f^Iiegli^  ein  (Enbe 
[anb,  als  oielmeqr  bas  Sem^bs  oon  Cbriroaust;  oiefer  ^e  f^n  fml^er  URailanb 
für  3nnocen3  gemomten;  feit  bem  Oltober  1137  bemog  er  einen  großen  Xeil  berfiaien 
unb  C&eiftliAen  9{oms  jur  Untermerfung ;  fa  Jogar  mit  Ainig  9{oaer  oon  6i£ilien,  ber 
naii  bem  Stbjug  fiot^ars  fi^  oon  neuem  er^ob,  n)U^  er  Unter^bbinaen  anjubtüiofen,  20 
bie  ben  SIbfaifl  aud^  biefes  Sefc^ü^ers  tInaQets  11.  bejoedten.  Da,  ab  alle  feine  iln^ 
^nger  i^n  3U  oerlaffen  bro^en,  ftarb  Slnoflet  II.  am  25.  3<^nuar  1138. 

«.  8M«J  t  «^ttttrf). 

Xnammele«^  (T^^.     ^rj,  tt.   „Knammeleft"  in  St^enW»  ©S.  (1869);   ©d^ra- 
bcv,  ?(.  „«nommcled)"  in  JHic^m«©Ä,  2.?l.  1893;  ?.  6(^oIj,  ©ötenblcnft  unb  3attbcr»efett  25 
bei  ben  alten  .^cbräcrn  1877,  @.  405—407. 

SlnammeleA  mirb  2%  17,  31  genannt  als  eine  (Sott^it,  toel^e  oon  benSep^ar» 
loitem  (f.  91.  Slorammele^  6. 186,32)  neben  bem  tSbrammeled^  mit  SeArennung  oon 
5tinbem  oere^n)urbe.  Da  bie  6tabt  6ep^anoaiim  umMil^einliA  in  Serien  ju  fu^en  ift, 
fo  ^t  man  für  biefe  C&ott^it  ebenfo  U)ie^fflr  Xbrammeieq  na^  einer  auf  ßrif^en  Ault  ar) 
jutreffenben  (Erflfirung  fi^  umjufe^en.  Öbrigens  fel^It  im  fiudanifd^en  Xexte  ber  LXX 
oie  (ßott^eit  ^nommele^  gSnsIiq.  3u  ber  3üfammenHenurm  eines  niAt  aef^Iec^tli^ 
bifferensierten  C&Sttertxtars  ift  ju  oergleid^en  bas  infi^riftliqi  bezeugte  ®5nerpaar  oon 
^almpra  «glibol  unb  SDlala^bel  (biabx?  unb  ^a^^).  Der  jmefte  leil  bes  SRamens 
SlnammeleA  ift  natürli^  bas  ©ottl&eitsepit^n  T^a  „ftSnig^'.  3n  bem  erften  leile  35 
fann  ettoa  ber  männlid^e  ^arebros  erfannt  merben  für  bie  bei  ben  SBeftfemiten  oor< 
fommenbe  (Böttin  *"•=-,  Slnat  (fo  $al609,  Inscription  de  Byblos  in  Journal  Asia- 
tique  Ser.  VII,  »b  XIII,  1879,  S.  209:  über  «nat  f.  (Eb.  9Re9er,  3bm(6  XXXI,  1877, 
S.  716  ff.).  Der  entfpre^nbe  männli^  3lame  ©flrbe  (oon  einem  ©tamme  ^^)  lorrelt 
'anaj  ober  'an^  lauten,  oal.  LXX  ^Avn^ieUxy  *AuinueUy.  Der  Käme  ber  ®8ttin  40 
r:r  {ontmt  oor  auf  einer  bilinguen  grie^if^ « pbSnuifcQen  Snf^rfft  oon  fioott^os  auf 
(£t)pem  aus  ber  3^it  bes  ^tolemous  I  Soter  uno  xom  bort  mtt  *A^]va  n)ieoergegeben 
(Corp.  Inscript.  Semiticarum  I,  n.  95).  Der  Käme  Snat  finbet  flA  femer  auf 
einer  pftonisMen  SRünje  neben  bem  Silbe  ber  (SSttin,  xotliit  auf  einem  2imtn 
reitet,  über  igr  ein  Stern  unb  bas  ^enleOreuj  (f.  bie  Slbbilbung  bei  oe  Soafi^,  M6-  45 
langes  d'arch^ologie  Orientale  1868,  S.  47;  ©iebergeben  in  bem  81.  „Slftarte"  in 
SRie^ms  $508.).  SSgCbie  SBibmung  nrrb  auf  einer  3nf^rift  oon  3balion  ((Euting,  S»« 
1887,  S.  420  ff.)  unb  ben  ^erfonnamen  T^=»,  mi^  (Eutina  -  ^nn  n:^  ,,?ittat 
[p:n  =  nrr?]  {ft  gnäbig"  (Hadrum.  VII  bei  ffiuttng,  ^unifte  Steine,  Mtooires 
de  r  Acad.  imp^r.  des  Sciences  de  Saint-Pätersbourg,  Ser.  VII,  Sb  XVII,  1872,  eo 
S.  25  f.).  Der  Aultus  biefer  (Söttin  lam  mie  ber  man^er  anberer  meftfemitif^en 
(gott^eüen  au^  na^  ^gppten,  auf  beffen  Dentm&Iem  eine  (65ttin  9[nat  enoS^nt  n)irb 
(f.  be  93ogü6  a.  a.  O.,  S.  41-48,  71—76  unb  baf.  S.  45  eine  SObilbung  ber 
ög^ptif^en  %nat;  ogl.  9B.  9Ras  SRüIIer,  Slfien  unb  (Europa  mi)  altägoptifc^en  Den!« 
mälem  1893,  S.  313).  Der  9lame  ber  (Sottin  lommt  femer  oor  in  bem  Stabtnamen  55 
Set'älnat  in  Slap^tali  (3of  19,  38;  9li  1,  33),  für  mMtn  hmi)  feine  agqptif^ 
Schreibung  'Anat  als  9lame  ber  (Sottin  erlannt  mürbe,  ebenfo  n)o^I  auc^  in  bem  Orts» 
namen  »et^Slnot  in  3uba  (3of  15,  59 :  r-:?  =  rjy  mit  ber  im  ^l&önijif^en  ^u« 
figen  Serbunlelung  bes  a  ju  o,  f.  Si^röber,  ^^önij.  Spraye,  1869,  S.  124—127), 


488  AMttUttcMi  f[Mfhi|hid  I* 

b.  t.  ,,$aus  ber  %mV\  od.  Set«(Q,  Set*Do0on,  uiib  in  bem  9Rannftiumten  r^^.  (9ti 
8,  31 ;  5,  6) ;  öoL  beti  (Eigennamen  "»rcy  (unb  n»  ober  nara  [?  =  Pficra  Neopim. 
LVIII,  no$  64t9becs  ßä^bina]).  9B4rneinIi^  ^ngt  au^  ber  Stome  bes  Ortes 
Snotot  bei  3^<dem  mtt  ber  ®Bttin  Unat  julommen. 

5  6o  lange  man  bie  Stobt  Sep^artDafim  in  Sobplonien  fu^,  lag  es  na^,  ben 
(Bottesnamen  Stnommele^  aus  Anu-malik  ober  (naq  $.  3^nN)  Nl^  Anu-malku 
„SüniQ  S(nu"  entjtanben  ju  benlen  unb  auf  ben  babqlonif^n  (Sott  Sinu  ju  bejie^n 
(fo  e^raber,  Aeilinf^en  unb  bas  Wte  Xejtament,  2.  SL  1888,  6.  284  f.;  Sadl^ 
gen,  Seitr&ge  jur  femiti|^en  9{eIigionsgef^i^  1888,  6.  264  f*).    Daran  bmn  bann 

1«  nidU  gebort  merben.  vs^xm,  loie  btes  als  einmermagen  gefiltert  onmf^n  ift,  Sepbar« 
uKtiim  eine  Stabt  in  Sqrien  oar.  9BobI  (wer  ift  menmftens  nt^t  unmBglt^»  baft 
ber  aus  Slnommele^  ju  relonftruierenbe  ^ebros  ber  »e(t|emitif^n  (BBttin  Snot  mtt 
bem  bobQlonif^n  9[nu  julammenbing.  6e^  SKil^rf^inM  ift  aud|  bies  ni(^  f^on 
bes^Ib.  loeil  ber  babqlonif^  (Sonesname  Vnu  leine  (ErOorung  bietet  ffir  bi»  '  oon 

16  n:?  unb  femer  bes^Ib,  »eil  oQerbings  in  ben  AeUinMrtften  eine  bem  Snu  }uge« 
Urenbe  (Böttin  S(ntu  genannt  mirb.  bie|e  aber  im  boo^lonif^n  Aultus  gar  knie 
nolle  {pielt  unb  ein  ^robult  t^etijierenber  ilonftruftion  ber  bao9lonif^  (Sottesl^re 
m  fein  f^int.  tinu  ift  bei  ben  Sabdoniem  ber  Urgrunb  aQes  ^immlif^n  unb  3r* 
bi[<qen  (3^nfen,  Die  5tosmoIogie  ber  Sab^Ionier  1890,  6.  272  ff.).    (Es  ift  oon  bem 

ao  ^tmmel  bes  (Lottes  Slnu  bie  9{ebe,  unb  mit  3<W^^u^^^  ^^^^^  niqtfemitif^n 
ffiortes  ana  erllSrt  man  9nu  gerabeju  als  ben  ßnnmel  neben  Sei  als  bem  ^erm 
ber  Srbe  unb  (Eä  als  bem  ^erm  bes  SReeres.  Dem  Vm  ber  in{i(riftli^n  6ittter« 
li^n  entfpri^t  bei  Damasous  in  feiner  bab^Ionif^n  ftosmogonie  oer  (5ott  *Av6g 
(6.  384  ed.  Ropo). 

26  (Eine  n^unbttiti^e  (ErOorung  bes  Xnammele^  f.  bei  $i^,  ®ef^i^  bes  SoHes 
Ssrael  1869,  6.  44.  »olf  »onbifiln. 

SttoniaS,  ber  ^o^e^nriefter,  in  beffen  Slegierunoo^eit  bie  Ser^aftung  bes  Spoftels 
$aulus  gu  Serufalem  (ux^MAeinlic^  im  3.  58)  föut,  S((S  23,  2;  24,  1.  3n  ber  Iu> 
lanifi^n  Darfteüung  b^  jlonfliltes  mi\ättn  Soutus  unb  bem  ocuiftinenfifAen  3ttben« 

80  tum  (9l(S  Jt  21  —  26;  oal.  m.  „«M^Igef^bte''  Sb  I.  1882  6.  240  ff-)  fte^  %. 
ba  als  $aupt  unb  gfüQter  oer  im  Sqnebrtum  oominierenben  fabbucüf^n  ^ierari^n« 
partei,  mel^e  i^ren  oSUigen  Abfall  oon  ber  Hoffnung  3sraels  burc^  bie  Serfotoing 
0^  ^ftels  (E^rifti  befiegelt,  loogegen  ber  Spoftei  in  ber  Serfon  bes  S.  bie  i^rem 
Serufe  untreu  getoorbene  Oorigfett  bes  SoOes  i^  göttli^en  9[utorit&t  unb  9Bfirbe 

86  entfeM  unb  entfleibei  3laif  3ofep^us  (Antt.  XX,  5, 2 :  6, 2;  9, 2—4 ;  B.  J.  II,  12,  6; 
17,  6.  9)  umr  9.,  So^n  bes  SlebebSus,  etma  im  3*  47  burc^  aerobes  oon  (Ebalds 
ab  regierenber  J^o^er^nriefter  eingefefct  (ber  20.  in  ber  9{ei^  ber  28  $o^n|nrtefter, 
mtläft  oom  9{egierungsantritt  bes  grogen  aerobes  bis  jur  3^t3rung  3^ttlems  bies 
Slmt  belleibet  ^aben).  3m  3-^2  mujte  er  anl&Mi^  einer  oon  oen  Samaritanem  gegen 

40  bie  3uben  erhobenen  Slnllage  na^  ^om,  um  |tA  oor  (Elaubius  ju  oerteibigen.  £ie 
Snna^me  manAer,  bog  er  bamals  bes  Smtes  trtt\t^  fei.  ift  unbeoriinbet  (ojjL  SBiefeler, 
Aronol.  SQUopfe  6.  187  f.) ;  oielme^  behielt  er  bas  Sunt,  bis  wm.  ma^rfiqeinli^  im 
3.  59,  3smael,  6obn  bes  $^i,  bur^  Slgrippa  11.  jum  9ladDfoIger  gefe^  ourbe. 
(Er  ift  naA  ftaipbos  oer  einjige,  ber  eine  längere  9{ei^  oon  3^n  biiwuriq  regiert 

46  bat  9ud9  na^  feiner  Slmtsnteberlegung  blieb  er  im  Sefi^e  einflu^ei^ften  9nfe9ens, 
bis  er  im  Snfang  bes  ffibif^n  Krieges  ermorbet  »urbe.  Lic.  St.  ®d|»ibt. 

titto^l^ora  entfpri^  in  ben  aried^if^n  fiiturgien  bem  Canon  Missae  in  ber  rSmi* 
f^en  aoteffe,  nur  bag  geioSl^nli^  in  ben  erfteren  no<^  ber  oorausge^enbe  gftiebenslug 
mtt  ben  entfinred^enben  (Sebeten  ^injugered^net  wxth  (Renaudot  lit.  Orient.  Coli.  I, 
60172.  224.  n,  45.  75).  (».  Slietf^el. 

Snaflaftnd  I.,  SPapft,  398—401.  —  Saff^  1.  »b  @.  42 f.;    lib.  Pontif.  ed.  Du- 

chesDe,    1.  Sb,  ^orid  1886,  @.  218  ff.    —    S)ie  @.  237,  14  angefül^rten  %Berfe  Don  $»al« 

6.  92;  S3otoer  1.  Sb.  1751  ®.  484;   Sangen,    (^ef^i^te  ber  rSm.  ftird^  bid  £eo  I.,  Sonn 

1881,  ®.  653  ff.;    ^ungmann,  DissertatioDes  sei.  in  hist.  ecdes.  2.  Sb,  S^egendburg  1881, 

66  e.  205  f. 

Slnaftafius  I.  nmr  nad^  bem  lib.  pontif.  ein  geborener  9lomer  unb  stürbe  (Enbe 
9tooember  ober  Slnfang  Dejember  398  jum  romtf^n  Sif^of  geu)äl^It.    Die  Dauer 


Xntftaffatd  I*  t[M{faiM#  OcgmtMtift  489 

feines  ^ontififoto  loirb  auf  3  ^ffxt  unb  10  Xoae  ongegeben.  Demita^  fölli  fein  Zoh 
in  ben  Desember  401.  Sebmnt  ift  er  bun!^  feine  Seteiliguna  an  bent  oriaenifKf^en 
6treit  (f.  b.  %.).  SbiA  ben  Donatiften  gegenfiber  jeiote  er  fiA  ob  ein  oor  oen  kitten 
ilonfequenjen  ni^t  jurudf^redenber  Sertoeter  bes  tird^Ii^n  (otontounHes;  auf  einer 
am  13.  @qrt.  401  ju  Aartbago  oerfommeUen  Snnobe  n^urbe  ein  Brief  oon  ipt  oer«  6 
lefen,  in  wtUftm  er  bie  afruanif^n  Sif^e  aufforberte,  bie  oon  ben  I)onaUften  geaen 
bie  lotboIifAe  Airt^  ausgeaangenen  Shul^fteuunaen  aufoibeden,  b.  ^.  jene  bent  ftrofenben 
arme  bes  Staates  ausjuliefem.  3)ie  Sqnobe  banite  bent  $apfie  fiir  feine  6orge^  unb 
bef^Iog  ben  Donatiften  gegenüber  leniter  et  padfice  ju  oerfa^,  glei^eitia  tebo^ 
bie  n^eltlid^n  Beworben  ju  erfu^n.  bie  (Benmlt^aten  ber  SRaxnnianipben,  bie  fi^  oon  lo 
ben  Donatiften  getrennt  Ratten,  feftftellen  ju  kffen  (Sruns,  Canon,  ap.  et  concil. 
1.  Sb,  Serlin  1839,  6.  172).  K.  8MeI  t  «^anif). 

Snaf^afind  IL,  $apft,  496--498.  —  3aff^  1.  Sb  6.  95 f.;  Über  pontif.  edDn- 
chesne,  1.  !8b,  ^arid  1886,  6.  258.  ^ie  @.237,  14  angefahrten  Serie  oonffia^  @.114, 
»o»er  3.  »b  (1753)  8.  98,  Sangen  @.  214  ff.;  Sormonn,  ^ie  ^olitil  ber  9&p\ie,  1.  2:eil  i& 
(£lberfelb  1868,  €.  20 ff.;  Pitra,  Analecta  doy.  speoledi  Solesmensis  1.  Sdh,  Xttfcul.  1885, 
€.462  f.;  Viani,  Vite dei  dne poDtef.  aOelado  I.e.  S.Aiiaataaio  11.  Mod.  1880;  Havet^ 
Questdons  MeroTingieDsis,  in  ber  Biblioth.  de  T^oole  des  Chartes,  46.  Sßh,  ^aM  1885. 

Snaftafius  nmr  mA  bent  Stwgnis  bes  üb.  pont.  ein  jebomer  9l3mer;  er  ourbe 
io(^rf(^inIidb  ant  24.  9(oo.  496  lonfeMert.  6etn  SontifBdt  fiel  in  bas  35i5br{ge  20 
Qäisma  smifAen  ber  orientaßf^en  unb  ocdbentalifqen  >tir^  (484—519).  Dtefes 
enlRnrang  im  Serlauf  bes  monopMitifd^n  Streites  aus  bent  Serbantntungsurteil,  mü^ 
ber  $apft  J$elix  II.  ant  28.  flluli  484  Aber  ben  ^atriar^n  fkadus  oon  JtonRontinopel 
ousgefpro^n  ^e.  9na]tauus  II.  mox  beftrebt,  bie  Serbinbung  mit  ilonftantinopel 
n)ieber  an^tditfipfen.    DesQalb  Janbte  er  alsbalb  mä)  feiner  ilonfelration  jioei  Sif^bfe  2& 


an  ben  gned^ifqen  iloifer  Snaftafius  mit  einem  S^teiben,  in  n^eUbem  er  fi^  bmit 
erllarte.  oie  oon  bem  bereits  oerftorbenen  ücadus  ooRjogenen  9Bel^n  anjuerfennen, 
jebo^  Die  Verurteilung  bes  9lcarius  aufredet  erhielt  unb  bemgemSg  borauf  antrug,  bag 
[ein  9lame  beim  Gebet  im  (Sottesbienfte  ni^t  genannt  wmc.  Die  oSpftliAen  ^t* 
fanbten  traten  in  Ronftantinopel  aud^  mit  ben  Sertretem  ber  alesanbrintf&n  Airt^e  in  ao 
untei^nblungen  über  bie  aBteba^erftellung  ber  fir^Ii^en  (Semeinfi^  (ä:$H  Epist. 
Roman,  pontif.  1.  Sb,  Sraunsberg  1868,  6.  628).  Unter  bem  römifqen  mttu» 
fAeinen  bte  Unionstenbenjen  bes  ^apftes  SBiberforu^  ^roorgerufen  )U  oaoen.  Das 
^opftbu^  ^^It,  er  ^e,  als  ber  Didon  ^^ottnus  oon  Z^aloni^  naq  9tom  !am, 
obxDobl  biefer  oie  9{e^Iaubi^eit  bes  Slcadus  oertrat,  alfo  no^  rSmif^n  Segriffen  86 
ein  fte^er  n)ar,  mit  ibm  lommun^iert;  bes^  ^en  oiele  Alerüer  unb  Sriefter  bie 
Air^ngemeinfd^aft  mti  i^m  abgebro^n;  fie  arp5^nten,  bah  er  bie  SerurteOung  bes 
SIcacius  auf^en  o^oHe.  Seit  (Sratian,  ber  in  feinem  Debet  Snaftafius  n.  als  einen 
,,Don  ber  Air^e  Senoorfenen"  bejei^nete.  faben  i^n  bie  lir^Ii^n  (S^riftfieller  bis  ins 
16.  3a]^^.  als  einen  $äretiler  an  (Döllttraer.  Die  ^ftfabeln  bes  SRittelaßers,  40 
SRilttd^n  1863,  6.  124  ff.).  Aurs  naAbem  llnaftafius  bie  p5p[tli^  9Bfirbe  er^Iten 
batte,  lieh  ber  S^fratdenldnig  (Qlobmia  fU^  taufen.  Die  (BratuI<monsep{fteI,  bie  Slnafta« 
tus  an  %  gedi^tet  ^dbtn  foll,  ift  mbes  eine  gfalfd^ung,  f.  $aoet  6.  258  ff.  —  9. 
tarb  im  9looember  498.  91.  S^Pfl^^  t  (^^anif). 

Snaftafittd,  (Begenpapft,    855.  —  3aff6  1.  fdh,  ®.  341;  Lib.  poDtif.  Vita  Leo- 46 
nis  IV.  MSL  128  8.  1331;  Vita  Bened.  m.  S.  1345.   ^ie  €.237, 14  angeführten  Serfe 
)9on  SotDer  6.  S3b  (1765)  6.  4;  ®regorodud  3.  S3b  @.  112  (4.  Kufl.);  x>.  9itumtmt,  2.  Ob 
6.  207;  ^felc,  4.  »b  6.  178  ff.:  Sangen  @.  837  unb  844. 

Unter  Sßapft  £eo  IV.  ftanb  in  Oppofition  aegen  ben  $apft  ber  ^[hresb^ter  Sna* 
ftafius  oon  ber  Air^  bes  4  SRarceüus.  Cr  l^e  oon  fieo  bie  ^eftenoei&e  er^Iten  60 
(Annal.  Bertin.  3.  868  6.  93).  Sus  n>el^  Ser^ttniffen  ber  (6tatn\a^  tmuitßj 
la^  fi^  nid^  me^  erlennen.  SBir  l^5ren  nur.  bag  S.  feit  848  pei Juibre  lang  fi^ 
in  SRom  nid^  me^r  feben  lieg,  Jonbern  fiA,  oQne  auf  bie  brinoenoen  SRa^nungen  £eos 
5U  a^ten,  in  anbem  X)idcefen,  befonbers  in  ber  (5egenb  oon  Squilefa,  um^ertrieb.  Da 
bie  jtoeimal  n)teber^oIte  Sorlabung  oor  eine  Sqnobe  erfolglos  blieb,  exiommuniiierte  i^  66 
ber  $apft  am  16.  D^ember  850,  unb  als  Slnaftafius  au^  fe^t  nod^  nnberftanb, 
fora^  er  am  29. 9Rai  853  3U  9laoenna  bas  Snatl^ma  über  i^n  aus,  bas  er  auf  einem 
Aonjil  }u  9{om  am  19.  3uni  n^ieberl^olte.  9loA  einmal  lub  i^n  ber  ^ft  oor  ein 
r5mtf^es  ilonjil,  als  tt  aber  au^  ^ier  nic^t  erfdjien,  beraubte  er  i^  auf  einer  rSmi> 


490  StMfiiifhi«,  &tfinipü!i^  Sxaftoiiiid  IV. 

f^en  Sqnobe  am  8.  De}.  853  fogar  feiner  priefterli^it  Sfunftionen.  Z^ho^  Slnoftafhis 
troMe  Quf  feinen  IReic^tum  unb  auf  feine  SeiMnbungeir  in  9lom ;  er  Raffte,  na^  bem 
Xobe  fieos  gute  9(usft^en  auf  ben  Stu^I  $etri  ju  boben.  fieo  ftaA  am  17.  O^Ii 
855 ;    in  9{om  einigte  fi^  ber  Alerus  alsbolb  auf  bte  9Ba^l  Senebitts  III.    SOIein 

6  Stnaftofius  trat  ab  C&egenfanbibat  auf.  Segleitet  oon  einigen  befreunbeten  Sif^en 
unb  angefe^nen  9{5mem  begab  er  fiq  px  ben  laiferl.  (Befdnbten,  bie  cmf  bem  93ege 
na^  9{om  in  ber  Stobt  $orta  $alt  gema<^  ^en.  &  gelang  il^m,  biete  für  feine 
$Iöne  ju  gen)innen;  am  21.  6epi  brang  er  in  ben  fioteran.  n)o[eIbft  ftd^  SenebSt 
auffielt,  Iie|  i^n  oom  päp[tIiAen  Stu^I  ^rabreigen,  feiner  ^ontifilal « ®eiD5nber  be« 

10  rauben,  mi^anbeln  unb  f^Itegli^  gefangen  fe^en.  Z)ie  Snirfiftung  in  9{om  mar  all* 
oemein ;  f^ter  ber  gefamte  iUerus  ftanb  auf  Seiten  SenebiHs  unb  lieft  fi^  bur^  alle 
X)ro^ungen  ber  iaiferli^en  (Sefanbten  ni^t  einf^il^tem.  9[u^  bas  Soll  erOfirte  fid^  für 
i^n.  Das  (Enbe  mar,  bag  bie  (Se|anbten  nachgaben,  bag  Senebiit  befreit  jinb  am 
29.  6ept  855  in  6t.  $eter  lonfebtert  mürbe,    tinaftafius  muMe  mei^n.    Über  Jein 

ismeiteres  Sd^idfal  beri^et'^abrion  IL,  bag  Senebiit  unb  Slilofaus  I.  ibm  bie  fiaten« 
lommuniongeftatteten ;  $abrian felbft l^at i^m  an  feinem Aonfelrationstag bte  Aommunion 
unter  ben  ^rieftem  gereid^t  (Lib.pontif.,  vita  Hadriani  €.  1383),  muMe  i^n  febo^ 
fpfiter  mt^tn  neuer  Sßublereien  unb  Serbre^en  mieb^  eslommunisieren  (Annal.  Bert. 
|.  868  ^  95).    Ob  maftafius   mit  bem  glei^namigen  als  S^riftftelter  belannten 

20  Sibliot^elor  ber  römijAen  Airti^e  ibentifd^  ift,  mie  $ergenröQer  (^fiotius  2.  Sb  6.230  ff.) 
annimmt  (ogl.  auA  mnofh  i.  Sl.  Slnaftafius  Sibtii^larius  u.  6. 492, 54),  f^eint  mir 
ntinbeftens  joeifeuoft;  ber  ^riefter  oon  6t.  SRarceu  {tfifete  fi^  auf  bie  memi^e  C5e< 
malt;  ber  Sibliot^ebr  bagegen  mar  ein  (Befinnungsgenoffe  ber  Krd^It^en  gartet. 

(«.  3ö*ffel  t)  *•«*• 

25         3(naflaftttd  IIL,   $apft  911—913.    gaff^  1. 93b  ®.  448;  Lib.  pontif.  ed.  Duchesne, 

2.  ©b  <Pariä  1892,  S.  281,  2)ie  @.  237,  U  angeführten  ©crfc  üon  2BaI(^  S.  196,  gjowcr 
6.  Z,  ©.270  ff..  dJregoroDiu«  3.  »b  4.  «ufl.  8.242;  Sangen  6.318;  »ojmann,  S).  ^oUtit 
ber  ¥&pfte,  1.  93b,  eiberf.  1868,  6. 82. 

£)er  ^ontififat  ^naftaftus'  ni.,  eines  adftorenen  9lömers,  fallt  in  bie  3eit,  wah 
30  renb  melier  9{om  unb  bie  römifi^  ilir^e  \xA  unter  bem  S^ama  bes  römifqen  Xbels 
befanben.  3)emaem8g  ift  oon  9{egierungs^nblungen  biefes  ^apftes  niAts  fiberliefert. 
(Enoä^nenstoert  tft  ber  ^roteft,  ben  ber  $atriar^  Slüolaus  oon  Aonftanttnopel  bagegen 
erljob,  bafe  bie  fiegaten  6ergius'  III..  bes  Vorgängers  Slnaftafius' III.,  bem  grie^if^en 
ftaifer  fieo  VI.  bie  oierteCE^  geftattet  Rotten  (Mansi  18.  95b  6.244;  ogl.  »ic^Ier,  (Be- 
35  jÄi^te  ber  !ir*Ii^en  Irennung  jmif^en  bem  Orient  unb  Ocribent,  8b  I  6.  215  ff.). 
Seoor  ber  $ap(t  biefen  Srief  beantmorten  lonnte,  ftorb  er,  ma^rJAeinli^  im  Sluguft  913. 
Das  i^m  jugefd^riebene  ^rioilegium  für  Hamburg  ift  eine  gölwung  (3öff^  3551). 

«.  3Mcl  t  ($a«tf). 

?ltt«f!o|iud  IV.,  ^apft,    1153  —  1154.  —  3aff6  2.  «b  6.  89ff.;  Liber  pontif.  ed. 

^  Ducheene  2.  93b,  9JoriS  1892,  6.  281;  3Bottcri(^,  Pontif.  Roman,  vitae,  2.  93b,  ficq)a.l862, 

6.  321  ff.  —  Die  @.  237,  u  genannten  ©er!c  öon  $3oI(^  @.254,  93o»er  7.  :iell  6.2.32  ff., 

OJregoroüluö  4.  93b,  4.  ^uff.  6.  495,   o.  9?euniont  2.  93b,  @.  442,  fiangen  @.  414 ;    C>efclc 

5.  93b  @.  537. 

9ns  (Eugen  III.  am  5.  3ult  1153  ftarb,  mahlten  bie  ftarbinäle  ju  feinem  3lad^* 

46  folger,  ben  j^oc^bejabrten  Sifc^of  ber  6abtna,  Jlonrab,  ben  6o^n  bes  iBenebiltus,  einen 

S^mer  aus  ber  6iAuna.  (Sx  mar  oon  ^onorius  II.  }um  AarbinaI*Sifd^of  bes  6abiner' 

knbes  erhoben  morben.    SHs  folc^er  na^m  er  an  ber  !DoppeIma^I  bes  3^^^^  1130 

Anteil  als  einer  ber  entf^iebenften  Seiner  ^[nallets  II.    Snnocenj  II.  Heg  i^n,  nac^ 

Sranlrei^  flüAtenb,  als  feinen  93ilar   m  3talien  jurüd.    9lun  mürbe  er  ^opft.    (Er 

60  oatte  junamft  oen  6treit  mit  gfriebri^  I.  megen  ber  SBefe^unp  bes  (Erjbistums  URaabe^ 

bürg  3U  erlebigen.    9Bie  Sugen  III.  beanftanbete  aud^  er  bte  (Erhebung  bes  Stfqofs 

SBic^mann  oon  9laumburg  auf  ben  oafannten  erjbifc^öflic^en  6tu^I.    7>oä)  als  SBtq« 

mann  felbjt,  begleitet  oon  (ßefanbten  Stiebri^s  I.,  m  iRom  erf(^ien,  geftattete  er  i^m 

auf  einer  Versammlung  ber  ^rölaten  in  ber  ^etersürd^e,  im  S^^II,  bag  er  glaube,  re^t^ 

56  mögig  gemal^lt  ju  fein,  feiner  Überseuguna  babur^  Slusbrud  5u  geben,  ba^  er  felbft 

bas  erjbif^bfli^e  Pallium  oom  Slltar  neqme.    !Diefe  (£ntf(^eibung  mürbe  tn  Deutfc^^ 

kmb  als  ein  6ieg  griebrii^s  betrachtet  (Otto  oon greifing,  Gesta  Frid.  II,  10  6.110; 

4^.  ged^ner,  £eben  bes  Srjbif^ofs  SBt^mann  oon  9Ra^beburg,   in  ben  gb(&  5.  Sb 

6.  431  ff.).    %udf  in  (Englanb  legte  Slnaftafius  IV.  emen  langmierigen  Air^enftreit 


9Maf^oftttd  IV.  Sittfitftii»,  l^^amettkii^  491 

bei,  tnbem  er  beut,  Don  Snttocen)  II.  unb  S5Ieftin  II.  surfidgeiDielenen.  bontt  Don 
fiucius  II.  aneriattnten,  oon  (Eugen  III.  tDtebet  obgefe^  (Eqbifc^of  SBil^Im  oon 
""Ilorf  enbli^  bas  Pallium  oeilie^.  Den  \i)on  oon  (Euaen  III.  nad^  9lonoegen  unb 
64n)eben  behufs  (^eftfteUung  bes  SSerJ^öItniffes  beiber  Ritäftn  pxm  (Enbistum  £unb 
gefanbten  unb  im  Stooember  1154  nad^  JRom  gurficRebrenben  Aorbinolbii^of  9liiolau9  0 
oon  9IIbano  enu^fing  9lnaftaKus  mit  ben  bd(^|ten  S^irenbeaeugunaen.  Salb  borauf 
mugte  er  i^m  ben  6tu^I  $em  fiberlaffen.  (Er  ftorb  am  3.  vtitmm  1154  unb  am 
4.  t)ti.  tourbe  ftarbinal  9liioIau$  oon  ülbano  ab  ^abrian  IV.  fein  9lad^oIger. 

m.  Sirtfel  t  (*attrf). 

ünaftaftnd.  Unter  ben  }al)Irei4en  Prägern  biefed  92amend  in  ber  orientalifc^n  ftirc^e  10 
(f.  Fabricius-Harless,  Bibl.  gr.  10,  571—613;  3-  ^ergenroet^er,  Äat^.  Äirfteniej.  1,  787  f., 
792  ff.)  oerbicnen  bie  im  folgenben  genannten  Srwft^nuna.  S^re  ©Triften  finbet  man  MSG  89 
unb  Pitra,  Jur.  eccl.  Qraecor.  Hist.  ex  Mon.  2,  251  —  295.  ^gl.  $itra«^  forgfältige,  befou« 
berd  über  ^anbfc^riften  unb  ^anbfc^riftü^  d^r^oIieneS  fi(^  oerbreitenbe  (Einleitung  (238—250). 
J.  B  KumpfmüUer,  De  Anast.  Sin...  WirceU  1865.  15 

1.  Slnafto^ius  I.,  ^ßatAcxäi  oon «ntioc^ien 559— 599 (MSG 6. 1289  [1309]  bis 
1408;  ^itra  251—257;  8fabriciu«  595—600  [=  MSG  1293—1800];  Äumpfmüllcr 
4—12),  greunb  ©regor»  I.  (Greg.  M.  Reg.  1.  7.  25  [al.  26.1  27  u.  0.),  WRete  ab 
eifrioer  (ßegner  ber  SRonopbmiten  ber  festen  ^Qafe  oon  3uftin{an6  Air^npolttS,  bie 
bie  Slp^^rtoboleten  begflnfttgte,  aSiberftanb  (Euagr.  H.  E.  4,  39—41).  670  oon  20 
3uftin  II.  oerbannt  (ib.  5,  5),  n)arb  er  erft  593  bun^  URauricius  (6,  24)  ^rfidfterufen. 
(Er  ftarb  599  unb  mvtb  am  21.  Sl|nril  oerebrt.    Son  feinen  Sc^fflen  finb  gebfudt: 

1.  negl  rcbv  xa^*  ^fiag  öqi^qjv  Trjg  dkrj^etag  doyfidxcav  i6yoi  t^  in  lotein.  über« 
fe^ung  unter  bem  Xttel  de  nostris  rectis  dogmatibus  veritatis  orationes  quinque. 

2.  Xoyoi  d\  ^ßrebiglen  jroeifel^fter  (EMeit.    3,  P.K9mu;  ainnofjuK  xfig  6a^od6S(n^  25 
mmEioq.    4.  Fragmente.    5.  9lebe.  oe^atten  25.  SRSn  593  bei  ber  SBieberbefteigung 
bes  ^atriard^enftubb.    9lr.  1—4  oei  Migne,  5  bei  ißitra.    (Benannt  toerben  n)eiter 
eine  äjiSdet^ig,   ön  /ueya  xal  äyytXixhv  rb  Agxi^Qftuxbv  ä^itofMi   (ojl.  Sßitra  276 
n.  5),  ein  99}erf  gegen  3o^nnes  ^l^iloponus  u.  a. 

2.  Snajtaftus  II.,  ^atriard^  oon  Hntio^ien  599—609  (ihtmpfmflller  12— 15),  30 
ebenfalls  in  intimen  Sejie^ungen  ju  (Bregor  fte^enb,  beffen  Gura  pastoralis  er  über« 
fe^te  (Greg.  12,  24;  ogl.  $itra  241).    Cr  lOinb  609  oon  antio^enif^en  3uben  er« 
morbet  (Theoph.  Chron.  ed.  de  Boor  p.  296).    6ein  (Bebenitog  ber  21.X)ejember. 

3.  «naftafius,  ber  Sinaite  (MSG  1  [35]— 1288;    ^Öra  257—275;  gÄrtdus 
571—595;  A.  Papadopuios-Kerameus,  'AvdXexta  xtX.  1,  1891,  400—404-  Aumpf «  S6 
mfiller,  1.  c;  £).  Sarben^mer,  bes  ^.  $ipp.  0.  9{om  Somm.  3.  Su^2>antel  1877, 
13  f.,  106 f.;   A.  C.  M^'Giffert,    Dialogue  between  a  Christian  and  a  Jew  1889, 
17.  35—37).    Der  ^riefter.  aRönAunb  9Ibt  auf  bem  Sinai,  «.,  geb.  oor  640  gejt. 
naä  700,  Serfe^ter  ber  fir^Iid^en  X^eologie  gegen  lieber  unb  3uben,  ffcA  mand^ertei 
Smriften  oerfaM,  bie  no^  niAt  oollftönbig  ge|ammelt  unb  tro^  Aumpfmfillers  trefflid^  40 
%oeit  noc^  ni^t  ausreic^enb  oun^orf^  ftnb:  1.  ödfjyöc,  SBegmeifer  jur  Serteibiaung 
bes  lir^Ii^en  Glaubens  gegenüber  ben  mannigfa^n  Sd^ttierunoen  bes  SRonop^qfitis« 
mus,  in  24  Aaptteln.    2.  154  iganrnjeig  xal  äjioxgloeig  ttfqI  otatp6QO)v  HSfpaXaUov 
fx  diaqyÖQwv  7iQondmo)v  (Edit.  piinc.  J.  Greiser  1617),  oon  kinen  na^  Ä,s  Ur« 
teil  (6.  90)  nid^t  alle,  aber  bo^  bie  meijten  ec^t  |inb.    Über  4  n)eitere  ^anbf^rtftli^  45 
erhaltene  fragen  f.  Sarben^eroer,    3.  loyag   tteqI  Tijg   &y(a^  owd^eoK»    4.  Ana« 
gogifc^e  Setra^tungen  über  bas  ^esaemeron  {ek  ttjv  nvevfAatixfjv  ävaywyijv  xfjq 
J^arjfiigov  xrioEcoq).    5.  koyog  unb  6/uXia  etg  rdv  hctov    tpaXjbuiv.     6.   «Wo  Xoyoi 

ek  rb  xnr  elxbra^  Über  bie  (Erfd^affung  bes  3Ren|(^en  na^  bem  (Ebenbilbe  (Lottes; 
oon  bem  erften  nur  ein  SBrud^ftüd  erhalten.  7.  XQ^^^^  (ffraament).  8.  (Ein  Aetor«  so 
fatalog.  9.  ovvrojnog  xal  oa(p^g  didyvoyoig  r^g  Tiiarecog  rjfÄWV,  10.  (Ein  Vuffa^ 
über  oie  gfeier  bes  9Rittn)0(^s  unb  gfteitags.  11.  negl  ßXaofprffiiag  (gragment).  9lr.  1 
bis  7  in  MSG;  8—10  bei  ^itra;  11  bei  Papad.-Kerameus.  Une^  unb  nt^t  oor 
bem  9.  3a5r§.  oef^rieben  (ogl.  M<^G.)  ift  bie  didh^tg  xaxä  'Iwöaliov  (MSG 
1208—1282).  X)a6  Stnaftafms  bie  Antiquorum  patrum  doctrina  de  verbi  incar-  06 
natione  (ed.  Mai,  Nov.  CJoll.  7,  pars  1,  6 — 73)  lompiliert  ^abe.  n)ie  Le  Quien  oer» 
mutete,  bölt  fioofs  (fleontius  0.  S%.  107)  für  fe^  uraoa^rf^einlic^. 

4.  ^naftafius  beigen  jmei  griec^if^e  $qmnenbi^ter  ($ttra  242  sq.  249.  280 
bis  287.    fi.  3.  3a!obi,  jur  (6ef^.  b.  grie^i[^en  ftir^nliebes  in  3ft(5  5,  224—226), 


p.  I 

Ihm 


492  Stttfkfbi»  8tUtot|rciitiit9 

Sott  bem  einen,  6  rfmewog  mit  Seinamen,  ^t  $itra  eine  i^o/iiokoyrioig  unb  einen 
oJroc  (Kondakion  de  dormitione),  beibe  aIrofti^tf<l^,  obgebnät.  IMger* 

9nafiaftttd  Sibliot^ecarius,  gefL  879.  —  P.  A.Lap6tre  De  Anastasio  biblio- 
Üiecario  Pur.  i884;  ^ergenröt^r,  ¥5otlu«  II  (1867)  @.  228—241  u.  f.;  Ufener  gprXft 
6  XIII  (1887)  @.  240—259;  ßffclc.  (5onciIlenacf(^td)te  IV*  (1879)  @.  374  —  386  u.  f.; 
&tt%oxot>\u^,  ®efd).  b.  @tabt  mom  im  Slittelalter  III  ^  105—146;  jhumba^er,  (Befdi.  ber 
B^a.  ßltt.  (1891)  @.  122  ff.;  3)ümmlcr,  ©«fdft.  bed  oftfr.  9lci*«'  (1887)  n,  251,  HI,  686; 
^ucf,  Ä®^  II,  (1890)  477,  481,  643.  Ducheene,  Le  Liber  PoDtif.  II  (1892)  p.  VI  p.  188; 
Sangen,  ®cf(^.  b.  röm.  Ä.  III  (1892)  147  ff.,  272  ff.;  ©ergenröt^cr  bei  «3c>er  unb  fecite  * 
10  (1882)  8.  y. ;  Nicephori  opuscula  bist.  ed.  de  Boor  (1880)  p.  XXXII  ss.;  TheophaDis 
Chronogr.  rec.  de  Boor  11  (1885)  p.  401—435;  ^.  Qklytv  in  ftrügcr«  8amml.  audae». 
Ducncnfidftr.  ^.  5  (1893)  @.  XXXV— XL;  ^ie  6d)riften  be«  «Inaftafiu«  oröfeteitteil«  MSL 
129,  9—744;  ^ie  Ghionographia  tripertitia  in  llieopbams  Chronographia  rec.  de  Boor 
K  31—346.  «nbcrc  ßlttctahimaftwcife  ^prZtj  a.  a.  O.  3)a»u  noc^  ©4»«  1892  (S.  393 
i9  442. 

Der  popftlid^e  Sibliotbelai  unb  ftamleioorfte^r  Snaftaftus  ift  einer  ber  tDenigen 
bebeuienben  romtf^en  illeruer  um  bie  9Rttte  bes  9. 3<^$unbert$.  3n  ^iner  ro^n  3(it, 
als  bie  Trennung  ip>i\Atn  bem  Sbenblanb  unb  bem  Drient  [xiji  immer  entfd^iebener 
anbahnte,  l^ai  er  mit  Stfer  ber  Aufgabe  obgelegen  bie  bb^e  litterarif^e  ftultur  bes 

20  (BrieQentums  ben  fioteinem  jugänalic^  ju  ma^en.  (Er  ift  in  9{om  aufgeoNid^fen.  3>ag 
er  als  Anabe  bie  oon  SRetbobios  (f  846)  um  818  ju  9{om  oerfabte  fimnsb^^ibung 
bes  Dion9fius  Slreopagita  las,  ISgt  oermuten,  bag  er  in  bem  Alojter  unterru^et  n^urbe, 
n)el^es  ber  $apft  ,yAd  sanctos  martyres  in  schola  Oraecorum^'  appellari  fecit 
ad  honorem  et  memoriam  pretiosissimi  Dionysii  sociorumque  ejus.    S^i^^Hs 

36  iDirb  er  feine  bamals  im  Ocrioent  feltene  Selanntfid^aft  mit  bem  (pried^if^n  geflfi^teten 
9R5n^n  oerbanlen.  Son  feinem  Obeim  (ober  Sater:  Ann.  Bert.  a.  a.  868  MO  SS 
I,  477)  Slrfenius,  bem  Sif^of  oon  Orta  bei  9lom,  beffen  9{eife  an  bie  larolingif^n 
^9fe  i.  3-  86^  epodb^ma^nb  für  bie  SRa^entvidlung  bes  ^opfttums  n^urbe,  eme  er 
oeffen  Sejie^ungen  ju  ber  Aurie  unb  ben  Z^onen.    3uglei(9  mit  biefem  »o^nte  er 

80  nad^  ber  ^neftenoeilie  bes  Slaoenapoftels  SReqobius  868  ben  ju  9{om  abgegoltenen 
flaoif^n  3Renen  bei,  nMi^d^inli^  als  grie^ifil^er  Dolmetf^er.  Sr  nmr  bamals  fc^on 
I&nger  9Ibt  bes  Alofters  s.  dei  genetricis  Mariae  virginis  trans  Tiberim,  unb  wtib 
nac9  bem  14.  Dej.  867  ^e  %n  ^abrin  II.  jum  Swliot^ebtr  ber  römifqen  ilir^ 
ernannt    Sein  Sinflug  erreid^te  ben  ^o^unlt,  als  er  im  3«  ^69,  mglei^  mit  einem 

36  Setter  ber  ftaiferin  Sngelberga  unb  bem  Xrud^feg  (Eber^b,  oon  Aaifer  £ubn)ig  II. 
tö66— 875)  na^  itonftantinopel  gefd^idt  Q)urbe,  um  bie  Sermä^Iuna  oon  beffen  einjiger 
Xo(^er  3rmengarb  mtt  bem  älteften  Sol^n  bes  Aaifers  Safilius  SJcacebo  ju  oermitteln. 
(Es  gelang  i^m,  feine  9Ritgefanbten  ju  einer  Slftion  im  pöpftlic^en  3ntere[fe  ju  beniegen: 
nac^oem  oie  ben  fiegaten  entmenbeten  Aonjilsalten  auf  Sefebl  bes  Safilius  jurfid« 

40  gegeben  looren,  na^m  fie  9lnaftafius  in  Senoa^rung.  Slm  28.  gfebr.  870  wobntt  er 
ber  10.  unb  le^en  6i^ung  bes  VIII.  ölumenif^en  Aonjils  bei  SHs  bie  fiegaten 
auf  ber  9{fidreife  oon  (Seeräubern  ausgepifinbert  tourben,  ginaen  alle  ^en  oerloren. 
Snaftafius  aber  brachte  eine  oon  i^m  felbft  genommene  Slbf$rift  naA  9{om  unb  fertigte 
auf  Sefe^I  $abrians  II.  eine  lateinifAe  Überfe^ung  an,  in  beren  Sorrebe  er  biefe  Sr« 

46  etoniffe  egä^Ii  Spater  n)ibmete  er  3o^nn  VIII.  (872—882}  feine  Überfe^una  ber 
Wen  bes  7.  ötumenifil^en  ilotntls.  Die  Air^npolittl  biefes  ^apftes  jd^int  ätnaftafius 
fan  3ntereffe  feines  greunbes  $^otius  beeinflußt  ju  ^ben.  i>as  6^reiben,  mtläfts 
S.  na^  oem  Xobe  Slilokus'  I.  an  Slbo  (Er^tf^of  oon  SSienne  Janbte,  ift  oon  l^obem 

E'  ^i^üi^en  3ntereffe ;  ebenfo  toicbtig  finb  feine  Srief e  an  Aatfer  Aar!  ben  Aablen 
bie  C&ef^i^te  ber  fiegenbe  bes  ^ion^fius  Slreopagita  unb  ber  !Dion^s  *  Öberfe^una 
pol^annes  Scotus  Cmgena.  $incmar  oon  SReims  bat  ben  91.  briefhd^,  baft  er  \\q 
ffir  i$n  bei  ^abrian  II.  oenoenbe  unb  erfubr  balb  burA  ben  ^opft  felbit,  bafc  Dies  mit 
(Erfolg  gefd^^n.  Da  $incmar  aud^  fonft  ben  91.  ju  (einen  familiäres  rennet,  wixh 
no^  MO  SS  I,  477  bie  Sbentitot  bes  Sibliot^efars  mit  bem  Aarbinalpriefter  oon  6t 
65  SRarcellus  fo  lanpe  ffir  jiemli^  jn^eifellos  balten  muffen,  bis  ber  Sexoeis  einer  Snter- 
polation  biefer  Stelle  in  ^incmars  Slnnalen  erbra^t  ift  Der  oon  ben  biferli^n 
(Befanbten  b^nftigte  bilberftflrmenbe  ^apftlanbibat  b.  3.  855.  ben  man  868  ber  9[n^ 
ftiftung  jur  (Ermorbung  einer  Xoc^ter  ^abrians  II.  unb  beren  9Rutter  besichtigte,  ber 
mebrmols  gebannt,  aber  ftets  balb  reftituiert  tourbe,  nmr  bemna^  juglei^  ein  berühmter 
60  (Sqxili^ntx.    879  mirb  3o^na$  ^.  oon  Slnagni  fein  9lac^foIger   als  Sibliot^elar. 


Unaftüfjm»  8iBUot|ccäruti  Kmiiliema  493 

3n  bielem  ^aSft  f^eint  Snaftapus  geltoi^n  ju  fein.  —  Seine  Mriftftellerif^n  unions« 
freunbli^n  Seftrebungen  Jotten  auf  boamotif^em  (Bebtet  getingen  (&folQ.  9Benn  er 
MSL  129,  560  D  ben  Diffenfus  in  ber  fie^  oom  ^.  (Seift  auf  einen  Ubecf^unosfe^Iet 
jurüdfü^rt  unb  bie  processio  bun^  missio  etflait»  etfc^etnt  er  ob^ngig  oon  $^otitt9 
(ogL  $ergenr.  III,  186).  3ur  9{ettung  bes  fkpftes  ^onorius  f^rieb  er  Gollectanea  5 
ad  Joannem  diaconum.  $o#ebeiitenb  für  bie  unt^d^fir^et^ef^iAtli^n  Stubien 
bes  Slbenblanbes  lourbe  feine  Chronograpbia  tripertita  (ogL  ^ugo  glor.  MO  SS  IX, 
357).  ^aufrtquelle  bieFes  jmif^n  878—875  fflr  bos  geplante  (Sef^^bu^  bes  3o» 
^nnes  ^^monibes  oollenbeten  SBeries  ift  bie  60  3^  f^^Q^  abgef^lojfene  C^ono* 
grapbie  bes  2:^eop^nus  (Tonfeffor.  Sugerbem  bemi^  er  bie  bis  828  reimenbe  Chrono«  lo 
grapQie  bes  ^otriai^en  Küepboros  unb  bie  um  806  gefc^riebene  (Ebonit  oes  (Beorgios, 
(&e9eimfetret&rs  (ovyxeXlog)  oes  ^atriar^n  Xarafios.  Sis  566  toerben  bie  Quellen 
fporobifcb  excerpiert,  oon  bem  9{eaierttngsantritt  b^  SRauritios  (582)  an  beainnt  bie 
eigentitme  Öber{e|ung,  bie  oon  SRigoerflßnbniffen  unb  3^^^^  ni^  frei  ift  unb  Reiten* 
meife  mx  ober^^Ii^  oerfS^,  babei  ober  fpt^Ii^  fo  oolfm  oom  Original  be^errf^  i5 
n)irb,  oog  fie  einen  n^id^tigen  Xextjeugen  für  Zbeop^anes  biloeL  —  (Ebenfo  einfbt^id^ 
ift  9[.  bur^  Öberfe^ungen  ooRstfimliqer  grie^ij^  £egenben  geworben.  Xiblaus  I. 
ift  bie  Bearbeitung  bes  um  bie  9Ritte  bes  7.  ^iäfy^vbeüs  oon  Sik^  fi^ntios  auf 
(Sxf^m  oerfa^en  fiebens  3o^nnes  bes  SarmQenigen  ((ES.  oon  Wesanbrien  610  bis 
619)  gexoibmet.  Km  29.  3<kn.  875  mürbe  bie  i]&a:fe^ung  ber  fieiben  ber  $$.  (Eqrus  ao 
unb  3o^nnes  oollenbet,  um  630  oon  bem  ^atriard^en  Sopbtonios  oon  3^ru[alem 
oerfagt.  Son  ben  flbrigen  Bearbeitungen  feien  l^ier  no^  bie  etner  ^[hcebigt  bes  x^o« 
borus6tubita  (f  826)  auf  ben  ^.  Bartholomäus  unb  bie  876/77  bem  ftaikr  Aarl  b. 
Siahltn  gemibmete  äberfe^ung  b«s  SRor^ums  bes  ^.  Demetrius  oon  Z^ffaloni^  er* 
wS!^ni,  Seine  äbertraaung  ber  S^riften  bes  Dioimfius  Sbeopogita  ift  oerloren.  Bon  25 
bem  l^5^ften  3ntereffe  ift  ber  1892  oon  3.  9riebri(9  oeri^entliqlte  Brief  an  B.  (6aa^ 
beri^  oon  Belleti,  gef^eben  jmif^en  875  unb  879.  -~  über  bie  mmt,  mie  loeit 
Slnaftofius  an  ber  S^ebaition  bes  Liber  Pontificalis  beteiligt  toar,  fi^e  biefen  SbtileL 

«tnolb. 

ünat^rma.      3ur  fiitterotur:    fto^Ier  Seitf^rift  für  oerolei^enbe   9{e(^t8koi|fenf(^aft  ao 

III,  206  f.;  VitriDga  De  Bynagoga  Vetere  @.  789 f.;    ^Iben  De  jure  naturae  etgentiiim 

IV,  51 ;  ^ugufti  ^anbbu^  ber  «Lr^äofogie  III  6. 8  f* ;    ftober  ^er  ftir^enbann,  Tübingen 
1857;   Dgl.  ou^  btn  91.  Sann. 

*Avd&rifjLa    bebeutet    bem   (Srie^en   bas   C5ottgen>ei^.     Die    Bejei^nung   er* 
flart  fic^  aus  bem  Brau^,  bas  SBeiMef^enl  an  Si&umen,  Sfiulen  ober  [onft  mie  jusg 
befeftigen  {ävaxt&to^ai).    Stber  es  mirb  alles  barunter  begriffen,  mos  ber  aRenfd^  pro« 
faner  Senu^ung  enteignet  unb  ber  (Sott^it  als  (Eigentum  fibeanoei^:  %6  daneQ^fjLe- 
vöv  T6  xal  ävaiiMfiBvov  hgcö  rivi  rÖTtip  (Etymol.  Oudianum.  Lex.  Cyrilli).  Da^ 
erflört  bos  (Bloffor  bes  ^^ilozenos  äv&9r}fia  bur^  delubrum,  ävadrjfwxa  our^  do- 
naria,  oblationes.    Sieben  ävd^ua  mirb  als  minbenoertige  grotm  dvd^ejja  ur*4o 
fprfinglic^  in  glei^r  Bebeutung  gebrauch,  ebenfo  mie  ijUäejm   ntbtn  bem  befferen 
irndtj/Mi,   avr&efia  neben  avvbtjfAa,    Moeris  S.  28:  ävd&i]ua  ärtücwg,  ivöi&efAa 
ekXrjviHcbg  (Lobeck  ad  Phryn.  S.  249).    Etym.  magn.:  orMeua  nagä  rov  h 
rfj  (nrjXii  ävan&eo&ai.    Die  Doppelform  erflort  bas  ni^  feßene  SiQiDanbn  ber  ^anb» 
fqriftlt^en  äberlieferung.   Diefes  mirite  fpoter  oenoirrenb,  mett  äyd&ejm  bun^  einen  45 
äußeren  Slnftolt  eine  oerengte  Bebeutung  aetoann  unb  in  (Segenfd^  ju  ävd^fia  ge» 
ftellt  mürbe.  (Belege  ffir  bie  Benoirrung  bei  Suicer  Thesaur.  eccles.  s.  v.). 

Slnlag  ju  ber  Befonberung  oon  dyd^e/iogab  bie  Benu^ung  b^  SBorts  yix  aber« 
fe^ung  oon  eherem  bur^  bie  LXX.  Die  Uoerfe^ung  ift  rii^g;  benn  bie  (Brunb« 
bebeutung  bes  ^SifAen  SBorts :  „aus*  ober  einf^fiehen,  utqttgänjgli^  ma^n^'  maAteso 
es  aeeignet,  bas  ber  (pott^eit  C5emei^,  bem  menf^lidjen  BerfugungsreAt  our^  j^ten 
(EnMIug  (Entjogene  bamit  ju  b^eic^nen.  Xber  eherem  behielt  in  ber  rdligidfen  9{ei^ts« 
anfqauun^  bes  Sllten  Xeltaments  ntAt  blo^  ben  Sinn  bes  (Bott  3ugee^neten.  bas  ber 
aRenf^  nt^t  antajten  barf,  meil  es  qeilig  tft.  fonbem  ge^  fibo^aupt  aitf  aUes,  mas 
ber  (gottbett  jur  (^ü^ne  unb  Semi^tung  anheimgegeben  mirb.  Damit  ift  unter  ävd-  65 
^eua  alles  embegriffen,  mos  ber  (Bott^tt  uraoiberruflfa^  unb  unbebingt  ni^  nur  ju« 
gebort,  fonbern  i^r  au^  überlaffen  unb  fibenoiefen  tomi  jur  Semic^tung  unb  jur  Straf* 
ooUftredung.  Suidas:  ävä^de/na  xai  tö  ävaxi&iuevov  rtp  ^ec5  xal  x6  ek  äqxxyuj- 
ßiöv  iao^evov.  ä/Lupotega  atj/xalvet,    Unb  au^  ffir  bie  lejtere  Bejiel^ung  lommt  bie 


494  Sttailifint 

(Brunbonf^uun^  bes  Avatif^rniktt  jur  (Seltung.  Das  Avdfhfm  xjt  eine  öffentUAe, 
ougerrfSIIige  ^cetsgobe.  Das  preisgegebene  ift  getoiffennaften  ausgeftellt.  3nbent  aber 
ber  9itenf$  beim  ävd^/m  borauf  oerji^tet,  felbft  $ano  anjulegen  unb  Sott  gum 
6(^u^  unb  jur  6fl^ne  aufruft,  trennt  er  \i^  gonj  unb  gar  oon  bentfelben.  ([Hesych.: 

^ävd^sjLia  indgcnogf  äxoivcjvtjxog).  3ebe  SBerfil^ng  oerftridt  in  bas  Ut^il,  bas  auf 
bem  ävd&Bfjux  Hegt,  unb  ruft  bie  entbre^enben  30tnesäugerungen  ber  ®ott(ieit  auf 
ben  ^ntaftenben  ^ab  (3of  6,  18 f.:  Da  7,  26). 

Diefe  Doixpelbejiebung  erilort  ft^  aus  ber  SeiAinbung  oon  9{e^  unb  9{eIigion, 
mtlij/t  bie  altteftamentltAe  (gefe^gebung  lennjei^net    Durcp  Susfpre^n  bes  cherem 

10  n)irb  ®ottes  9ie6t  auf  beftimmtes  Skentum  in  feinem  SoOe  ebenfo  anerlannt,  mie 
(Sottes  9ie^,  alles  feiner  $eiligleit  SBiberftrebenbe  ju  oemi^ten.    Sottes  IRe^t  aber 


er  ffir 

15  (t$of  6,  18).  ^ie  Sfus'flSiing'  bes  gMtAen  9{ad^ts  n)iri>  pm  e^u^mittel  ffir  bas 
®ottesregiment  in  3srael.  UBos  ®ottes  ^^m  reijt,  o)irb  fernem  9[uge  entjogen  burc^ 
Semi^ng;  nxts  i^m  befonbers  juaeeignet  ift,  n>trb  ge^iligt  bur$  Sßei^  (Es  ift 
oerbannt  (ogl.  jur  entfpre^nben  Sorftellung  ben  tirtilel  Sann  in  ®rimms  Deu^^m 
SBörteAuqe).    Das  Verbannte  aber,  infofem  es  ®ott  jum  (Eigentum  geoei^  ift.  o)trb 

Mjualeic^  ^rieftergut.  9Birb  es  ju  cherem  erll&rt,  um  bas  SoO  oor  Snt^iligung 
unb  Serfu^ng  jum  (Bö^enbienlt  3U  bema^ren,  fo  mug  es  oom  Srbboben  oerf^irwen. 
Da^r  mtrb  bie  Ariegsbeute  auf  (pottes  Sefe^I  ganj  ober  jum  Xeil  oemi^tet  (Dt  13, 15 ; 
3of  6,  18.  8,  26),  bie  befie^n  gd^enbienerif^en  S5Der  »»erben  getötet,  eroberte  Stöbte 
merben  gerftort  unb  bfirfen  m^t  u)ieber  auf  gebaut  n^erben  (^of  6,  27.  7,  12.  24;  1% 

S6 16. 24).  —  Die  Doppelbesiebung  oon  cherem,  Avd&eua  ^  t^e  9[naIogien  im  griec^if^en 
unb  romif Aen  Safralred^t,  in  oem  urfprfingli^  glei^falls  bas  ftaatli^e  unb  religidfe  Sntereffe 
gufammenfallen.  6o  ift  devotio  einerfelts  glei^  xo&Uqüxju;  (Cicero  Nat.Deor.  III, 6), 
anorerfeits  glei^  imprecatio,  maledictio,  exsecratio,  qua  irae  deorum  et  ultioni 
aliquem  addicimus  et  veluti  sacrum  caput  malis   omnibus   destinamus.    Sei- 

sofpiele  ber  devotio  Nepos  Alcib.  6.  Liv.  8,  9.  Macrob.  Sat.  3,  9.  Caesar  Bell. 
Oall.  6,  16  (oon  ber  Ariegsbeute).  Die  Analogie  mitdi^dt^^a  bringt  bie  Überlegung 
devotamentum  (Tertull.  Contra  Gnost.  2  6.  349)  jum  nusbrud.  (Ebenfo  ift  Sa- 
crum na^  Festus  einerfeits^  quod  quocunque  modo  atque  instituto  civitatis  con- 
secratum  est,  anbrerfeits  gtit  oom  sacer  homo,  bag  er  oogelfrei  fei.    (Sott  foll  an 

85  i^m  bie  Strafe  oollftreden.    Macrob.  Sat.  3,  7 :  Animas   sacratorum  hominum 
diis  debitas  existimabant  et  sie  quam  primum  ad  eos  mittendas  arbitrabantur. 
9tuA  bie  Senuj^una  ber  &Qd  ffir   bas  religiöfe  9lec^tsleben  in  ber  alteren  3^^  i'on 
Bellas  bietet  eine  xlnalogie.    Durc^  bie  ägd  U)urbe  Sie^tsfc^u^  für  bie  Staatsein^ 
jtungen  unb  Sfi^ne  bur^  bie  ®ötter  oerf^fft.    93gl.  3i^^(tri^  Hermes  III.  I, 

40  S.  57—70. 

9Bar  bas  cherem  für  3srael  junö^ft  mel^r  ein  Sc^u^mittel  gegen  bas  cri- 
men laesae  majestatis  divinae  na^  au^en  ^in,  fo  erhalt  es  in  ber  nac^ezilif^n 
3eit  eine  neue  SBenoenbung  als  Strafmittel  jur  Sr^Itung  ber  inneren  9{etn^eit  ber 
®ottesgemeinbe.    Ss  bejeiqnet  bie  excommunicatio,  bie  Strafe  bes  Slusf^Iujfes,  mit 

45  ber  ber  93erluft  ber  $abe  oerbunben  fein  lonnte  ((Esr  10,  8).  Die  Sannproxts  lourbe 
oon  ber  Synagoge  ausaebilbet,  inbem  fte  jtoei  Stufen  unterf(^ieb,  bas  nidduj  (ä<fOQia' 
jLUjg  SSertreibung,  Sntfemung,  ogl.  änoovmycoydv  notelv  3o  9,  22.  12,  42.  äqx)- 
oiCeiv  St  6,  22),  unb  bas  cherem^  bas  jur  SSertreibung  ben  Sluä^  gefeilte.  Die  Soll^ 
ttredung  bes  Sanns  n)urbe  ein  offtueller  3(it  mit  ausgebilbetem  Stitual,  mö^renb  es 

60  in  ber  ooreatitif^en  3t\i  nic^t  ausgef^bffen  loar,  bag  aiui^  ber  ^rtoatmann  ein  cherem 
oer^gte  (£e  27,  28.  29;  1  3Slal  5.  5).„  Da  bie  Belegung  mit  bem  93ann  mit  ^tx- 
^ud^ung  oerbunben  n^ar,  erflört  [id^  bas  Übergeben  ber  Sebeutung  oon  cherem,  heche- 
rim  äyd^eßia,  dva&ejuatiCeiv  m  ben  Sinn  oon  93erfluc^en  fiber^aupt  {3Jk  14,  71) 
ober  oon  ber  Sinbung  bur^  ein  (5elübbe  (Act.  23,  12f.). 

55  3m  te^nif^n  Sinne  lommt  im  Steuen  Xeftamente  ävd&eim  (nic^t  äva^Efui- 
TiCey)  nur  in  ben  großen  |)aulini[c^en  Sriefen,  unb  jroar  an  fünf  Stellen  oor.  Die  Slrt, 
n)ie  ^4}aubts  \\ä^  bes  9Borts  bebtent,  jeigt,  bah  er  mit  einer  belannten  SSorftellung 
rennet  3i>^^^I  gebraw^t  er  bas  äBort  als  STotum:  dvä^e/m  ioto),  ffno  rlvd&ejiKi 
((ßal  1,  8.  9;  1  Äo  16,  22),   einmal  in  SSerbinbung  mit  3efus  (1  fto  12,  3:  ävd- 

60  »Efia  *Iriaovg),   einmal  oon  fl^  (Äö  9,  3 :  dvdäe/na  und   rov  Xfjiarou),     3n   allen 


XiMtiKno  OttcMfail  496 

btefen  Steifen  ^nbelt  es  fi^  um  ein  rein  teligiöfes  Set^Itnis,  in  bem  ®ott  junt 
^nbeln  aufgerufen  oirb.  3)ie  Ser^naung  bes  Avdlhua  aber  ift  bebingt  unb  ger^t« 
^rtigt  burc^  000  Sei^Iten  bes  bantit  Selegten,  ber  ben  §emt  nfa^t  liebt,  ber  ein 
foIfcQes  (Eoangelium  oerifinbigt,  unb  nt5ge  er  einSngel  oom^^immel  fein  (1  Ho  16,22; 
C&ol  1»  8.  9).  Das  93elenntnis  m  Zt\ü%  als  bem  ^erm  f^IieM  es  aus,  bag  3^M  6 
felbft  als  ävd&£ßia  bejei^net  n)eroe,  b.  ff.  als  einer  ber  oon  Sott  oemi^tet  oorben  ift 
(1  S<o  12,  3).  Sin  ivd^ejua  ind  rov  XgiaTov  ju  iDerben,  b.  1^.  (»getrennt  oon 
Si^jtus  ber  93emi(^tutra  bun^  (ßott  anl^eimjufanen,  ift  für  ben  Slpoftel  religiös  um 
mogli^  {e6x6/i^v  äv,  9t9  9,  3).  (Er  toO^It  ben  feltfamen  Slusbrud  »0^  in  CErinne« 
rung  an  bas  dvd&eua  ber  Sunogoge,  bas  über  ben  abtrünniaen  Saulus  oer^gt  nxirb.  10 

Diefe  Stellen  bemeifen,  oah  oon  ^aulus  Avä^eun  niifi  auf  gSIIe  ber  ®emeinbe* 
Ruc^t  angeioanbt  toirb,  u>ie  bies  tn  bem  f^nagogalen  Srow^e  ber  J^n  loar.  SBeber  bei 
msftogung  bes  Slutf^Snbers.  ber  Seftrafuna  ber  gurer  unb  fonf^en  Sünber,  no^ 
bei  ber  Slufforberung  3ur  SBteberaufnal^me  oes  Sünbers  nimmt  $aulus  Sejug  auf 
bas  ävd&eua,  Sr  forbert  9lusf(^Iug  aus  ber  i&emeinbe  (l^d^nze  x6v  novrindp  1  Ao  16 
5,  13;  ogl.  Dt  13,  6;  9Kt  18,  17  —  naoadovvai  tö>  aaxavi}  —  1  Äo  2,  5;  1  li 
1,  20),  Slusfd^Iug  oon  ben  9(gapen  (1  fto  5.  11)  unb^äBieberaufno^me  auf  (Srunb 
ber  Suge  (2  ilo  2,  2  f.).  (Es  ift  ba^er  unrtc^g,  in  Ubertraaung  bes  fnnaaogalen 
Srauc^  eine  boppelte  gorm  bes  5Banns  bei  ^aulus  va  unterfibeiben.  Die  9la|regeln 
gegen  fittlid^e  Verfehlungen  unb  bie  Ser^naung  bes  dvw%/m  finb  in  feine  Sejie^ung  20 
3u  einanber  gebraAt.  Sie  fielen  oielme^r  in  gerabem  C5egenfa^e.  Dem  nagadovrai  to7 
i^fffi,  mic  es  burq  dvdt^F.fia  oolhogen  roirb,  ft^  bas  jiagadovvai  rrp  oarava  ais 
fAärffte  Seseid^nung  bes  Slusfc^Iuifes  unoermittelt  gegenüber.  Das  ivdihfm  ift  aus« 
((^liegli^  S^u^mittel,  ni^  3u4^^I-  3^  3nterene  (Bottes  o)irb  es  ausgefiirod^en. 
(ßottes  Sa^e  ift  fein  Soluua.  Das  (Sebiet  bes  dvd&ejua  ift  oerengt:  es  rietet  fi^  2& 
allein  gegen  gfreoler  an  (gottes  SBal^^it  unb  Offenborung.  So  übernimmt  ^pkiulus 
dvdf^ejLia  aus  ben  LXX.  Seine  Smoenbung  aber  bedt  ff^  ni^  mit  ber  ^azis  ber 
S^nagoae,  au^  entfpriAt  fie  ben  Sejie^ungen  oon  cherem  nur  jum  Xeil.  Sac^Iic^ 
Sutreffenb  fennsei^net  bies  bie  C&Iof^  bei  (Eu(|erius  (SBotle  S.  146) :  anathema  autem 
maranatha,  sicut  quidam  dicunt,  perditio  in  adventum  dominl.  ao 

Daraus  bflrfte  es  fid^  erüaren,  bo^  in  ber  Slusbilbung  ber  Air^nju^  bis  jum 
oierten  3<^t^unbert  dvdi^ejua  ni^t  teqinif<l^er  Slusbrud  für  SlusMlug  unb  Sann  ift. 
Die  Can.  apost.  oermeiben  es;  fie  gebrauten  xm^igehdoD,  atpoQd^ta&io.  (Ebenfo 
n)trb  es  ni^t  im  Symbolum  Quicunque  oenoanbt.  Dogegen  lommt  es  im  52.  ftanon 
ber  Sqnobe  oon  (Eloira  (305)  gegen  Spötter,  im  29.  ftonon  ber  Spnobe  oon  fiaobi«  35 
caea  geaen  3ubaiHen  (eoxiooav  Avd'&efm  naga  Kgimcß)  oor  unb  loirb  ftünbige  Sann* 
forme!  feit  bem  ytonjil  oon  (E^alcebon  (451),  bie  ganj  allgemein  (Zonaras  ad  Can. 
III  Condl.  in   templo  Sapientiae  S.  263:  6  dvdi^efia  yevd/aevag  nQoexXriQovtai 

rcp  diaß6ko  xai  dvamhjoiv  airtfx;  iavtdv)^  aber  oonotegenb  »iber  Me  Ae^erei  an« 
jetoanbt  n)(rb,  toie  bies  au^  bie  HnaH^matismen  bes  iton^ils  oon  Zrient  unb  bie  40 
poteren  pöpftli^en  Aunbgebungen  bejeugen.  (Es  lommt  babei  ju  leiner  n^iberfpru^s« 
Ofen  ^rasts.  (Einerfeits  o)irb  für  ben  Sannfpru^  obfolute  9Birlung  in  Snfpru^  je« 
nommen,  anbrerfeitsjeine  Sluf^bbarfeit  jugelaffen.  uberbaupt  fehlen  ein^itli(^  %i« 
f^uunaen  über  bie  SQSirlunoen  bes  Slna^ma  unb  über  bie  (ßrenjen  feiner  Snmenbuna, 
über  feine  Stellung  in  ber  Sannffala  ber  fat^olif^n  ftir^,  in  oeren  Slusbilbung  biefe  45 
mit  ber  Synagoge  geioetteifert  ^t.  Den  in  i^r  oonoiegenb  onerlannten  Segriff  um« 
fc^reibt  du  Gagne  (Glossar,  s.  v.) :  Anathema  propria  notione  apud  scriptores 
eoclesiasticos  significare  infliotam  ab  episoopo  vel  conoüio  excommunioationem, 
non  tarnen  quamvis  dxoiycovtjolayf  sed  eam,  quae  cum  exsecratione  et  male- 
dicto  deoernitur.     Seine  Ser^ängung  gilt  als  aeterna  mortis  damnatio.  go 

&.  {^eiurid. 

ünatolittd,  ber  Sllea^anbriner,  $if(&of  oon  fiapbicea.  —  ^dgaben  bed 

Liber  de  ratione  paflchali  uon  A.  Bucherius  in:  de  doctrina  temporam  commentarius  etc., 
Antv.  1634,  439—449;   GaUandi  3,  345—350;  MSG  10,  207-222;  S3r.  Äruf«  in:   «Stu. 
bicn  jur  mittelalt.  (It)ronolo9lc,  1880,  311(316)— 327.    «q(.  Fabricius-Harless,  Bibl.  gr.  3,  50 
401—464.   7,   299  ßq. ;    Jb.  ^^n,    ärorfcöungcn  j.  ©cfcftT^te  b.  ÄanonÄ  u.  f.  10.   3,  1884, 
177—196;  A.  Anscombe  in:  The  Engl.  HiBtor.  Rev.  10,  1895,  615--535. 

Slnatolius  (ogl.  Euseb.  HE  7,  32,  6—20),   ein  in  9t^torif  unb  ^fßtl{affjkf 
9{atunoiffenf(^aften  unb  9Rat^eiiiatif  o)o^lben)anberter  C&ele^rter,  beffen  SBerfe  burq  ben 


486  WmkMM  XttcUbtt 

bodn  entfalteten  9{eiAtum  oon  ftenntniffen  ausgeiei^net  nmren  unb  bem  feine  akaum« 
Mntfd^n  WMxatx  Die  (Srfinbung  einer  S^ule  bet  ari|toteIi|^n  $&uofiqiAie  an« 
oertrauten,  oerliep  feine  Satetftabt  no^  ber  Selaaetung  oon  Stuqium  oiuq  l^eobot, 
ben  ^Ib9emt  bes  (Ballienus  (262),  »ar  eine  3^«  bina  jtoabiutor  bes  8if(9ofs  Zl^ 

5  telnus  oon  CESforea  unb  feit  268  (269)  Sif^of  oon  fiaobicea.  Son  i^  ntnnk  Cu« 
^bius  folgenbe  S^riften:  1.  jtegl  rov  ndoya,  baiaus  (Euf.  ein  giSgetes  Sru^^pd 
(7,  32,  14—19)  oufoeioa^rt  |at  Dec  bteinif^  jefAriebene  Liber  Anatoli  de  ratlone 
paschali,  in  loel^m  fi^  bos  oon  Suf.  citierte  Stiia  finbd,  oirb  oon  Aruf<|  unb  Sns* 
combe  für  une^  gelten  unb  in  bas  6.  3a^unbett  oetfeM,  »fi^enb  ^ifyn  bie  (B^* 

10  ^it  oerteibiot,  unter  ber  Sorausfe^ung,  bag  geoif[e  te^if^-^^onologifqe  XbfurbitCten 
einem  unmtffenben  uber|efeer  bes  6.  Z^^-  aufgebfirbel  »erben.  2.  äQi§ijmocal 
doaymyai  in  10  Sfi(^  (Suf.  7,  82,  20).  (Einige  Sru^ftfide  baraus  in  ben  Theo- 
logumena  Arithmeticae,  ^M^  1^43,  9.  16.  24.  34.  56.  64^  SMger. 

Xttcillon.  —  Srman  unb  9i6cIom,  Memoires  poor  seirir  ä  rhiBtoire  des  r^fugi^ 
isdans  les  ^tats  du  Boy,  8erltn  1782—1792;  ^aag,  La  France  protestante,  l.Sb,  ^rid 
1846,  <3.80ff.;  NouTelie  Biographie  flnSnenüe,  2S3b,  $arii»1859,  <3.  510 f.;  Sieger,  Qkf^t^te 
ber  fran^öfif^en  l^olonie  tn  ^reugen,  «Berlin  1852;  SBki%  Histoire  des  r^fugi^  protestantes 
de  Fnmoe,  1.  9b,  $arld  1853,  ®.  123 ff.;  ißoole.  A  histoiy  of  the  HogueiiotB  of  the 
DispersioD,  Sonbon  1880.  8.144 ff.;  deFelioe,  Histoire  des  protestants  deFranoe,  8.f[uf(., 
ao  2:ouIoufc  1895.  ®.  377  f. 

Die  Samttie  tinrillon,  bem  ^roteftantismus  getreu,  feitbem  SncUIon,  ^rfifibent 
eines  ber  l^ö^ften  (BeriAts^e  granfreii^  im  16.  3a^unbert,  feiner  Stelle  entfagt 
(atte,  um  feinem  eoangellf^n  (Blauben  ni^t  entfagen  ju  muffen,  ^  ber  reformierten 
jUrd^le  eine  9{ei^  ausgejeid^neter  SRänner  geliefert  —    Daoib  Smillon,  llrenlel  bes 

26  oenannten  ^rfifioenten,  Snlel  (Beorgs,  eines  ber  ®rfinber  ber  eoanaelif^en  Ain^  oon 
iRe^,  unb  Sol^n  Stbra^oms,  eines  ausgeteic^neten  3uriften  in  oiefer  Stabt,  ONirb 
17.  ansr}  1617  geboren.  SlaAbem  er  feinen  erften  Unterricht  im  SRe^er  SefuÜen« 
ftoUegium  empfangen,  unb  ben  Semfl^naen,  i^n  Eoqolifd^  ju  mad^n,  »ibiMrainben  ^e, 
ftubierte  er  S^Iogie  ju  (Senf;   er  DerTieJ^1641  ®enf  unb  »urbe  ab  Sfarrer  x^ 

80  aReaus  berufen.  Seine  ScSmmmleit,  feine  SRilbe,  feine  9Bol^It^igIeit  ffir  Sirme  beiber 
jlonfeffionen,  fon»ie  feine  ausgebreitete  (Belebrfamlett  unb  fein  grobes  ^rebigertalent,  ge« 
ipannen  i^m  ni^t  nur  bie  fitebe  ber  ^rote^nten,  jonbem  au^  bie  mol^UDoIIenbe  !U^= 
tung  ber  angefeQenften  Aat^Iilen.  1653  ging  er  ate  ^rebiger  no^  URe^ ;  (ier  ^atte  er, 
1657,  eine  öffentlich  Aonferenj  mit  bem  Dr.  Säbacier,  Suffragan  bes  Sif^ofs  oon 

85  9Re^,  über  bie  Xrabitionen  ber  Air^e :  na^bem  ein  SRond^  eine  oerf&If^te  Delation 
biefer  Untenebung  oeroffentlid^t,  gab  Slmillon  feinen  in  l^iftorifAer  unb  bogmatif^ 
j^infi^t  trefflü^n  trait^  de  la  tradition  (S^an.  1657,  in  4.)  9eraus.  Sr  blieb  ]u 
SReL  bis  tbn  bie  Sleoolation  bes  Sbilts  oon  SZantes  ndtigte,  ^anfreid^  ju  oerkffen. 
(Er  begab  fiA  na^  gfranffurt,  unb  n^urbe  alfobalb  an  ber  ftansofifi^en  Air^  oon  ^nau 

«oangeftellL    $ier   fc^rieb  er  gegen   ben  itarbinal   SiiAelieu   eine  Slpologie   fiut^rs, 


Afar^  gab,  bie  er  bis  an  fein  (Enbe,  3.  6ept.  1692,  oerfoQ.  Das  £eben  garels,  bas 
46  1691  unter  feinem  Kamen  unb  unter  bem  Xitel  L'id^  du  fid^e  ministre  de  J.  C, 
DU  la  vie  de  Ouill.  Farel  (Smft.  in  12.)  erfc^ien,  ift  nur  ein  9lbbnul  einer  oer^ 
ftflmmelten,  fehlerhaften  ftopie  eines  9Ranu|!ripts,  bas  er  Jelbft  ni^t  ju  oerSffentli^n 
geboc^e.  Sgl  Mäanges  critiques  et  litiäraires  recueülis  des  conversations  de 
leu  Mar.  A.,  avec  un  discours  sur  sa  vie  et  ses  derni^res  heures,  oon  feinem 
60  6obn  Aorl  ^ausgegeben,  3.  93b,  Safel  1698,  in  12.  —  Aarl  SlnciOon,  3)aoibs 
aUejter  6o^n.  geboren  ju  9Refe  28.  3uli  1659,  aeftorben  ju  Serlin  5.  3ult  1715, 
9{i4ter  unb  D&eltor  ber  fransoFifc^en  ilolonie,   ^Tftoriograpq  gM^bric^s  I.,    oerbient 

!lier  eine  Siede  n)egen  ber  S^rtften,  bie  er  J^erausgab.  um  oon  polittfd^em  unb  re^- 
i^em  Stanbpunite  aus  gegen  bie  9{eooIation  bes  (B)ilts  oon  SZantes  ju  proteftieren. 
66  Seine  R^fl^dons  poütiques,  par  lesquelles  on  fait  voir  que  la  pers^ution  des 
r^form^  est  contre  les  v^ritables  Int^röts  de  la  France  (ftdin  1685,  in  12.), 
unb  feine  Irr^vocabilit^  de  l'^dit  de  Nantes  (SImft  1688,  in  12.),  gefioren  ^u  ben 
gr&nbli^ften  9Uetten  biefer  Slrt.  Die  oon  mehreren  i^m  jugef^nebene  6<|rtft  La 
France  int^reaste  ä  retablir  l'^dit  de  Nantes  (Slmft.  1690,  in  12),   ift  ni^t  oon 


il^m ;  ogl.  bas  Avertissement  mä)  bei  93orrebe.  93on  großem  3ntere[fe  für  bie  (Se^ 
fqt^e  ber  franjöfil^^reformierten  Aolomen  in  ^reugen,  okjleid^  me^r  im  Xone  eines 
^onegqrüus  ab  in  bent  ber  ^iftorifd^n  (£r55^lung  gefc^rieben,  ift  feine  Histoire  de 
l'etablissement  des  Fran^ais  r^fugi^s  dans  les  ätats  de  S.  A.  E.  de  Brande- 
bourg.  (8erl.  1690,  in  8.).  Seine  übrigen  Sänften  geboren  nid^t  l^ie^et.  —  3^=  5 
f^ann  $eter  Sfnebric^  Slncillon,  Urenlel  bes  ebengenannten  unb  Sol^n  fiubn)tg  ^rriebrid^s, 
ber  1814  ab  ^rebiger  ju  Serlin  ftarb,  tourbe  geboren  1767,  ben  30.  .Slpril;  er  loib^ 
mete  |i^  ber  Urologie,  jeigte  jeboid^  frü^  gf&^ifil^it^n  für  ^iftorif^  unb  pl^ilofop^if^e 
Stubien.  93on  feinen  Steifen  nad^  ®enf  unb  ^om  jurfid^efel^rt,  toorb  er  ab  fran= 
löfij^er  ^rebiger  ju  Serlin  angejtellt.  I)ie  9{ebe,  bie  er  bet  (gelegenbeit  einer  ^Irauung  lo 
Qielt,  melier  ber  ^rinß  ^einrt^,  Sruber  gnebri^  bes  (Sro|en,  bein^obnte,  gemann 
\^m  bie  3uneigung  biefes  Surften,  unb  nmrb  bie  ^te  Seranlaffung  ber  QO^n  (E^ren, 
JU  meieren  Slnrinon  in  ber  golge  erhoben  tourbe.  (Es  ift  l^ier  ber  Ort  ni^t,  feine 
S^riften  über  £itteratur,  (Bef^id^te,  Jpolitil  unb  ^l^ilofopQie  ju  ht\pttä)tn.  9lur  ein 
SBort  möge  oergonnt  fein  über  Die  ^rebigten,  bie  er  in  ber  Air^  ber  r^fugi^s  ju  ig 
Serlin  gehalten  (2  Soe,  1818,),  unb  in  Denen  er  fi^  man^mal  ju  einer  pb^t  ber 
Serebfamleit  erboben  fyxif  bie  an  bie  ausge^ic^netften  SRufter  erinnert;  nur  ^aben  fie 
me^r  eine  pb^^fop^i^^^nbe  unb  allgemeine  Xenbenj,  ab  bag  [ie  oon  ber  Stbel  au$= 
gingen,  um  lie  aus}uleqen  unb  anjutoenben.  SlnriUon  loar  |eit  1810  (Erjiel^er  bes 
ftronprinjen,  (pöter  fiegationsrat,  er  ftorb  ben  19.  Slfnril  1837  ab  Staateminifter.         20 

SttCl^ra,    €  I)  n  0  b  e ,  314.  —     Maiuai  2.  9b    @.  514  ff. ;   9rund,  Canones  apostol. 
et  concU.  1.  X^.,  8crl.  1839,  @.  66 ff.;  ftefele,  (5®,  l.«b,  2.  «up.,  grreib.  1893,  @.  219  ff. 

Sinc^ra,  bas  je^iae  Slngora,  beinah  im  SRittelpunft  (Salatiens  gelegen,  toar  in  ber 
Stömerjeit  bie  Senoaltungsqauirtftabt  Der  ^rooinj  unb  gelangte  ab  fol^e  ju  nic^t  ge^  25 
ringer  Slüte  (f.  ftiepert,  fie^bui  ber  aßen  ©eograpl&ie,  »erlin  1878,  S.  102).  gme 
Zrabition  über  bie  (Entftel^ung  Der  bortigen  CCgnjtengemeinbe  giebt  es  nid^t.  Des^ 
^alb  ift  es  nur  toa^rtc^einlic^,  bab  fie  auf  bie  Xbötigfeit  bes  SIpofteb  Paulus  in 
^alatien  jurfidge^t.  3um  erftenmale  enoä^nt  loirb  fie  oon  bem  anonymen  Slutor  ber 
gegen  bie  SDlontaniften  fc^rieb  (Euseb.  H.  E.  V,  16,  4  ff.  S.  215) :  er  fßttt  in  änqra  .v) 
oon  ber  neuen  ^rop^etie;  bas  ^resbqterium  wat  ber  bas  benad^barte  $^gien  er^ 
regenben  Crfc^einung  entgegen,  in  ber  (Semeinbe  aber  fehlte  es  ni^t  an  folgen,  bie 
peneigt  n)aren,  bie  $rop^eten  anmerfennen.  Sla^bem  bur^  ben  Untergang  bes  SDlaximin 
t.  3-  313  aud^  für  bie  orientaIi|d^e  (T^iltenbeit  ber  grriebe  oSIIig  bergeftelQ  mar,  fanb 
in  Slnc^ra   eine  S^nobe  ftatt,  bie  für  bie  Jtobifijierung  ber  lirc^Ii^  3)b3iplin  oon  iiö 

ipger  Sebeutung  ift.  X)as  3<^^  ift  nt^t  fiberlieferi.  9[us  bem  6.  ftanon  ergiebt 
tc^,  bag  fie  lurj  na^  bem  OFterfefte  abge^Iten  Q)uroe,  unb  ba  i^e  Sef^Ififfe  bie  burc^ 
bie  Verfolgung  gef^c^enen  93er^altniffe  orbnen  follten,  fo  ^at  bie  ^errfd^enbe  Snna^me, 
bog  fie  in  bas  erfte  3a^r  bes  griebens  föllt,  alle  9ßa|rfAeinlid^feit  für  fic^.  3)ie  erften 
9  ftanones  regeln  bas  Verfahren  gegen  bie  in  ber  Verfolgung  (gefallenen  geiftlid^en  40 
unb  n>eltli(^en  Stanbes.  Von  ben  übngen  16  ftanones  jinb  bemerlen$n)eri  ber  10.,  ber 
bie  Verheiratung  ber  !Dia!onen  sulSgt,  fofem  fie  bei  t^rer  9Bei^  bie  Slbfic^t.  in  bie 
C^e  3u  treten,  erllärien,  ber  13.,  ber  ben  CE^orbij^öfen  bas  Stemt  en^ie^,  ^resbqter 
unb  ^ialonen  ju  toe^en,  ber  18.,  ber  erlennen  lögt,  baj}  ber  ueinaftattfc^e  (Epiflopat 
geneigt  mar,  unter  Verlegung  bes  SBa^lrec^ts  ber  ®emeinben,  Sifd^5fe  ju  ernennen,  45 
babei  aber  nic^t  feiten  an  bem  SBiberfjmid^  ber  (ßemeinben  fdbeiterie;  Denn  er  oerfügt, 
bag  Sifc^ofe,  bie  für  eine  (gemeinbe  ernannt  n)aren,  oon  i^r  aber  nid^t  angenommen 
iDurben,  fid^  ber  9lbfi^t  ju  enthalten  ^ben,  fic^  irgenb  loo  anbers  einjubröngen :  fie 
follen  ©lieber  bes  ^resbqteriums  bleiben,  Dem  fie  obiger  angel^5rien. 

Sa  bie  Sefc^lüffe  oon  Slncqra  in  bie  alten  firAenred^tlic^en  Sammlungen  auf«  50 
genommen  n)urben,  fo  mirlten  fie  no^  auf  bie  mitteblterli^e  9{e^bbiG)ung.    ^ancf. 

Snbai^t  ift  bas  Slufmerien  bes  SRenf^en  auf  ben  (Bott,  ber  fi^  i^m  offenbari. 
9Bir  finb  anböd^tig,  mtm  uns  ber  Sinbrud  ber  äBtrOi^Ieit  <&oltes  fo  übermö^ttg  toirb, 
ba^  mix  ftill  merben  unb  bei  bem  Hnoer^leiAlü^n  oenoeilen.  3Ber  in  ber  9leligion 
lebt,  ift  auc^  baoon  überjeugt,  baj}  bie  äBalliiQleit  (Sottes  irgenbn)ie  an  i^n  |ieranlommt.  55 
(Er  gefte^t  ft^  oiellei^t  ein,  baj}  er  fie  anberen  nic^t  nac^ioeifen  lann.  Slber  er  felbft 
ift  beffen  gemij},  baj}  es  il^m  gegeben  ift,  fie  }u  erleben. 

9(eat*(Sriic9Ctop&bie  fflr  Xfftolo^it  unb  i^ir^e.  8.  «.  I.  32 


498  Sttkoi^t 

Durc^  ein  fold^es  Crlebnis  iDÜrb  bie  Snba^t  in  reIigio|eni  Sinne  begtiinbet.  Da« 
burc^  n)irb  fie  au^  oon  bei  aft^tif^en  unb  fitfli&en  Snegung  unterblieben,  bie  eben« 
falls  bisn)etlen  Slnba^t  genannt  n^eioen.  ftant  3.  S.  (Religion  innerhalb  u.  f.  m,  Siertes 
Qi&df  Slllgem.  Slnm.)  nennt  ,,bie  SBiifung  bei  moralifAen  3bee  fubjeltio  betra^tef 

6  Slnbac^t.  (Ebenfo  \vt\äii  man  r>on  einer  tlnbac^t  im  (Senug  bes  S^nen  unb  (Erhabenen 
in  9latur  unb  Aunft.  (gerechtfertigt  iDirb  bas  nic^  nur  bun^  ben  urfprfigli^n  (Sinn 
bes  äBortes,  bas  ein  geiftijes  Senoeilen  bebeutet.  (Es  ift  oielme^  jujugeben,  bag  biek 
Sorgönge  au^  bes^Ib  mit  ber  religidfen  Slnba^  sufammengefa^  xomtn  lönnen,  loetl 
ber  9Renfd^  auc^  in  i^nen  fi^  oon  bem  (Eo^^en  ergriffen  unb  Aber  ben  Serle^r  mit 

10  bem  Snblic^en  unb  Sergänplimen  erhoben  ffi9lt.  3n  oiefelbe  9lei^  ge^rt  aui^  bie 
Eingabe  bes  gorjc^ers  an  bte  fittli^  Slufgabe.  9Bir  ^aben  leinen  (Srunb,  es  a^ulej^nen» 
n)enn  bas,  was  ber  9Ren(d^  in  biefen  brei  9{i^tunaen  fiA  innerli^  ju  eigen  ma<^,  mit 
bemfelben  9lamen  benannt  loirb,  mit  bie  bemühte  Setpfittgung  ber  ^Religion.  Denn  wh 
mfiffen  uns  freuen,  n)enn  alles,  toas  ben  3Renf$en  über  dos  tierif^  Beben  erl^ebt,  m5g< 

15  lic^ft  emft  genommen  loirb.  (Es  ift  noc^  ein  anoerer  (Srunb,  ber  uns  auf  bem  Stanbpuntt 
ber  ^Religion  oerpflic^tet,  bas  alles  mit  ber  Slnba^t  in  religiofem  Sinne  unter  einem  be« 
ftimmten  (ßeftc^tspunit  jufammenjufafTen.  ^woot  aber  muffen  mir  ben  Unterf^ieb  ^< 
oor^eben,  ben  mir  ni^t  oenoif^en  laffen  bfirfen.  Der  Unterf^ieb  aber  ift  ber,  bag  bie 
religiofe  Slnbad^t  nid^t  nur  bei  bem  (Emigen  oenoeilt,  fonbem  bei  einem  SBefen,   bas 

20  im  (Emigen  lebt,  aoer  auA  in  unferer  Sxijtenj,  mie  in  allem  ^tiäxAtn  bie  ent« 
f^eibenbe  URa^t  ift  unb  aues,  mas  ba  ift,  (einem  SBirfen  unb  feinem  (Enbjmed  ein« 
orbnet. 

Dtefes  äBefen,  ber  lebenbtge  (Sott,  ift  nun  aber  in  ber  na^meisboren  SBirfli^feit, 
bie  bas  menf^IiAe  SemuMfein  in  allen  3nbioibuen  in  berfelben  SBeife  eneugt,  nic^t 

26  JU  finben.  3n  btefer  SBirlTU^ieit  tritt  bas  3^ÜIi^  unb  (Emige  auseinanber.  i>as  äBefen, 
in  bem  beibes  geeint  ift,  ift  jenfeit  biefer  9BeIt  (Sott  ift  flbenoeltli^.  Desbalb  ^t 
alle  religiofe  Slnba^t  bie  Xenbeiu  jur  9Belt(Iu^  unb  gebt  babei  leimt  in  bie  3rre. 
Denn  ber  äBelt,  bie  bas  (Erjeugnis  unferes  eigenen  lebenbtgen  SBemugtfeins  ift,  lonnen 
mir  nU|t  entrinnen.    3Bo  mir  lelbft  finb,  ba  ift  bie  9BeIt    Der  SRenf^  ber  jenfeit 

90  biefer  SBelt  (Sott  m  erfaffen  fu^t,  oerfu^t  alfo  bas  Unn%Iid^e.  9Benn  er  i^n  gefunden 
}u  ^en  meint,  qat  er  bod^  n{qts  roeiter  ergriffen,  als  einen  Zeil  ber  9BeIt  ober  bie 
i^rer  anfc^auli^en  Seftimmt^it  entfleibete  mogliqft  abftraft  aefa|}te  9BeIt.  Die  3[n= 
bac^t,  bie  aus  biefem  oerirrten  93erlangten  na^  bem  ilbermeltliqen  (Sott  entfielt,  ift  bie 
SR^ftil.    Slber  äRenfc^en^  bte  fi^  mit  ber  oergebli^en  Slnbac^t  ber  HRnftil  abmü^n, 

36  bemeifen  boc^  in  oielen  t^rer  mgerunaen^  bah  M  an  i^nen  bie  SSerJ^eiBung  3^^  2^» 
13—14  erfüllt  ^at.  9Bas  fie  als  SDc^fttier  fi^  felbft  erringen  mollten,  ift  i^nen  als 
emften  uno  treuen  URenf^en  gegeben  morben. 

Der  fibenoeltlic^e  (Sott  lann  oon  bem  SRenJc^en  nur  gefunben  merben,  loeil  er 
[elbft  bem  9Renf^en  na^e  iommt,  inbem  tcM  rfym  offenbart.    (Er  offenbart  fi(^  i^m 

40  m  ber  befonbem  äBeltftellung  eines  jeben,  alfo  in  ber  Süirilic^Ieit,  bie  jebes  menfc^Iic^ 
3nbioibuum  für  fi^  allein  $at.  9lur  fofem  (Sott  fic^  barin  t^atföc^Iic^  offenbart,  !ann 
ber  9Renfd^  (Sott  finben  unb  aisbann  aud^  bie  Spuren  biefes  (Sottes  in  ber  obfeltioen 
9BirfIic^!eit  erlennen,  in  ber  er  mit  allen  SRenfqen  ^ufammentrifft.  Desl^alb  loll  ber 
URenf^  nic^t  burc^  feine  Slnba^t  (Sott  in  feinen  Seretc^  jie^n  mollen.  Seine  vlnbac^t 

46  foll  ni^ts  anberes  [ein  als  bie  SBilligleit  auf  ben  (Sott  5U  ^oren,  ber  fic^  i^m  jumenbet. 

Butler  fc^ärft  oem  (£briften,  ber  fic^  nad^  religiofer  Slnba^t  fe^nt,  bas  (Segenteil 

beffen  ein,  mas  Die  SR^ftil  oorfqreibt.    (Er  oerlanat,  man  folle  barauf  fe^en,  bag  bas 

^erj  3U  fi^  felbjt  lomme  (ogl.  „(Ein  ett^ältige  2Beife  ju  beten"  1534  C.  3(.  23,  235). 

Sott  offenbart  fn^  uns  in  ber  SBelt,  bie  {eber  für  \x4  (elbft  bat,  in  unterer  eigenen 

50  (Exiftenj.  (Er  offenbart  fid^  alfo  jebem  auf  befonbere  SBetfe.  X)es^Ib  ^aben  mir  nic^t 
ein  SBtffen  oon  (Sott,  fonbem  (Stauben  an  ®ott,  alfo  perfonlic^e  Überjeugung,  beren 
3n^alt  nic^t  mie  eine  Sla^ri^t  meitergegeben  merben  tann,  fonbern  oon  jebem  (Einjelnen 
für  \xi)  gemonnen  merben  mug.  Diefe  ^,  mie  (Sott  \\i)  uns  offenbart,  meift  uns  ben 
3Beg  ju  mir!Ii(^er  SlnbaAt.    9Bir  muffen  ja  (Sottes  Offenbarung  an  uns  felbft  oer- 

56  nehmen,  menn  mirflicbe  Slnbac^t  in  uns  entfteben  foII.  Dann  erhalten  mir  alfo  nic^t 
bie  SBeifuna,  baj}  mir  bie  Slnffnrü^e  unferer  Umgebung  als  etmas  fiöfti^es  abmeifen 
foHen.  Unfere  natürlichen  SSerbinbungen  mit  ber  SBelt  follen  im  (Se{;entetl  bie  9leroen 
eines  moglid^ft  intenfioen  inneren  fiebens  merben.  3(us  ber  3BeIt,  m  bie  (Sott  uns 
geftellt  ^at,  quellen  uns  bie  oerborgenen  fträfte  ju,  bie  uns  für  eine  jenfeitige  3uiunft 

(x>  gefc^idt  machen  unb  jum  (Erfaffen  bes  Unfic^tbaren  befähigen.  9lic^t  in  fünftli^er  Ser« 


«liiMt  499 

etnlamung,  fottbern  in  ber  inbioibuell  bur^Iebten  iDirlli^en  9Belt  finben  wxx  bie  X^at^ 
fachen,  in  benen  bie  leife,  allmöc^e  ^anb  (Sottes  uns  anfogi 

1)05  3Bort,  büg  anbä^tig  f^tDärmen  leider  fei  ab  gut  Rubeln,  mirb  bis^ 
iDeilen  jur  ^erobfe^ung  ber  9{eIigion  oenoenbet.  Som  Stonbpunit  bei  Sieligion  ift 
barauf  3U  ertDibem,  bag,  n)er  fd^n)annt,  über^upt  niAt  onbäAtig  ift.  (Ein  energielofes  6 
ZrSunten  ift  mögli^ft  Derfd^ieben  Don  uHi^r^iget  Slnba^t.  Stn  3ufonimenfajfen  unferer 
iDtifli^n  Öxiftenj  tn  emfter  SelbftbefmnunQ  bringt  uns  ju  (Bott.  aber  nimt  ein  3^^' 
fliehen  in  übertDallenben  (Seffi^len.  äBo^l  tft  ffir  ben,  ber  fie  fennt,  bie  wit>ai)i  ber 
^5($fte  (ßenuj},  aber  fie  ift  Ji^leid^  bie  ftörifte  Spannung  ber  perfbnli^en  (Energie,  in 
tneli^er  bas,  toas  fonft  bent  SDcenfAen  fioer  oen  Hopf  ju  toa^fen  pflegt,  nieberae^alten  10 
unb  übenounben  loirb.  Um  anb&mtig  ju  fein,  muffen  oir  uns  aus  ber  3^^uung 
fammeln,  mix  follen  im  itömmerletn  beten,  über  in  bas  Aämmerlein  Jolf  ni^t  ein 
Statten  gelten,  fonbem  ber  SRenf^  mit  Sfleif^  unb  Slui  Sin  aufri^tig  erfaßtes, 
m5gli(^ft  georbnetes  Silb  unteres  Bebens  muffen  n»ir  mitjubringen  fu^n,  n^enn  otr  uns 
(&ott  no^en  wolkn,  Dem  Slufric^ti^en  lä^t  es  (Sott  geliimen.  3)enn  gerabe  in  bem,  iß 
n)as  mit  uns  aufrichtig  als  bie  SBirlliAIett.  in  ber  mix  jte^en,  oergegemofirtigen,  ift 
immer  bas  enthalten,  toas  in  ber  Stiue  innerer  Sammlung  fiber  aues  anbere  em< 
porfteigt  unb  uns  ju  ber  Offenbarung  n)irb^  in  ber  ®ott  ju  uns  rebet. 

Dann  ge^  aber  ber  SBea  }u  n)a]^^afttger  Snba^t  burc^  bas  (Beoiffen.  Denn  ein 
aufrichtiges  Srfaffen  unferer  eigenen  SBirlli^ieit  gelingt  uns  nur  bann,  toenn  mit  felbft  ^ 
Don  bem  fittliAen  (&ebot  erfajgt  jinb.  Der  SRenf^  mug  oeme^men,  loas  er  t^un  unb  fein 
[oll,  um  toa^rnaft  ju  fid^  felbjt  ju  lommen.    (&rft  n>enn  loir  bie  ftlai^it  oes  Seu)u^« 
feins  eneid^t  Qaben,  bie  in  einem  regen  (Beipijfen  befteM.  lönnen  lotr  au^  ben  loirlli^n 
Se^alt  unferes  £ebens  n)a^mebmen.    3ft  aber  biefe  Sebingung  erfflllt,  fo  mith  mä) 
jeber,  ber  in  fittli(^er  (Bemeinfqaft  fte^t,  bemerfen,  oag  in  Jetnem  fieben  eine  jenfeitige  25 
Wlaö^i  3u  feinem  $eile  maUtt   (Er  ftögt  fi^rli^  auf  X^otfaAen,  bie  in  ibm  Das  Ser» 
trauen  entfte^en  laffen,  bag  bas  (Bute  uRa^t  ^.  Silben  au^  bie  SBa^me^mungen,  bie 
bies  SSertrauen  begrfinben,  ein  lei^  jerreigbares  (ßeoebe,  in  oen  9Romenten  il^rer  Araft 
enthalten  fie  boc^  oen  ^intoeis  auf  ein  unfi^tbares  unb  unbegreifli(^s  Sgens  unb  in 
ben  9Romenten  innerer  Sammlung  geben  fie  ben  (Bebanlen  bie  Stiftung  nac^  oben.  ^ 
9Bas  ein  9RenfA  an  fittli^er  Xü^tigleit,  an  fiiebe  unb  Xreue  in  feinem  fieben  erfahrt, 
^afft  i^m  ben  3ugano  ^u  (&ott.    mit  fiel^re  Aber  (Sott  bleibt  i9m  ein  toter  Su^« 
tabe,  bis  i^m  {ene  Snabrungen  eine  Siebe  (Bottes  mit  l^m  felbft  geu)orben  finb. 

9Bo  toirflic^  c^rijtiicbe  (Semeinbe  ift,  finb  biefe  (Erfahrungen  reid^IiAer  unb  beut» 
lieber.  93or  allem  gipfeln  [ie  f^liepli^  in  bem  (Einbrud  einer  fledenlofen  unb  unbe«  35 
5U)inglic^en  fiiebe.  9Bas  mvt  an  (E^riftus  unb  feinen  ^eiligen  erleben,  lann  uns  ben 
(Sebanfen  auf3n)ingen,  bag  i^r  (Sott  lebt.  (Einem  logif^n  3^onge  unterlieaen  toir  babei 
freili^  ni^t.  Die  Offenbarung  (Sottes  ISgt  fi^  nt^  in  bas  Serfte^n  eines  Semeifes 
auflBfen.  3Bir  erleiben  babei  oielme^r  bie  (Senmlt,  bie  oon  (Sott  ergriffene  IDlenfcpen 
über  uns  gen)innen.  3n  ber  (E^rfur^t  oor  9}erfonen,  in  benen  bas  (Sute  9Rad^t  unb  ^ 
fieben  ^t,  toirb  unfer  3ii'^if^ln  unb  9Biberftreben  flbenounben.  3^r  Dojein,  bas  in 
i^nen  oenoirtlic^te  (Sute,  n)edt  in  uns  bie  SSorftellun^  einer  jenfeittgen  uRad^t.  Unb 
jte  felbft  sengen  baoon,  bag  fie  burc^  (Sott  finb,  toas  fie  finb.  9Iber  menn  uns  in  ber 
S^urcQt  oor  ber  fittlid^en  (Sfite  oon  ^erfonen  ber  (Sott  biefer  ^erfonen  eine  9Birilic^^ 
lett  loirb,  fo  oolbje^t  Jic^  in  biefem  Sorgang  au(^  unfere  eigene  freie  (Entfd^eibung  für  ^> 
bas  (Sute.  Die  Offenbarung  als  innerer  SSorgang  i]t  Glaube  unb  Sinnesanberung,  Cr« 
lebnis  unb  Ü^t.  Zn  einem  9Roment,  ber  oöllige  untenoerfuna  unb  freiefte  Cr^ebung 
bes  (SeiFtes  äUfjleic^  ift,  empfanaen  toir  bie  Offenbaruna.  t)iefelbe  X^tfaAe  aber,  an 
ber  mix  ber  SBuIli^feit  (Sottes  inne  »erben,  totrb  uns  oann  juglei^  eme  Aunbgebung 
biefes  (Sottes  an  uns  felbft.  60 

Das  SJenoeilen  bei  bem  (Sott,  ber  in  lolAer  SBeife  in  unleugbaren  oon  uns  felbft 
erlebten  3:^atfa^en  ft(^  uns  bejeugt,  ift  ünbac^t.  Die  no^  fo  an^ltenbe  Setra^tung 
oon  9Borten  unb  fiel^ren  anberer  ift  ni^t  9nbo6t.  SBorte,  in  oenen  9Renfäen,  bie 
oor  (Sottes  Slnaeficbt  ftanben,  bas  toas  fie  oema^men,  ausgefprod^en  ^aben,  finb  ein 
unf^ö^bores  SRittel  jur  9lnba^t.  Sie  lönnen  uns  harn  bienen,  loie  fiut^  es  aus«  ^ 
brüdt,  bei  uns  felbft  ein  geuer  ansufc^lagen.  9lber  barin,  bag  toir  folc^en  Porten  na$« 
finnen.  unb  bas,  n)ooon  [ie  reben,  uns  oor^uftellen  fu^em  befte^  bas  gf^uer  nid^  Die 
Offenbarung  (Sottes,  Die  uns  Jelbft  gilt,  finben  mn  nid^t  in  Sßorjtellungen,  in  benen 
ficQ  bie  (Erlebniffe  anberer  befeftigt  ^aben,  fonbem  in  unleugbaren  Seftanoteilen  unferer 
eigenen  (Exiftenj.  tio 

32* 


500  XtiMt 


9Bic  aber  bie  Slttboät  aus  bem  (Erlebnis  ber  Offenbarungjgottes  entfielt,  ]o  toirb 
ibie  3Irt  unb  i^r  Sn^olt  our^  bas  be[timittt,  nxts  (Sott  5um  SRenf^n  reoet  3ft  uns 
Ilar  geiDorben,  baj}  bos,  idos  (ßott  uns  faoen  iDtll,  oni  beutItcUten  bortn  ausgebrQidFt  ift, 
bag  uns  bie  ^erfon  3^jN  gegeben  ift,  fo  beginnt  unfere  ^nbad^t  in  (E^rfurc^t  unb  gipfelt 
6  in  DanI,  S^eube  unb  ^ebe.  X>tnn  wenn  mir  biefe  Si^atfa^e  unb  unf^e  ganse  burc^ 
bieje  3:^at|Q^e  geiennjeic^nete  £age  als  ben  Slusbnu!  beffen  oerfte^n.  loas  (Sott  uns 
fagen  mill,  Jo  ffl^Ien  mir  uns  oon  einer  £iebe  umfangen^  bie  uns  oöllig  bemfitigt  unb 
uns  tounberbar  oergiebt.  Deshalb  ift  an  jene  Biegungen,  m  benen  mir  bas  SBort  (Sottes 
aufnehmen,  immer  bie  (Erinnerung  an  unjere  eigene  fittlid^e  Serberbnis  geheftet.    I)ie 

10  aus  biefen  beiben  Duellen  [trömenben  (Sebanlen  ge^en  in  ber  Slnba^t  bes  (I^riften 
jufammen.  ^uf  |ie  ^orc^en  mir  in  [tiller  Sammlung,  menn  (Sott  felbft  uns  bur^  feine 
Offenbarung  anba^tig  gemalt  ^t.  £ut^er  |agt,  in  fold^en  (Sebanlen  (»rebige  ber  ^.  (Seift. 
Sliis  i^nen  meinte  er  me^r  ju  lernen,  als  aus  oielem  Stubieren.  Soldbe  9lnba^t  eines 
Qi^riften  ijt  Jic^erlic^  lein  meuoerpeffenes  XrSumen,  fonbem  bie  ^dd^fte  itlar^eit  bes  93e> 

16  mu|}tfeins  über  bie  eigene  SBirflt^Ieit. 

Slber  titn  meil  fie  bies  ift,  (at  bie  9lnbaAt  bo^  nic^t  i^r  3iel  in  ber  Aontem» 
f)Iation  i^rer  (Sebanfen.  3Bie  "iebe  Steigerung  bes  Semugtfeins  um  bie  eigene  WHid- 
tid^feit  ^ai  [ie  i^r  natürli^es  3iel  in  einer  Suiregung  bes  SBoIIens.  Das  (Erlebnis  ber 
Of[enbarung,  in  bem  bie  Slnba^t  entf^nrinat,  entölt  aui^  bie  eigene  (Entf^ibun^  unferes 

20  SBtllens  für  bas  (Sute.  Dur(^  biefe  Sntfd^eibung  fommt  fiic^t  unb  Orbnung  m  unfere 
SBorftellungen  oon  unferer  mirfli^en  (Exiftenj.  3e  ftiüer  mir  aber  auf  bie  Offenbarung 
(Sottes  Igoren,  befto  bebeutfanter  merben  uns  bie  befonberen  Sejie^ungen  unferes  Bebens. 
3(us  beibem  jufammen  aber,  aus  ber  Iroftigen  (Entfc^eibung  für  bas  (Sute  unb  aus  ber 
lebhaften  (Empfinbung  für  bie  Sebeutfomleit  unferer  tnbioibuellen  Sage  tni]tt^i  bas  Se^ 

25  mu^tfein  unferer  ^fli^t.  Das  bränat  uns  jum  ^anbeln.  3n  ^Öfcd  unb  ^beit  ge^t 
ba^er  bie  Slnba^t  aus.  3l^re  SSoIIenoung  ift  eine  X^tigfeit,  bie  bun^glü^t  ift  oon  ber 
(Erinnerung  an  i|ren  ^eiligen  Urbrung  unb  barin  einen  Sc^u^  finbet  gegen  URigerfoIg 
unb  93er!ennung.  Die  banibare  ghfeube,  bie  bas  berufsmaj}ige  Sn^un  bes  (E^riften  be« 
gleitet,  ift  ein  geijtiges  Sanb  jmifc^en  i^m  unb  bem  lebenfpenbertben  (Sott.    Darin 

ao  ningen  bie  Srlebniife  ber  Slnbamt  fort. 

9Benn  aber  bie  Slnba^t  nimt  biefen  Slusgang  in  berufsmäßiger  X^ätigfeit  geminnt, 
0  muffen  älnregungen,  bie  ber  äuenf^  empfangen  ^e,  oeriommen.  3e  mertooUer  aber 
olc^e  erftidten  Aeime  maren,  befto  größer  ift  oer  Araftoerlujt.  Deshalb  bient  nid^ts  fo 
e^r  boju,  ben  9Renf(^en  aussu^^Ien  unb  innerlich  511  oemtci^ten,  als  bie  Slnbac^t,  bie 

35  ^nreaung  unb  (Senuß  bleibt  unb  nic^t  ^ai  mirb.  Son  biejer  fittlic^  entneroenben  (Se^ 
malt  ber  ^Religion  ift  ber  9Renf(^  überall  bebro^t,  mo  bie  9lnba(^t  ni^t  aus  ber  befon^ 
beren  bem  (Einjelnen  felbft  ju  teil  merbenben  Offenbarung  ermac^ft,  fonbern  auf  bie 
Kontemplation  überlieferter  ^orfteüungen  angelegt  ift,  mie  im  Aat^oli^ismus^  !benn 
hcüb^x  mirb  ber  ^Religion  pemaltfam  eine  Sprm  gegeben,  bie  ben  natürlichen  Übergang 

40  in  berufsmäßige  X^ätigiett  ^inbert.    Der  93erle^r  mit  SRenfc^en  unb  bie  Slrbeit  merben 


bann  notmenbtg  als  eine  Unterbrechung 
men  ift  aber  alles,  mos  i^n  oon  (Sott 


bes  SJerfe^rs  mit  (Sott  empfunben.  Dem  grom= 

fc^eibet,  eine  fiaft.  Sei  jener  2luffaffung  ber  9In= 

bactjt  mirb  alfo  bas  £eben  in  ber  SBelt  burc^  bie  9ieligion  nid)t  gehoben  unb  ni^t  mit 

ben  Aröften  bes  (Emigen  burc^brungen,  fonbem  entmertet.    SBenn  ba^er  bie  in  rein 

45  lat^olifc^en  £anbern  auf!ommenbe  älufflärung  oon  einer  furchtbaren  geinbfc^aft  gegen 
alle  9ieli^ion  erfüllt  3U  fein  pflegt,  fo  ift  bas  nic^t  immer  eine  (Erfc^einung  bes  Söfen, 
fonbem  ftc^erlic^  oft  eine  Slufle^nung  bes  gequälten  (Semiffens.  Der  3Renf^  !ann  als 
3Rtn\ä)  nur  leben,  menn  er  in  ber  berufsmäßigen  X^tig!eit  feinen  3ufammen^ang  mit 
bem  (äoigen  erfahren  unb  bes^alb  mit  ganzem  freiem  ^erjen  an  fie  fi^  Eingeben 

50  barf.  Sine  9{eligion,  an  ber  er  bemerlt,  baß  fte  i^m  ober  anbern  bas  oerfflmmert,  !ann 

ibm  ba^er  leicfjt  als  ein  Seinb  bes  £ebens  erfc^einen  unb  muß  bann  bas  Sefte   in 

i^m  3um  SBiberftanb  reijen.    äl^nlic^e  (Erfc^einungen  begleiten  aber  natürlich  aUe  Or« 

loboxie  b.  %  lebe  Sluffaffung  ber  Sieligion,  bie  bie  Offenbamng  in  einer  ^ottlic^en 

ie^re  finbet.    mk  SiicQtungen  ber  mobemen  eoangelifd^en  X^ologie  finb  bann  einig, 

55  baß  in  biefer  Sesie^ung  ^^ler  ber  lirc^lic^en  äiertretung  bes  (E^rijtentums  oorliegen, 
bie  es  mitoerj^ulbet  ^aben,  baß  bie  ^ö^er  (Sebilbeten  in  fo  mettem  Umfang  auc^ 
bem  eoangelifqen  (E^riftentum  entfrembet  finb.  SIber  barüber  ^inmeg5uiommen  giebt 
es  nur  einen  3Beg.  (Es  muß  rücf^altlos  oon  ber  Airc^e  oer!ünbigt  merben,  baß  für 
jeben  SRenf^en  bie  Offenbamng  ®ottes,  an  ber  fic^  ma^r^aftige  9lnbac^t  entsünben 

Go  fann,  nichts  anberes  ift  als  X^jac^en,  bie  er  felbft  als  smeifellofe  Seftanbteite  feiner 


Xttbai^t  Ünitti,  3aIo6  501 

eigenen  Gxijtenj  fie^t  unb  mS)i  crfl  in  ort^oboxem  Sinne  5U  glauben  braucht.  3|t  es 
uns  gegeben,  bie  ^^er|on  3^fu  als  eine  fol^e  !£^atfa4e  ju  fe^n,  fo  lönnen  mit  (£^rt|ten 
roerben  unb  in  ber  8lnba(^t  eines  (Sänften  bie  änfönge  eines  feiigen  fiebens  empfangen. 
6on|t  lönnen  mir  es  eben  ni^t. 

OTittel  3ur  3lnbaAt  ift  oor  allem,  baft  man  bas,  roorin  man  bie  Offenbarung  (Sottes  5 
gefunben  ^t,  ^eilig  plt  unb  es  in  i:>anl  unb  Sitte  oerwertet.    2Bir  bringen  nic^t 
burc^  3u  mirili^er  mba^t,  toenn  toir  ben  9{eid^tum,  mit  bem  (Sott  unfet  fiefien  aus» 
aejtattct  ^at,  nic^t  erlennen  ober  i^n  oergeuben.    SDber  ein  aufeerorbentli^  loic^tiges 
uRittel  jur  ^nbac^t  ift  au^,  bag  man  fi^  bur^  eine  3u[ammen^nqenbe  berufsmäßige 
airbeit  ber  3^x]ixtmm  entreiW.    Die|e  Äonjentratton  ift  eine  geiftige  SSorftufe  ber  10 
Selbftbefinnung,  bie  auein  in  oer  Slnba^t  ooll  eneiAt  rotrb.  SBer  ni^  arbetten  lann, 
roirb  aud^  nic^t  beten  lönnen.    3^  ^^¥  ^^^  ^^^  Slroeit  ben  aanjen  uRenfAen  in  ^n- 
fpruc^  nimmt,  befto  nö^er  [tdU  fie  bem  religiofen  Crlebnis.    !Das  ift  oor  auem  ba  ber 
gall,  u)o  ber  SRenf^  mit  Ilarem  ffieroiffen  feine  3li*ett  als  einen  JBeftanbteil  feiner 
fittlid^en  Slufgabe  erfaßt.    9Iber  in  geringerem  IRaße  finbet  ettoos  ^nlid^es  au^  in  15 
ber  roiffenf(l^aftli(^en  unb  fünftlerif(^en  I^Stiglett  ftatt,  m  ber  rejttrtioen  foroo^l  roie  in 
ber  probuttioen.    Denn  au^  bobei  lommt  es  ju  einer  eigentümli^en  Sammlung  bes 
ganjen  3RenfAen  in  (einem  X^un.    Dabur^  toirb  alfo  ebenfalls  ber  Spra^gebrau^, 
bas,  ©as  beruRenf*  m  biefen  Stic^tungen  feines  Beioußfleins  erlebt,  SlnbaÄt  3U  nennen, 
erflärt.    (Enblic^  finb  uns  ein  unf^ö^bares  aWittel  ber  anbad^t  bie  3«U9«#  ^^^n  bem,  20 
was  fromme  9Kenf(^en  in  ibrer  anbackt  erlebt  unb  ertannt  ^aben.    Diefes  SRtttel  ift 
mx  (Entjünbung  bes  gfeuers  tn  uns  felbft  fo  unentbe^li^,  baß  barin  eine  (Entfi^ulbigung 
für  biejenigen  gefunben  roerben  lann,  bie  ben  Sebraud^  bes  SRittels  mtt  oem  !5w^d 
oenoec^feln.  ®.  «^ertmatttt. 

Slnberfon^  Hat»  (^nbrea  fiorenj),   f.  Suftao  SBafa  unb  bie  9{eformation25 
in  Sc^roeben. 

Stnbrcä^  3ölob,  geft.  1590.  —  3)lc  ^auptqucUc  bleibt  immer  noti^  bie  @c6rift 
feinet  (£nfeld,  Joh.  Val.  Andreae,  Fama  Andreana  refiorescens  sive  Jacobi  Andreac 
WaiblingeDsis  vitae  etc.  recitatio.  Argentoratd  1630.  ^arin  auc^  eine  9ln}a^i  Briefe  grölsten« 
teils  uon  i^m.  «Inbcre  in  görftmann,  ^leuc  SWitteilungen  »b  7,  ©cft  3,  @.  78  ff  unb  fonft  30 
vielfach  jcrftreut.  Seine  fontorbiftifc^e  ^^fttigleit  ift  in  Spejialarbetten  getoürbigt  »orten 
v»on  3o^annfen  S^tli  1853,  öon  X^.  ^reffet  in3b3:^  1877  unb  in  ben  bie  Äonlorbienf ormcl 
(f.  b.  9t.)  betreff.  9lrbeiten;  C^enle  in  9lb©.  ©ine  ©iograp^ic  fe^It.  Ungenügenb  ift  bie 
iejjte  3ufammenfaffung  bc8  Sefannten  bei  Wl.  3rittbogcn,  3al.  ^Inbrcae,  ber  SSerf.  ber  Äon* 
forbicnformel.    ©ein  fieben  unb  feine  tbeologifdftc  ©cbcutung.  ^agen  u.  ßpj.  1881.  35 

3alob  Slnbreö,  ber  lut^erif^e  I^eolog  unb  ftonlorbienmann  bes  16.  3ö^^^5.,  ift 
geboren  ben  25.  SRöig  1528  in  SBaflilingen.  Sein  aus  bem  gtSnlifd^n  (ex  Mico- 
lau  in  ditioiie  episcopi  Eistettensi  b.  ^.  SRödenlo^)  ftammenber  SSater  3ötob  (Enbriß 
wax  S^mieb,  ba^er  au^  ber  So^n  fpater  ni^t  fetten  SAmieblein.  Sd^miebjalob, 
gabri,  {Jabricius,  S5ulcanus  k.  genannt  rowb.  ?lnfangs  jum  lif^Ier^anoroerl  befttmmt,  40 
burfte  er  auf  ben  9{at  bes  Sürgermeifters  \iäf  ben  (Stubien  suroenben  unb  ^or  na^ 
Senoenbung  oon  (E.  S^nepf  unb  mtt  Unterftfi^ung  ber  Stabt  auf  bem  Stuttgarter 
^ißöbagogium,  mo  {e^t  naä)  ber  !Rfi(Ile^r  bes  ^ersogs  Hlrid^  unb  (Einführung  ber  9{e= 
formation  ber  treffli^e  S(^ulmann  STleianber  aRorflin  (Marcoleon)  fein  fie^rer  rourbe. 
3m  3uni  1541  besog  er  bie  Untoerfttöt  lübingen  (Jacobus  Faber  Waiblingensis.  45 
Urfunben  5.  (ßefc^.  ber  Unio.  lübinaen  1877  S.  681)  als  SRiiglieb  bes  gerabe  Damals 
(9Wai  1541)  in  ben  8?aumen  ber  alten  Burfa  einaen^ten  ^enogliien  Stipenbiums. 
1543  n)irb  er  Saccalaureus,  1545  9Ragifter,  in  feinen  t^eologifd^en  ^tubien  befonbers 
beeinflußt  oon  bem  milblut^erifc^en  (Er^b  Sd^nepf  (|.  b.  C),  ber  1544  —  1548  als 
^rebtger  unb  ^rofeffor  ber  I^ologie  in  lübingen  ujirtte.  S^on  in  feinem  18.  fiebens*  50 
ja^r  1546  oerlteß  er  bie  Unioerfttöt  unb  tourbe  Diafonus  in  Stuttaart,  oer^eiratete  fic^ 
ani)  bereits  in  bemfelben  3öbt  mtt  Slnna  (Entriiwer.  3laäf  ©nfünrung  bes  3nterims 
1548  mußte  er  Stuttgart  oerlajfen  unb  gina  naq  Iflblngen,  ber  §eimat  feiner  (Jh^au, 
um  ftnaben  in  ftoft  ju  nehmen.  Dort  predigte  er  juerft  bei  oerfd^loffenen  I^üren  in 
ber  Sied^en^auslapelle,  bann  räumte  man  i^m  bie  öpttaBirc^e  }u  St.  ^ahh  ein,  roo  55 
er  über  ben  ^rop^eten  3cremias  prebigte,  unb  auf  bes  $er5oas  Sefe^l  mußte  i^m  ber 
^bt  oon  Seben^aufen  bas  (ße^tt  eines  Äote^iften  geben.  i>tt  muttge  ^rebiger,  ber 
id^  huxi)  leine  Sebro^ungen  beinen  ließ,  wca  es  oud^,  ber  bem  $er5og  UlnA  oor 
einem  am  6.  9loo.  1550  erfolgten  Xobe  oos  lekte  Slbenbma^l  reid^te  unb  Xroft  3U« 
pra^.    Sc^on  oor^r  taar  er  Dialonus  an  ber  Stiftslird^  getoorben  unb  prebigte,  fo  eo 


502  fbikreS,  3aIob 

mürbe  es  menigftens  1551  Dertraosmögig  fe[tQe|teIIt.  im  6<^iff,  nm^enb  htx  Snterims« 
iplhxttx  im  Q^ot  bie  IReffe  las.  (I5fin|ttger  geftouete  \iäf  feine  fiage  tote  bie  ber  lofirttemb. 
ftti^  unter  bem  frommen  unb  eifrig  luäerijAen,  bobei  ober  befonnenen  unb  frteb« 
liebenben  ^ersog  C^riftopb  (1550—68).  9Iuf  {einen  9Bunf^  ermirbt  fi^  9.  ben  t^o« 

sIogifAen  Doltorot  im  ^bpm  1553,  toirb  jum  Stobt^^oner  unb  SpejiQl«,  fpoter  (Beneral» 
fupertntenbenten  in  Göppingen  ernannt  unb  entfaltet  oon  je^t  an  eine  auj^erorbentlt^ 
oielfeitige  3:i^tia!eit  fomo^I  in  ben  Slngelegen^eiten  ber  ofirttemb.  fianbeshr^  ob  in 
auswärtigen  9Rt|[ionen  unb  Dienften,  als  treuer  (menn  aud^  anfangs  ni^t  in  allen 
%agen  einoerftanbener)  9Ritarbeiter  oon  Srenj  unb  neben  biejem  ^auptmerf^eug  feines 

10  ^(t5ogs  bei  feinen  fir^Ii^en  Organifationen  unb  feinen  SSerfuc^en  )ur  ^erbetffl^ng 
einer  lut^erifd^en  Jlonlorbie.  Son  Göppingen  aus  na^m  9.  teti  an  ber  Sieformatton 
ber  gelfenfteinif^en  (Sraff^aft  SBiefenfteig  1566,  (beren  Sefi^er  ®raf  Ulri^  oon  $. 
freili^  fpöter,  tro^  Slnbreäs  Segenoorfteüungen,  1667  jur  römtf^en  R\t^  jurfidtrat), 
an  ber  Cinfimrung  ber  9{eformation  in  ber  SRarlgraff^oft  Saben,  ^fors^eimer  Anteils, 

15  im  SJlat  1656.  an  ber  9{eformation  ber  ^enh^ft  £)mngen'$arburg  1558,  berOrbmtng 
bes  Air^entoefens  in  ber  Slei^sftabt  Slot^nourg  o.  b.  Xauber  1558,  ber  Sieformation 
ber  £iebenfteinfd^en  ^errf^crft  3^n^ufen  u.  f.  id.  3n  SBflrttemberg  felbft  mirft  er 
1554,  in  (gemeinfd^aft  mit  feinem  Stoager  jtospar  ^er,  6up.  oon  Scfirtingen,  unb 
im  (Einoerftänbnis  mit  ben  eigenen  Intentionen  bes  ^erjogs,  fflr  (Einfu^ng  einer 

20  ftrengeren  Sittemu^t,  einer  censura  ecclesiastica  na^  IaIo{nif(!^m  SRufter  —  ein 
Srojelt,  bas  befonbers  an  bem  SBiberfpru^  oon  3*  Srenj  f^eiterte:  oer^inbelt  mit 
$.  $.  Sergerio  unb  ^rimus  Xruber  loegen  ber  naoif^en  Sibelfiberfe^ung  1556 
(3anuar),  nimmt  teil  an  ben  Secbanblungen  mit  !3ob.  a  £asco  ilber  bie  Sbenb» 
ma^lsle^re  unb  f(^reibt  aus  biejem  Slnlag  1556  (einen  „rurjen  unb  einfältigen  Seri^t 

25  über  bes  $erm  Sla^tma^I  mtt  93onebe  oon  ^rem",  ben  er  an  (Diloin  fib^d^idt 
(11.  ^an.  1557),  fomie  an  ben  Ser^nblungen  ber  Stuttgarter  G^nobe  im  Dej.  1559, 
mo  er  mit  bem  caloinijierenben  $faner  Sart^ol.  $agen  über  bie  ma^rl^ofte  (Segen^ 
loSrtigleit  bes  £eibes  S^rifti  im  Scac^tmal  bisputiert  unb  bas  bie  brenjifc^e  Ubtauitals^ 
le^re  fanttionierenbe  Stuttgarter  Xl^Iogenbelenntnis  (19.  Dej.  1559)  mit  unterf^reibt, 

30  n)omit  SlnbreS  mie  bie  game  mfirttemb.  jtird^  oon  allen  bisher  no^  teiboeife  aepflegten 
p^ilippiftifc^en  ober  caloinifierenben  SSermittlungst^orien  in  ber  ^eubma^lsle^re  fi^ 
befinitio  losfagt,  baffir  aber  auA  ben  Spott  9lteIan(^Qons  unb  bie  9ngrtf[e  ber  S^toetjer 
Sesa,  SuHinger  u.  a.  fic^  sujte^t.  —  Slber  qu(^  ju  austoärtigen  t^eologtf^en  ilonoenten 
unb  Jtoüoquien  mirb  9l.  ie|t  immer  ^ufiger  ^ugejogen:  er  begleitet  ben  $enog  (S^A^ 

35  ftof  1557  auf  ben  Slei^stag  5U  Slegensourg  unb  auf  ben  (^firftentag  3U  grrantfurt, 
mo^nt  im  ^uguft  unb  September  besf.  3^^^  ^^  Steligionsgefpräc^  m  Sßorms  bei, 
ift  1559  auf  oem  Slei^stag  3U  Slugsbura,  mo  er  megen  feines  f^en  mftretens  gegen 
einen  fat^ol.  ^rebiger  bes  9teIigionsfrieoensbruc^s  angenagt  mirb;  1560  ift  er  5ur 
Jlir^enoifttation  unb  ^acifilation  in  fiauingen,  1561  (Slprtl)  auf  bem  ^Deputationstag 

40  3U  (Erfurt,  im  $erbft  besfelben  ^ofycti  reift  er  mit  bem  Xubinger  Aan^Ier  3<^bb  Seurlin 
unb  bem  Stuttgarter  $ofprebiger  Salt^afar  ÜBibembac^  nad^  $aris  3u  ilonig  ^nton 
oon  Slaoana,  mo  er  ^ar  3u  fpot  anlommt,  um  an  bem  im  Sept.  uno  £)ft.  gehaltenen 
Sleligionsgefpräc^  ju  H^oiffq  no^  Anteil  nehmen  3U  lonnen,  aber  oon  ilonig  mton  mie 
oon  jtonigin  ito^arina  freunblic^  empfangen  mirb  unb  niät  unterlägt,  bie  lut^.  Sbenb- 

45  ma^lsle^re  in  fqriftli^en  DeHorationen  unb  mfinblic^er  äJerbanbluna  5u  oerteibigen. 
9ns  Slac^folger  bes  in  $aris  oerftorbenen  Seurlin  3um  ^rof epor  ber  x^eologie.  ^ropft 
unb  ilanjier  in  Zfibingen  ernannt,  reift  er  gfebr.  1562  mit  feinem  $er5og  nacQ  Clfag^ 
3abem  3ur  SSerbanblung  mit  ben  (Suiten,  im  SRat  besf.  3*  ^i^  (Qriftof  ÜBinoer  nai^ 
Weimar  5ur  Setlegung  bes  [qnergiftifqen  Streits  (4.— 10. 9Jlai),  1563  ((^ruar)  nac^ 

50  Strasburg  }ur  Seileguna  etnes  bur^  $.  !^an(if\  oeranlajjten  Streites  über  bie  in- 
amissibilitas  gratiae,  fd^IiAtet  (Enbe  STOär^  1564  ftrc^Ii^e  Streitigfeiten  in  £)ttingen 
(IRic^el,  Seiträge  3.  £)ti  C5efA.  II,  100)  ntmmt  teil  an  einer  ZJ^eoIogenfonferenj  5U 
Sebeni^ufen  3ur ^ßriifungbes $eibelberger itated^ismus,  fomie  1564  00m  10.— 15. Slpril 
an  bem  ilolloquium  ju  uRauIbronn,  mo  über  bie  (Segenmart  C^tiiti  im  Slbenbma^I  mit 

55  ben  pfäl5ifd^en  X^ologen  oer^nbelt  mürbe;  reformiert  1564  5U  uBa^enborf,  1565  in 
ber  Slei^sftabt  ^agenau,  ^ilft  1567  mit  3ur  Orbnung  bes  Air^enmelens  in  (Egiingen, 
mo^in  bte  Unioerfität  megen  einer  $eft  übergefiebelt  mar,  beteiligt  fi^  am  Aargf^en 
Streit  1567/68  unb  mirb  enbli^  1668  (5Iuguft  29)  oon  feinem  ^erjog  na^  Sraun= 
l^meig^äBoIfenbüttel  ^ejc^idt,  um  ^ier  auf  SBunfc^  bes  ^erjogs  3ultus  an  ber  Cin= 

flo  fü^rung  ber  Sieformation  unb  Slufftellung  einer  eoang.  Airc^enorbnung  (ber  äBoIfenb., 


Sttkreft,  3ido6  503 

fpöter  f^.  jtolenberget  JtO.)  M  3u  beteiligen,  suglet^  ober  auA  in  (Semeinf^aft  mit 
S^mntj,  SelneHer  u.  o.  norobeiüfd^n  X^eologen  einen  ftonfenfus  bet  fä^fif^en  mit 
ben  anbem  eoangelif^en  Aird^n  onjuba^nen. 

Damit  beginnt  bie  bebeutun^DoOlte  $eriobe  in  Snbreäs  £eben  —  [eine  lonfor« 
bi|ti|(fie  S^tiaiett  1568  —  80   (Sgl.  b.  9.  Aonfotbienformen^    &   fu^t   suerft   bie  6 
braunf^toeigif^en  2:^eoIoaen  uno  5^og  S^Iius  fflt  feinen  ^ocifibtionsplan  5u  ge« 
toinnen,  bereift  bann  fa|t  fSmtli^e  eoangeliJAe  $5fe,  Unioerfitfiten  unb  Stobte  oon 
92orb«  unb  Sübbeutf^Ianb,  um  iwexall  f^riftu^  unb  mfinbliA  für  feine  6  gf^ebens« 
artifel  3u  merben,  bei  benen  es  borauf  aogefe^n  mar,  bie  in  oer  eoaTmelifc^en  Air^ 
feit  fiut^ers  Zob  entftanbenen  Streitigfeiten  beijulegen,  bie  eingefc^Iiq^nen  3rrtfimerio 
5urfl(^mDeifen  unb  fünfti^em  Streit  oorjubeugen.    Da  ober  9.  bei  biefem  erften  ^aci« 
filationsoerfu^  oon  ber  tnigen  Sorausfetong  ausging,  bag  es  mSali^  fei,  burc^  9leu« 
tralifierung  ber  oor^anbenen  Segenfö^e  eine  Sii^it  m  ftanbe  jfubringen,  unb  ba  bie 
beiben  extremen  Parteien,  gfl^t^i^^  ^te  ^l^ilif^piften,  oem  fc^toäbif^en  SSermÜtler  glei^ 
fe^r  mißtrauten  (loie  er  bas  insbefonbere  1569  in  SBittenberg,  1570  in  Z^m  erf^ren  i6 
mußte),  ba  man  au^  anbenoarts  tbmme^  f&5ne  SBorte  gab,  als  auf  feinen  Sinigungs» 
plan  loirlli^  einging,  fo  f^eiterte  btefer  erfte  itonforbienoeriu^  fAIiebliq  aufs  Haaliqlfte 
mit  bem  ilonoent  3U  3^(bft  (SRoi  1570).    Die  Serfammlung  blieb  refultatlos,  oa  es 
loeber  ben  SBittenberger  ^^iltppiften  noq  ben  ®nefioIut^anem  um  eine  (Einigung  ju 
t^un  oar ;  tlnbreö  fewft  lourbe  na^  bem  unterbeffen  eingetretenen  Zobe  bes  ^erjogs  20 
S^ftof  oon  ber  toflrttemb.  9{egieruna  naA  $aufe  gend[en. 

Sfinftigere  Slusfi^ten  erS^en  ftA  erft  na^  bem  eturj  bes  t^flringif(!^n  ®nefio« 
lut^ertums  1573  unb  bes  Iurfo(^ftf4en  ^^ilippismus  1674.  SlnbreS  loar  in  ber 
3n)if^en3eit  ni^  unt^atig;  er  bisputiert  1571  mit  einem  3^futten  Sl.  gabridus  in 
^tuttaart,  oifitiert  mit  (Oft.  Sinber  bie  AirAe  ber  ®raf|^  SKSnipelgarb,  fyii  im  25 
Sluguft  in  Straßburg  eine  Unterrebung  mit  gflocius  fiber  oeffen  (Erbfilnbenle^e,  nimmt 
1572  teil  an  einer  SrflSrung  ber  mfirttemb.  S^Iogen  oon  Serfon  unb  beiben  Staturen 
S^riftt  IC.  gegen  ben  äBittenber^er  Arnptocalotnismus,  beteiligt  fi^  feit  1573  leb^ 
an  ben  Ser^nblungen  ber  Xfibtnger  Ideologen  unb  ^^ilologen  mit  bem  ^atriar^en 
3eremias  oon  ftonftantinopel  (f.  Acta  et  scripta  1584),  an  oer  S^IiAtung  ber  !on«  ao 
feffioneUen  2Binen  in  9Remmingen  1573  (ogt.  Sraun  in  2:^eoI.  Stubten  aus  9pfirtt. 
1888  6.  Iff.)  u.f.m.  unb  ift  baneben  mit  ben  Obliegenbeiten  feiner  alabemif^en  9lmter 
unb  mit  $rebigten  unb  f^rtftfteUerif^en  Slrbeiten  befd^fiftigt  Sei  aU  bieler  Siet 
gefc^igfeit  aber  oerlor  er  feine  Ion!oroiftif(!^  3bee  nie  aus  ben  Sluaen,  jonbem  be* 
reitete  gans  in  ber  Stille  einen  neuen  Operationsplan  oor.  9lber  ni^t  meQr  auf  9leu»  ss 
tralifierung  ber  (Segenfo^e,  ni^  mebr  auf  einen  Kompromiß  ber  ftreitenben  Parteien 
^t  er  es  je^  abgegeben,  fonbem  tote  er  felbft  unterbeffen,  mif  Susftoj^ung  aller  feiner 
caloiniftif^en  unb  p^ilippiftif^n  Sleminiscenjen,  jur  ^ne  bes  e3Eflufu)en  fiut^rtums 
übergegangen  toar,  fo  mar  es  ie^t  fein  Pan,  buri^  etne  SHIian)  bes  ffibbeutf^en  unb 
norbbeutfqien,  fAumbifi^en  unb  nieberfäc^fif^en  fiut^ertums  ben  (Ealoanismus  ausju«  40 
[Reiben,  ben  ^^tlippismus  ju  oemi^ten  uttb  burd^  eine  neue,  alle  bis^eriaen  Streit« 
fragen  entf^ibenbe  £e^morm  bie  lut^rifd^  Ortbobosie  für  alle  3ulunft  feftjuftenen. 
9(n  bie  Stelle  bes  ilonforbiengebaniens  ijt  fomtt  jefet  bie  3bee  eines  gefdmtlutberi« 
f^en  corpus  doctrinae  aetreten,  burd^  befjen  Slufftellung  unb  Dur(^ffibrung  allerbtngs 
ber  lut^erif^e  JBroteftantismus  geeinigt,  aber  aii^  gegenüber  bem  S^inQlianxsmviSf  i6 
(Ealoinismus ,  p^ilippismus  eine  fefte  Srenje  geigen  merben  JoII.  3^  (Enetc^ung 
biefes  3^tlB  ^e  Slnbrefi  fc^on  im  3- 1^72,  alfo  balb  na^  bem  S^eitem  feines  erften 
planes  unb  ber  babur^  bei  i^m  felbft  ^erbeigeffibrten  Stontoerontlerung.  bie  lontro» 
oerfen  (fragen  juerft  in  6  pebigten  bel^anbelt,  biefe  1573  unb  74  in  Drud  beraus« 
gegeben  (Xübingen,  (Sruppenbac^,  4''),  (Exemplare  baoon  mit  befonberer  3uf4nft  na^so 
^orbbeutf(^Ianb  gefc^idt  (an  ^erjog  3ulius,  an  (E^mni),  (SfyfbAviS  ic),  bann  aus  jenen 
'iprebigten  einen  Slus^ug  oerfaM  unb  biefen,  naAbem  er  bie  Slpprobation  ber  Zfibitmer 
gafultot  unb  bes  Stuttgarter  itonfiftoriums  er^uen  (bie  fog.  fd^tofibifd^e  Aonlorbie  00er 
(Erilorung  ber  Stirnen  in  Stäben  unb  im  ^erjoatum  2Bflrttemberg)  ben  norbbeutfd^en 
X^eoloaen  ^r  Seguta^tung  mitgeteilt.  Diefe  nehmen  mit  biefem  (Entn)urf  ntc^t  un«  55 
tDefentIi(^e  ^eränberungen  oor  unb  arbeiteten  i^n  um  jur  fog.  f^to&bif^^fä^fif^n  iton« 
forbie  (gebr.  bei  ^aff.  Acta  et  scripta  1720:  tmL  ^eppe.  ber  Ztxt  ber  Sergif&en 
Sormel  u.,  3Rarburg  1857).  Ws  nun  Aurfur|t  Siugu^  na^  bem  Sturs  bes  furfö^fi« 
fc^en  Ar^pto » (Ealoinismus  5ur  äBieber^rfteUung  bes  Slufes  lut^rifc^er  9te^läubigleit 
unb  bes  fir^lid^en  ^riebens  nac^  ausQ)Srttgen  X^logen  fi^  umfa^,  fo  touroe  i^m  oor  60 


504  Siikrei,  3oIob 

dien  Snbteö  empfohlen,  ba  btefer  cor  onbem  bie  (Sefil^tdltd^ieit  unb  htn  9Rut  ^abe, 
bie  re^te  9RetnunQ  oom  Soframent  ju  Ie|n:en  unb  btn  Geonem  ben  SRunb  )u  fto|)fen, 
bte  Unioerfttöt  miebet  ^ute^t  ju  bringen  unb  eine  te^e  Ctn^IIigleU  ber  Atrc^en  C.  A. 
Qn5uri(^ten.    Der  bobin  lautenbe  9[ntraa  bes  fiid^tenberaer  Xqeologenlonoents  (15.  bis 

5 16.  Sebr.  1576)  traf  mit  bes  fturfürpen  eigenen  SlbfU^ten  jufammen;  im  Slnfana 
SRär}  erhielt  91.  bie  Berufung,  24.  9R5t3  reifte  er,  oon  feinem  £anbes^erm  omrerft  au| 
2  3^^^  beurlaubt,  oon  Xflbinaen  ab,  am  9.  Slpril  traf  er  in  Xorgau  em.  9lm  28. 9Rat 
beaannen  bie  SSer^anblungen  oes  Zorgauer  it)noents,  mo  unter  3ugtunblegung  ber 
beiben  bei  ben  Aurffirften  eingelaufenen,  unb  oon  Slnbrea  beguta^eten  (Entmflrfe^  ber 

10  f^mabif^»fa(^fif(^en  unb  ber  im  3^"^^  1^76  oon  einigen  mflrttembergif^en,  babtf^n 
unb  ^ennebergif^en  2:^eoIogen  aufgefteüten  fog.  SRauibronner  Si>i^^I  (abgebrudt  in 
3b2:^  Sb  XI,  640),  bas  „Xorgifd^e  Su^"  (mhx,  bei  6emler,  ^qipe)  abgefajst,  ben 
7.  3uni  bem  jhirfflrften  fiberrei^t  unb  junSmft  nur  als  Sotlage  fflr  eine  )u  paltenbe 
lut^ifc^e  (5eneraI|9nobe,  jur  ^rfifung  unb  Seguta^tung  an  alle  gffijtften  unb  Stönbe 

15  C.  A.  Derfanbt  tourbe.  9lad^  (Hnlauf  ber  oerf^tebenen  (bnfuren  unb  ^ebenfen  trat  9., 
ber  unterbelfen  mit  feiner  (Jfomilie  na^  fturfa^fen  fibergefiebeU  nmr,  mit  (£^mni}  unb 
Selnefler  in  ilIo|ter  Sergen  jufammen  (SRSrj  1677).  um  unter  jiemli^  flfl^tiger  Se« 
rfidfi^tigung  ber  oer[^iebenen  (tenfuren  eine  neue  Keooltion  hes  über  Torgensis  oor« 
june^men,  roofür  SInbrea  nun  noA  einen  lursen  Susjug,  bie  foa.  epitome,  ausarbeitete: 

20  bas  (g^ebnis  ber  brei  bergif^n  5tonferemen,  ju  beren  leMer  (19. /28.  9Rai)  bann  auc^ 
no^  (£9qtraus,  9Ru5cuIus  uiti)  ftömer  mtt  suge^ogen  nmroen,  loar  bas  Sergifc^e  Su4 
ober  bie  Formuia  Concordiae,  unb  JpSter,  naqibem  eine  9lei^  oon  loetteren  Ser* 
^anblungen  oorangegangen,  an  benen  allen  Slnbreä  perfSnli^  ober  f^riftli^  fic^  beteiligte 
(Äonoent  ju  langermünbe  1478,  S^maüalben  1578,  3flterbog  1579,  Sergen  1580) 

2s  —  bas  ilonlorbienbu^  oom  25.  3unius  1580.  (Es  lag  in  ber  9latur  ber  Sa^e,  ba^ 
Slnbreö  fic^  burc^  feine  SRitroirlung  an  bem  oielen  oer^gten  Su^e  unb  befonbers  burq 
bie  Slrt,  mie  man  bemfelben  (Geltung  unb  f^mbolif^es  Slnfe^n  ju  oerfqaffen  fu^te, 
SSonofirfe  aller  9(rt  uno  ein  SRag  oon  Serunglimpfunaen  ^u|U)g,  mie  fie  feiten  einem 
X^ologen  ju  teil  gen)orben;  itat^olUen  unb  (£aloini|ten,  $^tli)ipiften  unb  gflorianer 

30  maren  glei^  menig  mit  ibm  ^ufrieben ;  in  feiner  fd^mSbif(!^n  ^tmat  erf Aperte  eine 
mächtige  (Segenpartei  —  oie  ber  Sibenbad^e  —  i^m  feine  Stellung  unb  9!BirffamIeit ; 
{a  im  eigenen  £ager  ber  itonforbienmänner  fehlte  es  nic^  an  Differensen  unb  ge^ffigen 
Denunsiationen.  SRan  marf  i^m  oor,  bag  er  bei  bem  Aonlorbtenmerl  me^r  oon  per= 
fonli^em  (E^rgeij  als  oon  £tebe  3ur  6a^e  jid^  ^abe  leiten  laffen  unb  bag  er  ju  ^rrifc^ 

S5  unb  gemaltt^otig  in  ber  (Seltenbma^ung  fetner  Slnfi^ten  oerfa^re.  SelneQer  llagt  über 
feine  $erfibte,  (£^qträus  unb  (E^mnis  über  feine  pöpftifc^e  Zqrannei.  SInbrea  fanb  für 
an  biefe  Slnoriffe  reiäen  (Erfa^  in  feiner  reblic^en  Uberseugung,  für  bie  6a^e  ber 
2Ba^^eit  unb  oes  Kr^lic^en  (Gebens  gearbeitet  unb  gefämpft  3u  ^oben,  fomie  in  ber 
Slnerlennung  ber  (Slei^gefinnten  unb  in  bem  el^renben  3^upi^  ^^  f^  ^^^  (Einigung 

40  aufri^tig  fidj  intereffierenben  gfütften,  befonbers  feines  eigenen  fianbes^rm,  ber  i^n  5u 
mutigem  ms^arren  in  feiner  Sofation  ermahnt  (eigen^.  Sd^reiben  bes  $.  fiubmig  oon 
SB.  an  2t.  oom  10.  Dej.  1575),  fomie  bes  Äurfürften  Sluauft,  ber  ibm  für  feine  Ser- 
bienfte  eine  complutenfifqe  Sibel  oere^rt  mit  ber  eigen^nbtgen  Dioife  tandem  bona 
causa  triumphat,  i^n  aber  f^liegli^  bo(^  im  Dezember  1580  megen  une^erbietiger 

45  ^[ugerungen,  bie  fi^  91.  über  ben  iturfürften  unb  ferne  (Sema^lin  Slnna  erlaubt  ^en 
fönte,  in  fe^  ungnabiger  Stimmung  entliejj  (Wttn  bes  Dresb.  Slrd^ios  ogL  $eppe, 
(6ef(^.  bes  beutf^en  ^roteftantismus  IV,  256,  ^reffel  a.  a.  O.). 

3n  Xübingen,  mo^in  er  5U  Slnfan^  3<tnii^^  1681  jurüdle^e,  enoarteten  i^n  neue 
jtämpfe  unb  Serbriegli^Ieiten  bur^  bte  SM|(^linfd^en  $anbel  (f.  Straujj,  9liIobemus 

6ogri}(9lin  S.  153  ff.;  205  ff.),  fpoter  au$  our^  Differensen  mit  bem  aRotbematiler 
8lptan  unb  bem  Sänften  |>o^mann  (Strauft,  SnWlin  S.  283  ff.  nac^  Xübinger 
Senals^^^rot.).  9Iber  au^  bie  t^eologif^  *  lir^Iid^en  itfimpfe  bauerten  fort  unb  boju 
traf  i^n  1583  ein  jAtoerer  ^usli(^er  93erluft  burc^  ben  Üob  feiner  erften  (Gattin,  ber 
IRutter  feiner  18  >ttnber,  mit  ber  er  in  37  iä|riger  (E^e  gelebt  ^atte;  1585  oer^eiratete 

w  er  fi(^  5um  jroeiten  SKal  mit  einer  frommen  Sfeftroe  (nö^eres  über  feine  JJfamtlienoer^ 
^Kntffe  giebt  ber  (Enlel  J.  V.  A.  in  ber  Fama  Andreana).  Äir^liAe  (Bef^ofte  riefen 
ti^n  1581  mii  ber  (Braffc^oft  ^o^enlo^e,  roo  er  an  einer  Air^enoifitation  teilnimmt 
unb  mit  bem  $ofprebiger  Slffum  oer^anoelt  (f.  SBibel,  Sif^er);  1582  beteiligt  er  fi(^ 
an  ben  mibermdrtigen  Straftburger  Streitigfeiten  megen  (Eittffl^rung  ber  ilonlorbien» 

60  formel  unb  ben  per^nlid)en  X)ifferen3en  jmtf^en  ^appus  unb  3o^-  Sturm;  1583  fe^t 


ünitdk,  3qIo6  505 

er  bem  Consensus  orthodoxus  ber  reformiertet!  Z&eologen  eine  auöfil^rli^e  ffiegen« 
[c^rttt  entgegen,  roorin  er  insbefonbere  bie  Ubiquitätsle^re  (vera  corporis  et  sangui- 
nis Christi  in  toto  terrarum  orbe  praesentia)  Qusffi^rli^  entmidelt,  1586  (SRorj^ 
^t  er  auf  ben  SBunf^  bes  (trafen  ^ebrid^  oon  SBfirttenibera  eine  Disputation  mtt 
3:^eobor  Seja  5U  SRontpelgarb  über  SOenbrno^I,  ^erfon  (E^rifti,  S^räbeftination,  Üaufe  k.  5 
(|.  bie  gebrudten  ActaCoUoquüMontisbellig.),  1587  otrb  er  in  Hrd^Ii^en  Slngelegen« 
Qeiten  nad^  9lörblingen  berufen,  Dft  bis  3^n.  1688  ift  er,  laum  oon  einer  totli^en 
Aranf^it  genefen,  in  Slegensburg  m  Beilegung  eines  Streites  über  ben  SBu^er,  unb 
in  Snsba^  jur  Sntlaroung  eines  ber  Snle^e  oerbSAtigen  ^rebigers,  im  September 
1588  nimmt  er  teil  an  einer  6enbung  na^  Sem  in  Qaäjtn  Zubers  unb  besSRBmpel«  10 
qarber  (Sefpräc^s,  1589  (9loo.)  toobnte  er  bem  (&Iaubensge{)n:äA  mit  bem  5lonoertiten 
^obann  ^iftorius  5U  Saben  an,  oos  auf  SBunfc^  bes  fonoerftonsluftigen  SRarforafen 
3atob  III.  oeranftaltet  taurbe:  ein  Seriell  barfiber  unb  eine  babur^  veranlagte  Schrift 
H®efprad^  oon  ber  Iat^oIif^*apo{toIi|4en  Air^e"  toaren  feine  legten  litteranj^en  Sir« 
beiten.  9ln  bem  Xaa^  an  loel^em  er  bieje  Schrift  oollenbete,  begann  ferne  le^teis 
5tranll^it,  eine  ^leuntis,  ber  feine  fonft  fo  IrSftige  9latur  am  21.  Zage,  am  äRorgen 
bes  7.  ^anmx  1590,  im  62.  fiebensja^r  erlag,  na^bem  er  44  3<^^  ^^  ^rebigtamt, 
28  ^a^re  bas  Aansleramt  belleibet.  Sein  ^itap^ium  in  ber  St.  ®eorgenIir^e  in 
Üübtngen  (abgebrudt  in  ber  Fama  Andreana)  b^eic^net  i^n  als  vir  judicii 
magni,  ingenii  dexterrimi,  pietatis  et  eruditionis  eximiae,  eloquentiae  ad- so 
mirandae. 

Sonft  lauten  bie  Urteile  ber  3^i^9^iu)ff^n  fl^  ^^  \^¥  oerf^ieben:  {ebenfalls  mox 
er  ein  SRann  oon  unermübli^em  (^lei^  unb  unoenofiftltd^er  SUbeitstraft,  oon  reid^en, 
n>enn  auA  nid^t  eben  fel^r  grflnbli^en  itenntnillen,  oon  groger  (&ef^dftsgetoanbt^it  unb 
SRenfc^enlenntnis,  oon  geioaltiger,  nur  oft  aujufeuriger  unb  toortrei^  Se^ebfamleit  25 
(vehemens,  extollens  vocem  sicut  tubam,  mera  tonitrua  sonabat),  oon  grojer 
Sic^er^it  im  Serle^r  mit  (^rften  unb  Srogen  tote  mit  Seinesglei(!^n.  auf  bem  ita* 
t^ber  oor^nfd^enb  praftifd^er  X^eolog,  toobei  i^  feine  groge  mc^Iid^e  (Erfabrung 
trefflic^  ^u  Statten  fam,  tn  Ser^blungen  unb  Disputationen  oenmnbt,  f^Ia^ertig, 
unermflbli^,  aber  aud^  niät  feiten  reAt^aberif^,  etgenfinnig,  leibenfi^Ii^  unb  tn  berso 
SBa^I  feiner  äBorte  unoorfi^tig.  Seine  S^toä^en  unb  (ye^Ier  geftonb  er  felbft  offen 
ein.  unb  taar  eben  fo  bereit  anberen  3U  oergeben,  taie  bie,  roeld^e  er  beleibigt,  um  Ser« 
Sei^ung  5U  bitten.  (Er  taar  unbefangen  genug,  um  ein|ufeben,  toieoiel  Slnteil  perfbnli^e 
^Befangenheit  unb  blinber  Unoerftanb  an  ben  meiiten  3finlereien  feiner  3^it  ^e;  ober 
er  erlannte  au^,  mit  n)enige,  bie  (Sefobr,  taeld^e  oer  eoongelifAen  Airc^e  oon  ber  ju«  ss 
ne^menben  3^ifplitterung  in  ftreitenbe  Parteien  ober  en^^rjig  fi^  abFd^Iiejjenbe  fianbes« 
firmen  bro^te.  3^m  ift  es  emftlid^  um  bie  SBa^rl^ett  toie  um  bie  ^erjtellung  ber 
itonforbie  3U  t^un,  aber  er  n>ar  ni^t  immer  glfidRi^  in  ber  SBo^I  ber  uRittel,  niAt 
meit^erjig  genug  in  ber  Stnerlennung  anberer  ^erfonlid^Ieiten  unb  Öberjeugungen,  nid^t 
immer  Ilug  unb  taitooll  in  feinen  Sieben  unb  [einem  ganjen  Senel^men.  angeregt  aber  40 
finb  bie  maglofen  S^mö^ungen  unb  Serbäd^ttgunaen,  momit  er  oon  9Rit*  unb  9lad^« 
melt  überhäuft  n)orben  ift  (ogl.  ^.  S.  $ofpinian,  wnolb,  unb  gegen  i^n  (Earoli  SBflrt. 
Unfd^ulb.) ;  bie  tiefere  ^riftli^^t^eologifd^  ®runblage  bes  9Rannes  unb  bie  Slufrid^tigleit 
feiner  JJnebensbeftrebun^en  ift  feiten  genügenb  erlannt  njorben.  —  Seine  ja^Irei^en 
Schriften,  über  150,  metft  polemifd^en,  irenifd^n  ober  praltif^en  3n^Its,  •  ae^ören  5U45 
ben  tntereffanteften  Denfmalen  5ur  (E]^aften[til  ber  Spigonenjeit  bes  SReformations» 
ja^r^unberts.  9}on  benfelben  feien  auger  ben  fd^on  genannten  uttb  ja^Irei^en  ^rebig- 
ten,  bie  oielfac^  einseln  gebrudt  finb  (ogl.  au^  Schlier,  S^axmiia  ^rebigten  oon 
3alob  Slnbreä  aus  ben  3a^en  1557, 1559, 1560,  ©üterslol^  1890.  Sonft.  ^rrtigten  oer« 
jeic^net  SI.  f.SBürtt.  ft.®.  1894,  S.  63ff.).  no^  enoö^nt:  refutatio  criminationum  w 
Hosii  1560;  Streitfd^riften  gegen  StapQ^lus,  Sregorius  oon  SSalentia,  SuIIinger, 
Sturm  K.,  S^Iugreben  oon  ber  SRajeftöt  bes  9Renf(!^n  (£^fti  unb  feiner  magren 
(Segemoörtigleit  1565,  de  duabus  naturis  in  Christo  1565,  Seri^t  oon  ber  ijbu 
quitot  1589,  de  instauratione  Studii  theol.,  de  Studios,  literarum,  de  disciplina 
in  acad.  Tub.  instauranda,  methodus  concionandi  nac^  feinem  Xob  ^erausgeg.  06 
1591  u.  f.  w.  Sine  (Sefamtausgabe  taurbe  balb  na^  9I.s  Üob  00m  $er}og  (^ebri$ 
oon  äBürttember^  beabfid^tigt,  ift  aber  nic^t  5ur  Susfü^rung  gelommen ;  Jpöter  ^e  ber 
Snfel  3-  93alenttn  91.  ben  ^lan,  alle  gebrudten  unb  unaebrudten  (»Triften  feines 
(Srogoaters  3U  fammeln  unb  ^eraussugeben.  (Ein  Vorläufer  Qiersu  ift  bie  oben  enod^nte 
Fama  Andreana  reflorescens.  tSagenntann  f  (^4*  S^olbe).  eo 


506  atttbreü,  3o^nn  Sdenttn 

XnbreS,  3o^ö""  Valentin,  geft.  1654.  —  Viu  ab  ipso c^nscripta  e<l  5.  i\ 
^{^einmalb,  93erl.  1849  (beutfd)  mit  9(nmerfungen  oon  @e)^bolb  1799) ;  ^eterfeit,  idtbtn  91., 
in  bcm  loürttcmb.  »Icpcrtortum  bcr  ßittcratur,  @t.  II  @.  279-386,  ©tuttg.  1782;  VLn^ 
oebrucfte  Schreiben  unb  ^VL^ü^t  Don  ©(^reiben  uon  Dr.  lg.  S.  $[.  an  Dr.  go^.  8d)mib  in 

5@trQ6burg  üon  16B3— 1654,  mit  Änmcrfungen  auÄ  bcÄ  fcci.  Änbrcft  acf(ftricbcncn  iicbcn«* 
beft^reibung  in  d.  9Roferd  $atriotif(fiem  9r(^U)  ffir  ^eutft^Ianb,  Ob  6,  @.  287  ff.,  ^ann^eim 
unb  ficipjig  1787;  3.  fß.  Änbrcfid  4)i(6tungcn  jur  ©c]^cr5igung  unfcrc«  ^üialitxi,  mit  einer 
^orrebc  tjon  3.  ®.  ^erbcr  (^cvQuSg.  üon  ®eneraIfiH)erintenbcnt  ©onntag  in  Sliga),  Seipjig, 
@öf(ben  1786;  ©erber,  3crftreute  ©Ifitter,    5.  ©ammIg.    (©crle,  ^erauSgeg.   üon  @up^an, 

10  »b  XV,  XVI,  S3crlin  1888);  ©.  ^jofeba*,  3.  ».  «nbrcä  unb  fein  3eitoIter,  «crlln  1819; 
$almcr,  Krt.  9(nbreft  in  ®4mibd  iß&bagog.  (Snc^üopöbie,  2.  $(.  I  llOff.;  berfelbe,  $äbagog. 
S^etrad^tungen  unb  $^anta)ten  eine^  ȟrttembergifdben  S^eologen  aud  bem  17.  Sa^r^unbert, 
im  @übbeutf(!^n  @4uIboten,  1855,  ^x.  15—17 ;  ft.  fi.  @t^mib,  (S^efc^ic^te  ber  (Sr^ie^ung, 
in  2  («rt. :  ?lnbre&  t>on  Dr.  3ul.  örügel),;  (Stuttg.  1892 ;  (X.  ©rüneifcn,  a)ie  C^rijtenburfl 

15  Don  3.  SS.  9nbre&,  in  ber  3^^  oon  (£.  Sf.  3IIgen,  Seip^ig  1836 ;  ©en!e,  9)littei(unaen  aud 
bcm  SSerfe^r  Stnbrefi«  mit  ßerjog  «uguft,  in  ber  beutf<!^ett  3eitf^.  f.  (^riftl.  ?Blffenfc^aft,  1852, 
©.260-354;  ©cnfe,  «rt.lCnbreä,  in  ber9(b©,  fieipj.1875,  I  441  ff.;  Xboludf,  fiebcn^jcugen 
ber  lutl^crif^en  Äirc^c,  ©erlitt  1859,  @.  314  ff. ;  5.  S.  ©teinmc^er,  «nbreä«  ßeben^abtift 
in  ^iper,  3cugcn   bcr  cüang.    SBal^r^cit,   ©b  IV,  @.  258  ff.,  Scipjig  1875;    ®.  ©uftmann, 

20  Beipublicae  christianopolitanae  deecriptio,  in  ber3f^S,  3a^rg.l886,  6.  326ff.,  Seipa.  1886; 
(S;.  ©üHcmann,  ©.  ^nbrcä  all»  $äbagog,  Ztii  I,  3)iffertation,  Seip).  1844 ;  3o^.  iß^iL  ®lö(f' 
Icr.  3.  ©.  9(nbrcä,  (Sin  Sebendbilb  ^ur  (Erinnerung  an  feinen  300ften  ®eburtl»tag  Stuttgart 
1886. 

3o^nn  Salentin  Slnbreä  ift  geboren  am  17.  Suguft  1586.  ob  6o^n  bes  Delans 
26  0011  ^enenberg  unb  fp&teren  SIbtes  oon  itbnigsbronn  3i>^nn  Slnbreö ,  ah  Snlel  bes 
Xfibinger  Aanslers  3<tb)b  Slnbreo,  bes  SRUoerfQffers  ber  AonlorbienformeL  Dem  Ku^me 
bes  (Srogooters  fyit  93qI.  SlnbreS  ein  piet&tooues  littercniFd^  Denimol  gefegt  in  ber 
Fama  Andreana  reflorescens  1638.  Seine  9Rutter  SKaria  ftommte  aus  ^m  fpäter 
benimmt  geioorbenen  $aufe  ber  SRofer;  glei^  ouspejeic^net  burd^  Seift  unb  gr^ommig^ 
so  leit  tDor  jie  bem  So^ne   jeitlebens   eine  »^aRontca''  (f  1631).    Siß  fiebensbilb  fjoi 


Xobe  bes  Soters  1601  be^oa  ber  15iä|rige  Rnabe,  oon  feiner  9Ruäer  gleitet,  bie 

85  Unioerfitöt  Zflbingen,  um  X^eologie  m  ftubteren.  Wi  unerfottli^er  SBi^begierbe 
eignete  er  fic^  grfinbli^e  p^ilofopif^e  unb  mat|ematif(^e,  aef^i^tltd^e,  geneaIogtf(^e  unb 
geoorap^ifd^e  Aenntniffe  an,  lernte  auger  fiatein,  (Sne^if^  unb  $ebr&U^  anäj  ^an- 
5oftf^,  StalienM  unb  Spanif^,  oielleic^t  auäf  CEnglif^,  begeifterte  fid^  für  alte  unb 
neue  S^rtftfteller  unb  Did^ter,   bef^fiftigte  fic^  augerbem  einge^enb  mit  iDloIerei  unb 

40  SRufif  unb  lernte  baneben  allerlei  me<|anif^e  Aunf^erti^Ieiten.  Der  Xoq  geborte  ben 
emften  Stubien,  ber  SIbenb  bis  tief  m  bie  9la^t  pinetn  ber  mannigfalttgften  £eftäre. 
Cr  lebte  fo  eingebogen,  bag  nm^renb  ber  fec^s  Stubienja^re  ni^t  ein  9Ra^  SBein  oon 
i^m  unb  jeinen  6iubiengeno|{en  au^er  bem  $aufe  getrunfen  mürbe.  Denno^  murbc 
er  einmal  in  2lusf(^reitungcn  lei^tfertiger  Äameraben  oerftridt,  —  ©tr  roiffen  nic^t, 

46  toas  es  gemefen  — ,  bie  fflr  i^n  felbft  empftnbli(^fte  S^Ifl^n  Ratten  unb  feinem  £eben 
eine  anbere  SBenbung  gaben.  3n  tiefer  9{eue  oerlieg  er  piroillig  Zfibingen  unb  begab 
fi^  ouf  Steifen  na^  Straftburg,  $eibelberg,  ^anffurt  uno  fiauingen.  3wmeift  enoarb 
er  fic^  bur^  Unterricht  00er  als  dxiitfftx  cweliger  Sö^ne  feinen  Unterhalt,  überall 
infipfte  er  Selanntf^oft  unb  Serbinbung   mit  bebeutenben  SRannem  an.    93ergeben5 

60  fud^te  er  um  SBieberaufna^me  unb  Slnfteüung  in  ber  toürttembergifc^en  Air^e  nai) ;  er 
enoog  emftlid^,  ob  er  bem  Air^nbienft  entfa^en  unb  alabemifAer  fie^rer  merben  follte. 
3m  grü^ja^r  1611  lam  er  na^  ffienf.  $ter  erfüllte  i^n  btc  caloinifd^c  5Berfa[fung 
mit  a^rer  ftrenaen  Sittenjuc^t,  bogu  bos  reine,  ^riftli^e  ffiebetsleben  im  $au][e  bes  rc= 
formierten  Sreoigers  Scanon  mit  fold^er  »erounberung,  bajj  er  felbft  fagt :  „SBenn  mii^ 

56  nld^t  ber  unterf^ieb  ber  ^Religion  (reli^onis  dissonantia)  äurüdfge^altcn  ^aüt ,  [0 
bötte  mi(^  bie  Übereinftimmung  ber  Sitten  (monim  consonantia)  für  immer  ge- 
fejfelt"  (vita  p.  24).  Scitbem  mar  es  ber  trcibenbe  ffiebanle  feines  fiebens,  eine  aQn= 
liqe  (EinriAtung  auA  in  feiner  luti^erif^en  Airc^e  einsufü^ren. 

(Er  reifte  naA  fi^on,  ^aris,  3ö^i^ »   S^f^I  w"^  ^«^  "^^  Tübingen  ^urüd,  ©0 

«0  je^t  aJlatt^ias  $afenreffer,  ber  i^n  einft  aetauft  ^otte,  fein  greunb  unb  t$eoIogif^er 
gu^rer  rourbe,  bann  ging  er  nac^  Öftenci^,  3talten,  5Rom  „einft  ber  $auptftabt  ber 
fflßelt,  |e^t  ber  Softer";  enbli^  bes  Segens  mübe  unb  na^  einer  [tetigen  Berufsarbeit 


finita,  3o^n  SideiiHn  507 

ocrlangenb,  lehrte  er  3ur  öelmat  roirter.  SeQog  5^^^""  2fri«bdd^  na^m  i^n  freunb« 
li^  auf  unb  mollte  t^n  für  ein  mettlic^  9lmt  gemmnen,  aber  Slnbreo  mr  entfAloffen, 
ber  ftird^c  3U  bienen.  Dur^  [ein  SBonberleben  aus  ber  i^otoaifc^en  SBilfenjc^aft  heraus« 
flefommen,  erhielt  er  auf  Sitten  «ufnabme  im  lübinaer  Sttft  unb  berettete  |i^  nun 
auf  bas  9Imt  oor.  (Er  ftubierte  befonSers  fiutber  unb  bie  Air^oSter,  oor  allem  5 
3lugu|tin  unb  $ieronpmus,  unb  nebenbei  mit  feinem  JJreunbe,  bem  fiüneburger  3ßih 
fftlm  0.  2Benfe,  SRat^ematil  u.  bgl. 

1614  ©urbe  «nbreö  Diabnus  in  Sai^ngen  a.  b.  (Enj  unb  oer^iratete  fic^  in 
bemfelben  Saläre  mit  äanes  (Hifabet^  ©rüninger,  ber  Slid^te  bes  fionbprobften   unb 
crften  Prälaten  bes  fianbes  (Erosmus  ffirüninaer.  —  Unter  oielen  unaea^nten  $inber==  10 
niffen,  ber  Sittenocrberbnis  unb  Sroietrod^t  ber  »ürger  begann  er  feine  «mtsarbeit. 
Salb  erfuhr  er  Serleumbung  unb  geinbfAaft,   boju  ^emmte  ber  Sieden  einer  jaei* 
maligen  oer^eerenben  gfeucrsbrunft  feine  ©irifamleit    Dennoch  .arbeitete  er  mit  fro^n 
Hoffnungen.    ^tmef)x  er  na^  innen  ge^inbert  ©ar,  befto  angeljMentli^  pflegte  er  bie 
auswärtigen  Serbinbungen,  befonbers  mit  Sibembad^  unb  bem  mftronomen  Aepler,  unb  15 
entfaltete  balb  eine  au^erorbentli^  fru&tbare  f<^riftftenerif6e  X^gleit    Son  ben  100 
unb  me^r  S^riftcn,  bie  er  ausgegeben,  (inb  40  —  uno  jroor  abgelesen  oon  feinem 
I^op^ilus  bie  beften  —  in  Sai^mgen  oerfafet    Sd^on  1612  ^otte  er  mit  ber  Se* 
geifterungsglut  ber   crjten  S^^rl^unDerte  „de  christiani   cosmoxeni   genitura"   ge« 
[(^rieben,  ein  Seitcnftfid  }u  bem  Sriefe  ad  Diognetum.    3n  glei(^m  (Beifte  gab  er  so 
1615  einen  Susjug  aus  bem  1610  erf^ienenen  „nm^ren  Cbriftentum''  3o]^ann  mnbts 
heraus  unb  fanbte  i^n  mit  einem  oon  tDormfter  Sere^rung  eingegebenen  Segleitfc^reiben 
an  ben  Serfaffer  (Apologia  Arndiana).    3to(^  im  felben  2w«  erft^ienen  Herculis 
chiistiani  luctae  (beutfA  Don  Dr.  Siltor  Snbreö,  einem   Sla^fommen  Salentins, 
granlfurt  a.  SR.  1845)  unb  „bie  (Qri|tenburg",  eine  aHegorili^e  (Epop8e,  in  »ek^er  Ur« » 
[prung,  9Ba(^stum,  innere  unb  öubere  IBebrangnis  unb  ber  l^errliAe  (Enbfieg  ber  d^rift« 
lid^en  (Semeinbe  in  treu^eniaen  oeutf^en  Serfen  auf  $ans  So^fens  Suanier  erjö^It 
mirb,  „eine  Slpoialqpfe,   roetsfagenb  auf  bas  toas  Speners  6(^ule  erfflUt''.    1616  er« 
f^ien  bie  Aomöbie  „Turbo",  ein  fatirif(^es  einerlei  gegen  bas  gele^  Xreiben,  1618 
„Menippus"  s.  dialogorum  satyricorum  centuria,    inanitatum  nostrarum  spe-  ao 
culum,  gegen  alle  I^or^iten  uno  S^Ie^Ieiten  bw  3^tt-    I^örcm  rei^n  fi<^  „My- 
thologiae  chrißtianae"  s.  virtutum  et  vitiorum  vitae  humanae  imaginum  liber  III, 
Argentor.  1618,  eine  Sammlung  oon  300  grübeln  unb  (Bleic^niffen,  ^ologen  genannt; 
1619  „Civis  Christianus"  s.  Peregrini  quondam  errantis  restitutiones   (beutfc^ 
oon  S.  gr.  ÖWer,  $cilbronn  1878) ;   unb  bie  „geiftli(^  Äurjroeil",   in  »eitler  u.  a.  86 
„bas  gute  £eoen   eines  re<l^t|<^ffenen  Dieners  Sottes".   eine  „^aftoraltteologie   in 
Serfen"  (Berber)   fi*  finbet  (bei  fiö^,  ber  eoang.  ffieiftlü^e,  Sb  I).    „Die  ©aupt« 
f^rift  aber  biefer  erften  3^^^^  if^  ^^^  Reipublica  christianopolitanae   descriptio 
1619,   bie  Sef^reibung   eines  c^riftlid^en  3bealftaats  mit  einer  du^ifl^u^S  ^^  3^' 
^ann  ^mbt ,  ber  erfte  eoangelif^e  Sojialromon,  entfpre^enb  ber  Utopia  bes  Xbomds  «o 
3Rorus  unb  bem  Sonnenftaat  bes  (Eampanella  unb  So^ilb  ber  Atlantis  bes  Sacon 
(ogl.   über  fie  ©ufemann  a.  a.  t).).    Sllle  biefe  Sd^en  oerfotoen  bie  «bfi^t,  bem 
]efenf^aftli(^en   unb  lir^Ii^en  £eben  ber  3^tt  einen  treuen  opiegel  i^rer  mannig» 
a^en   Serirrungen   oorsu^alten   unb  bolb    mit   ^il.    (Emft   balb  mit   Sronie   unb 
6pott  auf  Sefferung  unb  auf  c^riftlid^e  3uc^t  unb  Sereinigung  ber  (Sleid^gefinnten  ju  «5 
bringen. 

Sereits  oor^er  maren  anonqm  erfd^ienen:  1614  Fama  fraternitatis  Roseae 
Crucis  ober  bie  Sruberj^oft  bes  Orbens  ber  Wofenfteujer,  unb  1615  bie  Confessio 
ober  Sefenntnis  ber  Societät  unb  Sruberf^^  R.  C,  beibe  eine  Satire  auf  bie  mq« 
[tijc^e  unb  al^pmiftif^e  (Se^imnisfrämerci  ber  3«Ö-  Ob  SnbreS  htt  Senaffer  ober  w 
oas  (San^e  nur  ein  Üübinger  „Stiftlenoi^",  ift  tro^  aller  bisherigen  Unterfumung  nid^t 
fi^er  5u  ent|^eiben.  9la^  ber  Semerlung  in  bem  jmar  anouQmen,  aber  (id^r  oon 
ainbreä  ftammenben  „Turris  Babel,  s.  judieiorum  de  fraternitate  R.  C.  chaos" 
1619,  bag  bie  angebliche  Stiftung  ber  Stofenfreujer^SruberfAoft  eine  fpöttif(!^  (Sxhiäf^ 
tung,  famae  vanae  ludibrium,  [ei,  ift  es  eine  (atirifdje  ffltoHtfilation  Stnbreäs  ge*  5» 
loelen.  SIber  aus  bem  S^erse  fyd  fi^  i^m  bann  eine  emfte  ^fiqt  entmidelt.  Seinem 
freunb[(^aftsburftigen  ®emüt  mürbe  bie  ungeahnte  9laäfraae  na^  bem  oermeinten 
C&e^eimbunbe  bie  Seranlaffuna,  einen  (Seiftesbunb  oon  ^riftli^en  ^eunben  aus  allen 
fiönbem  ju  ftiflen,  „um  e^ri{tum  roieber  an  feinen  $Ia^  ju  fe^en  unb  alle  ®9l^en, 
bie  religiofen  u)ie  bie  litterarif^en,  baoon  ^erabsuftogen"  (an  (Eomenius  1629).    Diefe  ^ 


I 


508  Oiibrefl,  3o^n  Sülentfat 

(6eban!en  cnÜDidcIte  er  1617  in  ber  Invitatio  Fraternitatis  Christi  ad  amoris 
candidatos  unb  1620  in  ber  Ghristianae  societatis  idea  unb  ber  Ghristiani  amoris 
dextra  porrecta.  —  3o^-  ^ntbt  in  ^alle  unb  3<>^w^  Cßer^b,  Saubert  in  3lüm= 
berg  unb  ^ol^carp  £eqfer  in  £eip5ig.  ber  SRebhiner  San.  Sennert  in  2Bittenberg 

5  unb  oiele  anbere  taurben  5uer|t  basu  eingelaben.  !Die  Jtriegsbrangfale  liegen  ben  ißlan 
nid^t  3ur  9(usffl^rung  bmnten,  toenn  au^  9nbreä  noi^  1628  im  verae  unionis  in 
Chr.  Jesu  specimen  roieber  barauf  surüdlani.  Das  (Same  blieb  "Sprojeö  ab  Ser* 
binbung  inniaer  (£^ri[ten  gegen  6e!ten  unb  bloge  Or^oboxie  unb  ift  nur  bebeutfam 
als  33or[pieI  bes  ptettftif^en  (Semeinfd^aftsrDefens,  ber  Srübergenieinbe  3in3^nl>0^s  ^^^ 

10  ber  heutigen  inneren  SKiffion. 

1620  rourbe  SInbrea  oom  Didonus  in  Sai^ingen  sunt  !X)e!an  unb  Spegialfuperinten^ 
beuten  nai)  (Ealm  a.  b.  9lagoIb  berufen,  oont  otium  jum  negotium,  oon  m  ftillen 
SBeibe  5ur  ilreujesfa^ne  (vita  S.  80).  Sleunse^n  3^^«  ©irlte  er  ^ier  in  reid^fter 
(Entfaltung   feiner  prcätifd^n  (gaben  junt  Segen  ber  Stabt  unb  bes  aamen  £anbes. 

15  3unä^ft  fuc^te  er  ^ier  bos  (genfer  ftir^enibeal  ju  oenoirQu^en.  (Er  lelbrt  eqä^It  in 
feiner  vita  p.  24 :  „Ws  i^  in  (Senf  mar,  bemerlte  iäf  etmas  gto||es.  moran  bie 
Srinnerun^  unb  6e^nfu(^t  nur  mit  meinem  £eben  erfierben  mirb.  zRic^t  nur  finbet 
\\äf  \)\tx  etn  Dolüommen  freies  Staatsmefen,  fonbem  als  befonbere  „3i^i^be  eine  Sitten^ 
}u^t,  na^  meli^er  über  bie  Sitten  unb  felbft  fiber  bie  gerinaften  uoerfAreitungen    ber 

so  Bürger  moc^entlic^  Unterfu^ungen  angeftellt  merben,  juerft  our^  bie  Siertelsauffe^er. 
bann  bur$  Sie  SUeften,  enbli^  bur^  ben  9Ragiftrat,  je  naAbem  ber  gr^eoel  ber  Sat^ 
ober  bie  ^er^rtung  unb  SSerftixIung  ber  S^ujMfl^^  ^  er^eif^en.  3nfoIgd)ej|en  finb 
alle  ($Iu^n)orte,  alles  äBfirfel«  unb  itartenfpiel,  äp^Ieit,  3^»  d^Bt  S^trug,  £uxus  k., 
aef^meige  benn  größere  Vergebungen  oenoe^.    SBelc^e  ^enli^e  ^mie  für  bie  ^rift^ 

25  lid^e  9{eIigion  Jol^e  Sittenreii^eit !  SRit  allen  Maronen  mfiffen  oir  betoeinen,  bag 
[ie  bei  uns  fe^It  unb  fa|t  ganjli^  oemad^Iaffigt  mtrb,  unb  alle  (Sutgefinnten  muffen 
fid^  anftrengen,  bap  fie  tns  £eben  gerufen  toerbe.  {(Ss  folgt  ber  ^usipru^  oon  ber 
dissonantia  religionis  unb  ber  consonantia  morum.  cf.  oben.)  SDltt  allem  (Eifer 
^e  iif  oon  ba  an  bamad^  getrachtet,  bajj  etoas  o^nlid^es  m^  unferer  Air^  5u 

»teil  roerbe." 

(Sem  ^e  er  biefes  caIoinif(^e  3beal  in  orögerem  ilreife  oenoirfiid^t,  aber  es 
falten  i^m  baju  bie  mitmirfenben  5Üafte.  Die  er  baju  aufrief,  blieben  bei  3^^ 
ttimmungserllarungen  unb  frommen  9Bünf(^en  fte^n  unb  mürben  burd^  biefelben  Sr^ffeln, 
bie  i^n  brüdten.  gehalten.    So  lam  es,  bag  Slnbreo,  ben  Ser^Itniffen  ]iä)  beugenb, 

35  oerji^tcte  unb  fi^  ganj  ber  Sorge  für  feine  eiaene  (Bemeinbe  roibmete.  S3on  bem  (5c^ 
banlen  befeelt,  bag  ber  Sau  ber  i^ir^e  bei  oer  3^9^^  anfangen  muffe,  manbte  er 
3unäc^ft  feine  ganse  9lufmerlfam!eit  bem  Aate^ismusunterri^t  ju.  Da  bie  bisherigen 
Aate^ismusprebioten  fomo^I  bem  93erftanbnis  als  bem  Sebürfnis  ber  Ainber  nid^t  ent^ 
fpra(^en,  fo  fc^rieb  crjuerft  feine  „Äotec^etifc^en  graoftüde",  oie  er  ber  3^9«"^  iw  bie 

40  ^anb  geoen  mollte.  SBennglei^  ni^t  in  ben  offentliqen  (Sebrau^  ber  Air^e  eingeführt, 
erhielten  fie,  ausgejeic^net  burd^  felbftftönbige  unb  flare  9(norbnung  unb  forgfaltige  unb 
eble  (Raffung  ber  Stagen  unb  SInttDorten,  eine  grunblegenbe  Sebeutung  für  bie  mürt^ 
tembergij^e  Ainberle^re  unb  bas  no^  ^eute  gebrauchte  treffliche  ilonfirmationsbü^Iein.  - 
Dann   bilbete  Slnbreö  1620   aus  roo^I^benben  Sürgem  ber  Stabt,  bie  sumeift   ber 

45  3^ugma^er'  unb  „^^orber^ilompagnie"  angehörten,  bie  „^riftlic^e  gottliebenbe  (Sefellf^aft" 
unb  fttftete  am  12.  9looember  1621  aus  freimillig  5ufammengelegten  (Selbem  bas  no(^ 
beute  in  großem  Seaen  roirtenbe  „gärberftift"  (1639:  18000  fl.;  1886:  220000  3«!. 
SJermogen)  5ur  Unterftü^unj  armer  Stubierenoer  ber  Ideologie,  bebürftiger  fie^rlinge  unb 
$anbroerler,  bebränater  SBttroen  unb  SBaifen,  oerlaffener  ifeanler  unb  Vertriebener  unb 

50  jur  gorbemng  ^rifth^er  änftalten.  —  Dur^  bas  SJertrauen  unb  bie  fiiebe  unb  Serc^mng 
ber  (5emeinbe  getragen,  rourbe  Slnbreö  ber  treuefte  SKenfc^enfreunb  unb  ebelfte  Süraer 
feiner  Stabt  in  brangfalooller  3cit.  flcs  roor  bie  Stxi  ber  ftipper  unb  SBipper.  Durd^  oie 
plo^li^e  allgemeine  Serf^Ied^temna  bes  (Selbes  bis  5U  V/,o  bes  Jlennroertes  rourbe  ber 
SHorft  mit  unterroertiaem  (Selbe  fo  übetf^roemmt,   bah  bie  greife  ber  SBaren  unb 

55  fiebensmittel  ins  Unglaubliche  ftiegen.  Die  allgemeine  leuemng  roü^Ite  bie  5ä6li(^ftcn 
fieibenfd^aften  auf.  ffl^fame  Sürger  roaren  5U  Spielem  unb  Imnfenbolben  geroorbcn, 
roo^I^enbe  ($amilien  an  ben  Settelftab  gebracht;  £ei^tfinn,  ^enteurertum  fü^rien 
Unsö^Iige  ins  SSerberben.  Da  griff  Slnbreö  mit  ftarfer  §anb  ein.  3n  unermüblid^er 
fiiebe  unb  flarer  ÜBefonnen^eit  linberie  er  bie  fur^tbare  9lot,  bie  auc^  über  (Eairo 

flo  ^ereinbra^.  (Sx  felbft  oerlor  burc^  bie  „Seuche  mit  ben  bbfen  äRünjen"  800  fl.  Scharen 


Otibrea,  3o^nn  Soletttin  509 

Don  Settlern  unb  flu^tigem  (Befinbel  überfluteten  bos  fianb.  Slnbreö  fommelte  unter 
ben  größten  6c^u)terigfetten  bei  ben  Sürgem  unb  bei  ausmSrtigen  grteunben  SHmofen» 
um  ben  Firmen  unb  ilranlen  3U  Reifen  unb  ben  2Banbemben  eine  SBeojebrun^  5u 
geben,  ober  ani)  „bte  faulen  $ummeln"  ju  oertreiben.  (Er  oraanifierte  bie  SÖo^u^öttgfeit 
fo  ooriteffli^,  bog  in  ^nfS^^^en,  bis  1631,  über  110000  mme  (ultra  centies  decies  5 
mille  indigentium  ni^t :  eine  SOtillion)  gefpeift  n)urben,  ,,ein  Seifpiel  für  bie  Slac^^^ 
wdif  toie  oiel  eine  ^nbooll  Sfirger  oermag,  wtnn  alle  fiA  3U  qriftlid^er  £iebe  3U» 
famntent^un''  (vita  108).  3®^i^^I  taglidb  mürben  arme  ftinber  in  ilranlen^äu|em 
gefpeift,  unteni^tet  unb  eine  ni^t  geringe  3^1  bei  ^anbtaerlem  untergebracht  —  Zxo^ 
all  biefer  jahrelangen  9U)te  gelang  es  i^m  baneben,  bie  arojje  6tabtlird^e  ju  enoeitem  10 
unb  ausjujc^mücfen,  bie  Spitaßird^e  neu  einjurid^ten.  Unb  bo^  taor  bie  9cot  ber  !^z\i 
noA  im  Steigen  begriffen.  Der  breiMgja^rige  Juieg  traf  au(^  (TalxD.  Das  SReftitutions« 
ebin  Don  1629  Dcrtrieb  oiele  (Seiftli^e  unb  £e^rer  oon  i^en  Ämtern.  Den  Sertrie« 
benen  öffnete  Slnbreä  nac^  SRdglic^Iett  [ein  $aus  unb  ^alf  i^nen  bur^  neue  JtoIIeften. 
ÜRit  ^offnungsfro^er  begeifterter  ^eube  begrüßte  er  ben  itSnig  (Suftao  ^olf,  „ben  15 
großen  Reiben,  ben  Wetter  Deutttlanbs,  ben  Seften  ber  3eit,  bos  SRufter  eines  ^nft- 
lic^en  2fürftcn".  3m  tiefjten  Si^merse  bellagte  er  beffen  frühen  2!ob.  Slun  bra^  un» 
ausfprec^lid^er  3oni^^^  li^^^  SBürttemberg  ^in.  3ia^  ber  Sc^Iac^t  bei  9l5rblingen 
1634  VDUxit  dalm  hnxi)  ^o^ann  oon  SBertb  überfallen,  geplünbert  unb  in  Sranb 
aeftedt.  Slnbreö  u>ar  geflogen  unb  irrte  mit  ferner  gfcmtilie  unb  200  bolbnadten  Sflüd^t«  so 
fingen  in  ben  äBälbern  um^er;  als  er  3urü(f!e^rte,  mie  bur^  ein  äBunber  oor  i^n 
Kroaten  unb  Sägern  bema^rt,  fanb  er  450  Käufer  eingeäf^ert;  bie  Stabtlirc^e,  bie 
(f)ottesader!tr(^e,  auc^  fein  ^an^aus  u>ar  ein  S^utt^aufe.  Sein  ganjes  Vermögen, 
unerfe^bare  ^anb|(^riften,  !o|tbare  (&emalbe  Qon  Dürer  <9Raria),  ^oibein,  (Sxamäj 
u.  a.,  baju  anbere  un|(^a^bare  itunftmerie  mannigfacher  9Irt,  es  mar  olles  Der«25 
loren.  9tur  bie  Sibliot^et  mürbe  gerettet  (vita  p.  144).  9Rtt  bemunb^cnsmertem 
(&lei(^mut  ertrug  er  feinen  Serluft  unb  mibmete  fic^  nur  um  [0  ^ingebenber  ber  3(uf« 
gäbe,  bie  unfagbaren  9totftänbe  ber  Stabt  ju  feilen.  3n  jiDet  ergreifenben  Sd^riften, 
ber  „Memoria  virgae  divinae  Calvae  inflictae'%  unb  ben  „Threni  Calvenses" 
bef^rieb  er  ben  3^ntmer  ber  Stabt.  93on  4000  Semo^nem  fanben  fic^  nur  noc^  1500  so 
mieber  sufammen,  ^um  Xeil  oermilberte  unb  übelgefinnte  3Renf^en;  bann  fing  bie^eft 
ju  muten  an.  Seine  Slmtsbrfiber  maren  alle  geftorben,  an  Srfafe  lonnte  nidn  gebadet 
merben.  3m  £aufe  bes  3<i^<^  ftarben  772  3Renf^en,  oon  ^uguft  bis  Slooember 
529.  Slnbreö  beeroi^te  booon  430,  unb  ^ielt  85  etgentli^e  £ei^enprebigten  (vita 
p.  157).  Ss  mar  bte  $ö^e  [eines  £ebens,  fomo^I  an  raftlofer  feelforaerlic^er  Slrbeitss 
als  an  innerer  (&laubensfreubtgleit  „ÜBeftanbig  Hang  mir  bas  ,£eme  fterben'  in  bie 
O^ren  unb  ma^te  mi^  ^  jeoer  Stunbe  reifefertig  unb  bes  Sebens,  bos  oon  fo  oiel 
Silagen  erfd^üttert  mar,  ni^t  ac^tenb-  unb  boc^  mar  es  burc^  (Bottes  (Bfite  bis  ju 
biefem  3^^^  [0  f^nft  oerfto[fen,  bag  t^  ibm  menige  3<t^re  ber  äieraangenl^it  oer» 
gleichen  lann.  Die  Sürger  metteiferten  in  £iebe  unb  ^flid^ttreue,  unb  bie  Serleumber  40 
oerftummten  an^efi(^ts  ber  Sc^reden  bes  Zobes"  (vita  p.  158).  Dennoch  brüdte  bie 
Sd)mere  ber  3ett,  bie  fteigenbe  93ermilbernng  bes  ftttlid^en  unb  religiofen  £ebens  feinem 
SBefen  einen  (£rnjt  auf,  ber  mit  ber  ßtü  nimmer  me^r  ju  St^ermut  unb  peinooll 
pe[[imifti[(^er  Stimmung  fi^  oerbüfterte.  Das  £eben  erfd^ien  i^m  nur  noc^  als  eine 
Strafe.  3Bo^l  fehlte  es  t^m  ni^t  an  troftenben  Srquidungen.  Die  Steunbe  unb  46 
(Sönner  [teuerten  me^r  als  4000  fl.  für  feine  Slrmen ,  bie  Stabt  Jo^Ite  i^m  fein  rüd« 
ftöubiges  (geaalt  unb  barüber  hinaus,  fobag  er  mieber  ju  einigem  wo^lftanb  tam ,  aber 
fein  ^ut  mar  gebrod^en. 

SBieber^olt  (amen  9tufe  nacb  ausmörts,  befonbers  na^  Slümberg,  an  i^n,  ^ule^t 
1637  fo  bringenb,  bag  er  mit  feinem  ^erjog  (übtxfyah  III.  über  beffen  ^onnungenso 
ber  9iücfte^r  oer^anbeln  mujjte.  Diefer  ^otte  fein  armes  £anb  im  Stidb  gelaffen  unb 
lebte  in  £eid^t[tnn  unb  Uppigfeit  bei  feiner  SRutter  in  Sirajsburg.  Die  Steife  na^ 
Strasburg  mürbe  für  Slnbreö  nic^t  nur  burc^  bas  grojje  äiertrauen,  mel^s  er  beim 
^erjoge  fanb,  mistig,  [onbern  m^r  noc^  burc^  bie  Erneuerung  alter  unb  Slnfnüpfung 
neuer  grcunb[d^aften  mit  ^ri[tli^n  unb  gelehrten  SRannem  (vita  p.  171).  3Jt>9<inn66 
St^mib,  bie  3i^i^be  ber  X^eologen.  unb  ben  alten  jeM  banfen  ÜBernegger.  (&loner, 
äJlodel  unb  Sod^ofer,  unb  [einen  banibar  geliebten  Di^er  mieber3u[e^en,  uno  Södler, 
gfreins^eim,  Dor[(^,  ^iftorius,  bie  ^rofefforen  Dan^er  unb  Sd^aller  uiü)  oiele  an« 
bere  burc^  neue  Jf^eunofd^oft  fic^  ju  oerbinben,  mar  i^m  eine  ^enensfreube  in  aller 
üJctrübnis  unb  SBersagt^eit.    Den  ^erjog  aber  oerbanb  er  fic^  burdgi  ein  oon  gr^eunben  eo 


510  Xiikrdl,  3o|aiin  Sdentttt 

jufammengebiad^tes  Datieren  Don  1200  9tt^Im.,  bur$  toelc^es  bie  SBteberausfo^nung 
bes  fianbesfutften  mit  bem  Aotfer  gefotbett  wmht. 

Ravm  xDor  ba^er  bet  $6x509  mieber  in  [ein  fianb  jurfidgele^rt  (1638),  fo  berief 
er  ^nbteö,  [ei  es  als  ^ofprebigec  unb  5lonfittoriaItat  no^  Stuttgart,  [et  es  als  t^o» 
5  Iogi[c^en  $rofej[or  na^  Zfibingen.  S^toeren  ^er^ens  unb  nur  bem  Drangen  ber 
^eunbe  na^gebenb,  ging  S(nbreä  1639  na(^  Stuttgart.  9laAber  reichen  [c^rift[terieri(^en 
^:^tigfeit  in  Sai^ingen  unb  ber  ^elbenmfitiaen  ]>ralti((^en  aBtrI[amIeit  in  (üAm  beginnt 
{e^t  [eine  ürc^enregimentMe  2:^atigleit  in  Stuttgart,  bie  no^  ^eute  in  2Bfirttemberg 
oon  unoerge[[enem  Segen  t[t 

10  SBflrttembera  iDor  einem  mü[ten  Slderfelbe  oleic^.  $er}og  Sber^orblll.,  ein  lei^t» 
(inniger  unb  aus[c^xDeifenber  3SngIing  oon  24  3^ren.  gutmfitig  ober  [c^Iimmen  9{at» 
gebem  folgenb,  bos  fton[i[torium  oon  lalfiaen  [eft[t[fiAtigen  IRSnnern  befe^t,  bas  £anb 
oenDfi[tet  unb  oeröbet.  95on  1046  eoangeu[c^en  (6ei[tu^en  bes  £anbes  oaren  no^  338 
am  Ztbtn  (vlta  p.  185).    !X)as  3;übinger  Stift  [tanb  m^  ber  Slorblinger  S^Ia^t 

16  4  3a^re  leer.  Son  1628—1650  ^e  bos  fianb  200  SRillionen  SRarl  oerloren;  1654 
logen  noc^  66  itirc^en,  230  Bffentlid^e  unb  36000  ajriodgebSube  in  Schutt.  Me  Sanbe 
ber  ßucbt  maren  aufgeI9[t.  Sin  oenoilbertes,  umDt|[enbes,  gottIo[es  unb  jud^tlofes  (&e^ 
[c^Ieffit,  oas  nie  ben  gfneben  ge[e^n,  [torrte  l^offnungsbs  in  bie  3ulunft.  3n  fiumpen 
gebaute  £anb[treu^er,  blei^  oor  junger  unb  (Elenb,  [c^toormten  f^emDei[e  bettelnb 

20  uno  [teblenb  burc^  bos  fianb,  anbere  raubten  unb  moroeten  unge[(beut.  SlUes  Sllitleib 
unb  (Eroarmen  ber  9lad)[ten  untereinanber  mar  erjtorben.  „3ung  unb  Wi  —  llagt  ^rälat 
^einlein  —  meijs  faft  nic^t  me^,  mtt  (SfyA]tas  [ei  unb  ber  Xeufel.'' 

Die  erfte  Sorge  Snbreos  ging  ba^in,  bas  Xflbinger  Stift  unb  bas  Stuttgarter 
(Snmnafium  mieber  ^erjuftellen,  um  bie  oenDai[ten  gei[tl^ien  Stellen  mieber  mit  taug« 

26  li^n  uRännem  be[e^en  }u  lonnen.  Dur^  eine  fianoesIoHette  brachte  er  3000  fl.  ffir 
bas  Stift,  2500  fl.  ffir  bie  3lufbe{[erung  armer  (Seiftlid^er,  unb  3000  fl.  für  anbere 
3medte  5u[ammen,  unb  balb  mar  oas  Stift  mieber  oon  41  jungen  ange^nben  (&eift= 
lu^en  befeM.  9lls  ^erjog  (Eber^arb  in  ber  allgemeinen  äJerminung  unb  9tot  ben  oon 
derjog  Sfriftof  geft^eten  itir^enfonbs  an^utaften  begann,  miber[e^te  Ji^  Slnbreö  mit 

30  männlt^er  grteimfitigfeit  unb  es  gelang  i^m  au^  menigftens  einen  XetI  bes  geraubten 
Air^enguts  surfichuer^Iten.  —  £ber  am  metjten  lag  t^m  bie  2Bieberaufri(^tung  ber 
Air^ensuät  am  ^erjen,  bie  bur^  bie  93enx)ilberung  bes  jtrieas  faft  gönjlic^  oergeffen 
mar.  9luf  (Srunb  alter  Serorbnungen  entmarf  er  eine  Slnmeifung  für  bie  (Seiftud^en 
jur  JJfu^rung   i^es  Slmtes  (Cynosura  oeconomiae  ecclesiasticae  Wirtembergicae 

36 1639)  unb  bemirlte.  bag  ber  ^erjog  eine  SRei^e  oon  Sittenmanbaten  gegen  Sonntags^ 
ent^eiligung,  Unpqt  unb  S^ebruä  erlieg.  Dann  [teilte  er  bie  jä^rlt^  „S^nobe"  bes 
5lon[i[toriums  unb  ber  oier  (Seneralfuperintenbenten  bes  fianbes  mteber  ber  unb  eben[o  bie 
Dioce[an|qnoben.  Sein  gauptgebanle  aber  mar  bie  (Einführung  ber  „iltr(^enfonoents^ 
orbnung"  1644,  burc^  mel^e  er  ben  Xraum  [einer  3^9^^^^  emeuemb  nat^  reformiertem 

40  Sorbilb  bie  Atr^enju^t  auf  lutj^erif^em  Soben  5U  oermirlli^en  f)t3^t.  Sein  3bea( 
mar,  ba|  nac^  bem  (Senfer  SSorbilb  neben  ben  (geiftlic^en  fretgemöblte  äRäitner  ber  (Se- 
meinbe  oie  ^nifi  gefibt  hatten,  aber  er  mujjte  ben  SSerbältninen  unb  ber  Qe|^i(^tlt(^en 
(Entmidlung  ber  Iut^eri[(9en  Stixä)t  9{e^nung  trafen  unb  fid;  mit  bem  3n|titute  ber 
„  jtir^nlonoente"  begnügen,  b.  ^.  größeren  JtoIIegten  oon  get[tli({)en  unb  meltltd^en  Se^ 

46  amten  jur  ^uge  ber  Vergeben  miber  bie  erfte  (Sefe^estofel  unb  Heineren  aus  bem  ®eift= 
lid^en,  Sc^ultfeijjen  unb  Coemeinberoten  5ur  9{üge  ber  Sergeben  miber  bie  jmeite  (5^^ 
[ehestafel.  SAmerere  Sergeben  mürben  ber  Obriglcit  5ur  Seftrafung  übergeben.  — 
was  er  eigentlid^  mfinfd^te,  \ptai^  er  in  ber  [c^on  1622  ausgearbeiteten,  aber  erft  1649 
^rausgegebenen  S(^rift  aus:  Theophilus,  s.  de  christiana  religione  sanctius  co- 

solenda,  vlta  temperantius  instituenda  et  literatura  rationabilius  docenda  eon- 
silium  cum  Paraenesi  ad  Ecclesiae  ministros  (überfe^t  oon  (£.  X^.  ^opft  1826 
unb  oon  SB.  gfr.  Oebler  1878).  (Es  ift  fein  teuerftes  Vermächtnis  an  bic  Äird^e.  3n 
brei  (Sefpa^en  ^mifd^en  Xbeopbilus  unb  Demodbes  fü^rt  er  aus,  mie  bie  Aird)e  mteber 
^ergeHellt  merben  mfif[e.    (Er  mo^te  einen  fiutber  ermeden  unb  menn  es  not  ift,  aud) 

66  oon  (Gegnern  unb  Seltierem  lernen.  Damit  eine  gtögere  Harmonie  jimifcben  göttltt^er 
unb  menf^Ii^er  Orbnung  ersielt  merbe,  foFI  bas  zEBort  (gottes  bie  vlotm  merben  für 
(Befe^gebung  unb  Senoaltung,  unb  niqt  nur  bffentlic^  oerffinbigt,  fonbern  au^  burd) 
Unterru^t  wx  3ugenb  eingef^orft  unb  im  fieben  ber  ein^lnen  beseugt  merben.  3m 
britten  ^e^Scb  b<^nbelt  er  oon  ber  SRetbobe  unb  bem  Stoff  bes  3u9^nbunterrt(^t$. 


Sbkrcip  3o^nn  Sdentfat  511 

$ier  ftnb  |etne  (Sebanien  fo  oöllig  neu,  bag  et  ob  einer  ber  grSgten  ißfibagogen  aHet 
Letten  unb  als  oenioler  Satei  ber  Dibdtil  bes  (Eomenius,  unb  ote  ber  bo^nore^enbe 
Schöpfer  ber  mooemen  peftalosjifc^en  S^ulgebonlen  ju  bejeiinen  i(t  (»gl  ».  CCrieoem, 
3lmo5  Comemus,  $eibetterg  1881.  S.361).  —  Seine  (Bebanfen  über  ©emeinbebilbung 
unb  Sittenju^t  ftnb  fpoter  im  Pietismus  virlfam  gen)orben  unb  peigen  i^re  ilraft  in  s 
manchen  Seftrebungen  ber  ©egenroart,  bie  auf  ©cmeinbeorganifotlon  unb  Cßemeinbe» 
Serglteberuug  bur^  Sejirle  unb  fog.  ^ausofiteroerbanbe  gerietet  finb.  9Bä^nb  aber 
bie  9leu5eit  bos  ^au^eoi^t  auf  3^rt^Uung  ber  arogen  Senieinben,  ^rip^  (Befellig* 
feit  unb  £iebe$t^tiglett  legt,  ge^t  Snbrefis  9IbfiAt  auf  bie  Di03iolin  unb  Semeinbe« 
jud^t.  Slus  allen  Sfirgem  meroen  ftragenmeife  9Rdnner  oon  un$e)^oItenem  9{uf  unb  lo 
autem  «nfeben  geroö^lt,  jroei  bis  brei  für  Jeben  »ejirf,  bie  über  grBmmlgleit,  Sttüd^tern* 
Qett,  Slrbeitfamleit  in  jebem  $auje  3U  n)a^n,  Slnjeiaen  über  Serge^n  toie  Zrunlfu^t, 
Spiel,  (E^cjroilt,  Ungcgorfam,  fc^le^te  SReben  unb  fiieber  entaegenjuneBmen  unb  an  be« 
ftimmten  klagen  ber  Woäft  3U  rügen  unb  ju  mahnen  ^ooen.  3^^  \olSitt  Sitten« 
auffe^er  ^aben  einen  Decurio  (Difmltsoorfte^er)  über  fi^,  bie  Decurionen  jufammen  ic 
bilben  ben  ilDuoent,  3U  n)eld^em  nur  tabeuofe,  iDürbiae  Greife  geiD&^It  toerben  follen. 
9lur  in  ben  feltenften  Säuen  foll  bie  Se^brbe  eingreijpen.  (E^oratteriftifc^  i[t,  bah  9n< 
brea  für  bie  (&eiftIiAen  leinen  eigentlichen  $Ia^  tn  feinem  S^ema  ^,  otelmefr  i^e 
Ü^tigleit  auf  ^rebtgt,  UnterriAt  unb  SabamentsDenixtliung  befi^nlen  min. 

SDtit  ni^t  minberem  (Emft  liejs  fi^  Slnbrefi  bie  ^erftelluna  ber  rein  fir^Iid^en  3u(^t  20 
angelegen  fein.  DurA  (Seneralreflnpt  oon  1642  mürbe  ber  Sonn  unb  bie  Air^enbuge 
micber  eingefül^rt.  Slber  er  felbft  enäp  (vita  p.  217)  mit  jhimmer,  bafe  bie  9lei(^en 
unb  aRä^tigen  bur^  fürftlicge  äBiUlür  im  ent^en  unb  balb  „nur  bie  Xauben  unb 
ni(^t  bie  9{aben"  bur^  bas  (Sefe^  erreimt  mürben.  Salb  mürben  nur  bie  fexuellen 
Sierge^en  unb  jule^t  nur  no6  bie  une6eH(|en  Geburten  beftraft  (£»  mar  biefelbe  (Er«  25 
fa^runa,  bie  au^  in  ber  catetnif^  5lm^e,  mo  bo^  bie  Sis^tplin  oon  Anfang  an  als 
Gefe^  f eftgeftellt  mar,  bie  Unburqfü^Aarleit  ber  oolQeili^en  ftir^enju^  in  ber  organi« 
fierten  fianbeslir^e  ermies  (9{it[Al,  (Bef^.  bes  Sietismus  I,  104). 

3e  mutlofer  SInbreä  bmr$  me  (Erfolglojigleit  feiner  fonfiftorialen  ^Uitigieit  mürbe, 
befto  eifriger  manbte  er  fi^  ber  ^rebi^toroeit  ju.  3^^^^»  in  ber  SBoilpe  pflegte  er  30 
3u  prebiaen,  in  10  3^^^^^  ^ielt  er  1040  ^rebioten.  (Er  pflegte  feine  ißrebigten  ni^t 
3u  fc^reiben,  [onbem  nur  in  genauen  Sfi33en  mtt  forafältiger  Dispofition  uno  (bliebe« 
rung  unb  mit  oielen  beutfqien  Stic^mbrtem  lateinifcQ  3U  fonjbieren.  Jiroben  baoon 
giebt  Sanier,  (gef^.  berSSeränberungen  besC&ef^maos  nn^reo^en,  $auel792,  Sbl, 
S.  166  f.  u.  300  ff.  86 

3loq  immer  maren  bie  (Einnahmen  bes  £anbes  fo  ungeorbnet,  bag  Snbreä  in 
3  ^a^xtn  ni^t  me^r  als  150  fl.  fernes  (&e^Its  ausgeja^It  erhielt.  Daoon  !onnte  er 
ni^t  leben.  Sein  $aus  mar  eine  beftänbige  ^erberae  für  arme  ^rebiaer,  fie^rer,  5iünftler 
unbSreunbe  oon  na^  unb  fem;  3U  ben  eigenen  itinbem  na^m  er  nU^t  feiten  bie  5tinber 
oerftorbener  greunbe  bei  fiq  ouf,  um  fie  3U  oerpflegen  unb  3U  ersiefin.  (Es  n)öre  ibm  40 
unmogli^  gemefen  aus3uIommen,  menn  ni^t  sa^lrei^e  ausmfotige  ^ilfsctuellen  fi^  i^m 
erf(^Ioffen  Ratten.  Sefonbers  mürbe  i^m  je^t  bie  grteunbfd^ft  mit  bem  oielfeitigen,  fünft* 
finnigen  unb  t^eologifd^  intereffierten  $er3og  3luauft  oon  ÜBraunf^meig*£ündDurg  nid^t 
nur  eine  innere  (Erquidung,  fonbem  au^  eine  rei^e  äußere  $ülfe.  X)ur$  feinen  3ugeno* 
freunb  äBil^elm  oon  äBenfe  näherte  fU^  9(nbreä  oon  Stuttgart  aus  bem  $er3og  unb^fi 
gemann  fein  SBo^ImolIen  bur^  t^Iogif^e  9Ritarbeit  on  einer  Soangelien^armonie  mie 
burd^  (Sefd^enfe  oon  allerlei  Auriofitoten  für  bes  $er3ogs  9?aritätenl(m{nett.  Der  $er3og 
ermieberte  bie  Sriefe  unb  Senbungen  mit  einem  (5naoenge|d^nI  oon  300  ^\x.  unb 
fpäter  mieber  300X^lr.;  au^  bur^  äbema^me  ber  itoften  fetner^romotion  sumDoftor 
ber  X^eolo^ie,  1641  unb  1642.  Salb  barouf  gemäße  er  i^  auf  feine  Sitte  ben  !£itel  m 
eines  geiftlt^en  9tates  unb  ba3u  einen  3^^^^It  oon  400  Ü^alem.  Son  nun  an 
ftanb  ^nbreö  in  allenegftem  Sriefmed^fel  mn  bem  braunf4meia.<Iüneburgi|^en  $ofe  unb 
fanb  in  biefem  ^eiftigen  Serfe^r,  tn  melc^em  er  im  Saufe  ber  3<^re  900  Sriefe  taufc^te, 
eine  Quelle  inntger  gr^eube  unb  reiben  Zroftes.  (Es  ifyA  au(^  not.  Seit  1640  na|m 
bas  Unterleibsleiben,  bas  fd^on  in  (£alm  i^n  gebrüdtt  ^otte,  me^r  unb  me^r  3U.  ißer*  u 
[önlxi)t  Singriffe  unb  Serle^erungen,  ^eimlic^e  3ntriguen  mirtten  mit,  feine  ffreubigleit 
unb  X^atfraft  3U  lähmen  unb  3U  bre^en.  Sein  (gemüt  mürbe  immer  oerbflfteter.  Slm 
fd^merften  aber  bebrüdte  i^n  ber  Iiü^erifd^e  Q^aropapismus,  ber  in  (Seftalt  bes  ffirftli(|en 
^bfolutismus  bie  Sru^t  bes  breijjigj&^rigen  Arieges  mar  unb  {eben  Ifarc^Ii(!^n  (Jfortjc^ritt 
^emmte.    Sc^on  1631  fc^rieb  er  ben  ,,Apap  proditus'S  in  n)elc^em  er  bas  fürftlic^eflo 


512  Sbkrea,  3i^n  Sdentin 

Atic^enregiment,  t^n  Apap,  als  bte  Setle^ng  unb  Serfc^Iimmetung  bes  ißapfttums 
(Apap,  bte  Urnfel^ng  Qon  papa)  [Gilberte.  3^t  erfuhr  er,  tote  rid^ttg  er  gefe^n 
$atte  (vita  p.  219  ff.  u.  a.). 

^Des^alb  bat  er  1647  lebensmübe  unb  gebroAen  um  feine  Sntloffung   »aus  ber 

5  SHaoeret,  in  ber  er  neun  3#^^  jugebraAt".  3)er  ^erjog  getoö^rte  i^nt  ftatt  oerfelben, 
bah  er  fidb  na^  feinen  Sebflrfni|fen  jurficniel^en  bärfe,  unb  gab  i^m  1650  bie  erlebigte 
SIbtei  ÜBeben^aufen,  mit  ber  baran  gefnämten  (Beneralfuperintenbentur.  ^t^i  fd^idte  er 
fi(6  an,  [einen  (jrreunb  ben  ^erjog  9lugu|t  enblid^  mii  oon  Slngefi^t  ju  fe^n  unb 
rfiftete  bie  SReife.    9Iber  es  toor  ju  fpäi    9leue  fernere  ilranf^itsanfäKe  nötigten  i^n, 

10  au^  bie  (Seneralfuperintenbentur  oon  Seben^ufen  nieberjulegen.  1654  erließ  er  bie 
^tei  9(belberg.  3^boc^  f^on  menige  SBo^en  na^^er  am  27.  3uni  1654  erlBfte  i^n 
ber  Xob  oon  allem  3<nnmer  bes  £äens,  bos  f(^on  langft  nichts  anberes  geioefen  loar 
als  ,,ein  beftanbiger  ilam))f  mit  bem  Zobe''. 

Slnbreö  ift  o^ne  ^toeifel  einer  ber  bebeutenbften  unb  fruAtbarften  SRönner  bes 

iBl7.3^^^unberts.  Dur$9(bel  ber  (gefinnung  unb  felbftoerleugnenoe  9lä^ftenliebe,  bun^ 
unbeftec^lid^en  2B(^6eitsfinn  unb  3Slaaft  ber  Spraye  ft^  er  po^  fiber  ber  9Renge  (einer 
3eitgenoffen.  ^^ilofop^ifc^e  6(^ulung  unb  oielfeitige  SBelterfa^rung,  beroeali^  Sßban^ 
tafie  unb  [ittlic^er  (Ernjt,  lebenbtge  gftSmmigfeit  unb  |Aarfer  9Bi^,  grfinblid^e  (!5ete^= 
famleit  uno  praltifc^e  £ebensflug9eit  oereinigen  [ic^  in  i^m  3u  einem  munberooKen  ^^ 

2omonifc^en  (Bansen,  dt  ift  nic^t  eigentlich  eine  fd^öfrferMe  ißatur,  bie  in  urfpriingliAer 
Araft  neue  3been  beroorbringt  unb  neue  jufunftsoolle  SSBege  bri^t.  er  ift  ein  geiftreiiqer 
Dilettant,  bem  nimts  SBiffensioertes  in  itunft  unb  SBiffenf^oft  ^leicbgfiltig  ift,  aber  er 
bat  bur^  [eine  S^riften  auf  ben  oerfAiebenften  (gebieten  ber  SBtjfenfqaft  unoerlierbore, 
ober  oon  feiner  !itit  oergeffene  SBa^rQeiten  mieber  ins  Sen)ugtfein  gerufen  unb  bur^ 

86  feine  ür^Ii^e  unb  päbagogifc^e  SIrbeit  unb  feelforgerli^e  Xreue  ber  ofirttembergif^en 
Air^e  ben  Stempel  aufgebrüdt,  ben  fie  no^  ^ute  trägt.  —  (Sx  i|t  eine  impulfioe,  rei}« 
bare,  einfeitige  9latur,  auf  ber  einen  Seite  ^u  bfifter  unb  peffimifttfc^  in  ber  SeurteUung 
ber  Sd^äben  feiner  3^tt,  neroos  unb  oerle^Itc^,  bitter  unb  perfönli^  gegen  feine  (&eaner, 
auf  ber  anberen  Sette  ju  fiberfc^m&ngM  uno  bit^prambifil  in  bem  £obe  unb  ber  SJer^ 

soe^rung  feiner  (^eunbe  unb  (Bonner.  X^olud  beurteilt  i^n  ri^tig,  roenn  er  fagt(£ebens» 
jeugen  331  ff.) :  3n  9lnbreäs  Snbioibualitfit  begegnen  uns  bie  93or3fige  unb  Sic^^en 
ber  meiblid^en  3laiux  .  .  (Er  ift  fibenoiegenb  re^eptio  unb  fubjeltb.  (Er  tairb  übenoaltigt 
oon  ben  äußeren  (Einbrüdfen  unb  giebt  fie  mit  einer  gen)iffen  neroofen  Übeneijung 
mieber.    (Er  ift  enttoeber  Optimift.  xoie  namentlid^  fi^^^r  ^^^^  ^^ffii^tft,  loie  in  ben 

86  fpoteren  3^ii^n.  3n  alles  legt  er  [eine  Subjeftbitöt  hinein.  9Bas  nur  ju  feiner  ÜBIuts^ 
oenoanbtf^oft  gebort,  ift  ibm  Objelt  ber  Serebrung,  er  fc^reibt  i^re  3Remorien:  feines 
Srojjoaters  3^b,  feines  Srubers  £ubmip,  feines  Sruberfo^nes  3ob^nn  3ofef  unb  btefe 
feine  £ebensffi55en  mie  auA  bie  SRemonen  feiner  Sfreunbe  merben  ju  panegqriftifcben 
(Qtien ...  (Er  bölt  forgföltig  ÜBud^  über  feine  ausgebe^nten  Srieftoei^fel,  notiert  bte 

4oXage  bes  (Empfangs,  bemerlt  unb  lombiniert  bie  merfmürbigften  äJtonatstage  in  feinem 
eiaenen  fieben  unb  bem  feiner  greunbe,  beroa^rt  forgföltig  jebes  2lnbcnlen  —  eine  roeib^ 
li^e  SRifroIogie,  in  u)cl(be  fi(^  bie  gülle  feiner  Itebenben  Seele  legt".  —  (Ein  ujabrer 
93trhto[e  ift  Snbreä  in  ber  S^eunbfAoft.  SRit  bem  lüneburgif^en  (Ebelmonn  SBtlbelm 
oon  SÖBenje  oerbinbet  i^n  f^on  bte  unioerfitötsjeit.    $ainbofer  unb  Saubert  in  9türn= 

tfberg,  3^9^^^  Sd^mib  unb  Danbauer  in  Siragburg,  ber  ^rofanjler  oon  Tübingen 

'  aWelc^ior  Sflicolai^  3o^nn  Slmbt  [inb  feine  gfreunbe.  (Er  fte^t  in  inniger  Serbinbung 
mit  bem  caloinifterenben  ^^ilologen  Semegger,  mit  bem  bb^mifc^en  Srüberbifcbof  (Eo^ 
menius,  mit  bem  oiel  angefeinbeten  (Ealiart,  [elbft  bie  Unionsgebanfen  eines  Duraus 
xoeift  er  nid^t  oon  ber  $anb.  (Ebenfo  fte^t  er  ben  ort^obosen  SoAfen  na^e,  ^ülfemann 

60  unb  Caloo,  oon  9Retf(&  unb  oon  gfriefen;  mit  £eqfer  unb  bem  SGBittenberger  aRebijiner 
Sennert  unb  £eibni5  fu^t  er  eine  vera  unio  in  Christo  ju  fnüpfen.  Unb  u)ie  innig 
erft  ift  feine  (Jr^eunbfd^t,  u)ie  ret^orifcb  bis  5ur  Slpotbeofierung  preift  er  ben  ^ersog 
Sluguft  oon  !Sraunf^n)eig»£üneburg! 

äei  all  biefer  SBeu^erjiaieit  aber  ift  er  bod^  im  fersen  lut^erifc^,  bem  Dogma 

» {einer  AirAe  treu  unb  ooll  älbneigung  gegen  ben  (Ealoinismus  u>ie  fein  Slbn^en  ^aloi 
Sbibreä.  grreilic^  föllt  ibm  ni^t  mie  ben  anbem  Qrt^obosen  (Ebtiftentum  unb  £utber« 
tum  sujammen.  3mmer  ift  oielmebr  Q^nftus  unb  religio  christiana  ber  3Rittelpunfl 
feines  äntereffes.  £r  oere^rt  £ut^er  als  oen  grojjen  ^eros,  ben  3RegaIanber,  aber  in 
ber  (E^riften^t  toirb  £utper  ni^t  ermahnt.    9li^t  reine  £ebre,  fonbem  fttäicbe  (Er^ 

«>  neuerung,  ntc^t  bie  itonfeffton,  fonbem  bas  involubile  connubium  vitae  doctrinae- 


Xttbrdt,  3o^n  Sdentin  Ibbreftd^  IM^oftel  513 

que  christianae  ijt  fein  ^ot^ftes  3 W-  ©^  ^I*  bur^brungcn  baoon,  bofe  nur  „— biefd^o« 
laftifAen  Strettigletten  ber  !li^oIogen,  bie  felbft  einen  [o  ^il^en  SRann  toie  9lmbt 
ber  Ae^erei  ansuflagen  getoogt  ^en,  bie  Urfa^  ber  ferneren  $eim[u^ungen  (Sottes 
über  Deutf^Ianb  unb  bie  Air^e  finb".  ,pie  lut^rifAe  9{eIigion  ift  in  ber  £e^re  bie 
reinfte,  in  ber  Praxis  bie  befd^mu^tefte,  in  ben  (nnrtqtungen  bie  befte,  in  ber  $anb«  s 
^bun^  berfelben  bie  I&ffigfte".  Do^er  rebet  er  ftets  nur  oon  einem  caüdus  affectus 
unb  einem  ardens  pectus,  bas  ber  X^Ioge  boben  mfijfe  unb  i|t  auc^  in  biefer  Se= 
Sie^ung  ber  unoerfennbare  Sorlöufer  6pener9.  3RU9le^t  tagt  (Bugmann  oon  i^m  (547): 
,,(Er  ift  tein  äRQftifer  mit  9lmbt,  lein  Sc^ioarmgeiH  toie  3Beigel|  lein  Ort^oboxer  loie 
CqIoo^  fein  ^iettft  n)ie  grtande,  fein  (Qiliaft  toie  ^eterfen,  fonbem  ber  9}orIam))fer  bes  lo 
lut^enf^en  SoIIstums,  ber  ^oftel  bes  C&ottesftaats,  ber  ^erolb  bes  Sleic^es  Gottes, 
ber  ben  9{ei^gebanlen  in  feiner  ganjen  (Sröfte  unb  Sffille  unb  SBeite  oertritt. 

Die  34l  feiner  6d^riften  ift  fe^r  arog.  Dos  SerjeiAnis  oon  SR.  $^.  Surf  »Soll» 
(tonbiges  Serjeid^nis  aller  in  Drud  gelommenen  fioteinMen  unb  Xeutfc^en  6mriften 
Des  K.  D.  3o|.  SBal.  9lnbreö,  in  100  Stummem  na^  ber  S^ttfolge  georbnet",  lüoingen  is 
1793,  ift  feine$u)ea5  ooUftanbig,  ba$  oon  SReufebac^fc^e  (Exemplar  auf  ber  lonigli^en 
Sibliot^et  in  Serim  giebt  beaqtenstoerte  Sla^tröge.    „ds  finb  nic^t  Si^riften,  fonbern 
S(^rift(^en  —  fagt  $erber  (2B3B.  16,  232  f.)  —  ni^t  grofec  leere  Sale,  fonbem  nieb* 
li^e  SBo^mimmer,  jum  Zeil  oon  feltenen  ausgefu^n  SRerboürbi^Ieiten;  S(uffä^e,  bie 
ber  Stobel  feiner  ^t\i  anftaunte,  bie  aber  oielen  unferer  3ett  jumetlen  befremoenb,  ^ie  20 
unb  ba  unoerftfinbli^  unb  als  Spie^eug  oorlommen  münen.  bie  aber  alle  oon  ber 
feinen  (Erfinbungs*  unb  (Einbilbungsbaft,  oon  richtigem  Seffl^i  unb  [Aarfem  Urteil,  oon 
ber  ausgebreiteten  Aenntnis  unb  bem  toiemo^I  unausgebtibeten  Dn^tergeift  bes  93er« 
faffers  ^eugen.''    Sie  finb  faft  jämmtliA  latetnifA  gefc^eben.    9lnbreas  Stil  i|t  ge« 
t^raubt,  aetftreu^,  flberlaben,  ooU  Slnfpiemngen  uno  9(&tfeln,  ooll  loi^iaer  unb  f^tllem:»  25 
Der  äBortfpiele  unb  9(ntit^efen.    „3^n  ju  ilp$rfe^en  ift  feine  Aleinidett  unb  i^  loügte 
beinahe  leinen  alten  Si^fteüer,  ber  bem  Uberfe^enoen  ^ie  unb  oa  fc^toerere  9(rbeit 
ma^te.''  (Berber  9B9B.  16,  592).    aRit  SReifterf^  bejubelt  er  ben  Dialog  unb  er« 
roeift  fi^  ^ier  als  glönjenber  9l6etorSer  unb  DtaleftUer  unb  suglei^  als  einer  ber 
arö|ten  Satiri&r  Deutfd^Ianbs.    Durd^  alles  SIumen>  unb  9laniemoen  aber  mi^t  ein  ao 
frifcler  gefunber  (Seift,  ooll  fid^n  unb  unofl(^figer  Araft,  unb  ,,9lnbreä  ift  ein  feltener 
unb  lieber  (&aft,  fomo^I  am  Serftanb  als  am  $enen''  f^reibt  Berber,  ber  ein  anberes 
3Ral  urteilt:   „(Er  jagt  SBa^r^iten,  bie  toir  je^  laum,  na^bem  loir  ein  3#^^unbert 
loeiter  oorgerüdt  fino,  3U  faaen  uns  getrauen ;  er  fa^  fie  mit  fo  oiel  £iebe  unb  Steblid^Ieit 
als  Aürje  unb  S^arffinn,  fo  bajj  er  in  feinem  ftoettenben  unb  oerie^emben  3^t^unbert  35 
VDXt  eine  9{ofe  unter  Domen  no^  je^t  neu  unb  frif^  bafte^t  unb  in  aartem  SBo^Igeru^ 
blü^tJ'  „Die  Sd^rift^en  3.  S.  Slnbreos  entölten  eine  nmllre  Slrjenei  für  bie  geheimen 
SBunben  ber  Sleujeit,  \a  biefer  9Rann  gehört  fo  eigentlid^  ffir  unfore  3eit,  ba|  i(^  in 
9}ielem,  Vielem  il^r  einen  3o^nn  Satentin  SlnbreS  lofinf^"  (äBSB.  593.  —  9la^Iefe 
2:äbinaen  1815,  Q.  255).    Spener  aber  mft  aus  (Ck>n8il.  et  judic.  theol.  latina  4o 
p.  731) :  „Äönnt  idb  3emanb  }um  Seften  ber  Äirc^e  oon  ben  loten  enoeden,  es  loäre 
3o^ann  »alenttn  9lnbreä."  (SHoInif  t)  D.  *aif i^er. 

flnbrcä  \!aurentiu«^  f.  (Suftao  SBafa  unb  bie  9{eformation  in  Sd^roeben. 

%tbrea!^  (ein  au^  fonft  bei  3uben  oorfommenber  grieA.  9lame,  DioCass.  68,32), 
einer  ber3a><ilf»  Smber  bes^etrus.  loie  biefer  aus  Set^faiba  ftammenb  (3o  1,41.45)  45 
unb  in  Aopernaum  mit  ber  gf^milie  bes  Petrus  bos  glei^  $aus  beroo^nenb  (SRc 
1,  29).    Slad^  3»  1»  35  ff.  loar  81.  einer  ber  erften,  loek^e  infolge  bes  3cwpijl^s 
bes  Zöufers  oon  biejem  5U  3^fu  fi^  loenbeten;  bur^  i^n  i^  $etrus  3U  3^fu  geführt; 
bei  ber  fpöteren  galilöif^en  3üngerberufung  nmren  Petrus  unb  9.  bie  erften,  an  n)elc^e 
bie  9(ufforbemng  Z^]\i  3U  bauernber  unb  oertrautefter  9la#)Ige  erging  (3Rt  4,  18  ff.;  60 
3Rc  1,  16  ff.).    9li^t  mit  Unred^t  ffl^  9.  bei  ben  (Briden  bas  aussei^nenbe  $ra« 
bilat  TtQiDxdxXrftog.    60  finben  fi^  Denn  au(^  in  ber  eoang.  Uberliefemn^  beftimmte 
Slnbeutungen,  bah  —  näd^ft  ißetrus,  3öIobus  unb  3o^nnes  —  81.  mit  ^^ilippus  eine 
^eroonagenbere  Stellung  unter  ben3ii>9If  einnahm  (ogI.einerfeitsaRc3, 18:  8l(&l,13, 
onbererfeits  aRc  13,  3;  3o  6,  8;  12,  22);  boA  tritt  er  in  ber  Slpoftelgef^id^te  ebenf0  66c 
3uräd  u)ie  faft  alle  einseinen  ous  bem  SlpofteOoUegium.  Unter  ben  aujerbiblifmen  Über« 
liefemngen  oerbienen  am  meiften  Seac^tung  bie  in  grorm  einer  (Encqilib  ber  ^resb^ter 
unb  Diatonen  ber  (Semeinben  8l<^ias  oor^anbenen  acta  Andreae  (Tischendorf,  acta 

«cal^^OtncDriopabie  fttr  Xl^eoloflie  unb  INr^t.    3.  «.  I.  33 


514  ftaiitta»,  Ktioftd  Üiikmi»  )i9ii  OESfam 

app.  apocr.  1851,  p.  105  ff.;  £ip|tus,  Die  opolr.  apoftelgef^i^ten,  Sb  I,  1883, 
6.  543  ff.),  toel^e  \iäf  oor  ben  übrigen  q)oirqp^tf^en  SlpoftelQiten  bun^  telotio  fti^ 
Seseugun^  ausj|ei^nen  (ogl.  Tischendorf,  1.  c.  proleg.  p.  XL  sqq.) ;  fl^nen  jufolae 
mirfte  er  tn  (Srie^enlono.  Daaegen  noc^  Euseb.  h.  e.  III,  1  foll  er  6q^ten  cSs 
ß  9(rbett$|elb  erhalten  ^aben,  xDes^alb  i^n  bte  IRuffen  als  t^n  Slpoftel  oere^eiu  Seht 
3Rart9num,  bos  er  burdb  ben  ^rolonful  ^eos  Qon  Sl^aja  3u  ^otrö  unb  yaiax  an  einer 
crux  decassata  ^x,  „mbreosbeuj")  gefunben  ^aben  [oII  (Fabricius,  codex  apocr. 
p.  456  sqq.),  n)irb  auf  ben  30.  Sloo.  gelegt.  Lic.  ft,  6cl|mibt. 

^nitta»   Don    Cöfarea.  —  9(udgaben.    guerft  erfc^ien  bie  lateimf(j^  Überfeltmg 

10  bed  Sefuiten  $eltanud  15b4.    ^en  griet^ifd^en  Xt^t  Deröffentllc^te  tn  gebtegener  ^ife  mit 

bev  lateinifdften  Überfe^ung  g.  @^lburg  1596.  —  ^iefe  Arbeit  übernahmen  (S^ontmeQinud  unb 

^oreUud  in  t^re  ^tudgaben  bed  (S^r^foftomud.    3ule(t  brucfte   ben  Sejrt  unb   bie  ^ottn 

@^Iburgg  ah  MSG  106.  S3b  ©.199—485.  —  3u  ben  ^anbftftrtftcn  Migne  a.  a.  O.  6.202; 

g.  3)eli6f^,   ^onbftftrlftlic^e  fjunbc    n,   29—44;    Gr^ry  ProleeomenA  ad  Tisch.  VIII 

15  1159  f.  —  äur  Xcjtfritl!  5)eli^f{ö  a.  a.  O.  II  @.  45  f. ;   Ch.  F.  MatSiaei  Apocalypais  graece 

et  lat.  1785  praefatio;    Bengel  Apparatos  criticas  in  ^%.,  2.  ^.  8.  490  f.;  Über    tuettere 

@4riften,  bie  unter  bem  9^amen  bed  ^Tnbread  ge^en,  \>%l,  Migne  204;-  $BeIte  im  Sfreiburger 

mrc^enlejfifon,  l.»b  1882  €.830;  ^idfon  im  DchB  1.  SBb  S.  154f.;  9tettig  in  bm2:tStil 

1831  @.  743 f.;  Surfe  dinleitungjn  bie  Offenbarung  3oMnl8  2.  «u«a    558  f,  646  f.;  3- 

20  (^.  dtofenmüUer   Hist.  interpr.  NT.  IV  223  f. ;  SR.  Simon,  Hist.  crit.  des  princ.  comm.  du 

NT.  («Rotterbam  1693)  465 f.;   Sabridu»  BibL  graeca  Vn,  791,  ed.  Haries«  6.  696. 

3InbreQ$  mar  9RetropoIit  oon  (E&hreo  in  Aoppaboden  (Arethas  )u  ^  8,  6; 
Migne  615:  'AvSgeag  6  117^  xar'  ifA  Kaiaagetag  —  meiner  Stobt  im  Utäerfmiebe 
non  anberen  gleichnamigen  —  ä^lcog  rhv  kpoQeiav  iaxc&v).    9Rit  Snbreas  oon  Jtreta 

26  oenoe^felt  i^n  eine  oon  SRontfaucon  (Diarium  Italicum  6.  221)  bef^riebene  ^nb> 
f^rift.  Seine  Slütejeit  mirbjioif^en  bem  5.  unb  9.  ^ol^^nbert  angefe^t.  3^nfaIIs 
fallt  fie  nac^  ben  per|ijd^n  (EQriftenoerfoIgungen  unb  oen  jt&nqrfen  3ioif(!^n  Slrianem 
unb  Qrt^oboxen  in  „9leurom";  benn  btefe  geboren  ber  (&ef^i(qte  an  (pu  9pl  17,  6. 
7;  Migne  378).    3lnbererfeits  bejie^t  er  bie  äBeisjogung  oon  C5og  unb  SRogoQ  auf 

30  [l9t^i|c^e  93oIfer  im  öu^erften  9lorben,  äneg  xaXov/iey  Obwotd.  „Diefe  finb  mte  mir 
[e^en,  5a^Ireic^er  unb  megerifc^er  als  jebes  irbifAe  3itW*  (}u91pl  20,  7.  8;  Migne 
416).  Se^te  biefe  9loti5  bie  no^  unaebro^ne  ^unnen^errMiaft  ooraus,  fo  rofirbe  ber 
itommentar  bes  3(nbrea5,  in  bem  fie  fic^  finbet,  um  bie  URitte  bes  5.  3a^r§unbert5 
abgefaßt  fein.    Stber  bie  parallele  im  Jlretl^asfommentar  (Migne  756)  bemeift,  bafe 

35  m  Övvyixd  ein  Sammelname  für  barborif^e  3noaJionsoöIIer  ift,  roes^Ib  aud^  bie 
(Soten  in  Slflen,  bie  &aupdXoi,  ror^oygäixoi  fo  besetc^net  roerben  (äjicQ  xoivco  luvco 
xaXovßiev  Övvyixd).  Daber  geben  ben  einsiaen  fieberen  Slnbalt  für  bie  Seftimmung  bes 
3eitpun!ts,  oor  bem  Slnoreas  ni^t  gelebt  Qoben  lann,  ferne  Cbemä^rsmänner.  unter 
biefen  ift  ber  |fingfte  ber  fojenannte  Dionysius  Areopagita,  beffen  Schriften  3uerft  im 

4o3Q^te  533  fi^er  enoä^nt  fmb  (ju  Slpl  10,  3 ;  Migne  306:  xard  xijv  ra5  fiaxagio) 
Aiovvoiq)  dtcogiofievrjv  dyyeXixijv  evra^iav).  3Sor  ber  IRitte  bes  6.  o^^^^^^nberts 
ffai  alfo  Slnbreos  nic^t  gef^rieben.  9Bie  lange  er  aber  oor  feinem  9la^foIger  $lret^ 
gelebt  f)aif  ber  am  Slnfang  bes  10.  3^i^^unbcrts  (Erjbifd^of  oon  Eäfarea  u)ar,  loftt  fi^ 
nic^t  genauer  beftimmen. 

45  älnbreos  f)ai  einen  Aommentar  5ur  Slpofal^pfe  oerfagt,  ber  für  bie  (Sef(^i(^te  ber 
Sc^riftauslegung  n)i(^tig  ift.  (Er  ge^t  aus  oon  ber  Slneriennung  ber  Slaubmürbigleit 
bes  Sud^s,  Das  eben  um  bes  ä^tomazov  ©illen  infpiriert  fei.  Sluf  eine  Untcrfu(^ung 
biefes  Slnfpruc^s  einsuge^n  le^nt  er  ab,  inbem  er  als  (Semä^rsmänner  bafür  in  ber 
SSonebe  (Sreaor  oon  Stajianj,  ilqrill  oon  Sllesanbrien  unb  „oon  alteren"  ^ßapias,  3re^ 

Gonöus,  aRet^obius  unb  ^ippolqtus  anführt.  !Diefe  Slusmo^l  fallt  auf,  namentli^  bas 
Übergeben  bes  Origenes,  ber  aud^  bie  Slbfic^t^otte,  einen  Aommentar  5ur  Slpofalqpfe 
m  f^reibcn  (ed.  fiomma^fi  IV,  307).  I)a  SDlet^obius,  biefcr  entfc^iebene  ©egner  bes 
Drigtnes,  ein  beoorsugter  (Den)a9rsmann  bes  SInbreas  ift,  |o  erll&rt  fi^  bas  ^Mtn 
jeber  Sesie^ung  auf  ben  proben  SHexanbriner  mofjll  aus  bem  SBieberaufleben  ber  vxu 

55  geniftif^en  Streitigfeiten  tm  6.  Soj^r^unbert.  3«bcnfalls  ^ält  Slnbreas  bie  JJrage  nac^ 
ber  Äanonicitot  ber  Offenbarung  für  erlebigt.  Slu^er  ben  genannten  3^U3^n,  oon  benen 
er  ^apias  einmal  (5U  12,  7),  am  ^ufigften  SRet^obius  unb  3renäus  im  Aommentar 
(itiert,  benu^t  er  ben  (Epip^ius,  ben  93afilius,  ben  (Eufebius,  ben  Dionqfius  Slreopagtta 
ben  3u|tinus.   Sieben  bem3renaus  nennt  er  einmal  ben^lntipoter  (SRettigS.737)  unb 

Go„anbere  ^eilige"  (3U  Slpf  20,  11),  er  erinnert  an  Off enbarungen  bes  „gottli^en"  an- 


M5 

tmias,  o^  fmSlm  er  tes  Sunrim  bcs  fhripts  i|i  2,  t$K  9v  «ntarik  !&«f 
Ikfena^oi  htpdß  er  m  MtoL    Si  Hprihro»  db  thhiMlii  n^  «■  8hn« 
Viapts  crinot  er  §ekyimii|  te  nkntea  Sites  ifä  IS,  14),  Me  llyriqrcik  ke< 
xSlßt  er  «4  (pi  2l»h  8m  «i^tttr^di*«  e^riHKelin  inisfi  er  cinHd  tai  >< 
fe|ri|Ks.    rk  JwnKmnf  ^^ippiil^lMs  {v  SpAlvpfe  n^  ja  £«nd  ku  «  mN  j^ 
geleftH,  neOei^  m^  bcüea  S^i^  mi  fbitUlrilL    flOgevrai  yliiMhi  Jbuitiiii  Sl 

bie  naodAatm^  ix  röVr  drrooroimr  (]■  3,  3)    tte  Me  cLmm^Aoc»    ^tVMDr.iAni    ipi 
21,25:22,14). 

aber  (ene  Vbfi^i  uA  JTOrtlrtf  gieh  er  m  Wr  flBibMiy|rt<rin  «i  SKiAari». 
ben  Sobcr  nk  bcn^eaen  atUmirifa  (wümoro^xK),  9{cAmpW1    fE^   jel«  ii'  :; 
fpirieik  e^rift  e«t^  tid|  Me  SptUgpfe  «c|^ii$le.  Znpobsie  ««b  «M^mie.    Tie 
kpm   tele  m  i|r  m  «elftes  ^coor  m A  fg^eie  C^WJIqS-    Ocr  Wr  S»k«rr 
^  Me  Sreiqtii  |h  beizte  i.    6c(t  ^ßtt  Me  Cffeahuug  Qk^dk   y§fbfi,  mm   ne 

menf^^Ikl^  34'^1I8^I'^  axiBlä^eni   (Ar&gitKtior   uäiixfr  vor  Juivcir  «TTOi  arnM"*    - 
Aoiörot*  ntMfvu^vag  ~'  f^  ^'  ^)-    3«  $  9  beme«^  SiHMtflMbcft  nib  Sekenii'  u 
msiofles  n^  gleid^Mä^ig  |h  fce^nbdi.     X)ts  ficfi^MWidbe  huui   wit  beftonden 
T^atttt|fii  Megt  mnb  «4  Snmb  feafdl»  gäcilct  serbeiL   4Bas  ia  9iii^  geoifeii' 
bort  fei,  noi^  iadi  ds  Stätfd  «acfieit  seriM.    SOcmeoe  cAcr  Sne  Me  Ciflaniiis 
bies  enei^H,  bi^  fie  2ioft  gebe  bsnd^  Sifbeiieii  ber  fSeigfinglttUeit  oDcr  iibSd^ii 
VkOj/t  ttHb  e^nft^t  m^  ber  ^enli^it  ber  3alnift  cnmie.    Ste  hOfih  bobei  b»  m 
Kr^ßt^  Xngeaeffeiie  im  9ige  (ogL  i.  S.  {h  20,  7:  Sn  uer  ovür  rorrtor  (j  ixxhj- 
oia  öi&oaoi,  jiegaror  ion  jJy&w).    6«  fi^  Sibcetf  IK  ber  CriBnng   ber  Ae« 
)Mfit   bie   göitfi^  TS^MSPyii^  fir  Me  Scnleflnm  ber  Uvioeifolgefd^iible,  h»  doh 
ba  aus  fir  bie  3ulu^  Mr  ftm^  uitb  ber  9Beb  mufMIuft  3^  geoinneit    X^r  mn 
C&ott  gekttete  SBeUIauf  bis  auf  ftonftantin  liegt  im  Sfa^te  ber  CfTenbarung  Hot  oor  » 
9ugen  (jH  S|i0JL  17,  9).    9Bas  haa^  bmmt,  Uif|t  pd^  ous  ber  Cifenbanng   nQ(b 
feinem  gef^ii^iii^ii  S^baif  unb  feinem  eigeiiflkbeii  (Se^  nur  Mrmvteit 

%^  bie  StmelerllSnina  bmqei^et  M  etnerfeits  Mn^  bos  9tino»ii  um  bos 
c^Ii^e  Serfläiibms  berlBef^iäte  uiib  bos  ^nteieffe  am  Z^otlfS^iAeii  (i.l8.  bie  weit* 
ooUe  Semetfunp  über  bie  Suqionen  ju  6,  14),  anbteifetts  buitQ  iwnUWige  3elbf!  » 
bef(^aitfung  bet  ben  Deutungen  ber  prop^difc^  3utftnftsMlber.    So  bemeift  er  }u 
ber  oon  (Efrip^ius  fibemontmenen  Deutung  ber  gruitbamentfteine  bes  neuen  3^nif<^* 

lems    (ju  21,  20):    Ttoog   yvjaraaictv  toic  im^yrdrot^ai   lot^  oMyuaotr,  tiJc  oAtf^ 
t^elos  xcnatnora-^ößieroi,  rij^  äxgißetas  lyr€oajH€vvjg  /iwvfp  rril  ditoitnXvuHMnt.  Dem 

entfpru^  bie  Deutung  ber  mpfti^n  3^^  ^  ^^i  ^^i  ^^  ^'  fomo^l  ^^IreidK  ^ 
(Eigennamen  mie  au^  9|ipenatn>e  im  Su^ftobemDeit  fibereiidommen,  nocb  $tppoIi)tus 

AoTurog,  fonft  AafjuteTTjg,  SenebfltttS,  xaxog  öönvog,  jtaXmßdoMaroi,  dxi/t^c&s  ßka^ 

ßeoos,  Aßiyög  ädoeog.  ftbtx  betreffs  ber  jnioerIS(|tgen  Deutung  gilt:  i  X9^^^  «<'v<^- 
xfUrwei  xai  ^  ndga  joig  vfjqxwatv.  n*^l^  aSttikbe  (5nabe  ^t  fixifl  aeoollt,  bah 
ber  9came  bes  Serftörers  in  bem  göttlid^n  SuqK  auraejei^net  merbe.*'  Uber^upt  ift  «o 
Slnbreas  geneigjt,  feber  ^iliaftifAen  Deutung  ju  miberftreben.  (Er  le^nt  es  bes^lb  ab, 
bas  taufenbid^e  SRei^  eigentlich  nad^  feinem  3<^^I^»^  3^  faffen,  es  beute  oielmc^r 
auf  bie  3^it  ber  Serfünbtgung  unb  ber  ^errf^aft  bes  (Eoangeliums  bis  jur  ^anifte 
(3U  «p!  20,  1—4.  7). 

9ber  bie  Sorausfel|ung,  bag  bie  Spobimfe  als  (Sanjes  uneingefc^rfinft  als  beut*  «& 
bare  (En^fillung  ber  georbneten  gottli^en  9BeItegierung  an^ufe^en  jei,  beftimmt  tro^ 
aller  ^müdf^omni  im  einjelnen  bie  (Befamt^Itung  ber  Susleaun^.  Die  3<t^kn  bergen 
ba^r  mqftif^  Ser^Itnisbeftimmungen.    9Rtt  KilaR^t  barauf  tetit  tlnbreas  bas  Su(^ 
in  24  loyot  unb  72  xeqxiXcua,  bie  Iel|tem  oerfie^t  er  mit  la^emöjsen  Öberj^riften. 
Slnlag  5u  biefer  (Einteilung.  biemo^I  bie  erfte  ift,  geben  bie  24  ^Heften.  Die  12  (stamme  »> 
^u  Je  12000  Sitebern  ftellen  bie  gleic^mertige  ^c^t  ber  apoftolif^en  9Irbeit  bar  (ju 
3lpf  7,  8).    3n  ben  Deutungen  ber  Siebensa^I  (5U  9lpf  7,  1.  11  u.  ö.),  ber  Steine 
{ibpi  21, 19  f.),  in  ber  Öberfe^ng  ber  ^atriar^ennamen  (lovdag'  ^fo//oA()w/mc.  /*<>r- 
ßj/ti-  SgäoEMg  vlog.  Fad'  Ttetpaajuog  u.  f.  ro.'ju  7,  4—8),  bie  ber  exegetif^n  Über» 
lieferung  entfpric^t ,   in  ber   degiebuna   bes  (tpalblibanon   auf  bie  betben  9laturen  ^ 
Q^fti  ober  auf  bie  ^,^nenbe  93erfünbtguna''  unb  bie  ^eibenbcre^rung  (ju  1,  15)  be* 
^^S^  fi^  ^kiqermeife  ber  3^0  }u  ^rmlofer  Sinbeutung  tieferen  Sinns  in  ben  SBort* 
laut.    Sr  gtebt  bem  Sangen  Jetn  Sepröge. 

3n  ber  SMI^^  ^^  (Srllörungen  oerfä^rt  Slnbreas  Dormiegenb  glo{fatorif(^,  aber 
bur^fe^t  fie  au^  gelegentli^  mit  erbauli^en  3ut^kn  (3.  S.  ju  20,  2).   9Bo  es  i^m  ^ 

33* 


516  Sttbread  tiott  Cifdrca  Stttetad  Hon  ftreta 

erforberIi(^  f(^eint,  {teilt  er  obtoeit^enbe  9Reinungen  ober  oerfAiebene  9RogIi^ietten  neben 
einanber  (3.  9).  3U  12,  1.  17.  6)  unb  fiberlo^  bem  fie|^  ote  SBo^I.  au^  fpric^  er  es 
iDobl  gerobesu  aus,  bag  eine  bur^f^Iagenbe  (Erfiorung  nid^t  3U  eneU^n  fei  (p  7^  8: 
ovöheQov  djiaQddexrov).  9Iber  catenenortig  ift  bo:  Aommentar  nid^t.  !Dte  Sttote 
6  nehmen  einen  oer^öltnismögio  fleinen  9{aum  in  Snffnru^.  !Die  biblif(qen  Finb  meift 
mit  Eingabe  ber  Quellen  gegeben  (3.9).  3U  20,  4:  xa'&m  (prjaiv  6  Aaßld  $|  21,  4.  5 
—  TieQi  (Lv  (prjoiv  *Haaiag  —  26,  14  —  3U  20,  7:  ro  iv  rölg  äoßiaaiv  dan- 
^Jrov  —  Cant.  8,  11),  bie  patriftif^en  [eltener  (3. ».  3U  12,  7  ^optoß,  3U  6,  14: 

öjg   qmoiv  Elgriväiog  iv  xc^  jiejLunq)  kovco  xov  iklyvov  rfjg  ipevdwvvuov  yvoHjefüg 

10  ijii  >le^£a;g)  uno  n)o|l  nur  bann,  vomn  Slnbreos  niqi  naA  bem  (Seböc^tnis,  fonbem 
nad)  Cinfi^tno^me  [ie  ^eran3ie^t.  £ebenbig  n)irb  bos  (9an3e  bur^  bie  oft  über« 
raf^enbe  ^eran3ie^ung  biblifAer  parallelen  (3.  9).  3U  12,  3).  (Ea^egettf^e  Sbleitunaen 
unb  Sluseinanberfe^ungen  fehlen.  3)ie  (Erllärungen  finb  oft  ffiqer  ab  ber  2ext,  ber 
bem  Jlommentar  bas  zRüdgrat  giebt. 

15  (Eben  bur^  bie  Slufno^me  bes  Xeades  belommt  berfelbe  eine  meitere  9)ebeutung. 
9)engel  ^t  bies  3uerft  eriannt  unb  ausgenu|i  9Ratt^ei,  ber  bie  Unterfuc^ung  fortfe^te, 
mac^t  barauf  aufmerifam,  bag  ni^t  feiten  (Stoffen  bes  Snbreas  in  ben  Xest  oon^onb« 
fc^riften  übergegangen  finb.  gf.  X>eli^f4  ^^int  noc^  n)eiter  geben  3U  lönnen  unb  bie 
!äatfa^e,  bag  Die  Xextflberlieferuna  oer  Slpolal^pfe  in  ben  ÜHinusteln  befonbers  m* 

2ofi^er  ift,  auf  bie  (Eimoirfung  ber  ^mmentare  bes  Snbreas  unb  bes  Sret^  mM' 
führen  ^u  lonnen.  Die  Slrbeit  für  oolle  Sluf^ellung  biefer  Probleme  ift  no^  3U  leiften. 
Sorbebtngung  ift  eine  3uoerIäf[ige  bitif^e  Slusgabe  beiber  jlommentare,  bie  bis^r  fe^It. 
Die  iteerfe^ung  bes  Slnbreaslommentors  oon  ^eltanus  ift  me^  eine  ^arapbrofe. 

0.  feindet. 

25  9lnbreai^,  (Ersbif^of  oonjlrain.  —  $eter 9{umagen,  GestaArchiepisoopiCrav- 
nensis  in  J.  H.  Hottingeri,  Hiat  eccles.  N.T.  Saec.  XV,  p.  403-412;  SBurftifen,  «o^lcr 
e^ronif,  S3u(^  VI,  Aap.  14;  0(^8,  ©efc^lc^tc  Don  «ofcl,  IV,  @.  383  ff.,  6.  405;  3ac.«urrf* 
l^arbt,  ^rjb.  ^nbread  uon  ^ain  unb  ber  Ie|te  Q^oncil^oerfu^  in  SBafel  (^t  ber  ^iftor.  (ä^c 
feaf*.  in  «afel,  neue  golge,  1852). 

so  Der  (Ersbif^of  SInbreas  oon  Arain  n)ar  bie  feltfomfte  (Erf^einung  unter  ben  Sor« 
löufem  ber  9lef ormation ;  bod^  t^ut  man  bem  IDtanne  3uoieI  (E^re  on,  menn  man  i^n 
3u  oiejen  Vorläufern  30^11  !SBon  feiner  friibem  (Sefäi^te  ift  ni^t  oiel  belannt.  Cr 
nmr  etn  Slaoonier  oon  (Geburt  unb  Domtnilanermondj.  Der  (Sunft  jtatjer  Sriebri^s  III. 
mo^te  er  es  oerbanlen,  bag  er  auf  ben  er3bif^5fli^en  6tu^I  bes  Aramerlanbes,  bejfen 

35  9{eftben3  £aiba^  (Aemona)  voax,  erhoben  ourbe.  (Er  nannte  fii^  auA  5tarbinal  mit 
bem  mittel  San  Sifto.  Diefer  ^rölot  lam  oorgebli^  als  laiferlid^er  Slbgeorbneter  im 
gfebruar  1482  über  bie  9npen  nadb  ber  (Sifvom  unb  trug  fid^  mit  bem  (ßebanlen,  in 
Safel  n)ieberum  ein  allgemeines  Aon3iI  ber  (E^riften^eit  3U  oerfammeln.  (Er  melbete 
i(^,  mit  (Empfehlungsbriefen  oon  93em,  bei  bem  State  oon  93afel,  unb  na^bem  er  eine 

40  feierlt^e  9td)e  im  äJlünfter  gehalten,  n)orin  er  bereits  feinem  llnn)inen  über  ben  $apft 
Biitus  IV.  fiuft  ma^te,  f^hig  er  ben  21.  3uli  besfelben  Zaffxts  an  ben  Äir^türen 
bes  ajlünfters  eine  9lppeIIation  (3noeItioe)  gepen  ben  $apft  an,  bie  mit  einer  Sluf^ 
forberung  3um  Äon3iI  enbete.  (Er  würbe  enbli^  auf  Slnbringen  bes  ^apftes,  ber  ben 
Sann  über  i^n  ausfpra^,  unb  bes  Aaifers  na^  langem  $er^anblungen,  n)obet  bas 

45  3nterbilt  über  9)afel  ergtng,  bur^  bie  Obri^Ieit  gefangen  gefeM  unb  ftarb  ben  13. 9lo^ 
oember  1484  im  bortioen  Stabtgeföngnis,  tnbem  er  nad^  aller  äßa^rf^einli^ieit  fic^ 
felbft  er^entte.  Sein  xob  n)urbe  längere  l^tit  oerbeimli^t.  Der  fiei^nam  bes  (Be^ 
^enlten  mürbe  in  ein  ($ag  geftedt  unb  in  ben  IR^ein  gen)orfen.  (Ein  aufgenagelter 
3ettel  erhielt  bas  über  i^n  ergangene  Urteil.    Sein  eigener  (ße^eimf^reiber  $eter  9lu^ 

oomagen  oon  Xrier  ^telt  i^n  für  oerrüdt  (cerebro  laesus).  ^agetibac^  t* 

Slnbread  oon  Äreta.  ^TuSgaben:  F.  Combefiaius,  Par.  1644;  Auctar.  nov.  Par. 
1648 ;  GaUandi,  Bibl.  Patr.  13,  92—185 ;  MSG  97,  789  (805)  -  1444 ;  Anthologia  graeca 
etc.  edd.  W.  Christ  et  M.  Paranikas,  1871,  147—161  (ber  erfte  3:eil  beS  großen  Üanonö 
unb  Äanon  auf  $etri  ^ettcnfeicr  [ob  ec^t?]).  naifiiaxf)  ßißhoOfiHfjy  m^m  1890,  430  f. 
65  (Fragment  einer  ^omilie);  A.  Papadopulos-Kerameus,  drd),EXTn  y.iX.  1,  1891,  1—14; 
a.  ^Sal^em,  ^Inbatftt^bu*  ber  Ort^ob.-^at^.  Äirc^e  b.  aWorgcnlanbeö,  ©erl.  1895,  17G— 277 
(ber  große  Äanon  beutfc^  u.  flauif^.  2lud)  feparat).  --  SSgl.  grabriduS-^arlcö,  Bibl.  gr.  11, 
62—64.  68—75  (=  MSG  791— 804) ;  @^röd^,  t<äJ.  20,  135;  Analecta  sacra  etc.  ed.J.B. 
Pitra  1,  1876,  626  sq.  (fiicber  auf«.);  3-  ^'  3acobi,  3ur  ©efc^.  b.  griec^.  ^rc^enliebc«  in 


9nbrefii»  Hott  fireta  Slttkreiid  Hott  Sttttb  517 

;^Ä(iJ  r»,  1881    82,  208  f.,  223  f.;  ^.  ftrumbatftcv,  (»cfd^.  b.  b^j.  ßitt.,  1893,  319  f. ;  3-&auft* 
Icitcv  in  3ft®  14,  1892—94,  73—76;  D.  »orbcnl^toer,  ^ottoloaic,  1895,  527  f. 

Slnbreos,  geboren  5U  Damasfus,  9R5n^  ju  3^<d^nt  (D<Äier  in  S^noxorien  unb 
Öanbf Artften  aui^  'leQoooXvjLuzrfg  genannt)  unb  Sefretfir  bes  HJatriori^en  ÜScobor,  in 
bejfen  tluftraa  er  680  an  ber  6.  allgemeinen  69nobe  ni  R^.  teilna^m^  wat  fpoter  ffirj«  5 
bifd^of  oon  Areta,  in  wüAn  etellung  et  balb  no^  ^[usbrud^  ber  Stlberftreitigfeiten, 
etoa  720,  aeftorben  ift.  Ws  eifriger  Serteibiger  ber  SUberoer^rung  ^at  er  [eine 
bur^  Seitmetfe  oertretenen  aRonotQeletismus  onrfl^ige  IRe^tglaubigleit  m  re^ilhteren 
oermo^t  unb  mirb  als  geiliger  ber  grie^ij^n  JliriQe  am  7.  3uli  oere^rt.  91.  nimmt 
unter  ben  grie^i|d^en  Air^nliebbi^tem  einen  ^onogenben  $IaM  etn  als  (Erftnber  lo 
ber  aus  9,  roieber  oerttiebentli^  geteilten,  Ob^n  äufammengefe^ten  fog.  xavoveg.  Unter 
biefcn  (Befangen  ragt  oer  grofee  Sufelanon  (6  ^yag  xav(ov)  in  250  Strophen  ^eroor, 
ber  no^  jeht  an  ben  erften  oier  Sofien  ber  großen  (Jroltenjeit  bei  bem  fltoj&en  9lpo« 
bipnon  geteilt,  am  Donnerstag  oor  $almarum  beim  ^orgengottesbienft  ooUftanbia  ge^ 
fungen  roirb  (SKal^eu)  XLI,  oaL  115).  Irofe  [einer  ermfibenben  »reite  entölt  Diejer  is 
Äanon  „Seile  oon  [o  unmittelbarem  Äusbrua  bes  S^merjes  unb  ber  fiiebe  sum  (Er* 
lö[er,  baft  fie,  abgefe^en  oom  Sersmag,  unter  bie  beften  jltr^nlieber  ber  eoangelif^en 
Atr^e  etngereil^t  n)erben  lonnten''  (^acobi).  Sluger  itanones  unb  3biomeIa  ^at  9L 
eine  grogere  Slnja^I  fiberlanger  gomuien  ^tnterIo|fen.  93on  biefen  finb  21  bei  Migne 
gebrudt,  barunter  4  in  nativitatem  B.  Mariae,  1  in  annuntiationem  B.  Mariae,  ^^ 
3  in  dormitionem  S.  Mariae,  bie  für  bie  (gef^i^te  ber  9Rarienoete^rung  oon  9)e< 
beutung  finb.  (Eine  9{ebe  auf  3^^us,  ben  SIpoftel  unb  (&ottesbruber,  oeröffentli^e 
$apabopuIos*Aerameus  (f.  baju  gaugletter).  jltfiget. 

«nbrctt«,  QErsbiJ^of  oon  fiunb,   1201—1223.  —    Cueücn:  ?.®.3Rüncr,  Vita 
Andreae  Simonis,  Arcniepiscopi  Lundensis,  (Hauniae  1830);    Fr.  Hammerich,   En   Sko- 25 
lafitiker  og  en  Bibeltheolog  fra  Norden  (Äopcn|ogcn  1865) ;  3R.  (£1.  ©crf,  Praefatio  jU  bcffcn 
^ludgabe  Don  Hexaemeron  (Hauniae  1892). 

Slnbers  6une[9n  (Slnbreas  Sunonis)  ftammte  aus  bem  (SeJ^Ied^t  goibe,  bas 
Dönemerf  soblrei^e  ^eroorragenbe  Staatsmänner,  ilrieger  unb  Air^enfiixften  ge|(^en(t 
\^.  Sein  93ater  Sune  (Ebbefbn,  Setter  oon  3lbfaIon,  n)o^nte  auf  bem  Sanbgut  Anar«  ao 
ttorp,  2v,  ÜKeilen  norbroefüid^  oon  Äopen^gen,  unb  toar  einer  ber  bebeutenbften 
Proben  Seelanbs.  Die  merbofirbige  füngft  reftaurierte  Steinfiri^e  oon  Sfemebe,  eine 
SiunDiir^e,  bie  mö)  ber  SoIIsmeinung  einer  Sif^ofsmiU|e  S^neln  foll,  n)arb  oon  i^m 
aufgeführt  (ogl.  barüber  3-  9J-  fiöffler,  Udsigt  over  Danmarks  Kirkebygninger, 
Äopen^agen  1883,  S.  249  ff.).  35 

Slnbers  n)urbe  um  bas  3<4t  1160  geboren.  Ss  n)ar  ein  frommes  unb  ftilles 
Äinb,  bas  frü^seitig  fiuft  j|um  fiefen  oerriet.  Den  erften  Untem^t  erhielt  er  roal^r* 
l^einli^  enttoeber  in  ber  Domf^ule  in  9losiiIbe  ober  bei  b^n  Aononilem  im  Stift 
(Ebel^olt,  beffen  9lbt  bamals  ber  berühmte  9BiI^eIm  oon  ber  St.  ®eneoi^oe  in  ^aris 
xoax  (|.  S.  121,51),  au4  befugte  er  oielleic^  bie  Dom{($uIe  in  £unb.  Ums  3^^4o 
1182  fam  er  na^  ^aris,  um  [eine  Stubien  m  blefer  angelesenen  Stätte  ber  (Belehr- 
[amleit  fortsufej^en.  Son  bort  aus  mad^te  er  9{etfen  no^  Stalten  (Bologna?)  unb 
QEnglanb  „percipiendae  litteranim  disciplinae  colligendaeque  earum  copiae  gra- 
tia  (Saxo's  Praefatio).  JRad^  ^aris  jurüdgele^rt,  trat  er  hine  3^^*  ob  fie^rer  in 
einer  oon  ben  Alofterf^ulen  biefer  Stabt  auf,  n)aSr[(Se{nIi^  in  St  (geneoi^oe.  40 

9lls  3lnbers  Sunefon  um  bas  3^t  1190  na^  bem  Saterlanbe  jurfidBe^rte,  martete 
feiner  bort  banf  feiner  ^o^en  (Seburt  unb  feiner  grünbli^en  aJilbung  eine  glönsenbe 
3u!unft.  (Er  erhielt  ju  MosKIbe,  u)0  fein  älterer  »ruber  ^eter  SunefSn  (^etrus  Su« 
nonis)  im  3.  1191  »ifd^of  rourbe  (f.  S.  123,6),  bie  Stelle  bes  Dompropftes.  3u- 
glcid^  würbe  er  Äansler  beim  ftSnia  Änut  (VI.),  So^n  SBalbemars,  unb  unter  i^mso 
tam  biefe  9Bfirbe,  na^  bem  3^ugnif)e  Saxos,  ju  größerem  Snfe^n,  benn  je  oor^er. 
3m  3.  1194  rourbe  bem  neuen  Äanjler  jufammen  mit  bem  WA  SBil^elm  berSluftrag, 
mi)  Kom  5U  sieben,  um  3ngeborg,  ber  S^roefter  bes  ftSnigs  Änut,  Me^t  gegenüber 
i^rem  treulofen  (Satten  ^^ilipp  (II.)  Sluguft  oon  Qrtanlrei^  3u  oerf^affen  ($.  Daoib^ 
fo^n :  ^^ilipp  II.  »uguH  oon  granfceic^i  unb  3naeborg,  Stuttgart  1888).  Die  (6e»  55 
fanbten  oer^nbelten  5uer|t  mit  (Eoelejtin  III.  in  3(om,  begaben  M  bann  na^  ^aris, 
mußten  aber  im  3-  1196  unoerri^teter  Sa^e  ^imle^en.  $^ilipp  Suguft  f(^idtte 
feine  (Sema^Iin  ins  Alofter  unb  nal^m  fi^  Slgnes  oon  SDßeran  5ur  gfrau. 

SRa^  Slbfalons  Xob  (1201)  n)urbe  Snbers  SunefSn  (Eisbif^of  oon   £unb.    SIs 
foI(^er  n)ar  er  juglei^  ^rimas  oon  S^toeben  unb  n)urbe  fpäter  päpftli^er  fiegat,  in  eo 


518  SnkrMd  Hon  Sttttb  fbn^üthnwAtn 

melier  Cigenf^oft  er  ben  ^tersf^nnta  einfornmelte  unb  für  ben  lieabli^tigten  ftreuj* 
3ug  tDtrfte.  (Er  mar  ein  milber  unb  fnebliebenber  SRann  oon  ehnDfirbigem  unb  ge* 
oinnenbem  Slusfe^en ;  er  nxir  3  (Eden  boA.  fein  CMi^t  umr  brett.  bos  5tinn  ^roor« 
fpringenb,  bie  Augenbrauen  jtorf.  ®IeUb  VDfalon  loirtte  er  ffir  (Efnfö^ng  ber  3^^^", 

5  unb  lilbf^affun^  oes  Aonfumnots  ber  Srirfter.  (Er  umr  ein  berebter  ^räiger  uno  un< 
oerbroffener  SJifttotor,  ebenfo  beftrebt.  bie  StttliAteit  in  feinem  6|n:engel  3U  fiebern,  als 
t^atig  für  bie  Slusbreitung  ber  Aunlfirung.  91$  es  oerloutete,  bog  auf  bem  9RarIt 
5U  Slanör  falf^e  ^Reliquien  oerlouft  iDurben,  oeAot  er  biefen  ^onbel. 

(Er  wo^ntt  umMc^einlit^  auA  bem  großen  fiaieronlonsH  1215  bei,  tro^bem  »ir 

10  feine  Anu^efen^ett  ni^t  enod^nt  ftnben.  3m  3«  l^^^  MenSe  er  eins  [einer  ^Sufer 
tn  fiunb  b^n  Domtntlanem,  bie  bomit  feften  ^%  im  9corben  fo^en  -  uno  1224  ^e 
er  bie  grteube  eine  SuIIe  (oom  21.  S^nuar)  ju  oeri&nben,  bie  ben  iSH  äBil^elm  oon 
(Ebel^olt  ^ilig  fprac^. 

DSnemarl  ^tte  fernerhin  fein  itreusjugsfelb  on  ber  Oftfee,  unb  Vnbers  Sunefon 

15  folgte  au^  als  üreusjugs^Ib  ben  3u6ffaq)fen  9DbfaIons.  3m  3- 1206  untem^en  oie 
Danen  einen  3^9  <^<(4  ^f^I ;  ^^  moers  6un^on  auf  ber  $eimfa^  na^  9(iga  lam, 
^ielt  er  bort  t^eologif^  Sorlefungen  ffir  ^efter.  Seine  Sortr&ge  lourben  mit  $reuben 
gebort ;  ber  Sruber  bes  Sif^ofs  Slbert  oon  9liaa,  ber  bie  Airqe  in  9liga  mä^renb  ber 
^n)e?en^it  feines  Srubers  oenoaltete,  ^e  ober  oenta  9leimtna  fii^  bem  ^abifAof 

20  oon  £unb  unterjuorbnen.  Do^  oon  ben  9{uffen  unb  SftQen  bäroqt,  mugte  Albert  im 
3.  1218  als  ^ilfefuAenber  ft^  na^  Dfinemorl  begeben  (f.  6.  299,  8)  unb  ber  ffir 
(Eft^Ianb  gemeinte  Sif^of  mugte  oerfpred^n  fiA  bem  Stu^I  oon  fiunb  ju  untenoar^en. 
9cun  unternahm  SBaloemar  ber  Sieger  im  ^cüqu  1219  ben  berfi^mten  3ug  nod^ 
lanb,  an  ben  ji^  bie  Sage  oon  ber  oom  ^immel  ^efoüenen  Danebrogsfd^ne  tni 

25  3laii)  feinem  Sieg  orbnete  Slnbers  Sunefon  bie  ÜrAlt^en  3uft&nbe  in  ^t^nb.  Stön 
biefem  3^^  ^^^^  ^^  (Erjbtj^of  f^u)er  IranI  »trfid,  er  litt  am  Ausfat).  Do^  fagte 
er  ben  (Entf^Iu^  fein  Amt  nleberjulegen.  (Er  ffil^e  ibn  in  bem  ffir  35Snemari  {o  un» 
glfidli^en  ^a^r  1223  ous;  in  beneloen  S^ü,  m  ber  äBoIbemor  ber  Sieger  unb  fein 
Sobn  oom  ®rofen  ^einrid^  oon  Sc^roerin  gefangen  genommen  loutben,  gog  ber  CErj« 

30  bif^of  fi^  auf  bie  3nfel  3o5  in  bem  Sinnenfee  3o5f9  jurfid  Dort  ftarb  er  om 
24.  3uni  1228,  als  ^eiliger  gee^  unb  im  Stuf  eines  9Bunber^ters. 

Sx  oerfagte:  1.  »LexScandiae  provincialis''.  (Es  tft  bies  eine  lateinif^  Um« 
[(^reibung  bes  S^ornjc^en  C&efe^es  („Skaanske  Lov")  (^ausgegeben  juFommen  mit 
otefem  oon  $.  ®.  3^orfen,  ftopen^gen  1853) ;  2)  „Hexagmeron'S  ein  oogmatif^s 

35  (geot^t  in  8040  93erfen,  eingeteilt  in  12  Sü^r,  3um  erftenmal  oollftönbia  berous^ 
gegeben  oon  $rof.  SR.  SI.  (&erk  in  Aopenbagen  1892.  Dte  Ai^it  jetgt,  bog  tlnbers 
Sunefon  als  Dogmotiler  ein  geneuer  S^filer  bes  ^etrus  £ombarbus  umr;  bo^  be= 
merft  man  au^  (Einfluffe  oon  Alanus  aus  £ille  unb  $ugo  oon  Si  Sidor.  Sein 
SBerl   ift   in  melrif^er  ^infi^t   untabel^oft.  bo^  ift  ber  3n^It  nur  u)enig  originell; 

40  3.  es  n)erben  i^m  au^  2  Sequenjen  an  ote  3ungfrau  SRaria  jugef^eben  (Daniel : 
Thes.  hymnol.  V,  222  u.  674;  ogl.  (6ert|  S.  376 ff.);  4.  foll  er  au^  em  3Ber! 
fiber  bie  Salramente  gef^rieben  ^en,  ein  Sufiplement  3U  Hexaemeron;  bies  SBerf 
ging  jebo^  oerloren.  %t*  ^llelfeu. 

Angariae,  (fronen  unb  Abgaben.    Da  biefelben  an  ben  Quatembem  entri^tet 
46  3u  merben  pflegten,  fo  nannte  man  bie  le^teren  gtonfaften ;  au^  ber  Stame  Angartö 
u)urbe  auf  jie  übertragen,  f.  Du  (Eange  1.  9)b  S.  249.  ^auif. 

Aügelitenorben.  —  BosfiigDolJ,  Vita  e  virtü  della  conteesa  di  Guastalla,  L  Torella, 
Milano  1686;  ^el^ot,  Softer»  unb  ?Rittcr*D.  IV,  15.  16;  gc^^r,  aWön^dorbcn,  IL  37. 

Um  1530  fttftete  £ubootca  (£uife)  o.  Zorelli,  Xot^ter  bes  reichen  Grafen  Sti^illes 
60  oon  (guaftaüa,  na^bem  fte  3um  sroeitenmale  SBitme  geu)orben  umr,  einen  3ungfrauen^ 
orben  für  üranlenpflege  unb  Serforgung  belehrter  grauen.  Slls  3u  engelreinem  äßanbel 
Sen^fltcbtete  nannten  iJ^re  (ßenoffinen  fic^  ,.9lngeliien'' ;  fie  trugen  grobe  C&enmnber 
ol^nlt^  oenen  ber  Domtnilanerinnen,  ein  ^o^freu3  auf  ber  Sruft  unb  einen  Strtd  um 
ben  $als,  bei  mannen  aottesbienfUi^n  gfeiem  au^  eine  Domenfrone.  Der  Orben, 
66  an  beffen  Spi^e  bie  Stifterin  unter  bem  Aloftemamen  ^ßaola  SRaria  bis  3u  i^em 
Xobe  (29.  Oft  1569)  u)irfte,  erhielt  1534  unter  $aul  III.  popftli^  Seftotigung  auf 
(5runb  ber  9tegel  Sluguftins.  3uglei^  ourbe  er  bem  Samabitenorben,  beffen  Stifter 
91.  9R.  3^^<^o  f^in^  getftlii^e  £eitung  mit  übernommen  ^tte,  in  ber  SBeife  unter^ 


Sttgeitfetturkett  üttgelfai^fat  ßl9 

toorfen,  bo^  er  bte  3)lif|ton9t^ätigIeit  besfelben,  [otoeii  fie  \x^  auf  ^autn  bejog,  er^ 
gönjen  follte.  Slnf&ndid^  nii^jur  Alaufut  r)tTflfltSjittL  mürbe  er  einer  fol^n  bolb  nad^ 
äRüte  bes  16.  3Q^rQts.  aus  miag  ber  f^tD&rmerif^n  (Ezseffe  ber  ous  feiner  SRitte 
^erDorgegangenen  ,,Srop^etin"  $QuIa  Hntonietto  (f  1555),  untertDorfen  unb  (bur^ 
daxlo  »onomeo)  mtt  ftrengeren  Statuten  oerfe^n.  —  8ligt  ju  otttDe(^[eIn  mit  oie|er  5 
9IngeIiIenIongregation,  beren  $auptfi^  bis  ju  ibrer  SSuflSfung  im  Seginn  unferes 
3a$r^.  bos  oon  fi.  Zarelli  aeftiftete  groge  SRailönber  JUofter  blieb,  ift  ber  93erein 
ber  (guaftallinen  ober  5tIofterpnmen  00m  .^AoUegium  0.  ®uaftcdla",  eine  (grünbung 
ebcnberfelben  frommen  SBitme,  bie  —  gicimfalls  ber  8luffi(^t  ber  »omabitenooter  unter* 
ftellt  —  fi^  ber  (&äie^ung  abeliger  gräulein  (18  an  ber  3<^0  in  einem  eigens  baju  lo 
errid^teten  $au[e  oor  ber  $orta  IRomana  in  SRailanb  ju  miomen  ^tte  unb  (na^  gre^r) 
bis  in  bie  neuejte  3^^^  beftanben  ^oben  foll.  BSifter« 

9iigelfa<^fen,  Sele^rung   jum   Sbriftentum.  —    Anglo-Saxon  Chroniclo 

(91udgQbe  Don  Ztfoxpt,  i^onbon  1861);  IBeba,  Historia  eccleeiastica  pentis  An^lomm  (9(ud« 
i^nbe  uon  ^olber,  greib.  1882);  ©ilbad,  über  querulua  de  calamitate,  excidio  et  con-  15 
questu  Bi-itanniAe  (9lu^abe  oon  D^ommfen  in  MG  Auct  ant  13.  ®b  6.  25  ff.) ;  bie  Briefe 
^rcQord  b.  &x. ;  Haddan  and  Stubbs,  Councils  and  eccledastical  documents,  3. 9b,  D^f.  1871 ; 
Xt)OTpc,  Andent  Laws  and  Instituts  of  England,  £onbon  1840;  @(!^mib,  ^ie  ®e{c|e  ber 
9lngc(fadjjen,  2.  «ufl ,  ßeipv  1858 ;  ftemble,  35ie  Satfifcn  in  (Snalanb,  überf.  uon  »ranbcS, 
2.  53b,  Seipa.  1853;  Stubbs,  The  constitutional  history  of  England,  1.  Sßb,  4.  Aufl.,  20 
Dyf.1883,  6.  237  ff.;  Oretn,  «cf<^.  be8  englifd^en  »olle«,  überf.  oon  JMrAner,  l.»b,©crUn 
1889,  8.  19ff. ;  Sioppenberg,  ®et(!^.  Don  (Snglanb,  Hamburg  1834;  ^infelmann,  (S^efc^.  ber 
^ngelfac^fen  bid  ^um  !$:obe  i^önig  Ulfreb«,  »erlin  1884. 

6Aon  unter  ber  9{dmer^errf(l^  Rotten  feefa^renbe  6a(^|en  bie  6fib«  unb  Ofttflfte 
Sritanntens  ^imgefu^t  unb  fi(^  ba  nieberoelaffen.  Sie  tonnten  unge^inbert  weiter  ein^  25 
bringen,  als  im  3.  410  bie  KSmer  i^re  fiegtonen  jurfid^gen  unb  bie  ^rooinj  i^m 
S(^uffal  überliehen.  5lur  auf  furje  3eit  ^ielt  ber  fog.  §allelu|a|ieg  (c.  429)  bie  fee« 
röuberif^en  Saofen  unb  bie  oon  9lorben  eingebrungenen  Ritten  uno  Sloten  5urfld. 
Sebrangt  oon  allen  6eiten  riefen  bie  Briten  ben  tomifAen  gelbl^rm  Sföttus  446  um 
§ilfe  an,  allein  oergeblid^.  Da  nun,  erjo^lt  bie  Saae,  Ratten  [ie  bie  iütij^n  Reiben«  .jo 
föntge  Sengift  unb  $orfa  ^rübergerufen,  unb  mit  i^rer  §ilfe  bie  giften  unb  Sloten 
über  ben  ©rcnäujall  surüÄjeroorfen  (449) ;  bamod^  ober  ^en  bte  Reifer  fi^  in 
9{auber  oerfe^rt  unb  bie  Sriten  aus  Sitrti  oertrteben.  9Benn  au^  bie  fianbung  ber 
9ngelfa(^{en  auf  ber  3nfel  Xl^net  feinesmegs  ber  Xnfang  ber  germanif^en  (Eroberungen 
mar,  {0  ift  bod^  fi(^r,  bag  um  bie  9Ritte  bes  fünften  3«^^^^^^^^  ^in  furAtbarersa 
Aampf  jmif(|[en  ben  Sriten  unb  (germanen  ausbraA,  in  meinem  bie  Sriten  teius  oer» 
nietet,  teils  gegen  9Beften  surfiägebrSngt  mürben,  bte  6^ö;^ngen  ber  rbmif^en  Cioili» 
fation  3u(Srunbe  gingen,  unb  fomeit  bte  Slngelfa^Jen  ^enen  mürben,  faft  alle  Spuren 
bes  altbritifd^en  (EQriftentums  oerfi^manben.  9la$  150  3a^en  bes  Aampfes  matten 
bie  (Sermanen  ben  Often  ber  3nfel,  00m  girtt  of  gort^  an  fübmSrts,  unb  oen  größten  40 
Xeil  bes  Sflbens  im  9)efi^.  Dos  eroberte  £ano  uHur  in  oiele  Heine  9lei<^e  geteilt, 
bie  balb  felbftftänbig,  balb  mieber  teilmeife  oereinigt  maren,  fo  bog  man  nur  mit  Uber^ 
ae^ung  ber  unbebeutenberen,  oon  ben  mistigeren  als  einer  ^e^^tar^ie  reben  lann. 
9lm  Cnbe  bes  6.  3<^^i^^unberts  maren  es  ^auptfai^li^  folgenbe  Aönigrei^e:  Aent,  mo 
f t(^  neben  Saufen  befonbers  3flten  (biefe  auA  auf  ber  3nfel  9Bigbt  unb  ber  ^eaenfiber^  45 
liegenben  Aüfte)  niebergelaffen  Rotten,  mar  mte  bos  filtefte,  fo  oud}  bas  ma^ttgfte  unter 
äbilberrt  568—616,  ber  feine  $enf(^  bis  an  ben  glun  §umber  ausbe^nte.  Un« 
bebeutenb  baneben  mar  bas  ndrbli^  gelegene  Oftfa^fen  (Snes),  als  beffen  erfter  Aönig 
(obmo^l  bie  SRieberlaffung  bort  |U  ben  filteften  gehört)  Sieba  587  genannt  mirb,  un» 
bebeutenb  aud^  bas  meftlid  anftogenbe  Sfibfa^fen  (Suffex)  oon  flua  gegrünbet,  477.  eo 
aSiel  mid^tiaer  ift  aBeft[a<^fen  (SBeffex),  als  beffen  Stifter  (Eerbic  genannt  mirb,  unb 
mo  Ceolmuif  597—611  regierte,  bas  Kei^  ber  unbänbtoften  unb  eroberungsluftigften 
Sat^fen.  Den  gansen  üften  ber  3nfel  nbrbli^  oon  (ms  ^en  bie  Sngeln  ein* 
genommen.  Slnftoftenb  an  (Effex  mar  bas  Wei^  Oftanglten  (beffen  anfange  in  bie 
3?ömer}eit  ^urüdgepen)  unter  Webmalb  593—617,  bann  SKercta  .  erft  feit  (Enbe  bes  55 
6.  3ö^t^unberts,  meiter  nörbli*  Deira,  etmo  660  gegrünbet,  mo  Slla  bis  588  regierte 
unb  enbli(^,  bis  3um  ^itif)  of  Sfort^  reiäenb,  Semina,  bas  ^ufig  mit  Deira  oer« 
einigt  mar  unb  mit  jenem  ^fammen  9lorraumbrien  genannt  mürbe.  —  9nie  biefe  ger* 
manif^en  Stämme  maren  Sere^rer  bes  woban,  oon  bem  fie  au^  i^en  Urfprung  ab« 
leiteten.    Sie  ^tten  ein  oollig  ^riftianifiertes  £anb  erobert ;  aber  ber  bur^  bie  langen  go 


520  Xttgelfai^fett 

5lriege  erseugte  Slational^ag  wax  3U  gtog,  ab  bah  bte  Sitten  auäf  nur  einen  Setfu^ 
gemalt  ^iten,  t^  gfembe  ju  belegen.  3)ie  etfte  i^riKI^e  jlitd^  in  (Smlavh  oar 
eine  fränfif^e  Stiftung,  itui}  oor  590  ^itatete  ASnig  Slbilberä  oon  jlent  Sert^,  bie 
trottet  bes  frönüfd^en  Aönms  CE^atibert  (Seba  I,  25,  ogL  mtt  Greg.  Tur.  Hist 
6  Franc.  IV,  26  6.  160).  iSx  geftanb  i^r  bobei  bie  giei^ett  bes  ^rißli^n  Lottes« 
bienfts  ju;  ein  franüf^er  Sif^of,  fiiub^orb,  beglettete  [ie:  et  benü^te  eme  qu$  bei 
9l9menett  [tammenbe  Airline  bet  (£anteiAur9,  bem  alten  l)orooemum,  Sie  toa^f^intt^ 
bur^  t^n  bem  fronüf^en  9lat{onaI^Uk|en  SRartin  oon  Clonts  gen)ei^t  tourbe  (Seba 
I  26  löM  [ie  urfimlngli^  3U  (E^en  zDlattins  oon  Clonts  gebaut   fein;  bas  ift,   ba 

10  9Rartin  tnt  3*  ^00  ftarb  unb  bte  9{9met  im  %  410  Srttonnien  aufgaben,  ^rono^ 
logifd^  unmogli^).  I)oi^  tourbe  bie  Setebrung  ber  9ngelfa^fen  ni^t  oon  ber  froin^ 
filmen  Atr^e  herbeigeführt;  fie  ift  bas  SBerl  Gregors  bes  Großen.  Slo^  e^  er  bie 
popftlii^e  SBfirbe  erhielt,  foll  er  M  ffir  ben  (gebanlen  ber  Seleqrung  begeiftert  baben, 
als  er  etnft  auf  bem  römif^en  Sllaoenmarlt  einige  angelfS^fif^  Anaben  oon  pönem 

15  Slntli^  unb  erbabenem  äBud^s,  beten  $aut  unb  longes  $au|^aar  auf  eble  ^fainft 
beutete,  3um  SSerlauf  ausgeftellt  fa^.  £r  [oII  fofort  beim  ^apft  ^elagius  bie  Sus« 
fenbung  oon  SRiffionaren  na^  (Englanb  betrieben,  aber  nid^ts  ausgerii^et  ^aben,  unb 
als  er  fi^  berett  erHSrte,  bie  9Riffion  felbft  3U  unternehmen,  foII  bas  rdmifcbe  93oH,  bas 
i^m  fe^r  anfing,  i^n  nid^t  ^en  ^ie^en  Men  (Seba  II 1  offenbar  Jagen^).  SRa^bem 

20  er  $apft  gen)oroen  (590),  no^m  er  ben  alten  $Ian  loieber  auf.  Sein  enter  (&ebanle 
voaXf  bur^  Slnpelfa^ien,  bie  im  c^riftli^n  (glauben  untenoiefen  sterben  foUten^  auf  bie 
$eimat  ju  lotrien:  er  beauftragte  im  3-  ^95  ben  ^resb^ter  (Eanbibus,  fernen  (ge« 
f^oftstrager  im  franüfAen  9{e{^,  angelfS^iAe  3fingHnae  }u  taufen,  um  fie  in  tömifd^n 
jlloftem  erjte^n  ju  toffen  (Jaff^  1386 ;  biefer  Srirf  ift  oermutlii^  bie  SButjel  bes 

25  oon  Seba  erjo^Iten  ®efd^i^t^ens).  3m  nSAften  Z(utxt  t^  er  emen  entfd^iebenem 
Si^ritt :  er  fanbte  ben  ^ropft  bes  JUofters  auf  bem  OSIius  (6.  (gregorio),  Sugufiinus 
mtt  etlichen  anberen  SRon^en  nac^  (Englanb.  Stls  biefe,  ertc^redt  burc^  bie  Säuberungen 
oon  ber  9to^ett  bes  n)ilben  ^eibenoows,  beffen  6)>raAe  [ie  nic^t  o^tanben,  in  ^n!» 
reiA  anbtelten  unb  an  ben  $apft  bie  Sttte  fteltten,  fte  biefer  mil^tdigen  unb  gefa|fr« 

80  ooUen  Senbung  ju  entheben,   gab  er  ffirem  Serlangen  ni^t  na^,  lonoem  bejtanb  auf 
ber  Slusfü^rung  feines  SJIanes.    Die  Sriefe,  bie  er  im  i^uli  b.  3-  on  bie  ftatdif^n 
rfirften  unb  Sif^ofe  riq^tete  (Jaffö  1432—1441),  lalfen  |eine  ®ebanfen  erfennen:  er 
te  oerftanbigenoeije  bie  Slbfi^t,  bie  frSnüfc^e  Jlirc^e   jur  Xeilna^me  an  ber  ^tbtit 
,   6ei3U5ie^n:  fränhf^e  ^riefter  (outen  Sluguftin  naA  (Englanb  begletten,  bas  Slnjeben 

85  ber  franlifAen  grutften  follte  i^n  j^ü^en,  bie  pnKf^en  9)i[A5fe  unb  bte  fränüfd^en 
®rogen  [outen  i^n  unterftü^en.  ä^atfa^Ii^  fyd  benn  auA  bie  frätdif^e  ^ilfe  tpt 
ni^t  gefep  (ogl.  Jaff6  1491,  1743  ff.^  1751.  1838  f.,  1841  f.).  3m  grü^|(d^r  697  lam 
bete  mguftin  mtt  ungefobr  40  Segtettem,  Darunter  Srtanlen,  bie  b^  angelfö^fifc^n 
mS^tig  toaren,  auf  ber  f^nfel  !I^net  unb  melbete  bem  Jlonig  äbilberd  oon  jlent  feine 

M  Slnhiitft.  „£r  bringe  bie  gute  Sotf^aft,  rotlift  ben  gfoigfamen  etoige  grteube  im 
$immel  uitb  ein  9{et(^  o^ne  (Enbe  mtt  bem  n)a^ren  unb  lebenbigen  (Sott  oer^eige."  ^il^ 
berd  geroö^rte  i^m  unb  feinen  Seglettem  Slufna^me  in  (£anterbur9  unb  gfrei^ett  ber 
^ebigt.  Unter  oem  ®efang  ber  fiitanei:  Deprecamur  te,  domine,  in  omni  miseri- 
cordia  tua,  ut  auferatur  furor  tuus  et  ira  tua  a  civitate  ista  et  de  domo  sancta 

^  tua,  quoniam  peccavimus.  Alleluia,  ein  Jtreu5  unb  bas  gemalte  93ilb  bes  Ferren 
oorantragenb,  joaen  fie  in  (£anterbur9  ein.  Sie  hielten  i^re  (Sottesbienfte  in  ber  9Rar^ 
tinsfttc^e.  Sn  ber  Aontgin  Sert^a  Rotten  fie  oon  Slnfang  an  eine  fi<^re  Stille 
(Jaff^  1825).  9lo4  im  3.  597  folgte  ber  Übertrttt  äbiäerds  (Seba  I  26),  ber  fret= 
n^  nur  ganj  Sugerli^  getoejen  5U  fein  fd^int    (ogl.  Jaffe  1825).    3mmer^in  toor 

60  bur^  i^n  bie  lit^Iid^  Otgantfation  ermögli^t.  Stfi^of  fiiub^b  [^eint  geftorben  ober 
na^  (Jrtanltei^  ^urfl^ele^rt  3U  fein;  benn  nt^t  er,  fonbem  Sluguftin  tourbe  m  bie 
Spt^e  gefteüt:  Die  Sif4pfsn)ei^  erteitte  i^m  CEt^erius  oon  SIrles  (9)eba  I  27^  ogl. 
Jaff6  1518).  SRtt  bem  Übertritt  bes  ASnigs  toar  bie  Sele^ng  oon  5tent  entf^teben: 
f^on  am  SBei^na^tsfefte  597  tourben  me^r  als  10000  SIngeln  getauft  (Jaff6  1518). 

^  Dur^  (6en)altmagregeln  bie  Slnna^me  bes  (E^riftentums  3U  erjroingen,  unterlieg  ^il^ 
berd  (f.  9)eba  I  26  unb  ogl  bie  entgegengefe^ten  Slujforberungen  ®reaors  Jaffa  1827). 
Sr  begnügte  fi^,  bas  (&ut  ber  Airqe  utto  Cgrer  Diener  bur^  er^öQtes  SBe^rgelb  ju 

Sü^en  (GouncUs  III  S.42).  ®Iei^u)o^I  f^rttt  bie  Sefe^rung  bes  SJoIies  fo  ra[^  fort, 
6  ©regor  im  3-  601  eine  vettere  organifatorifAe  aJlaftregel  treffen  tonnte :  er  ernannte 
00  Suguftin  jum  9RetropoIiten  unb  gab  i^m  bie  Sefugnts,   jroölf  ISifd^öfe   5U  ernennen. 


fteidf^ai  521 

■ 

ferner  follte  er  für  f[)ori  einen  8i)$of  orbiniecen.  ber,  fofialb  bie  Sel^no  tDeti  genug 
fortgef^^ritten  fei,  aRetro{wIÜeniang  eisten  unb  bem  ebenfUb  iO&9  SSvjfi^  unter* 
georbnet  loerben  [outen,  er  felbft  ]ottte  feboA  StiguMn  unimeoämet  bleiben.  !Diefem 
iDurbe  jugleid^  bie  Sbtfli^t  fiber  fSmtli^  brmf^  8iU9f^  fibertiageii:  feine  Stellung 
nKtr  alfo  ab  bie  eines  ^ßrimas  ber  ftir^  bei  3n^  ßAoM.  Wkin  [o  foIBe  [ie 
nii^t  fortbauem:  oielme^  foIUen  no^  feinem  %^  bie  ffibfi^  unb  bte  nSrblic 
AirAen)n:ooin3  felbftftfiiüiig  neben  einanber  fte^n,  Me  9Retioook  ber  erfteren  fol 
£onoon  sterben,  ben  ^^eren  9tang  foIQe  ftete  ber  iuerft  bnfcbierte  SRetropoIit  Qoben 

(Jaffe  1829). 

Gregor  betra^tete,  tnie  man  fie^  bie  S^IoAt  ab  geioünnen,  unb  er  ^e  in  ber  lo 
Ti^  alle  Urfa^  ®ott  p  bauten,   „baft  bie  (Etmnobnct  Sritanniens,  bereu  Qifta^ 
bb^  nur  ^ibnifAen  ufU)  badonf^n  Ismtäita  gebient,   nun  »im  £obe  (Bottes  bös 
^brSif^  $aneluia6  jubelten,  baft  ber  Ocean  ber  Reiben  unb  ferne  Seeduber,  mtlStt 
bie  prften  biefer  SBett  nif^  mit  bem  S^^oede  Rotten  bSnbigen  Dunen,  nunmd^  burq 
bie  Sfur^t  Gottes  mit  einfoc^  SBorten  feiner  bemfitigen  Diener  ge|S6mi  u^orben  u 
(Moral.  XXVII  11,  21  ritiert  oon  Seba  U  1).    (Es  uwr  ein  groges  SBeri,  benn 
feinem  anberen  Solbftomme  tmu^  ber  !^oh^  bes  cbifUid^  (Blaubens  mit  grSberem 
&foIg  eingepflan^,  ab  biefem  kmgduiäen  »üben  £>Ibaum.     8on  leinem  anberen 
SoH  mürbe  tu  oer  f)foIg^eit  fooiel  {tfar  bie  Sbisbreitung  bes  (E^riftentums  aeleiftet 
ab  oon  ben  XnaelfaAien;  mit  iforerSele^ng  mm  S^oriftentum  ober  beginnt  elgenäi^  jo 
i^re  Gefd^i^ :  ifir  3ufammemoa9fen  3u  einem  Soll,  m  einer juiliüf^  unb  lirqli^n 
(Ein^it  greili^  oauerte  es  ISnoen  ab  (Bregor  boAte,  ob  aUe  @iftmme  fiir  bas  (Euiften* 
tum  gewonnen  untren.    (Ein  3am$unbert  ging  oarilber  (in.    fiangfam  aber  fixeren 
Gerätes  gingen  bie  oon9lom  gefonbten  dauMusboten  ooran.    (Es  UKir  babei  oon  ber 
größten  Slsi^tigldl  bag  bas  Sd^ngsoed  im  erfien  3#3^  ^n  bem  großen  ss 
jliä^nfflrften  in  9fom  mit  fixerer  ^onb  unb  »eitf^enbem  SI»  geleitet,  bag  no^ 
einem  feften  $Ian  gearbeitet  mürbe,  unb  ba|  Gregor  bdbei  fo  (ifli^tmue  unb  gefügige 


SBeriseuge  mt  ^no  b^tte,  mie  oor  allen  Sugumn.  Diefer,  eine  bobe  lUbtung  ge« 
bietenbe  (Erf^inung,  oorfiMo  unb  &n^i^,  in  auem  Grrän»  9Ud  etnQoIenb,  mar  be« 
ftrebt,  aUes  na^  rbmifäem  älcu^  einjuriffiien.  S^t  SMmmät  beftimimte  et  eine  in  lo 
(Eanterburq  gelegene  au^jQi^  ^^^9  Vbt  tx  (&  Saloabrlir^  HDei^;  ^  an  ber 
Stabtmauer  mürbe  bas  Abfter  6L  veier  unb  $aul  g^nbä,  bas  inbes  ecft  fein 
9la^oIger  ooüenbete.  IIb  jmeites  Sistum  in  SUni  entRanb  StoMter,  bas  ber  im 
3.  601  oon  Gregor  nacb  (Englanb  gejonbte  3ttftus  er^iät  8ui(  bei  ben  Oftfa^fen 
fanb  bas  (E^ftentum  (Eingang;  fiber  fie  berrfQte  6aberd,  Sibilbeids  Sleffe ;  er  gruu'  ss 
bete  im  3-  6M  bas  Sisbim  fionbon;   Sif^of  imiAe  ber  mit  3ufbi9  nam  (Englanb 

?dommene  9lbt  SRelittus.    9Qs  jtofl^ebnde  ehielt  et  einen  e^moligen  Dumatempel 
Seba  II  3,  oal.  Jaif6  1848). 

9B%enb  oie  Ausbreitung  bes  (E^fientums  in  biefer  SBeife  forif&itL  oermod^ 
bie  gregorianif^  SRiffion  bie  Serbinbung  mit  ber  alten  bröifd^n  Airme  ni^  3U40 
finben.  (Es  mar  oerb&iigniooll,  bag  Gregor  babur^  bie  (EiiAeit  botte  (erfteuen  mollen, 
oag  er  bie  SRetropolttanreAte  tltmuttins  fiber  bk  britifd^  Itir^  erftredte.  Denn  at* 
rabe  bur^  feine  (ierar^^n  SÜtnnrfiAe  flieg  Suguftin  bie  Sriten  bei  ber  smemn 
Sufammenlunft  unter  ber  SluguJtinttseiQe  iurud  (8eba  II  2). 

60  ftanben  bie  Dinge,  als  ni^  lange  noAeinanbtt  Greoor  im  3-  604  unb  a 
Sluguftin  ma^rf^inlid^  605  unb   ein  3atae&nt  pter  Sbilberä^616  häbtn.    Vbtx 
bie  raf^  errungenen  (Erfolge  liegen  fi$  ni^  (obrt  behaupten,    fibflbercis  6obn  (Eab« 
balb  mar  ein  ^eibe,  au^  bie  65bne  Saberds  patten  an  ber  natbnalen  Sieligion  feft' 
gebalten:  fo  trat  flberall  eine  beibnif^  Sledtion  ein,  3i#us  unb  SReDitus  oerliegen 
(Englanb  unb  beaaben  fid^  na^  f^rantreid^ ;  Sbiguftins  Stolfober  fionrentius  f^idte  ]\äf  m 
an,  i^nen  ju  fo^en:   oa  gelang  i^  im  bfeten  SRoment^  (Eabbalb  umjuftimmen;    er 
blieb,  au4  3ttftus  bnnte  naA  9loqefter  mucBe^ren.    Dct  bUere  mürbe  624  Sifd^of 
oon  (Eanterbur9.    Daburd^,  bog  i^  Sontfotius  V.  SRetropoliienred^  oerlie|  (Jaif6 
2006f.),  mürbe  (Eanterburo,  entg^en  bem  urgirfingli^n  $bn  Gregors,  Si^^^^^  ffib< 
lüben  Grjbif^ofs.    SIber  bas  polttif^  ubergemi^t  itenb  mar  fqon  oor  &rilberds  » 
^b  oerloren  gegangen,   fo  bag  oon  bier  aus  Me  (E^riftionifierung  ber  flbriaen  9lei<^ 
ni^t  ^beigefourt  merben  lonnte;  niqt  einmal  bb  Sin^fifu^nfl  ^  9Rd!ittus  na^ 
£onbon  lieg  fim  erreiilben. 

Die  oormiegenbe  9Ra^  erraim  na^  unb  mSf  Slort^umbrbn.    Dort  (errfAte  feit 
593  9Q)ilfrib,  ein  tofiferer,  gemalttb&tiger  ftriegsmanUi  bc|fen  S^mert  bte  SliNwrikn  eo 


522  «tefielftdifett 

auf  tangc  Mnbigte:  er  be^nte  feine  §errf^  bis  jum  gfortj  aus.  ?rber  er  mar  ein 
^ftiger  getnb  be«  (Qrtftentums.  «Cb  er  bei  feinem  «imrtff  ouf  C^er  hn  3.  613 
bie  britif^n  ^efter  —  es  roaren  jfuineift  9Rdn(^  aus  Sanier  —  abfetts  uom  §eer 
int  (gebet  um  ben  Sieg  ber  SrHen  erblutte,  rief  er  ous:  9Benn  fie  oiber  uns  5u 
5  ^em  (6oit  rufen,  bann,  meiner  2:reu !  ttmpfen  fie  gegen  uns,  ou^  loenn  fie  feine 
SBoffen  tragen !  er  gebot,  bie  9Baffen  juerft  gegen  fie  ju  rieten :  ungefö^r  1200  ^rtefter 
follen  nieberoemai^t  «weben  fein ;  nur  Wnfjigen  gelang  es,  m  entflie^n.  3nbes  thxU 
Wb  fiel  im  3.  617  im  Äamj^  geaen  (einen  »enoanbten  ffwoln.  Diefer  erlangte  nun 
oie  öerrf^aft  in  3lort^umbrien  unb  bie  Obergeioalt  über  SKercia,  Oftangeln,  Oft«  unb 

10  äBeftfa^fen.  Seine  Stellung  jur  JUr^  mürbe  babur^  beftimmt,  bag  er  j^ilberaa, 
bie  ioÄter  ^toilbercts  öon  Htni,  jur  ©emo^Iin  ^e  (»eba  II  9,  ogl  JafK  2008  f.).  3n 
i^er  Segleitung  lam  im  3-  626  ber  9Rann  naät  Xor^umbrien,  ber  bas  Sele^rungs« 
loeri  bort  beginnen  follte.  (£s  umr  ^aulinus,  ben  einftmals  Gregor  jugleid^  mit  Zw^ 
unb  SRellitus   als.C5e$i^K  Sluguftin  gugefanbt  ^e.    (Er  mürbe   oon  3ttftus  jum 

15  Sif(^of  gemei^.  $Qm>in  legte  fernem  SBirlen  feine  $inbemiffe  in  ben  9Beg.  (Er  felbft 
blieb  sunfid^ft  $eibe.  (Erft  ols  ofe  ^Rettung  t>or  bem  oergifteten  3)ol<^  eines  9R3rbers 
unb  ein  na^tli^s  ITraumgefU^  fein  C&emüt  ffir  bfe  Xnfnal^me  ber  gottli<^  9Ba^it 
empfSngli^  gemalt,  entfdgte  er  na$  emfter  Seratung  mit  feinen  (Ebeln  unb  ^Ratgebern 
in  ber  ^{eidyfsDerfammluna  (9Biteno'(5emot)  feierlid^  ben  ^ibniMen  (6öttem  unb  be^ 

20  fonnte  fi^  jum  Soangdium  (12.  ^ril  627).  T>tx  Oberoriefter  felbft  legte  $anb 
an  bie  Xempel  unb  vlltftre  unb  oob  bas  3^i^n  m  ibrer  Verbrennung.  3)ie 
$etersfir(^  in  ber  alten  9{ömerftabt  yoü  »uxbe  bie  boqgefeterte  ftat^brafe  bes  9lor^ 
bens,  feitbem  ^(kntlinus,  ber  oom  ^tofte  $onorius  im  3a9t  634  bas  Pallium  empfing 
(Jaff^  2019  f.),  biefe  Stabt  als  Stf^o^  enoSbU^atte.    «u^  bfe  Semo^ner  oon 

25  fiincoln  braute  ißaulinus  jum  (Ibriftentum  unb  ffl^e  ben  Sorfteber  ber  Stabt  jur 
Xaufe.  Der  3^tanb  oon  SiA^it,  (Sere^tigfeit  unb  Orbnung,  oer  bie  9legiening 
aibmins,  bes  (ßrflnbers  oon  (B)inburg  (äbminsburg)  ausjei^nete  unb  feinen  Flamen 
no($  lange  im  Slnbenfen  bes  Solles  er^lten  ^,  roor  ein  gutes  3^ugni$  oon  ben  SBir- 
hingen  bes  (E^ftentums  unb  ber  meitem  Verbreitung  b^e^felben  man^fad^  f5rberli(^. 

90  Der  erfte  VerfuA,  bas  (E^ftentum  unter  ben  Oftangeln  ju  oerbreiten,  gefd^^  oon 
Äent  aus;  er  mmte  aber  nur  baju,  bag  Abnig  9{ebualb  in  bemfelben  ^eiliatum  einen 
ültar  für  bas  liefen  ber  SReffe  unb  einen  fol^n  ffir  bie  Darbringung  ^ibnifd^er  Opfer 
aufftellfe.  itonig  Slbmulf  (geft.  713)  erjä^lte  fpäter  Seba,  er  felbft  Qabe  als  Anabe 
bie  beiben  SHtSre  neben  einanoer  gefe^en  (II  15).    ftonig  Säbmin  beftimmte  9{ebualbs 

85  So^n  (Earpioalb  jur  tHnna^me  bes  ^rifUi^en  (Glaubens,  632.  3®^  mürbe  er  furj 
bama^  oon  einent^eiben  ermorbet ;  aber  na^  langem  Aampfe  gelang  es  feinem  Sruber 
Sigberd  fi^  bes  Xfrones  ju  bemö^tigen.  (Er  J^tite  als  Verbannter  in  ejfronfreic^  ben 
^riftlid^en  Glauben  angenommen,  unb  braAte  ibn  nun  bei  ben  Oftangeln  ^ur  ^tn- 
f(^t.  Sein  ÜRitorbeiter  mar  ber  burgunbifc^e  Sif(^of  gfelix,  für  ben  bas  Sistum  Dun^ 

40  mid;  gegrünbet  mürbe. 

xro^  biefer  Siege  bes  (E^riftentums  fam  es  no^  einmal  ju  einer  ^etbnif(^en 
Slealtion.  Das  $eibentum  ^atte  \xd)  oome^mli^  in  9Renia  behauptet.  Der  bortige 
itbnig  ^enba  nun  oerbanb  fid^  im  3.  633  mit  (Eabmalla .  bem  itonig  ber  Vriten  tn 
9Bale$,  jum  Aampf  gegen  bie  Obma^t  Sbmins.    Sei  ^atfielb  fam  es  am  12.  Ol= 

45  tober  3ur  S^la^t:  ^mtn  fiel  im  Aampfe.  fein  $eer  mürbe  serftreut.  Schlimmer  als 
bie  Reiben  muteten  bie  Sriten.  Die  gfolB^.  i^^<  ^^^  Vernietung  ber  nortbumbrif(^n 
Äin^e:  ^aulinus  flo^  mit  ber  Aönigin  ^tlberga  na^  Aent;  er  erhielt  bort  bas 
Sistum  Slo^efter.  mA  bei  ben  Oftanaeln  mürbe  oie  ^enf^aft  bes  (E^riftentums^  er^ 
Mflttert.  Mein  ber  brittf^^^ibnif^e  Xriump^  OKir  nidft  oon  langer  Dauer.  Aönig  Hbil^ 

50  ^b  ^e  jmei  Sö^ne,  (Eanfrib  unb  Osmalo-  beibe  lebten,  fo  lange  $bmin  regierte, 
als  Verbannte  in  Si^ottlanb ;  bort  nahmen  fte  ben  ^riftli^en  (glauben  an.  9lad9  IXb- 
mins  2ob  erhielt  (Eanfrib  ben  norbli^en  2eil  9lort^umberlanbs,  Vemicia:  er  trat  nun 
als  $eibe  auf,  mürbe  aber  f(^on  im  3*  ^^  ^on  (Eabmalla  umgebra^t.  (gegen  bte 
brittf^e  (gemalt^rrf^ft  er^ob  fi(^  nun  fein  Vruber  Osmalb.    9ln  ber  ^iftenmauer, 

55  in  ber  3läfft  oon  ^eat^am,  fammelte  er  ein  Heines  $eer  unb  mu^te  es  mtt  9Rut  unb 
©ottoertrauen  5U  erfüllen;  nod)  5u  Vebas  3^^  ^at  man  bas  ^obeme  Äreuj  geseigt, 
bas  er  an  bem  Sammelpla^  erri^tete,  unb  oor  bem  er  unb  feine  Heine  Sqar  um 
Sieg  in  bem  geregten  Äampf  für  bie  SRettung  i^res  Voltes  flehten.  Der  Sieg  fehlte 
i^nen  ni^t:   bie  Slngelfa^fen  nannten  bas  S^la^tfelb  ^immelsfelb;  bie  SRön^e  oon 

60  ^ex^am  erri^teten  fpfiter  auf  i^m  eine  Airt^e. 


Stigrifafitifett  SiigUniiti  523 

9lun  ^nj(^te  Osioalb  in  9lott^um6rien ;  ber  Seftanb  bes  Ariftli^n  (Slaubens 
xDor  babur^  gerettet  SIber  OstDoIb  rief  ni^t  ^[kndimis  no^  9on  »nfid,  fonbem  er 
organtfierte  bte  nort^umbriMe  Atr^e  im  SnUIug  Qit  bie  irof^ttqd^ :  Jfir  ben  SAotten* 
btfd^of  Sltban  ourbe  auf  ber  Snfel  fiinbidtarne  (ffibtt^  t>on  SenDid)  ein  ISif^ofsfi^ 
ge^rfinbet.  3n  berfelben  3^^  t<nn  bos  (EDriftenium  bei  ben  9BeftfQi^|en  sunt  Sieöe.  5 
gter  roar  es  ein  oon  9{om  gefonbter  SRiffionar,  ber  Sifi^of  Stnntis,  bem  bie  Se« 
ie^rung  bes  itonigs  Cqnigib  gelang:  er  erhielt  Dori^fter  als  Sif^fsfi^  (635). 

vm  in  9Rercia  unb  Sflofac^N  ^ieit  füb  immer  no6  bos  ^eioentum.  ilönig 
$enbo  brfiftete  \ii)  mit  bem  9{u^,  ber  unerfi^ütterlid^fte  Sln^Snger  ber  olien  nationalen 
9{eIigion  5U  [ein ;  er  oera^ete  bie  C^ri^n,  ^bie  bem  Sott,  an  ben  fie  glaubten,  ju  lu 
ge^o^en  oerfSumten"  (9)eba  III  21).  3m  3.  642  geriet  er  mit  Osnxxlb  in  6treit: 
bie  (£ori|ten  n)urben  am  5.  9Ittguft  auf  bem  SRaJerfelb  gef^Iagen;  Ostoalb  fiel  im 
Aanq^;  er  loar  erft  38  Zdbtt  au.  allein  ber  ^äßt^Uft  Sieg  oes  (E^riltentums  nnir 
aud^  bobur^  ni^t  aufjupaUen.  ^enbas  Qobn  ^eoba,  ber  Ijffi^ft  ber  iDlittelangeln, 
lieb  ft<^  taufen ;  burd^  pier  jßnefter.  bie  Singein  (Eebb,  Sbba  unb  Setti  unb  ben  15 
Spotten  !Dtuma,  mürbe  bie  Sliffionsinrebiat  begonnen ;  nt  be^nte  fidb  balb  au^  na^ 
aRenia  aus.  $enba  ^inberte  es  nid^i  (Er  fiel  inbes  im  Aamfrfe  mit  Osmalbs  Sruber 
unb  9la^oIger  Csmiu  in  ber  6^Uu!^  am  SMe  SBimoäb  bei  £eebs  am  15.  9lo« 
oember  655.  9tun  mürbe  aud^  9Rercia  ^ri[tli$:  oer  (Sd^otte  Diuma  trat  als  Sif&of 
r>on  fii&fielb  an  bie  S\n^  bes  Aird^emoefens :  benn  auc^  SRercia  f^Io^  Ji^  ber  (&e»ao 
meinf^aft  ber  Mottif^n  >tir<^  an.  !Do4  mürbe  bfes  Sanb  no^  unter  £)smiu  aeloft 
unb  bie  iir4Ii($e  (gemeinf^  aller  31naelfad^|en  JergefteOt  (f.  b.  S.  Jlettifd^  ftiri^e 
unb  SBilfrib).  Sei  ben  Sübfa^fen  braute  ttft  aßilfrib  hos  (E^riftentum  gum  Siege 
(23eba  IV  13). 

Die  anQena^(if^  Ain^  ^tte,  mie  aOe  Air^en  bes  beginnenben  9RitteIaIter$  in  25 
man(^r  ^infiqt  ein  nationales  (ßeprfige:  menn  bie  Aontoe  au^  bie  Sif^ofe.  mie  es 
[(^eint,  ni^t  jerabeju  ernannten,  |o  mar  bo^  i^r  9Biue  für  bie  9Ba9l  beftimmenb 
(0^1.  }.  8.  Seba  III  7,  28  u.  29 ;  IV  1  u.  3).  An  ben  S^noben  nahmen  bie 
Surften  unb  (Ealbormen  Slnteil,  umgele^  fanben  {{^  bei  ben  {Beratungen  ber  Srogen 
aud^  bie  SittSfe  ein  (ogL  j.  S5.  Counc.  III  S.  238,  340  u.  B.  233,  273  u.  6.) ;  uo 
bie  Aönige  erliegen  lird^IiQe  93orf((r{ften  (a.  a.  O.  6.  214,  233  u.  3.).  3m  (Sottes» 
bienft  mürbe  bie  angena^fijAe  Spraqe  gehört,  befonbers  mar  bie  Zaufformel  angel« 
[a<^[if^.  Die  Sild^r  oes  %  unb  bes  91.  2.  mürben  in  angelffi&{i[d^er  (Syta^t  ae« 
lefen,  ebenfo  fiberfe^te  man  ältere  $omiIien  in  bie  SoIIsf)n:a4e.  3m  Snfd^Iug  an  bie 
[taatii^e  (Einteilung  geftaltete  ji((  bie  firi^Ii^e  folgenbermallen :  1.  Aent:  (Eanterburq  35 
unb  9{od^efter ;  2.  Sfibfacbfen :  QtJkrtjxtgc,  709 ;  3.  9Beftfa(|ten,  nad^  bem  !lobe  Rabbis 
(geft.705)  in  jmei  Diöcefen  geteilt,  SBind^efter  unb  Sl^erbom;  4.  Oftfadbfen:  £onbon; 
5.  Oftangeln:  673  geteilt  in  DunrnlA  unb  «Elm^m:  6.  aJlerria:  fiiificib,  676  §er* 
forb,  678  fiinbfe?,  680  fii^fielb  geteilt:  aBorcefter,  fieicefto:  7.  SRortlumbrien :  ?)or!, 
fiinbisfame,  678  Stbnace|ter  unb  ^exl^am  (f.  Stubbs  I  S  247).  « 

tBeber  f  (t^outf). 

«ngtlram  oon  SKeti.  —  JRcttbcrg,  m.  3)cutfd^IanbS,  1.  »b  1846  ©.  501  ff.;  «bei, 
Ja^rbb.  bcö  frönl.  JReic^ö  unter  Äarl  b.  &x.,  l.S3b  2. 'Aufl.  u.  ©imfon,  fiei^aigl888,®.38ff., 
487  ff.;  ?lu*aabc  ber  «ngilramft^cn  Äo<>lteI  Don  %  ^tnf(^iu«  in  beffcn  Decretales  Pseudo- 
iHidoriaoae,  ficipjig  1863,  6.757;  über  bieta^)üel  ^tnfd^lu«  a.a.Ci.  S.CLXIII;  «Bafferfd^«  ^ 
leben,  SDic  pfeubo-tftborif *e  3rrage  in  a)oöc«  8^9^-  4.  »b  ® .  286 ;  9lid§tcr.3)oüe,  fieljrbud^ 
b.  ^rc^nrcd^t«,  8.  «ufl.,  fieipjig  1886,  @.  87,  wo  bie  filiere  Sitterotur  angegeben  ift. 

Slngilram,  Sif^of  oon  9Re^  feit  768;  mie  alleä^ings  allein  eine  fpfitere  Quelle 
angtebt,  aus  oome^mer  gfamilie,  in  (Sorje  jptm  ^eiftliAen  Stonbe  erlogen,  oorb«  9lbt 
bes  Alofters  ju  Sens,  meines  er  au(^  naq  fetner  (mebutm  gum  Sifdbof  beibehielt.  50 
Aarl  b.  (&r.  oerlie^  i^m  784  bie  bur^  ben  3:ob  bes  9tbts  ^ulrab  oon  S.  Denis  er» 
lebtgte  Stelle  bes  lontglii^n  Slr^üapellans,  unb  mirlte  na^  ber  oon  i^m  cntf  bem 
Äonjile  }u  gran^  i.  3.  794  (c.  55;  MQ  cap.  reg.  Franc.  1,  78)  abgegebenen 
(Erflörung  für  Hngilram  eine  pöpftlid^  Dispenfatun  00m  Slefibens^lten  aus,  bamit 
biefer  ben  bur^  bas  9lmt  bebingten,  ftfinbigen  Slufent^  am  löniglid^en  $ofe  nehmen  55 
lonnte.  Seit  787  mirb  Slngilram  ntc^t  me^  mie  fruber  als  episcopus  ft^Iec^in,  fon« 
bem  als  archiepiscopus  oeseic^net,  obglei^  fein  Ststum  niemals  9letropolitan<  ober 
erjbiJAöfliAe  »e^te  befeffen  ^ai  Dies  lögt  barouf  f^liefaen,  bag  er  00m  ^o^e  bm:d^ 
bie  Sertei^ung  bes  Palliums  ausgegeic^net  morben  ift,  ba  mit  ber  (Erlangung  besfelben 


524  Sttgtlriiiti 

au^  für  einfalle  Stf^ofe  bte  Srü^rung  bes  oebcu^ten  Xitels  Qetbunben  nrnr  ($.  $tn» 
[^ius,  Air^enre^t  ber  Ad^olüen  unb  ^rofeftonten,  Sb  2  6.  9,  35).  db  ftorb  im 
3.  791  auf  bcm  3ufle  ilarls  gegen  bte  Jtooren. 

33on  etmelnen  Uo  3.  SJ.  Meöberg,  8b  1  S.  502)  ©irb  t^m,  o^ne  jurei^nbe 
5  (ßrünbe,  bie  Serfafferfc^oft  ber  unter  bem  9lamen  bes  Scibelung  be!annten  gfortfc^ung 
ber  (£^onü  (Jrtebegors  sugefc^rieben. 

9Bett  belonnter  ift  [ein  Stamt  in  ber  C5e|Ai^te  ber  pfeubo*ifiborif^en  Delretolen 

Sen)orben,  allerbtngs  lebigliA  aus  einem  SDlitoeiit&nbnis.  on  ben  meiften  $anbfAriften 
es  ^Feubo^3[ibor  finbet  fi(^  Qu^er  ben  3)ebetQlen  eine  fleine  Sammlung,  loeldje  bie 

10  Auflagen  gegen  Aleriler,  nomentli^  gegen  Si|^9fe,  balb  in  71,  balb  in  72  ober  au(^ 
in  80  ftapiteln  jum  (5egenftanbe  bot.  Sie  loirb  ollgemein  als :  Capitula  Angüramni 
beseiänet.  Seranlaffung  basu  f)(A  Sie  uberf^rift  ber  Sammlung  gegeben,  rDtlä^t  hanh 
f^riftlid^  in  mtx  Saffungen  fiberliefert  n)orben  tfi  Die  eine  ^orm  bejei^net  ben  Singil« 
ram  als  93erfaffer  unb  erjSp,  bag  biefer  fie  bem  $apft  $abrian  übergeben  bobe.  X)ie 

15  anbere,  nai)  bem  alteften  Sobes  (Paris.  Sangerm.  366  saec.  IX)  mortli^  lautenb: 
,,Ex  grecis  et  latinis  canonibus  et  sinodis  romanis  atque  decretis  praesulum 
ac  principum  romanorum  haec  capitula  sparsim  collecta  sunt  et  Angilramno 
Mediomatricae  urbis  episcopo  Romae  a  beato  papa  Adriano  tradita  sub  die 
XIII  kalendarum   octobrium  indictione  nona,   quando  pro  sui  negotii  causa 

20  agebatur'S  befagt  bagegen,  bag  umgelebrt  het  $app  bem  Slngilram  bie  Sammlung, 
ate  bejfen  Sat^e  in  3lom  oerbanbelt  ouroe,  fibergeben  babe.  Diefe  lefetere  (5eftaltutm 
ber  Öberf($rift  i[t  peifellos  Diejenige,  oeUbe  iqr  ber  Serfaffer  ber  äSammluna  felbft 
gegeben  Qat.  Sie  finbet  ft^  in  m  fibenotegenben  3^1  ^^  ^anbf^riften  unb  joKir 
au^  in  ben  beften  unb  alteften.    (Ebenfo  u)irb  biefe  8N^ffung  in  bem  Streite  $incmars 

26  oon  9{^eims  mit  feinem  Steffen  ^incmar  oon  fiaon  oon  beiben  angefu^,  unb  ou^  bie 
fpäteren  Sammlungen  bes  (anonift^en  9{e^tes,  loie  bie  93ur^^  oon  SBorms  unb 
^rotians  bejeit^nen  bie  Aapitel  als  capitula  Hadriani,  ni^t  Angüramni. 

Dos  (^altum.  beffen  bie  Öberf^rift  ermähnt  unb  bas  na^  ber  in  i^r  ent^ltenen 
^ronobgif^en  9lot^  auf  ben  19.  September  785  ju  jtl^tn  ift.  lagt  fi^  ni^t  auf  ge« 

ao  f^i^tli(^em  Soben  unterbringen.  93on  einer  SlraoefenQett  Slngurams  in  9{om  ift  niqts 
überliefert  3)a6  er  bort  perpnli^  bie  Dispenfation  oon  ber  SlefibenjpfKAt  na^gejuc^t 
^abe,  toirb  burd?  bie  oben  enoo^nte  (Erflärung  Äarls  auf  bem  gftanlfurter  Äonjil  lotber' 
legt,  ba  biefer  JeM  bie  Dispenfotion  ausgemirft  ^ot.  3n  ber  3:^at  bringt  aud^  ber 
Serfaffer  ber  ubertd^rift  bie  angebli^e  lülberaabe  ber  5tapitel  an  Slngilram  gar  ni(^t  mit 

35  biefer  Angelegenheit  in  SJerbinoung,  oielme^r  mit  einer  Slnllage  gegen  benfelben,  bcnn 
bas  fönnen  auein  mi)  bem  Spra^gebrau($  ber  fir^lii^en  Sleqtsquellen  ^f.  5.  S.  c.  4 
conc.  Sardic.)  bie  ^orte:  ,,pro  sui  negotii  causa  agebatur*'  bebeuten.  Die  (Sx- 
Hebung  einer  folgen  gegen  Slngilram  in  Stom  ift  aber  m^t  nur  n\d)i  ^iftorif(^  unbe^ 
olaubigt,  Jonbem  audQi  Deshalb  unmoglidb,  U)eil  m^  bem  bamaligen  Airt^enre^t  ber 

40  ^öpft  noq  nid^t  jur  Ser^anblung  oon  Slnflagen  gegen  8if^5fe  fompetent  war.  9lbcr 
bies  felbft  oorausgefe^t,  fo  toore  es  oöllig  toiberfinnig  anjune^men,  baft  ber  ^apft  bcm 
Slngellagten  eine  Sammlung  flbeneifit  ^atte,  beren  Xenbenj  barauf  hinausging,  bie 
Sif^öfe  gegen  Auflagen  fi(^er  5U  ftellen. 

Somit  enoeift  fi^  bie  äberf^rift  als  gralf^ung  unb  es  entfällt  jebe  Sejie^ung 
45  Angilrams  3U  ben  Aapiteln,  mie  bies  au^  je^t  allgemein  anerlannt  ift. 

SBas  bie  Äapitel  felbft  anbetrifft,  fo  mfijfen  biefe  felbft  als  gefölf^t  beseii^net  mer^ 
ben,  infofem  fie  imax  jum  2eil  e(^te  Quellen  aus  bem  oon  ^Jeubo«3fibor  für  feine 
falfd^en  Delretolen  benu^ten  Äreife  5ur  ©runblage  ^aben,  an  biefen  aber  mannigfache 
9}eranberungen  oorgenommen  finb.  Augerbem  [timmen  bie  5tapitel  oielfa^  n)örtliA  ober 

60  bein^  oörtM  mit  ben  falf^en  Kapitularien  oes  Senebiltus  fieoita  unb  ben  pfeubo^ 
ifiborifAen  Deftetalen  uberein.  ®n  fejerpt  aus  biefen  fetteren  finb  fie  ni^t,  otelme^r 
lägt  fi^  als  bas  U)abrf(^einli4jte  annehmen,  baft  ber  Serj^ffer  ber  Delretalen  bie  Ra- 
pitel,  biefe  aber  i^rerjetts  bie  ilapitularien  Seneoilts  als  Quelle  benu^t  ^aben.  3brem 
3u^alte  unb  bem  CE^orafter  ber  Sälf($ung   na^  \i^tn  fie  mit  ben  pfeubo^fiborif^en 

66  Delretalen  in  fo  engem  S^fammen^anae,  baft  für  beibe  nur  ein  unb  berfelbe  33erfaf[er 
angenommen  ©erben  fann.  ä^re  QEntfte^ungsseit  ift  ba^er  in  bas  ffinbe  ber  erften  §älftc 
bes  9.  3a^r^unberts  5U  fe^en.  Sie  ^aben  bem  Serfaffer  ber  pfeubonfiborif^en  De!re= 
talen.  mit  U)eld^en  fie  imhii)  jum  erftenmale  auftauchen,  als  Sorarbetten  gebient,  an^ 
bererfeits  fyd  aber  ber  ^erfojfer  bie  5tapitel,  mt  namentlich  bie  93erfe^ung  berfelben 


9ttgtlram  8iqI9iiiitfi(e  ftttd^e  525 

mit  einer  befonberen  äbeiMrift  jeigt  au^  allein  als  befonbete  IRec^tsfammlung,  um  auc^ 
auf  biefe  SBetfe  für  feine  9{ef ormtenbenjen  ^ropaganba  ju  mo^n,  ju  oerbreiten  gefugt 

^.  «^infdittd. 

Suglitaniff^e  Strebe  (the  Reformed  Church  of  England  as  by  Law  established,  the 
Established  Church,  the  Establishment,  the  Anglican  Church).  Diefe  Ate^e  ^ot  i^re  5 
gejd^ii^tlt^e  (grunblage  on  nationalen  unb  politif^en  Seftrebungen,  ju  benen  na^trög» 
Uq  eoangelif^^religiöfe  3been  ^injutraten.  3)er  Xitel  „gefej^mägige  AirAe  uon  (Eng« 
lanb"  besei^net  i^re  W>\ii)t  eine  Rietet  3U  [ein^  ju  itt  n)ie  jur  mittelalterli^en  alle 
SintDo^ner  bes  Aönigrei(^9  gehörten.  Sie  ^ot  |t(^  freiliAJo  ni^t  burAfe^en  ISnnen, 
fattifA  i[t  fie  nur  eine  Siitäft  neben  anbem  in  Snglanb.  9[ber  Re  batte  ^e^te  an  alle  10 
Cnalanber  unb  alle  (Englonber  batten  unb  ^aben  Siebte  on  |ie.  vta4  i^ier  C5runbanlage 
ijt  oiefe  Air^e  eigentümli^  ftabil  geroorben.  Stur  langfam  unb  feiten  fjcA  fie  fic^  bur^ 
bie  ^eic^i^tlid^en  93er^altni]fe  oermögen  lajfen,  an  \fyctn  einmal  gefe^It^  fonltionierten 
3nftitutu)nen  ju  önbern.  $iel  pramf^e  (rrbioeis^eit,  jugleic^  ab^  etne  geiDiffe  let^ar« 
gif^e  Srt,  bie  oieles  ge^en  Ifigt,  u)ie  es  nun  einmal  ge^t,  befthnmt  t^r  Ser^alten  ju  15 
ben  Parteien  in  i^rem  6(^o|e  unb  bei  ben  äBe^felfSIlen  bes  politif^en  Bebens.  Sie 
ift  unueriennbar  fo  mit  bem  SoBstum,  ni^t  nur  mit  bem  off^ieüen  ^taatsroefen.  oer- 
n)a^fen,  bag  i^r,  au^  mtnn  ber  disestablishment  einmal  XQatfaAe  mvcb,  u)o^I  no^ 
lan^e  bie  ffi^renbe  Stellung  unter  ben  Air^en  im  (gebiete  ber  englif^en  $enf(^aft  oer« 
bleiben  u)irb.  20 

I.  Sntfte^ung  unb  Serfaffung. 

J.  Strype,  Ekxüesiaatieal  Memorials  relating  chiefly  to  Beligion  and  the  Reformation 
of  it   and   the  Emergencies  of  the  Church  cS  England  mider  King  Henry  VIII,  King 
Edward  VI.  and  Queen  Mary  I,  3  vols,  1721    (neue  Äuggobe  Cjforb  1822);   berf.,  An- 
uals  of  the  Reform,  and  EBtablidiment  of  Religion  .  .  .  during  Queen  Elizabeths  reign,  05 
1709   (mieber^olte  fpätere  «umgaben,   juleft  Orforb  1824);   Edw.  Cardwell,  Documentary " 
Annais  of  the  Reformed  church  of  Englaad,  being  a  coUection  of  Injunctions,  Declara- 
tions,  Orders  etc.  from  1546  to  1716,  Oxf.  1839,  2  vols;    bcrf.,  Sjnodalia,  A  collection 
of  Articles  of  Religion,  Canons  and  Proceedines  of  Convocations  etc.  from  1547  to  1717, 
Oxf.  1842,  2  vols;    Bumet,  The  History   of  the  Reformation  of  the  Ch.  of  E.,  3  Zi)lt,  so 
London  1679  ff.  (neue  «u^g.  in  7  ©dnben  Oyf .  1865) ;  r>on  bemf .,  History  of  his  own  time 
(geb.  1643,  f  1715),  2  vols,  Lond.  1724  (ebiert  Don  feinem  ©o^nc ;  ouc^  al«balb  ind  3)eutfd)e 
überf.).  ^nerfanntefted  neued  ^ert  G.  G.  Perry,  A  History  of  the  English  Church,  3  vols, 
18(31—64,  mieber^olte  Auflagen  (oon  ben  %nf&ngtn  bed  (S^Iiriftentumd  bid  auf  bie  ©egenmart, 
ugl.  SBb  II«,  1894  unb  III*,  1890).    SSgl.  noci^  R.  W.  Dixon,  History  of  the  Ch.  of  E.  from  35 
the  abolition  of   the  Roman  Jurisdiction,  Lond.  1878—91   (reicht  in  4  IBänben    nur   big 
jum  %obt  ber  blutigen  SRorio).   —    SBic^tig  ouc^  bie  poUtiJci^en  ©cfd^ici^tSujerle,  befonberS: 
3.  «  8rroube  (üom  ©turje  Öolfeij«   bi«  jum  Untergang  ber  «rmaba,    12  öbe,  1870  ff.) ; 
©arbincr  (3acob  I.  u.  ^arl  IL  biÄ  1645,  8  »be,  1862  ff.);  2§.  SRocouIa^  (Don  ber  Zf^xon* 
befteigung  3acobÄ  IL  bis  jum  2obe  ^Bill^elmÄ  III.  bcö  Oranlerd  1702:  auc^  beutfc^,  überf.  40 
D.  iJemfe,  8  ©be,  2.  %VLfi.  1860) ;   SRa^on  (Dom  grieben  oon  Utred^t  m  »um  grieben  oon 
«erfaiUcö,  1713—83,  8  «be,  überf.  0.  @tegcr,   1855—56);  ^.  Sccf^  (18.  Sa^r^.,  bcutf«  ». 
^mc,  4  »be,  1879  ff.) ;  Sp.  ©alpole  (19.  3a§r^.  3  öbe,  Sonb.  1878  ff.).  2)a5U  bie  SSerle  oon 
y.  u.  JRanle  ((Sugl.  ®ef(^.  oorne^mlid^  im  16.  u.  17.  3a^r§.,  7  SBbe);  ®.  feebcr  (®efc^.  ber 
ÄHrd)enrcf.  in  Sngl.,  2  SBbe  1856);    Wt.  »rof4,  ®cf(ft.  0.  ®ngl.,  ©b  VI— IX,  1890  ff.  (big  4ß 
1815,  8rortf.  ju  :ifQppenberg  u.  ?auli);  91.  ^auU,  ©efd^.  (SnglanbÄ  feit  ben  8rrieben§f*Iüffen 
u.  1814  u.  1815,  3  ^be,  1864  ff.  gerner  91.  ®neift,  ®ngl.  »erfaffung^efci^.,  1882  (bef.  §  30,  tic 
.^ir^enreform.,  §  31  ^JenoaltungSorganiSm.  b.  6taotÄf.,  §47  (Einfügung  b.  Ä.  in  b.  @t)ftem 
b.  ^arlamentdrcgicrung  im  18.  Sa^r^.);   g.  3Äafotocr,  SSerfoffung  b.  Äir(fte  D.  ©ngl.   1894 
(fe^r  mertooU;    ^ier  Angaben  über    bie  ©pejialUtteratur).  —   %L  jur  ®rgänjung  bie  Art.  50 
CSranmer,  iiiatimer,  SlibleQ,  ißorler,  ßoub,  ©umet;  3öoIfe^,  a;6.aJcoru8,  ©arbiner,  $oIe  u.a. 

Die  Deformation  ijt  in  (gnglonb  in  nier  ^erioben  oerlaufen.  Die  erfte  befaßt  bie 
3eit,  in  melier  $einri(9  VIII.  es  bur^fe^te,  bie  5tir^e  feines  £anbes  oon  ber  Ober« 
^o^ett  bes  römif^en  Stuhls  5U  lofen  unb  ft^  felbft  bie  Stelle  bes  gefe^mögigen  gauptes 
btefer  Rixäft  5U  fi^n.  Seine  (Ebef^eibunosangelegenbeit  ift  ber  nödMte  Smlag  fetnes  55 
Unternehmens  gemefen.  Do^  tni^ptai)  basfelbe  ben  9ceigunaen  bes  93oIts.  beffen  in« 
[ular  abgeji^loffene  Stimmung  unb  fraftig  felbftftönbiger  Sinn  bie  Sb^giglett  non  einer 
auslanbif(9en  ^(utoritat  als  anftögig  enmfanb,  um  fo  me^r  als  bie  ^obe  C&eiftlid^ieit  unb 
bie  5tl5fter  barin  einen  uneneidbbcnren  md^alt  ffir  i^r  oielfaA  öraerlt^es  3j:eioen  fan« 
ben.  ^einrid^  nmr  für  feine  ^erfon  burc^aus  religiös  in  Imretnjtimmuna  mit  ben  eo 
£e^ren  ber  römif(^n  itir^e  unb  ba^te  on  leine  emfflii^  9leformatu)n  ber  inneren  $lrt 


626  nntßani^iit  SMft 

bes  Air^entum$.  Dooegen  tragt  bte  3^^  ^  jungen  dBrncxb  VI.  ob  jn>eite  ^riobe 
bte  Stonotur  ber  teligtB^n  Vertiefung  ber  Seioegung.  3n  Araft  ber  ermor&enen  firi^* 
li^n  Ober^o^it  bes  Jlbnigs  u)iro  jeM  eine  Umgeftaltung  bes  Aultus  unb  eine  Ser« 
einfQ(^ung  ber  £e^re  in  bie  SBege  gefeitet.    Die  genmltfome  Sleftauration  bes  Aottoli* 

6  5ismu9  unter  SRaria  I.  bebeutet  ffir  bie  9{eformation  bie  ^eriobe,  in  ber  ibr  bie  9K&r» 
t9rer  erftanben.  &\t  je^  enoo^te  ber  opfenoillige  unb  ftarle  (glaubensmut  iorer  aeiftigen 
<$fi^er.  Der  Sc^eiteroaufen  eines  (Eranmer  unb  3iMtq  jeugte  oon  bem  oollen  fittliqen 
Smft  unb  ber  religiofen  grreubigleit  berer,  bie  unter  (rbuarb  es  leiAt  ge^  Jc^n, 
bas  neue  ftird^raDelen  eituuri^ten.    3n  ber  Qbf(|redenb[ten  gorm  foQ  bas  8oI!  no^ 

10  einmal  bie  9lrt  ber  alten  ftir^  fii^  offenbaren.  Unter  oen  9c5ten  m  (ge^enreforma* 
tion  entftanb  in  meiten  itreifen  mit  bem  SerftSnbnis  für  i^  Segnungen  etn  Sntereffe 
an  ber  eoangelif^n  9{eformation.  6o  tonnte  unter  (Elifabet^  bas  9BerI  ber  ebinorbt* 
ni(^en  !^t\i  mieber  aufgenommen  unb  im  CSnoemelmen  mit  ber  fibon^iegenben  ^Rtfyc* 
beti  bes  SoHes  )u  einem  9lbf(^Iu|{e  geführt  merben,  ber  bie  SReooIution  oes  folgenden 

16  ^a^unberts  flberbauert  ^  unb  tm  mejentli^en  noA  in  ftraft  ftebt. 

Die  j^auptma|na^men,  wüäft  bie  ^Reformation  Dur^|e|ten  uno  {pater  bie  „5lir^ 
oon  Qmglanb''  fi&nten,  [inb  bie  folgenben. 

Der  Stur;  9Bone9S  1529  mar  ber  Seginn  ber  Unternehmungen  ^einri^,  bem 
Stomas  SronuDeü  als  ^ufitratgeber  biente.    Unter  Snbro^ung  bes  fog.  Praemunire 

so  (MPraemonere  facias'S  (formet  einer  beftimntten  ftlageart)  in  berSejte^ung  auf  eine 
9tei^e  oon  C&efe^en,  bie  Jeit  Aonig  IRi^aro  II.  (3uer|t  1392)  erlaffen  maren  unb  mel^ 
biejenigen,  bie  [t^  Senemien,  Sdörberungen  k.  im  äBiberfpruc^  mit  bem  äBillen  bes 
Adnigs  bejAofften,  mit  [irengen  Strafen  belegten,  mit  fol^er  Drohung,  bie  auf  nur  5u 
oiele  geiftlt^e  tßilrbentroiger  anmenbbar  mar,  erreich  ber  jttntg  bis  1531,  ba|  bie  Aon« 

25  oofationen  oon  Santerburq  unb  $ori  eine  (ErllSrung  abgaben,  mona^  fie  6.  SRoieftSt 
anerlamtten  „als  ben  oorjügli^n  Sef^ilkerf  einjigen  unb  oberften  $erm  unb  Ober« 
^autrt  ber  englij&en  Airiqe,  fo  meit  es  oas  (gefe^  CC^fti  gejtattet''.  Damit  mar  ber 
Alerus  in  bie  Safin  gejiDungen,  bie  ber  ABnig  mtt  bem  ^Parlament  oerfolgte  jur  (Ein« 
[^rfintutm  ber  pSpftliqlen  9Ra^t  unb  enbli^en  ^erftellung  einer  unab^ngigen  £anbes« 

80  firc^e.  S^n  oos  näc^fte  Parlament,  1532,  mo^  ben  «Infona  Ugu,  inoem  es  bur^ 
bas  Statut  23.  ^nr9  VIII.  cap.  20  ben  „(Erpreffunge n  unb  Sebrfidungen''  ber  Aurie 
in  Cinji^ung  ber  ^nnaten  ein  Snbe  ma^te,  oie  Aonfebation  ber  SifqSfe  im  Sanbe 
felbft  anod)nete,  falls  ber  $apft  fie  oenoeigem  mürbe,  unb  pa|rftlic^  3nteroitte  für  nn- 
^Itig  erfl&rte.  Dem  Alerus  mürbe  3ur  ^fliät  gemad^t,  feinerlet  93erorbnung  ober  (Ein^ 

S6  ri^ng  o^ne  bes  Aönigs  3^?^^^^^^  ^^^  SeooIImaqtigung  m  erlaffen.  vlaA  hartem 
Aampfe  fügte  er  ]id)  uno  am  16. 3Rax  1532  übergab  ber  (Er^ifi^of  oon  (£anterour9  bas 
Instrumentum  super  submissionem  deri.  Der  SBiberftanb  bes  Alerus  mar  ge^ 
bro^n.  Der  Aonig  ^e  oon  ber  ibm  oon  ben  5tonooIationen  5ugeftanbenen  Ober^ 
benli^ieit  (gebraut  gemacht.  SRo^  aber  mar  biefe  ni^t  bur^  bas  Parlament  geje^Iic^ 

40  feUgeftellt.  Dies  gefmo^  im  gfebruor  1533  burc^  bas  9teid^sgefe^  24.  ^enr9VIII.oap.l2 
j,Statut  gegen  bie  Slfpellationen  na^  9{om",  bas  aud^  in  anberer  $tn[i^t  ^ö^ft  mtc^tig 
tft.  Ss  beginnt  mit  ber  (Erllarung,  bag  bas  iUnigrei^  Cnglanb  ein  imperium  unb 
als  [old^es  m  ber  aanjen  9Belt  aneriannt  fei,  be^en(i^  oon  einem  oberften  $aupt  unb 
Aöntg,  bem  ber  potitif^e  itorper,  beftebenb  aus  (5ei)tlic^en  unb  9Beltlt^en,  notürli^en 

46  untertänigen  (5e^am  ju  leiften  oei^i^tet  Jei.  Der  A5nig  fei  bur^  bie  (&nabe  bes 
allmaqti^en  (Sottes  eingefeM  unb  mtt  unbef^ranfter  Sollmod^t  ausgerüftet,  in  feinen 
fianben  m  allen  Slngelegen^eiten  9te<!^t  ju  fpre^n  unb  alles  ^u  erlebigen  o^ne  Sin« 
fpcad^e  frember  gütfien  ober  Slfipellation  an  biefelben.  Die  (5ei|tli^teit  labe  bas  9le<|t 
tn  {!h^agen,  bie  bas  göttliche  IRe^t  unb  geMic^e  fie^re  betreten,  ju  entfc^eiben;  fie  fyAe 

60  \vb  aber  auc^  bem  iUnig  untenoorfen.  SBas  bie  fippellattonen  na^  S^om  betreffe,  fo 
fouen  alle  Xeftoments«  unb  Q^efa^en  u.  f.  m.  innerhalb  ber  3urisbiftton  bes  ASnigs 
oon  ben  mettlt^en  unb  geMic^en  (Serid^ts^Sfen  erlebigt  merben.  SBer  fic^  ben  Urteils« 
brüten  ber  (Senäftt  miberfe^e  ober  no^  Korn  appeuiere,  oerfalle  bem  Praemunire. 
Die  Slppellationen  follen  fortan  an  ben  SiU^f,  oon  ba  an  ben  ersbif^bfli^en  (Serü^ts^ 

66bof,  in  le^ter  3nftan3  an  ben  (Erjbifc^of  felbft  ge^n;  mo  aber  eine  Sad^  ben  Aönig 
berühre,  folle  fie  oor  bas  Oberbaus  ber  Aonoolatton  gebraut  merben. 

DuTQ  biefes  Statut  mar  bie  Unabi^öngigfeit  ber  englif^en  Aird^e  oon  9lom  im 
mefentliAen  fef^ftellt,  aber  ber  le^e  Schritt  5um  Srudb  noq  nic^  gefd^e^n.  Sorbereitet 
mürbe  btefer  biwQ  bas  ^lament,  bas  oom  S^^uar  ois  äRarj  1534  tagte  unb  binnen 

60 14  Zagen  bie  p^li^  Sutoritat  Stüd  für  Stüd  abf^affte.  (Es  gef^|  bies  bur^  eine 


«ttflliloiiifile  ftnr^r  527 

SRei^e  oon  Statuten  25.  ^enr?  VIII.  c.  19—22.  3n  bcr  (Hnlettung  ©irb  erllärt,  btc 
|)a|>(tlid^e  Slutüritöt  in  (Englanb  Jei  oon  Sbtfang  cot  eine  Ufuipotion  aen>efen  unb  fiabe 
uneitrögli^e  Sebrüdungen  unb  (oelbeipcelfungen  mit  {i^  adva^t»  jo  Bleibe  benn  nt^ts 
übrig,  als  bie  popftliqe  Sufnrenuitie  gon}  unb  gor  ab^uf^offen,  t^  3unsbittion  auf 
bie  älteften  fanonif^en  (&e[e^e  surfl^uffl^cen  unb  ber  ^one  i^ce  alten  Sted^  über  bie  5 
Stixi^  surfidjugeben.  (£s  ourbe  1)  cap.  19  beftatigt,  bah  bte  jlonoolation  nur  bur$ 
lönigli^en  Srief  berufen  roerben  lönne  unb  leine  neuen  jtanones,  ^nftitutionen  unb 
SSerorbnungen  o^ne  bes  Aönigs  Sonviffen  unb  3u[timmung  machen  bfiife.  Die  alten 
(&e|e^e  jebo^  follten,  [ofem  |ie  nid^t  ben  9teid)9geje^n  unb  ben  Ibniglid^n  $räro« 
gatwen  n)iberfireiten,  uorerft  i^re  (geltung  be^KiUen,  bis  fie  bunl^  eine,  {c^n  in  Slusfi^t  10 
geftellte  Aontmiffton  (bie  {ebod^i  ber  ilonig  nie  bestellte)  geprilft  loürben.  SQIe  Slppella* 
tionen  na^  9iom  u)urben  oerpönt  (n)ö^renb  früber  nur  einzelne  oerboten  nmren),  unb 
bie  ^Sd^fte  unb  Ie|[te  Snitanj  [ollte  für  alle  3umnft  ber  ftdnia  felbft  (the  Kin^'s  Ma- 
jesty  in  the  King's  Court  of  Chancery)  fein,  ber  jur  QErieSigung  ber  9Ippeuationen 
eine  be(onbere  Aommi|fion  (Court  of  Dde^tes)  ernenne  (iDwetu)  frfl^r  ber  (Erj«  15 
bi[(^of  bie  bohlte  3nftan5  loar).  %xä^  2)  bie  (Ernennung  ber  ^Ud^e  cap.  20  lam 
gan}  in  bie  $anb  bes  Abnigs.  Die  WicM  bur^  bie  Hsoftkl  muroe  jur  leeren  Sorm, 
ba  benfelben  neben  bent  Conge  d'elir  au^  ein  letter  missive,  bas  ben  p  SBo^enben 
bejeic^nete,  oon  ber  itrone  sugefteüt  wtthtn  foQte,  unb  fef^ettelU  lourbe,  oajs,  \aU»  bie 
3BabI  ni^t  binnen  12  Zagen  ju  Staube  lame,  ber  itonig  etnfa^  burc^  Letters  patent  20 
ernennen  Unm.  Sobann  follte  ber  (gemähte  er|t  bem  Jtönig  ben  ^ulbigungseib  leiften, 
ebe  er  bie  iircbli^e  SBeibe  empfinge. 

Slufs  ftäri[te  betonte  bas  ^lament  in  ber  ^roambel  ber  SQte  gegen  bie  (£r* 
preffungen  oon  9{om(cap.21)  bie  oöllige  Unab^tmigbit  bes  Steiges  oon  iebbeber  ^emben 
Sinmif^ung;  es  erfenne  fernen  $ö^em  unter  Sott  an  ab  ben  Ain^  unb  biefer  inss 
SJerbinbung  mit  ben  geiftlic^en  unb  wtUHAtn  £orbs  fyä»  oolle  äRad^  lebioebes  ®e[e^ 
absuji^en.  Ss  n^irb  bemaemäj^  ber  Ainig,  als  bas  oberfte  ^aupt  Ux  ftir^  (Eng« 
lanbs  (n)obei,  u)as  ^[t  nu(^tig  ift,  bie  Alcuifel  „foioeit  es  oos  (ge[e|  C^rifti  geftattet", 
in  äBegfall  tommt)  aufgeforbert,  ben  ^erspf ennig  abjufcbaffen,  bie  Dtspenfationen  ben 
(Er}bi[(pfen,  in  befonberen  gallen  an  bie  ftrone  ju  ilbenoet^n.  9u<^  bie  Sifitation  ber  ao 
5tlöfter  burd^  eine  fönigli^e  jtommiffion  ourbe  angeorbnet  unb  lönial.  Serorbnunaen 
über  3nbulgen3en  u.  f.  u).  xn  Slusfi^t  gefteUi  Dabei  loirb  au^rüdtlicQ  erllört,  ba^  oer 
Aonig  unb  bas  3)arlament  in  leiner  weife  oon  bem  lotl^olifd^en  (Glauben  ber  (Elften* 
beit  abfallen  moUen. 

9lm  30.  anar^l534  erhielten  biefe  C^efe^e  bie  löniglii^  Sanition.  9l^t  Xage  3u«35 
oor  Q)ar  in  9tom  bie  Sannbuüe  aegen  ^etnri^  oon  ^m  ^apft  unta:}ei^net  oorben. 
9lm  9.  3uni  erflSrte  ein  lonigliqes  (Ebiit  bie  Sluf^ung  oes  ufurpia:ten  popftlid^en 
Supremates.  9lm  3.9loo.l5d4  aing  im^Iament  bie  euprematsatte(26.&enr9VIII 
c.  1)  bur^,  bur(^  u)eI4e  feine  unB  feiner  Ka^folger  Ober^^eit  über  bie  Air$e  gefe^Ii^ 
f eftgefteüt  xourbe.  Der  Aönig  foHe  aneriannt  oi^rben  als  at^  (Erben  bas  einzige  oberfte  40 
^avLDi  ber  englifcben  Air^e,  genannt  Anglicana  Ecelesia,  unb  foUe  bamit  bas  Siecht 
ber  mffi^t  über  bie  Ritdft  unb  ber  SlbfieHung  aller  Srrld^en  unb  SRigbräudbe  fyibtn. 
Die  Slnnaten  unb  3^^nten  foUen  für  bnmer  tn  bie  lönigl.  jtaffe  lommen.  3^  S^' 
leibigung  in  3Bort  ober  2bat,  ieber  Angriff  auf  feine  Wfttn,  Zitel  stürbe  für  $0^« 
oenot  erilört.  3^i>i^^i>^  93er!ebr  mit  ber  Aurie,  ober  Slnerlennung  bes  ^ßkipftes  Jolle  45 
oon  bem  5tlerus  abgef^u)oren  u)erben.  Dur^  bie  Suprematsatte  mürbe  bie  en^IiF^ 
Air^e  als  eine  oon  9lom  unabbängige  fot^Iifd^  £anbeslir^  unier  ber  Ober^^ett  bes 
jtönigs  fonftitutert.  (Es  mürbe  00m  >t5nig  mit  ber  Slusübung  ber  Ober^obeit,  mie  mit 
ber  (Erbaltung  ber  lat^olif^en  £e^re  ooller  (Emit  gemad^t.  gfii  bie  fted^Iid^en  9nge* 
legenbeiten  mürbe  ein  (ßeneraloilar  ((ErommelD  etngefe^t,  ber  guglei^  (grogfiegelbema^rer  m 
mar  unb  in  feiner  ^erfon,  mie  ber  jtönig  felbft,  bie  Sereiniguna  ber  aei^i(ben  unb 
meltli^en  aJlaAt  borfteUte,  ber  ober  feinem  ^errn  geoenfiber  etne  oöltig  abbangige 
Stellung  einnahm.  Um  au^  bie  bifd^öfli^e  (&emaU  als  bloßen  SlusfUi^  aus  bem  föni^* 
Itd^ien  Supremat  barjut^un,  mürbe  etne  ®eneraloifilation  angeorbnet,  mäj^renb  ber  bte 
Stfcböfe  inhibiert  mürben.  Sie  Ratten  bann  ein  Qoefu^  an  oen  itbnig  einjureitben  umu 
neue  93erletbung  ibrer  Siebte  um  mürben  fomä  Staatebiener.  Sm  Si^^teüung  ber 
föntglid^n  Ober^obeit  biente  femer  bas  Stahlt  28.  ßenrp  VIII.  c.  10  (1536),  bas 
bte  gfriebensrid^ter  unb  Sif^öfe  oen^i^tet,  bie  ^ßfipfäic^efinnten  oor  ben  bo^n  ®e« 
rid[)tsbof  in  ber  Stecnbimmer  (beFteoenb  aus  5  ^o^n  Seamten  unb  einem  Sif^of)  ju 
bringen,  3uglei($  au^  beftimmt,  oag  alle  n^eltli^en  unb  geiftli^n  Seamten  fomie  bie  00 


528  «tiglifomf^e  ftird|e 

9RttgIteber  ber  Untoerfttöten  ben  Suprentotseib  letften  mflffen.  (Eine  anbete  ^orlaments^ 
alte  (31.  ^emo  VIII.  c.  9  k.  1539)  fonltiomerte  bie  Slufbebung  ber  AUfter,  bie  ein 
SBoüiberi  bes  ^opfttums  oxiren.  (Sgl.  bcgu  ®asquet  [fora.]  Henry  YIII.  and  the 
Engl.  Monasteries,  2  9)be,  6.  Sufl.  1895;  au^  beutfm  aRainj  1890).   Do^  iDtiiben 

5  bur$  bie  glei^  Sllte  jugleiA  bie  „\t^9  Slutaitiler'  aufgeftellt,  n)obur4  bie  Steigung 
p  einer  9teform  au(^  ber  fie^rep  bie  ber  Aönig  eine  3BetIe  ^atte  getoo^ren  laffen,  unter» 
orüdtt  unb  bie  romtf^e  £e^re  gefi^ert  loerben  foltte.  Die  le^te  ^eriobe  bes  A5nig9 
(t  28.  Z^n.  1547)  mar  Qielfac^  [^illemb.  3m  iDe|entIi<^n  oerfu^r  ^etnri^  in  biefer 
Meit  im  Sinne  bes  t^m  e^ebem  oom  Jitcipfte  oerlie^enen  Xitels  als  defensor  fidei. 

10  A>od)  unterbrfldte  er  ni^t  ganjlic^  bas  93ibenefen,  benxd^rte  auc^  bem  (ErsbifAof  Cran» 
mer,  ber  fi^  f^on  oer^öltnismä^ig  roeit  ju  (fünften  einer  Steinigung  au^  ber  fie^ 
oorgeroagi  ^otte,  [eine  ®unft. 

Der  X^ronroe^fel  foaqte  ben  oollen  Umfc^Iag.  SRit  ber  (Einführung  bes  STbenb« 
mal^Is  unter  beiberlei  ®eftalt  bur^  bie  ^arlomentsafte  1.  (EbiDorb  VI.  cap.  1,  1547 

15  (9loo.)  n)urbe  ber  Slnfang  gemacht  5ur  gefep^en  Umgeftaltung  bes  (5ottesbienftes.  Unb 

Sion  3U  SBei^na^ten  1548  oar  bas  ,,mlgemeine  (gmtbu^''  oollenbet,  bos  burd^  bie 
niformitötsalte  2.  u.  3.  (Ebnmrb  VI.  cap.  1,  15.  3<^nuar  1549,  (5e{e^eslraft  erließ. 
Salb  no^^er  rourbe  au^  ber  (£ölibat  in  berfelben  6el[ion  bes  Parlaments  aufgehoben. 
3n  ettoas  oeränberter  ®e[talt  rourbe  bas  allgemeine  (Bebetbuc^  nebft  bem  Orbincdions* 

20  formular  bur^  bie  2.  Untformitatsalte  5.  u.  6.  (Ebm.  VI.  c.  1  am  6.  Wfvl  1552  an- 
genommen. Den  S^Iug  bes  9teformationsn)erIes  machte  bos  (Slaubensbelenntnis  in 
42  Slrttleln,  SRai  1553,  ju  benen  ber  Staatsrat  in  bes  itontgs  9lamen  feine  3uftim» 
mung  gab  unb  beren  Untenei^nung  er  bur^  Serorbnung  oom  19. 3uni  1553  oon  ben 
(Seifflid^en  unb  fie^rem  oerfangte,  obwoSfl,  fie  Q)d)er  oon  oer  Aonoofation  no^  oon  bem 

25  Parlament  [anitioniert  nxiren. 

Die  reformatorif^en  Slet^sgefe^e,  u)el^e  bur^  SRaria  (6.  3uli  1553  bis  17.  91od. 
1558)  aufgehoben  u)orben  loaren,  u)urben  u)ieber  in  ftraft  gefegt  bur^  bas  Statut  1. 
(Elifooet  c.  1,  gfebr.  1559,  wtlofts  tnsbefonbere  bie  lötitgli^e  Suprematie  in  oollfter 
Susbe^nung  vieber^erltellte,  nur  mit  ber  uraoefentli^en  Slnberung  bes  Xitels  „oberftes 

80  ^aupt"  in  „oberfter  9tegent''  (supreme  govemour)  in  Hr^Iid^en  loie  u)eltlid^en  9ln> 
^elegenl^iten.  Der  Sbcom  u)urbe  juglei^  bas  Xed^t  jugefc^eben,  ffir  bie  Slusübung 
t^rer  Suprematie  eine  ilommiffion  (the  High  Gonunission)  beliebig  aus  SBeltliAen 
ober  (&ei[tlid^en  m  ernennen,  gemer  u)urbe  oon  allen  (&eiftli(^en  unb  ben  meltli^en 
Beamten  bie  Slblegung  eines  Suprematseibes  oerlangt  unb  bie  93enoeigerung  ober 

36  Sßerle^ung  bes  (Eibes  mit  93erlu[t  bes  93ermögens,  (Gefängnis  unb  ben  Strafen  bes 
^oc^oenotes  bebro^t.  Das  reoibierte  allgemeine  Sebetbu^  mürbe  bur^  bie  Uniformt^ 
tätsafte  (1.  ffilif.  c.  2,  3uni  1559)  eingeführt.  Dann  mürben  bie  42  (Blaubensartifel 
ebenfalls  reoibiert  unb  in  lateinifd^er  S^ffung  oon  ber  itonooiation  mit  einigen  Snbe- 
rungen  im  lext  1563  angenommen,  erhielten  aber  er[t  im  Slpril  1571   in  englif^er 

40  Spraye  bur^  bas  Parlament  (Sefe^esfraft  als  bie  39  Üteligionsartifel.  (Eine  Slfte  gegen 

bie  5tat^oIiIen  1580  unb  bie  jtonoentifelafte  1592  Ralfen  bie  Uniformitöt  bur(^fi^ren. 

Slls  bur^  bie  Succefjion  ber  Shiarts  (3aIob  I.  24.  SDlars  1603  bis  27.  aKarä 

1625,  jtarl  I.  bis  30.  ^an.  1649)  auf  ben  englifäen  X^ron  bas  ganse  3nfelrei^  unter 

ein  Oberhaupt  gefommen  mar,  oeftreote  fic^  bie  >trone,  bie  tonigli^e  Suprematie  unb 

i6  bie  anglifanif^e  Sivcift  aui)  in  S^ottlanb  5ur  (Seltung  ^u  bringen.  3n  (Englanb  mürbe 
1604  ber  Slusbau  ber  Air^enoerfajfung  bur^  bie  141  Aanones  5U  (Enbe  aefü^rt.  Das 
Ser^ngnis  ber  Stuarts  mar  i^  iibermögig  gejpanntes  Suprematsbemugt|ein,  gepaart 
mit  lat^olifierenben  Steigungen  m  §in|i(^t  bes  Äultus,  auf  ber  anberen  Seite  il)re  Un= 
fö^igleit  bie  Sthnmung  bes  93oIfes.  bie  in  S^ottlanb  bem  (Ealoinismus  treu  blieb,  in 

M  (Englanb  ütn  i^m  fe  lönger  te  meqr  SQmpatbien  entgegenbrachte  unb  iebenfalls  größere 
inbioibuelle  gtei^tt  ber  Äeligionsübung  oerlangte  (^resb9terianismus  in  S(^ottIanb, 
^uritanismus,  fpöter  3nbepenbentismus,  in  Snglanb),  5U  oer[te^en.  3Ba^renb  berX^ron 
f^on  mai(titf  mürben  oon  ber  5tonooIation  oon  (Lanterburq  bie  berü^tigten  17  jlanones 
angenommen  (29.  SRai  1640),  mel^e  bie  lonigli^e  Suprematie  als  göttUi^e  3nftitution 

M  unb  bie  anglifanif^e  Äirt^e,  in  ber  oon  fiaub  gegebenen  ftrengeren  gorm,  als  bie  einsig 
ma^re  unb  gültige  Sihdft  feftftellten,  ben  paffioen  ®e^orfam  als  oon  (Sott  geboten  for^ 
berten  unb  .allem  bur^  ben  (£tcetera*(Eib  bie  ilrone  auffegten,  in  meinem  aelobt  mirb, 
ju  feiner  Snberung  ber  5U  9?e^t  befte^enben  Keaierung  ber  Äiri^e  k.  suftimmen  5u 
mollen.    W)tx  biefe  auger[te  ßufpi^ung  ber  lonigliAen  Suprematie  führte  nur  jum 

eo  3u[ammen|tur3  bes  ganjen  politifd^en  unb  fir^Ii^en  Sebaubes  in  ber  „großen  9lebeU 


«[ttglttattifdie  SM^t  529 

lion".  3laä)  beten  Cnbe  tourbe  bie  anglifamf^e  StaatsKr^e  burA  eine  oerf^ärfte  Uni« 
fomtitätsatte  (14.  (£at.  II.  cap.  4,  19.  SRai  1662)  tDieber^ergeftellt  X)uid^  biejelbe 
toitb  bas  allgemeine  (Sebetbuc^,  von  ber  Aonoolotion  im  moA  1661  reoibiert  unb  mit 
menigen  3ufö^en  oerfe^en.  eingeführt.  Die  Sllte  verlangt  oon  jebem  (geiftlii^en  1.  auf« 
rid^tige  ßufttmmung,  butq  Slamensunterf^tift,  3u  allem,  ms  in  bem  ®ebetbuA  unb  5 
Orbinotionsfoimulor  entbalten  i|t;  2.  bie  (Erltorung,  bag  es  gefe^ibrig  fei,  bie  SBaffen 
^egen  ben  itonig  unb  (eine  Diener  m  ergreifen:  3.  bie  ^{urotion  jeber  Snberung 
tm  Staats«  unb  AirAenregiment ;  mad^t  4.  bie  Übernahme  eines  geiftli^en  Slmtes  oon 
ber  Orbination  na^  bem  Orbinotionsformular  ab^ngig,  oerlongt  oon  allen  ^rebigem 
unb  £e!toren,  fi^  biefen  Slnorbnungen  ju  untenoerfen  unb  erflort  5.  alle  Statute  oon  10 
(Elifabet  an  für  rechtsgültig.  SAon  5uoor  (Dej.  1661)  nmr  bie  Aptporation5dte(13.(£ar. 
II.  Stat.  2y  cap.  1)  burc^s  Parlament  gegangen,  voüäft  bie  Öbema^me  oon  büraer« 
lid^en  Smtem  oon  ber  &i[tung  bes  Sufnrematseibes  unb  ber  (£rll&rung  ber  (gefe^« 
n)ibrigleit,  bie  9Baffen  gegen  oen  ilonig  ju  trogen,  ab^ngig  ma^t.  (Sgl.  C.  A.  Swain- 
son,  The  Parliamentary  History  of  the  Act  of  üniformity,  13.  &  14.  Car.  II 15 
c.  4,  Lond.  1875). 

äBaren  bur^  oiefe  Sitten  bie  9tonIonfonni)ten  oon  bürgerlichen,  bie  anbersu)ie  orbi« 
nterten  ^rebiger  oon  tird[)Ii(^en  Ämtern  ausgef^Ioffen,  fo  vdox  es  mit  b^r  Aonoentilel« 
afte(16.(£ar.II.  c.4,  3unil664)  unb  ber  günfmeilenolte  1665  auf  oöllige  £amlegung 
alles  Diffenfes  abgelesen.  Denn  jene  oerbot  alle  ^rioatanba^ten,  bei  benen  me^r  als  so 
5  ^erfonen  auger  ber  S^^milie  zugegen  feien,  unb  biefe  beftimmte,  bog  lein  ^rebiger, 
ber  niqt  ben  2.  u.  3.  $aragrap^n  ber  Uniformit&tsatte  unterzeichne,  einer  Stabt  ober 
einer  früheren  ^fanei  na^en  biirfe.  9Iu^  auf  £e^rer  n)urbe  btefe  9Qte  ausgebe^nt  unb 
1670  (22.  Cor.  II.  c.  1)  bie  ilonoentifeUdte  no^  oerf^rft.  (gegen  bie  Aat^olüen  mollte 
t^  bas  Parlament  f^üt|en  bur^  bie  Xeftalte  (25.  dat.  II.  c.  2,  20.  aR&rj  1673)  ss 
.  b.  91.  Durc^  biefe  n)urben  juglei^  bie  eoangeliji^n  Slonlonformiften  bie  bo^  ju 
i^rer  (Einfü^rrung  mit  9tüdfiAt  auf  bie  Iat^oIi[^e  (gef(^  unb  in  ber  Hoffnung  auf  bie 
Dispenfe  mitgeu)irft  Ratten,  betroffen,  benn  fie  toaren  bomit  ni^t  minber  00m  $arla« 
ment  unb  allen  öffentli^en  Ämtern  aus^ej^Ioffen. 

Sine  9lationaKn^e,  bas  ganje  9{eu9  umfaffenb,  unter  bem  Summepi[Iopat  bes  ao 
Jlonigs  u)ar,  im  £aufe  oon  150  3<^^n,  unter  ämtmirtung  ber  ^eip^n  ^qnobe  auf 
rei^sgeje^Iid^em  SBege  begrünbet  u)orben  unb  in  ben  9limbus  emer  gSttliäen  Snftitu« 
tion  gefüllt,  ^lai)  äugen  grenjte  fie  fi^  fAarf  ab  gegen  anbere  Afanl^en,  feoen  Sinflug 
u)ie  iebe  (Einmif^ung  abf^neioenb,  um  fo  bie  nationale  (Einheit  oon  Staat  unb  Rvcift 
3u  m(ä)xtn,    W>tx  es  gefd^a^  auf  iloften  ber  inneren  (Ein^it.    Die  ftrengen  Uniformi«  ss 
tätsgefe^e  tonnten  bie  gforberung  ber  (&eu)iffen5frei^eit  nu^  jum  Sc^u)eiaen  bringen, 
bie  heterogenen  (Elemente  ni^t  oerf^meljen.    Das  (Seb&id^e  ber  Stoatslu^e  in  ber 
esflufioften  gform  nmr  nur  oollenbet,  um  5um  jmeitenmal  jufammenjubreAen,  unb  in 
btefer  (geftalt  fi^  nie  n)ieber  ju  ergeben.    Son  ber  IReooIution  an,  bie  9BiI^Im  oon 
Oranien  auf  oen  T^on  er^ob,  13.  gebr.  1689,  jeigt  bie  (gef^i^te  ber  anglilanifi^en  40 
Ricdft  einen  fteten  Sortfc^Titt  in  liberaler  9{ic^tung.  bamit  aber  aud^  eine  immer  mttitt 
ge^nbe  (Einfqrönlung  iqrer  3Raäft  unb  i^es  (5eotetes. 

3una^ft  Q)urbe  bem  ilrSnun^eib  eme  beftimmtere  S^ffung  gegeben  (1  (Suil.  u. 
SRaria  sess.  1  cap.  6).  Der  itontg  gelobt  ni^t  bbg  bas  fianb  naq  ben  Ütei^gefe^en 
unb  altem  ^eriommen  ju  regieren,  fonbem  au^  bte  (Sefe^e  (Sottes,  bas  loo^re  !Se«  46 
lenntnis  bes  (Eoangeliums  unb  bie  aefeMic^  fe|tge[tente  proteftantif^  reformierte  9{e« 
ligion  aufregt  5U  er^Iten  unb  ben  Stf^öfen  unb  ®etftli^en  uno  ben  i^nen  anoertrauten 
Sivcdftn  alle  i^e  Stetste  k.  5U  bewahren.    Durc^  bas  Statut  (ib.  cap.  8)  An  Act 
for  the  Abrogating  of  the  Oaths  of  Supremacy  and  Allegiance  etc.  U)urbe  ein 
neuer  ^ulbi^ungseib  eingeführt,  in  votl^tm  bie  merlennung  bes  Aönigs  oIs  Ober«  so 
^erm  ber  ültr^e  o)egfant  unb  nur  bie  feterli^e  (Erllorung  oerutngt  loirb,  bog  man  bem 
Aönige  treuen  (ße^orfam  leiften  u)oIIe,  bog  man  bie  8!äfu:  dürften,  bie  00m  $apft 
eatlommunijiert  feien,  bürfen  oon  i^ren  Imtert^anen  ober  fonft  jemanb  abgefeM  unb 
^ingeriAtet  ©erben,  oenoerfe,  unb  femer,  bog  fein  frember  iWrft  00er  ^ralat  u.  f.  m.  ugenb« 
loel^e  3urisbiftion  ober  fir^tt^  Slutorität  in  biefem  9{ei^  babe.  Dura  bie  ^loleranj«  55 
alte  (ib.  cap.  18,  SHai  1689)  n)urben  bie  Diffenter,  bie  ben  ooigen  (Eib  leiften,  oon  ben 


ie  nirgenbs  u)egen 
^loffenen  Spüren 


Strafgefe^en  (35.  (Elif.,  1592, 22.  (Ear.  II,  1670)  befreit  unb  erflÄrt,  bafe  fi 
9bnIonformitdt  oerfolgt  n)erben  bürfen.    9lur  fouten  fie  nic^t  bei  oer 
fi^  oer|ammeIn  uno  muMen  i^e  Serfammlungs^ufer  bei  bem  bifc^öfli^en  (Bericht  ober 
bem  Sriebensri^ter  regiftrieren  laffen.   Son  ben  ffiemeinbeamtem  mürben  fie  ni^t  bis«  eo 

MeaUdIncQriopäbU  für  zieologic  unb  JTir^.    8.  «.    I.  34 


530  Siiglttamfdie  ftnri^r 

penftert,  follten  ober  bas  9{e^t  ^aben,  falls  fte  ben  babet  erforbetltc^eit  Sib  ni^t  ab* 
lepen  toollen,  fic^  bur^  anbete  vertreten  5u  laffen.  Set  ben  Quälern  lourbe  ftatt  bes 
Sibes  eine  feierh^e  (Erfiorung  t^res  (&e^or[am9  geaen  bte  ürone  (fett  1696  ihr  ein« 
fa^es  3<i)  für  genflgenb  ^ea^tet    Die  Dtjfentergeqtlid^en  fyMtn  bte  39  Srtttel  ber 

5  Atr^e  Cnglanbs  5U  unterjet^nen  mit  Stusno^nte  oon  Slrt.  34—36  (Zeremonien ;  (Silltig« 
feit  Des  ^omilienbuAs  unb  Orbination)  unb  bes  (Eingangs  bes  20.3Irt.  (9lutorit&t  b.  Airc^l 
Den  ISaptiften  n)urbe  au^  ber  27.  Slrt.  (über  Xaufe)  erloffen.  Die  Srlei^terung,  bte 
bur^  biete  ällte  ben  Diffentem  geniö^rt  tourbe,  voox  bie  Befreiung  oon  bem  anglita« 
nif^n  SpifIopaIf9|tem  utib  bos  Stecht  i^en  ®ottesbienft  unb  i^re  inneren  Slngelegen« 

10  beiten  [elbft  5u  orbnen.  Slber  in  ber  Se^re  matm  [ie,  mit  9usna^me  ber  bejetc^neten 
fünfte,  gan5  an  bas  Selenntnis  ber  anglilanif^en  khift  gebunben.  Sie  ^tten  alle 
Sbaaben  an  bie  StaatsÜr^e  ju  entri^ten,  toie  bie  6iaat$fir^Ii(^en,  unb  bie  ni^t  be« 
pal^Iten  Jlommunalfimter  etnes  Air^noorjte^rs,  Sllmofenpflegers  u.  [.  u).  felbft  ober 
our^  Steüoertreter  ju  oerfe^en;  anbererfetts  blieb  i^nen  ber  reMi^e  Slnfpru^  an  bie 

15  Sfunftionen  ber  6taats{in^  (Zaufe,  Xrauung,  Se^öbnis).  6te  nahmen  me^  eine 
Slusno^msftellung  in  ber  fianbesürAe  als  eine  frete  Stellung  neben  i^r  ein.  Denn 
bie  (Einheit  ber  £anbesiir^  {ollte  nt^t  beeintrödbtigt  toerben.  IDoAer  au^  bie  oid^ttgften 
Siechte  t^nen  oerfagt  n>aren:  oer  (Eintritt  in  bos  $<nrlament,  bie  äberna^me  oon  Staats* 
unb  mc^tmxtn  SJlunicipalamtem.  ber  Suixiä  ju  ben  Unioerfitäten  unb  offentlic^n 

20  Schulen,  ^i^t  einmal  eigene  ScQuIen  ^u  grfinben  roar  i^nen  geftattet.  (Es  umren  au<^ 
nur  bie  ort^obosen  Diffenter.  auf  bie  \\d)  bie  Dulbung  erftreAte:  bie  ^resb^terianer, 
3nbepenbenten,  Saptiften  uno  Quäler.  Die  Sodnianer  unb  Aat^olüen  oaren  oon  ber 
Dulbung  ausgefälojfen. 

SBar  bur^  bie  Zoleranjafte  ber  8(nfpru(^  ber  Staatsfir^  auf  9inein^en[(^  rot- 

25  fentli^  belAröntt  n)orben,  fo  mürbe  gleichzeitig  i^  (gebiet  oerringert  burc^  bte  Ütüdfe^r 
bes  f^ottiid^en  Keines  jum  ^resbQterianismus.  Die  Unionsalte  (1707),  loel^e  Sd^ott- 
lanb  mit  (Englanb  5U  einem  itonigrei^  (Greatbritain)  oereinigtep  IfcA  sugleiA  bie  ItrA« 
li^e  Trennung  {anitioniert.  3n  S^ottlanb  beftanb  fortan  bte  presboteriontf^  Air^e 
als  Staatsfir^e  unb  bie  anglüanif^e  bort  mürbe  bie  gebulbete.  Damit  borte  bie  angli« 

aoiantf^  Aird^e  auf,  bie  bas  ganse  Snfebei^  umfajfenoe  Stei^sfirc^  ju  fein. 

Sleumig  3a^re  blieb  es  bei  bem  ourA  bie  SjoleransaKe  gä^affenen  Staub  ber  fir(^* 
li^en  SerpaUnilfe.  äBeitere  3ugeftänbnif|e  mürben  ben  Diffentem  gemalt  burd^  19. 
George  III,  c.  49  (An  Act  for  the  further  relief  of  Protestant  dissenting  mi- 
nisters,  1779).    Sin  ber  Stelle  ber  Unlerf^rift  ber  39  Slrtifel  ^aben  bie  (5ei[tli^en 

85  eine  feierli^e  (Erfiörung  oor  bem  ^^ebensril^ter  ju  unterjeid^nen,  bag  fie  (E^riften  unb 
^oteftanten  feien  unb  glauben,  bag  bie  S^nft  91.  unb  91.  Zeftaments  ben  geoffenbarten 
äßtllen  (Sottes  enthalte  unb  bog  fie  biefefte  als  (Glaubens«  unb  fiebensregel  anerlennen. 
Su^  bas  IRed^t  Squien  m  grünben  mürbe  i^nen  gemö^rt.  Den  Aat^olüen  mürbe  burc^ 
bie  fat^olifd^  (Bottesbienftafte  (Public  Worship  Act,  31.  Geo.  III.  cap.  22,  1791) 

40  unter  Sefd^ränfungen  bie  (Einrichtung  eines  (Sottesbtenftes  geftattet,  unb  enbli(^  auc^ 
bie  Dulbung  auf  bie  Sodnianer  ausgebe^nt  bur^  bie  91Ite53.  Geo.  III.  c.  160;  1813. 
Die  loleranj  mar  fo  im  fiaufe  ber  S^ii  auf  alle  Slonlonformiften  ausgebe^nt  morben; 
ju  i^rer  (ßlei^ftellung  mit  ben  Staatslir^li^en  fehlte  aber  no6)  oiel  Der  3wtrttt  ju 
ben  bilrgerli^en  unb  otaatsamtem,  5um  Parlament  unb  5u  ben  llntoerfitöten  mar  t^nen 

45  oerf^Io^en.  Xrauungen  lonnten  nur  in  ber  Staatsftr^e  oolljogen  merben,  au^  Zaufen, 
menn  fie  in  bie  gefe^Ii^  gültigen  Üaufregifter  eiitgetragen  merben  follten.  Seit  1828 
aber  mürbe  bur^  eine  Sfleibe  oon  9{ei(^sftatuten  ben  ^onlonformiften  ein  3iti)t  um  bas  an^ 
bere  gemo^rt  unb  bamit  Die  SoneAte  ber  StaatsKr^e  immer  me^r  bef(^ranlt.  Cs  ge^ 
]6^^  Dies  5una^ft  bur^  bie  Sluf^ebung  ber  leftafte  (9.  George  IV.  cap.  17,  9.  9J{ai 

60 1828)  unb  bur^  bie  5tat^Iiten«(Emancipationsa{te  (10.  Geo.  IV.  cap.  7,  13.  SIpril 
1829).  Dur^  erftgenanntes  C5efe^  mirb  bie  Seftimmung,  bag  mc  übernähme  eines 
Slmtes  ber  (Senug  bes  SCbenbmabIs  in  ber  Staotsfir^e  erforberIi($  fei,  aufgehoben  unb 
ftatt  beffen  ein  Sib  oerlangt,  ben  Seftanb  ber  Staotsfirc^e  unb  bie  Siedete  berfelben 
unb  ber  (Beiftli^feit  in  leiner  SBeife  beeintrö^tigen  ju  mollen.    Dur(^  bie  (Emancipa^ 

55  tionsalte  mirb  ffir  bie  itat^olilen  ein  (Eib  nur  bes  3n^Its  angeorbnet,  bog  fie  bem 
ilonige  Untert^nentreue  galten,  feine  ^erfon,  ilrone  unb  SBürbe  oerteibigen,  bte  Ü^ron^ 
folge  bes  ^aiifes  ^annooer  aufre^t^alten  moIIen  unb  es  ni^t  für  einen  älrtHel  t^res 
(Slaubens  anfe^en,  bog  ein  oom  $apft  exlommun^ierter  gfürft  oon  feinen  Untert^anen 
abgefe^  ober  ermorbet  merben  bürfe;  femer,  bog  ber  ^apft  feine  3tuisbiItion  in  (Eng« 

60  lanb  $abe,  ba^  fie  bie  Staatsfird^  in  leiner  SBeife  beeintröd^igen  moIIen,  enblic^,  bog 


SlttgHtatttfc^e  fthri^e  531 

fie  biefc  fcictli^e  (Erflärurtg  in  htm  cinfa^en  6tnn  ber  SBortc  o^nc  alle  äusflu^t, 
3Q>eibeutiQfeit  ober  [ttllf(^a>eigenben  SSorbe^dt  t^un. 

Durq  biefe  Ketc^sftatuten  x]i  ben  Dtjfentcm  unb  ftat^olHen  ber  ßutritt  jum  ^ar* 
kment  unb  ju  ben  Staatsömtem  (bo^  mit  ^usnobme  ber  p^ften,  u)ie  oas  eines 
9?eic^sregenten,  Borblanjlers  u.  [.  u).,  unb  mit  ^usfcQlug  ber  ^riefter)  eröffnet;  qu(^  6 
u)irb  ben  jtat^olilen  bie  (grünbung  oon  9lonnenIloftem  geftattetp  Don  Orben$geiftlid}en 
jebo^  nur  bie  fianbesange^örigen  gebulbet,  bie  Slnno^me  ober  gfl^rung  geiftli(^er  Xitel 
aber  bei  Strafe  oerboten. 

9luc^  ben  Z^htn^  bie  f^on  längere  3^it  bfirgerli^e  Smter  belleiben  burften,  rourbe 
na(^  langem  Äampfe  ber  eintritt  in  bas  ^^Jarlament  unb  in  bie  meiften  Smter  geioö^rt  lo 
bur^  bie  eibes=  unb  S^benemansipationsalte  (21.U.22.  JBict.  cap.  48u.  49,  23.  3uli 
1858).    Den  Quälern  u)irb  [tott  bes  G^roures  eine  feierli(^  (Erllärung  geftattet.  Do(^ 
ift  i^nen  bamit  ber  (Eintritt  im  Parlament  nxä^t  in  glei^er  3Beife  mit  oen  Diffentem 
unb  Aot^oliien  eröffnet,  [onbem  fie  roerben  (nac^  cap.  49)    nur   bur^   befonberen 
Sef^luft  bes  Ober«  unb  Unter^aujes  in  jebem  etnselnen  gN^lle  jugelajTen.    ^üx  bie  i6 
Aat^oliten  bleibt  ber  Stb  oon  1829  in  jlraft.  3laA  einer  anbem  Seite  Qin  u)urbe  bie 
anad[|t  ber  Staatsfir^e  mefentli^  bef^röntt  bur<^  bie  $eiratsafte  (6.  u.  7.  9Bill.  IV. 
cap.  85,  17.  Slug.  1836)  unb  bie  erläuterunosalte  (1.  3Jict.  cap.  22,  3.  3uni  1837) 
foioie  bie  9?egiftrationsafte   (6.  u.  7.  fflJill.  IV.  cap.  86).    ffiemäfe  btefen  Sitten  finb 
Stäbte  unb  (Semeinben  in  Sejirle  geteilt,  mit  Stanbesbeamten,  bei  benen  alle  (Geburten  20 
unb  Üobesfölle  angeseiot  roerben  mfljfen,  foioie  bie  Trauungen,  bie  in  DiffenierlirAen 
jtattfinben  follen.    (Es  tonnen  nämli^,  auber  in  ber  Staatsfirdbe.  auA  in  fol(^en  So« 
falen,  roeld^e  loenigftens  ein  ^^cifyc  ausf^uegli^  ffir  aottesbienftliAe  !^mtdt  gebrandet 
unb  bann  oon  bem  Stanbesbeamten  regiftriert  voototn  ftnb,  re^tsgilttae  Trauungen  m\U 
^ogen  roerben.     Daju  ijt  erforberli^,  ba^  Sräutigom  ober  Sraut  mtnbejtens  a^t  Sage  25 
tn  bem  Sejirl  geroo^nt  baben,  toorauf  t^re  9lamen  in  ein  93ud^  eingetragen  loerben, 
bas  5ur  offentli^en  Sinfti^t  aufliegt.    (Es  erfolgt,  toenn  leine  (Etnfpra^e  getrau  roirb, 
nad^  brei  3Bo^en  (ober  in  loenigen  Zagen,  falte  00m  Obenegiftrator  etne  Dispenfation 
erteilt  roirb)  bie  j^riftlic^e  (Erlaubnis  jur  Xrauung,  votlift  in  CSegenroart  bes  Stanbes« 
beamten  na^  bem  Kitus  ber  betreffenben  ftir^e  ^©if^en  8—12  Ui^  morgens  oolhogen  so 
oirb.    "und)  einfa^e  (Eioile^en,  auf  bem  SlmtsAtmmer  bes  Dberregiftrators  gef^foffen, 
^aben  ge|e^li(^e  (Seltung.    Trauungen,  bie  in  oer  Staatslir^e  gefc^lojfen  roerben,  be» 
bürfen  feiner  Mnseige  bei  bem  Stanbesbeamten.  —  SBä^renb  aljo  früher  bie  Dijfenter 
nur  in  ben  bif^öfliäen  ftirc^en  getraut  roerben  tonnten,  unb  i^re  Äinber  bort  taufen 
laffen  mußten,  um  fte  in  bie  re^ts^ültiaen  (Beburtsliften  (bie  ^aro^ialtaufregifter)  etn«  sb 
tragen  3U  laffen,  finb  fie  je^t  au^  tn  btefen  Stüden  ni^t  me^  an  bie  Staatstir^e  ae« 
bunben,  unb  ebenfotoenig  an  bie  geiftlid^en  (Serid^böfe  bei  (B^ef^eibungen,  feitbem  für 
biefe  1857  ein  neuer  (Beric^ts^of  (f.  u.)  gef^affen  ift. 

93on  grSgter  SBid^tigfeit  ift  bie  ^uf^ebung  ber  ßo'^ngslir^enfteuer  burdb  bie  Com- 
pulsory  Church  Rate  Abolition  Act  (31.  u.  32.  SJict.  cap.  109,  31.  3uli  1868).  40 
9)atttn  bie  Di(fenter  bisher  immer  no4  biefelbe  Steuer  ©ie  bie  Slnglilaner  an  bie 
$farr!ir^e  entrid)ten  muffen,  fo  fönnen  fie  fie  \tM  einfa^  surüdtoeifen.  Sie  oerliercn 
bamit  nur  bas  $Rc(^t  über  bie  JJcnoenbung  ber  Äir^enfteuer  mi^uftimmen.  Damit  ift 
nun  auä)  bie  le^te  geffel  gefallen  unb  bie  ooUftänbige  grei^eit  ber  Diffentcr  ^crgeftellt. 

Cnbli^  ift  au^  bas  exllufioe  9{e^t  ber  Staatsfir^e  auf  bie  Unioerfitäten  burd^  bie  45 
Hniocrfiti)^3:eft«2lfte  (34.u.35.S}ict.c.26, 1871)  befc^rönft  loorben.  Diefelbc  erläjgt  ben 
Stubierenben,  au^  bei  ber  Seroerbung  um  alabemif^e  Cßrabe,  bie  Unterfd^rm  ber 
39  Slrtifel,  räumt  jebo^  ben  (Colleges  bas  3{ti)i  ein,  bie  ilonformität  ju  oerlangen 
ober  3u  erlaffen,  (o  ba^  junä^ft  oenigftens  no(^  ber  Staatslir(^e  bie  roiqttgften  33or» 
rechte  in  ber  $anb  bleiben.  60 

II.    £e^re  unb  ilultus. 

«umgaben  ber  39  §(rtitel :  9Äaf otoer,  @.  498  ff. ;  f.  f onft  etwa  ®.  Ä.  92temet)er,  CoUectio 
confessiouum  in  ecclesiis  reformatis  publicatarum,  1840,  6.  601  ff.  (l)ter  @.  &92  ff.  aud)  bie 
42Slrtitel),  über  J.  Lightf 00t  Text-Book  of  the  Thirty-Nine  Articles  of  the  Ch.  of  E.  (mit 
furjen  (Erläuterungen),  1890.  3^^  ÖJefc^icftte :  J.Lamb,  An  historical  account  of  the  39  Articles  55 
from  the  firet  Promulgation  of  them  in  1553  to  their  final  establishment  in  1571  (ju* 
gleich  biplomatifc^  genaue  9lu8gabe  ber  ^Dlanuffripte  unb  Urbrucfe  unb  JJaffimileS  ber  Signa* 
turen  ?c.),  1829;  C.  Hardwick,  A  History  of  the  Articles  of  Religion  (mit  ßttgabe  etncr 
6eric  \>on  ^ofumenten  ouö  ben  Solaren  1530  bi§  1615),  3.  «ufl.  1876  (feitl^er  nod^  loieber* 

34* 


532  «[«filttaitifiile  fttr^e 

l^olt  gebrucft,  ^ulegt  1890;  fel^r  uoOftänbig  unb  tnftntttiu);    E.  H.  Browne,  An  Exposition 
of  the  39  Articles  (13.  ttui^g.,  fionbon  1887,  audfü^rlid^er  bogmatif^er  Kommentar). 

%VLX  bad  Common  Prayer  Book  t)gl.  bic  1844  in  fionbon  (Pickerine)  erfc^ienenen  9{eu' 
brucfe    ber  fieben  Derfcj^icbcnen  ©bitionen  bis   ba^in  (Firet  Prayer  Book  of  Edwud  VI., 

6  Whitchurch  1549;  Second  Pr.  B.  of  Edw.  VI,  ib.  1552;  Pr.B.  of  Queen  Elizabeth,  Graf- 
ton 1559;  Kinc  James's  Pr.  B.,  Barker,  1604;  Scotch  Pr.  B.  of  Charles  I.  (Lands),  1637; 
King  Charles  11.  Pr.  B.,  the  Sealed  Book,  1662;  Edition  of  1662  ada^ted  to  the'  present 
Beign,  1844).  f^emer  An  Introduction  to  the  History  of  the  succeesiye  revisions  of  the 
Book  of  Conmion  Prayer  (nat^  bcr  SSorrebe  üon  J.  Parker),  1877 ,    baju  The  First  Fr.  B. 

10  of  Edward  VI.  compajed  with  the  successive  revisions  of  the  Common  Pr.  B.  (Don  beni' 
fclbcn;  bequeme  Überficä^t  bcr  3^cränbcnmgcn  bis  1662),  1877,  2.9luf(.  1883;  H.M.Luckock, 
Studies  in  the  History  of  the  B.  of  C.  Pr.,  5.  «ufl.  1896;  Fr.  Procter,  A  History  of  the 
B.  of  C.  Pr.,  19.  «ufl.  1892,  (befonbcrS  ^u  empfehlen).  SSon  lat^olif ci^er  ©eile :  Fr.A.  Gas- 
quet  and  Edm.  Bishop,  Edward  VI.   and  the  Book  of  C.  Pr.,   au  Examination  into  its 

15  origin  and  early  history  with  an  appendix  of  unpublished  documents,  2.  ttufC.  1891.  ^aS 
lange  i7erIoren  geglaubte  ^Dtanuflri^t  bed  ber  Unifortnitftt^fte  t^on  1662  beigegebenen  Book 
of  Ö.  Pr.,  b.  foa.  Sealed  Book,  tft  1892  „verbatim  et  literatim''  im  ^rud  gegeben  ()Sonbon, 
Eyre  and  Spottiswoode).  83gl.  au<]^  ^Dlafower,  6.  171  ff.  —  gum  Äated^iSmuÄ  §.  ©.  A.  W. 
Bobinson,  The  Church  Catechism  explained,  Cambridge  1894,  ober  A.  J.  C.  Allen,   The 

20  Chimüi  Catech.,  its  history  and  contents,  Lond.  1892.  —  ^iix  bie  $omiIien :  Certain 
Sermons  appointed  to  the  Queens  Majesty  to  be  dedared  and  read  by  all  Parsons  etc. 
(^crauSgcg.  öon  G.  E.  Corrie,  Cambr.  1850).  —  Sntcreffanl  J.  E.  Vaux,  Church  Folk- 
lore, a  jS«cord  of  some  Poet-Beformation  Usages  in  the  Engl.  Ch.,  Lond.  1894.  ^ux 
©rgänjung  f.  Ä.  „©ibelüberfefung,  @nglif(^e". 

25  3Ba^tenb  bie  Serfaffung  ber  angltlanif^en  iltr^e  oBIKa  unab^ngig  oon  auslan« 
bif^en  (Etnpffen  3U  [tatü>e  gelommen  loar,  [o  seigt  bie  SOSfaffung  be9  fird^I^en  93e> 
lenntniljes  eine  faft  gan3liqe  Slb^&n^igiett  oon  ber  !ontinentalen  Keformatbn.  Die 
13  Slrttiel  oom  Zcifyct  1538  tooren  bte  Srni^t  ber  in  3Bittenberg  unb  fionbon  gepfbge« 
nen  Ser^anblunaen  behufs  einer  !ir^Ii^«poIiti[$en  Bereinigung  ber  beutf^en  unb  eng» 

30  Hj^en  ^roteftanten.  Diefe  Slrtilel  [tintmen  in  ber  9lei|enfolge  unb  im  £e^n^It 
oft  iDortli^mit  ben  17  erften  SIrtileln  ber  Slugsburger  ilonf enion  iU^erein,  bc^  finben  |i$ 
in  ber  fie^re  oon  ber  Ke^tfertigung.  oom  erlauben,  oon  ber  ilir^e,  oom  Slbenbma^I 
oerf^Ieiembe  SBenbungen.  Selbjtftänbia  Jinb  befonbers  bie  91.  de  poenit.  unb  de  rebus 
civil.  DiefeSlrt.  legte  Sranmer  bei  berHbfaffung  bes  (glaubensbelenntniffes  in  42  SIrtileln 

35  (Sboarbfme^rt.),  bas  1553  ooüenbet  touroe.  suCSrunbe^  namentlid^  bei  benSlrtUeln  über 
Irinitöt,  URenf^toerbung  (£^ri|ti,  (&rb[finbe,  Äir^e,  ^rebwtamt,  jum  leil  au(^  über  Segriff 
unb  SBirfaing  oes  Saframentes.  SOBo^renb  aber  bei  ber  ^ue^re  oon  ber  9{e^t|erti^ung  unb 
bem  (glauben  auf  bie  Slugsburger  jlonfeffion  jurüdgegangen  n)urbe,  unb  btefe  uber^upt 
eine  Vorlage  für  bie  meiften  übrigen  Slrtilel  bilbete,  [o  machte  \xd)  bo(^  au^i^  namentli(^ 

40  bei  ber  ^enbma^lslebre,  ber  Sinflug  ber  nad^  Cnglanb  ge!ommenen  reformierten  X^o» 
logen,  bes.  bclonbcrs  Supers,  geltenb.  Sei  ber  Stenifion  ber  42  Slrtilel,  u)el(^c  ^arfer 
1563  ooma^m.  n)urbe  bagegen  mieber  mehr  eine  ^nnö^erung  an  bie  Jtir^en  tlugs« 
burgi|(^er  iwnfcffion  oerfuAt.  §aupt]öd^li^  rourbe  bie  oon  Sren3  1552  oerf afete  Con- 
fessio  Wirtembergensis  oenü^t.    3lu5  ihr  mürben  3um  Zeil  obrtli^  aufgenommen: 

46  ber  3wföÖ  5um  2.  Slrt.  über  bte  cu)ige  3^ugung  unb  SBefensgleid^^cit  bes  Sohnes ; 
ber  5.  Srt.  oom  ^.  (Beift;  3um  6.  mt.  bie  nähere  Sejtimmung  bes  Äanon;  2u\aijt 
jum  10.  unb  11.  ^rt.  über  bie  Unfa^igleit  bes  SRenJ^en  ]xi)  aus  eiaener  ilraft  p 
belehren,  unb  bie  9{ed^tfertigung  burc^  ben  Glauben  allein  um  bes  Seroienftes  S^rifti 
loillen;  ber  12.  Slrt.  über  bie  guten  SBerle,  unb  bic  roa^rfd^einli^  erft  1571  3ugefügte 

60  Seftimmung  über  bie  Slutoritot  ber  Rix^t  in  (Blaubensftreitigleiten.  Slugerbem  n^urben 
jmei  neue  Slrtiiel  eingefügt:  einer  über  bos  9(benbma^l  unter  beiberlei  (geftalten, 
unb,  jebo^  erft  1571,  ber  29.  91.,  ba^  bie  Umoürbigen  ben  £eib  unb  bas  SlutCE^rifti 
im  Slbenbma^l  ni^t  genießen.  Um  Heinere  Snberungcn  5U  übergeben,  ijt  nur  noc^  3U 
enoa^nen,  bag  im  28.  91.  über  bas  Slbenbma^l  ber  $rote|t  gegen  bie  reale  (Segenmart 

65  bes  im  ^immel  tj^ronenben  (£^[tus  mit  einer  CErllärung  über  bas  geijtliAe  (Beniegen 
bes  £eibes  CChrifti  oertau|(^i  unb  in  einem  3^\^t  3^  bem  34.  91.  jeber  9(ationallird^e 
bas  9{e6t  fir^lime  (Sebröu^e  anjuorbnen  unb  abpftellen  3uge||n:o^en  n)urbe,  enblid) 
im  37.  S.  ber  9lusbrud:  „ber  ftönig  ift  na^CE^riftus  bas  oberfte  §aupt  ber  englij^en 
ftir^e",  geljtri^en  unb  bofür  eine  CEnlörung  über  bie  ^öd^fte  ©ewalt  bes  gürftcn^in 

Qogeiftli^en  l)ingen  mit  geroinen  SinfArönhingen  gegeben  mürbe.  Die  meijten  bieferSn^ 
berungen  rourben  bur^  bie  3^itoerJ^äUni{fe  ^eroorgerufen,  n)a^renb  frühere  ißrotefte  gegen 
3nle^ren  in  ben  (Ebioarbf(^en  9(rtiieln  als  bereits  entbe^rli(^  ober  un3n)edma§ig  fort> 


SCttglOattifi^e  fttr^e  533 

fielen,  nämli^  bic  9lrtt!cl  gegen  bfe  gefä^rlfi^ett  golgetungen  aus  ber  abfolutcn  ^rä» 
beftination  (Cbu).  81.  10),  geaen  bie  Sflnbe  ©iber  ben  ^tl.  (ßetft  (Cbu). «.  16),  gegen 
Sintinomismus  (19),  geaen  bie  fie^re  oon  ber  geiftli^  aebeuteten  Sluferjte^uttg,  gegen 
^[q^opannqc^ie,  gegen  URillenarier  unb  gegen  SBiebetbnngung  aller  fcinge  (39—42). 

SBas  unter  CEbmarb  unterlaffen  n)ar,  n)urbe  unter  (Elifabet^  na^ge^oQ :  bie  Glaubens«  5 
artifel  rourben  foroo^l  ber  ftonoolation  als  bem  Parlament  oorgeleat.  Son  jener  rourben 
fie  im  gebr.  1563  nac^  einem  Iateini|(^en  Xexi  aebilligt.  Darauf  lourben  fie,  feboA  erft  im 
Slpril  1571,  nod^  einmal,  ©ie  angebeutet,  reotbiert  unb  je^t  auf  bie  Sa^l  39  (ftatl38) 
ge|tellt,  in  englifc^er  Qjna^t  oon  bem  Parlament  jum  fortan  gfiltigen  (Slaubens» 
befenntnis  jemaAt.  Die  oermittelnbe  lenbenj  besfetten  tritt  ftarl  3u  läge.  9li^t  nur  lo 
iDollte  es  bie  rechte  SKitte  [u^en  jwifi^n  ber  lut^erif^en  unb  reformierten  fie^re,  fon* 
bem  au(^  jmifc^en  bem  itat^olqismus  unb  ben  extremen  reformatori|(^n  SRi^tungen. 
Unb  fiberbies  toaltete  ber  SBunfA  unb  bas  Sebflrfnis,  eine  (Slaubenseinoeit  mit  ben  $ro» 
teftanten  auf  bem  ftontinent  ^erjuftellen.  3n  biefer  ©eftalt  blieben  bie  Slrtilel  unoer« 
önbert  bis  auf  ben  ^eutiaen  Xag.  i5 

Sieben  bte  39  ^lauoensartilel  tritt  bas  Common  Prayer  Book  als  Selenntnts» 
l^rift.  3n  i^m  [e^en  bie  Slngliianer  oiel  me^r  ein  corpus  divinitatis,  als  in  ben 
polemifierenben  ooer  oermittelnben  Slrtifeln,  fofem  es  pofitioer  unb  en^^iebener  bas 
Selenntnis  barlegt.  S^fammengeftellt  aus  ben  beften  £iturgien  ber  altenglif^en  itir^e 
namentli^  aus  bem  ^,Sanim  Use"  (b.  %  ber  oon  Dsmunb  oon  6alisbur9  1085  auf»  20 
gejtellten  Sform,  bie  m  ber  $rooin3  oon  SanterburQ  allgemein  geioorben  roar)  in  ben 
fieltionen  |i^  anle^nenb  an  bas  1535  erf^ienene  Breviarium  romanum  reformatum 
oon  itarbinal  Quignon,  refnrafentiert  es  einen  [tarlen  3uf^^^^^^8  ^^  ^^  ^^^' 
lommli^en  iiräliqen  ^rauc^,  o&^renb  es  anbererfetts  bur^  flei|}ige  Senfi^ung  ber 
9{eformationsorbnung  bes  (Enbif^ofs  ^ermann  oon  itSln  an  bie  beutf^e  Deformation  ss 
fi(^  anlehnt.  £s  ip;  eines  ber  ^enli^ften  Denfmale  ber  Steformationsjeit,  in  ebler 
Sprache,  ooll  biblifd^en  C&eiftes.  (Es  ift  belannt,  mit  oel^er  Semunberung  basfelbe  in 
[einer  erjten  (&e|talt  1549  00m  Parlament  aufgenommen  u)urbe.  Damals  loar  es 
namentli^  in  Setreff  ber  Saframente  me^r  lut^erif^,  entl^ielt  aber  au^  no^  man(^es, 
roas  uneoangelif^  roar.  Stuf  ben  9{at  ber  reformierten  X^eobgen  auf  bem  kontinent,  so 
namentlid^  oaloins,  n)urbe  mit  Supers  unb  ^eter  aRart9r8  $ilfe  1552  eine  9{eoifion 
oorgenommen,  bas  (£^risma  unb  ber  (Exordsmus  bei  ber  Zaufe,  bas  jlrei^ft^la^en  bei 
ber  Äonfirmation  unb  Irauung,  bie  Salbung  ber  Äranlen,  bas  (Bebet  für  bie  Ser« 

itorbenen  unb  bie  D^renbei^te  abgef^afft  uno  einige  Slusbräde  in  ben  Scdraments» 
ormeln  im  6inn  ber  reformierten  i^eologen  geSnbert  unb  einige  3^15^  J^^  (Bottes»  ss 
)ien|t  aema(^t;  au^  eine  Semerhing  einaeffigt,  bag  bas  Jlnien  beim  Slbenbma^l  ni^t 
Sboratton  fei.  Die  9{eoifion  unter  (Elifabet^  1559  lieg  ledere  Semerfaing  loeg,  [u^te 
überhaupt,  bejonbers  im  Slbenbma^l,  eine  Vermittlung,  um  bie  5lat^oliIen  nid^t  ab^u>> 
jtogen,  benen  3U  lieb  auc^  bas  (Bebet  toiber  9{oms  Xqrannei  n)egfieL  3n  biefer  (Eltja« 
bet6](^en  SRebaftion  ^at  fi^  bas  Common  Prayer  Book  in  auem  9Be[entliqen  über  40 
bret^unbert  3aBre  unoeränbert  erhalten.  Unter  ^oSob  I.  1604  ©urben  einige  fiefeftüde 
abgeänbert,  einige  ®ebete  ^insugefügt,  au<^  ber  itate^ismus  um  eine  Se^e  oon  ben 
Saframenten  enoeitert.  CEtioas  eingreif enber  mar  bie  Keoifion  unter  ftarl  II.,  1662, 
bo^  aud^  nur  im  Detail.  SBieber  lourben  man^e  neue  Gebete  eingefe^t,  £eftionen 
ausgefd^altet  ober  erje^t  k.,  mobei  bie  Stpolrnp^n  rei^li^er  berangejogen  lourben.  Die  46 
^enfopen  mürben  je^t  aus  ber  neueften  Sibelflberfe^ung  aufgenommen,  mS^enb  man 
bie  ^falmen  in  ber  alten,  bur^  bas  ^falmobieren  lanaft  gel&uKaen  CD)oerbale[^en 
Überfeteung  00m  30^^^  1^39  beibehielt.  vlaA  ber  3:]^onbeftefaung  aßilliams  HI.  ©urbe 
ein  meitgenenbe  9{eoi{ion  oroponiert,  aber  niqt  burc^geje^t.  60  blieb  bis  in  bie  neuefte 
3eit  bie  fiiturgie  unanaetaftet,  obmo^l  oielfa^,  namentlii^  feitens  ber  eoangelif^en  Partei,  60 
Heine  ^nberungen,  mit  im  Segröbnisgottesbienft,  gemünf^t  lourben.  Die  ^f^affung 
bes  alten  ftalenbers  (na^  loelAem  bas  Z^^fft  mit  bem  25.  SRärj  loe^felte)  unb  bie 
(Einffl^ng  ber  (Bregorianif^n  t|Sa^resre(^nung,  bie  am  1.3anuarl752  ftatt^atte,  ma^te 
eine  Slbönberung  ber  bem  (Bebetbui^  oorausgef^idten  gfeftibsgstabellen  nötig;  fie  lourbe 
bur^  bie  2Hte  24.  (Beo.  II.  (1751)  c.  23  eingeführt,  (ftft  feit  1859  finb  man^erlei  66 
Steuerungen  als  unoermeiblic^  eriannt  loorben.  3wna(^ft  lourben  auf  Sitten  bes  ^ar« 
lamentes  bie  brei  (Bebad^tnistage  ber  ^uloeroerf^orung,  ber  $inri^tung  ftarls  I.  unb 
ber  Weftauration,  bie  nur  bur^  CErlaft  bes  jeroeiligen  Regenten  angeorbnet  ©urben  unb 
in  unbered)tigter  9Beife  (1662)  i^ren  9Beg  in  Das  (Bebettuc^  ge^inben  fysüm,  bur^ 
fönigli^e  ^roflamation  00m  3an.  1859  oogefi^offt.    Sobann  ©urbe  burt^  bie  ^arla«  eo 


534  tlnglttairif^e  ftirc^e 

mcntsaftc  34.  u.  35.  JBict.  cap.  37  (1871)  ble  alte  ßeöionentabellc  burc^  eine  neue 
erfe^t,  in  melier  bie  6c^riftoorIe[ungen  stoedmagiqer  oerteilt,  jum  Xeil  obgetfirjt  finb, 
bie  Slpobqp^en  5urfidtreten  unb  bie  Slpoialp^fe  (bie  frfi^r  übergangen  iDor)  ffit  ben 
6^Iu^  bes  ^ia^xts  aufgenommen  t[t.    äBi^tiger  ift  bie  bur^  bie  Uniformity  Amend- 

5  ment  SlBe  35.  u.  36.  SJict.  cap.  35  (18.  3uli  1872)  gewährte  ajertürsung  unb  93er= 
teilung  bes  C&ottesbienftes.  6^on  lanae  oor  bec  Deformation  toaren  bie  ^aupt»  unb 
$orengottesbien|te  auf  jiDei  (&ottesbien{te  jufammengebrangt  morben,  fo  bag  bie  SReffe 
[xäf  unmittelbar  an  ben  Srä^gotte$bien[t  an|^Io|.  Die[e  Orbnung  tourbe  in  ber  9{e» 
formation  beibe^lten.    f>a  nun  auf  btefe  Itturgifc^en  (gottesbienjte  joglei^  bie  ^rebi^t 

10  unb  öfters  bama^  bie  ilommunion  folgt,  [o  be^nte  \xä)  ber  gauje  (Sottesbtenft  über  bie 
(gebühr  in  bie  £ange.  Dielem  Öbelftanb  ift  nun  burd^  bie  genannte  Slfte  abgeholfen, 
inbem  für  alle  Xaae  auger  oen  Sonntagen  unb  ^o^en  gfeften  eine  9(b!ür5ung  ber  £i^ 
turgie  oorgefe^en  ift,  [o  nämli^,  bag  meiere  Stüde  ausfallen,  am  SBortlaut  jeboc^ 
nirgenbs  geönbert  toirb.    (Ebenjo  fonnen  bie  oer[(^iebenen  Zeile  bes  ^au^gottesbienftes : 

16  SRorgengebete,  £itanei  unb  SHtargottesbienft  getrennt  unb  als  oerfc^iebene  (Sottesbienfte 
(aber  an  bemjelben  Xag)  be^anbelt  n)erben.  SBeitere  (Sottesbienfte  an  Sonn«  unb 
gfejtta^en  ober  bei  befonberen  ^nläffen  iönnen  mit  Erlaubnis  bes  93i|(^ofs  gehalten 
unb  etn  aus  bem  Prayer  Book  unb  ber  ^l.  S^r^  sufammengeftelltes  Formular  für 
biefen  2wtd  benü^t  n)erben.    Snbli^  »erben  au(9  $rebmtgottesbien{te  o^ne  ooran^ 

20  gebenbe  £iturgie  geftottet,  mit  ber  Sebingung,  ba^  babei  (gebete  aus  bem  Prayer  Book 
gebraucht  »erben.  So  ift  ben  oerf(^iebenften  Seoürfniffen  Dehnung  getragen,  o^ne  bie 
alt^rgebrad^te  gform  bes  (Sottesbienftes  anjutaften. 

Der  (Bottesbienft  ift  bur^  bas  Common  Prayer  Book  feflgeftellt  unb  bis  in  bas 
einjclnfte   burd^   hirje   STmoeifungen  (rubries)    genau   geregelt.    2für   ben   tögli^en 

26  (Sottesoienft,  ber  auger  in  ben  5latbebral«  unb  ilollegiatür^en  au^  in  oielen  anbem, 
namentliA  pufeqitifdben  ftir^en  gebatten  toirb,  orbnet  bie  £eItionentabelle  bas  Sorlefen 
ber  ^.  Sqrtft  an.  !Der  fiefelreis  beginnt  mit  bem  1.  S^nuar.  Die  lanonif^cn  S^riften 
bes  Snten  !Ieftamentes  uno  n)enige  Stüde  aus  ben  ^olrQp^en  merben  ber  9tefibe  na^ 
fortlaufenb  moraens  unb  abenbs  gelefen,  nur  mad^t  3^J<^i^  ^^^  Sd^lug  in  ber^oents« 

80  jeit.  ini^t  3u  ben  fiefeftüden  geregnet  toirb  ber  ?Pfaiter,  ber  liturgif^  oenoenbet  unb, 
m  30  (Bruppen  geteilt,  jeben  uRonat  einmal  burdtecfungen  ober  gelefen  ©irb.  Das 
fiefen  bes  neuen  leftaments  beginnt  morgens  mit  lulattqiaus  unb  nimmt  bie  Süt^cr 
ber  Wei^e  na(^  burd^  —  unb  abenbs  mit  ber  Slpofteloefd^id^te,  worauf  bie  Sriefc  unb 
(Eoangelten  folgen,  ben  S^lug  bittet  bie  9lpofali)pfe,  bie  fortlaufenb  morgens  unb  obenbs 

36  gelefen  mirb.  gür  Sonn*,  ge[t=  unb  gciertage  Jinb  befonoere  fiefeftüdc  beftimmt. 
mger  ben  $auptfe[ten  ©erben  oie  Slpofteltage,  Slller^eiligen,  ber  erfte  Safttag  (Ash- 
Wednesday;  an  biefem  fog.  Commination  against  Sinners)  unb  ber  SRegterungs^ 
antritt  bes  gürften  gefeiert. 

Der  ^auptgottesbienft  befte^t  aus  3  Üeilen:  1.  bem  ©ebetsgottesbienft  (Morning 

4oPraver),  meiner  mit  Suftoermo^nung,  Seilte  unb  SIbfolution  beginnt,  toorauf  bie 
^falmen  oersmeife  jmif^en  £iturg  unb  ber  (Bemeinbe  ober  ben  Chören  u)eq)felnb 
(Ghanting)  gefungen  ober  gelefen  toerben;  bann  folgt  bie  £eftion  aus  bem  9IZ.,  Te 
Deum,  fieltion  aus  bem  5RÜ.,  Benedictus,  unb  bas  apojtolif&e  ©laubensbelcnntnis  ; 
hierauf  bie  ©ebete  unb  gürbitten,  jroitoen  ©el^en  ein  giguralgefang  (Anthem)  auf- 

46  geführt  roirb.  Sei  ben  Introitus  u.  |.  m.  refponbiert  bie  ©emeinbe.  J)iefcr  Üeil  bes 
©ottesbienftes  loirb  oon  bem  £iturgen  oom  £efepult  aus  gehalten,  hierauf  fol^t  bie 
£itanei  mit  9{efponfen  bes  CE^ores  unb  ber  ©emeinbe.  Den  ^weiten  ^aupttetl  ber 
jjeier  bittet  ber  Slltargottesbienft  (Communion  Service),  ©obei  ber  ®eiftli(^e,  an  ber 
ZKorbfeite  bes  Slbenbma^lstif^es  fte^enb,  Saterunfer  unb  ftollelte  lieft,  bann  sur  ©e= 

50  meinbe  geioenbet  bie  10  ©ebote,  ju  benen  bie  ©emeinbe  fnienb  refponbiert.  Dann  folgt 
gürbitte  für  ben  Stcaenten,  Äollefte,  Spiftel  unb  flcoangelium  (bas  bie  ©emeinbe  ftefjcnb 
anhört),  bas  nicänif(|e  (suioeilen  bas  atbanafianif(^e)  ©laubensbelenntnis,  barna(^  9ln= 
lünbigungen.  3Ils  britter  Üeil  folgt  na($  ©efang  eines  £iebes  bie  ^rebigt  (über  freie 
leite),  worauf  ber  ©eiftli(^e  toieber  oor  ben  2lDenbmaf|lstif^  tritt,  roä^renb  ffiinfamm- 

ööluna  bes  Opfers  einige  Sprüche  lieft  unb  mit  ©ebet'f^liefet.  908 irb  4.  bas  9lbenb= 
ma^l  gehalten,  fo  beginnt  bie  geicr  unmittelbar  na^  bem  Opfer.  Sei  ber  ftonfelration 
nimmt  ber  ©eiftli(^e  oie  ^otene  (mit  gcroö^nli^em  Srot)  unb  ben  ftelc^  in  bie  $anb, 
bri^t  bas  93rot,  iommunisiert  bann  suerft  felbft  unb  giebt  barnac^  Srot  unb  Ael(^  ben 
fnieenbcn  ftommunifanten  in  bie  §anb. 


25 


9tiglitiiiitfi^e  Striae  535 

3Bq5  bie  anbeten  ^I.  ^anblungen  betrifft,  [o  tft  bei  bem  Xaufformular  (bas  fic^ 
oielfad^  an  bie  $ennannf(^e  iRefonnationsoronnng  anf^Ue^)  bemecfensiDert,  bag  bie 
Sefreujuna  bes  ^inbes  an  ber  (stinte  au$  ber  6arum«fiitin:gie  beibehalten  i[t,  loäbrenb 
[onft  bas  AreujfAIagen  fortfiel,  unb  ebenfo,  bag  1662  bie  itonfefrcftion  bes  SBaffers: 
,,^eUige  biefes  9Ba||er  ßur  nuftif^en  SlbiDafc^ung  ber  6flnbe"  loieber  aufgenommen  5 
iDurbe.  ~  (Es  giebt  brei  Üaufformulare,  eines  für  bie  bffentli^  Xoufe  an  Sonn«  unb 
(^iertagen,  ein  j^roeites  für  bie  jebo^  nur  oon  ®eijtlid^en  ju  oerrid^enbe  3^taufe  unb 
ein  brittes  ffir  bie  Üaufe  ber  (Enoaqjenen.  9tur  lur}  lönnen  bie  ilbrigen  gformulare 
enoö^nt  toerben :  ffir  bie  jtonfirmation.  bie  nur  oon  bem  SifAof  ooUjogen  toirbp  für 
bie  Xrauung  (in  loelt^em  bie  ^eroor^bung  oon  C5en  1,  28  uno  1  5to  7,  2  a\s!iwtd  10 
ber  (E^e  ^nftog  geben  ma^),  ffir  bas  Segrobnis  (in  loelc^em  nur  bie  eine  Stelle, 
mtlä)t  bie  ^o^ung  ausjpn^t,  ber  Serftorbene  fei  in  bie  Seligfeit  einaegonaen,  als 
ni^t  allgemein  antoenbbar  an^efo^ten  mixV),  für  ftronlentommunion  uno  Se|uc^p  ^r 
ilir^gang  ber  SBoc^nerin,  Sd^iffsgottesbienft,  ^ugtag  (Gommination  day)  unb  gfeier 
ber  Z^ronbefteigung.  15 

So  umfaßt  bas  Common  Prayer  Book  bas  ganje  lir^Ii^e  unb  ^Suslid^e  fieben. 
%uä)  auger^alb  ber  Air^e  er^It  es  bur^  fleijjigen  (Sebraucb  bei  ^ausonba^ten  bie 
SJeroinbun^  mit  ber  itirme.  !Die  £efeorbnung,  n>el$e  im  n)e|entl{$en  oielfa^  au^  in 
ben  gramihen  befolgt  oiro,  fu^rt  5U  einer  Selanntf^Kift  mit  ber  ganjen  %  S(|rift.  Die 
ftreng  geregelten  ^formen  bes  (Sottesbienftes  unb  bier  bl.  ^nblungen  ermöglichen  eine  20 
Sertraut^ett  mit  bem  (Sanken  unb  (Einjelnen.  So  otel  au^  gegen  bie  (nnförmigleit 
gefagt  rnttitn  mag,  es  ift  ooc^  oon  groger  iEBiAtigieit.  ba|  ffir  alle  lirAH^en  $anb« 
lungen  ie  nur  eine  Sorm  befielt,  bie  Xrauutmform,  oer  SeorSbnisgottesoienft  ffir  ben 
itönig  mie  ffir  ben  ^rmften  biefelben  finb.  Vcs  giebt  bies  oas  (geffi^I  ber  (Stei^^it 
Dor  ®ott.  DurA  bas  Prayer  Book  ift  ber  religiöfe  C5eift  bes  SoDs  genarrt  unb  ge« 
jtörtt  n)orben.  Uoer  300  Raffet  blieb  es  bei  allen  Aampfen  unb  S^u)anlungen  in  ber 
Ü^eologie  eine  unerf(^fitterte  Slorm  bes  Glaubens.  (Es  ift  bas  93anb,  bas  bie  fiber  bie 
ganje  (Erbe  jerftreuten  anglilanifc^en  Ricäftn  unb  Air^engemeinfd^aften,  au^  bie,  n)elc^e 
unabhängig  00m  Staate  finb,  nie  {e^t  bie  irifc^e  unb  bie  itoloniaßir^n,  mit  ber 
9Rutter!ir(9e  oerbinbet  unb  in  n)eiterem  Sinne  au^  bie  f^ottifc^e  unb  ameriianif^e  so 
(Epi|IopaIiird^e  fotoie  bie  fiberall  oerbreiteten  metbobiftifAen  ®emem|$(rften  umf^Iinot. 

ä$as  ben  Äate^ismus  unb  bas  fog.  ^omilienbuq  betrifft,  fo  ^at  erfterer  feine 
Stelle  im  (gebetbud^.  Soaleic^  bas  Su$  oon  1549  enthielt  etnen  Aate^ismus  im  3u« 
fammen^ang  mit  ber  5lonfirmationsorbnung,  Seit  1604  ^at  berfetbe  bie  no^  ^eute 
gültige  ^orm.  (Er  fte^t  [eit  1662  ni^t  me^r  in  ber  Aonffarmattonsorbnung,  fonbem  85 
oor  t^r,  als  ein  felbftftanoiges  Stfid.  Unter  ^einrid^  VIII.  tourben  bereits  ^eimal 
ftate^ismen  ebiert,  The  Institution  of  a  Christian  Man  (bas  fog.  Sifc^sbu^) 
1537  unb  The  Necessary  Doctrine  and  Erudition  of  any  Christian  Man  (fog. 
itönigsbuc^)  1543.  Diefelben  uKiren  noA  bur^neg  bit^olif^.  9lac^  bem  Xobe  $ein« 
ri^s  ging  (Eranmer  energi|(^er  oor.  S^on  1548  lieh  er  bie  „Rtnber^ebigten''  bes  40 
3.  3onas,  bie  Butlers  Rl.  ftate^ismus  auslegen,  flberfe^en  (A  short  Instruction 
into  Christian  Religion).  Die  in  bas  Prayer  Book  aufgenommene  Instruction 
to  bc  learned  of  every  Child  enthalt  3uerft  eine  (Erläuterung  ber  ^atenf^aft,  bann 
mit  Inoppen  Sluslegungen  bas  apoftolif^e  Sqmbol,  ben  Delalog,  bas  Saterunfer.  Das 
Pr.  B.  Don  1552  bat  bie  Snberung  getroffen,  bafe  bie  10  (Bebote.  bie  oor^er  in  furje  45 
Sö^e  jufammengefant  toaren,  n)5rtliC9  aufgenommen  finb.  3ltitn  oiejen  jtinberfatet^is« 
mus  treten  jtoei  >late(^ismen  ffir  (Enoaqfene  bej.  „fie^rer",  nSmlti^  berfenige  oon 
^oqnet  1553  unb  92ou)ell  1570.  jteiner  oon  beiben  lourbe  offigiell.  VDXtmd^l  erfterer 
unter  Silliaung  bur(^  (Ebn)arb  VI.,  le^terer  unter  Spprobation  our^  oie  Srsbtf^öfe  unb 
33if4öfe  ebtert  n)ucbe.  9lac^  bem  9ton)elll^en  Aate^ismus  rebigierte  Sif^of  Ooerall  00 
bas  1604  mit  9tfi(Ifid^t  auf  bie  Puritaner  in  bas  Pr.  B.  eingefilgte  £ebrftfid  oon  ben 
„5U)ci  Saframenten".  —  Die.,öomilien"  bilben  einen  Doppeloanb,  beffen  erfter  Seil 
1547  alsbalb  na^  (Ebn)arbs  ÜQronbefteigung  erfi^ien,  n)a^eno  ber  peite  erft  1574  im 
iRamen  ber  Aönigin  (Elifabet^  ebiert  n)urbe.  Der  Sanb  oon  1547  mute  einen  }toeiten 
bereits  in  Slusfic^t  unb  beseic^nete  }um  Si^luffe  bie  X^emata,  bie  barin  b4<tnbelt56 
toerben  follten.  Diefe  ^rebigten  follen  ber  S^ei^e  nac^  an  ben  Sonn»  unb  gfefttagen 
im  ^auptgottesbienft  oorgelefen  toerben  unb  follten  bie  re^e  fie^re  fi(^  ftellen.  Sie 
jinb  teils  moralifd^er,  teite  bogmattfd^er  9latur.  SRan  lonn  nur  oon  einseinen  ben  93er» 
faffer  na^meifen.  9}on  (Eranmer  fmb  mehrere,  anbere  oon  ^arpsfielb,  ^iltinoton, 
Secon  unb  eine  felbft  oon  Sonner.    Sie  ma^en  rei^Ui^  (gebraui^  oon  ber  patriftif^en  eo 


536  9ti0lffatttf4e 

£ttteratur,  baneben  merben  oft  oanje  6tflde  aus  Sänften  oon  Su^er,  ^etrus  Vlartqt, 
aRuöcuIus,  SuIItnger  in  einfaßt  Öberie^ung  oorgeffii^rt.  3n  ben  39  Srtifeln  [tnb 
bte  $omUten  ousbrüdflic^  fdnttioniert  (bej.  angeüinbtgt,  S(.  35),  jum  XetI  lotrb  auf 
fte  als  bte  tDettere  3nteqn:etatton  oenoiefen  ([o  in  91.  11  ^inji^tlico  ber  fiepte  oon  ber 

6  Kc^tfertigung).  3wr  3^tt  finb  Ile  ni^t  mebr  in  SBrau^,  otcles  oarin  ijt  fc^on  ber 
Sprache  megen  nic^t  me^  oorlesbar.  Dos  (elbft|t&nbige  ^rebigen  mar  nte  unterfagt; 
nur  jollte  \iä)  niemanb  baoon  bispenfteren,  jtänbig  auify  bie  $omtIien  ber  ®enteinbe 
oor5uIe[en.  (Erhalten  ffcA  \xify  ber  Sraud^,  bie  ^rebigten,  eigene  ober  foli^e  oon  aner» 
lannten  SRannem  abjulefen. 

10  einige  9loti^en  iloer  bie  (gef^i^te  ber  3^eoIogte  in  ber  angliianif^en  ilir^  loerben 
^ier  am  $Ia^e  fein.  Sie  ^t  beutliA  «oei  groge  Strome,  bie  fi$  aus  bem  (SfyaaUtx 
ber  englifd^en  9{eformation  erfloren.  9uf  ber  einen  Seite  tft  bur^  biefe  ein  befonberes 
3ntere{fe  an  ber  potriJtifAen,  bejonbers  ber  oortonftantinif^en  ittr^  gemedt  morben. 
So  ^at  bie  anglilanif^e  itir^e  eme  Kei^e  ber  ausae3ei$net|ten  Sf^rf^er  aber  bos  HcA^ 

15  Me  Sntertum  QeroorgebraAt;  man  brandet  nur  viamtn  mit  Uff^r,  %earfon,  Sun, 
äßaterlanb,  Sing^om  2c  (f.  befonbere  ^.)  ju  nennen.  (Segemoarttg  ftno  biefe  Stubien 
loieber  oortreffliq  oertreten.  t>am  blähen  oie  biblifc^en  Sfo^^ungen,  befonbers  acäfa- 
oIogMer  SIrt  (Zestlritil  k.).  mf  ber  onbem  Seite  ^oben  bie  gfraaen,  bie  fi^  auf 
bie  Sebeutung  oer  ftir^e,  ben  Unterfd^ieb  oon  illerus  unb  Saien,  befonoers  bie  Stellung 

20  ber  93i[^e,  Sebeutung  ber  3jrabttion,  bas  iEBefen  unb  ben  SBert  ber  Sabamente, 
bann  bos  P|[^l<^  fromme  fieben  na^  allen  Sejie^unaen  riAtetL  im  Sorbergrunb  ge« 
ftanben.  SRe^r  als  in  anbem  itir^en  mug  man  auf  bie  poutildjen  (Entmidlungen  unb 
auf  bie  lebenbiaen  religiöfen  Seu)egungen  a^ten.  um  bte  Srseugniffe  ber  Theologie 
^iftori[c^  ju  mflc&igen.    vas  eigentli^e  Jqjtematif^e  bogmatif^e  3ntere|fe  tritt  prud. 

35  Soroett  es  fi^  ougert,  nimmt  es  p^iio|ofibi[c^es  (SeprSae  an  unb  menbet  fim^  auf 
apologetifi^e  ^fragen.  (Es  mug  genfigen,  qier  nur  einige  ber  oorjfiglic^ften  SBerfe 
fiber  oie  ®e{(^iAte  berX^Iogie  in  (Enalanb  ju  oermerlen;  fie  [inb  mit  9{eqt  bur^eg 
3uglei(^  Darfteuungen  bes  religiBfen  £ebens.  J.  Stoughton,  History  of  Religion 
in  England  from  the  opening  of  the  long  Parliament  to  the  end  of  the  18.  Cen- 

ao  tury,  6  Sbe,  neue  reoib.  Slusg.  1881  (London,  Hodder  and  Stoughton) ;  berfelbe, 
Religion  in  England  from  1800  to  1850,  2  Sbe,  1884,  ib ;  J.  Hunt,  Religious 
Thought  in  England  from  the  Reformation  to  the  end  of  last  Century,  3Sbe, 
1870,  71,  73  (London,  Strahan  and  Co.).  J.  H.  Overton,  Life  in  the  Eng- 
lish  Church    (1660—1714),    1885   (London,   Longmans);    Ch.  J.  Abbey  and 

85  J.  H.  Overton,  The  English  Church  in  the  18.  Century,  1887,  ib. ;  Overton 
The  English  Ch.  in  the  19.  Century  (1800—1833),  1894,  ib.  (3n  ben  oortreff^ 
liefen  SBerIcn  oon  O.  finbet  man  bie  fepejiallitteratur  am  beften  oerjeic^net).  J.  H. 
Rigg,  Modern  AngUcan  Theology  (3.  Slufl,  fionbon  1880).  (5.  33.  £ec^ler.  ®ef(^. 
b.  engl.  Deismus  1841.   O.  ^fleSerer,  Die  ffintroitflung  b.  prot.  Ibeol.  in  Deutjc^L 

40  feit  Äant  unb  in  ©rofebritannien  Feit  1825,  greib.  1891.  93gl.  bie  21.  fiatüubinaricr, 
SRet^obismus,  Xraltarianismus.  femer  biograp^ifd^e  91.  mie  X^.  Slmolb,  3-  Butler, 
Coleribge,  Cubaort^,  Dobbroell,  3.  §ales,  (Q.  3.  $are,  Äingsleg,  3of.  u.  3f.  JRil- 
ner  u.  a. 

m.    Die  (geijtli^ieit  unb  bie  lir^Ii^en  Smter. 

45         ^afotoer,  @.  204  f[.  \  W.  Stubbs,  Begistrum  Sacrum  ADglicanum.  An  Attempt  to  ex- 

hibit  the  course  of  Episcopal  Succession  in  England,  Oxf.  1858;   Edw.  Denny  et  T.  A. 

Lacey,  De  Hierarchia  Anglicana   dissertatio  apologetica,   Lond.  1895    (^enbenjfc^rift  jur 

Anbahnung  einer  gegcnfeltigen  Änerlennung  ber  anglüanifcften  unb  römifc^en  ^r^e,  enti^ftlt 

aber  manqicriei  SBertuoIIed  für  löiftorifd^c  Srragen). 
60        Das  (Epiftopalf^ftem  i[t  im  mefentli^en  unoerSnbert  aus  ber  alten  Siitä^t  herüber- 

genommen  Q)orben,  im  ein3elnen  finb  aber  u)i(l^tige  IRobifilationen  eingetreten. 

1.  Der  geiftli^e  Staub.  (Es  befteben  bie  brei  (Brabe  bes  Diafonats,  ^resbqterats 

unb(Epiftopds,  für  ©el^e  bas  lanonif^c  2llter  je  bas  oollcnbete  23.,  24.  unb  30.  fiebens^ 

jo^r  ift.    Die  SBei^e  ©irb  nac^  bem  Orbinationsformular  im  C.  Pr.  B.  oolljogen  mit 
65  einigen  Slbanberungen,  bie  burc^  bie  Subftriptionsafte  (Clerical  Subscrlption  Act.  28 

u.  29.  ajict.  c.  122,  5.  3uli  1865)  gemalt  worben  finb  unb  au^  einen  2eil  berUni= 

formitatsalte  1662  berühren. 

Um  bie  9Bei^  eines  Diaionen  (Deacon)  5U  er^lten,  muffen  bie  Aanbibaten 

3eugniffe  oon  einem  Unioerfitäts*College,  ober  t^eoloaifc^en  Seminar  nebft  gü^rungs* 
60  atteften  3  SKonate  juoor  bem  Sif(^of  suftellen,  sugleic^  ein  95erufung6f(^reiben  (Title), 


!bi||Iitaitifill|e  fttrd|e  537 

o^ne  toeld^es  nid^t  orbiniert  werben  barf.  Die  Orbination  finbet  in  ber  Didcefe  ftoti, 
in  tDclAer  ber  itanbibot  feine  SlnfteÜung  er^SIt.  Der  SilAof  lägt  mnä^ft  burd^  einen 
feiner  jtaplane  ein  t^eobgtMes  (Examen  ob^Iten,  fiber  ote  (SegenftSnbe  f.  c.  34  oon 
1604  unb  boju  bie  äbereinfunft  fSnitli^er  Sif^Sfe  oon  1886.  (Cs  giebt  au^  feit  1874 
eine  mit  ben  Unberfitäten  oon  Ozforb  nnb  (Eambribge  in  Seroinbung  ftebenbe  centrale  5 
^rilfungsfommiffion,  bei  ber  man  jum  Soraus  ein  (Examen  betteln  bmn,  toelc^es 
bie  metften  Sifd^5fe  onerlennen).  Des  9Beiteren  ^,  gemäg  ber  ätwfiriptionsatte,  ber 
ftonbibat  oor  bem  Sif^of  bie  folgetd^e  SuftintmunasernSrung  fDedaration  of  Assent) 
5u  unterfc^reiben :  „^A  yI.  S.  emore  meine  3ufttinmung  p  oen  39  9{eHgionsartSeIn, 
bem  (gebetbu^  unb  feinen  Seftimmungen  Aber  9Bei^  ber  Sif^Sfe,  $rtefter  unb  10 
Diaionen.  3d^  glaube,  bag  bie  Stfftt  ber  ftirAe  oon  Stmlanb,  loie  fie  borin  bargelegt 
ift,  bem  SBorte  C5otte$  gem&ft  ijt;  unb  im  3ffentli(^n  ®ottesbienft  unb  bei  ber  Ser« 
maltun^  ber  6alramente  min  im  bie  in  jenem  Su^e  oorgefAriebene  gform  gebrauten, 
unb  letne  anbere,  auger  fo^m  legeres  bur^  bie  gefeMi^  Se^rbe  angeorbnet  nnrb''. 
(3n  ber  Uniformitatsalte  ^ieg  es:  3^  erllare  meme  feierli^e  3ufHmmung  unb  über«  is 
einftimmung  3U  allem  unb  jebem,  nxis  in  bem  (Sebetbud^  u.  f.  w.  ent&alten  ift).  Dar^« 
nai)  mirb  ber  ^egianj«  (Xreu«)  unb  6uoremat0eib  na^  21.  u.  22.  Sut.  (1858)  c.  48 
unb  31.  unb  32.  Sici  (1868)  c.  72  abgelegt.  Darauf  erft  folgt  fpiter  bie  £)rbtnation, 
aegen  wt\i)t  irgenb  ein  in  ber  ftir^e  Slraoefenber  (Einfpra^  t^un  iann,  mos  mat 
Qöc^ft  feiten,  aber  boc^  geUie^t.  Die  DialoneniDeifie  bered^gt  ju  allen  Krdbli^n  93er«  90 
ric^tungen  aufter  bem  Sltaraottesbienft  unb  ber  ^oframentsoenoaltung.  3^  festerer 
befähigt  bie  ^rieftenoeibe,  bie  in  gai^  abnli^er  SBeife  oolbogen  loirb.  Sei  ber  Aonfe« 
fration  eines  Sifc^ofs  ooer  (Enbifoofs  (bei  ber  au^  bie  Sibe  ooronge^en),  loirb  oor 
bem  SBei^eaft  bas  lonigli^e  ^anoot  oerlefen.  —  Die  Orbination  oerlie^  frfi^er  einen 
charactcr  indelebilis;  unb  bei  ben  Sifd^dfen  ift  bas  noä)  fo,  aber  bem  niebem  ftlerus  as 
ift  burd)  eine  ^arlamentsalte  (Clerical  DisabiUties  Act;  33.  unb  34.  Sid.  c.  91, 
9.  Sluguft  1870)  ber  Slustritt  aus  bem  Staube  ermSgliAt.  Der  Setreff enbe  fyA  eine 
33er3i^tungsurlunbe  (Deed  of  Relinquishment)  ausjufertigen  unb  im  IgL  ftanjiei« 
gerid^ts^of  (Court  of  Chancery)  nieberjuleaen.  auA  feinem  SifAof  eine  ^f^rift 
baoon  sujuftellen.  9la^  6  SRonoten  Q)irb  biefe  Ibbinoe  in  bas  Diocefonregijter  ein«  so 
getragen.  Son  ba  an  qat  er  alle  SRed^te  als  (Beiftli^er  oerbren,  ift  nun  aoer  au^ 
gan3  frei. 

Die  oielen  93orre^te,  bie  ber  ftlerus  frfi^er  ^e,  Q)ie  (Exemfition  oon  wtUli^tx 
(Seri^tsbarleit  (benefit  of  dergy)  finb  bur^  bas  Statut  7.  u.  8.  C5eo.  lY.  c.  27 
(1827)  oollenbs  aufgehoben  n^orben.  S^ei  finb  bie  (Beiftlid^en  nur  no^  oon  ber  SfliAt,  ss 
ftommunalömter  5U  übernehmen  unb  ate  (gefrorene  ju  bienen.  Dagegen  bfirfen  fie 
auA  ntc^t  in  bas  Parlament  eintreten.  Sflaqbem  bies  burd^  bas  ^lament  fett  ber 
9{ej[ormation  mieberj^olt  ausgeffrro^en,  ift  es  bur^  41.  ®eo.  III.  (1801)  c.  63  jum 
(&eje^  erhoben.  Sis  gegen  Cmbe  bes  17.  3<^unberts  burften  bie  (Seiftli&en  auc^ 
ni^t  altio  3um  Parlament  waüjkn.  £)^ne  befoni)eres  (&efe^  ift  i^nen  bas  Jettter  ge«  4o 
ftattet.  3n  Sesie^ung  auf  Seteiligung  bei  inbuftriellen  llntemel^ungen  fino  fie  laum 
bef^ränft. 

2.  Die  Krc^li^e  (Einteilung,  bie  (Slieberung  ber  (geip^Ieit  unb  bie  geiftli^n 
Smter. 

(Englanb  serföllt  in  pei  ^rooinjen,  oon  (Eanterbur;  unb  ^orl  3^  berfetben  ^t  45 
einen  (Erjbifd^of.  Unter  btefen  fielen  gegeraoortig  sufammen  32  Sif<^9fe.   Sgl.  9lS^eres 
in  21.  „(Englanb,  !ir(^l.«ftatifi" 

a)  Die  Sifc^ofe  finb  bie  eigentli^en  9{epr5fentanten  ber  Staatsür^e.  3^r  9mt 
erhalten  fie  oon  ber  Arone,  i^re  SBei^e  oon  oer  ilir^e.  Der  fianbesfihift  ober  oiel« 
me^r  ber  ^remierminifter  ernennt  fie,  unb  es  ift  bloge  Sform,  loenn  —  unb  bas  nur  m 
bei  alteren  Sistfimem  —  bie  jlrone  JugleiA  ein  Con^6  d'  ^r,  mglei^  aber  au$ 
ein  Letter  missive,  bas  ben  Flamen  b^  ju  SBö^Ienben  oejeiAnet,  an  im  ftapitel  fenbet 
SBeigert  fid^  biefes,  ben  Sorgef^Iagenen  ju  Q)a|len,  fo  oerfaOt  es.  nad^  aUem  (Befek 
bem  Praemunire,  ober  bie  ilrone  ernennt  bann  einfa^  bur^  patent,  was  o^nebm 
bei  ben  neueren  Sistümem  gefc^ie^t.  Dbmo^I  oon  ber  itrone  ernannt,  ^oben  oiew 
SifAöfe  eine  oon  berfelben  unabhängige  Stellung.  Sie  ^en  bie  ausfc^Iieglid^e  SoIIma^ 
ber  Aonfirmatbn,  Drbination  unb  jtonjefration,  üben  tu  i^m  Sfrrengel  bas  Sifitations« 
red^t,  unb  bie  jeM  allerbings  bef^ränrte,  ^eiftli(^  (Beri^barfeit,  mofilr  ein  DiScefan« 
geric^ts^of  befte^t,  mit  einem  ilansler.  Dte  Superintenbenturgeft^e  beforgen  in  i^em 
>Ramen  jtoei  ober  brei  3(r(^ibiafonen  (Archdeaoons),   benen  oft  fianobelane  (Ruraleo 


538  SCttfllttatttfi^  ftttdie 


Deans)  3ur  Seite  fielen.  Die  35t|c^8fe  ^aben  ba«  9?ec^t.  in  i^rer  Diöcefe  Sijnoben 
m  galten.  Sei  i^ren  93ifttationen  galten  [ie  jemö^nlid^  etne  9In[|nra(^e  (Charge)  an 
Die  oerfammelte  ©eiftUc^Ieit,  ©obet  fie  ben  Stanb  ber  Diocefe  unb  3^ttTrö9«n  beban- 
bcin.  3^nen  fommt  auc^  bie  Dberauffid^t  über  bie  Aot^ebralinfthute  unb  iDo^It^tgen 

5  Stiftungen  3U.  93on  alters^er  Ratten  [ie  als  Steid^sborone,  mit  Slusno^nte  bes  Sif(^ofs 
oon  Sobor«unb<3Ran,  ber  frä^er  SafoII  eines  Grafen  toar,  Si^  unb  Stimme  im 
$aufe  ber  £orb$.  9Rit  ben  feit  SBilliom  IV.,  befonbers  unter  Sidoria  gefc^offenen 
Sistfimem  u)urbe  ober  biefes  9te^t  nic^t  mebr  oerbunben;  oielme^r  ift  bie  3^^!  ^ 
mm  eHj  im  Oberbaus  bereiWigten  »iteofe  bur*  10.  u.  11.  Sict.  (1847)  c.  108  ein 

10  für  allemal  fixiert  iDorben.  Jbama^  ftnb  ftets  berufen  bie  beiben  (Erjbiji^fe  unb  bie 
3n^aber  ber  brei  oorne^mjten,  n)eil  Slteften,  Sifd^ofsft^e  (fionbon,  Dur^am  unb  iEBin^ 
^efter,  [.  barüber  bemnä^ft  unten)»  oon  ben  übrigen  ober  nur  bie  juerft  ernannten  bis 
3ur  (£rrei(^ung  ber  beftimmten  3o^I-  ^^  i^^^n  Si^  im  Oberläufe  ift  ber  Air^ 
ein  ni(^t  unbebeutenber  (Einfluß  auf  bie  (Sefe^gebung  geu)a^rt.    3m  gfalle  ber  2)ien^« 

15  unfäbigieit  iann  jeber  fidb  mit  einer  au$  einem  Zeil  bes  Cinfommens  [eines  Stuhls 
befte^enben  ^enfion  surüdjie^n.  3n  ben  größeren  Diicefen  hoben  bie  Sif^ofe  Suffra^ 
ganbtf^öfe  3U  (ge^ilfen.  9Bä^enb  ber  CErlebigung  eines  Sistums  oemmltet  es  ber 
(Ersbifc^of  bur^  ilommiffare,  bei  ber  93afan3  eines  (Er3ftu^ls  fallt  bie  SSenoaltung  bem 
itapitel  3u.    9ln  ber  Spi^e  ber  Sijc^fe  unb  ber  Staatslir^e  fte^t  ber  C&jbifAof  oon 

20  CEianterburq,  ^rimas  oon  gan3  Cnglaub,  erfter  ^air  bes  9{ei(^es ;  er  ^t  bos  Sorrec^t 
ben  ftbnig  3U  honen  unb  Dispenfationen  in  beiben  ^rooinsen  3U  erteilen.  Der  Sif(^of 
oon  £onbon  ift  Deian  feiner  ^rooin3.  Der  (j^ifc^of  oon  $orf  fyA  bas  Ke^t,  bie 
(Sema^lin  bes  jtonigs  3U  frönen  unb  bot  ben  Sfortritt  oor  ben  $er3ogen.  Dann  folat 
in  ber  Kangorbnung  ber  Sif^of  oon  Bonbon,  oon  Dur^am   (bos  eine  ^fakgraffAaft 

26  mar),  oon  SBinc^efter,  itaplan  bes  ^ofenbonborbens,  bie  übrigen  na^  bem  ^mtsalter. 

Die  Sefolbungen  ber  Sif(^ofe  finb  fixiert:   für  ben  Sr3bif^of  oon  Canterburp 

£  15000  (alfo  300000  aJlf.),  oon  ?)orI  £  10000,  für  ben  »ifc^of  oon  fionbon  besgl., 

für  ben  oon  Dur^am  £  8000,  oon  3Binc^eHer  £  7000,  für  bie  übrigen  £  4—5000; 

nur  ber  Sif^of  oon  Sobor'unb«3Ran  mu^  ji^  mit  £  2400  begnügen. 

86     b)  Die  niebere  (geiftlidbleit  teilt  f{(^  in  bte  ilat^bral>  unb  ^aroAialgeiftli^Ieit. 

a)  Die  ilatl^ebral«  00er  ilapitel^eiftli^Ieit  (Dean  and  Ghapter)  ftanb  früher  bem 
Sif^of  bcratenb  unb  ^elfenb  3ur  Sette,  mas  aber  im  fiau|  ber  3^^  faft  gans  in  8lb= 
gang  gefommen  ift.  Sie  ^at  je^t  nur  ben  ilat^bralgottesbtenft  3U  beforgen.  9In  i^rer 
Spi^e  fte^t  ber  Delan  (Dean),  melier  (mit  Slusna^me  bes  Defans  oon  ^orf,  ben 

85  ber  Crsbifd^of  ma^li)  bur(^  93atent  oon  ber  itrone  ernannt  wich,  Cr  mu|  a(^t  9Ronate 
im  3ö9re  an  ber  ftat^brale  t^ötig  fein.  Die  Domherren  ober  Äanonifer  (Canons), 
beren  an  einer  ftat^ebrale  nic^t  me^r  als  6,  in  ben  meiften  göllen  nur  4  fein  bürfen, 
beteiligen  fid^  je  3  SRonate  im  3^^^^  6^i  ^^^  Senii^tung  bes  ©ottesbienftes ;  2  ober 
3  oon  i^nen  fmb  3ualei(^  bie  Slrd^&ialonen,  bie  anbem  ^aben  anbere  Smter  baneben. 

io—  Slufeerbem  ^at  |eoes  Äapitel  meltlid^e  SRegiftratoren  unb  Sefretöre.  —  Seim  täg= 
liefen  ©ottesbienft  baben  (Berufen  (minor  Canons)  3U  amtieren,  bie  aber  ni^i  3um 
Äopitel  gehören.  Den  ffi^rentitel  ftanonifus  (Honorary  Canon)  erbalten  oerbientc 
(Beiftli^e.  3^re  3^^!  f^D  aber  ni^t  über  24  betragen.  —  Sobor«unb'3Ran  ^at  fein 
ftapitel. 

45  Unab^ngig  oon  ben  bifc^öfli(^en  Si^en  finb  bie  Jtapitel  ber  iwtx  Aollegiatfir^en 
SBeftminfter  unb  SBinbfor. 

Die  Sefolbung  ber  Defane  an  ben  größeren  Äatfiebralen  ift  £  2000,  bie  ber  fta= 
nonifer  £1000;  an  ben  Heineren  Äat^ebralen  ^^ben  bie  Delane  bur(^f^nittlid^  £1000, 
bie  ftanonHer  £  500  bis  700. 

60        Die  ^röfentation  3U  ben  Äanonifaten  ift  in  ben  §änben  oerfc^iebener  Patrone. 
ß)  Dte    ^fangeiftlid^icit   unb   bas  ^arod^ialmefen.    Die    ^faner  merben   oer= 

S^iebentli^  benannt,  rector,  vicar,  perpetual  curate,  incumbent.  Das  festere  ift 
>er  allgemeine  3lame  für  ben  Seji^er  einer  Jßfrünbc.  Die  anberen  Slamen  ^aben  i^ren 
Cörunb  in  ber  urfprüngli(^en  Dotierung  ber  Pfarrei,  bejei^nen  aber  im  geringften  nic^t 
56  einen  Unterfd^ieb  m  i^rer  Stellung.  Rector  ecclesiae  bieft  ber  ©eiftli^e,  ber  ben  ©enufe 
ber  ^fangilter  unb  3^^nten  erhielt  unb  bafür  bie  ^fli(^t  ber  Seelforge  übernahm,  unb 
roar  m  ben  Slugen  bes  ©efe^es  persona  ecclesiae  (ba^er  parson)  unb,  fofern  er  bie 
Seelforge  felbjt  ausübte,  persona  impersonata.  9Bo  aber  mie  im  SRittelalter  ^öufig 
felb[t|tönbige  Pfarreien  in  Slb^ängigleit  oon  ftlöftem  (appropriatio)  ober  in  fiaien^ 
fio  ^noe  (impropriatio)  famen,  ©lirbcn  biefe  bie  rectores  unb  oerfa^en  bas  ^^fanaml 


9tt(|Ittaitifill|e  Striae  539 

h\x6)  einen  vicarius,  für  ben  ein  leil  ber  Ctnfünfte  ousgejeftt  ©ar.  JBurbe  ber 
$faner  auf  einer  nxi^i  botterten  ^fone  angejtellt,  fo  ^ieg  er  ftanbiger  ilurQtget|tli(^er 
(perpetual  curate).  SRtt  biejen  alten  SSerqöItnijfen  ^ngt  qu^  bas  ^aironatsrec^t 
(advowson)  sujammen,  bos  bur^  appropriatio  ooer  impropriatio  in  bte  $änbe  Don 
ftapitcin,  93i[d|öfen,  ilorporationen  unb  £aten  fam.  Der  Ärone  fiel  burc^  bie  Stuf»«  5 
Hebung  ber  ftlöfter  ein  Drittel  ber  ^ßatronate  ju.  Selbftoerftänbli^  ^tten  ©uts^erren, 
bie  ^faneten  grfinbeten,  bos  Kec^t  fie  ju  befe^en.  Das  ^atronatsret^  !ann  oerfauft 
toerben  unb  bies  mugte  mi)  bem  ®efe^  5.  u.  6.  äBill.  IV.  c.  76  mit  allen  ^atronaten 
ber  £aieniorporattonen  gefc^e^en.  6o  anjtdgig  es  Ut,  ^Pfarreien  in  3eitungen  mie  einen 
9Rar!tarttfcI  angefünbigt  3U  Men,  fo  ift  boc^  bie  SWeinung  bie  ^errf&enbe,  bafe  bas  10 
^atronatsre^t  am  beften  in  ben  ^änben  Don  ^ßrioatperfonen  fei  Sei  ^famoa^len  bur^ 
C&emetnben  tDenigjtens  lam  es  ^ußg  ju  ben  örgerlic^ften  Sluftritten. 

Das  ^atronat  erbt  fi^  entroeber  als  Stealred^t  (advowson  appendant)  ober  als 
$erfonalre(^t  (advowson  in  gross)  fort,  aud^  in  toeibli^er  £inie,  toenn  bie  männliche 
ausgejtorben  i[t,  [0  bag  bie  Xöcbter  (ooparceners^  es  ber  9Dtersfolge  na^  ausüben.  15 
Sluslänber,  Aat^olilen  ober  3ui>^n  lönnen  oon  bem  ^atronotsrec^t  leinen  (Sebrauc^ 
matten.  SBenn  ber  ^otron  ni(^t  binnen  6  9Ronaten  mi)  (Erlebiaung  einer  Stelle 
einen  93orf^lag  ma(^tp  fo  gebt  bas  Sttäft  cot  ben  Sif^of  über.  SBill  ein  ^atron  [eine 
^farrjtelle  [eloft  belleiben,  fo  mu^  er  oor  ber  CErlebigung  bas  ^atronatsre^  einem 
anbern  übertragen.  20 

3ur  (Einfe^ung  eines  (Seiftlid^en  in  ein  ^fanamt  i|t  nun  junö^ft  ber  Sorf^lag 
(presentation)  bes  ^atrons  erforberlid^,  toorauf  bie  S^laffung  (admission)  bur^ 
ben  Sif^of  folgt;  roeiqert  fie  biefer  o^ne  (Brunb.^fo  ent^ibet  ber  Arches  Court,  ber 
ben  93orge)c^lagenen  einführen  lögt.  Sinfa^e  Übertragung  einer  ^anei  (collation) 
tritt  ein,  rocnn  ein  Sifc^of  ber  ^atron  ift.  93or  ber  SlnfteUung  (Institution)  ^  ber  26 
(!5eiftlid)e  oor  bem  Sifd^of  ober  beffen  Stelloertreter  bie  oben  enoS^nten  SrQSrungen  unb 
Cibe  abjugeben.  Darauf  übergiebt  i^m  ber  Sif^of  bie  Slnftellungsurlunbe ;  bann  folgt 
bie  CBinfuQrung  (induction)  bur(^  ben  Sb^lbidon.  Sinnen  yoDti  9Ronaten  mug  ber 
eingeführte  bei  bem  öffentlichen  (Sottesbienft  bie  39  SIrtilel  unb  bie  3ufttmmungs« 
erllörung  oerlejen ;  bies  ^iht  Reading.  Die  UnterMung  biefes  fiefens  sie^t  ben  Serluft  ao 
ber  Stelle  mo)  \iä).  Durm  bie  (Einführung  tritt  ber  ^arrer  in  ben  toirfli^n  unb 
perfönli(^en  Sefi^  ber  ilir^e,  ^farrgei^ube  unb  (Süter  ein;  ba^r  auA  irgenbmelc^e 
(Eingriffe  in  biefen  Sefi^  als  Serle^ung  feines  perfonli^en  iRe^tes  oor  ben  n)eltli(^en 


brau§  flirren  lann.    (£r  i[t  fidler  im  Sefift  [einer  Steile,  fo  lange  er  ni(^t  bur^  Ser* 
ge^en  gegen  bie  Sittlic^Ielt  unb  bas  (5efe§  ft^^affällig  ©irb. 

Das  9iec^t,  mehrere  Stellen  pgleic^  inne  3U  ^oben  (plurality)  ift  burc^  bie  Slfte 
1.  u.  2.  Sict.  c.  106  bebeutenb  emgef(^rän!t  ©orben.  Äetner  borf  2  Äo^eoralftellen  40 
5ugleid^,  ober  neben  einer  fol(^en  unb  einer  ^fanei  no^  eine  3.  Stelle  annei^men. 
9lu(^  barf,  ©cnn  bie  eine  ^fanei  3000  Seelen  3äHt.  bie  jwette  nic^t  über  500  ^aben, 
no^  bas  (Ein!ommen  beiber  Stellen  £1000  flberfteigen.  Diefelbe  3ßte  befiranlt  bie 
Slbtoefen^eit  oon  ber  ^fanei  (non  residence),  bie  frü^r  ^ufig  in  unbefqrönltefter 
SBeife  geübt  u)urbe.  9Cbu)efen^eit  über  3  9Ronate  o^ne  befonbere  (Erlaubnis  bes  Si»  45 
f^ofs  ©irb  mit  Äa|fierung  eines  bis  brei  Drittel  bes  (Einlommens  befteaft 

$ilfsgeiftli(^e  an  (^iliallir^en  (chapels  of  ease)  unb  ^arrge^ilfen  erhalten  oon 
bem  Sif^of  ober  einer  ber  3U)ei  Unioerfitöten  eine  einfa^e  fiicenj,  muffen  aber,  mie 
oben,  bie  3wftimmungserllärung  geben  unb  ben  2lllegianj«  ic.  (Eib  leiften.  ai^nli^  mer« 
ben  bie  oon  ujrioaten  unb  fton)orationen  angeftellten  ißrebiger  (leoturers)  unb  jtapl&ne  60 
licentiert.  Die  3a^l  ber  Äaplöne  ift  gefehlt*  beftimmt.  Die  ©gbif^äfe  bürfen  8,  »i« 
fc^öfe  unb  §er5öge  6  ^aben  u.  f.  ©. 

Das  "iparoc^ialiDefen.  JRir^enbs  ift  bas  unjef^riebene  Kec^t  fo  ^enf^enb  als  in 
ben  (5cmeinbeeinri(^tungen.  Die  größte  aHannigfaltigleit  uralter  (BebröuAe  finbet  fid^ 
bo,  bie  bur(^  Jpätere  ®e]e^gebung  ni^t  aufgehoben  roerben  lonnten.  Die  ^farraemeinbe  55 
bilbete  anfönglit^  eine  Iird^li^e  unb  politifcqe  (Ein^it  unb  no(^  ^eute  liegt  biefe  {e^ 
unioa^re  Sorausfe^ung  ben  Cinri^tungen  ju  ©runbe,  alle  ^fangenoffen  ^aben  einen 
9InteiI  an  ber  Senoaltung  ber  (Bemeinbeangelegen^eiten  unb  einen  3lnf|n:u^  auf  Krd^» 
lic^e  ajeni^tungen,  roie  3:aufe,  Irauung  unb  iBeerbigung^  bie  ber  (Beiftlid^e  nid^t  oer- 
loeigein  barf.    Die  ®emeinbeoerfammIung  ober  ber  (gemembeausf^ug,  Vestry  genannt  60 


540  «ttulifoitifi^e  ftivi^e 

öon  bem  Vestiarium  ber  ftir^c.  wo  in  alten  l^txttn  bte  SJerJammlungen  geilten 
tDurben^  oeriDaltet  t^re  Slngelegetwetten  felbft,  tDfi^It  bie  (ßemeinbeoeainten  unb  legt  [lif 
[elbft  bte  6teuem  auf.  ^titt  ^forrgenone,  ber  Steuer  ^a^It,  fjfd  SBo^Ire^t,  aber  aiu^ 
Die  ^fli^t,  bte  (ßentembeomter  ju  tweme^nten.  93on  btefen  ftnb  bie  loiAtigften  bos 
5  ber  Ätr^enoorfte^er  (churchwarden)  uttb  ber  Slmtenpfleger  (overseer).  Vas  festere 
ift  eitt  rein  iDeltli^es  SImt.  (Eatemt  oon  biefen  änttem  finb  bie  ^airs,  ^alaments» 
glieber,  bif^Bflic^e  unb  X)iffenteraeip(^e  unb  bie  $tete,  unfähig  jum  ftir^noorfteber« 
amt  Sluslönber,  ftatfiolilen  unb  ^uben,  ober  ni^t  bte  Dtffenter.  SBer  fi^  f^eut  ben 
SImtseib  5u  leiften,  lann  einen  GteKoertreter  nehmen,  n^er  |i^  n)eigert  ju  bienen,  mtrb 

!Die  ittr^enoorfte^er  (churchwardens)  »erben  auf  ein  ^ofyc  gen>ö^It;  geioS^nli^ 
finb  es  i^rer  jtoei.  Sie  »erben  oon  bem  Srd^ibiabn  oeqrfli^tet.  DerfeKe  ^  lein 
9tec^t,  bie  oon  ber  (Semeinbe  (Semfi^Ben  jurfid^moeifen,  [onbern  mug  [ie  oeeibigen.  Sie 
finb  bie  Vermalter  bes  iliri^noemtdgens,  bflrfen  biefes  aber  o^ne  Sef^Iug  ber  Seftrq 
15  ni^t  oeraugem.  Sie  baben  fflr  alles  jum  ®ottesbienft  ndtige  ju  forgen,  bie  jttr^ 
tt.  [.  m.  im  Staube  5u  Qalten,  aber  ber  m^ec^attung  ber  firoItAen  Oronung  unb  ®e« 

S^e  3u  xDaä)tn  unb  bem  Slr^ibialonus  bet  [einen  ioi^rlid^n  aJifnationen  ju  berieten, 
u^  über  bte  Slup^rung  bes  (Seiftli^en  ^en  |ie  ju  um^n.  Sie  ^anbeln  als  Aor< 
poroition. 

20  3n  ber  93e[trq  ffl^  ber  ^faner  ben  Sorfi^  unb  ift  fflr  bte  SeiAanblungen  bem 
Sif^of  oerantiDortli^.  Der  Sefretor  ber  Sefte;  ift  oer  befolbete  (Bemeinbef^reiber 
(Vestry  clerk,  oon  clericus);  oon  U)el^em  ber  Äir^enf^reiber  (parish-clerk)  ju 
unterf^eiben  ift,  ber  bie  itir^enbfl^er  ffl^,  unb  beim  (5ottesbien|t  affiftiert  Diefer 
iDirb  oon  bem  ^aner  ober  oer  Semeinbe  angeftelU  unb  jtoar  umotberrufli^.  (Er  lann 

25  (&eiftlid|er  ober  £laie  [ein. 

Die  Seforgung  ber  JtirAengerSte,  bes  (Blodenlfiutens,  Cßrabma^ens  u.  f.  m.  fyd 
ber  Salriftan,  Sexton  (aWS^fif^  segerstane). 

3ur  ®rfinbung  neuer  ^arreten  erma^tiaen  bie  fttrc^enbaualten  (Ghurch  Building 
Acts)  58.U.59.  Georg  III.  c.  45.   Dur$  biefe  mürbe  eine  5tommiffton  niebergefekt  uno 

80  bur(^  7.  u.  8.  Georg  IV.  c.  72  (1828)  in!orporiert,  unb  berfelben  bie  oom  iparlament 
1818  unb  1824  fflr  Air^enbaujmede  ausgefegten  1 V,  SRillionen  £io.  Sterling  ange« 
miefen.  Die  Aommtfffire  ^ben  bie  SoümacQt,  itir^n  ju  enoeitem.  neue  ju  grfinoen 
unb  ^farrbesirfe  3U  teilen.  3Benn  12  $ausbefi^er  einer  ^fonei  [i^  an^eifqig  machen, 
bie  $älfte  ber  5lo[ten  buri  Subffription  ju  be^n,  fo  flbemimmt  bie  Äommiflion  mit 

86  3u[tfanmung  bes  SijAofs  oie  anbere  $alfte.  SIu^  ^rbatleute  fönnen  unter  geioiffen 
Sebinaungen  neue  Auqen  bauen.  SBirb  eine  ^fanei  mit  3uftimmung  bes  Patrons 
unb  Sif^ofs  geteilt  unb  oon  ben  Äommiffören  eine  Sejirlsfirc^e  (district  church) 
für  ben  abgetrennten  letl  gebaut,  fo  bleibt  oiejelbe  eine  ^ilfslir^e,  fo  lange  ber  ber= 
malige  ^aner  am  fieben  t|t,   unb  mirb  bur^  einen  oon  i^m  beftellten  ^tlfsprebiger 

40  oerfdoen.  CErft  noA  bem  Slbgang  bes  ^faners  toirb  fie  eine  felbftftönbige  $fanei.  oie 
ben  Jlamen  ber  SJcutterfir^e  (rectory,  vicarage,  perpetual  curacy)  trägt  unb  burc^ 
ben  ^atron  berfelben  befe^t  mirb.  Sei  ben  burc^  Subfiription  erbauten  fttrc^en  gebort 
bas  jBatronatsred^t  in  ben  erften  40  S^Jt^n  ben  Subpribenten,  nad^^er  bem  Pfarrer 
ber  ajhitterfir^e.    9Bo  ein  Sesirf  aus  Xeilen  oerfc^ieoener  J3farreien  3ufammengefeM 

46  mirb,  ^oben  oie  ^atrone  biefer  ^faneien  bas  Ked^t  ber  Sefe^ung  gemeinfd^ftti^. 
Stufeerkiem  fonnen  Silfefir^en  mit  i^ren  Diftrilten  ju  einer  fflr  rein  lirc^ltd^e  Angelegen^ 
Reiten  abgefonberten  ^anei  gemacht  merben,  menn  bie  Sefolbung  fflr  einen  C5eijtlt^en 
gefid^ert  i]t.  Die  SKitglieber  aller  §ilfsltr^en  aber  ©erben,  fo  lange  ber  Diftrift  nt^t 
m  einer  felbftftSnbigen  ^anei  gemacht  ift,  als  (Slieber  ber  9Rutternr^e  angef^n  unb 

60  baben  an  biefe  bie  gemBqnliAen  Steuern  ^u  sohlen.  Die  SRutterfirc^e  mu|  i^rerfeits 
mr  bie  $i^nr^en  forgen.  Sebeutenb  geförbert  mirb  bie  (Erbauung  oon  neuen  Äir^n 
ourc^  ben  „Bishop  of  London  Fund",  eine  großartige  flber  3^^^^  f*^  erftredenbe 
Sammlung. 

y)  Das  Äir^enoermogen  ift  teils  ein  befonberes,  teils  ein  allgemeines.    Das  bc* 

66  [onbere  Sermogen  ber  einseinen  jtat^ebralen,  Kollegien  unb  Pfarreien  befte^t  in  liegen^ 
ben  ©fitem,  ©ebäuli^feiten.  3^^n*^«»  Stiftungen  unb  Steuern  ober  Stii^lgelbern.  8ci 
ben  Aa^bral«  unb  ftollegtatlird^en  unb  3nftttuten  ift  bie  Senoaltung  besfelben  in 
§anben  bes  Äcmitels  ober  SJorftanbes.  Die  ©nfflnfte  berfelben  finb  fe^r  bcbeutenb, 
oiele  i^er  Stellen  Sinefuren.    Die  fflr  bie  eimelnen  ^faneien  oeftimmten  CKnlfinftc 

eo  geboren  bem  rector  ecclesiae,  ber  entmeber  feloft  ^faner  ift,  ober  einen  ^orrer  (vi- 


tbflUfaitifile  ftMe  541 

car)  ju  befolben  ^t  unb  ben  bebeutenberen  Xeil  ber  (Ebttfinfte  fflt  fi^  bej^lt,  ber 
bütnU  für  bie  Atr^e  oerloren  je^L  Die  augerft  unglei^  Serteilung  bes  fttr^noer« 
mögens  unter  ben  etnjelnen  Stellen  ^at  jur  Smennung  einer  lir^li^n  ftommiffion 
(Ecdesiastical  Commission)  fieffi^tt.  bie  eine  9[u$glei^ung  oerfu^n  follte.  Die  jlrone 
ernannte  im  gfebr.  1835  eine  itommitfion  jur  UnterfuAung  ber  Krmli^en  Ciidflnfte  unb  6 
oer[prQ^  bie  (Ernennung  ouf  6ineluren  einjulteüen.  !Die  9Retoa^l  ber  ^Slaten  unb 
einige  Patrone  traten  bei  3n  fjfolge  baoon  erf^ienen  bie  Wttn  5.  u.  6.  iEBill.  IV. 
(1835)  c.  30;  6.  u.  7.  SBÜL  IV.  (1836)  c.  77,  burd^  »el^e  bie  ÄommiHion  in!or« 
poriert  mürbe,  unb  3.  u.  4.  Sid.  (1840)  c.  113.  ^u  ber  Aommiffion  gehören  alle 
^rölaten,  Staatsminifter,  Oberricpter  unb  anbere  £orbs ;  ougerbent  3  Delane  unb  lo 
4  £dien.  Die  ilommiffion  ^t  bie  SSoIIma^t,  Urlunben  unb  SutffAIüffe  jeber  9lrt  ju 
verlangen  unb  bie  eiblid^e  Seftotigung  ber  Sti^tigleit  berfelben  m  jorbem.  Doc^  [oK 
ni^td  obne  3uftimmung  ber  betrmenoen  Sifd^Bfe  unb  Defone  gefi^e^en.  Die  Sorf^Iage 


xDtxbtn  Sem  (Se^eimen  3{ai  jur  SeftStigung  oorgelegt.    Slufbeiferuna  ber  armen  $far 
reien  i{t  ber  nSc^Jte  3^^»  ^^n  ^^^  jtommiffion  im  9uge  Qot.    Dcnu  »erben  niAt 
blog  oiele  jtanonifate  unb  anbere  Ginefuren,  fonbem^auA  esemte  Seri^tsl^fe  auf« 


gehoben  unb  bie  SinKlnfte  ber  Sif^öfe  fixiert.    Der  Uberfi^u^  fiber  ben  beftimmten 
(&e^alt,  Jou)ie  alle  (Einiflnfte  ber  auj^e^obenen  Stellen  fliegen  m  eine  allgemeine  jtaffe. 
9Ius  biejer  n)erben  ni^t  nur  arme  Pfarreien  aufgebeffert,  jonbem  au^  neue  Sistfimer, 
Slr^ibiaionate  unb  Pfarreien  botiert    Denn  ^u  3n)edmaBigen  Serönberutmen  in  ber  so 
tir^Ii^en  (Einteilung  bur^  Xeilung  ober  Seretnmung  oon  %e3irlen  unb  $faneien  ift 
bie  jtommifjion  ebenfalls  bere^ttgi    SDIerbirms  Qot  oiefelbe  bisber  ben  ja^bei^en  9ln< 
forberungen  noc^  niqt  genfigen  fönnen,  ein  Sfnfong  ju  ndtigen  9leformen  leboi^  ift  ge< 
mac^t.    3^  biefem  allgemeinen  ftirc^enfonb  lommen  no^  anbere  Stiftungen,  iiefonbers 
bie  Queen  Anne's  Bountv.    SRit  biefem  Flamen  ift  ein  Sonbs  bejei^net,  ber  auf  25 
33eranlaffung  ber  jtönigin  Snna  aus  geoiffen  e^emab  Nr^IU^n,  bann  oerftaatIi(^ten 
Slbgaben  errichtet  n)urbe,  2.  u.  3.  %m.  (1703)  c.  20.    Die  Königin  ernannte  für  ben» 
[elben  eine  befonbere  Semmltungsbe^rbe.  3^^  ®^  ^^^  „Serme^ng  bes  (Einlommens 
armer  (Seiftli^er".   Das  Sermdgen  beträgt  gegeraofirtig  aegen  5  SRiuionen  £io.  6ter« 
ling.    Der  Staat  bewilligte  1809—20  je  100000  £,  bie  jum  Aopttd  gef^Iagen  mx--  so 
ben  mußten,    ^rioate  3uiDenbungen  fteigem  basfelbe  loeiter. 

IV.  itir($enre(^t,  Disciplin,  (Beri(^tsbarleit,  Aonoolation. 

Reformatio  LegumEcdesiasticarum  ex  authoritate  primum  Begis  Henrici  8.  inchoata, 
deiode  per  ßegem  Eduardum  6.  provecta,  nuoc  ad  pleniorem  ipearum  refonDationem  in 
lucem  edita,  1571 ;  neu  ^craudgeg.  t>.  Ed.  Cardwell,  Oxf.  1850.  Constitutions  and  C^ons  eccle-  35 
siastical  etc.,  now  published  for  die  due  obeervation  of  them  by  His  Majesty's  Authority, 
Lond.  1604,   bie  fog.  141  Sanoned,  l^eraudgeg.  i.  9.  t)on  Coirie  (im  ^nl^ang  ju  ben  „Ho- 
milies'').    ^u^jüoe  barauS  bei  ^afotoer  6.  504  ff.  (^ter  Iateinif(]^,  Suglet(^  bie  oon  ben  ^on' 
üofationcn  ncucrbtng»,  1865,   1887/88  unb  1892  bef(^Ioffcnctt  «nberungcn).  R.  Phillimore, 
The  ecdesiastical  law  of  the  Ch.  of  E.  1873;  2.  ed.  by  W.  G.  F.  Phillimore  and  Ch.  F.  Jem-  40 
mett,  2  vols,  London  1895.    Siei^Iid^  Sitteraturanaaben  fon^  bei  (E.  grriebberg,  fie^rbud^ 
bed   tat^ol.  unb   eDangelifc^n  ^ir^enre^td   4.  ^ufl.  1895.    'Btxtx>oll  für  bie  gef^id^tli^e 
C^ntmicflung   ber    fir^lic^en   (^erid^tdbarleit   bie   diepoxt^   ber  Ecdesiastical   Courts   Com- 
mission in  S3b  XXIV  ber  ^arlamentSof ten  oon  1883  (in  ben  ÄppcnbiceS  eine  SReibc  »iffen» 
f c^Qf tlic^cr  ©utac^ten):   (J.  @c^oeII,  S)ie  (lonDocation  b.  engl.  Äirc^e,  R'^Zf)  1853,  ®.  85  ff. ;  45 
JR.  (äJneift,  3).  engl.  SScrwaltungSrcd^t  b.  ©cgentoart  3.«ufr.  2  JBbe,  1883  u.  84;    aRafotoer 
@.  366  ff.  unb  460  ff. 

Die  C&runblage  bes  Jtir^enreAts  bilbet  bas  ianonift^  9le(bt  ber  romift^n  jtir^e, 
bie  Aonftitutionen  ber  £egaten  OtQo  unb  Ot^obonus  1237  unb  1269,  unb  bie  eng* 
lifd^en  ^rooinjiallonftitutionen,  woiu  na^  ber  iReformation  no^  bie  141  Canones  ober  so 
Constitutiones  Ecclesiasticae  lomen,  bie  1604  oon  ber  JU)nooIation  angenommen 
unb  oon  ber  Arone  beftätigt  Q)urben,  ober  ni^t  burc^  bas  Parlament,  ba^er  nur  fflr 
ben  itlerus  (Geltung  ^en.  Slber  alle  biefe  früheren  (Belege  Rnb  im  Sauf  ber  3eÜ 
bur^  ^arlamentsatten  teils  aufgehoben  teils  bef(^ränlt  looroen.  Der  jbreis  bes  Äirc^en* 
rechts  ift  immer  enger  gesogen  ©orben,  fo  baß  feftt  faft  nur  no^  Disdplinarfad^en  unb  55 
^eiratslicensen  unb  Dispenjationen  in  benfelben  gehören. 

gfir  S^efAIiegungen  gelten  im  Q)efentli^n  no^  bie  alten  lanonif^en  Seftimmungen. 
Unter  ben  oerbotenen  Sermanbf^oftsjmraben  ift  befonbers  bie  ^eirat  mit  ber  S^eßer 
ber  oerftorbenen  grtau  5U  nennen.    SBenn  alle  bisherigen  Serfuc^e,  biefes  Serbot  bur^ 
^arlomentsbefc^Iug  ^u  befeitigen,  gej(^itert  Jinb,  fo  ift  ber  ^auptgrunb  in  ber  tiefge«  eo 
murjelten  6itte  ju  fu^n,  nai^  iDel(9er  bie  6^[ter  ber  grau  oon  bem  SRonne  mit 


542  «ttglüotrifciie  fttni|e 

eine  leibliche  6^iDe[ter  an^efe^en  toirb.  JJlber  Un^ultigieit  ber  &^n  jmifi^en  9Rtnber» 
taprigen  u.  f.  to.  blieben  bte  dien  Seftimmungen  m  juoft.  Dispenfationen  iftnnen  in 
Den  meiften  ^Utn  nur  oon  bent  erjbif^öfli^en  (geri^tsbof  erteilt  toerben.  Das  9Bt^» 
tigfte  aber  i|t,  bog  bur^  bie  ^orlamentsalte  20.  u.  21.  Stet.  c.  85  (28.  Sluguft  1857) : 

5  An  Act  to  amend  the  Law  relating  to  Divorce  and  Matrimonial  Causes  in 
Snglanb  ben  bisl^erigen  geiftli^en  (Sertc^ts^fen  alle  3urisbiItion  in  C^efa^en,  mit  SIus« 
na^me  ber  (Semö^ng  ber  Erlaubnis  ju  ^traten,  entjogen  tuorben  ift.  (Es  iDurbe  für 
bie  S^efcu^en  ein  neuer  (geri^ts^of  bejtellt,  be|Jen  lau^nbe  (Sefäafte  ein  be[onbers  boju 
beftellter  SRi^ter  (judge  ordinary)  erlebigen  follte;  bie  SSerfaffung  biefes  ®eri^ts^afs 

10  unb  bas  Serfabren  oor  i^nt  ift^emo^  no^  me^rfoc^,  n^enn  au^  ni^t  er^blic^,  geön^ 
bert  morben.  Sie  geric^tli^e  (E^etrennung  (ber  frfi^ren  S^eibung  a  mensa  et  thoro 
ent[pre(^enb)  mirb  getoö^  im  Sfall  bes  (EqebnK^,  graufomer  Se^onblung  unb  bös^ 
n)iuigen  93erlQf{en$  oon  minbeftens  gtoei  ^Qfyctrif  mobei  ber  oerlaf^nen  ^rau  re^tlt^r 
6(^u^,  3.  S.  in  Sejie^ung  auf  i^r  Vermögen,  gejid^ert  n)irb.  Sei  Petitionen  um  Sluf« 

15  löfung  ber  (Sf)t  (bie  frü^r  nur  burd^  eine  beplle  ^arlamentsalte  mit  ^roger  SRfi^e 
unb  >U)|ten  erlangt  n)erben  tonnte)  bcirf  ber  Oroinarius  ni^t  allein  fungieren  unb  ift 
ein  umftönblii^s  Serfa^en  oorgefe^en.  Sc^eibungsgrünbe  finb  inceftuo[er  Sl^ebruc^, 
Sigamie,  Slotju^t  unb  Sobomiterei.  Sei  ber  (geriätsoer^anblung  ^at  ber  f^ulbige 
mie  ber  mitf^ulbige  Xeil  ju  erfi^inen;  au^  toirb  bte  gfrage  babei  erhoben,  ob  hix 

20  illager  ionnioiert,  ober  oerjie^en,  ober  fi^  felbft  bes  S^ruc^s  f(^ulbig  gemaAt  fyAt, 
Sinnen  3  SRonaten  iann  an  bas  $aus  ber  fiorbs  appelliert  loerben.  X)ie  ®e|(9iebenen 
bfirfen  mieber  heiraten,  aber  lein  (&eiftli(^  Iann  gejmungen  loerben,  ben  f^ulbigen  Zeil 
3u  trauen. 

Die  iir(^li(^  Disciplin  bef^rantt  fi^  {e^t  auf  ben  Alerus.    Son  ben  brei  lano- 

25ni{(^en  3^nf^^n  ift  nur  no^  bie  6uspenfion  in  Srau^.  Sie  toirb  oon  bem 
Sifc^of  ober  [einem  Seneraloüar  (ilanjler)  oerbangt  bei  Serle^ung  ber  gefe^lic^n 
(Sottesbienftorbnung,  3Imtsoema(^la[|igung,  unerlaubter SIbmefenbett  00m  ^ßfoitfi^,  unb 
loenn  bas  fernere  Serbleiben  im  Slmte  &gemi$  geben  lofirbe.  Slbfe^ung  (Deprivation) 
unb  Degrabation  iann  nur  00m  oberften  geiftlic^en  (geri^ts^of  oer^ängt  loeroen  in  fol« 

so  genben  grellen :  mtnn  bas  Common  Prayer  Book  nid^t  gebrandet  ober  ben  39  Sir« 
tileln  sutoiber  gelehrt  n)irb,  femer  bei  f(^n)eren  [ittlic^en  Sergel^en,  Simonie,  unb  im 
($all  ber  Serurteilung  burd^  u^eltlic^e  (&eri(^te.  ^fe^ung  ift  anä)  bie  Strafe  für  Ser« 
n)abrlofung  ber  ^farrgebaube  unb  ®üter. 

Das    Disciplinoroerfa^ren  ift  bur^  bie   Church   Discipline  Act  3.  u.  4.  Sict. 

86  (1840)  c.  86,  femer  bie  PubUc  Worship  Regulation  Act  37.  u.  38.  Sict.  (1874) 
c.  85  unb  bie  Clergy  Discipüne  Act  55.  u.  56.  Sict.  (1892)  c.  32  aeregclt.  3Benn 
eine  Älagc  gegen  einen  ©eiftlic^cn  einläuft,  fo  bcna^ri(^tigt  ber  Sifc^of  oenfelben  baoon 
unb  fe^t  eine  Äommiffion  nieber,  um  ju  unterfu(^en,  ob  ein  prima  facie  ©mnb  5ur 
(Einleitung  eines  ^rojeffes  oor^anben  fei.   3[t  ber  Slngellagte  geftönbig,  fo  erlebigt  ber 

40  Sifd^of  bte  Sa(^e,  n>o  nid^t,  fo  nimmt  ber  Sif^of  no^  3  Slf{e|foren  basu:  ben  Defan 
bes  ilapitels,  ben  Slrc^ibiafon  ober  ftanjler  unb  einen  ftirt^enre^tsgele^rten.  Der 
Sif(^of  Iann  aber  au^  bie  Sa^e  an  ben  erjbU^öfli^en  C&erid^tsl^of  oertoeifen  mit  ber 
Sitte,  fie  3U  erlebigen  (letter  of  request^.  toittlid^Ieitsbelifte  finb  nid)i  oor  bcm  Si* 
fd^of,  fonbem  feinem  „ftansler"  3U  oer^anoeln. 

46  Die  geiftii(^en  (5eri(^t5^öfe.  3n  rei^fter  gülle  ©aren  biefe  früljer  oor^anben.  Solan 
3a^lte  ibrer  me^r  als  läge  im  Z^f)x.  Slufeer  ben  ersbif^öflidpen  unb  bifd)öfli(^cn  C6e= 
rid^tsbofen  in  beiben  iprooin3en  gab  es  ilommiffariats^öfe  innerbalb  einer  Diöccfe, 
arqibiaionale  C&erid^tsböfe.  ben  bif^öflii^en  entmeber  loorbiniert  ober  fuborbiniert,  unb 
enblic^  befonbere  ©eric^tsböfe  (Peculiar  Courts)  ber  oerfc^iebenften  2lrt,  bie  meift  nur 

60  nod^  bem  9lamen  na(^  exiftieren.  äBeitous  ber  n)i^tigfte  unter  i^nen  i|t  ber  er3bi)(^öf= 
lid^e  ©erii^ts^of  ber  ^rooins  (Eanterbur?  „Court  of  Arches"  (fo  genannt  oon  ber 
Atrd|e  Maria  de  arcubus  ober  Bow  church,  ber  ©i^tigften  unter  ben  13  exemten 
er3bif^öfli^n  ^faneien  in  fionbon,  bie  unter  einem  ni(^tgeiftli(^n  Delan  (Dean  of 
Arches)  ftanben,  melc^er  3uglei(^  Oberri(^ter  bes  genannten  enbifd)öfli(^en  ©eri(^ts^ 

66  ^ofes  ©ar).  Diefer  ©eriAts^iof  ift  ni^t  blofe  ber  Slppellationsbof  für  bie  ^^rooinj, 
fonbem  überhaupt  ber  ^ö^fte  geiftli(be  ©erii^ts^of,  ber  anä)  bas  91ed^t  fyxt^  felbftftänbig 
UnterfuAungen  einsuleiten.  Daneben  gab  es  er3bijcböfli(^e  ©eri^tsj^öfe  für  ieftaments* 
fa^en,  ö«i^ötslicen3en,  Dispenfationen  unb  ffibefcQetbung.  Slbnli^  in  ber  ißrooins  ?)or!. 
Dur(^  37.  u.  38.  Sict.  c.  85  ©urbe  beftimmt,  bafe  3ur  (Erlebigung   ritueller  Streitig- 

60  leiten  oon  beiben  (Erjbif^fen  ein  „9iid^ter  ber  ^{^rooinsialgeri^tsböfe  oon  (£anterbur9  unb 


8lii9litatttf(|e  ftinf^  543 

9)orf"  ernannt  merbe,  ber  juglei^Dean  of  Arches  unb  $räfibent  bes  Dispenfations^ofes 
fein  folle  unb  ber  Gtaatstird^e  onge^ren  mfllfe.  Ss  i[t  bies  o^ne  3n)eif^I  ber  erfte  6(^ritt 
5ur  Dolligen  Bereinigung  ber  yoDtx  ^rooin3ial6dfe.  Denn  toenn  ouA  für  olle  onberen 
JJöIIe  bie  gefonberte  Surisbütton  berfelben  ni^t  angetajtet  toerben  foU,  fo  finb  eben  bie 
rituoliftif^en  Streitigleiten  berjeit  bie  ^ufigften  unb  nii^tmften.  Um  fo  e6er  tft  bie  5 
^Bereinigung  5U  enoarten,  ba  bos  Serfo^en  biefes  neuen  Cperid^tes  unenbli(9  einfa^er 
unb  rof^er  i|t,  als  [onft  bei  geiftli^en  (oeri^tslisfen.  5lommt  n&mliä)  eine  Alage  oon 
bem  9Ir(|ibiQ!on,  ober  einem  AirAenoorfte^  ober  brei  (gemeinbegliebem  an  ben  Sif^of, 
fo  fenbet  biefer  eine  ^[bfArtft  ber(elben  an  ben  Sellagten,  ber  ftA  bem  Sifc^of  unter« 
n)erfen  iann ;  n)o  ni^t,  [0  übergtebt  ber  Sifc^of  bie  6a^e  bem  (Erjbifi^of ,  unb  biefer  10 
bem  Sli^peUationsrii^ter,  oer  bie  6ad^e  erlebtgt.  Die  Ser^nbluna  ift  9ffentli^  unb 
mfinbli^.    Slppellation  an  bie  5lontgtn  im  ®^imen  9{at  fte^t  in  le^ter  Snftanj  offen. 

Das  fonjt  übli^e  Serfa^ren  in  ben  geUtliqen  ®eri^t9^i)fen  ift  ungemein  fd^Ieppenb, 
gelb«  unb  ^eitraubenb.  9uf  bes  ftlogers  Sitte  geji^ie^t  bie  fd^riftlic^e  SorI(ü>ung  bes 
Seflagten  bur(^  ben  (geric^tsboten.  Der  Sellagte  Iann  bann,  toenn  er  guten  ®runb  ju  15 
^aben  glaubt^  eine  ftompetensfroge  ergeben,  loel^  oon  einem  oeltliqen  Obergeri^t 
entf^ieben  wtth.  (Ergebt  ber  Seflaj^te  feine  (Einbrach,  fo  loirb  bie  ünHageatte  abge« 
faJSt,  entmeber  fummarif^  ober  in  einjelnen  9[rttfeln.  Dann  loirb  entfc^iebetL  ob  Die 
9(n!lage  ^ulöjfig  fei  ober  nic^t.  SBirb  fie  angenommen,  fo  mug  fie  bem  Sellaaten  in 
einer  Slbfi^rtft  jugeftellt  merben.  äBenn  biefer  gegen  bie  ftlage  protejtiert,  fo  totrb  5um  20 
3eugenoer^ör  gefqritten,  n)eläes  naA  ber  Orbnung  ber  iUagepuntte  tnsgebeim  gefd^ie^ 
unb  protofoüiert  n)irb.  Dasfeloe  SSerfa^ren  oirb  beim  (Segenoer^Sr  beobachtet,  ^ie  unb 
ba  u)irb  ein  jmeites  SSei^or  oon  neuen  3^^^^  oorgenommen.  Dann  toirb  bos  ^roto« 
!oU  Dor  bem  Kic^ter  oerlefen,  barauf  fo^  bie  9{eplil  bes  Seflagten  unb  bie  Duplil 
bes  itlögers.  —  £s  ift  lein  SBunber^  bag  man  oor  fo^en,  friU^er  ein3ig  mogli^eiu  25 
^rojeffen  fi(^  fc^eute,  3um  großen  6dbaben  ber  itir^e,  ba,  auf  biefe  ^tojeMi^eu  M 
oerlaffenb,  3.  S.  bie  9iitualtften  getroft  alle  miglic^en  Sleuerunaen  toagten.  9Iu^  he^ 
ftd^  laum  ermarten,  bag  bie  geiftlid^en  Oberen  geaen  i^e  tenttenten  Aleriier  ^ro3effe 
beginnen  n)ürben,  oon  Denen  einer  too^I  £  1000  loften  mo^te.  Um  fo  loilllommener 
unb  mirfjamer  mar  bas  neue  ®eri^t$oerfa^ren.  £s  ift  über^upt  j«^  eine  Xenben3, 30 
bas  geiftli^e  (&eri^tsn)e[en  möglid^ft  3U  oereinfad^en  unb  3U  bef^finien.  60  ift  bc^ 
Slmt  bes  (Seneralotfars  Der  ^rooinj  abgefe^n  oon  ben  6traffad^n,  bie  i^  1892  toie« 
ber  3uaen)iefen  finb,  auf  (Erteilung  oon  ^eirotslicensen  unb  Senoaltung  ber  esemten 
^faneien  (Court  of  Peculiars)  beft^ränft.  Der  aiftamentsH  9^^  f«Ö  1867  nid^t 
me^  3u  ben  aeiftli^en  (Sert^tsQofen.  86 

Der  ^5(^fte  Slppellationsqof  für  geiftli^e  (toie  loeltlii^)  Slngelegen^iten  ift  ber 
geri^tliAe  Slusf^u^  bes  (ge^imen  SRates  (Judicial  Committee  of  the  Privy  Coun- 
cü),  ©el^er  bur^  hie  Wit  2.  u.  3.  SBill.  IV.  (1832)  c.  92  an  bie  Stelle  bes  Dele« 
aaten^ofes  trat,  einer  itommiffion,  bie  bei  ^pellationen  cot  ben  ^nig  beliebig  3U« 
fammengefe^t  rourbe.  Dur^  bie  «fte  3.  u.  4.  SBilL  IV.  (Äug.  1833)  c.  41  mürben  40 
3u  aJlitglicbcm  besfelben  bie  ^röfibenten  ber  oberen  ©eri^ts^Sfe  ernannt,  fomo^l  bie 
altioen  als  bie  3urüdaetretenen.  Sofern  bie  ftrone  aufeerbem  no^  3mei  onoere  ©e^im« 
röte  psie^en  burfte,  fo  lonnten  aud^  3mei  ber  p^ften  Prälaten,  bie  ©e^eimräte  finb, 
\)Qn  Slppellotionen  in  Kr(^li(^en  Sa^en  beimo^nen,  aber  o^ne  Stimmre^.  Da  froft 
bicfcs  ©efcftes  bie  Ic^te  (EntfAeibung  gons  in  §önben  oon  JlBeltli^en  mar,  oerfu^teis 
bie  ©ciftlic^fcit  alsbalb  eine  mberung  berbei3ufü^rcn.  Sd^on  bie  Act  for  better  en- 
forcing  Church  Discipline  3.  u.  4.  SJtct.  (1840)  c.  86  ftellte  feft,  bafj  minbeftens 
ein  Sif(^of  beige3ogen  ©erben  muffe;  Jpätere  ©ejefee  ^itn  nod&  einwes  geanbert. 

3m  3ufö»nmen^ang  mit  ben  kle^t  ermähnten  Steuerungen  ift  iärigens  eine 
3nftitution  loteber  lebenbig  gemorben,  bie  e^ebem  eine  beoeutenbe  9ftoUe  fpielte,  so 
bie  fog.  ilonoofationen.  (Es  giebt  beren  3u«i,  eine  für  (Eanterburn  unb  eine  für  ?)orI. 
Sie  repröfcntieren  ^rooin3ial!omilien.  Sluf  i^nen  oerfammelten  \i%  gemö^nli^  paralell 
mit  ben  ^arlamentstagungcn.  Die  SSertreter  bes  ftlerus.  Urfprüngli^  ging  bie  Se* 
rufung  ber  ftonoolationen,  ebenfo  ©ie  bie  bes  Parlaments,  oon  einem  Befehle  bes 


wobei  ben  ffiigbifc^öfen  anbererfeits  bas  mei)t  oerblieb,  au(^  aus  eigenem  Slntrieb  unb 
ofine  oor^erige  (Einholung  tönigliÄer  Erlaubnis  bie  Äonoolation  3U  berufen,  (grft  all« 
ma^li(^  bilbete  fic^  bie  innere  93erfaffung  ber  Äonoolationen  3U  fefter  3?egel  heraus,  eo 


544  l(ti0ltloitifd|e  ftird|e 

Seit  bem  13.  3<^^^iinbert  gelten  bie  (BrunbfS^e,  bie  mutatis  mutandis  bis  }ur 
(SegemDort  maggebeno  geblieben  [inb.  DonoA  nxiren  bie  oerfc^iebenen  geiftlid^n  StSnbe 
b.  Q.  im  gonjen  oier  AorperfAoften,  bie  SiUofe,  bie  ^te,  bie  3n^ber  oon  Digni» 
täten  (Delane,  3Ir$ibia!one  k.)  unb  bie  nieoere  (Seiftlid^Ieit,  leitete  na^  beftimnrtent 

5  SBo^Ifqftem,  ^ui  Zeilna^me  beiet^tiat.  3m  Seginn  bes  15.  ^ol^rbunbeits  enboidette 
|idb  bie  Sc^etbung  eines  Ober«  uno  Unter^ujes,  iDobei  bie  Stfdjofe  unb  9Dbte  bas 
erftere  bilbeten.  Diefe  S^elbung  be^nptete  fi^  {eboA  nur  in  ber  großen  ^rooinj 
oon  (Eanterburn,  fär  $ori  loar  fie  ni^t  ourAfii^bar.  3n  biefer  ausgefnrogten  Seftatt 
betro^teten  \iq  bte  5lonooIationen  als   gleimbere^tigt  mit  bem  ^lament  unb  als 

10  [elbftftänbige.  freibef^Iiegetd^e  SJertretung  ber  ftir^e  in  ollen  üerüaien  Sngelegen^iten, 
kumal  QU^  oen  Srtagen  ber  Sefteuerung  bes  Alerus  3U  ftaatli^en  SmtitxL  Die  3lt* 
formotion  braute  [ofort  eine  grose  Sef^rönhing.  ^einrid^  VIII.  ma^te  bie  Serufung 
einer  jtonoolotion  oon  bem  loniglid^en  Sefe^I  ab^ngig  unb  unterfteüte  oKe  Sef^Iäffe 
einer  jolc^en  ber  föniolic^en  Seftatigung.    Durd^  1.  Elis.  (1559)  c.  1  s.  2  ijt  bos  ein 

16  bis  jegt  befte^enbes  $le^t  gen)orben.    Die  Aonoobttionen  woxtn  immer  no$  mid^g 

^enug.  Sie  rourben  für  bie  SOte  ber  Stobilifierung  ber  neuen  Orbnung  bur^eg  ju 
late  gejogen  unb  behielten  formell  bas  9{e(^t,  C&efefeesoorlagen,   bie  oie  ftir^  an» 


3£ 


[ie  unb  bas  iir(|liAe  (Eigenhim  oom  Parlament  iefteuerL  i>a  bie  Aonoo!ationen  fu^ 
oem  Seftreben  SEBil^elms  III.,  ben  Dilfentem  ein  gemilfes  Steigt  ju  f^c^en,  mioer« 
festen,  u)urben  fie  längere  3^^  ^W  ^^  3^  Beratungen  jugtlaffen,  otelme^  ftets 
a&batt  na$  ber  Berufung  (bie  bem  Sraud^e  na^  mit  b^enmen  bes  Parlaments  ftott» 

25fanb)  oertagt.  Da  [ie  floer^oupt  [üf  auf  allen  (Gebieten  als  ,,antiItberaV'  enoiefen, 
ma^te  unb  geftattete  bas  3B^igmint[terium  feit  1717  i^nen  feine  SSorlaoen  me^r.  9lur 
1741  unb  1742  erhielten  fie  no^  einmal  bie  (Erlaubnis  m  n)irl(i(^n  93er^nblungen. 
Dann  blieb  es  me^r  als  ^unbert  3<^^^  ^^^  tintm  3uftanbe,  ber  für  engli[(|e  Se^ält« 
ni|fe   fe^r  beseii^nenb  ift.    3n  biefer  ganjen  3^^  stürben  fie  ftets  juglei^  mit  bem 

80  Parlament  berufen,  ftets  aber  auA  unmittelbar  oertagt.  Da  bas  gai»e  alte  „^{tifi** 
Seftanb  behalten  ^atte,  tonnten  fie  tn  ben  oieniger  3<^^n  unferes  3<^t$unberts  plo^Ii^ 
toieber  ju  £eben  fommen.  Da  bie  ®eiftlid^!eu  bur$  oie  neuere  (gefe^gdbung  ungebu^r« 
liA  bef^räntt  erf^ien  in  Sesug  auf  gerabe  auä)  fie  felbft  betreff enbe  9lngelegen^eiten, 
erQob  fid^  eine  ooßstümli^e  Semegung  m  gunften  ber  jtonoolattonen.    1847  tagte  bie 

35  51.  oon  (Dinterburq  juerft  n)ieber,  ^umal  feit  1852  aber  entmidelte  fie  bann  eine  größere 
S^otigfeit.  Sr^agen  ber  £e^re  2c.  ^aben  fie  unb  bie  it.  oon  $orl,  bie  feit  1859  mieber 
tagt,  bemegt.  %xä)  bie  iirone  ift  u)ieber  entgegenlommenb,  1861  fyA  fie  n)ieber  ge« 
ftattet,  bag  nirflic^e  itanones  erlaffen  u)erben.  Seit  1886  giebt  es  in  Canterburq  au(^ 
ein  „§aus  ber  fiaien",  ©eitles  ntc^t  „leil"  ber  Äonoolation  ift,  jeboi^  beratenb  mit= 

40  ©irlt.  2lu(^  iJt  neuerbings  bei  ©i^tigen  Slnlöffen  öfter  ein  Church  Congress  berufen 
©orben,  ber  lebod^  ooüenbs  blog  einen  freien  (SSyaaUtx  ^at,  etroa  oie  in  Deutfd^Ianb 
bie  „Äiri^entage". 

V.  93erf$iebene  Stiftungen,  SSer^ältnis  3U  anberen  Air^en,   93er> 

breitung  auger^alb  (Englanbs. 

45  (5.  @(^ocn,    S)ic   engl,   ^rcl^cnpartcicn    nad)    Ck)nybeare,    Church    parties,   ®cljer$ 

pxot.  momtm.,  3.  ©b  1854,  6.  266  ff  u.  309  ff. ;  ^^.  @<]^Qff,  3uftänbc  u.  '^Jarteicn  b. 
engl.  @taat«f.,  S)cutf<]^e  Stfd^r.  f.  ä^x.  fBiffenfc^aft  Jc,  1855  u.  1856;  Oüerton,  in  ben 
unter  HI  jum  Scä^luffc  bcjcic^ncten  ©crfcn;  M.  J.  Procter,  Pointe  of  differencc  betwoen 
Engliah,  Boman  and  Protestant  Churches,  1894;  %.  äa^n,  Abriß  einer  ®ef(ö.  b.  euang.  ^.  im 

60  brit.  ©eltrcic^  im  19.  3o^r^.,  1891 ;  A.  Barry,  The  Ecclesiaatical  Expansion  of  England 
in  the  growth  of  Anglican  Communion,  1895;  ^ofotoer  6.  147 ff.  u.  186  ff.;  PhillimoreSII 
6.  1749  ff. 

®etannt  finb  brei  ^arteinamen.  bie  bo^  oft  falft^  oerftanben  ©erben :  high  church, 
low  eh.,  broad  eh.  3m  ftatb.  Äirc^enlexifon  VI.  finbet  man  einen  Slrtifel  „öoc^- 
66  fir^e",  ber  bie  ganse  anglilanifc^e  Äirc^e  be^anbelt.  9li^t  als  ob  ber  SJerfaffer  ni^t 
u)fi|te,  bafe  ber  Xitel  babei  3U  ©eit  gefaxt  ©erbe,  aber  er  f^liefet  fic^  einem  unter  uns 
oerbreiteten  Sora^ebraud^  an,  ber  bo4  oielme^r  3U  befeitigen  ift.  Unter  „$o(l^tir(^e" 
oerfte^t  man  m  «Englanb  felbft  nur  etne  beftimmte  ©ruppe,  biejenigen  ©lieber  ber 
6taatsiir^e,  bie  ben  ^iftorif^n  Spalter  berfelben  befonoers  f^arf  betonen.    3)abei 


SCttgtöatttff^  ftidpe  545 

^anbelt  es  \xä)  \owohl  um  bie  [taatsoele^Ii^e  (Srunblage  btefer  Sttr^e  fiber^upt,  ben 
Supremat  bes  ^errfqers,  bie  gefe^mofttgen  ^rioilegten  beifelben  gegenüber  bem  Dis- 
sent  etc.,  als  um  ben  oerbliebenen  3%^^^l^ng  mit  ber  mittelalterlichen  unb  patri« 
[tilgen  Air^e  in  Aultus  unb  innerer  Organifation,  olfo  befonbers  um  bie  bifd^öflid^e 
Serfaffung,  ben  C^ratter  ber  SBeiben,  bos  Common  Prayer  Book  als  9lorm  bes  5 
(Sottesbienftes,  {Aheglic^  au^  um  %[ble$nung  bes  ^,^apismus''.  3Ber  fein  religiofes 
(ober  aud^  polttifc^es)  3nterefje  foliborif^  n^eig  mtt  biefen  fpe^tfif^en  SDbmenten  ber 
,,ilirc^e  oon  Cnglanb"  ift  ein  ^^highchurchman".  Der  eigetttluDe  Ztms  ber  »$oc^« 
iirc^e''  ift  Srjbifc^of  fiaub.  Seine  9ti^tung  ift  es,  ffir  bie  biftorif^  bei  i^rem  9Bieber« 
aufleben  nac^  ber  9ieftauration  ber  Stuarts  ber  SRome  entftanben  ift  ws  ®egenfa^  10 
er[(^eint  bie  low  church,  bie  „niebere  ilir^".  Sie  wattn  bie  £eute  ber  S^mpa^ie 
mtt  bem  ^uritanismus^  fie  liefen  fiA  par  bie  Snftitutionen  ber  Staotslir^e  gefaüetu 
legten  aber  lein  entf^etbenbes  (Seoiqt  oarauf.  Sie  empfod^Ien  bie  Dulbung  ober  aud) 
Slnerlennuna  ber  Dissenters,  unb  boten  jumal  ffir  ade  SBerle  ber  äugem  unb  innem 
9Riffion  biefen  gern  bie  $anb.  (Begenflber  allen  ^iftorifAen  gönnen  ber  Serfaffung  is 
unb  £e^e  oaren  fie  bie  Serteibiger  bes  unmittelbaren  Sibehoorts.  3^e  ^auptoertreter 
oaren  bie  „fiatitubinarier"  (feit  ber  iEBieberberufung  ber  Stuarts;  nic^  urfprfingliA, 
aber  je  länger  je  mebr  geriet  biefer  S^^^i  ^^  3nbifferentismus),  unb  ffttnaify  bte 
,jSoanaeIMen"  (^ietifteni.  Der  „Evangdicalism"  ober  Evangelical  Revival  fyd 
\xä)  freiliq  auA  ben  $od^nr^Ii^n  mitgeteiU.  3o^n  9BesIe9  wca  eigentli^  highchurch-  20 
man.  Der  SRet^obtemus  als  fol^er  fonb  j^oq  auf  bie  Dauer  leine  Stätte  in  ber 
Staatsiir^e,  nur  als  eine  Stimmuim  tonnte  er  plaggreifen.  Sei  oielen  nam^en 
93ertretem  ber  eoangelif^en  Partei  mnn  man  ftretten,  ob  man  fie  jur  high  church 
ober  low  eh.  rennen  mflffe.  Der  tqpif^e  lowchurchman  im  ^iftorif^en  Sinn  n^ar 
Sif(^of  Sumet,  ber  t^eoIogifAe  $aiq^erater  iEBiI|eIms  III.,   bes jOraniers.  Sis  in  25 


unfer  l^a^r^unbert  erhielt  fid^  bie  9{imtung  als  fold^e  bis  ju  ben  (Emanjipotionsaften. 
9Rit  btefen  oerlor  Jie  geoiffenna^en  i^ren  (Eatiftenjgrunb.  £0^  ^  ber  fiotitubinaris» 
mus  eine  Sfortfe^ung  gefunben  m  ber  broad  church  party,  als  beren  (Srfinber  (Eole* 
ribge  (f  1838)  gilt.  Diefe  ©ruppe  fübrt  aud^  ben  3lamen  ber,.Liberal8".  Sie  oertritt 
ben  Evan^elicals  gegenüber  ben  min  ftatt  bes  Su^ftabens  ber  Sibel  fie  anerlennt  so 
bas  Ked^t  oer  freien  n^iffenf Aaftli(^n  S^tfcl^ng  unb  ift  oielfa^  in  Sfü^Iung  mit  ben 
Seoegungen  ber  beutfqen  9EBiffenfc^aft  9laturgemäg  oreift  ber  Smflug  auc^  biefer 
9{iätung  oielfa^  auf  bie  $od^IirAe  über.  Die  Keßere  ift  fiber^upt  gegenmärtig  auf* 
gej^Ioffen  ffir  bte  oerfc^ieben[ten  Slnregungen.  Ss  ge^  fo  nenig  loie  in  Deu^^Ianb  an, 
mtt  ben  ^arteinamen  n)ie  einfallen  S^lagn)5rtem  5U  operieren.  Die  „Ctuette*',  bie  35 
ein  X^eolog  trägt,  ift  oft  fe^r  jufällig  ju  ftanbe  gelommen  unb  bie  beften  SSertreter 
ber  oerf^ieoenen  9{i(^tungen  Q)iffen  fi(^  gegenfeitig  ju  fc^en.  Sebeutfam  ift  ber  (gegen« 
fa^  ber  high  unb  low  church  befonbers  oarum  aeoeien,  oeil  er  fid^  mit  ben  politif^en 
^arteibilbungen  oerbanb.  Unter  3^^^  I^-  Ji^  belanntlub  bie  beiben  Spi^namen 
Tories  unb  Whigs  aufgefommen  (f.  $.  Deftrüd,  $ift  unb  potit  Sluffäfee,  2.  Slbt.,  40 
1886,  S.  25  ff.).  3^ne  toaren  bie  Slonferoatmen,  unb  auf  i^rer  Seite  fiitoet  man  bie 
meiften  St|Aofe.  9luf  ber  anberen  Seite  Q)aren  bie  Whigs  bie  £iberalen,  bie  SSer- 
fec^ter  ber  93oIIsre^te ,  bes  Parlamentarismus,  3uglei(^  auq  bes  ^roteftantismus  oiber 
Die  iat^olifc^en  Üenbensen  bes  JUnigs.  3^  i^nen  hielten  oie  3RttteIftänbe,  sumal  auc^ 
ber  Dissent.  Die  2ories  unb  $o$Iir$Ii^en  maren  bie  Vertreter  oer  Slutorität,  bes  45 
göttli(^en  Kec^tes  bes  ilönigs  unb  ber  ilir^,  bie  Whi^s,  bie  Stieberlir^Ii^en,  bie 
Serfe^ter  ber  Srtei^eit,  bes  3nbiolbuaIismus.  So  fd^ron  unb  bart  fi^  bte  Parteien 
ent^egengeftanben  ^aben,  fo  tonnte  es  bo(|  nid^t  ausbletben,  bag  fte  fi^  oielfa^  inbirelt 
beetnflugten. 

SBas  bas  SSer^ältnis  ber  ftir^e  oon  Cnglanb  ju  ben  anberen  ilirc^en  betrifft,  fo  50 
u)irb  es  oon  ben  oerf(^iebenen  Kti^tunaen  oerf^ieben  gebeutet  Die  $oAIirmIiäen 
lepen  befonberen  9la(bbrud  barauf,  ba|  bte  ilir^e  oon  (Englanb  eine  „lat^olifqe  ftir^e" 
fet.  3n  ber  X^t  ^at  fid^  biefe  ilb^e  0^  in  offijienen  ^Itenftüden  fo  genannt,  sualei^  cim 
and)  eine  „reformirte",  gelegentlid^  felbft  „protejtantif^e".  Sor  aUem  fyd  es  bis  auf  bie 
neuere  3eit  ni^t  einen  (Segenfa^  ju  .,proteftanti|d^''  bebeutet,  votnn  man  bie  anglüanif^e  55 
R\xd)t  als  lat^olif^  bejei^nete.  tn  Staatsbohimenten  mhh  biefe  ilird^e  aanj  un« 
befangen  als  proteftantifd^e  unterftellt  unb  in  !onftihitioen  SrQärungen  minbeftens  ber 
Üo^terfird^en  u)irb  ber  Zitel  proteftantifd^  mitbeni^  S.  SRalomer,  S.  187,  9Inm.  5. 
(Erft  bie  aus  bem  fog.  Xraltarianismus  (f.  ben  mt)  ^orgeaangene  „ritualiftifAe'' 
Partei  unter  ben  $o^{ir(^Ii(^en  ^at  bem  $räbilat  „lot^oUfi^"  einen  antiproteftatttifqen  go 


546  Stoglttaittfdle  fttrd|e 

Sinn  beigelegt  unb  burd^  fop^ijtifc^e,  oielfod^  eoibent  untDo^^oftige  Sluslegungen  ber 
maggebenben  i^ellen  beis  ^ngmanismus,  ber  39  ürtiiel  bes.  befonbeis  bes  Common 
Prayer  Book,  fi^  in  bem  Strdben  ber  Sbmenbung  oon  ben  iReformottonsÜr^n  bes 
5lontinent$  unb  ber  Slnnä^erung  mmd  an  römif^e  3been   unb  Sröud^  juu  beden 

5  gejud^t.  Smmer^in  ift  es  in  fjo^mdjUidftn  5treijen  (unb  fie  bilben  bie  wtfycjfäjH) 
Qllgentein  üblid^^  in  bem  Sinne  auf  bas  ^rfibitot  laf^olif^  (Bemüht  3u  legen,  bo^ 
es  pofitio  QÜetn  aulönglid^  fei,  um  ben  3u[ammen^g  ber  anglHonif^n  Atrc^e 
mit  ber  urfprüngli^n  Kirme  in  i^rer  ^iftori|(^  lonireten  (Jform  ju  (i^ordterifieren. 
Das  ^auptaetoi^t  fallt  baoei  borauf,  bag  biefe  5lir^  an  ber  Unterh^fibung   ber 

10  geiftli(^n  SSoIImaäten  eines  Diafoiten,  ^riefters,  Sifqofs  unb  an  ber  Übertragung 
ber  Ilerifolen  Dualitäten  bur$  bif^öflid^e  SBei^en  fe|t|alte.  SCber  bie  angliiani|(^ 
Airc^e  lennt  !ein  sacramentum  ordinis.  6on)O^I  Die  39  Sbtiiel  (Sit  26)  als  bos 
Common  Prayer  Book  (Aate^ismus)  lennen  nur  ,,^ei  6airamente''.  3nbem  ni^t* 
ritualiftifd^e  $o(^iird^Ii^e  oas  nid^t  oerlennen.  n)irb  iJ^nen  bie  Sfortffi^mng  ber  Unter« 

15  fc^eibung  oon  SBei^egraben,  bie  Setonung  Der  bif^öfli^n  SoIIma^ten.  bos  (Stmüfi* 
legen  auf  bie  continua  successio  inner^ub  bes  Sptslopots  ju  einer  qeUfamen  Drb« 
nung,  bie  bis  auf  bie  Sl;)ofteI  3urüdreid^e  unb  aus  Se^orfam  unb  (Ehrerbietung  ^egen 
biefe  !^tuQtn  3^fu  (E^fti  feftsu^alten  fei.  Sgl.  bie  (Einleitung  )u  ben  JDrbinattons» 
9orfd^nften  im  Common.  Pr.  B.    Denjenigen  reformierten  Air^n,  bie  fid^  ni^t  an 

20  bie  altfird^U^e  9lrt  ber  geiftlü^en  Smtsflbertragung,  ^umol  niAt  biefe  SIrt  ber  Vmts* 
abftufung,  galten,  mixt  (Eigemoilligfeit  geaenfiber  apoftolif^r  Orbnung  f^ulb  gegeben. 
6o  mirb  in  ber  englif^en  Airc^e  bie  JDrbtnation  in  ben  anberen  eoangeltf^n  üin^n 
ni^t  anerlannt,  q)o|I  bagegen  bie  orientalif^e  unb  römif^e  ^rieftenoei^.  Doc^  ^ 
mit  biefer  9In^ennung  es  bei  lorretten  ^oc^ür^Iic^en  aud^  fein  Seioenben,  sumol  ber 

2^  römif(^en  Aird^e  gegenüber.  (Eine  ^lenbenj  auf  (Entgegenfommen  gegen  ben  $apft,  gar 
Untenuerfung  unter  i^n.  ift  bei  [ol^en  ni^t  oorbanben,  ^od^ftens  ba§  man  gu  referoterter 
Slneriennunip  unter  Seoingung  Der  (Segenfeitigleit,  ju  einer  freien  itommunion,  nic^t 
Union,  ya>  fqen  ber  fat^olifc^en  Air^e  oon  (rnglanb  unb  berjenigen  bes  £)ftens  unb 
iRoms,  geneiat  matt,    3n  ben  9{eligu)nsartileln  ift  ber  römif^en  Aird^e  ein  Serberb 

30  in  Sejug  auf  ben  (Blauben  f^ulb  gegeben,  9Irt.  19.  (Ein  gleid^er  Sonourf  loirb  feiner 
proteftantifc^en  ftird^e  f^ulb  gegdben.  3n  Sejug  auf  biefe  legieren  ift  ber  prinjipielle 
SRa^ftab  ber  Beurteilung  burd^  9lrt.  84  filtert.  Danach  fyit  jebe  ^artifular*  ober 
9latu)naliirc^e  bas  iRec^t,  fird^li^e  (Eeremonten  unb  9{iten,  bie  burc^  blog  menf^lic^e 
Autorität  einge^M  finb,  na^  t^rem  (Butbünlen  ju  be^anbeln.    ftorrelte  $0(^ür4li^ 

aö  überfe^en  bas  Wa%  oon  älnerlennnng ,  toel^es  i^nen  bamit  gegenüber  bem  Dissent 
unb  ben  fontinentalen  eoangelifd^en  ftird^en  geftattet  ift,„  nid^t.  6o  ergiebt  fic^  au(^, 
bag  bie  ftirc^e  oon  (Englano  oon  ^roteftanten  feinen  Übertritt  oerlangt;  loenn  3.  S. 
eoangelif^e  $rin3e|finnen  in  bos  itonigs^aus  burc^  Beirat  eintreten,  aelten  fie  o^ne 
loeiteres  als  SRitglieber  ber  Staatslird^e.    Siel  freier  als   bie  $o^firmli^n  beroegen 

40  [i^  bie  fieute  ber  low  church,  ober  biejenigen,  bie  nur  ©eroic^t  barauf  legen,  Evan- 
gelicals  ju  fein.  3n  i^ren  Äreifen  fyd  befonbers  ber  (Bebanfe  ber  „eoangelifc^en  Slllianj" 
(f.  ben  Slrt.  S.  376,  38)  feine  Üräger  gefunben. 

9Ran  fann  ni^t  oerfennen,  ba^  bie  angliianif(^e  ftird^e  einen  Zqpus  fjai,  ber  fie 
oon  allen  anberen  Airc^en  abgebt.    Sie  fteqt  mit  feiner  berfelben  gan5  auf  gleichem 

45  Soben.  3n  ber  £e^rentn)idlung  unb  ber  inbiotbuellen  religiöfen  Stimmung  ift  fie 
eoanoelif^,  ber  reformierten  calointfd^en  9bt  nöber  fte^enb  als  ber  lut^erif^en.  Slber 
in  i^rer  objeftioen  (Beftalt  unb  in  ibrem  (BemeinbeiDu^tJein  ^at  fie  eine  Senoanbtfc^aft 
mit  ben  niqteoangelifd^en  Air^en.  Dag  fie  im  n>efentlt(9en  ben  3uftanb  ber  patriftifc^en, 
3umal  ber  oornicänif(^en  Äir^e  loieberbelebt  Jabe  —  loie  bas  bie  $od^fird^Ii4en  fic^ 

50  gern  oorjpiegeln  —  fann  man  nur  mit  oielen  Sorbe^Iten  jugeben.  als  fpesififdpe  gorm 
oon  9latu)nal«  unb  Staatsfird^e  ift  fie  ben  ort^oboaten  onentalifd^en  Airc^en  oerroanbt, 
aber  me^  ber  b^antinif^en,  als  ber  patriftifd^en  (Beftalt  berfelben.  9Kit  i^nen  teilt  fie 
auc^  bas  3urüdt:eten  bes  lebr^ften  Sntereffes  hinter  bem  liturgif^en  b.  l).  bem 
Sntereffe  an  ben  gottesbienftliqen  geiem.    3n  ber  foneften  (ßeftalt  bes  „fat^olifd)en" 

55  ®ebanfens  in  i^r  unb  in  Der  Setonung  ber  bifd^bflid^en  Sollmad^ten  liegt  immerhin 
etmas,  toas  an  biejenigen  lir^lid^en  3uftänbe,  beren  9{epröfentant  (Eqprian  loar, 
erinnert. 

Die  anglifanif^e  ftirc^e  ^at  ]i^  mit  ber  englifc^en  3Jla^i  unb  burA  bie  SRiffion 
über  Snglanb  felbft  hinaus  oerbrettet.    Sie  ift  rec^t  eigentli^  3u  einer  weltfirc^e  ge« 

m  iDorben.    9Biefem  S^ottlanb  unb  Z^^^^^  ^^  %  teil  ^aben,   loirb  in  ben  biefen  fiön» 


«itfllttatiifdle  IKtrfre  Sn^It  547 

bem  getoibmeten  ^rttleln  3u  ^eioen  fein,  ^ier  t[t  nur  mi)  ber  augereuropoU^en 
3tDeige  3U  gebenlen.  Dabei  bort  K^^^  loieber  oon  oen  Setetnigten  Staaten  oon  9corb« 
amerila  abgefe^en  toeiben  (f.  b.  9lrt.  ,,9lotbamerila'0.  UrfprfinglMb  fionben  alle  oon 
^Imerifanem  im  9luslanbe  gegrflnbeten  (Semeinben  untet  ben  Sijfflof  oon  £onbon. 
Durd^  bie  Slfte  26.  Geo.  III  (1786)  c.  84  tourbe  ein  Siecht  befetttgt,  toonad^  blog  5 
Snglönber  oon  ber  AirAe  oon  Snglanb  bie  SBeffie  ei|alten  tonnten.  Daburd^  mürbe 
es  möglid^,  aud^  Sluslänber  ffir  eine  ausISnbifd^e  AirAe  ab  Sifd^Bfe  ju  mt\S)tn  unb  in 
ben  Kolonien  ein^imifd^e  (SeiftliAe  m  beftetlen,  bie  aU  9{e|nrSfentanten  ber  establlshed 
church  gelten  tonnten.  &  ßim  {e^t  eine  aro|e  Serie  oon  Jtolonialbifd^öfen.  Die 
Sef^id^te  ber  5loIoniaIlird^en  Mngt  ^m  Xeil  mit  oer  ®e[Ai(^te  ber  SOtiflionsgetellfd^aften  10 
in  (Ermlanb  3ufammen  (f.  b.  9rt.  „uRijfionen,  proteftanti|qe",  ober  SRatotoer  6. 150 ff.), 
^uf  (DTunb  einer  ^arlomentsofte  ober  aud^  o^ne  fold^e  ourd^  Qniglid^es  potent  touroen 
3uerft  in  Dft«  unb  SBeftinbien  bifc^öflidbe  Dtikefen  eingeri^t,  befonbers  au(^  botiert. 
Der  jl9nig  ^e  babei  bas  Siecht,  bte  Sifd^öfe  ^u  ernennen  unb  btnbenbe  Slmoeifungen 
ffir  bie  Senoaltung  3U  geben.  9luf  biefem  Stanopunfte  |te^  no(^  bos  (gefe^  6.  Geo.  IV 15 
(1825)  c.  87,  s.  10—15,  loeld^es  im  allgemeinen  über  iRrdbli^e  ©nric^tungen  in  SSer^^ 
oinbung  mit  englifc^en  Jtonfulaten  Seftimmungen  traf.  Sloer  bie  Seroegung,  bie  auf 
Cntftaatlid^ung  (disestabüshment)  ber  Church  of  £.  ^in3ielt,  bat  es  nid^  ba^in 
lommen  laffen,  bah  bie  5loIoniaI!{r^n  toirllid^  in  ftaatsred^Ii^em  3uf^nten^nge  mit 
ber  9RutterIir^e  blieben.  So  tourbe  1868  burd^  31.  unb  32.  Yict.  c.  120  ber  Atr^  20 
oon  9Beftinbien  bie  ftaatli(^e  Unterftfijkung  entsogen.  Ss  mürbe  befonbers  ber  (Srunbfc^ 
aufgefteut,  bag  ffir  Aolonien  mit  JetoftfUInbiger  (5efet|aebuim,  sumal  mit  eigener  $ar« 
lamentsoerfaffung,  bie  Ürd^IiAen  Orbnungen  aud^  frequfl^n  f^^^n.  So  aus  Slnlag 
bes  Streites  smifd^en  bem  IDletropoIiten  ®ran  oon  Aapftabt  unb  bem  Sifd^of  Solenfo 
oon  9latal,  1863.  Später  mürbe  oiefer  (Srunofo^  au(^  auf  bie  Jlronlolonien,  oie  feine  25 
felb[tftönbige  9{egieruna  ^ben,  ausgebe^ni  3^  3^^  gilt  bos  alte  9{ed^  nur  no(^  ffir 
Oftmbien.  $ier  mürbe  nod^  1892  burd^  bie  Adnigin  bos  neue  Sistum  fiutfnom  ge« 
grfinbet  unb  ein  SifAof  ernannt.  3n  ben  fibrigen  Jtolonien  ^  fid^  nun  aber  ein 
burd^aus  loderes  Serpitnis  smifd^en  ben  Air^n  unb  ber  ftaaUid^n  (Semalt  heraus- 
gebtibet.  Die  ftird^en  merben  oort  im  (Sruno|a^  nur  als  Vereine  betrachtet.  (Eine  so 
„Staatslird^e"  giebt  es  bort  nirgenbs.  J)fteiltd^  fyA  man  m  unterfd^eiben  3mi]^en 
ben  alteren  unb  ben  feit  ben  jed^ssiger  ^cS^xtn  bes  19.  3^t9unberts  errid^teten  Sis» 
tfimem.  Stur  bie  legieren  ftnb  gSnsIiA  o^ne  3^^^^"  ber  Se^örben  erridbtet,  bie 
erfteren  ^aben  nod^  gemiffe,  unbefinierte  Se3iebungen  m  bem  Staate.  (Eine  itategorie 
neben  ben  Aolonialbistflmern  bilben  nod^  bie  URimonsoistflmer.  1855  mürbe  oon  (Eng«  35 
lanb  ber  erfte  9Rinionsbif(bof  ausgefanbit,  nac^  Someo,  er  no(^  nominell  als  Si|d^of 
einer  ber  Arone  ge^örioen  ileinen  Sunbainfel:  1861  mürbe  in  Aapftabt  ffir  bas  nid^» 
engli^e  Sentralafrita  (3(nnbefi«fianb)  ein  Si)(^of  gemeint,  alsbalb  nac^ber  in  (Englanb 
einer  ffir  Honolulu.  Die  Colonial  Clergy  Act  37  unb  88  Vict.  (1874)  c.  77  ^at 
bie  legten  Sd^mierigfeiten,  meld^  ber  firc^umen  oollen  Aommunion  3mifd^en  ber  Curch  40 
of  E.  einerfeits  unb  ben  ausISnbifAen  anglifanif^n  Sifi^fen  no(^  im  9Bege  ftanben, 
befeitigt.  (Es  ijt  je^t  gleid^gfiltig,  ob  ein  an^Iüanifd^er  Sifqof  im  Sluslanbe  bie  SBei^e 
empfangt  ober  xn  (Englanb.  9u(^  ^at  \xäf  tm  üuslanb  ein  Softem  oon  (Ersbifd^öfen 
unb  ä^tf^ofen  entmidfelt,  mie  in  (Englanb  felbft.  (Eine  9rt  oon  Sfirenprimat  geniest 
jebod^  bet  allen  ber  (Er3oif(^of  oon  Santerbur;.  3n  freier  SBeife  l^en  fid^  alle  ^rten  40 
oon  Sifd^öfen  feit  1867  3U  einer  ,,pananalilanifd^en  itonferen3''  unter  bem  93or[i^  bes 
(Erjbifd^ofs  oon  Santerburo  3ufammenaefqIoffen.  Diefe  itonferens  tagt  ttwa  alle  3e^n 
3a^re  unb  ^t,  o^ne  mirflid^e  SRac^iefugniffe  m  befi^en,  boi^  mi^ige  Sef(^Ifif|e  faffen 
tonnen.  (Es  gab  1893  (obaefel^n  oon  ben  bereinigten  Staaten  iRorbamerifas  unb 
ben  }u  il^nen  gehörigen  9Rifftonsbifd^9fen)  in  augereuropäijAen  (Sebieten  88  angIitani|Ae  50 
Sif(^ofe.  |ffir  Sub^Ohiropa  giebt  es  einen  felbMt&nbigen  Stf^of  in  (Sibraltar.  mit  angli-' 
lanifd^en  ftird^en  im  mittel«  unb  norbeuropäift^en  ^uslanb  unterfteben  bem  SifAof  oon 
£onoon.  ((E.  e^oel.)  gf*  ftatteninfi^. 

?lnl)alt.  äitteratur:  Wunder,  ©tatiftifc^cÄ  Sa^rSucft  ffir  bad  ^crioatum  ^Tnl^alt,  ^cftl; 
^eric^te  beS  ^In^altifcften  ^onfiftorlumS  über  bie  äuftänbe  unb  ©ct^äftniffe  ber  cüangcUfc^en  k 
i*anbc^fird)c  bc§  l^erjogtumS  ?(nt)alt,  crftattet  an  bie  SonbcÄf^nobc  in  hcn  3tt^rcn  1892  unb 
1895;  ^'unrfer,  ^n^altS  33efenntniSftanb  lüö^tenb  ber  S^creinigung  ber  fjürftcntfimcr  unter 
3oa(^lm  ernft  unb  3o^ann  &toxa  (1570—1606)  5)effou  1892  unb  berfelbe,  i»a(fttrag  ju 
%nf)aU^  öcfcnntniSftaub  ebenba  1892. 

35* 


548  Hn^alt 

ftir^Iiäe  Statiftil.  1.  Die  lonfeffionelle  Verteilung  ber  Se* 
oöllerung.  Das  ^erjogtum  ^n^alt  ift,  mos  feine  fonfeffionellen  Set^ltniffe  betrifft, 
als  ein  rein  proteftantifqer  Staat  5U  besei&nen.  Die  Sln^aben  ilber  bie  Ionfe|Iioneue 
Verteilung  ber  SeQößerung  in  Sln^alt  ntünen  ben  (Ergebntffen  ber  Soßs^jSl^Iung  oont 

5 1.  Desentber  1890  entnommen  loerben,  ba  bie  (Erhebungen  üoer  bas  9{eIigion5be!enntnis 
bei  ben  3^Iungen  oom  14.  3uni  unb  1.  Dezember  1895  nod^  nic^t  verarbeitet  jinb. 
9Im  1.  Dezember  1890  belief  fi^  bei  einer  ®efamtbeoöBerung  oon  271963  bie  3a1jH 
ber  (Eoangelifd^en  im  ^erjogtum  auf  261216,  alfo  96,06''/o  ber  (gefamtbeooBerung.  Da« 
nth^n  iDurben  aesä^It:  1.  Aat^olüen  8875,  barunter  4  (Srie^iJd^Iat^oIifAe,  alfo  3,26''/o, 

10  2.  anbere  Q^nften  293,  barunter  138  ^oftoIifAe  (Sroingumer),  aUo  O,ll''/o  unb 
3.  3sraeliten  1580,  alfo  0,58'/o.  Die  3a|I  ber  JtatboIUen  betrug  na^  ber  38blung 
oon  1871  nur  3378  unb  ift  1875  auf  3473,  1880  auf  4541,  1885  auf  5492  gepüegen. 
Die  an  [i^  auffaüenbe  3una^me  ber  ftat^olifen  erflort  fi^  burc^  bie  Slusbe^nung  ber 
3nbuftrie  tm  allgemeinen  unb  namentli^  babur^,  bag  ber  3^1unosto0  ^n  bie  [og. 

16  Aampagne  ber  3uc(erfabrilen,  ffir  bie  oiele  Sad^fengänger  aus  iat^olif^en  (gegenoen 
Deutf^Ianbs  ^erangejogen  merben,  fallt  3m  Sernburger  Areife,  wo  bies  Verhältnis 
am  metften  oorlommt,  betrug  bie  3^1  ^^  5lat^oIifen  4431,  alfo  na^esu  50*^/0  fanttli^ 
jlat^olüen  im  ^erjogtum.  3n  einseinen  (Sutsbesirlen  moren  offenbar  aus  biefem  (6mvbt 
md)x  als  bie  ^alfte  ber  am  1.  Dejember  1890  ortsaraoefenben  SeoöIIerung  Aot^oISen, 

20  [o  tm  Domönenbejirl  gredleben  69  oon  123,  im  Domänenbesirl  !ßlöt|fau  116  oon  217, 
tm  Domönenbe^ir!  £iitbau  72  oon  124  unb  im  Domfinenbejirt  iRofdjiDi^  78  oon  155. 
Diefe  lofale  9Rt[d^ung  ber  Aonfe|fionen  an  Stellen,  wo  laum  bie  9JlogIt^!eit  filr  eine 
religibfe  Verforgung  ber  fat^olifd^en  (Semeinbeglieber  gegeben  ift,  midi  entf&ieben  \äfi^ 
bigenb  auf  bie  fosialen  Ver^Itniffe  ber  betreff enben  Sesirle  stirüd;  anber^eits  erifUtrt 

25  biefer  Umftanb  auc^  bie  bort  befonbers  ^ftg  oorfommenben  gemif Aten  (EQen,  toobei 
oonoie^enb  ber  (Ehemann  ftat^oltf  ift.  Die  religibfe  (Erjie^ung  ber  Ainber  aus  fol^n 
S^en  t|t  meitaus  tn  ben  meiften  ^Jkn  eoangeltfd^.  Die  3^1  ^^  „fonftigen  S&riften'' 
^at  [i^  in  Sln^alt  m^  bem  (Ergebnis  ber  1890er  3&^Iung  feit  1871  mä)t  unbebeutenb 
oermebrt.    Den  ^auot^runb  ba[fir  bilbet  bas  ftarte  %tmaä)\tn  ber  apoltolif^en  (ge- 

someinben  (3roingianer)  in  ben  Stäbten  Sembi^  unb  Costoig,  alfo  in  oem  oormals 
bemburgif^en  £anbesteil,  wo  ältere  gefe^Iid^e  Veftimmungen  über  bie  3uläjfigfeit  ber 
Silbung  oon  9{eIigionsgenoffenfd^aften  bas  (Entfielen  fold^er  (Semeinben  erleichtern.  Die 
ßo^I  ber  jübif^en  (Einroo^ner  oes  ^erjogtums  seigt  [eh  20  3^^n  eine  entf^iebene 
^na^me.    Set  einer  (Sefamtbeoölferung  oon  203437  (Einwohnern  im  Z^i  1871  finb 

36  no^  1896  3sraeliten  gesohlt,  bas  [inb  0,93"io,  gegen  1580  ober  nur  0,58'/o  ber  Beoöl« 
lerun^  am  1.  Desember  1890.  Die  3uben  too^nen  in  SInbalt  faft  nur  in  ben  Stäbten 
unb  tn  einigen  grdgeren  £anb|gemeinben  mit  na^esu  ftäbtifc^em  C^alter.  3n  ben  IIei< 
neren  lönblt^en  (Semeinben  Jinb  nur  nod^  2  3sraeliten  gejault. 

Die  eoangelijd^e  £anbesiird^e  bes  ^erjoatums  ift  aus  ber  SBittenberger  Sleforma- 

4otion  ^eroorgegangen  unb  fyd  au^  mä^renb  Der  Streitialeiten  unter  ben  (Eoangelifc^en 
im  legten  Drittel  bes  16.  3^i^^iinberts  an  bem  oon  oen  Vätern  fiberlommenen  Ve» 
fenntnis  fejtge^alten,  mennglei^  bie  einfeitige  Stiftung  bes  £ut^ertums,  bie  oon  ben 
Verfaffem  ber  Aonlorbienformel  oertreten  mürbe,  in  9In^It  abgelehnt  ift,  loie  benn 
bäter  aud^  ber  (Exorcismus  ^ier  befeitigt  mürbe.  Vielfa^e  Vesie^ungen  bes  at^Itifc^en 

46  {jfürften^aufes  jur  Vfalj  unb  ber  (Einfluß,  ben  (Seijtli^e  aus  J^ranfen  eine  3^it  lang 
in  ber  an^altijd^en  Aird^e  ausfibten,  eriflären  bie  gegen  ben  S^Iug  bes  16.  ßc^^^unberts 
oom  gürften  3o^nn  ffieorg  unterftü^ten  Vejtrebungen  einiger  leitenber  Äird^enmänner, 
getoilfe  Airc^ena^röud^e  ber  ^fäljer  S{\xä)t  m  Sln^It  einjufü^ren.  Dagegen  finb  alle 
9)er[ud^e,  aud^  ben  Velenntnisftanb  ber  art^alti|d^en  ftird^e  bur^  fdrmli^e  ^nno^me  ber 

60  $fäl5er  Slgenbe  unb  bes  $eibelberger  Katechismus  3u  änbem,  erfolglos  geblieben.  6o 
mill  benn,  mie  neuere  ($orfd^ungen  ergeben  ^aben,  bie  Veseid^nung  „eoangelilc^^refor« 
miert",  bie  man  bamals  gern  für  bie  anbaltil^e  £anbeslird^e  gebraud^te,  nur  ben  luti^erifc^« 
melan^t^onifd^en  (E^aiatttx  anbeuten,  an  bem  bie|e  ftiräe  ber  Slugsburger  itottfeffton 
gegenüber  bem  £ut|ertum  ber  jlonlorbienformel  fe|tge^alten  ^at.    URit  ber  politic^en 

66  Trennung  ber  bis  1606  unter  aemeinfamer  Venoaltunq  fte^enben  4  an^altijdben  gürften» 
tümer  (Deffau^  Vemburg,  (Eöt^en  unb  3^rbft)  geftaltetc  \i^  aud^  ber  (Sjarafter  ber 
fianbesltrd^en  tn  ben  einjelnen  £anbesteilen  etmas  oer|d^ieben.  SBö^renb  in  Vemburg 
unb  in  (Eot^en  me^r  bie  Steigung  oorbanben  toar,  ben  reformierten  3^9  i^  eoange^ 
lifd^en  SBefen  ^eroortreten  5u  lajfen,  Dagegen  im  gürftentum  3^*!t  ^i«  entf^ieben 

eo  Iiit^erifd^es  Streben  [t^  geltenb  mad^te,  ^at  9lnbaIt<De|fau  mof)l  am  meiften  an  bem 


an^oH  549 

^rtnjtp  fcftgc^altcn  bos  inner^Ib  ber  fonfcfftonenen  9?i(i^tungcn  ber  eoangdtfd^cn  fttrc^c 
(Rnigcnbc  5U  betonen.  Xlnb  bies  Sßrinjip  gewann  noA  unb  na(^  ©teber  bte  §errf^c^ 
in  ailtn  letlen  bes  iehtgen  ^eräogtums  Sn^It,  3umal  fettbem  8[nl5>ölt*3^*f*  ®ni^^  *^^s 
18.  3aMunbert5  als  fefiftftänbiges  gürftentum  m  esiftieren  auffiörte.  So  etfolote  benn 
au(^  tm  Sa^rc  1820  o^ne  alle  Siioterigfeit  bte  (Einführung  ber  Union  in  ben  alt«  5 
bemburgif(^en  fianbestetlen  unb  fobann  ebenfalls  oBne  Sc^ierigleit  unb  jroar  unter 
gemein(amer  geier  bes  ^eiligen  Sllbenbmo^ls  in  ber  Sc^lofelirdje  in  Deffau  am  16.  ÜJlai 
1827  in  ben  alt^beffauifAen  fianbestetlen.  SAließlid^  finb  aud^  bie  Snt«(E5tl^ener  fianbes- 
teile  burd^  bas  fog.  Unlonsgefefe  00m  29.  Januar  1880  in  bie  unierte  fianbesfir^e 
Sln^lts  aufacnommen.  Die  (Etnffi^ng  ber  Union  ift  fein  (Eingriff  in  ben  Sclenntnis=  10 
ftanb  ber  anpaltif^en  ©emeinben,  bod^  erfolot  bie  orbinatorifc^e  SBemlic^tung  aller  ®eift= 
liefen  auf  bie  bret  ofumenif^n  Symbole,  oie  auasburgifd^e  Aonfeffton  unb  beren  9^)o» 
logie  als  bie  allgemeinen  hrd^li(^en  Befenntnisf^rtften  j  unb  in  oen  Äir^en  bes  fianoes 


^aupt  fein  entfc^iebenes  Beroufttfein  oon  einem  befonberen  lut^erifc^en  ober  reformierten 

Sefenntnisftanb  oor^anben,  offenbar  meil  |i^,  oon  meniaen  üusno^men  abgefeben,  bie 

\(fyo;>aAtn  9legunaen  eines  berartigen  SeiouRtfeins  bei  bem  eigenartiaen  (Entrotdlunas» 

gang  ber  an^altif^en  fianbesfird^en  bort  früg  oenoif^  ^aben.    Unb  fo  erflärt  es  fid^  20 

benn,  bog,  n}S^renb  bei  frfi^ren  Solfsjä^lungen  nmn  ben  Angaben  ,,eoangelif(^''  ober 

„proteftantif(^"  ober  „untert"  loenngleim  loeit  loenlger  ^ufig  aber  bo^  immerhin  nod^ 

in  5a^lreid^en  fällen,  namentli(^  im  (Öt^nf^en  fianbestetl,  bie  Sejei^nungen  „lut^e* 

n\ä)"  unb  „reformiert"  geroa^lt  ©urben,  bie  beiben  letten  Sejeii^nungen  neuerbinas 

nur  no^  in  [eltenen  gallen  oorfommen.  Sd^on  aus  biefem  (Srunbe  lägt  JiA  nid^t  feft^  25 

[teilen,  tnmiemeit  bie  (Slieber  ber  eoangelif(^«unierten  fianbesfirAe  in  Sn^aU  \\^  ^eute 

noc^  m  ben  9{eformierten  ober  ju  ben  fiut^ranem  5&^len  nrilroen.    Sogenannte  Sllt- 

ober  feparierte  fiut^eraner  finb  1890  nur  93.  Snt*reformierte  101  gejoblt  ©orben. 

2.  Die  geltenben  SRed^ts«  unb  SJerfaJfungsnormen.    Die  Äonfiftorial^ 

oerfaffung  ber  eoangelifAen  fianbesfird^e  Anwalts  ift  huxi)  bie  SJerorbnuna  00m  16.  De*  30 

jember  1850  für.?ln^alt*Semburg  unb  burd^  bie  SJeroronung  00m  23.  Dejember  1853 

für  9lnbalt«Deffau  unb  9ln^alt>(Eot^n  neu  georbnet.   DurA  Serorbnung  00m  1.  SR&rj 

1865  ift  bie  SJenoaltung  ber  Air^e  ber  bemburgif(^en  fianbesteile  bem  an^altif^en 

ftonfiftorium  in  Deffau  mit  fibertragen.    Dem  Äonfiftorium  ift  bei  jener  Jleuorbnung 

bie  oberfte  SSenoaltung  in  inneren  Äirc^enfac^en,  ju  benen  namentttd^  bie  Slnftellung  35 

unb  (Emeritierung  ber  (Seiftlid^en  ^erec^net  toerben  foll,  übertragen.    3n  bieten  Sad^en 

loerben  bie  93eri(^te  bes  5lonfi[tonums  unmittelbar  an  ben  fianbes^erm  errtottet,  unb 

Sroar  bem  SKinifterium  eingereicht,  inbes  ftets  bem  öerjoa  jur  eigenen  (Entf^eibung 

oorgelegt.    Die  Aird^e  ^at  baburd^  bie  (Garantie  erhalten,  bag  bie  Srlebigung  ber  fie 

betreffenben  gragen  nur  burc^  ben  fianbes^rm  felbft  als  oen  Iroaer  oes  ftir^en»  40 

regimcnts  erfolgen  fann.    Daneben  ift  bas  Äonfiftorium  au^  mit  SBabmebmung  ber 

Staats^o^eitsre(^te  über  bie  Äiri^e  betraut.    Dur^  bie  Äiri^engemeinoeoronuna  00m 

6.  gebruar  1875  mit  Slbanberung  00m  8.  gebruar  1886  unb  bur^  bie  Sgnobalorbnuna 

com  14.  Dejember  1878,  foroie  burc^  bie  Staatsgejefee  00m  28.  Dejember  1875  unb 

com  24.  anörj  1879  ift  bie  eoangelif(^  Äiri^e  in  Anwalt  als  eine  eigentümliche  fiebens-  45 
orbnung  im  Staate  -'-^"^  — • — ^ — ^  -    /^i^^  „  -„v^^.i  r  *      ^.  ^r     ...^r* 

gcfonbert,  unb  bie 

eoangelif^e  fianbesj^i  ,  ,  ,  , , 

Se^orbe  ^at  eine  firmen«  unb  [taatsgefe^fiii^e  (Barontie  i^rer  (Exiftenj,  il^rer'  ftollegiai* 
oerfaffung  unb  ber  Slrt  il^rer  3ufammenfetjung  erbalten.  Der  Äir^e  ift  baburdj  ein  50 
gefe^lic^er  ^nfpruc^  barauf  gemo^  morben,  bag  ftrd^lic^e  Slngeleaen^eiten  auä)  huxä) 
bie  Äir^enbe^orbe  erlebijjt  toerben  follen.  gür  bie  Äfr^engemetnben  finb  hmä)  bie 
AirAengemeinbeorbnung  tm  (Semeinbefiri^enrat  unb  ber  C5emetnbeoertretung  Oraane  ber 
Selbftoenoaltung  geMoffen,  benen  im  ©efentlid^en  biefelben  Slufgaben  jugetoiefen  finb, 
roie  ben  na^  ber  ^reufeifien  Äiri^engemeinbe*  unb  Spobaloronung  00m  10.  Sep*  55 
tember  1873  gebilbeten  firmlid^en  Vertretungen,  gür  eine  (Befamtoertretung  berfianbes« 
ürc^e  in  ain^alt  finb  bie  Slormen  in  ber  fe9nobolorbnung  gefd^affen.  Dte  regelmäßig 
alte  brei  ^afyct  jufammentretenbe  fianbesfgnobe  befte^t  aus  39  uRitgliebem,  barunter 
bie  5  Äreisfuperintenbenten  unb  5  00m  eoangelifc^en  fianbes^erm  ernannte  S^nobale. 
Die  übrigen  29  SJlitglieber  toerben  in  ben  fünf  5lretfen,  unb  jtoar  burd^  SBa^lmänner*  60 


550  «itiialt 

lollegten.  bte  in  jebetn  Arets  aus  fömtU&en  bort  eht  ürd^It^  Sinti  belleibenben  (&ei[t« 
lid^en,  eDenfooiel  loeltliAen  SRitgliebem  m  (&emeinbefirqenrate  unb  ^Ib  fo  oiel  9Rtt« 
diebem  ber  Hräli^en  Cpemeinbeoertretuimen  oebilbet  {inb,  auf  6  Z^^^  geioä^Ii  3^^^ 
ftirAenlreis  tDü^It  m  bie  fianbesbnobe  2  geiftli^e  unb  2  meltli^  uRttgiiebec  aus  ben 

6  ftid^ltd^en  ®emeinbelöiper[4aften  oes  eiaenen  5lreifes,  \ovD\t  mtx  bejiD.  einen  übgeorb^ 
neien  aus  ber  3<^I  ^  angefe^enen,  m^Ii^  etf(^[ienen  uno  Derbienten  SRfinnei  ber 
eoangeßfd^en  fianbeslir^e.  !Die  äBo^ImannerloUegien  ireien  aud^  anjo^Iic^  als  fog. 
Diöcefanoerfammlungen  jur  Seraiung  Aber  Staaen,  bie  ben  ftir^nfreis  interejfieren, 
p[ammen.    Die  fianbesfqnabe  mo^It  fflr  bie  feqsi&^riae  ^eriobe  einen  Sorftanb,  be^ 

10  ftei^enb  aus  bem  Gräfes  unb  einem  geiJtliAen  uiü)  u>ertli^n  Seifiger.  Die  SBa^I  bes 
^rafes  bebarf  ber  Sefiätigung  bes  fianoes^erm.  Die  fianbesfvnaoe  nimmt  felbftftänbm 
Xeil  an  ber  fird^Ii^en  C5e|eg^ebung,  ^at  mit  bem  ftird^nr^iment  bie  3uftanbe  uno 
Sebärfniffe  ber  fianbesiiroe  m  JDoa^t  }u  nehmen  unb  fibt  eine  JtontroIIe  Ober  bie 
unter  ^enoaltung  unb  aur  Serffigun^  bes  Aonfiftoriums  gefteUten  firc^Ii^en  IJfonbs  unb 

16  Aaffen.  3^  ^^  ^erjoglid^n  Aommtfforien,  benen*bei  ben  Ser^nblungen  ber  S^nobe 
bie  Vertretung  bes  £anbes^erm  übertragen  n)irb.  {oII  ftets  ik  Sorf^enbe  ober  ein 
SRUglieb  bes  itonfiftoriums  getreu.  Das  Jtoimftorium  oerftärlt  [i^  bei  n)i4tigeren 
Seratungen  bur^  oen  Sqnobaloorftanb.  Dem  69nobaborftanb  liegt  auc^  namentlich 
bie  5lonnone  Aber  bie  Sermaltung  ber  burd^  (&e[e|  oom  14.  J^ebruar  1888  gebilbeten 

20  fianbespfarrlaffe  ob.  Diefe  Aa([e,  in  u)elqe  bte  l][berfd^ii[|e  oer  9}farr|tenenein!flnfte 
oeleitet  n^erben,  unb  bie  bur^  etne  fefte  ftacdlid^e  ^ol^tsxtntt  gefpetft  n)ub,  bietet  bie 
uRittel  für  bie  Sefolbung  ber  (&ei|tliqenp  bie  m^  emer  bejtimmten  burd^  (&e{e^  oom 
gleichen  Sage  georbneten  unb  injmtf^en  reoibierten  SRintmalfiala  erfolgt.  Die  £anbes^ 
pfarrlaffe  bietet  au^  bie  SRittel  jur  (Semo^ng  angemeffener  (Emeritenge^Ite.  auf  bie 


25  bie  (Set|tlt^n  mä)  bem  AirAengefe^  oom  14.  gebruar  1883  bei  i^rer  93er)e|ung  in 
ben  iRubeftanb  einen  Slnfpru^  erlangen.  Das  Ser^iöltnis  b^  Air^  jur  Schule  tft  in 
Sln^alt  bur6  bie  SJerorbnung  oom  16.  9looember  1874  ba^in  aeorbnet,  bah  bie  obere 
£eitung  uno  Senoaltung  ber  S^utangelegen^iteUp  bie  bis  oa^in  bem  Aonfiftorium 
mit  fioertragen  wax,  oon  berjeniaen  bes  eoangeIif(^en  ftir^moefens  getrennt  uno  einer 

30  befonberen  [taatlid^en  Se^be  übertragen  ift.  Sin  Sinfluh  ift  ber  Ritife  auf  bos  Qä^uh 
n)e[en  nur  mfofem  no^  geQ)fi^,  als  oer  etne  Slbtetlung  oer  9{egierung  bilbenben  Ober» 
fd^ulbeprbe  ein  SRitglieb  bes  Jlonfiftoriums  }ur  äBa^me^mung  ber  Sntereffen  ber  eoam 
oelif^en  £anbeslir^e  in  Sejie^ung  auf  ben  SReligionsunterriAt  unb  bie  gemeinj^aftlid^en 
Seamten«  unb  Sermö^ensangelegen^iten  angehören  unb  oejügli^  [olc^er  äntereffen, 

35  mtnn  es  bem  itonfiftonum  notig  erfmeint,  bie  Snt|c^eibuna  bes  ^tx^oi^  angerufen  mex- 
ben  foll.  Sei  ben  einfad^en  Solfsl^ulen  i|t  ber  OrtsgeituiAe  au^  bur^gangig  £o!aI= 
[^uIin[pe!tor.  9luA  bte  als  3RitteI|d^uIbe^örbe  in  Sltt^It  beft^nbe  5trets|d^ulinfpeition 
tß  nocQ  überall  in  ben  ^änben  oon  C5et|tliqen.  3lber  bie  SDlittelf^uIen  unb  bie  gehobenen 
SBoIfsf^uIen.  benen  ein  iReltor  oorjte^t,  [inb  meber  £oIaI=  no^  Areisfd^uIinf£e!toren 

40  mit  unterftellt.  Die  lirc^Iid^e  Saulajt  tft  in  Sln^alt  burd^  bas  (Befe^  oom  21.  Ijrebruar 
1873  babin  geregelt,  ba§  ber  £anbe$!a[|e  bie  Verpflichtung  auferlegt  i|t,  bei  ürc^Ii^^en 
9leu«  unb  $auptre|)araturbauten,  [otoeit  bie  betreff enbe  5lirqe  nt^t  ablegli^  Sermöaen 
fydf  bie  ftoften  3U  yoti  Dritteln  5U  beden,  U)a^renb  ber  9left  burA  Steuern  oon  oen 
Singepfarrten  bes  betr.  Aird^fpiels  be^.  bei  ^fanbauten  ber  betr.  ^arod^ie  aufgebracht 

45  toirb.  Die  Kr^IiAen  Sauja^en  reRortieren  in  Sln^alt  birelt  oom  Aonfiftorium.  Patron 
ber  Aird^en  urü)  ^farritellen  i[t  fajt  ausnahmslos  ber  fianbes^err.  Cin  ^rioatpatronats» 
oer^öltnis  beftebt  tn  3ln^t  nur  noc^  für  6  Aird^en  unb  5  geijtli^e  Stellen. 

3.  Statijtif  bes  ür^Iid^en  Gebens.    Die  3<^I  ^^^  in  Sln^alt  oor^nbenen 
^farrfteUen  belauft  fic^  auf  155,  augerbem  8  ^ilfsprebtgerftellen  unb  Areispfarroilariate, 

50  bie  3abl  ber  Atrd^|piele  auf  212  unb  bie  ber  Atrien  auf  215.  93on  ben  143  an^I» 
tifd^en  H^oro^ien  geboren  24  mit  35  ftirc^fpielen  mm  Äreifc  De[|au,  35  mit  39  Äirc^- 
toielen  3um  Äreife  feemburg,  32  mit  49  Äir^tptelen  jum  ilreife  Cotben,  33  mit  69 
Äir^toielen  3um  Äreife  3erbft  unb  19  mit  20  Äir4(pielen  3um  ilreife  »allenftebt.  Die 
perfonlid^e  Sesie^ung  bes  Superintenbenten  3u  ben  einzelnen  (Semeinben  feines  Atrien« 

55  freifes  mirb  befonbers  in  ber  ^orm  oon  angemelbeten  ooer  au^  nid^t  5uoor  angemelbeten 
ÄirAenoifitationen  gefugt.  Dtefe  35ifttationen  finb  burd^  eine  befonbere  3nftruftion  bes 
Slonfiftoriums  oom  31.  SKärj  1883  eingeftl^rt.  ©rofee  Slnreaung  bietet  im  SSer^ältnis 
ber  (Setftlid^en  unter  einanber  bte  allgemeine  anbaltifd^e  ^aftoralgefellfc^aft,  bie  bur(^ 
Statut  oom  9Rail881  orqanifiert  ift  unb  mit  i^renS5e5irIs»,Areis»uno£anbespaftoraIIonfe< 

60  renjen  neben  brei  ber  ^aftoralgefellfd^oft  jur  Verfügung  fte^nben  angemeffen  botierten 


Sti^att  551 

^:ßQ[ioraIbtbIiot^cfen  ber  an^ItifAen  (Seiftli^feit  jur  gfoiberung  unb  Störfung  int  9lmt 
unb  in  ber  t^eologifd^en  9Bi|fen|$aft  irefHi^  3)ienfte  leifiei  Über  bte  SlmtsMrung 
ber  (Seiftlic^en  loai^n  in  erfter  £tnie  bte  ftreisftiperintenbenten,  loeiter  bos  itonfiftoriunt. 
9(1$  oberjte  gertd^tltc^e  Dtssiplinorbe^drbe  entfAeibet  bie  geiftli^e  Disjiplinorbeprbe 
mä)  bem  fttrc^engefe^  oom  8.  grebruar  1886.  i>xt  ftanbiboten  ffir  bos  geiftlid^e  9Imt  5 
^abcn  \xä)  naä)  ber  95erorbnung  oom  25. 3Rai  1875  einer  boppelten  Prüfung  oor  anbaltifc^en 
^rüfungsbe^orben  ju  untenuerfen.  3u  gunften  ibrer  weiteren  praltif^en  SBorbilbung  für 
bas  ^rebigtamt,  bie  im  9{eglentent  unb  in  ber  3nj[bniftion  oom  10.  Sluguft  1889  nöQer 
georbnet  i(t,  |inb  4  Süariatsftellen  einaeri^tet.  !bem  gleiten  S^td  bient  u.  a.  ein 
einjähriger  Aurfus  im  Domfanbibatenftin  in  Berlin,  fotoie  Sie  Setoäbrung  oon  SReife«  lo 
ftipenbien.  Der  Mfter«,  ftantor*  unb  Organfftenbienft  mirb  faft  burc^gängig  oon  ben 
SoIfsf(^une^rem  im  organif^  oerbunbenen  Scebenomt  oerte^en.  Die  Kxäßäftn  93er« 
pfli(^tungen  biefer  fie^er^ftontoren  finb  bur(^  bie  ftonfiftoriatoerfügungen  oom  27.3luguft 
1887  unb  20.  SRorj  1891  n^r  feftgeftelli  Die  Dotationen  ber  mit  folgen  ftird^en^^ 
amtem  oerbunbenen  fie^erfteuen  (iitb  gemeinfames  (Eigentum  ber  5lir^  unb  bee  an«  lo 
l^ltifd^en  fianbesfc^ulfonbs.  Die  Senoaltung  biefes  SJermögens  ift  burd^  bas  C5efe^ 
oom  25.  SRörj  1883  georbnet.  gfür  bie  u>eitere  Slusbilbung  ber  £e^er  ^  Organiften 
im  Orgelfpiel  mirb  all|a|rlid^  ein  Orpelfurfus  in  Deffau  aoge^Iten.  9ln  lird^IicQen 
üBüd^em,  Die  für  bas  Krc^n^e  £eben  tn  ben  C5emeinben  oon  Sebeutung  |inb,  mürben 
eit  (Einführung  ber  Union  tm  (SiÜ^rMtn  £anbesteU  unter  S^ftintmung  ber  Sqnobe  20 
Urs  ganse  ^erjogtum  3ugelaffen:  1.  Dos  (EoangeliJ^e  (&e|angbu$  für  oos  ^erjogtum 
äln^alt  im  ^ofyc  1883;  2.  bie  (Eoangelifd^e  Slgenoe  fflir  bos  ^erjogtum  Slnbalt  ebeitfolls 
im  3a^rl883;  3.  ber  üeine  ftate^ismus  D.  aRorttn  Butlers,  ber  t^otfö^^ItA  bereits  in 
faft  fömtli^en  (Bemeinben  bes  £anbes  in  (Bebrau^  omr,  als  9{eIigionsIe^ouA  für  bie 
eoangelifd^e  £anbeslir(^  bes  ^erjogtums  im  3^^^  1892.  grür  ben  Atr^engefang  mar  20 
bereits  im  3^^  1878  ein  allgemeines  (S^oxalbu^  in  Sn^lt  eingeführt.  Der  Äon« 
firmanbenuntemc^t  i|t  bur(^  firAli(^e  Serorbnung  oom  4.  Ottober  1887  neugeorbnet. 
SIls  SRinimum  mirb  ber  Unterriqt  tn  mti  ^albfo^ren  gefordert.  Die  ftirc^enjud^t  mirb 
in  ben  (Semeinben  auf  (Brunb  bes  Aird^engejej^es  oom  12.  ejfebruar  1886  unb  ber  3n- 
(truftion  oom  9.  Oftober  1888  geübt.  Die  (Einfü^runa  bes  (Eioilftatü)sge]e^es  unb  bie  'm 
3Ib|(^affung  bes  ftaatlid^en  Xauf «  unb  Xraujmangs  fyd  bie  Aird^e  tn  9In$alt  erfreuli^er* 
loeife  loentg  empfunben,  oielleimt  mit  aus  bem  (grunbe,  toeil  bie  6toIgebfl^ren  größten« 
teils  oorber  abgeldft  toaren.  9Rit  ber  Slufbebung  bes  ^eidbtgelbes  fomie  ber  (Sebiibren 
für  ür^ltd^e  3eugni|fe  ift  im  3^^  1883  ber  »eft  biefer  Ih^liÄen  £ei[tungen  befeitigt 
morben.  Der  Slusfall  an  Zaufen,  mobei  biefeniaen  grälle,  tn  benen  Ainber  im  Sllter  '^ 
oon  über  8  9Bo(^en  ungetauft  oerftorben  finb,  unb  femer  fol^e.  in  benen  Ainber  ungetauft 
mit  i^en  (Eltern  oerjogen  (inb,  mitgerechnet  mürben,  ftellte  fiä  im  ganzen  fionbe  1892 
ouf  0,55''o,  1893  auf  0,64°/o  unb  1894  auf  0,74"/o.  ©gentliAe  laufoertemä^ungen 
finb  1892  nur  in  6j  1893  in  5  unb  1894  in  5  gaUen  oorgebmmen.  Der  SIus^ill 
an  Xrauungen,  mobet  biejenigen  ißaare  mitgered^net  finb,  bie  ungetraut  o^e  jebe  toeitere  40 
Aunbe  oerjogen  finb,  unb  femer  fol^e,  benen  bie  j^rauung  aus  (Srfinben  ber  lir(^« 
lid^en  Orbnung  oerfagt  merben  mußte,  ftellte  fi^  1892  unb  1893  auf  l,27''/o,  1894 
auf  l,03*'/a.  (Eigentliche  ilrauoerfd^mö^ungen  finb  1892  in  14  gällen  (0,61°/o),  1893 
in  17  gällen  (0,74*^/0)  unb  1894  in  14  pnen  (0,60'/o)  oorgelommen.  Die  fird^li^e 
Ürauung  mürbe  aus  ®rünben  ber  tird^lid^en  Orbnung  in  ben  betreff enben  3<^ten  11 45 
bejm.  6  ie^.  4  paaren  oerfagt.  Die  Xeilm^e  ber  (Semeinbeglieber  am  ^il.  SCbenb« 
ma^l  (1894:  32,80"o  ber  gefamten  eoongelij^en  SeoöHemng  ml^alts)  ijt  in  ben  oer« 
fd^iebenen  C5emeinben  bes  fianbes  fe^  oerf^ieben.  6ie  lommt  im  Saufe  bes  3^res 
1894  nur  in  37  ?Jaro($icn  über  50'/o  ber  feeelenja^l  unb  bleibt  in  17  ^aro^ien  hinter 
25^0  jurüd.  3n  79  ?Paro^ien  finb  je^t  Äinbergottesbienfte  eingeriAtet.  (Eine  fir^lid^e  50 
Slrmeiipflege  ift  in  ben  legten  3^^^^"  in  mancher  (Semetnbe  bes  £anbes  organtfiert. 
grür  bie  $eibenmi|fion  merben  in  ^n^alt  im  3^<  burc^fd^nittli^  14000  3R.,  für  ben 
^uftao«9lbolf«33erein  etma  10000  SR.  gefammelt.  Der  (öefamtertrag  ber  etgentlic^en 
ftirc^enlolleften  mar  1892:  14610,71851.,  1893:  13867,78  3».  unb  1894:  15678,40851. 
Die  Statiftil  ber  unebelid^en  (Geburten,  bie  über  bas  ftttlid^  £eben  in  ben  (Semeinben  55 
orientiert,  ergiebt  für  bas  3a^r  1892:  9,ö3'/o,  für  1893:  8,89'/o  unb  für  1894:  8,84°/o. 
(Ein  blü^enbes  fir^li(^s  Sereinsleben  ^ot  in  bem  £anbesoerein  für  innere  SRiffion  feine 
Spi^e  unb  erfahrt  in  ben  einseinen  Areifen  burd^  befonbere  Didcefanoertreter  fiir  innere 
SRiffton  manntgfa(^e  Anregung.  Sefonbere  fttr^enoereine  unb  Itr(^li(^  ($amilienabenbe 
bienen  oielfa^  tn  ben  (Bemeinben  jur  Pflege  bes  Gemeinbebemu^tfeins.    Seit  lurjer  60 


552  ütt^dt  Unna,  bie  {^eilige 

ßett  befte^t  in  Slnfialt  eine  eigene  eoangeIif(^e  Diofonilfenanftalt  unb  ^toor  in  Deffau. 
Austritte  aus  bei  fionbesfir^  unb  äbettritte  ju  betfelben  finb  etfolgt  im  3<^  1S9I2: 
66  beju).  29,  1893:  21  6ep.  39,  1894:  56  Ujp.  27.  Der  austritt  tft  faft  aus^ 
no^mslos  jum  3^1'^  )>^  Übertritts  in  eine  ber  beiben  opoftolif^en  ®emeinben  bes 
5  fianbes  erfolgt  Dr.  ^ttuifeT. 

9mcet^  ^öpft,  c.  154— c.  165.  —  3aff6  1.  ©b  6.  9;  Dber  poDtdfic.  ed.  Du- 
chesne  1.  93b,  ^arid  1886,  @.  58  u.  134;  fii»)fiuS,  (S^tonoloflic  her  tönt,  »if^öfe,  ^cl  1869 
@.  189;  fiauflcn,  (öcfc^ic^tc  her  röm.  ^td^  bl8  Sco  I.,  ©onn  1881,  @.  103;  Lightfoot,  The 
apostoUc  Fathere,  Sonbon,  1  »b  1890  @.  201  ff.;  ^arnacf,  ©»«  1892  @.  631  ff. 

10  Slnicet  OHtr  mif  bem  liber  pontificalis  ein  Soter.  3ren&us  nennt  i^n  (adv. 
omn.  haer.  III,  3,  3  S.  432)  als  9lod^oIaer  bes  ^ius  unb  Stnrgänger  Soters;  er 
ertDö^nt  bie  in  fein  ißontifilat  faUenbe  römif^e  Steife  ^ol9!arps  (a.  a.  D.  6.  434). 
(Einen  ausffi^rli^eren  SeriAt  über  biefelbe  entölt  beifen  Snef  an  Sictor,  aus  bem 
Sufebius  ein  größeres  Sruqttfid  in  feine  Air$engef(^i^te  aufgenommen  ^at  (V,  24, 

15  11  ff.  6.  232  f.,  ogl.  b.  91.  ^olpforp).  Die  3eit  feines  ^onttfibites  ftebt  niAt  feft 
Starb  ^ol^farp  i.  3*  155,  fo  ift  154  als  Slnfangsfa^  anjune^men;  ift  bie  elfi&^e 
Dauer  glaubmfirbig,  fo  ift  bos  (Enbtal^r  165.  ^tmd. 

%nm,  bie  heilig e.     AS.  JuL  t  VI,  p.  233  (Vit.,  ccommentCnperi)  au(^t.III 

Mart.  p.  77  (S.  Joachim).    Sgl.  Srit^emiud,  De  laudibos  S.  Annae,    1494;   it.  ^imf^ina, 

20  Oratio  de  divae  Annae  trinubio,  1518 ;  SiÜemont,  Mem.  ad  biet.  ecci.  I  p.  266 ;  @err^,  Exer- 

dtatt  hißtoricae  (Ex.  XVin),  Venet.1719;  ©cncbict  XIV.,  De  fe8ti8Mar.\rirg.n,9;  ®.^. 

®ö(e,  Diatribe  de  cultu  aviae  Christi ;  grrant,  ©ejd^ic^te  bed  Marien«  unb  bed  9(nnenhtlld, 

talberftabt  4854;  Sa«,  3)ie  Screening  ber  ^.  Anna  (Im  ^Äat^olil"  1870,  @.  60  ff.); 
.  ^onin,  ^ie  1^.  Snna  ald  ^ilfe  ber  a^riften,  3Bten  1885;  9lic!enba(l^,  2)ie  Sere^rung  ber 
25  ^.  2(nna  in  ber  latl§.  Äird^e  im  OTgem.  unb  am  @teinerbergc  inSbef.  1885;  ^.  ©amfon,  ^ic 
@(bu^^eiligen,  $aberbom  1889  (®.  1  ff.).  —  ^tif^ed  t)om  proteft.  @tanbpuntte  aud,  foioie 
9[ntiquarif(^ed  neueftend  bef.  bei  ®.  jtawerau,  Sta^pax  MUd,  ^alle  1882  (@.  16  ff.);  t)gl. 
beffen  «.  „«Bim^jina"  in  ^91®'.  Sfcmer  6.  ©d^ountfell,  3)er  ÄuItuS  ber  ^.  «nna  am  «u^ 
gang  be«  SR«.«,  gfreiburg  1893  (ögl.  bie  SRec.  t)on  ©offert:  St^ß»!.  1893,  %c.  37);  auc^ 
30  &.  »Offert,  @t.  «nnahiitu«  in  Württemberg  (in  ben  »lätt.  f.  württ.  Ä®.  1886  @.  17  u.  64  ff.). 

jtnna,  bie  SRutter  ber  3unflf^<ni  Uitaria,  ift  m^  apofrnp^er  altlirdbl.  äberlieferung 
aus  SSet^Ie^m  gebflrtiq  unb  eine  Zo^iex  bes  ißnefters  uRott^an.  3^re  6d^u)e{tem 
SRaria  unb  6obe  oer^etrateten  fid^  in  Setble^m,  bie  le^tere  u)ar  bie  SDlutter  oon  (Elifa^ 
bet,  alfo  (Srogmutter  oon  ^ofymnts  bem  Xöufer  (ogl.  bas  Menolo^um  Basilianum 

36  in  Assemani  Calendaria  Eccles.  univers.  Tom.  VI.  mm  25.  3uli;  aud^  Sona- 
oentura  in  ben  Diaetae  Salutis,  Opp.  Vol.  VI.  p.  324).  Slnna  felbft  oer^bratete 
\vSt  mit  3oaäim  aus  bem  Stamm  3uba;  beibe  u)o^nten  bann  in  ^lajaretl;  i^re 
(Befd^i^te  wirb  ausfübrlid^  erjap  im  Evang.  de  nativitate  Mariae  unb  im  Prot- 
evangelium  Jacobi  (Fabric.  (IJod.  Apocr.  N.  T.  I.  p.  19  f.,  p.  67  f. ;    ogL  Acta 

40  SS.  t.  III  Mart.  1.  c;  aud^  Salmet,  Dict.  bibl.  s.  Joach.;  6tabler  ^eiligenlex.  III, 
168  f.).  3jx>t}^tl  an  biefer  (Erjo^Iung  be^en  freiließ  fd^on  ^ieronqmus  unb  Sluguftin. 
Das  (Ehepaar  wich  als  fe^r  fromm  gefc^tlbert,  bas  (E^ebflnbnis  ^atte  f^on  20  3^^ 
gebauert,  o^ne  bag  es  mit  Atnbem  gefe^net  war.  Sie  gelobten,  wenn  (&ott  i^nen  em 
ftinb  aäbe,  biefes  feinem  Dienfte  ju  weisen.  —    5lnna  wich  einjt  oon  einer  Dienerin 

46  in  Sßerfud^ung  geführt,  einen  löniglt^n  ^auptf^mud  auf^ufe^en,  aber  fie  toeift  es  surüd. 
6e^r  betrfibt  nimmt  Slnna  i^re  Srautlleiber,  ge^t  in  ben  (Sarien  unb  Ilagt  es  bem 
^erm :  „(Sott  meiner  Sater,  fegne  mi^  unb  bbre  mid^  an.  a)ie  bu  ben  £eib  oon  Sara 
gefegnet  unb  ihr  ben  So^n  3fad  oegeben  ^aft'^  Sie  blidt  3um  $immel  auf^  fie^t 
ein  9le[t  oon  Sperlingen  auf  bem  Lorbeerbaum,  unb  fagt :  „O  we^e,  wer  fyd  mic^  ae^ 

60  boren,  oag  iäf  jum  grlud^  geworben  bin  für  bie  Ainber  3srael  ?  wem  bin  ic^  oleiq  ? 
bie  Xiere  ber  (Erbe  gebaren  \a  oor  hie,  o^err  —  wem  bin  \6)  gleid^?  au^  bassBaffer 
pflat^t  \x^  fort,  0  $en  —  wem  bin  iA  glei^?  au^  bie  (Erbe  bringt  Städte  unb  lobt 
ot(^,  0  ^err."  Da  tritt  ber  CEngel  bes  §erm  3u  i^r,  unb  fpri^t :  „Sfnna,  9lnna,  Slnna, 
®ott  ber  ^err  fyd  bein  (gebet  er^ort^  bu  wirft  f^wanger  werben  unb  gebären,  bein 

66  Same  wirb  in  ber  ^ariitn  3BeIt  gepnefen  werben'^  md^  3oad^im  ^at  (Engelserfc^ei« 
nunaen,  unb  nun  wtrb  SRaria  geboren.  Da  bie  Xoäfitt  ein  3^i^  oli  tft,  unb  ein  ®aft« 
ma^I  angeftellt  whb,  fingt  9nna  bas  £obIieb:  „3^  will  meinem  $erm  ein  £ieb  fingen, 
er  fyä  mi4  ^imgeju^t  unb  bie  Sd^anbe  meiner  greinbe  oon  mir  genommen"  k.  (ogl 
2t  1,  46  jf.).    Setbe  (Eltern  bringen  bann  bie  breijä^rige  SRaria  nad^  3^ntfalem,  wo 


ümto,  bie  ^dli%t  553 

biefelbe  oon  ben  ^rieftem  freubig  aufgenommen  toirb  u.f.f.  —  (Eine  anbete  (Etso^Iung 
berietet,  bag  3^^^^^  ^<^  no^  ^  (SeBurt  oon  SRoria  geftoiben  fei.  Unna  ^tte  fiq 
bann  nod^  jtoetmal,  mit  CCIeop^  unb  Salomas,  oer^iratet,  unb  aud  ber  erftem  (£f^ 
wca  i^e  Zoi)kx  äRoria,  bie  mau  bes  SIp^uSp  aud  ber  anbeten  SRatia,  bie  gtau  bes 
3ebebäu$.  Sgl.  Zo^-  C5etfon  in  f.  9lebe  de  nativitate  vir^nis  Mariae  Opp.  T.  III,  5 
p.  59: 

Anna  tribus  nupsit:  Joachim,  Gleophae  Salomaeque, 
Ex  quibus  ipsa  viris  peperit  tres  Anna  Marias, 
Quas  duxere  Joseph,  Alphaeus  Zebedaeusque  etc., 

foioie  hm  Hexameter  auf  einem  SRainjet  geftidten  Xeppi^  00m  3-  1501 :  lo 

„Anna  viros  habuit  Joachim,  Cleopham  Salomamque". 

%uif  A.  SBimpina  (f.  oben;  ogL  JUnoetau  u.  SäfournleO)  foioie  (Ed  oetteibigen  fpotet 
biefe  Slnfid^t  (Jo.  Eccü  opp.  homil.  Paris  1579.  tom.  III). 

3n  ber  grie(^if(^en  fttrd^e  finbet  fid^  bie  Sereqrung  ber  ^il.  Unna  fd^on  frfi^e  im 
4.  3^i^^uni>^^  B^i  ^reaor  o.  Slqffa  unb  Qbip^anius  (Haeres.  78  u.  79).  9lud^  $0«  15 
milien  bes  SRond^s  Slnttod^us  (ca.  620),  ein  Encomium  oon  Cosmas  Vestitor  auf 
ben  ^eil.  3o<t4i^  unb  bie  ^eu.  Slnna,  oome^mlid^  3o^nnes  Damascenus  De  fid. 
orth.  IV,  14  unb  beffen  Orat.  de  dormit.  B.  Mariae,  foioie  bie  Orat.  1  unb  2  in 
nativ.  Mariae  geben  auf  bie  Ser^rrlid^ung  ber  ^eil.  9nna.  (griec^if^  £obgefänge  il^r 
5U  CE^ren  finb  3.  S.  in  Lambecius,  Gomm.  de  Biblioth.  Vindob.  1.  III.  p.  207  20 
aufbeuHi^,  Jobann  bie  Hymni  sacri  oon  Andreas  Cretensis.  —  jlaifer  3u|tini^n  I. 
baute  550  etne  6t.  Slnnenfirc^e  in  Aonjtantinopel  (Procop.  de  aedif.  I,  3),  unb  anbere 
Aaifer  folgten  Der  oome^mfte  (BebSqtnistag  ber  ^il.  Slnna  in  ber  gried^.  Air^  ift 
ber  25.  3ulif  i^  angeblicher  Xobestag,  neben  bem  aber  au(^  i^r  (Entfiffingnis*  u.  i||r 
93ermö^Iungstag  (9.  !De}.  unb  9.  6^.)  bj^angen  loerben.  25 

3n  ber  abenblonbifd^en  Airc^e  befabl  ^apn^  £eo  III.  im  8.  ^obA.,  bag  in  ber 
Safiliia  oon  San  $aoIo  bie  (Sefd^id^te  bes  ^eil.  3^4int  unb  ber  ^etL  SInna  abge« 
bilbet  toerbe.  Dafür,  bag  fpöter,  im  3^^^^^^  ^  Areujs&ge,  bmantinifAe  (Einioirlung 
3ur  Steigerung  bes  abenbl&nbifd^en  ^nenlultus  beitrug,  lajfen  ftd^  man^e  Selege  bei» 
bringen.  Der  Xaufname  Slnna  beginnt  feit  etma  1200  beliebt  ju  n)erben,  unb  jmor  ao 
anfanglid^  me^r  in  ffirftli^en  unb  ritterlimen  Sr<nnilien,  bann  naq  unb  naA  au^  in 
bürgerlid^en  jtreifon  (ogl.  Soffert,  a.a.O.).  Slnnenlird^en  entfte^n  feit  berfeloen  Spod^e 
in  mad^fenber  3<^I*  ^leliquien  ber  ^eil.  9nna,  angebliA  aus  3^^f<d^ni  getommen, 
beginnen  im  13. 3^^^*  W  ^^^  ^  au^utauAen;  ju  oetrS^tli^m  Slupt  gelangen  frfi^> 
Seitig  befonbers  bie  ber  prad^tigen  St.  älnnarad^  ju  Düren.  —  Drei  fiaiqrfeigenfc^aften  ss 
le^t  ber  Solfsglaube  bes  ausge^enben  SRSls.  ber  ^I.  (Srogmutter  (Ebrifti  mit  Sorltebe 
bet :  fie  erhalt  gefunb,  fie  ma^t  rei^,  fie  [^flkt  im  Zobe.  Sluger  ben  grraTQisIanem, 
beren  immaluliftifd^e  Doftrin  förbemb  auf  ote  Sorftellungen  oon  Slnnos  ^d^erer  heilig* 
lett  unb  übernatürlicher  3Raift  eimoirlte,  trug  ber  Aarmeliterorben  3ur  Slusbreitung 
i|res  ftultus  bef .  oiel  bei ;  aber  au^  bie  ^iuaufnner  erf^einen  ftarl  baran  beteiligt  (ogl.  40 
Sd^aumfell  unb  Soffert.  1.  c).  8elannt  ip  bes  jungen  fiuffier  Hilferuf  jur  ff.  Slnna, 
als  ber  Cntfd^Iug  äRonc^  p  nierben  bei  i^m  bun^bri($t  (Jl9ftl.  I,  55;  Aolbe  I,  45). 

So  grünblic^  auA  bte  9{ef ormation  mit  ber  Sefeitigung  bes  Slnneidultus  ooiging : 
ber  Aat^olisismus  lien  i^n  fid^  nid^t  nebmen.  XBimpina  unb  (Ed  fanben  in  wrem 
f^ü^enben  eintreten  für  benfelben  ja^Iret^e  9la(MoIger,  bef.  au^  in  ^umaniftifd^en  45 
Ärcifen;  besgleid^en  bei  ben  3«fuiten  (3.  S.  ^et.  (lanifius,  De  Maria  Deipara  Vir- 
gine  I,  4),  bei  ben  SWinoriten  —  oon  melden  ber  fidlianif^e  SBunbert^er  3nnocen3 
o.(nu|a,  genannt  Slnnöus  (f  1631),  befonberen  ^Ivfyxt  als  erfolmic^er  3^^9^  f^  ^ 
SegensooIIe  ber  Snba^t  3ur  f),  Slnna  erlangte;  bei  ben  5lormeInem,  Sluauftinem  unb 
Slugujtinerinnen  (unter  melden  legieren  namentlich  bie  Sixmierin  Slnna,  etne  Spulerin  60 
ber  ^1.  Z^erefa,  Sebeutenbes  in  ber  ^ier  besei^neten  Slid^ng  leiftete).  Da^r  benn 
aui)  bie  Slnnalitteratur  feit  bem  16.  Z^^^^-  ^^^  V^'  ob  abnimmt,  sunod^ft  bef.  in  Spanien, 
93elgien,  grönfreiA,  fpöter  (feit  bem  18.3a|r^.)  aber  au^  im  !d&.  Deutfc^Ianb  —  f.  bie 
fpe3ienen  93elege  bei  Soffert,  13)&m,  1893,  S.  442.  —  %i^  oon  i&p\i\id)tt  Seite 
erfahrt  biefe  Setoegung  nod^  mand^e  ^^rberung.  (gregor  XIII.  b^I  nad^  ölterem  50 
Vorgänge  für  alle  fünftige  3ett  im  3afir  1584,  baß  eine  boppelte  SReffe  am  26.  3uH 
3u  S^ren  ber  ^I.  Slnna  in  ber  gansen  itird^e  geilten  loerbe  (ogl.  bas  Mariyrologium 
Romanum  3U  biefem  läge).  Senebift  XIV.  in  De  festis  Mariae  virginis  II,  9 
^anbelt  einge^enb  oon  ber  Sere^ng  au^  ber  ^il.  Unna. 


554  Wma  bte  ^eiltge  SItina  ftontnena 

3n  ber  bilbenben  Aunft  totrb  Slnna  getoö^nlic^  bargeftellt,  tote  fie  SRoria  auf  ben 
SIrmen  trögt  ober  lefen  le^.  3n  ber  Actffiebrale  ju  Srfigge  ift  ber  Stammbaum  ber 
^I.  9(nno  abgebilbet.  Sie  felbft  fi^t  unter  oem  Saume  in  einem  £e^nftu^L  Der  Saum 
träat  3ur  9{ed^ten  auf  ben  3i^iS^n  fi^enbe  ober  Inieenbe  ®e|talten  mit  ben  9Iamen: 

5  3^005,  3of^^  3uftU9  unb  SRoria  (Eleop^;  jur  £inlen:  3i>^nnes  ber  (Eoanoel^t, 
SKaria  Salome,  3fllöl>u5  b.  3-  unb  Simeon.  Unterleib  finb  bargejtellt  ^ur  iRedjten: 
Stolanus,  3()^^intp  3^N^>  SIeoet,  ^ismeria  unb  ein  Sifd^of  (n)a^r)(qeinli^  berC5eber), 
3ur  £inlen:  Slnna,  Cmerentia,  C^Ieop^as,  Salome,  3^^na$.  Slifabet,  Z^fyinms, 
meiter^in  Sibebeus.    3^^^!^^  ^uftg  merben  9lnna,  mana  unb  (T^riltus  auf  einem 

10  Silbe  in  ber  9(rt  sufammen  bargeftellt,  bah  eine  mi  oon  Dreieinigleit  (,,St  Snno 
felbbritt")  refuüiert.  Sgl  S^aumfeü  unb  Soff.  1.  c,  au^  C.  SJlün^  in  Äraus  SReal« 
(Snqjd.  d^r. Sntert. L  56  (über  italienifd^e  Darfteüungen  oon  „S.Anna  mettertia'*). — 
Slnberes  bier^r  gehörige  J.  in  ben  9ßerlen  Aber  d^riftlid^  5^n|t,  in  9B.  SRenjels  „<^tfm" 
bolil"  unb  bei  3.  SBeffelq,  3conograp^ie  (Sottes  u.  ber  ^eiligen,  fieip].  1874. 

16  3iif(cr. 

9nna  ftomnena.  fiitteratur:  2)ie  befte  Qfudgabe  in  ber  Bibliotheca  Tenbueriana, 
2  S3bc,  ed.  9icifferf(^clb.  Über  anbcre  Aufgaben  unb  fonftigc«  Ä.  ftrumbad^cr  *,  ®ef^.  ber 
bl)aantinlf(^n  ßitteratur,  @.  274-279. 

C5eboren  1083,  2.  Dezember,  unb  1148  nodb  am  iebtUf  ^at  bie|e  bqjantinif^e  ^rin« 

'^  Seffin  politifd^  mie  litterartf(^  ein  bebeutenbes  mbenlen  ^interlaffen.   (£^en  in  einem 

ftreis  bebeutenber  (grauen,  bie  in  ber  $oIitiI  t^g  unb  an  bie  biplomatif^e  ibinft  bes 

^ofes  getoöbnt  maren,  [qon  als  Ainb  mit  bem  präfumtioen  Z^ronerben,  bem  Sobn 

bes  legten  itaifers  aus  oem  $aus  Dulas  oerlobt,  f^ien  bie  ^rinjeffin  als  bie  (Erft^ 

i[eborene  bes  Aaifers  Sllexios  I.  Aomnenos  ju  ^o^n  9[usfiAten  bereqtigt;  ein  leiben« 
^aftlic^er  CE^rgeis,  oielgeroanbte  Segabung  förborten  biefe  SRogK^Ieiten  unb  SBfinf^, 
bie  fie  unb  anbere  für  fie  Regten.  SIber  bie  ^d^ge^nben  Hoffnungen  erfüllten  ]xi) 
nid^t.  Der  oerlobte  ^rinj  ftarb  frfi^,  unb  SInna  n)urbe  fpoter  mit  mfep^oros  Sr^nnios, 
bem  So^n  eines  beftegten  ^ätenbenten,  oermo^It.  Ss  n>urbe  llor,  bog  ber  ftatfer  ben 
jüngeren  Sruber  älnnas,  fetnen  ölteften  So^n,  jum  StocKoIger  ju  mac^n  »finfc^, 

80  nic^t  bie  öltefte  Xoc^ter  ober  beren  (Sema^I.  Stls  SUexios  bie  Slugen  jut^t,  im  Sluauft 
1118,  fam  es  jur  Aataftrop^.  Die  35{^rige  ^rin^ffin  u)arb  oie  Seele  einer  Ser^ 
f(^n)örung  gegen  ben  neuen  ftaifer  3o^^n^s»  ^^^^  Sruber.  Sein  Xob  foHte  i^r  bie 
ib:one  oerfd^ffen.  Der^Ian  mißlang  oollig.  Das  neue  militärifd^e  9{egiment  bröngte 
bie  ^oflabalen  surüd;  ber  ^rinseffin  mürbe,  ein  Seu)eis  i^rer  oera^teten  Unf^blid)^ 

35  !eit,  bas  bereits  bnfisjierte  Sermögen  5urflagegeben.  9lls  i^r  (Bema^I  je^n  3^^  \^^^ 
(tarb,  fanf  fie  allmöolid^  in  (Einfamfeit  unb  Hngnobe.  Do^  f(^int  fie  in  biefer  Stü, 
oa  am  $o|  litterarif^e  Sntereffen  jurüdgebröngt  maren,  biefen  eine  Stü^e  geboten  5U 
l^en.  Dte  toiffenfc^aftlic^e  Silbung  ber  9Inna  jtomnena  ru^te  nod^  auf  oen  Slai^-- 
u)irfungen  jener  glät^enben  litterarif^en  Spoc^e,  beren  ^auptoertreter  SRid^ael  ^feüos 

^  gewefen  mar.  O^ne  biefen  großen  Sorganger  möre  il^re  Sertraut^eit  mit  ber  antuen 
fiitteratur  unb  $$iIofop^ie  unemärlid^.  Son  ber  politifd^en  Sü^ne  abtretenb  griff  fie 
pr  (^eber  unb  f(^rieb  bte  C5ef(^id^te  ber  SReaierung  i^res  Saters  in  ausffi^Iid^er  ixxt- 
ftellung,  inbem  fie  fd^on  burc^  ben  .Xitel  9uexias  belunbete,  bag  es  auf  eine  ^roifc^^ 
epifd^e  (Eno^Iung  abgefe^en  fei.    $ugerli(^  giebt  fid^  bas  3BerI  als  eine  grortfe^ung 

45  ber  unoolfenbeten  jtomnenengef^ic^te  i^res  oerftorbenen  (Satten  9liiep^oros  Srpennios, 
unb  für  bie  Slnfangspartien  jtnb  5al^Iret(^e  Stellen  baraus  einfa^  übernommen. 

Stein  litterarif^  betrad^tet  ift  bie  Sllexias  ein  Igpus  flaffistftif^er  Drt^oboxie,  in 
i^rer  Sprad^e  oöIIig  aus  ben  Stubien  ber  alten  9Iutoren  ^erausgemac^fen  unb  ooll 
hochmütiger  SIbmeifung  gegenüber  ber  lebenben  Sprad^e  unb  i^en  Sarbarismen,  ftlafft- 

öo  fAe  ^xtait  toerben  an  paffenben  unb  unpaffenben  Stellen  eingeflidt,  unb  bie  ftiliftifi^e 
^ffeltation  ge^t  mitunter  fomeit,  bag  bei  9lennung  oon  Sarborennamen  um  Sntfc^ul« 
bigung  gebeten  mirb,  als  fei  bamit  etmas  in  pebilbeter  C5efeIIfc^aft  Unpaffenbes  ge^ 
f^e^en.  SRit  biefem  S(^umod^mut  ber  Spra^btlbung  ge^t  fad^Itd^  ber  legitimiftifc^e 
3ug  §anb  in  $anb,  ben  ^rimat  bes  jicilifierten  S^ans  gegenüber  SlusKnbem  unb 

65  Sarbaren,  einerlei  ob  ^äpfte,  lürfen  ober  ilreujfa^rer,  ju  betonen.  Die  Äompofition 
ber  Sllexias  ift  ungleid^.  Cs  fe^lt  nic^t  an  Stellen,  roo  [ic  i^ren  Stoff  nic^t  in  Drb^ 
nuna  gebraut  ^at,  biefelben  Dinge  jmeimal  ersö^lt  unb  tn  ber  Chronologie  äBimoon 
fd^afft.  3n  ber  Darftellung  n)e(^feln  bementfpre(^enb  umftänblid^e  unb  langweilige  leilc 
mit  gut  unb  lebhaft  erjöpen  mie  ber  Sefd^i^te  ber  Serfd^morung  unb  Segnabigung 


Slittm  ftontnena  fbnmkn  565 

bes  Slnemos.  Der  eigentümliche  Slaturalismus  in  ber  Stecbejcene  bes  Sllexios  finbet 
bei  iB|e((09  (eine  Slnalogten.  90$  (Bef^i^ioerl  MtifA  Betracbtet  logt  bie  Sllexios 
eine  ftarf  per|5nltd^e  (Jrörbung  erlennen.  Den  aus  $0190100  obgejAriebenen  9BaPjpni(^ 
ber  (Einleitung,  obne  evvoia  unb  jutoog  bie  Dinge  ju  erj&^Ien,  befolgt  fie  nic^t.  $iel^ 
leidet  nt(^t  einmal  bie  bonafides  fann  i^rer  £eioenfd^aftii^Ieit  überall  3ugefpro(^en  5 
merben.  Sei  aenauerer  Sef^oftigung  mit  bem  9BerI  fteigert  fi^  ber  (Einbrud,  als  w^nn, 
sumal  in  ber  Darftellung  ber  inneren  SerbdUnifTe,  oiel  gelogen  loerbe,  unb  oerbedle 
Spieen  aeaen  bie  beiben  bem  tHexios  naAfoIgenoen  jtaifer  loerben  fi^tbar.  SRü^fam 
oerbtrgt  UQ  bie  Serjmetflung  ^etauf^ttr  j^^'ffnunaen  unb  bie  Sitterleit  einer  oerun« 
glüdten  fiaufba^n.  Die  9{eftgnatu)n  n)irb  ber  G^rifmeüerin  fd^ioer,  unb  fie  Ilagt.  bag  bie  10 
3eit  ber  SRetamorpbofen  oorüber  [ei,  bie  leibenbe  SRenfAen  xn  gtüdfelia  ffi^Uo|e  Steine 
Qabe  oenoanbeln  feqen.  SRit  bieten  Sorbeten  mub  bie  SÜesias  getefen  n)erben,  bie 
burd^  bie  9{eid^^altig!eit  i^res  Stoffs  immer  bie  ^ouptquelle  ber  (Sefd^id^te  oon  Susans 
in  ber  (Epod^e  bes  erften  Areujjugs  bleiben  iDtrb.  (Eor(  ncnmonn. 

9ntiad.  OueUen:  Joeepli.  AdU.  XVni  26.  34.  95.  XIX  297.  313.  XX  197  ff.  Bell.  16 
Jud.  II  240.  IV  160.  V  506  (nac^  ber  «uÄgabc  öan  ».  9Hcfe).  3m  JiZ  Sc  3,  2.  «®  i,  6. 
;^o  18,  23   unb  24.    «gl.  @c^ürcr,    3)ie   dext^Qels  im  «J   (^6tft  1872    6.  593—657) 
qec^fn  Riefelet,  «eitröge  |ur  rid^tigen  Wirbigung  ber  (SDangelien  (1869)  @.  205  ff.  unb  beffen 
^.'  in  ber  2.  «Tufl.  bicfer  m. 

Slnnas  (00m  ^r.  '»^n^  im  3lZ\iwag  —  w  noc^  Jlnaloaie  oon^^Kva  =  ?^?n2o 
&  2,  36  —  bei  Josephus  "'Avavoq)^  SoBn  bes  Setb,  eriHelt  im  37.  Z^  ^^  ^ 
S^Ia^t  bei  Slctium  (=  6  n.  (E^.)  bie  ^obepriefterli^e  SBürbe  oon  illhiirinius,  bem 
Statt^Iter  in  Serien,  unb  mu|te  ums  Zw^  15  bem  oon  bem  ^burator  Salerius 
C5ratus  eingelegten  ^o^epriefter  äsmael  n^eimen.    (Er  behielt  inbes  ^eroonagenben  Cin* 
flug,  mie  benn  (eine  fünf  69^ne  naA  einanbet  ^obepriefter  lourben  ((Heasar,  etma  16  25 
n.  e^r. ;  3onat^an  36—37 ;  Ü^ofi^Uos  37 ;  aRoUQias.  oon  Sgrippa  I  (41-44)  ein« 
gefegt;  älnanos  62  n.  (T^.  —  brei  SRonote  lang;  auf  feinen  Setrieb  oerurteilte  bas 
Sqneorium  3<^fobus,  ben  Sruber  bes  ^erm  XX  200).    Doju  fommt,  bag  3^fep^, 
genannt  ftaiap^,  ^o^epriefter  oon  18—36,  na(^  3^  IB,  13  SAioieg^o^  bes  91. 
mar.    Das  (Sefc^Iec^t  gehörte,  mie  über^upt  bie  meiften  pt^ljivftwjin  fener  !^t%  berao 
fabbucaifc^en  ^rtei  m  (ogL  9®  5,  17).  —   S^ieriglett  moc^t  bie  (Erllärung  ber 
Stellen  £c  3,  2  unb  91®  4,  6.    Dort  mirb  jur  3^ift^ftintmung  bes  Auftretens  bes 
Üöufers  unter  anberem  angegeben:  ^m  ägrugicog  (ben  $IuraI  ^en  einige  SRinus« 
!eln  unb  bie  Lateiner  ein[$Ite|slid^  ber  Sufi. :    sub  principibus  sacerdotum)  ''Awa 
xai  Kaid(fn,  unb  aud^  ä®  4,  6   fte^t  bet  ber  Sd^i&erung  einer  Si^ung  bes  Sfne-  86 
briums  "'Awag  6  ägrieQevg  an  ber  Spi^e,  unb  bann  erft  folpt  Aaiap^as,  ber  bo^  ba* 
mals  (iDie  aud^  gur  3^i^  ^on  £c  3,  2)  fungierenber  ^o^epnefter  mar.    Die  9luslunft 
9Bie[eIers  u.  a.,  man  muffe  ägyiegeifg  in  boppeltem  Sinne  oei|t^np  einmal  als  ben 
leitenben  Oberpriefter  unb  Sorßanb  bes  Si^nebriums  (bas  fet  Slnnas  gemefen)  unb 
bann  als  ben  fungierenben  ^o^epriefter  (Aaiapbas),  fd^eitert  gerabe  an  £c  3,  2,  mo  4o 
unmoglid^  bas  nur  einmal  gebrauste  SBort  9(rqiereus  in  oerfqiebenem  Sinn  je  auf 
Zinnas  unb  Aaiop^  bejogen  merben  lann;  femer  an  3^  18,  13,  mo  bat  Soroer^or 
3e[u  bei  Zinnas  nt^t  bamit  begrünbet  mirb,   bag  biefer  Sorfi^enber  bes  S^nebriums, 
fonbem  bamit,  bag  er  Sd^miegeroater  bes  ftaiop^  mar.  Annas  blieb,  aud^  na^  feiner 
Slmtsentfemung  burc^  ben  römif(^n  ^rolurotor,  bas  $aupt  bes  yivog  ägzieganHorf  45 
bie  Seele  bes  Spnebriums,  ber  9Ius[c^Iag  gebenbe  äQxugevg,  moi^it  oud^  mer  immer  im 
Auftrag  ber  rafqen  äBedbfel  liebenoen  9{5mer   bie  QOQ^^ft^^Ii^  SBfirbe  befleiben. 
Diefer  (Einfluß   fe^te   fi^  natürlich  am  lei^efteften  biur^,  menn  ein  So^n  ober  ber 
S^miegerfo^n  bes  Annas  fungierenber  ^o^epnefter  mar.    So  lennjei^nen  bie  beiben 
Stellen  £c  3^  2  unb  A®  4,  6  ^iftorifd^  treu  bie  mirllid^e  £age,  wtnn  auA  ber  Aus«  go 
brud  bem  SRtgoerftänbnis  ausgefegt  ift,  ds  roore  Annas  ni^  nur  bem  ffyxt\aäjHiäftn 
(Einfluß,  fonbem  aud^  ber  gunmon  na^  „ber  bamaliae  ^o^epriefter  unb  als  fold^r  ätor« 
fi^enber    bes   Sqnebriums   gemefen.     Über  bie  SJferbinouna    bes  Sorfi^es   tm  Sq« 
nebrium  mit  bem  Amt  bes  ^o^priefters  ogl.  Saurer,  (&efc|i^te  bes  jübifd^en  93o(Ies 
II  ^  S.  156.  df.  «^tuffeitcr.     55 

Annatttt  f.  Abgaben  lird^li^e  S.  94, 49— 96, 4r,. 


556  Anni  clerl  fütmo 


Ann!  cleri.  Die  mm  Sau  einer  Äirc^e  ober  Wamoo^nuno  aufgenommenen 
Kapitalien  mfiffen  oon  oen  folgenben  fßfarrem  aus  iqrem  $früi&enetnIommen  in 
(Jfriften  abgetragen  loerben.    Diefe  SIbtragungsart  l^igt  anni  cleri  ober  Serfi^en. 

a»eier  t* 


5  Anniversarins  sc.  dies.,  S^^^S-  ®^^  bem  jiDeiten  3^^^)^  iDurbe  es 
Sitte,  bag  bie  d^riftlic^en  (Semeinoen  ben  ^tobestag  fi^rer  SOtSrtqrer  gottesbienftltc^  be* 
gingen  (f.  b.  21.  SRort^rer).  5ludJ  bie  einjelnen  (Jörntfien  feierten  bas  Snbenfen  i^ 
SJerjtorbenen  an  i^rem  ^bestaae.  9Ius  jener  Sitte  entttanben  bie  SRSrtnrer«  unb 
^eiligenf e[te,  aus  biefer  ber  SHIerfeelentag,  \ow\t  bie  no(^  je^t  in  ber  laifiolflqen  Aird^ 

10  Sftli^en  SInnioerfarien  ffir  oerftorbene  (ßemeinbeglieber ;  he  merben  burcQ  SReffen,  bie 
fog.  SeelenSmter,  unb  mmojen  auf  (grunb  Befonberer  Stntungen  gefeiert  Da  le^tere 
nur  oon  SBo^I^abenben  erridQtet  loerben  Idnnen,  fo  ift  ffir  oie  firmeren  burj^  ben  Suler- 
feelentag  geforgt  (f.  b.  51.  S.  375, 58).  SReier  t* 

9nno,  Crsbifd^of  oon  A Bin  1056— 1075.  —  Lambert!  Hersfeldenas  annale 
15  ed.  Hesse,  MG  SS  V ;  M.  Adami  ffesta  pontificum  Hammaburgensium  ed.  Lappenbe^ 
MG  SS  VII;  Triumphus  S.  Bemadi  de  Malmundariensi  coeDobio  ed.  Wattenbach  MG 
SS  XI  433—461;  Vita  S.  Annonis  (1105)  ed  Koepke  MG  SS  XI  462—515;  ®.D.®iefc. 
bre^t,  ©efd^ic^te  ber  bcutfc^cn  taifcracit  3.  93b  5.  «ufl.  1890  6.  1257 ff.;  9^«  XIV  (1889) 
623.  624;  ^rnnoUcb,  ](|erau«gcg.  x>on  SR.  fRöbiacr,  MG  S^ronilcn  I  2  1895,  63—145;  l:^. 
20  ßinbncr,  ^nno  II.  ber  ^eilige,  1869 ;  ©.  ©tetnborff,  Sa^rbüc^cr  b.  beutft^cn  »leicj^«  unter 
^Inri^  m.,  1.  ©b  1874,  2.  ©b  1881;  ©.  ^e^er  t>on  Stnonau,  Sal^rbüd^r  beS  beutf(^n 
9Jei(^§  unter  ^etnri(^  IV.  unb  4>etnri(ft  V.,  1.  ©b  1890,  2.  ©b  1894 ;  «.  ©aud,  tircftcngefc^icfttc 
^eutf (^lanbd,  3.  ©b  1896 ;  ©iefebre^t  a.  a.  O.,  2.  unb  3.  ©b ;  SB.  ^Q^ttenba^,  ^utfcj^lanb« 
@^ef4t(^t§quellen,  2.  ©b  6.  9lufl.,  1894 ;   ^egibiu»  Füller,  «Inno  IL  ber  ^eilige  1858. 

2b  Slnno  n)ar  ber  8o^n  eines  {AmSbifAen  9litters  unb  em)>fing  feine  Slusbilbung  in 
Bamberg.  CEs  gelaim  i^m,  bie  Slufmerlfamleit  ^inric^s  III.  auf  fid^  ju  ^te^n,  ber 
i^n  3um  ^robft  in  (Soslar  ma^e  unb  1056  auf  ben  er^if^öflimen  Stu^l  oon  Jloln 
er^ob.  —  Das  bifäSfli^e  SBirfen  Slnnos  fällt  mit  ber  ^eriobe  oes  9Itebergang$  ber 
beutfd^en  iReid^sgeroalt  sufammen,  mtl^t  burd^  ben  Xob  jenes  Aaifers  eingeleitet  xourbe. 

90  Die  Aaiferin  Eignes,  vm^t  ffir  ben  unmfinbigen  jt9nig  $einrid^  IV.  bie  Regierung 
flberna^m,  mar  ben  Slufgaben  biefer  Stellung  ni(^t  gema^fen.  3n  ^apft  Sidor  II. 
((Seb^arb  oon  (Eid^ftabt)  ftanb  i^r  allerbings  etn  treuer  Serater  jur  Seite,  aber  berfelbe 
ftarb  f(^on  1057.  unb  unter  fernem  9lad^foIger6tep^IX.  (gnebrid^  oon  £ot^ringen) 
begann  bereits  bas  reformierte  ^apfttum  oon  bem  oeutK^en  Aönigtum  ft(^  ^u  emanji« 

86  pieren,  unter  9liIoIaus  II.  erfolgte  ber  !Srud^.  Die  93erbinbung,  loelc^e  btefer  $apft 
mit  ben  9lormannen  ^tnp^^S*  ^^^^^  ^nerlennung  ber  ^ataria  unb  bas  ^apjtmo^Igefe^ 
oon  1059  maren  brei  SRagna^men,  beren  antibeutfd^e  Spi^e  unoerlennbar  mar.  Der 
beutfAe  $of  antmortete  burd^  9li(^tanna^me  eines  popfthd^en  £egaten  (1060),  ber 
beutf^e  C^iscopat  burd^  eine  S^nobe,   meldte  ben  ^apft  entfette,  feine  Defrete  anut 

40  lierte,  unb  oerbot,  [einen  Flamen  im  C5ottesbienft  ju  nennen.  Slnno  oon  iloln  ftanb 
in  biefen  3<^^^n  bet  ber  ftaiferin  in  Slnfe^en;  er  begegnet  me^rfad^  als  Snteroenient 
in  Urtunben  unb  fein  Sc^ulfreunb  Günther  oerbanfte  bie  (Er^eoung  jum  Sifc^of  oon 
Samberg  (1057)  moM  ebenfo  feinem  (Einfluß  mle  fein  JReffe  Surd^arb  bie  (Ernennung 
jum  8if^of  oon  $alberftabt  (1059).  Slu^  mit  §eräoa  (Bottfrieb  oon  fiotbringen  unter« 

46  oielt  9[nno  gute  Sesie^nnaen.  Daaegen  mar  ber  ^aljgrof  $einrid^  etn  gefährlicher 
SlaAbar.  hoo)  mürbe  berfetoe  burd^  oen  im  SBa^nfinn  oollbrad^ten  (Battenmorb  (1060) 
unf^äbltd^.  Ob  9lnno  an  bem  ermahnten  Sorge^en  ber  beutfd^en  Sif^ofe  gegen  9li« 
lolaus  II.  fi^  beteiligt  ^at,  mug  baQin^eftellt  bleiben.  Das  groge  (Entgegenfommen, 
loelAes  i^m  biefer  $apft  bei  (Belegen^ett  ber  Seftotigung  peier  Stiftungen  in  5toIn 

60  bemtes  (1059),  genfigt  ni(^t,  um  feine  Slnteilna^me  umoa^r|(^einIiA  ju  machen.  Denn 
9tiIoIaus  f(^etnt  fpöter  3lnno  fd^arfe  3ure(^tmeifungen  ertetit  ju  ^aben.  9lber  bie  fu^« 
renbe  Stellung  in  ber  Oppofitton,  meldte  italienifd^e  ^ublijiften  (Deusbebit,  Senjo  oon 
ällba)  9lnno  jmoeifen,  ^at  berfelbe  fd^merli(^  eingenommen.  Da  ftarb  pI3^Ii(^  9lifoIaus  IL 
(27.  3wH  1061).    Dem  rafcp  eingreifenben  $ilbebranb  «lang  es  nun  smar,  mit  §ilfe 

66  Des  SRormannen  SRii^arb  oon  Capua,  bie  SlBa^l  unb  3nt^ronifation  STIexanbers  II. 
(Slnfelm  oon  fiucca)  in  SRom  bur(^ju}c^cn  (1.  Oft.),  aber  ber  beutfd^e  $of  erfannte 
oenfelben  nic^t  an,  fonbem  er^ob  emtge  SBod^en  fpoter  §onoriu^III.  (Cabalus  oon 
$arma).  (Es  mar  oon  größter  Sebeutung,  bag  ^nno  oon  5toIn  ber  93erfammlung  in 


Xttiw  557 

Safel,  toeld^e  btefen  ®egenpopft  auffteUte,  fem  blieb.  Denn  fd^on  bereitete  [i^  bie 
gro^e  Umtoälsung  oor,  voüi^  Snno  sum^erm  ber  £age  in  Deutf^lanb  ma^en  follte.  Die 
notori{(^e  Untüc^tigieit  ber  9{eaentin,  n>el^e  bie  Großen  nid^t  in  SAranien  3u  galten 
mugte,  mürbe  dlent^Iben  [o  ]^tt  empfunben,  bag  Slnno  an  bie  Spi^e  einer  Ser- 
lämorung  treten  lonnte,  toeld^e  auf  ibre  (Entfernung  abhielte.  Dabur^,  tlag  er  SInfang  5 
9q)ril  1062  ben  jungen  5tonig  in  AaiferswertQ  in  feine  (Stwalt  brockte,  ift  bie  itaiferin 
bann  t^atfö^iid^  oon  ber  £eitung  bes  Sleid^s  oerbrangt  iDorben.  Dtefelbe  ging  über 
auf  9lnno,  unb  por  auf  i^n  allein,  benn  bie  äBedMelregierung,  wd^  er  ben  Surften 
bei  ber  9le^tferttgung  feines  Serf aureus  oorfd^Iug  (fianibert)^  ift  ni^t  einmal  oerfuAt 
iDorben.  9Inno  iDurbe  ber  alleinige  Sleid^soenoefer.  Die  iDid^ttgfte  9(ngelegen^eit,  niel^e  10 
ber  (Erlebigung  ^arrte,  loar  bas  ^apftjd^ismap  toeU^es  burd^  bos  (Einoretfen  ®ottfrieb$  oon 
£ot^ringen  eben  jeM  (SRai  1062)  tn  ein  neues  6tabium  trat  X)enn  es  gelang  ibm, 
bem  Aampf  ber  beioen  ^rotenbenten  um  9lom  ein  (Enbe  ju  ma^n  unb  fie  jur  9{ud« 
!e^r  in  ij^re  Sistümer,  nad^  £ucca  unb  ^arma,  ju  belegen,  um  oon  bem  beutf(^en 
itonig  bie  Sntfd^eibuug  fiber  i^e  Snfprfi^  ^u  empfangen.  Die  Streitfa^e  (am  auf  15 
einer  6Qnobe  ju  Slugsburg  ((Enoe  Oft.  1062),  m  toelAer  au^  ber  lomborbifd^e  (Epislopot 
oertreten  mat  unb  (Sefanbte  ber  9lomer  fi^  eingefunben  ^en,  jur  Ser^anblung.   Da 

Segen  beibe  ^opfte  (Eintoenbungen  erl^oben  tourben,  fönte  bie  Serfammlung  noiq  feine 
eftnitbe  (Entj(^eibung,^  fonbem  berieft  biefelbe  einer  fpoteren  SQUobe  oor.  immerhin 
u)urbe  f^on  qier  bas  äbergen>i^t  SUexanbers  II.  offenbar.  Derfelbe  ^e  als  Aanbioat  20 
ber  äld^tung  gebietenben  ^iloebranbinif^en  Sieformpartei  oon  oorn^erein  einen  Sorfprung 
oor  bem  Sd^ü^Iing  ber  gerabe  geftfirjten  Slegierung.  Slnno  oon  jl91n,  ber  bas  AonstI  be* 
berrfc^te,  lieg  ben  Sefd|(u^  faffetu  bag  ein  Vertrauensmann  bas  pro  unb  contra  ber 
beiben  9lebenbubler  in  Italien  felbft  unterfud^en  unb  barauf  an  Stelle  bes  Aaifers  unb  ber 
Surften  ein  oorlöu^ges  Urteil  fallen  folle.  Die  Senbung  bes  Sifd^ofs  oon  ^aO^erftabt  25 
beu)ies  babei,  loo^in  bie  Sqmpat^ien  ber  Sqnobe  fid^  ntigftn.  3n  ber  X||at  fiel  bie 
(Entf^eibung  ju  gunften  Sllexanbers  II.  aus  unb  biefer  toirb  nun  burd^  ^erjog  (&ott« 
frieb  nad^  inom  oeleitet  (oor  Oftem  1063).  (Einen  loefentlid^  anberen  ffl^alter  als 
bie  SQUobe  p  mgsburg  trug  bie  ju  Sulantua  (^fingften  1064).  Slnno  oon  5t5In 
fpielte  sioar  ^ter  au^l  noc^  eine  SloIIe,  aber  ber  Sorfm  lag  in  ber  $anb  SHexanbers  II.  80 
%uä)  fanb  mc^t  me^r  eine  eigeiüli^e  Unterju^ung  futtt,  fonbem  es  geiriigte  eine  eib« 
lid^e  (Erflämng  bes  ißa^ftes,  um  bie  oon  Sinno  er^benen  Slnllaaen  ju  eimroften.  3n 
älugsburg  ^anbelte  es  fid^  fflr  Sllesanber  um  feine  (Esiftenj.  in  uRantua  um  eine  for« 
melle  Slneriennung,  toel^e  nad^  bem  Vorangegangenen  t^m  laum  noA  ju  oerfagen 
mar.  3nbem  il^m  biefelbe  3U  teil  lourbe^  fiegte  oer  unter  Verlegung  ber  laiferliqen  35 
Siebte  erhobene  $apft.  Diefes  fär  bie  Stellung  bes  reforminten  ißapfttums  auberor« 
bentlid^  toi^tige  gdtum  roar  aber  nur  baburd^  mSgli^  geworben,  bag  Slnno  in  mgs« 
bürg  mk  in  uRantua  bie  äBa^mng  ber  iRe^te  unb  3ntereffen  feines  $erm  hinter  bem 
SBunk^  3urüdttreten  lieh,  bie  fibemommene  IRoIIe  bes  Vermittlers,  bie  er  im  Sinne 
bes  äd^iebsri|$ters  aunahte,  erfoIgreiA  bur^jufü^ren.  Da  nun  aber  (Eabalus  bur^  40 
bie  äRantuanif^e  (Entf^eionng  gans  uno  gar  nidgt  befeitigt  roar,  fo  ergab  fic^  fflr  Slnno 
bas  ungünftige  Slefultat,  nid^t  einmal  fflr  bie  (Einbuße  an  Vertrauen  bei  ben  iRegaliften 
oon  ber  entgegengefe^ten  Seite  ber  entfd^abigt  5U  werben.  Die  Xage  feiner  glänjenoen 
äRai^tftellung  waren  ooruber.  <oä)on  1063  (3uni)  ^tte  er  feinem  ScebenbuJ^Ier,  bem 
(Erjbifd^of  älbalbert  oon  Hamburg«  Sremen,  an  ber  ylet^r^iemng  9lnteil  geben  mfljfen;  ^ 
biefer  erhielt  ben  Üitel  eines  S^u^^erm  (patronus)  ^einri^s  IV^  roo^renb  er  felbft 
weiter  als  ber  (Ersie^er  (magister)  bes  iUnigs  besei^net  würbe.  Sin  3<^  I^na  war 
bas  3ufammenarbeiten  ber  ^iben  Staatsmanner  ein  oer^ItnismSgig  gutes  tro|  ber 
tiefge^enben  Differenzen,  welAe  swifd^en  i^nen  beftanben.  Slls  aber  9nno  oon  Stalten 
5urüdHe^rte,  fano  er  oen  £influ|  Slbalberts  fo  geftiegen,  baft  er  fic^  oon  bem  Idniglid^en  so 
^oflager  ^urüdsog.  Unb  na^  oer  Sd^wertumgflrtung  bes  Aönigia;  (Oftem  1065)  würbe 
Siibalbert  fogar  bie  entfd^eibeiü)e  $erßnlid^!eit  in  ber  Umgebung  bes  iReaenten.  993enn 
bie  Unterlaffung  ber  filr  ben  SRai  oiefes  3<^^s  aeplanten  9lomfa^rt  ^inem  (Einfluß 
jujufd^reiben  ift,  fo  war  biefer  iRat  sweifellos  jualei^  ein  Sdblag  gegen  SInno,  ben  (Erj« 
tansler  oon  3talien.  9la^  ber  ja^n  itataftropqe ,  wel^e  Vbalbert  auf  bem  9leid^stag  ^ 
5u  Zribur  (3anuar  1066)  ereilte,  würbe  filr  ben  itölner  (Ei^ifd^of  wieber  freie  Sobn. 
Dag  es  9Inno  gelang,  bie  Übertragung  bes  erlebigten  (Erjbistums  Xrier  an  feinen  Plenen 
Aonrab  ^rbeijuffl^ren  (Oftem  1066),  war  ein  beutlic^es  Symptom  feines  wieber  |tei> 
genben  (Einfluffes  auf  ben  5tonig.  Stber  ber  bereits  3noeftierte  fyxi  fein  3lmt  nid^t  an« 
treten  Ibnnen,  fonbem  würbe  oor^  oon  bem  Surggrafen  (ll^beri^)  ber  mu  bie  ^ 


558  !bmo 

Ofttoieruno  eines  gtemben  moglos  eneaten  Sifd^ofsfiobt  etmorbet.  Unb  nun  fyd  Unno  tro^ 
groger  Slnftrengungen  es  niäfi  burd^3U|e|en  oermo^t,  bog  bie  Xrierer  jur  SerantiDor» 
tung  gejogen  tourben.  9lac^  btefem  S^Iog  ffitlt  er,  juglei^  fc^er  eriranft,  r>on  ben 
Sefd^öften  bes  Staates  ]iä)  längere  3^it  surfidE.  Sein  neues  ^roorireten  an  Die  £)ffent< 
5  Iid^!eit  trug  i^m  neue  3)entfitigungen  oon  anberer  Seite  ein.  'X>tnn  als  er  im  8rni9ial|fr 
1068  an  einer  fönigli(^en  (Sefanbtf^aft  na^  Stalten  teil  no^m,  fyd  Sllesanber  II.  i|m 
iDegen  feines  Serle^rs  mit  bem  aebannten  Sr^iMof  ^einrid^  oon  iRaoenna  unb  mit 
Qxioalus  oon  ^arma  jAroere  Sugilbungen  auferteat  unb  ben  glei<^eitig  amoefenben 
Ubo  oon  Xrier,  um  beffen  9ti(^taner!ennuna  9nno  fic^  lebhaft  Bemfl^  Qotte,  burd^  (^ren« 

10  enoeifungen  ausgeseic^net.  1070  mugte  S!nno  fogar  einer  Sitation  na<&  9{om  f$oIge 
leiften,  um  loegen  fimoniftif^er  Serge^n  \i^  3U  oeranfaoorten.  3m  fotoenben  Jdfyct 
u)urbe  er  burd^  ben  ^eiligen  9{emaclus  gejioungen,  bas  bem  itIo[ter  Stoolo  1066  ent- 
riffene  Alofter  SRalmebn  jurild^eben.  Sei  ber  orogen  3^i9|f^tt  ^^  toelcber  Slnno 
in  langjö^gem  Ravxflft  ben  Sefi^  behauptet  batte,  unb  in  »nbetraAt  ber  llmftanbe 

15  unter  roel^en  er  i^m  entfagen  mufjte,  roar  biefes  ((^lieMi^e  Unterliegen  ein  (euerer  W^- 
erfolg.  3taäf  bem  ^tobe  malberts  oon  Sremen  ^1072)  ift  Sfnno  nod^  einigemale  politifd^ 
berooraetreten.  (Er  wat  beteiligt  bei  het  3lusf5Qnung  jioifd^en  ^einriA  IV.  unb  $eQog 
^iubolf  oon  Stäben  in  SBorms  1072 :  geborte  ju  ben  prften,  mtl^t  1073  (£>ftober) 
im  Sluftrag  bes  Adnias  mit  ben  jSd^ftfmen  (Brogen  in  (geritungen  oer^nbelten;  ^ 

20  unter  ben  [Awierigen  SSer^Itniffen,  xn  wtmt  bie  oerleumberifi^e  STnllage  eines  ber  K&te 
^einri^s  btefen  gebrad^  ^atte,  Anfang  Januar  1074  in  ftoroei  neue  Snlnfipfung  mit 
ben  6a^fen  gefugt  unb  bamit  ben  C5erftunger  grieben  (2.  gfebruar)  oorbereitet.  über 
eine  ffi^enbe  ^erfönlid^feit  mar  9nno  bamals  ni^t  me^.  9[u(^  in  ben  Sejie^ungen 
ber  beutfd^en  Aird^e  ju  bem  injmiM^en  ^apft  geroorbenen  (1073)  ^ilbebranb  ift  bies  3u 

25  bemerlen.  C5regor  VII.  bellagte  fi^  nid^t  oQne  6(^e  fiber  bie  fiaul^it  9lnno$  gegen^ 
ilber  ber  rdmif^en  fttr^e  (Registrum  I  79).  9loif  am  (Enbe  jeiner  öffentli^n  SBir!« 
famfeit  untren  bemfelben  f(^mere  (Erfahrungen  belieben,  bte  Serböd^tigung  ^iner 
Untert^anentreue  unb  bie  (EmpSrung  ber  Jtolner  8flrgerf(^  gegen  fein  9{egiment. 
!Die  C5eril(^te  oon  lanbesoenSteriUen  Umtrieben  mit  bem  Adnig  SBiffielm  oon  (Eng« 

90  lanb  enoiefen  fid^  aüerbings  als  9idtIos,  aber  es  beburfte  bod^  eines  vleinigungseib^ 
feitens  bes  Sefloaten.  unh  ber  tlbfall  ber  eiaenen  Sifd^ofsftabt  marf  auf  bie  20ia^< 
rige  ^Regierung  Slnnos  ein  grelles  fii(^t.  9lid^t  minber  wox  ffir  i^n  ote  (Energie  unb 
$arte,  mit  ber  er  ben  Slirf^anb  ju  Soben  loorf  unb  beftrafte,  beseic^nenb.  Slber 
fc^mere  (Enttaufc^ungen  oon  uRannem,  benen  er  fein  ätertrauen  gejd^enft,  Xobesfalle  im 

35  Areife  oon  Senoatwien  unb  (Jrteunben,  bie  Sorge  um  bas  Sqidfal  feines  Srubers 
unb  feines  SRe^en,  melAe  $einri^  IV.  in  bie  $önbe  gefallen  maren,  brfidten  i^n  nieber,  ju- 
gleiq  ergriff  i^n  eine  f(^mcr^^afte  5lranlficit  unb  am  4.  Des.  1075  mürbe  er  ifir  Opfer.  — 
Die  C5efd^iae  Deutfd^lanbs  ftnb  bur(^  mno  in  ben  fed^jiger  3<^f^n  entf^eibenb  bt- 
[timmt  morben  unb  aud^  in  bie  bes  ^opfttums  ^at  er  tief  eingegriffen,  bies  begrfinbet 

40  [eine  Sebeutung  für  bie  allgemeine  CSefd^i^te.  Seiben  C5emalten  bat  er  ni^t  uner^^ 
lic^e  Dienfte  geleiftet,  obmo|l  er  feiner  oon  beiben  mit  fieib  unb  Seele  fiA  Eingab. 
l^tnn  bie  Iriebfraft  feines  $anbelns  mar  niemals  bie  Jorbcrung  frember  2lntere|fen, 
fonbem  ftets  bie  Sefriebigung  feiner  Sonberjipede,  hirj  gefagt,  feiner  Serrf(^fud^t.  SRit 
bem  itonigtum  brauAte  btefelbe  ni^t  notmenoig  unb  nic^t  immer  5u  lollibteren  unb  in 

45  fomeit  ^at  er  beffen  &aäft  gefü^,  aber  ein  ^ingebenber  Safall  ift  er  $einrid^  niemals 
gemefen.  Seine  Stellung  gegenüber  bem  ^opfttum  mar  ö^nlic^ ;  benn  er  befag  bas 
Selbftgefü^l  bes  unter  $einn(^  III.  aufgemaAfenen  ißralaten.  Der  (S^^aralter  Slnnos 
ift  oon  ben  3^itS^n<>ff^n  f^^^  oerf^ieben  gef^tlbert  morben.  Seinen  ^emaltt^tigen 
Sinn  Ratten  bie  uRönqe  oon  Stablo  allen  (Srunb  ^roorsu^eben  unb  bte  oon  Srau= 

CO  meiler  mugten  bie  (Erfahrung  maäftn^  baj  er  auA  oor  9le^oerle^ungen  n\ä)t  jurüd^ 
f^edte.  Sbam  oon  Sremen  \)M  fetne  §abfud^t  geroor  unb  ben  Sonourf  bes  Slepotis« 
mus  meig  er  ju  belegen.  (Serabe  oon  bem  homo  novus  ertrug  man  bas  ^errifd^e 
SBefen  ungern  unb  ben  ^eftigen  3S^3ont  9lnnos  leugnete  au(^  £ambert  nid^t.  (Jrteilid^ 
muroe  baneben  feine  JJrretgebigleit  gegen  Slrme  gerühmt  unb  als  Di9cefanbifd^of  fyd  er 

55  bas  fird^li^e  fimn  feiner  ^Jrooinj  gcfSrbert.  Cr  grfinbete  in  Äoln  bie  Äollcgiatftifter 
St.  2Rariengreben  unb  St.  ©eorg  fomie  bie  Älofter  ju  Siegburg,  Saalfelb  unb  ®raf^ 
[Aaft,  in  meldte  er  SRond^e  aus  (jfnictuaria  oerpflanste.  ^ni)  asletif(|ie  9letgungen  ^aben 
oie  Seele  biefes  SRannes  erfüllt,  aber  fie  traten  bo$  erft  bann  ftörfer  ^roor  (feit  1071), 
als  bas  Snter  na^e,   bie  SRigerfolge  fiA  mehrten  unb  ber  Si^aupla^  feines  SBirfens 

60  auf  bie  ®ren3en  feiner  Dibcefe  fi^  befi^ranlte.    (Es  mar  natürli(^ ,  bog  ber  Siograp^ 


011110  Hmtimctateii  659 

bes  5Uo|ters  Stegburg,  loeld^es  bem  Setitor&enen  ju  grojsem  Danl  oeqyfli^tet  »or,  ge< 

rabe  biefe  6ette  ftoii  ^toor^bt.    3n  btefem  £^te  lebte  bie  Erinnerung  an  i^n  in 

ber  Srolgeseit  fort,  fo  bog  er  1183  ^eilig  gefpro^en  toerben  lonnte. 

(StrI  mxhu 

Annulus  piHcatorius.  grifAerring.    3^^  ^misttaäft  jebes  iat^olif^en  Sif<^of$  5 
gehört  feit  ber  ausge^enben  oWir^Iid^en  l^tH  ein  SRing.    3fibor  r>on  Seoilla  beutete 
t^n  einfad^  als  Signum  pontificalis  honoris  vel  si^aculum  secretorum  (de  offic. 
eecles.  II,  5,  12  ed.  Arevalo  6.  Sb  S.  420) ;  blefelbe  3)eutung   noä)  bei  SRane^^ 
golb  (Ad  Gebeh.  64,  Libelli  de  lite  I  S.416)  u.  a.  S^nlid^  Kupert  oon  Deu^  (De 
divin.  offic.  I,  25:  Annulus  digiti  donum  significat  spiritus  sancti).  Später  badete  10 
mon  burc^  i^n  bie  ajermfi^Iung  bes  Sifd^ofs  mtt  ber  ©emeinbe  bejeic^net.  (Einen  fold^en 
9?ing  trögt  an^  ber  ^apft,  unb  3©ar  einen,  beffen  Siegel  ben  mf^3uj  SJetri  barftellt. 
9Kit  bemjelben ,  in  rotem  ober  arfinem  SBod^s  ausgebrudt,  rouroen  fett  bem  13.  Jct^r« 
^unbert  bie  papftli(^n  IBreoen  (f.  b.)  oerfilofTen  unb  ba^er  ^tafig  als  sub  annulo 
piscatorio  etlaffen  bejeiii^net.    (Segemoärttg  oebient  man  \ii),  ftott  bes  SBa^fieaels,  15 
geiDö^nli(^r  eines  mit  roter  9^be  unter  bas  Sreoe  gebrudten  Stempels,  ber  bosTelbe 
(Emblem  seigt.  SWcjer  f  (^anif). 

annuuctaten.  ^clijotlV  10  u.  42;  VII  47;  Vni  48.  tarl  Dom  §1.  «lo^S,  a)ic  !at6. 
Äird)e  in  i^rcr  ganjen  «uSbr.  2c.,  SRcgenöburg  1845,  ®.  305 f.;  Sfc^r,  ^Kön^^orbcn  II 
25—27;    Moroni,    Diz.  II    154;    297;    ®iucci,   Iconografia  storica  degli   Ordini  etc.,  1 20 

52-54. 

9lad^  SRariä  Serfilnbigung  (beju).  na^  ber  Maria  annundata,  &  1,  26  ff.) 
benennen  fi^  ffinf  fat^.  Orben,  jroei  männli^e  unb  brei  meibli^e. 

1.  Der  geiftl.  9litterorben  ,,oom  ^alsbanb",  gefttftet  oom  fooovifAen  (trafen 
^mabeo  VI.  um  1360  unb  fpSter  bejonbers  oon  ^mabeo  VIII.  (als  ^apft  ^elix  V.,  25 
t  1451)  begünftiat  unb  gehoben,  erBteB,  fettbem  er  unter  Carl  III.  1518  fig  ber  bl. 
Waria  oon  ber  SSertfinbigung  getoeipt  ^atte,  ben  9lamen  Slnnundatenorben.  (rr  niurbe 
in  ber  Srolg^»  nad^bem  er  fiq  gam  tn  eine  meltli&e  Serbienfts«  unb  übelsgenoffenfc^oft 
umgemanbelt,  ^um  oome^mften  aüer  farbinifd^en  (bes.  italienifd^en)  £)rben. 

2.  Sine  mnunciaten»2Bruberf^^t  ob.  „Srsbruberf^aft  oon  9Rar.  Serfün^^so 
bigung",  bie  nur  in  unb  für  9lom  einige  Sebeutun^  erlangte^  ftiftete  Aarbinal  Xuneae« 
mata  in  ber  ftir^e  S.  SRaria Jopra  9Rineroa,  too  etn  (angebli^  oon  (Jfiefole  gemaltes, 
in  SBa^^eit  aber  tüngeres)  SiU>  auf  (SoD^runb  bie  Santissima  Annunciata  unb 
ben  als  Sefd^ü^er  armer  URöb^en  bargefteltten  Aorbinal  oer^Ii^t  unb  bamit  an 
beffen  Stiftung  erinnert  (ogL  aRoront  II  297 ;  Säbder,  SRittelitalien,  S.  192).  85 

3.  (Ein  herein  oon  Snnunciaten'9lonnen  ber  H  SRarcellina  (ober  au^ 
bes  ^l.  Smbrofius)  für  Aranienpflege  u.  bgl.  fitebesmerie  entftanb  1408  tn  C&enua. 
3u  ii)m  ge^örie  bie  als  $elbtn  ber  (^ftenaslefe  unb  asletifc^^m^ftif^e  Sd^riftftellerin 
berühmt  geioorbene  ftat^rina  gfies^i«^omo,  f  1^10  (^I-  ^'  ^-  ^^-  ^^^  (benua). 

4.  „himmelblaue"  ober  „^immlif^e"  Slnnunctaten  (ital.  Turchine  [lürtis«  40 
blaue]  Coelestcs)  ^eigt  eine  ungefähr  200  3^^^  fp&ter  entftonoene  (Benuefer  ^lonnen«^ 
fongregation,  geftiftet  1604  oon  Der  ^ommen  SBtttoe  SRoria  Sittoria  Somari  (geb. 
1562).  3^re  burq  meige  (Seroönber  mit  himmelblauen  3Ränteln  lennflid^en  9Ri^lieber 
oerpfli&teten  fi(b  u.  a.  auA  jur  Slnfertiguttg  nieiblii&er  Slrbeiten  ffir  fttrc^n  unb  $ltare. 
Sie  follen  jur  ßeit  i^rer  ^o^ftenSlüte  im  17.  3a$r5.  über  50  Älofter,  meift  in  Ober«  40 
italien,  gehabt  Qaben. 

5.  Reli^ieuses  Annonciades  ^{^ber  oon  ber  franj&fif^n  Aonigin  3^<tnne 
be  93alois  (fett  1498  oon  i^em  ®ema^l  fiouis  XII.  gefqieben,  gdtorben  1505)  ju 
Snbe  bes  15.  3^^^-  unter  SRitmirlunp  ^res  Seid^toaters,  bes  3Rinortten  C5tlbert 
9licolai,  gegrünbete  Orben  oon  Silgertnnen  (mit  braunem  $abtt,  rotem  Sfapulier,  50 
fd^u)ar3em  Sd^leier  unb  meinem  SRantel).  3)er[elbe  ^e  laut  [einer  juerft  oon  SHexan« 
ber  VI.,  bann  oon  £eo  X.,  beftätioten  Siegel  ft^  ^ouptf&^M  ber  Setraqtung  ber  je^n 
Üugenben  ber  ^l.  3ungfrau  (5teu|^^it,  jtlug^eit,  !Demut,  Coloube,  9nba^t,  (Seborfam, 
SIrmut,  C5ebulb,  ®ofies]mdbtj  uRitleib) ju  loibmen  (bo^er  aii4^  „Orben  oon  ben  10  Xugen* 
ben"  genannt).  Dur^  ^noilegien  ^auls  V.  unb  C&regors  XV.  begunftigt,  braute  er  55 
es  bis  3u  45  5tloftem  teils  in  (Jfranbetd^,  teils  in  Selgien,  erlag  aber  5U  Snbe  bes 
oorigen  3^i^^unberis  ben  Stürmen  ber  9{eoolution.  B^^^lcr, 


560  Anniui  carentiae  Ibfegti^ 

Annns  carrentiae  —  bie  l^txt,  n>%enb  toel^er  bie  itononüer  naäi  t^cem  (Ein* 
tritt  in  ein  Stift  ju  (gunften  ber  gfobtU,  ber  ^tibetwenmafle.  bes  ^opftes  ob^  Sij^ofs 
auf  bie  Sinifinfte  i^iet  Stelle  Setji^t  leiften  mu^en.  mt  beffen  Stelk  i|t  Je|t  tn 
mand^en  £Snbem  ber  SDbjug  einer  9{ate  am  Cinfommen  (^.  S.  uuartap  ju  (Bunften 
5  eines  ürd^Iid^en  Sfonbs  (Kirnen«,  CEmeriten«,  ^enfions*,  SBttmen»,  9{eIigionäonb9)  ge- 
treten, Sfteier  f. 

Annus  claustralis  —  bos  erfte  unb  ju  ftrenger  Slefibenj  oerpfli^tenbe  3^ 
bes  Stifts^erm. 

Annas   decretorius  —  bos    9lormaI»r!(a^  1624,   na^   beffen  Sefi^ftanb  im 
10  toeftfölifd^en  trieben  bie  beiben  Aonfeffionen  fU^  in  bie  beutf^n  Territorien  ju  teikn 
Ratten. 

Annus  deservitns  unb  graüae.  —  !Den  (Erben  eines  (Seiftli^n  fallen  bie  bis 

S  feinem  Xob  oon  i^m  oerbienten,  aber  no^  ni^t  eingenommenen  grfl^t^  )>^  U^n 
ienftja^res  5U.   ^ierju  lommt  geioö^nlid^  noi^  ein  ®nabenmonat  ober  Quartal. 

9Keier  *{'• 

15        Annus  luctus,  Xrauerja^r,  ein  (E^e^inbernis,  f.  (E^ered^t. 
SnomSev  f.  Slrianismus. 

Snfegii»  eine  obgelürjte  Sorm  ffir  Slnfegifil.    Slu^er 

1.  9lnfegis  (Slnd^ifes  ben  Ürofaner  ma^t  bie  niStere  oon  9Reb  aus  oerbreitete 
Sage  aus  ij^m).  bem  am  Slnfang  bes  7.  3^^$unberts  geborenen  Soqne  bes  Sif^ofs 

20  St.  Arnulf  in  uRe^  unb  bem  Sater  bes  frSnliuJ^n  (Jf&tpen  Sipin  oon  ^ertftal,  treten 
in  ber  (&efd^i(^te  bes  frfiberen  SRittelalters  jioet  9)erfonen  biefes  9lamens  ^eroor,  beibe 
(geipd^e  unb  in  nafier  Serbinbuna  mit  ben  frSnlif^n  jt9nigen: 

2.  Slnfegis,  9lbt  oon  St.  SanbrilUp  geft.  833.—  Capitularium  collectio,  befte 

«ludgabe  Don  SoretiuiS  in  MG  Cap.  reg.  Franc.   1.  S3b  @.  382  ff.;    @tobbe,   ^fc^ic^te  ber 
25  beutfc^en  dle^t^quellen  1.  ®b,  S3raunf(^meig  1860,  @.  231 ;  ^.  8runner,  ^eutfd^e  9te4t$gefd)id)te 
1.  »b,  Scipälg  1887,  @.  883. 

9.  oon  St  Sßanbrille,  ber  filtere  unb  berühmtere  oon  beiben.  ift  in  ber  jmeiten 

tSIfte  bes  8.  3^^^^^^^^^  geboren,  aus  altem  franlif(^en  Übel.  Son  ber  S^ule  eines 
lojters  im  fiqoner  Sprengel,  loo  er  feinen  erften  Unterrid^t  empfing,  lam  er  in  bas 

doAIofter  (Jfontanella  (St.  Sanbrille  im  Sprengel  oon9louen),  in  jx>t\ä)tm  ein  Senoanbter 
oon  ibm  feit  787  9ibt  loor,  mürbe  bafelbft  URdnc^  unb  ^at  als  fold^er  fpäter  bem  Aonig 
ftarl  Den  £e^nseib  geleiftei  3uerft  mürben  i^m  Heinere  9lbteien,  bie  erfte  in  9{beims, 
bie  jroeite  in  (SfyAom  für  3Roxnt  oerlie^en,  im  3o^<^  807  aber  empfing  er  bos  ^lofter 
St.  (Sermain  be  9^  0^  ^^^  Diocefe  oon  Seauoais)  unb  oon  biefer  3^^  ^^  beginnt 

86  [ein  9{u^m  unb  mfi^ft  feine  Sebeutung.  (Er  ^t  bas  Alofter,  meld^es  in  argem  öuger^ 
li^en  Serfan  gemefen  loor,  oon  (Sruno  aus  mieber^rgeftellt,  unb  babei  fiq  ebenfo  in 
ber  £anbmirtf($aft  mie  im  Sauen  oef^idt  geseigt.  Aöntg  Aarl  Dema|m  bies  unb  rief 
i^n  an  [einen  $of  na^  Slad^en.  $)ort  ift  nun  9In[egis  eine  SBeile  unter  (Ein^orb  als 
Saumeifter,  o^ne  3^^4^t  ^^  S^u  ^^^  ^f<^l3  uno  bes  SRfinfters  bef^öftigt  gemefen. 

40  Uber^unt  mar  ber  jt9ni^  ibm  oorjfiglii^  gemogen  unb  betraute  i^n  öfters  mit  Sot^ 
[dboften  tn  oerf<^iebene  Xetle  bes  iReiAes,  mooon  eine  ber  [d^mierigeren  m  bie  fpanifd^e 
äRarl  befonbers  genannt  mirb.  (Ebenfo  angefe^en  mar  SInfegis  auc^  bei  Aorls  Sobn, 
bem  ftaifer  £ubmig;  biefer  oerlte^  ipm  817  bie  SIbtei  £ua^euil  unb  823  Sontaneua, 
basfelbe  jttofter,  in  melc^em  er  fein  SRond^tum  begonnen  ^atte.    $ier  bat  er,  toie  es 

45  f^tnt,  jurfli^esogen  oon  ber  3BeIt,  in  ^eipd^en  unb  miffenfc^oftUAen  äbunaen  gelebt, 
er  mar  nun  betagt  unb  fränlli^.  SBie  tn  "^Icof  ffir  $aus  unb  $of,  fo  forgte  er  jekt 
ffir  bie  geiftigen  C5fiter,  unb  etne  lange  Steige  meift  t^Iogifd^er  Sqrinen  mirb  auf= 
gesohlt,  mel^e  auf  feine  SeranlaJJung  oon  ben  SRond^en  gefqrieben  morbenfinb.  $ier 
ooUenbete  er  auA  ober  oeröffentltd^te  menigftens  827  ein  miffenfd^aftli(^es  äBerl,  feine 

60  Sammlung  ber  frSnfif^en  iRei^sgefe^e,  meldte  feit  829  als  libri  IV  capitularium 
^iSielle  (Seltung  erlangt  ^aben.  Sein  ^lan  mar,  bie  in  ben  Ori^inalalten  ^erftreuten 
(oefe^e  Aarls,  &tbmigs  unb  £ot^ars,  fe  nad^  i^rem  3n^Ite  ffir  Atr^e  unb  mti^  aus^ 
aefdS^teben,  3u  fammeln.  !Das3BerI  umfaßt  etma  29(&efe^e,  bie  Aarl  unb£ubmig  innere 
9alb  ber  3<4^^  789  unb  826  erlaffen  ^oben.  Die  meijten  ilapitel,  mit  Slusnapte  oon 


«nfcgtd  561 

I.  140—158;  II.  29—46;  III.  64—66;  IV.  1—12,  fonnen  ©ir  auf  bie  noi)  üor^ 
^nbenen  Drigindquellen  surüctffi^ren ;  im  Serglei^  mit  bie[en  i[t  ber  Ztxt  bei  9ln« 
egis  nur  je^r  menig  Deränoert ;  etner  S^Ifd^ung,  mit  fie  jtoanjiig  3^^^  fP^i^^  ^^^  3ort» 
e|er  bes  SBerles,  ber  äRainjer  Dialonus  Seneoiftus  planmäßig  begangen  ^at,  begegnet 
man  niroenbs.  Die  SIutorfAaft  bes  äßerles  ift  früher  oielfac^  in  3Q)^if^i  gesogen  roorben,  5 
ba  ber  (Rammler  in  ber  SSorrebe  einfach  Ansegisus  Abba  beigt.  ©anj  o^ne  ®runb 
unb  offenbar  falf^  ba^te  man  an  Wn  jüngeren  Slnfegis,  ben  (Erjbifc^of  Don  6ens. 
Dagegen  batte  man  Urfa^e  ju  jmeifeln,  ba  einerfeits  in  bes  Slnje^is  ausfü^rli^er 
fiebensbej^reibung  biefes  OTerles  feine  (öroä^nung  gef^ie^t,  anbererfetts  im  11.  S^Jt- 
unbert  öigeberts  (B^ronif  aus  einer  unbefannten  Quelle,  unb  ausSigebert  im  12.  Zw'  lo 
unbert  3ltteri^s  CÖ^ronif,  ben  33erfa[fer  ber  Äapitularienbü^er  als  Abba  Lobiensis 
ejei^nen.  Slllein  bur^  unumftogli^e  gleichzeitige  9la(^ri^ten,  bie  über  unb  im  illofter 
£obbes  aufgejei^net  morben  [inb  (Annales  Laubienses.  Gesta  abbatum  Laubien- 
sium),  fteQt  es  feft,  bag  bas  illofter  £obbes  im  9.  3^^^unbert  feinen  9Ibt  biefes  92a» 
mens  ^atte ;  eine  93enDe^sIunQ  oon  Luxoviensis  (mos  auf  SInfegis  mo^I  pagt)  unb  i5 
Lobiensis  ift  bei  einem  Slbf^reiber  roie  6igebert  idoqI  benfbar;  unb  augerbem  beftötigen 
bie  Miracula  S.  Waideberti,  mtliSft  ber  SIbt  Slbfo  Don  £uxeuil  im  10.  ;^a^9unDert 
^ef^rieben  ^ot,  bag  Slnfegis  oon  (^ontanella  mirfli^  ber  Serfaffer  fei.  SRit  btefem  äßerfe 
ift  fein  Slnbenfen  auf  bie  fpate  3laä)mtlt  gefommen;  es  mürbe  f^on  im  9. 3^i^^unbert 
ins  Deutf^e  überfe^t  —  em  Sru^ftüd  booon  ift  erhalten,  f.  MG.  capit.  reg.  Franc.  20 
1,  378  —  unb  bis  ins  13.  3ö^^5wnbert  ^at  jeber  beutf^e  Äönig  auf  biefes  Su^  als 
bes  3{tiä)s  3{tä)tt  ben  Sib  aeleiftet.  Slnf^is  erlebte  aum.  bag  es  im  IReiAstage  be« 
nu^t  unb  dtiert  iDurbe;  er  i)t  erft  fe^s  ^o^re  nac^  ber  Veröffentlichung  besfelben,  am 
20.  3uli  B33,  geftorben.  6ein  Vermögen,  anfe^nlid^er  9lei(^tum,  ben  er  fi^  aus  feinen 
Cinfünften  erfpart  ^tte,  fiel  an  ilird^en,  Äßfter  unb  Slrme.  —  93on  biefem  3lnjegis  25 
berieten  ausfiiqrli^  bie  Gesta  abbatum  Fontanellensium  (MG  SS.  2, 293),  etliches 
au^  bos  Chronicon  Luxoviense,  Sigeberti  chronieon  a.  827  unb  bie  Miracula 
S.  Waideberti. 

3.  Slnfegis  öon  Sens,  aeft.882.—  3)ic ißac^rit^tcn  über  bicfcn ?lnfcgi« finbcn firf)  in 
Hiücmari  Remensis  annales  a.  860  ff.  unb  in  ben  Annales  VedaBtini  a.  879,  augerbent  in  co 
üerfc^iebencn  ©riefen  beS^apfteä  3o^anneÄ  VIII.  unb  im  Chronicon  Odoranni,  bad  bei  Du- 
chesne  Scr.  II.  gebrucft  ift ;  unter  ben  neueren  am  beften  bei  ®frörer  im  2.  ©b  feiner  ltird)en* 
gefc^ic^te.  S^gl.  ferner  3)ümmler,  ©efcfiid^te  beS  oftfränfif^en  Sfleid^ä,  »b  1,  6.  748. 767.  795. 
837.  845  ff.,  ©b  2  ©.  40.  70.  81.  122.  Über  feine  «ifarlot^tcnung  %  «»infc^iuS,  ^rc^en* 
red)t,  S3b  1  ©.  597.  36 

aber  Feine  ^erfunft  unb  3u9^n^3^i^  ij^  ni^ts  befannt,  er  tritt,  na^bem  er  f^on 
früher  (867)  oertrauli^e  Cröffnunaen  bes  Äonigs  na^  SRom  überbra^t,  im  3^^^^  870 
als  SIbt  (iDa^rf^einli^  oon  6t.  SRu^ael  ju  Seauoais)  unb  (Sefanbter  bes  meftfränfif^en 
5lönigs  itarl  bes  ila^Ien  in  9lom  in  einer  fe^  bebeutenben  Stellung  beroor.  871  mürbe 
er  (Ersbif^of  Don  6ens.  Slls  oorne^mftes  äßerfjeua  bes  ^opftes  ^^^^^f^n  VIII.  unb  40 
einflu^rei^er  9latgeber  Aönig  5tarls  ernannte  i^n  erfterer  auf  Seranlaffung  bes  legieren 
naä)  beffen  ilaifertrönung  im  3*  ^76  pm  popftlic^en  93itar  ffir  Pallien  unb  (ßermanien 
mit  ber  Sefuanis,  S^noben  ju  berufen,  ben  Serfebr  pifAen  bem  römilc^en  Stuhle 
unb  ben  eriDÖQnten  fianbem  ju  oermittteln,  alle  päpftlii^en  Serfflaungen  ben  bortigen 
Sif^öfen  mitjuteilen  unb  über  alle  n)ic^tigeren  unb  tetoierigeren  vlngelegen^eiten  nac^  45 
9lom  5U  beriqiten.  SRit  biefer  (Ernennung  jollte  bem  Jtaifer  bas  SRittel  aegeben  toerben, 
über  bie  (Srensen  feiner  ^errf^oft  hinaus  Sinflug  auf  bie  ilirc^e  bes  aejamten  Sranien« 
reifes  ^u  getoinnen.  (Eine  unbebingte  Slnerfennung  ber  93ifariatsfteluina  bes  Slnfegis 
tonnte  mbeffen  ilarl  auf  ber  Sqnobe  ju  ^ont^ion  (876)  oon  ben  roeftfräntifd^en  $U 
f^öfen  unb  SRetropoIiten  nic^t  erlanaen.  93on  einer  ^iQätigfett  bes  Slnfegis  in  feiner  ^ 
Stellung  als  popftlic^er  93ifar  ift  nid^ts  befannt.  SAon  877  fc^eint  er  bos  Vertrauen 
bes  ^apftes  oerloren  ju  ^aben.  878  ernannte  biefer  ben  (Erjbittof  9loftagnus  oon  SIrles 
ju  feinem  Sifar  in  CDallien.  roomit  offenbar  bie  SBoIImac^ten  fite  Slnfegis  jurüdgesogen 
waxtn.  Cr  ftarb  am  25.  9(ooember  882  unb  nobm  ben  9lu^m  feines  (Ersbistums  mit 
ins  C^rab ;  als  primus  Gallorum  papa  rourbe  ibm  bie  (ßrabf Arift  ge[e^t,  aber  feiner  55 
feiner  9la^foI^er  ^at  jemals  barauf  ^in  geiftlic^e  mfprfic^e  erhoben,  roieioo^I  nod^  im 
15.  Z^^^^'  i>t^  (Ersbif^öfe  oon  Sens  ben  Xitel:  Galliae  et  Germanorum  primas 
geführt  baben. 

4.  vloä)  ein  anberer  Slnfegis,  obglei^  geringerer  Sebeutung,  aus  bem  10.  3^^^'= 
^unbert  ift  ju  nennen.  Diefer  erf^eint,  o^ne  bag  loeiter  etioas  oon  i^m  befannt  u^äre,  eo 

9(eaI«<»nc9nopttbie  für  :£i)coli)flie  unb  Uiräit.  8.  M.  I.  3g 


562  Kitfcgtd  Ititfelm  tioii  danktfmxtf 

innerhalb  ber  3^^^^  ^^5  unb  959  als  Sifd^of  oon  XroQcs;  als  folget  jog  er  mehrere 
SRale  gegen  bie  Ermannen  ju  ^elbe,  loel^e  bomals  ^anhtxä)  unb  Serien  bebroqten. 
(Er  n)urbe  um$  3^^  9^9  ^^  feinem  Si$tum  oertneben,  erlangte  es  aber  toieber  bun^ 
Vermittlung  bes  C^ifc^ofs  oon  S&ln,  bem  er  borauf  jum  £anle  bie  9leHquien  bes 
6  ^I.  ^atroclus  überlieg,  toe^e  na^  Roln  gebracht  muroen.  Ober  i^n  berichten  Flodo- 
ardi  annales.  Hugo  Floriacensis,  Richeri  historiae  unb  bie  Translatio  S.  Patrocli. 

(9RetfeIt)  ?.  4^infi^ittd. 

Slnfelm,  Crsbif^of  pon  Canterburg,  geft.  1109.  —  ®c(amtau8gobcn  feiner 
^erte:  SoanneS  $icarbud,  StUn  1612,   Iritifc^er  unb  ooUftänbiger  bie  oon  (S^abr.  (S^erberon, 

lo^aris  1675,  2.  ^ugg.  correcta  et  aucta  1721,  abgcbrutft  Scncbla  1744  mit  mehreren  SScr* 
bcffcrungcn.  9icuer  «[bbrucf  bei  Migne  SL.  tom.  158.  159,  ncbjt  einigen  (eitbeni  oufgefun» 
benen  etqten  unb  ^n^eifel^aften  ©c^riften,  befonberd  einer  meditatio  über  $fa(m  51  au9  A.  Mai, 
nov.  bibl.  I,  p*  505.  gm  folgenben  nrtitel  ftnb  bie  ©eitenja^Ien  nac^  9)'ligne  gegeben.  (Sin^ei* 
ausgaben  t>on  Cur  deus  homo  fiämmer,  Berlin  1857,  befonberd  O.  gr.  3fri(f4e,  3üri4  1868, 

15  2.  äudg.  1886 :  bedgl.  Don  ben  ^auptfc^riften  unb  ber  yita  Sabmerd,  fionbon  1885.  —  pr 
fein  fieoen  ift  ^auptqueHe  bie  nur  jumeilen  fc^önfärbenbc  vita  Anselmi  feinet  Sc^ülerd  Q^ab« 
mer  unb  bedfelben  (uor^er  abgefaßte)  historia  novorum,  biefe  befonberd  für  bie  @trettig!eiten 
mit  ben  Köniaen,  beibe  @d^riften  bei  ©erberon  unb  3Rigne,  ogl.  $afd^ald  Briefe  MSL  163. 
SJon  neueren  ©eorbeitem  nennen  »ir :  SWöl^Ier,  Xüb.  t^eol.  uuartalftftr.  1827. 1828 ;  ®.  fj.  Sfrand, 

20«.  \>.  ©.,  %üb,  1842;  beibe  arbeiten  antiquiert  bur(^  gr.  SR.  ©äffe,  %.  r>.  (£.,  Seip^ig  1843. 
1852,  2  Xeile  (1.  baö  geben,  2.  biefie^re),  beffen  burc^  Sorgfalt  unb  liebetjoUeö  SJerpnbni^ 
QUdge^eicbneted  ^er!  noc^  beute  grunblegenben  $Sert  §at.  Ch.  de  B^musat,  Anselme  de 
Cantorb^ry,  tableau  de  la  vie  moDa^tique  et  de  la  lutte  du  pouvoir  spirituel  avec  le  pouvoir 
temporei  au  XI  si^le  Paris  1853  2.  6d,  1868;  beutfd^  oon  d^.  ^ur^bat^,  9tegendburgl854; 

25  Mart.  Bule,  live  and  times  of  St.  Anselm,  archbischop  of  Canterburv^  2  9be,  i^onb on  1883 ; 
P.  Bagey,  histoire  de  St.  Anselm,  archev^ue  de  Canterbury  2  S3be  $arid  1890.  —  ^ür  bad 
@)ef c^i^tlic^e :  P.  Ck)Dr.  Eothe,  de  yita  et  gestis  Anselmi  ardiiepisc.  Cantuar.  ratione  habita 
Status  prioris  ecclesiae  Anglicae,  Hamiae  1840;  Xf^,  ^lemm,  3)er  englifcfte  3nüeftltnrftrcit 
unter  ^einric^  I.  (S)lff.),  fielpjig  1880;  Ed.  A.  Freeman,  The  reian  of  William  Rufus  and 

oothe  accession  of  Henry  the  first  2  ©be,  Dfforb  1882;  SRojlm.  ©(ftmif,  3)er  englift^c  Qn* 
ueftiturftrelt,  Snnäbrud  1884;  gel.  fiiebermann,  ^nfelm  oon  ßonterbur^  unb^ugo  Don  fitjon 
in:  ^iftor.  Äuff.  ®.  SSalf  gewibmet,  ^annoüer  1886.  —  3für  baS Xbeologift^e :  Ans.  Oecs^nyi, 
de  theologia  S.  Anselmi  (diss.)  Bnmae  1884;  femer  gerb.  ©ftr.  ©Qur,  3Dte  cbriftlicbc  Öe^re 
oon  ber  SSerfö^nung,  1838,    unb  berf.,  3)ie  fie^re  üon  ber  3)reieinigteit  unb  ^cnfdjmcrbung 

35®otteS,  2.iBb  1842;  ^.  SReuter,  ®ef(^id^te  ber  religiöfen  «ufflärung  im  3Jlittelalter,  1.  S3b., 
S3crlin  1875;  f.  übcrbie^  bie  S)ogniengefc^icl^ten.  aRonogropftifc^eS  an  ben  betr.  ©teilen  bc*> 
^Krtifclg  unb  bei  Ucberioeg-^ein^e,  ®ef(^i(^te  ber  ^l^ilofop^ic  II^  ©.  154.  —  JJür  bo§  ^MIo* 
fop^ifc^e:  «Ritter,  ®ef(^.  ber  $5ilofop()ic  7.  S5b  1844;  berf.,  e^riftlicfie  ^^ilofop^ic,  l.Sb  185«; 
"tprontl,  @efc^.  ber  fioait  X.  II  1861,  fomie  bie  ®cf(^i(^ten  ber  ^^ilofop^ie  tjon^rbmann  unb 

40  Uebernjcg»^cinäe.  —  gür  baö  fiitterarift^e :  Histoire  litt^raire  de  la  France,  9.  SBb,  398—465, 
1750.  SSeiterc,  bef.  ältere  fiittcratur  f.  bei  Chevalier  r^pertoire  des  sources  historiques  du 
moyenäge,  ^ari«  1877—86. 

1.  fieben.  SInfelm  mürbe  1033  in  Slofta  in  ^iemont  geboren,  n)o  fein  Sater 
(Sunbulf ,  einer  lombarbifc^en  91belsfamilie  ange^örig,  fiq  niebergelaffen  ^atte.  I)ie  SRutter 

45  Slnfelms,  (Ermenber^a,  mat  eine  tüAtige,  fromme  ^ausjrau.  unb  ni^t  o^ne  Sinflug  auf 
fein  für  reIigio[e  Dmge  befonber$  offenes  ®emüt.  SRtt  iqnen  bef^Sftigte  fi^  loa^enb 
unb  träumenb  fein  linbli^er  (Seift.  Dem  religiöfen  Xriebe  fol^enb,  wöxt  er  fi^on  als 
ilnabe  gern  in  ein  Alofter  eingetreten,  unb  bot  Cpott,  er  möge  t^m  eine  f4n)ere  S^xanl- 
beit  fenben,  bamit  fein  Sater  unb  ber  9Ibt  bes  illofters,  wtläjt  t^m  bie  (Erlaubnis  oer- 

DO  fagten,  baburd^  ben)ogen  n)ürben,  i^ren  SBiberftanb  aufjugeben.  SIIs  er  bas  nic^t  eneid^te, 
geriet  er  in  etn  n^eltli^es  Xreiben,  in  n^eld^em  er  Stömmigleit  unb  SBiffenf^aft  ju  oer^ 
gejfen  fd^ien.  SIber  biefe  ^eriobe  feines  fiebens  enbigte  mit  einer  befto  entf^loffeneren 
Umfe^r.  Unbefriebigt  unb  in  3ö)ift  init  feinem  Sater,  einem  ©üften  SRenfien,  ©el^er 
meber  bie  Sorjüge  no(^  bie  ($e^Ier  bes  Sohnes  ju  n)ürbigen  mugte,  entf^teb  er  ft^, 

55  feinen  33efi§  im  Stidb  jw  Ia||en.  3la^  mebrjäbrigem  Umlenoanbem  fam  er  na^  bem 
Älofter  See  in  ber  SUormanDie,  angejogen  burc^  oen  SRuf  feines  gelehrten  ^riors  fian* 
franc,  feines  fianbsmannes.  unter  beffen  Leitung  nerfenfte  fi^  Slnfelm  mit  auger- 
orbentli^em  Cifer  in  bie  SBiffenf^aften,  fo  baft  er  fl^on  oen  ^lan  fafete  in  ein  anberes 
illofter  einsutreten,  um  ba  ju  teuren.    Tioä)  unterbrüdte  er  biefen  nom  CE^aeij  ein» 

00  gegebenen  zDSunfc^  unb  n)arb  27  3^^^  ^I^  u^^^^  fianfranc  einfa^er  äRbnä.  ms  na(^ 
3  3^i^(n,  1063,  fianfranc  9lbt  oon  Säen  n)urbe,  mahlten  bie  SRönd^e  Slnfelm  in  "Hn- 
erlennung  feiner  miffenfc^aftlic^en  äberlegen^it,  feiner  asletif^en  (^römmigfeit  unb  feines 


Siifebit  tiott  (UnkAwtm  563 

nebeoollen  Senc^mens  jum  $rior,  unb  er  ^atte  nun  (Selegenfieit,  feine  groge  fie^rgabe 
iDtrfen  ju  laffen.  3Bie  lebenbig  unb  Hat,  mit  anregenb  burc^  äRet^be  unb  neue  3been 
fein  Unterrid^t  geioefen  fein  mug,  oennog  man  noq  aus  ber  Sel^nblung  p^ilofop^tfi^r 
unb  t^ologifd^r  C&egenftSnbe  in  feinen  6(^riften  ju  erfennen.  oon  benen  fo  bie  nteiften 
QU5  fiebrgeffirä^n  mit  gereifteren  Schülern  berootgegangen  jinb.    Seine  Untenoetfung  5 
tDor  ni^t  meiftemb,  fonbem  liebeooll  ^oblolfenb;  fein  pcattifc^ei  Xiefblid  lehrte  i^n, 
bag  bie  jungen  Säume  nxift  gemaltfamer  (Einengung,  fonbem  seitmeiligen  (ß^enlaffens 
bebürften,  um  fiA  fräftig  ju  entoideln.   Die  Snetgte  feines  Senlens  unb  feine  arünb^ 
li^e  CDeIel^rfQm!eit  unb  Selefenbeit  in  Sd^rift  unb  Sitem  famen  feinem  Unteiri^te  3U 
oute,  beffen  9{uf  f(^on  bamab  M  oecbreitete  unb  mit  ber  3^tt  eine  groge  3^1  3-  3:.  10 
mater  beräumter  6d^filer  um  mn  gefammelt  ^ot  (bist,  litt^r.  de  France  VII,74— 80). 
nuä)  als  ein  oortre^iAer  Seelforaer  bemies  er  fiq;  oon  (einem  (Emft,  feiner  £iebe  unb 
(Sebulb,  feiner  ilenntnis  bes  menfc^Ii^n  ^erjens  uiü)  fernen  rein  d^rifUic^en  (5tMis* 
punften  geben  feine  Sriefe,  Xraltote,  (SleiAnisreben  unb  9Rebitationen  gl&i^enbe  3^ug« 
niffe.    SBenn  er  Xroft  im  Sterben  ju  erteilen  ffcA.  erbebt  er  fi(^  bis  jur  9iein|ea  b^  15 
eoanpelifd^en  (Sloubens.    litnn  alsoann  li^  er  oie  gfirbitte  ber  9Raria  unb  anberer 
$eihgen,  mel^e  er  fonft  niAt  oerfc^mä^,  betfeite,  unb  oenoeift  für  alle  Sfinben  allein 
auf  bte  (genugt^uuna  (E^ftt  (MSL  158,  685—88).    Slnfelm  uxn:  ein  (&eift  oon  be« 
l^ulid^er  unb  fpehilatioer  SInlage.  Slls  er  nun  1078  jtum  WA  enoo^It  UMtrb,  entftanben 
t^m  oiele  CDef(^e  ber  äußeren  SenoaUung;  er  fiberueg  fie  aber,  fo  oiel  er  es  ffir  20 
erlaubt  ^ielt,  anoeren.    Do(^  ju  einem  n^it  größeren  Umfange  berfelben  nnirb  er  be« 
rufen,  als  er  um  1093  ^um  (Erjbif^of  oon  Sonterburu  ernannt  mürbe.    Ser  ilönig 
9BiI^Im  II.  belebte,  mie  fein  Sater,  uBi^ielm  ber  (Erooerer,  bie  Sistflmer  mit  nor« 
manntf(^en  Prälaten,  meli^e  gemobnt  maren,  i^nen  ben  fiebenseib  ju  leiften  unb  oon 
i^nen  bie  3noeftitur  mit  9ling  uno  Stab  ju  empfangen,    fianfranc  ^otte  bie  ^o^its«  35 
it^k  ber  Arone  millig  anerlannt  unb  (Sregor  VII.  ni^t  aemogt.  gegen  SBil^m  ben 
(Eroberer  mit  Strafen  oor^uge^en.    SBil^Imll.  mar  ein  mnjo  oerrifc^er,  mie  ^ffld^« 
tiger  ($ilrft ;  oier  tSofyct  lang  batte  er  bas  (Erjbistum  m^  fianfrancs  Zobe  unbefe^t 
^elaffen,  um  Aber  ilird^  unb  Semtogen  fc^tten  ju  lönnen.    3^^»  ]iia>tt  erfranft  unb 
tn  Xobesfur^t,  gab  er  bem  einbringen  einer  groben  3^1  ^on  Setftlt^en  na^f  Slnfelm,  30 
ber  gerabe  in  (Englanb  anmefenb  mar,  jum  (E^btfAof  5U  maij^n;  ober  Slnfelm  meigerte 
fi^  lange  unb  bas  mar  mebr  als  bloge  ^otm.    Sciqt  nur  freute  er  bie  meltlic^  ge« 
arteten  (Sef^afte  unb  bie  fqmere  Serantmortli^Ieit,  fonbem  er  ja^  au(^  groge  Aäntpfe 
ooraus.    I)enn  ob  er  au^  bamals  no<^  niAt  ein  entf^iebener  ^n^nger  ber  gregona« 
nif^en  gartet  mar  —  mie  er  benn  bem  Aonige  SBil^lm  ben  fie^nseib  leiftete  (ep.III,  35 
36.  bist.  nov.  I  MSL  159,  372)  unb  fp&ter  fi(^  regelmäßig  nic^t  auf  (Sregors,  fon« 
bem  auf  Urbans  II.  Serbot  ber  3noeftitur  berief  —  fo  mar  er  bo(^  ber  Üteneugung, 
bag  Snglanbs  $flug  oon  jmei  trSftigen  Stieren,  bem  Adnige  unb  bem  (ErjbifcQofe  oon 
(£anterburq  aesogen  merben  mfijfe  (1.  c.  368)  unb  fflr^tete,  bob  fein  frommes  Streben, 
Rix^t  unb  Alems  fittli(^  ju  reformieren  unb  gegen  meltlioe  äfergemaltigung  unb  Slus^  40 
beutung  fi^erjuftellen,  mit  bem  ^en,  eigenmä^tigen  Stnne  bes  ftönigs  jufammen« 
fto^en  merbe.    Ss  lam,  mie  er  ermartet  ^e.    3^^  ermarb  er  fi(^  burq  feine  fiiebe 
uno  Sfürforge  balb  bie  9leigung  bes  Soües,  au^  bes  f&^fifAen  Xeiles,  meiern  er  nitbt 
fo  geringf^ä^ig  be^anbelte,  mie  £anfranc  es  get^n  ^e.  !3^bo^  ben  ftömg  reute  bte 
^nennung  uno  feine  baran  gefnüpften  Serfprec^ungen.  foba^  er  genefen  mar.  (Er  mar  45 
unbefriebigt  bur^  bas  (&elbaef<^enl,  meines  i^m  Slnfelm  oere^rte,  mißbilligte  au^  bie 
Slneriennung  bes  aregorianifc^en  ^opjtes  Urban  II.  oon  feiten  Slnfelms,  obgleich  er  fi^ 
fpater^  1095,  ebenfalls  ffir  biefen  entfAieb.  Slls  ber  (Erjbifc^of  borauf  beftanb,  na^  9{om 
ju  retfen,  um  00m  ^apfte  genauere  Ser^Itungsbefe^Ie  ebqu^olen,  erblidte  ber  jtönig 
barin  eine  offene  Serle^ung  feiner  9{e(^e  unb  oeroamtte  ibn  1097.  3n  ienen  3^^^^^  50 
^atte  Slnfelm  erlennen  gelernt,  bag  nur  bur<^  enaeren  3lnfAIu|  ber  englifqen  ilir^e  an 
bie  allgemeine  ilir^e  bes  SIbenblanbes  bie  geiftlti^e  (5man  meltlid^er  Coeioalt^at  unb 
Sittentojigleit  erfolgreich  entgegentreten  Idnne.    Snbeffen  in  9lom  fanb  Slnfelm  jmar 
e^renoolle  Slufna^me  unb  fc^one  SBorte,  jmar  mürbe  1099  auf  bem  römifAen  Aonsil 
aufs  neue  bie  änoeftitur  burq  £aien,  \a  aui)  ber  fie^nseib  oerboten,  allein  iroftipe  SRag«  55 
regeln  magte  meber  Urban  no(^  fein  Sta^olger  ^fi^dis  II.  gegen  ben  Jlonia.    Sn- 
[eint  fonnte  felbft  nic^t  baju  raten,  ben  ftonig  ju  esbmmunisieren.    Denn  biefer  l^atte 
Die  Stj^öfe  feines  9{ei^e$  unb  au^  ben  jum  Xeil  miberftrebenben  Slbel  auf  feine  Seite 
gebracht,  unb  ^otte  ben  Sannflu^  oerlac^t.  SIIs  SBil^Im  II.  1100  plö^IiA  ftarb,  über-- 
na^m  fein  Smber  $einri(^  I.  bte  9{egierung.    3Rit  Slnfelms  Slbfic^ten  begegnete  fi^  eo 

36* 


564  Snfelitt  tion  (SmUAnxtf 

bte  9(ufforberung  bes  flugen  unb  tDo^Ige[tnnten  ftonigs,  in  fein  Sistum  }urfid}u!e^ren. 
Dos  Qt]ä)(ä)  benn  im  September.  SIber  Slnfelm  lehrte  surüd  als  gebunben  an  bie  unter 
$ap[t  Urban  II.  gefaxten  römif^en  93e|^Iüffe,  benen  ^olat  5u  geben  für  t|n  oberftes, 
unDerbrfid^Ii^es  ®efe^  roar.  Daju  ^atte  er  in  feinem  (Esil  bei  bem  befreunbeten  Primas 
5  ber  gallif<|en  Air^e,  $ugo  oon  £9on,  ben  er  fdpon  1094  um  9lat  angegangen  ^e 
(ep.III,24),  bie  Slnf^auungen  ber  extrem  gregorianif^n  Partei  eingefogen.  91$  ba^ 
^einriA  i^n  aufforberte,  unter  fieiftung  bes  hominium  aus  {einer  $^b  bos  (Erjbtstum 
anjune^men,  roetgerte  ft^  Slnfelm  (bist.  nov.  III,  a.  91.)  unb  bamtt  begann  hu  eng« 
lifdde  3nDe|titurftreit  (1100 — 1107),  merbofirbm  bur^  bie  Slrt,  mie  i^n  rDefentIi6  jener 

10  eine  SRann  mit  feiner  fmffioen  (Energie  burd^fuqrte.  merbofirbig  au^  burc^  ben  SEDf^Iujg, 
ben  er  fanb.  $einrt<^,  ber  roeber  burd^  preisgäbe  ber  alten  9{e^te  ,,bie  ^älfte  feines 
jtönigreit^s''  Derlieren,  no^  au(^  Slnfelm  ins  £ager  feines  Srubers  9lobert  oon  ber 
9{ormanbte,  bes  X^ronprötenbenten,  treiben  rDoHte,  f^Iug  93er^anblungen  mit  9{om  oor, 
um  eine  9Rilberung  bes  Snoeftituroerbots  ffir  Snguinb  5U  enoirbn.    Damit  mar  bie 

15  GEntf^eibung  noä  einmal  offen  gelajfen.  X>tnn  menn  au^  Slnfelm  nid^t  u^ünl^e,  bag 
man  mit  Mdficqt  auf  fein  perfönliqes  SBo^I  bie  grreibeit  ber  ilirc^e  opfere,  (o  loar  er 
in  feiner  unbebingten  Untenofirfigfeit  gegen  ben  $apft  fi^er  emftlic^  bereit,  einem  etmaigen 
Dispenfe  fi<^  5U  fügen.  SBo^renb  biefer  me^nä^ngen,  xoieber^olten  93er^nblunaen  nnir 
bas  93er^altnis  jiDifi^en  Jlönig  unb  SrjbMof  n^eqfelnb;  es  mar  oft  Je^r  freunbli^,  ba 

20  Slnfelm  überall,  mo  t^n  ni^t  feine  Segriffe  oon  ben  Siebten  ber  Sixx^t  ^inberten.  milb 
unb  bienftfertig  fi^  benahm,  unb  au^  ber  Aonig  innerhalb  glei^er  Sc^ranlen  i^m  in 
ber  Sfürfor^e  für  bas  9Bo^I  ber  Airc^e  entoegeidam.  Cr  lam  aber  jule^t  immer  toieber 
auf  3noeftitur  unb  £e^nseib  surüd.  (Enbltd^  forberte  er  9lnfelm  auf,  um  fi^  feiner  ju 
entlebigen,  felber  in  9lom  eine  Vermittlung  bes  Streites  ju  oerjuc^en,  xoo  biefer  91od. 

25 1103  anfam,  ^inberte  ^n  bann  an  ber  micRtfyc  unb  belegte  bte  C&fiter  feiner  ftir^ 
mit  Sef^Iag.  Da  ber  $apft  loeber  i^n  roirlfam  unterftü^te  no^  etmas  oom  Snoeftitur^ 
oerbote  surüdnabm,  ^ielt  fiq  Slnjelm  für  genötigt,  auger  £anbes  ju  bleiben,  mujgte  aber 
feinen  Slufent^att  in  £qon,  mo^tn  er  im  Dejember  oon  9lom  3urüdge!e^rt  mar,  oielen 
SRigbeutungen  ausgefegt  feben  (ep.  III,  89.  90).    Dur^  erneute  SBerfprec^ungen  unb 

30  93erbanblungen  lie^  f{q  9lnfelm  oon  einem  Termin  ^um  anbem  ^in^alten.  Seine 
gfrieoensliebe  unb  bie  Hoffnung  auf  eine  Ilare  (E^c^etbung  9loms  hielten  i^n  immer 
mieber  ab,  ben  me^rfa^  angebro^ten  Schritt  jum  mperften  m  t^un.  Slls  aber  ber 
$apft  auf  einer  fiateranfqnooe  1105  nur  ju  einer  falben  9RaBre^eI  fi(b  ermannte,  bie 
SRdte  bes  ilönigs  bannte  unb  bie  bereits  3noeftierten  eslommunijterte,  oen  Aönig  jelbft 

35  aber  unter  ni^tigen  SJormänben  immer  nod^  fi^onte,  ba  entf^Iog  [i^  SInfelm  nun  ferner^ 
feits  ben  Aonig  ju  ea^Iommunijieren.  Der  ^Sugenblid  mar  günfttg,  ba  $einri^  mieber 
mit  feinem  Sruber  im  Streite  lag  unb  Slnfelms  Slnfe^en  unb  Seliebt^it  im  93oIie 
gro^  mar.  So  bequemte  fi^  $einric^  1106  ju  einem  merimürbigen  93erglei(^e,  in 
meld^em  er  auf  bie  ^eiftli(^e  3noeftitur  oerji^tete,  Slnfelm  ben  £e^nseib  jugeftanb.  Der 

40  ^opft  ging  barauf  ein,  geftattete  jebo^  ben  £e^nseib  nur  in  ber  J^orm,  bag  er  t^n  3u 
einer  9iusnal^me  {tempelte,  bie  ni^t  ftraffällig  machen  folle  (ep.  III,  140).  Die  fibfung 
mar,  3umal  oa  bie  3noe[titur  erft  naq  £eiftung  bes  hominium  erfolgte,  für  ben  Jlönig 
fel^r  günftig;  boc^  ^atte  er  felbft  9!ot,  bies  Jlon!orbat  1107  auf  bem  9{etc^stage  bur^^ 
Subringen;  ein  Semeis,  bag  au^  bos  bur^  SInfelm  (Enei^te  me^r  benn  eine  blohe 

45  gorm  mar.  Seitbem  ^errfc^ie  ungetrübtes  Vertrauen  ämitoen  3lnfelm  unb  bem  ftonige,  |o 
bag  i^n  biefer  1108,  als  er  fi^  nac^  ber  9{ormanbie  begab,  mit  berSefugnis  eines  9{et(^s« 
oermefers  ausftattete.  Slnfelm  mar  !ein  äßann  oon  qieror^ifc^em  C^raeij,  aber  auf  bie 
äußere  CE^re,  bie  Siebte  unb  bie  Sefi^tümer  fetner  ^ißrimatenmürbe  ^ielt  er  ni^t  nur 
legenüber  ber  ilrone,  fonbem  auc^  gegenüber  ber  ilird^e.  Von  bem  ^apfte  ^af^alis 
.oroerte  unb  erlauchte  er  bie  Slnerfennung,  bag  ber  (Ei^bif^of  oon  Santerburq  legatus 
natus  für  Großbritannien  fei.  SBieberqoIt  ift  er  aud^  für  bas  3{tä)i  lanbesHr^Iic^er 
(Etgentümli<^feiten  in  Sa^en  bes  Aultus  unb  ber  £iturgie  grunbfa^Ii^  eingetreten  in 
ber  Uberjeugung,  „bag  bie  Verfc^ieben^ett  bes  Vrauc^s  nichts  fc^abet,  wtnn  bie  (Einheit 
ber  £iebe  in  Sem  einen  unb  allgemeinen  Glauben  bema^rt  mirb''  (de  sacr.  divers. 

55  c.  1,  552.  Von  ^ier  aus  re^tfertigt  er  aud^  ben  Gebraud^  bes  um  bas  filioque  er^ 
meiterten  Symbols  de  proc.  sp.  seti  22).  Segen  ben  (Erjbifc^of  oon  ^orl  unb  jegen 
anbere  Vifc^öfe  unb  Air^en  behauptete  er  ^erfommlii^e  ^ed^te  mit  grojjer  S^^^B^^it. 
Cr  fyii  o^ne  3^^if^I  ^^^3^  gemirJEt,  ben  3been  bes  pöpftlic^en  Slbfolutismus,  mie  ber 
gregoriantfd^en  IReform  bes  illerus  unb  ber  illofter  me^r  Voben  in  (Sroj^britannien  ju 

Go  oerf^affen.  Seine  eigenen  Slbfid^ten,  meiere  babei  oor  allem  auf  lebenbige  J$römmigieit 


fleae 
50  f  oro( 


Shtfelm  t)on  Suttteriitr^  565 

unb  Sittli(^rcit  geriti^tet  waren,  unb  fein  öorleuc^tcnbcs  Selfpicl  abcllcn  bicfc  Scftrc* 
bungen;  bo(^  mar  feine  SBirffamteit  ju  fürs,  feine  Slbtvefen^eit  lie^  ber  Senoilberung 
in  allen  9?i<^tungen  SRaum,  unb  ba^er  fa^  er  felbft  nur  ©enig  2rru(^te  feiner  3lusfaat. 
(Er  ftarb  am  21.  3Ipril  1109. 

2.  S^riftftellerei.  Die  aügemeinften  unb  pome^mften 3la^u)irlungen  finb  Don  5 
feinen  u)iffenf^aftli^en  fieiftungen  ausgegangen.  (Er  ift  mit  9led^t  ber  Sater  ber  SAo= 
lafttf  genannt  loorben.    Denn  unter  bem  (Begenfoft  ber  freieren,  rationaleren  unb  oer 
trabitionellen  fir^Iie^en  Urologie,  n^eld^er  fi^  in  Söerengar  unb  fianfranc  barlegte,  folgte 
er  bem  leWeren,  bo^  fo,  baft  er  bie  oon  fl.  nur  notgebrungen  unb  n)ibcrftrebeno  su^ 
gelajycne  Dialeftif  mtt  2lb|i(^t  unb  rüd^altlofer  gfreubideit  auf  bie  t^eologifaen  (5egen=  10 
ftönbe  anmenbete.    So  jeid^nete  er  ber  fc^olaftifc^en  x^logie  beftimmter  bte  9lufgabe 
oor,  bas  trabitionelle  fir<^li(^e  Softem  logifA  ausjufü^ren  unb  bialeftifä  ju  enoetfen. 
Seine  Originalität  rofirbe  oiellei^t  no^  me^r  ^eroorglänjen,  xotnn  er  fi(^  minber  feft 
an  bie  Autorität  gebunben  f)&iitf  ift  aber  benno^  epo^emaAenb  in  ber  £e^rgefd^iqte. 
(Er  oereinigt  großen  logif^en  unb  bialeftif^en  Sd^arffinn  mit  ben  tieffinnigften  ilon*  16 
3eptionen,  u)el(^e  fi^  i^m  ^umeilen  in  einem  ploMi^en  Slufleu^ten  genialer  (Sebanlen, 
ober  au^  vok  in  einem  oifionaren  Stauen  enthüllten  (ogl.  roas  Eadmer  vita  I,  3, 26 
oon  ber  Sntbedung  bes  ontologif^en  Sen>etfes,  ogl.  proslog.  prooem.,   ober  I,  2,  9 
oon  bem  (Sefi^te  erjöp,  burd^  bos  Slnfelm  ein  STerftSnbnis  bes  prop^tif^en  Sc^auens 
gen)ann).    (Eine  Coaoe  ber  3ntuition  ae^t  ntb^n  einem  niift  geringen  Xalent  ^er  für  20 
bie  Slbftraltion,  meiere  bei  i^m  inbeffen  no^  leinesroegs  oen  Corao  bes  gfotmalismus 
^ai,  toie  bei  mannen  S<^olaftifem  bes  12.  unb  13.  3^$unbert9.  Seine  SRet^obe  ift 
ba^er  ungead^tet  ber  $enf^aft  bes  Sqlbgismus  no^  otel  freier  unb  bemeglic^er,  als 
bie  burd^  ^etrus  ben  fiombarben  eingeffi^rte.    3n  n>iffen|d^aftlid^en  SBerlen  oenoenbet 
er  oerfc^iebene  go^men  (f.  u.),  befonbers  aber  liebt  er  bte  Sntoidfung  in  bialogif^er  25 
(Seftalt,  mtl^t  oon  $lato  bur<^  illaper  unb  AirAenooter  ^erab  auf  bos  SRittelatter 
roirfte.    Der  oft  dtierte  3luauftin  unb  burc^  feine  Vermittlung  ^lato  liefern  i|m  au^ 
bie  3been,  meldte  ben  C5runoge^lt  feines  Denfens  ausmalen.  Dagegen  ift  ber  Sinflug 
ber  fpejifif^  mqftif^en  X^eologie,  mü^t  bur(^  ^feubo^Dionqfius  fmon  im  12.  3^^^- 
^unbert  mö^tig  n)irfte,  laum  in  einjelnen  Spuren  enoeislic^.  Segriff  unb  Sqlbgismus  dt) 
behaupten  bte  bö^fte  Stelle  in  ber  irbifiben  (Erlenntnis. 

Seine  n)i[fenfd^aftli(^en  «Sc^r^en  ge^Sren  teils  ber  formalen  ^^ilofop^ie,  teils  ber 
SRetap^qfif  uno  2:^eologte  an.  Ober  i^re  Sntft^ungsjeit  htyo),  auq(EA^tt  geben  uns 
teils  Slnfelms  ^öufige  Sejugna^men^  teils  bie  9Ing(wen  (Eabmers  3uoer(affigen  9lufJ<^lug 
(ogl.  bie  [orgföltige  censura  ber  emjelnen  Sc^rrften  unb  Sammlunaen  bei  Coeroeron,  %> 
abgebr.  bet  SWigne).  Die  pl^ilofopbifiijen  fallen  iit  bie  frflbere  Seriooe  unb  finb  ba^er 
in  See  entftanben.  (Er  l^ielt  bie  i)talelti!  für  eine  unertöp^e  Sorbereitung  jur  I^eo^ 
logte  unb  f^rieb  in  ben  erften  ^oi)xtn  feines  ^riorats  jur  (Einführung  in  biefelbe  ben 
Dtalog  de  grammatico.  9luf  (grunblage  bes  oon  So^ti^ius  bearbeiteten  ariftotelifij^en 
Organons  übt  er  ben  S^üler,  mit  bem  bas  (Sefpröc^  geführt  mirb,  in  ber  Se^nblung  lo 
ber  Segriffe,  Urteile  unb  S^lüffe  unb  braud^t  biöju  als  Seifpiel  ben  Segriff  gramma- 
ticus,  inoem  bie  3frage  erörtert  toirb,  ob  bies  ein  DualitSts*  ober  fflJefensbegriff  fei. 
3n  bie  gleite  3^^  ^dltn  au^  bie  metapMifc^en  SBerfe  monologium  unb  de  Veri- 
tät e.  3^nes,  feine  erfte  unb  mol^l  oorjfiglid^fte  fpelulatioe  Sd^rift  (urfprünglic^  anonqm 
erf^ienen  unter  bem  besei^nenben  Xitel  exemplum  meditandi  de  ratione  fidei,  45 
bis  i^n  $ugo  oon  fiqon  nötigte,  fte  unb  bas  proslog.  unter  feinem  Flamen  heraus« 
pgeben  ogl.  proslog.  prooem.),  ^  i^ren  fpöteren  Xitel  booon,  bag  barin  über  (Sott 
ipeluliert  roirb  sub  persona  secum  sola  cogitatione  dispntantis  et  investigantis 
ca  quae  prius  non  animadvertisset  (prooem.).  Die  anbere  S^rift  (nfipft  in  bia= 
logif^er  gorm  an  eine  Stelle  bes  monologium  (c.  18)  011,  ©0  Änfelm  oon  oer  SBabr«  50 
^ett  mit  Sejiefiung  auf  (5ott  als  summa  veritas  gefagt  batte,  bafe  fie  unenblid^  fei, 
unb  erörtert,  00  unb  roie  bies  oon  aller  SBa^r^eit  gelte.  !^^t  befriebigt  oon  ber  roeit 
aus^olenben  SeroeisfüJ^rurig  bes  monol.,  fd^reibt  Slnfelm,  coepi  mecum  quaerere  si 
forte  posset  inveniri  unum  argumentum,  quod  nullo  alio  ad  se  probandum 
indigeret,  ein  Sttrgument  nämlic^  b(rfür,  baft  (5ott  roo^rboft  ift  ol^ne  eines  anbem  3U  55 
bebürfen,  roa^renb  alles  anbere  jum  Sein  unb  SBo^lfein  feiner  bebarf  (prosl.  prooem.). 
Dies  Strgument  legte  er  in  einer  S(^rift  bor,  bie  urfprfinglic^  fides  quaerens  intellec- 
tum,  fpöter  (f.  0.)  proslogium  betitelt  ©urbe,  ojetl  er  in  glü^enber  (Bebetsrebe  an 
(Sott  feine  (Sebanfen  entQ)idelt.  3m  liber  apologeticus  contra  Gaunilonem  gab  er 
eine  Serteibigung  unb  Srgänjung  berfelben.     Ss  folgten  bie  fpejififc^  bogmatif^n  co 


566  KiifeUit  tioii  Sttttcrimni 

Schriften  de  libertate  arbitrii  unb  de  casu  diaboli,  bte  legiere  oieüei^t  etiiKis  fpoter, 
ade  genannten  in  ber  3^\i  bis  1078.  Um  1092  b^ann  er  bas  geaen  Stoscelin  ae« 
rid^tete  Su(^  de  fide  trinitatis  et  incarnatione  verbi,  bas  er  Sßcam  Urban  II.  vm^ 
mete,  ba^er  Don  t^m  getoS^nli^  epist.  ad  Urbanum  cttiert,  unb  jett  1094  fein  fy^ipt- 
5  iDerl,  Cur  deus  homo,  in  jKoei  Sfi(^em,  n>el(^e$  er,  n)i^renb  bes  (Esils,  in  ber  (Begenb 
oon  Sq)ua  1098  oollenbeie.  Ws  er  banac^  in  fi^on  oenoeilte,  folgte  bas  Sud^  de 
conceptu  virginali,  bas  im  Slnf^Iug  an  Cur  deus  homo  II,  16  bies  als  $au)rf' 
frage  oe^nbelt,  mie  Gottes  6obn  ^abe  9Renf(^  merben  lonnen,  o^ne  bamit  Sfinber  ju 
merben.  3laA  (Enolanb  surfldgefe^rt,  be^nbette  er  bie  Streitfrage  jmifi^en  ber  griec^tf^n 

10  unb  lateinif^en  Aird^e  fiber  ben  Ausgang  bes  ^iliaen  ßetftes,  morfiber  er  au(^  auf 
einer  6qnobe  ju  Scni  bisputiert  ^e,  in  ber  Schrift  de  proeessione  spiritus  sancti 
(1100—1101).  Die  letite  größere  Sd^rift  (1107—1108),  au(^  bem  Sn^B  na^  ab» 
fc^Iiegenb,  ift  bas  Su^  de  concordia  praescientiae  et  praedestinationis  et  ^ratiae 
Del  cum  libero  arbitrio,  mü^  gemSg  ben  im  Xitel  genannten  QiMtn  m  brei 

15  quaestiones  jerfäüt.    (Eine  S^rift  de  voluntate  unter  Slnfelms  9lamen,  anMpfenb 

an  ein  Serfpre^en  9{.s  in  le^tgenannter  6(^rift  (III,  c.  11)  ffcA  (Semron  beraus- 

eben;  eine  anbere  Heine  Smrift  de  voluntate  dei,  bie  fcQon  bie  Slteften  ^eraus^ 

eer  ^aben.  unterliegt  ftarlen  Sebetden.  Sinige  £e^^reiben  an  SBaOram  oon  9laum^ 
g  unter  oen  Xiteln  de  azymo  et  fermentato  unb  de  sacramentorum  diversitate 

20  be^anbeln  liturgif^e  Differensen,  erltere  {))e3.  bie  jioil&en  C5rie^n  unb  Hbenblänbem 

barflber  obfc^ioebenbe  Streitfrage;  beibe  1101—1102  gefd^eben.  (Ein  6d^iftc^n  Offen- 

diculum  sacerdotum  ift  (Exzerpt  aus  ep.  I,  56:   ein  anberes   de   nuptiis  con- 

sanguineorum  ein  abreffatenlofer,  aber  eAter  Srief  (ep.  III,  158).  aber  UneAtes  f.  u. 

Slnfelm  i[t  aber  au^  ein  asletifd^er  S^^riftfteuer  oon  ^o^er  Sebeutung.  Son  $re« 

86  bigten  unter  feinem  9lamen  jinb  nur  roenige  flbrig  (bei  ®erberon  16  homiliae,  bie  2. 
unb  16.  neu)  unb  bie  Verleitung  man^  oon  ^mm  ift  nid^t  o^ne  Iritifc^  Sd^nlen 
tto  mo^l  hom.  16  n^gen  ber  bort  oorgetragenen  SBerfd^nungsIebre*  fi(^er  täft  hom.  9). 
X)o(^  fmb  bie  oon  bem  Herausgeber  ®erberon  geSunerten,  bag  fie  n&mli<9  mit  bem 
jtommentar  bes  ^eroSus  oon  £oI,  loel^  jfinger  tft,  eine  oerbSc^tige  Senoonbtfc^ 

80  Ratten,  ungegränbet.  9Bo  eine  fol^e  Senoanbtf^aft  ftattfinbet,  beruht  fie  auf  gemein^ 
famen  älteren  Quellen.  Son  erbouliqen  Xrattaien  finb  ein  hirjer  liber  exhortationum 
(jmeifel^aft),  ein  tractatus  asceticus  (suerft  bei  Ach^ry  spicil.  I,  443  jiDeifet^), 
oefonbers  de  pace  et  concordia  (e^t  naq  ^anbf^riftlt^er  Seseugung  unb  3n^lt 
oal.  ep.  III,  133;  jum  minbeften  oon  (Eabmer)  unb  bie  löftlt^e  admonitio  morienti 

86  ([;  0.)  3U  nennen.  9lo^  n^ertooller  aber  finb  feine  meditationes  unb  orationes,  ffir 
bte  Sluguftin  na^  ^otm  unb  3n^att  93orbiIb  ift  (ogl.  au^  bas  proslogium).  Son 
ben  fiberlteferten  21  SRebitationen  finb  aüerbings  nid^tioenige  (Jo  ido^I7,9,13,15— 17) 
für  unecht  ju  galten;  bie  anbem  aber  jeigen,  mie  Slnfelm  betenb  unb  finnenb  mit 
feinem  ^erjen  in  bas  \i^  oerfenfte,  was  fein  'DtnUn  ju  begreifen  fuc^te  (ogl.  medit.  11 

40  mit  Cur  deus  homo  unb  J.  Olivier,  Anselme  de  Cantorb^ry  d'apr^s  ses  medi- 
tations  1890).  Seine  (Sebete,  bie  auf  alle  Stimmungen  ber  C^Iaublgen,  aber  au^ 
auf  perfonlid^e  unb  amtli&e  Ser^altniffe  Sejug  nehmen,  smoeilen  au(^  an  9Raria  unb 
bie  ^eiligen  gerietet,  gehören  mit  ben  SRebitatbnen  5U  ben  Sd^^en  ber  aslettfd^en 
£itteratur  unb  finb  reiqli(^  (3.  S.  au<^  oon  3o^;  (ßer^arb)  benu^t  toorben.  3uu)eilen 

46  erfc^einen  bie  frommen  (Sefälüe  gehemmt  bur^  bie  gefflnftelte  iR^etorif,  bo^  barf  man 
nid^t  oergeffen,  ba|s  man  bamals  in  bergleic^en  ftilifttfc^e  (formen  eingeioo^nt  n)ar.  (Eine 
befonbere  Srm&bnung  oerbienen  no(^  bte  „3ufauigen  Slnba^ten",  bie  91.  in  ber  ($orm 
oon  oft  fe^r  treffenben  (Slei^niffen  ju  geben  pflegte.  (Eabmer  ^at  ni(^t  nur  in  feiner 
fiebensbef^retbung,  fonbem  tn  einem  befonberen  liber  de  S.  Anselmi  similitudinibus 

60  (bei  (Serb.  u.  SRigne  159)  groben  baraus  überliefert  (ogl  no^  besf.  ebenfalls  n^ejentli^ 
auf  9.  surüdge^enben  liber  de  beatitudine  coelesti  1.  c.)  Seine  Sriefe,  bie  tn  oter 
Sfi<^em  aefammelt  finb  (Sud^  I  bie  er  als  SRönc^,  II  als  9Ibt,  III  u.  IV  als  (Sxi^ 
bif^of  ge|d^rieben),  oermetben  jmar  ebenfalls  ni(^t  ganj  ben  r^etorif^en  Ungej^mad  ber 
3eit,  jinb  aber  ^ufig  au<^  oon  fcöftiger  ffiinfac^^eit  in  ber  Darfteltung  unb  finb  leben^ 

66  bi^e  3^ugniffe  oon  bem  9let^tum  feines  inneren  fiebens,  oon  jetner  praftifc^en  SBets- 
l^ett  unb  oon  ber  Sielfaltiglett  feiner  Sejiel^ungen  nac^  äugen.  (Enblic^  finb  au^  einige 
Sebtd^te  unter  feinem  Flamen  überliefert;  bod^  fpred^en  bie  o)entgen  i^m  roa^f^einlic^ 
beijulegenben  (orat.  40  unb  60  bejto.  61  bei  SRone,  lateintfc^e  ^qmnen  bes  9R91. 
»b.  III,  3h.  621.  627,  ogl.  no^  »b  I,  3h:.  188.  214,  »b  II  9Jr.  422—429)   nic^t 

60  für  poetif^e  Sebeutung.    !Dte  meiften  ber  t^m  sugefc^riebenen  geboren  t^m,  mie  oor 


Sitfelitt  tion  ^$nUxiuxtt  567 

ollem  bas  ®cbt(^t  de  contemptu  mundi,  ni^t  an  (bejto.  mirb  bte  ^anbfd^riftli^e  Se» 
5eugung  oermigt,  ogl.  C&erberon  unb  bist,  litt^r.  1.  c),  iebenfolls  au^  nic^t  bas 
Mariale,  bos  IRageQ  i^m  beilegte  ^ancti  Anselmi  Gantuarensis  Archiepiscopi 
Mariale  etc.,  fionoon  1884) ;  ogl.  3. 3ulian,  dictionaiy  of  hymnologie,  fionbon  1892, 
S.  1200.  1201.  —  ffinblt^  finb  bem  Jlnfelm  au^  fon|t  piele  Siriften  mit  Unrecht  ö 
beigelegt  loorbeti.  Die  bist.  liU^r.  IX,  442— 463 jä^tt  beten  36  mmmem  auf  unb 
giebt  bte  nötigen  3laäfmti\t.  Die  n>i(^ig|ten  ^aben  (Serberon  unb  SRigne.  grür  9ln[elm 
fällt  faum  etiDos  ab,  au(^  wtnn  3.  S.  bas  hirse  iudicium  de  stabüitate  monacbi 
i^m  angehört  159,  333  ff. 

3.  6t|[tem.    6eine  miffenf^Iii^en  Schriften  Rubeln  bas  fii(^Ii(^e  fie^rf^ftem  10 
noä)  nxijt  in  ber  SoIIftanbigfett  unb  Sef^Ioffen^eit  ber  f(i^oIaftif(^en  Summen  ab;   bie 
einseinen  erörtern  oielme^r  gro^e  gr(mmente  bes  69ftems;    aber  bennoc^  lägt  fic^  er« 
fennen,  bag  er  mit  6i(^r^tt  bie  3urammen^nge  flberfc^aut,  unb  m^rere  überragen 
in  ber  Slusfü^rung  beftimmter  .Seiten  bes  6qftemes  meit  bas  bis^rtge.    Die  ^rm« 
3ipienfragen  le^anoelt  er  als  ber  aetreue  6o$n  ber  Rvcä^f  ber  nie  in  bem  (glauben  15 
unb  in  Der  Eingebung  an  |ie  erfc^flttert  morben  toar.    Da^  bie  Unterorbnung  ber 
Spelulatbn  unter  bie  Slutontät,  loeld^e  i^ren  Slusbrud  finbet  in  ben  Sä^en:   neque 
enim  quaero  intellegere  ut  credam,  sed  credo  ut  intelligam  (prosl.  c.  1  a.  S.) 
unb:  qui  non  crediderit,  non  intelliget.  Nam  qui  non  crediderit,  non  experie- 
tur;  et  qui  expi^rtus  non  fuerit,  non  intelliget  (de  fide  trin.  c.  2  Ojgl.  c.  1.2).  20 
Die  naäf  feiner  Uberseugung  in  ber  Offenbarung  unb  Airi^enle^re  ibentifi^e  3Ba^r^it 
fte^t  i^m  |o  ^o(^  über  ber  (Erlenntnis  ber  Vernunft,  bah  es  i|n  eitel  2i^or^it  bflntt, 
Dogmen  barum  leugnen  ^u  n^oKen,  meil  man  fie  niift  begreife  (ogL  bei.  ep.  II,  41). 
Sin  (glaube  aber,  ber  nidjts  meiter  fei  als  eine  SInenennung  ber  göttlidjen  Dinge,  fei 
5U)ar  als  Slnfanospunft  notioenbig,  genfige  aber  nx^t    SRan  mfiffe  fie  lieben,  unb  eift  20 
biefer  oon  ber  Siebe  belebte  (glaube,  loelAer  eine  9Binensri(^tung  auf  ben  (Segenftano 
einf fliege  (credendo  tendere  in  aliquid),  fei  ber  ©a^re  (glaube  (monol.  c.  75—77). 

Der  (glaube  aber  ift  i^m  nic^t  blog  Sie  unumgängli^e  Sorbebingung  ffir  rechte 
(Erfenntnis,  fonbem  brängt  au(^  na^  oemünftigem  SerfSnbnis  bes  5U  (glaubenben  als 
einer  SRittelftufe  auf  bem  2Bege  5um  ^ö^ften  3^^!^  ^^"^  Stauen  (de  fide  trin.  ao 
prooem.).  Die  ratio  oerfö^  aber  ba  aons  na(^  0ren  (gefe^en  unb  mit  ibren  (&« 
tenntnismitteln,  o^ne  alle  ^fldfic^  auf  bte  fS)aX{a^lxqt  unb  xn  ber  ^eiL  S^^ft  it-- 
[d^riebene  Offenbarung:  rationibus  necoessarüs  —  quasi  nibil  sciatur  de  Gbristo 
—  sine  scripturae  auetoritate  (Cur  d.  b.  I  prooem.  c.  25.  II,  23.  de  fide  trin. 
C.4,  272  C).  Unb  sioar  ift  21.  ffi^n  genug, Jo  gut  ©ie  bos  janjeöebiet  ber  (glaubens«  86 
lehren  anäf  bie  Irinität,  3nfamation  unb  Serfo^nung  in  biefer  SBeife  a  priori  Ion« 
ftruieren  ju  ©ollen  (11.  cc.  bef.  Cur  d.  h.  I,  25  (Sofo) :  volo  me  perducas  illuc,  ut 
rationabüi  neeessitate  intellegam  esse  oportere  omnia  illa  quae  nobis  fides 
eatholica  de  Cbristo  credere  praecipit,  si  volumus  salvari).  Sulerbinas  behält  er 
immer  oor,  bag  auc^  feine  jmingenbften  Seneisffl^runoen  fo  lange  als  bloge  SlnfiAten  40 

Selten  foKen,  als  fie  feine  maior  auetoritas  beftättgt  (Cur  d.b.  I,  2  monol.  1);  ooA 
ierfür  genfigt  es  i^m  fc^on,  ©enn  nur  bie  6(^rift  bas  rationell  (gefunbene  niqt  baett 
oemeint  (de  eone.  praesc.  dei  cum  lib.  arbitr.  III,  6,  528  B :  hoc  ipso  quia  non 
negat,  quod  ratione  dicitur,  eins  auetoritate  suscipitur).  (Er  ^offt  aber  ganj 
offenbar  Z^htn^  Reiben  unb  §äretifer,  bie  ben  Slutoritäten  ni^t  glauben,  mittelft  jener  45 
ühet^obe  ©irffam  5U  fiberjeugen  (Cur  d.b.  1.  c.  unb  II,  23  de  fid.  trin.  c.  3);  bie 
(gläubigen  aber  fo  ju  befeftigen,  bag  i^nen  ber  Unglaube  au(^  als  SBiberfinn  erfqeint 
(prosl.  c.  4:  gratias  tibi,  bone  domine,  gratias  tibi,  quia  quod  prius  credidi, 
te  donante,  iam  sie  intelllgo  te  illuminante,  ut  si  te  esse  nolim  credere  non 
possim  non  intellegere).  I)ab  babei  ein  ©enn  au^  gebunbener  9lationalismu$  ku  so 
(grunbe  liegt,  anbreifeits  aber  bas  ange©anbte  Se©etsoerfa^ren  oft  ungenfiaenb  ift, 
be©eifen  bie  beiben  buräael^nben  £eitfä^e  (einer  Spefulalion,  ba^  ffir  (gott  fc^on  bös 
geringfte  inconveniens  (fiiälings©ort)  bte  Unmögliqfeit,  anbrerfeits  fc^on  bie  geringfte 
ratio  bie  9lot©enbigleit  oon  et©as  begrfinbe,  benn  deus  nihil  sine  ratione  facit 
(Cur  d.  h.  I,  10.  20.  II,  9.  10  u.  5.  de  fid.  trin.  5,  276).  $ier  liegen  bie  SBur^^  55 
sein  SIbälarbs.  —  3n  ben  metaptafifien  Seftimmungen  ift  änfelm  SRealift.  Sluguftinus 
unb  bie  (Entfc^eibung  bes  ^oip^qnus  bei  Soet^ius  ffiqrten  i^n  ju  ben  platonifqen  (ge« 
banfcn  über  bie  Sef(^affen^it  ber  Unioerjalien.  Die  allgemeinen  gormen  ber  Dinge 
(ben  Slusbrud  3bee  ^ai  er  nic^t)  ^ben  U)x  Sein  im  göttlid^en  SJerftanbe,  im  £ogos, 
unb  finb  bas  bem  6ein  bes  (Einseinen  oorange^enbe  unb  ju  (grunbe  liegenbe.    Die  eo 


568  Sttfelm  tiott  Omittinixtf 

Mi^tung  auf  bas  Übcrfinnlic^e,  idcIc^c  bie  allgemeine  Sebingung  ber  Ideologie  üt, 
f^len  i^m  mit  biejer  ©eltung  ber  Unioerfalien  oerbunbcn  ju  lein,  ber  Kominalismus 
bagegen,  toelt^er  bie  9lealitat  in  bos  (Einjeljein  feMe,  f tnnli A  bef^ränlt ,  untDi{fenf<i^aftIi(^ 
uno   5ur  §ärefie  neigenb.    Des  Kominaliften  vtosctlin  Drelcmigfeitslc^re  tnar  i^m 

6  eine  Seftötigung  bafür  (ogl.  bie  ^olemif  gegen  bie  moderni  dialectici  de  fid.  trin. 
c.  2.  8).  3n  bcm  Dialog  de  veritate  l^at  er  bie  realiftif^en  ©ebanlen  tiefjinnig  aus» 
geffi^rt.  STIIe  Dinge  l^aben  in  C&ott  ni<^t  nur  i^e  Urfa^e,  fonbem  auA  i^ren  3to^ 
(iqre  3bee).  (Sott  ift  bas  ^ö^fte  Sein  unb  bie  ooIRommene  SBa^r^it.  I)ie  Crfenntnis 
ber  Dinge  ^at  alfo  äßa^rbett,  toenn  fie  in  (&ott  erlannt  merben,  mithin,  mmn  ber  älus« 

10  brud  ben  3^^^  iDieberaieot.  Dies  gilt  oon  ber  Se^ei^nung  (signiücatio)  bur<^  bos 
SBort  mk  bur^  bie  2J^t.  SlKe  Sinselerf^einung  ift  notioenbig  unoollfommen.  Sie 
entölt  ein  Sollen,  toeld^es  \x^  aber  mit  i^rem  Sein  nid^t  bedft;  fie  loeift  aber  burc^ 
i^ren  3^^^  ^^^  ^^f  ^^^  göttliche  Sein,  n>el^e$  mit  bem  Denlen  (Sottes  eines  ift. 
Snie  irbif^en  ^rSbifate  ba^er,  meiere  ein  Sem,  ein  ®utes  ober  SBa^r^eit  ausfagen, 

15  bejei<^nen  nur  einen  Anteil,  roelt^er  i^nen  an  biejer  ^o^ften  9?ealit5t  oerlie^n  ift. 

3n  feiner  ©ottcs*  unb  Irinttatsle^e  ru^t  81.  fa^Ii^  mit  Seiougtfein  (ogl.  ^.  S. 

monol.  prooem.)  gan5  auf  Sluguftin  (bejio.  auf  ben  brei  abenblänbtfc^en  Symbolen, 

bie  er,  ber  erften  einer,  als  tria  christianae  confessionis  prineipia  jufammenftellt 

ep.  II,  41).  Der  trit^eiftif^en  Sereinjelung  ber  gottlid^n  ^erfonen  bei  Stoscelin  fe^t 

20  er  i^re  3bentifmerung  mit  9{eIattonen  in  ber  Siiäeit  bes  göttli^en  SBefens  entgeaen 
unb  nimmt  no^  me^r  als  Sluguftin  an  ber  (Jrormel  tres  personae  SInftog,  oerjXDetfelt 
überhaupt  an  emer  entfpre<^enben  Sesei^nung  für  bas  Dreifaltige:  tres  nescio  quid 
(monol.  78  ogl  ep.  IV,  104).  Das  eigentümlich  Keue  ift  feine  SRet^obe.  3m3Rono» 
logium  ^at  er,  was  oor  i^m  in  einer  befonberen  Slb^nblung  nur  ^feubo » Dionqfius 

25  getrau  l^atte,  eine  ausfü^rlid^e  Unterfu^ung  Aber  Coottes  SDefen  unb  Cigenj^^en  in 
ber  SDeife  angefteüt,  bag  er  oon  bem  gegebenen  relatioen  Sein  aus,  n>ie  es  jtu|eraDeife 
auffteigt,  töliegt,  es  müjje  notioenbig  ein  le^tes  ^od^ftes,  für;  abfolutes  Sem  ober 
SBefen  ^totn,  oon  bem  alles  anbre  fein  Sein  ^be.  (Er  beftimmt  es  nfiber  als  eioigen, 
aümac^ttaen  C5eift  unb  entroidelt  boraus  netter  als  notioenbig  bie  tnnitarif(^  9.us' 

80  einanberlegung  bes  göttlichen  SBefens,  für  beren  ilonftrultion  er  mit  Sluguftin  bie  9ina^ 
logie  bes  menfd^li^en  C&etftes  als  memoria  sui,  intelligentia  unb  amor  oenoenbet. 


Jlur  ju  3ln' 


ang  unb  S^lug  fe^t  er  bann  {enen  Segrtff  bes  fiod^ften  SDefens  gleich 


(Sott.  3ft  al  b  au^  im  monolo^.  ein  fog.  CDottesberoeis  enthalten,  fo  ift  er  ho^  als  losmo^ 
logifc^er  oerj^ieben  oon  bem  tm  prosl.  befonbers  c.  2 — 4  oorgetragenen  ontologif^en. 

85  Dteier,  ni^t  mit  bem  9?ealismu5  an  fi^  gegeben,  fc^liegtaus  bem  bloßen  Segriff  bes  quo 
malus  cogitari  non  potest,  ben  ju  btlben  jebem  Denlenben  als  unaustoeiqli^e  9cot^ 
tDenbig!eit  jugemutet  mirb,  auf  bie  (Exiftenj  biefes  pnäd^ft  nur  gebauten  ^od^ften  SBefens ; 
benn  es  toare  ja  ni^t,  als  was  es  notQ)enbig  geoa^t  n>erben  mu^,  roare  es  nii^t  auc^ 
in  re.  Das  Irügerif^e  biefes  oon  ftant  für  immer  roiberlegten  Sd^lu|fes  (bie  (feiftens 

40  lein  ^röbilat  neben  anberen)  ftedt  in  bem  jmiefad^  oerftanbenen  in  intellectu  esse, 
bas  Slnfelm  einmal  bem  realen  9lid^tfein  gleid^fe^t,  um  jur  Slusfage,  bag  bas  ^oc^fte 
SBcfcn  in  re  fei,  fortfd^reiten  3u  müjfen,  bann  ober  ©ieber  als  reales  Sein  bes  Db= 
jefts  im  3nteuefte  oerfte^t,  um  3U  jener  roeiteren  Slusfage  fortfd^reiten  5U  fbnntn,  9fter 
bei  erfterem  Sinne  fann  er  niemals  aus  bem  in  intellectu  esse  bas  reale  Sein  bes 

46  Slbfoluten  folgern,  bei  festerem  braucht  ers  nifit.  Der  Safe,  bafe  bas  Slbfolute  in  re  fei, 
rufit  fAliefelim  auf  feinem  Äanon,  ba^  00m  Slbfoluten  altes  ausjufagen  fei,  bejfen  esse 
fc^led^t^in  beffer  fei,  als  fein  non  esse,  roo5u  notürli^  als  unterftes  unb  bo<^  erftes  bas 
esse  felbft  gehört  (prosl.  c.  5.  lib.  apol.  10,  monol.  15, 163.  81,  184  ogL  de  fide 
trin.  3,  271  A.).  Sofern  aber  babei  ber  Segnff  bes  Slbfoluten  bo^  f^on  oorausgefe^t 

50  u)irb,  lauft  ber  ontologif^e  Sen)eis  in  ben  bes  monolog.  jurüd  (ogl.  $af[e  II, 
265) ;  benn  hierfür  beruft  fi^  3lnfclm  im  lib.  apolog.  gegen  ©aunilo  (aufeer  auf  oeffen 
fides  unb  consclentia  c.  1)  roieber  auf  ben  notQ)enoigen  Slüdf^lug  oom  9{elatioen 
auf  bas  SIbfolute  (e.  8);  wtx  aber  an^  ben  blogen  Segriff  nid^t  bilben  3U  Idnnen 
erfläre,  non  modo  sermo  eins  est  respuendus  sed  et  ipse  conspuendus  (c.  9). 

55  (Baunilo,  9Kön^  oon  SRarmoutier,  ^atte  namlli^  (lib.  pro  insipiente)  Slnfelms  Se= 
rocisfü^runj  angegriffen  unb  bej^auptet,  bas  Sein  im  3ntelleft,  bas  aus  bem  SSerfte^n 
eines  Segrtffes  folpe,  fei  nur  ein  oorftellungsmag|iges  (möglic^enoeife  irrtümliches)  unb 
bebinge  feine  Mealttöt  (Seifpiel  einer  ^enli^ften  3nfel,  oon  ber  bie  Sage  ge^t) :  prius 
enim  certum  mihi  necesse  est  fiat,    revera  esse  alicubi  malus  ipsum,    et  tum 

60  demum  ex  eo  quod  malus  est  omnibus  in  se  Ipso  quoque  subslstere  non  erit 


Sitfelitt  tioii  dmMimti  569 

ambigiium  c.  5.  ?(.  öerteibtgte  fic^  m  obengenannter  S^ift.  3^1>^^ölb  ^d  fein 
»eroeis  bas  Dcnfen  auf  lange  fru(^tbar  angeregt  (i>gL  3.  5l5ftUn,  7>xt  Seroeife  für 
bas  Dafein  ©ottes  T^QiSt  1875,  S.  611  ff. ;  Slunje,  Der  ontologif(^e  ©ottesbemets. 
Ärtt.  Darfteilung  feiner  (5ef^.  feit  Slnfelm  bis  auf  bie  ©egeniöart,  ^alle  1882).   — 

3n  ber  fie^re  oom  SRenfiJ^n,  ber  Sunbe  unb  (Snabe  unb  ^robeftination  bleibt  ^nfelm  s 
im  gansen  bei  ben  Dogmen  Sluguftins  fte^n,  loei^t  ober  befonbers  barin  oon  i^m  ab, 
bag  *  er  in  ber  £e^re  oom  S9fen  oie  Raffung  besfelben  als  bes  9li(^tfeienben  nod^  fon- 
fequenter  burAfü^rt.  ^mer  beftimmt  er  bie  fBillensfreü^eit  als  bas  93erm9gen  ber 
ocmünftigen  5Ratur,  bie  mitgeteilte  rectitudo  voluntatis  (b.  i.  iustitia,  de  verit.  12, 
482)  propter  ipsam  rectitudinem  ju  benm^ren.  Daraus  folgt,  bag  bem  gefallenen  lo 
SRenf^en  roobi  bie  rectitudo  voluntatis  abge^,  es  ^m  au^  unmoglid^  ift,  fie  ]iä) 
felbft  5u  oerf^affen,  bie  libertas  arbitrii  aber  i^m  ebenfo  unoerloren  geblieben  ift, 
wie  etma  bie  Seßhaft  einem  in  ginftemis  SBeilenben.  So  wriieren  bie  Segriffe  ber 
(Erbffinbe  unb  ber  (Erbf^ulb  an  3ntention,  unb  es  finbet  ein  Übergang  ju  bem  triben^ 
ttnif(^en  Dogma  ftatt.  —  Son  meit^reifenber  SBirfung  marb  bie  Z^eorie  fiber  bas  is 
3Berf  bes  ©ottmenfc^en,  bie  91.  in  fernen  2  S93.  Cur  deus  homo  oortrug,  bem  erften 
SBerle,  bas  biefen  oon  ber  alten  fpes.  ber  morgenlänbifd^en  ilirc^e  3iemli<^  oema<^« 
löffigten  ©egenftanb  felbftftänbig  unb  5uglei(^  oon  neuen  (Befic^tspunlten  aus  fo  be^an« 
belte,  bag  er  als  Snittelpunit  ber  gefamten  C&laubensle^  ^eroortritt.  Die  Srunb- 
gebanfen  finb  fol^enbe:  ber  SRenfd^  ffoi  mit  fetner  Sfinbe  bie  (loeltimmanente)  (Sfyctm 
©ottes  oerle^t,  bte  biefer  unbebingt  loa^en  muh.  Des^Ib  necesse  est  ut  omne  pec- 
catum  aut  satisfactio  aut  poena  sequatur  (I,  15),  biefe  xoiber  SBiHen  bes  Sfitwers 
ju  feinem  Serberben,  {ene  mit  feinem  SBillen  jum  $eile.  Da  ®ott  (teiboeife,  niAt 
blo^  jum  (£rfa^  ber  gefallenen  (Engel)  loenigftens  eine  Slnsabl  2Renf(^en  befeligen  toitl, 
bleibt  nur  ber  crfte  fflSeg  (I,  4.  16  ff.,  II,  1—5),  benn  eme  Sergebung  o^ne  ©ut«  25 
ma^ung  ge^  allerbings  ni^t  an.  Dte  satisfactio  mug  aber  secundum  mensuram 
peccati  bemeffen  loeroen  (I,  20),  unb  berS^uIbige  pro  contumelia  illata  plus  de- 
bet  reddere  quam  abstulit  (I,  11).  Slber  ber  iulenfA,  5umal  ber  ffinbige,  fyd  feine 
entfprec^enbe  Suggabe,  ba  fd^on  bie  Ileinfte  Sfinbe  me^r  loiegt  als  bie  oonje  SDelt 
(I,  21 :  nondum  considerasti,  quanti  ponderis  sit  peccatum),  bie  Sattsfaftion  ao 
alfo  in  einer  ©abe  befielen  mug,  bie  grdger  ift  quam  omne  quod  non  est  deus. 
Non  ergo  potest  hanc  facere  nisi  deus.  —  Sed  nee  facere  iUam  debet,  nisi 
homo.  —  Necesse  est,  ut  eam  faciat  deus  homo  (II,  6).  Diefer  ©othnenf^ 
n)irb  iwax  als  rationalis  creatura  au^  jum  (altioen)  ©e^orfam  gegen  ©ott  oerpflic^tet 
fein,  als  Sünblofer  aber  nic^t  baju,  fein  fieben  ad  honorem  dei  in  ben  Xob  ju  geben  ss 
(II,  11,  I,  9).  Sein  Xob  mürbe  alfo  ni^i  unter  bas  pfli^tmägig  ©ebotene,  fonbem 
unter  bas  oon  ©ott  jur  (Erlangung  eines  praemium  erlaubte  „Seffere"  fallen  (II,  19, 
427  A,  roie  j.  S.  bie  virffinitas).  Säftt  er  fi^  nun  propter  iustitiam  (um  nömli^ 
bamit  ben  ußenfd^en  bas  ^ö^fte  Sorbilb  ju  ge^n),  tSten,  fo  giebt  er  in  fernem  fieben 
©Ott  ein  donum  aus  freien  Stüden  bar  (II,  19  a.  51.  20  a.  31.),  bas  fo  ©ertooll  ift,  io 
ut  sufficere  possit  ad  solvendum  quod  pro  peccatis  totius  mundi  debetur,  et 
plus  in  infinitum  (II,  18  a.  ©.  le^.  3wfammenfaffung;  ju  ber  legten  Seftlmmung 
O0l.  II,  22  a.  (E.).  Den  fiol^n  aber,  ben  ber  ©ottmenfc^  junäcMt  fi^  felbft  bamit  oer« 
btent  ^at  (meritum),  mug  ©ott  naä)  feiner  ©erec^tigfeit  ausja^len  (retribuere)  unb 
ya>ax,  ba  ber  ©ottmenfd^  für  fi<^  f<^on  alles  bef^t,  anaemeffenenoeife  an  bie,  ju  beren  45 
(Erlofung  er  3Renfc^  gen)orben  ift  (II,  20).  Sie  ^aben  nun  an  bem  eingeborenen 
So^n  (Sottes  (als  ©efreujigten)  bas  pretium  malus  omni  debito,  bas  fie  (als 
satisfactio)  für  i^re  Sünben  ©ott  Eingeben  (II,  21  a.  ©.).  SRur  fo  erft  gewinnt  bie 
9la(^abmung  feines  SBorbilbes  für  fie  3u)e(I  unb  Srfolg  (II,  20).  ©ottes  ©ered^tigfeit 
aber  unb  Sarm^erjigleit  gleiten  fi^  fo  aufs  f(^5nfte  aus  (II,  21).  Seine  !äeorie  50 
ftellt  Stnfelm  berDUBtermagen  folc^en  entgegen,  bie  oon  einem  SRed^te  bes  Xeufete  an 
bie  ÜJlenf^en  ausgeben  (I,  7).  3^e  befonbere  ©eftalt  oor  aflem  ber  Satisfaftions« 
begriff  ge^t  auf  bas  germanifd^e  StrafredU  surüd,  bur<^  bas  SRittelglieb  ber  mittelalter« 
limen  Sugbisstplin  (ogl.  Sremer,  bie  SBurjeln  bes  Slnfelmfd^en  Satisfaftionsbegriffs 
IfiStÄ  1880,  S.  7—24  unb :  Der  germanif^e  Satisfaftionsbegrtff  in  ber  JJerfö^nungs»  ss 
le^re  1.  c.  1893,  S.  316—45).  Do^  barf  bas  ©eioic^t  btefer  Unterf^eibung  nM^t 
überfc^ö^t  werben,  ba  gelegentli^  91.  au^  bas  £eiben  als  (ftelloertretenbe)  Strafe  fa^t 
(orat.  2,  861).  Kitfc^l^at  «.s  I^corie  einer  fd^arffinnigen  Äritif  untersogen  (Wed^tf. 
unb  ajerfö^nung  I,  3  S.  31  ff.),  bie  u.  a.  mit  Ke^t  ^roor^,  bafe  bas  Ser^ltnis 
jwif^en  honor  dei  unb  iustitia  unbeutlic^  bleibt  (ogl.  I,  13.  II,  1),  mit  Unre^t  ba«  eo 


570  Kttfelm  tion  Soiiierimr^  ItitfeUit  tioii  ^imdBerg 

gegen,  bog  ber  II,  20  (nur  beiläufig)  eintreienbe  Segriff  bes  mcritum  Christi  eine 
Umbieaung  bebeute,  an  (T^riftus  i[t  eben  meritum  mos  für  bie  Sänber  satisfactio 
(ogl.  fioofs,  Dogmengefc^id^te',  6.  273).  Die  bo^motifi^e  ftritif  (ogL  befonbers  bie 
rei^^oltigen  Slusfu^rungen  bei  $amad,  !t)ogniengefd^t^te  III,  351—58)  mirb  oor  allem 
5  an  bem  priootremtlt^n  Schema,  an  bet  äujerli^en  6(^a^ung  bes  fimns  Sl^rifti  als 
res  pretiosa  uno  ber  Beurteilung  [eines  !lobes  als  opus  supererogationis  (9litf(^l 
1.  c.)  einjufe^en  ^aben,  n>a^renb  anbere  Slusftellungen  teils  Slnfelm  ni<^t  gerecht  roerben, 
insbefonbere  feine  trinitarif^en  Sorousfe^ungen  auger  a(^t  laffen,  teils  mit  i^m  bie 
Sa^e  felbft  treffen. 

10  4.  Sqlugd^arafteriftil.  9ln[elm  mgt  uns  im  Stammen  ber  mönMc^en  grommig^ 
leit,  bie  er  fär  |id^  unb  anbere  ftets  als  bie  [elig[te  £ebensu)ei[e  |>ries,  oos  93ilb  einer 
nm^r^ft  geläuterten  $erfonli<^feit,  bie  ben  eigenen  SBillen  unter  bas  3^^  S^rifti  ge= 
beugt  ^at.  Seine  Demut  ift  me^r  als  monc^if^e  Untenofirfigfeit  unter  bie  htdßqen 
Dberen;  feine  leibliche  unb  [elif(^e  6elb|t3U(^t  n>irllidb  ber  9lusflujs  eines  Sinnes,  ber 

15  oor  bie  SJSa^l  pifd^en  Sünoe  unb  ^btlenpein  ge|teut,  lieber  bie  le^tere  too^len  unb 
es  oorjie^en  tourbe,  unf^ulbig  in  ber  $dlle  ju  leiben,  als  mit  ^flnbe  b^edi  bie 
Seligfeit  ju  penie^en  (vita  II,  2,  22).  Die  ^robe  barauf  ift,  baft  er  mit  ber  Strenge 
gegen  fi(^  roett^entge,  nadbfid^tige  £iebe  gegen  anbere  oerbanb,  felbft  einmal  bie  Sc^rf^ 
ber  mönMd^en  Stegel  milberte,  au(^  oon  feinen  (Segnem  lieber  eine  5u  gute,  als  ju 

20  f<^limme  3Reinung  Qaben  woütt  unb  immer  bereit  nrnr,  Sdfes  mit  (gutem  3U  oergelten. 
9Rit  SeiDu^fein  unb  93erftänbnis  übte  er  folc^e  9Rilbe  befonbers  gegen  bie  5u  bilbenbe 
3ugeid>,  ein  £e|rer,  beffen  tiefen  (Emft  eine  fanfte,  geleaentli^  fi^erjenbe  $eiterleit 
oerüärte.  Sine  Sdbranfe  freiließ  botte  feine  £iebe,  ido  es  bie  SaAe  ber  5Ur^e  unb  bes 
^apfttums  galt:   äBaltram  oon  dlaumburg  oerfagte  er  ben  J^reunoesgrug  blog  roeil  er 

25  bamals  no^  ber  laiferli^en  Partei  angehörte  (de  azym.  et  ferment.  a.  31.).  3nbef|en 
fysi  er  auc^  in  ber  !itxt  bes  Kampfes,  ber  [einer  oon  perfonlid^er  ^errf^u^t  freien 
5latur  ni^t  ^ulapte  —  am  liebften  ©äre  er  einfacher  SWBnc^  geblieben  vita  II,  1,  8  — 
bie  £auterlett  |emes  Giaraiters  unb  feine  aufri^tige  gfriebensliebe  beroo^rt.  ^olitiler 
unb  (Sefd^öftsmann  ju  fein  mar  nie  feine  ftarle  Seite:   bod^  nal^m  er  als  ^flic^t  au(^ 

80  bas  Saftige  auf  fiA,  unb  bie  unbeugfame  S^ftigfeit  feines  paffioen  SBiberftanbs  erfe^te 
ben  aRangel  entf^loffener  !QatIraft.  C5rog  aber  ift  unb  bleibt  er  als  t^loaif^e  ^er^ 
fönli^feit.  Seiner  fliebe  ©egenftanb,  feines  Sinnens  unb  Denfens  3^^^  ^^*  3!ag  unb 
3la^i  wax  bas  ^immlif^e,  oon  bem  ba^er  auc^  fein  SDlunb  feberjeit  fiberflog.  Sei  ben 
äRal^ljeiten  oenoeilte  er  nur,  roenn  ein  geijtli(|es  Xif^gefpräc^  3u  ftanbe  tam.    Sein 

35  Denfen  ift  bei  aller  Strenae  ber  J^orm  no^  ntAt  3um  (Formalismus  erlaltet,  fonbem 
roirb  burd^glfi^t  oon  ber  äJcqftit  frommen  C&efü^ls,  er  oereinigt  no^  in  [iA  bie  beiben 
je  länger  je  me^r  auseinanbergeqenben  Strömungen  bes  SRittelalters.  vllles  in  allem 
genommen  fte^t  er  oor  uns  als  ein  äßann,  n>el^er  burc^  bie  tiefe  Harmonie  feines 
SBefens  für  immer  eine  ber  ebelften  CBeftalten  ber  ftirc^e  bleiben  wirb. 

40  Oarobtf)  Stnnge. 

!(nfelm,  Sif^of  oon  $aoelberg,  fpäter  (Ersbifc^of  oon  9laoenna,  geft. 
1158.  —  9?Q(^ric^tcn  über  fein  fiebcn  pnben  ftc^  aufecr  in  feinen  eigenen  Schriften  jerftreut 
in  @(ftriftcn,  Briefen  unb  Urfunben  ber  äeitgenoffen.  SSgl.  ©piefer,  ?I.  ü.  ^.  in  ber  3^^^^ 
»b  10  |)eft  2  (1840)  @.  1-94;  ©iefebred^t,  ®cfc6.  ber  bcutfc^cn  Äaiferjcit,  S5b  IV  unb  V; 
^ö  SBern^arbi,  Qa^rbüc^er  b.  bcutfc^en  SReicftg  unter  b.  9?eg.  fiot^arS  III. ;  $ru^  in  ber  §lb©.  — 
Seine  ©c^riften  bei  MSL  188,  1095—1248. 

91.  ift  ein  an  tir^lid^en  unb  no<^  me^r  an  politifc^en  ®ef^aften  in  ber  !^txi  ber 
Äaifer  fiot^ar  III.  bis  griebri^  I.  oielfa^  beteiligter  Äirc^enfürft,  ber  mit  großem 
(Befc^id  itatjem  unb  $af)[ten  Dienfte  leiftenb  fic^  in  ber  ®unft  betber  ju  behaupten 

öoroufete.  Seme  $erlunft  ift  unbefannt ;  ba  er  3ugenbfreunb  SBibalbs,  bes  fpöteren  Slbtes 
oon  Stablo  unb  iloroe?  ©ar  (f.  Wib.  ep.  150  in  Jaffö  Bibl.  r.  G.  I,  241),  f^eint 
er  feine  3^9^^^  ^^  flot^ringen  oerlebt  ju  l^aben.  3n  ben  ^rämonftratenferorben  ein= 
getreten  ojurbe  er  roa^rf^einli^  bur^  Jcorbert  na^  5Dlagbeburg  gesogen,  ber  i^n  1129 
jum  Sifd^of  oon  §aoelberg  roet^te;  als  fol^er  ©ar  er  für  ben  Orocn,  bem  bie  Organi^ 

55  fation  ber  Äirc^e  in  ben  toenbif^en  fianben  namentli^  oblag,  ni^t  o^ne  (Eifer  toötig, 
befonbers  burA  Sinri^tung  eines  prömonftratenfif^en  Domfopitels  in  ^aoetberg  unb 
fpäter  bes  Stiftes  3eri^oiD  1144  (ogl.  SBinter,  Die  ^rämonftr.  im  norböftl.  Deutf*^ 
lanb  S.  148 ff.,  312  ff.),  boc^  erlitt  fein  SBirfen  in  feinem  Sprengel  bur^  leilna^mc 
an  ben  SReic^sangelegen^eiten  fe^r  grofte  Unterbrechungen.    3m  3-  1135  ging  er  oU 


Siifelm  Hon  {^atidterg  SttfeUit  Hott  Soott  571 

@e[Qnbter  fiot^rs  III.  na^  Aonftantinooel  um  bie  oon  feiten  bes  oftrömif^en  Aoifers 
3o^annes  angelniqrften  93er^nblungen  sunt  3i>'^  gemetnbmer  Selompfung  9loaers 
oon  Sicilien  toeiter  ju  ^ren;  ^iet  famen  im  Serlel^r  mit  bei  grieAi[^en  ®eiftli($leit 
au^  bie  fird^Iit^en  6trettpunlte  jur  6prQ^e,  unb  mit  bem  (Sb.  SRiletos  oon  Slilome» 
bten  Meß  er  etne  förmli^e  in  freunbli(^er  ($orm  oerloufenbe  Disputation.  3n  ben  5 
folgenoen  Rafften  finben  loii  ibn  oftmals  in  ber  Umgebung  ber  beut[(^en  5taifet,  fo  bei 
ben  9{ömet}ügen  oon  1183  uno  1136,  fo  aud^  SCBei^nac^ten  1146  5U  Speier,  als  es 
Sern^arb  0.  cn.  gelang,  Aonrob  III.  gur  Xeilno^me  am  itreujsuge  ju  bestimmen ;  nai) 
vita  Bern.  VI,  5  ift  er  bomals  oon  Sem^b  auf  lounberbare  äßeife  oon  einem 
^alsleiben  befreit  roorben.  9In  bem  ftreujguge  gegen  oie  SBenben  1147  nal^m  er  felbft  10 
als  popftlic^er  £egat  teil,  unb  lebte  bann,  na^bem  er  1149  loieber  Stauen  befugt  ^atte, 
einige  ^a^re  ganj  ber  Pflege  feines  Sistums  unb  [eines  Orbens  in  bemjelben  (f.  bas 
Schreiben  an  SBibalb  ep.  221  in  Biblr.G.  1,339).  »ei  ilonrab  ftanb  er  m  biefer3eit 
aus  unbefannten  ©rünben  ni^t  in  CBunft  (ep.  Wib.  211,  p.  230;  CBiefebreit  17,485 
oermutet,  ©egcn  feiner  ju  engen  SJerbinouna  mit  bem  ^arite),  erft  Äaifer  griebric^  1. 15 
berief  t^n  aufs  9(eue  3U  poIitiFc^er  2:^glett,  er  fanbte  i^n  1154  als  feinen  Sraut» 
toerber  naä)  Äonftantinopel  uno  ernannte  i^n  1155  jum  (£rj|b.  oon  9laoenna  *  in  bem^ 
felben  3^^^  na^m  er  an  ben  Untei^nblungen  sroif^en  f^nebrid^  unb  bem  $apfte  mit 
(Erfolg  als  Vermittler  teil,  ©iefebr.  V,  59.  64;  er  ftarb  1158. 

SJon  21.S  f(^riftftellerif^er  I^ätigleit,  bie  ©0^1  ni^t  fel^r  umfaffenb  geroefen  ift,  20 
f)abtr\  \\ä)  erhalten  1.  brei  ^üä)tx'Avztx€iiuiivü)v  oberDialori,  ^erausg.  oon  d'Achöry 
SpicU.  I,  161  ff.,  bei  M.  1139  ff.  (Euaen  III.  ^atte  31.  aufgeforbert,  bie  mit  SRüctas 
gehaltene  Disputation  aufjujei^nen.  9[.  fAidft  im  erjten  93u^  eine  Serteibigung  ber 
^nfc^auung  oon  ber  ununteroro^enen  Sintert  ber  Airme  oon  Sl^el  an  ooraus;  bie  neu» 
teftamentli^e  S^\i  berfelben  roirb  naA  ben  opoIalQptifaen  Siegeln  in  oerfAiebene  StiU  20 
alter  geteilt,  oon  benen  bas  fiebente  oie  3^it  ^  »oUenbung  ift.  3Bie  oie  ganje  in 
bem  »u^e  entQ)i(felte  Slnji^t  oon  ber  C&efc^iAte  b^  Air^e,  fo  ift  befonbers  au^  bie 
Stellung,  bie  bem  SRonqstum  unb  feinen  Reformatoren  in  berfelben  gegeben  mirb 
(c.  10)  oon  3ntereffe.  Sermutlid^  liegen  bier  (Sebanlen  Slorberts  ju  (Srunbe,  ber,  roie 
toir  aus  Bern.  Claraev.  ep.  56  n>iffen.  feine  eiaentflmlid^en  es^otologifd^n  Spelu«  au 
lationen  ^atte;  bie  weitere  £ntQ)idlung  finbet  fiA  fpater  bei  3oad^im  oon  moris.  Das 
2.  Su^  enthält  bie  Streiterörterung  fiber  bas  ^usg^en  bes  ^eiliaen  Seiftes,  bas  3. 
über  ben  romif^en  Primat  c.  2—12  unb  anbere  Differenzen.  S^liehlic^  einigen  fi^ 
beibe  toenigftens  in  bem  SBunf^e  ber  Berufung  eines  augemeinen  jtonjils  mt  $er« 
ftellung  ber  (Einheit.  —  2.  ein  S^reiben  an  ben  SCbt  (Egbert  oon  ^uqsburg  (^erausg.  35 
oon  Euseb.  Amort,  Vetus  discipl.  canonicor.  Ven,  1747  II,  1048  sqq.  unb  oon 
Spiefer  a.  a.  O.  S.  95—120 ;  bei  M.  S.  1119  ff.)  beftimmt,  bie  ^ö^e  Stellung  ber 
regulierten  il'anonifer  aegenfiber  ben  39lon^en  m  enoeifen;  eines  ber  3^ugniffe  oon 
ben  gerabe  bamals  ni^t  feltenen  ^Reibungen  jmtfd^en  beiben  Stäuben.  93on  Ser  gleichen 
Üenbens  ift  be^errf^t :  —  3.  ber  Liber  de  ordine  canonicorum  regularium  (Pez,  40 
thes.  anecdd.  IV,  2,  47  ff.  bei  M.  1095  ff.),  ber  bie  für  bie  itenoniler  (^rämon= 
ftratenfer)  geltenben  Orbnungen  angiebt  unb  re^tfertigt.  Die  S^rift  ift,  ba  nac^  e.  29 
9!orbert  oor  einiger  3^^^  S^ftorben  ift,  ^Rupert  oon  !Deu^  aber  no(^  lebt,  gegen  (£nbe 
1134  ober  in  ben  erften  3liconaten  1135  oei^gt  Dag  91.,  roie  bie  aus  bem  Al.  ^amers^^ 
leben  ftammenbe  $anbf(^rift  angiebt,  ber  Serfaffer  fei,  ift  oon  $e3,  n>ie  f^on  früher  45 
oon  Seillier  (bist.  gen.  d.  aut.  s.  et  ecel.  XX,  316 f.)  besroeifelt  morben,  mitC5rün« 
ben,  bie  felbft  jn^eifel^after  9Iatur  finb  unb  benen  fi^  man^es,  n>as  fiir  9[.  fpric^t,  ent^ 
gegenftellen  lägt.  —  4.  (Ein  tractatus  de  ordine  pronuntiandae  litaniae  ad  Fri- 
dericum  Magdeburgensem  aep.,  beffen  Verausgabe  ^ej  a.  a.  O.  beabfic^tigte,  ift 
oon  g.  SBinter  3Ä(5  V,  144—155  (1882)  ^rausgegeben  loorben.  so 

Slnfelm  oon  l^aon  (Laudunensis,  au^  Scholasticus),  geft.1117.  ißol.®uibertu.9^o^ 
geilt,  1.  III  de  vita  sua  unb  1. 1  de  miracc.  B.Mariae,  c.  1 ;  Hist.  litt^r.  de  la  France,  X, 
182  sqq.;  MBL  t.  162,  1173  sq.;  G.  Leffevre,  De  Anselmo  Laudunensi  scholaatico,  ©Drciij 
(Mediolan-Aulerconim)  1894.  55 

3ll5  S^üler  feines  berühmten  glei^namigen  3^tt9^woffen  5u  See  in  ber  Sbrman« 
bie  Qusgebilbet  begann  biefer  um  bie  SJlitte  bes  11. 3^^^-  3u  £aon  geborene  X^eologe 
fein  fie^noirlen  in  $aris  (ca.  1076),  n)o  er,  sufammen  mit  SBiU^elm  oon  (E^ampeauat 
unb  als  93ertreter  einer  ä^nlic^en  ftreng^realiftifc^en  S^olaftii  wk  biefer,  ben  (ßrunb  3ur 


572  KitfeUit  tiott  Soptt  Kiifelm  11«  tiott  Sncca 

^ürtfer  §o^f(^uIe  legen  ^ülf.  (Segen  ffinbe  ^  ^ahths.  ©urbe  er  Slrc^ibialonus  unb 
!Dom«6<^olQft{iu9  in  feiner  Saterftabt.  beren  l^eol.  S^ule  burc^  i^n,  namentlich  feine 
£eiftungen  als  biblif^er  (Exeget.  für  bie  Dauer  von  tima  jmei  3^1^^^^^^^  3"  ^^em 
9Ru^m  gelangte  unb  u.  a.  avS)  Den  jungen  SKalarb  (f.  6. 16.3 1)  ffirjere  3^^  ^  i^^n 
5  S^ülem  söl^Ite.  Slus  Sln^änglic^feit  an  feinen  fiefaerberuf  fc^Iug  anfelm  bie  i^m  an* 
getragene  Sif^ofsrofirbe  mel^eremale  aus.  Cr  ftaro  8  3ö9te  na^  feinem  Seiner  Slnf. 
D.  Canterburg,  am  11.  Z^lx  1117.  Seinen  (Einfluß  auf  bie  t^eol.  Statoelt  oermittelte 
Dor  allem  bie  Glossa  interlinearis,  eine  para^l^rafierenbe  Sulgata  ^  (Brllarung,  beren 
jmifc^en  bie  3^^!^^  ^^^  biblif^en  Xeils  gef^riäene  (Erläuterungen  (neben  walafrib 

10  Strabos  Glossa  ordinaria)  5ur  $au|>tfunbgrube  be$  esegetifd^en  SBiffens  im  fpateren 
WSl.  ©urben  (au^  mebrfad^  gebrudt:  Sofel  1502,  1508  —  am  oeften  Slntioerpen 
1634).  6e^r  magigen  SBertes  finb  bie  augerbem  oon  i^m  ^interlaffenen  aüegorif^en 
ftommentare  (Enarrationes)  ju  Cant.  Ganticor.,  SRatt^.  unb  Slpolal.  (bei  Migne, 
1.  c.  1187—1585).    »on  größerem  Sntereffe  ift  f.  fie^rbrief  an  ben  Slbt  bes  fiüttid^er 

lö  fiaurentiusllofters  betreffenb  bas  Problem  bes  Söfen  {Num  Dem  vult  malum  ?) 
auf  (Brunb  Don3lo9  (dbb.  1587  ff.).  —  (EineJlnja^I  bisher  ungebrudter  Sentensen  oon 
Slnfelm  unb  feinem  Sruber  9{abulf  gab  oor  lursem  C5.  fief^ore  heraus  (Anselmi  Laud. 
et  Radulfi  fratris  eius  Sententias  nunc  primum  excerptas  ed.,  Mediolan. 
Aulerc,  1894).    Sgl.  ba5U  §aur6au  im  Journ.  des  Sav.  1895,  p.  444  ff. 

20  33i!Ier. 

Snfelm  L,  Stfc^of  oon  Sncca  f.  9(Ieranber  II.  6.  338, 50. 

?lttfe(m  II.,  Sifd^of  öon  fincca  1073—1086.  —  Vita  Anselmi  episcopi  Lucenris 
auctore  Bardone  presbytero  ed.  R.  Wilmans  MG  SS  XII  1  —  33 ;  91.  Oocrniaun,  3)tc  vita 
Anselmi  Lucensis  episcopi  bcS  ?Rangcriu8,  9^.91.  XXI  (1896)  401—440;    SB.  o.  ©icfcbredjt, 

2b%t\^Wt  her  bcutfc^cn  i^oifcrjctl  8.  IBb  5.  «ufl.  1890;  3.  Songcn,  %tW^Xt  bcr  römif(^n 
mx&it  oon  Tregor  Vn.  bis  Snnoccnj  III.  1893;  S.  3Rirbt,  $ublijlftif  i.  Bcitdtcr  @rc* 
gor§  VII.,  1894:  5B.  3Jlartcn«,  ®rcgor  VII  1894;  3Rc^cr  o.  Änonau,  Saörbü^cr  b.  bcutfc^n 
jReicfiS  unter  |)cinri(ö  IV.  unb  |)cinri(ft  V.  »b  II.  1894 ;  9B.  ©attcnbat^,  5)eutf (ftlanbö  ®c- 
fd^ic^tSqueüen  2.  93b  6.  ^ufl.  1894;  @.  IBeml^eim,  MG  Libelli  de  Ute  imperatormn  et  dod- 

30  tificmn  saeculis  XI.  et  Xn.  conscripti  tom.  I  1891  ®.  517 — 9 :  ©aUcrini,  De  antiquis  collec- 
tionibus  et  collectoribus  canonum  pars  IV  c.XIII :  ©aUanbi,  de  vetustis  canonum  coUectioni- 
bus  dissertationmn  sylloge  1790  tom.  I  p.  640  ff.;  ?l.  2l^eincr,  Disquisitiones  eriticac  in 
praccipuas  canonum  et  decretalinm  collectiones  Rom  1836,  363—382;  9lnbr.  5RotQ,  Noti- 
zie  historiche  di   s.  Anselmo  vesc.  di  Lucca,  SBerona   1733;  6.  fjriebberg,  fiel^rbucift  b.  la- 

35  t^oltf(^en  u.  et)angelif(5cn  Äirc^cnrcc^tS  4.  ^ufl.  1895  @.  114. 

9[nfelm,  ber  9leffe  unb  9lad^foIger  bes  gleichnamigen  Sifd^ofs.  toe^er  als  ^apft 
SÜcxanber  II.  (1061—73)  bie  Senoaltung  bes  Sistums  fiucca  in  feiner  $anb  bellten 
l^atte,  wirb    bereits  am  24.  3uni   1073   non  ©regor  VII.  als  electus  Lucensis   be= 

Signet  (Registrum  I,  11).  ^Damals  fd^on  rul^mte  berfelbe  feine  Äenntnijfe  unb  fein 
rteil.  aber  mar  noA  ungemig,  mas  er  Don  il^m  ju  ermarten  ^abe.  Diefe  Sebenfen 
^t  Slnfelm  raf^  jerftreut,  inbem  er  erft  münblid^  unb  bann  fAriftlid^  bei  ©regor  an^ 
tagte,  mt  er  es  mit  ber  Snoeftitur  bur^  ben  JlBnig  l^alten  folle.  Der  ^opft  entfd^ieb 
i^  l.Sept.  1073  (Reg.  I,  21)  für  bie  $inausf^iäung  berfelben  bis  Seinri^  roegen 
eines  Umgangs  mit  (Exlommuniderten  (feinen  SRäten)  ©enug^uung  geleiftet  unb  mit 

46  tbm  felbft  mmti  friebli^e  Sejie^ungen  angetnüpft  l^abe.  Do^  oerjogerte  ©regor  bie 
Orbination  Slnfelms,  ber  naq  SRom  lam,  unb  als  Seinri^  IV.  burc^  ©efanbtc  bie 
Sitte  ausfpre^en  lie^  (1^74),  bie  SBei^e  erft  na^  ber  föniglid^en  3noeftitur  ju  erteilen, 
gab  er  na^  (bod^  nxi^i  xn  Sejug  auf  $ugo  oon  Die.  ogl.  $ugo  o.  glaoignn,  (E^ronif 
IIb.  II,   SS  VIII,  411  f.).    3n  ber  f^at  l^at  3lnfelm  nunmehr  aus  ber  §anb  bes 

50  ftonigs  9?ing  unb  Stab  empfangen  (vita  c.  14)  unb  bann  erft  folgte  feine  Äonfefra= 
tion  am  28.  Slpril  1075  (SS  XII  14  n.  3).  9lls  er  balb  barauf,  in  fc^roeren  ©e* 
©ilfensnoten  ©egen  ber  Slnna^me  ber  3noeftitur,  refignieren  mollte  unb  in  ein  Äloftcr 
püÄtete,  rief  ©regor  i^n  auf  feinen  Sif^ofsftuol  surüd  (vita  c.  4).  Diefer  ^^aX  fid^ 
felbft  bamit  einen  orofeen  Dienft  geleiftet,  benn  unter  allen  italienifd^en  Sif^ofen  ^at 

55  9ln[elm  oon  £u(ca  i^m  bie  größte  $ingebun^  beriefen,  als  a!tioer  ^olitifer  tote  als  $ubli^ 
^i|t.  SBar  es  fd^on  eine  bebeutfame  3Ri|fton,  bag  er  jufammen  mit  ©eralb  oon  Cftia 
bte  oenoirrten  lir^liAen  33er^öltniffe  SDlailanbs  5u  orbnen  ^atte,  na^bem  biefe  6tabt 
ben  taiferlic^en  C&gbifc^of  I^ebalb  preisgegeben  (1077),  fo  lam  feine  ^erfonlic^leit  jur 
oollen  ©eltung  bo(^  erft  bann,  als  in  UBtbert  oon  9{aoenna  ein  ©egenpopft  aufgeftellt 


Ibtfflm  n*  tioii  Sttcca  WMwc  573 

mar  unb  bcr  Rartvplf  (Sreaors  mit  ben  lombarbijAen  Stfc^öfen  unb  ^einrt^  IV. 
(eine  $öl^  eneid^te.  Die  sB^etutm  bei  6a^e  btefes  Hoppes  im  9lorben  3tQliens 
tag  bamals  ganj  auf  i^m  unb  ber  C5raf in  9Rat^iIbe  oon  Xusaen.  9lus  [einem  Sistum 
oeririeben  unb  mit  bem  Silariat  aber  bie  ganje  £ombaibei  betraut  (vita  c.  11,  24), 
[tanb  er  .ber  gfirftin  als  9latgeber  jur  6eite,  oeibe  bur^  bie  93ere^rung  ffir  (Tregor  ^ 
tnnig  mit  einanber  oerbunben.  Ws  berfelbe.  um  ben  5tam)^  fortfe^en  ju  tonnen,  an 
bas  ilir^engut  bie  ^anb  leaen  toollte  unb  bie  in  9lom  oerfammelten  $i[(^öfe  wibtx^ 
[prägen  (1082),  ^at  aOlat^tlbe  i^m  ben  betrSAtli^en  Aird^enfc^^  oon  Sanoffa  jur 
93erfflgung  oeftellt  (SS  XII,  385  9lote).  Die  fiateranfnnobe  5U  befugen,  loel^e 
(Tregor  im  Ülooember  1083  abhielt,  mürbe  SInfelm  hmäf  $einri(^  lY.  unmoglid^  ae«  ^ 
ma($t  (Semolb.  (E^ronil  SS  V,  438).  Seim  ^erannc^n  feines  !Iobe$  bot  i^m 
ber  ^apft  ben  grojjen  Sertrauensbemeis  gegeben,  i^n  neben  Otto  oon  Oftia  unb 
$ugo  oon  Sx^on  als  9la(MoIger  %u  empfehlen  (^ugo  o.  Slf^oign^,  Chron.  SS  YIII 
466).  3lm  18.aRär^l086  ftarb  Slnfelm  als  SJerbannter  inURantua  (vita  c.  42).  6eine 
Stograp^ie  ift  foglen^  m^  feinem  Zoht  oon  bem  i^m  na^efte^enoen  9}rie|ter  Sarbo  ^^ 
im  Sluftrag  ber  ®rafm  aRat^ilbe  oerfaftt  loorben.  —  Unter  feinen  f^riftftellerifd^en 
£ei[tungen  mar  für  bie  grolgeseit  am  bebeutfamften  bie  CoUectio  canonum  (als  Apo- 
logeticus  beseic^net  vita  c.  26),  mel^e  faft  gans  in  bas  Decretum  Oratiani  Aber* 
gegangen  ift.  93on  ber  no^  ungebrudten  Sammlung,  bie  aus  13  Sfic^em  befte^  (1.  de 
primatu  et  excellentia  romanae  ecclesiae;  2.  de  primatu  rom.  eccl.  et  libertate^ 
appellationis ;  3.  de  ordine  accusandi,  testificandi  et  iudicandl;  4.  de  auctori- 
tate  privilegiorum ;  5.  de  iure  et  ordinatione  ac  statu  ecclesiarum ;  6.  de 
electione  et  ordinatione  et  de  omni  potestate  s.  statu  episcoporum ;  7.  de  ordi- 
natione presbyterorum,  diaconorum  et  aliquorum  ordinum ;  8.  de  lapsis ;  9.  de 
sacramentis ;  10.  de  coniugiis;  11.  de  poenitentia;  12.  de  exeommunicatione ;  ^ 
13.  de  vindieta  et  persecutione  iusta)  f/oi  9. 3Rai,  Spicilegium  Romanum,  Rom 
1841,  tom.  VI,  316—393  bie  ftapitelfib^c^riften  mitgeteilt.  SReben  biefer  lanonifti« 
f^en  3:^tig!eit,  bur^  n>eU^e  Slnfelm  auf  bie  Silbuna  bes  Aird^enrei^ts  oen  größten 
Sinflug  erlangt  1^,  fte^t  feine  Semfi^ung  um  bie  Sefeitigung  bes  Schismas.  Cr  riqitete 
bereits  1084  85  ein  SAreioen  an  SBibert  oon  9laoenna.  loelc^es  aüerbings  ebenfo  menig  ^ 
als  beffen  Slntioort  erhalten  ift;  bo(^  finben  fi^  grragmente  ber  leMeren  in  ber  Streitfc^rift  bes 
9Bibo  oon  gerrara.  3taä)  bem  Zobe  C&regots  VII.  f^rieb  Slnfeun  ben  über  contra  Wiber- 
tum  et  sequaces  eins  (25. 9Rai  1085—  18.  TOxi  1086),  beffen  Ser^Qnis  ju  bem  li- 
bellus  contra  invasores  bes  Deusbebit  erft  neuerbings  narge^elu  morben  ift  !Diefe  SArift 
(libelli  de  lite  I  519—528)  nimmt  in  ber  bamals  oiel  erörterten  Streitfrage  nac^  oem  3^ 
äBert  ber  bur(^  S^ismatifer  oenoalteten  Sabamente  einen  oermiäelnben  Stanbpunft 
ein,  oerteibigt  bie  Unterbräduna  ber  ^oretifer  burd^  bie  mtVli^t  Semalt  unb  oer« 
miift  fc^roff  bie  !onigIi(i^e  3noeftitur.  9lu$  an  ^einri^  IV.  bat  Sl.  ein,  nic^t  Aber« 
liefertes,  Gommonitorium  (vita  c.  21)  gmc^tei  gfür  feine  otelfeitiaen  Semi^ungen 
ift  ni^t  minber  ber  Srief  (^arafteriftifi^,  in  xoeli^em  er  ben  ftönig  SBtll^elm  oon  (Eng»  ^ 
lanb  3um  6^u^  ber  ilirc^e  aufrief  ($.  Subenborf,  Berengarius  Turonensis,  1850, 
p.  237—39).  93on  ben  exegetifAen  SIrbeiten  Slnjelms  ift  bie  expositio  in  lamen- 
tationes  Hieremiae  (vita  c.  26)  ni(^t  erhalten,  bagegen  oerbanfen  toir  $aul  oon 
»crnrieb  (vita  Gregorü  VII  c.  112)  Stüdte  bes  auf  Sitten  ber  ©rafin  SKat^ilbe 
oerfagten  ^falmenfommentars  (vita  c.  26).  Son  erbaulichen  Zraftaten  Sinfelms  (in  ^^ 
ber  Bibliotheca  patrum  Lugdunensis,  1677,  tom.  XXVII  p.  436—458  finb  unter 
feinem  9{amen  meditationes  in  orationem  dominicam;  de  salutatione  B.  V. 
Mariae  sc.  Ave  Maria;  super  Salve  regina;  de  gesUs  domini  nostri  Jesu 
Christi  abgebrudt)  berichtet  Sarbo  nichts.  datl  fEdixht. 

%n^tax,  ffiräbifi^of  oon  Hamburg  831— 865.  —  SRlmbcrt,  vita  Anakarii  MG  88  ßo 
2.SBb  @.  638 ff.;  OltaüauSgabe  oon  ©alf,  ©annoocr  1884;  a)eutWe  Überfcfung  uon  fiaurcnt, 
2.  Vlufl.,  bearbeitet  oon  Sattenbat^,  iScipjig  1889;  «bam,  Gesta  Hamab.  eccL  pontif. 
I  17  ff.,  f.  S.  162.  29;  toppmann,  3)ic  älteften  Url.  bcä  d^b.  ©amburg.örcmen,  Hamburg 
1866;  |)clnjea,  Den  danske  Kirkes  bist.,  1.  ©b,  topen^agen  1862,  @.  70  ff.;  8flcuterbo^C 
SweDska  kyrkans  historia,  1  SBb,  fiunb  1838,  übcrf.  oon  ufeo^erl^of  u.b.%.  iieben  Än«aorS;6ö 
iiappel,  iicbenSbcfcbreibung  bcä  QSrjb.  ?t.,  SSremcn  1845 ;  S^c^io,  ®efd^.  be8  (grjb.  ^omburg* 
53renicn,  l©b,  S3crlin  1877,  6.  42  ff.;  Xamm,  S^ic  Anfänge  bc8©ö  ^amburg*Örcmcn,  3cna 
1888;  .&au(f,  Äircöengcfc^i(^tc  3)eutf(i^lanb«,  2.  »b.  Seipj.  1890,  6.  617  ff. 

Dur^  bie  Singlieberung  Sa^fens  in  bas  frSnfif(^e  9{ei(^  unb  bie  Slusbe^nung 
ber  firc^Iic^en  Crganifation  über  bas  fa(|fif<|e  (Gebiet  tourben  bie  Dänen  unmittelbare  uo 


574  Itndfar 

3laä)baxn  ber  ^rtftlid^en  SBelt.  (San^  fremb  wai  t^nen  bos  (E^riflentiim  bamab  nlc^t. 
Denn  ^anbel  unb  SeerSuberet  Ratten  fte  Iäng[t  in  Serfi^rung  mit  (El^riften  gebrad^t. 
9Iu^  I^Qtte  SBtllibrorb  (f.  b.  91.)  um  b.  3.  700  einen  SRiffionsjua  nad^  Dfinemort 
unternommen,    ^thoä)  mar  es  bem  (ii^ftentum  ni^t  gelungen,  irgenoiDo  in  DSnemort 

5  Su^  p  fallen.  9lu(|  unter  ftorl  b.  (Sr.  lourbe  bie  SRtlftonsorbeit  ni(^t  auf  bie  Dänen 
Qus^ebe^nt:  was  ftorl  erftrebte,  toor  nur  ber  6dbu^  bes  beut[(^en  Gebietes  g^en 
bänifd^e  ©nfölle.  3^  biefem  3®^^  errl^tete  er  bte  SRor!  an  ber  Sd^lei,  »ie  er  oen 
SBenben  gegenilber  Slorbalbinoien  bur^  ben  limes  Saxonicus  bedte.  Den  6Au^ 
bes  £anbes  oollenbeten  bie  betben  93eften  $o^buofi  (balb  eingegangen)  unb  Q^eoeu)0' 

10  bürg  (3^e^oe).  SIIs  fiiubger  bie  (Erlaubnis  ju  einem  Wiffionsjug  oon  i^m  oege^, 
oerfagte  er  fie  i^m  (vita  Liudg.  II  6,  MG  SS  II  S.  414).  (Er  ^ielt  beftnnmter 
als  Sllfuin  bie  Dänenbefe^ng  lür  unmogIi(i^  (ogl.  Ale.  ep.  13,  Jaffö,  Biblioth.  VI 
6.  165).  Dtefe  Ser^Itniffe  änberten  [iffi' unter  fiubmig  b.  grr.  (Er  griff  enMiebener 
als  ilarl,   aber  mit  roenig  (Slfid  in  bie  ^orteiungen  unb  Streitigfeiten  in  Dönemarl 

15  ein.  3n  3uf^^^^n^^ng  bamit  ftanb  bie  9luhtaqme  ber  D&nenmiffion.  3^r  erfter 
Xräger  toar  oer  (Ersbif^of  (Ebo  oon  9l^eims.  3m  Stuftrag  bes  ftaifers  unb  mit  einer 
Sollmad^t  bes  ^a^ftes  (Jaff^  2553)  30g  biefer  ma^rf^einlic^  im  3.  823  fiber  bie 
(Eiber.  (Er  ben)og  eine  Slnja^I  Dänen  jur  Xaufe,  nabm  auA  mehrere  ftnaben  mit  fi^ 
^eim,  um  Jie  ju  fiebrem  i^res  SoHes  erjie^en  ju  laften.   ms  Stfi^unlt  feiner  9Biri> 

20  famfeit  [ollte  ^m  Soelanao  (^eute  9Riin[terborf  bei  3Qe^oe)  bienen,  too  er  ein  iUoJter 
erriAtete.  SBeniae  3^^^  \^^^  wuxht  ber  I)änenldn{g  ^aralb  bur<^  feine  politifc^ 
9lotlage  5um  9ln|(j^lu^  an  oie  (^raufen  unb  bes^Ib  jur  Snnc^me  ibrer  9{eIigion  be« 
ftimmt.  Slls  ber  Äaifer  826  in  3ngilen^eim  (reeber*3ngel^eim)  unfern  SKainj  einen 
9{ei(^stag  ^ielt,   !am  er  mit  fetner  Coattin,  feinem  So^ne  unb  einem  großen  Sefobe 

26bort^in.  3m  6t.  SlIbanus^SRänfter,  fflbn)ärts  00m  ,,gfllbenen  SRatnj"  gelegen,  rouroe 
mit  groger  gfeierlic^feit  ber  ftönig  famt  feinen  Segleitern  in  ben  Q^o^  ber  jtir^e  auf« 
genommen.  3^^t  ^^^t  galt  es,  Diener  CE^rifti  ausfinbig  ju  mad^en,  meiere  geeignet 
n>aren,  ben  il5mg  in  feine  $eimat  5U  begleiten  unb  unter  feinem  Sode  bie  $errf^ 
bes  ftreujes  auf^uri^ten.    $ienu  mwcht  nun  cor  onberen  msfar  erfe^n. 

80  6o^n  angefebener  fränfifi^er  (Eltern,  n>urbe  SInsfar  (Slasgefr,  Osgejr  =  Gottes 
Speer)  n>al^rf(^einii^  im  3*  ^^1  umoeit  bes  jum  Sifc^ofsfprengel  oon  Slmiens  ge« 
porigen  Älofters  Corbie  geboren.  Seine  Äinb^eit  ftanb  unter  bem  (Einjlnffe  einer  frommen 
SRutter;  na^  i^rem  fr&^seiti^en  Üob  rourbe  er  bem  ftlofter  Sorbte  übergeben.  SBie 
ber  Xob  ber  9Rutter  fo  gab  bte  9lad^riät  oon  bem  Xobe  bes  ilaifers  Aarl,  mel^n  ber 

86ftnabe  einmal  in  feiner  $enHAleit  unb  SWa^tfülle  erblidt  ^atte,  feiner  Seele  einen 
na^^altigen  (Einbrud  oon  ber  9^ic^ttgfeit  alles  3rbif^en.  Seine  (Jfrommigleit  erhielt 
jenen  pbantaftif^en  ^ug,  ber  in  allerlei  Iräumen  unb  Sifionen  fi$  öugerte;  bamab 
bereits  fa^e  er  bie  bis  ins  Sllter  feftae^altcne  Soffnung  auf  bie  SRört^rerfrone.  Slnberer* 
feits  machte  er  fid^  bie  in  ben  fränlif^en  iUöftem  ^etmif^e  t^eologifd^e  unb  allgemeine 

40  Silbung  ju  eigen.  9Kan  toufete  i^n  ju  fc^ä^en.  Säls  im  3-  822  bas  beutf(^e  Älofter 
Äoroe?  (in  SBeftfalen)  als  eine  Äolonie  oon  (Eorbte  angelegt  rourbe,  toarb  er  borti^in 
oerfeM;  er  erhielt  bas  Slmt  eines  scholasticus  unb  rourbe  juglet^  5um  ^rebiger  in 
ber  ftlofterlirc^e  beftellt. 

Slls  ie^t  ber  9{uf  an  i^n  erging,  $aralb  naä)  Dänemari  3u  begleiten,    fagte  er 

46  o^ne  3öwbem  ju.  Der  3Rbnä)  Slutbert  aus  (Eorbie  erbot  fic^  freitoillig  3u  feinem  (5e= 
noffen.  S3on  bem  Äaifer  ausgeftattet  unb  oon  bem  Sifi^of  §abebalb  oon  ftöln  unterftüftt, 
folgten  bie  beiben  SKiffionare  bem  ftonig  na^  Sübjütlanb.  9ln  feinem  $ofe  begannen 
fie  i^e  3:]^ätigfeit;  na^  fränftf^em  SRufter  erriAtetcn  fie  eine  2lrt  SofJAule,  ob  in 
SAlestoig  (^abbeoge),  wit  man  ansune^men  pflegt,  ift  minbcftens  fragltq.    SRimbert 

5o[prtc^t  oon  otelen,  bie  burc^  i^r  Setfpiel  unb  i^re  £e^re  jum  (glauben  befe^rt  loorben 
feien.  Stter  ba  er  sugleiA  anaiebt,  bafe  fie  in  i^rer  Schule,  obroo^l  fie  bie  ftinber  5U* 
meift  tauften,  nur  jmolf  oc^üler  ober  einiae  me^r  Ratten,  fo  lann  bie  3<^l  ^^  SBc* 
fe^rten  nt^t  gerabe  gro^  gemefen  fein.  Uoerbies  rourbe  bas  3Berf  alsbalb  bur^  bie 
Vertreibung  Saralbs  (827),   bann   bur^  bas  (Erfranten,   bie  KfidKe^r  unb   ben  Zob 

u3Iutberts  gebemmt.    Sd^liegli(^  gab  es  Slnslar  auf. 

SBa^rf^einli^  im  §crbft  829  erf^ienen  am  !aiferli^en  Sof  f^toebif^e  (Befanbte, 
mtld)t  berichteten,  bog  fotoo^l  burc^  ftaufleute  als  bur^  (gefangene  unter  i^rem  9}olfe 
bas  äierlangen  nac^  bem  (Eoangelium  angeregt  toorben  fei,  unb  bie  Sitte  ausfprai^en, 
aWiffionare  bort^in  3U  fenben.    3luf    ben   mal  SBalas    oon   Corbie  tourbe    msfar, 

60  unb  mit  i^m  fein  frül^erer  SKitarbeiter  an  ber  Älofterf^ule  oon  Äoroei),  SBitmar,  naäf 


Kndltr  575 

6(^u)eben  obgeorbnet.  9luf  ber  Öberfa^rt  mürben  Jie  ooti  SBiftngem  übetfallen  unb 
Qusgeplünbert.  6te  liegen  Jt(^  feboA^ni^t  jurüdfqreden,  unb  eneiAten  enbli(^  na^ 
einer  entbe^rungsoollen,  ntfil^feUgen  SBanberung  iDO^Ibe^alten  bte  auf  einer  3n]el  im 
Wölarfee  gelegene  6tabt  Sjörlö  (Stria).  S{5m  en^^ng  |ie  freunbli^.  Dur(^  Solfs« 
bef^lu^  u)urbe  i^nen  (^rei^eit  ber  ^rebtgt  geioo^.  i>tx  Häuptling  jener  C&egenb.  bes  5 
Aonigs  oertrauter  9{at,  derge{r  ($eriaer),  baute  i^nen  fogar,  balb  nac^  bem  glfidFlic^en 
9Infana  t^rer  bortigen  wbigt,  auf  feinem  eigenen  ®runb  unb  Soben  eine  ftapelle. 
ati  uno  anbere,  meiere  fi^  taufen  lienen,  blieben  nid^t  nur  bem  9lns!ar,  fonbem  bem 
C^ri[tentume  feit  bie[er  3t\i  aufrii^ttg  eraeben.  3mtx  SEBinter  brachte  91.  im  fianbe 
3u;  tm  3-  B31  lehrte  er  ^im,  um  bem  jtaifer  über  bie  Srfolge  ber  aRiffion  Seric^tio 
ju  erftatten. 

Um   bie[e  3^i^   oenoirflic^te  \x^  ein  fiir   bie  norbifc^e  aRiffion   toi^tiger  $Ian, 
melier  fd^on  bem  Aaifer  ilorl  beigelegt  xoirb,  unb  ju  beffen  Slusffi^rung  nunmehr  ber 
6o^n  ben  regten  SDlann  gefunben  batte :  n&mli^  Die  (Errichtung  emer  Diöcefe  $am< 
bürg.    3)ie  erfte  Segrünbung  bes  AirAenmefens  in  Hamburg  iß  Aorls  Serbienft :   er  15 
lie^  bur^  Slmalar  oon  Xrier  na^  ber  untenDerfung  ber  Sac^fen  bie  erfte  ftir^e  bafelbft 
ernsten.    Spater  übertrug  er  fie  einem  ^riefter  $eribac,  von  bem  man  toiffen  iDoIIte, 
baJ3  er  ibn  5um  Sif^of  beftimmt  ^abe.    2)od^  ftarb  er.   e^e  biefer  $Ian  ousgefül^rt 
mürbe.   £ubn)ig  b.  ^,  fa^  oon  i^m  ab;  er  teilte  9lorbawingien  ben  Diöcefen  Sremen 
unb  33erben  5U;  Hamburg  fam  an  Serben,  Sremen  erhielt  Die  ilirc^ein  SRelborf,  alfoso 
3)itmarf(^en  (vita  Ansk.  12  S.  33  f.;    »bam  I  15  S.  14 f.).  ffirft  im  3.  831  griff 
fiubiDig  auf  ben  C&ebanfen  feines  Saters  surüd,  oeränberte  iln  aber  mit  IRfldfi^t  auf 
bie  in5n)tfd)en  in  Dänemar!  unb  S^meben  begonnene  SRiffion.    Hamburg  follte  nic^t 
6i^  eines  Sistums,  fonbem   eines  (Erzbistums  »erben.    I)er  neue  SRetropoIit  foIIte 
bas  9{e(^t  ^aben,  nac^  allen  norbifd^en  £anbem  SRiffionen  3U  fenben  unb  Sif(^ofe  für  25 
fie  5u  orbinieren '  in  Deutfc^Ianb  erbielt  er  9lorbaIbingien  als  unmittelbaren  Sprengel ; 
^elmgaub  oon  Serben  unb  äBillertd^  oon  Sremen  oerji^teten   auf  bie  betreffettben 
!XeiIe  i^rer  Diöcefen.  3m  9looember  831  mürbe  Slnslar  jum  Sif Aof  gemeibt ;  bie  Aon< 
fetration  ooll^og  ber  Sruber  bes  ilaifers,  Sif^of  Drogo  oon  SReg,  unter  Seiftanb  ber 
brei  (Ersbtf^öfe  (Ebo  oon  JR^eims,  Setti  oon  Xrter  uno  Otgar  oon  SRaim.  fiuomig  ge«  30 
mö^rte  burc^  bie  Sd^enfung  bes  Alofters  Xur^olt  (X^ourout  in  SBeftflanbem  ffiblic^ 
oon  Srügge)  eine  fid^re  Slusftattung.    Die  in  Deutfd^Ianb  getroffenen  Slnorbnungen 
mürben  alsbalb  burt^  eine  Sude  (Gregors  IV.  beftStiat  (Jaff^  2574).    Slnsfar  begab 
fi^  felbft  na^  9{om,   um  aus  ben  Rauben  bes  ^apftes  bas  ^allium  5U  empfangen, 
babur^,  bag  (Tregor  lY.  äk  jum  popjtlic^en  Legaten  für  bte  SRiffion  im  9loroen36 
ernannte,   mar  bie  früher  Sbo  oon  St^etms  erteilte  SoHmoAt  nid^t  aufge^ben.    Die 
beiben  £egaten  oerftänbigten  fiA  über   bie  Xeilung  bes  SRifflonsgebiete :    S^meben 
blieb  5unad^ft  unter  (Ebos  Stuffiät ;  jum  Setter  ber  bortigen  9Rif|ton  beftimmte  er  feinen 
Sermanbten  Cgaujbert:    er  mürbe  jum  SilAof  gemeint,  mobei  er  ben  SRamen  Simon 
erhielt,  unb  (Ebo  überlieg  i^m  bas  illofter  SSeianao.  Saujbert  mürbe  in  Sc^meben  mo^I  40 
aufaenommen;    er  erbaute  eine  jmeite  ilirc^e  (ma^fAeinli^  in  Sigtuna)  unb   fAeint 
mehrere  3^^^^  \dnts  Slmtes  in  gfrieben  gemaltet  ju  ^aben  (ogL  bie  Sneffragm.  gb(5 
5.  Sb  S.  382).    Die  (Erfolge  bes  CCbriftentums  führten   jebo^  ä^  ^'wer  ^eibnifd^en 
•Keaftion:    bas  empörte  Sott  überfiel  Sie  SRiffionare,  5Rit^rb,  ©aujberts  Sleffe,  marb 
erf^lagen,   er  felbft  mit  feinen  oriefterli^en  ®e^ilfen  genötigt,    bas  fianb  ju  oerlaffen.  45 
&  mürbe  ni^t  lange  nac^^er  SifAof  oon  Dsnabrüd. 

SInsfar  mibmete  in  ber  naqften  3^it  nad^  ber  (Srflnbung  bes  Srjbistums  feine 
Ü^ätigfeit  oormie^enb  feiner  niebena^jifd^en  Diocefe.  9Iu(^  fie  mar  faft  no^  SRiffions« 
gebiet:  er  fanb  bie  jmei  ilir^en  in  Hamburg  unb  SRelborf  oor  (f.  0.),  oieüeic^t  au(^ 
bte  oon  S^önefelb  (Slbam  II  15),  er  felbft  grünbete  eine  meitere  in  ^eiliaenftebten  50 
(Slbam  I  20):  no^  im  3*  ^^7  gab  es  in  ganj  9brbalbingien  nur  biefe  oter  Xauf» 
firAen  (vita  Ansk.  22).  Slufterbem  errid^tete  er  in  Hamburg  ein  Älofter  unb  eine 
Squie.  Die  legiere  follte  ber  Dänenminion  bienen;  aber  biefe  rüdfte  nidbt  oon  ber 
Stelle :  es  gelang  ni^t  eine  einjige  Äirqie  jenfeits  ber  (Eiber  5U  grünben.  dDaft  Slnslar 
na^  bem  Xobe  fiubmigs  b.  grr.  ^ur^olt  oerlor,  mar  ein  für  bie  SRiffion  totli^er  55 
S^lctg;  f^lieMic^  traf  i^n  bas  S^limmfte:  im  3*  ^^  mürbe  Hamburg  oon  ben 
Danen  übetfallen  unb  oollftanbig  j^erftort:  er  mar  ein  SifAof  o^ne  Si|  unb  o^ne 
(Einlünfte.  Siele  feiner  bisherigen  SRitarbeiter  oerliegen  i^n.  Seine  aame  mbeit  fd^ien 
oernic^tet.  $ier  balf  fiubmia  ber  Deutf^e;  er  bemü^  fi(^  3unä^ft,  ben  Sefi^  oon 
Xur^olt  i^m  mieber  3U  oerfc^affen.    Da  i^m  bies  mislong,  fajjte  er  ben  ®eban!en,  eo 


576  Sttdlar  , 

9ln5!ar  ben  erlebigten  Sifd^ofsItuM  oon  ^xtvxtn  ju  übertragen.  3lIIetn  ber  (Er3bi[(^of 
^otte  f^ioere  Sebenlen  bagegen.  !Denn  £iü>tDig$  $Ian  nmr  na^  bem  lanonif^en  9le(|te 
unsulöfftg.  3lud^  in  ben  Ser^öltniffen  felb|t  lagen  S^toierigleiten ;  benn  Sremen  ge» 
^örte  3ur  (Erjbiocefe  ftöln.  3la^  mand^erlei  Ser^anblungen  unb  Serfud^en,  bie  6a^ 
6  anbers  3U  regeln  (9{ei(^soer|ammIung  3U  ^aberbom  845,  Spnoben  ju  SRain}  847 
unb  848p  Ser^anblungen  mit  C5fint^r  oon  ftoln) ,  tourbe  [^Itegli^  bod^  ber  ®eban!e 
bes  5lonigs  ausgeführt.  9l9oIaus  I.  beftätigte  am  31.  SRai  864  bie  Sereinigung  ber 
Diocefen  Hamburg  unb  Sremen. 

Slnslor  ^atte  mä)  ber  SemiAtung  Hamburgs  9lufnabme  in  3iamtsUf)  im  Si$tum 

10  Serben  gefunben,  feit  848  rejibierte  er  in  Sremen.  Öeitbem  begann  bie  3)anenmijfion 

toieber.    £)a  er  {e^t  als  Airqenfürft  auftrat  unb  —  mie  es  einmal  bie  fianbesfitte  er« 

Eorberte  —  bem  $ofe  unb  ben  Großen  fid^  burA  (Sefdbenle  empfahl,  befonbers  aber 
lur^  [eine  milbe,  e^noürbige  $er[önli^leit  auf  Honig  $aari!  Sinfluft  geioann,  fo  er« 
^ielt  er  bie  Erlaubnis,  in  6(^Iesn)ig  eine  ftirc^e  p  grfinben.    !Diefe  erfte  bänifc^  fttrc^e 

15  mürbe  ,,unferer  grrauen"  gexoei^t.  gfortan  galt  tm  fianbe  bas  QLQriftentum  n^tn  bem 
Soßsglauben  als  aner!annte  Steligion,  unb  bie  Aird^e  bnnte  [i^  im  ^eben  erbauen. 
3laäf  ^aarils  Üob  fam  freilid^  n)teber  eine  3tÜ  ber  Serfoignng  unb  I)rang|al,  mel^ 
ieboä  nid^t  lange  anfielt.  !Denn  ber  9lad^folger,  R,  ^aml  ber  3&ns^<^»  ^^^  8^9^" 
bie  ^ir^e  balb  eine  freunbli^e  Stellung  ein  unb  be^euote  laut:    ^^niemals  booe  er 

ao  einen  fo  guten  SRann  gefe^en  n)ie  Slnslar^'.  Sr  geftattete.  bag  bie  Airqe  3U  S^Iesuiig 
bas  oon  Den  Reiben  ang|tli^  gefreute  C5IodengelSute  erhielt.  Slu^erbem  n)uibe  in  ber 
Stabt  9{ibe  ein  (Srunbftüd  angeu)tefen  3um  Sau  einer  größeren  Atrd^e. 

aber  bem  allen  oergag  Slnslar  bie  Soften  in  Sd^roeben  ntAt.  3^^^^^^ 
fanbte  er  einen  bisherigen  Sin|iebler,  ben  ^riefter  9lrbgar,  nac^  Sirfa;  fpater  oenoeilte 

25  er  [elbtt  ©ieber  bort  (848—850),  in  (BemeinfAaft  mit  einem  Slnoenoanbten  (6auj= 
berts,  Samens  (Erimbert.  £r  lam  in  einem  tritifi^en  Slugenblicf.  £s  ^ieg  nomlic^,  bte 
(ßötter  3ürnten,  mtxl  \fyc  Aultus  oerföumt  roerbe;  eben  mar  einer  ber  oerftorbenen  JUni^e 
für  einen  (ßott  erllort  morben.  JluQ,  eine  ^eibnifd^e  9teaItion  er^ob  ibr  $aupt.  ftöntg 
Claf  mar  bebenllic^,  bie  SRiffion  3U3uIaffen,  legte  aber  fAIieglic^  bie  (Jfrage,  ob  (E^ri|tus 

30  geprebigt  merben  bürfe,  ber  SoQsoerfammlung  oor.  ^ter  trat  ein  ^ter  auf,  meli^er 
^eifpiele  anführte  oon  ber  SRa^t  bes  Qi^riftengottes.  @o  lourbe  befd^bffen,  bag  ber 
^riftlid^en  ^rebigt  unb  ber  Spenbung  ber  Sabamente  nid^ts  in  ben  3Beg  gelegt  loerben 
folle.  (grimbert  blieb  als  bas  §al^)t  ber  SKiffion  mit  einigen  ©e^ilfen  im  fianbe, 
mS^renb  Slnslar  3urüd!e^rte. 

36  3n  ber  Heimat  beu)ies  er  bis  an  [ein  fiebensenbe  in  aller  9Beife  ben  e^t  prie^ 
[terlid^en  Sinn,  ber  i^n  bejeelte.  Cr  baute  in  Sremen  ein  §o[pital  für  gremblinge 
unb  ytranle.  I)en  9lrmen  fpenbete  er  rei^lid^e  (gaben.  Gefangene  laufte  er  los  unb 
e^og  Anaben  3U  SRiffionaren.  (Er  behielt  ftets  eine  befonbere  Sorliebe  für  bas  Sin^ 
fiebler-  unb  SDlond^sleben ;  |o  befugte  er  bie  fromme  fiuisbirga  im  Sobet^al  ($ar3)  unb 

4D  übergab  i^rer  Pflege  junge  SRöb^en,  toel^e  3um  Singen  geiftli^er  fiieber,  [otoieju 
allerlei  ^anbarbeit  unb  Aunftferttgleit  Einleitung  befommen  follten.  Siebte  er  {elb[t 
bod^  [ogar,  unter  (gebet  unb  anbä^tiger  Setraqtung  9leihe  3U  ftriden.  Seine  eigene 
llneigennü^ig!eit  ma^te  er  au^  ben  ÜRilfionaren  3ur  $fuät,  loel^e  ni^ts  oon  ben 
Xöuflingen  annebmen  unb  fi^  mit  i^rer  ^änbe  3lrbeit  ernähren  {ollten.  3^^^^  SRartin 

46  oon  Xours,  toel^er  aus  einem  ^eibntf^en  jlrieger  ein  milbgefinnter  St[d)of  geioorben, 
betra^tete  er  als  jein  Sorbilb.  (Er  trug  [tets  ein  grob^örenes  $embe,  fajtete  ftrenge, 
betete  unb  [ang  otel.  Sol^e,  bie  i^n  als  SBunbeil^ater  oer^enli^en  sollten,  loies  er 
3urüd  mit  oen  SBorten:  bas  größte  SBunber  merbe  [ein,  toenn  (Sott  aus  i^m  [elb{t 
no^  einen  mabrlKift  frommen  uRann  ma^e.    9lls  er  benno^  in  Ser|u^ung  !am,  oor 

Go  anberen  [i(^  felbjt  in  ber  S^ar  ber  Elusenoä^lten  3U  erbliden,  lieg  er  [i^  bur^  ein 
C5e|id^t  aufs  tieffte  bemütigen,  |ou)ie  auA  nur  ein  fol^es  i^n  barüber  berul^igen  lonnte, 
ba^  er  niqt  ben  SRörtqrertob  [terben  [oue.  Sor  [einem  (Enbe  legte  er,  in  einem  uns 
erhaltenen  furzen  Sriefe,  ben  beut[^en  Sij^ofen,  aber  au^  fiubmig  bem  Deutf^en,  bie 
norbi[^e  SRi[fton  unb  [ein  Sistum,  als  SRittelpunft  ber[elben,   no^  einmal  bringenb 

65  ans  ^er3.  unter  (Ermahnungen  an  ben  lieb[ten  [einer  SMler ,  ben  flanbri[(^en  yurn- 
bert,  unb  anbere,  unter  ben  ®e[anacn  unb  (Bebeten  [einer  grcunbe,  gcftarB  bur^  Äem- 
[prü^e  ber  ^eiligen  Sd^rift,  ent[d^rief  er  in  gneben  ben  3.  gebruar  865  in  Sremen, 
mo  er  am  folgenben  S^oge  begraben  tourbe.  9li!olaus  I.  Ianoni[ierte  i^n  balb  na^^r. 
3ener  Slimbert,  bisher  $rie[ter  3U  9{ibe,  marb  [ein  9la(^folger. 


tCttdtor  Sttti^rtfi  577 

3ion  SlnsfoTs  $anb  befi^en  toir  eine  Sammlung  hiijer  C5ebete,  toelc^e  an  bie 
Daoibtfc^en  ^Imen  angelnfimt  finbp  u.  b.  X.:  Pigmenta  (b.  h.  Sdfam),  ^erausg. 
oon  3.  SK.  fioppenbetg,  3eit|d^.  f.  ^amh.  (Sefc^.,  2.  »b,  S.  1  ff.  Slbam  f(|retW  i^m 
auäf  bie  vita  et  miracula  Willehadi  MG  SS  II  6.  378  ju  (I  33) ;  allein,  xdos 
bie  vita  anlangt,  mit  Unreit  Q.  3)e^io,  SML  «usf.  III  S.  51  fj ;  in  ben  SRlrafeln  6 
nennt  9lns!ar  (tq  felbft  als  Setfaffer.  (9tid|elfen  f)  ^anif. 

Änfo,  ein  ajlon^  in  bem  ftlofter  fiobbes  unb  inner^tt  ber  3ö^e  776  unb  800 
beifen  9Ibt,  ber  erfte,  loeli^er  nic^t  me^r  toie  feine  Vorgänger  juglei$  als  Sifd^of ,  jeboc^ 
nod^  unab^ngig  oon  £fltti(^  eif^eint,  in  beifen  Sistum  bas  Rlmtt  889  ^  einoerleibt 
tDorben  ift.  (Er  galt  ffir  einen  rebli^en  unb  ftrebfamen,  jeboi^  tDinenf^^Ii«^  unbebeuten«  10 
ben  ^am,  SBir  ^en  oon  i^m  bie  fiebensoefc^reibungen  peier  ^uifq5fe  oon  fiobbes, 
bie  er  no^  als  mbnäf  aus  Siteren  Cluellen  oerfagt  Qot,  ein  Vita  S.  Ursmari  (a.  689 
bis  713),  ©el^e  in  ben  AS  j.  18.  SB^ril  II,  558  ff.  unb  bei  SRobillon,  ASB  III, 
1,  248  ff.  gebtudt  unb  fpfiter  nneber  00m  SiJ^pf  natperius  oon  Serona  unb  00m  9Ibt 
Sfolcuin  oon  fiobbes  überarbeitet  n)urbe  (aRooiuon  1.  c.  251.  257),  unb  eine  Vita  S.  15 
Ermini  ober  Erminonis  (713—737),  xoeUbe  in  b.  AS  3.  25.  Storil  m,  374  ff.  unb 
bei  aRabillon  1.  c.  564  ff.  l^rausgeaeben  ift.  !bie  9laArid^ten  fiber  fi^n  aus  ben  Annales 
Laubiensis  MG  SS  4,  13  unb  oefonbets  aus  fjfolcuins  Gesta  abbatum  Laubien- 
sium  (1.  c.  4.  59)  finb  am  beften  jufammengeftellt  in  ber  Histoire  litt^r.  de  France 
IV,  203.    Die  O^roni!  Sllberic^s  ad  a.  827  oenoe^felt  i^n   mit  Slnfegis  oon  Son«  20 
tanelle;  f.  b.  21.  SInfegis  S.  561, 10.  (Werfer  f)  *•  «itiWitt«. 

«ntetienbiett  f.  b.  9lrt.  Sntar  6.  395,87  ff. 

Slnteroö.    Lib.  pontif,  ed.  Duchesne  1.  »b,  ^ari»  1886,  @.  147 ;   Eiweb.  H.  e.  VI, 
29, 1  6.  273  ed.  Dindorf ;  ßi^fmd  in  b.  ^xZfi  1880  @.  233. 

Slnteros  mca  ber  Slac^folaer  ^ontians  im  r5mifAen  Sistum.  9tad^  bem  Gatal.  25 
Liberian.  (ed.  SRommfen  in  b.  SlSffi  1.  Sb  S.  635)  umrbe  er  am  21.  Woo.  235 
!onfe!riert.  i)ie  abioeid^enbe  Eingabe  bes  (£ufebius,  ber  ibn  erft  unter  (Sorbian  fein  9Imt 
antreten  lögt,  lommt  bem  gegenfiber  ni^t  in  Setra^t.  9lad^bem  er  nur  einen  SRonat 
unb  4  2:age  bas  römifd^e  Ststum  oenoaltet  ^e,  \lm>  er  am  3.  Z^n.  236.  Die  platte, 
bie  fein  ®rab  im  (Tömeterium  Gallisti  oerfAIqft.  ift  im  3  1^54  mieber  aufgefunben  30 
toorben.  Sie  trägt  nur  bie  Snfd^rift  ANTEFWC  ETIl  (ilraus,  Roma  sotteran. 
($reiburg  1879  6.  154  gfig.  19).  Da  bie  9laumoerteilung  es  ni^t  als  nm^rfAeinlic^ 
erfd^einen  lägt,  bag  auf  bem  feblenben  6tfid  ber  platte  fid^  Die  SejetAnung  bes  $apftes 
als  SRärtqrer  fanb,  fo  ift  bie  ^taifdijli  oon  feinem  SRartqrium  f^iDerlic^  begrfinbet. 

^ottff.     35 

S(nt^imud,  ^atriorc^  oon  Sonftattttttofiel  f.  9Ronop^9fiten. 

S(nt^ro)iologte  f.  bie  9L  SRenfd^  unb  aSillensfrei^eit. 
9nt^ro)iomor)»^tten  f.  Slubianer. 

9lnttc^rtfi.  ^rtilel  über  91.  oon  (ä^efeniud  bei  (£rfd§  u.  (S^ruber;  oon  ^audrat^  in 
3c^eiitcld  iBibe0e;i:.;  uon  $lumptre  in  Smit^ « ^ce,  DchrB;  oon  @abatier  in  Sitten«  40 
bergeriJ  EDcyclop.  des  aciences  rel.;  ü.  ^ä^Icr  in  b.  2.  Ä.  bicfcr  @ncQlI.  —  gemcr:  ^aU 
uenba,  de  antichristo,  Lugd.  1647;  ©ouffct,  ber  9lnti(^rift  in  ber  Überlieferung  bcS  3ubcnt., 
be8  i»X.  unb  ber  a.  Ä1rd)c,  (SJött.  1895:  ®unlcl,  6*öpfung  unb  (S^aoÄ  1895;  »omemann 
(in  ^Jie^ctÄ  ^owm.)  unb  Södlcr  ju  2  4^  2;  d.  ©abftein,  3)ic  c«4atotogif(^  Sbeengruppc: 
?lnti(]^rift  —  3BcItf abbat— ^eltcnbe  u.  3Bßcltgcri^t  in  ben  ^auptmomentcn  i^rer  cftr.  •  mittel*  40 
alterl.  ©efamtentwidclung,  in  ^ilgenf.  3ro2§  1895,  4  unb  1896,  1. 

1.  Diejer  9lame  finbet  jiA  juerft  in  ben  S^^^^^if^^n  Sriefen,  ber  (6e« 
banle  aber  f(9on  in  früheren  neuteftamentlic^en  S^riften,  unb  bie  SQBurseln  besfelben 
liegen  bereits  im  alten  Zeftament.  9la^  einer  neuerli^en  Slnna^me  n)ären  fie  fogar 
no^  über  biefes  hinaus  weiter  jurü^uoerfolgen  unb  in  bem  badbplonif^en  QL^aosmqtqus  50 
3u  Ju^en.  fieMerer  ge^t  mo^l  oon  ben  9laturoorgängen  bes  SrüQlings  aus,  in  loelAem 
mi^  bunller  ^tegenjeit  bie  Sonne  bur^bred^enb  Die  äOBoffer  fid^  ju  teilen  juiingt.  mf 
(&runb  biefer  in  bie  Urjeit  ber  SBeltentfte^ung  jurfldoene^n  Srfa^rung  erjäfft  jener 
äR^tbus,  n)ie  X^iamat,  bie  ^errf^erin  über  bte  Ziefen  ber  Sinfternis  unb  ber  SBaffer* 
flut  \\i^  mit  biefen  gegen  bie  oberen  (ßotier  emp5rt,  oon  bem  jur  5tonigs^nf^aft  er»  55 
^obenen  (götterfo^n  SRarbut  befiegt  unb  serfpalten  n)nA,  loorauf  berfelbe  bie  Fimmels* 
lid)ter  erfc^offt.  Diefer  Sdböi^fungsm^t^us.  fo  meint  man,  foll  nac^  Ausweis  ber 
altteftamentliqen  Schriften  f^on  in  ältefter3eit  in  ftanaan  eingeioanbert,  oon  ben  3s* 

Mea(«ghic9r(o)>abie  fttr  X^eologie  unb  Stirere.    3.  «.  I.  37 


578  «nttdlrifi 

raeliten  auäf  auf  bte  (Enbjeit  übertragen  unb  oielfac^  auf  einen  politilc^n  g^tnb  anae» 
toenbet  fein.  60  toäre  bie  altteftamentlic^e  3bee  einer  ber  Slufric^ng  bes  9lefa$es 
(Sottes  oorange^enben  Sr^ung  unb  Sepingung  böfer  Semalten  entftanben  (C5utrfel). 
9lä^er  beult  man  \i^  bie  CEntmidlung  biefer  3bee  in  ber  9lrt,  bog  aus  bem  alten  9R9« 

6  t^os  oon  bem  jlampfe  bes  als  !Dradbe  erf^einenben  Satan  mit  bem  C5otte  bes  Fimmels 
bie  Slntid^riftjage  burc^  SermenfdblidQung  entftanben,  nSmlic^  an  Stelle  bes  2)ra^n  ber 
mit  SBunberlröften  ausgerflftete,  fi(^  C5ott  aleic^  fteuenbe  SRenf^  b.  ^.  ber  falfc^e  3uben» 
SReffias  getreten  fei,  ber  bann  enbli(^  polttifc^en  unb  ^eibnif^en  (E^a!ter  angenommen 
^be,  bag  aber  immer  roieber  in  ber  u)eiteren  lÜDberlieferung  bie  Altere  (Seftau  bes  fa« 

10  tanifd^en  Dramen  noA  fic^  oorbrSnge.  —  9inerbings  jc^eint  ja  in  allerlei  (Einjel^iten 
ein  ben  biblifmen  Sqriftftellem  bann  gemi^  ni(^t  me^r  befugter  3ufammen9ang  ber 
bilblid^en  Slusorudsroeife  unb  finnlic^en  Slniqauungsform  i^rer  DiAtung  unb  esc^« 
logifd^en  (Enoartuna  mn  gemiffen  alten  orientalifc^en  3been  ju  befielen.  Unb  aegenfiber 
einem  einjeitigen  Seftreben,  bie  gefamte  biblifc^  unb  au|erbiblif(^e  Slpolaloptii  febiglid^ 

15  aus  bem  Sinfluft  ber  3^itgef(^i(^te  unb  ber  unmittelbaren  Senu^ung  litterarit^er  Quellen 

ai^uleiten,  oertntt  jeQe  Slnfd^auung  bas  SBabdeitsmoment,  bag  aucQ  eine  fiq  forterbenbe 

mfinblii^e  lebenbige  Überlieferung  barauf  (Etnflug  ausgeübt  bat.  Solche  3ufammen^nge 

bebürfen  no^  einer  weiteren  forgfältigen  Unterfuc^ung,  bie  qier  niAt  amuftellen  ift. 

2.  S^^nfalls  Jinb  aber  roeber  bie  eigentlichen  Quellen  oer  im  Segriff  bes  9lnti^rift 

20  fi^  jufpi^enben  biblifc^en  esc^atologifdben  3been  noäf  bie  (ßrunMge  i^rer  Sntoicflung 
auf  bab^bnifAe  ober  fonftige  augerbtblifc^e  (Elemente  jurü^ufübren.  Sielm^  ^oben 
[i(^  biefelben  tm  3ufammen9ange  mit  einem  Jpejififc^  altteftamentliAen  ptopffeÜ]äftn  C5e> 
oanlenbeife.  ber  mit  bem  SDlittelpunft  ber  altteftamentli^en  Offenbarung  oerinfipft  ift, 
gebilbet  uno  unter  bem  Sinflug  gef&id^tli^er  (Erf(^rungen  ber  altteftamentli^n  unb 

26  neuteftamentlid^en  C5emeinbe  entmidett.    9lus  bem  ffilauben  an  bie  Snoä^Iung  Ssraels 


benfelben  befreit  n)erben  (oU.  inbem  bte  Sermeffen^eit  betraft  loirb.  mit  ber  fie  ben 
80  göttlii^en  Sluftrag  }ur  (&etget  (Sottes  ju  bienen  überfc^reiten.  60  bilbet  fid^  oer  (Se> 
oanle  eines  ber  SSoIIenbuna  bes  9lei(^es  (Sottes  oorange^enben  Aampfes  geaen  basfelbe 
oon  feiten  ber  gottlofen  SBelt.  9lad^bem  als  Vertreter  ber  leMeren  oerfqiebene  mit 
3srael  in  aef^i^tU^e  Serü^ng  ^efommene  ^eibenoöüer  oon  oen  ^roppeten,  bie  ba^ 
bei  bas  (Enoe  immer  nobe  ben!en,  tns  Sluge  gefaxt  Sorben  finb,  nennt  Cje^iel  (38, 2, 
85  34,  1.  6)  in  glei^em  3uF^^^^nbange  SRagog,  bas  fianb  bes  5lonigs  (Sog,  eine  3^' 

Stmmenfaffuna  ber  fernen  SöRer  bes  9lorbens  als  Xnpus  ber  SBeltmad^t,  oon  n)elqer 
er  le^te  3lnfturm  gegen  bas  (SottesooD  ausgeben  foll.  Sefonbers  ausfü^rli^  ift  beren 
augerfte  Sebröngung  burd^  feinbli^e  (Sen)alten  oon  Sac^arja  (12—14)  borgeftellt  in 
ber  Sd^ilberung  bes  Streites,  3U  n)el(^em  alle  SöRer  ber  (Erbe  gegen  3^^!^^  fi$ 

40  fammeln,  sunö^ft  mit  meitgej^enbem  (Erfolge,  bis  bann  in  ber  ^ö^ften  9lot  C5ott  mit 
allen  ^eiligen  auf  bem  filberge  3ur  SRettung  ber  Seinigen  erteeint.  —  ffiine  ©eitere 
(Entmidiung  aber  fanben  biefe  3been,  als  ber  jlönig  Slntioqius  lY.  (Epipbanes  oon 
Serien  unter  bem  (ginflufe  feiner  (giteüeit  unb  feiner  alle  S^ranfen  ber  befte^enben 
Sitte  mi|ad^tenben  SBtlllur  bie  Steligion  Ssraels  burd^  bas  grie^ifd^e  ^eibentum  mit 

45  blutiger  ^arte  unb  ni^t  erfolglos  5U  oerbröngen  begann.  Damals  erf(i)ien  bie  ^eibnif^e 
SBeltma^t  nicbt  me^r  als  ein  Strafmerljeuq  in  ber  $anb  (Sottes,  bas  \iä)  i^r  ju  ent^ 
©inben  fu^t,  [onbem  oon  oom^rein  als  fetne  SBiberfa^erin,  bie  jerftörenb  ge^en  ben 
SRUtelpunlt  feines  9{ei(^es  oorge^t.  3n  biefer  Beleuchtung  ift  bie  in  Slntio^us  gipfelnbe 
®ef(^ifflte  bes  SBeltrei^es  im  Sud^e  Daniel  bargeftellt  3U  jener  ^tit  als  ber  ^au^ 

60  ber  |eu)nif^en  Dpfer  tm  Xempel  ju  3^nifalem  oon  bem  bort  im  Dejember  168  0.  (£^r. 
erri^teten  ^Itar  bes  olptpift^n  3^us  aufftieg.  Slngefic^ts  biefes  „(Sräuels  ber  Ser^ 
iDÜftung''  (Da  9,  27,  11,  31.  12,  11)  unb  bes  um  fic^  greifenben  SlbfaOs  oon  bem 
Glauben  ber  Söter  befd^rieb  ber  Serfaffer  bes  Danielbui^es  jeinen  SoUsgenoffen  3ur 
3ü^tigung,  Sele^rung  unb  2:roftung  in  gform  oon  3uIunftsotfionen  eines  alten  $ro« 

56  Poeten  bie  Vergangenheit  unb  (Segemoart  bes  Steid^es  (Sottes  in  feinem  Sei^ltnis  ju 
oen  Sßeltmä^ten,  um  baran  ben  ^imoeis  auf  bie  na^enbe  (Errettung  unb  bie  Sollen^ 
bung  anjufd^liegen.  3^^^  I^^II^  ^^  ^^^  SBeltreid^e  in  i^rer  Cin^eit  als  ein  loloffales 
Stanbbiio  b^,  bas  burdb  ein  o^ne  SRenfd^en^anb  losgelojtes  Skinä^tn  jerf^mettert 
loirb  (Aap.  2),  bann  oiellei^t  mit  Slnle^nuna  an  trabitionelle  Silber  als  oter  aus  ber 

00  gleiten  UReerestiefe  emporfteigenbe  Ziergeftalten,  mel^e  beutli^  bem  ^lb&if<^n,  me< 


«ittif|#  579 

bifd^en,  perft[(^en  unb  grtec^ifd^en  9{etd^e  eitt[pre(^en.  Die  (EnfaDtdEIung  bes  legten,  tuel^e 
in  immer  genaueren  Sefd^reibungen  nö^er  ausgeffi^rt  toirb,  fpiht  \xA  3U  in  bem  3luj[« 
treten  eines  als  ^om  am  Üiere  bargeRellten  itonigs.  bes  %üio^us  (Epip^anes,  in 
bem  bie  C5ottIofigIeit  ber  SBeltreic^e  in  iqrer  äugerften  3u|ammenfajfung  erfc^etnt.  f^ec^ 
unb  liftig,  hochmütigen  $er3ens  oerfolgt  er  bie  ^eiligen  bes  ^ö^ften,  trad^tet  bie  9{e<  5 
ligion  ju  oeränbem,  ©irft  bie  SBo^r^ett  3U  Soben,  tritt  gegen  ben  öetm  ber  §erren 
auf p  t^ut  grog  miber  jeglid^en  (Sott,  achtet  nic^t  auf  bie  (&Btter  feiner  äJoter,  unb  erfeM 
bie  tägli^en  £)pfer  burä  ben  Aultus  bes  3^^^;  ^^^  Qnfote  feiner  Seftrebungen  bleibt 
nxä^i  aus,  er  mac^t  oiele  abfällig  oon  (ßott  unb  bunbbrücQig,  flbenoinbet  im  Aampfe 
bie  ^eiligen  bes  ^o#en  unb  reibt  Fie  auf.  Ws  bas  Danielbu^  oerfagt  mürbe,  ^atte  10 
too^I  eben  nac^  bem  mfftanbe  ber  SlaffaoSer  ber  3^^$^!^  i^  Üempel  fein  Snbe 
errei^tp  fo  bag  ber  Serfaffer  bie  Dauer  bes  Senoiiftungsgreuels  auf  (ßrunb  ber  Sr« 
fa^rung  abgerunbet  auf  fieben  ^Ibe  Zcäfxt  berei^nen  fonnte.  Slber  er  enoartete  (nac^ 
11p  40ff.)p  bag  bie  gottfeinblic^e  SRac^t  sunäAft  nod^  einmal  in  einem  aTKeitiaen  jlampfe 
fiegen  unb  baburc^  oölltg  ausreifen  merbe  (ogl.  Sefirmann,  Das  S.  Daniel  in  9co«  15 
mads  ^anbfommentar  6.  81),  e^  bie  entfd^eibenbe  SBenbung  burA  göttliche  3RaäfU 
mirfung  eintreten  merbe.  Dann  foIUe  bas  C5eri(^t  C5ottes  auf  (&ben  beginnen,  bas  mit 
ber  93emi^tung  jener  in  Slntiod^us  fic^  pfpi^enben  9BeItmad^t  unb  mn  ber  Übergabe 
ber  SBelt^enf^oft  an  bie  ^eiligen  bes  $5qften,  bie  bur^  $re  Xrfibfal  betoo^rte  unb 
gereinigte  (12,  1)  (ßemeinbe,  enben  follte.  filtere  ift  nSmlxä^  in  i^rer  C5efamtbeit  20 
nac^  ber  ausbrflmid^en  CErflSrung  aus  Sngels  Slcunb  (7,  18)  in  ber  (Seftalt  bes  oifio« 
nären  Silbes  oerlorpert,  mel^e  mie  bie  SBeltreic^e  tienft^r  9lrt  unb  oon  ber  Xiefe  ber 
jinb,  fo  oielme^  bie  3üge  eines  ed^ten  SRenfAenfinbes  tr&gt  unb  00m  ^immel  qer 
t^ren  Urfprung  bat.  Dag  ein  meffianifi^er  guQter  an  ber  Spi^e  biefes  ^enlid^!eits« 
reifes  ftSnbe,  ift  nic^t  ausbrfidli^  gefaat.  25 

3.  Slber  es  ift  felbftoerfiSnblic^,  ba|  fobalb  bie  3bee  bes  perfbnlic^en  9Reffias  loieber 
me^r  als  ^ier  in  ben  SSorbergrunb  trat,  bann  auf  (Srunb  {euer  Slpolalqpfe  ber  le^te 
(Jfeinb  bes  (Sottesreid^es  als  oos  (Segenbilb  bes  Sceffias  geba^  xoerben  lonnte.  Denn 
aufl)  na^bem  Slntioc^us  aeftorben  roar,  blieb  jenes  oon  um  im  Danielbuc^e  gejeic^nete 
Silb  als  ÜiQpus  einer  legten  perfönlic^n  3ufammenfaf|ung  aller  SRSAte  bes  Söfenso 
um  fo  mirifamer,  je  beliebter  gerabe  bas  93ud^  Daniel  in  ben  nad^  berSollenbung  bes 
$eils  fe^nfü^tia  ausf^auenben  frommen  Jueifen  bes  3ubentums  mürbe.  3noe||en 
f^manlen  bod^  bie  Sorftellungen  in  ber  nad^Ianonifd^en  £itteratur  aus  biefen  Jlretfen 
red^t  ftarl.  3n  ber  alexanbriniMen  Sibelfiberfe^ung  mag  mo^l  ber  C5eban!e  an  einen 
6ie^  bes  äReffias  über  C5og  als  ben  le^en  perfbnlid^en  Sauptfeinb  bes  Sottesreid^s  35 
oorltegen,  toenn  ba  bie  Stelle  9lu  24,  7  mit  beutli^  Sejte^ung  auf  bie  SBorte  „aus 
3alob''  S.  17  überfe^t  mirb:  es  toirb  ausgeben  ein  9Ren]d^  aus  feinem  (3(ilobs) 
Samen  unb  er  toirb  $errf(ben  über  oiele  Söller  unb  es  mirb  feine  ^errf^aft  ergaben 
fein  über  (Sog.  3n  ben  alteften  ^neniftifc^-ifibifd^en  Sibnllinen  aber  aus  moRabSifd^er 
3eit  tritt  tooql  ber  SReffias  auf,  um  altem  Ariege  auf  Sroen  ein  Snbe  ^u  m^en,  bie  40 
einen  oertilgenb,  ben  anberen  bie  SJer^eigungen  erfullenb  (III,  652  ff.).  STllein  ber 
le^te  gottlofe  SInfturm  erfolgt  oon  feiten  einer  3Re!)nab\  oon  ^eibnifAen  5tönigen  unb 
au^  nic^t  gegen  ben  SReffias  fonbem  gegen  C5ottes  %tol!  unb  $aus.  llnb  in  ber  (bamit 
n\ä)t  oerbunbenen)  Cra)artung  einer  ^ejtrofung  C5ogs  unb  ^agogs  finb  le^tere  als 
fiänber  aeba^t.  Die  uns  belannte  paläftinentif^e  fiitteratur  cmer  aus  oord^riftlic^er  45 
3eit  enthalt  lebenfalls  oon  einem  perfönlid^en  (pegenbilbe  bes  SReffias  niAts.  3n  ben 
alteren  Seftanbteilen  bes  Sucres  ^enod^  mirb  nur  enoartet^  bag  unter  oer  Sfi^rung 
ber  (5xitä)tn  bie  übrigen  ^eibenoöller  bes  macebonifd^en  9tetAes  gegen  bas  (ßottesooU 
5U  einem  leMen  93emid^tungslampfe  fid^  fammeln  toerben,  e^e  Das  (Serid^t  über  bie 
(^einbe  bes  leMeren  beainnt  (90,  16).  Die  (Erfd^einung  bes  SReffias  mirb  ba  erft  als  so 
auf  ben  9Ibf^lu|E  fämtltt^r  Rimpft  unb  Geriete  folgenb  gebockt  (90,  36  ff.).  3n  ben 
Salomonifd^en  ^falmen  aus  ber  3^^^  ^  9)ompeius  ift  ber  90lejfias  felbft  ber  93er« 
nii^ter  ber  gottfeinbli^en  aR3^te,  tnbem  er  fie  allein  burt^  bas  äßort  feines  SRunbes 
(3ef  11,  4)  besmin^t  (17,  27.  39).  Unb  no^  in  bem  nadj^riftlifien  mo^l  ber  3eit 
ber  ($laoier  ange^öngen  4.  SuA  Ssra,  bas  in  ber  uns  belannten  jübifc^en  fiitteratur^ 
juerft  bas  le^te  ber  oier  Danielift^Nen  9{eid^,  auf  bie  römifc^e  SBeltmad^t  beutet,  finb 
es  nur  über^iaupt  bie  $eibenoölIer,  beren  legten  vlufrui^r  ber  aus  ber  Xiefe  bes  SReeres 
(b.  ^.  ^ier  ber  Smigleit)  auftaut^nbe  SReffias  gleichfalls  obne  Iriegerifme  SRittel  be« 
jmingt.  (Erft  in  ber  ungefähr  gleid^jeitigen  SaruA^SpoIa^e  ift  biete  Stelle  bes 
4.  Ssra^Sud^es  fonft  jiemlic^  unoerSnoert  auf  bie  Slsemid^tung  eines  legten  gottlofen  ^ 

37* 


580  «nttditifl 

5lönigs  iuxä)  ben  SRefftas  übertragen  (40,  1.  2).  Die  Sorftellung  tft  ober  ba  ido^I 
laum  ((^on  qri|tli(^  beeinflußt.  3Rit^in  tDor  bie  Snoortun^  eines  perfonlidben  9Biber« 
parts  Des  SRefftos  bereits  im  oori^riftlid^en  3ubentutn  ju  fmben.  Unb  fooiel  loirb  man 
aud^  ber  Jpfiteren  ifibif^en  fiitteraüir  entnehmen  lönnen,  toobrenb  biefelbe  für  bie  be« 

f  [onbere  Slusffi^run^  jenes  (ßebanlens  ni^t  magaebenb  fein  fonn. 

4.  9ln  bie  btsQer  füssierte  (Entwicklung  oesfelben  [AlieM  \iä^  aber  feine  Slus« 
bilbung  in  ben  neuteftamentlid^en  Sd^riften  an,  mobei  {ebo^  gat^  neue,  ber  neu* 
teftamentli^en  Offenbarung  entftammenbe  3mpu^e  loirlfam  n)erben.  Sinerfeits  nomli^ 
fiil^rt  biefe  Offenbarung  (ßottes  in  (E^riftus  als  oer  ^eiligen  Siebe  }u  einem  fe^r  oer» 

10  JAörften  jlampfe  oegen  alle  Sfinbe  ber  SBelt  unb  biamit  nii^t  nur  ju  einer  tieferen 
mfoedun^  i^res  zuTefens  als  einer  in  Selbftoergötteruna  gipfeinben  Selbftfu^t,  fonbem 
au^  3u  etner  ftärleren  t^tfäAli^en  (Segemoirlung  berfelben,  nnts  alles  baju  bienen 
mug.  jene  3bee  einer  legten  3ufpi^ung  ber  (Sottesfeinbf^o^  ju  beleben.  SInbererfeits 
fibt  Die  £osIofung  bes  religiofen  £ebens  oom  nationaI*pDlittf^en,  nie  fie  infolge  ber 

16  SerinnerliAung  bes  erfteren  bur^  bie  ^rihli^e  Offenbarung  eintritt,  au^  auf  lene  3bee 
i|ren  Cinflu^  aus,  fo  bag  fie  i^rer  nationalen  Sform  enffleibet  fififfiger  gemacht  unb 
oergeiftigt  mtrb.  —  fie^teres  seigt  \iäf  in  ber  fiel^re  3^fu  befonbers  beutliq.  SBo^I  ^t 
er  aus  Dem  Suc^e  Daniel  ebenfo  mit  bie  auf  ferne  eiaene  $erfon  angemenbete  Dar* 
ftellung  bes  Steid^es  (ßottes  als  ber  auf  ben  SBoOen  bes  ^tmmels  bmmenben  (Seftalt  eines 

90  SRenfqenfo^nes  [o  auäf  bie  Sejei^nuna  bes  (Srauels  ber  Sermfiftung  an  ^eiliger  Statte 
ffir  bie  Drangjal  ber  na|enben  legten  3en  entnommen  SRt  24, 15,  unb  au^  ^ier  ift  bobei 
an  national « ffibif^e  £eiben  gebockt  SIber  bie  Urheber  berfelben  erfc^einen  ba  nur  als 
äBerijeuge  einer  oon  C5ott  über  3srael  oer^ngten  Strafe,  gar  ni^t  toie  im  Doniel* 
buc^e  3ugleii$  als  Vertreter  ber  au|erften  (gottesfeinbf^aft.    Ilnb  bie  Sac^  bes  (Sottes* 

S6  reifes  i)t  oon  bem  nationalen  (Sef^id  3sraels  oSIIig  getrennt.  Dem  meffianif^en 
äRenfd^enfo^n  fte^t  niä^t  loie  bei  Dantel  ein  bie  nationale  unb  religiofe  Seite  ber  X^o* 
batie  jugleid^  ^erftorenber  ^enf^er  gegenüber  fonbem  eine  unbeftimmteSRe^l^eit  oon  falUen 
^roppeten  unb  SReffiaffen  3Rt  24, 5,  bie  offenbar  als  Vertreter  einer  mä^  xfyctx  Slbioeifung 
bur^  3efus  (m  4,  1  ff.  16,  23  j  :^o  6,  15)  immer  nod^  feftge^Itenen  unb  jelotif^ 

so  gefteiaerten  jübif^*nationaIen  SRejftastbee  gebaqt  finb.  —  Diefe  (toartung  gebort,  roenn 
au(^  Die  escqatologifc^en  Sieben  ^efu  oon  ben  (Eoangeliften  in  oerfibiebener  SBeife  rebi* 
giert  morben  finb,  gen)ig  3U  i^ren  ur[prünglid^en  Seftanbteilen  (oal.  auc^  SBenbt,  Die 
£e^re  3^fu,  II  1890  S,  618)  unb  fie  ift  bann  au^  in  bie  urapoftolifi^e  Serlünbigung 
{Übergegangen.    9In  le^tere  n)trb  ^aulus  aud^  in  biefem  Stüde  angelnüpft  ^aben,  als 

85  er  ben  !lQeffalonid^em  suerft  münblid^  (2  !t^  2^  5),  bann  eingepenber  fc^riftlic^  jur 
Sef^mi^tigung  i^rer  Ungebulb  feine  auf  bie  ^etlsoollenbung  besügli^en  (Eröffnungen 
gab.  Da  oenoies  er  auf  bie  no^  oor  ber  SBieberlunft  (£^n[ti  3u  enoartenbe  (Erfqei* 
nung  bes  SRenf^en  ber  Sünbe,  bes  Ainbes  bes  SBerberbens,  bes  SBiberfad^ers,  ber  fi^ 
ergebe  über  alles,  mas  (&ott  ober  (&ottesbienft  ift,  alfo  bag  er  \\^  in  ben  Xempel  (ßottes 

40  [e^t  unb  oon  fid)  felbft  erllört,  er  fei  ®ott,  bis  i^n  ber  $en  Z^\\is  mit  bem  $au(^ 

emes  äRunbes  oemi^ten  merbe.    (getoi^  ^at  bier  ^aulus  toie  3^[us  junäAft  an  einen 

alfc^en  SReffias,  alfo  an  eine  toefentli^  mnerifiotf^e  (Erf^einun^  gebadet  (ogl.  S^neden* 

mrger,  SBetg  u.  a.,  neueftens  Souffet).  Unb  ba5u  mugte  i^n  feine  perfönliqe  Crfa^rung 

füi^ren,  na^  n)el^er  bis  ju  ber  !^t\i,  ba  er  jenes  f^rieb,  oon  bem  mit  politif^^meffia- 

45  nifd^en  C&eban!en  erfüllten  3ubentum  aus  ber  erbittertfte  SBiberftanb  gegen  bas  (Eoan* 
gelium  ausgegangen  mar  (1  Z^  2,  15).  (Eben  biefe  ($einbf^aft  geaen  bas  allein 
3U  ooller  Heiligung  unb  (Erfüllung  bes  göttli^en  SBillens  anleitenoe  (Eoangelium 
(1 2^  2,  12.  3,  13.  4,  1)  ift  offenbar  bas  (ge^etmnis  ber  (Sefe^lofialeit,  oon  melier 
Der  ^oftel  fagt,  bog  es  f^on  gegenmörtig  in  SBirifamleit  fei  unb  Dann  in  offenem 

60  Slbfall  Jon)ie  in  bem  ^ieraus  ^eroorae^enben  SRenfd^en  ber  (^ünbe  offenfunbia  toerben 
folle.  unb  menn  er  ^tn3ufügt,  no^  fte^e  bem  eine  Crf^einung  unb  eine  ^erfon  ^em- 
menb  entaeqen  (2  !Q  2.  6.  7),  fo  meint  er  aller  SBo^rf^einli^Ieit  mä)  bte  bur^  bas 
romif^e  itaijertum  unb  feinen  gegenmörtiaen  93ertreter,  ben  gutmütigen  (Elaubius,  ge^ 
fd^ü^te  ftaatli^e  Ste^tsorbnung,  oon  melier  ^aulus  felbft  öfters  S^u^  gegen  Den 

55  g^natismus  ber  iübifäen  ($einbe  feiner  Serlünbtaung  erfahren  qatte.  3nbeffen,  roie  oon 
ben  3uben  au^eftaAeU,  bo^  au^  ber  ^eibnifäe  ^ßöbel  an  biefen  SIngrKfen  oft  teilnahm, 
unb  au^  in  ^^effatoni^  bur^  bie  3^^^^  f^^  ^^4  ^i^  ^eibnij^en  93ol{sgenoffen  ber 
jungen  (E^riften  3ur  Sefeinbung  berfelben  anftiften  liefen  (1  Z^  3,  14),  Jo  ^eigt 
au<n  bas  Silb  bes  leMen  SBiberja^ers  (E^rifti  neben  3H^^  ^^^^^  selotif^en  ungläubigen 

00  3u^ntum$  hoäf  moQl  aui)  foli^e,  bie  ^eibnif^er  3lrt  finb.    ^aulus  entnimmt  bofür 


9itHd)rifl  581 

manches  aus  ber  3^td^nung  bes  gottlofen  geibenlonigs  Slntio^us  (Epip^anes  im  Daniel» 
buAe  (ogl.  befonbers  ^ofmann)  unb  er  !nüpft  beutlt^  an  bos  Unterfangen  bes  jlaifers 
Saligula  an,  burd^  bas  iurj  juoor  ^aläftina  in  (Erregung  gebrad^t  toor,  fein  Silbnis 
in  ber  ©ejtalt  bes  ol^mpifc^en  3^us  im  lempel  oon  3^nipilem  aufteilen  3U  Ia|fen. 
Daneben  nat  au(^  bie  trabitioneue  Sc^erflärung  ber  {fibifqen  Sd^ule  mitaen)irft  voxt  5 
bie  bort  (tm  largum  3onat^n)  ©ieberte^renbe  »enu^ung  oon  3^1  H»  4  fiir  bie  Se* 
fiegung  bes  SBibertad^ers  burd^  ben  voabttn  SReffias  jetgt.  Sieben  folc^en  aitte|tament:> 
Ii($en  unb  jeitgef^td^tlid^en  ^Itoren  ^en  aud^  ipejpiq  ^riftlit^  offenbarunasmöjsige 
©ebanlen.  loie  [ie  aud^  bereit»  in  ben  I^jfalonic^erbriefen  fidj  finben,  auf  oie  Dar* 
ftellung  jener  Soeen  ©nfluft  geübt.  Das  erlenntnismäftige  tiefere  ©nbringen  bes  10 
^aulus  in  bas  SBefen  unb  bie  CEntioidlung  ber  Sünbe  m^rt  i^n  ba^u.  auc^  i^ren 
(gipfelpunlt  ins  Sluge  m  faffen.  Unb  es  ift  Die  ^obe  Sluffaffung  oon  (E^riftt  abermen|d^« 
lid^er  SBürbe  unb  a6irtungs!raft,  loas  fid^  in  ber  Ausmalung  feines  (Begenbilbes  ©iber* 
fpicgelt.  So  tritt  bem  jum  $tmmel  er^b^ten  unb  00m  §immel  lommenben  abttlic^en 
§enn  (ogl.  SBeih,  SSibl.  I^eol.  bes  WI.  §  61),  ber  um  ben  Seinen  bas  fieben  m  15 
oermitteln  aus  £tebe  ben  Xob  übernimmt  (1  2^  5,  10),  unb  beffen  CEoangelium  fie 
5ur  »ruberliebe  befähigt  (1  ^  8,  3.  12;  5,  8.  15).  ber  mit  bamonifd^en  5lraften  aus« 
geftattete  Vertreter  ber  Selbftoeraötterung,  biefer  S^fpiftung  fünbli^er  Selbftfu^t,  ent* 
gegen.  —  3Birb  nun  ^itt  unter  bem  ffiirmuB  bes  ftarl  in  ben  Sorbergrunb  tretenben 
(Segenbilbes  Qi^rifti  fein  SBiberport  als  (Etn^eit  angefd^ut,  fo  lodert  \xäf  biefelbe  toieber  20 
fd^on  in  ber  Z^ffmntscmlalifflit,  bie  i^ren  eigentliqen  !^rx>td  barin  fyxt,  bie  unmittelbar 
beoorfte^enbe  Slnfunft  ol^fti  mm  (ßenAt  über  bie  gfeinbe  bes  (Sottesreid^s  famt  ben 
93orboten  jener  3U  fd^ilbem.  ^eilid^  toirb  ba  eine  perfönlid^e  S^fP^u^B  ^^<  gottfeinb« 
li^en  SBeltmaAt  bargefteüt  uno  jtoar  aud^  bier  mit  Slnle^nung  an  bos  Danielbu^  unb 
bie  bortige  Setd^reibung  bes  SlntioAus  Sptp^anes.  SIber  es  gef^ie^t  nic^t  in  bem  u 
Sinne,  als  |oUe  ber  Sqrerfönig  felojt  toieber  00m  (Srabe  enoedt  toerben  (^ofmann), 
[onbem  es  voxxh  an  bie  unmittelbare  ®egenioart  angehtüpft,  mtnn  es  ^eiftt  (17,  9  ff.): 
,,bie  fieben  5löpfe  finb  fieben  Serge,  auf  benen  bas  9Bew  fi^t  unb  bie  jieben  5lonige 
jinb:  fünf  finb  gefallen,  ber  eine  ift.  ber  anbere  ift  noc^  ntc^t  gefommen;  n)enn  er 
fommt.  foH  er  lurje  ^m  bleiben,  unb  bas  lier,  loelc^es  loar  unb  nid^t  ift,  ift  felbft  so 
ber  a^te  unb  ift  oon  ben  fieben  unb  gebt  ju  (Srunbe".  3wr  Deutung  biefer  SBorte  be« 
barf  es  niAt  notioenbig  einer  £9funa  bes  3^I^n<Stfels  666,  oon  bem  man  einge» 
fielen  barf,  bag  eine  obllig  fiebere  £öfung  besjeuben  nodb  nid^t  gelungen  i(t,  o^ne  bag 
man  3U  ber  SBermutung  fm^ten  müMe,  bem  Se^er  felbft  fei  eine  JolAe  nnfit  offenbart 
toorben  (3<t^n) .  3^  ^^^  munberlicpen  iSfungsoermAen  ae^ort  ieoenfalls  ber  neuefte,  ss 
toonac^  iene  3^^I  i>i^  9^0^^  Sriut  ber  babnlonijäen  X$(amdU^*Sage  bebeuten  foll  ((ßun« 
lel).  Dagegen  tft  immer  nod^  ber  toaMcqeinlt^fte,  nic^t  gerabe  burt^  Unmogli^leiten 
ausgefc^lojiene  (ogl.  ^ol^mann  3.  9poI.)  berjenige,  toona^  auf  (Srunb  bes  3^'^^^ 
mertes  ber  bebraifäen  Suc^ftaben  neron  kesar  gemeint  tft.  vlnäf  baoon  abgefe^en 
aber  empfienlt  es  fid^  am  meiften  jene  SBorte  ba^tn  3U  beuten,  ba^  in  bem  als  SSer«  40 
treter  ber  SBeltma^t  erfd^einenben  achten  unter  ben  Aaifem  ber  Steben^ügelftabt  9{om 
ber  fünfte  berfelben  5Rero,  toieberfe^,  beffen  lob  bos  Snteneanum  herbeiführte  unb 
bie  (Ea^iften3  bes  9{ei^es  in  gfrage  ftellte.  Dabei  Inüpft  bie  Stfion  too^l  an  bas  ba« 
mals  oerbreitete  (Serüd^t  an,  oag  9lero  ni^t  geftorben,  fonbem  3U  ben  iport^em  ent- 
flogen fei  unb  oon  ba  toieberlommen  toerbe,  toas  fpSter.  als  biefe  (Enoartung  in  fol^er  45 
($orm  unerfüllbar  mürbe,  ^u  ber  Sage  oon  einer  SBieberenoedhtng  bes  geftorbenen 
Aaifers  umgebilbet  mürbe  (ogl.  SBeig,  3^n).  3n  ber  SpoIalQpfe  aber  ift  {ene  frühere 
(Seftalt  ber  Slerofage  nur  benu^t,  um  bcoran  ben  (gebanlen  an3ufd^lie|en,  bag  ber 
äBtberfac^er  Lottes  als  ein  alter  ego  bes  toa^ntoi^igen  Sranbftifters,  URuttermorbers 
unb  (^riftenoerfol^ers  auf  bem  jlaifert^rone  erf^einen  merbe.  £)b  auq  fäon  eine  Se«  00 
jiebuna  auf  Domttian  in  ber  ^olal^pje  3U  finben  ift,  mug  ^ier  ba^inge|tellt  bleiben. 
3eoenfalls  ift  ber  SBiberfad^er  (pottes  ^ier  meber  eine  00m  !tobe  enoeote  gefd^i^tlic^e 
^erfon  no(^  blo|  ber  Slntitnpus  eines  ein3elnen  SRenfAen,  fonbem  eine  ißerfonifilation 
bes  romifd^en  9Bcltrei^es  (17,  11:  „bas  lier  ift  fefcft  ber  a^te"),  unb  bes  i^m 
eigenen  (peiftes  gottioibriger  Selbftüber^ebung.  äoerbem  aber  umfagt  bas  C5egenftücfu 
^m  Sottesreid^  au|er  jenem  SBeltreiA  unb  auger  ben  bamit  ^ier  gar  nid^t  oerbunbenen 
!93öllem  (Sog  unb  uRagog,  bie  naif  ^eenbigung  bes  toufenbiSBrigen  9{etd^es  gegen  bie 
^eilige  Stabt  sieben  {ollen  (20,  8),  aud^  nod^  eine  äRe^eit  falfqer  ^rop^en,  meldte 
3um  Äultus  bes  SBeltreid^s  unb  feiner  $enf^  oerfü^ren  (13,  11—17.  16,  13.  19, 
20.  20,  10).    9Benn  biefe  ^ropQetie  in  ber  Qoeftalt  eines  oon  ber  (Erbe  lommenben  eo 


582  «ttitiilnfi 

Zieres  mit  fiammspmem  betn  aus  bem  SReere  auffteigenben  Xiere,  melc^s  bas 
993eltretd^  barltellt,  an  bie  Seite  gefegt  toirb,  fo  entfpri^t  btes  einer  trabitioneHen  Hn« 
fdjauung  (§i  40 ;  2IpoI.  Saruc^  29,  4 ;  4  (for  6^  49—52 ;  $eno4  60,  7—9,  ogl.  (5un- 
fel,  Soufiet).  l)ie|elbe  ift  ober  ^ier  mit  Sejte^ung  auf  bie  ^^it^efc^ic^te  oenoertet, 
5  inbem  bamtt  bas  ^eibni[d^«r5mi[i^e  (ßoeten«  uno  Sluguremoefen  bejet^net  loerben  foll, 

(letDig  nid^t  ber  in  ißeraamus  \\A  oerfammeinbe  fianbtag  ber  ^tooins  3lfien  (SRomm^ 
en,  $oI^mann)p  wom  ber  Segrm  ber  i(}rop^eten  nic^t  pagt.  3^ne  beiben  Ziere  Hnb 
es,  toel^en  im  Slnf^Iu^  an  Damel  ^ter  in  ber  3o^<^nnesapoIal9p]e  ber  auf  ben  SBoDen 
bes  $tmmels  erfc^einenoe  äüenfc^enfo^n  (1,  13.  14,  14)  gegenubertrttt    Da  ober  bos 

10  äßeltreid^  oormie^enb  in  bireltem  C5egenfa^  ju  (Sott  felbft  gebadet  toirb,  fo  toirb  bos 
^ropl^etentum  mtt  fiammesattributen,  toel^es  für  jenes  jeugt,  gerabe  ganj  befonbers 
jum  ^egenjtfid  (£:^rifti,  bes  eckten  £ammes,  bes  treuen  3^^^^  U»  ^-  ^»  ^^)  ^^<  9^^' 
Ii(^en  9{atJd^Iüffe.  —  I)ie|e  le^tere  9In|(^auung  bilbete  ben  lUergang  ju  berjenigen  ber 
3o^annisoriefe,  in  benen  o^ne  jebe  S^ie^ung  auf  äußere  (ßetoalt  unb  ^errfqaft  ber 

15  öugerfte  (&egen|a^  ju  (E^riftus  auf  le^r^oftem  Gebiete  gefunben  loirb.  Der  \fy>n  bisher 
in  mannigfa^en  formen  gangbare  Se^  eines  Gegners  bes  SReffias  toirb  ^ier  juerft 
mit  bem  ulamen  bes  Slnti^rift  b.  f).  emes  bem  toa^ren  S^ftus  entgegentretenben  uno 
\xä)  an  feine  Stelle  fe^enben  SBiberfac^ers  (ogl.  (Eremer)  bejei^net  (1  3^  4.  3).  Die(e 
Sejeiänung  mirb  aber  auf  bie  Vertreter  einer  3nle^re  fibertragen,  toel^  bie  (Ein^tt 

20  bes  ^ef^id^tlii^en  3^f^  unb  bes  Zrägers  ber  (ßottesoffenbarung  (E^riftus  ^erftört  (Es 
ift  mäfi  fo,  bag  fie  nur  als  SorlSufer  bes  fommenben  9[ntiArift  betrautet  ober  ju  bem^ 
felben  in  bas  gleite  Serb&Unis  gefeM  toSren  rote  bie  (E^rtften  ^u  (Emftus.  Sonbem 
nac^  ben  unpeibeutigen  9lusbrfidfen  oer  Sriefe  (I,  2,  22.  11^  7)  mm  ber  Seoriff  unb 
bas  SBefen  bes  3lnttqrift  felbft  in  jenen  £euten  real  oenoirfltcbt  gefe^en,  unb  oa^er  in 

25  i^nen  ein  ^Injei^en  bes  na^en  (Enbes  gefunben,  o^ne  bag  oamit  eine  nod^  toetier^ 
ge^enbe  Sertoirfltc^ung  geratieju  ausgefd^toffen  n)äre.  Diefer  (Sebanle  ift  oenoanbt  mit 
oem  ^intoeis  3^fu  auf  oas  bem  Snoe  oorausge^enbe  Sluftreten  falfdber  ^rop^eten  unb 
SReffiaffe,  er  unterf^etbet  fi^  aber  oon  jenem  unb  jugleid^  oon  allen  fibrigen  bis^r 
beriU^rten  formen  ber  3bee  etnes  Slnti^rift  befonbers  boburc^,  bag  biefelbe  nur  ^ter 

30  mit  einer  tnnerd^riftlii^en  (Erfd^einung  in  Sjerbinbung  gebraut  toirb.  SRtt  biefem  (Ein< 
tritt  antic^riftlid^en  SBefens  in  bie  Air^e  fflnbigt  ft$  oas  (Enbe  bes  apoftolifc^en  3^^' 
alters  an, 

5.  (San)  im  (&eaenfa^  gegen  biefe  religiofe  unb  le^r^e  ^uffaffung  bes3l.  tmSlZ. 
erf^eint  im  nad^^riftlid^en  3ubentum  (ogl.  Hamburger)  bie  opr^rijtlic^e  nationale  9Ius^ 

86  präguna  biefes  (&eban!ens  fortgeje^t  unb  weiter  oerfd^ärft.  überall  roirb  ^ier  ber  91., 
ber  biefen  Flamen  ba  erft  ganj  \ifai  (bei  SIbarbenel)  oom  (E^riftentum  ^er  er^lten  ^, 
als  ein  Urheber  äußerer  (ßetoaltt^aten  gegen  bas  jübifcbe  Soll  gebadet.  3n  bieferSlt^^ 
tun^  finbet  \i^  bie  93orftellung  f^on  in  oen  erften  ^riftli^en  3^^^unberten,  befonbers 
in  lübif^en  Stüden  ber  Sib^uinen.    Sereinselt  tritt  ba  mM  auq  in  (Erinnerung  an 

40  Aleopaira  bie  (Enoartung  ber  ^enf&aft  eines  mäd^tigen  SBeibes  oor  bem  SBeltenbe 
ein  (Sib.  3,  77.  5,  18.  8,  200,  ogl.  »ouffet  S.  62).  Sonft  ©irb  mit  jenem  (6e= 
banlen  meiftens  bas  oer^agte  römif^e  Aaifertum  in  Serbinbung  gebraut.  3n  biefem 
Sinne  läjst  ein  Jpaterer  3ufa^  ju  einem  aus  ber  ^^it  bes  $ompejus  ^erru^renben 
Stüd  ber  Sib^llinen  SeTiar  aus  ber  Steige   ber   laiferli^en  URajeftoten   ^roorge^n 

45  (3,  63).  Unb  ber  gleid^e  $ag  gegen  bas  laiferlid^e  9tom  führte  boju,  an  bie  Sage 
oon  9lero,  bem  3uben  mo^l  einft  a&  einem  SReffias  ge^ulbigt  Qatten  (Sueton,  9lero  40, 
ogl.  3^n  1^6  S*  ^33)»  ^i^  (Enoartung  bes  Gegenmeffias  an3u!nüpfen  (in  jübtfd^en 
Stüden  ber  Sibqllinen,  O0l.  Souffet  S.  122).  3nbe]fen  ber  (ßegenfa^  gegen  bie  ftarie 
Verbreitung  bes  ^anjen  Coebanlenbeifes  unter  ben  (E^riften  lieg  i^n  längere  3^^^  in 

50  ben  jübij^en  jtretfen  jurüdtreten.  3^  tlntm  boftigen  SBieberaufleben  besfelben  lam 
es  erft  it^olge  bes  Umftanbes,  bag  neben  bem  SAeitem  bes  national  ^  meffianif^en 
Unternehmens  Sariod^ba's  au^  bas  (E^rtftentum  ju  ber  91nnabme  eines  leibenben  unb 
fterbenben  SReffias  bet  ben  3uben  ffibrte.  9Rit  ber  älteren  jüoifd^en  SReffiasibee  tou^te 
man  biefe  neue  nid^t  anbers  aus^ugleid^en  als  burc^  Serboppelung  bes  SReffias.  So  btl^ 

55  bete  fi^  im  34^^^^n^^nS^  ^^  ^^^  ^^^^^  (\^^^  4  (Esr  13,  40  auftretenben)  (Enoar^ 
tung  einer  3lümt^  ber  sep  Stämme  bes  Steimes  (&)^ratm  bie  Unterfc^eibung  pif^en 
bem  leibenben  SReffias  ben  (Ephraim  ober  ben  3ofep9  unb  bem  fiegenben  SRefftas  ben 
Daoib,  oon  ber  fi(Q  bereits  im  3^nifalemifd[|en  Xalmub  bur^  Sesie^ung  oon  Sa^arja 
12,  10  auf  ben  erfteren  eine  Slnbeutung  ftnbet.    Diefe  S^orftellung  n)urbe  bann  mit 

60  ben  Flamen  (&og  unb  9Jlagog  (SBünfc^e  117),  bann  mit  ber  3bee  bes  Slnti^rift  burd^ 


«tttidlrifi  583 

ben  (Sebanlen  oerbunbetip  bag  ber  leibenbe  SReffias  btm^  biefe  böfen  SRöd^e  äber> 
tDunben  merbe.  9Bo6I  in  ber  (Ecmnerung  an  bie  Sefiegung  Sorlo^ba's  bund^  römifd^e 
$eer{(^aren  unb  infolge  bes  fortbauemben  paffes  jge^en  bas  dmifd^e  9{ei(^,  befonbers 
au$  bes  (^riftlii^  gexDorbenen  erhielt  nun  ber  il.  bei  ben  3uben  ben  Slomen  9tonmIus, 
aus  roelc^nt  bann  9lnninus  tourbe  (Pseudo  -  Method.  lat.:  Romulus,  qui  et  Ar-  5 
maelius  bei  Souffet  S.  67).  3m  aLorgum  bes  3önat^  3U  3^1  H»  ^  m*  ^  offen« 
bar  erftj  [pfiter  ein^effigt  (Hamburger),  benn  in  beiben  Zaimuben  bmmt  er  noi)  nid^t 
Dor,  jonbem  er[t  tn  einer  9{ei^  oon  SRibroFAint  aus  bent  a^n  unb  ben  folgenben 
34r9unberten,  tn  benen  mit  abenteuerlü^er  ^^ontafie,  bie  bann  immer  wtütx  ausartet, 
^Irmillus  als  ein  oon  einer  fteinemen  3ungfrau  geborener  abfi^eulid^er  9tiefe  befi^rieben  10 
mirb  (ogl.  Si[enmenger). 

6.  Die  tntereffante  ober  DenoideUe  (Sef Ai^te  ber  SorfteHungen  00m  S.  in  berd^rift« 
liefen  Aird^e,  bie  auäf  na^  neuen  oerbienfboHen  Sldetten  (Souffetp  SBabftein)  nod^ 
weiterer  Unterführung  beborf,  erf^eint  lange  3^it  oielfac^  mq  burd^  eine  oon  frflber 
^er  fortmirlenbe  unb  fic^  xoetter  ausgeftaltenbe  münbliid^e  uberlieferuna,  fe^  ftarl  aber  15 
au^  bur^  oerf^Iungene  litterarif^e  3uf<^^^^ng^  ^^  ^^^  med^felnben  Se^Itniffe 
ber  Airc^  unb  burq  bie  oerfc^iebene  Deutung  ber  biblifc^n  fiebre  o^rriAt.  9cament« 
li^  in  ber  erften  3tit  treten  bie  oerf^iebenen  ^oupttm^en  bes  bibliN^  SBtIbes  bes  9. 
nebeneinanber  unb  loe^felnb  lieber  neroor.    UnmÖteftor  an  bie  kkte  biblif^e  Slus^ 


geftaltung  bes  (ßebantens  in  ben  noQannisbriefen  f(^lieM  fic^  bie  oSufige  Sejie^ungso 
bes  91.  auf  3nle^e  an.  9lm  fiflfftgften  n)irb  biete  Snfqouung  bei  Origiites,  ber  jene 
3bee  ganß  allgemein  unb  obftrolt  in  ben  Segriff  oer  foifi&en  £e^re  aufgeben  Iä|}t,  unb 
bei  bem  hierin  \iäf  i^m  ungefS^r  anfi^Iiegenoen  ito^xibocter  (Bregor  oon  vbjlfkL  Sonft 
n)erben  oft  }eitgeno|fifi^e  Vertreter  ^oretif^,  nomentlid^  ^teroboser  ^nftologifc^r 
£e^re  als  91.  be^eic^net  unb  joar  meiftens  opne  bag  bobuvd^  bie  (Enoortung  eines  9.26 
als  einer  julfinfttgen  (Einselperfon  ausgef^Ioffen  roore.  Seftiinmt  lotrb  eine  ]oI(^  n)o^I 
in  9[usfi^t  genommen  in  berDibo^  (16),  roo  bas  bem  (Enbe  ber  äOBelt  oorange^enbe 
Sluftreten  eines  SBeltoerffi^s  gef^ilb^  loirb,  ber  „loie  (Sottes  6o^n"  erf^eint.  trfige- 
rifi^e  SBunber  oollfü^enb.  Db  berfelbe  babei  im  SnJ^Iuft  an  ben  ^imoets  3^|u  auf 
falf^e  $rop^eten  unb  SReffiaffe  unb  an  ben  2.  SX^ejIaloniqierbrief  als  3u^^nmeffias  ge-  so 
ba^t  ift,  u)orauf  bie  3u[ammenjtenung  mit  falf Aen  $rop^eten  ffi^ren  lönnte,  ift  ^eifeU 
^aft.  3^^nfans  n)irb  biefe  9lnf^uung  fonft  in  ber  alten  unb  mitielalterli^n  ^pdpen 
Airc^e  in  augerorbentlid^  weiter  Serbireitung  fortoefet(t  (oaL  bie  Selege  bet  SBouffet 
6.  108  ff.),  ^ieronqmus  beseic^net  [ie  als  Die  al^emein  md^Iid^.  Der  91.  lobb  oia« 
^er  au(^  als  be{(^nitten  unb  jur  Sefd^neibung  nitigenb  geba^  Spejieller  enoartetess 
man,  ba^  er  aus  bem  Stamme  Dan  ^^rroorge^en  loerbe  (Selege  a.  a.  O.  6.  112), 
eine  SSorftellung,  bie  [i(^  n)o^I  fc^on  in  einer  jübif^  Sd^rift,  bem  Testamentum  XII 
Patriarcharum  (Dan  6)  ftnbet  unb  aus  rabbimfdber  (Edßrung  einiger  Stellen  bes 
912:.  (Dt  33,  22;  (6en  49,  17;  3er  8,  16)  entftanben  ift.  Damit  lourbe  bann  bie 
oieüei^t  |Aon  altere  SReinung,  bag  ber  91.  oon  Often  lommen  merbe,  oerbunbenM 
(a.  a.  D.  o.  113).  Daneben  ober  roirb  au^  bie  in  ber  30^nnes  * 91^oIaI^f e  oor« 
liegenbe  93erbinbung  ber  3^e  bes  9L  mit  ber  Erinnerung  an  9lero  ba^in  loeiter  fort* 
gebilbet,  bag  ber  91.  gerabeju  als  ber  n)ieberenDedte  Stero  gebadet  wirb.  Dies  finbet 
{i^  in  d^riftlic^en  Stfiden  ber  SibpHinen  unb  no^  im  oierten  3<^)^ui^>^  ^^^  ^^\^ 
33or[tenung  als  siemlic^  oerbreitet  bejeugt  (Lact,  de  mort.  pers.  2 ;  Hieron.  ju  Dan.  46 
11,  17;  August,  de  civ.  d.  20,  13).  Snbeffen  nac^  bem  grtiebensfAIug  bes  römi* 
f^en  3itiäfs  mit  bem  (Qriftentum  i|t  fie  naturgemäß  oerblaM.  SBunberli^  oerl^moljen 
mit  ber  iübi[^«meffianif(9en  9luffa{fung  bes  91.  erfd^eint  fie  bei  Siltorinus  (in  f.  jlomm. 
3ur  9lpoI.)  in  ber  (Enoartung,  ffir  Q)el^  bie  (Eintragung  ^eibnif^  3^^  in  ^  fübifd^« 
me{|iani|(^e  Silb  bes  91.  im  2.  !QeffaL«Srief  bo(^  nur  eine  \qm^  9rnaloaie  bot,  baß  so 
ber  mieberenoedte  9lero  oon  ben  3iu>en  entgangen  loerben  unb  bte  SRenF^en  3ur  Se< 
fd)neibung  jmingen  merbe.  3n  nod^  ft&rlerer  ä^erblajfung  loirb  fie  mit  lener  iäbifdb« 
meijianilqen  3oee  öußerliA  oerbtfifift  ^u  ber  SorpHun^  eines  bo^ielten  ^.,  bte 
einigermaßen  burd^  bie  9lebeneinanberftefiung  ber  betben  bte  SBeUmac^t  unb  bie  faQ^e 
^rop^etie  barltellenben  anti(^riftli(^en  Ziere  in  ber  30^«9[(M)I.  oorbereitet  wox,  60  u 
iDirb  ein  meftli^er  91.  als  römift^r  Jlaifer  unb  ein  Sftli^  in  3^nifalem  auftretenber 
unter[(^ieben  (bejonbers  bei  fiadantius  unb  Ctommobion,  nSberes  bei  Souffet  o.  49  ff.). 
(Ein  tx\ftblii)ts  Qi)manltn  jeigen  bie  SJorfteUuimen  in  betreff  bes  Ser^Itniffes  pifqen 
bem  91.  unb  Satan.  SReift  mirb  er  mofji  im  ^nf^Iuß  an  bie  biblift^n  9lusbnule  als 
ein  im  (&ei[te  Satans  roirienber  3Rtn\i)  gebaut,  öfters  aber  au^  als  be|fen  6o$n,6o 


584  Sntti^fit  Sttttbitninariamtett 

ja  als  [eine  etaene  3nIoipoTatbn,  toas  ido^I  aus  alteren  Quellen  (m  mtü  gc(t  Mi 
Souffet  6.  13)  aber  aum  aus  bent  (Einflug^ber  Sintiparallele  (E^nfit  (AS^)  ]i  et: 
Haren  tft.  —  Slls  na^  oent  Huf^ren  ber  Serfolgungen  ber  Atrd^  bie  esqotobgMi 
Stimmung  ber  älteften  Airc^e  fi(^  etmas  abtü^Ite,  trat  au^  bie  (EnDortung  bes  9.  w* 

6  ^Itnismagis  surfid,  fo  bag  fie  nur  bei  befonberen  Gelegenheiten  unb  oon  eiiqdKi 
Airc^enle^rem  erneuert  mürbe.  Srft  aegen  bas  3<!^t  1000  mürbe  bie  Spannung  i^ 
bas  no^nbe  CEnbe  mieber  in  meiten  Areifen  ber  Rxiäft  anwerft  itS|ftig,  unb  ou^  !■# 
bem  bie  SrnKotung  besfelben  [moo^I  im  3#^^  1000  als  1033  [ti^  nid^  iieuDuBi|i 
^e,  blieb  bie  es^tologifi^  Semegung  juriid.    Sie  mürbe  fettoem    nur  me^  ]n 

10  (Segenmart  umpebogen,  inbem  man  bui^  bas  93orbringen  bes  3slam,  bie  gun^JM^ 
fte^erei  unb  bie  tiefe  93erberbnis  ber  ftir^e,  befonbers  au^  bes  ^oq^ttums  oenmkfel 
mürbe,  in  folgen  ubeln  ber  !^tü  bie  Slmeiqen  bes  na^n  9.  m  erblufen.  Unb  jck 
Ki^tung  glaubte  \fyx  in  ben  Ujfc  am  meinen  entgeaengefe^n  Srfcbeinungen  bes  in^ 
liefen  unb  fojialen  fiebens  ju  erbliden.    Sflad^bem  [o  belotmers  ^ufig  f^on  oon  jle|ai 

16  unb  reformatorifd^  gefinnten  Parteien  ber  91.  auf  oas  ^^f^^  gebeutet  oar,  »im 
biefe  (ErOfirung  oon  £ut^  (adv.  execrabilem  Antichristi  buUam)  unb  anbecen  %> 
formatoren  (Sugenbcmen,  3iDtngli,  (Eabin)  mieber^olt  unb  bann  au^  in  bie  fgmbolif^a 
Sfic^r  ber  lut^ertfqien  Airc^e  angenommen  (Art.  Smalc.  2,  4.  Tractat.  de  pol 
Pap.).  SRilunter  mürbe  bie  alte  llnterfc^eibung  eines  öftlic^en  unb  oeftliAen  9.  anf 

20  9Rn$ammeb  unb  bas  ^|)ap|ttum  angemenbet  (SRelanAt.  SuHing  u.  a.).  änbemfeüs 
^aben  Jtat^Iüen  hierauf  mtt  Sejiebung  bes  9.  auf  £u^er  unb  ben  ^rotefhmtisns 

«eantmortet  ((Eftius,  Sromonb).  Seit  bem  18.  3<^^*  beginnt  eine  jeitQefd^iQtltc^  & 
[Srung  ber  oiblifc^en  fie^re  oon  bem  91.,  ber  man  neueftens  eine  trabittonsgefc^i^Onle 
fibertreibenb  entgegengefe^t  ffcA  (C5unlel),  m&^renb  oon  anberen  eine  enbgefd^tqtltdjic  uA 

26  rei^sgef Ai^tliil^e  geltenb  gemad^t  i[i 

7.  })ie  Deutung  berSusfagen  ber  ^.SArift  fiber  ben  91.  aus  ben  Sretgniffen  unk 
bem  teilmeUe  auc^  trabitioneU  beftimmten  Slnf^uungsfreife  ber  3^i^»  in  iDelc^  bie 
biblift^n  Slutoren  [(^rieben,  ift  o^ne  grrage  niÄt  o^ne  Sere^tigung.  I>tnn  oon  jenen 
gilt  mie  oon  aller  btblijc^n  (Es^atologie  in  befonberem  (grabe  bas  allgemeiner  gemeinte 

80  SBort  bes  größten  Spoftels,  bag  er  unb  feines  (ßleid^en  nid^t  anbers  erlennen  vaA 
meisfagen  als  in  ber  Unbeftimmt^eit  eines  antilen  Spiegelbilbes  unb  ber  2)ttfdel< 
beit  eines  ungelöflen  Kotfels.  Der  über  alle  Srfo^rung  ^inausffl^nbe  QE^otoIter  jener 
Dinae  nStigt  bie  biblijc^en  ^rift[tellerp  biefelben  in  Slnf^auungsformen  barjuftenen, 
bie  tte  i^rer  3^ii  entnehmen.  Öberbtes  ^ben  |ie  immer  bas  CEnbe  als  nabe  angefc^ut 

36  infolge  baoon,  bag  ibnen  ber  ß^itpunft  besjelben  oer^üHt  ift  unb  fie  ben  ^inmeis 
barauf  ibrer  eiaenen  !^tü  mSali^ft  ftarl  3ur  SBomung  unb  2:röftung  mollen  bienen 
laffen.  Da^er  fc^ilbem  fie  es  ftets  fo,  mie  es  }u  i^rer  ßeit  eintreten  m&rbe.  Damit 
ift  ober  ni^t  ausgef^Ioffen,  bag  manqes  oon  btefer  S^iloerung  in  anberen  gf^rmen  ju 
anberer  3^^^»  man^es  am  Snbe  fi^  oermirflic^en  !ann.    Diefe  (Elemente  oon  einanba 

40  m  fc^eiben  ift  gegeraoörtig  unmöglid^.  Dagegen  gilt  es,  bie  praftilAe  Seite  ber  Kbll 
fi^en  £e^re  oom  31.  ^roor3U^eben  in  ber  (htenntnis,  ,,bag  tm  9(1.  bie  allgemeinen 
3üge  oon  fittli^er  unb  religiöfer  SBertung  bas  ÜOber^etoic^t  ^aben  unb  bie  Sinjel^itcn 
nur  Slnregunq  unb  Darftellungsmittel  bieten,  um  bte  boppelfeitige  fritif^e  Sebeutung 
3efu  als  (S)v\i  ^eraussufteüen,  mie  er  bas  Söfe  5ur  SelbftooIIenbuna  in  gef(^i(^tli(^ 

46  Srfi^einung  nötigt  unb  bur<^  feine  Selbftoffenborung  oemi^tef'  (Aö^Ier). 

Sieffcrt. 

Sntibtfomarianttcn.  —  Epiphan.  Panarion  h.  78  (cd.  3)inborf,  3.  S3b,  Öcipjig  1861, 
@.  499). 

Das  31Z.  fpric^t  oon  ÜBrilbem  3£fu.  9lo^  bei  XertuHian  ^errfd^t  bemgemög  bie 
60  Sorftellung,  bag  bie  (E^e  SRarias  mit  ^ofep^  mirflic^e  C^e  gemefen  fei,  f.  de  monog.  8 : 
Christum  quidem  virgo  enixa  est,  semel  nuptura  post  partum,  ut  uterque 
titulus  sanctitatis  in  Christi  censu  dispungeretur  per  matrem  et  virginem  et 
univiram.  Dagegen  galt  es  im  4.  3^^9-  bereits  als  fcftfte^enb,  bag  bies  ni^t  ber 
5an  mar,  f.  Ps.  Äthan,  contra  Apoll.  I,  4:    ön  ndiydg  dtt/tiFirav  fiF/iaiyTi'QTjTni. 

66  Die  ältere  SJorftellung  mar  jebo^  nt^t  oerfdpmunben.  (Epip^anius  fanb  in  Slrabien  bie 
Slnfid^t,  SRaria  ^be  nad^  ber  Geburt  (Ebriftt  i^rem  SRanne  3ofep^  bie  e^elic^e  ^i^t 
geleiftet  unb  ftinber  oon  i^m  ge^bt.  (Er  machte  feiner  SBeife  na^  i^re  Selenner  ^u 
einer  Sefte,  prägte  für  fie  ben  Seftennamen  Slntibilomarianiten  b.  i.  (Begner  ber  SWarta 
unb  fudpte  fie  in  einem  meitläufigen  Schreiben,  bas  er  (1.  c.)  mitteilt,  i^rer  SReinung 

(»  abmenbtg  ju  machen.  ^ersog  t  ($am!). 


Slttlutttnfiiutt  9Ittit]t0itt{fHfil|c  CftrciiigfeUttt  585 

9(nttmenftttm  {'Amfi^voiov  ober  ^Avtiulvoiov)  ffti^t  in  bcr  grie^ifd^en  ftlrd^c 
bo9  Dor  bem  jebesmaliaen  Seginn  ber  SRegQcmbliing  über  ben  9ntortif(^  musgebreitete 
Zui),  tmi)  tDeI(^c5  berfelbe  etft  sunt  tDtrfli^en  £))^eraltar  lohb.  2)a  es  nSmlic^,  tote 
bte  grte^ti^e  jlir^e  in  äbereinftimmung  mit  ber  rötnifAen  annimmt,  nur  ein  gexoei^ter 
Slltar  fein  barf,  auf  bem  bos  SRegopfer  baraebrac^t  toorb  (Gregor.  Nyss.  MSO.  46p  6 
581 :  To  '{hoiamrJQiov  rovro  t6  äyiovy  q>  nagetmjxaßiev,  U&og  Itnl  xatä  rijv 
(pvotv  xoivöq'  ,  .  .  bieidri  dk  xa&ieodi&fi  rjj  tov  t^eov  ^eqojielq  xal  rrfv  evloytav 

idf^aro,  fmi  rptbieCa  äyla),  unb  oie|e  SBei^  nur  oom  Sifd^of  oolljogen  ©erben 
!ann,  fo  tDürbe  tn  allen  benAir^en,  berenSHtäre  no<^  nic^t  oom  Si^of  geioei^t  ftnb, 
lein  SRegoottesbienft  jtattfinben  Virmtn.  !Diefer  Ubelftanb  iDurbe  im  t)riente  bur^  bas  lo 
qetoei^te  vlltartud^  befeitigl,  mä^renb  in  ber  römifc^en  Airc^  in  biefem  Solle  bie  fog. 
2:ragaltäre  (f.  b.  ä. »Mar  S.  397,28)  gebrandet  ©erben.  Sgl.  Goar,  Euchol.  (edit.  II)  p.  521 ; 
Renaudot,  lit.  orient.  CoU.  I,  182.  II,  56 •  Daniel,  Cod.  Ut.  IV,  207:  «ugufti, 
Denbofirbigfeiten  XII,  21.  Die  SBei^e  bes  tl.  gefd^a^  jugleid^  bei  ber  aSBei^e  einer 
fttrd^e.    CEtn  gormular  ^ier3U  bei  Goar  p.  517  ff.  «.  «ietfi^iel.     is 

anttttomifKfi^e  ®trettigftitett.  —  donr.  S^lüffclburg,  Catalog.  Haereticomm,  Francof . 
15U7  Hb.  lY;  ^loncf,  d^efd^ic^te  ber  (Entfiel^ung  .  .  unferei»  t>roteftant.  iCel^rbegriffd  4.  SBb; 
^ront  ^te  X^eologie  ber  (Soncorbienformel  2.  SBb,  (Sriangen  1861,  @.  243  ff. 

Der  Sonourf  antinomiftifc^er  fie^rmeife  ift  im  Serlauf  ber  lut^f^  Deformation 
bis  ^u  i^rem  Slbf^Iug  in  ber  Form.  Ck>nc.  me^db  laut  gemorben;  es  ^anbelte  {i(^  20 
babet  um  oer|(^iebene  Streitpunfte.    3uni  Serftfinbnis  mu^  oorausgefd^idt  ©erben: 

1.  Butlers  £e^re  oom  (Sefe^  bis  jum  erften  Slusbrud^  bes  antino* 
ntiftifc^en  Streites,  a)  Slusgefd^Ioffen  bleibt  oon  oer  (E^ften^it  bie  SetraAtung 
als  ©enn  9no|is  (Sefe^  quoad  judidaHa  et  cerimonialia  Seltung  ^obe.  (Es  ip  ber 
3uben  „Sad^fenfpieger  ((E9I  29,  157).  Leges  Mosi  solum  Judaicum  populum  in  25 
loco  quem  elegisset  li^bant:  nunc  liberae  sunt  (be  9B  2,  489).  Seine  Stelle 
oertritt  bei  uns  bas  !ai[erlt^e  9{ed^t  (be9B2,519).  Sines  foU^en  „leibli^n  (Sefet|es" 
mit  „(gelang  unter  bem  Sd^©ert''  bebarf  es  fflr  bie  9lo^n  unb  UnalSubigen,  nic^t 
für  bie  (Triften ;  bo^u  ift  ©eltlid^e  Obrigleit  oerorbnet  (m  29, 140).  b)  üusgefd^Ioffen 
bleibt  femer  jeber  (gebraud^  bes  (Se^^es,  auA  bes  Delabges,  unter  ber  SReinung  ope-  so 
rando  justa  justum  fieri ;  bas  03be  nur  eine  justitia  servilis,  mercennaria,  ficta, 
speciosa,  externa,  ein  (ßott  btenen  timore  poenae  aut  promissione  mercedis 
(9B9I  II  489).  c)  Dagegen  bebarf  es  ber  geifttic^en  (Sefekesprebigt,  b.  ^.  einer  ^tt^ 
biot  „alfo,  ba|  man  bie  Sünbe  baburd^  offenbare  unb  ju  erfennen  legre,  bamit  bie  C5e« 
©iffen  erfd^rem  unb  gebemütigt  ©erben  oor  (Bottes  3om,  318  3, 20;  7, 7"  (ffi«  29, 139).  sö 
Denn  es  t{t  C5ottes  9Bei|e  na^  3^1  28,  21  erfi  bas  opus  alienum,  b.  ^.  bos  oeci- 
dere  lege,  ju  oollsi^en,  e^  er  fein  opus  proprium  ooDbrinat:  facit  peccatorem, 
ut  justum  faciat  (SB31 1 112.  361.  540  unb  feiftem  oft).  gfreiTu^  bringt  es  (ßefe^es« 
prebigt  allein  nur  jur  ^eu^elei  ober  }ur  Selbftoer3©eiftung.  SHIerbings  beginnt,  —  fo 
lautet  £ut^ers  an  Staupi^'  Sa^  poenitentia  vera  ab  amore  justitiae  et  Dei  incipit  40 
((Enbers  I  196)  aninfipfenbe  fie|r©eife  —  ©a^e  Suge  a  benignitate  et  beneficiis 
Christi  (90821  I  319.  576.  II  421).  Denn  amor  semper  est  prior  odio  —  sie 
nascitur  odium  mall  propter  bonum  (1320).  (SIei^©o^l  ift  ffir  ben  (Elften  re^te 
Setra^tung  ber  (geböte  (gottes  not©enbta,  um  aus  t^nen  beftfinbia  neue'  Sünben« 
erfenntnis  3U  lernen^  benn  „obne  bie  Gebote  (gottes  lann  lein  SRenM  feiig  ©erben"  46 
(3B9I  II  60),  fie  fmb  ba^er  oie  „Untenoeifung  ©ie  man  bei<^ten  fou''.  Fides  ante 
omnia  docenda  et  provocanda  est,  fide  autem  obtenta  contritio  et  consolatio 
inevitabili  sequela  sua  sponte  venient  (9B2I  VI  545).  häufiger,  3.  83.  im  ®a* 
laterbriefsAommentar  1519  (lex  ad  gratiam  praeparat;  finis  legis  est  suspirium 
ad  Christum  9B3I  II  529)  unb  in  ber  S^rift  „Son  ber  gfrei^it  eines  C^riften«  so 
menj^n"  1520  ftellt  er  ben  ^eilsprcgeB  fo  bar.  bah  er  beginnt  mit  ber  Demütigung 
burq  bie  (Gebote ;  bur^  fie  lernt  ber  aOfcenjc^  an  Ufm  felbft  oerjagen  unb  anbers©o  $ilfe 
5u  fu^en;  bie  9Ingft  über  ber  (htenntnts  feines  Unoermbgens  f^afft  bie  re^te  De« 
mütiaung  —  bann  !ommt  bas  anberc  SBort  (ber  SSer^iftung  oer  Sünbenoergebung  bur^ 
d^riftum).  Der  2Beg  ffl^rt  fomit  ieben  bur^s  Sllte  ins  9leue  Xeftament  (9leubrud,  55 
§alle  1879,  S.  21  f.).  Dem  gemöfe  legt  er  1520  bie  (geböte  aus  als  bas  erfte  Stfid, 
bas  einem  S^riften  not  ift  3U  ©iffen,  fie  lehren  ben  äRenfd^en  feine  5lranl^eit  erlennen,  — 
,,er  erlennet  fiÄ  einen  Sünber.  Dama^  pit  i^  ber  ®Iaube  oor,  ©0  er  bie  Sbsnei 
finben  foll''  ((£$122,4).    9In  biefer  fie^noeife  ^t  £u^r  feitbem  unoerrüdt  feft;  3.  93. 


586  Xtrtiiwmifltfdde  Simtigletteit 

in  De  servo  arbitrio:  bas  (Sefe^  ift  ignaris  et  caecis  lux  ....  necessaria,  quae 
notificet  peccatum,  ut  humilietur  superbus  et  ffratiam  suspiret  et  anhelet  in 
Christo  proposltam  ((E31  opp.  v.  a.  7,  336  f.).  Ilnb  jiDat  i[t  Met  „ffiefe^"  mifi 
einfach  ibenttfi^  mit  beut  C5efeg  SRofis,  auA  niqt  ibenttf^  mit  bem  ^Debloa,  benn  aud^ 

5  biefer  entölt  cerimonialia  (SBilber*  unb  Sobbatsgebot)  unb  judicialia,  bie  uns  als 
CE^riften  nickte  angeben,  fonbem  SRofis  (Se[e^  lommt  \üx  uns  nur  injomeit  in  Setro^t, 
als  es  M  mit  bem  notfirlic^en,  {ebem  SRenfi^en  ins  $er5  gefc^riebenen  Sittengefe^ 
bedt.  9cur  barum  trifft  geiftlic^e  (gefe^e^ebigt  unfer  (Semiffen,  loeil  es  biefe  (gefe^e 
,,bei  fid^  felbft  alfo  finbet  unb  füllet".    vUvc  meil  ber  3:eufel  bie  fersen  oerblenbet, 

10  fällen  fie  folqe  (pefe^e  nic^t  allezeit.  Darum  muMen  (ie  awgefc^rieben  unb  ae|n:ebigt 
werben,  ,,bis  (Sott  mttiDirle  unb  fie  erleu^e,  ha%  fie  es  im  Reisen  ffi^Ien,  tote  es  im 
2Bort  lautet".  ((E91  29,  156).  ®efe§es)n:ebigt  ift  alfo  (Enoedung  bes  (Semiffens  unb 
als  folc^e  notoenbige  Sorbebtngung  für  eine  beilfame  mfna^me  ber  ißrebigt  ber  (Snobe. 
(Sgl.  91.  »itJAl,  «ed^tf.  u.  Serß^n.^I  162 ff.  198  ff.;  SB.  ^errmann,  Die  Suge  bes 

16  eo.  Q^riften  [3l^A  I  28  ff.] ;  vi.  %.  fiipfius,  fiut^ers  £e^re  o.  b.  Suge,  Sraunf^. 
1892;  g.  fioofs,  Dogm.*(Bef(^. »  S.  354  f.). 

2.  Sin  Sorfpiel  bes  boteren  antinomiftiJAen  Streites  begegnet  uns  f^n  1524 
in  ber  6aal^ufenf(^n  ^enfd^aft  Sento  in  S5^men,  inbem  |tq  SBiberfpruA  gegen 
bie  iprebigt  Dominicus  SBeqers  in  XetFAen  er^ob,  als  biefer  im  6inne  SutQers  be« 

so^uptete,  ®efe^es)nrebigt  milfle  ber  ^rebtgt  bes  (Eoangeliums  oorange^n;  bas  (Eoan< 
aelium  nfi^e  oenen  niAt,  bie  fleif^li^  o^ne  C5efe^  leben;  femer:  bie  Ainber  unb 
bie  SSfen  milftten  bur^s  (Sefe^  getrieben  inerben.  9Ran  ^ielt  i^  entgegen,  bas 
C5efe^  fei  nur  Ben  3^^»  ^^^^  »^^^  Reiben"  gegeben,  ber  (Slaube  I^re.  xdos  mir 
t^un  unb  laffen  foIUen.    SRan  f^ob  i^m  unter,  er  le^,  bag  ber  SRenf^  bunc^  Ser< 

25  bienft  oorange^enber  (Befe^esmeife  m  (Snaben  unb  (Stauben  lommen  mäjfe  unb  er^ 
eiferte  fic^  iiber  feinen  9tiulfan  in  lat^olifc^e  £e|re.  99BoIfgang  o.  @aal|aufen  trug  ben 
etreitfan  £ut^r  briefli^  oor  (27.  ^uli  1524,  (Enbers  4, 367).  Seiner  jelbft  aberbra^te 
bas  S^eiben  unb  ftellte  fid^  oen  SBUtenbergem  jum  Sei^Sr.  Diefe  (£ut^,  Sugen^ 
^gen,  SRelanc^t^n)  fteOten  ibm  ein  3^^^^^  red^er  £e^e  aus  uno  erllarten:  bas 

80  ®efe^  mug  geprebigt  merben  als  Slnjeige  unb  Strafe  ber  Sflnber,  benn  bas  (Eoangelium 
beut  Denen  nid^t  Xrolt  nod^  Vergebung  an,  bie  i^  Silnbe  ni^t  lennen  noc^  aAten. 
Slugerbem  ift  bie  (ßeie^esprebigt  (neben  ber  ^anb^abung  bes  (Befe^es  burc^  bie  Dorig» 
leit)  au^  boju  nbtig,  bajj  bie  ^ottlofen  unb  ro^en  £eute  um  gemeinen  (^riebens  millen 
in  3u^t  leben.    !Da  (Sott  alletn  mei|,  mer  bie  rechten  (E^riften  finb,  mug  man  [alle] 

86  mit  C5e|e^esprebigt  treten,  äu^erlid^  fromm  3U  fein.  3<t»  loeil  ber  Sofen  me^r  ift  als 
ber  frommen,  fo  ift  bie  $rebmt  bes  (Sefe^es  nbtioer  als  bie  bes  Soangeliums  (beSB 
II  532  ff.).  SRan  fie^t,  mie  ^ier  ber  burd^  bie  9lot  ben  Steformatoren  aufgebrSngte 
Segriff  oon  ber  ftirqe  als  einer  SInftalt  ber  Sotberjie^ung  fid^  bereits  bebenflt^ 
geltenb  ma^t.  (»gl.  ^ftf^rift  für  3ul.  iloftlin.  (Sot^a  1896,  S.  60  ff.) 

40  3.  Sgricolas  Streit  mit  SReland^toon,  1527.  3m  3uF^^^^<^n9  ^ 
Sifitationsarbeiten,  burd^  bie  Aurffirft  3o^ann  bte  eo.  £anbestir&e  Sa^fens  aufnd^tete, 
ktüe  SRel.  Articuli  de  quibus  egerunt  per  Yisitatores  aufgefegt,  bie  o^ne  fein 
SBiffen  gebrudt  mürben  (Sommer  1527.  CR  26,  7  ff.),  ein  9{eamonsoerfud^  gegen  ben 
Sc^iaben,  ben  unoeiftanbige  „C5nabenpreoiger"  anrid^teten,  oom  Stanbpunft  bes  pöbago- 

46  gif^n  Airt^nbeorifrs  aus,  auf  ben  fi(^  bas  fianbesfirc^ntum  gemiefen  fab.  (Slaubens^ 
prebigt  ift  unomtänolti^,  menn  nic^t  Su|e  oor^er  gemedlt  ift;  Suge  ift  Sorbebingung 
bes  (Slaubens,  CSefe^esprebigt  treibt  jur  souge^  gehört  ba^er  an  ben  (Eingang  ber  ^rift» 
lid^n  fie^re  unb  Damit  bann  meiter  als  Slnlettung  3u  tögli^er  Heiligung.  Cor  con- 
tritum  necesse  est  praecedere  fidem,    sicut  aurora  Oriente  sole  diem   natura- 

60  liter  praecedit.  —  Ubi  doctrina  fidei  sine  lege  traditur,  infinita  scandala  ori- 
untur.  Sfl^igige  (Sefe^esprebigt  ift  erforberlid^  1.  ut  coerceantur  rüdes  homines, 
2.  ut  [lex]  terreat  conscientias.  Söfe  (Erfa^ngen  mit  einzelnen  ißrebigem  (ogl. 
CR  9,  764)  unb  ber  ^nblicf  bes  ro^n,  bie  neue  Snabenbotjc^oft  mihbrauc^enben  (öt- 
jd^Iec^tes  erllaren  ^inreic^enb  biefe  Setonung  bes  (Sefe^es.  Z^f).  Slgricola  (f.  b. 91. 6. 249, 46), 

66  beffen  fiebrmeife  befonbers  gern  jene  fiu^enoorte  oenoertet  ^atte,  bog  bas  (EoangeUum 
oon  ber  ®ilte  ®ottes  bie  Seelen  enoede,  Suge  ^xuM  bes  Glaubens  aus  bem  SRottD 
ber  Danibarfeit  fei,  unb  ber  bas  (Sefe^  gerabeju  als  oen  oerfe^lten  93er[u(^  (Sottes,  bei 
Sänbe  ^u  mehren,  betrachtete  unb  in  t^m  mejentlii^  ein  SRittel  fa^,  gemtffen  ro^n  mis- 
brfld^n  oer  fleifd^lid^en  9latur  3u  fteuem,  baoei  ben  Sa^  £ut^ers,  bog  Dem  (Slfiitbi^en 

^  Sünben  nid^t  me^  f(^aben,  mit  bebenlliqer  Vorliebe  prebigte,  füllte  fi^  getroffen.  (Eme 


«trtiiwMtifttfi^  etffitigfeilrit  587 

perfönli^e  93er|tttnmung  gegen  SRel.  ([.oben  6.251,27)  »Mte  baBei  »o^I  na^.  Über« 
^eugtp  bag  jeine  eigne  fi^noeife  bie  eAt  luti^Me  |ei,  bef^nlbigte  er  9ReL  bes  W)* 
falls  unb  fttmmte  in  bie  9(ebe  ein,  bag  biefer  „toteber  rüADfixts  fcmt*'.  (Er  formulierte 
[eine  eigne  £e^rtDei|e  f^ärfer  als  mx>ox  in  ben  „130  gemeinen  Jyrageftfiden  für  bie 
jungen  Ainber"  (Snartim  1627).  t)as  C5efe^  iDor  ein  oerfe^Iter  Serfud^  (Soites,  butd^  5 
Drohung  bie  äRenfc^en  511  leiten ;  es  ift  ,,ber  ^(uben  QoMtnlfi^V'  unb  gti^t  ben  (Elften 
nichts  me^r  an.  Dos  (roangelium  rii^  bie  fersen  Sur^  (Qbrifti  Smt;  met  ®ottes 
(Säte  glaubt,  ber  fommt  3U  Suhe  unb  (Erneuerung.  SRur  ber  ^opft  ^nt  bie  9leue  oor 
bie  (gnabe.  Dem  (geregten  ift  fein  (Sefe^  gegeben.  I^mcx  fflnbigt  er  no^  ,,ane  Slugen^ 
blide" ;  bos  finb  9lad^n)«fungen  bes  „(Erbj^obens"  in  Serbinbung  mit  ben  Sserfud^ungen,  10 
bie  Xeufel  unb  SBelt  bereiten;  ber  (Q^Jt  mug  bagegen  anlonqrfen,  aber  er  bot  auc^ 
beftönbig  ben  2:ro|t:  „an  ber  Seliglett  ^inbem  leine  Silnben,  oenn  (Snabe  ^eigt  es, 
ni^t  gute,  ni^t  bSfe  SBerle".  Daneben  begann  er  ben  Streit  mit  SRelan^t^on.  Sc^on 
gegen  bie  noäf  ungebrudten  Articuli  menbet  er  fid^  mit  briefli^en  Sebenlen  an  £ut||er; 
bie{er  befc^mi^tigte  i^n  unb  oenoies  auf  ben  beoorfte^nben  Drud  (31.  üug.  1627,  (Enb.  is 
6,  84).  Salb  manbte  er  fic^  abermals  mit  bettimmten  Slidlagen  an  fiut^,  oerbreitete 
auä)  ^nbfd^riftlic^  [eine  „(Tenfur"  ber  £e^re  SReland^ns.  (Er  OHirf  ipt  u.  a.  oor, 
ber  (&efe^esprebigt  3U  grobe  Sebeutung  3U  geben  unb  babur^  bie  d^riftliqe  Stei^it  ju 
{(^mälem,  unb  oag  er  ni^t  me^  le^,  inohoaripoemtentiam  ab  amore  justitiae, 
[onbern  a  metu  poenarum  (CR  1,  906.  920).  SReL  fu^e  i^n  bobur^  }u  beruhigen,  20 
bag  er  i^m  fd^reiben  fonnte,  £ut^r  |obe  (eme  6d^rift  gebilliat.  Slber  bie  Xbotb^, 
bag  man  lat^olifd^erfeits  SReLs  Articuli  fro^Iodenb  als  ein  umlenlen  jur  I(^It{(^en 
£e^re  ausbeutete,  oeranlagte  ben  Jturfflrften  j[30.6epL  (Enb.  6, 96),  genauere  Seratuna 
unb  Alarjtellung  ju  forbern,  e^e  ber  „unterri^t  ber  Sifitatoren"  georudt  merbe.  Uno 
um  ben  ilonflift  mit  Slgricola  3U  befettigen,  lieft  er  in  ben  Xagen  00m  26.-28.  9loo.  25 
£utber.  Sugen^gen,  URelanc^t^on  unb  Slgricola  in  Zoroau  mit  einanber  oei^nbeln. 
Sßel.  qielt  baran  feft,  bag  bie  Gereden  oes  Semiffens  ber  9le^tfertigung  oorange^n 
muffen ;  in  biefen  feien  amor  justitiae  unb  metus  poenarum  f^er  ju  uirierf^eiben. 
Slgricola  aber  foncebierte,  bag  bie  3^(Inirf$ung  burc^  bie  gbttli^n  Drohungen  bie  9le(bt« 
fertigung  einleite,  in  biefer  aber  fei  notmenbig  bereits  ber  (Slaube,  bag  (Sott  alfo  brope,  so 
oorausjufe^en  (|o  fiutj^r  1620,  9BSI  6,  646:  bie  veritas  divinae  comminationis  et 
promissionis  fei  prindpia  et  causae  contiitionis).  Daraufhin  leate  fiui^  ben 
Streit  bei  bur^  UnterfAeibung  pifi^n  ber  fides  generalis,  bie  anerbfngs  ber  Suge 
ooraufge^e  unb  bem  reqtfertigenoen  (Stauben,  ber  unter  ben  6^^reden  bes  C5en)inens 
bie  (Snabe  ergreife.  (Dem  entbret^nb  lautet  bie  Formulierung  im  „Unterri^  ber  93ifi«  ss 
tatoren''  CR  26,  51.)  Daraufhin  gab  ]iäf  Sfgricola  jufrieben,  roenn  er  oud^  im  $rioat» 
gefpröd^  mit  SRel.  ben  Delalog  fiber^aupt  aus  berftir^  befettigt  unb  bieißaränefe  ber 
neuteft.  Sriefe  an  feine  Stelle  gefegt  xoijfen  ©olüe,  —  eine  3jjeje,  ber  Sxmttt  me  ju« 
geftimmt  ^ätte  ((S.  Äaroerau,  Sfgricola  S.  129  ff.;  3.  Äoftlin,  SR.  fintier  »11  30  ff.; 
fioofs  S.  409  f.).  40 

4.  Slgricolas  Streit  mit  £ut^er,  1637ff.  ügricotos  oertrauter  Serle^  mit 
£ut^er  toar  ungetrübt  geblieben*  feine  ^riften  mürben  ni^t  mit  SDtigtrauen  geinrfift; 
einjelne  SBamungen  megen  oeroad^tijjer  m|erungen  in  feinen  ^rebigten  blieben  un» 
beamtet,  ober  Slgricola  mugte  befriebtgenbe  $[usiunft  ju  erteilen.  Der  (S^enfc^  gegen 
ben  1533  nai)  Cisleben  berufenen  Icrt^oIijAen  geinb  ber  99Bittenberger,  (Seorg  3Bi|eI,  45 
trieb  i^n  immer  f^rf er  in  eine  antinomiftif^^  SBeife  berC5naben|nrebis^;  Suge,Sünben« 
erienntnis  unb  (Sottesfurd^t  finb  aus  bem  Soangelium,  niAt  aus  bem  (Sefe|  (b.  ^.  bei 
i^m  ftets:  Sßofis  (Sefe^)  ju  lehren.  (Er  begann  ben  SBtttenberaem  unter  S^unben 
oorjuioerfen,  bag  fie  aus  (I^riftus  einen  9Rofes  matten,  inbem  fte  ben  guten  9BerIen 
ein  „mu^"  beilegten ;  felbft  £ut^er  fei  ni^t  rein  in  ber  £e^  geblidien.  (&  begann  so 
^^artei  um  feine  ißerfon,  als  um  ben  eigentlichen  Paulus  ber  9ieformation,  ber  aud^ 
ben  ^etrus  —  fluider  surec^tmeifen  milffe,  3U  btiben.  £utl^r  a^nte  ^ieroon  nichts,  unb 
als  3lqricoIa  SBei^nad^ten  1536  oon  i^m  na^  äBiäenberg  gerufen  mürbe  unb  nun  bem 
oon  (Eisleben  Slbjte^nben  Denunciationen  (au^  oon  (Sraf  Xlbre^t  0.  SRansfelb)  m^* 
folgten,  glaubte  er  bem  alten  ni^t.  Slber  3lgricola  gab  im  SRär}  1637  burd^  eine  ^irebigt  ss 
in  3^i^  ^^^  $ofe  älnftog  hmi)  „neue  SBoIabeln'',  bie  er  über  (Sefe^  utü»  Q^ngelium 
gebraute.  3m  Sommer  taucht  bos  (Serfii^t  auf,  er  oerbreite  ^imli^  3:|efen  über  bas 
©efe^,  in  benen  er  bei  £ut^er  unb  SRelani^t^n  „reine"  unb  „unreine"  £e5re  unter* 
f(^eibe.  äRan  prüfte  baraufbin  genauer  brei  oon  i^m  glei^eüig  oeröffentli(^e  ^rebigten 
unb  fanb  nun  anftögige  Stellen,  inbem  er  aus  9Vi  1,  17.  18  bos  Sorange^n  bereQ 


588  flbttiitomiftifdK  ®treitigIeUett 

Offenbarung  ber  (Slaubensgered^ttgleit  oor  ber  bes  3^^^^^  (SotteSp  fiber^upt  bie  9b< 
lehiing  ber  Suge  allein  aus  bem  SDongeltum  be^ou^ete.  £ut^r  trat  am  1.  3ult  in 
einer  ißrebigt,  o^ne  feinen  9lamen  m  nennen,  fac^Ii^  »unfern  SIntinontem"  entgegen 
((E81 '  13,  153  ff. ;  CR  3,  391)  unb  |ielt  i^n  oon  ber  SBittenberger  Äanjel  fem.  3ei|t 

&  fu^te  Slgricola  brieflid^  grieben  mit  fintier  (351(5  IV,  303  ^.),  inbem  er  feine  fie^» 
n)etfe  mej^r  oorfiAtig  oe^nte  ab  faden  liel.  fiut^er  {nrebtote  abermals  (30.  6e)rt.) 
o^ne  perfönlid^  ^P^^»  o^^t  mit  faqlid^er  Sejuana^me  auf  bie  X^fen,  ba|  bos  (Befe^ 
nid^t  o^ne  Soangelium,  aber  au(^  dos  (Eoongelium  niAt  o^ne  C5efe^  gepreoigt  tnerben 
bür^,  eine  ißrebtot,  bie  9ReL  als  oolle  Seftfitigung  feiner  fie^eife  oon  1527  be< 

loorfigen  fonnte  ((m'  14,  178  ff.;  CR  3,  427).  tOs  ber  fturffirft  nun  auA  3bricoIa 
our^  jlanjier  Srfid  mamen  lieft.  entfc^Iog  fUb  biefer  Snbe  Dft.  ju  einer  Suspxi^ 
mit  £ut^er,  bei  vodä^tx  alle  ^tfferen}  auf  SRigoerftSnbnfffe  unb  Unbeutli^feiten  ge« 
Uboben  unb  Sinigfeit  in  ber  fie^ubftattj  beiannt  »urbe.  t>tt  Aonflüt  JAien  gehoben. 
Suier  eben  je^t  f outen  Slgricolos  „Summarien  fiber  bie  (Eoangelien''  erf^inen,  bereit 

15  Drud  er  auf  (Srunb  feiner  Susfage^  bag  £ut^er  fie  gefe^n  unb  aebilligt  ^e,  betrieb, 
o^ne  bie  (Eenfur  bes  9{ettors  einjuqolen.  SRitten  im  Drud  inhibierte  £ut6er,  erjumt 
fiber  ben  SRiRbrauc^  feines  Slomens,  bie  SoÜenbung  (bos  Fragment  f.  in  mrftemann, 
31,  Urlunbenb.  6.  296—311)  unb  entfd^bft  fid^  ie|t  ^u  Monu^slofem  itompf.    (Er 

id^ritt  3ur  ^erausaabe  ber  umlaufenben  SMen,  o^ne  fic^  ourd^  ^igricolas  Sefireitung 
m  9lutorf^iaft  unb  bur^  mfinbli^  9lus|))ra^e  ^urfid^Iten  3U  laffen.  Sie  erf^ienen 
am  1.  Dej.  in  2  Steigen,  beren  1.  oon  Slgricola  ftammt,  n)5brenb  in  ber  2.  loobl  £ut^ 
[elbft  an  gebrudten  ober  mfinbliAen  Husfptfic^en  9lgricoIas  oie  praltifd^en  jtonfequenjen 
oes  Sntinomismus  bloßlegen  toin.  (Der  le^te  biefer  68^e  ift  n)ortIi(^  entnommen  aus 
Slgricolas  In  Evang.  Lucae  Annotationes,  9Urnb.  1525  SI.  1 5.)    (ES  opp.  v.  a. 

25  4,  420  ff.  9lm  18.  Dej.  ^ielt  er  feine  1.  Disputation  bagegen  (Dreios^  Disputationen 
m.  fiuti^rs,  C5ött.  1895.  6. 249--333},  trot|  groger  QErreguna  rein  fa^Iid^,  obne  per= 
fönlic^e  (Se^ffigleit;  bqonbers  bem  (Etmourf  begegnenb,  bag  bo(^  Suge  ein  9ßer!  ber 
(Snabe,  alfo  ni^t  bes  Coefe^es,  fonbem  bes  ^I.  (Seiftes  fei:  C5ott  bebient  fid^  bes  mi- 
nisterium  legis  unb  convertit  per  eam  ad  poenitentiain  quos  et  quando  vult 

80  (266).  Lex  non  necessaria  ad  justificationem^  sed  inutilis;  glei^mo^t  !etne9{ed^t» 
fertigung  o^ne  bie  contritio,  bie  bur^  ben  ^I.  Coeift  aus  ber  C5e|e^espreoiat  enoa^fen 
lann  (282).  Slgricola  n)ar  nxäft  erfd^ienen,  oroonierte  aber  mtrtti  „m  3BinIel".  X)a 
beantragte  £utber  beim  Steftor,  bag  inm  bie  (Erlaubnis  3U  t^eoIogMen  Sorlefungen  ent» 
joaen  n)erbe.  3e^t  lieg  biefer  bur^  feine  grrau  um  Slusfö^nung  bitten.  £ut^r  forberte 

35  öffentlichen  2Btberruf  bei  ber  2.  Disputation;  biefe  erfolgte  am  12.  3ön.  1538.  $ter 
fanb  eine  felerli^e  SJerfö^nung  ftatt  (Dre©s334— 418,bef.382ff.).  [§ier  trogt  fluider 
Kar  ben  triplex  usus  legis  oor:  Lex  docenda  est  1.  propter  disciplinam,  2.  ut 
ostendat  peccatum,  3.  ut  sciant  sancti.  quaenam  opera  requirat  Deus  (418).] 
3e^t  ru^te  ber  Streit  bis  in  ben  Sluguft,  Slgricola  prebigte  loieber  —  aber  ber  ^ersli^ 

40  Sene^r  beiber  ©ar  nidit  ^ergeftellt,  £ut^ers  lifc^reben  aus  biefer  3cit  seigen,  ©ie  ai^-- 
gebra^t  er  n)ar,  bos  SRigtrauen  blieb  unb  fanb  neue  9{a^rung.  £u^er,  ber  fiber  eine 
3.  u.  4.  X^efenrei^e  (Opp.  v.  a.  4, 430  ff.)  megen  bes  (ytiebensf^Iuffes  mi)i  bisputiert 
batte,  ftellte  jeM  eine  5.  9{ei^e  auf,  fiber  bie  am  13.  Sept.  1538  eine  ungeioo^nli^ 
lange  unb  f^at^e  Disputation  erfolgte,  er  fie^t  je^t  in  ben  Slntinomem  betougte  ^eud^ler, 

46  beren  SIbfidbt  bie  Untergrabung  ber  d^riftli^en  ^ud^t  ift.  (Er  giebt  {e^t  au<^  offen  3U, 
früher  biefelben  5<>nneln  mie  oie  Slntinomer  (contritio  piorum  fit  amore  justitiae) 
gebraud^t  3U  l^aben;  aber  £euten  erfc^rodenen  (Sen)i|fens  ^abe  man  anbers  prebigen 
mfiffen,  als  benen,  beren  ffieroiffen  eben  erft  bie  Slufrflttelung  bur^s  ffiefe^  beb 
bie  Slntinomer  ma^en  fidlere  £eute  nur  no^  fieserer  (DremsS.  41 9—484  ;bef.S. 4 77j.). 

5®  3^^i  ß^ri^i  Slgricolas  Stellung  emftlid^  in  CBcfa^r:  er  fürchtete  Siftierung  feines  (Be- 
halte, anbererfeits  3erf(^Iug  fi^  feine  Slusfic^t,  an  bas  iekt  eben  3U  erric^tenbe  SBittenb. 
Aonftftorium  berufen  3U  merben,  menn  er  ni^t  mit  £utqer  ausgeföbTtt  toar.  (Er  erbot 
fi(^,  in  öffentlichem  Senb[(^reiben  an  einen  SWansfelber  (Beiftlic^en  SBiberruf  3U  leiften, 
©offir  SWelanAt^on  i^m  tn  möglic^ft  milber  gorm  einen  (Entwurf  fertigte  (gebrudt  in 

55  33.  ilorbes,  Slgricolas  Sd^riften,  S.  269  ff.) ;  ja  er  gina  nod^  ©eiter  unb  bat  fiut^t 
[elbft,  in  feinem  Stamen  eine  fol^e  S^rift  ausgeben  311  laffen.  Dies  ^i  £u^r  Sln^ 
fangs  1539  in  feiner  an  (E.  (Büttel  in  (Eisleben  abre|fiertcn  S^rift  „SBiber  bie  Sinti* 
nomer"  (be  SB  5, 147  ff.),  in  ber  er  Slgricolas  SBiberruJ  oertünbigte,  aber  3uglei(^  ibn 
fo  fc^onungslos  3U  Soben  trat,  bag  er  bamit  ben  eben  ftdp  Demfitigenben  aufs  f^r 

60  rei3te.  Doc^  \cS)  ber  fturffirft  i^ren  ÄonfliK  je^t  ffir  befeittgt  an  unb  berief  ii^n  7.\ 


«KtuumttfKfdle  StmÜgldieit  589 

1539  ins  fton|i|torium.  SIber  injiDifi^en  nmr  [(^on  neuer  Sniag  jum  Streit  gegeben. 
Slgricola  ^atte  am  1.  Sebr.  1539  bie  disputatio  ordinaria  in  facultate  artium  ju 
galten  (ogl.  ftöftlin,  Die  Soccolaiiret  u.  ailaaiftri,  3.  $eft,  ^alle  1890.  6.  22) ;  er 
{teilte  ba^u  Übefen  de  lege  gan}  int  6inne  £utbers  auf,  [d^idte  ibnen  ober  6^e  oor« 
auf,  bie  m  [elt[am  oerblumter  Kebe  auf  £ut^er  jti^etten,  bag  er  {9m  ben  „^otm**  bes  & 
(Eoangeliums  nic^t  gönne  (3 A®  ^^  ^^^  ff- ;  ^^^  gebrudtes  (Esemplar  ber  X^fen  auf 
ber  Hamburger  Stabwibliot^el).  £ut^r  umr  entpSrt  fiber  ein  fol(^e$  „nteuAlings''  Seilten 
(Zif^r.  3örjt.«Sinbf.  III,  377),  trat  am  in  ber  DisputoHon  felbit  fm  entg^en  als 
einem,  ber  im  3rrtum  oerl^e,  griff  bte  Slntinomilten  fortan  rfidfii^Ios  m  Sorlejungen 
unb  DrudfAriften  („Son  Aonjitten  unb  jlirAen")  an,  ^atte  fo^ar  Steigung,  mn  bem  10 
Sann  ber  Atrd^e  gegen  ibn  oonuge^en  {Zim.  III,  366  f.).  Opef^urt  »uroe  biefe  (Er« 
regung  bur<^  bie  Slac^rimt,  bag  antinomifttfAe  £e^ren  aud^  anbenofirts  (in  Goolfelb 
[Slquila],  in  ber  SteumartJ^einr.  $am],  m  gfteiberj}  [3al.  SAenl])  auftauchten.  Sine 
oerföbnltd^ere  Stimmung  (!Inf .  3uli)  oerflog  balb  loteber.  Slgrtcola  betrage  [id^  je^t 
als  £))^er  ungered^ter  Serleumbung  unb  oer  aRijj^onblung  oes  aügeioaltigen  £ut|er,  15 
fammette  SRaterialien  ju  feiner  9{eqtfertigung,  eoent.  jur  Smllage  gegen  £u^er.  9{^t» 
fertigen  toollte  er  fi<^  oor  allem  oon  ber  Stod^rebe,  ab;  le^  er  Sie  £eute  t^un.  uxts 
fie  gelflfte.  3m  Se^rt.  1539  bejc^toerte  er  M  oergebli^  bei  bem  Keltor  unb  bei  Sugen« 
bagen  iiber  bie  tyrannis  £ut9ers;  beibe  mxtkn  i^n  ob.  Stun  bereitete  er  eine  Drud* 
[(^rift  oor,  in  ber  er  oor  aller  SBelt  |i^  re^tfertigen  mottte,  jögerte  aber  immer  oieber  20 
mit  ber  Seröffentlii^ung,  auf  ein  gfiilu^es  (Einlenlen  £ut^r6  boffenb.    Wxi  27.  3^^. 

1540  [c^rieb  er  eine  Sted^tfertigung  an  bie  SRansfelbifc^  (Seiftlidotett  unb  bie  (Eislebener 
Sürgerf^aft  (SSrftemann,  91.  Urlunbenb.  S.  315),  erft  poei  SRonote  bSter  reid^te  er 
[eine  ftlage  an  ben  Aurffirften  ein  (ebenb.  S.  317 ff.):  er  |abe  nun  bis  ins  3.  ^cifyc 
mit  Offi^en  fiber  fi<^  ^erge^en  laffen  unb  fei  i^m  naqgelroäen  mit  ein  armes  ^finblein;  25 
je^t  n)oIIe  er  oor  ben  „(Ealumnien"  gereinigt  merben,  bte  biejer  gegen  i^  oerbreite. 
Dte  Alage  iam  bei  $ofe  fe^  ungeleaen;  ein  (Sutad^ten  oon  SRelan^^on,  3^nas  u.  a. 
(S.  325  ff.)  mies  etuKts  oerlegen  ben  ]fturfurften  barauf  ^in,  bab  £utber  nid^  ber  SRann 
{ei,  ben  man  ^u  einem  SBibemtf  brSngen  lönne,  unb  riet  ju  gfitlt^  Serfb^nuna,  £utl^r 
felbft  aber  replisierte  auf  bie  itlagefdbrift  in  fd^neibenber  S^&ife,  inbem  er  bas,  mas  ^ 
Slgricola  „Calumnien"  nannte,  als  richtige  „itonfequen}en",  bte  ber  ^il.  (Seift  felber 
aus  Slgricolas  Salden  jie^e,  oerteibigte  (S.  321  n.).  ®raf  SObre^  oon  SRattsfelb 
oriff  ie^t  aud^  mieber  ein  unb  bejetd^nete  Slgricola  bem  $ofe  als  einen  aeffid^Iiqen 
unenf^en,  beffen  ^erfon  man  fic^  oerjid^em  mu|fe,  bamit  er  \iäf  nic^t  ^eimltd^  loeiterer 
9ie^en|d^aft  entjie^e.  Der  Äurffirft  Heft  nun  (15.  3uni)  einen  fbrmli^n  Sßrojefe  ein»  ^ 
leiten  unb  i^n  oor  bem  SBeginn  biefes  „beftridten",  i.Jb.  M  eibli^  oerfifli^en,  oor 
Slustrag  ber  Sa^e  bie  Stabt  nic^t  3U  oerlalfen.  (Srof  Subre^t  mürbe  beauftragt,  9Ra< 
terial  über  3lgricoIas  öffentlii^e  unb  ;nioate  £e^re  in  (Eisleben  ju  fommeln.  Stumifd^en 
gelangten  mieoer^olte  äu(forberungen  3oa^iYns  II.  an  ibn,  na^  Serlin  ju  bmmen. 
(Er  melbete  bie|en  9{uf  Jetnem  Ai^rften;  als  er  einen  uRonot  oergebli^  auf  flntioort  ^ 
gemartet,  entmid^  er  aOlttte  Sluguft.  3n  ^öi^ftem  3ome  ^iett  je^t  £t^t  am  10.  Sept. 
eine  oierte  Disputation  gegen  t^n  (6.  3:^efenrei^e),  an  ber  fid;  au^  93ugen^agen,  3Rt* 
Ian(^t^on  unb  (Srudger  beteiligten  {[Drems  S.  611—635).  3n^ij(^en  beaannen  oon 
Serlin  ^er  SSer^anblungen  über  einen  gfitli^n  Sergleid^:  Sgricola  ^og  feine  Alage 
3urüd  unb  lieferte  9.  Des.  auf  £ut^ers  Sorberung  eine  9{eooIationsJ^rtft  an  ^rebker,  ^ 
ÜRat  unb  (gemeinbe  oon  Sisleben,  mefentli^  eine  Überfe^ung  ber  i^m  1539  oon  SCfte» 
lan^tbon  aufgefegten  SArift  De  duplici  legis  discrimine  (91.  Urlunbenb.  S.  349  ff.). 
Stuf  £utbers  Segebren  b^^tte  er  bireft  oon  „^nberung''  unb  „Sefferung''  [einer  frübecen 
9{eben  [^reiben  uno  befennen  muffen,  bag  er  juoor  „geirrt''  l^cbt  unb  »bur^  D.  uRar« 
tinus  befferen  Serii^f'  er^Iten  ^abe.  Darauroin  galt  bann  ber  Aonfmt  fiir  befeiügt,  ^ 
unb  ber  Slnefttrüc^ige  erbiell  mieber  freien  SBanoel  in  Sad^jen.  ^er  meber  mar 
£ut^ers  SRi^trauen  mirflicb  geboben,  no^  mar  Slgricola  murlltA  00m  Srrtum  feiner 
£e^noeife  überjeugt.  Der  i^m  aogebrungenen  9{eooIationsf^rift  tieß  er  eine  9leuausgabe 
feines  (Eislebener  Aated^ismus  (je^t  unter  bem  neuen  Xitel  GCCXXI  Formulae  et 
Interrogatiunculae  pueriles  1541)  folgen,  beren  £e^noeife  00m  Q5efe^  fi^  jmar  £ut^er  ^ 
nähert,  äer  bod^  beffen  gformeln  metbet:  bas  Soanaelium  le^rt  Suge  unb  Seraebung 
ber  Sünben,  inbem  es  bas  3lmt  bes  C5efe^es  in  fim  aufnimmt.  Der  i^U«  (Seift  fteaft 
bie  SBelt  um  bie  Sünbe,  inbem  er  fie  juno^ft  flberffi^rt  impegisse  in  fUium  dei, 
proinde  admonita  inteüigit  se  ream  utriusque  tabulae,  oor  allem  ber  Sfinben 
miber  bie  1.  Xafel.    Hoc  modo  perterrefiunt  per  verbum  Dei,  per  doctrinam  ^ 


590  fbtttitoitifKfil^t  dvcUigIfUcii 

S^enitentiae  seu  legis  hominum  conscientiae.  Diefe  irdftet  bann  bte  doctrina  fidd. 
n  auffsnigem  Unte^d^ieb  oon  feiner  KeoofQtionsf^nft  rebet  er  bte  ecclesia  Islebiana 
an:  Quia  vero  vos,  o  viri  Islebienses,  audistis  me  plus  minus  annis  duodecim 
haec  apud  vos  docentem,  .  .  .  rogo  ut  hanc  puritatem  doctrinae  mecum  et 

6  teneatis  et  defendatis.  Tantum  enim  abest,  ut  hujus  doctrinae  me  pudeat, 
quod  non  recusem  pro  ea  mori,  si  Dominus  jusserit.  Start  betont  er  ^ier  ben 
fog.  tertius  usus  legis  unb  bos  „SDlug"  ber  guten  3Ber!e,  eine  fie^re,  bie  er  fpater 
iDteber  leb^  beftritten  ^at  (Sgl*  ^totoerau  in  5e|tf^rift  ffir  3ul.  5töftlinp  ®ot^  18%, 
S.  65  ff.). 

10  Sieben  9lgricoIa  ixxa  es  befonbers  3<^^  6^nl,  ber  ^oforebiger  ^erji^  ^einri^ 
unb  9{eformator  Sreibergs,  ber  1538  in  ben  Serbo^t  bes  Slntinontisntus  ntm:  ,,alk 
iprebiger,  bie  bas  C5efek jprebigen,  |inb  mit  bent  Xeufel  befeffen''  fo JoHte  er  ^^nn^igt 
9aben;  ,,t^ue  mca  bu  totllft,  glaube  nur,  fo  toirft  bu  feiig'',  „an  oenC5aIaen  mttSRofe''. 
Sine  Unta:fu(^ung,  bie  n)egen  biefes  Seroac^tes  unb  loegen  feines  jtonflilts  mit  feinem 

16  Aollegen  $aui  fimbenau  angefteüt  ourbe  (3ttni  1538),  enbete  bamit,  bag  er  oom  Stm* 
fflrften  felbft  als  ^ofprebiger  naA  äBeimar  berufen  mürbe  •—  tro^  bes  3^^^»  ^^  ^ 
£ut^  i^n  oerfolote.  1541  bertef  ibn  ^er^og  deinrid^  als  ^ebiger  unb  Unioerfitfits« 
le^er  na(^  £^W9»  ^^^^  ^^t  ®emli(^lett  uno  X^logenfafultot  ftanben  gefcplofjen 
g^en  i^n;  obgIei$  au^  nac^  bem  2!obe  feines  (Bonners  ^einric^  ^er3og  9l(on|  t^n 

20  ju  f^ilfeen  fuc^te,  fo  tourbe  bo^  gegen  ben  !Drud  feiner  ^oftille  (Einforuid^  erhoben  unb 
es  n)uroen  Serftohe  gegen  bie  fie^  ber  Conf .  Aug.  in  i^r  gefunoen.  Unter  biefen 
Slnflagepunften  befinbet  fi^  au^  mieber  ber  (freilid;  fe^r  f^a^  begrfinbete)  Sonourf 
bes  STntinomismus.  Das  CEnbe  bes  ^p(^n  Strenes  toar,  bah  er  1543  fieipjig  unb 
bas  ^erjogtum  oerMen  mugte.    Seine  gebrudten  Si^riften  geoen  feinen  aenfigenben 

26  Sln^It,  il^n  als  Snttnomiften  ju  bejei^nen.  (SIei(^n)o$I  mug  feine  ^rebl^jtiDetfe  in 
biefer  Seste^ung  mannigfa^n  mftog  geaeben  boben.  Sor  allem  aber  ^otte  iweralt,  wo 
ber  ^od^begobte  9Rann  gexoirtt  ^otie,  fem  ^oqfabrenbes,  felbftbeiouMes  Sluftreten  unb 
fein  Seftreben,  um  feine  ^erfon  fiq  einen  ergebenen  Slnbang  }u  fqa^en,  gesen  i^n 
aufgebraßt,    fiut^  geiob^nte  fi^  boran,  ibn  als  „3&der^  nden  „®rideP'  (Sfgricola) 

90  in  einem  Sltem  ju  nennen  unb  mit  uneroittttibem  3om  ju  branbmarlen  (fiber  S^ricola: 
jteoerau,  S.  168 ff.;  JWftlin  « II  464J.;  Äofte,  SR.  fiut^  II  463 ff. :  fioofs  S.416ff.; 
O.  Äim  in  MötÄ  1896,  552  ff.  Aber  Sdjenl:  Seibemann,  Dr.  3.  Si^enl,  fieipjig 
1875;  C5.  aRfitler,  $aul  £inbenau,  fieipjig  1880;  iß.  Setter  in  9m  f.  fa^f.  (&ef(^. 
XII  247  ff.). 

36  5.  Der  Streit  iiber  ben  tertius  usus  legis.  3m  3uf^^^^^nS  ^^ 
bem  majoriftifßen  Streit  Aber  bie  9lotmenbigIeit  ber  guten  SBerfe  erhoben  fi(^  £ut^rs 
Sd^uler  SInbreas  ißoad^  in  (Erfurt  unb  SInton  £)t^o  (Dtto)  in  9lorb^uJen  mtt  ber  Se^ 
ftreitung  jeber  Sebeutung  bes  (Befe^es  für  ben  (Staubigen.  Die  (Eifena^er  Sqnobe  oon 
1556  bot  ben  9[nla|,  inoem  fie  ben  Sa^  bona  opera  sunt  necessaria  ad  salutem 

40  jioar  als  migoerftänblid^  oermieben  miffen  sollte,  cibtx  boß  3ugab,  bag  er  abstractive 
et  de  idea  in  doctrina  legis  ftatt^  fei.  hiergegen  {n:oteftiert  $oa^,  benn  er  erfloit 
ben  3u  (Srunbe  liegenben  (gebanlen,  ha}i  oolDommene  (Sefe^eserfüHung  bos  geil  enoerben 
loilrbe,  ffir  falf^;  au^  abfolut  oolllommene  (Sefe^eserffillung  voaxt  nur  ein  $fli(^t^un; 
biefes  fd^lieBt  aber  ben  Snoerb  eines  £o^nes  aus.  9lUe  ber  Sefe^eserfflllun^  gegebenen 

46  Ser^eigungen  meinen  nur  seitlidb  irbifqes  C5ut.  Das  $eil,  toel^es  mtt  Sünben^ 
oergebuna  ibentij^  ift,  liegt  oöllia  auner^alb  unb  ober^K  ber  Spböre  bes  ®efe^es. 
Darum  tft  jene  3^fe  auäf  abftraltio  falfc^.  9lud^  (E^fti  (ßefe^eserfülmng  ift  meritum 
unb  ^eilbefqoffenb  ni^t  meil  fte  (Sefe^eserfüllung  n)ar,  fonbem  nur  metl  ber  (Sottesfo^n 
etuKis  t^ot,  mas  er  als  fold^er  nid^t  ju  t^un  brauAte.   Sreilid^  foll  ber  SBieber^eborene 

60  nid^  oon  (Bottes  SBillen  esimiert  fein.  Slber  ntd^t  an  bas  (5efe^  fie^t  er  \x^  bafüi 
gemiefen.  benn  biefes  le^  gar  ni^t  bie  reAten  guten  9Berie,  unb  augerbem  beborf  bei 
00m  (Seift  (Erleuchtete  fetner  nic^t  me^r.  ^ei  £)t^o  ift  3U  unterj^eiben  jmif^en  ben 
oon  i^  als  e^t  anerlannten  liefen,  nur  auf  biefe  bejie^t  fi^  SRelan^t^ons  (£itat 
CR  9, 176  u.  218  (=3:$efe  17),  unb  einer  jroeiten  I^efcnreibe,  bie  in  ö^nli^er  SBeife, 

66  lote  einft  bei  Sloricola  ge[qa^,  oon  feinen  Gegnern  aus  einjelnen,  aus  bem  3ufammen^ 
bang  gelöften  .,9artlautenoen"  dicta  sufommengefeM  morben  ift  (beibe  Steigen,  erfteie 
leiber  |el^  fel^ler^,  bei  See^er,  S.  97  ff.).  3n  ber  eckten  a:^efenrei^  erfennt  er 
eine  jioeifa^e  Sebeutung  bes  (Sefe^es  an:  officium  ecclesiasticum  ((Erlenittnis  ber 
Sfinoen  ju  U)irten)  unb  politicum  (contumaces  redigere  in  ordinem) ;  bagegen  ift 

60  bas  (5efeg  ni^t  nur  oon  ber  justificatio  ausjuf^liegen,  sed  neque  ad  ulla   bona 


Xiitittiitittfltfili^c  SttfUigCtUcii  591 

opera  utilis  et  necessaria  est.  3Iu5  ber  anbetn  X^efenrei^  bmtnt  befonbeis  X^.  14 
in  SetraAt:  „Der  ff.  Seift  totrlet  [bie  SBerle]  ni^t  na$  ber  norma  ober  9teael  bes 
(5efe||e$,  fonbem  bur$  |i<9  o^ne  bes  (&efe^es  $tlfe".  (Es  regt  fiA  ^ier  eine  Sluffajfung 
ber  SBirlung  bes  ^l  Seiftes  im  aRenf(|en,  bie  öanj  überfielt,  ba§  er  tote  fiber9au)>t 
bur^  bas  medium  ber  b.  S^rift,  |o  aiu^  bur^  oos  bes  ®efeMes  »iiit,  unb  femer  fa^  5 
man  fi(^  genötigt,  im  äBiebergebomen  oon  bem  geiftli^en  9RenfAen,  ber  birelt  unb 
immebiat  unter  ber  Seiftesleitung  fte^t  unb  bes  Sefe^es  ni^t  meqr  beborf,  eine  ganj 
getriebene  fleif^li^e  9latur  ju  unterf^eiben :  justus  constat  duabus  distinetissimis 
naturis,  spirituali  et  natural!  (fo  t>ffy>B  greunb,  Wi^.  9leanber).  9Iu&  3(nbr.  9Rus' 
culus  in  JSrranffurt  q.  £).  tourbe  im  Aant)^  mit  bem  IDlelan^^onianer  SCbbios  ^raeto«  10 
rius  im  Segenfa^  gegen  be|fen  Se^auptung  einer  Slotmenbtgteit  ber  guten  SBerle  ju 
antinomiftif^en  SBe^auptungen  fortgetrimn:  »lalfe  mir  bie  (^riften  ran  (forno^nen  5u« 
trieben!''  Snie  9Borte  ^auli  oon  einem  getftlt^en  Srau^  b^  Sefe^es  ^anbeln  de 
justificandis,  non  de  justiiieatis.  Hl  enim  oruatenus  in  Christo  manent,  longe 
extra  et  supra  omnem  legem  sunt,  (gute  Süerle  gef^e^en  spiritu  libertatis,  ja:  15 
ea  opera  sunt  optima,  quae  sine  nobis  operatur  spiritus  Christi.  —  Otto  ri^tete 
feinen  Aampf  gegen  ben  tertius  usus  legis  birelt  gegen  SRelan^t^on,  ber  als  9)ltttler 
m\]^n  (E^riftus  unb  Selial,  £ut^er  unb  $apft  bieje  £e^re  erfunben  fiabe.  Unb  bod^ 
Qotte  aRelan^tbon  au(^  ^ier  nur  Supers  Sluffteüunaen  (oben  6. 588,  se)  fqulmä|}{g  »eiter 
fortgepflanjt:  m  ben  loci  theol.  ber  fpäteren  3^rt  (3.  aetas)  CR  21, 716  ff.,  im  Exa-  20 
men  ordinandorum  23,  10,  in  ber  Explicatio  Svmb.  Nie.  23,  550  ff.  Slei^tDO^I 
erhoben  fi^  gegen  Ot^o  unb  ®efinnungsgenoffen  ^ier  au^  einige  gffl^er  b^  (Snefio» 
lut^eraner,  befonbers  9R9rIin  (Disputationes  tres  de  tertio  usu  legis  contra  fana- 
ticos  1556,  bei  e^lüffelburg,  Catalog.  haeret.  IV  65  ff.)  unb  30^.  9Biganb  (De 
legibus  divinis  1577).  25 

6.  Evangelium  doctrina  poenitentiae.  Slnbererfeits  gerieten  SReton^« 
t^on  unb  feine  engere  S^ule  gleiAfaKs  unter  bie  Slnllage,  antinomiftif^  3u  le^en, 
toegen  ber  Slusfage,  bas  CEoangeltum  fei  praedicatio  poenitentiae:  Augustana  variata 
art.  5  toar  gefagt:  instituit  Christus  ministerium  docendi  Evangdii,  quod  prae- 
dicat  poenitentiam  et  remissionem  peccatorum,  toie  ou^  f^on  Apol.  art.  2  §  62  30 
gelehrt  toorben  mar.  Unb  im  beutf^en  Examen  ord.  (CR  23,  p.  L):  „Dos  Soon« 
jelium  ift  eigentlid|  bie  gnabige,  frobli^e  ^rebigt  oom  6o^n  Sottes  . . .  biefe  ^ebigt 
traft  erftli^  alle  6änb  unb  ffimemli^  biefe  groffe  6flnb  im  aan|[en  menf&Ii^en  (&e^ 
^le^t,  bag  au$  na^  gegebener  93er^ei|}ung  bie  SBeU  ben  So^n  Sottes  nt^t  erlennen 
loill  .  .  .  neben  biefem  Strafen  bes  Ungicmbens  unb  aller  anberer  Sflnben  oerlünbigt  35 
bas  Soan^elium  biefen  eioigen,  gnabigen  Zroft  kJ*  SRelan^t^ons  6c^ule  eignete  fi^ 
biefe  Sefttmmung  bes  (Eoanaeliums  als  praedicatio  poenitentiae  an,  mit  ber  nS^ren 
(Erläuterung,  bag  erft  bur^  bas  (Eoangelium  bas  arcanum  peccatum,  bie  inoredulitas, 
ignorantia,  neglectio  filii  aufgebecn  toerbe  (ogl.  !Rif.  ^emming,  Enchiridion  theo- 
legicum  1557,  bie  9Bittenberger  Propositiones  .  .  de  praecipuis  horum  temporum  40 
contro versus  1571  [oon  ^ejel,  ^rquatus  u.a.],  ^ejel,  Apologia  verae  doctrinae 
de  dcfinitione  evangelii  1571).  Dagegen  er^ben  fi^  IDlat^.  3ubex  Quod  ar^uere 
peccata  .  .  sit  proprium  legis  et  non  euangelii  1559;  @tö|}eL  9[poIogia  (gepen 
Strigel),  bas  Judicium  ber  9loftoder  fiber  ben  Streit  jtoif^en  gfuicius  unb  Stngel 
(beibe  in  Disputatio  de  originali  peccato  inter  Flacium  niyricum  et  Strigelium),  45 
Zof).  SBiganb,  De  antinomia  veteri  et  nova,  1571  unb  fanben  barin  eine  bebenf« 
Ii(^e  93erbun!elung  ber  Segriffe  Sefe^  unb  (ärnngelfatm.  (Sgl.  Döüitiger,  Die  9{efor« 
mation  III  387  ff.;  3<)^-  See^er,  3^^  fie^re  oom  Sebrau^  bes  Sefe^es  unb  5ur 
(&ef(^.  bes  fpdteren  Sintinomismus,  9loftod  1887). 

7.  Diefen  Streitereien  aegenfiber  fe^te  bie  (D)nc.«SormeI  (art.  5)  junSc^ft  ben  so 
6pra(^gebrau^  feft.  (Sefe^  tft  proprie  doctrina  divinitus  revelata,  quae  docet, 
quid  justum  Deoque  gratum  sit,  quae  etiam  quidquid  peccatum  est  et  vo- 
luntati  divinae  adversatur,  redarguat.  CEoangelium  baaegen  ift  bie  fiebre,  »el^e 
jeigt,  quid  homo  credere  debeat,  n)e^iell  bie  £e^e  oon  ber  Sflnbenoergebung  bur^ 
^riftum.  Mes  mas  Sfinbe  ftraft,  gebort  fomit  m  ^rebigt  bes  Sefe^es  (gegen  bie  u 
äUelan^t^onianer) ;  bo^  toirb  au^  eingeräumt,  oaj}  toemi  unter  evangelium  tota 
Christi  doctrina  oerftanben  toerbe,  man  aüei^ings  ou^  fagen  bürfe:  evaiigelium 
esse  concionem  de  poenitentia  et  remissione  peccatorum.  Sejegesprebigt  oUein 
ma^t  enttoeber  ^eu^Ier  ober  Serjxoeifelnbe.  9lur  loenn  CMttus  oos  (&e|e^  in  bie 
$änbe  nimmt,  es  geiP(^  auslegt  unb  Sottes  2^^  fi^<  ^^  Sflnber  offenocoti  loiiit  m 


592  IbMnmi^itt  6<reitigletleit  anttn^emf^e  (Si^nle 

es  Sünbenerlenntnis.  ßur  Scjeugung  fol^  6^reden$  unb  vix  Offenbarung  bes 
ßontes  C&ottes  bient  befonbeis  am  bie  $tebkt  oon  CE^riftt  fieioen  unb  Sterben:  fo 
lange  Jie  ober  biefen  6$reden  »irtt,  ift  fie  felbft  ein  Stfid  ber  (6e|e^e$)rrebigt,  benn 
fie  treibt  no^  bas  alienum,  ni^t  bas  proprium  opus. 

6  Daran  [fliegt  9Irt.  6  (de  tertio  usu  legis)  bie  melan^t^onif^e  fie^e  Dom  tri- 
plex  usus:  1.  ut  externa  quaedam  disciplina  conservetur,  2.  ut  per  legem 
homines  ad  agnitionem  suorum  peccatorum  adducantur  (gegen  Slgricola),  3.  ut 
homines  jam  renati,  quibus  tamen  omnibus  multum  adhuc  earnis  adhaeret, 
eam  ipsam  ob  causam  certam  aliquam  regulam  habeant,  ad  quam  totam  suam 

10  vitam  formare  possint  et  debeant  (gegen  $oa$,  Ot^o  u.  |.  id.).  Do^  ift  nur  für 
nBtig  era^tet,  biefe  le^tere  um  ben  tertius  usus  jeffi^rte  jtontrooerfe  näber  3u  oe« 
leu($ten.  Slgricolaju  toiberlegen  loirb  für  fiberflfifftg  angefe^n.  Die  (Sefe^esprebigt 
bebiirfen  au$  bie  Sßiebergeborenen,  loeil  ibre  regeneratio  erft  inchoata  ift,  ni^t  om- 
nibus numeris  absoluta:  i^r  (Slaubensleben  enoeift  fi^  in  beftänbigem  Aompf  ntit 

16  i^m  ^ti\ä).  Um  biefes  wres  alten  SRenJd^en  toillen  bebiirfen  fie  au^  noi)  beft&nbig 
ber  £eud^e  be$  Sefe^es.  ^er  ber  (Se^orfam,  ben  Pe  biefem  letften,  gef^ie^  absque 
coactione,  libero  et  spontaneo  spiritu. 

8.  SIber  au$  fonlt  beaegnen  toir  in  ben  Aam)>fen  be$  16.  3<^^unbert$  baufig 
bem  SoriDurf  bes  Slnttnomtsmus.  6o  liebten  es  namentlich  in  ben  ^figen  jtonfliften 
20  über  eine  aefeMi^ere  ober  freiere  3(uffaffutm  ber  Sonntagsfeier  bie  Vertreter  bes  ge« 
fe^IiAen  otanopurdtes,  i^e  (Gegner  bes  Sintinomismus  ju  seilen.  Slnlag  bot  ba}u 
getDöpnlicb  bie  grrage,  ob  am  Sonntaa  ^o^seiten  ju  ^eftatten  feien  (ogl.  uRSIIer^Aoi' 
toerau,  AtrAengef^.  III,  361).    6o  ftnben  »ir  1588  tn  (Erfurt  einen  folgen  y^antino« 


miftif^en"  Streit  jmif^en  Seri^ius  (für)  unb  3ReI^.  SBeibmann  (gj^en  bie  Sonntags^ 
26  bo^aetten,  als  u)ioer  bas  3.  C&ebot  oerftobenb).  Sgl.  borüber  91.  Sänoinfel,  C&erften^ 
bergf(|es  $rogr.,  (Erfurt  1893,  S.  7.  —  Sieltei^t  ge^t  es  auf  Slgricola  junid,  menn 
1584  ber  ^ofprebiger  Seit  So^  in  (QHn  a.  b.  Spree  bie  3^e|e  erneuerte,  URofis  ®efe^ 
[ei  bur^  bas  (Eoangelium  aufgehoben  unb  ba^r  ni^t  mel^r  ju  lehren.  Da  er  ben 
SBiberruf  oenoeigerte,  |o  tourbe  er  feines  Slmts  entfeM  (S^riften  b.  Sereins  f.  b.  ®ef^. 
30  Serlins  XXXII  [1895]  S.  56).  9.  Ilatoerau. 

ünttofi^entfi^e  Si^nle*  —  Stttcratur  (abgcfc^cn  t)on  ber  Spcjlallitter.  über  bie  eiuj. 
9lntto(^cncr) :  Ernesti,  opp.  theol.  1792  p.  498  ss.;  Muenter,  CJomm.  de  seh.  Ant.,  Hafn. 
1811 ;  bcutf$  in  ©täublinS  unb  ^f fd^irner«  «rt^iu  I  1  ff. ;  C.  a  Lengerke,  de  Ephr.  Syr. 
arte  herm.  ßegiom.  1831 ;  m^n,  2)ic  ©ebcutung  ber  ant.  <Bdi,  k.  ,  'föelffcnbura  1865 ;  ^^. 
36  ^crgenröt^er,  S)ic  ant.  ©(^ule  2C.,  3Bürjburg  1866;  C.  Homung,  Schola  Antioch.  etc., 
Neostad.  ad  ß.  1864;  S)ieftcl  ®cf(^i(^tc  bcS  m  in  ber  (^riftl.  Äirt^e,  3cna  1869,  8.  126 
bis  141 ;  (BptdiU  2)er  ej:eget.  8tanbpuntt  beS  X^eobor  unb  X^eoboret,  3)lün(^en  1871 ;  ^^n, 
I^eobor  t).  3R.  u.  3uniUu8  ^Ifricanuä,  greiburg  1879;  bcrf.,  Xüb.  St^eol.  Cluartalfc^r.  1880; 
S3arben^ett)cr,  ^ol^^roniuS,  Jretburg  1879.    3SgI.  au(^  bk  bogmengcft^itfitUc^cn  fie^rbü(öcr. 

40  Sie  ^auptoertreter  ber^antio^enif^en  S^ule  finben  je  an  i^rem  Orte  i^re  Dar> 
Heilung.  X)a]^r  ^ier  nur  Öberblidf  unb  allgemeine  Q^^araÜeriftif  mit  Serüdfi^ti^ung 
oer  mmber  bebeutenben.  —  Son  antio^enif^er  S^ule  reben  mir  md)i  in  bcm  Sinne 
einer  lontinuierli^en  £e^ranftalt,  mel^e  bur^  Succeffion  ber  £e^renben  3u  einem  an- 

SüItliAen  IRittelpunIte  unb  Zräger  einer  Silbungsrid)tung  mirb,  roie  bies  oon  ber  alesan^ 
rinif^en  Aatetin^enf^ule  in  ibrer  Slfitejeit  gilt,  fonbern  in  bem  Sinne,  mie  von  au(^ 
naö)  beren  ^utüdtreten  oon  alexanbrinifd^er  &^ule  reben,  aljo  jur  Sejeid^nun^  einer 
bur^  ben  u)tffenf$aftli(^en  (Einfluß  beroorragenber  £e^rer  im  £eben  ber  fttrc^e  |t^  geU 
tenb  ma^enben  befonberen  t^eologtfqen  9{iqltung,  beren  bebeutenbfter  2RitteIpun!t,  beren 
beimatlidber  Soben  im  großen  unb  ganzen  ber  jqrifc^e  £)ften  bes  9{ei^s,  genauer  bie 

50  9enenifti^«l9ri[^e  Äir^e  ift.  3u  unterf^eiben  ijt  eine  ältere  (c.  270—360)  unb  eine 
{fingere  S^ule  (nid^t  feiten  mirb  nur  bie  le^tere  ,,9lntio^enif Ae  S^ule"  genannt),  anit 
9ied9t  pflegt  man  oon  bem  antio^enifAen  ^resbqter  unb  uRörtqrer  £ucian  (f  311, 
f.  b.  Slrt.),  ber  notorif^  einen  f)bmi  bebeutenben  £e^reinflug  als  (Exeget  unb  9Reta< 
p^9fifer  geübt  ^at,  ausjuge^en  unb  t^m  [einen  f^riftgelei^rten  3^itgenoffen,  ben  ^resb^lei 

65  Sorot^us,  jur  Seite  ju  ftellen.  SBa^rf^einli^  hca^  man  fogar  bis  $aul  oon  Samo- 
[ata  jurfidgreif en  (oon  Zbeop^ilus  oon  9[ntb(^ien  ift  abjufe^en).  £ucian  f<|eint  min< 
oeftens  ran  ber  Verurteilung  bes  ^aulus  oon  Samofata  niät  einoerftanben  geu^efen, 
mtnn  er  (Theod.  h.  e.  I  4)  mit  beffen  9la^oIgem  längere  3^it  feine  Aird^ngemeim 


[^aft  ^tte.  Unter  oeränberten  93er^öUntj]en  ma^te  ft$  bte  exegetif^e  9lä(^tern^ett 
unb  bte  bem  ,,aR9fterium''  tDiberftrebenbe  93erHanbe$refIesü)n  im  ^rianismus  jeltenb, 
beflen  bebeutenbfte  ältere  93ertreter :  9lriu5  fetbft,  (Eufebius  r>on  9ltcomebien  {^t^Uov- 
xiaviorrjg),  Slftertus  u.  a.,  6d^üler  £uctans  jinb,  mit  be{fen  Slamen  U^  bann  au^  bte 
ßhifebtaner  bei  i^ren  SSermittlungsoerfuclen  bedten  (bte  2.  antto^en.  (Jformel  bei  $a^n,  5 
8ibl.  ber  Symbole  100  f.,  pqI.  dialog.  III  de  trinit.  in  O^oborets  aBSB.  V  199  sq. 
ed.  Hai.  Philostorg.  II  15).  SBiÄtiger  aber  ijt  fürs  erfte  bie  bem  fiucian  nad)« 
gerühmte  bibli(^«lriti|^e  X^ötigleit.  I)es  Origenes  grogartige  Slrbeiten  }ur  ^erftellung 
bes  Septuagtntateites  iDoren  vorangegangen  unb  totrlten  bur^  bie  Sibltot^I  im  palö« 
ftinenfifqen  Cäfarea  naä).  9Inbere,  toie  ber  ä^pptif^e  d^i^Q^n^lf^  Sudans,  $ef^(^iu9, 10 
oerfolgten  ö^nli^e  l^klt.  Serfl^rt  [i$  nun  tn  biejem  fünfte  £ucian  mit  Ongenes 
uno  jte^t  er,  toie  ni^t  ju  bepeifeln,  au$  in  bogmatil^er  Sejie^ung  unter  ber  all» 
gemetnen  (EiniDirlung  origenifttf^er  3^eologie,  fo  tritt  00$  in  b^  bur^  leine  Sin« 
iDirfung  geförberten  Stiftung  auf  (Ea^egefe  allmoi^H^l  ein  entj^iebener  (&egenfa^  ^eroor 
gegen  bie  bogmatif^«aUegorif(^e  Sibelbe^nblung,  roeld^e  bur^  ben  mä^tigen  Stnflu^  15 
bes  Origenes  in  ber  Airqe  auf!am  unb  bur^l  bie  bojjmatif^ie  Spehilatton  roefentlit^ 
geförbert  iDurbe.  Sudans  Silbung  toeift  fibngens  auf  ältere  omqnf^  6(^rtrtlunbe 
5urücf  ((Ebefla,  SRalarius  fein  fie^rer) ;  nv>tn  i^m  jei^net  |i^  Sorot^eus  bur^  Aenntnis 
bes  ^ebräi|(^en  aus.  Unter  £ucians  S^älem  ^tte  Sirius  tn  Sllex.  als  ^resbqter  bie 
gfunftion  ber  S^riftauslegung,  bem  getoanbten  ,,6op^iften"  Sljterius  loerben  jlommen«  20 
tare  3um  Siomerbrief,  ben  (foangelien  unb  ^falmen  jugef^rieben,  oon  benen  nur  ein 
unbebeutenbes  grtagment  ed^lten  i|i  (5ta>x^  ni^t  v^m  gehören  bie  oon  Coteler. 
monum.  eccl.  gr.  I,  unter  bem  Slamen  bes  Slft.  oon  SIpiamea  oerSffentli^lten  $0» 
mtlien,  iDte  Supin  toollte.  93on  bem  adan.  Si|^of  Zl^eobor  0.  ^eraflea  iDiffen  toir 
par  ni^t ,  bag  er  ben  Unterd^t  Sudans  genoffen,  er  gehört  aber  ju  ben  SRännem,  20 
tn  n)el^en  fi^  bie  oor  allem  auf  ^iftodfi^e  Cmärung  ousge^enbe  exeget.  Sfiid^tung 
regte  (Hieron.  de  vir.  111.  90;  Theodoret,  h.  e.  II,  3;  man^es  in  oen  Catenen; 
aber  ber  bei  Corderius.  Caten.  gr.  Patr.  in  Psalm.,  Antw.  1634,  3  voll,  auf« 
genommene  $faImen!ommentar  ift  ni^t  mit  6i(^er^it  i^  jujutoeifen).  SBi^tiger  ift 
ber  glei(^  fiucian  aus  bem  |9ri|(^en  Often  (C5egenb  oon  Sbeffa)  ftammenbe,  bod  juerft,  30 
bann  aber  and)  bur^  (Eufebtus  oon  CLäfarea  u.  a.  gebilbete  femiadanifd^  S.  (Eufebius 
oon  (£mefa  (f.  ben  Sld.),  toel^en  CEmefti  unb  SRänter  mit  einem  geioiffen  9ied)te  an 
bte  Spt^e  ftellen.  (£r  ge^öd  Ji^^^^t  foioo^I  toegen  ber  bur^  ^ieron^mus  bejeugten 
(£inn)tr!ung  feiner  exegetif^en  äJlet^obe  auf  Diobor  (de  vir.  ill.  119,  ogl.  91)  unb  ber 
Sejei^nung  bes  C^r^foftomus  als  Eusebii  Emeseni  Diodorique  sectator  (ib.  129),  35 
als  auc^  loegen  ber  oon  Ü^oboret  tro^  bem  oerfigten  Semiodanismus  belobten  ^l^^ifto- 
logif^en  Sluseinanber^altung  ber  (Sott^eit  unb  uRenf^l^it  inCE^dfto  (Theodt.,  dial.  III 
p.  257  sq.,  ogl.  bie  oon  X^ilo,  Sufeb.  oon  SUex.  unb  CEufeb.  oon  (Emefa  6.  59  ff. 
mit  ^rögter  2Ba^rf^einIt^!eit  i^m  jugeioiefenen  libri  II  de  iide).  SIu^  ber  ftreng 
ntcöntfd)  gefinnte  Cuftat^ius  oon  Slntio^ien  (f.  ben  9Id.)  ^e^od  ^ier^er,  in  boamatifd^er  io 
Sesie^ung,  toeil  er  ber  arianif(^en  SBeife,  aus  ben  enblt<|en  ^räbtbtten  (EfyA\ix  geaen 
bie  oolle  ®ott^eit  bes  6o^nes  ju  f^lie^en,  mit  f^arfer  6onberung  ber  (&ottQett 
unb  bes  angenommenen  2Renf(^en,  bes  eiotgen  6o^nes  unb  feines  Zempels  entgegen- 
tritt (J.  bie  gragm.  bei  Theodor.  Eran.  bef.  im  III.  dial.),  be(onbers  ober  in  exeget. 
Sejiequng  loegen  feiner  beräumten  Slb^anblung  über  bie  3<^ubenn  ju  (Enbor  (de  En-  45 
gastrimytho)  mit  i^rer  grunbfö^li^en  Sefämpfung  bes  exegettf(|en  93erfa^rens  bes 
Crigenes  (f.  bie  Slusgabe  oon  3<^^n  in  ben  Xexten  unb  Unter).  ^.  altc^dftl.  fiitteratur^^ 
gef^i^te  ^b  II  p.  4).  9Intio^entf(^e  Sldjeigt  in  feiner  exegetifäen  unb  bogmatMen 
Haltung  auch  S^rill  oon  3^<^l^^-  ^^  3>ater  ber  antio^en.  Squle  im  engern  6tnn 
aber  ift  Diooor  oon  Xarjus  (f.  b.  "üü.)  ju  betrachten  (f  378;  neben  i^m  fte^t  ber  50 
^riefter  (Eoagdus),  ber  bereits  als  ^resbqter  in  Slntb^lien  bie  Stellung  eines  bebeu« 
tenben  fie^rers  unb  ^olemiiers  einnahm  unb  an  ber  Silbung  bes  (I^rpfoftomus  roie 
2:^eobors  neroonagenben  Slnteil  ^atte  (feit  ber  2Ritte  bes  4.  !Sollfä).  fd^etnt  eine  form« 
l\i)e  6^ule  mit  georbneten  fie^rhirfen  angenommen  toerben  ju  muffen;  biefe  Sd^ule 
leitete  aud)  ju  ftrenger  9ls!efe  an  unb  befag  im  antio^enifc^en  Sprenael  oerroanbte  55 
Klofterfc^ulen).  3lciä)  ben  beiben  innerlid)  jufammen^naenben  Seiten  Qin  oedritt  er 
bie  ®runbfä^e,  loel^e  bann  in  feinem  ausgejei^neten  Sdjfller  Z^eoborS.  oon  SRops« 
ueftia  (f.  b.  9(.)  i^re  üaffifd^e  Slusbtlbunq  er^lten.  Sinig  mit  ben  großen  AirAen« 
le^rern  i^rer  3^it  in  betreff  bes  nicänif(|en  (Glaubens  treten  fie  ni^t  nur  oem 
^ildanisntus,    fonbem  namentli^  aud^  bent  Slpollinarismus   in  ber  CL^ftoIogie  ent«  eo 

»tcaU(^ct)fIopdbU  fttr  ar^otogU  imb  iHr^c.    8.  lt.    I.  3g 


5d4  Xitttod^eittfi^e  Sd^ttle 

{Rieben  entgegen,  ^tet  aI[o  auf  bie  Seite  ber  SSoIIftönbiglett  ber  menf(^Ii$en  Statur 
unb  SBa^r^eit  menf^Mer  Cnttoidlung;  unb  inbem  {ie  feft^Iten  an  jener  forgU(|en 
Sonberun^  bes  im  SRenf^en  als  feinem  Üempel  too^nenben  £ogo5  oon  oiefem, 
tDie  |te  Ji^  f(^on  bei  $aul  oon  Samofata  ge3eig[t  1)(d  unb  au$  bei  bem  Diobor 
5  na^e  [te^enben  gflaoian  oon  9lni  toa^rjune^men   i[t  (Flav.   bei  Thedoret   dial.  II 

(pvoecog) ,  bilbet  |i(^  atlmöAIic^  jener  ®  egenfa^  gegen  Oie  neualexanbrinif^e  Spefulation 

mit  i^rer  evcooig  wvoixri  heraus,   ber  na^  !Qeooors  lobe  im  neftorian.  Streite  juni 

Aonflilt  beiber  9{i(^tungen  fü^.    S^eobors  Xl^eologie  seigt  juglei^  5tr&fttg!ett   unb 

10  greibeit   eigentümliqer  (Bebanlenarbeit   unb  —  hierin  fi$   als   e^ter  SprS^no  alt* 

?riec9i|^er  Ideologie  unb  als  leinesmegs  losgeloft  oon  bem  eigentli^en  Sater  berfelben, 
Drigenes,  betoo^renb  —  bie  entfäiebenfte  Setonung  men{(^li(^er  <Jfrei^it  gegen  ben 
oom  lateinif^en  SIbenblanb  ^erfioerflingenben  Sluguftinismus.  $atte  es  in  ber  mit 
befonberem  (£ifer  betriebenen  (Exegefe,  loel^e  nimt  blog  $anblangerin  ber  Dogmatit 

15  |ein  foll  {diafOQGL  ^ecoglag  xai  äXXrjyogiag)^  Dtobor  ausbrficfli^l  ausgefproc^en,  bag 
er  bos  $i|tort(d^e  bem  fniegorif^en  burc^us  oorjie^e,  o^ne  bo$  mit  Der  toillffirli^en 
SlUegorie  juglei^  allen  ^ö^eren  S(^riftfinn  {&€a)Qla)f  mit  er  bur^  bie  ^ripd^e  Sluf* 
faffung  bes  912:  geforbert  mirb,  aufgeben  ju  tooUen,  fo  ftreben  nun  X^eobors  ^rmeneu« 
tifd^e  (ßrunbfä^e  mit  groger  (Energie  einer  toirfÜ^en  grammati|^'^iftoriJ(^en  Auslegung 

20  m ;  er  tritt  oer  bogmatifierenben  Senoif^ung  bes  unterf^iebes  jmifqen  ben  Stufen 
bes  Snten  unb  9leuen  Xeftaments  entoegen,  ju^t  Spra^gebrauA  uno  3ufammen^g 
unb  barum  au^  metapbori|4ie,  poetij^e  unb  ^qperbolifqe  Slusorflde  unbefangen  ju 
mürbigen,  nimmt  Slnläufe  ^u  toirui^er  biblif^er  jtritil  unb  fe^t  an  bie  Stelle  ber  ein» 

Setraaenen  Slllegorie  ben  tn  ber  göttUAen  $eiIsö!onomie  murseinben  unb  bie  Sin^it 
es  S^ri^finns  im  Semu^tfein  ber  ^eili^en  S^rtftfteller  ni^t  serftorenben  Ü^pus  (bie 
Sineingflitigfeit  bes  ^ortftnns  ^aben  fretlid^  au$  oie  Slntio^ener  no^  niAt  erlannt; 
au$  ^at  es  X^eobor  nid^t  oerftanben,  bie  (gröge  unb  (ErbauH^Ieit  bes  mirüiqen  S<!^' 

Sinns  toiebersugeben ;  bem  (£^rq|oftomus  i|t  bas  beffer  aelungen).   3m  oolIenSRage  oer« 
nent  in  exegeti|^er  Sejie^ung  ber  oon  X^boret   oefonbers  als  9lsfet  ^oc^efd^ö^te 
30  Sruber  3:^eobors  S^olQ^rontus,  Win^  im  ftlofter  bes  beiligen  S^inas  bet  5^ro5, 


bellen  umfangreiAe  gfragmente  Ang.  Mai  (Script.  Vet.  nova  coli.  I)   oeröffcntlic^t 


35  fjcif  unb  ber  )i(^  bur$  eingeben  auf  bie  ge 


^i^tlu^en  93er^öltni||e  aussei^net,  ^It  er 


itn  gef^i(^tli$en  $ori5ont  bes  Su^es  feft  unb  polemijiert  ju  Da  7  gegen  ^olli« 
naris.  melier  |i4  ber  |o  oolllommen  beutli^en  gefqi^tlicQen  Se^ie^ung  ber  9Beis|aaung 
auf  Vlntio^us  Cpip^anes  u)iber|e^e  unb  bie  Stelle  oom  fünfttgen  9lnti(^ri|t  auslege, 
an  I^eobor  erinnert  es,  roenn  ^.  5U  Da  6,  3  bemerft,   bas  nvevjna  mgiaoor  bürfe 

40  ni^t  oom  ^I.  (&et|te.  oer|tanben  loerben,  es  beute  auf  bie  oöttlid^e  ^dgig  überhaupt, 
meiere  i^m  geijtige  Überlegenheit  oerlie^en  ^abe.  3^re  |d)önfte  lir^h^e  Srru^t  |aben 
bie  antiod^enildjen  ®runb|ä^e  einer  befonnenen,  ben  3Bort[inn  a^tenben  unb  bie  bogma« 
ti|^e  SBillfür  einf^ränfenben  Cxegcfe  in  ber  praftif^-erbauli^en  Sibelerflörurg  bes 
3o^annes  C^rgfoltomus  (l  b.  91.)  gcscitigt,  allcrbings  mefentlid)  mobericrt  im  Sergleic^ 

45  5u  Ü^eobor.  3n  na^er  aJenoanbtf^aft  ^terju  fielen  au^  bie  ^ermeneutift^en  2ln|(^au= 
ungen  bes  treff li^en  3fibor  oon  $elu|ium  (f.  b.  91.) ,  bes  Cxcerptors  bes  (E^rq|o|tomu5, 
obtoo^I  |ie,  rote  jum  Üeil  au^  bie  bes  (£f)rq|o|tomus  ber  9(Uogorie  no^  einigen  9taum 
Ia||en,  ober  Si^pus  unb  9lUegorie  ni^t  Id^arf  abjugrensen  u)t[|en.  Der  jüng|te  ber 
eigentli^en  9lntio^ener  enblid^,  ber  oieI[eitige,  aele^rte,  geioanbte,  aber  au^  {ditoanfenbe 

50  lljeoboret  (|.  b.  91.)  ^at  tro^  jeiner  grohen  9lb9ängigfeit  oon  unb  SSere^rung  für  I^eo- 
bor  iDie  im  Dogma  \\ä)  jum  ftompromiB  oerftanbenMo  in  ben  excgeti|^en  ©runb|äften 
überall  eingelenft  „bis  jur  |tillen  ^olemif  gegen  SC^eobor"  unb  |i^  bem  fir^lic^en 
Irabitionalismus  gebeugt,  f)at  ber  Äir^e  bes  5lcid)s  5ioar  ein  bebeutenbes  exegeti|(^e5 
(Erbe  ^interlaf|en,  aber  au^  einen  großen  Üeil  ber  exegetif^en  (Errungen|(^aften  }einer 

55  S^ule  preisgegeben.  9li^t  gering  i[t  bie  Sebeutung  ber  polemi[^en  3:^ätig!eit  bei 
Schule  anjul^lagen:  im  Orient  fafeen  bie  alten  §öretiler  bes  2.  unb  4.  3<^^^-  n« 
Sa^lreid)  unb  gab  es  oiele  3uben  unb  Reiben.  Die  9lntiod)ener  führten  gegen  |ic  ni 
bie  ftämpfe  ber  ftir^e  5u  einer  3cit,  roo  in  ben  anberen  fir^lid^en  ^^rooinsen  laum 
no^  gefömpft  ju  toerben  brandete.    Das  gab  i^nen  (|.  (£;^n)|o|tomus,  9Ie[torius,  ^^o- 

60  boret)  ein  ^o^  Selb|tbeu)ugt|ein. 


Slttttoc^eitifdye  Si^nle  Kntim^io,  ®l)itabe  b*  341  595 

9Rtt  ben  öftli^en  6i^en  ^riftli^er  6^riftgele^amfeit  5U  9liftbis  unb  Sbeffa 
ftanb  jmai  bte  antiod^entfd^e  6d^ule  in  meMa^er  SBerfi^rung.  3noe{|en  fann  bo^ 
3.  S.  Sp^röm  ((.  ben  9lrt.)  i^r  ni^t  eigentliA  juaesäp  toeiben.  l)agegen  finbet 
allerbiii^s  bie  anttod)ent|$e  Xleologie  mit  bem  oon  Der  jtii^e  ausaef^Ioffenen  Slejtorianis« 
mus  (^itte  bes  5.  3a^r^.),  nun  junädSijt  inCbeffc  tttü  431  bts  489),  mo  Sbas  u.  a.  5 
bie  6d)riften  Zgeobors  ins  Qr)xi]ift  überleben,  i^re  St&tte,  bis  fie  Qon  ba  na$  Slifibis 
(489)  als  bcr  H^fl^nsfiätte  ber  neftoriani  ^en  Ideologie  übergebt.  §ier  bleibt  I^eobor 
bis  ins  ^Rittelalter  lebenbig  unb  als  „ber  (ittaü"  fäle^i^in  im  ^ö^ften  Snfe^n.  3n 
ber  bp3antini|(^«grie^i|^en  Air^e  ift  bie  ,,ne|toriantf4ie''  iRi^tuna  bereits  feit  bem 
ftonjil  Qon  (Ep^fus  btshebitiert  tDoroen ;  ber  SBibenDiUe  gegen  fie  ftieg  oon  3<^i^^nt  10 
3u  S^^tje^nt,  unb  bas  3Rak  oon  (Entgegenlommen,  loelc^  i^r  loibenoillig  im  SfyAit^ 
bonenfe  feitens  ber  orientaltf^n  ftiri^e  aejollt  loorben  1%  ffatit  nur  bie  Sotge,  bag 
alles  3lntio(^eni|(^ey  mas  barüber  ^inausUig,  als  hoppttt  ^rettj^  enqifutwen  lourbe. 
Die  Verurteilung  ber  „brei  ftapitel"  bur*  3w[tinian,  ein  Stüd  Äabinettspolitif,  ©iber« 
jprad)  hod)  bem  C5eift  ber  bqjantinifc^en  itir^e  feinesmegs;  fie  braute  nur  3um  SIusmg 
brucf ,  loos  bie  SKatorität  im  Orient  Ifingft  empfanb.  Seitbem  liegt  auf  allem  „Slntio» 
(^enif^en"  ber  Scrba^t  ber  §ärefie,  unb  felbft  Si^eoboret  gilt  als  ein  etwas  jroeifcl- 
^Qfter  Äir(^enoater;  aber  3wftlnian  fyit  audj  oen  Origenes  unb  ben  „Origenismus", 
ber  im  6.  3^^^^.  fi^  mit  ben  „3lntio^enem",  namentliA  in  JBaldftina,  nets  in  ben 
paaren  lag,  oerurteilen  laffen.  3nbeffen  Bot  bie  antio(^mf(be  SRet^bU  uno  X^eolo^ie  20 
in  ber  ortboboxen  Äir^e  —  für  bie  neftoncnif^e  ift  fie  in  mrifc^er  fitbertragung  j^^ie" 
2Bi|fenf(^aft  geroefen  unb  geblieben  —  nidbt  nur  in  ben  gelefenen  Stritten  bes  CC^rg* 
foftomus  unb  X^eoboret  fortgemirlt.  CE^mfoftomus  ^  oielme^r  3a^lrei(qe,  xDenn  au(^ 
nxd)i  bebeutenbe  6Afiler  ^interlaffen  (Saffian,  3Rarcus.  9lilus,  Victor),  loel^ie  [iäf  jtoar 
bem  ^errf(^enben  ftirc^en«  unb  !I^eoiode*Xm)Us  anfqmiegten,  aber  bo^  einiges  oon  35 
ber  92fi^tembeit  (unb  baju  ben  asfetifqen  Sifer)  m  Slnno^ener  beuK^rten  unb  fogor 
in  bas  SIbenolanb  fibertrjugen.  Slber  au^  bie  ftrengere  Sd^ul^altung  fanb  im  5.  unb 
6.  3^^i^^unbert  unter  C&rie^en  immer  no^  Vertreter  (Safilius  oon  3renopolis,  jlosmas 
3nbi(opleuftes  u.  f.  m,),  _^o$ft  bebeutfam  cdber  lourbe  es  ffir  bas  Slbenolanb,  bag  bie 
exe^etif^cn  Siegeln  bes  ifeobor  im  6.  S^^^^^-  tbm  burd^  eine  ilBerfe^ung  (3unilius  30 
Slfncanus,  Instituta  regularia  divinae  legis)  oelannt  geworben  fino. 

(ansUert)  )l.  $onta(f. 

%ntioi}iüf  ^atriar^at  f.  bie  Slrt.  ^atriar^en  unb  SQrien. 

Slnttoc^ia^   Sgnobe  0.  341.     —    Mansl  2.  ©b  @. 1307  ff.;  Bruns,  Canones  apost. 
et  roncil.  1.  «b,  ©crl.  1839,  @.80ff.;  ^t\tU,  eoncilicngefc^ici^tc  1.  «b2.«ufl.,  3fr cib.  1873, 35 

3.  513  ff. 

^U5  ber  altiir^li(^en  3.^it  finb  Sla^ri^iten  Aber  me^r  als  30  antio^enifd^e  S^no« 
ben  auf  uns  gelommen.  Die  mid^tigeren  berfelben  fallen  in  ben  arianif^en  unb  ^rtfto« 
logifd^en  fie^rftreit  unb  ©erben  in  ben  betreffenben  Slrtifeln  enoä^nt.  §ier  ift  nur  oon 
ber  Sjnobe  oon  341  m  ^anbeln.  Sie  trat  im  Sommer  biefes  ^ci^xts  aus  Slnlafe  ber  40 
(£inn)etl)ung  ber  oon  itonftantin  b.  (5x,  begonnenen,  oon  Aonftantius  oollenbeten  fog. 
golbencn  Vafilila  sufammen  (Äthan.  De  syn.  25  MSG  26.  Vb  S.  726,  Hilar.  De 
syn.  28  MSL  10.  95b  S.  502,  Socrat.  H.  e.  II,  8  MSG  67.  »b  S.  195,  So- 
zom.  H.  e.  III,  5  a.  a.  £).  S.  1041).  Die  Slngaben  über  bie  3^51  ^^^  anroefcnben 
Sift^öfe  ftimmen  ni^t  überein :  3lt^anafius  nennt  90,  §ilarius  97.  Die  Verfammclten  45 
ftellten  junä^ft  25  Aanones  auf,  nahmen  bann  ai^  Stellung  in  ber  bogmatifd^en 
grage.  Über  ben  legieren  ^unft  f.  b.  21. 9lrianismu5.  SBas  bie  ftanones  anlanat,  fo  be== 
sieben  fie  [i(^  auf  bie  lirAli^e  Sitte,  Organifation  unb  Disjiplin.  Der  1.  folltc  bie 
Dur^fü^mna  bes  nicänif^en  Vef^luffes  über  bie  Ofterfeier  (Soor.  H.  e.  I,  9  S.  81) 
burd)  Slnbro^ung  oon  Strafen  fiqern,  ber  2.  bur^  bas  gleite  SRittel  bie  Sieilna^meso 
am  oolljtanbigen  ©ottesbienft  erjroingen,  S^xQtxi  biefe  Seftimmungen  bie  Umbilbung 
oon  lirc^li^er  Sitte  in  lir^li(^es  SRe^t,  fo  finb  bie  nöAften  (3—7)  oon  Sebeutung 
für  bie  rc^tli^e  ftonftituierung  ber  IirdE|lid^en  Diöcefen:  fein  ^riefter  lann  oon  einem 
Sprengel  in  ben  anbcrn  übergeben,  lein  ftleriler  barf  Sonberoerfammlungen  galten, 
fein  (Exlommunijierter  barf  oon  einem  fremben  Sif^iof  refonjiliiert,  lein  grember  o^ne  ^ 
griebensbriefe  aufgenommen  ©erben.  (Es  entjtorid)t  bem,  bap  bie  Stellung  ber  ff^or* 
bift^öfe  ^erabgebrüdt  mirb  (8  u.  10).  Der  Jjur^fü^rung  ber  9Ketropolitanoerfaffung 
bienen  ber  9.  u.  ber  11.— 20.  Äanon:  in  allem,  ©as  über  bie  Verwaltung  berlEinäeb 


696  ^ntioiiia,  @))ttpbe  t».  341  «]tit)mter 

poro^ie  ^inausge^t,  foll  ber  3RetropoItt  unb  bie  Sif(^öfe  ber  Spornte  ^nbeln:  befon« 
oers  boburA,  bag  bie  SInotbnung  bes  5.  nicänif^en  Aanons,  iDonao  i%Iü^  vom  S^^ 
noben  ftatthnben  follten,  iDieber^oQ  tourbe,  max  ber  ürAIi^en  (Epor^ie  ein  fefter.^aQ 
gegeben,  ^ie  leüen  Seftimmungen  betr^en  bie  9mt$fä^rung^bet  SMofe:  ber  Hber* 
5  gang  oon  einer  $aro$ie  in  bie  onbere  totrb  unterfagt,  ebenfo  Übergriffe  in  beniu^barte 
Sprengel  unb  'bie  Sefttmmuna  eines  9la^foIger$,  bagegen  toirb  bie  georbnete  un^  ge« 
iDiffenqafte  SSenodtung  bes  Atr^iengute  gefordert 

2)iefe  Sef4ilflffe  teiUe  bie  69nobe  ben  ausioärtigen  jlir^en  mit,  inbem  fie  bie 
Hoffnung  ausfprQ^,  bag  fie  beren  Seiftintmung  finben  toerben.  Sie  ^aben  im  9Rorgen< 
10  lano  unb  Slbenblanb  ftets  als  Seftanbteil  bes  Kr^Ii^n  9{e4|tes  gegolten.  Semgem&g 
vsxatn  fie  f4lon  in  bem  Codex  canonum  entölten,  ber  auf  ber  Sqnobe  oon  C^kebon 
benu^t  mürbe,  unb  gingen  fie  am^  in  bie  fpäteren  Ifar(^Ii(|en  9{eqtsfammlungen  fiber 
(f.  b.  91.  Aanonen«  unb  Delretalenfammlungen).  ^anif. 

Huüoifu»,  f9rif4ie  ASnige  f.  6eleuciben. 

16  «ttttpa«.  -  Cucttcn:  Joseph.  Antt  XVII  20. 188.  224—249.  318.  XVm  27. 36-38. 

102.  104—106.   109—119  (nacft  ber  «umgäbe  üon   «.  !«iefc).    BeU.  Jud.  I  562   u.  f.  ro. 

3m  "SIX  uac^  feinem  JJantillcnnamen  ^crobeÄ   genannt:    TOt  14,  1-12;    ^c  6,  14—29; 

8,  15;  fie  3,  1  u.  19—20;  8.  3;  9,  7-9;   13,  31—33;   23,  7-15;  «®  4,  27;  13.  1.— 

Snfc^rlftcn.  —   «gl.  @(^ürcr,  ©efc^lc^te  bc«  jüb.  «olfc«,   1.  Xeil   2.  «ufl.,   ficipatg  1890, 
20  @.  358—74. 

Sintipas,  6o^n  bes  JlBnigs  aerobes  unb  ber  Samariterin  SRalt^Ie ,  mit  Feinem 
Sruber  m^elaus  in  9lom  erjoaen  unb  in  einem  frühen  Zeftamente  feines  ätoters 
3um  JlBnig  beftimmt,  bnnte,  omoo^I  er  auf  ben  9lat  litt  jmeibeutiaen  Salome,  fetner 
2:ante,  feine  mfprfi^e  in  9lom  kVb\i  gettenb  mahlte,  bo^  nur  Salilaa  unb  $eraa  als 

26  Zetrardb  mit  einem  i&^rli^ien  (Etnbmmen  oon  200  !£alenten  *  erlangen  (4  oor  bis  39 
n.  C^.) ;  jlonig  mürbe  Slr^elaus.  (Er  mar  baulujtig  mie  alle  ^erobianer  ((ßriinbung 
ber  ^auptftabt  Xtberias  am  oee  (&eneaarett)  unb  ful^rte  baneben  ein  laoirenbes  Sle^tment 
o^ne  (SrunbjS^e  („Su^s"  £c  13,  32).  I)as  Ser^angnis  {eines  £ebens  mürbe  bte  d^< 
bre^erMe  £iebe  ju  feiner  9li(^te  unb  SAmSgerin  ^erobtas,   Zoster  feines  ^ingeri^» 

aotetcn  ötiefbrubers  Slriftobul  unb  ©ema^lin  feines  Stiefbnibers  $erobes  (9Kc  6,  17 
^^ilippus  genannt;  in  SRt  14,  3  laffen  cod.  D  unb  bie  £ateiner  ben  Slamen  meg). 
3^r  ju  lieb  gab  er  feine  (gemo^lin  preis,  bie  erft  na^l  2Ra(^arus  unb  oon  ba  ju  i^rem 
Sater,   bem  Slrabertonig  Slretas  IV,  jurüdflo^;    bann  opferte  er  fein  ^eer  in  un^ 

i|lfidli(^er  S^la^t  mit  bem  erjämten  Sbaber;  juoor  f^on  räumte  er  mit  bem  9{eft 
eines  C5emi{fens  auf  bur^  ^tnri^tung  Des  Zäufers  3c^<^nnes,  ben  er  als  einen  un^ 
bequemen  unb  um  feines  maäfenben  Sinfluffes  millen  gefö^rli^en  2Ra^ner  in  SRa^lärus 
haut  einlerlern  laffen.  Den  via^ieburft  ber  :gerobias  in  füllen,  ^alf  ber  Xanj  i^rer 
^o^ter  aus  erfter  (E^e  Salome  (bie  fpater  mit  i^rem  £)|eim  ^^ilippus,  bem  ZetrarAen 


oon  Iracfionitis,   unb  nai)   beffen  Üob  mit  i^rem  SJctter  9lriftobul  —  bem   Sopne 

40  aerobes,  bes  Srubers  oon  Slgnppa  I  unb  ^erobias  —  oermä^lt  mar).    Die  ^o^tts- 

oolle  ^affionsgeftalt  3^fu  rief  nur  $o^n  unb  Spott  bei  bem  m  feiner  92eugierbe  un^ 

befriebtgten  S^mä^Ung  ^eroor   (£c  23,  11).    Unter   bem  britten   ftaifer  führte  bie 

(E^rfu^t  ber  $erobias  ben  Sturs  bes  millenlofen  gürften  ^rbei.    33oll  SReib  barilbcr, 

bag  i^r  Sruber  Slgrippa,  eben  no^  ein  oer|d^ulbeter  unb  e^rlofer  Settier,  nun  bur^ 

46  bie  C5unft  bes  ftaijers  (£aligula  mit  bem  C&lan]  ber  ftonigsmflrbe  umHeibet  mar,  trieb 

[ie  i^ren  (Bema^l  ju  einem  Sefu(^  am  ftaiferH  Q"-    S^^   bes  erhofften  Sonnen« 

fAeins  ber  C5nabe  lam  ein  SBetterjturm.    Der  Aaifer,   aufmerifam  gemacht  bur(|  eine 

aleid)3eitig   einlaufenbe  SlnHagef^nft   bes  Slgrippa   unb   argmö^nif^  megen   bes   oon 

Sintipas  jugeftanbenen  ungel^euren  9Baffenoonats   für  70000  2Rann,   oerbannte  ben 

60  Zetrar^en  naö^  £ugbunum  in  (Sallien.    ^erobias  —  im  Un^lüd  ein  feltenes  SBeifpiel 

oon  Zreue  im  berobianifAen  $aus  —  folgte  bem  (geftfii^en  tn  bie  Serbannung.   Die 

Zetrar^iie  erhielt  Äonig  Slgrippa  I.  (Sgl.  S.  255,25).  3.  4^aii6Ieiter. 

Sintipater  oonSoftra. —  S&a^  oon  feinen  SBerfen  eiljalten  geblieben,   ift  ^ule^t  ge* 
fanimelt  bei  MSG,  ob  85  unb  96.  @onft  oergleicfte  gabriciuä,  Bibl.  Graec.  eb.  Wlefe  Sb'lO 
65^.518  ff.;  too  aud^  bie  ältere  fiitteratur  angegeben,  MSG  «b  85  6^.1758  ff.,  fütier  «arbcn» 
ferner,  $atrologie  6.  501. 


Stttttmter  9itti^l|im  597 

9(nttpoter  toar  Sil^of  Qon  Softra  in  Arabien  unb  jnxir  balb  na^  bem  (E^alcebo* 
nenfe  Don  451.  6on|t  i[t  aus  [einem  £eben  ni^ts  [iAeres  befannt.  "ÜU  X&eoloa  ge» 
^ort  er  5U  ben  (Segnem  oer  Origeniften,  loie  benn  auq  fein  moil  bebeuienbftes  Serl, 
feine  ävrt^grjatg  gegen  bie  Spologie  bes  Otigenes  oon  ^omp^us  unb  (Eufebius,  na^ 
mentli(^  aegen  ben  leiteten,  gerietet  tDOt.  93on  bemfelben  finb  inbe{fen  nur  no$  Sru^»  5 
|tüde  oornanben,  bie  namentli^  in  ben  parallelen  bes  3o^nes  Qon  Damasfus  [i(^ 
erhalten  Qaben.  (Es  toerben  bem  SI.  au^  oiele  $omiIien  beigelegt.  Da  aber  oerfcbie» 
bene  berfelben  (i^  auf  gfefte  besiegen,  bie  na^  bem  3^^^^^^  ^  ^-  entfianben  ftnb, 
tDoIIten  Oubin  unb  anbere  oon  unferm  9.  einen  fpSteren  unterf^eiben,  ber  erjt  im 
9.  3<^^t^un^^^  I^^f  Too^enb  SRigne  oenigftens  Die  bei  i^m  abaebnulten  jmet  $0»  10 
milien  auf  !io^nnts  ben  !£Sufer  unb  SRarta  Serifinbigung  bem  $[.  oinbideren  mill. 
^lein  aui$  bei  biefen  malten  Qinfi^tli^  ber  (EAtteit  Sebenlen  ob,  benn  in  ber  erfteren 
toirb  bereits  eine  Üäuferoere^ng  oorausgefe^t,  Die  f^erliA  im  5. 3ci^t^unbert  beftanb, 
unb  bie  Diftion  ber  9lebe  ift  bie  eines  mitteIgrie^i|Aen  Sl^etors,  bem  bie  S^ulr^etoril 
me^r  als  ber  6toff  gilt.  Die  jmeite  9tebe  ift  einfa^er.  Dod^  Iä|}t  fid^  bie  ^age  nad^  16 
ber  S^t^eit  ber  $omiIien  erft  entf^eiben,  wenn  alle  ober  me^r  als  je^  berausgegeben 
finb.  *^.  «Reiicr. 

^ntipffon.  —  %x.  :g)ommcl  TinWpf^ontn  unb  ^folmcntöne,  OütcrSlol^  1896;  ©^öbcr* 
lein,  Sd)aö  bcö  lit.  (5^or-  unb  ®cmcinbcgefange8.  ®öttlngen,  1880,  I  @.  550  u.  ff.;   Sö^c, 
iHgenbc,  3.  «ufl.,  9?örbl.  1884;  «rrnfncc^t,  a)ic  WI.  ^folmobte,  ®ött.  1855;  9Rc(fIenburglf(öc8  20 
(Santionalc  II,  1,  ©c^mcrin  1875;  SR.  ^crolb,  SScfperalc  (öertelÄmann)  I.  IL 

Sntip^on  (oon  Avrl  gegen,  (pcDvi^  Stimme,  ^all)  sunäd^ft  SBeAfelgefang.  (Segen^ 
Hang,  roobei  etne  jtoeite  Stimme  ober  ein  (£^or  glei^fam  ben  Sütber^II  Des  Srft« 
gefungenen  jurüdgiebt.  Diefe  altisraelitifAe  ^,  bie  ^jalmen  ju  fingen  („um  einanber", 
roie  bie  ^I.  S^ir^  W  ««  3,  11;  1  C^r  30,  20;  ^f  147,  7;  106,  48  ac,  m  26,25 
30  in  oerf^iebener  STusfilbrung;  pgl.  Deli^f^,  jlommentar  über  ben  $falter,  Sb  2), 
ging  fe^r  frü^e  in  bie  d^riftli^e  Air^e  fiber  unb  ift  na^i  Solrates  (histor.  ecd.  2,  8) 
bereits  huxä)  Sgnatius  (116)  ber  antio^enif^en  Air^e  überliefert  loorben.  SBie  ber 
!93ortrag  felbft  jtattgefunben,  barfiber  teilen  fi(9  no^  immer  bie  uReinungen;  {ebenfalls 
giebt  uns  Safilius  bte  beiben  gebrSu^Mften  SBeifen  an,  menn  er  ep.  63  ad  Neocaes.  so 
fagt:  „Salb  fingt  bie  (ßemeinoe,  in  2  Zeile  geteilt^  gegen  einanber  {dixn  diaveu^- 
Ohteg  ävtixpdXXavoiv  &XXriXoig),  balb  Übertrafen  fte  einem  bas  (&efd^,  oen  C5efang 
ansuftimmen  unb  bie  übrigen  fallen  aisbann  etn".  £e^teres  gef^a^  n)teber  entn^eber 
^Qpop^onifc^  bur^  ^ntn^ort  mit  ben  S^Iugu)orten  ber  einjelnen  Serfe  ober  SlbfAnitte 
(o  Xaog  xä  äxQoarixia  y}alXh(ü,  ?lpoftol.  Äonftit.)  ober  epip^onif^  mit  einem  3lad^*  36 
n)ort  am  S(^Iup  bes  ganjen  ^[alms.  mit  SImen,  ^aneluia,  Gloria  patri  ober  genau 
antip^onif^,  inbem  bie  (gemeinoe  ieoe  erfte  $älfte  bes  Sferfes  mit  ber  jmeiten  (wenn 
n\ä)i  95ers  um  33ers)  erroiberte.  —  vlaif  ber  fpSteren  Air^enpraxis  faWe  man  bie  änti* 
p^on  enger  unb  oerfte^  barunter  nur  bie  mfforberung  jum  9BeA|e^efang,  alfo  ben» 
tenigen  $ers  ober  Spru^,  melden  ber  (ober  bte)  SBorfänger  ansufttmmen  9Qdtte(n),  unb  40 
Der  bann  am  S(^Iu|  bes  C&anjen  00m  C^efamtmor  mieber^olt  n)urbe  (repetitur  Anti- 
phona),  mie  no^  Qeute  beim  ^falmen«  unb  Aantilengefan^.  $ier  ^at  bie  Sintip^on 
3uglei(^  bie  Xonart  (9ReIobie,  ben  ^falmton)  für  bie  (Semembe  amugeben,  in  roel^er 
bas  na^folgenbe  Stüd  511  fingen  ift,  bes^K  f^Iiegt  fie  im  (&runbton  besfelben  unb 
f)ai  nad)  \\q  nod)  bie  Dominante  mit  bem  (Eoooae  b.  ^.  ben  S^Iugnoten  bes  betr.  45 
^falmentons.  9ln  ^t\itn  mirb  bie  Slntip^on  (geu).  abgefürjt  Ana)  au^  jum  Slnfang 
gans  gefungen,  augerbem  ooHftanbig  nur  am  Qäjlbi^.  um  Der  SBilßür  unb  SRi^griffen 
3u  mehren,  ftellte  ^on  Slmbrofius  ein  Slntip^onarium  mit  ben  baju  ge^öri^en  (Semnges» 
teacten  auf  unb  fpöter  Gregor  b.  (Sr.  eine  no$  ^eute  gebraud^e  ooUftanbtgere  Samm« 
lung  (audf)  tSntip^onarius  ober  Slntip^onale  genannt).  (Einen  rei(|en  C5ebrau(^  oon  oor-  60 
Süglid)  paffenben  Sntip^onen  ma^it  bas  93reoiarium  9{omanum,  namentli^  feit  ber 
tribentintfdpen  9{eoifion.  9li^t  minber  bie  lut^rifc^  Air^e  in  gut  Iird^Ii(|er  3tii  unb 
in  mufilaltf(^  geübten  Areifen;  in  ber  Segemoart  oerglei^ie  man  bie  9lebengottesbienfte 
in  ber  Dialontffen!ir(^e  SReuenbettelsau.  ^ere  Iituraif(|e  Sammlungen  aus  ber  lut^e« 
rif^en  Airc^enprasis  mit  SRufiinoten  finb  beifpielsmetfe :  £.  £offius,  Psalmodia  1553;  66 
(Eier,  Cantica  sacra,  Hamburg  1588;  Ludecus,  Vesperale  1589;  Libellus  anti- 
phonanim,  §ofl605;  Snsba^»§eiIsbronner  Slntip^onar,  Slümberg  1627.  SBas  i^en 
Sinn  unb  3n^It  anlangt,  fo  finb  es  Sibeloerfe  (|Sufig  aus  bem  na^olgenben  (Se» 
fangftücf  felbft  geu)a^It)  ober  Ilaffif^e  Stellen  aus  Ate^ettoStem,  »eld^e  ben  3n^It  bes 


598  9iiti)i^oit  Xtttoti,  $aul 

^[almSy  ben  fie  umrahmen,  furj  bejei^nen  ober  i^m  bie  beftimmte  Sesie^ung  onf  ben 
jetDetligen  fe|tli^en  Zag  ober  bte  Airc^enja^resjett  oerlei^en.  60  tft  es  moglt^,  einen 
unb  benfelben  ^falm  in  gans  oerf^liebenem  £i4ite  erf^einen  3U  laffen,  je  na^bem  man 
i^n  mit  einer  vix  Srteube  ftimmenben  ober  mit  einer  Sujjantip^on  ooer  einer  foli^n 
5  00m  (pesiellen  g^fttog  (de  tempore  ober  de  festo)  um[$Iie|t.  ote  ma^en  ben  (5ottes= 
bienft  ebenjo  lebenbi^  unb  mannigfaltig  als  ^orafterooll,  unb  [inb  mie  ausgeftedte  ^a^ 
niere,  roelme  bie  Stimmung  bes  Xages  ober  ber  3^i^  ^^^  ^Öes  ^in  oerbreiten.  (90, 
menn  an  aßei^na^ten  eine  Slntip^on  ber  £aubes  ^eigt:  ,,3)er  (Engel  fpra^  ju  ben 
fürten:  Sie^e  i(|  oerffinbige  eu(^  2c."  mit  $|alm  63;  femer  „(Sott  fyA  eine  &Iöfung 

logefenbet  (einem  Soll  2c."  mit  ^|  111;  „(£s  tft  ein  £i^t  aufgegaimen  in  ber  gfinfter^ 
nis  2c."  mit  $[  112;  an  &rpfym\cis:  ,,6ie  traten  i|re  64ia^e  auf  unb  l^nften  i^m 
(5oIb.  SBei^rau^  unb  SR^n^en,  ^alleluia" ;  an  Slboent  ,,Srteue  bi^l,  bu  loi^ter  3u>n, 
unb  ioud^je,  bu  Xo^ter  3^nifalem,  ^alleluia";  am  Zrinitdisfeft ,, Gloria  tibi  Trinitas 
aequalis,  una  Deltas  etc/';  an  ben  9[pofteItagen  „3^r  |eio  meine  J^eunbe  2c/';  an 

16  ben  Xagen  ber  SRortqrer  ,,3^  mUl,  bag  mo  i^l  bin,  mein  Diener  au^  fei,  finru^t  ber 
$err".  umfangrei^er  unb  befonbers  \äßn  geroä^It  [inb  bie  Slntip^nen  jum  äRognificot 
(fiobgefang  SRarios)  unb  Senebiltus  (fiol^efana  bes  3(t$<nnas)  in  tfigli^em  unb  idö^« 
renb  ber  Zrinitatisseit  mö^entli^iem  äße^fel,  fo  für  ben  äßei^na^tstag:  ($eute  ift 
Q^^riftus  geboren)  Hodie  Christus  natus  est:  hodie  Salvator  apparuit:  hodie  in 

20  terra  canunt  Angeli,  laetantur  Archangeli:  hodie  exsultant  justi,  dicentes: 
Gloria  in  excelsis  Deo,  alleluia!  Dann  folgt  bas  SRagnificai  —  9luf  ben  17.  bis 
23.  Dejember  treffen  bie  |og.  Anae  majores,  jum  Slusbrud  bes  Slboenteoerlangens 
fämtli^  mit  O  b^innenb:  O  Sapientia,  O  Adonai,  O  Radix  Josse,  O  Clavis 
David,  O  Oriens,  O  Rex  gentium,  O  Emmanuel  .  .  .  veni. 

25  Son  ben  9{efoonforien,  Sfbld^Men  ber  fieltionen.  unterfd^eiben  Kd^  bie  Slntip^onen 
baburd^,  bag  bei  lenen  ber  jmene  füfox  alles  oollftfinoiü  ober  teiboeife  mieber^olt,  mas 
bereits  ber  erfte  oorgefungen  ^ai  60  unterf^eibet  beretts  3fibor  oon  ^ispalis  (f  636) ; 
mä^renb  Rhabanus  Maurus  de  instit.  Cleric.  1, 33  ben  unterfd^ieb  barein  ^^,  ba^ 
in  responsoriis  unus  versum  dielt.  In  Anis  autem  chori  alternant  versus ;  ju- 

30  glei^  mad^t  er  barauf  aufmerifam,  bag  man  hn  loeiteren  Sinne  aud^  bie  3noitatonen 
ober  mif  römifd^er  l!)rbnung  introitus,  offertorium  unb  postcommunlo,  nad^  am» 
brofianif^er  psallenda,  Ingressa,  antlphonae  post  evangellum,  offerenda,  con- 
fractio  et  transitorium  als  Slntto^onen  be^i^ne.  Die  altnr^Ii^en  Slntip^onen  {inb, 
nad^  Ztxttn  unb  SRelobien  beurteilt,  in  ber  Siegel  rei$  an  munberbarer  Si^ön^eit  unb 

36  Jlraft.  3R.  ^erofb, 

Slntttatten  nennt  (Tlemens  oon  2llexanbrien  (Strom.  3,  34—39;  ogl.  ben  ^ieroon 
abhängigen  I^eoboret  Haer.  fab.  1,  16  [5,  9, 171)  eine  (Bruppe  gnoftif^er  fiibertiner 
nad^  flgrem  CBegenfah  jum  Demiurjcn  unb  {einen  Sefel^Ien:  ^at  ber  Demiurg  uns  bem 
33ater  enjtoegengeftellt,  fo  [teilen  mix  uns  i^m  entgegen  {avroi  (hTtraooöjusda  toiW(o), 
40  um  ben  SBater  ju  rä^en ;  ^at  er  ben  (E^eoru^  oerboten,  fo  bre^en  mir  bie  S^e,  um 
[einen  Sefebl  ju  mäftt  ju  ma^en.  Die  %,  füi^len  fi^  als  bie  dA^o'r^tof  oon  3Ra  3, 15: 
Denn  aud^  biefe  ävTearnoav  ^eco  (ober  loie  bie  81.  ausbeuteten:  icö  ävaidel  ^e(o)  xa\ 
iow&Tjoav.  35gl.  ben  91.  Äorpofeatianer.  Ärfigcr. 

Snton,  ^aul,  geft.  1730.  —  S^iad^rit^tcn  über  fein  ficben  gicbt  ba^  „3)cnhnal  bce 

45  $)crrn  ^aul  Slnton",  toorin  fid)  ein  oon  il^m  fclbft  bi«  gum  3-  17*2v^  gefd^vicbcncr  fiebcnä« 

abriß  finbet  mit  einem  ^Inbangc  unb  einet   lectio  paraenetica  t)on  ©ottljilf  grancfe.     JHcije* 

mitteilungen,   bie  er    in  feinem  coUegium  aDtithcticiun    olö  ^^Jrobe  frudjtbringcnber  Unter' 

rebunoen  mit  ^(nberögläubigen  mitgeteilt,  finben  ficft  in  ber  „Sammlung  auöerlefencr 'Ölotcrieu 

jum  ©au  bcS  SRei(i^e§  ®otte§"  1731.    3)a§  SScrjeicöni«   ber  Schriften    unb  älteren   Cucßcn 

öO  bietet  ®.  5.  ßtto,  fiejifon  ber  Cberlaunöifd^en  «Sd^riftfteacr,  öörlifilSOO  ff.  I,  27— 34. 604  f.: 

III,  600  f.;  Supplementbanb  6.11;  .f).  Änot^c,  ®cfcf).  be§  jledcnö  .5)irf*felbc,  3JreSben  IBM. 

6.  29;  %  ^.  ^re^fjig,  ^übum  ber  eu.4ut^.  ®eiftHcften   im  ^önigr.  Sat^fen,   Xreöben  iaS3. 

S.435;  (S.gr.gngcn,  Historia  CoUegii  PhUobiblici  Lippienais,  iJetpaiql836,  6.22;  ^:?l.  iKitfcbl, 

(AJefc^.  be©  ^ietidmu^,   ©onn  1884,  2.  »b  1.  ^:>lbt.  bef.  8.  386;    äB.   Sc^raber,  ©efdi.  ber 

65  Snebri(^d»Uniocrfitöt  ju  $>aüe,  53erlin  1894,  1.  Söb  6.  50  u.  ö.;  CV).  Ütamer,  91.  ^.  fjrande, 

;6aüe  a.8.  1880,  l.©b  8.45.170.180;  !q.  SBccf,  Xie  rcUgiöfc  iöolfdlitteratur  ber  cu.  Sirdic 

3)cutfc^Ianb§,  ©ot^a  1891,  8.  215;  ^Beiträge  j.  fäd)f.  .Slircl)eugcfc()icf)te  7.  ob,  1892,  8.  71; 

m.  i!auf.  ^1%.  27,  1850,  8.  111. 


anton,  gtoul  599 

atnlon  toar  ein  ©lieb  jenes  Itiumoirats:  Sreit^oupt,  Slnton,  grande,  bas  ber 
^allifd^en  t^ologi|d^en  (Jalultät  bei  i^rem  Cntjte^n  i^r  geiftiges  Gepräge  oerUe^en  unb 
t^r  einen  meitgreifenben  Stnfluh  Derft^ajft  Qot.  (Er  iDurbe  am  2.  (februar  1661  3u 
5iT[(^felbe  in  ber  Dberlaufi^  geboren.  Sluf  bem  C&Qmnafium  3U  3i^au  nnter  (E^riftian 
3Bei|es  £eitung  vorbereitet,  bejog  er  0|tern  1680  bie  Unioer|ität  £eip^ig,  begleitete  5 
aber  bereits  im  9[uguft,  als  ^ier  bie  ^e|t  ausbra^,  einen  ^^reunb  in  oeijen  ^eimat 
na^  Ü^üringen.  Dort  fanb  er  eine  S^rtft  Speners  unb  fu^e  im  folgenben  9^1(^9 
5U  gfrantfurt  biejen  |elbft  auf,  ber  auf  i^n  einen  mSd^ttgen  Sinbrud  ma^te.  3laä)  £eip5ig 
5urüdge!e^rt,  enoorb  er  \\ä)  bie  IRaaiJtenoflrbe  unb  lam  als  ^ausle^rer  in  bas  $aus 
S.  Säendes,  ber  i^n  3U  fqriftftellerii^er  X^tig!eit  anregte  unb  i^m  bie  (Erlaubnis  jur  10 
Scnü^ung  [einer  rei^^altigen  Sibliot^!  geioäQrte.  (Er  gehörte  ju  bem  itreife  jener 
Wagi|ter,  bie  [i^  mit  Srande  ju  ben  Colle^a  biblica  oereinigten;  im  ^dfyce  1687 
mürbe  er  9{eifeprebiger  bei  bem  [a^|if^en  $nmen  ^ebri^  Sluguft,  bem  na^maligen 
Aurfürften,  in  beffen  (6e|en|^aft  er  ^aidreid^,  Spanten,  Portugal  unb  Italien  befugte. 
3m  3^^^^  163d  ^on  biefer  Steife  ^urfldgelel^rt,  erhielt  er  bie  Superintenbentur  9lo4lli^,  15 
mo  er  für  bie  Seiebuna  bes  ftate^tsmusunterrii^ts  eintrat,  folgte  aber  1693  bem  mfe 
jum  ^ofprediger  in  (Eifenad^  unb  ourbe  oon  bort  auf  Speners  Sorjd^lag  im  3*  1695 
als  $rofef|or  unb  magbeburgif^ier  jlonfiftoriabat  na^i  ^alle  berufen.  (Er  [tarb  im 
3.  1730. 

Größer  als  bei  ^landt  unb  Sreitbaupt  mar  bei  Slnton  bie  Sln^än^li^feit  an  bie  20 
[i)mbolif(^en  Süc^r  unb  bie  [trenoere  £e^orm  ber  ort^boxen  X^eologte;   (5.  ^^rande 
lagt  hierüber  in  ber  bei  [einem  Zobe  ge^ltenen  lectio  paraeneüca:  „unter  bie  singu- 
laria  bes  [eligen  SRannes  red^ne  i£  billig  bie  gro|e  $o4ia^tung  ber  fqmbolif^en 
Sü^er.    !Denn  man  ma^  mo^l  mit  SBa^r^eit  [agen,  oa^  j^merli^  ein  üSeologus  in 
ber  eoangelil^en  Air^e  tft,  ber  bie  libros  symbolicos  fo  oiel,  als  er  gelefen,  unter  25 
einanber  !onferieret  unb  mebitieret,  mie  bas  (Exemplar,  |o  er  gebraud^  ^t,  unb  bie 
collatio  perpetua,  barin  in  margine  faft  unjo^lige  IDlal  immer  oon  einem  Drt  auf 
ben  anberen  remittiert,  fol(^es  genugfam  ausmeift  unb  alle  feine  auditores  toiffen,  mie 
häufig  er  biefelben  in  allen  Jlollegien  citiert  ^at''.    9lu^  mögen  feine  9lei[en  unb  fein 
Umgang  mit  bem  $ofe  baju  beigetraaen  ^aben,  feinen  Slid  in  etnms  ^u  ermeitem.  30 
fiöfd^er  betrautet  i^n  „als  oen  rebli^ften  unter  ben  batlif^en  X^ologen''  unb  loenbet 
fi^  bei  leinen  9lnna^rungsDer[u(^en  an  bie  ^allifAe  ^afultot  an  ibn  als  Vermittler. 

3n  ber  Praxis  ber  §^ommig!eit  unb  ber  fie^rme^obe  untertreibet  er  fiä  inbes 
n\ö)i  oon  [einen  Jlollegen.  Slu^  er  ^ielt  (Erbauungsftunben,  unb  feine  SSorlefungen 
Ratten  burd)  unb  bur^  pralti|(^en  (E^alter.  (Exegefe,  prafti|(^e  Z^eologie  unb  ^olemil  35 
maren  bie  ^auptgegenftänbe  berfelben.  3n  ber  leMeren,  bie  er  unter  bem  Flamen  anti- 
theticum  las,  ma^te  er  \id)  jur  Hauptaufgabe,  bte  C5rünbe  ber  ^orefien  in  bem  eigenen 
fersen  na(^3utoei|en.  3n  ber  eriten  lectio  biefes  jlollegiums  augert  er  ji$  hierüber: 
„So  lange  i^  ^ier  bin,  ^abe  iq  an  bem  jlanen,  in  polemicis  ju  bocteren,  jie^en 
muffen.  3(^  ^abe  mi(^  basu  bereben  laffen  um  ber  9lot  »illen  unb  aus  fd^ulbmer  £iebe,  40 
unb  ^abe  alfo  freiließ  muffen  Jörgen,  loie  es  anjugreifen  fei,  ba^er  mir  manqes  bur^ 
bie  (!5eban!en  gegangen.  Zä)  Qabe  ober  ni^lts  ratfamer  aefunben,  als  bei  allen  jtontro«' 
oerfen  barauf  ^u  merlen,  bag  ein  jeber  alle  ^ärefis  in  feinem  Sufen  ^be,  als  mofeM 
man  bie  semina  finbet,  besme^en  man  alfo  ni^t  erft  na^  iBaris  ober  9lom  reifen  barf, 
benn  meil  man  bie  (Erbfilnbe  in  fii^  ^t,  ffcd  man  au$  bte  tenebras  originales  in  45 
fi^,  unb  i^  bin  au^  no^  ber  2Reinung,  bag,  mo  barau|  bei  allen  Jlontrooerfen  mit 
(Emft  refleltiert  mirb,  merbe  bas  Studium  polemicum  ntd^t  fo  fteril  unb  tabibs  fein, 
als  es  bisher  gemorben,  ba  fid)  alle  £umpen!erl,  bie  fi^  ein  menig  fyibtn  fignalifieren 
toollen,  ^eranoemo^t  unb  [i^  nur  befliffen,  bie  £eute  brao  ^erunterpumai^en  . 

"Had)  biejer  ^robe  unb  na^  ben  gebrudten  93orlefungen  }u  f^ltegen,  mug  er,  mie  50 
anö)  fein  Silb  ein  d^araiteroolles  Slntli^  jeigt,  ein  maniger  (E^aralter  gemefen  fein, 
toel^er  berb  unb  rücfli^tslos  bem  alten  3Renfd^en  bei  feinen  3u)^brem  auf  ben  £eib 
ging.    (Ein  grtember,  oer  5mei  SRonate  oor  feinem  Üobe  feinen  Sorlefunoen  beimo^nte, 
beseugt  feinen  gemaltigen,  großen  (Emft.  „(&ott  mill  taufenb  gf^bler  unb  ^^maA^iten" 

-  fpra^  er  unter  anberem  —  „an  feinen  Anetten  tragen,  aber  nid^t  galft^^eit  unb  55 
Untreue.  3Jlan  mug  i^m  niäts  oertuf(^en  mollen,  no$  gebenlen  i^n  um  bie  9lafe  3U 
bre^en,  fonbern  frei  herausgeben  oor  fernem  Slngefi^t."  (Er  brad^  tn  bie  9Borte  aus: 
„^tnn  ii)  bas  (Elenb  ber  C5emeinben  megen  i^rer  untreuen  Wirten  anfe^,  fo  mö^te 
id)  mxä)  in  einen  SBinlel  fe^en  unb  meinen."  9lls  Sreit^upt  ber  Zob  feines  jfingeren 
Kollegen  angejeigt  mürbe,  f^ilberte  er  i^n  feinen  !i\ifßxttn  mit  biefen  SBorten :  „3^  eo 


600  9liit0it,  $aul  Htttomaiitr  I 

mug  an  meinem  Zeile  6e!ennen,  überaus  bur^  i^n  erbaut  morben  ju  fein,  inbem  i^ 
bejtänbig  an  i^m  loa^rgenommen  ^abe,  bag  er  in  einem  fteten  unb  ge^imen  Umgänge 
mit  (Sott  ge|tanben.  (Er  pflegte  me^r  mit  (Sott  als  mit  SRenf^en  ju  reben,  toel^es  er 
fonberli^  tl^at,  menn  er  mit  biefem  ober  jenem  3Renfd^en  reben  mollte,  ba  er  allejeit 

5  (Sott  3uoor  insgeheim  um  bie  notige  SBeisbeit.  SBa^r^eit  unb  Siebe  bat.  (Er  rflegte 
oiel  me^r  ju  f(§meigen  als  ju  reben.  —  ajejonoers  ftart  roar  bei  i^m  ber  beilige  Mffeft 
bes  (Erbarmens.  (Er  jpfl^e  mit  jebermann  als  mit  Patienten  aufs  mütterli^fte  umju^ 
ge^en,  benn  er  fa^  bie  SlDelt  nie  anbers  an,  benn  als  ein  großes  fiasarett  ooll  tränier 
uRenl^en." 

10  (Sröfeere  S^riften  ^d  er  ni(^  oeroffentli^t,  fonbem  nur  Programme  unb  (Se^ 
le^en]^eits[(^riften.  Son  ben  na^  feinem  2!obe  herausgegebenen  Sorlefungen  ift  bie 
mt^tigfte  bas  oon  6An)enj^eI  ebierte  collegium  antitheticum,  1732.  6eine  (Erbauungs« 
fArtften  erfreuten  |i^  weiter  SSerbreituna,  namentli^  bas  me^a(^  aufgelegte  ,,SDange« 
lif^e  ^ausgefprö^  oon  ber  (Erlöfung",  bte  ,,(Erbauli^e  Setra^tun^  über  bie  [iebenSBorte 

15  (B^rifti  am  Äeu}",  bie  „ffirbauli^en  Slnmerlungen  über  bie  (Epiftel  ^auli  an  bie  8lö= 
mer".  3ns  ^gmnologif^e  (Sebiet  geboren  [eine  „(E^riftli^en  (Befände  unb  bie  Sorrebc 
3u  ben  „(Seiftli^en  fiiebem  unb  ^oetif^en  Setrad^tungen^'  ber  gfretfrau  Henriette  Ra^ 
^arina  oon  Sersborf ;  au^  lieferte  er  bas  Did^teroerjeid^nis  ju  bem  grteqling^ufenf^n 
(5e[cngbud^e.  «.  ^^olurf  t  (ÖJeürg  ^ftUer). 

20        Sfutonianer  I,  armenifd^e  Aongregation  rBmt|$«Iat^oli|$en  Se!ennt» 

niffes.  —  SR.  SJliaffcrian,  ©cfc^id^tc  ber  Stntoniancrlongrcgation  (armcnifd^,  ^anbfd&riftlid^) : 
3.  ^opojian,  JHrc^engcfcölc^tc  (armenifd^,  ^encbig  1848) ;  G.  Moroni,  Dizionario  imivereale, 
Veneria  1842. 

Diefe  jtongregation  ^ot  i^ren  Anfang  oon  Slbra^am  Slttar»9)lurabian  genommen, 

•2b  einem  armenif^^Iafi^olifd^en  Aaufmann  aus  ^aleb,  ber  mit  feinem  Sruber  ^ahh,  einem 

^riefter,  im  3. 1705  fiA  in  ben  fitbanon  jurfi^og,  ©0  fie  1721  bas  ftlofter  Ärem, 

fpöter  ein  jmeites  Seqt'K^asbo,  2  6tunben  oon  SeQrut^,  grfinbeten;  bem  Seifpiel  ber 


aRaronitenmön^e  folgenb  fammelten  Jie  Srüber  um  fi$, 
nannten  na^  bem  9lamen  bes  (Eremttenfürften  Antonius 


laben  i^nen  eine  9iegel  unb 
1^  ^ntonianer.    (Eine  britte 


30  Kieberlaffunj  entftanb  1761  in  SRom  beim  Satilan.  Um  1740  benü^te  Slbra^am  «rb 
3ioian,  oertrtebener  Sif^of  oon  $aleb,  ber  fiA  ßu  ben  Slntonianern  in  Arem  geflfi^tet 

fiatte,  eine  langbauernoe  Sebisoaianj  bes  cilictfd^en  ^atriar^ats,  um  fi^  als  Aat^o^ 
ilos  oon  (Eilicien  für  bie  lat^ol.  Armenier  aufsmocrfen.  3m  3-  1742,  bei  einer  9ln= 
rocfen^eit  in  SRom,  erlangt  er  bie  SJeftotigung  biefer  SBürbe  00m  ^opft  Sencbift  XIV. 

36  3^  feinem  3lamen  Slbra^am  ^atte  er  ben  ^unamen  ^etrus  angenommen,  ben  aui) 
feine  9la(^f olger  behielten.  Sein  nä^ftcr  SlacMolger  roar  ber  obengenannte  3a!ob; 
au(^  beffen  9la^folger  9Ri(^ael  unb  Sa)ilius  gehörten  ju  ben  ^ntonianern.  3m  3^^ 
1866  eignete  fiq  oer  bamaliae  ^atriar^  ber  lat^olifqen  9Irmenier,  9Inton  $ofun  in 
ilonftanttnopel  ben  litel  „ftat§olifos  oon  CCiliden"  an  unb  madbte  babur^  jenem  S^ein- 

40  patriar^  tbatfä^li^  ein  (Enbe.  —  !Die  Slntonianer,  beren  vlbt  einmal  in  3  3ö^re" 
gemault  tourbe,  unb  bie  !einen  Stf^of  unter  fi^  Ratten,  erhielten  i^re  SBei^en  aus  ber 
$anb  jener  ilatbolifoi  00m  fiibanon;  i^re  Saf)l  betrug  bur^fAnittli^  50—60.  Sie 
bienten  ber  römifi^*fat^oliteen  SRiffion  in  ber  lürfei.  3m  ^aixe  1834  ocrfc^ten  fic 
i^r  Jlooijiat  unb  i^re  S^ule  na^  SRom  unb  nur  ber  Slbt  mit  einigen  Srüoem  blieb 

4ö  im  ftlofter  00m  fiibanon.  Das  roar  bie  befte  ß^tt  ber  ilongregotton ;  bie  Silbung 
i^rer  (Slieber  lourbe  umfaffenber;  mehrere  enoarben  ben  Doftorgrab  an  ber  römifd^en 
Unioerfität.  3m  ^cä)xt  1865  rourbe  $.  Suüos  (Sajanbjian  pm  9lbt  ^etoö^lt  unb 
00m  legten  ftat^olifos  im  fiibanon  getoeil^.  2lls  $aupt  ber  ^artci  ber  ?lnti= 
^afunianer  lebte  er  bie  ganje  3^'^  i^  iwnftantinopel.    Som  ^atriar^en  öafun  angc= 

öo  flogt,  mufete  er  fi(^  im  3^^^^  1869  mit  4  SHönd^en  oor  bem  ©erid^t  bes  römif^en 
Stuqls  ftellen.  (Ebe  feine  Sa^e  entfd)ieben  roerben  lonnte,  trat  bas  oattlanif^e  ftonjtl 
jufammen;  ©ajanojian  unb  bie  Seinigen  toaren  unter  ben  (Erften,  bie  rote  bas  ^a- 
triar(^enred)t  bes  $afun,  fo  au^  bie  Unfe^lborleit  bes  ^apftes  oerroarfen.  3lls  bie 
Äurie  eine  Sannbulle  an  bas  I^or  i^res  ftlofters  Heben  liefe  unb  Slnftalt  traf,  |ie 

55  alle  oer^aften  ju  lafjen,  flutteten  fie  in  einer  yiciä)i  mit  §ülfe  bes  franjöfifc^en  8ot= 
f^afters  na*  5leapel  unb  ilonftanttnopel.  (Ein  93ifd)of  unb  ein  Wond)  nur  blieben  in 
5Rom,  um  bie  bortigen  Sefi^ungen  ju  bewahren,  bis  ber  rü^rigjte  unb  gebilbetfte  unter 
ben  Slntonianem  ober  Slnti^afunianem  D.  theol.  ÜJlala^ia  Ormanian  im  3-  1876 
bort^tn  iam,  alles  oerlaufte  unb  bas  ftlofter  nad^  ftonftantinopel  oerfe^te.    (Er  ift  bar* 


fltttoittatter  I  Hittomatter  n  601 

na^  an  ber  Spi^e  einer  Iletnen  (Semeinbe  in  bie  armenif^  Air^e  flberpetreten  unb 
leitet  gegemoärtig  als  Sif^of  bas  t^eol.  Seminar  bes  armenif^en  ^otnar^ots  oon 
Aonftantinopel  int  ftlofter  9rmaf$.  (£r  ^  bas  Sud^  Le  Vatican  et  les  Arm^ 
niens  unb  anbere  SBerfe  gefArieben.  3)ie  SIntonianer.  bie  ft^  9lom  untenoarfen,  Jinb 
je^t  in  i^rem  Alofter  in  Jlonttantinopel  bnsentriert,  \tbo^  ia  man  i^nen  feine  S^ule  ^ 
5u  ^Iten  erlaubt,  [o  nimmt  i^re  So^l  xa]i)  ab.  I)ie  AKftei  in  5trem  unb  9{om  {inb 
ea^propriiert,  bas  in  Se^t^il^asbo  fte^  unter  frember  SBenoaltung.  Segemofirtiger  SIbt 
ift  SRafael  2Riafferian.  Dr.  S^atopct  (Sibtijen  r)on  Dr.  Crmanion). 

Stntoniancr  II,  ©eftc.  —  3.  gieglcr,  Sritenmägige  ^iad^rid^tcn  über  bie  fog.  «ntonl* 
jcftc  im  Ät.  Sern  (^citrSge  jur  ®cfd^.  ber  ft^tocij.  rcf.  Äirc^c,  j^unötfift  berjeniocn  beS  ^t.  10 
33crn,  ^crau^geg.  u  2:red)fel,  3.  :^eft,  @.  70 ff.);  @.  Stegler,  3)ie  Sc^re  ber  Vlntoniancr. 
mö)  beu  @d)riften  beö  Urheber«  bargeft.  unb  beurteilt  (SJlf.)  u.  briefl.  Mitteilungen.  35gl. 
üxi&j  i\)xo,  G^rift.  TOd^et  unb  feine  «fnl^önacr,  in  bcn  gen.  ©eiträgen,  1.  ^eft  @.  3  ff.  (Einige 
incitcre  Mitteilungen  auö  bem  Sü(ölcin  U.S  giebt  Soft,  2>aÄ  ©chentoefen  im  Ät.  öem, 
SBcrii  1881.  16 

Die  SIntonianer  {inb  eine  neuere  ontinomiftif^e  6efte  in  ber  S^eij,  uor^üglic^ 
im  Aanton  Sem,  jo  benannt  Qon  i|rem  Urheber  unb  Raupte  SInton  (SIntoni)  unter« 
nö^rer.  Derfelbe,  geb.  5.  September  1759  ju  S^ilpf^eim  im  Aanton  Sujem,  rourbe 
{at^oIif(^  er^gen  unb  lonfirmiert,  biente  längere  3^xt  als  ilfl^erine^t  unb  befd^ofttgte 
fi^  nebenbei  mit  £efen  unb  Sammeln  oon  Sipetmautem.  iRac^  einem  lurjen  Slufent*  20 
^alte  bei  Safel  in  glei^er  (Eigenfi^  reifte  er  in  ber  Slblt^t,  SRobr  ju  toerben,  na^ 
^aris ,  unb  als  er  bort  einen  Se!annten,  auf  beffen  $ilfe  er  ae]|offt,  ni^t  fanb,  bis 
nad^  (£alais  unb  über  Stra^ur^  mieber  jurfid  in  bie  $eimat.  Sein  bisBeriges  Dienft« 
oer^altnis  genügte  i^m  inbes  ntd^t  I&nger;  in  bie  (E^  getreten,  oerfud$te  er  fi$  als 
Zifd^Ier,  Sarometermad^er  unb  £el^rer  einer  ^rioatf^ule,  jog  jiä)  bann  mit  feiner  J^au  20 
in  ein  Heines  ^öus^ien  jurüd  unb  fing  an^  fi$  auf  mebtjimf^ie  Sudler  ju  legen  unb 
5um  Serfaufe  oon  Kräutern  bie  Umgegenb  oon  Z^un  ju  beju^en,  n)obet  er  )i$  be» 
reits  aufs  iiturieren  mit  natürli^en  unb  übematürli^en  2RttteIn  etnliej}.  Sin  fonft 
gans  unbelannter  SRann^  ber  öftn  ju  ibm  bnn  unb  fic^  ni^t  nur  über  mebijinif^e, 
fonbem  au^  über  religtöfe  Dinge  mit  i^m  befpraA,  mag  oieüeiAt  juerjt  feinen  (&e«  30 
ban!en  bie  le^tere  9{i(^tung  gegeben  ^oben.  Staqbem  iL  bei  einem  ^^nbarjte  im 
Aanton  Sem  bas  ,,DoItor^nbu)erif''  ooHenbs  erlernt,  legte  er  fi^  aufs  ^raltijieren  unb 
getoann  in  ber  ®egenb  jmif^en  Z^un  unb  Sem,  wo  er  fi^  nieberlieg,  eine  oebeutenbe 
Aunbf^oft  unter  bem  fianboolle,  obf(^on  es  an  9la$fragen  unb  9Bamunaen  ber  Se» 
^örben  ni^t  fehlte.  Die  (Ereigniffe  unb  3been  ber  9{eooIution  liegen  inn  ni^t  un«  35 
berührt  unb  er  ^atte  infolgebeifen  eine  Megsgert^tli^  UnterfuAung  uno  eine  $aft 
oon  10  9Boc()en  ausjufte^en.  3m  Z^^fjitt  1800  oerlegte  er  feinen  SBo^nfi^  nad^  Slmfol« 
binaen  bei  ^un,  unb  ^ier  roar  es,  mo  bei  i^m.  o^ne  bag  man  neig,  »oburc^  unb 
iDOQer,  eine  SBenbung  ber  (!5efinnung  unb  Sefb:eoun£  eintrat.  Der  ou^  bei  i^m  oor» 
Dor^anbene,  aber  bunlle  unb  ungeregelte  religiöfe  Irieb  ionnte  unb  muMe  um  fo  40 
e^er  ausarten,  menn  \xö)  eine  ftar!e,  oor^errf^enbe  fieibenf^aft  feiner  bemä^tigte,  unb 
biefe  mar  allem  9lnfc()eine  na^  ber  $o^mut,  ber  SBa^n  unb  bie  Su^t,  etmas  großes 
3u  fein  unb  bie  ®eifter  3U  be^errf^en,  oerbunben  oiellei^lt  mit  Steigung  jur  SBoUuft, 
moraus  fid)  feine  oöllige  AariÜemng  bes  ^eiligen  am  Ieid)teften  erll&en  lägt.  3n 
feinem  neuen  SBo^norte,  mo  feit  ben  3^^^^  ^^  frommen  ^faners  S.  £unus  ein  45 
Same  pietiftif^en  unb  feparatiftif^en  Sinnes  fi^l  forter^alten  Qatte,  füllte  er  juerft 
einjelne,  bie  örjtli^en  9lat  begehrten,  religiös  anjufaffen,  ^ielt  bann  au^  SSerfamm* 
lungen,  bie  bis  tn  bie  9la4lt  hinein  ma^rten  unb  in  benen  er  bas  91X,  an  bas  er  \v^ 
einjig  m  galten  oorgab,  nad^  feiner  SBeiJe  auslegte,  inbem  er  behauptete,  man  muffe 
ben  geheimen  Sinn  ber  S^irift  bur^  redete  Zeilung  unb  3ujammen(tenung  ber  ein«  60 
seinen  Sprudle  —  benn  jeber  fei  göttli^  unb  bu^ftobli^  für  fi^i  ju  oerfte^n  — 
i^erausfinben,  unb  bies  ^abe  C5ott  $m  unb  fonft  memanben  burm  Offenbamng  mit* 
geteilt.  Dabur^  mugte  er  fi^  ein  faft  unbegrenjtes  Slnfe^en  unb  ISertrauen  bei  feinen 
'^(n^öngern  ju  oerf^offen ,  mom  fein  angenel^mes  Sugere,  feine  groge,  freiliA  nur  bud^> 
töblid^e  Sibellenntnis,  bie  C5abe  bes  äßi^es  unb  ber  ^^antafie  unb  eine  boftige  Sereb«  55 
ämieit  ni^t  toenig  beitmgen.  3m  3<^^^  1B02  glaubte  er  bie  Stxi  gelommen,  um  fi^ 
unb  feine  £e^re  ber  SBelt  belannt  3U  ma^en ;  es  gefc^  juoörberft  bun^  eine  Qebmdte 
^roltamation  mit  angelangtem  £iebe,  morin  er  J^e^leit  in  (£^fto,  (glei^^eit  tn  C5ott, 
Snettung  ber  ^eiligen  unb  bas  (geriet  über  bie  oerifinbigte,  mü^   oen  9)len|4ien 


602  Stttoittaittr  n 

fenter  ein  Zpronnenjo^  auflegen  mollen ;  alle  iRid^er  im  £anbe  follen  abgej^afft,  alle 
6d)ulb6eitreiBungen  aufgehoben  n>ei^n  unb  !einer  bem  anbem  ehoas  f^ulbig  fein  als 
bie  £iebe;  eine  SRenge  SBibelfteüen  bienten  als  Selege.  SBetter  ausgeboxt  mürbe 
basfelbe  in  bem  [o^enannten  „(&eri4ltsbiu^Iein",  bas  untet  U's  eigener  9Iuffi^t  in  5Bem 
5  aebrudt ,  bereits  bte  ^auptfa^e  feiner  £ebren  enthielt.  3Ran  mürbe  inbeffen  aufnter!« 
|am  unb  no^m  bie  ganje  9tuflage  in  Sefd^lag.  ^mti  !£age  na^^er,  ben  16.  Slfnril 
1802,  erf^ien  U.  mit  einer  6(^  feiner  Stt^änger  bei  ber  SRunfteritr^e  in  Sem;  er 
^atte  ibnen  meisgema^,  es  mfirbe  etmas  großes,  o^ne  3^^if^I  ^^  oerifinbigte  (&e» 
ri^t  über  bie  SBelt.  gef(^e^en.   Die  tumultuarif^en  äufteitte,  bie  33erfu^e,  bie  ftird^en= 

10  tbüre  }u  öffnen,  führten  jur  93er^aftuna  Us  unb  einiger  anberer.  3n  feiner  f^riftli^en 
äierteioigung  berief  er  fi^  auf  oie  alleinige  Stid^tergetoalt  (Lottes,  fein  einsig  loobres 
SBort  unb  feinen  unumftoMi(^en  SBillen.  Das  (&eri(^t  oerurteilte  i^n  toegen  93er^ 
breitung  antifocialer  (ßrunbfä^e  bur^  S^rift  ju  smeijö^riger  3u^i^ausftrafe,  unb  ber 
Airdbenrat  erlief  einen  Hirtenbrief,   um  oor  ben  3rrle]^rem  ju  loamen.    ws  U.  na^ 

16  93erf1ug  ber  Sftafjeit  3urfid!e^rte,  toarb  er  oon  feinen  gfteunben  in  Slmfolbingen  mit 
lautem  3ubel  empfangen,  unb  bie  Segeifterung  für  i^n  ftieg  bur(^  feine  angebli^e  93e« 
freiung  aus  ben  $änben  ber  „(&en)altigen  unb  X^ronnen''.  2Ran  fa^  fid^  f(^on  na(^ 
loenigen  Zagen  bur$  Slnseigen  unb  bringenbe  Sitten  aus  ber  (&emeinoe  betoogen,  i^n 
aufs  neue  feftsune^men,  unb  ein  jmeiter  ^rojeg  enbigte,  na^bem  bie  erfte  Snftanj  auf 

20  (Enthaltung  im  3nen]^ufe  erlonnt  ffaütf  mit  feiner  Verbannung  aus  bem  Aanton  Sem 
auf  fiebensjeit  als  oerirrter^  aber  gefS^rli^er  G^mormer.  ^oliseili^  na(^  Sd^fipf^eim 
gebracht,  be^arrte  er  auf  fernen  Se]^atq)tungen  oon  fi^  felbft,  baj}  er  nur  ber  Stimme 
®ottes  Dom  Himmel  ae^or^t  babe,  unb  toeber  bie  Semü^ungen  bes  bamaligen  £eut^ 
priefters  Don  fiusem,  bes  gelehrten  unb  milben  X^abb.  aRflller,  mx^  bie  feines  Drts» 

26  Pfarrers  oermo^ten  etmas  bei  i^m  ausjuri^ten.  3Ran  ftellte  ibn  unter  Sluffid^  feiner 
®emeinbe ;  ba  jebod^  oon  biefer  Alanen  über  na^teiliae  einflfiffe  unb  fortgefegte  Ser^ 
binbun^  mit  Slnbängem  oon  SImfolbtngen  einliefen,  fo  fe^te  man  i^n  ju  fiujem  in 
poliseilt^en  Serpaft,  aus  toeldbem  er  na^  5  3<^^^n,  jmar  augerli($  ^^^^  getoorben, 
ober  ni(^t  im  mtnbeften  oon  (einem  felbfterba^en  unb  feftgetoursetten  äBa^ne  geseilt 

80  jurüdle^rte.  D^ne  Sef^oftigung  trieb  er  fiA  um^er;  oerfagte  aber  mo^l  insge^im 
man^e  feiner  fpöteren  Sd^riften,  bis  er  auf  anbringen  unb  jum  Zeil  auf  jtoften  ber 
Serner  9{egiemng,  bie  ft^  über  fortmä^renbe  üble  (Einmirfung  befd^erte,  ju  fiujem 
in  abgefonberte  $aft  genommen  rourbe,  in  meiner  er  oon  1820  bis  ju  feinem  !tobe 
(29.  ^unx  1824)  oerblieb.  (Er  ftarb  o^ne  bie  Salramente  feiner  Äonfe|fton  begehrt  unb 

86  empfangen  ju  ^aben. 

U.  ^at  feine  fie^ren  in  einer  9iei^e  oon  ettoa  15  teils  gebmdten,  teils  ungebmdten 
S^riften  ausgefpro^en,  oon  bcnen  bas  bereits  erroö^nte  „(Beri^tsbfl^Iein",  bie  „Sibel= 
fprü^e"  („(Emftgeri^t"),  bas  „Su^  ber  (Erfüllung"  unb  bas  „(Be^cimnis  ber  fiiebe" 
oorjügli^e  Seobad)tung  oerbienen.    6ie  finb  meift  na^  9lrt  ber  Sibel  in  Aopitel  unb 

40  Serfe  abgeteilt,  in  biblif(§em  Zone  gehalten,  grofeentetls  aus  Sibelftellen,  freili^  mit 
[d^ranlenlofer  SQSilllür  jufammengefe^t  unb  feiten  ju  Knben.  Slirgenbs  mirb  bas  ganje 
ber  fie^re  fgftematifd)  ausgeführt ;  boA  läftt  fi^  ein  3ufammen^ang  ber  einjelnen  ißar= 
tien  toa^mebmen  unb  ^erftellen.  man  f)(d  Stemintscenjen  unb  Slnllange  an  altere 
an^ftiler  unb  Z^eofopben,  namentli^  ^araceljus,  bei  i^m  3U  entbeden  geglaubt.    Der 

46  ©ottesbegriff  Ift  f^einoar  ber  allgemein  ^riftlid^e,  felbft  bie  Ürtnität  roirb  betont,  aber 
ber  Unterfd^ieb  ber  ^erfonen  nidjt  feftge^alten,  fonbem  „bie  SBeis^eit",  „bas  9Bort", 
„ber  So^n",  „ff^riftus",  „ber  (5eift"  oerten)immt  getDilfermaften  5U  einer  unflaren 
Sorftellung  oon  bem  geoffenbarten  (5otte.  SBas  biefer  ©ott  gef^affen,  ift  alles  fe^r  gut, 
and)  ber  ÜJlenfd^  mit  feinen  natürli^en  Üricben ;   er  loar,  fo  loie  er  mar,   nac^  Seele 

60 unb  fieib,  „(5ottes  C^re  unb  Silb";  i^m  maxi  nur  ein  (Bebot  gegeben:  ,4.^ib  fm^t= 
bar  unb  mebret  eu(^",  unb  bas  Serbot,  oom  Saume  ber  QSrfenntnis  bes  (6uten  unb 
Söfen  JU  effen.  allein  oom  leufel  oerfübrt  übertrat  er  basfelbe,  unb  babur(^  lam  bie 
Sünbe,  b.  ^.  eben  bie  falfd^c,  ni^t  göttli^e,  fonbem  teuflif^e  SBeis^eit  unb  Untere 
fd)eibung  bes  (Buten  unb  Söfen  in  bie  9Belt,  fo  bafe  man  \xa)  beffen  fd)ömte,  roas  (5ott 

66  aut  gemad^t,  unb  ben  freien  (5cbrau(^  feiner  (Baben,  befonbers  bie  ungef^ränftc  Sc= 
jriebigung  bes  ©cf^le^tstricbes,  burd)5  (Sefe^,  beffen  golge  unb  Strafe  bas  böfe  (5e= 
loiffen,  unterfagte  unb  aufhob.  Den  Dcfalog  unb  bie  ocnoanbtcn  Seftanbteile  bes  Sil 
oenoirft  ba^er  U.  entf^ieben,  toä^renb  er  fonft  oon  festerem  fe^r  ausgiebigen  C&ebraut^ 
mad^t.  -—    Die  ffirlöfung  oom  ©efehe   unb  glud^e  mürbe  burd^  (E^nftum  unb  feinen 

60  Äreujestob  jroar  oollbra^lt  —  bas  2ßie  bleibt  unerörtert  —  aber  in  feiner  SBirhing  auf 


Stttittuiiifr  n  603 

bie  9Rcnf(^en  nur  unooIHommen ;  bie  (Erffillung  gef^ie^  {e^t  bur^l  Unterna^rer, 
bcn  tpiebererf^ienenen  (£^ri|tu$f  ben  sunt  jiDettenmal  men^^gworoenen  ^ottesfo^n  unb 
,,C5ott".  (£r  n)6tg  btes  auf  bie  oerf^iebenfte  Slit,  burA  Sibelftenen,  aus  feinen  3lamtn, 
feinen  £ei6es«  unb  fiebensumftanben,  burd^  bie  ^ataUele  feiner  Verfolgungen  ntit  bem 
£eiben  C^rifti  Ilar  ju  mac^n.  3ur  Jubjeftioen  (Erlofung  gehört  ni^te,  als  bag  man  5 
bie  in  i&m  oerlänbigte  gotttiAe  tßeispeit  unb  xoa^re  (Erlenntnis  gläubig  annimmt,  „fi^ 
in  bie  95erfo^nung  glaubt".  SBer  bos  ^ut,  ift  unb  toeig  fi^  fret  oon  jeglid^em  ®efe^, 
ausgenommen  bem  Der  £iebe ;  er  toirb  ein  neuer  9Renf$,  em  Ainb  (ßottes  na^i  (&eift, 
6eele  uub  fieib,  oom  göttli^en  SBefen  unb  fieben  burc^brungen.  Unb  ^ier  ift  es,  too 
eine  gerabesu  ^eibnif^»naturaliftif(^e  Sluffaffung  ber  C5ott^it  majjgebenb  einfe^t.  Die  10 
3bee  ber  ^eiligfeit  unb  (6eiftig!eit  Sottes  tritt  nämli^  hinter  berjenigen  ber  f^affenben 
Sllma^t  unb  lebenmirfenben,  jeugenben  9laturlraft  gans  jurfid;  bas  eine  (Sefe^  ber 
gfrei^it,  bas  ®efe^  ber  £iebe,  toirb  bemjufoke,  menn  aui^  niü^t  ausf^lliegli^,  bo^ 
oorsugstoeife  unb  mit  größtem  9la$brude  auf  bie  unbebin^te  unb  unoenoeiaerUAe  Se« 
f^Ied)tsgemeinf^aft  unter  ben  C5Iäuiigen  bqogen,  unb  btefe,  oon  ber  xo^  3iDeifeI  15 
nod)  faMe  6^am  oor  bem,  roas  ®ott  gut  unb  ju  feiner  Sqre  unb  Silb  gema^,  ab« 
galten  Dürfe,  mirb  als  bas  SBerl  (Sottes  bur$  uns,  beren  Snu^tbodeit  freili^  oon 
feinem  SBillen  ab^nge,  als  ber  loa^^aftige  C&ottesbienft,  bos  loa^re  Scdrament  unb 
bie  93ereintgung  mit  (Ebrifto  bargeftellt.  Dagegen  ift  begreifti^enoeife  alles,  toas  auf 
geje^li(^  et^if^er  (ßrunolage  beruht,  Staat,  Ste^itsofle^e,  itird^e,  6^ule,  Sanb  ber  20 
CQe  unb  gamtlie,  perfönli^es  (Eigentum  unb  okis  Do^tn  gehört,  für  ifin  abfolut  oer« 
merfli^  unb  ein  9BerI  bes  Satans,  loeU^s  aufhören  unb  in  fairjem  aoget^an  roerben 
folle,  obtoo^I  er  ben  Seinigen  Den  9tat  gieot,  fi(^  ba^ierigen  unumgängli^n  gfoti^^ningen 
5ur  3^it  unb  „aus  9lot"  öu^erlic^  ju  unterjie^n.  (Er  felbft  als  ber  oerorbnete  SBelt» 
rid^ter  mirb  balb  bie  f^redltc()en  Drohungen  unb  gflfi^e  ilber  bie  Ungläubigen  unb  25 
Ainber  bes  Üeufels  toa^r  ma^en,  feinen  Gläubigen  bagegen  ibreXreue  unb  Seftänbig» 
feit  in  ber  Slnfe^tung  mit  ^immliJAer  grreube  unb  Seligleit  oelobnen. 

Dag  U.  felbft  auffaüenb  unp^tig  gelebt,  rourbe  geri^tli^  nte  bnftatiert.  SBeber 
feine  (Entfernung  nod^  au(^  fein  Xob  oermo^ten  übrigens  ben  blinbeften  (glauben  an 
i^n  bei  feinen  entfAiebenen  Sln^gem  auszurotten.  3n  Slmfolbin^en,  too  früher  bisse 
an  60  ^erfonen  U.s  Serfammlungen  be|u4lt,  gab  fi$  bei  (Einigen  3Biber[e|li^feit 
gegen  bie  bilrgerli^«!ir4lli^en  Snftitutionen  ju  ei|ennen;  man  fu^e  burd^  obngleitli^e 
uRa^nungen  unb  auf  feelforaerif^em  SBege  bem  Übel  entgegenjutoirlen ;  eine  3^i^  I^ng 
oer^ielt  fi^  bie  Sefte  ftillc,  oermutlid^  infolge  ber  ju  iRtmpersto^l  1807  oerübten 
unb  beftraften  f^ioörmerif^en  (Greuel,  bie  jebo^  mit  bem  Slntonianismus  too^l  nur  35 
inbireft  juiammen^ingen,  —  bis  enbli^  im  3-  1B21  bie  -(Entbedung  f^amlofer  nä^tli^er 
(Exjejfe  ein  boftigeres  (Einf(^reiten  ^roorrief.  9Ius  ber  (ßegenb  oon  Simlolbingen  tourbe 
ber  Samt  in  bie  oolfrei^e  (gemeinbe  C5fteig  bei  3nterlafen  oerpflanat ;  prtoate  unb  offent- 
It(^e  Semü^ungen  bes  ^fanamts  unb  (E^orgeri^ts  toaren  ni^t  im  ftanbe,  ben  Xro^ 
ber  6e!tierer  5U  bömpf en ;  bei  Sluf^ebung  einer  Serfammlung  braute  man  einjelne  oon  40 
U.S  6d)riften  jur  $anb,  über  beren  3n(alt  ber  Ain^enrat  ein  einlägli^es  93efinben 
auf  [teilte;  auf  (Srunb  ber  polijeili^en  Unterfu^un^  oexföUte  ber  geheime  9lat  20  3m« 
plicierte  teils  5U  2iä^riger  3uqt^us^  teils  ju  geringeren  Strafen,  okis  toenigftens  eine 
längere  (Einbämmung  unb  größere  3uru({^altung  5ur  §olge  ^atte.  Slufs  neue  lam  inbes 
bas  geheime  JJfeuer  1830  jum  Slusbrud^e,  biesmal  oon  ^o^len  bei  Sem  aus  an«  45 
gefaxt,  wo  ein  getoiffer  Senbi(^t  S^ori  als  britter  $eilanb  auftrat,  in  ben  ber  (Seift 
Untemö^rers  übergegangen  fei ;  fein  ^au^ytfortf^ritt  f(|eint  jeboc^  nur  in  ber  praftif^n 
(Einführung  unb  5tanonifierung  ber  2Beibergemeinf(^aft  beftanben  ju  ^aben,  toeld^e  bann 
au^  5u  äBo^len  unb  (Sfteig  in  ber  ungebunbenften  3Betfe,  o^ne  S^eu  oor  C^ebnud^ 
unb  Slutf^anbc,  geübt  unb  gere^tfertigt  tourbe.  9lod^  toä^renb  bes  eingeleiteten  93er«  50 
f aureus  be!annten  bie  meiften  i^ren  3rrtum  oor  bem  ^fanamte ;  es  lam  aber  ju  fpät, 
um  bas  Urteil  5U  önbern,  toelqies  über  36  ^erfonen  |e  mi)  bem  SRage  ber  S^uß) 
—  für  Sd)ori  3.  S.  abgefonberte  (Einfperrung  auf  unbeftimmte  S^ii  —  gefpro^cn,  oon 
ben  neuen  Se^örben  jebo(^  mit  groger  9la(^fi^t  exequiert  n)urbe.  Die  le^te  bcoeiitenbe 
(Erfc^cinung  bes  Slntonianismus  in  (Sfteig  toar  biejenipe  oon  1838—40,  meiere  ganjw 
oon  C^riftian  9Ki(^el  ausging  unb  abging.  So^n  einer  Slntonianerfamilie,  in  ben 
9lnf^auungen  ber  Seite  aufgetoad^fen,  fe^r  bürftig  gebilbet,  glaubte  au^  er  feft  an 
Unternä^rer  unb  S^ori.  ^a^xt  lang  lebte  er  im  Umgang  mit  einer  SMutter  unb  i^en 
Stoei  Xöc^tem,  oon  benen  er  bie  eine  J^eiratete,  unb  tourbe  f^on  1830  bes  £anbes  oer« 
toiefen.    Später  l;ielt  er  fid^  für  göttlid^  berufen,  bie  Gläubigen  neu  ]u  ftärlen  in  (Er«  ^ 


604  Slntoituttttr  II  Sittomttitd  btr  fettige 

QMtrtun^  bet  na^e  besorfte^enben  ilrifis,  wobei  er  fi$  ber  feit  1835  gebrudten  Sänften 
U.S  fleißig  bebiente.  3n  [tebcn  gömilien  fanb  er  ffingartfl,  in  bcnen  eine  ?lrt  oon 
(Sütergemeinf^oft  gepflegt  unb  bie  fiebenstoeife  naif  feinen  Sor[$rtften  geregelt  rourbe. 
SBä^renb  feiner  SSer^oftung  (1840)  lonnte  es  einem  n)eniger  ttefblidenoen  Seobad^ter 

5  f feinen,  als  ob  ein  reines,  geiftigeres  (Element,  eine  getDiffermogen  eMdbe  Xenbens 
unb  Suffaffung  bei  ^^m  fi^  geltenb  gemalt  ^Stte ;  offenbar  ^anbelte  er  auerbings  me^r 
ober  weniger  aus  uberseugung  unb  mugte  nad^  ÜmftSnben  bie  geiftli^e  Seite  pef^idt 
^erausjuie^ren ;  in  manAen  ^Sütn  btai)  jebodQ  ber  Fanatismus  unb  bie  antontont  ^ 
®efinnung  offen  aenug  qeroor.    (Er  n)urbe  3U  4  Z^^^  S^^t^^^us  oerurteilt  unb  foll 

10  fi^  barin  u)ie  auq  aiwere  feiner  (Senoffen  tabellos  unb  fogar  in  gemiffer  Sesie^ung 
reuig  erseigt  baben.  —  Seither  barf  bie  Seite  in  SImfoIbingen,  (Bfteig  unb  SBoblen  als 
erlofd^en  angelegen  n)erben,  nur  baj}  befonbers  an  festerem  £)rte  ber  C5ei]t  I&|terli(^r 
ifre^^eit  ^in  unb  lieber  in  ben  Ser^ören  f^n)angerer  Dirnen  }um  Sorfqein  bmmt. 
Dagegen  fanben  fi^  nod^  oor  hurjem  SlusISufer  in  entfernteren  (Bemeinben  n>ie  3.  S. 

15  an  oer  fien!  unb  in  Saanen;  ^ier  be[u^ten  bie  Ainber  mehrerer  g^nnilien  mm  XetI 
mit  Slusjei^nung  S^iule  unb  Untenoetfung  bis  jur  Aonfirmation,  UMinbten  nä^  bann 
aber  fofort  mit  SBibenoillen  oon  $faner  utü)  AirAe  ab.  %ni)  in  ben  itantonen 
Xargau  (Seengen)  unb  3^"^^  ^^^"^  Spuren  unb  Sbleaer  ber  Seite  bemerlt  toorben. 
3u  einer  eigentliAen  Organifation,   bie  ja  i^en  (Brunofä^en  miberfprä^ie.  fyit  fie  es 

20  nie  gebraut ;  in  3^i|^^n3^iten  ol^ne  befonbere  ^ufregun^  accomobierten  fie  f!(^  meift 
ber  bfirgerlic^n  unb  bis  auf  einen  geimnen  $unlt  ber  hrAIic^n  Sitte,  unb  es  loirb 
t^nen  5um  Zeil  fogar  manche  Xugenb  wk  Sbbeitfamleit,  9R&|ialeit,  SBo^It^gleit  unb  oute 
$aus3u$t  na^gerü^mt.  (Eine  oon  ben  S^riften  u.s,  „Der  Sqlfiffel  ber  gansen  ^.SArtft", 
»urbe  no^  1872  in  Sem  neu  gebruclt.  a:ted|fcl  t  (»»W)- 

26  ^ntoninnd  ber  Seilige,  oon  glorens,  geft.  1459.  —  ©ine  ausfü^rlitfic  öcbcnö» 
befc^reibung  geben  bie  AS  Mai  1. 1, 6.310  ff. ;  anbetet  hti  Qu^tif  &  £k;hard  1, 859 :  ^amberocr, 
jUDerl.  SiJacbndfttcn  IV,  755;  ^ott^aft,  Bibl.  bist  m.  ae.  2.  Sluft.  1896,  l.©b.  6.  113,2.  »b. 
©.1176;  Tabaraud  in  berBiogr.  universeUe;  bef.  aber  Sleumont,  Sorcnjo  be  ^ebici,  iicipjig 
1874,  I,  @.  176  unb  562.    ^oggiod  Urleil  in :  Poggii  Epist.  duae  ed.  Wilmanns  (©öttingcr 

80  UniD.-^rogr.  1877) ;  ^ud  II.  über  «. :  (Jommentarii,  Frankofurti  1614,  p.  50.  Mnftle« 
rifc^e  ^arfteQungen  auS  feinem  Seben  ftnben  ftd^  ju  grloren^  ^eute  nodi  in  groger  3^61»  bef. 
im  ^lofter  @an  9Rarco  unb  in  ber  Äa|)elle  beS  ^eiligen;  noc^  neuerbingS  ift  i^m  bort  ein 
3)cnhnal  errichtet. 

Der  J^eilige  SIntoninus  oon  gflorens,  eigentlich  Slntonio  ^iero^i,  au$  be  ^^ordglioni 

36  aenannt,  ijt  gäoren  1389  5U  {Jlörenj,  So^n  eines  Slboolaten  3iicoIo  ^ierojji.  (Er  trat 

fung  im  3-  1404   in  ben  Dominilancrorben,  ©urbe  ^rior  in  oerf^iebenen  ftlöftem, 

gle^t  in  (Jiefole  unb  [eit  1436  in  San  SRarco  3U  Sfloren^,  auif  ®eneraloiIar  feines 
rbcns  in  loscana  unb  5ReapeI,  unb  mar  in  biefer  (Elaeni^aft  eifria  bemüht  für  Äe« 
formation  ber  i^m  untergebenen  ftlöfter,  na^m  im  Z^^^^  1439  teil  an  ber  Atrien« 

40  oerfammlung  in  S^renj  unb  ben  Untonsoerbanblungen  mit  ben  Grieben,  mürbe  1446 
toiber  feinen  äBillen  auf  ausbrüdli(^en  Sefeql  bes  $apftes  (Eugen  IV.  jum  (Ersbifc^of 
feiner  Saterftabt  gemS^It,  unb  ma^te  ]\i)  in  feiner  14ja^gen  Amtsführung,  in  einer 
3eit  fernerer  £eioen  unb  jä^en  Glüdstoe^fels,  insbefonbere  mS^renb  bes  ^eft-  unb 
^ungerja^rs  1448  unb  bei  einem  oer^eerenben  (Erbbeben  1453,  ^o^oerbient  unb  beliebt 

^  beim  Soll  mie  bei  ben  Some^men  als  eifriger  ^rebiger,  als  gexotffen^after  Seelforger 
unb  aeiftU^ier  9{atgeber,  als  einfid^tsooller  unb  erfahrener  Stf^of  unb  Air^enregent, 
insbefonbere  aber  als  SBo^It^ater  Der  Slrmen  unb  (!5rünber  mel^rerer  no(^  Qeute  be« 
fte^enber  Stiftungen,  als  3Rufter  eines  frommen,  unermübli^  t^ätigen  unb  babei  einfa(^ 
Demütigen  Obernirten.    Cr  ftarb  ben  2.  9Kai  1459  unb  rourbe  1523  oon  ^Japft  §a* 

öo  brian  VI.  lanonijiert.  Seine  3^^  fiel  in  bie  93Iüteperlobe  ber  bumaniftif^en  Se* 
megung,  allein  biefe  berührte  i^n  rocnig,  feine  Stubien  unb  litterarifc^en  Arbeiten  waren 
ftreng  t^eologif^,  iebo^  ni^t  fotoo^I  boamatif(^  als  oielmebr  et^if^,  pralttf^  unb  ^ifto^ 
rif^,  ba  [ein  umgreifen  in  bas  fieben  ber  (Begenroart  aud?  fein  3ntereffe  für  bie  a3er= 
gangen^tt  anregte.    Dem  entfpre^en  feine  ^auptmerle: 

w  1.  eine  Summa  theologica  m  4  leilen,  oorjuosroeife  bie  Sittenlehre  im  Slnf^Iufe 
an  X^omas  oon  Aquin  be^anbelnb,  f^on  im  15.  ^(ä)x\),  in  mehreren  Ausgaben  er= 
f(^ienen  (bie  beiben  erften  1477  5U  93enebig  unb  5Rümberg),  au^  im  18.3ö$rl^.  no(^' 
mals  gebrudt  (Serona  1740,  gfolio),  in  3talien  no^  ^eute  als  erftes  fie^rbud^  ber 
SRoralt^Iogie  gefc^^t;  bamit  oenoanbt 


Sittoittttiti»  bor  ^eUtge  Kitiomiiitd  Ißind  605 

2.  feine  Srtefe,  meift  an  eine  oomejme  JJrrau  3)iobata  begli  Vbimari  gerietet, 
meift  moraU^eoIogilAe  Slb^nblungen,  qoII  (mft  unb  £iebe,  bos  Sefi^ouli^  mit  bem 
tätigen  fieben  oerbtnbenb  (Lettere  di  S.  A.  gflorens  1859); 

3.  Summa  confessionalis  ober  Summula  confessionum,  5uer|t  1472  in  SRon« 
boDt  gebrudt;  enbli^  & 

4.  Summa  historialis  ober  Chronicon  ab  orbe  condito  bipartitum,  öfter  ge» 
brudt  1480,  84  2c.,  jule^t  mit  3ufS^^n  unb  Ser&nberungen  bes  3^fuiten  $.  IRaturus. 
fiqon  1587  (^otti^aft,  Bibl.  bist.  m.  ae.  jS^It  15  Cinjelbrude)  —  eine  9BeQ(^rona 
bis  auf  bie  legten  3<^^^  i>^  93erfa|fer$  (bis  1457)  rei^enb,  unbitif^l,  ooU  gfabeln  unb 
fiegenben,  aber  fleijjig  gefammeu  unb  fuftemotif^  georbnet  nac^  6  SBeltoltem  unb  lo 
24  2:iteln.  Das  meifte  ift  aus  anbemSBerlen  entnommen,  jur  (Sefd^id^e  bes  15.3<^r^- 
giebt  er  au^  felbftftSnbige  SRitteilungen,  unb  baft  er  oon  bem  (Seift  ber  ^umaniftifqien 
Aritil  ni^t  ganj  unberiilrt  aeblieben,  seiat  fi^  oarin,  bob  er  abtoei^enbe  unb  »ioer« 
fpred^enbe  Sendete  (Aontrarietoten)  einanber  gegenfiberftem,  ^egen  bte  falf^en  Delre* 
talen,  bie  donatio  Gonstantini  !im\^t\  ^  unb  ein  freifinntges  Urteil  fiber  bas  popft*  i5 
Ii(^e  6^isma  ni^t  jurfiAalL 

Aleinere  SAriften  9t.s  flberge^n  »ir;  eine  (Sefamtausgabe  erf^ien  ju  SBenebig 
1474/5  in  4  S^ii^^änben,  ju  ^Untrii  1741  in  8  Sänben;  boju  nod^  Opera  a  ben 
vivere  di  Sant'  A.,  glorenj  1858  unb  Lettere  1859.       ttagcnmonnt  (t3entat]|). 

Slntoninud  %tud.  ^ie  Cuellen  über  feine  $erjon  unb  9?egterung  ftnb  fpörlid),  f.  ^a*  20 
pitolin,  Vita  Pii,  dutropiu«,  «ureliuÄ  Victor,  ©inaclned  bei  2».  Äurel,  3uftin  b*  SJt,  ^au» 
\ax\ia^,  ^riftibe«^,  !Oucian,  gronto,  in  ben  pfeubo<fibQlI.  Orafeln  u.  f.  tu.;  9tef!ripte  bei  ^änel, 
Corp.  Legum  p.  101— 114;  Snfc^riften  bei  CreHi-^njcn.  SSgl.  $aulQ,  9lcaI*(5nct)Ilop.  »b  I * 
(1864)  @.  1192 f.;  ©ieoer«,  3.®ef4  b.  röm.  Äaifcr  (1870). ©.171  ff.;  «offart  u-S-^üüer, 
;\.  GJef*.  bei^  Äaifcr«  Änt.  $iu8  in:  ©übingcrd  Unterf.  j.  röm.  Äatfergcf*.  2.  S3b  (1868)26 
S.  287  ff.;  Oüerbcd.  @tub.  j.  ®ef(ö.  ber  alten  Ä.  (1875)  6.  93  ff.;  Aub^,  Hißt,  des  pere^. 
(Paris  1875)  p.  297—341;  Champagny,  Les  Antonius,  beutf(^  üon  2)5^Icr  ©b  I  (1876); 
^Henan.  L'^glise  chretienne  (1879). 

Slntomnus  $iu$  führte  bis  3U  feiner  X^onbefteipung  oerf^iebene  9lamen:  T.  Au- 
relius  Fulvus  Boionius  Arrius  Antoninus,  geb.  tm  3-  86.  jtonful  120,  aboptiert  so 
oon  ^abrian  138,  na^bent  er  fic^  nantentlii^  burd^  bie  SBermauuna  ber  ^rooins  Slfien 
ausgejei^net  ^atte :  Imp.  T.  Aelius  Caesar  Antoninus,  9ldnrif(^er  Aaifer  0. 10. 3uli  138 
bis  7.  SRär^  161 :  Imp.  T.  Ael.  Hadr.  Antonin.  Aug.  Plus  tft  Der  britte  aus  ber 
SRei^e  ber  oier  glänjenben  §errf^er,  bie  jotfc^en  b.  3-98 — 180  ben  Aaiferl^ron  inne* 
batten.    Unter  feiner  geregten  unb  ntilben  $errf^aft  („solus  omnium  prope  prin-  35 
cipum  prorsus  sine  civUi  sanguine  et  hostüi,  quantum  ad  se  ipsum  pertinet, 
vixit" :  Capitol.  c.  13)  genog  bos  9{ei4i.  geringe  Susna^men  abgeregnet,  eine  ununter« 
bro(^ene  9{u^e.    3n  ben  legten  3^en  femer  ^Regierung  trat  er  hinter  feinem  SRiflaifer 
SR.  Slurel,  mit  bem  ibn  bie  innigfte  {(reunbfc^  oerbam),  jurfid  (f.  SRelito  bei  (Eufeb. 
h.  e.  VI,  26,  10).    Vit   ^riftli^e  Air^ie  ^at  in  ben  23  3a^ren  feiner  9legierung  10 
^ugerorbentli^es  erlebt ;    in  fie  fällt  bie  Slflte  SRardons  —  „sub  Pio  impius"  fa^^ 
Üertullian  oon  i^m  —  unb  ber  gnoftif^en  Spulen,  bie  9[poloaie  bes  Sbnftibes,   bte 
6^riftfteIIerei  bes  3ufttn,  ma^rfqneinlid^  au^l  bie  Oratio  bes  ilatian  (mbgli^ienDeife 
bie  S^Iugrebattion  bes  Wirten  bes  ^ermas).    Damals  lebten  in  SHien  no(^  bie  %res* 
bpter,  auf  bie  |id^  3renöus  bejogen  ^t,  unter  flauen  ^olQiarp  in  Smqma  (ber  wab«  46 
bingtonf4ie  Slnfa^  feines  SRdrtqrertobes  unter  ^ius  ift  ifltmft  mieber  efaoos  jveif elbaft 
geiDorben).    Die  anfange  bes  Ofterftreits  faUen  in  oiefe  3ett,  femer  ber  Sefuqi  b^ 
^olqlarp  unb  ^egefipp  tn  9{om,  bie  (Entite^ung  bes  monat^i\^tn  SpiJIqxits  in  9{om 
unb  bie  Slnfänge  ber  antignoftif^en  itonfoltbierung  ber  römtfd^en  Airqe.    fiber  einen 
3ubenauntanb  5U  feiner  3eit  |.  CapitoL  Pius  c.  5,  über  bie  »ieber  geioä^e  (Erlaub*  co 
nis  ber  Sefd^neibung  Modestinus,  Digest.  XLVIII,  8,  11  pr. 

Die  SRagiftrate  beoba^teten  unter  ^ius  gegen  bie  (E^en  im  allgemeinen  bie* 
[elben  (Srunbfä^e  mie  unter  Zrajan  unb  $abrian,  mie  bie  ^ologien  bes  Sbiftibes  unb 
bes  3uftin  (f.  befonbers  II,  1  ff.,  ou^  ben  ^ro^eg  bes  ^eregrinus  Proteus  bei  £ucian) 
ben)eifen.  allein  ba  ^ius  ben  ^rooinjialen  bte  Delationen  gegen  bie  (Qriften  unter«  ss 
fagte  refp.  erfämerte,  ba  er  Slt^ismusproseffe  ben  aufgeregten  Slfiaten  oerbot  unb  ilber« 
baupt  in  3a^lrei(^en  an  bie  grie^if^ien  £anbtage  geri^teten  (Ebbten  (f.  SRelito  bei 
(Eufeb.  h.  c.  IV,  26,  10:  „an  bie  £ariffäer,  !£^ffaIontcenfer,  Slt^ner  unb  an  alle 
®ned)en")  gegen  ben  tumultuorif^ien,  ^riftenf einbauen  Fanatismus  ber  SRaffen  auf« 
trat,  f^ränfte  er  faltif(^  bie  (E^ftenprojeffe  fe^r  bebeutenb  ein,  fo  baj}  er  bei  ben  QD^ften  eo 


606  tIitioittitit9  $iitd  Ilittomitd-Orbnt 

fc^r  balb  (|.  aWclito  1.  c.  Icrtull.  3^Iog.  5)  ab  d^ri|tcitfrcunblf^cr  ftaffcr  galt  (Sul^ 
pictus  Seo.  fagt  fogar  in  ber  (Sfyionn  II,  46:  „Pio  imperante  pax  ecdesiis  fuit"). 
Dos  bei  (£ufeb.,  h.  e.  IV,  13  mitgeteilte  Sbilt  ad  commune  Asiae  (bie  3<^|fung  in 
ber  3Ippenbii  ^u  S^ftins  Slpologie  ift  eine  roertlofe  tenbenjiöfe  Seotbeitung  ber  Jlesen* 

Bjion  bes  Sufebtus),  müi)ts  ber  itird^en^iftoriier  bem  ^ius  5ugeiDie{en  ^at,  obigleU^  es 
i^m  ab  ein  (Ebift  bes  ÜJI.  ?lurel  überliefert  war,  ift  5©ar  interpoliert,  allein  bte  Snter» 
polationen  bffen  fid^  befeitigen  unb  bie  ^auptfo^e  bes  CEbifts  ab  ed^t  unb  oon  ^ius 
ftammenb  ertoeifen.  Das  Sbiß  i[t  bie  XntiDort  auf  eine  (Eingabe  bes  afiatifd^en  fianb^ 
tags,  ber,  mit  ber  S^ftenpoliti!  oer  Statthalter  unjuMeben  unb  aufgereot  burA  mieber« 

10  ^olte  ffirbbeben,  ben  Äaifer  erfu^  ^atte,  fpontan  unb  generell  gegen  bte  (E^rlften  ein» 
3ufAreiten,  [ie  auffud^en  unb  i^nen  ab  ^tbeiften  ben  $ro5eg  ma^en  ju  laffen.  Der 
itaifer  le^nt  bas  ab  unb  beftimmt,  bie  ^oliti!  ^abrians  (f.  belfen  SAreiben  an  SDlinu» 
aus  gfunbanus)  befolgenb  unb  loeiter  fiU^enb,  bag  gegen  bie  (i^^riften  ab  Steiften 
von  ben  ^rooinjialen  ^rojeffe  nid^t  an^ngig  gema(^  u^rben  bflrfen,  unb  bag  biefen 

15  bie  Delation  flber^upt  oerboten  fei,  es  fei  benn,  bog  fie  ben  3tai)mt\s  bringen,  bag 
ber  (Qrift  „ettoas  gegen  bie  römtfd^e  $enf(^aft  unternehme".  Diefe  (önf(^ranfung  refp. 
biefes  Serbot  ber  9nIIage  ber  (T^riften  burd^  ^rioote  bebeutete  natürlich  niAt  Strafe 
lofiaieit  ber  (E^riften  -  benn  bie  itompetensen  unb  ^i^en  ber  SRagiftrate  lourben  burc^ 
bosfelbe  ni(^t  berfl^rt  (9l5]^eres  f.  in  meiner  Slb^nblung  ilber  bas  (EbiH  in  ben  XU 

20  »b  XIII.  $.  4).  «.  ^atnad. 

Slittonio  be  Somirnd  f.  be  Somtuti^. 
Sntonittd,  (Einfiebler  f.  aRon^tum. 

SIntontud « Dtbeit.     gralco,  Antonianae  hiBtoriae   compendium.    Lugduni  1534,    4®: 

^eI))ot,  HlBtdes  O.monast.  II,  606;  @(^I^orn,  AmoenitateB  II,  606;  f^c^r,  ^^önd)dovben, 

-*5  I,  95  f. ;  ©elfart,  3)ie  XönnicSficacn  unb  ber  e^rfamc  3?at  in  ^ilbeSljeini.  S^itft^^'  f •  beutf^e 

eulturacf(^i*te,  1872  @.  121;  @.  384.  —  öcf.  toid^ttg:  U^I^om,  3).  c^riftl.  üicOc^t^ätigfeit 

im  m.,  ©tuttgort  1884,  @.  178,  432,  478. 

Die  ältejte  unb  berfl^mtefte  ber  ju  (Efycm  bes  ög^ptifd^en  SRonc^soaters  gegrün- 
beten  Qöfterltd^en  (&enoffenf(^aften   ift  ber  Orben  ber  ^ofpttaliten    bes    f),  SIntonius 

»(fpöter:  Sintoniter,  Slntonius^enen  k.  ogl.  unten).  Seine  ffirübungsgefd^ic^te  fallt  ju= 
fammen  mit  bem  SBüten  einer  (Epibemie,  bes  fog.  Slntoniusfeuers  (morbus  sacer), 
roeld^e  im  legten  30^13^^^*  ^^  11.  3<^WS.»  um  bie  3^^  *>^5  erften  Äeujjugs,  bas 
jflbli^e  ^anbeid^  ^eimfud^te.  9Ib  (&u6rin,  ber  einjige  So^n  eines  reid^en  Sbelmanns 
in  Daup$in^,  (Bafton,  oon  biefer  Äanl^eit  befallen  rourbe  (1065),  t^at  ber  befümmcrte 

36  Sater  tn  ber  ilird^e  ju  6.  Dibier  la  SRot^e  ^too  bie  ^Reliquien  bes  ab  loidfamer 
Sd^utoatron  gegen  jene  $eft  geltenben  ^.  SIntontus  begraben  fein  foHten)  ein  (&elübbe, 
ba|5,  falb  ber  Äranle  genefe,  er  bem  ^eiligen  fein  ganjes  Vermögen  übergeben  rooUte, 
bamit  es  5um  Seften  ber  an  biefer  Äanl^eit  fieibenben  oerroenbet  ©erbe.  Das  ©ebet 
iDurbe  erhört,  unb  bas  C&elübbe  gehalten.    3n  bas  jur  Pflege  ber  am  SIntoniusfeuer 

40  (Erfranften  oon  ©ajton  gcftiftete  $ofpital  ju  St.  Dibier  traten  ©afton,  ®u6rin  unb  no^ 
8  ©efo^rten  ritterliAen  Stanbes  ab  erfte  SMitglieber  ber  $ofpitalbrüberf(^aft  ein.  ©ine 
ffirf^einung  bes  f).  Slntonius,  ber  bem  Sttfter  feinen  ©ie  ein  T  geformten  Stab  ab 
befonberes  3^i^^^  1^*"^^  ®unft  unb  §ilfe  übeneid^te,  ftörfte  unb  begeifterte  bie  Srüber 
für  i^ren  feieren  IJJeruf.    Sflac^bem  fd^on  Urban  II.  auf   ber  Sgnobe   ju  ©lermont 

45 1095  bie  neue  ffienoffenf(^aft  beftätiot  unb  fobann  ©alixt  II.  1118  bie  (eigentlu^  ben 
SenebitKnern  oon  Mons  major  gehörige)  präd^tige  ^farr!ir(^e  oon  Dibter  la  ^ot^ 
in  eigner  $erfon  bem  ^.  Slntonius  geioei|t  unb  bamit  m  einem  ^aupt^eiligtum  bes 
Orbens  erhoben  ^atte,  ^ing  bejfen  Slusbreitung  junödHt  lan^famer,  bann  feit  Slnf.  bes 
13.  3^^.  tafd^er  oor  f«^.  1194  enoirbt  berfelbe  ein  §aus  in  5Rom,  (umoeit  ber  Äirc^c 

50  SRaria  SRaggiore),  1208  eines  in  Sicco,  u.f.f.  Die  äJorfte^er  biefer  §öufer,  ftommenbotorcs 
(©omt^ure)  ober  geioö^nlic^er  ^röceptores  genannt,  erlangen  allmö^lid)  eine  ö^nli^ 
»ebcutung,  roie  bie  Sbte  fonftiger  Drben.  Um  1286  (alfo  nid^t  erft  unter  Sonifaj  VIII.) 
nimmt  ber  Orben  bie  Kegel  bes  ^I.  Sluguftin  an;  feine  äRitglieber  ©erben  nun  regu^ 
lierte  ©^or^enen,  genannt  Slntonier^erm  (imSolIsmunb  „lönnies^erren").  SlbOrbens* 

55  tra^t  trugen  [ie  em  f^ioarses  ©eioanb,  bem  (mit  SInfpielung  auf  ©3  9,  4)  ein  ^immel* 
blaues  emaiütertes  T  ober  Slntoniustreuj  aufgeheftet  toar;  basfelbeT  toar  au(^  auf  i^ren 
Stäben  fid^tbar.    Seim  Sllmofenfammeln  trugen  fie  ein  ©löd^en  an  i^rem  $alfe,  mo< 


!lttt0tttitd«Drbtit  llittonittd  tion  ^okua  607 

mit  fie  i^re  9In!unft  anfünbigten.  Das  SoÜ  liegte  i^nen  jä^rltd^  ein  (Säfwtm  3U  oer« 
ej^ren,  loel^es  2:ier  (melleic^t  ipegen  feiner  bimonifd^n  Se^i^ungen,  SRt  8)  bem  $ei« 
ligen  bes  Orbcns  geroei^t  i|t  (ba^r  ,,Thoeiiiesverkeii"  bie  bef.  in  ben  Jcieberlanben 
üblid^e  Sejei^nung  biefcr  £)|)fergaoen  für  St.  Slnton;  ogl.  ilolbc,  Sie  beutfd^ 
2luau|tinercongreg.  S.73).  —  Seit  1297  ©irb  berOrben  bur^  Sonif«  VIII.  oon  aller  6 
bif($öflid^en  3uri5biftion  befreit;  geleitet  ipirb  er  fortan  von  bem  birelt  unter  bem  pä^ftl. 
Stufte  fte^enben  Seneral^Wbt  5U  Dibier  la  SRot^  (beffen  oor^eriges  Slb^ngigleits« 
oer^Itnis  3U  ben  ^enebiitinem  oon  Mons  major  ber  genannte  ^apft  fflr  aufgehoben 
ertlört  ^atte).  (ganj  granlreid^,  3talien^  Ungarn  unb  2)eut[d^Ianb  lourben  nun  bie 
^auptfa^Iid^en  Serbreitungsbesirle  bes  £)rbens.  3n  Deutfd^Iano  beM  er  namentli^  5U 10 
3:emp3in  in  SRedlenburg,  m  Srieg  in  S^Iefien,  ju  (&rflnbera  in  Reffen,  ju  Slosborf 
bei  ^anau  aJ/Hfl.f  ju  $öc^)t  unb  3U  3fen|eim  groge  unb  reiche  SRieberbffungen.  Die 
(5eramt3a]^I  feiner  Käufer  um  bas  3.  1500  betrug  364. 

3n  ber  9leformations3eit  mar  ber  Orben  loegen  feines  fittlid^en  SBerfaües  unb 
meoen  ber  Unoer jc^ömt^eit  [einer  2:ermin{erer  oielfa^em  Spotte  ausgefeM;   —   benni6 
,,ietn  anbrer  Orben  ^at  bas  Sammeln  fo  ausgebilbet  mie  biefer^'  (U^^-  S.18d).  Sgl. 
bie  oon  S^el^om  a.  a.  £).  aus  einem  alten  Drude  oon  1526  mitgeteilten  Sleime: 

?(nt^oni»^crrn  man  bife  nennt, 

3n  aQe  (anbt  man  fle  tool  fennt, 

f)ag  moc^t  jr  fteteÄ  tcrminircn,  20 

^aS  arm  \)o\d  fte  fd^entlic^  oerfüren. 

^it  trauung  fanct  ^nt^oni  ^€t^n, 

S3ettlen  fe^r,  auc^  lemd  jre  fc^me^n. 

Sd^tuar^,  barauf  blato  creu(  jr  tleib, 

8inb  ade  83 fc^mer  i^  ein  (Sib.  26 

Sl^nli^es  bei  Seifart  a.  a.  C;  ogl  itolbe  1.  c.  fotoie  U^l^.,  S.  432. 

3m  17.  3öWwnbert  lourbe  burc^  ben  ©eneralabt  Srunel  be  ©ramont  eine  9?e» 
form  bes  Orbens  oerfuAt,  bie  aber  niAt  überall  (Eingang  fanb.  9lad^bem  er  im 
3. 1774  mit  bem  aWalt^eferorben  oerfc^molsen  ©orben,  ging  er  mit  biefem  ©o^renb  ber 
Stürme  ber  Keoolutionsjal^e  unter.  3o 

SBegen  anbrer  unter  bem  Slamen  bes  ^.  2lntonius  entftanbenen  Orben  —  fo  einer 
,,ftongregation  bes  f),  8lnt.  in  glanbem"  (3U  Cfoftellatum  unter  ^aul  V.  1615  gegrün* 
bet)  ogl.  $er^enröt$er,  ft®.  II.  555  foroie  3eiler,  a.  „«ntonianer*'  im  Äftfiex  *.  — 
Über  ben  unicrt^armenifd^en  Oroen  bes  ^.  31.  f.  S.  600, 21. 

30cfler.     86 

antomuö^  ber  ^ eilige,  oon  ^abua,  geft»  1231.  —  3)ie  I|ö(^ft  »aW^inlicö  öon 
Julian  uon  8peter  ca  1231/32  Derfagte  Urlegenbe,  bie  ältefte,  jjuüerl&frtgfte,  man  lann  faft 
Jagen  bie  einzige  CueHc,  f.  Portugaliae  Monumenta,  SS  I,  116  ff„  Bearbeltunacn  berfclben 
in  A.  M.  Josa,  legenda  8eu  vita  et  miracula  S,  Ant.  d.  P.,  Bonon.  1883,  AS  Juni  t.  II, 
70d  ff.;  Siirius,  Vitae  SS  13.  Juni,  baju  nocft  ba  unb  bort  jerftrcute  ^JoHjen  aeben  baÄ  40 
CucIIcnmatcrial.  S3on  ©iogropljien  finb  5U  nennen  ftauptfäc^licft  Azevedo,  Vita  del  glorioeo 
tauinaturgo  S.  A.  d.  R,  Bologna  1790;  Salvagnini,  S.  A.  d.  P.  e  i  suoi  tempi,  Turin  1887; 
eine  iöiograpt)ie  nebft  einge^cnber  frittf(^cr  S3cfpre(^ung  ber  fitttcrotur  f.  meine  Äb^anblung 
über  'ä.  in  3®Ä  XI,  177—211.  503—538;  XIL  414—451;  XIII,  1—46;  feiger  crfc^ienen 
Scrinzi,  S.  A.  d.  P.  e  il  auo  tempo,  Verona  1888 ;  Hilaire,  S.  A.  d.  P.  sa  legende  primi-  45 
tive  etc.,  Neuville-soiis-Montreuil  1890.  83on  ben  bem  5(ntoniu8  jugefc^rtebenen  ©Triften 
fiiib  nur  bie  in  i^abua  liegenben,  grögtenteild  nod)  ungebrudften  ©onntagS'  unb  fjcfttag^» 
Vrebigten  ficf)cr  cdit;  bauon  finb  DcröffentUc^t  burc^  A.  Pagi,  Sermones  S.  A.  P.  de  Sanctis, 
Avignon  1684  unb  bie  Grgänjung  baju  in  Josa,  legenda  seu  vita  etc.,  Bon.  1883,  fowtc 
burd)  Josa  Sermones  S.  A.  in  laudem  glor.  Virg.  Mariae,  Päd.  1885,  »ä^renb  bie  '^^xc*  ßo 
bigten  unb  roiffenfci^aftlic^en  ©eric,  bie  in  de  laHaye,  S.  Francisci  et  8.  Ant.  Opera  omnia, 
Paris  1041  gefammelt  finb;  f«mtli(^  unt^t  bcjw.  wenigfteng  burc^  fe^r  ftarle  S3earbcitung 
unbraud)bar  finb.  Db  bie  uon  ^ijjogutbi  in  ^Bologna  1757  gefunbenen  unb  l^erau^gegebenen 
Sennones  in  Psalmos  ec^t  finb,  ift  laum  auöjumad^en. 

3n  fiijfabon  aus  oome^mem  9{itterge[äle^  ums  ^d^x  1195  geboren  —  alles  66 
3iä^ere  ift  bur(^aus  unfiAer  —  ift  81.,  ober  rote  [ein  Xau^name  lautete,  gferbinanb,  fd^on 
mit  15  i^f)un  bei  ben  ulnguftinerd^or^enen  juerft  in  fitffabon,  bann  in  CEoimbra  ein*» 
getreten  unb  bat  in  eifrigem  Stubium  [i(^  bie  Silbung  unb  bie  S^^ologie  [einer  3<it 
angeeignet.  X)ie  Uberffl^rung  ber  Sebeine  ber  in  3Raroao  gefallenen  eriten  Srtansis« 
fanermörtprer  naä)  Soimbra  enoedte  in  i^m  pld^lii^  eine  unbesöingbore  oe|n[u^t  nad^  eo 


608  üntimittd  tion  ^okiui 

bem  SRort^rium  unb  bes^Ib  lieg  er  fi^  tro^  bes  Spottes  [einer  bisherigen  (Senoffen 
1220  in  bte  bamals  no(^  oans  Io|e  organifierte  (&enof|enf(^Qft  ber  SRinoriten  aufnehmen, 
beren  1218  ober  19  ausgefanbte  SRiffion  bis  naä)  Coimbra  gelommen  loar,  unb  ^ieg 
]xäi  oon  ha  an  naä)  bem  Drt,  mo  er  SRinorit  lourbe,  Antonius.    Um  jum  SRort^num 

5  3U  gelangen,  fd^iffte  er  \iä)  fogleic^  naä)  9IfrUa  ein,  tourbe  ober  burd^  Rranffieit  ben 
ganjen  SBinter  über  ans  Sett  gefeffelt  unb  befd^Iog  bo^er,  ba  Sott  fein  Slut  nu^t 
molle,  ^eimjule^ren.  Sluf  ber  $eimreife  tourbe  er  naä^  SReffina  oerfc^Iagen  unb  30g 
mit  ben  bomgen  Srilbem  auf  bas  berühmt  geioorbene  SRattenlapitel  1221  nad^  SP^f 
oon  iDo  er,  oollig  unbea^tet,  f^liegli(^  oon  bem  Srooinjial  ber  Slomagna  in  ein  Sre« 

lomitorium  mitoenommen  tourbe,  too  er  in  jtrenger  Slslefe  unb  aanj  in  bemfltiger  93er« 
borgen^eit  lebte,  bis  ein  3uf<tII  ^^i  Selegenleit  feiner  ^rieftenoei^  in  Sorli  feine 
ftaunenstoerte  9{ebnergabe  ans  fii^t  brad^te,  vorauf  er  3um  ^rebiger  tm  £)rben  ernannt 
iDurbe.  Ober  bie  nun  beginnenbe  offentlid^  SBtrIfanueit  bes  %.  loiffen  roir,  ba  bte 
$auptquelle  fid^  mit  einer  jufammenfaffenben  allgemeinen  Säuberung  begnügt,  fe^r 

istoenig.  Seine  ^rebigtt^öügleit  fd^eint  balb  unterbro^n  loorben  ju  [ein,  inoem  er  als 
fieftor  ber  SRinoriten  in  Sologna  ange[tent  tourbe,  moivi  Srranj  oon  SQfifi  [eI6(t  nur 
jogemb  unb  offenbar  tDiber[trebenb  bie  Simoilligung  gd^  benn  (Elias  oon  Cortona  fyd 
auf  bie(e  SBeiJe  burd^  ben  ^ele^rten  ^ortugiefen  bas  nii||en[^aftli^e  Stubium  im  3Ri< 
noritenorben  etngefil^rt^  toonn  ni^t  nur  bie  fpSteren  itonleroottoen  einen  bellagensu)erten 

so  Wall  [a^en.  unrid^ttg  i[ts  übrigens.  31.  als  Vertreter  ber  oiItorini[d^en  SRqftü  im 
£)roen  an3u[e^en;  aüerbings  f^ot  er  [pater  bur^  freunbf^aftlic^em  Sene^r  mit  bem 
Sütoriner  3!^omas  oon  Serceüt  fic^  mp[ti[d^e  9ln[^auunaen  angeeignet,  aber  oon  einem 
Stubium  ber  3R9[ti!  in  35erceIIi  !ann  feine  SRebe  [ein,  benn  in  [einen  Sd^riften  finben 
M  nur  minimale  6puren  oiItorini[(^er  aRq[tS.    Spctter  foll  er  aud^  in  SRontoellier, 

25  Dann  in  3:ouIou[e  unb  ^abua  als  fieltor  gemirft  ^aben,  bas  er[tere  i[t  möglicq,  bas 
le^tere  {ebenfalls  unrid^ttg.  Son  3toIien  aus  lam  er  nad^  grantreic^,  mo  er  (guarbian 
in  $up,  bann  Au[tos  im  fiimujinif^en  mürbe;  bort  [cbeint  er  aud^  in  ben  jlampf  ber 
aRinortten  gegen  ben  fran35fi[qen  (£pi[Iopat  eingegriffen  utd>  auf  ber  Sqnobe  oon 
Sourgesl225  ben  bortigen  (&:3bi[^f  3ur  ^(^ieoigleit  genötigt  3u  ^aben.    3^nf<ins 

90  ^t  er  bort  toie  in  ber  9{omagna,  ais  unermübli^er  Jte^eroerfolger  im  jlampf  mit  htn 
Aat^arem  [ic^  ^eroorget^n,  toobei  er  nid^t  burd^  SBunoer  —  tunc  sc.  apostolorum 
tempore  signa  fiebant  pro  infidelibus  convertendis,  nunc  vero,  quia  fides 
crevit,  signa  cessaverunt,  [agt  er  [elb[t  —  roo^I  aber  burd^  [eine  Sereb[amleit  in 
yHmini  einen  SolBommenen  ber  itat^arer  mit  eiligen  Sln^ngem  belehrte  unb  in  ^abua 

86  bie  belehrten  5te^er  in  eine  93u|3brfiber[^aft  oereinigte.  Snblid)  i[t  er  ^rootnsial  im 
9[tlic^en  Oberitahen  getoorben  unb  als  [old^er  3uer[t  1229  na^  $abua  gciommen.  Da= 
mit  !ommen  toir  eigentlid^  er[t  toieber  auf  [imeren  93oben.  1230  na^m  er  an  bem 
ffieneralfapitel  in  2l[[i{i  teil,  roo  er  oon  [einem  2tmt  als  ^rooinsial  entbunben  lourbe,  um 
oan3  ber  $rebigttbötta!eit  3U  leben,  too  er  aber  au^  ^eroonagenb  in  ben  Streit  ber 

40  Inidgtungen  eingriff,  bie  [id^  be[onbers  [eit  bem  Xob  bes  Stifters  entmidelten.  (Es  [tanben 

SOf  gegenüber  bie  5ton[eroatioen,  bie  an  ben  ur[prünalid^en  3been  bes  f),  Si^anj  unb 
)em  Haren  SBortlaut  ber  9{egel  fef^alten,  unb  bie  3ort[^rittspartei,  bie  unter  (Elias  oon 
(Eortona  ben  £)rben  oor  allem  für  oie  Slition  in  ber  W&tli  unb  bie  $Iöne  ber  jlurie  brau^- 
hat  ma^en  mottkn  ([.  b.  9.  grransislaner).    91.  n)ar  unter  ben  Slbgeorbneten.  bie  na^ 

46  9{om  pe[^idt  tourben,  um  bie  Streitpunite  bem  ^ap[t  3ur  (Ent[^eibung  oorsulegen,  bie 
bann  m  oer  SuIIe  Quo  elongati  00m  28.  Sept.  1230  in  einem  für  bie  gort[(^ritt5-' 
partei  bur^aus  günftigen  Sinn  gegeben  n)urbe.  £)bglei^  91.  [^on  frü^e  ^aupt[a(^Ii^ 
infolge  einer  Senoed^slung  feiner  $er[on  mit  ^apmo  oon  SfaDer[I)am  unb  {enes  Ra- 
pitels  mit  benen  oon  1232  u.  1239  jum  ^aupt^egner  bes  (Elias  unb  ^auptoertreter 

60  ber  iU)n[en)atioen  aemac^t  n)orben  i[t,  i[t  bo^  nid^t  ju  be3n)eifeln,  bajj  er  bas  ni^t 
n)ar;  oielme^r  n)ei[t  alles  barauf  ^in,  bag  er  im  (Gegenteil  auf  ber  Seite  bes  (Elias 
ftanb,  auf  ber  Seite,  mtli)t  bamals  hnxi)  bie  Aurie  ben  Sieg  baoongetragen  ^t,  ^u 
bem  er  {ebenfalls  bas  Seine  beigetragen  |at,  ba  er  roo^renb  [eines  Slufent^alts  m 
9{om  00m  $ap[t  per[önli^  gerne  gehört  unb  in  beoorsugenber  Sertraulid^leit  um  [einer 

66  ^rebigtioeife  n)inen  archa  testamenti  genannt  rourbe.  Seinen  9{u^m  oerbanft  9(. 
aus[(^lie|3lid^  [einer  ^rebigtt^ötigleit.  3n  ber  ölte[ten  fiegenbe  namentli^  tritt  alles 
anbere  bagegen  surüd.  ^rebigenb  30g  er  oon  £)rt  3U  Ort,  rebete  in  Airc^en  ober 
auf  freien  ^la^en,  etnxi  au^  oon  einem  93aum  berab,  unb  immer  [teigerte  (i^  ber 
(Einbrud  [einer  9{ebe ;  bies  namentlich  in  ber  9Rari  2:reoi[o,  n)o  er  freiließ   in  bem 

00  oon  ben  n)ilbe[ten  gfe^ben  3erri[[enen  £anb  einen  Soben  fanb,   „einem   Sommerfelb 


Ilsttoittitd  tio«  ^abtttt  a^^tttfatei^aer  609 

gletA,  bos  nad^  Stehen  leA^t".  SBie  er  geprebigt  fyit,  baoon  geben  alletbings  bie 
fiberlieferten  loteinif^n  ^reotgten  laum  einen  Segrtff,  loeU  fie  nur  Sfijsen,  basu  mit 
SUIegorien  unb  (Einmologien  fo  oeUiben  |tnb,  bag  fie  für  unfern  (Bef^mad  launt  genießbar 
finb.  3mmer|in  fie^t  man  au^  aus  bieten  (Entofirfen,  bab  91.  ein  ftrenger  ^rebiger 
ber  Suge  unb  SBeltoerac^tung  ipor,  ber  fd^onungslos  bie  Sflnben  feiner  3eit  aufbeote  5 
unb  unemtflblid^  befonbers  sunt  Sfinbenbelenntnis  mobnte.  93on  ber  ^rt  bes  gfrans 
Don  Slffifi  unterf^eibet  \xif  "ü.  fe|r  beutlic^.  Die  vlebe  bes  Srranj  ift  ber  freie 
(Ergug  eines  oon  ^eil<^nbsliebe  erfüllten  fiaien^ens,  ba  i|t  olles  Sonnenf^ein,  fitebe, 
(Jrreibeit,  bie  bes  ^.  bie  funftgere^te  ^ebigt  eines  aebilbeten  !Qeobgen,  ber  mit 
fd^örfftem  (Emft  bem  eigenen  itlerus  gegenüber  ^be  jtrnil  übt  unb  oon  oen  fiaien  bie  10 
Senü^una  ber  iird^Iid|en  ^eilsanftalten  forbert.  auger^alb  n)el^er  es  lein  $eil,  fonbem 
nur  ein  |(^redli^es  äBorten  bes  SerUbtes  gtebt.  Der  (Erfolg  feiner  ^rebigt  toar  in 
$abuQ  fc^Itebli^  berort,  hak  man  bie  SRenge  berer,  bie  auf  freiem  gfelb  i^  su^örten, 
auf  30000  i^^te.  Der  SBif^of  oon  $abuQ  oeronftaltete  ^rojejfionen  unb  [c^enöe 
ben  SRinoriten  eine  5tirAe  unb  ein  SBo^n^ous  in  ber  Stobt,  ooglei^  fie  fd^on  oor  15 
ber  Stobt  eine  9lieberIoffung,  ,,arcella''  genonnt,  ^en ;  ber  aRogiftrot  erlieg  auf  93er« 
onloffung  bes  ^.  ein  Statut,  mono^  bos  S^uloaefongnis  unter  gemiffen  Sä)tna^ngen 
erlarten  iDurbe,  oomebme  Domen  unterftellten  fiq  feiner  fieitung,  Slouber  unb  kirnen 
belehrten  fi^,  Xobfeinoe  oerfo^nten  fi^;  freilid^  (Eselin  lieg  fi(^  ni^t  oon  bem  SRon^ 
übeneben.  ben  gefangenen  (Brafen  oon  6.  Sonifosu)  freijugeben.  Slomentlid^  bie  legten  20 
pfoften^nrebigten  im  gfrü^fo^r  1231  muffen  einen  ubenooltiaenbett  Sinbrud  oemo^t 
Qoben,  ber  in  ber  fiegenbe  nod^  fe^r  lebboft  no^IIingt.  9Ioer  biefe  X^gleit  botte 
ouc^  bie  le^te  Rra|t  bes  oon  SBofferfu^t  gefi$n)ä^ten  ftörpers  bes  91.  oufoeje^rt.  ^o^ 
Dftem  30g  er  fi^  in  bie  (Einfomleit  nod^  QEompofompiero  surüd,  too  er  ouf  einem  9lug« 
boum  feine  SBo^nung  ouff(^Iug,  bis  er  fd^Iieglid^  fein  (Enbe  no^e  füllte  unb  fic^  oieber  2s 
nod^  ^obuo  bringen  lieg,  too  er  in  arcella  am  13.  3uni  1231  oerf^ieb.  Sfoft  toSre 
es  nun  p  blutigen  jtämpfen  gelommen,  bo  fofort  oerf(^iebene  JUr^en  unb  Stobtteile 
fiA  um  Die  (E^e  ftritten,  ben  fieid^nom  beherbergen  ju  bürfen,  ber  ]^n  SBunber  ouf 
äUunber  5U  lotrlen  beoonn.  Dos  SoH  oon  ißobm  begebe  ftürmifA  bie  ^eiligfpre^ung, 
bie  (Breoor  IX.  ani)  ]^on  om  30.  SDloi  1232  gemöQrte  aus  polttifd^en  (Brünben,  um  30 
^obuo  )i^  5u  oerpfli^ten  gegenüber  oon  C^elin  unb  bem  Aoifer.  —  Die  Sebeutung, 
bie  ber  lebenbe  91.  für  feinen  £)rben  unb  feine  3^^  ^(Mt.  lied  einmol  borin,  ba^  er 
befonbers  hmif  (Einführung  bes  Stubiums  gebolfen  ^,  ben  Drben  in  bie  ürc^It^en 
Sonnen  ju  leiten,  bann  nomentliä  borin,  oor  er  bem  Drben  ben  3Beg  jur  oollstüm« 
liefen  ^rebigt  geoiejen  ^ot,  loorin  lo  berfelbe  :3o^r^unberte  long  bie  tiefte  äBurjel  feiner  35 
itraft  gebobt  ^ot.  äeine  bleibenbe  Sebeutung  für  bie  fot^olifd^e  Jlird^e  ift  bie  bes 
grogen  9Bunbert^ters,  bie  er  erft  nod^  feinem  Zeit  belom,  oIs  bie  SBunber  am  (Brob 
fi(^  ausbreiteten  unb  bie  unerhört  fd^neüe  ^eiligfpre^ung  eine  unerhörte  ^eiligleit  oer« 
muten  lie^,  oelAe  burA  bie  iwerous  Inoppe  fiegenbe,  bie  oon  SBunbem  bei  liebseiten 
ebenfotoentg  oeig,  als  ber  beiligfpre^enbe  $opft,  gor  nic^t  erHort  tourbe,  toes^olb  benn  40 
bie  fiüden  ber  oUsuIurjen  fiegenbe  mit  oielen  populären  90Bunbergefd^id)ten  ausgefüllt 
rourben.  (St.  2tmpp, 

XpeDed^  (gnoftüer  f.  SRorcion  unb  feine  S^ule. 

«p^ftrfätr,  («■:?7?^'^:,  LXX  'Atpagacuoi,  'A(pgaaaioi  (Esr  4,  9),  oiellei^t  eine  ber 
Solierfd^often,  oelAe  bie  Mqrer  im  alten  9{eid^e  Somorien  ongefiebelt  Ratten;  fonft  4'> 
gan5  unbeiannt.  vlai^  filier  (Onomast.)  bie  ^orr^fier  im  Often  SRebiens,  nad^ 
©efenius  (Thesaur.  143),  (Emolb  (CBef^.  3.  91.  III  728),  UJert^eou  (ju  (Esr  4.  9) 
bie  ^erfer  ^oon  o^s  mit  profffiet.  «;  oaL  Mägdoi  unb  'Aßiagdoi  bei  Strobo).  Siel» 
leicht  ober  tft  bos  SBort  obieHioiMe  Se3eid)nung  3U  ben  oor^erae^enben  als  Slmts« 
nomen  oufjufoffenben  SBörtem  unb  bann  {ebenfalls  =  „perfif^",  f.  91.  9lpbarfote^aer.  «^ 

993oIf  »aubiffitt. 

Slp^arfateci^fter.  (Esr  4,  9  toerben  in  einem  oromoifc^en  6tüd  eine  Steige  oon 
9lomen  aenonnt  3ur  5Be3eiAnung  folAer,  oel^e  einen  Srief  loiber  bie  O^nifolemitoner 
an  ben  Aonig  9lrtaxenes  f^rieben.  Die  erften  biefer  Slomen  finb  ^erfonen»  unb  9lmts« 
namen :  „9{e(^um,  ber  $en  ber  (Entf^eibung,  unb  S^imfi^oj,  ber  Sd^reiber,  unb  ibre  66 
anberen  (&enoffen".  3n  ber  bonn  folgenben  9luf3a^lung  ber  „(Senoffen''  ^oben  frfiger 
alle  (Erllärer  fiberoll  Solisnamen  oermutet  (fo  offenbar  f^on  LXX:  Aeivaloi,  ^Aipaq- 

Wcal'tKnc^nopabic  fttr  X^eologic  unb  IHr<^.    s.  «.  I.  39 


610  X^i^rfatefl^Scr 

aa&nxnlotf  TaQ<paXaToi,  ^Afpaganloi,  ^AQyvaToi),  nämH(^  Sejeid^nuttgen  foId^erSoIIet^ 
fd^often,  meldte  oon  ben  Sljfqrem  auf  bem  ^oben  bes  alten  9{ei^es  (fyfftaim  angeftebelt 
iporben  waxtn  (fo  no*  S(^rabcr,  Mc  Äeillnft^riftcn  unb  bos  Wi.  %t\t  2.  81.  1883, 
S.  375  f.).    3n  ben  lotnöem  (ö^l^r*^)  ©ollte  man  erfenncn  Seioo^ner  einer  mebif^n 

6  Stabt  Deinaoer,  in  ben  3Ipbar|ated^äem  (i^.'?^^?'!?^)  bie  rfagrjTaxfjvoi  ober  Llaom- 
rdxai,  ein  Soll  an  bei  mebi|i^*per|if(^en  C&rense,  in  ben  larpelöem  (^."f??"^)  bie  ^a- 
novQoi  bes  ^tolentäus,  oftli^  oon  (Elpmais,  in  ben  Sbbarfäem  (^^v":?^)  bie  ^air^< 
fiet  im  ZMn  SRebiens  ober  aud^  bie  ^erfer  (f.  9.  81f|6arfäer)^  in  ben  Src^eioSern 
(wN^is-N,  Äetib  "^i^"»)  bie  Unuoo^ner  ber  bobnbnifd^n  Stabt  (&e(^  (f.8l.9lr^eiDaer), 

loioorduf  bann  mit  (Enoä^nuna  ber  Sabnlonier,  ber  fieute  oon  Sufa,  ber  Daer  (^.■'\r!), 
(Elnmöer  unb  (33. 10)  bes  „SRt\\t%  ber  S3oIIer,  toeld^e  gefangen  geführt  ^tte  Dsnoppor . . . 
uno  tDeI(^en  er  SBo^nfi^e  angetoiefen  \fiXtt  in  ber  6tabt  Samaria  u.  f.m.",  unjiDeifel^ 
^  oon  Soßerf^aften  oie  Siebe  i|t.  !Die  Sbentifijierung  jener  3uer|t  an^effi^en  SRa^ 
men  mit  SBoüsnamen  lägt  fi(^  aber  jum  Xeile  nur  in  gejioungener  9Bet{e  ooüsiej^n, 

15  unb  es  i[t  aud^  nai^  !^\i\(mvxtvSjOiXiz  unb  Sa^bau  loa^rfd^einli^er,  bag  bie  erften  biefer 
Bejeid^nungen  Slmtsnamen  finb.  (5eo.  $of^ann  (^^Itf^t.  f.  Sljfgriol.  II,  1887,  S.  54  f.) 
thott  in  ben  beiben  erften  Seseid^nungen  oiefer  9{et|pe  bur^  glMid^e  unb  überjeugenbe 
Serbefferung  Slmtsnamen  ^erausgefunben.  ffir  f^Iägt  oor  ju  lefen:  x;?rc':EXi  K^r;^ 
„SRid^ter  unb  ©efanbte  (5lommi||are)"  na^  »prc-»-!:,  f.  »uattorf,  Lexic.  Chaild.,  C.  1831. 

20  1836  (oqI.  LXX  B:  q^agea&axaioi).  Sei,  ben  «!^)tT^  möd^te  er,  roas  n)eniger  5u 
billigen  ift,  an  perfifd^es  taraparda  oenlen  C^^ftatt  '*),  [o  bajj  es  bie  ^rooinjialen  „ien- 
feits  ber  SBrüde",  nämliA  über  ben  (Eup^rat,  bejei^nen  unb  ein  (6egen|tüdl  3uö^"^=  "^ 
»ftromienfeitig''  fein  tofiroe.  Dann  loSren  {ebenfalls  in  ben  tDeiter$tn  folgenben  Slpbar^ 
{äem  unb  Slr^eioäem  irgenbtoel^e  Seseid^nungen  oon  S9ßerf(^aften  5u  erlennen.  l)a^ 

26  gegen  oermutet  ^.  3enfen  (a:^fi3  1895,  C.  509}  aud^  in  ben  2«;^?T^  (loie  5u  punf- 
tieren  loäre)  Seamte,  ettoa  =  tabellarii  mit  SJerfd^iebung  bes  r  (oon  3^w[en  felbft 
mit  bere^tigten  jioei  graaejeid^en  oerfe^en)  unb  Kftt  bie  „perfif(^en  («"^0-2«)  Slid^ter 
unb  Äommijfare,  labellani"  bann  julammengefaftt  n>erben  mit  "''-'^n  (ftetib)  als  dgxol 
==  ägml  (au^  bies  bei  3-  ^^  üfragejeid^en)  „Se|9rben"  (ogl.  LXX  B  agxovoi?) 

80 ber  Sobqlonier,  Sufier  u.  f.  w,  I)er  6a^  loflrbe  alfo  lauten:  „Damals  9{e^um,  ber 
^röfelt,  unb  S^imf^,  ber  6äreiber,  utu>  bie  flbrigen  i^rer  ®enoffen,  bie  perfifc^en 
Wid^ter  unb  Äommi||are,  labellarii  (?),  bie  Be^öroen  (?)  ber  Sab^Ionier  u.  |.  10." 
2inein  fo  roa^fd^einltd^  es  ijt,  bafe  in  ^^^bE^::  unb  ""i^^n  Srntsnamen  fteden  unb  baft 
festeres  SBort  mit  bem  itetio  als  Status  conftructus  m  lefen  ift,  [0  n)entg  loa^rft^einli^ 

86  ift  es,  ba|  ^ier  ein  grie^if^er  ober  gar  ein  Iateinif(^er  ^mtsname  5U  finben  fei,  ba 
bie  aramötf^en  Stfidte  bes  Su^es  Ssra  im  allgemeinen  einer  Quelle  ober  au«^  mel^^ 
reren  Quellen  (bead^te  ben  für  fid^  allein  fte^enben  aramäifd^en  Srief  c.  7,  12—26) 
aus  ber  3^i^  jtoif^en  Ssra  unb  bem  altte[tamentlid^en  (E^roniften  angeboren,  alfo  bo^ 
mobl  {ebenfalls  oor  bem  3^^^  ^00  gef^neben  lourben.    ^llerbings  ^at  es  mit  bem 

40?lb|d^nitt  ffisr  4,  8—23  ober  oielme^r  4,  6—24  eine  befonbere  Seioanbnis.  (Er  fte^t 
in^altlid^  n)egen  ber  CEnoa^nung  bes  ^rtazen^es  an  einer  falfd^en  Stelle  unb  follte  ber 
3eit  ber  Gegebenheiten  nac^  auf  Csr  6,  18  folgen.  SBäbrenb  man  bies  meift  baraus 
erflärt,  bofe  ber  Kebaftor  bes  Su^es  Esra,  ber  G^ronift,  pier  eine  Senoirrung  in  einer 
unb  berfeloen  aramäifc^cn  Quelle  (c.  4,  8—6, 18)  angeri^tet  ^abe,  ift  es  toopl  benfbar, 

46  bafe  c.  4,  6 — 24  ein  Stüd  für  fiqi  bilben,  meines  erft  fpäter,  oieIlei(^t  erft  nadf|  bem 
C^roniften  eingef^altet  mürbe.  916er  ein  lateinif^es  SBort  finbet  fi^  fonft  überhaupt 
im  Snten  leftament  laum,  unb  menn  man  basfelbe  als  eine  ©loffe  erflären  mollte, 
mac^t  es  Sd^mierigleit,  bafe  bie  LXX  (Tag^pakaloi,  TagafpaUdloi)  biefe  ©loffe  eben- 
falls gelefen  Rotten.    Die  angegebene  (Erflärung  oon  J^'^bc-::  tnufe  bes^alb  nad^  allen 

w  Seiten  f)xn  als  fe^r  unmo^rf^emlid^  bejei^net  roerben.  3^i>cnfalls  aber  ift  J^^br-:^  ent= 
loeber  ©loffe  ober  3ufammenfaffung  ju  oem  Sor^erge^enben,  ba  es  afqnbetif^  angereiht 
ift,  roö^enb  stoifd^en  ben  beiben  oor^erge^enben  9lamen  ein  „unb"  fte^t,  bas  LXX  um 
alles  als  eine  fortlaufenbe  Steige  oon  SöHernamen  oerftel^en  ju  lönnen,  loeggelaffcn 
^ben.    (£^er  lönnte  in  ^"»^^^  bos  grie^ifd^e  SBort  fteden,  bos  bann  mo^l  aus  einer 

65  fpöteren  Cinf^altung  bes  gansen  Stüdtes  c.  4,  6—24  ober  aud^  aus  fpäterer  Cinf Haltung 
nur  biefes  SBortes  5um  (ix\a^  eines  urfprünglid^en  aramäif(^en  erflärt  loerben  mügte, 
ba  fi*  ein  gried^ifd^es  SBort  fonft  in  C^ronitffisrasSle^emia  nid^t  finbet. 

l)ie  (Esr  5,  6;  6,6  genannten  «t?"??«^  ©erben  loo^l  mit  ben  N^i^rc-ci«  esr4, 9 
3U  ibentifisieren  fein.    Slud^  an  jenen  Stellen  pagt  ein  ^mtsname  loeü  beffer. 

60  iSBoIf  »aubifrtn. 


9)i^«rfa<^aer  8Mil|mited  ßll 

3Mi^arfaf^öer  f.  9lp|ar{ated^öer  6.  609,52. 

^hraatt^f  bcr  perfifd^e  SBetfe.  —  fiittcratur:  Gennadius,  de  viris  illustr.  (c.  495); 
©eoro,  »ifc^of  ber  Araber  (c.  714)  in  Lagardii  Aualecta  Syriaca  1858,  p.  108 ff.;  9il)ffel, 
{&\n  ©rief  ©corgö,  5öif(^üfd  bcr  Araber,  X^8tl^  1883  u.  fc|)arat;  Opera  S.  Jacobi  epLscopi 
Nisibeni  armen,  u.  \at.  cb.  ^^Intonefli  (iHom  1756,  SSenebii  1765  unb  lat.  in  Gallandi,  Bibl.  5 
Vet.  Patr.  T.  V,  1769 ;  armcnif*  in  i^onftantinopcl  1824) ;  Ed.  Pr. :  the  homilies  of  Aphraates 
the  Porsian  Sage,  edited  from  Syriac  manuAcripts  of  the  fifth  and  sixth  centurieB,  in  the 
British  Museum,  by  W.  Wright,  London  1869,  Vol.  I,  The  Syriac  Text  (SBanb  II,  bic 
englijc^e  Überfeöung  ift  nic^t  crfc^icnen;  ugl.  I^.  i«ölbe!c  in  ®ö^  1869,  1521/32);  Patro- 
logia  Syriaca  (Parisiis  1894 T.  I,  1.  (i)r.  u.  lat.);  53icfen,  ^uSgeroä^lte  Sd)riften  ber  fl)rifc^en  10 
.Stirdjenuäter  Slp^raatcö,  JKabuIaö  unb  ^\aat  uon  !i)2inioc  jum  crftcn  3Kale  aug  bcm  @l)rifci^cn 
überfeft  (Ä^empten  1874  @.  1—151,  2:t)aIl)oferS  »ibliot^et  bcr  Äirt^enöäter);  ©ert,  ®.,  ^p^ra* 
t)at5J  bcö  pcrfifc^cn  ©eifcn  .^omilicn,  au^  bcm  @^ri{c^cn  fiberfcft  unb  erläutert  (Scipjig  1888 
211  III,  3/4,  ml  baju  ^elltjaufen,  Xt^^S  1889,  @p.  77);  ©äffe,  3.  SB.  3fr.  (f  1880)  Pro- 
Icgomena  in  Aphraatis  Sapientis  Pereae  sermones  homileticoe,  Lips.  1878 ;  @t^i3nf eiber  auS  15 
unb  über  ?lpt)raate§  („3afob  oon  ^Hfibiä")  %ffiX^  1878,  195—256;  Forget,  Jac.,  de  vita 
et  scriptis  Aphraatis  Sapientis  Persae,  dissert  hist-theoL,  Lovanii  1882,  p.  1  —  353; 
iVun!,  @al.,  3)lc  .^aggabif^en  (Elemente  in  ben  f)omiIicn  beS  9lp^raatcö  beS  perfifc^cn  SSeifen 
|i'eip5.]  3naug.»^iff.,  ?Bien1891;  -Hartwig,  @ric^,  Unterfudjungcn  }ur@i)ntaj  beö  SlfraateS, 
I.  S)ie  Diclatiöpartifel  unb  ber  SRelatiDfof  [©reiföw.]  3naug.-3)iff.  1893;  Wright,  Syriac  20 
Literature ;  Bedjan,  Acta  martyrum  et  sanctorum  VT,  1896,  p.  385 ;  ^arnac!,  3)®  (SRegtfter). 
^^J9m  *  6,  499. 

Die  erfte  9lac^ri(^t  oon  bem  ,,per{tfc^en  9Betfen"  tobb  in  Deutf(^Ianb  bur^  be  £a« 
gorbe  Dcroffentlid^t  XDorben  [ein  (1857  de  novo  test.  3  =  (Befammelte  Slb^anblungen 
91,  AnalectalOB,  orab.  (Eoatm.  XVI,  316^.3),  bei  Cureton  5ur  ^^rausgabe  ber  Schriften  26 
bes  Slpbraotes  brängte,  bie  aber  erft  1869,  SB.  SBrig^  ausführen  lonnte,  leiber  o^ne 
bie  beaofid^tigte  Setgabe  einer  engltfd^en  äberfe^ung.  Unter  bem  Flamen  bes  ^atob 
Don  9lifibi$,  mit  bem  [Aon  (Sennabius  ben  per{i|(d^en  SBeifen  Denoec^felte.  ^atte  ^nto« 
nein  1756  eine  armenifd^e  Öberfe^ung  oon  19  aus  ben  23  ^omilten  herausgegeben, 
bie  uns  kl^t  im  tarifc^en  Original  oorliegen.  S(^on  im  äirfang  bes  8.  ^oü^x^,  befo^  30 
ber  geleqrte  5Bi[^of  ber  Slraoerp  Seom,  leine  loeiteren  ^la^ritqten  unb  Quellen  über 
i^ren  Serfafjer.  Daft  er  9Kon(^  unb  Äleriler,  unb  lein  Schüler,  [onbem  alterer  3^^* 
genoffe  Cp^rdms  ^eioefen,  unb  in  ben  3^^^^  337,  344  unb  345  f^rieb,  mies  er  tref« 
fenb  nad^.  3n  einer  $bf^r.  ^eiM  ber  3Scrf.  9Rar  Z^^t  i^  ^^^^^  onberen  fanb  |i^ 
ein  Sd^olion,  bafe  ber  perfifAe  SJeife  ^^aotes  5Kar  Z^hi  «'•cn  b.  ^.  (in  folc^em  30 
3ufammen^ang)  Sif^of  oon  uJlar  SRatt^us  geniielen  {ei  (über  biefes  5tb]ter  bei  SRojuI 
f.  (5.  ^offmann,  Slusjüge  aus  ?Hten  perfif^  SRortJjrer  19.  175;  eine  «bbilbung  bei 
Sabger,  the  Nestorians  1,  97).  35ur^  ote  fiebensbef^reibung  bes  3wlianus  §aba 
(bei  Sebjan  6  [1896]  6.  386)  ift  neueftens  notb  befannt  geworben,  bag  3ulian  be« 
ftönbig  einen  geborenen  $er[er  um  |ic^  |atte,  „grog  unb  f^on  oon  (Beftalt,  noA  größer  40 
unb  oorjfl^Ii^er  bur^  S^on^eit  ber  Seele,  3w!ob  mit  9tamen,  ber  naif  bem  Xoo  bes 
Seligen  \xi)  hnxi)  alle  Xugenben  aui^ei^nete  nnb  ni^t  bbg  unter  feinen  (&enojfen 
befannt  mürbe,  fonbem  auq  unter  ben  SlBeifen  Syriens,  roie  (=  loo?)  er  auA  fein 
fieben  beenbete,  mie  einige  faaen  als  er  104  3^^  <ilt  max**,  2)aran  f(^Ue^t  fi^  eine 
CErsä^Iung,  bie  ber  S^üler  erft  nad^  bem  lob  bes  fie^rers  befannt  machen  folie.         45 

Die  erhaltenen  S^riften  ftnb  22  burd^  alp^abetifd^e  Slnorbnuim  3ufammengefagte 
Senbfd^reiben  ober  $omtIien,  teils  le^r^aften,  teils  erma^nenben  Snpalts,  bie  erften  10 
aus  bem  3a^r  336 '7,  bic  folgenben  11—22  aus  344/5,  benen  ftd^  im  Sluguft  345 
eine  Slb^anblung  de  acino  benedicto  (3ef  65,  8)  anf^Io|.  ausgebreitete  S^rift« 
ieuntnis,  ernfte  Sorge  für  bie  innere  unb  öugere  3(5o^Ifa^rt  ber  Airtqe,  energif^  S3er«  co 
tcibigung  i^rer  fie^ren,  namentlid^  in  $om.ll— 22  gegen  bie  3uben,  oöUiges  3wrütf» 
treten  ber  ^rijtologif^n  Streitfragen  (feine  einjige  mfpielung  auf  ^rius,  nur  einmal 
eine  gelepentlid^e  ^olemif  gegen  Salentinianer,  SRarnoniten  unb  SRani^er),  eine 
eigentümli^e  ^jnc^oloaie,  insbefonbere  bie  fie^re  00m  Seelenfd^M  eigenartige  Slus« 
legung  bes  Sumes  Daniel,  rein  f^rif^er  Stil  oerlei^en  ben  Sd^riften  biefes  faft  g6 
ölteften  t^eologifdgen  illapers  ber  fqrifd^en  Airc^e  ein  mannigfaltiges  3ntereffe.  Dag 
berfelbe  Zatians  Diateffaron  benü^te,  $at3ci^n  erlannt.  Die  6.  ^omilie  oon  ben  „Sunbes« 
f inbern"  (J^'-'^p  '''^)  b.  $.  ÜRöni^n  unb  Cmfieblem  fe^t  fc^on  eine  gewiffe  Organifation 
bes  SRön^tums  ooraus.  Die  91b^nblung  de  acino  benedicto  erf($eint  in  armenif^n 
^ofrqp^enliften  (3<^^n,  Sorf^ungen  5,  110.  113  f.).  £)b  er  mit  einem  ber  SRänner  60 
gleichen  9{amens,  bie  in  ber  fir^Iic^en  fiitteratur  enoS^nt  loerben,  ibentifc^  ift,  mug 

39* 


612  Uti^raoled  tlt^ot^^t^ttt 

ba^ingeftellt  fein.  Dos  fonjt^e  SRortqrobgium  oom  ^afyc  411  eriDä^tit  einen  ^rr^^ 
unter  ben  alten  perft[$en  Watqtzm,  ebenfo  Xl^oboret  (bist.  eccl.  IV,  22.  23)  einen 
*A(pgadtfjg,  bet  aus  ^erfien  fliegt,  in  SIntioqien  mit  Salens  sufonimeniommt  3ft 
bie  Slngabe  bet  Vita  bes  3uH^nus  Saba  oon  bem  |o^en  SlUer  oes  perfif^n  9Beifen 
6  ricbtig,  !önnte  er  es  [ein.  (ßebäd^tnistoge  am  29.  3ttnuar  bet  (ßried^en  unb  7.  Slpril. 
Dte  neuperfifd^e  JJorm  bes  Jlamens  ijt  Farhäd.  (St.  «efrle. 

Xp^t^artoboftteit  f.  SRonop^Qfiten. 

ftpotal^fe  bes  30|<^nnes*f.  3o^annes  ber  3IpofteI. 

Xpotalt^tifen  apoltqpfiifd^e  |.  Spolrqp^en  bes  bleuen Zeftaments  unb^feub« 
loepigrap^en  bes  eilten  Xeftaments. 

flpoMtiptii,  jflbif^e.  (Sinen  Ubetblid  über  bie  £itteratur,  bie  man  jeftt  unter  bem 
9{amen  jübifd^e  ^polal^ptit  ^ufammenfagt,  ^at  man  erft  gan^  aUmä^Iic^  im  £aufe  ber  (e|teu 
^[a^r^unberte  erl^alten.  2)ie  erfie  umfangreiche  Sammlung  legte  f^ibririud,  dodex  peeud- 
epigr.  vet.  Test.  1722—23   2.  ed.,    Dor.    (5d  folgte  bie  ©ntbecfung  bed  ät^iopifc^n  ^enoc^* 

16  hu^t^  unb  ber  Aficendo  Jesaiae  (Bruce-Laurence,  überfe^t  Don  IDiOmann  1853  77),  bie  @amm« 
(ungen  oon  (S^frörer:  Prophetae  yeteres  peeudepigraph.,  Stuttgart  1840,  ogl.  Sa^r^unbert 
bed  ^eild  1838.  gfrieblicbd  9(udgabe  ber  eib^Uinen  1852  brachte  an<ii  auf  btefem  (Skbiet  bie 
Sforf^ungen  in  (Jflug.  3n  neuefter  ^tit  entbedte  (Seriani  bie  Assumptdo  MoeiB  (1861)  unb 
bie  ^po!aIt)pfe  bed  ^arud^  (1866),  gab  @inler  (1869)  bad  Testamentum  Xu  Patriaichanmi 

20  in  einem  freiließ  nod^  immer  nic^t  genügenben  ^ejrt  l^erau^,  fagte  8(!^ürer  ben  ganzen  @toff 
in  feiner  <i»ef(^id|te  bed  ifraelitifc^en  Solfed  ^ufammen  11413  ff.  617  ff.  (ogl.  auä^  bie  Samm« 
lung  ber  ßitteratur  in  ^ilgenfelbd  Messias  Judaeorum;  IBoIfmar,  ^anbbuc^  ber  9[pofrQp^en; 
Sfri^fc^e,  libri  apocryi^  Fascic.  IV;  ben  ^anbfommentar  üon  ©trad  unbSbcfler  i%  ^blX. 
3n  aüerneuefter  3cit  tourbe  ein  Stüdt  bed  grie(j^if(!^en  ^no6i  entbedt  (ea  IBouriant,    f.  bie 

25  ^u^gaben  oon  £obd  unb  (S^atled),  erf^ien  bie  abfd^Iiegenbe  Vudgabe  ber  faIomonif(tien  9fa(« 
men  (o.  Q^eb^arbt  1895)  unb  bie  erfte  hritifd^e,  ^uoetläffige  ^(udgabe  ber  lateinifc^n  ^erfion 
oon  4  (£dra  (oon  SSendl^  [ed.  gamed]  Texts  and  Studies,  (Sambribge  1895),  machte  9t.  4p. 
^^arleS,  ^ad  i8u(^  ber^el^eimnije^enod^d,  ein  neued  iKpofr^pl^on  oon  aUer^öc^ftem  ^ntereffe, 
in  einer  fiberfe^ung  aud  bem  @Iaoif(^en  )ugfing(i(^  (The  book   of  the  secrets  of  Henoch, 

30  O^orb  1896).  2)iefelbe  Schrift  würbe  beutfc^  tn  ben  2LQ^(&  1896  oon  S3onwetf(^  ^erau$< 
gegeben.  S3onwetf4  lieferte  ferner  eine  äberfe|ung  bed  flaotfc^en  ^aruc^buc^ed  in  ben 
9{a(^ric^ten  ber  ®öttinger  ©efenfc^aft  1896  I.  Zvoi  aVitm,  toad  f(!^on  gefammelt  unb  ge« 
arbeitet  ift,  ift  ^ier,  f^on  »ad  bie  einfache  ^erbeifc^affung  bed  te^tli^en  Materials  bttx'i^t, 
no6)  eine  ungeheure  9(rbeit  )u  leiften,  bei  ber  fic^,  toenn  fie  beenbet  werben  foU,  gforfc^er  auf 

86  ben  oerfc^iebenften  @(ebteten  bie  {>anb  reichen  muffen.  (8o  oerö  ff  entließt  j.  S3.  je^t  (Son^beare 
in  ber  Jewish  Quarterly  Review  eine  ßoQation  ber  ungemein  wertoollen  armenifc^en  Über« 
fe^ung    bed  Testamentum  XU  Patriarcharum). 

sSie  fo  bie  in  ©etrac^t  lommenbe  fiittcratur  erft  attmäl^Uiiö  befannt  aetoorben  ift,  fo 
l^at  ft(§  Quc^  erft  mit   ber  geit  bie  ©rfenntniS  aufgebrängt,   ba^  ^ier  eine  öitteroturgattung 

40  üon  ein^eitlid^em  ®eprögc,  ja  no^  meljr,  eine  cbarafteriftifd^e,  retigion^gcfcftic^tlid^e  (grfdjeinung 
oorliegt.  (Srft  ald  man  auf  ben  etgentümlicf)en  (S^^aratter  ber  beiben  fanonifc^en,  apofall^ptifc^n 
@4riften  (^a  ^pl)  aufmertfam  tourbe  unb  nac^  einem  umfaffenben  ^erftänbnid  berfelben  ju 
fuc^cn  begonnen,  würbe  man  auc^  auf  btn  oerwanbtcn  jiibtfd^en  @^riftentreid  aufmerffam. 
Rum  erftenmal  ^at  ©emier  in  feinen  ©d^riften  über  bie  Äpof.  bicfcn  3Beg  gewiefen.  3)ann  ^at 

45  Surfe  (SBerf.  einer  oottft.  Einleitung  in  bie  Offenb.  3o^anncö  1832  l.Slufl.,  1852  2.  «ufl.)  in 
bur(^f(^Iagenber  unb  überjeugenber  $3eife  bie  Setrac^tun^  ber  9(pofalQpfen  oon  'i)aniel  bid 
|ur  äpl  unb  4  ®Sra  als^  einer  innerlicb  etnl)eitli4cn  )^ttteratur  burt|gefüt)rt  (ogl.  (^walb^ 
«uSfütirungcn  in  ber  ©cfc^ic^te  beS  5BoIf§  3«rael  1867  3.  «up.  ©b  V  135-160).  (Sine  noc^ 
beftimmtere  unb  flarere  §luffaffung  beS  ©cfenS  ber  ^polal^ptil  liegt  in  ^ilgenfclb«  jübifc^v 

60  «po!a(Qptif  1857  oor  (ogl.  Sangen,  Subentum  in  ?5aläftina.  1866;  Ä^eim,  ®ef*id»te  3efu, 
1867, 1239— 50;  3)rummonb,  the  Jewiäi  Messiah,  fionbon  1877;  weniger  wcrtooll  ^.  ©ernce, 
histoire  des  idöes  messianiques,  1874).  gufammenfaffenb  ift  bann  bie  Arbeit  ©^ürerö 
gewefcn  II  417  ff..  575  ff.  (ogl.  bort  ©.  417  bie  ooEftänbige  fiitteraturangabe  big  1886;  ^in* 
jujufügen  wäre  noc^  9hcolad,   les  doctriDes  r^ligieuses  Juives,   $arid  1866,  unb  meUeid^t 

66  Wären  aucb  an  biefer  Stelle  bie  $3erfe  oon  (Sorrobi  [f.  u.]  unb  Surfe  ^u  nennen).  Ori>rbemb 
ift  neuerbingg  bie  Arbeit  oon  ©rnenb  (^atSB  1886)  gcwefen.  ©crtlod  finb  bie  ^ufammen* 
faffenben  ©erle  oon  2)eane,  Pseudepigrajpha,  Öbinburgl^  1891  unb  2:^omfon,  a  critical 
review  of  apocalyptic  Jewish  Litterature,  ?ficw»?)orI1891  (ogl.  2:^28^891  9'ir.l7). —  (Sinen 
tiefen  surf  in  baS  innere  ©efen  unb  geiftige  betriebe  be^  apo{ah)ptif(!&en  3ubentumd  t^at 

60  «albcnfperger,  ©elbftbewufetfein  3cfu,  1892,  2.  «ufl.  2:eil  I.  (3Jgl.  O.  ^olfmann  in  <Stabe5 
Oefd^id^te  be«  »olfe«  Sörael;  »ouffet,  ?5rebigt  3efu,  1892,  10 ff.;  SBeU^aufen,  i^roeL  u.  jüb. 
@ef(^.,  1895    2.  «ufl.  277  ff.,    oiel  förbernbe  Anregung   in  ©pittoö  UBerten,    namentlich  im 


«yaüaiHrtif  913 

tfnmiiinilav  jur  'il^i).  -  3»  tlnrm  gröfiercn  ^ufflintnen^ang  [teilte  »du  uornlirrcin  bie  jü- 
bifdlt  Ifpotalqptit  Qorrobi  in  (einer  gtog  angelegten  hntif<t|en  l»e|(^idite  bed  (E^illaämu«  1701 
bax.  3)aS  aBerl  k^tt  bie  9(potaIl)ptiE  al«  eine  IfiTft^einung  nerfte^n,  ble  nai)  Ort  unb  3eit  neit 
über  bie  (Blenden  beä  ^ubentumä  ^inauStagt.  ^nbeS  llnberte  Sorrobi  fein  berber  Slatii» 
iialiätnue  an  einem  iPivEIid|en  äSeittfinbniS  bicfer  Stfc^einung,  aai)  fehlte  i^m  bie  TeliBiDttS'  6 
nefdiii^tlii^c  TOetliobe.  So  aemlnn'  ff'"  ^Bett  beinahe  ben  tt^atader  einet  Äurloritatcnfamm. 
iung.  ®Ieii^fa!ld  in  giBgerem  Stil,  aber  nie  Sonrobi  a^ne  genügenbe  3Ret^Dbe,  arbeitete 
@f[brer  (^a^rtinnberl  beS  ^>U)  unb  emelterle  ben  ^lid  namentlii^  buit^  ^erangfebung  ber 
fpJitcven  unb  fpäteften  jübifcfien  fiiiteratur.  3n  biefer  Seiff  tft  bie  ^ier  noitnenbfg  ju  leijlenbe 
Sltbcit  erft  ncuerbingä  nifeber  oufoenommen.  (Einen  Hirnen  3Butf  t^al  ^ier  fflunlcl  in  feinem  lo 
leligiundgefi^t^ili^en  5Sert  Stböpfung  uiüi  ffi^ao«  (1894).  Irop  »ielfodbet  Übereilung  unb 
QuA  nenn  @.i  SJerfut^,  im  fliten  unb  Stcnen  ieftatnent  ben  Slnflu{|  babQlonijdier  iRqtljDiogie 
unb  MDOmolDgie  nQ<^iu weifen,  obgemiefen  werben  foUte,  wirb  baS  S&erl  in  Der  Beurteilung 
bei-  apDtal^plit  gpoi^e  malten.  Sttr  ftemgebonte  beSfelSen,  bo6  in  üUer  Slpolol^ptit  udi^ 
weit  me^r,  oW  man  bis  je^t  angenommen  ^at,  eine  Überlie^rung  Dorliegf,  beten  Filter  is 
mciftenä  mit  3''5'^^w'"rltn  i"  meffen  ift  unb  beren  Sebenflbauei  an  bie  ©tenge  ber  Sla« 
lionen  unb  @pra(^cn  nlt^l  gebunben  ift,  mitb  fit^  bun^fegcn,  eine  gang  neue  ^rfpctüue  unb 
ein  weites  SlrbeilSfelb  eiöffnen.  Kuf  einem  fpejiellen  (9eblel  ber  ^Sdbatologie  (ber  Uberlic 
ferung  uum  ünliibrift)  ^at  bann  Souffet  (antit^rift  1895)  bie  SPnK^tbarEeit  beS  @unlel' 
fd)en  XrabitionSgebantenS  nai^guweifen  txTfui^t.  30 

Hie  ^ler  {pejlell  ju  be^nbelnbe  SHtetatur,  bie  mon  ßemB^nlifi  unter  bem  Momen 
„^lal^irttt"  jufimmenfagt,  bie  mit  Xionlel  beginnt  unb  mit  4  (EsiO'Sani^  aunOit, 
beten  Sienje  alfo  auf  btt  einen  Seite  bie  Stit  ber  maßabaifc^en  Sr^ebung,  auf  bei 
onbem  bte  bes  unteigan«!  bes  {Übif^n  SJoHstums  finb,  uibtb  ni^  nur  buri^  Qugeie 
Snertntole,  [onbem  bun^  ms  innere  geiftfge  Sanb  ber  glett^en  religUfen  (Siunbbefthnnd< » 
^it  sufommenge^Ilen.  3n  nalftf^ei  ^orm  fft  biefe  4  Ssia  VII  60  (ed.  Senslq) 
ausgelpto^en :  non  fecit  Altiaaiinue  unum  eaeculum  sed  duo.  Vit  aui^  im 
gintetgrunb  bet  neuteftamentli^en  Sitteratur  He^nbe  Snf^uung  non  ni>ef  mifetnanbct 
folgenben  SSeltjeiten  (altov  mrro^,  atatv  /iUXwv)  be^enfi^t  bie  ^ofolmpttt.  Die  ^iet 
jum  3Ib!(^Iu^  fommenbe  (EntBtfifalunfl  beginnt  freilt^  f^on  mit  ben  [potepen  Stabien  so 
ber  propf|eti[3ien  ßitteratur  (3et  24—27;  Safi  12—14;  3oeI,  SKa  4).  Der  Ubcrflonfl 
Don  bei  prop^etift^en  Sittcratur  jur  opoIalQptif^tn  t|t  fielff^  ein  fa(t  unmeifbaiei.  ttber 
im  ganzen  unb  gio^tn  lann  man  lagen,  b«^  tDÖ^renb  bei  ^rop^etismus  Don  einer 
ganj  beftfmmten  3ului^  meisfagt,  bte  ]i^  (qon  in  ber  ®egennuit  irgenbmo  anbahnt, 
bte  9lpofaI^ft  ifjre  (EnDoitung  auf  bie  ßuhinft  j^Ie^^in  nqitet,  auf  ein  neues  3BeIt*  S5 
alter,  bas  jum  gegenn)ärtigen  im  fl^ie^t^inigen  ffiegenfah  [te^  (ogl,  bas  Honif^  Soi« 
bilb  aüet  9poIaI^I  Da  7).  Dabei  Ile^Sie  jum  Dudismus  nelgenbe  Suettonfi^U' 
ung  JU  ©runbe,  bah  ©ott  in  ,,bie|em"  äBeltoetlouf  nod|  ni^  eigentli^  jur  öen[(^ 
geßngt  ift,  bah  in  i^m  feinblidie,  abtrünnige  SWä^  bie  Setrf^  führen  (eine  3bee, 
Sie  [idi  mliefeliiti  ju  bem  (Slauben  an  ben  iteufel,  ben  Koo/ioxe6ta>e  roij  alätvoc  *o 
i'iiTor  fteigeit)  unb  bah  etit  nafi  einem  großen  SSemit^ngsIompf  (lag  So^oes, 
3^og  bes  großen  (&erid|te)  bte  ^enf^aft  C5ottes  anbiegen  merbe.  <Ss  liegt  alfo  ^iei 
eine  »irniä  gulammenQÖngenbe  ,,3Beltantcf)auung"  nor,  eine  S^eobicce,  man  I5nnte 
Daniels  ^rop^etie  in  &äp.  7  eine  lubimenfäre  ©efi^idjtsp^tlofop^ie  nennen.  (Es  i|t 
lo^ntnb,  au^  baiauf  ju  aditen,  mfe  [o  burif)  bie  jüüift^e  _^oIali)ptiI  ber  begriff  „SBelt"  i& 
als  bei  eines  ein^ettit^cn,  naA  bemmmten  ^efe^en  [iifi  entmiifelnben  wonjen  bem 
Spötjubentum  jugängliA  niitb  (Dfll.  jD«  7,  Iff. ,  §enodt  85 ff.,  5Baruc^  27  ff.),  unb  oot 
allem  aud),  roie  ^let  bie  Innere,  bebeutfame,  religionsgefttiiditütöe  entiiiiclelung  bes  3uben> 
tums  bui4  feine  öufteie  ®e\^H^e  bebingt  ijt.  Denn  bie  Stpolatgptil  in  ifcei  ausgebiU 
beten  ^om  entftanb  in  ber  36''.  «'s  eine  bie  3Belt  burcfi  äußere  firo^  «nb  Inne»  bo 
geiffige  Übeilegen^eit  be^enf^enbe  ftulturmafftl,  bie  f)elleni|il)e,  m  ber  C^a^ng  bem 
3ubentum  entgegengetreten  mar,  unb  biefes,  loieöer  jum  Solfsbcmu^lfein  ertoai^t,  ben 
flampf  mit  jener  Üoermac^t  aufgenommen  l)Cit\f.  Uns  gricAif^e  unb  fpätei  'bas  iB- 
mi|^  1Ret(^  lieferten  bem  SlpolalQptifei  bas  Snf^auungsmaiertai  ju  feiner  f&ebanfen' 
biloung  (ogl.  ben  (Einbnid,  ben  bis  grie^if^  [Dierte]  SBeltreii^  auf  Daniel  mait).  m 
So  ift  boiii  eioentlid)  —  roenn  man  Don  leimartigen  anfangen  abfi^t  —  Die 
äßafiabäei^eit  bte  (Sebuitsftunbe  ber  jabifAen  SIpoIa^HI,  unb  Daniel  i^i'  geiftiger 
Si^öpfer.  Sßeitab  [le^t  bie  %ofalQptiI  mtt  i^r  bemmmt  ausgeprägten  (faft  mb^te 
man  fagen)  [petulattoen  2&eI1an[^auung  Don  bem  etnfa^en  reinen  unb  ftorlen  3t>' 
[unftsglauben  oes  ^rop^tismus  unb  ber  $falmen,  fo  toelt,  bag  man  uoetfcin  fönntc,  so 
ob  bie  ®runban|i^una  betjelben  flberliaupt  auf  fübifi^m  Soben  genuin  [ei,  unb  ob 
ber  Stnfängei  bei  {flbijii^en  9IpofaIq;>til  Daniel  oiiginal  |e{  unb    ni^  oielme^  unter 


0< 


614  »loIabMita 

frembortigem  Sinflu^  fte^t  ((Sunlel,  Sd^öpfung  unb  C^aosd23ff.).  3Slan  xDtrb  bann 
fretltd^  gut  t^un,  btefen  Stnflug  im  loefentHd^en  nt(^t  xn  uralter  babqlonifc^r  Aos» 
mologie  ju  fu^en,  fonbern  e^er  babei  an  bie  iram[(^e  9{eItgion  ben!en  (9BeII^u[en). 
3u  einem  abf^Ue^enben  unb  fidleren  Urteil  toirb  man  freili^  ^ier  !aum  gelangen. 

6  SKit  ber  jfijsierten  ©runbanf^auung  ber  iübif(^en  Slpofalnpti!  oerbinoen  ft^  jroei 
©eitere  gunbamentalaebanlen :  bie  3bee  bes  aßeltgeri^ts  unb  bie  §offnung  ber  loten^ 
auferfte^ung.  Der  (geoanle  bes  grogen  C&eri^ts  unb  bie  Sorftellung  Sottes  als  bes  3BeIt> 
rid^ters  be^enf^en  [eit  Da  7  bie  jübif^e  fiitteratur.  (Jfreilid^  treten  oiefe  (&eban!en  in  i^rer 
ganjen  9{ein^eit  unb  in  il^rer  oollen  et^ifd^en  itroft  erft  im  (Eoangelium  ^root.    3m 

10  apofolqptifd^en  Spötjubentum  finb  [ie  niemals  frei  oon  einem  Seifa^  [innli^r  $^n^ 
tafie  unb  nationaler  Sefd^ränft^eit.  Slber  bie  beiben  (Sebanlen,  m^  (Sott  in  biefem 
saeciilum  ber  SBelt  fem  fei  (bieje  tranfcenbente  Sluffaffung  bes  Sßefens  (Sottes  6e^ 
bingt  bie  (Engeüe^re)  unb  am  6mlu[fe  besfelben  feine  SBeUfeinbe  im  großen  (&eri(^t 
oemi^ten  ©erbe,  beherrfc^en  bie  fflbtfc^e  (Bottesibee.  —  Der  ©laube  an  bie  Iotcn= 

16  auferfte^ung,  ber  bet  Daniel  nod^  in  ftarfer  Sef^ränfuna  ausgefgro^en  toirb,  ^at  nur 
gans  allmdüllid^  bie  {fibif^e  SSoHsfeele  ergriffen.  Die  ^falmen  äabmos  fd^einen  i^n 
|um  2:eil  no$  nic^t  (17,44)  3u  lennen,  er  ^errfc^t  5ur3eit  Z^\^t  f^  ^6  ^ie  £eugner 
m  Xotenauferfte^ung  als  9(btrünnige  gelten,  es  pab  aber  au^  bamals  nod^  eine  Partei 
im  Soße,  toeld^  biefelbe  ju  leugnen  toagte.    Dte  Hoffnung  auf  bie  Sluferjte^ung  ber 

20  2^oten  giebt  ber  iäbi|fi^«apoIaIqpttf(^en  Sfrontmigleit  einen  ftarl  inbioibualifttf^n  (Effa^ 
rolter,  man  begann  in  tift  naq  bem  enbgältigen  (Bef(^ict  ber  einseinen  unb  naä)  htm 
Sefte^en  ber  emjelnen  im  SBeltgeri^t  oor  (Bott  ju  fragen;  es  liegt  in  biefem  Snbioi« 
bualismus  eine  Slad^ioiriung  ber  grrömmigfeit  bes  3^1^^^^^  unb  ber  ißfalmen  oor. 
Slber  freili^  entfaltet  ber  (Sebanle  ber  inbioibuellen  Serantioortli^Ieit  im  Snbgeric^te 

25  nirgenos  im  Spötiubentum  feine  oolle  et^if^e  itraft  unb  SBuc^t,  er  roirb  immer  mieber 
oon  ben  irbifd^nationalen  ^offnungspl^ntafien  übenoud^ert,  ober  gar  in  ben  Strafe 
prebigten  bes  ^^arifäismus  gegen  bie  „(Bottlofen  unb  9Ibtrünniaen''  im  Dienft  ber 
^arteileibenf^qt  oenoenbet.  —  überhaupt  mug  ^eroorge^ben  toerben,  bag  im  Sergleid^ 
mit  ber  ooraufgebenben  Spo^e  jflbif^r  grtömmtgleit  oie  Slpofalqpti!  leinesioegs  einen 

ao  Sortf^ritt  bes  religiöfen  3nbioibuaIismus  bebeutet,  fonbern  ^ier  oielmebr  ein  ftorleres 
Sinftromen  nationaler  (Elemente  in  ber  (^ommip!eit  bes  3ubentums  ftattfinbet  3n 
ber  SRaRabäerjeit  roö^ft  bie  „Semeinbe  bie  ^eiligen"  toieber  jum  felbftbetougten  S^oHe 
beran  unb  fo  oirb  bie  grömmiglett  bes  Spotfubentums  xoieber  oiel  me^r  SBoItsfrömmi^« 
feit.    Die  Stimmung  ber  Slpolalqptif  ift  our(^  unb  burc^  partifulariftifd^  unb  eng^erjtg 

86  national.  C&ottes  9{ei^  bebeutet  für  3srael  (Erbarmen,  für  bie  Reiben  (Beriet  (vf 
Salomo  17,  2).  Unb  tro^  bes  tranfcenbenten  unb  ibealen  Cl^aralters,  toel^en  bas 
apolalpptif^e  §offnungsbilb  anmö^Iic^  geioinnt  (ogl.  bie  3bee  oom  althy  fiekXaiv,  SBcIt- 
gerid^t,  S^otenenoedung),  ^aften  bie  alten  irbif^en  Hoffnungen  3sraels  auf  ein  jtönig» 
tum  oon  baoibMer  $enlic^!eit,  einen  SReffias  mit  Daoibs  9tamen,  ein  irbif(^es  9{ei(^ 

40  unb  ein  ^enli^  erneuertes  3^nifalem  unabtrennbar  an  i^m.  Die  Dioergenj,  bie  ba= 
bur^  in  biefes  Silb  ^ineinlommt,  jeigt  fid^  befonbers  beutli^,  loenn  man  ciuf  bie 
Stellung  aAtet,  bie  ber  enoartete  SWeffias  in  ber  Slpolal^ptif  einnimmt.  3Rit  SBelt= 
gerid^t,  SBeltuntergang  unb  Zotenenoedung  ^at  ja  ber  enoartete  Aönig  ous  Daoibs 
Stamm  toenig  5u  t^un,  unb  fo  oerfc^minbet  bann  feine  (Beftalt  ^ier  unb  ba  ganj  (Daniel, 

46  Assumptio  Mosis).  3m  arogen  unb  gansen  aber  ^ölt  fie  fi^  tro^bem  unb  erfd^eint 
nun  tetboeife  jiemli^  beifeite  gefAoben  ($enod^  90,  4  (Esra  VII  28,  Saruc^  29), 
teilioeife  bem  mächtigeren  unb  tranfcenbent  geioorbenen  ^offnungsbilb  entfpred^nb  in 
ibealer  SSerllarung  (ogl.  ißf  Sabmo  17^  befonbers  aber  bie  Silbeneben  im  §enod^). 
Diefe  me^r  unb  me^r  juiage  tretenbe  Spannung  in  bem  ßwlunftsbilb  ber  Slpofalqptif 

60  fü^rt  bann  fc^Iiejglic^  bei  ben  legten  Sluslöufem  ber  uns  intereffierenben  fiitteratur  5u 
oer  Slnno^me  eines  boppelten  (rnbaftes  refp.  bes  meffianifd^en  !^m\iitx{miit^  (nac^ 
einem  be^immten  grall  (t^iliasmus  genannt  $Ipi  20,  the  book  of  the  secrets  of 
Henoch  33),  b.^.  man  oerteilte  bie  oerfd^iebenartigen  Hoffnungen  auf  jioei  auf  einanber 
folgenbe  3^^^^i    f^  ^^6  ^^"  <^ne  fpejififd^  irbif(^en  CEnoartungen  in  bas  3o'if^ntei^ 

66  oerlegte  unb  bie  me^r  tranfcenbenten  in  ben  mit  SBeltgeri^t  unb  lotenenoedung  OLn- 
^ebenben  aUov  fuiXojv  (ogL^enod^  93.  91,  12—19;  4  (£sr  7,  28  f.;  Saruc^  40,  3; 
2lp!  20;  (Se^eimniffe  bes  Heno^  33;  bie  lalmubftellen  bei  (Sfrörer  II  252—56). 

3Rit  biefem  (&runb^ara!ter  ber  jübifd^en  3lpolal9pti!  ^ngt  nun  eine  9{ei^e  äußerer 
SRerlmale   jufammen.    Slllen  ^oial^ptiiern  gemeinfam    ift  bie  funjtoolle  Sere^nung 

60  bes  (Enbes.    Der  2lpo!al9ptiler   lebt  in   einer  (Epigoncnseit,   in   einer  3^it,    in  ber 


9l^0M}^m  615 

man  allgemein  im  Solf  in  bem  SeiDugtfein  lebte,  baft  ber  die,  ber  3ulunft  mö^tige, 
prop^etifd^e  (Seijt  aus  3srael  entfd^xDunben  Jet.  ftein  ^top^t  ftanb  in  3$rael  auf,  unb 
mit  tDic^tigen  Sntf^eibungen  loartete  man,  bis  ein  ^rop^et  erftflnbe  (1  9RaI  4,  40,  ogl. 
9,  27;  14,  41  unb  bie  Beurteilung  ber  ißrop^etie  Sad^  13,  2  ff.).  2In  Stelle  ber 
^rop^etie  tritt  bie  apolalqptif^e  9{e$enfun[t.  6o  fte^t  im  3RttteIpunIt  ber  banieli[6en  5 
^eisfagungen  bie  iunftDolIe  ^Deutung  ber  3^^^^tanif^en  70  3<^re  auf  70  ^oi^two^tn 
(Da  9).  atn  Daniel  le^nt  $eno^  89  f.  \i^  an.  Die  2lpf  beutet,  um  bas  (£nbe  ju 
bered^nen,  bas  Silb  bes  [iebenlopfigen  Zieres  aus.  Ober  man  berechnete  auf  (ßrunb 
irgenb  toeld^er  ge^eimnisooUen  XBeis^eit  bie  (&e{amtbauer  ber  SBelt:  Assumptio 
Mosis  I,  1;  X  12;  f)moi)  90,  91;  4  (Esr  XIV  11  ;  3}aru(j^  53  ff.,  bie  fpöter  Dor-  10 
^enf(f)enbe  9{ed^nung  auf  6000  ^a^re  }uer[t  in  ben  (Se^eimntflen  ^eno^s  33.  Unb 
bieje  >tunft  galt  bem  Slpolalqptifer  als  ge^eimnisoolle,  oon  alter  3^^^  überlieferte  (Da 
8,  26;  12,  4;  $eno^  82,  1:  104,  11—13,  befonbers  beai^te  4  (Esr  14).  SRur  ber 
SBeife  unb  3}er|tänbige  lann  in  biefe  ©e^eimnifle  einbringen.  Slpf  13,  18;  17,  9;  SKc 

13,  14.    Damit  ^ängt  toeiter  ber  unfc^öpferif(^e  (E^aÖer  biefer  fiitteratur  jufammen.  15 
Sie  le^nt  fic^  }unö^[t  aufs  engfte  an  bie  altere  fiitteratur  Ssraels  an.    Sefonbers 
n)irffam  toaren  ^ier  bie  ^I^eop^nien  in  3^[  6  unb  (E3  1,   bie  SBeisfagungen  über 
Säbel  3ef  13,  14 ;  3er  50,  51 ,  über  Zrpis  (£}  27,  28,  (Bog  unb  9Ragog  (1^38. 39, 
bie  (f.o.)  \i)on  genannten  fpäteren  Stüde3^|24— 27;  3öel  4,  ber  ganje  So^,  aRa4. 
9Zamentli^  aber  entlehnt  ber  folgenbe  Slpolal^ler  oon  bem  früheren,  im  befonberen  20 
^at  Daniel   ntäd^tig   geioirft  (ogL  bie  SlaAiDtrfung  bes  ßdeXvyßia  iQtj/jwoecog).  — 
Das  trabitionelle  Moment  in  ber  Slpolal^pti!  erftredt  [i^  aber  {ebenfalls  ud^  oiel  toeiter, 
als  unfere  bireöen  9la^rDei[e  reiben,    (ßerabe  ^ier  ^aben  fid^  bie  mannigfaltigften  33or» 
ftellungen  unb  Slnf^auungen  aus  fremben  SReligunsgebieten  eingef(^li^en,  oie  teils  ^alb, 
teils  gar  nid^t  oerftanben,  als  einmal  geprägte  SRun^en  roeitergeaeben  oiurben.  Se^e^^  S6 
mot^  unb  fieoiat^n,  ber  Drad^e  unb  bas  Jiebenlopfige  Xier,  bie  oier  SBeltalter  unb 
lieben  (Seifter,  bte  24  ^tejten  unb  ber  fiebenarmiae  fieu(^ter^  bie  joei  3^W^  ^^^ 
bas  SonneniDeib,  —  bas  alles  beutet  auf  ^gere  religionsgef^tAtli^e  3ufammen^nge, 
bie  aber  für  uns  oielfoA  ni^t  me^r  beutlt^  erlennbar,  aber  bo^  Dor^anben  finb  (ogl. 
bie   oben   genannten  SBerfe  oon  Suniel  unb  Sou|fet).    Unb  es  mug  als  9{egel  ^  ao 
alle  (Erllarung  ber  Slpofaloptil  aufgeftellt  merben,  bag^man  leine  einjelne  ^polal9pfe 
in  [id^,  fonbern  nur  oon  etnem  m^i^ft  umfaffenben  äberblid  über  alle  oenoanbte  (Er- 
l^einun^en  aus  erllören  lann.  —  (Sbenba^er  ftommt  [(^lieglu^  au^  bas,  toas  man  bas 
p^antaftifc^e  jElement  in  ber  iübi[^en  ^olalnptil  nennen  fann.    (Es  rü^rt  leinestoegs 
Don  einem  Über[(^ug  an  ^^antafie  biefer  gei|tesarmen  S^r^fteller  ber.  Sonbem   bas, » 
toas  "btUf  ber  oom  Sllten  Üeftament  ^erfommt,  frembortig  in  ber  9q)oIalnptiI  anmutet, 
rü^rt  ^er  oon  bem  (Einfluß,  ben  frembe  SReligionsgebilbe  Jier  ausgeübt  ^abtn. 

3um  Sd^lug  möge  em  Inner  Öberblid  iber  bie  in  Setrac^t  lommenbe  fiitteratur 
folgen.  (Es  finb  ^ier  namentli^  folaenbe  Stüde  ju  nennen  Da  2,  7—12,  $enod^ 
85-91;  37—71  (»ilbeneben,  ogl.  bie  ^oränefen  94flL)f  ^1  Sabmos  (namentl.  2,40 
17,  18),  Assumptio  Mosis,  bas  Su^  ber  (&e^immf|e  $eno<^  (eine  fe^r  iDi(J^tige 
Sd)rift,  bas  oom  Testamentum  XII  Patr.  dtierte  ^eno^bud^),  4  Ssra,  Sarud^.  3n 
ber  Sibpllinif^en  fiitteratur  bie  Stüde  III  286  bis  (Enbe,  III  36—92,  IV,  bie Jübitte 
Quelle  oon  I  unb  II.  Die  übrigen  Stüde  liegen  jenfeits  unferer  3^^^-  ^^^  ^as 
^\ii)  ber  3ubilöen  ogl.  Sd^ürer  II  432,  über  bas  Stpolaloptif^e  in  ben  Slpofrqplen  45 
ebenba  II  427,  über  ^^ilo  II  433  ff.  Dag  Stüde  fpe3mf(&*iübif4er  3^)olal9pHf  in 
bie  3lpl  aufgenommen  finb,  wirb  fiA  faum  leugnen  laffen  (ogL  Aap.  7,  1—8;  11.  12; 

14,  14—20.  21  Jc).  Slpolalpptifd^  fmb  au^  2  I^  2, 1—12  unb  9Wt  24  (mit  ^oral- 
lelen).  3n  ben  es^atologif^en  Partien  bes  Testamentum  XII  Patr.  finb  fi^er 
jübifd^e  Seftanbteile  früheren  Datums.  (Ein  genaueres  Urteil  lagt  fi^  ^ier  oor  Se-  50 
{(^offun^  eines  fidleren  Textes  ni^t  abgeben.  SSielleic^t  ift  aud^  Ascensio  Jesaiae  III, 
IV  jübtf^.  3übif(^e  3lpolal9ptil  älteren  Datums  liegt  no^  in  fiactanj  Inst.  div.  VII 
15  ff.  unb  Commobians  Carmen  apologeticum  oor.  3n  ber  fpäteren  3^tt  ^at  be« 
fonbers  bie  3bee  oom  Slnti^rift  bie  {übifd^  Slpolalqptil  be^enf^t  (Assumptio  Mosis  8^.; 
Sib.  III  36—92;  Ascensio  Jes.  III,  IV;  Testam.;  Da  5,  ogl.  2  Üb  2,  1—12;  w 
Ont  24;  2lpl  11;  "^  ^  "  "  -  -  - 
2lbf(^lup  gefunben. 
auf  biejem^CBebict 

in  einem  Öberblid  auf  bie  fiitteratur  5U  bef^ränlen,  bie  man  bisher  mit  bem^SIamen 
ber  jübif^n  ^Ipolal^ptü  umfaßt  ^t.  fB.  IBouffet.     60 


616  SMiofotaflaftd 

Sl^ofataftafid.  3m  bogmatifd^en  (Sptaä^aäntanä)  oerfte^t  man  boninter  eine  äBteber^ 
bringung  aller  ber  Rreoturen,  ipeloe  burd^  Sflnbe  (Sott  entfrembet  unb  ber  SerbeAnis 
anheimgefallen  [inb,  5ur  (Semeinfmaft  mit  Sott,  fittli(^em  fielen  in  (&ott  unb  (Senu^ 
ber  Seligleit.    2)ur(^  [ie  mirb  fo  Sie  urfprfingliAe  Harmonie  ber  SBelt  flber^upt  mit 

5  Se^ug  auf  iBr  eigenes  ma^red  £eben  toie  auf  i^  Ser^altnis  ju  (Sott  oolüommen 
toieber^ergefteUt;  unb  inbem  biefe  SBieber^erfteHung  am  ^{Alug  ber  gamen  SBeltent« 
toidlung  erfolgt,  loirb  bur^  {ie  suglei^  bie  Sollenbung  beroeigeffi^.  X)er  Xusbrud 
ftammt  aus  ^(5  3,  21.  ^er  man  ^at  lein  9ted^t,  benStnn^  mel^n  er  ^ier  ^t,  mit 
oem  oorbin  angegebenen  ju  ibenttfijieren.    !Denn  fürs  erfte  tft  nod^  esegetif^  ftreitia, 

10  ob  bort  oas  9{el(mo)n:onomen  cov  auf  rg&ywv  [i$  bejie^t  (qhis  atierbings  bos  Stiq^ 
tigere  {ein  toirb),  ober  auf  bas  unmittelbar  baoor  fte^nbe  ndvroyVf  XDonaäi  bann  ni(!^t 
me^r  eine  3Bieber^er{tenung  oon  allem  an^elflnbigt  toirb,  fonbem  nur  eine  SBieberfier» 
ftellung  oon  allem  bemieniaen,  oon  mas  bte  ^rop^eten  gerebet  ober  oon  bem  {ie  gejagt 
fyAtUf  ba^  es  xDieber^erge(tellt  loerben  [olle,    ^xs  jmeite  i{t,  aud^  wtnn  mix  jene 

16  er{tere  Sejte^unß  annehmen  unb  bemnad^  eine  „SBi^^^tftellung  oon  allem"  ^ier  aus» 
ge{agt  finben,  ^termit  nod^  ni^  enoiefen,  bag  biefe  in  jenem  oolien.  ab{oluten  Sinn  ju 
oer{te^en  [ei,  ba  bie  3bee  einer  „SBieber^rftellung  oon  allem"  offenbar  fd^on  ju  ben 
frommen  tsraeliti{d^en  (Erroartungen  g^rte  unb  burd^  3^M  unb  bie  9lpo|tel  als  eine 
fd^on  belannte  eingeführt  lourbe  (ogL  9Jlt  17,  11,  femer  bie  .,$alinaene{ie"  am  19, 28; 

20  Joseph.  Ant.ll,  3,  8.  9,  loo  bie  djtoxax&oxaoiq  ber3uben  ourc^  (urus  unb  i^  na- 
kyvEVEola  bas{elbe  bebeutet),  ^ier  aber  nur  eine  {old^e  9Bieber|erfteIlung  ber  ZSfto- 
fratie,  Sele^rung  ber  Slbgefallenen  unb  SerOSrung  bes  gleid^Us  oerberbten  Slatax* 
juftanbes  in  fi^  befaßte,  oei  meld^er  Xeufel  unb  oerftodte  Sflnber,  obgleich  geri(!^tet, 
oerbammt  unb  mai^Ios,  bod^  in  i^r  Sos^it  noc^  fortesiftieren. 

25  Der  erfte,  oon  bem  xoir  jic^er  iDi[{en,  bag  er  in  b^  C^ften^H  iene  SBieber- 
bringung  in  oollem  Sinne  gelehrt  unb  tn  ber  bl.  Sc^rip  begrünbet  gefunben  J^,  unb 
auf  oen  au(^  bie  fpäteren  Vertreter  ber  £e^re  tmmer  totebet  jurfidgäen,  ift  Origenes 
(^teju  unb  5ur  filtern  Sefd^id^te  ber  fie^e  fiber^u^rt  ogl.  3-  ^-  ^ietelnutier  com- 
menti  fanat.  de äjtoxataoT.  hist.  antiq.  1769).  Die  grfallenen  oemünftiaen 

80  (Seifter  loerben  na&  i^m,  wenn  fie  im  geaemoirtigen  £eben  noq  nic^t  5Buge  getpan 
^aben,  boc^  in  Iflnfti^en  ^nen  burd^  3&$%ungen,  bie  mit  alle  Strafen  flber^oufit 
nur  5ur  5Be{{erung  btenen  follen,  unb  bur(^  Sel^rung  oon  {eiten  anberer^  ^o^erfte^n« 
ber  Geijter  ju  (Sott  jurüdaefü^rt,  bie  einen  frfi^r,  bie  anbem  j)>ater,  tmmer  freiließ 
unter  (d^roierigeren  umitfinoen  unb  {^loereren  fieiben,  als  o^enn  {te  {(^on  bienieben  ^e» 

86  folgt  xoSren.  Das  oolüommen  (gute,  bas  eins  mit  ®ott  unb  bem  gottlicpen  (Ebenbtlb 
tft,  mug  (d^lieglic^  überall  berge{tellt  toerben,  unb  aKe  (ollen  5um  (genujs  ber  göttlichen 
(Düte  gelangen.  So  le^rt  oie  ^l.  SArtft,  nad^  mel&er  alles  (SlfA]to  untenoorfen  unb 
©Ott  alles  in  allem  toerben  foll,  W  110,  1;  1  Äo  15,  27  f.  3e{u  SBort  oon  ber 
Sfinbe  gegen  ben  ^l.  (&ei{t,  bie  aum  im  beoor(te^enben  Son  nid^t  oergeben  roerben 

40  otrb,  {te^  bamit  md^t  in  9ßiber(pru^;  {ie  lann  \a  hoi)  roenigfiens  in  C>nen,  toel^ 
au^  auf  biefen  nod^  folgen,  Seräebung  erlangen;  benn  enblos  ift  bie  9{ei^  ber  cor 
uns  xoie  hinter  uns  liegenben  ^nen.  3mmer  bleibt  übrigens  oermdge  ber  gfrei^it 
bes  SBillens  ber  ge{(^anenen  (&ei{ter  aud^  ein  neues  e$allen  betreiben  mo^lid^  unb  C&ott 
{elb{t  lögt  {ie  in  (tttlt(^e  itämpfe  geraten,  bamit  fie  immer  enennen,  mte  oollenbeter 

46  Sieg  unb  Seligleit  oon  feiner  (&nabe  ab^nge.  —  Oripenes  trug  biefe  fie^re  als  efo^ 
teri{^e  oor :  es  toore,  {agt  er,  alterbings  nid^t  für  alle  ^eil{am,  {ie  3U  ^ören.  ~  Slland^e 
nehmen  an,  ba^  i^m  in  i^r  {$on  Clemens  oorangegangen  {ei.  Do^  XDi{jen  roir  oon 
bie{em  nur  {o  otel,  ba^  er,  toie  Origenes,  ein  SBtrfen  göttlicher  $eilsmittel  bei  ben 
abge{^iebenen  Seelen  be^u;rtete,  unb  bag  er  barüber  nid^t  toeiter  {i^  auslo{{en,  {onbem 


50  lieber  jdbxDeigen  unb  ben  ^errn  prei{en  roollte,  nid^t  bog  er  aud^  {o  {id^er  toie  Crigenes 
einen  i^liefelid^en  (Erfolg  Jener  SKittel  bei  allen  enoartete.  —  Die  fie^e  baiiat  bei 
Origenes  unb,  {otoeit  Siemens  (ie  ^at,  auA  bei  i^m  3u{ammen  mit  einer  mffa({ung 


ber  göttlid^en  (Etgen{c^aften,  roel^e  bie  C5ereqtigleit  ganj  ber  (Süte  unterorbnete,  einer 
9luffa{{ung  ber  men(d^lid^en  grtei^eit,  toonad^  ber  SBille  toeber  im  (guten  noA  im  SBolen 

66  fe{t  toerben  lanUf  {onbem  immer  loanbelbar  bleibt,  unb  mit  einer  Sluffajjung  oer  Sünbe, 
XDonad^  {ie  me^r  nur  als  S(^toa^e  unb  33erbun!elung,  benn  als  Süiberftreit  eines 
energifd^en  (Eigemoillens  gegen  (Sott  erjAeint  unb  bes^au^  ni^t  befür^tet  toirb,  bag  bie 
rettenoe  Araft  unb  bas  einoringenbe  £td^t  (Sottes  je  ganj  an  etner  Seele  oergebli^ 
[ein  [ollte.    (Enbli^  ih  {pesiell  mit  Sejug  auf  Origenes  noc^  3u  bemerlen,  bag  na^ 

60  t^m  Die  Umileibung  oer  (geifter  mit  ftorpem  unb  oer{c^ieben  gearteten  ftorpem  ^o\%t 


tfiobtcfte^  617 

ber  Sünbe,  ja  aui)  bic  !Setf(^teben^ett  t^rer  inbioibueKen  Segabung  überhaupt  ($oIge 
t^res  fittlid^en  SJer^dtens  ju  (Sott  unb  bem  fiogos  ift;  fo  [Aeint  es,  mfine  für  \fyii  mit 
ber  Slpoiataftafts  unb  bem  glet Amägiaen  6ein  Gottes  in  allen  auA  ein  Sluf^oren  aller 
3nbii)ibualität  eintreten,  anbererfeits,  ba  na^  Origenes  eigener  (Ernarung  SRannigfaltig» 
ieit  jum  SBefen  ber  SBelt  gehört,  ber  Sortgang  ber  SBelt  bur^  toeitere  ^nen  not«  6 
loenbig  bur(^  jene  neuen  Sünbenfälle  bestimmt  unb  bebingt  fein.  Sgl.  bei  £])rigenes: 
De  princip.  I,  6,  2 ;  II,  3,  1.  3.  III,  6,  1  sq.  (baju  Hieron.  ad  Avit.,  Annotat. 
in  JRebepenningö^'Jttusg.  ber  Princ.) ;  Hom.  XVIII  in  Joh.,  Hom.  XIX  in  Jerem., 
C.  Geis.  VI,  26. 

93on  berfelben  (grunbauffaffung  ber  gottlid^en  Süte  unb  ber  menfd^Iic^en  grret^eit  lo 
unb  Sünbe  aus  ift  bie  SBieberbrinaungsIel^re  nid^t  bbg  oon  C&regor  oon  Sfiajians  (toie« 
iDo^I  nid^t  in  offenem  Sortrag)  uno  oon  Dib^mus  aukenommen  unb  befonbers  frei 
bur^  Gregor  oon  9Ioffa  oorgetragen,  fonbem  mnfo  audj  oon  ben  X^Iogen  ber  an« 
tioi^enif^en  6^ule  l)iobor  oon  Zarfus  unb  Zl^bor  oon  SRopsoeftia  behauptet  unb 
ausgefii^rt  xDorben;  (E^r^foftomus  |at  n)enigHen6  bie  Deutung  ber  Stelle  1  Ao  15, 28  10 
auf  bie  Slpoiataftafis  o^ne  ein  SBort  bes  SBiberfpru^  angeffi^. 

3m  ^enblanb  fanb  bie  fiebre  leinen  namhaften  Vertreter,  ot^Ieid^  Suguftin  (En- 
chirid.  ad  Laurent.)  lou^te,  bag  „nonnulli,  imo  quam  plurimi  aeternam  damna- 
torum  poenam  .  .  .  humano  miserentur  affectu  atque  ita  futurum  esse  non 
credunt".  Cr  felbft  erflorte  biefes  (Erbarmen  ffir  ein  oergeblid^es  (ogl.  aud^  De  civit.  20 
Dei  XXI,  11  sq.  23)  unb  brad^te  es  ffir  bie  ganje  an  i^n  M  anfd^Iiegenbe  Z^eobgie 
mm  Sd^oeigen.  3m  Orient  traf  bie  Serbammung  bes  Origenes  unter  fjuftinian  auf 
ber  Sqnobe  oon  ilonftantinopel  543  aud^  biefe  fie^re  mit.  3m  8.  3<i^i^9iinbert  fui^te 
fie  bann  ber  lonftantinopolitanifd^e  ^atriar^  C5ermanus  bei  allen  ben  alten  itir(^en« 
ledern  3U  befeitigen,  inbem  er  bieienigen  Stellen,  in  mtläftn  fie  ju  Ilar  oorlag,  ffir  oon  25 
Äe^em  gefalf^t  erflörte. 

3nbefjen  xoar  biefelbe  n)enigftens  bur^  ben  beim  Übergang  ins  6.  3<i^^iiii)>^rt 
lebenben  monop^qfitifd^en  SRond^  Sar  Subaili  aufs  neue  behauptet  morben,  uno  yayca 
jekt  im  3ii[^iiiin^ii^ii9  mit  t^eofop^ifd^en  3been  00m  Servituts  jmifAen  (&ott  unb 
SBelt,  xoelc^e  bem  glei^  nad|6er  auftretenben  pfeubobionofifd^en  Softem  in  i^er  SRid^«  so 
tung  ooranaegangen  finb.  mit  (gei^öpfe,  foll  er  gef^t  ^en,  finb  gleiAes  SBefens 
mit  (&ott ;  [0  n)irb  (Sott  einft  alles  in  allem  n)erben.  S^eim  3Ireo)>agiten  feloft  mich  bie 
fie^re,  bie  \tM  in  ber  itird^e  oerbäAtig  loar  unb  balb  oerbammt  n)urbe,  nu^t  oor^e» 
tragen.  Slucp  bei  SRaximus  Confeffor  (t  662).  belfen  reid^e  t^ologijqe  @pefulatu)n 
namentli^  an  jene  beiben  C&reaore,  bie  oton^fiid^e  uR^ftil  unb  ben  ^latonismus  fid^  30 
anf^bg,  lann  nur  für  fe|r  n)a9rfd^einli(^  unb  ffir  eine  6aAe  ber  itonfequenj  erflSrt 
rocrben,  "ba^  er  jene  angenommen  ^abe  (SRitter,  (5ef^.  ber  ^bil.  VI,  550  ff. ;  C^rift« 
lieb,  6cotus  (Eng.  6.  433).  ejrfir  bie  (Sefd^id^te  ber  fiebre  aber  finb  biefe  l^eobaen 
roid^tig,  xoeit  fie  xoefentlic^  in  Setrad^t  lommen  ffir  i^e  (jortpflanjung  ins  9Rittelalter, 
bie  junöd^ft  burd^  Scotus  (Erigena  erfolgt  ift.  40 

Scotus,  aus  Dionqs  unb  SRaximus  fd^öpfenb,  femer  an  Origenes  unb  C&regor 
oon  9l9ffa  fiA  anfc^liehenb,  le^rt,  bag  Sott  bie  Subftanj  aller  Dinge  fei,  unb  erfennt 
nun  5ioar  neben  (Sott^  Dem  allein  mc^xtn  Sein,  gefAoffene.  enblic^e,  geteilte  CExiftenjen 
an,  lagt  aber  fc^lieMic^  alle  in  (&ott  jurfidle^en.  I)(e  SBieoerbringung  ber  funbboft  ge» 
roorbenen  Seifter  tft  alfo  für  i^n  nur  SRoment  eines  allgemeinen  SBeltproseffes  unb  45 
lauft  auf  ein  (Erlof^en  i^rer  3nbioibualität  unb  (Einselperfönlic^feit  felbft  hinaus.  !Das 
Sofe  ift  i^m  hierbei  immer  nur  ein  Sllangel,  ein  „nihil". 

Sei  ben  f^oloftifc^en  Ideologen  ^enf(^t  burc^eg  bie  Iird^li(^e  £e^e,  wonaä^  bie 
Sünber,  xoeld^e  o^ne  Suge  unb  Glauben  obfd^eiben,  ffir  immer  bem  Sdjen  unb  ber 
93erbammnis  oerfallen  finb.  9lud^  SR^ftiler  mit  Sdart,  6ufo  u.  f.  10.  beftreiten  fie  eo 
nid^t  (nod^  etioa  SBeffel).  SIber  ber  )>ant^iftifd^e  Denier  Slmalric^  oon  Sena  ^u  Sin- 
fang  bes  13.  S^^^^unberts.  ber,  ben  ^nfmauungen  bes  Srigena  folgenb,  alles  in(&ott. 
Das  abfolute  Sein,  jurudfeQren  unb  als  eines  unb  ungeteiltes  in  i^m  ru^en  lägt,  ^at 
o^ne  !iwtr^tl  barunter  gleid^folls  bie  ffinb^aft  geworbenen  (Beifter  eingej(^bffen.  CBftenfo 
bürfen  xoir  annehmen,  ba^  bann  mit  feinen  anbem  S&^en  aud^  biefer  oei  5Brubem  unb  56 
Sd^toejtern  bes  freien  (Setftes  fortgelebt  ^at,  unb  mit  i^nen  ^ngen  bann  Ji^er  nieber« 
länbif(^e  f^toörmerif^e  grei^eifter  jufammen,  oon  loel^n  ^er  Butlern  tm  3-  1^^^ 
neben  anbem  Sä^en  aud^  bte  julamen:  „(Es  ift  leine  ^ölle  ober  Sßerbammnis  .  .  .; 
eine  jegliche  Seele  n)irb  bas  emige  2tbtn  |aben"    (fiut^ers  Sriefe  0.  be  3B.  93b  3, 


618  9)ioMefttfi» 

6.  62;  es  t{t  offenbar  biefclbe  9{id^tung,  mte  bte,  mtlä^t  gef^tlbert  iDtrb  in  bem  Se^ 
ri^t  Dom  3.  1534  bei  Cofatf,  ^.  Speratus  S.  405  ff.). 

3(uf  bem  Soben  ber  Sleformation  ^at  3o9<<nn  X)enl  bie  £e|re,  bag  alle  (5oiU 
bfen,  ja  aud^  ber  Xeufel,  no^  merben  belehrt  unb  feiig  toerben,  mit  (Entf^ieben^it 

5  unb  (gtfer  einjulü^ren  gefud^t  (ogl.  über  i|n  $eberle  in  ben  a:^Stft  1851.  $.  1  unb 
1855,  ^.4).  6te  oerbreitete  [id^burA  i^n  unter  SBiebertäufern  in  Oberbeutfc^Ianb,  bem 
(£l\a%  ber  Sd^xoei},  xourbe  namentlim  Don  ben  anabaptiftijc^en  (Jffi^em  $ut  unb  5tau^ 
aufgenommen  (ogl.  SuKinger,  ber  äßiebertöufferen  urfprung  k.,  5Bu^  2,  Aap.  5;  SRe« 
nius,  Dom  ©eilt  ber  SBiebertäufer,  in  fiut^ers  958958.,  SBittenb.  Slusg.  II,  293;    U^U 

10  ^om,  U.  9{^egtus  6.  122;  Saum,  GEopito  unb  Su^er  6.385).  aRttOngenes,  beffcn 
3rrtum  feine  Segner  bei  i^m  loieberaufgefrif^t  fanben,  mox  roo^I  aud^  Denl  felbft  6e^ 
iannt.  9ud^  bie  6ä^e  jener  9lieberlanber  n)erben  i^m  ni(^t  entgangen  fein.  SIber  bie 
roeiteren  Spelulationen,  mit  toel^en  bort  bie  £e^re  fi^  oerbanb,  fehlen  bei  i^m.   Da= 

i legen  giebt  fic^  fein  3ufammen^ang  mit  ben  ißnnjipien  ber  Sieformation  in  ber  er» 
trebten  reid^Iid^en  Segrfinbung  auf  Sibelfteüen,  namentli^  9{o  5,  18.  11,  32;  1  Ro 
15,  22  ff.;  (£p1)  1,  10;  Äol  1,  20;  1  li  2,  4:  ^77,  8  ff.,  ju  erfennen.  Sein  Sa% 
ia^  nur  £ieben  unb  (Erbarmen  bas  eigentlime  9BerI  (Bottes,  3^^^^  ^^^  Strafen 
eigentlich  ein  i^m  frembes  SBerl  fei,  unb  ber  (oebraud^,  ben  er  boffir  oon  ben  SBorten 
3ef  28,  21  machte,  erinnert  fpejiell  an  fiut^er  (od.  meine  „Siqeobgie  fiutl^ers"  I, 
aoll5;  II,  311).  Die  ^Reformatoren  aber  oenoc^rten  Tic^  alle  gegen  feine  Folgerungen. 
6o  oenoirft  Sie  ^ugsb.  jtonfeffion  im  17.  ^rttlel  „oie  a58iebertSufer,  fo  lehren,  oag 
bie  Xeufel  unb  oerbammte  ÜRenfc^en  ni&t  ea>ige  ^ein  unb  Qual  fyiltn  loerben". 

Srft  gegen  CEnbe  bes  17.  3^^-  ^4^^^  I!^.  ^^^  ^^^^  ^^^  ^^  Sbolataftafis  aufs 
neue,  um  bann  bis  auf  bie  (Segemoart  tn  religiofen  toie  in  t^eob^ifdoen  ftreifen  fi(^ 

25  ju  behaupten.  Sie  begegnet  uns  ba  juerjt  toieber  bei  ber  (Englanbenn  ^ant  £eabe  unb 
bei  3-  3B.  ^eterfen,  unb  jroar  in  Sferbtnbung  mit  (E^iliasmus  unb  fid^  ftü^enb  ni^t 
bbp  aufs  SBort  ber  ^I.  S^rift,  fonbem  juglei^  auf  angebliche  bejonbere  Dffenbarungen. 
3u|ammen^ange  ber  £eabe  unb  i^rer  (Denoffen  (oer  „p^ilc^elp^if^en  Societät")  mit 
mabaptiften,  bei  benen  etioa  bie  fie^re  fi(^  forter^alten  ^ötte,  lennen  mir  nid^t.  3<^fi>6 

30  So^me,  ber  auf  jene  befonbers  einmtrite,  batte  biefelbe  nic^t  angenommen  (na^  feiner 
„Sefc^reibung  ber  brei  ^ßrinjipien  gottlid^en  SBefens"  ftm.  27  §  20  tritt  oieimcbr 
eine  exoige  Sc^eibuna  ein,  bet  ber  {ebod^  Sie  Seligen  ber  SSerbammten  aar  ni^t  meqr 
gebenfen).  ^eterfen  felbft  belenht,  5uerft  bei  fieftüre  einer  i^m  ^anbfc^riftlid^  jugefom^ 
mencn  SAnft  ber  fleabe  burc^  innere  ©eijteseinbrfltfe  3ur  äberjcugung  oon  ber  2Ipo= 

86  lataftafis  Qingefü^rt  toorben  ^u  fein.    Sta^bem  bann  1699  ein  93u$  ,^as  en)tge  Soan^ 

geliüm  ber  allgemeinen  3Q8ieberbringung  aller  Äreaturen oerfünbiget  oon 

einem  9Jlit^Iieoe  35.  ^f).  ®."  (ber  p^ilabelp^.  (Befellfc^oft)  beutfd^  erfd^ienen  roar,  übcr= 
na^m  er  bie  93erteibigung  in  feinem  MvaxrjQiov  anoxaraardaecog  jiävzcov  ober  (5e= 
^eimnis  ber  95Bieberbringung  u.  [.  id.),  loooon  brei  8änbe,  eine  SRei^e  oon  Iraftaten 

40  entl^altenb,  1700,  1703,  1710  erfc^ienen  (ogl.  bierüber  unb  über  ©egenfc^riften :  2Bal(5, 
©nl  in  b.  «eligbnsftreitig!.  b.  eoang.  lut§.  Äir^e  II,  637  ff.,  V,  977  ff.,  ogl.  ben  % 
^eterfen  in  biefer  (EncpII^.  (Er  ftü^te  bie  SBieberbringung  Sarauf,  ba^  (E^riftus  für 
alle  Kreaturen,  au^  bie  leufel,  geftorben  fei ;  jur  Slnna^me  ber  gdttli(^en  (SnaSe  loerbe 
aud^  bie  SSerbammten  noi)  bie  $öllenpein  bringen,  in  roel^e  fie  am  Jüngften  Xage  ge= 

ismorfen  loerben.  SBeitere  Sd^riften  oon  i^m  unb  oerfd^iebenen  (Benoffen  folgten.  8c= 
fonberes  Sluffe^en  mad^te  femer  bie  S^rift  bes  (oor^er  in  SRoftotf  bocierenben)  fiubro. 
(Ber^arb :  „systema  dnoxaraatdoecog,  bas  ift  ein  oollftänbiger  fie^begriff  bes  etoigen 
ffioangelii  oon  ber  SBieberbringung  u.  f.  lo."  1727,  mit  ausfü^rlid^en  wgumentotbnen 
aus  ber  Slnabgie  bes  (Blaubens  unb  aus  Sc^rijtftellen  (jenes  SBort  oon  oer  unoergeb 

60  baren  Sünbe  gejen  "btn  ^l.  (Beift  erllart  er  ba^in,  bafe  ein  foIAer  Sünber,  e^e  ®ott 
i^n  begnabigt,  bie  Strafen  gans  abbüßen  muffe) ;  ogl.  barüber  2ßal(^  a.  a.  O.  3,  259  ff. 
S&n  £eabe  unb  ißeterfen  fd^Iie|en  fid^  bie  93erf affer  ber  Serleburger  Sibel  an,  inbem 
fie  in  i^ren  (Erflorungen  bie  fie^re  oon  ber  Slpofataftafis  einführen.  2lu(§  S^njenboif 
na^m  btefe  eine  3cit  lang  an,  obgleid^  er  roollte,  bog  man  fid^  enthalte,  fie  oorjutragen, 

66  ja  um  fie  fic^  }u  Himmem,  unb  fanb,  bajj  i^re  Verbreiter  meift  maujetote  fünot^ioc 
fieute  feien  (^litt,  3i"äcnborfs  aj^eobgie  II,  554  ff.).  Der  bebeutenSfte  t^eobgif^e 
Denfer  bes  18.  3ö$^^wnberts,  ber  o|fen  ju  i^r  fid^  befennt  unb  ooqugsroeife  baju  bei= 
getragen  ^t,  fie  für  itn  (Blauben  oicler  grommen  ju  befeftigcn,  ift  ber  Sd^ioabe  g. 
%.  ätinger.   Sr  geborte  Rreifen  an,  in  meldten  bie  Sd^riften  ijjeterfens,  ber  £eabe  unb 

60  ber   p^imbelp^ifc^en  (Befellfc^oft  gelefen  xourben;    fein  greunb  9ieltor  S^ill   in  CLabo 


a^olotaftofl»  619 

empfing  3^"9"iffc  fii^  j^"^  ^^^^^  *>urd^  (ErfAetnungcn  33erftorbener  (ogl.  (Ermann, 
Ötingcrs  fiebcn  unb  95riefc  1859).  8ci  i^m  (elbft  bilbete  fle  ein  ©cfentlit^es  (Slicb 
feines  eigentümli(^en  i^ologif^en  6qftems.  Die  biblifd^n  ^auptftellen  ftnb  t^m  1  Sio 
15  unb  (&pf)  1,  9—11,  wonai^  dies  unter  ein  $aupt  DerfQ|l  ©erben  foll;  unter  bent 
Üob,  melier  als  le^ter  gfeinb  abget^an  roerben  foII,  oerfte^t  er  alles  unorbentlid^e  in  5 
ber  Areatur,  unter  auovioq^  ipie  bte  ^öKenftrafen  bejeic^net  feien,  ni(^t  idqs  !einen 
Anfang  unb  !ein  Cnbe  ^abe,  fonbem  nur  etiDOS,  beffen  Anfang  unb  (Enbe  oerboroen 
iDerbe  ober  toas,  nad^bem  es  eine  3^it  long  gemo^,  fi(^  ins  Unfi^tbare  jurüdFjieQe ; 
waii  Qusgeftanbenem  (geriet,  fagt  er,  toeroen  qu^  bie  Serbammten  (&ott  unb  bent 
fiamm  für  i^re  Strafen  bauten  unb  re(^t  geben;  ®ott,  loel^er  SBater  aller  9lad^Iommen  10 
^^Ibams  fei  unb  feinem  6o^n  3^fus  SRad^t  über  alles  (^leifd^  gegeben  ^be,  XDerbe  bie 
QhDigfeit  fo  5U  bef^Uej^en  n)iffen  als  31  unb  £),  bap  il^m  alle  feine  (Jfeinbe  bauten 
(ogl.  bei  (Ermann  unb  bei  Sluberlen,  X^eofop^ie  £)tingers).  Darüber  aber,  xxAt  mit 
ber  (Semig^eit,  bajs  bie  geri^tli^en  Ser^öngniffe  ben  SBillen  beugen  unb  5um  (guten 
umbeugen  werben,  bie  ^ei^eit  bes  SBillens  unb  ber  freixDillige  (E^ralter  bes  (&uten  15 
^ufammenbefte^e,  finben  vm  bei  i^m  gar  leine  (Erörterung,  xx>\t  benn  über^upt  feine 
2:^eofop^ie  geneigt  ift,  bie  fittli^en  $ro5effe  xm  natürlid^e  (ja  loo^I  gerabeju  nad^  9Ina:> 
logie  oon  p^qfitalif^en  unb  (^emij^n)  auhufaffen;  ogl.  borüber  a.  @(qmib,  Z^"^ 
1870,  6.  103  ff.  Dag  au(^  3.  91.  Sengel  an  bie  Slpolataftafis  geglaubt,  es  jebo(^ 
für  gefä^rli^  unb  bes^lb  oenoerflid^  erüort  ^abe,  fie  ^u  le^en,  loirb  uns  loenigftens  20 
burd^  eine  Slufjei^nung  pus  bem  Areis  feiner  gr^eunbe  beseugt  (5Bart^.  Sübbeutf^e 
Originalien  II,  23;  bie  ^uj^erung:  „loer  oon  ber  3IpoIat.  (Emji^t  not  unb  fagt  es  aus, 
ber  fd^mä^t  aus  ber  Spule'S  gehört  nidbt,  xx>\t  man  fe^  ^uftg  lieft,  Sengein,  fonbern 
jenem  ^lufjeid^ner  an).  Sie  ^^ai  aber  bejonbers  au^  bur^  ätingers  (Einfluß  unter  ben 
pietiftif ^en  (&emeinf(^aften  Württembergs  n)ettbtn  C&eitung  gewonnen  unb  bellten :  bei  25 
ben  fog.  äJli^elianem  unb  aud^  rooj^l  ben  ^regiserianem;  über  bie  £e^re  bes  an 
üBö^mefd^e  unb  Ötingerf^e  Ü^eofopie  fid^  anfd^liegenben  SRid^el  $a^n  ogl.  $aug, 
Stubien  ber  roürtemb.  (Beiftli^teit  Sb  XI,  $.  1.  unb  Stro^,  b.  fle^e  b,  ©ürtt.  2^eof. 
3.  SR.  $a^n  1859  (baju  oon  6tro^  felbft:  (Ebriftus,  ber  (Erftling  ber  (Entfd^lafenen, 


Stutt.  1866,  ogl.  Sd^mib  a.  a.  O.  S.  126),  über  bie  bes  (SSfarrer)  ^rejijer:  in  ao 
^artmanns  mürttemb.  eoangel.  jtird^enblatt  1842,  6.  430ff.;  ^almer,  (Sememj^.  unb 
Sehen  SBürttembergs.  Sluger^alb  Deutfd^lanb  finb  als  fold^,  n)el$e  bie  fieqre  aus 
ber  Duelle  jener  bur^  ^eterfen  unb  bie  Serleburger  Sibel  oertretenen  SK^ftit  em« 
pfangen  ^aben,  bie  na^  SImerila  ausgeu)anberten  unb  bort  noc^  in  Heiner  3^1  f^^^ 
befte^enben  (roiebertöuferif^en)  lunter  5U  nennen  (ber  2lrti!el  lunler  in  ^9.  Stoffs  86 
Religious  Encyclopaedia  bemerlt  oon  biefer  i^er  fiebre  nl^ts). 

Sieben  biefer  mqftif^en,  t^eofop^if^en  Stiftung  erQob  fid^  oon  einem  me^r  ratio« 
naliftif(^en  Stanbpunft  aus  ein  Sßtberfpruc^  gegen  bie  (Emigfeit  ber  ^bllenftrc^en.    (Er 
ging  nid^t  fo  mie  bort  oon  ber  religibfen  unb  fpefulatioen  Zenbenj  aus,  bie  gefamte 
äßeltentmiolung   auf   ein   ^armonif^es   (Einsmerben   mit   (Sott  auslaufen   ju  laffen,  «o 
fonbern  oielme^r  aus  einer  Setra^tung  ber  Sflnbe  unb  l^rer  9Racbt,  xx>ma^  biefe  mehr 
bloge  Sd^mäc^e,  als  energifd^er  unb  fid^  felbft  oer^ärtenber  SBiberftreit  ^egen  (Sott  ift, 
unb  aus  einer  SBürbigung  ber  menf^li^en  6(^ulb,  roonad^  eine  (Emiglett  ber  Strafen 
filr  biefes  seitli^e  S^er^alten  ungere^t  erfd^ien.    93on  ba  aus  xx>ax  bas  Sraebnis  ntd^t 
eine  fol^e  geroiffe  äbeigeugung  allgemeiner  SBieberbringung,  xx>vt  bort,  fonbem  (nai)'  ^ 
bem  Socinianer  bei  £eugnung  erotger  Strafen  no^  eine  93emi(^tung  ber  (Sottlofen 
angenommen  Ratten)  nur  ber  (Glaube,  bag  bei  ben  Strafen  immerfort  Sefferung  mogli(^ 
unb  oon  (gott  beabfi(^tigt  bleibe ;  hierbei  n)irb  teils  baqin  geftelU  gelaffen,  ob  loirlli^ 
alle  (&ottlofen  oon  ber  uRöglic^leit  (gebrau^  machen  ober  oieueu^t  bod^  eine  Slnjabl  im 
üBöfen  ju  Dcr^arren  oorjiebt,  meiftenteils  jebo^  roirb,  freili(^  o^ne  ftrenge  Segrünoung,  w 
bas,  baß  enblic^  alle  fid^  belehren  lapen,  als  n)a^rfc^einli(^  unb  als  (Begenftanb  juoer« 
fi^tli^er  $offnun^  ^ingeftellt.    äRotto  ift  je^t  namentliA  au^  ber  (&eban!e,  ba|  bie 
Seligleit  ber  Seitgen  mit  bem  burd^  bie  SJerbammtcn  ^eroorgerufenen  äBitgefü^l  fi^ 
ni(^t  oertrüge.    So  bei  ben  rationaliftifc^en  Dogmatifem  feit  ber  2.  $älfte  bes  oorigen 
3a^r^unberts  insgemein.    2lber  aud^  Supranaturaliften  roie  j.  8.  Slein^arb  laffen  Die  w 
3n)eifel  an  eroigen  Strafen  unb  bie  SMöcjlid^leit  ifirer  beffemben  SBirfung  5U. 

Seftimmter  ift  S^leiermat^er  (in  feinem  „Ct$riftlid^en  (Stauben"  unb  in  ber  9lb» 
^anblung  „Über  bie  fie^re  oon  ber  (Enoä^lung")  für  jene  eigentli^e  Slpolataftafis  ein« 
getreten.*  SBir  bürfen,  fagt  er  in  ber  (Slaubensle^re,  ber  milbern  Slnfi^t,  baft  einft  burd^ 
bie  Kraft  ber  (Erlöfung  eine  allgemeine  äBieber^erftellung  aller  menfc^lic^en  Seelen  er«  ^ 


620  a^oloiiiftaft» 

folgen  toerbe,  ido^I  menigltcns  ein  glei^es  9{eAt  einräumen  mie  bet  anbern,  bag  ein 
2et(  uniDteberbringH^  oerloten  ge^e;  unb  in  lenet  SDb^nblung:  er  möchte,  mos  i^n 
betreffe,  gerne  nur  einen  Unterf^teb  jtoif^en  frü^rer  unb  fpäterer  9Iufna^me  in$  9ttx^ 
(r^rifti  annehmen.    (Es  ift  i^m  ein  unau^sli^r  SRigQong,  xDenn  unter  Sorausfe^ung 

5  einer  gfortbauer  noA  bem  Zob  ein  Xeil  ber  9Renfd^en  oon  ber  (Semeinfd^aft  ber  (Er* 
löfung  ganj  au$ge[dDlo|[en  gebaut  iperben  follte.  Das  (Entf^finben  ber  (Bemiffensqualen 
n)are  i^m  bei  ben  Seroammten  [d^on  ein  3^i$^n,  bog  fie  im  S^nfeits  bejfer  feien,  als 
fie  im  2)ie5feit5  geipe[en.  (Ein  quälenbes  Semugtfein  oerUei^er  Seligleit  ift  t^m  nur 
benlbar,  loo  auA  no^  ^o^igleit  ba  ift,  bie  Seligleit  im  Semugtfein  toenig^ens  na^< 

10  subilben,  ja  feloft  an  %x  teiljune^men.  Die  $au|rt|ad^e  aber,  looburc^  bei  Soleier« 
mac^er  bie  ^nno^me  einer  fiäem  allgemeinen  fbolataftafis  möglid^  erf^int,  Jft  feine 
beiannte  beterminifti|(^e  ^uffaffung  uon  ben  SBiuensuorgangen  unb  uon  ber  9lrt,  loie 
bie  Slnjie^ungslraft  bes  (Erlöjers  mxdt.  (Bans  offen  erflärt  uoüenbs  9.  <3äjitx>thtx  in 
{einer  c^nftlidpen  (Slaubensle^re,  bag,  ba  C&ottes  (bmibt  ade  jur  itinbf^o^  bepintmt 

15  fy^f  rf<^in  (Enbe  bas  enblidbe  (Bef^ö))f  fi^  oon  ber  unenbli^en  (Bnabe  gemmnen  laffen 
milfle'',  votnn  au(^  bie  Serftodt^it  nur  burc^  fd^uieres  unb  bauembes  (Elenb  fi^  er« 
toeiq^  lajfe. 

^nltd^  fyA  fic^  in  (Englanb  ein  SBiberbruA  gegen  bie  (Emigleit  ber  Strafen  unb  ba}u 
teihoeis  aud^  bie  Slnna^e  einer  oSUigen  äBieoerbnngung  oon  ben  (Eir^fiffen  bes  alten 

20  @05inianismus,  oom  £atitubinarismus  unb  loo^I  auqi  oon  fd^ioärmerifd^n  Stiftungen 
ber  bis  auf  bie  9leu5eit  loenigftens  bei  einzelnen  forter^Iten.  (Eine  Sufammenjtellung 
fol^  „Unioerfaliften"  oon  Dr.  SRuft,  Bifqof  oon  Dromore  (t  1675),  an  gieW  5. 5B. 
Evans  s  sketch  of  the  various  denominations  of  the  Christian  world  (bie  in 
immer  neuen  Auflagen  augerorbentlid^  loeit  oerbreitete  übrigens  oberflSd^Iid^  Schrift 

25  eines  1827  oerftorbenen  englifd^en  Saptiften).  X^Iogen  berühmten  9lamens  finben 
fi^  inbeffen  unter  jenen  niqi 

(Eine  eigene  lird^Ii^  Semeinfd^aft  oon  „Unioerfaliften"  bat  fid^  in  ben  je^igen 
bereinigten  Staaten  oon  SRorbamerila  gebilbet;  bur^  3o|n  ÜKurroq,  ber  als  Sd^fller 
bes  fionboner  C&eip^en  Zornes  9{eIIq  1770  borffiin  lam,  unb  ganj  befonbers  oun^ 

80  $ofea  Salbu  (um  1800),  —  mit  einem  (Blauoensbelenntnis  0.  3.  1803,  monad^ 
®ott  „will  finally  restore  the  whole  family  of  mankind  to  holiness  and  happi- 
ness".  3m  3.  1883  ^e  bie  (Semeinfd^aft  939  (Einjelgemeinben  unb  4  „coUeges" 
unb  3  „theological  schools".  Sgl  ben  %.  Universalism  oon  (E.  $.  dopen  in 
S^ffs  Rel.  Encycl. 

86  (Eapen  burfte  bort  mit  9{ec^t  fagen:  too^renb  ber  Iir(^Ii(^  organifierte  Unioerfalis^ 
mus  aufs  amenlanifd^e  (gebiet  [i^  bef^rSnle,  fei  bie  fie^re  roeit  oerbreitet  in  (Englanb 
unb  S^ottlanb,  in  Deutfd^Ianb,  ber  S^xoeij  unb  Sd^toeben.  Denno^  bot  [ie  ober  bie 
fie^re  oon  ber  9Ipo!ata[tafis  fein  namhafter  beutfd^er  Dogmotiler  naA  S^ioeijer  me^r 
5U  be^au^en  ^emaat.    Die  Sebenlen    inb  nid^t  blojj  jfir  Sortömpfer  ber  fir^li^n 

40  Crtl^obosie  (n)te  befonbers  ^^ilippi),  fonbem  aud^  für  etnen  9Rartenfen  u.  Domer,  für 
einen  lob.  Sed,  für  einen  fitpfius  3U  mächtig.  SJerfod^ten  loorben  ift  fie  in  ber  neueren 
3eit  befonbers  burd^:  Lic.  Dr.  D.  9{iemann,  bie  £e^re  0.  b.  npolataftafis,  9Ragbe« 
bürg  1889. 

33or  allem  toirb  es  |ic^  um  bie  biblifd^e  Segränbung  banbeln.  itein  unbefangener 

46  (Exeget  oirb  be^au;rten,  ba^  in  ben  Husfprfii^en  ^c[u  uno  ber  apoftolifd^en  URanner 
auger  ^aulus  gegenüber  ben  (aud^  oon  9tiemann  in  i^rem  (geioi^t  anerfannten)  SBorten 
oom  eu)laen  JJeuer  u.  f.  ©.  (9Kt  25,  41.  SKc  9,  48),  oon  ber  au^  im  anbem  4on 
unoer^ebbaren  Sünbe  (Wi  12,  32),  oon  einem  9Jlenfd^en,  bem  bef|er  XD&tt  nie  geboren 
3U  Jem  (SDlc  14,  21.   TOt  26,  41),  unb  nomentlid^  gegenüber   ber  allgemeinen  3bee 

50  eines  ben  SIb|d^Iug  ber  SBeltentioitflung  bilbenben  unb  nun  eben  jur  Seroammnis  oieler 
ausfd^Iaaenben  (Smä)is  bennoc^  fene  9lpoIata|ta]is  eine  6tü^e  ober  überhaupt  9{aum  finbe. 
$lnberer)eits  mug  anerfannt  xoerben,  ba^  eine  3{tif)t  paulimfd^er  6Sl^e  unb  Slusfü^rungen 
bie  fiebre,  bag  ®ottes  ^eilstoiKe  enblt^  [id^er  in  allen  fim  realifieren  loerbe,  ju  ent- 
ölten jd^eint,  ja,  toenn  ni^t  bur^i^lagenbe  (Segengrünbe  fid^  erpben,  [ie  uns  unab^ 

56  toeisbar  nol^e  legen  müjgte.  Die  fiebre  toöre  bann  eine  eigentümlid^  paulinif(^e,  ju  bei 
ber  Slpoftel  oermdge  feiner  befonbem  böseren  (Erleu^tuna  unb  Slufgabe  toeiter  geführt 
n)orben  matt  unb  toelc^e  fo  allen  Slnfpru^  auf  unfere  vlnerfennung  ^ötte.  (Entgegen 
fte^t  aber  bei  ^aulus  ni^t  blojs  bie  ausbrfldlic^e  Slusjoge  oom  en)igen  Serberben  2  2^ 
1,  9,  ber  gegenüber  man  biefen  Srief  i^m  abfpred^en  ober  au^  (ogl.  au(^  Seqjc^lag  in 

60  feiner  SReuteftamentli^en  Ideologie)  fagen  mBd^te,  jenen  gortf^ritt  ^abe  ?Pouius  eben 


8)»ifatafta{{d  621 

erft  naii  ber  Slbfaffung  besfelben  gemalt.  (Segenanlnbe  Hegen  Dielme^r  Dor  in  thtn* 
ben[elben  Sriefen,  toeu^e  jene  Seioetdftenen  ffir  bie  9lpoIataftQ|is  enthalten  unb  man 
mfiüe,  menn  man  m(^t  aegen  fie  bie  Slugen  Derf^Iiegt,  ju  ber  ^5#  unflaren  Slusfunft 
greifen  (ogl.  iRiemann),  oag  bös  neue  bem  SJauIus  aufgegangene  £i^t  feinen  eigenen 
(gei|t  unb  ben  3n^It  feines  Denlens  nur  erft  unDoIQommen  bur(^brungen  ^obe.  ober  5 

?erabe5u  (nie  SAmiebel  im  Aommentor  ju  1  Ao  15,  28)  bie  oröbften  9Bibernmi(^ 
ei  i^m  für  möglt^  edl&ren.  SBä^renb  nämlid^  ^aulus  booon,  Sag  er  bier  fo  neue 
3been  einfahre,  nirgenbs  ettoos  ausbrfidlid^  bemerlt,  gebraust  er  bie  93^pffe  Mvarog, 
(hnjjkeia  u.  f.  n).  gang  in  ber  ^rl5mmli(^n  SBeife,  bei  ber  an  leine  94)oIataftafi5  ju 
benfen  mar,  unb  namentli^  erf^eint  bei  i^m  bas  (Seru^t  mit  feinem  oerbammenben  10 
Urteil  gans  nie  fonft  im  31%,  als  befinitioer  ^f^Iug  unb  nimmermehr  (nie  '&t^\ifim 
mittelft  bes  (Einen  äusf^(^s  1  Ao  3,  15  beriefen  ^aben  toill)  als  ein  SHt,  in  xx>th 
Aem  ber  no(^  unerloften  3Ren[(^^it  bie  jfl&tigenbe  (Snabe  (Sottes  beigebrad^t  merbe. 
I)emna^  mug  oielme^r  eben  fiir  jene  SeneCsftellen  ber  SIpoIataftafis  ein  anberer  Sinn 
anerlannt  merben.  ^aulus  toirb  in  915  5,  18  f.  11,  31  nur  oon  einer  allgemeinen  16 
Üenbens  bes  ^eilsprojeffes  unb  ni(^t  au(^  oon  einem  toirlli^n  (Einge^n  aller  eingelnen 
in  i^m  reben.  (Er  lögt  1  ito  15,  22  bie  ber  (ErI9fung  3Biberftrebeiwen  gan^  auher  Se« 
trac^t.  (Er  brauste  au^  bei  feiner  Slusfage  oon  3^fu  (Erlofun^  $^i  2^  10  f.  neben  ber 
(gefamt^eit  berer,  })ie  i^m  (obpreifenb  ^ulbigen,  ni^t  nottoenbig  jugletA  berer  ju  ge» 
benfen,  in  beren  ubenounbenfein  unb  &7id}Xeia  feine  ^errf^oft  fi(^  bet^fitigi  (Er  lann  20 
enblic^  C5ottes  ehm  rä  ndvta  iv  näoiv  1  Ao  16^  28  (toorüoer  au^  fonft  no^  esege» 
tif(^  geftritten  toirb)  au(^  bei  biefen  injofem  oenoidliAt  [e^n,  als  fie  abfolut  auner 
3Bir!)amfeit  gefegt  unb  ju  einer  Offenbarung  ber  SRacpt,  oer  (Sere^tigleit  unb  ^eilig« 
feit  (öottcs  geworben  finb.  —  Über  31(5  3,  21  ogl.  oben  S.  616,  8. 

3nnere  C5rflnbe,   n&mliA  ber  (Sebanle  an  bie  aüumfaffenbe  erbarmenbe  £iebe25 
(Sottes,  treiben  (ogl.  ni(^t  blog  DogmatBer  toie  SRartenfen,  Domer  u.  a.,  fonbem  aud^ 
Aa^nis)  auf  bie  $nna^e  ^in,  ban  bur(^  biefe  eine  bSftige  ^eilsbarbietung,  toeU^ 
ben  betreffenben  Subjelten  oirllic^e  ^eilsanno^me  mdgliA  moo^e.  allen  3Renf(^en  loenig^^ 
ftens  nom  in  einem  Sn^if^^njiuftanb  jioifi^n  Xob  xm  (Seri^t  fi^er  ju  teil  toerbe  vm 
bag  fo  leiner  o^ne  lene  SDlogIi(^Ieit  unb  o^ne  eigenes  3^^to6en  ber  C5nabe  bes  »o 
feiles  oerluftig  gebe,  toenn  aud^  oon  neuteftamentli(^en  9Iusfprfl(||en  nur  1  $t  3, 18  f. 
(unb  etioa  no$  3Rt  12,  32,  u)ona(^  für  anbere  Sfinben  ab»  bie  fiSfteruna  bes  ^t. 
C5eiftes  eine  ÜBergebuna  auA  no(^  im  3^nfeits  möali(^  fei)  fi(^  bcrffir  anführen  lagt. 
9{ber  in  ebenberfelben  ^uffaffung  bes  göttlid^en  ^eilsoillens  unb  ^eilstoirlens  in  feinem 
93er^altni$  jur  menf(^Ii(^en  Seloftbeftimmunp  liegt  ber  ^au^rteimoanb  gegen  ben  toeiter-  ^ 
gebenben  C5ebanlen  einer  u)irlli^en  allgemeinen  SBieberbrinaung.  Denn  bie  Si^er^eit, 
bap  jenes  loirllic^  bei  allen  guten  Srfolg  ^abe,  u)flrbe  ia  bie  SRBgliAIeit  einer  fort» 
^efe^ten  gottioibrigen  Selbftbeltimmung  oer  Siwjelte  aus|(^Iiegen  unb  wr  (Einge^n  auf 
lenes   lodre   nic^t  me^r  6elbftbe|timmung.    S^mer   fagt  oon  einem  SBiberftrette  ber 
Sünber  gegen  jenes  ni(^t  blog  bie  ^I.  6(^rtft,  bag  er  ju  einer  f(^IiegIiAen  bas  ^eil  ^ 
ausfc^Iiegenben  Sierftodung  füqre,  fonbem  aud^  ber  u)irni^e  dergang  bes  Sflnbenlebens 
}eigt  jeber^eit  Seifpiele  genug  u)enigftens  bofür^  bog  foI(^e  Sfinber  au(^  bur(^  alle  (Er« 
fa^rung,  bie  fie  oon  ber  Unmac^t,  SrfoIgIo[iaIeit  unb  Xroftlojigleit  i^res  gottroibrigen 
SSer^altens  unb  3uftanbs  matten  mfiffen,  niqt  etioa,  mt  bie  Vertreter  ber  ^[polataftafis 
oon  i^nen  im  3^nfeit$  enoarten,  ^nbiid^  bo^  no(^  u)eiA  u)erben,  fonbem  oielme^r  im  ^^ 
üro^  immer  no^  fi(^  fteigem.    Das  SRog  i^rer  (Seoinensqualen  ift  au(^  Ieinesu)egs 
(opi.  jene  C5rfinbe  6(^Ieierma(^ers)  bas  URag  einer  auq  bei  i^nen  no^  oor^anbenen 
Sittn^Ieit,  fonbem  biefelben  brechen  au^  beim  oans  llnfittli(^en  mit  aller  SDla^t  neu  ^er« 
Dor,  nenn  i^m  bie  SRittel  ber  3^rftreuung  unb  Setöubung  im  3BeItIeben  entjogen  toerben, 
unb  mit  i^nen  i[t  leinesmegs  jAon  Steigung  unb  Araft  jum  Seffenoerben  gegeben ;  bas  ^ 
®efü^I  ber  Unfeligleit  femer  fqlieftt  Ieinesu)egs  bie  (pl^igleit,  loo^re  Seligleit  fi$  oorgu» 
ftellen  unb  gar  mi^ugeniegen,  in  |i^. 

Um  ben  S^mierigleiten  ju  entpe^en,  toel^e  aüerbings  ber  oon  ber  9lpoIataftis« 
le^re  belömpfte  (Sebanle  mit  fi(^  ^^^^S^  ^6  nAtn  bem  ooHfommen  realifierten  unb 
obgefc^Ioffenen  C5ottesrei(^  etoig  eine  URaffe  oerbammter  (Sottlofer  fortteftebe,  finbet65 
neuerbings  meit  me^r  93ertreter  biejenige  mffaffunp,  na^  toel^er  bie  SBiberftrebenben, 
93erftodten,  ber  ISBerbammnis  preisgegebenen  f^Itegli^  ganj  oemid^tet  toerben  (in 
früherer  3^it:  6o^inianer;  neuerbings  befonbers:  9lot^,  ^erm.  6(^ul^,  ber  jurSerm» 
^uter  aSrübergemeinbe  gehörige  Dogmatiler  ^.  $Iitt,  ber  Snglänber  (Ebo.  SB^e  in 


622  9l)iQtatafta{td  Wfoh^piitn  M  Sltett  ttftamtnM 

feinem  „Life  in  Christ",  ber  JJtonjofe  ^ötooel * Olliff  in:  Le  probl^me  de  Tim- 
mortalit^). 

21. 5Rttf(^I  (Unterri^t  in  ber  (^riftl.  Religion)  erflört,  bah  mir  oermöge  bes  Stanbs 
unfrer  gegenroärtigen  (Erfo^runa  bie  im  KU.  bargebotenen  Schemata  religiöjer  Hoffnung 
6  ni(|it  mit  einem  birelt  anf^aulu^en  3n^alt  ausjufüllen  oermögen  unb  bag  in  ben  oa^tn 
ge^thdgen  Slusfagen  über  bie  Seftimmun^  berer,  bie  ni^t  |elig  loerben,  bas  S^idfal 
biefer  jtoif^en  enbIo[er  Qual  unb  befinittoer  93emid^tung  [^oanlenb  bleibe,  grtiebrtd^ 
9li^|A  fieqt  in  bem  (Sebanfen  einer  3Bteberbringung  aller,  »eil  i^nen  bie  SRöglid^feit 
bas  $eil  5U  ergreifen  gegeben  roerbe,  eine  ebenfo  bere^tiate  $9|)ot^e|e,  mit  im  ®e^ 
10  banfen  ber  enbgültigen  Ünfeliafeit  eines  leiles,  unb  ftelÖ  baneben  no(^  als  britte 
^qpot^eje  bie  jener  oolligen  Vernichtung  ber  be^anlid^  ungläubigen. 

$ier  i[t  nici^t  ber  Ort  ju  weiterem  (Eingeben  auf  ben  (Sebanlen  an  jene  93emt^^ 

tung  unb  bie  gegen  fie  fi^  er^ebenben  (Einioenbungen  —  namentUA  ob  [ie  mit  ben 

S^riftausfa^en  *fi^  oertragen  unb  ob  nid^t  auA  bur(^  fie,  toie  burcq  bie  Slpofataftafis, 

16  nur  na^  einer  anbem  Seite  ^in,    „bas  anerf^affene  SBefen   bes  SDlenf^en   negiert 

©ürbe"  (grr.  $.  K.  o.  ^anl). 

Slneriannt  mu^  {ebenfalls  loerben,  bag  roir  ^ier  auf  einem  Gebiete  fte^en,  für 
roel^es  unfer  irbif^es  ÜBer|tönbnis  ni^  ausreißt,  grtaglid^  toirb  au^  fein,  loie  loeit 
barüber  be[timmte  fir(^li(^e  fie^rausfagen  aufjuftellen  ftnb.  3.  ITofrlin. 

20  9Miofri{iariud«  fiujarbo,  3)q«  päpftlid^c  S5orbccrctQlcn*®cfanbtfd^aft8rec6t,  3un8brucf 
1878;  Thomassin,  Vetus  et  nova  ecclesiaät  disciplina  P.  I  üb.  II,  c.  107  ff.;  De  Marca, 
De  concordia  sacerdotii  et  imperii  IIb.  V,  cap.  16  ff. ;  ^^ittip^,  Äirc^enrccftt  ob  6  @.  692  ff. ; 

.^infc^iu^,  ^irc^emec^t  93b  1  3.  498  ff. 

Das  9Bort  ift  absuletten  Don  äjioxglvo/jiai  antiDortetu  ba^er  lateinif^:  respon- 

25  sales.    (Es  ift  3un&(^ft  allgemeine  Sejeiqnung  filr  lird^lid^e  2Ibgefanbte.    6o  loerben 

bie  Don  ben  köpften  5ur  SBa^me^mnng  ber  SRetropolitanre^te  für  Sisilien  bis  jur 

ianasenif^en  3noafion  Slbgeorbneten  (ogl.  Gregor.  I.  Reg.  I,  1.  Jaffö  no.  1067) 
0  genannt  unb  ebenfo  bie  bi[^dfli(^en  iubgefanoten  in  9{om  (^Suxarbo  33).  (5am  bt- 
onbers  aber  ift  bas  3nftitut  bes  ^.  in  ber  orientalif(^en  itir^enoerfaffung  ausgebtlbet 
30  genefen,  wo  bie  Patriarchen  beim  Aaifer,  bie  Sif^ofe  beim  Patriarchen  91.  in  ftänbiger 
rein  biplomatilAer  9Wiffion  beftallten,  bas  erfte  Sorlommen  eines  ftänbigen  (Befanbt- 
ttaftsroefens.  »gl.  Justinian  Novell.  123.  c.  25;  6,  c.  3.  3n  biefer  2Beife  ^t  aud^ 
oer  ^otriar^  oon  Slom  ftönbige  (Sefanbte  (fie  u)erben  au^  diaconi  genannt,  wtxl  fie 
meift  biefen  ordo  befafeen)  beglaubigt  unb  ebenfo  bei  bem  (Exarchen  oon  JRaoenna  (ogl. 
36  Liber  diurnus  ed.  Sickel  p.  58).  Unb  sroar  f^eint  £eo  I.  5uerft  apocrisiarii  unter= 
galten  3u  ^aben,  roö^renb  in  ber  3^^  ber  ilonollaftifc^en  Streitigleiten  biefe  SMiffionen 
aufhören.  ÜJlit  bem  „Slpolrifiarius"  ber  frönlifd&cn  Äirc^enoerfaffung  ^aben  bie  ^ier  he- 
Rubelten  nur  ben  5Ramen  gemein.  (S.  9Irt.  Slr^llappellanus).  G.  Sricbbcrg. 

^ohtfpf^tn  bcö  Slten  Jeftamentcö.  —  Das  SBort  än6xpvq)og,  auf  S^riften  an= 

40  gemanbt,  lann  entroeber  fol^e  S^riften  bejei^nen,  roel^e  oerborgen  getialten  toerben, 
ober  fold^e,  beren  Urfprung  oerborgen  ift.  3n  beiben  Sebeutungen  ift  bas  SBott  in 
ber  patrtftif^en  £itteratur  na<i^u)etsbar.  1.  SBenn  bie  Sln^änger  bes  ^robicus  nad) 
Clemens  Alex.  Strom.  I,  15,  69  fiA  rühmten,  ßißkovg  ojioxQvijovg  bes  3o^öaftcr 
5U  beji^cn,  fo  nannten  fie  biefe  Sü^er  änöxgvcpoi  ni^t,  roeil  i^r  Urfprung  i^nen 

46  bunlel  roar  —  benn  fie  führten  biefelben  ja  auf  3oroafter  jurüd  — ,  fonbem  rocil  bie 
Sü^er  oon  ibnen  als  ©e^eimf^riften  oerborgen  gehalten  mürben.  Der  ©runb  bes  (5c- 
^eim^altens  ift  in  biefem  galle  ber  befonbere  SBert,  melden  man  ben  Schriften  bei 
legte.  £s  lann  aber  aud^  umgele^rt  oorlommen,  bag  man  (Schriften  oerborgen  fßi, 
roeil  fie  minbenoertig  finb  unb  man  fie  barum  bem  allgemeinen  öffentli^en  Gebrauch 

50  entjte^en  u)ill.  3n  biefem  Sinne  Unterf^eibet  Origenes  sroif^en  otn  im  öffentli^en 
©ebraud^  ber  Äir(^e  befinblic^en  unb  ben  opolrgp^ifqen  S(^riften,  Comment.  in  Matth. 
tom,  X  e,  18,  ad  Mt  13,  57  (ed.  Lommatzsch  III,  49  sq.):  yga(pfi  /aj  q)eoo- 
juevfj  fiev  h  röig  xoivölg  xal  deörj^vfievoig  (l.  dedrjjiioaiEVjuevoig^)  ßifiÄioig,  cix^k 
ä'  ort  h  änoxQvgpoig  (pegojüievf].     Ibid.  Series  e.  28,  ad  Mt  23,  37 — 39  (ed.  Lom- 

66  matzseh  IV,  237  sq.) :  Propterea  videndum,  ne  forte  oporteat  ex  libris  secre- 
tioribus,  qui  apud  Judaeos  feruntur,  ostendere  verbum  Christi  .  .  .  Fertur 
ergo  in  scripturis  non  manifestis,  serratum  esse  Jesaiam.  Ibid.  Series  e.  46, 
ad  Mt  24,  23 — 28   (ed.  Lommatzsch  IV,  295):  Quando  enim  secretas  et  non 


«(i^InMi^ett  bei»  «Um  SefttmeiiM  623 

vulgatas  scripturas  proferunt  ad  confirmationem  mendacii  sui.  Ibid.  Series 
c.  117  fin.,  ad  Mt  27,  3 — 10  (ed.  Lommatzsch  V,  29):  non  invenitur  in  pu- 
blicis  scripturis,  sed  in  libro  secreto,  qui  suprascribitur :  Jannes  et  Mambres 
über.  Epist.  ad  Afriean.  c.  9  (ed.  Lommatzsch  XVII,  31):  cov  riva  ocb^erai 
h  dnoxQvcpoig  .  .  ,  .  iv  ovdevi  rcov  (pavegcbv  ßißUcov  yeygajufieya  .  ,  .  .  ev  rivi  s 
(hroxQvqcp  rovro  (pegerai.  §iemQ^  i|i  dfo  ajioxgvcpog  fo  Otcl  mit  secretus,  bcm 
öffcntli^en  ©ebrau^  enljogen.  Der  (5egen|a§  ift  xoivög,  dedrj/LLevuivog  (ober  dedrj- 
fioai€iffiryog?)t  manifestus,  vulgatus,  publicus,  q^avegög,  Sben^  bei  Didy- 
mus  Alexandr.  ad  Acta  Apost.  8,  39  (MSG  39.  »b  S.  1669) :  avx  etgrj" 
Tai  ...  iv  raig  dedTj/uooievfievaig  ßißloig,  h  änoxgvcpou;  ieyeiai.  Demjetbeil  lo 
Spra^gebrau^  folgt  Sufdbius,  loenn  er  bie  fononifi^n,  tm  5ffentli(^en  (&ebrau(9  ber 
Äir^e  befinbli^en  Sfid^er  dedrjfwoiei'fxevoi  nennt  (Hist.  ecd.  II,  23,  25:  iv  nhi- 
maig  öeÖrj^oaievfihag  ixxXi]ai(ug.  III,  3,  6:  iv  ixxltjolaig  lofiev  airto  dedmio- 
niEvuivav.  III,  16 :  h  Jileimaig  hcxktjoiaig  bil  tov  xoivov  dsdrjiLioaievfihnjv).  3(u(^ 
in  pieronqmus'  äberfe^ung  eines  gfe|wriefe5  bes  X^p^ilus  oon  SHexanbria  e.  20  15 
(Hieron.  epist.  96,  opp.  ed.  Vallarsi  I,  579  =  Gallandi,  Biblioth.  Patnim  VII, 
622)  finben  roir  bie  Crflörung  Scripturarum  quae  vocantur  apocryphae  id  est 
absconditae.  (Ebenfo  bei  PhUastr.  haer.  88:  Scripturae  autem  absconditae  id 
est  apocrypha.  3lo(^  nte^r  SRaterioI  f.  bei  3^n,  Cpef^.  bes  neuiejtamentlid^en  ito« 
nons  I,  126  ff.  Slugenf^etnli^  le^nt  fi^  bi^  (^riftli^e  SproAgebrau^  an  ben  jfi«  20 
bifc^en  an.  Die  3uben  pflegten  (Exemplare  ^iltger  S^rtften^  toelc^e  f^ob^  gen)orben 
maren  ober  aus  einem  anbem  (Srunbe  |i(^  nU^t  me^r  für  ben  öffentliqen  (Sebrou^ 
eigneten,  an  einem  oerborgenen  Orte  ju  beponieren,  tta>a  qu(^  fie  ju  oergraben,  meil 
man  fid^  fc^eute,  fie  geiDaIt|am  ju  jerftoren,  gür  biejes  „oewergen"  l|t  oer  fte^enbe 
terminus  technicus  ^^^^  etgentlt^  ,,aufbeiDabren''  (9Htf(^no  6(^Qbbai^  IX,  6.  6an^^25 
brin  X,  6;  na<i^  festerer  Stelle  [olUe  oas  „Slufberoa^ren"  ou^  gef^d^n  mit  beiligen 
6(^riftenp  mel^e  unter  ber  Seute  einer  naA  Dt  13,  13  ff.  n)egen  (Bö^enoienpes 
5er[törten  6tabt  gefunben  tourben).  3n  berfelben  SQBetfe  oerfu^  man  aber  mif  mit 
Schriften,  n)el(^e  megen  ibres  bebeiriliAen  3td^Ites  bem  offentli^en  (gebraute  entjogen 
roerben  [ollten.  Äonig  ^felta  „oerbarg^'  bas  $eilmtttelbuq  (m^is^  ^cc)^  toeil  es  bem  so 
C&lauben  unb  ISBertrauen  auf  (Sott  (Eintrag  t^  ($e|a(^im  IV,  9).  Daber  ift  ^-^  „Dtt- 
bergen''  au(^  aerabesu  fo  oiel  toie  „für  nid^t^Ianontf^  erQoren"  (6d^abbai|  30^:  Die 
®ele^rten  moluen  bas  Sud^  Ao^eletQ  oerbergen;  au^  bas  Su^  ber  6prfi(^  toollten 
fie  oerbergen.  S.  gürft,  Der  Äanon  besJlX.  1868,6.91—93;  fiewj,  Sleu^ebr.  SBörterb. 
s.  V.  "^;  au^  Sujtorf,  Lex.  Chald.  s.  v.  t:^.  3n  ben  M^moires  de  TAcad^mieM 
des   Sciences  de   St.  Pötersbourg  tome  XXIV,   Nr.  1,   1876,   p.  71—74,    teilt 


,  .     ,  ,^         ,  .     . ,      .5,       5a^«f  ift  nid^t  ju  bepeifeln,  bafe 

„opotnip^"  naif  feiner  urfprüngli(^en  unb  eigentlichen  Sebeutung  tm  Krc^Itd^en  6pra^«  40 
gebraud^  nichts  anberes  ift  als  „00m  offentU^en  (5ebrau(^  ber  jtir^e  ausgefiqloffen"  (fo 
mit  3itä)i  5.  S.  ^ottinger  unb  na^  i^m  Ser^olbt  unb  $ug,  in  neuerer  Stü  tilgen« 
felbt,  §oI^raann,  3^"  ^'  <^)-  —  5)as  grie^if^e  &7i6xgv(pog  fann  aber  au^  2.  eine 
6(^rift  beseid^nen^  beren  Urfprung  oerborgen,  unbelannt  ift,  mas  bann  leiAt  in  bie  Se« 
beutung  ,^untergefd^oben,  une^t"  überging.  3n  biefem  Sinne  erüfirt  ausbrüAtd^  Augustin.  45 
De  civit.  Dei  XV,  23,  4:  apocryphae  nuncupantur  eo  quod  earum  occulta 
origo  non  claruit  patribus.  93gl.  contra  Faustum  11,  2  (ed.  Bened.  VIII,  156) : 
de  iis  qui  appellantur  apocryphi,  non  quod  habendi  sint  in  aliqua  auctoritate 
secreta,  sed  quia  nuUa  testificationis  luce  declarati  de  nescio  quo  secreto, 
nescio  quorum  praesumtione  prolati  sunt.  —  3n  oielen  gällen  KM  fi^  nic^tßo 
me^r  entf^eiben,  neigen  6inn  bie  6^riftftelter  mit  bem  SBorte  oerbunben  qoben  (5.  S. 
Öegefipp.  bei  Euseb.  hist.  ecd.  IV,  22,  8;  Clemens  Alex.  Strom.  III,  4,  29; 
Constit.  apost.  VI,  16;  Athanas.  epist.  fest.  39).  (Es  f(^eint  aber,  bag  ber  ur- 
prfinglid^e  6inn,  meieren  mi  bei  Origenes  fo  f6arf  unb  bnf^uent  fef^e^Iten  fe^en, 
(^on  in  ber  ^tW  oor  Origenes  ni(^t  me^r  im  al^emeinen  Sen)ugtfein  gelebt  ^t.  Ss  ss 
bürfte  Q)enigftens  fragli^  fein,  ob  er  bem  3renäus  unb  ZertuIIian  an  fo^enben  Stellen 
beutli^  oorgef(^n>ebt  ^at  (n)ie  3<^n  6. 135  ff.  annimmt) :  Iren.  haer.  I,  20,  1 :  äfiv- 
dtjTov  nkrßpg  djioxgv<p(ov  xai  vö&ayy  yga(po}y,  äg  airtoi  inkaoav,  notgeujtpigovoiv 
(oon  ben  UJIariofiem).  Tertullian,  De  pudicitia  c.  10:  si  scriptura  Pastoris,  quae 
sola    moechos   amat,   divino  instrumento   meruisset  incidi,   si  non   ab  omni  60 


624  8)iolr)MiVn  ^^  tUtctt  tefttmeiiied 

concilio  ecclesiarum  etiam  vestranim  inter  apocrypha  et  falsa  judicaretur. 
9la(^bein  bos  3Bort  einmal  eingeführt  nmr,  lonnte  m  bet  beffen  SRe^beutiglett  leu^t 
anif  eine  Dom  uxfprfinglic^en  Sinn  obtoeid^enbe  Sorfteüung  bamit  oerbinoen.  Set 
Sluguftin  i|t  bies  ja  fi^er.    3[u(^  ^ieronqmus  f^eint  an  obfturen  Urfpntng  ju  benien, 

5  iDenn  er  folgt  (Epist.  107  ad  Laetam  c.  12,  ed.  Vallarsi  I,  688) :  Caveat  omnia 
apociypha  ....  sciat  non  eonim  esse,  quonim  titulis  praenotantur.  Selbe 
9RerImaIe  trafen  eben  baufig  jufantmen:  ber  Sfusf^Iuh  oom  dffentliAen  ®ebrau^  ber 
5Ur^e  unb  ber  obflure  urforung.  6o  oerallgemeinert  fid^  f(^Iie^Ii(^  bie  Sebeutung  bes 
3Bortes  fo  nett,  bag  es  flber^oupt  bas  Serle^rte  unb  6(^le^te  bejeic^net.    6o  in  ber 

10  (ateinif(^en  Searbettung  von  t)rigenes  Prolog,  in  Cant.  Gantic.  s.  fin.  (Lommatzsch 
XIY,  325):  de  scripturis  his,  quae  appellantur  apocryphae,  pro  eo  quod 
[multa  in  iis  cornipta  et  contra  fidem  veram  inveniuntur  a  majoribus  tradita,] 
non  placuit  iis  dari  locum  nee  admitti  ad  auctoritatem  (bie  oon  nttr  etngeHam* 
nterten  9Borte  f^einen  Dom  Iateinif(^en  Searbeiter  ^ersurfi^ren).  —  Sgl  iiber^upt: 

16  Suicerus,  Thesaurus  ecclesiast.  s.  v.  äjidxQvqxK;  J.  H.  Hottinger,  Thesaurus 
phüol.  1649,  L.  II  c.  2  sect.  1  p.  521 ;  Sert^Ibt,  Sinl.  in  fammtl.  lanon.  unb 
apob.  6^riften  bes  £.  u.  912:  I,  45—48;  $ug,  (Einl.  in  bie  6i^riften  bes  9tX.  l, 
§  17;  ThUo,  Acta  Thomae,  1823,  p.  XCsqq.;  ®iefeler,  3Bas  ^tgt  Wfoftqflfyi\(fy? 
(JT^StÄ  1829,  S.  141— 146) •  Sleel,  X^StÄ  1853,  S.  267 ff.;  (Erebner,  (5eMb.  bes 

20  neuteftamentl.  itonons,  1860,  6.  110 ff.:  ^ilgenfelb,  Der  jtonon  unb  bie  itrtttt  bes 
311.,  1863,  S.  6  ff.:  3)erf.,  ffiinl.  in  bas  KI.,  5.30 ff.:  Danko,  De  sacra  scriptura, 
1867,  p.  72  sq.:  §oI§niann,  ®nL  in  bas  911.,  3.  »ufl.,  S.  145 ff.;  3a$n,  ffief^. 
bes  neuteftamentl.  Aanons  I,  1,  1888,  6.  123  ff. 

3n  ber  alten  itir^e  unb  im  SRittelalter  ift  bie  Sejei^nung  „apoh^D^il^''  fo  gut 

55  mie  nie  auf  bieienigen  6(^riften  angetDonbt  u)orben.  ffir  n>eld^  bann  in  ber  protefton« 
tif^en  Airqe  biefe  SejeiAnung  flbltq  tourbe,  nSmli^  auf  bie  bem  ^ebröilAen  itanon 
fremben  Stfide  ber  grie(^i|(^en  unb  lateiniMen  Sibel.  (Es  toar  bies  auA  nt^t  m^Iii!^; 
benn  fie  ^ben  ^atfa(^Ii^  faft  ftets  jur  grt^if^en  unb  loteintfd^en  Sibel  ge^Srt  Kur 
^ieronqmus  äugert  fid^  einmal,  im  prologus  galeatus,  in  ber  9Bei[e,  ba|  aüerbings 

80  biefe  6(^rtften  unter  bie  ilategorie  ber  apocrypha  fallen  (f.  unten).  (Er  fte^  aber 
bomit  in  ber  alten  Air^e  gam  allein.  9Iu^  im  äRittelatter  finb  ^ftens  ganj  oer» 
eimelte  Stimmen  ber  Slrt  naq^moeifen  ($uao  o.  61  (Earo,  bei  be  SBette<6^raber,  StnI. 
in  bas  9IX.  6.  66).  (Erft  in  oer  proteftantif^en  Air(^e  ift  biefe  Seseic^nung  mirflic^ 
aebröu(^Ii(^  geQ)orben.   Der  erfte,  ber  fie,  mit  ausbrflcRi^er  Serufung  auf  ^ieron^mus, 

56  tn  ben  allgemeinen  (gebrauch  eingeführt  ^,  ift  Aarljtabt  in  feiner  6(^rtft  De  cano- 
nicis  scripturis  libellus,  Wittenbergae  1520  (abgebr.  bei  (Erebner,  S^^  (5ef(^.  bes 
Aanons,  1847,  6.  291  ff.).  (Er  jagt  babei  auif  ausbrficRi^,  in  U)el(^em  Sinne  er  bos 
SBort  meint.  9ta^bem  er  n&mli^  juerft  eine  etqmologif^e  Definition  gegeben  ^ai 
(Srebner  S.  347 :  apocryphae  dicuntur,  quarum  origo  occulta  est  vel  prioribus 

40  non  damit),  fagt  er  bann  weiter,  bog  biefe  Definition  ni(^t  immer  sutreffe:  constat 
incertitudinem  autoris  non  facere  apocrypha  scripta,  nee  certum  autorem 
reddere  canonicas  scripturas,  sed  quod  solus  canon  libros,  quos  respuit,  apo- 
cryphos  facit,  sive  habeant  autores  et  nomina  sive  non  ((Erebner  6. 364).  Sta^ 
C^m  ift  alfo  „cmofr^p^if^''  lebigli^  fooiel  als  „ni(^t«Ianonif(^".    Unb  in  biefem  Sinne 

46  ^at  iDO^I  au^  bie  proteftantif(^e  Air(^e  bas  SBort  immer  oerftanben.  Die  erfte  Sibel« 
ausgäbe,  in  n>e((^er  bie  betreffenben  Schriften  gerabesu  als  „opoIrQp^ifc^e"  besetd^net 
U)erben,  ift  bie  grtanifurter  oon  1534,  ber  no^  in  bemjelben  3<^^^^  ^i^  ^^[^^  £ut^d)e 
folgte  (^anjer,  (5ef(^.  b.  beutf^en  Sibelfibcr|e^ung,  1783,  S.  294  ff.). 

9Bir  ^abtn  f)m  oon  ben  Stpolr^p^en  bes  tZ.s  im  Stnne  ber  proteftantij^n  itir^e 

60  3u  fprec^en,  alfo  oon  benjentgen  Stüaen  ber  grie^i|(^en  unb  lateinifd^en  Sibel  HX.s, 
n>el(^e  fi(^  im  ^ebr&ij^en  Aanon  ni^i  finben. 

I.  Stellung  im  Äanon.  —  Der  ^ebröifc^e  Sibelfanon  ftanb  in  bem  Umfange, 
XDÜ^tn  er  je^t  ^at,  im  1.  3<^^^-  ^^^  C^^*  \^on  fo  gut  n>ie  feft.  9lur  über  etnselnes, 
n)ie  Ao^elet^  unb  ^o^eslieb,  n>urbe  no^  geftritten  (aRif(^na  Edujoth  V,  3 ;   Jada- 

66  Jim  III,  5:  Deli^f^,  in  ber  3lZf)S{  1854,  S.  280 ff.;  prft.  Der  Äanon  bes  «X 
na(^  ben  äberlieferungen  in  Xalmub  unb  9Ribraf(^,  1868).  3m  großen  unb  ganjen 
ftanb  bie  Sac^ie  feft.  Denn  3oIep5us  giebt  bie  3^^!  ^^^  Schriften,  ©eld^e  „mit  Sec^t 
jBcrtrauen  genießen"  ßißlia  .  .  .  dixalcog  nemcnevueva  auf  22  an  (c.  Apion  I,  8; 
bas  oon  (Eufebius  in  fetner  SBiebergabe  ber  SBorte  oes  3of^^us  Hist.  eccl.  III,  10 

60  oor  TimiatBVfiha  eingej^altete  ^eXa  fe^It  im  grie^if^en  unb  Iateini|^en  Xexte  bes 


9)wld))ri^  M  WitM  tcftottaUel  625 

3o[e^us).  9ta^  Dcigenes  (Euseb.  VI,  25)  unb  ^ieron^mus  (prolog.  galeatus  ju 
ben  Sfimm  Gomuelis)  irflegten  aber  bte  3uben  |u  i^er  3^^^  ^ie  S^rqten  unjeres 
je^igen  Aanojts  |o  ju  jS^Ien,  bag  bie  S^^^  fi9  ^^<^-  3Bir  bfirfen  ba^er  ido^I 
annehmen,  bog  onA  \i)on  3o[^^U9  btefe  3&^bing  tm  oinne  ^  Unb  bamit  ift  eben 
ben)ie|en,  bog  ber  ^mai]^  Aanon  im  1.  ^o^t^.  n.  (Sfyc.  bereits  feinen  {ewigen  Umfang  & 
^atte.  I)as  3^^^^^  ^  3of^>^U9  ift  oon  um  |o  ar5fterem  Seiana,  als  er  für  [eine 
Selc^id^tsbarftellung  mehrere  ber  nur  in  ber  griecQifAen  Sibel  befinbli^n  S^rtften 
benfl^t;  fo  ben  apobnp^iUen  Ssra  (Antiq.  XI,  1—5),  bie  3uift6e  m  Sft^er  ^tt. 
XI,  6,  6  ff.),  bas  erfte  aRcAabfierbu^  (AnU.  XII,  5— XUI,  7).  9ber  pm  ilanon 
fann  er  fte  ni^  gereAnet  ^ben.  Seloft  bas  Su^  3^fus  6ira<&^  bas  (na^  S^^t  lo 
Die  gottesbienftli^en  Vorträge  ber  3uben  6.  101  f.)  in  ber  fflbijqen  £itteratur  „5u» 
meilen  in  einer  nur  oon  S^nftftellen  flblic^n  SQBeife^'  dtiert  toirb,  lann  bo^  na^  jenem 
3euanis  bes  3of^^us  nid^  mm  itanon  ber  $dl&ftinen|er  ge^rt  ^aben.  ^nbers  ftanb 
es  bei  ben  ^HernftiMen  3uben.  Soioeit  mvc  namli(^  ben  Umfang  bes  grie^if(^en 
SibeOanons  |urfiA>erToIgen  fSnnen,  ge^en  2u  bemfelben  ou^  eine  !Rei^  oon  S^rtften,  15 
loel^e  im  ^eoräi|4en  Aanon  f eblen.  Seftimmte  3^ni{fe  ^ierffir  aus  oor(^riftIi^r  3^it 
^aben  roir  allerbnms  ni^t.  imx  bie  X^o^,  baß  Die  CC^iften  mit  ber  grie^if(^n 
Sibel  suglei^  au^  biefe  anbem  S^riften  em^ngen,  ma^t  es  bo^  ^B^ft  rDa^rMeinli^, 
bag  biefelben  auA  mm  ftanon  ber  ^Heniftifmen  3uben  jel^rt  fymn.  SRan  lann  ben 
®egnem  biefer  Slnft^t  (3.  S.  fixier.  9rt.  ,.ilanon  bes  9tX.s'',  in  ber  1.  SIufL  bie|er2u 
(Enqflopobie)  immerhin  jupeben,  bag  ben  ^elleniftifcben  3uben  fibei^u|rt  ber  ftrenge 
Seariff  eines  jtanons  abgmg.  9ber  es  nirb  boq  nU^t  bejtritten  to^n  Knnen,  bag 
in  Die  grie4if(|e  Sibelfammluna  auA  fob^e  SAriften  Stufnopme  gefunben  ^aben,  wtlfy 
bem  ^ebräifd^en  Aanon  fremb  finb  (ogL  S^nu^er  in  be  äBettes  QEinl.  6.  31  f.;  Sleel, 
X66tA  1853,  6.  323  ff.).  2>er  Umttanb,  ba|  $^{Io  biefe  anberen  Si^riften  ni^t  25 
cittert,  beioeift  gan5  unb  gar  ni^.  I)enn  ip^uo  ^It  fi^  überhaupt  ganj  oonoiegenb 
an  ben  ^entateu^;  ogl.  Horneman,  Observationes  ad  illuBtrationem  doctrinae 
de  canone  V.  T.  ex  Phüone  1775;  (öittom,  ®nl.  in  bas  %%..  4.  «ufL  I.  122 ff.; 
Ryle,  Philo  and  Uoly  Scripture  1895,  Doju  !l^fi3  1895.  Übrigens  mtrb  m  einem 
Srragmente  $^iIos  auf  Sira^  12, 10  oenoiefen  mit  m  gformel  &&ev  xal  iöyiov  fmäg  di-  so 
ddoxei  (Pitra,  Analecta  Sacra  II,  312  =  Harris,  Fragments  of  Philo  Judaeus 
1886,  p.  104). 

3m  bleuen  Zejtamente  finben  fi^  leine  ausbrfldtli^en  Berufungen  auf  unfere 
fog.  Sfofr^p^en^  n>as  immerhin  bemerlensmert  ift,  ba  bie  meiften  neuteftamentlimen 
6(^rififtener  bei  i^ren  Citaten  anerlanntermagen  bie  grie(^if(^e  Uberfe^ung  bes  9I!I.s  35 
benu^ten  (ogl.  3.  SB.  in  betreff  bes  ^aulus:  Kautzsch.  De  Veteris  Testamenti  locis 
a  Paulo  apostolo  allegatis  1869).  Um  (Att  biefe  X&atfaAe  ri^tig  m  toflrbigen,  barf 
man  ni(^t  oerge||en,  bag  au^  eine  Slnja^I  Ianoni[Aer  Triften  bes  wl.9  im  vlZ.  nie« 
mals,  anbere  nur  feiten  citiert  u)erben.  Sin  loirQt^  reid^Iimer  (BebrauA  toirb  nur  00m 
^entateu^.  ben  ^rop^ten  unb  ben  ^falmen  ffimaäfi.  Sejte^ngen  am  bie  ^iftorifäen  40 
Sü(^er  finben  fiq  toett  feltener.  9liemals  cittert  loerben:  do^Iieb,  ito^Ieu,  Cftper, 
Ssra,  9te^emia.  X)a^  barf  au^  auf  ben  SRangel  ausbrfldli^cr  Sitate  aus  ipnen  lein 
alljugroges  ®emid^t  gelegt  toerben,  jumal  fi^  anbererfeits  nic^t  oerlennen  lägt,  bah 
u)enig|tens  in  einigen  S^riften  bes  31Z3  bo^  9lpo{r9p^n  benfl^t  sterben.  Slamentli^ 
gilt  Dies  00m  3^tobu$brief  unb  00m  ^ebr&erfoief.  !Da§  ber  93erf.  bes  Z^^^lobushiW^ts  45 
bas  Su(^  6tra$  fennt,  lagt  \\i)  angefid^ts  ber  ja^Ireic^en  Serfl^rungen  jioij^en  beioen 
f^u)erli(^  in  Slbrebe  ftellen.  SgL  j.  95.  3a  1,  19  =  Sir  5,  11.  aReör  bei  aßemcr, 
a^QS  1872,  S. 265 ff.  äroeifeflos  bejie^tjit^  ber  »erf.  bes  öebraerbrief es  c.  11,34 ff. 
auf  bie  (SeiAidbte  ber  3RaRabäer,  be|.  2.  Vlal  6,  18—7,  42.  Sludb  mit  ber  äBeis^ett 
6a(omonis  finoen  fi(^  auffallenbe  Serfi^rungen.  93gL  $brl,3  =  aEBeis^eit  7, 26;  ^brso 
4,  12—13  =  aßeis^it  7,  22—24.  3a  feftft  bei  ^ulus  finben  |i4  fixere  Spuren 
einer  Senfi^ung  ber  SBeis^eit  Salomonis  (®rafe.  Das  Ser^Itnis  ber  paulinif^en  Schriften 
5ur  Sapientia  Salomonis,  in :  X^ologif^e  ^Qanblungen  }u  SBe^fäders  70.  (Geburtstage, 
1892,5.251—286).-  SSgl.  über^aimt:  JBIeel,  !riJStÄ1853,S.325ff.;  bef.337— 349. 

Sei  ben  jtir^enoatem  finben  mvc  oon  ben  älteften  3^»en  an  bie  9lpoIrqp^n  in  55 
allgemeinem  C5ebrau(^.  Clemens  Rom.  c.  55  fül^  ausbrfidlit^  'lovdhd^  f]  fiaxagla 
neben  Sft^er  als  Seifpiel  oeibli^en  ^elbenmutes  an.  Barnab.  19,  9  {/nh  yivov  ngog 
^iiv  t6  Xaßdv  ixxeivcüv  rag  x^Q^^*  Jigog  de  x6  Öovvai  ovottxov)  ge^t  beutli^  auf 
Sira(^  4,  31  juriuf  (jui]  laxo)  \  j^elg  oov  ixterafiiyn  eis  zo  Xaßelv,  xcu  ev  rai 
ujiodidovai  oweataX^i]),  II.  Clem.  16,  4  (ed.  Gebhardt  et  Harnack  1876)  er-  eo 

Kca(s(hic9f(o)>Abie  fOr  Z^cologic  unb  ftirc^e.  8.  «.  I.  4Q 


16 


626  Sfiotr^^eit  bed  flltctt  tt^mvxM 

Innert  an  lo  12,  8— 9.  3m  Srief  bes  fJoIncarp.  c.  10  wirb  unperlennbar  lo  4, 10 
citiert.  3uftinus  uRortot  Apol.  I,  46  be^ie^  ft^  QuJ  bie  3ujö|e  im  8.  Dankl  SBenn 
unter  bte[en  Sttaten  feines  bie  (Jform  eines  eigentlul^n  S^rlftcttotes  bd,  fo  ift  bies 
iDO^I  nur  als  jufällig  ju  betrachten  unb  aus  bem  geringen  Umfang  biefer  SIteften  fiitte- 

5  ratur  5u  erfl&ren.  SBon  Slt^nagoras  an  laffen  fiq  aber  au^  e^entlid^e  (Titote  nadf' 
U)ei|en.  Slt^enagoras  Suppl.  c.  9  citiert  unter  ben  (pa)val  xibv  ngofrjToyv,  toel^  oom 
göttlichen  (Seifte  infpiriert  toaren,  bie  Stelle  Saru^  3,  35  auf  gleu^er  fiinie  mit  3ef 
44,  6.  Srenöus  citiert  haer.  IV,  26,  3  bie  3uffi^e  im  Daniel  als  Daniel  propheta, 
haer.  V,  35,  1   bas  93u^  93aru(^  als  Jeremias  propheta.    XertuHian  benil^t  bie 

10  (Sef(^i(^te  ber  6u|anna  (de  corona  c.  4)  unb  bie  oom  Sei  unb  Dramen  (de  idolo- 
latria  c.  18)  unb  beruft  fi^  adv.  Valent.  c.  2  auf  bie  SBeis^eit  Salomonis  mit  ben 
SBorten  ut  doeet  ipsa  sophia  noD  quidem  Valentin!  sed  Salomonis.  (Clemens 
SIexanbrinus  citiert  namentli^  ben  Sirad^  fe^  ^ufig,  unb  mox  mit  gformeln  loie  ly 
VQOLqm,  fi  '&eTa  YQCifpVfA  ^^^  Xiyei,  (prjal  u.  bgl. ;  ni^t  |0  ^Sufigi  aber  au<^  mu 
benfelben  Formeln,  bie  SBeis^it  Salomonis,  93aru$,  Zobit  (f.  $er6ft,  (Einl  in  bie  ^il. 
Schriften  bes  9I2:.s  1, 25).  ^ippolQte  Aommentar  ju  Daniel  be^anbelt  bie  3^1^^^  ^ 
grie(^t[^en  Xeartes  gan^  ebenfo  toie  bie  bes  ^rSiMen  itanons.  3n  feiner  S&rift  contra 
Noetum  enoS^nt  er,  oag  9ioetus  unb  feine  SnqSnger  fid^  u.  a.  au^  auf  Sanu^  3, 
35—37  jum  (Enoeife  i^rer  patripaffianif^n  (C^ftol^ie  beriefen  (Hippol.  ed.  Lagarde 

20  p.  44).  (Er  jelbft  giebt  bem  aegenfiber  (ed.  Lagarde  p.47)  eine  fopl^iftifdbe  Deutung 
ber  Stelle,  bie  alfo  aud^  ffir  il^n  eine  normatioe  SlutoritSt  ift  Die  aBeispeit  Salomos 
citiert  er  als  e^te  nQOfprixela  üokouaw  negl  Xqujtov  (Lagarde  p.  66  sq.).  (Cqinian 
mac^t  rei^Iid^en  (gebrau^  oon  6ira^,  SBeis^eit,  lobit,  Saru$,  mit  jjformem  mit  sicut 
scriptum  est,  scriptura  divina  didt  unb  ä^nlid^en.  Den  Sirad^  cttiert  er,  mit  anbere 

85  £ateiner,  als  9Ber!  Salomos  (^erbft,  (Einl.  1, 30  f.).  Sngefi^ts  biefer  Tfyal^^n  borf 
man  oo^I  fagen,  bog  bie  itirc^e  ber  erften  3^i^uid)erte  leinen  u^ejentlid^en  llnterf<^ieb 
^if(^en  ben  (Sqxi^tn  bes  bmaif(^n  Kanons  unb  ben  fog.  Slpotrqp^n  aemad^  ^. 
9hir  oereimelt  unb  augenfd^tnli(^  als  Slefultat  gele^er  S<>M^ung.  niat  ab  bie  ^ttt' 
fAenbe  Slnf^uung,  b^egnet  uns  eine  ausbrfimi^e  SefArSnlung  bes  Aanons  auf  ben 

80  umfang  ber  ^ebrAif(|en  Sibel.  €o  namentliA  bei  SKeltto  oon  Sarbes,  ber  (Euseb. 
h.  e.  IV,  26,  14)  als  lanonijA  nur  bie  Sficper  bes  ^ebr.  itanons  aufsä^It.  Wwc  er 
giebt  fein  ÜBerjei^nis  ausbrfltfh^  als  bas  iRefuitat  gele^er  9ta^forf(^ungen  in  ^alfiftina 

JäveX'&CDV  ovv  slg  rhv  ävaxoktjv  —  äxgißibg  fxa&oyv  xä  xrjg  nakaiäg  dui'dijxfK  di- 

pXla),  Soüenbs  Ongenes  giebt  bas  Serjeid^nis.  U)el(^es  ebenfalls  nur  ben  bebraifqen 

85  Aanon  umfagt  (Euseb.  h.  e.  VI,  25),  eben  lebiglid^  als  Aanon  ber  ^eorSer  {w:; 
'Eßgäloi  jiagadidoaoiv,  xa'S^  'Eßgalaug),  SBie  er  fi^  baju  ftellt,  ift  in  bem  oon 
Sufebius  mitgeteilten  Gi&ät  gar  ni^i  gefagt.  Unb  mvc  fe^en  umgele^rt  aus  feiner 
Aorrefponbens  mit  3ulius  Slfritanus,  bag  er  Ieinesu)egs  fiir^usfc^Iug  ber  im  ^ebraifc^n 
Aanon  fej^Ienben  Stüde  nmr,  benn  er  oerteibigt  ^ier  (epist.  ad  African.)  ausfA^rlii^ 

40  bie  griec^if(^en  3uf&^e  im  Daniel  Unb  fo  cttiert  er  an^  fonft  bie  S^tiften  biefer 
Aategorie  (SRanaböer,  SBeis^eit,  Sira^,  lobit,  Soru^)  als  scripturanim  auctoritas, 
i^eTog  Xöyogf  yoacpri  u.  bgl.  ff.  be  SBette^'Sc^raber,  (Einl.  in  bas  211.  S.  53;  §erbft, 
(ßnl.  in  bas  %Z,  I,  26  f.).  Die  ftritil,  ©eld^e  3ulius  Slfricanus  an  bem  grie^if^en 
Xexte  bes  Sucres  Daniel  geübt  ^,  inbem  er  bie  im  ^ebröifc^ « aramatfqen  Xeste 

45  fe^Ienben  Qtudt  als  une^  befeitigen  mollit  (epist.  ad  Origenem),  ift  augenf(^inlt(^ 
eine  iiolierte  (Erf(^einung  geblieben. 

Die  gelehrten  JJforfAungen  JoI(^r  SRänner  nie  Origenes  batten  jebo^  oKerbings 
bie  S^Ige,  ba^  man  auf  ben  unterf(^ieb  bes  ^ebröif^en  unb  oes  griecbif^en  itanons 
ftrenger  achtete.    9Bo  es  bal^er  galt,  ben  Umfang  bes  Aanons  t^eoretift^  ju  filteren, 

50  griff  man,  gegenüber  bem  fc^manlenben  Umfang  ber  grie(^if(^en  Sibel,  auf  ben  ^räifc^n 
ytanon  als  auf  etioas  feftes  unb  gegebenes  jurüd.  6o  ^aben  mit  aus  bem  4.  Zo^- 
eine  Steige  oon  Aanonsoerjeic^niffen,  mtl^t  ft^  auf  ben  ^ebröMen  ilanon  befc^rfiirten 
unb  bie  anberen  S^riften  entmeber  gar  ni^t  ermahnen  ober  i^nen  eine  smeite  Kang^ 
ftufe  araoeifen.    2lm  mftruftioften  in  biefer  Sejic^ung  ift  Slt^anafius,  oer  in  feinet 

55  Epist.  fest.  39  na(^  Slufj^Iuna  ber  Ianonif(^en  6<i^r^en  bes  S[.  unb  91Xj9  noq  bie 
9Beis^eit  Salomonis,  Siraq,  flqt^er,  3wbit^,  lobit,  bie  didaxi]  xcbv  AtioovoXcdv  unb 

ben  noiurjv  ^injufügt  als  ob  xavoviCöjueva  uh,  xervTicofieva  dk  nagd  x(bv  nariQwy 

avayivüKfxea&ai.    Die  genannten  Sd^riften  ftanben  alfo  au(^  fo  noq  im  9lang  fin^^ 

Ii(^er  SorIefebü(^er  unb  »erben  oon  Slt^nafius  ausbrüÄic^  oon  ben  äjtöxgvqpa  vmkt' 

60  f^iieben.    (5ar  nic^t  enoä^nt  u)erben  fie  bagegen  in  ben  SSersei^iniffen  bes  (t^riU  oon 


3erufalem,  ffircgor  oon  SRaslanj  unb  Slmp^iloc^ius  (f.  be  3Bctte=^S(^raber,  (Einl.  in  bos 
2ia.  S.  55  ff.;  ftcll,  ©nl.  in  bas  m.  3.  «ufl.  S.  652;  3a$n,  (5cf(^.  bes  neuteftom. 
Äanons  II,  1  S.  172—180,  212—219).  (Ein  Srrtum  ift  es  aber,  wenn  man  auc^ 
ben  (Epip^nius  mit  ben  leMeren  jufammenftellt.  (Er  giebt  aüerbings  an  einer  Stelle, 
De  mensur.  et  ponder.  §  23  (ed.  Petav.  II,  p.  180)  nur  ben  ^cbrfiif^en  >^anon.  s 
9ln  einer  anberen  aber.  haer.  8,  6  (Petav.  I,  p.  19)  ffl^rt  er  auA  Üobit  unb  3ubit^ 
im  Aanon  auf  (n>enigften$  na^  cod.  Yen.,  toel^em  Dinborf  foi^),  ganj  abgefe^en 
Don  Saru(^  unb  Ejpist.  Jeremiae,  bie  in  ber  Siegel  mit  ^^remta  jutammen  gele[en 
mürben ;  unb  als  ^inBang  jum  itanon  nennt  er  Siradbunb  93eis^eit  Salomonis,  beibe 
als  iv  äficpikeyciw.  ibag  er  hiermit  [eine  eigentli^e  uReinung  gidU,  betoeift  eine  britte  lo 
Stelle,  haer.  76*  (Petav.  I,  p.  941),  ©o  er  ebenfalls  nac^  ben  Ianoni|d)en  Sdjriflcn, 
bie  ni^it  einjeln  genannt  toerben,  no^  bie  SBeis^it  Salomonis  unb  6ira(^  nennt,  unb 
^ar  beibe  no^  ab  ygacpal  ^siai.  Sein  unltores  S^nmnlen  rfi^rt  ba^er,  bag  er  einer« 
feits  ben  itanon  ber  3uben  als  9lorm  oorausfe^t.  anbererfeits  aber  „leinestoegs  gc« 
(onnen  ift,  feine  gried^if(|e  Sibel  preisjugeben''  (ogl.  3o^n,  ®efd^.  bes  neuteftam.  Aanons  is 
II,1,S.219— 226).  Der  einjige,  ber  in  ber  alten  ftird^e  eine'oppofitioneUe  Stellung 
gegen  bie  Slpolr^p^n  eingenommen  ^,  ift  ^ieron^mus;  unb  es  ^ngt  bies  bei  i^m 
o^ne  3toeifeI  mit  feinen  ^ebräif(^en  Stubien  unb  feinem  Sifer  fflr  bie  Hebraica  veritas 
5ufammen.  Die  ^ier^er  gehörige  ^auptfteüe  ift  ber  prologus  galeatus  ju  ben  Supern 
Samuelis  (Opp.  ed.  Vallarsi  IX,  458  sq.),  in  toeli^m  er  na^  ^ufjci^Iung  bes  ^e«2o 
braif(|en  jtanons  bemerlt:  quidquid  extra  hos  est,  inter  apocrypha  esse  ponen- 
dum;  igitur  Sapientia  quae  vulgo  Salomonls  inscribitur  et  Jesu  filii  Siraeh 
liber  et  Judith  et  Tobias  et  Pastor  non  sunt  in  canone.  Sgl  au(^  praef.  in 
vers.  libror.  Salom.  (Opp.  ed  Vallarsi  IX,  1296):  Sicut  ergo  Judith  et  Tobi 
et  Macehabaeorum  libros  legit  quidem  ecdesia  sed  inter  canonicas  scripturas25 
non  reeipit,  sie  et  haec  duo  volumina  [Sira^  unb  SBeis^eit  Sal.]  legat  ad  aedi- 
ficationem  plebis,  non  ad  auctoritatem  ecclesiasticorum  dogmatuin  confir- 
mandam. 

Snie  biefe  ben  Slpobnp^n  me^r  ober  u>eniger  ungfinitigen  Stimmen  oerlieren  nun 
aber  fe^r  an  (SemiAt  burcQ  bie  X^aAe,  bag  blefelben  SRfinner,  mtliit  bie  Slpoli^p^cn  so 
Dom  ftanon  ausf(^Io|fen,  bo^  oon  benfeloen  ganj  unbefangen  toie  oon  lanonif^n  Sd)iiften 
(gebraut  moAen.  So  Slt^nafius,  C^Uus,  Spip^nius,  \a  felbft  $ieron9mus,  ber  fi(^ 
tro^  feiner  S^^eorie  ni^t  fd^eut,  ben  Sira$  als  scrlptura  sancta  5U  citieren  (bie  Se^ 
Imc  fie^e  bei  $erbft,  (Einl.  in  bas  Sil.  I,  34  ffj  SReuf^,  (Einl.  in  bas  21Ü.  §61,7). 
SDtit  9{e(^t  ^aben  römifc^  Ideologen  auf  biefe  XQotfa^e  großes  (Sen)i^t  gelegt.  Denn  85 
fie  bereift  uns,  bog  trob  entgegenfte^nber  X^eorien  bie  lir^ili^e  ^Praxis  im  großen 
unb  ^anjen  bie  9lpoIr9p9en  toie  lanonif^e  Sd^riften  gebrauchte.  3m  ^enblanbe  f)(d 
fiberbtes  au^  bie  !Qieone  fi^  3u  i^ren  (Sunften  entfi^ieben.  Sluguftinus  iSfß  (de  doctr. 
ehrist.  II,  8)  bie  Slpobnp^en  mitten  unter  ben  Scbriften  bes  ^ebröifc^en  Aanons  als 
fanonifc^  auf;  unb  basfelbe  gef^  oon  ben  unter  feinem  (Einfluß  ge^Itenen  Sqnoben^o 
3u  $ippo  (393)  unb  (Eart^go  (397).  Sgl  3<^n,  (SefA.  bes  neuteftam.  AanonsII,l, 
S.  246—259.  Dieter  Stanopunit  ift  bann  bis  jur  Deformation  ber  ^rrfAcnbe  ge- 
blieben, toenn  anä)  burc^  bas  ganje  SRittelalter  fi(^  no^l  eine  ftattli^e  Steige  fol^er 
Stimmen  ^inburc^jie^t,  u)el(^e  auf  Seite  bes  ^ieron^mus  fielen  (f.  be  3Beite«S^raber, 
Sinl.  in  bas  %Z,  S.  64  ff.),  ^u^  in  ber  grie^ifc^en  jtird^e  bes  SRittelalters  [inb  bie  45 
9(po!n|p^en  in  ber  Siegel  im  jtanon  gelefen  toorben,  toie  fie  benn  in  ben  ^anbfc^riften 
ber  grieAift^en  Sibel  mitten  unter  ben  anbem  Supern  fielen.  —  gür  bie  romifi^e 
Rixqt  ift  bie  9^)o!r9pbenfrage  ju  einem  befinitioen  Slbf^tug  babur^  gelommen,  bag 
bas  Iribentiner  ilonjil  in  feiner  Sessio  IV.  ben  Umfang  bes  Äanons  in  ber  SBeife 
feftfe^te,  bag  bie  9Ipo!rqp^n  barin  inbegriffen  toaren.  Da^er  fielen  in  ber  offisiellen  ßo 
Slusgabe  ber  ÜBuIgata  (bie  eigentli^e  Slormalausgabe  ift  bie  oon  1592)  bie  9lpofc^p^en 
mitten  unter  ben  anbem  S^riften ;  unb  par  in  folgenber  Drbnung :  an  9lel^emia  6er 
^ier  als  2.  (Esra  aeso^lt  mirb)  f^lliegen  fi(^  an:  Tobias,  3ubitb,  Sftber  (mit  ben3u= 
fä^en),  $iob,  ^faimen,  ^rooerbien,  Ao^Iet,  ^o^slieb,  SBeis^tt  Sal.,  Sira^,  Z^Ma, 
3eremia,  Alagelieber,  Saru^l  mit  Srief  3^^^ntia  (als  6.  ilap.),  (Esec^tel,  Daniel  (mit  && 
ben  3ufa^en),  bie  jmölf  Keinen  $rop9eten,  bas  1.  unb  2.  SRidfabaerbu^.  SIIs  ^n^ 
^ang,  naä  bem  9leuen  Zeftament,  finb  beigegeben  (aber  mit  Qeinerem  Drud  unb  ber 
ausorflcRi^en  Semerhtng,  bag  fie  extra  seriem  canonicorum  librorum  fielen):  bas 
(&ebet  SRanaffes  unb  bas  3.  unb  4.  Su^  (Esra.  Son  biefem  offhieKen  itanon  ber 
vömif^en  Air^ie  loei^en  bie  ^anbf^riften  unb  ausgaben  ber  giied^i|<^en  Sibel  ^aupt^  so 


628  9^1r«1)|ttt  bee  VUta  t^maütS 

jSqlt  mtrb)  ben  ütmgen  Sdiriften  alet^e&t,  bae  4.  Su<!|  (Esra  (in  bei  Kegel  ou^ 
005  (gebet  ÜTIanalfes)  fe^It,  unb  [lott  btfjen  bos  3.  yRaSat&txbiuS)  ^tnjulomtnt;  in 
einigen  ganbji^riften  unb  ausgaben  oui^  nod)  bos  [og.  4.  Ilti^abäeibtub  (b.  ^.  bie 
6  [onft  bem  gofep^us  jugef^riebene  S^rift  über  bie  §enftfiaft  bei  Semunm ;  bod&  i(t 
ie^tereß  feilen.  Die  Sfnorbnung  i[t  ^tei  in  bei  SRenel  bie,  bofe  ba»  1.  ».  (Ebio  oot 
bem  tanonifdien  Ssia  [te^t,  bie  Sfii^i  ^v.'biti)  unb  Xobit  mit  l£|t^  uifotnmen,  bie 
SBeis^eit  unb  6iiai^  bei  ben  [alomonifdien  S^riften,  SBoxuA  unb  Srin  3*^X10  bei 
3eiemia.  3lm  fc^anlenb[ten  i|l  bie  SleKung  bei  ällaftabäeioü^i.  3n  ben  Slussoben 
10  [te^n  [te  in  bei  Siegel  am  @ii|Iug  bes  SIX.s. 

3n  bei  pioteftantifi^n  Ain^  |at  jueift  Aailftobt  in  leinet  f^on  oben  genannten 
S(^  (De  canonioiB  scripturiB  libeJluB,  Wittenb.  1520)  \i±  einge^nb«  mit  b« 
Z^eoiie  bes  Aanons  befd^üfngi  (Ei  fteOt  fi^  in  Iwtteff  bei  VpnnHifien  ganj  auf  bes 
^leionamus  Sehe,  inbem  ei  bie  fiogli^n  SAtiften  [finttli^  als  apocrvpha,  b.  ^ 

IS  nad)  Icinei  Definition:  als  ni4t'Ianiini{(^  S^iiften  b^i^net  ((Eiebnei,  3iu  <BeI4>  b. 
Aanons  6.  364).  Do$  unten^ibet  et  htnei^Ib  betjelben  viebei  pei  ftlaffen.  3u 
ben  S».  Sßeis^eit,  Siiat^,  ^ubit^,  Xobios,  1.  unb  2.  SRoSabaei  bemeitt  et:  hi 
Bunt  apocryphi  i.  e.  extra  canonem  hebraeomm,  tameo  agiographi.  Die  übrig«! 
bagegen  finb  t^m  plane  apocryptii  virgis  cenBorÜB  animadvertendi  (Q;tebnei€.389). 

20  SBenn  auc^  biefe  Untetfc^eibung  feinen  SetfaC  gefunbtn  I)Qt,  [o  i{t  t-od)  iein  Stano' 
punft  im  großen  unb  gamen  bei  ^enf^enoe  in  bei  prolc|fQntifif)en  üix^i  geblieben. 
3n  bei  er|ten  ooIMnbigen  Driginalausflabe  oon  fiut^is  ^ibelüberte^ung  (1534)  ttei)en 
bie  atpoh^^en  gelonbeit  qIb  Sfn^ng  sum  SU.  mit  bei  Über[c^riff:  „Sliiolr^p^a.  Dos 
finb  Süc^i,  ]o  niät  bei  b^iligen  S^iift  glei^  geilten  unä  bod)  nü^lic^  unb  gul  ju 

2G  le|en  |inb".  öin|iqtti^  bei  3"^'  ^  oirfgenommenen  Sdiriflcn  itiiiimt  Sulfiers  Sibel 
gan}  mit  bei  Sulgata  übeiein,  nui  mit  bei  äRobifüotion,  ba^  oon  ben  biei  in  bei 
Sulgata  in  ben  Sln^ng  oenoiefenen  Sdjiiftcn  bos  ®ebet  SDlanaljes  aufgenommen,  bie 
beiben  (Esiabfi^  aber  gaiu  ausgef^loffen  finb.  3n  bei  lefoimtoten  Miid)e  finb  bie 
Sboh^^n  in  bcr  gou^^e  ebenjo  angefeqen  unb  be^ianbell  moibcn,  nie  in  bei  Iut^< 

30  rif(^en.  DoA  ift  bos  luteil  übet  Fie  ^!ei  im  Duid^fi^nitt  ein  nod)  mengeies  ob  boiL 
3n  neueiei  ^ttt  fyA  [ii^,  namentlii^  »on  (£nglanb  aus,  eine  [totfe  SIgttation  ffii  gfii^> 
Itdie  (£ntfeinung  bei  Slpoti^b^n  aus  ben  ^Jbelauegaben  ei^ben.  (£s  ift  baiübei  30x1= 
mal,  1825  f(.  unb  1850ff.,jii  einge^enben  Sei^nblungen  gelommen,  toelttie  3.I.  aui^ 
KPilfenf^oftlK^  biQUd)baie5  fSUAtxial  ju  läge  gefBibett  ^ben.    8tus  bei  ^eiiobe  bes 

3i  elften  Streite»  flammen  bie  St^riften  oon :  Mouliniö,  Notice  Bur  les  lirres  apo- 
cryphea  de  l'ancien  testament  en  r^ponse  ä  la  queation  faut-il  les  supprimer? 
Genf  1828;  ReuBB,  Diss.  polemica  de  libris  V.  T.  apocryphis  perperam  plebi 
negatie,  StrasBb.  1829.  ^us  bei  ^eiiobe  bes  joieiten  Stieites:  fteerl,  Die Slpofiöt^n 
bes  ^Zs,  ein  3eiignis  toibei  biefelben,  1852 ;  Derf.,  Das  3Sort  IBotfes  unb  bie  Sljiofiöwn 

4u  bes  9131.E,  1853;  Derf.,  Die  9li)D!iQpt)enfiage  mit  Seiüdfi^tigung  bei  barauf  bejügli^n 
Gelitten  Stiers  unb  ^engftenbergs,  1855  (Iet)teres  bie  ausHi^rlii^fte  Sdirift);  Stia, 
Die  aipoIi^l)en,  SQerteibigung  i^res  alt^eigebra^ten  9(n|i^Iu|fes  an  bie  Sibel,  1853; 
[Sengftenbeig],  güi  Seibe^Itung  bei  aiport^be",  aus  bei  eo.  iltidienäeitung,  1853; 
«teel,  Über  liie  Stellung  bei  3IpotoM>f|en  bes  MI.  im  c^rilllit^en  Äanon  (a^Stil  1863, 

4i  S. 267— 354).—  SBgl.  übei^Qupt  übet  bie  Stellung  ber  9Ipoti^^en  im  itonon;  l.aJon 
pioteftantifdier  Seite:  Rainold,  Onsura  übrorum  V.  T,  apocryphonim.  2  Sbe 
1611;  Hody,  De  Biblior.  textib.  1705,  p.  644  aq.;  bie  ffiinl  in  bas  MI.  oontEifr 
^om  (SBb  I  4.  aiufl.  1823);  öÖDemii  (»b  I,  1,  1836);  »leel  (3.  SJufL,  1870); 
be  aBette  (8.  9IufI.,  bef.  0.  Srf)iQber  1869);  Äeil  (3.  Slufl.  1873);  ben  Mit.  „ftanon 

60  bes  %Z.s"  in  biefer  l£ncqIlo|)abie ;  Su^I,  ilanon  unb  2:eit  bes  912:.  1891 ;  9tim. 
Über  bie  Slpofnp^en  bes  ^2.3  unb  bos  fogenannte  S^iiftlidie  im  Suibe  bei  SBetsptü 
(Deutfi^  3eitf4i.  für  C&ri[tl.  SBiffenf^aft  1850,  3ii.  47—49).  —  2.  Son  lat^olif^ 
Seite:  Vincenzi,  SessioIV.  Concilii  Tridentini  vindicata  9.  Intipductio  in  acrip- 
turas  deuterocanonicaa  Vet.  Test.  2  Sbe,  9lom  1842;    SBelte,  Über  bos   Hr^Ii^ 

55lflnle^en  bei  beuterolanoniliien  SüAei  (3:^03  1839,  S.  224  ff.);  SDlalou,  Das  Bibel- 
lefen  in  bei  93oIIsfoiüd|e,  u6er|.  v.  Stöoefen,  2  »be  1849;  ^oertnei.  Die  Slutoritäl  ber 
beuteiofanonif(^en  iBü^er  bee  %Z.  nadigemiefen  aus  ben  Slnlc^auungen  bes  polfiftinifi^ 
unb  ^ellentftifÄen  3ubentums,  1893;  bie  (Einleitungen  in  bas  9IIte  !teftament  Donjcrtoß 
(»b  I,  1840);  St^olä  (Sb  1,1845);  Meufi^  (4.9lufl.  1870);  Äaulen  (l.J5älftel876); 


Danko  (De  sacra  scriptura,  Vindob.  1867) ;  Comely  (Historica  et  critica  Intro- 
ductio  in  U.  T.  libros  sacros,  vol.  I:  Introductio  generalis,  Paris  1885). 

II.  §anb[^riften  bes  grie^if^en  Icxtes.  —  Sgl.  bie  Prolegomena  in 
ben  Septuodtttaausgaben  Don  $olTnes«$aifon9  unb  XifAenbon  unb  in  ffri^f^es  Slusg. 
ber  ^oltQPQen.  —  Da  bie  SIpofnjpIfen  einen  intearieteimn  Seftonbteil  ber  grie^if^en  s 
Sibel  bes  9lX.s  bilben,  fo  entölten  bie  ^onbfAtlften  ber  SqytuogintQ  ober  oon  beren 
Xeilen  au(^  bie  je  ba^u  gebörigen  Slpob^p^en.  3me  3<^I  ift  er^ebli^.  Slber  junt  größten 
leile  [inb  es  nur  9Rnms!effianbf^riften.  Son  uRdustel^anbfi^riften  finb  für  bie  ?lpo* 
!r9p^en  nur  folgenbe  neun  belannt.  (36  gebe  in  Jtlamntem  bie  Signaturen  von  $oI» 
mcs  unb  ^(ttfons;für  bie  SMafusIeln  ^aben  bieje  beiben  Herausgeber  romif^e  3iff«ni  lo 
cinaefübrt,  für  bie  uRinusIeln  arabifd^e.)  — -  1.  cod.  Vaticanus  1209  (Holmes  Nr.  II), 
nam  Xtf^enborf  aus  bent  4. 3<^t6.;  entölt  faft  bie  ganje  Sibel.  Son  ben  9lpo!rqp^en 
[e^len  nur  bie  aRaffabSerbilAer.  Die  übrigen  |te^n  stotfi^n  ben  lanonif^en  6Anften 
m  folgenber  Orbnung  (Xiteenborf  Proleg.  p.  XCIV  sq.) :  (fora,  SBets^eit,  toirac^, 
3ufäfee  in  «Eft^r,  3ubi4  iobit,  »aru^,  »rief  3eremi8,  3u\&^t  in  Daniel.  Der  lext  i5 
ber  ^anbf^rtft  ift  ber  relatio  befte  unter  ben  er^Itenen.  (Er  lieot  fd^on  ber  |ixtinif<i^en 
Slusgabe  oon  1587  ju  ®runbe.  Den  ^nbf^riffli^en  Xest  felb|t  giebt  angebli^  Mai, 
Vetus  et  Novum  Testamentum  ex  antiquissimo  codice  Vaticano,  5  Sbe,  Romae 
1857.  SBeit  lonelter  ift  bie  ^ra^tousgobe :  Bibliorum  saororum  graecus  codex 
Vaticanus,  collatis  studiis  Caroli  Yercellone  et  Josephi  Cozza  editus,  6  Sbe,20 
«om  1868—1881;  ogl.  ^i!^  1882, 121.  (Eine  p^otot9pif(|e  Weprobirftion  ber  ganjen 
$anb[^ft  ift  1889--1890  in  9tom  oeronftoBet  ©orben  (Novum  Testamentum  e 
codice  Vaticano  1209  .  .  •  phototypice  repraesentatum  1889;  Vetus  Testamen- 
tum 1890;  Dgl.  3^23  1890,  393  unb  1895,  146).  —  2.  cod.  Sinaiticus,  Don 
Xif(^enborf  1859  entoedt,  je^  in  ^etersbura.  Ctn  fd^on  1844  gefunbenes  Stüd  befinbet  25 
fi(^  als  Friderico-Augustanus  auf  ber  uni9ttfit&tsbibIiot^I  ju  fieimia  (Srri|[^e  fyA 
für  beibe  bie  Signatur  X).  Xifd^enborf  fe^t  bie  $anbf^r^  ins  4.  3c$r9.  6ie  ent« 
^ielt  urfprüngli^  bie  ganje  Sibel.  (Erbauen  [inb  oon  ben  SpoIrQp^en  (f.  Xif^enborf 
Proleg.  äu  Sept.  p.  LXXVIII  u.  XCVII):  3ufa§e  in  (Eft^,  lobit  rtis  2,  2  int 
Frid.-Auff.;  bas  übrige  im  Sin.),  3ubii^,  bas  1.  unb  4.  SKaflabaerbu^,  aBeis^it,8o 
6ira^.  Das  Su^  Xobit  fte^  ^ier  in  einer  oon  ber  oulg&ren  |e^  abmen^enben  9le» 
jenfion.  ^usgg.:  Codex  Friderico-Augustanus,  ed.  Tischendorf,  Lips.  1846; 
Bibliorum  Codex  Sinaiticus  Petropolitanus,  ed.  Tischendorf,  4  Sbe,  ^etersb. 
1862.  —  3.  cod.  Alexandrinus  (Holmes  Nr.  m),  im  britif(^en  SRufeum  ju  fionbon, 
aus  bem  5.  ^oifft^.  (Er  entölt  bte  game  Sibel  mit  nur  u)enigen  Süden.  Die  9lpo«  36 
frpp^cn  finb  ^ier  oollftänbig,  namli^  (iif(|enborf,  Proleg.  p.  LXXIV  sq.) :  93aru^, 
»rirf  3eremia,  3ufa£e  in  Daniel,  ßufS^e  in  (Eft^er,  lobtt,  3ubit$,  few,  1.  2.  3. 
4.  arialtabaer,  (gebet  9Rananes,  3Beis$eit,  6ira$.  60  mertooll  bie  ^anbf^rift  au(^  ift, 
fo  fte^t  i^r  lest  bo(^  bem  oes  Saticanus  nad^.  Sluf  (Brunb  bes  Sdexanbrinus  gab  bas 
Sil.  (Brabe  ^raus,  in  4  Bänben,  Oxforb  1707—1720.  Den  eigentli^en  leart  ber^o 
$anbfd^rift  gtebt  bieSlusgabe:  Vetus  Testamentum  Graecum  e  codice  MS.  Alexan- 
drino,  cura  Henrici  Herveii  Baber.  3  Sbe,  fionbon  1812—1826.  (Eine  p^öto* 
grop^if^e  9ta(^bilbung  ber  ganjen  ^anbf^rift  erf^ien  unter  bem  Xitel:  Facsimile  of 
the  (!k)dex  Alexandrinus,  published  by  order  of  the  trustees,  fionbon  1879  ff.  — 

4.  cod.  Ephraemi  rescriptus,  ju  ^ßaris  (bei  2fri^f^e  mit  C  bejeic^net).  na^  liteen« « 
borf  aus  bem  5.  Sö^t^unbert.  Bom  211.  finb  nur  3fragmente  ber  ftiiif^  gefd^riebenen 
Sü(^er  erhalten,  barunter  auif  foI(^e  ber  SBeisbeit  unb  bes  Sirao.    (Entjiffert  unb 
^rausgegeben  ©urbe  bie  $anbf^rift  erft  bur^  Itf^enborf:  T.  II,  bte  gtögtnente  bes 
yleucn  !teftamentes,  1843;  T.  I,  bie  gtögntente  bes  Juten  leftamentes,  1845.  — 

5.  cod.  Venetus,  auf  ber  SRarcusbibliol^el  ju  Senebig  (Holmes  Nr.  23  —  bie  Se-  ßo 
5ei^nung  als  aRinusiel^oubf^rift  berubt  auf  einem  Srrtum),  na(^  ZifAenborf  (Proleg. 
p.  XXV.  LVI)  aus  bem  8.  ober  9.  tja^^unbert.  (Er  errf^It  oon  oen  3lpoIr9p^cn: 
SBcis^eit,  Sira^,  »arud^,  Brief  3eremiä,  3uf8^e  in  Daniel,  lob«,  3ubtt^,  1.  2. 
3.  SWaffaböer.  ((Es  fehlen  alfo  nur  (Esra  unb  ffift^er.)  —  6.  cod.  Basiliano- Vati- 
canus 2106  (Holmes  Nr.  XI),  aus  bem  9.  3<^i^-;  enthält  bie  jmeite  $ölfte  besw 
^entateu^  uno  bie  ^iftorif(^en  Sü^er  bes  2IÜ.S,  barunter  ani^  ben  opolr^p^if^en  (Esra 
(mit  ausnähme  oon  8,  1—5  unb  9,  2—55)  unb  bie  3uf5§e  in  (Eftber.  —  7.  cod. 
Marchalianus,  je^t  Vaticanus  2125  (Holmes  Nr.  XII),  na*  lif^enborf  aus  bem 

6.  ober  7.  Z^x^, ;  enthalt  alle  ^ßropbeten,  barunter  au^ :  Sarud?,  Srief  3««ntiä,  3^* 
fö^e  in  Daniel.   Den  Daniel  famt  3ufa^^  ^  Zifc^nborf  ^rausgegeben  in :  Monu-  60 


630  fSpohttpfftu  it»  flUett  Xi^tmtnM 

menta  sacra  inedita,  Nova  CoUectio  T.  IV,  1869.  (Eine  SlQ^bilbung  ber  ganjen 
$Qnb((^rift  mittelft  $elif)h)pte  erf^ien  unter  bem Xitel:  Prophetarum  codex  Oraecus 
Vaticanus  2125  .  .  .  lieÜotypice  editus,  Romae  1890.  —  8.  cod.  Cryptoferra- 
tensis,  ^dimpleftfra^ntente  bei  ^rop^eten  aus  bem  7.  Z^^^-t  u.  o.  oud^  Srud^ftfide 

5  bcs  Saru(^,  bes  Snefes  3^^^t&  unb  ber  3uf&6e  in  Daniel  Xusg.:  Sacrorum 
Biblioinim  vetustisstma  fragmenta  Qraeca  et  Latina  ex  palimpsestis  codicibus 
Bibliothecae  Cryptoferratensis  enita  atque  edita  a  Jos.  Cozza,  Romae  1867.  — 
9.  3lo(i)  ni(^t  oerglid^cn  finb  bie  ^olimpfettfroamente  ber  SBeis^it  unb  bes  Siro^f 
m^lä)t  !lt[c^enborf  ous  bcm  Orient  na<^  Setersmirg  gebra^  ^.    Zifi^nborf  fe^t  fie 

10  in£i  6.  ober  7.  3<^tfiunbert.  6ie  loaren  ffir  T.  YIII  ber  Monumenta  sacra  inedita 
beftimmt,  ber  aber  n{d)t  erf&ienen  ift  (lifmenborf,  Proleg.  ju  Septuag.  ed.  6p.  LVIII. 
LXIV).  —  3n  ber  1.  X^Iufi.  Don  Xif^enborfs  6e)rtuagtntaau9gabe  (1850)  fnibet  fu^ 
Proleg.  p.  XXXVII  not.  65  foIgenl)e  Stotij:  Inveni  equidem  nuper  in  itineribus 
mels  c.odicem  graecuni  alium  pretiosissimum,   quarti  ut  videtur  saeculi,   in 

15  quo  cum  aliis  etiam  tres  Maccabaeorum  libri  oontinentur.  Quem  tantum  the- 
saurum  ut  proi>edie]n  ox  diutumis  tenebris  in  luoem  protrahere  contingat, 
omneni  oi)eram  dabo.  (Es  ift  bamit  ni^  anberes  als  ber  ipiter  enoorbene  Sinai- 
ticus  nemeint,  oon  mlifytm  Xtf^^nborf  Mon  bei  feinem  erften  Sefud^  auf  bem  Sinai 
ein  Stiid  gefe^en  ^tte,  in  bem  er  irrtiimli(|  alle  oier  SRaRabaerbfl^er  tnifyättn  gloiAte, 

aof.  Monumenta  sacra  inedita,  Nov.  Coli.  T.  I  (1855)  p.  XXXX.  —  Unter  ben 
aRinusfeI^onb|d^en  erregen  einige  babur^  ein  bejonberes  Sntereffe^  ba|  fie  eine  oon 
bem  93ulgartext  loefentli^  abmeüfienbe,  gai^  eigentiimli(^  Xestn^enfton  oarbieten.  Die 
3:batja(T)e  fclbft  ift  f^on  oon  früheren  Arittlem  unb  Auslegern  oemerlt  toorben.  W)tz 
erft  tu  neuerer  S^tt  ^en  fiagoi^e  (ogL  bie  (ErHorung  in  ber  Zl^fi^  1876,  axA.  605) 

26  unb  (^ielb  erlonnt.  bag  uns  barin  bte  Slejenfion  bes  £ucianus  (f-  ^-  ^)  erholten  ift 
Son  bcn  ^anbf^rtften,  mcli)t  gfielb  (Origenis  Hexaplorum  quae  supersunt,  2  Sbe, 
Oxforb  1867—1875,  Prolet?,  p.  LXXXVII  sq.)  ab  lucianifd^  na^ift,  lommen  für 
bie  9^>oIrm)^en  folgenbe  in  i^eira^:  P^  (Esra  unb  bie  3uf&^e  in  (Eft^:  19.  93. 108, 
ffir  3ubit$:  19.  108,  für  loBit:  108,  ffe  »aru^,  »riefSeremlS  unb  Daniel:  36.  48. 

80  51.  62.  90.  147.  233,  ffir  Saru^  au^  22,  ffir  1.  2.  3.  aRaBaBäer:  19.  62.  93, 
ffir  Qmä):  308.  (Eine  oon  £agarbe  unternommene  Slusgabe  bes  Iudanif(|en  Xeztes 
tft  unoDÜenbet  geblieben;  ber  erfd^ienene  1.93b  entölt  oon  ben  Spofrpp^n:  (Esra  unb 
Sft^  (Librorum  Vet.  Tost,  canonicorum  pars  prior  graece  Pauli  de  Lagarde 
studio  et  sumptibus  edita,  Oottingae  1883).  —  (Einen  mißlungenen  Serfuq,  bie 

86  iRejenfii^nen  bes  £ucianus  unb  ^efvqius  in  unferen  ^anbf^riften  nac^moeifen,  ^e 
frfi^er  I^ereits  9lidtes  gemalt  (De  Veteris  Testamenti  codicum  Oraecorum  familiis, 
Monasterii  1853). 

III.  9(Ite  ÖberJeMungen.  —  SBir  nennen  ^ier  nur  bie  Iateinif(|en  unb  f^rtf^n 
als  bie  mi)  Witt  uno  ^Verbreitung  ^roonagenbften. 

40  1.  Die  Iateinif(^en.  3u  untertreiben  finb  bie  alte  lateinifc^e  unb  bie  bes  ^iero^ 
nqmus.  Da  fi(^  aber  ein  Urteil  barflber,  u)ie  oiel  uns  oon  ber  alten  (ateiniteen  er« 
galten  i[t,  nur  gen)innen  Ififtt  bur^  !Rfidfriu|  aus  bem,  was  wxt  fiber  bie  Sbbeiten 
bes  ^ieron^mus  u)iffen,  fo  beginnen  mix  mit  legieren. 

a)  ^ieron^mus.    Cs  ift  belannt,  baß  ^ieron^mus  eine  boppelte  Bearbeitung  bes 

45  9{Iten  Xcfiamentes  unternommen  ^at.  3^^  begnfigte  er  fi^  bamit,  bie  alte  latetnif^ 
Öberfe^ung  na^  ben  Septuaginta  ju  reoibieren,  unb  erft  fpSter  fiberfe^te  er  bas  Sitte 
Xeftameiit  gam  oon  neuem  am  bem  (Srunbtest  (f.  Aaulen,  C5ef4|.  ber  Sutoata  1868, 
6.  153  ff.  unb  ben  9lrt.  „Sibelfiber^e^ungen';^).  (Einigermagen  fixier  finb  toir  nur 
fiber  legiere  Slrbeit  untevri^tet.    Da  fte  eine  i&erfefeung  bes  ^ebröifc^en  (Srunbtextes 

M)  fein  foIÜc,  fo  fielen  bamit  bie  Slpobm^^en  oon  felbft  qimoeg.  Unb  in  ber  1^  bemerft 
^ieronotnus  ^infi^tlid^  einiger  ausbrudli(^,  bog  er  fie  fiberge^e.  6o  fiber  ben  apo> 
fr^p^ifqen  (Esra,  praef.  in  verK.  libr.  Ezrae  (Opp.  ed.  Vallarsi  IX,  1524):  Nee 
quemqunm  moveat,  quod  unus  a  nobis  editus  liber  est;  nee  apocryphorum 
tertii   et  quarti  somniis  delecletur.    Über  Sanu^,   prol.  in   vers.   libr.  Jerem. 

w  (Opp.  ed.  Vallarsi  IX,  783) :  Librum  autem  Baruch,  notarii  ejus  [seil.  Jere- 
miae],  qiii  apudHebraeos  nee  legitur,  nee  habetur,  praetermisimus.  9lur  Jioet 
unter  ben  Slpolrnp^en  Ijot  ^ierouqmus  felbftftänbig  neu  bearbeitet,  nämli^  Xobit  unb 
3ubit^,  aber  beioe  nur  auf  ausbifitfli^esüBerlangen,  flfi(^tig  unb  mibenoillig  unb  offem 
bor  nt^t  im  3ufammen^ng  mti  feiner  großen  Sibelfiberfe^ung.    (Er  fagt  über  t^ine 

w  Bearbeitung  bes  33.  Xobit  fclbft,  praef.  in  vers.  libri  Tob.   (Vallarsi  X,  Isq.); 


9pohtt^%tn  bcd  Sitten  SeftiititettM  631 

Exigitis,  ut  librum  Chaldaeo  sermone  conscriptum  ad  Latinum  stilum  traham, 
librum  utique  Tobiae,  quem  Hebraei  de  catalogo  divinarum  scripturarum  se- 
cantes  bis  quae  apocrypha  [al.  hagiographa]  memorant  manciparunt.  Feci 
satis  desiderio  vestro  ...  Et  quia  vicina  est  Chaldaeonun  lingua  sermoni 
Hebraico,  utriusque  linguae  peritissimum  loquacem  reperiens,  unius  diei  la-  5 
borem  arripui,  et  quidquid  ille  mihi  Hebraicis  verbis  expressit,  hoc  ego  aecito 
notario  sermonibus  Latinis  exposui.  Unb  über  3^tt^f  ppaef.  in  vers.  libr. 
Judith  (Vallarsi  X,  21  sq.):  Apud  Hebraeos  über  Judith  inter  apocrypha  [al. 
hagiographa]  legitur  ....  Chaldaeo  tamen  sermone  conscriptus  inter  histo- 
rias  computatur.  Sed  quia  hunc  librum  Synodus  Nicaena  in  numero  sanc- 10 
tarum  scripturarum  legitur  computasse,  acquievi  postulationi  vestrae,  immo 
cxactioniy  et  sepositis  occupationibus,  quibus  vehementer  arctabar,  huic  unam 
lucubratiunculam  dedi,  magis  sensum  e  sensu  quam  ex  verbo  verbum  trans- 
ferens.  Multorum  codicum  varietatem  vitiosissimam  amputavi:  sola  ea,  quae 
intelli^entia  integra  in  verbis  Chaldaeis  invenire  potui.  Latinis  expressi.  Dos  15 
(Seltanonts.  bos  ^ieron^mus  ^ier  in  betreff  feinet  betben  uber[e|hungen  ablegt,  wich 
bur(^  ben  !QQtbeftanb  ooIQommen  beftfittgt  6te  finb  beibe  fe^r  fbu^tm  geatbeitet,  mit 
Dielen  loillifirli^en  SbiDetAungen  gegenüber  bent  grieAilAen  Ztstf  bte  fd^erliA  auf 
9{e<i^nung  bet  c^Ibätfi^n  Vorlage  jufe^en  finb.  3^i^^<^  bat  ^ieron^mus  bei  beiben 
9{rbeiten  au^  ben  alten  fiateiner  ftorl  ^nii^t,  toie  eine  Sergfei^ung  ber  Xexte  beioeift  20 
(Staates  |.  bei  Sri^l^,  (Exegei  ^anbb.  II,  12  f.  unb  121  f.  3ur  Zeitlrittt:  X$iel> 
mann,  Seiträge  jur  Xestlritil  ber  Sulgata,  insbefonbere  bes  Su^es  3ub{t^,  Speier, 
$rogr.  1883).  Sluger  biefen  beiben  uberfe^ungen  finb  no^  als  Slrbeiten  bes  ^ieronn« 
mus  5u  enoo^nen  bte  iSBuIgatatead^  ber  3u|fi§e  in  Sft^  unb  Daniel  Diefe  6tfiae 
mürben  von  ^ieron^mus  in  feine  Uberfe^ung  aus  bem  (Brunbtearte  au^enommen,  aber  25 
mit  bem  Obelus  oerfe^n;  f.  ju  Esther  c.  10  (Vallarsi  IX,  1681):  Quae  habentur 
in  Hebraeo,  plena  üde  expressi.  Haec  autem  quae  sequuntur  scripta,  reperi 
in  editione  vulgata  quae  Graecorum  lingua  et  literis  continetur,  et  Interim 
post  finem  libri  hoc  capitulum  ferebatur,  quod  iuxta  consuetudinem  nostram 
obelo  -r  id  est  veru  praenotavimus.  Die  Seorbeming  ber  3^!?^^  ^^  (Eft^er  ift  fo  ao 
frei,  bag  fie  bismeilen  nur  ben  allgemeinen  Sinn  roiebergiebt  (crriMdk  im  Sseget. 
$anbb.  I,  74).  äBbrUi^  finb  bte  3ufa^e  im  Daniel  fiberleM  (3riw  <t-  o-  C-  Ii 
116.  119),  uttb  sioar  na^  bem  Xexte  bes  Z^eoboüon,  toie  ^teron^mus  felbft  2U  ben 
betreffenben  etfiden  bemertt  (Opp.  ed.  Vallarsi  IX,  1376.  1399.  Sgl.  Epist.  112 
ad  Augustin.  c.  19,  opp.  ed.  Vallarsi  I,  752).  Diefe  oier  bisher  genannten  Sb«  ss 
betten  gingen  in  bie  95ulgata  Aber  (befte  Slusgabe,  mit  ben  Sananten  bes  Cobei 
9{miatinus:  Biblia  sacra  latina  Veteris  Testamenti.  Vulgatam  lectionem  ex  edi- 
tione Clementina  principe  anni  1592  et  Romana  ultima  anni  1861  repetitam 
testimonium  comitatur  codicis  Amiatini.  Editionem  instituit  Theod.  Heyse,  ad 
finem  perduxit  Gonst.  Tischendorf,  Lips.  1873).  Xugerbem  tnt!^  abtt  bie  Sul»  40 
gata  aiu^  no^  bte  93S.  (Esra  (erft  feit  bem  Xribentinum  in  ben  Slnl^ang  oerfe^t), 
Saru(^  mtt  Srief  l^eremiö.  1  unb  2  uRcAabaer,  6ira^,  SBeis^eit  Da  ^ieron^mus 
biefe  ni(^t  fiberfe^t  l^atf  ift  ber  Sulgatatext  im  mefentli^en  iä)enfalls  als  ber  bes  Vetus 
Latinus  ausuferen.  Die  gftage  ift  nur,  ob  ni^t  einiae  biefer  Zeatte  bie  beffembe  $anb 
bes  ^ieronqmus  erfahren  ^en.  £eiber  finb  mir  febr  j^Ie^  barfiber  unterrid^tet,  rote  45 
loett  ^ieronqmus  mtt  feiner  erften  SBearbenung  bes  Sil.  s,  ber  Sleoifon  bes  alten  latei« 
nif^ei)  Xeartes  na^  ben  LXX,  gelommen  ift.  Do(^  ^aben  mir  aerobe  Aber  jmei  3Ipo» 
frpp^en,  bie  3Beis^ett  6al.  unb  ben  6tra(q  (Ecdesiasticus)  eme  mertooKe  Stottj  in 
ber  er^Itenen  praef.  in  edit.  librorum  Salomonis  juxta  Sept.  interpretes  (Val- 
larsi X,  436) :  Porro  in  eo  libro,  qui  a  plerisque  Sapientia  Salomonis  inscri-  so 
bitur  et  in  Ecclesiastico,  quem  esse  Jesu  filii  Sirach  nullus  ignorat,  calamo 
temperavi,  tantummodo  canonicas  scripturas  vobis  emendare  desiderans.  SIHo 
bei  6ira^  utd)  SBeis^ett  6al.  ^t  ^ieronqmus  „bie  (Jf^ber  gefpoxt",  er  f^  fie  ni^t 
emenbiert.  Da  aber  anbererfeits  bas  tantummodo  canonicas  scripturas  fi^  nur 
auf  bie  [aIomonif(^en  6(^riften  bejie^t^  fo  more  es  immeidbin  mSgltd^,  bag  er  bte  nUfyU  ^ 
falomonifc^en  Slpobup^en:  (Esra,  Sonu^,  1  unb  2  SRanabSer,  boq  emenbiert  ptte. 
Unb  es  ift  jebenfaKs  bea^itensmert,  bag  uns  gerabe  ffir  bieje  oier  93fi(^er  lateinifAe 
DoppeUeatte  oorliegen  (je  einer  in  ber  Sulgata  unb  no|^  ein  anberer),  mobrenb  für 
6ira4  unb  9Beis9ett  nur  ber  ÜBuI^atatest  exiftiert.  CEs  liegt  bie  93ermtiiung  je^  nobe, 
bag  oon  jenen  oier  Doppeltexten  le  einer  bie  iReoifion  bes  ^ieron^mus  enthalt.    Da  eo 


632  ütiofe^f^eit  bei»  aitett  Sefhnneitte» 

bies  aber  nur  Vermutung  bleibt,  unb  es  f{$  mi^  im  (Jfalle  i^rer  Sti^tioleit  nur  um 
eine  Bearbeitung  bes  aUen  £ateiners  bur$  ^ieronqmus  Rubelt,  fo  metfen  mir  alle 
biefe  Xexte.  ber  gem5^nli$en  SlnfAauung  folgenb,  bem  alten  fiateiner  3U. 

b)  !Dte   alte  lateinif^  äberfe^ng.     ^au^ammelmerl :   Sabatier,  Bibliorum 

6  sacrorum  Latinae  versiones  antiquae  (3  Sbe.  ^aris  1751).  9Bic^e  9la^meife 
oon  Stbel^anb|4iriften  mit  aItIateini|S^n  ^IrvpQentexten,  meU^e  Sabotier  no^  nicgt 
lannte,  giebt  ^erger  in:  Notices  et  Extraits  des  Manuscrits  de  la  Biblioth^ue 
Nationale  et  autres  Biblioth^ues,  tome  XXXIV,  2«  partie  1893,  p.  141 — 152. 
9tä^eres  fiber  biefe  ^anbf^riften  f.  bei  Serger,  Histoire  de  la  Vulgate  pendant  les 

10  Premiers  si^les  du  moven  ase,  Saris  1893.  (Eine  neue  Xusoal^  ber  altlat.  Xeste 
oon  Sopientia  6aL  Sira^,  3^u^f  ^^^  utü»  Zobias  beabfi^tigt  Xbielmann  (f.  Sb^io 
für  tat.  fiexifograp^ie  unb  (grammatö  VIII,  1893,  S.277).  —  Set  Sabotier  unb  on 
einigen  anberen  Orten  finb  bis  je^t  folgenbe  olfloteinif^e  Ztxtt  gebrudt  (oKe  biejenigen 
Xeste,   bei  meieren  nid^  befonberes  bemerlt  ift,  He^en  bei  Sabotier):   1.  Csra   (bei 

16  Sabotier  am  S^Iug  bes  3.  Sonbes,  no^  bem  Steuen  Zeftoment).  !iwti  Xeade;  ber 
eine  =  Sulgato,  ber  onbere  ous  cod.  Colbertin  3708 :  erfterer  bun^  (BlSttung  unb 
Serbefferung  aus  bem  lehren  entftonben  (Sfrt&f^y  $onbb.  I,  10).  Ko^eife  onberer 
$anb[^^en  bei  Serger,  Notices  et  Extraits  des  Manuscrits  XXXIV,  2  p.  143.  — 
2.  Sft^er.  Sei  Sabotier  nod^  cod.  Corbeiensis  7.    !Der  Anfang  bes  Su^  m^  ber* 

20  [elben  Überfe^ung  ou^  in :  Bibliotheca  Casinensis  T.  I  (1873)  Florileg.  p.  287— 289. 
9la^n)eife  onberer  ^onbfArfften  bei  Serger,  Notices  et  Extraits  des  Manuscrits 
XXXIV,  2  p.  145.  Dolelbft  p.  145—147  groben  bes  Xextes  einer  fi^oner  |^onb* 
f^rift.  Sgl.  fiber  bie  ^onbfo^en  au$  Serger,  Histoire  de  la  Vulgate  p.  22.  62. 
138.    9la^  W^\^^  ((Eseget.  $onbb.  I,  74  f.)  tag  bem  liDtorfe^er  ein  Xest  oor,  loelAer 


25bur(^  bie  in  ben  codd.  19. 93M08*».  er^Itene  Stejenflon  beeinfluH  nmr.—  3.  DonteL 

er,  ©le  ^ieronqmus,  folgt 
ber  Searbeitung  bes  X^eobotioni  —  4.  Soru^.  3^  Ztxtt ;  ber  eine  ==  Suiaoto 


ein^Vet.  Lat.  nur  frogmentarif«  bei  ^Sabotier."    m  er,  mfe  ^ieronqmus. 


(nur  biefer  entQSIt  oud^  ben  Srirf  3eitmi&),  ber  onbere  juer^  oon  S^frf  (too,  Korn 
1688,  herausgegeben,  bann  bei  ^obotier  noq  brei  ^onbf^riften,  ie^  ouq  in:  Biblio- 

80  theca  Casinensis  T.  I  (1873)  Floril|^.  p.  284—287.  floer  bie  gonbji^riften  |.  ou^ 
Serger,  Notices  et  Extraits  p.  148.  ÜSer  bos  Servituts  beiber  ^earte  m  einonber: 
le,  $anbb.  I,  175;  !Reuf$,  (ErflSrung  bes  Su^  Soru^,  S.  88 f.;  Rnmatx, 
lui)  Soru^,  S.  157 1[.  —  5.  Zoi\t  Sei  Sabotier  no^  jioei  ßonof^iften  mit 
ben  Sorionten  oon  no<b  jmet  onbem.  (Eine  ber  legieren  (Vaticanus  7)  giebt  eine  ab> 

35  mei(^enbe  Slejenfion,  iebo^  nur  ffir  itop.  1—6,  iienn  oon  bo  an  giebt  ote  $onbf<^rift 
ben  Sulgototest  (f.  Blanchinus,  Vindiciae  canonicarum  scripturarum,  Romae 
1740,  p.  CCCL  sqq.  [mit  Xlbbrud  bes  Üeries  oon  Äop.  1—61.  Ofrit||(^e,  §onbb. 
II,  11;  SMell,  311^  1878  S.  218;  Konle,  ^&3.  1886,  614).  gromnente  einer 
britten  Siesenfion   bieten  bie    (Eitote  im   Speculum  Augustini    (ed.  SBei^^    im 

40  CSEL  ber  SBiener  Stab.  t.  XII,  1887 ;  ogL  SReu|^.  Dos  Su^  Iobiasl857S.  XXVI); 
Serger,  Notices  et  Extraits  p.  142  oerjei^net  tm  (Bornen  stoölf  ^onbMriften  bes 
oltloteimfc^en  Zeattes  bes  Suqes  Üobit.  9lö^es  fiber  oie  meiften  berfelben  f.  bei 
Serger,  Histoire  de  la  Vulgate  p.  19.  20.  22.  25.  67.  68.  95  sq.  97.  101.  138. 
Der  Üext  einer  SRailänber  ^aubfc^rift  mar  no^i  einer  iRotij  auf  bem  Umfc^Iog  oon 

45  Cerioni's  ^ef^i^o^Xusgobe  bereits  1876  ffir  bie  Monum.  sacra  et  profana  T.  I  fasc.  3 
gebrudt.  Diefe  Lieferung  ift  ober  m.  3B.  ni(^t  ausgegeben  morben.  —  6.  3ubit^.  Sei 
Sobotier  noq  ffinf  $anbf(^riften.    Die  äb^e^un^  folgt,  mie  ber  Sqrer,  einer  00m 

Semo^nlic^en  gne^tf^en  Xest  obmei^enben  Stejenfton,  nfimlic^  bem  cod.  58  (9l&beres 
ei  (Jri^f^e,  $anbb.  II,  118  f.).    Serger,  Notices  et  Extraits  p.  142  sq.  ©eift  im 

60  gonjen  elf  ^onbf^iriften  noc^.  —  7.  1  aRoHoböer.  !^xotx  learfe;  ber  eine  =  Sulgota, 
oer  anbere  bis  xop.  13  infl.  im  cod.  Sangerm.  15.  Derfelbe  Zext,  ber  ^ier  nur 
oerftfimmelt  oorlieat.  i[t  ober  noA  Serger  oouftanbig  er^Iten  in  einem  cod.  Ck>mplu- 
tensis,  je^t  in  aucunrto,  lInio.*SibI.  Sir.  31,  f.  Serger,  Notices  et  Extraits  p.  147  sq.; 
Histoire  de  la  Vulgate  p.  22  sq.  68.  ®rimm  (flieget.  $anbb.  III,  p.  XXX)  meint, 

55  ber  festere  [ei  eine  Überarbeitung  bes  erfteren.  3Rxt  9{e^t  urteilt  SM^f^^  (Proleg. 
p.  XIX)  gerobe  umgefe^rt.  Sgl.  ou^  Curtiss,  The  Name  Mächäbee  1876,  p.6. — 
8.  2  3RaSabaer.  Drei  learte;  einer  =  Sulgota,  ein  onberer  aus  cod.  Ambrosianus 
E.  76.  Inf.  herausgegeben  oon  Peyron,  Ciceronis  orationum  pro  Scauro,  pro 
TuUio  et  in  Clodium  fragmentä  inedita  (1824)  p.  73 sqq.;   ouA  gebrudt  in  Se« 

60  rioni's  Monumenta  sacra  et  profäna  T.  I,  fasc.  3  (bod^  ift  biefe  S:ieferung  bis  ie|t 


üti^lnMilleii  U»  Wte»  Xefttmvtk»  633 

nt^t  ausgegeben) ;  ein  britter  bis  je^  ni^t  ebtertet  in  beifelben  3Rabriber  ^anbf^rift, 
tDeI(^e  Qu^  ben  Yet.  Lat.  bes  emen  SRoIfabäeTbu^  eni^ätt,  f.  Seiger,  Notices  et 
Extraits  p.  148—150  (mit  ^Proben  bes  Xestes).  (Einen  aus  Sulg.  unb  Vet.  Lat. 
gemif^ten  Zttt  beiber  3RdI(^erbfi^  giebt  eine  finoner  ^anbfArift.  6.  SetaerQ.a.O. 
6. 150—152.  —  Son  3  aRoBobäet  Metnt  leine  Iafeini{(^e  äbexfe||ttng  ju  estftieten.  —  ^ 
9.  6ira^  unb  10.  SBeis^it  6abmmtts  finb  nui  in  einer  lotem.  uoerfe^ung  oor* 
^nben,  loel^e  in  bie  Sulgato  aufgenommen  i[t.  Sabotier  gibt  bie  Varianten  oon  oier 
^anbf^riften.  t>tnZtxt  bes  cod.  AmiatinuB  Qot  £agarbe  abgebrudt  in:  »aRitteilungen'' 
I,  1884.  Die  äberfe^ung  beiber  Sfl^er  iit  oon  gaiQ  glei^m  (Oaralter  (f.  ffri^fc^, 
(feeget.  $anbb.  V,  p.  XXIII  sq.;  (5rimm,  ebenoof.  VI,  43 f.;  9?euf4.  Observatt.  lo 
crit.  in  libr.  Sap.  1861,  p.  5—9;  X^ielmann,  SrAio  für  latein.  fiesttogrop^ie  unb 
©rammatil  BbVIII,  1893,  S.  235— 277  [ffieisbeit  Sal.J  unb  S.  501— 561  [Sira^l. 
(Ebenbaf.IX,  2,1894,6.247-284  [6ira4]).  Unhaltbar  ift  bie  SReinung  (E.  C5.  Sengeis 
reic^^oms  Mg.  Sibliot^I  ber  bibt  £itt.  VII,  832  ff.),  bog  bie  ^Me^ung  bes  S. 
6ira(^  auf  ben  ^ebraifd^n  (Srunbtext  jurfidge^.  Site  biefe  loteinifc^n  äb^^ungen  u 
^en  nur  eine  grie^ifffle  Sorlage  gelobt. 

2.  Die  l^riM^n.  m^  ^ier  fino  jxoei  ju  unterf^eiben:  ber  Suladrl^rer  (^elAit^o) 
unb  bie  f9rit^«9^aplari{^e  äberfe^una.  —  a)  Der  SuIgSrtezL  (Bärudt  oon  SBalton 
in  ber  £onboner  ipolpglotie  (6  Siie,  fionbon  1657);  barna^,  unter  Serglei^ng  oon 
fec^s  $anbf^n:iften  bes  britif^en  SRufeums,  oon  fiaaarbe,  Ubri  Vet.  Test,  apocryphi  20 
Syriace,  Lips.1861.  Die  toi^tigfte  $anbl(^  ift  oer  ood.  Ambrosiänus  B.21  Inf. 
aus  bem  6.  3<^^^-»  toelc^r  bos  game  Sil.  mit  folgenben  SlpobQpben  entölt:  9Beis« 
beit,  Srief  3eremiS,  1.  unb  2.  Srief  bes  Soru^,  SufMe  in  Daniel,  3ubit^,  6ira^, 
^ofal^pfe  Saru^,  4  Ssra,  1.  2.  3.  4.  5.  SRaSabSer  (legeres  =  Joseph.  De  bello 
Judaico  VI).  (Es  fehlen  alfo  oon  unfern  Xpolrnp^n:  (Esrn  unb  Xobit.  (Eine  p^oto« « 
lithographierte  ^ra^ausgabe  ber  ganjen  j^aitbf^rift  ift  oon  (Eeriani  beforgt  toorben 
(Translatlo  Syra  Pescitto  Veteris  Testament!  ex  codice  Ambrosiäno  sec.  fere 
VI  photolithographice  edita  ourante  et  adnotante  Sac.  Obl.  Antonio  Maria 
Ceriani  2  Sbe,  aRailanb  1876—1883).  Der  (SfyaoSitt  biefer  \qt.  uberfetpina  ift  bei 
ben  einseinen  Sfi^em  oerf^ieben,  einiae  finb  siemM  toSrtli^  unb  getreu,  anoere  frei  ao 
unb  ungenau.  Semerlensu)ert  ift,  bog  oie  gebmdEte  uoerfebung  bes  1.  SRaRcAfierbumes 
bem  Üerie  ber  codd.  19.  [62?]  64.  93  fo^  (®rimm,  »önbb.  m  p.  XXXl),  alfo, 
na(^  ber  (Entbedung  oon  £agarbe  unb  gfielb  (f.  oben  6.  630.24),  hk  9le]enfton  b!^ 
£urianus.  3m  cod.  Ambrosianus  ift  biefes  ^u$,  noA  (Eenani's  Sorbemerbmgen  ju 
feiner  Slusgo^,  bis  Rap,  14  in  einer  abmei^enben  uberfe^mm  er^Uen.  Diefe  tonb  ss 
alfo  0)0^1^  Dem  gen)5^mi(^en  grie^if^n  Xexte  folgen.  Die  SReinung  oon  SRtd^aelis. 
bag  bie  Überfe^ung  bes  1.  SRaSabSerbu^  mq  bem  femitif^n  (Brunblext  angefertigt 
fei,  i[t  bur(^  Xrenoelenburg  toiberl^  toorben  ((Ei^^oms  iRep^to.  f.  bibl  unb  morgen* 
länbitoe  £itteratur  XV,  58  ff.).  6te  toiberlegt  (i^  nun  oon  felbft,  ba  enoiefen  ift,  baft 
bie  uberfe^ung  fogar  erft  ber  grie^if^en  9ltmmn  bes  fiudanus  folgt.  Dagegen  barf  40 
es  nun  aU  ausgemalt  gelten,  bag  oie  for.  Überfe^ung  bes  Siro^  birelt  naA  bem 
^ebräif^n  Üeatte  biefes  SBu^es  anaefert^t  ift  6.  borfiber  unten  bei  „6iraffl".  — 
b)  Der  „  Synis  hexäplaris,  b.  b.  oie  na^  ber  ^esapla  bes  iDrigenes  angefertigte 
fqrifii^e  Uberfe^ung,  jum  arögten  Zeile  in  $anbf(^rtften  ju  SRailanb,  $aris  unb  £on* 
bon  erhalten.  Die  loiAti^fte  ^anbf^rift  ift  ber  cod.  Ambrosiänus  G.  313  Inf.  93on  46 
ben  ^ofr^p^en  finb  ^tenn  entbalten:  SBeis^it,  6ira^,  Sarwb,  Srief  3^^^»  3^^ 
fö^e  in  Daniel  Den  Daniel,  oer  ^ier  nx^  na^  X^botion,  fonbem  mi^  bem  e^n 
^eptuagintatext  flberfe^t  ijt,  ^ai  Uon  Ca jetanus  Bugati  (Mediol.  1788)  herausgegeben. 
Über  anbere  Slusgg.  ber  tanon.  SfiAer  f.  be  9Bette'6^aber,  (EinL  in  b.  a2:.6.116f. 
Den  93aru^  unblBrief  3^temiS  gao  (Eeriani^  Monum.  sacra  et  pro!.  T.  I.  fasc.  1  eo 
(1861)  heraus.  Derfelbe  oeranftaltete  enblid^  etne  p^otolit^ograp^if^e  Ausgabe  ber  ganjen 
^<^nbf^nft:  Codex  Syro-Hexaplaris  Ambrosianus  photolithographice  editus  cu- 
rante  et  adnotante  Sac.  Obl.  A.  M.  Ceriäni,  Mediol.  1874  (als  T.  VII  ber  Monum. 
Sacra  et  proi)*  $^^^  erfc^inen  jum  erftenmal  au^  SBeis^it  unb  Sirad^.  Der  f9rif(^« 
^xaplarifc^en  IJDkrfe^ung  gebort  au(^  ber  fqr.  Suigfirtext  oon  Xobit  itap.  1—7  an  (bos  55 
Solgenbe  tft  aus  ber  $ef($itQo  erg&njt).  (Er  ftammt  aus  ber  oerbren  gegangenen  $anb« 
fc^rtft  oon  aRafius,  mel^e  au(^  ben  fqnf(^«^aplarif(!l^n  Xest  oon  3ubit9  enthalten  ^ 
S.  bef.  bie  3la4meifc  oon  «a^Ifs  in:  ßagarbe,  Bibliotheca  Syriaca  1892,  S.19— 21 
unb  32«-' ;  3leftle,  SRarginalien  unb  aRateriaiien  1893,  S-  43  ff.  —  Über  bie  f^rift^n 
Uberfe^ungen  iiber^aupt:   (Eeriani,  Le  edizioni  e  i  manoscritti  delle  versioni  si-60 


634  8)iotrlMPl|eii  M  mttn  ZeffauneitM 

riache  del  Vecchio  Testamento  (Memorie  del  Reale  Instituto  Lombardo  di  scienze 
e  lottere,  vol.  XI,  1870) ;   SlefÜe,  9iL  „Stbelfltofetittngen  Qjfxxjiit"  in  biefer  (En* 
qflopobie.    ©iDiinn  in  SBace'  Apocryphä,  fionbon  1888,  vol.  I  p.  XLIII— XLVI. 
IV.  Slusgaben  bes  grie^if^en  Xextes.  —  a)  Slusgoben  ber  Sqrtuaginto. 

5  (SRe^ hierüber  bei:  LeLong,  Bibliotheca  sacra  ed.  Masch  T.  II,  2,  1781,  p.  262 
bis  304.  Fabricius,  Bibliotheca  graeca  ed.  Harles  T.  III,  1793,  p.  673  sqq. 
Sbfenmfiller,  $anbb.  ffir  bie  fiiäeratur  bei  bibl.  jtcita  unb  (Esegefe,  8b  II,  1798, 
S.  279—322 ;  SEBiner,  $onbb.  bei  t^eoL  fiitt.  I,  47  f. ;  afranlel,  »orftubien  m  ber 
Seotuaginta  1841,  6.  242—252;    Xtf^nborf,  Proleg.  3U  feiner  tusa,;   be  SBette« 

10  6^raber,  CEinL  in  b.  91.  Z.  6. 110  f  j.  6fimlli^e  Slusgoben  ge^en  auf  folgenbe  Dter 
^ouptausgoben  jurfld:  1.  Die  complutenfif^e  ^olQgbite,  6  Sbe,  in  Complutensi 
universitate  1514 — 1517.  2.  Die  Aldina  :  Sacrae  Scripturae  Yeteris  Novaeque 
omnia,  Senebig  1518.  3.  Die  timif^  Slusgobe  (Sixtina):  Vetus  Testamentum 
juxta  Septuaginta  ex   auctoritate   Sixti  Y.   Pont.  Max.  editum.  Romae  1587. 

15  4.  Die  (Sxoibt'mt  Slusg. :  Septuaginta  Interpretum  T.  I— lY.  ed.  Grabe,  Oxonii 
1707—1720.  Son  biefen  Slusaa^n  giebt  bie  tintif^e  im  loefenili^n  ben  Xext  bes 
Soticanus,  bie  (Brobef^e  im  tDefentlic^n  ben  bes  SHesanbrinus ;  erftm  olfo  einen  ent* 
l^ieben  beRern  Xext  als  leitete.  Da  bie  SReb^I  ber  Sliusgcwen  |i(^  an  bie  römif(^ 
anf^Iiegt,  fo  ift  ber  aebrudte  SuIgfir*Xext  im  Dur^f^niä  ein  }iemItA  guter,  ^infi^t« 

20  li^  ber  S^fjH  ber  angenommenen  Sc^en  [ttmmen  bie  genannten  Slusaaben  fajt  gang 
flberein.  6ie  ent^en:  (Esra,  Xobit,  3ubt$,  Sufä^e  in  C^er,  SBej^eit,  @ira^, 
SaruA,  Srief  3eremi&,  3tt{S^e  in  Daniel,  1.  2.  unb  3.  SRcmfibaer.  Slmoei^nb  ift 
nur,  oa^  ber  opob.  (Esra  in  ber  Sonmiutenfis  fe^It  (nid^t  in  ber  SQbina,  u^ie  mand^e 
irrtfimliq  angeben,)   anbererfeits  bei  ®rabe  nai^  bem  cod.  Sdesanbrinus  aud^  rukit 

26  4  aRaSobaer  unb  bas  ®dbet  9Rana|fe's  ^tngtdommen.  Son  fpateren  Slusgaben  nennen 
mix  no^:  5.  Yetus  Testamentum  Oraecum  edd.  Holmes  et  Parsons,  5  Sbe, 
Oxonii  1798—1827.  Der  Xeatt  ber  rbmi^A^n  Slusgabe  ift  ^ier  begleitet  oon  einer  un* 
oemein  reid^en,  leiber  ni^t  fe^r  guoerlfiffigen  Sammlutm  ^anbf^riftlid^  Varianten. 
Die  Slpob^p^n  fteben  jufammen  im  5.  SBanbe.    Som  Saticanus  1209  ftanben  ben 

80  Herausgebern  ^infi^tlid^  ber  9|U)Irap^n  nur  fflr  (Esra,  (Ef^er,  3ubiffi  unb  Xobit  Aob 
lationen  jur  Verfügung,  fflr  9Beis9eit,  6tra<^,  8aru$,  Srief  S^tn»  unb  Daniel  ober 
nid^,  ba  bie  Sfoilf^^ung  oer  AoÜation  im  3*  1798  bur^  bie  SQBegf^Iemmng  bes  (Eobez 
na^  $aris  oer^inbert  iDurbe.  6.  ben  ai^ten,  neunten  unb  elften  3<^S<tn8  ^^^  Hol- 
mes' Annual  Account  of  the  Gollation  of  the  MSS.  of  the  Septuagint-Yersion 

86(15  3a^sberid^te,  Osforb  1789—1803).  6.  lif^enborfs  Yetus  Testamentum 
Graece  juxta  LXX  interpretes.  Lips.  (1.  SlufL  1850)  5.  Slufl.  1875,  giebt  eben« 
falls  ben  r5mif^en  ZvA  mit  mannen  ÜBerbe{|erungen  in  Slccenten,  Ort^op^ie  u.  bal. ; 
unter  bem  ZvA  bie  93arianten  bes  Ulesanbrinus  unb,  foneit  fie  oor^at&en  |inb,  bes 
griberico'SIuguftanus  unb  (Ep^romi.    ^u  tabeln  ift,  bag  U)egen  6tereot9pteruna  bes 

40  Xestes  in  ben  fpateren  Slufloaen  ber  Sinaiticus  niii^t  nachgetragen  stürbe.  Statt  oeffen 
ber  6.  Slufl.  1880  ein  Sln^ang  oon  9le|tle  beigegeben,  u)el(^er  au^  feparot  er{^ienen 
unter  bem  Xitel:    Yeteris  Testament!  Oraeci  Codices  Yaticanus  et  Sinaiticus 
cum  textu  recepto  coUati  ab  E.  Nestle,    Lips.  1880.    7.  Yetus  Testamentum 
graece  juxta  LXX  interpretes.  Recensionem  Grabianam  denuo  recognovit  Fri- 

45  dericus  Field.  Oxon  1859,  giebt,  wxt  ber  Zitel  fagt,  ben  (gr^f(^en  Zv±  Die  Sipo« 
Irvp^en  finb  ^ier  oon  ben  Ianonif(^n  Sfl^iem  getrennt.  8.  über  £agarbes  Slusgabe 
f.  oben  9h.  II  6. 630, 3i.  9.  The  Old  Testament  in  Greek  according  to  the  Septua- 
gint,  ed.  by  Swete,  3  voll.  Cambridge  1887—1894,  aiebt  ben  Xext  bes  SSoticonus 
unb,  wo  biefer  fe^It,  ben  bes  ä^esanbrinus  mit  ben  93artanten  ber  anberen  SRajusfel« 

60  I^nbl^riften,  fomeit  biefe  in  gebrudten  Slusgaben  oorliegen.  —  b)  6eparat*3lusgaben  bei 
tlpob^p^en.  (SOle^r  ^terfiber  bei:  Le  Long,  Bibliotheca  sacra  ed.  Masch,  T.  I, 
1778,  p.  425—436).  Liber  Tobiae  Judith  oratio  Manasse  Sapientia  et  Ecde- 
siasticus  gr.  et  lat.  c.  prolegomenis  Jo.  Alb.  Fabricii.  Francof.  et  Ups.  1691. 
Libri  Yet.  Test,  apocryphi  omnes    graece  ad  exemplar  Yaticanum.  Francof. 

wad  M.  1694.  Libri  Y.  T.  apocryphi.  Textum  graecum  recognovit  Augusti. 
Lips.  1804.  Libri  Y.  T.  apocryphi  graece.  Accurate  recognitos  ed.  Apel.  Lips. 
1837.  (Einen  2fortf(^ritt  bejeic^net  bie  Slusgabe  oon  Fritzsche,  Libri  apocryphi 
Yeteris  Testamenti  graece,  Lips.  1871.  Das  Serbienft  biefer  Slusgobe  oefte$t  in 
ber  äienoertung  bes  oon  ^olmes  unb  ^arfons  angefommelten  äRateriales.  9teu  ^ran» 

^ge}ogen  finb  oer  cod.  Sinaiticus  unb  bie  grragmente  bes  cod.  Ephraemi.    Aaum 


fi 


9fBttt^1im  bei»  «(im  SefkiwcKte»  636 

oersei^Iic^  ijt  aber,  bag  ^\i)t  für  Siro^,  SaruA,  »rief  3eremta  unb  bie  3ufäfee  in 
Dantelp  für  xotl^t  S^riften  er  bei  ^olmes  unb  ^orfons  lefaie  AoDotiDnen  bes  Sati« 
canus  oorfanb,  ebenfalls  auf  eine  SergleiAung  biefer  $anbf&tift  oenid^tet  fyA,  obmo^I 
bo<i^  tnjiDilAen  bie,  mtm  ou^  ntanael^e,  Slusgobe  oon  SRai  erfoienen  nmr.  9lur 
für  bie  SBets^eit  Salomonis  i[t  bie  SeraleiAunQ  no<^  ausgeffibrt,  noqbem  ber  heraus«  5 
eber  ido^I  erft  loa^renb  be$  tmäts  auf  fem  Serfountnis  oufmerflam  aen)orben  mat. 
5e^t  matt  überbies  Jflr  fSnitlid^e  Slpoboi^^en  mit  Slusna^nte  oer  aRaS^erbfi^er  bie 
uoerlöffige  neuere  Slusgabe  be$  93atic.  oon  Sercellone  uttb  (£0330  ju  oerglei^en,  unb 
ür  aOBeisbeit  Sirac^,  »aru^,  »rief  3eremia  unb  bie  3ufä§e  in  Daniel:  (Eeriani's 
Slusflabe  oes  Synis  hexaplaris.  —  c)  CSi^etSlusflaben:  Sapientia  Sirachi  s.  Ec-  j© 
clesiasticus.  Collatis  lectionibus  varr.  membranar.  Augustanar.  et  14  praeterea 
exemplarium.  Cum  notis  Dav.  Hoeschelii.  Aug.  Vind.  1604.  Sententiae  Jesu 
Siracidae.  Gr.  textum  ad  fidem  codd.  et  verss.  emend.  et  illustr.  Linde.  Ge- 
dani  1795.  Esther.  Duplicem  libri  textum  emend.  Fritzsche.  3^14^1848.  Liber 
Sapientiae  secundum  exemplar  Vaticanum  ed.  Reusch.  Frlb.  1858.  Ldbellus  15 
Tobit  e  codice  Sinaitico  ed.  Reusch.  Bonnae  1870.  The  book  of  Wisdom,  the 
greek  text,  the  latin  vulgate  and  the  authorised  english  version  ed.  by  Dc^ne, 
Oxford  1881.  —  d)  Seitrage  5ur  lexftitil:  Bendtsen,  Spedmen  exerdtationum 
criticarum  in  V.  T.  libros  apocryphos  e  patrum  scriptis  et  antiquis  versioni- 
bus.  Gotting.  1789.  Thilo,  Spedmen  exerdtationum  criticarum  in  Sapientiam  20 
Sal.  Halis  1825.  Reusch,  Observationes  criticae  in  librum  Sapientiae.  Bonnae 
1861.  SReftle,  9Karginalien  unb  aHarterialien  1893,  S.  43—59  Oubit^  unb  Sirat^). 
V.  (Esegetifqe  £itteratur.  Sgl  Fabricius,  Bibliotheca  graeca  ed.  Har- 
les  III,  718—750;  SBiner,  §anbb.  ber  t^I.  fiitterotur,  3.  SlufL  I,  83  f.,  231  ff.; 
grrigf^e  unb  (Srimnt  in  ben  ÜBorbem.  bes  es^et.  $anb6. ;  Fürst,  Bibliotheca  Judaica,  25 
3  Sbe  1849—1863  (an  ben  betreffenben  Orten).  Spe^ionitterahir  f.  unten  bei  ben 
einjelnen  6(^riften.  —  1.  Öberfefeungen.  Son  Sutbers  uberfe^ung  erf(^ien  juerft  bie 
SBeis^eit  6aIomonis  1529,  bie  fibrigen  einaeln  in  ben  3a^ren  1533  unb  1534,  ade 
gelammelt  in  ber  tOm  (Bejanttousaabe  ber  Sibel  1534.  3)ie  Sfläer  Xobit  unb  3ubit^ 
finb  nur  nad^  ber  Sulgata  fiberfei^t ;  bei  ben  fibrigen  ift  ber  grie^ff^  Xext  ber  ^ina  so 
3u  (grunbe  gelegt.  Sei  mand^en,  3.  8.  6ira^,  oerfu^r  fiu^  febr  frei,  fo  bag  fein 
SBerl  faft  ntebr  Searbeihing  als  Überfe^uim  ifL  Sgl.  (5rimnt,  3ur  (E^aralteriftil  ber 
fiu^erf^ejt  Uberfe^ung  bes  SBu(^es  3efus  Sira^  (Sp^  1872,  &.  521  ff.).  Derfelbe, 
£ut$ers  Uberfe^ung  ber  altteftamentl.  «Ipoh^p^n  (X^Stft  1883,  S.  375—400).  — 
Steuere  äberfefeungen :  be  SBette,  Die  ^L  Sd^rift  bes  91.  unb  icls  flberfe^  4.  SIufL  » 
1858;  3M.  (putmann,  Die  Spofr^p^n  bes  9IX.  aufs  neue  aus  bem  grie^.  Xext 
überfe^t  unb  burd^  Sinleitunaen  uno  Slnmeriungen  erläutert.  Sdtona  1841.  Sunfen, 
ÜBoüftänbiges  Sibehoerl  für  bie  (Semeinbe,  SBb  7,  £ei)9ig^l869  (unter  $oI^manns 
£eitung  oon  ÜBerf^iiebenen  bearbeitet;  entölt  efate  beutf^e  uberfe^ung  fSmüi^er  "ifyo* 
trqp^n,  aud^  bes  apolrqp^.  (Esra  unb  bes  3.  SR(d{aofierbud^es,  mit  birjen  Slnnter*  40 
lungen).  3^^^»  itur^efagter  5tontmentar  ju  ben  Eiligen  €^riften  SQten  unb  bleuen 
Xeftaments.  A.  Slltes  !xe|t.  9.  9Ibt  Die  Slpoh^^n,  1891.  !Reu|,  Das  SOte  Xefiament, 
iiberfe^t,  eingeleitet  unb  erläutert,  ^erausg.  aus  bem  Sla^ilaft  bes  S^.  oon  (Eri^fon 
unb  $or[t,  1892—1894  (bie  9Ipo!r^^en  in  Sb  6  u.  7,  1894).  Dasfelbe  oor^er  fran« 
3ö|if^:  ReusSy  La  Bible,  traducüon  nouvelle  avec  introductions  et  commen- 45 
taires,  Ancien  Testament,  VI«  et  VII « partie,  1878—1879  (m  blefen  beiben »änben 
bie  9lpo!r9p^en).  —  Bisseil,  The  Apocrypha  of  the  Old  Testament  with  histori- 
cal  introductions,  a  revised  translation,  and  notes  critical  and  ezplanatorj, 
New  York  1880.  —  Ball,  The  ecclesiastical  or  deutero-canonical  books  of  the  Old 
Testament  commonly  called  The  Apokrypha,  edited  with  various  renderings  50 
and  readings  from  the  best  authorities^  London  s.  a.  [1892]  (bilbet  eine  m* 
gämung  ber  „Variorum  Bible",  über  toel^e  ju  ogl.  a:^fi3  1878,  177  unb  1891, 
244).  —  Dijserinck,  De  apocriefe  boeken  des  ouden  verbonds,  uit  het  Orieksch 
opnieuw  vertaald  en  met  opschriften  en  eenige  aanteekingen  voorzien.  Haarlem 
1874.  —  3i^inli^  ^ufig  finb  bie  9lpo!rqp^n  au(^  in  bas  ^Sräif^e  fiberfeM^  u)orben.  55 
93om  Su(^  Xobit  mürben  |^on  im  iReformationsjeitalter  jmei,  aus  bem  uRittelalter 
ftammenbe,  ^ebröif^e  Bearbeitungen  gebrudt:  bie  eine  3uer|t  1517  in  Aonftantinopel, 
bann  u>ieber  oon  Paul.  Fagius,  Ben  Sirae  sententiae  morales.  Tobias  Hebraice. 
Isnae  1542 ;  bie  anbere,  3uer[t  1516  3U  ilonftantinopel,  bann  oon  Seb.  Münster, 
Opus  grammaticum   ex   variis  Elianis   libris  concinnatum.    Acc.  liber  Tobiae  60 


636  VpOttfpItm  it»  füitn  ti^tmtftM 

Hebr.  Basil.  1542,  unb  bann  öfters;  neuetbings  unter  Sergleic^ung  oon  }met  $anb* 
Mriften  bei  Sleubouer,  The  book  of  Tobit.  Oxford  1878.  (Eine  ooIIftBnbige  aber« 
fe^ung  ber  ^otr^^n  lieferte  in  neuerer  3^tt  Fraenkel,  Hagio^pha  posteriora 
denominata  Apocrypha  etc.  Lips.  1830.  9Rel^  fiber  ^ebr.  uber^^ungen   ber  9[po« 

6  k^p^en  f.  in  gürfts  Biblioth.  Jud.  an  ben  betreffenben  Orten.  —  2.  Äommentare. 
!Die  Snnterlungen  oon  !Drufius  unb  anbem  in  ben  Criticis  sacris,  9  Sbe,  fionbon 
1660.  Serrarius,  In  libros  Tobiam  Judith  Esther  Maccab.  commentarius.  Mo* 
^ntiae  1610.  Cornelius  a  Lapide,  Commentaria  in  Vetus  ac  Novum  Testa- 
mentum,  10  Sbe,  Slntmerpen  1664  u.  fonft.    Orotius,  Annotationes  in  Vet.  Test. 

10  3  Sbe,  $aris  1644.  Galovius,  Biblia  Vet.  Test.  iUustrata,  3  Sbe,  Francof. 
1672.  Calmet,  Gommentaire  literal  sur  tous  les  livres  de  TAnc.  et  du  Nouv. 
Testam.  23Sbe,  ^oriö  1707—16.  Amald,  Critical  Commentary  upon  the  Apo- 
crypha, London  1744 — 52  unb  fonfL  Houbigant,  Notae  critioae  in  universos 
Vet.  Test,  libros,  2  Sbe,  Francof.  1777.    C5oob,  ^onbbuc^  junt  p^iloL  Serfte^n 

15  ber  opolrqp^ifc^en  Schriften  bes  %.Z.b,  2  Sbe  in  3  Slbt,  Xfibingen  1818—19.  Sren^ 
tono  unb  Derejer,  X>it  bl.  6$rift  bes  %%3  fibt^fe^t  unb  erOSrL  II.  Zeil.  3.  unb 
4.  Sb.  9leue  mufl.  o.  S^olj,  1833.  III.  Xeil,  2.  Sb.  9leue  Sun.  oon  Derefer  1825. 
IV.  Xeil,  2.  Sb.  9leue  9CufI.  o.  S^olj  1836.  Stififd^  unb  Srimm,  jhujgefogtes 
esegetif^  ^onbbuc^  ju  ben  ^obQpben  b.  SCXs.  6  Sbe.  fieif^ig   1851  —  1860. 

20  (fie^teres  olle  frühen  loeit  fibenageiu)).  The  Holy  Bible  according  to  the  autho- 
rized  version  with  an  ezplanatory  and  critical  commentary  and  a  revision 
of  the  translation  by  Glergy  of  the  Anglican  Ghurch,  Apocrypha  ed.  by 
H.  Wace,  2  vols.  London  1888.  9Cu(^  oon  ben  obengenonnten  ttbofe^ungen  finb 
monc^e  mit  Snmerlungen  oerfe^n.  —  3.  6p^iaI«fiexiIon :  Wahl,  Clavis  librorum 

26  Vet.  Test,  apocryphorum  philologica.  Ups.  1853.  —  4.  (Einleitung9f(^riften :  fHäf^ 
(om,  (Einleitung  in  bie  apotr^bif&n  6^rtften  b.  9i.Zs  £ei|qig  1795.  SerOoIbt, 
^ijiorif^^fritif^e  (Einl.  in  bie  fmntL  ionon.  unb  apolr.  Sd^riften  b.  9.  unb  9LZ^ 
6  8Jbe,  (Erlangen  1812—1819.  Vetter,  Conspectus  Introductionis  in  V.  T.  Apo- 
crypha et  Pseud^igrapha.    Lubbenae  1827.    SBelte,  Spejielle  (Einleituna  in  bie 

80  beutero«Ianonif(ben  ^ild^r  bes  fl.Z.B  gfreib.  1844  (aud^  u.  b.  Z.  SinL  in  b.  bl.  S^riften 
bes  ».!£.9  0.  derbft.  II.  Xefl,  3.  «bteiL).  6Ao^,  (Eint  in  bie  (L  6^en  bes  «. 
u.  3l.Z,9  3  Sbe,  i!t9In  1845—1848.  9t51bele,  t)ie  SntteftantentliAe  fiitterahir.  fietoig 
1868.  X>e  9Bette,  £e|rb.  b.  ^iftor.«Irit.  (Einl.  in  bie  lanon.  u.  apoft.  Sfid^r  bes  91.X.9, 
8.  STufl.  bearbeitet  o.  Sd^aber.  »erlin  1869.  Weuft^,  fie^b.  b.  (Einl  hi  bas  «.  lefi, 

86  4.  Jtufl.  fjreiburg  1870.  Äeil,  fie^b.  b.  ^ijtor.  feit.  (Einleit.  in  bie  fanon.  unb  apofr. 
Sänften  bes  91.  Xs  3.  9IufI.  Sran!f.  1873.  Äaulen,  (Einl  in  bie  $1  SW  «.  unb 
m.Z3  2.  §älfte,  1.  3lbt.  »efonbere  (Einl  in  bas  «.I.  Rreiburg  1881.  3.8lufl.  1893. 
9leug,  (&ef4  ber  ^eil  6d^riften  9nten  Zeftaments,  Sraunf($tDeig  1881.  93atle's  $i[to« 
rif$«feitif($e  (Einleitung  in  bas  9.  Z.  ^erausg.  oon  Sreig,  1886.    6($flrer,  ®ef($.  bes 

40  jüb.  »olfes  im  3eitalter  3efu  (E^rifti,  8b  II,  1886.  Cornely  (S  J.),  Historica  et 
critica  introductio  in  U.T.  libros  sacros  vol.  II,  1 — 2:  Introductio  specialis 
in  Vet.  Test,  libros.  JJaris  1887.  Mnig,  (Einleitung  in  bas  81.  Z.  mit  (Einf^lufe 
ber  Slpofem^^n,  1893.  Sluc^  bie  oben  6. 628,  S9  ff.  genannten  6treitf($riften  oon  9{atnoIb, 
Aeerl,  Stier,  $engftenberg,  Sincenji  u.  a.  finb  ^ier  ju  oeraleid^n. 

46        VI.  Urfprung  unb  9Befen  ber  einjelnen  Schriften. 

1.  3)er  apofr9p^if($e  (Esra.  gri^fc^c im  ©jcget. ©anbb.  1,1851;  fiu^jton  in^acc' 
Apoexypha  ©b  I,  188«  (f.  oben  3.20);  ^renbelenburg,  Über  ben  apofr^p^.  (gSra«  ((gi^^orn« 
ma.  ©ibliot^.  b.  bibl  fiitteratnr  I,  1787  @.  178—232) ;  S)ä^nc,  ©efc^ic^tl  3)arftenung  ber 
iübif(^'alejanbrimfd§en  »leliaionöp^ilofop^fe  a3bn(1834)  ©.115—125.  ©crafelb,  ©efc^.  b.«o»c^ 

60  3tfroeI  (3JBbe,  1847—57)  I,  320  ff.  III,  72  J.;  2:reucnfcld,  Über  ba«  opohm,  3ÖU(%  ©dra 

igürft«  fiitteraturblatt   bcS  Orient«  1850,   9h.  15—18,  40—49);  .berf.,   fentfte^ung   bcö 
l^xa  apocryphus  (fjürft«  Orient  1851,    ^x.  7—10);    ^o^Imann,   Über   ba«  «nfel^en   be« 
opolr.  britten  ©U(^e8  (SSraS   (Xüb.  X^Cl@  1859   6.  257—275);    (Sttjalb,  ®ef*.  b.  «olfc^ 
gsracl,  ob  IV  (3.  Slufl.  1864)  @.  163—167;    Biseell,  The  first  book  of  Eedraß  (BibUo- 
55  theca  Sacra  1877,  p.  209—228 ;   wieber  abgebrudtt  in  Bisseil,  The  apocrypha  of   the  Old 
Testament  1880  p.  62  soq.);  ©ottjort^  unb  ÄofterS  in  ben  unten  genannten  Werfen. 

9Ran  fpric^t  am  beften  oon  bem  apolrop^if^n  (Esra.    3n  ben  grie(^if($en  Sibeln 

iH  er  als  I.  (Esra  beseiqnet,  in  ben  lateinijqen  als  III.  (Esra  (SRebentia  =  II.  (Esra). 

I)as  (ganje  ift  eine  jiemli(^  mertbfe  ilompilation,  beren  ^auptmaife  mit^  unterem  ia- 

60  nonifc^en  (Esra  ibentif($  ift.    Das  SSer^Itnis  ju  biefem  möge  folgenbe  überfiel  oer^ 

anfc^ulic^en : 


9fati0ltm  M  9Üm  Seffaunode»  637 

c.  1  =  II.  Chron.  35—36:  Sleftauration  bes  XetnpeUuttus  unter  3ofia  (639  6te 
609),  unb  (5t\^i^tt  ber  9ta#)ber  3oRqs  bis  jur  Retttorung  bes  Xetnpeb  (588). 

c.  2,  1—14  =  Esra  1 :  dqtm  eilmibt  im  erfien  3<^  leinet  Slegieiung  (537)  bte 
9{üAe^i  ber  (Exulanten  unb  giebt  bie  Zentpemeffige  heraus. 

c.  2,  15—25  =  Esra  4,  7—24 :  3nfoIae  einer  Stnuage  gegen  bie  3uben  »erbietet  5 
Slrtosenes  (465—425)  ben  aSeiteroau  (bes  Xentpeb  unb)  ber  äRouem  3e« 
rufalems. 

c.  3—5,  6:  felbfiftanbig:  Serubafiel  enoirbt  R^  bie  (Bunft  bes  Dorius  (621—485) 
unb  er^It  oon  i^nt  bie  (Erlaubnis  }ur  3utfidffi^rung  ber  (Eamlonten. 

c.  5,  7—70  =  Esra  2,  1—4,  5 :   8er}ei(^nis  ber  mit  Serubobel  S^^^^^^rten,  lo 
SBirIfamf eit  Serubobels,  unb  Unterbre^uim  bes  Xempelbaues  jur  3eit  bes  (iQrus 
(536—529)  bis  jum  ^iten  3a^e  bes  Z)arius  (620). 

c.  6—7  =  Esra  5 — 6:   93ieberaiq[n(qme  unb  SoHenbung  bes  Zempelbaues  im 
[elften  3#^  bes  Darius  (616). 

c.  8—9,  36  —  Esra  7—10:  9Uidkbr  (Esras  mit  einem3ug(EsuIantenim  [iebentenift 
3a^re  bes  Slrtoserses  (458);  Seginn  ber  3BirIfdmleit  (Esras. 

c.  9,  37—55  =  Nehem.  7,  73—8,  18 :  (Esra  Iie|t  bos  ©efe^  oor. 
Son  bem  lanonifd^n  (Esra  unterf^ibet  fi(^  biemoc^  ber  o^frqp^ifd^  bur^  folgenbe 
oier  fünfte:    1.  :Das  QiM  c.  4,  7—24  bes  tanon.  (Esra  ift  oorangefteüi    2.  Dos 
Stfid  c.  3—5,  6  bes  opolrqpbif^en  (Esra  ift  aus  einer  uns  unbebinnten  Queue  einge«  so 
I(^Itet.    3.  2  (E^r  35—36  ift  oorausgef^idt.    4.  Me^  7,  73—8,  13  Ht  am  S^fuft 
^mjugeffigt.    !Dur4  bie  beiben  erftoenannten  Operationen  ift  nun  bie  Senoirrung,  an 
toelc^er  tettoeife  fi^on  ber  lanonijiqe  (Esra  leibet,   noc^  um  ein  (Er^Ii^  geftetgert 
6^on  im  lanon.  (Esra  fte^t  nomli^  bas  6tfid  c.  4,  6—23  an  unre^er  Stelle.    (Es 
^e^ört  in  eine  oiel  fpotere  3^it  unb  |anbelt  ni^  oon  Unterbre^ung  bes  XempetSaues,  ^ 
lonbem  oon  Unterbre^ung  oes  Soues  ber  SRmiem.  Der  Slebaltor  bes  apofr.  (Esra  ffoi 
es  jKoar  aus  feiner  falfd^n  Umgebung  befreit,  aber  nur  um  es  an  eine  Q)om9gIi4  noi^ 
oerfebrtere  6teIIe  ju  fe^n,  inbem  er  fi^  juakic^  bie  gfteibeit  nabm,  bie  Unterbre^ung 
bes  lempelbaues  ergSnjenb  ^injmufflgen.  Sloer  bamit  ni^  jufrieoen,  fyxi  er  auc^  no$ 
bos  Stfid  c.  3—5,  6  eingefqaUet,  Q)el(^  uns  in  bie  3^it  bes  Darius  oerfeM,  xoSh*  ^ 
renb  bann  fpoter  (6,  7—70)  lieber  oon  ber  3^tt  bes  a9rus  bie  Siebe  ift    So  gegt 
benn  bie  (&ef(^i(^te  gerabe  rfiAoirts:  juerft  (2.  15—25)  SIrtaxerses,  bann  (3—5,  6) 
Darius,  enbh^  (5,  7—70)  (Eqrus.    Unb  es  vmh  in  bem  le^enannten  Stflde  ganj 
unbefangen  erjS^It,  mit  Serubabel  mit  ben  (Exulanten  bereits  unter  (E^rus  ^urfidRe^ 
(ogl.  5,  8.  67— 70) ,  na($bem  juoor  ausfü^rliA  berfa^et  nrar,  baj  Sen^bobef  bur^  be«  36 
fonbere  (&unft  bes  Darius  bie  (Erlaubnis  jur  mSkfyc  erhielt    Die  SReinung  oonßo« 
moiVi)  (The  real  character  and  the  importance  of  the  flrst  book  of  Esdras  m: 
The  Academy  1893  January-June,  p.  13,  60,  106,  174,  326,  624),  bag  ber  cmo« 
fropbifd^  Ssra  lofprfinglic^er  fei  als  ber  lanonilAe,  i{t  eine  llmle|runa  bes  loirlliAen 
SaAoer^Ites.   6.  bagegen :  jlofters.  Die  9Bieber9erfteIIung  Ssraels  m  ber  perfif^n  4o 
^eriobe  (beutf($e  äbeMung  oon  Safebou)  1895)  6.  16,  124  ff.  —   3n  betreff  ber 
Vorlagen  unferes  jlompilators  ift  nur  no^  }]oeierki  ju  bemerien:   1.  Der  lanonif^e 
(Esra  9at  i^m  jti($t,  tote  i($  nad^  Aeil  (Einl.  3.  9lufl.  6.  704  f.,  frfi^  angenommen 
^e,  in  ber  uberjfefeung  ber  Septuaginta,  fonbem  im  6ebraif(9«aramaifAen  Originak 
oorgelegen   (fo  ^rt^f^e   unb  bie  SReijten,  oef.  au($ :  9ceftk,  aRarginalten  unb  Wta*  45 
terialien  1893,  6.  23—29).    2.  Das  Stfid  c..3— 5,  6  ^  er  fi^er  f^on  oorgefunben, 
ba  es  mit  ber  übrigen  (Erj&^Iung  im  birettejten  SBiberfpru^  fte^L  (Es  f^int  gned^if^ 
Criginal,  nic^t  fiberfe^ung  aus  bem  ^ebrätjc^en  }u  fem.   —    Der  3^^  ber  ganjen 
ftompilation  ift  f($on  oon  Sert^olbt  ((Einkit.  III,  1011)  ri^tig  fo  formuliert  Q)orben: 
„(Er  wolUt  eine  ®ef($i($te  bes  Xempeb  oon  ber  kkten  (Epo^  bes  legden  Kultus  an  so 
bis  jur  9Bieberauptuung  besjelben  unb  jur  SBiebereinrtd^tutm  bes  ooraef^riebenen 
(Sottesbienftes  bonnnen  aus  Siteren  SBerkn  jufammenfe^en".  ^ugenfc^einlU^  mollte  er 
aber  aus  yle^emta  no(^  me^  mitteilen.  Denn  oer  abrupte  6^Iub  lonn  unmSglid^  be« 
abfic^tigt  fein.  —  9)e}flgli($  bes  Sllters  lagt  fi(^  nur  fogen,  bag  Das  Su^  bereits  oon 
3ofep$us  benu^t  wiro  (Antiqu.  Jud.  XI,  1—5).  öö 

2.  3uföfte  in  (Eft^er.  afritfd^c  im  (gjcget.  ^onbbud^  I,  1851:  gfuHcr  In  SBace'ä 
Apocrypha  ob  I,  1888  (f.  oben  6. 636, 20) ;  Sunj,  a)ie  gotteÄbienftlid^cn  »ortrftge  ber  3ubcn 
(1832)  S.  120-122;  Sangen,  S)ie  beiben  grted^ifcften  Jejte  bed  »uc^eä  (gft^et  (2^Cl@  1860, 
S.  244—272);  bcrf.,  3)ie  bcuterofanonifcfien  ©tudc  bed  ».  Cft^er.  grreiburg  1862;  3qco6, 
7>a<&  mdi  (£ftt)er  bei  ben  LXX  (^am  X,  1890  8.  241—298,  au(^   ald  Seipsiger  ^iff.);  QO 


638  Slielr^l^eit  %t»  Wieit  Sefhimeiiicd 

©d^oU,  3)ic  ißamcti  im  öud^c  ©ft^cr  (^^O®  1890  @.  209-264);    Sc^olj,  ieommcntor  über 
bad  SSfud^  ®ft^er  mit  feinen  3ufd^en  unb  über  6i^anna  1892. 

T>as  Su($  C^t^er  erjö^It,  mie  (Eft^ei,  bie  ^fleaetoc^tei  eines  3uben  Slomens 
9Rarbo($Qi  am  $ofe  bes  5t3nig$  ^osoerus  (3£ersesi  in  6ufan,  5ur  (!5ema^Iin  bes 

5  5l9ni^  erhoben  mirb;  iDte  ferner  $aman,  ber  erfte  SJltntfter  bes  Aonigs»  bem  SRor« 
bo(^m  unb  allen  3uben  ben  Untergang  breiten  mtll  ftott  bejfen  aber  felbft  geengt 
iDtrb ;  unb  toie  enbU($  Sft^er  burA  tbre  gfürbitte  beim  ilomg  bie  3ur0dna^me  bes 
unter  Romans  (Einfluft  erlaffenen  Sbmes  betoirft  unb  fo  jur  Sletterin  ibres  SoOes 
iDtrb.    3n  biefe  (Ei^o^fung  finb  in  ber  grie(^if(^en  Sibel  f olgenbe  StfidFe  etngef Aaltet : 

10 1.  Sor  (0t^r  1,  1 :  Xraum  9Rarbo^ais  oon  ber  tounberbaren  (Errettung  feines  ISoHes. 
2.  3laäi  Sf^er  3,  13:  9BortIaut  bes  erften  (Ebiltes  bes  Srtaserses  (fo  Qeiftt  ^ier  ber 
ilonig),  bur($  n)el(^es  bie  Slusrottung  aller  3^^^  angeorbnet  toirb.  3.  9ai(^  ^^ 
4»  17:  SBortlaut  ber  Gebete  9Rarbo($ais  unb  (EH^  um  Snettung  i^es  SoBes.  4.  9in« 
(tott  (Eft^r  5,  1—2:    Cnq^ang  ber  (Ef^er  beim  5l3niae.    5.  Snftatt  (Eft^  8,  13: 

16  aBortlaut  bes  jtoeiten  (Ebütes  oes  Sbtaxerxes.  buiA  mdqtB  bas  erfte  loiberrufen  loirb. 
6.  9lac^  (Ef^er  10,  3:  SRarbodbai  eriennt  bte  Sebeutung  feines  Xraumes.  —  Ob 
biefe  6tüde  f(^on  oom  grie($ifd^n  uberfe^er  ober  oon  einem  Späteren  einaeMattet 
finb,  loirb  f(^iDer  ju  entf^iben  fein.  (Srunolos  ift  es,  ein  ^Sijmes  Driginal  fiir  Jie 
muune^men  (fo  bef.  Iat^oIif($e  2:^eoIogen,  3.  S.  £angen,  X^@  1860,  6.  263  ff). 

20  Suerbings  exiftieren  ^ebraifd^  unb  aramSifc^e  Xexte  (De  Rossi,  Specimen  variarum 
lectionum  sacri  textus  et  chaldaiea  Estheris  additamenta,  editio  altera,  Tu- 
bing.  1783.  3enine!,  »et  5a.aRibraf($  V,  1873  S.  1—16.  Lagarde,  Hagiographa 
Ghaldaice,  1873  p.  362—365.  Merx,  Ghrestomathia  Tarmimica,  1888  p.  154 
bis  164.  Die  beiben  fie^teren  geben  basfelbe  6tadF  mie  be  9loffT).  Slber  biefe  Jinb  fe^ 

2h  fpöten  Urfprungs  unb  ^5^ft  umbrfcbeinli^,  oie  anbere  bebräif^e  unb  aramäifme  Xezte 
unferer  ^obQp^n,  birelt  ober  (nonelt  aus  bem  Srieqifc^en  gefloffen.  6.  bef.  gf^ner 
in  SBace'  Apocrypha  I.  361—365;  au(^  S^^t  ^^^  gottesbtenftlic^en  Sortrage  ber 
3uben  6.  121  f.  Daiman,  SrammotB  bes  ffibi^«paISftinif($en  Slramfiif^.  1894 
6.  30.    9lu($  fiir  unfere  StOde,  loie  für  ben  cmotr.  (Esra,  ift  3ofep^us  ber  öttefte  3eu^ 

30  (Antiqu.  Jud.  XI,  6,  6  ff.) :  benn  bie  Unterf^^rift  bes  Su^,  monac^  DofitQeus  unb 
fein  6o^n  ^tolemous  im  oterten  3#f^  ^^  Slegierung  b^  itönigs  jptoIemSus  unb 
oer  iUeopotra  bas  SuA  (noA  Ög^pten)  brauen,  bejieQif  fi(^  auf  bos  Cpanse  unb  lann 
ni<^  als  3^^^^  \^  <^^  ^^^^  ^^^  eingef(^alteten  Gtiide  oenoenbet  u)erben;  mürbe 
auffl  ein  fe^r  unbeftimmtes  fein,  ba  es  ni^t  meniger  als  oier  ^tolemaer  gegeben  l^at, 

36  meUbe  eine  Aleopotra  5ur  gfrau  Rotten.  —  Son  befonberem  3nteref|e  ift  bei  unferem 
Su^e  biefenige  Xeztrejenfion,  wdä^e  in  ben  codd.  19.  93.  108  oorhegt.  ober  genauer 
in  19.  93».  108*»,  inbem  nämlic^  bie  beiben  lederen  §anbf($riften  lieioe  learte  ent= 
^Iten,  ben  oulgären  unb  ben  rejenfierten.  Die  Umarbeitung  bes  oulgören  Xextes, 
wtlAt  fiber^upt  ben  Xext  biefer  $anbf(^rtften  c^aralterifiert,  ift  bei  unferem  Su(^  no<^ 

40  bur(9greifenoer  als  fonft,  mes^alb  9ri^f(^e  lomobl  in  feiner  Separatausgabe  (1848)  als 
in  ber  d^efamtausgabe  ber  SlpolrpQen  (1871)  beibe  Xexte  neben  einanber  fyd  abbruden 
laffen.  (Ebenfo  £agarbe  in  feiner  oeptuaginta«9lusgabe  Sb  I,  1883  (f.  oben  6. 630,3!). 
9la(^  bem  oben  (iRr.  II  6.630,24)  Semeriten  Qaben  mir  in  bem  rejenfierten  3:e3tt 
eine  SCrbeit  bes  fiucianus  (Snbe  bes  3.  3^^-  f^o^  ^')  3U  erbliden.  greilic^  glaubte 

46  fiangen  na($n)eifen  5U  lönnen,  bafe  Jc^on  bem  3ofep$us  ber  rejenfierte  Ztxi  oorgelegen 
habt  (2:^Q6  1860  6.  262  f.).  Slber  es  ift  iebenfaüs  ^T^atfad^e,  bap  3ofep^us  ben 
SuIgSr^Xest  benfl^t  ^at,  mit  oem  er  fi(^  oiel  ftörler  berü^,  als  mit  oem  rejenfierten 
(ögl.  5.  8.  bas  im  rejenfierten  leart  ganj  getilgte  Stüd  (Eft^er  2,  21—23  =.-  Jos. 
Antt.  XI,  6, 4 ;  ben  9camen  bes  (Eunu(^en  ^d^xcSfyixos  (Eft^er  4,  5  =  Jos.  Antt.  XI, 

60  6.  7,  melc^er  im  rejenfierten  Xext  ebenfalls  fe^It,  unb  anoeres).  Sollten  alfo  roirlli^ 
eine  ober  jmei  Berührungen  pifc^en  3ofepbus  unb  bem  rejenfierten  Ztxt  niqt  pfällig 
fein,  fo  mürbe  bies  nur  bemetfen,  ba|  bie  betreffenben  9Borte  el^ebem  au^  im  SBuIgSr- 
Xejtte  geftanben  ^aben.  (Es  logt  fidj  au($  für  anbere  ^fAnitte  bei  3<'f^^us  na^^ 
meifen,  baft  ber  oon  i^m  benü^te  Septuaginta^Ieart  fd^on  „ludanif^e"  fiesarten  ent- 

66  fialten  ^at  (f-  SRej,  Die  Sibel  bes  3ofep5us  unterfud^t  für  8u^  V— VII  ber  Sfa^= 
logie,  1895). 

3.  Sufä^e  in  Daniel,    afriftfc^c  im  (Sjcaet.  ^anbb.  I,  1851;  »att  in?Bacc'  Apo- 
crypha voL  II,  1888   (f.  oben  @.  636, 20) ;  gunj,  Sic  gottcSbienftlid^cn  SSortrfigc  ber  3ubcn 
(1832)  ©.  122  f. ;  Delitzsch,  De  Habacuci  prophetae  vit»  atque  aetate  (Lips.  1842)  p.  23  sqq. 
eo  105 sqq.;  gronfcl,  3RonatSfti^r.  f.  @cfti^.  u.  ^iffenfc^.  be«  3ubcnt.  1868  ©.  440-449;  «if 


9f$ltt^fltn  M  Htteii  tt^nM.  639 

bcrfiolt,  Zl)ü.<3  1869,  @.  287  ff.,  377  ff.  (®cf*^te  bcr  (Sufanna);  baf.1874,  @.  373  ff.  (®cb€t 
beS  ^farja  unb  £obgefang  ber  btei  Jünglinge);  baf.  1872,  @.  554  ff.  (IBel  u.  bei  ^Dra^e); 
üRo^Iing,  5Dad  Suc^  bed  ^rop^eten  S)aniel  1876;  ®rün,  2)ad  apofr^|)]^if(l^e  Sufattnabuc^ 
(Sa^rbb.  für  jüb.  (öcfc^id^tc  unb  filttcratur  3Öb  HI,  1877  @.  1—69;  oud)  feparot);  bcrf., 
^aö  ®ebet  ber  brcl  SJianncT  im  8fcucrofcn  Oo^rbb.  für  jüb.  ©cjd^.  unb  filtt.  Vni,  1887  5 
3.  22-27);  berf.,  3)ic  ©cfdi^te  öon  S3cl  unb  bcm  S)ro^cn  (cbcnbaf.  ®.  28 f.):  ©(ftolj, 
Kommentar  über  bad  ^u(ii  (Sft^er  mit  feinen  B^f^l^ii  unb  über  @ufanna,  1892;  lliefentl^al, 
Daniel  explicatuB,  1895  (unb  über^au^t  bie  fat^olifd^en  j^ommentate  ^um  JBud^e  Daniel); 
^unfel,  ©Abpfung  unb  (S^aod,  1895  @.  320—323  (über  ben  ^tad^en). 

a)  Gebet  bes  Woxja  unb  fiobgefong  ber  brei  O^^^oHnge  hn  gfeuerofen.  3in  3.  Aap.  lo 
bes  Daniel  mirb  erjo^It,  mit  bie  orei  3&ngltnge  Sabia^,  9Refa$  unb  Slbebnego  (ober 
u)te  mä)  1,  7  i^e  bdteSij&en  9lamen  lauteten :  $ananja,  9Ri|aeI  unb  Slfarfa),  wtW^ 
\xd)  weigerten,  oor  Sem  Silbe  bes  5l3nigs  niebenufauen,  jur  Strafe  boffir   in  ben 
(^euerofen  gemorfen  würben,  in  bemfelben  ober  ounberbar  bemoKrt  blieben.  3m  grie^i« 
f(^en  Xexte  unferes  Su^es  ift  nun  na^  3,  23  ein  Stfld  eingeleitet,  in  müäjm  er«  i6 
5ä^It  witht  mk  Sforja  im  gfeuerofen  ju  (5ott  um  (Errettung  flehte,  unb  mk  bann,  als 
fein  (gebet  er^drt  mürbe,  bie  brei  jufammen  einen  fiobgdang  anftimmten.  Der  SBortlaut 
fomo^I  bes  (Sebetes  als  bes  fiobgefanges  loirb  mitgeteitt.    —    b)  Die  (Sef^idUe  ber 
Sufanna.    6ie  fte^t  in  ben  grieqi  ^en  Xesten  in  ber  9legel  an  ber  6|ri^e  bes  IBu^, 
meil  in  i^  Daniel  no^  als  Anaoe  auftritt    Sufanno.  bie  gftau  eines  onaefe^nen  20 
3uben  in  Sabel,  Slamens  Sofalim,  mirb  fSIf^Ii^  bes  Cpebru^  angeüad,  unb  infolge 
falf^n  3^naniffes  jum  Xobe  oerurteilt,  ober  burd^  bes  fungen  Dameis  SBeis^it  uru) 
^rop^tengaoe  gerettet.  —  c)  Sei  unb  ber  DraAe;  ein  )xuir  SInelboten,  mel^  in  ber 
grie^t[(^en  Sibel  bem  Su^e  onge^not  finb.    Daniel  liefert  bem  Jtönig  oon  Sabel 
(X^eoootion  nennt  beftimmt  ben  (Eqrusi  ben  Seioeis,  bag  (Sott  Sei  bie  i^m  oorge»  25 
festen  Speifen   unb  C5etr&nle  nic^t  fewft  oenel^e.    (Er  tötet  fobann  ben  angebeteten 
DraAen  our(^  Srfitterung  mit  unoeäKiuIiqen  ftud^n.    Unb  als  er  auf  Snbrängen  bes 
barüber  ergrimmten  Soues  in  bie  fiSoengrube  geworfen  oirb,  mirb  er  oon  ben  Simen 
ni(^t  angetajtet,  oon  bem  ^ropbeten  ^obdtul  aber  Q)unbedar  aefpeift.    (3m  6eptua* 
ginta^Xest  (te^t  nur  „^abalur  obne  n&^es  ^räbüot;   bo^  ift  geoig  ber  ^ropBetao 
biefes  Slamens  gemeint,  ben  X^ootion  ausbrüdflic^  nennt).    Son  oiefen  brei  Stü^n 
ift  nur  bas  erfte  eine  ementlid^  (grgfinjung  bes  fanonif Aen  Sud^es  Daniel  Die  beiben 
anberen  fte^n  [e^r  felbftpnbig  ba,  unb  finb  uw^I  urfprünglic^  unab^angia  baoon  ent« 
ftanben.  —  Set  feinem  ber  orei  6tüdFe  Hegt  eine  beftimmte  Seranlaffung  oor,  ein 
bebraifd^es  ober  aramoMes  Original  oorausjuje^en.    Die  (!5efAiAte  ber  6ufanna  fft  35 
fogar  fi^er  gried^if(^es  Original,  mit  |($on  3ultus  Slfricanus  uno  ^orp^^rius  mit  9{eAt 
aus  ben  SBortfptelen  onvog  unb  oyICbiv  (S.  54—55),  siQivog  unb  ngleiv  (S.  58  bi 
59)  geft^Ioffen  ffobtn  (Afric.  ep.ad  Orig^  Porphyr.  citSrt  0.  Hieron.  praef.  com- 
mentarü  in  Daniel ;  |.  b.  Stellen  bei  SBelte,  (Einl.  S.  247}.    Sgl  Sei^Ibt,  (KnI. 
IV,  1575J[f.  Srri^fc^e,  (Eseget.  $anbb.  I,  118.    (Einen  grfinbli^n,  aber  trotöem  oer«  4o 
aebli(^en  SSerfuä,  bie  Semeistraft  jener  SBortfpiele  ju  befeitigen,  maAt  SSBieber^ott, 
!l^Q6,  1869  <o,  290—321.    pr  ben  fiobaekina  ber  brei  SRönner  im  geuer  unb  bie 
(gefc^i^te  00m  Dra(^en  ^  ®after  aus  einer  ifloifqen  CC^nfl  bes  jebnten  3^r^unberts 
einen  aramäif(^en  Xext  belonnt  gemalt,  o^el^en  er  jm  bas  Ongtnal  ^It  (Oaster, 
The  unknown  aramaie  origind  of  Theodotions  additions  to  Üie  book  of  Daniel,  45 
in:  Proceedings  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology,  vol.  XVI,  1894,  p.  280 
bis  290,  312—317,  XVII,  1895p.  75—94).    «ber  ber  Serf.  ber  (ttronil  faat  feM, 
bab  er  bie  Stütfe  gebe  ,jwel^e  I^bbos  fanb"  (o-nin  «»72«) ;    „unb  bies  ift  ber  m- 
f^nitt,  meieren  einreibe  m  fernen  Xext  2:^obos,  ber  Q)eife  SRann,  loel^er  ilberfe^te  in 
ben  Zagen  bes  (Eommobus,  bes  5l9nigs  ber  9Vimtt^  (a.  a.  O.  XVI,  283,  312).  Da  oo 
augerbem  au^  Sqmma^us  unb  Squila  als  Sibelflberie^er  enoSbut  loerben,  fo  ift  Rd^r 
c-^-i-in  =  2:^eobotion,  mte   au^  Satter  ^eroor^ebt    Der  S^nift  giebt  alfo  felbft  ju 
oerfte^en,  bag  bie  Stiide  aus  X^ootion  entnommen  finb.    9a)d^  weniger  lann  auf 
Originalität  mfpnu^  machen  eine  anbere  aramSifc^e  (brifc^e)  SBieoergabe  ber  C&efd^id^e 
00m  Dra($en,  mel^e  f(^on  SlaQmunbus  SRortini  in  feinem  Pugio  fidel  unb  neueroings  66 
gieubauer  (The  book  of  Tobit  1878  p.  XCI  sq.  39—43)  mitgeteilt  ^n;   besgl. 
bie  ^ebraif^e  Searbeitung  ber  Sef^i^te  ber  Sufanna  bei  ^^Ilinel.  Bei  ha-Midraseh 
VI,  1877   S.  126—128.    griW^e   glaubt  wegen   ftmu^Old^er  ^ereinftimmung   ber 
(ptüde  mit  ber  uberfe^ung  bes  flbngen  Sud^  anntfyxivx  ju  muffen,  bag  fie  \Aon  00m 
uberfe^er  mit  bem  Su^  oereinigt  unb  babei  oon  i^m  fiberarbeitet  worben  finb  (Ssegei  eo 
$anbb.  I,  114).    Dies  ift,  wofern  wir  an  hn  grie<|ifd^n  Urfprad^  ber  Stflde  feft« 


640  9)i0triMi|eii  M  Hliett  SefUuitctiifi» 

^Iten,  bo($  umDa^|($emIi(^.  T>enn  tSft  bie  Doniel^Soge  Sleubilbungen  in  griei^tf^ 
6proAe  ^erooibringen  lonnte,  tnuMe  erft  ein  oxvtMAts  Donielbuc^  oot^nben  fem.  — 
über  Die  ®ef(${Ate  ber  6ufannQ  ift  uns  eine  interenonte  Äotrefponbenj  yooMtn  3ulitis 
Sfciconus  um)  Oriaenes  er^Iten,  in  toeU^er  ber  erftere  bie  (Mft^ü  ber  (Befd^i^te  be« 

5  ftreitet,  ber  le^tere  |ie  ju  oerteibigen  fiu^  (Seporotousgabe :  Julii  Africani  de  historia 
Susannae  epistola  ad  Origenem  et  Orig^nis  ad  illum  responsio.  Ed.  J.  R. 
Wetstenius.  Basil.  1674.  9uA  in  Origenis  Opp.  ed.  de  la  Rue  T.  I).  —  Der 
Septuaainta^Xext  bes  S.  Daniel  jomt  3ufS$^n  ip  frfi^  am  bent  lirc^Ii^en  (Sebraiu^ 
burq  bie  Uberfe^ung  bes  3|eobonon  oerbr&ngt  loorben.    S^on  3ren&us  benfi^i  bie 

lole^tere  unb  fo  olle  Solgenben;  ogl.  bef.  Hieron.  praef.  in  vers.  Danielis  (Opp. 
ed.  Yallarsi  IX,  1361  sq.) :  Danielem  prophetam  juxta  Septuaginta  interpretes 
domini  salvatoris  ecclesiae  non  legunt  utentes  Theodotionis  editione.  SDe 
^nb[($riften  unb  SCusgoben  ber  Septuaginta  ent^en  bal^r  ffir  Doniel  bie  Seor* 
beitung  bes  2:^eobotion.    Unb  ber  e^te  6qrtuaQinla«Xext  ift  nur  in  einer  eitrigen 

16  ^anbf^rift  auf  ber  Sibliotliel  bes  Prften  (E^igi  in  Slont  erholten  (Codex  Chisianus, 
bei  Holmes  m.  88,  naif  XifAenborf,  Proleg.  in  Sept.  p.  XLVIII,  not.  3,  aus  bem 
11.  ^th^.  hieraus  na&  SoraiAeiten  anberer  (SumAini  unb  Sincentius  be  Siegt* 
bus,  f.  Ai&3  1B77,  666)  junt  erftenntak  ^rausgegeoen  oon  Simon  be  SRogiftm 
(Daniel  secundum  LXX  ex  tetraplis  Origenis  nunc  primum  editus  e  singulari 

so  Chisiano  codioe,  Rom^e  1772).  Süperbem  li^  ber  Sefrinaginta-Zext  aber  aud^ 
ber  fqrifc^'^oplorifc^en  uberfe^ung  ju  Srunbe.  Scfte  Slusgobe :  Daniel  secundum 
editionem  LXX  interpretum  ex  Tetraplis  desumtam.  Ex  oodioe  Syro-Estran- 
ghelo  Bibliothecae  Ambrosianae  Syriace  edidit  etc.  Gaj.  Bugatus.  MedioL  1788. 
Biermit  fe^t  }u  ogl.  bie  p^otoli^ogr.  Sfusg.  btf  gamen  ßaid)f(^rm  oon  (Eeriani  1874 

25  (f.  oben  6.633,52).  9(u9g.  bes  grie^.  Ziestes  mit  SSergki^ung  oes  Syrers:  AavtijX 
xatä  Tovc  IßdofifjHovxa,  E  cod.  Chisiano  ed.  etc.  H.  A.  Hahn.  Ups.  1845.  SCuSf^ 
Xifc^enborf  gtebt  ben  Xest  ab  9(nbang  ju  f.  @qrtuaainta«Slusaabe.  S^K^  8^^  f^ 
Sufanna,  Sei  unb  Drad^n  beibe  Xexte,  ffir  bas  C5mt  bes  ^Moria  unb  oen  fiobgehng 
ber  brei  3finglinge  (q)o  X^botion  loentg  aeanb^  bat)  nur  oen  6eptuaginta«Xest 

30  mit  ben  Varianten  bes  2:^eobotion.  über  bie  UfQuoerlSnigleit  aller  biefer  Susann  bes 
SeptuagintO'Xestes  f.  (Seb^bt,  2:^£3  1877,  666.  (Etnen  lonelten  Slbbnuf  oes  codex 
Ghisianus  gab  erft  Cozza,  Sacrorum  Bibliorum  vetustissima  fragmenta  Graeca 
et  Latina  Pars  III,  Romae  1877.  ^iemaA  Swete,  The  Old  Testament  in  Greek 
vol.  III,  1894.    Der  %^i  bes  !I^obotion  ijt  in  ben3ufa^^n  (mo  ej  ni($t  nac^  einem 

söbebrSif^n  Original  reoibieren  lonnte)  niqts  als  eine  ftorle  Überarbeitung  ber 
Septuaginta. 

4.  Das  (gebet  3Ranaffes.  gfrilfc^e  im  (Sieget.  £)anbB.I,  1851;  »all  in  ®ace' 
Apociypha  toI.  II  1888. 

tk  5l3nig  SRanaffe  oon  ben  Slffqrem  na(^  Sabel  abgeffi^rt  nmr,  t^at  er  in  ber 

40  Sefangenfc^aft  %u^e  unb  flehte  ju  (&ott  um  (Erlöfung.  Uno  (&ott  er^rte  fein  Gebet 
unb  bra($te  ibn  roteber  jurfld  na^  3erufalem  (2  C^r  33,  11—13).  !Ra($  2  0^  33, 
18—19  n)ar  oies  (Bebet  aufge3ei(^net  in  ber  (E^ronil  ber  itSniae  oon  3srael  unb  in 
ber  (E^onil  bes  $ofal  Dtefe  SSenoeifung  bot  jpoter  Seranlaffung  ba}u  gegeben,  ein 
C5ebet  3ure($t3uma(^en,  wie  es  etma  jener  6ttuatu)n  entfpro(^en  ^aben  »firbe.  (Es  ftnbet 

46  fi(^  in  mand^en  6eptuaginta«$anbf^rtften  (3.  S.  bem  cod.  Alexandrinus)  unter  ben 
am  6(^iuffe  ber  ^falmen  3ufammengeftenten  ^nmnen;  wirb  au(^  in  ben  Constit. 
apostol.  II,  22  oollftanbig  mitgeteilt.  Sediere  Stelle  ift  3UgIei(^  bie  ältefte  Spur  oon 
bem  Sor^anbenfein  bes  (Seoetes;  bo($  lann  es  oiel  ölter  fein,  unb  ift  moql  nicht  tfvS^- 
liefen,  fonbem  iflbif($en  Urfprungs.  Z)ie  Iateinif(^e  Uberfe^ung  in  ber  93ulgata  (feit  bem 

CO  3jribentinum  in  ben  Sln^ng  oenoiejen)  ift  „gam  anberer  9Irt  als  fonft  Vetus  Latinus" 
(Sti^f^  S.  169),  alfo  moQl  3iemlt(^  fpoten  Urfprungs. 

6.  Saruä.  Kommentare:  3fn|f(^,  im  Sieget. $anbb.  I,  1851;  9teu{(]^,  (^tlftrung  be^ 
öu*cd  ©arud^  1853;  ©walb,  b.  q5rot)^etcn  b.  Sllten  ÖunbeÄ  3.  ob  (2.  «ufl.  1868)  @.  251— 298; 
ßneuder,  %a^  Suc^  Sarud|,  ®ef(^i(l)te  unb  ^itif.    Uberfeßung   unb  (Srüäintng   auf  (^runb 

66  be«  »Icbcrl^eraefteaten  ^cbrätfcften  Urtejtcö,  1879 :  ©ifforb  in  ©acc'  Apoerypha  vol.  II,  1888. 
—  (Sonftige  Sitteratur :  Haevernick,  De  libro  äanichi  apocrypho  comm.  crit.  Begim.  1843 ; 
giftig,  mi%  1860  ©.  262—273;  ©toalb,  ®efd§.  bc8  SSoUc«  SSrael  4.  »b  (1864)  ©.265  ff. 
C)ilgenfclb,  äioX^  1862,  6.  199—203;  ebenbaf.  1879  6.  437—454;  ebcnbaf.  1880  8.  412 
bi«  422;   »neucfer,  ^xo%i)  1880  @.  309—323;  ^crbft,  3)a«  opofr^pl^ifc^c  »uc^  S3onu|  auö 

60  bem  ®rie(ftif(^en  in«  4)cbräifc^e  übertragen,  ^ilbeS^eim,  $rogr.  1886  (baju  Äneucfer,  4^3 
1886,  291);  (S^rfi^,  9(bfaffungd3ett  u.  Sdebeutung  be«  »uc^e«  S9arud§  (^Dlonat«f(]^r.  f.  Clkfc^.  u. 


a^olr^lpeit  M  aitett  t^UmtuM  Mi 

©iffcnfc^.  bcd  gubent.  1887  6.  385-401);  »rütt,  So^rbb.  für  jüb.  ®cft^.  unb  :^itteratur 
®b  VIII,  1887  @.  5 — 20;  Daubanton,  Het  apobryphe  boek  Bagovx  en  de  leertype  daa- 
rin  vervat  (J^St  1888,  p.  77— 125);  C>ft»nöurgcr,  9lcal»(£nc.  für  «ibcl  unb  talmub, 
Süppl  III,  1892  @.  36—39.  -  eine  fo|)t,  Übcrf.  ^at  ©rugfcft  ^crouSgcöeben  (3citfc^v.  für 
Sgtipt .  @pr.  u.  «ItcrtumSf.  10—12.  Sa^rg.  1872—74.  SSgl.  1876  @.  148).  5 

Unter  bem  9lamen  bes  Saru($,  bes  ireuen  gfreunbes  unb  (gefäfirten  bes  ^rop^eten 
3crcmta,   bejjen  SBefe^tgungen    er  nieberfArieb  (3er  36,  4.  17  f.  27.  32.  45,  1), 
unb  mit  melc^ent   er  ben   unfrefaDtlliaen  vlufent^alt  in  SoQpten   teilte  (3er  43,  6), 
Ut  uns  eine  6(^  er^Iten,  bte  aus  folgenben  btei.  jientliq  bfe  jufantmen^angenben 
ieilen  befte^:    I.  Aap.  1,  2—3,  8:    3m  fünften  3oi^re  na^  ber  Serftörung  3erufa-  lo 
lems  burq  bie  Qi^Ibäer  (588)  [enben  bie  ^u\>en  in  Sabqbn  eine  (Sefanblfd^oft  mä) 
3erufalem  an  ben  bortigen  ^o^enpriefter  30)0^1^  ^^^  leiden  i^m  C5elb,  bamit  im 
Zempel  geopfert  unb  für  bos  £eben  bes  5l3ntgs  Slebulobnejar  unb  feines  Sohnes  Sei« 
fajor  gebetet  loerbe.    3n  bem  6^reiben,  meines  bie  Sefanbten  naA  3erufalem  bringen, 
iDtrb  nomentli^  borouf  bingemiefen,  bag  i^  ie^ijBes  Ungifld  nur  eine  6trafe  für  t^re  i6 
Sünbe  unb  i^ren  Unge^orfom  gegen  (gottes  (5ebote  fei,  infonber^eit  au(^  eine  6trcrfe 
bafür,  bah  fie  nic^t,  mie  es  bo$  (Sottes  SBille  gemefen,  bem  itontg  oon  Sobel  ge^oriqt 
^tten.    II.  Aap.  3,  9 — 4,  4 :  CErmo^nuna  on  3sroeI,  jur  Quelle  aller  SBeis^eit  jurüd» 
3ufe^n.    3lur  bei  (Sott  ift  bie  fettere  ©trfli^  m  finben.    III.  Aap.  4,  5—5,  9:  (Er- 
munterung on  bas  oerjagenbe  Sou,  oufs  neue  9Rut  3u  faffen.    9Benn  aud^  3^nifafem  20 
oenoflftet  unb  basSBoB  jerftreut  i[t:  ®ott  loirb  es  bo^  loieber  jurüdffi^ren  in  bie  ^eilige 
Stobt.  —  aber  bie  SQfoffungsjett  biefer  6($rift  ge^en  bie  Urteife  ungemein  ouseinon« 
ber.  Unb  eine  SntfAeibung  borfiber  ift  um  fo  JAmieriger,  oIs  bie  brei  6tfidFe,  aus  wtU 
ä^tn  fie  jufommengeje^  ift,  je^  oerf<9iebenen  (t^orotters  finb  unb  mbgli^er«,  ja  watyc^ 
fd^einli^noeife  oerfqiebene  Serfof^er  ^en,  menn  ouA  ni^  brei,  fo  boq  jmei.    93on  25 
oom^rein  lonn  ooer  oon  ber  URemung  Ial|oIif($er  XQeoIoaen,  bog  bas  Su(^  loirilic^ 
oon  Saru(^  ^errfibre,  leine  Siebe  fein.    Dcqu  ift  ber  STerfoffer  in  ben  Süix>txf)alU 
nilfen  oiel  ju  f^tec^t  orientiert   (f.  Sfritt^e,   ^onbb.  I,  170)  unb  über  bie   oon 
i^m  fingierte  Situation   m  fe^   im  Unuaren.    (Er  ^at  fi($  biefe  fo  menig  beutlic^ 
5um  SeiDuMfein  gebra^,  bog  er  einerfeits  bie  3^torung  ber  Stobt  bur($  bie  dSjaMtx  so 
oorausfefct  7l,  2)  unb  bann  bo^  mieoer  fo  fpri($t,  als  ob  ber  Opferlultus,  ja  ber 
Üempel  felbft  fortbeftOnbe  (1,  10.  14).    SIber  au^  Ctoolbs  Slnfi^t.  bog  bas  Sud^  in 
ber  fp&teren  perfifc^n  unb  erften  grie($if&en  StÜ  entftanben  fei,  tft  oon  ber  SBa^r^eit 
no(^  meit  entfernt.  Denn  es  finben  fidj^  ^erfl^rungen  mit  bem  Su($e  Daniel,  bie  eine 
litterarifc^e  Kb^ngigleit  bes  einen  oon  bem  anberen  jmeifellos  ma(^en.  Slamentli^  ent»  35 
[preisen   fiA  faft  w5rtli($  Daniel  9,  7—10  =  8aru4  1,  15—18.    Daß  aber  ein  fo 
our^us  ortaineüer  unb  fc^opferif^er  (&eift  wk  ber  SSerfaffer  bes  Su^es  Daniel  aus 
Saruc^  abaefc^eben  ^abe,  ift  fioer  ni^  anjune^men.    Damit  lommen  mir  aber,  ba 
Daniel  jiDTfi9en  167—165  0.  (S^.  entftanben  ift,  bereits  in  bie  mallabaif^e  3^it,  unb 
mar  megen  bes   notmenbigen  ß^ifc^enraumes  jroifd^n  Daniel  unb  Saruc^,  in  bie  40 
fpätere  moHabäifAe  3^tt.    Sei  oiefer  bfeiben  benn  au($  bie  meiften  prote  tantifc^en 
Äritifer  fteben;   fo  j.  ».  grifette  (§anbb.  I,  173),  Sftraber   (in  be  aBettes  ©nl. 
S.  603),  ileil  ((Einl.  S.  753  ff.).    (&  fAeint  mir  jebo^  febr  fragli^,  ob  bamit  bas 
«i^tt^e  getroffen  ift,  unb  ob  man  ni($t  oielme^r  mit  ^x^\a  (3ml5  1860  S.  262  ff.) 
unb  ftneuder  (Das  Su($  Sanu^  1879)  bis  in  bie  3^it  SSefpafians  ^erabsuge^en  ^at.  45 
3una(^ft  ift  }u  ermahnen  —  morauf  (Eb.  CEp^räm  Setger  (Der  ^falter  Salomos  1871 
Q.  137)  juerft  aufmerifam  gemacht  ^at  —  baß  Saru^  c.  5.  gan^  unb  gar  mit  Psalt. 
Salom.  XI  flbereinftimmt.    Die  C5eoanIen  ftammen  par  teilmetfe  aus  3^l^i<^  ^^^^ 
bo^  nur  teiUoeife.  Unb  eine  Iitterarif($eSejie^ung  jmif^en^feubo^Salomo  unb^feubo» 
Saru($   ift  fc^merliA   in  übrebe   m  ftellen.    Sei   bem   pialmartigen  CEKorafter   bes  so 
(ganjen  f^int  es  mtr  aber  angemefiener,  bie  Priorität  bem  zBerfaffer  ber  ^falmen  ^u^ 
juerfennen,  als  umgele^rt.    Dies  mürbe  uns  minbeftens  in  bie  3^^^  ^^^  $ompeiu$ 
fü^en,  in  mel^r  bie  ^almen  entftanben   finb  (ogl.  meine  (&eM^.  bes  {üb.  93oIfe$ 
2.  Slufl.  n,  688  ffO*   Sfemer  fet|t  jomo^I  ber  erlte  ab  ber  britte  teil  unferes  Sucres 
bte  3^tft3rung  3^nifoIems  unb  oes  Xempels,  bie  Senofiftuna  unb  93erobung  bes  £anbes  55 
unb  bie  9Begfiibrung  feiner  Semobner  tn  bte  (&efangenf(i^qrt  ooraus  (1,  2  2,  28.  2G. 
4,  10—16);  auerblngs  na<^  bes  Serfaffers  gittion:  jur  3eit  ber  Ct^albäer.  2lber  feine 
gan}e  S^rift  mit  aui^en  (Ermahnungen  unb  Xroftungen  ift  auf  jenen  3uiianb  be^ 
rei^net  uttb  ift  ni^t  ^intei&enb  motioiert,  menn  ntd^t  bie  3^i^d^no|fen  bes  ißerfaffers 
mieber  unter  bem  Dnide  i^nli^  93er^Itniffe  febten  (ogl.  SfnM^e,  $anbb.  I,  172  f.).  00 

tt<aI«(hic9nopAMc  fit  Z|coloalc  mb  ttit^,   s.  «.    1.  4| 


642  Utiolr^^  M  Wim  ti^tntt» 

S^nlid^e  93er^öltntf(e  tote  5ur  l^tri  ber  C^Ibäei  finb  abet  erft  iDtebei  infolge  bes  grogen 
ilriegcs  o.  66—70  n.  (E^r.  eingetreten.  3)enn  etne  3^tft9rung  oon  Stobt  unb  Xempel 
^t  meber  jur  SRaffobaei^it  no(^  3ur  3^tt  be$  ^onipeius  (in  n>el(^e  ®r5^  bos  Su(^ 
oeilegt)  ftattgefunben.    Snbli(^  aber  ermnem  an  ben  itrieg  oon  66  bis  70  au(^  no^ 

5  auffolleno  einige  Sinsel^eiten.  Der  93erf.  betra($tet  bas  Unglfld  3sraeb  als  Strafe  ffir 
leine  Slufle^nung  gegen  ben  Aönig  oon  Sobel  unb  ermahnt  junt  Di/Iftt  unb  C&ebet  für 
aiebulabnep  unb  Selfasor  (2,  21  ff.  1,  10  f.).  ^nliA  fie^t  Josephus  BeU.  Jud.  U, 
17.  2—4  in  ber  ^l^fopng  bes  Djrfers  für  Den  ronti)(^en  Aaifer  bie  eigentli^  Vx* 
fad^e  bes  iUieges.  Die  ganj  un^iftori|($e  9lebeneinanberfteIIung  oon  Slebuutbnejoi  unb 

10  Sellajar  erinnert  an  93efpafianus  unb  Xitus.  Dag  SItern  in  ber  Hungersnot  bos 
SIei[^  i^rer  Ainber  oerje^ren  (2,  3),  wirb  jmor  fAon  £e  26,  29;  Dt  28,  53;  3er  19, 
9;  £5  5,  10  angebro^t,  unb  finbet  fi($  als  Sefd^tc^te  au^  2  %  6,  28  f.,  Thren.  2, 
20.  4,  10.  Ss  barf  aber  Q)enigftens  boran  erinnert  merben,  bag  itxtm  auc^  oom 
i)e[pafiani|(^en  jlriege  basfelbe  erjä^lt  mirb  (Joseph.  Bell.  Jud.  VI,  3,  4).   SInge|ii^ts 

Iß  bieier  X^atfac^en  ift  mo^I  bie  Vermutung  geftattet,  ba|  bas  SuA  Saru^  erft  jur  3^^ 
93e|pa|ians  ent|tanben  i|t.  Das  erfte  Citat  oiaraus  finbet  |ii^  bei  ^it^nagoros  Suppl. 
c.  9,  wo  Saru(^  3,  35  als  9lusf)nii^  eines  ngoq^g  dttert  wirb,  ds  folaen  SrenSus 
IV,  20,4.  V,  35,1;  Clemens  Sllex.  Paedag.1. 10,91—92.  II,  3,36.—  Dtegrafleno^ 
ber  (Einheit  bes  93erfa|fers  ISgt  fi(^  nur  be|anbeln  int  S^^f^^^i^^n^nO  ^^  ^  anbem 

20  md)  ber  (&runb|pra(^e.  3n  le^terer  ^infic^t  fagt  ^ieron^mus  prol.  in  Jerem.  (Vall. 
IX,  783) :  apud  Hebraeos  nee  legitur  nee  habetur.  Dem  )te^  aber  entgegen,  bog 
im  Syrus  hexaplaris  fic^  breimal  hn  1,  17  u.  2,  3)  bie  Semertunp  finbet:  „btes 
|te^t  ni^t  im  $ebräif($en"  (f.Corianis  Snmerlunaen  ju  {einer  Susg.  m  benMonum. 
sacr.  et  pro!.  I,  1,  1861).    Darnach  ift  bo^  1D09I  anjune^men,  bag  man  im  STtter^ 

25  tum  einen  ^ebräijc^en  Saruc^,  u)el($er  unferm  grie^Men  entfprad^,  gefannt  ^  Unb 
au^  ber  [pra(^Ii^e  (E^aralter  n)enigftens  bes  erften  Teiles  be|t&tigt  oie  floriftenj  eines 
[ol^en.  ^inaegen  ift  bie  Diftion  oon  jtap.  3.  9  an  eine  merllic^.  anbere.  (Es  bfirfte 
[i(^  bemnac^  bie  Slnji^t  Sn^f<^^^  emffe^Ien,  oag  ber  erfte  Xeil  äberfe^ung  aus  bem 
$ebraij(^en,  bas  iibrige  aber  grie<^ijqes  Original  ift  (^nbb.  I,  171  f).    $amit  ift 

30  au(^  f^on  ent|(^ieben,  bag  mit  es  mtt  jmei  SBerfoffem  ju  ti^un  ^oben :  ber  Uberfe^er 
bes  erften  Üetles  fü^te  bas  übrige  aus  eigenen  SRitteln  ^ii^u.  Seibe  aber  oierben,  ba 
unfere  (Srünbe  ffir  bte  9Kfaffunps5eit  aus  beiben  Xeilen  entnommen  fin^,  in  bie  oefpa^ 
{ianif(^e  3^it  5u  fe^en  fein.  Dte  fpra(^Iii^e  äberein^immung  mit  ber  Uberfe^ung  bes 
3eremia  notigt  bur^aus  ni^t,  ben  äberfe^er  bes  ^eremia  für  ben  Serfaffer  unteres 

36  SuAes  3U  ^oütn.  6ie  bemeift  nur,  bag  unfer  93erfaffer  fi($  an  ber  Spraye  ber  6ep^ 
tuagmta  gebilbet  ^at. 

6.  ^rief  3«remiä.  Sriftfc^c  im  (gjcgct.  ^anbb,  I,  1851;  öifforb  in  ®acc' 
Apocrypha  vol.  II,  1888 ;  ©rütt,  3a^rbb.  für  jüb.  ©efd^.  unb  fiittcrotur  VUI.  1887  6.  20 
bis  22;  DaubantoD,  Het  apokryphe  boek  'E.TtozoAif  hoeftiov  en  de  leertype  daariu  ven*at 

40  (J^St  1888  p  126—138). 

Dem  5Bu^  Sarud^  ift  ^äufig,  auA  in  ber  93ulgata  unb  in  Butlers  Sibel,  ber 
fog.  5Brief  3^i^"ii5  angc^öngt  (in  ber  SJuIg.  unb  bei  £ut^.  als  6.  Äapitel).  Urfprung= 
Iid9  fjai  biefer  mit  bem  Sucq  ^aru^  ni^ts  3U  t^un,  fte^t  au^  in  alteren  ^»anbf^riften 
no^  getrennt  oon  i^m,  unb  ift  o^ne  je^Ii^en  triftigen  (&runb,  übrigens  f^on  in  oei^ 

45  böltnismögig  früher  !^t\ij  mit  i^m  oereintgt  morben.  Cr  ift  gerietet  an  bie  oon  9lebu^ 
tabnesar  jur  ^Ibfu^rung  nad^  Sabel  beftimmten  (gefangenen.  6em  3n^alt  ift  nt^ts  als 
eine  ehoas  breite  unb  rbetori[^e,  übrigens  in  gutem  (Srie^if^  ^ef^riebene  SBomung 
oor  ben  (Bo^en  Säbels  mmt  tronif^er  S^ilberun^  i^rer  SRid^tigfeit.  —  93on  ..(£^t^il 
!ann  f^on  bes^alb  leine  iRebe  fein,  roeil  ber  Srief  ft^er  griec^if^es  Original  ift.  Übngens 

50  toirb  au^  93.  3  bie  Dauer  bes  Chiles  im  SBiberfpru^  mit  ^ti  29,  10  auf  fieben  (6e« 
nerationen  angegeben.  —  (Eine  ausbrfidli^e  5Berufung  auf  unfern  Srief  ^en  oiele 
f^on  in  ber  6teUe  2  SRal  2,  1  ff.  gefunben.  Slllein  bas  bort  (Befagte  pagt  t^atfa(^Ii(^ 
nt^t  auf  benjelben.  (Ebenfomenig  ift  es  als  ^inmeifung  auf  unfern  Srief  anjufel^n, 
toenn  im  Xargum  3U  3^^^  10,  11  biefer  aramaif^e  Sers  als  „2lbf($rift"  aus  einem 

66  Sriefe  bes  3^J^^'nias  bejei^net  ©irb  (SReftle,  SHarginalien  unb  SHaterialien  1893 
S.  42  f.). 

7.  lobit.  Kommentare:  SIgen,  S)ie  ®ef(]^i(]^te  ^obig  nad)  bvci  ücrfc^icbcnen 
Originalen,  bem  ®rled§ifd§en ,  bem  fiateinifd^en  beS  ©ieroni)mu8  unb  einem  @^rifd^en  ?c., 
3cna  1800;  gri^fc^e  im  ^jeget.  ^anbb.  II  1853  (f.  oben  6. 636,  I8) ;  SReufc^,  3)aö  iöu*  lo» 

(X)  biaS  überfett  unb  erflärt,  1857 ;  ©engelmann,  5)a8  5Bud)  Xobit  evfiärt,  1857 ;  ©utbcriet. 
^a^  «u4  2:obia§  überfc^t   iinb   cvfifirt,  1877;    SuIIcv  in  ^acc'  Apocrypha   vol.  I  1888 


(f.  oben  6.  636,  20) ;  ©(^oh,  ftomnientar  jum  ©ucftc  Xobia*,  1889.  —  ©onftlgc  iittterotur : 
[(^id^bom],  Über  bad  I3u4  Xobiad  (Siaaem.  »ibliot^.  b.  bibl.  fiitferatur  II  410 ff.);  9teufd), 
S)eT  ^ömon  Sldmobäud  im  ».  Xobiad  (£^0®  1856  6.422—445);  beif.,  meaenfioit  ©enael« 
mannd  in  ber  X^®  1858  8.  318—332;  Journal  of  Sacred  literatuie  and  Biblical 
Record  IV  1857  S.  59—71;  VI  1858  6.373—382;  ^iÄla,  Stopft  1860  6.  250—261;  G 
©ilgenfelb,  ebenbaf.  1862  6. 181—198;  ©»alb,  ®ef*.  b.  »olfe  S^rüel  ob  IV  (3.  «ufl.  1864) 
8.  269  ff.;  ©rat,  ®cf*-  b.guben  «b.  IV  (2. «ufl.  1866)  9lote  17  6.  466  f.;  Äo^ut,  (Stipaö 
über  bie  3»oraI  unb  bic  «bfoffungSjett  b.  ©.  XoWqä  (®elger»  3üb.  Seitfcftr.  f.  SBiffenfc^.  u. 
«eben  X  1872  6.  49—73,  au(f|  fepatat);  afriff^e  in  6(l^en!el8  ©ibcUey.  V  540 ff.;  Renan, 
L'^glise  chr^tienne  1879  p.  554—561 ;  ®rä|.  ^onatdf^r.  für  ^f(]^i(6te  unb  «Siffenfc^.  bed  lo 
3ubenti.  1879  6.  145  ff.,  385 ff.,  433 ff.,  509  ff.;  ©rimm,  8w3:^  1881  6.  38-56;  «ßreifi, 
ebenbaf.  1885  6.  24—51;  ^iofent^al,  Ißier  o^ofn^^if«^  Silber  aud  ber  geit  unb  6(^ule 
JR.  «(ttbad  1885  6. 104—150;  ^ilgenfelb,  3»a:^  1886  6.  147—152;  SRofenmann,  6tubien 
jum  $u(6e  ^obit  1894. 

Der  9lame  biefes  Sucbes  unb  feines  ßelben  louM  in  ber  Sulgata  unb  bama(^  15 
in  £ut^  Öbeife^ung  Xobtas,   im  grie^ifoen  Xeit  aber  Zobit  (ober  Xobit^);   unb 
Zobm  ift  bier  nur  ber  Slome  bes  Sobnes  hes  ecfieten.  —  9lad^  bem  griei^ifc^n  Xeatte 
erjobit  Xobtt  anfangs  felbft  feine  (Sefoic^te,   inbem  er  oon  fi^  in  ber  enten  ^erfon 
\pnqiL    &ji  oon  jtap.  3,  7   an  ge^  bie  (EqBblung  in  bie  brttte  $etfon  aber.    24)bit, 
ein  6o^n  Xobieb  oont  Stamme  Stop^tali,  9^^  V^  ^^  (Exulanten,  loeU^  oon  bem  20 
aff9ri|^n  JlBnig  6alntanaffar  oefangen  noq  Sttnioe^  abgefflbrt  looi^n  loaien.  Sr  lebte 
bafelbft  aui^  noä  unter  ben  fomenben  ABnioen  Sai^erib  uno  Slfar^bon  unb  jeü^nete 
fi(^  ftets  burc^  timn  exentpIarif$*frommen  SBanbel  aus.  Da  i^  trot|bent  aber  Unglfld 
toib^rful^r,  fo  erntete  er  baffir  nur  Spott  unb  $o(n  (1, 1—3,  6).  9li<$t  beffer  erging  es 
einer  frommen  grau  9lamens  Soro.  ber  Xo^er  Slaguels  in  dSbatana  (3,  7—15).  Da  25 
beibe  in  i^rer  9cot  ju  (5ott  um  (Ertöfung  fle^,  vSm  ber  (Engel  Stoppel  abgefanbt, 
bamit  er  beibe  oon  ben  fieiben,  loet^e  [ie  unf^ulbid^roneife  betroffen  ^aben,  befreie 
unb  bie  Sara  bem  Zobias,  bem  So^ne  !£obits,  als  Brtou  juffi^re  —  loas  benn  au^ 
gef^iebt  (3, 16—12, 22).  Xobit  felbft  ftimmt  herauf  ein  Soblieb  gum  greife  (ßottes  an 
unb  lebt  noi^  lange  3<^bre,  bis  er  168  ^abct  alt  ftarb.  Su^  fein  Sobn  Zobias  enei(^te  30 
ein  9Iter  oon  127  3a^en  ($lap.  13—14).    Dies  bie  ffirunbsfiae  ber  Sgo^Iung,  bie 
mit  oielem  anf<^Ii^nt  Detail  ansoefc^mfldt  ift  unb  ein  bflbf^  Aompofitionstalent 
oenöt,   übrigens  fc^on  gam  im  Seifte  ber  ftrengen  p^fStfd^n  ®efekli^leit  geilten 
ift.    Die  ältere  ZQeoIogte  bis  in  unfer  G^^unbert  herein  ^at  fie  fär  mirllic^e  C5e« 
\d)HjlU  gleiten.    £s  ae^  aber  Uon  ein  giemli^  9RangeI  an  SBerftänbnis  fotoo^I  :)r> 
für  bas  SBefen  ber  (SMiäfU  als  für  bas  ber  Dic^im  Um,  um  niqt  jofort  etnju» 
feben^  ba|  loir  es  ^ier  lebiglic^  mit  einer  bibaltifAen  Sraäbfung  m  t|un  9dben.    Die 
lotrllK^e  (5e](^i(^te  mag  ^ierju  einiges  SRaterial  aeliefert  9ob^n,  tote  [a  bie  9tamen  ber 
itbnige  Salmanaffar,  ^ni^erib  uno  Slfai^bon  in  oer  !^al  ber  ffiefc^i^e  angehören. 
Slber  bie  (£r}&^Iung  als  fol^  ift  o^ne  3v^if^I  ^i^  J'^i^  Sc^pfung  i^s  Serfaffers.  40 
3^r  3iDe<I  tritt  au(^  beutli($  genug  ^eroor:    (Es  foll  gegeigt  merben,  ba^  (&ott  bie 
(frommen  unb  (Sere^ten  niemals  gu  Stauben  n>erben  lagt ;  oielme^  JiA  t^er,  toenn 
es  au(^  guioeilen  fd^inen  mill,  als  ob  er  fie  oerlaffen  ^tte,   in  äBa^ett  bo($  immer 
n)ieber  annimmt,    ja  i^re  gfrommigleit  rei^Iii^  belohnt.    Darum  follen  fic^  nomentli^ 
au(^  biejenigen,  bie  toie  Zobit  mitten  unter  ben  Reiben  mo^nen,  bur^  oie  Sitoierig«  45 
feit  ber  äußeren  £age  nic^t  ab^lten  Ia|fen,  i^rem  (gotte  treu  gu  bienen.  —    Sei  ber 
Slllgemein^eit  bes  3n^It5  mug  barauf  oergtiUet  toerben,  bie  3^^^  ^^  Sbfaffung  nö^er 
^u  beftimmen.  Do^  lann  man  mit  einiger  äßa^c^einli^Ieit  fagen,  bog  bas  Su(^  etma 
tm  Saufe  ber  le^en  pei  3#^unberte  0.  (Qr.  emanben  ift  —  oxis  ie^t  auif,  loenig« 
ftens  unter  proteftantifAen  Z^eologen,  bie  geioöbnIt(^e  Snfiffit  i|t.  CEinerfeits  fonn  näm-  50 
lic^,  ba  loir  es  rDa^qeinIi(^  mit  einem  grie^ifi^n  Ortatnale  gu  t^n  ^aben,   ni^ 
jDtxitx  jurfidgegangen  merben.    Slnbererfeits  aber  tft  bas  ySwb  bo^  au^  noc^  frei  oon 
ben  (&ef(^maa(o{igIeiten  unb  Öbertreibungen,  an  melden  bie  9lle^rga|l  ber  fpoteren  ^ro- 
buHe  leibet,    mt  $%ig  (3m2]^.  1860  S.  250  ff.)  bis  in  bie  nad^oefpaftanij^e  3eit 
^era^ugd^en,  liegt  leine  Seranlaffung  oor.  Denn  es  oer^U  fiA  ^ier  loefentli^  anbers  5r> 
als  bei  Sanu^.  (Es  mirb  gnmr  00m  Stanbpunit  ber  aff^rifd^n  3^tt  aus  oie  3^^ftorung 
"      "  "  ■        ------  "  ;i4,  4—5.  13,  9  f. 


Jerf.  bie  SBiebererbanuhg  oon  Stabt  unb  Zempel  mit  oiel  flberfc^toengli^en  Sfarben  oo 
[(Rubere,  als  es  bem  ^iporif^n  Sau  entfproc^en  ^aben  lofirbe,  ge^e  ^roor,  bog  er 

41* 


644  fbßOt^ptitu  M  Htteii  Sefhnitetitcd 

ni(^t  3ur  3^U  bes  IBeftanbes  biefes  ^tftorifc^en  Saues  gelelit  ^e.  XUein  eine  genauere 
Setra^tung  bei  ^auptftelle  bele^  uns  eines  onbem.  (Es  ^eigt  Aap.  14,  5 :  xal  obco- 

dofirioovoi  töv  olxov,  obx  oTog  6  Ttgotegog,   ?(og  TtkriQW&fboi  xaigoi   rov  alcbvog. 

xal  jLieüd  ravra  huaxQhpovoiv  ix  twv  alxjMxXcDaicavy    xal  olxodojüii^aovoiv  'legoif- 

5  oaXrju   IvTijLKog'    xal  o  ohcog  tov  '&eov  ev  airrn   olxodojurj'diljaetai  elg  ndaag  rag 

yeveag  rov  alcbvog  olxodojLifj  ivdoiq),    xa'&wg  iXdXrjoav  juqi  avrrjg   ol  7iQoq>ff€m. 

$ter  iDtrb  jtDeterlei  beutli^  unterMieoen:  l..b^  ^iftonfd^.Sau  Serubobels,  ber  unan« 
fe^nltt^  ift  (ovx  olog  6  jigötegog),  unb  2.  ber  auf  biefen  am  CEnbe  ber  ^txt  folgenbe 
Qenli^e  ^au  ber  (Etoigleit»  ber  au^  für  ben  SSerfaffer  naä^  in  ber  3ulunft  liegt.  C&erobe 

10  ber  UmHanb,  bag  er  jmifd^en  beiben  ni($ts  oon  etner  no^maligen  Aata|tro)Ae  loeig,  ja 
bag  er  oen  $raqitbau  bes  ^erobes  nod^  nic^t  ju  lennen  j^int,  bürfte  borauf  ^tmoeifen, 
bag  er  in  ber  oor«oefpafiamf(^en,  fa  oor«]^bianiUen  3^tt  gelebt  f^at.  Deutltd^  Spuren 
einer  Senfl^ung  bes  Su^es  begegnen  uns  allerbings  erft  im  jvetten  3o|^iinbert 
n.(£^r.  —  (Eine  bebräif(^e  (ober  aram&ifd^)  Sorlage  unteres  Su(^es  umr  bem  SDrigenes 

16  unb  leinen  jübif^n  Seratem  ni^  belannt  (Epist.  ad  African.  c.  13:  'Eßgcuoi  ico 
Tcoßia  ov  xQwvtai  oidk  rw  *Iovdfj&'  oidk  yäo  iypvoiv  aircä  h  änoxQwpoig 
ißgoXoTi'  (bg  an*  axncbvuxmövxeg  iyvcoxafiey).  QEs  Tft  bo^er  va^tjc^inli^j,  oaft  bte 
oor^nbenen  femitif($en  2!exte  {finger  finb.  (nn  aramöifd^er  Zext  tft  oon  9leuoauer 
herausgegeben  »orben  (The  book  of  Tobit  a  chaldee  text  from  a  unique  MS  in 

2othe  Bodleian  Library  etc.  ed.  by  Neubauer,  Oxford  1878).  Sgl.  boju  Sidell, 
3fr^  18786. 216—222;  9t31bele,  aRonotsb.SS1879  6.45—69;  Dalman.  Srammatil 
bes  iäbif(^«palaftinif($en  Slramaif^  1894  6.  27  —  29.  Sluberbem  emittieren  jioei 
^bratf(^e  Bearbeitungen,  f.  o.  6. 636,56,  unb  3Igen,2)ie  Sef($i^te  Xobis  6.  CXXXVIII  ff. 
CCXVII  ff. ;  griöwe,  ^anbb.  II  S.  5.  9f.  14 :  Kölbele,  Die  altte|t.  fiitter.  S.  lOSf. ; 

25  au(^  Sidell  a.  a.  O.  unb  9ldlbele,  aRonatsberti^  a.  a.  O.  Die  beiben  ^ebrSif^en 
Xexte  finb  anerfanntermagen  fpfite  ^obulte.  Der  aromSiMe  Xeit  ^at  mit  ber  latei» 
nil^en  Searbeitunp  bes  ^ierouQmus  (unb  nur  mit  biefer)  bos  gemeinjam,  bag  ^ier 
bie  C5efAi(^te  !£obtts  oon  Anfang  an  tn  ber  britten  $erfon  erjffitt  wirb,  mo^renb  in 
allen  anoeren  Xesten  in  jtop.  1.  1—3,  6  Xobit  in  oer  erften  $erfon  oon  fi$  fpric^ 

30  unb  erjt  bann  bie  (Erjäblung  in  oie  britte  $erfon  Qberge^.  Un|er  aramäif^  Ztxt  x\i  alfo 
oieüeiqt  ibentM  ober  ood^  na^e  oenoonbt  mit  bem  oon  ^ieron^mus  benfl^n  ((.oben 
6.630,56).  Dalman  a.  a.  O.  erllärt  i^n  freili^  aus  ^ra^Ii^n  Srflnben  ffir  lunger. 
(Eine  (EntfAeibung  ift  barum  f(^n)ierig,  vml  ^ieronomus  Jic^  fcntifc^  mebr  an  Vet.  Lat. 
anlebnt.    Da  bie  glei^m&gige  Herstellung  ber  brnten  ^erfon  augenf^einli^  fehinbar 

35  ift,  fann  oon  ber  urfprüngli^Ieit  biefes  aramfiif^en  Xestes  gegenüber  bem  grie^ifc^en 
ni^t  bie  9lebe  fein,  vlun  ift  freili^  u^afef^einti^,  bag  au^  im  aramaifc^en  2:ext  ur^ 
fprünglid^  in  Aap.  1,  1—3,  6  bie  erfte  ^erfon  erhalten  ©ar ;  benn  biefe  ift  no^  ge= 
braumt  im  foa.  Hebraeus  Münsteri,  ber  naif  anberen  Slnjei^en  aus  bem  Slramaifc^en 
gefbffen  ift  (fo  Sidell  unb  9loIbeIe).    ^er  au^  unter  biefer  93orausfe^ung  liegt  lein 

40  ®runD  oor,  einen  aramaif(^en  Xea^t  als  Sorlage  unferes  grie(^if^en  anjune^men  (fo 
3.  S.  noA  guller  in  SBace'  Apocrypha  vol.  I  1888  p.  152—155,  164—171).  Siel^ 
me^r  mad^t  ber  6til^arafter  bes  mrte($tf^en  Xextes  bie  Urfprüngli^Ieit  besfelben  nxt^r^ 
fc^einli^  (fo  j.  S.  öu^  SRöIbefe,  SKonatsberidMe  6.61).—  35on  bem  gried^ifc^en  leite 
bes  Su^es  exiftieren  brei  9{e5enfionen :    1.  Die  ^eoö^nliAe,  au^  im  93aticanus  unb 

45  Sllexanbrinus  enthaltene;  i^r  folgt  bie  f^rif^e  Serfton  bis  Aap.  7,9.  2.  Die  im  codex 
Sinaiticus  erhaltene,  an  loel^e  ju^ar  ni^t  tmmer,  aber  bo^  jum  größten  Zeile  ber  alte 
fiateiner  fi^  anfd^Iieftt.  3.  Der  lext  ber  codd.  44.  106.  107,  ber  bem  69rer  oon 
Aap.  7,  10  an  ju  C5runbe  liegt.  Die  genannten  $anbf(^riften  geben  feboc^  im  SInfang 
bie  geu)ö^nli($e  9{e}enfion,  fo  bag  uns  biefer  Ztxi  nur  ffir  Aap.  6,  9—13,  8  erbalten 

fio  ift.  Sr^i^fd^e  giebt  in  feiner  Slusgabe  ber  Slpoirqp^en  bie  jömtltc^en  brei  Xexte.  ^roete 
(The  Old  Testament  in  greek  vol.  II  1891)  giebt  bcn  iext  bes  Saticanus  unb  ben 
bes  6inaiticus. 

8.  3ubitB.  Kommentare:  gribfc^e  im  (Sjcget.  ^anbbuc^  II  1853  (f. oben 6. 636,18) ; 
O.  3BoIff,   3)aS  mdi  Subita;  alS  gef(^i*tli(^e  Urfunbc  ucrteibigt  unb  erflftrt  1861 ;    6(6oIj, 

ü6  Kommentar  jum  53uc^c  Subit^,  1887 ;  S3att  in  ®ace'  Apociypna  vol.  I  1888.  —  ©onftigc 
fiitteratur :  Montfaucon,  La  v^rit^  de  rhistoire  de  Judith,  Paris  1690 ;  Gibert,  Disfiertation 
sur  l'histoire  de  Judith  (M^moires  de  PAcad.  des  Inscr.  et  Belles-Lettres,  alte  Serie  t.  XXI, 
1754,  p.42— 82);  ^ot)erö,  Über  bieUrfprac^e  ber  beuterofanonifdien  83ü(^er  bedjl^:  (3eitf*r. 
f.^P^il  u.  fat^.  t^eol.  ©eft  13,  1835, 6.  31  ff.  [nur  über  3ubit^]);  Schönhaupt,  Etudes  histo- 

60  riques  et  critiques  »ur  le  livrc  de  Judith,  Strassb.  1839 ;  9ieuf}  in  (Evfc^  u.  Q5ruber$  &nd)fl. 


Sli^lr^^ni  it»  WUett  ScfUmieKM  646 

II,  1?.S  S.  \)H  ff.;  Nicken,  De  libro  Judithae,  Vratislaviae  1854;  Journal  of  Sacred  Literature 
and  Biblical  Recoid  vol.  III,  1856,  p.  342— 363,  voLXH,  1861,  p.  421—440;  »olhnar,  3)tc 
.^omp.  bc<J  ©.  Subita  (X^eol.  Sa^rbb.  1857  ©.441—498);  ^ilgcnfelb,  3ttSt^  1858  @.  270 
bid  281;  SR.  «.  fiipfiu«.  cbcnbaf.  1859  ®.  39-121;  C)itig,  ebcnbaf.  1860  6.  240—250; 
'^ollmar,  ^anbb.  ber  Einleitung  in  bie  fLpoln^p^tn,  I.  ^I.  1  9(bt.,  Subita  1860 ;  ^ilgenfelb,  5 
Mwa:^  1861  6.  335—385;  Ä.  ^. «.  2iptm^,  ©pracftlicfte«  aum  öucbc  3ubitl^  (3tot|  1862 
6.  103—105);  dtedb,  ©efd^.  b.  »oI!c8  38racl  IV  (3.  «up.  1864)  @.6J8ff.;  ©rä^,  ®ef(ft. 
b.gubcnCb.IV  (2.«ufI.1866)9^otel4  @. 439 ff.;  9l.«.aiüpM«,  Sübifd^c Oueacnjur Subtt^. 
fagc  (3»^:^  1867  @.  337— 366);  3rriM*e  in  ©(ftcnfcla  ©ibellcr.  III  445  ff.;  @(^oIg,  S)q8 
'43ud)  Subitl^,  eine  $rop^etie  (^Bortrag)  1885;  l^teiii,  Aber  ba^  mä^  gubit^  (Actes  du  hui-  10 
ti^me  coDgr^  international  des  orientalisteR,  tenu  en  1889,  Section  S^mitique,  Leide  1893, 
fafic.  2  p.  85—105) ;  ©(glatter,  3ut  Topographie  unb  @(efc^i4te  $aläftinad  1893  @.  277 
bi^  289;  92eftle,  Marginalien  u.  Materialien  1893  @.43ff.;  Bobiou,  Deuz  auestions  de  Chro- 
nologie et  d^'stoire  öclaircies  par  lee  annales  d'Assurbanipal  (Bevue  arch^logique,  Nouv. 
S^rie  t.  XXX,  1875,  p.  23—38,  80—92) ;  Delattre,  Le  peuple  et  Pempire  des  MMes  15 
jusqu'ä  la  Hn  du  r^gne  de  Cyaxare  (M^moires  publik  par  rAcad^mie  de  Bruxelles  t  XLV 
1883)  p.  148—161 ;  berf .,  Le  livre  de  Judith  (La  Controverse  et  le  Contemporain  1884, 
auc^  feparat  S^onl884);  ^igourotqr,  ^ie  Sibel  unb  bie  neueren  (Sntbecfungen,  beutfc^e  Überf. 
IV,  1886,  6.  242-271;  ^eteler,  Unterfud^ung  ber  aef(l^i<!^tlid)cn  unb  ber  fanonifd^en  ®eU 
tuna  bed  fduti^t^  gubitl^  1886  ;  Palmieri,  De  veritate  historica  libri  Judith  1886 ;  Brunengo,  20 
II  Nabucodonoflor  di  Giuditta  (Civütä  Cattolica,  Serie  XUI  voL  III— X,  1886-1888, 
au(6  feparat  1888) ;  Sliegler,  (S^ronologif^e  grij^eruna  ber  ^elbentbat  gubit^d  (^atl^oli!  1894, 
II  S.  1—8).  —  3)ic  fieben  äuleft  (genannten  (Kobiou,  3)elattre  u.  f.  w.)  wrtcibigen  bie 
($)ef(^i(6tlic^feit,  meift  mit  $ilfe  ber  91ff9rix)Ioaie.  ^o6i  anbere  lat^olifc^e  Slpologeten  f.  bei 
CSornelt),  Introductio  in  ü.  T.  libros  sacros  II,  1,  1887,  p.  400.  26 

Der  Snbalt  bes  Su^s  ift  hin  biefer.  Slebufabnejar,  Aönig  oon  Morien  (sie!), 
befieat  bett  mjffyaah,  Aönig  oon  uRebien,  unb  fenbet  bonn  feinen  oberften  gfelbberm 
^olofernes  gegen  bie  loeftli^n  SSRer,  bie  ibm  ni(^t  {[egen  Sn^ob  faxten  ^eerfolge 
leiften  toollen.  Sud^  bieje  toeiben  untenoorfen  unb  t^ie  ftuuusftätten  jerfiört  (Aap. 
1—3).  Darauf  loenbet  |i(^  ^olofemes  gegen  bos  ffibifc^e  Soll,  bos  eift  oor  furjem  ») 
aus  bei  ®efangen[d^  jurüdgele^rt  mar  unb  feinen  Zentpel  mteber  eingeioei^t  ^atte 
(sie!  }ur  3^it  Slmilabnejars).  9Cngefi($is  ber  brobenben  (&efa^  einer  S^nbung 
feines  Heiligtums  ift  bas  ganje  fßoU  junt  Sugerften  äBiberftanbe  entf^Ioffen;  unb  ber 
^o^riefter  O^i^m  trifft  bie  ^ierju  nStigen  mnorbnungen.  Den  ^mqrtona^  ri(^tet 
^olofemes  gegen  bie  ftarle  S^png  SetQlua,  bie  er  bur^  junger  jur  Aoergabe  ju  35 
fingen  fu^t  (Aap.  4—7).  Die  mi  ift  bereits  aufs  ^Mt  gefttegen,  als  eine  \äßm 
uBitme  Kantens  3ubit^  fu$  freiiDini|B  bietet,  bie  9lettenn  ^es  SSoRes  ju  u)erben. 
Sie  loeig  fi(^  (Eingang  in  bas  feinbltAe  fioger  p  oerfc^offen,  bos  Sertrauen  bes  $ob« 
fernesju  geioinnen ;  unb  &M  i^n  nm  eioener  $Qnb,  als  er  na($  einem  großen  (Belage, 
pom  SBeine  berauf(^i,  an  i^rer  6eite  niebergefunlen  mar.  9hin  eilt  fie  in  bie  Stabt  40 
jurüd;  bie  3^^^  ma^en  einen  SCusfoR,  fc^Iaaen  bas  feinbK($e  $eer  in  bie  SfluAt; 
unb  ganj  3srae(  ift  oon  ber  ®efa^r  enettet  IRoof.  8—14).  3^^  ^^^^  i^<^  ^^^ 
3ubit9  00m  SoR  als  Sletterin  geehrt  unb  gepnefen  unb  enbliA,  als  fie  im  Witt  oon 
105  3a^en  ftarb,  allgemein  betrauert  (Aap.  15—16).—  äuj^  ^ier,  ©ie  beim  SuA  lo» 
bias,  lann  lein  3Q)^if^I  barilber  befte^n,  bag  mir  es  nic^t  mit  einer  mirlli^en  (5ef(9i(^te,  41» 
fonbern  mit  einer  bibdtifAen  (Ers&blung  ju  l^un  ^aben.  Das  ^ijtorijd^  Detail  ift  fo 
unglaublidb  lonfus  (ogl.  oben),  unb  ber  parSnetifqe  3^^  ^^  W  H^  unb  beutli(^ 
^eroor,  bag  man  feine  Sugen  gooaltfam  oerf^Iiegen  muft,  um  Jenen  6a^er^alt  ni^t 
3u  fe^en.  ^lllerbings  barf  man  ni($t  fo  meit  geben,  felbß  ben  9camen  ber  Sfejtung,  um 
meiere  fi($  ber  $atiptiampf  bre^te^  Bervkova  ober  Bethulia  (fo  im  £at^  für  fmgiert  60 
ju  ^Iten.  Denn  ber  Serfaffer  mtrb  boc^  feine  (Ersä^Iung  ni^t  geograp^ifq  in  bie  £uft 
gebaut  ^aben.  Die  £age  tft  bisje^t  stoar  ni^t  ermittelt,  auq  tommt  SetQlua  fonft  bei 
feinem  alten  S^riftfteller  oor.  SCoer  meber  bas  eine  not)  bas  anbere  ift  ein  oemflnftiger 
(Srunb,  an  feiner  (Eziftenj  ju  »oeifeln.  (3ur  Seftimmung  ber  Sage  bienen:  Aap.  4,  6; 
7^  3 ;  8,  3.  Darnach  ift  es  in  ber  9lfi^e  oon  Dot^in  ju  fu($en,  beffen  £age  burq  55 
9{obinfon,  Steuere  (Jforf($ungen  6.  158,  im  norbIi($en  Somorien  na(^geu)ie|en  mürbe. 
Hiermit  fallt  fomo^I  bie  öltere  Slnfi^t,  baj}  es  mit  6afeb  ibentiJA  fei,  als  Die  neuere, 
bag  es  =  Seit  3Ifo  f^i-  ^oA  meniger  lann  es  fflbli($  oon  9{ap^ia  gelegen  baben, 
mo  aRerbings  ein  Setulia  exiftirt  ^,  Theodorus  ed.  Oildemeister  1882  §  20. 
9}gl.  fiber^upt  9{obinfon,  ^aläftina  III,  586  f. :  Derf.,  Steuere  gf^f($ungen  in  $a«  eo 
löftina  6.  443;  Sn^f(^e  in  6^nlels  SibeRexifon  I  431;  Gu^rin,  Samarie  I  344 
bis  350;    Marta,    Intorno  al  vero  sito  di  Betulia,  Estratto  dal  Periodico  La 


646  S)ioIr^|eii  it»  Hltett  SeftmomM 

Terra  Santa,  Firenze  1887  [m^  3eitf<^r.  bes  D^SJ  XII  1171 ;  SAldter.  3ut 
Topographie  unb  SeMi^te  ^I&ftinas  1893  6. 277  ff.  3u  bett  mttteMerliAen  ^tlgcnip 
toel^e  Set^uItQ  enoo^nen,  cttiert  von  9lobinfon,  9}qI.  III  586,  ift  no^  ^nsimtffigen : 
Johannes  Wirziburgensis,  12.  3<^^*»  ^^  Xobier,  Descriptiones  Terrae  Sanctae 

6  ri874]  6. 189.  (Er  feft  es  quarto  milliario  a  Tiberiade).  über  bie  (Erjfi^Iung  felbft  ift 
|t(^er  eine  freie  Aompofttbn  bes  SerfQl|ers,  loenn  ouc^  bis  in  bie  neuefie  !^tli  nic^t 
nur  fai^olifäe,  fonbem  Jogor  prote|tanti|4e  Z^Ioaen  grobe  (5ele^fdmfeit  oi^eioenbet 
boben,  um  bas  UnmogltAe  mSgliq  }u  maAen:  bie  Sefcpi^te  ber  3ubi$  [omt  allem 
i)etail  in  ben  mirQiAen  Serlauf  ber  C&efc^i^te  eiiuugliebem  (fo  bef.  9Boff  1861).  Die 

10  (Erfololofigfeit  biefer  Semfi^ungen  beft&tigt  nur  bie  aBobmebmung,  bie  bem  unbefangenen 
fi^  oQne^in  aufbringt :  bah  loir  es  mit  einer  Mtorifc&en  griltion  ju  poränetif^m  3wtd 
m  i^un  ^ben.  SBel^s  biefer  ^mtd  wcx,  ift  beufli^  genug :  (Es  foll  bas  fflSiJ^ 
93oIf  ermutigt  werben,  Ifl^n  unb  entf^Ioffen  mit  bem  Si^erte  in  ber  $anb  filr  oen 
Seftanb  Jeines  (Glaubens  unb  ftultus  einjutreten  au($  gegen  einen  fiberlegenen  geinb. 

15  Dies  metft  uns  aber  beutli^  in  bie  maffobSifd^  3^^  p^»^  »firbe  ber  oorausgeje^ 
^iJtorifAe  ^intergrunb  mebr  ber  ßtlt  b<»  Slrtoserses  D^ub  entfpre^n,  ber  bei  etnem 
ferner  SeD^flge  gegen  ^^onicien  unb  aigQpten  um  350  au^  {flbif^e  Gefangene  loeg* 
führte  (Euseb.  Ghron.  ed.  Schoene  II  p.  112  ad  ann.  Abr.  1657;  Synoell. 
ed.  Dindorf  I,  486;  Oros.  III,  7;  Solin.  35,  4),    unb  ju  beffen  ^ttoorrogenbften 

20  ^eerffl^rem  bei  jenen  gfel^figen  ber  Satrap  (ftbnig)  $oIofemes  oon  Aamboden 
unb  Der  (Eunu^e  ^agoas  gepnen  (^olofemes:  Diodor.  XXXI,  19,  2—3,  ^aaoos: 
Diodor.  XVI,  47,  4:  festerer  nadj  XVII,  5;  3  (EunuAe-  o^ne  Sroeifel  ibentif^  mit 
jenem  Sagofes,  melmer  na^  Joseph.  Antt.  XI  7,  1  fiq  i>tn  3uben  feinblic^  enoies). 
Da  nun  in  ber  Sef^i^te  ber  3ttbit^  auger  ^olofemes  auc^  ein  (Eunu^  Sagoas  eine 

26  9lone  [pielt  (Jud.  12,  11  ff.  13,  Iff.  14,  14),  fo  liegt  es  na^,  bie  3ttbif^efd^i^  in 
bie  3^U  bes  0(^us  su  oerkgen  (fo  Sulpicius  Severus  Chron.  II  14—16,  unb  im 
oorigen  3<^t^unbert  (Sibert).  SHber  ber  Serf.  nennt  {a  au^  9lebulabne|«r.  9Ran 
fann  alfo  nur  fagen,  bag  er  bei  feiner  freien  Aompofition  einen  Xeil  feines  SRateriales 
ber  3eit  bes  0($us  entnommen  ^ot  (fo  Sutf^mib,  ^oSfA.  f.  flaff.  SßJf\L  1863  6. 714  = 

ao  Aleine  (Si^riften  V  286;  9l91bele,  Die  attttft.  £itterotur  1868  6.  96 ;  berf.,  9lufßt|e  mc 
perfif^en  (5t\^i^tt  1887  6.  78).  (Er  felbft  f^ibt  eben  barum  fidler  fpäter.  3>ann  aber 
wirb  man.  ba  es  fic^  um  eine  3^^  religiöfer  Sebrfidung  ^anbelt,  in  bie  mcdhb&ifc^e 
3eit  geführt.  Unb  in  biefe,  alfo  tn  bas  jioeite  3<^^unbert  o.  fl^r.,  barf  mobl  mit  Se« 
ftimm&eit  bie  Cntfte^una  unferes  Su^es  gefegt  merben  (fo  3. 5B.  auA  S^i^me,  (Enwlb, 

36  ^ilaenfeß)  [18611,  9lolbefe).  Siel  »eher  berunter,  nimli^  bis  in  bie  3ett  ber  traja« 
nifc^en  iUi^e,  glauben  SoHmar,  $i^ig  unb  ®ri^  ge^n  ju  muffen.  Unb  es  fyd  m- 
mentli^  93oRmar  oiel  C5elebrfam!eit  unb  $^ntafie  aufgeioenbet^  um  barsut^un,  bog  bie 
(6efAi(^te  ber  Sf^Ibsfige  bes  ^tebulabnesar  utu)  ^olofemes  nur  eme  oer^üllte  Dai|t€uung 
ber  Sfelbsfige  Xrajans  unb  feiner  grelb^enen  gegen  bie  $artber  unb  bie  3uben  fet.  Slber 

40  bei  naberer  Setra^tung  jer^e^t  biefe  oermetntli^e  äbereinmmmung  oon  Dichtung  unb 
(Sef^iAte  fo  jiemlic^  in  nt^ts.  Unb  fc^on  bte  ausbrfldii^e  (Enoäbnung  ber  3ubit^ 
bei  (Hemens  ^Komanus  c.  55  verbietet  biefe  fpote  Slnfe^yng.  —  3i^^Ii^  allgemein 
ift  man  barüber  einoerftanben,  bag  unfer  grie^i|d^r  Ztxt  Uberfe^ung^  eines  ^ebraijd^en 
Originales  ift,  mit  aus  bem  gansen  ftolorit  ber  6praAe  unb  einjelnen  Öberfefeungsfeplem 

45  (1,8;  2,  2;  3, 1.9.10)  erl^eltt  (f.SRooers  unb  m^,  $anbb.II115f.).  Dte^Ibai^e 
Bearbeitung,  n)el(^e  bem  ^teronumus  vorgelegen  f^m  (f.o.  6.631, ?),  ift  aber  fic^erli^  miä^i 
als  bas  Original  ju  betrachten.  Denn  bem  Ongenes  unb  feinen  iübtf(^en  Seratem  nxir  ein 
§ebraif(^er  (ober  aramaifd^r)  Xext  ni($t  beiannt  (Epist.  ad  Afriean.  e.  13,  f.  ben  9BortIaut 
oben  6.644,17,    Das  Original  fc^eit^t  alfo  bamals  bereits  oerloren  aemefen  unb  bie 

50  oon  ^ieronnmus  benil^te  aramäifd^e  uberfe^ung  erß  naA  Origenes  en^tanben  ju  fein. 
Die  oor^anbenen  freien  ^ebroifc^n  Searbettunaen  finb  nod^  fpätere  ^obulte.  6.baruber: 
3un3,  Die  gottesbienftlitten  Vorträge  ber  3uben  6. 124  f. ;  Sellinel,  Set  ^*aRibraf<^ 
I  130  ff.;  II  12—22;  fiipfius,  3übif^e  OueHen  jur  3ubit^fage  (3©a:51867  S.  337 
bis  366);  Sau   in  SBace'  Apocrypha  I  1888  p.  252—257;   (Bafter,  An  unknown 

bb  hebrew  Version  of  the  history  of  Judith  (Proceedings  of  the  Society  of  Biblical 
Archaeology  XVI  1894  p.  156-163).  —  Som  grieiifcben  Zni  exiftieren  brei  Ke» 
jenfionen :  1.  Die  ge©5$nli($e  unb  urB)rüngIid^e.  2.  Dte.  ber  codd.  19.  108.  3.  Die 
bes  cod.  58,  mel^  bie  kxMt  unb  bie  alte  lateinif^  Uberfe^ung  folgen. 

9.  Das  erfte  9Kaf!abaerbud^.—  ftommcntore:  3.  ^.  md^atm,  3)cutf(fte  Über* 

60  jcfiung  beö  1.  S3uc^cö  ber  ^Kaffabäcr  mit  ^(nmevfungen  1778;  ©rimm  im  ©jcgct.  ^anbb.  IIL 


f^^rittfptitn  bc«  fUtm  ti^UmntM  647 

\Hli:\  (j.  obcn3.(>:i6,i8);  üttil,  Kommentar  über  bte  Südier  ber  ^aüabäer  1875;  ^mulinfon 
in  ^are'  Apocrypha  vol.  II  1888.  —  ©onfttg^  fiitteraticr:  ^öl^Uc^,  Annales  compendiarii 
rcguni  et  rerum  Syriae  1744;  C^.  ^,  tBem^borff,  Prolusio  de  fonäbus  historiae  Syriae  in 
libri8  Maccabaeorum,  Lips.  1746;  S^ö^lic^,  De  fontibus  historiae  Syriae  in  libris  Macca- 
baeorum  prolusio  Lipeiae  edita  in  examen  vocata,  Yindob.  1746;  (l)ott(.  ^erndborff,  Com-  6 
mentatio  nistorico-cntica  de  fide  historica  libromm  Maccabaicomm,  WraÜBlaviac  1747 ; 
|K^ell],  Autoritas  utriusque  libri  Maccabaeorum  canonico-historica  adserta,  Viennae  1749; 
®eiger,  Urf^rift  unb  Überfc Jungen  ber  ©fbel,  1857,  ®.  200  ff.;  (gwalb,  Oef^ic^te  be8 
3JoItc§  3äracl  IV  602 ff.;  SJofent^al,  3)a«  erfte  SRaflabäerbu*,  Selpsig  1867;  grrlM^c  in 
8(^enleld  SBibellejnton  IV  89  ^. ;  Sd^nebennann,  Übet  bai  Subentl^um  ber  beiben  erften  lo 
'JJ^alfaböerbüc^er  CßtSS  1884  @.  78—100) ;  ^iürid^,  Suben  unb  (l^riec^en  \>ox  ber  ntaf!a« 
bäifcöen  ©r^ebung  1895  @.69— 76  (erfl&rt  fämtli(^  »riefe  unb  Urhinben  für  eine  freie  &x* 
finbung  beS  griec^ifd^en  ^Bearbeitern). 

Der  9lante  Maxnaßalog  tft  urfprünglic^  nur  Seiname  bes  ^Stäxts,  bes  6o^ne$ 
bes  aRattat^tas  (1  3Rcd  2,  4 :  *Iovdag  6  xaicvfievog  MaxxaßaTog),  3ubas  foll  bamtt  10 
{ebenfalls  als  ftreitbarer  ^elb  (^aiaüerifiert  merben.    Slber   eine  fixere  Deutung  bes 
9lamens  ift  no^  immer  nu^t  gefunben.    Dtnn  bie  oon  ben  meiften  angenommene  Sr» 
flärung  =  ^?P;;  .,$ammer''  (fo  auc^  (Srimm,  (Eseaei  $anbb.  III  (o.  9f.)  bat  bas 
Sebenfen  gegen  ftA,  bag  ^^j^?;  nur  ben  Ileinen  llrbeits^mmer,  nid^t  Den  iäpamtn 
QixtiU  ober  6($mieoe^mmer  bejei^net  (1  5tg  6,  7 ;  3ef  44,  12 ;  3er  10,  4 ;  9li($ter  20 
4^  21).    93on  ^n  ja^Irei^en  ^eoräif($en  Sqnon^mis  fflr  Jammer  mflrbe  man  gerabe 
btefes  am   loenigften   enoarten;    oiel  e^  j.  SB.  yw^^    (3er  51,  20)   ober  V^?';  (Sla 
2,  2)  ober  w^^e  (3er  50,  23).  Um  biefes  unb  anberer  Sebenlen  loillen  fyd  Curtiss 
(The  Name  Machabee,  Seidig  1876)  mit  Senoeifung  auf  3ef  43.17  bte  CErflörung, 
"32-2  =1  the  extin^sher  oorgefAIagen.    3uiKts  lofiroe  bamit  als  oer  bejei^net  fein,  25 
ber  bie  feinblic^en  ^eere  „auslofmr'  oie  einen  DoAt.    ^ieaegen  lann  freilidj^  mieber 
etngemenbet  sterben,  bag  ber  SebrauA  bes  Silbes  bei  3eRQ  no($  ni(^t  bemeift,  baft 
berfelbe  Segriff  gerabeju  aud^  oIs  [9mboIi[(^er  9lame  oermenbet  merben  btnn.  Uno  |o  ift 
ein  fixeres  9{efultat  noä)  immer  md^t  gemonnen.  Son  3uba9  9tng  bann  ber  9lame  auf 
bie  ganje  gfamilie,  ja  auf  bie  ganje  Partei,  beren  Mlrer  er  mar,  über.    Da^er  fino  30 
bie  „3RaIIabäer''  uber^upt  bie  glaubenstreuen  3sraeinen,  meiere  5ur  Serteibigung  i^res 
oöterli^ien  (ßlaubens  ben  Aanqrf  gegen  bie  forif($en  Cberbenen  matten.  —  Das  erfte 
9RaSabaerbu(^   erj&^It  bie  Sefcbu^te  biefer  Aompfe  unb  oie  (&ef(^t^  bes  aus  ben« 
fetten  ^roorgegangenen   unab^onaigen   fübif^en  Semeintoelens   bis  jum  Xobe  bes 
§obenpriefters  Simon  (135  0.  C:$r).    Cs  beginnt  mit  bem  Regierungsantritt  bes  STn*  30 
tioiQus  (Epip^anes  (175  0.  C^r.),  berietet,  mte  beffen  Serfu($e  3ur  getoaltfamen  Unter« 
brfl(fung  ber  jübifcpen  9{eUgion  ber  SinlaB  muxben  jur  offenen  (Erhebung  gegen  bie 
l^rifc^e  Ober^errfc^o^,  f(^ilbert  bie  toe^felnben  (Erfolge  bieier  (Erdung  unter  $ü^rung 
bes  3ubas  ^aQobfius  bis  ju  bejfen  !tobe  (161  0.  o^r.),  fobann  ben  meiteren  Serlauf 
ber  maliabaif($en  Seftrebungen  unter   ber  Hegemonie   oon  3ubas'  Sruber  3^nat^n,  40 
ber  \id)  bur(^  gef^idte  Slusniltong  ber  Ser^Itniffe  oon  ben  fqrifd^n  Aonigen  bie  Sin« 
erfennung  als  ^rft  unb  öo^ierpriefter  ber  3^^  3^   erringen  mugte  (161  bis  143 
0.  (E^r.),  enbliq  bie  ®ef(|ii(^te  oes  britten  Srubers  jener  beiben,  bes  $o^npriefters 
Simon  (143—135  0.  dfjx.),  —   Die  Darfteilung  ©ei^t  oon  bem  Pragmatismus  ber 
^iftortfd^ien  Sudler  bes  altte[tamentli($en  Aanons  merflt^  ab.    (Es  oerlauft  ^ier  alles  ^ 
menf^Ii^  unb   natürli^.    ^id^t  burq  unmittelbares  (Einaretfen  (Sottes,  (onbem  burc^ 
bos  S^ioert  ber  SRoBobäer  uiü)  bur(^  bie  JUug^eit  i^rer  oiplomatifAen  Ser^anblungen 
mirb  ber  neue   jübif^e  Staat  aegrfinbet    3m  Sntereffe   ber  Slaumoärbigleif  unferes 
Su^es  ift  biefe  gform  ber  DarfteUung  {ebenfalls  ni^t  ju  bebauem.    äber^aupt  aber 
ift  bas  Su(^  eine  ^iftorifd^e  Quelle  oon  unfAa^barem  SBerte.    Die  Darfteilung  ge^t  ^ 
]tf)x  ins  Detail   unb  enoedt  bur(|[  i^re   unaefd^minlte  (Einfad^beit   groges  Sertrauen. 
Diefes  mab,  [ofem  es  fi($  um  bie  iübtIAe  (&e|($i^te  banbelt,  auq  baburd^  nid^t  gefäbrbet, 
bag  ber  Serfajjer  ilber  bie  Slnaelegen^tten  frember  SöOer,  }.  S.  ber  iRömer,  fic^  J^^eät 
unterrü^tet  seigt.    (Ebenfoioentg  ^un   bie  übertriebenen  3o^I^nangaben  feiner  (glaub« 
iDÜrbigfeit  in  anberen  Dingen  (Eintraa.  (Sgl.  ilber  biefeloe  im  a^emeinen  bie  oben  && 
genannten  Streilf(^riften  oon  gropd^,  ben  beiben  SBemsborff  unb  i^ell.)  —  Dafe  eine 
(Sef^iätserjö^lung,  meldte  fo  fe^r  ins  Detail  ge^t,  i^erfeits  mieber  auf  älteren  Quellen 
ru^t,    oorf  mo^l  als  felbftoerftänbli(^  betrad^tet  merben,  wtnn  [i($  aud^  über   bie  Se« 
f^ffen^eit  ber  legieren  nid^ts  näheres  ermitteln  lagt.  (Eine  ^mmeifung  auf  fie  f($eint 
ftop.  9,  22  oorjuuegen  (od.  (Brimm,  (Exeget.  §anbb.  III  S.  22  f.).  —  Se^r  oorteil«'» 
^aft  5ei^net  \iä)  unfer  Suq  oor  älteren  C5ef(^i($tsbüd^em  babur(^  aus,  bag  es  alle  mid^« 


648  Sliolni^lj^ett  bcd  mitn  SepmeiiM 

tigeren  (greigniffe  no*  einer  feften  3^itre(^wunfl  fiattrt,  nämlt^  na^  ber  feleuribtf^ 
Sra,  taeld^e  im  §erbft  312  t>.  (Efyc,  beginnt.  —  3)te  3eit  ber  «bfaffung  läftt  M  inner* 
f)aVb  3iemli(^  enger  C&renjen  mit  ^o|er  9BQ^rf(^einIi(^feit  be|timmen.  (Einerfeits  Unni 
ber  Serfaffer  bereits   eine  C^rontf  oer  ^t^aten   bes  So^nnes  ö^rlanus  (135—105 

5  0.  (S^x,),  f.  Aap.  16,  24.  Doma^  t|t  bo($  mchMemiä^f  bag  er  erft  na^  beffen  9le» 
gierung  gelebt  f)at  Slnbererfeits  fd^reibt  er  en^cqieben  noc^  oor  bem  Srobening9|uge 
oes  ^ompeius.  Denn  bie  Slömer  erf^einen  i^  lebigli^  als  gfteunbe  unb  Sefmraer 
bes  jfibifd^en  93oIfes.  Die  SIbfoffung  fSIIt  aI|o  m  bie  erften  Dejennien  bes  erften  3Q|r< 
^unberts  d.  (Ei)x,  —  Dag  bas  Suc^  urbrfinglic^  bebraifc^  aef($rieben  ijt,  erlitt  aus 

10  bem  [prad^Iid^en  (E^arafter  besfelben  jur  (Senflge,  uno  miro  fiberbies  burQ  bos  S^ugnis 
bes  Origenes  unb  ^ieron^mus  beftatigt.  (öfterer  (bei  Euseb.  H.  E.  VI  25,  3)  teilt 
ben  ^ebröifd^en  Üitel  bes  Sucres  mit,  beffen  Sebeutung  freili^  f(^on  loegen  ber  Un^ 
fi^er^eit  ber  Überlieferung  f(^n)er  ju  lonftatieren  ift  (bie  filteren  Slusgaben  bes  (Eufebius 
^aben :  Znqßr]^  Zagßavk  SX,  §eini§en  giebt :  Zagßrjd^  InßnvnieL  Deutungsöerfu^ 

15  f.  bei  (5rimm,  (Exeget.  $anbb.  III  S.  17;  Curtiss,  The  Name  Machabee  p.  30. 
Derenbourg,  Histoire  de  la  Palaestine  p.  450  sqq. ;  D.  §affmann,  SRagojin  für 
bie  SBiffenflaft  bes  3ubent.  XV  1888  S.  179 f.;  Sa($s,  Revue  des  ^tudes  juives 
t.  XXVI  1893  p.  161—166).  ^ieron^mus  fagt  im  Prologus  galeatus  (VaUarsi  IX 
459  sq.) :  Machabaeorum  primum  librum  Hebraicum  reperi.  Secundus  Oraecus 

20  est  quod  ex  ipsa  quoque  phrasi  probari  potest.  Die  grie^if^e  Öberfe^ung  ift 
f^on  oon  3of^^us  oenfi^  morben  (ge^en  9RiqaeIis,  ber  behauptete,  3o(ep§^  0^^^ 
auf  bas  ^ebröifc^e  Criginal  jurfld,  f.  (grimm  6. 28  -  SIo($,  bie  Quellen  bes  Sflaoius 
3ofepfius  1879  S.  80—90).  STuffallenb  ijt,  baß  3ofep^us  oon  Aap.  14—16  laum 
eine  ftenntnis  oenfit.   Defttnon  (Die  Quellen  bes  glooius  3öfq>$us  1882  S.  60—91) 

25  ^at  bo^er  bie  Snfid^t  aufgeftellt,  bag  bas  Suc^  urfprfingliA  biefe  Aapitel  noi^  nic^t 
enthalten  ^alt^  unb  bag  au^  fonft  bie  urfprflnglidoe  Slebaftion  oon  ber  jet|igen  oer^ 
fdbieben  geioejen  fei.  Sfber  bie  fe^  freie  Senfit|ung  but($  3^f^^^^  ^^^^^^  hierfür  feine 
^inreid^enbe  Stfi^e. 

10.  Das  3©eite  SRaüabfierbu^.-  «gl.  außer  ber  au  1  SRal  notierten  aittera» 

ao  lur:  ®rimm  im  (Sjegct.  ^anbb.  IV  1857;  ©.  (£ber^.  (ölo.  ^auUi«,  Über  bad  jttje^te  ©ucft 
ber  SRaccab.  ((gid^l^ornS  attg.  öibl.  b.  bibl.  iJitt.  I  1787  @.  233  ff.) ;  »ertl^eau.  De  aecundo 
libro  Maccabaeorom,  Gottmg.  1829;  ^er^felb,  ^efd^ic^te  bed  «olled  ^ifrael  9b  n  (1855) 
6.  443  ff. ;  Patrizzi,  De  consensu  utriusque  libri  Macbabaeorain,  Bomae  1856 ;  @tgoi, 
^lftorif(i*^ronoIogifd^c  ©(ftiricrigfetten  im  jtoeitcn  3RaHabäcrbud^e,  ^lagcnfurt  1868;  Äaftcn. 

36  2)cr  ]^iftonf(]^c  ®crt^  be§  jiDeltcn  ©ut^cö  ber  aJialfobäcr,  ©tolp,  ^rogr.  1879 ;  @cftlottcr. 
3afon  Don  Sirene,  ein  S3eitrag  ^u  feiner  ^Bieber^erftellung,  (SreifÄtoalb  1891;  Ungcr, 
Sm  p^tIof.*p^iI.  unb  ^iftor.  Slaffe  1895  @.  281—300  (über  2  SJ^ol  11,  16—38);  3Bin^ 
rid|,  3uben  unb  ®ricc^en  uor  ber  maff.  (Srl^ebung  1895  @.  64  f.  —  Über  bie  beiben  95ricfc, 
welche   bem  ^\x6)t    üorangefteHt  finb,    ögl.    (auger  ber  genannten   ßitteratur) :    Valckenaer, 

40  De  Aristobulo  p.  38—44;  ©c^IünfeS,  Epistolae  quae  secundo  Maoc.  libro  1,  1—9  legitar 
explicatio,  Ck)lon.  1844;  berfelbe,  Difficiliorum  locorum  epistolae  quae  2.  Macc.  1,  10—2, 
18  Icgitur  cxplicatio,  Colon.  1847;  ®t&^,  2)ad  Senbfc^reiben  ber  ^aläftinenfer  an  bie 
ögt)ptif(6«iubäi{(]^en  @(emeinben  n)egen  ber  9eier  ber  Xempeltoeil^e  (^onatdfc^r.  für  ©efc^id^te 
unb  Söiffenfc^.   beS  3ubent^.  1877   6.  1—16,  49-60);  berfelbe,   @cfc^.  ber  3uben  93b  III, 

45  4.  Vlufl.  1888,  6.  671—684  (9^otc  10) ;  »rüH,  3a^rbb.  für  jüb.  ®eft^i(^te  unb  fiitteratur, 
Vni  1887  6.  30—40;  Bruston,  Trois  lettres  des  juifs  de  Palestine  (3ot3B  X  1890 
6.  110-117). 

Seinem  3n^alte  na(^  ae^t  biefes  jmeite  SRaSabfierbu^  mit  bem  erften  parallel 
unb  ixDCx  fo,  baj}  es  etmas  früher  als  bas  erfte  einfe^t,  ^m  mit  ber  le^en  3^it  i^ 

60  Seleucus  IV.  $|ilooator,  bes  Srubers  unb  9}organgers  oes  Slntio^us  Q^ip^nes,  ba> 
gegen  bebeutenb  früher  als  bas  erfte  Wxt^X,  nämli(9  f*on  mit  bem  Siege  bes  ßubas 
ajlaffobäus  über  3lifanor  (161  x>.  (£nr.).  ffis  be^anbelt  alfo  einen  oiel  füneren  3«ttröum 
als  bas  erfte.  3n  Slnfej^un^  feines  litterarifc^en,  ^iftorifd^en  unb  religiofen  C^aralters  ift  es 
in  bem  erften  fe^r  unö^nlt^.  Ss  ift  meit  r^etorif^er  gefialten  als  biefes  unb  giebt  fi^ 

56  in  Sprache  unb  Stil  beutli^  als  etn  urforüngli(^  grie^ifAes  ^robuß  3u  eriennen.  9n 
(Blaubmfirbigfeit  fte^t  es  bem  erften  bebeutenb  na^.  (Es  enäp  biefelben  (Ereigniffe 
jum  Zeil  u)efentltd^  anbers,  fa  in  anberer  Crbnung  als  bas  erfte.  Unb  man  irrt  mo^l 
ni^t,  u)enn  man  bei  folgen  Differensen  im  großen  unb  gansen  fid^  auf  Seite  bes  erften 
Su^es  ftellt,  u)enn  au^  jugegeben  u)erben  fann,  bag  bas  mtWt  im  einjelnen  ^ie  unb 

r.0  ba  einer  treueren  Aunbe  folgen  mag,  als  bas  erfte.  %xi  feplen  uns  bie  SRittel,  barübei 
für  jeben  einseinen  gall  mit  Siier^eit  5u  entf^eiben.  (Ein  geringeres  SKafe  oon  3^' 
trauen  oerbient  bas  jmeite  aud^  fi^on  bes^lb,  meil  fein  3^^<l  feinesn^egs  ein  aus» 


9f$htfiffitn  ht»  tateit  StftomeiiM  649 

f^Itefelid^  Wftortf^cr  t|l.  Der  Serfajfer  fyii  offenbar  oiel  m^  rellaiSfes  3ntere|fe,  ab 
ber  bes  erften.  (E$  ift  i^m  ni^t  nur  borum  ju  t^n,  bie  XQoien  ber  ru^mrei^en  Ser* 
gangen^it  ju  erjä^Ien,  jonbem  auc^  borum,  auf  bie  (5egemoart  in  religiBfer  Sejie^ung 
Belebenb  unb  forbemb  etnjuiDirlen.  3nfonber^eit  bejmedt  er  ben  fiefem  ,,bie  gebü^enbe 
(E^rfurAt  oor  bem  Ztmiftl  }u  3^ntf<tkin  einjitflogen,  ab  ber  gefe^Ii^  gllein  oere^tigten  6 
t^eo!ratt|($en  Äultusftätte"  (Srimm,  feeget  $anbb.  IV  S.  12).  —  llber  bie  Quellen 
gtebt  uns  ber  ajerfafler  felbft  (Aap.  2,  19  ff.)  bie  «ushinft,  bah  fein  »ui^  nur  ein 
Slusjug  aus  bem  größeren  SBerle  bes  3ofon  oon  (üfttnt  ift,  loel^es  in  ffinf  SfiAem 
bie  ®ef(^i^te  ber  maRabaifd^n  Kampfe  jur  !^t\i  hts  SCntbAus  C^ip^nes  unb  fernes 
Sohnes  3lntio(^us  (Eupator  en&p  ^otte.  fieiber  ift  aber  biefer  3^fon  oon  (Eirene  eine  lo 
fonft  gan5  unbefonnte  ^erfönlt^Ieit.  9li($t  einmal  feine  3^{t  ligt  fic^  ermitteln,  unb 
ebenfomenig  bie  Quellen,  aus  mdä^tn  er  aefc^bpft  pat.  Z)a  er  aber  bas  erfte  ÜRaRa« 
böerbuc^  {ebenfalb  ni(^t  gefannt  ^t  (fo  bie  meiften,  gegen  $i§ig,  (5t\Sf.  bes  93oRes 
Ssrael  II  415),  fo  barf  mo^I  angenommen  werben,  ba^  er  no$  oor  beffen  (Entfte^ung, 
ober  bo^  oor  beffen  allgemeinerem  Selanntioerben  gelebt  unb  gefc^rieben  fyä.  3^^^'  ^ 
falb  merben  bie  jtarlen  Slboei^ungen  oom  erften  Stiege  baraus  ju  erllaren  fein,  bag 
er  aus  trfiberen  Quellen  f($9pft,  jum  Xeil  oiellei^t  nur  aus  mfinbliAer  3nformation. 
aber  bie  3^^^  ^^  (Epitomators  fann  fo  oiel  mit  jiemlid^  Sic^er^n  getagt  werben, 
bog  er  no($  oor  ber  3^^brung  3^ntfalems  f^rieb  (u)ie  fi($  aus  bem  S^^  '^^  Su^s, 
au^  mo^l  aus  15,  37  ergiebt).  3of^^us  [Aeint  loeber  bos  9BerI  bes  3<4on  no($  bas  20 
bes  C^Htemators  benfi^t  }u  ^aben.  Sermutltc^  ge^  aber  bie  Säuberung  ber  ZQrannen, 
toeld^e  bie  ^frommen  unb  Xugenb^en  oerfolgen,  bei  Philo,  Quod  omnis  probus 
liber  §  13  (ed.  Mang.  II  459)  (ntf  bad  jmeite  aRaüabäerbu^  prfldF  (fo  fiucius,  ber 
(Effenismus  1881  e.  36-39).  SCugenfdj^einli^  ift  im  ^ebr&erbrief  (11»  35  f.)  auf 
2  uRal  6—7  angefpielt.  Das  erfte  ausoriidli^e  (Eitat  finbet  fic^  bei  Siemens  Sdex.,  35 
Strom.  V  14,  97:  ^AQiazoßovAco,  .  .  ov  fxejÄvmai  6  awTa^dßuvog  rijv  roh' 
Mnxxaßatxd)v  imTOfirjv  (ogl.  2  mcX  1,  10).  —  Obne  jeben  STn^Itspunlt  ift  bie 
SReinung  6^latters ,  bag  bas  9Berl  bes  3ofon  oon  (Eirene  ni^t  nur  bem  Serf.  bes 
Smeiten,  fonbnn  auc^  bem  bes  erften  SRdlabäerbu^  oorgelegen  ^obe. 

11.  Das  britte  ^RallabSerbu^  %x\mm  im  Sieget.  $anbb.  IV,  1857.  ^onso 
bcu  üben  @.  336,  25  genannten  (Sinleitungdtoerten  bel^anbeln  bad  britte  SRaflabäerbuc^ : 
^\^\iOxn,  »ert^olb,  %t  ^ette<@(]^rabeT,  MI,  ^tu%  $at!e.  %I.  ferner:  (Smalb,  (S^ef«.  bed 
58oI!ed  3§racl  IV,  611  ff.:  $au«rat^,  9?euteftamentL  8eitgcf(f.  2.  «lufl.  n,  262  ff.;  ©räj, 
®ef(^.  ber  3uben  III,  4.  «ufl.  1888  @.  613—615;  3)ei6monn,  öibelftublen  1895  6.  258 
bis  261  (fprac^Iid^e  (Erläuterungen  §u  3  9Raf  3,  11  ff.);  ^iUri«!^,  guben  unb  Grieben  1895,  36 
8.  142  ff.  (fuc^t  mit  unjureidQenben  ®rünben  ben  ißtolemäud  VlI.  ^u  einem  toirüic^en 
3ubenifreunb  ju  mad^cn). 

SBenn  f^on  bas  peite  SRaßab&erbu^  bem  erften  an  Slauboflrbigfeit  bebeutenb 
na^fte^t,  fo  lann  bas  Dritte  auf  ben  (E^rcnter  einer  Mtorifd^n  Urhinbe  ooUenbs  aar 
leinen  Snfpru^  ma(^en.  Den  9lamen  „9RaBab8erbu^"  ffl^  es  auAJe^  mibbräu(^li^  4o 
unb  nur  besbalb,  »eil  es  R^  bier  ebenfalls  um  Sebrängnis  unb  9tettung  glaubens* 
treuer  3sraeliten  ^anbelt.  9Rit  ber  ÜRallabäerjeit  aber  bat  es  ni^ts  ju  ^un.  Sein 
3n^alt  ift  namli^  biefer:  ^tolemäus  IV.  S^ibpator  (222—205  0.  (E^.)  madU  na^ 
feinem  äieg  über  Slntiod^us  b.  (5.  bei  9{ap^ia  (217  0.  (E^.)  bem  Xenuel  5U  3^ntfa« 
lern  einen  %efu($.  33on  beffen  $ra(bt  bingeriffen  begehrt  er  bas  Snier^eiligfte  }u  fe^n,  45 
unb  lägt  fid^  burd^  leine  Sitten  unb  Sorftellungen  oon  biefem  Verlangen  abbringen. 
911s  er  aber  eben  an  bie  Susffl^rung  feines  Sor^abens  ge^n  »in,  fällt  er,  oon  C&ottes 
$anb  getroffen,  o^nmäc^tig  5U  Soben.  9la^  Rupien  jurfidgele^rt  mill  er  ffir  bas 
^iglingen  feines  UntemeQmens  an  ben  borttgen  3uben  blutige  Stacke  nebmen.  Slber 
alle  feine  9lnf($läge  (er  lä^t  bie  3ub^n  in  bie  9{ennba^n  oon  ülesanbrut  einfpenen  go 
unb  u)in  fie  bur^  (Elefanten  jertreten  lafjen)  merben  oon  Cbott  »unberbar  oereitelt;  ja 
ber  5l3ntg  mirb  in  einen  grreunb  unb  SBo^lftfiter  ber  3u^  oenoanbelt  unb  giebt 
biefen  bie  (Erlaubnis,  bie  SGbtrünnigen  i^es  SoRes  umzubringen,  loooon  bie  3^^ 
reid^lic^en  (&ebrau(^  ma^en.  —  Der  Stil,  in  »el^m  bieje  (Erzählung  ab^efajjt  ift, 
entfprid^t  oollfommen  bem  ^um  Xeil  febr  abgefcbtuadten  3n^Ii  (Er  ift  no^  otel  f^mfil«  ^ 
ftiger  unb  gefc^raubter  als  oer  bes  petten  uRaSabaerbu^es.  —  Da  bie  (Ei^ä^lung  bas 
(Gepräge  ber  llngef(^i(^tlt(^Ieit  m  ber  Stime  träjgt,  fo  b^nt  es  fiA  nur  ju  fragen, 
xx>t\6)t  loirllic^en  X^atfad^en  i^r  etma  5U  (5runbe  Iteaen  ober  p  i^rer  Slbfaffung  Slnlag 
gegeben  ^ben.  $ier  ift  5unäA|t  baran  ju  erinnem,  bag  3of^9us  bie  SeMid^te  oon  ber 
(Einfperrung  ber  3uben  in  bie  9tennba^n  unb  i^er  beobfiqt^ten  3^rtretung  bur(|  (Elefanten  eo 


650  S)iofr^|eii  ked  tiltett  t^Umtntt» 

oon  einem  anbem^toIemSer:  ^tolemäus  VII.  $^9$Ion  etjfip  (contra  Apion.  11,5). 
%\ii)  et,  mit  unfei  93erfa{|^  (6,  36).  Iniqyft  boron  bie  loeitere  Semerfuna,  bah  oon 
ba  an  ^ut  (Erinnerung  an  bie  miebexfol^ene  (Ecrettung  oon  ben  aleaeonbrintf^n  3uben 
dliä^rlu^  ein  gfeft  gefeiert  lourbe.  DemnaA  [c^eint  aüerbinos  ber  Srjä^Iung  ein  ^i]to< 
6  rif Aer  SUxn  ju  (Srunbe  ju  lieaen ;  unb  in  Se^ug  auf  bie  Chronologie  oerbient  3ofep9U5 
u)oqI  eber  (glauben  als  unjer  Serfaffer.  über  aue  »eiteren  SIusf(^mäcfungen»  mit  loel^en 
unfer  95erfa|{er  feine  Sef^ubte  beba(^t  ^at,  finb  bomit  no(^  ni(9t  erllärt  3^  i^nen  ntug 
bie  SeranMung  in  ben  befonberen  SBer^ItniJIen  feiner  3^^  gelegen  ^abtn.  3n  biefer 
Sesie^ung  ift  es  nun  menigftens  eine  anfpre^enbe  Vermutung,  menn  (Smcß>,  ^usrot^ 

10  unb  ^eug  an  bie  S^H  bes  Aaifers  (Ealigula  beulen.  Diefer  ffot  fa  in  ber  TfyA  ben 
Serfu^  ^ur  CEntioet^ung  bes  Xempels  oon  3^^!^^  gemalt  unb  ^t  oor  ollem  bie 
alesanonnif^en  3uben  aufs  graujamfte  oerfolgi  CEs  mod^te  alfo  ber  SBerf.  unferes 
Su(^es  mit  feiner  ®ef^i(^te  ben  3^^  oerfolgen.  ju  jeigen,  ba^  (&ott  bo^  immer  ben 
^uben  munberbar  beifte^,  ukis  bie  einen  jur  SBamuna  unb  bte  anbem  jum  Xrofte 

15  fu^  follten  gefagt  fein  laffen.  Slber  me^r  als  eine  an  pred^nbe  Vermutung  ift  biefe 
jlombination  hoä^  ni($i  7>tnn  es  Q)onen  man^  Ssuntte  au($  mieber  ni^t  ganj 
ftimmen,  »esbalb  (Brimm  mit  Siecht,  bei  aller  (Beneigt^eit  ber  (EmalbfAen  9(nfid^t  bei« 
Suftimmen,  fi^  referoiert  fj&U  ((Esegei  ^anbb.  IV,  218 f.).  3ebenfans  tft  untere  S^rift 
ein  3iemli($  fpates  ^robult.    Der  Serf.  lennt  bereits  bie  apobqp^ifqen  3#^^  i^ 

20  Daniel  (f.  jtap.  6,  6).  Cnoo^nungen  oes  Su^es  finben  fi(^  bei  Euseb.  Chron.ed. 
Schoene  II,  122  sq.,  in  ben  Canones  apost.  85,  bei  X&eoboret  unb  anbenoarts 
((grimm  6.  221).  —  Sus  bem  abrührten  SInfang  erl^ellt,  oag  uns  bas  Su^  ni^t 
oollftanbig  erbalten  Jt. 

12,  3^|US    Sirac^.      i^omtnentare :   ^etfc^neiber,  über  Jesu  Siracidae  graeoe 

26  Perpetua  annotatioDe  illustratiis,  Ratisbonae  1806 ;  f^riMc^e  im  (Ss^get.  $anb6.  V,  1859 ; 
tebcrö^etm  in  SBace*  Apocrypha  vol.  n,  1888  (f.  oben  @.  636, 20).  -  Sonftlgc  filttcratur : 
©frorcr,  ^öilo  2.  »b  (1831)  @.  18-52 ;  3)ä^ne,  ®cf4l4tl.  3)arfteaung  ber  ]übm*aU^an* 
brinif^cn  SRcIigionSp^ilofop^ic  2.  ob  (1834)  @.  126-150;  ®incr,  De  utriusque  Siracidae 
aetate.  @rlg.  1832;    ^vm,  a)ic  gotteSbicnftl.   »ortrftgc   ber  Subcn  (1832)  ö.  100—105; 

ao  (Stoalb,  Über  ba$  grie$.  Spruifinq  SefuS  ©ol^neS  6irad^9  (gal^rbb.  ber  bibl.  ^iffenfc^aft 
3.  »b  1851  6.  125—140);  öruc^,  ©eiS^citSlc^re  ber  Hebräer  1851  6.  266-319;  (»ciger, 
8citf(^r.  b.  3)?W(».  XII,  1858  6.  536—543;  dttalb,  (»ef(^.  b.  »olfeä  38rael  IV,  340  ff.; 
^oromi^,  S)a«  »uc^  3cfu8  @ira(^  (^onatSfAr.  für  Ocfcft.  unb  SBiffcnf*.  bcS  3ubent.,  1865 
@.  101  ff.,  136  ff.,  178  ff.,  QU*  feparat,  ©reSlau  1865) ;  ^riefd^e  in  @(^cnlcl8  «ibellcj.  III, 

35  252  ff. ;  ®rä6r  *ionot8fc^r.  f.  ©efd^.  unb  2Siffenf*.  b.  Subent.  1872  6.  49  ff.,  97  ff. ;  ^cr» 
guct,  3)ic  ©laubeng.  unb  (Sittenlehre  bc8  ©ucfteS  3efu8  ©iracft,  Äönigöberg  1874 ;  Selig» 
mann,  3)a8  ©u(^  ber  ?Bei8^eit  be8  Scfu«  @ira(^  (Sofuo  ben  @ira)  in  feinem  ScrWUniö  ^u 
ben  falomonif^en  Sprüchen  unb  feiner  ^iftorif(^cn  öebeutung,  93rc8lau  1883;  SBicfcU,  C£in 
olp^abctifd^eS  Sieb  SefuS  ©iracfiS  (3ß:t).  VI,  1882  6.319-333);    berf.,  3)ie  8trop^if  bt^ 

40  eccIefiafticuS  (Wiener  3eitf^r.  für  bie  ^iinbe  beS  SRorgenlonbcg  VI,  1892  6.87-96);  Dau- 
bantoD,  Het  apokryphe  boek  2!o(pia  *Iy)oov  vlov  Sigdx  en  de  leertype  daarin  vervat  (Xb6t 
1886—1887);  ^amburacr,  8fJcaI»(5nc  füröibel  unb  Solmub,  6upplemcntbb.  1886  6.  77  biö 
86;  Cheyne,  Job  and  8olomoD  or  the  Wisdom  of  the  Old  Testament,  fionbon  1887; 
Drammond,  Philo  Judaeus  vol.  I,    1888  p.  144—155;   Hatch,  Eesavs  in  BibUcal  Greek, 

45  1889  p.  246—282  (jur  !^e;t!ritil) ;  Margououth,  An  Essay  on  the  place  of  Ecclesiasticur* 
in  Semitic  Literature,  D;forb  1890;  berfelbe,  The  language  and  metre  of  Ecclesiasticut; 
(Expositor  1890,  april  p.  295—320,  may  p.  381—391).  Sgl.  baju  bef.  bie  Stex.  tjon  <Wö^ 
be!e,  fi(J©  1890,  985  ff.:  au*  X^ß3  1890,  137;  Bois,  Essai  sur  les  orjrines  de  la  Philo- 
sophie Jud^Alexandrine,  5ßari81890  p.  160—210,  313—372;  Kenan,  Histoire  du  peuple 

öo  dlsragl  IV,  1893,  p.  282—296 ;  9lcft(e,  Marginalien  unb  SJioterialien  1893  6.  48—59  (jur 
Xejtfritif). 

Das  6oru(^6u^  3^M'  ^  6o^ne$  6irQ(^s  ift  ber  Qujjerlanonif^  Doppelgänger 
bes  lanonif^en  6pru^bu($s  Solontos.  SBie  biefes  giebt  es  bie  Slefultote  einer  prof- 
tif^en  fiebensmeisQeit  in  poetifc^er  gfonn.  (Es  Derbreitet  fi($  über  bas  ganse  (gebiet  bes 

55  menj^Ii^n  £ebens  na(^  all  feinen  Stiftungen  unb  Sejie^ungen;  xoxW  für  alles  bie 
ri($ttgen  (Sefid^tspunlte  eröffnen,  um  bama^  au^  bas  ri^tige  ^anbeln  ju  ermögli^en. 
Das  $5($fte  wie  bas  9liebrigfte,  bas  C5röMe,  mie  bas  C5erin^fte  u)irb  oom  Serf.  in 
ben  Areis  feiner  Setra^tungen  unb  SlatMlage  gesogen.  (Er  fpnd^t  oon  ber  (Gottesfurcht 
unb  oottli^en  SBeis^eit,  Don  gfreunbf^oft  unb  Somt^erjigleit,  oon  Selbftbe^rrf^ung 

HO  unb  uRägigleit,  unb  mas  fonft  für  2:ugenben  finb ;  u)ie  au^  oon  ben  ent^egengtie^ten 
£aftem.  Cä  Rubelt  oon  ben  befonberen  Slufgaoen,  meiere  bie  93erf(^ieben§ett  bes  ^ters, 
(5ef(^Ie^s  unb  Serufes,  ber  bürgerlichen  unb  fojialen  Stellung  für  ben  eimelnen  mit 
fi(^  bringt.    (Er  rebet   oom  93er^Itnis  ber  (Eltern  unb  Ainber,  $enen   unb  ftne<^te, 


t^itb^^eit  M  Sltett  Xeflimailf«  651 

$o^en  unb  Sliebrioen,  Sinnen  unb  Keic^n  3U  einanber.  (Er  gtebt  ou^  Alug^eits« 
regeln  für  ben  s^feuiaen  Serle^r  unb  für  bos  politif^e  Sei^atten.  Die  gorm,  in  toelc^ 
er  feine  (gebonlen  Ileioet,  ift  bux^ängig  bie  bes  ^ebräif^n  9{^oi^us,  olfo  bie  poett[d^. 
Sin  beftimmter  $Ian  in  ber  Anlage  bes  (Sonjen  i[t  nu^t  na^misbor.  Dos  einjelne 
tritt  uns  als  einseines  entgegen^^oor  gruppemDeife  georbnet,  ober  oBne  eine  erlennbare  » 
Disposition  bes  gansen.  Die  Scoral,  bie  bur^  bos  (Sanje  ^inbui^fle^t,  ift  aüerbinai 
?ium  Zeil  ettoQs  ^ausbacfen,  Suioeilen  fogar  in  ben  reinen  utiltt&tsftanopunit  flberge^enb. 
9l6er  im  (Sanjen  [pri^t  fic^  bo^  eine  tfl^tige,  emfte  fittliAe  (Sefinnung  barin  aus, 
oerbunben  mit  einer  proltifd^n  unb  oerftänbigen  SBeltbetro^tuna.  9Bas  ber  Sterfoffer 
giebt,  ift  bie  reife  grru^t  oielfeitiaer  Silbung  unb  landä^riger  SBetterfo^ng.  —  i>tx  10 
oried^if^e  Xea^,  loetd^er  uns  er^Iten  ift,  giebt  fid^  felb^  laut  ber  Sorrebe  nur  als  aber« 


fe^ung  aus.  (Es  beborf  baber  ni^t  erft  bes  Semeifes,  bag  bos  Su^  urfprfingli^ 
f)thxcm  gef^rieben  ift  (ni^t  aromöif^,  f.  Sri^c^,  Sseget.  ^bb.  V,  6.  xvni). 
9lo(^  im  Xolmub  loerben  6prfic^  borous  cttiert.  iBgl.  3un3,  Die  gottesbienftl.  Vorträge 


ber  3uben  S.  101  ff.  DeliWdJ.  3ur  CBef^.  ber  jüb.  ipoeRe  S.  204  f.  Dules,  Kabbi*  15 
nif^e  »lumenlefc  S.  67  ff.  j[oel,  »Hie  in  bie  «eligionsgef^lÄte  1880  S.  71  ff. 
Stracf  in  biefer  ©icpflopfibie  91,  „Ration  bes  H.!."  Hamburger,  Keal*©ic.  ffir  »ibel 
unb  iQlmub,  SuppL  1886  S.  83—86.  S^^ter,  The  (JuotatioiiB  from  Ecclesiasti- 
cus  in  rabbinic  literature,  in:  Jewish  (juarterly  Review  vol.  IIJ,  1891  p.  682 
bis  706  (ooI^tSnbigfte  6ommIttng  unter  ÜRitteilung  bes  ^SiUen  SBortloutes).  ^ie*  90 
ronqmus  oerfti^ert,  ein  ^ebräif^  (Exemplar  gefe^n  ju  ^ben,  f.  praef.  in  vers.  libr. 
Salom.  (Vall.  IX,  1293  sq.) :  Fertur  et  navägerog  Jesu  fUii  Sirach  liber  et 
alius  wevd€7ÜyQaq)og,  qui  Sapientia  Salomonis  inscribitur.  Quorum  priorem 
Hebraicum  reperi,  non  EcclesiasÜcum,  ut  apud  Latinos,  sed  Parabolas  praeno- 
tatum,  cui  juncti  erant  Ecdesiastes  et  Canticum  Canticorum,  ut  similitudinem  25 
Salomonis  non  solumlibrorum  numero,  sed  etiam  materiarum  genere  coaequaret. 
Die  uberfe^ung  ift  fflaoifA  u)5rtli(b  unb  ni^t  frei  oon  Seglern;  g^5rt  aber  unter  ben 
grie^if^en  Überfe^ungen  biblif^er  ^fi^er  immerhin  p  ben  befferen  fieiftungen.  Sluger 
bem  grieAif^en  Zat  bobenoir  noA  einen  jtoeiten  |elbftft&nbiaen3^ugen:  bie  \(jitx\i)t  Über« 
fe^ung :  oenn  biefe  ift  nid^t,  u)ie  oie  anberen  f^rMen  Xeste  \>tt  Spoh^p^n,  aus  bem  so 
(Srie^if^en  fonbem  bireft  aus  bem  ^ebrSifc^n  gefloffen.  60  f^on  Senbtfen,  Specimen 
exercitationum  criticarum  in  Yet.Test.  libros  apocryphos  1789;  unb  neuerbings 
(Beiger,  §orou)i^,9l5Ibefe  (Die  altteftfiitteraturS.  168.  Dcif.3at9B  VIII,  156),  fiagarbe 
(Sqmmicta  6.  88),  Sicfell,  (Ebers^eim,  SRorgoIioutb,  9{enan.  —  tSus  ber  obigen  Stelle 
bes  $ieronpmus  \^n  toir,  bag  bas  Su^  im  öebratf^en  bie  uberf^rift  Parabolae  ^e.  ss 
3n  ben  grie^if&en  ^anbf^riften  ift  ber  ftefenbe  Xitel:  Hoipla  'Itjoov  vlov  2i^;^. 
3n  ber  lateinif^n  Air^  ift  feit  (T^prian  bie  Sesei^nung  Ecdesiasticus  eingebürgert 
(Cyprian.^Testimon.  II,  1.  III,  1.  35.  51.  95.  96.  97.  109.  110.  111).  »gl.  bie 
latetnif^  Uberfe^ung  bes  Origenes  in  Numer.  homil.  XYIII,  3  (ed.  Lommatzsch 
X,  221) :  in  libro  qui  apud  nos  quidem  inter  Salomonis  volumina  haberi  solet  40 
et  Ecclesiasticus  diel,  apud  Graecos  vero  sapientia  Jesu  filii  Sirach  appellatur. 
—  Der  »erfqffer  nennt  fid^  felbft  am  S^Iuffe  (50,  27)  'Itjaovg  vlds  2«^;^-  o  "hgo- 
noXvfjuxm.  Über  feine  3^^^  gtebt  uns  bas  Sonoort  fernes  (Enlels,  bes  Uberfe^ers, 
SluffqluB.  Diefer  fagt  ^ier  oon  fi^,  bag  er  nad^  %9pten  gebmmen  Jet  h  rcp  Aydörtj 
xal  TQiaxoazd)  hei  hrl  xov  Evegyeroif  ßaockicDg.  Das  rann  ni^t  Qei^en :  tn  feinem  *6 
(bes  Uberfe^ers)  38.  Sebensja^re,  fonbem  nur:  im  38.  9{egierungs{($re  bes  (Euer* 
getes.  93on  ben  beiben  ^tolemäem,  mt\^  ben  Seinamen  (Euergetes  ffi|rten,  regierte 
aber  ber  erfte  nur  25  3<^^^-  Sfolgli^  lommt  nur  ber  jioeite  in  Setra^t,  mit  fernem 
oollen  Flamen  Ptolemaeus  VII  Physcon  Euergetes  II.  Diefer  regierte  suerft 
(oon  170  an)  mit  feinem  Sruber  gemeinfam,  bann  (oon  145  an)  allein.  Sr  aol^Ite  50 
aber  feine  Stegierungsfa^re  00m  erjteren  Datum  an.  Demna^  ift  bas  38.  3^r, 
in  xoelAem  ber  (En!el  bes  3^N  @tra^  na^  ^9pten  fom,  bas  o^  132  0.  (Eqr. 
6ein  (Srogoater,  ber  93erf affer  bes  Su^es,  mag  alfo  etma  190  >- 170  0.  (üft.  ge« 
lebt  unb  gefd^rieben  ^en.  hiermit  ftimmt  auA,  ba^  er  in  feinem  Sud^e  (jlap.  50, 
1—26)  bem  $o^npriefter  Simon  6o^n  bes  Onias  ein  e^renooHes  SInbenlen  w\b»6b 
met.  £s  xoirb  namli^  unter  biefem  ni^t  6imon  I.  (Slnfang  bes  3.  3(^^unberts, 
f.  Joseph.  Antt.  XII,  2,  4),  fonbem  Simon  II.  ($lnfang  b.  2.  3ö^^m  (•  Joseph. 
Antt.  XII,  4,  10)  3u  oerfte^en  fein.  3^fus  Sirac^  preift  beffen  Serbtenfte  im  frij^n 
Slnbenlen  an  ben  eben  Dabmgeganaenen.  —  9lo4  ift  5U  ermähnen,  bog  in  ber  qrift« 
liefen  £itteratur  unfer  Su^  oon  (Elemens  Sllexanbrinus  an  ^ufig  citiert  u)irb.    Se>  60 


652  X^tb^^eit  M  Kttn  t^tmtnk» 

lonntf^oft  bamit  oerraten  [^on  dntge  neuteJtamentliAe  S^riftfteller  (f.  o.  6. 625,  Ab). 
Seltfam  x\i,  bag  es  in  ber  Iateini(q^n  Air^e  oielfaq  ab  ein  SBerf  6aIomos  gegotten^ 
fyii  ([.  bie  obigen  Stellen  Sqprians  unb  bes  Iateitti(^en  Origenes,  auc^  Hieronymus 
Comment.  in  Daniel  c.  9,  opp.  ed.  Yallarsi  V,  686 :  plerisque  Salomonis  f also 
5  dicitur) ;  xoes^alb  monc^e  (d^nbt&nbifAe  Aanonsoetjeic^niffe  o^ne  toeiteres  fänf  folomo« 
nif^e  S^riften  j&blen  (3a^n,  (Sef^t^  bes  neuteftomentli^en  Aanons  II,  151.  245. 
251.  272.  1007  ff.). 

13.  Die  SBeis^eit  Salomonis.  —  Kommentare:  Sauermeifter,  Gommentarius 
in  Sap.  Sal.  libr.  Gott  1828;    ®rimm,  Kommentar   über  ba8  ©ud^   bcr  SeiS^eit,  1837; 

10  3-  9*  6(6mib,  2)Qd  ®u4  ber  mi^tit  fiberfe^t  unb  erll&rt,  1857:  Q^rimm,  im  ^j^cget. 
^anbb.  VI,  1860  (f.  o.  @.  636, 18);  ®utbcrlet,  3)a«  ©u^  ber  ©etÄ]()ett  überfeft  unb  crflfirt, 
1874 ;  Deane,  Tho  book  of  Wisdom,  the  ^reek  text,  the  latino  vulgate  and  the  authorised 
english  Version  with  an  introdnction,  critical  apparatus  and  a  commentary,  O^orb  1881; 
gfarrar  in  3Bacc*  Apocrypha  vol.  I  1888.  —  ©onftige  Sitteratur:  Salthenius,  Dies,  critico- 

15  Üieol.  de  auctore  Libri  Sapientiae  Philone  potios  Alexandrino  quam  seniore,  Begim.  1739; 
©retfcibneiber.  De  libri  Sapientiae  parte  priore  c.  I— XI  e  duobus  libellia  conflata.  Pars 
I— IXI,  Viteb.  1804;  Singer,  De  philofiophia  moraU  in  libro  Sap.  expoeita,  Viteb.  1811; 
@(frörcr,  $^i(o  S3bII  (1831)  €.200—272;  ®ritnm,  De  Alexandrina  sapientiae  libri  indole 
perperam  asserta,  Jenae  1833  (oon  i^nt  felbft  fp&ter  jurücfgenommen) ;   !2)fi^ne,  @kf(^td^tl. 

20  3)arftcnuna  bcr  iüb..ülcj.  SRcIigionSpl^itofortie  ©b  II  (1834)  (5.152—180;  ©ru4  »eiö^citd* 
IcÖrc  bcr  ^brSer  (1851)  @.  322-378;  »eiße,  3)ie  (goongelienfrogc  (1856)  @.  202  ff.;  928« 
geldba^  in  bcr  1.  ^uf(.  biefer  (£nc^I[o|)abie;  (Stoolb,  ®ef4  bed  SolteS  3«rael  IV,  626  ff.; 
leübel,  ^ie  et^ifd^en  ©runbanfd^auungen  ber  ^kid^eit  ®aIomonid(5t]6@tie  1865,  @.690- 722). 
$etn^,  ^te  fie^re  oom  Sogod  (1872)  8. 192-202;  ^oudratl^,  92euteftamentl.3eitgef(6.2.Sluf(. 

26  n,  259  ff. ;  gritf^c,  in  e^enlel»  ©ibeller.  V,  647  ff. ;  ©bm.  ^flciberer,  a)ie  ^^ilofortie  bes> 
$>eraflit  üon  ep^cfuS  (1886)  @.  289—348;  3)ruinmonb,  Philo  Judaeus  (1888)  1, 177— 229 ; 
©räfe.  ®cf(^.  bcr  Subcn  ©b  IH,  4.  «ufl.  (1888)  @.  611—613;  «Rcnjel,  4er  grletj^ifc^e  ©im 
f(ug  auf  $rebiger  unb  ^id^eit  Salomod  (1889)  @.  39—70;  Bois,  Essai  sur  les  origines 
de  la  Philosophie  jud^alexandrine,  $Qrtd  1890,  ®.  211—309,  373—412;  Margolioath, 

90  Was  the  book  of  Wisdom  written  in  Hebrew?  (Journal  of  the  Boyal  Asiatic  Society  1890, 
p.  263 sqq.);  tJrreubent^al,  What  is  the  original  langnage  of  the  Wiädom  of  Solomon?  (The 
Jewish  Quarterly  Review  vol.  HI,  1891,  p.  722—753). 

S^on  in  einiaen  Sfi^em  bes  SCtten  Xeftamentes  wich  bie  SBeis^H,  unb  jnmr 
bie  in  ®ott  ru^enoe  unb  aus  C5ott  ftammenbe  SBeis^eü,  gqnriefen  als  bas  ^&^fte 

35  C5ut,  oIs  bie  Queue  allec  SoQIommen^eit  unb  bie  Spenberin  alles  C5Ifides  unb  Segens 
j;ogl.  befonbers  3Jr  ftap.  8—9;  au^  §iob  28,  12  ff.).  3n  ber  fpateren  fiitteratur 
ift  biefer  (Sebanle  bann  mit  Sorliebe  be^anbelt  unb  meiter  ausgebiu^et  toorben.  3Bir 
begegnen  Q)m  n)ieber  bei  3^Ns  Sira^  unb  namentli^  in  bem  Su^  ber  SBeis^it 
Salomonis.    !Der  93erf.  biefes  Su^es,  ber  ffir  Salomo  felb[t  gelten  toill,  ^alt  als 

40  fol^er  [einen  löniglic^en  iloliegen,  ben  ^eibniMen  aRa^t^bem  (1»  1.  6, 1),  bie  *Xfy>X' 
ffert  ber  (Sottlofigfeit  unb  infonber^eit  bes  C5ofeenbienftes  oor.  mr  ber  (Jftomme  unb 
Sere^te  ift  n)a^r^aft  glüdiq,  ber  (gottlofe  oerfällt  bem  göttli^en  (geriete.  (Sö^nbienft 
ift  bie  ^öqfte  X^orqett.  3m  (Seaenfa^  basu  empfiehlt  oer  Serf.  bie  mofyct  weis^it. 
(Er  nimmt  oabei  ben  Segriff  in  jeinem  benibar  n)etteften  Umfang.    Denn  er  oerfte^t 

45  unter  ber  SBeis^h  fon)09l  bie  fubfeltioe  als  bie  objemoe,  bie  menf^Ii^e  n)ie  bie  gott^ 
lic^e  SBeis^eiL  Seibe  faHen  i^m  unter  einen  Segriff,  {a  finb  i^m  i^rem  SBefen  ncu^ 
ibentif^.  Die  menf^Iic^e  SBeisleh  oermittelt  auf  aUen  Gebieten  bes  Sehens  bie  richtige 
(grlenntnis.  Sie  untenoeift  ben  SRenf^en  in  ben  3Begen  (Sottes  unb  le^rt  i^n  beffen 
^eiligen  SBillen.    Darum  ift  fie  au^  jfir  ben.  ber  fi^  i^r  ^ingiebt,  bie  Quelle  alles 

60  ®IfldDes  unb  aller  roa^ren  (l^euben.  Sie  oerlei^t  ni^t  nur  (Sfyct  unb  9{u^m.  fonbem 
au^  en)iges  fieben  unb  eroige  Selmleit.  Dies  alles  oerma^  fie  aber,  roeil  jie,  bie 
menfAIi^e  9Beis^eit,  nur  ein  Slusflug  ber  ^ottli^n  SBeis^ett,  ja  mit  biefer  tbentif^ 
ift.  uranfanglid^  ifi  fie  bei  (Sott  als  Seift^erin  auf  beffen  X^on  (9,  4).  Sie  oKtr 
bdbei,  als  (gott  bie  SBelt  f^uf  (9, 9) ;  ift  aufs  inniafte  mtt  (Sott  oerbunben  (avfißiwoiv 

65  hovaa  ^eov)  unb  eingcroeipt  in  Gottes  CEtnfi^t  (8,  3—4).  3^  fie  ift  ein  $au^  aus 
©ottes  ihaft,  ein  «uspfufe  aus  bes  STIImä^tigen  $errli^leü  (7, 25—26).  3^t  Sanbeln 
ift  ba^er  gerabeju  mit  bem  ^anbeln  (Sottes  ibentifi^:  fie  f^offt  alles  (8,  5),  regiert 
alles  (8, 1)  unb  erneuert  alles  (7, 27).  —  2lus  biefen  ffirunb^cbanlen  erhellt  fdbon  ber 
Stanbpunft  bes  Serfajfers :  es  ift  ein  {fibif^er  ^bilofop^,  ber  ^ter  3u  uns  rebet.  9{amli(^ 

60  einerfetts  fte^t  er  bur^laus  auf  bem  Stanbpuntt  oer  altteftamentli^en  Offenbarung.  Sber 
anbererfeits  Qot  er  au^  eine  eigentfimli(^e  p^ilofop^if^e  Silbung  M  enoorben.  Unb 
er  ift  babei  nid^t  nur  bei  ben  äBeifen  fetnes  Solfes,  fonbem  au^  bei  ben  Hellenen, 


^pottt^fftn  ht»  SHteit  SefUmtoiifd  O^oIriHiIcit  M  9ltntn  SeffannettM    653 

bei  $lQto  unb  ben  Steilem  in  bie  S^ule  aegangen.  (Er  ge^rt  alfo  f^ner  (Seines« 
ri^tung  an,  beten  flaffifd^r  Keorafentant  ^mo  i%  unb  bie  man  nur  als  eine  Ser^» 
mö^Iuna  {flbifd^en  (Slaubens  mit  grie^if&'PQibfopmld^r  Silbuna  bejeiAnen  fann.  — 
Damit  tft  aber  au^  alles  getagt,  ums  über  ben  Sei^affer  bes  SSud^  (ic^  fagen  laM. 
Das  Su^  felbft  wiH  oon  Salomo  oerfagt  [ein  (Aap.  8.  10 ff.,  9,  7 f.);  unb  es  Jot  s 
fi^,  abgefd^n  oon  ^teren,  noc^  in  neuefter  3^it  ein  Z^bae  aefunben,  oer  bies  loirfli^ 
glaubt  unb  betoeifen  u)in  (ber  lat^ol.  X^ologe  S^mib,  (.oben),  roä^enb  felbft  ber  ent» 
f^iebenfte  93ertreter  fat^Iif(|er  Aonelt^tt,  ber  Z^\n\i  Comeb),  bo^  nur  meint,  Alexan- 
drinum  Judaeum  auctorem  quidem  esse  libri,  quem  hodie  possidemus,  sed 
in  iUo  conscribendo  scripta  Salomonica  hodie  deperdita  adhibuisse  ideoque  lo 
Salomonis  personam  induere  potuisse  (Introductio  in  U.  T.  libros  sacros  II,  2, 
1887,  p.  225).  (Sfftx  ber  Iteerlegung  roert  ift  bie  9nfi(^,  bag  $^ib  ber  Serfaffer 
fei,  was  3.  S.  fintier,  3^^*  C5er^b,  (Tolao  unb  oiele  anbne  annalmen  (f.  (Snmm, 
$anbb.  VI,  6.  21  ff.),  unb  ^on  ^ieronqmus  als  Slnfi^t  Suterer  enoi^nt,  f.  praef. 
in  vers.  libr.  Salom.  (Vall.  IX,  1293  sq.) :  nonnulli  scriptorum  veterum  hunc  iß 
esse  Judaei  Philonis  äffirmant.  Sber  bei  aller  Senoanbtfqoft  mit  ^^Oo  ift  bo^ 
ber  Unterf^ieb  svif^en  i^m  unb  bem  Serfaffer  unferes  Su^s  no^  oiel  3U  grob,  als 
bab  im  Smft  an  3bentitöt  beiber  gebaut  oerben  lönnte.  Unfer  Suq  fteR  uxis  jeinen 
pbtlofopbif^n  Stanbpunft  anlangt,  in  ber  SRitte  jipif^n  3^us  Siro^  unb  ^P^ilo  unb 
btibet  ote  Srflde  oon  jenem  m  biefem.  —  SRan  fann  es  baqer  au^  ber  3^it  na^  mit  20 
einiger  äBa^d^inli^feit  svif^en  beibe  fefeen,  alfo  etioa  um  150—50  0.  (T^r.  (oaL 
(grimm,  $anbb.  VI,  6.  32—34),  mkmofflhtt  S^Iug  oon  ber  ^rioriüt  bes  6tanO' 
punites  auf  bie  jeitli^e  ^[hrioritSt  nic^t  gerabe  smingenb  ift.  6id^  oerle^  ift  es,  wmn 
SBeige  u.  a.  an  einen  Ariftli^n  Smolfer  geba^  ^aben.  IDeutlic^e  Spuren  einer  Se« 
fannt|d^(rft  mit  bem  Su^e  Hegen  bereits  im  Sleuen  Zeftomente  oor  (f.  0. 6.  625, 49).  20 
Slusbrfimi^  citiert  roirb  es  aber  erft  oon  Srentus  an  (Euseb.  H.  E.  V,  26).  —  Dag 
bas  Su^  urfprflngli^  grie^ifA  aej^eben  ift,  oerfteljt  RA  bei  feiner  fi^ung^en, 
3.  X.  etoKis  gelfinftelten  unb  fiberlaoenen  VJ^xü  oon  felmt.  6Aon  ^ieronqmus  fagt 
(a.  a.  O.) :  ipse  stilus  Oraecam  eloquentiam  redolet.  Der  felqamen  SReinung  oon 
aRargoIiout^,  bag  bas  Su^  urfprflnglU^  ^ebr5if(|  aej^eben  fei,  ift  baber  burd;  bie  30 
ausffi^Ii^e  9BiberIegung  oon  gfreubent^I  faft  3U  oiel  (Sfyct  enoiefen  ooroen. 

a.  Gd^firer. 

Spolrmi^en  bed  Xenen  Seftomented.    (Sine  (Sammlung   t)on  9lpoIr^)>^en  bed  9{£.d 
^at  juerft  ^tc^.  92eQnber  6orat)ien|t8  ütranftaltet  unb  biefelbe  feiner  GatechesiB  Mart.  Lutheri 
parva,  graeoo-Latiiia,  Bas.  1564,  2.  Viuda.   1567  unter  bem  Xitel  betge|ügt :    Apocrypha,  36 
h.  e.  narrationes  de  Christo,  Maria,  Joseph,  oognatione  et  familia  Christi,  extra  Biblia  etc. 
^^lugcr  bem  Protevang.  Jacobi  (bereite  1552  oon  2:^eob.  S3iblianber  Iateinif(^  ebiert),   ben 
(&ptfteln  bed  $ilatud   unb  Sentulud,    unb  Prochori  de  Johanne  Theologo  et  Evangelista 
historia  ftnben  [\d^  in  biefer  Sammlung  leine  eigentlichen  ^Ipolr^p^en,  fonbem  nur  jufammen« 
getragene  SteOen   aud  profanen  unb   Ürd^Uc^en  SAriftfteUem.    3n  ben  Orthodoxographa  40 
ed.  Joan.  Heroldus,  Basil.  1555,  unb  Monumenta  S.  ratnim  ortitiodoxographa  ed.  Joan. 
Jac.  Grynaeiis,  Basil.  1569,  pnbet  p(^  no(^  bad  Evang.  Nioodemi.  ^ie  Apocrypha,  parae- 
netica,  philologica  cum  veraione  Nicolai  Qlaseri,  Hamb.  1614,  bringen  ni(6td  neued.    3n 
ber  folgenben  3^^^  fanben  einzelne  bid  bo^in  unbelannte  opolr^p^ifd^e  Schriften   befonbere 
•Herausgeber,  tuorüber  wir  bei  ben  ein^Inen  ju  berichten  ^aben  merben.  ^ie  erfte  umfaffenbe  45 
(Sammlung,   uerbunben  mit  ben  fleibtgften  Unterfut^ungen  über  (S(^t^eit,  Sn^alt  unb  Xqrt 
gab  30^.  $llb.  Sfabriciud  in  feinem  Codex  apocryphos  NT,  Hamb.  1703,  2  tom.  ^eraud  (ed.  2, 
.pamb.  1719,   tertio  tomo  ancta;   tertii  tomi  ed.  2,  Hamb.  1743).    ^fyn  kopierte   ber  @ng« 
lönber  Jeremiah  Jones,  A  new  and  füll  method  of  settling  the  canonical  authorily  of  the 
New  Testament  etc.,  3  vols.,  Oxf.  1726,  1798.    ^ran  f^Iiegt  ft(^  9nbread  Sßixdi,   aucta-  do 
rium  cod.  apocr.  NT  Fabriciani  (oontinens  plura  inedita,  alia  ad  fidem  codd.  mss.  emen- 
datius  expressa,  fasc.  I,  Hayniae  1804).    ^ad  tritifd^  bebeutfamfte,    menn    auc^  leiber  nur 
einen  ^eil   ber  opolr^p^ifc^en  Sitteratur  umfaffenbe  fBerf  ift  ber  Codex  apociyphus  Nov. 
Test,  opera  et  studio  Joannis  Caroli  Thilo,  tooL  I,  lipe.  1832.  (Sine  beutjc^e  ^Bearbeitung 
erfut)ren  bie  ^olr^p^en  (oöOig  ab^ängia  oon  Sl^ilo)  bur(^  S3orberg,  IBibliotqel  ber  neutefta»  &5 
mentlid^en  Stpotn^o^en,  1  ^b,  Stuttg.  1841 ;  in   bemfelben  ^er^dltnid  ^u  %f)\lo  fte^t :  Les 
(Ivangiles  apociyphes,  traduits  et  annot^s  d'apr^  T^tion  de  Thilo,  par  Gustave  Bnmet, 
Paris   1845  (ogl.  audi  Recherches  sur  les  apocryphes  du  nouveau  Testament  Th^  histo- 
rique  et  crititique,   par.  Jos.  Pons,  de  N^gr^peusse,  Montauban  1850).    hieran  fc^Iie^en 
\\dj  enbüc^  bie  neueften  Sforfc^ungen  auf  bem  Q^ebiete  ber  a|)oIr^p^if(^en  Sitteratur,  beginnen!)  go 
mit  ^ofmann,  £eben  3efu  nad^  ben  fipottt^p^tn  1851  unb  ^ifc^enborf,  De  evangel.   apocr. 
origene  et  usu,  1851,  foiuie  bed  ßefteren  oerbienftuotten  tritifd^n  ^udgaben:  Acta  apostoL 


654  f^ß9htt^\ttn  M  %nteit  2:eftotiieiifei» 

apocr.  Ups.  1851,  2. 9[uf(.  t)on  fiipftud  unbSonnct  1891,  Evangelia  apocr.,  Lips.  1853, 2.  ^uf(. 
1876;  Apocalyps.  apocr.  lips.  1866.  $ot  allem  tDUibe  bad  SXatertal  üerme^t.  ©Qrifc^ 
Xtitt  üeröffentlic^te  ^rig^t,  Contributioos  to  the  apociy^ial  literature  of  the  New  Teata- 
meDt  1865 ;  Apocirphal  Acta  of.  the  Apostles  1871 ;  9)<{Qlan,  The  conflicts  of  the  holy 
6  ApoBÜes  1871  gab  eine  engUfd^e  Uberfe^ung  ber  dt^iopifc^en  @amntlung  t)on  9(pofteUegetiben 
^erauS.  Xie  ^e^tfritil  uub  bie  ^rtbeftimmung  einzelner  apolr^p^if^cr  ®<^Tiften  erfuhr 
eine  tvefentlid^e  ^örbcrung  burd^  bie  Virbeiten  \>on  ^antacT,  t).  @^eb^arb  unb  Zf^,  3<^4n-  '^W 
minber  ücrbienfboQ  finb  bie  Sforf^ungen  t>on  ^ilgenfelb,  NT  extra  caDonem  receptum, 
4.^.1884,  unb{Ref4,  itugcrtanonifd^e  ^araaeltejrte  ^u  ben  (SüangeUen  1898;  üor  aOett  Sipfiud, 

10  ^ie  ^ilatu^ften  1871,  2.  2Lu\i.  1886;  ^ie  Oueaen  ber  $etrudfage  1872;  S)ie  apofi^p^ifcben 
^oftelgefc^ic^ten  unb  SpofieUegenben  1883—90;  Wtajc  Sonnet,  Dupplementom  codida  apo- 
cryphi,  I  1883.  ^oI|mann  l^at  in  bei  brüten  «ufL  feiner  C^tnlettung  in  bad  ^X  1892  ber 
Iritifc^n  Sefpred^ung  ber  neuteft.  fipotct^pf^tn  einen  fe^r  fc^ä^aren  91n^ang  gemibmet.  3^^^^ 
^anbelt  in  bem  ©c^Iugteil  beS  2.  Sanbed  feiner  ®ef d^iAte  bed  neuteft.  ftanond  1892  einge^enb 

15  ^über  apofr.  (Soangelien''  6.  621—797,  unb  „über  a^olr.  9(pofalQpfen  unb  ^[poftelgef^u^ten'' 
@.  793-910.  9(u(q  bie  latl^olifcj^en  SSerle  t>on  Sartot,  Les  ^vangiles  apocryphes  1878,  unb 
Zopptf^oxn,  9(ugerbiblif(!^e  ^ada^ä^Un  ober  bie  fipoht^pfitn  über  bie  ©eburt,  ^inb^eit  unb 
ba$  fiebendenbe  3efu  unb  SRarifi  1883  belegen  ft^  auf  toiffenfc^aftlicj^em  Soben. 

Über  ben  Urfjprung  bes  9bimen$  inoxovqxx  unb  über  bie  loe^felnbe  Sebeutung, 
20  »elc^  btefer  S^tqnung  im  £aufe  ber  3<^c^unberte  beigelegt  u)i)roen  ift,  fidbe  oben 
6. 622  ff.  Sie  Stellung  ber  neuteftamentliqen  SIpobQp^n  ju  ben  fanonij^n  Sflc^em 
bes  913.9  i|t  eine  roefentli^  oerf^iebene  oon  ber  ber  (qwldjp^ij^en  Sfiq^  bes  W3Ls 
m  ben  lanonifc^en  SüAem  bes  Wi.%,  Sei  Ic^teren  ift  eine  roirllid^  gfortffi^ng  ber 
Dffenbarungsgefc^id^te  oeabfi^tigt  unb  gd^ie^t  in  eqrliAer  äßeife,  toenn  au^  bur^ 
2G  urofane  $änbe ;  bei  erfteren  ftnbet  eine  obfi^tltcbe  Unterf(^iebung  uneAter  iQueOen  unter 
bie  eAten  ftott.  Die  neuteftomentL  ftritil  oorftdU  unter  ben  ilpob^ppen  bes  ^SOLjb  aHe 
biefentgen  SAriften,  loel^  bur^  9lamen  unb  3n^t  su  erlennen  geben,  bag  fie  für 
!anoni{(^e  Sqriften  ge^Uen  fein  iDoHen,  benen  ober  oon  b^  Air^e  auf  (Srunb  i^res 

Soeife^often  Urfprungs  unb  Snbdts  eine  Stelle  in  bem  jtanon  nic^t  eingeräumt  morben 
L  Diefe  untergef^obenen  Smriften  erftreden  fi^  über  bos  ganje  (Seoiet  bes  91X.$, 
unb  u)ir  lönnen  bemgemajs  oter  Abffen  untnf^iben:  1.  aponrqp^ifc^e  Qamngelien, 
2.  opolrqp^if^e  Slpoftelgelqii^t^n,  3.  (motoi^i|^  Sriefe  ber  ^ojtel,  4.  e^lümx\i^ 
Slpota(9p(en.  £s  t[t  t^rer  eine  groge  3^i  i>on  ^5(h[t  ungleiAem  SBert.  9Im  einflu^- 
reid^ften  in  ber  Air^e  [inb  n)o^I  bie  apoIrQp^i[^en  9i[po[teIge|(qi^ten  gen)e[en,   benn  fie 

36  l^tnen  faft  me^r  noc^  als  bie  opolr.  (Eoangelien  als  Ttäorjg  algiaeog  Ttrjyii  xai  fJ-^jrriQ 
(ogL  Photii  biblioth.  cod.  114)  geffir^tet  n)orben  ju  [ein:  ogl.  Epiphan.  adv. 
haeres.  47,  1  -  61,  1 ;  63.  2;  Augustin  c.  Felic.  Manich.  2,  6;  Euodii  IIb.  de 
üde  cap.  5.  Cbmobl  [i^  nt^t  oon  allen  be^upten  IS^,  bog  fie  ^öretifc^n  Urfprungs 
ober  ju  ^eti[^en  ^^xoiStxi  oerfagt  n)orben  feien,   oielme^  Qfiufig  eine  pia  fraus  bie 

40  unfd^ulbigere  lufad^e  man^  apolrqp^if^en  aRad^roerfes  [ein  maa,  |o  ^  bo^  ber  ^äretifc^ 
Slebenbegriff,  ber  |i^  nun  einmal  in  ber  SUeften  3^it  <tn  bie  apoirnp^if^e  £{tteratur 
angelangt  ^atte,  ^auotfS^It^  baju  beigetragen,  fie  mit  ber  3^it  gonjltq  in  ben  $inter= 
grunb  3u  brangen.  3nbes  n)urbe  babur^  ni^t  juglei^  au$  alles  bas  aus  bem  Se« 
n)ugtfein  bes  $rt[tli(^en  93oI!es  mit  oerbröngt,  ukis  oon  ber  Airc^e  als  ^eilige  £egenbe 

46  ober  3ur  6anItionierung  eines  fir^Ii^en  Dogmas  ben  Slpolrqp^n  entnommen  loorben 
xxm ;  ber  unlautere  Urfprung  U)urbe  bem  Flamen  nad^  ber  Sßergeffen^eit  abfi^tlic^  ^im^ 

Segeben,  bie  6a^e  felbft  aber  u)urbe,  [o  meit  fie  fiir  fir^Ii^^bogmatif^e  ^mät  broud^^ 
ar  unb  f5rberli^  n)ar,  in  eine  traditio  ecclesiastica  umgetauft  unb  forter^alten.  6o 
ern&rt  \\q  fon^o^I  mt  bie  apofrgpbi[^en  6^riften  feit  i^rer  S^tung  bur^  bie  (Jpizierung 

60  bes  neute[tamentlid^en  Aanons  bis  3u  gSnjli^er  Ignorierung  bem  Flamen  unb  ber 
93e!anntf(^aft  na^  oerf^minben  lonnten,  als  au^,  bog  bas  aJlittelalter  immer  me^ 
oon  ber  (q)ofr9p^if(^en  l&erlieferung  aboptiert  unb  ber  fird^Ii^en  Xrabition  einoerleibt 
IfiL  ^otte  bemgemag  bie  fot^oltj^e  Airc^  !ein  3nterene  baran,  ber  apolrqp^ifc^n 
Sitteratur  in  fpaterer  3^i^  i^  gefc^ic^tlid^  ober  Irttif^es  Stubium  sujumenben,  obei 

66  ^e  oielme^  bie  Id^oIi[^e  Ain^e  ein  3ntere|fe  baran,  bergleic^n  Stubien  }u  oer< 
meiben,  fo  bfirfen  mir  uns  ni^t  u)unbem,  bog  erft  in  ber  eoangelifAen  Air^e  ein  tt- 
neutes  3ntereffe  an  ber  apoIrqp^t[^en  fiitteratur  enoa^te.  SRugte  ooc^  3ur  Aenntnis 
ber  Sntmicfelung  unb  Stusbilbung  ja^lreic^er  Dogmen,  bes  Urjprungs  oieler  Ürabitionen 
unb  alt^ergebraqter  SRigbrauc^e,  [omie  jur  richtigeren  Seuriettung  ber  altfirc^Ii^n  3^' 

;o  [tanbe  felb|t  bas  6tiü)ium  ber  neuteftamentlic^en  Slpofrgp^en  oon  bebeutenbem  Selang 
[ein,  u)03u  nod^  ber  antiquarifc^  SBeri  lommt,  u)el(^en  jebes  Denimal  aus  alter  3^i^> 


() 


a^otn^i^  bed  9lnteit  Sefitmentei»  655 

[ei  es  mi)  nur  für  bie  Spra^orfe^ung,  fyit  greiltc^  tft  crft  in  neuefter  3eit  ber  9Bert 
ber  opob^p^ifd^n  Sitterotur  in  btefer  ^tnfi^t  ^inreid^enb  geiDttrbigt  nmben;  toi^renb 
lij^enborf  in  feiner  ^reisf^rift  „de  evangel.  apocr.  origine  et  usu"  oielfa^  An* 
beutungen  in  biefer  $tnfi4t  gieW.  fyA  §rfmann  in  feinem  „fieften  3^ftt  wa^  t>^«  Jlpo* 
fr^p^en"  bereits  einen  einge^noen  Serfu^  gemo^t,  ben  rei^n  or^Iogifd^n  unb  s 
bogmengefd^i^tli^n  Stoff  oer  neuteftamentli^n  Stpoh^p^n  ausjubeuten  unb  i^ren 
äßert  für  bie  (Exegefe  ber  fanonifd^n  @Ariften  bes  31Z3  im  eimelnen  na^suioerien. 
93or  allem  wxtb  es  freiließ  borauf  ontommen,  um  nur  eine  einigermo^n  fidlere 
Unterlaae  ffir  u)eitere  Aonfequenjen  ju  Reiben,  bie  opofrQp^f^e  Sitterotur  bes  9lX.s 
iritif^  feftjultellen  unb  boran  einge^nbe  Unterfuc^ungen  Aber  Urfprung  unb  Seron«  lo 
loffung  ber  opobpp^ifd^en  SloArfa^ten  onjulnflpfen,  i^e  QiftorifAe  ober  bogmotiUe  Sofis 
oufjubeden,  ben  Srotä  \fycti  I)i^tung  no^juioeifen  unb  i^e  Sebeutuno  ffir  bte  jebes» 
moifige,  fotoie  ffir  bie  fpfitere  3^^  ju  beftimmen.  Sq  le^terer  ^infiqit  ^  $onnonn 
in  bem  oben  ongeffi^rten  äßene  (ogL  ou^  Aleuler,  Über  bie  9^oIr9p|en  bes  9l3:.s) 
in  erfterer  Se}ie]^ung  XifAenborf  in  feinen  ausgaben  (f.  6.  658, es)  nomboftes  ge>  is 
teiltet.  9lus  bem  reichen  ^^ofce  ^nbf^riftli^  uueHen  unb  fonftioer  Mtifaer  $ilfs» 
mittel  ^ot  er  ben  Ztit  ber  oerfqiebenen  opohqpbiH^en  SArifien,  f^toeit  es  jur  3^Ü  Aber« 
^upt  moglid^,  fef^eftellt,  unb  ouA  Aber  bos  Wter  unb  bie  relotioe  C^t^it  berfelben 
pofittoe  rnffd^Ififfe  gegeben.  3n  ferner  S^nft:  „9Bonn  lourben  unfere  Cfoongelien  oer« 
foM?''  £etp3ig  1865  6.  29  k.  ^  berfelbe  ouc^  einen  SerfuA  gemocht,  bie  opolrq«  20 
p^tf^e  Sitterotur  no^  i^rer  3^ugnisIroft  ffir  bos  SIter  ber  tonon^n  (Soongelien  ous« 
Subeuten.  9li^  unenoo^nt  mog  ou^  bleibeUp  toelc^er  SRiftbrouc^  in  neuerer  3^^  mit 
ben  9[poIr9p^en  getrieben  n)orben  ift,  inbem  fie  oIs  ge^tm  ge^Itene  S^riften  bem 
93olIe  oerifiiü)igt  n)urben. 

I.  Evangelia    apocrypha.     Die  groge  3^^!   berfelben  (Fabric.  cod.    apocr.  85 
NT  I  p.  335  sqq.  jöp  beren  50  ouf,  oie  inbes  naSf  Sefeitigung  ber  oerf^iebenen 
9lamen  ffir  biefelben  S^rifien   fid^  01^  n>enigere  rebusieren  ujerben)  erllSri  fi^  ous 
einer  boppelten  93eronIoffung.    Die  eine  Seronloffung  mca  ber  fromme  SBunf^  ollju 
xoigbeoieriger  S^riften,  ouc^  fiber  biefenigen  Ser^Itnlffe  unb  3^itobf^ttte  bes  fiebens 
(£^riftt,  fiber  Q)elc^  uns  bie  neuteftomentlic^n  S^riften  feine  ober  nur  ^  fune  Slo^«  se 
rieten  bieten,   etxoos  (Senoueres  unb  9usfii|rH(^eres  ju  erfo^ren.    Diefem  frommen 
SBunf^  entgegenjulommen,  fonben  fi^  lei^t  S^r^eüer,  bie,  ums  bie  Zrobition  borbot, 
3u|ommen|teUten  unb  bie  oon  i^r  geloffenen  Süden  mit  eioenen  Srfinbungen  ergSnjten. 
60  motioiert  ber  93erfoffer  bes  £v.  Pseudo-Matthaei  felbft  fein  beginnen:    ,,amor 
ergo  Christi  est,   cui  satisfecimus'',   ogl.  S^be,  über  de   infantia  Mariae  et  S6 
Christi  salvatoris  ex  cod.,  Stuttgartensi  1869,  p.  H;  unb  ber  Serf.  ber  Segenbe 
oon  ^oulus  unb  S^eflo  erllärt,  fiber  feine  (Erbic^hing  ^ur  9{ebe  geftellt :  „id  se  amore 
Pauli  fecisse".    Dobei  leitete  fie   meift  ein  boppeltes  3nterrife,  entioeber  ein  bog» 
motifc^es  (befonbers  ebionitif^es  ober  gnoftifd^,  bie  Gelegenheit  ju  benuften,  hvm^ 
erfunbene  ^iftorif Ae  Unterlogen  ihre  C5Iouoensonfi(9ten  }u  ftfifcen  ober  ein  rein  felbfti] Aes,  40 
fi^  unb  i^r  S^rift  bur^  mögli^ft  umft&nbliAe,  neue  uno  xtift  n)unberbore  Gef^ubt« 
c^en  bosienipe  Slnfe^en  3U  geben,  wtU^s  bos  Soß  fo  gern  bem  beileot,  ber  oIs  (Em« 
gen)ei^terer  feiner  (Sloubensbegier  neue  Stoffe  bonubieten  im  ftonbe  ift;    bes^olb  ou^ 
bos  Streben  ber  opobpp^ifd^n  Slutoren,  i^en  S^riften  ein  mSgli^ft  bo^es  SIter  unb 
opoftolif^en  SRomen  ober  roenigftens  opoftolif^e  Slutorität  beijulegen.   3n  oielen  gföllen  45 
^oben  ie  i^re  Stoffe  {e  no^  Sebfirfnis  ous   ber  Suft  georiffen,   in  onberen  S&Hen 
lö|t  fi^  eine  causa  media  no^  lei^t  erlennen;  teils  nomli^  finben  n)ir,  bog  (foeig» 
nine,  loel^e  in  ben  fononif^en  (Eoongelien  nur  ongebeutet  finb,  ^u  ousffi^Iic^eren  Dor« 
ftellungen  reisten,  teils  bon  Slusfprfi^e  3^u  in  Zfyiitn  umgefegt  umrben,   teils  bog 


iüBeisfogungen  bes  ^Iten  ieftoments  ouf  (Sbrijtum  obör  oud^  nur  ffibif^e  (bnoorhingen  m 

ft  eine  nur  ollju  bu^ftobli^e  (Erffillung  erhielten,  teils  bog  olle 
SBunbereno^Iungen  bes  olten  Zeftoments  bur^  onologe  SBunber  (T^rifti  unb  mo  m5g^ 


oon  Dem  SReffios  oft  eine  nur  ollju 


lii^  in  ooUIommenerer  (Seftolt  repetiert  rourben.  Q5on^  bosfelbe  Serfo^n  f^Iuoen  oud^ 
bieienigen  opolr^p^ild^n  Slutoren  ein,  bei  benen  bte  onbere  Seronloffung  ftottfonb, 
nämli4  ni(^t  ber  (Sloubensbegierbe  Sllljuioigbegieriper  entgegenjufommen,  fonbem  oiel»  ^ 
me^r  bie  eoongelifd^e  Sef^i^te  ffir  i^re  bogmotifd^n,  meift  ^etif^en  3^^^  3^ 
fölf^en.  Dorum  finb  bie  ^etif^en  (Snoftifer  befonbers  fru^tbor  on  opofrgpMfc^n 
(Erjeugniffen  geioefen  (ogl.  Epiphan.  haeres.  26, 8. 12),  ober  ou^  bie  onoeren  ^fire« 
fien  ber  ölteften  itir^e  qoben  bos  i^ige  beigetrogen.  Slus  bemfelben  C5runbe  emfirt 
fi(^  ou^,  menigftens  3um  Zeil,   bie  groge  unbeftimmt^it  ber  meiften  opobqp^if^en  <» 


656  l^wInHi^  bed  Stnten  Zeftomeitied 

Xexte;  laum  ^en  6(^ri|ten  jemals  \o  oielen  Slejenfionen  unterlegen,  jtnb  naif  Se< 
bfiifnis  |o  otelfac^  intetpoliert  unb  oerftflmmelt  iDoiben,  als  bie  aponnp^ifd^n  Stiften. 
Sie  5tritil  ^at  boBer,  loenn  it^enbiDOj  fo  ^iec  na^  bem  Snter  ber  llrnttä)en  ju  forfc^n, 
xDelc^es  metft  psletd^  über  bte  ttlattoe  (E^ttett  entf^etbenb  tfi    6^on  oben  beuteten 

siDti  an,  ba^  me  opolropifc^en  Soangelien  oefonbers  bte  mangeinben  9lad^ric^en  ber 
(gaanaelten  }u  eraänjen  fuAen;  ]te  oerbreiten  |t^  ba^r  befonbers  fiber  bte  oenDonbt« 
l^aftMen  unb  Geburtsoer^oltnine  Zt\vi,  fiber  feine  jtinb^eit  unb  über  feine  le^en 
£ebens|(^idfale.  Sag  bie  3^i[^n3eit  bes  Ofi^sHngsalters  bis  ju  feinem  S^entli^en 
hervortreten  im  30.  3<^^  ^uq  oon  ben  Sbotr^p^n  unausgefuHt  gelaffen  totrb,  fiid)et 

10  feine  ganj  natflrli^  (Eruarung  moffl  batin,  bag  es  au^  ben  opohQp^if^n  Shttoren  ju 
attoam  en&ien,  ein  Dunlel  aufju^IIen,  ffir  bas  au^  ni^t  ber  minoefte  ^ijtorif^e  9n* 
bolt  im  vlx  oorlag:  man  lougte  tbtn  m^t,  roomit  man  biefe  3^it  in  giaubmäibiger 
äBeife  ausfüllen  fome,  unb  beruhigte  fic^  um  fo  e^er  in  biefer  ^tnfi^t,  als  bie  eoan« 
aelifd^e  (Sei^i^te  beri^tete,  bog  C^riftus  fein  erftes  SBunber  3U  ftana  oerri^tet  ^abe. 

16  !ba^  aber  jeine  Geburt  unb  feine  legten  fiebensfqidtfale  trofc  ber  ausrei^nben  eoange* 
lif^en  Sert^te  apolr^pbifd^  no^  nieiter  ausgebeutet  lourben,  oarf  ebenfalls  ni^  SBunoer 
nehmen,  ba  ber  Sintrttt  3^ftt  in  bie  9BeIt  unb  fein  Sd^eiben  oon  biefer  Srbe  bogmotifc^ 
bie  meifte  Seranlaffung  ju  ben  bejfigli^en  Slusf^mfidhingen  barboten.  3Jlm  unterfd^ieb 
fni^  getoö^nlid^  Evangelia  infantiae  et  passionis  Jesu  Christi ;  aeemneter  bimte 

20 eine  breifa^e  Stnteiluna  fein:  1.  in  foIAe.  mläft  bie  (Eltem  unb  bte  (Beburt  ^f\u, 
2.  wdäit  feine  jtinb^it,  unb  3.  loelcQe  fetne  le^en  £ebens(AidfaIe  betreffen.  3^^^^ 
loir  junfiAft  bieienigen  auf,  beren  Xeste  uns  ei^en,  jum  ileil  erft  burd^  Xifd^enoorf 
loieber  aufgefunben  loorben  finb,  fo  g^ren  lieber: 

a)  Protevangelium  Jacobi,  oeffen  S^ajfer  angebli^  3obbus,  ber  Sruber  bes 
85  $erm ;  auf  bem  3nbex  bes  (Sela|ius  unb  ^ormisbas  figuriert  es  bogegen  als  evang. 

Jacob!  minoris.  (fo  unrfaftt  bie  3^it  oon  ber  SInIfinoigung  ber  Coeburt  SDlarias  an 
beren  (Eltern,  3oad^^m  unb  mna,  bts  jum  bet^Iemitif^en  Ainbermorb  in  25  jtapttebi. 
Sgl.  Zif^enoorf  a.  a.O.  6.  1—58.—  Sein  Snter  ift  ein  fe^  ^o^;  es  f^eint  f^n 
bem  Justin.  Martyr.  dial.  c.  Tryph.  78  p.  303  unb  dem.  Alex,  ström.  7  p.  889 

so  ed.  Potter  belannt  getoefen  ju  fein,  unb  lobb  bem  Shimen  na^  juerft  oon  Origen.  in 
Matth.  III  p.  463  ed.  de  la  Rue  eno&^nt  Der  3nbalt  f^eint  auf  einen  ebionitif^n 
Urfftung  fAliegen  m  laffen.  SieÜei^t  ge^brt  es  no^  bem  2.  3<^^^-  ^^i  u)orauf  bie 
^te  Verarbeitung  oer  lanonif^en  Soangelten  ^inffi^,  ogL  3^^t  ®^f<^-  bes  neuteft. 
ftanons  I  6.  914  ff.    6on)o^I  bie  baufige  (Enoö^nung  bei  ben  älteften  Air^enoätem, 

36  als  bie  ^a^beic^  oor^anbenen  ^anbf^riften  unb  ÜKoerfegungen  aus  siemli^  alter  3^it, 
als  enbltc^  ber  Xlmftanb,  bag  oiele  nr^Ii^e  Xrabitionen  unb  (Sebraud^e  fiAtli^  biefem 
(foanaelium  i^ren  urffnrung  oerbanlen,  seiigen  ffir  bie  loeite  ^Verbreitung  oesfelben  in 
ber  ätteften  3^it  bis  ins  IRittelalter  hinein.  !Da^er  finbet  fi^  au^  biefes  ^roteoangelium 
bereits  tn  ber  ölteften  Sammlung  cmofrpp^.  Schriften  oon  9leanber  1564,  na^bemSibli^ 

40  anber  (f.  o.  6  653, 33  ff.)  jxoolf  3^9^^  f^^  3uerft  ben  lateinif^en  Xext  ebiert  ^otte, 
ben^ofteUus  aus  einem  griec^if^en.  in  ber  ortentalif^en  jlirc^e  oorgefunbenen  (Ezem^ 
plare  jur  Verausgabe  oorbereitet  Qotte.  9leuerbings  xoarb  er  feparat  oon  Sudou), 
Vratislaviae  1840,  ex  cod.  ms.  Venetiano,  freili^  in  fritifq  [e^r  mangettoftcr 
SBeife  ebiert  unb  ple^t  oon  Xifc^enborf  in  feinen   evang.  apocryph.    Daju  grag^ 

45  mente  aus  einem  fqrif^en  jlobes  oon  Wright,  Contributions  to  the  Apocryphal 
Literature  of  the  New  Test,  collected  and  edited  from  Syrian  MSS  in  the 
British  Museum,  London  1865. 

b)  Evangelium  Pseudo-Matthaei   sive  über  de  ortu  beatae  Mariae  et  in- 
fantia  Salvatoris.  Unter  biefem  9lamen  ooltftänbi^  in  42  Acmiteln  juerft  oon  Xifc^n^ 

00  borf  (ogl.  basu  in  besfelben  Apocal.  apocryph.  bte  nac^trö^Itc^en  SSemerhingen  pro- 
le^om.  LYI)  ebiert,  nm^renb  X^ilo  nur  bte  erften  24  Aapttel  unter  bem  irrtfimlt^n 
Xttel  Historia  de  nativitate  Mariae  et  de  infantia  Salvatoris  fjoi.  Sinen  Stutt« 
garter  Aobes  i)oi  S^be,  Liber  de  infantia  Mariae  et  Christi  salvatoris  1869 
perausgeg^n.    (£s  fi^eint  lateinif^en  Urfprungs  ju  fein  unb  feine  Quellen  befonbers 

55  tn  bem  ]^roteoangeIium  unb  bem  Evang.  Thomae  ge^t  ju  ^aben.  3m  iUbrigen 
xoeifen  bie  oor^anoenen  ^anbf^riften  auf  oielfac^e  9letraitationen  unb  Serftummelunaen 
§in.  (£s  beginnt  mit  ber  Slniunbigung  ber  Coeburt  ber  SRaria,  betont  beren  baoibif(!^ 
(gegenüber  oer  mani(|Kiif4en  unb  montaniftif^en  ^nfiAt  oon  beren  Ieoitif(|ier)  Xb« 
[tammting  unb  fe^t  bte  Srjä^lung  bis  }um  ^finalingsalter  3^fu  fort.    SBas  bie  !^t\i 

Go  feiner  Slbfaffung  anlangt,   fo  f^int  es  ni^t  }u  lange  3^it  mäf  bem  ^roteoangeltum 


in  bei  obenblanbtl^en  Air^e  beorbeitet  unb  iebenfaUs  f^on  bem  Hieron.  c.  Helvid.  7 ; 
ad  Matth.  12,  49;  23,  25,  unb  Innocent.  I  ep.  ad  Exsuperium  (Oalland.  bibl. 
patr.  8  p.  561)  belannt  geiDefen  ju  (ein,   ogl.  Ijl^enboif  o.  a.  £). 

c)  Evangelium  de   nativitate  Mariae.    Über  bosfelbe  gelten   bietelben  (Ent* 
{te^ungsoer^Ihiif[e,  mit  bei  bem  Evangelium  Pseudo-Matthaei;  auäf  (^etnt  es  frfi^«  b 
keäig  mit  bemfemn  oenoe^felt  rooiben  ju  [ein,   obtoo^I  me^e  tSnjeic^en  auf  feinen 
ipoteren  Ibjprung  ^imoeifen;  ogL  Xif^nborf  a.  q.  £).  (fo  entölt  in  10  ftopiteln  bie 
®ef^i^e  manoB  bis  jur  (Seburt  ^t\vi. 

d)  Historia  Josephi  Fabri  lignarii.  Sie  iDurbe  juerft  oon  (Seotg  SBoIIin, 
Lips.  1722,  Qtobif^  mit  latetnif^er  ÜUberfeftung  ebiert,  fd^etnt  ober  niAt  foiDo^I  ata*  lo 
bi(4en,  als  oielme^c  lofitif^en  XImnrungs  3U  fein,  ba  bie  ganje  6$rift  fiqtlii^  jur  Set« 
benli^ung  3^^^.^  unb  }ur  Sorlefung  an  beffen  Sfefttag  (20.  3^11)  bienen  foll,  unb 
belannt  ift,  ba^  biefer  30W^(uItus  ^uxrtfäAM  oon  ben  monop^fnii^n  jtofrten  aus« 
ging;  ogL  XifAenboif  a.  a.  C  9Ius  eben  biefem  Srunbe  u>eKben  mn  aw!^  l^  SRter 
bis  m  bos  4.  3^r^-  ^urttdbatieren  Ibnnen,  n)offir  au^  fonft  no^  monA^  aus  bem  is 
bogmatif^n  3i^Ite  jvtx^i;  ogl.  Xif^enboif  a.  a.  £).;  ^ofmann  a.  a.  O.  6.  208f. 
Ss  enthält  in  32  Aaptteln  bie  ganje  fiebensgef^i^te  30fep^  unb  befAreibt  befonbeis 
in  bem  lej^ten  Zeile  bie  Umftinbe  feines  Xobes  mit  groger,  filc  bie  IDogmengef^i^te 
niäft  umDU^tiger  Slusffl^rlic^feit. 

e)  Evangelium  Thomae.  (Es  ift  nS^ft  bem  ^rotemmgelium  bas  äUefte  unb  oer«  ao 
breitetfte  getoefen.    6^n  Irenaeus,  adv.  haeres.  1,  20  mug  es  gdannt  ^aben  unb 
Origen.  hom.  1  in  Lucam  enoä^nt  es  namentlich;  ja Pseudo-Origin.  philosophum. 
ed.  Emm.  Miller,  Oxon.  1851,  p.  101   coli.  p.  94  rebet  oon  bem  ®ebrau($e  bes' 
felben  bei  ber  gnoftif^en  Seite  ber  9laafener  in  ber  SDlitte  bes  2.  3#4unberts.  Euseb. 
bist.  eccl.  3,  25  enoä^nt  es  ebenfalls,  unb  Oyrill.  Hierosol.  catech.  6  (p.  98,  ed.  ss 
Oxon.  1702,  coli,  catech.  4  p.  66)  oecmutet  unter  bem  9lamen  bes  SSomas  ben 
glei^namiaen  QäßUx  bes  SRanes,  toogeaen  freilU^  bos  f^on  frfl^eitigere  Sor^nben* 
fein  na^  bem  ßeugnis  bes  3renäus  unb  Origenes  fprid^t   (ogl.  unten  bas  Evang. 
Manichaeorum).  ^ebenfaHs  aber  ift  fein  Ibfprung,  u)te  ber  ber  meiften  apob^p^ifAen 
(Eoangelien,   ein  {[noftif^er,   unb  »Dar  unter  benjenigen  (Snoftifem  ju  fu^en,  oel^e  so 
bem  ^boletismus  in  Sesug  auf  bte  $erfon  (Ebrifti  ^ulbigten;  auf  biefen  Dofetismus 
loeift  bie  größte  ßa^I  ber  bier  beri^teten  SBunoermärd^n  ^in,  toes^alb  fie  au^  bei  ben 
aRani^äem  fo  oTel  Seifau   fanben.    Slaä)  bem  Sitat  bes  Irenaeus  adv.  haeres. 
u)erben  loir  ben  Serfaffer  unter  ber  marcofmnif^n  Seite  ju  fu^en  ^aben.  3m  übrigen 
bietet  leine  ber  oor^nbenen  ^anbf^riften,  bie  augerbem  auf  bie  mannigfa^ften  ^e* » 
traftationen  unb  Serftfimmelungen  ^imDeifen,  ben  ooIIftSnbigen  Xea^,  fo  oag  oir  alfo 
nur  grcagmente  oon  oem  Evangelium  Thomae  befi^en.    3^^  ^  Sotelerius  in  ben 
9loten  3u  ben  Constit.  apostol.  6,  17  ein  gragment  aus  einer  ißarifer  ^onbf^rift 
bes   15.  3<^^unberts  oerbff entließt ;    ein  umfaffenberes  Mingarelli,  Nuova   raccolta 
d'opuscoli  scientiiici,  tom.  XII.  Venet.  764.  p.  73—155.  Son  lifienbprf  (a.  a.  0. 40 
p.  XLIII)  ift  eine  grogere  Wn^cUtfi  oon  ^anbf^riften  auf gefunben  roorben,  Deren  Serf Aieben* 
Reiten  i^n  oeranlagten,  in  fetner  Sammlung  einen  breifa^en  Xest,  jmei  grie^ifd^e  unb 
einen  lateinif^en,  aufjune^men;  bie  litel  finb:  1.  Srnjuä  hgarjUiov  (pdoa6<pov  ^rä 
eig  rä  Ttaidind  rov  xvqIov,    Ss   enthält  bie  Ainb^itsgefc^i^te  3^N  o^nt    5.  bis 
12.  3^^^  ^^  19  5lapiteln.    2.  ZvvyQoufjLa  tov  dylov  ajioazöXov  Scofw,  neol  xfig  « 
Tiaiötxrjg  ävaotgocpfjg  rov  xvglov,    (rs  enthalt  Die  3^tt  oom  5.  bis  8.  3ö9re  tn 
11  ilapiteln.  3.  Tractatus  de  pueritia  Jesu   secundum  Thomam.    (Es  entölt  bie 
3eit  oon  ber  gflu^t  na^  ^q)>ten  bis  ;um  8.  fiebensfa^e  2t\u  in  15  Aapiteln.  — 
einen  fqrifi^en  Aobex  oerbffentli^te  SBng^t  a.  a.  £).,  £onbon  1875. 

f)  Evangelium  infantiae  Arabicum.  Ss  ift  basfelbe  juerft  bur^  Henricus  m 
Sike  (ev.  Inf.  vel  Über  apocryphus  de  infantia  Servatoris;  ex  manuscripto 
edidit  ac  latina  versione  et  .notis  illustravit,  Traj.  ad  Rhenum  1697)  in  ara« 
bif^m  Xeste  mit  lateinifc^er  Öberfe^ung  ebiert  roorben  unb  bann  in  bie  Sammlungen 
oon  Sabricius  (ber  au^  Die  (Einteiluna  in  55  jtapitel  ooma^m),  30nes,  S(^mib  (jSmt» 
li^  nur  laieinif^)  unb  X^ilo  (arobtfqi  unb  lateinif^  S.  63—131),  enbli^  oon  Zifd^n»  m 
borf  in  oerbefferter  loteinif^r  Öberfe^uua  aufgenommen  u)orben.  3n^alt  unb  9lus« 
f^mfidEung  Iaht  fofort  auf  einen  orientalif^en  Ibjbrung  f^Iieben ;  benn  ni^t  blog,  baf 
bie  orientaltf^e  Dämonologie  unb  9Ragie  flberaU  ^inbur^blidt,  fonbem  es  Jinben  fid 
felbft  9leIationen,  loelc^  fi^  allein  aus  ber  Selanntf(|aft  mit  orientalif^er  SlSiffenf^af 
(}.  S.  bie  Seumnbert^it  bes  Anaben  ^t\u  in  ber  ^(ftronomie  unb  $^9fit)  unb  3oroafters  ^ 

Mcal'i^ncDClopäbie  für  ^l^eologic  unb  STir^c.    ».  91.    I.  42 


>  ^ 


H    lipitt9     1 

^SSW^tttt  mUOtKM-    wSK  TBL  )Bf 


a^mOHBRlulCII 

ÜB  OB  IS.  3^ 

S: 

^  Lp«M«flunu  Cbristi  ad  mfproit 

Xic  ^StisW  fn  Me  2uiuuug  Mds  S^riboi  kni^n  ^nptfUBi^  cnf  bct  Se« 

»(iMifi|eit  Wr  ifidtcaSMtts;  s^ra^  «arii#  ik  kiririMn^  «b  Me  ffutaeii,  KM» 

iM|  feoe  3<|itfles  pcilpnil|ni  nb  o^  }Miil  tai  Som  ETmiigdiiim  Nicodeini 

UktUf  hihtM  Mc  ihfTf  gnct^^i^ra  fnit  bnii|0cg  nt  Mt  ci^  6<|nfi,  Mnb  j/kmc  TRtt 

faä^  Smooi  Wcfrr  9iienMDibeifi0ni|^  anfsdH,  näl  m  kcs  Dgft«ol}emn  (Sänften 

¥»  R4^  vibetbcd^eiibe  Sldleii  ftnbm,  bte  nouglUI  um  eines  Snlor  ^enfifaen  Smieit 

Amlkfl  Meibt  t§  mmn  afffWBq,  ho%  bie  peile  e^cQt  soD^eite  fifar  ftip  alleiii  Jii^ 

fmbet;  bad^  bfiifte  aai^  btes  biaid^  bie  SHimlme,  bog  bie  jveite  6dÜt  f^n  frü^^ettig 

m  einer  TMl^t^  ber  elfteren  umgei^nffen  vube,  ^inei^^enb  erOSrß^  etfc^men. 

3ebo4l  ml^Viitn  bie  oerbnnbenen  S<^nften  intni  {4^"  banuds  ben  Sefamtnomen  Evan- 

n,  ui^Wntn  Nlrjodemi,   oielme^  fd^int  biefer  erft  wi^  Aarls  bes  Großen  ^tri  ecfunben, 

Kitbem  aber  ftel^enb  ooDirrben  ^  fein.   Die  Serankffung  boju  nnir  mo^I  entiomt  ber 

V^oio%  mi  elften  Si^ift,  in  oeU^iem  bes  ^^cam^  bes  Kioibennts  gebaut  mxA,  ober 

ber  Uinpanb,  ba^  in  bem  (Eoanaelium  bem  9licöbemiis  eine  ^ouirtrolle  infam    Der 

urfprfingtb^  litel  ber  erften  6d)rift  oMir:  vnofivrifMaia  xov  xvgiov  ^fi&p  *Ifiow 

tdt  X(jimm  nQaxf>fvxa  bu  Il&rtlov  nddrav ;   ba^  bet  lateinif^  Oesta  Pilati   (bei 

(}rff|(or.  Turon,  hi»t.  Franc.  I,  21unb24)  obei  Acta  Piläü  (Justin.  Mart.  apok>g. 

1 ,  35 :  T/iWi        dvvfurfh  fio&dv  eh  xwv  im  Iloytiov  Iliimov  yevofihfov  &acoy), 

»obei  oegen  bes  9RangeIs  dies  S^iAns  eines  geriAfii^n  Dofumentes  mij^  mit 
Tertull.  acK>log.  21  an  bie  n^irllic^n  oon  Pilatus  an  ben  jtaiftt  gefenbeten  Seri^' 

w  alten  aebad||t  merben  lann,  fonbem  oielme^  einfa^  anjune^men  i{t,  ba|  rd  l;ci  TIov- 
ttdw  ihkimrv  vtv6fxeva  hxza  (sub  Pilato  confeeta)  f|iäler^in  uxtflmli^«  ober  ab« 
fii^li^enoeife  für  ino  Iloytiov  Ildaxov  yeydfieya  ausgegeben  onrben.  3^nfalb 
aber  fte^  fo  oiel  feft,  bafa  eine  S^rift  unter  bem  9lamen  acta  Pilati  ftfl^itig  oeit 
oerbreitet  n)ar  unb  in  ^oflem  9n|e^n  ftanb  (ogL  äuget  Justin,  unb  TertuU.  a.  a.  £). 

«»au4f  KuMob.  bist.  üccl.  2,  2;  Epiphan.  baeres.  50,  1),   unb  es  fragt  fi^  nur,  ob 


ftpnht^iltu  M  9ltutn  t^tmmM  659 

bte  auf  unfere  !^t\i  gelommene  Siftifi  mit  iener  für  ibenti[^  gebalten  loerben  baif. 
Sie  ftetige  Slufetnanoerfolge  ber  3^usniffe  oom  2.  So^^unbert  (W.  Justin.,  Terttül., 
Euseb.,  Epiphan.)  bis  ins  5.  (Orosii  bist.  7,  4)  unb  6.  ^o^^unbert  (Gregor. 
Turon.  a.  a.  D.),  an  toeU^  fid^  bann  fofort  bei  !^tit  no^  bie  Slteften  oor^anbenen 
$anb|(^nften  aus  bem  5.,  ^^ftens  6.  3<^^r^unbert  (ogL  Xif^nborf  a.  a.  D.  p.  LXIV)  5 
anf^Itegen,  lagt  faum  einen  ^inreid^enb  laimen  S^u^unt  jotfc^n  irgenb  loeb^n  ber 
anaeffi^rten  S^^O^iff^  ^^^i  toäbrenb  beffen  eine  fo  oerbreiteie  6(^rift  ^e  untergeben 
unb  eine  unechte  an  beren  Stelle  untergefAoben  loerben  I5nnen,  01^  nix^  fommt,  bag 
ein  xDeiteres  A^ugnis  für  bte  3bentität  oes  auf  uns  gdommenen  Xextes  mit  bem 
urforfingli^en  |i^  aus  oem  mit  jenem  fibereinfttmmenben  3nbalte  obiger  Sitote  ergiebt.  10 
3eDenfaIIs  erllärt  (i^  bie  oHerbings  groge  Xeattoerfc^iebenl^n  ber  oor^nbenen  ^anb^ 
K^riften  au^  o^ne  bie  Slnna^e  ber  Hnemt^it  aus  bem  glei^mfigigen  S^idfal  fömt* 
liAer  (Vfofüfpffi]^  Sänften,  auf  bas  tDiUnirli^fte  interpoliert  3U  toerben.  3^  einem 
om^ern  9{efultat  lommt  äpfius.  bie  ^ilatusalten,  2.9IufL  1886  6.28;  er  toetft  unfern 
^pOatusalten  eine  übfaffungsieit  ioifqen  326—376  ju,  aber  loie  uns  f^int,  i|t  bies  15 
für  bie  C5runbfArtft  ein  oiel  ju  fpiter  Zermin.  Der  Snfoffer  biefer  Acta  PDati  ge^9rte 
lebenfalls  ben  O^ben^riften  an  unb  f^rieb  fflr  biefe,  ma»  nic^t  blog  aus  feiner  Se« 
iamttfAaft  mit  ben  {übifÄen  3nftitutionen,  fonbem  befonbers  aus  bem  Streben  ^roor- 
ge^t,  [eine  ^iftorie  burm^  bas  3^ugnis  aus  bem  3Runbe  ber  geinbe  (£^|ti  uno  jomr 
berer,  bie  amttic^  bei  allen  ben  Vorgängen  oor  utib  no^  bem  Xobe  (£^rifti  beteilmt  20 
uxtreUp  b.  f),  ber  S^^noberften,  ju  beglaubigen.  9Bie  oiel  booon  auf  Slk^^it  beruht, 
!ann  fraaliq  fein,  {ebenfalls  d^r  wt&tn  mit  nüft  oon  ooml^rein  aUes  als  äR^toe 
anje^en  oürfen,  oieime^r  enoarten  mfi|fen,  baft  manc^  3U  (einer  3^ü  no^  ^^4  mflno» 
li^e  Überlieferung  belannte  ^i[torif<^  X^aqe  oon  ibm  in  (eine  6<^rift  aufgenommen 
morben  fei.  grinben  loir  nun  in  ber  ^mtpfldd^  ein  fi^  Slnle^nen  an  bie  lanonif^en  2& 
Seric^te,  augerbem  aber  [elten  etoas  umoa^rf^inli^,  fonbem  meiftens  ben  Ser^It* 
niffen  angemeffenes,  fo  lotrb  ber  SBert  ber  Acta  Pilaü  auA  für  bie  Sereic^erung  ober 
loenigftens  (Ermuterung  ber  eoangelif^n  (Bef^i^te  ni^t  ogne  toeiteres  in  Sbrm  ge« 
fteOt  werben  lönnen;  auf  bie  Senu^ung  ber  Acta  Pilati  für  biefen  !^wtd  fyd  ^ofmann 
in  feinem  ,,£eben  3e]u"  an  meieren  SteOen  (ogl.  6. 264, 379, 386,  396  u.  a.)  auf«  30 
mertfam  gemalt.  SBgl.  au^  Xif<|enborf,  Pilati  circa  Christum  judicio  quid  lucis 
offeratur  ex  actis  PUati,  Ups.  1855;  Sipfius,  X)ie  ^ilotusdien,  4.  ftiel  1871, 
2.  ^ufl.  1886.  Slugerbem  ift  bie  Schrift  n)egen  i^es  bem  neuteftamentli(^n  au^ 
Aeitlidb  fo  nabe  fte^enoen  Spraqibioms  (hem  bie  mnfi^,  ba^  fie  urfprünglic^  ^ebräif^  ober 
lateintf^  gefcqrieben  fei,  entbe^  jebes  fefteren  (Srunbes)  ieoenfalls  au^  oon  p^ilologif^r  35 
Sebeutung  für  bie  neuteftamentlt^  ^ermeneutiL  —  Der  jiDette  Zeil  bes  fogenannten 
Eväng.  Nicodemi,  n)eU9er  ben  descensus  Christi  ad  inferos  aus  bem  SRunbe  ber 
beiben  So^ne  Simeons,  Sarinus  unb  £eucius,  n)elc^  mit  (£^fto  auferftonben  unb 
3eugen  feines  Srf^einens  in  ber  Unteroelt  geioefen  looren,  in  ^äjlfi  intereffanter,  ben 
3eitoorfteIIungen  aRommobierter  SBeife  beri^et,  ift  oon  unglei^  geringerer  ^ebeutung  io 
als  bie  Acta  Pilati,  roenn  au^  fein  3n^It,  feine  Spraye  unb  jonftige  3^^19^111^  ouf 
eine  Idum  oiel  fpatere  3^U  ^  ^<^lfii!S9f  ^^  ^^  jenem,  f^Uegen  laffen;  lebenfalls 
fyd  Cufebius  SHexanbrinus  (ogL  Ü^ilo,  über  bie  SAriften  bes  Sufebius  oon  Smifa, 
1832)  f^n  baraus  gefd^opft  (ni^t  bas  umgele^rte  Ser^filtnis  fyA  ftattgefunben,  xok 
Sllfreb  SRaur^,  Nouvelles  recherches  sur  r^poque  k  laqueUe  a  6i6  compos^  15 
Touvrage  connu  sous  le  titre  d'^vangüe  Nicod^me,  1850,  irrtümli^  meint).  !Der 
93erfaffer  xoar,  xoie  es  f^eint,  ein  mit  ben  jübifcben  SReffiasenoartungen  unb  fonftigen 
3eitoorjteUungen,  foxoie  mit  ben  anoftif^en  Slnf^uungen  oo^I  oertrouter,  gebilbeter 
3ubenqrift.  —  Selbe  Sc^en,  bie  Acta  Pilati  unb  ber  Descensus  Christi,  finb 
unter  bem  jufammenfaffenben  Sflamen  Evangelium  Nicodemi  feit  Herold,  ortho-  so 
doxographa  ().  6.  653, 40)  in  alle  na^folgeiwen  Sammhingen  (mob^p^if&er  S^riften 
übergegangen;  ber  orie&if^e  Xest  ber  Acta  ourbe  juerft  oonSuq,  unenblv^  oerbeffert 
oon  ZqUo  unter  $tn}ufügttng  au^  bes  Descensus  ebiert;  enblub  f)ci  Xif^enborf,  nad^ 
Sluffinbung  neuer,  unb  mox  ber  Slteften  (£obices  bunl^  bie  SeroffentMung  oon  jtoei 
orie^tf^en  unb  einem  fatebrifc^n  Xeste  ber  Acta  unb  einem  grie^ifqen  unb  ya>t\  66 
lateinif^en  Texten  bes  Descensus  (j^I.  Zif^enborf  0.  a.  £).  S.  210 — 432),  weiteren 
Iritifc^en  Unterfuc^un^en  eine  fid^  Sfafis  oerfd^afft  —  3n  Serbinbung  mit  bem  Des- 
census ift  aud^  bie  tn  mehreren  Cobices  bii^ugefügte  Epistola  Pilati,  bie  im  grie^if^en 
Ztxtt  au^  ben  Actis  Petri  et  Pauli  (bei  Xif(^enborf,  act.  apost.  apocryph.  ed.  2. 
p.l96)  einoerleibt  ift,  in  boppeltem  loteinifc^n  ZtxU  aufgenommen;  ber  Srief  ent^Ueo 

42* 


660  Wftht^flftB  M  9t«c8  ^i>p^"i*iiif^ 

einen  Seru^t  bes  Pilatus  an  ben  Aatfer  Ckubius  Zibems  um  bei  Safcifle^nig 
(OftM.  —  (Eine  anoeie  Epistel  Pontii  Pilati,  wmn  tx  JjU^  ii'^ni  bes  wi|fTr<|lru 
Urteils  ber  S^ben  über  (E^rffium  unter  ^traoeifttng  auf  bie  Unmög&Peil,  benfdbe«  |h 
iDiberfteben,  oenoa^,  unk  eoenfalb  im  SQtertum  \fym  nett  oemetld,  unb  foü,  nrie 
6  bie  na^olgenben  apric^i^^n  SRo^verie,  bte  oir  am  ffiglii^ften  (oalei^  fjüa  one^, 
bie  Qa%t  von  ber  Sdegrung  bes  Pilatus  }um  S^rlftentum  untntHt^.  6te  fnbet 
M  im  lateinif^  Xest  betSobririus,  X^Uo  unb  jute^  Zif^enbocf  o.o.O.e.433.— 
Sleuerbings  ^  aBrio^  a.  a.  O.  Srtefe  Herodis  ad  Rlatum  unb  Pifaiti  ad  He- 
rodem aus  einer  f^rq^en  ^anbf^rift  d)tert 
10  Anaphora  Pilati,  ber  Seri^  bes  ^ifattus  über  bie  SurgSnge  bei  ber  Semr* 
teilung,  !Iob  unb  Sbtferfte^ung  3efu  mit  Vufjä^Iuim  feiner  iaxvptfS^i^u  9Buaber, 
ein  Sotument,  n>eUes  beuflid^  oieber  bas  Strwen  biditnbet,  ben  ^ifattus  ab  bcmis 

gr  bie  6a^e  bes  (Eqriftentunis  eingenommen,  barsuftelkn,  nwr  denfoUs  loeit  ueibceitet 
uger  in  mu  früheren  Gammlungen  ai^  oon  Zittenborf  a.  a.£).  6.  435  ff.  in  einer 

16  bofipelten  orie^tf^  Zestrejenfion  abgebrudL  —  9bm  genug,  bag  ipOotus  be«i  ^riflen« 
tum  gfinf^  bcakftellen  gefu^  wuAt,  felb^  ber5la^  mu§te  ein  3^ugitis  fir(ari[tni 
oblegen.  !Dies  tft  ber  3wtd  ber  Paradosis  Pilati,  mtU^  na^  Sii^  unb  3;^  an^ 
Xif^nborf  a.  a.  O.  6.  44ff.  im  orie^^if^n  Zeast  ^  abbruden  laffen.  Sie  en^ 
bos  ^tdßt  bes  Pilatus  tm  bem  Aaifer^  Jehte  Serurteüung  jfoa  Xt^  unb  ^inrii^tung, 

20  n^eil  et  (E^riftum  unf^ulbt^  gdreujigt;  tnfolge  eines  Gebetes  beiennt  fi^  S^tftus  bun( 
ein  SBunber  m  bem  9leutgen  unb  nimmt  aw!^  feine  grau  ^coQa  ju  f^.  Den  3uben 
aber  fiinbigt  ber  ftaifer  bas  Strofgeri^  am  —  (Ein  an  ber  GteHe  bi^  Paradoais 
[üb  bier  unb  ba  finbenbes  Responsum  Tiberii  ad  Pilatum  ift  eine  ebenfo  ungefc^idte, 
fabebei^  Di^ng,  als  bie  Epistolae  Herodis,  bereu  es  m^ai^e  oiAt,  mooon  uns 

26  Z^Io.  Ck)d.  apocryph.,  p.  GXXIV  eine  $robe  oorffi^  Zik^enbmf  ^ot  beibe  Schriften 
nid^t  bes  SIbbruds  ffir  mert  era^^  —  Die  oon  Xif^enborf  6. 456^.  im  latein^d^ 
Xeiet  abgebrudte  6^^  Mors  Pilati  nwr  ebenfalls  vax  3RittdaIter  itendi^  oeibreitei 
6ie  beruhet  oon  ber  öenbun^  bes  Iraiftn  Xiböius  an  ben  Pilatus,  um  ben  9Bunbe^ 
arjt  3e(um  |erbei}u^Ien.    Die  üefanoanb  ber  Seronica  mit  bem  Silbnis  3^  ^iU 

ao  ben  Aatfer.  ^piloius  oirb  u^egen  ber  Areu}igung  (E^fti  jur  Serantmortung  ge}ogen. 
Der  ungenc^e  Kod  (Qrifti  f^u^t  i^n  oor  bem  ^tmt  bes  Aaifets;  bann  oetmteilt, 
nimmt  er  |iq  felbft  bas  £eben,  loirb  in  bie  Xiber  gemorfen;  biefelbe  leibet  i^n  nii^ 
ebenfo  nid^t  ote  Simone,  oo^in  er  nun  gen)orfen;  eiwli^  mxä>  er  bei  £aufanne  in  ein 
£o(^  gemorfen,  n)o  no^  {e^  bie  bofen  (Beifter  rebeUifq  (tnb.  —  Die  Narratlo  Jo- 
se sephi  Arimathiensis  bei  Xtjc^enborf  6.  459  ff.  gebort  mnfalls  bem  frfi^en  SRittet 
alter  an;  [ie  berül^et  bie  (Se^angennebmung  3^fu,  Verurteilung,  34)b,  Begräbnis;  6« 
(Meinung  (E^fti  im  (Sefän^ts  bei  9(üobemus  unb  bejfen  Se^iung;  (Einffi^ng  bes 
reuigen  Sd^ä^ers  Demos  tn  bos  ^orobies.  gfoft  f^tnt  es^  oIs  ob  bie  gan}e  6(^ 
nur  ber  Ser^Iic^un^  biefes  begn(u>igten  SRitgdreujigten  ferne  SntHe^ung  oerbanfe.  — 

40  Yindicta  Salvatoris  tft  ber  ZUel  ber  leteten  oon  Xif^nborf  0.0.0.  6. 471  ff.  j|uerft 
oeroffentli^ten  Schrift.  Obn^o^I  oon  jiemud^em  Sllter,  tft  fie  bo^  ein  bod^ft  ungef^idtes 
SRoffiioerl.  Der  Ironie  Xitus  mich  in  £^ien  oon  einem  3^n4nften  9bi^^  auf 
(E^rifti  ^eißroft  oufmerifom  oemo^t,  burcQ  bos  Sebouem  bes  Zobes  (E^rifti  geeilt, 
lägt  fic^  toufen,  ruft  ben  Sen)ofton  mit  feinem  $eere  ^erbei,  jie^  gegen  bie  3uben 

45  unb  erobert  3^nifalem.  ^ilotus  oirb  gefongen  gefegt,  Seronico  mit  bem  fieimoonb« 
bilbnis  3^fu  ittü  ^^  ^^^t  genommen,  unb  bur^  misfelbe  ber  Ironfe  jtoifer  Xiberius 
geseilt,  unb  nod^^er  oon  9la$on  getauft  — 

Die  bis^  oufgejä^Iten  Evangelia  apocrypha  bilben  ober  nur  ben  üeinften  Zeil 
ber  flber^upt  einmol  in  Umlouf  ^eje^ten  opobqpbif^en  (Eoongelien.   Son  ben  meiften 

CO  finb  nur  geringe  gfrogmente,  oon  etntgen  nur  bie  Stomen  ouf  uns  ^elommen,  oon  oielen 
gen)ig  ouq  biefe  ni^t  einmoL  9Bir  jo^Ien  fie  in  bem  f oloenben  tn  oIpbobetiMer  £>rb< 
nung  auf,  n)ie  fie  bereits  Sobririus  o.  o.  O.  I,  6.  355  fr.  jufommengeftellt  90! 

1.  Evangelium  seoundum  Aegyptios.  (Jrrogmente  oorous  bei  Clemens  Roman, 
ep.  2,  12  (coU.  dem.  Alexandr.  ström.  3,  p.  465) ;  Clem.  Alex,  ström.  3,  p.  445 

66  (coli.  p.  452. 443).  (Emm^nt  wüb  bosfelbe  ougerbem  Origen.  hom.  1  in  Luc  (ber 
es  für  eins  ber  oon  £ul.  1,  1  enoo^nten  (Eoongelien  ^U);  Epiphan.  haeres  62,  2, 
p.  514 ;  Hieron.  prooem.  ad  Matth.  3n  (Sebroucb  wax  es  bei  ben  (Eniratiten  unb  noif 
Epiphan.  ou^  bei  ben  Sobellionem.  93gl.  ^ilgenfelb,  Nov.  test.  extra  canonem 
p.  42  sq.    9lo4  9lef4,  Slugerlononif^  ^oroneltexte  3U  ben  (Eoongelien  1894  6.  28 

iM>  bfirfte  bos  neuerbings  entbedte  (Eoongelienfrogment  oon  Sfuüum,  »eU^  Sidell  in  ber 


ftlfttr^fttn  bei»  9tftten  Seftamettted  661 

3nnöbru(fcr  3citfW  füt  fot^oitf^c  I^ologic  1885,  III,  ®.  498  jucrft  oeröffentl^le, 
ein  Se[tQnbteiI  biefes  Soangeltums  fein. 

2.  Evangelium  aeternum.    (Es  ift  bo$  9Berf  eines  SRinortten  aus  ber  SRitte 
bes  13.  Sc^r^unberts,  geftfi^t  auf  Offenb.  3o  14,  6.    Die  S^rift  iDorb  alsbalb  bur$ 
^apft  Sneatanber  IV.  oerbammt  (ogl.  Fabric.Lp.337).    SBir  erofi^nen  es  um  (eines  5 
alten  9laniens  loillen,  otoo^I  es  ber  3^it  na^  nicQt  mit  ben  ilbrigen  apobqp^if^en  CEoan« 
gelien  auf  gleitet  Stufe  fte^. 

3.  Evangelium  Andreae.    (SxwSfyA  U)irb  basfelbe  oon  Innooent.  I.  epist.  3,  7 
unb  Augustin.  contra  advers.  leg.  et  prophet.  1,  20;  ntSgli^  aber,  bag  beibe  bie 
Actus  Andreae  ([.  unten)  im  Sluge  Ratten.    Gelasius  in  decreto  de  libris  apo- 10 
cryphis  jö^It  es  unter  ben  3U  oerbammenben  (Eoangelien  auf. 

4.  Evangelium  Apellis.   (Ermäbnt  oon  Hieron.  prooem.  ad  Matth.  unb  Beda, 
init.  commentar.  in  Luc.    Sieüei^t  ift  es  aber  nur  ein  oerftflmmeltes  (Eoangeltum, 
toie  bos  bes  SRarrion,  ogl.  Origen.  epist.  ad  caros  suos  in  Alexandria  (tom.  I, 
p.  881  ed.  Basil.  1557,   in  Rufini  apologia   pro  Origene),    Epiph.  44,  2;    ogl.  10 
$amad,  de  Apellis  gnosi  monarchia  1874,  p.  75. 

5.  Evangelium  duodecim  Apostolorum.  CEnoä^nt  Origen.  hom.  1  in  Luc; 
Ambros.  prooem.  in  Luc;  Hieron.  prooem.  in  Matth.;  adv.  Pelag.  lib.  3  sub. 
init.  (oon  i^m  ausbrfldlt^  als  ibentif^  mit  bem  Ev.  juxta  Hebraeos  unb  Ev. 
Nazaraeorum  besei^net);  Theophylact.  prooem.  in  Luc.  20 

6.  Evangelium  Bamabae.  (SxwSffttt  Oela8.a.a.C  9tai)  Gasaubon.  exerc.  15, 
contra  Baron.  12,  p.  343  UHurb  bos  Soangelium  bes  Slatq&us  oon  i^m  aus  bem 
^ebraif^en  in  bas  (Srie^if^e  fiberfe^t;  ogl.  ^terju  Fabr.  cod.  apocr.  I,  p.  341; 
III,  p.  373.  528. 

7.  Evangelium  Bartholomaei.    dümSSfrA  Hieron.  prooem.  ad  Matth.;  Oelas.  35 
a.a.O.;  Beda  a.  a.  £).    Ober  bie  Xrabition,  bag  Bartholomäus  bas  ^ebr&if^e  (Eoan* 
gelium  bes  SRatt^us  na^  3nbten  gebraut  ^e,  roofelbft  es  oon  ^antSnus  ooiqgefunben 
©orben  fei,  f.  Fabric.  cod.  apocr.  I,  p.  341. 

8.  Evangelium  Basilidis.    (Eno&^nt  Origen.  tract.  26  in  Matth.  33,  34  id., 
prooem.  in  Luc;  Ambros.  prooem.  in  Luc;  Hieron.  prooem.  in  Matth.;  Euseb.  30 
bist.  eccl.  4,  7.  Sgl.  3a^n,  CBef^.  bes  neuteft.  Äanons  1888,  I,  S.  770. 

9.  Evangelium  Oerinthi.  CEnoS^nt  Epiphan.  haeres.  51,  7;  mit  es  fc^eint 
bas  (Eoangelium  bes  SRatt^us  na^  eigenem  3uf^nitt,  in  ioeI(|er  oerft&mmelten  Coeftalt 
es  au^  bei  ben  (Earpoaattanem  in  (Seltung  loar;  Epiph.  haeres.  28,  3;  30,  14. 

10.  Evangelium  Ebionitarum.  ^agmente  bte^es,  noA  bem  3^ugn{s  bes  (Epi*  35 
p^anius,  oerftfimmelten  aRatt^öuseoangeliums,  xotU^s  bie  (Eoioniten  Evangelium  He- 
braicum  nannten,  bei  Epiphan.  haeres.  30,  13.  16.  21.  Dag  es  nic^t  mntif^  mit 
bem  Evangelium  Nazaraeorum,  fie^e  bei  Fabric  I,  p.  367;  11,  p.  532. 

11.  Evangelium  Evae.  W»  bei  geu^iffen  (SnoftBem  in  (Sebrau^  eno&^nt  unb 
Sieden  baraus  angeführt  bei  Epiphan.  haeres.  26^  2.  3  u.  5.  40 

12.  Evangelium  secundum  Hebraeos,  naq  bem  3^U9^^  ^^  ^teronqmus 
(fiebe  oben  unter  5)  ibentifc^  mit  bem  Evangelium  duodecim  apostolorum,  unb 
na^  besfelben  3^ugnis  (ogl.  no^  Hieron.  lib.  XI.  commentar.  in  Jes.  40,  11; 
lib.  IV.  in  Jes.  11,  2)  au^  ibentifi^  mit  bem  Evangelium  Nazareorum,  mar  ^aU 
bäif^  mit  ^ebröif^n  fiettem  gefc^rieben,  bei  ben  9l(»arftem  in  (SebrauA  (Hieron.  adv.  45 
Pelag.  3, 1);  es  n)urbe  oon  Hieron.  in  bas  (Srie^ifqfe  unb  fiateinif^  uberfe^t  Hieron. 
in  catal.  Script,  ecd.  de  Jacobo ;  lib.  II  in  Mich.  7,  6 ;  lib.  II  in  Matth.  12, 13). 
Über  bie  ^ppot^efe,  bag  es  bas  urfpriingli^  ^ebrätf^  gefc^riebene  SRatt^useoanaelium 
fei,  f.  Fabric.  a.  a.  O.  I,  6.  355  unb  oor  allem  bie  Iritif^n  Xlnterhtd^ungen  in  ben 
Sinleitungsf^riften  5um  31Z.  unb  in  ben  neueren  jtommentaren  jum  uRattl^us.  ferner  50 
^ilgenfelb,  Nov.  test.  extra  canonem  I ;  ^anbmann,  !Das  $ebräer«CbangeIium  1888. 
f>a%  es  3u  ben  alteften  apolrqp^if^n  (fojeugniffen  gehörte,  gebt  aus  ben  jablrei^en 
alten  3^ugni|fen  ^eroor;  oqI.  Euseb.  hist.  eccl.  3,  39,  n)ofeIb|t  es  als  bereits  liem 
^apias  belannt  genannt  u)trb:  Ignatius,  ep.  ad  Smyrnaeos  c  3  citiert  eine  Stelle, 
bie  mi)  Hieron.  in  catal.  Script,  eccles.  de  Ignatio,  unb  prooem.  in  lib.  XVIII,  55 
Jes.  aus  bem  ,,Evang.  sec.  Hebraeos,  quod  Nazaraei  lectitanf  entnommen  ift; 
Euseb.  hist.  eccl.  3,  27  (coli.  Theodoret.  haer.  fab.  2,  1;  Nicephor,  3,  13); 
ibid.  3,  25.  4,  22;  Clem.  Alex,  ström.  I,  p.  380;  Origen.  in  Joh.  tom.  II,  p.  58, 
coli,  homil.  15  in  Jerem.  tom.  I,  p.  148  (ed.  Huet.)  tract.  8  in  Matth.  19, 19 ; 
Hieron.  a.  a.  O.  unb  catal.  scr.  eccl.  de  Matth.;  lib.  6  in  Ezech.  19,  7;  lib.  1  eo 


662  WßflbMkm  M  ftcani  TfHwifWHfT^ 

in  Matth.  6, 11;  üb.  4  in  Matth.  27,  5. 16;  IIb.  3  in  Epbes.  5,  4;  Epiph. haeres. 
30,  3.  6;  29,  9  u.  o. 

13.  Eyangelium  Jacob!  majoris ;  ongebli^  bn  3i^  1595  m  SfNntieii,  beffen 
ilpoftel  3<^^  >i^»  oufgefunben ;  oon  3nnocen}  XI.  1682  geAomwL    Sgl  Fabric 

6  0.  a.  O.  I,  S.  361. 

14.  Joannis  de  transitu  Mariae.  Sgl  Sebfttts,  in  decrelo  de  libr.  apoer. 
Q.  Q.  £).  no^  bonbf^rpU^  ooAonben,  ogL  Fabric.  I,  p.  352.  3n  bem  Cod.  Gol- 
bertin.  453  fqlte^  |id^  no^  etne  anbete  bem  3<^<^^^  beigelegte  6d^:  de  Jesu 
Christo  et  ejus  descensu  ex  cruce  an,  fibecf^^neben  wioßArrfßM  rav  Kvgiov  ^jwJr 

10 'Ifjoov  Xqioxov  ek  tijv  &noxa^ixooiv  avtoVf  avyyqa<pdoa  (!)  :taQa  rov  ayiov 
Oeoloyov.  Stellei^  bqie^  fi^  hierauf  Em>han.  Monachus,  serm.  de  Maria 
Virgine  Deipara  (ogL  Fabric.  I,  p.  45).  aRit  9täfi,  ^  Ztfd^nbocf  bos  Evan- 
gelium Joannis,  uti  Parisiis  in  sacro  Templariomm  tabulario  assenratur,  ans 
oer  Ü^Hofc^n  Sammlung  (p.  817  sq.)  ni^  in  bie  feintge  aufgenommen,  ^nfmoentg 

15  als  bos  ben  SUbigenfeni  ang^9rige  über  S.  Joannis  apocrypbus:  benn  beibe  fWbea 
f^on  ber  !^t\i  ncuA  nu^  mit  ben  apobw^if^n  CEoangelien  auf  gießet  6tafe.    !SgL 

lij^enbotf  tt.  ö.  O.  p.  XII. 

15.  Evangelium  Judae  Ischariotae,  als  bas  CEoangelinm  ber  gnofttfc^n  6e&e 
ber  itainiten  eoDi^nt  bei  Iren.  c.  haeres.  1,35;  Epiph.  haeres.  28, 1;  Theodoret. 

20  haeret.  fab.  1,  15. 

16.  Evangelium  Leuoii,  oo^I  fSIf^Ii^  90n  Grabe  ad.  Iren.  1,  17  (ed. 
Massuet.  1,  20)  unb  Fabric.  I,  p.  353  in  btm  Cod.  Oxoniens.  bes  Evangdium 
Pseudo-Matthaei  oermuiet;  ogL  Zif^enbinrf  a.  a.  C  6.  XXVn. 

17.  Evangelia,    quae  falsa vit  Lucianus,  apocrypha  unb  evangeüa,   quae 
26  falsavit  Hesychius,  apocrypha.  60  bejei^net  fie  bas  decretum  Odaaii  6,  14. 15, 

mo^enb  Hieron.  proL  in  evang.  barin  nur  bie  elften  SlejenRonen  bes  Zextes  ber 
(Eoangelien  eiblidt.  aüerbinas  ab«  au^  ben  beiben  iRSnuem  (£ucian,  Sresbnter  oon 
Sntioäten,  ^ef^cbius,  ^nimf<^  SiU^  Cnbe  bes  3. 3^-)  unbefugte  SmenooKonen 
oonoirft.    Sgl.  bte  (Einlettungen  in  bas  91X. 

80  18.  Evangelia  Manlchaeorum.  (Es  n>eiben  becen  oier  enoo^:  a)  Evange- 
lium Thomae,  eines  S^fllers  bes  9Ranes,  ogL  Cyrill.  Hierosol.  catech.  6,  p.  98, 
coli.  4,  p.  66  ed.  Oxon.  1703;  Celas.  a.  a.  £).;  Timotheus  (presb.  Constanti- 
nopolit.)  bei  Meursius  var.  divin.  p.  117;  Petrus  Siculus,  bist.  Manic^.  p.  30 
ed.  Rader;  Leontius,  de  sectis,  3.  lect.,  p.  432.  Serf^ieben  oon  bem  unier  e)  auf< 

86  geffi^rten  Evangelium  Thomae.  —  b)  Evangelium  vivum.  Sgl.  Photius  contra 
Manich.,  IIb.  I;  CyriU.  Hieros.  catech.  6;  Epiphan.  haeres.  66,  2;  Timotheus 
a.  a.  O.  —  c)  Evangelium  Philippi.  Sgl.  Timotheus  a.  a.  C;  Leontius  a.  a.  O. — 
d)  Evangelium  Abdae,  au^  SRc  4,  41  evayyüiov  uöduw  genannt  (ogL  Photius, 
bibl.  cod.  85).    6ie(e  no^  Fabric.  I,  p.  142  u.  354,   unb  bafelbft  bie  etelle  ex 

40  Anathematismis  Manichaeorum  in  Coteler.  patr.  apost.  I,  p.  537. 

19.  Evangelium  Marcionis,  bes  Stifters  ber  belannten  antijflbif^n  Seite,  ber 
nur  pouIinifAe  Scbriften  in  feinem  Aanon  juliej.  in  b.  1.  $.  bes  2.  3<^-  9Rit 
Sejug  auf  bte  Stellen  (9{5  2,  16;  C5a  1,  8;  2  %x  2,  9),  wo  ^ulus  oon  feinem 
(Eoangelium  (xarä  xb  evayyihov  fwv)  rebet,  lag  es  no^,  i^m  ein  bejonberes  (Eoan« 

45  gelium  omubt^ten.  9Rarcion  ^ielt  bas  (Eoanaelfaim  bes  £ufas  bafflr,  n^t  iebo<^  o^ne 
ade  jflbt[(9en  (Elemente  baraus  ausjumegen,  une  f^on  Iren,  haeres.  1,27,2;  111,11,7; 
Orig.  c.  Cels.  11,27;  Tertull.c.  Marcion.  IV;  Epiphan.  haeres.  42,  bejeugen;  bie 
beiben  leiteten  filmen  im  einjelnen  bie  {omimpferten  Stellen  an.  (Es  ourbe  „ex 
auctoritate  veterum  monumentorum''  bejonbets  ||erausaegeben  oonSug.^a^n,  unb 

60  oon  X^ilo,  cod.  p.  401  sq.  aboebrudt.  Das  SerbSltnis  besfeloen  ]u  unfenn  fononifd^n 
fiulos  ift  neuerbtngs  bauptfä^Ii^  im  3ntereffe  einer  negatioen  Arttil  ausgebeutet  mor* 
ben;  fie^e  borfiber  bte  einleitungs|^riften  3um  91X.  unb  3^^^»  ®^f4  ^.  neutefiam. 
Äanons  II,  S.  449. 

20.  Mariae  Interrogationes  majores  et  minores.    Dtefe  beiben  apobqpbifj^n 
65  S^riften  ooll  ob|c9nen  än^alts  enoä^nt  Epiphan.  haeres.  26,  8  als  bei  einigen 

(Snoftilcm  in  (Sebrau^. 

21.  Evangelium  Matthiae.  (Enoä^nt  Origen.  hom.  1  in  Luc;  Euseb.  bist, 
eccl.  3,  25;  Hieron.  prooem.  in  Matth.;  Gelas.  a.  a.  C;  Beda,  sub  init.  com- 
ment.  in  Luc. 


t^iofr^ti^ett  bed  Stetten  Zti^ümtuM  663 

22.  Narratio  de  legali  Christi  sacerdotio,  bei  Suidas  sub  voce  7»;ao?<^,  au^ 
in  einem  Cod.  ms.  biblioth.  reg.  Paris,  unb  in  jiDei  mss.  biblioth.  Caesareae 
(ofli.  Lambec.  in  bibl.  Vindob.  Hb.  IV,  p.  158  u.  176,  Vni,  p.  362;  SBalter, 
codex  in  Suida  mendax  de  Jesu,  Lips.  1724);  |ie^  üoeid^otipt  ^ofmann,  fieben 
3efu,  6.  298.  Säfon  Rieh.  Montacut.  apparat.  ad  Orig.  eccl.  p.  308  erflart  bie  5 
ganje  CrsS^Iung  r>on  (E^rifti  Srieftectum  fflr  ein  gnoKifd^  ober  maniASi|dbes  9Ra^« 
mm;  über  bos  3ntereffe,  wtlqts  man  boran  ^atte,  CC^rifto  bie  fnriefterliqe  SBfirbe  bei« 
Sulegen,  ogl.  ebenfalls  ^ofmonn  q.  a.  D. 

23.  Evangelium  perfectionis,   bei  ben  Safilibianem  unb  ahbem  (Snoftilem  in 
(Sebrou^,  Epiphan.  haeres.  26, 2 ;  iebenfalls  oerf^ieben  oon  bem  Evangelium  Phi-  lu 
lippi  (ogl.  Epiphan.  haeres.  26,  13)  uno  Evae;  ogl.  Fabric.  I,  p.  373;  II,  p.  550. 

24.  Evangelium  Petri.    (Enoolnt  Origen.  in  Matth.  8,  17  tom.  XI,  p.223; 
Euseb.  hist.  eccl.  3,  3  u.  25.  6,  12;   Hieron.   catal.  Script,  eccl.  de  Petro  uno 
de  Serapione.    Cs  loar  CEnbe  b^  2.  3q^.  bei  ber  C5enteinbe  su  9{^o[fus  in  Silicien 
in  (gebraut;  bafelbft  fanb  es  Seropion,  Sifd^  oon  Slntio^ien  (feit  191)  oor,  unb  15 
l^rieb  na^  näherer  ^rfifung  feines  böretilc^'oerbä^tigen  bofetiftifqlen  di^oroöers  eine 
Schrift  borüber  an  bie  bortige  (Senteinoe,  tooraus  uns  Euseb.  hist.  ecd.  6, 12  ein^e 
gfragmente  er^tten  ^at    3rrtämli^  oerme^feU  es  Theodoret.  haeret.  fab.  2,  2  mit 
bem   Evangelium  sec.    Hebraeos.    9leuerbings   ift  bur^  bie  Sntbedung  in  bem 
SRon^sgrab  oon  Sll^im  ein  größeres  gftagment  biefes  bofettj^en  eiayyihov  xaxd  20 
rihgov,  bie  ^afjions*  unb  Sluferpe^un^ef^iAte  betreffenb,  oelannt  oetoorben,  unb 
fyit  oos  3ntereffe  für  bas  ^etruseoangeltum  aufs  neue,  ^oiwifäAIi^  in  Stoge  ber  Ut- 
eoangeliums^Qpot^efe,  ang^egt.  93gL  $ef^,9ugerIanonif(^e$araueIteste3uben(EDangeL 
1894,  2.  ^.  6.  34 ff.;  UReunier,  Tevangile  selon  S.  Pierre,  $oris  1893.  9lus  ber 
übrigen  £itteratur  ^eben  wit  nur  beroor :  $amad,  Snu^ftflde  bes  Soangeliums  unb  25 
ber  ^olal^pfe  bes  ^etrus,  2.  Slufl.,  1893;   3a^n,   Das  (Eoana.  bes  ^etrus,  1893; 

0.  Squbert,  Die  Aom^mfition  bes  $feubo«$etrinifAen  (EoangeTien*3rogments  1893. 
Das  Ofaffimile  ber  ^anbj^rift  bes  (Eoangeliums  unb  ber  Slpoiolqpfe  bes  ißetrus  in 
^eliogroDüre  feitens  ber  framdf.*ar^I.  SKiffion,  mit  (Einleitung  oon  fiobs  1893:  unb 
für)  barauf  bur^  0.  C&eb^ot,  20  £i^rudtafeln,  fiei^jig  1893.  Dag  bem  ^Setrus  au 
mit  Xlnrecbt  au^  bas  Evangelium  infantiae  jugef^rieben  nnirbe,  fie^e  Fabric.  I, 
p.  153,  ober  gar  bas  SRorcuseoangelium,  fie^e  Fabric.  I,  p.  375. 

25.  Evangelium  Philipp!.    (Enoobnt  unb  citiert  Epiphan.  haeres.  26,  13,  bei 
ben  C&noftilem  mQ5ebrau^;  oiellei^  basfelbe,  u>el^  na^Timotheus  presbyt.  Con- 
stantinop.  bei  Meursius,  var.  divin.  p.  117,    unb  Leontius,  de  sectis,  lect.  3,  85 
p.  432  bei  ben  3Rani^äem  in  (gebrauch  loar.  (6.  unter  18). 

26.  Evangelium  Simonitarum,  oon  biefen  über  quatuor  angulorum  et  car- 
dinum  mundi  genannt,  enoo^nt  in  ber  praef .  Arabica  ad  Conc.  Nicaenum,  tom.  II. 
Conciliorum  edit.  Labbeanae,  p.  386;  coli,  constit.  Apostol.  4,  16. 

27.  Evangelium   secundum  Syros,  oon  Euseb.  hist.  eccl.  4,  22  unter  Se«  40 
ru|ung  auf  ^egefippus  enoo^nt,  aber  na^  Hleron.  adv.  Pelag.  3,  1  loo^I  ibenäfc^ 
mtt  Evangelium  sec.  Hebraeos. 

28.  Evangelium  Tatiani,  enoS^nt  Epiphan.  haeres.  46.  1.  47,  4  als  bei  ben 
Snlratiten,  unb  felbft  bei  lat^olMen  QMften  in  69rien,  bie  fi^  bunl^  ben  S^etn  ber 
Aanonicitöt  töufcQen  liegen,  in  (&ebraud9.    SBeil  es  aus  ben  oter  Soangelien  lompen^  45 
biorif^  Sufammengeftellt  aud^  evayy,  diareaadQoyv  genannt,  ogl.  Theodoret.  haeret. 
fabul.  1,  20;   coli.  Ambros.   prooem.  in  Luc;   Euseb.  hist.  ecd.  4,  29;   oon 
(Epip^anius  fölf^li^  für  ibentif^  mit  bem  Evang.  sec.  Hebraeos  g^alten  (fk^e 
Fabric.   I,   p.  377).    93gL    Semif^,  Tatiani  diatessaron,  antiquissimum  N.  T« 
evangeliorum  in  unum  digestorum  specimen,  SresUm  1856.    Xatian  n)irb  au^  so 
fonft  als  gef S^rlic^r  jlompilator  unb  93erftümmler  ber  ^I.6^riften  gerügt  (ogl.  Fabric.  II, 
p.  538).  Dag  bie  noc^  oor^anbene,  oon  ^ctor  Capuanus  in  praefat.  ad  Anonymi 
harmoniam  evangelicam  bem  Üotian  jugef^ebene  Soangelien^armonie  (abgebrudt 
in  ben  Orthodoxographis  unb  ber  bibl.  Patrum  unter  Xatians  Flamen)  bem  Xatian 
leinesfalls  guge^ore,  borüber  fie^e  Fabric.  I,  p.  378 ;  II,  p.  550.    Sgl.  oor  allem  66 
3a^n,  Tatians  diatesseron,  1881. 

29.  Evangelium  Thaddaei,  enoä^nt  in  bem  decret.  Gelasii  a.  a.  C:  mtm 
ni^t  blog  eine  falfdbe  £esart  für  SRatt^i,  roürbe  es  angebli^  auf  ben  ilpoftel  3ubas 
X^bbäus,  ober  auf  einen  3ubas  aus  hex  3<^I  ber  70,  u)eld^en  X^omas  na^  Sbeffa 
an  ben  Aöntg  SIbgar  fenbete,  jurü^ufü^en  (ein,   Euseb.  hist.  eccl.  1,  13   (ogl.  üo 


664  Vtwb^rt«  M  fltaat  t^tnuaM 

Fibric.  I,  p.  136  «.  379).  Hm^  ift  Ut  XntMHon  felbft  nU^  cmw,  o6  bei  an  bcn 
«bffa  gefcnbete  Z^bSiu  ju  ben  12  tibtt  70  3fiiuent  gt^artt,  w^bfy  X>if\txa^  $.  S. 
[^on  pDi\ä)tn  Sufcbiiifl  unb  ^ienmQinus  bcftc^  Dgl  EuBeb.  bist  eccl.  ed.  Reading 
p.  38,  not.  6  u.  6;  flc^  ni^  unten  p  wn  acta  Thaddael. 

t  30.  Evangelium  Valentinj  «UM^nt  TertoU.  de  praescript  haeret.  c.  49, 
volettft  et  otiet  nac^  cap.  38  faum  etn  oon  Valcittbm»  fcl^  Dorfo^tcs  (EÖongelhm 
im  Stmie  ^,  fonrnn  ctelUi^  bae  EvangeUmn  Vsrltatis,  awl^  lu^  Iren.  adv. 
haeree.  3, 11  bei  t>en  Salcntintanem  in  (Geltung  tixti,  mitt  wm  ben  fonotitfd^  CEmii' 
gelien  oSÖig  abivii^.    Sgl  3<i^i  ®^'  ^  ncuttftam.  Aonons  II,  S.  74S. 

10  II.  Acta  apOBtoIorum  apoerypha,  3f)re  tEmfiefiung  Derboirfen  fie  fo 
itemli^  benfelbeii  UrioAen,  nicl^e  v>ix  oben  füi  bie  apotrqp&il'^en  SDongelien  ongc- 
geben  ^oben,  nw  baft  bei  ^totQ4«  S^ondta  biefei  6d)riften  fid)  nod)  betüHAei  in 
bcm  etieben,  Uictpc  Dogmen  ouif  qinftolif^e  Autorität  jurütlsufüliren.  jn  eihnnen 
oidiL    3)e^lb  oonn  (ie  ou^  von  oet  And}e  ntif^t  minbet  gefüK^tel,  M  bie  tq»* 

lifqp^ift^  ODongelien,  ja  no^  bcn  3engni||eti  bei  ältclicn  Ricdienle^ier  feinen  fit 
gon  ^noorragenbei  Seböilung  flnDcfen  jn  \an;  ogl.  Euseb.  hisi.  eccl.  3,  25;  Epi- 
phan.  adv.haeres.  2,  1.  61,  1 ;  AnffOBt.  cFdioem  Manich.  2,  6;  Pbot.  biblioth. 
ood.  114 ;  OelasiuB  o.  o.  C  3nfD&ebe|Ten  tft  mi^  i^  bogmenaefi^i^iAc  ttnb  ai< 
^logif^  Sebeidlotidcit  oetDift  ni^t  SoHig  atqnf^Itüen.    %tm^  fyä^tx,  menn 

tt  iigenbtiio,  jueift  bie  AxitB  ihn  aufgäbe  in  S^  ouf  Witt  unb  Ibterflngli^Mt  bei 
noA  mnpatibcnen  tOten  ju  iBkn,  ba  bie  mciltcn  triefa  atwbubifi^aibi^iDctle  aridiei' 
^Ite  ndndtdtionen  crfo$tcn  Qoben,  f o  i>H  tm  fd^Iif^  Gtinu  m\Aa  unueaibeitd 
nnben  finb,  inbem  nlqt  feiten  ^SreHnc  sabeln  mu^  ■m  @tfit|e  ffir  VxAVuSt  ItoM' 
tioncn  jn  g^miAcn  nraicn.    Untet  oenen,  toeli^  opobm^ift^  IMM*ftc^ewqten  Mi' 

s  fertigt Jobcn,  f^Kl>i'AiI(^^au|)tfal^Ii4»  einen  aRoni^bt  &iciiiB(obei  Seuriu«)  (Oat^ 
an.  9M  Photius  bibl.  ood.  114  utnfat|tc  fetne  eommlung  bie  ngdicK  nhom; 
InxiwQo,  'Aydgiov,  Smftä,  Ilaöiov.  9oti  btcfen  finb  wu  im  Otighialtezt  nut  mag' 
mente  o^altcn;  booegcn  (abcn  fic  me^ifo^  taOoIifdK  Ubcnnbcitunsen  oh^ttn,  Vtt 
ouf  nnc  gcbmmen  ]nnb.    Spfttei  \(^M  man  btefe  Sammlung  ju  einet  t>ai^ÜIuw 

w  bei  SRten  ollei  poStf  VpoHel,  aodiac  xätv  dcodata  dnooniiUin',  eigfttgt  ju  boben, 
umI^  no^  bcm  Stüambts  Photius,  blbl.  cod.  179  fiA  int  ®ebraui^  bes  SRoni' 
Aaeis  Sgapios  b^anb.    überfein  baif  obei  nli^  Daten,  iwft  ber  Utbnina  cimelnei 


fpftter  bis  jnu  UnfenntliiUeit  SbemAeitetet  SOicn  bis  in  bos  ^B^fte  SÜeitnm  uaütf- 
»ii^t;  fo  finb  jigdföff  IlitQov  iebe^^lIls  f(^  im  2.  Oa^unbcit,  ncpfodot  Sw/tä 

» im  3.  309^.  fat  ®ebrau4)  gooefcn.  (Eine  Sammlung  untet  bem  Xitel  nod^ei^  trär 
Ayicov  äitooT6i(ov  cif(^eint  bei  aticd|if(^  S^niften  |eit  bem  6.  3o^ ;  ^o^.  ana. 
lala  ed.  Oxon.  p.  325  sq.  uno  (Beoigios  gamoitoIiH  (ed.  Muralt  p.  269)  ^oben 
baious,  junS^lt  aus  ben  tiq&^eu;  Ilhgov,  Sliittcilungen  gemo^  Segen  CEnbc  bes 
6.  Zwt  begegnen  oii  einet  latetnifi^n  Sammlung,  nwläc  bcm  abbios,  bcm  angcb- 

40  M  cr^en  oon  bcn  Vpofteln  lel^It  eingefeMcn  Siftbof  ju  Sabnlon,  mgef^ebcn  nitb 
(bte  (gefc^i^te  lennt  R)cbei  einen  9|>ofteif$üIci  noQ  einen  99ifc^of  9bMas;  feine  <Sb' 
penj  beni^  nut  ouf  btn  Angaben  be$  Sut^s  S.  16  ff.).  @ie  umfoü  in  ber  uitettng* 
lii^n  ®e|taU  bie  paesiones  allci  12  9|»pel  (ftott  bc9  no^goD^Itcn  ailatt^tas  tft 
^ulue  aufgenommen),   in  bei  fangeicn  4BeftaIt  bie  virtutes  obä  miracula  Petri, 

K  Pauli,  Joannia,  Andreae  unb  Thomae,  b<nu  au«  bei  älteicn  Sammlung,  bie  pasBio- 
nea  Matthaei,  Bartholomael,  Fhilippi,  bet  belben  Jacobi,  SimoniB  unb  Judae. 
Sine  btitte  Sammlung  umh  in  bei  hx^^tn  Aiit^c  in  (5ebiau(||,  unb  ift  in  St^iopifi^ 
SpratEjC  untei  bem  Stomcn  Gad'la  Hawariyat,  certamen  apoBtolorum,  no4  ci* 
baltcn.    9uAi  jo^lreiibe  fqrifi^  lUictfet)Ungen  lefo.  Seaäeitungcn  be|it|en  nti.  —    flöft 

M  btc  neuere  Sßnfenfi^  ^tc^"  opot^Wlcn  Stpoftelfl'f'^l'^n  ein  entfpret^nbes  Snterefft 
jugeiocnbet.  untet  ben  Sitetcn  Ejoben  fi^  um  btc  Sef^affuno  neuen  Snateiials  fyx' 
DOROgcnb  Dcibicnt  aema^t  (bie  ausfü^rli^e,  auf  bos  wninblii^fte  sufantmcngeftelUe 
SHtetotur  [ie^  bei  Ctpfius,  Sie  apo&:#^n  tpo^Igcf^i^ten  1883  I,  S.  34  f^) :  de 
la  Bigne  in  feinet  Bibl.  patnim,  $arts  1576;  fetnei  bie  SoHonbi^n  in  ben  „AcU 

»  Sanctorum".  ©tobe,  SpicU^.  patrum,  Osfoib  1700   DerBftentli^ 


bie  acta  Pauli  et  Ttieclae.  ^brtdue,  Cod.  apocr.  nov.  test.  fammeUe  unb  ftdrtett 
mit  unenblidKm  httif^en  ^leige  alles  bts^  augängli^  aßateiiaL  £s  folgten  XBoog 
mit  bet  Verausgabe  bei  acta  Andreae  1747;  ooi  alten  3:^fIo,  acta  Thomae  1823; 
acta  Petri  et  Pauli  in  {loet  $ioj|mmmen  1837  u.  1828;  acta  Andreae  et  Mat- 
10  thiae  in  bcm  $iogt.  oon  1846.  Du  ^nbf^riftlit^n  Stubicn  unb  ttiätm  Cntbcdungen 


O^oIrlMi^nt  bed  9leitnt  2;efUuitettM  666 

Üif^enborfs  ^ben  bie  umfa{fenb|te  Ausgabe  ber  Acta  apostolorum  apocrypha  Lips. 
1851  mdglU^  gemad^t;  boju  bie  additamenta  ad  acta  apost.  apocr.  in  ben  $roto» 
gomenen  }u  ben  apocal^ses  apocr.  XLVII  sp.  äBrig^,  Apocryphal  acts  of  the 
Apostles  £onb.  1871  gtebt  vol.  I  the  syriac  texts  unb  vol.  II  the  english  trans- 
lation.  SRalan  oeroffenüi^te  bie  oollftönbioe  aßfiüpMt  Sammlung  bes  ,,certamen  s 
apostolorum''  in  englif^er  Überfe^una,  fiono  1871 ;  $^illips  ben  oollft&nbiaen  Xeatt 
ber  doctrina  Addaei,  fqrU(^  unb  engltra.  fionb.  1876 ;  biefelbe  S^rift  aus  oem  9lr« 
meni((^en  in  franjöfil^er  Itterfe^ung  Dr.  mi\ff(m,  Senebig  1868  unb  3o^.  Kap^.  ffimin 
bei  Stctot  fianglotSy  GoUection  des  historiens  anciens  et  modernes  de  rArm^nie, 
^oris  1867,  I  p.  314—325.  ®IeiAfaIb  aus  bem  Sbmenij^en  SRalan  a.a.O.  6.244  lo 
bie  justdaraoig  Icodwov  in  englt|^er  Überfe^ung;  SKöfinger,  Vita  et  martyrium 
Bartholomaei,  3nnsbrud  1877.  SRit  Senu^ung  bes  Z\\^tm>t>tMbtn  9bi^Iaf|es  lieferte 
|a^n  eine  oollftönbige  Ausgabe  ber  acta  Joannis  1880  unb  max  Sonnet,  $rof.  in 
»ntpeUier,  gtebt  im  Se[i^  neuer  ^nbf^riHIid^er  6c^e  [eit  1883  bas  „supplemen- 
tum  codicis  apocryphi"  ^eraus,  ©ä^renb  £ip(ius  in  feinem  oiedönbigen  SBerle  „3)ie  w 
apolr^p^en  Slpoftelgefd^id^ten  unb  SIppoftellegenben"  1883—1890  mit  eminentem  gfleige 
ben  n)iffen{(^aftlt^en  (Ertrag  aller  bisherigen  gforfc^ungen  auf  biefem  C&ebiete  ^aus* 
gefteüt  fyit  Derfelbe  lommt  ber  bur^aus  oerbefferten  2.  Slusg.  ber  Zif^enborff^en  acta 
apostolorum  apocrypha  denuo  ed.  Lipsius  et  Bonnet  I,  1891  ju  gute.  £emm, 
loptifd^e  opofrppbe  Sboftelaiten,  inM^langes  asiatiques  etc.,  ^Petersburg  1890,  tom.Igo 
p.  99  sq.  oeröffentli^te  einige  gr^gmente  aus  bem  cod.  copt.  Tischendorf  VI  ber 
foiferl.  Sibliot^I  ju  ^^ßetersburg.  fo  ben  6^Iu6  ber  Süten  bes  Sart^olomaus  in  ben 
Oafen,  einen  gro^n  Xeil  ber  Sßten  bes  tSnbreas  unb  ÜRott^ous  in  ber  Stabt  ber 
SRenf^enfreffer,  ben  6AIu|  ber  SHten  bes  iß^ilippus.  ®uibt  gab  bie  im  SRufeum 
Sorgianum  m  9lom  beftnblic^en  umfalfenben  S^^gmente  Iopti[^  SIpoftelgef^iAten  im  35 
fa^ibif^en  Original  1887/88,  unb  in  ttalienif^  Uberfe^ung  1888  ^aus,  mit  einer 
bea^tensioerten  Cinleihing  über  ben  Urfprung  ber  loptif^n,  arabifc^en  unb  ät^iopi» 
f^en  Xearte. 

a)  Acta  Petri  et  Pauli.    Die  alteften  3^wgnine  bei  Euseb.  hist.  eccl.  3,  3; 
Hieron.  catal.  scr.  eccl.  de  Petro,  unb  oieueiAt  mon  Clem.  Alex,  ström.  IIb.  7,  ao 
unb  biefem  folgenb  Euseb.  hist.  eccl.  3,  30;  faon  tm  15.  3<^c^unbert  oon  fiascoris 
(1490)   benu^t,  um   ben  Slufentbalt  bes  $auuts  hi  SReffina.  unb  oon  SIbela  im 
17.  3a^r^unbert  (1647),  um  bes  H^cmlus  S^iffbru^  bei  ber  |ictlianif(^n  3nfel  SRelite 
(nxM  bem  balmattf^en  SRelite)  3U  enoeifen;   ogl.  SBiner,  bibl.  Sleabo.  s.  v.  9ReIite; 
Xbilo.  Acta  Thomae  p.  LIV ;  lif^enborf ,  Acta  apost.  apocr.  p.  XIV  (bafelbft  ber  86 
gned^f^e  Ztxi  6.  1  —  39).    Dagegen  [Reibet  fiipfms  a.  a.  O.   felbftftanbige  Acta 
Petri  unb  Acta  Pauli  auf  ®runo  neuer  (£obices  oon   ben  Acta  Petri  et  Pauli 
!Diefe  bem  SRarcellus,  einem  6^fller  bes  ^etrus,  jugefc^riebene  G^rtft:  De  mirificis 
rebus  et  actibus  beatorum  Petri  et  Paiili,  et  de  magicis  artibus  Simonis  magi, 
wtli^t   na^    Florentinius   ad  Martyrologium  Hieronvmi  p.  103  sqq.   au^   oon  40 
Fabric.  III  p.  632  sqq.  abgebrudt  unb  fonft  no^  ^nbi^riftu^  oor^nben  ift  (oon 
£ip[ius  a.  a.  £).  auf  (Srunb  oes  neuentbeclten  Senetianifd^en  grie^if^en  ^Textes  Jelbft« 
[tönbig  ebiert),  ftimmt  in  bem  3n^alt  u)e[entli4  mit  jenen  9IIten  flberebt    (Oenfo  bie 


bem  römi[^en  Si 


c^of  Sinus  jugefc^riebene  SArift,  xoüi^t  ebenMIs  bas  SRart^rium 


bes  ^etrus  unb  ^aulus  entl^lt,  unb  bie  berfelbe  an  bie  orientalMen  ®emeinben  ge«  45 
f^idt  ^aben  [oII;  ie  fte^  ber  S^rift  bes  SRorcellus  an  Witt  na^  unb  ifinbet  fi^  in 
ber  Bibl.  Patrum^  Colon.  1618,  I,  p.  70  unb  bei  fiipfius  a.  a.  O.,  welker  bas 
Ser^Itnis  aller  bte[er  (Elaborate  auf  (Srunb  einer  S^l  neu  oerglid^ner  Cobices  pein« 
li^  genau  ju  befthnmen  gefugt  ^at.  Die  historiae  apostolicae  de  S.  Petro  unb 
de  S.  Paulo  bes  Slbbias  xoei^en  mannigfach  oon  {enen  ab.  Ober  fonft  genannte  apo-  m 
fr^p^ifd^e,  ben  Petrus  betreffende  6^riHen  unter  oer[(^iebenen  SRamen  {Tiegiodoi  IH- 
TQou,  itinerarium  Petri,  xmvyfm  Ilhgov,  didaoxaiia  Ilitoov,  doctrina  Petri, 
TiQCL^eig  Uhgov,  Judicium  Petri)  fie^  bie  bejüglic^n  Unterfu^ungen  bei  fiipfius, 
^olrqp^.  Slpoftelgef^i^en  II,  1. 

b)  Acta  Pauli  et  Theclae.  Sereits  oon  XertuHion,  de  baptism.  cap.  17  er«  u 
nm^nt  unb  einem  a[iati[^en  ^resb^ter  ^ugef^rieben,  hix  nai)  Hieron.  catal.  scr. 
eccl.  7  als  vicinus  eorum  temporum  (sc.  Tertulliani)  unb  convictus  apud  Jo- 
annem  bejei^net  n)iä),  aI[o  ber  erften  ^Slfte  bes  2.  3<4^^unberts  anae^ort  ^aben 
mu^;  biefes  bo^e  SHter  wvtb  auä)  fonft  bur^  bie  (Enoä^ng  bei  ben  älteften  Airc^en« 
{(^rift[tenern  bejeugt  (fie^e  fiipfius  a.  a.  C).    3ft  es  nun  au^  gemig,  bog  ber  ur«  00 


656  8)ioIr)Mi^  bei»  9tetieti  Seftomeitled 

Xeste ;  !aum  baben  S^ri^en  jemals  fo  Dielen  Siesenftonen  unterlegen,  ftnb  mäf  Se» 
bib:fnis  fo  oieQa^  inteipoUert  unb  oerftümmelt  Q)orben,  als  bie  oponnp^ifd^n  Schriften. 
Die  ftrtH!  ^t  baber,  mtnn  irpenbiDo^  fo  ^ier  na^  bem  Witt  ber  UrmiCben  ju  foifc^n, 
Q)el^s  metft  ^ugkid^  über  bte  relahoe  (Eii^t^it  entf^eibenb  ift.    6^on  oben  beuteten 

6  mit  an,  bag  oie  apofrQpifc^en  Soangelien  befonbers  bie  mangeinben  Slac^^en  ber 
(Eoangelien  ju  erganjen  fuqen;  fie  oerbreiten  fi^  ba^er  befonbers  über  bie  oenDanbt« 
fc^aftudben  unb  Seburtsoer^oltnine  3^fu»  über  feine  Ainb^eit  unb  über  feine  le^en 
fidiensf^idfole.  Dag  bie  3ii'V4^^^U  bes  Oünglingsolters  bis  ju  feinem  S^eittliqen 
^eroortreten  im  30.  ^ohct  auq  oon  ben  Sloolrqpl^n  unausgefüllt  gelaffen  lotrb,  fii^ 

10  feine  ganj  natürli^  (Eruarung  mo^l  barin,  oag  es  auc^  ben  apobQp^if^en  9lutoren  ju 
aen)aat  ^<dbien,  ein  Duniel  aufjul^ellen,  für  bos  auc^  ni^t  ber  min^fte  ^ijtorifc^  9ln* 
batt  im  9cX  oorlag;  man  mu^tt  eben  m^t,  momä  man  biefe  ßeit  in  glaubrnfiibiger 
tßeife  ausfüllen  folue,  unb  beruhigte  fic^  um  fo  e^er  in  biefer  ^nfi^t,  als  bie  eoan* 
gelifd^e  (ßeld^i^te  beri^tete,  bag  C^riftus  fein  erftes  SBunber  ju  Aana  oerri^tet  ^abe. 

16  X>Q%  aber  jeine  Geburt  unb  feine  legten  fiebensfd^idfale  trofe  ber  ausrei^nben  eoange* 
IMen  Senate  apofrqp^ijA  noc^  toeiter  ausgebeutet  Q)urben,  oarf  ebenfalls  nii^t  9Bunoer 
nehmen,  ba  ber  (rintntt  !3^fu  in  bie  SBelt  unb  fein  S^eiben  oon  biefer  (Erbe  bogmotif^ 
bie  meifte  SSeranlaffung  5u  ben  besügli^en  Slusf^müdungen  barboten.  3Ran  unxerfd^teb 
frfi^  geQ)0^nM  Evangelia  infantiae  et  passionis  Jesu  Christi ;  geeigneter  bMte 

20 eine  breifa^e  (Etnteilung  fein:  1.  in  foIAe^  loel^e  bie  (Eltern  unb  bte  Cßeburt  3^» 
2.  toel^e  feine  Ainbl^it,  unb  3.  mtloft  fetne  le^en  fiebensf^idfale  betreffen.  3^^^^ 
loir  junäAft  bieienigen  auf,  beren  Xexte  uns  er|{alten,  }um  Xeil  erft  bur^  Xifcl^noorf 
loieber  aufgefunSen  toorben  finb,  fo  g^dren  lieber: 

a)  Protevangelium  Jacobi,  beffen  Serfaffer  angebH^  3<^b^u9>  ^^  Sruber  bes 
85  $erm ;  auf  bem  3^^  ^  ®elafius  unb  ^ormisbas  figuriert  es  boacgen  als  evang. 

Jacobi  minoris.  (Es  unrfaM  bie  3^Ü  oon  ber  Slnfünoigung  ber  (Deburt  SRorias  an 
beren  (EUent,  3^^i^  unb  %nna,  ms  jum  bet^Iemitif^en  Ainbermorb  in  25  5tapiteln. 
Sgl.  Xifd^enborf  a.a.D.  6.  1—68.—  6ein  Snter  ift  ein  fe^  ^o^es;  es  f^eint  f^n 
bem  Justin.  Martyr.  dial.  c.  Tiprph.  78  p.  303  unb  dem.  Alex,  ström.  7  p.  889 

30  ed.  Potter  belannt  gen)efen  ju  fein,  unb  lobb  bem  Flamen  nad^  juerft  oonOrigen.  in 
Matth.  III  p.  463  ed.  de  la  Rue  enoo^nt.  Der  3nbalt  fd^eint  auf  einen  ebionitifc^en 
Urft^rung  f&Iiegen  m  laffen.  Sieüeid^t  ge^brt  es  nocQ  bem  2.  Za^x^.  an,  toorauf  bie 
freie  Verarbeitung  ber  lanonifd^en  Soangelten  ^infü^rt,  ogL  3^^$  ®^f4-  ^^  neuteft. 
Aanons  I  6.  914  ff.    6on)o^I  bie  baufige  (Enoäbnung  bei  ben  älteften  Aird^enoStem, 

36  als  bie  ja^beid^  oor^anbenen  $anbfAriften  unb  Uberfe^ungen  aus  jtemlid^  alter  3^tt, 
als  enbli^  ber  Hmftanb,  bag  oiele  nrqlid^e  Xrabitionen  unb  (gebrauche  ficbtlid^  biefem 
(foangelium  i^ren  urf|n:uTM  oerbanlen^  geugen  für  bie  toeite  Serbreituna  oesfelben  in 
ber  älteften  3^ii  ^ts  ins  SRittelalter  ^mein.  Sa^er  finbet  fid^  aud^  biefes  ^roteoangelium 
bereits  tn  ber  älteften  Sammlung  ccpotoffiS).  Sd^riften  oon  iReanber  1564,  nai^bem  Sibti^ 

4ß  anber  (|.  o.  6  663,  ss  ff.)  jtoölf  3^9^^  fn^^  ^uerft  ben  lateinif^en  Xext  ebiert  ^atte, 
ben  ißoftellus  aus  einem  grie^ifd^en.  in  ber  ortentalifd^en  5Urd^e  oorgefunbenen  (Exem« 
plare  jur  Verausgabe  oorbereitet  ^atte.  9leuerbings  maxt  er  feparat  oon  Gudoio, 
Vratislaviae  1840,  ex  cod.  ms.  Venetiano,  freilid^  in  hitif^  fe^r  mangel^fter 
SBeife  ebiert  unb  mle^t  oon  Xifd^enborf  in  feinen   evang.  apoeryph.    Saju  Srag« 

45  mente  aus  einem  fqrifqen  Aobex  oon  Wright,  Gontributions  to  the  Apocryphal 
Literature  of  the  New  Test,  collected  and  edited  from  Syrian  MSS  in  the 
British  Museum,  London  1865. 

b)  Evangelium  Pseudo-Matthaei   sive  über  de  ortu  beatae  Mariae  et  in- 
fantia  Salvatoris.  Unter  biefem  Stamen  ooltftönbi^  in  42  Aapiteln  juerft  oon  Xifd^en« 

00  borf  (ogl.  baju  in  besfelben  Apocal.  apocr^h.  bte  nadUr&^ltd^en  Semerlungen  pro- 
legom.  LVI)  ebiert,  nm^renb  Z^ilo  nur  bte  erften  24  ftapttel  unter  bem  irrtümlic^n 
Xttel  Historia  de  nativitate  Mariae  et  de  infantia  Salvatoris  fyd,  (Einen  Stutt« 
garter  Aobex  fyd  Sc^be,  über  de  infantia  Mariae  et  Christi  salvatoris  1869 
perausgeg^en.    (Es  fqeint  lateinifd^en  Urfprungs  5u  fein  unb  feine  ClueHen  befonbers 

55  in  bem  ^roteoatmelium  unb  bem  Evang.  Thomae  ge^t  ju  ^aben.    3m   übrigen 

loeifen  bie  oor^anbenen  ^anbfd^riften  auf  oielfa^e  9{etramitionen  unb  Serftümmelungen 

^in.    (Es  beginnt  mit  ber  Slniünoigung  ber  (Geburt  ber  SRaria,   betont  beren  baoibi' 

[gegenüber  ber   maniAäifd^en  unb  montaniftifd^en  Slnfidbt  oon  beren  leoitifi^r)  \ 

tammung  unb  fe^t  bie  (l^^lung  bis  jum  3üng(ingsalter  3^fu  fort.    9Bas  bie  ^^ü 

Go  feiner  3(bfaffung  anlangt,   fo  f^int  es  nic^t  ju  lange  Stü  nad^  bem  ißroteoangeltum 


H^ofr^lesi  bei»  iiesiesi  teftemoiM.  667 

in  ber  abenblanbif^n  Air^e  bearbeitet  unb  iebenfalls  fd^on  bem  Hieron.  c.  Helvid.  7 ; 
ad  Matth.  12,  49;  23,  26,  unb  Innooent.  I  ep.  ad  Exsuperium  (Oalland.  bibl. 
patr.  8  p.  561)  belannt  geoefen  ju  fein,  09I.  littenboif  0.  a.  O. 

c)  Evangelium  de   nativitate  Mariae.     Über  bosfelbe  gelten   bielelben  (Ent« 
fte^ungsoer^lSiine,  mit  bei  bem  Evangelium  Pseudo-Matthaei;  cokif  \Atm  ts  frfl^«  5 
jettig  mit  bemfemn  oenoe^felt  toorben  ju  fein,   obmo^I  me^e  SCnjei^en  auf  feinen 
fpoteren  Ibforung  ^imoeifen :  ogL  Xif^nborf  a.  a.  O.  (Es  entölt  in  10  ftopiteln  bie 
®ef^i<^  SRarios  bis  jur  (Beburt  3^fu. 

d)  Historia  Josephi  Fabri  Ugnarii.  6ie  ourbe  xuerft  oon  (ßeorg  SBalHn, 
Lips.  1722,  orabifc^  mit  lateintf^er  wberfetong  ebiert,  f(^etnt  aber  m&t  foiDo^I  ara*  10 
bifd^en,  als  oielme^  Io)itif^n  Umrungs  ju  fein,  ba  bie  ganje  S^rift  fi^tli^  3ur  Set« 
benli^ung  Zo\tJfi^^  unb  mc  Sorlefung  an  bejjen  gfefttag  (20.  3uli)  bienen  foll,  unb 
Mannt  iff,  ba^  biefer  3ofepl^Itus  IJauptfiAIiA  oon  ben  mmtop^ofitil^n  Jto)rten  aus« 
ging;  ogL  Xifmenborf  a.  a.  £).  9[us  eben  biefem  ®ntnbe  oeroen  um  oud^  i^r  ^Ttter 
bis  tn  DOS  4.  ^a^.  Rurfidbatieren  Qnnen,  oofiir  au(^  fonft  noc^  manAes  aus  bem  15 
bogmatifc^n  3n^Ite  prid^t;  ogl.  Zifc^enborf  a.  a.  £).;  ^ofmann  a.  a.  £>.  6.  208f. 
(Es  entölt  in  32  ftaptteln  bie  ganje  fiebensgefd^i^te  S^fep^  unb  befAreibt  befonbers 
in  bem  legten  Zeile  bie  Hmftfinbe  feines  Xooes  mit  großer,  für  bie  Sogmengefd^id^te 
ni^  umoU^tiger  Slusffl^Iid^Ieit. 

e)  Evangelium  Thomae.  (Es  ift  n&d^ft  bem  fßroteixmgelium  bas  ftitefte  unb  uer«  20 
breitetfte  gene^n.    6d^n  Irenaeus,  adv.  haeres.  1,  20  mug  es  ^eldnnt  ^aben  unb 
Origen.  hom.  1  in  Lucam  ttwSfyä  es  namentli^;  jaPseudo-Origm.  philosophum. 
ed.  Emm.  Miller,  Oxon.  1851,  p.  101  coli.  p.  94  rebet  uon  bem  ®ebraud$e  bes* 
felben  bei  ber  gnoftifd^en  Seite  ber  9laafener  in  ber  9Ritte  bes  2. 3#^nberts.  Euseb. 
bist.  eccl.  3,  25  eno&^nt  es  ebenfalls,  unb  Cyrill.  Hierosol.  catech.  6  (p.  98,  ed.» 
Oxon.  1702,  coli,  catech.  4  p.  66)  vermutet  unter  bem  Stamen  bes  ZSomas  ben 
gleichnamigen  Sd^filer  bes  9Ranes,  oogeaen  freilü^  bas  f^on  frü^eitigere  Sor^nben* 
fein  nad^  oem  3^uanis  bes  3ren&us  unb  Drigenes  briqt   (ögl.  unten  bas  Evang. 
Manichaeorum).  o^nfalls  aber  ift  fein  Ibfprunjg,  Q)te  ber  ber  meiften  apobQp^ifdben 
(Eoangelien^   ein  gnoftifd^er,   unb  mca  unter  benfenigen  (ßnoftilem  3U  fud^en,  Q)eid^e  so 
bem  Sotettsmus  in  Sejug  auf  bie  ißerfon  Sbrifti  ^ulbigten;  auf  biefen  Doletismus 
u)ei{t  bie  gröMe  ^a^{  ber  bier  berid^teten  SBunbermfirc^en  ^in,  mtsfyilb  fte  aud^  bei  ben 
äHanid^äem  fo  mel  Seifau  fanben.    9lad^  bem  Sitat  bes  Irenaeus  adv.  haeres. 
u)erben  mit  ben  Serfaffer  unter  ber  marcofianif^n  6ette  ju  fud^en  ^aben.  3m  fibrigen 
bietet  leine  ber  oor^nbenen  ^nbfAriften,  bie  au^rbem  auf  bie  mannigfad^ften  9te* » 
traltationen  unb  SBerftfimmelungen  binn^ir^fi»  ^^  ooüftSnbigen  Zext,  fo  oag  mir  alfo 
nur  (Fragmente  oon  oem  Evangelium  Thomae  befi^en.    3uerft  ^  (Eotelerius  in  ben 
Stoten  3u  ben  Constit.  apostol.  6,  17  ein  Segment  aus  einer  ^arifer  ^anbfd^rift 
bes   15.  3^^unberts  oerSff entli^ ;    ein  umfaffenberes  Minjrarelli,  Nuova   raccolta 
d'opuscoli  scientific!,  tom.  XII.  Venet.  764.  p.  73—155.  Son  lifAenbprf  (a.  a.  0. 40 
p.  XLIII)  ift  eine  arSgere  Slnja^I  oon  ^anbf^ften  aufgefunben  roorben,  Deren  SerfAieben* 
feiten  i^n  oeranlagten,  in  feiner  Sammlung  einen  breifa^n  Zeart,  jioei  grie^if^e  unb 
einen  lateinifc^en,  aufjune^men;  bie  Xitel  ftnb:  1.  ScDfiä  tagatjUrov  (piXoo6(pov  ^xä 
elg  xä  naidixä  xov  xvglov,    (Es   enthält  bie  ftinb^itsgefc^id^te  3^fu  00m    5.  bis 

12.  ^oifyct  in   19  ftapiteln.     2.  ZvvyQoaiMi  xov  äylov  &ioax6kov  ßiofia  neql  xtjg  ^ 
jiaidixTJg  ävaaxQ0<p7Jg  xov   hvqIov,     (fo   enthält  bie  3^'t  oom   5.  bis  8.  ^dSftt   m 
11  Aopiteln.  3.  Tractatus  de  pueritia  Jesu  secundum  Thomam.    (Es  entölt  bie 
3eit  oon  ber  gflu^  nac^  %9pten  bis  mn  8.  fiebens{a^e  3^fu  in  15  ftapiteln.  — 
(Einen  fqrifc^en  Aobes  oerdffentli^te  SBngbt  a.  a.  D.,  £onbon  1875. 

f)  Evangelium  infantiae  Arabicum.  (Es  ift  basfelbe  juerft  burd^  Henricus  m 
Sike  (ev.  inf.  vel  über  apocryphus  de  infanüa  Servatoris;  ex  manuscripto 
edidit  ac  latina  versione  et  jiotis  illustravit,  Traj.  ad  Rhenum  1697)  in  ara* 
bif^em  Xeste  mit  lateinifd^er  äberfe^ung  ebiert  Q)orben  unb  bann  in  bie  Sammlungen 
oon  gabririus  (ber  aud^  bie  (Einteiluna  in  55  Aapitel  ooma^m),  30nes,  Sd^mib  (lämt« 
Ii(^  nur  laleinif^)  unb  X^ilo  (arabifcQ  unb  lateinif^  6.  63-- 131),  enblid^  oon  Xifd^n«  ^ 
borf  in  oerbefferter  loteinif^  äberfe^uug  angenommen  Q)orben.  3n^alt  unb  ^m* 
[(^müdtung  Iaht  fofort  auf  einen  orientalif^en  urforung  fAIte^en ;  benn  nid^t  blog,  baf 
bie  orientalifqe  Dfimonoloaie  unb  SRagie  flberau  ^inbim^bltdt,  fonbem  es Jinben  fi' 
felbK  9{eIationen,  u^eld^e  ft^  allein  aus  ber  Selanntfd^  mit  orientalif^er  SBiffenfd^ 
(5.  ^.  bie  Sen>anbert^it  bes  Anaben  3^fu  in  ber  Slftronomie  unb  $^fil)  unb  3oroafters  ^ 

McaUiirniDCIovAbic  fttr  X^cologtc  unb  STirc^.    ».  91.    1.  42 


658  S^fr^]^  bed  9lesiett  SefhuBcitied 

Seligion  (3.  S.  bie  Keife  bei  äBeifeti  aus  bem  SRorgenlanbe  nac^  Set^I^m  infolge 
einer  SBeisfagung  Soxoa\itt9  oon  ber  (Bebuct  bes  9ReffiQ$,  ogl.  5tap.  7)  erllSien  Uiffen. 
Der  orabif^e  ZvA  ift  aber  loum  ber  urfprfingliAe,  Dielmebr  toeifen  mannigfache  innere 
unb  andere  (Srünbe  auf  einen  urfpriingltd^  fqrif^en  Xext  oin,  3.  S.  bie  SRe^nung  nad^ 

5  ber  aerä  Alexandri  (cap.  2).  X)a^in  ift  aud^  feine  Serii^mt^eit  bei  ben  f9rifc^n  9lt* 
ftorianem  3U  rennen,  loä^renb  ferne  90)^  Geltung  bei  ben  Srobem  unb  Siofttn 
in  fiarpfitn  fi^  lei^t  aus  bem  HmftanM  erOärt^  bag  ber  oorsfiglic^  Zeil  feiner 
äRär^en  in  bie  3^ii  ^^^  Slufent^alts  3^fu  unb  feiner  (Ettem  in  ä^9|iten  fallt.  SBie 
grog  übrmens  bie  93erbreitung  biefes  £oangeIiums  mar,   ge^t  aud^  baraus  9en>or,  bag 

10  eimelne  Starben  felbft  in  ben  Aoron  aufoenommen,  no^  atibere  Don  mu^mrnebontfdben 
SdQriftftellem  Q)ieber^oIt  niorben  finb.  !Das  gan^e  Soangelium  f^eint  jum  !^^ät  W 
Sorlefung  für  geu)iffe  aRorientage  |ufammenaeftellt  wod^n  ju  fein,  Q)enigftens  finben 
fi^  bei  Den  ioptifAen  unb  abeffinifd^en  (Elften  fold^  (Bebö^tnistoae  non  CEreigniffen 
aus  bem  Slufent^ue  aRorias  in  iSi^fftOi,  bie  auf  CErjfil^Iungen  unferes  SDongdiuins 

15  fugen.  Die  Quellen,  roel^e  ber  Aompilator  benu^te,  finb  |um  Zeil^iioc^  fid^i^.  Son 
Den  55  ilapiteln,  toelc^  bie  S^^  ^^^  ^  (6mßA  3^fu  bis  ju  feiytm  Slufen^olt  im 
Xempel  als  jiDöIfiä^riger  jtnabe  umfaffen,  I^nen  fi^  bie  erjten  9  oft  bas  apoh^i^if^ 
Soangelium  bes  3<^u^bus,  Jomie  an  SRatt^aus  um)  fiulos  an,  bie  leisten  20  omn 
36.  itapitel  an  an  bos  opotr^p^ifd^e  Soangelium  bes  Z^mos,  mo^enb  ber  mttUere 

20  Zeil  mtt  feinem  ausgeprägten  onentalifcben  (E^orofter  entioeber  oor^anbene  Zrobitionen 
mit  nationatreligiöfen  (Sementen  oermtf^e  ober  neue  äR&r^n  unter  SGSommobotion 
an  le^tere  f^uf .  ftoum  ift  bemnod^  aud^  bos  gaiqe  bas  SBer!  einer  ein}igen  itomptlatbn, 
vorauf  aud9  noc^  Q)eitere  Spuren  oon  ÜRangel  an  Sin^itli^it  unb  ^lanmSgigbit 
^inmeifen.    Daburd^  mvä>  aud^  bie  Seftimmung  feines  SQters  eine  |5c^  unfid^e;  ber 

26  einsige  fixere  Sln^It  ift  bie  Selanntf^oft  bes  Aorans  mit  feinen  SR&n^en,  mtU^ 
freili^  bei  bem  {ebenfaHs  oiel  frfi^n  Soi^nbenfein  bes  Soongeliums  nid^  oiel  be« 
fogen  n)ill.  Die  bis  {e^t  bdannt  geioorbenen  ^onbf^riften  rei^n  bis  ins  13.  3<^' 
^unbert.  »gl.  Zif^nborf  a.  a.  O.  S.  XLVmff. 

s)  Evanffelium  Nicodemi,   ober,  nad^bem  burd^  Zifc^nborfs  ^üMm^tn  biefe 

30  unre^tmägige  Stamenjufammenfoflung  ffir  jnei  burd^ous  ju  trennenoe  o^nften  un» 
jmeifel^  nad^eroiefen  roorben  tft:        . 
a)  Gesta  Püati,  ober  Acta  Pilati. 
ß)  Descensus  Christi  ad  inferos. 
Die  (grflnbe  ffir  bie  Zrennung  biefer  Schriften  benign  ^uptfodbli^  auf  ber  Se« 

86  fd^et^it  ber  olteften  Ciobices;  XDO^renb  nämltd^  bie  lateinifc^en,  als  Sie  fpäteren,  f&mt^ 

lid^  beü>e  S^^en  oerbinben  unb  aud^  juerft  ben  9lamen  Evangelium  Nicodemi 

^en,  bieten  bie  älteren  gried^if(^en  faft  bur^eg  nur  bie  erfte  6(^ft,  unb  jontr  mit 

elbftftanbigem  SAIugi ;  basu  lommt,  oa^  bie  lateinifd^e  Serf^meljung  aud^  noc^  morniig^ 

ad^e  Spuren  biefer  Ylneinanberfugung  aufmeift^  unb  in  ben  oerfdQmo^enen  Schriften 

40  ic^  n)iberfpre(^enbe  Stellen  finben,  bie  unmoglid^  oon  einem  Slutor  ^eifrfibren  Qnnen. 
Sreilid^  bleibt  es  immer  aufföQig.  bag  bie  jtoeite  S^rift  nir^enbs  fik  fiq  allein  fi(^ 
ftnbet;  bo^  bürfte  au$  bies  burcq  bie  3lnna|me,  bag  bie  jmette  Schrift  fd^on  frü^^eitig 
ju  einer  Srortfe^ung  ber  erfteren  umc|ef^affen  Q)urbe,  ^inreic^enb  erilarlid^  erf^etnen. 
3ebo^  erhielten  bie  oerbunbenen  Sd^riften  !aum  f(^on  bamals  ben  (Sefamtnamen  Evan- 

46  gelium  Nicodemi,  oielme^r  f^eint  biefer  erft  naA  Aarls  bes  (Srogen  Seit  erhinben, 
feitbem  aber  fte^enb  geu)orben  3U  fein.  Die  3)eranlaffung  bosu  mca  mofjil  entn^eo«  ber 
Prolog  3ur  erften  S^rift,  in  roeld^em  bes  3^^9J^iff^s  ^^  92icobemus  gebockt  oiib,  ober 
ber  Hmftanb,  bag  in  bem  (Eoangelium  bem  iRicobemus  eine  Hauptrolle  3ufältt.  Der 
urjprünglid^e  Zitel  ber  erften  S^rift  roar:  vnojjLvrifjLata  xov  xvgiov  ^fxwv  'Itjoov 

60  XQiatov  jiQax&eyia  bü  Tlovriov  Ilddrav ;  ba^er  ber  lateinif^e  Gesta  Pilati  (bei 
Gregor.  Turon.  bist.  Franc.  I,  21  unb  24)  ober  Acta  Pilati  (Justin.  Mart.  apolog. 
1,  35:  ratha  —  dvrao^e  fio&elv  ex  xwv  hü  Hovriov  Ildaxov  yevo/iiiycov  &a(üv), 

oobei  megen  bes  äRangels  alles  (E^afters  eines  geriAtli^en  Dofumentes  nid^t  mit 
TertuU.  apolog.  21  an  bie  roirlli^n  i>on  Pilatus  an  oen  Aaifer  gefenbeten  wxi^ 

66  alten  gebaut  »erben  lann,  fonbem  oielme^r  einfad^  ansune^men  ijt,  bog  rd  £712  IIov- 
xiov  Uddxov  vevojueva  äxxa  (sub  Pilato  confecta)  fpoter^in  trrtämlid^er«  ober  oIm 
fi^tlid^crroeife  für  vtio  Ilayxiov  Ildaxov  yevofieva  ausgegeben  ©uri)en.  3d>enfaIIs 
aber  fte^t  fo  oiel  feft,  ba^  eine  Sd^rift  unter  bem  Sbtmen  acta  Pilati  frfi^jeitig  oett 
oerbreitet  oar  unb  in  ^opem  Snfe^n  ftanb  (ogl.  auger  Justin,  unb  TertulL  a.  o.  £). 

eoauc^  Euseb.  bist.  eccl.  2,  2;  Epiphan.  haeres.  50,  1),   unb  es  fragt  fi(^  nur,  0^ 


OiMlnyti^  U»  9tt»t»  ttItmtMUi  659 

bie  auf  unfere  3eit  gelommene  6^rift  mit  fetier  für  ibentifc^  gefiatten  toerben  baif. 
Die  ftetige  Sufetnanoecfolge  ber  3^niffe  9om  2.  O^llt^nbert  (ool.  JuBtin.,  Tertull., 
Euseb.y  Epiphan.)  bis  ins  5.  (Orosii  bist.  7,  4)  uitb  6.  ^o^i^ttiibert  (Gregor. 
Turon.  a.  a.  D.),  an  mtUitt  fi^  bann  fofort  ber  3^  fi<^  ^i^  ältefien  oorQanbenen 
$anb|^riften  aus  bem  5.,  ^ftens  6.  3^r^unbett  (09L  Xifqenborf  0.  a.  O.  p.  LXIV)  5 
anf^Itegen,  I&gt  laum  einen  ^inrei^enb  laimen  3^wKiuni  jiDi|<l^  irgenb  loelc^en  ber 
anaefii^rten  3^9niffe  offen;  lofibrenb  beffen  eine  fo  oeAreitete  S^rift  ^e  untergeben 
uno  eine  unechte  on  beren  Stelle  untergefAoben  oerben  Cnnen,  wtnga  noäf  lommt,  bag 
ein  loeiteres  ^^ugnis  fflr  bie  3bentität  bes  auf  uns  gefommenen  Xextes  mit  bem 
urfprfingli^en  jic^  aus  oem  mit  ienem  fibereinftimmenben  3n^oIte  obiger  Sitote  ergiebt.  10 
3eoenf(uIs  erOart  \\^  bie  oüerbings  groge  Zestoerfd^iebenl^tt  ber  oor^nbenen  $anb« 
fünften  au^  obne  bie  Snna^e  ber  uneAtteit  aus  bem  glei^mtgigen  Sf^idfol  fämt« 
liAer  apolr^^i^  Si^riften,  auf  bas  Q)iUmrii<^  inteqioliert  gu  sterben.  3^  ^^^^^ 
anbem  9{efultttt  lommt  Sipfius.  bie  fpUatuscdien,  2.3[ufL  1886  6.28;  er  Q)etft  unfern 
^ilatusalten  eine  Xtfoffungj^tt  joifqen  326—376  p,  aber  oie  uns  f^int,  ift  Dies  15 
für  bie  (Srunbf&ift  ein  oiel  gu  fpSter  Xermin.  Der  Snfaffer  biefer  Acta  Pilati  ge^rte 
lebenfolls  ben  3^i#^n  an  unb  f^rieb  für  biefe,  oos  nü^t  blog  aus  feiner  Se« 
fanntteoft  mit  ben  jäbifAen  3t^itutionen,  fonbem  befonbers  aus  bem  Streben  ^roor* 

8e^,  feine  ^fftorie  burib^  bas  Zeugnis  aus  bem  SRunbe  ber  gfeinbe  (E^fti  unb  jamr 
erer,  bie  amtti^  bei  atlen  ben  Vorgängen  oor  unb  no^  bem  Xobe  (£^nfti  beteiligt  20 
uMiren,  b.  ^.  ber  3ubenoberften,  ju  b^Iaubigen.   9Bie  oiel  booon  auf  SBd^it  beruht, 
tann  froalid^  |ein,  {ebenfalls  (wer  oeroen  u^ir  ni^  oon  oom^in  aUes  als  Wxf&t 
anjel^n  bflrfen,  oielme^  enoorten  mfiffen,  baft  maiu|e  ju  feiner  3^it  no^  bur^  müno^ 
li^e  Überlieferung  brannte  ^ftorif^  X^a^  oon  ibm  in  feine  6^1^  aufgenommen 
toorben  fei.    grinoen  mit  nun  in  oer  $anmai^  ein  fi^  Slnle^nen  an  bie  tanonif^n  2ß 
Seric^te,  augerbem  aber  fetten  etvas  uraoaqrf^inQ^,  fonbem  meiftens  ben  Ser^tt« 
niffen  angemeRenes,  fo  mtrb  ber  SBert  ber  Acta  Pilati  auA  für  bie  Serefa^eruna  ober 
menigftens  (EriSuterung  ber  eoangelifd^  Cefd^i^  ni^t  09ne  weiteres  in  Sbrebe  ge« 
ftelB  oerben  Idnnen;  auf  bie  Senu^ung  ber  Acta  Pilati  ffir  bie{en  3<oed  ^  ^ofmann 
in  {einem  ,,£eben  3eju"  an  mehren  Stellen  (ogl.  6. 264, 379, 386,  896  u.  a.)  auf«  30 
menfam  gemacht.  S^gl.  au^  Xif^nborf,  Pilati  drca  Christum  judicio  quid  lucis 
offeratur  ex  actis  PUati,   Ups.  1855;   Sipfius,  Die  ^ilotusolten,  4.  Aiel  1871, 
2.  Sufl.  1886.    Sugerbem  iß  oie  6^rift  uiMen  i^es  bem  neuteftamenfli^n  aud^ 

Sitlub  [0  nabe  fte^enben  Sfnraqibioms  Omn  bie  Vnfi^  baj^  fie  urfprflngli^  ^ebrSifd^  ober 
teintfq  gef^rieben  fei,  entbe^  iebes  fefteren  Srufdtes)  ieoenfalls  tm^  oon  p^UoIogif^r  35 
Sebeutung  fflr  bie  neuteftamentlUbe  ^ermeneutil.  —  Der  jtoeiie  Xeil  bes  fogenannten 
Eväng.  Nicodemi,  meb^er  ben  descensus  Christi  ad  inferos  aus  bem  SRunbe  ber 
beiben  So^ne  Simeons,  Sarinus  unb  £eucius,  oel^  mit  (T^fto  auferftanben  unb 
3eugen  feines  (ErjAeinens  in  ber  Hntenoett  geiD^n  loaren,  in  ^(^  inteienanter,  ben 
3eitoorftenungen  mommobierter  SBeife  beri<$et,  tft  oon  ungleii^  gmngerer  Sebeutung  40 
als  bie  Acta  Pilati,  oenn  au^  fein  3n^tt,  Jeine  ®pra^  unb  jonftiae  3^niffe  auf 
eine  bmm  oiel  fpatere  3^i^  ^  ^^xif^Mf  <us  bei  fenem,  f^IteRen  laffen;  (ebenfalls 
fyd  CEufebius  Sllexanbrinus  (ogL  Z^ilo,  uoer  bie  Smriften  bes  Sufebhis  oon  (Emifa, 
1832)  f^on  baraus  gefc^ofift  (ni^  bas  umgele^rte  Ser^aitnis  fyd  ftattgefunben,  mie 
SUfreb  äRaur^,  Nouvelles  recherches  sur  T^poque  ä  laquelle  a  6i6  compos^  40 
Touvrage  connu  sous  le  titre  d'^vangUe  Nicod^me,  1850,  irrtfimli^  meint).  Der 
93erfa|fer  mar,  mie  es  f(^int,  ein  mit  ben  jflbifdben  SReffiasenoartungen  unb  fonftigen 
3eitoorjtenungen,  fotoie  mit  ben  anoftif^en  Snfc^uungen  mo^I  oertrauter,  gebilbeter 
3ubenqrift.  —  Seibe  S^riften,  bte  Acta  Pilati  unb  ber  Descensus  Christi,  finb 
unter  bem  juhtmmenfaffenben  Flamen  Evangelium  Nicodemi  feit  Herold,  ortho-  so 
doxographa  (f.  6.  653, 4o)  in  alle  nad^folgeiäen  Sammlungen  (moIrqp^ifAer  Schriften 
übergegangen;  ber  ori^if^e  Xest  ber  Acta  mürbe  juerfi  oonSta^,  unenolt^  oerbeffert 
oon  !QiIo  unter  ^tnsuf&gnng  au(^  bes  Descensus  ebiert;  enbttA  ^  Zifd^enborf ,  na^ 
Sluffinbung  neuer,  unb  mat  ber  SUeften  (£obkes  bur^  bie  Seroffentlu&ung  oon  jtoei 
orie^ifAen  unb  einem  fateinif^n  Zeatte  ber  Acta  unb  efaiem  grie^if^en  unb  jioei  56 
loteinii^en  Ztüm  bes  Descensus  (ogl.  Zifd^nborf  a.  a.  O.  6.  210—432),  meiteren 
Iritif^en  Unterfu^ungen  eine  fi(^  Sofis  oerfi^afft  —  3n  Serbinbung  mit  bem  Des- 
census iftauc^  bie  tn  mehreren  Cbbices  binjugefflgte  Epistola  Pilati,  bie  im  grie^if^n 
Zexte  au4  ben  Actis  Petri  et  Pauli  (bei  Zifc^etiborf,  act  apost.  apocryph.  ed.  2. 
p.196)  einoerleibt  ift,  in  boppeltem  latetnif^n  Xezte  aufgenommen;  berSrief  entölt  eo 

42* 


660  fSpohttfifSftn  ht»  9ttutn  Scfbiiitettiei» 

einen  5Beri(^t  bes  ißUatuB  an  ben  Aaifer  (naubius  Xiberius  oon  ber  Xuferfte^ung 
(Ofn\ti.  —  Sine  anoere  Epistola  Pontii  Pllati,  moxin  er  fi^  loeaen  bes  ungered^n 
Urteils  ber  3uben  fiber  CL^riftum  unter  ^imoeifung  auf  bie  ilnmöglii^ieity  benfelben  ju 
iDiberfteben,  oenDa^rt,  mca  ebenfalld  int  SHtertum  fc^on  loeii  Derbreitet,  unb  foll,  toie 

6  bie  na^folgenben  apob^pbif^en  SRa^tverle,  bie  mit  am  filgli^ften  foalei^  ^ier  anrei^n, 
bie  Sage  oon  ber  Seie^runa  bes  ißilatus  jum  (£^ftentum  untemfi^en.  Sie  ftnbet 
fi^  im  loteinif^en  Xeit  bei  gfobricius,  X^ilo  unb  jule^  Xif^nborf  a.  a.  0. 6. 433.  — 
9leuerbings  ^  9Briabt  a.  a.  O.  Briefe  Herodis  ad  Pilatum  unb  Pilati  ad  He- 
rodem aus  einer  f^nj^n  $anbfd^rift  ebiert. 

10  Anaphora  Pilati,  ber  93eri^  bes  Pilatus  fiber  bie  Vorgänge  bei  ber  Serur« 
teUung,  Zob  unb  Sluferfte^ung  ^e{u  mit  Slufja^Iung  feiner  bauptfa^Ii<^n  SBunber, 
ein  Dolument,  roeUbes  beutlid^  Q)ieber  bas  Strien  belunbet,  oen  Pilatus  als  bereits 

Ebie  Sa^e  bes  (E^riftentums  eingenommen,  bar^ufteUen,  loar  ebenfalls  loeit  oerbrettet 
ger  in  ben  frfi^eren  Sammlungen  ou^  uon  XtjÄenborf  a.  a.  O.  6.  485  ff.  in  einer 

16  bofipeUen  arie(^tfd^en  Xextrejenfion  obgebrudL  —  mit  genug,  bag  Pilatus  bem  ^rißem 
tum  gfinftig  bobufteUen  gefiu^t  ourbe,  felbft  ber  ftai(er  mu§te  ein  3^ugnis  für  Smiftum 
ablegen.  Dies  ift  ber  Smtd  ber  Paradosis  Pilati,  loelc^e  naA  Sir^  unb  Z^ito  au^ 
Xifqienborf  a.  a.  D.  6.  44  ff.  im  grie^if^n  Zest  fyd  abbruA^n  Ia|fen.  6ie  ent^U 
bas  93er|or  bes  ißilatus  oor  bem  5tai{er^  (eine  Serurteilung  jum  Xobe  unb  ^inri^tung, 

20  n^eil  er  (E^ftum  unf^ulbi^  gelreujigt ;  infolge  eines  (Bebetes  belennt  fid^  CE^riftus  burq 
ein  SBunber  gu  bem  9{euigen  unb  nimmt  (m^  feine  3rau  ^roOa  ju  fi^.  Den  3uben 
aber  Hinbigt  oer  jtoifer  bas  Strafgericht  an.  —  (Ein  an  ber  Stelle  biefer  Paradosis 
[i(b  ^ier  unb  ba  finbenbes  Responsum  Tiberii  ad  Pilatum  ift  eine  ebenfo  ungefc^idte, 
fabebei^  Di^ng,  als  bie  Epistolae  Herodis,  beren  es  mel^ad^e  giebt,  mooon  uns 

26  Z^ilo.  Cod.  apooryph.,  p.  GXXIV  eine  $robe  oorffl^  Zij^enborf  Qot  beibe  Sänften 
nid^t  bes  ^bruds  ffir  mett  erachtet  —  Die  oon  Zifcpenborf  6. 456  ^.  im  lateinifqen 
Znt  ab^ebrudte  6^r^  Mors  Pilati  nnir  ebenfalls  nn  9RttteIaIter  }temli(^  oerbreitet 
Sie  benotet  oon  b^  Senbuna  bes  Iraiilen  Ziböius  an  ben  ißilatus.  um  ben  SBunber« 
arjt  3^[um  ^erbeiju^Ien.    Dte  fiehnoanb  ber  Seronica  mit  bem  Silbnis  3^fu  ^iß 

80  ben  >UKtfer.  Pilatus  oirb  Q)egen  ber  ftreujigung  CE^rifti  jur  Serantoortung  gejogen. 
Der  ungenä^te  9lod  (SfyAWi  f^u^t  i^n  oor  bem  3ome  bes  Aaifers;  bann  oerurteilt, 
nimmt  er  \v^  felbft  bas  Beben,  oirb  in  bie  Ziber  gemorfen;  biefelbe  leibet  t^n  nic^t, 
ebenfo  ni^t  bie  Simone,  mo^in  er  nun  gen^orfen;  enbli^  oirb  er  bei  fiaufanne  in  ein 
£oc^  geworfen,  mo  no^  {e^  bie  böfen  Seifter  rebenif(|  finb.  —  Die  Narratio  Jo- 
se sephi  Arimathiensis  bei  XMenborf  S.  459ff.  gebort  mnfalls  bem  frfi^eren  SRittet 
alter  an;  fie  berid^tet  bie  (6e|angenne^mung  3efu,  ä^erurteilung,  Zob,  Begräbnis;  (Er^ 
fd^einung  (£|rifti  im  C5efänants  bei  iRüobemus  unb  beffen  Befreiung;  Sinffi^rung  bes 
reuigen  Sd^äd^ers  Demas  in  bas  ißarabies.  gfaft  f^mt  es^  als  ob  bie  ganje  S^rift 
nur  ber  Ser^enlid^un^  biefes  begnabigten  äRitgebeujtgten  fetne  Cntfte^ung  oerbanle.  — 

40  Vindicta  Salvatoris  ift  ber  litel  ber  letten  oon  lifc^enborf  a.  a.  D.  S.  471  ff.  juerft 
oeroffentli^ten  Sd^rift.  Dbmo^I  oon  siemlid^em  Sllter,  tft  fie  boc^  ein  ^o(^ft  ungefc^idtes 
äRad^roerl.  Der  iranle  Zitus  mixb  in  £obien  oon  einem  3u)>^n(^nften  9laU^an  auf 
CE^rifti  $eil{raft  aufmer!fam  gemacht,  bur^  bas  Sebauem  bes  Xobes  (S^^rifti  geseilt, 
Ia§t  fid^  taufen,  ruft  ben  Seipafian  mit  feinem  $eere  ^erbei,  jie^t  gegen  bie  3uben 

45  unb  erobert  3^nifalem.  Pilatus  mixb  gefangen  gefegt,  93eronica  mit  bem  £einn>anb^ 
bilbnis  3^fu  ntit  na^  9{om  genommen,  unb  burd^  bosfelbe  ber  {ranle  ilaifer  Xiberius 
gel^eilt,  uno  na^^er  oon  9la^an  getauft.  — 

Die  bisher  aufgejol^Iten  Evangelia  apocrypha  bilben  aber  nur  ben  Heinften  Xeil 
ber  uber^au^  einmal  in  Umlauf  ^eje^ten  apob^pbif^en  Soangelien.   93on  ben  meiften 

60  finb  nur  geringe  (Jrtagmente,  oon  einigen  nur  bie  Scamen  auf  uns  ^elommen,  oon  oielen 
geu)ig  au$  biefe  ni^t  einmal.  2Bir  jo^Ien  fie  in  bem  folgenben  m  alpbabetifc^er  Orb> 
nung  auf,  mit  fie  bereits  gcAririus  a.  a.  D.  I,  6.  355  fr.  sufammengefteüt  ^ 

1.  Evangelium  secundum  Aegyptios.  (Jrtagmente  oaraus  bei  Clemens  Roman, 
ep.  2,  12  (eoU.  Clem.  Alexandr.  ström.  3,  p.465);  Clem.  Alex,  ström.  3,  p.445 

56  (coli.  p.  452. 443).  (Enoo^nt  mxxh  basfelbe  augerbem  Origen.  hom.  1  in  Luc.  (ber 
es  für  eins  ber  oon  flu!.  1,  1  enoo^nten  (Eoangelien  ^It);  Epiphan.  haeres  62,  2, 
p.  514 ;  Hieron.  prooem.  ad  Matth.  3n  (gebrauA  mox  es  bei  ben  (Eniratiten  unb  ncu^ 
Epiphan.  caxä)  bei  ben  Sabellianem.  Sgl  $ilgenfelb,  Nov.  test.  extra  canonem 
p.  42  sq.    9lad^  9lefd^,  Slugerlanonifd^e  ^araüeltexte  ju  ben  (Eoanaelien  1894  6.  28 

60  burfte  bas  neuerbings  entbedte  (Eoangelienfragment  oon  gfaüum,  roelc^s  Sidell  in  ber 


ftprir^llin  be»  9{nteti  Se^moiM  661 

3nnsbru(fer  3eitf^rtft  ffir  lQ%iif^  ^T^ologie  1885,  III,  6.  498  suerft  oeröffentli^te, 
ein  Seftanbteil  biefes  Soangeliums  [ein. 

2.  Evangelium  aeternum.    (£s  ift  bos  SBerl  eines  SRinoriten  aus  ber  äRitte 
bes  13.  3Q^rI)unbert$,  geftfi^t  auf  Offenb.  3o  14,  6.    !Die  Qäft^  moxh  otebalb  burd^ 
?Pq)[t  SÜexanber  IV.  oerbammt  (ogl.  Fabric.I.p.337).    SBir  enoS^en  es  um  feines  5 
alten  9lantens  Q)inen,  obmo^I  es  ber  3^it  no^  ntcQt  mit  ben  übrigen  opolr^p^ifd^en  (Eoan^ 
gelien  auf  gleid^er  Stufe  fte|L 

3.  Evangelium  Andreae.    (SxmSffnt  roirb  basfelbe  oon  Innocent  I.  epist.  3,  7 
unb  Augustin.  contra  advers.  leg.  et  prophet.  1,  20;  mdglid^  aber,  bag  beibe  bie 
Actus  Andreae  (f.  unten)  im  Sluge  Rotten.    Gelasius  in  decreto  de  libris  apo- 10 
cryphis  5a^It  es  unter  ben  ju  Derbammenben  (Eoangelien  auf. 

4.  Evangelium  Apellis.   (Sxwabrd  oon  Hieron.  prooem.  ad  Matth.  unb  Beda, 
init.  commentar.  in  Luc.    Siellei^t  ift  es  aber  nur  ein  o«:ftümmeItes  Soangeltum, 
n)ie  bas  bes  äRardon,  ogl.  Origen.  epist.  ad  caros  suos  in  Alexandria  (tom.  I, 
p.  881  ed.  Basil.  1557,   in  Ruiini  apologia   pro  Origene),   Epiph.  44,  2;   ogl.  10 
$amad,  de  Apellis  gnosi  monarchia  1874,  p.  75. 

5.  Evangelium  duodecim  Apostolorum.  (Enoo^nt  Origen.  hom.  1  in  Luc; 
Ambros.  prooem.  in  Luc;  Hieron.  prooem.  in  Matth.;  adv.  Pelag.  lib.  3  sub. 
init.  (oon  i^m  ausbrfidlid^  als  ibentijc^  mit  bem  Ev.  juxta  Hebraeos  unb  Ev. 
Nazaraeorum  besei^net);  Theophylact.  prooem.  in  Luc.  20 

6.  Evangelium  Bamabae.  (Enofi^nt  Gklas.  a.  a.  D.  9ta^  Casaubon.  exerc.  15, 
contra  Baron.  12,  j>.  343  Q)arb  bas  Soangelium  bes  9Ratti^&us  oon  i^m  aus  bem 
^ebräif^en  in  bas  (Srted^if^  fiberfe^t;  ogl.  ^ierju  Fabr.  cod.  apocr.  I,  p.  341; 
III,  p.  373.  528. 

7.  Evangelium  Bartholomaei.    (Enofi^nt  Hieron.  prooem.  ad  Matth. ;  Gklas.  20 
a.a.O.;  Beda  a.  a.  O.    Aber  bie  Xrabitton,  bag  Bartholomäus  bas  ^ebrSifd^e  (Eoan* 
gelium  bes  äRatt^us  na^  3nbien  gdbrac^  ^e,  oo^Ibft  es  oon  ^antfinus  ooiqgefunben 
©orben  fei,  f.  Fabric.  cod.  äpocr.  I,  p.  341. 

8.  Evangelium  Basilidis.    (Enoffi^nt  Origen.  tract.  26  in  Matth.  33,  34  id., 
prooem.  in  Luc-  Ambros.  prooem.  in  Luc;  Hieron.  prooem.  in  Matth.;  Euseb.  au 
bist.  eccl.  4,  7.  »gl.  3a^n,  (ßefdi.  bes  neuteft  Äanons  1888,  I,  S.  770. 

9.  Evangelium  Gerinthi.  £ra>a^nt  Epiphan.  haeres.  51,  7;  mie  es  {(d^eint 
bas  (Eoangelium  bes  äRattböus  na^  eigenem  3uf4n^f  i^  loeld^er  oerftflmmelten  Coeftalt 
es  auc^  bei  ben  Sarpoaattanem  in  (Beltung  loar;  Epiph.  haeres.  28,  3;  30,  14. 

10.  Evangelium  Ebionitarum.  gfiagmente  biefes,  noA  bem  3^ugnis  bes  Cpi«  »5 
p^anius,  oerftflmmelten  äRatt^öuseoangeliums,  loeU^s  bie  (Eoioniten  Evangelium  He- 
braicum  nannten,  bei  Epiphan.  haeres.  30,  13.  16.  21.  Dag  es  nü^t  »entif^  mit 
bem  Evangelium  Nazaraeorum,  fie^e  bei  Fabric  I,  p.  367;  11,  p.  532. 

11.  Evangelium  Evae.  9lls  bei  gen>iffen  (SnoftBem  in  (ß^aiu^  enoo^nt  unb 
Stellen  baraus  angeffl^rt  bei  Epiphan.  haeres.  26^  2.  3  u.  5.  4u 

12.  Evangelium  secundum  Hebraeos,  naq  bem  3^ugnis  bes  ^ieronqmus 
(fiebe  oben  unter  5)  tbentif^  mit  bem  Evangelium  duodecim  apostolorum,  unb 
na^  besfelben  3^ugnts  (ogl.  no^  Hieron.  lib.  XI.  commentar.  in  Jes.  40,  11; 
lib.  IV.  in  Jes.  11,  2)  au^  ibentifc^  mit  bem  Evangelium  Nazareorum,  mar  äfaU 
\>äi]i)  mit  ^ebräif^en  £ettem  gef^eben,  bei  ben  9{(aarSem  in  Cebraud^  (Hieron.  adv.  45 
Pelag.  3, 1);  es  tourbe  oon  Hieron.  in  bas  (ßrie^if^e  unb  fiateinif^  flberfe^t  Hieron. 
in  catal.  Script,  eccl.  de  Jacobo ;  lib.  II  in  Mich.  7,  6 ;  lib.  II  in  Matth.  12, 13). 
aber  bie  ^^pot^efe,  bag  es  bas  urfprungli^  ^r&if^  gef^riebene  SRatt^useoanpelium 
fei,  f.  Fabric.  a.  a.  D.  I,  6.  355  unb  oor  allem  bie  Iritif^en  Hnterju^ungen  tn  ben 
(Einleitungsf(^riften  5um  3tZ,  unb  in  ben  neueren  Kommentaren  jum  uRatt^us.  S^mer  »> 
^ilgenfelb,  Nov.  test.  extra  canonem  I ;  ^anbmann,  Das  $ebräer«(&mngelium  1888. 
!Da§  es  ju  ben  ölteften  apolrqp^if^n  (ärseugniffen  ge^rte,  gebt  aus  ben  sablreid^en 
alten  3^U9niffen  ^eroor;  oqI.  Euseb.  bist.  eccl.  3,  39,  mofelbft  es  als  b^etts  iiem 
^ißapias  belannt  genannt  mtrb :  Ignatius,  ep.  ad  Smyrnaeos  c  3  dtiert  eine  Stelle, 
bie  na^  Hieron.  in  catal.  Script,  eccles.  de  Ignatio,  unb  prooem.  in  lib.  XVIII,  55 
Jes,  aus  bem  ,,Evang.  sec  Hebraeos,  quod  Nazaraei  lectitant"  entnommen  ift; 
Euseb.  bist.  eccl.  3,  27  (coli.  Theodoret.  haer.  fab.  2,  1;  Nicephor,  3,  13); 
ibid.  3,  25.  4,  22;  Clem.  Alex,  ström.  I,  p.  380;  Origen.  in  Joh.  tom.  II,  p.  58, 
coli,  homil.  15  in  Jerem.  tom.  I,  p.  148  (ed.  Huet.)  tract.  8  in  Matth.  19, 19; 
Hieron.  a.  a.  O.  unb  catal.  scr.  eccl.  de  Matth.;  lib.  6  in  Ezech.  19,  7;  lib.  1  eo 


662  m$rit^fitn  M  ^Untn  t^mtutk» 

in  Matth.  6, 11;  lib.  4  in  Matth.  27,  5. 16;  lib.  3  in  Ephes.  5,  4;  Epiph.  haeres. 
30,  3.  6;  29,  9  u.  a. 

13.  Evangelium  Jaoobi  majoris ;  ongeblii^  im  3^^  1^95  in  Sponkti,  befjen 
9lpofteI  3<xb>^u$  vor,  aufgefunben;  oon  Snnocenj  XI.  1682  oerbammt.    Sgl  Fabric. 

5  a.  a.  D.  I,  S.  351. 

14.  Joannis  de  transitu  Mariae.  Sgl.  (Belafius,  in  decreto  de  libr.  apocr. 
a.  a.  O.  no$  ^anbf^nftlid^  oorbanben,  ogL  Fabric.  I,  p.  352.  3ti  bem  Cod.  Col- 
bertin.  453  f^Itegt  {i^  no^  etne  onbere  bem  Z^hannts  beigelegte  6^rift:  de  Jesu 
Cliristo  et  ejus  descensu  ex  cruce  oti,  fiberf^neben  V7i6iu.vtjßia  rov  KvqIov  ijuolr 

10 'Jfjoov  Xqiotov  dg  tr]v  djtOHa&rjixooiv  avroVf  avyyaaq^eiaa  (!)  nagd  xav  ayiov 
ßeoXöyov.  Sieüeid^t  begieß  fi^  hierauf  Epiphan.  Monaohus,  serm.  de  Maria 
Virgine  Deipara  (ogl.  Fabric.  I,  p.  45).  SRit  Ke^t  ^  Zifd^nborf  bos  Evan- 
gelium Joannis,  utf  Parisiis  in  sacro  Templariorum  tobulario  asservatur,  aus 
ber  X^ilofi^n  Sammlung  (p.  817  sq.)  nid^t  in  bie  {einige  aufgenommen,  ebenfoiDentg 

15  als  bas  ben  SHbigenfem  ange^drige  liber  S.  Joannis  apooryphus :  benn  beibe  ftdben 
f^on  ber  3^it  nad^  ^W  ntit  ben  apobqp^if^^n  CEoangelien  auf  gieid^r  Stufe.  93gL 
Ztf^enborf  a.  a.  D.  p.  XII. 

15.  Evangelium  Judae  Ischariotae,  als  bos  (Eoangelium  bet  gnoftif^n  Qdk 
ber  ftainiten  enoä^nt  bei  Iren.  c.  haeres.  1,35;  Epiph.  haeres.  28, 1;  Theodoret. 

20  haeret.  fab.  1,  15. 

16.  Evangelium  Leudi,  mo^l  filf^Ii^  oon  Grabe  ad.  Iren.  1,  17  (ed. 
Massuet.  1,  20)  unb  Fabric.  I,  p.  353  in  oem  (üod.  Oxoniens.  bes  Evangelium 
Pseudo-Matthaei  oermutet;  ogL  Xifc^nboif  a.  a.  O.  6.  XXVII. 

17.  Evangelia,    quae  falsavit  Lucianus,  apocrypha  unb  evangeUa,   quae 
26  falsavit  Hesyehius,  apocrypha.  @o  bejeii^net  |ie  bas  decretum  Ghdasii  6,  14. 15, 

ma^enb  Hieron.  prol.  in  evang.  barin  nur  bie  erften  Stejenjionen  he»  Xextes  ber 
(Eoangelien  erblidt.  aüerbinas  am  auäf  ben  beiben  aRSnnem  (£ucian,  Sresboter  oon 
SntioAien,  ^ef^Atus,  igmmf^er  SiMof  (Enbe  bes  3. 3^^^*)  unbefugte  ^enbdionen 
oonoirft.    Sgl.  bte  (rinlettungen  in  oas  9tX. 

30  18.  Evangelia  Manlchaeorum.  (Es  roerben  beren  oier  enoS^nt:  a)  Evange- 
lium Thomae,  eines  S^fllers  bes  9Ran«B,  ogL  Gyrill.  Hierosol.  catech.  6,  p.  98, 
coli.  4,  p.  66  ed.  Oxon.  1703;  (lelas.  a.  a.  D.;  Timotheus  (presb.  Gonstanti- 
nopolit.)  bei  Meursius  var.  divin.  p.  117;  Petrus  Siculus,  bist.  Manldi.  p.  30 
ed.  Rader;  Leontius,  de  sectis,  3.  lect.,  p. 432.  Serf^ieben  oon  bem  untere)  auf« 

36  geffl^rten  Evangelium  Thomae.  —  b)  Evangelium  vivum.  Sgl.  Photius  contra 
Manich.,  lib.  I;  Gyrill.  Hieros.  catech.  6;  Epiphan.  haeres.  66,  2;  Timotheus 
a.  a.  O.  —  c)  Evangelium  Philippi.  Sgl  Timotheus  a.  a.  C;  Leontius  a.  a.  O. — 
d)  Evangelium  Abdae,  coi^  SRc  4,  41  evayyiJUov  uddiop  genannt  (ogl.  Photius, 
bibl.  cod.  85).    Sie^e  no^  Fabric.  I,  p.  142  u.  354,   unb  bafelbft  bie  Stelle  ex 

40  Anathematismis  Manlchaeorum  in  Coteler.  patr.  apost.  I,  p.  537. 

19.  Evangelium  Marcionis,  bes  Stifters  ber  belannten  anti{üb{f^n  Seite,  bei 
nur  f>aulini|6e  Sd^riften  in  fernem  ftanon  juliej.  in  b.  1.  $.  bes  2.  3<^-  3Rit 
Sejug  auf  bte  Stellen  (915  2,  16;  C5a  1,  8;  2  %x  2,  9),  mo  ^aulus  oon  feinem 
Soangelium  (^xam  x6  svayyiXiov  fjiov)  rebet,  lag  es  na^,  i^m  ein  bejonberes  (Eoan- 

45  gelium  anjubt^ten.  SRamon  ^ielt  bas  (Eoan^elium  bes  £ulas  baffir,  m^t  febo^  o^ne 
aUe  ifibi|d^en  (Elemente  baraus  ausjumei^en,  rx>\t  fd^on  Iren,  haeres.  I,  27, 2;  III,  11, 7 ; 
Orig.  c.  Gels.  11,27;  Tertull.  c.  Marcion.  IV;  Epiphan.  haeres.  42,  bejeugen;  bie 
beiben  (enteren  filmen  im  einjelnen  bie  lorrumpferten  Stellen  an.  (Es  nuum  ,,ex 
auctoritate  veterum  monumentorum''  beionbers  ||erausgegeben  oonSug.^a^n,  unb 

60  oon  X^ib,  cod.  p.  401  sq.  abaebrudt.  Das  Serbaltnis  bestelben  ju  unferm  fonont|d^ti 
£ulas  i[t  neuerbings  Baupt|ä^Ii4  im  Sntereffe  einer  negatioen  Antil  ausgebeutet  ront* 
ben;  fie^e  barüber  bte  Sinleihingsfd^riften  5um  SIX.  unb  3^^^,  (&efd^.  b.  neuteftam. 
Äonons  II,  S.  449. 

20.  Mariae  Interrogationes  majores  et  minores.    Diefe  beiben  opotrqpbif^n 
55  S(^riften  ooH  obfc9nen  3n^alts  em)ä^nt  Epiphan.  haeres.  26,  8  als  bei   einigen 

C5noftiIem  in  (gebrau^. 

21.  Evangelium  Matthiae.  (Enoä^nt  Origen.  hom.  1  in  Luc;  Euseb.  hist. 
eccl.  3,  25;  Hieron.  prooem.  in  Matth.;  Gelas.  a.a.O.;  Beda,  sub  init.  com- 
ment.  in  Luc. 


fbfOttfifiitu  bei»  9lam  SefhuBcitlcd  663 

22.  Narratio  de  legali  Christi  sacerdotio,  bei  Suidas  sub  voce  ^Itjoovg,  aud^ 
in  einem  Cod.  ms.  biblioth.  reg.  Paris,  unb  in  jioei  mss.  biblioth.  Caesareae 
(ogl.  Lambec.  in  bibl.  Vindob.  Üb.  IV,  p.  158  u.  175,  Vm,  p.  362;  aBalter, 
codex  in  Snida  mendax  de  Jesu,  Lips.  1724);  fi^  fioei^aupt  ^ofmann,  fieben 
3efu,  6.  298.  Q^on  Rieh.  Montacut.  apparat.  ad  Orig.  eccl.  p«  308  erflort  bie  5 
game  Srs&^Iung  i^on  CE^rifti  Stieftertum  für  ein  gnoHtJd^  ober  mantAfitfdbes  SRad^« 
loen;  äb^  bos  3nteieffe,  toelqes  man  baran  ^e,  C^nfto  bie  )ndefierli(9e  w&rbe  bet:> 
5ulegen,  ogl.  ebenfalls  ^ofmonn  o.  a.  £). 

23.  Evangelium  perfectionis,   bei  ben  Safittbianem  unb  atibem  (ßnoftilem  in 
(gebrauch,  Epiphan.  haeres.  26, 2 ;  jebenfolls  oetf^ieben  oon  bem  Evangelium  Phi-  lu 
lippi  (i^I.  Epiphan.  haeres.  26,  13)  uno  Evae;  DgL  Fabric.  I,  p.  373;  II,  p.  550. 

24.  Evangelium  Petri.    CEnoo^nt  Origen.  in  Matth.  8,  17  tom.  XI,  p.223; 
Euseb.  bist.  ^cl.  3,  3  u.  25.  6,  12;   Hieron.   catal.  script.  eccl.  de  Petro  uno 
de  Serapione.    S0  nntr  (Enbe  hts  2.  3o^.  bei  ber  ®emembe  ju  9l^o|fus  in  Silicien 
in  (gebraut;  bafelbft  fonb  es  Serapton,  Sif^  oon  Sntio^ien  (feit  191)  oor,  unb  15 
f(^rieb  na^  nS^er  ^tfifung  feines  bäretifd^'oecba^tigen  boMifUfi^en  (E^orofters  eine 
6^rtft  bariiber  an  bie  bocttge  (ßemeinSe,  Q)oraus  uns  Euseb.  bist.  eccl.  6, 12  einige 
Fragmente  er^Iten  1^    3rrtflmli^  oenoe^felt  es  Theodoret.  haeret.  fab.  2,  2  mit 
bem   Evangelium  see.    Hebraeos.    9lt\itA\nsB   ift  buic^  bie  (Enlbectung  in  bem 
äRon^sgrob  oon  9U^m  ein  at5fteres  Fragment  biefes  boletif^en  eiayyihov  xaxd  20 
nirpov,  bie  $affions«  unb  Slufermun^sgef^iAte  betreffenb.  bdonnt  omorben,  unb 
^t  Bas  3ntere{fe  für  bos  ^etruseoangeltum  aufs  ntnt,  ^aimqaAIid^  in  Srtoge  ber  Ur^ 
eoangelhims^mot^efe,  angeregt.  SgL9{ef^,Su6erIanonif^$(äaueIteite3ubenSoangeI. 
1894,  2.  ^.  6.  34^.;  iDlettnier,  l'evangile  selon  S.  Pierre,  ^ris  1893.  Slus  Der 
übrioen  £itteratur  ^eben  mit  nur  beroor :  ^arnad,  Sru^fifide  bes  Soangeliums  unb  25 
ber  9b)o!al9pfe  bes  $etrus,  2.  Sufl.,  1893;   3a^n,   Das  Soang.  bes  Petrus,  1893; 

0.  Squbert,  !Die  Aom|H)fitton  bes  $feubo«$etrinifAen  SoangeTien«gropients  1893. 
!Das  gfaffimile  ber  ^nbjc^rift  bes  (ärnngeliums  unb  ber  9I(»Ial9pfe  b^  $etrus  in 
^eliograoüre  feitens  ber  jram3f.«ar^I.  uRtRion,  mit  (Einleitung  oon  fiobs  1893:  unb 
lurj  Darauf  bur^  o.  (&eo^ot,  20  fii^ruotafeln,  £ei|^ig  1893.  Dag  bem  ißetrus  au 
mit  UnreAt  au(^  bas  Evangelium  infantiae  ji^ef^rieoen  nmrbe,  fie^  Fabric.  I, 
p.  153,  ober  gar  bas  URarcuseoangelium,  fie^e  Fabric.  I,  p.  375. 

25.  Evangelium  Philii>pi.    (Ertoobnt  unb  cttiert  Epiphan.  haeres.  26,  13,  bei 
ben  (Snoftilem  in(Sebrau(^;  otellei^t  basfelbe,  toeU^  na^Timotheus  presbyt.  Con- 
stantinop.  bei  Meursius,  var.  divin.  p.  117,    unb  Leontius,  de  sectis,  lect.  3,  35 
p.  432  bei  ben  äRani^fiem  in  (ßebrau^  vm.  (6.  unter  18). 

26.  Evangelium  Simonitarum,  oon  biefen  über  quatuor  angulorum  et  car- 
dinum  mundi  genannt,  enoo^nt  in  ber  praef .  Arabica  ad  Conc.  Nicaenum,  tom.  II. 
Conciliorum  edit.  Labbeanae,  p.  386;  coU.  oonstit.  Apostol.  4,  16. 

27.  Evangelium   secundum  Syros,  oon  Euseb.  Mst.  eccl.  4,  22  unter  Se^  4u 
rujung  auf  ^egefippus  enoo^,  aber  na^  Hieron.  adv.  Pelag.  3,  1  oo^I  ibentif^ 
mtt  Evangelium  sec.  Hebraeos. 

28.  Evangelium  Tatiani.  enoi^nt  Epiphan.  haeres.  46.  1.  47,  4  als  bei  ben 
(Enfratiten,  unb  [elbft  bei  lati^olifd^en  (Elften  in  Sqrien,  bie  fid^  bur^  ben  Qäftin  ber 
Aanonicität  taufen  liegen,  in  (BebrauQ.    SBetl  es  aus  ben  oter  £oangeIien  lompen«  45 
biarif(^  jufammengeftellt  aud^  ^ayy.  duneaodQcov  genannt,  ogl.  Theodoret.  haeret. 
fabul.  1,  20;   coli.  Ambros.   prooem.  in  Luc;   Euseb.  bist.  eccl.  4,  29;   oon 
(Epip^anius  falf(^li4  für  ibenti^  mit  bem  Evang.  sec.  Hebraeos  gelten  (fi^e 
Fabric.   I,   p.  377).    Sgl.    Semif^,  Tatiani  diatessaron,  antiquissimum  N.  T« 
evangeliorum  in  unum  digestorum  specimen,  Sreslau  1856.    Xotian  iDtrb  cmäf  60 
fon[t  als  gef ä^rli(^er  ilompilator  unb  Serftümmler  ber  ^I.  Sd^riften  gerflgt  (ogl.  Fabric.  II, 
p.  538).  Dag  bie  nod^  oor^anbene,  oon  Victor  Capuanus  in  praefat.  ad  Anonymi 
harmoniam  evangelicam  bem  %aöan  jugef^ebene  (Eoangelien^armonie  (abgebrudt 
in  ben  Orthodoxographis  unb  ber  bibl.  Patrum  unter  Xatians  9tamen)  bem  Xatian 
!eine$fall$  3ugel)öre,  borflber  fie^e  Fabric.  I,  p.  378;  n,  p.  550.    Sgl.  oor  allem  66 
3a^n,  Tatians  diatesseron,  1881. 

29.  Evangelium  Thaddaei,  emm^nt  in  bem  decret.  Oelasü  a.  a.  D.:  Q)enn 
niä^i  blog  eine  falfAe  £esart  für  äRatt^ai,  oürbe  es  angebli^  auf  ben  Slpoftel  3ubas 


X^bbäus.  ober  auf  einen  3ubas  aus  ber  3^^  ^  70,  loel^en  Stomas  mif  (Ebeffa 
an  ben  Äönig  Slbgar  fenbete,  }urfl43uffi^en  (ein,   Euseb.  bist.  eccl.   1,  13   (ogl 


GO 


664  9lfaafi^%tä  M  Kesieti  ti^umvtM 

Fabric.  I,  p.  136  u.  379).  Do^  ift  bie  Xrabition  felbft  ni^t  einia,  ob  ber  an  ben 
Slbgor  gejenbete  3:^bSus  ju  ben  12  ober  70  3finaem  geödete,  toel^e  Diffetenj  5.  S. 
f^on  pif^en  (Eufdbius  unb  ^ieronqmus  befielt,  ogl  Euseb.  bist.  eccl.  ed.  Reading 
p.  38,  not.  5  u.  6;  fte^  au^  unten  ju  ben  acta  Tbaddad. 

f  30.  Evangelium  Valenlini  enoo^nt  Tertull.  de  praescript.  haeret.  c.  49, 
oofelbft  er  ober  nad^  cap.  38  laum  ein  oon  Sdentinus  felbft  oerfo^es  (Eoangeltum 
im  Sinne  ffci,  fonbem  oieüeid^t  bas  Evangelium  Veritatis,  loel^  nod^  Iren.  adv. 
haeres.  3, 11  bei  ben  Salentinianem  in  Geltung  UKtr,  unb  oon  ben  fanonif<!^n  Soan» 
gelien  oBHig  oboi^.    Sgl.  S^^f  ®^f4-  ^  neuteftont.  Aonons  II,  6.  748. 

10  11.  Acta  apostolorum  apocrypha.  3^  (Entft^ung  oerbonlen  fie  fo 
Siemlic^  benfelben  urfaAen,  melAt  mit  oben  für  bie  opob^p^if^n  Soangelien  ange* 

8 eben  ^oben,  nur  ban  oer  ^firettfd^e  (E^ordter  bMer  G^riften  ji^  no^  oieutli^er  in 
em  Streben,  bSretift^e  Dogmen  auf  apoftolif^  SlutoritSt  }urfl(&uffi^en,  p  erlennen 
giebt.    Deshalb  umren  fie  au$  oon  oer  jtm^  ni^  minber  gefur^et,  ob  bie  apo« 

16  ixQp^if^en  (Eoangelien,  [a  mi)  ben  ß^^iff^  ^^  ftiteften  jiir^nle^  [deinen  fie 
oon  ^orragenoer  SBebeutung  geioefen  ju  fem;  ogL  Euseb.  bist.  eccl.  3,  25;  Epi- 
pban.  adv.baeres.  2,  1.  61,  1;  August.  c.Felioem  Manicb.  2,  6;  Phot.  bibliotb. 
cod.  114 ;  Oelasius  a.  a.  O.  3n^omebeffen  ift  au^  i^  bogmetmeMi^iAe  unb  ar* 
d^&ologif^e  Sebeutfamleit  atml^  nvSfi  gmng  anjufd^Iagen.    Sreittq  ^  Qier,  menn 

20  irgenoroo.  juerft  bie  Jtritß  ure  Snfgabe  in  8^g  mtf  Wter  unb  IMnrfinglii^ieit  ber 
no^  oorqanbenen  SOten  gu  Kfen,  oa  bie  meitten  biefer  apolrqp^if^en  Spot^erle  urieber* 
^Ite  Ketrdtationen  erfahren  ^aben,  ja  oft  tm  lat^olifc^en  Stnne  oieber  umgeadeitet 
n)orben  finb,  inbem  niqt  feiten  I^SretiMe  Brabeln  au^  3ur  Stille  für  Hr^Ii(^  Zrobi* 
tionen  ju  g^audben  toaren.    Unter  oenen,  wel^t  c^olrop^if^e  Slpoftelgef^i^ten  oer> 

26  fertigt jDoben,  Ilagt  bie  Aird^e  ^ufrtf&^Ii^  einen  9Ranid^er  £uriu9  (ober  fieucius)  C^arfants 
an.  9ca^  Photius  bibl.  cod.  114  umfa^e  feine  Sammlung  bie  Ttgä^eig  IlhQot^, 
Icodwov,  ^Avdgiov,  ScD/nä,  Ilavlov.  Son  biefen  finb  uns  im  Originaltext  nurgfraa« 
mente  er^tten;  bagegen  ^aben  fie  me|a:fa^  loffiolif^e  Überarbeitungen  erhören,  bie 
auf  uns  gebmmen  Jinb.    Spiter  f^int  man  btefe  Sammlung  ju  einer  3)arfteIIung 

80  ber  Sßten  aller  joblf  S^oltel,  ngd^etg  r&y  diüdexa  dnomöMov,  ergänzt  ju  ^aben, 
n)eI4e  na^  bem  3^ugnis  bes  Pbotius,  bibl.  cod.  179  fiA  im  (gebraute  bes  SRani« 
d^äers  Slgapios  bmnb.  überfein  barf  aber  ni^t  »erben,  Sag  b^  Hrbrung  einjelner, 
fpiter  bis  ^ur  HnlennfliAIeit  fibieraidbeiteter  SRten  bis  in  bas  ^ö(^fte  Altertum  jurüd^ 
reid^t;  Jo  fmb  Ttgd^eig  uhgav  {ebenfalls  f^on  im  2.  3<^^r^unbert,  neglodoi  &(Ofm 

96  im  3.  3<^r^.  in  (Bebrau^  gemefen.  (Eine  Sammlung  unter  bem  Xitel  ngdSeig  xoyv 
dyicov  äjioGTÖXayv  erf^eint  bei  grie^if^en  (E^roniften  feit  bem  6.  3^<9m  3o9*  ^^' 
lala  ed.  Oxon.  p.  325  sq.  uno  (Beorgios  ^amartolos  (ed.  Muralt  p.  269)  ^aben 
baraus,  ^unä^ft  aus  ben  ngd^eig  ühgov,  äRitteilungen  gema^.  (gegen  Snbe  bes 
6.  3^9*  begegnen  mit  einer  lateinif^n  Sammlung,  meiere  bem  Slbbias,  bem  angeb« 

40  li^  erften  oon  ben  Slpofteln  felbft  einaefeMen  Sif^of  ju  Sabqbn,  jugefd^rieben  n^irb 
(bte  ®efd^id^te  lennt  mtitx  einen  Slpoftelfqfiler  no^  einen  SBif^of  Slbbias;  feine  (Sxi- 
ften}  beruht  nur  auf  ben  eingaben  oes  Su^es  S.  16  ff.).  Sie  untfagt  in  ber  urfprün^« 
li^en  C5eftalt  bie  passiones  aller  12  ^ojtel  (ftatt  bes  na^gem^Iten  SRott^ias  tft 
Paulus  aufgenommen),   in  ber  jfingeren  fioeftalt  bie  virtutes  ober  miracula  Petri, 

46  Pauli,  Joannis,  Andreae  unb  Tbomae,  boju  aus  ber  älteren  Sammlung,  bie  passio- 
nes Matthaei,  Bartholomaei,  Pbilippi,  ber  beiben  Jacobi,  Simonis  unb  Judae. 
(Eine  britte  Sammluna  mcx  in  ber  lopttfd^en  Atr^e  in  (Sebrau^,  unb  ift  in  ät^iopif^ 
Spraye  unter  bem  9camen  Gad'la  Hawariyat,  certamen  apostolorum,  no^  er« 
^Iten.    Sudb  jal^beiAe  fqrif^  Öberfe^ungen  rejp.  Bearbeitungen  befi^en  mit.  —    (Eift 

60  bie  neuere  SÖinenf^aft  ^at  oen  apoir^p^en  9Ipo|te{^ef4i^ten  ein  entfpre^enbes  3ntereffe 
3ugeu)enbei  unter  ben  Vieren  ^aben  \xi)  um  bte  Sefd^affung  neuen  SRoterials  ^^ 
oonagenb  oerbient  gemalt  (bte  ausffl^rli^e,  auf  bas  Srfinbli^fte  jitfammengeftellte 
fihteratur  [ie^e  bei  £ipfius,  tie  apobmil^n  Slpoftelgef^i^ten  1883  I,  (9.  34  ff.) :  de 
la  Eigne  tn  feiner  Bibl.  patrum,  ^arts  1575;  femer  bie  SoIIanbiften  in  ben  „Acta 

66  Sanctorum".  (grobe,  Spicileg.  patrum,  Oaeforb  1700  oeroffentli^te  3um  erftenmal 
bie  acta  Pauli  et  Theclae.  §abricius,  Cod.  apocr.  nov.  test.  fammelte  unb  Miete 
mit  unenblid^em  Iritif^en  gfleiBe  alles  bisl)er  3ugängli(^  äRaterial.  Ss  folgten  9Boog 
mit  ber  Verausgabe  ber  acta  Andreae  1747;  oor  allen  X^ilo,  acta  Thomae  1823; 
acta  Petri  et  Pauli  in  pei  ^Programmen  1837  u.  1828;    acta  Andreae  et  Mat- 

60  thiae  in  bem  ißrogr.  oon  1846.  !Dte  ^nbf^riftli^n  Stubien  unb  reid^en  Sntbedungen 


II^oIr)Hi|ett  M  Kesieii  tt^tmmuM  666 

Zif^enborfs  ^aben  bie  untfafjenbfte  Husgobe  ber  Acta  apostolorum  apocrypha  Lips. 
1851  mdgli^  gemalt;  boju  bie  additamenta  ad  acta  most.  apocr.  in  ben  $rolo« 
gomenen  3U  ben  apocal^ses  apocr.  XLYII  sp.  9Brig$t,  Apocryphal  acts  of  the 
Apostles  £onb.  1871  gtm  vol.  I  the  syriac  texts  unb  vol.  II  tihe  english  trans- 
lation.  aRalan  oeröffentlid^i;  bie  oollftänbiae  fil^iopiMe  6antntlung  bes  ,»certamen  5 
apostolorum"  in  englif^  Ubttfe^una,  £ono  1871;  ^^illi)»  ben  ooHft&nbiaen  Ztxt 
ber  doctrina  Addaei,  f^nf^  unb  engu|$,  £onb.  1876 ;  biefelbe  S^rift  am  oem  Sb« 
menif^en  in  fran^fif^er  uBerfe^ung  Dr.  mi\^,  Senebig  1868  unb  ^^.  Kop^.  (Emin 
bei  Stdor  fionglots,  CoUection  des  historiens  anciens  et  modernes  de  rArm^nie, 
^oris  1867,  I  p.  314—326.  Glei&falls  aus  bent  Slrmenifd^en  SRalon  a.  o.  O.  6. 244  10 
bie  fircdmaoiq  Icodwov  in  engl{|^er  äbeife^ng;  SRSfiitQer,  Vita  et  martyrium 
Bartholomaei,  3nn$brud  1877.  SRit  93enu^ung  bes  Zif^enSoifid^n  Slo^Iaffes  lieferte 
3a^n  eine  oollftänbige  Ausgabe  ber  acta  Joannis  1880  unb  Wtax  Sonnet,  ißrof.  in 
iubntpellier,  giebt  im  Sefife  neuer  ^onbf ^riffli^  6#||e  feit  1883  bos  »^supplemen- 
tum  codicis  apoeryphi"  permts,  Q)a^enb  ripfius  in  feinem  oiedänbigen  SBerle  ,,!Die  15 
apobqpl^n  Slpoftelgefd^i^ten  unb  S^ftdlegenben"  1883—1890  mit  eminentem  gflei^e 
ben  n)inenf4aftlic^en  (Ertrag  aHer  bisherigen  gforf^ngen  auf  biefem  (gebiete  heraus« 
geftellt  ^ot.  3)erfelbe  lommt  ber  bur^ous  oerbefferten  2.  Slusg.  ber  Xif4enborff<!^n  acta 
apostolorum  apocrypha  denuo  ed.  Idpsius  et  Bonnet  I,  1891  }U  gute.  £emm, 
loptif^e  apobqpQe  ^oftelalten,  in  M^langes  asiatiques  etc.,  ^[ktersburg  1890,  tom.  I  so 
p.  99  sq.  oeroffentli^te  einige  gragmente  aus  bem  cod.  copt.  Tischendorf  VI  ber 
taiferl.  Sibliot^I  ju  Petersburg,  fo  ben  Sd^Iug  ber  SOten  bes  Sart^obmSus  in  ben 
Oafen,  einen  großen  Xeil  ber  wten  bes  SInbreas  unb  9RattbSus  in  ber  Stabt  ber 
3Renf4enfref{er,  ben  QäAnk  ber  9Qten  bes  ^^ippus.  ®uibt  gab  bie  im  9Dtufeum 
Sorgianum  tn  9lom  beftnbli^en  umfaffenben  gragmente  loptifc^  Slpoftelgef^iAten  im  ss 
fa^ibifd^en  £)riginal  1887/88,  unb  in  ttalienif^  uberf^ung  1888  ^us,  mit  einer 
beachtenswerten  (Einleitung  iiber  ben  Urfinntng  ber  {optifi^,  arabifqen  unb  ät^iopi« 
f(^en  Xexte. 

a)  Acta  Petri  et  Pauli.  Die  atteften  3^tmni{fe  bei  Euseb.  hist.  eccl.  3,  3; 
Hieron.  catal.  scr.  eccl.  de  Petro,  unb  oieueiAt  mon  dem.  Alex,  ström,  lib.  7,  ao 
unb  biefem  folgenb  Euseb.  hist.  eccl.  3,  30;  fffion  im  16.  3^^^^^^  oon  fiascoris 
(1490)  benu^t,  um  ben  Sufentbalt  bes  fkuuis  ht  SReffina.  unb  9on  SIbela  im 
17.  3a^r^unbert  (1647),  um  bes  Paulus  6(9iffbrudb  bei  ber  fidlianifc^en  3nfel  SRelite 
(niät  bem  balnumfd^en  äRelite)  ju  enoeifen;  ogl.  SBiner,  bibl.  SReaho.  s.  v.  SRelite; 
4:bilo.  Acta  Thomae  p.  LIV ;  Xif^enborf .  Acta  apost.  apocr.  p.  XIV  (bafelbft  ber  86 
gned^tf(^e  Zeart  6.  1  —  39}.  Daaegen  fi^eibet  fiipfius  a.  a.  O.  felbftftSnbige  Acta 
Petri  unb  Acta  Pauli  auf  (Bruno  neuer  (Eobices  oon  ben  Acta  Petri  et  Pauli. 
Siefe  bem  äRaKellus,  einem  S^üler  bes  $etrus,  gugefc^riebene  6(^rift:  De  mirificis 
rebus  et  actibus  beatorum  Petri  et  Paiili,  et  de  magids  artibus  Simonis  mag!, 
loel^e  nai)  Florentinius  ad  Martyrologium  Hieronvmi  p.  103  sqq.  au^  Don  40 
Fabric.  III  p.  632  sqq.  abgebrudt  unb  fonft  no^  banbfiä^riftit^  oor^nben  ift  (oon 
£ipfius  a.  a.  D.  auf  (Srunb  oes  neuentbedten  Senetianifd^en  grie^if^en  Ztxits  felbft« 
ftönbig  ebiert),  ftimmt  in  bem  3n^alt  Q)efentlfa^  mit  jenen  SOten  fibereht  C^nfo  bie 
bem  römif^en  Si^of  fiinus  Rugef^riebene  Smrift,  rntUft  ebenfalls  bas  SRartQrium 
bes  Petrus  unb  Paulus  entl^It,  unb  bie  berfelbe  an  bie  orientalij^en  (Semeinben  ge«  45 
fc^idt  ^aben  foll;  fie  fte^t  ber  S^rift  bes  äRarcellus  an  Sllter  na^  unb  (finbet  fi^  in 
ber  Bibl.  Patrum^  Colon.  1618,  I,  p.  70  unb  bei  fiipfius  a.  a.  O.,  »eU^er  bas 
SSer^ältnis  aller  btefer  (Elaborate  auf  CDrunb  einer  3<^I  ^^^  oergli^ener  (Eobices  pein« 
Ii(^  genau  3U  beftimmen  gefugt  ^at.  !Die  historiae  apostolicae  de  S.  Petro  unb 
de  S.  Paulo  bes  Slbbias  mtmtn  mannigfa^  oon  jenen  ab.  aber  fonft  genannte  apo»  w 
!rQp^ifd^e,  ben  $etrus  betreffende  Sänften  unter  oerf^iebenen  9lamen  (neglodoi  W- 
TQovy  itinerarium  Petri,  xmvyfia  Ilhgov,  didaaxalia  ühpov,  doctrina  Petri, 
TTQd^Eu;  Ilhgov,  Judicium  Petri)  fie^  bie  bejügli^n  Unterfu^ungen  bei  fiipfius, 
^olr^pl).  9lpofteIgef(^i(^ten  II,  1. 

b)  Acta  Pauli  et  Theclae.  Sereits  oon  XertuUion,  de  baptism.  cap.  17  er«  66 
n)öl)nt  unb  einem  afiatif^en  ^resbqter  ^ugefc^rieben,  ber  m^  Hieron.  catal.  scr. 
eccl.  7  als  vicinus  eorum  temporum  (sc.  Tertulliani)  unb  convictus  apud  Jo- 
annem  bejei^net  n)trb,  alfo  ber  erften  ^Slfte  bes  2.  3<^^9unberts  anae^ört  ^aben 
mu^;  biefes  bo^e  Sllter  mixt  au^  fonft  bur$  bie  &wSfj/nmi  ^^  ^^  äUeften  ftir^n« 
f(^nftftenem  bejeugt  (fie^e  fiipfius  a.  a.  O.).    3ft  es  nun  au^  geoig,  bog  ber  ur«  eo 


666  fbftibtti^fitu  M  Kettm  SefhnBOiM 

fprfingli^e  Ztxi  nii)t  »eniaer  fcfl^ttigen  Serftfimmelungen  unterlegen  ^,  mit  anhext 
opolrnp^tf^  6^riften,  fo  liegt  bo^  lein  ®iunb  oor,  Me  ^ntiifit  ber  no^  oor^benen 
6^^  mit  ber  urfprfingli^n  ju  leugnen.  3uerft  tourben  biefe  Acta  oon  Srobe, 
Spicileff.  SS.  Patr.  I,  p.  96—128  ebiert.  loieberbolt  in  ber  Sammlung  oon  Sones; 
6  bos  Seqlei^afte  biefer  QEbition  ^  burd^  Ztoenborfs  Ztxtf  bem  neue  Cobi^s  (Pari- 
8iens.^  oon  ^ol^m  SUer  aus  bem  10.  unb  11.  3<i^.  oorloaen,  eine  ooIKommene 
Slejenfion  erfahren,  unb  eine  no^  »eitere  oon  £ipfiu5  o.  a.  x3.;  fqrtf^  bei  9Brig% 
Apocryphal  Acts  of  the  Apostles,  £onbon  1871  I. 

c)  Acta  Barnabacy  auctore  Joanne  Marco,  ober  genauer  na^  bem  orieAifc^n 
10  (£obex:    Jieglodoi  xal  jLiaQtvQiop  xov  äylov  BoQvdßa  tov  änoazölov.    ^vttqli  oon 

^apebro^e  in  Actis  Sanctorom,  tom.  II,  Antverp.  1698,  p.  431—436  aus  einem 
cod.  Vatic  ebiert;  neuerbiims  oon  Xifd^enborf  a.  a.  O.  6.  64—74  unter  Senu^ung 
eines  cod.  Paris.,  be|fen  Suter  (oom  3a$re  890)  felbft  loieber  ein  3^<i0^  V^  ^^ 
Witt  ber  SRten  ablegt  6ie  »erben  enoS^nt  oon  Siegebert.  Oemblacens.  in  catal. 

15  Script,  ecdes.  ((Enoe  bes  11.  3<t|r^unbertB).  Saronius,  annal.  ad  a.  Chr.  51, 
num.  51  meint  irrtfimli^,  bag  fie  ju  ben  bist  apost.  Abdiae  ge^n  unb  fc^ibt 
fie  ad.  a.  Chr.  485,  num.  4  einem  SäriftfteUer  bes  5.  3^^unberts  ju,  wogegen 
Tillemont.  in  vita  Barnabae  (Memor.  bist.  ecd.  I,  p.ll89)  unb  in  vita  Joannis 
Mard  (II,  p.  413)  bie  9bfaffnng  in  eine  fpfitere  3eit  oerfe||t  Sipfius  li^  fie  in  ber 

»  3eit  486—90  entftenben  [ein. 

d)  Acta  Philippi,  ooer  bisher  bc  x&v  Jieolodtov  ^dbutov  rov  äjuxnoiotif  \o* 
fem  na^  einer  Semerbtng  bes  cod.  Yenet.  bei  Zif^^enborf  a.  a.  O.  p.  XXXVII  m 
oem  oor^nbenen  Xezte  (Xil^nborf  €.  75—94}  nur  bie  jbeite  ^Slfte  ber  Acta  Phi- 
lippi oorliegt  (ogL  ben  9ta(9trag  bei  Zif(^nborf,  Apocal.  apocryph.  p.  141 — 156). 

20  3|t  es  ouA  befrembli^,  bag  Euseb.  bist.  ecd.  3,  31  ni^  aus  bie^n  Utten  fiber 
bie  (ßef^i^te  bes  Samabas  referiert,  fo  Meinen  bo^  bie  (ErjS^Iungen  bes  Nic^hor. 
bist.  eccl.  2,  29  eine  Sebntnqd^  mit  oetdelben  oorauspf^en.  orie  benn  atk^  bie 
SnoS^nung  bei  (ßelafius  in  decreto  a.  a.  £).  unb  eine  fummarif^e  QEpitome  bei  Xna* 
ftaftus  Sinaita    de  tribus  quadrajgesimis   (in  Coteler.  monum.  eccl.  graec  III, 

M  p.  428  sq.),  auf  ein  jiemM  ^es  Wkt  f(^Iiegen  laffen.  Damit  ftimmt  aud^  bie  oiel» 
fad^e  SBenu^ung  in  ber  ^eilmenlttteratur  ber  (ßrie^n  unb  £ateiner  atfammen.  Sonnet 
entbedte  im  SatHan  bie  ooüp&nbigen  Tteglodoi  ^dbmov^  unb  fiipftus  teilt  fie  i^m 
oollftanbigen  3nl^tt  mi)  mit  in  ben  3or2]b  1891  p.  459-73. 

e)  Acta  Philippi  in  Hellade.    SBo^l  fpSteren  Urbrun^s  als  bie  ooi^erg^nben, 
»  ba  fi^tli^  eine  lai^olif^  Seaäeitung  berfelben.    $enf^emus  in  AS  ad  1.  mens. 

Maj.,  tom.  I,  p.  9  berid^tet  oon  einem  cod.  Vatic.,  ber  t^m  oorlag,  n^omit  ogL  ^^ßapt^ 
brodle  in  AS  ad  6.  mens.  Junii  p.  620 :  Xifc^enborf  a.  a.  D.  6.  95  — 104 
^  ben  Xezt  aus  einem  cod.  Paris,  bes  11.  t^a^unberts  ebiert;  fqrifi^  Acta  Phi- 
lippi in  Garthagine  bei  9Brig^  a.  a.  O. 

40  f)  Acta  Andreae.  Sie  gel^ren  jebenfalls  in  bas  ^ö^fte  9lltertum,  benn  \ifon 
Euseb.  bist.  eccl.  3,  25;  Epiphan.  haeres.  47,  1.  61,  1.  63,  2;  Philasterius 
haeres.  88;  August,  contra  advers.  leg.  et  proph.  1,  20  enoo^nen  fie  als  bei 
ben  9Rani^äem  unb  ^iretilem  in  ®ebrau$.  August,  c.  Felic.  Manich.  2.  6;  Eu- 
odius  de  fide  c.  Manich.  38  u.  a.  bejeugen,  bag  £eucius  ffii  ben  Serfalfer  gehalten 

45  nmrbe,  {eboA  Q)flrbe  naA  bem  {e^t  oorltegenben  Xexte,  ber  teils  iibereinftimmenb  teils 
nid^t  uoerein|timmenb  mtt  bem  ift,  ukis  bie  Slteften  CUate  ^äjUiäftx  ScQrtftfteller  bar^ 
bieten  (ogl.  Xif^enborf  a.  a.  O.  p.  XLI  sq.),  efate  latbolifierenbe,  obmo^l  fe^r  frü^ 
Ketratttttion  ber  Sd^rift  bes  fieudus  anjune^men  fein,  ^ebenfalls  g^t  SBoog  gu  oett, 
wtm  er  bie  SIbfaffung  bis  in  bas  80.  3a|fr  bes  1.  3^^-  surfidbatiert.    Sgl  9Boog, 

60  jDtläftx  bie  mit  unferen  Slten  ibentifc^e  epistola  encydica :  Presbvterorum  et  dia- 
conorum  Achajae  de  martyrio  Andreae,  Lips.  1749,  gried^M  verausgab;  biekibe 
lateinijd^  bei  Fabric.  II,  p.  746.  6ie^e  überhaupt  bie  Hnterfu^ung  mt%tn  bes  9uters 
bei  Itf^enborf  a.  a.  O.  p.  XLI  sq.,  roofelbft  ber  j|Tie(^ifd^e  ieart  p.  105—131 ;  aber 
erft  bie  arfinblid^en  Hnterfud^ungen  oon  £ipfhis,  Die  apoh.  Slpoftelgefc^.  I  p.  543  sq. 

5s  bringen  £id^t  floer  ben  urf|n:ung  unb  bas  gegenfeitige  Ser^altnis  ber  oor^nbeneti 
Ztitt  bej.  ^er  mann^adben  ^Bearbeitungen  in  ben  oerfd^iebenen  tird^IiAen  5lreifen. 
Sonnet  ^at  1894  bie  gne<9.  Snbreasalten  unb  bie  latein.  SRejenfion  berfelben  ebiert 

g)  Acta  Andreae  etMatthaei  in  urbe  Anthropophagarum.  Sie  feinen  unter 
benfeffien  SerMItniffen  aus  bes  fieudus  iSSfaxmm  Qqi^tn  entftanben  ju  fein  unb  ein 

60  ebenfo  ^o^  9tter  ju  ^aben,  als  bie  oorl^rgel^nben  Acta ;    i^r  (5mauäi  bei  ben 


a^InMP|esi  M  9tettesi  tt^tumM  667 

SRani^öem  unb  C5noftiIem  loirb  iuxi)  biefelben  3^U9niffe  ber  SIteti  bejeugt.  3^^^nf<^ns 
fyd  anif  $feubo*9bbia$  feine  ^iftorie  de  Andrea  aus  ber  Scbrift  bes  fieuctus  gefd^)^. 
epip^mufi  (monachus  X.  saec.  ed.  Dressel.  1843  p.47)  bnttgt,  mk  ous  fetten  SIten, 
fo  au^  aus  biefen  fol^e  SteHen,  bie  mit  bem  oot^nbenen  Xeatte  äbexeinftimtnen. 
3aIob  (ßrimm  ebierte  unter  bem  Xitel  ,,9nbreQ6  unb  CEIene"  Aa|fel  1840  etn  altes  5 
angelfä^fifAes  (SebiAt,  in  bem  ber  3nbalt  unferer  apolr^^if^n  @d^rift  »erarbeitet  er» 
f(^eint.  XqÜo  bat  in  bem  oben  enDaQnten  $^gramm  00m  3-  ^846  bie  SDten  felbft 
ebiert  unb  mit  tritif^en  Hnterfud^un^en  begleitet ;  biefelben  finb  bur^  Zif^nborfs  ^anb» 
l^riftli^e  Stubien  loefentliA  beri^ttgt  unb  DerooHftanbigt  oorben,  9gl.  p.  XLVII  sq. 
unb  ben  grie^tfd^n  Xext  6.  132—166  (ogl.  ben  Slad^ag  in  ben  apocal.  apocr.  10 
p.  139—141).  (Eine  (qrif^  Öberfet|ung  bei  äBrig^  a.  a.  D.  6.  93^.  «U(^  Aber 
btefe  ^en  Derbreitet  fiipfius  a.  a.  D.  neues  fii^t. 

h)  Acta  et  martyrium  Matthaei.  Sie  K^Iiegen  ffa^  unmittelbar  an  bie  oorl^r* 
ge^nben  an  unb  erf^inen  als  eine  Sortfejping  berfelben;  ogL  Xif^nborf  a.  a.  D. 
p.  LX  (bafelbft  über  bie  aud^  Jonft  ^fige  itottfufion  ber  Kamen  äRat^ous  unb  is 
9Ratt^ias).  Sie  maien  bie  Queue  ber  metKen  Zrabitionen  Aber  SRottbaus;  fo  ieben« 
falls  ffir  Nicephorus,  bist.  eccl.  2,  41.  X)er  gried^itte  Xest  ift  juerp  oon  Xif^n« 
Dorf  (6.  167—189)  ebiert  Q)orben,  barna^  bie  gritnoli^  Iriti|^  Unterführung  oon 
fiipfius  a.  a.  O. 

i)  Acta  Thomae.    Sie  getreu  ber  frfi^ften  3^^  ^  u^  ftanben  bei  benfeOben  so 
^ärettlem  in  ^o^em  ICnfe^n,  oie  bie  acta  Andreae  (ogL  Euseb.  hist.  eocl.  3,  25 ; 
Epiphan.  haeres.  42,  1;  51,  1;  53,  1  u.  a.).    Suguftin  ^  an  brei  Stellen  fid^t« 
li^  aus  benfelben  ge|<!rof^:  0.  Faust.  22,  29;  Adimant.  17;  de  sermone  domini 

I,  20.    3n  ben  bist,  apostol.  Abdiae  9,  1  (Fabric.  I,  p.  689)  beruft  fi^  berfelbe 
ausbrfidli^  auf  btefe  SKten.    3uerft  ebiert  oon  X^ilo  1823 ;  bei  Ztf^borf  a.  a.  O.  25 
S.  190—234.    93gl.  ben  9la$irag  in  ben  arK)cal.  apocr.  p.  166—161.    Soüftänbig 
Don  Sonnet  1883,  f^rif^  oon  9Bng|t  a.  a.  O.;  f.  oor  allem  fiipfius  a.  a.  D. 

k)  Consummatio  Tbomae.  Sie  bilbet  loo^I  ben  S^Iugtefl  )u  ben  ooi^ge^n- 
ben  ober  fte^t  loenigttens  in  einem  engen  Ser^Itniffe  ^u  fenen.  Xifc^enborf  Qat  fie 
(S.  235—242)  juerft  ebiert  aus  einem  bis  boü^in  einjm  belannten  Cod.  Paris,  bes  3o 

II.  Zdfftfi.;  mnaäi  Sonnet  1863,  f^rifd^  äßrig^  a.  a.  D. 

1)  Martyrium  Bartbolomaei ;  grt^ifd^,  oon  Xif^nborf  a.  a.  Z>.  S.  242—260 
aus  einem  Cod.  Venet.  bes  13.  3<^^.  ebterL    (Es  ftimmt  im  mefenüi^en  mit  bes 
Slbbias  bist,  apost.  de  Bartbolomaeo  fiberein,  ift  q)O^I  aber  tbtt  fflr  biefes  QueHe 
aen)efen,  als  umgele^rt,  loenn  ni^t  oieKeid^t  beibe  aus  oerfelben  uueue  f$3)^en.  !Die  » 
Inten  bes  Bartholomäus  in  ben  Dafen  fiel^  bei  £emm  a.  a.  O.  S.  103—6. 

m)  Acta  Tbaddaei,  fqrifA  Addaei.  Die  aRipn  bes  Xbabbaus  (ogl.  oben 
S.  663,  57)  an  ben  ilbnig  tTbgar  oon  Sbejfa,  ber  Sri^me^fd  pif^n  (T^« 
ftus  unb  Slogar,  fon)ie  bas  für  ^gar  beftimmte  $orträt  (E^riftt,  ift  eine  Zrabition  ber 
älteften  3^tt;  suerft  ermahnt  oon  Euseb.  bist  eccl.  1,  13;  f.  $ofmann,  fieben  3^fu  ^ 
S.  293  u.  307  f.  Db  ffir  biete  Xrabitionen  obiae  SOten  bie  JQuelle  loaren,  mug  bc^in» 
geftellt  bleiben.  Xif^nborf  ^at  fie  im  grie^ifi^n  Xest  ebiert  (p.  261—265)  aus 
einem  Cod.  Paris  bes  11.  Z^^xf).  Damad^  fitpfius  a.  a.  D.  Sie  ru^en  auf  ber  im 
3.  (3^^n)  ober  4.  3^^*  (fiipfius)  entftanbenen  fQrif^en  ^doctrina  Addad,  berausgeg. 
Don  Iß^iltfjps,  £onbon  1876,  unb  no^  einer  armenifd^n  Uberfe^ung  franjöfif^  oon  oen  ^ 
SRe^ttariften  1868. 

n)  Acta  Joannis.  Sie  ge^bren  ebenfalls  bem  (od^ften  SHtertume  an ;  ogl.  Euseb. 
bist.  eccl.  3,  25;  Epipban.  baeres.  47,  4;  Augustin.  c.  advers.  legtet  propbet. 
1,  20  u.  a.  Son  biefen  Q)irb  lein  Slutor  genannt,  bagegen  nennen  Pbot.  bibl.  cod. 
114,  Innocent.  I,  epist.  ad  Exsuperium  7  u.  a.  ben  fieucius  als  Serfaffer.  Die  ^ 
S(^rift  ftanb  ebenfalls  bei  geQ)iffen  ®noftiIern  unb  ben  SRaniASem  in  ^obem  Xnfe^n. 
!Xif(^enborf  a.  a.  X).  S.  266—276  ^  auf  (Brunb  yootitx  i^m  bis  ba^in  allein  be* 
!annten  $anbfc^riften  3n)ei  (Fragmente  baoon  herausgegeben.  Damad^  fyibm  3obn, 
Acta  Joannis  1880  unb  fiipfius  a.  a.  O.  neue  grtagmente  jur  Sefprequng  gebramt; 
bie  Slnfic^ten  borfiber  ge^en  auseinanber.  Si^es  laM  fid^  nur  fiber  bie  Studie  oe»  ^^ 
Raupten,  toeld^e  ben  Slften  ber  2.  Snnobe  oon  9ticaa  (787)  einoerleibt  finb.  Die  bi- 
storia  Procbori,  wü^t  fc^on  äR.  9ceanber  1567  unb  bann  3<^^Yt  1880  berousgegeben 
^aif  berührt  fid^  nur  im  9ln|anQ  unb  Sd^Iu|  mit  ben  acta ;  [ie  atebt  etn  £e&nsbUb 
bes  Slpoftels,  bas  fid^  als  etn  lat^olif^  SRa^erl  etunt  um  bie  URitte  bes  5.  3<^^* 
enoetft.    SBrig^  ^at  fqrif<^  eine  bistoria  Joannis  oeröffentlid^t,  bie  ebenfalls  lo^o«  ^ 


668  tl^tflr^l^csi  bcd  Kcticit  Scftoiiuiiitd 

IMen  Urfprungs  ift,  ober  mit  ber  oorigen  loentg  Serü^rungspunlte  hat  T>xt  lateiitt^ 
mtn  miracula  Joannis  bei  Wbm  (Fabric.  II,  531  ff.)  unb  bie  Dem  Slelüo  5uqe» 
t^riebene  passio  Joannis  (Fabric.  III,  60  sq.)  ^aben  mit  ^o^oros  nt^ts  gemetn. 
Die  vita  Joannis  bei  $feubo*3fä)Dr  (in  ben  Orthodoxographi  bes  Grynaeus  II, 

5  597  ff.)  bietet  toenig  ober  niAts  Sleues.  fiipfius  [teilt  in  Susfi^,  boft  guoerifilfige 
Xexte  biefer  gansen  opolr^p^ifc^en  3o^annesIitteratur  erft  oon  ber  $anb  9Rax.  Somtets 
ju  ertDorten  feien. 

Damit  ift  bie  cq)oItm)bif<^e  tRten^^fiitteratur  no^  ni^^t  erfABpft;   mh  Q)flrben  ober 
bie  gebotene  Srenje  ilberfqretten,  loollten  loir  olles,  ^ouptfä^Iii^  erft  in  ber  neueften 

10  3^it  auf  ben  SRcmt  (Sebrad^te.  meift  Srcagmente  unb  minber  SBelangrei^,  ^ier  jur 

^efpre^ung  bringen.  SBir  muffen  in  biefer  Sejie^ung  auf  fitpfius  unb  Sonnet  oenoetfen. 

III.  Epistolae  apocryphae.    6<^on  oben  baben  mic  (f.  6.  667,S7)  bes 

Sriefioe^fels  3Q)if^n  (E^riftus  unb  Xbgor  V.  oon  Sbeffa  gebaut.  Das  IBeitere  fie^ 

in  bem  CSIbgor  6.98, 12.  —  DieXrabition  loei^  no^  oon  anbem  Scriptis  Christi, 

15  bie  aber  ju  fj^r  ber  SR^t^  ange^Bren,  als  bog  nur  fie  ^ier  anführen  follten ;  fte  finben 
fi^  DoUftänbig  bei  Ooetzins,  diss.  de  scr.  Chr.  Yiteb.  1687;  Ittigius,  in  Hept. 
diss.  I,  c.  1.  2;  Fabricius,  cod.  apocr.  N.T.  I,  p.  303— 321;  III,  p.  439,  511  sq. 
•—  Die  Zrabition  ^at  femer  au$  ^Briefe  ber  SRcuria  au^uioeifen;  berglet^en  ift  bie 
epistola  Mariae  ad   Ignatium,    ein  ^nttoortld^reiben   an  biefen  6<^üler  bes  3^' 

20  (annes,  oon  bem  nod^  Q)eitere  Sriefe  an  bie  9Jtaria  esiftteren  (ogl.  Jac.  Usserius, 
dissert.  ad  Epist.  S.  Ignatii  cap.  19;  Fabric.  I,  p.  834  sq.).  gemer  eine  epi- 
stola Mariae  ad  Messanenses  (ogl.  Fabric.  I,  p.  844  sq.)  utü)  eine  epistola  Ma- 
riae ad  Florentinos  (ogL  Fabric.  I,  p.  851  sq.).  Sie  ae^5ren  fSmifid^  einer  vx 
fofiten  3^it  an,  als  ba§  m\t  fie  mit  ben  fonftiaen  apobnp^if^en  6^rtften  auf  gleiqe 

25  Stufe  ftellen  iSnnten.  —  Unter  ben  ben  S[i>o|teIn  angeoi(^teten  93nefen  jtnb  3una# 
jmei  Sriefe  bes  Petrus  an  ben  3<^^us  3U  nennen.  Den  erfteren  enofi^nt  $botius 
(bibl.  cod.  113);  er  mox  ben  Stelognitionen  bes  Clemens  oorausgef^idt,  unb  Setrus 
oerforid^t  barin  bem  3<dobus  feine  oon  bemfelben  erbetenen  actus  jujenben.  Dte  Un« 
e^tqeit  biefes  ^Briefes  ^ngt  mit  ber  ber  Sletognitionen  jufammen.    (Ebenfo  ift  es  mit 

80  bem  peiten  Sriefe  bes  ^etrus  an  3<^b^us,  melden  Franc.  Turrianus,  apol.  pro 
epist.  pontificum  4,  1  unb  5,  23  an  bas  fii<j^t  30g,  nnb  Cotelerius,  patr.  apost.  I, 
p.  602  ben  §omiIien  bes  Siemens  oorausbruden  lieft ;  au^  bei  Fabric.  I,  p.  907  sq. 
abgebrudt.  (Es  roirb  barin  ber  bereits  gef^e^enen  Senoung  ber  actus  oon  fetten  ^etri 
gepa^.    Henric.   Dodwell.   diss.  6  in  Iren.   §  10  ^ält  i^n  für  ein  ebionitifc^ 

36  uRa^erl.  —  Über  „uneAte  ^aulusbriefe"  ^anbelt  ausfü^rli^  3^^"  '^^  \^^^^^  ®^t^- 
bes  neuteft.  ftanons  II,  ^.  565 — 621.  Daft  ber  na^  jlo  4,  16  00m  Paulus  an  bte 
£aobicener  gef^riebene,  aber  oorloren  gegangene  Srief  alsbalb  bur(^  apolrpp^if^e 
(Jfabrilation  erfe^t  morben  ift,  mirb  niemanben  ^unber  nehmen;  fo  finben  wtt  benn 
fc^on  bei  Hieron.  catalog.  Script,  eccl.  in  Paul.;    Theodoret,   in   Coloss.  4,  16; 

40  Gregor.  Magn.  lib.  35  in  Job.  15;  Timotheus  (presb.)  in  epist.  bei  Meursius 
in  var.  div.  p.  117;  concil.  Nicaen.  II  ed.  Labbean.  VII,  5.  475  u.  a.  ein  fol^es 
une^tes  JJfabruat  enoSbnt  unb  oenoorfen.  Der  Xext,  mobei  freiließ  fragli^  bleibt,  ob 
er  mit  jenem  in  ber  ölteften  Äir^e  oenoorfenen  ibentiW  ift,  finbet  fi^  juerft  lateinif«^ 
bei  $feubo«9lnfeIm.  in  Coloss.  4,  16,  ebenfo  in  ben  >tommentaren  bes  (Jraber  Stopu^ 

45  lens.  (ber  oier  äRanuffripte  gefe^en  baben  toill)  unb  ben  S^olien  bes  Zo^-  SRorian., 
ferner  ift  er  oieIfa(^  in  beutf^e  (oorlut^erif^e)  Sibeln  aufgenommen;  6tef.  $r5torius 

Sab  il)n  befonbers  lateinifA  unb  beutf^  heraus  ($amb.  1595,  4).  (Srie^ifm,  b.  ^.  aus 
em  fiateinif^en  in  bas  (Dried^if^  ilberjeM  (fotoie  in  nod^  10  anbere  Sprachen),  ebierte 
i^n  (Elias  $utter  1699,  beffen  üext  afabnrius  (I.  p.  873)  abgebrutft  fyd.    Der  ganje, 

50  aus  20  Serfen  befte^enbe  Srief  lagt  bur^  ben  äHangel  an  paulinif^em  (Sepröge  leitet 
feine  Uned^t^eit  erfennen,  loie  benn  au$  fd^on  (Erasmus  (ad  Coloss.  4, 16)  oon  i^m  fagt: 
quae  nihil  habet  Pauli  praeter  voculas  aliquot  ex  caeteris  ejus  epistolis  men- 
dicatas.  Sgl.  nod^  2lnger,  über  ben  fiaobicenerbrief,  fieipj.  1843;  SBiefeler,  de  ep. 
Laodicena,  Gotting.  1844 ;  3a^n,  (5c|(j^.  b.  neuteft.  Äanones  II,  S.  566  ff.,  584  % 

56  —  3w  ben  liierter  gehörigen  apofrgplitfi^en  S^riften  ge^rt  femer  ber  Sriefioe^fel 
jtoifd^en  ^ßaulus  unb  Seneca.  (Es  gebenft  beffen  suerft  Hier,  catal.  Script,  eccl.  12, 
unb  jioar  in  beifälliger  SBeife,  toö^renb  Augustin.  ep.  153  yx>ax  aud^  beffen  (Enoo^^ 
nung  t^ut,  aber  nad^  de  civ.  Dei  6,  10  i^n  faum  für  glaubtoürbig  ^8It,  ©ie  es  aut^ 
Saronius  (annal.  ad  a.  66  num.  12)   aus  ben  äÖorten  9lugujtins  abnimmt.    Diefe 

60  Sriefe,  fe^s  oon  Paulus  unb  acj^t  oon  Seneca,  oaren  frü^seittg  loeit  oerbreitet  unb 


fSafOit^fit»  M  ftettesi  teftewette»  669 

tourben  Dorjflglic^  im  aHittelatter  beifällig  aufgenommen ;  ba^r  [inb  |ie  felbft  in  bie  alteren 
9lusgaben  bes  6eneca  flbetgegangen,  ^  93.  in  bie  ed.  Neapolit  1484,  fol.,  ed.  Venet. 
1492,  foL;  au^  (Erasmud  tio^m  fie  in  feiner  ed.  Basti.  1629,  fol.  auf,  f&gte  aber 
ein  |d^arfe$  Urteil  über  fie  ^inju.  Unter  bie  paulinifc^n  ^Briefe  in  ben  neuteftament« 
lid^en  Aanon  toagte  fie  erjt  gcäer  Stopulens.  (ißaris  1612,  fol.)  oufoune^men.  9lufter«  6 
bem  finben  fie  fi$  nod)  ^ter  unb  ba  (ogL  Fabric.  I,  p.  891).  Über  i^re  Une^fi^eit 
Dgl.  Fabric.  III,  p.  710  sq.;  bagegen  nimmt  fie  (Belpie  (De  familiaritate  quae 
Paulo  cum  Seneca  intercessisse  traditur  verisimilJlma.  Lips.  1812,  4)  unbe* 
greiflid^enoeife  in  Sd^ufe.  Der  ganje  SriefroeAfel  ift  mofjH  eine  (b^nbuno,  loä^e  auf 
bem  aus  91®  18,  12  toniijierten  freunbfc^aftuAen  Ser^Itniffe  jm^en  ^aulus  unb  lo 
Seneca  bafiert.  SBefterburg.  ber  Uifprung  ber  Sage,  bag  Seneca  (t^rift  geioefen  fei 
1881  S.  41  ff. ;  3a9n,  (5t]A.  b.  neut.  Aanons  II  S.  612  ff.  —  3n  S^nli&er  äßetfe 
gab  bie  Stelle  1  jlo  6,  9  SSeranbtffung  gu  einem  britten  Snefe  Sauli  an  bte  jtorin:» 
t^r,  ober  oielme^r  ju  bem  erjten.  ba  er  nad^  biejer  Stelle  bos  eqte  Senbf^iben  an 
bie  ftorint^er  fein  Q)ürbe.  Dag  ^ler  ^aulus  oirui^  oon  einem  frfi^eren,  uns  oerloren  is 
gegangenen  93rief  rebet,  ift  Ito,  unb  fo  baben  es  aud^  oiele  oon  ben  filieren  Ürd^Ii^en 
S^riftftellern  aufgefa^,  bie  neueren  faft  ffimtlü^  (fie^e  jebo^  Stofd^,  de  epp.  ap. 
idiogr.  1761  p.  76;  SRfiller,  de  trib.  P.  itinerib.  Gorinth.,  de  epistolisque  ad 
eosdem  non  deperdiüs,  1831).  Dag  ber  Serluft  balb  fubftctuiert  loarb,  ligt  fi$ 
beulen,  unb  fo  ermahnt  Jac.  Usserius  (1.  ^filfte  bes  17.  3^r^.),  ep.  Ignatii  ad  20 
Trallianos  §  11  sugleid^  mit  bem  S^iben  ber  itorint^er  an  ben  Paulus  einen 
armenifd^en  Xtxi  besfelben,  apographum  Smyrnae  descriptum,  quod  exstat  ap. 
Gilbertum  Northum,  mas  auc^  Zo%  (ßregorius  in  praef.  ad  observat.  in  quae- 
dam  S.  S.  loca.  Lond.  1660  (Griticorum  sacr.  AngL  IX,  p.  2760)  beftitigt;  ein 
Ssemplar  n^iU  (Bregorius  Jelbft  im  Orient  gefe^  ^aben;  ogl.  ntk^  Fabric.  L  p.  918  sq.  ^ 
Den  Xext  felbft  oeröffentlid^te  SBilÜns  (Amstelod.  1716,  4)  aus  einer  in  bemMuseo 
Philipp!  Massonii  oorge^nbenen  armenif^n  ^anbfArift  in  lateinifd^er  uberfetong 
(aud^  tn  bist.  crit.  reip.  literar.  Massonii  X,  p.  148),  na^bem  er  bereits  beutfq  in 
ben  „äRonatlü^en  Untenebungen''  1714  S.  887  unb  ben  „Svenen  3^itofifl^n  oon  ge« 
lehrten  Sachen"  1716  S.  174  erf^ienen  mar.  Seine  Une(i^t^it  lourbe  f^on  bamals  so 
ermiefen,  ogl.  Fabric.  III,  p.  670  sq.  9lad^mals  fyd  bas  Sd^reiben  ber  itorint^r  unb 
bie  ^ntmort  bes  ^aulus  in  ooQftfinbigfter  (BeFtoIt  abbruden  laffen  Slu^er,  grammar 
Armeniae  and  English,  Venedig  1819;  unb  in  beutf^  Uberfe^ung  W.  Sf.  9{inl, 
Das  Senbfd^reiben  üt  Ao  an  ben  9lp.  jB.  unb  bas  britte  Senbfd^retben  iß.  an  bie  jlo, 
$eibelb.  1823.  Seigen  unfrud^tbaren  äSerfudb.  fie  als  edbt  ju  enoeilen,  ^  fd^Iagenb  36 
miberlegt  Ullmann,  über  ben  britten  Srief  ip.  an  bie  5to  1823.  9leueä>ings  Q)urbe 
au(^  ein  lateinifd^er  Xext  entbedt:  (Earridre  unb  93erger,  La  correspondence  apocr. 
de  St.  Paul  et  des  Gorinthiens  1891;  ogl.  ^amad,  Z^fiS  1892  S.  2  ff.;  3a^n, 
Der  britte  Aorint^erbrief  im  Z^fi»  1892  S.  186  fg.,  193  ff.;  Sratle,  (Ein  smeiter  la* 
tein.  Ztxt  bes  apoir^p^n  Sriefmed^fels  ysAjäfen  ißaulus  unb  ben  jlorint^m,  in  ber  40 
3:^fi3  1892  S.686J.;  Setter.  Der  apolroppe  3.  Äorint^rbrief  in  ber  I^QS  S.  610  ff. 
unb  tn  ber  fot^ol.  ^unbfAau  für  bas  latQoL  Deutfd^Ianb  1892  S.  193  ff. ;  Der  apo« 
fr^p^.  3.  Aorint^rbrief,  ißrogr.  Xflbingen  1894.  —  S(^liegli^  fei  no^  ber  epistola 
S.  Joannis  apostoli  ad  hydropicum  gebort,  meldte  in  ber  apohnp^if^n  Sd^rift 
bes  $feubo  ^rod^orus  (f.  oben  S.  667,  56)  fid^  finbet.  Der  Srirf  bes  3o«  45 
Cannes  an  ben  oon  i^m  $eiluna  Su^enben  ift  natiirltA  ebenfo  uned^t,  ab;  bie  ganse 
6(^rtft  bes  ^ro^orus  (ogl.  fiipfbts.  Die  apolr.  Slpoftelaefd^i^te  I  S.  386). 

IV.  Apocalypses  apocryphae.  Dbmo^I  bie  auf  uns  gelommenen  9tamen  oon 
apoIr9pI)ifc^en  Slpolalppfen  jiemlid^  jablreid^  fii^  fo  ift  uns  bod^  nur  oon  wtnmn  ber 
Xext  ober  (Jrtagmente  besfelben  oufoe^alten.  So  ift  auc^  bie  oon  Xifc^enborf  ebierte  so 
Sammlung,  apocalypses  apocryphae,  Lips.  1866,  niAt  befonbers  ergiebig.  Oboo^I 
faft  mit  d^riftlic^e  SBerfe  gefd^ä^t,  getreu  nod^  nid^t  ^ier^  bas  apofrQp^ifd^e  Suq 
$eno(^  unb  bas  oierle  Sudg  (&xa.  ^uni^\\  ermähnen  mit  eine  oon  ber  lanonifd^en 
oerf^iebene  Apocalypsis  Joannis,  beren  juerft  bie  scholia  ad  granunaticum  Dionysii 
Thracis  (aus  bem  9.  ^dbäf.  abgebrudtt  in  Becker,  Anecdot.  graec.  III  p.  1166)  56 
gebenfen.  9}or  Xif^enborf  maxm  brei  Godd.  belannt,  aus  meu^en  Slnbreos  SircQ 
(Auctarium  1804)  feinen  Xest  j^dpfte ;  Zif^nborf  entbedtte  noc^  6  anbere,  bie  aber 
fömtlid^  toefentlic^  untereinanber  aoioet^en ;  auf  (Bruno  berfelben  ^at  er  ben  %txt  a.  a.  D. 
S.  70 — 94  ebiert.  Der  litel  ift :  ^ATioxdivyfig  xov  äylov  'laxiwov  xov  ^eoXdyov. 
Der  Slnfang  lautet:  Meiä  zi^v  ävdiiriipiv  xov  KvQiov  ^jluüv  'Itjoov  Xqujxov  tuxqe'  go 


yevöjurjv  iyo)  ^codwrig  juövog  hü  tö  öqos  to  fiaßdyg  x.  r.  X,  —  Die  oott  (Eerittt^US 

gebrauste,  auf  ben  Sohnes  jurüdgeffl^rte  Xpalolme  (ogl.  Euseb.  8,  28;  Niceph. 
3,  14 :  Theodoret.  haeret.  fab.  2,  3)  iDOt  {eben^Uift  oon  ber  neuteftomentli^n  in 
tDe|etttH^n  ißunlten  obioei^enb,  nnb  für  feine  3®^  (^  htxvljli  fiA  na^  ben  ange« 

6  filierten  Sitaten  auf  felbft  et^oUene  Offenbarungen)  ^uted^tgema^t.  —  über  eine  anbm, 
angebli^  1596  in  Spanien  aufaefunoene  l[)U)Iaqpfe  bes  Ztlf^m,t&,  loel^  ber  ^eilige 
(£ä(iliu$  (Sii^fller  be$  fitteren  3<tu)bu9)  bereite  m  bas  (bontals  no^  gar  ni^  oor^n» 
bene!)  SpantJ^e  flberfe^  ^aben  [oU;  ogl.  Fabric.  I,  p.  961  sq.  —  (Eine  Apocalyp- 
sIb  Petri    iDtrb  Mon  m  Can.  Muratori  unb  Catal.  Claromont.  ermä^;  Jemens 

10  Xles.  \fiX  fie  bereite  lomntentiert,  unb  SRet^obius  im  Symposium  X  virginum  2,  6 
f^eint  fie  }u  ben  '&eo7jvevGxoig  yocLfifiaoiv  ju  rennen.  Dama^  enoa^nt  fie  Euseb. 
3,  3  u.  25;  6,  14;  Hieron.  catfü.  scr.  eccl.  de  Petro:  Sozomen.  bist.  ecd.  7, 19, 
ja  naA  Clem.  Alex,  in  edogis  ex  Tbeodoto  excepüs  §  49.  60  oarb  Re  bereite 
oon  bfefent  ^oretiler  Ü^botos  benu^ ;  aus  Clem  Alex,  marb  fie  oon  (&rabe,  Spidl. 

16 1,  p.  74  in  feine  Sammlung  aufgenommen.  SpStere  3^i^niff^  fi^  ^i  Fabric  I, 
p.  941  sq.  $ilaenfelb  \fiX  fie  in  jeinem  Nov.  test.  extra  canonem  4  p.  71  sq.  }u« 
fammengelteltt.  9Uuerbiim  finb  ubenefte  oon  i^r  jimlei^  mit  bem  evang.  Petri  ent« 
oedt  ooroen  in  bem  SRönc^ab  oon  SQ^mim  (f.  oben  6.  663, 19),  feboc^  finb 
fie  hinter  ben  Ser^nblungen  über  bas  ev.  Petri  einigermogen  jurfi^eireten ;    oos 

so  Sebeutenbfte  aus  ber  fiitteratur  btelang:  DietriA,  Seiträae  jur  Sru&rung  ber  neuent* 
bedien  $etrus«9Ipo!al9pfe  fiei^q.  1893;  ^omaa.  Die  ^trusapoIaMe  in  bet  alten 
abenbl&nb.  ftir^e  1896.  —  (Eine  oon  jener  oei  ben  Sdten  oerbreiteten  Spolal^pfe 
ißetri  oerf^iebene  enoSbnt  unb  exjerpiert  2^Iobus  be  Sitriaco  (9lnf.  bes  13.  3<^-)» 
{ebenfaUs  oiefelbe,  toelqe  Xlesanber  SlicoU  1821  in  einem  cod.  Bodlej.  auffanb.  6te 

25  u^ill  oon  (Tlemens,  bem  S^Ier  bes  Petrus,  oerfa^  unb  liber  perfectionls  benannt 
n)orben  fein.  Sgl.  XiMenborf  a.  a.  D.  p.  XX.  —  !Die  2  ito  12.  2.  4  enod^nteCnt« 
jfidung  oes  ißaubts  in  ben  oritten  ^immel,  loo  er  unausfpre^Ii^e  SBorte  ^5rte,  ^ 
ebenfodUs  ju  einer  Apooalypsis  Paidi  Seranlaffung  gegeben.  (Eine  fol^  loirb  oon 
Cpipbanius  (haeres.  18,  38)  als  bei  ber  ^ettf&en  Seite  ber  (Eafaner  in  (gebraut 

80  erioö^nt  unb  ävaßdtixov  IlavXov  genannt ;  basfefte  anabaticum  Pauli,  loorin  ono« 
ftifi^e  ^bilofop^me  trcdtiert  Q)orben  3u  ^in  feinen,  dtiert  auc^  9Ri^eI  Gqcas 
(12.  3<^<^-)f  annal.  11,  p.  120,  toS^renb  eine  baoon  oerf^iebene,  bei  ben  SRbn^n 
bes  4.  3<4^unberte  gebraute  Apocalypsis  Paidi  oon  August,  tract.  98  in  Joann. 
Sozomen.  bist.  7,  19;  Niceph.  12,  34;  Theophylact.  in  2  Cor  12,  4;  Gelas.   in 

»  bem  öfters  anaefi^frten  decr.  de  libr.  apocr.  u.  a.  eno&^nt  toirb.  Sgl.  £fide,  Serfuc^ 
einer  oollftänbtgen  (Einleitung  in  bie  Offenbarung  bes  3o  1848  I,  S.  232  k.  Xif^en« 
borf  a.  a.  O.  p.  XIV  k.  9la^  du  Pin,  Bibl.  prolegom.  T.  II,  p.  94  follen  fie  bie 
jtopten  noc^  befi^en.  Den  Xezt  ^  juerft  aus  einem  bei  ben  9leftorianem  gefunbenen 
forif^n  Cod.  ber  SnglSnber  ^tm^i   in  einer  englif^en  Öberfe^ung    £onoon    1866 

40  ebiert.  Xifd^nborf  fanb  mt\  neue  gried^if^e  Codd.  (Monacensis  unb  Ambrosianus) 
unb  ^at  barous  ben  grie^ifd^en  Xext  mit  beigefügter  obiger  englif^r  äberfe^ung  ebieit 
a.  a.  O.  S.  34—69.  Das  ^Iter  fe^t  Xif^nborf  in  bte  9la^e  bes  Xobestabrts  bes 
jtaifers  !Xbeobofius,  Q)eil  bemfelben  in  ber  (Einleitung  eine  roid^tige  9{oIIe  in  ber  Suf» 
finbungsgetei&te  juerteilt  oiiro.    (grabe  (spicil.  I,  p.  85)  berietet  oon  einem  auf  bei 

4r,  Oxf orber  »ibliot^e!  befinbli(^en  CCobex  (cod.  13,  N.  2,  Ant.  fol.  77  b.),  mMi^x  eine 
revelatio  Pauli  banbfdiriftli^  entbölt ;  bo^  f^int  biefe  oon  bem  Sfegfeuer  unb  ber 
^olle  ^nbelnbe  ^olal^pfe  f^on  bur^  biefen  abmei^nben  3n^alt  Ji$  als  nic^t  iben» 
tifd^  mtt  ber  oor^tgenannten,  fonbem  als  ein  toeit  ffingeres  Snaqroerl  ju  enoetfeti 
(ogl.  Fabric.  I,  p.  943  sq.).  —  gragmente  einer  opotol^ptif^n  S^rift  Revelationes 

Go  Bartbolomaei  entölt  ein  in  ^aris  befinblic^er  lofitif^er  Xext,  ben  Sulaurier,  ^ßaris 
1835  mit  franj.  Öberfe^ung  ebtert  ^t;  legiere  ift  abgebrudt  bei  Xifd^enborf  a.  a.  0. 
p.  XXIV  K.  —  «Ebenbafelbft  p.  XXVII  fmb  »nu^ftüde  einer  Apocalypsis  Mariae 
aus  jiemlid^  jungen  Codd.  gegeben ;  bas  3BerI  [elbft  f^eint  gleiAfalls  bem  9RitteIaIter 
feine  CEntfte^ung  ju  oerbanlen  unb  erjö^It  oon  einer  $oIIenf($rt  ber  9Raria.  —  Sine 

G6  Apocalypsis  Thomae  n)irb  in  bem  o^ers  enoä^nten  93enoerfungsbeIret  bes  (&elafius 
a.  a.  O.  enoo^nt,  bmmt  aber  fonft  mraenbs  oor.  —  Sine  Apocalypsis  Stephani, 
oielleid^t  bur^  W&  7,  55  oeranlagt,  toiro  ebenfalls  bafelbft  enoSbnt,  foroie  oon  Sixtus 
Senens.  Bibl.  sacr.  lib.  2  p.  142  unter  Serufuna  auf  bie  Schrift  bes  Serapion  adv. 
Manich.  als  bei  ben  9Rani(^em  in  ^^em  Snfe^n  itel^nb ;  bo^  bemedt  fd^on  gabririns 

60  (I,  p.  966),  biefes  (£itat  bet  Serapion  nirgenbs  gefunben  }u  ^aben.     9)mb.  ^ofnuma. 


«HUmci»  671 

Slyotrw^etiftfett  |.  6.  628,32  unb  b.  9(rt.  Sibelgeiellf^aften. 

S^onitiartd  (älpolitiorios ,  ^ollinacius)  oon  fiaobicea.  ßum  92amen  f.  ^^. 
3a^n,  Sorf(6.  j.  öcf<^i*te  be§  Äanon§  u.  f.  ».  5,  1893,  99—109.  —  «gl.  6^.  ®.  &.  SBal*, 
(Entwurf  einer  uottft.  ^iftorie  ber  ftc^ereien  u.  f.  ».,  3.  X^L  1766,  119-229.  (gnt^ttlt  eine 
treffliche,  üicUcic^t  bie  befte  (gtörteruna  fotoobl  ber  litterargefdb.  alÄ  au(^  ber  if^oU  Sragen.  —  ß 
3.  ^räfetc,  «poHinarioÄ  Don  S.,  fein  ßcben  unb  feine  ©Triften,  in  211  7,  3.  4,  1892. 
a)ieS  »uc^  (f.  «.  Sülic^er  in  ©a«  1893,  73—86)  ifi  in  feinem  untetfu^enben  Xeil  (6. 1 
big  202 ;  bie  ja^lrci(^en  «ufffti^e  3Dr.8  über  «.  in  3ft®,  SptSb»  2:^®tÄ  ftnb  ^ier  Derwertet) 
breit  unb  hoq  lüden^aft  gef^rieben,  tod^renb  in  bem  an  fi(b  banfentoerten  9(nl^ng  (®.  203 
bis  494:  Ap.  L.  quae  supö^unt  dogmstica)  au^r  ben  erfhnalig,  freilicfi  nic^t  gang  DoQ«  10 
ftönbig  (f.  Sülid^er  o.  a.  O.  77)  gefammelten  tieften  ber  boQmatif^en  ®(l^nftftellerei  K.i» 
man^cd  aufgenommen  ift  n>a#  i^m  nur  nad^  me^r  ober  toemger  begrünbeter  i)ihttma^ng 
5)r.S  5ujuf(^rciben  ijt  (f.  u.);  «L  <Bpa^,  fi  o.  S.  ©ergier,  1895  (rujf.;  f.  ^,  »ontoetfc^  in 
X^fi©  1896,  17  unb  SB^j.  3eitf(ör.  5.  1890.  3.  $eft).  —  3u  ber  Äb^onblung  t)  xazä  fiigoi 
jTi'üTig  \>al  (5.  $.  öaSpari,  "älU  unb  neue  GucHen  u.  f,  ».,  1879,  65—146.  —  Sur  pfeubo»  16 
jufttnifc^cn  Expos,  fid.  2funf  in  t^O©  78,  1896, 116—147. 224—250.  —  ßu  ben  ejegetiftften 
Sd)riften  3.  %.  «ramer,  Catenae  etc.,  4,  1844  (9lö.) ;  «.  5Wai,  Nov.  patr.  bibL  7,  1854, 
pars  2,  76-80;  82—91;  128-130.  —  a)ie  ^faImen*5Wetap:^rofc  (ed.  princ,  Par.  1552  ap. 
Tumebum)  in  MSG  33,  1313—1538:  $robe  einer  !ritif(l^n  «iudgabe  Don  H.  fiubmic^  im 
2  Slönigdb.  $rogr.  1880  u.  81 ;  Dgl.  Submic^  im  ^ermed  13,  1878,  335—350  unb  in  mn,  20 
Stub.  1,  1.887;  3)räfc!e  in  3»2:^  31,  1888,  477  bi«  487;  32,  1889,  108—120  («.  d.  S. 
63—80).  Über  Xejtinterpolotionen  bun^  3.  2)iafforintt«  f.  Submicft  in  »^  SeitfArift  1, 
1892,  292—301.  —  3ur  X^cologie  Dgl.  3-  Ä.  3)omer,  2)ie  fie^re  Don  ber  ^rf.  C^r.  1, 
1846,  975—1036;  «.©arnad,  ßcljrb.  b.  2)ogmeng.,  2.  «b,  1887,  312- 324;  1895«,  309-321; 
3.  ©c^roanc,  3)ogmcngef(^.  b.  patrift.  3eit  2.  «b,  1869,  358—66;  2.  «ufl.  1895  \  277—283.  26 

1.  £eben  unb  9BerIe.  Unter  bem  Kamen  StpoHinaris  oon  £aobkea  (in 
Svrien)  [inb  in  ber  ilir^ngef^i^te  aoei  SRänner.  Sater  unbSo^n,  bebmit;  inbeffen 
beru^,  mos  man  oon  bem  Sltecen  erfi^.  teUtDeife  moU  auf  Senoe^Iuna  mit  bem 
jüngeren.  Solrates  (H.  E.  2,  46;  3.  16)  ecja^It,  ber  Sater,  ein  SOexanbctner,  ffoibt 
M  3uer[t  in  Ser9tus ,  bann  in  fioobicea  als  £dker  ber  Grammatil  nieberaelaffen  unb  ao 
fei  ^ter  ^resb9teraen)orben.  IBegen  feines  Serlevrs  mit  bem  Sop^iften  (Epmonius  fei 
er  00m  Sifc^of  X^eobot  gemannt  (6ojtom.  6,  26:  eadommunhiert),  oon  btffen  9laq* 
folger  (oor  335)  (Beorgius  aus  bemfelben  (Brunbe  (6i^m.  nw^I  riqtig  [f.  it.] :  toegen 
Serbinbung  mit  St^anafius)  extommunijiert  morben.  9la^  bem  Srla|  bes  64ul« 
gefe^es  jlaifer  3ulians  (f.  ben  V.)  oon  362  ^abe  er  feine  Ittterarif^  Stibung  in  ben  35 
:Dienft  ber  (Erjeuaung  einer  f^nen  £itteratur  ^riftliAen  (Beprfiges  geftellt,  ben  Senta« 
teucb  unb  bie  bmonf^n  Bnfyx  bes  9IX  teils  epifm,  teils  bramatifA  be^anbeU  unb 
üiberbaupt  febe  !Di(btungsart  gq^fleot,  um  ber  ^ionif(^n  fiitteratur  Sftbru^  ju  t^n. 
Sojomenus  (5,  18)  mtih  oon  biefer  Z^otigleit  ni^ts,  f^ibt  fie  oielme^  bem  So^ne 
ju  unb  bfirfte  bamü  um  jo  me^  im  SltifU  fein,  als  er  fic^  —  mol^I  auf  (totnb  feiner  40 
jlenntnis  oes  ^^iloftorgius  —  fiber  ^oU.  ben  fungeren  beffer  unteni^tet  jeigt  als 
Soirates;  au(^  mfijjte,  menn  biefer  im  Siechte  ift,  ber  altere  9L  biefe  großen  unb  oöllm 
neuen  Slrbeiten  unternommen  ^oben,  als  er  bie  Sd^Ue  ^^n  (Breifenalters  ISngft 
überfd^ritten  batte.  ^Denn  fein  6o^n,  Slpodinaris  bn  jAngere,  mirb  iaum  na^  310 
geboren  fein,  ba  Spip^nius  (haer.  77,  2)  i^n  L  3.  376  als  TgQsoßvmg  xa2  oefivo'  46 
jiQemjg  bejei^net  unb  er  na^  Solrates  unb  Sojomenus  (1-  <^J  ^^  o^in  Sater  bei 
C^ip^anius  bbrte  unb  oon  X^eobot,  alfo  iebenfaüs  oor  335,  gemagregelt  Qntd)e.  Dag 
er  bamals  £eItor  mar  unb  bereits  bie  SteUung  eines  £e)rers  ber  K^toril  belleibete, 
berubt  freilid^  nur  auf  bem  3^8^^*  ^^  fummarif^  oerfa^enben  Solrotes ;  Sojomenus 
fcbmeigt  barüber.  3n  bos  3<4<  3^6  fillt  bie  Selanntf^  mit  bem  ni^  unbebeutenb  60 
alteren  Slt^nafius,  ber  auf  ber  Kfidreife  na^  Xlesanorien  aus  bem  (Exil  in  £aobicea 
etatton  ma<^te  (S03.  6,  25).  Sus  ber  Sdanntfdbaft  entmideUe  (ül^  eine  greunbf^, 
bie  au(^  bie  t^eolo^ifi^en  uReinungsoerfi^ieben^tten  jmif^H  beiben  SRoinem  aber« 
bauert  vx  ^oben  [i^txni.  X)ag  9p.  auf  biefe  Seähtbung  ^in  oon  bem  bamals  no^  ben 
^omoufianem  fetnbM  gegenfiberfte^enben  ®eorgius  aus  ber  tir^Iic^n  Cbemeinf^aft  55 
ausgef(bloJfen  mürbe,  fou  nad^  bes  Sojomenus  praamatifAer  Ausbeutung  ben  (Bruno 
für  bie  .,5te^erei''  abgegeben  ^en,  bie  er  nun  ausgebilbet  oabe.  3n  äBa^l^it  oerlautet 
oon  biefer  „fte^erei''  oorerft  nod^  ni^ ;  mobi  aber  vm%  Sb.  fi^  in  ben  nfiAften  3^' 
^tf)nitn  als  energifcber  Sortreter  bes  ^omoufianismus  in  69rien  (eroorget^an  baben : 
tm  3.  362  be^ei^net  i^n  Sltl^nafius  als  Sif^  (Tom.  ad  Antioch.  9,  ogt.  au^  eo 
Philost.  8, 15,  Nemes.  nat.  hom.  1,  unb  Hieron.  vir.  ill.  104),  gu  einer  3^^^  <dfo, 


672  9if0tbmi$ 

als  ju  fiaobicea  ber  oon  Stcorius  oon  QSfarea  jum  Slad^folger  be$  Seorgius  geioet^te 
^elagtus  SMof  iDor.  !Dq  biefer  bem  redeten  glügel  ber  SRittelpartei  angehörte»  bie 
er[t  anmo^Ii^  füt  ben  ^omoufionistnus  geioonnen  mürbe,  i[t  bie  Sermutung  mofjH  ge« 
reqiferttgt,  bog  9p.  als  gfu^rer  ber  ^omouKani[<^en  SRinoritat  fein  ®egen6if<l^of  nnir. 

5  9Rit  Sa|ilius,  bem  fpSteren  Si[<^of  oon  ^farea,  fyd  er  bamals  in  Serfefir  geffamben 
(Bas.  Ep.  131,  2  u.  3. ;  ogl.  oen  Sriefn>eqfel,  beffen  SAf^it  :DrafeIe  [3$t(B  8,  85 
bis  123  =  9.  0.  fi.  100—121]  toi^rf^einli^  gemalt  bot).  3eittoeiIig  $ielt  er  ]i^ 
in  9Intio(^ien  auf,  too  er  Sln^anger  qotte,  beren  einen,  Sitalius  (f.  u.),  er  jum  Sifqof 
Q>ei^te  (Bas.  Ep.  265,  2;  Theod.  H.  E.  5,  4).  $ier  ^rte  i^n  $ieron9mus  oor  ober 

10  na^  feinem  Slufenf^It  in  ber  (E^kis  (374  ober  379)  oft  unb  gern  (Ep.  84,  3). 
9Bann  er  mit  fernen  Sonbermeinungen  an  bie  £)ffentli^leit  getreten  ift,  I&jjt  fi(^  ni^ 
[i(^  beftimmen.  Die  alesonbrinif^e  Sqnobe  oon  362  f^eint  |^on  bagegen  ju  polemt« 


(ieren,  loenn  fie  aui^  ben  Url^eber  ni^t  nennt  (Äthan.  Tom.  ad  Ant.  7).    £)b  Wfyt» 

,   if 
^eif( 
niedrer  (Bas.  Ep.  131,  2;  224,  2;  226;  244,  3^.  (gregor  oon  9tfffa  beiompfte  bie 


nafius  felbft  no(^  bie  geber  gegen  ben  alten  Aameraben  ergriffen  ^,   ift  jmeifeQtaft 
16  (f.  u.).    Seit  SInfang  ber  fieojiger  3#^^  ^i^t  man  i|n  in  roeiten  Reifen  ffir  einen 
3nlem 


(E^riftoloqie  bes  SBoIfes  im  Si^afsQeib  in  eigner  o^rift  (f.  u.).  ^teron^mus  (1.  c.) 
lotll  freilt^  leine  gef&^rli^n  Sugerungen  oon  i^m  oemommen  9aben,  unb  Spip^anius 
n.  c)  nennt  i^n  äel  fiiuv  äyanYfc6q,   obioo^I  er  ben  SlpoIIinarismus  als  b^j'nbere 

20  ^Srefte  (77)  in  fein  $anarion  aufnahm.  9l3mif^  S^nooen  oon  377  (jum  Datum 
f.  9{abe,  Damafus  111.  113.  136;  ogl.  au$  Bas.  Ep.  263,  4;  265,  2)  unb  382, 
eine  antiodbenif^e  oon  378  leoten  3^ugnis  gegen  bie  neue  3nle^e  ab,  bos  fogenannte 
2.  öfumenijAe  Aot^il  3U  Aonftantinopel  381  oerbammte  im  erften  ftanon  bie  ^ollina^ 
riften  als  lente  ber  aus  bem  trinitcurifi^en  Streit  ^eroorgeaangenen  3nl^ren.  unb  itaifer 

25  3J^eobofius  orfidte  biefer  Serbammung  388  bas  Staatsffegel  auf.    aber  ben  Urheber 

ber  Störungen  fehlen  weitere  9lad|rid^ten.  9la$  ^ieronomus  (Vir.  111.  104)  ift  er  unter 

Zbeobofius  geftorben,  b.  1^.  oor  392,  bem  übfaffungsfo^r  oon  Vir.  ill.,  Suibos   (s.  v.) 

lö^t  i^n  (ob  na^  ^^iloftorgius  ?)  Sük  rrj?  ^QX^s  Seodoalov  tov  ßieydJiov  leben. 

3ft  f(^on  in  bieten  SlacQriAten  Aber  ben  £ebensgang  bes  SRannes  oieles  bunlel 

20  unb  oenoorren,  fo  irt  es  um  bie  äberlieferung  feiner Jd^nfiftellerifd^en  Seiftungen  nod^ 
fi^IeAter  beftelli  Uno  bas  ift  fel^r  ju  bebouem.  ^ouinaris  wctt  nai^  allem,  toas  mit 
oon  t^m  mtffen  ober  Ober  i^n  mutmaßen  tonnen,  einer  ber  „gef^heften,  einfluftrei<l^ften 
unb  frui^tbarften  Äir^nfi^rtftfteller  bes  4.  3ö$r^."  (SüH^cr  in  ber  SRealcnc.  oer  flaff. 
Sntertümer,  2.  Slufl.,  1,  2842).    Dafür  seugt  bas  SnfeQen,   bas   er  lebenslang  bei 

35  Sfreunb  unb  greinb  genog  unb  bas  ft^  in  oen  Slusfagen  oer  Spateren  u)iberfptegelt. 

(Epip^anius  urteilt  (77,  24):  ncudela  yäp  ov  xfj  rv^ovou  6  ävtig  ^f  170x17x01,  cLrd 
T^g  T(bv  löyiov  JigoTtaidevoecog  re  xal  'EU,tjvixng  dtdaoxaUag  oQfXio/Lievog,  näodv 
TB  diale7aixr}v  kgA  ooqpunixrjv  TtejtaidevjbUvog,  Jicadb  ^^ilojtorgius  (8, 11;  ogl.  12, 15 
unb  y  Suibas  s.  v.,  ber  ^ier  ^f),  ausfd^eibt^  wox  ^t^anohus  als  Zoologe,  an  9p. 

40  gemeffen,  ein  Ainb,  unb  oor  Gregor  unb  Safilius  mB^te  pf),  bem  £aobicener,  loenig« 
^ns  ©as  ifmeigia  (3.  S.  Äenntnis  bes  $eoraifdben)  betr^,  ben  SBorjug  geben.  Unb 
ni^t  nur  ber  t^eob^ijc^e  S^riftfteller,  aud^  ber  !Di^ter  ftanb  in  ^o^em  9mfe^n:  bie 
altteftamentli^e  (Sef^t^te  oon  ber  S^öpfung  bis  auf  Saul  ^t  er  in  24  Sfi^em,  ein 
neuer  $omer,  epif^  be^anbelt,  ftomöbien  na^  SDlenanber,  Zragobien  im  Stile  bes  (Eu« 

45ripibe$,  Oben  (?PfaImen?)  nai^  ?pinbarif^em  9Kufter  getrieben  (Sojom.  5,  18,  ogl 
6,  25 ;  über  ben  miag  f.  0.) ;  unb  Sojomenus  oerfiAert,  oaj  an  Zreff fi^ieit  ber  jtom^ 
pofition  unb  S^dn^eit  ber  Diftion  biefe  SBerle  benen  oes  flafftf^en  Slltertums  nid^t  nac^- 
[tflnben.  Slngefid^ts  ber  einjigen  erhaltenen,  nad^  fiubmi^s  unbDröfeles  unab^ngig  ge> 
führten  Unterfu^ungen  fi^er  bem  91.  ge^Brigen  Di^tung,  ber  fjtezdwgaoig  elg  rdv  tpakrtjoa, 

oo  einer  UmbidUung  ber  150  $falmen,  „rei^  burd^flocqten  mit  vteminiscenjen  aus  aften 
griec^if(^en  Diätem,  aber  eben  baburd^  bas  eigentümli^e  Gepräge  ber  biblift^en  (St- 
fange  gänjiidb   oeru)if^enb''  (Sarbenbetoer),  enoeift  fi^  biefes  Urteil  als  ju  ^0^  ge^ 

Sriffen.  Su^  blieb  es  ni^t  unQ)iberfpro^en.  Soirates  (3,  16)  meint  über  biefe  Seite 
er  litterarif^en  Betätigung  oon  SBater  unb  So^n:  rcov  de  ol  novoi  h  Xoco  tov  fui 
56  yQoqnjvai  koyiCovtah  unb  er  be^nt  biefen  Spru^  aud^  auf  bie  übrigens  nur'  bur^  t^n 
beglaubigten  Serfudbe  bes  jüngeren  91.  aus,  bie  CEoangelien  unb  Srtefe  in  Dialogform 
naä^  pldbonifd^em  SRufter  unnugiegen.  9lu^  biefes  Urteil  ift  porteiifd^  (f.  bie  SRottoie« 
run^  bei  Solr.),  unb  es  bleibt  ^u  bebauem,  bag  uns  oon  biefen  „^umaniftif(^en  Spie^ 
lereten''  (itrumba^er,  93Q}ant.  fiitt.  306)  nid^ts  weiter  er^Iten  blieb :  benn  n^eber  bas 
00  unter  (Bregors  bes  SBunbert^ers  9tamen  ge^nbe  Drama  Xgcordg  jidoxiov  ift  oon 


a^aUiiMrte  673 

^.  (ge^en  Dröfele  in  3P^  10,  657—704)  noA  bie  angeblii^  Don  SRonnus  t)on 
^^anopolts  oetfagte  ^orap^je  bes  So^nneseoongeltutns  (gegen  Dtfifede  X^fi3  l^^^i 
332;  aBo^njAr.  f.  Haff.  ^^iloL  1893,  349;  f.  Sarben^er  im  lot^.  ftirc^enlex.  9, 
446  f.  s.  V.  dtonnus). 

9Bas  bie  exegetif^e  6^riftfteIIerei  bes  Kp.  ange^  (in  sanctas  scripturas  innumera-  5 
bilia  scribens  volumina  Hieron.  V.  1. 104),  |o  lägt  (ie  fi^,  fo  lange  eine  [qftematif^e 
Dur^orfi^ung  ber  CLotenen  no<^  QU0|te(t,  ntot  überfein.  (Esegetifc^e  Stuc^ftfide  ju  ben 
Qpt&a^n,  3U  (l^e^iel,  ju  3e[aicis  unb  jum  9l5metbrief  finb  oetoffentli^t ;  aber  oieles 
maa  no^  in  ungebrudten  Coienen  fteckn.  Die  (Exegefe  ift  nfi^tem,  oerftänbig  unb 
metoet  bie  SHIegorefe.  10 

Vis  ^oloaet  bes  (E^Jtentums  ift  SpoUinoris  oon  feinen  3^i^^^ff^n  aefeiert 
iDorben.  3n  feinen  30  Sfi^tn  g^en  ben  ^oip^rius  folue  er  mä)  oent  Urteile  bes 
^^iloftorgius  (H.  E.  8,  14)  feine  Sorgänger  SRet^obius  (oon  Olympus)  unb  (Eufebius 
(oon  Cäforea)  toeit  fibertroffen  ^n,  unb  ^ieronqnms  (V.  1. 104 ;  £p.  48,  13 ;  70, 3 ; 
84,  2),  mit  Sincena  oon  £ennum  (Gomm.  11  [161)  äußern  fi^  bementfpreAenb.  15 
(S^en  Z^ian  unb  Sie  3^itp(iM<H'^i^  fArieb  er  ein  Sitserl,  vtüq  ähi^elag,  loortn  er 
unter  Sbfe^n  00m  SArifmenieis  —  alfo  mit  Semunftgrünben  —  jeigte,  toie  febr 
iene  oon  ben  richtigen  Sorftellungen  Aber  (Bott  abgemid^n  feien  (Soz.  5,  18).  911$ 
Sorlompfer  geaen  bie  SCrianer  enoies  er  fi^  in  ber  gegen  Sunomius  00h  (Emuus  ge^ 
rüsteten  6^  (PhU.  8,  12;  Hieron.  V.  I.  120),  auA  gegen  aRarceOus  ift  er  in  20 
bie  6<^raiden  getreten  (Hieron.  86).  X)iefe  6(^rtften  |meinen  alle  oerloren  gegangen 
ju  fein :  Dräfeles  »ermutung  (3Ä(ß  7,  257—302  =  «.  0.  fi.  83--99),  bie  pfeuDo- 
luftinif^  Cohortatio  ad  gentiles  fei  bas  SQBerl  vtüq  äXri^ela<;^  unb  bie  6<^rift  wiber 
Sunomtus  fei  in  bem  4.  unb  6.  Su^  bes  ivnQgritücoq  xax*  Eivoulov  Safilius' 
bes  (großen  loiebersuerlennen  (3JUB  11,  22—61  =  V.  0.  £.  122—138;  Xest  ber  25 
e^rift  205—251)  ift  unrichtig  (ogl.  aui^  Spaffb,  ber  bie  pfeubobafilibianif^en  Silber 
bem  Dib^mus  [f.  b.  9.]  jufi^ibt).  (£benfoQ)enk  fyd  D.  (a^6tft  1890,  137—711; 
31.  0.  £.  138—157;  Xext  252—341)  ju  bemifen  oermo^t,  bag  bie  antiarianif^en 
diuXoyoi  Tteql  xfjq  äyiag  xQulöog,  bie  in  ben  ^onbf&riften  teils  o^ne  9lamen  fte^n, 
teils  St^nafius  ober  SKasamus  Confeffor  }ugef^^oen  loerben  (^feubO'X^oboret),  30 
oon  9p.  ^enfi^en. 

Son  ber  tm  engeren  Sinne  t^Ioaifi^en,  b.  ^.  bogmotif^en  St^riftftellerei  bes  91. 
ift  es  befonbers  f^u)er,  ein  nötiges  SiU)  }u  gemiitnen.  (Sregor  oon  Sl^ffa  ffii  in  feinem 

dvziQQtjnxdg  Jigog  rd  ^Anoh^OQlov  (f.  tt.)  aus  bes  (Regners  änodei^ig  negl  rijs 
i^eiag  ocLoxcoaecog  rrjg  x<t&*  öuokooiv  äy&QütJtov  eine  Slnjobl  oon  Srud^ftuden  auf-  sc 
bemcd^rt  (^iema(^  unb  na^  gftagmenten  in  X^oboret,  3ufttnian  unb  ber  Patrum 
doctrina  ein  freili^  ni^t  eimoanbfreier  [3filid^,  ®g9l  1893,  78  f.]  SRelonftruftions^ 
oerfu^  bei  :DräfeIe  381—392).  Das  ift  oon  Deinen  Fragmenten  abgefe^en  (:Draf. 
SRr.  5.  6.  8—10.  12—15.  18.  19.  21—24.  27— 30 :  f.  au(^  3iUi^er  a.  a.  O.  77) 
alles,  loos  unter  Sl.s  9tamen  beftimmt  fiberliefert  ift  W)tx  f^on  £eontius  oon  Sqjan}  4o 
ober  vott  ber  Serfaffer  bes  SficQleins  adv.  fraudes  Apollinaristarum  fein  mag,  be» 
^uptete  (MSG  86,  2,  1948),  bag  SlpoIIinariften  unb  uRonop^^fiten  xtvag  rcäv  'Atto- 
Mvapiov  hiycov  unter  ben  Stamen  Gregors  bes  SBunbert^ers,  bes  Slt^nafius  unb 
bes  Julius  oon  9{om  bitten  umlaufen  laffen,  um  ^armlofe  £efer  über  bie  ma^re  ^er- 
!unft  unb  SRatur  biefer  ^robulte  }u  täufd^en.  Die  neuere  ^orfd^ung  b<^t  es  fiA  hix  Sluf « 45 
gäbe  gefeM,  biefer  Spur  nad^jjuge^en ;  nic^t  o^ne  (Erfolg:  (taspari  (a.  a.  £).)  f)(d  in 
Der  bem  ^unbert^er  mgef^nebenen  trinitarifd^*^r{ftoIoglf^en  Selenntnisf^rift  ^  xard 
fupog  Ttiang  ein  (na^  (£asp.  390,  na^  Dräf.  ca.  375  oerfagtes)  äBerl  bes  %,  er« 
u)tefen;  bas  gleid^e  bürfte  oon  ber  unter  bes  St^nafius  SRamen  ge^enben  Slb^nb« 
lung  ticqI  TTjg  oaQxiboecjg  xov  ^eov  kdyov  (Ztxi  bei  Draf.  341 — 343 ;  ogl.  Casp.  60 
102—107),  oon  ben  angebli^n  Sriefen  bes  gfelia^  oon  Sll^anbrien  (Dr.  399;  ogl. 
Casp.  121.  123)  unb  bes  3ulius  oon  9lom  an  Dion9fius  oon  Sllexanbrien  (Dröf. 
348—351,  ogl.  (£asp.  106  f.)  gelten,  toie  au(^  oon  bes  lederen  Sif^fs  angebU^en 
9(b^anblungen  negl  rfjg  h  XQ^^^^  h&crfiog  tov  owfwxog  Ttgog  trjv  "^sörrjTa  (Dröf. 
343 — 347,  ogl.  (Eosp.  102  ff.)  unb  Jigdg  tovg  xatd  rfjg  ^eSag  xov  Xoyov  oaQxcooEcog  66 
dycüviCo/Luvovg  ngtxpdoei  rov  öfjioovolov  {J)x.S9iS96;  ogl.  (Easp.  168).  Dagegen  ift 
Dräfeles  Serfud^  (3©!^  26,  481—497:  3Ä(ß  6.  1—45;  503—549;  81.  0.  fi.  158 
bis  182),  in  ber  Ifirjeren  goffuna  ber  pfeubofuftinif^n  bc^eoig  neol  xrjg  oQ&odo^av 
7iioT£(og  fj  Ttegl  x^dog  eine  S^rift  bes  9(p.  TtEQi  xQiddog  ju  erlennen,  gef^ettert 

(f.  afunf).  » 

9((als(#iic9CIopabic  für  Xf^toicüU  unb  ftirt^.    8.  «.    I.  43 


674  fbf0tliMaÜ 

2.  (£^ri[toIogte.  3n  feiner  3imenbf(l^rift,  ber  $exle  oller  t^Iogif^en  96^nb< 
lungen  in  gried^if^er  Sprache,  l^otte  St^anaftus  es  ausge||n:o$en :  airrdg  (sc.  6  ioyog) 
iyrjv&qconrjaev,  Tva  ^juelg  '&eo7iovri'&(bfjLev.  Sein  fiebensintereffe  ging  barin  ouf,  ben 
einen  iteil  biefes  Sa^eSp  bag  namlid^  bie  SBieberoergoltlid^ung  b^  menf(bli(i^n  ®e* 
5  [(^lec^tes  nur  erfolgen  I&nne,  nenn  (Sott  felbft  auf  (Erben  erfi^ien  unb  bur<^  feinen  Zob 
Den  2:0b  befiegte,  gegenüber  ben  ariani|(^en  SBeJ^uptungen  aufredet  ju  erbalten;  bag 
biefem  (Sebanlen  bn  anbere  entfpre^,  bog  (Bott  awb  xovmSi  ^tvm  getooroen  fet.  loar 
i^m  felbftoerftanbliA.  9Iber  idos  i^m  im  Snteteffe  feinet  Seilsle^re  ab  felbftDerftanb« 
ItAe  Sforberung  erf^ien,  braui^te  borum  als  foli^e  oon  anberen,  bie  ben  gleiten  (&runb< 

10  geoanien  oertroten,  nid^t  anerlannt  ju  n)erben :  roar  bo(^  bie  ganje  Kül^tuna  ber  at^na< 
fi[^en  (Erlofungsle^re  auf  bie  Seraottung  ber  SDlenJd^^it  ni$t  geeignet,  bas  Sntereffe 
m  ber  menfd^lt^en  ^erfönliAIeit  oes  (ErlSfers  ju  beleben.  60  toar  es  ni^t  n)unber< 
bar,  bag  ber  eifrige  Soriäntpfer  bes  $omottfios,  ba|  SlpoIIinaris,  logifi^  uno  bioleitifd^ 
geFd^uIt  n)ie  er  mar,  an  biefem  ftunite  mit  feinen  3ii>^^tn  einfe^e.    4)aräber  roar  er 

16 1»^  mit  bem  alteren  ^eunbe  einig :  iv&Qihnov  Mvarog  ov  xaxaQyei  xbv  ^varov 
(391,  9);  ebenfo  fc^arf  ©ie  fener  betonte  er:  dijlov,  Sri  amdg  0  ^edg  djii&ave 
(391,  10  sq.).  (Er  i[t  bur^aus  Gegner  berer,  bie  behaupten:  rö  urj  dwcndv  dvm 
^edv  äv&Q(07iov  yevio^i;  roer  nur  einen  äv&gcDJzog  Iv&eog  annimmt,  roer  fi^  ab 
äln^nger  $auls  oon  Samofata  (navhavlCcov  348,  13)  enoeift,  ber  ift  ein  ^öretüer 

20  (381,  10).  Dennod^ :  ooller  (Sott  unb  ooller  SRenf^  ift  ein  Unbing,  miberfpri^t  aOen 
«Befe^en  ber  Semunft ,  ift  ädvvarov  (389,  32  u.  3.) :  d  äv^QiOTicp  xeXekp  awi^(p&fj 
'&edg  riXeiog,  dvo  äv  fjoav,  el  äv&Qomog  iS  öXoxXi^qov  xal  'äeog  6  airog,  tov  ßikv 
äv&QcoTiov  6  evaeßrjg  vovg  ov  nqooxvvcbv,  röv  dk  9edv  tiqooxwiov  evqe&ijaetai 
töv  avxov  Tigoaxvvcov  xal  ßiij  JiQogxvvöjv,    Sjteg  ädvvarov  (389,  29 — 32).    el  ix 

25  &V0  reXeicoVf  oihe  iv  cß  '^eög  laziv,  h  rovxq)  äv&Q(on6g  iaziv,  oike  h  cß  äv&gcojiog, 
tv  TovTCü  i?fdc(390,  35  sq.).  (Er  loäre  ein  iv&goynd&eog,  ein  biTiüatpog,  ein  xgay- 
eXaq)og,  ein  gcweboefen,  ein  Unbing  (ogl.  Greg.  Antirrh.  49).  Ruii:  dvo  xiiaa 
Ev  y€vi(T&ai  ov  dvvatai  (Äthan,  c.  Ap.  1,2),  unb  TtQÖaoojiov  Sv  ^jfwv,  elg  ovo  ov 
xa&aiQEirai  (349,  1).    (Es  beioS^  fi($  bas  aber  ni^  nur  rein  logM,  fonbem  au^ 

80  menn  man  mtt  bem  Segriff  bes  oollen  aUenfd^en  loniret  operiert  unb  i^n  an  ben  gfot^ 
berungen  migt,  bie  eben  im  Sntereffe  htt  &I3fung  an  ben  (Erlöfet  ^  ftellen  finb: 

8nov  yäg  riXeiog  äv^gconogf  ixsi  xal  äfiagrla  (ogl.  Äthan,  c.  Ap.  1,  2)  unb 
ädvvaxöv  ioxiv  h  koyiojLiolg  äv&QWJclvoig  äfiagrlav  firj  dvat  (1.  c.  2,  6).  Darum, 
ben  oollen  SRenJ^en  oorausge|e§t :  nm  eaxat  x^^Qk  auagzlag  6  worog  (1.  c.  ogL 

85  2,  8).  Unb  metter :  ber  9Renf^,  bas  mugte  [^on  ber  Slpoftel,  befteqt  aus  brei  Xeilen 
nvevjua,  yjvyrj ,  aöjjua  (390,  7  sq.  u.  ä.  0.) :  bem  oon  ber  ^f9(^e  befeelten  gleifd^e 
(ml  382,  5)  ift  qwaixov  rö  ^yejuoveveo^ai  (389,  1) ;  bas  regierenbe  ^ßrinsip  im 
9Kenf(^en  ift  bas  Jtvevjua,  ift  ber  vovg.  9lun  ober  ift  bes  aRenfdpen  Sinn  manbelbor, 
mä^renb  ber  (Erlöfcr  nur  einen  ätgemog  vovg  (389,1)  befi^en  lonnte:  ovx  äga  ow- 

40  C^ai  rö  äv&Qcomvov  yhog  ÖC  ävaXijyjecog  vov,  xal  8kov  äv&QcoTiov  (388, 38  sq.). 
Unmogli^  aber  lonnte  CD^riftus  aus  oier  Seftanbteilen  (ben  menfc^Iic^n  unb  bem 
fiogos  $omoufios)  befielen.  Dann  mfire  er  ovx  äv&QOjjiog,  äU*  äv&QcoTta&eog 
(390,  32  sq.)  gemefen  unb  baraus  folgt  enbli^ :  dvrl  xov  iao>&ev  iv  ^jluv  dv^Qw- 
nov  vovg  hzovQaviog  iv  xQ^^^p   (c  Ap.  1,  2).    Der  (Erlofer  bat  alfo    mo^I  eine 

45  menfc^Iid^e  Seele  unb  einen  menf(^Ii(^en  £eib  angenommen,  niqt  aber  menf^Iic^en 
(Beift:  t6  de  nvevfjui,  tovriazi  tov  vovv  '&edv  1%^'^  ^  XQ^^^^  h^^  V^5^  ^^^ 
oco/Ltarog,  elx6tcog  äv&gojnog  i^  ovQavov  Xiyerai  (382, 17  sq.).  So  ^at  es  o^pannes 
gemeint:  rö  juvoztjqiov  iv  oagxl  icpaveQoy&rj  xal  6  koyog  oäg^  iyeveto  xard  lijr 
tvcooiv  (382,  3  sq.).    Unb  nur  fo  fann  man  fagen:    (xai)   iaii  &e6g  dkrj&tvög  6 

60  äoagxog  iv  oagxl  (pavegco&dg,  xiXeiog  xfj  dXt]'9ivfj  xal  'deUf.  xeXeioxtjxi,  ov  ovo 
Tigöoiojia  ovöh  ovo  (pvoeig  (377,  8  sq.).  2Bir  lonnen  n\ä)i  oielerlei  anbeten:  deov 
xal  vlov  '&eov  xal  äv&ga)Jiov  xal  Ttvevfia  äyiov  (377,  10  sq.) ;  mir  tonnen  niij/i 
ek  xstgdda  xov  xfjg  xgidöog  Xoyov  nXaxvvea^at  (389,  9  sq.).  So  !onnte  äp. 
oom  So^n  befennen:  elg  vlog.   xal  ngo  xyg  aagxcooeojg   xal  fiexd   xrjv  adgxayotv 

M  S  avxög,  äv&gojTiog  xal  '&e6g,  ixdxegov  cog  ev.  xal  ovx  hegov  /jiv  ngoaoinov  6 
'&edg  Xöyog,  hegov  dk  äv&ga>nog  'Itjoovg,  dXX '  avxog  6  Jigovjidgyoyv  vlög  ivoj^ek 
oagxl  ix  Magiag  xaxeorrj  xiXeiov  xal  äytov  xal  dva/buigxtjxov  ävugojjiov  avvunds 
iavxov  xal  obcovouwv  elg  dvavia)oiv  dv&gojjiöxtjxog    xal  xoouov  Ttavrog  ooyti]- 

giov  (378,  14—20).    Unb  fo  burfte  er  an  ben  ilaifer  3ooian  f^reiben:    o/noXoyov' 

eo  fjst»  ,  ,  ,  oif  &V0  qwaeig  xov  eva  vlov,  jjuav  ngoaxvvr]xr]v  xal  /Luav  dngoaic&infiov' 


9lpo1iiMti»  675 

(IXkä  jiuay  (fvaiy  xov  i^eov  loyov  oeoaQXüifxevrjv  xal  7iQoaxvvovinevi]v  fuxä  rijg 
oaQxög  avxov  fuu  jiQOoxvvijoei  (341,  24 — 27;  ogl.  349,  1  sqq.).  !Dcntn  ober  ^an« 
belt  es  fi^  um  eine  Sergottung  oes  gleif^es:  fj  odg^  xov  tcvoIov  ngocxweixai 
xaüo  Ev  laii  TTQoaionov  xcu  Sv  ^(oov  juer*  avtov  (389,  17  sqq!) ;  uno  bie  Äon* 
fequen}  liegt  no^,  ba^  alle  Ieibentli(|en  3uftattbe  bes  gef^id^i^n  ^t\m  auf  ben  ^ 
£ogo9  unb  bamit  auf  bte  (Bottbeit  [elbft  bejogen  loerben,  tro^bem  9.  felbft,  unb  mancher 
feiner  Sln^nger  naq  i^m,  oaoor  erf(^w«en  ift:  et  xig  ,  .  .  Xiyei  .  .  na^hjriiv 
xljv  xov  '&£ov  '&€6xTfxaf . . .  xouxov  ävai^e/najiCei  ^  xa&olücr^  ixxXrjaia  (343, 4. 6 sq.). 

3n   biefer  C^nftologie  fpiegelt  JiA  bei  SBibetfirett  ptl^en  ben  3nteieffen  ber 
Stömmigieit  unb  bes  Secftanoes  beuiliq  wieber.    9lp.  ^t  bettle  toa^ren  toollen,  aber  lo 
er  f)ai  niifi  beamtet,  bafe  bos  avxog  hn^y&gcojiqoev,  tva  {]fmg  &€(moir)&cdu€v  ein 
/wGxrJQiov  umf(|Iiegt,  mü^s  bie  SBerü^rung  mit  itaiegorien  bes  Serftanbes  ^ädvva- 
xov !)  nun  einmal  ni(|t  oerträgt.    Seine  logifAen  SiniDflrfe  finb  alle  bered^tiat,  unb 
oon  ben  ant^ropoIogif(^'p[9<l^oIoaif(^en  gilt  bos  (pleite,  fo  lange  man  |iA  niqt  einen 
„Sbealmenf^en''  lonftrutert.   (Eben  bies  aber  t^ut  bie  Airi^e  bis  auf  ben  heutigen  2:a^.  15 
Cs  ift  barum  bur^aus  oerftanblid^,  ba^  neben  $aul  oon  Samofata  unb  ^rius  Slpolh» 
naris  als  ein  $aupt!e^er  erf(^eint;  ja  tn  geioiffem  Sinn  ift  er  ber  gaupUe^er.   ^Ile 
brei  oerftie^en  mit  i^ren  X^rien  geaen  toefentli^  ^ftulate  ber  mri{tM<Iir^U(^en 
Srcommigiett :  ber  eine  jerftorte  ben  oollen  (&oä,  ber  anbere  ben  oollen  uRenfqen.  Sirius  ' 
gar  beibe.   ^er  bie  S^eorie,   bie  man  mit  bem  S^Ioguiort  00m  yiJldc  äv&QcojiogTo 
ab5ut$un  pflegte,  ionnte  als  bie  relatio  ungefo^Ii^fte  erfc^einen :  |ie  ftanb  bem  frommen 
Semugtfein  ber  (Bemeinbe,  bas  immer  in  erfter  £inie  mäi  bem  (BöttMen  {(baute,  am 
femften.    9ln  Sirius   reijte   bie   bem  Serftanbe   entgegenbmmenbe  uberu)inoung   ber 
SdbiDierigleit,  ^ei  (Bdtter  nebeneinonber  ju  ^oben,  ober  ber  arianifi^e  Halbgott  tonnte 
bo4  nur  oberfläc^Ii^en  ^pfen  ober  gat^  naioen  (Semätem  genfigen.  Daaeaen:   bie  25 
apollinariftifc^  C^riftologie  tourbe   bem  oome^mften  3ntere{fe  ber  gftömmigleit   ooH« 
fommen  ger^t,  unb  ba^  bas  menf(^Ii(^e  Silb  bes  (EdSfers  in  i^r  ganj  ju  oerfi^min» 
ben  bro^e,  Ionnte  ba  letd^t  überfeben  loerben  unb  brou^^te  leinen  mftog  ju  erregen, 
wo  man  bem  (Erfd^einen  bes  (Bbttlu^n  auf  (Erben  alles  3ntereffe  entgegentrug.    uRan 
fann  mit  einer  geu)iffen  SBered^tigung  urteuen:    „Die  £e(re  bes  ^.  ift,  gemeflen  an  ao 
ben  93orausfe^ungen  unb  3ielen  ber  griec^if^n  Sluffaffung  00m  (E^riftentum  als  9{e» 
ligion,  oolllommen''  ($amad'314);   aber  man  lann  es  nur,  wenn  man  bie  augerften 
AonfecjueuAen  für   ben  rid^tigen  Slusbrud  bes  (BeiooIIten  ^It.    StiAtiger,  im  Sinne 
ber  gned^if(^en  unb  jeber  ftirdje  urteilt,  mer  in  bes  St^nafius  Formulierung  ben  beften 
älusbrud  für  bie  C&ebanlen  ber  Srrommigleit  finbet  unb  mit  (E^ip^anius  (77,  24)  sioar  35 
ber  ißerfönlii^ieit  unb  C&ele^rfamleit  bes  ^.  ooUe  (Bered^tigleit  roiberfo^ren  lögt,  aber 
^injufügt:  ttoUtj  ^jLmv  tj  Xvjirj  xai  Tiiv&og  ij  Co>^i  5r*  kvjidv  da>&£v  6  didßokog 
t)jLiag  äei    5britifieren  lafit  fi(|  biefe  unb  bie  gefamte  altlird^lid^e  (Erlofungsle^re  nur 
Don  einem  Stanbpunit,  ber  bas  x6  juij  dvvaxdv  dvai  ^eöv  äv&Qwnov  yevio'&ai  be« 
Rauptet  unb  bamit  bie  SRoglidUeit  unb  SBirflid^Ieit  einer  einmal  unb  in  realer  gfarm  40 
für  bie    ganje  SRen|(^^eit  ooUsogenen  (ErIo(una  mitfamt   i^en  pMfi^en  ilategorien 
leugnet ;  aber  eben  btefen  Stanbpunit  bat  bte  Air^e  oon  je^er  als  qäretif^  bejei^net 
unb  barum  fol^e  Aritil  als  unsuIänglicQ  abgelehnt. 

Das  (gefagte  betoä^rt  fi^  an  ben  ®egenf(|riften :  Iir(^li^«Ioneit  ift  bie  9rt,  xm 
9(t^anafius  (?  f.  b.  91.)  in  ben  beiben  fogenannten  Sfic^em  gegen  StpoIIinaris  (MSG  45 
26,  1094—1166)  ben  C&egner  belämpfte;  bie  (Eimoenbungen  ber  lappabodf^n  X^eo« 
logen,  C&regors  oon  9t9ffa  (Antirrheticus  adv.  Apoll.  MSG  45,  1124—1378)  unb 
oon  SRajianj  (ad  Cledon.  Epp.  [3lr.  101.  102.  al.  Orat.  50.  51]  MSG  37,  176 
bis  201 ;  ad  Nectar.  £p.  202  [al.  Orat.  46]  MSG  329—333)  oerraten  oiel  ju  oiel 
Kenntnis  unb  (Emirfinbung  oon  ben  oor^nbenen  Sc^toierigleiten,  um  bemeistroftig  juso 
fein  (f.  b.  %) ;  irttif(^  einbru&DoII  im  Sinn  bes  oben  gefagten  ift  nur  bie  ^olemil 
I^eobors  oon  SKopfueftia  (Frgg.  ex  U.  etc.  Ap.  MSG  66,  993—1002). 

3m  ^inblid  auf  bie  Serflei^tung  ber  (Ereigniffe  innerl^  ber  (Sefd^i^te  berX^eo« 
logie  loirb  man  mit  £oofs  (!Dogmengefd^. '  160)  (agen  biirfen :  ,^91.  ^  bie  gftagen, 
loel^e  bie  Se^auptung  ber  „9Ilenf(^n)erbung  Gottes"  anregt,  mtt  joli^em  S^arffinn56 
unb  in  folAer  SoIIftänbigleit  bargelegt,  bag  bie  me^r  als  300iä^nae  Dishiffton  bes 
Problems,  bis  bin  jur  Sqnobe  oon  680,  nur  toeniße  roirllii^  neue  Sefic^tspunlte  in  bie 
Debatte  ju  bringen  Dermo(|t  bat''.  t)en  S^^nottlem  ift  bie  apollinariftifd^e  £ofung 
bes  Problems  als  bie  ibeale  erfqienen,  unb  man^er  f^^orfbenlenbe  unb  nninnffl^Ienbe 
C&eift  ^t  oon  ^ier  aus  feine  Slnregung  er^lten.  eo 


076  KtioOtitartd  H^oOiitartiti»,  Slaubius 

Unter  ben  unmtttelbaren  S^ülem  unb  Sln^naem  bes  9p.  Derbtenen  (EnoS^nung : 

Sttaltus,$resbqter  (unb  opoIIinarifKfi^er Si[(^of  f.  o.)  in  SlntioAien,  ber  na<^  t>Tä\tU 

(geJamm.  potrijt.  Unterf.  1889, 78—102)  bie  unter  ©regors  bes  SBunbert^ers  SBerfen 

oufoeiDQ^rten  äva^suariaiuol  fj  tzeqI  Ttlorecog  xetpdkaia  iß'  oerfojjt   ^aben  foll,    bie 

öiebenfolls  apollinarittif^es  (&ut  entgolten;   Salentinus,   aus  bejffen  6(^rtft  txqix; 

Tovg  Xeyovrag  wdaxeiv  fifiäg  ößioovaiov  rö  o&jia  xco  i^eco  ber  SSerfajjer  oon  adv. 
fr.  ApoU.  (MSG  86,  2,  1948—1976)  Stfide  aufaenommen' ^at;  limot^eus  oon 
SBerqtus,  ber  in  feiner  (uns  oerlorenen)  itiri^engeld^iAte  nod^  fieontius  oon  Sqjanj 
(adv.  Nestor,  et  Eutych.  3,  40  [MSG  86,  1377])  bie  Ser^nli^ung    bes  Slp. 

10  fi^  3unt  alleinigen  l^xtl  gefegt  ^e  (ogl.  aud^  adv.  fr.  Ap.  1.  c.  1960),  unb  ^olemo, 
ein  (Segner  ©regors  oon  ^lajianj  (ogl  adv.  fr.  Ap.  1957;  Phot.  cod.  230  [MSG 
103,  1045]).  Ob  ber  3nterpoIator  ber  Ignatianlf^en  »riefe  (f.  b.  «.)  Slporfinarift 
(3fun!)  ooer  Seminorianer  {3QS)n.  SanraiA  wat,  ift  no4  unentfd^ieben.  aber  bie 
o)eitere  (Entioidlung  bes   ^oUinortsmus  f.  oie  bie   Ariftou>gif(^en  6treitig!eiten  bes 

16  5.  unb  ber  folgenoen  3<^r9unberte  be|KinbeInben  Slrttlel.  Ärftger. 

avoBtttilrittÄ,  doubius.  --  (^aUanbi,  T.  I  p.  CXX— CXXII  u.  680;    gfabriduS. 
©aric«,  Bibl.  Gr.  T.  VII  p.  160-162;  SRoutft,  Rellq.  Sacr.  T.  I  p.  157-174;  HaUoix  II, 
•  793 sq.;  Dtto,  Corp.  Apologett  T.  IX  p  479-495;   ^axmd,  ®ef(^.  b.  altiftriftl.  ßttt.  bi§ 
©ufcbiu»,  I.  ©b.  (1893)  @.  243  ff. 

20  (Eloubius  Spoüinorius  (lat.  ApoUinaris ;  über  biefen  9lamen  [.  3<^n,  ^oMun^tn 
SBb  V  S.  99 ff.;  ber  Slome  (naubius  nur  bei  Seropion),  roor  Siraof  oon  ^ieropolis 
in  iß^rngien,  bent  ^auptfi^  ber  Überlieferung  ber  p^rMtfi^en  Ricoft,  !itrtitnoWt  SRe« 
litos,  Slpologet  unb  C5egner  bes  SRontonismus,  beffen  zEBiege  eben  feine  iird^Ii^  ^ro^ 
oinj  vm.    Seine  »lüteseit  fällt  in  bie  Keglerungsio^  SRorc  «urels  (161—180) 

26  naq  Euseb.  h.  e.  IV,  21.  26,  1  (ogl.  Hieron.  de  vir.  111.  26.  Photius,  Bibl. 
Cod.  14).  (Ein  fnu^tborer  5Wr^ttf^rlftftener ;  oon  feinen  no(^  3.  3-  bes  (Eufebius  oiel« 
gelefenen  jo^Ireid^en  S^riften  (Euseb.  IV,  27)  lennen  vobc  nur  einen  Zeil  unb  au^ 
oon  biefen  faft  nur  bie  Xitel.  Sufebius  (f.  ou^  ^^otius)  bemerlt  ausbrädli^,  bog  er 
nid^t  alle  St^riften  bes  Sl.  leitnen  aelemt  ^obe ;  er  nennt  feine  Spoloaie  (vtisq  ri}s 

so  morecog)  an  SR.  Slurel  gerii^tet.  Z)a  loo^f^einli^  in  biefer  bie  Q^a^lung  oon  bem 
erhörten  C5ebet  ber  legio  fulminata  geftanben  fyii  (Euseb.  V,  5,  4),  fo  !ann  fie  eift 
na^  bem  3-  171  (0.  Domasjroesfi,  Die  (Chronologie  bes  bellum  Germanicum  et 
Sarmaticum  166—175  p.  Chr.  in  ben  Sleuen  §eibelberaer  3a$rbb.  V.  »b.  S.  123) 
oerfaftt  fein  (in  (Eufebs  (Ö^ronil  ftefit  fie  beim  3-  170).    Äufeerbem  merben  bei  (£ufe= 

35  bius  genannt  fünf  SBü(^er  bes  3lpol.  jiQog  'T^kXrjvag,  sroei  S8üd)tx  negl  Mrj^eiag  (boc^ 
fc^eint  (Eufebius  oon  mehreren  Sü(^em  ju  ©iffen)  unb  tm  Srief  pegen  oen  SÖlonta- 
nismus  (Euseb.  IV,  27.  V,  16,  1),  festerer  [d^on  oon  bem  anttod^.  Sifii^of  Se= 
rmion  in  feinem  Srief  an  Äaricus  unb  ^ontius  angeführt  (Euseb.  V,  19,  1.  2: 

KXavdlov  ^AnoXivagiov   tov    iiaxagionajov  yevojuSvov    h    UQan6Xei    rrjg  \4aia? 

40  biioxÖTiov  ygä/Liuata).  (Er  ift  nad^  bem  ausbrüdll^en  S^wfl'^'s  bes  (Euf.  na^  ben 
apologetif(^en  S^tiften  oerfaßt  unb  berietet  über  eine  gegen  ben  SRontanismus  gc» 
^altenc  Sgnobe,  am  S^Iu^  tDörtIi(^  eine  Slei^e  oon  unterf  Triften  oon  Snnobal* 
mitgliebern  gebenb,  f.  3^5"»  gorf^ungen  Sb  V  S.  4  ff.  9luherbem  führt  ^^otius 
Bibl.  14   eine  Sd)rift  Tiegl  evaeßelag  auf,   fie  sioif^en  ben  Sfeerlen  jigog  '^}lrjva<; 

45  unb  jieqI  äkrj'&elag  enoä^nenb,  unb  bas  CJhron.  Paschale  (ed.  Dinborf  I,  S.  13) 
giebt  stoei  gragmente  aus  einer  S^rift  bes  Slpol.  über  bas  ?}affa^  (barüber  Schüret 
m  b.  353:^  1870  S.  227).  Slu^er  oiefen  jioei  o^ne  «Brunb  angepeifelten  Sru^» 
ftüdten  ift  oon  allen  feinen  S(^rtften  ni^ts  fi(^eres  bisher  ermittelt,  arrtümlic^r* 
roeife  bot  man  i^m  yoti  S8\xä)tx  7T()dg  lovdalovg  (f.  einige  §anbf(^riften  ju  Euseb, 

öo  IV,  27)  unb  eine  Sd^rift  ©iber  bte  Seoerianer  (I^eoboret,  Haer.  fab.  T.  I  c.  21) 
beigelegt.  Die  Singabc  bes  fjbäfii  oerbäd^tigen  pappif^en  libell.  synodieus  (SRanfi, 
Coli.  Concil.  T.  I  p.  723),  Slpol.  b^be  ^u  $ierapoIis  eine  Sgnobe  ©iber  bie  SKon^ 
taniften  gebalten,  loirb  oon  §efele  ((Eoncihengefd^.  2.  Slufl.  Sb  1  S.  83  f.)  oerteibigt. 
SBgl.  über  i^n  noi^  Euseb.  Chron.  ad  ann.  Abr.  2187.   Hieron.  Chron.  ad  ann. 

65  Abr.  2186  (Schoene,  Euseb.  Chron.  Vol.  II  p.  172  sq.).  Chron.  Pasch,  ad  Olymp. 
237,  1  (Dinborf  p.484).  Hieron.  ep.  70  (84)  ad  Magn.  Socrat.  Hist.  eccl.  III,  7 
(Digest.  XXII,  3,  29  gehört  voo^l  laum  bi^t^er;  bo<b  ftimmen  9lame  unb  3^^  metf^ 
roürbig)  Theodoret.  Niceph.  3n  (Latenen  (ogl.  bie  (Eramerfd^e  unb  bie  aetpa  dg  rm 
dxrdTEvxov  ijii^kEic^  Nixrjq?6Qov  Lips.  1772.  Mai,  Nov.  Coli.)  finben  fiq  joJ^lreiiie 


a^otttiiorittd,  (£lQubtU6  9)i«Ootittii9  677 

grngmcnte  mit  bcr  Unterterift:  ^AjrohvaQiov.  Sic  finb  bisher  nod^  ni^t  grünblic^ 
unter[u(^t  iDorben;  bo^  ijt  es  [e^t  iDQ^rf^inK(|,  ix\||^^i^  metften,  ido  mijli  (m^  bem 
£aobtcener  Slpol  }U}uiDet)en  finb.  Die  arie^if^en  UKenoen  gebenlen  bes  SIpoI.  nid^t, 
tDo^l  aber  Iateini[(^e,  ogl.  bte  SoÜanbiften  3.  7.  gfebr.  (T.  II,  p.  4),  Sarontus  im 
Martyrol.  Rom.  j.  8.  3<^nwar.  «bölf  ^amacf*      6 

^ottottta.  —  Euseb.  h.  e.  VI,  41,  7;  AS  gebr.  2.  »b  6.  278 ff.;   9?cumann,  S>cr 
lullt.  Staat  unb  bie  aagem.  ßirc^e,  1.  SBb,  SeipatO  1890,  6.  252f. 

3u  ben  Urlunben,  toel^e  Sufebius  in  [eine  ilird^engef^id^te  aufgenommen  ^at, 
gehört  ber  Srtef  bes  Sifi^ofs  Dton9|ius  oon  Süexanbria  an  gfcAton  oon  Slntio^ia  über 
bie  93erfoIgungp  bie  Snbe  248  ober  Anfang  249  bte  alexanbrinif^n  (Soften  m  be»  tu 
Ite^en  Ratten.    Sie  loar  eine  gfolge  bes  bur^  bie  geier  bes  toufet^obrigen  Seftanbes 
bes  röm.  9{e{(^s  gefteigerten  religiöfen  Selbftgefä^Is  ber  Reiben  unb  ber  oatnitjufammen» 
^ngenben  oerj^&:ften  SIbneiguna  gegen  bte  (Elften,    ^onbelnb  UKtr  ber  flöbel,  ben 
bie  Obrigfett  geioä^ren  lieft.    m&  0)^er  ber  Verfolgung  nennt  Dionqfius  SDleiras, 
Quinta,  Saropwn  unb  Stpollonia.  Die  ledere  bejeii^net  er  als  Tux^hov  nQeaßikiv,  15 
worunter  too^I  eine  Dtaloniffin  }u  oerftefien  ift  (f.  Suicerus  s.  v.).    Sie  miu^e  nebft 
anbem  C^riften  ergri^en  unb  graufam  mtg^belt.   Die  Reiben  jfinbeten  fobann  einen 
Sd^eiter^aufen  an  uno  brobten.  fie  ^inettnuioerfen,  menn  fie  nid^  mit  ti^nen  (E^rifto 
flu^e.    Sie  f(^ien  fid^  bebenden  ju  »ollen  unb  fprang  bann  pI9pd^  in  bas  Sfeuer, 
iDorin  [ie  ben  gefud^ten  2!ob  fanb.    Da  i|r  bie  3^ne  ousgefi^Iogen  rourbett,  fo  toirb  20 
fie  oom  fot^olif^en  Solle  jur  SIbmenbung  oon  3#tf<^nter3en  angefle^.    39r  gfeft  ift 
ber  9.  gebruar.  «etsog  t  (*•«*). 

Sl^ollomnd.  — -  fiittcratur:  8u  I:  8f.  C.  (Eon^beorc  in  The  Guardian  0. 21.  Sunt  189:^ 
unb  Apollonius'  Apology  and  Acts  and   other  monnments  of  early  Chrietianity,   £onbon 
1894;  k.  ^arnad,  ^cr  $roAe6  ^e«  (S^riften  ^[poUoniud  t>or  bem  $räfeltud  $rätorio  $erenniS  26 
wnt  bem  römiftfien  @cnot,  ©JB«  1893  S.  721— 746 ;  SR.  6ccbcrg,  3)ad  aRart^rium  bed  ?H)oU 
(oniu^  uon  5Rom,  m^  1893  (ob  IV)  6. 836-872;  %,  ^ilacnfclb,  «pottoniu«  t)on  SRom,  3tt)2:^ 
1894  (^. g.  »b  II)  @.58— 91  unb  @.  636—638;  (L  ®. öorb^,  Chrietianity  and  the  Eoman  Go- 
vernment, Sonbon  1894;  %\i.  9Rommfcn,  3)cr  $toäc|  bcd  ®&riftcn  ÄpoIIoniuS  unter  ©om* 
mobug,  @S3?t  1894,  @.  497— 503;  Analecta  BoUandiana  Sb  XIV  ©.284—294(1894);  ^ar*  30 
nacf,  X^SS  1895  @p.  590  ff.    «or  aon^Beare'«  »eröffcntllt^ung  a.  $.  (Jafpari,  Unaebrudte, 
unbead)tete  unb  »enig  beamtete  ClueHen  jur  Qbt\6).  bed  £auff^mbol8  unb  bcr  (^lauoendreael 
SBb  m,  eöriftiania  1875,  @.  413—416;  3.  3)räfcfc,  3ur  «pologlc  beÄ  SlpoIIoniu«,  Sprt!) 
1885  (»b  XI)  6.144—155;  Ä.  3.  Sßeumann,  3)cr  römifc^c  @taat  unb  bie  ottocmetne  mx^t 
bi§  auf  2)iocIctian,  ©b  I,  1890,  ®.  79  ff.    8u  II :  9»^.  ©ontoctf (f|,  Qkf c^.  bc8  aRontaniämu«,  35 
1881,  8.  30.  49;    ®.  ^oiat,  eine  ontimontan.  Urhinbe,  1891;    %^.  3o^n,  Sforfc^ungen  jur 
öefc^.  b.  ntl.  5lanon«  V,  1893,  8.  21  ff. 

I.  Sufebius  berietet  M>  V,  21  Aber  bos  3Rart9rium  eines  unter  ben  Q^riften 
bur(^  feine  p^ilofop^Me  Silbung  beroonagenben  SDlanned  9lamens  Slpolbnius  in  Snom 
unter  (£ommobus.  3^^^  %^^  ^^if^n  ^nltager,  ben  X)iener  bes  Xeujels,  entfprei^enb  40 
einem  ßaoiJUxog  ogog  bas  crurifragium  getroffen,  au^  ^abe  ber  Stifter  ^erennis  ben 
%}ononius  burc^  aitbaltenbes  3^^^^  Oio^  Xijiapcbg  Ixezevaavrog  xov  dixa<nov)  jum 
Slbfall  5U  retten  oerfud^t  unb  t^n  oor  bem  Senat  fi^  oeranin)orten  laffen,  f(^liegli(9  aber 
ben  ftanb^aften  SRört^rer  als  auf  einen  Senatsbefmiub  ^in  (wg  ärcd  döyuaxog  ovy- 
xXfJTou)f  melier  ein  gfteilommen  angellagter  bie  Serleu^nuna  oenoeigemoer  C^riften  45 
nid^t  geftattete,  jur  Snt^uotung  oeruneilt.  Des  älpoüontus  a^eranttoortung  oor  oem 
3l\ii)itx  unb  SJerteibigungsreoe  oor  bem  Senat  babe  er,  Sulebius,  feiner  Sammlung  alter 
SJlart^rien  einoerleibt.  öieronqmus  enoeitert  oiefe  ^tmaben:  Apollonius,  Romanae 
urbis  Senator  (fo  au^^ufinus),  oon  einem  feiner  Snaoeit  als  G^rift  benunjiert,  in- 
signe  Volumen  composuit,  quod  in  senatu  legit,  fo  fei  er  neben  Sätor  ber  erfte  60 
d^riftli(|e  lateinif^e  Sariftlteller  geworben:  De  vir.  111.  42.  53.  Ep.  70  (adMagnum). 
Die  oerf^iebenen  93er|U(qe  in  uns  er^Itenen  Sljpologien  oon  unbelannter  Slutorfäaft 
eine  93erteibigungsrebe  bes  Slpoüonius  n)ieber3ufinben  (jule^t  oon  Dräfele  a.  a.  D.) 
finb  antiquiert  bur^  Conqbeares  Sntbedung  ber  armenifqen  Öberfe^ung  ber  SlÜen  bes 
äRart^rtums  unb  eine  gried^if^en  Slberaroeitung,  meiere  bie  Analecta  BoUandiana  55 
gebraut  ^aben.  Die  S^t^ett  biefer  SÜten  bat  allfeitige  Slnerlennung  gefunben.  9li(^t 
fo  bie  Sntegritöt:  ^arnad  nimmt  eine  £üae  an  unb  be2n)eifelt  ben  S^Iu^,  Seeberg 
oermigt  im  ^ttfang  bie  oon  Cufebius  enoä^nten  9Borte  bes  SlpoIIonius  oor  bem  Kii^ter, 
anommfen  bie  SJer^anblung  oor  bem  Senat,  bei  meld^er  ^erennis  unmbgli^  ben  93orfi^ 


678  a^olbtriiti»  fbfBlh» 

geführt  ^aben  fönne.  T)k  Serteibigung  bes  apollonms  belunbet  feinen  Selennermut 
tote  feine  ,pt)^iIofopP(^e  SBilbuna":  ber  (gStenbienft  mvA  oon  t^m  ebenfo  fritifiert  tote 
ber  aOlonot^eismus  unb  bie  ^ttftlid^e  Sittltd^Iett  gered^thitigt.  Die  Sentfl^ungen  bes 
^erennts  ben  Stpolbniusju  retten  laffen  bie  alten  beutlii^  Ijeroortreten.    Sie  erflären 

6  [t^  n)o^I  aus  ber  ben  (T^riften  gfinfttgen  Stimmung  bes  laiferlid^en  gof^-  SRorria, 
bie  biefe  ^erbeiffi^rte,  lom  183/184  an  ben  $of  bes  Commobus,  ber  6tur5  bes  %e^ 
rennis  erfolgte  185,  fomh  mirb  bas  SRort^rium  bes  SpoIIonius  etum  184  fallen.  Die 
Eingabe  bes  ^ieronqmus,  bag  ^olbnius  Senator  geioefen  (oerteibigt  oon  ^ilgenfelb) 
ftnbet  in  ben  alten  leine  Unterftfi^ung,  unb  bes  Sufebius  SBeri^t  oon  bem  an^bem 

loanfläger  oollsogenen  crurifragium  leine  at^Hung.  9bi$  Der  gried^if^n  äber^ 
arbeitung  mirb  Dies  oielmel^r  an  apoHonius  oouraredL 

II.  CEttoas  Jpfiter  ift  jener  apoHonius,  oon  oeffen  gegen  ben  9Rontanismus  geri^« 
tetem  3Berl  (Eufeoius,  ber  tbn  einen  iHxXrjataarixdg  ovyyQaweug  nennt,  Ä®.  V,  18  em 
grragment  aufbema^rt  ^  Diefes  SBerl  ift  (Eus.  V,  18, 12)  otersig  3<^  na<^  ^nt  erften 

15  auftreten  SRontans  gefc^rieben.  9laA  CEpip^ius  ^anarion  haer.  48  fanb  bies  festere 
im  19.  3^t  bes  antonmus  $ius  ftott,  cper  es  ift  nii^t  umoal^rfi^einltct,  baj}  (Eptpba^ 
nius  hierbei  mie  bei  Xatian  antonin  mit  bem  SRarc  aurel  oenoe^felt  (od.  Z^£S 
1895  6.218).  Do(^  bleibt  bie  3eit  um  160  ffir  ben  Seginn  bes  ^ontontennts  ge« 
fi^ert  (oal.  »oraoetf4  S.  140  ff.  u.  0$.  3a^n,  ®.  Iff.  gegen  Soigt  S.  51  ff.)  unb  ift 

20  bemnaq  bas  SBerl  its  apollontus  gegen  200  pef^rieben.  apollonius  ^t  bie  fog.  neue 
jßropbetie  ber  SRontaniften  buri^  ben  Sla^ioets  ju  miberlegen  gefugt,  baj}  fomo^I  bie 
i|m  (d^riftlid^  oorliegenben  äBeisJagungen  ber  neuen  ^rop^eten  ^c^  (eten.  als  au(^ 
—  bier^er  ge^Srt  oos  bei  Sufebius  er^Itene  gragment  —  ber  äÖanoel  oer  monta« 
niftifi^en  autoritoten  ein  ber  äßeife  elfter  ^rop^ten  toiberfprei^enber  (Eus.  V,  18,  1). 

25  Dur(^  ^ieronpmus  De  vir.  111.  cap.  50  u.  53  erfa^n  toir.  bag  XertuIIian  feinen 
fed^s  Sü^em  De  ecstasi  ein  fiebentes  {p^iell  gegen  bie  anfi^ulbigungen  bes  apolb^ 
nius  geri^tetes  angerei^  ^.  SRur  eine  Senoei^slung  lagt  Dagegen  De  vir.  iU.  40 
ben  3^)o^onius  bas  bei  Sulebius  V,  16,  13  ff.  oon  bem  antimontaniftifc^n  anonqmus 
Seric^tete  erjS^Ien.    Die  Sejeid^nung  bes  TboHonius  burc^  Praedestinatus  cap.  26 

30  als  Ephesiorum  antistes  ^  menig  aßa^rfd^einlii^leit  fOr  fi$.  91.  S^ouioetfc^. 

a^oUod  (ma^rfi^einlid^  jufammengejogen  aus  apollonius),  ein  9Rann  oon  ^eroor^ 
ragenber  Sebeutung  in  ber  ap.  (Sefd^iqte.  abaefe^en  oon  2:it3,13,  wo  er  (mit3^n(^)» 
auf  einer  Steife  fiber  ftreta  befinblt^,  als  Merbringer  bes  Sriefes  erfc^emt  unb  bem 
Zitus  angelegentli^  em)>fo^Ien  n)fa:b,  erfahren  mit  oon  i^m  aus  bem  erften  Aorin^er^ 

85  brief  unb  aus  ber  a®  18,  24—28.  9tad&  jenem  »riefe  (16,  12)  mar  er  jur  3^^ 
(ma^rfd^.  im  3*  ^7)  in  (Ep^e[us,  oorber  aber  mirifam  in  Aorint^,  mo^in  er  nacj^  Dem 
9Bunf(^  ber  (&emeinbe,  bem  fi^  ißaulus  mit  bringenber  aufforberung  an[(^Iog,  surüd- 
lehren  follte:  in  jtorint^  glaubte  man  i^n  an  feinem  $Ia^e.  Unb  bort  ftanb  er  in  fo 
^o^em  anfeben,  bag  in  ben  fiber  ben  So^ug  biefes  ober  jenes  Serlunbigers  bes  Soan> 

40  geliums  entftanbenen  Streitigleiten  oon  einigen  (ein  9lame  benen  bes  Paulus  unb  Sßt- 
trus  entgegengeftellt  merben  tonnte  (1,  12),  ma^rfd^einli^  megen  be[onberer  Segabung 
für  miffenfi^aftlid^e  Se^nblung  unb  hinftoolle  DarfteHuna  ber  d^riftltAen  fie^re.  9la^ 
1  jto  3,  6 ;  4,  6 ;  16, 12  ift  nic^t  anjune^men,  bog  a.  felbft  jene  Öberfc^a^un^  feiner 
$erfon  irgenbmie  begflnftiat  ober  gebilligt  Qabe.  no^  aud^,  bog  Paulus  ourm  bte  1, 17 

45  beginnenben  (Erörterungen  oes  a.  SBeife  ber  ^etlsoerffinbigung  als  oenoer^i^  binftellen 
toollte ;  oielme^r  fd^M  er  i^n  als  mertoolle  jlraft  für  bie  gfortffl^rung  feines  SBerls  in 
ber  mid^tigen  lorinffiifd^en  (Semeinbe. 

3m  (Einllang  hiermit  beri(^tet  bie  a®,  bag  a.,  ein  alexanbrinifd^er  ^xiht,  aus> 
gejeid^net  burd^  milfenfAaftlid^e  Silbung  überhaupt  (meldte  bie  ftunft  ber  9{ebe  einfAIog) 

50  unb  hmd)  SAriftgele^rfamleit,  nad^bem  er  ju  (Epbefus  (ma^^einlidb  i.  3*  ^)  dut^ 
bas  bem  ^.  befreunbete  (Ehepaar  aauila  unb  ^r^rilla  in  bas  ooUe  Serftanbnis  bei 
^eilsmo^rneit  eingeffibrt  mar,  nad^  a^aja  flberfiebelnb  ber  bortigen  (E^riften^eit  burd^ 
feine  ffiinmtriung  auf  bie  3ubenf^aft  oon  großem  Jhi^en  geroorben  fei;  ber  35erf.  untere 
lö^t  ni(^t,  bas  ausbrfidfli^  auf  (Bottes  (5nabe  jurfld^ufu^ren.    Sefrembli^  ober  ift  bie 

55  anoere  angäbe,  bag  er,  als  3ünger  bes  $erm  nadj  (Ep^efus  gelömmen,  mit  großem 
gfeuer  unb  grfinbli^em  SerftSnbnis  in  ber  Sqnaaoge  oon  3^lu  gelehrt  ^be,  mobrenb 
er  boc^  nur  oon  ber  3D^cmnistaufe  mugte  unb  näherer  Untenoeifung,  alfo  ber  Selegrung 
fiber  bie  (5eiftestaufe  beburfte.  (£s  ift  f(^mer  hieraus  eine  beftimmte  SorftellunQ  oon 
feinem  religiofen  Stanbpunit  ju  geminnen.    9lur  fo  oiel  ift  Kar,  bog  berfetbe  fiqi  nal^ 


a^ofiod  fbfoUitm,  Ätiologie  679 

berührt  mit  bcm  ber  fog.  So^önnisjünger,  oon  benen  19,1  ff.  bicKcbc  ift;  unb  nehmen 
iDtr  biefe  QBrsö^Iuna  ^it^Up  fo  bflxfen  loir  fogen:  er  mox  ein  Vertreter  unb  etfriaer 
2Ri[fionar  einer  ni^t  beoeutunflslofen  Ki^tung,  ©elc^c,  ju  3cju  \x^  befennenb,  o$ne 
auf  bem  Soben  ber  sollen  neuteftomentli^en  Offenbarung  ju  (te^n,  bie  (Sefabr  eines 
(&egen(a|[es  gegen  bie  apofi  Sertänbigung  auf  odOenDeltli^ent  Gebiet  in  \iq  [c^Iog.  5 
Dann  loirb  für  ben  Serf.  eben  bas  oon  SBebeutung  fein,  baj}  biefe  (Sefa^r  befeitigt 
n)urbe,  unb  xoir  lönnen  bös  oon  ber  91®  Seric^tete  feiner  gef^td^tlid^en  Sebeutung  na$ 
fo  toieberaeben :  eine  für  bos  SBerf  CE^rifti  ^roorragenb  bef&|iate  Ara^,  oon  loeld^er 
^emmniffe  ^tten  enoac^fen  lönnen,  ift  ftott  bejfen  jur  n)ertoouften  9Ilitarbeit  an  bem 
paulinifc^en  äBerle  gewonnen.  Dann  begreift  fi^,  waam  bie  31®,  bie  oon  fo  mannen  10 
93orgöngen  ber  ap.  (Bef(bi(^te  f^n^eigt,  bies  ntd^i  fiberge^:  ber  93erf.  erfennt  hierin 
einen  Xriump^  ber  oon  ^aulus  oertretenen  Sad^e. 

(Enoö^nt  fei  ^ier  nocq  bie  belanntliäj^on  oon  fintier  aufgeftellte  unb  neuerbings 
puf iger  oertretene  ^^pot^eje,  bag  91.  ber  95er[.  bes  $ebräerbriefes  fei,  foulte  ber  SJerfud^ 
([XoblerJ,  Die  (Eoangelienfrage,  SMäi  1858),  i^m  au^  bos  3o^nneseoanaelium  3U15 
oinbijieren.  lic.  Ä.  Sc^mibt. 

apologetif,  Sinologie.  $gl.  $Iand,  (Sinl.  in  bie  t^eol.  ^iffenf(^.  I,  1794;  Schleier« 
iita^er^  turje  3)arft.  bed  t^eol.  @tub.  2.  9(udg.  1830;  bie  Betr.  9(B](^nitte  ber  tl^eol.  ^nc^« 
flopöbien  oun  ^leuder,  ©toubenmaier,  $elt,  9tofenfTan§,  ^agenbac^,  SRotl^e,  ^ofmann,  Sht^per, 
.<peinrici;  hit  Einleitung  ber  ^Ipologetifen  oon  ©ad,  @teubel,  SDreQ,  ^eli^fc^,  JOaumftarl,  20 
^brarb,  Vilbel,  Steube,  ^.  (Bdiul^,  auc^  bie  (Einleitung  ber  S)ogmQtifen  oon  iOange,  grtanf 
(€i)ftem  ber  diriftl.  ©etoigl^eit)  unb  namentlich  Turner,  ferner  bie  ^uffä^e  Don  ^eubner 
(^rt.  5tpoIogetif  in  (Srf(^  unb  ©ruber«  (gnc^f.  I.  @e!t.  IV,  451  ff.);  ©.©Ämib  (in  berOppo* 
fttion«f(^rift  für  X^eol.  u.  «ß^il.  1829  II,  2);  X^olucf  (liter.  «ng.  1831  S^ir.  68  u.  öermifcftte 
@d)riften  I,  149 ff.);  fiecfiler  (über  ben  »egriff  ber  «pologetif,  ^St^  1839);  ^änefl  (bie  25 
^Ipoloaetif  qU  ^i^enf(^aft  x>on  bem  ber  ^r^e  unb  ber  Geologie  gemeinfamen  ®runbe 
Xf^StSt  1843);  ^irjel,  Über  bie  c^riftl.  «pologetif  1843;  Äienicn,  (3)ie  vStettung  ber  Slpolo* 
fletif  u.  <ßoIemi!  in  b.  t^eol.  (gnc^fl.,  "^(Bt^  1846),  Sfranf,  3ttr  «pologetif  8l5t§Ä  1863/64; 
3)üftcrbiecf  (^Begriff  unb  enc^fl.  ©teüung  ber  «pologetif,  3bf^  1866) ;  3ö*fer,  (<5tanb  unb 
Sebeutung  ber  heutigen  Slpologetif,  JBeioei»  be«  ©I.  1867);  ^agenbati^  (in  ber  l.Sluff.  biefcrso 
iReoIenc);  (S^riftlieb  (in  ber  2.  ^ufl,  berfelben);  Siejfcrt,  Über  bie  opologetifc^e  5un- 
bamcntierung  ber  cftriftl.  ®IaubenS»iff.  1871;  ©über,  ubir  bie  apologctifdje  ?lufgabe  ber 
X^col.  in  ber  ©egcnroort  1876;  ©tcube,  ©elträge  jur  9(poIogetif  1884;  Sol^annfon,  Om 
apologetikcDs  begrepp,  Upfala  1884;  D.  SRitfc^I,  (ä)ic  (ftriftl.  ^ologetif  in  ber  SSergongen^eit 
unb  il)re  Aufgabe  in  ber  ®cgenroart.  2^@tÄ  1892).  36 

Stac^bem  $Iand  unb  S^Ieiermoi^er  eine  befonbere  Disjiplin  ber  Slpologetil  enq» 
flopöbif^  aufgefteKt  Ratten,  aber  beibe  in  un^Itborer  9Beife,  nämlid^  ber  erftere  fo,  bog 
er  fie  ber  exegetifc^en  Ü^Iogie,  ber  stoeite  fo,  bag  er  fie  einer  p^ilofop^if^en  X^eologie 
einglieberte,  na(^bem  femer  @ad  ben  erften  Serfu^  ber  SlusfiU^rung  einer  n^iffenfd^aft« 
li^en  Slpologetif  (in  Deutfd^IanM  gemai^t  ^e,  ift  bie  gfraae  nai^  ber  t^retifi^en  Se»  40 
re(|tigung  unb  enqflopäbif^en  Steüuna  ber  Spologetil  ni^t  mel^  jur  SRu^  gelommen. 
9Burbe  oon  oielen  ^tj^eoloigen  (ber  oerf^iebenften  Inic^ngen)  bos  Steigt  unb  bie  9lot« 
menbipieit  einer  befonberen  Disjiplin  bn  StpoIogetQ  oemetnt,  fo  ^at  fie  fid^  aegenmärtig 
fo  xDtii  burc^gefe^t,  ba|  fie  nid^t  mefir  00m  Soben  ber  3^eoIogie  oenoie|en  merben 
fann.  Unb  loenn  über  t^re  encqflopöbitee  (Einglieberung  bas  S(fya>anltn  ber  9Ileinungen  45 
bis  ^eute  fortbauert^  fo  fyA  fiA  bie  Sluffaffuna  i^res  Segriffs  unb  i^rer  Slufgabe  boA 
Donoiegenb  ba^in  fn^iert,  [ie  a(s  3^^i9  ^^  fqftematif^n  X^eologie  ju  be^nbeln.  (Sxn 
babur^,  bag  bie  Slpologeti!  als  93iffenf(^aft  ausgebaut  n)urbe,  entjtanb  ber  Unterfd^ieo 
3tDif(^en  Slpologetif  unb  9lpoIoßie,  n)ö^renb  frfl^r  jn^if^en  n^iffenf^aftlid^er  unb  praf« 
tif^er  Segrünbung  unb  93erteibigung  bes  (E^t^entums  niemals  beutl{(|  unterfi^ieben  mar.  60 
Diefer  Unterfd^ieb  ift  aber  qrunblegenb,  menn  über  SBegriff,  3n^It,  Aufgabe,  Umfang 
unb  3Retbobe  ber  ^oloaettl  flore  Seftimmungen  gemonnen  merben  follen. 

1.  Slpologie  unb  vi po log  etil.  DaCEoriftus  über  bas  natürlii^e  9Ilenfd^emoefen 
bas  Urteil  ber  U)erIoren^eit  fällt,  {eben  3Ren|(|en  für  bas  Steii^  ®ottes  in  Slnfprud^ 
nimmt  unb  ben  bas  (Eoangelium  Slblel^nenben  für  bem  (&erid^t  oerfaUen  erll&rt,  fo  be«  55 
beutet  bie  (Exiftens  mirllii^en  (E^riftentums,  mo  es  ift,  f^on  als  foli^e  einen  Singriff 
auf  bas  natürlicbe  £eben  ber  SBelt;  barum  ift  natumotmenbig  ber  ^ag  ber  SBelt  gegen 
bie  3üngergeme(nbe  (SRc  13,  13;  \m  10,  22;  Sc  6,  22;  30  15.  18.  17,  14).  Da 
(£^riftus  femer  ben  Slnfpmc^  er^dbt  bie  SBa^r^eit  m  fein  unb  als  ber  00m  Sater  ®e» 
fanbte  allein  bie  ma^e  SBets^ett  bietet,  bie  oon  oben  ^r  ift  (Jlol  2.  3;  1  Ao  1,  30. 60 
1^  ff)»    \o  fte^t  oermoge  bes  Segenfages  oon  9{ei(^  (gottes  unb  SBelt  bie  SBeis^eit 


680  flff0U%t^  atwlogte 


biefer  SBelt  in  einem  natutpentägen  C5egenfa^  ju  CE^rifto.  SBteS^riftus  oermoge  beffen 
oon  älnfang  an  ,,bo$  StiAtn,  bem  toibetmo^n  loirb''  (fic  2.  34),  loar,  fo  ote 
G^rtftengemeinbe  oon  ifirem  urfimtng  an  bie  9li(^tung.  ,,bei  i^erau  toiberfinro^en  loitb" 
(91C5  28,  22).   6(^ma9ung»  fiä^rung,  Üiotfagen,  $09n,  Seifolguna  ift  barum  ju  allen 

5  ^^iten  bas  £os  too^r^aften  CC^riftentums.  3nfoIgebe{fen  fyd  aoei  oiefes  aiuj^  ju  allen 
3etten  nic^t  blog  3^^9^^  c^eleat,  fonbem  au$  Slpologie,  b.  ^.  9{e(]^tfertkung,  Ser< 
tetbigung  geübt.  C^iriftus  ^  ni^t  blog  über  bie  3BtU,  oonjic^  unb  bem  9fei(^  (Sottes 
3eugnts  abgelegt,  fonbem  ^  auA  3o  6,  31—47  fein  6elbf^eugnis  apologetif^  be« 
gränl)et.  Die  3unger  ^aben  jd^on  in  ber  Slteften  Seriunbigung  (3l(B  2,  16  ff.)  fflr  Zob 

10  unb  Sluferfte^ung  3^fu  QL^riftt  ein  apoIo^etifAes  Seioeisoerfa^n  eingef^lagen.  Sie 
^aben  femer  ben  Gläubigen  bie  ftrSfttglett  ^rtfUi^et  SebensentmidEIung  jugemutet,  um 
,,tebem,  ber  von  i^nen  9{ed^enf(^aft  niegen  bei  i^nen  einroo^nenben  Hoffnung  forbeif', 
„Slpologie"  aJerantmortung  t^un  ju  fenneri  (1  p  8,  15;  ?P^i  1,  15;  fic  12,  11. 
21,  14).  äberall  auf  ben  Srenjgebteten  jmifi^en  (Blauben  unb  Unglauben  rotib  benn 

16  auc^  ben  Sinmiufen  n)ü>er  bas  ol^riftentum  gegenüber  uon  ber  d^riftlid^en  Selbftgeioift« 
^eit  bie  Serteibigung  geübt,  in  ber  ber  Simeme  ausfprid^t,  was  bas  C^riftentum  in 
t^m  unb  für  i^n  ift.  93on  biefer  inbioibuelupraltif^n  Slpologie  unterf^eibet  fi^  bie 
Itr^Ii^^amtli^e,  in  ber  ber  !£räger  bes  ministerium  ecolesiasticum  ben  SUxmfS  mit 
ben  aRöAten  bes  Unglaubens  aufnimmt :  loas  bem  gISubigen  CE^riften  £ebenstrteo  unb 

20  fiiebesaufgabe  ift,  geftaltet  fiA  für  ben  C5eiftli^n  jur  flmte^i^t.  itein  (Beip^r,  ber 
bie  Slufgooe  feines  Semfs,  Seelen  ju  retten  jum  etoiaen  i^n,  in  Sejeugun^  bes 
(Beiftes  unb  oer  jlraft  ergreift,  lann  bie  prcdttfc^e  Spobgie  umael^en;  oenn  bte  (Sx* 
fabmng  ben^eift,  bah  ber  SBiberfpmA  n^iber  bas  (Eoangelium  leiäter  ju  fibenoinben  ift 
als  bie  (Blei(^gültigleit. 

25  Ss  liegt  lein  (Brunb  oor,  bag  biefe  praltif^e  ^oloaie  münblicbe  9BirI[amIeit 
bleiben  mflgte;  bie  ubera&nge  oon  ber  mflnblic^en  3ur  Imerarifi^en  x^tiglett  finb 
überall  unmerQii^e.  X^tfadblii^  lennen  wix  litierarif^e  ^ologien  nur  unter  bem  (Ein« 
flug  n)ilfenfAaftIi(^  apoloaetipen  Serfa^ens.  CEs  li^  bas  im  äBefen  ber  6a^e.  Dk 
litterarifi^e  ^ologie  loirb  für  bie  Serteibigung  bes  ^riftlic^en  (Blaubens  me^r  mit  bie 

80  münblime  auf  bie  leMen  (Brflnbe  inteüeftueller  (BemiMeit  }urfl(fgefu|nrt  unb  oreift  ^ier« 
mit  in  oas  toiffenfd^cmlid^e  iBerfol^ren  Über.  @o  finb  oenn  f^on  bie  filteften  vlpolo^en, 
bie  loir  aus  bem  2.  3a^r^.  befi^en,  niAt  rein  praltif^,  fonbem  fi^reiten  fd^on  ^u  einer 
9Irt  ioiffenf^aftIi(^  opolegetif^er  SB^rünbung  fort.  ®e3^t  bie  Slpologie  einerfetts  f^m 
Müii)  bes  (Begners  nottoenbi^  3ur  ^olemif  n^eiter,  fo  ^infi^tli^  ber  Selbftbegrünbung 

35  bes  ^riftentums  jur  9IpoIogettI.  6o  ift  es  bei  3ufttn,  Xatian,  2:^op^i(us  u.  f.  m. 

3laä)  bem   Sprac^^ebrau^  ber  3[Borte  änoXoyelo^ai,  änoXoyla,  djioXoytizocoq 

toie  na(^  ber  firc^engef^td^tliAen  (Entroidelung  ber  SBorfteÜungen  oon  ber  apologetif^n 

!£batigleit  ber  Atr^e  ^ben  ^ologie  unb  9q)oIogetif  ben  ^riftlid^en  Glauben  5um  Ob- 

Jen  unb  bie  93erteioigung  unb  Segrünbung  bes  C^riltentums  jur  9lufgabe.  Der  Untere 

40  f^ieb  ift  ber  oon  Praxis  unb  9Bif|enf(^aft  (6ad) :  „bie  Stpobgie  ift  alfo  bie  populäre 
Darfteilung  beffen,  loos  bie  Slpologetil  in  roiffenfc^aftlid^er  Bearbeitung  giebt''  (Saum» 
ftart).  Die  Slpologie  ift  erbauli^,  b.  ^.  fie  wSX  bie  (Eimelnen  für  3^fum  geroinnen, 
oon  ber  SBo^r^eit  oes  CE^riftentums  überführen  unb  baburq  retten  jum  eroigen  fieben ; 
fie  bejie^t  fi^l  barum  auf  bie  CBimoürfe,  bie  in  ber  betre^enben  3^^  gerabe  mit  Sor« 

46  liebe  gemamt  loerben,  auf  ben  (Bemütsjuftanb  berer,  an  bte  fie  ]xi)  loenbet,  unb  ergreift 
bas  praltij(q  bur^f^lagenbe.  Die  Slpologetil  bagegen  bejie^t  ftc^  auf  bie  fa^lt^n 
6^n)ierigteiten,  bie  bem  ^riftli^en  (Blauoen  entgegenjtc^en,  begrünbet  benfelben  aus 
bem  äBefen  ber  6a^e  ^raus  unb  ju^t  oon  feiner  SBapr^eit  burc^  benienbe  Segrün- 
bung  3u  überjeugen^  iK  alfo  t^eorettf(^  in  ber  Safiemng  bes  C^riftentums  auf  fefte 

60  Denlprinjipien.  Die  ^ologie  ift  bamm  me^r  naA  au^en  gerietet,  um  (Begner  ju 
übenoinben  unb  SBtberfirebenbe  3U  geroinnen  unb  (Blöubtgen  bie  SBaffen  jum  Aampf 
mit  ber  2BeIt  3u  bieten :  fie  ift  bas  praftif^e  93erfa^ren  ber  Serteibigung  bes  (Blaubens ; 
baaegen  bie  Slpologetil  ift  naA  innen  gerichtet,  um  bie  d)riftli^e  (Bottes«  unb  SBeIt< 
an|d)auung  3U  begrünben  unb  Sie  Selbftre^^ertigung  bes  d^riftentums  3U  oonjie^n: 

55  fie  ift  bas  ioiffen|c^aftIi^e  93erfa^ren  ber  t^eoretif^en  Segrünbung  bes  CE^riftentums. 
äBö^renb  bo^r  bie  Slpologie  eine  ungeheure  iDIannigfaltigleit  seigt  unb  jeigen  mug, 
erftrebt  bie  Slpologetif  bie  (BcfAIoffen^eit  bes  S^ftems. 

(£^riftlieb  fagt  über  bas  S^er^Itnis  oon  3lpoIogie  unb  3lpologeti!   (2.  Sufl.  ber 
9{ealenc.  6.  539) :  „Die  Slpologien  finb,  roie  ibre  lange  9{ei^e  seiat,  immer  aus  einem 

60  praftifd^en  Sebürfnis  entfprungen  unb  bienen  bei  aller  n)iffenf(|aftli^en  SBraud^borieit 


a^iolDgetif,  a^iabflie  681 

in  einselausfü^runoen  immer  praüif^n  Svotdtn.  Sie  enifte^n,  loenn  ber  3iK>etfeI  unb 
SBibetlpru^  eine  ma^i  im  Solbleben  iDub,  unb  ben  gfodBeftanb  bes  Glaubens  unb 
ber  S{\xd)t  bebro^t.  Dte  Slpoloaetil  ging  unb  ^e^  [tets  aus  einem  u)iffenf(^IiAen  Se« 
bürfnis  Qeroor,  [te  mill  3Biffen|d^  fein  unb  m  erner  £inie  ber  uiifjenf^^I.  ^erftän« 
bigung  bienen.  Sie  !ann  erft  entfte^n,  Q>enn  ber  ^t^eifel  unb  SBiberbru^  JMtemotifAe  5 
Sorm  angenommen  f)at  Die  ^olo^ie  be^nbelt  ba^er  in  me^r  populärer  äBeife  meqt 
einselne,  seittoeilig  befonbers  angegriffene  $unße  unb  mug  je  na^  ben  oerfinberten 
93er^aItniHen  au(^  eine  oerfinberte  Stellung  einnehmen  (^agenbadb).  Die  Slpologeti! 
bagegen  fagt  immer  bas  (£|ri(tentum  als  (ßanjes,  ben  (^riftL  Glauben  na$  feinem 
®runbn)efen  ins  Sluge,  um  bosfelbe  f9|temati|(^  ju  rei^tfertigen  unb  par  niAt  einjelnen,  10 
oollenbs  bloh  populären  (Einroenbungen  (bie  jie  nur  etoa  beiläufig  berflprt),  Jonbem 
bem  [Qftematif^en  SBiberfpru^,  [ei  es  oer  Sßiffenfd^aft  ober  ber  ^Religion.  0.  9.  allen 
ni(^t^riftli(^en  Grunbrii^tungen»  SBeltanfd^auungen  unb  9{eIigionen  gegenfioer  (Aa^nis, 
93aum|tarl  u.  a.).  Die  ^ologie  ae^  oon  ben  (gegnem  aus  unb  fagt  fie  na<^einanber 
5una^[t  ins  Sluge.  Die  Slpologenl  mug  M  oor  allem  in  bos  q^ftiii^e  Glaubens^  15 
prinsip,  fein  gunbament  unb  feinen  fpejifi^n  item  oertiefen,  nidbt  um  es  ,,unter 
SSorausfe^ung  bes  Glaubens  unb  miffenftp.  Sebflrfniffes"  (fo  Sad  6.  20)  nur  pofitio 
ju  begrflnben,  fonbem,  vok  fAon  ber  9lame  befagt,  es  ju  oerteibigen,  alfo  tmi)  unter 
93orausfe^ung  bes  SBiberfpruqs,  aber  nii^t  bes  oereinjeQen  unb  ^opKren.  fonbem  bes 
loiffenüaftlii^  fqftematif^en.  Zfyc  eignet  ba^er  immer  eine  prinzipielle  SRet^obe.  Sie  20 
fuc^t  oas  Qejamte  SRaterial  probel^auiger  SBetoeismittel  jur  SBtberlegunp  ber  Gegner 
loie  jur  pofttioen  9{e^tfertigung  bes  (^rtftlic^n  Glaubens  ju  einem  einbettli(^  gefi^Ioffe« 
nen  Softem  ber  SBerteibigung  ju  oerarbeiten.  Daber  w\xh  fi^  bie  9q>oIogte  in  bem 
aHag  ber  Stpologetil  nähern,  als  fie  ni^t  ap^oriftif^  nur  einseines  na^  ieioeiligem  SBt* 
bürfnis,  fonbem  alle  ^auptpofitionen  ber  Gegner  ins  Vuge  faffenb  unb  bie  bebro^ten  25 
^untte  naA  einanber  oerteibigenb,  babei  an  Gebilbete  fiq  toenbenb  mei^obifdb  u^iffen« 
aftlic^e  9lrt  annimmt  (Saumftarl  S.  12),  mit  bies  oon  manAen  in  ber  l^t  ge> 
ie^t.  Der  Unterfd^ieb  ift  boi^r  lein  abfoluter  (UKis  au$  Sad  jugiebt),  fonbem  ein 
lieftenber  (Gbrarb  I,  S.  3)". 

Si^Iagt  bie  Slpologetit  ein  u)iffenf^ftli(^es  93erfa|rren  ein,  fo  beanfpmAt  fie  einen  so 
befonberen  Ort  im  enqHopäbif^en  SIufriB  ber  t^Iogif^n  Disjiplinen.  befolgt  bie 
Slpologie  ein  praltifd^es  Serfo^ren,  fo  tft  fie  nii^t  eine  befonbere  t^eologifc^  I)is3iplin, 
fonbem  entnimmt  i^ren  Stoff  in  populärer  Bearbeitung  oerf^iebenen  t^Iogifd^en  Dis» 
3iplinen.  J^raft  ffimtli(^e  3<>>^39^  ^^^  X^Iogie  laffen  fi(^  nSmli^  fotoo^I  in  beftml« 
tioer  mie  \n  apologetifc^er  älbjmedung  b^anbeln.  Das  ^ologetifiqe  bejeii^net  alfo  S5 
nic^t  blog  ben  3nbalt  einer  beftimmten  wiffenfc^,  fonbem  auA  einen  berrfc^nben 
Gefl^tspuntt  für  bte  SIrt  ber  SBe^nblung  ber  oerfd^iebenen  t^Iogif^en  Disjiplinen, 
bie  ft(^  aus  ber  religiofen  Stellung  ergiebt  Die  bibltf^e  (Einleitung,  oie  biblifc^e  ZS^» 
logie  9.  unb  9lX.s»  bie  beilige  GefAidjte,  bie  DogmengejAi^te  u.  f.  vo.  laffen  eine  be» 
ftmitioe  unb  eine  apoIogetif(^e  Se^Twlungsform  ju.  Die  Apologie  entnimmt  ba^r  i^ren  40 
Stoff  ben  oerfd^iebenften  t^Iogifd^en  Gebieten,  fa,  fie  bejc^ranlt  fiA  nii^t  auf  btefe, 
fonbem  iann  au^  Stoffe  aus  Gefc^iAte  unb  9latunDif|enffflaft  für  i^re  S^^  ffttan» 
sieben,  mie  fie  fid^  benn  auf  alle  Gebiete  erftredt,  bie  fi^  (omopl  im  Sinne  bes  Glau» 
bens  loie  bes  Unglaubens  be^anbeln  laffen.  Die  Slpoloijetil  ift  oagegen  „Serteibigungs« 
mijfenf^aft  xgt  l^oxqv**,  Gs  mar  baper  eine  unri^ttge  Sc^lumolgemng  aus  einer  45 
rid^tigen  Seoba^tung,  loenn  einselne  an  ber  ^oloaetil  ein  etgentflmliAes  Objeä  oer« 
mieten,  meil  i^re  „integrierenben  Zeile  eigentliq  alle  in  anbem  Disjiplinen  i^renOrt 
^aben''  unb  fie  fflr  einen  »jtoedmähigen  Inbegriff  bes  Sebeutenbften  aus  allen  ^riftl. 
Disäiplinen"  erllfirten  (I^olud,  flttt.  Slnj.  1831  S.  541  ff.;  ^almer,  «ofenhanj, 
Sienertu.  a.).  Sine  AoIIeäaneenfammlung  aus  einer  9{ei^e  oon  Disgiplinen  ergiebt  aber  50 
niemals  bas  9{e^t  einer  befonbem  Disjiplin,  fonbem  biefes  folot  nur  aus  oer  Uner^^ 
lä^Ii^feit  einer  im  Organismus  ber  X^Iogie  notroenbig  ju  I9|em&en9ufaabe($almer). 
Dtefe  befte^t  in  ber  oenlenben  Segrünbung  unb  93erteü)iguttg  ber  ^ftl.  Glaubens» 
toa^r^eit.  Die  £ö|ung  biefer  älufgofbe  ift  (mas  Steube  oeriannt  ffoSi  oon  ber  iritifc^en, 
exeaetifd^en  unb  ^tftorifc^en  Si(^rfteIIung  oes  bibli^en  X^atbeftanbes  oerf^ieben ,  bie  55 
9lufgabe  ber  biblif(^en  9Biffenf(^ft  ift.  I)ie  9IpoIogie  mag  fi^  ber  Stoffe  ber  exege» 
tif^en  Z^eologie  für  i^re  praltif^e  Slbstoedung  bemSi^tigen.  3ur  Slufäabe  ber  9Ipo« 
logetif  gebort  ni^t  bie  93erteibigung  einjelner  biblif^er  SBerid^te,  bie  ber  ^t%ti  ju 
Dolljie^en  ^at;  bie  Slufgabe  ber  Stpologetif  befte^  in  ber  Serteibigung  ber  (^riftli^en 
Glaubensma^^it  in  \xq,    (Ergiebt  fi$  f^on  hieraus,  baj}  bie  SSpoIogetü  als  ^mtx^  w 


682  a^iolugettf,  a^iobgie 

ber  exeoettf(^en  X^eologic  (^lond)    ni^t  be^nbelt  loetben  fonn,   fo   frogt  es  m, 
toel^en 

2.  Ott  in  ber  t^eologifc^en  SncnllopSbie  fte  einnehmen foll.  hierfür  iftnatür« 
Ii(^  bie  SJorfroge,  ob  fie  überhaupt  einen  foIAen  beonfinfuc^en  lann.  6^on  an  i^rer  9Biege 

5  ^Qt  i^r  9loffeIt  bas  CExijtenpd^t  ^efpromen.  ^almer  tougte  i^r  lein  Gebiet  suju» 
toeifen.  9töbiger  ^aite  tn  feiner  Xfeotogil  leinen  9toum  für  fie.  Unb  überall  ntug 
man  ]xi)  me^r  ober  toeniger  ablel^nenb  gegen  fie  oer^Iten,  loo  man  auf  rotionaliftif^em 
Soben  ben  obfoluten  (E^arcdter  ber  ifnfü.  9{eligion  inceisgiebt,  al^o  ni^t  Serteibigung, 
fonbem  nur  Darstellung  berfelben  übrig  be^It.    Das  tDiffenfmoftlii^e  3ntereffe  an  ber 

10  ^ologetil  entfpn^t  genau  bem  praltif^en  3ntereffe  an  oer  SRiffion.  9titf(^I  entrounelt 
bie  Slpologeti!  (u)ie  oie  aORiffion)  prinjipiell,  inbem  er  bie  ^Religion  in  ausf^liegenoen 
(Segenfa^  3um  objeltioen  SBiffen  unb  (Erlennen  ber  SBelt  ftellt  unb  fie  für  eine  praf^ 
tif^e  gfunttion  bes  menfc^Ii^en  (Beiftes  erffört,  bie  biefer  ju  bem  3^»^  oolljie^»  ft^ 
feine  ^ei^eit  gegenüber  ben  Hemmungen  ber  9lu|emDeIt  ju  fiAem.    Da  bie  teligiofe 

15  SBeltanfd^auung  fo  niAt  obfeltio  suoerßjfige  Spiegeluna  realer  9BeIti>er|aItniffe  im 
felbftben)ugten  (Seiftesleben,  fonbem  fubjemoes  (£mugn\s  bes  menf^Iicben  6elbftoeffibls 
unb  SBillens  für  ben  !iwtd  perfönli^er  gftei^eit  ift,  fo  tommt  es  in  ber  Kelmton  oe^ 
Ms  ber  äBeltftellung  bes  9Ilenf(^en  auf  3ti'^^cl6i9|[^it  an,  ni^t  eigentlii^  auf  SBo^r^it. 
Dte  pofitioe  9teIigion  ^at  ^iemad^  nur  ^iftoriffte  ^ebingt^it.  aber  leine  objettto  t^^ 

20  retifc^e  SBajis.  Darum  lann  es  für  Stitf AI  auq  feine  Se^rünoung  bes  AriJtL  Glaubens, 
alfo  feine  Slpologetü  geben  (ogl.  meine  SArift:  Die  ^nmipien  oer  SRitfmlfc^n  !Qeo« 
logie  unb  ibr  SBert.  ^onn  1891  S.  3  ff.).  Diefer  auffajTung  gegenüber  ift  baran 
fejtsu^Iten,  oag  CE^riftus  ben  3ln^(^  erhoben  fydj  eine  real  sutreffenbe  Gotteserlennt^ 
nts  3u  bringen  {Wti  11.  27),  bie  SBa^r^ett  im  6tnne  einer  objertio  julreffenben  (Sx- 

26  ienntnis  oon  (Sott,  9Bett  unb  aRenfd^^eit  m  bieten  Qo  18,  37.  8, 40),  fa  bie  abfolute 
äBaj^r^eit  feM  ju  fein  (14,  6).  Gbenfo  |aben  bie  ^oftel  in  ber  Offenbarung  3efu 
CE^rifti  bie  abjolute  SBa^jd^eit  gefunben  in  bem  Sinne  einer  obieftio  sutreffenben  unb 
jtoar  ber  einsta  unb  allein  fti^^ialtigen  Deutung  bes  n^al^ren  äBefens  Gottes,  ber  9BeIt 
unb  bes  yRerSAtn   (3o  1,  9.   18;  1  3o  1,  7:    1  fto  1,  25.  2,  6  ff.;    Äol  2,  2ff.; 

8o$br  1,  1  ^.,  Off  5,  6  ff.  u.  f.  uj.).  ^cA  aber  bas  ffi^riftentum  als  bie  abfolute  »eli= 
gion  bie  einsig  incobel^aitige  äBa^oeit,  fo  mug  aud^  ein  SBa^r^itsben^eis  für  fie  geffi^ 
u)erben  fonnen.  Der  Serjid^t  auf  biefen  bebeutet  bas  Slufgeben  ber  Slufna^e  bes 
Aampfs  mit  bem  Unglauben  unb  ber  geiftigen  SBeltübenoinbung;  ber  Serjid^t  auf  Vpo- 
logettf  fc^Iiegt  alfo  bte  (Entmertung  bes  (t^riftentums  als  abfoluter  9{eIigion  in  fi^. 

S6        (Jrüt  S^leierma^er  toar  bie  ineligion  Siiben  in  ber  unenblic^en  9latur  bes  Ganjen, 

^  SBemugtfetn  ber  Sin^eit  bes  Gnbli^en  unb  Unenblid^en  (in  im  SReben  über  9{eIigion), 
abfolutes  ^b^Sngiafeitsgefü^I  (in  ber  Glaubenslehre).  Das  SBefen  bes  reli^iofen  Ser^ 

Jöltnijfes  jur  abfoluten  SBeltein^eit  enttoidelt  bie  Steligionsp^ilofop^ie.    Dte  pofitioen 
lelijjionen  finb  nur  bie  oerf^iebenarti^en  ^iftorifd^en  Geftaltungen  bes  religiöfen  Set' 

40  ^ältniffes,  unb  barum  lann  es  oon  btefen  eigentli^  nur  eine  ^iftorij^e  Dorftellung 
geben.  Die  d^riftli^e  Glaubens«  unb  Stttenle^e  ge^Brt  barum  na^  6^1. 3ur  ^iftorif(^en 
Si^eologie.  Die  Slpologeti!  aber,  bie  S^Ieiermad^er  postuliert  als  3^^^9  ^^^  pj^ilofop^t^ 
f^en  !^eoIogte,  ^ot  religionspj^ilofo^ifd^en  C^aralter  m  bem  Sinne  ber  ^erleitun^  bes 
G^riftentums  aus  bem  allgemeinen  ^Begriff  ber  9{eliaion ;  bie  Slpologetü  foll  bas  eigen^ 

45  tümli^e  2Be[en  bes  (E^riftentums  ^rausftellen  im  llnterfd^ieb  oon  anberen  Glaubens^ 
u)eifen,  unb  our^  Darfteuun^  bes  Unterfc^iebs  bie  äberjeugung  oon  ber  SBa^r^it  unb 
Gottlid^lett  im  ganjen  oermtttelft  bes  Sinblidb  in  bas  (Einzelne  befeftigen.  Gine  fol^ 
auf  ber  93erglet(qung  ber  9{eIigionsgefd^id^te  bafierenbe  reltgionsp^ilofop^t[d^e  (£^|ara!> 
terifierun^  bes  S^riftentums  ergäbe  ober  l^od^ftens  feine  relatioe  Sorjüglt^Ieit,  ni^t 

50  bie  Cin^tgartigfeit  bes  Sefi^es  ber  äBa^r^eit,  lole  es  ja  nai)  Sc^Ieierma^er  überbaupt 
leine  obteltioe  Gotteserfenntnis  giebt.  Der  mit  Sleligionsoerglei^ung  operierenbe  IHttä^'- 
mm  ber  Sigentümli^leit  ber  qriftli(^en  9{eIigion,  oermöge  beren  fie  allein  als  3n« 
^berin  ber  3J3a^r^eit  t^eologtf^e  äßijfenfd^  erjeugt,  gehört  in  bie  tbeologifd^e  (Snaßo- 
pabie,  bie  bas  Sere^ttqte  an  S^Ieterma^ers  Slu^ntellung  ju  erfüllen  ^at    Die  oon 

55  i^m  poftulierte,  aber  ni(^t  ausgeführte  (Spologetif  unb  ^olemif  umfaffenbe)  p^üo- 
[op^if^e  S^eoloqie  ift  allgemein  aufgegeben,  au^  oon  benen,  beren  religiofer  6e< 
famtanfc^auung  fie  entfpre^en  loürbe,  bebarf  alfo  für  bie  Gegenwart  feiner  SBiber 
legung  me^r. 

$ür  bie  Gegemoart  fann  als  enqflopöbifi^er  Ort  ber  9lpoIogetif  einzig  bie  f9fte« 

eo  matifd^e  ober  bie  praftif^e  3:^eoIogie  in  gfrage  fommen.  Der  legieren  ift  fie  jugemiefen 


a^ologetif,  a^iobgie  683 

biir^  3)anj,  Stcubcl,  SRofenfrcmj,  Äienlcn,  Dfifterbted,  Dclifefd^,  $ofmann,  Steubc. 
9(m  meiften  Slnlag  ^t  ^tei^u  gegeben  bie  Senoei^felung  pif^en  9Ipoh)getti  unb  Sipo» 
logie ;  bas  größte  f^etnbote  9{e$t  bot  ^ierju  bie  ttn^oltbore  et^mologtli^e  (ErflSrung  bes 
SBorts  9(pologetiI  als  X^eörie  ber  Spologie,  obgleii^  es  ein  Belonnter  ®runb[a|  ift, 
bag  bie  (Etqntologie  nii^t  über  bie  Segri^beftinimung  entfc^eibet  (wie  p.  S.  bte  (Et^^  5 
mologie  bes  SBorts  religio  fflr  bie  Sejtnnntung  bes  SBefens  ber  9{eIigton  aleid^gülttg 
i|t).  Der  Segriff  ber  Dogmatil  3.  SB,  t|t  nid^t  etqmologif^  ju  aeminnen,  |o  ba^  er 
etioQ  eine  ^iftorif(^«{riti[(l^e  Disjiplin  oont  fird^Iid^en  Dogma  (9lo^e)  bebeutete,  fonoem 
beftimmt  {id^  auf  (Srunb  ber  Cn&idelung  ber  Doltrin  als  bie  bftemati|<^e  3Bi[|enf(^aft, 
bie  bas  Dogmatif(^e  jum  3n^It  ^.  ,,9Bie  bie  Dogmatil  ntAt  bie  (Srunbf&^e  an^  10 
giebt,  na^  loe^en  bie  Dogmen  ju  le^en  finb,  fonbem  bie  SBinenf^,  beren  Sn^alt 
bas  Dogma  bilbet,  fo  lann  oiu^  bie  ^ologetil  bie  9Bi{fenf$aft  (ein,  loeli^e  bie  9bo» 
logie  enthalt"  (Saumftar!).  Über  [old^e  Dinge  entfi^eibet  ni^  ein  abftralter  gormalis* 
mus.  3n  3lnalogie  nämli^  basu,  bag  $omiletn  bie  jtunftle^e  ber  $omilie,  bie 
ftateAeti!  bie  ftunftle^re  ber  Äate(^efe  ift,  meinten  Düfterbied,  Sofmann,  Steube  u.  a.  15 
bas  93er^ltnis  ber  Slpoloaetü  3ur  ^ologie  ob  bas  ber  fir^li^en  >tunftle^e  jur  Praxis 
beftimmen  5U  [ollen;  biefe  Seftimmung  ift  ober  eine  etqmologiji^  gema(|te,  buri^  bie 
^iftorMe  (Enttoideluna  oon  X^ologie  unb  !ßrasis  in  feiner  SBeife  gerechtfertigte.  9ti^t 
bas  95or^anben|ein  00er  bie  Slofaoenbigleit  einer  Aun|tlebre  bes  äjtoXoyeVi^ai  Bot 
jenen  Segrif^,  fonbem  bie  (EtQmologie  fyA  fenes  unmtrlltd^e  ^oftulot  erjeugt.  Stneso 
fold^e  ,,93ertetbigungslunjtle^e''  eiifttert  benn  aud^  bis  ^eute  nic^t.  Sllle  roirnic^  aus« 
geffi^en  ^ologetuen  ftnb  nie  blog  formale  9Ret^obenle^en  oer  Kpologie,  entroeber 
ie  m  führen  ober  ju  f^reiben  (fo  Sretf^neiber  eine  3^^^  ^<^%  f*  $eubner  a.  a.  C), 
ie  finb  nie  bloge  jtunftt^eorie  3ur  Sd^ulung  apologetifd^er  ^ätiafeit,  fonbem  ^aben 
tets  i^r  Slbfe^en  barauf  gerietet,  in^altli^  bte  aSttli^  9Ba^r$e{t  ber  ^rip^n  9teli«  25 
gion  3u  oertreten,  obgleit^  bie  et9mologif$e  Definition  basu  lein  SRed^t  giebt.  .,(Eine 
SRet^obenle^re  ift  unb  iUrbt  eben  SRet^obenle^re,  lann  alfo  nid^t  bie  6a^e,  um  wei&t  es 
fid^  ^anbelt,  felbft  3ur  ^usfü^ng  bringen,  bie  Slusffi^ng  ift  erft  Sai^e  ber  Slmoenoung 
ber  anet^obe"  (Saumftarl).  Die  3Bortffl^rer  jener  ^ffaffung  loiberlegen  fid^  alfo  felbft, 
inbem  fie  3U  apologetttd^em  3n^alt  fortfd^reiten.  ber  \a  t^otfäd^li^  eimtg  unb  allein  eine  so 
Slpologetil  ergiebt.  SBill  3.  SB,  Delt^fq  „^noamentalapologte  unb  Serteibigungshinft« 
le^re  jugleid^^',  fo  giebt  er  bo<^  im  n^efentlid^en  eine  in  Slpologetil  fiberge^enbe  9lpo< 
lopie.  Unb  obgleii^  Steube  bas  (^riftentum  nid^t  oerteibigen,  fonbem  oerteibigen  le^en 
iDill,  giebt  er  unter  bem  litel,  mtt  ber  Äenntnis  ber  ©raofirfe  unb  ber  SJerteibigungs« 
mittel  aus3urflftenp  in  ber  ^auptfad^e  eine  burd^gefu^rte  neuteftamentlidbe  Apologie.  STus  ss 
biefer  materiellen  Se^anblung  apologetffc^en  Stoffs  ergiebt  fi^  bie  iln^Uborfeit  ber 
formaliftif(^en  au^afhing,  bie  in  ber  I^at  ju  il^rer  Äonfequem  ^aben  ©ürbe,  baft  bie 
$omileti!.  ©eil  fie  Äunftle^re  ber  ^rebigt  tft,  ben  gan3en  in  ber  ^ßrebigt  3U  gebenben 
Stoff  (aljo  itn  aanitn  Znfyxli  ber  (Glaubens«  unb  Sntenle^e)  mitbeoanoeln  mflgte, 
alfo  in  bte  praftif^e  X^eologie  ^inein3ie^n  nrilrbe.  Die  in  ber  praftifd^en  X^eologieio 
3u  gebenbe  9lnn)eifung  über  bie  Slrt,  loie  man  Apologie  treiben  fou,  ge^Brt  ku  einem 
geringen  Zeil  in  bie  Jtate^til,  3um  grbMen  !£eil  in  bie  aRifjionsle^e  unb  in  bte 
^aftoralt^eologie,  loic  benn  bie  Slpologetit,  bie  oan  Dofter3ee  tn  feiner  ?PraÖ.  Ifieol. 
feeilbronn  1879  2.  »b  S.  307  ffj  als  Äunftle^re  gegeben  ffot,  loefentlid^  ein  öttidt 
^aftoralt^eologie  ift.  Sine  ffir  bie  (Degemoort  loinlic^  ixauijlbatt  ^omiletil  !ann  {eben«  45 
falls  einer  Slntoeifung  barflber,  in  toeld^er  SBeife  bas  apologetifd^e  (Element  in  ber  $re< 
bigt  3u  feinem  SRed^t  fommen  foll  unb  barf,  gar  nid^t  errtb^ten.  Unb  für  bie  ffiaftoral» 
leQre  xH  gar  ni^ts  bagegen  ein3uioenben,  bog  in  einem  befonberen  Slbf^nitt  bte  be[ten 
URet^ooen  3ur  ^efämpfung  unb  Übenoinbung  oon  3®^*f^l  wnb  Unglauben,  3ur  SSer:« 
teibiaung  bes  Glaubens  gelel^  toerben ;  nur  bürite  etne  foldbe  ,,93ertetbigunaslunftle^re"  so 
ebenfo  roenig  mit  einer  ausgeführten  praftiffien  5lpologie  belaftet  toerben,  tote  bie  §omi* 
Ictif  ^rebigtbonbe  in  fi^  befajfen  bürfte.  Unter  Slpologetil  wirb  aber  auj  (Bmnb  ber 
aef(^i(9tli^en  Sntn)i(!elun^  etroas  anberes  oerftanben  als  eine  Aunftle^re ;  [ie  ift  SBiffen» 
f^aft  in^altli(^er  93erteibtgung  felbft  unb  als  foldbe  bie  t^eoretifAe  6c^toe|ter  ber  pra!« 
tilgen  Slpologie.  §at  aber  bie  3lpologeti!  feine  biftoriJÄe  Aufgabe  3U  IBfen  (Isfd^imer)  65 
unb  mä)i  Jtunftregeln  3U  geben,  fonbem  bie  (^riftlid^e  9JBeltanf^auung  3U  begrünben  unb 
5u  re(^tfertigcn,  fo  ift  i^r  enqflopäb.  Ort  einsig  unb  allein  in  ber  fgftematifi^en  3:^eologie. 
£ieg  \\ä)  bie  loiffenf^ajrtlidQe  Singliebemng  ber  Slpologetil  nur  auf  ®mnb  eines 
Dorlöufigen  Se^riffs  oerfe&en  ooll3ie^en,  fo  l&§t  fi(^  erft  nai^  Slusfi^liegung  i^rer  Sin« 
gliebemng  in  bte  praftif^e  X^eologie  w 


684  a^alogeHf,  KfßUpt 

3.  Segriff  unb  ©cgenftanb  bcr  äpolofletil  nö^cr  bc|timmcn.  T^er 
fpftemotif^e  (E^alter  ber  Slpologetil  toirb  Jelbft  burd^  bie  Sn^Itsbefttmmungen  ber 
Vertreter  i^rer  3uge^örigiett  jui  praß.  2:^eoIogte  bemiefen.  äBenn  DeltMd^  3.  S.  bie 
Aufgabe  ber  Stpologetii  barin   fi^t,   bas  bem  QP^riftentum  unoeräugerliq  SBefentlic^ 

5  3U  oerteibigen  (6.11)i  aI{o  bie  ^eilst^fa^en  mit  t^ren  unerläMi^en  Sorausfefeungen 
(6.  12),  befonbers  bie  (Erldfung  qIs  Centrum  aller  ^nfU.  3:^logie  (6.  32),  [ie  alfo 
befiniert  als  ,,3Bi{[enf^aft  ber  Selbftre^tfertigung  bes  Ori[tentum$  a^en  bie  ipm  fiii^ 
(£ntfrembenben'S  ober  roennSteube  bie  Aufgabe  ber  Sinologie  boi^in  faßt,  benSla^eis 
3u  führen,  bog  bur<^  ^efum  (!;^riftum  unb  nur  burd^  t^n  bie  ttefften  Sebfirfniffe  bes 

10  SHenfd^en  oölfig  befriebigt  toerben,  [0  führen  [ol^e  Segriffsbeftimmungen  auf  eine  fqfte» 
motifd^e  Disjiplin. 

Xro^  aller  Si^toanbinaen  über  bas  ^eroortreten  ober  Rutüdireten  ber  $oIemif, 
ben  3U  oerteibi^enben  3nbalt,  bas  Obfelt  unb  bie  SRet^obe  oes  SBen^eifes  \xxib  benn 
anä)  bie  De^nttionen  menr  unb  mel^r  ein^itlub  geworben  in  ber  Stiftung,  bie  Sipo« 

16  logettl  als  bie  SBiflenfd^aft  aufjufaffen,  ml^t  bie  SBa^^it  bes  CCbriftentums  als  ber 
abfoluten  9leIigion  enoeift.  äBenn  3.  SB.  6ad  bie  Spologetil  fagte  als  ,,bie  t^L  Dis» 
3iplin  oon  bem  Srunbe  ber  d^riftL  Religion  als  einer  göttli^n  Z^atfaqie''^  fiec^Ier  als 
,,ioinen[(^aftnAen  (Ermeis  ober  tDiffen[(^aftIi^  SBegrfinbung  ber  ^ri{tL  Stehgion  als  ber 
ab|oluten'',  (Eorarb  als  ,,9Binenf^ft  oon  ber  Serteibiaung  ber  99Sa^r^it  oes  (E^ften^ 

2otums'S  jtübel  als  ^^nrinsbieUe  unb  f9ftematif(^e  Dorfteüung  ber  6eIbftenoei|ung  bes 

^riftentums   als  ber  SDSa^r^eit'',  fo  ffi^ren  bie[e  oerjd^iebenen  Definitionen  in  vti- 

[d^iebener  gorm  aufben  Segriff  ber  u)iffenf(^U(ben  9le(^tfertigung  unb  Segrünbung 

ber  9Ba^r^eit  bes  Qi^tftentums  (Saumftarl,  C^riftlieb,  aud^  Qad^aetR  1871  6. 326). 

(glaubte  man  in  neuerer  3^it  ^^^  9{eIigion  oaburi^  [id^er^ufteuen,  bag  man  fie  als 

85  rein  {ubjeltioes  (Erseuanis  bem  itampf  ber  ußeinungen  Aber  bas  objeltioe  SerftSnbnis 
ber  SBelt  entsog,  |o  i|t  fold^e  oermeintlic^  6id^rfteuung  t^S^lic^  Slusf^Iiegung  aus 
ben  lebenbigen  jetftigen  SRSd^ten,  bie  um  bie  $errf(^aft  ringen.  Stelmel^r  ^ot  bieSlpo^ 
logetil  in  bem  Suioerftreit  3Q)tjAen  (glauben  unb  Unglauben,  ben  (Soeij^e  bas  eigetttlu^ 
tieffte  unb  einsige  X^ema  oer  SBeltgefc^i^te  genannt  ^at^  bem  alle  fibrigen  unteraeorbnet 

80  finb,  bie  SBa^r^eit  ber  äBeltanfd^uung  bes  (Glaubens  fo  3U  beoriinben,  bag  |ie  ben 
Rarwp^  mit  ben  SBeltanf^auungen  bes  Unglaubens  aufnimmt.  Daburc^  lommt  in  bie 
Stpologetil  ein  u)ed^felnbes  Clement.  6tnb  au^  bie  uRögli(^Ieiten  un^riftli^r  SBelt^ 
anjd^uung  immer  oiefelben,  fo  treten  bo^  in  oer[(^iebenen  Seiten  bte  oer[(^iebenen 
getftigen  Strömungen  ftörfer  qeroor,  unb  baburc^  oerf^iebt  fi$  ni^t  nur  bie  grtont^ 

86  ri(^tung  bes  Aampfes,  fonbem  au(^  gfonn  unb  3nbalt  bes  2B^^ettsbeu)et{es.  Darum 
mug  jebe  !^txi  bie  ^uf^abe  neu  aufnehmen  mit  Den  t^rem  äBo^r^eitsbebürfnis  ent^ 
fore^enben  geiftigen  SRttteln.  SBte  alfo  bie  Slpologetil  eine  anbere  toar  in  ber  alten 
Aird^e  gegenüber  ber  ^eibntf^en  ^^ilofop^ie,  eine  anbere  in  ber  9teu3ett  gegenüber  bem 
Deismus,  fo  ift  gegentoörtig  bie  Slpologetif  gegenüber  bem  naturtDiffenf(^aftU(^en  SRate^ 

iorialismus  tiefer  ausjubtlben  als  im  oorigen  3^^^^unbert  gegenüber  bem  92aturalismus. 
Der  äRaterialismus,  ber  Deismus  unb  ber  Pantheismus  finb  gegemoartiQ  bie  in  ber 
Slpologetii  oornel^mli^  3U  befömpfenben  Slnf^auungen.  SianI  ^at  in  feinem  69ftem 
ber  ^riftl.  (ßemig^ett  Stationalismus,  ^ant^eismus,  ilriticismus  unb  2Raterialismu5 
Surüdgeroiefen,  eine  Zeilung,  bie  fi^  leimt  auf  bie  angegebene  Dreiteilung  jurüdfü^ren 

45  lögt.  Sei  bem  bermaligen  Staube  ber  X)inge  !ann  bie  n)iffenf^aftli^e  X^logie,  wtm 
fie  ber  ftir^e  bie  i^r  sulommenben  Dienfte  leiften  toill,  unmögli^  auf  eine  SBieber^ 
legung  jener  äBeltanf^auungen  r)tqxd)itn,  Diefe  negatioe  Seite  ber  Slufgdbe  ber  9po^ 
logeti!  mug  aber  3uru(ftreten  hinter  ber  pofittoen,  ber  SSerteibigung  unb  Segrfinbung  bei 
^riftli^en  äBeltanfd^uung. 

50  JJfür  biefe  ift  f^on  na^  bem  CBnttoidelten  gönsli^  absumetfen  bie  (Seftaltuna  ber 
Slpologetil  als  t^eol.  ^rinsipienle^re  (^elt,  Xioeften  u.  a.).  JJrür  eine  jol^  tft  in 
einer  roirtli^  n)iffenf^aftli(^en  CBncqflopabie  ebenfo  roenig  9laum  loie  für  eine  „gfunba^ 
mentaltheologie"  ober  „^rolegomenen"  in  ber  SBeitf^roeifigleit  einer  befonberen  Dis» 
3ipltn ;  fonbern  fie  entfprtngt  einsig  bem  äRangel  an  f^ftemcüif^er  (Seftaltungsboft :  man 

55  mö^te  eine  9let^e  oon  fünften  be^anbeln,  bie  man  im  Spftem  ntd^t  uitterjubringen 
n)ei^.  Der  C&runb  einer  folgen  t^eol.  ^rinjipienle^re  lag  etnerfeits  in  bem  apol^e^ 
tif^en  Setriebe  bes  alten  Supernaturalismus  vulgaris,  anbererfeits  in  ber  ^ormn^ 
lierung  bes  apologetif(^en  3n^alts  bur^  S^leierma^er.  Der  Supernaturalismus  bes 
oorigen  unb  bes  9lnfangs  unferes  3^^^unberts  nol^m  nömlic^  feinen   opoIogetifi^B 

90  StanbpunH  nic^t  in  ber  S^rift,  fonbern  über  ber  Sd^rift,  glat^te  mit  formaten  Se^ 


8)iolQflettf,  9f0lBi\t  686 

griffen  „(Brünbe  für  bas  göttlt^e  ?ln|e^en  bes  CE^riftentums"  (§eiibner)  ctttoWeln  3u 
tonnen,  gab  alfo  Seioeife  für  ben  göttli(|en  llr|prung  be$  (£:^Hentums^  bie  Stotoenbig* 
feit  ber  Cffenbarung  unb  bie  (Slaubiofirbigleit  ber  beil.  6d^im.  6^Ieienna(|er  rotes 
ber  ^ologett!  (als  pbilofopfiif^er  Z^eologie^  ,,bie  9Be^|eI6egnne  bes  9latürli^en  unb 
^ofittoen,  bie  begriffe  Offenbarung,  SBunoer,  (Eingebung,  weisfagung  unb  SSorbilb  5 
(Ser^Itnis  5U  3uoentum  unb  $eibenium),  Aanon  unb  Galrament,  $ierardbie  unb 
5tird^engetDaIt"  ju,  lam  aI{o  au^  p  einem  n)e|entli(^  fomtaliftif^n  Hufbou.  i>a  aber 
bie  bejei^neten  Segriffe,  mtnn  [te  aui^  teihoeis  f(^on  in  Wr  (Enqllopäbie  jur  S8t* 
fprec^ung  lommen  müfien,  loefentlub  boginatif^er  9latur  finb,  fo  {(^ien  ficb  baburi^  il^re 
3ufammen|tenung  in  einer  ti^Iogtf^en  ^rinsipienle^re  3U  empfe|len,  bte  als  grunb«  10 
legenber  Zeil  ber  Dogmatil  gefa|t  sterben  !dnnte  (Sldffelt,  ^almer,  X^olud,  Slojenfran], 
Sieffert,  9)oigt  u.  a.).  äBes^Ib  aber  eine  (Erörterung  bogrnatif^r  (Srunbbegrtffe  Sipo* 
logetif  genannt  toerben  follte.  ift  nii^t  einleu^tenb.  Unb  fo  ^ai  bie  Slpologetii  bis 
^eute  unter  Unflar^eit  unb  S5eru)onenJ^eit  3U  leiben,  bie  baburA  oermeM  u)irb,  bog  es 
unter  bem  (Einfluß  bes  mobemen  Stationalismus  in  loetten  Areifen  mobt  geioorben  15 
i|t,  im  Zone  ber  ^lafiert^eit  oon  ber  »alten  Slpologetil"  ju  reben.  Die  buri^f^nittli^ 
Se^anblungsform  ber  (gegentoart  ift  eine  t^ol.  ^nnjipienle^re,  bie  mit  apologetif^em 
Stoff  bur(^feftt  ift  (^agenbad^  p.  S^ul§). 

äßenn  aoer  irgenb  eine  3^^  einer  grflnbli^en  Spolo^etil  beburfte,  fo  beborf  i^er 
bie  gegennmrtige  (E^riften^eit,  bie  ni^t  nur  ben  Aampf  mtt  ben  augert^ftli^en  Steli*  m 
gionen  ju  führen  ^t,  [onbem  auc^  ein  neues  ^eibentum  in  nie  gej^nem  Umfang 
unb  mit  nie  gefd^nen  geiftigen  SRitteln  in  ber  eigenen  9Ilitte  entfte^n  fiem.  ($.  Sd^ul^ : 
„Die  d^riftl.  Air^e  ber  (gegemoart,  roenn  fie  als  3Slai)i  unter  ben  (Bebt^en  fort« 
bejte^en  foll,  bebarf  ber  Slpobgeti!''.)    ^üx  biefe  apologetif^e  Selbftbe^ouptung  bes 
(E^riftentums  ift  aber  oöllig  maböquat  bie  Selbftanpreifung  bes  mobemen  Stationalismus,  25 
alles  [pej)ifif(^e  (E^ri[tIiAe  preismgeben  unb  ji^  auf  eine  oulg&re  Slufllärungsreligion 
Surücijujtenen  (ogl.  üRe^I^om,  3Bie  ift  in  unjerer  3(it  bas  (E^jtentum  ju  oerteibigen  ? 
2.  Slufl.  £eip3.  1894).  Das  rationaliftif^  (Egriftentum  ijt  bem  Unglauben  noA  oeräc^t« 
li^er  toie  bas  toirlli^e.    Dafflr  ift  unjurei^nb  bie  Se^auptung,  bag  bas  (E^riftentum 
ber  Zröger  unferer  Aultur  fei  (Aaftan) ;   ber  Streift  pfifidt  bte  Stttd^te  ber  jtultur,  so 
ohne  nac^  6tamm  unb  SBurjel  m  fragen.    Daffir  ift  femer  unjurei^nb  bie  gefd^ic^ts« 
pqilofop^tfc^e  Se^rünbung  aus  „oem  Sebürfnis  bes  perfönlii^en  (geiftes,  ber  SBelt  $en 
3U  merben  unb  ftd^  mit  feinen  S^edtn  in  ber  SBelt  3U  be^itpten"  ( jtotftan) ;  benn  bie 
Sefriebigung  perfonli^er  Sebflrfniffe  erseugt  nur  ftwjeftioe  3i[i>^<lntägigleit,  ni(^t  ob« 
jetttoe  SQBobr^eit.  unb  »er  bie  objettioe  uBa^r^it  im  ^t^eismus  finbet,  fiei^  in  i^m  35 
bas  befte  Wltttel,  fid^  in  ber  SBelt  3U  be^iipten.    Daffir  ift  ebenjo  unsulängli^  bie 
negatioe  Zbefe,  „oo|  leine  Slöti^ung  3um  Slufgeben  ber  religiöfen  äßeltanfAauung  aus 
u)imi^er  9Biffenf(^at  folge'',  tote  oie  pofitioe,  »bag  ein  etn^ttlic^s  Serftänbnts  ber 
äßelt,  in  ber  toir  als  oemünftige  unb  fittlic^e  Sßefen  mit  begriffen  jinb,  ol^ne  biete 
religiofe  3BeItanf(^auung  unm5gli^,  mit  i^r  aber  oon  felbft  gegeben  iff '  ($.  6d^ul^).  40 
Der  SRaterialismus  nimmt  als  ^ofitioismus  ffir  fi^  \>tn  totffenfc^Iic^n  (Enoeis  oer 
Z^atfa^en  unb  als  SRonismus  bas  SRonopoI  eitt^eitli^er  SBeltem&mng  in  Slnfpmi^, 
überlögt  aber  ber  religiöfen  (Sebunben^it  bie  fubteftioe  Sefriebi^ung  in  veralteten  Sor« 
urteilen.    Darum  finb  bie  blog  fubjeltioen  3Ra|ftäbe  unb  bie  ^tftonf^n  Setrac^tungs« 
roetfen  ber  mobemen  Schulen  utuurei(^enb.    Sonbem  bie  (&mnbfrage  ber  ^ologeiü  45 
mie  bie  Sftctge  ber  (Exiften3  bes  (S^rifteittums  ift  bie,  meines  Serftänbnis  ber  äßelt  auf 
(^runb  einer  fti^^altigen  (Erlenntntst^eorie,  auf  (grunb  ber  Z^tfaAen  ber  9latur  unb 
(öef^iAte,  auf  (5runb  unaufaebbarer  Denfprin3ipien  ben  (Enoeis   ber  2Birfli(^!eit  für 
fid),  alfo  bie  uBa^r^eit  f)ai.  $aulus  ^  SRö  1,  19.  20  ben  (Smnb^ebanlen  bes  tosmo« 
logtfd)en  Slrguments  ba^in  ausgefpro^en,  bog  bie  SBett  fo  unabtoetsbar  i^en  6(^öpfer  so 
beseugt,  bag  Slble^nung  biefes  Sexoetles  ber  6(^öpfung  unentf(|ulbbaren  gfteoel  in  fi^ 
fc^liegt;    unb  ebenfo  objeltio  ift  bie  93etra(^tung  ber  gomen  ^eiligen  6<^rift  über  bas 
3eugnis  bes  (gefc^affenen  oon  (Bott.  (Es  ift  alfo  au(^  für  bie  (^riftl.  Xl^ologie  unmögli^, 
bie  objettioe  SBelterflämng  bem  SHaterialismus  prets3ugeben  unb  fic^  auf  bie  [ubfetttoen 
SRagftöbe  perfönli^er  Selbftbefriebigung  3urüd^U3ieben,  bie   niemals  eine   ftii^^altige  55 
^^Ipologeti!  ergeben.    Die  Slpologeti!  fyii  $iema^  bie  Segrünbung  ber  ^riftl.  (Bottes« 
unb  äßeltanfqauung  bur^  bas  objeftioe  Denlen  3U  geben ;  fie  ift  bie  t^retif^  Sted^t« 
ferttgung  bes  ^riftl  (Blaiibens  als  ber  abfoluten  SBo^^it. 

4.  (Glaubenslehre  unb  Slpologetü.    Sturtoenn  mit  ber Sxiftenj  ber  gläubigen 
(gcmeinbe  i^e  Ausbreitung  unb  2}erteioigung  in  l^inrei^nber  9Beife  ba  loare,  lönnte  eo 


686  fbfoUtt^,  O^NiIogie 

man  ber  Slnf^auung  beq^t^ten,  bag  bie  !Datßenung  bes  d^riftl  (Glaubens  in  ber  Dog» 
matt!  I^on  eine  ausreid^enbe  Slpologetü  fei.  !Der  d^riftl.  (glaube  ift  aber  ftets  beftritten, 
ja  er  tft  bas  Sefirittenfte  unb  übetminbet  bie  SBelt  im  forttDa^renben  Aompf  mit  Se« 
ftreitun^en.    !Darum  lommt  e$  in  bet  !DoamatiI  nid^t  blog  auf  IDatftelbing,  fonbem 

5  nic^t  mtnber  auf  bie  Segrünbung  be$  d^riftlt^en  (Slaubens  an.  Selbft  oon  fold^n,  bie 
eine  Slpoloaetil  nid^t  lennen  ober  anerlennen,  mu^  benn  auA  jugejtanben  loerben,  bog 
bie  IDorftellung  bes  d^riftli^en  (glauben?  in  ber  Glaubenslehre  ni^t  ausreißt,  fonbem 
bag  bie  (Seltenbma^ung  bes  Glaubens  als  SBo^r^eit  eine  fpefulatioe  Segrünbung  oer< 
lan^t,  unb  biefe  ^ot  ^tn  bie  Slpologetil  ju  geben.    Ob  man  für  biete  Slufgobe  eine 

10  ,,p^tIofop^if4e  Dogmatil''  ober  eine  „9{eIigionsp^iIofop^ie''  ober  eine  „fP^tuIotioe  ^Oeo« 
logie''  ober  eine  ,,9IpoIogettf '  forbert^  ijt  als  unterfdjieb  ber  Sejei^nung  nebenfaqlii^ 
gegenüber  ber  Unen&ebrli^Ieit  ber  Socqe. 

3nbem  Domer  feftftente,  bag  alles  SBiffen  auf  (£rfa^ng  ru^t^  ben  (Glauben  als 
religiöfe  (Erfa^mng  fa^te  unb  bie  Slu^abe  ber  Dogmatil  bo^in  bejtimmte,  bie  unmittel« 

16  bore,  t^otföd^Ii^e  Getotg^eit,  bie  bem  Glauben  oon  feinem  3n^It  mnemo^nt,  }ur  loiffen« 
f^oftli^en  (Erienntnis  ju  er^en,  1^  er  es  leiber  unterlaffen,  bie  Dorftellung  bes 
erfa^mngsmägigen  X^eftanbes  bes  Glaubens  unb  bie  obiettioe  Segrünbung  bes 
Glaubensin^alts  beutli^  ju  unterf^eiben.  ^otte  er  beibes  gef^ieben,  fo  ^e  er  er^ 
lennen  mfiffen,  bah  bie  ^ologetil  an  bie  jmeite  Stelle  gebort;   t^fa^Iu^  fyä  er  fie 

20  in  feiner  DogmatB  an  bie  erfte  Stelle  geftellt  als  „Sunoomentalle^re'',  fo  bag  loir  an 
bie  alte  ^ritqipienle^re  erinnert  merben.  greilid^  lag  i^m  eine  formale  ^rinjtpien« 
Ie|re  oollig  fem,  fonbem  i^m  ftellte  fi^  eine  inJ^Uooue  (moloj^etif^  Slufgobe :  n&mlii^ 
bie  miffenf^oftli^e  (Erienntnis,  bog  (E^riftus  ber  Gottmenf^  fet,  mit  t^eologifc^r  unb 
ant^ropologifmer  Segrflnbung. 

26  Diefer  Stoffanorbnung  gegenfiber  looren  nun  freili^  Vertreter  ber  ßuge^rigieit 
ber  9^)oI.  jur  prdtifd^en  3:^ol.  loie  Steubel,  itienlen.  Düfterbied  unb  Deli^fd^  im 
Sle^t,  loenn  |ie  Segrünbung  unb  Serteibigung  bes  ^riftli^n  Glaubens  ni^t  oor,  fom 
bem  hinter  bte  Glaubenslehre  geftellt  loiffen  looQten.  Denn  loie  lann  man  begrunben 
unb  oerteibi^en,  loos  in  feinem  SBefen  no^  ni^t  bargeleat  ift?    6o  loirb  es  benn  in 

ao  ber  Dogmatil  barauf  anfommen,  bie  loiffenfAaftlid^e  Dorftellung  unb  Segrünbung  bes 
Ariftli^en  Glaubens  als  Glaubenslehre  unb  ^ologetil  beutlic^  oon  einanb^  ju  trennen. 
Das  (E^riftentum  ift  einerfeits  religiSJes  fieben,  at&ererfeits  abfolute  SBa^rl^it,  es  fyA 
in  ber  fiebensaemeinf^aft  mit  Gott  tn  3efu  (£^rifto  einerfeits  einen  realen  X^otbeftanb 
religiöfer  (Erfahrung,  anbererfeits  Gottes«  unb  ^eltanf^auung.    Der  3:^atbeftanb  relt> 

85  gidfen  £ebens  lagt  fi(^  nur  (mit  S^Ieierma^er,  ^ofmann,  §ranl  u.  a.)  empirij^  ent« 
folten.  Slber  bie  d^riftL  SBeltanf^auung  erforbert  oermöge  bes  9lnfpru(^s  ber  aofoluten 
SBa^r^ett  bie  fpehilatioe  Segrünbung  bes  objeltioen  Dettfens;  biefe  le^tere  als  ,,€elbft« 
re^tfertigung  bes  (!:^riftentums  in  ]va)"  giebt  auäf  bie  innerli(^  begrünoete  Serteibigung 
aegen  äugen,  oerbient  unb  forbert  alfo  bie  Sejeic^nung  Slpologetif.    SBirb  ober  bie 

40  ^ologeti!  ber  Glaubenslehre  oorangeftellt,  fo  mug  fie  Semeife  mad^en,  bie  ber  inneren 
Selbftbeglaubigungsmeife  bes  (£^riftentums  niäft  entfpre^en,  alfo  ni^t  3um  !^klt  führen 
(ogl.  ^anl  a.  a.  O.  I  S.  18)  ober  5um  3formaltsmus  einer  unf^ftematift^en  ^rin* 
liptenlebre  entarten.  3u^em  lourbe  bur^  jene  Sa^orbnung  ber  falf^en  SReinung 
^orfc^ub  geleiftet,  als  loolle  unb  lönne  man  (mit  bem  alten  Supematuraltsmus)   bas 

45  C^riftentum  anbemonftrieren.  Das  (£^riftentum  loirb  aber  nic^t  burc^  Demonftrationen 
geiDonnen,  fonbem  bur(^  eine  neue  Geburt.  Slber  bie  innerli^e  (Erneuerung  5u  erleben, 
aus  ber  ber  xaivdg  äv&Qcojiog  ermö^ft,  u)erben  oiele  burc^  intelleltueUe  SBebenlen 
gebinbert;  biefe  gilt  es  ju  entfernen.  Der  gebilbete  gläubige  (E^rift  fyii  n\d)t  blog 
Glaubenserfa^mng,  fonbem  au^  Glaubensüberjeugung ;    biefe  mixb  bei  oielen  bur^ 

50  Geaenargumente  erf(^üttert  unb  n)ill  bamm  fi^er  geftellt  fein.  3lu(^  berjenige,  bem  bie 
ienjeitige  SBelt,  bie  Stealitat  Gottes,  Gebetser^örung  u.  f.  n).  als  Z^atfad^en  reli^iofen 
(Erlebens  feftfte^en,  lann  fiA  bo^  als  benlenber  3Renj^  bem  Sebürfnis  nic^t  entjie^n, 
bie  erfai^rnngsmögige  GerDig^ett  5ur  (Erienntnis  ber  äBelt  in  Sesie^ung  ju  (e^en  unb 
oermöge  ber  Steflezion  über  bie  objeltben  ^atfa^en  ber  Statur  unb  Gefd^i^te  auf 

55  Ibre  3w^erläffigleit  ju  prüfen.  SBenn  ber  aJcaterialismus  bel^auptet,  bog  bur(^  bie 
^iffenfd^aft  bie  9{eltgion  als  311ufion  enoiefen  fei,  fo  ^at  allem  31lufionismus  gegen- 
über bte  Slpologeti!  ben  (Enoeis  3u  bringen,  bag  alle  iDoü^r^aft  n)iffenf(^aftli(^e  Srorfd^ung 
bie  religiöfe  SBeltanfc^auung  ni^t  jerftört,  fonbem  ftü^t.  9neint  bie  vlpologetil  aud) 
ni^t  bur^^ein  [old^es  Serfa^ren  Glauben  erseugen  ju  lönnen,  fo  min  fie  bod^  bie  un- 

60  erlöglt^e  IJK^ereinftimmung  joif^en  ^erj  unb  Aopf  ^erftellen,   ben  Sla^ioeis  liefern, 


atiobget»,  atiologie  687 

bag  ber  (glaube  in  ber  (Seioig^eit  bes  SBoMeitsbefi^es  ani)  bos  intenettuelle  3izi)t 
3u  biefer  (5m^txi  hat,  !Die  in  ber  Sboloaetil  m  gebenbe  Segrilnbung  ber  d^riftL 
i&ottes^  unb  aOBeltanfd^uung,  bie  jur  ftebrfeite  bie  SBieberlegung  bei  gegnenf^en 
äßeltanl^Quungen  bat,  ift  al[o  unentbe^rli^  ffir  ben  Seftanb  ber  Air&e  als  ber  um« 
faffenbjten  unb  n)irqQm[ten  getftigen  ®rogma^t  ber  SBelt,  für  bie  inteueftuelle  Selbft«  s 
geiDiJ^peit  berer,  bie  in  Serä^rung  mit  ben  SRä^ten  be$  Unglaubens  fielen,  loie  für 
bie  Selämpfung  ber  Seaner. 

5.  URetl^obe  unb  Sn^alt  ber  Slgologetil  3n  ber  alten  itir^e.  im 
SHittelalter  unb  in  ber  altproteftantifAen  x)rt^ooosie  trennte  man  bogmatt)(^en, 
opologetMen  unb  poIemif(^en  Stoff  ni^t^  —  ein  Serfabren^  bas  bis  Qeute  fortMo 
loirH.  äomie  aber  mit  Grotius  (de  verit.  rel.  ehr.  1627)  bte  Slufgabe  \xä)  {teilte, 
bie  äßa^rbeit  bes  (£^ri{tentum$  gegen  äugen  [i^ersujtellen,  mugte  auA  {ofort  bie 
^rage  auftreten,  loas  ju  beorünben  fei,  loas  fid^  überaaupt  begrüt&en  laffe.  SBoIIte 
Srotius  bie  Slufgabe  barin  fe^en,  bie  allen  lird^It^en  ^arteten  gemeinsame  SrunbleJ^e 
als  göttli(^  um^re  Steligion  jn  ermeifen  (II,  18  u.  ep.  ad  fr.  Gull.  21),  |o  umr  biefe  is 
9{bgren5ung  formell  unb  famli^  unHar  unb  barum  uitburcbfü^iAar.  Gommeue  ber  ältere 
Supranaturalismus  (bis  tief  in  bas  19.3^^-  hinein)  ferne  met^obologif^  manael^ 
bafierten  Seioeife  für  bie  Dffenbarung,  fo  jah  er  ft^  ben  Segriff  oer  iDffenoarung 
felbfi^entiDunben  bur(^  Aant  uno  gfi^te.  Die  nao)  3^|t5rung  aller  metap99[if^en  Srienntnis 
bes  äberfinnli^en  feine  anbere  dueUe  ber  3mmon  übrig  behielten  als  bie  moralif^e  20 
9latur  bes  aRenf(^en;  übrigens  fagte  er  ben  Segriff  ber  £)ffenbarung  unnötig  als 
Selel^rung  unb  unterf^ieb  fi^  in  bem  3n^It  ber  ^o^eren  SBo^r^iten,  loel^e  bie 
Offenbarung  mitgeteilt  baben  follte,  oft  nur  n}enig  oom  9{ationaIismus.  Snbem  aber 
bie  Ideologie  bes  19.  3a^r^unberts  oas  biblif(^e  unb  reformatorifAe  (Slaubensleben 
erneuerte,  fa^  fie  biefes  oon  einer  fo  loeitge^enben  9legation  bebro^,  bag  nicbt  roeniger  25 
ju  oerteibigen  mar  als  alles:  bie  ^age  nai)  bem  loas?  unb  mie?  ber  Stemtfertigung 
(teilte  alfo  eine  umfaRenbe  apologenf^e  Slufgabe,  bie  ni^t  auf  bie  SSlpoIogetil  tm  engem 
Sinne  befd^rönlt  bleiben  lonnte. 

SBenn  bie  (E^t^eit  eines  grogen  Xeüs  ber  beiligen  S^riften  91.  u.  9lXs.  bean« 
ftanbet  mürbe,  fo  [teilte  M  bamit  eine  apolo^etif^e  Slufgabe,  bie  nur  auf  biftorij^«  so 
Iritifc^em  SBe^e  geloft  meroen  lann.  beren  (&Iebtgung  alfo  ber  (Exegefe  unb  ber  oiblifqen 
(Einleitungsiotffenf^aft  ang^rt.    unb  mtnn  bie  S^fa^en  ber  Eiligen  (Sel^id^te  in 
aR^t^us  ober  Sage  aufaeUft  mürben,  fo  ift  bie  (Bef^i^tlimleit  oon  Xbatfad^en  00^  Mtx 
(Segenftanb  einer  ^iftorMen  Unterfu^ung,  bie  in  biftorifqen  Disjiplmen,  mie  (Sefd^i^te 
Israels,  £eben  3^fu»  (Def^id^te  bes  apopolifi^en  3^U<itters  abgefe^en  oon  ber  (Exe^efe  86 
geführt  merben  mu^.    3-  S.  bie  3:^tfa^e  oer  9lu|erfte^ung  3^fu  (£^rifti  f)oi  als  $etls« 
t^atfodbe  einen  religiofen  SBert,  ber  m  ber  Dogmatil  jur  Geltung  iommen  muh;    aber 
bie  ^QatföAlic^ieit  bes  (Ereigmffes  ift  auf  ^iftorif&em  SBege  burA  (Exegefe,  uuellen» 
Iritif  unb  uuellenoenoertung  5U  enoeifen,  gebort  alfo  mo^l  In  bie  Slpologie,  aber  nid^t 
in  bie  Slpologetif  (Deli^fdd,  Steube).  ^iftorifcbe  It^atfad^en  laffen  fi^  niqt  fonftruieren,  40 
fonbern  nur  lonftatieren.  Die  X^atfa^en,  auf  benen  bas  (E^ftentum  fu|t,  feM  alfo  bie 
Slpologetil  als  in  ben  ^iftorif^en  Disjiplinen  nad^etoiefen  ooraus.  Sin  qiftortfd^es  Ser« 
fahren  eignet  ber  Slpologetif  ni^t. 

3nbem  bie  Sbologeten  ber  alten  Air^e  einfa^en,  bag  ^iftorif^e  3^atfa^en  fi^ 
nur  lonftatieren,  aber  ni(^t  rational  bemonftrieren  laffen,  begnügten  Jte  fiq  bamit,  bas  46 
X^atföc^lic^e  am  (£^riftentum  geltenb  ju  ma^en,  befqränüen  aber  i^r  5Bemeisoerf(^ren 
auf  bas,  mas  fi^  auf  benfenbem  SBege  begrünben  lögt :  fie  miefen  bie  ^riftli^en  re^ren 
oon  (Sott  (Zugenb)  unb  Unfterbli^Ieit  als  benlnotmenbig  na^  unb  ftii^ten  bie  d^rift« 
li(^e  93er!ünbigung  oon  ber  Soü^eit  3^f^  (Ebrifti  bur(^  rein  fpehtlatioe  Jßogoslei^re  (fo 
ba^  alfo  nic^t  bie  !Qatfa41i(^ieit  feiner  gefcQi^tli^en  Srfd^einung,  fonbern  bas  SReqteo 
ber  ^riftlic^en  SBertauffaffung  feiner  $erfon  auf^ejeigt  mtrb).  (Eine  fpehilatioe  Ü^eo« 
logie,  eine  ben  SBert  oer  ^riftlidben  ^erlönli^Iett  pf9<i^oloaif^  begrfinbenbe  Slnt^ropo* 
logie  unb  eine  metoo^^fifc^e  (£^ri|toloc^e  bilben  oon  oom  berein  ben  item  ber  Slpolo« 
getif.  3Begen  bes  !Drei!Iangs  Gott,  Xugenb  unb  Unfterblid^Ieit  bie  alten  ^ologeten 
bes  9{ationalismus  3U  bef^ulbigen,  ift  ni^t  bered^tigt :  in  il^er  Snfd^äuung  oon  ber  66 
oberen  3Belt,  in  iqrer  Betonung  bes  SBunbers  unb  bes  transfcenbenten  Urfpmngs 
CE^rifti  roaren  fie  ausgefpro^ene  Supranaturaliften.  Slber  in  il^rer  Semeisfübmng  \ux 
bas  S^riftentum  bef(^rän!ten  fie  fi^  notroenbig  auf  bas  Semeisbare,  inbem  fie,  mznn 
fie  (Sott  aufgejeigt  Ratten  als  ben  lebenbigen.  ber  fi^  in  einer  OffenbamngsgefÄi^te 
bejeugt,  unb  als  itn  Stifter,  ber  belohnt  unb  beftroft,  einloben  lonnitn,  fiq  pramf^«  w 


688  9bfol9t^,  V^oUgit 

religiös  5U  fiberjeugen,  06  has  S^riftentum  ber  eirtjtge  SBeg  fei,  in  (Sottes  Geriet  ju 
befte^n. 

3n  bet  Sleujeit  ift  bie  gonse  S^beologie  opologetifd^  funbiert  burd^  Sd^Ieienna^ets 
9{eIigionsp]^iIofop9ie.    Sllle  Seioeife  für  bas  Dofein  (Sottts  fanb  er  ffir  bie  (SlouBens« 

5  le^e  (§  33)  oollftänbig  erfd^t  burd^  ,,bie  9nenennung,  ban  has  fd^Ie^^inni^e  Vb-- 
fiongigleitsgefü^I,  inbem  barin  unfer  Selbftbeiou^fein  bie  SnbliAIeit  bes  Setns  im 
vlügemeinen  oertrttt,  ni^t  eüDos  3ufSniges  i[t  noc^  au^  timas  perjSnlid^  Setfd^iebenes, 
fonbem  ein  allgemeines  Sebenselemenf.  ^iemaA  ^  bie  9leUaion  i^  mtäft  als 
notumoüDenbiger  Slusbrud  bes  Steins  bes  (Enbliq^n  im  Unenbli^en.   3m  beiDu^n 

10  (&ei|tesle6en  ^eigt  fi^  feiner  felbft  als  eines  enblic^n  SBefens  beiDuht  toerben :  Steligion 
haben.  Die  ^elipion  ^ot  uns,  beoor  loir  fie  ^aben.  Sniein  bie  X^aiffid^Iid^feit  bes  re= 
ligiöfen  93er^Itnt|Tes  barsule^en,  ^eigt  aljo  fd^on  bie  Sered^gung  ber  Sleliolon  na^^ 
iDeifen ;  benn  biefe  beftent  tn  einem  miruid^en  Crleben.  3{t  oie  Sleligion  umere  Sr« 
fa^rung,  fo  iommt  es  iDinenfd^aftliA  barauf  an,  biefe  moerlaffig  ju  bej^reiben. 

15  (fe  liegt  im  SBefen  ber  religiSfen  (Erfahrung,  bag  fie  oon  jebem  Stn]|elnen  perfBnli^ 
gemalt  loerben  mug.  9{eligiofe  (Erlebniffe  laffen  [td^  burd^  rationale  Demonftrationen 
iDeber  erseuaen  nod^  erfej^en:  es  ift  alfo  gam  unm5gliA,  bas  CC^ftentum  onjubemim« 
ftrieren,  d^riftlid^es  (Slaubensleben  burd^  apobaetifAe  Argumente  3U  erjeuaen.  Diefes 
lagt  fi^  nur  ^eioinnen  bur^  eine  innere  religt3s*ftttlidbe  (Entmidelung,  in  oer  bos  fän- 

20  biae  3^  jerbn^t  unb  ber  neue  9Renfd^  (Sottes  ermSd^ft.  Das  eigentflmlid^  ^riftli^ 
®laubensleben  entfte^  aber  ni^t  burd^  bie  allgemeine  natflrlid^  SBed^feliDirlung  bes 
enblid^en  ®eifteslebens  unb  bes  Slbfoluten,  fonbern  in  SBec^feboirfung  mit  ber  (Snabe 
(Sottes  in  3efu  (E^rifto  auf  (Srunb  ber  $eilst^atfa^n  ber  CrlBfung.  Dtefen  "X^d- 
bejtanb  bes  burd^  Q^rijtum  in  (Sott  bem  93ater  erneuerten  (Slaubenslebens   bot  bie 

S5  (glaubenslose  in  loiffentd^lid^r  Steflesion  auf  bie  reliaiSfe  (Erfahrung  fo  3U  be[^tben, 

bog  in  i^m  bie  Slustoiriung  ber  objeltioen  Z^atfad^en  ber  Offenbarung  ins  £tdQt  tritt 

60  ift  f^on  bie  (SlauBenslebre  eminent  a^oloaetifd^ :  bie  9bfolu$eit  unb  Stnj^« 

artigleit  ber  d^rijtliAen  9{eligion  tm  SSerglei^  mit  allen  übrigen  9{eligionen,  ibr  f(!^I^^ 

^inniaes  9{e^t  tn  Sejie^ng  auf  bie  natüritd^e  Slnbtge  bes  äRenf^n  mug  f^on  ^ier 

80  ins  £id^t  treten. 

3n  ber  praltif^en  9{eliaiofität  liegt  aber  juglei^  eine  SBeltanfd^auuna :  unb  tDo^^ 
renb  bas  religiSfe  (Erleben  ftd&  feiner  (Erfa^ng  geroift  ift.  tritt  bie  d^nftlid^e  2Bell= 
anttauung  mit  i^ren  »orftellungen  oon  (5ott,  SBelt  unb  SRenf^  in  ftollUion  mit 
reltgios  mangelhaften  SBeltanfd^auungen.    Die  fpefulatioe  Segrfinbung  ber  djriftli^n 

85  SBeltanf^auung  im  (5egenfa§  ju  un^riftliAen  ift  alfo  aufgäbe  ber  Stoologetif .  Seibe 
leile  ber  Doomotil,  (Blaubensle^re  unb  tlpologeti!  f orbern  einanber:  jene  entfallet  bie 
(Slaubensm^fttl,  biefe  bie  (Blaubensmetap^gfil.  Das  (Ebriftentum  ift  eben  religiös  ber 
3:^atbeftanb  eines  neuen  fiebens  in  (5ott;  aber  es  ift  au^  yvcboig,  ocxpia.  0§ne 
baft  juoor  erfa^rungsmöfeig  bas  fieben  ber  ©otteslinbf^aft  entfaltet  ©trb,  ber   erft  bie 

40  Artftlid^e  (Erlenntnis  in  toa^rbaftem  Sinne  enoö^ft,  f^ioeben  bie  Slrgumente  für  bie 
fflßal^r^it  bes  (E^riftentums  als  abfoluter  SReligion  in  ber  fiuft.  3ft  aber  aus  glaubiger 
fefal^rung  heraus  ber  Slnfpru^  bes  (E^rijtentums  bargelept,  nid^t  nur  ben  einjigcn  §eils= 
weg  3U  seigen,  fonbem  au^  bie  fc^le^t^innige  2Ba$r]^eit  }u  lehren,  fo  mufe,  roenn  ber 
(5ott  ber  (Erlöfung  aud^  ber  (5ott  ber  S^öpfung  ift,  bas  mtelleftuelle  Siecht  ber  ^rift^ 

45  li^en  aOßa^rbeit  na^geioiefen  loerben  lonnen. 

SBenn  fi^  bas  (5efd(|t^tli^e  am  (E^ftentum  nid^  a  priori  fonjtruieren,  bie  refr 
giofe  Cmpirie  ni^t  fpehilatio  bebujieren  löM,  fo  lann  es  in  ber  Slpologetif  nur  an* 
iommen  auf  bie  Bearünbung  ber  ^riftli^en  2Beltanf^auung.  3ebe  SBeltanf^uung 
aber  ift  an  fidd  metapogftf^  unb  forbert  einen  fpelulatioen  Slufbau  aus  grunblegenben 

w  Denlprinsipien.  Die  ^riftlii^  SBeltanf^auung  nun  fommt  jum  Susbrui  fd^on  tn  ber 
(Blaubensle^re,  ba  bie  grömmigleit  fi^  in  beftimmten  aJorftellungen  fpiegclt ;  i^e  9it^' 
fertiguna  oor  ber  SJemunft  finoet  fie  in  ber  2lpologetiI.  Die  ^riftlt^e  SBeltanf^uung 
fpri^t  ft^  aber  aus  in  bem  Sa^,  ia%  (5ott  unb  uRenf^  eins  aeroorben  ift  im  (5ott^ 
menf^en.    Darnai  ergeben  fi^  als  bie  brei  üeile  ber  Spologettl  bie  fiepte  oon  (5ott, 

M  Dom  aJlenf^en  unb  00m  (Bottmenf^en  unb  feinen  3Birfungen.  Die  fie^re  oon  ©oti 
jeiot  in  ben  Beroeifen  für  bas  Dafein  (5ottes  bas  SRe^t  unb  bie  SRotmenblgleit  b« 
d^nftli^en  (5ottes«=  unb  SBeltantoauung,  in  ber  ürinitötsle^e  bie  Segrünbuna  ber  ofc 
bluten  Offenbarung  im  d^ftlii^en  (Bottesbegriff.  Die  Slnt^opologie  oertritt  bie  Settf!^ 
tönbigfeit  ber  «ßerfönlid^feit  gegenüber  ber  «atur,  bie  grei^eit  unb  UnfteAlid^Ieit,  ^ 

•  mit  bie  (Erlofungsfa^igfeit  bes  3Renf(^n  unb  ©eift  in  ber  fiel^re  00m  Ürfprung  bes 


Ofiobget»,  fbfpUgU  689 

Sö[en  bie  (&lö[ungsbebüiftigleit  bes  9Renfd^en  auf.  !Die  £e^  oon  (E^fto  unb  [einen 
SBirfungen  iDet|t  nac^,  bag  auf  (Srunb  oon  ^eobgie  unb  9{n$ro|N)Ioaie  bie  C5ott« 
menf^^eit  3^fu  CE^Iti  unb  SBiebergebuit  bes  9Renf^n  burc^  Ü^  mSglim  ift  hiermit 
ift  beioiefen,  loas  auf  rationalem  SBege  ben)ie[en  toeroen  lann.  !Der  «fa^runoBmähige 
3n^alt  bei  Slaubenslel^re  lann  niAt  bemonftnert,  fonbem  mug  relioife  erlern  toeroen  s 
(3o  7,  17.  8,  47.  18,  37  u.  f.  to.).  «ber  bahbie  Keiguna  unb  aBillkleit  jum  (&* 
leben  ber  SBirfungen  ^efu  (Ebnfti  (mit  anbem  äBorten :  ju  Suge  unb  (Stauben,  ober : 
m  Sele^rung  unb  SBieberaeourt)  ni^t  bur^  SiotVdf  (Sottesleugnttna,  Setrug  falf^er 
SBets^eit  gehemmt  loerbe,  oo^  aI|o  ber  reltgi3$«fütlic^  $n»eg  nic^  ourc^  intelleltuene 
$tnbemi|Je  geftort  loerbe,  foU  ber  3n^It  oer  Slpologetil  ktmn,  mag  er  nun  in  ber  lo 
iDi[[enf^(^Iiqen  (Jform  ber  !Dis3ipIin  ober  in  ber  poimUren  gfotm  ber  Apologie  ober  in 
ber  praltif^n  SS^nbigung  ber  S^riftioa^r^it  mi^eteilt  »erben. 

6.  Das  Ser^altnis  ber  9poIogetiI  jur  ^^ilofop^ie.  (Stt^  bie  Dog* 
motu  überhaupt  in  enger  Sejie^una  jur  $^iIofopbie,  nameimid^  2ur  (Edenntnist^orte, 
9{eIigionsp9iIofop^ie  unb  ^fpAoIoaie.  |o  berü^  JUb  bie  Xpologetil  aufs  engfte  mit  ber  i6 
anetop^ofü,  aber  fo,  bag  bas  SerMItnts  bos  [elbfttiSnbiger  (Br5gen  bleibL  Die  ^o« 
logetil  ift  ni^t  oorausfe^ungslos^  lonbem  toill  auf  (Srunb  ber  6eIb|toeiDig^it  bes  reli* 
giofen  (Erlebens  bas  inteüemiene  9{eAt  bleiben  oeorflnben.  Die  i^ilom^if^  9Reta* 
p^Qfü  aber  jeigt  bie  ni^t  nur  burd^  bte  loijienf&jilUjen  Sforf^ungen,  [onbam  au^  bur^ 
Die  et^if^e  Qualit&t  ber  $es{9nli^leit  bebtngte  Stufenletter  oom  unfitUi^n  üt^ismus  so 
ausgefpro^ener  9{eIigionsfeinbf^aft  bis  ju  einer  in  DogmatB  flbei^^etiben  religiSfen 
Spehilation  (3.  93.  (Sänt^er).  ^e  nad^  ber  ^altuna  biefer  2XidaM^  ift  i^  Sei^Unis 
mx  Slpologetil  uni>  umaele^rt  feinbli^  ober  freunbltq.  3n  ibrem  iunnph  mit  tt&etsmus, 
^ant^ismus  unb  Deismus  mug  bie  9boIoaet9  bie  t^iftifdk  aReii^Jil  als  Sunbes« 
genoffen  anfe^en,  mie  benn  mandbe  $buo|op9en  ber  Stpolclgte  bes  agriftentums  loert» » 
oolle  anit^ilfe  geleiftet  boben.  Sgl  £o|e,  SRilroIosmos  4.  SbtfL  1884—86;  Ulrici, 
(Sott  unb  bie  Statur.  2.  SufL  1866;  3.  ^.  ^\äfU,  Die  t^iftif^  9BeItan|^ung  1873 ; 
(£arriere,„Die  fittli^e  SBeltorbnuna  2.  «ufL  1891  u.  J.  m. 

7.  Öberblid  fiber  bie  (Entioidluiusaef^idvte  ber  apologet  fiitteratur. 
(93gl.  bie  befonbem  91.  ju  ben  einjelnen  a^ologeten.)  9l&^es  bei  Fabricius,  de-  so 
lectus  argumentorum  et  syllabus  scriptorum,  qui  verit.  rel.  Christ,  adv. 
Atheosetc.  assenierunt  1725;  Buddeus,  isagoge  historica  ad  theol.  univ.  1730; 
Xaf^imer,  (Sef^.  ber  Slpologet«  I,  1805;  6t&ublin,  (Sef&ic^.  b.  t^L  9Bi|ienfA.  1821 ; 
van  Senben^  ®ejdb.  ber  ^ologdil  1846  (aus  b.  ^ollfino.  fibermt;  jnrar  nU^t  oon 
^bam,  aber  oon^ra^am  unbuRofe  an^ebenb!);  !^bul,  oerm.  S^ri^n  I  6. 149 ff.;  S6 
äßemer  (lat^.),  Sef^.  b.  apologet  unb  polem.  fiitteratur  ber  ^rift  tE^l  1861—67 
(5  93be);  Sag,  (Sef^.  ber  protejt.  Dogm.  1854  ff.  (4  Sbe);  Domer,  (Sejd^.  ber  proteft. 
X^eologie  1867.  üud^  bie  SlpoloaetUen  oon  6ad,  Dre9,  Delitif^  unb  AflbeL 

A.  Die  Slpologie  ber  alten  Airc^e. 

1.  3n  ber  alteften  SücAe  max  bie  StS^ftenliebe  bie  oirifamfte  praltifAe  Apologie  40 
bes  CE^riftentums.  Son  ber  9irt,  mit  bie  einzelnen  (E^riften  im  fieben  ^oioait  trieben, 
haben  fi^  uns  oerf^iebene  ^^^^^ff^  in  Sendeten  iioer  (Selpri^  unb  (Seriqrtsoer^nb« 
lungen  er^Iten.  Slpologeten  im  eigentlic^n  Sinne  feigen  in  ber  3^tt  ^om  2.  bis  mm 
4.  3a^r^.  biejeniaen,  bie  5um  3^^  ^^  Crlanguna^  buferlü^nSc^u^es  ober  ^ur  w>* 
wt^x  aegen  ben  Drud  ber  SRa^tl^aber  ober  jum  3^'^  ^  ubenoinbung  ^tbnMer » 
^^ilofop^ie  unb  Steligion  Ste^tfertigungsf^riften  abfahten,  bie  einerfeits  m  aggreffioer 
^olemil^  anbererfeits  ju  bogmatif(^  grunblegenber  Slpologetil  f oitgeben  (ogl  Ottos  C^or- 
pus  apologetarum  Christ.  saec.sec.Sb  1—9).  StömUqen  (Seoi^Up^^ 
teibigten  bas  CC^riftentum  Cluabratus  unb  Sriftibes,  3uftin  ber  SJcärtiirer,  uRelito  oon 
Saroes,  (Haubius  ^ollinaris,  SRiltiabes,  Stt^naaoras,  XertuQion  (apologeticus  unb  m 
ad  Scapulam).    Den  9Ingriff  auf  f^ibnifd^e  9leligion  unb  ^^iloforaie  nahmen  auf 
^riftibes,  St^enoaoras,  Xatian,  X^eop^ilos,  ^ermias  u.  a.  SBeifen  oiele  bie  bem  (Elften« 
tum  gemachten  ^onoürf e  (Slt^ismus,  [itui^e  Greuel,  Staats^efo^Iid^Ieit  u.  J.  10.)  mit 
(Energie  jurüd,  fo  gelten  bte  meiften  ju  oemicbtenben  SnQoaen  geaen  bos  ^eibentum 
oor  unb  ftellen  bie  gefeierten  Dichter  unb  $buo[op^n  in  i^rer  JUmAen  unb  geiftigen  66 
Slrmut  blos.  Stellen  mäf  bem  SSorgang  bes  mift&es  oiele  burq  Sleligionsoergleic^ung 
bie  Sorsflglic^Ieit,  ja  (Einsigartigleit  oes  (£briftentums  ins  fiid^t,  fo  fu^n  einiae  loie 
Xatian^  auf  metap99fif^em  SBege,  namentItA  bur(^  eine  belulanoe  fiogosle^  bte  Wb* 
folut^eü  bes  (£^nftentums  ju  begrünben.    Diefe  oerfcbieoenen  SDle^ben  ittnntn  fiA 
metftens  ni^t  fo  Qar,  n)ie  }.  S.  SIriftibes  einfeitig  reIigionsp§iIo|o|)9if((  oorge^  (ogL  00 

Kcal*Chui9flo)Hlbic  ffir  2:^coUflic  uub  INt^c.  8.  V.  I.  44 


690  9p9Uit^,  9poiosit 

öon  mir:  Die  9lpoIoaie  bes  Slriftibcs.  3leuc  ^iV)  1893),  fonbcm  oerfc^Hngen  fi^  unb 
ge^en  in  etnanber  Aber.  Jllaret  toor  bte  im  (Segenfo^gegen  bos  3ubentum  ju  be^I* 
genbe  SKetbobe,  mit  bem  3w|tin  (didXoyog  ngög  Tqyqxjova)  unb  lertullicm  (adv. 
Judaeos)  Den  ftanurf  aufnahmen:  $ierj&anbelte  es  fid^  um  bien  Kac^eis  ber  Unju^ 

5l3ngli^fett  bes  3ubentums,  um  ben  SBeisfaaungsbetDeis  ffir  bie  SReffianitot  3^fu 
C^ri|ti  unb  ben  Sen)et$  ber  religidfen  unb  fmli^en  Sinjigartigleit  bes  CE^ftentums 
(pQl  93urt,  Die  apol.  Z^gleit  ber  alten  Jlird^e.  Seroeis  b.  (51  1865,  1866;  W- 
90m,  Aant)^  bes  S^riftentums  mit  bem  j^eibentum  5.  9ufl.  1893>. 

3m  Siartvflj  mit  unleiblid^em  Drud  oertroten  [Aon   bie  ölteften  ^oloaeten  bos 

10  9{ti)t  ber  (5en)t[[en$frei^eit  unb  bos  ^njip  ber  Sleltgionsfrei^eit :  ber  9Rut  oer  9Rar< 
t^rerfreubigfeit  gtebt  ^nen  bie  IQ^e  Sid^er^ett  ber  feften  qriftliAen  ^erfSnlid^Iett.  Die 
^ologien  bes  britten  ^(^r^unberts  getoinnen  fd^on  mei^r  ben  Zon  fiegenber  Öberlegen^it 
(ogl.  oie  pfeubojuftintfCQe  Gohortatio  ad  Gentiles).  3^  ^^¥  ^^  trabittoneue  apo« 
togetifd^e  6toff  M  on^fitifte,  befto  mdte  ae^t  bie  ^ologie  in  n)tl|en]d^aftl{d^e  Stefleston 

15  über  ^m  (EriDets  ber  SBa^^eit  bes  (C^tentums.  9Rtt  ben  SRitteln  Qellenif^er  $(i« 
lofop^ie  vertrat  gegen  He  bas  S^riftentum  (Hemens  oon  Sllex.  im  löyog  ngorgemixog, 
gegen  einen  einjelnen  ic^arRinnigen  Gegner  na^  mit  fiberleaener  geiftiger  inaft  Dri« 
genes  ben  Starm  auf  in  Den  8  SS.  xard  Küaov,  um  bte  ^ormDUte  unb  (glaub« 
tpflrbigleit  ber  ^eiligen  Sd^riften,  bie  ®röge  unb  9{einbeit  ber  $erfDn  unb  ber  SBerle 

20  3efu  unb  bie  93(^rbeit  ber  d^ftl.  fie^e  ebenfa  umfiAtig  oie  arunblegenb  ju  oertei* 
bigen.  (Die  StreUforfft  bes  9Ret^Dbius  gegen  ^orp^^rius  ift  uns  niqt  er^Iten.)  3m  ITbenb« 
lanb  iDugte  ZertuIIian  nid^t  nur  mit  fc^neibenber  Schärfe  bie  Gegner  bes  (E^ftentums 
3urfl(l5un)eifen  (adv.imtioneB).  fonbem  gab  aud^de  testimonio  animae  einen  ac^tungs^ 
iDerten  SerfuA  ddu  Spologetif,  in  bem  er  Die  SBa^rbeit  bes  SBriftentums  mit  Dem 

25  gemeinmenfd^Iid^en  Setou^fein  ju  betoeifen  unternahm.  3^  finb  uRinudus  Sf^Iiz  (Oc- 
tavius)  Siiprian  (de  Idol,  vanitate),  fpoter  SImobius  (adv.  gentes)  unb  fiadonj 
(inst.  div.  unb  de  mort.  persecutorum)  gefobt. 

3n  umfa[[enber  Snifeitigteit  ^at  im  vierten  l^ol^^unbert  (Eufebius  uon  (E&fatea  bie 
opologetij^e  mfgabe  ergriffen;  Don  ben  Sc^en,  bie  uns  er^Iten  finb,  finb  Die  mUf' 

30  tigften  bte  jiQOTtagaoxsvij  evayyehxri,  ©el^e  bie  3li^tigleit  bes  §eibentums  unb  bte 
Vorbereitung  bes  C^rifteinums  nn  3wbe^w  aufjeigt,  unb  bie  &n6dei^ig  diayyeiaa] 
(20  Silber,  je^t  nod^  10),  oel^e  eine  pofitiDe  SegrfinDung  ber  abfoluten  9Ba^it 
bes  (T^rifteiitums  bringt.  Die  S^riften  bes  (Eufebius  seilen  f^on  ben  Übergang  Don 
ber  (Beifteslroft  bes  ftreitbaren  9lpoIogeten  jum  SammelHetfe  bes  (Belehrten. 

35  StoAbem  bie  Jltr^e  bur^  Aonftanttn  oon  ber  SRaab  jur  ^enf^erin  er^o^t  mar, 
fiel  bie  S^orausfe^ung  roeg,  unter  ber  bie  alte  Slpologie  t^re  Aämpfe  geführt  ^atte.  Unb 
Die  Weftauration  3u"öns,  bie  einselne  (BegenJ^riften  hervorgerufen  ^ai,  ging  ßu  f^nell 
oorüber,  um  erl^ebli^en  geiftigen  Äraftaufroano  ju  erforbem.  3ulians  Streitf^rift  xaxä 
Fahkaiwv  Xöyoi  f)ai  i^re  grünbli^fte  SDBiberlegunj  gefunbcn  in  it^rilb  (t  444)  nods 

40  rä  Tov  iv  äüeoig  ^lovhavov,  bie  als  na^tröglt^e  SerniAtung  eines  lön^ft  lolien 
alles  jufammentrug,  loas  bie  alte  Slpologie  an  Stoff  jur  Sctömpfung  bes  ^eibentums 
unb  jur  Sertjeibijung  bes  CE^riftentums  aufge^up  ^atte.  3m  übngcn  roar  bie  3«ö 
bicfcr  Slpologte  mtt  bem  3^^*^^^^^  Äonftantins  ooruber.    3li^t  me^r  fo  too^l  auf  eine 

Segen  au^en  geriAtete  Slpologte  lam  es  an,  als  auf  eine  Serttefung  bes  feften  (Brunbes 
er  (SlaubensgeioiBl^eit  im  3nnem,  unb  biefer  Aufgabe  unterzogen  ft(^  namentlich 
anönner  ©ie  Süft^anafius  unb  Sluguftin.  Sltl^anafius  oertetbigte  im  loyog  xarä  'EXJbjywv 
bas  ei^riftentum  nur  fo,  bafe  er  sugleid^  in  ber  grunblegenben  bogmattf^en  ©^rift 
jieqI  rm  hav&QcoTtYjoeoog  tov  Xoyov  eine  gebiegene  Segrünbung  ber  c^riftU^en 
SBa^r^ett  gab,  tnoem  er  bas  SBefen  Des  (E^riftentums  im  Segrtff  ber  (Erlöfung  als  in 

50  feinem  SKittelpunft  erfaßte :  interne  religtöfe  unb  fpelulatioe  Segrünbung  ber  c^riftli^n 
SBal^r^eit  toarb  fo  bie  gefunbe  ©runblage  jur  aei|ttgen  Übenoinbung  ber  ©egner.  Die 
praftif^e  Spologie  toei^t  ber  toiffenfd^aftliqen  Slpologetif.  3lo^  entf^iebener  ift  biefer 
Fortgang  bei  Stuguftin,  ber  ja  ni^t  me^r  praftifd^  ©trtfame  Singriffe,  fonbem  nur  no4 
^eoretij^e  Sonourfe  ju  befampfen  ^at,  namentli^  ben  Sorroun,  oafe  bas  CE^riftentum 

55  bie  6d9ulb  am  Untergang  bes  römtf^en  Steid^s  trage.  Diefe  Sionoürfe  ^ot  Sluguftin 
in  feiner  epod^ema^enben  S^rift  de  civitate  dei,  aufgenommen;  aber  er  fü^ 
bie  Serteibigung  aus  ber  Sollfraft  religiös^lird^li^er  SelbftgcroiMeit  in  ber  Slus^ 
brettung  einer  umfaffenben  ^iftorifd^en  unb  bogmatif(^en  ©efamtanf^uung,  bie  in  ©el^ 
tung  blieb,  au^  nambem  bte  Sonoärfe  oerftummt  u)aren,  beren  ^tftorif^e  SBiberleaung 

CO  fi^  Sluguftins  S^üler  Orofius  in  ben  libr.  7  historiamm  adv.  paganos  jur  Suf 


titioliflettt,  «^(ogte  691 

gäbe  ma^te.  Den  Dfinlel  ^Ilemfc^er  SBeis^itdfiberlegen^it  rnits  Z^oboret  surfid  in 
ber  S^rift  'EUtjnxcbv  'ßeganevriHhTm^fjuiKov  (in  12  Disputationen,  oor  438); 
opologettfd^  tDertooIIer  nmt  bo(^  fein  9}erfuffi^  ber  9leqtfertig|ung  aöttlid^n  9BaIten$  tn 
ben  10  9{eben  negl  ngovolai;,  3n  einer  9tei^  oon  S^riften  tft  a|)oIog^fAer  unb 
polemif^er  6toff  oon  bogntatifd^em  ungef^ieben.  (Sgl.  @ei^,  9IpoI(^ie  bes  C^riftentums  5 
bei  ben  Sried^n  bes  4.  u.  5.  3a^^.  1895.) 

B.  Das  apologetifd^e  (Element  in  ber  mittelalterlichen  X^eologie. 

Die  praftifqe  Slpologie  batte  fflr  bas  9RitteIatter  faft  gar  leine  Sebeutung.  3nbem 
bie  AirAe  fi^  ju  einem  9lei(9  oon  biejjn:  SBett  entmidelte,  fud^te  fie  bie  äSBelt  }u  über« 
loinben  ourq  bie  ilraft  ber  iugeren  uRac^tftellung.  93or  ben  loeltli^en  SRaqtmitteln  10 
traten  bie  geiftigen  SBioffen  in  ben  ^intergriinb.  S^^ft  nur  ben  Sbaralter  oon  Si^vX* 
erörterungen  tragen  ba^er  bie  Slpologien  oon  Slgooarb  oon  fiqon  (de  insolentia  Ju- 
daeorum  822)  unb  oon  Slbälarb  (dialogus  inter  philosophum,  Judaeum  et 
Ghristianum  naA  1120).  Snbem  aber  bie  Dominibmer  fi^  bemfl^ten,  ben  Verirrten 
mit  geiftli^er  $ilfe  na^juge^n,  entiou^  einem  SRiffionsinftitut  berfelben  ein  apolo«  15 
geti[d9«poIemif^es  9Beri,  bes  9laqmunbus  9Rartini  ptigio  fidei  adv.  Mauros  et  Ju- 
daeoß  1278. 

3e  ilberflülfiger  aber  in  Knbetrac^t  ber  iufterlid^n  $errfi^tellung  unb  Aampf» 
üBrung  ber  MirAe  bie  na^  au|en  |iA  ric^tenbe  tlpologie  erf^ien,  befto  mebr  oertiefte 
i(9  bie  apologetifd^e  Z^atigleit  ber  ^tpeologie  noA  innen.  Die  jgame  eiaentliAe  6^0*  so 
aftil  n)ar  im  (grunbe  genommen  apologetif^  gerietet;  benn  fie  fo^  t§re  Sbifgabe  barin, 
ben  (glauben  jum  SBiffen  ^u  ergeben,  bie  SelbftredWertigung  bes  (Glaubens  oor  bem 
benlenben  Serftanbe  3U  ooujie^n.  bie  fie^e  bes  Glaubens  als  loa^rmt  rational  5U 
begrfinben.  Srreilic^  fehlte  ber  S^olaftü  febe  Alar^it  über  bas  ju  erretd^enbe  !^\t\  loie 
über  ben  einsufc^Iagenben  9Beg,  alfo  iebe  Si^^it  ber  SRet^be,  unb  Jo  mu^e  bas  » 
aanse  mit  unae^eurem  geifHaen  Rraftaufioanb  unternommene  Semfi^n  fqeitem.  SBas 
lögt  fi^  überhaupt  rational  beioeifen?  Dod^  niAt  ^iftorifd^e  Z^atfad^en?  3nbem  alfo 
Slnfelm  |[cur  deus  homo)  untemal^m,  ben  Serfö^nungstob  3<^fu  (Qrifti  rational  3U 
bemonftrieren,  [teilte  er  jt^  eine  ausfid^tlofe  Aufgabe.  (SeMi(^tlid^e  Z^ad^n  laffen 
fi(^  nur  burq  Qtftorif^e  uuellen  fid^etftellen;  unb  ber  reliotofe  X^atbe[tano  bes  (&lau«  so 
bens  lögt  fi(^  nur  erleben.  Die  itirdlenl^e  bes  9RitteTalters  enthielt  femer  oiele 
|d(|le(^t^in  inationale  (Elemente;  febes  Seioeisoeifabren  aber  ergiebt  ntd^  nur  bie  Ser« 
teibigung  bes  Seu)eisbaren,  fonbem  au^  bie  Irmf^  Alarftellung  bes  Unbeioeisbaren. 
3nbem  nun  aber  JReligioJes,  $iftorifd^es,  ^Rationales  in  bem  einen  Ün^liAen  Dogma 
ungejd^ieben  blieb,  bas  als  ein  C5ames  lirc^lic^er  £e^e  betoiefen  sterben  foute,  trat  an  35 
bie  Stelle  einer  rationalen  Sbologent  bie  ungeorbnete  9Renge  jerriffener  unb  unjuoer» 
löffiger  rafciones,  bie  leinen  Semeis  ergeben.  Die  S^olaftn  tnig  alfo  oon  oom^erein 
ben  2:obesIeim  in  fiA.  Unb  bas  Sluflommen  bes  9tommalismus,  oer  an  ber  Harmonie 
oon  (Glauben  unb  äBiffen  oerjn)eifelte,  bebeutete  ben  Untergang  ber  oerfe^lten  mittel» 
alterli^en  SlpologetÜ,  Die  felbft  in  i^ren  größten  Stepröfentanten  (Z^omas  oon  Slquino,  40 
summa  cath.  üdei  contra  gentiles)  eine  gefunbe  grormulierung  bes  Ser^Itniffes  oon 
Semunft  unb  Offenbaruna  ni^t  ju  finben  geu)ugt  ^otte  unb,  in  iHb^ngigfeit  oon  einer 
unhaltbaren  iltr(||enle^re  fte^enb,  au^  niAt  finben  lonnte. 

Der  Humanismus  bes  14.  unb  15.  3<^9r^.  be^ei^net  bas  (Entfielen  einer  oon  ber 
Airc^e  uncAböngigen  SBiffenf^aft  unb  ^t  borum  bte  u)eltgef(^i^tliAe  Sebeutung  eines  45 
reformatorifqen  (foeigniffes.    Soer  bie  (Eman3ipatbn  00m  mittelalterli^en  Air^entum 
n)ar  bei  oielen  (Emanjtpation  00m  (£^ftentum.    Der  Stepfis  biefes  neuen  $eibentums 
traten  mehrere  Sipologeten  fird^li(^  (Slöubi^Ieit  entgegen.  Saoonarola  im  triumphus 
crucis  seu  de  verit.  relig.  ehr.  1497  bie  £eid^^ertigieit  mit  religiöfer  9Bei^  unb 
ftttli(^em  (Em|t  befömpfenb,  Marsilius   Ficinus  de  rdig.  christiana  et  fidei  pie-60 
täte  1475  bie  p^ilofopQif(i^  grreigeifterei  mit  pbilofopbifcben  Denimitteln  in  meitem  (Ent- 
gegenfommen  gegen  ben  ißlatonismus  flberoinoenb  (ogL  febte  Platonica  theologia  de 
animorum  immortalitate  1482  gegen  bie  SIriftoteliter),  unb  als  bxiter  9la(^Iömmling 
ber  Spanier  £ubn)ig  Sioes  de  verit.  fidei  Christ.  1543  bie  fir^ud^e  6elbftgen)i^^eit 
auf  bem  00m  Humanismus  gelegten  (ßrunbe  einer  feineren  S^rm  unb  ebleren  (getftes«  65 
biloung  be^auptenb. 

G.  Die  Slpologie  ber  Steujeit. 

Die  innerlirc^li^en  Aömpfe  bes  JReformationsgeitalters  um  bas  SBefen  bes  (E^iften- 
tums  brad(|ten  ein  nie  gefe^nes  Slnfd^mellen  ber  bogmatifd^polemif^n  fiitteratur  -  aber 
oor  ber  reformatorif^en  Slufgabe  trat  bie  apologetif^  jurädEr    Die  grogartige  Selbft*  00 

44* 


692  tlt'obget^  at^diflie 

Seioig^eit  teformatorif^er  (Slaubensbaft  |(^ien  opoloaetifc^er  Segrfinbung  faft  ni^t  pi 
ebücfen.  3m  Unterfd^ieb  oon  bet  lit^Ii^en  Überlieferung  fam  es  an  auf  f<9riftgemä|e 
Formulierung  bes  in  ber  ^[tlid^en  Steligion  totrlliq  (Erlebbaren,  (Erfobrboren.  Daburi^, 
bag  bie  religiSfen  (Erlebniffe  als  Vorgänge  be$  inneren  £ebens  in  i^rer  (Emenart  im 

5  Unter[(^ieb  oom  Dogma  unb  itultus  erfagt  unb  oon  ber  $ierar(^ie  IosgeI5{t  mürben, 
lourbe  aud^  für  bie  ^ologetil  ein  oöllig  neuer  Soben  gefd^affen.  Die  [^laftif^  Se* 
grflnbung  ddrUtli^er  (SlauoensuKibr^eiten  toic^  oermöge  einer  gan^Ii^  oer&nberten  Dar« 
fteüung  berfeloen,  eben  einer  reIigt5s«etl^i[Aen  Dorfteuung,  ber  uRe^obe  ber  Segrfinbung, 
loie  jie  bie  beil.  S^rift  an  bie  $anb  gab.    Sd^ten  juerFt  bie  formelle  Serufung  aj4 

10  bie  9eil.  Sdjrij^  ju  genügen,  [o  mugte  aümfi^liffi  bie  iuQaltli^e  SegrünbuM  ber  ^iL 
Qäfm  auf  bte  aReqoben  fii^ren,  bie  bem  SEBefen  ber  religiojen  Sorftelmngen  ge« 
mag  |inb. 

Die  apologetif^e  Z^gleit  lourbe  load^erufen  burc^  bie  religiofe  3^^6ung  unb 
91uflö{ung,  bie  ben  erbitterten  religiSjen  Stampfen  notioetwig  fotoen  mugte:  nomentlii^ 

15  in  ber  erften  ^alfte  bes  17.  Z^m.  ool^oa  fi^  unter  ben  (preueln  ber  IReltaions« 
oerfolgungen  unb  iReligionsIriege  oie  (Erfc^ütterung  ber  religiojen  (ßenng^it  unb  bie 
Slbfpannung  bes  religiofen  3ntereffes.  3\itt\t  er^ob  in  grrannret^  bie  grreigeifterei  jffc 
^au|rt,  bann  mit  tl^eoretifc^er  Srünblic^Ieit  unb  SntfAieben^eit  in  (En£[Ianb.  9tamentli^ 
in  (Englanb  lourbe  feit  ber  3Ritte  bes  17.  ^afytff.  auf  bem  (&runbe  einer  empiriftif^n 

20  Crienntnist^eorie  ber  Deismus  ausgebilbet,  ber  ju  ®unjten  einer  moralifd^en  SbifOfirunas* 
religion  ben  pofitioen  (&e^It  bes  G^riftentums  preisgab  ober  minbeftens  untergjrub.  äTon 
(Englanb  mirlte  biefer  Deismus  auq  auf  bas  Seftlanb  herüber  unb  begrunbete  ouc^  bo, 
100  ni^t  bie  beiftif^  (&ottesanfd^ung  angenommen  ourbe,  einen  9laturalismus,  bem 
es  nur  auf  eine  allgemein  menlAIid^  nat&Ii^  Steligion  anlam,  bem  aber  eine  über* 

25  natürliche  Offenbarung  als  fiberflfiffig,  xotwx  nic^t  als  unmSgli^  erf^ien. 

Sin  Vorläufer  ber  mobemen  ^ologie  loar  Philippe  de  Mornay,  la  v^rit^  de 
la  relig.  chr^tieime  1581.  Slber  groge  Slufmerffamfen  enegte  \iionf  wtü  einem  |ic( 
regenben  Sebürfnis  ei^prec^nb,  $ugo  ®rotius'  de  veritate  relig.  Christ.  1627. 
$.  (Srotius  f(^rieb  fein  Su(^  unter  bem  Xitel,  SReifenben  ju  bienen,  bie  mit  SRo^omme« 

sobanem  unb  Reiben  in  Serfi^nglämen  ^er  jroeite,  negatioe  Xeil  bes  Su^  miber* 
legt  ^eibentum,  3ubentum  unb  „URa^umettsmus")f  tonnte  aber  nur  bentenben  (I^rifteii 
bienen.  (gemög  feiner  Slufgabe  lieg  er  bie  internen  ^rijtli^n  £el^en  jurfidtreten,  bie 
er  ber  Doomatil  überlieg,  um  ju  oerteibigen,  nnis  femer  Slnfic^t  na$  Sejjrünbut^ 

Sorberte  unb  oertrug:  bas  Sein  unb  SBirlen  Gottes,  bie  Sere^rungsioürbigleit  (E^rifti, 
lie  SSorjüalid^Ieit  ber  ^rijtli(^en  Steliaion,  bie  Geltung  ber  S^rtften  bes  91Xjs.  ^ierfür 
looltte  er  ben  Semeis  führen  aus  X^atja^en  (SBunber  u.  f.  m.)  unb  aus  bem  inneren 
9{e^t  bes  £e]^rpe^alts.  (Es  lögt  fi(^  nt^t  leugnen,  bag  $.  ®r.  in  fa^Iiäer  Anan^it 
unb  (Elegans  tote  in  bfinbiger  oon  (Sef^madloft^Ieit  freier  Semeisfü^rung  für  feine  !itri 
XreffliAes  geleiftet  ^at.    ^er  oerlennen  lagt  ft^  nid^t,  bag  bas  Sebürfnis  bes  9la^ 

4on)eifes  oer  zBernünfttgleit  ber  Offenbarungsreligion  eme  neue  3^it  anlünbigt,  ber  bte 
Sernünfti^Ieit  loic^tiger  fein  loirb  als  bie  Si^er^eit  ber  Offenbarung,  "an  ®r.  ^t  fi^ 
ber  orminmnifc^e  X^eolooe  £imbor(^  de  veritate  rel.  ehr.  amica  collatio  cum  eru- 
dito  Judaeo  1687  ange|d^Ioffen. 

Der  englif(^e  Deismus  ^at  eine  nxi^e  ^M  oon  ^ologien  ^orgerufen,  bie 

45  i^re  ^ö^e  in  ber  erften  Hälfte  bes  18.  3^^-  eneic^te.  $öd^ft  mannidaltra  finb  biefe 
äierteibigungsfd^riften,  bie  „3um  Xeil  felbft  oom  Deismus  angeftedt^  ntmt  bbg  ein  ge= 
meinfames  Selb  mit  ben  (Segnern  auffu(^ten,  fonbem  beren  ^rinjtp  oft  oiel  ju  oiel 
einräumten  (£ode,  SB^itbn,  Slarle,  Softer  u.  a.),  ja  um  bie  Sd^cue  ber  d^riftl.  fie^re 
ju  retten,  bisioeilcn  ben  Äem  opferten  in  ber  ÜRemung,  bies  fei  nur  Sd^Ie  (93umet, 

50  9{obinfon,  Slr^ibalb,  (lampbell,  SBilUamfon  u.  a.) ;  3um  Xeil  aber  au6  fid^  febes  Cnt« 
gegeniommens  enij^altenb  polemijA  unb  mit  grünbli^em  gl^ig  ben  Pgorif^en  Seroeis 
antraten,  namentli^  bie  unöglid^teit,  (Erlennbarfeit,  (Sen)igbeit  ber  SBunber  (£elanb, 

§earce,  Slbams,  bef.  (Seorg  (Lompbell  gegen  $ume)  unb  bie  mferfte^ung  CE^riftt  (Ditton, 
^erlod.  3Beft)  oerteibigten,  ober  ben  Seroeis  aus  ben  SBetsfagungen  (Gä)itaä>  unb 
»  Samuel  C^anbler,  Sqles,  S^eoiton,  $urb)  geltenb  machten.  Daneben  finb  ju  nennen: 
9tob.  Soqle,  ber  ein  noä  befte^enbes  apologet.  ^ßreisinjtitut  einri^tet,  bos  balb  au^ 
in  anberen  £önbem,  bef.  ^ollanb,  9la(^a^mung  finbet,  9{u^.  Saiter,  CubiDort^,  Slelton, 
Stillingfleet  (origines  sacrae  1662  unb  vindication  of  the  doctrine  of  trinity 
1697),  9{ob.  93entlen  (gegen  (Eollins),  SBarburton  (the  divine  legation  of  Moses 
00 1738),  SBoterlanb,  SBatfon,  Stad^oufe,  Sonqbeare,  Slbbifon  (essay  on  the  truth  of 


fbfohitm^  a^ioligte  693 

the  Christ,  relig.,  bcutfd^  1782).  SOltt  urterreid^ter  ©rünbl^feÜ  unb  2Iusfü^rli(^(cit 
roeijt  fiarbner  (the  credibilitr  of  the  gospel  history,  12Sbe  1727ff.,  beutfi^  1749) 
gegen  Xolanb  bie  (Slaubtoürb^Ieit  ber  neutefi  (5t\^xAte  unb  i^rer  Setfaffer  naq.  93om 
nac^l^altigften  Sinflug  auf  bie  englijd^e  Z^eologie  uno  no^  ^ute  3U  i^ren  Standard 
workß  ge^örenb  [inb  aber  bie  6$nft  Sutlers  the  analogy  of  reiigion  natural  and  5 
revealed  1736  (f.  eine  9Inal9fe  baoon  bei  (Sag,  ®efd^.  b.  prot  Dogmatil  III.  364  ff.) 
unb  ißaleqs  view  of  the  evidences  of  christianity  1794  unb  natural  theology 
1802,  ber  mit  nfic^temer  biftorifd^er  5lritil  bie  Sexoeife  unb  ^ilfsben^eife  ffit  bie  3Ba|r» 
^it  bes  (Sgri|tentum9  uno  (Blaubofitbigleit  ber  neuteft.  SBunber  unterfuc^  unb  er« 
^rtet  —  3m  allgemeinen  blieb  bie  Unentbe^Iic^Ieit  unb  (Enoeislid^eit  ber  biblif^en  10 
Offenbarung  ber  immerhin  enge  Soben,  auf  bem  bieje  SBa^er  bes  lir^Iid^ett  (Glaubens 
|i^  belegten.  Sie  betrachteten  bie  ^riftlioe  SBo^^eit  ju  fe^r  nur  als  fie^rfumme, 
nid[|t  als  neues  g5ttli^  fiebensprinjtp.  Unb  inbem  fie  bie  6treit[ragen  in  berfelben 
Sorm,  mit  jie  bie  Gegner  aufoorfen,  ^innabmen,  u)urben  fie  bann  leitet  oon  ibnen 
abl^öngig.  Son  biefer  3^^  <^n  ift  ber  englifmen  Sbologetif  bis  ^ute  bei  aller  Ser- 15 
bien[tU($Ieit  in  einzelnen,  bef.  biftorifc^en  uitterfuqunaen  ber  Aoratteriftifc^e  SRangel 
geblieben,  bas  C^ftentum  ju  fe^r  als  etu)as  !Demon|tnerbares,  feine  fie^ifS^e  3U  [e^r 
tn  ij^rer  Sereinjefung,  unb  ]o  auif  bie  Seoeismittel  (evidences),  bef.  SBunb^  unb 
SBeisfagung,  ju  oerftanbesm&hig  uitb  3U  u)enig  im  3ufammen^g  mit  bem  fie  tragen« 
ben  pffenborungsganjen  aufjufaifen,  ba  bod^  b^  julnec^tfertigenbe  leine  aus  ber  bloßen  20 
Slbbitian  ifolierter  9icomente  benufteüenbe  Summe,  fonoem  ein  ^robuft  göttlid^  in« 
iommenfurobler  fiebens«  unb  ^eilstrdfte  ift,  bas  oor  allem  in  feinem  (Tenfarum  erfaßt 
unb  begrfinbet  fein  mill"  ((Ebriftlieb). 

3n  Srtanbei^  OKir  bie  gretoeijterei,  in  gen)if[er  9Beife  im  9tationaId^ara!ter  n)ur« 
jelnb,  burd^  bie  Safierung  ber  Selluim  ber  SReligton  auf  bie  SRad^t  bes  Alerus  oor«  25 
bereitet,  ourbe  burd^  bie  oerflad^nbe  SBirhing  ber  JReliaionsIriege  unb  ber  genmitfamen 
ilonoertierungen  ^roorgerufen,  erhielt  burdb  ben  engltfd^n  !Deismus  tl^eoretifd^e  9(n« 
regungen,  ging  ober  $anb  in  $anb  mit  ber  (Entartuna  ber  Sittlid^Ieit  ju  einem  ex* 
tremen  9RatertaIismus  fort.    Sine  ^eiftooüe  Slpologie  (ober  venigftens  ein  Sru^ftüd 
einer  foläen).  berühmt  nicbt  nur  in  t^r  3^i^»  fontNem  bis  in  bie  ®egemoart  u)ir!fam,  so 
gab  ^aslal  (f  1662)  in  feinen  ap^onftijd^  ^ingeroorfenen  unb  bodb  oermSge  ber  (Se« 
oanlentraft  unb  (Semfitstiefe  einer  Ir&fttgen  religibfen  ^rfönlid^Ieit  bas  S^iftentum 
fiegrei^  oertretenben  pens^es  sur  la  reiigion  1669.  (Etn^eitlid^  [inb  fie  ni(^t.  S^^S^^ 
^osfal  in  ber  Seu)eisfraft,  bie  bem  SBunber  beigelegt  u)irb,^fia^  als  ita^olilen  bes 
17.  3<^^9*i  |o  ben)ei(t  er  in  ber  Segrfinbung  ber  religibfen  äbe^eugung  in  innerer  85 
6elbftgeu)ig^eit  eine  inbioibueüe  SelbftftSnbigteit,  bie  un  aud^  ^rotenanten  mtxt  unb 
n^ertooll  mad^t.    (Er  ift  eben  eine  oon  ben  Snbioibualititen,  bie,  oogleid^  fat^olifi^ 
(I^aratterjfige  an  fi^  tragenb,  bod^  eine  Xiefgrfinbigleit  bes  SBurselns  in  (Sott  ffäbtu^ 
bie  fie  auger^Ib  bes  Seoormunbungsfqftems  ber  römifd^n  Airc^e  ftellt;  als  fold^e  traf 
^asfal  ben  cmologetif^en  Xon  fiberseugenber  äbemugungsfeftigleit,  ber  in  oer  Iat^o«40 
Itfc^en  Air^e  leiten  angefc^Iagen  oiro.    ^aslals  fieiftung  ouroe  oon  feinem  [einer  92a^« 
folger  eneic^t:  U)eber  oon  Dem  Sif^of  $uet  (demonstratio  evang.  1679)  nodb  ben 
^Reformierten  Slbbabie  (ber  la  v^rit^  de  la  rel.  ehr.  1684  SSerftanbes«  unb  (Semijfens« 
beioeife  unterfd^ieb),  S^^^^I^'t  (ber  conformit^  de  la  foi  avec  la  raison  1705  unb 
examen  de  la  theologie  de  Bavle  1806  gegen  Sa^le  ben  !^mt\^tl  in  feinen  mo« « 
ralifc^en  (&rfinben  aufbedte  unb  oie  Sereinborfeit  bes  (Slaubens  mit  ber  ißiffenfd^ 
oertrat),  3.  «.  lunetin  (cogit.  et  diss.  theol.  1711—1737,  überf.  im  trait^  de  la 
y6ni6  de  la   rel.  chr^t.  oon  S3emet).    Soltaire,  SRouffeau  unb  bie  (Enc^flopäbiften 
gaben  einen  neuen  Slnftojj  ju  (moIogetifAer  Sen)eaun0,  als  beren  Sertreter  auf  pro« 
teftantifdber  6eite  Sonnet  unb  91.  Xunettn,  auf  m^olx]i)ti  fie  Saffor.  !Den9fe,  ^oute«  eo 
oille,  b'SIgueffeau,  Seraier  genannt  »erben  m5gen.    3m  (Seift  unb  6inn  ber  SRomantil 
pries  in  glönjenber  ißbrafeologie  S^aubrianb  g^nie  du  christianisme  1803  ein 
CT^riftentum  arif  bem  leiber  etu)as  f^  u)id^ges  feflte,  bie  innere  SBa^^eü 

Die  beutfAe  Slufflfirung.  in  ber  jn^eiten  $&Ifte  bes  18.3<^tb.  ausgebilbet,  unter« 
f^ieb  fid^  oon  ber  englifd^en  baburd^,  bag  fie  nii^t  auf  einer  emptrtftifdben,  fonbern  einer  os 
ibealiftifd^en  ^bilofop^ie  ru^e,  alfo  nid^t  einen  mmbienen  Srudb  mit  ber  ftirAe  oolljog, 
oon  ber  franjöfifd^en  babur^,  bag  fie  eine  emrte  iucoralitSt  u^amen  u^oQte;  iQier  bur$« 
brang  fi^  ber  9taturalismus  mit  ber  X^eologie  unb  erjeugte  ben  Nationalismus,  ber 
bas  (£^ftentum  auf  eine  natürli^e  Semunftreligion  rebujierte.  Sertreter  berfelben  oer« 
teibigten  ein  auf  llnioerfalreligion  jurüd^efu^s  (E^ftentum  fo,  bag  es  notn^enbig  ge«  00 


694  S^obgetO,  UfpU^t 

toejen  mare,  ben  toirlltc^en  ^riftli^n  (SIau6en  gegen  feine  unberufenen  SIpologeten  5u 
fdbfl^en.  (Eins  bet  befferen  Cneugniffe  biefer  Stiftung  uHtren  3^<^I^in£;  Setrod^tungen 
Aber  bie  oome^mften  SSBa^etten  bei  3itl  1768  ff.  9Rit  (Effet  na^m  fi^  ber  6up^ 
noturalismus  bet  Slpologie  an;  jnxit  Jtanb  et  auf  bem  Sooen  bet  g5ttli^n  Offen« 

5  batung,  abet,  ton  bet  mfnotuna  but<9fe^  unb  oon  i^ten  S^Iagtootten  etng^t&uqtett, 
mit  mangelhaftem  Setftänbnis  btblifc^et  unb  tefotmatotif^et  £e^e.  !D{e  Seioetsffi^ng 
loatb  baium  n)efentIiA  fotmal,  inbem  man  ben  göttlioen  Utfptung  bes  (E^fientums, 
bie  SBa^^eit  bet  Offenbatung  unb  bie  Geltung  bet  ^tL  64ttft  Km  Objelt  bes  Se- 
iDei[es  machte,  unb  oosfelbe,  wo»  balb  Objelt  loetben  foHte,  jum  SRitiel  bes  Setaeifes 

10  no^m,  nämliq  9Bunbet  unb  SBeisfagung,  —  jum  beutl{(^n  S^i^n,  mit  loenig  man 
bie  XtagiDeite  bes  Slngtiffs,  bet  im  De&mus  unb  äRotetialismus  lag,  ou^  nut  oet^ 
ftanben  ^atte.  (Einige  bnngen  es  hodf  ju  Ilatem  Slusbtud,  bag  bas  CC^entum  nul^t 
eigentlich  auf  intellenuenem,  [onbetn  auf  teligiofem  SBege  geiDonnen  oitb.  Sebeutunj 
füt  bie  (Begentoatt  fyd  leine  oiefet  (oonoieaenb  biblif^  Setteibigung  ffi^enben)  Sipo« 

islogien  me^t:  oon  (Eulet  (9{ettg.  bet  göttL  Dff.  1747),  bem  2)i^tet  fallet  (Sriefe  fiber 
bie  loi^tigften  SBc^t^.  b.  Off.,  3.  »ufL,  1779),  fiilient^I  (bie  aute  Saift  bet  göttL 
Off.  1750-82),  SUffett  (Setteibigung  bet  9Ba|t^eit  unb  (Bottli&eit  bet  (^tiftL  §{eL, 
5.  Slufl.,  1783),  £eg  (Setoeis  bet  SBo^t^eit  bet  AtiftL  9{eL,  5.  SlufL.  1785),  Aletto 
(9leue  $tüfung  unb  (EtOätung  bet  ootjflgL  Seioeife  füt  bie  SBa^tt  unb  ben  gotfi. 

20  Utfptung  bes  (Ebtijtentums  1787  ff.:  unt^uc^ung  bet  ®tflnbe  fflt  bie  (Ed^tt  unb 
(glaubiDfltbigleit  bet  Uthinben  bes  C^tiftentums  1793,  5  Sb.),  jlbppen  (bie  Sibel  ein 
SBetI  bet  göttl.  SBeis^eit  1787).  Sei  ben  beiben  letttgenonnten  tritt  bet  (Bebanie  bes 
göttlichen  SEBeltpIans  in  ben  Sotbetgtunb,  aus  bem  bie  göttli^  Su^tung  bes  SRenjd^« 
gef(^IeAts  mit  bet  Slufbau  bet  ^iL  Säjimtn  oetftSnblül^  gemalt  loetben  \oH  (ogL  9tein< 

25  9atbs  SetfuA  übet  ben  ißlan  3e(u  1782).  3n  bet  atteten  Xflbinget  6^Ie,  beten 
^aupt  bet  e^noiltbige  6tott  UMit  (1777— -1812),  btel^  fi^  bie  eifrig  betriebene  Vpo- 
logie  um  bie  Serteibigung  bes  biblU^n  Offenbcmingsgloubens,  namentlich  im  (Begenio^ 
p  Aant  unb  Si^te.  gat  Stott  bte  Sli^ntie  bet  ^o1ahjif\t  beioiefen.  |o  glaubt  er 
oamit  i^ten  gefamten  3n^It  oöllig  Jid^etgefteRt  ju  ^aben.    unb  loenn  >lant  ote  meto« 

sop^Qfifc^e  (Etienntnis  bes  Ubetfinnliqen  oetneint  ^atte,  fo  glaubt  6ton  um  \o  ent^^ie« 

benet  auf  bet  ißofitioität  bes  Offenbatungsgbubens  befteben  ju  {önnen.    3n  o^nlt^ 

Salinen  (loie  bet  fuptatationale  Suptonatutolismus  6tons)  bemegen  \i^  noA  bie  „9po« 

logetifen"  bes  Dänen  ^.  (E.  aßüHet  (1810),  3.  S.  8ftan!es  ^1817),  Steins  ^824). 

Die  fotmaIi[ti[^e  Slpologie  enoies  fi(^  als  unjutei^enb,  ote  but^  Sttaug'  ^wAd^ 

85  fii^tung  bet  eoangelifc^eh  (Stmii^tt  auf  bie  ab|i(^tsIos  bi(^tenbe  Sage  unb  bie  Zenbenj« 
ftitii  ber  2:fibinget  S^ule  ftatgeftellt  mat,  bag  Sltgumente  fflt  bie  (Blaubofltbijgleit  ber 
biblifd^en  Sc^ttftftellet,  3^fu  6elb[t3eugnis  u.  f.  lo.  nid(|t  austeid^ten,  bie  pnmipielle 
(EntiDut^eluna  bes  3n^alts  bet  ^eiligen  S^tift  ju  loibetlegen.  ^infi^tlul^  bet  biblt|(^n 
Disjipitnen  |(^ieb  [i^  eine  nepotio^IritiF^e  unb  eine  po|ttio«apologetif^e  Sebanblun^: 

40  innetltt^li(^e  ißolemil  unb  antmatutaliftif^e  Slpologetil  gingen  in  einanbet  &bet.  Dte 
pant^eiftifAe  iß^ilo|op^ie  ^alf  ben  alten  9{ationaIismus  mit  ^tftöten,  toitfte  obet  mit 
jur  SntfteQung  eines  neuen,  bet  ^at  me^t  gef^i^tli^en  Sinn  ^e,  abet  tabifaler 
Dorging  loie  hti  alte.  SRit  bem  3uf<^^^nl^ni^  bet  gtogen  p^ilofop^if(^en  Spfteme 
lam  aber  bie  iß^ilofop^ie  übetl^aupt  in  Setfall  unb  ttat  jutfid  leintet  bem  glön^enben 

46  Sluffc^iQung  bet  9latuttDt[{en[d^en,  bie  bie  ganje  fiuft  bes  geiftigen  fiebens  mtt  ma^ 
terialiftif^et  ißopularp^ilo|op^ie  bur(Möttigten.  Dur^  bie  infolge  ber  Slusbilbung  ber 
greife  aefteigerie  £)ffentli^!eit  bes  J5ebens,  but^  ben  infolge  nie  gefe^enet  Setie^^ 
mittel  belebten  9(ustau[(^  untet  ben  ^HUtviL  but(^  bie  infolge  ber  ißte^ü^eit  um 
[i(^  gteifenbe  ^opularijterung  bet  Slegation  oilbete  fi^  in  ben  oerl^iebenen  £önbem 

60  eine  geioiffe  ®Iei^mägig!eit  bes  Unglaubens,  meldte  bie  Sluseinanoerfe^uim  jiDif^n 
(E^riftentum  unb  tabUaler  £eugnung  alles  itbetfinnli^en  jut  unbemeisbaten  ^tioenbig^ 
fett  machte.  (Es  gab  laum  eine  (Jfotm  bes  Unglaubens,  gegen  bie  ni^t  Serteibigung 
unb  SIngtiQ  notroenbig  geiootben  loate.  Wlt  oiefe  (Jfotmen  juxten  unb  fanben  ^U 
in  ber  im  (ßegenfa^  jut  SReligton  [te^enben  Stiftung  bet  3Bi||enfd^aft,  ootab  bet  Statur^ 

66  u)iffen|(^aft,  beren  Sinflug  ben  in  t^r  gepflegten  (Empirismus  tn  etne  9{ei^  oon  SBi|^n^ 
[(^aften,  [a  fogat  in  bie  X^ologie  übetttat.  6o  etseugte  bas  19.  3^^^*  ^ine  fo  aus- 
gebe^nte  apologettfc^e  £ttteratut  roie  fein  anberes  suoor.  Dajj  aber  bie  S^eologie  ben 
großen  i^t  geftellten  Slufgaben  mit  ^inrei^enber  Araft  entfpro^en  ^ätte,  lagt  fi^  leibet 
ni(^t  urieilen.  93iele  ge^en  im  alten  Setttebe  oeiter,  als  menn  bie  neuen  ffieonet  nü^ 

eo  etftanben  roören ;  anbere  ^aben  ß^O^f^^^i^niff^  gemalt,  bie  fa|t  ein  Sluf geben  oet  ^fto- 


Ofiolugtttf,  «liologte  695 

rifd)cn  (Srunblage  bes  (T^riftentums  bebeuten.    60  foibert  bos  20.  ^a^tf).  einen  oer^ 
ftörften  Setrieb  ber  Slpoloaie  in  Sn^olt  unb  Umfang. 

Sgl.  Sied.  Die  Sertel^igunobes (E^riftentums  1847 ;  Stiem, Slpologie bes (E$ri|ten» 
tums,  2.9Iufl.  1856;  UTImann,  93efen  bes  d^iftentums,  4.9lufL  1854;  ^unbes^agen, 
Der  SBeg  5U  S^rifto,  2.9IufI.  1854;  ^olud,  Sefinrfi^e  fibei  bie  oome^mften  (Bloubens»  5 
fragen  ber  3^^^  1^6.  1864;  fiutl^arbt,  SlpoIogeL  Sortrage  über  bie  (SrunbtDa^r^eiten 
bes  CMtentums,  8.  üufl.  1873;  besaL  Ober  bie  geifiirDa^^tten.  4.  SIufL  1874; 
Sosler  Sortrage:  jur  Serantnortung  bes  d^riftl.  (Slaubens,  2.  9[ufL  1862;  (Beg  u. 
9{iggenba(b,  Sipolog.  Seiträge  1863;  Sluberkn.  Die  gSttI.Cmnb.,  1861  u.  64;  Dufter« 
bied,  Sipolog.  SeitrSge  1865:  0.  3ti\^xii.  ^m  Slpologie  bes  (t^riftentums,  2.  Slufl.  10 
1866;  ^elb,  3efu5  ber  6|rift,  1865;  C^nftlieb,  3Robeme  3n)eifel  am  Ariftl.  Glauben, 

2.  SIufL  1870;  berfelbe,  Die  beften  3Ret^ben  ber  Selampfung  b.  ntob.  Unglaubens, 

3.  Slufl.  1873;  Slpolog.  Sortröge  oon  bemifd^n  (Beiftl.,  1870;  Steinme^er,  Sbolog. 
Scitröge  I— III,  1871-  Oofterjee,  3um  ilampf  unb  grieben.  1876;  3odIer,  ©ottes 
3eugen  im  9{eid^  ber  Statur,  1881 ;  Hornberger,  (Sott  unb  feine  Dffenbarungen  in  15 
Statur  unb  (&ej(^id^te,  1882;  fjfleifAmann,  (E^riftentum  unb  [eine  Gegner.  1889;  S^äffer, 
9Bas  ift  eiild?  1891;  iteftler,  Die  SBunber  bes  Glaubens  unb  fein  Selbftjeugnis, 
1891;  AiU&el,  Der  ^erjpunn  oer  Serteibigung  bes  C^tentums  in  unterer  3^it,  1892 ; 

0.  Orelli,  CE^riftus  unb  anbere  SReifter.  1893;  Staube,  SoUstflmli^e  Slpologie,  1894; 
Gottesbienftlt^e  Sortrage  in  ber  Sc^Ioftlird^  3U  Aorlsru^e,  1892;  ^ettinger  (lat^.)f  20 
SIpolMie  bes  (E^riftentums,  7.  3lufl.  1895. 

Son  ber  o^ologetif^en  £itteratur  bes  Sluslanbes  feien  genannt:  Frayssinous, 
defense  du  Christianisme  1851— 53;  Rougemont.  Christ  et  ses  tämoins,  1856; 
Gaussen,  le  Canon  des  Saintes  Ecritures,  beutf^  1864;  Guizot^  meditations 
sur  Tessence  de  la  rel.  chr6t.,  1864;  Godet,  conÜrences  apolog^tiques  1869. —  25 
Erskine,  remarks  on  the  internal  evidence  of  the  truth  of  revealed  relig., 
beutf^  1825;  Chalmers,  the  evidence  and  authority  of  the  Christ,  revelation, 
7.  ed.  1824;  berf.  a  series  of  discourses,  1817;  Pye  Sm^th,  scripture  testimony 
to  the  Messiah,  6.  ed.;  Pearson,  on  infidelity,  1863  ff.;  Liddon,  the  divinity 
of  Jes.  Christ,  5.  ed.  1871  unb  oiele  anbere  Bampton  lectures.  —  Modern.  Scepti-  30 
cism.,  8.  ed.  1874.  —  Faith  and  free  thouffht,  2.  ed.  1874,  —  Seac^tenswert 
Lightf 00t,  supernatural  religion  (in  einet  9le^  oon  SIrt.  ber  Contemporary  Re- 
view 1875—76).  8Iu^  Farrar,  life  of  Christ,  16.  ed.  —  Mc  Uvaine,  bie  Wa^- 
f)txi  bes  (E^riftenhims  (aus  bem  CEngl.,  ^^ilabelp^ia  1874);  Fisher  ($rof.  in  Yale 
College),  essays  on  the  supernatural  origin  of  Christianitv,  1871;  Peabody,  86 
christianity  and  science,  1874:  Mc  Cosh,  christianity  and  positivism,  1872; 
Sarrq,  9tatürli(|e  X^ologie,  beutfc^  1882;  Whitmore,  Infidel  objections  to  the 
scriptures  considered  and  refused  1884  j  Storrs,  dlvine  origin  of  christianity, 
1884;  Henslow,  Christian  beliefs  reconsidered  in  the  light  of  modern  thought, 
1884;  Wilson,  aenigma  vita  or  christianity  and  modern  thought,  1887;  Harris,  40 
self-revelation  of  God,  New  York  1887;  Drummonb,  Ulaturgefefe  in  ber  CBeiftes* 
VDtlt  mä)  ber  7.  Slufl.  beutf(^  1889;  itenneb^,  (Sottesglaube  uno  mobeme  Slielt« 
anf^auung,  beutfc^  1892. 

9Ipologeti[(^en  ^mtdtn  bient  in  Deutf^Ianb  befonbers  bie  3^|4<^nft :  X)er  Seioeis 
bes  (Glaubens  (feit  1864)  oon  3ödler  (C5rau,  Sracbmann),  Steube,  in  CEnglanb  bie  chri-  45 
stian  evidence  Society  feit  1870  mit  ber  3^^^^^-  Christian  evidence  Journal. 

D.  Die  Slpologetil  als  9Biffenfd^ojt 
ift  begrunbet  buri^  S^leiermad^er  (f.  oben  m\d)n,  1).    2^ox  ift  au^  mu^  i^m  noA 
^ologie  unb  Slpologetil  niAt  immer  beutli^  gef^ieben.    ^^benfaKs  aber  ftellte  [i^ 
feit  i^m  im  Unterfc^ieb  oon  oem  3ufönigen  unb  llnmet^obifdjen  oer  91polo]^te  Ilarer  bie  so 
Aufgabe  einer  loiffenfäaftli^en  Segrünbung  ber  ^riftli^n  SBa^eh.    (Jfur  biefe  mat 
ein  neuer  Soben  gegeben  formell  bur^  Sqileierma^ers  fie^re  00m  3Befen  ber  Steligioiu 
bie  i^r  ein  eigenes  (Erfa^run^sgebiet  hn  menf^lid^en  (Seiftesleben  amoies,  unb  faqlid^ 
burdd  bas  SBiebererma^en  einer  eoangelif^en  grtBmm^Iett,  loeli^,  bie  Cinfeitmleiten 
ber  Ort^oboaeie  loie  bes  Pietismus  ju  oermeiben  fud^nb,  fiA  bes  lebenbigen  Coebalte  56 
ber  6^rift  loie  ber  9{eformation  loieber  bemacbtigte.  Spreitjgte  fd^on  biejer  neue  SBein 
bie  6^löud(|e  ber  alten  rationalfupranaturalen  llpologetil,  bte  in  bem  lernen  Sluslaufer 
ber  alten  Üübinger  Schule  Steubel  (Srunbjfige  einer  Slpobgetil,  Xüb.  1830)  nod^  eine 
fid^  mögli^ft  ber  neuen  3^^^  anpajfenbe  Vertretung  fanb.  fo  aadb  bas  Sluflommen  ber 
lritif(^en  Seu)egung  bie  9tottoenbtgleit,  bie  SlBo^r^eit  ois  CE^riftentums  tn^tli^  3U  eo 


696  S^^bgetü,  9^«l90i( 

otrtreten,  obgefeben  oon  bem  Kustrog  bei  httif^i;  (Jrtooen,  fo  fe^  biefe  aud^  bie  bfbltfi^ 
SBtljenfd^^  apologettJA  befd^SfHgen  moc^tett.  übet  Objelt  unb  9Retl^obe  bes  o|K)Io« 
getifd^n  ^erXafyctm  olteb  man  cSbex  lange  ebenfo  in  taftenber  Unfic^er^eit  mie  fiber  bie 
iDiffenfd^oftlfa^e  Cinglieberung  ber  Ubeinmtr  neuen,  t^atfad^IiA  tt^t  alten  !Di^Iin. 

s  auf  (Srunb  ber  Anregung  6(^Ieierma(^er9  gab  6aa  eine  c^RIiAe  llpologetil 
($amb.  1829.  2.  SufL  1841),  in  ber  er  Sc^Ieiermad^ers  Sufrig  ni^t  befolgte,  aber 
bem  Segrtff  ber  flpologetil  bdburA  gereAt  pi  merben  fu^e,  bag  er  bie  UmuISngliAIett 
ber  augerdgriftlic^en  ^Religionen  uno  oie  3uiammenftimmung  bes  in  ber  pomioen  £>{ten« 
barung  3^1^  (Ebrifti  (begebenen  mit  bem  bur^  bie  natürliche  Anlage  bes  SRenfd^n  ®e^ 

10  forberten  na^tes.  Stellte  er  alfo  etn^eits  ins  fiic^t,  b^  bie  menfAIi^  Statur  haft 
^rer  (Erf^offung  burd^  (ßott  gereute  bas  fu(^e,  mas  ias  (Qjriftentum  biete,  anbererfeits 
bag  bas  (E^riftentum,  loeil  i>on  (Bott  aegeben.  bie  9leIigion  in  ooIKommenem  Sinne 
oenoirllic^e,  |o  ergab  fi(^  baraus  bie  uominfttmmung  oon  Statur  unb  (&t\ä^xäfU,  mtUft 
ber  gefamte  Staturalismus  nic^  finben  bnnte.    !Die  KttRISrung  mugte  eben  mit  ber 

15  ^ofmoü&t  ber  Offenbarung  unb  oen  $eilst|atfa^n  bes  o^riftentums  nid^ts  aiqufongen 
unb  rebujierte  (namentliq  au(^  in  £e{ftng,  Äant,  Sfi^te)  bie  d^ftlid^  Steligion  auf 
natfirli^  SBa^^eiten.  Sollte  bie  flpologetil  bas  ^rtftentum  oerleibiaen,  (o  lam  es 
barauf  an,  hca  ^ofitioe  besfelben  ju  begrflnben  (oaL  fiemme,  $eitet^atfa^n  unb 
(glaubenserfa^ng,  ^eibelbera  1895}.  hieraus  enoSc^p  aller  3IpoIogetS  bie  Sd^iDierig« 

30  leit,  ba|  fiq  nur  bie  angemein  menfd^IU^en  Sbeen  rcmonal  bebu^ieren  laffen,  unb  bog 
gerabe  oais  d^riftlic^  ^ofttioe  Serteibiguna  forbert.  Diefer  S^terialeit  18^  \väf  nur 
ob^Ifen  burdb  enge  Serbinbung  ber  Spologetil  mit  ber  Doomatü,  oenn  etne  gefunbe 
Slpologetü  I&gt  fim  nur  aufbauen,  inbem  bei»  religiös  (Empirtjd^e,  bos  nid^t  bemonftriert, 
fonbem  nur  borgejullt  meroen  lann,  oon  bem  religiös  3ntenenuenen,  bas  rational  bebu« 

36  siert  merben  fann,  beutliA  gefd^ieben  mirb.  9uf  bem  SRanael  biefer  Unterfd^ibung 
ru^n  bie  Simofirfe  gfran»  geaen  bie  Sbologetil,  ber  im  fibnaen  in  feinem  ^Softem 
ber  ^p^en  (Seroigleit".  in  bem  Semu^n,  ben  (Brunb  unb  bas  Sle^t  ber  d^tlt^n 
(Sevthoeit  au^uioeifen.  otel  ooitr^i^n  apoIogd|{fdben  Stoff  gegeben  ^at  Surf  bie 
Unteifi^eibung  bes  enngen  SBaMe&gel^alts  bes  (E^riftentums  unb  feines  gefd^id^It^ 

8o(£:^araIters^(Ebrarbr9[poIoaeti!,2S.,®  eine  3mU 

tetlung  ber  SlpoIogetS  aufgeoaut,  wu^  ber  er  juerft  ben  SBa^r^ettsge^alt  an  ben  Z^^ 
fad^n  ber  Statur  unb  bes  menfc^Iid^n  Sevugtfeins  aufseigen,  fobann  bos  (L^ftentum 
als  gef(^id^tli(^  Zfyx^aä^  in  jeinem  organifd^en  3u[^^^^n^ttns  ^^  ^^^  allgemeinen 
SteliQionsgejAiAte  aus  Zfyx^aqtn  ber  allgemeinen  AuUur*  unb  Steligionsgefcbi^te  be^ 

86  orünben  n)iIL  !Diefes  biftorifAe  Sen)eisoerfa^ren  begrfinbet  aber  offenbar  ni$t  bie  X^= 
iat^e  ber  (Erlöfung  felbtt,  fonbem  ^d^ftens  bas  Sebflrfnis  unb  oie  Überle^en^U  bei 
d^nftlid^en  Stetigion.  Sin  Unflar^eit  ber  Stoffabgrenjung  wit  ber  opologetif^en  9uf^ 
gäbe  leibet  auq  bie  oieles  (gute  bietenbe  ,,(E]Driftli^e  Slpologeti!  auf  antbropoIogi|(^ 
©runblage"  oon  C.  g.  »aumftarl  (1.  2.  SJ.  granif.  1872.  79.  3.  35.  $e&etb.  1889), 

40  ber  bas  (T^ftentum  als  bie  oolliommene  unb  abfolute  Stelioion  oufjeigen  min  bui^ 
ben  Stad^n)eis,  „bag  bas  S^riftentum  ber  religiöfen  Slnlage  oes  Sltenf^en  oolßommen 
entfpri^,  gerabe  bas  unb  nic^t  »weniger  aiebt,  als  biefe  forbert".    „Um  biefe  pjqc^olo» 

Sif(^e  ^emeisffi^rung  gliebert  [i^  bann  oas  ganse  ilbrtge  apologetij^e  SRatenal  unb 
at  an  i^  bte  fpftemdifdbe  3uf ammenf a|f ung ;  insbefonbere  gliebert  fid^  bie  Steligions^ 

46  gefd^i^te  aanj  aut  (?)  ein'^.  $egen  biefes  pf9$oIoaifd^*^iftori[d^e  Seroeisoerfo^ren  roürben 
lyranls  (Eimoenbungen  i^  (Bettung  be^aimten,  ber  oenigitens  barin  ooIRomnten  im 
^e(^t  u)ar,  bag  fi(^  u)iJJenfd^IiAe  apoIoaeti)d^e  X^tigleit,  ote  bem  SBefen  ber  Glaubens^ 
objette  entfpred^en  miÜ.  nur  Oben  IS^  im  3iif^^^^^^n9  ^ü  erfa^ngs«  unb  ei> 
lenntnismaniger  Darfteuuna.    Die  bisher  fad^gem5ge|te  üusfü^runa  ber  ^ologetS  ift 

60  ba^er  gegeben  oon  ä.  9.  Jbomer  (Softem  ber  ^riftli^en  (Slauoenslebre.  1.  S.  (Brunb^ 
legung  ober  Slpolooetil,  SJerlin  1879,  2.  Slufl.  1886).  (&  entfaltet  m  berfelben  1.  bie 
£e^re  oon  ®ott  0ßvx>ti\t  ffir  (Sottes  X^olein  unb  Dreieinigieit),  2.  bie  fiepte  oon 
SRenfAen.  3.  bie  Cin^it  (Sottes  unb  bes  SRenf^en.  Der  Sltangel  flarer  Sc^eibung  bes 
metap99fi|d^en  unb  bes  empirijd^n  Clements  oer  Steligion  l^at  freili^  bie  retne  ^erous^ 

66  fteUung  bes  Slpoloaetifd^n  geqinbert.  Der  ($ort[d(|rttt  über  Domer  hinaus  liegt  in  bet 
(Er!enntnis,  bajj  ent  ber  DarfteUung  bes  reIigio|en  Z^atbeftanbes  bes  (I^rifteittums  Me 
fpehilatioe  93egrfinoung  folgen  lann. 

3n  3ö<flers  §anbbu^  ber  ti^eologifd^n  SBilfenfc^aften  (3.  93.  2. «.,  Slorbl  1885. 
3.  91.  1890)  ift  bie  fpftemotifdbe  Zoologie  bur(^  ju  ftorie  Xeilung  ((Einl.,  ^rinjipten 

eole^re,  (Slaubensle^,  Spologettl,  (Et^ü)  jiemlid^  unmet^obif^  gen)orben;   anerfennens-- 


f^olo^tm,  atiolugie  697 

xDtxi  ober  ift  bie  (Einfügung  ber  ^Ipologetil  jmtfAen  (Sloubenslebre  unb  (SSß.  ftübel 
f)a\  ]\i)  aber  bie  opologetifile  Sluf^obe  etnetfeits  btun^  bie  Setmifc^ung  oon  Slpologetil 
unb  ^ologie,  anbeterfeits  bur^  bte  Slnlel^nung  an  Saumftorls  an^ropologif^e  (Srunb« 
legung  oenoinen  laffen.  Snbem  er  nun  als  bos  „3BtkrMiäit"  im  (E^rtftentum,  hos 
9{ed^tfertigung  forbert,  bas  CEoangelium  beftimmt  unb  biefes  nad^  ben  brei  Seiten:  6 
(Eoangelium  oom  Sitxi)  Sotles,  Sotfc^aft  oon  ^e\u  (E^rifto  als  bent  6finben^ilanb  unb 
SBort  auseinanberlegt,  totll  er  1.  oie  d^rip^e  ünf^ouung  oon  (&ott  als  allein  bem 
£ebensbebfirfnis  bes  SRenf^n  entfpre^nb,  2.  bie  oon  3^1^  C^rifio  als  allein  bem 
^eilsbebilrfnis  bes  6flnbers  entfpredbenb,  3.  bie  oom  SBort  (Bottes  in  ber  ^6  als 
allein  bem  SBabr^ettsbebfirfnis  bes  9Renf^en  entfore^enb  nac^toeifen.  !Die  Unfi^er^eit  lo 
ber  met^obologif^en  (Sefid^tspuntte  erinnert  an  CCqriftliebs  „$iIfsioi|fenf4aft  ber  !Dog« 
matt!  in  relatioer  Selbftitänbigfeit". 

Die  Slpologettien,  bie  ]\ä)  als  Srnti^e  ber  prcdttfd^en  X^eologie  gaben,  leiben  oer» 
möge  ber  pnnjipien  fal[(^en  Singlieberung  an  bem  Sebre^en,  bag  ^aftoraüe^re,  Sie» 
mente  apologettfc^er  ^e^nblung  biblifd^er  Diss^Iinen  unb  eigentliche  Slpologie  ober  15 
Slpologetil  mit  einanber  oermengt  loerben.  60  Deli^f^,  Softem  ber  d^riftl.  Slpologettf, 
fieipjig  1869;  Steube,  (Eoangel{[d^e  Slpologettl,  (So^a  1892. 

Slls  einleitenben  Zeil  ber  DogmoHI  ^  9Beitbre^t  oefArieben  „(EfyA\tl  Slpologettl 
ober  93or^of  ber  (Slaubenslebre''  (lalto  1854.  Unb  biefe  Se^anblungsart  bfirfte  fiegen» 
n^örttg  im  alabemijd^en  Setrteb  ber  Sorlefungen  am  loeiteften  oerbreitet  fein.  (Menn  20 
ftä^Ier  im  1.  2eil  feiner  SBilfenfd^aft  ber  4riftL  fiei^re,  (Erlangen  1883,  2.  S.  1893 
loeber  eine  ißrinjipienle^re  bietet  noA  eine  benlenbe  Segrflnbung  ber  d^riftl.  SBa^r« 
^eit,  [onbem  ganj  pofitioifttfd^  bie  SInntiipfungen  aufzeigen  loill,  loeld^e  bte  (Entftel^ung 
bes  rec^tferttgenben  (Slauoens  im  oor(|riftlid^en  Staube  bes  Sflnbers  finbet,  {0  ift  ein 
einleu^tenber  (&runb,  biefen  Xeil  ,,9^ologettI"  ju  nennen,  niAt  ju  erlennen.  Die  25 
Selb{tgeu)igfieit  bes  Steins  auf  Dffenborungsboben  ma^t  bet  A.  bie  apologetif^e 
Slufgabe  hinfällig.) 

(Es  liegt  im  3Befen  ber  mobemen  9{i^tunp  ber  X^eologie,  bag  fie  ben  objeHioen 
t^eorettfd^en  Sexoeis  ffir  bie  SBal^it  bes  (E^ftentums  aufgiebt  unb  \iäf  barauf  be» 
fc^ränlt,  unter  gen)i{fen  fubieüioen  Sorausfe^ungen,  loie  fie  bos  g^iftige  £^en  ber  so 
C^riften^eit  bietet,  bas  (Eqriftentum  bem  moralifqen  ober  inteüeltueuen  Sebürfnis  an» 
Subieten,  ober  fi^  barauf  jurfidsie^t,  bag  man  tro^  ber  neueren  SBiffenf^aft  ben  reli^^ 
aiöjen  ®ottesglauben  no(Q  fef^aUen  tonne.  3lac^  $.  SAul^  ((Brunbrig  ber  ^riftl. 
Slpologetil,  (Bötttnaen  1894)  ift  ,,ber  (Blaube  perfönltAe  pralttf^e  l&er^uauna  unb  füQrt 
ben  eigentli^en  SBemeis  ffir  [ein  9{eAt  burm  bie  £ebenslraft  unb  Seliglett,  bie  aus  85 
i^m  ftammen".  Die  Slpotogett!,  als  ^rinjtptenle^re  „bie  Grünblaue  ber  fpftem.  Zbeo» 
I^9i^"f  (fi^^^i  ^  u)iffen|(^aftli(9e  Serftanbnts  bes  3Befens  bes  (E^ftentums  unb  [eines 
3itä)is  mner^alb  ber  aeifttgen  ffintrotdelung  ber  SRenfd^^eif '  unb  ^  alfo  bie  Slufgabe, 
1.  3Befen  unb  {Re^t  oer  9teligion  3U  oerjte^en,  2.  bie  gefd^ül^flul^en  (Erfd^einun^en  ber 
9{eligion  5U  begreifen,  3.  SBefen  unb  SolRommen^eit  bes  (E^riftentums  au^ujetgen.     40 

Die  fat^olijd^e  Slpologetil  bleibt  faft  hwcäfmta  in  ber  Sd^olafttl  fteden,  b.  ^.  fie 
entbe^  einer  ilaren  ($<>i^ulierung  oer  apologettj^en  Slufgabe,  einer  beutlid^en  (Er» 
fenntnis  bes  Seioeisbaren,  einer  fixeren  erienntnist^eorettf^en  (Brunblaae,  ba^er  einer 
rationalen  SRet^obe ;  mit  SSenoe^ielung  oon  Religion  unb  !t)ogma  wxü  )ie  oiel  5U  oiel 
beu)ei[en  unb  bemeift  barum  5U  n)enig  unb  1^  als  ultima  ratio  faft  ftets  bie  Slutoritot  45 
ber  Air^e.  (Benannt  mögen  merben:  S.  oon  Dre^,  Die  SbologetQ  als  toiffenJAaftl. 
9lad(|ioeifung  ber  (Böttli^Ieit  bes  (E^riftentums  in  feiner  (Erfd^einung,  3  Sbe,  äRatn; 
1839—48,  2.  2Iufl.,  93.  1.  2  1844—47;  Dieringer,  Softem  ber  göttl.  X^aten,  SRains 
1841,  2.  Slufl.  1857;  SJofen,  a^)ologe«I,  grreiburg  1861 :  Kilolas.  ^J^ilof.  Stubien  über 
bas  (E^riftentum,  aus  bem  Sfrönäof.,  5.  2lufl.  1872 ;  $etttnger,  fie^rb.  ber  gunbamental«  50 
t^eol.  ober  9lpologettI,  greib.  1879,  2.  ?lufl.  1888;  SBeife,  Jlpologie  bes  (EBriftentums, 
5  93be,  afreib.  1879—89,  2.2Iufl.  1888 f.;  (Sutberlet,  fie^rb.  ber  apologetil,  SRünfter 
1888,  2.  Slufl.  1895  f.;  Stötfl,  fie^.  ber  8^)ologettI,  SKainj  1895. 

(Einjelgegenftänbe  mit  SBunber,  bie  ißerfon  3^fu  (E^riftt  u.  f.  to.  finb  in  3a^l= 
reichen  aJlonogrtm^ien  be^anbelt ;  f.  baju  bie  bef.  ?lrt.  SJgL  SReufc^,  Sibel  u.  Slatur,  55 
4.  2lufl.  1876;  3öcner,  (5ef^.  ber  Seäie^ungen  jmifc^en  berl^eol.  u.  ber  Slatunoiffen* 
fddaft,  2  95be  1877;  berf.,  (Bottes  3eugen  im  JReid^  ber  Slatur,  2  35be  1881;  Steube, 
(C^riftentum  unb  Slatunoiffenf^aft,  3l3b2:^  1893—95;  Stufe,  Der  alte  unb  ber  neue 
(Blaube,  1874;   S^fift,  w'ofop^te  u.  flP^tentum,  1884;  §uber  (alflat^.),  Der  alte 


698  Ofiologctil  9i$0fia^ 

u.  ber  neue  C5Iaube,  1873;  $effimtsmu$,  1876;  gQ^ri,  Sttefe  gegen  3RateriaItsmus, 
2.  Slufl.  1864;  S^mib,  Die  Danoinf^en  X^tien,  1876  u.  r>.  a.  2.  Semnte. 

Ätiologie  ber  Kngdiurger  ftottfefftott  f.  9ug$butgtfd^es  Selenntnts   unb 
bejfen  Slpologie. 

6  ^ofia^t,  Sipo  [toten.     $gl.  Slmt^or,  De  Apoetasia  über  singalaris,  dohnx^  1833, 

^JJlünd)en,  2)ad  fanonifd^e  Q^erid^tdoerfol^ren  k.,  2,  357;  @(eorg  grej^r,  Jus  Eccleedae  Gatho- 
licae  adversus  Apostatas,  $eft  1847.  fie^tere  ®d^rift  be^ie^t  fic^  in  i^ren  fpejiederen  ilu«^« 
fü^rungcn  auf  Ungarifc^eS  ^artifularred^t. 

Dos  Ivciß^t  Delilt  ber  älpoftafte  mvä>  in  ber  älteren  Doltrin   qI$  bos  bes  Sb> 

10  falles  überhaupt  auf^efa|t,  bos  oie  apostasia  perfidiae^  inobedientiae  unb  irregula- 
ritatis  begreife.  Setbe  Te^teren  SIrten  ge^en  otelfa^  inetnanber  Aber  unb  Knb  oon  ben 
neueren  auf  imtx  beftimmte,  einjelne,  mit  einanber  oenpanbte  Spejies  oes  SCbfoÜes 
rebujiert  roorben;  [o  bag  bie  ap.  inobedientiae  gegemoartig  ibentif^  ift  mit  ber  Spoftaiie 
oom  Orbensgeliiübbe  (ap.  a  monachatu),  bie  ap.   irregularitatis   mit  ber  Spoftafie 

16  oom  geiftli^en  Staube  (ap.  a  olericatu),  u)eld^e  beibe  blo^  in  ber  loffiolif^n  jtird^ 
oorfommen.  6ie  roerben  entgegengefe^t  ber  au(9  bem  prote  tantifd^en  Atr^enre^te  ht- 
lannten  9bo[tarie  oom  (Glauben  (ap.  a  fide  ober  perüdiae). 

Der  Slbfall  oom  £)rben  gefqi^t,  wmn  ein  9legular  o^ne  (Erloubnis  ber  tompe^ 
tenten  Oberbe^brbe  [ein  Alolter  unb  bejFen  £ebensorbnung  oerKM,  um,  fei  es  als 

20  Seiftlid^er^  fei  e$  als  fiaie,  in  bie  SBelt  jurfidReBren.  Der  Slbfafl  oom  jUerUat,  ber 
na^  ftreittger  aber  irriaer  Slnji^  nur  oon  (Seiftlt^n  ber  ^S^ren  SBei^n  begangen 
n)erben  lann,  gef^ie^t  ourA  unerlaubten  Stfidtrttt  eines  Alerilers  in  bie  9BeIt.  Dei» 
artige  Slpoftaten  wQxtn  ZaUeqranb,  SRonge  ic.  —  Sd)on  bas  jtonjil  oon  (E^cebon 
fe^t  auf  beiberlei  Slpojtafie  bas  Slnat^em  unb  bie  Rotere  lir^Ii^e  (Sefetoebung  ^ 

25  no^  ben  Serluft  ber  famtlidben  Drbens»  unb  6tanbei»prioiIeaien  neben  ber  Cmorntmuni^ 
lation,  Infamie  unb  ärregularit&t  als  6trafe  biefer  ^oftafie  gebro^et  Sie  oenfli^tet 
ben  ^if^of,  berartige  93erbre^er,  bie  Jidb  in  feiner  Dtdcefe  betreffen  laffen,  gefSnglid^ 
einjujie^en  unb  bie  3Ipoftaten  oom  Jlteruat  gefangen  ju  bauen,  teils  jur  Strafe,  teils, 
bis  fie  jum  (Se^orfam  ^urücRe^ren,  bie  Orbensopoftaten  aber  alsbolb  an  Qftt  Dri^ens» 

so  oberen  absuliefem,  bamtt  jie  oon  biefen,  ben  eigentümlül^en  (gefe^en  unb  (&eiDo]^n(ieiten 
i^res  Orbens  gemSg,  beftraft  »werben.  S3gl.  Dist.  50  c.  nlt.,  c.  23.  C.  2  qu.  7, 
c.  2.  C.  3  qu.  4  c.  2.  3.  C.  20  qu.  3,  —  c.  1.  3.  5.  6.  X.  de  apostat.  (5,  9), 
c.  2  ne  der.  vel  monach.  in  6  (3,  24^,  Clement,  de  consang.  et  ap.  (4,  1), 
Trident.  sess.  25  c.  19  de  regulärr.  Die  neuere  (Sefefegebung  bei  Devoti  Institut. 

85  canonicae  lib.  4  tit.  3  8  9—11  in  ben  Sloten  (ogl.  §inf(^ius,  Äir^enret^t  Sb.  5 
6.  905).  (Es  iommt  ^äu^g  unb  namentli^  in  £anbem,  mo  bie  !at^olif^e  iReligion 
nid^t  ^enj^t,  oor,  bag  beiberlei  Sboftaten,  unter  ber  Sebin^una  frenoilliger  SRücneliir 
^um  (Se^orjam,  Ser^eibung  angeooten  u)irb,  loorauf  fid^  tn  lol^en  £anbem  oei^ 
fd^iebene  ($afultaten  Itrd^li^er  Oberer  besiegen.    Der  Staat  ftraft  biefe  geiftli<^n  tlpo^ 

ioftaten  nic^t. 

Der  Slbfall  oom  Stauben  ift  bie  n^iffentli^e,  öugerli^  bet^otigte  fieugnuns^  ber 
d^ftli^en  SBa^^eiten,  alfo  Slbfall  oom  (t^riftentum,  ber  aber  ni(^t  mit  einem  Ubei^ 
tritte  5U  einer  nic^t^riftlid^n  9{eIigion  oerbunben  ju  fein  braucht.  Der  äCpoftot  be< 
oe^   ba|^er  ftets  Ae^erei  aber  in  noA  ftörferem  SRage  als  ein  geioö^nlidber  Ae^ei. 

45  Doi^er  finben  auf  bie  SIpoftaten.  ibre  ^n^änger,  ^el^Ier,  Segünftiger,  Serteibiger  oie^ 

Selben  Strafen  Slraoenbung,  mtlqt  jte^ern  angebrol^t  finb.  Die  S^irififtellen,  an  loeld^ 
)ie  re^tli^e  »e^anblung  fic^  anf^Iiefet,  finb  $br  3,  12;  6,  4—9;  10,  16—29; 
2  p  2,  15—21;  2  3o  9,  11;  (So.  SU  12,  9;  unb  bie  ältefte  ftirc^e,  in  bei 
bies  Serbred^en  maS)ienb  ber  (T^riftenoerfolaungen  praftif^er  u)ar,  als  es  feitbem  ge* 

60  n)efen  ift,  nannte  SIpoftaten  nur  bie  freiu)inig  Slbgefaüenen,  inbem  jie  biefelben  oon 
ben  Sqmaiftn  unb  burd^  (Semalt  ober  Serfu^rung  Slbgesogenen  unterf^ieb  unb  na4 
ben  oerfd(|iebenen  formen  ber  (Sottesleugnung,  beren  fie  fi(^  jc^ulbig  gemacht,  in  libel- 
latiei,  sacrificati,  traditores  u.  f.  f.  flaffifiäierte.  Dafe  fte  ben  abgefallenen  au^ 
ttrerfeits  exfommunisierte,  lag  in  ber  9latur  ber  Sa^e;  anfangs  aber  bielten  man^e 

55  Äir^en  bur^  bie  angeführten  S^riftftellen  \iä)  oerpfli^tet,  bergeftalt  (Exiommuniäierten 
entxoeber  qön^Iicb,  ober  bo^  bis  5U  i^rer  Üobesftunbe  bie  3lofoIution  ju  oerrDeigem; 
bis  fpäterl^in  biefe  S^ärfunp  ber  betreffenben  (Ea^fommunilation  aufhörte  unb  quÄ  ^ier, 
mie  bei  anberen  (&^fommuniiationen,  gegen  oerfd^ieben  jugemeffene  93ugen  bie  3^id)ei-- 
aufna^me  in  bie  Air(^e  geftattet  marb.    So  fte^t  bie  Sad^e  no(^  ^eute  nad^  c.  13  de 


Ofiofiiifie  Ofioflel  699 

haeret.,  in  6  (5,  3),  c.  7.  8.  9.  13.  15.  X.  de  haeret.,  schismat.  et  apostat. 
(5,  7),  c.  49.  X.  de  sent.  excomm.  (5,  39).  Ck)n8tit.  Pii  IX.  Apostolicae  oon 
1869.    Sefonbers    ift  bte  erfte  untet  btejen  Stellen,  eine  Serotbnung   oon    ißapft 

gegen 
nt^t  5 
aud^ 

für^ben  Staat  maggebenb  getoorben  ift.  —  Dag  bie  lo^olifc^e  Air^e  ben  SIpoftaten 
3um  3$Iam  ober  (ooenannten  ^Renegaten  gegenüber  biefe  Praxis  bi$  ^ute  flbt,  ift 
Sioeifellos;    ogl.  5.  S.  SReier,   Die  ^ropaganba  k.  Xeil  16.  394  9h)te. 

Der  römtf^e  Staat  ^at  f^on   unter  ben  erften  ^riftli^n  Aaifern  bie  9Ipofta|ie  10 
(violatae  atque  desertae  chrifitianae  religionis  crimen)  auA  als  bürgerli^es  S3er« 
bred^en  d^arofterifiert  unb  mit  Sermögensfonfislation,   Serluft  Ser  Testamentifactio, 
ber  Seugnisfö^igfeit,  ber  gä^igleit  ju  f^nlen,  mit  3nfamie  ic.  bebro^t.    Tit.  Theo- 
dos. Cod.  de  apostat.  (16,  7)  tit.  Just.  Cod.  eod.  (1,  7)  1.  1.  7.  Th.  C.  de  Ju- 
daeis   (16,  8).    Sal.  ißlatner,  Quaest.   de  jure  erimin.  romano,  SRorburg  1842  15 
S.  265—267 ;  §inWiu«,  ftirienre^t  »b  4    S.  742.  —   Der  germanifc^e  Staat  be« 
aRittelalters  ^tte  loenig  praltiMe  Seranlaffung,  befonbere  Straffanitionen  filr  bie  ^0« 
ftajie  ju  ma^en,   f(^Ioft  fid^  bcmer  ganj  ben  obigen  firc^Ii^en  (Sefid^tspunÜeit  an  unb 
be^anoelte  fie  als  quaufijierte  Äe^rei.  S,  j.  S.  Dam^ouber,  Practica  rerum  crimi- 
nalium  c.  61,  unb  3o^.  Semarb,  Diaz  de  Lugo  ((EQbifAof  oon  (Eala^orra,  f  1^^6)  20 
practica  criminalis  canonica  c.  III,    00    unter  bem  ^rtilel  de  Apostatis  blog 
oon  ber  SIpoftafie  bes  Orbens  unb  bes  Alerilates  ge^anbelt,  n)egen  ber  SI)U)fta[ie  00m 
(glauben  aber  auf  bie  £ebre  oon  ber  Ae^erei  oenotefen  oirb.    So  bmmt  ^  oag  bie 
gemeine  beutf^e  jtriminal|nraxis  bes  frül^ren  9RitteIaIters  eine  inbioibueüe  Seftrofung 
bes  genannten  Serbre^ens   ni^  binnte,   unb  als  bie  ^alsgerid^tsorbnung  Aarls  V.  25 
(1532)  au^  bie  bis  \>cS)\n  geoö^nlid^e  ftriminalftrafe  ber  Ae^erei  cmffiob,  im  beutfd^en 
Strofre^te  bie  9lnn>enbung  oer  S^ftafie  fiber^aupt  aufborte.    Der  Serfu(^  einiger  ro« 
manifierenben  Äommentatoren  ber  Äarolina,  bie  römifien  Strafnormen  im  17.  Z^x^ 
^unbert  n)ieber  geltenb  jn  mad^en,  ift  nid^  geglfidt    ^arde.  $anbbu(^  bes  beutf(^en 
Strafre^tes,  2eil  II  S.  18  ff.    9lur  bie  polijeili^  Se^lung  ber  ^firefie  (f.  b.)  80 
^at  fi^  natürlül^  aud^  auf  Slpoftoten  erttredt. 

3n  ben  )n:oteftantif^n  Aird^enoronungen  ift,  ba  in  ben  (gebieten,  für  roeld^ 
fie  beftimmt  Omaren,  Slpoftafie  ^um  3ubentum  ebenfoioenig,  als  5um  ^eibentum  ju 
enoarten  Jtanb,  oon  biefem  Deltit  ni^t  bie  9{ebe.  3^^^  I<^9  es  in  ber  9lotur  ber 
£anbeslir^e ,  (einerlei  WAaü  im  £anbe  ju  buQ)en,  benfelben  oielme^r  bur(^  bie  ge« 
n)ö^nli(^en  Stabien  ber  Atrd^enjud^t  binburd^  bis  jur  (EsIommunSation  3U  oerfolgen; 
unb  bie  besfallfige  (Esempelfammlung  Des  $erm  oon  £inbe  in  feiner  Sd^rift:  Staats» 
lirAe,  (Seoitffensmrei^it  unb  religidfe  Sereine,  SRainj  1845  S.  17  ff.  mmt  \xä)  oer« 
mehren  laffen.  :3a  es  liegt  bies  tn  ber  9latur  nid^t  allein  ber  Stoatsfirc^,  fonbem 
ber  Air^e  überhaupt :  unb  00  i^r  bas  3nftitut  bes  Sannes  ni(^t  ettoa  bun^  pojitioes  40 
(Sefe^  genommen  n)orben  ift,  ba  lann  fie  eine  Spoftajie  ni(^t  bulben,  obne  bur^  (£x« 
lommunilation  fie  i^rerfeits  anjuerfennen  unb  ins  Alare  ju  bringen,  mwc  bie  $ilfe 
bes  Staates  n)irb  fie  babei  ni^t  me^r  3U  gen)ärtigen  ^aben,  wk  ehemals.  Denn  bte 
mancherlei  Seftimmungen  über  Sotteslöfterung ,  bie  oon  ben  fionbesorbnungen  bes 
15.  unb  16.  3^t^unberts  getroffen  ju  mti^n  pflegen  unb  bie  bie  meiften  gräüe  ^ 
ber  SIpoftafie  mo^I  roürben  unter  fid^  begreifen  tonnen,  finb  ben  §§  166  unb  167  bes 
5Rei(^s[trafgefeftbuc^es  geroiAen,  unter  loel^e  ber  lir^li^e  Segrm  ber  9[pofta]ie  ni^t 
fubfumtert  merben  lann.  Das  frühere  Delilt  ber  ißrof^btenma^erei  ift  im  peutigen 
beutf^en  9{ei(bsre^t  unbelannt  unb  nac^  biefem  ber  Uoertritt  00m  CE^ftentum  ju 
einer  nic^t  c^riftli^n  SReligion  julöffig.  SRejer  t  (»riebberg).     50 

Slpoftel.  —  einfcfiläöigc  (Erörterungen  flnbcn  ficft  in  ben  3Ber!en  über  922:iid)e  ®ef(^i(§tc 
unb  Ideologie.  Stufeerbem  feien  erttjä^nt:  Cave  Antiquitates  Apoßtolicae  (fionbon  1677  ff. 
u.  ö.) ;  ©pan^eim,  de  apostolicis  rebus,  dissertatt.  3  (Serben  1679) ;  ^t%  ®cf(i^.  u.  6^riftcn 
ber  «poftel  3efu  (4.  «ufl.,  ^üri^  1820  ff.  3  SBbe);  ^aupt,  3um  «erftänbniä  be«  WpofiolatS, 
C>aac  1896. 

Die  SRönner  ber  3lHi<^en  3^^,  ©el^e  im  ^n^ttn  ober  ©eitern  Sinne  Slpoftel  55 
feigen,  ©erben  in  befonberen  Slrtileln  befpro^en;  ^ter  ift  ju  ^anbeln  oon  Urfprung 
unb  Sebeutung  ber  Seseid^nung  unb  im  allgemeinen  oon  bem  eigentlid^  fog.  9[po|toIat, 
bo^  unter  Slusfdblug  bes  Dogmatifc^en  unb  Dogmen^iftorifc^en  00m  Stanbpunit  ber 
9lXIi(^en  (Sefd^i^te. 


85 


700  «tioftel 

„95on  (Sott  gefenbet"  feigen  im  Sil  flber^upt  fold^e,  totlä^  ju  Organen   bes 


Solljugs  ber  gottlid^en  Offenbarung  berufen  jtnb  (ogl.  • 


.35.9hl  16,  28;   3ef  6,  8; 


3er  26,  5);   unb  in  bemfelben  Stnne  im  9l±  nid^t  bloh  3e|us  ftäuflg  im  (So.  3o, 
ogl.  $br  3,  1),  oon  n)el(^em  ber  Slusbrud  in  einem  befonberen  ^inne  gilt,  fonbem 

5  au^  einerseits  ^o^.  b.  Z.  (3o  1,  6),  anbererfeits  bie,  u)el^e  na^  S^fto  bie  ^eils« 
bot{(^aft  fibermitteln,  nur  bag  bei  biefen  bie  6enbung  oon  (Sott  jugleim  Senkung  oon 
(B^rifto  ift  (ogl.  Sc  11,  49  mit  SRt  23,  34.  37).  hierauf  ift  jebenfaUs  bie  »ejeid^^ 
nung  djtöoToXog  jurüd^uffl^en.  !Do(^  ift  bamit  nod^  mAt  erflfirt,  toie  es  lommen 
ionnte,  bajj  bas  blo^e  änöoroXog  als  fixierter  Xerminus  (fo  bag  baoon  fd^on  3Borte 

10  n)ie  ytevdanömokog  unb  djioaroki^  \xä)  bilbeten)  in  allgemeinem  (Süftauäf  wac,  ju« 
nö^ft  oon  einer  beftimmten  Slnja^I  oon  3Rannem  im  Unterf^iebe  oon  anbem,  bann  fiber« 
traaen  ou^  auf  anbere,  bie  eine  o^nlid^e  Stellung  mit  jene  einnehmen  (9®  14,  4. 14 ; 
1  fp  2,  6)  ober  beanfpru^ten  (2  Jto  11,  5;  12.  11;  Slpl  2,  2).  2)a  nun  ou^  ber 
fübif^e  Spra^gebrouc^  feinen  Sn^aß  bietet  —  oenn  ber  ^''^lar  n^vo  (ogL  QdßKt^ 

16  (Sefd^i^te  bes  füb.  Soües  2.  Sb  1886  6. 368  u.  378)  fann  n\^t  in  Sebac^  bmmen. — 
fo  n)trb  bie  Überlieferung  richtig  fein,  bag  3^]us  felbft  biefe  neue  Sejeid^nung  oen 
3^SIj[^n.  beilegte,  roel^e  er  aus  ber  3flng^Aaft  ausfonberte  (Sc  6,  13). 

Z)ann  f)(A  fie  Sejie^ung  au^  barouf,  ba^  3^N  bie  3^ölf  jeitoeilig  enlfenbete 
}u  Jelbftftänbiger,  ber  feinigen  aleic^artiger  SBtrflamfeit,  brflcn  aus  Den  Seruf  ber  Sus« 

30  brettung  bes  (Eoanoeliums,  unb  gemährt  i^nen  benjelben  in  einer  fie  oor  allen  anbem 
Zrögem  a^nlid^en  Berufes  (ben  Siebensio)  ausjei^nenben  SBeife.  Snbem  bann  3^Fus, 
te  nä^er  fein  Slusgang  !ommt,  befto  mepr  ber  llnteru)eifung  ber  3i»BIf  \^  ^tngiebt, 
tritt  l^eroor,  bag  ibre  Serufuna  oome^mltd^  ffir  bie  3ufunft  ailt ;  uno  fo  bot  berni  (9(5 
1,  2—11)  ber  mferftanbene  ourd^  C^d^einungen  unb  Sele^rung  ibren  Senif  als  nun 

25  erft  eigentli^  ]xif  oenoirllid^enb  beft&tmt.  (Er  beftimmt  [i^  nun  ba^in,  bag  fte  fiir  bie 
gefamte  SRenf^beit  feine  S^^i^^i  insbefonbere  3^U9^n  M^^^  üuferfte^ung,  [ein  [ollen, 
alfo  bie  in  ber  mf erfte^ung  gtpfeinben  ^eilst^atfad^en  als  Slugenjeugen  oermnben  follen, 
um  (glauben  baran  ju  oinen. 

3^re  3rQ5If3a^I,   beren  Sebeutfamlett  fie  bur(^  (ErgänjungsuK^I  (ä(5  1,  15  ff.) 

so  lonftotieren,  bohimentiert  i^re  Seftimmung  sunä^ft  für  bas  3^^Mffö^^^<'R  (^ 
19,  28;  SIpI  21,  12.  14).  IDemaemaJs  beginnen  fie  in  3erufalem  unb  u)enben  fi4 
mit  ber  oom  SBunbei^eupnis  begleiteten  Serffinbipung  unb  ^eilsanerbietung  an  bas 
tiwa^lit  SßoR  in  feiner  Coefamt^ett.  Der  Srfolg  tft  bie  Sammlung  einer  aümoi^li^ 
fidd  oerfelbftftänbigenben  israelittf^en  (Semeinbe  3^1^,  in  melc^er  nun  bie  Slpoftel  bie 


86  Stellung  oon  eo  ipso  beru 


enen  £eitem  i^res  gefamten  (Semeinfd^aftslebens  geroinnen 


(21(5  2,  42;  4,  35;  5,  Iff.;  6,  Iff.);  unb  als  nad^  ber  jerufalemifAen  Verfolgung 
bie  Slusbreitung  bes  (Eoangeiiums  über  ganj  ^aläftina  unb  llmgegenb  oeginnt,  bleiben 
fie  njenigftens  5unä(^ft  in  gerufolem  (8,1),  oon  bort  aus  bie  Oberleitung  ber  C^ften^ 
beit  aus  ber  Sefd^neibung  übenb  ((Einareifen  in  bie  famaritanifd^e  Seo)egung  8, 14  ff.; 
40  SJifitationsreife  bes  ^etrus  9,  32 ff.).  Doq  tragen  fie  Sorge,  hak  ein  letl  i|rer  inner* 

Semeinblid^en  Ü^ötigfeiten  unb  Sefugniffe  anbem  übertragen  m\&  (Dialonenroa^l ;  Sil^ 
ung  bes  oon  3t^tobus  geleiteten  jeruf.  ^resbqteriums). 

3loä)  ift  i^r  Slid  nur  auf  bas  93olI  ber  Sefc^neibung  geri(|[tet,   als  ein  anberer 
ben  3®ölf^n  i^^  ®^W^  Wtt:   Saulus  mirb  befe^rt  auf  eine  SBeiJe,   ©el^e  feine  9t" 

46  ftimmung  3u  cmoftelgleiAer  Stellung  unb  SBirlfamieit,  aber  oome^mli^  auf  ooRenoelt- 
li^em  (Bebiet  tn  M  teliefet  (81(5  9,  Iff.;  (5a  1,  11  ff.).  (Eine  oöllig  neue  SBenbung: 
neben  3n)olf  ^oftel  Israels  tritt  jeM  mit  ber  gleichen  ^ö^eren  £egitimatton  unb  mit 
bem  entf^iebenften  Sewufetfein  ber  Selbftftönbigfeit  ein  Sipoftel  ber  Reiben.  Wm  \\t 
inooloiert  ni^t  einen  93ru(^  mit  bem  JJrrü^eren,  fonbem  mas  bur^  ein  SBunber  feinen 

60  Slnfana  genommen,  entQ)tdfelt  fi^  unter  oollfter  äßa^rung  ber  gefd(|iAtli^en  AontinuHot, 
in  oollfter  (Einheit  mit  bem  auf  3sraels  oer^eigungsmägiger  Sonberjtellung  bafterenben 
Urapoftolat  unb  feinem  SBerf. 

S^on  feine  Sefel^rung  unb  Berufung  felbft  gef^iel^t  ni(^t  ol^ne  Vermittlung  eines 
(5liebes  unb  jmar   eines  ed^t  israelittfc^en  (5liebes    ber   bts^eri^en  (5emetnbe  (&6 

«  9,  10  p. ;  22,  12  ff.) ;  ber  Slnfang  Feines  SBirfens  gef^ie^t  nur  im  3tnf^lug  an  bie 
oor^bene  3ü"9^^l^öft  unb  ibre  9lpoftel  unb  in  oolBter  (Einheit  mit  i^nen  (S16 
9,  19.  26ff.;  (5a  1,  22 ff.);  erft  nac^  ausfic^tslofem  SJerfuc^,  unter  3srael  ju  loirlen, 
ge^t  er  auf  oollerroeltli^es  (5ebiet  (21(5  9,  20  ff.  29  f.;  22,  17ff.);  ^ier  tritt  er  üb 
(5e^ilfe  bes  oon  3^nifalem  gefenbeten  Samabas  in  bas  oon  3^ni|alem  aus  gegrünbete 

00  3BerI  (81(5  11,  25);    oon  ber  befte^enben  {übifc^^^eibnif^en  (5emeinbe  uitrb  er  nur 


Wfofta  WfoftOMitt,  a^Miftd,  atwftcbrbeit  701 

neben  Sarnabas  3U  apoftoIMer  SBirIfamlett  entfenbet  unb  bat  bobei  ben  Slid  junä^ft 


X^atjad^e  getoorben;  unb  als  felbltftanbigen  $eibenapo|teI  ^ben  t^n  nunm^t  auf  bem  5 
jeru[al.  jtonoent  bie  Hrapoftel  unb  bie  zBeitreter  ber  palafttnenfif^en  (£^ri|ten^eit  aner» 
tannt,  —  eine  Slneilennung,  loelc^e  bur$  bie  na^fomenbe  ^oxtnSdige  Seftiettung  bes 
paulinif^en  $eibeno)>oftoIates  Don   [eifen  ifibi|$ei  CEQtifien  (C5alatien,  Aorint^)  ni^t 
rüdgöngtg  gemalt  i[t. 

9lunme^r  ou^  Don  Somobos  gelöft  (91C5 15,  38 f.),  ^ai  iß.  auf  C5runb  ber  ieruFal.  10 
93ereinbaruna  (C5a  2,  6  ff.)  unb  unter  [teter  Slufrec^ipaltung  ber  C5emein[i$aft  mit  oer 
paläjtinenfil^en  (£^riftenbeit  (Sefu^e  in  3erufalem,  Aollette)  in  raf^em  3ug  bur$  bas 
rönttf^e  9leui^  fein  opoft.  Serufsroerl  ausgeri^tet.    Seine  Serifinbtguna,  roel^er  bie 
3Bunberbe3euQung  ni^t  fe^It  (ogl.  2  jlo  12,  12),  bot.  tro^   aller  SRfid[t(^tna^me  auf 
Ssraels  bere^tigte  Slnfprüme,  jur  gfolge  bie  DoHige  Serftodung  bes  {flbif^en  Sotles  uno  15 
bie  Sammlung  einer  C^riften^eit  aus  ber  SöKenDelt,   auf  mtliftt  Dorlaufig  bie  3u« 
tunft  bes  9lei4ies  C5ottes  berubi  !Der  SIpojtel  ber  Reiben  roirb  als  fol^er  auif  ^aupt 
unb  £eiter  ber  ^eibenlir^e,  bie  fid^  auf  femer  £ebre  unb  feinen  Slnarbnungen  ^aut. 
X)o$  bleibt  bei  feinem  ^eibenapoftolifc^en  SBirlen  fein  Slia  auf  bes  enDoB&n  SoIIes 
3u!unft  gerietet  (9lö  11,  13  ff.)»  unb  ein  3eugnis  für  bejTen  Slid^toenoerfuna  iß  i^mao 
au$  bies,  bag^er,  ber  geibenq^oftel,  ein  e^ter  3sraelit  t(t  (9lo  11,  1).    £amit  ift 
tbtn  in  bem  Übergang  bes  ^eils  Don  3srael  ju  ben  Reiben  3sraels  ^eilsgef^i^t« 
li^r  Seruf  getoabrt. 

Unb  fo  toentg  toie  pif^en  bem  ^eibencmoftel  unb  bem  ermS^Uen  SoRe  befte^t 
eine  jtluft  p)if^en  bem  fboftolot  ber  Sef^neibun^  unb  ber  ^eibennrc^e,  roel^e  Diel*  25 
me^r  Don  $.  auf  ben  3u|ammenbang  unb  bie  (Einheit  feiner  Serifinbiguna  mit  ber 
urapoftolifc^en  ^ingetoiefen  ift  (1  jto  15,  3 ff.;  Dal.  (Ep^  3,  5)  unb  gele^  tft,  in  ben 
^ofteln  über^upt  bas  gfunbament  ber  aus  !^uben  unb  Reiben  ^ejammelten  ein^eit« 
lid^en  Rvcift  3U  (eben  (DgL  (Ep^  2,  20).  Qo  tft  benn  au$  bie  SButfamleit  ber  3u)oIf 
nimt  auf  bas  Gebiet  oer  Sefd^neibung  bef(^ranlt  geblieben,  ^mar  bietet  bas  31X  so 
ni^ts  fixeres  über  eine  4^eibenmiffionst^atig!eit  berfelben,  unb  bie  Sagen  oon  einer 
3er|treuung  ber  3^^If  ub^  ^i^  jur  aRtffionierung  oerteuten  £anber  bes  (Erbfreifes 
(55e|t  ber  divisio  apostolorum  am  15.  3^11  ogl.  AS  Jul.  t.  IV  p.  6  ff.)  ent« 
be^en  jeber  SeglauSiguna ;  aber  gefi^eä  ift,  bab  am  (Enbe  ber  pautinMen  3^it 
^etrus  bur^  perfönli^es  auftreten  unb  brieflioen  Serle^r  cmoftolif^en  (Ein]flu|^in  ber  35 
^eiben^riftenljeit  ilbte,  unb  bag  na^  bes  ißauius  ^ingang  3o^^nnes  in  bie  Stellung 
eines  Deiters  ber  ^eiben^riftet^eit  eintrat.  !Damit  i[t  oie  Sebeutung  bes  Hrapoftolates 
foioie  ber  (Sef^i^te  unb  Säriften  ber  3u)oIf  au^  für  bie  ^eibenfirc^  befiegeli  Denno^ 
bleibt  bie  fonberlid^e  Sesiequng  ibres  Stpoftolots  auf  bas  3u)bIfftammeoou  auc^  für  bie 
3ulunft  befte^en  (SDlt  19,  28;  fic  22,  30).  40 

Dbmo^I  im  vlZ  bie  Sejei^nung  „Sipoftel"  auc^  im  weiteren  Sinne  gebraust  ift, 
befielt  bo^  eine  S^ranle,  burc^  u)el$e  ber  SIpoftoIat  im  eigentlichen  Sinne  als  erftes 
unb  ^ö^ftes  Slmt  in  ber  ftirc^e  oon  allen  anbem  Ämtern  gef^ieben  ift  (1  jlo  12,  28  : 
GEp^.  4,11).  Dies  9lmt  eignet  nur  ben  00m  ^erm  unmittelbar  berufenen  ÜRSnnem,  nady 
beten  Eingang  ni^t  anbere  in  il^re  Stelle  eintreten.  Lic  ^.  8^mtbt.     45 

Slpoftelbrfiber,  apoftel,  apofilelorben.  Oueaen :  Chronica  fratris  Salimbene  ($arma 
1857)  @.  111-23.  329—80.  371-72;  Muratori,  Scriptores  rer.  Ital.  IX  425—60;  Bemardi 
Guidonis  Practica  (^ari«  1886)  ©.327—53  (baju:  ©ad^ffc,  »emarbu«  ©uiboni«  Snquifitor 
unb  bie  ^poftelbrüber  1891);  Liber  Sententiarum  Inquis.  Tholos.  Cbei  Limborch,  Historialo- 
quisitionis  1692)  8.  360—63.  Sine  audfü^rlic^e  (Skfd)i(^te  bed  9lpofte(orbend  giebt  ^oS^etm,  go 
^erfu(6  einet  unpatteiifcbcn  unb  grünbli^en  Äejetgefcbicftte  1746  @.  193 — 400.  SicuetbingS: 
Lea,  History  of  the  Inqmsition  of  theMiddle  Ages(1887)ni  103  ff.  ©eitetc  ^iadftjocifunaen 
bafelbft. 

3n  bet  Ait^e  fyAtn  \xä)  3u  oetfc^iebenen  ^tittn  Seftreburmen  geltenb  gemalt, 
bie  eine  SRüdfe^r  ^u  apoftolij^em  fieben  forberten.  So  im  4.  3ö^r^.  bie  Slpoftoliler  oo 
ober  Spotaitiler  tn  Aleinaften.  mel^e  Si^entum  unb  (E^e  oerbammten  (Epiphan. 
Haeres.  61).  3m  12.3a^r^.  finben  fi^  am  SRieben^ein  unb  anbenoarts  bt^rij^e  Seöen, 
bie  fi^  9lpoftoIiier  nannten,  au^  Sigent^um  unb  (E^e  oenoarfen  unb  burq  Sern^rb 
oon  (äairoaux  belampft  mürben  (Senn.  65.  66  in  Gantic. ;  ogL  SoIIinger,  Seiträge 
3ut  Seftengef^i^te  bes  aRitteloIters  I  94  ff.  98  ff.).  eo 


702  ISpoftOffMtt,  Wfoftd,  fSpo^üüthtn 

SRtt  bie[en  9Ipo|toItIem  ift  nic^t  ju  Denoec^feln  bie  im  13.  S^^^^^bert  x>on  6e« 
oareni  geftiftete,  bemn&Aft  oon  Dobino  geleitete  ^ofielMbetfAc^,  beren  aRitglieber 
|t$  jelbft  al$  Steoftel,  9l))o|teI  (£^nfti,  3Ingel^örige  bes  Stpolteloroens  bejet^neten,  bei 
lir^li^en  Sc^riftftellent  Pseudo-apostoli  genannt  mürben. 

6  Sberorbo  Segorelli,  aus  SÜjono  im  (Smttt  oon  93arma  gebfirtig,  nmr  oon  nieberer 
$erlunft,  oj^ne  ^ö^ere  (Erji^ung  unb  Silbung.  Sei  oen  ^ftonjislonem  in  ^arma  6e» 
pe^rte  er  bie  9lufnabme  in  t|n:en  Orben  unb  mürbe  abgemiefen.  T>üä)  befuc^te  er  täglii^ 
t^re  Alofterür^e  unb  meilte  barin  fo  oiel  er  lonnte.  Sin  einer  £ampe  bort  fonb  er 
eine  !Dar[teIIung  ber  Slpoftel,  in  ber  ^erßmmlid^en  3Beife,  mit  Sonbalen  unb  SR&nteln 

10  anget^ ;  bies  SBilbmerl  feffelte  feinen  Slid  unb  befc^iftiote  feinen  Geift.  (Es  ermuc^s 
in  i^m  ber  SntfAIuft  einer  (Erneuerung  ma^rboft  apoftoltfc^n  fiebens.  Um  bas  3<^ 
1260  na^m  er  Ztam  unb  Aleibung  ber  Slpoftei  an,  oermufte  fein  f^iusäim,  marf  bos 
Selb  auf  bem  SRornpIa^  unter  bie  9Renge  unb  ging  fortan  als  SBettelbruber  Suge 
;nrebigenb  einher.    Slnfänglic^  mürbe  er  menig  beamtet;   bann  fc^Iogen  fi^  anbere  i^m 

15  an  unb  folgten  feinem  Seifpiel.  3i^njdg  3<^^^  qinburc^  fanb  ber  neue  Sfigerorben 
in  ber  £oTnbarbei  unb  baritber  binaus  sBerbreming  unb  gemonn  jumal  unter  Dem  nie« 
beren  Solfe  Sln^ana.  (Eine  fieitungsgemalt  na^  Segorelli  niqt  in  Slnfprui^.  Set 
ben  gfranjisianem  ^»ottete  man  fiber  ben  Orben  o^ne  $aupt,  o^ne  S^f^^^^f^Iu^i 
o^ne  Dissiplin,  o^ne  £ebrer;  man  mar  entrüftet  Aber  bos  Xreiben  biefer  Slpoftel,  bte 

20  mit  langem  $aar  unb  Sart,  bar^uptia,  in  meige  9R&nteI  gefüllt,  mit  Striden  um« 
gürtet,  tn  ber  Se^Ieitung  oon  9Ipoftel(qmeftem  bur^  bie  SBelt  jogen,  eine  Sonbe  ge« 
meiner  unb  ungebtibeter  fieute,  unfähig  jur  ^rebigt  unb  ju  febem  firt^Ii^n  Dienft, 
als  Xaugeni^tfe  oom  S^meige  anoerer  lebenb,  o^ne  ^ren  SBo^It^em  mit  geiftli^n 
C5aben  oergelten  ju  lönnen :  man  ergb^te  fic^  an  ben  Slfeeml^eiten,  bie  man  bem  Stifter 

25  bes  Drbens  unb  feinen  Sin^ängem  nac^fagte.  Um  bos  3^^  1^80  uKtrf  ber  Sifd^of 
Opijjo  oon  ^arma  Segorellt  ins  C5ef8ngnts,  entlebigte  il^n  bemnäAft  ber  fterlei^ 
unb  behielt  i^n  in  feinem  93alaft,  mo  er  als  ein  9larr  3ur  fturjmeil  Diente,  bis  er  um 
bos  Zw  1286  aus  bem  Gebiete  ber  Diöcefe  oermiefen  muroe.  Stac^bem  f^on  auf 
bem  ftonjil  oon  fiqon  1274  olle  neueren  einer  popftH^n  SeftStigunof  ermongelnben 

80  Settelorben  oerboten  morben  moren,  lieg  ^apft  f^orwms  IV.  am  11.  URfirs  1286  ein 
f^orfes  Serbot  miber  ben  SIpoftelorben  ausgeben,  meines  ^apft  9lifolaus  IV.  im  ^dffct 
1290  erneuerte.  3cW  beaann  bie  3^it  ftrenger  Serfolgung,  bie  jumal  oon  ben  3n^ 
quifitoren  mit  (Eifer  betrieoen  rourbe.  3m  3ö9re  1294  muroen  ju  !Öarma  smei  SRönner 
unb  jmei  grauen  aus  bem  Slpoftelorben  oerbronnt,  Segareüi  Jelbft  megen  ^o^Ireic^ 

86  ftefeereien  unb  arger  Serge^en  com  SiMbof  Dpisjo  3U  emtgem  fterler  oerurteilt.  Sed^ 
3<^te  fpäter  mürbe  er  oom  3nquifitor  unanfreb  3um  C5eftanbnis  feines  Siildfalls  in  bie 
oon  i^m  obgef^morene  AeMerei  gebraut,  am  18.  3uli  1300  als  rfidfälliger  Ae^er  oer^ 
bammt  unb  ju  ^orma  oerbrannt. 

3lun  mürbe  Dolrino  §aupt  bes  Orbens,  ber  So^n  eines  ^riefters  aus  ber  Dio» 

4ocefe  9looara,  feit  1291  bem  Drben  anae^örig,  ein  f^märmerif^er,  oon  opoIalQptift^en 
SDBeisfagungen  erfiillter,  bur^  ^inrelfeenoe  Serebfamfeit  ausgesei^neter  (Beift.  Drei  pro« 
pbetif^e  6enbf^reiben  lieg  er  aus  feiner  Serborgen^eit  ausgeben,  oon  meldten  ixoti  in 
Slusjügen  eri^altcn  finb  (f  b.  2lrt.  Dolrino).  Darin  bejifferi  er  bie  SRitglieber  feiner 
©enoffenf^oft  in  3talien  auf  me^r   als  4000  Seelen.    SHn  ber  Spi^e    einer  großen 

45  S^ar  unb  tn  (Ermartung  bes  über  bie  Air^e  ^ereinbre^enben  C5ottesgeri^tes  führte 
er  mehrere  3^^^  ^inbur^  in  ben  Sllpen  ber  (gebiete  oon  Stooara  unb  Sercelli  einen 
röubertf^en  unb  greuelooUen  Arieg  gegen  bie  miber  i^n  aufgebotenen  ftreu5^re. 
Sroft  unb  junger  maren^babei  bie  fd^limmften  J^einbe  ber  Slpoftel  3laä^  man(^n 
^e^felfällen   erlag   i^r  Öberreft  ber  ^eeresma^t  bes  Sif^ofs  oon  Sercelli.    (gegen 

60  150  Tßerfonen  fielen  am  (Srünbonnerstag  ben  23.  äRörj  1307  lebenb  in  bie  ^anb  bes 
SifAofs,  baruntcr  Dolcino  unb  feine  geiftli^e  S^mefter  SWargarete.  Seibe  ermiefen 
fi^  fianb^aft  unb  fanben  3u  Sercelli  am  1.3uni  1307  ein  marteroolles  Cnbe  ouf  bem 
S^eiter^aufen. 

Damit  Ratten  bie  (BefAide  bes  Orbens  fi^  erfüllt.  SBo^l  finben  [W^  in  bergolge 

66  bis  über  bie  3Ritte  bes  3^^^unberts  hinaus  no^  Spuren  oon  SIpoftelbrübem,  befon^ 
bers  in  Oberitalien,  Spanten  unb  grranlrei^;  boA  finb  bos  oerfprengte  ttberbletbfel 
ober  oereinjelte  Sproffen  bes  geästeten  Orbens,  bie  fi^  mit  anberen  jte§em  oerbanben, 
mit  ibnen  oenoe^felt  mürben  unb  glei^  i^nen  ber  3nquifition  oerfielen.  !l>er  (ds  6^ 
f^i(|t|d^retber  belannte  Dominilaner  Semorbus  (Buibonts,  ber  oon  13Ö7— 1828  an  ber 

eo  Spt^e  bes  3nquifittonstribunals  oon  Üouloufe  ftanb  unb  oon  ^ier  aus  nad^  bem  Snbe 


!DoIdnos  bur^  9{unbf^ietben  bie  ^rälaien  in  Spanien  5ur  Serfolaung  ber  bortigen 
9lpo[teIbrüber  aufforberte.  fyA  jnmr  im  ^abtt  1316,  ba  ber  (Erjbifibof  oon  CDnnpofteüa 
bie  (Ergreifung  Don  [e^s  SBerbä^tigen  metbete,  jur  Untenoeifung  bes  (Ei^bif^ofs  eine 
ausfü^rli^e  Den^^rift  über  bie  Slpoftelbrüber  öerfoH,  bie  bei  URurotori  I.e.  p. 447— 60 
unb  oollftönbiger  nun  im  Hn^nae  ber  Practioa  iSem^bs  1.  c.  Dorliegt;  ooc^  ^ai  er  6 
[elb[t  in  jener  feiner  langen  unb  |e^r  ausaebebnten  Slmtsf^gleit  nur  einen  Wfo\ttU 
bruber  ju  oerurteilen  aäabt:  ben  Spanier  $etrus  oon  £ugo,  ber  nac^  jiDeiiä^riger 
$aft  im  2^f)xt  1322  fiq  jur  Slbfc^toörung  oerftanb  unb  als  bu^ertiger  Ae^er  jum 
fterler  oerurteilt  rourbe. 

Das  3beal,  loel^es  ber  Slpojtelorben  ju  oenoirllic^en  ftrebte,  mar  bie  öeiligieit  lo 
unb  SSoIIfommen^eit  eines  fiebens  na^  bem  Sorbilbe  ber  ^oftel,  im  Stanoe  ooll« 
lommener  eoangelif^er  Slrmut,  o^ne  bleibenbe   Stute,  ol^ne  Sorge  filr  ben  anbem 
Üaa,  obne  äußere  C5elübbe,  mit  einer  (&e^orfam»)fli^  nur  geoen  (Sott  allein.    (Es  laa 
bann  etne  Slbte^r  oon  ber  Senoeltlidgung  ber  Smä^,  ein  SSiberfpruc^  aegen  bie  Slrt, 
loie  bie  anberen  Drben  bie  (gelilbbe,  jumal  bas  SIrmutsaelfibbe  oenotrllid^ten.   SBenn  i5 
ber  (Eintritt  in  ben  £)rben  bur^  (EntHeibung  gefAo^,  fo  foltte  fic^  barin  bie  ^eisgabe 
allen  öujjeren  Seliges  belunben.    (Ein  unftetes  SBanberleoen  fii^renb  laffen  bie  neuen 
9lpo[tel  ben  SRaburuf  jur  Suge  (SRt  4.  17)  im  9Be$fel  mit  (ßef&ngen  unb  (gebeten 
erf^allen ;  auf  offener  Strafe  oerje^ren  fie  bie  9la^rung,  bie  i^nen  gäoten  n)irb ;  mos 
übrig  bleibt,  laffen  fie  jurüa ;  (Selb  unb  (gaben  fornmefn  fie  nii)t ;  ouif  einen  jmeiten  so 
9Rantel  büifen  fie  ni^t  ^aben.    Sin  fi^  mar  bie  Stiftung  biejes  neuen  Sügerorbens 
ein  ^rmlofes  unb  unoerfönalid^s  Unternehmen.  ni(^t  mejentlt^  oerf^ieben  oon  bem 
aSorge^en   anberet  Orbensfttfter.    (Erft  bas  SSeroot  biefes  Orbens  ftempeüe  feine  2ln« 
jünger  fortan  ju  RtUttn.    ä^re  Ae^erf^ulb  lag  barin,  bag  fie  tro^  bes  Serootes  oon 
bem  Orben,   feiner  lra<^t  unb  fiebensmeife  ni^t  laffen  mollten,  in  ber  Suflebnuna  « 
gegen  bie  Slutorität  bes  SJapftes  unb  ber  SüxAe.    2)te  Verfolgung  fteigert  unb  |d|är^ 
ben  C5egenfa^ :  bie  römif^e  Air^e,  ba  jie  bie  ^eiligieit  unb  wmut  apoftolifc^n  fiebens 
ni^t  a(qtet,  ift  i^nen  nid^t  me^r  eine  Jtir^e  (ßottes,  fonbern  bie  grobe  Säbel,  bie  oom 
(Blauben  (E^fti  abgefallen  ift  unb  bie  ^eiligen  oerfolgt;  alle  geiftnc^je  ÜRa^t  ift  ber 
ewigen  ^apftlir^e  infolae  i^rer  Serberbnis  entf^unoen  unb  auf  bie  oon  Gott  ge«  3o 
tiftete  geiftli^e  (Senofienfc^aft  ber  Slpoftel  übergegangen ;  biefe  allem  ift  bie  geiftli^e 
Airi^e  (Sottes,  in  i^r  allein  ift  gtetl^it  unb  alles  $eil  bef<^lo|fen,  bei  il^ren  (Gegnern 
nur  Serberben  unb  Serbammnis ;  3um  Seten  finb  äBälber  uno  SAmeineftälle  eoenfo 
bienli^  mie  gemeinte  Air^engebäube.    Damit  oerbinben  fi^  jene  fqio&rmerifd^'prop^« 
tif^en  Sorftellungen  unb  (Ermartungen ,  mie  fie  ben  3o<^^i^iten   eigen  unb  bamalssö 
febr  im  Sd^mange  loaren.   So  enoetft  fic^  bie  nabe  Senoanbtf^aft  ber  ^ftelbrüber 
mtt  ben  Spiritualen  bes  SRinoritenorbens.    Slu^  finbet  M  man^es  bei  i^nen,   mas 
in  gan^  ö^nlii^er  SBeife  bei  anbem  Ae^ergruppen  mieberie^rt  unb   fi$  sum  Xeil  auf 
bu^ftöbli^e  Befolgung  oon  Sibeboorten  grflnbet:  fo  namentlid^  bie  Senoerfung  bes 
(Eibes,  angebli^  oerbunben  mit  einer  (ßeftattung  bes  SReineibes  für  ben  Sfall  ber  9lot,  4o 
au^  mo^l  bie  Senoerfung  ber  Üobesftrcrfe.    5^re  (Semeinf^aft  mit  Slpoftelfcbmeftem 
gab  5u  ben  örgften  Seft^ulbigungen  fittH^er  Senoorfen^it  Slntag,  mS^renb  fie  felbft 
xä)  ber  (Ent^alt)amleit  rühmten  unb  bie  Ittenoinbung  ber  na^en  Serfu^ng  als   be> 
bnbers  oerbienftli^  priefen.  Lic  Dr.  ^ai^ffe. 

fl^ioftelgefc^tc^te  f.  fiulas.  45 

H^ofteltontient«  —  9(bgefe^en  t)on  ben  befannten  Kommentaren  jur  ^&  unb  jum 
(^alatcrbricf  ftnben  bie  einfc^lägigen  grtagen  i§re  93ej[|pre4ung  in  allen  bie  (9ef4i(!^te  bed 
apoft.  ^"^i.  be^anDcInben  ^Berten  unb  in  ^a^lreic^n  ^b^anblungen.  ^ier  feien  einige  6e« 
ad)tenSrocrte  ^ono^rapliien  über  bad  ^ipoftelbelret  genannt:  (Bt  (^urceUdud,  diatribe  de  esu 
saDguinis  inter  C^Ümstianos,  Amstel.  1659;  Spencer,  dissert.  in  locum  Act.  15,  20  (de  legg.  50 
Hehr,  ritual.  Tubing.  1732,  p.  589  ff.);  (£.  S.  W6f(^,  de  sensu  decreti  apoet.  Viteb.  1795 
(abgcbrucf  t  in  Commentationes  theol.  ed.  Veltliusen,  Kuinoel,  Rupert!,  vol.  VI,  Lips.  1799, 
p. 385 ff.);  Sommer, ^ag  9(pofteIbe!ret  (©tubien  unb  ©flsjcn  au« Oftpreufeen,  2§efte,  tönigSb. 
1888.  89). 

Das  (Ereignis,  roeldbes  ^erlommlic^  mit  biefem  ni^  oöllig  angemeffenen  Slusbrudf  55 
besei^net  n)irb,  bie  in  3^nifalem  im  3-  ^1  ober  52  jtattgdKibte  3uf^nimenfunft  unb 
93er^anblung,  oon  u)el(|er  bte  Slpoftelgef^ic^te  im  15.  Aap.  ^eriAt  giebt,  ^at  für  bie 
(Sefd|i(f|te  ber  apojtolif^en  3^i^»  ^i^  1^  ^^^^  (&ef^i$tsioert  barftellt,  Qeroorragenoe  Se« 
beutung.  (Es  fte^t  jioifdien  ber  oon  Samabas  unb  Saulus  jufammen  unb  ber  oon 
^4iaulus  o^ne  Samabas  unternommenen  SRiffionsreife,  bilbet  in  bem  mit  13,  1  be^  go 


704  Ufo^^äbu^tni 

aonnenen  SSerlauf  ber  apo[tolt[$en  Serfünbigung  auf  oöQeoDeUIi^em  (gebiet  einen  Sin« 
l^nttt  unb  nimmt  eine  SteUe  ein,  oermoge  beren  es  einerfeits  bebin^t  ift  burc^  bos 
9le[ultat  ienes  erften  3ufies,  anbererfeits  feM  bie  gef^idlitli^e  Safts  giebt  fax  bie 
ben  weiteren  3n^It  ber  ^(5  bilbenbe  (Enttoimung.    3^nes  Slefultat  aber  ift,  oag  bie 

5^usfi^t  auf  Seie^rung  ber  jfibif^en  Diafporagemeinben  im  gansen,  benen  fii^  bann 
Reiben  als  ißrofel^ten  anfc^hegen  möchten,  [io  ni^t  oermirtli^t  f)ai,  ftatt  beffen  im 
®epenfa^  unb  Aan^  mit  ben  S^nagojgen  lewftftanbige  ®ememben  aus  3uben  unb 
Setben  gegrünbet  finb^  in  benen  jene  niifi  bös  fibenoie^enbe  unb  beftimmei^  (Element 
bilben.    Damit  ^at  bte  C5ef$i(^te  ber  apoftol.  Seriflnbtaung  auf  DöQeriDeltlicbem  (6t^ 

10  biete  eine  3Benbung  genommen  ba^in  ge9enb,  bag  innei^Tb  ber  C5emeinbe  3^|U  neben 
ber  jilbifc^n  (E^riften^eit  unb  unab^ngig  oon  bem  ^oftolat  ber  ^molf  eine  ber  felbft« 
ftönbigen  Leitung  bes  ^aulus  unb  Sarnobas  unterfte^enbe  unb  bem  mofaif^en  Q&efe^e 
ni^t  unterftellte  ^eiben^riften^eit  entfte^.  3n  Aap.  15  nun  berietet  £idas,  mte  bte 
jilbif^^paläftinenfif^e  CE^riftenlJeit,  insbefonbere  bie  ieni[alemi{^e  (gemeinbe  mit  ben 

16  Urapofteln  an  ber  Spi^e  ju  biefer  epo^ema^enben  Xbatfa^e  Stellung  genommen  fyd. 

Unfer  3ntere{|e  an  biefem  Sorgang  er^o^  fi(^  baourc^,  bag  ißaulus  felbft  (6o  2, 

1—10  in  apoIoaetifd^«poIemif^em  3ntereffe  borauf  Sejug  genommen  fyd.  (Es  ift  oQer* 

bings  mitunter  beftritten  u)orben,  bag  biefe  Sugerungen  fic^  ouf  basfelbe  (breiants  »ie 

3I(&  15  besiegen;  es  ift  bie  (&a  2,  1   ermähnte  Steife  bes  iß.  na^  3^<uein  oon 

2aetli4en  mit  ber  W5  11,  30  berichteten  ibentif^iert  Sorben  (3.  S.  SM^f^  ^  Fritz- 
schiorum  opusc.  p.  201  sqq.),  oon  anbem  mit  ber  91C5  18,  22  oeru^teten  (fo  mit 
großer  (Entf^iebettbeit  SBiefeter,  (E^ronol.  b.  ap.  391.  6.  1^9 ff«;  Aomm.  3.  C&auderbc. 
6.  553  ff.).  1)oq  barf  niqt  nur  erftere,  fonbem  au<^  leMere  Slnna^me  ie^  als  anti« 
quiert  betrautet  n>erben;  unb  bie  in  na^fte^enbem  gegmne  93erglei^una  bei  beiben 

25  Seridbte  %(5  15  unb  (5a  2  mvä>  bie  Seftätigung  bopr  liefern,  bag  in  oer  ISfot  £. 
unb  $.  basfelbe  (Ereignis  im  9luge  fyibtn  (ogL  neuerbings  3.  S.  3^1^^^»  ®alaterbr. 
unb  21(5  1882). 

(Jrreili^  bat  nun  aber  bie  Serglei^una  biefer  beiben  Seri^te  über  ben  Spofid« 
lonoent  mannen  X^Iogen  ber  neueren  ^tü  Slnlag  geboten  3U  beboupten,  bog  bie 

80  Darftellung  ber  91(5  in  n>efentli^en  ißuntten  3U  ber  poulinifc^en  im  äBiberfpru^  fte^ 
unb  bag  ber  93erf.  ber  91C5,  wk  überhaupt  in  feiner  Sefamtauffaffung  ber  o^oftol.  I^tii, 
fo  gans  bejonbers  an  biefem  9}unlte  ft^  einer  tenbeiniofen  (Entftellung  ber  gefcgii^tlu^en 
SBoi^r^eit  i^ulbig  gemalt  ^aoe.  Der  ^oftellonoent  i[t  eigentlid^  ber  H^unft,  an  n>el^m 
bie  oon  Säur  ausgegangene  fog.  Üübinger  S^ule  bte  ^ebel  i^rer  Aritii  angefeM  ^, 

86  um  bie  lir^Ii^e  merlieferung  ilber  bie  apoftol.  (Sef^i^te  unb  £itteratur  umsuftünen. 
60  nimmt  benn  ber  Slpofteltonoent  in  ben  lebhaften  93er^anblungen  ber  neueren  !it\i 
über  bas  Hr^riftentum  eine  ^eroorragenbe  Stelle  ein.  Unb  mtnn  auc^  bie  Saurfd^ 
Aritii  in  i^rer  urfprilngli^en  6^arfe,  fpesiell  au^  besägli^  ber  Unoereinborleit  oon 
(5a  2  unb  91(5  15  je^t  laum  no^  Vertreter  iKtt,  fo  seiaen  bo^  auc^  fol^  neueren 

40  3lb^anblunaen  Aber  ben  91A,  mk  bte  oon  SBeijföder  (3b3|  1873,  6. 191  ff.)  unb  Aeim 
(9lus  b.  lu^riftent.  I,  1878,  S.  64  ff.),  baß  bie  alten  3rrtümer  no^  immer  in  oieI= 
\aä)tx  5Beriennun^  bes  Qar  oorlieaenben  X^atbeftanbes  na^u)irfen. 

3^re  9la^n)trfunaen  seigen  fi^  au^  in  ben  in  neuefter  ^txi  auflommenben  Se- 
ftrebungen,  bie  21(6  als  eine  ftompofition  aus  oerjAtebenen  f^riftli^en  Quellen  3U  er* 

istoeifen^  roel^e  be3ilgli^  bes  Seri^tes  über  ben  2lft  teiboeife  ba^in  fortgefd^ritten  finb, 
feine  innere  (Einheit  ju  leugnen  unb  t^n  in  oerf^iebene,  na^  3n^alt  unb  ^lenbenj 
ni^t  jufammenftimmenbe  Stüde  ju  3erlegen  (ogl.  Spitta,  Die  91(6,  i^re  Quellen  unb 
i^r  gefd|id|tl.  2Bert  1891 ;  (Elemen,  (f^ronol.  ber  paulin.  SJriefe  1893). 

Dem  gegenüber  fei  es  aeftattet,  bie  Iritif^en  Sorausfe^ungen  ju  besei^nen,  oon 

Mtoeli^en  bte  na^folgenbe  Darfteilung  ausgebt  (ogl.  m.2B.  bie  m)oftelaef^t(^teSb  1,1882). 

•    Die  91(6  ift  bas  Sffierf  bes  16, 10  ff.  u.  a.  mit  „SBir"  beri^tenben  ?5aulusgef8^rten, 

nämli^  bes  9Intio(|eners  £ulas,  VDÜä)tx  bie  in  Aap.  15  ersö^lten  93orgänge  teils  feßft 

miterlebt  ^at,  teils  aus  ben  Seri^ten  ber  9lä^ftbeteiltgten  ^at  erlunben  !onnen.  ^iei^ 

na^  ift,  rote  überhaupt  roenigftens  für  ben  antto(|enif^»paulintf(|en  Üeil  bes  SBeries, 

56  fo  au^  für  Aap.  15  oon  oom^erein  lein  (5runb  anjune^men,  bag  er  follte,  abgefe^n 
etioa  oon  eigenen  früheren  9luf3ei^nungen,  f^rtftltqle  Quellen  oerarbeitet  ^oben.  Das 
jerufalemifi^e  6^reiben  93. 23  ff.  ffai  er  jebenfalls  imCripinal  oor9lugen  geJ^Ü,  ober 
n>o^l  f^roerli^  in  mörtli^er  9lbf^rift,  fonbern  roa^rf^einlt^  frei  aus  ber  G^nnerung 
n)iebergegeben.    6eine  Stellung  als  eines  langjährigen  oertrauteften  (6e^ilfen  b^  9|k 

60  ^.  lägt  besfigli^  bes  Stanbpunftes  unb  3nteref|es  feiner  (5efd^i(^tsauffaffung  ni^  ox^ 


I 


atwfteltoioiettt  705 

beres  ermatten  als  DerltönbnisooIIes  (Eingeben  in  paultnifc^  Setra^tungstDetfe,  eine 
(Enoartung,  toelc^e  bui^  bie  Prüfung  sunöc^ft  feiner  SaifteUung  ber  paulinif(|en  SBtrf« 
[amieit  DoIIe  Seftati^ung  finbet.  Der  be^errfc^enbe  C5e[id^tspuntt  ift  lein  anberer  als 
Derjenige,  ©eitler  bie  paulinif^e  I^eobicee  315  9—11  bur^roaltet,  alfo  ein  fold^er, 
melier,  unter  Slusf^Iu^  jeber  ^ef^i^tstDibrigen  Üenbens,  ben  Sf.  befähigte,  ben  (&e==  6 
|(^i<^tst)erlauf  mit  Dotier  Obielttoitat  3U  erfaffen.  I^kxnaä)  ift  bas  Vertrauen  begränbet, 
bag  ber  Iulanif(^e  Seri^t  oom  91A  bur^ous  gef^i^tli^  treu  ift.  Se^ftoerftänbliq  bilben 
für  benfelben  bte  paulinif^en  Sugerungen  ben  ^rüfftein  ber  C5ef^id^tli^leit.  Da  aber 
$.  ni^t  roie  £.  Don  al^emeineren  ^iftorif^en  C5efid^tspunlten  aus,  fonbem  in  fpejieller 
apologetif^^polentif^er  mdfi^t  referiert,  fo  ntug  eine  Dorfteüung.  loeli^e  fi^er  ge^en  lo 
toill,  ben  lulanif^en  Seri^t  ^ur  ®runblage  nehmen.    £.  nun  berietet  folgenbes. 

Sine  jientlt^e  3^it  nac^oem  iß.  unb  S.  r>on  i^rem  SRiffionsjuge  noiSj  Slntio^ien 
^urüdgele^rt  roaren,  erf^ienen  bort  etliche  oon  3ubäa  gelommene  C^riften,  loel^e  bie 
tn  ber  C5ef^i^te  ber  apoft.  (E^riftenJ^eit  bis  bal^in  unerbörte  £e^re  oortrugen,  ba§  bie 
aus  ben  Reiben  Selebrten,  loenn  Jie  fi^  ni^t  nac^  mofaif^er  Sitte  befi^neiben  liegen,  is 
alfo  sunt  3ubentum  ilberträten,  nünt  feiig  loerben  lönnten,  eine  £e^re,  burd^  toel^e  bie 
in  ber  antio^nif^en  ffiemeinbe  feit  11,  20  ff.,  alfo  feit  etwa  10  3ö^^^«n  befte^enbe 
®Iei^bere^tigun^  unbefc^nittener  (E^riften  mit  benen  aus  ber  Sef^neibung  negiert  rourbe. 
Dag  biefe  9lealtton  nid^t  früher  unb  bag  He  thtn  je^t  ^eroortratj  begreift  fi$  eben  aus 
ber  A.  13.  14  beri^teten  SBenbung  ber  !Dinge,  mit  loelc^er  bte  auf  £osI9fung  oom  20 
3ubentum  peric^tete  Xenbenj  ber  gef^i^tli^en  (Enttoidlun^  offenbar  aetoorben  roar. 
Diefe  (Entnitdiung  tooIUen  tene  rädgängig  mai^en,  inbem  fte,  an  bem  ^usganpspunft 
ber  ^eibenmiffion  einfeMeno,  ben  unbefqnittenen  als  folgen  prinsipiell  bie  Üetl^aber- 
j^aft  am  3Reffias^eiI  abfpraAen.  —  Sqr  Sluftreten  oerurfa^te  in  Slnttoi^ien  bet  ben 
tn  t^rer  (&efegesfrei^eit  bebropten  ^eiben^riften  heftige  (Enegung :  ^.  unb  S.  als  beren  25 
gfü^rer  unb  SSertreter  traten  lenen  f(^  entgegen;  fqlieglic^  befmloB  man,  iß.  unb  S. 
nebft  eiligen  aus  ber  SRitte  ber  antio^entft^n  ^eiben^riften  abjuorbnen,  um  ben  Slpofteln 
unb  ^resbqtem  in  3^nifalem  bie  ^taat  oorjulegen,  felbftoerftönbli^  ni^t,  als  roören 
fie  ni^t  feloft  i^rer  QaAt  getoig  geioefen,  ober  als  möxtn  fie  entfd^Ioffen  getoefen,  fi^ 
eoentuell  einer  gegenteiliaen  (Entfqeibuim  ge^orfam  ju  untenoerfen  —  bann  ^en  fie  .10 
ja  ni(f|t  $.  unb  S.  an  bie  Spi^e  ber  SlDorbnung  aeftellt  — ;  flber^upt  Unntn  fie  aar 
ni^t  als  rDa^rji^inli^  enoartet  ^htn,  bag  bie  (Entf^ibung^^enteilig  ausfallen  toerbe, 
na^bem  ja  bte  bisherige  (gefe^esfrei^eit  mit  SBiffen  unb  SBtIIen  ber  3^nifalemifd^en 
beftanben  ^atte.  Slber  allerbings  mug,  voob  au^  beoreifli^  ift,  bur^  bos  Sluftreten  ber 
3rrle^rer  eine  Unfi^er^eit  über  bie  Stellung  ber  ^erufmemif^en  ^eroorgerufen  fein ;  n5 
unb  natürlich  !onnte  es  ben  antio^enif^en  ^eiben^riften  ni^t  glei^g&ltig  fein,  ob  fie 
\\ä)  mit  ber  Stelle,  oon  melier  i^nen  bie  ^eilsbotfd^aft  gelommen  mar,  unb  mel^e  für 
fie  oermöge  ber  früheren  Sesie^ungen  eine  Slutoritöt  loar,  in  llbereinftimmung  befänben 
ober  ni^t.    Der  !^mtd  ber  (Befanbtj^aft  lann  alfo  nur  ber  getoefen  fein,  ju  eigener 
Seru^igung  unb  ^u  mirifamer  W>wtat  bes  Singriffs  oon  ben  3^nifalemif(|en  eine  jtunb^  40 
gebuna  fortbauemben  Sinoerftönbnijfes  ju  ersten.  > 

fi.  berietet  nun,  toie  es  ju  etner  folgen  Aunbgebung  ber  3^nifalemif^en  in  ber 
3:^at  gelommen  ift,  aber  freili^  nur  nac^  emften,  tiefgreifenben  93er^nblungen  in  i^vem 
S^oge,  toel^e  er  mit  groger  3IngeIegentIi(^ieitioieber^iebt  Slls  bie  (&efanbtf^aft,  mel^e 
auf  bem  9Bege  bur^  ^^önijien  unb  Samarien  für  t^re  Seri^te  oon  ber  Sele^rung  45 
ber  Reiben  nur  freubige  Slufna^me  gefunben  ^tte,  in  3^nifalem  in  feierli^er  ^lenar^^ 
oerjammlung  ber  (Semeinbe  oen  Stanb  ber  Dinge  bargelegt  ^atte,  erfokte  ni^t  o^ne 
netteres  allgemeine  freubige  3ultimmung,  oielme^r  juna^ft  feitens  etli($er  p^ariföifdier 
©emeinbeglteber  bie  gforberung,  bag  bie  ^eiben^riften  3ur  Seoba^tung  bes  mofaif^en 
®efe^es  angehalten  merben  müßten.  Dod|  ift  mo^I  ju  beachten,  bag  biefe  J^orberung  bo 
ni^t,  mit  oon  ben  in  ^ntio^ten  aufgetretenen  3rrle^rem,  bamit  motioiert  mirb,  bag 
fie  fonft  ni^t  feiig  merben  lönnten.  Sllfo  fene  3nle|re,  mel^e  bie  $eilsgemeinf^aft 
oon  ber  (Sefe^eserfüIIun^  ab^ngig  machen  mollte,  finbet  in  3^^ufalem  oon  oom^erein 
leine  Vertretung;   nur  tn  ber  praltif^en  gfotberung  lommen  biefe  mit  jenen  überein. 


ür  notioenbig  be=  &ü 
ammlung  5U  oer> 


Slber  nun  mit  fol^em  9laiAbrud  toirb  biefe  Sorberung  erhoben,  bog 

funben  mirb,  3U  weiterer  93er^anblung  über  bie  JJr^age  eine  neue  STer 

anftalten,  in  mel^r  au^  mnäd^ft  lange  refultatlos  ^in  unb  ^er  bebattiert  loirb.    (Es 

muffen  alfo,  abgefe^en  oon  ber  ^ter  ni^t  5ur  Geltung  gelommenen  Z^ete  ber  3nle^rer, 

anbere  gemiAtige  (Srünbe  geioefen  fein,  toelc^e  einem  ntc^t  geringen  xeti  ber  (gemetnbe 

bie  Unterftellung  ber  ^eiben^riften  unter  bas  mofaif^e  C5efe^  als  unerläglid^  erf^einen  uo 


706  9f9^rhyiimt 

Hegen,  (Sränbe.  toel^e,  tote  aus  ber  na^olgenben  Huslaffung  bes  3al<>^tt$  ju  erf6Itegen 
ift.  barin  gipfelten,  bog  bos  mofaifc^  C5efe^  als  oon  (Boüt  aegebene  fiebens«  unb  Sitten« 
oionung  eine  fiber  3srael  ^inausge^nbe  unioerfalere  Seftirnmung  ^e.  @o  iDenig 
^ot  fi.  bas  Sntereffe,  bie  in  ber  jerufalemif^n  S^riften^en  ma^tige  Stiftung  auf  ffi« 

6  oif^^aefe^Iic^es  SBefen  5U  oertuf^en. 

9tber  um  |o  ftSrfer  tritt  nun  ^or,  bag  es  ^trus  ift,  bos  $aupt  ber  <£^[ten» 
^eit  aus  ber  Sef^neibung,  toel^er  ade  biefe  (ErtoSgungen  bomit  jum  Sc^eigen  bnngt, 
bag  er  bas  ^rinjip  ber  (Errettung  aus  (Snoben  aHein  burc^  ben  Glauben  in  feiner  Un« 
antaftbarfeit  aeltenb  ma^t.    Slls  etnios  Selanntes  bringt  er  in  (Erinnerung,  toie  (Sott 

10  f^on  oorlangft  in  ber  bur^  i^n  felbft  oermittelten  X^otfac^  ber  Seie^im  bes  Sor« 
neltus  unb  ber  Seinen  bie  (Slei^fteHung  ber  Unbefqntttenen  mit  ben  Sefi^nittenen 
^infi^tlt^  ber  $eilsgemeinf^aft  prollamiert  ^abe;  unb  ab  anerlannt  ftellt  er  ^in,  bag 
bie  israelitif^e  (Semeinbe  (Sottes  auA  i^rerfeits  loeber  frfi^  noc^  je^t  bas  (Sefe^  als 
$eilsbebtngung  ^abe  tragen  lonnen,  fonbem  fe^  ni^  antiers  ab  bie  Reiben  bos  $eil 

16  Don  ber  (&nabe  bes  ^erm  enoarte.  !Dies  ^rinsip  jei  gefäbrbet,  n)enn  man  auf  ber  gor» 
berung  ber  (Sefefeesunterftellung  beftebe.  !Denn  tn  ber  ifyd,  na^bem  biefe  gf^berung 
feitens  ber  Srrleqrer  in  Slntio^ien  als  ^eibbebingung  aufgeftellt  toorben  nxir,  mugte 
es  ab  eine  bie  ®en)iffen  oenotrrenbe  Verleugnung  bes  ^rinjips  erf^einen,  loenn  man, 
ob  auA  nur  aus  anbem  C5rünben,  auf  biejer  gfotoeruna  beftanb.    Unb  bies  Argument 

30  [^lug  our^:  „es  f^toieg  bie  ganse  9Renae^'.  !Diefe  SBa^rbeit,  bag  bas  ^eil  o^ne  (Befe^ 
bur^  ben  (glauben  erlangt  n)ub,  roill  ferner  angetaftet  loiffen. 

60  mcn  bie  Serfammlung  für  meitere  Sele^ng  jugSnglic^  geworben,  burA  lotlc^ 
bie  no(^  Dor^anbenen  Sebenlen  aeroben  würben.  Samabas  uno  ißaulus  greifen  fe^ 
in  bie  93er^anblung  ein,  inbem  fte  bejeugen,  toas  Atn  nur  fie  bejeugen  lonnten,  ote 

26  (gott  bur$  SBunber  unb  !^üi^n  ibre  SBmfamteit  unter  ben  Reiben  unb  bamit  i^ 
apoftoli[(|e  6elb[t[tänbigiett  (cf.  2  Ao  12, 12)  legitimiert  ^e  —  bies  gegenflber  bem 
na^eliegenben  Seoenlen,  ob  nic^  baburc^  ber  Slpoftolat  ber  3®3If  beeintr&d^t  loerbe. 
(Enblt(^  tritt  3^b>bus  auf.  ber  Sorftanb  ber  (Semeinbe,  loelc^m  es  jufte^,  oie  Ser« 
^anblung  3um  pofitioen  Slbjc^lug  ^u  fuhren.  3Rit  Slfidf i^t  auf  bie  aus  ber  altteftomentli^ 

90  gefi^erten  UJrärogatioe  bes  Solfes  3srael  entbringenben  Sebenfen  meift  er  ^unS# 
na^,  ba^  bie  Silbung  einer  gefeMofen  (gemehtoe  ^efu  neben  ber  braelittf^en  tm  (Ein* 
Hang  mtt  ber  ^rop^etie  fte^e.  X)arauf  grünbet  er  ben  Sorf^lag,  an  Stelle  ber  (St- 
fe^esunterftellung  bie  —  roeiter^in  noq  nö^jer  3U  erörtembe  —  Beobac^ng  ber  oier 
fünfte  5u  forbern.  Unb  roenn  nun  bamit  bie  jerufalemifc^e  Semeinbe  enbgültig  borouf 

35  oerji^tet,  bas  mojaif^e  (Sefe^  bei  ben  ^eiben^riften  3ur  (Geltung  ju  bringen,  fo  be< 
grünbet  er  bies  abf^liegenb  (93.  21)  bamit,  ba|  SRofes  feit  alten  Stxitn  in  allen 
Stäbten  feine  5Berffinbiger  ^abe,  inbem  er  in  ben  Sqnaoogen  allfabbotli^  oerlefen  toerbe, 
roona^  alfo  bie  C5emeinbe  2^\a  es  ni^t  für  i^re  Slufgabe  era^ten  lonne,  SRofes  ju 
oerfünoigen. 

40  So  ift  benn  bas  (Ergebnis  biefer  Ser^anblungen,  hob  bie  Slpoftel  unb  ißresbqtet 
jufammen  mit  ber  nunmehr  3U  oolliger  (Einftimmigleit  gelangten  (Bemeinbe  bunb  jioei 
enoö^lte  3Ränner  aus  i^rer  3Ritte  an  biejenigen,  als  beren  SSertreter  iß.  unb  S.  tt- 
f^ienen  nmren  (nämli^  bie  antio(bent[^en,  [griffen  unb  dlidf^en  ^eibend^riften),  ein 
offijielles  S^reiben  folgenben  Sngaltes  erlaffen. 

45  Die  Slnfrage  mufe  ba^in  gegangen  fein,  ob  man  in  3^^föbm  bas  Auftreten  ber 
3nle^rer  billige  unb  oeranlagt  Qabe:  beibes  loirb  junö^ft  entf^ieben  oemeint,  bas 
erftcre  fOj  bafe  man  i^re  fie^re  für  eine  feelenjerrüttenbe  erflöri.  Slber  bies  gefc^ie^ 
nur  in  einem  SSorber«  unb  SRebenfa^,  me^r  beiläufig,  als  oerfte^e  es  fid^  oon  felbft; 
bie  ^auptFa^e  bilbet  ber  Sef^lug,  bie  Srflörung  unb  (Entf(|eibung,  3U  toelc^en  man 

'^  \iä)  eben  bur^  bas  Sluftreten  ber  Srrle^rer  oeranlafet  fie^t.  Die  (Entfenbung  sroeier 
3erufalemiten  mit  S.  unb  $.  foll  Ilar  belunben,  roas  au^  ausgebrüht  n)irb,  Sag  man 
\\ä)  mit  biefen  SWännern  unb  i^rem  SBirfen,  mit  ber  (E^riften^tt,  bie  fie  oertreten, 
oollig  eins  roeig,  bie  Selben,  oel^e  jene  um  i^rer  $eibenmif|ion  Q)illen  oon  ben3u^>< 
3u  erbulben  gegabt  haben,  ab  äRartgrium  für  ben  9lamen  bes  $erm  erfennt :  bies  bie 

56  unummunbene  Slnerfennung  i^rer  bisherigen  SBirÜfamfeit,  bemnac^  au^  ber  Stellung 
unb  Sebeutung,  oel^e  fie  burd}^  biefelbe  erlangt  ^aben.  Die  (Entf^eibung  aber,  oon 
ber  man  betont,  bog  man  i^rer  Öbereinftimmung  mit  bem  SBillen  bes  ^.  (Setftes  geiDtt 
[ei,  ift  bie,  oon  ben  ^eibend^riften  ni^ts  loeiter  3U  forbern,  ab  folgenbes  SlotiDenbige: 
Die  (Enthaltung  oon  ®ö^enopferfleif<^  unb  Slut  unb  (Erftidftem  unb  ^urerei,  als  n)e^ 

Go  bie  Sebingung  fei  für  eine  gefunbe  gfarientmidlung  ber  ^iben^riftlic^en  C5emeinben. 


I 


ttiifießimlietti  707 

Der  Sefcbeib  al]o  befc^rönft  [i^  nt^t  auf  ben  in  Sntio^ien  oer^anbelten  Streit» 
punft,  in  Se3te^una  auf  müijtn  bie  Srtl&runa  obne  Sebenlen  unb  in  Afirse  gegeben 
loerben  lann  unb  jelbfioetftänblic^  prOdtoeifeno  ift,  fonbem  anlägli^  biefe$  Streites 
roill  man  bie  Slngeleaen^eit  ber  §eiben^riften§eit  iiberBaupt  befinitb  regeln.  Dies  ge« 
f^iebt  einerseits  burq  bie  SInerlennunq  bes  ä.  unb  $.,  wtlqt  auf  DöItenDeltlic^eni  5 
(Sebtet  eine  S^nlidbe  Stellung  unb  SBtrlfamiett  anaetreten  ^aben,  mit  bie  joölf  mit 
ißetrus  an  ber  Spt^e  auf  bem  Gebiet  ber  Sefc^netbung,  anbererfeits  bur^  bie  Drb« 
nung  ber  in  ben  ^tbenc^riftli^en  (Semeinben  ju  beoba^tenben  Sttte.  $ier  nun  aber 
fragt  ji^,  in  u^el^em  Sinne  bie  gotberung,  oon  jenen  oier  Dingen  fi$  ju  enthalten 
(hos  fog.  Spoftelbelret)  gefteüt  ift.  (Sgl.  meine  Sqrift  De  apostolomm  decreti  sen- 10 
tentia  et  consilio,  (Erlangen  1874,  beren  (Ergd^niffe  i^  {ebo^  fe^t  teitoeife  be« 
richtigen  mug.) 

Die  Dier  Serbote  bes  9IpofteIbefretes  finb  oerrDonbt  einerfeits  mit  benjeni^en  Se- 
ftimmungen,    roelc^e  in  £e  A.  17  unb  18  ab  für  bie   Israeliten  unb  bte  unter 
3srael  roo^enben  St^mben  glei^ermagen  gflttig  feftgefe^t  merben,  anbererfeits  mit  ben«  15 
jeniaen,  wtlift  naq  ber  fpöteren  {ilbti^en  Überlieferung  fc^on  oon  9loa9  allen  feinen 
9la^Iommen  unb  mn  ber  jflbif^en  Dion^ora  ben  fog.  ^rofel^ten  bes  X^ors  follen  auf» 
erlegt  fein;  fie  finb  oiellei^  ni^ts  anberes  ab  eben  biefe  ^rofel^tengebote  in  ber 
(Sejtalt,  in  roel^er  fie  im  apoftol.  3^-  i^  ^^  iübifc^en  Diafoora  berjenigen  C5egenben, 
loel^e  ^ier  3una<^ft  in  Senat^t  lommen  (SQrien  unb  Silicten),  reswiert  maren.    So  20 
bepeden  fie  benn»  ebenfo  wit  biefe,  Ieinesu)^s,  bie  mm  m^tn  ®ott  belehrten  Un« 
befi^nittenen  ju  ^n^ipieller  SInerfennung  ber  Autorität  bes  mofaifAen  (ßefefees  ju 
nötigen;  anbererfeits  Qaben  fie  auc^  ni^t  oen 310^1  ben  gefelligen  Serfe^,  insoefonbere 
bie  SpeifegemeinJ^aft  s^if^en  Sefc^nittenen  unb  llnbef^nittenen  ju  ermögli^en,  roie 
benn  aum  t^tffi^lic^  fold^e  C5emeinf(^  feitens  ber  Z^itn  ben  $roJel9ten,  fo  lange  36 
fie  ni^t  fic^  bef^neiben  liegen  unb  gan^  3um  3ubentum  fibertraten,  nic^t  gemährt  n)urbe. 
^Ilerbtngs  finb  fie  aus  Sertimmungen  bes  mofaiM^n  C5efe|es  abgeleitet,  unb  bas,  was 
fie  oerbteten,  ift  bem  jfibifqen  fittliqen  Seu)ugtfem  etnms  ^nftö^iges;  aber  man  forbert 
ni(^t,  bag  fie  aus  Slfidfi^t  auf  bas  (Sefe^  ober  in  SIRommobatton  an  bas  jfibif^e  Se» 
n)ugtfein  beobachtet  werben,  fonbem  bes^Ib,  toeil  biefe  Dinge  an  fic^  fittli(9  oenoerfli^  so 
finb,  roeil  bie  Snt^altung  baoon  ein  notnenbiges  Stfidf  oefunber  Sitte  ift,  eine  Se» 
roa^rung  ber  ^iben^riftli^en  Sitte  oor  Sermengung  mtt  Qetbnifc^er  Unfitte  unb  ^eib» 
nifdiem  Slberglauben.    Unter  noQveia  ift  nidgb  anberes  3U  oerfte^en  ab  bas,  ums  all» 
gemein  in  ber  grie(^if(^en  SBelt  barunter  oerftanben  u)urbe,  jene  Ungebunben^eit  bes 
®ef^le<^tsoerIe^s,  n)eld^e  in  ber  bamaligen  ^eibnifd^en  SBelt  faft  allgemein  ab  fittlii^  36 
unanftogig  galt  unb  fosufaaen  jur  Solbjttte  gemoroen  loat.    Sei  änixeo^ai  eldioXo- 
{^mcov  ift  3U  beulen  an  bie  oon  bem  SleifdJ  ber  geopferten  liere  oeranftalteten  WitnU 
li^en  unb  prioaten  feftli^en  3Ra^l3eiten,  uielc^e  einen  ^aufrfbeftanbteil  bes  gefelligen 
fiebens  bilbeten  uno  basfelbe  in  enger  Se3iepuna  3um  Aultus  ber  Sötter  erhielten. 
SBas  ben  ©enufe  oon  alfjia  unb  Ttyixrä  betrifft,  Jo  mar  i(^  friü^er  ber  SWeinung,  baft  40 
festeres,  alfo  bas  Sfl^if^  gefallener  Üiere,  nur  oesnalb  oerboten  fei,  meil  bas  Slut  no^ 
barin  ift;  bog  alfo  bas  3n)eifaAe  Serbot  fi^  auf  bas  Slutoerbot  rebu3iere,  unb  ba§ 
bas  Slutoerbot,  entfprungen  aus  ber  ^nfAauung,  bag  „basSIut  bie  Seele  ift",  f^Ie^t^in 
jebe  Slrt  oon  Slutgenu|  treffen  follte.   tlllein  bem  miberfpri^t  eben,  baß  bas  tivmtov 
gefonbert  neben  bem  alfjia  unb  S.  20  fogar  oor  biefem  auj^effi^rt  n)irb.   Deshalb  unb  ^ 
mit  9{fl(Ifi^t  auf  bie  weitere  (Sef^i^te  ber  Geltung  bes  Delretes  ne^me  i^  je^t  fol» 
genbes  an:  Der  C5enu^  bes  gfbif^^s  gefallener  Üiere  f^eint  gan3  abgefe^n  baoon,  bog 
bas  Slut  barin  ift,  ab  IRo^it  in  Setra^t  3U  iommen,  oie  er  benn  au^  f^on  bem 
Setougtfein  gefitteterer  ^eibnif^r  Söller  m\t  ber  (ßriec^en  unb  9lomer  ab  elel^aft  galt, 
mä^renb  er,  mie  ooraussufe^en  ift,  bei  ben  SeoSHerungen,  melden  bie  erften  Slbrejfaten  60 
bes  (Semeinbefc^reibens  angehörten,  fiblic^  geioefen  fein  mug;  unb  bem  analog  i(t  bei 
alfia  nur  an  ben  (Senug  ro^en  Slutes  3U  beulen,  melAer  ebenfalls  nur  bet  fittli^ 
tiefer  fte^enben  SöHem  fibli^  gemefen  fein  n)irb.    3ebenfalb  be^toedt  bas  Delret,  bas 
fo3tale  £eben  ber  $eiben$riften  oon  folt^n  (Semo^n^eiten  i^  SoHsgeno|fen  3U  reinigen, 
roel^e  fi(^  mit  ^riftli^er  Sittli&Ieit  ni^t  oertragen.    !Daraus  erhellt  bie  ^o^e  Se«  66 
beutung  biefes  Sef^luffes.  (Er  vill  meber  einen  bloßen  ftompromig  herbeiführen  smif^en 
bioergierenben  Seftanbteilen  ber  (E^riften^it^  no(^  eine  teitaDeife  Untenoerfung  ber  Reiben» 
Ariften  unter  bas  ®efe^,  fonbem  eine  um  tbrer  felbft  millen  ansune^menbe  unb  bleibenbe 
Sittenorbnung  berer,  bie  man  mit  bem  mofaifqen  ®efe^  ni^t  belaften  n>ill. 

45* 


708  9f$ftahMtni 

Der  6^Iug  bes  Senates  S.  30—33  seigt,  bag  Srief  unb  Sotf(^aft  in  Slntb^ten 
nxä)i  nur  beru^igenb  roirlten,  [onbem  ai^  als  banlensioerte  Sefeftiguim  im  $etl$ftaitbe 
aufgenommen  rourben,  utU)  bog  in  bem  93er|KiItnis  ber  antio^enifi^en  Semeinbe  3U  ben 
C5efanbten  ber  jeru[aL  bie  DoUe  (Einheit  mit  biefer  fi^  behinbete.  Unb  (0  lagt  ft<i^  benn 

6  btes  (Ereianis  tn  fetner  gefd^i^tli^en  SBebeutung  folaenbermagen  reffimteren: 

9la^bem  bur^  ben  9Jli|fions3ug  bes  S.  unb  ^.  bie  Silbung  einer  felbftftanbmen 
geje^lofen  $etben^riften^eit  begonnen  ^e,  ift  oon  feiten  ber  Vertreter  ber  paJaft 
(£Qrtften^eit  gegenilber  bem  Slu^eten  einiger  Snle^er  bie  bis^rke  Slnerfennung,  ba^ 
Unbef^nittene  our^  ben  Glauben  o^ne  n)eiteres  an  bem  $eil  tn  (S^rifto  gleichen  XntetI 

10  ^aben,  ausbrüdHic^  unb  na^brfidli^  anerlannt  toorben,  roeiter  aber  anlSglic^  bes  Suf^ 
tretens  jener  naq  Sefeitigung  auer  Sebenfen  unter  ooller  Slnerlennuna  ber  netme» 
roonnenen  Stellung  bes  ^.  unb  S\^.  ber  Sef^Iug  gefaxt  Sorben,  bie  ^etbend^riHen^eit 
mit  bem  mofaif^en  (Sefe^  unbebeütgt  ju  laffen,  bagegen  i^r  eine  ^eilfame,  oor  ^lüd^oll 
ins  $eibentum  fie  ben)a9renbe  t)rbnung  i^rer  Sitte  3ur  Slnna^me  ju  empfehlen.  Damit 

16  i[t  bie  Sa[is  gef^offen  für  bie  n)eitere  in  ooller  Sii^eit  mit  3^^I^ni,  in  ooIIer 
oelbftftönbtgleit  unb  in  fixeren  Sc^ranlen  ber  Sitte  fi^  oolljie^nbe  gfortentmidlung 
ber  ^etbnif^en  (£^riften^eit. 

Diefer  Serid^t  nun,  beffen  lebensooüe  SlnfAauIi^Ieit  f^on  eine  Seftötigung  feiner 
(&ef^i(^tli(^!eit  giebt»  toirb,  mit  enool^nt,  auffallenbenoeife  oon  sapreid^n  XQeoU^en 

30  mit  größerer  ober  geringerer  Sntf^ieben^eit  als  me^r  ober  minoer  betougt»teTU>en3to|e 
Sntfteüung  bes  rotrlli^en  ^ergan^s,  toie  er  aus  ®a  2  ficb  ergebe»  bejei^net.  Die 
erhobenen  Sef^ulbigungen  lajfen  ft^  in  folgenbe  brei  ißunlte  juf ammem äff en :  1.  bie 
9®  ^abe  ben  £^atfäAIiq[  oorQanben  geioefenen  ^nrinsipiellen  (Begenfa^  ^iDifmen  Sß,  uiü) 
ben  3^nifalemifd^en  ^infi^tli^  ber  C5efe^esfrage  baour^  aufgehoben,  bag  jte  ben  lei^« 

25  teren  einen  i^nen  fremben  paulinif^en  Stanbpunft  juf^teibe;  2.  anbererfetts  ftelle  bte 
^(g  als  (Ergebnis  bes  91A  eine  Sefd^ränlung  ber  (Sefe^esfrei^eit  unb  Gleichberechtigung 
ber  ^eibem^riften  Bin,  ^u  mtlifti  %  feine  3uftimmung  ni&t  labe  geben  ISnnenj  3.  bie 
91®  laffe  mibergef^i^tltc^enoeife  ben  9Ip.  ^.  gegenüber  ben  3^rufalemif^en  tn  einer 
untergeorbneten,  abhängigen  Stellung  erfd^etnen.    Stile  biefe  Sonofirfe  berufen  na^ 

»0  meiner  Uberjeugung  auf  gnliti)Iid^er  Serlennung  bes  exegettf^en  X^atbeftanbes  foioo^l 
in  bem  luianU^en  als  in  bem  paulinif^en  Serid^t.  9Bas  otn  erfteren  betrifft,  fo  ift 
bie  9li^tigfteuung  in  oorite^enbem  gegeben.  SBir  Q)enben  uns  jur  Sergleiqung  ber 
paulinifd^en  Sugerungen  (ga  2,  roelqe  oon  ben  in  Aap.  1  ooraufge^enben  Srflorungen 
ausgeben  mug. 

35  (gegenüber  ben  93erfu^en  feiner  galatifAen  (Segner,  feine  ^eibenoerfünbigung  als 
ber  (£rgön3ung  unb  93erbefferung  fö^ig  unb  bebürftig  ^insuftellen  unb  ^iefür  \\d)  borauf 
3U  berufen,  bag  er  felbft  früher  ben  3i0^If^n  fi^  untergeorbnet  ^e,  be^atiptet  unb 
enoeift  ^.  3unä^ft  einerjeits  ben  ni^tmenf^Ii^en  Urfprung  unb  (£^ara!ter  feines  Qp?., 
anbererfeits,  bag  er  gleiq  3U  Anfang  3ur  SeIb|toergen)i]ferung  oon  ber  SBa^r^eit  feines 

40  So.  leine  menf^li^e  Seftatigung,  aud^  nid^t  bie  ber  3®&If  g^j^^t  ^abe  (1,  11 — 20). 
9lber  mit  33.  21  tritt  ein  anberer  ©efii^tspunft  ein.  So  ©enig  er  m  SInfang  feine 
C&eioib^eit  unb  93er!ünbigung  oon  bem  Urteil  anberer,  fpejiell  ber  Slpoftel,  ab^ngig 
gemalt  ^at,  ebenfoioenig  f)ai  in  ber  na^folgenben  3^^  ptf^en  i^m  unb  bei  paläft 
a^rijten^eit,  fpe3iell  S^nifalem  unb  ben  ^ofteln  ein  5BerQöItnis  beftanben,  roelc^es  be^ 

45  red^ttgen  lönnte,  bie  Slutoritöt  biefer  ge^en  i^n  ujtb  fein  So.  unb  Slpoftolat  geltenb  au 
ma^en.  95.  21—24  betont  er,  bafe  betm  Seginn  feines  f^rif^^dlicMen  StufentJ^fis 
bie  paläft.  (Semeinben,  o^ne  i^n  perfönli^  3U  fennen,  auf  bie  bloge  $tunbe  feiner  Se^ 
le^rung  ]^in,  (ßott  feinet^alben  prtefen:  bies  tann  ni^t  me^r  3um  (Enoeis  feiner  Selbjt; 
|tänbiQ!eit  bienen.  fonbern  nur  erhärten,  bag  oenigjtens  bamals  in  ber  Slttfangsjeh 

DO  innerhalb  ber  paläft.  C^riften^eit  !eine  Spur  oon  ämgtrauen  gegen  feine  93erfünbiaung 
beftanb.  SBenn  er  nun  ^iema^  2,  1  bejfen  gebenft,  baj^  er  14  3^^^  fpater  xoteber 
na^  3^nifalem  gegangen  fei,  um  ber  bortigen  (£^riften^tt  fein  £0.,  n)ie  er  es  unter 
ben  Reiben  oerlünoigt,  oor3uIegen  mit  ber  gfrage,  ob  benn  etioa  bie  ^iemad^  bis^ 
geübte  unb  ferner  3U  übenbe  SBirffamteit  eine  nid^tige..fei,  [0  roirb  er  fonftatieten  u^olkn, 

55  bag  au^  na^  [0  langer  Stxi  no^  bie  anfängli^e  Überetnftimmung  unerM^üttert  ge^ 
blieben  ift,  mä)otm  xniwx]^tn  feine  93erfünbigung  in  i^ren  ^rinsipien  unb  Jtonfequenjen 
oollig  nar  oor  Slugen  liegen  mugte,  fo  bag  alfo  bie  bamals  erfolgte  Sntfd^etbung  w 
oeränbert  no^  fe^t,  ba  er  fd^reibt,  Geltung  ^at. 

Die  Situation  ift  alfo  oöIIig  biefelbe  n)ie  $1®  15.    3Bas  $.  feine  ^eibenoerSiM 

CO  bigung  nennt,  ift  eben  bös,   nms  bort  oon  ben  3rrle^rern  angefo^ten   unb  borum  n 


ftp$fküht^tui  709 

3erufalcm  oorgcicgi  rourbe:  in  bciben  gSlIcn  befte^t  Ungeroife^it  über  bie  Stellung 
Serufolems  biesu,  man  (dUI  Alar^it  ^en;  beibemal  erfc^eint  $.  neben  S.,  unb  mtnn 
^.  lagt,  er  ^abe  litus,  einen  Unbetenittenen,  mitgenommen,  ©obei  er  nur  bejxDeden 
tonnte,  baft  an  bem  Serbalten  3U  biefem  bie  Stellung  ber  3^ölemi[(|en  jur  öeiben« 
mijfion  fi^  erprobe^  ]o  feW  io  auA  bie  81(5  ni^t  unerroö^nt.  baß  bem  2B.  unb  ^.  5 
etli^e  aus  ben  anttocQen.  $eiben(^ri)ten  beigeorbnet  n)urben.  l)ag  bie  antio^en.  (Se« 
meinbe  bereit  getoefen  roare,  einer  ben  3nle^m  juftimmenben  Crilörung  3^nifalem5 
]\i)  ju  untenoerfen,  beutet  bie  8K5  nic^t  an:  fie  enoartet  oielme^  eine  3urüdtoeifung. 
Damit  fallt  au4  bas  Sebenlen  ^in,  ob  ni^t  bie  (Entfenbung  bes  $.  oon  feiten  ber 
antio^en.  (Semeinbe  mit  feiner  Selbftftfinbtgleit  gegenüber  3^tufalem  in  SBiberfpru^  10 
fte^e,  unb  es  ^inbert  niAts,  bes  Slpoftels  S^n)eiQen  oon  jener  baraus  ju  erllären,  bab 
er  teinen  Slnla^  ^atte,  fte  ju  ermahnen.  %  benc^tet  gegenüber  einem  i^m  jperFönli^ 
geltenben  SIngnff ;  bie  iVS  be^anbelt  bes  ^oftels  Saiqe  nur,  fofem  fie  juglei^  Sac^e 
ber  (Semeinbe  ift.  Darum  loar  für  fi.  auc^  lein  9lnla|.  bie  Cffenborung  ju  berühren, 
bur(^  loelAe  ^.  au^  abgefe^n  oon  bem  ffiemeinbebefcpluft  perfönlic^  beftimmt  tourbe,  10 
roö^renb  0.  fie  betont  anf^einenb,  um  bie  ^o^e  Sebeutfamteit  bes  Vorgangs  bemerllic^ 
5U  ma^en. 

$infi^tli$  ber  Vorgänge  in  3^nifalem  bebt  Sß.  neben  ber  Ser^nbbtng  mit  ben 
3erufalemiten  fiber^aupt  noc^  eine  Sonberbefprec^un^  mit  ben  „Slnoefe^nen"  ^eroor, 
bei  roel^er  es  fi$  bod^  um  bas  (gleite  l^anbelte  tote  bei  jener.  Sediere  lann  niä)t  20 
mit  ber  33er^anblung  ^C5  15,  6  ff*  ibentifq  fein,  toelAe  na^  S.  12  oor  unb  mit  ber 
(ßemeinbe  ftottfanb,  fonbem  es  ift  anjuerfennen,  ba^  fte  oon  fi.  fibergangen  ift  Dag 
^.  fie  bejonbers  ermahnt,  erllärt  fic^  baraus,  bag  feine  Segner  fpejtell  bie  Autorität 
ber  angelesenen  gegen  i^n  geltenb  machten;  bamit  ift  bann  aber  au$  erllfirt,  roarum 
fi.  fie  übergeben  tonnte.  25 

9Bel^e  Sntf^eibung  nun  fou^o^l  bie  C5emeinbe  im  ganjen  als  im  befonberen  bie 
Slngefe^nen  auf  bie  oorgelegte  grage  geoeben  ^aben,  fagt  $.  nur  inbirelt  93.  3  bamit, 
bag  ni^t  einmal  ber  ann)efenbe  Unbef^ntttene,  Xitus,  jur  Sefdbneibung  genötigt  tourbe. 
So  roenig  al[o  ^at  man  ben  Unbef^nittenen  überhaupt  bie  Sef^neibung  atifgenoti^t, 
fo  oollig  ift  oie  paulinif^e  ^eibenoerlunbigun^  anerlannt.  Daoon  alfo,  bag  man  tn  3(j 
3erufalem,  fpesiell  auf  feäen  ber  $Supter,  nt^t  gans  mit  i^m  einoerftanben  fei,  lann 
f^lediterbings  ni^t  bie  9?ebe  fein,  O^ne  jeben  Snlaß  finben  man^e  in  fjvayxdo^ 
anaebeutet,  bag  biefe  Snerlennung  nur  mit  SRü^  nac^  j^artem  Aampf  erreicht  rourbe, 
unb  behaupten  barauf  ^in,  bie  31(d  ^obe  gef^ic^tsu^ibrig  bie  (Einheit  als  oon  oom^erein 
fertig  bargeftellt.  Slber  oielme^r  umgele^rt  lönnte  es  ^tx  f^einen,  als  ob  bas  (Ergebnis  35 
na^  $.  fmneller  unb  mfl^lofer  erreii^t  u)orben  roSre  als  na^  ber  91C5.  9Bir  ^aben 
jebo^  gefeqen,  ba^  ber  in  3^nifalem  erbobene  (Einjpruc^  Ieinesu)egs  aus  bem  (gegenfa^ 
gegen  bie  (gerec^ttgleit  aus  C5naben  entfprang,  uno  ba|  er  info^e  ber  jmeiten  93er» 
qanblung  surüdgeaogen  u)urbe,  fo  bag  man  fidy  f^Qeglid)  einigte  ni<^t  nur  in  ber  Des» 
aoouierung  ber  ^rrle^rer,  fonbem  auc^  in  oer  uberseugung,  es  liege  überhaupt  lein  40 
(Srunb  oor,  bie  $eiben^riften  mit  bem  C5efe^  ju  belaften.  Sllfo  fon)obl  u)egen  ber 
Slnbersartmleit  ber  (Jforberung  als  loeaen  i^rer  (Erjol^loftaleit  lonnte  $.  ben  umftanb, 
bag  fie  erhoben  unb  enoogen  toorben  ift,  unberfidfft^gt  laffen. 

911er  an  ein  3Roment  ber  Ser^anblung  "üdb  15,  6  ff.  toerben  toir  bur^  ®a  2 
bebeutfam  erinnert,  loenn  anbers  93.  4.  5,  3um  ooraufge^enben  gehörig,  ben  ®runb  46 
angiebt,  loarum  man  in  3^^ufalem  oon  Sluferleaung  ber  Sefd^neibung  oöllig  abgefe^en 
^ot.  (Entfc^eibenb  mar  bie  Äudftd^  auf  bie  falf^en  Srüber,  aitf  b«ren  Streben,  bie 
ben  (E^riften  in  (E^rifto  eignenbe  ^ei^eit  3U  oemiAten ;  um  bie  SBa^rJ^eit  bes  (Eo.  für 
bie  ju  fammelnbe  ^eibenqrijten^ett  unoerfe^  ju  betoo^ren,  ^aben  bie  in  3^^f^I^fn 
93erfammelten  (benn  biefe  üoer^upt  finb  Subfett  ju  eX^afiEv)  \tx\txi  feinen  3Iugenblid  so 
na^gegeben.  Dies  fügt  9).  ^inju,  bamit  bie  ®alater  u)iffen,  bag  bur^  jene  {erufalem. 
(Entf($eibung  gerabesu  au^  btetenigen  oerurteilt  unb  besaoouiert  finb,  toel^e  je^t  unter 
i^nen  auftreten  unb  fiA  ber  iJ&ereinftimmung  mit  3^nifalem  rühmen:  ebenfol^e  £eute 
roaren  es,  benen  man  Damals  i^r  ^anbtoer!  legen  loollte;  eben  bie  bleibenbe  Unoer« 
fe^rt^eit  ber  ^eilsoa^^eit  ^e  man  im  ^uge.  Damit  ^e^t  im  (Einflang,  bag  fi.  be«  55 
rietet,  mt  bie  SBarnung  bes  ^etrus  oor  ber  (Sefa^r,  es  toerbe  bie  (in  mtio^ien  be» 
ftrittene)  fie^e  oon  ber  (Slaubensgerei^tigleit  gefS^rbet  sterben,  ben  3Iusf^lag  gab.  Unb 
anbererfeits  fe^en  bie  SBorte  bes  $.  ooraus,  bog  ^ieroon  abgefe^en  ber  $^nle  an 
Sef^neibung  oer  ^eibenc^riften  ni^t  fo  fem  lag. 


710  fSpoi^ähnHai 

Dq^  ^.  bas  SIpoftelbefret  unenDobttt  lägt,  Derltert  [ein  Sluffaüenbes,  toenn  mit 
re^t  gelegen  Robert,  einerfeits  bog  bas  I)elret  leinesioegs  bo^in  sielt,  bie  (Befe^esfcei^it 
ber  $eiben^ri|ten  ju  befc^r&nlen,  fonbem  anlägli^  oer  Slnerlennung  i^er  (&e|e^es« 
freibeit  i^re  6itte  ju  regeln,  anbreirfeits  bog  $.  leinen  Slnlaft  ^tte,  bte  hierauf  be* 

5  3üglt(^en  5Ber^anbIungen  3u  enoä^nen.  Dagegen  enpä^nt  ^.  S.  6—10  ettoos  anberes, 
was  tn  ber  91®  ni^t,  toeniaftens  ni^t  fo,  berid^tet  i[t  Die  Slngefe^nen,  fpejiell  bie 
brei  „6äulen'',  ^en  auf  Srunb  ber  (Erlenntnis,  $.  ^e  ab  eigentflmlidje  (Bnoben« 
gäbe  ben  Seruf  an  bie  So^d^aut  enq^fangen,  loie  ^etnis  ben  Seruf  an  bie  Sefc^nei* 
oung,  mit  ^anDfAIag  \iä)  einoerftonben  erHirt,  bajj,  unter  SEBolrung  bo:  (Semeinf^oft, 

10  $.  unb  S.  bie  ^ijfion  unter  ben  Reiben,  fie  aber  bie  unter  ber  SefAneibung  aus^ 
diäten,  oobei  jenen  nur  bie  eine  Sebingung  gefteHt  i|t,  bei  ben  Don  i^nen  p  fam< 
melnben  (Semetnben  ffir  bie  S(rmen  ber  Sef^neibung  ^u  loüeltieren,  toelc^  Sebtngung 
^.  eifri^ft  erfüllt  5u  ^aben  oerfi^ert.  S.  XDtll  burq  oie{e  SRitteilung  oerfiAant,  loas 
in  C&alatten  ange^eifelt  toorben  fein  mttR,  bag  bie  felbftftanbige  Stellung,  loeu^  geaen« 

15  mörtig  er  (unb  S.)  gegenüber  ben  gal  llpofteln,  unb  bie  Gonberfteüung,  wüäft  oem 
entfpre^enb  bie  (£|ri|tenbeit  unter  Den  Seiben  gegenüber  ber  aus  ber  SeMneibung 
einnimmt,  ni(^t  einen  (Degenfa^  gegen  3^ni|alem  inooloiert,  oielme^  Don  ben  !ln* 
gelegenen  felb[t  atmoUt  Ut  unb  in  leiner  9Bet{e  bie  (Einheit  beeintraqtigt  SBenn  er 
Dabei  porent^etif^  bemerit.  bag  bas  Slnfe^en  {ener  für  i^n  in  biefer  6ad^e  DoHig  glei^» 

20  gültig  [ei,  fo  ift  bies  ni^t  etma  eine  ironif^e  Se^nblung  fener.  loel^  bas  ISemuht* 
fein  eines  Segenfa^es  porausfe^en  iDürbe,  fonbem  inbem  er  ftc^  eben  auf  bte  nn< 

Sefe^enen  beruft,  auf  mtlä)t  feine  (Begner  fiq  berufen,  miU  er  nur  ni^t  unterlaffen  }u 
etonen,  bag  er  bies  eben  nur  um  jener  roilten  tbue,  ni^t  ab  ob  feine  Semig^tt  oon 
i^nen  abfange.    (Die  anerlannt  rS^el^en  9Borte  93.  6.  7  ißwl  yäg  61  SoxovvTeg 

26ovdh  jTQogavS&evro  xxX,  oerfte^e  i(|  ie^t  ba|in:  „benn  oon  mir  ^cdben  bie  9m 
gelegenen  U^  Ieinesn)egs  beraten  laffen,  fonbem  im  (Segenteil  auf  C5runb  ber  SBa^r« 
ne^mung,  ooft  i^  u.  f.  id.".  (Es  ft^eint,  bag  bte  galat.  (Begner,  inbem  fie  etitroumten, 
bag  bte  Selbftft&nbiglett  bes  %  feitens  ber  Sngef^enen  in  aetDiffem  6tnne  onedonnt 
fei,  oerbä^tigenb  l^imtmefügt  $aben,  le^tere  I^Stten  fiA  babei  in  seitroeiliger  Unji^ier^it 

80  oon  $.  beeinfluffen  laffen.  S^t^^^Hs  ift  ber  6inn  Der  993orte  fo  bunfel,  bag  es  ju 
getoagt  ift,  baraus  S^lüffe  ju  iie^n.) 

Diefe  Slbmac^ung  nun,  bie  n)o^l  in  berfelben  Sonberoer^anblung  erfolgt  ift,  auf 
iDel(|e  S.  2  beutet,  fe^t  ooraus,  bag  man  in  3^nifalem  bis  jum  90t  nod^  ntCQt  in 
fol^er  9Bei|e  über  bte  Sonberftellung  bes  $.  unb  S.  neben  ben  anbem  Slpofteln  jur 

86  Alar^eit  gefommen  voox ;  anbererfeits  aber  erfd^eint  fie  lebigli^  ab  Unerlennung  betfen, 
loas  \\6)  gef^i$tli(|  f^on  ooüjogen  batte.  Dies  fteqt  im  StnIIang  mit  ber  Darfteuung 
ber  21®,  na(|  toel^er  S.  anfangs  als  Delegierter  3^tufalems  unb  ^.  ab  oon  S:  S5e* 
ruf ener  in  Slntio^ia  ftanb.  bann  aber  bie  Slusjenbung  beioer  bur$  bie  antio^.  (Bemeinbe 
fo  erfolgte,  bafe  erhellt,  je^t  beginne  bie  i^nen  beftimmte  eigentümli^e,  felbftftanbige 

40  2Birf|amfeit  (13,  2).  Dem  entf|jric^t  bas  (fogebnb  i^res  3uges.  §ier  ^aoen  iDir  ben 
gef^t(|tli^en  93oll3ug,  ber  na(|  $.  in  3^i^f^I^vn  anerlannt  rourbe.  Unb  [o  fe^en  loii 
Denn  nai)  bem  Aonoent  iß.  auf  bem  oor^er  gelegten  ®runbe  feine  9Biri|amtett  fort^ 
führen.  Darum  lönnte  es  auffallenb  erfAeinen,  bog  fijener  Sloma^ung,  r>on  b^  er 
oiffen  mugte.  nt^t  gebeult.    t)o^  esfe^lt  ja  in  ber  ^(A  aud^  nid^t  an  Sejiebungeii 

45  barauf,  o^L  ^®  15,  93.  4.  12.  26.  9u[o  bag  man  fi(^  über  bie  Stellung  bes  ^.  unb 
S.  f^lüfftg  geworben  ift  unb  jmar  fo,  rote  ber  (Balaterbrief  angiebt,  lägt  au^  ber  Itdan. 
Sen^t  erlennen.  91ur  bag  er  bie  ausbrüdli^e  Sonberobma^ung  famt  ber  beiaefüoten 
Sebtngung  unenoo^nt  lögt,  roas  nac^  bem  frü^r  ®efagten  ni^t  alhu  befrembltc^  letn 
lann.    Die  X^atfa^e  übrigens  ber  fteten  gfi^rforge  für  bie  Firmen  fe^t  auc^   bie  ji& 

fiODoraus,  mt  fi^  aus  ber  aSerglei^ung  oon  11,  29  f.  mit  24,  17  unb  le^terer  Stelle 
mit  Slo  15,  25  ergiebt;  unb  oud^  fie  betraotet  oiefelbe  na^  bem  3iifcnnmen^ 
erfterer  Stelle  ab  Sanb  ber  ®emetnfd^aft  jroif^en  ben  beiben  fi$  fonbembett  Xeilen 
ber  ftir^e. 

9luf  C5runb  oorfte^enber  Serglei^ung  urteilen  mir:  ber  paulin.  Seri^t  bringt  im 

ftfi  n)efentli(^en  oolle  Seftätigung  bes  lufan.  Scripts,  (Ergönjung  besfelben  in  einmen 
minber  roefentli^en  fünften,  roo^renb  biejentgen  roi^tigen  SRomente,  ioel<!^e  bie  1(5 
allein  bietet,  bur$  bte  Darftellung  bes  C5alaterbriefs  nid^t  ausgef^loffen  werben. 

(Es  erübrigt  p  fragen,  ob  ju  biefem  (Ergebnis  roirllii^,  toie  man  oielfaAJ^^uptd, 
bie  paulin.  3Rtttetlung  über  ben  Streit  in  Slntio^ien   (®a  2,  11  ff.)  in  9Btber{pni4 

60  fie^t,  wobei  i^  mi^  freili^  auf  einfa^e  lut5e  Darlegung  meiner  Suffaffung  befc^ranlen 


fSpofitÜov^tni  II)wflleae!|re  711 

mug.  3^  ^c^e  bot)on  aus^  bag  bas  SIpoftelbelret  ni^  ben  3q>^  ^^tie,  ein  3ufainmen« 
leben,  fpejtell  6petfegememf(^  jioif^en  3uben(^ti[ten  unb  ^eiben^riften  ju  ermog» 
li^en,  bag  biefe  Stoge  in  ^erufalem  fiber^upt  ni^t  in  Setra^  gejogen  ift.  3n  9(n« 
lio(^ien  n)ar,  Qn[(^einenb  ni^t  lange  oor  bem  in  9lebe  ftd^nben  Sreignis,  bie  6pet[e« 
aemein[(^aft  Srauc^  geiooiben,  toabrenb  in  3^ntfQlem  im  allgemeinen  bie  ftrengere  s 
Sluffaffung  ^enf^te,  loel^er  eine  folc^e  für  unerlaubt  galt,  ^emts,  als  er  na^  $[n« 
tio^ien  unb  bamit  in  bie  £age  lam,  ]xa)  ent[d^eiben  ^u  nriiffen.  ^atte  ffir  feine  $er[on 
fein  ®en)i|fen$bebenlen  bagegen  ^efunben,  ft^  ber  freieren  9Betfe  anjufqliegen ;  als 
aber  bie  fieute  oon  3^Iobus  erfc^tenen,  fibenoog  bie  gfurc^t  oor  ben  ju  enoartenben 
5Bom)ärfen  fo»  bag  er  unb  mit  i^m  bie  antio$en.  3uben(l^ri|ten  mit  (Einfc^Iug  felbft  lo 
bes  S.  bie  Speifeaemeinjc^aft  ni^t  fortlegten,  bamit  ben  6^em  ermedenb,  als  ^tten 
fie  bie  [trengere  3Bei[e  nte  oerlalfen.  $.  nun  fie^  in  biefem  Ser^lten  eine  C5efa^r« 
bung  ber  SBa^rbett  bes  üo.,  eine  bie  ®etDi{fen  ber  ^eibend^ften  oenoinenbe  93er« 
bunfelung  bes  ^rin^ips  ber  oollen  $eilsgemein|(^  ber  g(^e^Iofen  (BISubigen.  %n 
]\ä)  fßitt  er  gegen  em  gfeft^Iten  bet  3uben(l^riften  an  \fyctc  33olIs]itte,  roel^e  bie  3Ib<  is 
fonberung  oon  ben  $eibenAriften  bebinate,  ni^ts  einjuroenben  gebdot;  nac^bem  fie  aber 
einmal  aus  ber  ^eilsgemetnf^aft  mit  oiefen  für  i^e  ^erfon  bte  ftonfequenj  gesogen 
^tten,  mit  ^intanfe^ung  i^er  Soßsfitte  bie  6peifegemein|(^  einjugeQen,  fonnte  bie 
SBieberauf^ebung  berfelben,  loenngleiq  fie  oon  ii^nen  felbft  feinestoegs  fo  gemeint  loar, 
t^atfädblid^  boA  nur  als  Serleugnung  ber  ^eilsgemeinfc^oft  erft^inen.  3n  oiefem  6inne  ao 
^ölt  ip.  bem  ^etrus  S.  14  oor:  äBenn  es  oorlommen  mnn.  loie  es  gefc^e^en  ift,  bag 
bu,  ber  bu  3ube  bift,  ^eibnif^  lebft  unb  ni^t  fübif^,  fo  fi^Iiegt  beine  fe^ige  SIbfonbe» 
rung  in  fi$,  bag  bu  —  unoeranttoortlii^nDeife  —  bie  Reiben  notigft  pm  3ubentum 
überjutreten''  (jur  jlonftruftbn  t)gl.  1  Ao  10,  30).  3ft  biefe  Sluffaffung  im  toefent« 
lid^n  ri^tig,  fo  ent^SIt  biefer  93organg  nichts,  xoos  na(9  ben  (Ergebni|fen  bes  SIA,  mit  25 
mix  fie  erlannten,  unbegreifli^  w&tt. 

G^Iiegli^  oemotroenbigt  fic^  ein  furjer  Öberblid  Aber  bie  weitere  Sefc^ic^te  bes 
Slpoftelbelretes.  Die  3^nifaiemif(9en  Ratten  M  bei  Verausgabe  biefer  Sittenorbnung 
auf  Denjenigen  Zeil  ber  SeibencQriften^it  beiqrSnft,  u^elc^er  oon  früher  Ber  in  Se^ 
jic^una  ju  3^nifalem  ftano.  9Ius  eigenem  Eintrieb  bat  bann  S.,  loas  na^  bem  oben  so 
musgeffl$rten  nur  begreifli^  erf^eint,  bas  Sehet  in  bem  Sereiq  ber  oor  bem  91A  ge- 
fammetten  Semeinben  jur  Geltung  gebracbt:  !Dag  er  bann  auc^  n)eiter  no^  in  ben 
neu  gefammelten  ^eibenAriftl.  (Semeinben  oas  Debet  als  fol^es,  als  Sefc^Iug  ber  jeruf. 
(Semeinbe  eingeffl^  babe, .  ift  in  ber  U(5  nidU  gefagt  unb  na^  ben  paultn.  Sriefen 
ni^t  niabrfc^etnlt^.  SBas  aber  bie  6aäe  felbft  betrifft,  fo  mirb  roenigitens  binji^tli^  35 
jrocier  ^ßunlte,  ber  noQvela  unb  ber  elocolA&maf  burc^  bie  SBeife.  tote  blejeloen  im 
1  Äorintberbrief  (c.  5  unb  6;  8—10)  unb  in  ber  Slpolalgpfe  (2, 14  f.  20  ff.)  befpro^en 
roerben.  beftStigt,  bog  bie  im  Debet  geforberten  (En^altungen  in  ber  opoft.  Reiben» 
^riftenneit  allgemein  (Eingang  gefunben  ^ben,  toie  fie  benn  auc^  im  2.  o^^^-i  ^^'' 
mentli(9  in  bem  C5egenfa^  ber  (Bnofis  gegen  bie  Air^e,  eine  bebeutfame  IRolIe  gefpielt  40 
^aben,  fo  bog  an  i^nen  gerabe  ber  (Segenfa^  im  praltif^en  £eben  jur  (Erf^einung  fam 
(Justin,  dial.  c.  Tryph.  c.  34  sq.;  Iren.  adv.  haer.  I,  6,  2  sqq.;  13,  5 sq.; 
24,  5;  25,  3  sq.;  28,  1  sq.).  Dagegen  finbet  fi^  auffaüenbermeife  oon  ben  beiben 
anberen  fünften,  ber  Snt^altung  oon  nvixtov  unb  atfia^  in  ber  apoftolij^en  unb  na^» 
apoftoIMen  ^t\i  gar  leine  Spur.  Dies  erllfirt  fiA,  rotm  bie  oben  gegebene  ^uffaffung  45 
btefer  fünfte  ri^tig  ift.  fofem  bomac^  inner^Ib  ber  aefitteten  ^eUenifc^en  9BeIt  fein 
^nlag  loar,  fold^en  Unfitten  entgegensmoirlen.  6pater  finbet  fic^  bann  aüerbings  (cf . 
Tert.  apologetic.  c.  9;  Minuc.  Felix,  Octavius  c.  12;  Epistola  eccles.  Lugdun. 
et  Vienn.  apud  Euseb.  H;  E.  V,  1,  26;  Clem.  homil.  VII,  4,  8;  recogn.  IV, 
36),  bog  in  ber  Air^e  jiemlic^  allgemein  mit  Seru^na  auf  bas  SIpoftelbebet  oer  bem  60 
93oI!sben)ugtfein  unanftonige  ®enug  aud^  bes  ju  (»peifen  bereiteten  Slutes  gemieben 
lourbe,  toas,  xDtxm  jene  Uluffaffung  ri^tig  ift,  auf  einem  9Rigoerftanbnis  ber  uReinung 
bes  Debetes  berufen  muß.  Lic  Ä.  ®(^mtbt. 

apoftelk^re«  fiitterolur :  @ic  ift  faft  üollftänbig  ücrjcid^nct  in  ber  2.  9(uf(.  meiner 
Tlciiien  ?Iu8gabe  ber  „?lpoftelIc^rc"  (ficipaig  1895),  bie  pS^  fonft  toefcntlit^  mit  biefem  ?(rtifel  66 
bcdt.  Editio  princeps:  Bryennios  1883;  2fafpmile*?(u8aabc :  $arri3,  fionbon  u.  S5oltimore 
1887.  ^auptauöaaben:  meine  gro^c  91u8gabc,  fi€ipaigl884:  @(^aff,  9lcm*gorf,  3.  ?(ufr.  1889 ; 
^ilgenfelb,  lJelpji0l884;  ©obotier,  ¥oriöl885;  3funt,  Tübingen  1887;  Sacquicr,  fit)onl89l; 
SRinafi,  9lom  1891. 


712  «)iof}enei|re 

3n  bcr  $anbf^rift  (oom  Z^f)xt  1056,  gef^deBen  oon  einem  Wotor  Stamms  fieon), 
TDel^e  5Brqennto5  im  S^i^f^I^nter  Alojter  ju  5lonftantiiu)peI  entbedt  unb  aus  ber  er 
im  3o^rc  1875  bie  ooIlftonDigen  (Elemensbriefe  ebtert  fyxt,  befinbet  ft^  an  5.  Stelle  eine 
an  Umfang  ungefähr  bem  ©alaterbrief  glei^Iommenbe  S§nft  mit  bem  litel:  didaxi) 

5TCÜV  dcodexa  dTrooroAcoy  (Fol  76  a— 80  b,  ätüifc^en  benCrfemens«  unb  3gnattusbrie[en). 
Diefe  (Sä)x^  ^cA  ber  (Entbeder  am  Schlug  bes  Z^'i^tts  1883  in  einer  Dortre^t^n 
Slusgabe publistert  (AidaxhTcbv  dcodexa  djiooTdXov.  *Ev Kcovotavxivovndkei]  9?.  Morris 
\^(A  1887  [fionbon  unb  ^Baltimore]  eine  gaffimile^iprad^tausgabe  ^ausgegeben)  unb 
babei  ben  5BeiDeis  angetreten,  bag  fie  aus  ber  erften  ^Sffte  bes  2.  S^^^un^^^^^ 

10  ftammt  unb  mit  ber  „^ofteüe^re"  ibentif^  ift,  n>el(|e  (Hemens  Ulex.,  (Eufebius,  9t^> 
nafius  u.  a.  gefannt  ^aben. 

1.  Snbalt  unb  Dispofition  ber  SArift.  Die  S^rift  jerfällt  in  ätoei  retp. 
brei  lelle.  I)cr  er[te  entbSlt  bieCBebote  ber  djnftlidjen  SittliAleit  unb  furje  Slnmcif ungen 
über  bic  ent[(^etbenben  Itr^Iic^en  ^anblungen,  oel^e  ben  qriftli^en  (E^arofter  berC^e* 

16  meinbcn  fonftttuieren  (c.  1—10),  ber  jroeite  entl^ält  Beftimmungen  über  ben  ©emeinbe^ 
Derfe^r  unb  bas  (Semeinbeleben  (c.  11— -15).  Mop.  16  mit  ber  (Ermahnung,  auf  bie 
2Bieberfunft  bes  $erm  Dorbereitet  ju  fein,  bilbet  ben  Sef(^lug.  !Der  erfte  xeil  ift  fo 
bisponiert,  bah  (1)  c.  1—6  in  ber  gorm  ber  Sc^ilberung  „ber  beiben  SBegc"  bie 
(Gebote  ber  ^rtpqen  6ittli<^leit  bargelegt  merben,  fobann  (2)  Don  ber  Xaufe  (c.  7), 

20  oon  bem  gfajten  uub  bem  tögli^en  ®ebet  (c.  8),  oon  ben  euc^onftif^en  (gebeten  (c.  9. 10) 
ge^anbelt  n)trb.  !Die  Serbinoung  jmifd^en  biefen  beiben  ^f^nitten  ift  bes^Ib  eine  fe^ 
enge,  n)etl  bie  3Iusffl^rungen  c.  1—6  ausbrfidli^  c.  7,  1  als  fold^e  bejeid^net  loeroen, 
bie  jebem  Üöufling  unmittelbar  oor  ber  l^eil.  $anblung  roörtlicb  mitgeteilt  »erben  follen 
(|.  »ielenftein  in  ben  SRitteil  unb  Jla^rid&ten  f.  b.  eo.  Ä  in  KuManb,  1886  gebr. 

26  unb  3Rar5).  SRan  ^  fie  alfo  im  Sinne  bes  93erf affers  ab  eine  Xaufrebe  ju  betrafen 

(rama  Ttdvca  ngoeuiovreg  ßaTtrloare,  ^eißt  es  c.  7,  1).     2lber  au(^  bie  Serbhlbung 

Stoif^en  ben  beiben  $aupttetlen  ift  eine  enge,  fofem  c.  11  mit  ben  3Borten  beginnt: 
og  äv  ovv  iX'&cDv  didd^j]  v/xäg  ravia  ndvxa  ta  jiQoeiQtj/ieva,  de^aa&e  airtov,  xtx., 

b.  f).  bie  in  c.  1—10  gegebenen  SlusfüBrungen  gellen  ab  bie  (Brunblage  bes   dfäJH' 

80  lii^cn  Sruberbunbes :  man  foll  nur  mit  folien  (ttriften  in  Serbinbung  treten  —  btefen 
aber  au(^  alle  Sreunbf^aft  unb  Srüberli^Ieit  betoo^ren  — ,  mtlä)t  bas  lebren  unb 
befolgen,  roas  in  c.  1—10  gefagt  ift  9lud^  im  einjelnen  ift  eine  gute  Sispofitton  foft 
burdiroeg  ju  erlennen.  „Die  beiben  SBeje"  finb  al|o  bef(^rieben:  Slls  ber  SBeg  bes 
flebens  roirb  bie  ©ottes*  unb  SRa^ftenliebe  oejei^net  (c.  1,  2).   Die  ©ottesliebe  xoirb 

36  —  bas  fc^eint  mir  roentgflens  bie  nä^ftliegenbe  9luffaffung  ber  betreffenben  95erfe  in 
i^rcr  gegenwärtigen  gorm  3u  fein  (über  bie  ältere  gorm  f.  unten)  —  bargelegt  als  ficf) 
entfaltenb  in  ber  getnbesliebe  unb  in  ber  SBeltentfagung,  bie  fi^  in  bem  aSerjt^  aufs 
SRe^t  unb  in  ber  (Entäußerung  ber  irbif^en  ©üter  jeigt  (c.  1,  3—6),  bie  9{a^ftenliebe 
roirb  entioidelt,  erftlid^  in  bem  Ser^öltnis  ^u  allen  3Renf^en.  ab  Sermeibung  aOer 

40  groben  unb  feinen  Sünben  (c.  2  unb  3) ,  sroeitens  in  bem  Ser^Itnb  ju  ben  ip^i' 
liefen  Srübem  (c.  4).  $ierauf  folgt  eine  fummarif^e  Dorlegung  bes  Xobeswtats 
(c.  5)  unb  fobann  ein  Sln^ang  (c.  6),  in  roel^em  oon  bem  ooüfommenen  <!^riftli^n 
fieben  unb  oon  ben  ftonjeffionen  ge^anbelt  ift  SRun  folgt  bie  Slnorbnung  über  bic 
Üaufe,   in  roel^er   ber  Serfaffer  allen  9la^brud   auf   ben  ©ebrauc^   ber  Xaufformel 

45  legt  unb  ausbrüdli^  bie  Sejprengung  neben  ber  UntertauAun^  in  9lotfaIIen  julagl 
Der  Üaufe  foII  aber  ein  gaften  oorausge^en,  unb  btefe  Sefttmmuna  oeranlaf^t  ben 
93erfaffer,  bas  (^rijtlt^e  gaften  gegen  bas  ber  „^eud^Ier''^  b.  f).  ber  3uben,  Qb> 
Sugrenjen;  aber  btefe  Slbgrenjung  erfolgt  Iebigli(^  in  ^fidft^t  auf  bie  oerfc^iebenen 
gafttage;    bagegen  in  Sejug  auf  bas  ©ebet  ©iro  eingefdjärft,  bafe  man  nid^t  bie  ©e^ 

50  bete  ber  §eu^ler  beten  foII,  fonbem  —  unb  ivoat  breimal  bes  Zoüts  —  bas  Sater= 
Unfer.  Diefes  voxA  in  extenso  (famt  einer  Doxologie)  naif  äRatt^us  mitgeteilt 
9Ba5  bie  ^eilige  SWa^ljeit  betrifft,  fo  ^at  ber  Serfaffer  bie  ©ebete  oorgef<^rieben,  bic 
bei  berfelben  (oor^er  unb  na^^er;  f.  c.  10,  1:  juetd  xb  ijmikrjoi^vai,  alfo  eine  jord- 
li(^e  ürta^lseitj  gefpro^en  werben  follen.    Slufeerbem  ^at  er  nur  jroei  Sefttmmungcn 

55  gegeben,  nömli^  (1),  bag  nur©etaufte  an  ber  ©u^ariftie  Anteil  nehmen  follen,  (2)  bofi 
bie  „^rop^eten"  nid^t  an  ben  geaebenen  SBortlaut  ber  (5Aüt  gebunben  finb,  fonbeiB 
i^nen  geftattet  toerben  foll,  „Dani  3u  fagen,  fo  oiel  fie  wollen".  —  Die  Seftimmungcn 
über  ben  ©emeinbeoerie^r  unb  bas  ©emeinbeleben,  wie  fie  ber  sweite  Üeil  bringt,  ftnb 
alfo  gegliebert:  1.  finb  Seftimmungen  gegeben  über  bas  93er^alten  in  Se^g  auf  bie 

60  3ureifenoen  £e^rer  bes  göttli(|en  SlBorts  unb  bie  wanbemben  5Brüber  forote  über  bk 


1 


Wf^fmOftt  713 

^fli^tcn  gegen  ble  (Scmeinbc|jropl^eten  unb  «fidfeer  (c  11--13),  2.  über  Orbnungen 
innerhalb  oer  Sinjelgemeinben  (c.  14  unb  15).  ^tnt  finb  tote  folgt  bisponiert:  (a)  Sn» 
orbnung  über  bte  Slpoftel  —  jie  ftnb  ju  roftlofer  SBonberung  unb  aniljionsprebtgt  oer» 
pfli^tet;  fie  bürfen  ba^er  ^oc^ftens  peiüage  an  bentfelben  £)rt  bei  ^nftli^en  Srübem 
bleiben  unb  bürfen  nur  ben  nidfaoenbigften  Sebensunter^It  annehmen,  f.  c.  11,  4—6,  s 

(b)  Slnorbnung  über  bte  ^ropl^eten  —  fie  bürfen  nl^t  oerfuAt,  b.  ^.  tritijiert  ©erben, 
mtnn  fie  als  re^te  ^rop^eten  enoiefen  finb;  ber  rechte  ißrop^ettenoeift  Fi^  als  fol^er 
hmä)  fein  beni  fiebensmanbel  bes  $erm  ö^nlii^es  Betragen ;  es  folgt  etne  Darlegung, 
toel^e  $anblungen  bem  regten  ^rop^eten  juftd^n  unb  loel^e  nt^t^  f.  c.  11,  7—12, 

(c)  Slnorbnung  über  bie  reifenben  Sriiber  —  |ie  finb  jmei  bis  bret  Zage  long  oon  lo 
ber  C5emeinbe  ju  oerfflegen,  bann  follen  fie  t^  ^anbioerl  ausüben,  ober  es  foU  für 
ie  oon  ber  (Semeinbe  fonft  eine  SefAoftigung,  oie  fie  emö^rt,  ermittelt  toerben ;  loollen 


ie  aber  ni^t  arbeitete  [o  boA  man  fim  oon  i^nen  ju  entfernen,  dagegen  lonnen  bie 
„^iprop^eten",  bie  ficq  tn  ber  C5emeinoe  nieberlaffen  toollen,  unb  bie  „£e^rer"  auf 
Unter^It  feitens  ber  (ßemeinbe  oollen  S(nfpru^  ergeben ;  i^nen  finb  bie  (Eiftlinge  oon  i5 
allem  ju  bringen;  benn  bie  Srop^eten  fino  bte  „^o^ettpriefter".  9lur  in  oem  f^alle, 
bag  bie  Semeinbe  jener  geiftlt^en  Sirtuofen  entbe^,  finb  bie  (Erftlinge  ben  Slrrnen 
5U  übergeben;  f.  c.  12  unb  13.  Die  SBefttmmuttaen  über  bie  Orbnuna  inneiMb  ber 
(Einjelgemeinben  gruppieren  fi^  um  bie  fonntägliqe  Opferfeier,  ^e  [oUen  am  Sonntag 
pfammenlommen  unb  bas  f^n  oom  jprop^eten  oer^etgene  Opfer  fetem.  !Die  $aupt«  »> 
fadbe  ift,  bag  biefes  Opfer  rein  fei.    9tein  aber  ift  es  nur,  loenn  i^m  bos  Sfinben« 

1  9at  miq  $at(^ 
nfimlic^  »if(^ofe 

unb  X)ia!onen  (ä^lovg  tov  xvgwv,  ävögag  ngaek  ycd  äwdagyvQoyg  xcd  äXtj'&elg  ^ 
xal  dedoxijuaajiA€V(wg).    Der  35erf.  bemerK,  lm|  au4  fie  oer  (gemeinbe  ben  Dienft 
ber  ^rop^eten  unb  fie^rer  leiften,  bag  fie  bes^K  niqt  ju  oera^ten,  fonbem  oielme^r 
als  bie  „C&ee^rten"  wk  bie  ^ropl^eten  unb  fie^rer  ^o^  ju  j^en  (b.  ^.  au^  ju 
unter^Uen,  f.  ßa^n,  SorUungen  III  6.  302)  finb.    99lit  allgemeinen  Suabnungen 
3ur  jfriebfertigfett,  brüberltc^er  3wre(^toeijung,  ftrenger  3^^*  ^^  ^iner  fiebensfü^rung,  ^ 
oie  fi^  in  allem  naA  bem  (Eoangelium  nebtet,  f^liegt  btefer  Xbf^nitt.  — <  Die  ^ier  ge« 
gebene  Dispofition  ift  oon  einigen  (gelegen  beanjtanbet;  fie  finben  bie  S^rift  f^le^t 
ober  boA  nur  teihoeife  gut  bisponiert;    anbere  leugnen  bie  (Eitt^eit  gerab^u;   bean« 
ftanbet  ift  au^,  bag  in  c.  1  bie  ®ottesliebe  bargelegt  loerbe  \owxt  bie  Hrfprüngli^Ieit 
ber  33erfe  1,  3—6,  refp.  bie  UrjprüngliAfeä  oon  Zeilen  berfelben;   femer  Jinb  oer«  86 
f(^tebene  Slnfi^ten  ü^er  bas  6.  Äapitel  tn  feinem  SJer^Bnis  5u  c.  1—5  uno  c  7  ff. 
aufgetaucht  u.  f.  lo. 

2.  Zitel,  Slbreffe  unb  ßioed^ber  Schrift.  3n  ber  $anbf(^rift  ^at  bas 
Sü^lein  jroei  litel,  nSmli*  (1)  in  ber  fiberttrift:  didayi]  twv  dcodexa  dTiooxdkwv, 
(2)  in  ber  erften  !^t\\t  (f.  oas  galfimile  in  oer  falfimilterten  Ausgabe  oon  9t.  Morris  40 
1887)  dtdaj^i]  xvqIov  diä  xwv  6d)dexa  &7ioat6k(ov  rofe  l&veoiv,  über  biefe  litel 
im  allgemetnen,  über  ibr  Servituts  3U  ben  oerlc^iebenen  Sluffc^riften,  ©eU^e  eine 
Slpoftelle^e  bei  ben  Airqenoätem  getragen  ffcA^  über  bie  gr^age,  ob  ber  2.  2!itel  |i<^ 
etroa  nur  auf  Oie  erften  5  ober  6  Aapttel  bejie^t,  enblicb  über  bas  SnftSnbnis  oer 
9lbreffe  „roTg  ^ßyeoiv"  finb  bie  SKeinungen  ©eit  auseinanoergegangen.  Sie^t  man  oon  45 
ben  Sluff^riften  bei  ben  Air^enoötem  obj  fo  finbet  man  leinen  ®runb,  bie  peite  Ober« 
fi^rift  im  SRanuftript  jn  beanftanben.  Die  befonbere  (Ero)a^nung  ber  SmSljjoifyl  bei  ben 
^ofteln  ift  ni^t  nur  ni^t  auffällig,  fonbern  ©ar  einem  S^affer  faft  geboten,  ber  au^ 
anbere  3lpoftel  als  bie  3o)ölfe  —  unb  j©ar  no^  eben  ©irxenbe  —  aelannt  ^at.  3n 
ber  6^nft  ift  femer  bas  (Eoangelium  bur^eg  (au$  für  c.  7—16)  bie  Smnbla^e  50 
unb  bie  (5eneraltnftan3 ;  fie  enthalt  alfo  in  SBonr^ett  eine  „^ermle^",  u>^enb  bte 
Slpoftel  als  £e^renbe  nirgenbs  ^roortreten  unb  oer  SSerfalfer  leinesfalls  an  fte  als  an 
bie  ©trfli^en  3lutoren  biefer  feiner  eoangelif^en  jlompilattonen  gebaAt  ^;  mithin  ift 
ber  litel  Maxrj  xvqIov  6ia  r,  ajioatökoyv  oöHig  jutreffenb.  Die  Sfooftel  ^aben  im 
Sinne  bes  SSerfaffers  niAts  3U  ber  £e^re  ^injuget^an,  fonbem  lebigliq  biefelbe  über«  55 
mittelt.  Se^r  oerftanbli^  aber  ift  es,  bafe  man  in  ber  golgeseit  bie  SBorte  „xvgiov 
did"  ©eggelaffen  ^at.  sumal  ©erin  man  enoögt,  bag  bie  fpäteren  (Generationen  geneigt 
fein  mußten,  bie  S^rift  ©irfli^  als  oon  ben  Slpofteln  oerfaM  ju  betrad^ten  unb  mtt 
einer  ndidaxri  xvqicw"  bei  gele^er  Reflexion  üifter  ben  litel  ni^ts  anzufangen  ©ufeten. 
(£nbli4  aber  tft  au^  bie  Slbreffe  „tocc  Bveoiv**  ni(^t  auffallenb.  C5emetnt  finb  natürlid^  eo 


^ 


714  Stwftdlc^ 

(I^riften  aus  ben  Reiben,  mie  bei,  toelAer  bent  $ek6ei&rief  bie  Hbrelfe  „jiQog'Eßgaiovg*' 
gegeben  ^at,  an  Triften  aus  ben  3^^^  geba&t  ^,  toie  S&yi]  nii^t  fdteit  in  ber 
^nftltc^n  Uiltiteratur  bie  (I^riften  aus  ben  Reiben  bejet^net  (doL  ben  Susbrud  aw- 
c^wyf]  T&v  i&vcov,  leftam.  SBentom.  11),  unb  ©te  bie  Slusbrudfe  evayyeXtov  xaß' 
h^Eßqaiovq,  xax^  AfyvTttlovg  (ogl.  au^  Act.  6^  1:  'Eki.tjvujTai  .  .  .  'Eßgcuot)  unb 
ä^nli^e  ju  beuten  finb.  Unfere  S^rift  riAtet  M  alfo  an  ade  ^eiben^tiflen,  miäin 
an  ein  iSeal«reaIes  S^iblilum,  o^nlid^  tote  oer  3<domtsbrief  unb  anbete  fog.  fo^olifc^ 
Sriefe  unb  S^riftftildte  (f.  meine  gro^  Slusgabe  ber  X>m^t  6. 104—109).  Dief^ 
ißublilum  fagt  fie  ni^t  als  Aote^umenen  ins  Sluge  —  benn  eine  S^rift,  loel^  in 

10  bös  (E^ftentum  einffii^rt,  ift  bie  „Slpoftelle^re"  leinesioegs  — ,  jonbem  als  bereits  ge« 
roonnene  (Ibriften,  bie  in  il^r  einen  fieitfoben  befi^en  follen,  wit  fie  i^  £eben  auf  (grunb 
bes  (Eoanaeliums  einjuric^en  unb  was  fie  ben  neu  ju  genrinnenben  Srfibem  eii^fc^en 
boben.  ^es  ift  borauf  angelegt,  in  iibetfi^tli^r.  leid^tfagli^t  unb  lei^  bd^ttli^ 
^atm  bie  loi^tigften  Siegeln  für  bas  Arip^e  fieben,  bie  diddyficna  rov  xvaiav,  ju« 

16  lantmenjuftellen.  3n  bem.  oas  bie  QqitxH  tnSᚠ unb  toas  fie  ni^  ent^tt,  jtxntt  in 
ber  SIrt,  n)ie  fie  bos  (Emfc^e  utU)  bos  Dogmotifc^  be^anbelt,  ift  fie  ein  lofOarer  Aom« 
ntentar  ju  ben  älteften  3^ugniffen,  bie  loir  für  bos  £eben,  ben  3ntereffenbeis  uid)  bie 
£)rbnungen  ber  ^riftli^en  (Senteinben  in  oorlot^olifc^er  3^^  befi^en  (oqL  bdonbeis 
ben  ^liniusbrief ,  ben  3<dobusbrief ,  ben  Sitten  bes  $ermas  unb  bie  auf  bie  ^njtlicl^ 

20  fjua^^axa  besMi^en  Slbf^nitte  tn  ber  llpologie  bes  3uftin). 

3.  Sie  uberlieferuna  ber  S^rift  tn  ber  ^anbfArift  unb  bie  3nte« 
jritfit.  6o  n)ie  bie  S^rift  tn  ber  5lonftantinopoIitaner  Sanbf^rift  oorliegt,  bietet  Re 
faft  bur^meg  einen  lesbaren  Üest  unb  ift  oon  oei9&Itnisnta|ig  wenigen  grellem  entfitent 
!Den  gröMen  2:eil  berfelben  \iai  bereits  Sr9ennios  benterlt  unb  }u  lorngteren  oerfu^ 

26  einiges  ift  oon  ben  fpäteren  Herausgebern  unb  anbem  (gelegen  nac^tr&glü!^  oerbeffät 
rooroen.  $Bflrben  wxt  aus  fonftiger  äberlieferung  Don  ber  Schrift  nid^  xoiffen.  leine 
fpSteren  Bearbeitungen  oon  t^r  lennen  unb  i^re  Quellen  nic^t  ju  ermitteln  tn  ber 
£age  fein,  fo  n>firben  mk  uns.  oieüeiät  oon  einigen  SteUen  bes  erften  Aopiteb  ab* 
gefe^en,  bie  aüerbings  ben  SSerba^t  fp&terer  3^19^^  erregen,  bei  oer  ünno^me  ber 

M  3ntegritSt  ber  6(^rift  ju  berubigen  ^oben.  3n  ber  X^ot  lann  oon  c.  2  ab  bis  ium 
6(^Iug  lein  ^ajfus  na4geu)ie|en  merben,  ber  fi4  tiidU  in  ben  ßufommen^ang  ffig^; 
au^  ic^eint  nidgts  ausgefallen  ju  fein,  unb  ber  mmahn  einer  bebeutenoen  unb 
un^ilbaren  Sntftellung  bes  Xestes  finbet  nur  an  brei  Stellen  einigen  C5runb,  ttamli«^ 

c.  1,  6  {Jidgcotdico  ff  ^.Xsrifioovvrj)^  c.  11,  11  (jioicbv  elg  juvan^giov  xoajüuxov  ix- 

d6x}iiiolag)  unb  c.  16,  5  {vti'  avxov  rov  xaxabifxatog),  ^Dagegen  ergebt  ft(^  eine 
IRet^e  oon  Sr^agen  in  Sejug  auf  bie  3ntearitat  ber  6^rift  unb  oie  Criginalttot  bes 
uns  oorlteaenben  leries,  jooalb  man  bie  !leftimonia  ber  ftir^cnoater  für  bie  S^oftel^ 
le^re,  bie  fpdteren  Searbettungen  fon)ie  bie  £hiellen  ber  6^rift  ins  Sluge  faft  Sie 
besieben  fi^  oor  allem  auf  bie  fe^s  erften  Aapitel,  aber  au^  auf  bie  3ufammenge^ört9< 

40  feit  oer  c.  7—16  mit  biefen  ilapiteln  (f.  3.  S.  bie  Unterfu^ungen  oon  §ilgei^elb), 
unb  finb  fe^  oerf^ieben  beantwortet  roorben*  Die  n)i$tiaften  follen  in  ben  folgenben 
Slbfc^nitten  gehörigen  Orts  (Enoä^nung  finben.  Semerlt  fei  ^ier  nur  no^,  bag  moüft- 
f^einlic^  bie  |$ormen  einiger  SBorte  na^  einer  fpäteren  Orthographie  ^ier  unb  ba  oer^ 
änbert  n)orben  finb. 

45  4.  Die  Spraye  unb  ber  SBortoorrat  ber  S^rift.  Die  Spra<!^e  ift  bos 
^Heniftifc^  3biom,  genauer  bos  3biom  ber  Septuaginta  in  ben  poetifc^en  Sik^ 
unb  bas  ber  foa.  altteftamentlidgen  Slpoir^p^en,  an  loeld^e  namentli^  bie  erften  Aapitel 
ftorl  erinnern  (006  ift  bie  Sprad^e  in  c  7—16  ni^t  anbers  gefärbt  als  in  c.  1—6). 
Diefe  finb  oon  sa^lrei^en  $ebraismen  burc^fe^t ;  bo^  ift  bas  ®rie^if^  oiel  beffer  ab 

60  bas  bes  $ermas.  Der  Stil  ift  einfadb,  populär  unb  Inapp,  anbererfeits  ^  er  etnws 
9{^9t^mif^e5.  fitturgif^es.  Die  Sd^rtft  enthält  2190  2Börter  (ca.  10700  Su^ftoben) 
unb  552  oerf^iebene  Sffiorte.  5Bon  btefen  lommen  504  au^  im  91X.  oor;  38  oon  ben 
reftierenben  48  begegnen  in  ber  LXX,  bei  Somabos  ober  bei  anberen  alteren  grie^i' 
f^en  Sd^riftftellern.  Die  SBorte,  bie  fi^  in  unferer  S^rift  allein  ober  5um  erftenmob 

66  finben,  finb  alaxQoXoyog,  yoyyvoog,  ixjihaoig,  xoajuojikdvog,  xvgiaxrj  (fflr  Sonntog, 
|.  Ignat.  ad  Magn.  9,  1),  jiovrjQo^gcov,  jzgoae^ojuokoyeco,  ama,  vxprik6<p&akfU>;, 
ypiGtifuiogog  (f.  bie  3lusgabe  oon  to^aff  S.  95—113  unb  ^otroin  in  ber  Biblioth. 
Sacr.  1884,  Oftob.  p.  800  sq.). 

5.  Die  Quellen  ber  Si^rift.    3n  Sejug  auf  bie  Quellen  ge^n  bie  Snfi^ 

6on)eit  auseinanber.  3un^^f^  im  allgemeinen:  es  giebt  unter  ben  uns  belannten  un^< 


Wf^ftMOin  716 

li^cn  S^riften  feine  stoette,  bte,  bei  fy>fftx  Oriotnalitat  in  bet  !Dispofitton  unb  ^otm, 
überall  in  bem  (Stabe  abhängig  ift  oon  älteren  o^riften  toie  bie  Aidax^.  Wltin  biefe 
9(b^ängigleit  ift  in  bem  Sxatd  beorfinbet,  ben  ber  Serfa|fer  ft^  gefe^  9at.  (Er  tDoIIte 
bie  .Udnrrj  xvqiov  dtA  xwv  dcooexa  djioatdXoyif  jufammemaffen  unb  ]ur  Sarftellung 
bringen ;  oa^r  Qot  er  alle  eigenen  (Sebonlettjitrfldgefteut,  bie  Überlieferung  aber  georbnet  5 
unb  in  fnafjpfter  Sonn  sufamntengefaM.  Seine  Sqrift  loill  fein  unb  tjt  ein  Iräftiger 
9lieberf^Iag  ber  älteften,  mfinblid^  unSb  f^^Ii^  fiberlieferten  £e|ren,  U)te  fie  (^riftli^e 
(Semeinben  int  romiji^en  Steige  begrflnbet  ^en.  Slusbrüdli^  (Eitate  xffff.  ausbrud» 
li^e  93ermeifunaen  finben  fid^  ad^t  in  ber  6d^.  ßmei  oon  il^nen  (14,  3;  16,  7) 
besiegen  fid^  auf  bas  91X.,  eingefui^rt  burc^  bie  SormeT:  awm  ydg  iariv  ^  grj&eioa  10 
vno  xvQiQv  refp.  (Jk  iQQe&tj  {].  9Ro  1.  11.  14;  60^  14,  5),  fünf  auf  bas  (Eoange» 
lium  (8,  2;  9,  5;  11,  3;  15,  3;  15,  4),  eingeffl^  bur(^:  d>g  ixüevaev  S  xvgiog 
h  Tfp  evayyeiko  avtov  —  Tiegl  tovxov  elQrjxep  6  xvgiog  —  xord  xd  doyßjui  xov 

erayvfMov  —  ok  ^x^^  ^  ''^  evayyelup,  eine  auf  eine  un»  unbelannte  ^eilige 
S^rtft  (1,  6).  Das  WX.  ift  augerbent  in  ben  erften  fünf  ftopiteln  rei^Ii^  benu^t,  15 
unb  yoQX  fomo^I  ber  Debuog  als  bie  altteftometüli^  Sfmi^Iitterotur  (^ooerbien, 
6irad^  [ml  bef.  ben  S(nfang  Dib.  c.  1  mit  6ira^  7, 30.  31,  cf.  auc^  35, 13;  39,  5], 
au^  Xobtt  u.  f.  m,).  Son  aller  gnoftiMen  Aritil  bes  WL  mar  ber  93^.  xoeit  entfernt; 
er  beurteilte  bas  91X.,  mie  bie  apoftoIiF^en  Sätet  es  beurteilt  (oben.  Dooib  ift  i^m 
jzaig  ^eov  mie  (£^ftus  (9,  2) ;  bie  SRalea^i'SteUe  ift  ab  ein  ^rmmort  eingeffl^rt  20 

—  alfo  na^m  er  mo^I  an,  haU  (SfyAfbis  im  SX.  jerebet  ^  —  unb  bie  gan3e  ^Anft 
f^Iiegt  mit  einem  attteftamentli^en  Sitai  Das  (Debot  ber  (Erginge  (c.  13)  ift  oem 
mojatf^en  C5efe^e  nat^gebilbei  Stugenfdbeinlid^  ift  i^m  bas  SZ.  .,bie  ^.  6qrift"  ge< 
mefen;  benn  oon  einem  neuteftomentlt^n  Aanon  finbet  fic^  lerne  Spur.  Dagegen 
appelliert  er  nic^t  nur  in  ben  oben  bejeti^neten  ffinf  Stellen  an  bas  fc^riftlid^  fixierte  35 
(Eoangelium,  fonbem  bie  aanje  Schrift  ift  burd^»>gen  oon  Hnfpielungen  unb  längeren 
ober  ffirseren  (Zitaten  —  td^  jä^Ie  23  —  aus  „bem  CEoangelium",  melc^es  als  ben  (Se* 
meinben  belannt  oorausgef^t  mitb  (f.  bie  Xabelle  in  meinet  gtögeten  Slusgabe  S.  70 
bis  76).  Siebje^n  oon  biejen  23  otfiden  mfiffen  einfa^  auf  bas  aRt^Cbongelium  5U« 
tüdgefä^tt  metben*  unter  biefen  17  finb  nur  xoenige.  mel^e  einen  anbetn  Ztxt  bes  ao 
3)lt*(Eo.,  als  mit  fe^t  lefen,  oetmuten  laffen;  {a  es  liegt  bis  auf  einen  gfaU  bie  9ln« 
na^me  nä^er,  bag  ber  93erf.  ben  Xext  frei  reprobujiert  refp.  abfiqtlicb  geänbert  bat  (er 
f^reibt  20,  6  (boawd  ko  decp  Aaßld,  aiebt  c.  15  bie  es^bgif^e  Stebe  m  24 
frei  unb  fe^r  oerliirst  mieber;  nur  bet  3ufa^  x6v  noiriaaytd  ae  SRt  22,  37  [c.  1,  21 
ift  leine  fewftftänbige  Setänbetung,  fonbetn  ftammt  aus  SitaA  unb  finbet  fi^  auc^  bet  36 
3uftin).  Snbeffen  ift  —  bie  Sntegtität  bet  S^tift  ootausgefekt  —  bie  annähme  nic^t 
bur^eg  3U  galten,  bag  »bas  (Eoangelium"  in  bet  Stpoftellelnre  einfa^  bas  aRt*(Eo. 
ift;  benn  1.  btt  Spru^  3Rt  7,  12  ftnbet  fid^  in  ber  Aid.  (c.  1,  2)  in  onberer  S<^|fung 

—  bies  9lrgument  ift  jebocb  niAt  fcbmenoiegenb^  ba  er  fibe^oupt  nid^t  aus  einem 
CEoangelium  entnommen  ju  fein  branc^t  — ,  2.  bte  umfangrei^n  eoangelifc^en  (Eitate40 
c.  1,  3—5  jeigen  einen  aus  SRi  unb  St  gemif Aten  Xext,  oet  augetbem  Sä^e  enthält, 
bie  fi^  meber  bei  SRatt^äus  no^  bei  £ufas  ftnben,  3.  ber  Aeld^  fte^  c.  9,  2  oem 
Srote  ooran  mie  bei  £ulas  —  au^  i[t  bas  nid^  oon  bur^fd^Iagettber  SBid^tiafeit  — , 
4.  c.  16,  1  ift  mieberum  eine  XextmifAung  aus  SRatt^äus  uito  £ulas  m  bnitatieren. 
Die  Xextmif^ungen  aus  biefen  (Eoangelien  ftimmen  aber  in  frappanter  äBeife  mit  Za-  45 
tians  Diatefjaron  jufammen  (ober  ift  bas  $etrus<(Eo.  benu^t?)^  SBie  biefe  Z^fac^e 
p  erflären  tft,  mug  leiber  im  Dunllen  bleiben.  So  meit  bas  SRaterial  S^Ififfe  julägt, 
ift  bas  Urteil  ju  fällen:  entmeber  ^at  ber  Serf.  einfad^  unfern  9Ratt^us  unb  fehinbär 
ben  £ulas  benu^t  ober  er  ^ot  unter  „bem  (Eoangelium"  ein  aus  bem  £c*(Eo.  bereiter» 
tes  3Rt«(£o.  oorausgefeM  vm  jur  ^anb  gehabt.  Durd^  nid^ts  aber  i^  bie  SInnaqmeso 
empfohlen,  bag  un^r  $erf.  ben  eoangelif^en  Stoff  in  einet  älteten  9le3enfion  —  etma 
in  bet  bet  betü^mten  „fiogia"  —  gerannt  bat,  als  et  in  unfeten  S^noptitani  ootliegt 
Sin  bas  ^ebräereoangelium  barf  {ebenfalls  nt^t  gebaut  merben  (gegen  Aramu^dn  u.  a.) ; 
benn  abgefe^n  oon  ber  93enoanbtf^aft  einiger  (Zitate  mit  £uu»,  oerbietet  bie  Se» 
oba^tung,  bag  ber  Üeart  ber  meiften  (Zitate  mörtlic^  mit  bem  9RatU^u$«(£o.  ftimmt,  55 
{ene  Slnno^me.  Unfer  SRat^us  utib  bas  $ebräereoangelium  finb  nic^t  fo  na^e  oenoanbt 
gemefen.  —  Som  bem  3ö9öwn^5*(&).  finbet  fi^  in  ben  (Eitaten  bes  Serfaffers  leine 
Spur.  Dagegen  entbalten  bie  00m  93ertaffer  mitgeteilten,  aber  {ebenfalls  il^m  felbft  f^on 
ilberlieferten  eud^riftif^en  (Sebete  so^lreiqe  Segriffe  unb  Sä^e,  bie  auf  bas  frappan« 
tefte  an  bie  9lbf(^iebsreben  3^fu  bei  3o^nnes,  oor  allem  an  c.  17,  erinnern  (f.  meine  eo 


716  fltiofieaetrc 

größere  Slusgabe  6.  79  ff.).  9Bas  ober  no^  me^r  befagen  iDttl  als  olle  einjelnen  Übet' 
einftimmungen:  bie  ganje  Slu^ajfung  oom  SDbenbmabt,  wk  fie  in  ben  (gebeten  ju  ü^e 
tritt,  ift  —  oon  bcr  es^atologiracn  Spi^c  jener  (Sebete  abgelesen  —  biejelbe,  loie  bie, 
tDeld^e  3o  6  oorliegt.    Ss  fep  bie  Slüdfi^tna^me  auf  bie  (»flnbenoergebung  unb  ben 

5  Zoh  (E^riftt  bort  unb  ^ier ;  bagegen  trnt  bie  ftRoSflitit  unter  ben  (Sefi^tspuntt  einer 
»geiftli(|en  Speife",  bie  ha  jum  eroigen  fieben  fü^rt  Daft  nun  3o  6  uiw  17  loirliu^ 
ben  Sebeten  ju  (ßrunbe  lie^t,  lann  nid^t  mit  er^ebli^er  SBo^rfd^etnli^Ieit  bel^oiqrtet 
tDerben;  oielme^r  ^at  man  [t^  mU  ber  (Ein[i^t,  bog  es  berfelbe  Seift  ift,  ber  ^ier  unb 
bort  gemaltet  ^ai^  ju  begnügen.    —    ^ouhmf^e  SBriefe  finb  in  ber  Slpoftelle^  ni^ 

10  citiert ;  au^  giebt  es  !eine  einsige  Stelle,  an  wtliftc  bie  Senu^ung  {euer  Snefe  toU 
beut  5U  nennen  märe.  Do^  fehlen  bea^tensroerte  Spuren  einer  jtenntnis  berfelben 
ni^t  (c.  6,  3:  eldoiXddvxov,  c.  11,  5.  6  =  1  Äo  11,  26;  c.  10,  6:  uxtgav  ä»d] 
c.  11,  3  f.  über  bie  ^rop^eten:  c.  11,  11:  fivoTfjQiov  isixlnalag]  c.  l2,  3;  &ya- 
Ceo'&cü  xal   q)ayh(o ;    c.  13,  1  f. :    Jigoqrfjrai   xal   diddoxaXoi ;    c.  16,   4 — S  «US* 

16  fü^rungen  über  oen  SlntiArift  u.  a.) ;  nimmt  man  eine  folcbe  an  —  unb  fie  ift  für 
1  ito  (f.  avi&  91Ö  unb  2  X^)  am  roo^rfd^einli^ften  —^  fo  muß  man  juglei^  be^otipten, 
bafe  ber  33erf.  btn  ^aulus  forrigiert  f)at  (er  fc^reibt  11,  7 :  ndvta  jtowpriTriv  ov  nu^ 
gdoete  ovds  diaxgiveire,  anbers  ^aulus  1  fto  12,  10;  14,  29).  3Son  einet  binben* 
Ben  Slutoritot  ber  ^aulusbriefe  loar  alfo  no^  nid^t  bie  Siebe.  Slngeblicbe  Spuren  einer 

20  ilenntnis  ber  Slpoftelgef^i^te,  ber  3o^nnesapoI.,  bes  1.  $etrusbnef$  finb  ntc^ ;  be* 
beutenber  finb  geroiffe  ^enoanbtf^aften  mit  bem  3ubasbrief  (bemgemäg  auA  mtt  2  Sßi) ; 
Spuren  einer  Kenntnis  ber  $aftoraIbriefe  fehlen  ganj.  —  Die  umftrittenfte  groge  ift 
aber  bie  na6)  bem  SSerböltnis  ber  Slpofteüe^e  gu  bem  Samabasbrief  (rem.  au^  jum 
Wirten  bes  $ermas).    Die  groge  SDle^rja^I  ber  ^oxMftt  erlennt  {ener  bie  $riortl&t  ju. 

26  3n  biefe  Srtage  j^Iagt  bie  Öberlieferungsgefd^id^e  oes  Sud^es,  oor  allem  ein  ^jmdb, 
ben  mir  oon  Geb^arbt  oerbanlen,  bebeutungsooll  ein.  Da^er  lann  fie  ^iq;  nui  fo  Q>eit 
erörtert  merben^  als  bies  o^ne  9{fldftd^t  auf  bie  93orgef^id^te  unb  bie  Uberltefenings^ 
aef(i^i^te  moglt^  ift.  (&d^t  man  oon  ber  meines  (foa^tens  ni^t  ju  beanftanbenben 
3nteo[ritat  bes  SSamabasbriefes  aus,  oergIeid|t  man  mit  btefem  Sriefe  bie  SlpcfteUe^, 

80  fo,  tote  fie  uns  oorliegt,  unb  lägt  man  oie  uRoali^Ieit  einer  gemeinfamen  Queue  noi^ 
bei  Seite,  fe  lann  bie  Slnna^me  ber  Priorität  itnts  Sriefes  5ur  ^^ften  äBo^if^iein' 
Itti^feit  erhoben  toerben.  Der  !I^atbeftanb  ift  in  ftürje  folgenber:  C.  1, 1.  2;  2,  2—7; 
3,  7—6,  2  ber  Sboftelle^re  (f.  meine  Slusgabe  S.  66  f.,  81  ff.)  beden  fid^  roefentlw^, 
n)enn  aui)  ni^t  üoerall  ganj  mörtlt^,  mit  Sam.  18—20,  aber  oie  9iei^enfoIge  ber  Stude 

36  ift  eine  gan5  oerj^tebene,  unb  stoar  bei  93amabas  eine  gan5  ungeorbnete,  in  ber  ^oftel- 
le^re  eine  treffltc^  bispomerte.  3m  Stammen  ber  Säuberung  ber  beiben  SBege  bietet  aber 
bie  Slpoftelle^re  femer  (1)  eine  9le^e  oon  eoangeltffien  Sprühen,  f.c.l,  2 — 5,  (2)  ein 
ni^t  5U  belegenoes  Stüd  aus  einer  alteren  S^rift,  f.  1,  6,  (3)  einen  9lbf^nttt,  ber  bö 
altteftamentlt^en  Spru^litteratur  na^gebilbet  ift,  f.  3, 1—6,  (4)  eine  SRei^e  oon  größeren 

40  unb  Heineren  3ufa^en  5U  ben  mit  Samobas  gemeinfamen  SlbfAnitten,  fo  in  2,  2;  2,  3; 
2,  5;  2,  6;  3,  8;  4,  2;  4,  8;  4,  14.  Samabas  bagegen  btetet  über  bie  Slpofteüe^ 
binaus  in  ben  jur j^age  fte^enben ilapiteln fe^r u^entges,  nomliäein paar So^c^en me^ 
tn  c.  19,  2.  3.  8,  einen  unoerftanbli(^en  Sa^  c.  19, 4  unb  einige  SBorte  me^r  in  c.  19, 10. 
3n  biefen  (Jfallen  lögt  fi^  ein  (&runb  für  oas  (Jfe^Ien  in  ber  Slpoftelle^e  na^ju  überall 

46  leidet  nac^toeifen.  9lu^  bie  SSerfd^ieben^ett  ber  Xextgeftalt  in  ben  parallelen  ^fc^nitten 
föllt  minbeftens  niAt  5um  9la(^teil  bes  93amabas  aus  (f.  meine  Slusgabe  (S.  84  ff.)  ; 
allein  abfimtli^  loin  i^  ^ier  oon  biefer  abfegen,  ba  man  auf  fold^e  fubtue  Seobai^ngen 
fixere  S^lüffe  ni^t  bauen  lann.  SBir  galten  uns  an  ben  oben  gegebenen  2:^attefiatib. 
SBBenn  oon  sroei  S^riftftellem  A  einen  Stoff  m,  C  aber  ben  Stoff  m  4-  n  bringt,  f« 

60  t[t  natürlt^  a  priori  ni^t  p  entf^eiben,  mer  ber  (&en)ä^rsmann  bes  anberen  graefe« 
i|t;  benn  SSerlürjungen  ftno  ebenfotoo^l  mögli(^  als  (Enoeiterungen.  äBenn  ober  C 
felbft  ausbrüdli^  fein  (Elaborat  als  eine  Kompilation  bejei^net  —  didaxrj  xvglm^  <W 
TcDr  äjioordXov  — ,  roenn  ferner  jenes  n  offenfunbig  oon  anbers  loo^  oenommenei, 
ni^t  originalen  Stoff  umfafet,  fo  ift  es  f(i^le(^terbings  unmogli^,  bie  Slrbeit  oon  A  fni 

66  ein  (Ex5erpt  aus  C  5U  galten.  So  aber  fte^t  es  in  biefem  S^ll.  SBore  Somobas  bei 
Slusf^retber,  fo  ^otte  er  mit  Sorgfalt  alle  eoangelifd^en  Sprühe  aus  ber  ^ofteHe^ 
ioeggelaffen(!);  er  ^äöe  3,  1—7  toeggelaffen ;  er  ptte  enbli^  bie  gute  Sleil^enfolge  ii 
ein  (£|aos  oenoanbelt.  Das  glaube,  wtx  maal  Dcgu  fommt  no^  ein  anbores.  !Dfis 
16.  Äapitel  ber  Slpoftellel^re  tjt  in  33.  1   unb  in  SB.  3—8   3Upeftaiü)enennajfen  ei« 

60  bloge  Kompilation  aus  eoangelif^en  Stellen,  Qaä)  14,  5  unb  etner  Überlieferung  üto 


atiofteUclve  717 

ben  9lntt^ri[t.  3)Q5iDif^en  fte^t  ein  S3er$  (S3.  2),  ber  oon  bortet  ni^t  5u  belegen  ift, 
aber  an  93am.  4,  10.  9  eine  fajt  loörtli^  genaue  parallele  ^  (f.  meme  gr9gere  9lus« 

Sabe  6.  287  f.).    3Böre  Samaoas  ber  [potere,  [o  ^otte  er  gerabe  ben  einstgen  93ers, 
er  bas  geiftige  Eigentum  bes  93erfaffers  ber  ^Ipoftelle^re  i|t,  fi^  angeeignet.    3ft  bos 
glaubli^,  ober  ift  ni^t  oielnte^  ber  umgele^rte  gfall  allein  loa^rl^inlid},  bag,  ba  alle  5 
übrigen  93erfe  bes  16.  ilapitels  entlehnt  Tinb,  au^  Aid.  16,  2  entld^nt  ift?  gremer  aber 


TiQooExoyfjLey  iv  xaig  ioxaraiq  fj^gaiQ '  ovöev  yäg  dxpekrjaet  fifiag  6  jiäg  XQ^^^^  ^^ 
rrjg  Jitcnewg  tj/jxbvf  iävtih  vvv  h  rcp  äyd/ucp  xaigcp  xal  roig  jueXXovaiv  axaydd- 

Xoiq  &vximo)fiev.  Der  35tc\.  ber  Slpoftelle^re  bcmegen  jeigt  [id^  oon  ber  fidleren  aber« 
^eugung,  bag  bas  Snbe  je^t  einbre^en  loeriie,  ni^t  me^  burc^brungen.  2)(^  fe^lt  bei 
t^m  bas  t,vvv*\  unb  er  bef^reibt  einfa^,  loie  es  in  ben  le^en  Xagen  suge^n  n^erbe, 
o^ne  bie  ^eioi^^it  aussubrüden,  bag  biefelben  beDorfte^n :  ov  yäq  (bcpeXnoei  v/mg  i5 
6  Jiäg  X9^^^^  ^^^  mcnecog  vjuö/y,  iäv  jurj  iv  rcp  iaxd^fp  xaiQcp  reJLeicovrJTe,  *Ev 
yuQ  xaig  ioxäraig  f/juigaig  TtXtj'&i^v&tjaovzai  61  y)evdo7iQoq)YJfiai  xrX.    Dies  ift  o^ne 

3n)eifel  eine  mattere  Sonnulierung.  ^ternad^  ift  bas  Urteil  unumgänglid^ :  bie  S^ojtel« 
le^re,  toie  fie  uns  in  ber  Aonftantinopolitaner  ^anbf^rift  Dorliegt,  ift  bem  Samaoas«^ 
bnefe  gegenüber  fefunbör  (ogl.  auÄ  diS,  10,  6 :  rcß  ^€(p  Aaßlö,  mit  8am.  12,  10. 20 
11,  ber  es  als  einen  3rrtum  ber  (^ünber  beseid^net,  3^fu9  Daoibsfo^n  ju  nennen;  um 
biefer  Stelle  uiillen  mirb  man  ben  obigen  Slusbrud  in  ber  Slpoftelle^re  ni^t  mit  einigen 
Sorf^em  für  eine  Seseid^nung  (Lottes  bes  93aters  ^Iten  bürfen,  loooon  aud^  bas  ooran« 

Seftellte  (baawd  abrät),  unb  fie  ift  entioeber  oon  i^m  [elbft  ober  oon  Stoffen,  bie  er 
enuM  ^at,  ab^ngig  (refp.  oon  betben) ;  ausgef^Ioffen  i|t  bie  SRSgli^Iett^  bag  Santa«  2$ 
bas  bie  Slpoftelle^re,  n)ie  fie  uns  in  ber  ^anbfd^rift  oorliegt,  abgef^ieben  bot.  —  Un« 
fixerer  ift  es.  loie  fi^  bie  Slpofteü^re  5um  $fa:ten  oes  ^ermas  oer^ält.  Die  Sejie^ungen 
finb  feiten;  fie  finben  fi^  beutli^  nur  diö,  1,  5  3U  Mand.  II,  4  — 6  uno  —  fe^r 
Sioeifel^aft  -—  Aid.  5  ju  Mand.  VIII,  4—5.  Da  oiefe  Stoffe,  ©ie  fii  toöter  seigen 
loirb,  in  oerf^iebenen  Sflejenfionen  umliefen,  fo  lägt  fiA  nid^t  mit  Sidberqett  behaupten,  ao 
bag  bie  Slpoftelle^re  ben  Wirten  3ur  Q&runblage  bot  ^usgefAloffen  ift  aber  loieberum, 
loie  bie  erfte  parallele  le^,  bos  umgelebne  SerbSltnis.  !Das  giebt  oud^  ^ofyx  ju, 
ber  bie  Stb^angtgleit  ber  Sl^oltelle^re  00m  Wirten  übrigens  mit  9le$t  für  n^a^rfd^einfi^ 
^ölt.  3n  ber  legten  3^it  .fino  aber  in  93e5ug  auf  bie  c.  1—5,  namentlid^  oon  amen« 
fanif^en,  englif^en  unb  franjofifc^n  (gelehrten,  noA  ja^lrei^e  parallelen  aus  $^ilo,  35 
^feubop^otQiibes  (Ufener),  ben  Sibyllen,  femer  au^  —  bies  ift  befonbers  n^ertooll  — 
—  aus  Xalmub  unb  9Ru>raf^  nac^emiefen  n^orben.  Sd^eibet  man  aus  ben  erften 
5  ilapiteln  c.l.  3—6  aus  —  unb  oiefe  Slusf^ibung  loirb  unten  g^ed^tfertigt  n)eroen 
— ,  fo  bleibt  faft  nid^ts  fpesififd^  S^riftlt^s  mii^  unb  bos  SBenige  läftt  fi^  mit  $ülfe 
anberer  Urlunben  au^  nod^  als  3^f^^  entfernen.  Somit  liegt  bie  STermutung  auger«  40 
orbentli^  na^e,  bag  „bie  beiben  aBege"  ein  jübifd^es  ^robutt  finb,  für  ^rofebten  be« 
ftimmt,  auf  bem  De!alog  unb  einer  ^Verfeinerung  feiner  Gebote  berupenb,  n^eb^es  mit 
bem  Wi.  in  bie  ölteften  S^riftengemeinben  ^erübergefommen  ift  (f.  meine  Dogmen« 
gef^it^te  3.  Slufl.  «b  I  S.  144). 

6.  Der  StanbpunÜ  bes  SSerfaffers  ber  S^rift.  ^ier  finb  leiber  bie4ß 
größten  SSerfdbieben^eiten  in  ben  SlnfiAten  ber  (5ele^rien  ^u  oerjei^nen.  Die  Slpoftel« 
le^re  ift  gehalten  n)orben  für  lubenAriftlid^,  aber  oorpaultnifd^  (Sobatier).  für  juben« 
(^nftlidj,  aber  ni^t  ebionitif^  (Sd^aff  unb  eine  groge  Slnja^l  oon  SArtratetlem,  aud^ 
Seftmann),  für  antipaulinif^  unb  fabbucöif^,  für  ^retifd^  unb  anti^rtftltq  (G^urton), 
für  ebionitif^,  für  femiebionitifd^,  babei  aber  antimonitifd^  (f.  Aroiou^dED,  jtatoolifdbes  00 
Äirt^enlex.,  2.  älufl.,  III,  S.  1869  ff.),  für  ^elleniftifd^ « ^riftli^  b.  t.  oulgSr  ^iben« 
(^rtftli(^,  für  antimontaniftif^  unb  antignoftifd^  (Sr^ennios),  für  montanifttfdg  (tilgen« 
felb  unb  93onet«9Raur9),  filr  t^eobotianifA  (jtraiou^),  für  lat^olif^  refp.  für  eine 
gfalf^ung  aus  bpsantinifd^er  ^vX  (CLotterill  u.  a).  Gegen  bie  $lnna^me,  bah  bie  $al« 
tung  bes  93erfaffers  !at^olif^,  montaniftifd^,  gnoftif^,  fabbucöifA  unb  anti^riftlid^  u.f.n).  &5 
fei,  brauet  man  bie  Sd^rift  nid^t  erft  ju  fd^ü^en.  Sbenfoioemg  ift  es  notn)enbig,  auf 
bie  Unterf^iebuna  antignoftif^er,  antimontaniftifd^er  unb  monard^ianifd^er  ober  ber 
H$eilsgefq)i^te''  feinbli^er  Xenbensen  einsuge^n.  9Bo^l  aber  bebarf  es  einer  9K)le^« 
nung  ber  fe^r  oerbreiteten  Slnfid^t,  bag  ber  93erfajfer  ber  Sd^rift  ein  S^^n^rtft  uiü) 
feine  Xenbenjen  {uben^riftlid^e  geoefen  feien.  Soll  bei  bem  erfteren  lebigli(|  an  einen  00 


718  9if9ftaiafn 

geborenen  3uben  gebaut  loerben.  |o  mag  bie  X^fe  ab  ni^t  meiter  bislutterbor  paffieren 
—  au^  Saulus,  Somobos  unb  9poIb  looren  gebotene  ^nitn,  unb  ^ermas  }finiA 
iubengrieoif^  — ,  nur  lo&re  fd^n^erM  an  einen  paläftinenfif^n  3uben  5U  beiden.  Soll 
bei  bem  (enteren  nur  oerftanben  n>eroen,  bag  ber  Serfaffer  nid^t  oon  ^oulus  getomt 

6 1^.  fo  ift  nid^ts  einpoenben.  6on  bas  Suq  lebiglid^  oes^KiIb  als  Juben^^Ii^  gelten, 
Q^eil  es  ni^t  nur  ffloifd^e  3been,  fonbem  fogar  einen  ffibifd^en  Sluffa^  in  fid^  b^,  |o 
mag  —  nur  ift  oor  bem  migo^nrftinbli^n  (Bebraud^  bes  SBortes  ,jttbend^riftli4''  jju 
mamen  —  bie  Sebauotung  pafjieren.  Sllein  man  oerfte^  ^ier  unter  jubend^ifHi^ 
faft  ausnahmslos  bie  ^^ge^origteit  bes  Serfaffers  ju  einem  itreife,  ber  |i$  oon  ben 

10  ^iben^rijmc^n  Q&ememben  im  SRei^e  fpejifif^  untorfd^ieben  M^  unb  no^  in  tigenb 
toel^m  iDla^e  mit  bem  3ubentum  als  Station  jufammenlging.  3n  biefem  Sinne  ober 
ift  bie  Slnnapie  ineffl^nb  unb  falfd^.  Sie  ^ngt  mit  eingeourjelten  Srrtfimem  betreffe 
ber  ölteften  (Sefd^id^te  bes  (Qriftentums  flberbauirt  jufammen  —  Srrtflmem,  bie  als 
9{efibuum  ber  Saurf^en  (Sefcpic^tsbetrad^tung  m  ben  ABp^n  feiner  Gegner  ^ngitn  ge« 

IS  blieben  finb  —  unb  loirb  bober  fd^mer  ausjurotten  fein.  iDer  X^atbeftanb  ift  in  it&ge 
folgenber:  (1)  ber  Serfaffer  fdtoeigt  über  bie  Sefd^neibung  unb  fonftige  fflbif^  Kiteii 
ooUftanbig,  (2)  er  nennt  bie  ^ben  an  ben  beiben  Stellen,  mo  er  fie  ern>S^nt»  ebifo^ 
„^tnijUtx*'  (c.  8)  unb  n^amt  baoor,  aud^  nur  an  benfelben  Xagen  loie  fie  ju  faflenp 
(3)  oon  ber  Seobad^tuna  bes  mofaifd^en  (Befe^es  ift  nir^enbn^o  oie  Siebe,  ebenfoioenig 

to  oon  einem  Sor^ug  irgeno  einer  Station  in  ber  S^ftenlgett.  (4)  in  bem  gtogen  esd^oto« 
logif^n  Slbf^nttt  (c.  16),  ber  aus  9Rt  genommen  ift,  f^Ien  alle  bie  Stellen,  bie  fi4 
auf  3<^f(^I^^  ober  auf  bos  {fibifd^e  Solt;  ben  Xempel  u.  f.  lo.  belieben,  unb  oon  einem 
^errlid^Ieitsreid^  in  ^laftina  ift  nid^t  bie  Stebe,  oogleid^  ber  Serfaffer  ein  fiAtbares 
^eid^  S^rifti  auf  (Erben  oorausgefe^t  1^.  loie  ber  (Slaube  an  eine  boppelte  Suferpe^ng 

S6  beioeift  (f.  Sedier,  SIp.  unb  na^apoft.  Zeitalter,  3.  Slufl.  S.  592),  (5)  ni^t  bos  ^ 
bröereo.,  fonbem  9Rt  unb  £c,  refp.  eine  Bearbeitung  berfelben,  ift  benu^t,  oieüei^t 
aud^  —  f.  oben  —  paulinitte  Srtefe,  (6)  3^N  ^iftt  nid^t  ber  So^n,  jonbem  bei 
(5ott  Daoibs,  (7)  bas  Sud;  ift  in  ben  (5ebraud^  ber  lot^olifd^en  ilir^n  fibergegongen. 
Diefe  Seobad^tungen  finb  ausfd^Iaggebenb,  um  ben  Serf.  oon  allem  (Ebionttismus,  ben 

M  groben  unb  bem  bnsilianteren,  5U  entlaften.  9Bo  bas  3^^^^^^^  ^^  Station  in  bei 
Steligion  leine  Stolle  me^  fpielt,  ba  aiebt  es  fd^IeAterbings  lein  3uben(^fientum  me^. 
Sine  Setrad^tung  ber  Dinge,  bie  bts  jur  St\t  ^abrians  in  ber  C^ften^ü  ou^ 
3ubenAriftentum  unb  ^auunismus  nid^ts  roa^une^men  oermag,  gerät  Qier  aüerbings 
in  Verlegenheit  —  benn  ein  ^aulusfdbüler  toar  ber  33erf affer  ber  SSpoftene^re  nic^t  — ; 

M  aber  bie  läge  biefer  fflmmerlid^en  Sluffaffung  finb  gejöblt.  &  ©erben  jebo*  befttmmte 
9Ba^me^mungen  geltenb  gemalt,  loeld^e  bie  iuben^riftli^e,  babei  aber  nimt  antipau^ 
linifd^e  Haltung  bes  93erfaffers  enoeifen  follen.  S^aff  f)at  fie  (S.  125  ff.  feiner  ilns- 

Sabe)  sufammengeftellt ;  mit  einigen  anbeten,  bie  aus  anberen  Slutoren  jefAöpft  finb  — 
ie  oanj  nid^tigen  ^abe  i^  roeggelaffen  —  finb  es  folgenbe:  (1)  Stur  bie  3n>olfe,  nir^ 

«  ber  Slpoftel  ^aulus,  finb  in  ber  Slpoftelle^re  enoö^nt  —  aber  in  biefem  Stfide  unter* 
f^ibet  fid^  ber  Serf.  nid^t  oon  fchr  oielen  unstoeifel^  oulgar*(^riftli^cn  Sd^riftftellern 
aus  ber  3^ii  ^ox  ber  S^opfung  oes  neuteftamentlid^en  Jtanons,  (2)  ber  Stil  unb  bie 
^^rafeologie  finb  ^ebraifierenb  —  aber  bie  d^riftlid^e  Sleligion  ift  aus  bem  3ubentum 
entfprungen,  ^at  fid^  aus  bem  91X.  erbaut  unb  i^re  erften  Sefenner  unter  fotc^en  Reiben 

4ö  ge3a^It,  bie  fd^on  00m  3iii>^ntii^  berührt  toaren,  alfo  ift  es  nur  natürlid^,  ba|  bie  reli^ 
giofe  Sprad^e  ftets  oon  ber  LXX  unb  burd^  bas  SRebium  berfelben  00m  ^ebraif^n 
beftimmt  geroefen  ift,  (3)  ber  33erf.  nennt  bie  SJrop^eten  §o^epriefter  —  biefe  Sri  ber 
Slusbeutung  bes  Wls  toar  in  ben  beibend^riitliqen  (Semeinben  ni^t  bie  äusna^e, 
fonbem  bie  Siegel,    (4)  ber  Serfaffer  forbert  bie  (Erftlinge  für  bie  ^rop^ten  —  bieje 

w>  5ioeite  Slrt  ber  Senoertung  bes  ?l3:.s  fe^lt  felbft  bei  Paulus  ni^t  gans;  Re  ip  in  bet 
ölteften  l^tit  in  ben  ^eibend^riftlid^en  (Bemeinben  allerbings  mit  großer  Sorfn^t  unb 
3urü(I^Ttung  geübt  ©orben;  aber  ganj  gefep  ^at  fie  nie,  unb  balb  na^  ber  3/A 
3uftins  ^ot  fie  bebeutenbe  gortfd^ritte  gemalt,  (5)  ber  Serf.  ©amt,  baft  man  ni(^ 
mit  ben  3ii*>^'i  ö"^  SJtontag  unb  Donnerstag  faften  foll;    er  befiehlt  bas  gfaften  am 

65  3nitt©o^  unb  (Jreitag  unb  nennt  ben  greitag  naqaoxsvrj  —  aber  felbft  loenn  ber 
aSerf.  bas  gaften  an  ben  jübifdben  gafttagen  unbeanftanbet  gelaffen  ^tte,  loäre  bies  fo 
©entg  ein  3^^^"  oon  3iibend5riftentum,  als  bie  ^raiis  ber  Ouartabecimoner  an  ^ 
ein  fold^es  ift.  Die  »eibe^ltung  ge©iffer  jübifd^er  gormen  bei  (I^riftianifierung  bes 
Sn^alts  ift  ein  ©efentlii^es  (T^arafierifttfum  ber  ^riftlic^n  Sieligion  überhaupt.    Die 

6()  ^olemii  unferes  Serf.s  seigt  mithin,   bag  er  ein  fe^r  entfi^iebener  ^ntiiubaift  (in 


1 


tKüftelklrre  719 

nationalen  Sinn)  gemefen  ift;  anbererfeits  jeigt  fie  ober  nid^t  einmal  hos  fi^er,  bag 
er  toirlli^  (£:^riften  im  Sluge  oe^abt  1^,  toek^  3U  einem  nattonaI<6ef$t5nIten  S|rtften« 
tum  hinneigten.  Dag  er  bte  Xage  naA  {übif^er  Sbt  benannt  ioi,  ift  ni^t  ouffallenb; 
benn  bie  Woäft  !ommt  ^ier  im  religiöfen  Sinne  in  93etrad^t  uRan  befag  ober  in  ben 
d^riftli^n  (gemeinben  nur  für  ben  Sonntag  einen  fpe^ift[(^*(|riftIiAen  Scamen,  ben  au(^  5 
unfer  SSerfaffer  lennt  (14,  1:  Kvoiaxh  kvqIoxA;  m  ber  Seseu^nung  ber  fibrigen 
SBod^entage  f^Io^  man  fi$  einfa^  oer Jubiläen  SBenennung  an,  bie  burä  bie  £eibens« 
iDod^e  Q^^rifti  gletdMam  ae9eiligt  UKtr.  Über  ben  Sobb^  fqn>eigt  unter  Serfaffer  gan^; 
er  ift  i^m  eben  niq|t  mte  ber  Sonntaa  ober  loie  ber  SDcittiDoc^  unb  Freitag  ein  irgenb« 
loie  ausgesei^neter  Xag.  (6)  ber  Serfajfer  befiehlt,  breimal  bes  Zaats  tm  Soterunfer  10 
3U  beten  in  offenbarem  Slnf^Iuj}  an  bie  ifibtf^e  Sitte  —  aber  erftli^  oilt  |ierüber, 
roas  unter  5  bemerlt  roorben  ift.  jioeitens  loijfen  mir  ni^t  fidler,  loel^  Xagesftunben 
ber  93erfaffer  im  Sinne  ge^t  ijjcdf  brittens  fyä  fid^  naifmtbsbia  oie  Seobai^tung  breier 
Sebetsjeiten  in  ben  ^eibend^riftli^n  (gemeinen  bes  2.  ^cifycimhtTbi  eingebfiraert,  ift 
alfo  niqts  ^sifif^  3u^^n<^^flli^^f  (7)  ber  Serf.  faht  bas  (t^r^entum  mefentliA  ab  15 
bie  ^fte  ÜRoral,  er  ift  ein  SDloralift  im  befferen  Sinne  bes  SBorts,  „roie  3(^u)6us 
unb  SDlatt^us'' ;  er  ift  fiber^upt  bem  SIpoftel  Solobus  geiftig  fe^  oenoanbt  unb  er 
^t  Don  bem  (Erlofungstob  S^ftt  unb  ben  SOtqftenen  bes  Glaubens  faft  gonj  obgefe^n, 
alfo  fann  er  nur  ein  3ubendbriK  geioejen  fein  —  um  biefes  Argument  ju  miberlegen, 
mügte  man  meit  ausholen ;  oag  es  ntd^tig  ift,  bntn  Bier  ni^t  enoiefen  merben,  ebenfo  20 
loenig,  bag  „^dobus",  b.  f).  ber  Srie^^reiber,  lein  :3ubend^riK  gemefen  ift.  SnSBa^r* 
^it  ift  bos  Slrgument  um^itfe^ren,  b.  9.  fitr  bie  oulgär^^rimiqe  ^<^ng  bes  93er« 
faffers  3U  oenoenben;  (8)  oer  93erfaffer  greift  bie  jübifd^e  9teIigion  niraenbs  an  unb 
unterf(^eibet  fi^  babur^  ftreng  oon  Samobas  ~  aber  ber  93erf.  greift  iioerBaupt  nii^t 
an :  bie  3uben  finb  t^m  fibr^ens^  mie  bem  SBamabas,  ein  Solf  oon  ^eud^tem ;  bos  25 
Slrgument  ift  augerbem  ein  gans  oenoorrenes;  benn  bie  {fibifd^e  Slelidon  1^,  ftreng 
genommen,  auger  ^aulus,  3o^nnes  unb  bem  Serfaffer  bes  ^ebrSerbriefs,  nur  ber 
®noftijismus  angegriffen;  bie  93oro&ter  ber  lo^olifd^en ' Aird^e  ^en  biefe  ^Religion 
oielme^r  für  ibre  eigene  erllärt  unb  bem  ^euAIerifd^en  unb  oerffi^rten  SoK  ber  3^^^ 
ben  Sefi^  unb  bas  Serftfinbnis  berielben  abjufpreAen  oerfuc^L  —  Wlt  biefe  93e«  so 
oba^tungen  bemeifen  alfo  ni^t,  mas  fie  beioeifen  follen,*  fie  er^lörten  jum  Xeil  oielme^r 
bos  Cntgegengefe^te.  (Es  ift  ober  fd^Oeglid^  noq  ein  Sbgument  bier  ju  nennen,  loeld^ 
als  bas  iröftigfte  5um  (Enoeife  bes  3uben^Mentums  b^  93erf a(fers  angefahrt  mirb :  er 
[oII  (c.  6)  nid^t  nur  bas  ({ubenAriftli^)  Serbot  bes  (S5^enopfer|Ieifd^  eingefd^orft, 
fonbem  aud^  bie  Seobad^tung  ber  ffibif^n  (^i[egebote  als  ben  (Btpfel  ber  d^Sriftlidben  35 
SoIUommet^it  angefe^en,  fie  {ebo^  nid^t  me^r  j&  unumgängli^  gebalten  ^aben.  2Bas 
erftlid^  bas  Serbot  bes  (Bo^enopferflei^^Sffens  betrifft.  Jo  ffcA  es  nammeisbar  feit  bem 
Snbe  bes  1.  3^^^^*^^^  in  ^^  Q&emeinben  im  Slet^e,  fomeit  wxt  fie  lennen,  ge« 
gölten  (ogl.  ileim,  SIus  bem  Urd^riftent  S.  88  f.  *  Sd^mibt,  De  apost.  decreti  sen- 
tentia  p.  68  sq.);  alfo  folgt  aus  bemfelben  ntqts  ffir  ben  juben^riftli^en  Urfprung^o 
ber  3lpoftelle^re.  Den  jmeiten  ^unlt  aber  anlangenb,  fo  bätte  boA  in  S^ejug  auf  bie 
beliebte  Srflörung  bie  Qärmägung  ftu^ig  mad^en  follen,  bag  eine  SInfidbt.  nad;  loel^r 
bie  Seoba^tung  ber  {übifd^en  Speife^efe^e  ben  (5ipfel  ber  d^riftlid^en  SJolBommen^eit 
barftellen  foll,  f(^le(^terbings  unerhört  tft.  3u^^fi4#^n  fyihtn  geioig,  mk  ibre  Srfiber, 
bie  3uben,  iJ^rer  C&emein^aft  beitretenben  Reiben  bie  Seoba^tung  ber  opeifegefe^e  45 
unter  Umftönben  bis  ju  einem  gemiffem  (Brooe  erlei^tert;  aber  {ene  Setra^tungsroetfe 
^at  bes^alb  no(^  leinen  9iaum.  Unb  mie  follte  unfer  SSerfaffer  oon  ber  SBefd^neibung, 
bem  Sobbat^sgebot,  bem  fflbifi^en  SSoHstum  oolßommen  Htoeifien,  bagegen  lebigli^ 
bie  Speifen  eroö^nen  unb  auf  biefe  {enes  (Bemi^t  legen  ?  SBie  foilte  er  c.  1—5  leoig« 
li^  fittliqe  9lnforberungen  ftetlen,  um  bann  in  bem  nad^oebra^ten  6.  5lapitel  bie  93e«  oo 
oba(^tung  ber  {übifd^en  Speifeaefe^e  als  ben  Q&ipfel  ber  aSolßommenl^eit  p  erllSren? 
?llfo  fann  in  bem  Sa^e  Tiegl  rfjg  ßgcooecog  S  dvvaoai  ßdataoov'  djio  dh  xov  et- 
ÖcoXo&vxov  Xlav  ngdoem  unter  ßganjig  ni^t  bie  {übif^e  Speifeorbnu^  gemeiiü  fein, 
fonbem  eine  asletifd^e  Sef^ran!ung  in  ben  Speifen,  oor  allem  in  Sesug  auf  ben 
gfleif^genug,  an  ben  man  megen  eldcokd&mov  befonbers  3U  beuten  bot.  Diefe  9[n«  55 
na^me,  mel^e  au^  oon  bem  beften  ilenner  ber  iflbtfd^en  Orbnungen,  Si^ürer,  ffir  bie 
einsig  mögliqe  ^^<^^^^  Q>ü:b,  pa^  femer  allein  in  ben  itontext.  Diejer  gebietet  bas 
6.  ilopitel  —  bie  SBorte :  d  fikv  yäg  Övvaaai  ßaatdaai  SXov  töv  Cvyov  xov  xvqIov, 
xikeiog  lofj'  el  d^ov  dvvaaaif  3  Övvf}  xovxo  nolei  —  fo   }U  faffen,   baft   es  einen 

9la(^trag  entölt  ju  ben  jmei  äßegen,  in  mtli^m  bie  Unterfqeibung  einer  geringeren  go 


*f. 


->     T^-     in*»--  -.-•■      li'jrr.inr:      iiijiautmr:    r:r::zr:n    Tz^rj^rraor  nnj 


:i:*-r,rr •*■:•'.: 5    •■T.T5       ; -i     j:«"     :=         '.rrtzi    T     leüi  :ucr  :r:er  nnciinen   5«5fnii: 

■*-:^-.-.:    >•  -.-     -    V     -ir-SÄr:    zz^ri^-Mitst    j.   .erKii:.    -cnr:  rt^  22er  ^i.W.»^ 

--  ;!t**T7r'.»-      .15    ^r    lirr-.    rsi^rer    :««     jaue!:  iEecc""    i;^    ärrtiiffie    ti  änämiD 

-im»    .■-^.»r;r-r:.:er     ^rzar    "^»sini    ^    ar  3irn:u!P!r   ^enien^e  aazen  >:  rsxzs  iicc; 

■«=  AT  .  >!^r  "ir.  ^£  is^ÜÄ  .2=  err  iancneir  ötileirxstinis  iura  ^nq-jirz 
*^  ■  r;."-»-:5  rr  ^r.ia  2zm=  jzz  zirsaz  sanceifidier  crrdcic  uiö  äimärcnaei 
•^•■■-.rrvr  -.  ..Ti  xi:r  r  ^r  --rrTner  rn  LmiTcner  .'eaa  "Ir  -enen  £iiEt5Bin±. 
r^'  "  .iTTT  :';r  -raE  "-■t-^-'j-'--^  leijizmdir  :iiL  3t  Jiejir  ctnmnt  Teät  fr  irn 
.>-^.:  :*r  #^  :-.  :.  II^!:^^T:55^2r!5  rr  tüiul'l  üsfczinerr  "ran  ^ertEr  bei  3e!i  oc 
n<»«^;i*-'3^r  .^.iarr  c  .«ttt.  3cs  iienr  .siE!S±ir.ii2X  it.  infi  tzür  Jos  «ScmernnK 
j*cnrTT*rr  jKt  ^;r  ins  '-cm  EöiiiiTe  an  :as  fZiiTümiui  ier  »ScmetiiiXü.  ä  c 
T-'tn?^     1    .'.TTT-rrer:   ,re   iiiefnn:!«   lent   *2r  Tinr.  305  ^ir  :er  .S^oneUeäre   eüzieänuü 

•  '.'i^t^  ':x  o^rsife  T  :irT  '-^enmrrr  Jin  rsrr  Siniihgr,  nun  jcbünn  5nt,  S3a= 
#rf  •  nr  T.."aKT:  ^2t2r::  ir  ul3!TtE06!r  aonx  ren:  tih  i:-^;  ^onnuTtcefiesaes 
.>ri?)»r.r  '4Jmitz!s    irrrliifdL     .  :.  jos    ündie   Sei!   JciannTtcnö.    awre   c  5a 

-^-*r       =r    T    IircerjJ'r  jc:  3«!^  Tsins  ;on    inrErt  UiHErfaiei)   >er  5lirioTt£!t:  c 
•p^.t     T     ^       '.:  rar    iiliüT    .oc    3rfiä    JnUie  Crüining    3es    x^^cscn 

v?-*-^^  -r  »5t  üinrieruiTiiiiiä  larzss.  joi?  :ie  iTTrfttii  Jie  itnfr  befr^en.  M«wE_Cri= 
'11«'-?  ■iirrfp.jriäsTT  \z  orH  :cs  r  -er:  recerEir  oie  "tti  lomen  üeaen  Jie  riJ^^^CLTC 
*f»»  **^  rr-rrr  res  rucs.  =::r  :k  raarrtmita  >er  -enirsaiEn  ^liräe  in  Ms  läoczs- 
■>-'h  .-:-.  -if  ■:«  -iLf^rrziniru  -iizi  iiscnaf  unmne:  »r  niSL  Oog  3ic  viIirJaTi^t:.  ^ 
"i*    ^iir    i^te'.i'zzi  jfea«.  =l3  :cüii   e:.     ir  Jcaitnr   ud  ni  ^n  iSeöeten   5x1  öon. 

■  *^-i  Mm.'iiSLr.zer  .3*rrr.  :«r  ::Id  Znse  m  enes  JiizmcB  onüeTi  ^efdaren  Iic  >cr 
>^-  ili^r'^iier  5a*r*  ir^  Irr::  necr.  3eiä»r  ^er  jedL;e  Saxer  :it  5er  reinem  iiCTnen 
1  -.^  .;^er  :er  *?  iü^zeü  iE;:=mrc  zertunr  'äl  fr  Jeicnnr  Im  ferner  jnm  ccbß. 
ü  >vj-,  -i^r?  -r^:.,-  T^.  .'"  :er  -L-3  ^T  S'i2r  :en  ^iiiniien  xiö  5ie  v£r!e:iiLiiiis  uni 
<:^  .-rr^.;::f.i?  -i^r  :ecr?nrcir  .joz  h  '^.vz  n  "3111  ^en  '5oit  loaüte,  IJen  beSi^en 
^<>'.-'*r/f  T.z-y.^  ir.z  :?.r.  öeir::.  jer  Jirä  jie  Scaneien  ^;ercaer  aar;  er  oerelirt  in 
.-.^^  >  j^r:?-:::!«  rTu2e  ^one«.  3ei:3e  ^  iieitKcü  neiar  uen  tft  jis  Öie  SBclr  (m- 
•  -  .  ^  v-. ;  y.n  ?.:.  .,..v-  .  .:■  .7.^, ,-  1— ..-.  Itö  ijtiuei  Uli  iic  'IBiederfiuih  öirifri. 
f-/  ,*f>n:ir  -.T.  ?^:t  Saer  -Lnrj  Easn  ma  ^dirt  r»<!fte,  oTeidier  5ie  bereiter  ^ot,  vkld^ 
.-."  Vir  >r:;fe:T  ':tt3      fnöiras  ü  tip:  nf  :ent  itL.  3er  iöQiren  tüöik^n  St^if  uiü) 

j  ■,#'.T  r-v,:?.':e:iunT  »r  leäi  Tt  :2eTt  >anir  ±io»rein  iic  iRarcigiieier  in  öer  Überlieferung 
;rrr'6f^  *#cti  ^^i^rrn  jna  3en  *?eTncnt3e!t.  ^lO  :r  Je^cuor  ite  laufe  iinD  bas  Sben^ 
^fthi  -il^i  vi>  rj»ditT5»ten  -c^^^^i^^?«^-  ^^»^  -'^^  i-irir  >imD  Me  laufe  unö  man  Mcürt 
*-i  vir.-fi  >rr  ifnte:!  m  Jer  eufflcrdtiidieTT  ^eier.  Tos  :!t  ni  Aürje  Der  ^Stanbpunff, 
'»    ').   v.'^   laritennim.  jes  Serfaners. 

^?  JT3  Cr:  3*r  ÄJ-i'-n}  ür  cir:--  3n  Se^ug  auf  bie  ^txt  bei 
)fh»^fr,irtq  -^  -lfoo»te[Iehri  jaaen  iie  aercnieOeTten  :äu5ieger  alle  Te^ennien  oon  bera 
^  »i.  vft  :  lO  TTTt  2eJ(fi(ßq  5e;es;r,  ani  außerdem  -cäicn  'elBft  «olqe  ni^t,  xoelc^e  bie 
-xfjf.ff  ri  .vj«  t  .jfl^r^unöer:  i.^ieaa^cstg  ttti  ien  aaoitnindjeTi  ^lonftituttonen  ober  luufc 
vA^i<v:.>t    "n  JMnq  -.n  ienr  „Siionfr  Ciiittp^h"  ISSt.  3'*^^  ^^  3ejJL),  ober  no<ft  [poter 

.     »orf;  vr  ^irjArynf}flitai!anii(6e:i  Hmrf:  ie  v^jrlnitare.  lo  iEotrerill)  oerfe^n.  aber  bie 


tiv^^  .^or  .v<»  iiiyv»T<»T  fönnmic^eTi  &ö..  adarenl)  ^ilgenfelb  unb  Sonet'ailaurp  [ie  ge- 
/,  '/i,i..i*  ;o  t  fin(^  '^  jjfitte  :)e3  2.  j-üöuriJerrä  oerfaBt  öenfen.  ba  fie  in  i^rer  sroeiten, 
ip/it^r*'«  >/i:ft^  1Rontrtnifti|(^e3  enr^tre.  ur^i  Ärmmigcfg  \)en  IRonar^ianer  S^obotus 
:nr,  H,%t}f  Wtf  ^  ft#n  *T  fa(jd)(;(^  mir  öem  aRcnronifren  gleid^n  Samens  ibentifi^iert,  i^n 
(M^*.  ntrrtft#r  'rrtjim?i<J^  mr  t\ntn  ebionirtf(^n  3efrenftifter  ertlört  unb  bajjer  bis  gegen 
\''ß}  f^nintny^t.  ^si^dt  man  oon  öiefen  unhaltbaren  fetremen  ab,  jo  jte^n  bie  brei 
'S»  UUtn\&fy\tk\\ßrt  oon  7r*    H>f)^   ifj<>_  130,   130—160  jur  gtoge,  oon  bencn  bie  beiben 


fltiofleae^  721 

erften  fi^  bes  Setfalls  bei  großen  SRenge  ber  (gelehrten  erfreuen.  (Stnige  Daten: 
»eftmann  70—79;  3a^n  80—120;  Si^off  90—100;  be  SlomefHn,  SRaffebtau,  gunf, 
fiangen,  ^oüDtn,  SÄler,  ßig^oot,  Spence  u.  o.  a.  80—100 ;  gorrar  um  100 ;  §ttd^* 
cod  100—120;  8r9ennios  120—160).  Sttjule^nen  finb  sunöAft  alle,  ben  Dilettanten 
tets  |o  na^e  hegenoen  Serfu^,  bie  vlpofteuebre  in  eine  uns  beionnte,  beftintmte  ge«  5 
d^id^tli($e  Situcmon  ^u  oerfe^en  ober  auf  einen  belannten  Serfaffer  surfi^uffl^ren; 
)enn  [ie  bietet  baju  md^t  ben  gerinaften  Slnlag.  6oI^  ^^antafien  finb  bereits  iaf)h 
refa^  ans  £t^t  getreten.  $ier^er  gehört  ber  93erfuA  Sabatiers,  aus  ber  Slpoftelle^re  bie 
Serbältniffe  oor  bem  Slpoftellonsu  feftjuftellen;  femer  bas  Unternehmen  Seftmanns 
((Sef^i^e  ber  W-  Sitte,  II  6.  136  ff.),  in  ber  Slpcftelle^re  bas  9Ranifeft  ber  lo 
jubend^riftli^en  (petrinifi|en)  Partei  in  Slnttod^ien  m  erlennen,  meli^es  oon  i^r  gleich 
nad^  ber  3^^ntng  3^^foI^ins  an  bie  ^eibend^riften  erlaffen,  oon  biefen  aber  im 
Samabasbrief  beantiDortet  refp.  ol^el^nt  n^orben  fei  (!);  femer  ber  (Einfall  Spences, 
ben  Sifd^of  äimeon  oon  3^^falem,  ben  6o6n  oes  Aleopos,  Kx  ben  Serfoffer  ju 
^Iten;  metter  bie  Se^uptung  93ollmars  unb  mnolbs,  bas  16.  Kern,  jeiae  beutli^  bie  i5 
3eit  bes  SBarfo^a;  ferner  bie  ^^ontafie  Aromu^dqs,  ber  Serfaffer  fei  ber  SRonar* 
^ianer  !Qeobotus  u.  f.  lo. 

Die  3(it  ber  9[bfaffuna  ber  SbofteHe^re  aus  inneren  (Brfinben  ju  beftimmen,  ift 
bes^  ein  Jo  H^ieriges  untemeomen,  toeil  bie  Sd^rift  bun^meg  eine  jlompilation 
aus  alteren  6tonen  i[t,  unb  man  f(d^  b<qer  ^flten  mug,  fi^  ni^  auf  (Elemente  5u  be«  20 
rufen,  bie  bem  Serfajfer  Jelbft  flberli^ert  gemefen  finb.    60  finb  ^S^ft  um^Aeinlic^ 
3.  93.  bie  Slbenbma^Isgebete  ebenfo  meni^  für  bas  Ji^iftige  (Eigentum  bes  93erfaf|ers  ju 
^Iten,  mie  bas  Saterun[er  ober  loie  „bte  beiben  wege'^  bie  er  nur  bearbeitet  bat. 
^on  t^nen  aus  barf  man  ba^r  niAt  argumentieren.    !Die  anderen  (5rflnbe  ([.  oen 
folgenben  SlbfAnitt  8)  ffi^en  aber  niqt  meiter  als  bis  m  ber  Snennlnis,  ba|  unfere  35 
Sd^rift  als  ^eilige  Si^rift  bem  (Elemens  SOexanbrinus  belannt  gemejen  ift.    Daber  ift 
fie  letnesfalls  nad^  ca.  160  anjufe^en.    Dag  man  biefes  Datum  niqit  px  flberfd9reiten 
^t,  ergiebt  fid^  aber  auc^  aus  inneren  SnoSgunaen.    3m  folgenben  ift  eine  Steige 
negatioer  SRerlmale  angeffl^rt;    es  ift  aber  niqlt  bie  SReinuna,  bag  {ebes  einjelne  fflr 
[id9  bie  3^it  oor  ca.  160  empfiehlt,  oielmebr  nur  in  i^rem  ^^fammenfte^n  gewinnen  ao 
fie  biefe  93ebeutung:   (1)  (fo  feblt  in  ber  Slpoftellebre  Jebe  ^pur  eines  neuteftamentl. 
5tanons  unb  ber  mtorität  ber  ^aulusbriefe,  (2)  jebe  ^pur  eines  Snmbols,  einer  re- 
gula  fidel  unb  einer  geregelten  bogmatifd^en  untenoeifung ;    (3)  nod^  niAt  oor^nben 
loar  ber  monard^ifc^e  C^islopat:  es  aab  nur  (Epislopen  unb  Diaionen;   aber  nid^t  fie, 
fonbem  bie  ^rop^ten  unb  fie^rer  jpielten  bie  oome^mfte  Slolle  in  ben  (Semeinben ;  35 
(4)  es  fd^eint  eine  geregelte  (Sottesbienftorbnung,  mit  3uftin  eine  fol^  unter  ber 
fieitung  bes  Sorfte^ers  bereits  oorausgefeM  ^,  5U  fehlen;    (5)  ebenfo  fe^It  {ebe  93e« 
fHmmung  ilber  einen  „ÜBorfte^"  bei  ber  Xaufe,  u)&^renb  oen  (Epislopen  unb  Diaionen 
allerbings  eine  Sejie^ung  auf  bie  Opfer^anblung  gegeben  ift;   bie  Sd^rift  rid^tet  fid^ 
in  allem  an  alle  äicitglieoer  ber  (Semeinbe,  befiehlt,  bag  fie  fid^  Spislopen  unb  Diaionen  40 
einfe^en  mdgen  u.  f.  w.;  (6)  es  fe^It  bie  (Enoo^nung  oon  fpmbolifd^en,  bie  Xaufe  be« 
glettenben  ganblunaen,  femer  (7)  bes  3<^^tesofterfeftes,  (8)  oes  SSerbotes  bes  (Senuffes 
oon  Slut  unbSrftiAem,  es  fep  enbli(^  (9.  10)  jebe  Spur  einer  (Exiftens  ber  montani« 
ftifAen  Semegung  unb  jebe  (EQaralterifierung  oon  Srrleorern;  felbjt  bei$ermas  ift  ^ier 
megr  ^u  finben.  (Snoo^nt  fei  enblid^  —  bm  ift  bas  ntd^t  maggebenb  — ,  bab  auf  bie  45 
£age  ber  (ßemeinben  inmitten  einer  ^eibnifdpen,  i^nen  feinblid^en  SBelt,  abgefe^en  oon 
ber  Stelle  c.  1,  4  fin.,  leine  9{fid[fid^t  genommen  ift).    3n  bem  Areife,  aus  u^eld^em 
unfere  Sd^rift  [tommt,  maren  alfo  bie  la^olif^en  9Ra|ftäbe  m>^  unbelannt.  Ja  fie  laffen 
fid^  laum  als  tm  Slnsug  befinblid^  erlennen.    Saft  leoiglid^  bte  aus  ber  uoerj^rift  ^u 
erfc^Itegenbe  Sebeutung  ber  3®SIf^oft^I  f&Qt  W^  ins  (Betoid^t;  aber  gerabe  ie  ift  tn  go 
ben  (gemeinben  uralt  getoefen.    Dte  (Semeinben  ^ben  fi$  unjtoeifel^  ber  Rxxäjt 
9Rarcions  -nod^  nid^t  gegenflber  befunben ;   fie  lebten  nod^  fcgufagen  in  einer  Slrt  oon 
Urjuftanb  ober  fie  foltten  bod^   nad^  bem  SBillen  bes  93erfaf|ers  in  bemfelben  leben. 
Dag  biefer  3ufi<^fi^  irpenbmo  in  bec  (E^riften^eit  no^  nad^  ber  St\t  um  160  fo  be« 
fd^onen  getoefen  ift,  tote  loir  i^n  aus  b^  Slpoftelle^re  erlennen,  i^  toeber  5U  enoeifen  i>& 
no(9  5u  oermuten. 

Slber  ift  bie  Sd^rift  nid^t  oiel  älter  ?  9tun  —  unjiDeifel^ft  jeigt  fie  eine  9{ei^ 
oon  SRerhnalen,  bie  no^  unferer  bis^rigen  Aenntnis  ber  Dinge  fid^  beffer  in  bie  3^it 
jioif^en  80—120,  als  iioifd^n  120—160  fügen.  SBos  fie  3.  S.  Ober  Sboftel,  $rop^« 
ten  unb  £e|rer  fagt,  ift,  gemeffen  an  (Elemens,  ^olqlarp,  ^ermas,  3uftin  —  oon  3g«  eo 


722  «^{teOe^ 

natius  5U  [^loeigen  — ,  Dtel  oUertümlid^r  unb  1^  feine  Stelle  no^e  bei  ber  paulintff^n 
3eit  5U  er^Iten.  Slud^  man^s  anbete  ift  ^iex  5U  enoö^nen,  xdo»  an  bas  ^S^fte  Win* 
tum  ju  benlen  empfte^U.  —  Wm  —  unb  ^ier  ift  ein  ftanon  ou^fteDeii,  ber  feilen 
refpeftiert  loiib  —  ido  uns  ni^  fixere  3^^^^  ^^  ^^^  $^n^  g^^eben  finb,  ba  QQben 
G  n)ir  uns  baoor  5U  ffikn^  in  bei  (ßef^^te  bes  Ur^ftentums  bie  telatioe  3^il&^l^' 
mung  mit  einer  jiffermSgigen  ju  Detfamfd^en;  benn  toir  !ennen  bie  Stufen  ber  Snt< 
midelung  bes  dten  (E^ftentums  im  9ieid^  pm  fttt^olif^en  C^rtttentum  für  bie  neiften 
^rooinjen  gor  ni^t,  ffir  leine  einsige  als  ftetige  9tei^e;  mit  ^oben  ober  anbeteifeits 
®runb  }ur  ^nno^me,  bag  fi^  in  mannen  $rooinjen  fdk  ^edflmli^  lange  ec^dten 

10  unb  bann  na^esu  mit  einem  S^I<me  oenoanbeU  ^at.  llnfere  S^rift  lann  alfa  yäli^ 
fpäter  fallen  als  ber  erfte  Clemensbrief,  ^ennas,  ja  felbft  als  bie  äanatiusbctefe,  wUjf 
renb  man  il^r  tro^bem  o^ne  3i^^^f^I  ^^ne  frühere  Stufe  anjume^en  Bot,  loenn  man  bie 
Sntfte^ungsgef(i^i(^te  bes  5tat^ol^ismus  aus  bem  urfprfinglid^n  3iipanbe  ju  fc^bem 
unternimmt.    $at  man  fu^  einmal  baoon  äbeneugt,  ba^  bie  SlpofteUe^  jnri^n  70 

15  unb  160  fällt,  fo  ift  bie  na^fte  g^^age  bie,  ob  fie  SRedmale  autoeift,  wtUbt  jetgen, 
ba^  hinter  i^r  bereits  einige  ÄriftliAe  Seneratiimen  liegen.  Diefe  J^^  K9eittt  mir 
aber  mit  ^o^fter  SBa^rfc^etnli^Iett  bejaht  U)erben  5U  muffen.  9Iuf  bie  „^ttAVfaftlf^** 
n)ill  i^  midd  nid^t  berufen;  aber  bie  S^rift  jeigt  (1),  bag  im  Staube  ber  Slf^ftel  unb 
^rop^ten  eine  Aomwtion  ausgebroi^n  ift  —  es  ^ianbelt  fid^  nid^  um  einen  etn|diiac 

20  gall  — ,  bie  ftrenge  (oc^u^magregeln  niUig  ma^t;  fie  jeigt  (2)  bas  Xnf^it  ber  ^^ 
p^ten  im  SBanlen;  ber  STerf.  mug  es  bur^  esorbttante  Zumutungen  an  bie  (Semetidte 
unb  burc^  heftige  itro^ungen  fii^fl^n;  er  beruft  |id^  babei  (3)  miber  bos  äRtgtrcmen 
auf  eine  (Generation  ,,alter  ^rop^ten'',  bie  bereits  babingegangen  ift  —  unter  btefen 
iönnen   \ä)jDtx\vi)  (f.  meine  Slusgdbe  S.  41  ff.)  bie  aUteftamentlid^n  ^rop^elen  9ec* 

26  [tauben  merben,  fonbem  nur  ältere  ^riftlic^  ^rop^eten;  (4)  ber  oorliegenbe  Xeaet  |eigt 
m  „ben  beiben  äBe^en''  c.  1  geu)iffe  Slbfc^ä^ungen  ber  eoaimelif^n  gforberunnen, 
unb  ffoA  namentlid^  m  bem  Slnl^ng  ju  ben^lben  c.  6  bie  Unterf^eibung  einer  ^S^lem 
unb  einer  nieberen  ^riftliäen  (9ittli<9feit  ^um  Slusbrud  gebraut;  (5>  m  (Einfc^firfuig 
bes  (Erftlingsgebots,  ber  feften  Gebets«  uno  gaftenorbnung  ift  auf  ^e&era^riftlid^em  <Be» 

do  biet  bas  ^^i^en  einer  fpäteren  3^it  unb  ber  Slnfang  einer  (Entn)idelung,  bie  fpäto 
größere  Dtmenfionen  annehmen  follte ;  (6)  aud^  bos,  roas  ber  93erfaffer  über  bie  (Epi« 
|!open  unb  Diaionen  bemertt,  bag  fie  nömli^  ben  (gemeinben  zijv  X&xovQ^iav  xw 
jzoo(pf]Td)v  xai  didaaxd/.cov  leiften  unb  5ufammen  mit  biefen  5U  e^ren  feien,  imn 
nic^t  bas  urfprüngli^  93er^ltnt9  befd^reiben;  (7)  bie  Seftimmungen  Aber  bos  Saften 

35  oor  ber  Zauf e  unb  bie  3ul^ffu^9  ^^^  Sefprengungstoufe  fallen  in  ®eB>i^t ;  ^8)  ber 
esc^atologif^  St^lujsabf^nitt  seigt  nid^t  bie  ®lut,  U)el^e  bie  bem  SSerfofler  überlieferten 
®ebete  aufn^eifen,  unb  es  fe^lt  bie  S^ilberung  bes  ^enlidbieitsrei^es  (S^prifti  auf  (Erben. 
Diefe  Beobachtungen,  wtld^t  es  ni(^t  rotfam  erf^einen  laffen,  bos  Suc^  in  bie  beiben 
erften  (Generationen  ber  ^eibend^riften  3U  oeroeifen,  n)erben  aber  fe^r  oerftortt   bun^ 

40  bie  3Ba^me^mung,  bag  ber  93erf.  unfer  ant^CEo.  (lelbft  c.  28,  19)  unb  oiellei^  au4 
unfer  £ufas*(Eoangelium  oorausgefe^t  ^at  unb  überhaupt  in  feinen  eoangelif^en  Saaten 
ni(^t  eine  altertümliche,  fonbem  eine  oer^ältnismögig  fpäte  Haltung  aufmeift  (feine 
neuen  eo.  Stoffe) ;  fie  ©erben  ferner  oerftörlt  bur^  ben  3Hl?"^^^'^^ö^g  ^^^  ^'<5-  ^^ 
bem  Sarnabasbrief,   ber  n)a^rf(^einlt(^  in  bie  ^abrianifd^e  ^tit  (oor  Sar!o^ba)  ge* 

4j>  prt.  Somit  ift  3U  urteilen,  bag  bie  Slnna^me  ber  Slbfaffung  ber  ^oftelie^re  oor  bem 
3c^t  120  unftc^er,  oor  bem  3^^^  100  fe^r  umoa^rf^inlid^  ift,  bag  man  bie  gan}e 
3eit  5n)if^en  120  unb  160  offen  5U  ^Iten  ^at,  bajj  aber  inner^lb  biefes  3^^^^^ 
bie  älteren  Daten  in  ben  meiften  gfällen  toeniger  S^n)ierigfeiten  mad^en,  als  bk 
jüngeren,  fo  bafe  ber  Slnfa^  „in  ber  3^it  §abrians"  ber  SEBa^r^eit  am  näcf^ften  bmnien 

00  Surfte. 

9Bas  ben  Ort  ber  Slbfoffung  betrifft  —  bie  S^rift  trägt  leine  ausgefpro^ne 
£olalfarbe  — ,  fo  ^at  man  im  iRoten  bos  ^öc^fte  geleiftet  Die  groge  SRe^Qd^  ber 
(Sele^rten  ^at  fid^  allerbings  für  älg^pten  (Sllexanbrien,  Oberägqpten)  ausgefpnx^: 
baneben  aber  finb  genannt  morben  Serien  unb  ^aläftina  unb  yoca  Slntiod^en  unb 

tk)  3^nifalem,  femer  Äieinafien,  SKacebonien  (X^effalonic^),  C5rie^enlanb,  SRom  unb  ^ 
Äonftantinopel  (menn  bie  S^rift  eine  fpöte  gälf^ung  ift).  Die  äujjeren  3^ugn$e 
unb  bie.  Quelle  (ber  Sarnabasbrief  rcfp.  eine  mit  biefem  gemeinfame  Queue)  legen 
allein  9iigi)pten  na^e.  Die  Berufung  bagegen  auf  c.  9,  4,  ba^  bas  Srot  „auf  ben 
Öüaeln"  oerftreut  roar  —  ein  fe^r  beliebtes  Slrgument  für  S^nen  — ,  oerf^lägi  j^ 

i;o  besQalb  nic^t,  weil  ber  ^lusbruc!  in  einem  (!5ebet  oorfommt,  roel^es  bem  9)erf.  mie  to 


«HUMM«  723 

S^Qterunfer  ^ö(^it  tDQ^rfc^einlid^  fiberliefert  toar.  Dag  bie  Slpoftelle^re  ou^  in  ben  opü« 
ftolifd^en  itonftitutionen  Senvenbuna  gefunben  ^.  ISIlt  für  Sqrien  ebenfalls  niä^i  ins 
(gemixt;  benn  ber  ^l\i)tx  ber  Aonftti  ^tte  bie  Stbliot^el  oon  Söfarea.  jur  Verfügung. 
(Segen  bos  3^^^^^  ^^^  (&ef<!^ul^te  bes  Su^,  toel^  allein  für  ISimAtn  ah  Ur« 
[prungsort  fpriAt,  lann  ni^ts  aus  ber  6<^  felbft  angefü^  toeroen,  fobalb  man  oon  & 
ber  (Brogftabt  $llexanbrien  abfielt.  3Ran  borf  es  ba^er  fiir  roa^tteinlii^,  leinesipegs 
für  {i^er  galten,  bag  bie  Slpoftelle^re  aus  ber  ag9ptif^n  CE^riftevQeit  [tammt. 

8.  (Sef^id^te  ber  Sd^rift  in  ber  Airi^e^  Bearbeitungen.  Die  (5e[d^i<^te 
ber  S^rift  in  ber  5lir(^e,  bie  iiber^uirt  nur  in  Zrfimmern  uns  oorliegt,  fonn  ni^t  er« 
örtert  meroen,  beoor  nid^t  von  ben  Bearbeitungen  gebanbelt  ift.  Dtefe  ftellen  es  namlic^,  lo 
n)ie  fi^  gleich  seigen  rairb,  fid^er^  baj}  unferer  S^rttt  eine  ältere  Xesenjion  ,,ber  beiben 
äBege'^  3u  Srunbe  liegt.  3ft  btes  ooer  tm\t\tn,  (o  wwAe,  folls  ge^ei^t  tverben  !ann, 
bag  au^  jene  ältere  6(^rift  ben  9lamen  ,,9lpo|tenebre''  getragert  bait  in  lebem  einzelnen 
(Jfall  erft  ju  unterfu^en  fein,  ob  ]ii)  bie  Xefttmonien  loirfliq  auf  bie  uns  in  ber  5lon« 
ftantinopolitaner  ^anbMrift  oorliegenbe  9l(^n[ion  besieg  ober  ni^t.  lo 

6(^on  oor  ber  ^ublijierung  ber  ^anbf^rift  (im  folgenben  M  genannt)  fyxt  Rxa^ 
TDu^ds)  (X^Oe  1882  6.  359—445)  ein  altlir^Ii^es  llnterrid^tsbu^  ,,bte  beiben  SBege'' 
aus  bem  Bamabasbrief  (B),  bem  7.  Su^  ber  apoftolif^en  Aonftitutionen  c.  1—21 
(A)  unb  ber  [og.  „apoftolif^n  Air^enorbnung"  o.  1—14  (K)  n)ieber6ergeftelli  Seine 
9{eftitution  muroe  glänjenb  burd^  bie  neue  ^anbfi^rift  beftotigt;  benn  ^e  oedte  fic^  faft  20 
oollftänbig  mit  ben  erften  fed^  Aapiteln  berfelben.  Srqennios  unb  ber  Serfaffer  nal^men 
nun  an,  bag  Samabas  bie  £luelle  fei,  bag  i^m  bie  Aiöarfi  folge,  unb  bag  aus  ber 
AidcLpi  bie  9iebaftionen  A  unb  K  gefloffen  feten,  pon  melmen  fi^  A  eng  an  M  ange« 
[(^bffen,  K  bagegen  man^es  ausgelaffen  ^abe.  93or  Slufftellunci  biefer  ^9pot^fe  ^tte 
Die  Sinfi^t  beroa^en  follen,  bag  ber  ^ft  (^orotteriftif^e  ^offus  1,  3—6 ;  2,  1  ber  25 
DibaAe  fotool^l  bei  B  als  in  K  fe^lt.  Sllein  ba  man  annahm,  bag  E  auger  M  au^ 
B  felbft  benu^t  ^be,  fo  loar  {ene  ^Jffo\^t\t  jur  9lot  ertifiaii^.  Sie  rourbe  {ebo^ 
utngeftogen  bur^  bie  Cntbedung  eines  SruAftSds  einer  loteintf^n  Sd^ft:  „doctrina 
Apostolorum",  meines  au^uftnben  bem  6)riirfinn  oon  (Beb^orbls  gelang  (f.  meine 
größere  9lusgabe  6. 275  ff.:  „Sin  überfe^enes  gftagment  ber  Aidax^i  vx  alter  latöber«  so 
fekung  müget^eilt  oon  £).  oon  (Sebboi^t;  er  fono  bas  Stfid  in  bem  SIbbrudt  eines 
SRelier  ftooex,  ben  ^ej  für  ben  2.  !Ieil  bes  4.  Sanbes  bes  Thesaurus  Anecdolorum 
noviss.  [IV  col.  5  sq.]  SRart^ne  mitgeteilt  ^atte.  SunI  [Q6  1886  6.  650  ff.]  fanb 
ben  jtobes  felbft  in  9RelI  u^ieber  auf;  im  5bbex  fol^t  ouf  bie  „Exhortat.  S.  Boni- 
facii  episc.  de  abrenuntiatione  in  bapt"  auf  ber  legten  Seite:  „Doctrina  aposto-  3G 
lorum".  Inc.:  „Viae  duae  sunt'',  expl.  „nee  rapax  nee  adulator  nee  .  .  /'). 
Diefes  Stud  (L)  be«  fid^  mit  M  1,  1— 3a  unb  2,  2— 6a  b.  ^.  es  fe^lt  in  i^m  roie^ 
berum  M  1,  3—6  unb  2,  1.  ^temad^  lann  meines  S.  !etH  3Q'^tfel  fein  (über  einen 
äierfu^,  bie  Priorität  bes  in  M  erbaltenen  Xextes  bod^  ju  retten,  f.  (Bebbam  a.  a.  O. 
S.  270  ff.),  baft  in  ber  urfprflnalic^en  apoftelle^re  1,  8b— 6;  2,  1  gefeblt  ^.  Dies  4o 
^oben  ^ol^mann,  Sratfe  unb  otele  anbere  erfannt;  namentlich  aber  gebührt  9Barfielb 
(BibUoth.  Sacra  1886,  p.  100  bis  161)  bas  SSerbienft,  bie  urjprungli^n  „beiben 
SBege''  aus  6MKAL,  n)05u  noc^  Sitate  bei  $ermas,  Siemens  9lles.,  £actantius  unb 
ben  Sibyllen  lommen,  fe^r  Jorgfältig  feftgeftellt  5U  haben  (aujjer  ber  grojsen  Sluslaffung 
1,  3—2,  1  finb  bie  Unterfc^iebe  00m  Gleite  M  nodQ  jiemli^  ja^lreim,  aber  n\i)i  oon  45 
aroger  ^ebeutung).  Ss  ergiebt  fid^,  bog  M  in  ben  beiben  SBegen  nic^t  aus  B  geic^opft 
9at  (ebenfomenig  6  aus  M,  n)ie  au^  SBarfielb  ^ugefte^t),  femer  bog  ber  urfprfingli(^ere 
2:e3tt  ber  beiben  SBege  bei  B  L  unb  K  oorltegt,  ber  erQ)eiterte  in  M  unb  A.  Die 
neueren  Unterfud^ungen  aber  ^aben  nod^  U)eit  me^  3U  Xage  gefdrbert.  9la^  taftenben 
unb  me^r  ober  iDeniger  unfid^eren  Serfud^en  oerf^iebener  (gelehrter  ^at  S.  Xaplor  in  go 
feiner  oortreffli^en  S(i^rift:  „The  Teaching  of  the  twelve  apostles  with  illustra- 
tions  from  the  Thalmud'',  Sambribge  1886,  es  m.  S.  faft  jur  Soibenj  gebraut, 
bog  bie  Urf^rift  ber  beiben  SBege  jübifd^n  Urfprungs  ift  —  ein  für  ^ro|elr|ten  be^ 
fttmmter  Jtotec^ismus.  3c^  ^e  biefe  Ulnfi^t  fd^n  in  meiner  Dogmengef^td^te  (I, 
S.  144)  angebeutet:  allein  Xai^lor  ^ebü^rt  bas  SSerbienft.  fie  energifq  geltenb  gemacht  gg 
unb  bemiefen  ju  ^ahtn.  3^m  bat  etn  fo  !onferoatioer  Jtritiler,  loie  C^orge  Salmon  es 
ift,  beigeftimmt  ((gegen  eine  {flbifAe  (Brunbfi^rift  ^aben  fi^  Harris,  SBarfielb,  $ilgen^ 
felb  [3n)I5  1877  I,  S.  118]  unb  anbere  erllort).  Son  ^ier  aus  fällt  aud^  ein  gans 
neues  £iAt  auf  bie  (Sef^i^e  bes  Sud^es.  SRa^bem  biefe  Srienntnis  gewonnen  mar, 
©urben  aber  no^  brei  (ämei)  ©eitere  —  ägtjptifcle  —  3^wfl^«  entbedt,  bie  bie  beiben  co 

IG* 


724  !lt»ofteae^rc 

SBBegc  enthalten,  nämttc^  (f.  Warfield,  The  Andover  Review,  Julv  1886  p.  81  sq. 
unb  Journal  of  the  Exegetical  Society  1887  p.  86  sq.)  Don  ^arrts  (The  teaching 
of  the  Ap.  and  the  Sibyll.  books  1885  p.  15  sq.)  in  bem  unter  Slt^onafius  Slomen 
fte^enben  unb  too^l  eckten  Syntagma  Doctrinae  (MSG  XXVIII  Ck)1.8d5),  von  £>m9 

6  (3nbepenbent  1886  15.  Slpril)  in  ber  grie^ifd^  unb  bptif^  tAalttntn  pfeuboat^ofta» 
nif^en  Fides  Nicaena  (MSG,  1.  c.  col.  1685  sq.,  cf.  5U  oeiben  Stfiden  $9Demat 
unb  Sotiffol  in  Sattffols  Studia  Patristica  1890  p.  119  so.  unb  biefelben,  Didas- 
calia  CCCXVIII  patrum  pseudepigrapha  1887 ;  na$  Sottffol  ift  bei  toptifd^  2ezt 
be$  Fides  Nie.  alter  als  ber  grte^tfme,  ber  eine  9{fidfiberfegung  aus  i^nt  [ein  [oU) 

10  unb  Don  3{elin  in  einer  arobif^  erhaltenen  9{ebe  bes  ägopttfc^n  SDlBn^s  6^nubt  in 
„Les  moines  ^ßgyptiens  par  E.  Am^neau.  Vie  de  Schnudi,  $aris  1889  (f.  XU 
93b  XIII  §.  1).  3^  nenne  bas  Syntagma  „2"",  bie  Fides  Nicaena  „i^",  ben 
arabij^en  Zext  S^nubii  „Seh".  N  t[t  oon  2  b.  ^.  oon  ber  Sorlage  oon  ^  ganj  ab« 
^ängtg ;  Z  i[t  eine  für  aRSn^e  bearbeitete,  für  bie  Aritil  ber  Quelle  menig  austragenbe 

15  Umarbeitung  bes  „£ebensn>egs''  ober  oielme^r  —  nur  einige  (Eagerpte  aus  bem 
„£ebensn)eg''  finb  hineingearbeitet  (oa^rfd^einli^  oon  Slt^nafius  feM).  N  (3iDif(^R 
375—381  entftanben)  ift  nic^t  birelt  aus  2  geflonen ;  benn  es  tnfIfSÜ  einen  Qa^  aus 
ben  beiben  SBegen  (c.  VI,  1),  ber  in  2*  niqit  fte9t;  bie  Io)rti[^e  unb  bie  grteqifc^ 
9te3en{ion  b^en  |id^  nid^t  gans.    2)age^en  ift  Seh  eine  etmas  erweiterte  9le£n>bu!tion 

20  ber  alten  S^rift,  oie  für  bie  Xextmttl  loid^ti^  ift ;  fie  ftamntt  aus  ber  oRttte  bes 
5. 3<t^t^unberts.  Semerlensroert  ift,  bag  Seh  betnt  £ebensQ)eg  bort  auf^Brt,  mo  au(^  K 
aufhört.  Seh  oenat  über  Aap.  6  hinaus  leine  Aenntnis  ber  Dibac^;  bagegen  ZN 
!ennen  fie  ganj  (n)ie  i^re  Aapitel  über  bas  SN^ften,  bas  (Sebet,  bie  Srftlinge  unb  bie 
^anbaroeit  bemeifen). 

26  3m  folgenben  (teile  id^  bie  fl^ebnijfe  meiner  toieber^Uen  Semfi^ungen  um  bie 
(&ef^i(^te  bes  Zestes  aufammen.  Wer  bte  (Bef^id^te  ber  jmtil  ber  Aidaxfi  oufmerKom 
oerfolgt  ^at,  u)irb  bie  SBe^uptung  oielleid^t  nid^t  5U  lü^n  finben,  bag  bie  na^pe^iuen 
6a^e  als  i^r  9iefultat  bejeiddnet  merben  bürfen: 

1.  3uben  ^en  im  erften  3^i^unbert  unferer  3^tired^nung  ober  fd^on  frfi^  eine 
30  3nftruition  für  ^rofelqten  unter  bem  Xitel  ,.bie  beiben  SBege''  oerfabt  !Dte|e  3nftni!< 

tion  lann  aus  BMKLA  Seh  (2N)  noA  faft  n>5rtlid^  roieber^rgeftellt  n>eiben.  (Da| 
bie  3nßrultion  jübif^en  Urfprungs  i^,  folgt  aus  ber  Slbmejenl^ett  aller  fpeiififc^^rifl« 
lidben  URerlmale  unb  eoangelifd^en  SprüAe,  aus  ber  93eoba^tung,  ba^  bas  Zpema 
[Aid.  1,  3]  nxdjii  in  ber  eoangelif^en  gfaffun^  angegeben  ift,  unb  aus  ben  so^lreic^i! 

36  parallelen,  u)el^e  bie  iübif(^«palaftinenfif(^e  £ttteratur  bieten).  Sie  reifte  iebettfalls  bis 
Aiö.  5,  ^ö(^ft  n)a^rf(^einltd^  bis  c.  6  (tnH.),  ja  moali^enoeije  nod^  barüber  hinaus. 
SRan  fann  nömli^  oermuten,  bag  in  ber  jübif^en  3n(truftion  93eftimmunaen  etäl^lten 
n)aren,  n)el(^e  mit  ben  (^riftli^en  Seftimmungenn  über  Xaufe,  Sr^^ften,  %v}tif  Srftlingt 
u.  f.  u).  ionefponbiert  ^ben.    Diefe  93ermutung  empfiehlt  fi^  befonbers  angefid^ts  ber 

40  CO.  8  unb  12  ber  Aidayri.  WXtxn  bie  93erfolgung  btefer  äRoglic^teit  fü^rt  in  ein  oöQig 
bunfles  (Gebiet  —  ber  $riftli(^e  Bearbeiter  mügte  feine  93orlage  ^ier  gängli^  umge^ 
arbeitet  ^aben  — ;  ba^er  laffe  i^  fie  fallen  unb  ne^mc  nur  „bie  beiben  9Bege"  ab 
iübif(^  in  Slnfpru^. 

2.  Die  jübifc^en  „beiben  9Bege"  enthielten  bas,  ©as  roir  Ai6.  Ij  1 — 1,   3  init. 
45  u.  2,  2—5,  2  lefen,  unb  ixoai  mit  Slusna^me  Heiner  9lbn)eid^ungen,  bte  roir  aus  Sar^ 

nabas  lonftatteren  lönnen,  loortliA  unb  in  berfelben  9iei^enfolge.  Slugerbem  entl^ieltfR 

g\  oielleid^t  ben  n)e[entlid^en  Snqalt  oon  c.  6,  ber  fid^  auf  bie  Speife^efege  bejog. 
US  B  unb  L  bürfen  xm  f(^lie6en,  bag  bie  beiben  3Bege  aud^  als  bte  Sßege  bes 
£t(^t5  unb  ber  grinitemis  beseic^net  n)orben  finb,  femer  (aus  B)  bag  moglic^eriDeife  in 

60  mannen  Slbfc^riften  bas  Stfid  Aid.  3,  1—6  gefehlt  ^at,  enblic^  (aus  K  Seh),  bag  bas 
Stücf  Aiö.  4,  9— 14  b  gefehlt  ^ai.  Die  Slnlage  war  biefe,  bafe  als  ber  SBcg  bes 
Bebens  bie  (Sottes-  unb  9(adbftenliebe  fon)ie  bie  „golbene  9tegel"  beseid^net  loar;  ob 
Sluslegung  folgten  nun  bie  Sierbote  bes  Delalogs  (grobe  Sünben),  fobann  bie  SeAoie 
alles  oeffen,  „mas  bem  Sofen  abnlid^  W  nad^  ben  (geboten  einer  ^ö^eren  Sittli^lieit, 

66  n)te  fie  löngft  f omo^l  oon  ben  ^^arifäern  als  oon  ^elleniftif(^en  3uben  auf geftellt  rooren ; 
hierauf  folgten  (3,  7 — 4,  14)  bie  pofitioen  ©ebote,  erft  tm  allgemeinen  jur  regten  ©e^ 
finnung  (Sanftmut,  fiangmut,  (5üte,  Demut,  ©otterjeben^eit  3,  7—10),  jobann  jim 
redeten  93er^lten  gegen  ben  £e^rer,  geoen  bte  (&emetnbe  unb  in  ben  oerfc^tebenen  %t" 
Sie^ungen  5u  ben  Srübem,  5linbem,  ^tlaoen  u.  f.  xs>,    9lllgemeine  (Ermahnungen  (4, 

60  12—14)  3um  fyx^  gegen  bas  (Sothoibrige,  jum  pünftli^en  befolgen  ber  C5ebote  (Sottes, 


s 


a)i0fieHel{|te  725 

3um  Sünbcnbcfcnntnis  unb  5ur  regten  Serfoflung  beim  (Bebet  bilbetcn  ben  Scfd^Iufe. 
Der  Zobestoeg  toor  aans  Juntmarif^  angeaeben.  hierauf  fol^n  oiellei^t  —  {.  oben  — 
Seftimmungen  über  oas  Ser^ltnts  bei  $rofeIqien  5U  Den  ifibif^en  Speifegefe^en ;  fie 
iDurben  i^nen  ni^t  sugemutet,  aber  empfohlen.  Sermutli^  nxur  ^ter  oud^  oon  Se« 
{^neibung,  Sabbat!^  u.  f.  to.  bie  Siebe.  5 

3.  Diefe  jübif^e  ^rofelptentnftrultlon  ift  —  ©le  bas  211.  —  oon  cariften  fe^r 
frfi^e  f^on  flbemommen  toorben,  unb  sipor  iDurbe  fie  ab  Xaufrebe  gebraust  5ur  (Ein« 
|(^Qrfun^  ber  (^r{[tti(^en  Sittli^Ieü  Slls  fol^e  ^t  fie  in  ftereotn^er  ober  in  freierer 
gform  Dtele  3^^^unberte  ^inbur^  gebient  (5U  benlen  giebt  aud^  Sie  fe^r  gut  bejeugte 

fi?l  in  81(5  15,  29 :  daiijito'^ai  etocoXo&vxcov  xal  aifjuxiog  xal  nvixrcbv   xal   ^OQ-  10 
vFiag,  xal  oaa  (äv)  jurj  '^iXete  iavrölg  y€vi(r9ai,    higo}  ßiij  Jtomv)  unb  ift  fetoft 

ins  Slbenblanb  gebrungen. 

4.  3m  naAopoftoIif^en  ^extalUx  fyxi  ber  Serf.  bes  Somabasbriefes  biefe  3n» 
ftrultion  feiner  (o^rtft  etnoerleibt.  (Er  !annte  fie  ^od^ft  n^o^rfd^einlid^  no$  ni^t  als 
eine  ,,£e^re  ber  9]^o|ter',  benn  booon  [agt  er  nichts;  in  bem  jtreife,  für  u^el^en  er  15 
junad^ft  gejd^rieben  ^t,  mith  bie  3nftrultu)n  no^  unbefannt  getoefen  fein ;  er  [elbft  ober 
qat  fie  moijH  aus  bem  (ßebö^tnis  citiert,  unb  fo  erll&rt  fid^  meliert  bie  Unoronung,  in 
melier  er  i^re  6ä^e  reprobujiert  ^ot.  (Er  ^at  ober  oon  eigenem  faft  ni^ts  binsuge« 
~figt  unb  mug  ba^er,  wo  es  auf  ben  SBortlaut  ber  einjelnen  6a^e  anlommt,  qier  unb 

als  ber  Dorjflgli^fte  3^uge  getten.  ao 

5.  (Ein  anberer  unbelannter  S^rift  ^ot  bie  jflbif^  3nftru{tion  }u  einer  .,£ebre  ber 
(5n)öIf)3lpofter'  erhoben  —  n)ie  man  bie  SlXIi^en  Sfi^er  für  d^rifttid^e,  etne  iflbif(^e 
^o!al9p|e  ffir  apoftolifd^'jo^nnifd^e  u.  f.  w.  ausgegeben  ^at.  ^ier  erbebt  fi^  aber 
nun  bte  Srage,  ob  ber,  loelci^er  bies  (suerft)  get^n  ^ot,  ibentif^  ijt  mit  bem  93erfa[fer 
ber  iiSaxrj,  wie  fie  uns  oorliegt.  3Ran  lann  biefe  grtage  aud^  fo  formulieren:  3ft  oeras 
in  KL  (unb  Seh)  oorliegenbe,  Iflrjerei  ältere  unb  borum  B  nö^er  fte^enbe  Ztxt  ber 
beiben  SBege  ein  Sflc^Iein  ffir  fi$  gemefen  —  loeld^es  ben  9tamen  „^idaxrj  rdw 
(moaxokoyv**  geführt  ^  —  ober  Omaren  bemfelben  oon  Sln^na  an  bie  cc.  7—16  bei» 
gefeilt?  3m  erfteren  Sali  lofirbe  es  in  SSejua  auf  eine  Steige  oon  (Eitaten  bei  ben 
ytird^enoötem  oöllig  bunfel  bleiben,  obf^e  n^irlud^  bas  uns  in  ber  ^anbfd^rift  oorliegenbe  so 
SBerf  beseugen  ober  nur  bie  ,,beiben  äBeae''.  3m  anberen  S^^Ile  unterf^iebe  fi(q  bie 
Smeite  9te3enfion  oon  ber  erften  faft  lebigßd^  buri^  bie  ^injuffigung  ber  Serfe  1,3—2^1. 
3n  beiben  ^fallen  ift  es  oon  93ebeutung,  feft^uftellen,  in  toelqer  ^tM  ber  merbourbtge 
3ufa^  1,  3—2,  1  gemadbt  ift  unb  u)ie  man  t^n  ju  beurteilen  ^a\.  SBieoiel  in  L  pe« 
ftanben  ^ot,  lögt  fid^  nun  leiber  fdblec^terbinas  mdbt  me^fagen:  benn  bas  ^^agment  bnd^t  35 
\ijt>xi  bei  c.  2,  6  ab.  3n  K  reicht  bte  Searbeuung  bis  c.  4, 8  (refp.  in  ber  £)ttob.  $anbf(^rift 
bis  4, 14) ;  es  fej^len  alfo  ^ier  ni^t  nur  cc.  7—16,  fonbem  aud^  ims  5.  Aapitel,  u)el^es  bod^ 
o^ne  3i^^if^I  ^inen  Seftanbteil  bes  alten  Sfli^leins  gebilbet  ^^ai.  üugerbem  aber  finbet 
fid^  in  K  c.l2  ein6a^  aus  M 10,  3  unb  13, 1.2.  Sllfo  barf  man  fid(|  meber  auf  L  no^ 
auf  K  mit  iraenb  meld^er  Sid^er^eit  berufen  jum  Snoeife,  bag  bie  c^riftlid^e  93ear«  40 
beitung  ber  {floifd^n  ^rofel^teninftrultion  oqne  bie  cc.  7—16  in  ber  ilir^e  als  Slpojtel« 
le^re  5irlultert  bitit.  3n  A  aber  liegt  bie  Slpoftellelre  00m  Einfang  bis  5um  S^Iuffe 
bearbeitet  oor.  vllfo  ift  es  met^obifd^  ang^eigt,  oon  ben  beiben  URSglid^Ieiten  —  1.  bie 
iübif^e  3nftruition  ift  einfad^  als  3[poftelle^re  bejeid^net  unb  als  fol^e  in  Umlauf  ge« 
feW  roorben,  bie  4riftli6en  !^M\dkt  in  c.  1—5  foroie  bie  cc.  7—16  finb  fpöter  5U»  45 
gefügt,  2.  bte  {übifqe  3njtruftton  ift  als  „Slpojtelle^re''  ebiert  n^orben,  inbem  bie  cc.  7 
bis  16  sugeffigt  u)orben  ftnb,  fpäter  erft  finb  bte  d^riftli^en  ß^f^^  in  <^-  1—^  gemad^ 
n)orben  —  bie  le^tere  5U  beoorpugen.  ^iemai^  geftaltet  fiqi  bie  (Sefd^id^te  bes  Su^es 
u)ie  folgt:  (Ein  unbelannter  S^ft  \yA  bie  jfibif^en  „beiben  SBege''  unter  ^injufügung 
ber  cc.  7—16  (in  u)eld^en  er  Selanntfd^aft  mit  bem  Samabasbrtef  oerröt)  als  ^oftel^  60 
le^re  ebiert.  Diefe  (Ebition  befi^en  Q)tr  niAt  me^r;  befSgen  loir  nod^  bie  grie^tfd^e 
Sorlage  oon  L  oollftänbig  ober  bas  Siemplar  ber  !Dibad^e,  n^eld^es  K  ober  Seh  be« 
nu^t  batten,  fo  ptten  xm  aller  SBo^c^einlid^feit  nad^  bie  Urgeftalt  ber  d^riftli^en 
3IpofteUel^re :  benn  L  unb  K  seigen  einen  älteren  Xeit  als  M.  3)iefe  Slejenfion  ift 
um  ben  Slbfd^nitt  1,  3—2,  1  enoeitert  ©orben,  unb  [0  ift  unter  öinjufugung  Heiner,  55 
unbebeutenber  ^nberungen,  bie  uns  in  M  unb  A  oorliegenbe  (Jform  entftanben.  (9lid^t 
unmoglid^  ift,  bag  in  M  c.  1,  4a:  xcd  lau  ^^^«o^*  c«  1>  4^-  ovdk  yaQ  dvvaaai, 
unb  alles  bis  5um  Sd^Iug  bes  1.  Aapitels  oon  ben  SBorten:  S.  5:  ßiaxdQiog  6 
didovg  ab  nodf  fpätere  3u|ä^e  finb;  benn  fie  fehlen  in  A  unb  mad^en  im3ufammen« 


726  atioftcOc^ 

^ang  S^toierigfeiien).    Dq^  es   auberbem  no^  anbete  9{e5enftonen  gegeben  ^t,   ift 
im  ^inblicf  auf  bte  d^usnif)^  ^  Atcd^enoStei  nxi^^einlid^. 

6.  Der  9{bfd^mtt  1,  3—2,  1  ift Jinsuaeffigt  Sorben,   um  ,,bte  betben  SBege"  mit 
eoangelifti^em  Stoff,  ben  man  in  einer  Aidarh  xvqIov  öiA  t&v  Ajiootoloyv  nii^ 

5  mt[fen  tonnte,  auspftatten.  Dur^  biefe  ^insufugung  ift  bie  Dis^fttton  be$  £e6en$* 
toeas  gän5lt(i^  geänbert  loorben,  fofem  nun  c.  1,  3—6  als  bie  SlusfuJ^ng  ber  C&ottes» 
liebe,  c.  2  ff.  als  bie  Slusfübrung  ber  Sftä^ftenliebe  erfd^eint.  Son  ^ier  aus  ^oben  mir 
no^  einmal  bie  3^it  ber  SIbfa]fung  5u  enoSgen.  I)urc^  bie  SlusJ^ibung  bes  91b« 
fc^ntttes  1,  3—2,  1  u)erben  u)t^itge  3nftan5en  gegen  ein  l^^es  Suter  ber  uif)»nin{[« 

10  liefen  9te5enfion  ber  Slpofteüe^re  loeggerSumt;  oemt  nur  ^ier  xsxa  bie  Slb^ngiglett 
Dom  Wirten  re^t  toa^rf^emli^  (f.  oben]f,  unb  ^ier  oor  allem  loar  eine  Kejenfton  ber 
eoangelifd^en  Sprüche  5U  erfennen,  bie  mit  Xatians  Diatefforon  refp.  mit  einer 
(Eoangelten^armonie  (ober  mit  bem  9)etruseo.?)  frappante  Übereinftimmungen  aufmies 
([(Reibet  man  1,  3—2,  1  aus,  fo  barf  man  iDom  urteilen,  bajj  bie  urfprfinglid^e  6c^rift 

15  etnfa^  bas  SRteo.,  tDie  xxAi  es  lefen,  oorausfe^t;  c.  16,  1  ift  für  fiA  genommen, 
feine  fefte  (Srunblage  für  bie  ünnobme,  bag  au$  bos  fiulaseo.  benuM  (ft).  3ft  nun 
ber  3ufaö  1,  3—2,  1  nafi  ber  3«!  bes  latian  ober  bod^  m^  ber  ^t\\,  ba  man  in 
ben  (Semeinben  bas  SRattQaus»  unb  fiulaseoangelium  las  unb  mit  einanber  oerbanb, 
jebodf)  no^  immer  oor  ber  3^it,  in  ber  man  fidi  SngftliA^  CiX\,  ben  SBortlout  ber  Soam 

20  gellen  Banb,  entftanben,  fo  Tann  bie  urfprüngti^e  Siesenfion  geraume  3«^  früher  an* 
gefegt  loerben.  Über  bas  Snter  ber  n)eiteren  Ileinen  3ufaä^  ^^  ^>  ^^^  f^^  ^^  ^ 
ni^t  finben,  lägt  fiA  nid^ts  beftimmtes  fagen. 

7.  Iro^bem   bie  Aapitel  7—16  frfl|ie  in  ber  Äir^  5u  ilopitel  1—6    (um  120 
etn>a)  binjugeftellt  morben  finb  unb  fo  bie  „$ermlel^  bur^  bie  tipoftel"   entfioitben 

25  ift,  fo  Qielt  man  fi^  bo^  mit  Sotliebe  an  bie  5  (6)  erften  jtapitel.  3n  ber  Sfolgejeit 
maren  nur  biefe  im  Jtate^umenenunterriät  unb  fonft  gu  oenoerten;  benn  bas  fibrige 
oeraltete  fernen.  SHIerbings  in  L  loar  oteüeid^t  bie  ganje  €^rift  überfe^t  (bo^  roetg 
man  barflber  nid^ts),  unb  A  (Slpoft.  ilonftii.)  bat  bie  ganje  S^rift  aufgenommen  (fe* 
bodf)  —  n)ie  bur%reifenb  ^i  er  fie  bearbeitet!).    Dagegen  bie  cq)o[t.  Mir<^norbnung 

30  (K)  ]^t  faft  hur  bie  beiben  9Bege  oenoertet  unb  i^re  @prü^  an  bte  ^ojtel  Decteili 
Sbenfo  l^t  Sltl^aftus  für  fein  ben  URond^en  beftimmtes  6qntagma  (2*)  faft  mir  bie 
erften  ftaphel  ezserpiert  refp.  ein  älteres  (Exzerpt  benukt,  n^elc^s  au^  ber  pfeuboat^^ 
nafianitoen  Fides  Nicaena  (N)  ju  (Brunbe  liegt.  2Bie  gerne  man  In  ben  ABftem 
bie  beloen  SBege  las,  geigt  im  5.  3^^^.  Sc^nubi  (Seh),  ber  weber  S  nod^  N  lennt, 

85  [onbem  fclbftftanbig  unb  mit  oiel  größerer  Ireue  als  2'  N  bie  erften  5  (6)  Äopitel 

oer  Dibad^  reprobugiert  bat;    oon  ben  folgenben  ^cA  er  gar  feinen  Gebraut  gemo«^. 

9.  3eugniffe  (roefentlld^  na^  bem  l.»b  meiner  aitt^riftl.  fiitteraturgef^.  S.  87  ff.): 

Dag  ein  5Bu(^ ,  meld^es  bte  Quinteffeng  ber  c^rlftlic^en  9nn)etfungen  entölt,  Dtel  ^' 

brauet  tDurbe,  o^ne  bag  man  es  ausbrüdflij^  citierte,  liegt  auf  ber  ^nb.    Slnbererfeits 

40  Ift  x[vi)\  3u  oergeffen,  bog  oiele  6prü(^e,  bie  in  bem  Su^  entölten  finb,  au^  auger^ 
^alb  besfelben  furfierten,  oor  allem  bie  fog.  „golbene  9f?egel",  f.  b.  3^wgniffe  bei  SRefc^, 
Agrapha  S.  95  ff.  135  ff.  272 ff.,  3a^n,  (Sef^.  bes  JRXlid^en  Aanons  I  S.  366ff.; 
II  S.  589;  Caspari,  Anecdota  I  ©.  167.  191.  ä^nlt^  fte^t  es  mit  bem  rnerf^ 
roürbigen  Sa^  I,  6  i^QcoooKo  xtX.  (Er  ift  jeW  bei  8lbenblänbem  fe^r  oft  nad^en)iefen 

45  bis  ins  fpöte  SKSl  hinein,  f.  9?ef(^  a.  a.  O.  fe.  111.  212ff.  242.  288f.  464;  öairis. 
The  teaching  1887  p.  69—71  (füge  ^insu  Sluguftin,  Serm.  in  ps  102  c.  12 ;  146 
c.  17;  ©regor  ber  ©rofee  Moral.  III  30;  Sem^arb,  ep.  95  [MSL  T.  182  p.  228); 
gfunf,  Ü^QS  1891  S.  170  f.).  Der  Spruc^  ©irb  mit  „scriptum  est",  „dictum 
est"  eingeführt.  (Es  ift  ba^r  aufterorbentlid^  f(^u)er,  ja  eigentli^  unmöglich,   eine  (5e= 

50  f^id^te  ber  ^enu^ung  bes  Su^s ,  meines  in  oerf^iebener  C&eftalt  jum  Unterrk^t  bei 
Aated^umenen  oenoenbet  tourbe,  3U  f^reiben,  jumal  ba  man  ^öuftg  nic^t  entf^eibe« 
fann,  in  roel^er  ©eftalt  bas  ^\xi)  einem  Slutor  oorlag,  ob  in  ber  ©eftalt  oon  M  ober 
in  einer  anberen.  SRan  rocife  j.  S.  gar  nichts  über  bas  9llter  ber  latcinif(^n  SJetPon, 
unb  roenn  uns  in   ber  fe^r  alten  pfeubocijprianif^en  S(^rift  (3Siftor  oon  9{om)  adv. 

ß^aleat.  4  mitten  unter  ttitatcn  aus  tßaulus  bas  Citat  begegnet:  „(Et)  in  doctrini? 
apostolonim  est :  Siquis  f rater  delinquit  in  ecclesia  et  non  paret  (apparet)  legi, 
hie  nee  colligatur  donec  poenitentiam  agat,  et  non  recipiatur,  ne  inqninetnr 
et  inpediatur  oratio  vestra",  fo  flingen  biefe  9Borte  sroar  fe^r  ftarf  an  mehrere 
Stellen  in  M  an,  aber  i^em  ganjcn  SBortlaut  nati^  finben  fie  fi(^  bort  ni^t.   Sbenfo 

ßotoenig  löfet  \\6)  entfc^eibcn,  ob  bie  goffung  ber  Slntoeifung  81©  15,  20  (Cod.  Bezae, 


«HMfcIrc  727 

Iren.  III  12,  14 ;  Cypr.  Test.  III  119,  in  mehreren  SMinusfcln  unb  bei  anbcrcn 
3€Ugen:  Ajtixfo^i  ddoyko&vrcov  x.  aiiwxog  x.  Ttvixtwv  xal  noQvtlagj  xal  C)on 
(hv)  firj  {^fXrrE  Favxdic:  yfvea^ait  hepq}  urj   noieiv,   OOtl  ber  Dibo^e    QD^Ttgt^  tft. 

I)ie  joblret^n  fiofterlataloge  bes  2.  rsobtQ.  unb  bet  folg^nben  finb  ebenfalls  nttt  i^ 
oenoanot,  unb  loenn  es  in  einer  frO^mtttelaltertiil^n  „Stthe  an  (getaufte"  (CEaspari,  5 
Anecdota  ®.  197)  ^ifet:  „Et  postea  dies  XL  cum  discipulis  XII  est  eonver- 
satus  et  docuit  eos,  ut  adnuntiarent  suam  resurrection^tn  per  omnes  gentes 
et  baptizarent  eos  in  nomine  patris  etc.  in  remissionem  peccatorum  et  prae- 
ciperent  eis,  ut  recederent  a  vitiis  diaboli,  i.  e.  ab  homicidio,  a  furto,  a  per- 
iurioy  a  fornicatione,  ab  ebrietate  et  omni  vitio  malo,  et,  quod  sibi  non  velint,  10 
alii  non  faciant",  lo  ift  bie  ^nno^me  nii^  ausgefc^Iolfen ,  ba|  eine  Slejenfion  ber 
DibaAe  ju  (&runbe  liegt. 

I)ie  grtage  fiber  bos  Ser^Itnis  bes  Samabasbriefs  5U  M  ift  oh^n  fun  beant- 
antwortet  loorben.  3n  M  ift  ber  Srief  benuM;  aber  bie  „beiben  SBege"  fmb  nid^t 
bem  8riefe  (c.  18—20) ,  fonbem  ber  gemeinfamen  Quelle  entnommen.  Der  3ubas^  15 
brief  (0.  12.  17.  22.  23),  ber  $irte  (Vis.  III,  4;  Mand.  IL  VI,  2:  XI  etc.),  ber 
2.  Clemensbrief  (w.  IL),  «riftibes  (w.  U.,  bef.  c.  15  Syr.  [Sfaften  für  bie  Ver- 
folger] u.  c.  15  Gr.  [bie  golbene  Weael]),  3ufttn  (ApoL  I,  14—17 ;  61 ;  Dial.  35 
u.  a.);  X^oo^us  Sntb^.  (ad  Autol.  II,  44),  bie  Ascensio  Jesai.  (III,  21.  27; 
IV,2.  3.  6  l)inmann);  I^eobotus  (bei  Epiph.  ii.55,8:  Kgunog  l^eXeyf^,  Vm  fj^^To 
xakian  ix  noXXanf  öödiv  .  .  .  äjiioxQeipev  ijimg  An6  eldrokcuv  xal  inedet^ev  tj/mv 
Ttiv  6ö6v)f  bas  Testamentum  Isaac,  ber  2.  ffietrusbrief  (1,  16;  2.  2.  7.  10.  14. 
15.  21;  3,  2.  10)  jetoen  eine  gemiffe  SSermonbfiQaft  mit  ber  Diba^e;  aber  es  fep 
bo^  oiel,  um  eine  Sftb$öngigleit  fid^r  ju  lonftatieren  (^a^n,  3ft(5  VIII  S.  66  n>onte 
beioeifen,  bag  ^\x]üns  Ser^t  fiber  bie  Xaufe  oon  unferer  S^rift  als  einer  ^lutorttät  25 
ab^ngig  ift,  inbem  er  ben  €a§  I,  61 :  xal  ioyov  Ak  ek  rovro  nagä  t.  &noox6Xo)v 
iju(it%>iu€v  xovTovy  mit  (Entfernung  bes  tomov  auf  bie  Dibad^e  bejielt).  (Es  fte^t  ^ier 
fo,  mt  mit  ben  Sesie^ungen  ju  ben  Sibyllen,  ^feubopl^ot^Iibes  unb  pm  Xalmub 
(f.  ZoDlor,  The  teaching  of  the  XII  apost.,  (Cambribge  1886  unb  bie  Unterfu(^ungen 
oon  SemoQs,  SRoffebieau,  Sabotier,  $ant3,  Ufener,  SibyU.  II,  61,  64.  68.  77.  78.  so 
80.  88.  91.  96.  126.  135.  145.  147.  165.  167.  187. 188f.  217.  225.  242.  253.  274. 
280 ;  III,  37—40.  52.  85.  762 ;  IV,  166 ;  VI,  9 ;  VH,  87 ;  VIII,  46.  315.  393. 
399.412.  481;  ^feubop^ol^l.  3.  9.  12.  16.  22.  32.  57.  68.  76.  149.  154.  184);  bie 
Sai^parallelen  finb  fe^r  bebeutenb,  aber  um  bie  birefte  litterarifi^  Sbbongigleit  5u  fon« 
ftatieren,  Mit  bas  SRaterial.  SWe^r  geneigt  mirb  man  fein,  eine  totrlli^  IHterarif^  35 
ab^gigteit  ber  pfeuboclementinifi^en  Sriefe  de  virg.  oon  ber  Diba^e  anjune^men 
(f.  1, 10,  4;  11,  4;  13,  5:  xQ^<^^M^ogog  f.  femer  I,  11,  8;  I,  12  fin.;  II,  2,  4; 
II,  6,3,  au4  If  11, 10) ;  aber  Das  erfte  fixere  Sitat  einer  Slejenfion  ber  Dibac^  bietet 
bo^  Clemens  Sllex.  9n  mehreren  Stellen  1^  er  bas  Su(^  ftillfAmeigenb  benui^t, 
au4  bie  pette  ^ölfte  gefannt  (l  Quis  di^es  29  =  Atö,  9,  2)  unb  bas  Sud^  fo  ^o<^  40 

8ef4|fiW,  baft  er  es  an  einer  ©tefie  (Strom.  I,  20,  100  =  Atd.  3,  5)  als  ygnwi] 
eseid^net;  es  gehörte  i^m  alfo  in  ben  Areis  ber  Eiligen  6<^r{ften.  3)emgem&g  Qat 
er  [ogar  ben  Defalog  bes  SRofes  (Paed.  II,  89 ;  III,  89 ;  Protrept.  109)  mit  fol^n 
3u|fi§en  loieberaegeben,  bie  fi^  in  ber  SCpoftelle^re  finben.  tlu^  bet  Origenes  ift  es 
Somemann  (I^fiS  1885  9te.l7,  Äol.  413)  unb  I^mas  ^otroin  (The  Independent,  45 
9leiD«$orI  21.  ^an,  1886)  gelungen,  bie  Senu^ung  na^suioeifen.  Somemann  ^at 
barauf  aufmerifam  gemad^t,  bog  Orig.  Hom.  VI  in  I.  Judic.  (fiomma^fd^  XI,  p.  258): 
„antequam  verae  vitis,  quae  ascendit  de  radice  David,  sanguine  inebriemur", 
aus  Aid.  9,  2  gesoffen  ift,  unb  ^ottoin  fjci  gemeint,  bog  Origenes  loie  Clemens  bie 
Slpoftelle^re  als  „scriptura  divina"  beseid^net  ^t;  benn  bas  ©tat  de  princ.  III,  m 
2,7:  „Propterea  docet  nos  scriptura  divina,  omnia  quae  accidunt  nobis  tam- 
quam  a  deo  illata  suscipere,  scientes  quod  sine  deo  nihil  fit.  Quod  autem 
haec  ita  sint,  id  est,  quod  sine  deo  nihil  fiat,  quomodo  possumus  dubitare, 
domino  et  salvatore  pronuntiante  et  dooente:  Nonne  passeres  etc.",  fei  auf 
diö,  3, 10  5urü^ufü^ren  (allein  es  liegt  oielleic^t  bo(^  nä^,  an  ben  Sarnabasbrief  m 
u  beulen).  Diefe  Cntbetfungen  umren  augerorbentlic^  ban!ensn)ert;  benn  bis^r  toaren 
t  Origenes  feine  Citate  nac^geroiefen  (bie  rötfel^afte  Stelle  Hom.  in  Lev.  X  fin., 
Delarue  II,  p.  246:  „sed  est  alia  ieiunandi  ratio  adhuc  religiosa,  cuius  laus 
quorundam  apostolorum  litteris  praedioatur.  invenimus  enim  in  quodam  libello 
ab  apostolis  dictum:  Beatus  est  qui  ctiam  ieiunat  pro  eo  ut  alat  pauperem",  00 


^ 


728  atioftcOdirc 

lann  ni^t  auf  bie  älpoftelte^te  jutfidgeffi^  loerben).  Sin  gftagment  t>iomjlHus*  bes 
(Stoßen  in  bcn  S. Parall.  (p. 674  fiequien)  lautet:  Atowalov'  Mrjdkv  x(bv  avfiß(uv6v' 
Tü)v  x^q'^  ^^  yevio'&ai  '^eov  TtBTuiü&ai  XQ^'  dvcu  6k  äya'&a  tuzq'  avrav  Jidma 
{ci.  Aid.  3,  10).    Aurj  oor  bei  3eit  bes  (Eufebius  ift  bie  Spoftelle^  femer  — 

5  in  dg9pten  —  tn  eine  itompilotion  eingearbeitd  oorben,  toel^  ben  Xitel  KavirEq 
ixxkrjauKnixol  (Slpoftolifd^  Air^enorbnung  =  K)  ffi^e.  $ier  jinb  nui  bie  oier 
erften  Jlopitel  ber  Sdbrift,  unb  ysoax  o^ne  bie  Snteipolotion  1,  3  bts  2,  1  oenoeitet 
!Diefe  aber  ^aben  in  ber  neuen,  [e^r  lonferoatioen  Searbeitung  bie  raeitefte  Serbreitung 
erlangt,  ba  bie  op.  510.  in  bie  onentalifd^en  gro||en  Jtird^enre(^$6fl(^  Sufno^me  ge< 

10  funben  ^at  (bas  9la^ere  f.  in  meiner  ar5geren  9[usgabe  6.  193—241).  3>ag  bem 
Bearbeiter,  oer  ben  einseinen  Spofteln  oie  einzelnen  Sfirfid^e  jugeteiU  fyd,  bie  gonje 
6(^rift  befannt  geioefen  ift,  ift  oben  bemerlt  oorben.  Der  Slusbrud  y^eorß/iTKogo? 
finbet  fid^  au^  in  bem  Srief  bes  SHezanber  oon  Slesanbrien  an  SQesanoer  oon  ftbn< 
ftantinopel  (f.  Zj^oboret,  h.  e.  I,  4)  unb  bei  $feubo*3gnatius,  ber  mit  bem  Kebdtor 

16  ber  App.  Constit.  ibenttK^  ift  (f.  ad.  Trall.  6 :  av  Xguniavol,  äXla  XQiariujEOQw). 
Der  in  einem  ber  ^fafffqen  S^agmente  oorlommenbe  ^usbrudf  „deuiigai  öuxrd^ag 
Tcbv  äjioGToXcov"  (§an)e9,  Iren.  Opp.  II  p.  500)  mag  (f.  diö,  14)  auf  unfer  Sw^ 
jurüc^e^en  (?  ?).  Semerlensioert  ift  es,  boh  Xertuüian,  de  orat.  11,  gefqrieben  ^:  „Via 
cognominatur  disciplina  nostra".    S^^^nfaÜs  ift  bie  Dibo^e  f(^n  frfi^  in  bas 

ao  SIbenblanb  geiommen,  ja  au(^  fiberfe^t  n)orben.  oie  bas  obengenannte  Citat  aus  Pseudo- 
cvpr.,  adv.  aleat.,  betoeift.  ^xtt  ^igt  oie  @d^rift  ,,doctrinae  apoBtolonim^. 
Siellei^t  ift  au^  $q)pol9t  mit  einer  Slejenfion  belannt  geioefen,  f.  can.  arab.  33  fin.  36. 
Das  „fanonif^e"  Sntel^en  unferes  93u^  —  beffer  bas  „apoftolifd^e"  —  betoeift  auger 
Clemens  unb  $feubo*S9prian  im  SIbenblanb  oieHeid^  nod^  Optatus  Milev.,  venn  er 

26  de  schism.  Donatist.  I,  21  fd^reibt :  „Denique  inter  cetera  praecepta  etiam 
haec  tria  iussio  divina  prohibuit :  „Non  occides".  „Non  Ibis  post  deos  alienos" 
et  in  capitibus  mandatorum :  „Non  facies  schisma''.  $ier  ift  n>o^I  bie  Dibo^ 
(c.  4,  3)  5u  oerftc^n;  benn  im  ^ermas,  an  ben  man  junSd^ft  benit,  fep  bie  GteÜe 
(Sunf  mad^t,  "^xXe  1894    6.  601  ^.,    barauf   aufm^am,    bag   in   ben  Gesta 

80  apud  Zenophilum  [p.  192,  6  sq.  m  ber  Ausgabe  oes  £)|rtdus  oon  3^^] 
Aid.  2,  7  benu^t  fei:  „deus  dixit:  quosdam  diligo  super  animam  meam'' ;  boq 
ift  bas  niAt  fidler).  Sluguftin  ^cd  unfer  93ud^  ni^t  gefannt  ober  er  ^  es  ni^t  be< 
ad^ten  iDoIIen,  toenn  er  f^reibt:  „Ego  in  evangeliis  et  apostolicis  litteris  totoque 
instrumento  video  praeceptum  esse  ieiunium.  quibus  autem  diebus  non  opor- 

35  teat  ieiunare  et  quibus  oporteat,  praecepto  domini  vel  apostolorum  non  invenio 
definitum".  Ob  fiadantius  (Epit.  div.  inst.  59.  60 ;  div,  inst.  VI,  3)  unfer  »uf^  benu|t 
f)cAf  ift  nid^t  ausjumad^en,  {ebenfalls  !annte  er  bie  „beiben  SBege"  (bas|elbe  gilt  oon 
CLommobian).  3n  ben  pfeuboclementinif^en  Schriften  finb  nur  unfi^ere  Spuren  unferes 
Su(^s.  9lm  auffallenbften  ift  bie  ^aralle  Homil.  p.  4,  25  (£agarbe :)  äyaydvra  avtor 

40  ijil  jioTajxov  h  jirjyijVf  Sneg  iaxiv  C(öv  vöog,  cf ,  Aiö.  7, 1  f . ;  anbere  Spuren  finb  in  ber 
9lur>gabe  oon$arrts  p.  53  f.  oerjei^net.  9Iuf  eine  ^araüelele  in  benSßten  bes  ^^ileos 
unb  ^^iloromus  (Sluinart,  Act.  Mart.  p.  519,  Ratisbon.  1859)  unb  ber  Aid.  1,  2 
^at  S^nl  (X^6  1892  6.  522)  aufmerffam  gemad^t :  „Dicit  enim  sacra  et  divina 
scriptura:  Diliges  Dominum  deum  tuum  qui  te  fecit''.    Dod^  fann  biefer  3uf<4 

46  au^  aus  3efus  Sirad^  gefloffen  fein. 

Sufebius  (h.  e.  III,  25)  red^net  unfere  Sd^rift  5U  ben  Antilogomena  (v6^)\ 
er  nennt  fie  rcäv  duioaxoXayv  al  hyofieyai  öiöaxai  (Auf in :  Sing.)  unb  ftellt  fie  non^ 
bem  Samabasbrief. 

(Etma  40  3a^re  nac^  Sufebius  ^t  Slt^anafius  in  feinem  39.  (^ftbrief  oont  3. 367 

60  {cnes  93erjeid^nis  ber  !anonif^n  Sd^riften  aufgeftellt,  toel^es  für  bie  (&ef^id^te  bes 
Äanons  oon  großer  8ebeutung  gcroorben  ift.    §ier  Reifet  es  am  Sd^luß:  14AA'  evexd 

ye  nkeiovog  dxQißelag  ngooridrifu  drj  tovto  ygäwcDv  ävayxauog  (bg  Sri  iari  xm 
eiega  ßißXia  rovrcov  e^aiy&ev  ov  xavovi^ofieva  fxev  retvTiMjLieva  de  Tiaga  ton'  jra- 
rigcov  ävayivcöoxeo^ai  röig  äpri  Jigoaegxojuh'oig  xai  ßovXofieyoig  xaTrjjreia{hu  tot 

66  Ttjg  evaeßeiag  Xdyov,  Zocpia  ^oXojbubvrog  xai  2o(pla  ^igäx  xal  *JEa^Q  xaVIovdiA 
xal  Tioßiag  xai  Aidaxrj  xaXovjLievr]  tcbv  äTioaröXcov  xal  6  TIoifÄriv.  xal  ofAoy; 
xäxeiviov  xavori^o/nevojv  xal  rovrcov  ävayivcoaxojuhfoyv  ovöa/tiov  Ta>r  äjioxgv(p(or 
juvrjurj  xrX.  (Mufin  ^at  bei  feiner  SBiebergabe,  Expos,  in  symb.  apost.  36—38, 
an  bie  Stelle  ber  Aidaxrj  xaXot^fievi]  xrX.  eine  Sd^rift  „qui  appellatur  Duae  viae 

60  vel  Judicium  secundum  Petrum"   gefegt  unb   eine  Sd^rift  „Petri  Judicium"  ei» 


atiofteneipre  729 

iDö^nt  auä)  ^ieronqmus,  de  vir.  ill.  1,  untet  ben  pfeubopetrinif^n  6^rtften.  fiber 
biefes  SuA,  [ein  SSer^öttnis  ^ur  Diba^  unb  aber  bie  93ertau[d^ung  bei  9luftn  (öM  [i^ 
fixeres  nxqi  [agen).  Slt^anoftus  f)ai  ober  ni^t  nur  felbft  ^te  unb  ha  (Sebrou^  von 
bem  »ud^  gemalt  (f.  de  pseudoproph.  T.  XXVI  col.  1253  XXVII  col.  1881 
3Rigne:  ttoXXco  /üloXXov  äno  tojv  egycDv  ö(p€Üeig  doxtud^eiv  rovg  xQiaxeixjioQox^gf  6 
cf.  Aiö,  11,  8;  12,  5,  Dor  allem  mx  de  virgin.  T.  XXVIII,  2  col.  265 sq.  [bie 
S^rift  mirb  für  pfeuboat^naftonif^  geilten,  ift  ober  Dtelleid^t  oo$  eddt,  f.  Sid^^om, 
Athanas.  de  vita  ascct.  p.  27  sq.],  n)0  bas  (gebet  Aid.  9,  3.  4  faft  oortlt^  mit- 
geteilt ift:  evyagioTovjuiv  öoi,  ndxeg  —  cfe  Tovg  aUbvag.  SlnHSnge  an  bas  (Bebet 
e.  10  fmben  fi(§  1.  c.  col.  268,  ogl.  baju  col.  273  mit  Aid,  1,  1),  ]onbem  er  fyii  es  lo 
au(^  in  bem  Syntagma  doctrinae  (f.  über  beffen  C^tbeit  (Eid^^om,  1.  c;  fie  {tel)t 
ni^t  feft)  T.  XXVIII  col.  835  sq.  für  aRond^e  bearbeitet  (f.  o.).  «Kne  neue,  oer* 
loanbte  Bearbeitung  biefer  Bearbeitung  liegt  in  ber  pjeuboat^nafianMen  „Fides 
Nicaena"  oorT.  XXVIII  col.  1639,  ©el^e  aKinaarelli  13.1784  5uerft  herausgegeben 
^at.  Über  bas  „Syntagma  doctrinae"  unb  bie  „Fides  Nicaena''  fyd  Satif[oI  i6 
(Studia  patrist.  1890  S.  119  ff.)  gejubelt  auf  (Brunb  neuen  loptifd^en  unb  grie^ 
d^if^en  Ünellenmaterials,  ogl.  au^  besfeßen  gfeftfc^rift :  Didascalia  CGGXVIII  patrum 
pseudepigr.,  Graecis  codd.  rec.  P.  Batiffol,  copticum  contulit  H.  Hyvernat, 
Paris  1887  (f.  oben  über  2*  unb  N). 

Dag  un[ere  Dibad^e  ben  Slnftog  gegeben  fyxt  ju  ber  Sntmidlung  ber  apo[toli[(^en  20 
ftanones  unb itonftitutionenlitteratur,  folgt  nid^t  nur  aus  ber  SomrtifqH^n  510.  (f.  oben), 
fonbem  au(^  aus  obnli^en  S^riften,  loenn  man  [ie  mit  ber  ^tbad^e  oerglei^it.    Se» 
reits  bie  (Brunbfd^rtft  ber  6  erften  »üd^er  ber  apoftoli[dJen  Äonftit.  (1.  I— VI  Syr.) 
I^eint  fie  ooraus5u[e^en,  obf^on  eine  birelte  Slb^angigfett  nid^t  nad^u^eisbar  ift  (f.  bie 
Sa^paraflelen  I,  1.  2.  4;  II,  1.  6.  15.  25.  34.  36.  37;  III,  4;  IV,  2.  3;  V,  20;  26 
VI,  13  in  ber  [ungenügenben]  9iüdEüberfe^ung  £agarbes  bet  Sunfen.  Analecta  Antenic, 
basu  gruni,  Sipoftol.  >tonftit.  1892  6.  65  ff.,  ber  eine  birelte  Slb^naigfeit  annimmt). 
3n  bas  7. 93ud^  ber  legten  großen  Slebaltion  ber  Slpoftol.  5bnftit.  ift  fte  faft  oollftänbtg 
aufgenommen,  aber  suglei^  unfd^bli^  gemaAt  (f.  0.  über  A).    2)er  Sleboitor  ift  ber« 
felbe,  ber  aud^  bie  3gnathisbriefe  oerfälf^t  uno  neue  ^insugebid^tet  ^at  SIu(^  bei  biefer  so 
Arbeit  oerrfit  er  Aenntniffe  unferer  6^rtft.  SBeber  er  (er  lebte  mo^I  in  CSfarea)  nod^ 
(Eufebius  bürfen  aber  als  Saugen  bafür  angerufen  loerben,  bog  bie  Sd^rift  im  4.  fSafycf), 
in  ben  Jtir(^en  Syriens  unb  ^alaftinas  in  (Sebraud^  refp.  in  votütttn  ibreifen  befannt 
toar.    Dagegen  aus  Poppten  baben  n)ir  au^  nod^  in  ber  3^it  nad^  Slt^nafius  3^iifi^ 
niffe,  bag  man  bie  Sd^nft  oenoertete.    Sier  ift  oor  allem  an  bie  Siebe  bes  6$nubi  36 
KU  erinnern,  bie  oben  (f.  „Seh")  befpro<|en  u^orben  ift.    Slugerbem  ift  es  u^a^rfAein» 
lid^,  bajs  ^of),  (nimacus  (saec.  VI  !in.),  9Ibt  im  SinaiOofter,  bie  Diba^e  gelaunt 
bat,   unb   iwax   beseugt  er  gerabe   c.  1,  4fin.  (entbedt  oon  Srqennios,   f.  SDligne 
LXXXVIII  p.  1029 :  Evaeßwv  urjv  x6  alrovvri  öiSövai,  evoeßeaxiQOiv  dk  xal  rcp 
fir}  ahovvTi'    ro   de  äjTo  tov  atgovrog  fii}   änacteiVf   dvvajuSvovg   luiXiaia,  raya^ 
x(bv  &7iad(bv  xalu6vo)v  Xdiov  xa^icnrjxev),    Dorot^us  oon  ^alöftina  (c.  590) 
mag    auf   unfere  öd^rift  jurüdblicfen,   ©enn  er  (T.  LXXXVIII  cod.  1840  Migne) 
f(^reibt:  Ilagaxcda)  ac,  rexvov,  vTtdfievov  xal  ehvagimei  hü  xoig  av/j,ßaivovoiv  h 
rfj  äo'&Evein  avjUTtzco/Liaoi,  xaxä  tov  liyovra'  Ilavta  xä  InsQXOfievd  001  (bg  äyaiJa 

jTQooöexov  (cf.  Aid.Sf  10).  Darüber  binaus  baben  roir,  abgefe^en  oon  ber  Äonftantinop.  *^ 
§anbf(^rift  00m  !jiafyct  1056,  nur  nodp  5U)ei  3^ugniffe  aus  ber  morgenlanbifc^en  Airc^e ; 
benn  mas  3onaras  unb  Slaftares  angeben,  tp  roertlos  (^ertlos  ift  aud^  bie  bem  W^a^ 
nafius  beigelegte  Spnopfis).  3n-  ber  Stic^ometrie  bes  !Ricep^orus  nämlic^  ift  bie  Ai- 
daxT]  äjioaxdXwv  mit  oen  ^erioboi  ber  Slpoftel  unb  ben  Sd^riften  ber  fog.  agofto^» 
Itfqien  93äter  oor  meld^  le^teren  fie  i^re  Stelle  erhalten  ^at  (fie  ftebt  an  6.  Stelle  ^ 
na^  bem  Ib^inaseoangelium  unb  oor  ben  (Elemensbriefen  als  diöa^rj  äjroaxoXcov) ^ 
^u  ben  SIpolrQp^en  geregnet,  nid^t  p  ben  Slntilegomenen.  Sie  erfd^etnt  alfo  ^ier  oon 
jebem  3u|ammen^ang  mit  ben  ^eiligen  Schriften  befreit  unb  bereits  in  ber  (Sruppe, 
tn  roel^r  mir  fie  aud^  in  ber  $anbfcbrift  bes  Srpennios  finben.  ?tter  bas  SJerjei^nis 
bes  Slicep^orus  giebt  uns  nod^  ein  Slätfel  auf.  Die  3^^!  ^^^  Stiften  ber  Slpoftelle^re  ^ 
beträgt  nad^  bemjelben  200.  3n  ber  §anbf^rift  00m  3-  1056  fte^t  fie  allerbings  auf 
203  feilen;  aber  bas  ift  lebiglic^  ein  netlifd^er  ßwfall  —  nad^  (Eotterill  freiließ  bas 
3nbicium  einer  fpätercn  gölf^ung  — j  benn  bie  !it\ltn  bes  Äonftantinoo.  9Kf.  umfaffen 
burAfftnittlicb  53  Su(^ftaben  (bie  SIbfürjungen  mitgejä^It) ;  bas  aber  tft  fein  Stt^os. 
3laq  oer  Eingabe  bei  dticep^orus  mügte  bie  Slpoftelle^re   7000  Sud^ftaben  enthalten ;  ^ 


730  XtiofteHe^re  f[|Poftoltf(^e  fttri^tMrbswm 

ftc  entölt  ober  in  fBül^it  10700,  ober,  wenn  man  c.  1.  3—2,  1  obsieg,  c.  0835 
Su^oben,  b.  h.  c.  306  tefp.  281  Stilen.  9Bte  biefe  2)tffetein  ju  etllären  ift,  Netbt 
bun!el.  minesfaJh  ober  lann  bovan  gebadet  iverben,  bo^  bei  nicep^^nts  nur  c.  1—6 
ber   itdax^  oeinetnt  ftnb;  benn  biefe  jtopitel  umfoffen  md^t  200,  bnbem  mir  e.  114 

5  6ti^n.  —  93ie  im  Seijei^nis  bes  Sticepbofus ,  fo  ]it^n  au<9  m  bem  Serjei^nis 
ans  ber  3^it  3uf^nian$,  loel^s  einer  Qqxifi  bes  änaRa[iu$,  SßcAncxäftn  oon  9n< 
tioi^ien,  ange^ngt  ift  (Serjei^nis  ber  60  fanonifd^en  Sfld^,  f.  d^^^r  <^f<9^-  bes 
3lXli(^n  jtanons  II  S.  292),  bie  mgiodm  xai  itdaxai  xatv  dTiooiolcov  «nter  ben 
9[pofr9pben,  unb  jiDor  an  17.  Stelle  nod^  ber  $etnis4lpo!al9pfe  nnb  iwr  bem  Sar^ 

10  nabosbrief . 

Die  uns  betannte  (gefd^ic^  ber  Spöftellebre  im  9Rorgen(anb  Kuft  in  mo^berftfinb» 
lic^r  Slbfolae  bis  jum  9R[.  oom  3-  1056 ;  mbeffen  finb  es  bod^  nur  grrogmeitte,  bie 
mir  aus  biefer  ^^Mid^te  fennen,  oielleii^t  nur  einefiinie.  Sbllig  im  Dunfeln  liegt  bie 
(&e^id^e  bes  Sucres  im  Slbenblonb.  Dos  ^Problem  bes  Xitels  bes  Sud^es  ift  allefn  f Aon 

16  geetanet.  auf  bie  fifiden  unserer  Jtenntniffe  aufmerifam  5u  motten.  Sl^Mtnaftus,  Sti^, 
bie  latetnifd^e  Öberfe^ung  unb  9Hcep^otus  bieten  didaxi]  (rwv)  iTioatöktov,  QufAnis, 
^feubocQprian  (unb  Sfnafiafius)  bieten  iidaxai  twv  &jioisx6X(m',  bas  SRI.  bietet:  diia'p] 

h%Foiv.  Slnpeft^ts  ber  gänjlic^en  Unbejeuotleit  biefer  Zitel  mfarb  man  bie  gftage,  ob 

20  fie  urfinrfingtu^  ftnb  refp.  ob  ber  }meite  urtprflngli(|  ift  unb  fi^  olif  bos  gonje  Su4 
bejie^t,  bo$  nid^  mit  ooller  6id^r^it  beja^n  IBnnen.  Dajj  er  aus  inneren  (Srfin^ 
ben  nid^t  ^  beanftanben  ift,  ift  oben  gejeigt  morben. 

10.  Sebeutung  ber  6dbrift.  Son  c.  7  bis  jum  S^Iuglapitel  ift  feber  Hb< 
jd^nitt  ber  tHpoftelle^  eine  Urninoe  erften  9langes  für  bie  93er^Itnif|e,  oon  benen  jie 

25  ^nbelt,  alfo  in  SBejug  auf  bie  Zaufe,  bas  Sr^en,  bie  (Sebetsorbnung,  bie  (Eiu^odfKe, 
bie  Spoftel,  ^ropMen  unb  fiebrer.  oie  9ßanber*  unb  9tieberia|fungsorbnung,  bie  Gorni- 
tags^eier,  bie  (l^tflopen  unb  Dialonen.  Slber  bie  ^fte  S^utung  ber  Sd^rift  liegt 
in  emem  Doppelten:  1.  bog  fie  es  uns  etmbglid^t  ^t,  bie  äßefte  Organifatüm  ber 
d^rifttid^en  <&emeinben  im  9leid^  beffer  tennen  ju  lernen  unb  einer  9lei^  oon  obgeriffenen, 

30  bunflen  unb  ba^er  menig  beo^eten  Quetlenftenen  bas  (Semic^t  mfi^sugebett,  bos  i^neit 
gebü^  (f.  meine  grbftere  tlus^be  6.  88—158),  2.  baft  ffe  un^  in  „ben  betben  SB^n*, 
oie  in  engfter  Serbinbung  mit  c.  7  fte^n,  gejcigt  ^t,  mo  bie  3ntere|fen  ber  SUeften 
(E^iften^it  im  Wei^e  gelegen  ^ben  unb  toie  biefe  C^riften^it,  in  bas  (Erbe  bes 
3ubentums  eintretend,  bas  tn  \\i)  aufgenommen  ^at,  toas  i^r  bas  ?12.  unb  bos  fort« 

36  gefi^rittcne  3wbentum  überliefert  Ratten,  roas  bort  aber  mit  gtembem  unb  illeinli^m 
be^ftet  geblieben  roar.  Die  sa^lreid^en  parallelen  aus  bem  lalmub  einetfeits,  aus 
^^ilo,  ben  Sibyllen  u.  f.  ro.  anbererfcits,  3U  ,,ben  beiben  SBegen"  finb  oon  l^ftem 
Selang ;  bebeutfam  ift  au(^,  baß  in  ber  Urgcjtalt  ber  beiben  SBege  bie  Stellen  aus  bei 
Sergprebigt  no(^  gefep  ^aben.     C^s  i|t  oben  bemerk  morben,  bog  mir  !eine  fi(^n 

40  (Srünbe  bafür  beftt|cn,  bafe  in  ber  (E^rtften^eit  „bie  betben  SBBe^e"  in  ber  fütseten 
Sform  je  für  fi*  exiftiert  ^ben.  9lnbererfetts  ift  es,  toie  oben  gejcigt  roorben,  übmvs 
toaMi^einli*,  baß  unter  ben  aricd[|if^en  3^^^"  n^^^  beiben  SBege"  ISngft  befomn 
gemejen,  bag  fie  alfo  oon  3uben  entworfen  roorben  finb.  Unfere  Aidap)  oer^It  fü 
ju  btefer  i^rer  Vorlage  fo,  roie  flc^  überhaupt  bas  alte  C^riftentum  jum  ^ubentum  ofr^ 

46  galten  ^t.  3tboIf  ^omotf. 

«poftoIHcr  f.  aipoftelbrüber  S  701,  46. 

«poftollfc^e  fttn^enorbttttttfl.  —  «uSgabcn.  (yriec^ifrf|.  1.  3-  ^B.  SidfcII,  ®cfdiid»:c 

bcö  ilird)cnrcrf|t§   ©b  1    ®icBcn  1843   @.  107—132.    2.  $.  bc  Üagarbe   in  Analecta  antp- 

Xicaena  rec.  Ohr.  C.  J.  Bunsen  Vol.  2  =  Christianity  and  mankind  Vol.  6  ^Sonbon  1**>4 

51)  @.  449—460.   3ft  mcl)r  JRüdüberfefung  ber  fc^r  jungen,  fopttfc^en  (fal^ibif^en)  ^Qnbf(6nft 


fclb.  N.  T.  extra  canoncm  rcccptuin,  iicipgig  1866  Fase.  4  o.  93-106.  ed.  altera  1öS4. 
56  3.  110—121.  7.  ?^.  S3n)ennioö  Atöaxt/  twv  öuu^iyM  dTooroV.eor,  Äonftantinopcl  1883.  e 
oß'-:r/.  8.  St.  ipaxnad  in  1\X  II  2  1886  e.  225— 237.  9.  5.  X.  3unf,  Doctrina  XII  api^ 
stolorum,  Tübingen  1887  S.  50-73.  —  \^ttt)iDpifc^.  3.  Subolf,  Ad  suam  historiaffi 
aethiopicain  commentariuf*,  gi^anffurt  a.  ^.  1691,  6.  314—323,  mit  latcinifrf)er  Übcrfe|(UB9. 
3cinc  .t'>o«b(cl)rift  Ift  ber  oixl.  aothiop.  L,  V.  3  beö  Museo  Borgia  im  Collegiiun  Urbanas 


f^0(ifd^  fNWIeimkMmg  731 

de  Propaganda  fido  in  ^Hom.  —  iCoptifc^  (bol^dvift^)  1.  ^.  2:otlam,  Tho  ai>08tolical  con- 
Htitutione  or  canons  of  thc  apoeües  in  coptic  with  an  engliah  tatuirimtioD,  £onbon  1848 
@.  31—92  itQc^  beut  Borolin.  or.  519  a.  1804.  Sbit  bo^idfc^  ^r^itm  ift  eine  Ü6erfe^nn$) 
bcv  fa^ibif(6«n.  —  (fa^ibifcft)  2.  %  be  ßagarbe,..Aegyptiaca,  ©ötrtngen  1883  @.  239-248 
imd)  bcm  Mus.  Brit.  or.  1320  a.  1006.  Öftnc  ÜBcrfcjfnnp.  3.  U.  Bouriant  im  Kecueil  de  6 
travaiix  rclatifs  ä  la  philologie  et  ä  Tarch^logie  ^^ptiennes  et  assyriennes  9)b  5  $art^ 
1883  f.  6.  202-206  nacfi  einer  fe^  jungen  ^anbfc^nft  in  Staxxo.  ®benfall»  unüberfctU.  — 
©l)rifd).  (SoIIation  bc«  Paris,  eyr.  62  (=  suppl.  29,  =  Bt  Germain  38)  eaec.  IX  bei  ^.a^ 
c[arht,  Reliquiae  .  .  .  graece  S.  XXI.  —   9[rabif4  no^  unebiert. 

3n  ben  mentaltf^n  Serfionen  ift  bie  JtiK^enottmung  eifiaUen  ab  Se|tanbtetl  lo 
eines  großen  9{e^tsbud^,  bas  metft  in  pDei  Silber  ju  71  unb  56  cc.  eingeteiTt  ift 
unb  Quger  ber  apo[toIi|4^Ti  ftirt^enotbmmg  ito^  bie  Sg^ptifc^e  jUr^enotbnung  (bentfd^ 
überfe^t  in  311  Vi  4  S.  89—186),  einen  Stuöjug  aus  bent  afiten  8u4e  ber  apofto* 
lif^en  Jtonftttutionen  unb  bie  opoftolifc^en  Stanones  ent^&It;  bie  apojlo^Ae  itir^en» 
orbnung  untfogt  bie  cc.  1—20.  3finger  als  biefe  Einteilung  bes  Sled^tsbu^es  in  yoti  i5 
SBfl^er  unb  127  cc.  ift  bie  anbete,  in  wtläfn  auf  bie  apoftolif^e  Stixc^enorbnung  30  cc. 
fommen  (ogl.  35K5  XV  1895.  S.  14  f.) ;  bie  {fingere  ©ntdluna  fft  feit  fiagarbe  au^ 
in  bie  ausgaben  bes  gried^ifd^n  leries  aufgenornnten,  —  ©ie  tlmige  wüpanbige 
grie^if^e  §anbf^rift  ift  ber  Vindob.  hist.  gr.  45   fle^t  7)  saec.  Xll ;   ber  Ottob. 
gr.  408  saec.  XVI  entölt  nur  c.  4—18,   ber  Mosq.  bibl.  synod.  125  saec.  X  20 
nur  c.4— 14;  au^  ber  S^rer  ift  ein  Slusjua,  er  unrfaM  c.  8— 14.  flebwi  bent  Vindob. 
finb  bie  n^ic^tigften  3^U8^  ^^^  b|)ti]^e,  ölgio^fd^  nmb  arobif^e?)  abetfe^g;  fie 
finb  no^  nii^  in  genflgenber  SBeife  ^erongejogen  iDoroen. 

Sitterotur.  Die  Soneben  ber  ausgaben,  oor  ädern  ber  SideOs  unb  ^amads. 
91.  Äran)uö&  in  !rßDS  »b  64  1882  S.  359—445;  8L  öomad  in  311  II  5  1886  25 
e.  1—56  unb  in:  (Bef^ic^te  ber  alt^ftli^  fiitterotur  bis  (Eufebius  Sb  1  £eip}ig  1893 
S.  451—466.  3n  311  II  5  f^neu)et  ^amadt  aus  bem  yaktitn  Xeile  ber  Jtirc^en« 
orbnung  jroei  Srtagmente  alter  ilirc^enorbnungen  heraus,  iDooon  bas  erße  ben  n^efent- 
li^en  Sn^It  oon  c.  16—21,  bas  jroeite  —  mit  bem  jmeiten  c.  über  ben  Diaionen 
beginnenb  —  c.  22—28  umfahi  Seibe  Quellen  foBen  aus  bem  jmeiten  S^^^^unbert  ao 
ftammen.  (Segen  biefe  QueKenfc^eibuna  aber  fpri^t  manc^erki.  C.  22—28  l^Sngt  jo 
eng  mit  ber  litierarif^en  Jjform  ber  AirdSenorbnunn,  einer  Debatte  auf  bem  ^[(»ofteBonjtl, 
5ufammen,  bog  ficb  biefewe  ni^t  objtreqen  ISgt.  gr^rner  entnimmt  $amad  feinen  ^aupt- 

firunb,  um  sioei  uuellen  }u  lonftatteren,  aus  ber  bofipelten  Seftimmung  iiber  ben  Dm« 
onen,  c.  20  unb  22 ;  aber  nS^er  burfte  liegen,  bie  Dublette  baburd^  ju  erflSren,  bag  35 
e.  22  fpoter  eingef^oben  mürbe;  fol^e  3nt^olatioiien  finb  in  ben  Aird^enorbnungen 
^öufig.  Snbli^  lagt  ^omad  bem  9{ebaftor  ber  apoftolifd^en  Jtir^enorbnung  ni^t  oiel 
me^r  ju  t^un  übrig,  als  alte  Urbinben  o^ne  (&e[i$ta  gu  befi^netben  unb  o^ne  pxah 
tif^en  !i\xyed  gufammenguftellen;  aber  fol^e  Sieboftoren  finb  immer  oerbäd^tia.  — 
£.  Ducbesne  in  Bulletin  critique  3Jb  7  1886  S.  361—370;  91.  So^m,  Atrien«  40 
re^t  »b  1  fieipgig  1892. 

Der  SZame  (moftolifi^  Air^enorbnuim  fkmmt  oon  Sicfell  ^r,  bem  trften  heraus» 

Seber  bes  grie^d^n  3:extes.  Ob  bie  Sd^rift  im  Altertum  einen  feften  3:itel  gd^abt 
at,  !ann  bejioetfelt  »erben.  3m  Vindob.  ift  fie  flberf^rieben  M  duaxayai  al  dtd 
Kkrifievroq  xal  xavoveg  ixxXrjoiaatixoi  to)v  äyicov  äTtoaroXcov ;  feit  SSirfell  bat  man  45 
bie  erfte  ^Ifte  biefes  Xitels  geftridben  unb  bie  peite  als  bie  urfprfinglid^e  llberfc^rift 
unfrer  Airi^norbnung  genommen,  iaber  bie  Ubertorift  lautet  anbets  im  Ottob.,  mieber 
anbers  im  Mosq.  3n  bem  orientalifd^en  SRed^bu^e  finb  bie  3:itel  ber  bort  gufammen- 
geftellten  oier  S^riften  geftri^n;  aber  bos  gange  Sm^  ^eigt  Canones  patrum  apo- 
stolorum,  quos  constituerunt  ad  ordinandam  ecclesiam  christianam  (Ludolf  314);  00 
es  m&re  möglich,  bag  bas  gange  3Beri  feinen  Flamen  oon  feinem  erften  Seftanbtetl, 
eben  ber  appitolifi^n  Airi^enorbnung  fyd;  unb  bet  9tame  fdpeint  ja  mirfli^  eine  er« 
noeiternbe  Uberfe^ung  oon  Kavoveg  ixxXrjotaartHol  rmv  äyUov  asioaxdkiav  gu  fein. 
aBcnn  aber  Mufin  im  CJonimentarius  in  symbolum  apostolorum  c.  38  (MSL  21 
Col.  374)  mit  ben  Duae  viae  vel  Judicium  secundum  Petrum  (ogl.  21.  ibramu^  &5 
:360)  unfre  6^rift  im  Sluge  ge^t  ^,  mie  ^ilgenfelb  glaubt  (biegen  $amad,  aang 
anbers  3ö^")f  *^wn  f^int  bo(^  bie  6^^  oon  2lnfang  m  unter  oerfd^iebenen  Itteln 
umgelaufen  gu  fein,  menn  fie  au^  fiberall  als  apoftoUf^  galt. 

Die  opoftoltf^e  Airi^enorbnung  ift  eine,  kinesmegs  ^armlofe,  pfeuboapoftolij^ 
($äl[(^ung.  3ö>ölf  2lpoftel  finb  gu  einem  Aongil  oerfammelt,  um  naiQ  einem  angeblichen  (x\ 


732  SMi0fl0(tfd^  fttn^cHorkwiim 

i^cfc^Ic  C^riftt  bcr  SBelt  eine  ftiri^enorbnung  ju  geben.  Slber  es  finb  ntc^t  bie  3nw|f 
einer  ber  eoangeIif<^en  £iften,  (onbem:  3o^nnes,  Vlott^öus,  ^etrus,  Xnbreas,  f}^> 
lippus.  Simon.  3^'0^us,  Stat^anael,  Z^omos,  Rtjpfyis  (bei  oon  ^ßetnis  unteifd^iebeR 
roirb),  Bartholomäus  unb  3ubas  3ttb^<-  ^^^  ^^te  Sotant  ift  Sohnes.  ^i^>ez  fomrat 

$  in  ber  genannten  9{ei^enfoIge  3U  SBort;  toenn  3ubos  3<^^i  \^%  [0  ift  oo^I  mir  bie 
^nb|<^nftli4e  ilberlieferung  boran  [d^ulb ;  bie  oeclorene  Partie  roirb  m  bem  Sd^Iug  bcs 
Ottob.  [teden;  benn  bte[er  gebort  gemig  jum  urfpifinglt^n  Seftonbe  ber  Air^norbnung, 
ba  er  ber  riba<^e  IV  9—14  entnommen  ift  3laiji^  ge^  bie  Sebcdte  ^tn  nnb  ^, 
geaen  Cnbe  machen  auäji  SDIaria  unb  SRort^  3®if4^nbemeriungcn.    SBos  bie  9p«)Ad 

10  beitimmen.  ift  beutli<^  in  jioei  Zeile  jerlegt,  einen  moralif^n  c.  1 — 14  nnb  einen 
Iir4enre4tli<^en  c.  16—30.  3m  erften  Zefl  fyd  ber  Serfolfer  bie  Dtba^  1 1  —  rv'8 
faft  n)ortIi4»  ausgefd^eben ;  mos  er  jufeM,  lä^  ieine  Zeid^enj  exknnen;  ousgr^f^ 
aber  ift  Tiba^  I  3—6,  unb  ba  gerabe  btes  Stüd  auc^  in  ber  alten  latehtifil^  Ubei= 
[e^un^  ber  Tiba^e  foroie  im  Samabosbriefe  fe^lt,  ift  onjune^en,  bog  es  ur^^ngli4 

15  ni^t  in  ber  Tiba^  |tanb.  Xer  S^Iug  bes  erften  Zeils  c.  14  ift  bem  Samabosbrieie 
XXI  2-4.  XIX  11  entlehnt  SRit  beutli^  marüertem  Öbergana  c.  15  ge^  bciSer 
f  äff  er  ju  ben  lir^nre^tli^en  Sorf^^en  i^r.  (Er  ftirül^  üba  oie  Sif^ofoo^  c.  16, 
bie  "J^iresbQter  c.  17. 18,  ben  £eBor  e.  19,  bie  Xidonen  e.  20  (jum  jDeilenmal  c.22), 
bie  SBinoen  c.  21.  über  bie  £aien  c.  23,  über  bie  %iog,t  ber  oetblu^n   ^tdonie 

so  0.  24—28;  S^Iuhermo^nungen  c.  29.  30. 

?ie  oportolifoe  ittrt^nobnung  ift  in  jeber  ^tnfti^  intereffant  unb  le^oet^.  So 
f<bon  ibr  Serbältuis  ju  ben  Eiligen  Sänften.  £er  Serfaifa  fennt  bos  9Ridt^> 
irxKin^elium;  er  citiert  es  me^xfa^.  freili<^  ungenau,  daneben  ober  bringt  er  ein  apo- 
Irppb^  ^^ermiport.  ..bog  bos  S^nmAe  bur^  bos  Storfe  gerettet  oed^en  foü";  nA 

s  fein  Beridit  über  bos  erfte  9benbma|^I  ftonb  in  einer  unbehmnten  Sluelle ,  oenn  a 
nidit  gar  aus  freier  $»anb  erfunben  ift:  Slorio  unb  SRort^  n»ren  jngegen  geoefm 
Slaria  bätte  gelotet,  bes^olb  bötte  ber  ^err  bie  gnnien  obfeits  gefteHt  gür  bie  ftonßi' 
tution  ber  iptfesb^ter  beruft  ft4  ber  Sofotfer  in  eigentümlid^  Wt^t  onf  bie  ^im^ 
Iii(ben  i^rtsbpter  9pl  4.  4.  vie  fiberbouirt  bie  oonje  £tbnuna  ber  irbü^ien  Ainte 

»  nüÄ  bem  ^i^orbilbe  ber  bimmlifAen  ^iermr^ie  fiq  oonjie^n  fouL  Tie  ^[kthontlhiefe 
bat  er  Ucb  genau  ongeteben.  ebe  er  bie  ftirAenorbnun^  nieberfcbrieb;  feine  Sittenfpvgd 
für  bie  Alerifer  finb  benen  in  1  li  nacbgebübet;  fonn  gebraudbt  er  Don  ^ß<mlns  um 
nur  l  Ao.  rrageles  aber  ben  eriten  AlemeRsbriei;  über  bie  Senu^ung  i?on  Somabos 
ur.>  ^er  ribadbe  in  f<bon  gefpnkben.  3^?n  einem  neu:eftamemlid)en  ftanon  ift  oDo  noä 

»  nii:  ^ie5\e^«,  Tie  bodifte  3n»icnj  für  ben  9?eifaMer  in  „berj^cn"  („ber  fie^rer*),  unfi 
nxis  er  ..??rberge»acit  böte".  Sebbon  i?trb  »eine  S?ieber?eto  5U  2ob"  unb  Strafe  c- 
nxinet. 

^Hr  bie  <$^e'cbid)te  ber  frnblitben  ^ei^atfunq  !cnn  bie  febeutun^  ber  SArvt  ban 
bco  c:enuc:  ar^ce^dllacien  iperben.    3:e  embälx  ^[>tinter.  c?n  ^rl^  SBiöti^feit.  bos  mcc 

*o  über  e^y^elne  fecrte"  übbanblunce^  »Äreiben  !ann  unb  getrieben  bct  Um  fo  Hhoee 
ipiec::  ^eilii  ber  ffianjel.  ^a5  ^:e  >fed>enür?nun^  h  tax}  zircfy  fft  IRanAe  fcr 
ü?:cbtij:«ren  ^efrirr.Tnunjien  »inb  nir  uns  ntit  mebr  ;u  verfteben:  mebr  als  tin  ibiäfni 
ih  boTÄl^fLric:.  Tte  aefeilberte  3?eno»»unj  xh  ^:e,  beld)e  »ii  in  beiiRitte  bes  jaxiir. 
Csibrbu-:>ers  cHcenie:!  >urd)c:e*eKt  bei  "Tie  ^i!>eT::ern^e  bei^  jBMI  ncd^  bie  S^l^c 

*i  »00»:.  c>fr  ^t^  .Älcms  ^eceriübir  ih  Kt  ^ä&  \ts  «?r?5.  bie  :2aien.  jan  fS^ebeM 
Nizfliöre:.  ?er  Älerts  Nis  üJon  frTnmi  5::^Il!;  r.iit  ucr  —  beneb  aas  5« 
lidje-.  ij^T:ern>eNK:7:ae'::  3?r*4r.  i?resbo:ent.  r:c!rf.eTr.  S<!tc:  nnJ  SBinpen.  tc 
?!«&??  a?rr^  vi  ^eI  Segel  rrt  Nc-.  :ninr.lii«t  Sitglii^ier:  ^er  ©errteinbe  gencbb:  c 
Srall:  ^:e  i-.>eri  Älcr^:.     Tte  U-cen4e->urg   rc-   bcbereir   urJ)   n:e>ereTn  Ate 

so  Itec:  •,^::^fi:  cus  >f~  i?<*:äir!:«is  >cs  i^rc^vts.  >:«  er  t'rrzil  >en  2tha€  vcz  br 
r-rfrte-.  r.izn  -O  >:e  Jrice  Ä-±I:en.  ?c  Jrrr-er.  lui  jz't  Äjsr?:en?t  als  iiieftr:ät 
i?Ttsi^r£:  ;rL?rlc^r.  t:>.  Tcs  ^erScIret  :-.  je*sälec:iaer  SejiÄTtg  m  ein  ^aa 
ce':isr*--±  *i^:  ><r  Äi^z^il  >fs  AlersLS:  ^:"  5fcj*  '^Z  scnrclü  nn&esxif  5r? 
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»  crc-ec:.rr<":  Il-.ci-.pf  i-TTc.:?-:-  3x:-u>:*--::i  rr'>  r-±  r:-  >eT:  iui?TteTr  ge»röc 
j^  r«-y,:i*:  r-^-::e  t-.^  -.ur  S:=«-  *ee::-.ei  T*-^  iirü^-  rr:>  ^ä  Änf3ö«iwF 
V.r:  ^r:fe  1-^  ^r:  -.:  r=.'.\^<z  Ä-  r«:  l-.i^^-l:«-:  :1  iA<-:>&e"A>i>ur.b>  vd¥:^ 
l:il>?  IVbc.  r:  rl:  ^:^  iiSrce-  Sre::?-  Ti:::::r.  fc:  Vr  ieJr:  •»:;&  erte  SxswbiK 
er  TTLs:  iii:  t^:  et-ret  r-Tit  Srrrcc  icSr-:.  'r-^r-:  ci.4  CTXce^cöi  iein:  c  K 

«  r:^"L  ^:^  «  ;t.  iJ'^se  ^^:  i'stz  fec-^lvre-:  -:<i::    >s  cT.«  beÄi  ^Qli  aniL  >«? 


V)i0ft0liffi|e  ftfan^eitorbMiiim  733 

[ein  Sinti  neben  ber  6(^rifilefung  ou^  bie  S^rebigt  tft,  loenn  eben  ber  Stf^of  borauf 
oerji^ten  mugte.  Dos  9mt  ber  SBHmen  ift  geteilt:  jtoei  finb  bo,  um  fflr  bie  Se« 
brSngten  3U  beten  unb  gSttlic^e  Offenbarungen  }u  enq^anqen,  eine  jur  ^eoe  n)eiblid^er 
ftranfen.  Der  (Sottesbienft  ^t  no(^  lein  gefd^nebenes  Sittuol,  aber  eine  fejte  (&eix)o^n« 
^eit  ^at  |i^  lange  gebilbet.  Sine  loirili^e  Jtir^e  loirb  oorausgefe^t;  au^  ein  Slltar,  5 
i^voiaarmtov  genannt,  ift  oor^nben.  Sonntägli^  finbet  ber  (Sottesbienjt  ftatt.  Der 
£eftor  ift  als  ber  Srfte  jur  Stelle,  b.  ^.  ber  (Sottesbienft  beginnt  mit  ScQriftoerlefung. 
93if^of  unb  ^resbqter  ^oben  i^ren  $Ia^  am  SHtor,  bie  v^esbqter  rei^ts  unb  lin!s  00m 
,, Wirten''.  Sei  ber  Slusteilung  ber  (Saben  an  JUerus  unb  Solf  unterftfl^en  bie  ^res^ 
b^ter  3ur  ^it^ttn  ben  Sif^of,  bie  3ur  fiinlen  (b.  ^.  bie  Diaionen  ?)  {orgen  für  auMo 
gemeffenes  Ser^alten  ber  £aien ;  im  Slotfall  einmen  fie  [ic^  ju  bisjiplmarifc^em  Sin^ 
(freiten.  3m  (Sottesbienft  ^ben  aud^  mo^l  bie  SBitroen  i^re  Offenbarungen  mitgeteilt. 

60  tDo^lgeorbnet  bie  (Einjelgemeinbe  ift,  fo  primitio  ift  bie  Serfaffunq  ber  Jtird^e 
im  ganjen.  (fo  roirb  ber  9^11  oorausaefe^t,  bag  bie  (Semeinbe  ju  Hein  ift,  um  fi^ 
felbft  einen  Sif(^of  ju  roö^Ien;  bonn  foU  fie  ju  einer  gefefttgten,  b.  ^.  einer  grögerenis 
unb  bereits  or^anifierten  SRa^bargemeinbe  fAiden,  unb  biefe  entfenbet,  um  bte  Wcäfi 
einpleiten,  bret  SDlanner,  bie  nicqt  einmal  ^erifer  m  fein  broui^en.  60  ^aben  fid^ 
auq  iDo^I  bie  (Semeinben  ber  ölteften  3eit  ausgeholfen. 

Den  gansen  Sl^parat  einer  opoftolif^en  gfiuion  ^t  ber  93erfaffer  aufgeboten^  um 
einer  üeinen  ungebtloeten  (Semeinbe  eine  93erfaffung  m  aeben.    Das  ift  bie  emsige  20 
SeobaAtung,  bie  fi^  mit  ooller  SiAer^eit  an  ber  a^opolifd^en  Air^enoronung  mamen 
lö^t.   Der  93erfaffer  n^eig,  bo^  bie  (gemeinbe  no^  ni^t  sioölf  enoa^fene  9R&nner  ^at. 
Dte  Alerifer  jinb  barum  auq  fe^r  n^enige;   bas  ^resb^terbUegium  befte^  aus  imtx 
9Rann;  ein  etnjiger  £eftor  reid^t  aus;  au^  für  bie  Aran!enrflege  bei  grauen  n)irb  nur 
eine  SBitme  eingefe^t.  Der  SiMof  brandet  nid^t  unbebingt  t^eologifi^  gebilbet  3U  fein ;  25 
^erjensbilbung  genügt.    Unb  oer  einzige  JUerüer,  ber  ben  Sägern  niAt  fem[te^n 
barf,  ber  £eItor,  miä>  [0  ^erausgeftri^n,  bag  er  faft  als  bie  n^id^tigfte  H^erfönli^ieit 
in  oer  (Semeinbe  erfd^eint.    9lu$  arm  muh  bie  (Semeinbe  geioefen  fein;  es  fep  ni^t 
an  ab|(^^igen  Semerbingen  über  ben  9leic^tum.    SCber  man  begegnet  ber  Slot  burd^ 
bie  £tebe ;  baju  ift  bie  ®emeinbeoerf affung  ba*    SHIe  Aleriter  —  mit  Slusna^me  bes  so 
£eItors  —  ^aben  ben  Seruf  n^o^hut^un :  Sifd^of  unb  ^resbqter  bei  ber  (Sabenoerteilung 
im  (Sottesbienft,  Didonen  unb  äBitoen,  vottm  fie  bie  Aramen  unb  Slrmen  auffu^en. 

Die  ^eimat  ber  opoftolif^en  Air<^enorbnung  f(^int  %^pten  ju  fein.  äBenigftens 
^aben  einige  i^rer  (Eigentümh^Ieiten  parallelen  bei  Sg9pttfd^en  Sd^riftftellem.  60 
f^on  bas  etmigartige  ^ofteloerjei^nis.  Slud^  ber  SHezanoriner  (£lemens  unterf^eibet  ss 
Aep^  oon  ^etrus  (Eusebius  h.  e.  I  12,  2) ;  SRaria  unb  9Rart^  fpielen  neoft  an^ 
bem  3üngerinnen  eine  SloIIe  in  ber  loptif^en  $istis«6op^ia;  unb  bios  apoIrQp^e  ^erm« 
toort  müxht  man,  menn  man  raten  barf.  am  enten  in  bas  ^9ptefeoangeIium  oerle^en. 
Unbebingt  fi^er  finb  biefe  ^imoeife  fretli^  niiQt.  Unb  aus  ber  llberlieferungsgefd^t^te 
lö^t  fi^  no^  loeniger  entnehmen.  Das  orientalif^e  Sied^tsbu^,  in  bem  bie  apoftoiifd^e  40 
An:^enorbnung  oomean  fte^t,  fte^t  ^0^  in  (Ebren  bei  Syrern,  Aopten  unb  ^iopen, 
unb  srpar  bei  allen  i^ren  md^Ii^en  ^orteten  (ogl.  3A(&  XV  1895  6.  13  f.) ;  banad^ 
lann  Slg^pten  fo  gut  mit  Serien  bie  Air^enorbnung  ^roorgebrad^t  ^en.  9a)^  (toerer 
ift  bie  (Entfte^ungsjeit  ju  beftimmen.  (Es  ift  yam  jn^etfellos,  bag  bie  apoftolifd^e  Andren« 
orbnung  jpif^en  ben  beiben  Sqriften  liegt,  mit  benen  fie  am  meiften  Senoanbtf^aft  45 
^t,  ber  Diba^e  unb  ben  opoftolifqen  Aonftitutionen,  alfo  jroift^en  ca.  100  {na^  m> 
bem  ca.  140)  unb  ca.  400  (nam  anbem  ca.  360);  aber  n&bere  Seftimmungen  ju 
treffen  ift  f^on  besn)egen  augeromntli^  f^ierig,  n^eil  fie  niqt  in  einer  SRetropole, 
fonbern  tn  einer  abgelegenen  Dorfgemeitü>e  entftanben  ift.  Dort  aber  ^en  fid^  alter« 
ifimli^e  3uftanbe  lange  geilten.  Aber  wtlätt  bie  Krd^nre^tli^e  (Enüoiifiung  im  großen  50 
längft  ^imoeggegangen  mar.  Slu^  fte^t  bie  3ntegritfit  bes  Xea^tes  ber  Air^enorbnung 
ieinesioegs  feft.  Dte  Dorfgemeinoe,  ffir  roelc^e  |ie  gefd^rieben  n)ar,  ^t  fie  längere  ^tn 
benu^t;  oas  jeigt  ber  alte  3^1^^»  ^^^  ^^^  3^^i  ^resbqter  auf  brei  oerme^e;  au^  bas 
iVDtitt  Dia!onen!apitel  f^eint  eingefd^oben  m  fein;  uitb  fo  mag  fie  noäf  manäft  93er« 
änberungen  erlitten  ^aben,  bie  fiix  uns  niqt  fo  erlennbor  finb.  3mmer^in  ift  bas  oierte  ss 
3o^r^unbert  mit  groger  9Ba^rf^einIid^!eit  ausjuf^lie^en,  n)ett  bie  SDletropolitano^affung 
unb  anbrerfeits  auä)  bie  derlei  minores  fo  oölltg  unbe!annt  finb;  oie  Serfaffungs« 
gefd^i^te  oenoeift  fie  au^  in  bie  l^txt  na<^  150.  äTon  ber  fomit  übrig  bleibenben  3^it 
150  bts  300  tarn  man  oiellei^t  no^  bie  erften  503Q^e  umoabrfc^inli^  maAen,  n^eil 
bie  Segriffe  Alerus  unb£aien,  bie  Stufenfolge  Sif^of—^resbqter— Diaion,  \om\t  ber« 


734    Slli0ftoKf(^e  fttr(^ett0rkwui(  ll)Mft«tffd|e  A^ttfKtiittQiteit  mtb  StaunmH 

eine  unb  anbete  $[usbrud  einet  fpöteten  !Xenntnologie  mo^l  einige  ßeit  gebtauc^ten,  im 
in  iDellabgele^ene  (&egenben  ju  lommen.  SCbet  me^  lä|t  fi^  nU^t  ßpen»  weü  bie 
opoftoli^  Atti^notbnung  als  äkcfaffungsurlunbe  etnet  I)ocfgemeinbe  eine  fo  eiiqig- 
attige  ^tift  aus  aö^riftli^  3eit  ijt.  «««» 


5  üfuifbiltfd^e  ft^tt^tittuineii  «ttb  fttiitiiitcd.  :^ittetatut:  3.  ^  IBicfrll,  (ilefc^ic^te  bc9 
mtc^ente^td  »b  1  Q^iegen  1843;  f}.  3S.  gfunt  ^ie  ^poftoUf(^en  tonftitutionen,  Slottenburg 
a.3l,  1891,  bott bie meitete fiittetatut.  —  Sludgaben :  ual. gfunl @. 24— 27 ;  oon fBid^tigfeit  fiiib 
folgenbe:  1.  Xte  et(te  ^u^abe  betßanoned  (in  bet  dcejenfton  bed  S)ionnftud)  Tomus  piiiDiu 
quatuor  concilionim   gen^ralium  ($and  1524   t)on  ^acqued  ^tltn)   lol.  2' — 3^.    2.  Xir 

10  erftc  9(uSgabe  bet  ^onftitutionen  Constitutiones  sanctorum  apoetolorum  ...  F.  Tarriimi 
(de  la  Torre  S. J)  .  .  .  Venetiis  1563.  ®ute  9(udQabe ;  noc^  ie^t  unentbel^tlic^  megen  ber 
5U  (S^tunbe  aelegten  t)ortteffü4en  ^anbfd^tift  aud  l^teta.  3.  SS.  Patrum,  qui  temporibos 
apoetolicis  noraeruDt .  .  .  opera  .  .  J.  B.  Coteierius  (Cotelier)  .  .  .  emit.  .  .  .  Beoensoit 
.  .  .  J.  B.  CiericuB  (Leclerc).   Ed.  altera . ,  .    Vol.  1    Amstelaedami  1724  ©.  190—4*». 

15  iRit  teic^en  (Stnieitungen  unb  ^öc^ft  »ertt)olIen  iRoten,  ba^t  r>on  untjetgSn^Uc^fem  Sert. 
2:ei(»etfe  abgebrudt  bei  4.  MSG  1  Col.  509—1156.  5.  CoDStitutiones  apoetolicae  .  .  .  re- 
cognovit  .  .  .  Quil.  Ültzen.  Suerird  et  Bostochii  1853.  S3equetne  ^nbaudgabe;  t^re  %a* 
ragrapf)eneintei(ung  foUte  aUaemetn  te%ipiett  metben.  6.  Coiutitutiones  apoetolorum  P.  A. 
de  Lagarde  edidit.  Lipsiae  -  l/ondini  1862.    Sitb  mit  9lec^t  ald  bie  etfte  ftttifc^e  9udgabc 

20  be^etc^net.  %btx  bie  ^etange^ogenen  ^anbfc^tiften  teicj^ten  tool^I  nic^t  aud.  unb  ftnb  jeben* 
fall«  falfcf)  beurteilt  (ögl.  XU  II  2  @.  171  f. ;  VI  4  @.  33).  7.  J.  B.  Pitra,  Juris  ecde- 
siastici  (^raecoruiu  historia  et  monumenta.  i?oin.  1.  Romae  1864  @.  1 — 422.  Slmnt  x>\tk 
neue  ^anbf^riften,  benäht  Tte  abet  nic^t,  unb  ift  unfritifc^.  3nt  achten  fdn^  »eici^n  bie 
^apiteleinteilungen  bet  ^u^aben  ryon  einanber  ab.  9(uger  Migne  unb  Lagarde  enthalten  bie 

25  ^u^gaben  bet  iFonftttutionen  aujd^  bie  ^noned ;  bie  ^anoned  adeln  ftnb  unenblit^  oft  ^nmd« 
gegeben :  in  btn  mei^n  ^on^ilienfanttnlungen,  Dielen  9(udgaben  bed  Corpus  juiis  ciyilii  n. 
oed  Oorpus  juria  canonici. 

Die  SlpoftoKf^n  jbnftitutionen  finb  betitelt:  Atarayal  (a\iäf  AtardSetc)  roVr 
äyUoy  äjiooTolcov  diä  KXrmsvtog  tov  'PcüjuaiCDv  huoxoTiov  xe  xai  noltrfn.K  Ka- 

30  ^ohxi]  didaoxaXia ;  fie  finb  eine  Aitd^notbnuna,  xotli^  bebauptet,  oon  beti  ttioftebi 
petfagt  unb  but^  ben  9ldmifAen  (Hemens  ber  5ttt^e  flbermtttett  5U  fein.  X>iefe  S^ 
^uptung  ift  eine  gfiftion.  SIber  fie  ge^  in  bet  3^  auf  fe^  alte  5[;iueIIen  jncid, 
bie  öon  einem  f^tifi^en  ftletifet  —  bem  „JBerfaffet"  bet  Äonftttutionen  —  um  bie  SRitte 
bes  oietten  obet  Einfang  bes  fünften  3^t]^unbetts  jufammengeatbeitet  touiben.    6ie 

35  befielen  aus  a^t  93ü^tn,  unb  biefe  (Einteilung  ift  utfptüngli^ ;  n^ie  alt  bie  AopiM« 
eintetlung  ift,  mug  no^  untetfuAt  toetben.  Die  85  opoftoltf^en  ilanones:  Kavovn 
T(bv  dyUov  djioGTolcov  (obet  öpnli^),  xDolkn  untet  betfelben  3Raslt  nie  bie  Aonfti^ 
tutionen,  abet  in  bet  ^otm  oon  Sqnobalbeftimmungen  eine  bunte  9{ei^  oon  teils  aUeii, 
teils  neuen  tit^Ii(^n  (Sefe^en  einptägen,  00t  ollem  abet  bie  jtonftttutionen  5ur  Geltung 

40btingen.  Sie  mfiffen  lutj  na^  ben  Aonftitutionen  aus  bemfelben  Ateife  ^enm« 
gegangen  fein. 

Q^on  im  Slltettum  unb  9RitteIaItet  ift  bie  apoftolifdbe  $etiun[t  bet  ftonftitutionei 
unb  Aanones  nid^t  unbefttitten  geblieben.  Das  !ttunanif^e  itonjtl  in  Jtonftantinopel 
(quinisextum)  692  c.  2  etlannte  bie  (Ec^t^eit  unb  bie  ®eltung  bet  85  ftanones  an, 

45  oenoat^  abet  bie  Äonftttutionen :  fie  maten  oon  ^otetifetn  oetfälf^t.  Das  Urteil  f^ist 
im  Dtient  allgemeinete  (Geltung  ae^abt  ju  ^ben.  Denn  oot^et  unb  nac^^r  finb  bie 
Aanones  in  me^tete  Üt^enre^tUc^e  Sammlungen  aufgenommen  n^otben;  quc^  finb  fie 
oielfad^  übetfe^:  ins  Sqtif^e,  ins  Aoptif^e  (unb  stoat  ins  Sa^ibiJ^  unb  So^irif^), 
ins  m^iopifd^e  unb  ins  Sltabif^e.  3m  Dccibent  besei^nete  fie  fteili^  bas  na^  ®elafiu5 

GO  oon  9iom  genannte  Deftet  (im  Corpus  juris  canonici  Dist.  XV  c.  3  §  64 ;  pgL 
A.  31.  Stebnet,  3ut  (Sef^i^te  bes  Aanons.  ^alle  1847  6.  221.  285.  289;  3[.  Rok 
Det  ^eilige  gfauftus,  Sif^of  oon  Sliej.  Stuttgatt  1895  6.  59—71)  als  apolr^p^;  mi 
Dionqfius  (&etguu$  (um  500)  nennt  fie  bie  Canones  ,,qui  dicuntur"  apostoloruni, 
überfe^te  abet  tto^bem  bie  etften  50  cc.  ins  fiateinifdbe  unb  na^m  biefe  Uberfe^uns 

55  in  feine  fit^ente^^tli^e  Sammlung  auf.  93on  ba  aus  tamen  fie  au^  in  anbete  aben^ 
lönbif^e  Sammlungen,  3.  S.  in  bie  Deftetalen  $feubo=3fibots ;  benu^t  finb  fie  m 
Decretum  Gratiani,  in  ben  Quinque  compilationes  antiquae  unb  in  ben  Defrdalen 
(gtegots  IX.  So  galten  bie  Aanones  in  ben  Ait^en  bes  9Rotgenlanbes  uid)  i« 
9(benblanbe ;  fteili^  bottbie85,  ^iet  bie  50  Aanones.  Dagegen  finb  bie  Aonjtitutionei 

GO  niemals  als  (panjes  in  eine  ütc^nte^tli^e  Sammlung  gelangt,  fie  finb  qu^  niemals 
ganj  übetfe^t  n^otben ;  nut  ein  ^usjug  aus  bem  a^ten  Su^e  ftnbet  fi^  in  grie^ifd^ 


a^ioftoltfdie  fiiMifätttttMicft  utih  Swuiui  735 

unb  ortentalMen  9{e^tsbfi^eni ;  im  SBeften  blieben  (ie  bis  jutn  16.  ^j^o^^unbert 
über^upt  unoefannt.  9{a^  ber  Sleformotion  iMixben  ^moffi  juiiumds  »te  ^nftitu« 
tionen  ans  £i^t  gejogen,  »eil  man  fie  für  ed^  ^tt.  SIbec  bie  Aritä  bec  9Ragbe« 
burgif^n  Centuriatoren  (Gent.  I  IIb.  II  cap.  VII  S^tuh)  bro^te  bie  Aanones 
um  ii^en  9{uf;  unb  ba  ou^  Soronius  unb  93eQantün  n>enigpeiis  bte  itonftitutionen»  s 
bie  in  ber  lateinif^en  Air^  (o  gomi^  beseugt  tooren,  fallen  Kejsen,  mitten  [eitbem 
beibe  S^riften  fa{t  allgemein  für  unecht  Kur  in  ber  angliianif^en  Airqe  fuAte  man 
nod^  lange  gerabe  bie  ftonftitutionen  als  apoftolifi^  ju  uerteib^en^  offenbar  in  bem 
9Bunf^,  ben  ganjen  ^ierar^iU^n  unb  {pttesoienftlic^en  9I))))anit  berfelben  in  bie  ßeit 
ber  Slpoftel  ^inaufbatieren  ^u  tonnen.  Unb  ein  6^immer  alten  (Slanses  ijt  ben  6<^riften  lo 
no^  immer  geblieben:  bte  Aonftitutionen  mit  i^er  „(Hementinil^n^'  Jgiturgie  hn 
a^ten  SuAe  finb  in  toeiteren  Areifen  belannt  unb  gelefen  als  bie  meiften  anbem  alt« 
fir^li^en  Aird^enorbnungen  unb  fitturgien,  unb  bie  ^efäl|i^n  Aanones  me^  als  bie 
ber  alten  S^noben.  9Benn  |omit  bie  Aritü  ber  Aonftttutionen  eine  le^ei^e  Sefc^i^te 
hinter  |i^  ^t,  [o  fyii  fie  bo^  Jeften  Soben  erft  in  neuerer  3^  gewonnen,  feit  man  15 
fi^er  n>et^,  bag  bie  alten  Slnfu^rungen  ber  didaxi^  ober  didaxai  ber  %i^ü  nväft  auf 
bie  Aonftttutionen  ku  h^^tn  finb  unb  feitbem  man  bie  QueQen  ber  Aonftitutionen 
iennt.  Die  erften  fecbs  Sü^er  berufen  auf  ber  f^rifc^n  Dibaslalia,  ber  erps  2eil  bes 
fiebenten  Su^es  auf  ber  Diba^,  bas  a^  Suq  auf  S^riften  bes  ^ippol^tus 
oon  9{om.  90 

Die  fqrif^  Dibaslalia  toar  urfprüngluj^  ^ed^if^  gef^rieben,  ift  ober  nur  in  f^ri« 
f^er  äberfe^ung  erl^Uen,  unb  au^  ^ier  nur  tn  einer  ^aubf^rift,  bem  Paris,  syr.  62 
(=  suppl.  29,  ==  St.  Germain  88)  säec.  IX.  Daraus  ^ot  |ie  ^  be  fiogorbe 
^erausgeaeben :  Didascalia  apostolorum  syriace.  Lipsiae  1854 ;  berfdbe  fjok  fie  ffir 
roeitere  Areife  sugängli^  gemalt  in  S^r.  S.  3-  Sunfens  Analeeta  ante-Nioaena  ss 
Vol.  2  =  Christianity  and  mankind  Vol.  6  £onbon  1854 :  6.  45—224  ein  9lb* 
bnuf  oon  Su^  I— VI  ber  Aonftitutionen  mit  SRcriierung  ber  aus  ber  Dibaslalia  ent* 
nommenen  Seftanbteile,  6.  225—338  bie  Dibosfolia  allein  in  grie^if^  9lädiiber* 
fe^ung.  Die  Slusgabe  bei  Sunfen  ift  mit  9}or[i^  m  benu^,  ba  £agarbe  fi&  i%  eng 
an  ben  grie^ifd^en  Üext  ber  Aonititutionen  anf<^lieRt.  (Eine  genfigenbe  beu^4^  über«  so 
fe^uno  fte^t  nod^  immer  aus ;  uno  folange  eine  folqe  ni^  publqiert  ift,  ift  eme  genaue 
Unterfuqung  biefer  äugerft  n)i^gen  Air^norbnung  umno^i^.  Sorioufia  ogL  ^rä 
28—75 ;  Sl.  ^ornad,  (Sefqi^te  ber  alt^riftli^n  £itteratur  i\s  (Eufebius  Xeu  1  £et|Qig 
1893  6.  515—518;  gf.  Aattenbuf(^,  Das  9[po]tolifAe  Sqmbol  Sb  1  fieif^ig  1894 
6.  394.  Der  Zitel  lautet:  ,,Dibasialiap  b.  i.  la^lifd^  £e|re  ber  sioölf  3IJM>ftel  unb  35 
heiligen  6^üler  unferes  Srlofers'' ;  au^  biefe  Air^norbnung  ift  eine  nwblenoogene  apo» 
ftolif^e  ($älf(^ung.  Der  93erfaffer  fpri^  oon  ben  Hpofteln  in  erfter  $er|on,  unb  be« 
rietet  me^rfa^y  bag  biefe  opoftolif^ie  Dibaslalia  auf  bem  SIpofteltonoent  m  3^nifalem 
entftanben  fei  (£r  beginnt  mit  allgemeinen  Qrma^nungen  für  SRanner  unb  ^auen; 
ge^t  aber  balb  ju  bem  X^ema  aber,  bas  i^m  am  ^rjen  liegt :  bem  Sif(^f  unb  feine  40 
Obliegenheiten.  Die  (Erforbemiffe  3um  (Epislopat  u>erben  auseinanber^fej^t^  bann  eine 
Steige  oon  Ser^altungsmagregeln  gegeben:  bei  ^anbbabung  ber  Sugbtsjiilin,  bei  93er« 
roaltung  ber  Liebesgaben  (fie  finb  nt^t  nur  für  bie  ^rmen  bestimmt,  au^  ber  Alerus 
er^lt  beftimmte  Portionen,  je  nad^  bem  9icinge),  bei  bem  önentlu^en  lir^li^en  (&e* 
ri^tsoerfa^ren  (nur  bei  Streitigleiten  unter  QL^riften;  ber  93i((^  ift  dccU^^ttt^  bie  45 
Dtalonen  bie  SlffefForen;  bie  Si^ungen  finben  SRontags  ftott),  bei  bem  (Sottesbtenfte 
(eine  orientierte  SafilUa  »irb  oorausgefe^t  mit  ^resb^^um  unb  3)la^abteibingen 
na^  (Sef^le^t  unb  mter;  es  ift  bie  9{ebe  oon  ber  ^rebtgt  bes  Sif^fs  unb  ber  Su« 
Aariftie).  £s  folgen  all^meine  9lusfä^rungen  über  lir^li^e  SBitioen.  Diaionen  unb 
Diatontffen,  3Baifen  unb  äRort^rer  (es  n>ar  aber  Sriebensseit,  als  ber  älerfaffer  fc^rieb).  so 
Der  6ubbia!on  loirb  einmal  enoo^nt,  ebenfo  ber  £eltor.  ilm  feine,  oon  alter  (&en)obn« 
^eit  abioei^enben,  Sorf^riften  fiber  basOfterfaften.,^  be^nben,  entmirft  ber  SSerfaffer 
eine  rounberliAe  Chronologie  ber  fieibensgef(^iqte.  über  bie  Ofterfeier.    Über  bas  93er« 

fialten  oegenüber  ^öretilern:  es  finb  (Snofttier  unb  3ub<nften.    3^Yi^ft^n  befinben 
t^  aud^  in  ber  eigenen  (gemeinbe  bes  93erf affers;  i^nen  xoerben  bie  legten  Slusfü^-  66 
Hingen  geroibmet. 

Der  Serfaffer  befag  eine  oortreffli^e  Sibelfenntnis  (ogL  au^  91.  9{ef4  in  XU  V  4 
S.  319—322;  21.  i^oxmd  in  XU  IX  2  S.  41—45;  X^.  3(^,  Das  (foangelium 
bes  ^etnis.  Srlangen  unb  Üei^^ig  1893  6.  59—65)  unb  groge  Übung  in  ber  er« 
mo^nenben  Stebe.    Die  ganse  Dibodalia  ift  im  ^rebigtftil  gehalten.   Wftx  er  oerfte^oo 


736  a)i0{blif(^e  ftimfttiittioiteit  mtb  9an9nt» 

feinen  6toff  nid^t  ju  bisponteren,  unb  mas  er  oorf(^reibt  tft  auffdlenb  toentg  im  Ser« 
olet^  ju  bent  Sluftoanb  an  SBorten  unb  Sibelfiellen.  (Ein  3Rann  ber  Siebe,  ni^  ein 
uRann  ber  gfeber.  3n  feinem  Urteil  fiber  bie  6flnber  tft  er  Qu|fanenb  milbe;  ju  feiner 
3eit  iDtrb  er  bei  Sielen  für  lax  geoolten  baben.    (Es  ift  fragltd^,  roie  biefer  3^8  3" 

5  beurteilen  ift :  als  perfonli^e  (Eigen|d^aft  ober  als  ^orteiftanl^unlt,  ob  bie  betreffenben 
^^artien  über^upt  urfprfinglic^  ober  fpater  eingef^oben  finb.  91q^  ber  Ctttfd^tbung 
biefes  fünftes  mug  fid^  bas  Urteil  fiber  bie  ^eit  ber  Dibosbilia  ri^en.  $oIe« 
ntifiert  [ie  gegen  ben  Stooatianismus,  bann  !ann  |ie  erft  in  ber  peiten  ^SQte  be$ 
britten  Sö^^^wnberts  gef^rieben  fein :    [onft  l^inbert  ni^ts,  fie  in  bie  erfte  Salfte  bes* 

10  felben  ju  oerlegen ;  oor  ftonftanttn  ift  fte  auf  jeben  gall  entftanben.  ms  i£re  ^etmot 
roirb  mit  9{e^t  allgemein  Serien  ober  ^aläfttna  angefe^n;  bas.jeiat  aucQ  il^  C&e^ 
f^i^te :  bie  Senfi^ung  bur^  bie  itonftitutionen  unb  bie  f^nf^e  Öberfe^ng.  Der  8er< 
faffer  ^atte  sunS^ft  eine  groge  (Semeinbe  oon  qebilbeten  CConften  im  Suge;  ober  er 
nimmt  oon  oon^erein  au($  auf  bie  Seburfniffe  Ilemer  (Semeinoen  Siudfid^i  X)iefe  f9ri|^ 

15  Dibas!alia  ift  bie  (Srunbf^rift  ber  erften  fed^s  Sfi^er  ber  apoftolifc^en  ftonftitationen. 

Das  fiebente  Su*  tft  in  feinem  erften  leil,  VII  1—32,  eine  Ütberarbeitung  ber 

X)iba(^e,  unb  imex  in  Der  Sf<^{fung,  votlift  n)ir  befijben.   (Ein  Slbbrud  biefes  Teiles  bes 

fiebenten  Su^es  mit  ^eroor^ebung  ber  aus  ber  !DibaAe  entnommenen  Stfide  finbet 

fi^  in  oielen  Slusgaben  berDiba^e,  5.8.  in  ber  bes  ^9.  Sr^ennios  S.lC—v\  m  ber 

20  grofeen  Ausgabe  21.  $amads  (lU  II  2)  S.  178—192.  «nge^Sngt  finb  VII  33—38 
bea^tensioerte  liturgifc^e  (Sebete  unb  eine  Xauforbnung  VII  39 — 45.  Dos  Xauffambol 

VII  41  bat  eine  groge  SioIIe  auf  ben  Sqnoben  bes  oierten  3^^unberts  getieft;  es 
ftammt  oteüeid^t  oon  £ucian  bem  aRortQrer  (oal.  gf.  Jtattenbuf^  252—273.  392—395). 
Sollte  fi<^  biefe  ^erhinft  beftätigen,  bann  liegt  es  na^e.  aud^  bie  ganse  Xmtpiüngte 

25  unb  bie  (Semeinbegebete  bes  fiebenten  SuAes  ffir  bie  in  fiudans  Slntiod^enif^t  oonba« 
gemeinbe  (le^tes  Viertel  bes  britten  3^^9unberts)  Abliefen grormulare  5U  ^atteit:  loenn 
bas  ^u  bejahen  ift,  n)flrbe  n)ieber  ein  bebeutenbes  Stfid  Soben  in  ber  Queuenfroae 
ber  Jtonftttutionen  gemonnen  fein.  VII  46  ift  ein  Serjei^nis  ber  oon  ben  VpofteTi 
gen^ei^ten  Sifd^öfe  unb  i^rer  erften  9la^olger;    3^ntfalem,  (Eäfarea,  Sntio^ia  fid^i 

80  bejei^nenbenoeife  an  ber  Spi§e;  VII  47 — 49  brei  hirje  (Sebete. 

Das  a^te  Su(^  ift  ebenfalls  aus  mehreren  Quellen  jufammengearbeitet.  YIU  1.2 
ift  eine  Slb^anblung  für  fic^,  fiber  bie  (gnabengaben.  SRan  ^at  feit  langer  ßett  barouf 
geachtet,  ba|  ^ippol^tus  oon  9{om  (oerbannt  235)  eine  ^rift  fiber  bie  S^rismen 
gef^rieben  ^at ;    auf  feiner  Statue  im  fiateranmufeum  lautet   ibr  litel  Tzegi  xctgiG- 

35  jLuinov  ober  71.  y.  äjioGroXtxrj  nagädooig  —  je  na^bem  man  tn  biefen  oier  Störten 
eine  ober  jroei  o^riften  genannt  finbet  (neuefte  Slusgabe  ber  3nf^rift  in  31.  Qoxnoiis 
fiitteraturgefÄiAte  I  605—610).  Die  Vermutung,  bafe  in  ben  Äonftituttonen  vni 
1.  2  bie  S^tift  bes  ^ippolqtus  benu^t  fei,  liegt  na^e  unb  n^irb  beft&ttgt  bur^  n^ere 
Unterfu^ung:    bie  Aopitel  atmen  ben  (Seift  bes  ^ippolqtus  unb  bie  tir^li^n  wt- 

40  ^öltnitfe  5Roms  px  feiner  3^*^  flimmern  no^  bur^.  ffiin  Serfu^,  bas  ^ippolqtifi^ 
®ut  aus  ber  ^ulle  ber  Äonftituttonen  ^eraussuf^ölen  f.  $.  SK^elis  in  ÜU  VI  4. 1891 
S.  269—280,  baju  aber  bie  ri^tigen  Semerfungen  oon  §.  (5.  SJoigt,  (Eine  oerfc^ollene 
Urfunbe  bes  antimontaniftif^en  ftampfes,  fieipjig  1891  S.  179;  200  S.  6  ;  215—220. 

VIII  3  ift  ein  Ubergangsfapitel ;  oon  ben  Charismen  ge^t  ber  33erfaffer  über  5U  be« 
46  tlerilalen  äBei^en.   öier  fommt  er  3U  bem  Üeil,  ber  i^m  ber  ©i^tigfte  ift ;  er  marfieit 

bas  babur^,  bog  er  oon  VIII  4  an  ni^t  me^r  bie  ^oftel  gemeinfam  bur^  Riemens 
i^re  Serorbnungen  aeben  löM.  3^0^  tritt  ein  Äonsil  ber  Slpoftel  jufammen ;  jte  tretn 
etnseln  auf  in  oer  Reihenfolge  oon  2Rt  10,  2ff. ;  an  Simon  oon  Äana  [fliegt  ^ 
3Ratt^ias,   bann  ^aulus,  bann  no^  einmal  ^aulus  unb  Petrus  jufamnten,    enU^ 

60  3öfobus  ber  (Bereite;  eine  gemeinsame  Serorbnung  aller  VIII  46  mad^t  ben  (S^tal- 
Sie  reben  oon  ber  SBei^e  bes  Bifqofs  VIII 4  f.,  rooran  fi^  bie  lange  ,,(£Iementinif4<' 
fiiturgie  VIII  5—15  (fiagarbe  14)  felieSt,  fiber  bie  SBei^e  bes  ^resbgters,  bes  Difl^ 
fönen,  ber  Diafoniffe,  oes  Subbiafonen,  bes  fieltors,  fiber  bie  Äonfefforen,  bte  Z^m 
frauen.   bie  SBitroen,   ben  (Exorjiften  VIII  16—26  (fiagarbe  15—25).    (Eine  «e^ 

66  oon  btsparaten  33erorbnungen  f^Iiefet  fi^  an :  über  bie  3^^!  k^r  Sif^öfe,  beren  Äfifteij 
bei  einer  biteofli^en  Orbination  erforberli^  ift  VIII  27  (fiag.  26)  =  ?lpoft.  ftamm  1. 
fiber  bie  Slmtsgeroalt  ber  einseinen  Äleriler  VIII  28  (fiag.  27),  über  aUei^  te 
SBaffers  unb  Ök  VIII29  (fia^.  28),  fiber  (Erftlinge,  3e5nten  unb  (Eulogien  VIII  30(. 
(fiag.  29  f.),  fpesialifierte  Sefttmmungen  fiber  Slnnabme  ber  Äate^umenen  VIII  S 

eo  (fiag.  31),  fiber  ^riftlic^e  Feiertage  (bas  9Bei^na^tsfeft  ift  ermahnt)  VIII  33  (Sog.  33), 


«)i0ft0Hf(^e  fiottfHtiitiiweit  ititb  ftciwite0  737 

über  (5cbets3citcn  VIII 34  (fiog.  33),  über  ben  tägli^cn  Sttenbgottesbienjt  VIII  35—37 
(Sag.  34—36),  ben  täglid^en  aRoraengottesbtenft  VIII  37—39,  (Bebet  über  bie  (b\U 
linge  VIII  40,  (gebet  für  bie  Serftorbenen  VIII  41,  über  (&ebä(^tnisf eiern  für  bie 
Xoten  unb  bie  babei  ju  beoba^tenbe  SRägiafeit  VIII  42—44,  (Erma^nuna  jur  freunb« 
li^en  Slufna^me  ber  um  bes  (Glaubens  n^illen  Serfolgten  VIII  45,  enbliä  eine  (Er«  5 
ma^nung  3u  Unterorbnung  unb  (&e^orfam  VIII  46.  SRand^es  aus  biefer  bunten  unb 
nur  partiemDei[e  sufammen^ngenben  9lei^  oon  Serorbnungen  i(t  bunller  ^erfunft. 
Das  gilt  namentli^  für  ben  ©efentli^en  3n^It  ber  eingefinrengten  Stüde  VIII 27—31 
(fiag.  26—30),  33  (fiag.  32).  35—39  (fiog.  34—39),  41—45;  unb  bas  S^lufe* 
fapitel  fyd  ber  Serfajfer  ber  ftonftitutionen  \x&  felbjt  referoiert  SIber  für  ben  item  lo 
bes  a^ten  Sucres  oon  c.  4  an  i[t  bie  Quelle  oorljanben;  er  beruht  auf  ber  ägop« 
tifdben  Air^enorbnung,  unb  biefe  tft  ibrerfeits  eine  Überarbeitung  ber  Jtird^norbnung, 
roel^e  ^ippol^tus  oon  9lom  feiner  6onSergemeinbe  in  9lom  um  220  gegeben  fyit :  ber 
Canones  Hippolyti.  !Das  bejeugen  bie  itonjtitutionen  felb|t,  benn  jener  Slusjug  bes 
a^ten  Su^s,  ber  in  !irc^enre^tli(^e  Sammlungen  bes  Orients  gelangt  i|t,  i[t  oon  i5 
VIII  4  an  bort  flberj^rieben  Aiard^eig  xdw  äyuov  djioaiöXcov  Tiegl  yeiQotoncbv 
öid  'IjmoXvTou.  Diefe  SIngabe  tft  nid^t  ber  (Entfall  eines  S^reibers,  jonbem  eine 
Quellenangabe.  Die  ag9pttfAe  Air^enorbnuna  trug  nämltd^  etnft  ben  iRamen  bes 
Sippol^tus  (ogL  3ft(5  XV  S.  15—17),  unb  i^re  Quelle  trägt  no^  jeftt  ben  9lamen 
ber  ftanones  oes  $ippol9tus.  Die  ögmrtil^e  itir^ejurbnung  mar  ur^rüngli^  grie^if^  20 
gef^rieben,  i[t  aber  er^Iten  nur  in  ortentalif^en  uberfe^un^en  unb  max  als  jpeiter 
Seftanbteil  jenes  orientalif^en  9le^tsbu^es,  bej[en  erfter  ZetI  bie  apojtolif^  Atrd^en« 
orbnuna  bilbet  (f.  oben  6.  731,  10) ;  beutf^  überfeM  ift  fie  aus  bem  itoptif(^en  unb 
St^ioptf^en  in  XU  VI  4  6.  39—136;  baneben  finb  abgebrudt  bie  ent[pre^enben 
Stüde,  einerfeits  ber  Aonititutionen,  anbrerfeits  ber  Canones  Hippolyti.  (Eme  Unter«  2^ 
'u<^ung  berfelben  —  ebenfo  bringenb  notioenbig  n)ie  bei  ber  |^ri|^en  Dibaslalia  — 
e^It  no^.  3bre  Seftimmungen  je^en,  bog  jie  no^  in  ber  3^it  ber  Serfolguna  ge« 
^rieben  ift;  Darauf  n^eift  auA  bos  jn^eitägtge  Qlterfaften.  Da  oon  ben  nieoeren 
5tleri!em  nur  £eItor  unb  6uobia!on  (in  biefer  StdQenfoIge)  belannt  [inb,  ift  ibre 
Heimat  im  Qrient  ju  fu^en ;  ma^fd^inli^  m  es  Slgopten.  SQs  ber  Serfaffer  Sie  so 
Canones  Hippolyti  jur  agnptifAen  AirAenorbnung  umarbeitete,  roar  bie  ffiemeinbe 
bereits  mof)l  georonet,  fie  befah  etne  Air^e  mit  $la|abteilungen  für  SDlanner,  Juanen 
unb  Aate^umenen,  au^  ein  Saptifterium.  Die  Seoeutung  Der  ägn^tif^en  Air^en» 
orbnung  liegt  barin,  bah  fie  eine  ausfübrli(^e  Slbenbma^lsliturgie  —  bie  Sltefte^  loel^e 
oor^anben  ift  —  unb  ein  nid^t  minber  Detailliertes  Xaufformular  mit  Xauffqmbol  tnU  35 
^It  (ogl.  g.  Aattenbufd^  320—326).  Über  bie  Canones  Hippolyti  ogl.  ZU  VI  4. 
(Diefe  ganse  Verleitung  oon  VIII  4  ff.  ber  Äonftitutionen  ift  beftritten  oon  g.X.  gunf, 
ber  oielme^r  bie  äg9pttf^e  Airc^norbnung  aus  ben  Äonftitutionen  f^bpfen  ISgt,  unb 
bie  Canones  Hippolyti  als  Bearbeitung  ber  Sgnptifi^en  Air^enorbnung  auffaM.  Die 
£itteratur  biefer  Debatte  über  bie  QueUen  bes  a^Un  93u^  f.3A(&XV  1895  e.lff.;  40 
baju  ö3(ß  XVI  1895  S.  1—36.  473—509). 

SQBenn  au^  bie  Quellenfrage  ber  Äonftitutionen  no^  nid^t  an  allen  SJunlten  enb« 
gültig  entf^ieben  ift,  fo  oiel  f^eint  bo<^  beutli^  3U  fein,  bag  bie  Z^ätigfeit  bes  93er« 
falfers  oiel  toeniger  probultio  als  rebigierenb  voax.  Cr  roollte  eine  Steige  alter  Aird^en» 
orbnunaen  feiner  Air^e  erhalten.  Da  biefe  aber  fß^\t  oerf^iebenartic[  n^aren,  fi^  in  45 
ben  tou^tigften  Dingen  n)iberfpra^n,  überhaupt  gans  oerfqiebene  $bafen  ber  93er« 
faffungsaefd^i^te  barftellten.  mugte  er  ße  entmeber  ezjerpieren,  ober  aber  fie  überarbeiten. 
(Er  mo^ue  ben  legieren  äßeg.  Sein  SSerfa^ren  ift  am  beften  ju  ftubieren  am  fiebenten 
93u(^e,  ba  loir  ^ier  noA  bie  Quelle,  bie  Dibad^e,  in  berfelben  (Seftalt  befi^en,  toie  fie 
i^m  oorlag.  (£r  ift  bnferoatio.  Cr  bef^neibet  bie  Quellen  nur  in  bringetu)en  fallen;  so 
meift  jie^t  er  oor,  an  bem  äBortlaut  berfelben  ^erumjumobeln,  unb  iQtt  bur^  n^eit« 
^toeifige  3#$^  l^iner  :^txt  anjupaffen.  Seine  Sibellenntnis  ift  betrS^tlid^;  er  oer« 
äumt  leine  (Deleaen^eit,  feine  £efer  bur^  reid^li(^  (Eitate  baoon  3U  überjeugen.  Seine 
M  erinnert  an  Die  feiner  erften  Quelle,  ber  fqrif^en  Dibaslalia,  bie  er  au^  mofjH 
bes^alb  oomean  geftellt  ^ot,  loeil  fie  i^m  am  meiften  fqmpa^ifi^  mox,  iRur  im  a^ten  55 
93ud^  fe^t  er  oielfa^  ben  SBortlaut  ber  Quelle  beifeite  unb  formuliert  felbft.  SBo^renb 
er  fi^  in  ben  erjten  fieben  Sudlern  in  allgemeinen  Slusfü^rungen  hmtait^  !am  er  im 
a^ten  }u  ben  n^td^tiaen  Seftimmungen  über  bie  SRe^te  ber  einzelnen  Alenler  unb  ben 
93erlauf  ber  (&ottesbtenfte.  Darum  nehmen  au^  geoen  (Enbe  bte  Äonftitutionen  immer 
me^r  bie  gorm  ftatutarif^er  93erorbnungen  an.    Da  meiere  ber  Quellen  fi^  als  eo 

»tal'anc^ttopihit  ffir  X^coloflic  nnb  STMc.    8.  S.   I.  47 


738  9[)i0ft0Kf4e  ftottfKtiittiitteit  tittb  ft«Hi»te9 

Qpo(toHfd^e  Sd^riften  bcjeidjnet  Ratten:  bie  DibastaliQp  bte  Dtbac^e,  otellei^t  bte  VIII 
1.  2  benu^te  6d^nft  |>tppoIqts  (wtnn  (ie  nSmlt^  negl  ;^a^ia;idTcov  anoatoXixi]  na- 
oddooig  ^te^),  au^  bie  ag^ptif^e  itir^enorbnuno  —  ibar  es  nur  ndfirlid^,  bag  er  oui^ 
feine  Siebaltton  ber  Quellen  als  opoftolil^es  Slaborot  binftellte.    9u(^  ivenn  er  bos 

5  (xSs/it  Su^  ben  einseinen  Slpojteln  tn  ben  SRunb  legt,  ift  er  ni^t  origmell;  bariii  mir 
i^m  l^on  bie  q)o(toIif^  Airipenorbnung  oorongegongen.  Seit  3#^9uni^rt^n  bejek^ 
nete  man  bie  Jlir^enoerfaffung  unb  bie  Jtirc^norbnung  fo  ober  fo  a(s  apoftoltfi!^ ;  bie 
Sebauptung  iDurbe  nur  oabur^  immer  ^orrenber,  toeil  man  (ic^  immer  me^r  oon  ber 
^o|toli(^en  !^t\\  entfernte.    9lur  barin  fd^int  ber  Serfoffer  ber  itonftüuttonen  o^e 

10  95organger  ju  fein,  bag  er  ben  rSmif^en  (äemens  als  Sermittler  ber  cmoftoKf^it  3^* 
bition  ^inftellt;  man  pflegt  i^n  ba^er  ^feubo^CEIemens  3U  nennen.  ^feubo-SIemens 
^t  einen  na^en  Senoanoten  in  ^feubo«3gnatius,  jenem  [qrifc^en  gffilf^  ber  aus  ben 
[ieben  tMtn  Sriefen  bes  3gnatius  oon  ^ntio^ien  bie  jmSIf  uned^ten  peiftellte;  bos 
tft  (eit  3ct^t^unberten  bemerft,  unb  jeme^r  man  bos  Senoanbtfc^c^oeif^Itnts  nfi^ 

16  unterfu^t  i^tA,  befto  mel^r  i[t  es  too^rf^einli^  gemorben,  bag  $fiubo*SIemetis  unb 
$feuoo«3gnattus  nur  oerf^ieoene  "Xfyiitxi  berfelben  ^erfonli^feit  b^i^nen.  Das  Sater> 
lanb  bes  gr^If^^i^s  ift  Serien  —  bos  jeigen  u.  a.  bie  f^rifc^en  Stonatsnamen ;  feine 
t^eologifd^e  «i^tung  unb  feine  3eü  ift  nod^  umftritten.  5l.$omad(!rHII2S.241— 268) 
nannte  i^n  einen  Semiarianer  unb  beftimmte  feine  3^tt  auf  340—380;  g.  3£.  guirf 

20  bat  mit  bea^tensroerten  (Sninben  J3feubo<3gnattus  als  SlpoIIinariften  ^amlterifiert,  unb 
feine  ^t\\  auf  ca  400  fixiert.  SBenn  bas  ri^tig  ift.  roirb  man  bem  S^Iuffe  ni^ 
ausroetd^en  lonnen,  bag  bie  Aonftitutionen  aus  bem  Areife  ber  SlpoÜinariften  um  400 
beroorgingen  unb  roo^T  ^unä^ft  ffir  apoüinariftifd^e  C&emeinben  beftimmt  roaren.  Sis 
fe^t  fte^en  fi^  aber  in  biefem  fünfte  bie  Slnfic^ten  no(^  gegenüber.  Die  jtonftttutionen 

25  finb,  roenn  au^  oielleid^t  nur  in  beftimmten  jlreifen  ^^riens,  als  JUrc^noibnung 
gebraust  morben.  ^raftif^e  Sebeutung  ^atte  oor  allem  bas  a^te  Su(^,  toie  bei  feinem 
3n^alt  natfirli^  ift.  Dos  ift  no^  m  ber  banbf^riftlii^en  Überlieferung  ju  jeioen:  bos 
aijiit  Su^  ift  ganj  ober  teun>eife  oiel  junger  abgef^rieben  n)orben  als  bie  AonfHiU' 
tionen  im  gamen  (ogl.  $itra  I  46  f.).    Dabei  tonnte  es  nid^t  ausbleiben,  bag  ber 

so  gortf Aritt  ber  '^tW  fi$  wx  bem  Üearte  bes  Sucres  bemerlbar  ma^te ;  Jlird^enorbnungen 
unb  Liturgien  er^lten,  fo  lange  Jie  praftif^  gdftrau<^t  roerben,  eigentli^  immer  3^^ 
unb  3nte^olationen.  So  ift  aud^  bte  $anb  bes  $feubo«SIemens  nid^t  bie  le^te,  bie 
über  bie  Äonftitutionen  gegangen  ift.  Die  3nterpolationen  finb  3u  bemerfen  an  ben 
Di^erensen  innerhalb  ber  Äonftitutionen  fclbft,  ebenfo  in  ben  Slbroei^ungen  ber  $anb* 

86  fd^riften.  gflr  bas  erjte  finb  bescid^nenb  bte  Seftimmungen  über  ben  Dftiarier.  !ßfeubo< 
Clemens  enoo^nt  i^n  II  25,  12;  28,  2;  57,  7.  III  11.  VI  17,  2,  als  er  f^eb, 
geborte  ju  bem  nieberen  ftlerus  aud^  ber  Oftiariat.  3m  aAten  Sud^e  bagegen  o^irb 
ber  Dftiarier  übergangen,  fogar  in  Slufsä^lungen,  u)o  man  i^n  enoartet,  roie  VIII  12, 
19;  13j  4;  28,  5;  31;   unb  VIII  11,  5   fielet  man  beutli^,  ba^  es  leinen  Oftiarier 

40  me^r  gtebt,  an  fetnem  ^la^e  an  ben  Äir^tpren  fielen  Dtafonen  unb  Subbialonen. 
9lo(^  n)ö^renb  bte  Äonftttuttonen  pralttf^  gebraust  lourben,  ift  ber  ordo  ber  £)ftiarier 
abgef^afft  n^orben.  S^an  ^at  i^n  bes^alb  ausgemerjt  an  ben  Stellen,  bie  man  oft  oor 
Slugen  ^atte ;  an  anbem  Stellen  aber  bie  Äorreftur  oergeffen.  2lu^  sroif^en  bem  9u5-- 
juge  bes  a^ten  Sud^es,  ber  in  lird^enred^tli^e  Sammlungen  bes  Orients  übergegangen 

46  ift,  unb  bem  übli^en  Üeaete  ber  Äonftitutionen  j^tgen  fic^  Differensen.  Das  Cpebet  bei 
ber  Sif^ofsroei^e  ift  oerönbert;  ber  fieltor  erhält  bort  feine  ^anbauf legung,  f)m  aber 
n)irb  fie  i^m  ju  teil  unb  ein  ausfü^rlid^es  SBei^egebet  roirb  angegeben  (ogi.  ZU  VI  4 
S.42— 47.  70).  3lud^  an  biefen  fünften  ^at  bie  ^raiis  fid^  geänbert,  roä^renb  man 
bie  Äonftitutionen  gebraud^te.    Unb  was  an  einigen  fünften  ju  bcroeifen  ift,  rofarb  an 

60  mand^en  anberen  nod^  ansune^men  fein.  Diefe  fpäteren  SSeränbcrungen  bes  lextes 
)iai  bas  Trullanum  692  c.  2  im  Slugc,  mtnn  es  stoar  bie  apoftoli[d)e  §erfunft  au(^ 
oer  Äonftitutionen  nid^t  beftritt,  aber  bel^auptete,  ben  alten  Äonftituttonen  lofiren  oon 
$eteroboxen  uneAte  Seftanbteile  bcigemif^t. 

2Benn  bie  Äonftitutionen  eine  Äird^enorbnung  finb,  fo  ^abcn  bie  Slanones  bie 

66  gorm  ber  Sgnobalbeftimmungen.  8lu^  fie  ftellen  fi^  unbefangen  als  SBerf  ber  Äpoftel 
burd^  Clemens  oor.  Die  3551^^9  '>^^  itonones  ift  in  ben  $anbf^riften  unb  Ausgaben 
oerfd(|ieben.  Urforünglic^  waren  es  85  Äanones;  bas  roirb  oom  Trullanum  692  c.  2 
beseugt;  auÄ  Dtonriflus  Ciiguus  fd^eint  btefe  3ö^lung  ooraussufe^en.  2faft  ^ufiger 
no(^  tft  bie  35^Iu"9  ^^^  ^  Äanones;  c.  3  unb 4  finb  babei  als  c.  3  3ufammengefa|t. 

60  SIber  au^  anbere  3^^lungen  lommen  oor;  ugl  bie  praftif^e  3ufammenfteIIung  bei 


tMi0ft0lif(l^e  ftimfKiiitwitett  tittb  ftuwtted  739 

^ttra  I  43  f.  3n  hirjer  gefe^geberif^er  Sorm  oerbreiten  fi^  bie  Jtanones  Aber  bie 
oerfd)iebenen  lir^ente^tli^en  grtagenp  toeld^e  in  ber3^it  bes  Setfon ets  brennenb  nmren. 
3n  ber  3uf<^nt^^nftenung  fep  ein  fefter  $Ian,  |elb(t  SBteber9olungen  bmmen  oor. 
33on  befonbercm  3ntere||e  ift  c.  85,  oer  Sibelfonon  bcs  91.  unb  SlLs,  ber  ni^t  bie 
9IpI,  n)o^I  aber  bie  beiben  Siemensbriefe  unb  bie  (i4)nfHtutionen  jum  9tZ.  rennet.  3m  5 
übrigen  inb  bie  Seftimmungen  ber  Aonones  leinestoegs  btirAtDeo  neu.  20  cc.  [inb 
ben  cc.  ber  JtirAu^ei^fnnobe  oon  Slntio^io  341  entlel^nt;  oieUei^t  finb  aud^  cc.  ber 
6i|nobe  oon  Üaobicea  in  $^r9gien  (um  360)  unb  ber  S^nobe  oon  ftonftontinopel  381 
benu^t;  oor  allem  aber  merben,  in  minbeftens  24  cc.,  Seftimmungen  ber  ilonftitutionen 
tDieber^oIt.  Somit  bleibt  nur  etma  bie  $&lfte  ber  cc.  Sonbereigentum  bes  Serfaffers :  10 
unb  au^  baoon  moa  noc^  mand^es  aus  Quellen  [tammen,  bie  roir  nic|t  lennen.  Demnad^ 
fam  es  bem  Serfaner  me^r  barauf  an,  ood^noene  Seftimmungen  aufs  neue  einsu«^ 
f^rfen,  als  felb|termnbene  einjuffi^ren.  Sein  ^auptjioed  aber  nxir,  bur^  feine  eigene 
gfalf(^ung  bie  ber  Aonftitutionen  ju  beden,  unb  |ie  bem  31Z,  [einer  (&emeinben  einju* 
oerletben.  Die-  beiben  Clemensbriefe  nabm  er  in  [ein  91Z.  oieOeiAt  nur  bes^Ib  auf,  15 
wt\\  auA  (ie  00m  romi[^en  Siemens  ^rftammen  n)oIIen ;  bo<^  ogL  ben  codex  Alexan- 
drinus  oes  31Z.S,  ber  ebenfalls  bie  (Uemensbriefe  entl^ält  unb  [ie  jum  912:.  rennet; 
au^  codex  Alexandrinus  Kämmt  aus  bem  ffinften  3^<^unbert,  mit  bie  5tanones. 
Damit  i(t  au^  bas  litterari[ffle  Ser^Itnis  ber  (£anones  m  ben  5tonftitutionen  beutli(^. 
Sie  jtammen  aus  ber[elben  ^rooin},  aus  Sorten,  aus  oem[eIben  t^Iogi(^en  jlreife,  20 
unb  finb  !ur^e  3^it  mdjlf^x,  aljo  etma  im  Slnfang  bes  ^nften  3<^^c^unberte,  ae[4rieben 
n^orben.  3Bte  es  lam,  bag  Du)n9[ius  (Exiguus  nur  bie  erften  50  cc.  ins  £ateinif(^e 
überlebte  unb  in  feine  Sammlung  aufnahm,  ift  ni^  burd^fii^tig.  SIber  es  ift  baraus 
niAt  5u  fd^Iiegen,  bog  bie  35  legten  cc.  fpäter  ^injugeffigt  ftnb;  [ie  berufen  auf  ben« 
felben  Quellen  ©ie  bie  50  erften.  —  25 

eingaben  ber  Qrientalen  über  Diba^e,  Dibasfolia,  ftonftitutionen  unb  Jtanones 
ber  ^Ipoftel  finb  mit  befonberer  SorfiAt  au^une^men.  ba  jumeilen  ganj  fpate  ftompi« 
lattonen  unb  Slusjüge  mit  ben  alten  Xiteln  gejc^mücct  finb. 

Die  arabif(^en  unb  at^iopif^en  30  apoftohfqen  Aanones  mollen  oon  ben  Slpofteln 
am  ^ngfttage  im  9lbenbmal^ls5tmmer  bes  „3^^"  in  3^^fttl^in,  bas  no^  ie^t  unter  90 
bem  Scamen  zRebi  Däüb  befannt  ift,  abgefaßt  fein.  Der  iopti[^  3^^^^^^  {*>-  ^-  ^o- 
nop^^fit)  Abu  Ishak  ibn  al  Assal  [agt  tn  ber  Sonä)e  ju  fernem  ca  1240  oerfa^ten 
Stomolanon,  bag  bie  30  Aanones  urfprüngli^  grie^ili^  abgefaßt,  unb  oon  ben  SRel^tten 
(b.  f).  ben  Ortj^obosen)  unb  9teftorianem  ins  Slrabtf^  überfe^t  Omaren;  au^  bei  ben 
fi)rij(|en  3ttIobiten  Omaren  fie  in  Geltung;  unb  i^m,  bem  lopttf^en  3o{o^il^n,  finb  fie  sc 
au^  eine  Quelle  für  feinen  9lomo!anon  (ogl.  Corpus  juris  Abessinorum  ed.  3*  33a^* 
mann  I.  Jus  connubii,  Berolini  1890  &.  XXXIID.  ^ie  liegen  in  arabifd^en  unb 
ät^iopif^en  5lanonesfammlungen  oor;  unl)  n^enigftens  i^re  Uberf^rtften  finb  befannt  aus 
ber  franjöfifd^en  Öberfe^ung  bei  3.  9R.  Sansleb  [äBansIeben]  Histoire  de  T^glise 
d'Alexandrie,  ^aris  1677  S.  239  ff.;  abgebrudt  bei  »Well  I  179  f.  ^xtxnaä)  finb  4o 
fie  offenbar  bis  auf  geringe  Unterf^ieoe  ibentif^  mit  {enen  27  ilanones,  n)el^e  fqrif^ 
unter  oerf^iebenen  Xtteln  oorbmmen  unb  herausgegeben  finb :  als  Canones  apostolici 
in  ber  Epitome  canonum  apostolicorum  bes  ÜReftorianers  (Ebeb  3^jj}  (t  1318), 
herausgegeben  oon  9(.  3Rai  in  Scriptorum  veterum  nova  collectio  Sb  10,  9{om 
1838,  S.  169—173,  lateinif<^  überie^t  S.  3—7;  als  „Schrift  ber  fie^re  bes  «^oftels  45 
Slbbai''  (b.  f).  S^abbäus)  oon  $.  be  Üagarbe  in  ben  Reiiquiae  juris  ecclesiastici 
antiquissimae,  Syriace  1856  S.  32—42,  grieAif^  rüdfiberfeM  oon  bemfelben  in  ben 
Reiiquiae . . .  Graece  1856,  S.  89—94;  enbli^  als  „fiebre  oer  Mooftel"  oonB.Su« 
reton  in  Ancient  syriac  documents,  fionbon  1864,  S.  24—33,  englif^  überje^t 
S.  24—33.  aRh  ben  85  apoftolifc^en  Aanones  ^ben  fie  nur  roenige  augerli^e  Se^  so 
rü^rungen,  aus  benen  eine  Ittterarif^e  Senoanbtf(^aft  laum  abgeleitet  merben  tann;  mit 
Der  oon  (5.  ^^illips  herausgegebenen  unb  fiberfe^ten  Doctrine  of  Addai  the  apostle 
(fionbon  1876),  unb  mit  ber  Diba^e  ^aben  [ie  ni^ts  511  t^un.  3n  hirser  gefehgebe* 
rif^er  2form  fpred^en  bie  27  (bes©.  30)  apoftolij^en  Aanones  00m  ©ottesoienft  am 
Sonntag,  SRittroo^  unb  2freitag,  bem  täglid^en  (Bottesbienft,  bem  (5tbtt  gegen  Often^  66 
ber  ©ebäc^tnisfeier  für  bie  loten,  bem  Älerus,  ber  gcier  oon  SBei^nac^ten  (fe^lt  bet 
ben  öltcften  Sgrem),  (Epiphanias,  bem  40tägigen  gaften,  Oftem  unb  $immelfa^, 
foioic  über  ffiinselfragen  ber  lir^li^en  ©eri^tsbarfeit.  (t^aralteriftifA  ift,  ba^  jebe  ein* 
seine  Seftimmuna  ausbrüdli^  als  apoftolif^e  Serorbnung  ^ingeftellt  toirb,  oag  aber 
anbrerfeits  ber  Serfu^  gemat!^  ift,  bte  SJorf^iften  aus  bem  Alten  unb  Keuen  lefta*  «o 

47* 


740  V)i0ft0ltf(^e  ftiwftUtttwtteii  trok  ftttuwed 

ment  ju  belegen.  Dem  f^rif^en  Xeste  tft  noc^  eine  Srjfi^Iung  von  Stemtnisjenjen  aus 
ber  apo(toIt(d^en  S^^  ange^ngt,  loeli^  noA  einmal  bie  opoftoIiUe  ^erlut^  ber  Aa* 
nones  (tü^en  [oll :  Paulus  unb  Zimot^eus  qätten  [ie  Bei  ibten  uRiffionsceifen  in  69« 
rien  unb  Silicien  ben  (Semetnben  eingef^fiift,  unb  oie  Sboftel  felb[t  fi^  i^rei  jur  93e< 

5  te^rung  beianntet  fübif^er  Ober^uptei  bebtent.  Da  bie  itanones  uipriinglid^  griec^ifc^ 
abgefaßt,  ober  in  bie  oerf^iebenen  fianbesKr^en  aufgenommen  unb  fiberfe^t  |inb,  fi^int 
e$  ongeseigt,  i^re  (Entfte^ung  in  bie  3^^  3^  l^^^n»  in  ^^  \^  ^i^  Sonberlix^en  bes 
Clients  no^  mdj,t  oon  ber  ®rogtir^  getrennt  Ratten,  b.  ^.  no^  in  ^>^  oierte  ober  in 
ben  SInfang  be$  fünften  3<^^nnbert$.  Darauf  n)ei]t  au^  bos  m^len  bes  SBei^noc^« 

10  feftes  im  älte|ten  Ztxtt.  Sie  [inb  alfo  ebenfo  alt  mit  bie  Aonftitutionen  unb  bie 
85  JlanoneSy  toenn  ni^t  gar  älter  uno  [tauben  auc^  an  Serbreitung  u)enigftens  ben 
5ton[titutionen  nxd^t  nai).    Sine  unterfu^ung  fte^t  no^  aus. 

Die  arabif^e  Dibaslalia  ift  ein  Sle^tsbu^  ber  bptif^en  (jabbitifAen)  JUr^, 
unb  iwax  iDurbe  [ie  ^ier  [e^r  ^0^  ge[^^    Abu  Ishak  ibn  al  Assal  (IBac^ann  I 

16  6.  XXXIV)  gtebt  bie[er  6^&Jung  Stusbrud,  inbem  er  behauptet,  [ie  w&tt  meift  aus 
bem  Soangelium  unb  bem  Suten  Zeftament  ge[c^9)yfi  Sie  i[t  in  einer  9lei^  oon 
arabi[^en  $anb[^riften  (ogl.  gfunl  S.  215)  erQulten;  aber  bie  ^nbfd^Ii^  aber» 
lieferung  Jd^eint  re^t  n)fi[t  5U  [ein.  Die  D&astalia  {[t  eingeteilt  in  39  itopitel.  3laSf 
ber  Sinlettung  i[t  [ie  abgefaßt  auf  einem  ftonoent,  ben  bie  p9lf  9Ipo[tel  mit  ^[knilus 

20  unb  3^{oBus  bem  (&ere($ten  in  3eru[alem  db^ielten.  9Bie  fc|on  bies  an  bie  o^iofto« 
li[^en  fton[titutionen  Yin  4,  1  erinnert,  [0  be^ie^  [ic^  au^  bie  (Einleitung  (Sidell 
I  163)  auf  ein  frfi^eres  SBerf  bes[elben  Jtollegtums,  „bie  9e[t[e^ung  ber  Jtanoncs", 
ebenfalls  i,ge[^i(It  burd^  bie  ^anb  bes  (Hemens,  un[ers  <&eno|[en",  b.  $.  eben  Vk 
apo[toli[^en  Aon[titutionen  (ober  fenes  orientali[d^e  Slec^tsbuA  ber  127  ilanones;  [.oben 

26  S.  731p  10).  Sine  in^altli^e  Seralei^ung  peigt,  bog  bie  arabt[d^  Dibaslalia  ben  asofto> 
li[^en  Jlon[titutionen  gegenfiber  Yehinb&r  t[t.  Die  arabi[^e  Diooslalia  i[t  al[o  in  feiner 
9Bei[e  mit  ber  [9ri[c^en  Dibaslalia  3U  oergleiAen;  bie  [^ritc^e  i[t  eine  alte  Queue,  bie 
arabt[(^e  eine  junge  Bearbeitung  ber  apo(toli[4en  iton[tttuttonen.  Die  (Einleitung,  fto« 
pitcl  1—22,  unb  24—34  entölten  ben  größten  leil  oon  SSu^  I— VI  ber  Äonfthu« 

aotionen;  ebenfo  benuM  Jtapitel  36  „93on  ber  Drbination  eines  Si[4of9"  Vm  4.  5 
bie  jton[tituttonen,  aoer  ni^t  ben  flbliAen  Xest,  [onbem  {ene  SItere  9te}en[ion,  oon  ber 
ein  Susjug  in  griec^i[c^en  Kr^enre^tiid^en  Sammlungen  oorliegt  (3A®  XV  12  f.), 
unb  unter  ^eronjie^ung  ber  q)o[toli[^en  5^^norbnung.  Das  gauße  Sonbereigentum 
ber  arabMen  Dtbaslaua  bettelt  in  Jtapitel  35  „93on  ben  Jlir(^engebäuben   unb  ben 

86  ^eiligen  ^lä^en",  37  „SJon  oer  3cit  bes  (Bebetes,  roel^e  00m  St[^of  unb  ben  übrigen 
(5ei[tli^en  3U  beoba^ten  i[t",  38  (=  23;  aber  38  i[t  ausffl^rli^er)  „bafe  ein  »i[(^of 
brei  SBo^en  lang  nad^  [einer  Crbination  fa[ten  [olle,  inbem  er  ni^ts  in  jeber  3Bo^ 
bis  mm  Sonnabenb  i^\"  unb  Jtopitel  39  „bie  3R9[tagogie  ober  m9[K[4e  £e^re  3^1^ 
S^rt[ti  un[eres  (Sottes,  n^el^e  bie  (£:^ri[ten  na^  bem  Sm|^an^  bes  beiligen  Slbenbmo^ls 

40  5er[agen,  roeld^es  ijt  ber  (5laube,  \>tn  er  gelehrt  ^at  [ömth^en  8lpo[teln".  ^  gfunl  fyA 
S.  226—236  oon  Äopitel  35  ein  SReferat,  oon  ben  f olgenben  Äapiteln  eine  fiber[e^un9 
mitgeteilt.  Da  bie  arabi[(^e  Dibaslalia  ntu:  in  Sgppten  unb  Jeinem  ^interlanbe  be^ 
lannt  mor,  unb  nur  in  ber  iolobiti[^en  Aird(|e  (Geltung  ^aüt,  mnh  [ie  auA  oon  SRono- 
p^9[iten  5u[ammenge[tellt  [ein,  b.  b.  nad)  bem  ftomil  oon  SJ^alcebon  (451);  mogli^r* 

46  loeiie  [^on  balb  nad)^er,  ober  an^  hierüber  \ttf)t  eine  l[nter[u^ung  no(^  aus. 

9lus  ber  lopti[^en  Rxiä)t  i[t  bie  arabi[^e  Dibaslalia  in  bie  at^iopifc^e  Rir^ 
gelommen ;  benn  bte  ät6iopi[^e  Dibaslalia  iH  nid^ts  anberes  als  eine  uberfe^ung  ber 
arabi[d^en,  unb  eine  [^led^te  äber[e|ung.  SBenn  Jie  in  ber  Slnorbnung  bes  Stoffes 
nidbt  iiberein[timmt,  [0  i[t  ebenfalls  oie  [^lec^te  Öoerlieferunq  baran  J^ulb.    9Iu<^  in 

^  ^iopien  lourbe  [ie  [e^r  ^0^  ge[^ä^t ;  nod)  ber  9legus  olaubtus  oon  9lbe[finien  b^ 
[i^  in  [einem  (Slaubensbelenntnis  00m  3^^^  1^^^  ouf  bie[elbe  als  auf  eine  eqt 
apo[toli[(^e  S(^rift  (ogl.  Confessio  fidel  Claudii  regis  Aethiopiae  cum  notis  et 
versione  latina  Job!  Ludolfi  .  .  .  edita  cura  . . .  Johannis  Michaelis  Wanslebii 
.  .  .  Londini  1661).    (Eine  oer[tümmelte  $anb[(^rift,  loel^e  nur  bis  jum  Anfang  b^ 

^  22.  Äopitels  rei^t,  b.  f).  bis  apo[toli[(^e  Äon[titutionen  IV  13,  i[t  publijiert  oon  3:^ 
mas  $ell  $latt,  The  ethiopic  didascalia  or  the  ethiopic  version  of  the  aposto- 
lical  constitutions  received  in  the  church  of  Abyssinia,  £onbon  1834  mit  eng« 
li[(^er  ilber[e^ung  unb  Slnmerhingen. 

Dag  au^  bos  orientali[(^e  Sle^isbu^  ber  127  Aanones  ben  Üitel  fü^rt  Canones 


IltiofioKfd^e  SottftUttttutteit  nttb  Stanpnt»  9p9^lx\iit»  S^mBnIititt    741 

patrum  apostolonim  quos  constituerunt  ad  ordinandam  ecclesiam  christianam, 
fei  no.^maIs  enüS^nt  (f.  oben  S.  731  lo  u.  49). 

Über  minber  bebeutenbe  thr^nre^tli^e  6tfide  untei  apoftoUf^em  Xitel  ogl  Sidell 

1,  181  ff.  «an»  Sc^eHd. 

fipofioli^ilt  sater.     SRit    btefer   Bejei^nung   ©erben  ^erBmmli^erwiJe  bie:»  6 
jeniaen  altlir^Ii^n  SAriftfteller  benannt,  loel^e  xDirlli^  ober  anoebliA  Qäfiltx  oon 
Slpofteln  tooren ,  ndmliq :  SBamabas,  ^ermos,  (Hemens  oon  Slontp  3p(mu$,  ^oliiforp, 
Sßapxas  unb  ber  auctor  ad  Diognetum.  SRan  ofll.  biefe  Sttrt.  —  ausgaben:  1.  S.  S. 
Patrum,    qui   temporibus  apostolicis  floruerunt,    opera    ed.  J.  B.  Cotelerius, 
Paris  1672;  Recud.  curavit  J.  Clericus,  Antwerp.  1698,  ed.  2,  Amstelod.  1724, 10 
2  voll.  fol.     2.  Bibliotheca  patrum   Apostol.  Graeco-Latin.    ed.  L.  Th.  Ittig, 
ficipj.  1699.    3.  Epistolae  s.  Patrum  apostol.  ed.  J.  L.Frey,  3Ja[el  1742.  4.  S.  S. 
Patrum  apostolic.   opera    genuina,   ed.  Rieh.  Rüssel,   Lond.  1746,  2  voll.  8. 
5.  Clementis  Rom.,  S.   Ignatii,    S.  Polycarpi,   patrum  apostol.,   quae  super- 
sunt.  Accedunt,  S.  Ignatii  et   S.  Polycarpi  martyria.    Ad  fidem  codd.    rec.,  15 
adnot.  iUustravit,    indieibus  instruxit.   Guil.  Jacobson,   2  Tom.,  Oxon.  1838, 
ed.  4.  1863  8.    6.  Patrum  apost.  opera.  Textum  recognovit,  brevi  adnotatione 
instruxit  et  in  usum  praelect.  academ.  ed.  C.  J.  Hefäe,  Tubingae  1839,  ed.  4. 
1855.    7.  Codex  NT.  deuterocanonicus  s.  patres  apostolici  ed.  E.  de  Muralto. 
Vol.  I   (Bamabae  et  Clementis  epistolae),  Turici  1847.    8.  Patrum  apostolic.  20 
opera  ed.  A.  R.  M.  Dressel,  fieipj.  1857,  2.  ?lufL  1863.    9.  Novum  Testamen- 
tum  extra  canonem  receptum,  ed.  A.  Hilgenfeld,  fieipj.  1866,  2. 2lufl.  1876 — 81. 
10.  Patrum  apostol.  opera  rec.  O.  de  (jebhardt,  A.  Hamack,  Th.  Zahn,  Üeipj. 
1876—78,  Üeartausgobe,  fieipj.  1877,  2.  «ufl.  1894.    11.  Opera  patrum  apostol. 
ed.  F.  X.  Funk,  lübingen  1881;  1.  »b.  2  Slufl.  1887.  12.  The  Apostolic  Fathers25 
by  J.^  B.  Lightfoot.  fionbon  1885—90. 

Ober  bie  Sinselousgoben  f.  b.  betr.  Sbt.  ^anif. 

9C)ioftoItfi^er  Sin\%,  (Ebrentitel  bet  ASnige  Unoams,  ongebli^  bem  A3nig  6tep^an, 
bem  erftcn  d^ri|tli^en  ilömge  Ungarns,  oon  ^apft  Siloefter  II.  (999—1003)  erteilt 
unb  oon  $ap[t  Clemens  XIII.  bur^  ein  Sreoe  00m  19. 9uQu|tl758,  BuUar.  Rom.  so 
contin.  (Clem.  XIII),  ^roto  1843  6. 22,  fflr  bas  öfterrei^ifd^^ungorif^e  ftönigs^ous 
erneut  unb  beftotigt.  ^ergogt* 

fltioftolifd^ed  S^mbolmn.     2:ro6  be9  SSotgangS  oon  fiaurentiud  ^aUa  unb  (Srodmud 
barf  man  boc^  jagen  bai  erft  Uf^er  biefe  ^id^iplin  ber  ®ntfte]§unadgefd^i(j^te   ber   altfird^* 
litten  Symbole  entbedt  fat  (De  romanae  ecclesiae  symbolo  apoetouco  vetere  alüsque  fidel  35 
formulis  tum  ab  occidentalibus  tum  ab  orientalibus  in  prima  catechesei  et  baptismo  pro- 
poni  solitiB  Diatriba,  1647).    92a(l^   i^m  ftnb  SSoffiud,  ^earfonud,  ^itfiud,  ^ng,   leing^am 
^u  nennen,    ^alc^  fammelte  1770  in  feiner  Biblioth.  symbol.  vetus  bie  @)laubendregeln  unb 
Symbole.    3)ieö  ©er!  würbe  1842  burd^  bie  $a§n'f^c  „©ibliotl^cr'  antiquiert.  (Seit  38  33. 
bur(^  ba§  fBerf  oon  fleurtley,  Harmonia  Symbolica  (1858)  ift  bie  Arbeit  icieber  aufS  neue  40 
in  $Iug  gelommen.    C^in  jtoeiter  Ufl^er  ^at  oor  allem  ^a^pari  in  feinen  jal^Irei^en  $3erlen 
feit  1866  baS9RateriaI  augerorbentlid^  oerme^rt  unb  mit  cfaftcrimti!  geftcfttet  (Ungebrudte, 
unbeachtete  unb  menig  bead^tete  Ouellen  ^ur  ©efc^ic^te  bed  Sauff^mbold  unb  ber  Glaubend« 
regcl,  3  ^be  1866,  69,  75.    9(Ite  unb  neue  duellen  jur  (S^efd^ic^te  bed  ^auff^mbold  unb  ber 
©laubendregel  1879).  Seine  arbeiten  ermöglichten  ed  bem  @o^ne  ^^nd  1877  bie  ^^SSibliot^el"  45 
feinet  iBaterd  ju  einem  neuen  tBerfe  ju  maqen  (eine  3. 9(ufl.  ift  im  ^rudt).    $on  beutfc^en  &t* 
karten  ^aben  o.  8ejfc^tt)it  (©Aftern  ber  Äated^etif,  2.©b  2.  4lup.  1872),  ber  Unterjeirfinete,  (in  b. 

2.  ?(uf[.  bieferJR®.  u.  SJogmcngcfd^irfltc  l.©b),  3a^n  (3)a8  aOoftoL  (S^mbolum  1893)  unb  oor 
allem  ^attcnbuf^  Hd^  ein  ber  Unterfu(!^ung  beteiligt.  3)er  le^terc  ^at  i.  3.  1894  ben  erften 
S3anb  einer  grogen  Sonographie  über  ha^  @Qmbo(  erfd^eincn  laffen,  auf  beren  (^ortfe^ung  60 
man  mit  diedjt  gefpannt  i]t.  Sßon  englifci^en  ©elel^rtcn  finb  ©aroe^  (The  history  and  theo- 
logy  of  the  tree  Creeds.  1854),  gfoußed  (The  AthanaaiaD  Creed  .  .  .  with  other  inauiries 
of  creeds  in  general  1872),  fiumb^  (The  history  of  the  creed  1873),  ^ort  (Two  disser- 
tations  1876),.  oor  aßem  aber  @toainfon  (The  Nicene  and  Apostles*  Creed.  fionbon  1875) 
5U  nennen.  Über  bad  SSerl^ältnid  beS  altrömifc^en  @^mboId  »u  ben  (S^IaubenSformeln  in  ber  66 
üorfat^olifc^en  3cit  l^at  ber  Unterjeicönete  im  3.  1878  in  Patr.  App.  Opp.  II  edit  I,  2 
gc^anbelt  (baju:  H.  ^arnad,  3)a«  ^oftol.  ®IaubenSbc!enntni8  26.  Äuf[.  1893);  ogl.  bie 
fie^rbüc^er  ber  ^oamengefd^i^te.  3^^  ^^^  periobifc^  auftau(j^enben  Streitigteiten  über  bad 
apoftolifc^e  ©^mbolum  erfd^einen  regelmäßig  eine  große  ^injal^I  oon  ©rof^üren,  bie  §ier  ni^t 
ju  oerjeid^nen  finb.  60 


742  ^ofiolx\i^t»  S^ma^Innt 

93teUet(^t  tft  fiutber  ber  crfte  geiDe|en,  ber  bie  brei  Symbole,  ba$  (q)o|toltf(^e,  bas 
nic^fonftantinop.  unb  bos  ot^anof.,  als  Slusbrud!  bes  ilumenif^en  fti^Iic^en  Seleimt» 
niffes  nebeneinonber  gefteüt  bat  (baju  bos  „Te  Deum  laudamus'').  (Seioig  ift,  bajj 
erft  mä^  feinet  3«i*  (2.  $älfte  Des  16.  ^i^xf).)  bfe  ^Ptoteftanten  beftimmt  oon  bcn 
5  brei  alten  Snmbolen  gerebet  l^oben ;  geioig  ift  aber  aud^,  bag  im  Slbenblanbe  fc|on 
me^r  als  5  !iafycff\xrmcU  frfl|er  Atn  bieje  brei  befonberes  %[n|e^n  geno|fen  ^aben 
unb  im  Kr^li^en  (Sebrau^  getoefen  finb  (AöIIner,  G^mbolü  I  [1837],  S.  5).  Sireng 
genommen  gebührt  bas  $rabiiat  „ölumenifd^"  allein  bem  nic«bn|tantinop. ;  benn  in 
Der  orientalil^en  jtir^e  i|t  n)eber  bos  opoftol  noA  bos  at^naf.  (Slaubensbefenntnis 

10  jemals  5u  offtsieUer  Geltung  gelommen  (Sag,  Siomboli!  b.  grie^.  R,  [1872L  6. 116 f.; 
5tattenbuf6,  !Das  apoft.  Symbol  [18941  Sb  I  6,  1  ff.),  mie  benn  au^  Die  orientO' 
lif^e  Airme  5u  feiner  !^tit  iraenb  ein  69mboI  feinem  Urfprunge  naä)  auf  bie  Spoftel 
jurfidgefü^rt  ober  als  (q)oftoIuAes  im  ftrenaften  Sinne  bes  äBortes  bejei^net  ^t  (ogL 
Das  3^ugni5  bes  Qcrjbif^of  Sllarcus  (Eugenicus  auf  bem  Jtonjil  3U  glorenj  1438  nc^ 

16  S^loefter  Sauropulus,  Hist.  Concil.  Florent.  seot.  VI,  c.  6  p.  150  ed.  Rob. 
Creyghton  [1660] :  '^/Lieig  ovxe  ?;jrO)U£v,  o&ie  otda^iev  auußolov  rcbv  djio<n6ixov\ 
f.  Caspari,  Ungebrudte  .  .  .  Quellen  3.  (gefd^.  bes  XauffQmb.  II  [1^69]  S.  106  f. 
n.  77).  IDagegen  gehören  im  Slbenblanbe  bie  brei  SQmboIe  ju  ben  2&eIenntnis|Ariften 
ber  $auptiir(^en.  Das  ifirjefte  oon  i^nen(„Symbolum  minus'O  fü^rt  eben  ben  Sannen 

20  „apostolicum".  Do^  finbet  fi^  im  SIbenblanbe,  unb  jmar  niqt  nur  bei  lateinifc^ 
geioorbenen  (ßriec^en,  oereinselt  auA  bie  Sejeii^nung  „apoftolifc^"  ffir  bos  nic^^lonftam 
tinop.  ((Easpari  a,a.Z>.  I  [1866]  S.242  n.45,  II  [1869]  S.115  n.  88,  III  [1875] 
S.  12  n.  22).  Die  brei  obenblSnbifc^en  ^auptlir^en  beftfeen  bas  Symb.  Apost.  in 
n)efentli(^   übereinftimmenber  »Jform  (textus  receptus).     93on  feinem   Ur^inrunge  in 

25  biefer  gform  n)irb  besbalb  3uer|t  ju  Rubeln  fein. 

I.  9Rit  nid^t  gertnger  Si^er^it  I&gt  fid^  ber  textus  receptus,  toenn  man  oon 
SDlinutien  abfiebt,  bis  ju  bem  Slnfang  bes  6.  (Cnbe  bes  5.)  3^^^^^^^^^  3urficber< 
folgen  (Jlattenbufd^,  a.  a.  C  S.  189  ff.,  ber  bas  in  eigentämlic^er  SBeife  beftreitei, 
bat  feine  (gegengrfinbe  bisher  nur  3.  X.  offenbart).     9Inbererfeitd  lann    fe^r   Jx^Sß- 

3of<^etnIi^  gemalt  »erben,  bag  oor  Diefer  3^i^  ^i^^  %oxvx  bes  Symbols  in  !einer 
Air^e  tn  offisieüem  (&ebrau^,  fei  es  nun  bei  ben  interrogationes  de  fide  ober  ber 
traditio  unb  redditio  symboli,  geftanben  l^at;  ja  es  laffen  fii  leine  Spuren  ber  (öi» 
ften3  ^txi  biefer  Oform  oor  ber  IDcitte  bes  5.  3<^t^unberts  megr  entbecfen.  Da  es  nun 
ieinesfalls  aus  ber  ^rie^if^en  Aird^e  in  bas  SIbenblanb  gelommen  ift,  für  bie  oer^ 

söfAiebenen  abenblänbtfd^en  ^rooinsiallird^en  aber  im  4.  unb  5.  So^^^^^n^crt  Symbole 
als  im  (Sebrau^  befinbliA  aufgemiefen  n)erben  tonnen,  n)eld^e  oon  bem  textus  recep- 
tus bes  Apostolicum  fe^r  entfd^ieben  abweisen,  fo  folgt,  bafe  es  in  feiner  rejizierten 
©eftalt  fc^roerli^  oor  ber  SRitte  bes  5.  Sö^r^unberts  exiftierte,  roal)rf^einli^  aber  erfl 
um  500  m  allen  Stücfen  bie  gegenwärtige  gorm  erhalten  bat.    3n  biefer  finbet  es 

40  fi^  3uerft  in  einem  Sermo  bes  Cöfarius  oon  Slrles  (^feubo-Sluguftin  n.244,  f.Äattcn* 
buf^,  a.  a.  D.  S.  164  ff.).  Damit  ift  3U  oergleit^en  Sermo  240.  241,  bie  lejtte  bei 
^o^n,  Sibliot^el  ber  Symbole  2.  aiufl.  §  47—49  unb  bas  Sgmbol  im  Missale  Galli- 
canum  vetus  (öa^n  §  36).  Das  Sgmbol  bes  gauftus  oon  5Rie3  um  460  (§a^n 
§  38;  Aattenbuf^  S.  158  ff.)   ift  ^ö#  n)a^rj^einlid^  bie  nö^e  Sorftufe   oor  bem 

45  Symbol  bes  Safarius  refp.  oor  unferem  Slpoftolilum ;  bo^  lögt  es  fid^  ni^t  gans  fi(^ 
me^r  rclonftruieren ;  bagegen  bie  nöd){te  Stufe  na^  bem  alten  romifd^en  Sqmbol  tu 
ber  9?i^tung  auf  unfer  SlpoftoHlum  ift  repröfentiert  bur^  bas  ^o^ft  mtereffante,  oon 
Sratle  entberfte  Symbol  in  bem  Semer  Cod.  n.  645  saec.  VIT  (Stft  1895  S.  153  ff.), 
njel(^es    i^    mit  Sratle   für  ein  gallifdies  refp.  für  ein   gallif^  *  britif^es  ^Ite  unb 

50  bem  4.  3<^^^^un^^^  3un)eife.  93on  bem  altromif^en  Symbol  unterf^eibet  es  fi^  nur 
burc^  bie  3^|äÖ^  „passus",  „descendit  ad  inferos",  „catholicam",  „vitam  aeter- 
nam'';  biefe  oier  3#^^  Xxt^tn  fömtli^  in  ber  Stiftung  auf  unfer  ^oftoUfum  imk 
3eigen  juglei^,  bafe  fie  bie  oier  alteren  3iiföÖftü*c  finb,  roä^renb  i„conceptus  etc." 
unb  „communionem  sanctorum"  bie  jüngeren  finb  ^ober  „creatorem  coeli  et  ter- 

66  rae"  unb  „mortuus"  finb  ebenfalls  ölter).  ..(35a6  bie  gried)ifd^en  XtJiit  bes  Galli- 
canum  =  textus  receptus  [§a^n  §  47/5  49]  Öberfeftungen  finb,  ujirb  oon  niemanb» 
beftritten;  über  biefe  2exte  f.  Caspari  im  3.  Sanb  feiner  Duellen  3.  ®efc^.  bes  iM 
fiimbols).  (Segen  ben  römif(^en  Urfprung  bes  opoftol.  Sgmbols,  n)el$es  Don  ben  ^ 
tigcn  S^mbolilern  aud^  bas  fpötere,  längere,  römifd^c  Symbol  genannt  ©irb.  fofem  « 

60  in  fpötercr  ^^\i  allerbhigs  burc^  9tom  3ur  allgemeinen  §errf(^aft  im  Slbenblanoe  ge^ 


l' 


atiofUiUfited  ®)|iii6oIiiiit  743 

langte,  Jpvic^t  1.  bic  l^atfad^e,  bag  es  in  9lom  erft  im  3RittelQUer  nQd)n)eisbar  ift,  b.  \). 
er[t  mehrere  Z^^^-  na^  (einer  Sejeugung  bur^  Saforius  oon  Slrles,  2.  bag  in  9{om 
fett  bem  Cnbe  bes  5.  ober  SInfang  be$  6.  3^^^*  ^i^  ^^^^  ^^  in  bos  10.  hinein  bei 
ber  traditio  symboli  bas  nic.«!onftantinop.  in  grie^i[^er  6pra^e  gebrauqt  rourbe, 
ni^t  aber  bas  Apostolicum  (Casp.  a.  a.  O.  III,  S.  201  f.,  S,  226;  II,  S.  114  f.  5 
n.  88),  unb  bag,  jofern  neben  bem  jlon[tantinopolitanum  no^  ein  ^rseres  Symbol 
in  b^^antinijc^er  !^t\t  (6.-8. 3^r^-)  i"  5Rom  belannt  nmr,  biefes  mit  bem  „3lpo[toIi!um" 
ni^t  tbenti[(|»  geiuefen  i[t  (f.  u.T.  Unfer  SlpoftoIUum  roeift  gans  beutlic^  für  bie  3^n  um  500 
auf  Sübgallien.  Salb  na^  oer  Serbrettuna  bes  textus  receptus  bes  Symb.  Apost. 
im  6.  3^^^^-  ^^  3Be(teuropa  i|t  aber  bie  ^egenbe  oon  einer  n)unberbaren  (Entftei^ung  10 
besfelben  na^ioeisbar  (|.  ^a^n  §  46^).  6^on  bag  ein  fo  junges  Symbol  oon  Sin» 
fang  an  ben  9lamen  „bas  apoftolif^e''  fil^rt,  no^  me^r  aber,  bag  es  feinem  Ursprünge 
naA  auf  eine  ovfjißoXri  jurüdgeffi^rt  n)irb  —  collatio,  Sertoe^slung  oon  ovfjißokri  [n^el^es 
au^  als  summa  ober  brevis  complexio  gebeutet  loirb]  unb  ovußoijov  =  Signum, 
indicium :  bie[es  [omo^I  im  Sinne  ber  Unterf^eibung  oon  (T^riften  unb  9li^tqri[ten,  15 
C^lriften  unb  ^äretilem  u.  [.  u).,  als  au^  im  Sinne  ber  tessera  militum,  Sunoes« 
Setd^en,  Sertragsurlunbe  u.  f.  id.,  f.  Sasp.  a.  a.  O.  II,  S.  88.  Der  Slame  „symbo- 
lum"  im  ^enblanbe  juerft  bei  (EQprian  ep.  69  ad  Magnum  c.  7,  im  9Rorgenlanb 
n\i  feit  bem  Slnfang  bes  6.  3<^Qunberts,  f.  (Easpori  a.  a.  O.  I,  S.  24  f.  n.  28. 
Über  anbere  SeseiAnungen  (Eafpari  a.  a.  O.  I,  S.  21  f.  n.  26 ;  III,  S.  30 ;  ogl.  20 
au6  SRi^f^  in  ber  30^«  »b  III  S.  332 J.,  Äattenbuf^  0.  a.  O.  S.  1  ff.,  S.  37  ff., 
berfelbe,  fie^rbu^  ber  oerglei^enben  Aonfefftonsiunbe  Sb  I  S.  5  ff.  — ,  fofern  jecer 
ber  12  Slpoftel  bei  gemeinjamer  Si^ung  oor  i^rer  Trennung  einen  Sa^  }u  bemfelben 
beigefteuert  ^aben  foll  (aber  bie  oerf^i^nen  formen  biefer £egenbe  ogL $a^n,  a.a.O. 
S.  47  f.;  ftöllner,  0.  0.  O.  S.  7  f.;  (£aspari,  a.  a.  O.  II,  S.  93  f.;  aufaebedt  rourbe  25 
ie  f^on  oon  £aurentius  Salla  uno  Crasmus  [f.  URonrab,  Die  erfte  jtontoooerfe  fiber 
Urfprung  bes  apoft.  C&laubensbelenntniffes,  beutf^  oon  SRu^elfen  1881 ;  ilattenbuf^, 
Slpoft.  Sqmb.  S.  1  ff.1;  ber  Catech.  Roman.  ^  [ie  tro^em  beibe^lten),  lägt  oer« 
muten,  ba|  bie  C&ef^t^te  bes  S9mbols  ni^t  erft  mtt  bem  Snbe  bes  5.  S^Mu^^^^rts 
beaonnen  Qaben  tann,  fonbern  bog  bem  textus  receptus  eine  anbere  ^orm  Des  Sqm-  so 
bol^  oorangegangen  fein  mu|[,  beren  Slttribute  auf  ben  fie  oerbrän^enben  neuen  Zext 
fibertragen  o)orben  finb.  Dtefe  Vermutung,  roelc^e  aud^  bur^  einen  Slid  auf  ben 
überaus  einfa^en  3n^alt  unb  bie  lurje  präjife  (Jrorm  bes  Sgmbols  na^e  gelegt  erfd^eint, 
loirb  bur^  oie  (Sef^id^te  ausreii^enb  beftätigt. 

II.  Ss  i[t  fett  Uf^ers  Unterfuc^ungen  (De  Romanae  eccl.  symbolo  apost.  35 
vet.  etc.  1660)  befannt,  nun  aber  namentlid^  bur^  (Easparis  gforfd^ungen  oollig  oeut» 
li^  gemorben,  bag  bie  römifd^e  Airc^e  in  ben  3^^^^  250—460  (unb  3.  %.  nod^  ba« 
ruber  hinaus,  f.  ®regor  b.  C&r.)  im  gottesbienftlid^en  C&ebrau^  ein  Symbol  benu^te. 
n)el4es  fie  in  ^o^ften  S^ren  ^ielt,  ju  bem  fie  leine  !^\i\^%t  bulbete,  mel^s  fie  — 
fpöteftens  im  4. 3<^^t^-  —  birelt  oon  ben  mi\]  Slpofteln  in  ber  S<^ffung,  in  melier  fie  40 
es  befah,  ableitete,  oon  bem  fie  annahm,  ipetrus  baoe  es  na^  ^om  gebrad^t.  Diefes 
Symbol,  bas  altere,  lürsere  römif^,  liegt  uns,  ab^efe^en  oon  Sla^ri^ten,  aus  benen 
roir  es  teilioeife  relonftruieren  lönnen,  no^  oollftanoig  in  einer  ^nja^l  oon  %tjkxi 
oor,  oon  benen  bie  o)i^tigften  ^ier  genannt  |ein  mögen.  (SrieAif^  in  bem  Srief  bes 
SRarcellus  0.  Slncpra  an  ben  rbmif^en  Sifd^of  3ulius  00m  3-  337  ober  338  (Epi-  45 
phan.  Panar.  haer.  52  [72]  Opp.  T.  I,  p.  836  ed.  Petav.;  f.  $o^n  a.  a.  O.  §  15; 
(Easpari  a.  a.  O.  III,  S.  4  f.,  S.  28—161)  unb  in  einer  ^anbf^r.  ber  Biblioth. 
Cottoniana,  bem  fogenannten  Psalterium  Aethelstani,  saec.  IX  {'^a\}in  a.  a.  D. 
§  16;  Caspari  a.  a.  O.  III,  S.  5  f.,  S.  161—203);  lateinifdj  in  bem  Cod.  Läu- 
dianus  35  ber  SobleianifAen  SSibliotbe!  saec.  VI  vel.  VII  (CEaspari  0.  a.  O.  III,  50 
§.  162  f.;  ^cifyx  §  17),  m  ber  $anbf(^rift  bes  brit.  SRuf.  2  A.  XX,  saec.  VIII 
(Su)ainfon,  The  Nicene  and  Apostles'  Creeds  [1875],  S.  161  f.),  in  ber  bem 
SImbrofius  refp.  bem  SJlaximus  oon  Xurin  beigelegten  „Explanatio  Symboli  ad 
initiandos"  (81.  SWai,  Script.  Vet.  Nova  CoU.  T.  VII  [18831  p.  156  sq.;  33.  »ru« 
nus,  Maximi  Tur,  Opp.  [1784]  p.  30 sq.;  ^a^n  §20;  Caspari  a.a.O.  II,  S.48ff.:  53 
er  ^at  n)a^rf^einli^  gemacht,  bog  ber  Zraltat  oon  SImbrofius  ^errä^rt;  5tattenbu|d9 
S.  84  ff.  ^at  bagegen  Sebenlen  erhoben,  bie  ins  (&en)i(^t  fallen,  aber  mir  bo^  ni^t 
ausfd^laggebenb  erfdjieinen)  unb  bei  Kufin  (Expos,  in  Symb.  Apost.  in  Opp.  Cypr. 
Append.  ed  Fell  [1682]  p.  17  sq.,  f.  $a^n  §  14;  bo3U  bas  fog.  Florentiner  Symbol 
(Caspari  IV,  S.  290  ff.  unb  ein  paar  Sa^e  in  ber  24.  epibt.  fieos  b.  (Brofeen,  f.  00 


744  Ilti0ft0(if(^ed  SttnApiam 

$Q^n  §  18).  Der  grie^if^e  %txt  —  f.  feine  Slefonfiruftion  in  metner  Hb^nblmig 
&er  bos  alte  romif^e  S^inool  (Patr.  Apost.  Opp.  2  edit.  I,  2  1878),  oor  alteiR 
aber  in  bem  Programm  oon  itottenbuM^,  Seitr.  3.  (Sef^.  bes  altlir^I.  Xouffpmbols. 
(Siegen  1892;    berfeKe,  Das  Slpoftol  6i|mboI  6.  59 ff.;    ^ier  ift  aud^  ber  lateinif^ 

5  Ztxi  resenfiert :  bie  beften  3^U9^n  jj^^  ^  ^falterium  Het^Iftans  einerfeits,  ber  fiau* 
bianus  anbererjeits  —  i|t  ote  bas  Original  ^u  betrafen;  grie^if^  tDurbe  bos  Sfmbol 
m  9{om  eine  lange  Stü  ^inburc^  ausfqliegli^  trabiert.  Dann  trat  ber  latefat^  über* 
fe^te  Xezt  als  ^araüelfonn  l^inju.  (b  oer^It  fic|  ^ier  aI|o  gerabe  untgde^  mit  bei 
bem  längeren  Symbol,    (aber  ben  (Sebrau^  bes  (Srie^ifd^en  in  ber  rSmifd^ti  iUi^ 

10  f.  Caspari  a.  a.  O.  III,  6.  267—466;  Ober  ben  gottesbienftH(^n  (ßebrou^  bes 
®rie^tf^en  im  Slbenblanbe  mo^renb  bes  Meeren  SRittelalters  f.  ebenbort  passim  unb 
S.  466—510).    Der  leri  bes  lürseren  lautet: 

TIioTevo)  ek  ^ef>v  naxiga  navroxQAtoQa '  xal  elg  Xqiotov  *Ii]oovv  (rdv)   rför 
avTov  xbv  juovoyevij,  rdv  xvQiov  fifi&y,  xbv  yewrj^Svra  ix  nvevfiaxog   &ylov  xai 

16  Magtag  Ttjg  jiaQ&evov,  rdv  bd  Tlovxiov  Uddrov  mavQoy&ivra  xai  taq^eyra,  tj 
Tgirrj  '^f^Q(H^  ävamdvta  ix  (tcov)  vexgcov,  ävaßdvta  elg  xovg  oigavovg,  xa&qfi£ro9 
iv  oe^ia  xov  TtaxQog  &&ey  tg^exai  xQivai  ^Avrag  xal  vexgovg'  xai  ek  nyevßta 
äyiov,  Äylav  ixxXrjaiav,  äcpeaiv  äfxaQtiwv,  oagxög  ävdaiaoiv. 

6^on  in  ber  oben  genannten  Explanatio  symboli  (bes  Smbroffats)    tritt  bie 

20  Sage  ^eroor,  ba^  bas  69mbol  oon  ben  Slpofteln  oerfaht  fei.  3a  mon  boif  tooiiSp 
bag  er  basfelbe  bereits  in  12  6S^e  eingeteilt  loiffen  rotll  (breimal  oier  (ßlleber  = 
3  Xetraben;  biefe  (Einteilung  in  Xetraben Jinbet  fi^  fonft  xtU^:  entftanben  ift  [fem.  C 
babur^  bag  ber  3.  91rtilel  unb  bie  2.  pSlfte  bes  2.  oiergheoerig  erfc^einett;  anbes 
Jtattenbufd^  Im  Programm  unb  abgefc^n)a$t  tm  ^auptxoerl  6.  81  n.;  i(^  oermog  mi^ 

25  ni^t  baoon  ju  Sberjeugen,  baft  bie  12  3<^  ^^  (Slieber  urfprflgli$  becAfi^^ttgt  ift  [f. 
auA  £oofs  i.  b.  (ggS  1894  6.  675  f.].  aßer  ein  69mbol  oon  12  (Sliebem  ^i^ 
womt  bei  gegebener  Dreiteilung,  xofire  ein  Stfimper  aeioefen,  loenn  er  in  1  +  7  +  4, 
refp.  2  +  6  +  4  (Slieber  teilte)  ^  oiellei^t  f^liegen,  oa|  bie  Saae,  feber  bor  9|w|M 
^tte  ein  einzelnes  (Slieb  als  Jemen  Seitrag  jum  Symbole  beiae)teuert,  f^on  bamcft 

30  belannt  gemefen  ift.  (3^^nfaus  ift  fie  ni^  erft  in  Smg  auf  bas  mStm,  Vbiffst 
romif^e  b.  ^.  bas  füxigallifqe  [=  unfer  Stpoftolihim]  Symbol  entftanoen;  bemi  pe 
finbet  fi^  in  jener  ^anof^rift  bes  Iflrseren  Snmbols,  n^elc^e  Suminfon  }uetft  oodSffent« 
lic^t  ^at  unb  ift  au$  fonft  no^  für  biefes  ju  belegen^.  3nbes  9{ufin,  ber  fpSter  f^rettt 
(nad^  Jtattenbuf^  f treibt  er  etmas  frfi^er  als  ber  Sferf.  ber  Explan.),  lenttt  fie  no4 

36  nid^t  (Expos,  in  Sympol.  Apost.  Praef.),  Jonbem  roei^  nur  oon  ber  oemeinfameii 
SIbfaffung  bes  römifd^en  Snmbols  bur^  bie  Slpoftel  balb  na^  bem  ^fingfmft  oor  ber 
Trennung.  (Er  fä^rt  aber  oiefe  Sage  auf  eine  traditio  maiorum  jurfio.  w,]o  fyd  pe 
[Aon  fiAer  feit  vlnfang  bes  4.  3<^^^unberts  beftanben.  Seibe  aber,  Slmbro^us  unb 
9(ufin,  oeseugeUp  bag  oer  SBortlaut  bes  apoftolif^en  Sqmbolums  in  ber  romif^n  Rvcäft 

40  mit  ber  geroiffen^afteften  Üreue  beroa^rt  »orben  fei  (Ruf in  1.  c.  p.  17:  „Verum 
priusquam  incipiam  de  ipsis  sermonum  virtutibus  disputare,  illud  non  im- 
portune  commonendum  puto,  quod  in  diversis  ecclesiis  aliqua  in  his  verbis 
inveniuntur  adiecta.  In  ecclesia  tarnen  urbis  Romäe  hoc  non  deprehenditur 
factum,  quod  ego  propterea  esse  arbitror,  quod  neque  haeresis  ullä  illic  sump- 

45  sit  exordium,  et  mos  ibi  servatus  antiquus,  eos,  qui  gratiam  baptismi  sos- 
cepturi  sunt,  publice,  id  est,  fidelium  populo  andiente,  symbolum  reddere  (f. 
Augustin,  Confess.  VIII,  c.  2] ;  et  utique  adiectionem  unius  saltem  sermonis 
eorum,  qui  praecesserunt  in  fide,  non  admittit  auditus.''  Ambros.  Ep.  42  ad 
Siric,  P.  n.  5.  Opp.  T.  II.  P.  I,  p.  1125  ed.  Migne:  „  .  .  .  credatur    symbolo 

60  Apostolorum,  quod  ecclesia  Romana  intemeratum  semper  custodit  et  senrat." 
Ambros.  Explanat.  Symb.  bei  (£aspari  a.  a.  C  II,  6.  56  nac^  Slnffi^ng  oon 
Apocal.  22,  18 f.:  „Si  unius  apostoli  scripturis  nihil  est  detrahendum,  nihil 
addendum,  quemadmodum  nos  symbolo,  quod  accepimus  ab  apostolis  tradi- 
tum  atque  compositum,  nihil  debemus  detrahere,  nihil  adiungere.  Hoc  auten 

55  est  symbolum,  quod  Romana  ecclesia  tenet,  ubi  primus  apostolorum  Petrus 
sedit,  et  communem  sententiam  eo  detulit'').  Der  apoftolif^e  Urfprung  bie|(s 
Symbols  rolrb  au^erbem  oon  ^ieron^mus  (Ep.  ad  Pammach.  de  errorib.  Joannls 
Hierosol.  n.  28  Opp.  T.  II,  p.  386  ed.  Migne),  oon  ben  rbmifc^en  StfASfen  (& 
leftin  I  (422—431),  Siartus  III  (431—440),  2eo  I  (440—461),  oon  »igilius  m 

60  X^apfus   unb  im  Sacramentarium  Gelasianum   ausbrfidli^  ausgefprod^en   (6telki 


SMi0ft0ltf(^ed  ^tfmhplnm  745 

bei  Caspari  a.  a.  D.  II,  S.  108  f.  n.  78,  ogl.  III  S.  94  f. ;  $a^n  a.  o.  O.  §  46 
n.  168).  Der  (glaube  an  einen  folgen  ift  bamaA,  toie  man  urteilen  mug,  oon  bec 
tömifi^en  C&emeinbe  ausgegangen.  Snbli^  fei  no^  enoSbnt,  ba^  au^  Sluguftin  als 
3euge  ffir  bas  Iflrjere  römij^e  Symbol  aelten  mug.  Z)mof)l  m  einet  £anbesiir^e 
er(t  ^resb^ter,  bann  Sif^of,  in  n)el(^r  ein  oon  bent  rSntifAen  ni^t  unbetrö^tlii^  ab»  5 
n)ei^enbes  Symbol  bas  ofmielle  mat,  fyit  et  fiA  bo^  als  6^filet  bes  9mbto[ius  unb 
Xöufling  bet  mailänbifd^n  Aitd^e  an  bas  t5mtf^e  Symbol  geilten,  mit  meinem  m^ 
bet  Explanatio  symbol.  bas  mailänbifd^e  ibentif^  gemefen  ift  3n  ben  ad^t  9lus« 
legungen  bes  69mboIs,  bie  mit  oon  ibm  befugen  (ogl.  (Easpati  a.  a.  O.  II,  6. 264  f. ; 
$a^n  S  21),  ift  et  biefem  faft  ausf^Itegli^  unb  ganj  n)efentli4  gefolgt  iRa^  allebem  10 
fann  fem  3«>eifel  batübet  befteben,  baß  im  4.  unb  in  bet  etften  $8me  bes  5.  ^af)x^, 
bie  tomifc^e  Ait^e  ein  Symbol,  unb  stoat  eben  jenes  oben  mitgeteilte,  ausfc^Iteglid^ 
bei  bet  redditio  gebtau^t  unb  fd^Ie^tetbings  leine  (Enoehetungen  besfelben  jugelaffen 
^t  Slmbtofius  ift  fi^et  nid^t  bet  einjige  aen)e[en  (ogl.  bie  Stellung  bes  (!;9Ieftin  im 
neftotianif^en  6tteit),  bet  gegen  {eben  anti^Stettf^en  3^f^  ausbtfldli^  )>totettiette,  bet  15 
es  fflt  eine  SIntaftung  bes  ^eiligen  etüötte.  im  69mboI  ben  {ebesmaligen  3eitbebfltf» 
niffen,  mod^ten  fie  auA  no^  fo  fotbetnbe  fein,  9led^nunQ  3U  ttagen.  „£egte  et  i^m 
bod^  bie  ^o^fte  Slutotttfit  bei,  eine  no^  ^9^te  als  felbft  oen  oon  einjelnen  Slpofteln 
oetfaMen  apoftolif^en  Sc^en.''  Det  Sti^  bes  SRatceüus  an  3ulius  jeigt  uns,  bog 
iw\\qtn  330  unb  340  bas  Symbol  in  9{om  bas  offijieüe  getoefen  ift;  abet  no^  anbete  20 
3eugniffe,  bie  man  aüetbings  etft  ititif^  bejubeln  unb  fi$ten  mu^,  fflbten  mit  ^in« 
teid^enbet  6i(^et^eit  bis  in  bie  9Ritte  bes  3.  !}ciM,  Unter  bieten  fino  bet  Xtaltat 
bes  Slooatian  de  trinitate  (f.  $a^n  §  7)  unb  bie  Stu^ftfide  aus  Stiefen  unb  Sänften 
bes  S.  Diongfius  oon  Wom  (ogl.  3.  S.  bei  Äthan,  de  decretis  synodi  Nie.  c.  26) 
bie  loi^tigften.  Dag  beteits  um  250  bas  Ifitjete  tSmif^e  Symbol,  mit  es  but^  ben  35 
Stief  bes  SRatceÜ  unb  but(^  bas  Psalterium  Aethelstani  füt  uns  tepSfentiett  ift,  in 
bet  tömifAen  Aitc^e  bas  l^irf^enbe  geioefen  ift,  batf  mithin  als  ein  fidles  Stgebnis 
bet  ^iftotif<^en  grotf^ung  aelten.  $iet  et^en  fi^  nun  abet  eine  9{et^  oon  Sftagen, 
beten  Seantn)ottung  lomplisiettete  Untetfuc^ungen  unb  Kombinationen  ootausfeljt*  Die 
toidbtigjten  jinb  folgenbe :  1.  SBie  oet^It  fi^  bas  lütsete  tömif^e  Symbol  3U  ben  abenb«  ao 
lönoif^en  Siimbolen,  n^elAe  jroif^en  250  unb  500  (800)  bts  ju  i^et  oöHigen  93et« 
btSngung  butcb  bas  (gallif^)  Symbol.  Apostol.  unb  Symbol.  Nic-oonstantinop.  in 
ben  ^tooinsialHtc^en  tm  Gottesbienft  gebtau(^t  outben?  2.  9Bie  oet^It  fi<b  bas  ffit« 
^ete  tömifd^e  Symbol  ju  bem  ISnqeten  b.  ^.  bem  Slpoftolüum.  toie  oit  es  fett  bet  3eit 
bes  (Eafatius  fennen,  unb  nmtum  tft  es  but^  biefes  abgelbft  tootben?  3.  äBann  ift  35 
bas  Ifii^ete  Symbol  entftanben  unb  wo  i[t  es  entftanben?  4.  9Bie  oet^It  fi^  bas 
Ifltsete,  tomMe  Spmbol  3U  ben  motgenl&nbifd^en,  ootbnftantinopolitanif^en  Symbolen  ? 
5.  9Bie  oetQalt  fi^  bos  Ifitjete  tomifd^e  ^pmbol  m  ben  oetfd^iebenen  gotmen  bet 
®IaubenstegeI,  toeld^e  toit  aus  ben  btei  etjten  3^^unbetten  fennen?  Diefe  fünf 
(Jftagen  lafjen  fiA  nut  in  abstracto  fc^eiben ;  m  äBa^tbeit  gteifen  fie  fo  feft  ineinanbet  40 
ein,  bog  etne  ab|^lie|enbe  gefonbette  Seantaoottung  jebet  einjelnen  pt  ]iq  ni^t  mög« 
li(^  ift  3m  folgenoen  vonh  in  jufammen^ngenbet  (Etdttetung  eme  Seantioottung 
oetfu^t  n)etben. 

III.  äbetfie^t  man  bie  übetaus  ja^Iteic^en  ^tooinsial«  unb  ^tioatbebnntniffe, 
bie  uns  aus  ben  abenblönbifc^en  Aitc^en  00m  4.  bis  jum  6.  (7.)  Z^%^  et^alten  finb  ^5 
(f.  §a^n  S.  20—45;  Caspati,  a.  a.  O.  SSb  II  unb  III;  genauefte  SBötbigung  bei 
ftattenbuf^  S.  59—215  unb  in  ben  3la^tt8gen  S.  892  ff.;  bie  3a^I  bet  e9mboIe 
ift  fe^t  gtog  unb  mä^]t  no^  immet;  mit  fennen  italienif(^  [auftet  9lom  au^  fol^e 
oon  SRailanb,  Xutin,  9laoenna,  älquileja,  oiellei^t  Sflotenj],  aftilänif<^e  [abet  fem 
fatbinif^es;  bann  bos  fe^t  toi^tige  SQmboI  aus  ben  3^^^^  340  —  360,  n)el^es  ^ 
Caspati  II,  S.  128  ff.  befpto^en  ^ai,  ift  f^tli^  oon  bott,  J.  Äattenbuf^  S.  202  ff.], 
foamf^e,  gallif^e  [ffiogalliiAe  unb  ftänttfc^e,  auc^  eines  oon  xtiet],  itif^e),  fo  Iaf|en 
ft^  je^s  n)id^tige  Seoba^tungen  fixieten.  1.  Me  biefe  Sqmoole  toeifen  untet« 
einanbet  unb  mit  bem  ffitjeten  tomifd^en  Symbol  benfelben  (gtunbtqpus  in  Slus- 
mafjil  unb  SInotbnung  bet  einjelnen  Stude  auf.  2.  3^  ^Q^c  ^in  abenblänbif^es  ^ 
Symbol  ift,  um  fo  me^  nö]|ett  es  fic^  bem  tömif^en  (lutjeten)  Symbol.  t>k 
fütjeften  obenblönbif^en  ptooinsialfitAIi^en  Spmbole  finb  mit  jenem  na^ju  obet 
n)itfltd)  ibentif^.  3.  3^  ffinaet  ein  ooenblanbif^es  69mboI  ift,  um  fo  me^t  n)ei^t  es 
in  bet  Siegel  but^  3^]^t^  (f^fi  niemals  but^  Sluslaffungen ;  fibet  bos  bei  $a^n  §  27 
abgebtudte  „Symbol"  bes  Senantius  gfottunatus  f.  Aattenbuf^  6.  130  ff. ;  eine  Steige  60 


746  9ti0fi0lifc^ed  ®timUUm 

angeblt^er  ^(uslaffungen  in  abenblänbif^en  Symbolen  erlebtgt  fic^,  toenn  man  btelln* 
fic^er^eit  ber  llberlteferung  bead^tet)  oon  bem  Iflrjeren  römifc^en  ah.  Dtefe  3uf&^^i  ^^ 
Slusna^me  einiger  toentger,  tote  bos  antimoboIiftifAe  ,4^^^^^^^^  ®^  impassibili''  m 
,,omnipotente''  im  1.  91.  bes  Symbols  ber  Atrqe  ju  9lqutle|a,  bos  plerop^orifqe 
5  ,,hujus"  als  3uf^t)  3^  carnis  im  3.  91.  besfelben  Sqmbote,  bte  Stellung  „remiss. 
peccat.y  resurrect.  carnis  et  vitam  aeternam  per  sanctam  ecdesiam"  im  lar* 
t^ginienfifd^en  Symbol  (hoä)  fann  btefe  Stellung  auä)  anbere  ®rünbe  fyibtn)^  |inb 
fämtli(^  nid^t  bireft  polemifd^er  9latur,  fonbem  ftnb  als  SerooIIftanbigungen  unb  Sr> 
Weiterungen  }u  betrad^ten,  toel^e  man  sunä^ft  im  3ntereffe  ber  Serbeutli^ung  für 

10  nötig  ^ielt  (ogl.  bie  mannigfad^  oariierten  3^1^^^  ^^  ^^\^^^  ^*  3*  ®-  f^^"  ^  ^ 
alten  Symbol  $abn  ^  42 ;  bie  gformulierung  ,,natus  de  spiritu  sancto  ex  virgine 
Maria''  im  aquileienftf^en  unb  raoennatif^en;  bie  (Formulierung  ,,oonceptus  de  Sp. 
S.,  natus  ex  virgine  M."  im  Symbol  bes  gfauftus  o.  Sleji;  bte  Diffeceiqierung  bes 
,,crucifixus"  in  ,,passus  .  .  .  cnicifixus"  in  fpoteren  Symbolen;   Die  ^tnsuffigung 

16  oon  ^,eatholicam"  im  3.  91.  im  fpanif(^en  unb  lort^aginienfifd^en  Symbol  foiDte  in 
bem  bes  9ticetas ;  ben  3^1^^  „vitam  aeternam"  3.  S.  im  Sqmbol  bes  Sluguftin  unb 
bei  ($auftus  oon  Steji  u.  |.  m.).  Der  (grunb<^a!ter  bes  Snmbols  erfi^eint  bitx^  fol^e 
3ufa^e  nid^t  alteriert ;  benn  fie  finb  ni(^t  Jpe!uIatto«bogmati|4er  9latur.  4.  Die  9Re^* 
pa^I  Der  (Enoeiterungen,  toeld^e  bie  abenblänbifd^en  Symbole  aufioetfen»   ift  ber  %t, 

20  Da§  fie  als  SDlittelftufen  jroif^n  bem  Ifirjeren  unb  bem  längeren  romifqen  Sqmbol 
beurteilt  roerben  lönnen;  inbeffen  ift  biefe  Setrai^tung  ni(^t  fo  n)i(^ttg  wxt  eine  anbete. 
Die  großen  ^rooinjialfiri^en  bes  Slbenblanbs  ^en  im  3.  unb  4.  3<^t^*  ^ur^  i^ 
3ufaRe  je  einen  ganj  bestimmten  Zrmus  ausgeprägt,  ätier  fol^r  X9pen  laffen  fU| 
unterfd^eiben,  nömut^  ber  italienifd^e,  ber  afrilanifd^e,  ber  galli|(^e  (ber  bis  na^  3rlanb 

25  reid^t)  unb  ber  fpanifd^e  (ftattenbufd^  6.  189  ff.,  194  ff.  toill  bie  beiben  Ie||ten  ni^ 
getrieben  miffen  unb  meint  nur  einen  mefteuropäif^en  Zypus  aner!ennen  ju  ßnnen; 
allein  nid^t  mit  9ted^t).  ^r  ben  gallijd^en  X^pus  nun,  ber  in  unfer  SIpoftoItfum  aus« 
münbet,  ift  es  ^roHeriftifd^.  bag  er  fidp  bur(^  foI(^e  ^iftorifc^e  3#^^  ausseu^net,  bk 
fic^  fd^on  früher  in  orientalifc^en  (&IaubensformeIn  refp.  Symbolen  finben  („Säjof/ja 

9o§immels  unb  (Erbe",  „gelitten",  „geftorben",  „niebergefa^ren  5ur  ööile";  baju  bmmt 
bas  ^röbilat  „latbolif^").  Der  gaUif^e  Xqpus  in  feiner  (Enteeftalt  ift  ni^t  in  iebcr 
^infid^t  bie  reid^fte  refp.  roeitläufigfte  gform  bes  abenblänbifc^en  Symbols,  aber  auf 
ben  ^iftorifd^en  Sn^alt  gefe^en  ift  er  es.  6etne  Sigentümlic^Ieit  befte^t  borin,  ba^ 
i^m  bei  bem  reid^ften  fod^Ii^en  Sn^Qlt  alle  ausmalenben  ober  projifierenben  älttribnle 

35  fehlen,  bie  fi^  fonft  in  prooinjiaHird^lid^en  Symbolen  finben  (invisibilem  et  impassi- 
bilem  [im  1.  91.] ;  omniiim  creaturarum  visibilium  et  invisibilium  conditorem; 
unum  [im  1.  u.  2.  21.],  deum  [im  2.  91.] ;  resiirrexit  vivus;  omnium  peccatorum; 
cum  gloria  venturus;  per  baptismum  [im  3.  91.];  hujus  carnis;  etc.  3n  biefer 
roid^tigen  ^infid^t  f^ai  bie  Cnbgeftalt  bes  gallifd^en  Üqpus  b.  ^.  unfer  9lpoftoIibim  bte 

40  (Eiaenort  bes  alten  romif^en  Symbols  oolliommen  bemo^rt ;  fie  ^eigt  benfelben  fnappen 
uno  ftrengen  6ttl  mit  biefes  unb  tnif)äli  hoä)  alles  ^iftorif^  SebeutungsooIIe,  idos  im 
fiaufe  ber  ©efc^id^tc  bes  Symbolum  Romanum  an  biefes  herangetreten  ift  Dös 
gQllif(^e  9lpoftolicum  ift  in  feiner  SBeife  ebenfo  Haffifi^  ftilifiert  unb  i)htmeni|^  gelten 
roie  feine  römifc^e  SJorlage  (weiteres  f.  u.).    5.  3^  toeniger  eine  ftir^e   unter  bem 

45  (Einfluß  ber  römifc^en  fte^t,  um  fo  bebeutenber  meidet  nad^  unb  nad^  i^  Spmbol  001 
bem  fürjeren  römifd^en  ab.  Die  6t)mbole  ber  gallifc^en  Aird^e  entfernen  ficq  oon  i^ 
relatio  ftorf.  6.  9{ebu5iert  man  alle  abenblänbtfc^en  Symbole  auf  einen  SLrd^et^pus, 
inbem  man  oon  ben  Dtfferenjen  abfielt,  fo  erholt  man  oqne  6d^mierig!eit  bas  Vi^pt 
romift^c  Snmbol. 

50  ^QS  folgt  Qus  biefen  Seobad^tungen  ?  (Es  folgt  baraus  mit  Soibens,  1.  bag  bos 
ffirjcre   römif^e   Symbol  bie  SBurjel  aller   abcnbtänblf^en  ©laubensbefenntnif^  ifi 

2.  Dag  bas  längere  römif(^e  Symbol  allntö^lid^,  ober  ni^t  in  9{om  felbft,  aus  jene« 
entftanben  ift  unb  bes^alb  au^  biefelben  9lttribute  erhalten  ^at,  toeli^e  urfprüngliq  be« 
lärjeren  Symbol  galten. 

5ö  9lus  ber  erften  Folgerung  barf  man  mit  ©runb  roeiter  fd^liegen,  ba|5  bas  !ür»ae 
römifAc  Symbol  beträ^tli^  früher  oor^anben  geiocfen  fein  mug,  als  um  bie  Witte  ws 

3.  3o9^^unberts ;  benn  n)ie  foll  man  es  ]xd)  fonft  er!lören,  bag  alle  abenblanbif^en  ilir4<^ 
urfprünglid^  eben  bies  6t)mbol  gebrandet  ^aben,  unb  baf)  3.  S.  bie  afrilanifd^e  ftin^ 
bereits  oor  bem  3.  250    i^ren  Sonbertijpus   (f.  Cpprian,  $a^n  §  28  unb   29)  «J 

miSxnnh  bes  Symbol,  vetus  Rom.  ausgcbilbet  ^at?    9){an  mug  bemnad^   mit  bei 


Xt'oftiUf^ed  ®i|mfolitm  747 

römifd^cn  Symbol  minbcftens  bis  j.  3-  wm  200  hinaufgehen,  unb  bas  löM  fi(^  awi) 
pofitio  aus  ben  SBerlen  SiertuIIians  begrfinben.  Diefer  6(^Iug  tairb  ober  [idbergejtellt 
burd^  eine  Sergleid^ung  bes  ffir^eren  römtf^en  Sonibote  unb  aller  abenblänbiid^en 
(Slaubensbefenntniffe  einerfeite^  mit  ben  motgenIanbt|(^en  ^tootnjial'  unb  $rioat»69m« 
boten  anbereifeit$, Jerner  burq  eine  93erglei(|ung  bes  Iflrjeren  römi|(^en  Symbols  mit  5 
ben  oerfd^iebenen  Stejenfionen  ber  (Slaubenstegef  bis  jur  9Ritte  bes  3.  3<^^^* 

Die  morgenlonbif^n  laufbefenntnifle  (f.  §a^n  a.  a.  O.  S.  61  ff.,  S.  183  ff.; 
Gaspari  a.  a.  D.  II,  S.  112  f.  III,  46  f. ;  Sroainfon  a.  a.  D.  S.  60  f. ;  §ort,  Two 
Dissertations.  II:  On  the  Constantinop.  Creed  and  other  eastern  Creeds  of 
the  fourth  Century  [1876],  S.  73  f.,  oor  allem  aber  ftattenbuf^  S.  216  ff.)  sei^nenio 
fi(^  famt  unb  fonbers  bur(^  eine  ungemeine  !8en)egli(^leit,  burA  gtei^ett  in  ber 
grorm  unb  9{ei^tum  im  Slusbrud  aus.  Da  bie  orientalif^  ftirc^e  oon  einer  9Ib» 
'af(un0  irgenb  eines  Symbols  bur(^  bie  SIpoftel  niemals  etioas  gerougt  fyd,  Jo  fd^altete 
ie  mtt  i^nen  oiel  freier  unb  gab  }ugleid^  im  Xaufbelenntnis  tgrem  3ntere|te  an  ber 
pehilatioen  !QeoIo0ie  unb  i$rem  9u>f(^eu  Qor  {ebroeber  ^drefie  —  beren  ^eimat  \a  15 
meiftenteils  ber  Orient  geroefen  —  Slusbrud.  So  fe^t  fie  fe^r  oft  an  Stelle  ^iftorif^er 
Slusbrüde  bogmatif^e,  lagt  wichtige  Steile  gan}  loeg,  anbere  Jtattet  fie  breit  burd^  3^« 
fa^e  unb  (Einleitungen  aus,  Id^altet  antignoftif^e.  ontimonar^ianif^e,  antimobaliftif^e, 
ontiarianif^e,  anti|emiarianif(^e,  »marcellif<^e,  »p9otini[i^e.  «pneumotomai^ifd^,  »crpoUi» 
nariftifd^e  Semerfungen  ein  u.  [.  m.  ^ySinjelne  (Slieoer  ^en  in  Den  orienta»  20 
lifd^en  Symbolen  oft  eine  me^r  ober  mentger  p:eie  Sform,  fei  es  nun,  bag  biefe  barin 
befte^t,  bag  bogmattfd^e  Slusbrüde  an  bie  SteUe  einfa^er  ^iftorif(^er  gefegt,  ober  anä) 
iene  unb  biefe  miteinanber  oerbunben  finb^  ober  barin,  oag  bas  betreffenbe  C&lieb 
etioas  breiter  ausgebrüdt  ijt,  ober  enbli^  barin.  bag  es  einen  ober  mehrere  ni(^t  onti« 
^aretif(^e  3ufaj^e  erbalten  ^at  .  .  .  9Beiter  finben  loir  in  i^nen  oft  ganje  ®lieber,  bie  25 
in  ben  abenblönbifcpen  3:au^elenntniffen  fehlen  u.  f.  w".  „3nfolge  oon  allem  biefem 
trafen  i^re  Selenntniffe,  bas  eine  in  bo^erenL  bas  anbere  in  geringerem  (grabe,  einen 
fub]e{tioen,  reflexionsmögigen,  bogmatifi^n  (E^arolter,  ^oben  fie  ein  me^r  ober  minber 
buntes  9lu$fe^n  unb  finb  me^r  ober  niinber  roeitläufig,  breit  unb  roortrei^."  (Enbli^ 
ift  bie  fated^etif(^e  fie^runtenoeifuna,  bie  fi(^  belanntlicq  an  bas  Xaufbelenntnis  anfd^log,  so 
im  Snoraenlanb  oiel  ftar!er  oon  oen  bogmatif^ « polemifd^en  Ziborien  beeinflußt  ge> 
loefen,  als  im  9Ibenblanb.  Das  Symbol  ift  bemnad^  in  ber  onentolif^en  ftirqle  be* 
[tönbig  im  gflug  unb  in  ber  Semegung  gemefen.  Dies  anberte  fi^  erft  —  aber  au^ 
bann  noäf  ni^t  oolllommen  —  burd^  bas  SHcano^ilonftantinop.  (noi^  ni^t  burt^  bas 
Slicönum).  Diefes  Symbol  oerböngte  fett  ca.  430  im  Sereiqe  Der  ort^oboaten  laifer»  35 
lofen  Rxxäit  bes  Orients  bie  anberen,  unb  oon  nun  an  rourbe  bie  b^gantinifi^e  5tir^e 
in  Sejug  auf  bas  Si^mbol  bie  ftren^  lonferoatioe,  wit  fie  ja  au^  bis  auf  ben  gütigen 
2xig  ausfd^lieglid^  bei  bem  ftonftantinopolitanum  oer^arrt  tft.  Diefe  äter^altniffe  nun, 
toie  fie  im  Orient  bis  }ur  SRitte  bes  5.  3<^r^unberte  beftanben  ^ben,  erf^meren  ben 
93erfud^,  ben  (grunbi^pus  ber  morgenlänbif^en  Symbole  allgemeingültig  gu  (^olteri«  40 
fieren.  Denno^  lögt  fid^  be^upten:  1.  bag  au^  einer  großen  Steige  oon  orientalifd^en 
Symbolen  —  ni^t  allen  (f.  }.  S.  bas  Symbol  bes  (Sregorius  Z^aumaturgus,  ^o^n 
§  114),  iDo^l  aber  benen  oon  Serien  unb  ^alöftina  —  ein  I^pus  ju  (Srunbe  liegt 
(einen  allgemeinen  Jelbftjtanbigen  orientalif^en  X^pus  bes  Xauffqmbols  giebt  es  nid^t, 
loie  Aattenbufd^  na^getoiefen  |at,  unb  mie  id^  bereits  oor  i^m  in  meiner  „Slntioort''  46 
auf  Cremers  Streitf^rift,  fieipjig  1892,  S.  9  ff.  behauptet  ^abe).  2.  Dag  biefer  Xnpus 
im  Umfange  unb  ber  ^norbnung  ber  C&lieber  mit  bem  tfirgeren  römij^en  Symbol  SSer- 
roanbtfd^aft  auftoetft,  babei  aber  folgenbe  Slbtoeic^ungen  (f.  CCaspan  II  S.  44—88) 
je  igt:  1.  llKneifo/uev  ^eigt  es  faft  immer,  unb  bies  roirb  in  oielen  Symbolen  bei 
jebem  (Bliebe  u)ieber^olt.  2.  3n  bem  1.  u.  2.  21.  mitb  ju  „^iov"  unb  ju  „xvgior"  00 
„^Va"  ^injugefügt.  3.  3n  bem  1.  81.  roirb  (5ott  als  ber  S(^öpfer  aller  Dinge  refp. 
^immels  uno  ber  Srbe  begeid^net.    4.  Die  Stellung  ber  SBorte  im  Slnfang  bes  2. 91. 

ift  biefe:    xal  ek  tva  (töv)   xvqiov  ^L]o,  Xq.  xov  viöv   ainov  röv  juovoyevn.     3m 

abcnblönbifd^en  Symbol  ^eigt  es  Xq.  'Itjo.y  biefe  ÜBorte  treten  ooran,  bann  folgt  t6v 
vlov  am.  T.  fjLovoy.  unb  nun  erft  tov  xvqiov]  biefes  bur^ge^enbs  mit  bem  3ufa^56 
{j/ÄU)v.  5.  §äufij  toirb  5U  „yervtiüevta  xrX.  „ix  oji^g/uarog  Aaßid"  ober  ö^nlic^es  ge» 
fügt.  6.  Die  emgelnen  ©lieber  bes  2.  21.  roerben  im  SKorgcnlanb  pol9fi)nbetifd^  an» 
einanbergerei^t,  im  2lbenblanbe  af^nbetifi^.  Dort  finb  bie  2lusfagen  über  (£^riftus  in 
gorm  oon  2lppofitionen,  ^ier  in  ^otm  oon  9?elatiofö^en  gemacht.  7.  Das  (glieb  tov 
im  Ilovriov  IL  oravQio^hrca  xai  xixfivra  fe^lt  metftens  ganj,  ^ier  unb  ba  finbet  es  »jo 


748  StMifloIif^ed  S\tmiohm 

f{(^  aber  in  mobtiijicrter  ©eftolt.  8.  DteSBorte  rfj  tqitj]  mugn  finb  beut  ävaardvrn 
nat^gcftcllt.  9.  ötatt  ävaßdvxa  ftc^t  &veX'&&yxa  ober  ävaltitp^hna,  10.  J)as  ®lid 
Don  ber  SBieberfunft  ift  bem  oor^rge^enben  loorbtntert.  11.  Metä  dd^g  vd  lvd6- 
^co(;  tDtrb  ju  ndXiv  iQYÖjUEvov  l^msugefügt.    12.  3m  3.8.  Reifet  es  td  jzvevfia  to 

bäyiov  ober  T.  ä.  Tl.;  obju  totrb  öfters  zo  nQoqmnxdv  ober  etroos  S^nli^es Joef 
13.  Die  ixxXtjoia  er^It  bas  ^rabtfat  „xa^oXixij*^  na^  bem  anbem  n&yCa**.  fflo 
jenes  in  fpäteren  abenblanbtf^en  Symbolen  finbet,  fte^  es  mä)  ecdesiam.  14.  j>te 
laufe  u)trb  im  3.  91.  öfters  enoö^nt.  15.  i>k  SBorte  ^cotjv  alcoviov  finben  ft^  fop 
bur^ae^enbs. 

10  vllle  biefe  SRerfmale  be^ie^en  fi^  aber  auf  einen  jbreis  oon  Srnnbolen,  bei  oon 
bem  9ticanum  rejp.  oon  femer  (Srunblage  (bem  oon  (Eufebius  ju  mo&a  oocgelegten 
Symbol,  gemö^nltd^  Caesareense  genannt)  unb  oom  Symbol  bes  Sudan  aS{|angig  ift, 
alfo  nxäft  älter  tft  als  SInfang  bes  4.  !i(äj(t^.  Dies  roäre  freilii^  ju  beftreiten,  loemi 
bas  oon  Sufebius  probujterte  Symbol  bas  2:aufbelenntnis  ber  Airi^e  oon  (QIfcitea  nSie 

15  (fo  $ort  a.  a.  O.  unb  noä)  fioofs  a.  a.  O.  6.  673,  beibe  nehmen  eine  JUbTsung  t« 
3.  9IrtifeI  an).  SHIein  ber  ^ufammen^ng,  in  toe^em  (Eufebius  bas  Symbol  in  be« 
Sriefe  an  fetne  (ßemeinbe  mitteilt,  ma^t  es  niAts  loeniger  als  toc^rf^inli^,  bag  es 
bas  Dortige  Xaufbelenntnis  tft,  oielme^r  ift  es  ats  ein  Symbol  ju  betroc^n.  bag  Cs» 
febius  eigens  fflr  ben  oorliegenben  Sau  lonftruiert  ^at  (man  lann  bas  ou^  aus  ben 

20  ^rabüaten,  bie  C^riftus  gegeben  Jinb,  folgern :  bie  Wei^enf olqe.  bie  mit  rar  rov 
'ßeov  Xoyov  anhebt,  ift  ffir  bie  Situation  gemarkt),  natflrlii^  nt^t  ab  ovo,  fonbent 
nad^  ben  grormeln,  bie  in  Slntio^ien  refp.  in  ben  (o^uIen  bes  Oriqenes  unb  Sudan 
(f.  beffen  Symbol)  ju  $aufe  maren.  Da^  bie  (5emeitü>e  oon  Säfarea  tm  Untetrn!^  ben 
Glauben  gebort  ^ei^  ben  (Eufebius  ^ier  formuliert  ^at,  ift  gen)i^,  aber  ob  Ke  Amt  bie 

25  3:aufformeI  hinaus  ein  feftes,  breiglteberiges  Symbol  befe|fen  ^,  mug  minoeftens  |^ 
fraglid^  bleiben.  6e^r  ftarl  fprii^t  bagegen,  bog  in  (Eufebius'  grormel  ber  3.  SrtHd 
nur  lautet :  „jiKnevofiev  xal  ek  ^v  Ttvevfia  äyiov"  (bie  Annahme,  bafi  (EuTebius  ans 
bem  (Semeinbebelenntnis  etn)as  ausgelaffen  ^at,  ift  ^ö^ft  prelär),  unb  oag  bann  no^ 
(ogl.  bas  Symbol  fiucians)  ein  langatmiger  6a^  folgt,  ber  in  ben  Xoufbef^I  mfinbd 

30  unb  ben  (Eufebius  ebenfo  ju  bem  (SlaubensbelenntnU»  rennet,  n)ie  bas,  loos  ooc^ecge^t 

{rovrayv  exaarov  elvai  xal  vndQxstv  Ttunevovreg,  narSga  äXtj'&cbg  naxiga  xid  vor 
äXrj&cbg  vldv  xal  nvevfia  äyiov  äXrj'&cbg  Ttvevua.  äyiov,  xai^cog  6  xvgiog  ^ßion 
äjiofneXXcov  elg  ro  xrjQvyixa  xovg  iavrov  /lamjräg  ehre'  noQev&ivxEg  jtia&ijreV' 
aniE  ndvxa  xd  e&vrj,  ßaTtrl^ovreg  avrovg  elg  ro  Svojua   rov  Ttargög  xrX,).     Öffen- 

85  bar  leitet  (Eufebius  toie  Sudan  bes^alb  pr  Üaufformel  fiber  unb  toieber^olt  fie  in  ex- 
tenso, ©eil  er  bas  Sebürfnis  fu^Ke,  feine  neue  Formulierung  als  ^ara^^rafe  ber  ber 
©emeinbe  befannten  gormel  3U  pröfentieren.  3ft  aber  bas  CSfareenfe  lein  (Semeinbe* 
fombol,  fo  folgt,  bafe  toir  oon  ausgeführten  f eften,  aus  alter  3ctt  ftammenben  ®emeinb^ 
f^mbolen  im  Oriente  oor  bem  Slicönum  birelt  überhaupt  nid^ts  loiffen.  Diefe  negatioe  Sr» 

40  fenntnis  mirb  aber  bur^  oier  Seoba^tungen  beftöttgt:  1.  burd^  bas  feltfame  Symbol  bes 
(Sregorius  X^aumaturgus  ($a^n  §  114)  unb  bas  ebenfo  feltfame  bes  Slp^raotes  (Aattem 
buf(9  S.  249)  —  wo  man  fol(|e  „Srjmbole"  fidji  ju  lonftruieren  erlaubte  (unb  Gregorins 
lannte  bod^  bie  ortentalif^e  ftird^e  oom  $ontus  bisSg^ptenl),  gab  es  no^  leine  (&emeinb^ 
fqmbole,  toie  bas  römif^e  Sqmbol  ein  folc^es  ift ;  btefer  6d^lu§  f^eint  mir  unausn^eislvl, 

45  2.  bur^  bie  Seid^tferttgfeit  ber  orientalifi^en  Snmbolbilbung  unb  Sombolrejeption,  Wc 
toir  mit  peinli^em  (Erftaunen  im  4.  ^^dfycf).  unb  ois  jur  SRitte  bes  5.  beobachten  —  roen 
^ier  alte  Symbole  oon  ben  Sätem  ^er  oor^anben  geu)efen  mären,  toie  n^ill  man  bie 
oolHommene  SBinbigfeit  unb  ^ietätslofigleit  btefer  ö^mbolefabrilation  unb  »SiejeptiOT 
oerfteben  ?,  3.  burd^  bie  oben  bereits  lonjtatierte  tqpif^e  (ßlei^artigleit  ber  ortentalif^ 

50  S^mbolbtlbung  bes  4.  3<^^i^^unberts,  in  ber  faft  ausfd^lieglic^  ber  Zwus  StKioR- 
(Eufebius^Slicänum  ^eoortritt,  4.  bur(^  bie  Unfid^er^eit  über  ben  3.  Slrtöel  bis  jur  SRite 
bes  4.  3^^^*  i^  Drient;  lautet  er  bo^  nod^  in  ber  1.  antioc^.  Srormel  oon  341:  d 

de  Sei  TZQOOT^eivai,  Jiiorevo/iev  xal  Jiept  oagxog  dvamdoecog  x.  ^cofjg  atcoviov,   ft 

biefen  legten  $unft  lögt  ]xä)  no^  f olgenbes  anlnüpf en :  bie  5lonftruftion  bes  altromifc^ 
55  Symbols  ift  oolllommen  burc^fid^tip ;  bie  breiglieoerige  laufformel  liegt  ju  (Brunbe; 
bas  erfte  (ßlieb  ift  als  ber  allmöd^ttge  (&ott  befiniert,  bas  jmeite  ift  bur^  „eingeborenei 
So^n"  unb  „unfer  §err",  fomie  bur(^  einen  ^iftorifd^cn  Serid^t  projifiert,  bas  bcük 
ift  als  (6abe  gefaxt  unb  i^m  finb  ba^er  brei  toeitere  ®üter  beigefellt,  bie  jufantmen  tat 
^eilsin^lt,  ben  ber  (glaube  empfangt,  jum  Slusbrud  bringen.  9}on  30  oriental^ 
eo  Slaubensfqmbolen  bes  4.  3^^^^*  nun,  Sie  in  Setrad^t  fommen,  enthalten  über  jb» 


ütiofioHf^ed  &)imb9hm  749 

Drittteile  leinen  3.  SbiUel  refo.  nur  hos  nadte  Selenntms  }um  ^.  (Seift.  6te^t  man 
oon  ben  Xöd^terfqmbolen  bes  ^icöno^JlonftantinopoUtanums  ob  (ju  benen  $Q]^n  §  68, 
69. 70  ae^ören)  foiDte  oon  ben  augenf^einli^  oerIürjten6nmboIen$Q]^n§71.72  (gegen 
AoltenDufc^  I  6.  330),  |o  ergiebt  fi^,  bog  \xif  iit  oonftönbige  refp.  übetDonjtänbige 
(Snoo^nunp  ber  Siaufe)  3.  Smilel  nur  im  Symbol  bes  7.  Su^  ber  apoftol.  Aonftit.,  6 
bei  Sirius  m  bem  bem  ftdfer  eingereihten  Symbol,  bei  dSjftiU  oon  3^nifalent,  in  bem 
Sqmbol  oon  Salamis  (bem  jum  Aonftantinopolitanum  getoorbenen  SQmbop  unb  in 
bem  längeren  Symbol  bes  (Epip^anius  (^al^n  §  68)  finbet.  Diefe  fänf  Sqmoole  ^aben 
üugenf^einlid^  eine  SBursel,  bie  am  beutlid^ften  in  bem  allerbings  nid^t  aanj  fi^er  ju 
lonftruierenben  Symbol  bes  (Thrill  oon  3^ni|alem  ju  Xage  tritt  (Eben  biefes  Symbol  lo 
l^at  ober  au^  oon  allen  bie  \iM\tt  93enoanbtf(|aft  mit  oem  altromif^n.  Diefe  9}er« 
n)anbtj^aft  tjt  fo  grog,  bag  (EorUls  Symbol  nur  bie  2!od^ter  ober  bie  S^^jter  bes 
romifmen  fem  fann  —  oon  „uRutter''  lann  i^er^upt  n^t  gerebet  toerben,  ba  bas 
römif(9e  unjmeifel]^  altere  unb  einfa^ere  Srorm  jeiqt.  Slber  au(^  an  „SAtoefter''  3U 
beulen,  ^aben  roir  bisher  feine  Seranlaffung ;  benn  btefer  palaftinenfifd^^fqrifqe  äpmbol«  15 
iomplex  tau^t  erft  im  Slnfan^  bes  4.  3<^*  ^uf,  roa^nb  toir  bos  römif^e  Spmbol 
fi^er  um  100  3^^^  weiter  ^maufbotieren  lönnen.  SBas  nun  aber  jene  mel^r  als  20 
onentolifd^en  Sqmbole  anlangt,  bie  leinen  ober  einen  ganj  rubimentoren  britten  Slrtifel 
^aben,  fo  jeigen  bereits  bie  au^  in  ben  Slteften  unter  i^nen  fo  ge^uften  d^riftologif^n 
Slttribute,  bag  es  fi^  um  junge  Symbole  ^anbelt ;  inbeffen  läM  fi^  bo(|  in  ber  gfor«  20 
mulierung  „i^cog  Ttariig  TtavroxQdtcog"  unb  imSlufrih  bes  djriftologif^n  Stbf^nittes 
eine  beftimmte  Sernmnbtfd^aft  mit  bem  romijAen  Symbol  nidbt  oerfennen.  Sluherbem 
^en  fie  faft  alle  mit  ber  oorigen  (Sruppe  3ufä^e  jum  1.  Slrttlel  fomie  bos  tva  im 
1.  unb  2.  ärtüel,  enblid^  einen  gen)iffen  grammatifä«ftiliftifd^en  X^pus  im  2.  Slrtifel 
gemeinfam.  ^ierna^  ift  bie  einfa^fte  £oJung  bes  Problems,  toel^es  bos  Serbaltnis  26 
ber  orientalif^en  ®laubensfpmbole  bes  4.  ^o^r^unberts  jum  altrömif(^en  Sombol  ftellt, 
biefe:  im  3.  3<^i^^unbert  9at  es  leine  feften  orientalij^en  Xaufbefenntniffe  gegeben, 
wo^l  aber  gab  es  eine  alte  flüffige  „^riftologifAe  9{eger  unb  alte  feierli^e  ober  po^ 
lemif(^e  Selenntnisformeln  ju  bem  einen  S^Spfergott  unb  feinem  einen  6o^n 
(T^tftus.  (Segen  (Enbe  bes  3.  Z^^^-  ^  —  o^n  oem  fitmulfiren  Sefenntnis  bes  so 
ffiregorius  X^maturgus  ai^eje^en,  befTen  SBagnis  in  ber  es  beglehenben  exorbitanten 
£egenbe  gu  Xage  tritt  —  oieUeid^t  in  ber  6(^ule  Sudans,  feb^nfalls  an  einem  $unlt 
in  S^rien^^alöftina  bie  S^mbolbilbung  im  Orient  begonnen,  na^bem  man  bos  römifd^e 
Symbol  fennen  unb  f^ä^en  gelernt  i^cdit  (in  ber  3^it  ber  Aämpfe  mit  $aul  oon  Samofata 


ffoi  man  au^  anberes  $lomif^e  in  Sorten  f^^en  gelernt),  wxt  es  f^eint,  junadMt  ina 
ti^ologif(^en  Areifen.  Son  ber  einfad^en  nejeption  bes  rSmif^en  SQmbols  ^ielt  ab 
1.  berUmftanb,  bag  ber  (^riftologif^e  9lbf(^nitt  bes  römifd^en  Sqnwols  auf  einen  bereits 
eingebürgerten  d^riftologif^en  Z^pus  ftieft,  2.  bos  3ntere|fe,  bie  „^5^ere''  (I^ftologie  im 
Symbol  jum  9lusbrud  ju  bringen.  (Erft  ber  arianif^e  Streit  fyd  bie  Siloung  fefter 
Symbole  im  Orient  ben)ir!t.  3n  biefer  i[t  ber  X^pus  mit  bem  lurjen  3.  Srtifel  („an  40 
ben  refp.  einen  f).  (Seift'',  rejp.  nur  mit  3#^^n  ^i^  »t^^  ^^  ^i^  $ropbeten  ge« 
rebet  fyA")  bis  jum  3-  381  minbeftens  f(^einbar  ber  ^ufigere  gemefen  (fiuctan,  (Eu» 
febtus,  9lrius  §  117,  9licänum,  fömtlii^e  antio^enifi^e  unb  firmifd^e  oqmoole  u.f.  u).), 
n)a^renb  ber  Xqpus,  ber  mit  bem  altrömif^en  3.  Slrtilel  mefentlidb  jujammenftimmt, 
in  3^iufalem«Salamis  unb  im  Symbol  bes  7.  Su^s  ber  apoft.  jtonfttt.  (n)ie  alt  ift  45 
es  ?)  burc^brang  unb  bann  burc^  bas  9licäno«ilonftantinopolitanum  ollmo^liq  bie  $en« 
fd^a^  gewann. 

(Es  fragt  [i^,  ob  biefes  (Ergebnis  nid^t  bur^  bie  Hnterfu^ung  ber  (Slaubensreoeln 
unb  ber  Sru^)tüde  oon  (Slaubensregeln  unb  formelhaften  Sa^en,  bie  n)ir  in  ber  !St\t 
oon  ber  aiiitte  bes  1.  bis  jur  äRitte  bes  3.  3^^unberts  aus  ber  orientdifAen  $alfte  50 
ber  5tir^  lennen,  umgeftogen  wirb.  Das  ift  bie  äReinung  (Easparis,  3^9^»  ^00^ 
unb  oieler  anberer,  unb  bas  toar  aui)  früher  meine  SReinung.  SRan  glaubt,  ein  orien« 
talifc^es  refp.  genauer  lleinafiatifi^es  Sqmool  annehmen  ju  muffen,  ju  bem  ft^  bas 
alte  römifc^e  Symbol  als  Xo^ter  ober  als  S^wefter  oerJ^SU.  Cs  lommt  ^ier  oome^m« 
Ixä),  wenn  ni^t  ausJAliej^li^,  auf  ben  Sefunb  oei  Siemens  alles.,  Srenous,  3uftin{;5 
unb  3gnatius  an.  !Die  vlrgumentation  ber  (Segner  ift  in  fturje  folgenbe:  3uftins 
äBerie  lehren,  ba^  er,  ber  um  130  in  (Ep^ejus  getauft  worben  ift,  ein  Symbol  ooraus^^ 
fe^t,  bag  bem  aurömifi^en  einerfeits  fe^r  o^nlid;  ift,  anbererfeits  Kä)  oon  l^m  ^xaU 
teriftif^  unterfc^eibet.  I)iefe  unterj^eibenben  SRerfmole  {'Itjoovg  Agiatög,  nid^t  X7.; 
arauQw&ek  bil  IL  II,  ni^t  ijii  IL  II,  at,;  äjia&avdvra;  näXiv  /uxä  dö^tjg  etc.)  eo 


750  ftpofioli^ift»  S^^mtolum 

finbcn  fid^  au4  in  bcr  3Sltf)Xiaf)l  bcr  fpStercn  oricntditeen  Symbole;  ferner  finben  [vt 
\vS)  ebenfo  in  ben  gformeln  bes  3ren&us  toieber,  unb  btefer  bringt  au^rbem  ru>d)  anbete 
^Jlusbrüde  ([o  bas  „kW,  bas  noirjxr^v  ovqqvov  xal  yqg)  unb  ftttimf^  Ci^entümlh^ 
leiten,  bie  ft^  ebenfalls  in  ben  onentalif^en  Symbolen  bes  4.  ^ofyy.  na^etfen  laljen. 

5  (Einiges  baoon  lögt  M  fogar  bis  Sgnotius,  ja  bis  in  bie  paulinifc^en  Sriefe  lefp. 
in  bas  91X.  surädffüQren.  (Enblid^  folge  aus  ben  eingaben  bes  (Elemens,  bag  fllexam 
brien  m  feiner  3^^^  ^^^  förmli^es  feftes  Xaufbelenntnis  befeffen  fyd:  alfo  ^dbe  es 
im  2.  3a^r^.  au$  im  Orient  ein  feftes  Snmbol  (refp.  me^ere^  gegmn,  bas  bem  Ro- 
manum  oeriDanbt,  ober  i^m  gegenüber  felbftftänbtg  roar;  bieUBursel  ber  orientalif^n 

10  69mboIgef(^id^te  ttx^t  alfo  bis  tief  ins  2.  ^olfycf).  hinein ;  biefe  (5ef(^i(^te  fei  fomit  t«i 
3.  ^iaijxf),  3tDar  latent,  ober  fie  fei  oor^anben  geoefen :  bas  r5mtf^  Symbol  fei  im  beften 
gfall  bem  afiatifi^en  (fnrifd^en)  glei^Itrig;  loalrfd^einliAer  fei  es,  ba^  es  il^m  j^enuber 
fefunbar  ift;  biefes  afiotifi^e  (f9rif(^e)  Symbol  loffe  Sern  ilrittfer  Sie  (Jfte{|ett,  es  fk^ 
in  ben  33.  120—130,  100—120,  70—100  ic.  entftanben  ju  beulen. 

15  (Segen  biefe  9lr(|umentation  finb  junä^ft  oier  Sor^Itungen  pu  nutzen:  1.  (Etnjelve 
an  bas  Symbol  annmpenbe  ober  mit  i|m  sufammenftimmenbe  Sage  bieten  leine  GeoM^, 
bog  fie  felbft  aus  entern  Symbol  ftammen  —  beoor  es  ein  Symbol  gab,  ift  (Sott 
f^avToxQdroQ**,  3^fus  (£^riftus  „ber  eingeborene  6obn,  unfer  $err^  genannt  loorbeii, 
oerifinbete  man,  ba|  er  aus  (f).  ®eift  unb)  SRaria  ber  Jungfrau  geboren,  unter  ^ontius 

20  ißilatus  gefreujigt  fei,  unb  bog  er  bie  £ebenbtgen  unb  bie  Xoten  rieten  loeibe. 
2.  ($orme^a^e  6a^e,  n>enn  fie  ni^t  beutliA  mit  ber  Zaufformel  oertttfipft  finb, 
bieten  no^  nid^t  bie  (Semabr,  ba|  fie  aus  einem  XauffQjnboI  ftammen.  au^  toenn  fie  mit 
Sö^en  bes  Xauffombols  tbentifd^  finb  —  bie  ältefte  äberlieferung  9at  bem  ».(ßlouben" 
ni(^t  nur  in  ber  gform  bes  Xaufbelenntniffes  unb  jum  3^^  ^^  Xattfe  eine  feftt  reta. 

25  feftere  (&eftalt  gegeben,  fonbem  au^  a)  in  Ittur^if^n  Sfi^en,  b)  in  Ssoritsmusformelii, 
c)  in  C&Iaubens'  unb  Sittengeboten  unb  d)  tn  l^iftorifoen  3uf<^^^nfa{fungen,  unk 
yjoax  fvix  bie  oerfd^iebenften  3^^^  (UnterrtAt,  Slpologetn,  j3oIemä,  Jlultus  u.  f.  o.) ; 
Seifpiele  fär  a)  fiitb  bie  (lebete  in  ber  !Dibaqe,  für  b)  bie  uRitteibtngen  3uftins  u.  a^ 
für  c)  $ennas,  Mand.  I    unb   baju  Dibad^e  1—6,  für   d)  1  ilo  15,  1  ff.  unb  9k 

30  16,  9ff. ;  bie  SBorte  3*^  17,  3:  tva  yivcocxcooi  ok  rdv  u6vov  äkri'&ivdv  ^edr  xai 
Sv  äjreoredag  L  Xq.  finb  in  ber  SRitte  bes  2.  3^^^-  ebenfo  eine  Slaubensformel 
geioefen,  roie  §ermas,  Mand.  I :  jioanov  ndvTwv  jrlarevoov,  Sri  elg  ioriv  ^e6; 
xtX.,  aber  mit  bem  ^lauffnmbol  ^ben^fte  ni^ts  ju  tl^un.  Siud^  Stellen  tote  (£p^f.  4,9 
finb  5U  Se^ileln  f en^gmatifd^er  6a^e  geworben ;  aud^  finb  (Formeln  aufgeftellt  roorben,  bk 

sooon  bem  Setenntnis  ju  bem  einen  (6ott  fofort  ju  ben  praltifd^en  l^aupt^eboten  über- 
führten, toofürMand.  Iff.  u.  Did.  Iff.  fAöne  unb  einflu^reid^e  Seifpielc  bteten;  enbli(4 
tft  ni^t  feiten  auf  (&runb  ja^Ireic^er  paulinif(^er  Stellen  ein  iler^gma  oon  (£||ri[ttis  an 
bas  Seienntnis  ju  bem  einen  (Sott  gerüdt  toorben,  o^nc  bog  bes  %  ®etftes  oixa  ba 
ftir(^e  ober  ber  ^riftlid^en  (Süter  gebaut  rourbe.  3.  Spejiell  bas  iler^gma  oon  S^fbis 

40  fyiif  abgefe^en  oon  ber  ausgeführten  Srotm,  bie  es  in  ben  (Eoangelien  erhielt  (£c  1,4), 
manntgfad^e  fünere  ober  längere  3u|ammenfa|fungen  (f.  bie  eben  genannten  Sruc^fffidr 
1  Ao  15  unb  UJlc  16,  9  ff.)  erhalten,  bie  eine  fefte  ßeftalt  annahmen,  o^ne  in  einen 
trtnitartf(^en  Stammen  ju  fte^en.  gfür  fold^e  3ufammenfa{fun^en  |inb  oerf(^iebene  S^emota 
in  9Inmenbung  gelommen,  namlid^  a)  ber  d^roni|ti|d^e  5Bert(^t,  b)  ber  d^roniftif^e  Seri^i 

45  mit  furjen  Seiegen,  c)  bas  S(^ema  ber  erfüllten  SBeisfagung,  d)  bas  S(^ema  xard  odgxa- 
xaxä  Tiveujim,  e)  bas  S^ema  ber  erften  unb  jroeiten  Slnfunft,  f )  bas  S^ema  xaraßa;- 
ävaßdg.  3n  allen  biefen  Sd^ematen,  bie  jum  Xeil  mit  einanber  oerbunben  toorben  fin^, 
ift  es  ju  relatio  f eften,  n)enn  au^  ber  Slbmanbelung  fähigen  ^usfagen  gef ommen.  4. 9>5 
ber  großen  Slnsa^l  oon  ^rabüoten  für  (Sott,  (E^riftus  unb  ben  (I5ei|t  |inb  fe^r  balb  einige 

50  ißröbifate  in  bem  allgemeinen  (ßebraud^  (ni^t  nur  in  bem  ausgeführten  trtnitarifitiei 
Sefcnntnis)  in  ben  Sorbergrunb  getreten:  für  (5ott  ek,  TTavroxQdnoQ,  Ttar/fg,  i&h 
noTijg,  S(|5pfer  [mit  3^1^^^'^]»  f^^  C^riftus  6  vi  dg  tov  i^eov,  6  kvqioc:,  oamg, 
diddoxakog,  juovoyevtjg,  elg,  Xoyog,  für  ben  (i5eift  äyiog,  jTQ0(pTjrix6g ;  ebenfo  |w 
aus  ber  großen  3^1  ^^^  Güter,  bie  ber  d^riftlid^e  (Glaube  gemö^rt,  einige   befonbeis 

65  ^öufig  genannt  ©orben,  fo  (upeoig  äfxaQiiuyv  (mit  unb  o^ne  ffirtoö^nung   ber  Zav^l 

C(ot]  (auüviog),  dvdoraoig  {xnii  unb  o^ne  rfjg  aagxög),  yvwoigy  äqy&aQoia  ll.  f.  tD.— 

^lles  bas,  toas  fid^  auf  biefe  oerj^iebene  SBetfe  ergab,  n)ar  „(glaube'',  „Glaubetisreger. 
„fter^gma"  „äBa^r^it",  „äBa^roeitsregel",  „jud^7]/ia'',  „^aQddooig*\  ,^noado&n^ 
k6yog'\  „didaxty*  U.  f.  lö. 


ft^^oftül^ift»  S))titi0(ttitt  751 

(Snoägt  man  bte  in  biefen  Sä^en  enthaltenen  (Etfenntniffe,  beten  SBa^r^eit  lein  5ten« 
ner  in  ^rebe  jtellen  toirb,  \o  toirb  man  bei  S^lugfolgetungen  oon  f ormelfiaften  Glaubens« 
f ö^en  auf  ein  formuliertes  breialiebriges  Zat^elenntnis  febr  be^utfam  oerfa^ren  muffen  — 
biefe  Se^utfamleit  n)irb  freilti^  überall  jur  3t\t  oermigt,  loie  3.  S.  bie  Slb^anblung 
3a^ns  Aber  bas  opoftol.  Symbol  (1893)  unb  i^re  Slufna^me  bei  ben  angefe^enften  5 
Sfa^genoffen  bemeift.  SRan  loirb  ftets  jmingenbe  ®rünbe  na^jmoeifen  l^oben,  ido  man 
fi(^  bias  iRec^t  nimmt,  eine  Stusfage,  bie  ni^in  einem  trinitarif(|en  6^ema  fte^t,  für 
ein  feftes  Xaufbefenntnis  5U  rellamieren.  SBas  ergiebt  fiA  nun  in  Sepg  auf  bie 
»,3^"9"5ff^"  ^^  3anatius,  3uftin,  Srenaus  unb  Clemens  Sllei.?  1.  für  Sgnatius  er^» 
giebt  fi^,  bag  er  ein  im  Srunbftod,  loie  es  f^int,  }iemli^  feftes  ^iftörifc^es  Aer^gma  10 
Don  C^riftus  frei  refnrobujiert  f)Qif  in  meinem  fi^  u.  a.  bie  3ungfrauengeburt,  Pontius 
Pilatus  unb  bas  äk^&avev  fanb;  bah  es  in  einem  trinitarifdjen  Sd^ema  geftanben 
^at,  bofür  fep  jebe  6)mr;  2.  für  Suftin  ergiebt  fi(^  a)  bo^  er  ein  feftes  d^Jtologif^es 
Aerngma  fannte  unb  immer  toieber  mit  i^m  operierte,  toeU^es  bem  2.  Slmlel  bes  ro» 
mifqen  Symbols  gegenüber  felbftftönbig  ober  mit  ipt  na^  oenoanbt  tft  unb  bereits  15 
mej^rere  unb  ^aratteriltif^  Cigentümlid^Ieiten  ber  fpäteren  orientalifc^en  Sombole  auf* 
wtih,  b)  bag  biefes  iter^gma  bei  i^m  fein  3:eil  eines  Siauff^mbols,  b.  1^.  formell  fein 

2.  ärtilel  ift,  c)  bag  bie  Zaufformel  bei  i^m  über^upt  no^  ni^t  ju  einem  SQmbol 
explisiert  roor,  es  fei  benn,  ba^  bie  brei  ^erfonen  alfo  bef^rieben  maren  6  nairjQ  t&v 
oXcov  xal  deon6irK  '&€6g,  'Itjoovg  Ägiaiög  6  azaifQco&elg  hil  Tlovtlov  Tldarov,  rd  90 
nvevfjia  äyiov  o  oid  rcbv  TiQoqmxwv  nQoexrjQV^e  xä  xatä  x6v  'Irjaovv  ndvra  ober 

einfach  r6  jiQoqytjnxov ;  bo(|  ift  biefe  Sef(^retbung  innerhalb  ber  Zoufformel  ni^t  eben 
loaQrf^einlii^,  d)  rei^t  roo^l  oennuten  lägt  fi(^,  bag  jenes  oben  bejeii^nete  ^riftologif^ 
Aerqgma  formell  als  erfüllte  SBeisfagung  gegeben  UKtr,  b.  ^.  in  einem  6qema  ftanb 
oon  f olgenber  gform :  ,,ber  f),  Seift  ^at  oor^eroerfünbiat  u.  f.  mJ* ;  bie  C&renje  bes  Cr«  2» 
lennbaren  ift  eaeid^t,  loenn  man  \xä)  bie  Slnna^me  ge|tattet,  bag  3uftin  ein  ftenrnma 
gelaunt  ^ai^  bag  na^  ber  Crioa^nuna  bes  jianjg  xibv  8X(ov  xal  deandxtig  unb  ^t\\x 
C^fti  bas  fter^gma  oon  C^riftus  in  ber  gform  ber  erfüllten  äBeisfagung  refp.  tn 
ber  gform  bes  Glaubens  an  ben  propbetif^n  ®ei[t  aufflog.  Do^  biefes  „ud^jna" 
ober  ein  Xaufbelenntnis  roar  refp.  fid^  als  explisterte  Xaufformel  gab,  unb  bon  es  so 
über^upt  in  friftttllifirter  grorm  oor^anben  mar,  bies  ansune^men  fe^lt  jebe  unter« 
läge.  3.  gür  3renaus  ergiebt  fi^  a),  wie  i&  31^R  IV.  »b  S.  149  ff.  am 
1.  91rtilel  gegen  3^^^  tfii^^S^  $0^^;  ^^  ^^n  ^^i  6dblüffen  ous  feinen  nS^ug« 
niffen  für  bas  2au|belenntnis"  fe$r  oorfidbtig  fein  muft.  l)er  Heinfte  leil  bes  SUate» 
rials,  bas  i(^  in  ber  Slb^anblung  über  bas  altrömif^e  Symbol  (Patr.  App.  Opp.  86 
edit.  2.  T.  I,  2  p.  123  ff.)  aus  3renöus  jufammengetragen  ^abe,  barf  für  bie  ^]U 
ftellung  bes  „Symbols'',  bas  er  benu^te,  oenoenbet  Q)erben,  b)  na^  3ren.  1, 9, 4  em« 
pfängt  man  burq  bie  iaufe  ben  „«avwv  rrjg  äXrj'&elag",  Diefen  „Äanon"  f)at  er 
felbft  I,  10,  1  mitgeteilt.  £)ie  Sform,  in  ber  er  i^n  ^ier  probujiert,  bur^  bie  Schlag« 
roorte  [einer  eigenen  Zoologie  erganjt  unb  an  anoeren  Stellen  bru^ftüdiDeife  oarüert,  40 
ßeigt,  üQ%  er  i^n  aus  einer  größeren  Slnsa^l  fe|ter  lirc^li^er  Selenntnisformeln  felbft« 
pnbig  lompontert.  3n  biefer  ScäjH  oon  Selenntntsformeln  laffen  fi^  unterf^eiben  1.  bie 
oereidgierte  gormel  bes  Sermas  (Mand.  I),  2.  bie  gormel  dg  &edg  navxoxQOKOQ 
oerbunben  mit  jo^anneifd^en  Slusbriiden  refp.  mü  TtEJioirjxcog  t.  ovgavdv  x.  t.  y^v  x, 
T.  ^akdooag   xal   ndvxa   r.  iv  amoig,   refp.    mit   dg  uovoyevhg  ^Irjoovg  Xgunögy  45 

3.  eine  d^iftologifd^e  (^iftorifd^  gehaltene)  Sefenntnisformel,  bie  mit  ber  bes  altrömifd^en 
(Symbols,  no^  me^r  aber  mit  ber  bes  3uftin  na^e  93eru)anbtf^aft  ffcA,  4.  bas  ^edg 
jiaxijQ  TzavioxqdrcoQ  bes  römif^en  Symbols,  5.  eine  Sefenntnisformel,  bie  an  bas 
SBelenntnis  ju  oem  einen  (&ott  unb  bem  einen  C^riftus  3^fus  bas  Sefenntnis  ju  bem 
^.  (&ei[t  anrüdte  unb  in  biefes  bie  (gefi^i^te  C^rifti  als  erfüllte  SBeisfagung  ^ineimog.  so 
Xa  wxx  bei  3uftin  ettoas  ä^nli(^es  oermuten  lonnten,  fo  mitb  es  u^a^rj^einli^,  bag 
ni(^t  nur  j.  3-  bes  Srenaus,  fonbern  fd^on  ju  ber  bes  3wftin  im  Onent  eine  ®e« 
fenntnisformel  oor^anben  mar  oon  ungefähr  folgenbcm  3n^alt:  fj  dg  h^a  ^edv  narro- 
xQäro^a  (ober  dg  töv  Jiariga  xorv  öXcov  xal  deondri^v  ^eöv)  mang  xal  slg  h^a 
^Irjoovv  Xgiardv  rov  vlov  xov  i^eov,  tov  aaQxay&evta  vticq  i)ßid>v  (ober  VTikg  rm  66 
^jueregag  aajxrjgiag)  xal  dg  nvevfxa  äyioVf  rd  diä  xwv  ngoqrqTWv  xexrjgvrdg  rag 

otxovojLuag,  rijv  ix  nag&ivoi^  yevvrjoiv  xrX.]  oon  biefer  gormel,  bie  3renäus  jur 
Unterlage  feines  ;^av(bv  rfjg  äXrj&dag  (1,10)  ^tma^t  l^t,  ift  oiellei(^t  refp.  u)a^rf^einlid^ 
bie  ^iftorifd^«(^rijtologif^  ^e!enntnisformel,  votlift  bte  Slusfagen  über  Geburt,  fieiben 
unter  ^ontius  Pilatus,  Segröbnis,  ^uferfte^ung,  9BieberIuit[t  in  $errlid^Ieit  in  verb.  so 


752  Stiofioltfc^ei»  ^tfmbrium 

finit.  (rcfp.  in  partic.)  enthielt,  ju  untcrft^ctben;  au^  für  bie[c  ^oimtl  finb  bei  3«!^ 
unb  S^nattus  refp.  in  1  Jto  15  parallelen  ju  finben.  SRit  bem  6is^  (Ermittelten  finb  m 
aber  6ts  an  bie  (grenze  bes  (Eneid^baren  gelangt  Dag  Srenöus  ein  Symbol  oorous« 
fe^t  refp.  bag  jene  aufgetoiefenen  Sformeln  (6(^emata)  in  friftallifierter  (Seftalt  ooid^nben 
I  iDaren,  lagt  jiif  nxift  nur  ntd^t  nad^toeifen,  fonbem  es  ift  oolllommen  untDa^rfc^einltd^ 
Die  ganje  mgumentation  bes  Srenaus  ^e  anbers  ousfaHen  muffen,  menn  bas  in 
efter,  in  feiner  (Semeinbe  aner!annter  grorm  exiftiert  ^e,  toas  er  für  bie  Seioeis« 
Urning  nötig  ^at:  multa,  b.  ff.  oiele  gelaufige  Sf^rmeln  unb  {urje  C&Iaubensf&^  ezi< 
tierten,  ni^t  multum  b.  ^.  fein  Snmbol.    SRan  roenbe  nid^t  ein,  ItertuKtan  ONerfo^ 

10  ö^nli^  unb  bo^  fei  bei  i^m  fid^erliq  bas  römif^e  Symbol  bereits  ols  bebinnt  ooratts* 
Sufe^en:  3:ertullians  Sejte^ungen  auf  ein  Symbol  [inb  unglei^  beutlt^  (f.  meine 
Slaqmeifungen  in  ber  oben  genannten  Slb^anblung  unb  Aattenbuf^  I  S.  141. ff.);  bQ| 
aber  aud^  er  bas  quid  pro  quo,  ad  hoc  ^ebilbete  grormeln  feien  (qioftoUf^  äberliefe« 
rung,  feinen  £efem  auftifi^en  mu^te,  ergab  ft^  aus  bem  HnjureiAenben  bes  SBortlouts  bes 

16  r5m.  Symbols  für  feine  antignofttfd^en  unb  t^eologif^en  3n>^^.  sftm  bos  fann  man  froren, 
ob  ber  Ileinafiatif(9«ganif(^e  3renaus  oon  bem  romif^n  Symbol  gebort  bot  3m  ^w 
blid  auf  bie  runoe  gormel  „dfog  narrjg  jiavroxQdtcog*'  unb  auf  bie  mt,  mit  er  bie 
römif^e  (ßemeinbe  für  feinen  Zrabitionsben)eis  benu^,  bin  i^  geneigt  bas  onjun^en. 
SBas  enbli^  (Hemens  ällex.  betrifft,  fo  giebt  es  einen  no(^  ni^t  ausgetragenen  Streit 

90  barüber,  ob  er  an  einer  Stelle  bie  (Exiftenj  eines  feften  Symbols  in  Slexanbrien  oor* 

ausfeM.  Selbft  toenn  bem  fo  ift  —  nms  mir  nod^  immer  ^o^ft  smeifel^  ift  — ,  wx- 

mag  feine  5hinft  3U  entbeden,  mte  biefes  „Symbol''  gelautet  fyd;  es  fonn  etnxis  total 

anberes  gemefen  fein,  als  toas  wie  ^,6t)mbor'  nennen.    Da^  ift  oon  i^m  ab}ufe^n. 

Dag  es  in  Aleinafien,  in  Sqnen,  fur^  im  Orient,  oor  bem  Einfang  bes  3. 3#l* 

25  Symbole  als  2:aufbeienntnif?e  gegeben  l^at,  bie  auf  ber  2!aufformel  auferbaut,  ben2.tb< 
tiiel  in  gform  eines  ^iftori^qen  Seri^ts  gaben  unb  im  3.  bie  (guter  jufammenfagten, 
bie  ber  Glaube  enqrföngt,  ift  unenoeislidb.  Hnenoeislid^  ift  über^upt  fiir  ben  Orient 
in  altefter  3^i^  ^^  f^ft^  friftaUifiertes  ^efenntnis  unb  [omit  bte  Ssiftenj  eines  bem 
altromif(^en  oenoanbten,  aber  i^m  gegenüber  felbftftanbtgen  orientolif^n  Ibfornbols. 

90  ^er  ein  fol(^es  Ibf^mbol  ift  ni^t  nur  unenoeisli^,  fonbem  au^  gonj  umoa^rfapeinlii^, 
mit  bie  (&ef(^id^te  ber  orientalif^en  Aird^en  im  3.  3a^r^.,  n)o  fie  fd^ioeigt,  unb  im  4., 
0)0  fie  fpricpt.  oart^ui  Denno^  ift  bas  Srgebnis  unferer  Unterfu^ung  lein  blog  neoa» 
ttoes,  oielme^r  lonnen  mix  ben  93ertretem  eines  orientalif^n  uralten  SQmboUqpus  vis 
3U  einem  gemiffen  (grabe  9{ed^t  geben;  es  extftierte  in  ber  X^at  f^on  am  Anfang  bes 

9s2.  Z^ffä),  im  Orient  (5lleinafien  refp.  ftleinafien  unb  Snrien)  unter  anbarem  ein 
^riftologif^es  fiad^^,  bem  ber  2.  Slrtifel  bes  romifd^en  Symbols  blutsoenoonbt  % 
unb  ber  in  ben  i^m  eigentümlid^en  (Formeln  unb  Stüden  burd^gefd^lagen  ^  bis  in 
bie  orientalif^en  Symbole  bes  i.^cSjjtf),  ^tnein;  es  exiftierten  femer  Formeln  in  Se|ug 
auf  ben  einen  (Sott,  ben  Stopfer  ^tmmels  unb  ber  (Erbe  unb  auf  feinen  einen  fleip 

40  geworbenen  6o^n,  bie  ebenfalls  burd^gefd^lagen  unb  bie  gefamte  S^mbolbilbung,  ein> 
f^lieglicb  mancher  Slbroanbelungen  bes  römif^en  Symbols  im  Slbenblanb,  beeinflußt  ^oben 
(bie  einftimmige  t^logtf^e  Haltung  ber  orientalifd^en  Symbole  in  bem  2.  Srtüel  ^ 
an  bem  uralten  „oagxco&evza"  i^re  SBurjel);  es  exiftierte  enbli^  eine  gormel,  bie 
oon  bem  f).  prop^etifd^en  (Reifte  bte  Xl^tfa^en  ausfagte,  bie  er  in  Sesug  auf  CL^ftus 

45  oerfünbet  |at.  Sluger  biefen  ^auptftüdfen  uieifen  au^  fold^e,  mit  ber  ,,descensus'* 
unb  bas  ,.catholica"  auf  ben  Orient.  Smmer^in  ober  bleibt  ber  romif^n  (Semeinbe 
bie  d&rogt^at,  bos  Symbol  unb  mit  il^m  bie  ®runblage  aller  fird^lic^n  Symbole  ge« 
fd^en  JU  ^oben. 

3Bann  ift  bas  gefd^e^en?    SBir  ^<^n  bos  altrömif^e  Symbol  bis  3.  3-  3>rtul> 

60  Hans  jurüd^efü^rt.  Diefes  Symbol  ift  gemeint,  n>enn  er  de  praescr.  haer.  36 
f^reibt:  ,,Si  autem  Italiae  adiaces,  habes  Romam,  unde  nobis  quoque  aucto- 
ritas  praesto  est  .  .  .  videamus  quid  didicerit,  quid  docuerit,  cum  Africanis 
quoque  ecclesiis  contesserarit.  Unum  deum  dominum  novit,  creatorem  uni- 
versitatis,  et  Christum  Jesum  ex  virgine  Maria  filium  dei  creatoris  et  camis 

»  resurrectionem  .  .  .  et  ita  ad  versus  hanc  institutionem  neminem  recipit.''  Un- 
bebenllid^  ge^en  mit  mit  bem  Symbol  nod^  bis  in  bie  SRitte  bes  2.  3<4^]b.  ^irun^. 
^ötte  man  in  ber  ^tit  bes  brennenben  Aampfes  mit  bem  (Snoftijismus  unb  sRcariom« 
tismus  (c.  145—190)  in  9{om  ein  Symbol  auf^eftellt,  fo  nmre  es  anbers  ausgefallen; 
anbererfeits  ift  es  ni^t  ratfam  fi(^  oon  ber  SRttie  bes  2.  3^^-  ^^^  aufnxots  dliii< 

flo  loeh  JU  entfernen.    3n  bem  Wirten  bes  ^ermas  ift  im  ganjen  unb  im  einielnen  ni/i 


MpofM^iit»  (Stfmbohm  753 

oieles  entölten,  idos  f^toer  erflarbar  t[t,  toenn  i^m  bas  römif^e  Snmbol  geläufig  max; 
3uftin  jei^t  uns,  iah  um  bie  SRUte  bes  2.  3^^^-  ber  Untetf^ieS  ooti  ix  unb  did 
Maglag  \viS)  nod^  nU^t  burAgefe^t  ^e;  aud^  bie  SBeglaffung  ber  Xaufe  ß^fu  bui(^ 
3o^nne$,  ber  jo^nneif^e  Cisbrud  vloc  juovoyenkf  bie  f^arfe  Unterf^etbung  oon 
dvaardviat  ävaßdvra,  xa^fievov  fallen  in  bos  ®en)i^t,  fomie  bie  weglaffung  ber  5 
(^iltoftil^en  Hoffnung.  Do^u  lommt.  bog  ber  Xusbrud  '&e6g  naxriq  nayzoxQdTcog 
leine  Sorgefi^i^te  ffA,  unb  bog  er  einen  älteren  „dg  ^edg  navTOHQaTiop"  allma^Iid^ 
Derbrängt  ^t.  Zif  ^e  bos  in  bemSluffo^in  ber  ßZI^ASblV&lSOff.  gejemt,  wo 
iäf  bie  $9pot^efe  3^^»  ^>^  attromtf^e  Symbol  fobe  urbrfingli^  mit  ben  SBorten 
begonnen:  morevco  dg  iva  ^eöv  navxoxQdxoQa,  iDiberlegt  Qobe.  Das  altrömtfd^e  10 
Spmbol  ^at  Jtets  fo  gelautet,  loie  es  fekt  lautet ;  ober  ber  JBortlaut  feines  erften  9Ir« 
tUels  hoX  \\q  gegeniäer  einer  älteren  fe^  oerbreiteten  gfonn  bes  Selenntnifies  3um 
einen  (»(^opfergott  bur^fe^en  mfl|[en  ($ermas  lennt  bie  gformel  ^tbg  narho  navro- 
xQOTcoQ  rmf  ni^t).  hieraus  loirb  no^  einipal  toa^^einTi^,  ^^U^^  Symbol  in  ber 
SRitte  bes  2.  3<9i^-  ober  birj  uor^r  entftanben  ift.  Slu^  ber  äBortlaut  bes  orien«  is 
tolif^en  d^riftologtf^en  /xd^fxa,  ber  bem  Serfaffer  bes  altrömif(^en  Sumbols  too^I 
betonnt  roar,  ift,  toenn  es  bte  Xaufe  3^fu  burcQ  30^^nes  enthielt  unb  Sie  ^immel« 
fa^rt  ni^t  nannte,  älter  als  bos  römif^e  SQmboI.  loie  \a  auc^  bas  ncMvta,  djio&a- 
v&yra,  fotoie  bas  jidJUv  unb  bas  iv  ddSjj  ^0^  ^tnauf  uerfe^t  toerben  lönnen.  (Enbli^ 
ift,  u^enn  loir  6a^  ffir  6a^  bas  r5mif(^e  Symbol  bur^muftem,  gfolgenbes  }u  fonfta«  20 
tieren:  1.  gür  bie  (Jformel  ^eog  naxriq  navxoxQÖxoyQ,  bie  aümä^lid^  eine  ältere  oer» 
brannte,  ift  bas  Spmbol  felbft  ber  ältefte  3^uge,  2.  vlog  6  /Myvoyevng  ift  jo^nneifi^, 
3.  bte  ältefte,  ^uftg  oorlommenbe  gformel  für  bie  3ungfrauengeburt  lautete  ftets  yev- 

vrjf&eyra  ix  Maglag  xfjg  Jiaq&ivov,  bie  ^injuffigung  ix  nvevjuaxog  äylov  tft  in  ben 

ier^gmatifAen  6ä^en  relatto  jung  unb  Jtommt  wdfjll  aus  ben  (roangelien,  4.  an^  bas  25 
xawerxa  ift  bort  jung,  ebenfo  5.  bte  ^tnjuffi^ung  bes  xfj  xQhfj  fjfieQq.  äu  &va(ndvxa, 
betbes  ftammt  loo^l  aus  bem  1  ilobrief,  6.  bte  oefonbere  Hervorhebung  bes  ävaßdvra 
3a)if(^en  dvamdria  unb  xa'&rjfxevov  in  au^  relatio  jung  unb  jeigt  ein  3ntereffe  an 
ber  äJoIIftänbigleit,  bas  fiA  aus  ber  äbertft^ä^un^  bes  etnjigen  Sert(|ts  (9®  1)  am 
beften  erflärt,  7.  bie  Slufjäblung  ber  ^eilsguter»  u)te  fie  im  3. 9Iri  gegeben  ift,  ift  o^ne  so 
bie  paulinif^en  Sriefe  niqt  ju  oerfte^n,  projiftert  aber  bas  i^nen  (Entnommene  bur^ 
bie  ausbrflcui^e  $eroor^ebung  ber  SIuferfteQung  als  gIeif^es«Sluferfte^ung.     Diefe 
Seoba^tungen,  baft  im  römijcQen  Symbol  ältere  unb  filtere  ler^gmatif^e  6ä^e  unter 
bem  Sinflul  neuteftam.  6^rtften  etmas  me^  ausgeführt  finb  (unb  iwox  unter  bem 
(Eilzug  ber  6nno;ittier,  bes  3o^nnes,  bes  $aulus  unb  otelleid^t  ber  ^ofte]^|(^i(^te),  85 
mamen  es  nfa^t  ratfom,  ]i(^  mit  ber  Slbfaffung  bes  SQmboIs  oon  ber  ullttte  bes 
2.  3a^r^.  aufroärts  ju  entfernen. 

gfaffen  roir  lurj  jufammen:  um  bie  SRitte  bes  2.  3^c^-  ift  in  9lom  bas  69m« 
bolum  entftanben  auf  (Srunb  ber  Xaufformel  unb  bereits  allgemein  fiberlieferter,  alfo  au^ 
orientalifqer  (Heinaftatif^r,  fortfd^er)  jufammenfaffenber  Selenntnisformeln  (wie  loir  fie  «o 
aus  bem  912!,  aus  3gnatius,  3uftin  unb  Srenäus  ju  ermitteln  oermögen),  \tm\t  unter 
bem  (Einfluß  neuteftam.  Schriften.  Unter  jenen  Selenntnisformeln  ift  ein  d^riftologif^es 
udd^rjjLia  oon  jiemli^  fetter,  lebo^  ber  Serei^erung  unb  Slbroanbelung  fähiger  ®eftalt 
oas  lotd^tigfte,  in  feinen  llmrtffen  roo^l  eriennbare  6tüd  getoefen.  Das  romtf^e  6t)mbol 
ift  in  9iom  felbft  nie  oeränbert  roorben.  3n  bie  abenblänbif^en  ^rooinjen  lam  es  feit  ^ 
bem  (Enbe  bes  2.  3<i^^unberts,  o^ne  ben  Slnfpruc^  ju  erbeben,  im  ftrengen  Sinn  oon 
ben  SIpofteln  oerfagt  ju  fein.  Deshalb  ^at  es  in  jenen  ^rooinjen  oerf^iebene  3Jlohu 
filationen  erfahren  (toö^renb  9lom  oon  agenb  einem  3^^^^^^  jroif^en  c.  250—350 
an  fein  Symbol  als  apoftolif^  im  [triften  6tnn  bejei^nete).  Unter  biefen  SRobifüa« 
ttonen  finb  biejenigen  gef(^id^tli(^  bte  loi^tigften  gexoorben,  toeli^e  aus  lenen  uraltett,  ^ 
bem  Orient  ange^origen  Selenntnisformeln  refp.  bem  fjiMri/jia  ^rrfl^ren,  nämlttq 
„Schöpfer  $immels  unb  ber  (Erbe",  „gelitten",  „geftorben",  „niebergefcAren  jur§ölle", 
„erotges  fieben",  baju  bas  ,,catholica'^  (Eben  otefe  finb  in  ben  galltf(^en  6qmbolen 
nad^a)eisbar,  bie  in  unfer  Slpoftolilum  ausmflnben,  baju  bas  feinem  Urfpruna  nad^ 
unburd^fid^tige,  übrigens  ji^ntlidb  gleti^gilti^e  ,,conceptii8"  unb  oie  junäM  rätfel^afte  ^ 
,,commuiiio  sanctorum''.  SIRan  barf  mtt  9te^t  an  bie  befonbers  naiven  Bedienungen 
benien,  bie  6übgallien  mit  bem  Orient  befeffen  ^at.  (Es  t^int  aber  no^  ein  ganj 
fpejieller  ^iftorifAer  Umftanb  binjujulommen.  3<|  ^abe  bisher  oon  bem  Symbol  bes 
9licetas  ((Easpart,  Slnecbota  6.  341  ff. ;  Aattenbuf^  I  6.  108  ff. ;  ^al^n  §  25)  ge* 
[(Riegen.    SRorin  (Rev.  bänädict.  XI.  Tom.  Febr.)  ^  es  pd^ft  loa^rf^einli^  ge«  <» 


754  atioftoltfc^ei»  ^^mUbm 

mai)i,  bag  in  9licetas  ber  Slketos  oon  Stemeftana  in  !DQcien,  ber  gfteunb  bes  ^außn 
oon  9loIa  (Einfang  bes  5.  3^^^-)  ^u  erfennen  ift.  !Da5  69mbi)l,  loeli^es  er  brinot, 
i|t  leiber  ni(^t  me^r  genau  aus  fetner  Explanatio  ju  rebn|truieren;  aber  fooiel  xfi 
\vi)tit  iak  es  bem  alten  römifi^en  fe^r  nol^e  [te^t.    Siel  intereffanter  aber  ift,   bafi  er 

5  es  aus  Den  ftated^efen  bes  (£t)rtll  oon  3^ni|alem  bur^eg  (j.  Z.  todtüidj)  erläutert 
unb  in  biefem  3ufo^^^n^^^9  ^^^  ®^^  bringt:  ,,Ergo  in  hac  una  ecdesia  erede 
te  communionem  consecuturum  esse  sanctorum'^  Ob  bie  Stiil^toorte  bem  Symbol 
bes  9licetas  angehören,  ift  fragli^  (mir  ift  es  ni^t  UKi^rfAeinlifb):  ober  in  febem  goU 
Ibnntn  fie  aus  ben  SBorten  C^rills  i^er  Sntfte^ung  nacQ  bei  Scicetos  eriUrt  mei^iL 

10  Da  nun  eine  getoiffe  Senoanbifi^aft  jroif^n  bem  Symbol  bes  9licetas  (fyd  fogor  fein 
Symbol  (Einfluß  oon  bem  Sirius  erfahren?)  unb  ben  aoüifd^n  beftebt  unb  Segie^ngen 
jmijd^en  ^annonien  unb  (ßallien  nxä)t  fehlen,  fo  erbmtet  fu^  bie  9lRogIi^Ieit  —  m^ 
will  iS)  jur  3eit  ni^t  fagen— ,  auf  bie  fioofe  (a.  a.  O.  S.  677)  unb  UJ  (X^£3  1894 
ilol.  582)  unabhängig  oon  einanber  ^inggoiefen  ^aben,  bos  gaüifi^e  Spmbot  um  500 

15  mit  feiner  ,,communio  sanctorum''  (b.l^.  unferStoftoIilum)  oIs  unter  bem  iitbtreBeR 
Cinf lug  ber  ftate^efen  Snrills  (fiber  Stemefiana  in  ^annonien  unb  Squikjo)  entftoiiben 
m  beulen.  Unter  allen  ilmftänben  ftedt  in  einem  Steile  ber  3uf8^e.  bte  unfer  fbf»' 
ftolüum  oon  bem  altrömifc^en  Symbol  unterf^eiben,  ein  6tüc(  mqlü^er  ,,£)htmem' 
citöt".    SBtll  man  bie  ,,communio  sanctorum"  ni^t  aus  (Eprill  (wletten  unb  ^mit 

some^r  jufallig  entftanben  benlen^  fo  mirb  man  (eine  anbere  Slbleitung  =  xijv  xotvio- 
vlav  tayv  äylcov,  festeres  fa^li^  =  sacramenta,  neuerli^  bei  3<^^na.a.O.@.82ff.) 
an  bie  ,,communio  sanctonim''  im  Sinne  Suguftins  beulen  mflffen  (bie  ^.  Jtirqe, 
U)eld^e  bie  C5emeinf^aft  ber  ^eiligen  ift)  ober  mit  Süuftus  oon  Slie}  an  bie  C5e«etn< 
f^aft  mit  ben  Sßärt^rem  unb  ben  befonbers  Eiligen  SRenfc^en.    Sub  iudioe  lis  est 

25  Die  auffallenbe  (Erfi^einung,  ba^  bie  romifi^e  ftird^  aümä^lii^  fett  ttttfon^  bes 
6. 3(^^t^unberts  fi^  i^r  bisber  fo  treu  beux^es  SQmboI  ^at  oeriMrängen  unb  fd^Itegli^ 
rauben  laffen,  ift  bisher  no4  nü^t  beutli(^  in  il^en  Ibfa^en  erllart.  3nbes  fyA  So^on 
(a.  a.  O.  II  6.  114  f.  unb  III  6.  201  f.  230  f.)  bo^  einiges  fel^r  SBiAHge  jur  «Er^ 
Ilörung  beigebrai^t.    Das  Cntf^ibenbfte  ift  bies,  ba|^}unaqft  nvS)t  jene  längere  (gal« 

so  lifd^e)  Siod^teaejenfion  (bas  Symbol,  apostol.)  bie  uRutter  oerbröngt  bot,  fonbem  ii 
9{om  3uerft  bas  nicäno«Ionftantinoi).  an  Stelle  bes  tarieren  SqnAoIs  bei  ber  traditio 
unb  redditio  symboli  fett  bem  Anfang  bes  6.  3^^9unberts  trat,  mS^enb  bei  bei 
Xauffragen  bas  altrömif(^e  nod^  femer  gebraud^t  n)uroe.  Die  Slbfe^ung  bes  altrömifc^n 
Symbols  bur^  bas  fonftantinopol.  ift  fe^r  oerftanbli(^,  fobalb  man  bie  ß^itlage  n)iirbtgt 

85  Seit  bem  Snbe  bes  5.  3<i^^^unberts  wax  ber  römifd^en  ilir^e  ber  mianismus  bun^ 
bie  ^enfd^oft  Dboa!ers  unb  ber  DJtgoten  fe^r  na^e  getreten  unb  gejobrlid^  aen)orben. 
3m  (I5egenfa^  5U  bemfelben  mixt  fiq  bie  romtf(^e  Atr^e  entf(]^Iof[en  qaben,  ipre  uralte 
^raaeis  anzugeben,  um  fd^on  beim  Üaufbelenntnis  i^re  abn)etfenDe  Haltung  gegenüber 
bem  älriantsmus  jum  Slusbrud  3u  bringen.    Slls  man  nad^  brei  3<^^^unberten  n)ieber 

*o  3U  einem  fürseren  Symbol  jurüdgriff,  ftanb  bas  altrömifc^e  bereits  im  ^intergrunb,  unb 
bas  neurömtfqie,  etgentlid^  gallif^e,  bas  Symbol.  Apostol,  em;>fa^I  ft^  burc^  eine 
9?ei^e  oon  8lusfü]^rungen,  bie  in  jenem  fehlten  unb  bie  man  bo^  nid^t  miffen  ©ollte. 
Slber  man  batf  oiellei^t  au^  annehmen  —  birclt  toiffen  roir  freili^  barüber  nichts  — 
bog  bie  römtfa)e  5lird^e  Umftanbe  gemad^t  ^atte,  bas  fränfif(^e  Symbol  als  Üauffpmbol 

^3U  residieren,  wtnn  fie  es  nic^t  als  einen  alten  Sefqnnten  erfannt  ^ötte.  Qte  ift  bo^ 
n)a^rfd^einlt(^,  ba^  in  9{om  no^  fooiel  gefd^t(^tlid^e  äberlieferung  oor^anben  wax,  bo^ 
man  burd^  bas  frönfif^e  Selenntnts  an  bas  eigene  alte,  einft  fo  ^o^geel^rte  erinnert 
raurbe.  Die  Dtfferensen  überfa^  man,  ober  ^ielt  fie  nic^t  für  er^ebli^.  So  machte  an 
bem  neuen  St)mboI  bie  £egenbe,  bie  bas  alte  umftra^lt  ^atte,  n)teber  auf  unb  u)urbe 

w  ©ieberum  unb  für  eine  lange  3^W  eine  ÜJlad^t  in  ber  Äiri^e,  bis  fie  im  3^äoiter  ber 
JRenaiffance  unb  Deformation  geftürjt  rourbe. 

IV.  Sür  eine  ^iftorif^e  3(uslegung  bes  apoft.  Symbols  ergiebt  fi^  aus  9}orfte^n< 
bem  ber  Aanon,  bog  biejenigen  Stüde  besfeloen,  u^eld^e  bem  altrömifd^en  ®Iai^ns> 
beienntnis  bereits  angehört  ^aben,  aus  ber  !I^eoIogie  bes  fpöteren  opoftolif^en  unb  bes 

"  naAapoftolif(^en  3citalters  3U  erflären  finb  (nid)i  einfad^  „nac^  bem  9teuenXeftament'',iDie 
oiele  u)onen).  5Bet  ber  (£r!Iärung  ift  5U  berüdtf tätigen,  bag  bas  Symbol  eine  eaeplijieite 
Üaufformel  ift  (,,amplius  aliquid  respondentes,  quam  dominus  in  evangelio 
determinavit*'  Tertull.  de  coron.  mil.  3),  unb  ba^  es  bes^alb  in  feiner  Urgeftatt 
in  !einer  SBeife  als  9lusbrud  innerlir(^Iiäer  ^olernif,  fonbem  als  d^riftU^s  Seienntnis 

^  3um  3^^^^  i>^i  Untenoeifung  im  Unterfqieb  oon  3ubentum  unb  ^eibentum  aufgefa^ 


Hp0ftüli\dft»  &\imh0hm  IlMidliittotieit  756 

iDerhen  mug.  (Aber  ben  Gebtau^  bes  6qmboI$  als  (Srunblage  ber  ftate^efe  ogl. 
^'  3e3f4«>i^r  Aotd^  II.  1  6.  73—139;  fie^e  flbrigens  oud^  bie  «rbeiten  fibet  bie 
disciplina  arcani).  Die  tQeoIogif^  (Esplijterung  bes  Smitbote  im  fiauf  ber  ®ef(^i^ 
^It  felbftoerftSnblii^  im  gonjen  unb  groben  (Siftüt  mit  Der  Sittmidlung  ber  Dogmatil 
unb  Zoologie  fiber^tqrt.  Slber  ber  unterfd^ieb  jmiUen  t^HsoIooif^r  (Slaubensreael  & 
unb  einem  ber  d^p^en  Untenoeifunf  bienenben  Seienntnis  ble&t  ffir  bas  SetouRt« 
fein  bes  Xbenblanbes  befte^n,  unb  J^tegelt  fiA  in  ben  Explanationes  symboli  ma« 
rafteriftif(^  ab.  Setreffs  barfenigen  Smk,  mtU^  im  apoftol.  SQmboIum,  nic^t  aoer 
im  altrdmif(^en,  fic^  ftnbenp  mug  unterfud^  toerben,  nmnn.  mo  unb  unter  n>eld^n  93er« 
^Itnilfen  biefelben  juerft  auftauen.  9)on  ben  meiften  oerfelben  lägt  \id)  be^u)>ten,io 
bog  |ie  eine  natflrli^  (E3q)It3ierung  bes  alten  69mboIs  finb,  baj^  fie  feinen  (T^orofter 
niqt  alterieren,  bag  fie  nur  ben  ®emeinalauben  ber  ftir^  —  aud^  Mon  ber  ftir^e 
bes  2. 3a^r^unberts  —  entölten,  unb  bag  fie  j^on  tm  Snbe  bes  2.  3o9r^unberts  and) 
bem  Slbenblanbe  betonnt  geoefen  finb,  wtrm  fie  auc^  noA  in  feinem  ber  ^oinjial« 
f^mbole  eine  fefte  Stelle  er^Iten  ffobtn.  (6.  oarflber  o.  3Qf^n)i^  o.  a.  £).  6. 116f.).i5 
9lux  jmei  3uMtl^  Idnnen  nt^t  unter  biefem  (Befi^tspurdte  oetnui^tet  »erben;  bas  fmb 
bie  Stflcle  ,,de8cendit  ad  inferna''  im  2.  unb  .ySanctonim  communionem''  im 
3.  3C.  (SInbers  fte|t  es  mit  ,,catho]icam",  ool.  o.  StMwVj  a.  a.  O.  6.  118  f.  : 
Caspari  a.a.D.  III  6. 149  f.  aber  bie  Sertoufoung  bes  ^rSbilats  „lat^Iif^"  burm 
„(^nftlid^'^  toel^e  fi^  fi^on  in  oorreformotoriU^  Si^nuolf ormen  finbet,  ogl.  i>,!^tiSäm\%^ 
a.  a.  £).  6.  127).  3^nes  finbet  M  im  ^nblanb  am  frfibeften  im  aquilejentif^en 
69mboI  (na^  Stufin;  oal.  bie  4.  firmiUe  gformel  bei  pafyt  §  93),  Aber  biefes  f.  o. 
3ebenfaIIs  fte|t  es  mit  oem  erfferen  infofem  nod)  gflnftiger  (ogl.  oaspari  a.  a.  C  III 
S.  206  f.;  0.  ^esfijioiti  a.  a.  O.  S.  117  f.  S.  119  f.  ©.  125  f.),  als  ffa|  für  boslelbe 
eine  fefte  Xraottion  bis  tief  in  bas  2.  3<^^^nbert  hinein  mu^ifen  li^t  ({ebenfalls  ^ 
3.  3-  3Rarcions  bilbete  ber  deeoensits  ad  Inferos  ein  @tfi(I  ber  lirAIt^n  9}erlfln« 
bigung).  3<^  bin  ba^r  genekt  anjune^men,  baj^  loeniger  ein  ontiasoUtnari^fAes  3n« 
terejfe  ober  eine  beftimmte  Xfeorie  Aber  ben  3uftanb  oer  Seelen  m  Xotenret^e  bie 
9Iufna^me  biefes  C&Iiebes  oeranlagt  fyst,  als  oielme^r  bas  Seftreben,  bie  3:^a(|en  ber 
£etben$»  unb  $errli^Ieitsgef(^i<^e  mögli(|ft  oollftänbig  aufjuf&^ren.  Die  tlteften  (Er«» 
ilärungen  faffen  bas  desoendit  au(^  ==  sepultus.  Seibe  3n]&^  loerben  immerhin, 
aud^  00m  Stanbpunit  einer  relatioen  itritil  aus»  i^res  jioeife^aften  Sinnes  »egen  als 
SRig^nff e  bejei^net  toerben  bfirfen :  fie  toerben  aw^  ^ute  oon  ben  oerf(|iebenen  ftir^n« 
parteten  ganj  oerf^ieben  ertiftrt. 

IJlber  bas  ^auptftfid  00m  (glauben  im  SRittelalter  unb  in  ben  Sleformationslird^en  ss 
ogl.  0.  3e3f4tDi§  a.  a.  £).  6.  129  f.  Dlber  bie  oerf^iebenen  Serfu^  feit  Caliart  unb 
fieffing  bis  auf  ®rünbtoia  unb  (eine  9In^nger,  bie  Coeltung  bes  Xpoftolimm  ju  [teigem 
unb  es  neben,  ja  Aber  bie  Sänften  bes  Wt.  m  er^en,  fei  es  nun  im  fQnfretiftifqen, 
irenif^en,  antibiblisiftif^n  ober  bnferoatio  lot^olifierenben  Sntereffe,  ogl.  oie  fiitteratur 
ebenbort  6.  77  f.  unb  bei  ftattenbufd^  a.  a.  £).  I  6.  1  ff.,  ber  fiber^upt  Aber  bie  ^ 
ganje  fiitteratur  einge^nb  orientiert.  t(*  (atmicf. 

SppeUationtn  an  ben  $apft.  ^infc^iu»,  ^rt^enrec^t  4.  «b  @.  773  ff.  5.  »b  @.281; 
Sßi)mpi,  Sirc^enre^t  5.  t3b  S.  215  ff. 

Die  Slppellation  ift  ein  orbentli^es  Ste^tsmittel  mit  Suspenfio«  unb  Deoolutio« 
effeft.  46 

Sin  ben  ißapft  lonnen  Slppeüationen  gelangen,  entn)eber  fofem  er  Sifc^f  unb 
(Enbifc^of ,  ober  fofem  er  3n^aoer  bes  Primates  oer  lat^HMen  9BeIt  ift  Srftere  ^oben 
nidjts  Stgentümli^s,  nur  oon  ben  leMeren  ift  |ier  ju  ^imln. 

Die  Sef^Ififfe  ber  SQUobe  oon  6arbica  (343)  5lap.  3,  4,  7,  ^aben  eine  Sippella» 
tionsgeri(^tsbarIeit  bes  $apftes  nic^,  n)ie  oon  fati^olifqen  iUinoni^en  be^uptet  toirb,  so 
anerfannt,  unb  auc^  oor^er  ift  eine  jol^e  ni^t  oor^anben  geoelen  (ogl.  ^inf^ius, 
AirAenre^t  Sb  4  6.  773  ff.)  9teili4  beftimmt  bos  Aonjil,  baft  bei  Slbfe^una  eines 
Si|(9ofes  bie  6a^e  an  ben  $ap]t  aebro^t  mtthtn  borf,  biefer  bie  Hnterfuc^ung 
oÄle^nen  btnn  —  nun  bleibt  es  bei  oer  ^fe^ungsfentenj  —  ober  entgegenaefeMen 
Sfolles  bie  Unterfu^ung  bur^  fd^iftlid^e  Berufung  ber  SifAMe  ber  benachbarten  Air^en^^  55 
prooinj  übertragen  uno  eimge  ^riefter,  bie  neben  ben  Stfq9|en  alsUrteiler  fungieren, 
oborbnen  barf.  Slber  abgefe^n  baoon,  bag  bas  Aon3il  oon  Sorbica  ni^t  ais  öfume* 
nifd^es  anerfannt  toorben  vjL  unb  au^  bie  S&Ifc^gi  loel^^  feine  canones  mit  ben 
92i(änif(^en  in  Serbinbung  brachte  unb  als  foli^ie  erfqeinen  lieg,  frfil^  ertannt  tourbe,  fo 

48* 


756  KMiellatumett 

feM  iebe  Slppellation  eine  ^rfifung  ber  gformalien  ootous  unb  eine  Unterfui^ung  ob  bas 

8efänte  Urteil  moteriell  begrünbet  fei.  Son  beiben  i|t  in  ben  Soibicenjtfi^en  canones 
ixnt  Siebe.    (Erfl  ber  Sieg  ber  ort^oboxenp  ftets  oon  Stom  oertretenen  iBattei  iiber  btn 
Slrianismus,  bie  iaiferli^e  Sorf^rift,  bog  ber  Glaube  bes  r5nu|(^n  Si|<^of$  ber  mag* 

5  oebenbe  (ei  (1.2  Ck)d.  Theod.  16,  1  ao.  380)  unb  biefer  benSorsug  oor  ollen  fibnaen 
Sif(^ofen  ^obe,  ^en  basu  geffl^rt,  bog  ber  romif^  Stu^I  ein  oberftes  ri(^Itd)es 
SRec^t  fid^  oinbijterte.  3uerft  pat  bos  Snnocenj  I.  gel^n,  ber  in  feinem  Sf^iben  an 
ben  Sif(i|of  Sictricius  oon  9{ouen  (S^önemann,  Epp.  Pont.  p.  505)  fagt:  Si  ma- 
iores  causae  in  medium  fuerint  devolutae.  ad  sedem  Apostolicam  sicut  syno- 

lodus  statuit  et  beata  (anbere  fiesart:  vetus)  consuetudo  exigit  poat  iudicium 
episcopale  referantur.  Unb  toenn  au^  foli^e  Serfu^e  noii^  in  ber  Sfp^ejeil  flatterten 
unb  mit  bem  9Biberftonb  ber  ißrimaten  ju  lamflitti  ^en,  fo  ift  i^nen  bo^  unter 
£eo  I.  hwcä)  !aiferli(^es  (5efe^  SSalentinian  III.  o.  445  (Novell.  Gonst.  Imperat. 
ed.  ^aenel  Sonn  1844.  tit.  16)  eine  fejte  Unterlage  gegeben  oorben.    Donaj^  ffobin 

15  bie  ^opfte  rntü  über  bie  (Srenjen  bes  A.  oon  Sarbica  ^inous  eine  oberftri^rli^ 
Stellung  beanfpru^t,  fraft  ber  fie  in  bo^jter  3nftan3  ffir  ade  Slppeüationen  gegen  bte 
Urteile  aller  !ir(^Iid^en  ®eri(^te  ju  enq(^etben  ^en  unb  ebenfo  auc^  in  erfter  Snftaiq 
über  ^atriord^en  u.  f.  w,  fotoie  feM  über  einjelne  Sif^ofe.  ^a  au^  ber  (ßebonh 
finbet  fi(^,  ba|  eine  Slbfe^ung  ber  ^ifd^Sfe  ober  oenigftens  beftimmter  nur  bur^  ben 

20  ißapft  erfoteen,  biefer  aber  oon  niemanoem  gerichtet  Q)erben  bürfe. 

Sei  ^jeubo '  äfibor  ift  biefe  romif^  mfi^t»  bie  übrigens  in  ben  aermanif^n 
9{ei(^en  prattifc^  laum  betätigt  merben  fonnte,  an  einigen  Stellen  roieoer^It,  oie 
3.  S.  in  can.  5,  6.  Cäus.  2,  qu.  6^  an  anberen  Stellen  oeiter  ausgefpottnen,  unb 
^r  ba^in,  bag  1.  gemag  bem  farbuenfif^en  itonjil  Sifd^ofe  in  allen  Sad^en  no^ 

26  ^om  appellieren  lonnen,  causae  graviores  aber  oon  bifqöfli^en  Gerieten  fibet^upt 
ni^t,  fonbem  aUein  bur^  ben  romif^en  Stu^l  entf(^ieben  merben  bfirfen.  Sgl  3.  S. 
can.  12  ibid. :  Omnium  appellantium  Apostolicam  Sedem  Episcoporum  judicia 
et  cunctarum  majorum  negotia  causarum  eidem  Sanctae  Sedi  reservata  esse 
liquet ;  was  in  can.  11  ibid.  oon  $apft  (Sregor  lY.  (832)  no^  ausbrflcfii^er  loieber' 

80  ^olt  unb  ausgeführt  oirb:  2.  ni^t  blog  oon  Sifi^ofen  unb  in  causis  majoribus, 
[onbem  oon  allen  unb  ieben  graoterten  (gravatis)  unb  in  allen  unb  jeben  6a^n  an 
ben  ^apft  appelliert  ©erben  Bnne.  95^1.  c.  4.  7.  6.  15.  17;  C.  2.  qu.  6:  —  wos 
abopttert  unb  ©ieber^olt  ift  oon  iß.  9ltIolaus  I.  (865)  in  c.  13  ib.  judicia  totius 
Ecclesiäe  ad  hanc  (S.  Sedem)  deferri  jubent  —  canones. 

S6  (£s  fitü)  ^ier  nur  fol^e  pfeubonfiborifd^e  Stellen  mitgeteilt  ©orben,  bie  oon  Cßratian 
in  bas  Defret  aufgenommen  unb  jugleid^  bas  9ted^t5ben)ugtfetn  bes  12.  S^^^^unbeits 
m  bolumentieren  geeignet  finb.  I)amals  mar  au^  bie  fonlurrierenbe  (&en^tsbarleit 
oes  ißapjles,  mittels  beren  er  entmeber  unmittelbar,  ober  bur^  feine  fiegaten  jebe  fonft 
ben  ^if^öfen  suftönbige  Sad^e  entf^eiben  refp.  reoojieren  tonnte,  bereits  ausgebilbet: 

40  Alex.  III.  in  c.  1.  X.  de  Off.  Leg.  (1,  30);  Innoc.  III.  in  c.  56.  X.  de  appell. 
(2,  28).  Diefe  3urisbi!tion  ijt  mit  ber  Slppellationsgeri^tsbarleit  ni(^t  ju  oenoed^feln. 
9Bo^ingegen  es  in  ben  (&ebanlen!reis  ber  leiteten  gehört,  bag  toeaen  ine^tsoenoeige« 
rung  (in  defectu  justitiae  saecularis)  man  \iä)  \iä)  oon  allen,  felbft  oon  loeltli^en 
(Serid^ten  an  bie  5tir(^e  unb  eoentuell  bte  romifd^e  5turie  follte  n)enben  fonnen  (Alex.  III. 

« in  cap.  6  X.  de  foro  compet.  (2,  2) ;  Innoc.  III.  ibid.  c.  10.  11)  unb  ba|  — 
mö^renb  noä)  ^lexanber  III.  anerrannt  ^atte,  mie  eine  Slppellation  oon  bQr^erlui^n 
ober  meltlii^en  (&eri^ten  (a  civili  jud.)  an  ben  ißapft  jtoar  fird^lid^  gebrau^hd^,  hodi 
bem  ftrengen  9{e^te  nid^t  ganj  gemäg  fei  (etsi  de  consuetudine  Ecclesiae  teneat, 
secundum  tarnen  juris  rigorem  credimus  non  teuere:  in  c.  7.  X.  de  appellat. 

60  2,  28)  —  Snnoccns  III.  bereits  ben  (Brunbfa^  geltenb  mai^t,  bafe  gegen  jebe  Sfinbe 
unb  alfo  au^  gegen  bie  ber  meltli^en  Sled^tsoermeigerung,  bie  Rvc^t  einjuf^reiteH 
^be:  c.  13.  X.  de  judiciis  (2,  1).  —  Über  bie  f^nelle  Serme^rung  ber  äppeüfl« 
tionen  nad^  9lom  f.  überhaupt  ben  tractat.  de  appeUat.  et  evocat.  ad  Curiam  Rom. 
in  (Horix)  Concordat.  Nationis   German.  etc.  Francof.  1772,  tom.  2,  p.  171jf. 

66  (Eine  SleaUion  loiber  SßigbröuAe  ber  SIppellation  an  ben  $apft  betbotigte  fi^  in 
Deutf^lanb  burdb  bie  (Solbene  Sülle,  meiere  (c.  11  §  4)  megen  meltli^er  Stec^tsoei- 
meigerung  na^  9{om  ju  appellieren  oerbot ;  —  fobann  bur^  bas  Concordatum  Con- 
staut.  0.  1418,  c.  4  unb  burc^  ein  Debet  ber  31.  Si^ung  bes  Sasler  ilonjiliums, 
bem  ber  26.  Xitel  ber  fog.  pragmat.  SanUion  oon  1439  {Ro%  Sanct.  pragm.  p.  1621 

«0  entfpri^t,  inbem  bas  genannte  Aonlorbat  feftfe^te,  bag   bie  an  ben  päpfUic^en  Stu^ 


ntptUütiontn  K^um»  757 

()ebte^enen  Berufungen  ni^t  3U  9{om,  fonbem  bur^  jadices  in  partibus  ent« 
fäieben  merben  follten,  bos  Basier  ftonjil  ober  unb  bte  (nra^otif^e  Sonltion,  unter 
SBieber^oIung  ber  Seftirnntungen  bes  iionlorbotes,  Slppellationen  per  saltum  unb 
Sfopellationen  oor  ber  Deftnlt&lentenj  perboten.  SRur  für  ben  gfou  blieben  legiere 
g^tattet,  bo^  (Sraoamina  oorlagen.  bie  in  ber  Snblentenj  nidbt  gutjunta^en  feien.  —  5 
SBenn  SBauer  unb  anbere  fot^olifi^e  Aanoniften  oerfu^t  ^oen,  berdeii^en  Beftim» 
mungen  \^on  ben  topften  äüexanber  III.  unb  3nnocem  III.  3U  oinbmeren  unb  ben 
Aonstlien  bes  15.  So^tQunbert  fomit  minbeftens  bie  Snitiatioe  ber  gebei^Iid^eren  ®t\iah 
tung  biefer  Besie^ungen  objufprei^en :  fo  beruht  bies  auf  auf  gejioungener  (Erflorung 
ber  bafür  citierten  Stellen:  c.  2.  5.  7.  59.  66.  X.  de  appeUat.  (2,  28) ;  c.  28;  X.  lo 
de  rescript.  (1,  3);  c.  11  de  rescript.  in  6'  (1.  3);  c.  1,  X.  de  off.  legati  (1, 
30).  3m  Xribentinum  aüerbings  (sess.  24,  c.  20  de  ref.  u.  sess.  13,  c.  1.  2.  3  de 
ref.)  ^at  au^  bie  fturie  fi^  äfnliAe  9lormen  angeeignet  unb  befinitiQ  oorgefd^rieben : 


baft 


ber  Snftanjenjug  genau  eingehalten,  ooti  ben  pfipftlii^en  9luntien,  fiegoten  unb 


fonftigen  Beworben  aber  niAt  gehemmt  merben,  bie  ^[ppeüation  immer  erft  oon  ber  15 
(Enbfentens  geftattet  fein  uno  bei  SlppeÜationen  an  ben  $apft  nur  causae  maiores 
na(^  9{om  feloft  geigen,  alle  übrigen  burdb  judices  synodales  (ober  in  partibus) 
entfi^ieben  u)eroen  foüen,  b.  ^.  bur^  p&pftlti^e  fiegaten.  bie  bes^Ib  Sqnobatric^er  ge« 
nannt  toerben,  meil  ber  ^opft  i^re  (Ernennung  (Borf^Iag)  jenen  ^rooinjial«  unb  Diö« 
ce|anft)noben  fibem^ies,  beren  regelmSgige  SCbpaltun^  bos  3!rtbentinum  angeorbnet  ^e.  20 
Srft  nat^bem  es  fi^  seilte,  ba§  biefe  Sqnooen  nt(^  re^t  in  C5ang  lommen  toollten, 
fyd  ^.  SenebUt  XIV.  xn  ber  const.  Quamvis  paternae  0.  1741  oen  SifASfen  unb 
Aapiteln  ben  Sorf^Iag  fiberlaffen  (bo^r  {e^t  judices  prosynodales)  unb  neuhutaae 
oflegen  bie  Si|(^öfe  augerbem  no(^  bte  befonbere  gralultit  ju  belommen,  bag  fie  bie 
Sorgef(^Iagenen  im  9tamen  bes  9)apftes  ou^  belegieren ;  ums  inbes  niemals  ^r  ein«  25 
jelne  Sa^tn,  fonbem  ftets  auf  etne  beftimmte  Slnjaj^I  oon  !i^ttn  gef^ie^.  ^inaegen 
tft  bie  (Etnri^tung  ftSnbiger  ^rofpnobalgeri^te,  mit  fie  3.  S.  oon  bem  (Enbtj^oje 
SRoaeim.  ^an3  oon  itdin  1784,  foroie  fp&ter  oon  ^reugen  ^eiofinfc^t  morben.  oag  etn 
foIAes  (geritzt  für  bie  9{^einlanbe  mit  bem  Slad^ner  ftoIIeQtaflapitel  oerbunoen  roiffen 
iDoute,  oon  ber  romif^en  5lurie  ftets  abpele^nt  n)orben,  a)etl  man  es  im  Batifan  für  30 
fe^r  loii^tia  ad^tet  unb  ni^t  aufgeben  a)tll,  bag  bie  X^tfad^e,  in  gemiffen  gfällen  nad^ 
9{om  apeilieren  3U  muffen,  in  oen  S5Hem  (ma^ng  unb  Bea)u§tfein  oon  i^er  3u» 
be^örialeit  3ur  !at^oIifAen  ftir^e  lebenbig  er^Ite.  —  SoI^eraeftaÜ  alfo  ffcA  bte  lat^o« 
li^e  jtir^e  biefe  Slppellation  gegeno^ortig  georbnet.  Sefd^r&nÜ  hingegen  ffoi  fie  i^erfeits 
biefelben  ni^t ;  behauptet  oielme^r  bie  Sled^^jültigleit  ber  ausgebe^nten  mittelalterli^en  35 
Aompeten3  nod^  ^eute.  SCppeÜationen,  wtlqt  bemgemäg  mq  9lom  toirfli^  gelangen 
unb  nlift  ettoa  oon  ben  SQuobalri^tem  abget^an  toerben,  oenoeift  fie  in  ber  Siegel  an 
bie  ftongregatbnen  Conciglio  unb  Vescovi  e  Regolari,   beren  ilompeten3en  ni^t 

§enau  oon  einanber  abgegreit3t  ftnb.    Sgl  SRejers  mffdj^  über  bie  römtf^  Aurie  tn 
lid^ter  unb  3afobfons  3eltf^rift  für  3ltäft  unb  ^oliHI  ber  ÄirAe,  1847  S.  84.  86. 40 
102.    Slppeüationen  00m  ^apfte  an  ein  allgemeines  Konsilium  ^at  $.  $ius  II.  huxä) 
5Bune   00m   18.  3^^^^  1^59    (Ferraris,    prompta  bibl.   canon.    v.    appellat.) 
oerboten. 

SBö^renb  foli^ergeftalt  bie  fturie  bereit  fein  tofirbe,  febe  ben  Regeln  bes  Xriben« 
tinums  gemög  eingerimtete  Sl^q^eüation  —  ni^t  blog  bie  oon  einem  ersbif^öfli^en  45 
ober  eatempten  bifAdfltd^en  (geriefte,  fonbent  au^  bie  toegen  Sted^tsoenoeigerung  oon 
einem  a)eltli(^en  Coeri^ts^ofe  an  [ie  gelangenben  —  ansuttebmen  unb  ju  entf^eiben: 
^aben  bagegen  bie  Staaten,  latbolifd^e  toie  proteftantif^e,  unb  sn^ar  fAon  lattge  oor  ber 
3eit  bes  fogenannten  3of^^inM|^^n  ilir^ttre^tes,  oerglei^n  Slppeuationen  enfaoeber 
gan3  oerboten,  ober  bo$  n)efentlt^  befd^finft.  (Es  giebt  lein  fianb,  in  roel&em  bies  60 
nxift  irgenbn)ie  gef^e^en  roäre ;  n)orüber  genauere  mshinft  nur  in  ben  einsetnen  ^ar« 
tifular^efeiigebungen  3U  finben  tft  (ogl.  für  bas  ^eutiae  Weckte :  Sfriebberg,  fie^rbuc^ 
bes  Jltrd^enrec^ts  6.  286).  !Die  fturie  freili^  be^nbelt  bergleiqen  Sef$ranlungen, 
burd^  loeli^e  bie  !iaf)l  ber  Sbpellationen  na^  3lom  \tfyc  ^rabgebrüdt  looroen  ift,  md^t 
als  red^tliqe,  fonbem  bloft  als  faftifd&e.  (SReiet  t)  8rtiebbetg.     66 

Slppoutud.  —    (Ik)mmeDtaria  in  Cantica   canticorum  L  I — VI  in  ber  BM   14.  $b 

8.  98 ff.;  in  ber  BibUoth.  patrum  ed.  de  la  Eigne,  1.  »b  2.  3lufC.  ($orig  1589)  ©.  763; 
baS  7.-9.  S3uc^  bei  ?(.  3Koi,  Spicileg.  Roman.  5.  SBb.  @.  1 ;  bie  2.  ^ftlfte  bc8  9.  unb  bog 
10.— 12.  öu(!^  flnb  no(^  ungebrudt. 


758  fMM^mit«  IhfiüU 

Slpponius  i[t  ber  Setfaffer  einer  9Cu$Iegung  be$  ^obenliebs.  3n  ber  an  etnen 
^resbqter  Slrmenhus  gerid^ten  Sonebe  nennt  er  \vSf  felbfi  W)et  wehet  bte  3^tt,  in 
ber  er  lebte,  no^  ber  Ort,  an  bem  er  mirtte,  i|t  feltgufteuen.  Die  erftere  i|t  nur  ba< 
bur^  einigermaßen  fixiert,  bag  unter  ben  ^etilern  SRocebonius,  $^nus  unb  S0« 

6  nofus  genannt  »erben  (6.  107  unb  108),  unb  baß  Seba  (In  Cant.  cant.  IV,  5 
MSL  91.  Sb  6.  1162i  Slpiwnitts  citierL  Cr  lonn  alfo  ni^t  oor  bem  Vitfana  bes 
5.  unb  niAt  na^  ber  ÜRitie  bes  7.  3^i^^unberts  ^ef^eben  Boben.  Da  er  Steftorins 
unb  CEutp^  nid^t  unter  ben  $&retilem  nennt  f  \o  tft  es  ipa^rfi^einli^,  bag  er  bem 
Seginn,  als  bag  er  bem  (Enbe  biefes  3^ttabf^ntttes  ange^rt    8L  tflai  ibentifijterte 

10  ben  Srmenius  ber  Sorrebe  mit  jenem  wmenius,  mit  bem  ^pnellus  oon  Slaoenna  oer» 
lehrte,  unb  no^m  bemg^emS^  bie  9Ritte  bes  6. 3<^*  ^  3^^  ^^  Sfxponius  an.  SBos 
ben  Ort  anlangt,  fo  metft  bte  ftarle  Setonung  beffen,  baß  $etrus  ber  vicarius  Christi 
fei  (6. 107  F).  auf  Stom  ober  Umgebung.  Seine  iluffaffung  bes  ßo^enliebes  eigieM  fvS^ 
aus  folgenber  Steue :  In  quo —bem  ^ogenlieb  —  utique  nihil  de  camali  amore,  sed 

16  totum  spiritale,  totnm  dignum  Deo,  totumque  animae  salutare ;  et  ad  quam 
gloriam  per  suam  inoamationem  suamque  nimiam  caritatem  sublimaveirt 
post  tot  facinorum  molem  humanam  naturam.  luce  darius  demonstratur. 
Dem  (Salomo  ift  in  figura  et  aenigmatibus  geoffenbart,  quioquid  ab  initio  mundi 
usque  in  finem  in  myBteriis  egit  acturusve  erit  Dei  sermo  erga  eodesiam.   In 

20  quo  cantico  omnia  quae  narrantur  tecta  mysteriis,  in  verbi  incamatione  re- 
velata  et  completa  docentur.  Ubi  aUisa  erigitur  humana  progenies,  com- 
pedita  absolvitur,  corrupta  ad  virginitatis  integi'itatem  reformatur,  expuisa 
paradiso  redditur:  ex  captiva  libera,  ex  peregrina  dvis,  ex  ancilla  domina, 
ex   vilissima    regina   et  sponsa   creatoris  sui  Verbi   Dei  Christi   benignitate 

26  effecta  ostenditur.  —  9{a^  Seba  tourbe  bes  tipponius  Aommentar  benü^t  oon  bem 
9Ron^  SIngelomus  oon  Suseuil,  ber  auf  3Bun|d^  bes  Aaifers  £ot^,  alfo  oor  8S5, 
feine  enarrationes  in  cantica  canticorum  ocxfohte  (MSL  116.  Sb  6.  551).  3m 
12.  3^r^unbert  oerfagte  ber  9bt  £ulas  bes  ^[mmonitratenfedblters  Mons  s.  Ck>r- 
nelii  etnen  Susjug.    (Er  ift  00m  7.  Suc^e   an   im  14.  Sb  ber   BM  @.  129  ff. 

90  gebrudt.  ^Mi. 

Kpptobation  oon  Sägern  f.  Sfi^er3enfur. 

9(i|nUa  (grie^.  *Axvkas,  iod)  au^  ^AxvXa),  „cognomen  Romanum  et  quidem 
frequentissimum''  (Forcellini,  Onomasticon).  3m  31%,  9lame  eines  ju  ^aulus 
in  naj^  Sejie^ung  ftel^enben  Suben^riften  aus  ißontus  (ogl.  91(6  18,  2).    (Sx  muh 

86  ftets  in  Serbinbung  mit  feinem  SBeibe  ^4)risca  (fo  bei  ißaulus  nad^  oormiegenber  Se< 
jeugung)  ober  ißriscilla  (Diminutioform,  bei  £ucas  fiblidb  unb  in  ben  Sumorgebrau^ 
uberaegangen)  genannt,  unb  jmar  mit  Slusna^me  ber  frü^eften  (Emm^nung  bei  ißaulus 
(1  Ao  16,  19)  unb  ber  (Einni^ng  bes  (E^ars  bei  fiucas  (91®  18,  2 ;  bo^  ogL 
D  al.  3U  S.  26)  mit  Soranitellung  ber  ^rtsdlla,   woraus  man  ^at  f(|Ue|en  wollen, 

^  bal^  fie  größere  Serbienjte  um  bos  (Eoangelium  ^efyiit  ffobt  ab  i^r  (Satte.  9bu^ 
1  Ao  16,  19  mal  bos  (Ehepaar  3ur  S^xt  biefes  Snefes  in  Sp^efus  anföfftg,  unb  fein 
$aus  biente  als  Serfammlungsftätte  fär  einen  3:eil  ber  borttgen  (Semettwe  (1^  xai' 
ohcov  ainmv  ixxXtjaia  —  laum  blog  bie  ^ausgenoffen ;  ogl.  auA  9{o  16,  5),  na^ 
alter  (Stoffe  in  D  6  al..  bie  aus  SI®  18,  3  fi^  erflaren  loiro.  aud)  als  Quartier  füi 

46  Paulus.  3ft  2  Xi  naq  (Ep^efus  aeri^tet,  ukis  tro^  4, 12  nm^rf^einlic^,  |o  finb  Squ. 
unb  ißr.  aud^  3U  biefer  fjmteren  3eit  in  (Epbefus  (4,  19).  Dageaen  fet|t  ^  16,  3—5 
ooraus,  ba^  fie,  bie  injwti^en  bur^  toboeraqtenbe  9Iufopferung  für  ^aulus  ni^t  nui 
ben  ^oftel,  fonbern  aud^  bte  ganse  $eibeniir^e  ^od^  oerpflid^tet  qaben,  3.  3-  i^  9{om 
anfäffig  [inb,  —  es  mflgte  benn  fein,  bag  9to  16  ßum  XetI  urfprfingli^  an  bie  Slbreffe 

60  ber  ep^efinif^en  (Semeinbe  gerietet  war.  womit  btefer  romifc^e  Slufent^alt  in  9Begf<dI 
löme  (ogl.  3.  S.  £aurent,  SlXIi^e  6tubien  6.32^.  unb  bte  9lXIi(^en  (Einleitungen). 
Dod^  tft  bos  ni^t  ausuimac^en.  3JIH  Q\ä)ttf)tii  ergtebt  \xif  bage^en  aus  1  Ao  16, 19, 
bag  bas  (Ehepaar  ben  Rorint^rn  wo^I  belannt  war,  am  wabrf$etnli(^ften  itrfolge  eines 
früheren  älufcnt^alts  in  ftorint^.    Unb  bies  beftätigt  bte  21(5,  nod^  wcI6er  iq.  u.  «ßi. 

^  !ur3  oor  $ault  erfter  $tn!unft  na^  Aorint^  fid^  bafelbft  niebergelaffen  Qoben,  nad^bem 
fie  oon  i^rem  bisherigen  9Iufent^aItsort  9lom  bur^  bie  claubianifAe  3ubenausioeifung 
(ogl.  9lrt.  (Elaubius)  oertrieben  worben  waren  (18,  2 f.).  SBenn  oiefe  Slusioeifung  mit 
einer  \>\xxä)  bas  S^riftentum  in  bie  romifd^e  3ubenfd^aft  gebrauten  (Erregung  sufammen« 


SlqttUa  a^ittUi,  Aafpar  759 

^natp  |o  ift  es  nt(^t  unmoglid^,  bog  bas  C^fKiar  bereits  ^riftgläubig  toar.  Dafür 
]pxxqt  ber  llm[tanb,  bog  Paulus  bei  ben  eben  erft  jugetoanberten  mfnol^ine  fanb 
(18,2f.)p  unb  bte  oon  fiucos  gebrou(^ten  9BenbunQen  finb  loenigftens  ni(^t  bogegen.  i>oä) 
genügt  jur  Srflarung  jenes  Untftanbes  au^  tDo^t,  bag  9qu.  ebenfo  toie  Paulus  O9cr]vo- 
jioiog  mar  (o^I.  81.  $aulus).  übrigens  too^l  fein  Geioerbe  in  größerem  Umfange  betreibenb,  6 
wenn  bo^  fetn  $aus  für  Serfammlungen  (ogl.  oben)  ^la^  bot.  Son  Jlorint^  [iebelte 
bas  (Ehepaar  na^  Cp^fus  über,  unb  jiDar  su^Iei^  mit  Paulus  bie  Steife  ma^enb  (31® 
18, 18),  unb  alsbalb  btente  il^  $aus  ^ierfelbft  m  ber  oorbeseii^neten  äßeile  ben  Glaubens« 
genolfen.  3n  bemfelben  fanb  ou^  SIpoüos  n&^e Hntem^eifung  im  S]^ri|tentum  (18,26). 
Ob  fie  nunmehr  bauemb  in  (Ep^efus  aeblieben  ober  ob  fie  birj  oor  bem  9l9merbrief  lo 
t^ren  ^ausftanb  auf  einige  3^it  mä)  viom  oerlegt  ^en,  bangt  oon  ber  Slbreffe  oon 
3?p  16,  3  ff.  ab.  2  Xi  4,  19  fuit  fie,  »ie  gefagt,  ©ieber  m  fo^efus.  —  Über  i^re 
a)eiteren  6d^idfale  f4n)eigt  bas  3cC,  —  (Einer  fpoteren  6age  jufolge  toSre  9lqu.  SjfdQof 
oon  ^eraclea  geioorben  (loo^l  ber  ponti[(^en  6tabt  b.  9c.) ;  mi)  anbenoetter  über- 
lie^erung  ftarb  er  mit  feinem  9Beib  ben  3)t&rtqrertob(ogLActa  Sanctorum  jum  8.3uli).  i5 
9Rit  bem  Sibelfiberfe^er  Slquila  =  Onlelos  ^t  notürli^  unfer  Slquila  ni^ts  }u  t^un. 
9R$gli4  ift  jebo^,  Saft  bie  feit  ber  erften  (Enoo^nung  bes  erfteren  bei  3renaus  feft^« 
fte^enbe  ^erlunft  besfelben  aus  $ontus  auf  93ermif<i^ung  mit  bem  Squila  bes  9lX.s 
beruht.  Villi  (StPilb. 

%(\nUü,  ftafpar,  aeft.  1560.  —  OucHen:  fiut^cr«  ©riefe;  CR  1—9;  ^crpoortenn,  20 
Sacra  superioris  aevi  analecta  p.  93  f.,  97  f.,  121  f. ;  3.  IBoiot,  SBrieftoetöfcI  ber  berü^mteften 
®clct)rten  mit  .l^crjoa  «Ibrcc^t,  SeönigSb.  1841,  6.18—40;  3!^®  2, 168. 15,  421.  6ein  Seben 
bcfd)ricbcn :  3.  fe^r.  Clcariuö,  Änmerfungen  über  bad  ^ojfion^lieb :  Sir  bonlen  bir^rr  3efu 
(Sl)rift,  3cnQ  1710;  3.  «öcnariu«,  ftutjc  ficbenSbefdftreibung  ^errn  9W.  (5.«.,  ^einlnacn 
1718;  3-  ®-  «öiniuger,  Memoria  Aquilina,  3cna  1731;  (£^r.  ®(^Icael,  «uÄfü^rlitftcr  Sentit  25 
uon  bem  £eben  nvb  Xob  Caspar!  Aquilae,  ^eraudg.  t).  3  S^iM^^C  ^t\p\.  u.  gfrantf.  1737 
(fc^r  reichhaltig) ;  gr.  öJcn^Icr,  Vita  M.  C.  Aquilae,  3ena  1816  (bem  öerf.  biefed  Slrtifelä  un- 
bclonnt  geblieocn);  iBed  in  ^üg.  beutf(!^er  SBiogr.  I  5Ö9. 

ftofpar  Slquila  ($litt  nennt  i^n  in  ber  oorigen  Auflage  ^o^anms  Aafpar,  loo^I 
nad^  ber  [fe^Ier^aftenl  Brief abreffe  in  CR  IV  1014),  geb.  ju  Äuasburj  am  7.  2lug.  30 
1488  als  fünfter  Soqn  bes  ißafeüiers  unb  Sqnbüus  fieon^rb  SIbler,  emer  ber  treuen 
unb  Aarafterfeften  6AüIer  unb  SBerbenoffen  fiut^ers.  Son  feinen  fiebensf^idfalen  bis 
3um  ^abr  1527  bleibt  mani^es  unfid^r,  tro^  mi^a^er  9luf5ei(^nungen  boruber  oon 
ber  $ano  eines  Sobnes,  eines  (Enlels  unb  onberer  moenoanbten,  ha  f^on  bie  gfamilien- 
Überlieferung  mibern^ru^sooll  ift  unb  c^onologif^e  Irrtümer  aufmeift.  Seine  6(^ul«  35 
jo^e  oerlebte  er  in  ber  Saterftabt,  feit  1502  in  Ulm:  boif  bot  er  au^  (als  6(^üler 
ober  als  Stubent?)  Italien  gefeben;  mif  bem  Seri(Qt  bes  (oo^nes  loor  er  in  Sem 
3ur  3^ii  ht%  scelus  Bernense  ber  Dominüaner  (1508/9).  Das  öltefte  fiebere  !Datum 
bietet  bie  fieif^.  aRatrilel  (I  507) ;  ^ier  wich  er  9B6  1510  als  Caspar  Adeler  de 
Augusta  inffribiert ;  n)8^renb  ber  Johannes  Aqnila  ex  Augusta,  ber  22.  SRai  1508  40 
in  Sngolftabt  tmmatrihiliert  lourbe,  fein  näd^ftätterer  Sruber  geoefen  fein  ohb.  Safpar 
begiebt  \iä)  1513  na^  9Bittenberg,  n)o  er  am  7.  f^ebruar  tmmatriluliert  roirb;  fd^on 
am  3.  ajlön  mirb  er  ^ier  Saccalaureus.  3la^  bes  Sohnes  Angabe  mürbe  er  barauf  Sluguft 
1514  als  Alerifer  in  Sern  angefteüt,  mit  feiner  eigenen  Eingabe  1539,  bag  er,  „nun 
24  3a^  im  ^rebigtamt",  mill  bas  nid^t  reAt  ftimmen.  SBa^rf^einli^  biente  er  1515/16  45 
Sidtnaen  als  gelblaplan  unb  maä)tt  ben  Mug  gegen  3Borms  unb  SDle^  mit ;  er  berid^tet 
fpöter  felbft,  in  j^anlreii^  (9Imboife?)  getoefen  5U  fein  unb  bort  mitS^merjen  basSfMen 
ber  6oIbaten  gebort  ju  ^ben.  Späteftens  1516  foll  er  bie  gute  ißfane  3^ngen  (jto.  Slugs« 
bürg  unb  ftaufbeuren)  erhalten,  ^ier  bereits  in  biefem  3^^^^  ^^^  hex  fir^I.  Sa^ungen 
fi^  oere^Iid^t,  alsbaU)  au(^  unter  bem  (Einbrud  ber  erften  SAr^en  Cutters  mtt  eog.  50 
^rebigt  begonnen  ^aben.  äßegen  beiber  Vergebungen  oon  CC^rift.  0.  Stabion,  feinem 
Sifd^of,  oer^et,  tourbe  er  in  Dillingen  (1520?)  gefangen  gefent,  nad^  einem  ^Iben 
3(t^re  aber  (auf  (^pra^e  3f^6^II^y  ^^  Sd^ioefter  itorls  V.?)  losgelaffen  mquila 
felbft  giebt  fpätcr  einmal  als  3^^^  feiner  (5cfangenf^aft  1522  an^.  greigeiooroen  fei 
er  na^  9Bittenberg  gejogen  uno  |ier  am  24.  3ctnuar  1521  SRagifter  gemorben ;  biefer  55 
Sramilicnnad^id^t  roiberftreiten  bie  SBittenberaer  3lften,  bie  unter  oiefem  Datum  einen 
„CCafp.  Sieggier  be  Aan^a^''  aup^ren  (Abftlin,  Baccal.  u«  Magistrill  18).  Slnberer» 
feits  bejei^net  fi^  9Iq.  fp&ter  (fi(^er  1533)  als  Stag.;  follten  alfo  bo^  bte  9Bittenb. 
Sitten  einen  oerftümmelten  9lamen  bieten  unb  unfer  Slq.  ^ier  gemeint  fein  ?    Si^er  ift 


760  SqttUft,  ftafpar 

ferner,  ba^  er  1522  bei  Sidingen  ob  (&3te^r  feiner  SS^ne  ift,  )>o%  (fir.  Wbtms  in 
bemfelben  ^o^^xt  i^n  in  Urfel  {n:ebigen  ^9rt  unb  bog  er  no^  bie  Übergabe  ber  Sbem* 
bürg  6.  3uni  1523  bort  erlebt,  (Einen  ©ermon,  in  bent  er  alle  eoang.  ^rebiger,  fon* 
berttd^  feine  Srflber  im  Mgau  unb  bie  Slei^sfiobte,  fein  Slugsburg  ooran,  ermai^nt, 

6  Gottes  SBort,  frö^Ii^  unb  fed  ju  prebigen,  batiert  er  oon  biefem  Xage  unb  bejetc^net 
fid^  ^ier  nod^,  feinem  9Jif(^of  ju  Iro^.  ab  „^aner  ju  3«npen".  3n  bemfelben  3o^ 
prebigt  er  (ä>tx  ani)  toieoer  im  3Cuguft  in  $emen^fen  bet  Slimsburg  auf  bem  ®ute 
feines  (55nners  $ans  $onoIb.  Die  Slnaobe,  bag  er  ft(^  oon  ber  (mmburg  m^  (EifenaA 
gepenbet  ^abe,  ift  b(^er  toenig  toa^einli^.    Salb  begiebt  er  fi(^  aber  loiebet  noq 

10  SBittenberg,  mo  er  ^ebröif^en  Unterri^t  erteilt,  in  ber  6(^Iog!iri^e  (irebigt»  au^  als 
tü^tiger  Sebröer  (ogl.  CR  IV  842)  fiuffier  bei  ber  Überfettung  bes  «I.  $ilfe  lelftet. 
„SBenn  bie  93ibel  oerloren  Mrbe,  fo  ooute  i(^  fie  bei  Slq.  n)ieberfinben'\  fagte  fiut^ 
T>VLxä)  biefen  erhielt  er  1527  bos  ^fanamt  in  Saalfelb  in  X^firtngen,  nntrbe  ou^  bei 
ber  Sifitation  1528  Superintenbent    $ier  blieb  er,  bis  bie  3nlerimsn)irren  i^n  oer« 

16  trieben.  SRit  fiutl^er  unb  äRelan^t^on  eng  oerbunben,  mit  le^terem  in  oft  r^em 
Sriefmed^fel,  mad^te  er  bo^  beiben  manche  9cot.  Denn  feine  gteunbfd^  mit  Sarkola 
regte  i^n  1527  geaenSRel.  auf  (f.  Slntinomift.  Streit  6.586,  4o),  fo  bag  biejer  9Rfi^ 
batte,  i^n  311  ben^igen.  Unb  au^  in  ber  jmeiten  ^^fe  bes  antinom.  Strettes  jogen 
fi^n  feine  (»9mpat$ien  auf  Slgricolas  Sehe  (ogL  S.  589, 1 1 ;  lifAr.  g5rft.»»inbf.  III  880 

20  unb  6AIegeI  6.  276  9Inm.).  Unb  no^  ferne  .,ftur3en  Sragftflae''  oon  1547  (9leubnid 
bei  ^iuinger,  Slnban^i)  jeigen  obwtiä)tnb  oon  oer  trabittonellen  Se^anblung  bes  Deb« 
lops  als  einer  ^ebtgt  ber  Suge  oielme^r  eine  Se^nblung  ber  Gebote  als  ber  9n« 
lettung,  Gottes  äßillen  ju  erfennen  unb  unfern  Glauben  re^t  }u  beioeifen,  toä^nb 
bas  SU.  als  Sei^taebet  bes  Q^riften  gebeutet  mirb.  Do^  blieb  fein  Ser^wnts  gu  ben 


fiut^ers  Sonoort  G91  63,  323  ff.).  9Bir  finben  t^n  1546  na^  fiut^ers  Xobe  in  Streit 
mit  feinem  Diafonus  fiber  i^re  Gere^tfame,  gleich  barauf  au^  mit  Xl^mas  Slaogeorgus 

sein  5la^Ia,  ber  i^m  bes  3^in9lioni^^^  oerbö^tia  f^ien.  Zief  erfq&tterte  t&n  feines 
5lurfür[ten  Gefangennahme  bet  äRiü^Iberg,  fflr  beffen  Grl^igung  er  t&gli«^  bteimal  mit 
feiner  Gemeinbe  betete,  äßieer  an  feinen  $erm  eine  „Xroftfd^rift''l547  ausgeben  lieg,  fo 
3an.  1548  an  bas  „Heine,  bI5be,  oerjagte  ^riftlii^e  Häuflein"  bie  SRal^nung,  „bag  f« 
Gottes  SBort  froblii^  belennen  follten''.    SUs  bann  SIgricola  fi^  auf  ber  ^ehnld^r  oom 

S6  Slugsburger  9tei^stage  oergeblid^  bemüht  ^tte,  ben  alten  grreunb  ffir  fein  Interim  5tt 
aeroinnen  (f.  SIgricola,  oben  S.  252,  49),  ma^te  2lq.  Sluguft  1548  feinem  3ome  £uft 
in  ber  grimmigen  S(^rift  „SBiber  ben  fpSttif^en  fiügner  unb  unoerf^fimten  Serleumbei 
SK.  3slcbium  Saricolam",  bie  in  oerfd^iebenen  SIuHagen  loeite  aSerbrettung  fanb.  ^inrii^ 
oon  »raunfd^roeig  überfanbte  bie  „aufrü^rerif^e''  S(^rift  fofort  bem  Äatfer  (0.  Druffel, 

40  »riefe  unb  Sitten  I  146),  auä)  3oad^im  II.  unb  gcrbinanb  ©aren  über  ben  libellus 
jam  per  totum  Imperium  divulgatus  aufgebrad^t  (ebb.  I  163).  Der  ftaifer  lieg  ben 
gefangenen  ftur|ürften  barflber  ^ur  Siebe  ftellen  unb  fe^te  einen  ^is  auf  Sq^  jU^ 
aus.  Da  gab  t^m  Gräfin  ftat^orina  0.  S^roorjburg  eine  3^^  I^^ng  auf  bem  6^b^ 
in  JRuboI^abt  eine  3uflu(^t,  bis  i^re  Srüber,  bie  $enneberger  Grafen,  i^m  in  SRosfelb 

46  bei  SDleiningen  ein  fii^reres  „^atmos"  f^afften.  Dur^  Gr^n  (Hifabeffi  0.  öenneberg, 
bie  Si^roefter  3oad^tms  II..  lam  er  je^t  in  Sriefroei^fel  mit  $er}og  Sllbremt  oon  ^reufeen, 
ber  i^m  au^  Slnfteüung  m  feinem  fianbe  anbot.  Diefe  I^nte  9[q.  (£.  ba  i^  1550 
bie  Grafen  sum  Delan  am  itollegiatftift  in  Sfimallalben  beriefen :  fein  energifc^ 
aBiberfprud^  ^egen  Dfianbers  „ungegrünbete,  unerbSrte  ärtilel  ber  SRe^tfertigung"  enbete 

60 1552  jene  jettmeije  fo  leb^c  itonefponben}.  3n  Sd^maüalben  lourbe  ferne  Stellung 
3u  ben  ?}aftorcn  temierig ,  als  er  i^re  Slusübung  bes  Strafamtes  unb  $anb^ung  bes 
Sannes  einf(^ran!en  roollte,  fo  bag  er  gern  ber  Slüdberufung  hmi)  ben  freigexDorbenen 
Äurfürften  nad^  SaaHelb  1552  folgte.  Die  fie^rftreitigleitcn  ber  nä^ften  3a^re  f^n 
auA  i^n  in  mani^e  Beunruhigung :  roegenSnajors  fie^re  mufete  SKelani^fl^on  me^ob 

66  oerfuAen,  ben  greunb  ju  befd|roid^tigen  (CR  8,  637.  675).  Sein  SHter  loar  roo^l  aber 
ber  3lnla6,  ba^  er  in  ben  Stampf  ber  jünaercn  Generation  ni^t  me^  lebtet  eingriff. 
3n  bem  Strett  roegen  bes  »inbefd^lüffels  muft  er  ben  glarianem  Unreal  gegeben 
^abcn.  Denn  es  erfolgte  feine  Serufung  an  bas  ncugefimcne  SBeimorer  Äon- 
fiftorium,  aber  e^e  er  bem  SRufe  folgen  fonnte,  ©urbe  er  am  12.  Jlooember  1560  ^m 

öo  gerufen.  i».  Stamtim. 


Xinttlqa  lb(mle)etiflfd|ed  ei|iitBoI  761 

Slqittla^  Überlebet  bes  Sllten  Zt]tamtnts  |.  Sibelüberfe^ungen. 

Slqittleia  (^Qtrtard^at  unb  SQnoben).  —  Ug^eHi,  Italia  sacra  V,  Isq.  X,  207 nq.; 
3.  3).  S3crtoIi,  L'antichiUt  d'AquUeja  profane  e  sacre,  Venez.  1739 ;  ©cm.  bc  SRubeiS,  Mo- 
numcnta  ecclesiac  Aqnileiensis,  1740  5ol.;  3-  &ontanini,  Hißt,  literar.  AquiL,  $Rom.  1742; 
92oriÄ,  Diss.  de  V.  Synodo,  c.  10  (Opp.  ed.  B^erini,  I,  748;  ^felc,  ©onciliengcfc^.  S3bII  B 
II.  VI;  3.  ^Rcnjonc,  Annali  del  Friuli,  1858—1868,  6  voll.;  9?c^cr,  Äir^l.  ©cogr.  unb 
^tatift.  1864;  auc^  bcffcn  «rt.  ,,?lquilcja''  in  ÄÄScj.*,  I. 

3laA  fpatet  unb  mangelhaft  Detbfitgter  fioIaUrabttion  foll  bie  Air^e  von  Hquileja 
f^on  frflQ  tm  1.3^^*  (nad^  einigen  bur(!|  ^Dloilus)  gegrflnbet  iDorben  fein,  ^s  einen 
i^rer  erften  Sifd^öfe  nennt  bie  fiegenbe  ^ermagotas,  angeblichen  SR&rtqter  c.  70.  Sttoas  10 
iDeniget  fagenboft  fd^eint  bie  gigui  eines  Belarus  ober  ^ilanus  ju  fein,  bet  nad^  neun» 
jä^riaem  (^iflopot  am  16.  SDlörj  285  obei  286  ben  Slutjeugentob  etlitten  ^aben  foll. 
Seretts  als  3RetropoIit  erfd^eint  Sif(!|of  Salerianus,  3^%n<>ff^  ^^^  9R{tftrettei  bes 
SImbrofius  oon  9RaiIanb  loiber  ben  Slrianismus  (369—388).    Unter  il^m  fanb  im 
Sept.  381  bie  erfte  ber  in  Slquileja  ge^Uenen  Snnoben  ftatt,  bej(!|idt  oon  32  Sijd^ofen  16 
(aus  (ßallien,  Sfrila  unb  Oberitahen),  roel^e,  prSftbiert  burc^  Salerian  unb  ^auptjad^Ii^ 
oeeinflugt  bur(^  9lmbro|ius,  ben  ber  ariantf(|en  ^orefie  angeilagten  iHqrif^en  ^if(^of 
^allabius  famt  feinem  ^resbnter  Secunbinus  fraulbig  fpra^  uno  abfeWe  (Äef.*IL34f.).— 
93alb  mif  9Ritte  bes  6.  Z^^x^-  tig  3RetropoItt  3Racebonius  (f  556)  feine  jlir^e  loegen 
3Biberfpru(^s  aegen  3uftinians  Dreöapiteleböt  oon  ber  Staotslirqe  los.    Seine  feit  20 
568  (infolge  oer  fiongobarbeninoafion)  auf  ber  3nfel  (ßrabo  refioierenben  9la(!|foIger 
erflorten  i^r  SRetropolitanat  fflr  autolep^ai  gegenfioer  ^m  unb  be^arrten  in  oiejer 
f(^ismatif(!|en  O^ofttion,  ungeachtet  roieber^ouer  Unionsoerfud^  oon  9{om  aus.    Sine 
ju  3Inf ang  bes  ?PontifiIats  (Bregors  b.  (5r.  gehaltene  S9nobe  ju  (Brabo  unter  (&r$bif(i|of 
Seoerus  (586—607)  oenoeigerte  ben  Slnf^jluß,  obne  baß  (Bregor  il^n  SBiberftanb  ju  25 
beUegen  oermo(!|te.    Spater,  als  Seoerus'  9la^oIger  (Eanbibianus  fi^  mit  9{om  aus» 

Setö^nt  ^atte,  erftanb  biefem  ort^obosen  3RetropoIiten  oon  9lquiIeia«®rabo  unter  longo« 
arbifd^em  Sd^ufee  ein  f(i|ismatifd^er  (Begenbifd^rf,  ber  feinen  Si^  in  ?nt*31quileia  napm 
(c.612).  Die  Spaltung  roä^rte  noA  faft  ein  3^^^^^^^^*  3<^  ^^^  mijliitm  ungefä^ 
im  3-  700  ben  ^emfi^ungen  bes  ^apftes  Seraius  I.  bie  Unterwerfung  bes  SÜtaquile»  so 
jenfers  unter  bie  re(i|tglaubige  Irabition  (mittete  Slnna^me  bes  5.  olum.  ilomils)  ge» 
glüdt  ©ar  (ogl.  Seba,  De  tempor.  rat.  c.  66),  blieben  ni(i|tsbefton)eniger  betbe  9Ke« 
tropolitanate  —  ober  ©ie  fie  feit  bem  7.  3^tb.  aeiDo^nIi(i|  Reißen  —  beibe  gJatriard^ate, 


bos  oon  9nt»  unb  bas  oon  9{eu»^quile]a  (9lquÜe{a*(&rabo)  nebeneinanber  befte^en.  t>ks 
nai&xlxä)  ni^t  o^ne  bag  oieIfa(!|e  Streittaletten  ^ifd^en  il^ren  beiberfeitigen  3n^abem  35 
oorlamen,  um  beren  Sd^Ii^tung  bie  ^apjte  im  uRSl.,  u.  a.  fieo  IX  bur§  eine  Bulla 
circumscriptionis  oon  1053,  oergebens  id^  abmühen  (ogl.  über^.§ef.*^,  II,  918— 923). 
3n  ber  larolingifc^en  ^eit  erlangte  befonberen  Wu^m  ?Patriar(i|  ?lJauIinus  (776—802), 
ber  t^eol.  ^^^genoife  SÜIuins  unb  fein  uRitftreiter  gegen  bie  Slboptianer  unb  gegen  bas 
morgenIanbif(^e  Dogma  00m  5.  ffieift  3lod^  im  14.  unb  15.  3ö^t^-»  6^1-  1305,  1311,  40 
1339  unb  1409,  fanben  einige  nambaftere  aquilei.  Aonjiilien  jtatt.  JXis  le^te  berfelben 
berief  ?^apft  (Breaor  XII,  als  (Beaenionjil  gegen  bas  ^(Jifaner  vleformlonjil,  na(^  Sluftria 
ober  Cioibale  bei  Ubine;  bod^  riätete  basieibe  mit  feinen  gegen  ben  ju  $ifa  erhöbe» 
nen  Sllexanber  V.  gerichteten  Sef^Iüffen  nichts  aus  (^ef.*,  VI,  1036 ff.;  ogl.  SReifter, 
Das  Äonsil  ju  Cioibale  ac,  in  §3(5  1893,  S.  320—330).  —  Unter  ^apft  3lu  46 
lolaus  V.  Q)urbe  (unter  Slu^ebung  bes  ^atriard^ats  (Brabo)  für  Senebig  ein  befon« 
beres  ^atriar(!|at  entertet.  Den  Satriar(!|en  oon  M^Slqnileja  enou^s  hieraus  eine 
l^roierige  Doppelftellung,  ba  einerfeits  93enebig,  anbererfeits  £)ftene{^  bas  9{e^t  ju 
i^rer  ©rnennunjj  beanfpru(i|ten.  Senebiö  XIV.  mai^tt  ben  betreffenben  3®l]tigteiten 
1751  bur^  9lu^ebuna  bes  Matriarchats  Slquileja  ein  (Enbe.  fiaut  feiner  SBuIIe  „In-  so 
junctum"  00m  3ul.  ocs  gen.  3ö^tes  treten  an  bie  Stelle  bes  ^atriard^en  oon  Sloiuleja 
fortan  jroei  CErsbif^Sf e :  ein  00m  oenetianif(i|en  Senat  3U  emennenber  fürs  oenet.  (Jriöul 
ju  Ubine,  uno  ein  oon  SBien  aus  ju  emennenber  nir  often.  gnöul  mit  bem  Si^e 
CBors.  Der  Stabt  Slquileja  felbft  oerblieb  nur  eine  $farrnr(i|e,  bie  bem  rom.  Stul^Ie 
unterftellt  ift.  S^^Ux,     55 

Squileienftfll^ei»  Symbol.  —    $Rufinug,  Expos,  symb.  apost.  (MSL,  t.  21,   335  ff.); 
$at)n,  S3ibIiotl)cf  ber  ®lQubcnSr.  u.  S^mb.  k.  »,  @.  25  ff.;  tottcnbufc^,   Beiträge  jur  ®e* 
fdjic^tc  bc«  Qltürc^Iic^en  2Quffl)mbol§,  ©iefecn  1892,  @.  27—52;  bcrf.,  S)Qg  apo(t  ©tjTitb.  I, 
Sei^jjig  1894,  @.  102—132  (fowic  ^ümptl  in  ber  unten  angcf.  @(^rift). 


762  Ibimlciftififdled  SlfmBoI  fbnük» 

Dos  in  ber  SntiDitfIungsQefd^i(!|te  bei  abenblfinbijc^en  Ittutg.  Sefentttntffe  eine 
iDi(^tige  SloIIe  [pielenbe  alte  (ßloubensbelenntnis  ber  Rttqt  von  Squtieja  lautet  (nod^ 
5Rufin  1.  c):  ,, Credo  in  Deo  Patre  omnipotente,  invisibili  et  impassibili.  Et 
in  Christo  Jesu,  unioo  filio  eius,  domino  nostro.     Qui  natus  est   de   Spirita 

6  Saneto  ex  Maria  Virgine,  crucifixus  sub  Pontio  Pilato  et  sepultus  descendit 
ad  inferna,  tertia  die  resurrexit  a  mortuis,  asoendit  in  coelos,  sedet  ad  dex- 
tcram  Patris;  inde  venturus  est  iudicare  vivos  et  mortuos.  Et  in  spiritu 
Saneto;  Sanctam  Ecclesiam,  remissionem  peocatorum,  huius  camis  resurrectio- 
nem'^    (gegenüber  bem  fog.  altromil&en  Symbol  ftnb  brei  ^ier  oorftnbH^  ^^ 

10  oon  nt^t  unerl^K^m  boarnatifc^em  iBelong:  im  1.  Slrtilel  bie  (roo^I  geaen  ben^otn« 
pafitanismus  gertAteten)  SBorte  „invisibili  et  impassibili'');  im  2.  oas  aus  1  ^ 
3,  18  {(£p^.  4,  8  f.)  ftttmmenbe  ,, Descendit  ad  infema",  ^ter  mm  erfienmale  in  bie 
Selenntntsformel  einer  re(!|tglaub{gen  Ain^  aufgenommen  (ogL  jonft  bie  bes  ^tnob« 
fteigens  (E^rijti  elg  rä  xatax&oyia  gebenlenben  SBelenntnitfe  ber  |emiartani|<l^n  69« 

15  nooen  oon  Strmtum  358  unb  oon  Slice  359) :  im  3.  bas  bie  3oentttat  bes  Suferfte^ungs^ 
leibes  mit  bem  irbifAen  £eibe  ftorl  betonende  ,^hujuB''  oor  carnis  resurrectionem" 
(f.  flber^.  ilattenbujq  1.  c.).  3ntereffante  Sananten  m  bem  bur^  9lufin  fiberlieferten 
^exte  bes  Symbols  bietet  bie  in  einem  foroiulienmc^en  „Scrutinium  catechume- 
norum''  (5.  ober  6.  3<^t^-)  ent^Itene  ^elenntnisformel,  toeld^  be  Kubeis  fDiss. 

so  de  liturgicis  reb.,  Venet.  1754)  belannt  gemalt  bot;  botQ  ijt  es  itoetfeffiaft,  00  bie> 
felbe  als  Ortsfpmbol  fp^iell  ber  Air^e  oon  ^Iquilefa  m  gelten  6(ä,  aucQ  T^Ien  f^ 

8erabe  jene  bret  3ufa^^»  toobur^  nac^  Stufins  ^eugnis  oas  aquile].  jltrc^nfpiitbol  fiq 
)e3ifif($  Ienn3ei(!|nete.  Dasfelbe  gilt  oon  bem  in  oerExplanatio  symboli  eines  StNb[5 
9licetas  (5.  3^^^^-)  entbaltenen  Snmboltexte,  ben  man  unge^Bri^enoeife  aus  9b|ttue|a 

25  ^rrü^ren  lieg,  oa  man  oen  SBifc^ofsfi^  jenes  Slicetas  mit  w>mattana  (Portus  Roma- 
tianus) bei  Slquileia  ibentifigierte ;  |o  u.  a.  au(!|  no^  $Q^n>,  6.  26.  Da  aber  otd* 
me^r  (tro^  (ßennobtus,  De  vir.  ill.  c.  22)  ,,Remesiana''  als  ber  toa^e  Slome  [eines 
Si^es  3u  gelten  ^,  fyd  biefer  Slicetas  ubedbaupt  mit  bem  aquilej[.  aRetropoItianot 
nichts  ju  t^un,  fonbern  er|c^eint  oielmel^r  als  93i[$of  einer  balifc^en  Stabt  (ogL  auhei 

so  JlQttenbuf(^,  %  69mb.  @.  107  ff.  unb  3.  XL  gegen  benfelben  S.  ^fimpel,  9Hcete 
0.  9{eme|iana,  Sonn  1895).  —  3®if(^en  bem  burc^  Senantius  gf^rtunatus  (Expo- 
sition. 1.  XI  c.  1)  fiberlieferten  S^mboltext  (mitgeteilt  bei  Sa^n^^  28  f.)  utU)  bem 
Symbol.  Aquileiense,  loie  roir  es  aus  9{ufin  lennen,  beftebt,  tote  nomentli^  bas 
,, descendit  ad  infernum^'bief es  bestes  seigt,  ein  roirflic^es  S5enDanbti|^aftsoer^Itnis. 

35  ^lein  nur  in  ber  äßeife,  bag  bie  gortunati|qe  Expositio  einfach  als  msjua  aus  bei 
umfänglicheren  9{ufins  ju  gelten  ^at,  mithin  einen  [elbfiftönbigen  gef<^t(!|tli$en  SBeil 
nid^t  beanfprut^en  fann  (Äattenb.,  I  S.  130—132).  Soditt. 

Slrabien.     fiitteratur:   1.   9IUe  ©eogrop^ie:   ^annert,    ©eogropMe  ber  ©riet^en  unb 
JRömcr,  !«ürnberg  1799,  VI,  1;  gforbigcr,  $Qnbbuc5  ber  qUcu  (Ucograp^ie,  Scijjig  1844,  11; 

40^.  Kiepert,  fic^rbuc^  ber  Qltcn  ©eogrop^ie,  öcriin  1778,  @.  182  ff.;  S).  ^.  Füller,  ?lrabiü 
in  $QuI^»^tffotDad  9tealenc)^!Iopäbte  ber  Kaff.  ^Itertum^toiffenfc^aft  S3b  II;  9(.  ©prengrr. 
3)ie  alte  ©cograp^ic  StrabicnS,  ©ern  1875;  (£.  ®Iafcr,  Sfijjc  ber  ®cf(^i(^tc  unb  (»eoarapbic 
^rabienö.  3tt)eltcr  ©anb,  Berlin  1890. 

2.  92euerc  öcfd^rcibungcn :   ©.  SRitter,  S)ie  ©rbhinbe  üon  5(fien,    B^JCttc  Aufl.  12.  unb 

45  13.  leil.  ^te  ^albinfel  Arabien,  ©crlin  1846-47.  Elis^e  B^lus,  Nouvelle  Geographie 
Universelle  IX  L'Asie  ant^rieure.  $arl8  1884.  fi.  Qe^tne,  ?(rabicn  u.  b.  Slrabcr  feit  l)unbert 
3abren.  fiafle  1875.  ©.  S^^iebu^r,  ?RetfeBef(^reibung  nac^  Slrabien,  1.  SSanb,  Äopcnl&agcn  1776. 
Scfc^reibung  üon  Arabien,  Äopen^agen  1772.  3-  Ö.  SBurd^arbt,  Travels  in  Arabia,  iionbon 
1829 ;   beutjd)  3Beimar  1823—24.    Notes  on  the  Bedouins   and  Wahabys,   Sonbon    1830; 

»)  beutfd)  SBeintar  1831.  91.  5-  93urton,  Personel  Narrative  of  a  pilgrimye  to  el-Medinah  and 
Meccah,  i^onbon  1855  (oft  mieber  aufaelegt;  aud^  in  ber  ^aud)ni^<®bition) ;  beutfd)  beai' 
beitet  üon  ^.  ^nbree,  fieipjjig  1861.  W.  G.  Palgrave,  Narrative  of  a  years  joumey  throogb 
central  and  eastem  Arabia,  Sonb.  1865.  58on  bemfelben  SSerfaff'er  ift  ber  ^rtifcl  Arabia  in 
ber  Encyclopaedia  Britannica*;   ber  ^Irtifel  Yemcn   ift  uon  2).  ^.  SRütter  öcrfajt.     C.  M. 

66  Doughty,  Travels  in  Arabia  Deserta,  2  vol.  Cambridge  1888.  Ch.  Huber,  Journal  d'un 
voyage  en  Arabie,  ^arid  1891.  (Suting,  2;a(jcbu(ft  einer  SHeifc  in  3""cr*9lrabien,  1.  Icil. 
Seiben  1896.  —  2)ie  befte  .^arte  \jon '  3lrabien  ift  immer  nocft  bie  üon  ö.  Kiepert  (rcüi= 
biert  oon  9iülbele)  Scriin  1867;  baju  fommen  bie  ©pejialfarten  bei  3)oug^U)  unb  ^uber. 
epejicaed:    C.  Snouck   Hurgronje,    Mekka   2  ©be.    :£>aag    1888  —  89,   mit    »ilbcrotlof 

60  greifen  oon  ©rebe,  JReife  in  ^abljramaut,  herausgegeben  oon  3KaIban,  ©raunfc^mcia  1870; 
SHal^an,  9leife  in  ©übarabicn,  Sraunf(^ioeig  1873.  Über  ^ctra:  Leon  de  Laborde,  voyage 


WMm  763 

dans  TArabie  P^tr^ea.  ^ariö  1830.  Übet  ben  |>auran:   ©cjftcin,  9lcifcbcri(^t  über  ^auran 
unb  bie  Zxaäiorun,  »erlin  1860.  Vogü6,  Syrie  Centrale,  Pariß  1861-7. 

3.  5Bon  Sic^tiafeit  finb  bie  Qrabif^en  ©cogro^^cn,  üor  allem  «I*^amb&ni'ö   (t  945)    . 
©cogrop^ie  bcr  Qrabifc^cn  ©olbinjel,  ^crauSgeg.  oon  %.  ^.  3RüIIer,  fieiben  1884  unb  1891; 
^oö  geogrop^ifc^c  ©örtcrbuft  Don  eUöcfri  (f  1094)  ^ctQuSgcg.  oon  g.  SBüftenfelb,  (Uöttingcn  6 
1876  unb  1877. 

4.  Sine  Bibliographie  ber  fäbarabif^en  Snf^riften  unb  Qtüertümer  ftnbet  ftd^  in^.^oin« 
me(d  @üb*9lTabif(6e  (Stireftomat^ie.  ^ünd^en  1893.  Som  Corpus  Inscriptionum  Semiticarum, 
Pars  Quarta  inscriptiooes  himyariticaa  et  sabaeas  oontinens  Tomus  I  finb  2  Fase.  $art<5 
1889  unb  1892  erfcftiencn.  lo 

5.  ^ie  filtere  (S^ef^ic^te  ber  SLraber  tft  bebanbelt  in  Caussin  de  Perceval,  Essai  sur 
rHistoire  des  Arabes  avant  llslamiame,  3  voL  $arid  1847.  ^  ^Mtx,  ber  S^Iant  im 
borgen»  unb  9lbcnblanb,  2  »be,  ©erlin  1885  unb  1887  (in  Ontfcn«  «agemeiner  ®e(4i^te 
in  einjcIbarfteHungen).  Sitten  unb  ^cbrßu^e  ber  ©cbuinen  fmb  t>on  ©ural^arbt  u.  3)ougt)tl) 
(f.  0.)  gcfc^ilbert;  für  bie  alte  3eit  ift  baä  ©u*  üon  Sacob,  ficbcn  bcr  alten  Sebuinen,  16 
©crün  1895  gu  dergleichen.  3)te  Sitten  bcr  ft&btif^n  Araber  in  fp&terct  Seit  f^ilbcrt  am 
beften  Lane  in  Manners  and  customs  of  the  modern  Egyptians,  £onbon  1842  (oiele  fpölerc 
Auflagen).  (Sine  Überfielt  über  bie  mid^tigften  ®erle  ber  arobifc^en  fiitteratur  finbet  ftc^  in 
ber  ^rabif^en  (i^rammatil  bed  ©erfafferS  biefed  ^.  3.  9lufl.  ©erlin  1894. 

Slrabien  im  engeren  Sinne  ift  bie  im  Sfibtoeften  Don  9lfien  geaen^nrila  $in  füi^  oot«  20 
((^iebenbe  ^olbinfel  (arab.  Dscheziret  el-'arab  genannt),  n)el^e  m  äÖeften  00m  roten 
9Reere,  im  Sfiben  00m  inbifAen  Ocean,  im  Often  oon  bem  oer^&BnismfiMg  feierten 
perfif(^en  (ßolf  begrenjt  ift.    9ca(!|  Sterben  ^in  ßnnte  jiDar  als  (ßrenjl^eibe  bes  eigent« 
ticken  Arabien  eine  fiinie  gelten,  bie  oon  ber  6pit|e  bes  (&oQ$  oon  'Akaba  an  bas 
9lorbenbe  bes   perfifd^en  CDoIfes  gejogen  mflrbe.    t^eboc^  ift  Q)eber  ber   notilrli^en  25 
Sef^offen^eit  mi^,  no^  politif^  um)  e^nogrop^iM  oon  9lrabien  bie  fqrif^e  Steppe 
ju  f^elben,  toel^e  fi^  00m  Aulturlanbe  (^qriens  ois  an  ben  (Eup^at  $in  erftredt,  fon» 
bem  biefelbe  ift  bur(!|aus  ju  SIrabien  im  toeiteren  Sinne  ju  rennen,  mnfo  bie  $alb» 
infel  bes  Sinai  (ogl.  btefen  St.).    SDlan  XDXch  bie  (6r9ge  bes  gamen  (Gebietes  auf  un^ 
gefS^r  3  9Rinionen  Quaoratfilometer,  bie  3^1  ^^  gütigen  SSeooIIeruna  auf  ungefähr  so 
oier  SRillionen  Seelen  J^S^en  tonnen,  fomit  ift  Slrabien  augerorbentlic^  oflnn  beoöllert. 
(Es  ift  anjune^en,  bag  etnselne  Xeile  SIrabiens  frfl^r  eine  oiel  bi(!|tere  Seoölferung 
^en  als  jeM. 

T>(is  Afijtenlanb  SIrabiens  ift  beinabe  fiberaü  gebitfiis;   ^ufi^  fallen  bie  Serge 
foaar  f(!|roff  tn  bos  9Reer  ab.    Die  (5ä>itat  ber  äBefttufte  finb  eine  gfo^I^^ung  ber  36 
offiorbanifmen  Serge ;    bier  ret(!|t  ber  Sano|tein,  bos  llrgebirge  fiberlagemb,  roeit  nac^ 
Arabien  Qtnein;    au^  bie  großen  SanbxDeKen  (nefüd),  wüAt  fi^  im  Sorben  bes 
£anbes  ausbe^nen,  befielen  aus  Sanbftein.  Sefonoers  (!|ara!teriftif(!|  für  ben  9lorbu)eften 
Slrabiens  finb  bie  ausaebe^nten  SuIIanreaionen,  bie  fogenannten  Harra's,  toeite  uit[ru(!|t« 
bare  £aoafeIber.    Dte  (ßebtrge,  toelc^e  oer  Mfte  unb  juntr  ebenfo  im  SBeften,  Süben  ^ 
unb  Often  parallel  laufen,  ttttxi^en  Renemoeije,  namentlich  audoi  in  SiUKirabien  eine 
bebeutenbe  $5^  (bis  2000  9Reter).  Das  2:ienanb  gegen  bie  9JleeresIüfte  im  SBetten 
^ei^  Tihäma,  bas  ganse  (ßebiraslanb  bafelbft  bis  gegen  Sfiborabien  Hidschsz.  Diefem 
fte^t  bas  centrale  ^od^Ianb  imScorboften  gegenüber,  bas  Nedschd;  ber  Soben  besfelben 
befielt  aus  (Kranit  unb  Xrapp.    SBte  bem  9lebfd^o  n5rbli(!|,  00  es  gegen  bas  (Eup^rat»  ^ 
t^al  abfüllt,  Sanbu)üften  oorgelagert  finb,  fo  ift  es  oon  bem  fublid|en  Aflftenlanb  hnxä) 
eine  ungebeure  SQBfifte,  bie  teitoeife  aus  gtuof^nb  befiel^,  getrennt.    3n  oiefem  Stritte 
^errfc^t,  mte  überhaupt  faft  überall  in  SIrabien,  au^  an  ben  itüften.  eine  u)abr^  tro^ 
pif(^e  Sommer^i^e.    Die  SBiUten  finb  übrigens  ni(!|t  eben;    Sanb^üael,  teiuoeife  oon 
betrS^tlt^er  $ö^e,  er^en  fiq  in  benfelben ;  auc^  meifen  fte  merboüroige  Vertiefungen  ^ 
auf.    Segetation  ftnbet  \i^  blog  fparlt(^ ,  eüoas  reic^liq^r  im  Hamäd  b.  b.  ber  gronen 
fqrif^en  Steppe,    ^ßerennierenbe  SöAe  ober  gar  glfllfe  roeift  bas  fianb  über^upt  nid^t 
auf;  bod^  fallen  in  Sfiborabien  bie  9tegengfiffe  ber  Xropenlönber,  roü^enb  9lorbarabien 
im  (gebiet  ber  Steppen^one  liegt,    in  müqex  jutoeilen  SBintenegen  fallen,  bisroeilen 
jeboc^  au^  ganj  ausbleiben.    Der  9lorben  ift  fomit  u)efentli(^  5um  9lufenibalt  oon  55 
9Banber[tämmen  (Bedü  ober  'Arab  genannt)  geeignet,  bie  mit  i^en  ilamel*  unb  Sd^of * 
gerben  ]e  nad^  ber  ^a^tsidi  balb  ^ier  balb  bort  fym]tn,  im  ganjen  aber  oft  eine 
bürftige  CExiftenj  führen.    SBon  neueren  Weifenben  ©irb  immer  roieber  betont,  ©ie  fe^r 
bie  Sebuinen  (Eentralarabiens  in  geroiffen  3citen  ben  [tärtften  $unger  ertragen  mü[fen. 
Da^er  finb  fie  ani)  me^r  ober  ©eniger  barauf  angeioiefen.  Streif«  unb  ^Ifinberungs*  eo 
3fige  in  bie  reicheren  Itulturlönber  Syriens  unb  ber  (Eup^ratlänber  5U  unternehmen 
ober  bie  größeren  unb  üetneren  Oafen,  bie  joifc^n  i^ren  äßeibegrünben  liegen,  ju 


764  fbtnbitn 

branbf(^Q^en.  !Die  anfölfige  Seoölferung  in  ben  Oafen  fät  jtömetfnK^t  an;  bo^  t|t 
bos  (!5ebei^en  ber  Saat  oom  Kegen  unb  grobenteils  oud^  Ji^on  bet  9Dt3^It^Iett  Ifinft« 
li^er  SeiDölfecung  mittelft  Schöpfbrunnen  ab^öngm;  ^Suftg  toirb  bie  Saat  f^IieMü^ 
oon  ben  SBanber^eufi^teden^  beren  $etmat  unb  lufprunosort  SIrabien  fein  folt,  (Sogt* 

5  freien.  ^aupi]aäjihi)  aber  witb  tn  btefen  Oofen  bie  Kultur  ber  Dottelpalnte  gepfl^ 
Sfür  %kTin6)t  tft  9brbarabien  ebenfalls  lein  giinftiger  Soben ;  nur  bos  jfatmel,  bc^  feiner 
Sßotur  m^  fe^r  genfigtem  ift,  gebeizt;  befonbers  oie  ftamele  bes  arabi|^n  ^o^Ionbs 
unb  Cmons  ftnb  als  eble  Ziere  berühmt,  ^ferbejucbt  toirb  me^r  am  9{anbe  ber  SBfifie 
unb  in  ber  f^rifc^en  Steppe  betrieben.    SBoi^rfd^einlid^  ijt  bie  |o   berühmte  Raffe  bes 

10  arabif(^en  ?Pferbes  (od.  Tweedie,  The  Arabian  Horse,  fionbon  1894)  übrigens  im 
Sntertum  in  biefem  £anbe  noc^  ni(!|t  gejfi^tet  »orben;  ^eute  gel^  bie  3u4t  immer 
nte^r  juräd.  Son  {agbbaren  Zieren  !ommen  namentli^  (Bojellen  unb  eine  tbt  9nti< 
lope  oor. 

!Die  Sebuinen  finb  mi)  Stämmen  gegliebert ;  im  Serlaufe  ber  3#^unberte  er> 

^^  langten  immer  n)ieber  neue  Stämme  bie  ^enf^aft ;  oft  traten  au^  Zeiuingen  unk 
Spaltungen  ein.  3hxi)  ereignet  es  fi(!|,  bag  geu)t{fe  Stämme  na^  unb  na^  jum  feg« 
^aften  £eben  übergeben;  fo  !ommt  es  benn  oor.  bag  felbft  Säuern  fi(^  nod^  einige 
3eit  ber  Stammunterf(!|iebe  ben)ugt  finb.  3m  augemeinen  finb  fi^  Säuern  unb  St- 
buinen  Centralarabiens   in  Semg   auf   I5rperlic^e  Sef(^en^eit.  (Beioo^n^iten  unb 

20  Spra(!|e  meift  noi^  febr  af)nli^.  3m  ganjen  beberberot  bas  ^o^Ianb  eine  gefunbe,  fooie 
au(^  geiftig  gut  beanlagte  Seo9IIerung.  Die  Sevo^ner  (Eentralarabiens  pflegen  noment* 
Ii(!|  Serbinbung  mit  ben  (Eufratlänbem:  bei  benSen)o^nem  ber  9lorboftffifte,  an  toeli^ 
$erlenfif(!|erei  getrieben  wm.  mad^t  fi$  ber  Sinflug  ^erfiens,  bei  benen  ber  Sloo* 
n)eftfüfte,  bem  alten  fianbe  SRibian,  ein  engerer  ßufammen^ang  mit  flgqoten  bünet&i4 

25  3u  einer  eigenen  größeren  Staatenbilbung  inner^a^  i^res  £anbes  ^aben  es  leboc^  bie  Slorb« 
araber  niemals  auf  oie  Dauer  itbia^t  9lorbarabien  ift,  was  Cerealien  betrifft ,  teil« 
u)etfe  auf  bie  Sinful^r  aus  gefegneteren  £anbftriAen  angetoiefen;  es  lann  fi^  bafeKß 
!ein  groger  9{ei(!|tum,  leine  groge  5tultur  entmtdeln.  3^^  if^  ^  ^^^  Sebuinei 
lennseu^nenbe  gteibeitsfinn  ju  grog,  ber  Stols  auf  bie  mit  ber  Statur  ber  SEBfifle  ju« 

30  fammenpngenbe  fitebe  jur  Unab^ängigleit,  bie  fi^  bis  jur  Sera^tung  ber  feg^o^ 
SeooHerung  Iteigert,  ju  maggebenb,  a&  bag  eine  Sinigung  ber  oerf&iebenen  Stfimme 
mit  i^ren  oerfi^iebenen  Snterejfen,  ausgenommen  in  aiAergeroo^nliqen  S^^en,  ^Ia| 
greifen  fönnte.  Slu^  bie  Se^enfi^ung  bes  fianbes  bur^  frembe  (Eroberer  ift  mit  be« 
grogten  S(^u)lerigleiten  oerhtiipft;  bas  fianb  bietet  nichts  Serlocfenbes.    Den  angren« 

35  penben  Aulturftaaten  blefibt  nichts  fibrig,  als  i^r  (gebiet  mittelft  ftarfer  SBa^poften  oor 
oen  (Einfällen  ber  Slaubjüge  ber  9{orbaraber  ju  f(!|fl^en. 

SBenn  SIrabien  im  aansen,  tro^  feiner  SIbgef Aloffen^eit  als  Übergangslanb  jroif^eH 
2lf ien  unb  2lfrifa  m  beseit^nen  ift,  mad|t  fid^  ber  3ufammen^ang  mit  bem  le^tgenannten 
ilontinent  im  Söien  no(^  roeit  ftörfer  füJ^Ibar  ab  im  SRorben.    Sefonbers  ber  Sfib» 

40  often  bes  fianbes  roeift  afrilanijd^e  Segetation  auf;  ^ier  Q)urben  einft  CEaflia,  Sene,  SR^n^n, 
(Dummi,  unb  befonbers  SBeiprauc^  gen)onnen.  ilni)  ^eute  noc^  ift  bas  £anb  fru^tbat; 
bie  Slnpflansung  bes  jtaffeeftraudles  ift  in  neuerer  3^^^  ^^s  9lfriia  bort^in  übergenNm* 
bert.  9Iu^  bie  Xienoelt  ift  teihoeife  ^ier  eine  anbere  als  im  9lorben-  es  finben  P4 
unter  anberem  aud^  Slffen.    3m  gansen  eignet  \\6)  bas  fianb  ffir  etne  feg^ofte  Se* 

45  ooRerung.  Slbaefe^en  oaoon,  bag  es  au(^  ®olbIager  enthielt,  roar  fein  Sleiqitum  fcboi 
in  friiberer  3ett  fprid^Q)örtIic^.  SBc^fc^einlid^  beruht  freiliA  bie  Sejetc^nung  „dos 
alfidlid^e  9lrabien'\  bie  fid^  bei  ben  flaffifd^en  Sc^riftftellem  fmbet,  auf  einem  aRigocr« 
ftänbnis.  „3^nten"  ©ie  bos  fianb  bei  ben  Slrabem  Reifet,  bebeutet  eigentli^  m^^" 
unb  ^eißt  fo  im  (Begenfa^  5um  Korblanb ;  esch-schäm,  oer  heutige  9lame  ^  Serien, 

60  bebeutet  urfprflnglid^  linls.  SIber  infolge  bes  9{ei(^tums  bes  fianbes  mar  bte  Sejei^* 
nung  als  evdaijLuov  'Agaßla  ober  Arabia  felix,  beata,  u)ie  man  3^wien  mit  geioiKa 
fpra$Ii(^er  Sered^tigung  XDof)l  auc^  fiberfe^en  lonnte,  begreifli^.  Sis  ®egenfa^  bqi 
fafete  man  Arabia  Petraea  (f.  unten)  als  bas  fteinige  wabien. 

Obroo^l  Jlorbaraber  unb  Sübaraber  innerhalb  ber  femitif(^en  Söller  eine  befonb« 
55  (Sruppe  bilben,  wox  ber  (Segenja^  smif^en  i^nen  frfi^  ein  ausgebrod^ener ;  eift  im  fiosfe 
ber  3ö^rtöufenbe  trat  Sermi|(^ung  ber  beiben  SöHer  ein.  i)ie  SeooIIerung  QS^ 
arabiens  wax  oor  allem  mit  ber  ber  gegenüberliegenben  ofrifanifi^en  Jtüfte  cntfs  ei# 
oerfnflpft.  Slnbererfeits  bot  bie  fiage  am  Ocean  frfl^  (Gelegenheit  ju  oorteiOofäf 
$anbel  mit  3nbien.    Dasfelbe  gilt  au^  für  ben  Suboften  Slrabiens ;  ber  Stoat  Öiitfii, 


«miieii  765 

iDelc^er  ^eute  |t^  bort  finbet,  fte^t  einesteils  noii  l^ute  in  engfter  Setbinbung  mit 
3Qn3i6ar  unb  Oftafrila,  anbeier|etts  au(!|  mit  3nbien. 

Sluf  (ßninb  biefer  Don  bet  Statut  gegebenen  Ser^Itni|]e  ift  nun  auc^  bie  poIitif(^e 
(Sef^id^te  bes  fionbes  oerftonblic^.    Silborobien  lourbe  im  Sllteitum  me^i  ober  »eniger 
als  befonberes  £anb  gefogt ;  unter ' Arab  oerftanb  man  blog  bie  9lorbaraber.    9Ba|r«  5 
|äeinli(^  bejeic^net  bas  SEBort  ben  äßäften«  ober  StefipenberDobner ;  in  biefer  a)q)enati« 
oitoen  »ebeutung  lommen  bieSlrober  3er  3,  2;  25,  14 ;  3e|  13,  20  (3ef  21,  13  ift 
unftc^er);   Sj  27,  21  oor.    Damit  ftimmt  au(^  ber  @pra^ebrau(!|  ber  jleilinf(!|riften 
überein :  biefelben  berieten  [^on  im  9.  3<^$*  ^on  einem  „mat  Aribi''  =  £anb  ber 
9Bflftenben)o^ner.    Sielfac^  ift  oon  Stampfen  ber  SBabQlonier  unb  SlffQrer  mit  arabif^en  lo 
3eItbeQ)o^nem  bie  Stebe,  unb  toir  befi^en  fogar  Slbbilbunpen  fIfldUiger  arabifAer  ilamel* 
reiter.    Die  (Jrcage  aber,  bis  in  roeld^e  (Begenben  oon  Sbabien  bie  ASnige  bes  !^rx>tU 
ftromlanbes  oorbran^en,  ift  nid^t  lei^t  ju  beaniiDorten :  es  ^  beinah  oen  SlnJ^ein, 
als  feien  fie  jeitoetlig  u)eit  na^  Slormoeftarabien  gelangt.    (Einfluft  affqrifd^er  itultur 
befainbet  eine  Stelle  aus  Xeima  (f.  unten),  bie  oem  7.  oord^ftli^en  iafycf).  suju«  15 
gehören  fd^eint. 

2Bie  bie  leiltnji^riftn^en,  fo  bejeiAnen  aud^  bie  ^brSif^en  Seri^te  bie  arabifäen 
Stämme  mit  oerfd^iebenen  SRamen.  Ws  (Befamtbenennung  lommt  im  $ebrait<9en 
nod^  fflr  bie  SBebuinen  ber  fqrifd^en  993äfte  bene  federn  oor  (E3  25,  4.  10;  $i  1,  3; 
(&en  29,  1.  3m  Kic^terbu^  (6)  toerben  biete  „Sö^ne  bes  Oftlanbes''  einigemale  20 
neben  Slmaleütem  unb  SRibianitem  genannt;  Z^x  49,  28  ntbtn  5lebar  (ogl.  unten). 
£e^terer  Stamm  lommt  auc^  in  ben  Aeilinf^riften  als  Aibru  oor ;  es  ift  jebo^f^ierig, 
bie  SBo^nfi^e  ber  Aebar  genauer  ju  beftimmen.  Sie  roerben  (5en  25,  12  ff.  in  ber 
Stammtafel  ber  3smaeliten  enoS^nt;  es  ge^t  baraus  u>enigftens  j^eroor,  bag  fic^  bie 
3$raeliten  eines  gemijfen  oenoanbtfd^aftli^en  3u{antmen^anges  mit  benfelben  beiougt  25 
roaren.  Son  ben  übrigen  bort  genannten  31D0IT  Stammnamen  ber  3smaeliten  lommen 
einige  aud^  in  ben  jtetlinf^riften  oor  3.  S.  Slbbeel;  fi^r  ju  ibentifijieren  [inb  Duma 
als  Das  heutige  Dschöf  (Dümat  eldschendd)  unb  Tema  als  bte  umoeit  gelegene 
Stabt  Xeima.  3m  fibrigen  gelingt  es,  au<^  mittelft  ber  (übrigens  oo^I  toas  ben  Xext 
betrifft  oerberbten)  (&ren3befttmmung  S.  18  ni^t,  bie  SDSo^nfi^e  biefer  Stamme  —  so 
—  oon  SRebajot  u)irb  fp&ter  bie  Keoe  fein  —  ju  beftimmen.  Den  neueften  Serfu^ 
baju  maAt  (ßlafer  S.  438  ff. 

^nli^es  gilt  oon  ben  Aeturaftämmen  (Ben  25,  1—6;  nur  einige  berfelben  finb 
mit  Si(|er^it  ^u  ibentifijieren,  oor  allem  bie  aRibjan  (Ss  3,  1  ff.;  9U  6 ff),  u)el^e 
bas  ^ro^e  (Bebtet  an  ber  Slororoefäfifte  Sbabiens  einnahmen  unb  wdfjH  aucQ  auf  bie  35 
finaittfd^e  $albinfel.  fotoie  einft  tns  (Ebomiterlanb  flbergriffen.  Z^^^  |u<^  Slafer 
(S.  445  ff.)  nac^  oen  Aeilinfc^riften  in  Slorbfqrien.  Der  Stamm  Deban  mug  na^ 
3er  49,  8;  C^  25,  13  äBobnfi^e  u)o$I  Jfibli^  oon  (Ebom  gd^t  $aben.  (Blafer  roill 
bereifen,  bag  ber  Slutor,  u)el^  bie  Stelle  fiber  bie  Aeturoftamme  f(!|rieb,  bas  Sirät* 

Sebirge,  genauer  bie  uralte  äBet^aucMtrage,  bie  oon  Z^mm  nad^  SQrien  Einlief,  im  Slu^e  40 
atte.    (£r  fagt  fie  als  Kefte  bes  alten  uRinaeeroolles  (f.  unten)  unb  ni(^t  toefentlu^ 
oerfc^ieben  oon  äsmaeliten  unb  (Ebomitem.    Die  ^uptfäAlid^fte  Säioierigfeit  bei  ber 
Serteilung  biefer  alten  93öllerftamme  befte^t  freiliA  barin,  oag  roiberiprec^enbe  SBeric^te, 
b.  b.  9lad^ri(^ten  oon  oerfd^iebenen  Slutoren  unb  !^txten  barin  oorliegen,  ja  fogar  inner« 
^alb  einer  unb  berfeKen  £ifte  mani^t  9la(^ri(!|ten  erft  fehinbor  jujammengefqxDeiBt  ^u  fein  45 
jd^einen.  So  begegnen  uns  Seba  unb  Deban,  u)ei^  in  ber  Aeturaftammlifte  als  oon 
^oifan  abjtammenb  aufgeführt  »erben,  in  ber  SöHertafel  (&en  10,  7  als  Söbne  Slaema's, 
alfo  als  itufc^iter.    Dagegen  »erben  bie  3oitaniben  unb  bie  oon  Zofta^  (ZoSaUm)  ab- 
fiammenben  Saböer  in  ber  Söttertafel  (Ben  10,  25—30  ju  ben  Semiten  gere(!|net. 
Unter  ben  Söhnen  3oK<^ns  entfpre^en  einige  unjmeifelbaft  ffibarabifc^en  SöHerfi^aften,  so 
fo  Solep^  ^ajarmaoet  (bas  heutige  £anb  Hadramüt)  unb   bas  genannte  S(!|eba. 
llber  OpQir  (f.  b.  91.)  unb  $eoila  oirb  gejtritten ;  bo($  tft  es,  alles  abgeioogen,  immer« 

flin  am  Q)a^rf(!|einli(^ften,  bag  biefe  ebenfalls  in  Sübarabien  ju  fuc^en  finb.  (Ein 
uf^itif(!|es  ^eoila  93. 7  unb  ein  femitij(^es  93.  28  anjunebmen,  gebt  laum  an,  ebenfo 
loenig  bei  Sc^eba.  (Es  liegen  bemna(9  oerf^iebene  5Beriqte  unb  SnfAauungen  felbft  55 
inner^lb  ber  93ölfertafel  oor.  9lud^  ob  Z^iab  ben  *Ia}ßaßhai  bes  ^tolomaus  ent« 
f^ic^t,  ift  jmeifel^.  Unter  biefen  Umftänben  u)irb  man,  befonbers  ba  aud^  Aber  bie 
®ren^e|timmung  95.  30  eine  (Einigung  nic^t  gu  erjielen  ift,  barauf  oerji^ten  muffen, 
bie  3lusoe^nung  ber  joitanif^en  SSöOerftamme  nad^  ber  93oBert(^el  bereits  je^t  feftju« 
ftellen;   auc^  bie  Slusffi^rungen  (Blafers  S.  422  ff.  finb  ni^t  iibergeugenb.    9Bas  bie  eo 


766  «TiMe« 

Auf(^iten  betrifft  ([(ßlafer  6.  387  fü  fo  tft  es  tmmet^ht  boA  tro^  ntan^ei  S^terig« 
leiten  n)afir|(!|einli(!|,  bag  6abt^  S.  7  bem  Haßßara  ber  (&rie^n,  bem  Sobote  bes 
^linius,  ber  alten  großen  $au)rtftQbt  ^obrontüts,  entfpri(^t. 

!Die  in  Sfiborcäien  gefunbenen  9{uinenftStten  unb  Snf^rtften  legen  lautes  3eumris 
6  oon  ber  ^o^n  5lultur  ab,  mtläft  einft  bort  bei  ben  Sobäem  entmidelt  nnir.  Dos  £anb 
galt  l^on  tien  ^mrtem  3ur  ^tri  ber  elften  DQnattie  (ogl.  (Erman,  'Siwipifitn  6.  667  ff.) 
als  fernes  SBunoertanb;  aüeroings  bejei^net  bei  t^en  ber  9lante  ,,$unt''  ni^t  bbg 
Silbarabien,  Jonbem  ai^  bie  Somalimfte.  uns  bem  fionbe  $unt  ^olte  man  ku  Q^ 
SBei^au^,  Wxftt^XL  (Elfenbein,  (ßolb,  foioie  au^  loftbore  S^IIe,  6flaoen  uno  Xffeii. 

10  Son  oerf^iebenen  Seiten  lourbe  mit  $unt  au^  bas  SoH  ^üt  (5en  10,  6,  bos  mir 
iebenten  3a6r^.  an  biufig  neben  5tuf^  erf^eint  (3er  46,  9 ;  Q^  27,  10  u.  ft.)  }tt- 
ämmengefteltt;  bo<^  tjoibtn  vir  es  hierbei  oia^^inliA  mit  einem  afnlanif^n  Solle 
ju  t^n.    (ßlafer  fu^  (S.  333)  bie  $ut  an  ber  äBeftmfte  Arabiens. 

%uA  in  ben  jleilinjc^riften  finb  bie  SabSer  genannt:  in  ben  Snf^riften  Samm 

15  (pgl  Sdmraber,  Die  AeilinlcQriften  unb  bas  SIX.'^  S.  145)  U)irb  oon  einem  foUtf^ 
Aonige  6t^amar  berid^tet,  ber  jtamele  unb  Spejereien  als  Xribut  lieferte.  SielleuU 
bot  man  hierbei  an  nörbli^  Sabier  ju  beulen ;  biefer  oiel  oerbreiteten  %nfi^  fte^ 
freili^  bie  SReinung  anberer  gforf^  gegenüber,  n>el^  be^ufrten,  bag  fi^  ber  CEinfliib 
babqlonif^er  jlultur  bis  na^  bem  £anbe  ber  Sabier  in  ^tmttt  erftredte   unb  jvor 

20  ebenfo  im  ftunjtftil  ber  ffibarabif^n  Sauten,  wit  in  ber  Sere^ng  geioiner  Gottheiten 
(Sin  unb  'SUt^or)  ^eroortrete.  (Es  mfiMe  bann  eine  alte  Serbinbung,  befonbers  aii# 
ilaraioanenoert^r  unb  ^nbel  joiMen  Silbarabien  unb  bem  ßi^if^o^I^^^  beftonbe« 
fyAtn,  was  an  unb  fiir  [i^  burcQaus  ni^t  umoa^rfAeinlic^  UMlre.  Sfreili^  Rnb  oir 
fiber  bie  (&e|^i<^e  bes  Sabienei^  nur  fel^r  mangelhaft  unterri(btet;  ou^  iDtRen  oir 

25  ni^t  unb  erfai^en  aus  ben  3n|Ar^en  ni(!|t,  UHinn  es  entftanben  ift.  Ss  wirb  bepouiitet, 
bag  einige  Der  fabaif^en  Snf^rtften  bis  ins  jpeite  Sagrtoufenb  oor  (E^riftus  btiunif« 
reichen.    Die  Sibrift,  in  u>eIAer  biefelben  gefi^rieben  [inb,  $ing  fi(!|er  einft  mtt  ber  jo« 

iienannten  pbönütf^en  ober  lanaanitifd^en  unb  jugleiA  altoramäif^n  jufQntmen,  9at 
xä)  aber  in  fe^r  alter  3^^^  ^^^  ^^  gemeinfamen  uralp^abet  abjjetrennt  unb  befonbos 

so  n)eiter  entn)id[elt  (mit  btefem  füborabif(^n  Sltp^be^  i[t  oas  abejfmifc^e  aufs  engfte  oer< 
nmnbt).    Sc^on  oies  bereift  bas  ^oQe  Snter  oer  fabitfc^en  ^Itur. 

Der  natürli(!|e  9{ei(^tum  bes  fianbes,  foroie  bie  günftige  geograpl^if^e  jCage  mail^ 
bie  Sflbaraber  ju  einer  bebeutenben  ^anbettreibenben  Station.  9fus  ber  lUerlieferung 
ftel^  fibrigens  feft,  bag  fie  ni^  blog  mit  inlönbifd^en  ^robuften  Baubeiten,  Fonbem  aw^ 

3G  mit  auslönbif^en,  roas  für  bie  (^age  bes  ag^pttfd^en  $anbels  unb  ber  Op^irfa^n 
oon  SBi(!|ti^Iett  ift.  (Es  liegt  femer  auf  ber  ^nb,  bag  ein  [olc^es  Soli,  geraoe  m 
bie  $^dnt3ter,  beftrebt  [ein  muMe.  au(^  auger^olb  ber  $eimat  ^nbelsnieberlaffungex« 
aI|o  Kolonien,  anjulegen.  (Es  ^t  ba^r  nic^t  aujfallig,  bag  man  bie  ben  Sabaem  oer- 
manbten  Deban  in  Scorboftarabten,  n)0  bie  9{utnen  oon  Datban  am  jlnotenpunlt  ber 

4obortigen  ^anbelsftreden  lieaen  unb  9{aema  in  9lorboftarabien  finbei  Dabur^  oirb 
aud^  mo^I  bas  Kätfel  geloft,  bag  Sd^eba  im  oer[(^iebenften  3ui<^^^n^nge  genannt 
ift.  Saböer  n)o^nten  ju  oerfc^iebenen  !^tiUn  an  oerf(!|iebenen  fünften  ber  arob^en 
§albinfel. 

Die  ^auptquelle  unferer  jtenntnis  ber  fübarabifc^en  (Ethnographie  unb  (&eoarop^ie 

45  btiben  bie  flaffifd^en  S^riftfieller.  Sei  Strabo  ift  uns  ber  Seri^t  bes  (Eratoft^nes 
er^Iten,  Q>eld^r  auf  CMunbigungen  ber  Segleiter  Sllexanbers  bes  (Brogen  surii^e^; 
tobann  liegt  bte  Sefd^reibung  oer  jtflfte  bes  roten  9Reeres  oon  Slgat^rqiibes  oor.  %fs 
ipäterer  3^it  fyibtn  mix  ausfubrlic^e  iRad^ric^ten  burd^  ^linius,  ben  Periplus  mar^ 
Erythraei  unb  ^tolemöus.    Scotürli^  lommen  für  biefe  (gegenben  au^  bie  arabif^e* 

60  (&eograp^n,  befonbers  $ambani,  in  Setra^i  Sprenger  unb  ®Iafer  uKiren  es  befonbns, 
mel^fe  alle  biefe  9lad^ri$ten  oerorbeiteten ;  festerer  namentlich  30g  auA  bie  alteren  orien^ 
talif^en  Seric^e  unb  bie  (Ergebniffe  ber  3nf(!|riftenforfd^ung,  bie  übrigens  nodf  nüf 
abgef(^Ioffen  ift,  ^eran. 

(Eratoft^nes  (Strabo,  eb.  (6.  Äramer,  (E.  768;  vol.  III,  p.  316)   nennt  als  l* 

55  mic^tigften  SöHer  lener  (Segenb  bie  SRinöer  mit  ber  $auptftabt  jlama,  bie  Sabaer  wt 
ber  ^auptftabt  9Rariabe,  bie  jtattabanen  mit  ber  ^auptftabt  Üamne,  bie  (E^tramotitn 
mit  ber  ^auptftabt  Sabata.  Son  leMerer  roar  fd^on  oben  bie  9{ebe.  ^Lrobifd^  ^ 
i^re  ^ouptftabt  Si^ebmat  nac^  ben  3nf^rtften;  bie  3bentität  berfelben  mit  Sabt^C^nlO.? 
ift  freili^  ni^t  gans  ^efi^rt.  Die  Äattabanen  im  S3B.  oon  Slrabien  lommen  im  9X 

60  ni^t  oor ;   auc^  bie  bts  in  fpate  ^tit  berühmte  ^auptftabt  ber  Saböer,  arob.  Wa'rft 


fkMm  767 

toirb  in  ber  5Bt6eI  nic^t  genannt.  9lotbM  booon  lag  aRa'ln,  bie  $aupt|tabt  ber  3Rt« 
nöet;  biefe  ^aben  na^  Dtelen  Senaten  etne  |el^  iDt(^tige  SloIIe  fi^fpielt,  fo  baft  man 
Don  einem  minätfc^n  Ketd^e  fpte^en  lonn.  Um  bie  (&for|($ung  Sfiborabtens  (oben  \xi) 
namentli^  ^aleop  unb  (Blafer  gtoge  Serbienjte  enooden ;  hoq  \aftintn  immer  no^  gio|e 
6(^^e  an  bisl^et  unbelannten  SnfAriften  tm  fianbe  oorBanben  gu  [ein.  !Die  6nt3iffe«  5 
rung  ber  bis^r  gefunbenen  ^aben  Dfianbei,  ^atorius^  t>.  $.  SDcuner,  Derettbourg  u.  o. 
iDefentlid^  geforbert  Sefonbers  ^  fi^  D.  ^.  aRfiuer  bemfi^t,  bie  oerf^iebenen  in 
ben  3n{4r.  genannten  Adnige  in  (Brufipen  5U  orbnen.  Sfir  unferen  3^^  lommt  ^ier 
nur  in  Setra^,  ba|  WxUtt  bie  Aonige  ber  SRinaer  mit  benen  oon  6aba  unb  Tbfyx 
9laiban  gleidb^itig  onfe^t.  Dagegen  behauptet  (Blofer  (bem  Aommel  folgt),  ba|  bos  10 
9lei(^  ber  SRtnfier  bem  ber  Sobfier  oorousgegangen  Jet  "S^  oie  Seji^ungen  ber  $e« 
braer  ju  ben  Säbarobem  ift  aber  Bor  ollem  oon  Selang,  bag  mmSif^e  3nfArtften 
aud^  in  Slorborobien  {eVi)\a)  entbedt  toorben  finb.  Die  a3erfe<l^er  bes  bo^n  alters 
bes  minaifd^n  9{eic^es  ^oben  nun  auc^  oer[u^t,  an  ben  SteUen,  00  im  91X.  oon  SRoon 
bie  »ebe  i|t  (9{i  10,  12,  mo  aUerbings  LXX  MaduiiLL  lidt;  KOft  4,  41;  2  (Oft  26, 15 
7  unb  8,  mo  LXX  Mivaioi  ^t)  unb  an  anberen,  an  mt\aftn  ber  Üeiet  ollerbin^  ge« 
önbert  merben  mfigte,  Slefte  bes  SDlinaenei^es  ju  entbeden.  Do^  ift  biejt  Streitfrage 
no4  ni^t  erlebigt. 

Vus  bem  (Sefagten  ge^t  beroor,  mie  f^mierig  es  ift,  fi^  oon  ben  e^nograpbifd^en 
3uftanben  SIrabiens  in  alter  l^tW  ein  oud^  nur  einigermajjen  befriebioenbes  Silb  ju  20 
mad^en;  auc^  bie  öfteren  ^ebrfiifd^n  Seri^e  merfen  barauf  nur  ein  fi^a^  SiAt; 
iebenfalls  finb  3a^Irei(!|e  93oIferoerf^iebungen  in  Sirobien  oor  fi^  gegangen.  San}  be« 
fonbers  treten  in  ben  legten  3^^nberten  oor  Cbriftus  in  9corb<mbien  bie  9labatäer 
tn  ben  Sorbergrunb.  (^  ift  eine  oielumftrittene  mcme,  ob  biefes  Soß  mit  9leba{ot, 
toel^en  ®en  25,  13  als  Srftgeborenen  Ssmaels  aup^rt  (trog  ber  o^i^iebenen  SArei»  25 
bung  mit  t  unb  t)  gleid^jule^en  ift.  9ud^  bie  gftoge,  ob  bte  datier  oer  AeilinfÄnften 
(6$raber,'  Die  jleilin|^rtften  unb  bos  9(X^  6. 147)  bie  bisioeilen  mit  ben  Aibräem 
(f.  0.6.765,21)  jufammengeftellt  finb,  mit  ben  fpSteren  orabifAen  SRdbotfiem,  mie  bo($ 
immerhin  nm^rfd^einlii^,  ibentif(!|  Imtb,  mug  ^er  auger  Spiel  bleiben.  Sin  äkrjei^nis 
ber  nobatöifc^en  itonige  ^at  oon  Coutfamib  bei  (Euting,  9labat&if^  Snf^riften  aus  %ra«  30 
bien,  Serlin  1886,  @.  81  ff.  aufgefteUt;  ein  Seqei^nis  ber  Qitteratur  über  nabatSif^e 
3nf4riften  bes  Sinai  ^  (Euting,  Sinaitif^  Snf^riften,  »erlin  1891,  gegeben.  3n 
ber  Sibel  merben  9labatöer  als  ^eunbe  ber  3uben  1  aRal  6,  25;  2  SRof  9,  35  er« 
loS^nt.  Sie  festen  ?i^  in  Slorbmeftarabien  fett;  i^re  9Ra^t  er[tre<Ite  Ji^  bis  jum  Sinai 
unb  meit  nadb  Serien  binein.  3^  S^^^^ta  (I)  bem  SfatberBmg,  b.  9.  einem  Jlabotöer,  3g 
flo^  na(^  2  ailal  5,  8  3afon.  Das  nabotötfi^  9{ei^  oon  $etra  mürbe  erft  i.  3.  106 
nai^  (E^.  in  eine  r9mif^  ^rooinj  oenoanbelt.  Xro^  man^em  SBiberffnnu^  finb  bie 
9labatäer  (mit  Slolbele)  für  maber  ju  ^Iten,  bie  einen  gemiffen  Zeil  aramäifd^r  ftultur 
angenommen  Ratten. 

SRe^r  MXili  me^r  fam  fflr  alle  biefe  norbltd^n  Stimme,  ja  für  bie  (5efamt$eit  ber  40 
Semo^ner  ber  $albinfel,  oer  Slame  3Iraber  auf.  ^v:>ox  ift  no(^  2  fOft  21,  16  oon 
3lra6ern  bie  !Rebe,  u)eU|e  neben  ben  Auf(^iten  mo^nen;  mernoürbtgenoeife  finb  fie,  roie 
Qud^  2  cn^r  26,  7,  neben  ben  ^^iliftem  genannt.  Unter  ben  9lrabem,  roelAe  in  ben 
SKaffabacrbüAern  als  SSIbner  tm  f9rif^en  $eere  genannt  merben  (3. 8.  1  SKal  5, 39) 
finb  u)o^I  u)e|entli(^  SInaebörige  ber  nörblid^en  Stamme,  befonbers  aud^  Slod&ataer  ge»  45 
meint ;  au(^  in  ben  römifc^en  Äriegen  treten  oieüeic^t  arabifd^e  Solbtruppen  auf.  ^t\>tt{'' 
falls  aber  mürben  bie  Berührungen  biefer  orabifd^en  Stumme  mit  bem  grieAijA^rö« 
mift^en  Meiere  immer  jtärfer.  Slu^  S^ffl^^ws  beriet  oielfa^  oon  Sbabem.  ?plmius 
ermahnt  Slraber  im  £ibanon;  na^  2  Ao  11,  32  befdgen  bte  9labat5er  —  unter  Slreta 
ift  i^  ÄSnig  Slretos  (arab.  Hanta)  IV  3U  oerfte^en  —  au(^  Damascus.  ßo 

Die  Sejie^ungen  ber  Slraber  jum  9{omenei^  barjulegen  ift  ^ier  ni($t  am  $Ia^e. 

Sinen  großen  Striegsjug  gegen  bie  Araber  unternahmen  bie  9l5mer  im  H.  24  0.  ff]^.; 

fie  gelangten  bis  naq  3emen.    ^tolemdus  mar  es  oor  allem,  meU^er  bie  Dreiteilung 

oon  Slrabien  einführte;  man  unterf^ieb  Arabia  deserta,  Arabia  felix  (f.o.S.764,5i) 

unb  Arabia  Petraea,  mel^  leMeres  feinen  Flamen  oon  ber  Stabatöer^u^ftobt  $etra  55 

'     (oft  als  ibentif(^  mit  bem  dtteftem.  Sela  gefagt)  \fiüt.   Die  Benennung  „bas  fteinige 

SCrabien"   ift   bIo|  unriAtige   Überfe^ung  oon  Arabia  Petraea.    3m  Serlaufe  b^ 

'   2.  na^^riftli^en  3<^^^unoerts  gab  es  eine  romif^  $rooin}  Arabia  (Petraea)  mit  ber 

^  ^au|rtftabt  Boftra  im  ^uran;  biefe  umfajjte  au4  no^  fpäter  ben  ^uran  unb  bös  Oft« 


768  «roktett 

iorbonlonb  bis  an  ben  Simon.    Um  bies  3U  oecfte^en,  ntug  jebo^  loieber  auf  Sfib« 
arobien  surüdoegriffen  loeiben. 

Rotten  bte  römtf(!|en  Solboten  bem  fübarobifi^en  Keti^e,  ba$  bamals  no6)  in  Slüie 
ftanb,  nxifis  anboben  lönnen,  [0  änberten  ft(!|  für  bosfelbe  boc^  bie  93ei^Qltnt|fe  in  ber 
6  naA^riftlitilen  3^^-  ^^  ^anbel  bei  Sabäet  erlitt  babur^,  bog  bie  jlcrmDonenfttahen 
nocq  SRorben  peifperrt  »urben  unb  anbete  Stationen  burc^  bos  rote  SReer  ben  birmn 
SBeg  mi)  ben  fübli^en  £anbem,  be|onbers  nod^  3nbien  fanben,  eine  wt\tiülv^  (Bau* 
buge.  9ln  bie  Stelle  ber  Sabaer  traten  im  erften  Z^uft^.  m^  (Sfyc.  bie  nS^  am 
9Reere  loo^nenben  ^omeriten,  bie  Himlar  ber  Sbaber,  mit  ber  ^au)rtftabt  3<>^-  ^^ 

10  ^imioritifd^e  9{eic^  erlangte  ]ebo(^  nie  Sie  Slflte  ber  atten  [abaif^en  utü)  mtnSif^, 
loir  beji^en  jtoar  au(!|  no(!|  aus  biefer  l^tit  sobbeic^e  3nf(^riften  in  ber  foaenannten 
^imianf^en  6(^rift.  Die  arabil^en  ^iftoriler  führen  ben  Serfall  bes  SobSerrei^ 
auf  benSruc^  eines  groben  Dammes  beiSRarib  (f.o.  6. 766,5.5)  juriul;  biefes  C&reignk 
mügte  etma  um  bie  SJUtte  bes  joeiten  3<^^-  ^^'^  (Q^-  ftattgefunoen  ^oben.    Der 

16  eigentliche  (ßrunb,  »elAer  eine  Slnjabl  ffiborabii^er  Stamme  oeranlagte,  ausjuiDonbem, 
lag  jeboc^  in  ber  »irtfi^aftlid^en  Sebr&ngnis  unb  ber  uberoöOerung  bes  fianbes.  Die 
5urädgebliebene  Seoößerung  mürbe  in  eine  Keibe  oon  Jtneaen  mit  Slb^inten  ocr- 
u)idelt;  {ebenfalls  befagen  bie  SIbeffinier  im  6.  3a^r^.  n.  (Sfyc,  bas  £anb  jeitiDetlg; 
ein  ati^iopi{(^er  Statt^Iter  Slbra^a  [uc^te  fogar  [eine  SRa^t  bis  SDleBa  ausjubebnen. 

20  3n  ber  3^ti  ^ox  bem  Sluftreten  bes  3slam  geriet  bos  £anb  unter  bie  SotmS|t^ 
ber  ^erfer.  9Rit  bem  Verfall  ber  politifc^en  (Selbftftänbigieit  oerlor  es  me^  unb  md^ 
feine  Sebeutung;  auc^  bie  eigentfimlitile  Sprache  rourbe  oon  ber  norbarobifc^n«  ben 
eigentliAen  Slrabifc^en,  oerbrängi  9hir  mit  in  wenigen  (ßegenben  ber  Sfiblufte  %a* 
bien  finben  ]xi)  ^eute  no<^  Kefte  ber  fruberen  Sprache. 

25  Sd^on  im  4.  S^^^^^nbert  [oU  in  (»fibarabien  \>mif  Sinflug  ber  SIbeffinier  bos 
(E^riftentum  eingeführt  morben  [ein.  9leben  bemfelben  mo^te  [ic^  jeboc^  in  jener  3^ 
au(^  bos  3ubentum  geltenb;  mir  ^aben  jlunbe  oon  einer  blutigen  G^riftenixafolgttiig 
in  9leb[(^ran  bur^  einen  itonig  D|ü  Sluioäs  (ogl.  SeU  in  3DuR(&  35. 93b,  S.  1  ff.), 
meiere  tm  6.  Z^xh.  ftottfanb.    Die  S^d^meljung  oon  Sfiborabem  unb  SRorbcaaben 

80  oolljog  ]\d)  im  noroIiAen  Xeile  ber  ^albinfel  nocq  raf(!|er  als  im  fflbli&en.  Die  aus« 
getoanberten  fübarabi[^n  Stamme  roaren  genotiggti  i^e  £ebensgemo^n^etten  aufjug^ 
unb  Sitte  unb  Spra(!|e  ber  norbarabifd^en  Sebuinen  anjune^men.  (Einige  ber  Stfinmie 
mürben  gerabeju  Sebuinen;  anbem  gelang  es  |i<^  bis  na^  SQrien  burqmfc^Iogen  unb 
bafelbft  ansufieoeln.    3n  9lorbarabien  finb  in  ben  legten  34|f3^^nten  3nfd^rtften  ge« 

söfunben  morben,  meiere  bem  äioUe  ber  Lihjän  angeboren.  SBö^renb  D.  ^.  3S&Vin 
oiefelben  ber  oorc^ri{tIi(!|en  ja  oorfaböifc^en  3^U  smoeift,  bat  ®Iafer  unb  jroar  oie  es 
[c^eint  mit  etnleu^tenben  (grflnben  betoielen,  ba|  biejes  Soli  er|t  oon  ungefaßt  250 
n.  (Ofx,  an,  alfo  nac^  ben  SRabatäem  (f.  S.  767, 22),  eine  SRoIIe  fpielte.  Die  fii^jän  mit 
ben  oielgenannten  3^amub  tna  oenoanbt,  Ratten  bamals  bie  norbli^en  ^anbels^^ 

40  Slrabiens  befeM ;  es  fc^einen  Säbaraber  gemefen  3U  fein.  Son  befonberer  SBiqtigleä 
ift  aber  ber  Ufmftanb,  bafe  ]ii)  jur  3^^  ^^^  fii^jän  ebenfalls  ber  (Eittflufe  ber  iiibif(^H 
Sielioion  in  Jenen  (Segenben,  namentlich  um  el^ÜRebina  (bamals  3^i^nb  genannt) 
[e^r  ftarf  jä^Ibar  ma(!|te,  fo  bag  man  ^ier  fo  mie  in  3^nien  oon  iübifi^en  ober  mentg^ 
ftens  ^albiübifAen  9{eid^en  fpre^en  fann.  3^^^nfans  ift  bie  Verbreitung  biefer  Sleligion 

45  unter  ben  SIraoem  iübif(!|en  Slustoanberem  aus  ^alöftina  5U  oerbanlen. 

Die  Sübaraber,  meiere  in  Serien  eine  ^eimat  fanben  unb  bas  g^affanibifd^e  9Iei4 
grünbeten,  normen  mit  ber  3^ü  ^^  (I^riftentum  unb  als  Untergebene  bes  bQjantinif^B 
v{ei(^es  grie(^if(^e  jlultur  an.  Dies  toirb  namentlich  anä)  bur^  bie  prächtigen  Sktuten 
ermiefen,  meiere  ber  ^auran,  bas  Centrum  i^rer  SRai^t,  aufroeift.    Sd^on  oor  bem  Ss^ 

DO  lom  mürbe  alfo  Serien  arabifiert ;  au^  bie  Flamen  ber  Surften  oon  ^almqra  ni 
3.  Z^^^^,  finb  arabif(^.  Diefe  Slrober  bilbeten  für  bie  5Bi)5antiner  ben  oeften  S^u| 
gegen  meitere  aus  bem  3nnem  ber  $albinfel  oorbringenbe  Sorben;  felbft  om  SbyA^ 
ranbe  ber  f^rifi^en  SBüfte  ^ab  es  bamals  Heine  9lraberrei(^e.  Dagegen  leifteten  os 
unteren  Sup^rat  bie  fiac^miben,  beren  (i:entrum  Hira  fübli^  00m  alten  93abplon  nxn, 

bo  ben  Saffaniben  ^eeresfolge  unb  bilbeten  bort  bie  Sc^u^me^r  gegen  trabten«  'St 
Slrober  in  $ira,  über  mel(be  {e^t  bie  beften  Seric^te  in  9tolbeles  ®ef<^id^te  ber  $eija 
uub  SIraber  5ur  3^i^  ^^^  oafjaniben,  Serben  1879  oorliegen,  maren  meniger  jioU^ 
als  bie  (g^affaniben ;  bas  (S^riftentum  f anb  erft  fpat  bei  i^nen  (Eingang.  3n  ben  itrtoi 
jmifc^en  ben  Smantinem  unb  ben  ^erfem  fanben  alle  biefe  friegerif(!|en  Grober  re«^ 

60  C&elegen^eit  ju  Seutesügen.  3^itn)eiltg  gelang  es  übrigens  um  bas  Zc^fyc  500  auäf  bd 


aroBtett  769 

jlinba,  einem  im  Kebf^b  angefejfenen  ffiboroBiJ^en  Stamme,  eine  Hnja^I  Stamme  ju 
einem  9{eic^e  ju  oereinigen  unb  oeffen  SRad^t  bis  naä  $ira  ous^bebnen. 

9Iu5  biefen  SetMItniffen  gebt  ^eroot,  toie  fe^i  oer  gro^e  9Iudorud^  ber  Sltaber, 
iDelc^et  im  7.  3<^9unbert  bur^  oie  Segrflnbung  einer  bte  Derf(^iebenen  Stamme 
einigenben  9ldionaIreIigion  feine  fefte  (Brunblaae  erj^ielt,  bereits  Dotbereitet  toor  unb  6 
eigentlich  nur  ben  Slbfc^Iug  frilberer  Serfu<^,  fi^  in  bie  5tulturlänber  einjubrängen, 
be^eii^net.  9Bir  tDifjen  je^  übrigens  auQi  bag  in  9lorbarabien  ni^t  blog  Die  Slüte« 
jett  ber  $oepe  bem  3slam  oorausging,  fonbem  bag  au^  bie  Sc^reibhinjt  mebr  ober 
loeniger  |^on  frflber  Derbreitet  toor.  S^on  geraume  3^it  oor  bem  Sluftreten  aRu^m« 
mebs  ^atte  man  fi^,  um  ben  anbouemben  ffe^ben  ju  begegnen,  auf  bie  ^Beobachtung  lo 
l^iliger  9Ronate,  m  toel^en  ber  ftrieg  oerboten  roar,  geeinigt;  es  beftanb  bie  SBallfa^rt 
na^  SReRa,  u>el(!|e  Stabt  eine  groge  SRoIIe  fpielte  (auc^  in  Sejug  auf  ben  ^alenber) 
unb  bie  Steffen  toie  bie  oon  'Ukäz.  9li^t  nur  ein  —  aüerbings  lofes  —  poIiti|(^es 
SBonb  mx  bomit  ben  Slrabem  gegeben:  au(^  |fir  bie  Sitten,  Sprache  unb  9{eIigton 
vor  basjelbe  oor^anben.  !Die  !Diqter  ber  arabtMen  ^elbenjeit  fangen  alle  in  einer  i6 
unb  berfelben  Spraye;  bie  Dialeße  fpielten  babei  leine  9{oue.  Sor  allem  aber  max 
aud^  ber  altarabifAe  ißolqt^ismus  bamals  bereits  in  Sluflofung  begriffen.  3n  betreff 
bes  altarabiMen  (Sottesglaubens,  aber  ben  wvc  übrigens  nur  unooIIftSnbig  unb  mangels 
^  unterrio^et  finb,  lagt  fi^  ein  bfinbiaes  hurjes  Urteil  jc^roer  ffillen;  in  biefer  zBe« 
jiel^ng  mub  auf  SBelt^ufens  Slijjen  unb  Vorarbeiten,  8.  ^rft,  9{efte  arobif^en  Reiben«  20 
tumes,  Serfin  1887,  oerxDiefen  »eroen,  in  loelc^em  Sud^e  au^  bie  u)i(!|tigften  Slnalogien 
ber  altarabifd^n  mit  ber  alt^rSifi^en  Steligion  l^rooi^e^oben  finb.  Der  (glaube  an 
bie  alten  (&5tter  ^e  bei  ben  Slrc^m  alfo  f^on  oor  bem  Sslom  bem  an  WloS)  $Ia^ 
gema(!|t.  %ui)  ber  (Einfluß  ber  ga^Irei^en  3^n9^^^int^n  in  Arabien  ift  ni^t  als 
ganj  gering  anjuf^Iaaen.  Tltfft  unb  me^  U)irb  bur^  bie  gforfc^ung  Kargelegt,  roie  25 
eng  \ii)  SRu^ammeb  in  manAen  (Eimel^iten  an  Jpät  iflbihbe  (talmtu)if4ie)  Slnf^ungen 
an|(^Io§.  3^  Orientierung  [orDO^I  über  bas  fieben  als  ote  fie^re  bes  ^ropQeten  fann 
bas  neuefte  Su^  oon  $.®rtmme,  SRo^meb,  l.Xeil:  Dos  fieben  SR.,  SRunfter  1892, 
2.  Zeil:  (Einleitung  in  ben  jloran,  SQJtem  ber  ioranif(!|en  3:^eoIogie,  SRünfter  1895 
empfohlen  roerben.  Die  (EinQ)irfung,  roelqe  bas  (E^riftentum,  bas  in  wobien  [elbft  n)entg  30 
oerorettet  roar,  auf  ben  3slam  ausgeübt  ^at,  ift  feqr  gering  anjuftillagen ;  9auptf&c^Itq 
ging  biefelbe  oon  SIbeffinien  aus.  SRan  mag  fiber  ben  Urfprunp  uno  bie  3uiammen» 
fefeung  oes  mu^mmebanif^en  (Glaubens  urteilen  u)ie  man  rotll,  fo  ftej^t  boA  eines 
feft,  ba^  SRu^mmeb  ber  gegebene  SRann  feiner  3^ii  ii'<^:  unter  gflnftigen  9}erbalt« 
niffen  fquf  er  eine  9{eIigion,  n)el^e  bie  u)iberftreitenben  Steigungen  ber  orabifi^en  sg 
Stamme  uJbenoanb.  (Er  brad^te  bie  (Einigung  bes  arabifd^en  Soßes  na^  äugen  qin 
3U  ftanbe;  mtnn  fi(!|  aud^  no^  nac^  feiner  3^^  ^^  (S^enfo^  jmif^en  Sfioarabern 
unb  9lorbarabem  geltenb  mai^tt,  fo  untren  bie  waber  im  grogen  uno  gangen  boc^  eine 
Station,  mit  ein^eitli(!|en,  oor  allem  auA  religiöfen  !ikUn. 

(Es  ift  ^ier  nii^i  am  $Ia^e,  bie  Soidtfale  ber  älraber  in  ber  na(!|muslimifc^en  3^tt,  40 
i^re  (Eroberungsjfige  ober  gar  bie  (Entxotcflung  i^rer  jlultur,  bie  oiele  frembe  Elemente 
in  fu!|  aufzunehmen  im  ftanbe  u)ar,  ju  oerfolgen.  Dos  ^nb  9lrabien  felbft  mcac  für 
biefe  (Entioidlung  in  fpöterer  3^U  ^o^  geringer  Sebeutung,  als  bas  (Eentrum  bes  mus« 
lemifc^en  Staates  naq  Damascus  unb  fpoter  nac^  Sagbab  oerlegt  rourbe.  Seiner  Statur 
gemag  lonnte  Sbabien  mit  ber  Jid^  jteigemben  ilultur  ni(^t  Sd^ritt  galten.  Stur  als  45 
geiftiges  (Eentrum  bes  3slam  oat  fi^  SRella  mit  feinem  ^eiliotum  ber  jta'^ba,  gu 
xoel^er  no(^  bie  gange  musIimifAe  SBelt  pilgert,  erbalten.  SBie  Snoud^^urgronje 
nai)mt\\tf  btibet  SReBa  no^  immer  oen  SRittelpunIt  oer  SeQ)egung,  u)eI6e  man  als  ^an^^ 
islamismus  begeic^nen  lann.  Die  Slnf^auunaen  ber  SIraber  aber  ^aben  bur(^  ben 
3slam  bie  »eitefte  Verbreitung  in  Slfien  unb  llfrüa  geu)onnen;  Slrabif^  roirb  iUberall  go 
me^  ober  roenker  gelernt,  xdo  ber  iioran  ein  ^iliaes  9u(^  ift;  fiberfeM  barf  er  nid^t 
xoerben.  Die  Spraye,  roel^  burc^  ben  Aoran  ge$eiltot  rooroen  ift,  gilt  noq  immer 
als  S($riftfpra(!|e ;  fie  ^at  in  ber  X^  eine  groge  (Entaoidlunasf&^igieit  gegeigt.  Sefonbers 
in  ^frila  fyA  fid^  bas  Slrabifc^e  aber  audo  als  Sottsfpra^e  ein  ausgebe^ntes  (gebiet 
bis  an  ben  Seneaal  erobert.  Die  oerf^ieoenen  DialeÖe  bes  gefprod^enen  Strabifc^  im  55 
Often  oie  im  SBeften  b&ngen  übrigens  mit  ben  alten,  uns  freuid^  menig  belannten 
Sollsbialetten  ber  arabifqen  Stämme  gufammen;  ^ufig  geigen  biefe  SoUsfprad^en  me^r 
SBerfl^na  mit  ben  anberen  femitifAen  Sprac^n,  be  onbers  auA  bem  ^ebräifqien,  als 
bie  S^rift|pra($e.  Stod^  immer  oerft^t  Stoloele  (Die  femitifc^n  Sprad^en,  fieipgig  1887) 
mit  Sle^t  bie  X^fe,  bag  eine  oergleü^enbe  (Brammotil  ber  femitif(|en  Spraqien  aller«  eo 

»colsdnc^flopAbic  \üt  X^oloflie  unb  ftin^e.  8.  «.  I.  ^9 


770  Sitabtett  Srattt 

bings  oom  Slrabtfi^en  ausjuge^en  Jobe.    Ober  (Einjelnl^tten  betreffenb  bie  arabtf^ 
6pra(^e  ift  bie  angeffi^rte  S^mt  9cölbeles  ju  oergleii^en. 

^it  biefer  Steuuno  bes  Surobif^en  ^ngt  ober  ou^  noA  bie  onbece  tiefoe^nbe 
(Jrtage  jufammen,  ob  nic^t  Sltobien  getobegu  ds  Ur^imat  ouer  femttijAen  SSuer  an« 

ö^ufe^en  |ei.  Dann  mflgten  aUerbings  au^  bie  Semiten,  toeli^  in  fe^r  frfi^  3^it 
tn  bie  Sup^at*  unb  Xigrislönbet  eimoanberten  unb  bort  oon  einem  no4  fcfl^er  bafdbft 
anaefeffenen  Soll  Rvmx  unb  64^  fibema^men^  nUbt.  toie  man  oft  anmntmt,  oon 
£>tten,  [onbem  aus  Silben  eingemanbert  fein.  Die  Xme,  bag  Stämme  ber  orabif^en 
$albinfel  in  immer  fic^  mieberjpolenben  (Etappen,  mie  lotr  bie^  in  ber  (iftorifdben  3^ 

10  oerfolgen  I5nnen,  au<^  |($on  in  oorgef^i^tlu^  3^^  in  ^i^  notbli^n  fi&tiber  ein> 
brangen  unb  fi^  in  benfelben  feftfeMen,  M.  otooQl  S(naIogief$Ul|fe  ja  au4  inef&|cei 
ionnen,  in  ber  X^t  oteles  SBeftec^enbe.  9lo^  gegen  bas  CEnbe  bes  oongen  34^' 
bunberts  ^at  bie  (fof^einung  bes  SBa^^itismus  gejeigt,  loie  mS^tig  bas  nationak 
detougtfein  ber  Slraber,  bejonbers  toenn  religiöfe  3ntere(^n  mitmirfen,  auflobem  lomi. 

16  SBie  oiel  Araft  no$  in  ber  SeooBerung  bes  beidigen  SIrabien  ftedt  unb  ob  biefe 
einer  neuen  (Erhebung  fS^ig  i|t,  ift  nid^  ausguma^en.  tl«  €oci>. 

Srabier.  S3gl.  (S^r.  S.  gf.  Sal^d,  (Entwurf  einer  DoUfi  ^ift.  ber  fte|ereien  u.  f.  m^ 
%  Seipaig  1764,  167—171;  (£.  91.  9lebepenning,  Oriaened  %  Qonn  1846,  105  ff. 

(Eujebius  (H.  £.  6,  37)  beri^  oon  Semerem  in  Arabien,  bie  be^ait)Mes. 

2obag  bie  menf(!|Ii^e  Seele  beim  Xobe  bes  9Ren|(^n  jugkiä  mit  bem  ftor^  fitde 
unb  mit  i^m  oenoefe,  um  bereinft  mieber  mit  ii^m  oumfte^en.    Origenes 
unb   Q)iberlegte   biefe   äReinung   auf  einer  arabif^en    SQUobe    (ca.  246). 
(haeres.  83)  \fii  ber  Partei  ben  9lamen  Arabici  aegeben.  Die  Angaben  bes      , 
laffen  nic^t  ju,  bie  äReinung  biefer  „Slrabier''  bapin  ^u  beuten,  ab  ^fitieit  fie  etnen 

25  Seelenfc^Iaf  angenommen  {^m^owvxlxai^  fo  Siebqienning) ;  es  Rubelt  fiA  oielni^ 
um  eine  Semi^tung  ber  Seele  tm  lobe  {pvrßok^%tiai,\  3o^nnes  oon  i^omosbis, 
haer.  90.  MSG  94,  758).    Sgl.  bie  oon  Zatian  (orat.  13)    entmideBe  "S^^. 

Ärow*—  fiitteratur:  1.  3n  gef ^i^tli^er  ©inj i(ftt :  o.  Scngerfe,Äenaan  1,218  ff. ;  »Itiert 
(Srbhinbe  »bX  u.XVI;  m^I, »orber«  unb  ^ittelaften  299  ff.;  Slofenmüner,  »iblifc^e  «Iter- 

aotumöfunbe  I,  1  @.  232  ff.;  (g.  3Re^er,  ®cf^.  bc8  Altertum«,  I  131.  176;  ferner  «ölbefe, 
^S'^omen  unb  SBo^nfi^e  ber  «ramäer"  tm  9luglQnb  1867,  !»r.  33  unb  34;  'Aoovqioz,  2'i'aioc. 
Zvqoq  in  ber  3tf(^r.  ^ermeä  V  (1871),  3  @.  443—468  unb  bie  9'^amen  ber  aroniftifi^fii 
9iation  unb  „Sprache"  in  8bm®,XXV  113  ff.  »gl.  aud^  bie  «rtüel  ,,«ram-  in  Sc^nfel« 
»ibelle^üon  (iltdlbete)  unb  9lie^md  ^anbtt).  b.  bib(.  tlltertumd'. 

35  2.  3ur  9leIigion  ber  ^ramäer:  3-  Selben,  Syntagmata  duo  de  Düs  syris  (1617); 
'l^eljer,  ©efc^id^te  bed  altert.  I  246  ff.;  »ätl^gen,  Seitr.  jur  fem.  9teIigtondgefc^.,  »erlin 
1888,  unb  baju  !»ülbc!c,  3bm®  XLII,  473  ff.;  »Qubiffin,  ©tubicn  gur  femit.  9lcItgion*gef(^. 
1,  298  ff.  2,  154 ff.  192  ff.  245 ff.;  ©dftolj,  ©ötcnbienft  u.  3aubcrwefen  bei  ben  alten  ^ 
bräcrn  unb  ben  benachbarten  »ölfcrn  244  ff.  301  ff.  409  ff. 

40  3.  ^ilfdmittel  jum  @tubtum  bed  9(ram5if(^en  in  feinen  beibcn  3^eigen,  bent  fSffl'  unb 
€ftaram&if(^en,  finb 

la)  5um  biblifc^  ^Iramäifd^en  u.  Sar^umif^en :  S.  %,  Suj^atto,  Element!  grammaticali 
del  Caldeo  biblico  e  del  dialctto  talmudico  babilonese,  $abua  1865,  beutfc^  erft^ienen  unta 
bem  ^itel :  @^rammatif  ber  bibt.'d^alb.  ©pracj^e  u.  bcö  ^biomö  bed  ^almub  »abli.  (^in  ^Irunb' 

45  rifj  u.  @.  be  iSuj^atto.  ^uS  \itxix  Stalten,  mit  $lnmer!.  herausgegeben  uon  %k,  8.  ilruger. 
»rcSlau  1878 ;  englifc^  u.  ®.  Q^olbammer,  Grammar  of  the  biblical  chaldaic  language  aad 
the  Talmud  Babli  Idioms,  9?ctt)-9orI  1877 ;  ®.  ©.  ®incr,  ©rammatif  be«  bibl.  unb  tarou' 
mifc^en  S^^albaidmud,  2.  ^.,  fieipjig  1842  ;  %  $.  ^etermann,  Porta  linguarum  Orient.  U, 
Brevis  linguae  Chaldaicae  grammatica,  chrestomatnia  cum   glossario,  2.  9f.,  »erlin  1872; 

50  @.  tau^fc^,  (^ramm.  bed  bibl.  ^ram.  Sei))i^ig  1884;  %,  Kaiman,  (ä^ramm.  bed  jübifd)^ 
paläftinifd^en  ^ramäifd)  nac^  ben  3^iomen  bed  pat&ftinifd^en  ^almub  unb  ^ibroft^,  be« 
£!nIe(oStf)argum  (cod.  ßocini  84)  unb  ber  jerufalem.  älargume  )um  ^entateu^»  fieip^.  1894: 
(^^reftomatt)ien  uon  %.  ».  ^iner,  (^^alböif^eö  fiefebuc^  aud  ben  .Xargumim  bed  «[£.,  %%. 
neu  bearbeitet  u.  %  Srürft,  i^eipgig  1864;  ^.  ^er;,  Chrestom.  tiugum.  e  codd.  vocaLbabrl. 

55  instructis  edidit  adnotatione  critica  et  glossario  instruxit  1888  (Porta  lingg.  orientt.  YIII). 
©tracf,  ^briS  beö  bibl.  firamäif*,  Seipj.  1896;  ^orti,  ^rjaef.  ®ramm.  ber  bibl.  ora» 
©prat^e,  »erlin  1896.  ficyifa:  a)aS9ScrI  Don  3o.  »ujtorf,  Lexicon  chald.,  talm.  et  rabbin. 
ed.  a  Jo.  Buxtorfio  fil.,  Basileae  1640  (neue  [fe^r  mongcl^aftel  ^uSgabe  üon  ».  ^fc^er  2w- 
1866-1879)  ift  jejit  ontiquicrt  bur(^  3.fiet)l),  (£|alb. Söörterbu^  über  bie  Xargumim  unb  ein« 

CO  grofeen  Xeil  bcö  robbinifd^en  ©d^rifttum«,  2  »be,  öpj.  1867. 1868  (mit  9?a(^ttfigen  unb  «f 
ric^ltgungen  uon  c^Ieifd^er). 


Svftttt  771 

b)  3utn  Samarttanifdften :  gr-  U^Iemann,  Institutiones  linguae  Samaritanae,  Scip^ig 
1837 ;  3.  $.  $etertnann,  Brevis  lüiguae  Bamaritanae  grammatica,  litteratura,  chrestomathia 
cum  gioesario,  1873  (Porta  b'ngg.  orientt  III);  Stof^ti,  ©amarttan.  Stubien/ SBredlau  1868 
(f.  baju  miMt  in  (Beiger«  3tf(^r.  VI,  204  ff.);  berf.:  8ur  &pxa<bt,  Sitteratur  u.  3)ogmatif  bcr 
©amor.,  fi^j.  1876.  5 

c)  ^ie  palm&renif(^en  Snf^nften  bei  9lob.  ^oob,  The  ruins  of  Palmyra,  Sonbon 
1752  ff.;  ^.  be  iBogüe,  Syrie  centrale.  Inscriptions  s^mit.  publik  avec  traduction  et 
commentaire,  ^arid  1869—1877, 4^  ;  Oart^lemQ,  BeflezioDs  sur  l'alphabet  et  sor  la  laogue, 
dont  an  ab  aervoit  autrefois  ä  Palmyra,  ^ari«  1874;  @tointon  in  ben  Philos.  Transactions 
VoL  45.  (5.  weiter  fieü^  in  8i)m®  XV  615  ff.;  XVIII  65  ff.;  XXIH  282  ff. ;  Dberbid  10 
XVm  741  ff.;  9«ÖIbefe  XXIV  85  ff  ;  @a*au  XXXV  728  ff.;  XXXVI  664  ff. ;  SKorbtmann 
XXXVm  584 ff.;    ?.    ©gröber  XXXIX  352J.;    @»«,  24.  Äpril  1884  @.  417 ff.    Über 


bad  9«abQtäif*e  Xu*   in  33)m®  H  395  ff.;  III  129 ff.:  Seöti  XIV  363  ff.  549  f.;   XVII 

331  ff. ;  Vttkx  XVn  575  ff, ;  mihtU  XVII 7Ö3  ff. ;  XXV  122  ff. ;  Sadftau 
XXXVIII  505  ff. ;  3.  (guting,   9iiabatäifd6e  gnfc^riften   auÄ  Arabien,   »erlin  1885.    SSßl.  15 


82  ff.;  »lau  XVI 


überhaupt  aud  bem  Oorpus  inscriptt.  semitt.,  ^eraudgegeb.  \>,  b.  $arifer  Acad^mie  des  in- 
scriptions  et  bellee  lettres,  bie  btö^er  erf^ienenen  jmei  ^efte  ber  InscriptioneB  aramaicae 
(1889.  1893),  bie  eigentlich  aramfiif(^en  unb  bie  nabatftif^en  ^nf^riften  entl^Itenb ;  femer 
bad  ^rf :  9(udgrabungen  in  Senbf^irli  I,  d^nl.  unb  gnfc^ften,  »erltn  1893  unb  ba^u 
2).  ^.  ^MUtt:  ^ie  alten  femit.  Snfc^riften  uon  Senbfc^irli  in  ben  f0nigl.  ^ufeen  ^u  »erlin,  20 
mtn  1893;  Dgl.  mihtlt  Sbm®  1893,  @.  96  ff. 

IIa)  3unt  S^rif^cn  '•  9t*  ®-  ^offmann,  Gramm,  syriaca,  ^aQe  1827 ;  ntn  ^erau^.  oon 
9lb.  aXeri,  Qramm.  Syr.  Part  I,  ^aUe  1867 ;  (S.  9{eftle,  @Qrif(^e  ®rammatit  mit  fiitter., 
e^reftom.  u.  O^Ioffar.,  2.  tC.  1887  (Porta  lin^.  orientt.  V) ;  Xf^.  ^ölhth,  ^r^gefagte  ft)r. 
@)ramm.,  Stxpi.  1880.  (S^reftomatl^ien  r>,  ®.  %B.  ftirfc^,  Cluestom.  syr.  cum  lezico.  Denuo  25 
ed.  ®.  ^.  »cmfteitt,  fieipjig  1832.  36;  ©.  Slöbiger,  Chreatom.  syr.,  3.  «.,  ^atte  1892; 
¥•  3ingerle,  Ghrest.  syr.,  mm.  1873.  £ejrifa:  (&.  (Saftellud,  Lex.  heptagl.  Hebr.,  Chald., 
Syr.  etc.,  äonbon  1669;  ben  f^r.  Xeil  bearbeitete  bejonber«  3.  3).  3fti(^aeIiÄ,  ®ött.  1788; 
ffi.  ^a^ne*6mit^,  Thea.  syr.,  Ojforb  fasc.  1—9,  1868—1893;  ^.  »rorfeintann.  Lex.  syr., 
^eft  1-7,  »erlin  1894—1895.  30 

b)  3ur  &pxa6it  bed  bab^I.  ^a(mub :  »urtorf  u.  Kaiman  f.  oben.  ^.  3-  fianbau,  rabb.:* 
arani.«beutfc(ed  ^».  mx  ftenntnid  bed  ^almubd ,  ber  Sarauntim  unb  9Ribrafd^im,  ^rag 
1819—24;  3.  £e))9,  Ißeu^br.  unb  c^alb.  »örterbu^  über  bie  Salmubim  nnb  Wibraf^im, 
fieipjig  1876—1887. 

c)  ^anbäif(^:  Xf).  mihdt,  ^anbftifc^e  ®ramm.,  ^aUe  1875.  35 
^ad  92euf9rif(^e  (f.  0.)  ift  grammatifdi  bearbeitet  bur(^   92ölbe(e  (Q^ramm.  ber  neuft)r. 

Spraye,  fipa*  l^^)-  ^9^*  $^^  u^  @ocin,  2)er  neuaram.  ^ialeft  bed  ^ür  9bbin,  mn. 
1881,  2  »be  (I.:  Xejte,  n.:  überfefeungen)  unb  6ocin,  S)ie  neueren  2:Mtc  oon  Urmio  bis 
«loful.  Jeyte  unb  Überfejungen,  Tübingen  1882.  —  Über  bie  paWfrtn.  »olfäfpra^e,  »elc^e 
Seju«  unb  feine  3ünger  gerebet,  f.  gfranj  a)eliuf*  in:  Saat  auf  Hoffnung  XI  (l874),  195ff.  40 
»öttd^er,  ^ugfüftrl.  Öebrbu^  ber  ^ebr.  ©ürac^  I  6. 18;  bef.  aber  5Ke^er,  3efu  SRutterf<)rac^e. 
^d  galilAij^  ^ramtitfd)  in  feiner  »eb.  f.  b.  (Srtiftrung  ber  SHeben  3efu  u.  b.  ($dü.  über« 
t^aupi,  gfreiburg  unb  fieif^^ig  1896. 

Slam  bejetc^net  im  Wl.  bie  in  6orien,  aRefopotomien  bis  hinein  in  bie  oberen 
Zigrisebenen  unb  X^ononblAoften  innerbalb  bes  Xautus  feg^aften  femttifc^n  Stamme,  45 
bie  SlramSer  ober  Sqrer,  wtlqt  nie  eine  taatli^  Sin^it  biloeten,  voraus  |id|  ber  Um« 
ftanb  erflärt,  bog  £"7^,,  abge[e]^n  oon  ber  ipoter  ju  befpre^enben  Stelle  (ßen  10,  22  f.,  nie 
als  (ßefamtname,  fotibem  tmmer  nur  5ur  Sejeitilnung  einselner  StSmme,  fianbftrid^e 
unb  9{ei<|e  gebraucht  n)irb. 

Das  m.  untnfc^eibet  nämliA  1.  &?':n:  d*:»  b.  $.  Stram  bes  Stromlanbes  (gen  co 
24,  10;   Dt  23,  5:  9{i  3,  8;   $|  60,  2,  9lorrima  in  ben  Xell-el^Stmama^Sriefen 
(fßtf^r.  für  Sq^rioL  6,  268),   in  ben  äa9ptif4en  ^nf^riften  »^rina  (9Ras  aRuIIer, 
Hfien  unb  Suröpa  na(|  altSgvpt.  Denhnalem,  1893  6.  249  ff.),  gemö^nli^  als  5Be« 
jei^nung  SRefmiotomiens,  m  £anbes  jiDij^n  (Eup^rat  unb  Zwis  gefajgt,  aber  wofjH 
(f.  Strod  ju  (5en  24,  10)  bas  £anb  jrotf^n  Sup^rot  unb  (^oboros.    Der  penta«  66 
teu^if^  ^riefterlobes  ^  baffir  Q>Nt.  l?5  (Ben  25,  20.  28,  2.  6—7.  31,  18.  33,  18. 
36,  9.  26.  46,  15,  b.  i.  ©efilbe  Slrams  («Ben  48,  7  bloß  o"^«;  $0  12, 13  a-«  f^lP). 
Siellei^t  ^t  |i^  biefer  9lame  in  bem  bes  Xell  gfebbän  bei  mittelalterli^n  arobif^en 
Cßeogn^n  erhalten.  9lad^  £agarbe  ^abbänä,  Dorf  bei  Aarr^,  Acad.  3,  340;  f.®e» 
fen.  $38.  über  bas  Sil."  S.  694.    2.  -pvm  ^T^,  als  ber  für  bie  3sraeliten  oor  bem  eo 
Siil  bei  »weitem  n^i^tigfte  Stamm  biefes  SoUes  oft  [c^Ie^troeg  &T^  genannt  (2  6a 
8,  5;  3e[  7,8.  17,3;  2lml,5).  vmi,  au^  P^^i-^  u.  P9TO,  feUinf^riftl.  Dimasfi, 
Dimosla;  og9pt.  Ximas!u  (9Rax  SRuIIer  a.  a.  O.  162.  234),  3e[  7,  8  cn»  ^^  ge« 

49* 


772  Kram 

r  ^ 

nannif  am  (I^rpfon^oos  (Sarabo)  in  ber  (Ebene  ^i:^   unter^Ib  bes  Sntilibanon 

gelegen  ((&en  14,  15.  15,  2;  2  6a  8,  5;  1  itg  11,  24),  no^  je^t  eine  ber  bdmi' 
bentften  Stabte  Sorberaflens.  3.  nsis:  D-»  ?pf  60,  2;  2  Sa  10,  6.  8  («?^a^),  bas 
jur  3eti  Dm)ib5  unb  Sauls  mat^ttgjte  9lei(|  1  6a  14,  47 ;   2  Sa  8,  3  ff.  10,  6.  8; 

5H5f  60,  2;  1  Q^r  18,  3;  2  Q^r  8,  8.  S^rober  SmZ.'  183  ibeirttffaiert  ra-^^  iKit 
bem  leiltnf^riftl.  Subtt,  bos  er  fflbli(!|  von  Domoslus  anfe^ ;  fydtdri  mit  bem  fip&teien 
Q^aQis  an  ben  Iu)>femi^en  (2  6a  8,  8)  Xb^gen  bes  fitbonon;  |.  ^terfibet  ui^ 
aöetteres  bei  Selen.  $333. ''  6.  656.  4.  =i^1  n-^a  orilt.  (2  6a  10,  6)  in  ber  9t^ 
barttaft  ber  unroeit  Dan  gelegenen  6tabt  ^rn  rr^a.    3iaA  9?i  18,  28  log  3)att  lAer 

10  £at5  „in  bem  ^al^  wtVS^ts  naA  SSt^«9{e^b  [iA  erftrem"  b.  ^.  in  bem  oberen  Zeil 
ber  $ule^«9lieberung,  bud^  oelqe  bie  mituere  So^banqueKe  £ebban  fRegt.  5.  c^ 
!^???:  1  (S^x  19,  6;  (Ben  22,  24  (»gl.  2  6a  10,  6)  unb  6.  ö-^^a  "ni^^  (2  Sa  15,8; 
ügl.  1  (Shx  2,  23),  no^  ju  Daoibs  ^^U  felbjtftanbige  ABnigrei^e,  oon  oer  Sermon« 

([c^enb  ab  unb  ö|tli(^  oon  (B.  $ei$  ttef  naäf  ^afan  ^inabrei^enb,  aber  SRoTc^  meß« 
i^er  als  (Bef^ur ;  f.  DiKmann  3U  Dt  3,  14. 

3n  ber  Soßertafel  (Ben  10,  22  f.  merben  oier  Sla^fommen  SIrams  genannt:  V^, 
::'*in,  -n,x  unb  ib?:.  Der  erfte  9lame  finbet  fi^  (Ben  22,  21  au(^  bei  ben  Slid^oriben 
unb  36,  28:  1  (Ebr  1,  42  bei  ben  (Qoritem.  3er  25.  20  ©erben  r^^  r*^  ^'^^ 
enoo^nt  in  oer  Slußä^uing  ber  Söller,  XDüäftn  3<$^  leinen  3ontIeU^  rei<|t,  monn 
20  \\ä)  bie  p^ilijtaif^n  [fliegen  unb  an  biefe  (Ebom.  (Enblid^  lofarb  ftigl  4,  21  bie  Zoster 
(Ebom  bejei^net  als  roo^n^oft  im  £anbe  V^  b.  f).  biefes  in  Se|i^  genommen  ^obeiib. 
Sine  oergleid^enbe  Unterfuc^ung  biefer  6tenen  unter  ^injunaqme  oon  ^i  1.  3,  ow 
$iob  be3ei(!|net  roirb  als  grog  oor  allen  ^Ip.,  ^^,  enoeift  bie  'ufiten  als  ein  tm  fyoi' 
rän  Vi  fu^enbes  Soß  aramaifc^en  6tammes  (f.  bef.  9Be|ftein  bei  DeliMtt  3ob' 
26  576  ff.) ;  ^"tn   o^ne  ßi^^tf^I   i^te  Setoo^ner  ber  oben   enoalnten  $ule^  *  9ctebcruig 

(dJ^s:)! . ;    ^'^.?.  ift  ni(!|t  me^r  na($u)eisbar ;   ^7?,  oofflr  beim  C^niften  *^{^  (o^ 

W  120,  5),  ]eU  5Bo^  mit  bem  doog  Mdaiov  (ogl.  Strab.  11  p.  641),  fe^  7m 
'Slbbin,  norblid^  oon  Wifibis  bmbintert.  SBenn  (Ben  20,  21  ü'^»,  oon  ^'«ttp^  oig^ 
leitet  unb  bem  9la^or  als  (Enlel  untergeorbnet  mirb,  fo  ^anbelt  es  fi(^  (ier  roo^I  ra 

ao  einen  |fingeren  l^voeia  bes  aramäif^en  35oIIes. 

Die  (jraae  na(!|  oen  urfprfinglid^en  SBo^nfi^en  ber  9lram&er  roollte  man  auf  (Brunb 
ber  etellen  2lm  1,  5  unb  9,  7  (ogl.  2  ilg  16,  9-  3ef  22,  6)  entf^eiben,  oo  es 
^eigt,  3^^^  ^^^  ^t^tn  aus  jlir  ^ergefübrt,  unb  ben  Damoscenem  anaebro^  w\A, 
bag  |ie  lieber  bort^in  roeggeffi^rt  roerbien  follen.  6eit  3*  ^-  9Ri<^aeIis  (ogl.  Supplem. 

36  p.  2191,  Specil.  T.  II  p.  121)  oeritanb  man  bie[es  "i"^P.  oon  ber  (Begenb  am  ghift 
Aur,  bem  Kvgog  ber  (Bnec^en,  meld^er  jtoili^en  bem  fc^roorsen  unb  laspifcben  SReen 

giegt  unb  mit  bem  SIraxes  5ufammen  in  leMeres   fid^   ergießt.    6onac^  lollten  bie 
[ramaer  urfprüngli^    „in  ber  (Begenb  bes  ftur  norbn)ärts  oon  Slrmenien    geioo^ 
baben  unb  oon  bort  in  bie  £&nber  am  mittleren  £auf  bes  (Eup^rats"   eingenxiiüMst 
40  fein.    Diefe  3Inna^me   wixh  inbes  oon    ni(!|t  unerheblichen  6^n)ierigleiten    g^rüdL 
Denn  nic^t  nur  bleibt  es  (ogl.  Deli^ft^  3ef  6.  265  Slnm.)  bebenlKA.  baft  "*T.  oonie 
k  unb  im  3nlaut  i  ^at,  u)a^renb  jener  glug  Kur  lautet  unb  im  ^erfifd^n  (eid^ 

bem  3lrmenif(^en  unb  2ntper|if(^en,  wo  Kura  =  Kvgog)  mit  ^=5  gefc^rieben  w\A\ 

es  wiU  anä)  htai^M  fein,  bag  '^''7.1  rotl^^  man  bei  biefer  Slnnd^e  mit  Ao^Mifton 

46  nörbliA  oon  9lrmenien  ibentifijiert,  na^  3ef  22,  6  mm  aff^rifc^en  SteiA  geirrt,  mfiqreiib 

bod^  bte  Sllf^rer,  fo  oiel  n)ie  belannt.  nie  bis  5um  Aur  ^in  ^errfd^ten.  ^üttt,  (S^niel, 

Sibellex.  3,  534)   beult  an  (E^n^eftica  p)\mtn  Orontes  unb  CEup^rat,  oogegen  te 

oon  SRannert  unb  6(^raber  ^eroorgebobene  umftanb  fpri(!|t,  bag  ber  £>rt  CEqrr^us,  n«| 

meli^em  bie   £anbf(!|aft  (EQrr^eftica  benannt  ift,   feinen  SRamen  u)o^I    erft  bwn^  bie 

50  (Bried^en  nad^  einer  gleichnamigen  6tabt  in  aAacebonien  er^Uen  ^t,  gaii^   obQ^e|ei 

baoon,  bag  eine  SInfiebelung  ber  befiegten  Damascener  in  einer  i^ren  bisherigen  tßo^^ 

fi^en  fo  na^e  gelegenen  fianbfd^aft  n)enig  SBa^rfd^einli^ieit  ffir  fid^  ^aben  ourbe.  9M 

^aleoji  (Revue  des  ätudes  juives  11,  60)   n)öre  6fibbab9lonien  gemeint    Reilii' 

|^riftli(i|  ift  ber  SRame  "i^R  bis  jeW  ni(^t  aufgefunben. 

56        SRofe  oon  ^oxtnt,  ber  (Befd^i(^tf(^reiber  Slrmeniens,  jö^It  ben  %rant  (ogl.  bist 

armen.  I,  p.  12)  unter  ben  6tammoätern  feines  SoOes  auf,  allein  ber  9lame  fyä  mit 

Slrmenien  ebenfon^enig  etums  3U  t^un,  u)ie  mit  ben  "EQSfxßoi  ober  ''Aqiiuuh  bes  dornet. 


üram  773 

Cr  (ebeutet  oieüei^t  Hebung;  $o^Ianb.  3n  ben  Aetlinf^riften  finbet  ft^  als  Slamt 
Slrantäas  Arumu  unb  Arimi  *  boneben  iotnmt  ober  oud^  bte  ebenfalte  Sbamäet  um» 
falfenbe  S^eid^nutt^  „fianb  ber  C^tti"  doi.  Den  Xlnterf^teb  ptfd^n  ben  9lramu 
unb  ben  (S^oüx  befhmmt  S^raber  ba^in,  bag  bie  (Sfyxtd  bte  SBeft«  unb  Sübaramäer, 
bte  SIramu  bagegen  bte  9lorb«  unb  £>ftaiamäer  umfaMen  (ügl.  ftSIX.  @.  31  ff;  grriebt.  6 
Deltfcf^,  $arab.  257  ff.).  !Die  (Bried^en  nannten  bte  älrantaer  2i;^oi  (oeiifiijt  aus 
'Aoavgioi),  ein  9lame,  ber  „urfiminglt^  pon  ben  (Brie^n  am  f^oarjen  UReer  auf  bte 
beut  otfvrifc^n  iRei^  untenoorfenen  9laAbam  in  ilappabocien  angeuHinbt,  balb  auf  bie 
^aufrtmaffe  ber  SBeooHerung  bes  affqrifqen  9{ei^  ausgebe^nt,  unb  fomit  ein  S^no« 
n^nt  oon  Slramäif^"  n)urbe.  SRit  ber  3^\t  nabmen  bie  ^n|fli^n  SbomSer  feKft  lo 
biefen  9lamen  an,  ba  bei  ben  3uben  ber  iRame  .ymamSer"*  allma^Iii^  bie  Sebeutung 
„$eibe"  erhielt.    Die  hwteren  3^n  bejeü^nen  mit  Km"'?an«  gerobeju  bas  Reiben« 

tum.    SBenn  bie  Kraber  Serien  bur^  ^\iü  b.  i.  Slorblanb  bejeü^nen,  fo  ift  biefer 
9lame  im  (Begenfa^  3u  ^tmtn  =  SUblanb  gemeint 

3n  gej^i^i^r  Sejiel^ung  map  bier  nur  baran  erinnert  sterben,  bag  Sbom,  na«  15 
mentli^  Damasius,  be|[en  le^ter  |$fir|t  Slejin  mar,  bmif  bie  oon  ^Sfyts  oon  3uba  gegen 
i^n  unb  feinen  Serbflnoeten,  ^ela^  oon  Ssrael  ju  $ilfe  gerufenen  Slf^r  unter  Zu 
glat^«$ilefer  erobert  unb  5ur  abhängigen  ^rooinj  gemacht  mürbe.  Spater  ftanb  es 
unter  bobQlonifA^^albäif^er,  bann  unter  perfif^er  $errf^,  bis  es  noHC^  ^esanbers 
bes  (Brogen  Zobe  ein  eigenes  9{ei^  Serien  oilbete  unter  ben  Seleudben  unb  fo  au^  ao 
3ubaa  umfaMe.  Seit  ^ompeius  (64  0.  (Elfc.)  lam  es  enbli($  unter  romif^e  $errf($afi 
Sgl  jur  Coef^id^e  ber  aramäif^en  Staaten  ben  9.  Serien. 

i>it  9{eItgion  ber  Slramäer,  b^ren  ^olqt^ismus  bos  alte  Xeftament  9li  10,  6; 
2  dESfi  28,  23   begeugt,  mar,  mie   alle  oorberafiati|&en  5tulte,   f9mboIif(|er  Statur^« 
bienfi    Son  aromäif^en  (Böltem  lennen  mir  (oal.  ^atk[en,  Seitr.  gur  femit  9lüU  25 
gionsgefd^.,  S.  66  ff.)  ben  oon  9RaIrobius  ote  Qoc^ften  (Bott  ber  Sqrer  bejei^neten 
©Ott  $abab  —  2  Sa  8, 3  ff.  in  ber  3ttfö^"^«w(.  "iimn  ds  8lame  eines  itonigs  oon 
3oba  oorlommenb  — -,  mo^I  ein  (Bemittergott,  mä)  feiner  Sbentifijierung  mit  bem  aff^r. 
®ott  Slamman  ober  9{immon  5U  f^Iieften.  Ws  memli^es  Aomplement  ju  $abab  nennt 
aRabobius  bie  —  urfprungli^  mit  Sparte,  ber  9Ronbgöttin  ibentif^  —  (BBttin  mox^  30 
gatis  —  aram.  ^^^s^r^y  naif  einer  palmar.  Silingue  —,  bie  große  (B5ttin  ber  Snrer 
(f.  b.  9Ü.    ^aupfflotten  il^res  5lultus  in  Serien  maren  ^ierapolis  unb  Damasms; 
cmger^olb  SQriens  ^lalon.  (Ein  Heiligtum  berfelben  'AxagyaTelov,  in  ber  Stabt  jlamion 
(fl|tai»t^  ftamaim)  mirb  2  9Raf  12,  26  genannt.   Sieben  biefen  beiben  (Bott^iten  er« 
feinen  ate  (B5tter  jmeiter  Orbnung  ber  SRimmon  (t^^)  bes  alten  Xeftaments,-  iben«  35 
tifc^  mit  bem  aff^r.  (Bott  9{amman  =  V^^  b.  i  ber  Donnerer  (SArober  R^Z  ju 
"  '       -  ■       -  5,  18,  laut 


2  Ri  5,  18);  ogl.  1  ilp  15,  18  ben  (Eigennamen  V^^'^  unb  2  Äg  5,  18. 
melc^er  Stelle  iRimmon  etnen  Zempel  ju  Damasius  ^e.    9{immon  ffl^rt  ebenfo  mte 
$abab  auf  (Eqlittbem  ben  DonnerleiL    Site  Tidgeögoi  bes  Sonnenaottes  in  Sbefja 
nennt  3ultan  (bei  Süfbatn  a.  a.  £>.  S.  76)  ben  3Ronimos  unb  ben  Slj^.  erfteren  als  4o 
Hermes,  leMeren  ate  mts  nad^  bem  Sorgan^  bes  3<nnbli^us  erllfireno:  f.  fiir  bie 
^i^Ieit  teuerer  Deutung  auger  ben  9la$metfen  bei  SBSt^en  noA  9loIbeIe  3^^^® 
XLII,  474.    3^1^^^^  Selege  giebt  es  für  bie  Sere^rung  oer  (Bott9eit  (Bob,  ^^,  bos 
ebenfo,  mie  bas  entfpred^enbe  grieq.  rv^n  in  erjter  £inie  (ds  SlppeUtmo  unb  bann  ate 
(Bottesname  gebraut^  mirb  (ogl.  3^f22,13).    Aaifer  $eIiogabaI  oerpflanjte  ben  Dienftiö 
bes  Sonnengottes  oon  (Emefa,  (mgabal  ober  Sllagabal,  na^  9{om  ([.  3^^®  XXXI, 
91  ff.).    SBeitere  aramöif^e  (Boti^etten  nennt  3<tbb  oon  Sarug ;  f.  3bm(B  XXIX, 
110.  —  eine  bunte  (Bottenoelt,  unb  jmar  ^uptfä(!|li^  planetorif^  (Bott^iten,  finben 
mir  3U  ^olmQra.  Dort  marb  namentliq  ber  burc^meg  bem  3^us  glei^eftellte  ^immete« 
ffext  I7:i3bys  gefeiert  ate  „ber  $en  ber  SBelt",  „bes  Slame  auf  emig  "geprieien  mirb,  50 
ber  (Bute  unb  ^arm^enige";  neben  ibm  jmei  $aare  oon  Sonnen«  unb  aRonbaottl^iten: 
Slglibol  unb  9RaIa^bel,  3^<^i^oI  unb  Sei;  nebtn  Sei  ate  meibli^  Aomplement  bie 
(Böttin  Seltis.   2BefentIi$  mit  Sei  ibentii^  ift  S^emef^,  bie  Sonne  fd^IeAtbin;  aber 
S(^emefd^  eine  eAt  palm^renifAe,  Sei  eine  aus  Sc^bnien  einge^rte  (Botwett,  ebenfo 
roie  9lebo,  ber  ^lanetengott  (9RerIur).    Son  meibli^n  palm^rentfAen  ©ott^eiten  mirb  55 
einmal  infc^riftli^  Stargatte  ermähnt;  femer  in  Serbinbung  mit  S(9eme|6  bte  arabif^e 
ailftt.  —  2Bas  ben  f9nM^en  (Bott  Xammuj  (f.  (Ej  8, 14  u.  b.  91.)  betrmt,  beffen  jtult 
in  Serien  in  ben  bes  pQönijifi^n  Slbonte  überging,  fo  i|t  berfelbe  aff^rif^n  Urtprungs; 


774  Smitt 

f.  6<^raber  ftSIX  247.  äbeiblidt  mmt  bteje  ®5tien»elt,  fo  fie^  mmt  1.  bog  ft^  nur 
Don  einseinen  aramäifAen  (B&ttem,  n\M  ober  oon  efatem  aromiif^^n  ^[kmt^eoit  ffben 
lägt,  bos  es  bei  ber  alten  3^^uttng  oer  Sbomier  launt  gegeben  ^;  2.  bag  Bei  ben 
älramaem  Mon  jtfi^  bob^Iontf^,  ordbifc^e  unb  ido^I  no^  anbete  ®5ttergefialten  ein« 

5gebrungen  finb. 

Was  txMi)  bie  aramSil^e  @pra(^  ^^^f  f^  9^^  biefelbe  gu  bem  nürblif^ 
^auphtoeig  bes  femitif^en  @)nra^ftannne$.  9Ran  unm^ibet  bos  Ojt*  unb  bos  SBeft« 
atamStf^e.  3u  lekteiem  ge^9rt  1.  bos  3er  10.  11 ;  X>a  2,  4—7,  28;  &t  4,  8—6, 
18;  7,  12—26  ugC  (ßen  81,  47  oodiegenbe  ,b{bHfd^  VtantSiMbS  bos  niN^  niaiu^ 

10  Wtertümli(!|e  aufmeijt,  tDüi^es  ]pSitx  üerij^inbet,  mt  3.  S.  bte  SaffioMIbung  bin^ 
inneten  Solalme^lel,  bie  Silbung  bes  CutufatiDS  mit  ha  ftatt  mtt  a  (Kilbele,  Die 
[entit.  6pra(!|en  30),  (Erfd^inungen,  in  loe^en  nid^  ßebiaisntenju  fe^n  finb.  SRft« 
ix&n^lxä)  iDurbe  feit  ^ieronQmus  (5U  Da  2,  4)  biefes  biblifc^e  9iram8ifA  ,(!:b(ilb8^' 
genannt.    Die  alten  ^Ibier  b.  $.  SobQlonier  rebeten  einen  anbeten  DiaIdL    Dib 

15  alte  Xeftament  bejei^net  bie  SpttiAt  bet  genannten  Slbfc^nitte  als  ^'V^  Da  2,  4 ; 
2  Ro  18,  26.  mi)  ber  leiteten  Stelle  iDurbe  bas  «tamfiif^e  f^on  sur  JtSnigkeit 
jnmt  ni^t  00m  gemeinem  SoB  in  3^<^I^^t  ^^  ^  ^on  ben  Some^men  Derftonben 
unb  Don  ben  amitiUen  (Btogen,  oie  es  benn  ,in  alter  3^tt  re^t  eigentli^  bie  Ser< 
le^tsfptad^e  Soroetafiens'  mx  unb  etioa  bie  Steüuim  einna^,  loelc^  .^ute  bem  Sm^* 

so  lii^en  etioa  ober  bem  gftansdfif^n  eianet^  Dies  finbet  feine  Seftümuna  bux^  bie 
a|[^|(!|en  SRonumente,  inbem  uns  auner  (Beoi^n,  »el^e  neben  Aeili^r^t  auA  3m 
f^^en  in  aram&if^  Spraye  unb  Smrift  aufmeifen,  au(^  eine  9{eibe  oon  ZQontfifel^eii 
mit  itaufDertrSgen,  (l^elontrdten  u.  f.  f.  teils  in  aram&ifd^,  teils  (n  aftoriMer  Sfnoi^ 
unb  6(^rift  erhalten  finb  (S^rober  in  ^bm(B  XXVI,  167  ff.).    3um  aBefiaraniail^ 

26  gebort  2.  bie  Spraye  ber  Xargumtm  unb  ber  ierttfalemi|i^n  (Femara ;  3.  bos  6ama« 
ritanifAe,  bas  uns  in  ber  famoritanif^en  Hberfraung  bes  ^entoteuc^.  (Bebeten,  fiitur» 
gien,  £iebem  unb  ^iftoriMen  (Schriften  edalten  %;  4.  bie  Qpta^t  ber  palmipeni^ 
3nf^riften  auf  ben  Xrummem  von  ^almqra  (iuibmor)  in  (Smien,  ^um  3:eil  mit 
grte(9t|(!|er  Öberfe^ung  aus  ber  3^^  ^  ^or  (T^fto  bis  ins  3.  3<^i$.  noA  bemfdben, 

80  unb  bos  fogenannte  ^abatSifc^e  \  $.  bie  Serle^ts«  unb  S^^riftfpra^,  loeU^  ju^  bk 
an|a[ftgen  arabijc^en  Stämme  Syriens  im  Ie|ten  3<^r^.  oor  unb  ben  ertten  3^4^ 
naä)  Cbrifto  beotenten  unb  bie  uns  in  v^bti^n  SnfAriflen  bes  Sinai,  JBetra's  (ta 
nabatai|(!|en  ^auptftabt)  unb  bes  ^aurdn.  besgl.  auf  ütelen  nabatfiif(!|en  SDcfimen  no4 
oorliegt.  —  ^  eine  ber  älteften  aramäi|(!|en  änfArtften,  bie  roir  lennen,  gilt  Die  oon 

86  3*  (Euting  entbedte  3nf(!|rift  aus  Üeimä.  Sie  gehört  nac^  (Euting  noc^  oor  bas  3<^ 
500  0.  (Qr.  •  f.  SRöIbele,  SSST,  19.  3uli  1884,  S.  813—818.  »on  befonberer  »^ 
beutung  fflr  bie  jtenntnis  bes  filteren  9lramfii|(!|  finb  bie  p  Senbf^irli  in  9lorbfprien 
gefunbenen  3nf6riften  (f.  o.S.  771,19).  —  Sin  roeftaramfitf^er  Dialeft  with  no^  qeute 
oon  ben  Seioonnem  oon  SRaUuIa  unb  jmeier  bena^borter  Dorfer  bes  3IntiIibanon  ge> 

40  fprod^en  (3bm(5  XXI,  183  ff.  XXIV,  249  f.). 

Der  loettaus  roid^tigfie  3^^^9  ^^  £>ftaramSi|c^en  ift  bas  im  engeren  Sinn  foge^ 
mnntt  S^rifc^e,  ^erlommli^  als  bie  ,ebe|fenif(^e  ^prac^e'  beseic^net,  wtl^  feit  bem 
2.  Z(if)xf),  eine  retAe,  faft  ausjc^liegli^  ^ftMe  fiitteratur  aufjmoeifen  ^  unb  fi4 
über  bas  Xigrisgebtet  auc^  naq  Jßerfien  ausjgebreitet  fyd.    Der  Umftanb.  bag  bie  \^ 

46  rtf<^  rebenben  unb  fd^reibenben  SQriften  [i^  tn  9leftorianer  unb  SRonopbqfiten  fpalteten, 
batte  bie  9lusbilbung  einer  eigenen  oftf^rif^n  (neftorianif(!|en,  perfifqen)  unb  me{t< 
mrilAen  ({alobitifc^en.  rSmifc^en)  SRunbort  5ur  gfolge.  Das  ältefte  no^  ooifianbene 
IQriiiQe  Dohiment  tft  bie  oKi^rf^einlitil  fdbon  an  bas  Snbe  bes  2.  ^riHHAen  3<9^-  9^ 
^örenbe  äberfe^ung  bes  91.  unb  91X.    i)k  feit  biefer  3^^  entftebenbe  f^rifmsffirqflCqe 

60  fiitteratur  erftredte  fi(^  auf  Sibelerll&rung,  Dogmatil  unb  ^olemil,  SRort^robaten  unb 
fiüuraien,  aber  au^  (Bef(!|i^te,  ^bilofi^ie  unb  Slatunoiffenf^aften.  S.  wtmxts  m 
bem  3lb[c9nttt  ,  fiitteratur  ber  fQt.  IltrAe'  bes  9lrt  Serien.  3^^  £>ftaramaif^n  ge^ 
femer  bte  Sprache  bes  bab^Ionifäen  Xalmub.  bas  SRanbaifc^e  {tmi^  3^^f^^  genannt), 
b.  i.  ber  Dialett,  in  vel^en  bie  9.  Sd^riften  ber  SRanbfier  (au(^  3^^^^  ^^^  3o^nes> 

66  jünger  genannt)  gef^rieben  finb,  enblic^  einige  no^Je^t  aefprod^ene  Dialefte,  roie  ber 
oon  Xur  "Slbbtn  am  oberen  Xi^ris,  in  geu)iffen  (Degenben  öftli(^  unb  norbli^  oon 
9RofuI,  in  ben  benachbarten  C&ebtrgen  ilurbiftäns  unb  no<^  ienfeit  berfelben  an  ber 
SBeftfeite  bes  Urmiafees.  Dem  $ebrfiif(^en  fteben,  oie  geograp^if(!|.  fo  au(|  i^ 
ganjen  9lrt  naA  bie  »eftoramaifi^en  Dialefte  nS^er  als  bie  oftaramfiifdben.  Das  äßi^- 

60  aramäifc^e  ift  für  bie  Beurteilung  bes  ^ebraifc^en  oon  befonberer  Sebeutung,  ba  es 


Sbroiti  Statmr  776 

bas  $e6töi^  ftorl  beeinflußt,  fpäter  oollis  oeibtfingt  ^t.  SBonn  leMeres  gefc^e^en 
ift  (iebettfoib  in  ben  le^en  ^o^r^unberten  Dor  (E^pus),  lägt  fi^  ni^t  genau  no^^ 
toeifen:  5ut  3^tt  3^|u  uKtt  tebenfalte  bie  Umganasfiicaqe  (toenn  mit  Dom  (5rie(^{fc^en 
abfel^n)  in  $aI8fnna  bereite  ausf^Iiegli^  atontStiq  (''OIid). 

(TboralteriftiM  iK  ffir  bas  Sramfiifc^e,  neben  bent  (Bebrau^  ber  Stumntlaute  ftatt  6 
bei  Sibilanten,  ote  Vrmut  an  Solalen  im  Ser^Itnis  jum  ^mäif^en  ober  gar  oem 
3(rabifd^n.  Daaegen  jeid^net  es  M  oor  bieten  beiben  SqtDefterjprai^en  burc^  eine 
loeit  grogere  SfSQigfeit  jur  Serinfimung  ber  Satje  aus,  bur^  Jemen  grogen  9{ei$tum 
an  Jlonjunftionen  unb  ^^leife  mobtfijierenben"  Siboerbien,  buriQ  [eine  gtei^it  in  ber 
äBortfteilung.  3nfoIge  fetner  Serfl^ng  mit  fremben  Sprayen  ^at  bas  SramSifc^e  [eit  lo 
ben  älteften  !^tikn  oiele  SBörter  aus  joU^en  l^erfibergenommen,  namentli^  aus  bem 
^erfiUen  uno  ®r{e(!|ifi^en.  9Bas  fpestell  bas  @9ri|4e  betrifft,  fo  ift  feine  Santax  unb 
^^rafealogie  ftarl  burq  bas  ®rie(^{f^  beeinflußt.  (E^attertpifi^  ift  fflr  bas  69rif(!|e 
—  um  bies  no^  ^roorjubeben  — ,  oaß  es  Die  3.  $er|.  fg.  inasc.  unb  pL  masc.  fem. 
bes  3mperfetts  mit  n  bitbet  —  u)ie  au^  bas  SabnI.«XaImubif<&e  unb  SRanbäif^e  i6 
neben  ber  Silbung  mit  1  — ,  um^renb  ade  »eftaramätf^n  Dialette,  mit  bie  ilbrtgen 
femitifd^n  Sprayen,  mit  prSfigiertem  j,  unb  bag  fi^  in  i^m,  mit  auc^  in  ben  babQlon. 
Dialelten  bie  beterminierenbe  (9lrtiieI«)5Bebeutung  bes  ange^ngten  ä  (bes  fogenannten 
Status  emphaticus),  bie  fiA  in  ben  roeftaramfitjAen  Dideften  bis  in  jiemlic^  fpSte 
3eit  erhalten,  gan}  üerloren  qcA.    Sgl  9l91bele,  Die  femit.  Sprayen  6.  34  ff.  20 

fB9ld. 

Svotmr«  —  S)ie  ^anbf^rif ten  ftnb  ^a^Ireid^ :  in  ber  $alatina  ju  9lom  1716  (X.  ober  XI. 
saec.),  ®t.  ©atten  (X.),  Srüffcl  (qu«  htx  «btct  «nd^in)  mit  intcrcffontcr  ?Ranbbcmer!una,  Äaffcl, 
$aTid(3wei),  9l^eimd  (mit  ^iftor.  (SinL) ;  mel^rere  mit  alt^ot^beutf^en  ®Io{[fen  (ügl.  ftaumer, 
etnwirfunfl  bc8  ©^riftcnt.  k.  S.  102  ff.)—  «u«aabcn:  (Salamancal516;  »afcl  1537,  1551;  26 
:^9on  1588  (mit  3tit)encud  unb  (5ebu(iu«);  ßibl.  magn.  patr.,  Paris  1644  T.  Vm;  BM 
T.  X,  ^ari«  1677;  ®.  8rabriciu8,  CJorp.  poett  Christ  p.  569 ff.;  ^.  3.  «mjcn,  Silt^en 
1769  unb  9.  ^übner,  9{eiffe  1850.  S^t  MSL  68  finbet  fic^  bie  Slrnfrenf^e  «udgaBc  mit 
i^rem  t)oaft8nbiaen  Kommentar  unüer&nbert  abgebrudt;  ä.  (Saüe,  Scriptorum  ecclesiasti- 
corom  bistoria  Ütteraria  (1740-43)  p.  523 ;  ^leuffel,  (S^efAtd^te  ber  röm.  fiitt.  4.  SU.  1882  ao 
@.  1177 ff.;  »a^r,  O^efA.  ber  röm.  Sitt.  IV,  1  @.  140 ff.  1872;  (gbcrt,  ®ef*.  ber  fiitteratur 
bed  Mittelalter^  I  @. 490 ff.;  Mat)or,  Bibliographical  clue  to  latin  literature, Sonbon  1875, 
6.  113.  114;  Seimba^,  Über  ben  ^ic^ter  «trator  in  ben  ^Sift  1873  @.  225^. 

Srator^  ein  4riftli(!|er  Dieter,  oelc^er  um  bie  SRilte  bes  6.  3<^^^*  geblfi^t  ^t. 
Slus  fiigunen  g^flrtig  unb  oon  einem  ^o^gebilbeten  Sater  ftammeno  (Cassiodor.  35 
varr.  epist.  VIII 12),  u)urbe  Sbator,  frfi^  oeramiH,  oon  bem  (Erjbifc^of  fiaurentius  in 
IRailanb  [orgfSItig  erjogen  unb  juglei^  oon  bem  l)i(^ter  (Ennobius  (ogl.  Enn.  lib.  II, 
carm.  epigr.  105 ;  114—116)  unterftO^t.  Sein  fie^rer  nmr  Deuterius.  Später  fe^te 
9(rator  feine  Stubien  unter  bem  9{ate  lies  Sart^enius,  eines  Steffen  bes  (Ennobius,  in 
Kaoenna  fort,  grü^eitip  in  bie  aboolatorif^^  b^.  bblomotifc^e  £aufbabn  eingetreten,  40 
lentte  er  bur$  eine  feurige  9lebe,  toelAe  er  als  Spremer  einer  balmatintfc^en  ®efanbt< 
fi^oft  oor  ^Xh^otmäf  ^ielt,  bie  Slufmerqamleit  bes  gott|i^n  ^ofes  auf  fi^,  muroe  — 
miüiftinlxq  bur^  CCaffiobors  (Einflug  —  in  ben  gottf^en  @taatsbien|t  berufen  unb 
beuetbete  bas  9lmt  eines  Gomes  domesticorum  (Gassiod.  1.1.),  fobann  basieniae  bes 
comes  privatorum  (ogl.  9l§eim[er  ^anbf^rift  ic).  9la(!|bem  er  fo  bem  [tttli^  oer«  45 
lommenen  ftönig  9l&tlari^  eine3^it  lana  geoient,  gab  er  na^  3Iusbru^  bes  5meaes 
pif^n  bem  oftrömifd^en  unb  bem  o[tgotif$en  9leiAe,  u)a^d^inli<|  unter  bem  itonflute 
feiner  politifi^en  S^mpat^ien  unb  [einer  Slmtspfliqten,  foroie  anaefi^  bes  unobioenb« 
boren  3ufammenbruA$  bes  oftgotif^n  9{ei^s.  ben  Staatsbienft  auf  unb  trat  in  ben 
Air^eimenft  ein.  Der  $aoft  Sioilius.  ber  i^n  [e^  $o(^  f4i^te,  übertrug  i^m  ein  50 
Subbidonatju  9{om.  3n  oiefer  3^^  (d^rieb  er  fetn  no^  oouftanbig  ^Itenes  epif(!|« 
btbaftif^s  äüerl:  De  actibus  apostolorum  libr.  II,  loel^  bem  ^[sapfie  Sigilius 
geioibmet  unb  auf  beffen  Snorbnung  in  ber  Airc^e  Petri  ad  vinoula  im  X  544  an 
oier  Xagen  unter  großem  SBeifall  ber  $örer  dffentlic^  oerlefen  rourbe.  (ßeburts»  unb 
Zobesio^r  besl^i^ters  {inb  in  Dunlel  ae^filtt.—  J>as  erfte  Su^  ber  SOten  j^t  1076, 55 
bas  ^tte  1250  Hexameter;  jenes  [fliegt  mit  W6  12,  biefes  mit  bem  äRartprium 
bes  Paulus  unb  fietrus,  grei^  alfo  ein  menig  über  WS  28  hinaus.  Die  Serfe  finb 
por  nid^t  frei  oon  pro{obif$en  äRSngeln,  oenn  |ie  an  Ilaffittem  9Rage  gemeffen  n)erben, 
oo(^  oenaten  fie  bi(|terif^e  unb  r^torifd^  C&eioanbt^eit.  !bes  Dichters  3i^I  ^^<  (^P* 


776  9ratot  «rt^dobgier  BtMtft^e 

ad  VigU.  V  19—22),  ni^t  etnm,  bieS^rift  bes  fiulos  in  Serie  unisugieften  (in  SBiri* 
lid^Iett  übergebt  er  iDtd^tige  (Ereigniffe  ber  Spoftelsefd^iAte),  foitoem  oor  aUem  ben  nah 
ftifc^n  Sinn  bes  SuAftobens  ju  entfallen.  Diefe  SKIegorien,  oft  an  S^ltn  uäb 
Flamen,  feltener  an  X^aten  unb  (Ereigniffe  angef^Ioffen,  |inb  meift  femlieoenb,  oft  oer> 

5  le^rt,  ntAt  feiten  gejd^madlos.  3ubem  unterbreij^en  {ie  ben  <$aben  bei  oft  onbretl^« 
ben  ept|^en  Darfteuung  in  einer  ffir  unteren  (St\äfmad  unanaene^en  SBe^  Sei 
ben  ßettgenoljen  fanb  oer  !Did^ter  ein  banloareres  Ol^  unb  um  |o  me^,  ba  er  —  ben 
Hrd^IiAen  9ln|(^auungen  {einer  3^U  burd^aus  Xe^nung  tragenb  —  auf  5toften  bec 
SBa^qeit  bie   Superioritfit  be$  ißetrus  fiber  ißaulus  na^suxoeifen  beftrebt  ijpt  (ogL 

10  meinen  2luffah  S.  225— 70  unb  befonbers  S.  289.  241  ff.  246.  247  ff.  250  ff.  263  ff). 
Spuren  ber  äuorien»,  ^eiligen»  unb  Xeliquienoere^nö  finben  M  in  ber  Dii^tiuig 
3erftreut.  —  Sluger  bem  ^auptiDerle  Sbators  finb  uns  no%  brei  in  Difti^n  gef^^mbene 
93riefe  erhalten,  ein  uraoid^tiger  (24  SS.)  an  ben  0bt  gflorianus,  jioei  loextoollece, 
nSmlid^  ber  SBibmungsbrief   an  ben   ißapjt  Sigilius  (30  SS.)  unb   ein   ISngeRs 

15  Sd^reiben  (102  SS.)  an  ben  ätteren  3ugenbfreunb  ißartQenius,  loel^  oon  Sirmonb 
3uer|t  l^erousgegeben  mürbe.  £ei»lii|. 

Krottfto  Sqnobe  f.  Orange. 

Krt^SoIogte,  biblif^e.  Sitteratur:  VuS  bem  Altertum:  ^ufebiud  Ueoi  ttav  rarixcär 
ovofidrcov  Tcbv  ev  xfj  ^eiq  YQatpfl ;  ^ieront)muS,  De  sitn  et  nommibuB  looonim  hebndoonim  Über 

20— Beibe  in  Lagarde,  Onom.  sacr.*  1887;  ^pi^l^aniud,  Überrage  u.  (S^etoic^te,  l^eroudg.  Don 
Lagarde,  Symmicta  11  149  ff.  —  «u8  bem  TOttelaltcr:  S)ic  Stinerarc.  —  Später:  C.  Sigonin«, 
De  republ.  Hehr.  1583;  Arias  Montanus,  Antiqnit.  jud.,  in  ber  Hnttt)erp.  $oI^l.  1593; 
Petr.  CunaeuB,  De  rep.  Hebr.  Lugd.  1617;  Thom.  Goodwin,  Moees  et  Aaron,  C>cf.l616; 
Bcland,   Palaest.  ex  monum.  veter.  illustr.  ed.  2  1714;  J.  Spencer,  De  legib.  Hebr.ritmL 

25  Cant.  1675  (ed.  C.  M.  Pfaff  1727).  —  H.  Witsiua,  Aegyptiaca,  Amat  1683 ;  Suiib,  1)k 
alten  jüb.  getilgt.  $amb.  1695;  Waehner,  Antiqu.  £br.  Gott.  1743;  Leydekker,  De  rep. 
Hebr.  Amst.  1704;  g.  ^.  mdiatM,  SRof.  [Red^t,  fbW  1777;  $Bamelrod,  (^tmurf  b.Jftfn. 
filtert.  1782  (1794.  1832).  $on  ba  an  »eitere  fiel^r*  unb  ^nbbü(^er  ber  «r^ftoL:  O.  t 
»auer  1797  (®otte8b.  SBerf.  1805);  Sal^n  1796 ff.  (1817 ff.);  «ug.  Sc^ols  1834;    be  «Bette 

80  1814  (4.  ^ufl.  1864) ;  Pareau  (Antiqu.  1817) ;  t).  Sengerle  (Eanaanl.  1844);  Soalf^u^  1855f. 
(mof.  JRc^t  1846/48.  53) ;  j&anebcrg  1869 ;  (&mih  1848  (1866) ;  Äeil  1858  f.  (1875) ;  ^• 
ftenberg,  »ü*.  SWof.  unb  %^pt.  1841;  »ä^r,  @l)mboI.  b.  mof.  Äult.  1837/39  (1874).  - 
9?eucften8 :  3Ben^aufen,  Prolegomena  (1878)  1883  (4.  «.  1895) ;  Stabe,  ®ef(^.  38r.  1887  ff.; 
tiltel,  ®efd§.  b.  $ebr.  1888/92;   De  Visser,   Archael.  Utr.  1891;   SScnainger    unb  ^omd, 

35  «rd^fiol.  1894.  3)aiu  bie  9lcaltt)ürterbü(^cr  (Wiener,  ^erjog.^Iitt,  ©cftcnfel,  »Kc^m;  ^m* 
burger;  Äitto,  Encycl.  Brit).  —  ©nblidi  bie  9fleifebefc^reibungen  unb  gcogr.  Hilfsmittel,  »o* 
ruber  bef.  mf)x\(fii,  Biblioth.  geogr.  Pal.  1890  unb  8b$93;  fotote  %gerte  »ie  «kU^oufeiu 
tiefte  altarab.  .^eibent.  1887;  W.  B.  Smith,  Kinship  and  marriage  in  early  Arabial887; 
the  Relig.  of  the  Semites  1889  (1895);  3acob,  3>a8  ßebcn  ber  üoriälam.  ©ebuin.  1896. 

40  1.  Segriff  ber  Disjiplin.  Die Sejeid^nung  !4^;^aM>Aoy/a  oberAntiquitates 
ift  uns  befonbers  burd^  bes  3of^^us  SArift  biefes  9lamens  gelaufig.  (Er  benennt  \t 
(genauer  ^lovdaixt]  'Aqy.)  feine  Darftellung  ber  israelitifd^ « ifibif^en  CSef^id^  oon 
ber  Srfd^affung  ber  SBefi  bis  auf  bie  !^trt  bes  Aaifers  9lero.  äorigens  fyd  3ofep^ 
ben  Slamen  nid^t  erfunben;   fd^on  Diondius  oon  $alicama^  unb  anbere  gebrauten 

45  il^n  oor  i^m  für  Darftellungen  ber  alten  C&efd^id^te  bejm.  SR^tpobgie  (ogL  Plato,  Hipp, 
maj.  S.  285  D;  Diod.  I,  4;  IV,  1).  9BoIIte  man  in  biefem  urfjnrflnali^n  6inn 
oon  einer  biblifc^en  Slr^öologie  reben,  fo  mfigte  man  barunter  eine  Sefd^u^te  Ssroels 
unb  bes  iübifd^en  SoIIes  bejm.  ber  (£^riften^eit  in  ber  biblifd^en  3^%  alfo  eine  biblifi^ 
(Sefdbic^te  nac^  allen  ibren  Sejie^ungen  oerfte^n.    Mein  biefer  Spra^ebrau^  b^ 

60  langft  einem  anbem  Splo!^  gemad^t.  SB&^renb  allerbinas  noc^  3a^n  unb  9{o|eniitfiner 
ben  Segriff  Slrd^äoloaie  im  alten  Sinne  faffen.  fo  ift  man  beutsutage  barm  fiber« 
eingelommen,  mit  biefem  Slamen  einen  ganj  be^mten  Slusfd^nitt  ber  gefamten  bib* 
lifdBen  (gefc^iAte  —  im  meiteften  Sinn  —  ju  bejeid^nen:  bie  miffenfqiaftlid^  Dar» 
fteUung  ber  93er^altnijfe,  Sinrid^tunoen  unb  Srauc^e  bes  bfirgerli&en  unb  religiofen 

55  fiebens  3sraels  m  biblifd^er  3eit.  Damit  ift  unfere  Disjiplin  oon  felbft  geaenflber  bei 
biblifAen  C&efd^id^te  im  gemöQnlic^en  Sinn  (omo^I,  als  gegenüber  oer  bioIi|(|en  2^ 
logie  oeutliA  abgegren^.  $at  jene  als  C5efd^td^te  3sraels  unb  ber  3uben  im  biblifd^n 
3eitalter  unb  auf  bibhfd^em  Soben  es  mefentlid^  mit  ber  poIHifd^n  (EntmiAung  unb 
ben  allgemeinen  aeiftigen  Semegungen  im  Soße  innerbalb  ber  angegebenen  C&renieii 

60  JU  t^un ;  unb  fielit  oiefe  i^re  Slufgabe  barin,  bie  religiöfen  (gebanlen  oorjuffi^n,  m 


«r^aologie,  BiliKf^e  777 

fi^  in  Ssrael  im  Sauf  biefer  Snttoidlung  ^erausaebilbet  hoben  —  iDobet  jebe  ber  beiben 
tDteber  in  jiDet  [elbftftönbiae  Disjiplinen,  bie  aUteftamentli^e  ,{^iAM*\uhMt)  unb  bie 
neuteftamentli^  (fx^bif^^apoftoIiFd^e)  3^itgefd^iit^te  einerfetts,  joiDte  bie  alt*  unb  neu« 
teftamentlic^  Z^otogie  itya>.  9leIiatonsQe[d^i^e  anberfeits,  J^ilt  — :  fo  befd^ränft  bie 
mäfioloait  ober  SÜteitumsIunbe  {t^  auf  bos  auA  in  ber  noffiMen,  r9mi|d^*srie$i[Aen,  s 
9Bi{fen[qiaft  als  befonberes  tbbeitsfelb  ausaef^tebene  (gebiet  ber  (oaenannten  Sllter» 
tfimer  b.  ^.  ber  fiebens«  unb  SelelMaftsoerQSltniffe  innerhalb  bes  btblif^en  Soßes.  — 
Streng  genommen  lonnte  man  fi^  freili^,  loenn  oon  biblif^er  SbAäoiogie  bie  Xebe 
ift,  m  ber  (Emiartung  für  bere^gt  oalten,  bag  bie  Sitten  unb  Sröuqe  alter  berjenigen 
SBöuer  jur  Darftellung  ju  lommen  Qaben,  ,,unter  meiern  bie  biblifgen  S^^en  ent«  lo 
ftanben  finb  uno  auf  uielc^  [ie  Sejug  nehmen".  60  fogt  in  ber  2^  (5e)enius  ben 
Segriff  unferer  Di^iplin  (^all.  (Encuu.  X,  74)  unb  no^  SR.  9leMIe  jtimmt  t^m  in  ber 
neuejten  Bearbeitung  ber  ^agenba^fd^en  (EnqllopSbie  (12.  9ufl.  £e%.  1889)  6. 154 
Vnm.  2  bei  unb  miu  {ogar  (153  unt.)  bie  „(BefAiAte  bes  ifibtfd^n  SoBes  unb  {einer 
Serbaltniffe  ju  anbem  Staaten''  in  untere  ^Di^tpun  aufgenommen  u)i|{en.  SIber  es  15 
leuiQtet  au^  oon  felbjt  ein,  bag  bamit  bte  Shifgabe  oiel  ju  umfaffenb  gi^ei^net  ift,  um 
in  einer  etnselnen  2)i£9iplin  unb  oon  einem  (Einjelnen  oenugenb  geIo|t  toerben  ju 
Snnen.  So  loenig  es  noA  bem  Segriff,  ber  fi^  m  biefe  SSiffenfc^often  ^erausgebilbet 
bot,  3um  SBefen  ber  biblif^n  C5e{d^i$te  ober  ber  biblif^n  Zqeologie  gebSrt,  bag  alle 
tn  ber  Sibel  oorlommenben  Sößer  nad^  i^  (Sefd^id^te  ober  9leIigion  gef^ilbert  merben,  20 
fo  loentg  ift  bies  bei  ber  Slr^Iogie  ber  gfalL  (Es  Rubelt  |iA  ber  Statur  ber  Sac^ 
noA  ^ier  mie  bort  um  bas  Soß  ber  Sibel  im  befonberen,  bas  QebrSif^'iflbitte,  in  ben 
oerf^t^enen  Stufen  feiner  (Entioidlung  unb  um  bie  anbern  immer  nur  foniett,  „als  bie 
Sitten  unb  (gebrSu^e  biefer  Soßer  boju  bienen  lonnen,  ben  genuinen  Sinn''  ber  bib« 
lif^n  (israelitif^  >  ifibif^en)  Sitten  unb  (Bebräu^e  ju  erlennen  (Slonmd,  9IrA.  I,  2).  25 
SibliR^  «rA&oIogie  ift  fomit  in  ber  Z^  basfelbe  wit  ^ebröif^^ifibifd^  är^ologie. 


Damit  ift  unfere  tBiffenfAaft  sngleiA  aud^  gi^emiber  oon  einem  äBiffenspeig  abge« 
areii^,  ber  aus  ber  Sibel  f^öpft  uno  bo^  ntqt  mebr  3ur  biblifc^n  Slrd^bgie  gehört, 
fobalb  biefe  als  einbeitlii&e  l){sAipIin  gefaxt  mirb:  ber  Aunbe  oon  ben  (Eitmd^tungen 
unb  fidetisoer^Itntlfen  ber  ^ftli^en  (&emeinben  innerhalb  bes  Steuen  Zeftamentes,  ao 
fooeit  |te  fii^  Aber  bas  3nbentum  hinaus  entmidett  ^en.  Sd^Ieierma^er  unb  i^m 
folaenb  no^  $agenbad^<»^eif4Ie  (154),  finb  aud^  hierin  anberer  SnfiAt.  Sfir  bas  9tX. 
focoent  fie  oielme^  bie  Aenntnis  bes  „geiftigen  unb  bfirgerlid^n  3n|tanb«s  in  benen 
Segenben,  in  loelc^n  unb  für  uield^e  bte  neuteftamentlid^en  S^riften  oerfagt  mürben" 
(SQleierm.,  ^OeoL  Stub.  §  141).  3n  ber  Xfyat  ift  bamit  nid^t  allein  bie  ganje  neu«  35 
teftameitißAe  3ettgeMi4te,  bie  fi^  langft  als  felbftftanbige  9Biffenf^  loiraeloft  fyxt, 
no4  innerhalb  ber  w^logie  feftge^Iten,  fonbem  es  finb  befonbrä»  au^  bie  Sitten 
unb  £ebensoer|&Itniffe  ber  neuteftamentli^en  (Bemetnben  als  Stoff  ffir  fie  in  Slnforud^ 
genommen.  Das  moc^e  ffir  eine  frühere  3^tt  in  ber  Orbnung  fein;  bei  ber  ms« 
o^nung,  bie  ^uie  bie  t^eolimif^e  äBiffenfd^aft  auf  aßen  (gebieten  genommen  ^  ift  40 
unbebingt  S^ibung  ber  einsefnen  Disjtplinen  nSti^.  9Iber  fie  emofid^It  \iäi  ni^t  allein 
aus  pcottiMen,  fonbem  ebenfo  fe^r  aus  aßgemetnen,  in  ber  Saci^  felbft  liegenben 
CMboen.  Denn  ba  bas  91X.  bte  C5rfinbung  unb  Ausbreitung  ber  d^riftlic^n  Air^ 
«1  feinem  (Begenftanbe  ^at,  unb  mix  eine  eigene  9Bijfenf^  ber  AirAengef^i^te  bereits 
oefigen,  fo  lann  c^on  bes^alb,  n>as  bas  91X.  an  Sttten  unb  ßnftSnoen  ber  d^riftli(^n  45 
(Bemeinben  mittettt,  ni^  me^r  in  bie  biblifd^e  Slr^Iogie  etngereAnet  roerben,  otel« 
mc^  beginnt  bier  bie  Aird^ngef^i^te  unb,  mr  ben  Sttß,  bag  Ke  feubft  bie  fiaft  ni^t 
trami  untn,  bte  eiaene  Dissiplin  ber  Itrd^Iiqen  Ard^&oloaie.  Das  in  ber  Sibel  oor* 
^aiäciie  9RttteriaI  ^ierffir  ift  fo  fe^r  nur  (ßrunblage  für  bte  9BeiterentmidIung  ber  Sitte 
tn  ber  nafflUblifc^n  ^jtli^en  Air^e,  bag  es  loum  me^r  als  felbftftanbiger  Xeil  einer  50 


bibliHen  ftAiolbgie  gelten  iann.  Damit  ift  fretltd^  bie  aß^ergebrad^te  Disziplin  ber 
^Ifj^en^  Wd^Iimie  t^Sd^Ii^  auf  bem  ißunße  angelangt,  bag  fie,  um  iebes  SRig« 
oeifllumis  ju  umg^n  unb  falf^e  Stnfprüd^e  3um  ooraus  a^ule^nen,   es  oorjie^en 


vmbf  fium  alten  9tamen  abjufagen  unb  fid^  als  ^ebrSifd^'jübtfqe  Sr^ologie  auf  bib^ 
liUem  Soben  ju  be^ei^nen.  3n  biefem  gaße  mvA  man  es  oerfte^en,  ba^  beifpiels«  bö 
iDetfe  fite  bie  neutepamentltd^e  Sonntags«  ober  Slbenbmo^Isfeier  in  einer  fqjtematif^en 
Doiflelliuig  ber  SlrqiSoIogie  iein,  ober  nur  ganj  gelegentltd^er,  91uff(blug  geooten  mtrb, 
loogcflen  bte  geier  bes  Sabbat  unb  bes  ^ejad^  ausfu^rlid^e  Sefprequng  finben.  Die 
neiimmienfiUen  Kitfänge  ber  Sleubtlbung  ^gen,  fo  fe^r  fie  00m  altteftamentlid^« 
jfiMfqen  Somlb  beeinflußt  finb,  bod^  }u  mad^tig  mit  ber  u^eitem  lir^Iid^n  (Entoidlung  eo 


778  «r^bbgtc,  BiMifi^e 

pfammen,  als  bag  [ie  auger^Ib  bes  Sufümmen^ngs  mit  i^r  befriebtgenb  jut  9ii' 
fi^auuitg  gebraut  loeroen  iönnten. 

2.  Se^anblung  unb  9Ret&obe.    60  aufoefoM  bilbet  bie  ^MÜfcb HfibiH^ 
Src^Iogie  eines  ber  tDi^tigften  ^tffsmittel  jum  Setftonbnis  bes  9Uen  unb  ber|entgen 

5  Xeile  bes  9leuen  Xefbnnents,  bie  fi^  auf  jflbif^m  Soben  obbielen  obec  mtt  t^  im 
^ufammen^ng  [te&en.  3nbem  fie  bie  {nrofonen  unb  religiSfen  Ser^Itniffe  unb  £ebens« 
einrid^tunoen  oes  oiblif^en  SoÜes  3stoeI  jui  Dotjtellung  bringt,  ma^t  (ie  ben  ^en^fyx 
unb  ben  Stbellefer  erft  mit  ben  Sebingungen  oertrout.  aus  benen  bie  (Ereiontife  fetmt 
(5t\äfi^it  unb  feine  religiSfen  Slnfd^uungen  oerfifinbli^  loerben.    9lur  batf  oie  wAifaM 

10  logte  niAt,  mie  M^r  man^mal  gefd^,  lebigli^  ^als  eine  Qiftuex"  beixa^^  loemn, 
„in  wtlqt  man  oie  einseinen  Aömer  mfammenteSgt,  obne  fie  als  ein  mijjMttofili^es 
(Sanses  aufjufaffen,  in  melc^m  ieber  einselne  (5egenftano  feine  beftimmte  Steuung  ^ 
(®eorge,  I)ie  Sltem  iflb.Jfefte,  Serl.  1836,  6.  XII).  Sielme^  beftel^  bas  Sbeol  ber 
^xäfioloak  barin,  bag  „aue  biefe  gfiben  {u  einem  ^^en,  uon  einem  geiftioen  fiebens» 

15  prin^to  but^brungenen  (Saii^tn"  oetbunben  oetben,  „bas  SiblifAe  fooopl  in  feiner 
Seithqen  Entfaltung  als  in  feiner  rSumli^en  Susbrenung,  im  (Begenja^  gegen  bas 
neben^erlaufenbe  (E^nifc^"  baraefteüt,  „unb  fo  ein  belebtes  Silb,  in  wtU^  Säj/t  unb 
6<^en  gepBrig  oerteilt  finb,  oer  Seele  bes  fiefers"  oorgefübrt  loirb  (^agenb.  a.  a.  £). 
157).  Sin  jol^  !iitl  lann  aber  nur  errei^t  »erben,  mtnn  oie  Sinologie  niAt  no4 

20  (gefid^tspunlten  bearbeitet  mirb.  bie  i^rem  9Befen  felbft  fremb  finb.  @ie  ift  lAMvi^  m 
VusfAnitt  ber  israelitifd^>ifibif(9en  (ßejd^iAte  unb  bmn  oo^r  wit  bieje  nur  noQ  (^tori< 
fi^er  SRetbobe  bearbeitet  u>erben.  Dann  hegt,  bag  fie  bie  bitif^e  StAtung  ber  Queflen 
3ur  (Brunolage  bat  unb  bag  fie  bie  Sitten  unb  (mri^tungen,  bie  fte  bq^iU,  ni^t 
als  in  M  gef^lojfenes,  ein  für  allemal  fefifte^nbes  (Barnes  fagt,  fonbem  ipem  9Be^ 

» innerhalb  ber  (ßefqfa^te,  alfo  i^rer  allmSQH^n  gef^imtlid^en  (Entnridlung  von  t^n 
erften  auffingen  an  nad^fpflrt.  Sei  biefem  (&tVmt  miro  fie,  tro^  ber  oben  (@.  777) 
ausgefproqenen  (Einf(^nfung,  ni^  feiten  an  oie  (Brenne  bes  inaelitif^n  Solbtums 

fefil^rt  »erben.  $ter  gilt  es,  obne  eine  SefAreibuna  fremben  SBoOstums  im  3ii< 
tmmen^na  ju  g^n,  boA  biegfioen,  bie  oon  qier  nad;  äsrael  laufen,  fo  sufdmmen* 

ao  jufaffen,  bag  bas  3sraeliti{^  ni^t  mel^  als  ein  3foIiertes  baftebt  fonoem  fein  organi* 
fi^er  3ttfammen^ng  mit  bem  allgemeinen  SöQerleben  erlannt  mtro.  (Es  barf  aber  aii4 
nt^t  flberfe^n  merKen,  bag  bei  bem  gegenn&rtigen  3uftanb  ber  israelitif^n  fiitteratvr* 
gefd^id^te  mand^e  ißunite  ber  Slrd^äoloaie  l^eute  no^  niAt  mit  berjenigen  Gi^er^tt 
entfd^ieben  merben  Knnen,  mit  ber  fie  ba  unb  bort,  auf  (Srunb  einer  beftinnnten  m* 

35  nabme  in  betreff  bes  litterarifd^en  ißrojeffes  im  SIX.,  be^anbelt  »erben.  —  3)ie  (Ein' 
teilung  unferer  X)is3iplin  betreffenb  tann  an  eine  Streitfrage  auf  einem  nab  oenoanUen 
(Sebiet  erinnert  »eroen.  9Ran  ^t  neuerbings  für  bie  Sntteft  3:9eoIogie  (9X.  9leIigions> 
gef^i^e)  im  3ntereffe  ber  ftrengen  Durd^fi^ng  ber  ^iftorifd^en  9Ret^be  eine  Sfnorb^ 
nung  geforbert,  bie,  lebiglid^  bem  Sd^ema  ber  israelitifd^en  (Bef^id^te  folgenb,  bas  relt< 

40  giofe  I)enlen  3sraels  fo  3ur  Snjd^auung  bringe,  bag  oer  Darfteüer  je  inneid^alb  einer 
oer  belannten  ^erioben  oer  (Sefd^id^te  ben  gefamten  Serlauf  berfelben  in  biefem  Stri- 
räum  in  gefd^Ionener  (Erbrterung  oorffl^re  (Smenb ;  ogl.  Oort  in  XbeoL  XifbM^r.  1895 
S.  102  ff).  !Dem  entfpre^eno  ^aben  bie  beiben  neueften  DarfteUer  ber  9ebrSif<^n 
Srd^Iogie  fi^  au^  für  biefe  SBiffenfd^oft  bie  gftage  geHellt,  ob  es  geratener  fei,  an 

45  Stelle  ber  ^gebra^ten  (Blieberung  nad^  (Begenftönben  oieienige  na^  Venoben  ansu« 
»enben,  an  Stelle  eines  fiSngsfd^nitts  einen  Querf^nttt  oorjune^men,  um  ben  3n^ 
ber  3)is3tplin  jur  Slnfd^ung  ju  bringen.  Seibe  lommen  (Senj.  3,  9lon).  I  4)  ju  bem 
(Ergebnis,  baft  ber  ^ergebra^  9Beg,  mofem  nur  auf  i^m  ber  Unterf^ieb  ber  3^rkn 
in  ber  (Entfaltuna  jebes  einzelnen  (Begenftanbes  genfigenb  bead^tet  »erbe,   entfqid^n 

60  ben  Sorsug  oerbtene.  3n  oer  Zbot  »tri)  auf  bem  anbem  9Bege,  bei  allen  Vorteilen, 
bie  er  fonft  bieten  mag,  bie  (Einlt^t  in  ben  (Enhoidlungsgang  ber  Sitten  unb  SrSu^ 
erJ^ebliffl  erf(&»ert,  augerbem  finb  einerfeits  SBieber^oIungen,  anberfeits  £fiden  in  ber 
3)arftenung  oie  faft  unoermeiblid^e  3ugctbe  {euer  SInorbnung.  Sei  ber  fad^Ii^en  %n^ 
orbnung  nun  liegt  es  in  ber  Sflatur  bes  (Begenftanbes,  bag,  »ie  fd^on  beim  IlafftMen 

K  Sntertum.  fo  befonbers  beim  ^röifd^ » {übifd^en  sunS^ft  3»if4en  profanen  unb  religtöfen 
Ser^Itntffen  gef^ieben  »irb.  So  »trb  \xq  oon  felbft  ber  groge  (Einfd^nitt  ergeben,  ber 
bie  (Befamtbissiplm  in  }»ei  Hauptabteilungen,  bie  profane  unb  bie  religiöfe  (fahale) 
Sntertumslunbe,  gliebert.  Die  le^tere  fyxt  es  mit  ben  für  3$rael  fo  befonbers  bri^eut^ 
famen  religiSfen  Sräud^en  unb  (Einri^tungen  3U  t^un.  3m  Unterf^ieb  oon  ber  biblif^^n 

60  Ideologie  fagt  fie  nid^t  in  erfter  £inie  bie  religiöfe  (Bebanlen»elt  bes  biblifd^n  SoRes 


«n^blogie,  UUiff^e  779 

ins  S(uge,  fonbern  bie  im  Aultus  unb  fat  leligiSfer  6itte  unb  (Einti^tung  objeftioterte 
9{eItgion :  fie  bef^etbt  ben  äugeten  Seftanb  unb  SBerbirf,  ol^ne  freili^  bobei  9on  ben 
inneren,  tceibenben  religtofen  Gebanlen  aans  abfe^n  m  lonnen ;  l^ier  berttbcen  m  beibe 
9Bi{fen{Aaften.  31^  Stoff  gltebert  fi^  m  eii^Inen  |o.  bog  bec  ^ilige  Ott  (Sunbes' 
labe,  Stifts^tte,  $ö^n,  Zemoel,  S^nagooe),  bie  ^eilige  ^anblung  (Ofifer,  (Bebet,  5 
(gelfibbe,  £>rQleI,  Steinigung),  bte  Reuige  3ett  (Sabbat,  9ceumonb,  Sefte),  bie  ^eilige 
^etfon  (9rie[ter,  fieoiten,  Se^,  ^opbeten,  Slafirfiet,  ^ierobulen  u.  a.)  bie  »aufrt« 
gegenjtänbe  bilben.  Die  augecgottesbienftlii^en  (Begenftfinbe  loeä^en  gerne  in  $rioat» 
altertilmer  unb  Staatsaltertümer  abgeteilt,  bo^  paffen  biefe  Sejei^tmngen  nur  teiboeife; 
e^  iSnnte  man  oiedei^t,  mill  man  nic^t  bie  ganse  (Einteilung  fApinben  laffen,  uom  10 
prfoaten  unb  Bffentlid^en  fieben  reben.  Dinge  u)ie  Aflnfte  mb  SBiflenf^crften,  ieben^ 
falte  aber  SRage,  (Smxä^t  3!^itre(^nung  unb  ibnl  ge^Bren  bann  oem  (enteren  an. 
Dem  (Banjen  mirb  man  mit  Ke^t  eine  furje  Uberfid^t  Aber  fionb  unb  fieute  voran« 
ge^n  laffen. 

3.  l)ie  Quellen  finb  natflrli^  bei  einer  9Bi|{enf^,  bie  fo  veitoentoeigt  ijtis 
unb  einen  fo  grogen  3^t^^um  umfaM,  mit  bie  unfere,  entnnre^nb  reid^Itto.    9Ran 
ogl.  barfiber  auA  Stofeumfiller,  Stbl.  Slltertumslunbe  I,  1  S.  6—130.    A.  in  erfter 
£tnie  [inb  natflrlid^  Denhn&Ier,  Snf^^riften  unb  Stfinjen  ate  bie  eigentlif|en,  unmittel« 
baren  llrlunben  3U  nennen.    1.  Sin  rvodf  er^ltenen  Saubenimalen  ift  ^Stfüna  be< 
tanntli^  ungleid^  ärmer  ab  bie  meiften  anbem  ibilturlänber  bes  SOtertums.    Si$  ie^t  20 
beftebt  bas  aBefentlfa^fte,  was  bie  gorf^ung  unb  Slusgrabuim  in  biefer  ^infiAt  3U  Xage 
gefbroert  ^aben,  aus  geu)i{fen  9{eften  oon  Sauten,  SRauem,  SBafferleitungen  in  3^<tI^nL 
aus  benen  fmvo^l  ote  Topographie  3^nt[alems  ate  bie  jbinbe  fiber  (Beioerbebetrieb 
unb  JbinHfertigleit  in  Ssrael  manc^  9la^ng  jie^t.    9ugerbem  finb  ba  unb  bort 
(Araber  erj^teffen,  bie  fomol^l  nad^  i^cer  Slnlage  als  in  Snbetrad^t  geioiffer  aus  i^nen  25 
ju  erfd^liegenber  SeftattungsfUten  unfer  Snterefle  enoeden.    Vu^  S^nf^^erben  unb 
(Semi^te  lonnen,  menn  au^  nur  in  geringer  3<^9lf  l^iei^t  g|»ogen  loerben;   befonbers 
aber  oerbienen  (EnoS^nung  ber  Xriumpl^boaen  oes  Xitus  in  Stom  wtfutn  ber  auf  i^ 
er^ltenen  Sla^bübung  b^  XempelgerSte.  fou)ie  mand^erlei  affnrif^,  Sg^ptifc^  pl^öni» 
3ijd^  u.  a.  Saumerfe  unb  Slulpturen,  bie  ate  9Rufter  bejm.  Analogien  jum  Serftönb«  ao 
nis  israelitifc^er  Sautoerle  (Zempel,  ^alSfte,  Slt&re  u.  a.)  ober  jur  (Erlutruna  teraeli> 
tif(^r  Sitten   (Aleibung,   Ariegffl^rung  u.  a.)    bienen  ober  gerab^  Slbbilbungen 
israelitif^iflbifAer  Dinge  unbißenonen  entölten  (Xitusbogen  *  Obeitel  Xl^latpilefers  III). 

2.  9ud^  an  3nf(^riften  ift  3sraei  unb  bas  3ubentum  oei^itntemä|{g  arm.    Die  mm* 
tfaften  Jinb  bie  oes  SRefa  oon  9Roab,  fofern  fie  unmittelbar  oon  3srael  Rubelt,  bie  35 
Suoal^infi^rift  in  3^nifalem,  Jene  ous  oem  9.,  biefe  mo^l  aus  bem  8.  ^(äft^  0.  (T^. 

ttammenb,  unb  bie  belannte  SBamungstofel  am  Xempel  bes  aerobes.  Sluhertilem  lommen 
n  Setra^  eine  Snsa^l  pl^oni^ifd^er  3nf^riften  u)ie  befonbers  bie  grone  Sorlop^a« 
injärift  bes  (Ef^munasor  unb  bie  Opfertofel  oon  SRapia,  fomie  grieäifAe  unb  latet* 
nifqe  3nf4riften  aus  ißaiaftina  unb  auf  bas  :3ubentum  bmglfa^.  9latflrl{A  bieten  au^  40 
bie  affnrif^en,  SgmrtifAen  unb  anbere  oorberofiatifc^n  3nf^riften,  mie  bie  Denhnale 
biefer  SöBer,  allerlei  uRaterial.  bas  oon  ba  unb  bort  beijujielen  ift.  3.  Slus  ber 
SRaffabfierjeit  unb  ben  folgenben  3^tten  befi^en  u)ir  eine  9lma^l  fiibif^r  SRfinsen, 
bie  felbft  toieberum  mit  entfpred^enben  perfifd^n.  otolemäifd^en  uno  feleudbifAen  SRfinsen 
oerglic^n  loerben  mfiffen.  B.  3n  jmeiter  fitnte,  aber  l^ier  febr  mefentltd^,  lommen  45 
bie  fAriftlic^n  Quellen  in  Setra^t,  unter  benen  felbftoemänbliq  ooranjteben  1.  Die 
S^^en  bes  Snten  unb  Sleuen  Xeftoments,  fon)ie  3.  x.  bie  altteftamentt  Slpob^plen. 
9{atfirli4  linb  fie  nid^t  planlos,  nod^  loeniger  nad^  oorgefaMer  9Reinung  m  oenoerten, 
fonbern  leoialic^  auf  C5runb  bes  litteror^iptorif^en  (Ergebniffes  Aber  i^re  ^DKaffungsseit 
unb  i^ren  ^tftorif^en  (E^alter  (f.  oben  S.  778, 22  ff.).  (Es  foteen  2.  bie  Sc^nften  bes  50 
Sflttoius  3of^^us,  befonbers  über  ben  jfibifd^en  ftriea,  bie  Sb^loaie,  fomie  contra 
Apionem.  Seine  Sd^riften  finb  mit  Sorfic^t  311  benftgen,  ba  er  bur^s  ni^t  frei  ift 
oon  ber  Xenbem,  teite  ftd^  felbft.  teite  bas  {ilbtfAe  SoO  in  gflnftiges  fiic^t  ju  ftellen. 

3.  $^ite  oon  Silesanbrien  ^at  einen  großen  aUeaorif^en  Aommentar  3um  $entateud^ 
oerfaj^:  vojuodv  Uqwv  dUt^yoglaif  ber  aber  ebenfalte  nid^t  frei  oon  apologetif^r  Xen«  55 
bens  ift,  augerbem  oenöt,  bag  ^Po  bes  ^ebräif^en  unbinbig  mar.   4.  Sine  mistige, 
loennoleid^  oielfad^  oud^  trfibe  Quelle  bietet  femer  bas  rabbinifqe  SArifttum :  SRibnifc^ 
unb  Xargume  foioie  ber  Xalmub  (3Rif%a  unb  Xofep^a).  Diefes  (s^rifttum  bat  feine 

I,  bie 


SIBurseln  in  mfinbli^er  (Erilirung  unb  SBeiterbiOrnnq  ber  Eiligen  Sänften,  bie  balb 
na^  ^d^lug  bes  91X1.  Aonons  begann.  3nfofem  mtrb  fid^  in  il^m,  gerade  mas  Sitten  oo 


780  «rt^aologte,  BtBIift^e  Kn^bloste,  Itrt^I^e 

unb  Sinri^tun^en  anlangt,  mand^e  Bead^tensioeite  ZrabtUon  er^Iten  ^ben,  bte  uns 
bem  Setftanbnts  ber  ^u.  Sänften  nä^bringt  —  natfirlid^  befto  me^,  {e jfinger  bUfe 
6d^riften  [tnb.  3mmer^in  ift  hn  Sluge  su  bellten,  bag  bie  {c^riftlic^  Suf^et^ming 
ber  robbinMen  £itteratur  in  t^er  heutigen  gronn  iaum  Aber  bos  jiDeite  3Ö9^nbert 

6  naA  (Sft.  Qtnauf^e^.  ^od^ftens  einige  Zeile  bes  Xargum  lonnten  aUenfoIIs  bis  ins 
Sapr^unbeit  (£^nftt  {eM  5U  oerlegen  fein.  5.  (Ein  bäieutfames  Hilfsmittel  itt  ferner 
in  unferer  ^eü  erft  genugenb  er|qIo|fen  iDorben  in  bem  oltocAiMen,  baniitfSA^  bem 
oorislamifd^en  93oIIstum.  Sei  ber  3^iilt\t;  mit  rotUl^  fi^  ^ei  9ratim)5uem,  oor 
allem  ben  nomobifc^n  Sebuinen,  6men  unb  religibfe  SnfAouungen  3<t^^nberte  unb 

10  3ü^cuifenbe  lang  unoerSnbert  3U  ^Uen  {pflegen,  ijt  bte  jhinbe  00m  £eben  unb 
Genien  ber  3srael  ftarnmoenoanoten  Ssebuinen  bä  3^^^  ^^^  SRi^^meb  unb  no^  ber 
3eit  bes  ißropbeten  felbft  ffir  bie  Aenntnis  SXliAen  fiebens  Don  ^öAtter  S^eulung. 
6.  Slus  bemfetben  (ßrunbe  ift,  mas  9leifenbe  bes  Mittelalters  ober  oer  Siceujeit  bis  jmn 
gütigen  Zag  Aber  6itten  unb  SrSu^e  ber  Seioobner  ißalSftinas,  Slrabiens  unb  bec 

16  na#en  (5remaebiete  beri^en,  befonbers  ber  bebutnif^  gebliebenen,  oon  fio^em  SBeri 
ffir  unfere  aBiffenf^afi  9L  SHtUL 

Krt^SoIogie,  lir^Ii^e.  gf.  $i)»er,  C^tnleituna  in  bie  monumentale  ^ologic,  <iot^ 
1807  (grunbleaenb) ;  ebenb.,  Wtonnmtntalt  Geologie  (in  biefer  9ieaI'(Enc))fIi)p&ble) ;  gf.  ^ 
§txavi^,  Über  IBegriff,  Umfang,  ©efc^id^te  ber  c^riftlid^en  ^(r^&ologie  u.  f.  to.,  gpreiburg  1879 
20(au4  in  beffen  ^ceal'Snc^IIop&bie  ber  d^riftL  ^(Itertiimer,  9rt.  Vr^&oloaie);  bie  dinleltiuigeit 
in  ben  ^arfteUungen  ber  d^riftl.  ^rci^äologie  felbft  unb  bie  tl^eol.  @nc4flo)>&bien.  dine  grüw» 
lid^e  d^rörterung  fe^It  no$. 

Die  Seseid^nungen  ägyaioHoyla  unb  antiquitates  umf^Iiegen  im  antSen  Sma^ 

iiebrauAe  bie  Darfteüung  Jtmo^l  ber  aef^id^tli^  Sorgänge  als  au^  ber  btira  bie« 
elben  Qerbeigeffi^rten  3uft5nbe,  beifpielsmeife  bie  'lovdcuxfi  dgj^atoioyla  bes  gfutoius 
3ofep^us  (oon  biefem  feKft  gemöQnlid^  als  ^  ägyaioloyta  ottert,  vita  76 ;  oontn 
Apion.  I  10)  unb  bie  antiquitates  bes  Zeretmus  Sarro.  6eit  ber  9lenatf{ame 
verengerte  [i^  inbes  ber  6inn  auf  bas  ^eite  SRoment  unb  fyd  \iäf  in  btejer  Sin« 
fd^rönhing  tn  ber  Ideologie  mie  in  ber  IprofaraDiffenfd^aft  be^u)rtet,   tro^   ntc^  un* 

80  er^Ii^er  SAnmnlungen  ^infi^tlü^  ber  genaueren  SIbjgrensuna.  Die  cbißtAe  fbäfi* 
ologie  ober  Sutertumsmijfenf^aft  finbet  bemna^  im  (Banjen  ber  bijtorifd^n  Z^olooie 
ibre  befonbere  Aufgabe  in  b^  CErforfd^ung  unb  Darftellung  ber  fird^Iuben  unb  religiöKR 
£ebensformen  unb  3uftanbe  ber  c^nftli^en  C&emeinbe.  60  menig  (ie  freilid^  in  bei 
Sonjie^ung  biefer  Slufgabe  oon  bem  allgemeinen  unb  befonberen  ftr^ngef^iAtli^n 

36  (Enttoidelungsgange  abfd^en  barf,  fo  beftimmt  bod^  niAt  bas  3ntere[fe  an  biefem,  fonbem 
bas  3uftanoIid^e,  (5emorbene  i^ren  3n^It  unb  i^r  3^^^  Die  ftir^e  oIs  3nftitution 
unb  bie  in  il^r  befd^bffenen  C5eftaltungen  unb  mgerungen  bes  fird^Ii^n  unb  c^fUü^n 
Sebens  bilben  i^r  ObielL 

3Retbobifd^  ^t  bie  d^riftlid^e  SlUertumsmiffenf^aft  ba^r  i^ren  Slusgang  oon  bei 

40  Organifation  ber  Airc^  in  Serfaffun^  unb  Senoaltung  ju  nehmen.  Daron  ttlie^ 
unmittelbar  ber  Aultus  als  bie  mäjllxi)  georbnete  Seloftborftelluna  ber  (5emeinoe  ooi 
C5ott.  SRit  bem  Aultus  ift  auf  bas  engfte  oerfnupft  bie  jbinft,  onne  barin  i^  S^ 
fd^rönhing  3U  finben.  Dos  Subjett  ber  Set^igun^  an  ben  Stemtsformen  unb  bem 
Aultus  ber  Airc^  [omie  an  ber  d^riftlid^en  Aunjt  tft  bie  (ßemeinbe  in  ber  mannig» 

45  faltigen  (ßeftaltung  qres  religiöjen  fiebens  in  b  erer  ober  fefterer  9Infnu)ifung  an  bte 
lirdbli^en  Orbnungen.  Diefes  fieben  ift  in  feiner  reid^en  Sntfaltung  unter  befttmmteH 
(5efiAtspunIten  ju  erfaffen  unb  3U  orbnen.  Do^  ift  bier  bie  (Breite  nid^t  feft  m  um* 
f^reiben.  Snbererjeits  bettelt  über  ben  ^auptin^lt  eine  uberltef erunasm&gtg  unb 
miffenfc^Iid^  mo^l  gegrfinbete  Öberetnftimmung.  Die  (Einengung  ber  ^ri|tlid^n  w^^ 

60  ologie  auf  ben  AuUus  ober  audb  bie  Aunft  ift  mnfo  unbere^tigt  als  bie  früher  beli^ 
Slusbe^nun^  in  bie  biblifd^e  X9eoIogie  unb  in  bie  Dogmengefcpi^te  binein. 

93on  btefer  9Inf^uung  ber  9Iufgabe  ber  d^riftlid^en  9lUertumsu)tffenf$aft  aus  la^t 
fi^  folgenbes  Sd^ema  enttoerfen.  1.  SleAtsaltertümer  ber  Aird^e  (Serfalfung 
unb  Seroaltung,  insbefonbere  (Seiftlid^Ieü,  3Rond^tum,  Disjiplin,  Air^enre^t,  S^noben, 

66  93erbaltnis  jum  Staate  u.  f.  m.  2.  Aultifd^e  9IItertumer  (ber  eigentti^e  Gottes^ 
bienft  in  feinen  Sinjelbeftanbteilen,  grefte,  Itr^Iicbe  ^anblungen  mie  !Iaufe,  girmung, 


le 


c^Iiegung,  ^Begräbnis,  femer  SBe^eafte,  mit  Aird^emoei^,  ^anoei^e,  C&Iodemoei^, 
affermei^,  Senebiltionen    unb   SRalebiftionen,   (Esorjismen  u.  f.  m.     3.  Äunft* 
altertflmer    (Sauhtnft,   SRalerei,   ißlaftii,  Aleinhinft,  Aird^enbauten,   Aultusgeä^ 


Kr^aobgie,  {tnl^Hd^e  781 

^ofpitSIer,  (Brabanlogen  u.  f.  id.).  4.  Srtoataltertümer  unb  joKir  fol^e  bes  ^us« 
Itd^en  fieoetts  (9tame,  (E6e,  6tenung  oer  Stau,  (gebetsfitte,  (Erstehung  um)  Unterri^, 
6naoeret  u.  f.  id.)  unb  fold^e  bes  offentlid^en  Sebens  (GeiDetbe,  itDtpoiationen,  93er« 
bcfiberunaen,  £uf6orIeiten,  leligiöfe  Solbfefte,  Sittgönge,  aBoIIfQ^en,  Vbetglaube, 
SBD^U^glettsDeranftaltunaett  u.  f.  m.).  s 

Ob  unter  3  bie  geiftlid^e  aRufü  unb  bie  religiSfe  £Üteratur  miteinjure^nen  {inb, 
lönnte  gefragt  iDerben.  S^09idmS^\Qtt  inbes  iDerben  ft^,  iDenn  man  i^nen  übt^äfaupt 
Slufnobme  geiDä^en  mill,  unter  oen  jbiltusaltertfiniem  einaefteHt. 

ms  settli&e  (Brenje  eraiebt  {i^  naturgem5|  für  bie  d^nfU^e  Slrd^Iogie  bie  £inie, 
iDeU^e  für  bie  9(nfd^uung  Der  (BegeraDort  bie  altere  unb  bie  mittlere  3^tt  abfd^Iiegt,  lo 
bos  ^igt  ber  Ausgang  bes  9RitteIaIters.   Die  alt^rijtlid^e  ißeriabe  fyxt  leinerlei  SSor« 
Kimat^piif  t>ox  bem  uRittelalter  in  biefer  SSejielung.  Das  Sorre^t,  n)e^es  bem  d^rift« 
liqien  ättertume  in  unferer  9Bi|Ienf^  ^edömmliö^  geiDStet  mirb.  beru^  auf  Xrabitians« 
Dber  Sequemlid^Ieitsgrünben,  ni^t  auf  miffenj^aftliäer  9{e^ertigung.    Denn  iDie  l^Dd^ 
aud^  man  bie  Sebeutung  hts  Sefi^es  ber  erften  feAs  3^^unbnte  Deranl^Iagen  mag,  15 
als  Snnex  ober  als   gerablinige  (Entfaltung  besfeloen  laffen  fiA   bie  nntteuuterlid^en 
^ertämer  in  ibrer  (gefamt^it  niAt  beurteilen.    3^  bem  einfaq  flbemommenen  ober 
ausgebauten  (Erbe  finb  in  groger  ^nso^I  neue  Silbungen  Zugetreten.    äBo^I  aber 
bejet^net  ber  äberqang  aus  ber  aU^riftlid^en  in  bie  mittelalterli^e  3^it»  u>ie  au^  in 
ber  allgemeinen  Anc^engef^id^te,  etne  bebeutunosDoUe   SBenbung,  oie  im  einzelnen  so 
^ausju^ben  unb  oerftonbltd^  ju  mac^n  i[i    Die  9Iusbe^nung  ber  Slr^Iogie  m  bie 
Segennmrt  fyxt  ni^t  einmal  eine  fd^eitware  fiegitimation. 

Die  Quellen  ber  d^riftli^en  Slr^&ologie  finb  i^er  9bt  na^  biefelben  nie  ber 
lir^IiAen  (ßefAi^tsforfd^ung  fiber^au;)!  9Benn  t^a^Iic^  in  neuerer  3^it  bie  monu* 
mentalen  Quellen  in  größerem  Umfang  als  fonft  tn  ber  ^ijtorifc^n  Zbeologie  ^ttan*  as 
gejogen  merben,  fo  eruart  fid^  bos  einmal  aus  bem  gerabe  filr  btefe  SBiifenf^aft  reid^en 
Srtrage  berfelben,  bann  meil  ber  Setrieb  ber  ^ftt^en  Sntertumshinoe  augenblidli^ 
faft  ausf Aliegli^  in  ben  ^inben  ber  ibinfton^Iogen  liegt,  niel^en  biefe  Quellen  be« 
lonnt  uno  oerftönbli^  finb. 

Die  (gefffiid^te  ber  ^riftli^en  Srd^Iogie  beginnt  mit  bem  Steformationsja^unbert.  so 
Dos  erfte  firmengef^i^Itc^  ^aupttoerl  bes  ißroteftantismus,  bie  SRagbeburger  (£enturien 
(1559 — 74)  9aben  in  i^n  9Ib|d^nitten  De  caeremoniis  et  riübus  —  de  guber- 
natione  ecclesiae  —  de  politia  ecdesiastica  ben  frften  C5runb  baju  gelegt  Saronius 
folgte  i^n  (bie  3u[ammenftenung  bes  Stoffes  bei  Smlting.  Epitome  ännal.  Baronii 
contlnens  thesaurum  sacr.  antiquitt.  1603).  3^^-  nn\>x.  Quenftebt  na^m  ben  ss 
Stoff  aus  ber  allgemeinen  Airc^ngef^i^e  heraus,  oerfnüpfte  i^n  aber  leibn  mit  ber 
biblil^en  9Ir^äoIogie  (Antiquitates  biblicae  et  ecclesiasticae,  äßittenberg  1699). 
Hat  ber  91ngliianer  3^[ep^  ^inffyam  (f.  b.  SL)  ma^te  loenige  3a^^  fpoter  bie  Dissipun 
felbftftönbig  unb  geftoltete  [ie  tn  oodenbeter  äBeife.  (Origines  ecclesiasticae  or  the 
antiquities  ol  the  Christian  Church,  fionbon  1708—22.  10  Sbe,  2.9ufl.  1726  in  40 
2  goliobben-  eine  lateinifAe  Überfe^una  oon  3-  ®-  ©riteo»,  ^alle  1724—38  in 
10  Quartbänben).  3n  ber  ^orrebe  pfäjiiiert  er  [c^  [eine  Suffajfung  ber  Slufgabe  unb 
beurteilt  barnad^  bie  arbeiten  {einer  Sorlöufer.  Sein  Ilares,  fernes  Urteil,  feine  Qb« 
jettiottät,  feine  erftaunlid^e  Selefen^it  unb  bie  geoanbte,  fiberfiqtlid^e  Doxfiellung  gaben 
bem  Sud^e  eine  epod^emad^enbe  Sebeutung  unb  laffen  es  aud^  ^eute  no^  unen&e^rli^  45 
erfd^einen.  gffir  ißroteftanten  unb  Aat^olilen  ift  es  bis  auf  biefen  Xag  bie  rei^  gfunb> 
grübe  bes  Queüenmaterials.  Die  gaiu  geringfügige  Serudfiqtigung  ber  SRonumente, 
bie  (Einjd^ränhing  auf  bos  ^[tli^e  9Ittertum  unb  ^ier  unb  ba  etat  hineinfielen  bog*» 
menaefmic^tlid^er  X^emata  meroen  erft  oon  uns  (ßegemoofirtigen  als  äRSngel  eniffunben. 
Dasfelbe  3a^^^unbert  fyxt  aud^  in  I)etd4Ianb  eine  j^öjere  9n}a^I  oon  Keinem  unb  so 
umfangrei^ern  9BerIen  ^eroorgebraii^t  (»ubbeus  unb  ^.(B.äBal^  1733;  3-€-Saum» 
garten  1766,  SRann^arbt  1767,  $aug  1785):  in  3talien  ^nb  SRama^i  1749ff.  unb 
^elliccia  1777  5U  nennen.  3m  allgemeinen  tnbes  mar  bas  18.  3<^(^unbert  bte  3^^ 
ber  ard^aologifd^en  SRonograp^ien  (ogL  Solbebhtg,  Index  dlssertationum,  program- 
matum  et  libellomm,  quibus  singuli  historiae  NT.  et  antiquit.  eccl.  loci  illu-  66 
strantur,  üeipj.  1849).  (Einen  neuen  Sluff^tDung  na^  bie  (^lid^e  WtnbxmS' 
iDijfenfd^aft  im  19.  S^^^r^unbert.  9n  ber  S^melle  besfelben  fielen  bie  oerbienftDoIIen 
uno  fdrberliAen  SIrbeiten  bes  tbätigen  unb  oerftänbuisDoUen  (Egr.  SB.  Slugu^  (f.  b.  9.), 
roelt^er  bie  Disjiplin  in  breifaqer  §orm  be^anbelt  bat :  Denbofirbioleiten  aus  ber  d^rift^ 
li^en  Src^ologie,  Seipsig  1817  ff.,  12  Sbe;   fie^rbu«^  ber  ^riftlid^  Slltertfimer  ffireo 


782  fMpblogie,  Knl^Ii^e  Wtitmitt 

ahibemif^e  Sorlefungen  1819;  ^anbbuA  ber  ^Jtli&en  SlrASoIogie  1836  f.,  3  Sbe; 
augerbem  feien  feine  „SeiMae  mc  Arifuid^n  SbQ&otoaie  unb  £itttraU^,  Äq.  1841  ff., 
2  Sbe,  genannt  SleiAaeitig  fi^rab  Sinterim  (f.  b.  9L)  in  lonf eRioneuier  (Beniigfc^ttng 
bei  proteftantiUen  gftniQungen  (SBonebe :  „bie  (neoteftantijd^  fiitteiatitr  fibetgd^  1^) 

6  unb  auf  oem  ätanbpunite  bes  ißrSflriptbnsbäDeifes  feine  bis  in  bie  neuete  3^  Vtnm* 
reic^enben,  gef^idt  sufdmmengetragenen,  tibn  einfeing  tSmifd^'lot^oIifc^en  ^SmnfigiiMen 
DenliDfirbi^iten  ber  ^rifHa^oIif^en  RbOft,  aRain}  1825—1837,  7  Sbe"«.  tos  9Beit 
ift  fflr  bie  SntertumsiDinen[(9a{t  o^ne  fjAxbaren  (Einfluß  geblieben.  ^ndtiMe  ^anb* 
ofl^r  oerfagten  in  Sb^ongtglett  oon  i^n  Sorgänoem  &^nt   (fiMiäm^^ 

10  Aber  bie  m$L  (gebraute  upo.  3  Sbe,  Serlinl819ff.),  aOeinnKtlb  (Jtir^lid^  Sd^Iogie 
Serlin  1830)  unb  (Bueride  (fie^u^  ber  d^riftL  mfi.  SatertOmer  1.  Sufl.,  Sdfin 
1847;  2.  3lufl.  1859).  (Einen  breiten  Kaum  f|ai  ber  ^rifili^en  ftunft  unb  bem  #nft* 
li^en  £eben  |uerft  geiDa^  Sidor  6AiiIt|e,  «rAäoIogie  ber  4#I^en  Süxäft  (39der, 
$anbb.  ber  t$eoI.  SBiffenf^en,  2.  Sb  3.  9un.  1889)  mit  Serfidfi^tigung  jugleic^ 

15  Des  SRitteloIters.    3n  bieiem  6^nia  oirb  in  3tttunft  nietter  ju  bauen  fein. 

(Ein  lesäalifd^es  SBerl  oeröffentli^e  f&on  1669  3ofua  Sbnbt  (Lezicon  anüqui- 
tatum  ecolesiasticarum,  (BreipnDalb),  biq  ift  erft  in  biefem  3a^raunbert  btefer  9Beg 
erfolgreich  mieber  befi^ritten.  aßübrenb  aber  Sieael  (^anbbuA  ber  ^riffIii^>IiribL  VÜa^ 
tfimer  in  alp^abet  Dronung,  4  Sbe,  2fi.  1836  ff!)  oon  ben  9Ronumenten  nn^  faft  gan] 

so  abfa^,  ^ben  biefe  in  bem  oor^Iic^n  Diotionary  of  Christian  antiquities»  £onh. 
1876  ff.,  2  Sbe  oon  6mitt  unb  C^effiam,  tuA  mtSjit  in  ber  mit  numic^n  9RSngeIn 
beteten  „9leaI*(Enc9lIopabte  ber  d^rtftli^en  Slltertumer",  greiburg  1882  ff.,  2  Sbe,  ^mg. 
oon  8r-  3C.  Sbcam  (mit  3ugntftl>degung  bes  jiemlid^  merflofen  Diotionnaire  des  anti- 
quit^  ohr^üennes  oon  aRartiann,  2.  9ufl.,  Saris  1877),  ausrei^nb  Sea^^ng  nnb 

85  Senoertung  gefunben.  Die  ^ftli^e  ibinftarcQäoIogie  ^  baneben  befonbere  T>ca^h 
lungen  erfo^ren  burA  9leufens,  Elements  d'arch^logie  chr^enne,  2.  Si^.,  SÜm 
1885  f.,  2  Sbe:  ^.  Otte,  ^nbbuil^  ber  Kr^Ii^en  ibinftar^Iogie  bes  bebten 
aRittelalters,  5.  SlufL.  £ei)^  1883 ;  P^rat^,  L'arch^logie  chr^tienne,  ^[Uiris  1892 
(alt^riftlid^e  3eit  unb  au^  biefe  nid^t  oollftanbig);  Sictor  6i|ulj|e,  Sb^obgie  ber 

80  altc^rifäi^en  Aunft,  9Rfin(^n  1895  (bafelbft  §  2  6.  3  bie  (SMidUe  unb  fittieratur 
btefer  gorf^ungen) ;  gf.  X.  ftraus,  (Bef^it^  ber  Ariftli^en  ibinfi,  Sreib.  1895  f.,  2  Sbe. 
Die  3(nregung  ju  biefer  lebbaften  (Enhoidelung  oer  monumentalen  ^üMunQtn  bcAen 
befonbers  bie  (Entbedungen  in  ben  rBmif^n  Aatalomben  unb  bie  arbeiten  Guoon 
Sattifta  be  9{offis  (f  1894)  gegeben.  Sictor  ec|a(«e. 

36        Shrc^elattd  f.  aerobes  ber  C&roge  unb  fein  $aus. 

Urt^etoSer   («^3>%   Äetib   •^^='"l«,   LXX  'Agrixuoi).    Sittcratur  über  ere*: 

SCuBcr  ben  Kommentaren  ju  ®en  10,  10  unb  esr  4,  9 :  »uttmann,  3J^tt)oIoguS,  ©b  I,  1828, 

@.  235-245  („Über  bie  alten  Sfiomcn  oon  Odroenc  unb  (gbeffa");   Slittcr,  (ferbhinbe,  2.  «., 

«b  XI,  1844,6.  315-356;  !©lner,  91^,  «.  „ebeffa"  (1847);  3rritf(^c,  91.  „(gre*"  in  Sc^n- 

40  hU  m  (1869). 

Die  nur  (Esr  4. 9  oorbmmenbe  Sejeid^nung  k'^i^'^k  ^ot  man  oerftanben  als  Solls« 
namen  unb  bann  als  ben  Flamen  einer  ber  oon  ben  9I|f9rem  na^  Samarien  oeipflanjteii 
Sößerfi^en.  SieÜei^t  aber  ift  es  9Imtsname*  in  biejem  ^aUt  n^firbe  bas  iletio  *^*k 
als  Status  constructus  oorjujie^en  fein,  f.  31.  „Slp^arfated^er''.  —  äBöre  es  Solls« 

45  name,  fo  lonnten  barunter  etoa  ju  oerfte^n  fein  bie  (Eiraoobner  unb  Umroo^ner  bei 
6tabt  Srei^  {V^,  LXX  'OQix)>  »el^e  (&en  10, 10,  als  ju  bem  babqlontfd^en  9ltvfy 
bes  9limrob  ge^renb,  genannt  mirb.  (Ere^  i[t  je^t  n^ieber  entbedt  in  ben  Stuinen  oon 
äßarltt  am  Imlen  Ufer  bes  unteren  (Eupl^rat,  ffioöjtM  oon  Sabnlon,  in  ben  Aeilinf^riften 
Arku  genannt  COgv^ri  ißtolem.  V,  20,  7),  em  6i^  alter  ytultur,  an  n)el^em  man 

50  3nfd^riften  altbab^lontf^er  ftSnige  gefunben  fyd  (f.  Sd^raber,  Aeilinf^riften  u.  bas  %X 
2.  91.  1883,  6.  94  f.).  Son  (Ere^  =  "Ogrori  fd^eint  bas  Soll  ober  bie  (^Ibaif^e 
Seite  btx 'Ogxfjvol,  Orcheni  im  fübli^en  Sabnionien  (6traboXVI,  G.  739.  ^lem. 
V,  19, 2.  ?pHn.  N.  H.  VI,  26  [30],  123)  ben  SRamen  5U  ^en.  3rria  ^ben  ffirtrem 
Qr)x,f  ^ieronqmus,  Zarg.  ^onat.  u.  $terof.,  Sar^bröus,  neuerbings  3.  X>.  SRi^aelis, 

56  Suttmann.  o.  Sohlen  u.  SBmer  (Erec^  für  bie  oon  ben  SRaceboniem  (EoefTa  benannte  Stobt 

Se^tten,  bei  ben  Syrern  Ur^i,  arab.  9lu^  (ar*9{u^ä),  je^t  Urfa  (bdjer  bie  fianbf^ 
ei  ben  C&rie^en  ^OggoT^rtj  ober  'Oagoi^vrj,  le^tere  gorm  roo^I  eine  Korruption,  etn» 
bur^  irrige  Ableitung  oon  bem  ^erfonnamen  Osroes  entftanben,  fd^ioerli^  ab  bas  W- 
fprfingli^e  mit  Suttmann  absuleiten  oon  Serug  [(Sen  11,  20.  22],  mit  Sorfo^cdep^, 


=  6anig,  mt  nod^  ^ute  ein  Ort  bei  CEbeffa  ^ijjt,  tDS^enb  frflber  bie  ganje  fianb« 
{(^  bielen  Siomen  fiU^e).  Spteenus  CErflSruno  bärtig  mo^  lebial^  auf  oem  Snüatts 
bes  Slomens  Ui^i  an  Cre^,  uno  auf  feine  SliitoritSt  ^in  fibeint  bann  ber  6tabt  (SU\[a 
oon  ben  6nrem  ber  9lame  Dtot^  (=  V^)  beiflelegt  moroen  ju  fein.  Oenfornentg 
i|t  Sre^  mit  So^art  (Phaleg  lY,  16),  (Befenius  (Thesaur.  150  f.),  Xu^  (ju  (Ben  5 
10,  10)  u.  a.  filr  9rcma  am  Xtois  an  ber  (Brenne  yo^dten  6u[iana  unb  Sab9lonien 
(Polem.  VI,  3,  4:  "Agaxxa,  Slmmian.  SRarc.  XXIII,  6, 26:  Aracha)  su  ^Iten,  ba 
biefe  Stabt  nic^t  ab  jum  aßen  babqlonif^en  9{ei(^  ae^nb  belannt  tjt.  —  9ii^  ju 
oenoe^In  mit  bem  bab^IoniUben  l&e^  ilt  bie  3of  16, 2;  2  ®a  15, 32;  16, 16  („ber 
%Iiter"  '^'T^)  gemeinte,  in  ißalfiftina  gelegene  6tabt  gleii^en  9lamen0.  lo 

flBoIf  »taliffitt. 

tbnl|ibudonttd,  llrt^i)nredblpter  unb  i^  Sprengel.  —  ^rtfd^,  8on  bem  Urfprung 
ber  Hrd^ribialonen,  Dfftdale  unb  Silare,  ^ilbed^im  1743;  @pi(r  de  archidiaconatibus  in 
GenDaaia  ac  eccleaia  Colonienu,  IBonn  1749;  &x6a,  Eeaai  historique  aar  les  archidiacres 
in  Biblioth^ue  de  F^cole  des  chartes  IBb  3.  @.  2 ;  Sc^röbet,  ^ie  (SnUoidluna  bed  9(rc^i'  16 
bialonatd  bid  ^um  11.  Sal^r^.,  Wtixnditn  1890;  ^infd^iud,  fiirc^enrec^t,  t  86.  87;  ©euerer, 
^rd^enrec^t  §  91 ;  ^^omafftn,  Vetus  ac  nova  eocles.  discipl.  P.  1.  lib.  2.  c.  3—6.  P.  2. 
1.  3.  c.  74.  76;  ^inf^iuS  a.  a.  O.  §§  90.  91. 

(Ein  Sr^itnesbqter  ate  Sorfte^  fämtlid^r  ißriefter  unb  ein  Sbd^ibiafonus  als 
Sor^e^r  bes  miniftrierenben  Alerus  lommen  [i^on  frll^  in  oielen  Di9ce|en  oor;  beibe  20 
(ge^tlfen  unb  nStigenfaüs  Sertreter  bes  Si^d^of^:  jener  me^r  in  ben  gottesbienftlid^n 
Sfunittonen,  biefer  mel^  in  benen  bes  Au^enregimentes   (ogl.  Snebberg,  Atrd^nr. 
6.  168.  170}.    3n  ben  beutf(^en  Didcefen^  bie  aRiffionsbistfimer  unb  oon  oondierein 
oon  mt\t  grSjerem  Umfange  uHiren,  als  bte  älteren  bes  Oftens  unb  6fibens,  fommt 
eine  Snr 
Dos  Sistüm 
finb,  als  bie  ,     „      . . 

£ai»eseinteilungen(llntergauen)  folgen,  unb  bmnS^obnerfd^"ats(&emeinbe  (C!hri- 
stianitas,  Plebs)  an  eine  in  bem  S^Me  liegenbe,  oft  an  Stelle  eines  ^ibnifd^n 
Xempels  gegrflnl)ete,  5U  oointfinbigem  QSottesbienfte  bereAtigte  Siit&e  (ecdesiae  bap-  so 
üsmales,  plebes)^eQ)iefen  tfi    ^  ben  jonntigliAen  Sottesbienft,  ffir  laufe,  Se< 
^nis,  lirAIi^e  Subgaben  i[t  bies  ausfd^IieBli^  ber  gall;  ffir  %ebüit,  (Bebet,  Siliags* 
gottesbienft  oefteben  auf  ben  9litter^öfen  bes  S^iriies  gleicUaus  Air^en  (Oratoria, 
capellae)  mit  C5ei[tli(^en,  bie  ju  ben  ißaro^is  fu^  als  Stelloertreter  oer^Uen,  unb 
berlen  Stellen  ab  tituli  minores  bqeid^net  werben,  bie  Xauffir^en  hingegen  ab  ütuli  35 
majores.  Sgl.  3.  S.  bas  Ck)iic.  A^th.  506  in  D.  1  c.  35,  bas  Aurel.  0.  511  in 
D.  3  c.  5,  oos  Mannet,  aus  bem  7.  3<^*  in  c  4.  5.  G.  9.  qu.  2.    3<  nte^<  in* 
bellen  bie  ^a^I  ber  !£auRird^en  fi^  oermeQrte,  um  fo  geringer  nmrbe  bie  Sebeutuna 
ber  (Erjpriemr.    Statt  i^rer  treten  |eit  bem  9.  3<^^^uni^  decani  (rurales)  auf, 
loel^e  bie  mffi^t  über  mehrere  Slr^ipresbqterate  fi^lrten,  unb  ba  fie  getoBbuIic^  aus  ben  40 
arehipresbyteri  entnommen  OKiren,  aud^  fo  genannt  mürben.   Die  $ei|tn$en  bes  De« 
lanates  j^Ioffen  fid^  babei  }u  einer  Korporation  jufammen  (capitulum  rurale),  meines 
bie  ^ßräfentation  mc  Delanatsftellung  erlangte.  Jomie  bie  SBaoI  bes  camerarius  (Ser« 
mogensoenoaltung)   unb  bes  dilfinitor  (Cpe^ufe  bes  Deians).    $eute  finb  bie  Dio» 
cefen  in  Delanate  geteilt,  benen  ein  ni^t  feft  beftimmter  ißfarrer  bur^  ben  Sif^  oor«»  45 
gefegt  mirb.    Diefe  [inb  delegati  bes  Sif^ofs,  ^r  9mt  aber  lein  benefidum,   alfo 
aud^  o^ne  bie  red^tliqe  (Garantie  eines  folgen.  Sluq  bie  fianblapitel  ^aben  ffa^  erpalten. 

Die  SlrAibialonen  gemannen  }u  ben  Sb^ipresbptem  ni^t  aüentbalben  basfelbe 
Ser^Itnis,  mtemo^l  es  bo^  nur  grobmeife  oerfd^teben  mar.  Die  Slr^ibudonen  lommen 
f^on  unter  ^.  £eo  bem  C5rogen  ab  Ooerbeamte  ber  Airc^ngub*  unb  3urbbiItions»  go 
oenoaltung  im  Sbtum  oor  (ep.  112:  ecclesiasticis  negoüis  praepositi),  unb  feit 
bem  9.  Z^^x%  merben  aui)  ^riefter  unb  Jd^Iiegli^  nur  no^  fo(^e  ju  9.  befteltt.  ab 
SoraefeMe  ber  Slrd^inresb^ter.  Um  biefelbe  3t\t  aber  ijt  tn  grcanbei^,  etioas  bster 
in  Deutfd^Ionb,  bie  Sinriq^tung  gemö^nM,  ba|  ber  Sif^of  mehrere  berartige  mänU 
biaionen  fyxi,  unb  bemgemäft  bie  Diöcefe  tn  mejgrere  Sr^ibialonate  geteilt  ift :  oft  nad^  66 
ben  olten  C5augren}en.  S.  Sinterim,  Denbofirbigleiten  I,  1,413;  fianbau,  ilerrttorien, 
S.  367  f. ;  Dooe,  3eiMr.  5,  10.  Seit  9Iusbilbung  ber  Domlapitel  ift  babei  regel« 
mähig  ber  Dompropft  Slrd^ibiafonus,  unb  mo  bie  Dibufe  me^e  Slrqibialonate  lat. 
auq  anbere  Domren,  ober  tmä)  bie  $rbp[te  oon  noüegiatlapiteln.  S.  Sel^e  bet 


784  üri^ibiiAmit^  8rd^i)nrei»fo|ter  %xiiihlfaMm» 

9{eti6erg,  Air^enaefAi^e  Deutf^Ianbs  2, 609  ff.  Der  SlrAibtdonus  berettete  in  feinem 
S^nrengel  bie  Slbl^Itung  bes  6enbaeri4tes  oor,  [obalb  oer  Sifd^of  oifttierte  (f.  b.  %. 
Senbe,  SiJ^fe>,  erlebigte  babei  aermgere  6o(^n  felbjt,  unb  muroe  aUinälH^  ans  bem 
$au)itge^tlfen  bes  Si{(^ofe  bei  Slus&ung  ber  ^nbptrisbiltion  in  oielen  Sistflmern 

5beren  eigener  3n^aber.  9{ettberg  a.a.Oj  Dooe,  in  b«r  3<ttfd^^.  4,  20.  5^  2 ff.  S^on 
im  Snfonge  bes  13.  3q^^-  (3nnoc.  III.)  Qeigt  er  judex  Ordinarius  unb  oefmt  eigenes 
yitäft  niqt  nur  vx  tanomf^en  Si[itationen,  su  Gtrofgen^alt  in  ben  Senbgerul^n,  fB)t* 
gerid^tsbarlett  unb  ftretiiger  3urisbittion  (c.  1.  2.  3.  6.  7.  10.  X.  de  off.  arohidiac. 
1,  23.  —  0.  54.  X.  de  electt.  1,  6.  —  c.  3.  X.  de  poenis.  5,  37),  fonbem  aaif 

10  3ur  ißrfifung  ber  Orbinanben  unb  bcx  3m)eftitur  ber  Se^nbeten  (o.  4.  7. 9.  de  off. 
arehid.)  unb  ju  geoilfen  ißrofurotionen  (c.  6.  X.  de  cens.  3,  39).  (Er  bat  bie  (Ein« 
unb  9lb[e^ung  ber  Slrd^ipresbqter  ober  Sluralbe^anten  (c.  7  X.  dt.),  uno  iibt  feine 
Sefugniffe  ntd^t  feiten  no^  bur^  eigene,  i^nen  iibergeorbnete  £>ffici(ue  aus  (c.  ult.  X 
de  operis  novi  nunc.  5,  23.  —  c.  3  de  appell.  in  VI.  2,  15).    Diefes  ^obe,  oon 

IS  ben  StrAibialonen  großenteils  bur^  i^n  9{fldmatt  an  ben  fi^  gleiAfalls  oom  Sifi^ 
emansipierenben  Aoptteln  erlangte  SRag  oon  Selbftftfinbiglett  UKir  tm  flbrigen  fe  naq 
ber  jxtrtifuloren  Susbilbung,  in  oerf^iä>enen  DiBcejen  feqr  oerf&ieben,  unb  bemgem&l 
befagen  bie  Slrd^ipresb^ter,  mieoobi  nnmer  Untergebene  oer  Slrqibidonen,  bo^  relatb 
balb  größere,  balb  geringere  6elbft[tanbigleü 

90  um  \iä)  bur^  bie  SrAibidonen  mAt  aus  i|rer  3urisbiItion  ^erousbrfingen  jn 
laffen,  oeranlabten  bie  SifqSfe  teils  mehrere  Aot^ilienf^Iflffe,  burA  wdSjt  u>etteren 
arAibidonalengfortf^ritten  gemehrt  marb  (Xour5l239:  £Mid^l287;  9lain3l310tt.f.f.); 
teils  ftellten  fie  jur  SBenoauung  berienigen  3urisbiIttonsbefugniffe,  mtlift  [ie  entiomr 
no^  oe^aUen  ^en,  ober  boA  noq  beanfprucbten,  ben  Sb^ibialonen  eigene,   lebiglü^ 

25  belegierte  Seamte  entgegen  (SiRitte  13.  3#^^*) '  in  Aonhirrenj  mtt  ben  Sr^tbidonen 
bie  Officiales  forand  (erft  im  Lib.  Sextus  ift  i^nen  ein  Xttel  geoibmet,  I.  ou^ 
Devoti,  Institt.  canon.  lib.  1,  tit.  3),  über  betben  aber,  jur  Senoaltung  ber  ^uris« 
biltion  jmetter  3njtan}  unb  juglei^  ber  bif^öflid^en  Sleferuatre^e  bie  ofüdales  prin- 
eipales  unb  bie  Senerdottore.  —  3nbem  nun  biefen  bie  9b$ipresb9ter  \i^  ebenf« 

80  let^t  mie  ben  Slrd^ibicdonen  unterorbneten,  entftanben  eine  SRenge  partHuIorre^i^ 
SBerf^ieben^tten  ber  betreffenben  SlompetensoerQfiltniffe,  in  mUft  erft  bas  Xribenttnum 
(Sess.  24,  0.  3.  12.  20;  Sess.  25,  c.  14  de  reform.)  einige  SlusaleiAung  brad^, 
inbem  es  ben  Slr^ibidonen  ade  (E^e«  unb  alle  AriminaliurisbStton  einffirafiemol  entzog 
unb  ibr  Sifttationsrei^t  an  biJd^öfliAe  (Erlaubnis  fnflpfte.    Seitbem  finb  fie   in  oielen 

86  Ü)i5cefen.  befonbers  ben  beutf^en,  aumoi^Iid^  untergegangen  unb  i^re  ®efd^äfte  ^ot  ^tvd^ 
3utage  bte  Se^örbe  bes  (&eneraIoifariats,  unter  »elAem  aisbann  bie  £anbbe^anten  ober 
(EQpriefter  ^enfo  fielen,  wk  ehemals  unter  ben  md^ibialonen.  3n  einigen  beutf^n 
X)iöcefen  finb  Slefte  ber  3lr(^ibtalonatsoerfaffung  bis  mett  in  bas  oorige  3^t^unbert 
hinein  lebenbig  geblieben :  an  ber  romifd^en  Aurie  ^at  fid^  ber  Slrd^ibialonus  jum  5Utr« 

40  binaI«(£ammerlengo,  ber  Aat^ebral^Slri^ipresb^ter  3um  Aarbinal«93tlar  entmidelt,  mä^nb 
an  ben  übriaen  bif(^ofIid^en  Aurien  feinesglet^en  bur^  bte  3Bei^bif(^ofe  in  ben  $tnter' 
grunb  gefi^oben  unb  oon  ber  Zeitnahme  an  ben  (&ef(^&ften  ausgefqIo|fen  finb. 

3n  oen  beutfc^en  eoangelifi^en  fianbeshri^en  lommt  ber  9lame  ber  Dec^anten  ju« 
nieilen  für  Spejialfuperintenbenten,  alfo  im  allgemeinen  biefelbe  9Irt  oon  ®eip(^en, 

45  n)ie  bie  Kuralbelane,  oor.  Der  9came  9lr(^ibiatonus  hingegen  ift  mand^er  Orten,  be^ 
fonbers  in  Stabten,  gebräu^Iii^,  um  Slang  unb  Aompetens  ber  fo  benannten  ißfaner 
ju  bejeid^nen.  (SWeiet  f)  ahricblicTg. 

ürc^ierend  ift  eine  in  ber  gried^if^^ort^obosen  Aird^e  flbli^e  Sesei^nung  für  bie 
^o^ren  ®eiftlid^en  im  Unterfd^iebe  ju  ben  anberen  oom  ißresbqter  ^rab. 
60  hersag  f. 

8rt^tta)ienattnd  (capellanus  sacri  palatii,  oon  ^incmar  oon  9l^ims  apocrisia- 

rius  genannt). —  ^incmar,  de  online  palatii  c.  13.  16.  19.  20.  32;   ^üttmann,  (&t\^.  b. 

6tänbe,  6.85—89;  Saif,  3)eutjc^c  SBerfaffungSgefcfti^te  3, 516  fg.,  4,415;  öninncr,  3)cut{c^e 

9ie(^t«gcf (^i(^tc  2.  »b  @.  116 ;  ©«rbbcr,  3)cutfcftc  9ic(^t8gefd|i(ötc  138.  474 ;  S3rcdlau,  C^^nb^ 

55  bu(^  ber  Urhinbenle^re  1.  SBb  6.  295  ff. 

91.  ift  bie  Seseid^nung  bes  Hauptes  ber  gefamten  in  ber  ^offapeüe  oereinigten 
^ofgeiftlic^Ieit,  bem  aud^  bte  Sluffi^t  über  bie  $offd^uIe  unb  feit  fiubmig  ben  grtommen 
ber  ätortrag  in  allen  auf  (Seiftli^e  bejfiglid^en  ^ofgeri^tsfad^en  übertragen  ourbe,  unb 


bejfett  j^ft  ein(lugrei(^  Stellung  mit  ber  eines  erften  Ober^ofprebigers  ber  glei(^« 

Sttia  AuUusmintfter  ift,  Deralic^n  loerben  lonn.  3m  3-  856  mürbe  bem  3(r^ifaqpeIIan 
e  fieitung  bei  ^ofbinslet  iiSertragen,  bie  bis  ba^in  unter  ben  SReromingem  oon  meß« 
li^n  9{eferenbaren,  unter  ben  Aarolingem  oon  einem  cancellarius  geleitet  morben 
nKtr.  3m  3-  870  muibt  (ES.  fiiut^ort  oon  SRainj  mit  biefer  iombimerten  Stellung  g 
betraut,  filr  beren  3n^aber  [id^  ber  Slame  Srd^icancellarius  einbürgerte,  loeli^e  unter 
ben  Ottonen  enbgflitig  mit  bem  mainsifAen  Stuble  oerbunben  mürbe  unb  fid^  mc 
9lei^SQ)firbe  er^b.  T>oä)  führte  feit  1044  ber  &3bi|4of  oon  9Raim  nur  noA  ben  Xitel 
eines  (Ei^binslers,  mä^enb  bos  9Imt  bes  Srjlopellans  mieber  3U  einem  mirnid^en  $of» 
amte  mürbe,  an  beffen  Stelle  feit  bem  13.  3^r^.  bas  ber  elemosynarii  SHmofenier  lo 
trat.  Die  SBorftSnoe  ber  in  ber  Sfoljejeit  errichteten  befonberen  Aanjieien  ffir  3talien 
(S8.  0.  Aoln)  unb  Surgunb  (SS.  o.  Xrier)  ^oben  ben  Xitel  eines  Srjlopellans  nie 
geffl^  G.  Sriebberg. 

Sbn^tmoitbrit,  =  ägrcov  rfjg  udvögag,  praefectus  coenobii.  Mavöga  ($firbe) 
Meljen  bie  Alofter^enoffenlc^aften,  als  befte^enb  aus  Sd^afen  (Drifti,  xax'  iloTfjv.  Der  15 
Sbtme  SbAimanbnt  filr  ben  Sorfteber  oon  Alöftem  lommt  [(Qon  feit  bem  5.  3<^^^- 
bei  ben  ^e^ifd^en  CC^riften  oor  uno  ift  bei  i^nen  gebräud^li^eblieben.  Do^  fanb 
er  au^  nn  lai  SIbenblanbe  (Eingang,  f.  Du  (Eanae  s.  y.  3m  ^enb»  unb  im  SRorgen» 
lanbe  mürbe  er  in  alteren  ^tMtxi  jumeilen  auf  bie  ^rSIaten  überhaupt  flbertragen. 
@.  Du  CDange  s.  y.  ^er^og  f-     20 

arf^t)iredb^ter  f.  Slrd^ibialonus  S.  783, 12. 

Kril^tteftttr,  tirc^Hf^e  f.  Airi^enbau. 

Sn^tHloefett,  liri^li^es.  Sitteratur:  a)  ^Ird^toe  u.  9teotftraturen  im  allge« 
meinen:  Sacob  0.  Stammingen,  ^on  b.  9iegiftratur  u.  f.  m.  ^eibelberg  1571 ;  Balthasar BodI- 
facins,  De  archivis  Über  siDgularis  abgebrucft  bei  Joach.  Job.  Maderus,  De  Bibliothecis  25 
alque  Archivis,  ^elm ftebt  1702 ;  Jac.  Wencker,  Apparatus  et  instructus  anchivorum  ex  usu 
DOfltri  temporis,  ArgeDtorati,  171B;  Jac.  Wencker,  Collecta  archivi  et  cancellariae  jura  etc. 
Aigentorati  1715;  3.@t.  «ßüttcr,  »on  «rt^locn,  ©öttingen  1753;  3flabt,  «nleituna  jur  9ie- 

Siftratumtffenfci^Qft,  gfi^anff.  unb  fieipj.  17G4;  ^laht,  (Erläuterung  einiger  in  ber  nnleit.  jur 
tegiftratunoiffenfc^aft  befinblic^en  Tabellen,  1765;  ^loprotbr  ®runbf&(e  Don  Einrichtung  unb  30 
Ermattung  ber  ©eriditS*  unb  anbcrer  SRegiftraturen,  ©ötiingen  1769;  @pic6,  SJon  ^rd^iücu, 
4&afle  1777;  53u(^t)orn,  %vX,  jum  ^rojcgrcgiftraturioefen  unb  über  bie  8?egiftraturen  über« 
^aupt,  ^IRagbeburg  1781 ;  (^üntl)er.  Über  bie  Einrichtung  ber  ^au^tard^ioe  befonberS  in  teut« 
fd^en  dteic^dlanben,  ^Utenburg  1783;  ginlernagel,  ^anbbuc^  für  ange^enbe  ^(rc^ioare  unb 
^egtftratoren,  92örblingen  1800;  Sad^mann,  Über  ^rc^iüe  u.  f.  to.,  ^mberg  unb  ©uljbac^  35 
1801;  3of.ant.Cegg,  3been  einer  3^eorie  ber  Ärt^iöttjiffenfc^aft,  Qb^X^Oi  1804;  (5.  3.  Aulen* 
tamp,  ^erfu^  einer  Einleitung  jur  jroecfmägtßen  Slnorbnung  unb  Erhaltung  ber  ^mtd«, 
Slcntere^,  ©tabt»,  gfomilien*.  ®erid|t<J*  unb  feircftenreporituren,  3Rarburg  1805;  ©enfolbt, 
Xie  ßranfgetten  ber  ©taatdbel^örben  unb  if)re  grünbl.  Teilung  ober  9legiftratur«  unb  Kr^iu« 
wefcn  u.  f.  10.,  ^anou  1831 ;  %x.  Xa.  Sronner,  Einleitung  Ärcftiüe  unb  SRegiftraturen  nad)  40 
leit^tfoglic^en  ^runbfä^en  einzurichten,  Elarau  1882;  ^öfcr,  (Srl^arb  unb  oon  Gebern,  3^^^' 
fc^rift  für  Elrcftiofunbe  u.  f.  ».  ^axah.  1834—35;  Srriebemann,  Zi\\\^x.  für  bie  Hrc^ioe 
50eutfc^l.,  ^ambg.  unb  6^ot|a  1846—53;  El.  Sinn^olb,  ^er  Elrd)it)ar  unb  bad  Elrci^iomefen, 
"^imar  1842;  ^enlfc^rift  über  bie  preug.  ©taatdarc^ioe,  nebft  oergl.  ißotijen  über  b.  E(rd)iO' 
toefen  einiger  frcmbcr  6taaten  (Dr.  0.  fiancijofle),  ©erlin  1855 ;  weubegger,  ©efcft.  ber  bo^*  15 
rif^en  Elrd^ioe,  ^ünc^en  1882;  (S).  $ol|inger,  ^atec^idmud  ber  [Regiftratur  u.  Hrc^iofunbe, 
]^eipZ.  1883;  ^r.  ^rif^,  Einleitung  ^ur  Einrichtung  u.  gfülirung  ber  (&emeinbe«lRegiftraturen, 
Stuttgart  1885;  Ä.  El.  $.  »url^arbt,  ^anbbu*  unb  Elbreßbuc^i  b.  beutfcften  Elrcftloe  2.  Elufl. 
iJeipä.  1887;  ^.  ©reSlau,  Urfunbenlelire,  Seipj.  1889,  53b  I  (Jap.  V:  3>ie  Elrcfiioe;  Dr.  3of. 
l'ampel,  Qur  Organifation  ber  öfterr.  Elrc^ioe,  i3fterr.  Ungar.  JReoue,  1890,  IX.  ©b  @.  344  ff. ;  50 
^ranj  oon  )Oö^er,  Elrc^iotunbe,  ^aberborn  1890;  %x\),  oon  geifert,  (Staatlichem  Efrc^iotoefen, 
©ien  1893;  Elrc^ioalifcfte  Seitfcftrift,  ^erauSg.  oon  %.  0.  fiö^er  «b  I— XIII,  ^Küncften  1876 
bis  1889,  in  neuer  fjolge  tjerauSgcgeben  Oon  Dr.  ßubto.  oon  Slodinger.  ©eitere  ßitteratur 
ift  im  Xej^t  angeführt,  b)  Elrc^ioe  u.  9iegiftraturen  b.  eoangel.  %irci^e:  3'®«®4c^en* 
bcrg.  Über  bie  Elufbettja^runa  ber  Äirc^enbohimente,  im  E(lmanoJ^  für^reblger  1794  @.  58  ff.  55 
unb  1795  @.  301  ff.;  (Stephan  ^nj^c,  ißotroenbigfte  unb  befte  Elufbe^a^rung  ber  ^farr* 
fcftriflcn,  58.  ©b  be«  3ournal3  für  «ßrebiger,  ©äße  1812;  3.  E.  öogcl,  Einleitung  jur  Ein» 
ric^tung  u.  f^ü^rung  ber  @uperintenbentur*9iegiftraturen,  ^otSbam  1814»  Elbel,  bie  Einrieb* 
tung  einer  ^farr  *  9legiftratur,  gieblerS  ^aftoraljeitung  für  b.  $roo.  @ac^f.,  @ept.  1841; 
^\%  "öern.  3o^.  @cl)mibt,  Elnweifung  jur  jtoecfmäftigen  Einrld^tung  u.  f.  w.  ber  "^forr«  n. «» 

tteal'tfticoflopfibic  fttr  X^coloflic  unb  selr^c.    S.  81.    I.  5() 


786  IMt^ttefm,  tun^Iii^ei» 

3upertulcitbentuv»^r4iue,  £lucblinburg  luib  iBei^j.  1843;  Sud^tualb  in  best  IBeitr&gest  |itr 
fäd^f.  ^ir^ngefc^.  6.  $eft  1891 ;  ®.  $3.  ^l^nert,  ^raftüc^e  ^inle  )ur  dinri^hmg  einer 
vßfarrreaiftratur,  ^annot^er  1893  u.  1894;  VIfr.  ^(uge,  ^ad  ftird^en'Src^it).  Anleitung  )tt 
einer  planmäßigen  unb  pra!t.  @inri$tung  nnb  Sü^ntna  bedfelbcn,  Sannen  1895;  9.  ^ort* 
5  \(fian^%  9(u8  ben  $farrar(^it)en  ber  $rot).  ©a^fen  in  %eue  9litt.  bed  t^üring.'fSdt^f.  niter« 
tumäüerein^  ju  ©aUe  a.  6.  »b  XVn  @.  191—206 ;  «.  ©litfcft,  «erf nc^  einer  akf(J6i4te  ber 
^iftorifc^en  ©ammlungen  (^trd^it),  S9ib(iot]^eI,  (Skmftibefammlung)  ber  erüberrllnitSt,  ^rm« 
l^ul  1891;  Lic.  theol.  Dr.  med.  Göttin:  IBorrebe  ju  ben  »Urfunben  jur  ®ef d^ic^tc  {mgenotti* 
fc^er  ®emeinben  Jn  ^eutfc^Ianb",   Gefd^icitdbl.  bed  ^ugenotten«$ereinS  ße^nt  IV,  |^t  10 

10  SRagbeb.  1895.  Über  bie  Segrünbung  unb  »eitere  dnttticflung  bed  r^einifc^cn  !|$rouin|iaU 
Iir(9enar(!^tüd  uxaU  bie  Ser^anblungen  ber  VIIL  rl^einifd^en  ^ßrouin^ialf^nobe  Dom  3^^ 
1853  unb  fämtlic^er  folgenben,  mit  vCudnal^me  ber  XXI.  augerorbentl.  ^rotiiniialf^nobe  tion 
3a^re  1892.  Über  bte  %egrünbung  beS  $rot)in}iaIür(J^enard§it)d  ber  et^angel.  ftir^e  Sk{^« 
falenS  t)ergl.  bie  9$erl^anblungen  ber  20.  n^eßf.  ^roüin^ialf^nobe*  beS  Sa^red  1893;    ftin^» 

15  ard^iüe  unb  ^irci^enbibliot^elen  in  Württemberg,  S^ttäbifd^e  ^onit  bed  8d6mftbif(^  9Rer< 
fur§  2.  «bt.  I.  ©latt  iRr.  38  oom  15.  JJebr.  i896.  ©eitere  fiitteratur  ift  im  2ejt  onaefü^rt. 
c)$äpftlic6ed9(r(6it):  ^infc^iud,  l^irc^nrec^t  I,  432 ff.;  L.P.Gachaid,  Lee  ictSyeß  du 
Yatican,  Bruxelles  1874;  $.  91.  ^vmiSi,  Stuffd^Iüffe  über  bad  päpftl.  Hrc^iD,  l^eroudgraeben 
Don  ®.  @torm,   aud  bem  Xänijd^en   Don  @.  ßöioenfelb,  IBerlin  1880;  $.  ®rifar,    «ntiD 

20  bed  ^.  @tu^Ii$,  in  We^erd  unb  Seited  ^rd^enlej^Ion  8b  I,  2.  Hufl.  1882 ;  De  Bo»,  De 
originei  historia,  indidbus  Bcrinii  et  bibliothecae  sedis  apoetolicae,  9Som  1886;  (Bottlob, 
^ad  Datifanifc^e  Strc^iü,  ^3(S^  VI,  171  ff.;  8.  fiöwenfelb,  ®efc^.  bed  |)äf)ftl.  «r^it)«  bi« 
jum  Saläre  1817;  berfelbe:  3ur  neueften  (^efc^.  bed  ^äpftl.  ^xd^.,  ^iftorifd^ed  2:af4enbu4, 
berauSgcgeb.   üon  ®.  aJlourenbec^er  6.  fjolge  1886  u.  1887 ;  ST.  ?ie^)er,  8llömif(^e^«r(^iT)e, 

25  SRC®  für  (^riftl.  tlltertumäfunbe  u.  für  Äircftengef d^.  1887 :  t?.  fflug!*©arttung,  über  «r- 
d^iüe  unb  iRegifter  ber  $ö^fte,  3^  l^erau^eg.  t)on  D.  »rieger  XEI.  IBb  1890.  Sa^Ireidbe 
meitere  )Sitteratur  fiel^e  bei  $.  SSreglau,  Urfunbenle]()re  1889. 

Jßon  ollen  Swtmn  bes  Staats«  unb  (5emetnbebien[te$  ift  leinet  [o  seiruttet  ab 

ber  mi^tobtenft,  für  leinen  gefc^ie^t  |o  loenig."    Diefe  JUage  ergebt  oer   im  3a^ 

30  1892  oerftorbene  langjS^rige  99or[tel^er  ber  baqerifd^en  Slr^ioe,  UnioerRtits « $tofe||or 

Sronj  oon  £öber  auf  6.  227  feiner  im  3^^^^  1^0  erf^ienenen  Sb^ble^re,  nw  er 

jualetd^  einen  tm  3^^^  1868  oon  bem  W^^  Sismard  im  norbbetitfAen  Slei^^siag 

iieti^anenen  SusfpruA  5um  3^U0^n  anruft.  uRit  bem  lird^Ii^en  SrAiootenft  fteU  es 
einesmegs  beffer.    9^ur  menige  Stimmen  finb   es,  bie   im  Saufe  bes  legten  3#^' 

85  l^unberts  für  bie  ^ege  unb  ben  Ausbau  bes  iird^Ii^en  9lrd^toQ)e[ens  inner^Ib  ber 
eoangelift&en  Aird^e  Deutfd^Ianbs  laut  n)urben,  aber  fte  alle  (inb  me^r  ober  roeniaer 
barin  eintg.  ba|  ber  groge  SBert  unb  bie  Sebeutung,  Q)el(^e  bte  ürd^HAen  Slr^ioe  |o< 
mo^I  für  bte  ^{ftorifd^e  gforf(^ung  als  gans  befonbers  für  bas  tägli(^e  C5e|4aftsleben  ber 
SeQörbe  ^aben,  ni^t  genua  erlannt  unb  gef^ä^t  mvci. 

40  (Einen  feften  (Srunb  für  bie  Serbefferung  bes  Krd^Iid^en  9lr^ton)e|ens  I^en  ju 
belfen,  mxxi  eine  lo^nenbe  Slufgabe  fon^ol^I  für  bie  äBinenfd^aft  bes  Atrc^nre^ts  als 
für  einige  SvotiQt  ber  t^eologif^en  SBijfenfd^aft  fein.  3Bas  bts  {e^t  in  ben  meiften 
fie^rbümem  bes  Atrd^enre(^ts  über  Slrdptoe  aefd^rieben  jte^t,  ift  geoö^nlti^  fe^  bürftig. 
Die  fie^rer  ber  tbeologifc^en  Snqflopdbie  uno  ber  praütfi^en  Ideologie  ^ben  es  bis^r 

45  3um  arögten  S^eil  unterlaffen,  bie  Aufgaben  unb  9?efultate  ber  9lrd^ioQ)iffenfd^aft  unb  ber 
mit  i^i  oenoanbten  5BibliotbeIsn)i|[enf$aft  in  ben  Areis  il^rer  Setrad^tungen  ju  sie^n. 
Unter  ben  aßannem  ber  t^eologtfd^en  3Bijfen](^aft  baben  innerhalb  ber  legten  3^' 
je^nte  eigentlid^  nur  bie  Vertreter  ber  ^ijtorift^en  Z^eologie  3.  S.  ^rofe^or  (Eb.  Srotle 
tn  §  8   feines   ,,9Begn)eifers  ^ur  duellen«  unb  fiitteraturtunbe  ber  Atrd^engefd^id^te, 

CO  (gotpa  1890'S  auf  bie  notmenbige  Slufgabe  ber  Airt^e  ^ingen^iefen,  an  ber  $onb  ber 
Srrungenfd^aften  ber  allaemeinen  9lrd^ton)iffenfd^aft  für  etne  forgföltige  Sermaltung  unb 
(Erhaltung  i^rer  ar(^ioaIt[(^en  S(^a^e  einjutreten.  3n  Sejug  auf  bie  Slrt^ioalien  ber 
eoangel  Aird^e  bes  Stbeinlanbs.  auf  beren  Slrd^io  loir  unten  befonbers  ju  fpreAen 
lommen,  ift  jur  Slusfüprung  biefes  Sebanlens  oiel  gefAe^en  (ogl.  ben  infolge  Sefc^p 

üo  ber  XVII.  r^ein.  jSrooinjialfQnobe  oeroffentli(^ten  Aatalog  bes  8lr(^ios).  Das  AonigL 
Aonfiftorium  ber  ^rooinj  Sad^fen  fyd  im  3(i^re  1883  über  bie  in  ben  Sp^oral«,  $foR^ 
unb  Aird^enard^ben  befinblidben  Airi^enbü^er,  Urhinben  unb  SKten  oon  jefd^id^^ 
lidbem  aBert  »erid^te  eingeforbert.  3n  Saben  ift  man  fleißig  bei  ber  Slrbeit.  Die 
„5DKtteiIungen  ber  SBabifd^en  ^ijtorifd^en  Aommiffton"  geben  über  bie  bis^r  geroonnenen 

CO  JRefuItate  nähere  2luslut^.  Diefe  Aommiffton  ^at  u.  a.  bie  aufgäbe,  bie  (5emeinbe= 
u.  lir^Ii^n  SIräioe  ^u  burd^forfmen,  5U  oronen  unb  3U  oerjetd^nen.  UBurttemberg  fyd 
fi(^  bie  babifd^e  Qiftorifd^  Aommi|fion  jum  Sorbilb  genommen.  9Bas  bie  A.  2Bürttem^ 


«ri^ttitoefeii,  Hr^Ii^c»  787 

betgtfcbe  Aommiffion  für  fianbesaef^i^te  feit  bem  3a^re  1892  geleiftet,  ift  am  6AIug 
bei  „a3firttemberai[(^n  93ieitelia|^nefte  fflr  fianbesgej^i^e,  9leue  grolge",  ju  finben. 
3njiDif(fien  fyd  m  S^toabil^n  aRerbtt  ein  6ad^oet|tfinbiger  bie  8r<>^bening  erboben 
unb  nfi^er  beatfinbet,  bag  bie  9Bfirttembergi[i^e  fianbesiit^e  bie  gfilrforge  fflr  i^r  mi)u 
oalien  nid^t  oem  6taate  allein  fiberlaffen  ofirfe.  Slu^  im  Aönigrei^  Sad^fen  fd^icft  5 
man  M  m,  bem  Sorbilb  Sabens  unb  äBfirttembergs ju  folgen. 

(E9  lann  gar  ni^t  ausbleiben,  baft  bie  oon  ben  CDef^id^tsforfAem  oerfolaten  Se« 
ftrebungen  jur  Hebung  ber  in  ben  lirqlid^n  Sr^toen  oerborgenen  6^e  auqi  auf  bie 
pcoftifqe  Ü^Ioaie  um  auf  bie  lir^enregtmentliqen  unb  f^nobalen  Organe  ber  Stici^e 
be^d^ienb  eimomen  mflffen.  So  ^tte  fdjon  im  3^^  1863  in  ber  eoangel.  Air(^en«  10 
Rettung  6.  97—109  ein  Slnon^mus  in  feinen  ,,CDebanien  Aber  bie  Sebeutung  bes 
ilinl^nbud^''  g^seigt,  n>ie  biefes  mi^gjte  Stfid  aller  Aird^en«  unb  ^fanard^ioe  für 
ben  ^afior  eine  (Jfunbgrube  3ur  (Erlenntnts  bes  gefd^id^tli^en,  fohlen  unb  ^Suslid^en 
£ebens  feiner  (Demeinbe  werben  lann.  Die  20.  loeftfälifc^e  Jirooinjialfmtobe  00m 
3a(re  1893  bot  infotoe  Eintrags  bes  Sonner  ^rofeffors  D.  Seil  betreffs  Vorarbeiten  15 
ju  einer  Hrqlid^n  sfefi^reibung  ber  ißrooins  SBeftfalen  eine  ftommiffion  fflr  Hrd^Iic^e 
^eimatshinbe  geoKi^It  unb  auf  mntrag  bes  6uperintenbenten  Slelle  bie  SrrtAtung  eines 
^otnjial^Aird^enar^ios  beJAIoffen.  I)ie  7.  Mflefifd^e  ^rooinsialfnnobe  00m  ^a^xt  1893 
bat  bem  Serein  fflr  f^Iefifcpe  Atr^engef^io^te  b^onoers  ^ur  I)urd^ffi^ng  ber  oon 
biefem  Serein  in  Sngrtff  genommenen  9iegtfter  5ur  f^IefifAen  Air^engefmic^te  eine  20 
einmalige  Sei^ilfe  oon  1000  SRarl  beninigt.  Die  7.  orbentli^e  ißrooinjiaif^nobe  ber 
^rooim  SadMen  00m  3^^^  1893  ^at  infolge  ber  bur^  ben  Superintenbent  SRüIIer 
in  dam  a/9u.  aegebenen  SInregung  belAIoffen,  bas  A9mgl.  ftonftiftorium  ber  ^rootnj 
Sac^fen  ju  erfuAen,  bejfiglid^  ber  umfanenben  Susnfi^ung  ber  in  ben  lir^I.  9Ir(^ioen 
oor^nbenen  lird^engefi^iqitliiQen  9la^ri^en,  fou)ie  ber  Senu^ung.  Unterftfl^ung  unb  25 
l^oerung  ber  bereite  oorlanbenen  biefem  3ioed  bienenben  Seranftaltungen,  ber  noAften 
^rooinjialfqnobe  eine  befonbere  Sorlage  ju  maAen.  Die  im  9looember  1895  in  SBten 
oerfammelte  Sften.  (ßeneralfquobe  befdjlog  auf  Sinreguna  ber  (SefeHfäcrft  fiu;  (Sefi^id^te 
bes  ißroteftantismus  in  Öftenei^:  ,,Die  Sqnobe  ^u^t  ben  Obemriqenrat,  bie  Sifi« 
tatoren  anjmoeifen.  barauf  i^r  9Iugenmert  ju  riAten,  bog  bie  ^fanar^ioe  aud^  rfldfic^t«  90 
li^  ber  älteren  ^eitonbe  in  guter  Orbnung  unb  lei^t  benfigborem  3uftanbe  fid^  befinben, 
femer  ba^in  ju  mtrien,  bag  in  ben  ^etSfttsitxiäjiltn  ber  $fanSmter  aud^  Aber  ben  3u« 
Hanb  bes  betreffenben  Sud^ios  bejio.  ber  Siblio^el  9uslunft  erteilt  mirb".  Dtefe 
^nbeutungen  mbgen  genflgen  um  ju  seigen,  mie  fe^r  bie  grrage  nac^  ber  SBedenerung 
bes  lir^Ii^en  mqiou^efens  in  le^er  3^it  in  Qflug  geraten  ift  unb  mit  nfi^Iu^  es  35 
xoSre,  n>enn  bie  (Eifena^r  beutfd^e  eoangelifd^e  Airt^enlonferenj  btefe  grage  auf  i^re 
Zagesorbnun^  fe^te. 

Dag,  iDte  man  junSi^ft  bei  ber  fiberaus  praftifd^en  Sebeutung  ber  firi^Ii^en  Sir- 
c^toe,  als  6ammelft&tten  amtli(^er  6(^riHftfide,  loeliqe  beft&nbig  Sutflldrung  geben  Aber 
(Entfte^ung,  !£Ratur  unb  Sebingung  oon  ^ed^ts«  unb  lir^Iicben  Serpaitnijfen,  oon  (&e»  40 
fe^en  unb  einjelnen  91nftalten,  enoarten  mü|te,  bie  SRfinner  bes  Airc^nregtments  bisher 
weniger  als  bie  URfinner  ber  t^eoIogifAen  SBiffenf^aft  ffir  bie  pflege  ber  Slrd^ioe  etn« 
getreten  finb,  barf  nid^t  auffallen,  ^aoen  bod^  überall  oa,  00  bie  Serfaffung  ber  ftird^e 
einen  ftaatsIirAIid^en  CE^arafter  trägt,  bie  Staatsord^ioe  bie  u^id^tigeren  lir^Iid^en  Ib» 
lunben  unb  mten  aus  älterer  3^it  tn  ]ii)  aufgenommen.  Unb  bies  ge[^b  nid^t  blog  45 
in  ber  älteren  3^U,  in  melier  5.  S.  na^  ben  „So^ungen  fflr  bie  ^räpofiti  oes  gffirften« 
tum  Sommern  00m  26.  SRärj  1621"  bie  Sifitationsalten  ju  ben  Sitten,  „u^eld^e  in 
ben  Sfflrftlid^en  Src^ioen  oor^nben,  gebrad^t  unb  beigelegt  merben''  follen  (URofer,  Corp. 
Jur.  Evangel.  II).  9lad^  einer  am  30.  Sept.  1769  ffir  bas  (Jfflrftentum  Saireutb  er« 
laffenen  Serorbnung  follte  eine  ,.Defignation  oon  allen  bei  ben  fianbes«  unb  Slmts«  so 
bouptmannfd^aften  aud^  Superintenoenturen,  Pfarreien  unb  Dialonaten  u.  f.  m.  befinblid^en 
Originalurfunoen  an  ben  ge^imen  9Ir(^ioarius  Spieg  5U  ^laffenburg  eingef^ictt  unb 
basjenige,  was  er  ^ieroon  auf}eid^nen  mvcbf  5um  bafigen  geheimen  9lr(^u)  oerobfolgt 
loerben''  (Spieg,  Son  Slr^ioen,  $alle  1777,  Sln^ang).  Slu^  in  ber  erjten  $älfte 
unferes  3^^9unberts,  als  teils  infolge  ber  politif&en  Snteugeftaltung  Deutfd^ianbs  na^  65 
ben  Srtei^itslriegen^  teils  infolge  bes  neu  enoaqenben  Serftänbniffes  fflr  ^iftorifi^e 
Stubien  unb  ber  bte  fiitteratur  unb  Aunft,  {a  faft  bas  ganje  geiftige  £eben  jener  3cit 
be^rrf^enben  Strömung,  bie  mir  9?omantit  ju  nennen  pflegen,  bas  Slri^iomefen  eine 
SBieberenoedung  erlebte,  als  in  ^reugen  „aus  oielen  $unberten'',  mie  ber  frfi^re 
Direttor  ber  preug.  Staatsard^ioe  Dr.  0.  fiancijolle  in  feiner  Denlf(^rift  00m  3(^^i^  ^ 

50* 


lH5d  lagt,  „mtOnäDL  aus  mdjn  als  1000  pa  Cabe  bcs  lö.  3fl|i^ 
iDcftnen  Junboittii  Me  geidteleii  mib  ber  SafboMlnuif  »ot  befubeaai 
ItikiiinMiuebrai^  unb  bcn  neu  gegtunbeten  ynwwwjMlflu^iPCtt  ibuvkfui  vr 
oemn  jo^beu^  fin^Iid^  Ibbmben  uiib  ok^tioe  nten  ia  bk  flaaußdftm       ,     . 

£  fie  fu^  Ins  jtti  je|t0m  3titnbe  lux^  in  guttr  W^  bcfmben.  lUb  te0|bai  bcfi^  bk 
9legif&aturen  Dtelei  Supctintaibeiitiiieii  uiib  vfaneien  ia  bei  9RaiI  imtAnüm  wA 
in  anberen  ^rooinjen  Giengens  noä^  otele  abe  loeitsone  ^In^nwliea,  bcsn  aAnb 
ofttr  beiDfift,  bog  in  ben  oeiben  elften  3a^i^nbeilen  wu^  ber  SefonutiiNi  fir  bk 
(idfaüunq  ber  oic^tigeren  Urbinben  nnb  Sben   aaäf   anf   ficäßfyx  Seile   bcfübm 

ifj  Sorgfalt  angeioenbet  nrarbe.  3in  ®ro6^er}ogtum  9Raflenbiirg'S4^Dcria  fiiib  w^  bei 
Snaaben  Dr,  ^.  3tii^:  „£k  Aird^nbuid^  SRedfenburgs,  S<^»erin  1895'*  a«|  ia 
3a9re  1874  fömtlii^  altere  bis  1750  abgefi^Ioffene  JUn^eiwü^,  ne^e  bea  $|ainiai 
Srog^erio^Iic^n  ^ßaixotuüs  g^oren,  an  bas  Staatson^iv  aboeliefert,  aab  onA  auni^e 
ritterft^aftlul^  Airc^npatrone  paben  }iir  Sinlieferung  i^  3u^i>"i°i"8  sm^ooL   3i 

u  SBfirttemberg  tft  infolge  (Erlag  b.  9Rin.  bes  3nnem  oom  24.  3<n<-  1^77  anf  bk  6e« 
meinbe  unb  Stiftsoermltungen  ba^  emgemirtt  wtjifbtn,  aus  i^ren  ar^ioen  ^agoHeit« 
urfunben  unb  (ol^e  Stfide,  bie  für  fk  nvSfi  mel^  oon  piattiK^  ®ebiau^  bogegen 
in  ge(c^i(^Ii(^  ober  anberer  ^inft^  oon  einer  gemiffen  Sd)eutung  ftabp  an  gts 
Stootsorc^io  abzutreten.    „SejügliQ  ber  WmSmda  fyd  bas  bifi^dflii^  Orbiaoiiat  1881 

30  unb  bas  eoangel  jtonfiftorium  1885  ben  SBünj^en  ber  AönigL  Sr^iobirettioa  bereit» 
n)illiges  Cntg^enlommen  gejeigt,  unb  ouÄen  tnfolgebeffen  oon  ben  eoangelif^^  ftfiir« 
rekn  faft  burc^ous,  oon  ben  bä^Iif^n  }u  einem  gp^n  !i:eik  Serseic^niRe  t^er9n^< 
oaUen  ongelegt^  aus  mefaben  bk  Sr^iosbirdtion  jene  Dofumenk  bejeUtaen  brnnte, 
nielc^e  fie  für  i^e  Sammuingen  ju  enoerben  nmnjc^    Son  ben  ioqolqc^n  ^^fon> 

25  Smtem  ^aoen  ft^  einioe  gegen  eine  foIAe  XUretuna  entf^kben  ausgefpnAen''  (^^eit 
€.  27).  3e^  tft  in  9Bfirttemberg  bur^  ben  mi^en  (Erlag  bes  (hräigelif^n  Bfo^ 
bus  betreffenb  bk  9{egtftraturen  ber  Detanatomter  unb  ^[{farramter  oom  21.  SZoo.  1893 
oorgefc^eben  morben:  „3^  einer  etom  beabti^tigkn  Susfd^ibung  oicUiger  fffien  bes 
^fonontts  .  .  .  ift  juoor  bie  (gend^migung  oes  iton|iftoriums  entju^ien.'' 

90  9Ber  auf  bk  Setfaffungsgef^i^  ber  eoangelifc^n  fianbesKrc^  Deuth^Ianbs 
blidt,  witi  es  erllärliA  finben,  oag  einjelne  ftffirtifAe  9r^ioe  unb  bk  gfamilienor^ke 
ber  alten  9(beIsgeUIe(Qter  okk  oertooUe  fir^Ii^  Sbc^ioalien  oufbetoa^n.  €o  liigen 
}.  S.  in  bem  o.  Suoenskben|d^en  Sfamilienard^io  }u  Crxieben  wiij^t  Sßkn  über  bie 
(Einfü^ng  ber  ftonlorbtenformel  im  äRagbeburgifd^en.    Slnberes  ar^ioalifc^  9RateriaI 

86  fyii  fi^  in  ben  Air^enbibliot^kn  angefommelt,  bas  man  ni^t  in  i^nen,  fonbem  in 
ben  9lr(^ioen  Jud^t.  9loä)  anbete  auger|t  u)i^tige  9lrd^ioakn  finb  in  ^rioatbefi^  übei^ 
gegangen  (ogl  3.  5B.  D.  O.  SRejer,   Sum  Aird^enre^t  bes  9{eformatton$ia^bunberts 

1891  6.  33).  Dag  fold^e  3u{tänbe  emgetrekn  |inb,  fyd  bk  mangel^te^  bie  firi^L 
Slr^ioe  betreffenbe  Sefe^gebung  mit  oerfquibet.    Diefe  ^at  in  frü^rer  3ett  über^aiqyt 

40  ben  SlrAioen  toenig  Slufmerffamkit  ^ejetgt.  3n  ben  preugifd^en  (gefe^en  gef^ie^t  na(^ 
oon  fiöpers  Unterführungen  bes  Slr^tos  5um  er[tenmal  im  ^a^xt  1613  (Enoö^nung  unb 
erft  im  3^^^^  1751  erjc^eint  ber  Xitel  ,,9lrd^ioanus''.  SBie  n^enig  fru^tbar  ober  au(^ 
bas  oerfloffene  3^^^^^^^^^^  in  mand^en  (Gebieten  bes  eoangelifd^en  3)eutf^lanbs  inSe» 
3ug  auf  ben  Slusbau  bes  lirc^Iid^en  9lr^iore(^ts  toar,  jeigt  bie  Selanntmac^ung,  be^ 

46  treffenb  bie  Orbnung  ber  ^fanard^ioe  in  bem  Aird^Iid^en  ®e|e^»  unb  Serorbnungsblaü 
für  ben  Slmisbesirl  bes  ilonial  eoangel.^ut^erifd^en  ftonfiftoriums  inftiel  oom  31.  Ott. 

1892  S.  117—120,  in  meiner  „bie  no(^  je^t  in  (Beltung  befinbli^en  Serfüaungen 
bes  (Sottorfer  Oberfonfiftoriums  oom  31.  9lug.  1802  unb  bes  (Slüdftabter  Oberiom 
fiftoriums  oom  2.  Sejrt.  1802  ...  mit  SRüdfi^t  auf  bie  inätDifd^en  eingetretenen  oer- 

60  önberten  Ser^öltniffe  in  einjelnen  6tüden  ergänst  bejio.  abgeanbert  merben".  Da 
Unorbnung  unb  mangelhafter  3uftanb  ber  lirqlicQen  m^ioe  unb  9{egiftraturen  eine 
Aranf^it  am  augeren  £eibe  ber  ftird^e  ijt,  mel(^e  oft  bie  grogten  Slac^teik  für 
bie  Setoo^rung  bos  9?e(bts  unb  für  ben  amtli^en  (&ef(^aft5gang  mit  fi^  bringt,  fo  ift 
ni^t  überall  toie  in  Gd^lestoig^^olftein  eine  fo  groge  $au|e  in  ber  S^^il^ung  bes 

ö5  fir^Hc^en  SlräioreAts  eingetreten.  SBos  mar  ober,  menn  mir  3.  S.  auf  bie  eoangelifc^e 
£anbeslirdbe  ber  älteren  preugifd^en  ^rooinsen  bliden,  oon  ben  nad^  ben  Sftei^eitsm^en 
für  jebe  ^rooins  eingeriAteten  5lon|tftorien  3U  enoarten?  9Bar  boc^  bie  Slufgabe  biefer 
mit  fc^toad^en  Aröften  uno  SRitteln  ausgeftatteten  Se^örben  nad^  ber  3n|truftion  oom 
3a^re  1817  lange  Stii  allein  barauf  bef^ranft,  in  rein  geiftli(^er  unb  mtjfenfc^aftli^ 

eo  ^iufi(^t  bie  allgemeine  £eitung  bes  eoangelifd^en  Air^moefens  unb  ber  S^ulangelegen^ 


Sn^tnioefett,  hx^liitt»  789 

? leiten  in  ber  ^ij^roDtns  m  beforgen.  Unb  als  bie  Zaf)x^  lamen,  in  tocld^en  ber  eoange- 
if^en  Aird^e  eine  feMftanbioe  93erfaffunQ  gegeben  iDurbe,  braute  bie  (Einffij^runQ  biejer 
SJerfaffung  unb  bie  auf  ©runb  unb  info^e  btefer  Serfoffung  eingetretene  fird^li^e  (ße* 
[e^gebung,  oeld^e  bisher  nod^  in  leiner  Spod^e  ber  neueren  Aird^engefc^i^te,  bie  9{e« 
formotionsjett  ausgenommen,  einen  Jo  arogen  Umfang  eingenommen  fyit  eine  fol^e  5 
9[rbeitsla[t  mit  {id^,  ^L^^^  ^^^  mä)vmt\tn  getoibmete  lird^enregimentlid^e  fjfurforge 
bis^  ouf  bas  Ileinfte  mak  befd^rSnft  bleiben  muMe.  WIein  geraoe  biefe  neuere  lirq» 
li^  (Sef^ebung^  bie  teiuoeife  fioslöfung  ber  Jurc^e  00m  Qtaatt  ber  oielfad^  einge« 
getretene  ^e^fel  tn  ben  Aompetenjoer^SItniffen  "fyA  bie  früheren  Xegiftratureinri^tungen 
ber  jlird^e  in  i^ren  (Srunboeften  erjAfittert  unb  SInforberungen  an  biefelben  ^eroor- 10 
gerufen,  u^eld^e  bie  gftage  na^  ber  9leugeftaltung  bes  lird^Ii^en  9lrd^io«  unbÜRegiftratur» 
loefens  als  nohoenbige  gfolae  nad^  fid^  gesogen  fyd.  Daju  lommt.  ba|  bas  lirAIi^e 
Selbftgeffi^I,  {e  me^r  es  erftarft,  immer  bringender  Jorbem  oirb,  bog  bie  urfunblit^en 
Quellen  für  \m  9{ed^t  unb  filr  bie  (Sefd^idUe  ber  Jttr^e  einerfeits  beffer  oenoa^rt  unb 
|ugängli4er  gemalt  u)erben,  anbererfeits  nid^t  o^ne  u^eiteres  ^Snben  anoertraut  u^erben,  15 
über  rnüäft  bie  JtuAe  nid^t  gebieten  lann. 

9BeId^  ein  treffiic^s  Sorbilb  giebt  bo^  bierin  bie  Srflber<llnitat.  6ie  beroa^rt 
tro^  aller  Stfirme  uno  Verfolgungen  in  i^rem  Slrc^io  7  Sänbe  gefcbid^tli^er  Dolumente 
aus  bem  14.  unb  15.  3<^^^^»  unter  anberem  oud^  ben  Sriefroecmel  ber  Srfiber  mit 
oerf^iebenen  9{eformatoren  (f.  Sl.  ®Iitf4  >i3}erfud^  einer  C&efd^iqte  ber  ^iftorif(^en  20 
Sammlungen  ber  93rfiber«llnitat").  3n  ben  3a^ren  1888  unb  1889  n)urbe  für  bas 
Src^io  ein  oor  gfeuersgefa^r  gefc^fi^tes  (Sebäube  in  ^erm^ut  enic^tet  unb  ein  Xeil  bes 
Saulopitols,  32000  SJcarl,  bur^  freiwillige  Seiträge  aufgebraßt. 

weil  in  ber  eoangelifc^n  5tird^e  bes  Xbeinlanbs  bas  Kr^Iiße  6eIbftgeffi^I  fd^on 
lange  froftig  vdox^  fo  ipf  au^  bort  ben  lirc^IiAen  Slrd^ioen  Inid^t  blog  grone  Seaßtung  25 

Sef^ntt  Q)orben,  fonbem  bie  infolae  eines  u}roponenbums  bes  AonigL  >ton(iftoriums 
er  9{^einprooin3  oon  ber  8.  r^tnifd^en  ^rootnjialfpnobe  bes  3<^^  13^3  emftimmig 
befßlolfene  Snlegung  eines  ^rooinjial'jlirßen^md^ios  unb  bie  bei  ber  Slusge|taltung 
biefes  mid^tigen  9r$ios  in  ben  oerflonenen  42  3^^^^^  gemaßten  CErfaj^rungen  finb  für 
bas  übrige  eoangelifße  Deutfßlanb  fe^r  le^neiß  unb  3um  3^eil  oorbilbliß  geworben,  so 
Das  ^auptoerbienjt  bei  ber  Sinrißtung  bes  legieren  ^otte  ber  befonbers  burß  feine 
„(ßefßißte  bes  ßnftlißen  £ebens  in  ber  r^ein.'roejtf.  5tirße''  belonnt  geroorbene  unb  am 
13.  De5.  1857  oerftorbene  D.  Maximilian  ©oebel.  (Er  roar  ber  erfte  Slrßioar  bes 
Srßios  unb  ^at  ben  bebeutenben  C&runbftod  besfelben  (elber  georbnet.  Unter  3^1^^^ 
mun^  bes  ^räfibiums  bes  r^einifßen  AonKftoriums  legte  er  oem  Slrßfo  ben  auf  bie  ss 
gefßtßtlißen  unb  lonfeffionellen  Ser^Itniffe  gejjrfinbeten  (Einteilungsplan  ju  C&runbe, 
meißen  ^rofeffor  Dr.  3<^obfon  in  [einer  ,,®efßtßte  ber  Quellen  bes  eoangel.  Ahrßen« 
reßts  ber  ^rooinsen  iR^inlanb  unb  äßeftfalen,  Königsberg  1844"  befolgt  ^t.  Sine 
nißt  geringe  Slnja^I  roertooller  Slrßioalien  unb  Sfißer  ift  burß  (&efßenl  in  ben  Seji^ 
bes  mßios  gelommen.  Dos  3ntereffe  für  basfelbe  ift  in  ber  ^rooinjialgemeinbe  be»  40 
ftanbig  geroaßfen  unb  bie  Senu^nng  bes  Slrßios  unb  ber  Sibliot^el  fyd  befonbers 
naß  erfolgter  93er&ffentli(^ung  bes  jtotalogs  sugenommen. 

Das  r^einifße  ^rootn^iaI<6QnobaI«fttrßenarßio  ^ot  yooox  auß  ältere  Slrßioalien 
ber  epangelifß^ui^erifßen  Airßen  oon  3üliß»  Cleoe,  Serg,  SRarf  unb  9{aoensberg  in 
fiß  aufnehmen  bürfen,  biefe  finb  jeboß  oiel  geringer  als  bie  alten  nieben^einifßen  ^ 
Älaffifal*,  ?Propin5ial«  unb  (Beneral^S^nobalsSlften,  roelße  mit  einem  ^ergamentbanb 
beginnen,  ber  bie  9ßten  ber  (Embner  Sqnobe  bes  ^a^res  1581  unb  ber  9lationalfqnobe 
bes3ö^tes  1578  entl^lt.  Dies  beutet  barauf  ^in,  baß  iene  reformierten  Jlieberlänber, 
mel^e  als  (Jflfißtlinge  oor  ber  Serfol^una  ber  Spanier  aus  ben  9lieberlanben  naß  bem 
W^inlanb  geflogen  ©aren,  jugleiß  mit  i$rer  presb^teralen  (Bemeinbeorbnung  unb  i^rem  w 
S^nobaboefen  auß  bie  Pflege  ber  firßlißen  9Irßipe  noß  Deutfßlanb  oerpffanjt  ^aben. 
Seitbem  bie  auf  ber  erften  Jlationalfgnobe  ber  reformierten  Ährße  oon  Jyranfreiß 
in  $aris  im  3^^^^  1^^9  aufgefteKte  5tirßenorbnuna  (Discipline  des  ^^lises  r^for- 
m^es  de  France)  im  ?l.  33  oes  V.  Aap.  (oon  oen  ^Presb^terien)  beftimmt  batte, 
bafe  in  jeber  Äirße  alle  mertofirbigen,  bie  SReligion  ange^enben  Saßen  aufeujeißnen,  w 
in  jeber  ilreisf^nobe  ber  Stoff  burß  einen  5}aftor  ju  fammeln,  aus  jeber  ijjrooinsial« 
fonobe  bas  bort  (Befammelte  an  bie  9lational|qnobe  3U  bringen  fei,  unb  bie  9lational« 
fqnobe  oon  £oubun  1659  bie  allerforgfältigfte  Seaßtung  bes  91.  33  00m  V.  Aap.  ber 
Discipline  em^^o^len  unb  beftimmt  ^atte,  es  foll  eine  (&e|ßißtsIommiffion  für  bie 
Areisf^nobe,   eine  für  bie  ^rooinsialfqnobe  unb  eine  für  bte  S^otionalfqnobe   beftellt  ^o 


790  an^äfloefett,  firt^Iti^ 

iDerben,  aui)  bic  Slnlegung  oon  ißaftoral«  unb  ißresbntcrial  *  Stbliot^Ien  enqyfo^kn 
fyiüt  (ogl.  ZoIIin,  Sonebe  ju  ben  Url.  3.  (BeJ^.  Quo.  (Sem.  in  Deutf^Ianb  S.4),  ^ 
meiftenteils  bo,  ido  bie  Siteftenoerfaffuna  mq  ber  3bee  Sabins  i^n  Sinjug  |tett, 
bos  Itrd^Iid^e  Slrd^ioioefen  eine  ^flegeftätte  gefunben. 
5  3n  grranhet^,  ido  feit  ben  Zagen  ber  großen  Sleoolution  in  Sejug  auf  bos  nr^io« 
iDefen  bas  lonfequent  bur^effl^ite  Softem  ftaatli^et  Sentralifation  ^txtiäA,  wvt  es 
Don  £o^er  in  [einer  Sbd^iole^te  au^  für  DeutfAIonb  anftrebt,  unb  au^  ote  Sb^ioe 
oon  Aörperfd^aften  unb  C&emeinben^  oon  $umanttdts«  unb  SBo^It^fitiglettsanfialten  in 
einer  gen)iffen  ftaaatli^n  Slb^Sngtgleit  fte^n,   fyd  bie  im  ^^t  1852  begriinbete 

10  Soci^tö  pour  rhistoire  du  Protestantisme  frangais  bur^  il^e  44  SSnbe  Sulktin, 
bur(^  ihre  ^ei  Xage  in  jeber  SBo^e  gedffnete  rei^e  Sibliot^I  auf  ber  Place  Ven- 
döme  m  $Qris  u.  f.  m.  für  bie  Sr^ming  unb  Dur^orfd^ung  ber  lir^Iid^n  fbrifu 
oalien  oiel  geleiftet  ,,6ie  fte^t  ni^t  blog  mit  ben  Staatsard^&en  oon  S^mbei^  in 
amtltd^er  Serbinbung  unb  Slustauf^,  fonbem  aud^  mit  ben  StaatsorAioen  bes  ^ag, 

isbem  Record  Office  unb  bem  British  Museum  in  fionbon,  ben  Sibliot^Ien  oon 
®enf  unb  ber  fibrigen  QäjßODeh,  ben  Sb^ioen  oon  ^etersbura,  Stod^olm,  itqieti^agen, 
Q)ie  oon  Serlin,  Dresben,  Aaftel,  Stuttaart  unb  mo  es  fonft  knibf^riftlid^  unb  ge« 
brucfte  Sd^ä^e  giebt"  (34)nin:  Des  beutfi^.  $ugenotten«93erein9  Sßürbtgung  u.  f.  w.  in 
ber  3eitfarift :  „Die  frans.  Äolonie"  1895). 

20  3n  $oIIanb  fyd  1878  bie  u^aQonifc^e  (Beneralf^nobe  eine  Commisson  de  THi- 
stoire  et  de  la  Biblioth^ue  des  ^glises  wallonnes  eingefe^t.  Das  oon  biefer  eim 
lugreid^en  ftommiffion  herausgegebene  SuHetin  erMeint  im  dciaa,  mo  auäf  ber  Sor* 
i^enbe  berfelben,  oer  $a|tor  S.  Sourlier,  feinen  äBo^nfi^  ^.  Der  Sibliot^dor  unb 
iud^ioar  biefer   Aommiffu)n  ift  ber  Direltor    b^   Unioerfhötsbibliot^I   3U    £eiben, 

25  Dr.  SB.  91.  ou  9{ieu.  Die  im  3a^re  1852  begriinbete  Bibliothdque  Wallonne,  mel^ 
auäf  oiele  lirc^Iid^e  Srd^foalien  in  fi^  aufgenommen  fyd,  mk  aus  bem  im  3<^  1^75 
oeroffentli^ten  Aatalog  unb  aus  ben  bebeutenben  6^n)Iementen  ju  biefem  Aatolog  }tt 
erfe^en  ift,  befinbet  fi^  in  £eiben.  Die  nieberl&nbitee  reformierte  Air^e  fyd  jm 
letne  bcfonbere  (Befd^id^tslommiffion.  3^r  Slr^iomefen  ift  aber  burd^  gute  Seftimmunaen 

soaeorbnet.  ^tit  ißrootnj  fyd  üfytt  lird^Iic^n  ißrooinjialard^ioe  uno  jebe  Alaffe  ooer 
Unterabteilung  ber  ißrooinj  fyä  i^r  Sr^io.  Das  SrcQio  ber  (5efamt!irc^  befinbet  fii^ 
in  ber  äBil^eimsIir^e  im  $aag.  Der  Aatalog  ift  oeröffentlid^t  (Catalogus  van  het 
oud  Synodal  Archief,  bewerkt  door  H.  Q.  Janssen.  Met  de  Indices  der  oude 
Provinciale  Kerkelijke  Archieven,  s'Gravenhage  1878,  196  S.).    Durc^  bie  aU- 

36  gemeine  S^nobe  bes  Zcifjxt^  1884  (Handelingen,  bl.  70,  71)  ift  ein  „Reglement 
op  de  bewaring  en  het  gebruik  van  het  oud-archief  der  Nederlandsche  Her- 
vormde  Kerk"  feftgefe^t  roorben,  bas  burd^  bie  „Algemeene  Synodale  Commissie 
der  Nederlandsche  Hervormde  Kerk"  (Voorburg  23.  gebr.  1885  3lr.  67)  für 
weitere  ilreifc  oeröffentlid^t  roorben   ift.  —    (Ebenfo  roirb  oon  ber  „Assembly"  ber 

40  ^resb^terianer  S^ttlanbs  bas  9r(^iou)efen  nid^t  aus  bem  Slu^e  gelaffen. 

3n  ber  Sd^roeij  ift  bas  Krd^Iid^e  Slr^toroefen  fe^r  mannt^faUig  georbnet,  ba  in 
ben  etnselnen  ftantonen  bie  Selbftftänbigleit  ber  ftir^e  me^r,  tn  ben  anbem  roeniger 
äberu)iegt.  Sin  SBerl,  meld^es  über  bas  Krd^U^e  9lr^iou>efen  ber  S^roei)  eine  Über» 
fi^t  giebt,   ift  no^  ni^t  oor^nben.    Ober  f^roei^erifd^es  Slr^ioroefen  übe^ujit  ift  in 

46  erfter  fiinie  3U  oerglei^en :  „3noentare  fd^roeiserifi^er  Slrd^ioe,  herausgegeben  auf  9)er> 
anlaffung  ber  allgemeinen  gef^i^tsforf^nben  (gefellfd^oft  ber  Sd^roetj,  I.  Üeil  üBem 
1895"  oDirb  fortgefej^t).  SBir  mäffen  uns  ^ier  oes  9{aumes  roegen  begnfigen,  einen 
Überblia  über  bas  lir^Iid^e  SlrAioroefen  bes  ftantons  93afel»6tabt  unb  bes  Jlantons 
3:^uraau  5U  geben,  unb  mögen  oieje  beiben  5tantone  für  bie  übrigen  als  tqpif^e  gelten. 

60  Dos  25afeler  ftirAenard^io  jerfallt  tn  mti  Ztik.  a)  Das  neuere  laufenbe  Slrc^io  beim 
ftiri^enrat  ityo.  vlntiftes.  b)  Dos  olte  Aird^enard^io,  roeld^es  fett  1885  anlaglid^  ber 
Sefeitigung  bes  ftapitel^aufes,  in  roeld^em  biefes  9lr^io  frü^  unter  33eru)altung  bes 
^[ntiftes  aufbetoQ^rt  geioefen  roar,  in  feparater  Slufftellung  als  ürd^Ii^  (Eigentum  im 
Staatsar^to  ntebergelegt  ift.    Das  oon  bem  Sajeler  Staatsard^ioar  9{.  SBadernagel 

66  herausgegebene  „Snoentar  bes  Staatsart^tos  bes  Aantons  5Bafel»6tabt"  (Separat^ 
9Ibbrud  aus  bem  Slnjetger  für  f^toeiserifd^e  Gef^i^te  Sofel  1892)  giebt  6.  30  nähere 
31uslunft  über  ben  Sn^alt  oes  alten  Airqenarc^ios.  3n  ber  9{eformationsorbnung  ift 
feinerlet  Slntoetfung  über  bie  Slnlegung  eines  Slrd^ios  gegeben.  Diefe  beruht  auf  ber 
Snitiatioc  einselner  2lntiftes,  befonbers  bes  Slntiftes  ©emier  im  17.  3^^^^^.;  oon  bem 

60  eine  o)ertooIle  Slftenfammlnng   3ur  Sofeler  ftird^engef^id^te  oorliegt.    ^inftd^tli^  bes 


fbtiiit^wt\tn,  KxitRifi»  791 

itr^Ii^n  Sr^iDioefcns  in  Safel  befielt  oIs  etnRtae  Sorf^ift  bte  oom  ittrd^niat  am 
27.  Sefo.  1884  (efd^Ioffene  Orimuna  betreffenb  Pptung  ber  Jtm^nbu^.  Die  5tir^n« 
bfi^c  loerben  bei  ben  einzelnen  ^fanftellen  oenoa^.  jebo^  nur  bieienigen  ber  legten 
60—70  3Q^e.  Die  filteren  [inb  tm  är^io.  6ie  beginnen  gröj^nteite  mit  bem  3<^^ 
ber  Sleformotion  1529.  Safel  befa]}  febo^  no^  ein  fitteies  ftir^nbu^,  bosjenige  oon  5 
St  XQeobor,  beginnenb  circa  1490  unb  ^ierburc^  ein  Unicum.    Diefes  Su^  mürbe 

eboA  oor  etnm  40  ^dfyctn  bur^  Veruntreuung  aus  Safel  entfernt  unb  befiitbet  fi^ 

e^  tm  britif^en  aRufeum  in  £onbon. 

Der  ftanton  Z^urgau  ift  eine  e^emalbe  eibgenSffif^  Sooiei,  loeU^e  oon  fieben 
eibaen3ffif<^en  Stinben,  barunter  au^  3^^f  ifS^^  mürbe.    Son  3^4  ^us  tourben  lo 
in  ben  erften  3^^nberten  no^  ber  mformation  bie  Pfarreien  ber  reformierten  (Se^ 
meinben  bes  2^urgau9  befe^  unb  liegen  bes^  bie  totqtigften  HrAIid^en  ^r^ioalien 
iener  S^it  im  Aontonsor^io  ju  30^4    ^^  3<^^  1798  oermanbette  bie  9leooIution 
oie  ganje  S^oei}   in  einen  Sin^itsftaat  naq  |ran}5fi|4em  SRufter.  3n  bie[er  3^tt 
(1798—1803),  in  meiner  au^  bie  fir^Ii^en  Dtnge  oom  Sentrum  (Xorau)  aus  oer«  15 
maltet  mürben,  finb  bie  allgemeinen  Ihäjiüäftn  Slr^^iodten  im  ^loetif^n  ^rdbio,  bas 
fe^  im  SunbesorAio  in  Sem  liegt,  niedergelegt  morben  (ogl.  Dr.  Stridler,  ^tten  ber 
^eloetii  5  Sbe,  4').  6eit  1803  biQ>et  ber  3|uraau  ein  jeIb|tftfinbigesJtoatH^ese5ebiIbe 
mie  anbere  Aantone.  Die  oberfte  eoangelif^e  ftir^enb^örbe  i(t  ber  jtird^nrot.  Diefer 
fyd  ein  eigenes  Slr^io,  bas  im  Jlantonsori^io  untergeoraAt  tft  unb  jeberjeit  entf(mit  20 
merben  lann,  menn  es  ber  Air^enrat  oerlangt,  mie  es  au(9  frü^  niAt  in  Srauenfelb 
lag.    Die  Io!aIen  Sßten  ber  Pfarreien  [inb  in  ben  Zafyctn  mit  1860  mfolge  Anregung 
b«5  t^urg.'^ift  Seretns  regiftnert. 

SBas  bie  HrAioe  ber  anglifanif^n  5tir^e  betrifft,  fo  f)at  bie  im  3^  1B69  oon 
ber  ilbnigin  eingefe^e  unb  mit  reuten  (5elbant  ausgerottete  „Historical  Manuscripts  25 
Commission'',  oeren  ^ublüationen  ben  Xitel  ffi^en:  „Reports  of  the  Historical 
Manuscripts  Ck>niinission''  bis  {e^  j^on  fe^  oiel  au^  für  bie  Durdforl^ung  ber 
9rc^  ber  Established  Ghurch  geletftet  (nn  englif^er  gfreunb,  UM^er  bei  ben 
arbeiten  biefer  Aommiffion  beteiligt  ift,  [^idte  folaenben  äbeAIid  Aber  bas  «r^io^ 
mefen  ber  Etablished  Ghurch :  „bie  Uriunben  uno  Sßtcn,  na^  benen  Sie  [t^  er«  so 
lunbigen,  finb  in  ber  9legel  in  ben  DiScefan«  unb  ^c^ibialonatsregiftraturen  ju  finben. 
Diejenigen,  bie  ben  itatfebralen  geboren,  finb  unter  Huffi^t  bes  SefretSrs  bes  Dom« 
!apitels  geitellt.  (Einige  berfelben  (inb  unterfuc^t  morben  unb  ift  Aber  biefeKen  ber 
Historical  Manuscripts  Commission  Sericqt  erftattet  morben.  9loäf  anbere  merben 
jettt  burAforf^:  9BeKminfter«Slbtei  hn  3a^e  1878;  (Eanterbur9  1876  unb  1883  unb  85 
eine  no^  genauere  Dun^orf^ung  ift  Je^t  hn  C5ange;  fiambetb  ißalace  urA  ttr^i« 
biaconat  oon  Santerburq  1877 ;  6t.  $auls  1883 :  (Ein,  (Sloucefter,  £incoIn.  $eter« 
borougb  unb  Sout^meH  1881 ;  9Borcefter  unb  £t^elb  1895.  ilurge  9h)tQen  oon 
allen  finb  im  „Report  of  the  old  Record  Commission''  herausgegeben  1800 
e.  332—347  m  finben.  Son  bif^bflu^en  &^ben  fyd  bie  Historical  Manuscripts  40 
Commission  bis  je^  nur  biejenigen  oon  Dublin  unb  Offorq  be^anbelL  9Bas  bie 
Catforber  Diocefe  betrifft,  fo  merben  bie  Slr^ioalien  berfelben  in  einem  befonberen  C5e« 
böube  aufbema^,  meic^s  in  ber  3^^  ^^^  Sif^ofs  Sßilberforce  in  6t.  (Siles  Steeet 
ju  Oxforb  erbaut  morben  ift.  Die  aUen  Urhinben  unb  SCften  bes  Slr^ibialonots  mürben 
oor  ungeffi^  25  3<^^n  in  ber  Sobleiana  ju  Dxforb  niebergeleg^.  Die  Urhtnben  45 
aus  ber  3<^it  oor  1540  finb  in  £incoIn  an  berfelben  Stelle  niebergelegt,  mo  bie  ^t^u 
oalien  ber  Diöcefe  au^ema^rt  merben  unb  jmar  (mos  geaenn)Srt(g  meiftens  ber  ^aU 
ift)  in  oorsügli^er  Orbnung  in  bem  5um  alten  ^doft  ge^enben  Xurm.  Das 
ältefte  in  ber  ndrblic^n  ^rooim  oor^anbene  5tirAenregiRer  ift  bas  bes  CErgbifd^ofs  ffiraq 
3U  ^or!,  bas  1225  anhebt  uno  oon  bem  Domherrn  3ames  Kaine  fibr  bie  Surtees  m> 
Society  (Sb  56  1872)  ^rausgegeben  ift.  Die  9lei^nfoIge  ber  ^orler  AirAenreaifter 
ift  oollftanbig  oon  (Erjbif^of  (Sro^  bis  Srgbif^of  3RacIagan  (1891)  aujjer  einer  fifide 
oon  10  3^^^n  nac^  ®rans  Üobe.  Ss  f^lieM  auA  bie  (Sef^ofte  sede  vacante  na^ 
bem  kleben  jebes  (Erjbifc^ofs  ein.  Das  altefte  itirc^enregifter  oon  Dur^am  ift  bas» 
jenige  Sif^of  Seüames  (1311—1316)  herausgegeben  als  „Registrum  Palatinum  66 
Dunelmense"  oon  3-  3).  $arbn  1873  (Rolls  Series).  Äuge  Semerhingen  Aber  bie 
^orfer  bif^flit^en  ^egifter  gteot  9laines  in  ben  „Historical  Papers  and  Letters 
f  rom  the  Northern  Registers"  1873  (Rolls  Series).  Die  Slr^toalien  ber  ilonoolation 
(^rooinjialfqnobe)  ber  nörbli^en  ^rooinj  befinben  ji^  in  ber  Dtocefanregiftratur  ju  ^orl, 
biejenigen  ber  Convocation  of  Canterbury  finb  in  fiambet^.  (Eine  änja^l  ber  legieren  finb  «0 


792  On^lorfett,  Kn^Hi^ci» 

oeröffentli^t  in  ^pWilkins's  Goncilia,  4  yoL  fol.,  London  1737'',  alle  neueren  bagegen  in 
bem  r^Chronide  of  Gonvocation".  —  ^,Do  man  in  leMer  3^it  bie  9Bo|fnt^nntna  ^« 
mac^t  fyä,  bog  in  Seiten,  too  ber  Unteri^teb  s^ifc^n  amfu^n  unb  nu^t  onttli^n  Sqnft« 
ftüden  noi)  ni^t  fo  Qai  mie  ^ute  feftoeftelU  mar,    oiele  ber  erfteren  in  $rioai^nben 

5  blieben,  [o  mürbe  in  bem  britif^en  URufeum  eine  eigene  SQrtetlung  „GoUections  of 
State  Papers  and  Historioal  Documents"  gef^affen,  mo  berlei  $apiere,  bie  bur^ 
Serm&c^tnisi.  Gef^en!  ober  5tauf  enoorben  morben,  in  bauembe  Serm^mna  bmmen 
unb  genau  latalo^ifiert  merben"  (geifert  6.  6).  Sefonbere  Sea^ng  oerbienen  ou^ 
bie  Slrbeiten  ber  tm  3^^  1B86  b^grünbeten  „Huguenot  Society  of  London'',  loe^e 

10  neben  ben  Proceedin^s  groge  QuortbSnbe  ^erausaiebt,  bie  meift  5tirAenregt{ier  brifmen 
(pgl.^XoIIin  in  bem  cttierten  Sluffa^  in  ber  S^^^^-'  y^i^  franj.  Aoumie",  in  wtU^ 
eine  überfiel  ber  in  Deut[^Ianb  menig  belannten  ^ublüotionen  ber  Huguenot  Society 
of  London  gegeben  mirb).  SBeil  in  (Englanb  ber  5tir^  fiberla|fen  bleibt,  idos  ha 
5tir^e  gehört,  jo  befte^t  bas  „Public  Record  Office"  in  fionbon  nur  ffir  bie  unmttiel* 

16  boren  (otaatsarten  uub  Urhinben. 

äBerfen  mir  noA  einen  lurjen  Slid  no^  bem  9lorben  (Europas,  [o  ift  loeber  in 
Danemar!  no^  auf  oer  flanbinaoifc^en  $albin[el  bas  fir^Ii^e  Hi^iomefen  oon  bem 
[taatli^en  [treng  getrennt  Die  8  Sistflmer  (6tifter)  Dfinemarls  Ratten  jmar  in  oor« 
reformatorit^er  3^^  ^^  eigenen  Sbn^ioe,  bie  fogenannten  StiftsHften,  ber  3n^It  ber* 

20  jelben  blieb  aber  Jpoter  nur  jum  geringen  Zeil  in  ben  Rauben  oer  eoon^elif^n  Si|A9fe. 
^us  ben  legten  Ütegierunasja^en  (£]^ftian$  IV.  rfi^en  oerf^iebene  mt^tige,  bos  nr^ 
lic^e  SlrAiomefen  betreffenoe  Seftimmungen  ber,  mel^e  in  bem  C5e[e^buq  S^riftions  Y. 
oom  3a$re  1863  (,;Danske  Low")  mteberQoIt  |inb.  9la^bem  im  3a^  1883  ber 
^eroonaaenbe  ^iftonler  91.  D.  SBi^^nfen  an  bte  6pi^e  bes  bSnifqen  %N!^iDmefens 

25  geftellt  i|t,  ^at  basfelbe  er^Ii^e  ^ortf^ritte  gemalt.  (Ein  (5ejet|  oom  3a|rre  1883 
9at  bie  (Einri^tung  oon  brei  bem  9lei^9arAbar  unterfte^nben  mooinjialanl^ioen  an« 

Seorbnet  (in  Aopenpagen,  £)benfe  unbStborg),  mel^e  befttmmt  fino,  na^  unb  naä  alle 
(r^ioalien  ber  aouen  unb  geiftli^n  S^Srben,  bie   ber  SRinifterien  unb  fibrigen 
(Eentralbe^örben  ausgenommen,  aufjunebmen.  Seit  bem  3<^  1886  erf^int  in  jebem 

80  britten  3a^r  ein  Sanb  SRitteilungen  Ober  bie  9BirI|am!eit  unb  bie  ilbrtgen  Ser^Unifje 
ber  Slr^ioe  unter  bem  Xitel:  „Meddedelser  fra  det  Kongelige  Oehejmearkiy  (^ 
det  dermed   forenede  Kongerigets  Arkiv." 

Slu^  für  bas  ftaatli^e  unb  m^Iic^e  Slr^iomefen  Sc^mebens  ift  bie  le^te  3^^  eine 
3ett  ber  SBieberermedung.    Dur^   bie   Igl.  Serorbnung  oom  26.  OH.  1883  ift  eine 

85  genaue  in  pei  (Exemplaren  abjufaffenbe  Serseic^nung  unb  forgfältige  Pflege  ber  Iir^< 
li^en  Slrc^toalien  oorgefc^rieben.  (Eine  befonbere,  behufs  Serbefferung  bes  Sr^iomefens 
eingefe^te  5tommiffion  ^at  mid^tige  9leformoorf^Iäge  ausgearbeitet.  Die  Aommiffion 
^at  u.  a.  i^r  (Suta^ten  ba^in  abgegeben,  ba^  eine  (£entraIifation  alterer  fir^Ii^er  Ur« 
hinben  unb  eilten  entmeber  an  ben  Stf^ofsft^en  ober  im  9leid^sar^io  ansuftreben  fei 

40  9ud^  liegt  ein  Sor[^Iag  oor,  befonbere  ^rooinjialaräioe  eimuri^ten. 

Das  papjtlt^e  Slrc^io.  Seitbem  ber  5tarbtnal  da].  Saronius  in  beftimmtei 
auf  bie  SJer^enlt^ung  ber  romifc^en  5tir^e  aeric^teter  Zenbenj  mit  ben  aus  ben  rei^n 
Sd^ä^en  bes  popftlid^en  Slr^ios  gef^Bpften  mnalen  ben  unmittelbar  aus  bem  5tampfe 
gegen  bie  römif^e  5ttr^e  ^erorgegangenen  SRagbeburger  (Eenturien,  mel^  bie  ^If^ung 

45  oer  fogenannten  3[ibon|äen  Delretalen  na^gemiefen  Ratten,  entgegengetreten  mar,  blieb 
bas  pöpftlid^e  9Ir^to  mtffenf^aftli^en  Stubten  fo  gut  mie  unjulänglidj.  Der  3utritt  ju 
bemfelben  mar  nur  bem  $ap[te,  bem  5tarbinalfelretar  unb  bem  Slr^ioprofelten  geftaitet 
3eber  anbere,  melier  o^ne  oirelte  popftli^e  (Erlaubnis  in  bas  Slr^io  ^tneinfam,  mar 
bem  großen  ^ir^enbann  oerfallen,  unb  nur  feiten  mürben  einigen  befonbers  empfoblenen 

50  (&ele9rten  einjelne  Sänbe  unter  befonberer  mffi^t  jur  Dur^fi^t  oorgelegi  S£ro^  bes 
äBiberfpru^s,  melden  ber  {eMge  ißapft  £eo  XIII.  fanb,  als  er  bie  Slbfic^  lunbgab, 
bas  Slr^io  bes  Satilans  für  &tubienjmed[e  m  öffnen,  ^at  berfelbe  bo^  ben  Sru^  mit 
ben  trabitionellen  $[n[^auungen  ooH^ogen,  ourd^  ein  Sreoe  oom  20.  3uni  1879  ben 
furj  oor^er  5um  Aarbtnal  ernannten  oeutfd^en  $rof effor  $ergenröt^er  aus  äBünburg  als 

56  Praeses  Vaticani  Tabularii  nac^  9lom  gerufen  unb  smei  3^^^^  fP^^^  bas  w^b  ben 
C&ele^rten  aller  Stationen  jugönali^  gemalt.  3^ber,  ber  ben  fonft  mit  feinem  anberen 
Silbe  gefdbmüdten  6tubienfaal  oes  papftli(|en  Stratos  betritt,  mirb  bur^  bie  unter  bei 
einfa^en  Süfte  bes  je^igen  ^apftes  befinbli^e  Unterf^rift  an  biefen  mistigen  unb  ben 
^iftorifd^en  Stubien  großen  (5eminn    bringenben  S^rttt  erinnert,   benn   fie   lautet: 

60  „Leo  XIII.  Pont.  Max.   historiae  studiis  consulens  Tabularii  arcana  reclusit 


Sn^tnidrfett,  Kn^Iii^  «mmbiilbt  793 

anno  MDCCCLXXXI."  3n  3u[amtnen^anfl  mit  ber  (Eröffnung  bes  päpftlt(^en 
Sb^tos  fte^  bie  (Etnfe^ung  einer  biftorifd^n  itommiffion^  mel^e  bie  Aufgabe  ^t,  für 
bte  f^ftemotif^  Verausgabe  unb  Verarbeitung  ber  ^r^nmlien  6orge  ju  tragen  unb 
no4  eigenem  Srmeffen  n)tffenf^aftli(^e  Unternehmungen  ju  oeranlaffen.  um  btefe 
gforfAungen  erfolgreidber  ju  ma^en,  bef^Ioj;  ber  $apft  im  9Rai  1884  am  "Sxäjvo  eine  6 
befonoere  6^e  filr  ^alaogropbte  unb  oeraleid^nbe  (Sef^i^tshinbe  ju  errieten.  9la^ 
Hngobe  bes  am  1.  9Rai  1884  bwcif  ben  $apft  genebmigten  Senu^ungsreglements  i|t 
bas  (Sefu^  um  3ula|fung  jum  Stubienfaal  an  ben  H^r&felten  bes  Slr^ios  ju  rieten 
mit  genauer  Eingabe  ber  ^eriobe,  fiber  oel^e  ji^  bie  Unter[uAungen  erftreden  unb  bes 
3n>ed5  ber  5topien  ober  Slussfige  aus  ben  ^bohimenten.  !Der  6tubienfaal  i[t  ootn  lo 
1.  £>!tober  bis  27.  Z^^^  ^ö  SlusncAme  ber  Sonntage,  ber  Donnerstage,  ber  oor= 
^Id^ebenen  Safttage,  ber  3^^  oor  äBei^na^ten  bis  6t|Ioefter,  am  Donnerstag  oor 
,a[tna^  bis  aifd^ermittrooi^  unb  oon  $aIm[onntag  bis  0[terbtenstag  geöffnet.  Dem  (Er^ 
meffen  ber  Unteracd^ioare  i|t  es  an^imgegeben,  bie  Slus^nbigung  oon  6^rift[tflden 
3U  oenoeigem,  veld^e  einen  oertraulicben  Sfyxtalt^x  traaen  ober  beren  Seröffentlt^ung  i5 
mit  9{ü(tft^  ouf  bas  religiofe  unb  [oktale  3ntereffe  unt^unli^  er[^eini  3^^  So^l^or, 
ber  feit  (Eröffnung  bes  pöpftli^en  Slr^ios  in  bem[elben  gearbeitet  ^at,  fyit  fi^  bes 
loo^ImoHenben  Sntgegenlommens  ber  einjelnen  Slr^bbeamten  bonibar  erfreuen  bfirfen. 
3n  Sesug  auf  bie  übrigen  Slr^ioe  ber  römifd^en  Air^e  lönnen  mir  bes  Kaums 
loegen  ^er  nur  furj  bemerien,  bag  im  3^^^  1^81  bur^  bas  Siomil  5U  Sbuen  unb  20 
im  3^^  1687  bur^  eineSuIIe  bes$ap[tes  Sixtus  V.  (ogl.  £i(^tenberger :  Encyclop. 
des  Sciences  religieuses,  $arisl877,  I,  555),  ber,  mie  aus  ben  bur^  Sllberico  oer^» 
Sffentlii^en  Sriefen  bes  Saronius  5U  eriennen  ift,  nid^t  ment^  bur^  festeren  beein» 
flugt  mort^n  ift,  beftimmt  mürbe,  bag  überall  ba  ^rc^ioe  eingert^tet  merben  follen,  mo 
fie  no^  nii^  oor^anben  finb.  X.  C  9lab(ai^.     25 

Kri^ottttfcr  f.  (&no[ti!er. 

Xrcimbolbt  QJtannangcIo  (Arcimboldus,  Johannes  Angelus),  ge[t.  1555.  — 
£ttteratur:  (S.  %.  2lütn,  De  tre  nordlske  Bigers  Historie  II  u.  III;  S.  91.  Siujou,  Hvenska 
Kyrkoreformationens  Hist  I,  Upfola  1850;  ®uftaf  I.:  JRegiftratur ;  3Rüntcr,  ^rd^cngefd^. 
oon  3)8nemorf  unb  9?ormegcn  III ;  Ä.  Hamann,  6in  ^blaöoricf  ®.  ?l.  ?lrcimboIbi  auS  bcm  ao 
Solare  1516,  ^amb.  1884:  33.  3immennann,  De  J.  A.  Arcimboldo,  Upfalo  1761;  ©c^röcft), 
Äirdjengcfdi.  feit  ber  ^Reformation  II;  C.  Sillverstolpe:  Histor.  Bibliothek.  Sthm.  Sa^rg. 
1878;  ö.  iroil,  Skrifter  och  Handlingar  til  Uplysning  i  Svenska  Kyrko  —  och  Refor- 
mations-Hist.  I,  Upf.  1790;  3.  ^Beibling,  ©cöwcbifc^c  ®efA.  im  3citalter  ber  SRcformation, 
öot^a  1882;  Slcimor  Äocf,  fiüb.  ß^roni!  ju  1517  u.  1519;  ögl.  aud^  bie  fiittcraturangabc  35 
bei  bem  9(rtilel  ®uftat)  ^afa  unb  bie  Sf^efonnation  in  ©c^weben. 

Der  berü^tigte  Slblajslrämer,  Dr.  iur.  utr.,  $räpofitu$  oon  Slrcifate,  enbliA  (Ers« 
bif^of  oon  SRailanb,  Slrcitnbolbi  gehörte  einem  alten  berühmten,  ur[prünglid^  oon  ^omta 
ftammenben,  [pöter  naä^  aßailanb  übergefiebelten  Slbelsgef^Ie^te  an,  bas  1727  erIo[(^. 
Sein  Sater  max  Senator  ju  SRailanb,  9{at  ber  $er55ge  (galeajso  unb  £ubootco  Sforja  40 
unb  Statthalter  oon  Sremona  9lIoi|io  Slrcimbolbi.  93erj^iebene  SRitglieber  [einer  e^» 
milie  ^tten  ^offt  liri^Ii^e  Smter  beüeibet,  fo  wox  3.  vi.  fein  O^eim  (Erjbif^of.  3n 
^inen  gf^milientrabittonen  mo^te  er  bemnaA  fonio^I  eine  Slufforoerung  juni  (Eintritt 
m  bie  (gei[tli^!eit  als  au^  er^olgrei^e  Slusfu^ten  für  bie  3ulunft  erbliden.  S^on  be« 
oor  er  fein  30.  £ebensjabr  enet^t,  toar  er  apoftolif^er  ^rotonotanus  unb  9leferenbarius  45 
£eos  X.  SJon  biefem  ^apfte,  „rei^  an  !Ia|fifd^er  Silbung  aber  arm  an  geiftlid^er  C5e* 
finnung",  ourbe  er  insbefonbere  bei  bem  beaofi^tigten  Sau  ber  $etersiur(^e  in  finan« 
Stellen  Sef^öften  oenoanbt  unb  mit  ber  $frünbe  eines  $rcg)o[itus  bes  Alofters  3U 
anifate  bebaut.  Slm  2.  Dej.  1514  jum  (5eneraI!ommi|far  bes  8lbla([es  für  einen  großen 
Xeil  Deutf^Ianbs,  [otoie  für  ben  [fanbinaoif^en  9lorben  ernannt,  Q)urbe  er  mit  ber  50 
9Bürbe  eines  Nuncius  cum  potestate  legati  a  latere  belleibet.  3n  S^meben  [ollte 
er  einem  neuen  popftli^en  Sriefe  oom  Sept.  1516  gemäj;  sualeid^  als  Iir^enpoIitt[^er 
griebensftiftcr  auftreten.  35er  fatbolif^e  CBef^i^tsfdjreiber  ^aolo  Sarpi  (Hist.  con- 
cilii  Trident.)  entwirft  oon  ber  ^crfönlt^Ieit  unb  ber  SBirIfamleit  bes  SKannes  ein 
wenig  erfreulii^es  aber  fi^er  getreues  Silb:  SIrcimboIbt,  obglei^  $rälat  geworben,  fyAtbb 
bod^  ni^t  bie  (&e{^aft$getoanbt^eit  eines  genuefi[^n  5taufmannes  abgelegt,  [onbem  [ei 
nur  be|trebt  gerocfen,  bie  (Belbgier  jenes  SBeibes  (ber  Äonfubine  SRaboalena)  m  füllen; 
bes^alb  ^abe  er  ben  Sertrieb  bes  9lbla[|es  no^  weiter  oerpad^tet  an  allerlet  qabfü^tige 
Helfershelfer,  wel^e  t^rer[eits  bie  3Iblaggelber,  bie  bas  arme  SoR  5ur  Sofung  [einer 


794  9rcnttb9lb{ 

Sünben  ft(^  oom  tagli^en  Srote  abfparte,  in  Srouen^uf^  unb  itneteen,  bei  SBfltfel^ 
fptel  ober  no^  f^Iimtneren  3)ingeii  oergeubeten.  Seooc  ^rdmbolbi  fiq  no^  DSnenunt 
unb  S^roeben  begab,  meilte  er  ISngere  3^it  in  9h)rbbeutf(^Ianb,  befonbers  in  fifibcdt, 
aber  aud^  in  Hamburg.  3n  lektgenannter  Stabt  toirlie  er  1616  ju  (fünften  feines  Sluf« 

5  troas.  Um  mit  re^tem  (Erfo^e  gu  mirlen  —  fagt  ein  Aenner  feiner  SBirffomleit  on 
biefem  Ort  —  nabm  SIrrimboIbt  einen  lonbesbtnbigen  Vriefter  ab  C5e^ilfen  an,  nSmlii^ 
ben  Hamburger  l)omf^oIaftihts  $einri^  Santf^om,  einen  in  (Belbgefdmten  iDo^Ierfo^ 
renen  SRann,  unb  emonnte  ibn,  um  i^  no^  mebr  (Blang  unb  Slnfeben  bei  ben  £anb$< 
leuten  ju  geben,  jum  pfipftli^en  Slolut^en  unb  ^rolonotar.    Sbrimoolbi  ^otte  nfimli^ 

10  oon  £eo  X.  auger  oollbmmener  Sblafterteilung  noif  onbere  SoIImac^n  eroalten,  beren 
Slusflbung  nottoenbig  oiel  Gelb  einbringen  muMe :  fo  burfte  er  —  natfirlim  nur  gegen 
bare  3£^^ung  —  Sutterbriefe  austeilen,  ^eirc&btspenfe  geben,  Doftoren  in  feber  m* 
Mtatj  9cotare,  ^rotonotare,  ^fabgrafen  unb  Sßolut^n  ernennen  u.  f.  m.  (Uxfunben 
^ierfioer  in  ^.  3Rfinter  a.  A.  III.  @.  90ff.).    Sta^bem  auc^  bas  na^  J^^^  Sistum 

15  9la^eburg  befuc^t  morben,  loanbte  fi^  Slrdmbolbi  na^  $oIftein.  3n  Segkitung  feines 
Srubers  Slntoniello  unb  mel^erer  (Se^ilfen  lam  er  m3glid^ni>eife  f^on  1516  (f.  $a« 
mann)  ober  1517  na^  jtopeiti^gen.  Son  Aönig  CE^pian  II.  erloi^  ^LJ^^^^  ^' 
leguna  oon  1100  r^inif^en  (puu)en  bie  (Erlaubnis,  in  Dfinemarl  fernen  SlblaB^nbd 
ins  SÜBerl  JU  fe^en,  toobei  er  allen  „bie  Sergebuna  au^  ber  Srgften  SeiAre^n  unb 

20  bie  ^erftellung  oer  9tein^it  unb  Unf^ulb  bes  Xaufpanbes  gufagte,  ffir  bie  Zob^Hunbe 
aber  bie  offenen  ßimmelspforten''  (Pontoppidan,  Kirkehist.  VI  cap.  13,  SDUintet 
III.  12).  ÖberaU  i)flegte  er  anfäffige  ^rtefter  unb  SRSn^  als  „Ck)nfe8sionarii'' 
in  6oIb  m  nebmen.  3m  SRSrs  1518  btm  Sinimbolbi  in  S^meben  an,  nai^m  er 
bem  bönifc^n  Aönige  oerfinrod^en  ^e,  ffir  i^n  unb  feine  Unionspoliti!  bort  ju  loirlen. 

25  Das  £anb  tourbe  bamals  oon  6ten  Sture  b.  3*  cils  ,.9{ei(^oorfte^'  regiert,  wtVSiia 
als  gfü^rer  ber  nationalen  Partei  bie  oollige  Unab^ngtaleit  unb  6eIbftft&noig!eit  feines 
SoÜes  erftrebte.  Diefer  lag  bamals  im  Streite  fomo^I  mn  ben  Sralaten  als  ber  Unions» 
partei,  na^bem  er  ben  berrfc^ffi^gen  unb  tro^iaen  (Ersbif^of  (Suftao  ZroIIe,  xoelS)a 
ein  3In^&nger  ber  norbijoen  (Etn^eiteibee  mar,  mtf  bem  Sd^erte  in  ber  gf<ntft  gebeugt 

80  unb  mit  ber  $ilfe  ber  (Reid^shanbe  jur  Slieberlegung  feines  Smtes  gejtoungen  ^aik. 
3laäf  Stod^olm  unb  Upfala  lam  Srcimbolbi  erft  gegen  Cnbe  b.  3m  na^bem  er  (mf 
[einer  9{eife  oon  S^onen  aus  in  Sd^meben  oiele  ^eunbe  petoonnen  J^atte,  namentlti; 
oabur^,  bag  er  im  Slamen  bes  ^apftes  ^ier  unb  bort  geifthAe  (Ehrentitel  unb  SBürben 
austeilte  unb  ürd^li^e  (Entfc^ibungen  traf.  (Es  finben  fi$  rei^li^e  Spuren  feiner  9Btii< 

35  famleit.  So  erlieft  er  ben  4.  2lpril  1518  einen  3nbulgen5bnef  ju  (Bunjten  ber  Sem* 
Qarbinemonnen  in  Slslabq,  ben  15.  SRai  ju  (fünften  bes  5tlofters  5u  äBabftena,  beftätigte 
bie  ^ßrtoilegien  ber  Stabt  Stod^olm  u.  f.  ro.  Sten  Sture  fporte  leine  3Rü^  unb 
lein  Opfer,  biefen  einfluftrei^en  unb  Ilugen  9Kann  auf  allerlei  SBeife  für  fi^  Ju  ge= 
Q)innen,  mas  i^m  au^  oolllommen  gelang.    Siellei^t  teilte  SIrdmbolbt  bem  9hleü$S' 

4ooor]te^er  oiele  brau^bare  ^lotisen  unb  mt^tige  C5e^eimniffe  mit,  in  mel^e  er  felbft 
möqrenb  feines  Slufenl^altes  in  Dönemari  eingemei^t  mar.  9Iuf  bem  ^enentage  ju  Slrboga 
im  Dejember  1518  beftätigte  er,  „ber  grieoensengel"  aus  Mom,  bas  na*  bem  lano« 
nif^en  Siebte  ungültige  urteil  bes  fd^mebif^en  SRei^stages  über  C5uftao  xroHe,  na^* 
bem  er  ein  foftbares  ©eljtoer!,  einen  filbemen  lif^  unb  anbere  (Sef^enle  empfangen 

45  unb  man  ibm  9lus[iqt  auf  bas  (Ei^tstum  bes  fianbes  gemalt  ^atte.  Slrcimbolbis 
$lan  mar  oielleid^t  oiefer,  bas  (Erjbistum  bur^  ben  oormaligen,  ^o^betagten,  perfonlt^ 
e^rmürbigen  (Erjbif^of  ^alob  Ulfsfon  oermalten  ju  laffen,  felbft  aber  in  Stalten  [einen 
3luf entölt  5u  nehmen  unb  ein  gutes  leil  ber  ersbifAöflii^en  (Einfflnfte  bort  m  gemeften. 
Snsmif^en  betrieb  Slrdmbolbi  fomo^l  in  eigener  $erfon  als  au^  buri^  feine  Soten 

60  feinen  Sttlaftfram  in  ganj  S^meben  unb  SRormegen.  Seine  Äanjlei  ^ielt  er  in  bem 
$aufe  ber  Sicta  Sarbara  bei  ber  Domlir^e  oon  Upfala.  „3lrme  grauen  unb  SRögbe 
oerfauften  ibre  le^te  Si^ürje  oom  ßeibe  meg,  um  mtt  bem  (Erlofe  einen  ?lblahbrtef  ju 
ermerben.  Sieben  barem  (Selbe,  bas  \xi)  lepi^  im  SRorben  nad^  ber  niebrigften  ^n- 
gäbe  auf  20000  Dulaten  besifferte,  na^m  Slrctmbolbi  für  feine  Snefe  (Eifen  unb  anbete 

55  SRo^ftoffe,  meldte  er  ju  ganjen  Sd^iffslabungen  an  bas  Äontor  ber  gugger  in  9lmfter= 
bam  unb  fiübetf  abgeben  lieft".  3n  einem  Briefe  an  ben  ^opft  oom  2.  3ön.  1519 
berichtete  ber  £egat  über  ben  3ufi^>i^  S^mebens,  über  ben  ^errentag  ju  Slrboga  unb 
bie  aSerurteilung  Grolles  unb  oerfpra^,  nad^  feiner  SRüdRe^r  na^  SRom  genauere  ^ti^n- 
\fyx^  algulegen.    Äönig  (E^rifttan  II.  mar  über  bie  3lrt  unb  SBeife,  mie  Sbrimbolbi 

60  tn  S^meben  auftrat,  natürlid^  ni^ts  meniger  als  befriebigt.    (Er  beHagte  fi^  bei  bem 


SrcimbnlM  Sretad  795 

^Ikipfte  unb  x&iftt  \\i)  an  bem  fiegaten,  inbem  ei  auf  bte  oon  i^m  ge[ammelten  SBaareitp 
la&frei^en  iloftbaneiten  unb  baren  Summen  Sef^lag  legte.  3^^^  belobene  6^tffe 
mg  er  loegne^en  unb  Hntoniello  Sirctmbolbi.  ber  in  [eine  C5ctDaIt  geriet,  na^  er  in 
Serbaft.  (Es  fe^Qe  loenig,  baft  ber  £egat  feloft  auf  fetner  Kädreife  aus  6(^ben  in 
fiunb  (bos  bomals  b&nif^  oor)  oon  bemfelben  Soiofale  betroffen  nmrbe.  Sr  rettete  5 
fÜb  aber  burc^  bie  ^u^t.  nac^bem  er  am  19.  9I)nriI  1519  bem  ilSnig  einen  ausffi^* 
liqen  Srief  gef^rieben,  tn  bem  er  [i^  oerteibkte  unb  i^n  erfu^  bie  Sef^Iagno^me 
feines  (Eigentums  au^u^eben  unb  [einem  Sruoer,  ber  „(eine  $aIoe  6eele  unb  ^erj'' 
fei,  bie  mtVftxk  loieberjugeben;  bagegen  oerf^mt^  er  bem  ASnig  1000  r^inifi^e  (Bulben 
jtt  begoßen,  fobalb  SIntoniello  in  ^ed  angebmmen  fei  Slrrimbolbi  begodb  fic^  oon  lo 
&inb  junS^ft  loieber  na^  64n)eben  unb  oon  bort  na$  £fibed.  $ier  mugte  er  er« 
fobren,  loie  f^nell  mit  bem  Seginn  ber  reformatorif^n  Seioegung  bie  Stimmung  um« 
gefd^Iogen  mar.  9Bar  er  bei  feinem  erften  Sejud^e  mit  (Blodengel&ute  unb  großem  (ge» 
infinge  begrfljjt  morben,  fo  ^n^fing  i^n  {e^t  eine  in  (Be^^sform  abgefajjte,  lateinif^e 
S^mo^fc^rift,  in  mel^r  ber  woB^nbel  unb  anbere  SRiJÄMuAe  ber  romif^en  Aird^e  15 
9ei|3^t  unb  oerurteilt  mürben.  3n  £fibed  fanb  er  an  allen  5ttn^ent^firen  eine  SuIIe 
aitgef^Iagen,  me^e  fiber  Sten  Sture  unb  olle,  bie  an  bem  Serfa^en  gegen  (Buftao 
Xrolle  tetlaenommen,  ben  Sann  ausbra^.  (Ein  befonberer  Slbgemnbter  5t3nm  (E^ri« 
ftians  II.  qotte  ben  $apft  ju  biefer  9Ra|}regeI  bemogen.  Sbdmboloi,  ber  Aber  Sremen 
unb  5t5In,  beftSnbig  oon  bfinif^en  Spionen  oerfolgt,  nac^  Kom  ^uräAe^e,  gelang  es  20 
tofc^  ben  $apft  um^uftimmen,  jumal  oa  ber  bSnif^e  Aöntg  bamab  lir^It^n  9leformen 
zuneigte,  flberbies  bann  bas  Stod^olmer  Slutbao  (1520)  allgemeines  (Entfe^en  tat^i 
Qotte.  ä.  iDurbe  filr  unf^ulbig  erfl&t,  na^bem  er  betören  ^atte,  bag  er  geaen  il9mg 
(E^ltian  II.  ni^ts  feinbliAes  unternommen  ^be.  Spater  eröffnete  fidj  i^m  oie  Sa^n 

Setner  gISnjenben  ^^^np.  Qrrancesco  Sforja,  ^erjog  oon  uRailanb,  fanbte  i^n  als  25 
otf^ofter  na^  Spanien,  um  ben  neugeioä^Iten  ^|%[t  ^abrian  VI.  m  beglüchoünf^en, 
eine  milRommene  (Gelegenheit  ffir  ben  getoanbten  URann,  fi^  bie  ®unft  bes  $apftes 
3u  ermerben.  Spfiter  biente  ber  Sinfltig  feiner  mä^tiaen  gromilie  in  SRailanb  5taifer 
JUixl  V.  bei  ber  (Einnähe  biefer  Stabt.  3um  £o^e  qieffir  loarb  91.  (im  3a^  1523 
ober  1525)  Sifi^of  oon  Stooara.  Sin  Siertelja^nbert  fpater,  im  3(^  1550,  beftieg  so 
er  ben  loii^gften  (Erjftu^I  oon  Oberitalien,  ben  oon  9RaiIanb.  Seinen  ^ag  flegen 
ben  bänif^n  JlSnig  ^e  er  aud^  fe^t  no^  ni^  oergeffen.  Sei  feiner  SBei^e  im  !5ome 

Bi  äRailonb  bielt  einer  feiner  f^unbe  eine  9{ebe,  loeU^e  oon  Slusf&Hen  gegen  „bas 
nge^uer''  Sgriftian  überflog  (f.  Ant.  Majoragii  Orationes  et  praefationes.  Lipsiae 
1600  p.  29  sq.).  (Er  ftarb  6.  Slpril  1555.  Son  ben  SAShen,  mel^e  biefer  norbifd^e  35 
Xej^el  in  S^ioeben  gefammelt  hatte,  erhielt  bie  päpftli^  S^Mammer  menig  ober  gar 
ni^s.  Den  größten  Zeil,  oieUei^t  alles,  bereit  Q^^ftian  ,,Ser  Ü^rann";  er  ffi^rte 
atfo  großenteils  mit  f^mebifAem  (Selbe  jenen  Arieg,  ber  bie  9leformation  uno  bie 
SBieber^rftellung  bes  nationalen  üoniatums  in  S<p)eben  loefenfli^  befBrberte.  „9Bir 
loiffen  unb  gebenlen  au^  loo^I'S  f^reibt  (5uftao  SBafa  in  einem  Sriefe  b.  8.3Iug.l554  40 
(f.  3^^^^nnann),  mos  mit  ber  Summe  (Selbes  ausgerichtet  looiten,  fo  3^^nes 
9lngelus  unb  feine  (Eumpanen  ^ier  im  9leid^e  oerfammelt  unb  oon  borten  ^cdben  ge» 
itommen,  baoon  unfere  ärgften  f^einbe  es  alles  empfingen,  fo  ^intenan  bies  9{ei$  oe« 
bieteten  mit  unfer  eigen  ®ut  unb  (Selb,  bas  mo^I  oeffer  geo)efen  bie  S(^meben  ^en 
es  t^nen  [eiber  ju  9luten  behalten,  bamit  fie  Rotten  Qnnen  bem  gfeinbe  no(^  me^  45 
SBiberftano  t^un''.  Slrctmbolbi  ift  ni^i,  mit  es  einigemale  be^uptet  morben,  ber  Snt« 
beder  bes  (jelht  in  ber  lönigli^en  Stbliotl^I  ju  Serlin  befinblid^en)  (Eoroeqer  (Eobei 
ber  5  erften  Sü^er  ber  Slnnalen  bes  Zaatus.  SRogli^  ift  es,  bag  er  gelegentli^  ber 
Serlaufer  biefes  Zadtus^Sobex  gemefen.  (Sgl.  Hamann  S.  56  SRote  4.) 

(Wltäftl\tn  t)  ^ermann  Snnbflrdm.      &o 

Hreta«^  ber  «raber.  —  @cf)ürer,  ®cfd).  bc«  jüb.  SBoIls  im  Scitaltcr  3cfu  C^rifti  I, 
1890,  Beilage  II:  ®cfc^.  ber  nabatäifrfjcn  Stönigc,  6.  609 ff.;  bafclbft  au(^  eine  «uöma^l  quo 
ber  früheren  iütteratur,  auö  ber  t)ier  bie  ^u^füVungcn  ©iefelcrö,  bc^  SBcrfaffcrS  bc*  9lrtifeliJ 
fixtta^  in  ber  uor.  «ufl.  biefer  (£nct)!I.  (bef.  (E^ronol.  beä  a^oft.  Seitalter«  @.  167  ff.)  unb 
bie  üün8rf)ürer  nur  gclegentUd)  ermöbnten  Äuffö^e  uon  SBanbel  in  RfSfi  1887 :  3ur  ö^ronol.  55 
bcö  iJebenö  $QuU  t)erüorgcl)übcn  feien,  .^iu^u  famen  feitbem  nod^  D.  ^ol^mann,  9ieuteftamentl. 
3eifacf(^.  1895,  6.  70  u.  0.  unb  bie  ^Irtifcl  5treta«  u.  ^Rabatöer  in  ben  neu  erfij^icnencn 
SReafmörterbiic^crn  2c.;  iigl.  auc^  bie  iK'ommcntare  ju  2^ol1,  32  unb  91®  9/23  ff. 


796  Sretad 

Kretas  CAghag,  fpäter  "Aqi&ag,  ouf  aWünjen  unb  3nf^rtftcn  Charethäth)  SRame 
oon  oier  (^rften  bes  nabotätf^en  9ltiä)s  im  Süben  unb  Often  Sßaläftinas  mit  ber 
^Quptftabt  ^etra.  3n  bei  Sibel  mixi  (n.  ri(^t.  £esart)  nur  an  jmei  6tenen  ein  Hretos 
genannt:  1)  2  3R(d5,  8;  2)  2  5to  11,32.  Doju  mag  man  ^etanjie^en  3)  bie  9Rtl4,3 
6  unb  ^arall.  oorlommenbe  CEnoä^nung  bei  um  bei  ^eiobias  mllen  aufgegebenen  elften 
(Sottin  bes  SInttpas,  bie  nac^  Joseph.  Ant.  XVIII,  5,  1  u.  4  eine  Xod^tei  bes  gleii^« 
geitigen  ^etiäeiidnigs  Slietas  mai.  Dei  2  SRoI  enoo^nte  ift  übei^aupt  bei  eifte  uns 
mit  Flamen  benannte  SRabatSeiffliftp  ba^ei  als  Sietas  I.  ju  j&^Ien.  Sei  i^m  juid^te 
im  3*  169  &•  G'  ^^  $o^epiieftei  Z<^\on  oeigebli^  3uflu4t  ooi  Sntio^us  ^ipoanes 

10  (ogl.  S^üiei  S.  613).  3m  übiigen  ©i||en  nJti  nid^ts  oon  i^m.  —  3)ie  jroei  anberen 
Stellen  reifen  auf  bie  gleite  $eifBnit^!eit,  bie  loii,  ba  Joseph,  juooi  no^  jxoei 
nabataifi^e  Sliabeiiönige  biefes  9lamens  enoä^nt  (XIII,  18,  3  unb  15,  1  u.  2)  als 
Slietas  IV.  3U  be^eic^nen  ^aben  (gegen  SBiefelei  in  bei  2.  Slufl.  b.  (Enc,  bei  es  loe« 
nigftens  ffii  m5glt(^  Qielt,  bag  bei  oon  Josephus  als  9la(^Igei  bes  Ooobos  II.  ge< 

«nannte,  uifpiüngli^  ben  SRamen  Sneas  fübienbe  güi|t  (XVI,  9,  4;  10,  9),  ber  ums 
3<^r  9  a.  G.  jui  SRegieiung  lam,  rwä)  niieoei ju  unteifcpeiben  fei  oon  unfeiem  Sietos. 
Do^  ift  bie  lange  Stegieiungsjeit  bui^  eine  mnja^I  SRfinjen  ausbifidflid^  bejeugt;  ogL 
6d^fiiei  6.  619.  Die  (Entloffung  bei  Xo^tei  bes  Slietas  gog  bem  Sintipas  die  geinb« 
fd^oft  feines  bis^eiiaen  S^nitegeioateis  ju.    Spotei  ^injulommenbe  (Bienjftieitigieiten 

2omegen  bes  gamalUii^en  (?galaabitifc^n;  ogL  SAüiei  6.870  u.  a^  (Bebiets  fi^rien 
3um  iliiege  (um  36  p.  C).  Den  fiegieiAen  9labataeiIBnig  gu  jfld^tigen  30g  auf  bes 
Zibeiius  Sefe^I  bei  ^lifAe  Statt^aßei  SSttellius  gegen  i^n  m  Selbe.  Do^  tarn  es 
ni^t  3um  6(^Iagen,  ba  Siteüius,  niä^ienb  fein  $<^^  S50^n  $etia  maif^ieite,  in  3^' 
lufalem  bie  9lacQii^t  oon  bes  Xibeiius  Zobe  ^f  16.  moxi  37)  ei^ielt  (Joseph.  Ant. 

25  XVIII,  5,  3).  —  6(^n)ierig  ift  es  nun  abei  feftjuftenen,  mo^ei  oem  (Etbnor^n  bes 
Slietas  bie  {eberrfalls  ffii  ungefS^  biefelbe  3eit  bui^  2  fto  11,  32  fi^ei  bejeuote  ®^ 
malt  äbei  bie  Xqoie  oon  Damashis  julom.  Soiftellungen,  mie  bie.  bag  bn  Si^non^ 
bes  Slietas  nui  etma  als  $aupt  bei  aiabifAen  ilobnie  in  bei  lömif^n  Stobt  anju« 
fe^en  fei  (Aeim,  oon  $ofmann,  SRosgen),  ooei  gai,  bag  ei  nui  als  sufälli^  onioefenbet 

80  ®aft  feine  Autorität  jum  Sla^teil  bes  Slpoftels  bei  bei  bamascenif^en  Obngleit  geltenb 

fiemad^t  ^abe  (9lngei.  de  temporum  in  actis  ratione  1833,  S.  180  f),  genfigen 
(^meili^.  Sin  Soige^en,  mit  bas  oon  Paulus  bef^iiebene,  übrigens  au^  entfpiec^nb 
oon  Suias  baigeftelQe  (od.  unten),  Jej^t  offenbai  eine  miiflic^e  Oomadbt  bes  GE^nai^n 
in  Damashis  ooiaus.   llBenig  glauoli^  ift  anbeieifeits  tro^  SRaiquaibts  unb  SRomm« 

85  fens  (Eintreten  füi  biete  ^[nfi^t,  bie  ^nna^me,  bag  bie  Stabt  oon  ben  Zagen  SlietasIII. 
bei  nod^  jum  nabataifmen  Gebiet  ge^oit  babe  (od.  bagegen  bef.  Sd^fiierS.6159lnm.l4).— 
SBa^if^etnli^er  ift  f(^on  unb  meit  oeioieitet  bie  ^uslunft,  bag  eine  gen>altfame  Sefi^^ 
eigietjrung  bei  Stabt  bui^  Slietas  IV.  fei  es  001,  mö^ienb  obei  na^  bei  (Eaqiebition 
bes  SJitellius  ftattgefunben  ^abe  (]o  jueift  bei  $bilolog  $epne,  De  ethnarcha  Aretae 

40  Arabum  regis  1755).  Do^  fte^t  entgegen,  ha}i  eine  folqe  ^eiausfoibeiung  bei  xb" 
mif^en  SRa^t  fe^i  auffällig  mäie  unb  etne  enei^if^e  3ü^tigung  bui^  ben  fqrifi^en 
Statt^ltei  enoaiten  lie|e,  bie  t^dfa^li^  ni^t  etngetieten  ift,  n)ebei  bun^  93itenm5, 
bei  ben  begonnenen  Sf^Ibjug  abbia^,  no^  in  bei  Sfolgejeit.  3mmei^in  xxmt  es  benlboi, 
jumal  menn  man  bie  Sa^e  ba^in  mobiftjieit,  ba|  es  nui  eine  ooiübeige^nbe  Seft^- 

45  eigieifung,  eüoa  im  SBintei  36/37,  geioefen  fein  bfiifte,  unb  ba^  biefelbe  als  93itellius 
gegen  ^etia  au^ia^,  beieits  ©iebei  aufgegeben  roai  ($ausiat§,  9WI.  3eitgefd^.  II,  S. 209f.), 
wom  man  mettei  no^  nehmen  mag,  bag  fe^i  mogli^enoeife  Damashis  bamals  bod^ 
ni^t  eiaentli^  jui  ^looinj  Sqiien  ae^öite,  fonbem  ö^nli^  09ie  bes  Sintipas  9{tiä)  ein 
lelatio  lelbftftanoiges  Staatsvefen  bilbete,  fo  bag  bes  Slietos  SJoiae^en  füi  93iteIItus, 

50  bei  o^ne^in  anbenoeit  engagiert  fein  mod^te,  ni^t  unbebingt  ein  fofortiges  (Eingieifen 
3U1  gfolge  ^atte  ^aben  muffen  (fo  SBanbel,  bejfen  llnteiju(^ung  oon  S^fiiei  bod)  n)o^l 
etmas  fummaiif^  abget^an  mirb).  —  3loi)  bleibt  f^liegli^  bie  oon  SBiefelei  unb  Spüret 
beooijugte  anögli(^leit,  bag  Caligula,  bei  im  UnteK^ieb  oon  feinem  Soigängei  bem 
Sintipas  ni^t  geneigt  unb  ba^i  [einem  (&egnei  Slietas  oiellei^t  günftig  ge^immt  war, 

55  le^teiem  bie  f^on  fiü^ei  einmal  oen  9labatöeifüi|ten  unteigebene  Staot  Damashis  ocr= 
lie^.  Unb  50)01  bürfte  bies  bann  am  3lnfang  fetnci  SRegierungsjeit,  oielleid^t  noi)  oor 
bei  oon  Dio  Cass.  59,  12  beri^teten  3leuoionung  im  Orient  im  3-  38,  ftattgefunben 
haben.  3^  biefer  S(^enhin9S^9pot^cfe  ftimmen  bie  SRünsen  oon  Damashis,  infofem 
|i(^  jmai  folc^e  mit  bem  itopf  bes  Sluguftus  unb  Üibeiius  finben,  (Ealigulas  Aopf  ha- 

60  gegen  ebenfo  mit  bei  bes  CElaubius  oeimigt  n)iib  unb  eift  o^iebei  oon  3ltxo  an  bas 


«rdad  797 

JlatfeqH)itrttt  auftritt.  9}t^t  betoetfenb  ift  bogcgen  bte  oon  äBtefeler  in  ber  oorioen  9luf » 
loae  l^angejogene  Damoshisrnfinsc  nadb  SRionnet,  descr.  des  m6dailles  ant.  VyS.284ff. 
mS  ber  3nf^rift  BACIAEQC.  APETOV,  ^lAEAAIINOC,  AP.  (=  101),  ba 
biefelbe  ebenfo  tote  bie  niAtbatierten  aRfinjen  bes  ^Aghag  ^lUXkvv  auf  Sletas  III.  |t^ 
bejte^n  loirb  (oal.  Sparer  6. 61 4  f.).  Do^  bleibt  es,  ba  weitere  Seftätigung  ber  bo^  be»  5 
btimrei^n  X^a^e  einer  folgen  S^enhing  insbefonbere  bei  ben  ^iftorio^rap^en  fehlen, 
auqi  bier  eben  oorlSufig  bei  etner  g^potl^eie.  —  Sine  anbere  S^vieriglett,  bie  fi(^  wx 
ben  Kamen  bes  Slretas  Inä)^,  [d^eint  bas  31Z.  barjubteten,  venu  £ulas  a.  a.  O.  bte 
(Beffi^bung  $auli  in  Damashis  ni^t  bur^  ben  (Et^nar^en  bes  Slretas,  [onbem  bur^ 
bie  3uben  beroorgerufen  fein  Ia|}t.  3)()A  erlebigt  fi^  bie  6a4e  einfa^  au^  o^ne  bas  10 
bequeme  9RttteI  bes  fil  Seri^t  für  fal[^  5U  eruaren.  Seibe  Seri^te  reifen  natürli^ 
auf  benfelben  SJorgang  unb  ans  Snbe  bes  bamascenif^en  Ürienniums  (=  ®a  1,  18). 
2)q6  £I  bie  Unterbredjuim  besfelben  bur^  bie  arabi[d^e  Steife  übergebt,  entfpri^t  feiner 
Xenbenj,  infofem  biefe  ^eife  für  ben  Sortgang  ber  (foangelifation  oon  3^ntfalem  bis 
9lom  belanglos  mar,  vöJ^renb  es  ber  Zenbenj  oon  (&a  1  entfpri^t.  bag  bie  Slrt  bes  13 
Serbjfens  oon  Damasius  unenoo^nt  bleibt.  S^nli^  niirb  nun  oas  Serbaltnis  ber 
Sendete  in  2  5to  11  unb  91(5  fein.  3lu^  ^ier  erflört  bie  Xenbenj  bie  SerfAiebenbeit. 
Saulus  ^  nur  bas  2intereffe,  jene  ®ef&^rbuna  in  Damashis  ü&er^upt  feftsufteuen. 
£f  09111  }eigen,  mie  es  f^on  bamals  nid^ts  anberes  als  jflbifd^er  $ag  o^ar,  o^as  ben 
9|M)fteI  in  AoIIifion  mit  ber  Obrigleit  braute  unb  ju  jener  ^eimli^en  gflu^t  nötigte.  20 
Unb  niAts  ift  nnt^rf^einli^er  als  btes.  Die  3uben  sterben  mirfli^  ni^t  nur  burd| 
falf^  mllaae  ben  (Et^nord^en  ju  bem  (£ntf^Iu|  gebraAt  ^aben,  ^aulum  auf  bie  Seite 
3u  fd^offen,  fonbem  au^  sioeds  jtonftatierung  oer  ^erfönli^Ieit  unb  im  3ntereffe  mirf- 
li^  äusffi^rung  bes  bem  Ct^nar^en  abgebrungenen  Sefe^Is  „!Iaaunb  3taM*  auf 
ber  Sauer  gelegen  ^oben.  —  60  loenig  man  aber  fomit  oon  einem  SBiberfpru^  reben  25 
ionn,  fo  meni^  giebt  ber  beiberfeitige  Seri^t  na^  bem  oben  (Erörterten  ein  mtrfli^  fi^e« 
res  Datum  für  bie  (E^ronologie  bes  £ebens  $auli.  9lur  ^qpot^etif^  lägt  fi^  fagen, 
bog  nc^enn  bte  Slnfi^t  oon  einer  geo^altfamen  Sefe^ung  oon  Damasius  im  9le^te.  am 
iDO^rfilieinli^ften  m  ben  SBinter  36/37  ju  beulen,  loenn  bie  6^en!ungs^9Pot^efe  ri^ti^, 
boQegen  ber  Zot  bes  Üiberius  (iDlärs  37)  ber  terminus  a  quo  ift.  Ungefffibr  bortj^tn  ai 
loetfen  ober  aud|  anbere  (Ermögungen  betr.  ber  paulinif^en  (Ebronologie.  —  Sollig  ine 
ffi^rt  baoegen  ber  Serfu^  oon  bem  Datum  bes  Arieges  sioif^en  Slretas  unb  Sintipas 
aus  bie  3^it  ber  (gefangenfe^ung  bes  Zäufers  beftimmen  p  mollen,  infofem  biefelbe  bur^ 
ben  Xabel  bes  le^teren  aber  bas  e^ebre^erif^e  Treiben  oes  9[ntipas  oeranlagt  fei,  mä^- 
renb  anbererfeits  ^ier  au^  ber  Slnlag  5U  bem  Ariege  oorliege.  Den  jeitlidl  no^en  ßu»  uö 
fammen^ang  5n)if^en  ber  (Entfernung  ber  Zoijlitx  bes  Slretas  unb  bem  xabel  bes  Xaufers 
als  um^f^einliq  su^egeben,  ift  bo^  aud^  oon  Josephus  ni^t  gefagt,  bag  ber  Arieg  als- 
balb  ausgebro^en  fet.  Sielme^r  traten  erft  no^  bte  enoo^nten  (greiuftreitigieiten  Qinju, 
fo  bag  fd^r  090^1  3a^re  509ifAen  ben  so^ei  gfctlten  liegen  lönnen.  Uno  bies  o^irb  in  oer 
ZfyA  ber  gfoll  fein  (ogl.  näheres  ^ierfiber  f^on  in  SBiefelers  (E^ronol.  Sqnopfe  1843  ^ 
S; 238 ff.).  —  Über  fpötere  arab.  prften  bes.  ^nftl.  9Kärti)rer  bes  Stanens  3lretas  ogl. 
Asseman.  bibl.  or.  I,  367^  u.  0.;  ^auI^^SBifforoa,  Kealenc.  81.  Slrctas  unb  Acta 
Sanctonim  unb  Martyrol.  Rom.  jum  1.  u.  24.  Oftober,  fic^terer  lag  ift  ber  bes 
„Megalomartyr**  3lretas  unb  feiner  340  ©enoffen.  —  ßebigli^  infolge  faifqer  ßesart 
feiner  SSorlage  ("A^ddi}  ftatt  'AoiaQÜO^j)  ^at  ßu^er  au^  1  SRaf  15,22 :  Slreta,  bi^  3ür^er  .\:> 
»ibel:  «retes.  "  *aur  (fioalb. 


Vcv^cid\ni£ 

bcr  im  ©vftcn  93anbe  enthaltenen  ?lvtifel. 


A  o     .... 

9(ad)en,  Si)nobfn 
Äaron    .... 
^babbon     .    .    . 
«bSlarb      .    .    . 
9(bbabie      .     .    . 
Äbbo  ö.  gleur^  . 
«bbot,  ©ara    .    . 
9bbot,  @)eorge 
^IbbrcDtatoren  f.  Sturte 
mhiai  f.  9(pofT^f)]^ett. 
^bbon  f.  ^i^ter. 
^bel  f.  ßain. 
"iJlbelonicr ,     ^bclianer, 

?(b€loitcn  ,  .  .  . 
^bcnbmaW,  Scftriftleftrc 
^benbmabl  ßirc^enle^re 
^beubma^ldfeier  in  bett 

ßirc^en  b.  SRefornt.  . 
9(beubma^Ufeier  in  ber 

atten  ^irc^e  f.  (Suc^a* 

riftie. 
^Ibenbma^Idfeter  in  ber 

röm.  Äircfte  f.  3)ecffe. 
STben  (S^ra  .  .  .  . 
?(bcrciu§  f.  ?ltjcrciu8. 
9(bcrfllaubc  .  .  .  . 
«befpnifc^e  Äird)e  .  . 
9(bgQben  b.  b.  $ebr.  . 
abgaben,  ürc^l.  .    .    . 

^bgar 

9(bg5tterei  f.  $oIt)t^etd< 

mud. 
?tbia,  ihiniß  t)on  3wba 
Sibjatöar  f.  ^^imclcd}. 

?(bilcnc 

9Ibifai 

9lbla6  f.  Snbulgcnäcn. 
5(bncr  |.  3«bofct^. 

SlbrabancI 

?lbrat)am,  ^brom  .  . 
9(brQ^am  a  S.  ©lara  . 
^^(braftom  efcftcUcnfi«  . 
^Ibraftaniiten  .    .    .    . 

^Ibrafoj: 

Abrcuuntiatio      .     .     . 

^bfalom  f.  ^aüib. 
^bjalon  uon  £unb  .    . 
9(b)ulution  f.  ^eic^tc. 
?lbulfarabf(^    .    .    .    . 


etitt 
1 

12 
13 
14 
14 
25 
26 
27 
28 


ttcaciud  Don  (S^ftfarca  . 
^caciud  Don  ^onftanti* 
nopel  f.il^onopb^ftten. 
9(caciud  t)on  SReütene  . 
?(cccptanten  f-Sönfcni*« 

ntuiS. 
^ccibentien    f.  ©tolgc« 
büßten. 
j  ^ccomntobation  .    .    . 
I  ^(^ert)  f.  b'^^ert). 

j  ^derbau 

I  9(co[ta 

I  Acta  martyrum  .    .    . 

31  !  9lbalbcrt,  ®cgncr  b.  öo* 

32  !      nifatiu«  f.  «Ibcbcrt. 
38    9(balbert  r>.  Hamburg 

9(balbert  t)on  $rag  . 
68    «balbolb    .... 

^balbag  oon  $)remen 

^balgar  Don  $)vemen 

^bal^arb  unb  ^ala 

3lbani 

?lbam  Don  53rcmen  . 

«bani,  '3KcI4ior  .    . 

Hbnni,  8cotu8    .     . 

Slbam  öon  @t.  SSütor 

ttbamitcn   .... 

^bantnanud    .    .    . 

^Ibelmann  .... 

^belopl^agen   .    .    . 

^beobatud  .... 

^biap^ora  .... 
99     9ibo 

^tbonai  f   Sc^oüalj. 
99     §(boptiani«mud    .    . 
101  I  Stbrammclcd)  .    .    . 

2lbfo      

j  «bocm 

101  ?(böentiftcn      .    .    . 

102  Advocatuß  ecclesiae 
110    äbcfiu«  f.  ?(bcfrin  ftircfic 

112  '  Aedituus    .... 

113  ägibiuö      .... 
113  i  ägibiiiö  bc  ©olumna 

119  I  ägibiug  \>on  SSitcrbo 

^gt)pten,  b.  alte  .    . 

120  I  Ägypten,  b.  neue 

I  ÄI|reb  b.  (iJr.  .    .    . 
123  i  ^ilfric 


6eite 
124 
12.5 


127 


76 

77 
83 
89 
92 
98 


127 

130 
139 
140 


149 
153 
154 
155 
156 
157 
159 
161 
162 
162 
163 
164 
166 
167 
167 
168 
168 
179 

180 
186 
187 
188 
191 
198 

200 
202 
202 
202 
203 
215 
220 
222 


.,  ecüc 

Ädeftc  in  ber  ftir^c  f. 

^re§bt)lcr. 
Ältcfte  in  3«racl     .     .    224 
«mier   ©briftl    f.  Sef« 

S^rifti  breifa^e«  9(int. 
#nfad  oon  (Ba^a     .     .    227 
Änea«  t)on  $arii^    .    .    227 
^nead8i)It)iud.f.$iu^II. 
^onen  f.  mo\i^, 

Äpinu« 22.S 

^ren  f.  B^itrec^nung. 

ärgcrnie 2.''.l 

weriu« 2:v.^ 

St^iopifd)efi;tr(6e{.9(bff< 

flnif^e  ft\x(bt. 
«fftnität  f.  e^crcd)t. 

«fra 2.n.'^ 

«frifa  f.  %»)ptcn,  «bcf^ 

ftn.  ftircQe;  llopttfc^e 

Äivd)«;    Siorbafrifan. 

Äivcfte;       ^ifjlone«, 

protcftant  ;     '$ropa- 

ganba. 

«Tgapcn 2:U 

«gapct  1 2:J7 

^(gopet  II 2:i8 

^gapiod  monac^o^   .     .    239 

«gatfta 241 

9lgall)o 241 

9(ganniim  j.^^auvitiu^. 

9lgbc 21-2 

?lgcnbc  f.  ^Urcftcnagenbc. 

§lgncUii^ 242 

?lgned,  bic  .^ilige  .  .  2i.5 
Agnus  Dei  ....  24r» 
Agnus  Dci      ....    24.» 

9lgobarb 240 

5lgrcba 24S 

9lgricolo,  'ißclagiancr    .    249 

9Igncola,  S^^^-     •     •     •  '^^^ 

§(gricolQ,  Stephan    .     .  2:"»:'. 

5lgrippa  1 2rK> 

5(grippa  II 2r»6 

^Igrippa  6aftin-    .     .     .  2:>7 

Ägrippa   o.  9icttcö!)cim  J;)T 

9(guirrc 2.*>.^ 

Slgur  j.  8prüd)c  Salo- 
ntod. 

9tbob 2:>9 

§(^a« 201 


Scrjei^iHi»  Ut  im  crfieii  8intbe  tnüitiivum  SvtHel 


799 


etitt 

9^adia,  ftönig  t).  Sdrael  263 

91Mjar  fidnig  t).  gubo  263 

%lMt)erod 263 

^(^aSoerud  f.  gute,  bcr 

ctoige. 

9l6and,  C>€inri(4  t)on    .  264 

«&ia 268 

Winxcitdi 269 

«Öitopöel 270 

«ftlfelb 270 

«idifpalt 273 

«iban  f.aeItif(^Slir<()e. 

«IQi 274 

S[tmoin  bon  (H^urp      .  280 

^imotn  t).  8t.  ®ermain  281 

«flba 281  i 

«folmeten 282 

9(!olut6en 282 

9(foininatod  f.  ^Jliceta«. 
9(lacoque   f.  6)efeUf(t)aft 

bed  t).  ^erjend  3c|it. 

?(lanii» 283 

91ban  ooit  Woina  .    .  286 

^iban  Don  SeruUam    .  287 

«Ibcr,  eradmu«  .    .    .  287 

«Iber,  ^alt^äuS      .    .  289 
«Ibert,  (S^ege  npQpft  1102 

f.  $afd)aUd  II. 

«Ibcrt  b.  ®r 291 

albert  t).  ^ad^en      .    .  294 

Gilbert  t).  9{iga    ...  295 

«iberfi,  Valentin     .    .  301 

«Ibertini 301 

%llbtgenfcT  f.  ^at^arft. 

«Ibo 303 

«Ibvcdjt  V.  ö.  »aijern  303 

911bred)t  D.  ^ains    .    .  306 

«Ibrec^t  0.  $reu6en     .  310 
^[Ibredbtdleute   f.  eoan« 

geiifd^  @^etneiufd)aft. 

«Icantora-Crbcn      .    .  324 
9[(ciTnud  i.^o^epriefter. 

«Ibcbcrt 324 

^Ibenburg  f.  fiübecf. 

§(Iböclm 325 

«leonbcr,  ^icron.    .    .  828 

^Icgombc 332 

9(Icmonnen      ....  332 
9(len9on,  @i)n.f  .^^(int)raiit. 

^Uefiu«,  5IIeianbcv  .    .  336 

9lIcionbcr  I.,   ^opft     .  338 

Sflejanbcr  II.      ...  338 

9tleianbcr  III.    .    .    .  340 

«llcinnbcr  IV.     ...  344 

9llcianbct  V.       ...  346 

«leyanbcr  VI.     ...  347 

«kioitbcr  VII.   .    .    .  349  • 

«lleiQiiber  VIII.      .    .  351 
9(Ie^-anbev  ^alad,  f.  ©c 

leuciben.  i 

?lleianber  r>.  öalc«  .    .  352 

9I(e^-anber  \>,  ^ierapolid  354  I 

'sJUejtanbev  x>,  fit)fopoli«  354  i 

9lleianber  ^iciusifij    .    .  354  ; 
^IciünbcrScDcriiiJf.Sc»           \ 

\>tvn<$,  Sept.  u.  ?(Iei*.  \ 


•         •        • 


•        •        • 


9((e{anbTia,  ^atriard^at 

f.^atriardjenu.älg^p« 

teit  @.  217,  10. 
^le^anbria,  @Qnoben  t). 

320  ober  321  u.  362 

f.  9tTianidmu9 ;    oon 

400    f.  Origeniftifc^e 

©trcltig!citen ;  o.  430 

f.  92e[toriui». 
9((e£anbrinif(^  ftatec^* 

tenfcftule      .    ....    . 

9((e£anbnnif4e     Über« 

febung  bei»  ^.  Z.'§  {. 

^tbelüberfe^ungen. 

STlejrianer 

^lejdod  I.,  ßomnenod  . 
9(Iger  o.  fiättid^  .    .    . 

9U!uin 

SlUatiu« 

^(Uegorie  f.^ermeneutif. 

^Qemanb 

9(aen,  ^iOiam  .  .  . 
9(aer4riftlt(^ftevftönig  . 
^roergläubigfter  fiönig  . 
^Uer^eUigen  .  .  .  . 
9inerfeelentag  .... 
^aiani^,  d^oangelifdK  . 
«Dij,  ¥eter    .... 

^Umofen 

9llinofenier 

9lIoger  .    . 

^lombrabod 

Kloi^nud  0.  (ä^ott^aga   . 

«Ip^äug 

«rifteb.  3o^.  ^inricft    . 

«Itav 

9(itenburg,  ^oDoquiitm 

1568  —  1569   f.  ^^i* 

lippiften. 

«ritenftein 

^Utv,  fanonif^ei»  .  . 
Altercatio    Jasonis    et 

Papisci  f.  Ärifto. 
altgläubige  f.  9ladfoU 

nifen. 

^It^amer 

9llting,  3o6.  ^inr. 
^Itfat^oli^idmu«      .    . 
?ntlut^erancr  f.fiut^cra* 

ncr,  feparierte. 

entmann 

^üumnat 

^loar  oon  Siorbuba 
^loor  $elagtu8  f.  $e- 

lagiud  ^loar. 
^tmalariud  oon  ^e^   . 
9(malQriuS  oon  Xrier  . 

^Imale! 

^malric^  t)on  S3ena 

^manbuS 

^Imanbud ,    Si^^^nn    f. 

?übrctftt  oon  '•ßrcuScn. 

^mo^ja 

Ämbon 

^mbrofiancr  .... 
9(nibrofiani|c^ev  ^efang 


Seite  ;  Seite 

ftinbroftanifd^r  Sobge« 

fang  f.  Tc  Deum. 

^mbroftuS  (S^amdbul.  .  44:i 

«mbrofiaftcr  .    .    .    .  4il 

Stmbrpfiui»  0.  äJlailanb  443 

■  ^merifa,  firc^lid^e  @ta- 

I      tifti!  f.  bie  einzelnen 
Staaten. 

:  «mefiu« 447 

«tinling,  SBoIfgang  .    .  449 

356  I  tlmmianu«  9Karceainud  449 

^  tlmmon,  (S:t)r.  fjr.  0.   .  453 

9(mmoniter     ....  455 

I  «Imolo 457 

359     %mon,  äg^^t.  Q^ott  .    .  458 

361  ,  «Imon,  ßönig  o.  gitba  459 

363  I  «tmoriter 459 

365     9lmortifation  ....  460 

369  I  ?lmo« 460 

^mp^ilo^iud  ....  463 

^mdborf  0 464 

^mtd^dfti.breifa^edf. 
3e{u  a^r.  breif.  ^mt. 
^mt,  ba«  geiftüc^,   f. 
(S^eiftli^e. 

«mulctt 4€7 

Slmun  ber  @infteb(er  f. 
^önc^tum. 

«m^raut 470 

5tnabaptiften   ....  481 
^nad^oreten  j.^önc^tum. 
9lnagnoft  f.  fiector. 

«naflet  L,  ^apft     .    .  485 

^naflet  II..  ©egenpapft  486 

ttnammelec^    ....  487 

^Inanio« 488 

^Inap^oro 488 

«tnaftartnd  I.,  $apft     .  488 

«naftafiu«  IL     .    .    .  489 

^naftaftuS,   (S^egenpapft  489 

«naftafiud  in.   .    .    .  490 

«naftafiu«  IV.    .    .    .  490 

I  Knaftaftud,     ^^mnen« 

bitter 491 

I  ^naftafiud  »ibliot^.     .  492 

^nat^ema 493 

:  5(natoliu« 495 

9lncinon 496 

!  Slnctjra 497 

"Jlnbadit 497 

'  ^nberjon,  fiar«  f.öuft. 

j      ^aja  u.  bie  SReform. 

I      in  @(^toeben. 

^nbreä,  Safob     .    .    .  501 

«nbreä,  3o^.  S^al.  .    .  5o0 
Vnbrefi   !Oaurentiud    f. 

^ujtao  ^afa. 

Slnbrca«,  «poftel     .    .  513 

^nbread  oon  (Säfarea  .  514 

^nbread  oon  ßrain.    .  51  <> 

^Inbread  oon  ^'reta  .    .  516 

^nbread  oon  £unb  .    .  517 

Angariae 518 

?lngeIitenorben     .    .    .  518 

«ngelfac^fcn    ....  519 

«ngilrani 52.^ 


371 
371 
374 
375 
375 
375 
376 
381 
381 
386 
386 
388 
390 
390 
390 
391 


404 
412 


413 
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415 


425 
426 
426 


428 
430 
431 
432 
434 


434 
435 
438 
410 


800 


ntt^nlio» 


f 


Seite 
525 

547 
552 
552 
554 
555 


^n^alt 

Sltttcct,  qSapft .  .  . 
^nna,  b.  ^.  .  .  . 
9(nna  Stomntna  .    . 

^nna8    

^nnaten  f.9lbgaben  ürc^I. 
Anni  cleri  .... 
Anniversarius .     .    , 
Änno     ..... 
Annulus  piscatorius 
^Innunciaten    .    . 
Annus  carentiae.     . 
AnnuB  claufitralis 
Annus  decretorius  . 
Annus  deservit.  u.  grat 
Annus  luctus  {.  @^erec^t 
^nomöer  f.  ^IrianidmuiS 

Slnfcai« 

^nfelm  r>.  (Santerbur^ 
^nfelm  r>.  ^aoelberg 
^njelm  x>.  fiaon  .    . 
^nfelm  I.  x>.  fiucca 

^(le^anber  II. 
?lnfclm  II.  ö.  ßucca 

«ngfar 

«Info 

^ntc^cnbicn   f.  b.  «rt 

lUar  6.  395,  37  ff. 

?(ntero8 577 

^nt^imui»  f.  ^onop^Q' 

fiten. 
9lntt)rüpoIogtc  f.   b.  §(. 

^enfc^  unb  mUcn»* 

frei^cit. 
^nt^roponiorp^iten  f.  ^u* 

bianer. 

«Cnticftrtft 577 

^ntiblfomarianitcn  .  .  584 
«Intimenfium  ....  585 
^ntinomiftifdjc  Streitig* 

feiten 

^ntto^enif^  Schule    . 
^ntioc^ia,  $Qtriard)at  f. 

b.  ^.  ^atr.  u.  @t)rien. 
^ntioc^ia,  ©^nobc  d.  341 
^ntioc^ud,  ft)nf^e  ^5« 

nige  f.  Scleuciben. 


556 
556 
556 
559 
559 
560 
560 
560 
560 


560 
562 
570 
571 


572 
573 

577 


585 
592 


595 


606 
607 

609 


609 
611 


6eite 

^nti^ad 596 

^ntipater 596 

Antiphon 597 

^ntitaften 598 

Simon,  $aul  ....  598 
Intonianer  I.  ...  600 
Äntonianet  II.  ^  .  .  601 
^ntoninud  b.  $.  .  .  604 
^ntoninnd  $iud  .  .  605 
9(ntonio  bc  S)omin{d  f 

be  S)omintd. 
^ntoniud,  (Sinfiebler  f. 

^öndjtunt. 
^ntoniud'Orben  .    . 
Antonius  r>.  $abua 
«^elle«  f.  Warcion. 
Stp^arföer  .... 
^^arfac^äer  f.  «f^^ar« 

fatet^&er. 
^pl^arfated^aer     .    . 
^p^taated  .... 
9(p^t^artobofeten  f.^o« 

nop^Qfiten. 
^pofali^^fe  b.So^anned 

f.So^anneiSb.^poftel. 
^ofalQpfen,   apohr^pii. 

f.  ^poht^pf^tn  b.  9^.  Z, 

nnb  $feube))iataj;)^en 

b.  «.2. 
«(pofalQptit  ....  612 
«Cporataftafid  ....  616 
«pofrifiariu«  ....  622 
^poft^p^en  b.  ^.£.d  .  622 
^poln^p^en  b  9?.2:.d  .  653 
«poftijp^enftreit    f.  ©. 

628,  82    unb   öibel* 

gefeUfcbaften. 
«IpoIIinarig  0.  fiaobicea    671 
StpüUinariu«,   eiaubiii«    676 

«pononia 677 

«IpoEoniu«   ....  677 

«rpoEog 678 

«polofletlf,  Srpoloßie  .  679 
Apologie  ber  ^ugi^burg. 

Äonfcfpon    f.  «Ing«* 

burgifie^  öefenntni« 

unb  beffen  ^ologie. 
9(poftafic,  ?(poftaten    .    698 


ecitc 

«poftel 69y 

9lpofteIbrüber,   %po\it\, 

«poftelorben     ...    701 
9pofte(gef4id)tef.*Sufa«. 
«poftelfonoent     .    .    .    703 
«[poftede^re    ....    711 
Hpoftolifer    f.  «tpoftel' 

brüber. 
^poftolifc^e  fiirc^norb« 

nung 730 

^poftolif4e  ftonftttutio* 

nen  unb  ^anoned  .  734 
^poftolif((e  SSftter  .  .  741 
«poftolif^er  SH^nia  .  .  741 
^poftoUf^ed  @^mboIum  741 
Appellationen  ....    755 

Äpponlu» 757 

9[pptobation  f.  fQüäitr^ 

jenfur. 

STquila 758 

"äqvdla,  fiafpar    ...    759 
«Tquilo,  Überf.  b.  ^.%. 

f.  Sibelüberfe|ungen. 

«quileja 761 

Aquilejcnrtfd^e«  Symbol    761 

«Irabien 762 

«trabfer 770 

Slram 770 

2lxatov 775 

Ataufio,  S^nobe  f  .Orange. 
9(t4äologie,  biblifc^e     .    776 
91rd)Kologie,  tirc^lidie    .    780 
91td)elaud  f-^erobe^  b.®r. 

«rdjeiPäer 782 

Arc^ibiofonui»,  «Ir^ipred« 

bl)ter  u.  i^rc  Sprengel  7i>n 
«rc^icreu^  ....  784 
«IrcöÜQpcUanug  .  .  .  78i 
«Irc^imanbrit  ....  7^') 
?lrd}ipre«bl)ter  f.  9Irc^i* 

biafonud. 
^Irdjiteftur,   t{xdt\id)t   f. 

^irc^cnbau. 
SlrcöiDrocfen,  ürc^lidieS  .    78r) 
«IrdjontiFer  f.  ©uoftifcr. 
«rcimbolbi      ....    70?. 
«retaö 79:» 


itetiiptigiiitgeit. 


5.  121  3.  23  I.  Salbcmar  ft.  SJolbemar 

6.  173  3.  37  I.  über  ft.  ober 

6.  173  3-  38  fefc  nad^öcbürfni^einÄ'omma 

S.  175  3.  42  I.  SBemdborf  ft.  Ä^arnSborf 

©.  176  3.  19  l.  ©at^ffe  ft.  ©ac^fe 

©.  178  3.    8  I.  nun  ft.  nur 

©.  178  3.  45  I.  ^ä^lcr  ft.  Äö^Ier 

©.  189  3-  '-^0  füge  natft  au^  ein:  auf 

©.  205  3-  34  I.  ertvagcnbe  ft.  übertragenbc 

©.  228  3.  59  I.  ©ccfenborf  ft.  ©ecfenborf 

©.  '^62  3.  13  l.  Gegebenheiten  ft. Gegenseiten 


@.  270 
©.  282 
©.  287 
©.  306 
©.  456 
©.  490 
©.  503 
©.  547 
©.  556 
©.  560 


41  l.  1884  ft.  1881 

32  I.  anbercn  ft.  anbcre 

47  1.  perfönlic^cn  ft.  perfönlidjer 

33  I.  ftanb  ft.  tanb 

30  l.  ber  ©o^n  ft.  ben  ©o^n 
52  1.  ttafantcn  ft.  »afanntcn 
40  I.  S^abintöniud  ft.€al))ant^iiiii4 

4  l.  unter  bem  ft.  unter  ben 
57  I.  ^onoriuö  II.  ft.  III. 

1  l.  carentiae  ft.  carrentiae. 


Si,  b,  ^of«  u.  Unit}.s!8u((bTU<feTd  Don  dx,  3unge  (3unge  &  Qotfn),  Erlangen. 


fftv^tiJ^ni*  wn  ^hkütfunf^ttL 


t.  9mmt  efldier. 


Qkn  =  OeneftS.  $r 

ds    =-  (E^obud.  9rb 

Se     ^  fiet>tticud.  ßfi 

5Ju  =  92umeri.  3ef 
^t    =  ^utftoitomium.  ^tx 

3of  =  3ofua.  ej 

Sa    =  €ainuelid.  Sbo 

Äfl    ==  Äönige.  3o«( 

e^r  =  d^ronifa.  9lm 

dSr  =  e«ra.  06 

97e6  =  ÜVe^mta.  ^on 

(£fi^  »  dfiber.  ^t 

6i     =  ßtob.  92a 

$f    =  $fa(inett.  {ki6 


froDerbien. 

^rebiger. 

6o^d  Sieb. 

Sefaiad. 

Scrcmiaö. 

^Sfc^ifl. 

5)anicl. 

£>ofea. 

ObabJQ. 
3ona. 

92Q(uTn. 
$>Qbacuc. 


3c  =  3c})§ania.  m 

^9  =  Öaggai.  Äo 

@ac6  ==  ©Qc^aria.  ü)a 

^a  ^  ^aleac^i.  (S))( 

aub  =  Subita.  W 

SBci  =  ©cid^it.  iEfoI 

5:0  =  2:obia.  20 

8i  ^-  6iradj.  Xi 

S3a  —  S3arud).  Xit 

3Kaf  =  '©Jaffabäer.  *öil 

3Rt  =  3RattW««.  4>br 

Wc  =  ^WarcuS.  3a 

2c  =  2uco8.  *t 

3o  =  3ol&annc8.  3u 

51®  =  «poftclgcfc^.  «t)f 


=  SRömcr. 
=  ^orint^cr. 
=-  ®alatcr. 

=  Äoloffer. 

=  Xj^cffalonic^er. 

=  Ximot^cuS. 

-  XitiiS. 

=  Hebräer. 
=  äafobu«. 
=  ^ctrii«. 

-  äuba^. 

=  Ät)ofQl^pfc. 


2-  Settf^rifteit,  6ammeItDerfe  itiib  Dg(. 


«.       =  «rtifcl. 

fL^fi  SS.  ^b^nbtungen  bft  93erüner  Vlfabemie. 
fL\ßß    =  ttllgfineine  beutfc^  S'togTa)>^te. 
%QM0  =  Vbl^nblungen  ber  ®öttingcr  6(efeafc^. 

bei  ^iffenfc^aften. 
91SM(  =  'Üx6)\\>    für  fittteratur    unb  ^irc^en« 

gefc^t^te  bed  SJ^ittelalterd. 
me^  =  9(b^nb(ungen  b.  9J?un4ener  ^Ifabemie. 
AS       =::  Acta  Sanctorum  ber  SoIIaubiften. 
ASB     B»  Acta  Sanctorum  ordinis  b.  Benedicti. 
ll®Qj(  =  ^b^nbluitgen  ber  eädififc^en  (^efea« 

fc^ft  ber  ^iffenfc^ften. 
«X      =  «lle«  Xeftament. 
93b       =  S3anb. 

S3be      ^  ^nbe.  [nensis. 

BM      =  Bibliotheca  maxima  Patrum  Lugdu- 
CD       =  Codex  diplomaticus. 
CR       -=  Corpus  Reformatorum. 
CSEL  =  Corpus  scriptorum  ecclesiast.  lat. 
DchrA  =  Dictionary  of  Christian  Antiquities 

von  Smith  k  Cheetham. 
DchrB  =  Dictionary  of  Christian  Biography 

von  Smith  &  Wace. 
Du  Cange  =  Glossarium   mediae   et   infimae 

latinitatis  ed.  Du  Cange. 
&b®     =  gorfc^ungcn  jur  beutfc^cn  ®cfd)i(^tc. 
®g9l    =  ©öttingifc^c  gelehrte  «njeigcn. 
4,3®    =  ^iftorif(^c8  3a]^rbu(b  b.  ®örrc8gefcnf(b. 
^3      =  ^iftorifc^e  8eitfd)rift  öon  ö.  S^bel. 
Jaffe    =  Regesta  pontificum  Romanorum  ed. 

Jaffa  editio  II. 
3bX^   =  3ö5Tbü(^er  für  bcutf^e  X^eologic. 
3t)r3:]^  =  So^rbütftcr  für  t)roteftant.  X^eologie. 
Ä^      ^  Äirc^cngefd^ic^te. 
ÄD      =  Äirc^norbnung. 
SeS     ==^  2itcrarif(^e8  dentralblott. 
Mansi  =  Collectio  conciliorum  ed.  ManFi. 
SWg      ==  «Wagoiin. 
MG      =  Monumenta  Germaniae  historica. 


MSG 
MSL 

9?3bX^ 
9Jf3 

$3 

Potthast 

9?n© 

©SÄ 
83R?I 

SS 
X^393 

2:^23 

X6@tÄ 
XU 

US3 

3BS3 

5B5Be9( 

3B5B3B51 

3ot5a3 

3b9( 

3bm@) 

3Ä® 

3^ 
3f2:^ 

3^332 

31X1?«' 
3*^ 

3w:j:§ 


n 


n 


-^  Patrologia  ed. Migne,  series  graeca. 
=  Patrologia  ed.  Migne,  series  latina. 
=  a){itteihmgen.  |(^|c^i(^tdfunbe. 

-  9«cuc8  %x^\\>  für  bie  ältere  beutfc^e 
=  Si^eue  fjolge. 

=  9'2euc3a^rbü(l^erf.bcutf(öeX^coIogte. 

=  92eue  firc^Uc^e  3c>tf<^nft. 

=  S'icued  Xcftament. 

-^  $reu6ifd)c  3flÖi^^üd)er.     f Potthast. 

=  Regesta  pontificum  Romanor.  ed. 

-  SRbmif^e  Ouartalfc^rift. 

=  ©t6ung«beri(^lc  b.icritner  ^tfabemie. 
=  ^  b.  SKüuc^cner 

=  „  b.^aSiener 

=  Scriptores. 

=  X^eologifrfjer  ^dfyct^htxx^t 
=  X^eologifc^eä  2iteraturblQlt. 
=  X^cologifd)c  2iterQturjcitung. 
=  X^eoIogifd)e  Cuartalf^rift. 
=  X^cologifc^e  ©tubicn  unb  ^itifcn. 
=  Xefte  unb  Unterfutftungcn  ^erau8= 
geg.  Don  t).  ©cbl^arbt  unb  {Kimad. 
=  Urfunbenbud). 

-  ©erfe.    S3ei  2ut6er: 

=  5Berfe  ©riangcr  ^luSgobe. 

--  2Berfc  3Bcimarer  $lu§gabe.    ffcftaft. 

=  3eitfc^nft  für  altlcftamcntl.  5Biffcn:= 

für  beutfc^ed  ^Utert^um. 

b.  beutf4.  morgenl.@)efeQf(^. 

b.  beutf4.$a(äftina$eretn8. 

für  ^iftorifc^e  X^eologie. 

|ür  Äird^engefc^i^te. 

für  ^ird)enre(j^t. 

für  fat^olifc^e  X^co(ogte. 

für  !ir(^I.®iffenf4u.2eben. 

für  lut^er.X^eologieu.  Atrc^e. 

für  ^roteftantiSmuÖ  u.  Äirc^e. 

für  X^eologie  unb  ^rc^e. 

für  miffenfd)aftl.  X^eologic. 


tt 


tt 


tt 


n 


n 


tt 


tt 


n 


tintfitx  Verlag  ber  3.  d.  jQinrid^B'fdittt  Bndilianblnng  in  fdp)i$. 


Professor  D.  Albert  Hauck 

DieKirdieDeiitscManis  unter  ien  Säclisiscb  unlFrinkiscIien  Kaisern 

auch  unter  dem  Titel: 

Kirchengeschichte  Deutschlands  III.  Teil. 

Inhalt: 

Konsolidierung    der    deutschen    Kirche    911—1002.   —    Das    Überge^iricht     des 
Königtums  in  der  Kirche   und  der  Bruch  desselben  durch  Rom.    1002 — 1122. 

1041  Seiten.    189« geheftet  M.  17.50,  gehunden  M.  19.50 

Teil  I  und  II  (1887  und  1890)      ...  „         „    24.50,         „  „    27.70 


„Das  Buch  ist  ein  glänzendes  Beispiel  dafdr,  dass  wir  noch  Gelehrte  haben,  diediegrösste 
Wissenschaftlichkeit  mit  erquicliender  Klarheit  der  Darstellung  zu  verbinden  wissen." 

Grenzboten  1896  Ko.  97. 
„Jede  Fortsetzung  des  schönen  Buches  erweckt  uns  neue  Freude.    Die  Kunst  des  Yerf.'s, 
geschichtliche  Persönlichkeiten  plastisch  zu  schildern,  feiert  wieder  ihre  Triumphe." 

Literarisc^^es  Gentralblatt  1896  No.  12. 
„Das  Werk  ist  eine  der  hervorragendsten  Erscheinungen  der  neueren  Geschicht- 
schreibung, gleich   ausgezeichnet   durch   die   formvollendete  Darstellung,   wie  durch  sichere  Be- 
herrschung und  besonnene  Kritik  des  gewaltigen  Stoffes.  Post  1896  No.  36. 

„Die  Darstellung,  die  uns  dieser  neueste  Band  des  Hauck'schen  Werkes  bietet,  verdient 
die  allergrösste  Beachtung.  Er  schöpft  überall  aus  den  Quellen  selbst,  fördert  Kritik  und  Forschung 
nach  allen  Richtungen  hin,  stets  ruhig,  sachlich,  nie  verletzend.  Wir  haben  in  den  letzten  Jahren  kaum 
ein  Buch  gleicher  vornehmer  Objektivität  gelesen.  —  Kurz  —  eine  Leistung  ersten  Ranges." 

Neue  Preussische  (Kreuz-)  Zeitung  1896  No.  103. 


gUttr,  mM,  ^fttv  9^ttl 

(3m  ^nbfl  flnb  bas  1(6.— 2<|.  Caufcnb.) 

3  Vn.;  Qth.  ^Vn.'f  in  £tebt|aber&.  57,  ITT. 

\.  Die  Kunfi  bes  2(r&ettens. 

2.  €piftet. 

3.  Wie  es  m3gli(^  ifi,  otjne  3ntn9UP,  felbfi 
im  befiänbtgen  Kampfe  mit  Sd^kd^ten 
bnxdf  bie  IDelt  5U  fommen. 

^.  (Sute  (Semot^nl^eiten. 

5.  Die  Kinber  ber  Welt  ftnb  riü^er  als  bie 
Kinber  bes  £tc^ts. 

6.  Die  Kunfi,  geit  511  t|aben. 

7.  ölürf. 

8.  IDas  hcheüiei  ber  UTenfc^,  rooljer  fommt 
et;  rooljin  gef|t  er,  »er  n?of|nt  über  bcn 
golbenen  Sternen? 


Qm  ^nbcl  finb  bAS  9.— (6.  Caufcnb.) 

3  m.;  ^eb.  ^  m.;  in  £tebtiaberb.  57«  ^• 

{.  Sdfülb  unb  Sorge. 

2.  „(Eröpet  mein  Dolf." 

3.  Über  nienfc^enfenntnis. 
^.  Was  ifi  Silbung? 

5.  Dornet|me  Seelen. 

6.  Sranscenbentale  l^offnung. 

7.  Die  Prolegomena  bes  (Et^rifientums. 

8.  Die  Stufen  bes  Cebens. 


§iiitii  itftn  ttitb  liebelt. 

(^.  unb  5.  Caufcnb ) 

preis  nt.  {.HO;  geb.  IIT.  2.<(0. 


gehalten  im  Serlinet  ^we^venin  6c5<£pan9eltfdjen3unöestm  %rbft  \895. 

Hiirttitili)  Prof.  D.  Tiboif,  DO0  Ci)ri|leittum  uitb  bie  ©efi^ii^te.  %^}f- 
^itf tmt)  Prof.  D.  3uiiu5,  Da« (l|)rt|lentum  mh  Ut}ß\)\iofop\)\t,  ^^^^f- 
^w^m^  £)bcri.  Dr.  (0.,  C|)ri|lentttm  unb  JlaturmtHenfi^ttft.  \^}f 


lleriM  ber  3.  d,  I|inrifl)8'f4eit  |{ttd|i)iiiiblitii|  itt  £tlpyi^* 

( 


(;§femBtBßI) 

2lltes  unb  Heues  Ceftament  nebft2lpofrypt^en 

neniHievter  ^aOifdler  entwertest. 

JTIit  30  Cic^tbrucfbilbcrn  3um  Eliten  (Ccjlamcnt 

nad^  fierüj^tuten  Mtifttm 

ünb  \5  besOfl  aus  bem  Ccben  2^\ü 
3«  bauerljaftem  <5an3lcbercinbanb  mit  (5oIbfd?nitt  '^O  TXiaxt 

Scfon^ers  ele^ont  gebunden  ^8  ZTIarf.  3(ucft  aOitidl{Iid)  in  Cieferungen  3U  ttesie^en. 

9i0  llrne  te|taiitent  mit  lim  15  fiofutanii'filleti  $illieni 

Setjr  gefd^madoon  geb*  mit  (Bolbfd^iittt  \5  TXlatt 

3n  Ceber  geb.  25  IHarf. 

Die  „Sternbibel"  foU  eine  xt^U  ^awüM  fein.    ;Jflr  6ie  Jlusftattung  ift 

fra^r  nur  bas  foliöefte;  langjährige  Sauer^aftigfeit  getpal^rleiftenöe  ZTTaterial 

pem>enöet  tDoröen.    Der  Silöerf^mucf  oerbinöet  eöelfte  Darftellung  mit  poUenöet- 

per  IDteöergabe.    Der  Profpeft,  6er  portofrei  5U  Dienften  fte^t,  enthält  Urteile 

pon  öen  Qerren: 

ißeiteralfuperintenbetit  D.  :6anv,  Koblens.  —  ^auptpajlor  :5e^rmann,  Hamburg.  —  profcffor 
D.  »epfijlag,  ^aüe.  —  0ber.KonfiPoriaIrat  Dr.  v.  ^u^vudcv,  IHünc^en.  —  profcffor  D. 
C  fivemev^  ©reifsmalb.  —  pajlor  Dammann,  Siegen.  —  i^ofprebiger  X  DiWep,  lüeimar.  — 
<5eneral[upertntenbent  D.  £.  Drpanöer;  Berlin.  —  (5enera(fnpertntenbent  D.  Dr.  2r5mann/ 
Breslau.  —  £jofrrebiaer  D.  £mil  ^^rommel,  Berlin.  —  pajlor  (D.  J^untfe;  Bremen.  —  0ber.- 
"KonPIlorialrat  probjl  D.  ^reiljerr  pon  5er  ©olfe,  Berlin.  —  (generalfuperintenbent  D.  'feefetiel, 
pofem  —  pafior  D.  'feölfijer,  £eip3i3.  —  Superintenbent  "fe.  Jeep,  Stenbal.  —  profeffor  D. 
^£^lev,  Qaöe.  —  prebiger  £ic.  p.  ltirm$,  Berlin.  —  ©berljofprcbiger  unb  0berfonflfloriaIrat 
D.  Unbolf  Äöflel,  (t)  Berlin.  —  Superintenbent  Äarl  Ärummacjer,  €lberfelb.  —  ©bertjof« 
prebtger  D.  flleiev,  Dresben.  —  Superintenbent  D.  panf,  ieipsig.  —  (Seneralfuperintenbent 
PoetteV;  Stettin.  —  öeneralfuperintenbent  D.  Äogge,(t)  2IItenburg.  —  ^ofprebiger  D.  Äogfle, 
potsbam.  —  Superintenbent  (C^.  B^malenha^,  IHennigtiüffen.  —  2CboIf  Ötoetfer,  Berlin.  — 
(Senerolfuperintenbent  D.  Sanbe;  Dan3i3.  —  paftor  (Lieeme^ev,  Bremen.  —  Pfarrer  £ic.  IDeber/ 
in.'iSIabbac^.  —  profeffor  unb  Konfiflorialrat  D.  (p.  3Micv,  (Sreifsroalb. 

Jfamillentlic^nift  —  Ißtvihx^ptn  —  "JßavaÜtmtUtM. 


dA       3      xia 


J.  C  Hinriehs'sehe  Buehhandlungf  in  Leipzig. 

Neuere  theologische  Verlagewerke. 


Arnold,  Prof.  d.  Theol.  in  Breslau. 

Caesarius  von  Arelate  und  die 

gallische  Kirche  seiner  Zeit.  1894. 

M.  16- 

Die  Christlichen  Schriftsteller 

bis  Eusebius.  In  griechischer  Über- 
lieferung. Herausgegeben  auf  Ver- 
anlassung der  Egl.  Preuss.  Aka- 
demie d.  Wissenschaften  zu  Berlin. 

Die  ersten  Bände  dieses  grossen  Unter- 
nehmens  befindefi  steh  im  Druck. 

Dalman,  Dr.,  Prof. d.Theol.,  Leipzig. 
Grammatik  des   JÜdisoh-Palästl- 

nlsohen  Aramäisch.  1894.  M.  12— 

Delitzsch,  Prof.  Orient.  Spr.,  Breslau. 

Assyrisches  Handwörterbuch. 

1896.  Suhscr,  Preis  bis  31;  12. 1896: 
M.  46.50;  geb.  M.  49  — 

Ewald,   Prof.  d.  Theol.  in  Erlangen. 

Das  Hauptproblem  der  Evange- 

Menfrage  und  der  Weg  zu  seiner 
Lösung.     1890.  M.  6.80 

Gerber,  Prof.  d.  Theol.  in  Prag. 

DieHebräischen  Verba  denomina- 

tiva  insb.  im  theol.  Sprach  gebrauch 
des  Alten  Testaments.  1896.Mk.7.50 

Harnacky   Prof.  d.  Tlieol.  in  Berlin. 
Geschichte     der     Altchrlstllchen 
Litteratur  bis  Eusebius. 
Bd.  I:  Die  Überlieferung  und  der 
Bestand.    1893.  M.  35  — 

Ujl.  Band  erscheint  1806. 

KattenbUSCh,  Prof.  d.  Th.,  Giessen. 

Das  Apostolische  Symbol,  i.  Die 

Grundgestalt  des  Taufsymbols. 
1894.  M.  14  — 

Band  II  soll  1896  erscheinen. 

KÖnigy  Prof.  Dr.  theol.  in  Rostock. 
Historisch-kritisclies  Lehrgebäude 

der  Hebräischen  Sprache,  i,  ii,  1. 

1881  und  1895.  M.  32  — 

//,  2  (Schluss)  befindet  sich  im  Druck. 

Literaturzeitung,  Theologische. 

Herausgeg.  von  A.  Harnack  u. 
E.  Schürer.  Jahrg.  1896.  M.  18  — 


Mlrbty  Prof.  d.  Theol  in  Marburg. 

Die  Publizistik  im  Zeitalter 
Gregors  VII.    1894.      M.  16- 

ReSCh,  Eirchenrat  D.,  Zeulenroda. 

Aussercanonische  Paralleltexte 
zu  den  Evangelien.  Heft  i  bis  4. 

1893-96.  M.  53.50. 

Das  iSchlussßicfl  befindet  sich  im  Druck. 

SchUrer,  Prof.  d.  Theol.,  Göttingen. 

Geschichte  des  Jüdischen  Volkes 

im  Zeitalter  Jesu  Christi.  I.  2.  Aufl. 
1889-90.  M.  18  — 

Band  II  ist  x.  Z,  rergriffeti, 

Straclt,   Prof.  d.  Theol.  in  Berlin. 

Abriss  des  Biblischen  Aramäisch. 

Grammatik,  Texte,  Wörterbuch. 
2.  Abdnick  1896.  M.  I.60 

Testament,  The  Old.   Kritische 

Ausgabe  des  hebräischen  Textes 
mit  farbiger  Unterscheidung  der 
Quellen  und  mit  Anmerkungen  in 
englischer  Sprache.  Herausgeber: 
Prof.  Paul  Haupt  in  Baltimore. 

Jodes  Buch,  von  einem  deiiUch*»D, 
englischen  oder  amerikanischen  (be- 
lehrten bearbeitet, ist  einzeln  kfuiflich. 

Testamentum,  Novum,  Graece 

recensuit  Const.  v.  Tischendoi  f. 

Prolegomena    scripsit    C.   K. 

Gregory. 

Editio  maior.  3  voll.         M.  70  — 

Editio  minor  geo.  M.  10.80 

Texte  und  Untersuchungen  zai 

Geschichte  der  altchristl.  Literatur, 
herausg.  von  0.  v.  Gebhardt  u. 
A.  Harnack.  I-IX.  X  'U,  XI- 
XIII,  XIV  1, 3/4,  XV, i. 

1882—1896.  M.  35.S  — 

Tischendorf    siehe  Testameutnm. 
Weiss,    Prof.  d.  Theol.  in   Berlin. 

Das  Neue  Testament,  textkritische 

Untersuchungen  und  Textherstel- 
lung.   I.    1894.  M.  20- 
II.    1896.           ca.  M.  17.oö 


Über  die  Mehrxahl  der  Werke  sind  ausführliche  Prospekte  vorrätig. 


7e« 


C        kh 


-  "/i- 


bev  im  Evflcji  SSanbe  eiit^atteiien  91vtitel. 


A  o 

!ta(^ii,  S^noben     .    . 

Varoit 

«bnblion 

«baiarb 

«bboblt 

«bbo  B.  Siran)  .  .  . 
flbbot,  Sjra  .  .  .  . 
SIbbot,  Stcotgc  .  .  . 
«bbrcDioiDrcn  f.  Hutle. 
ÜbbiaS  f,  i)lpi>tTq)>l)t>i' 
!(bbon  {.  )Hi<i|ttT. 
«bc(  f.  Sain. 
mtlanltx,     •übtliantx, 

«bclolitn  .  .  .  . 
Slbcnbmobl.  @<firlftlt6T( 
llbtiibniatil,  filr^enle^re 
ftbeiibmablöftui  in  btn 

Slti^tii  b.  Sicfonn.  . 
flbciibmabl^feltt  in  bex 

allen  fiirdie  |.  (£uc^' 

tiftie. 
?lb<nbinaE|lSfciei  in  bcr 

rSm.  Äir*t  (.  «JfRe. 
«ben  ©Bta  .  .  .  . 
«btrcluS  (.  «oerdu«. 
übcTfllaube  .  .  .  . 
9befftnif<^  fiirif|<  .  . 
«bgabcn  b.  b.  ^cbi:.  . 
abgaben.  liin^i-  -    -    - 

?lbflar 

SIbebtIcTci  f  $oll)tI|cie' 

9(bia,  Sünig  uon  3uba 
flbialgat  f.  'fl^imelcd). 
«biletie 

9lblo6  1.  3nbiilatnien. 
Stbncr  f.  SSboiel^. 

3(bvabant[ 

9(brabam,  Stbram  .  . 
übro^am  a  S.  €lara  ■ 
?(brat}ant  StdieUcnriS  ■ 
9bra&amittn  .... 

abrafaj 

Abtvuimtiatio     .     .     . 
«blolum  f.  3;aDib. 
«btalon  von  £imb  .    . 
Mbjolution  f.  Seichte. 
flbultarabft^    .    .    .    . 


etitt  I  I 

1  i  Hcadue  bon  ^nia  .    . 
Vi  ,  flcaduS  Don  Sflfaica    . 

13  I  9(cactue  Don  Sanftantl- 

14  i      nopel  f.^onofibQrittn. 
14  I  ffcadue  wa  "SttiWmt  . 

25  I  ««(planten  (.ganjeniB. 

26  muB. 

27  flctlbtnticn    f.  Stolec 

28  bübren. 
SccDniDiobatfou   .    ■    ■ 
Stt^rq  f.  b'üi^tm. 

SUctbaii 

Äcofta 

Acta  martyruni  ,    .    , 

31  «botbctt,  Olegnci  b.  «o< 

32  j      nffafiut  V  Itbfbeit. 
38    8balbttt  n.  ^mbuis  . 

Sbalbert  t>on  $iae  .  . 
68  I  itbalbotb 

ilbalbag  con  3)nnien  . 
I  SIbatgat  Don  Örem«  . 
I  Qbaliarb  nnb  Sßala     . 

fflboni 

:  Sboin  Don  ^rtintn  .     . 

76  j  ^bam.  'ffidttioi  .     .     . 

flbam.  €cotue    .     .     . 

77  I  Vbam  Don  St.  Sitloi  . 

83     «bamiltn 

89     «bamnanuB    .... 
92     abclmann 

98  übelop^agcn    .... 

I  übtobaiuB 

'  abiaitbora  ..... 

99  SIbo 

I  Slbonoi  f  Sebotwb. 

99  '  SlboptianiBmuB    .    .     . 

101  i  übrammelcd)  .... 

mfo 

Mboent 

10!    ^IbDcntifttn     .... 

102  Advocatus  ecclesiac     . 
tlO  ,  «btliuBi.abtirinftirtfit. 

112  Acdituus 

113  ,  Äflibiiiä 

113  ■  ägibiuä  be  Kolumna    . 

119  «gibiuB  Düii  »ilerbo    . 
]  ^a^pWn,  b,  olle  .    .     . 

120  iifllipicii,  b.  neue      .     . 
,  Älfreb  h.  Ör 

123  !  älftic 


«tiefte  in  her  fiiri^e   j. 

¥reäbl)trt:. 
*liefle  in  3«rael     .    .    224 
im»er    Ebriiti    |.  Sefii 
,  Sbriftibretfa^eB^lmt. 
Sineae  uim  f&tna     .     ,    227 
äiieofl  ni.>n  %üxii    .     .    227 
'fitieaä3i|lDtuB,(.¥iu*II. 
^oncii  |.  Ulnofii. 

ätiiiiie 22S 

Mten  f.  Seitiei^nung. 
Sraerniö 2^51 

ferfus 2.1-' 
tfiiuuifcb<:S!r4e|.9lbr[> 
riniltfie  Sttdie. 
Sffinltfit  f.  S^ere^t. 

fflfta.   ., 2:r. 

«ftitü  MlOTpten.  «lKf' 

Tm.  Siix^f,  ftoptiidK 

Siivriic    Murbairitan. 

Miidie;       aHilfioneii. 

ptüleltanl  ;      ^ropO' 

ganba 

«Iflopen 2:U 

«flopel  1 237 

Slflopel  II 2;iS 

Sgnpiuö  nionaifiuä   .     .  23;) 

«galba 211 

agnt&o Uli 

SCgaiiniiiii  f-^Haiiriliu?. 

«flbe 212 

Sgenbe  (.  JUttbenagent«. 

«gneUu« 212 

HgneB,  bie  ^iltge    .     .  2f"i 

Agnus  Dei      ....  2l'> 

Agnus  Dt'i      ....  21^1 

?IflDbarb i'-il'. 

Oflceba 2-frt 

flnricola.  ^elagianer    .  2lt> 

?l8Yicola,  3"^-     ■     ■     ■  ■■i-'^ 

aflricolo,  Siep£|Qn    .     .  2."'3 

«Igrippa  I Jfi;- 

aarippa  II 2W 

figrippa  Saflüv    .     ,     .  2:i7 

flgdppa    D.  3(elle6^eiin  if): 

^iflMirre 2^-^ 

Slgur  j.  Sptiidtt  Suli» 

Sfiob  ' 2:.H 

911)08 261 


1,1 


3   2044   048   227   474 


I 

i 


^ 


800 


Serjet^md  ber  im  erften  Suttbe  ntt^Iteitnt  fbrtStl 


f 


Seite 
525 
547 
552 
552 
554 
555 


^ugltfanifdje  ^rc^e. 

«Tn^alt 

Slntcet,  ^apft .  .  . 
$[nna,  b.  ^.  .  .  . 
^nna  ßomnena  .    . 

^nnad 

^2(nnaten  f.^Ibgaben  fir^I. 
Anni  cleri  .... 
Anniversarius .    .     , 
§lnno     ..... 
Annulus  piscatorius 
9(nnunciaten    .    . 
Annus  carentiae.     . 
Annus  clauBtralis 
Annus  decretorius  . 
Annus  deservit.  u.  grat 
Annus  luctus  f.  @^ere^t 
^InomÖer  f.  ^(rianidmud 

?lnfcai8 

^nfelm  ü.  (Santerbur^ 
Slnfelm  ü.  ^aDelberg 
^nfelm  D.  fiaon  .    . 
^nfelm  I.  d.  £ucca 

^llejonber  II. 
^nfclm  II.  ö.  ßiKca 

Stn^far 

«nfo 

SÜnitptnhitn   f.  b.  Strt 

Stltar  ©.  395,  37  ff. 

«ntcroÄ 577 

^nt^imiid  f.  ^onop^^' 

fiten, 
^nti^ropologic  f.  b.  S(. 

^enf(^  unb  mütn^» 

frei^^cit. 
^(nt^ropoinorp^iten  f.  ^u^ 

biancr. 

«ntl4rift 577 

$[ntibifomavianiten  .  .  584 
?(ntinicnpum  ....  585 
Äntinomlftif  cftc  ©trcitig- 

fcitcn 

^ntioc^enifd^  Schule    . 
^ntioc^ia,  ^atriar^at  f. 

b.  51.  $Qtr.  u.  @t)rien. 
«Intioc^ia,  ©^nübcü.341 
^ntio^uj»,  f^ril^e  m^ 

nigc  f.  8elcucibcn. 


556 
556 
556 
559 
559 
560 
560 
560 
560 


560 
562 
570 
571 


572 
573 
577 


585 
592 


595 


@eite 

^ntipad 596 

^ntipater 596 

Antiphon 597 

Stntitüftcn 598 

«ntott,  $üul  ....  598 
^Intoniottcr  I.  ...  600 
§lntonlaner  II.  r  .  .  601 
^ntoninud  b.  ^.  .  .  604 
^ntoninud  $iud  .  .  605 
Antonio  be  S)ominii»  f 

be  S)ominU. 
^ntoniuÄ,  einfteblcr  f. 

^öndjtum. 
5(ntoniu8.0rben  ...    606 
^ntoniud  D.  $abua      .    607 
^peaed  f.  ^arcion. 

^p^arföcr 609 

^p^arfac^äer  f.  9(p^ar» 

fatcdjfier. 
^pl^arfatec^äer     ...    609 

^p^raated 611 

Slp^tl^artobofeten  f.  SRc 

nopl^^ftten. 
^ofal^pfe  b.So^annei» 

f.So^annedb.^poftel. 
^pofal^pfen,    opofr^p^. 

f.  «[potr^p^en  b.  9^.  %, 

unb  $feubeptgTap^en 

b.  «.2. 
«polol^ptif  ....  612 
^pDfataftaftd  ....  616 
^ofrifiarlu«  ....  622 
^pofr^p^en  b.  «.2:.d  .  622 
^pofr^p^en  b  9^.2:.i»  .  653 
«pofr^p^cnftrcit    f.  ©. 

628,  82    unb   »ibeU 

gcfcüf^aftcn. 
«poUinariö  ü.  fiaobicea    671 
^poninartud,   (Slaubiud    676 

«poaoniQ 677 

«IpoUonhi«      ....    677 

?CpoIIo8 678 

«potogdif,  SCpoIogie  .  679 
Apologie  ber  ^ugiSburg. 

^onfcfpon    f.  9hig«* 

burgificg  5i8cfeuntni« 

unb  beffcn  Stpologic. 
^tpoftQfte,  §IpoftQtcn    .    698 


8cttc 

«poftel 69^ 

9lpoftelbrüber,   9lpofteI, 

«püftelorben    ...    701 
^poftelgef^ic^tef.Sufa«. 
«poftclfonüent     .    .    .    70.'^ 
«poftelle^re    ....    711 
«poftoltfer    f.  9(pofteI« 

brüber. 
^(poftolifc^e  Stivd^tnoxh» 

nung 730 

^poftolifc^e  j^onftitutio« 

nen  unb  ^anoneS  .  734 
9(poftoUf4e  Säter  .  .  741 
^poftolif((eT  ftönig  .  .  741 
$(poftolif4ed  6t)mbo(um  741 
«Ippettationcn  ....    755 

appontui? 757 

Slpprobation  f.  ^üc^er« 

jenfuT. 

«quilo 758 

«quilo,  Äofpor    ...    759 
«qulla,  Überf.  b.  «.3:. 

f.  I^ibelüberfeftungen. 

«quilcjo 761 

9{qutleicnrif(^e9  @t)mbol    761 

«rabicn 762 

«Irabicr 770 

Äram 770 

«rator 775 

^raufio,  8l)nobe  f  .Orange. 
Slrc^äologie,  biblifc^e    .    776 
«rc^ftologic,  fir^licftc    .    78(» 
^[rc^elaud  f  .^erobeS  b.O^r. 

«rcfterofier 782 

^Ir^ibiafonud,  ^xdiipxt^^ 

bt)ler  u.  i^rc  Sprengel  78^» 
9lr(6icreu«  ....  784 
^rcfjifapeUonug  ...  78  i 
^rcftimanbrlt  ....  78.» 
5(rdjipregbt)ter  f.  $trc%i« 

biafonud. 
5(rd)ite!tur,   fir(ölid)e   f. 

^rc^enbou. 
^rdjiüiuefen,  «r^UdieS  .    7a'> 
9(rdjontifer  f.  öJnoftifcr. 
^Ircimbolbi      ....    70.-^» 
9lreta^ 79:. 


Stetii^iignitgeit. 


5.  121  3.  23  I.  "föolbemar  ft.  SSoIbemar 

6.  173  3.  37  I.  über  ft.  ober 

6.  173  3.  38  fe^e  nQc^S3ebürfni«emS^ommo 

6.  175  3.  42  l.  SBcmÄborf  ft.  ^Äorngborf 

©.  176  3.  19  I.  6ac§ffe  ft.  Sa^fe 

(B.  178  3.    8  I.  nun  ft.  nur 

'S.  178  3.  45  I.  Ää^Icr  ft.  Äö^Icr 

S.  189  3-  20  füge  nat^  aud^  ein:  auf 

S.  205  3-  34  I.  crtragcnbe  ft.  übertragenbc 

e.  228  3.  59  I.  Sccfenborf  ft.  Secfenborf 

S.  'J62  3.  13  l.S3egeben^eitenft.»egen^citen 


©.  270 
S.  282 
S.  287 
S.  306 
©.  456 
S.  490 
©.  503 
S.  547 
S.  556 
S.  560 


41  I.  1884  ft.  1881 

32  I.  onberen  ft.  anbcre 

47  l.  perfonlic^en  ft.  pcrfönlicl)er 

33  I.  ftonb  ft.  tanb 

30  l.  ber  So^n  ft.  htn  So^n 
52  l.  Dafanten  ft.  öQfanntcn 
40  I.  (S)alt)inidmu$  ft.(£alt)ani$iiiu^ 

4  I.  unter  bem  ft.  unter  ben 
57  l.  ^onoriuS  II.  ft.  III. 

1  l.  carentiae  ft.  carreutiae. 


st,  b.  ^of<  u.  Unio.sJBu^brucferei  bou  i^r.  3unge  (Sunfle  &  Qotfti),  (^(aitflcn.