r^rf*"
REGENERATION
UND
TRANSPLANTATION.
Von
D-^ E. KORSCHELT
PROFESSOR DER ZOOLOGIE IN MARBURG.
MIT 144 FIGUREN IM TEXT.
VERLAG VON GUSTAV FISCHER IN JENA.
1907.
Alle Rechte vorbehalten.
I
Vorwort.
Die Veranlassung zu den nachfolgenden Ausführungen gab ein
Vortrag, der am 20. September igo6 in der Gesamtsitzung der natur-
wissenschaftlich - medizinischen Hauptgruppe auf der Versammlung
Deutscher Naturforscher und Arzte in Stuttgart gehalten wurde. Die
damals gewählte Form ist im Ganzen hier beibehalten worden, doch
erschien für diese gesonderte Veröffentlichung eine Erweiterung schon
insofern geboten, als die Fülle des Stoffes eine ungemein reiche ist.
Besonders auf dem Gebiet der Regeneration wurde in den letzten
Jahren eine außerordentlich große Regsamkeit entfaltet, die eine ganze
Reihe neuer und interessanter Fragestellungen veranlaßte, aber auch
im Bereich der Transplantation fehlt es an solchen nicht, wie die
spätere Behandlung einer Anzahl von Versuchsreihen zeigen wird.
So ist es aus der Menge des vorhandenen Materials und der großen
Vielseitigkeit der zu behandelnden Fragen erklärlich, wenn diese Aus-
führungen umfangreicher ausfielen, als dies von vornherein beab-
sichtigt war. Daß sie sich nicht auf die Tiere beschränken, sondern
auch die Pflanzen heranziehen und in einer kürzeren Übersicht die
Kristalle berücksichtigen, soweit sich zu den Regenerationserschei-
nungen der letzteren Analogien auffinden lassen, erscheint durch das
Vorhandensein von mancherlei Beziehungen und Vergleichspunkten
zwischen den betreffenden Vorgängen, zumal der Tiere und Pflanzen,
gerechtfertigt.
An allgemeinen und zusammenfassenden Darstellungen der Re-
generations-und Transplantations-Erscheinungen, besonders der ersteren,
fehlt es übrigens nicht. Wenn hier eine ebensolche gegeben wird,
so erklärt es sich zum Teil aus dem vorerwähnten äufiieren Anlaß,
vor allem aber daraus, daß infolge der eifrigen und erfolgreichen
— IV —
Arbeit einer großen Anzahl von Forschern das Bild des Ganzen
schon in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder eine recht erhebliche
Änderung erfahren hat. Von allgemeinen Darstellungen, welche das
Gebiet der Regeneration für sich oder in Verbindung mit Ausfüh-
rungen verwandter Natur behandeln, seien diejenigen von Barfurth,
Driesch, Morgan und Przibram genannt, wie auch Weismann
von seinem besonderen Standpunkt das Regenerationsproblem recht
ausführlich darstellte und Goebel dies von demjenigen des Bota-
nikers aus unternahm. Die Transplantationserscheinungen bei den
Pflanzen wurden in Vöchtings großem Werk ausführlich behandelt;
von denen der Tiere und vor allem des Menschen gab Marchand
eine eingehende Darstellung. Außerdem wird das ganze Gebiet oder
werden einzelne seiner Teile mehr oder weniger ausführlich be-
sprochen in den Referaten und Lehrbüchern von Aschoff, Delage,
Garre, Jost, E. Küster, Maas, Magnus, Nemec und Pfeffer.
Es sei wegen dieser und anderer hier in Frage kommender, aber
nicht besonders genannter Autoren, auf die beigegebenen Literatur-
verzeichnisse hingewiesen, doch soll noch besonders auf die alljährlich
wiederkehrenden Berichte von Barfurth aufmerksam gemacht w^er-
den, welche ebenso wie Drieschs bereits einigemale wiederholten
kritischen Referate, ein höchst wertvolles Mittel zur Orientierung in
der ungemein ausgebreiteten und auf verschiedene andere Gebiete
übergreifenden Literatur darbieten. Hier kann von der Literatur nur
ein verhältnismäßig geringer Teil mitgeteilt werden, indem allein die
für die Art der Behandlung in Frage kommenden Schriften Erwäh-
nung finden. Diese aufzuführen erschien jedoch wünschensw^ert und
für denjenigen notwendig, welcher sich an der Hand des hier Ge-
botenen noch weiter aus den Originalarbeiten unterrichten oder solche
Angaben und Untersuchungen aufsuchen möchte, die in den vor-
liegenden Ausführungen keine eingehendere Würdigung finden konnten.
^'. MASü. y^9^/
Inhalt.
Einleitung i
Regeneration 2
Ersatz verloren gegangener Teile und Regeneration bei den Pflanzen 3
Regeneration an Kristallen 14
Verbreitung der Regeneration und Historisches 22
Regeneration an Zellen und einzelligen Tieren 24
Verschiedene Arten der Regeneration 34
Regeneration bei Metazoen 36
Fähigkeit der Selbstzerstiickelung — Aulotomie 41
Teilung mit vorhergehender und nachfolgender Regeneration 42
Regeneration in verschiedenen Körperregionen 48
Wiederholtes Regenerationsvemiögen 49
Regenerationsvermögen verschiedener Tiere 50
Selbstverstümmelung, Selbstzerstückelung, Autotomie 52
Die Regeneration als Anpassungserscheinung 55
Das Verhalten der inneren Organe bei der Regenetation 59
Verlauf der Regeneration 62
Wundheilung und Regenerationsmaterial 63
Herkunft des Materials 66
Anlage, Ausgestaltung und Orientierung des Regenerats 77
Umgeslaltungs- und Wachstumsvorgänge. Restitutionen und Regulationen .... 83
Reduktions Vorgänge 94
.Spezietät, Rückdifferenzierung, Äquipotentialität det" Zellen 100
Kompensatorische Regulation und Hypertrophie 101
Polarität 103
Umkehrung der Polarität , . 107
Heteromorphosen 114
Atavismus in der Regeneration 1 20
UnVollständigkeit und Ungenauigkeit in der Ausgestaltung der Regenerate . . . . 124
Superregenerate, Doppel- und Mehrfachbildungen 1 29
Faktoren der Regeneration 141
Der Einflui^ der Verletzung auf die Ausgestaltung des Regenerats . . . 142
Energie der Regeneration i -| 7
Beeinflussung der Regeneration durch das Nervensystem 148
Beziehung der Regeneration zum Fortpflanzungszustand der Tiere 155
29202
— VI —
Regeneration und Alter der Tiere I59
Regeneration und Ernährung •&!
Äußere Faktoren der Regeneration 162
Lichtwirkung i^3
Änderungen in der Beschaffenheit des umgehenden Mediums 165
Kontakt- und Sclnverkraftwirkung . . . • 166
Transplantation 170
Verschiedene Arten der Transplantation 1 7 i
Die Verbreitung der Transplantation und die Art ihrer Ausführung 173
Transplantation an Protozoen I74
Transplantation an wirbellosen Tieren I75
Transplantation an Wirbeltieren 180
Der Einfluß des Alters auf die Transplantationsfähigkeit 182
Beziehungen zur (3rganisationshöhe der Tiere [83
Die Herstellung der Gewebsverbindung 183
Vereinigung von Teilstücken in abnormer Stellung (auch im Hinblick auf die Polarität) 187
Vereinigung in entgegengesetzter Richtung (mit gleichnamigen Polen .... 189
Übertragimg weniger umfangreicher Teilstücke — Regulatorische Vorgänge . . . . 196
Transplantation von Organen und Organteilen auf eine gleichartige oder ungleichartige
Grundlage 202
Embryonale Transplantation 213
Transplantation mit Teilstücken von Angehiirigen verschiedener Spezies (Heteroplastische
Vereinigungen) 227
Beeinflussung der Komponenten bei der Transplantation 231
Erläuterungen und Literaturangaben 246
Autoren- und Sachregister 269
Z^w denjenigen Problemen der Biologie, welche seit jeher die
Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich zogen und zu deren Lösung
diese immer wieder von neuem zurück kehrten, gehören auch die
Regeneration und Transplantation, diese beiden, durch mancherlei
Beziehungen eng mit einander verbundenen Gebiete organischen Ge-
schehens. Wegen des zum Teil recht eigenartigen Verlaufs ihrer
Bildungsvorgänge, aber auch wegen ihrer medizinisch-praktischen Be-
deutung erregten sie nicht nur das Interesse der Naturforscher und
Arzte, sondern bis zu einem gewissen Grade auch dasjenige der Laien.
Allerdings war diese Anteilnahme hauptsächlich einigen, besonders
fesselnden, in ihrem Verlauf höchst überraschenden Erscheinungen
zugewandt, während eine Reihe anderer Probleme noch immer ihrer
Lösung harrt. Gerade jetzt aber treten beide Gebiete wieder mehr in
den Vordergrund, da in den einzelnen Zweigen der Biologie die
kausale Betrachtungsweise eine immer größere Geltung gewann und
der dadurch hervorg-erufene hohe Aufschwung der experimentellen
Richtung, besonders in der entwicklungsgeschichtlichen Forschung,
auch auf sie im hohen Mafie belebend einwirkte und dies um so mehr,
als beide Gebiete dem Experiment nicht nur zugänglich sind, sondern
sogar in ihrer Fragestellung und deren Beantwortung zumeist auf
ihm beruhen.
Für die hier einzuschlagende Betrachtungsweise empfiehlt es
sich, die Behandlung des Regenerationsproblems vorausgehen zu lassen,
weil dadurch das Verständnis des anderen, von ihm mehr oder weniger
abhängigen, wesentlich erleichtert wird ^).
Koiselielt, Uegcncralioii u. Tiims|ilanlatii)n.
Regeneration.
Im Laufe ihres Lebens sind die meisten Organismen allen mng-
lichen Fährlichkeiten ausgesetzt, die ihren Körper in der verschiedensten
Weise schädigen können. Sind diese Schädigungen mit dem Ver-
lust von Teilen ihres Körpers verbunden und werden diese ersetzt,
so pflegt man ganz allgemein von einer „Reg'eneration" dieser verloren
gegangenen Teile zu sprechen. Regeneration heißt „Wiedererzeugung"
und dieses Wort ist gut gewählt, denn mit der ,, Erzeugung" scheint
es etwas geheimnisvolles anzudeuten, welches der Vorgang tatsächlich
an sich hat. Der Ersatz pflegt in der Weise zu erfolgen, daß die
neugebildeten den verloren gegangenen Teilen in P'orm und Struktur
der Hauptsache nach gleichen. Wie kommt es und welche Ein-
richtungen ermöglichen es, daß von abweichend gestalteten
Partien des Körpers her neue Teile in derselben Form wie
die verloren gegangenen wieder entstehen und wie diese
mit dem Organismus ein einheitliches (ranze bilden? Diese
Frage ist besonders bedeutungsvoll und trifft den Kern des Regene-
rationsproblems; sie wird dadurch noch schwieriger, daß die Wieder-
bechaffung der bereits vorhanden gewesenen Teile auch an solchen
Organismen erfolgt, die völlig erwachsen und geschlechtsreif sind,
ihre Entwicklung also schon längst abgeschlossen haben, so daß Neu-
bildungsvorgänge an ihren Körper nicht mehr zu erwarten sind.
Die Regeneration ist eine der gesamten Organismenwelt zu-
kommende Erscheinung und schon daraus geht hervor, daß ihr Ver-
lauf ein sehr verschiedenartiger sein muß. Dementsprechend ist denn
auch der Regriff des.sen, was man unter Regeneration zu verstehen
hat, sehr verschieden aufgefaßt worden. Darauf einzugehen wird im
Verlauf dieser Betrachtungen noch wiederholt Gelegenheit und erfor-
derlich sein, zunächst konnte von Regeneration nur ganz allgemein
als von dem Ersatz verloren gegangener Teile gesprochen werden.
Ersatz verloren gegangener Teile und Regeneration
bei den Pflanzen.
Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, daß die Pflanzen in hohem
Maße befähigt sind, verloren gegangene Körperteile wieder neu zu
bilden. Abgebrochene Zweige sowie andere Sproßteile oder Wurzeln
werden durch neue ersetzt; vollständig von den Zweigen entblößte
Stämme, Bäume und Sträucher, die dicht über dem Erdboden abge-
schnitten wurden, sehen wir aus den Stammresten und Wurzelstöcken
neue Sproße treiben. Dabei werden freilich die entfernten oder ver-
letzten Teile nicht eigentlich als solche wieder neu gebildet oder
ergänzt, sondern zumeist durch die Entwicklung anderer Anlagen
ersetzt. Die Pflanzen bewerkstelligen nämlich den Ersatz verloren
gegangener Teile gewöhnlich nicht von der Wundfläche
her, sondern auf eine in mancher Beziehung einfachere
Weise, indem sie Nebensprosse und Adventivknospen anstatt
jener zur Ausbildung bringen und somit nicht im eigent-
lichen Sinne „regenerieren". Ein sehr bekanntes und lehrreiches
Beispiel hierfür ist dasjenige des abgeschnittenen Hauptsprosses am
Koniferenstamm, der durch allmähliches Aufrichten eines der annähernd
horizontal gestellten Seitenzweige ersetzt wird, wobei dieser seinen
dorsoventralen Bau aufgibt und den radiären Bau des Hauptsprosses
annimmt, ihm also sehr ähnlich wird. Dieser bei der Tanne und
Fichte leicht zu beobachtende Vorgang fehlt anderen Koniferen, z. B.
der Auracarie, und wird bei ihr dadurch ersetzt, daß nach Entfernung
des Hauptsprosses aus Blattachseln am Scheitel des stehen gebliebenen
Restes, also aus hier vorhandenen Adventivknospen, eine oder mehrere
dem verlorenen Scheitelsproß gleichende Bildungen hervorwachsen
[Vöchti ng 1904]'-).
1=;=
„Jeder Baum besitzt (namentlich im unteren Teil der Jahrestriebe)
tausende von schlummernden Knospen, die bei ungestörtem Verlauf
der Vegetation überhaupt nicht zur Entwicklung gelangen, aber
kürzere oder längere Zeit hindurch entwicklungsfähig bleiben und bei
Verletzungen des Baumes auch wirklich austreiben", um die Neubil-
dungen zu liefern, welche durch den Verlust jener Teile nötig ge-
worden sind; „sie stellen gewissermaßen Organreserven dar, die nur
unter bestimmten Umständen mobilisiert werden". In Anlehnung an
Goebels Darstellung (1902) sei dieses Verhalten mit einigen instruk-
tiven Beispielen belegt. So bildet die Staude von Aconitum napellus
im Frühjahr an der Basis des austreibenden Sprosses die Anlage für
die Pflanze des nächsten Jahres in Gestalt einer Seitenknospe, die
einer rübenförmig verdickten Wurzel aufsitzt. Wird die Knospe mit-
samt der Wurzel entfernt, so bildet sich eine andere, sonst nicht zur
Entwicklung gelangende in ähnlicher Weise aus. — Desgleichen er-
folgt bei unseren Erdorchideen die Bildung einer neuen Knolle, wenn
die junge, für das nächste Jahr bestimmte Knolle rechtzeitig entfernt
wird. „In beiden Fällen wird die Entwicklung eines anderen, sonst
ruhenden Vegetationspunktes angeregt und in bestimmte, durch Perio-
dizität der Organbildung bestimmte Bahnen gelenkt."
Die Vegetationspunkte, aus welchen die Neubildungen hervor-
g"ehen, sind häufig sehr klein und ganz verborgen, daher oft nur
schwer auffindbar; zuweilen repräsentieren sie nur einen kleinen Zellen-
komplex oder bestehen aus einigen wenigen Zellen. An den Blättern
mancher Pflanzen, welche wie die Farne, Begonien, Bryophylluni ^ Dro-
sera, NynipJiaea, Cardamine, Nasturtiiiiii und andere die P'ähigkeit be-
sitzen, wenn sie abgeschnitten wurden (oder unter bestimmten Um-
ständen an der Pflanze selbst) neue Sprosse zu treiben (Fig. i — 3),
pflegen deren Anlagen für gewöhnlich nicht sichtbar zu sein, sondern
treten erst später hervor. Zumeist finden sich diese Vegetationspunkte
in der Nähe der Blattrippen, brauchen aber nicht immer Beziehungen
zu Stiel und Basis des Blattes aufzuweisen, sondern entstehen nach
11. Winklers Beobachtungen an Torenia asiatica, einer Scrophu-
lariacee, sowohl am Stiel, an der Basis wie an der Spitze, aber auch
an beliebigen Punkten der Blattspreite und zwar in größerer Anzahl
gleichzeitig an den verschiedensten Stellen des Blattes (Fig. i). Sie
werden durch rasch aufeinanderfolgende Teilungen der Epidermis-
zellen an der Blatt-
B
Oberseite gebildet,
wobei die Bildung
eines Vegetations-
punktes von einer
einzigen Zelle aus-
gehen kann, wie
dies bei den Ad-
ventivsprossen
mancher Begonien-
blätter zu beobach-
ten ist; meist aber
treten vier bis fünf
Zellen zu einem Ve-
getationspunkt zu-
sammen. Allmäh-
lich erheben sich
dann die durch Zell-
vermehrung ver-
größerten Sprosse als flach gewölbte Protuberanzen über die Ober-
fläche der Blattspreite oder des Blattstieles und gelangen hier zu
weiterer Ausbildung, wobei einzelne Sprosse den anderen vorauseilen
und manche auf einem sehr frühen Entwicklungsstadium stehen bleiben
(Fig. i). Es können Hunderte solcher Sprosse auf einem Blatt sitzen,
meist aber ist ihre Zahl eine geringere.
Das Beispiel von Torcuia zeigt, daß es oft sehr schwierig ist,
die Neubildungen auf bestimmte Anlagen zurückzuführen, denn hier
wie bei Begonia sind es Gruppen weniger Zellen und sogar einzelne
Zellen, aus denen sich die Sprosse entwickeln. Festzustellen, aus
welcher Art Anlagen die Neubildungen herxorgehen, wird schon aus
diesem Grunde in vielen Fällen sehr schwierig sein. Man hat diese
Anlagen, die Vegetationspunkte, vielfach als im embryonalen, Meristem-
zustand befindlich angesehen, in welchem sie von der Entwicklung
Fig. I. Blattstccklinge von Tornüa asiatica, A mil Sjjiossen
über Haupt- und Seitennerven, // mit Sprossen an Sticlbasis,
Stiel- und _Blattspreite, sowie mit einem größeren blütentragenden
Sproß (nach H. Winkler 1903).
des betreffenden Organs her geblieben wären. Nun wird aber für
bestimmte Fälle andererseits ganz ausdrücklich angegeben, daß sich
die Sprosse nicht auf embr3'onal gebliebene Zellenkomplexe zurück-
führen ließen, sondern daß sie aus bereits differenzialen Zellen hervor-
gingen, so entstehen z. B. nach Winkler bei Drosera capensis an be-
liebigen Punkten der Blattoberseite Vegetationspunkte und Sprosse
durch Teilung aus „normal differenzierten" Epidermiszellen.
Immerhin ist
es auffällig, daß
bei den Blättern,
welche zur Her-
vorbringung von
Sprossen be-
fähigt sind, diese
häufig an be-
stimmte Stellen
wie an die Blatt-
basis (Fig. 2 u. 3)
oder an den Ver-
lauf der Blatt-
nerven gebunden
sind, an denen
vermutlich die
Ausbildung und
Differenzierung
der Blattorgan i-
Fig. 2 Torenia l''ournien\ Blätter mit Adventivsprossen {sp) cafion erst Tm
und AViuzein (??'), A an der Basis des Blattstiels, /.' (nach Ent-
fernung des Blattstiels) an der Basis der Blattspreite, (nach Gocbel spätesten erfolgte
1904)- , ,.
und die mög-
licherweise als Stellen embryonal gebliebenen Gewebes anzusehen
sind. Mit solchem Gewebe vergleichbar ist jedenfalls dasjenige des
über den Wundflächen sich bildenden, aus anscheinend ganz un-
differenzierten Zellen bestehenden Callus, aus welchem man Neu-
bildungen verschiedener Art hervorsprossen sieht. Um wenigstens
einen dieser für unsere Betrachtung nicht bedeutungslosen Fälle
heraiiszug-reifen, wähle ich die von H. Winkler beschriebenen, an
Blättern und Ranken von Passißora coeriilea auftretenden Neubil-
dungen. Von den Blät-
tern sei nur erwähnt, daß
sie nach Ablösung und
Einpflanzung Sprosse her-
vorbringen, welche nach
ihrer Qualität der Stellung-
entsprechen, die den be-
treffenden Blättern früher
an der Pflanze zukam. Es
wird auf dieses Verhalten
bei Besprechung des Ein-
flusses, welchen der Fort-
pflanzungszustand auf die
Regeneration hat, noch zu-
rückzukommen sein (S. 1 58).
Obwohl es offenbar sehr
schwierig und anscheinend
bis dahin nicht gelungen
ist, Ranken irgendwelcher
Pflanzen zur Sproßbildung
zu veranlassen, waren
Winklers Versuche mit Ranken der Passionsblume dennoch von
Erfolg begleitet. Die Ranken wurden, noch ehe sie eine Stütze ge-
faßt hatten, vom Stock abgeschnitten und in feuchtem Sand kulti-
viert; sie rollten sich spiralig ein und verholzten, blieben aber frisch
und bildeten nach wenigen Wochen einen unregelmäßig- gestalteten,
weißen Callus, aus dem erst spät, nämlich nach Verlauf von 3 bis
4 Monate eine Wurzel und wiederum mehrere Monate später ein
oder zwei Sprossen hervorkamen (Fig. 4). Hier wie in anderen der-
artigen Fällen müssen also Anlagen vorhanden gewesen oder an in-
differenten Zellen entstanden sein, aus denen Wurzeln und Sprosse
hervorgingen. Insofern hier die Neubildung der betreffenden Teile
aus einem Gewebe geschieht, welches über einer Wundfläche ent-
Fig. 3. Carddiiiiue pratensis, oberer Teil eines
Blattes, an dem sich spontan Adventivsprosse aus-
gebildet haben: die dunkleren Punkte auf den Biatt-
spreiten bezeichnen die Anlagen von Adventivsprossen
(nach Goebel 1904).
— 8 —
standen war, zeigt dieser Ersatz verloren gegangener Teile schon
eher eine gewisse Übereinstiminung mit einem Regenerationsvorgang
im eigentlichen Sinne, aber da die Vegetationspunkte aus wenigen
oder einzelnen Zellen hervorgehen können, bleibt auch in solchen
Fällen die Vermutung bestehen, daß äußerst kleine und versteckte
Anlagen die Ursache jener Neubildungen waren. Unterstützt wird
diese Vermutung noch dadurch, daß \-on der Wundfläche gewöhnlich
nicht ein Sproß oder eine Wurzel ausgeht, sondern deren mehrere
und oft eine ganze Anzahl gebildet werden (Fig. 5), die dann (und
h\. 4.
Fi
^- 5-
WJ^P
Fig. 4. Passißora caerulea L. Ranke (A'), die im ( )kU)ber
1902 isoliert und im Juni 1903 gezeichnet wurde. Aus dem liasalen
Cailus [C) sind zwei Sprosse (.S^* und Sp'-) und eine "Wurzel ( /F)
hervorgewachsen (nach H. Winkler 1905).
Fig. 5. Stück einer Wurzel von PoJ)7ilus dilutata Tuit dem
.Sproßpol nach oben, mit der Wurzelspize nach unten gerichtet (m
normaler Stellung). An dem die obere Schnittfläche bedeckenden
Cailus entstehen Sprosse (sp), am unteren Ende Wurzeln (71') (nach
Vüchting 1878).
auch sonst) nicht die Breite der Wundfläche aufweisen, sondern \-iel-
mehr weit hinter ihr zurückstehen. Es sind dünne Sprosse, die sich
von der Wundfläche erheben, während bei den Tieren das Regenerat,
welches den verloren gegangenen Teil ersetzen soll, mit breiter Basis
und dem Umfang der Wundfläche ungefähr entsprechend, dieser auf-
zusitzen pflegt (Fig. 48 — 50, S. 78 ff.). Auch in dieser Hinsicht erfolgt
also der Ersatz verloren gegangener Teile bei den Pflanzen in anderer
Weise als dies bei den Tieren der Fall ist.
Mit Recht hat man von Seiten der neueren Autoren auf botanisehem
und zoologischem (Tcbiet Neubildungen wie diejenigen, von denen
einig'e hier charakterisiert wurden, nicht als durch eigentliche Re-
generation entstanden angesehen. In besonders entschiedener Weise
betont (xoebel neuerdings wieder den Unterschied, welcher bei der
,, Regeneration" zwischen höheren Pflanzen und Tieren besteht und
der nach seiner Auffassung darin begründet ist, daß die Pflanzen
auch dann noch, wenn sie bereits Geschlechtsorgane herx'orbringen,
cmbr\-onales Gewebe in ihren Yegetationspunkten besitzen und also
(in dem von den Tieren gebrauchten Sinn) noch nicht erwachsen
sind. Während bei den Tieren die Neubildungen im all-
gemeinen von der Wundfläche aus erfolg'en, sucht die Pflanze
die ^'erloren geg'angenen Teile durch „Aktivierung" der
Reservevegetationspunkte zu ersetzen. Aber auch am Pflanzen-
körper gibt es, wenn freilich anscheinend in recht beschränktem Um-
fang, Vorgänge, welche mit denen bei der Regeneration der
Tiere eine größere Übereinstimmung besitzen und wohl als
Regeneration im eigentlichen Sinne bezeichnet werden können.
Sie werden am besten durch die Spaltung peripherer Partien des
Pflanzenkörpers, z. B. von Stammspitzen, Wurzelenden oder Blättern
hervorgerufen.
Wird z. B. die köpfchentragende Stammspitze der Sonnenrose,
Helia7ithiis anmcus, in sehr frühem Stadium, wenn sich die Köpfchen-
anlag'c äußerlich an der Knospe noch kaum abzeichnet, der Länge
nach gespalten, so tritt während des w^eiteren Wachstums an den
Schnittflächen beider Hälften ein Verschluß der Wunde und durch
Neubildung nicht nur der Epidermis, sondern auch der Leitbündel
ein teil weiser Ersatz der \erloren gegangenen Partien ein (Lopriore,
Berthold, Peters, Kny). Hier gehen also die Neubildungen direkt
von der Wundfläche aus und verlaufen somit unter dem Bilde einer
Regeneration, wie sie am Tierkörper so häufig ist. Gewiß wird auch
hier eine Neubildung von Teilen, wie die von Hüllblättern und Blüten,
durch Adventivknospen erfolgen, die sich im Verborgenen vorfanden,
wie überhaupt das \"orhandensein wenn nicht embr3^onaler. so doch
zum mindesten bildungsfähiger Zellen für die Möglichkeit und den
— lO
günstigen Ablauf dieser Neubildungsvorgänge erforderlich ist. Letzteres
gilt auch für die Wurzelspitze, eines der bekanntesten und am ge-
nauesten untersuchten Beispiele für „echte Regeneration" am Pflanzen-
körper (Prantl, Lopriore, Simon, Nemec).
Die Wurzel enthält zumal an ihrer Spitze sehr viel bildungs-
fähiges Gewebe, was sich in der Art und dem Verlauf ihrer Regenera-
tion bei verschiedenen Verletzungen ausspricht; die Neubildung voll-
zieht sich auf verschiedene Weise, je nachdem die Wurzelspitze weiter
distal- oder proximalwärts abgeschnitten wird. Geschieht dies sehr
weit distal, also kurz oberhalb des Vegetationspunktes, so treten in
W
W
Fig. 7. A — D Vicia faba. Längsgespaltene
und über den beiden Spitzen wieder angeschnittene
\Vurzeln mit Bildung kleiner Seitenwurzeln an
den Wundstellen (nach Nemec 1905).
Fig. 6. Regenerierende Monokotyledonenwurzel,
um die Verteilung der Schichten bei der Regene-
ration zu zeigen. 7r provisorische ^^'urzeIhaube,
m meristematische Zellreihen, welche die neue
Wurzelspitze liefern, p Plerom, pe Pericambiuni,
d Dermatosen.
den Rindenschichten und in den der Wunde benachbarten Zellen
Teilungen und vStreckungen ein, die zu einem Wundverschluß in Form
einer Art Callus, der sog. provisorischen Wurzelhaube, führen. Unter
ihr erfolgen dann weitere Teilungen in den Zellen des Dermatogens,
Pericambiums und Pleroms, wodurch die richtige Struktur und An-
ordnung der Zellschichten in der Wurzelspitze wieder hergestellt und
diese selbst also regeniert wird; die provisorische Wurzelhaube ist
dabei allmählich abgestoßen worden. Dieser zu einem in Form und
Struktur regelrechten Ersatz der Wurzelspitze führende X'organg ver-
läuft auch insofern unter dem Bild einer „echten Regeneration", als
t I
bei ihm tlie Neubildutig- im ganzen Umfang der Wundfläche erfolgt
(Fig. 6), im (legensatz zu den oben erwähnten Sproß- und Wurzel-
bildungen, bei denen dies durchaus nicht der Fall ist (Fig. 5). Dieses
Verhalten wurde vorher mit demjenigen der „Regenerationsknospen"
der Tiere verglichen, welche die ganze Breite der Wundfläche ein-
zunehmen pflegen (Fig. 48—50 S. 78). Solche Vergleiche liegen
auch noch in anderer Beziehung nahe, indem nach den Beobach-
tungen von Nemec an Schrägschnitten durch die Wurzelspitze der
Regenerationsvorgang in die äußerste Spitze des Wurzelstumpfes
verlegt wird und eine derartige Konzentration des Regenerations-
vorgangs an die distalsten Partien auch bei Tieren vorkommt (vgl. S. 80).
Auch bei einer Spaltung der Wurzelspitze findet eine Ergänzung
beider Hälften durch Neubildung von den einzelnen Gewebselementen her,
also ebenfalls eine Regeneration im eig'entlichen Sinne statt und durch
Wunden, welche unweit der Wurzelspitze angelegt werden, lassen
sich seitlich hervorwachsende, neue Wurzelspitzen hervorrufen, die im
ganzen auf ähnliche Weise zustande kommen (Nemec, Fig. 7, A — £>).
Diesen Erscheinungen nicht unähnliche Vorgänge werden bei der
Regeneration der Tiere beobachtet, bei denen ebenfalls von einer zwei-
fachen Wundfläche ausgehend sog. ,, Doppelbildungen" zustande
kommen, worauf bei Besprechung der letzteren noch ausführlich zurück
zu kommen sein wird (S. 133 ff.).
Erfolgt das Abschneiden der Wurzel etwas mehr proximal, also
weiter von der Spitze entfernt, so nimmt die Beteiligung der einzelnen
Schichten an der Neubildung der Wurzelspitze, besonders diejenige
des Pleroms (mit der Entfernung vom Vegetationspunkt) immer mehr
ab und es ist hauptsächlich das Pericambium, das sich noch daran
beteiligt, d. h. diejenige Schicht, welche auch sonst die Nebenwurzeln
liefert. Damit kommt man auch für die Neubildung an den Wurzeln
der Herkunft aus embryonalen Anlagen wieder nahe, die an diesen
höheren Stellen als Adventivbildungen \'on Seitenwurzeln schon v^or-
handen sein konnten. Letztere können dann, zumal wenn das Ab-
schneiden der Haupt Wurzel noch weiter proximal erfolgte, einfach zu
deren Ersatz Verwendung finden, so daß sich dann ähnliche Ver-
hältnisse ergeben, wie sie weiter oben für den Ersatz des verlorenen
Hauptsproßes durch einen Seitensproß geschildert wurden.
— r 2
Als F>eispiel „echter Reg'encration" bei Pflanzen hat man auch
den zuweilen vorkommenden Ersatz verloren gegangener Teile von
Blattspreiten betrachtet, wie er von Hildebrand, Winkler und
Goebel bei Cyclame}i, besonders aber von (xoebel und Figdor
an Farnblättern beobachtet wurde. Im allgemeinen pflegen die
Blätter nicht regenerationsfähig zu sein und es ist eine bekannte Tat-
sache, daß Blätter, von denen !Stücke abgerissen oder die sonstwie
\erletzt wurden, diesen Verlust nicht wieder herstellen, doch gibt es
auch von dieser Regel gewisse Ausnahmen.
Die wenigen Blätter der ersten Vegetationsperiode und besonders
das einem gestielten Laubblatt gleichende erste Keimblatt von Cyclaiiirii
pcrsiciDU zeigen bei dem vollständigen (nicht beim teilweisen) Verlust
Fig. 8. ErsaU
des Keimblattes
bei Cyclanicii
prrs/ciim. ^-i Auf-
treten der Neu-
bildungen im Zu-
sammenhang mit
der alten Blatt-
spreite, ß ungc-
stielteNeubildun-
gen , C kurzge-
stielte Neubildun-
gen, D eines der
beiden neuen
Blättchen gestielt.
neue Blältchen, /•' mit mehreren Neubildungen auf einem gemeinsamen Stiel.
die Blattspreitc abgeschnitten wurde (nach Goebel 1902).
E zwei
a Steile
a
gestielte
, an der
der Blattspreite deren \om Blattstiel und zwar \()m Ansatzpunkt der
Spreite ausgehenden Ersatz, welcher in J-'orm eines ungeteilten, zwei-
lappigen oder auch doppelt gestielten Blattes erfolgt (Fig. 8 A,B, C, I), E),
allerdings auch auf unregelmäfiiigere Weise unter Bildung' mehrerer
neuer Blättchen xerlaufen kann (Fig. 8 F), die aber nach Hilde-
brands neuester Mitteilung (igo6) ganz regelmäßig in Form eines
Laubblattes ausgebildet sein können und sich dann als vier kleine
gestielte Blättchen am Stumpf des Kotyledon zeigen (Fig. g). Das
letztere ^^erhalten, d. h. die Entstehung zweier und mehrerer Blättchen
an Stelle der alten Blattspreite (Fig. 8 D — F), sowie das Ausgehen
der Neubildung nicht eigentlich von den verletzten, sondern von den
Partien seitlich am Blattstiel, an denen normaler Weise die Spreiten-
— 13 —
bildunjj' gehemmt ist, die aber noch entwickUmgsfähig sind, läßt den
Vorgang einem derjenigen Forscher, die ihn genauer untersuchten,
nämhch Goebel (1905) wie auch dem Entdecker dieser Erscheinung
(Hildebrand 1898 und 1906) als echten Regenerationsprozeß doch
wieder zweifelhaft erscheinen. Es ist richtig, daß einem solchen die
Regeneration an der Blattspreite bei Farnen, wie sie ebenfalls von
Goebel (1902 und 1905) und
neuerdings auch von Figdor
(1906) beschrieben wurde, mehr
entspricht.
Fig. 9.
P'ig. I o.
Fig. 9. Cyclanicn Aliliarakisii mit 4 unter der al:)gebrochenen Blattspreite der
Kotyledonen hervorgesproßten gestielten Blättchen und den ersten nach dem Kotyledon ent-
standenen Laubblatt (rechts) (nach F. Hildebrand, 190b).
Fig. 10. Blatt von Polvpod/i/ni /iriac/eum mit gespaltener Spitze, deren Siialthälften
sich zu vollständigen Blattspreiten ergänzten, d. h. rechts und links P'iederblättchen hervor-
brachten (nach Goebel, 1902).
Regenerationsversuche an Farnblättern betrachtete Goebel des-
halb als sehr aussichtsvoll, weil diese im Gegensatz zu den Blättern
höherer Pflanzen, die ihr Wachstum verhältnismäßig früh abschließen,
ein Spitzenwachstum zeigen und somit an ihrer .Spitze bildung-s fähiges
— 14 —
Gewebe aufweisen. Wurden sie von der Spitze her gespalten, so
ließ sich von dem dabei getroffenen embryalen Gewebe ein Ersatz
der verloren gegangenen Partien erwarten, wie er bei den an Poly-
podiu7)i Jieracleum unternommenen ^'ersuchen auch wirklich eintrat;
jede der beiden Teilhälften ergänzte von der Wundfläche aus mehr
oder weniger den verloren gegangenen Teil der Blattspreite mit
seinen Fiederblättchen (Fig. lo). Das gleiche Resultat ergaben die
auf ähnliche Weise an den ungeteilten Blättern des Scolopendrium
scolopendrium angestellten Versuche von Figdor (Fig. 1 1). Ähnlich
wie bei der Wurzelspitze verläuft der von der ganzen Wundfläche
unter Beteiligung der betreffenden Gewebe erfolgende Ersatz völlig
unter dem Bilde der Regenerations Vorgänge, wie sie von den Tieren
bekannt sind und man wird sie daher, wie es von selten der botanischen
Autoren geschah, als „echte Regeneration" ansprechen dürfen.
P'ig. II. Scolo-
pendrium sco-
lopendrniiu , an
der Spitze ge-
spaltenes Blatt
nach erfolgter
Regeneration
der Spreiten -
hälften von der
Ober-u. Unter-
seite (A 11. B)
gesehen (nach
F" i g d o r ,
1906).
Auf verschiedene andere Vorgänge bei der „Regeneration" der
Pflanzen wird im Vergleich mit entsprechenden Erscheinungen bei
den Tieren im Laufe dieser Betrachtungen noch wiederholt zurück
zu kommen sein.
Regeneration an Kristallen.
Zum Vergleich und um möglicherweise zu einer bessern Er-
klärung der an den Organismen beobachteten Regenerationsprozesse
zu gelangen, hat man ähnliche Erscheinungen herangezogen, die als
— 15 —
Ersatz verloren gegangener Teile von den Kristallen schon längst
bekannt sind^^). Die Kristalle wurden bereits von den alten Natur-
forschern als in sich abgeschlossene Individuen betrachtet und als
solche mit den organischen Individuen in Beziehung gebracht. Das
ist bis in unsere Zeit immer wieder geschehen, so widmete E. Haeckel
dem Vergleich der Kristalle mit Organismen wiederholt (in der „Gene-
rellen Morphologie" wie auch später) sehr ausführliche Darlegungen
und H. Spencer suchte in seinem Prinzipien der Biologie den Ersatz
verlorener Gewebsteile der Organismen auf ähnliche Kräfte zurück-
zuführen, wie sie am Kristall wirken, wenn abgebrochene Partien an
ihm ergänzt werden. Es ist nur natürlich, daß jetzt, da der Auf-
schwung der experimentellen biologischen Forschung ein erhöhtes
Interesse an den Regenerationserscheinungen hervorgerufen hat und
auf der anderen Seite O. Lehmanns Entdeckung der flüssigen und
fließenden Kristalle zu einer Vergleichung mit den organischen Indi-
viduen geradezu herausfordert, diese von verschiedenen Seiten wieder
aufgenommen wurde und mehr oder weniger lebhafte Zustimmung,
aber auch zumal im Hinblick auf die Übereinstimmung der Regene-
rationserscheinungen manchen recht entschiedenen Widerspruch fand.
Das Für und Wider kann hier nicht erörtert werden, sondern es sei
in dieser Beziehung auf die Ausführungen von Rauber, Albrecht,
Bütschli, Roux, Driesch, Barfurth, Morgan, Przibram, O.
Lehmann und andern Forschern verwiesen.
Man hat auf einzelne Punkte, in denen Kristalle und Organismen
überein zu stimmen scheinen, ein besonderes Gewicht gelegt. .So
verglich man das Ausgehen des Kristalls von einem ,, Kristallisations-
kern" mit demjenigen vom Keim bei der Entwicklung des Organi.s-
mus. Der Kristall hat wie der Organismus die Fähigkeit zu wachsen
und sich in einer bestimmten Form auszubilden, wobei diese wie die
ganze Struktur hauptsächlich von im Innern wirkenden Faktoren
bestimrqt werden. Mit dem Bekanntwerden der flüssigen und fließen-
den Kristalbi hat sich die Zahl dieser Analogien noch v'ergrößert,
indem ihnen (nach O. Lehmanns Darstellung 1904 und 1906) außer-
dem die Fähigkeit der Bewegung, des Wachstums durch Intussus-
ception, zukommt, sowie die Rückkehr in den früheren Zustand bei
— i6 —
Gestalts- und Strukturveränderungen (Homöotropie), das Aufzehren
eines Kristalls durch einen anderen bei direkter Berührung' oder unter
Vermittlung einer Lösung, wie es auch bei starren Kristallen beobachtet
wird. Ferner ist ihnen das Verschmelzen zweier Indix'iduen zu einem
einzigen (Copulation) und die Selbstteilung eigen (Fig. 14 und 15 S. iQ u.
21). Es sind dies lauter Merkmale, die man sonst als den Organismen
eigentümliche zu betrachten gewohnt war. Man wird kaum in Ab-
rede stellen können, daß die Yergleichsmöglichkeiten und Beziehungen
zwischen Organismen und Kristallen hierdurch ganz erheblich verstärkt
und anscheinend viel engere als vorher geworden sind. Eine der
Eigenschaften, w^elche mit Recht beiden zugeschrieben wird und die
Übereinstimmung noch weiter erhöhen soll, nämlich die Fähigkeit der
,, Regeneration" läßt sich begreiflicher Weise mit größerer Sicherheit
bei den starren Kristallen verfolgen. Auf diesen Punkt in neuerer Zeit
durch seine ausgedehnten Untersuchungen über Kristallregeneration
immer wieder hingewiesen zu haben, ist besonders Raubers Verdienst.
Wird ein Kristall mit verletzten Flächen, abgebrochenen Ecken
oder Kanten in die gesättigte und dem Verdunsten ausgesetzte
Lösung seiner Substanz gebracht, so werden aus der Mutterlauge,
an Stelle der verloren gegangenen, neue Teile in einer der betr.
Kristallform entsprechenden Anordnung' abgelagert bezw. neu gebildet.
Insofern dabei, wie beim Kristallisationsprozeß überhaupt, hinsichtlich
des für die Fortführung' dieses Vorgangs nötigen Materials der
Kristall eine Wahl ausübt und nur die ihm gleichartigen Stoffe aus
dem ihn umgebenden Lösungsgemisch entnimmt, läßt sich darin ein
gewisse, wenn auch vielleicht sehr entfernte Ähnlichkeit mit der
Wahlfähigkeit der Organismen bei der Aufnahme der ihnen zum
Wachstum und zur Ausübung der übrigen Lebensprozesse nötigen
Stoffe, z. B. bestimmter Salzlösungen durch die Zellen der Pflanzen-
wairzeln oder von besonderen Nährlösungen durch die Zellen tierischer
Gewebe, erkennen.
Die „Regeneration" vollzieht sich übrigens im Allgemeinen bei
den Kristallen in der Weise, daß die Ablagerung nicht nur an den
verletzten Teilen, sondern über die ganze Oberfläche des Kristalls
erfolgt. Darin hat man mit Recht einen erheblichen Unterschied
mit der Regeneration der Organismen gefunden, bei denen sich die
Neubildung auf die Wundstelle beschränkt, wenn nicht andere, mit
dem Regenerationsprozeß der Kristalle aber gar nicht vergleichbare
Neubildungsvorgänge hinzukommen. Übrigens muß hierzu bemerkt
werden, daß nach allen darüber angestellten Beobachtungen an den
Bruchstellen des Kristalls die Anlagerung von Substanz oft eine
stärkere und das Wachstum ein rascheres ist, als an den natürlichen
Flächen, doch erklärt sich diese Erscheinung durch die unregelmäßig
gestaltete, mit Erhebungen und Einsenkungen versehene Bruchfläche.
An dieser wie an der bei rascherem Wachstum auftretenden, zahl-
reiche kristallinische Vorsprünge zeigenden „Rauh- oder W^ucherfläche"
ist infolge der dadurch gegebenen Oberflächenvergrößerung die Ge-
legenheit zur vSubstanzanlagerung vermehrt und das Wachstum er-
scheint somit an den Bruchstellen als ein rascher fortschreitendes.
Dieses Verhalten erklärt sich also aus rein physikalischen Gründen
und erscheint insofern für den Verg'leich mit den Neubildungen an
Wundstellen der Organismen weniger bemerkenswert.
Etwas anders liegen die Verhältnisse bei neueren Versuchen
über Kristallregeneration hinsichtlich einer Beschränkung- der Neu-
bildung auf die Bruchstelle. Da man gerade in der Verbreitung der
Ablagerung neuer Substanz über die Gesamtoberfläche des Kristalls
einen wesentlichen Unterschied mit der Regeneration an Organismen
gesehen hatte, mußte es besonders interessieren, Fälle von einem
nach dieser Richtung abweichenden Verhalten kennen zu lernen. Ein
solches hervorzurufen, gelang Przibram, indem er künstlich ver-
letzte Kaliumalaunkristalle in eine (durch Ölverschluß) vor Verdunsten
geschützte Kalialaun- oder Chromalaunlösung brachte und dann eine
Wiederherstellung der Octaederform an ihnen wahrnahm, ohne daß
irgend eine Gewichtszunahme stattgefunden hatte (Fig. 12, A, B).
Dabei war an anderen Stellen dieser Kristalle eine Abrundung der
Ecken und das Auftreten von Lösungsdreiecken auf den Flächen zu
bemerken (Fig. 12, A und B, b); es hatte sich also in der vor Ver-
dunsten geschützten Mutterlauge eine Ablösung von Teilchen an
anderen Stellen des Kristalls und eine Ablagerung an der Bruchstelle
vollzogen, eine Herstellung somit nur an der letzteren und keine
Korsclielt, Riigeneration u. Tr;ins|jlantation. 2
i8 —
Neubildung auf der gesamten Oberfläche. Mithin hat der Kristall
gewissermaßen aus sich heraus, wenn auch unter Vermittlung der
umgebenden Lösung, den Ersatz der verloren gegangenen Teile voll-
B
B
Fig. 12. Form-
regulation eines
verletzten Kali-
alaunkristalls in
einer vor Ver-
dunsten geschütz-
ten Kalialaunlö-
sung (^) und
Chromalaun lö-
sung (/>'). Aa am i. Dezember 1903, Gewicht 1,3533 g; Ad am 21. April 1904, Gewicht
1,2603 gi ^" 'i"! '• Dezember 1903, Gewicht 1,5221 g; Bö am 21. April 1904, Gewicht
1,3726 g (nach Przibram 1904).
zogen. In noch höherem Maße scheint dies bei verletzten Hämo-
globinkristallen der Fall zu sein, welche als Kristalle eines vom Orga-
nismus produzierten Eiweißkörpers hier ein
besonderes Interesse beanspruchen. Nach
Przibrams Darstellung geht bei diesen in
eine Nährlösung gebrachten Kristallen
(übrigens auch dann, wenn letztere dem
Verdunsten ausgesetzt ist), zunächst eine
Ergänzung der v^erletzten Stellen vor sich,
indem deren ganz unregelmäßige Form all-
mählich ausgeglichen wird und die Rhom-
benflächen wieder zum Vorschein kommen
(Fig. 13 A und B). Nicht früher, ehe die
regelmäßige Gestalt wieder hergestellt ist,
erfolgt eine Größenzunahme des Kristalls
an anderen Partien. Bei diesen Rege-
nerationsvorgängen am Kristall scheinen
übrigens gleichzeitig Umlagerungen von
Teilen in seinen Inneren stattzufinden und
wenn diese zur Wiedererlangung der Ge-
stalt beitrügen, würde die ÄhnHchkeit des
Vorgangs mit der Regeneration bei den
Organismen eine noch größere sein, da auch bei ihnen Umgestaltungen
der vorhanden gebliebenen Teile eine gewisse Rolle spielen.
d
Fig. 13. Formregulationen
von Hämoglobinki istallen, deren
Wiederherstellung {A, a — e und
B, a-
sich in reichlich einer
Stunde vollzog (nach Przibram
1904).
ly —
F
a
Noch anders verläuft die von O. Lehmann als Regeneration
bezeichnete Wiederherstellung der Gestalt seiner flüssigen Kristalle,
indem diese, wenn sie aus der Form gebracht werden, ohne Betei-
ligung ihrer Lösung und wohl durch eine gewisse Umlagerung der
sie zusammensetzenden
Teilchen ihre vorherige
Gestalt wieder annehmen
können. Hier fehlt also die
Anlagerung von außen, es
wirken nur innere Kräfte;
freilich scheint es sich
bei diesem Vorgang mehr
um eine bloße Verschie-
bung, als um eine Neu-
bildung von Teilen zu
handeln, sonst würde er
in noch höherem Maße
mit den Regenerations-
vorgängen der Organis-
men vergleichbar sein,
Umgestaltungen an
flüssigen Kristallen kön-
nen sich z. B, in der Weise
vollziehen, daß beim Zu-
sammendrücken einer ge-
rundeten Pyramide, wie
sie in Fig. \!\B darge-
stellt ist, die Kugelform
von Fig. \\C zustande
käme und diese beim
Nachlassen des Druckes
wieder in die frühere Form
der abgerundeten Pyra-
mide (Fig. \\B) zurückkehrte. Bruchstücke grösserer Kristalle, in
welche diese durch einen auf sie ausgeübten stärkeren Druck zer-
9*
m
^
G
mmB^mmm
_Fig. 14. Fließende Kristalle des Paraazoxyzimt-
säiue-Athylester. Hemimorphe Pyramide (^) ; in allmäh-
licher Annäherung an die Kugelform {ß, C), zwei Kugeln
(r/), die sich zu einem einzigen Tropfen [b) vereinigen
können (D); Vereinigung mit den Abplattungsflächen und
Bildung eines Doppeltropfens (Zwilling) E^ Ausgleichung
der Hantel form zur Stabform (/'); Teilung eines stab-
f(')rniigen Kristalls in zwei solche (ff); die Punktierung soll
die Struktur, d. h. die Verteilung der kleinsten Teilchen
angeben. (Nach O. Lehmann, 1906.)
20
fielen, suchen alsbald die symmetrischen Formen wieder anzunehmen,
was ihnen auch gelingt. Dieser Vorgang ist wiederum nicht unähn-
lich den vorerwähnten Umgestaltungen bei der Regeneration niederer
Tiere, wovon später (S. 83 ff.) noch ausführlich die Rede sein wird.
Wenn auch die an den flüssigen Kristallen zur Wiederherstellung
ihrer Gestalt sich abspielenden Vorgänge zum Teil nicht ohne weiteres
unter den Begriff der Regeneration einzuordnen sind, so erscheinen
sie' doch jedenfalls wegen des Vergleichs zwischen Organismen und
Kristallen von besonderem Interesse, weshalb hier auf einige im Hin-
blick auf diese Vergleichung besonders lehrreiche Gestaltsverän-
derungen flüssiger Kristalle hingewiesen sei. Ganz besonders ge-
eignet hierfür sind die Kristalle des Paraazoxyzimtsäure-Äthylester,
die für gewöhnlich hemimorphe Pyramiden darstellen (Fig. 14 ..4).
Wenn sie sich bei etwas niedriger Temperatur ausscheiden, so scheinen
sie nach O. Lehmann etwas vom Lösungsmittel in sich aufzunehmen
und dadurch leichtflüssiger zu werden. Gleichzeitig wird die Aniso-
tropie bezüglich der inneren Reibung geringer, die Gestalt des
Kristalls nähert sich der Kugelform (Fig. 14 B u. C) mit einer der
früheren Pyramide angehörenden platten Fläche. Zwei solche Kugeln
vereinigt geben einen einheitlichen Tropfen Fig. \\D, a u. b), doch
können sich die Kugeln auch mit den abgeplatteten Flächen an-
einander legen und so einen Zwilling liefern (Fig. \^E, a u. b).
Doppelkugeln mit einem verbindenden Zwischenstück vermögen sich
zu einem in seiner Länge gleich dicken Stäbchen auszugleichen
(Fig. \.\F) und dieses kann durch Teilung in zwei ebenfalls an den
Enden abgerundete, entsprechend kleinere Stäbchen zerfallen (Fig. 14 G).
Diese Beispiele für das weiter oben (S. 15U. 16) besprochene Verhalten
der flüssigen Kristalle lassen sich noch durch das bei ihnen zu beobach-
tende Zusammenfließen zweier oder mehrerer Individuen vermehren,
welches eine gewisse Analogie mit dem bei Besprechung der em-
bryonalen Transplantation zu erwähnenden Verschmelzen zweier Eier
oder Embryonen (zur Bildung eines einheitlichen Tierindividuums) bietet.
Ein derartiges Zusammenfließen von Kristallen beobachtete O. Leh-
mann beim Auflösen von ölsaurem Kali in einem Tropfen Alkohol
unter dem Mikroskop und in noch instruktiverer Weise an den
2 I
Fig. 15. Zwei ., fließende Kristalle'' des Amnionium-
oleats in den aufeinander folgenden Stadien der Ver-
schmelzung (nach O. Lehmann 1906).
schlanken Pyramiden des Ammoniumoleats, einer Art Schmierseife.
Zwei solche, an einem Punkt zur Berührung kommende Kristalle
schreiten in der Verschmelzung so lange fort, bis sich beide zu einem
einzigen Individuum von ^ ß C D E
einheitlicher Struktur ver-
einigt haben (Fig. 15^4 — ^).
Innere richtende Kräfte,
welche bei der Entstehung
wie bei der Wiederherstel-
lung des Kristalls den ein-
zelnen Teilchen ihre Lage
anweisen und die Form des
Ganzen bestimmen, spielen
offenbar wie bei den flüssigen, so auch bei den starren Kristallen eine
wesentliche Rolle, da deren verschiedenartige Ausbildung gerade auf
ihnen beruht. Es fragt sich, ob und inwieweit die bei der Regeneration
der Kristalle und Organismen wirkenden Kräfte vergleichbar und mög-
licherweise sogar identisch sind. Man hat den Kristall wie den Orga-
nismus als ein in sich geschlossenes System bezeichnet, dessen Gleich-
gewicht durch Entfernen einzelner Teile so lange gestört erscheint, bis
die verlorenen Teile wieder ersetzt wurden. Beim Organismus ge-
schieht dieser Ersatz vom Körper selbst durch andersartige Verwendung,
Mobilmachung oder Neubildung von Teilen, beim Kristall erfolgt sie
hingegen (abgesehen vielleicht von den flüssigen Kristallen) durch
Auflagerung neuer Teile von außen her und auch dann, wenn, wie
bei der Org-anismenregeneration Bestandteile des Kristalls aufge-
braucht werden (Fig. 12), gelangen sie dennoch nicht zu direkter
Verwendung beim Neuaufbau der verlorenen Teile, sondern dieser
vollzieht sich ebenfalls aus der umgebenden Lösung. Bis man noch
genaueres über den Verlauf des Regenerationsprozesses an flüssigen
Kristallen und die Art und Weise einer direkten Verwendung ihrer
eigenen Körpersubstanz zum Ersatz der verloren gegangenen Teile
erfährt, wird der Unterschied in der Regeneration der Kristalle und
Organismen aufrecht zu erhalten sein, daß bei diesen der Ersatz vom
Körper selbst bewerkstelligt wird, während er bei jenen von außen
-> •>
her kommt. Wenn auch die Regeneration der Kristalle, so wie bei
den Organismen unter Umständen nur an der Bruchstelle (nicht in
Verbindung mit einer Ablagerung über die ganze Oberfläche) erfolgt,
so sind es doch nicht wie beim Organismus die Partien in der näheren
oder weiteren Umgebung- der Wunde, welche diese zum Verschluß
bringen und das Verlorene in irgend einer Weise wieder herzustellen
suchen. Übrigens bleibt bei einem Vergleich der Regenerations-
vorgänge von Kristallen und Organismen stets die Schwierigkeit be-
stehen, daß an dem in seiner ganzen Struktur sehr gleichartigen
Kristall die Gcstaltungsvorgänge an der Hand der ph}'sikahschen
Gesetze leichter zu beurteilen sind, während es an dem weit kom-
plizierter gebauten, in seinen einzelnen Teilen sehr verschiedenartigen
und sogar die Struktur ändernden Körper der Organismen zumeist
recht schwierig, w^enn nicht unmöglich ist, das Walten dieser Gesetze
an den sich vollziehenden Neubildungsvorgängen festzustellen. Frei-
lich gilt diese Schwierigkeit nicht nur für die Beurteilung der
Regenerationsvorgänge, sondern leider unterliegen ihr die im Orga-
nismus sich abspielenden Entwicklungs- und Gestaltungsvorgänge im
allgemeinen. Dies im einzelnen zu behandeln, ist hier nicht der Ort,
sondern es darf in dieser Beziehung auf die Ausführungen der weiter
oben genannten Autoren, wie besonders auch auf die neueren, dahin
zielenden, eingehenden Erörterungen von Roux verwiesen werden^).
Verbreitung der Regeneration und Historisches.
Schon aus den vorhergehenden Betrachtungen war zu entnehmen,
daß die tierische Regeneration nach verschiedenen Richtungen hin
Anknüpfungen bietet und es ist begreiflich, daß ein biologisches
Problem, welches recht verschiedenartige Fragen von allgemeinem
Interesse streift, schon sehr bald die Aufmerksamkeit der Naturforscher
erregen mußte. Abgesehen von den sich eig-entlich von selbst dar-
bietenden Beobachtungen über den Ersatz verloren gegangener
Körperteile, wie z. B. des Schwanzes der Eidechsen, wurden wirk-
liche Regen erations versuche bereits im Jahre 1740 von Abraham
Trembley am Süßwasserpolypen, der Hydra, angestellt, jener un-
gemein regenerationsfähigen und durch diese Eig'enschaft sozusagen
zum klassischen Objekt derartiger Untersuchungen gewordenen Tierform.
Trembleys Aufsehen erregende Versuche, durch welche gezeigt
wurde, wie sich die Hydra in eine Anzahl einzelner Stücke zerlegen
läßt und diese Stücke sich zu neuen Tieren ergänzen, bilden den
Ausgangspunkt und die Grundlage für eine große Menge verschieden-
artigster Regenerationsversuche, die im Lauf der Jahre eine Literatur
von einem ganz enormen Umfang hervorgebracht haben. In der Tat
mußte die Entdeckung, daß ein tierischer Organismus auf ähnliche
Weise, wie man eine Pflanze durch Stecklinge vermehrt, auf künst-
lichem Wege in eine Anzahl von Teilstücken zerlegt werden kann,
von denen jedes wieder zu einem vollständigen Individuum aus-
zuwachsen vermag-, ein weitg-ehendes Interesse hervorrufen, denn
ein derartig-es Verhalten ließ sich gar nicht mit den Eigen-
schaften vereinigen, die man bis dahin den tierischen Organismen zu-
geschrieben hatte. So ist es denn begreiflich, daß sofort und noch
ehe Trembleys merkwürdigen Funde durch die Veröffentlichung
weiteren Kreisen bekannt geworden waren, andere und zwar so
hervorragende Naturforscher wie Reaumur und Bonnet, wenig
später auch Spallanzani, auf den von ihm eröffneten Bahnen weiter
schritten.
Auf Veranlassung Reaumurs experimentierten Guettard und
B. de Jussieu schon im folgenden Jahre (i 741) mit marinen Polypen
und Seesternen, an denen sie zeigten, daß Teilstücke zu ganzen In-
dividuen auswachsen können, welche Beobachtungen durch G. de Villars
alsbald bestätigt wurden. Zu derselben Zeit, ebenfalls noch im Jahre
1741, wandte sich Ch. Bonn et anderen Objekten, nämlich den im
Wasser lebenden Ringelwürmern, wohl Ltunbricnlus, zu und erzielte
an ihnen ähnliche, später noch etwas genauer zu erwähnende Er-
gebnisse. Reaumur stellte bei den Regenwürmern ein sehr weit
gehendes Regenerationsvermögen fest und bestätigte Trembleys
überraschenden Versuche an Hydra (1742). Wie man aus seinem
Werk entnimmt, waren ähnliche Versuche an Ringel würmern des
süßen Wassers zum Teil schon vorher (1739) von Lyon et und
Mazolleni mit gutem Erfolg ausgeführt worden und einige Zeit
— 24 —
später (177 1) wurden diese Beobachtungen durch O. Fr. Müllers
Untersuchungen bestätigt und noch weiter ergänzt. Von den, wie
man sieht, schon bald an recht verschiedenartigen Tierformen an-
gestellten Regenerationsversuchen beanspruchten die von Spallan-
zani (1768) vorgenommenen insofern ein besonderes Interesse, als sie
sich auch auf höhere, d. h. auf Wirbeltiere erstreckten. Spallanzani
wies nach, daß Froschlarven und Salamander den abgeschnittenen
Schwanz regenerieren und die letztgenannten Tiere dies auch mit den
Gliedmaßen zu tun vermögen^).
Durch diese seit Mitte des 18. Jahrhunderts vorgenommenen
Versuche wurde also erwiesen, daß die F'ähigkeit, verloren ge-
gangene Körperteile zu ersetzen, nicht nur bei so niederen
Tierformen wie den Polypen, sondern auch bei höher
stehenden Tieren wie Würmern, Echinodermcn, Arthro-
poden, Mollusken, ja selbst bei den Wirbeltieren ausge-
bildet ist. In der Tat ist die Regenerationsfähigkeit bei den Tieren
eine sehr weit reichende und nach unseren heutigen Erfahrungen
können wir sagen, daß sie bis zu einem gewissen Grade allen Tieren,
von den Einzelligen bis hinauf zu den höchsten Wirbeltieren eigen
ist, wobei allerdings bemerkt werden muß, daß im allgemeinen das
Regenerationsvermögen bei den niederen Tierformen ein weitgehenderes
als bei den höheren und komplizierter gebauten zu sein pflegt. Wenn
jene nach schweren Verletzungen und sehr beträchtlichen Verlusten
von Körpersubstanz, die unter Umständen die Hälfte des ganzen
Körpers und mehr betragen, das Verlorene wiederherzustellen und
ganz wesentliche Teile neu zu bilden vermögen, so handelt es sich
bei den höheren Tierformen gewöhnlich nur um den Ersatz ver-
hältnismäßig geringer und solcher Körperpartien, die nicht von iillzu-
großer Bedeutung für das betr. Tier sind. Von diesem Zurücktreten
der Regenerationsfähigkeit und deren Ausbildung bei den ver-
schiedenen Tierformen wird später nochmals die Rede sein.
Regeneration an Zellen und einzelligen Tieren.
Da die Regeneration bei den niederstehenden und einfacher
organisierten Tieren eine häufigere Erscheinung ist als bei den
höheren und komph'zierter gebauten, so ist es erklärlich, daß sie auch
unter den Protozoen eine weite Verbreitung zu haben scheint; dies
ist aber insofern wieder von besonderem Interesse, als sie bei ihnen
der einzelnen Zelle zukommt. Daß die Zelle als solche regene-
rationsfähig ist konnte schon vor längerer Zeit von den Botanikern
an pflanzlichen Zellen festgestellt vA'orden. Dabei handelte es sich zu-
meist um den Ersatz eines Teils oder der gesamten, auf künstlichem
Wege entfernten Zellmembran. Bekannt sind in dieser Hinsicht besonders
die Versuche von Klebs und anderen Forschern an Zellen von Algen,
Farnprothallien, Moosblättern, Blättern von Elodea, Zellen von Wurzel-
haaren und Pollenschläuchen verschiedener Dikotyledonen, bei denen
mittelst Plasmolyse der Protoplast von der Zellmembran entfernt und
daraufhin die Zellmembran neugebildet wurde (Fig. 23 — 25 S. 33). Aus-
gesprochener und mehr noch dem Bilde vom Verlauf der Regene-
ration entsprechend, wie man sie bei vielen Tieren zu sehen
gewöhnt ist, erscheint der Ersatz künstlich entfernter Stücke
der Zellmembran und des darunter liegenden Protoplasma-
körpers, wenn sich die Wunde durch Neubildung der Mem-
bran kappenförmig schließt, wie man dies an Siphoneen und
Ph3'comyceten beobachtet hat. An den Zellen der höheren
Pflanzen scheint dieser V^ofgang recht selten zu sein, doch
ist derartiges gerade an solchen Zellen, nämlich an den Brenn-
haaren von Urtica dioica in sehr instruktiver Weise durch
E. Küster beobachtet worden, indem hier zum Ersatz der
abgebrochenen Spitze des Brennhaars von dessen Bruchstelle
aus eine neue dünnwandige und etwas unregelmäßige Spitze
entsteht (Fig. 16).
Fig. 16. Brennhaar von Urticn dioica mit abgebrochener Spitze (nach
E. Kü ster, 1903).
Die Regenerationsfähigkeit einzelner Zellen des Metazoen-
körpers festzustellen, ist ihrer geringen Größe wegen und weil sie
im festen Verband liegen, zumeist undurchführbar, immerhin ist es
versucht worden und bei den Eiern (als isolierten Zellen) gelungen,
wie aus den wichtigen, von Boveri unternommenen und von anderen
— 26 —
Forschern fortgesetzten Experimenten hervorgeht. Es erwies sich
als durchführbar, kernhaltige und kernlose Bruchstücke von Seeigel-
eiern (bis zu \/.,o der normalen Eigröße) zu befruchten und zur Ent-
wicklung zu bringen. Da man einen normalen, nur entsprechend
kleineren Embroy (oder eine ebensolche Larve) aus ihnen hervorgehen
sah, wird man eine Wiederherstellung ihrer Struktur nach geschehener
Verletzung annehmen und diesen Vorgang als eine Art Regeneration
der Zelle betrachten dürfen. Es ist dabei besonderes Gewicht darauf
zu legen, daß es sich um die Verletzung der Eizelle selbst handelt
und nicht eines aus mehreren oder vielen Zellen bestehenden Fur-
chungsstadiums, da im letzteren Fall eine wesentlich andere Beur-
teilung eintritt. Zwar kann auch dann eine Verletzung von Zellen
und eine Wiederherstellung ihrer Struktur stattfinden, hauptsächlich
aber wird dabei die Weiterentwicklung ganzer Zellen oder Zellen-
komplexe in Betracht kommen, die durch mechanische oder anders-
artige Eingriffe völlig oder teilweise isoliert wurden. Von diesen
durch Roux, Driesch und eine große Zahl anderer Forscher unter-
nommenen Versuchen kann hier nicht die Rede sein, vielmehr können
diese in das Gebiet der Ent wickln ngsph3^siologie gehörenden Fragen
an einigen Stellen nur kurz gestreift werden.
Wenn Bruchstücke einer Eizelle sich weiter entwickeln und
Embryonen oder Larven von normaler Gestalt aus sich hervorgehen
lassen, so wird sicher eine gewisse Abrundung und Ergänzung in
der Form und Struktur der Bruchstücke vorausgegangen sein.
Kommt dabei in der Hauptsache wohl nur eine Umgestaltung vor-
handener Teile in Frage, die übrigens mit den später zu besprechenden
Formveränderungen regenerierender Teilstücke ein- und mehrzelliger
Tiere eine gewisse Übereinstimmung zeigt, so wird man diese Wieder-
herstellung von Gestalt und Struktur doch immerhin als eine Re-
generation der Zelle ansehen dürfen. Weit ausgesprochener hingegen
und dem gewöhnlichen Begriff einer solchen viel mehr entsprechend,
sind die Regenerationserscheinungen an den einzelligen Tieren, auf
welche daher schon seit langem die Aufmerksamkeit der Forscher
gerichtet war.
Nach den bekannten, schon vMDr längeren Jahren ausgeführten
Versuchen v^on K. Brandt, M. Nußbaum. A. Gruber, Verworn,
Balbiani und Hofer, die durch spätere Untersuchungen anderer
Forscher (Lillie, Morgan, Prowazek, Stevens) ergänzt und be-
stätigt wurden, lassen sich sowohl die niedersten und am einfachsten
gebauten Amöben, wie auch die am höchsten organisierten Protozoen
(Ciliate Infusorien) in ein oder mehrere Teilstücke zerlegen, die
sich zu durchaus lebensfähigen Tieren ergänzen^).
Die bekanntesten, gleichzeitig auch für die Erläuterung geeig-
netsten und lehrreichsten Versuche sind die von Gruber, Balbiani
und einer Reihe anderer Forscher an den
ciliaten Infusorien, besonders an Stentor,
vorgenommenen Versuche. Dieses bei uns
im süßen Wasser sehr verbreitete hetero-
triche Infusor erreicht die für ein ein-
zelliges Tier recht beträchtliche Größe von
I mm (im ausgestreckten Zustand) und
erscheint schon dadurch für derartige Ver-
suche sehr geeignet. Die Fesstellung und
das Verständnis der Regenerationsvor-
gänge wird auch unterstützt durch die
sehr charakteristische Körpergestalt des
Stentors, dessen breites Vorderende das
Peristomfeld mit der gut ausg'ebildeten
Mundspirale zeigt, die in den Schlund
hinabführt, während das zum Festheften
benutzte Hinterende stark verschmälert
ist (Fig. 17). Der Körper ist von zarten
Wimpern bedeckt und längsgestreift, im
Innern enthält er den rosenkranzförmigen
Kern, mehrere Nebenkerne, dieNahrungs-
vakuolen und die kontraktile Vakuole.
Wird ein Stentor oder eines der daraufhin untersuchten ciliaten
Infusorien, die sich ganz ähnlich verhalten, durch einen queren Schnitt
in zwei Teile zerlegt (Fig-. 17), so ergänzt sich jedes der beiden Teil-
Fig. 17. Stentor mit Peristoni
(/>), rosenkranzförmigen Kern (A)
und kontraktiler Vakuole {v). Die
dunkle Linie deutet die Durch-
schneidungsstelle an.
— 28 —
bf
Uli
Stücke schon nach etwa 24 Stunden zu einem ganzen, nur entsprechend
kleineren Individuum, d. h. das Vorderstück bildet das zugespitzte
Hinterende, das Hinterstück dagegen das Vorderende mit dem Peri-
stomfeld und der kompliziert gebauten Mundspirale neu. Beide Körper-
enden werden ergänzt, wenn ein Stück aus der Mitte des Körpers
herausgeschnitten wurde (Fig. iH d). Das letztere Verhalten zeigt,
daß auch eine Zerlegung des Körpers in mehr als zwei Stücke mög-
lich ist. Bei einer solchen in drei Stücke durch zwei parallel ge-
führte Schnitte (Fig. 18) erfolgen an dem vorderen und hinteren
Stück ganz ähnliche Bildungsvorgänge wie die vorher erwähnten und
alle drei Stücke
ergänzen sich in
der besprochenen
Weise zu vollstän-
digen, nur kleine-
ren Stentoren (Fig.
1 8, a, b, c). Die Zer-
schneidung kann
auch in anderer
Richtung'erfolgen,
z. B. durch längs
oder schräg ge-
führte Schnitte ge-
schehen (Fig. i()),
wobei sehr ver-
schiedenartig geformte Teilstücke erhalten werden, die unter Um-
ständen alle in der Lage sind, neue Individuen aus sich hervorgehen
zu lassen. So ist es gelungen, Stücke von Stentoren zur Regene-
ration zu bringen, die (nach F\ Lillie) 70 — 8ü /,< im Durchmesser
hatten und etwa Y27 ^'O'"'"' Volumen des ganzen Stentors, nach Mor-
gans Beobachtung sogar nur Y04 des Körpers ausmachten.
Die Hervorbringung ganzer Tiere aus so kleinen Teilen erinnert
an Boveris bekannte und schon vorher erwähnte Versuche, bei denen
aus Bruchstücken von Seeigeleiern bis zu Y20 ^^s ganzen Eivolumens
noch Larven gezogen werden konnten. Auch die Entwicklung von
Fig. 18. Stentor durch zwei (|uere Schnitte in drei Teil-
stücke {a, b, c) zerlegt, die im Begriff sind, sich zu entsprechend
kleineren Stentoren (a, b, c) zu ergänzen (nach A. Grub er, 1893).
— . 29 -
Embryonen oder Larven aus den isolierten Zellen der 8-, i6- und
3 2 zelligen Furchung"sstadien verschiedener Tiere zum Vergleich heran-
zuziehen, Hegt nahe, obwohl allerdings in diesem Fall der beträcht-
liche Unterschied hinzukommt, daß bereits vorher eine Teilung der
Zelle erfolgte und es sich also nicht um Bruchstücke einer Zelle,
sondern nur um die Lösung des Zusammenhangs der, freilich unmittel-
bar vorher aus einer Zelle, der befruchteten
Eizelle, hervorgegangenen Blastomeren eines
Furchungsstadiums handelt.
Die am Körper einzelliger Tiere eintreten-
den Regenerationsvorgänge können von recht
beträchtlichen Umbildungen begleitet sein ; be-
sonders ist dies auch bei den Infusorien und
speziell beim Stentor der Fall, um bei diesem
Beispiel zu bleiben. Es treten nicht nur die
erwähnten Neubildungen am Vorder- und Hinter-
ende ein (Fig. i8), sondern auch die an dem
betreffenden Teilstück erhalten gebliebenen Par-
tien erfahren gewisse Umgestaltungen. Abge-
sehen von den an den Schnittflächen zu be-
werkstelligenden Ergänzungen und Strukturver-
änderungen des Zellkörpers und seiner einzelnen
Teile, besonders des lokomotorischen und nutri-
tiven Wimperapparats, müssen die stehen ge-
bliebenen Teile verlagert und umgearbeitet werden, um sie für die
Bedürfnisse des v^erkleinerten Stückes geeignet zu machen. Es ist
begreiflich, daß ein relativ kleines Vorderstück von Stentor^ welches
einen erheblichen Teil der Mundspirale trägt, mit dieser nichts
rechtes anzufangen weiß, sie also zu verkleinern und seinem stark
verringerten Umfang entsprechend herzurichten sucht. Ähnliches gilt
für den Kern und dessen Verhältnis zum Cytoplasma, wie überhaupt
dieses Verhältnis, mehr als dasjenige anderer Teile zueinander, für
den günstigen Verlauf und glücklichen Abschluß der Regeneration
von großer Bedeutung ist. So erfährt gerade der Kern während
der Regeneration gewisse Verlag-erungen, Reduktionen und Massen-
Fig. 19. Stentor, mit-
telst mehrerer (durch die
dunklen Linien markierter)
Schnitte in eine Anzahl
kernhaltiger Teilstücke zer-
legt.
— 30 —
zunahmen, je nachdem dies durch sein Größenverhältnis zu dem vor-
handenen Qytoplasma bedingt und für den Vollzug der betreffenden
Bildungsvorgänge erforderlich ist. Auch können die letzteren durch
den Umfang der im regenerierenden Teilstück enthaltenen Kern-
masse unter Umständen wesentlich beeinflußt werden.
Die neugebildeten Teile werden übrigens nicht immer in einer
ihrer endgültigen Lage entsprechenden Stellung angelegt, so kann
das Peristom seitlich zur Ausbildung kommen, um erst nachträglich
an das Vorderende verlagert zu werden (Morgan, Gruber, Pro-
wazek, Stevens). Ganz ähnliche Erscheinungen wie die hier von
den Protozoen angedeuteten trifft man auch bei der Regeneration
des Metazoenkörpers in Form weitgehender Umgestaltungen und
Verlagerungen (vgl. weiter unten S. 83), doch darf dabei nicht außer
acht gelassen werden, daß sich diese Umbildungen hier an der Zelle,
dort an dem vielzelligen Körper vollziehen und dadurch die Be-
dingungen wesentlich an-
dere sind. Ein Faktor
ist jedenfalls bei der an
der Zelle sich abspielen-
den Regeneration ganz
eigenartig, nämlich die
Einflußnahme des
Zellkerns auf ihren Ver-
lauf. Daß dem Kern in
dieser Beziehung eine
gewisse Bedeutung zu-
kommt, wurde schon
früher bemerkt, jedoch ist
sie in Wirklichkeit noch
eine viel weiter gehende.
Bei den vorher geschilderten, sich zu vollständigen Tieren er-
gänzenden Teilen einzelliger Tiere, besonders des Stentors, handelte
es sich immer um kernhaltige Stücke (Fig. 17 — ig), doch lassen sich
auch kernlose Teilstücke vom Körper eines Protozoons abtrennen.
In recht instruktiver Weise hat man diesen Versuch bei AmTiben
Fig. 20. Künstliclic Teilung einer Amöbe (A)
in ein kernhaltiges (j9, a) und kcrnlo.ses Teilstück {B, h)
(nach A. Gruber, 1886).
I —
vorgenommen, indem man mit einem feinen Messer oder einer zuge-
schärften Nadel die Amöbe so durchschnitt, daß sie in eine kern-
haltige und eine kernlose Hälfte zerlegt wurde (Fig. 20). Darauf
nimmt das kernhaltige Stück alsbald die typische Amöbenform wieder
an, bewegt sich in der gewöhnlichen Weise und nimmt Nahrung auf,
unterscheidet sich also in nichts von einer normalen Amöbe (Fig. 20
u. 21). Anders verhält sich hing-egen das kernlose Teilstück. Es
bewahrt die Fähigkeit, Pseudopodien auszusenden, nur noch kurze
Zeit, rundet sich dann ab und bewegt sich kaum oder überhaupt nicht
mehr (Fig'. 21,/^); es vermag auch keine Nahrimg aufzunehmen und
Fig. 21. Amöba protnis. A unmittelbar nach der Teilung, B am zweiten Tage
nach der Teilung, C am dritten Tage; (,- kernhaltiges, b kernloses Teilstück (nach Hof er, 1889).
die bereits aufgenommenen Nahrungskörper nicht mehr zu verdauen,
muß also schließlich zu Grunde gehen. Der Kern erweist sich somit
auf die Ausübung der genannten Funktionen von großem Einfluß
und ohne ihn kann eine erfolgreiche Regeneration des Teilstückes
jedenfalls nicht zustande kommen.
Im ganzen entsprechend, nur bei dem höher organisierten Tier
mehr in die Augen fallend, liegen die Verhältnisse bei dem vorher
als Beispiel gewählten Stciifor. Während bei ihm die kernhaltigen
Stücke in der früher beschriebenen Weise regenerieren (Fig. 18),
schließen die durch geeignete Schnittführung gewonnenen kernlosen
Stücke zwar ihre Wunden und stellen infolgedessen einen kleinen,
freilich ganz unvollkommen ausgestatteten Stentor dar (Fig. 22, a
u. h), aber eine eigentliche Regeneration wie bei den kernhaltigen
— 32
Fig. 22. Ein durch einen schrägen und einen queren
Schnitt in ein größeres kernhaltiges und zwei kleinere kern-
lose Stücke (rt und b) zerlegter Stentor. Die beiden letz-
teren regenerieren nicht und verfallen einer blasigen Degene-
ration (nach A. Grub er 1893).
Stücken erfolgt nicht und zwar auch dann nicht, wenn diese Stücke,
wie es unter Umständen der Fall sein kann, einen recht beträchtlichen
Umfang aufweisen. Solche unvollkommen regenerierte Teilstücke
können zwar noch eine
Zeitlang leben und
herumschwimmen,
aber eine Regeneration
des Wimperapparates,
der kontraktilen Va-
kuolen, vor allen Din-
gen des Kernes und
der sonstigen Organula
kommt nicht zustande,
wenn sie nicht bereits
im Gange war. Allmäh-
lich machen sich auch
degenerative Verände-
rungen am Körper geltend (Fig. 22)\ das Cytoplasma unterliegt
einem blasigen Zerfall und die Teilstücke gehen allmählich zu Grunde.
Der Einfluß des Zellkernes nicht nur auf die Verrichtungen des
Körpers, sondern auch auf dessen Fähigkeit, verloren gegangene
Teile zu ersetzen, Hegt hier klar zu Tage und wurde außerdem
durch eine Reihe anderer Versuche an verschiedenen Protozoen er-
wiesen.
Die an einzelligen Tieren über den Einfluß des Kernes auf die
Regenerationsfähigkeit und das Erhaltenbleiben verletzter Zellen ge-
machten Beobachtungen werden durch diejenigen, welche man an
Pflanzenzellen gewonnen hat, durchaus bestätigt. Bei ihnen handelt
es sich hauptsächlich wieder um den Ersatz der für sie so bedeutungs-
vollen Zellmembran. Schon durch die älteren Untersuchungen von
Schmitz an Siphonocladiaceen und die von Klebs an Zygnetna,
Spirogyra und anderen Algen war erwiesen und durch weitere Be-
obachtungen anderer Autoren bestätigt worden, daß Bruchstücke von
Zellen sich nur dann zu lebensfähigen und neuen selbständigen Zellen
zu ergänzen und eine Membran um sich zu bilden vermögen, wenn
— 33
sie im Besitz von Kernen sind (Fig. 2^ — 25). Kernlose Stücke solcher
Zellen können zwar recht lange ihr Leben fristen und unter Ein-
wirkung des Lichtes sogar in ihren Chromatophoren Stärke bilden,
Fig. 23.
Fig. 24.
Fig. 23. Zelle eines Zy-
gnemafadens nach Plasmo-
lyse in konzentrierter Zucker-
lüsung; der Protoplast ist in
ein kernhaltiges, eine neue
Membran bildendes und in
ein membranlos bleibendes,
kuglig abgerundetes Stück
zerfallen (nach Klebs).
Fig. 24. Bildung der
neuen Zellhaut. A als zartes,
aber scharf umschriebenes
homogenes Häutchen an Zel-
len von Blättern der Elodea
canadensis nach Plasmolyse
mit Zuckerlösung und späte-
rer Einwirkung von konzen-
trierter Salpetersäurelösung.
B Zjy£-ne/i/afa.den nach Plas-
molyse mit neugebildeten,
an den Enden der Proto-
plasten mehrfach geschichte-
ten Zellhäuten (nach Klebs).
aber die Neubildung der Membran und damit die dauernde Lebens-
fähigkeit ist ihnen versagt (Fig. 2^^ u. 2^A). — In sehr schöner
Weise wird die Bedeutung des Kerns für diese Neubildungsvorgänge
illustriert durch die Beobachtung von Town-
send, daß auch kernlose Zellen oder Zellen-
bruchstücke (z. B. in den Siebröhren von Bryo-
nia, Cucurbita, aber auch bei anderen Pflanzen)
unter dem Einfkiß benachbarter kernhaltiger
Zellen, mit denen sie durch Plasmafäden ver-
bunden sind, Membranen zu bilden vermögen
(Fig. 25 B)\ fällt diese Verbindung und da-
Fig. 25. A Zelle eines Kelchblatthaares von Gaillardia
lanceolata nach 48 stündiger Behandlung mit iSproz. Rohr- 0
zuckerlöbung. B Protonemazellen nach dreitägiger Behand-
lung mit iSproz. Rohrzuckerlösung, 12 Stunden nach der
Plasmolyse abgeschnitten, mit Plasmaverbindung zwischen
den Protoplasten beider Zellen. a kernhaltiger, b kern-
loser Protoplast, in A ohne, in B mit Zellmembran (nach
Townsend, 1897).
Korselielt, Regeneration u. Transplantation.
B
11
^0^
— 34 —
mit der Einfluß jener Kerne weg, so erlischt die Fähigkeit der
Membranbildung ^).
Aus allen diesen V'ersuchen geht mit Sicherheit hervor, daß
eine erfolgreiche Regeneration an der tierischen wie pflanzlichen Zelle
nur beim Vorhandensein und unter Einflußnahme des Kernes möglich
ist, welches Ergebnis mit den Resultaten völlig übereinstimmt, die
auf dem Wege cytologischer Forschung bei Tieren wie bei Pflanzen
über das Verhältnis zwischen Cytoplasma und Zellkern, sowie dessen
Bedeutung für die Zelle gewonnen wurden ^).
Verschiedene Arten der Regeneration.
Bei den bisher betrachteten Regenerationserscheinungen handelte
es sich im allgemeinen um solche, die nach Verletzungen eintraten
und also durch einen von außen her kommenden, am Körper einen
Substanzverlust bewirkenden Eingriff veranlaßt waren, gleichviel, ob
dieser auf natürlichem oder künstlichem Wege geschah. Regenerations-
prozesse können aber auch ohne solche Eingriffe in Verbindung mit
den natürlichen Lebensvorgängen stattfinden. Bei den Infusorien
z. B., von deren Regeneration soeben die Rede war, kann bei der
Teilung, Knospung und Encystierung eine Rückbildung des alten
und die Bildung eines neuen Peristoms erfolgen. Ahnliche Neu-
bildungen treten auch am Metazoenkörper bei dessen Teilung ein
und sollen später Erwähnung finden. Weit häufiger jedoch ist eine
andere Art des Ersatzes, die normalerweise und ganz regelmäßig bei
gewissen Verrichtungen und an bestimmten Teilen des Körpers vor
sich geht; sie wird am besten durch einige Beispiele erläutert, wie
die Ablösung und fortwährende Neubildung- der Epidermisschichten.
die periodische Häutung der Arthropoden und Vertebraten, das Aus-
fallen und den Ersatz der Haare und Federn, das Abwerfen des Ge-
weihes und seine Neubildung, sowie manche andere derartige Fälle.
Bei ihnen ordnet sich der Verlust und Ersatz von Teilen des Körpers
in dessen gewöhnliche physiologische Verrichtungen ein und man hat
daher von einer „physiologischen Regeneration" gesprochen.
Bezeichnender wäre es, wenn man sie unter Betonung des regelmäßig
— 35 —
Wiederkehrenden gegenüber jenen nach gewaltsamen Eingriffen, mehr
zufällig und gelegentlich eintretenden Neubildungen mit dem Namen
der repetierenden Regeneration belegte. Ihr würde dann der
als Folge von Verletzungen oder anderen mehr gelegentlichen Sub-
stanzverlusten eintretende Ersatz als occasionelle, reparative oder
refektive Regeneration gegenüberstehen. Insofern bei dieser letz-
teren Art der Regeneration das „Reparieren" eines Defekts erfolgt,
würde man sie am besten mit dem Namen der Reparation be-
legen, wenn nicht diese Bezeichnung von Driesch (1899, 1901), F.
v. Wagner (1900) und anderen Autoren in spezieller und enger be-
grenzter Bedeutung verwendet würde. Weniger glücklich hat man
diese Art der Regeneration auch als „pathologische" bezeichnet, oder
sie als zufäUige, „accidentelle", wohl auch als „restaurative" oder
„traumatische" Regeneration angesprochen.
Es sollten zunächt nur jene beiden Formen der Regeneration
einander gegenübergestellt werden, doch wird uns hier fast aus-
schließlich die letztere beschäftigen. Dabei wird sich zeigen, daß der
Verlauf des Regenerationsprozesses je nach den Umständen und bei
den einzelnen Tierformen ein sehr verschiedenartiger sein kann.
Dementsprechend hat man wieder einige, prinzipiell mehr oder weniger
differente Formen der Regeneration unterschieden, welche besser erst
im Lauf der nachfolgenden Betrachtungen berührt werden. Mehr
der Übersicht wegen sei hier nur kurz erwähnt, daß dem endgiltigen
Ersatz der verlorenen Teile eine „provisorische Regeneration"
vorangehen kann, die in einem zeitweiligen Ersatz der verlorenen
oder einer Schutzvorrichtung für die neu zu bildenden Teile besteht.
Bei der Wiederherstellung der Form hat man ein besonderes
Gewicht darauf gelegt, ob sie in der Hauptsache durch Umgestaltung
der vorhandenen Teile, durch anderweitige Verwendung des Zellen-
materials (Umordnung, Umdifferenzierung von Roux 1893) usw. oder
aber durch Neubildung von Zellen erfolgt. Im ersteren Fall be-
zeichnete man den Vorgang als „Reparation" (Driesch) oder „Mor-
phallaxis" (Morgan), im andern Falle sprach man von „echter
Regeneration" (Driesch) oder „Epimorphose" (Morgan). Ent-
sprechen die neugebildeten den verloren gegangenen Teilen, so be-
- 36 -
zeichnete man dies als „Hom omorphosis", während man unter
„Heteromorphosis" die Erscheinung versteht, daß an Stelle der ver-
loren gegangenen andersartige Teile gebildet werden. Diese und
andere Unterscheidungen, die man noch gemacht hat, lassen sich
freilich in praxi nicht so scharf auseinander halten und die einzelnen
Formen der Regeneration gehen mehr oder weniger in einander über,
wie dies (z. B. bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung, aber gewiß
auch beim ständigen oder periodischen Ersatz) sogar hinsichtlich der
repetierenden (physiologischen) und occasionellen (reparativen oder
refectiven) Regeneration der F'all ist*).
Regeneration bei Metazoen.
Bevor wir auf die verschiedenen Formen der Regeneration, wie sie
während der natürlichen Lebens Vorgänge, als Folge von Verletzungen
oder von der Hand
des Experimenta-
tors hervorgeru-
fen, am Metazoen -
körper eintreten
können, näher ein-
gehen, dürfte es
sich empfehlen, sie
durch einige be-
sonders instruktive
Beispiele zu erläu-
tern. Das von
Trembleys Ver-
suchen her be-
kannte und durch
ein sehr weit-
gehendes Regene-
rationsvermögen
ausgezeichnete
Objeckt, Hydra, der Süßvvasserpolyp, erweist sich hierfür als ganz be-
sonders geeignet. Sein schlauchförmiger, etwa i Y2 — 2 cm langer, am
Fig. 26. Hydra, aus deren Körper (an der Stelle der beiden
geraden Linien) durch zwei quergeführte Schnitte ein Stück heraus-
geschnitten wurde. Rechts die Reihenfolge der Veränderungen
(i — 9), welche dieses Stück bei der Regeneration durchmacht
(hauptsächlich nach Morgan, 1901).
— 37 —
freien Ende in der Umgebung des Mundes mit einer Anzahl Tentakel
versehene Körper (Fig. 26) kann durch quer geführte Schnitte in zwei
oder mehr Teilstücke zerlegt werden, von denen sich jedes nach
Schließung der Wunde durch Neubildung des Vorder- und Hinterendes,
bezw. beider, durch Streckung und sonstige Umgestaltung binnen
kurzem, d. h. im Verlauf weniger Tage, wieder zu einer kleinen Hydra
ergänzen kann, indem am Vorderende Tentakelchen hervorknospen,
B
I)
(I
Fig. 27. A Planaria niaculata quer durchgeschnitten; a das vordere, nach hinten
regenerierende, b das hintere, nach vorn regenierende Teilstück.
B Planaria lugiibris in der Mitte längs durchschnitten; a die linke, nach rechts
hin regenerierende Körperhälfte (nach Morgan, igoij.
zwischen ihnen die Mundöffnung durchbricht und am hinteren Körper-
ende die Fußscheibe angelegt wird (Fig. 26, 1—9). In ähnhcher
Weise, wie dies schon vorher für den einzelligen Stentor angegeben
wurde, geht auch bei diesem, freilich noch sehr einfach gebauten
mehrzelligen Tier die Regenerationskraft soweit, daß nach den Be-
obachtungen von F. Peebles Teilstücke von ^/g mm Durchmesser
und etwa Y200 ^^s Körpervolumens noch regeneratioiisfähig sind.
Hinsichtlich der Minimalgröße der Teilstücke sei gleich hier bemerkt,
daß auch bei anderen H3^droidpolypen noch recht kleine Stücke zu
- 38 -
regenerieren vermögen. Stammstücke der bekannten, stöckchen-
bildenden und sich stark verzweigenden Pennaria. die nur i mm
lang sind, bilden zwar noch kurze Stolonen, aber keine Polypen-
köpfchen mehr, während Stücke von 2 mm Länge unter Umständen
Köpfchen hervorbringen; bei Stammstücken von 3 mm und darüber
nimmt die Fähigkeit der Köpfchenbildung immer mehr zu (Gast und
Godlewski).
Fig. 28. Planaria inacidata. der Kopf (a)^ ein mittleres (b) und ein weiter nach hinten
gelegenes Stück (c) durch quere Schnitte abgetrennt. Daneben die alhnähliche Ausbildung
dieser Teilstücke (a, h, c) zu kleinen Planarien (nach Morgan, 1901).
Ein ebenfalls recht weitgehendes Regenerationsvermögen zeigen
auch die Planarien, diese bei uns im Süßwasser sehr häufigen Platt-
würmer; sie sind daher in letzter Zeit ein recht beliebtes und für
Regenerationsversuche verschiedenster Art häufig benutztes Objekt
geworden, an welchem besonders Morgan und seine Schüler eine
Reihe neuer und interessanter Resultate erzielten. Wird eine Planaria
maculata oder eine andere hierfür geeignete Planarie in der Mitte
quer durchgeschniten, so bildet das Vorderstück ein neues Schwanz-
ende, das Hinterstück ein neues Kopfende (Fig. 27 A); ein quer
aus dem Körper herausgeschnittenes, sogar recht kleines Stück bildet
ein neues Kopf- und Schwanzende (Fig. 2'6 b und c)\ ein fast nur
39
aus dem Kopf bestehendes Stück vermag sich durch Auswachsen
nach hinten hin zu einem neuen Tier zu ergänzen (Fig. 28 a) und
selbst wenn der Wurm der Länge nach durchschnitten wird, bildet
sich die fehlende Körperhälfte von neuem (Fig. 27 B). Werden
keilförmige oder anders gestaltete Stücke aus dem Körper heraus-
geschnitten, so ergänzen sich diese zu vollständigen Individuen
(Fig. 29 A — 6'). Bei den von Lillie
unternommenen Versuchen ließen sich
kleine Planarien von weniger als Yioo
des ursprünglichen Körpervolumens er-
zielen'').
Ein so stark ausgebildetes Regene-
rationsvermögen ist bei den Tieren nicht
häufig, immerhin ist es bis zu einem
gewisse Grade manchen Ringelwürmern
und ganz besonders einigen limicolen
Oligochaeten noch eigen, wie bereits
einer der ersten PIxperimentatoren auf
diesem Gebiet, Bonn et, an Lumbri-
culus festgestellt hatte. Wenn er diesen
Wurm in 3, 4, 8, 10 und 14 Stücke zer-
legte, so lieferten fast alle Stücke neue
mit Kopf und Schwanz versehene Wür-
mer und selbst bei einer Zerlegung in
26 Stücke war dies noch mit mehreren
von ihnen der Fall. Spätere Unter-
sucher haben ähnliche Beobachtungen gemacht, wobei zunächst nicht
berücksichtigt zu werden braucht, daß die Regenerationskraft dieser
Ringelwürmer in verschiedenen Körperregionen eine differente ist.
Als ein weiteres Beispiel sei der durch den abweichenden Bau
des Tieres sehr charakteristische und in seinem Verlauf recht eigen-
artige Regenerationsprozeß eines Seesterns angeführt. Die Echino-
dermen besitzen im allgemeinen in ziemlich hohem Maße die Fähig-
keit, Verletzungen auszuheilen und verloren gegangene Körperteile
wiederherzustellen; abgebrochene Arme von Seesternen und .Schlangen-
Fig. 29. Plaiiaria niaailata,
aus deren Körper bei «, b und c
keilförmige Stücke herausgeschnitten
wurden, die sich in A, B und C zu
kleinen Planarien ergänzen, indem sie
die fehlenden Teile, besonders das
Vorder- und Hinterende neu bilden
(nach Morgan, 1901).
— 40
Sternen oder Teile von deren Scheibe werden mit Leichtigkeit ersetzt.
Unter Umständen sind sogar die einzelnen Arme in der Lage, wenn
sie von der Scheibe abgelöst wurden, diese an ihrer Basis neu ent-
stehen zu lassen. Besonders bekannt dafür ist die Gattung Linckia,
an deren losgelösten Armen nach Verheilung der Wunde die Anlagen
neuer Arme in Form kleiner Höcker hervorknospen und indem sie
größer werden mit fortschreitender Differenzierung zur Ausbildung
der Scheibe Veranlassung geben (Fig. 30 A — E). Auf diese Weise
A B C D E
Fig. 30. Losgelöster Arm von Liiickia Guildingii. A — E die verschiedenen Stadien
der Neubildung der 4 Arme und der Scheibe. (Original).
kommen die sog. Kometenformen zustande und bei weiterem Wachs-
tum der kleinen Armstummel wird der Unterschied zwischen diesen
und dem alten Arm ausgeglichen; aus dem einen abgelösten Arm
ist durch Regeneration der fehlenden Teile ein neuer Seestern ent-
standen (Fig. 31 A — C).
Die Ablösung der Seesternarme geschieht unter Umständen
infolge eines äußerst geringfügigen Reizes, auch scheint sie willkürlich
erfolgen zu können und da sich die isolierten Arme durch Regene-
ration zu vollständigen Tieren ergänzen, so führt sie zu einer Ver-
mehrung der Individuenzahl (Teilung). Wären z. B. alle fünf Arme
abgelöst und zu neuen Individuen ergänzt worden, was sich zum min-
desten denken und auf künstlichem Wege gewiß auch ausführen ließe,
so hätte sich die Individuenzahl aus dem einen Tier auf fünf ver-
— 41
größert. Der Vorgang erscheint somit als eine Art von Fort-
pflanzung und ist auch als solche (Schi zogo nie) angesehen worden.
Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den schon erwähnten limicolen
OHgochaeten und dieses Beispiel wurde hauptsächlich aus dein Grunde
gewählt, weil bei die-
sen Würmern das sehr
entwickelte Regene-
rationsvermögen eben-
falls mit der Fähig-
keit der Selbstzer-
stückeluiig oder Auto-
tomie verbunden ist.
Auf einen äußeren, für
uns oft kaum bemerk-
baren Reiz hin kann
z. B. ein Lumbriculus
in zwei oder wohl auch
mehrere Stücke zer-
fallen und die Mög-
lichkeit ist vorhanden,
daß sich die Stücke
zu vollständigen Tieren
ergänzen. Durch spon-
tanen Zerfall wie durch
die künstliche Teilung
können also auch bei
diesen Tieren aus einem
einzigen Individuum
mehrere neue erzeugt
werden. Übrigens liegt
hier die Beziehung zur
Fortpflanzung insofern
noch näher, als jene limicolen OHgochaeten die Fähigkeit der ungeschlecht-
Hchen Fortpflanzung (durch Teilung) an sich besitzen und die Selbst-
zerstückelung mit nachfolgender Ergänzung der Teilstücke zu voll-
Fig.
31. Spätere Stadien der Armregeneration bei
Linckia Guildiugii. A Kometenform, B weiteres Stadium,
C ziemlich ausgebildet. (Original).
— 42 —
ständigen Individuen, somit als ein vorzeitig ausgelöster Fortpflanzungs-
akt erscheinen konnte (v. Wagner)^).
Daß die ungeschlechtliche Fortpflanzung, besonders die Teilung,
bei Protozoen und Metazoen mit Regenerationserscheinungen verbunden
ist, wurde schon früher erwähnt und zwar können die neu zu bilden-
den Partien entweder vor, oder aber nach der eigentlichen Durch-
teilung des Körpers an diesem angelegt werden, so daß man eine
Teilung mit vorhergeheiuler oder nachfolgender Regeneration
unterschieden hat. Für beide liefern gerade auch die Würmer höchst
instruktive Beispiele und zwar sind diejenigen der Turbellarien und
Anneliden am bekanntesten. Bei manchen Rhabdocölen, wie in den
Gattungen Aficrostoina und Sienostoma, wird am Körper der in die
Teilung eintretenden Individuen durch eine leichte Einschnürung und
eine Art .Septum ein hinterer Körperabschnitt von einem vorderen
gesondert, wodurch die beiden durch Teilung entstehenden neuen
Individuen angedeutet werden. Übrigens pflegt sich an diesen eine
abermalige Teilung vorzubereiten, noch wenn sie im Zusammenhang
sind und man sieht an beiden Teilstücken eine neue Einschnürung
auftreten (Fig. 32 A). Die dadurch angedeuteten vier Individuen
erhalten bald eine deutliche Ausprägung, indem die Einschnürungen
außen am Körper wie am Darmkanal tiefer werden und am Vorder-
ende jedes neuen Individuums die Anlagen des Mundes, der Augen
und Wimpergruben auftreten und sich allmählich immer mehr aus-
prägen (Fig. 32 Au. B). Ob nur eine Teilung in zwei oder wie bei
Microstoma und manchen Anneliden in eine ganze Kette von Indi-
viduen erfolgt, kommt dabei nicht in Betracht; hier interessiert be-
sonders die Tatsache, daß die infolge der Querteilung an einem Teil-
stück nicht vorhandenen Organe an ihm angelegt \verden, so lange
es sich noch im Zusammenhang mit den übrigen befindet (Fig. 32 A u. B).
Die Durchteilung erfolgt später an der Stelle der Einschnürungen.
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei den durch Teilung sich
vermehrenden Anneliden ; sowohl bei Polychaeten wie bei limicolen
Oligochaeten treten am Körper des sich zur Teilung vorbereitenden
Wurmes Regenerations- oder Wucherungszonen auf (Fig. 33), an denen
43
die Anlage der neuen Organe vor sich geht und es ist ein eigen-
artiges Bild, die Individuen mit ihren schon mehr oder weniger aus-
gebildeten Schwan/- und Kopfenden aneinander hängen zu sehen,
Fig- 32.
Fig- 33-
:^:'
P
IV
Fig. 32. A Stenostoma S/eboldii. B Micro-
stoma lineare in Teilung (nach L. v. Graff 1875
u. 1882). I.—IV. Teilungsstellen I., 2., 3., 4. Ord-
nung, p der Pharynx der einzelnen Individuen.
Fig. 33. A Autolytits cornutus in Teilung
(nach Agassiz 1862); B ein Stück einer in
Teilung befindlichen Na'is (Stylan'a) proboscidia
mit zwei Knospungszonen (nach Leuckart 1851).
zumal die letzteren nicht nur mit iVugen, sondern auch oft mit langen
Fühlern und anderen Anhängen ausgestattet sind (Fig. 33 ^ u. B),
— 44 —
Auch bei den Anneliden kommt es wie bei den Microstomiden
zur Bildung- ganzer Ketten hinter einander liegender Individuen, die
entsprechend dem bestimmt geregelten Auftreten der. Knospungszone
eine regelmäßige, bei den einzelnen Formen verschiedenartige An-
ordnung zeigen und sich dieser entsprechend von einander ablösen.
Auch bei ihnen geht also die Neubildung der fehlenden Organe dem
eigentlichen Teilungsakt voraus. Das ist jedoch nicht immer der
Fall, sondern gerade bei den Anneliden läßt sich in sehr ausge-
sprochener Weise das Gegenteil beobachten •').
Fig. 34. A Ctenodrilus pardalis in Teilung, die dunklen Querbänder bezeichnen
die ,,Knospungszonen" (nachj. v. Kennel, 1882). B — G Ctcnodrihis monostylos. i? Wurm
in Teilung, C zwei mittlere Segmente abschnürend, D abgeschnürter einzelner Körperring,
E abgeschnürtes, aus zwei Ringen bestehendes Stück, F und G Regeneration eines solchen
durch Bildung neuer Segmente am Vorder- und Hinterende, Neubildung des Kopf- und
Schwanzendes (nach Graf Zeppelin 1883).
Daß Lunibiculns auf sehr geringfügige und kaum wahrnehm-
bare Reize hin, wie es scheint, auch ganz spontan in Teilstücke zer-
fallen kann, ohne daß eine Andeutung hierfür am Körper vorhanden
gewesen wäre und daß diese Teilstücke sich zu neuen Würmern er-
— 45 —
ganzen, wurde bereits früher erwähnt. In viel weitgehenderem Maße
jedoch tritt uns diese Einrichtung bei einem anderen Anneliden, näm-
lich bei Ctcnodrilus monostylos entgegen. Ein sehr gut ausgebildetes
Teilungsvermögen besitzt (nach v. Kennel) auch ein naher Verwandter
dieses Wurmes, Ctenodrilus pardalh, doch werden bei ihm Knospungs-
zonen angelegt (Fig. 34 ^), die übrigens in segmentweisen Abständen
aufeinander folgen und somit zu einem starken Zerfall des Wurmes und
zur Bildung einer großen Zahl von Teilstücken führen müssen. Letzteres
kann auch bei Ctenodrilus iiioiwstylos der Fall sein, doch treten an
ihm vorher keine solchen Knospungszonen auf, vielmehr zerfällt der
Wurm nach intersegmentärer Einschnürung in zwei oder mehrere
Teilstücke (Fig. 34 B — G). Die Teilstücke bestehen zuweilen aus
ganz wenigen Körperringen, wohl auch nur aus zwei oder g"ar bloß
aus einem Segment (Fig. 34 C — F). Durch Gewebswucherungen
am Vorder- und Hinterende unter Beteiligung des Darmkanals (zur
Bildung von Mund und After), sowie durch eine bald eintretende
Neubildung von Segmenten wird der neue Kopf- und Schwanzab-
schnitt geliefert (Fig. 34 F Vi. G); in vorgebildetem Zustande war nichts
davon vorhanden, ein drastisches Beispiel für die „Teilung mit nach-
folgender Regeneration" (M. v. Zeppelin).
Wie bei der ,, Teilung", so spielen auch bei der „Knospung"
Neubildungsvorgänge eine wichtige Rolle und zwar erfolgen sie, so
lange die Knospe noch mit dem Muttertier verbunden ist, verhalten
sich also wie bei der Teilung mit vorhergehender Regeneration.
Wenn bei einer Hydra oder einer der vielen anderen Tierformen, bei
denen die bekanntlich sehr verbreitete Knospung vorkommt, eine
„Knospe" entsteht, so buchtet sich seitlich am Körper eine zunächst
wenig umfangreiche Partie buckeiförmig hervor: Diese wird größer,
erhebt sich mehr und indem sie die für das Muttertier charakteristischen
Organe, beim Polypen Mundkegel und Tentakeln ausbildet, wird sie
diesem allmählich ganz ähnlich (Fig. 35 a — e) und löst sich dann
schließlich vom Körper ab. Die Übereinstimmung dieser Vorgänge
mit Regenerationserscheinungen liegt insofern weniger auf der Hand,
als bei der „Teilung" ähnlich wie bei der künstlichen Zerteilung des
Körpers ohne weiteres sehr umfangreiche Stücke resultieren, an
- 46
denen die vorzunehmenden Neubildungen nicht allzubeträchtlicher
Natur sind, während bei der Knospung das neue Individuum aus
einem recht kleinen Zellenkomplex hervorgeht, der nur einen sehr
geringen Bruchteil des Mutterkörpers ausmacht, so daß also die
Wachstums- und
Entwicklungsvor-
gänge bis zur Er-
langung der Ge-
stalt des Mutter-
tiers recht erheb-
liche sind. P>ei-
lich lassen sich
Knospung und
Tei 1 u n g n u r seh w er
auseinanderhalten
und sind durch
Übergänge ver-
bunden, die be-
sonders dann ge-
geben sind, wenn
der Knospungsbe-
zirk gegenüber
dem ganzen Kör-
pervolumen um-
fangreicher wird
oder an einem ra-
diärgebauten Tier
Neubildungen auf-
treten, auf welche
^"'g- 35- Hydra mit jungen, als bloße kugelförmige Vor-
wulslungen erscheinenden Knospen, sowie solchen, die bereits kurze
Tentakel tragen und sich weiter zur jungen Hydra ausbilden {a — c),
s Fußscheibe, t Tentakel.
später eine Teilung des Körpers folgt, wie dies bei Medusen be-
obachtet wird; ebenso ist bei der sog. terminalen Knospung der
Scyphopolypen schwer zu sagen, ob man sie unter den Begriff der
Knospung oder Teilung einreihen solP").
Man hat die Entstehung dieser ungeschlechtlichen Fortpflanzungs-
arten (durch Teilung oder Knospung) auf die Fähigkeit der Tiere,
— 47 — •
verloren gegangene Körperteile durch Regeneration zu ersetzen,
zurückführen wollen. Tiere, die anfangs vielleicht nur geringfügige
Verluste zu reparieren vermochten, erlangten allmählich die Fähigkeit,
dies mit umfangreicheren Defekten zu tun, was schließlich so weit
führte, daß ganz wesentliche Körperpartien, wie z. B. der Kopf und
Schwanz der Anneliden, neu gebildet und damit aus einem Teil des
Körpers das ganze Tier wieder hergestellt werden konnte. Hier ist
von der gewaltsamen Zerlegung eines Tierkörpers {Hydra^ Planaria
etc.) oder dessen spontanen Zerfall in Teilstücke [Ltimbriculus], die
sich zu einem neuen Individuum auszubilden vermögen, bis zur natür-
lichen Teilung [Ctenodrilus, Autolytus, Nai's, Microstonia u. s. f.) nur
ein .Schritt. — Ob freilich der Regenerationsfähigkeit der Tiere tat-
sächlich diese hohe Bedeutung für das Zustandekommen der unge-
schlechtlichen Fortpflanzung zugeschrieben werden darf und diese
nicht vielmehr einen ursprünglichen, den Tieren schon von jeher
eigenen Charakter hat, ist eine andere Frage. Daß nicht allen Tieren,
welche ein gut ausgebildetes Regenerationsvermögen aufweisen, die
Fähigkeit der ungeschlechtlichen Fortpflanzung zukommt, spricht noch
nicht gegen deren Herleitung von Regenerationsvorgängen, denn
nicht bei allen diesen Tieren brauchten letztere zu so hoher Ausbil-
dung gelangt sein. Andererseits erscheint bei denjenigen Tieren,
welche sich durch Teilung oder Knospung vermehren, ein weitgehen-
des Regenerationsvermögen geradezu unerläßlich. Auffallend in dieser
Beziehung und jedenfalls gegen jene Auffassung verwendbar, ist die
bereits weiter oben besprochene Tatsache, daß die Pflanzen, bei denen
Knospungsvorgänge eine so große Rolle spielen, den direkten Er-
satz verlorener Teile, welcher bei den Tieren so häufig ist, nur in
einem recht beschränkten Maße kennen. Freilich ist bei ihnen dafür
der indirekte Ersatz durch Verwendung anderer Teile ganz besonders
stark entwickelt und wollte man mit Rücksicht hierauf den Begriff
der Regeneration etwas weiter fassen, wie es vielfach von selten der
Botaniker geschieht, so würde sich gerade das Beispiel der Pflanzen
dafür verwenden lassen, daß mit einem sehr weitgehenden „Re-
generations"vermögen in hohem Maße die Fähigkeit der ungeschlecht-
lichen Fortpflanzung verbunden ist.
- 48 -
Es ist eine bekannte Erscheinung, daß Tiere mit großer Regene-
rationsfähigeit diese nicht am ganzen Körper in gleicherweise zeigen,
sondern die Regeneratioiiskraft pflegt in verschiedenen Körper-
regionen eine differente zn sein. So liegt bei den vorher erwähnten
limicolen Oligochaeten die Möglichkeit der Erzeugung eines ganzen
Wurms aus einem Teilstück innerhalb bestimmter Grenzen, d. h. die
vorderste Körperregion ist dazu ebensowenig befähigt wie die
hinterste; bei den zwischenliegenden Partien, die dies vermögen, sieht
man die Fähigkeit dazu nach hinten hin abnehmen. Die zwar nicht
derartig, aber immerhin recht regenerationsfähigen Regenwürmer
bilden für gewöhnlich nur beim Verlust einer geringen Anzahl
vorderer Segmente einen neuen Kopf, während größere vordere
Körperpartien zumeist nur unvollkommen zur Neubildung gelangen ;
dagegen können große Strecken des hinteren Körperendes durch
lange segmentreiche Neubildungen ersetzt werden. Bei anderen
Anneliden liegen die Verhältnisse günstiger, so regeniert nach
Drieschs Beobachtung der sedentäre Polychaet Amphigloia mediter-
ranea an jedem Querschnitt nach vorn wie nach hinten, aber dennoch
verringert sich auch bei ihm aboralswärtsdie Geschwindigkeit der Regene-
ration und zwar sowohl für Neubildungen nach vorn wie nach hinten'^).
Selbst bei den außerordentlich regenerationsfähigen Planarien
und sogar bei Hydra und anderen, durch ein sehr weit gehendes
Regenerationsvermögen ausgezeichneten Hydroidpolypen erweisen sich
einzelne Körperregionen weniger regenerationsfähig als andere oder
solche Bezirke regenerieren (offenbar infolge der an ihnen eingetretenen
stärkeren Spezialisierung) überhaupt nicht mehr. Eine Differenz in
der Fähigkeit der Neubildung verloren gegangener Teile ist auch
bei sehr regenerationsfähigen stockbildenden Formen in verschiedenen
Regionen des Stockes zu bemerken ; so erfolgt die Neubildung bei
einem aller seiner Poh'penköpfchen beraubten und in drei Teile zer-
legten Stock in weit vollständigerer Weise an dem apikalen als am
medialen und besonders am basalen Stück. Nach diesen (von Gast
und Godlewski ausgeführten) Versuchen zeigt sich im Verlauf von
24 Stunden an dem oberen Teilstück bereits eine recht große Zahl
von Hydranthen (Fig. 'S^A), während sie am mittleren Stück kleiner und
49
noch weit geringer am unteren Stück ist (Fig. 36 5 und C). Daß an den
frei im Wasser aufgehängten Stücken heteromorphe Bildungen, z. B. Köpf-
chen am basalen Stammende auftreten (Fig. 72,8. 1 13), sei hier nur neben-
bei erwähnt und einer späteren
Besprechung v^orbehalten.
Manche Tiere sind in
der Lage, gewisse Körperteile
mehrmals hintereinander zu re-
generieren und diese Fähig-
keit der wiederholten Rege-
neration soll hier an einigen
charaktet istischen Beispielen er-
läutert werden. Das bekannteste
von ihnen dürfte das schon
von Spallanzani mitgeteilte
einer nicht weniger als sechsmal
aufeinander folgenden Rege-
neration der Beine und des
Schwanzes bei Molchen sein.
Die Schwanzspitze dieser Tiere
scheint sich beliebig oft, d. h.
immer wieder zu ergänzen, so
viel mal sie abgeschnitten wird.
Auch bei den Froschlarven
kann eine mehrmalige Rege-
neration der entfernten Teile
auf einander folgen, wie neuer-
dings wieder durch A. Bauer
gezeigtwurde. Ribbert stellte
C
Fig. 36. Ein in drei Stücke zerlegter und
aller Hydranthen beraubter Stamm von Pennaria
Cavolinii nach Verlauf von 24 Stunden gezeichnet,
wobei nur die ausgebildeten Köpfchen, nicht die
Knospen berücksichtigt wurden ; am basalen Ende
je ein (heteromorph gebildeter) Hydranth. A das
apikale, B das mediale und C das basale Teil-
stück (nach Gast und Godlewski 1903).
fest, daß nach mehr alshundert-
maligem Abkratzen der Epidermis am Kaninchenohr sowohl Epithel- wie
Hautdrüsen sich immer wieder von neuem bildeten. NachDriesch erfolgt
auch bei Ascidien (Clavellina) nach mehrmaligem Abtrennen der neu ent-
standenen Teile eine (wiederholte) Regeneration und der durch Regene-
ration entstandene Körperteil kann seinerseits die von ihm abgetrennten
Korscheit, Regeneration u. rransplantation. ^
— 50 —
Partien wieder neu bilden, so daß „bei diesem Prozeß schließlich In-
dividuen resultieren, die dem ersten Ausgangsindividuum gegenüber
etwas ganz Neues sind". Letztere Erscheinung läßt sich auch bei limi-
colen Oligochaeten (so nach den von C. Müller im hiesigen Institut an-
gestellten Beobachtungen an Ltivibriculus) beobachten, indem lange
segmentreiche Hinterregenerate, vom übrigen Körper abgetrennt,
für sich einen neuen Kopf zu bilden und somit aus sich das Ganze
zu vervollständigen vermögen, wie dies auch Driesch neuerdings von
einem polychaeten Anneliden, Amphiglaena inediterranea, mitteilt, nur
daß es sich dabei um kürzere Regenerate handelt, welche vordere Partien
neu bilden. Übrigens sind auch bei Lumhriculus kürzere, etwa lo
Segmeute zählende Regenerate zu neuer Kopf- und Schwanzbildung
befähigt und zwar kann diese nach C. Müllers Beobachtvmg zum
mindesten dreimal hintereinander an Regeneraten von Lumhi'iculus
erreicht werden.
Eine wiederholte Regeneration dürfte bei vielen Anneliden zu er-
zielen sein, so kann bei Tubifcx das Kopfende 3 — ■4mal, hei Ltimbricus
5mal, bei Luinbricuhis 8— gmal, das Schwanzende noch öfter, bei
Tiibifex mindestens 10 — 11 mal, bei Lumbrictilus i4mal hintereinander
neu gebildet werden. Allmählich scheint sich dann die Fähigkeit
der Regeneration zu erschöpfen; die neu gebildeten Teile kommen
schließlich nur unregelmäßig gestaltet zustande, bis zuletzt überhaupt
keine solchen mehr hervorgebracht werden 1^).
Ein Zurücktreten des Regeneiationsvermö^ens ist im Allge-
meinen mit der zunehmenden Organisationshöhe der Tiere zu
bemerken, obwohl sich allerdings ein festes Gesetz dafür nicht aufstellen
läßt. So finden sich unter den niederstehenden und einfachen Tierformen
manche, die nur eine sehr geringe Regenerationsfähigkeit zeigen,
während diese bei nahen Verwandten gut ausgebildet ist. Unter den
Würmern z. B. besitzen viele der recht hoch entwickelten Anneliden,
so die Polychaeten und Oligochaeten, ein weitgehendes Regenerations-
vermögen, bei den Hirudineen hingegen scheint es (auch nach Nus-
baums neueren Mitteilungen) ganz zurück zu treten und bei anderen
Würmern, deren systematische Stellung mit Recht niedriger einge-
schätzt wird und deren Organisation jedenfalls eine einfachere ist, wie
51 —
dies für die Nematoden gilt, ist anscheinend keine irgendwie erhebliche
Regenerationsfähigkeit vorhanden. Auch von den Trematoden ist
eine solche nicht bekannt geworden, obwohl bei ihnen freilich hinzu-
kommt, daß sie als Parasiten gewaltsamen Verletzungen ihres Körpers
weniger ausgesetzt und künstlichen Eingriffen nur schwer zugänglich
sind; nahe Verwandte dieser sehr niederstehenden Würmer, die
Turbellarien, sind bekanntlich äußerst regenerationsfähig, wie vorher
besprochen wurde (Fig. 27 — 29 S. 37ff). — Derartige Unterschiede inner-
halb einer Gruppe und bei verhältnismäßig nahe verwandten Tierformen
dürften sich bei systematisch darauf gerich-
teten Untersuchungen viele herausstellen;
hier sei nur noch eine sehr in die Augen fal-
lende Differenz, nämlich diejenige zwischen
Polypen und Medusen angeführt. Während
die ersteren eine ganz ungewöhnlich ent-
wickelte Regenerationskraft besitzen, tritt
diese bei den ihnen so nahe stehenden und
unter Umständen von einem solchen re-
generationsfähigen Polypenstock herstam-
menden Medusen sehr stark zurück, be-
schränkt sich zumeist auf den Ersatz ein-
zelner Teile und bringt es gewöhnlich nur
zu einer recht unvollkommenen Ausbildung
des Körpers (Fig. 81, S, 127)'').
Wenn mit der steigenden Organi-
sationshöhe die bei vielen niederen Tieren
in so hohem Maße vorhandene Fähigkeit,
sehr beträchtliche und umfangreiche Teite
ihres Körpers neu zu bilden, immer mehr
verloren geht, können bei den höher stehen-
den Tierformen dennoch einzelne, anscheinend besonders exponierte
Teile die Fähigkeit der Regeneration bewahren, speziell gilt dies für
die Extremitäten und andere Anhänge des Körpers, so für die Flossen
und Gliedmaßen der Amphibien und Fische, besonders aber für die-
jenigen der Gliedertiere, welche durch die ganze Reihe der Arthropoden,
4*
Fig. 37- Weibchen einer
Gespenstheuschi ecke (Fhasinuie) .
Raphiderris scabrosus mit drei ur-
sprünglichen, schwarz gebänderten
und drei neugebildeten, gleich-
mäßig gefärbten Beinen (r), "'/j nat.
Größe (nach Bordage 1905).
52
von den Krebsen durch die Arachnoiden und Myriopoden bis hinauf zu
den Insekten eine recht bedeutende Regenerationskraft besitzen und
in der Lage sind, mehrere verlorene Gliedmaßen zu ersetzen, wie das
umstehend abgebildete Phasmidenweibchen zeigt, welches in der Jugend
drei Beine verloren und sie neu gebildet hat (Fig. 37). Bei den Arthro-
poden ist aber auch der aus einzelnen Ringen zusammengesetzte und da-
her leicht verletzbare Hinterleib bis zu einem gewissen Grade regenera-
tionsfähig und bekanntermaßen gilt dies auch für den Schwanz der Am-
phibien und Reptilien, wie ja der Eidechsenschwanz ein allbekanntes
und beliebtes Beispiel für die Regeneration tierischer Körperteile ist.
Die Ersetzbarkeit exponierter und daher leicht zu verletzender
Körperteile erscheint zweifellos als eine für die betreffenden Tiere recht
nützliche Einrichtung und sehr naheliegend war deshalb der (xedanke,
sie möchte in Anpassung an die Lebensverhältnisse der betreffen-
den Tiere entstanden sein. Die Eidechse wird leicht an ihrem langen
Schwanz gefaßt und festgehalten; wenn es möglich würde, sich durch
Abwerfen des Schwanzes zu befreien und ihn dann wieder neu zu
bilden, so müßte dies für das Tier von entschiedenem Vorteil sein ;
also kam es zur Einrichtung der die Loslösung des Schwanzes be-
fördernden Bruchflächen in den Wirbelkörpern. — Noch augenfälliger
tritt uns diese Erscheinung bei den höheren Krebsen, besonders den
Krabben, entgegen, an deren Beinen ziemlich weit oben in der Nähe
der Basis eine besondere Stelle vorgebildet oder durch Einsenkung
des Chitins und geeignete Anordnung der Muskeln ein sog. Bruch-
gelenk eingerichtet ist, an welchem auch bei weiter distalwärts erfol-
genden Verletzungen das Bein mit Leichtigkeit abbricht oder von
dem Tier freiwillig abgeworfen wird. Von dieser Stelle aus geht
dann die Regeneration der Extremität vor sich ^^).
Die schon weiter oben (S. 41.) von den Anneliden und Seesternen
kurz erwähnte Erscheinung der
Selbstverstümmelung, Selbstzerstückelung oder Autotomie
ist bei den Tieren ziemlich verbreitet. Es scheint, daß sie auch den
Protozoen zukommt, bei denen man die Abstoßung einzelner Plasma-
— 53 —
teile und Anhänge, besonders von Flagellen und Cilien, beobachtet
hat. Das Abwerfen der Köpfchen bei den H3^droidpolypen und ihre
Neubildung unter günstigeren Umständen ist eine bekannte Erschei-
nung. Diesem Vorgang nicht unähnlich ist die Fähigkeit der Phoronis,
sowie der ektoprokten und endoprokten Bryozoen, ihre Köpfchen ab-
zustoßen oder zur Rückbildung zu bringen, um bald neue, unter
Umständen schon vorgebildete Polypide an ihrer Stelle zur Aus-
bildung zu bringen. Von den Aktinien wird angegeben, daß sie ihre
Tentakel abzulösen und neu zu bilden vermögen; bezüglich der Auto-
tomie der Anneliden sei außer dem bereits früher besprochenen Zer-
fall in Stücke noch das Abstoßen und Neubilden einzelner Körper-
anhänge, wie Cirrhen und Elytren erwähnt. Regenwürmer, die am
Hinterende verletzt wurden, sieht man auf diesen Reiz hin oder später
weitere Stücke abschnüren. Phoronis kann sich eines Teils oder des
ganzen Tentakelapparats entledigen, desgleichen vermögen Muscheln
und Schnecken gewisse Körperanhänge, wie Aeolidier und Tcthys
ihre Rückenpapillen und Kiemen, die Cephalopoden einzelne Arme
zu amputieren. Auch die Eigentümlichkeit der Holothurien, ihren
Darmkanal auszuwerfen, ist jedem am Meer arbeitenden Zoologen in
recht unliebsamer Erinnerung; die verlorenen Eingeweide können sie
dann wieder ersetzen. Nicht weniger bekannt ist die Fähigkeit der
Haar-, See- und Schlangensterne, ihre auf einen ganz leichten Reiz
oder spontan abgebrochenen Arme neu zu bilden. Von dem Auf-
treten der Autotomie bei Wirbeltieren und Arthropoden wurde vor-
her ausgegangen, doch kann dem noch hinzugefügt werden, daß diese
Einrichtung offenbar bei den letzteren ganz besonders verbreitet ist.
Außer bei den Krebsen konnte eine ganze Reihe von Beobachtern
(Fredericq, Bordage, Andrews, Godelmann u. a.) auch bei ver-
schiedenen Insekten, besonders bei Geradflüglern an der Basis der
Extremitäten Einrichtungen feststellen, welche deren Ablösung er-
leichtern. Eine solche Vorrichtung kann z. B. darin bestehen, daß
ganz in der Nähe des proximalen Endes der Gliedmaßen eine dünne
Stelle der Chitinhaut vorhanden ist, die unter Umständen ringförmig
um das Glied herum läuft und das Abbrechen an dieser Stelle er-
leichtert. Der Ring kann sich auch wohl als Furche vertiefen, zumal
54
rn--
F
wenn er die Grenze zwischen Schenkelring und Oberschenkel dar-
stellt. p:rleichtert kann die Ablösung des Gliedes noch dadurch
werden, daß vom Hüftglied und Schenkelring keine Muskeln in den
Femur sich erstrecken, wie dies die umstehende Figur 38 von
einer Phasmide zeigt. Durch alles dies kommt
hier ein locus minoris resistentiae zustande,
durch welchen die Möglichkeit der Autotomie
sehr befördert wird (Bordage, Godelmann).
Auf ganz ähnliche Ursachen konnte neuer-
dings P. Friedrich die schon seit langem
bekannte Selbstverstümmelung bei Spinnen
zurückführen, indem er zeigte, daß auch bei
ihnen an der Basis der Beine eine besondere,
das Loslösen der Extremität befördernde Vor-
richtung getroffen ist. Jenen anderen Einrich-
tungen nicht unähnlich, besteht sie hier aus
einem weit ins Innere vorspringenden Chitin-
fortsatz an der Unterseite des Trochanter, der
mit Hülfe des als „Brechmuskel" dienenden
Oberschenkelbeugers im Augenbhck der Auto-
tomie an die Oberseite des Trochanters heran-
gedrückt wird und dadurch die Weichteile des
Beines zerschneidet, worauf in einem, um den
ganzen Trochanter herumlaufenden Ring, der
einer vorgebildeten Stelle von geringerer
Widerstandsfähigkeit entspricht, die Abschnü-
rung des Beines erfolgt. Von der Bruchstelle
aus kann sich dann unter geeigneten Be-
dingungen ein neues Bein bilden. Von be-
sonderem Interesse würde es sein, wenn
solche Spinnen, denen die Fähigkeit der Auto-
tomie fehlt oder bei denen sie, wie bei den
Wasserspinnen, anscheinend nur wenig aus-
gebildet ist, der dafür bestimmten Vorrichtung
an der Extremitätenbasis entbehrten. Sollten sich die dahingehenden
m-
Ti
Fig. 38. Bein einer Phas-
mide, Monandroptera imin-
ca7ts, mit den Muskeln, die
schraffiert dargestellt sind, in
die Sehnen übergehen und sich
durch diese am Chitin anheften.
C Coxa (Hüftglied), 7' Tro-
chanter (Schenkelring), /' Fe-
mur (Oberschenkel), Ti Tibia
(Schiene, Unterschenkel), Ta
Tarsus (Fuß), r r Rinne, an
welcher das Durchbrechen er-
folgt (Brechgelenk) (nach Bor-
dage, 1905).
— 55 —
Angaben bestätigen, so würde dieses Verhalten für die Auffassung
der ganzen Erscheinung von Bedeutung sein.
Die Vorgänge der Autotomie haben nicht wenig dazu beige-
tragen, die Auffassung der
Regeneration als Anpassungserscheinung
zu verstärken. Der Streit, ob sie eine solche oder eine den Organis-
men ursprünglich zukommende Eigenschaft sei, ist durch Weismanns
entschiedene Stellungnahme für die erstere der beiden Auffassungen
wieder von neuem belebt worden. Bei den meisten Fällen von Auto-
tomie ist es ohne weiteres ersichtlich, von welchem großen Nutzen
diese Einrichtung für die betr. Tiere sein muß; besonders klär zu
Tage tritt dies dann, wenn es sich wie zumeist um äußere Körper-
teile, Gliedmaßen, Schwanz- und andere Anhänge handelt, die beim
Ergreifen abbrechen und wieder ersetzt werden Aber auch abge-
sehen von diesen besonderen Fällen erscheint die Regeneration, welche
den Tieren in weitem Umfang Verletzungen zu reparieren und ver-
lorene Teile neu zu bilden erlaubt, als eine ihnen sehr nützliche
Eigenschaft, „so nützlich und notwendig", sagt Vöchting (1904),
„daß wir uns die Lebewesen ohne diese Eigenschaft gar nicht existierend
denken können", ähnlich wie Roux es schon früher (1894) aus-
sprach, daß sie auch den niedersten Lebewesen zukam und daß diese
ohne sie nicht hätten entstehen oder erhalten bleiben können.
Weismann, der in seinem Buch über das Keimplasma und
auch später (189g) die allgemeine Bedeutung des Regenerations-
problems sehr eingehend behandelte, kam zu dem Ergebnis, daß „die
allgemeine Regenerationsfähigkeit sämtlicher Teile eine durch Selektion
herbeigeführte Errungenschaft niederer und einfacher Tierformen sei,
die im Lauf der Phylogenese und der steigenden Kompliziertheit des
Baues zwar allmählich mehr und mehr von ihrer ursprünglichen Höhe
herabsank, die aber auf jeder Stufe ihrer Rückbildung in Bezug auf
bestimmte, biologisch wichtige und zugleich häufigem Verlust ausge-
setzte Teile durch speziell auf diese Teile gerichtete Selektionsprozesse
wieder gesteigert werden konnte". Nach Weismanns Auffassung
gibt es keine allgemeine Regenerationskraft, sondern diese ist bei
- 56 -
ein und derselben Tierform abg-estuft nach dem Regenerationsbedürf-
nis des Teiles, d. h. in erster Linie nach dessen Ausgesetztheit. Wie
Weismann seine Auffassung des Regeneralionsproblems aus den
darüber bekannten Tatsachen hergeleitet hatte, suchte er selbst wie
eine Reihe anderer Forscher diese Annahme durch Beibringung
weiteren Beobachtungsmaterials zu stützen, wobei die anscheinend sehr
ausgeprägte Regenerationsfähigkeit exponierter und leicht verletz-
barer Teile gegenüber dem weit geringeren oder gänzHch mangeln-
den Regenerationsvermögen solcher Organe, die geschützt oder im
Körperinnern liegen, eine wichtige Rolle spielt.
Gerade in letzterer Hinsicht fanden aber diejenigen Autoren,
welche mit Weismann die Regeneration als eine durch Selektion
hervorgerufene Anpassungserscheinung betrachteten, eine sehr ent-
schiedene Gegnerschaft vor allem in den Forschern entwickkmgs-
physiologischer Richtung, wie Morgan, Przibram u. a., die auf
Grund ihrer Versuche die Beziehungen der Regenerationsfähigkeit
eines Körperteils zu seiner leichten Verletzbarkeit durchaus in Abrede
stellten und andere gar nicht exponierte, sondern im Gegenteil ganz
geschützt liegende Körperteile mit ungefähr ebenso großem Regene-
rationsvermögen wie jene ausgestattet fanden.
Wie die Regenerationsfähigkeit der leicht verletzbaren Glied-
maßen in den verschiedenen Abteilungen der Arthropoden als Stütze
der Weismann sehen Anschauung verwendet wurde, ist sie im gegen-
teiligen Sinne auch von deren Gegnern herangezogen worden. Dabei
spielt jene schon vorbei erwähnte Einrichtung eine gewisse Rolle,
daß die Extremitäten mancher Insekten, Spinnen und Krebse an
einer bestimmten, vorgebildeten Stelle abbrechen. Durch zielbewußte
Versuche an höheren Krebsen (besonders Eiipagtcrtis und Palacmon)
stellten Morgan und Przibram fest, daß auch von solchen Bruch-
flächen aus, welche proximal oder distal von den vorgebildeten Bruch-
stellen liegen, eine Neubildung der abgetrennten Teile erfolgt. Man
schloß daraus, daß die vorgebildeten Bruchstellen eine sekundäre
Einrichtung darstellen und die Regenerationsfähigkeit der Gliedmaßen
nicht im Zusammenhang mit der Autotomie entstanden ist. Auch die
von E. Schultz (1898) beobachtete und durch P. Friedrich (1906)
r)/
bestätigte Tatsache, daß die zwischen zwei Gelenken abgeschnittenen
Glieder der Spinnenbeine von der Schnittfläche, also von einer Stelle
aus regenerieren, an welcher sie beim freien Leben in der Natur kaum
jemals verloren gehen, wurde gegen die Auffassung der Regeneration als
Anpassungserscheinung verwendet. Ebenso auffallend mußte es zu-
nächst erscheinen, daß bei den von Morgan im größeren Umfange
vorgenommenen Versuchen an Einsiedlerkrebsen nicht nur die freien
und Verletzungen leicht ausgesetzten, sondern auch die verborgenen
und gut geschützten Gliedmaßen nach Abtrennung wieder neu ge-
bildet wurden.
Die Einsiedlerkrebse bergen den Hinterleib in Schneckenschalen,
die sie mit sich herumtragen und aus welchen dann der im Gegensatz
zu den weichhäutigen Hinterleib fest gepanzerte Vorderleib hervor-
ragt. Von seinen zehn Gangbeinen werden nur drei Paar zur Orts-
bewegung und zum Nahrungserwerb verwendet und nach außen
vorgestreckt, die nächsten zwei Beinpaare bleiben wie diejenigen des
Hinterleibs in der Schale verborgen. Begreiflicher Weise werden fiir
gewöhnlich nur die freien Extremitäten des Vorderleibs von Ver-
letzungen betroffen, wie sich dies häufig an den im Meer frei leben-
den Krebsen beobachten läßt; sie sind übrigens mit einem „Bruch-
gelenk" an ihrer Basis versehen und können abgeworfen werden, was
bei den übrigen Gliedmaßen nicht der Fall ist. Die Versuche sollten
nur zeigen, wie sich die im Schneckenhaus verborgenen gegenüber
den freien Extremitäten hinsichtlich ihrer Regenerationsfähigkeit ver-
hielten. Wenn diese auch geringer ist als bei den vorderen Glied-
maßenpaaren, so ist sie doch entschieden vorhanden und sowohl die
beiden geschützten Brustbeinpaare, wie die ebenfalls verborgenen
Gliedmaßen des Hinterleibs werden nach dem Abschneiden bald wieder
regeneriert. Zwischen der Häufigkeit des Verlustes und der Re-
generationsfähigkeit schien somit kein Zusammenhang zu bestehen.
Unabhängig von der größeren oder geringeren Verletzbarkeit der
einzelnen Körpergegenden kann die Regeneration an den verschie-
densten Stellen eintreten ; von einer Entstehung, ja selbst von einer
Steigerung der Regenerationsfähigkeit durch natürliche Auslese würde
nach dieser Auffassung nicht die Rede sein können.
- 58 -
Die Frage, ob die Naturzüchtung in der l.age war, eine so
weitgehende Auslese zu bewirken, wie sie nötig erscheint, um die
Regenerationsfähigkeit der verschiedenen Körperstellen zu ermöglichen,
kann hier nicht eingehender behandelt werden, doch wird man sich
trotz alledem nur schwer des Eindrucks erwehren können, daß leichte
Verletzbarkeit und Regenerationsfähigkeit gewisser Körperteile in
einem ursächlichen Zusammenhang stehen. Gegen die von Morgan
und anderen vertretene Anschauung und speziell gegen das scheinbar
in so frappanter Weise wider die Regeneration als Anpassungs-
erscheinung sprechende Verhalten der Einsiedlerkrebse wendet Weis-
mann ein, daß diese Krebse von ihren Vorfahren, welche nicht in
Schneckenhäusern lebten und bei denen infolgedessen auch die Glied-
maßen des Hinterleibs fast ebenso exponiert und leicht verletzlich
wie die des Vorderleibs waren, die Regenerationsfähigkeit der hinteren,
jetzt geschützten Gliedmaßen ererbt haben möchten. Ähnliches würde
gewiß auch für manche andere Fälle gelten, in denen die Verletz-
barkeit zu der Regenerationsfähigkeit der betreffenden Organe in
keinem rechten Verhältnis steht.
Eine gewisse Stütze finden Weismanns Anschauungen in
einigen neueren Ausführungen von J. Nusbaum. Auf grund seiner im
Laufe der Zeit an recht verschiedenen Objekten gewonnenen Erfah-
rungen, sowie auf anderen unlängst unternommener Regenerations-
studien an AnneHden fußend, spricht sich Nusbaum (1905) dahin aus,
daß Weismanns Annahme einer Ungleichmäßigkeit im Regenerations-
vermögen und dessen, dem Bedürfnis des Tieres entsprechende Zu- und
Abnahme (sowohl in Bezug auf das Ganze wie auf die einzelnen Teile)
in mancher Hinsicht zutreffend sein möge. Nach Nusbaums Auffassung
ist dieses Vermögen von zwei fundamentalen Momenten abhängig, näm-
lich I. von den inneren Eigenschaften der Gewebe eines jeden Tebe-
wesens, d. h. von deren strukturellen Verhältnissen, welche die größere
oder geringere Verletzbarkeit des Körpers und seiner einzelnen Teile
bedingen, — also von inneren Ursachen und 2. von den äußeren Be-
dingungen, welche diese Verletzbarkeit begünstigen oder nicht — also
von äußeren Ursachen. Für das erste Moment scheint ihm die
größere Regenerationsfähigkeit jüngerer gegenüber älteren Individuen
— 59 —
zu sprechen und fernerhin auch das Verhaken mancher nahe mit-
einander verwandter Tierformen , die ein sehr verschiedenartiges
Regenerationsvermögen besitzen, wie z. B. die limicolen Oligochaeten
und die Hirudineen, von denen erstere sehr regenerationsfähig
sind, letztere hingegen nur in sehr geringem Maße, obwohl ihre
Lebensbedingungen wohl kaum sehr verschiedene seien und die Blut-
egel etwa in viel geringerem Maße den Verfolgungen ausgesetzt sein
dürften als die limicolen Oligochaeten. Die Ursache jenes differenten
Verhaltens liegt nach Nusbaums Annahme bei diesen und manchen
anderen Tierformen in den strukturellen Verschiedenheiten und solche
erscheinen für die Möglichkeit des Auftretens nützlicher und zweck-
mäßiger Regulationen sehr wesentlich.
Von Bedeutung für die Auffassung der Regeneration als An-
passungserscheinung erscheint das A'ei'lialteii der iimereii Organe
bei Verletzuilgeil. Da sie im Naturleben der Tiere Verstümmelungen
nicht ausgesetzt sind, brauchten sie nach Weismanns Anschauungen
keine Regenerationskraft zu besitzen und zwar auch bei solchen
Tieren nicht, bei denen diese am äußeren Körper sehr entwickelt ist.
Obwohl der Umfang" der in dieser Hinsicht angestellten Versuche
noch verhältnismäßig gering ist, so kann wohl kein Zweifel darüber
bestehen, daß das Regenerationsvermögen innerer Organe gegen-
über den außen am Körper befindlichen sehr stark zurücktritt. Vor-
handen ist es freilich auch bei ihnen, w'enn es sich allerdings nur in
recht beschränktem Maße leistungsfähig zeigt, so viel w'ir wenigstens
bis jetzt einigermaßen sicheres darüber wissen. Unter den Wirbel-
losen erwiesen sich die Regenwürmer als geeignete Objekte für der-
artige A'ersuche und bei den allerdings meistens zur Beantwortung
anderer Fragen unternommenen Experimente ergab sich die Regene-
rationsfähigkeit verschiedener innerer Organe, wie des Darmkanals,
der Muskulatur und des Nervensystems. Die hauptsächlichsten in
Bezug auf das Regenerationsvermögen innerer Organe vorgenommenen
Versuche wurden an Wirbeltieren angestellt ^■^).
Die noch in anderer Beziehung zu erwähnende Regeneration
gewisser Teile der Augen soll deshalb hier nicht herangezogen
werden, da es sich bei ihnen um Partien handelt, die von außen
— 6o —
her verletzt werden können. Während manche innere Organe auch
bei sonst recht regenerationsfähigen Tieren, wie Lunge und Hoden
bei Amphibien, wenig und gar nicht zu regenerieren scheinen, ist
dies dagegen durch eine ganze Anzahl von Versuchen für höhere
Wirbeltiere, speziell für Säugetiere und beim Menschen festgestellt
worden. So ergab sich z. B. aus Ribberts bekannten, ebenfalls in
anderer Verbindung noch zu besprechenden Versuchen die Neubildung
wesentlicher, funktionierender und unter Umständen recht beträcht-
licher Partien der Schilddrüse, Speicheldrüsen, Lymphdrüsen, Leber
und Nieren. Ähnliche Ergebnisse erzielten andere Autoren an den-
selben oder anderen Organen, wie Teilen des Darmkanals, Respirations-
traktus und Genitalapparats, der Muskulatur und .so fort. Inwieweit es
sich dabei um Neubildungen von der verletzten Stelle aus, oder um
solche handelt, die mehr oder weniger weit entfernt von dieser als
Wucherungen in den erhalten gebliebenen Teilen des betreffenden
Organs auftraten, soll hier nicht untersucht werden, obwohl es aller-
dings für die Beurteilung dieser „Regenerationsvorgänge" nicht ganz
unwesentlich ist. Jedenfalls kann bei ihnen ein (wenn auch vielleicht
nur teilweiser) Ersatz direkt von der Wundstelle her stattfinden, der
aber für jene weitgehende Ergänzung weniger in Betracht kommt,
bei welcher sich nach Ponficks und anderen Beobachtungen die
Leber von 1/4 oder sogar Yg ihres Volumens wieder zu ihrem früheren
Umfang zu ergänzen vermag.
Über die Regeneration innerer Organe und ihre Bedeutung für
das Regenerationsproblem im allgemeinen, speziell aber für die Auf-
fassung der Regeneration als Anpassungserscheinung wird einiger-
maßen sicheres erst dann ausgesagt werden können, wenn der Kreis
der Erfahrungen hierüber noch mehr erweitert sein wird. Einstweilen
erscheint es kaum möglich, eine bestimmte Entscheidung nach der
einen oder anderen Richtung zu geben und der Widerstreit der
Meinungen bleibt in dieser Beziehung, wie im Hinblick auf jene all-
gemeine Auffassung des Regenerationsproblems, zunächst noch be-
stehen. Von besonderem Interesse dürfte es übrigens sein, das Urteil
zweier auf dem Gebiet der Regeneration besonders erfahrener Botaniker
über diese Fragen zu hören. Vöchting, der im Anschluß an seine
— 6i —
Beobachtungen über die Regeneration bei Araucarien die Frage
nach dem Nutzen dieser Einrichtung erörtert und ihn als einen für
die Organismen ganz ungemein hohen ansieht (1904, vgl. oben S. 55),
kann dennoch in zahlreichen anderen Fällen von einem Nutzen nichts
wahrnehmen. Dies gilt z. B. für diejenigen Fälle, in denen es möglich
ist, Sprosse einer Pflanze zum Bewurzeln und zu weiterer Ausbildung
zu bringen, ohne daß nur die geringste Wahrscheinlichkeit dafür
vorhanden ist, dieser Vorgang könne sich in der freien Natur ebenso
vollziehen. Solche Tatsachen erlauben es nach Vöchtings Auf-
fassung nicht, die Regenerationsfähigkeit als eine durch Naturzüchtung
erworbene Eigenschaft anzusehen und er betrachtet sie daher als eine
allgemeine Eigenschaft der lebendigen Substanz, welcher sie ganz
ebenso angehöre wie das normale Wachstum, von dem die Regeneration
ihrem Wesen nach gar nicht zu trennen sei. Damit sehr übereinstimmend
zeigt sich O. Hertwigs Anschauung (igo6), denn er sieht in dem Re-
generationsvermögen der Organismen „eine primäre Eigenschaft der
lebenden Substanz, welche nicht erst durch Selektion und Anpassung
in jedem einzelnen Falle erworben zu werden brauchte".
Auch Goebels Beobachtungen (1905) beziehen sich auf solche
Pflanzenteile, welche Sprosse zu bilden vermögen, ohne daß sie unter
normalen Verhältnissen davon Gebrauch machen oder auch nur Ge-
brauch machen könnten, wenn sie auf natürlichem Wege von der
Pflanze abgelöst wurden; auch er findet, daß derartige Fähigkeiten
nicht durch natürliche Zuchtwahl erworben wurden, sondern in der
Organisation der betreffenden Pflanzen begründet sind. Außerdem
betont er, daß bei den Pflanzen nicht diejenigen Teile, welche am
leichtesten beschädigt werden, durch ein besonders großes Regene-
rationsvermögen ausgezeichnet sind.
Man sieht hieraus, daß auch die Meinung namhafter Botaniker
der Auffassung der Regeneration als Anpassungserscheinung wenig
günstig ist und zusammengehalten mit jenen oben erwähnten Ergeb-
nissen zoologischer Forschung, die zu abweichenden Anschau-
ungen führten, dürften sie das Gewicht der letzteren recht we-
sentlich verstärken. Betrachtet man die Regenerationsfähigkeit als
eine der lebenden Substanz zukommende Eigenschaft, was bei ihrer
— 62 —
großen Verbreitung von den niedersten einzelligen Wesen bis zu den
höchsten und kompliziert gebauten Organismen jedenfalls sehr nahe
liegt, so wird man doch immerhin annehmen dürfen, daß diese Eigen-
schaft innerhalb gewisser Entwicklungsreihen durch Anpassung und
Auslese eine Verstärkung und bessere Ausbildung erfahren hat.
Nachdem zur Orientierung über das Auftreten der Regeneration
am Metazoenkörper einige besonders charakteristische und instruktive
Fälle herausgegriffen worden waren und im Zusammenhang damit
einige Fragen von allgemeiner Bedeutung erörtert wurden, soll nun-
mehr von dem eigentlichen
Verlauf der Regeneration
die Rede sein.
Wenn auf natürlichem oder künstlichem Wege ein der Regene-
ration fähiger Körperteil entfernt wurde, so zeigt sich im allgemeinen
die Tendenz, die Wundränder einander zu nähern und auf diese ein-
fache Weise einen Verschluß der Wunde zu erzielen. Dieser ist
aber sehr wichtig, weil durch ihn ein weiterer Verlust von Blut und
anderen Substanzen vermieden und die schädigende Wirkung der
äuf^eren Einflüsse, besonders die Infektionsgefahr durch das Ein-
dringen von Bakterien verringert wird. Hervorgerufen oder befördert
wird der Wundverschluß bei vielen, zumal wirbellosen Tieren häufig-
durch die Kontraktion der in und unter der Haut befindlichen Mus-
kulatur, wodurch im günstigsten Fall ein Zusammenlegen und Ver-
kleben der Wundränder hervorgebracht wird. Zuweilen geschieht
nach Verhist des betreffenden Körperteils infolge der nachlassenden
Spannung und ebenfalls durch Muskelkontraktion bewirkt, ein Ein-
rollen der Wundränder, das von ähnlichen günstigen Folgen begleitet
ist. Diese werden noch dadurch verstärkt, dafd sich gerinnende Blut-
massen und erhärtende Gewebsreste über die Wunde lagern (Fig. 39^),
die übrigens, wenn jene anderen günstigen Faktoren fehlen, auch für
sich einen vorläufigen Wundverschluf^ bewirken können, eine Art
von Schorfbildung, unter der dann die endgültige Heilung der Wunde
erfolgt (Fig. 39 ^. u. 7?).
b-
Dem eigentlichen Regenerationsprozeß, d. h. dem wirklichen
Ersatz der verloren gegangenen Teile gehen häufig provisorische
Wundheilungen oder andere Bildungen voraus, die zum Schutz der
verletzten Partien be-
stimmt sind, später aber
abgeworfen, resor-
biert und durch end-
gültige Gebilde ersetzt
werden. Es sei in dieser
Beziehung nur die pro-
visorische Überhäu-
tung der Wunde und
Abscheidung einer
Chitinhaut genannt, un-
ter deren Schutz sich
bei den Arthropoden
die neuen Teile ent-
wickeln können (Fig.
39^1— Z>). In Verbin-
dung mit einer ziem-
lich weitgehenden
Rückbildung verletz-
ter oder nicht verwend-
barer Teile entstehen
die neuen Glieder in
der schützenden Kap-
sel, in der sie unter
Umständen nicht ge-
nügend Platz finden,
um hier im gestreckten
Zustand liegen zu kön-
nen. Dann krümmen
und winden sie sich zu-
Fig. 39. Antennen-Regeneration von Onisctis miirarvis
(nacli J. Ost, 1906). A Antennenstiimpf zwei Stunden nach
dem Abschneiden der distalen Partie mit dem aus Blut-
gerinnsel und Zellresten gebildeten Gewebspfropf (^g), ch die
Chitinhaut der alten Antenne; B mit Bildung des neuen
Epithels und neuen Chitins (r) an der Wimdfläche; C und
D die sich neubildende Antenne {at), umgeben vom Chitin
der alten Antenne und dem vorderen Chitinverschluß ic).
weilen recht beträchtlich, wie dies von Bordage bei seinen Ver-
suchen an den Gespenstheuschrecken (Phasmiden, Fig. 40 A u. B) be-
- 64 -
obachtet und in ganz ähnlicher Weise auch von Wege bei der An-
tennenregeneration der Wasserassel gefunden wurde (Fig. 41).
Wird die Antenne von Aselhis aqiiaticus, wie es gewöhnlich
bei Verletzungen (wohl infolge einer vorgebildeten Bruchstelle) ge-
schieht, zwischen dem dritten und vierten Glied, von der Basis aus
ch—~
ex
B
ex-
-ch
Fig. 40. Neubildung
einer Gliedmaße nach
Abwerfen des alten
Glieds durch Auto-
tomie bei einer Phas-
mide ( Monandroptera
inuncaus). Die Ex-
tre;fnitätenanlage {ex)
liegt anfangs gebogen
{A), später gerollt {B)
in der Chitinkapsel
{ch) des Stumpfes vom
alten Glied ; w dessen
Wundfläche (nach
Bordage, 1905).
gerechnet, abgeworfen, so tritt innerhalb der noch stehen gebliebenen
Chitinhülle nach einer gewissen Zeit, d. h. nach Ablauf der Destruktions-,
sowie der regenerativen
Wundheilungs-und Neu-
bildungsvorgänge (Fig.
3q^ — C), die papillen-
förmige Anlage der
neuen Antenne auf.
Diese streckt sich dann,
wächst ziemlich bedeu-
tend in die Länge, tritt
aber dabei nicht aus
ihrem Futteral hervor,
sondern bleibt zunächst
mehrfach gewunden in
ihm liegen (Fig. 41).
Wenn dann mit der
Häutung dieSchutzhülle
abgeworfen wird, kann schon bald oder nach einiger Zeit die Streckung
der anfangs noch gekrümmten Gliedmaße und damit die Annahme
ihrer endgültigen Gestalt erfolgen.
Fig. 41. Die beiden (nach Autotomie) in Regene-
ration begriffenen Antennen von Aselhis aquaticiis im
aufgerollten Zustand, umgeben von der alten, mit Haaren
besetzten Chitinhülle {ch)\ an der Basis die dunkleren
Gewebsteile der alten Antennen, die hier wie die Chitin-
hülle in den Kopf {k) übergehen (nach unveröffentlichten
Untersuchungen von M. Wege).
Eine schützende Decke für die verletzten oder in Regeneration
befindlichen Teile kann auch auf andere Weise erzielt werden, z. B.
durch die Bildung eines Bindegewebspfropfes oder Überzugs über
der Wunde, wie er als sog. Granulationsgewebe bei den höheren
Wirbeltieren auftritt. Doch damit gelangen wir bereits in das Gebiet
der Wundheilung und der beginnenden Regeneration.
Nach Bildung des Wundverschlusses pflegt schon bald die
Wundheilung und damit die Neubildung der verloren gegangenen
Teile ihren Anfang zu nehmen; sie zeigt natürlich je nach der Be-
schaffenheit des betr. Körperteils und nach der Organisation des betr.
Tieres sehr große Verschiedenheiten, so daß die Fülle des sich hier
darbietenden Stoffes eine außerordentlich große ist und es ganz un-
möglich erscheint, sie im Rahmen dieser Darstellung auch nur einiger-
maßen erschöpfend zu behandeln. Frühere, vor allem auf den mensch-
lichen Körper, wie den der höheren Wirbeltiere bezügliche Dar-
stellungen, wie sie in sehr übersichthcher Weise mit spezieller Be-
rücksichtigung der Regeneration von L. Aschoff und in einer be-
sonders eingehenden und erschöpfenden Bearbeitung von F. Mar-
chand gegeben wurden, lassen den enormen Umfang des Gebiets
erkennen. Immerhin dürfte es für das Verständnis des Folgenden
wünschenswert erscheinen, diese Vorgänge kurz und am besten
an der Hand eines bestimmten Beispiels zu besprechen. Wegen der
größeren Einfachheit und Übersichtlichkeit im Verlaufe der Wund-
heilung und der auf sie folgenden Vorgänge greifen wir ein in letzter
Zeit wiederholt bearbeitetes und daher recht gut bekanntes Unter-
suchungsobjekt, die Regeneration der Anneliden, heraus.
Der Körper der Ringelwürmer ist verhältnismäßig einfach gebaut.
Ihre Körperwand besteht der Hauptsache nach aus einem einschich-
tigen Epithel und dem darunter liegenden, aus Rings- und Längs-
bündeln zusammeng-esetztem Hautmuskelschlauch. Der vorn mit dem
Mund beginnende Darmkanal durchläuft den zumeist recht lang-
gestreckten und aus vielen einzelnen Segmenten bestehenden Körper,
um am letzten Körperring durch den After auszumünden. Die
Segmente pflegen äußerlich durch ringförmige Einschnürungen,
innerlich durch Scheidewände (Dissepimente) voneinander getrennt zu
Korsclielt, Regeneration u. Transplantation. 5
— 66 —
sein (Fig. 42); die in jedem Segment vorhandene weite Leibeshöhle
wird von einem Peritonealepithel ausgekleidet, welches also die Darm-
wand außen und die Körperwand innen bedeckt. Die übrigen Organe,
wie die in der Körperwand vorhandenen Borsten, das aus Gehirn
und Bauchmark zusammengesetzte Nervensystem, die aus Rücken-,
Bauch- und Seitengefäßen bestehenden Zirkulationsorgane, die paar-
weise in jedem Segment als sog. Schleifenkanäle auftretenden Exkretions-
organe, kommen hier weniger in Betracht. — Wird einem derartig
organisierten Anneliden, etwa einem limicolen oder terricolen Oligo-
chaeten {Nai's, Tubifex, Lumbriculns, Lumhriciis oder einem anderen)
das aus einer größeren Anzahl von Körperringen bestehende hintere
Körperdrittel abgeschnitten, so beginnt nach Bildung des provisorischen
Wundverschlusses, der durch Zusammenneigen der Wundränder, Blut-
gerinnsel, erhärtende Gewebsfetzen etc. bewirkt wurde, von den
Wundrändern her die Epidermis neue Zellen zu liefern und sich über
die Wunde hinzuschieben, bis diese allmählich von einer neuen Epithel-
lage überzogen erscheint, wobei hier von gewissen für die einzelnen
Arten geltenden Modifikationen und Abweichungen in der Entstehung
und Ausbildung des Körperepithels abgesehen werden kann.
In diesem, wie in manchem andern Falle kann es nicht zweifel-
haft sein, daß der vielfach als Gesetz für die Herkunft der neuen
Gewebe und Organe bei der Regeneration aufgestellte Satz:
„Gleiches von Gleichem", wirklich zu Recht bestehet, aber
leider liegen die Verhältnisse zumeist nicht so klar, sondern gerade
bei der Regeneration verlaufen die Bildungsvorgänge
häufig in einer wenig übersichtlichen und schwer zu er-
kennenden Weise. Dies gilt übrigens auch für das vorher zur
Erläuterung der Wundheilung' gewählte Beispiel der Anneliden-
regeneration. Schon die Neubildung des Körperepithels verläuft bei
ihnen durchaus nicht immer in so klarer Weise, wie dies oben be-
schrieben wurde, sie braucht sich also nicht gerade durch Verschieben
des Epithels von den Wundrändern her, gefolgt oder begleitet von
Zellvermehrung, zu vollziehen, sondern diese letztere kann so stark
überwiegen, daß die Wundstelle von einer mehrschichtigen und
ziemlich dicken Lage junger Zellen überdeckt erscheint, aus welcher
- 67 -
sich erst mit der weiter fortschreitenden Differenzierung der neu zu
bildenden Teile auch das Körperepithel als oberflächliche Zellenlage
abhebt. Mehr noch kommt eine solche Abweichung für die darunter
liegenden Partien der Körperdecke, nämlich für den Hautmuskel-
schlauch, in Betracht, indem dessen neu zu bildende Partien sicher
nicht aus den noch vorhandenen alten Teilen hervorgehen. Vielmehr
entsteht seine äußere Lage, die Ringsmuskelschicht, aus Elementen
jener oberflächlichen Zellenwucherung und dasselbe kann auch für die
innere Lage, d. h. die Längsmuskelschicht gelten, wenn diese nicht
von tiefer gelegenen, gleichfalls noch indifferenten Zellen der sog.
Mesodermanlage herrühren. Inwiefern diese Bildungsweise mit der
embryonalen Entwicklung des Hautmuskelschlauchs übereinstimmt,
kann hier nicht untersucht werden, desgleichen nicht diejenige des
Nervensystems, welches ebenfalls nicht von den alten Teilen, sondern
ganz ähnlich wie die Muskulatur durch Wucherung neueren, gewisser-
maßen embryonalen Bildungsmaterials vom Ectoderm, d. h. der ober-
flächlichen Zellenlage her gebildet wird. In einer damit recht über-
einstimmenden Weise dürfte auch die Neubildung der Dissepimente,
Nephridien und Blutgefäße erfolgen, d. h. sie geht ebensowenig von
den noch vorhandenen alten Organen, als vielmehr von jener schon
mehrfach erwähnten Wucherung der äußeren, gewissermaßen in-
differenten Zellenschicht aus^^).
Wenn es in den besprochenen Fällen sicher erwiesen ist, daß
die Neubildungen nicht von den erhalten gebliebenen alten Teilen
ausgehen und es dahingestellt bleiben muß, ob ihre Bildungsweise
mit deren Embryonalentwicklung übereinstimmt, so gilt letzteres ganz
gewiß nicht für die Regeneration eines anderen Organsystems, näm-
lich für den Darmkanal der Anneliden, um auch jetzt noch bei diesem
besonders instruktiven Beispiel zu bleiben. Zwar kann es keinem
Zweifel unterliegen, daß verlorene Teile des Mitteldarms durch Aus-
wachsen von diesem, also entsprechend der Embryonalentwicklung,
entstehen, aber schon bei dem Vorder- und Enddarm liegt es anders,
indem die in der Ontogenie als Stomodaeum und Proctodaeum vom
äußeren Keimblatt gelieferten Partien (Fig. 42 A u. B), bei der Re-
generation einfach durch Auswachsen vom Entoderm her entstehen
— 68 —
können, also dann eine von den Forderungen der Keim-
blätterlehre abweichende Bildung zeigen (Fig. 43 A — C und
44 A-E).
Übrigens bietet die Neubildung des Darmkanals bei den Anne-
liden ein gutes Beispiel dafür, wie wenig die Vorgänge bei der
Regeneration an bestimmte Regeln gebunden sind. Abgesehen davon,
daß diese regenerativen mit den embryonalen Entwicklungsvorgängen
eine recht geringe Übereinstimmung zeigen (Fig. 42 — 44), verlaufen
sie nach den neueren Untersuchungen von Rievel, Hescheler,
v. Wagner, Haase, E. Schultz, Nusbaum, Abel u. a. nicht nur bei
Fig. 42. A Sagittalschnitt durch das Vorderende; B Frontalschnitt durch das Hinter-
ende eines Lumbricus-Embryos (nach R. W. Hof f mann, 1899). a After, davon ausgehend
nach innen das Proctodäum (pr Enddarmanlage), nid Mitteldarm, m Mundöffnung, davon
ausgehend nach innen das Stomodäum (st Vorderdarmanlage), og oberes Schlundganglion (Gehirn),
ph MesodeiTnatische Anlage der Pharynxmuskulatur, bm Bauchmark.
den einzelnen Arten, sondern unter Umständen sogar bei ein- und
derselben Spezies in verschiedener Weise. So kann die Bildung des
Enddarms nach Verwachsen sowohl der Darmwunde, wie derjenigen
der Körperwand durch Annäherung des Darm- und Körperepithels,
Vereinigen beider und Durchbrechen der Öffnung vor sich gehen
(Fig. 44 A u. B)\ es kann aber auch wie in der Ontogenie durch
Einsenken einer Ectodermeinstülpung an der Stelle der über der
Wunde neu entstandenen Epithellage ein Proctodaeum gebildet werden
(Fig. 44 C u. D) oder aber es kommt bald nach der Durchschnei-
dung des Hinterendes zu einer Verschmelzung der Darm- und Epithel-
wundränder, so daß dadurch eine Öffnung bestehen bleibt, die direkt
zur Afteröffnung wird (Fig. 44 E).
69 -
Wenn ein Ersatz der verloren gegangenen Teile von selten der
erhalten gebliebenen gleichartigen Organe nur im beschränkten Maße
möglich ist, wie es gelegentlich, z. B. gerade bei der Regeneration
des Nervensystems und Darmkanals der Anneliden der Fall sein kann,
so werden andere, mehr in-
differente Partien zur Er-
gänzung des Fehlenden her
angezogen. Aus dem Ver-
halten des Vorder- und End-
darms der Anneliden bei der
Regeneration geht übrigens
hervor, daß diese in der Ver-
wendung des zur Verfügung
stehenden und für ihre Bil-
dungsvorgänge nötigen Ma-
terials nicht besonders wähle-
risch ist, sondern es ohne
große Rücksichtnahme auf
die Zugehörigkeit zu ver-
schiedenartigen Körper-
schichten, dort hernimmt, wo
es am bequemsten zur Hand
liegt. Andere Beispiele wer-
den dies bestätigen und es
geht auch aus dem schon
länger bekannten und hier
besonders nahe liegenden Y\g. 43. Neubildung des vorderen Darmabschnittes
Verhalten des PharN'nx der ^ei der Kopfregeneration eines limicolen Oligochaeten
Der sich nach vorn erstreckende Mitteidarm [/na) tritt
Turbellarien hervor, der nach i" ^> mit einer ideinen Ectodermeinstülpung in Ver-
bindung. In C ist an dieser Stelle die Verlötung
V. Wagners Angabe bei und der Durchbruch erfolgt. Die Neubildung des Vorder-
. 1 -T) 1 1, darmes (//?) geschieht also fast ausschließlich vom Mittel-
der Regeneration der Khab- ^j^^m her. w Mund, pk Pharynx, dm Bauchmark,
docoelen aus dem Mesoderm ^ Gehirn.
entstehen .soll, während er in der Ontogenie ectodermalen Ursprungs
sei. Auch die neueren Untersuchungen an Planarien (von Bardeen,
Lillie und Thacher) zeigen, daß der neue Pharynx einfach aus der
— -JO —
Masse der Parenchymzellen gebildet wird. Freilich liegen bei den Tur-
bellarien die Verhältnisse nicht so klar, wie bei den Anneliden, indem
anscheinend nur die inneren epithelialen Teile des Pharynx ectoder-
malen Ursprungs sind und außerdem ein strenges Auseinanderhalten
der Keimblätterde-
rivate schon in der
Embryonalentwick-
lung der Turbella-
rien seine Schwie-
rigkeit hat (Br ess-
lau, Mattiesen)!^).
Verschiedenartig
je nach der Lage
der Verhältnisse ver-
läuft auch bei P/io-
roiiis der Ersatz des
verloren gegange-
nen Vorderdarms
und die darauf ge-
richteten Beobach-
tungen von E.
Schultz lassen in
mancher Beziehung
eine gewisse Über-
einstimmung mit
den vorher bezgl.
der Darmregenera-
tion bei den Anne-
liden besprochenen
V^erhältnissen er-
kennen. Der Öso-
phagus entsteht ein-
fach als ectodermale
Stomodaeum , wenn
wird, daß ^ler ge-
i:!^^:^^fkf^\''Ai'^<i*'^^^^iM
Plg. 44. Neubildung des hinteren Darmabschnittes bei der
Regeneration des Schwanzendes eines Hmicolen Oligochaeten (etwas
schematisiert nach M. Abel, 1902). A Körperwand und Darm
geschlossen ; B Durchbruch nach Verschmelzung ohne Procto-
däum ; C Einsenkung zum Proctodäum; D Verschmelzung und
Durchl)ruch nach Bildung des Proctodäums; E Bildung des
Afters durch direkte Verlötung von Darm- und Körperepithel
ohne vorherigen Darmverschluß. a After, hm Bauchmark, md
Mitteldarm.
Einstülpung, d. h. wie in der Ontogenie als
die Phoronis am Vorderende so durchschnitten
— 71 —
samte Ösophagus (und ein Teil des Vormagens) wegfällt. Bleibt
jedoch beim Durchschneiden ein Teil des Ösophagus und damit also
eine Partie des ectodermalen Vorderdarms zurück, so geht die Neu-
bildung von diesem aus und die Verbindung wird durch Verschmelzen
mit dem Körperepithel hergestellt. Aber auch noch auf eine dritte
Weise kann die Neubildung und zwar dann erfolgen, wenn das nach
der Verwundung sich schließende Körperepithel in das Ende des
durchschnittenen Vormagens eingeklemmt wird, wie dies zuweilen
vorkommt. Dann entsteht weiter vom apikalen Körperende entfernt
eine ectodermale Einstülpung-, ein Stomodaeum, welches den Vorder-
darm aus sich hervorgehen läßt. Es wird also in diesen, wie in den
vorher geschilderten Fällen, das gleiche Endziel auf verschiedenen
Wegen erreicht, welches Verhalten Driesch als „äquifinale Regu-
lation" bezeichnet hat. Ahnliche von ihm selbst und anderen be-
schriebene Vorkommnisse werden im Lauf dieser Betrachtungen noch
mehrere zu erwähnen sein (vgl. hierzu auch S. 98).
Die Frage nach der Herkunft des bei der Regeneration
verwendeten Zellenmaterials gehört mit zu den verwickeltsten
Fragen dieses vielseitigen Problems und schon das vorher zur Erläuterung
gewählte Beispiel der Anneliden zeigt, daß mit dem Satz „Gleiches
von Gleichem" nicht viel geholfen ist. Wenn er sich auch vielfach
als zutreffend erweist, so läßt er sich doch andererseits selbst bei
einem Zurückgehen auf die embryonale Entstehung der betr. Teile
häufig nur mit einem gewissen Zwang oder überhaupt nicht anwenden.
Selbst bei den Wirbeltieren und sogar bei ihren höheren Vertretern,
für die man der alleinigen Herkunft neugebildeter Teile aus gleichartigen
Geweben ganz sicher zu sein glaubte, wurden Umwandlungen
von Bindegewebszellen in Epithelien, Übergänge eines
entodermalen in ein ektodermales Epithel und andere der-
artige sog. Metaplasien beobachtet, welche die allgemeine Geltung
jenes Satzes sogar für die höheren Tierformen als einigermaßen
zweifelhaft erscheinen lassen, zumal noch andere, weiterhin zu erörternde
Gründe für diese Annahme hinzukommen.
Neubildungen bei der Regeneration, die aus ungleichartigem
Material_ hervorgehen und mit der embryonalen Entwicklung nicht
1^ —
übereinstimmen, sind im Lauf der letzten Zeit immer mehr beobachtet
worden und bei der großen Bedeutung des Gegenstandes sollen
einige von ihnen, die sich auf ganz verschiedene Tierformen beziehen
und möglichst differenter Natur sind, hier noch besprochen werden.
Ganz kurz erwähnt seien nur die neueren Befunde von Reed und Ost,
welche Autoren bei der Regeneration von Extremitäten an Krebsen
{Dekapoden und hopoden) die Muskulatur der neuen Glieder durch
Wucherung vom ectodermalen Körperepithel
her, also gewiß auf eine andere Weise ent-
stehen sahen, als sie der embryonalen Bil-
dungsweise entspricht. Das gleiche gilt von
der durch J. Lob und Mingazzini, sowie
später von L. Schnitze festgestellten Neu-
bildung des Gehirnganglions von Ciona in-
testinalis nach dessen völliger Entfernung.
Diese ist verhältnismäßig leicht auszuführen,
da das Ganglion der Ascidie ziemlich ober-
flächlich (zwischen Mund- und Analsipho Fig\
45) gelegen und schon äußerlich wahrnehmbar
ist. Bei der Wundheilung werden neue Epi-
thelien vom Mundsipho und der Peribranchial-
wand her geliefert, woraus dann infolge einer
Zellenwucherung das neue Ganglion hervor-
geht i-').
Noch weitergehende Abweichungen sind
uns durch Drieschs wichtige und interessante
Versuche an Clavellina bekannt geworden.
Driesch unterscheidet am Körper dieser See-
scheide vier Regionen, nämlich erstens den Kiemenkorb mit Aus- und
Einströmungsöffnung, Ganglion, Kiemenkorb, Endostyl und Cloake
(Fig. 45, /), zweitens einen Abschnitt mit Vorder- und Enddarm,
drittens den Eingeweidesack mit Magen, Herz, Geschlechtsdrüsen und
viertens einen unteren organfreien Abschnitt (Fig. 45). Dieser letztere,
der sog. Stammstolo wird nach Abtrennung vom Eingew^eidesack in
kürzester Zeit regeneriert, aber auch der noch unterhalb der Darm-
F'g- 45- Schema der
Körperregion von ClarelUna
(nach Driesch, 1902). I Re-
gion des Kiemenliorbs mit Ein-
iind Ausströmungsöffnung, da-
zwischen das Ganglion, II Re-
gion des Anfangs- und End-
darms, III Eingeweidesack mit
Magen, Darm, Herz und Ge-
schlechtsdrüsen, IV Stamm-
stolo, der sich in Stolonen
fortsetzt.
73. —
enden vom Eingeweidesack abgetrennte Kiemenkorb kann mit allen
Bestandteilen des vorderen Abschnitts (Kiemenspalten, Siphonen, Gang-
lion etc.) neu gebildet werden und ist nach Verlauf von etwa einer Woche
v/ieder funktionsfähig. Es ist auf diese Art der Neubildung ein be-
sonderes Gewicht zu legen, weil ein sehr typischer, durch den Besitz
einer größeren Anzahl spezieller Organe ausgezeichneter Körperteil
von einem ganz andersartigen Teil, der diese nicht besitzt, regeneriert
wurde, also jedenfalls nicht „gleiches von gleichem" gebildet werden
konnte.
Diesen Befunden in gewisser Beziehung ähnlich und in ihren
Ergebnissen nicht minder überraschend sind die Versuche von
Przibram an Antedoii, bei welchem Haarstern die Scheibe mitsamt
den darin enthaltenen Weichteilen und den Armen entfernt und darauf-
hin sogar nach völligem Auskratzen des Kelchbodens vom Kelch her
eine Regeneration der Scheibe mit den zugehörigen Organen und den
Armen erzielt wurde.
f
Fig. 46. Schematische
Darstellung der frühen Ent-
wicklung des AVirbeltierauges.
A Einsenkung der Linsen-
grube (/) in die primäre Augen-
blase ((?), die durch einen Stiel
mit dem Zwischenhirn (s) in
Verbindung steht; /? späteres
Stadium, d' das Linsensäckchen
(/) im Begriff, sich vom Ekto-
derm abzuschnüren; die Augenblase («) ist infolge der Einstülpung zweischichtig geworden,
zwischen ihrer Innenwand und der Linse der Glaskörper {^g).
Eines der bekanntesten und durch wiederholte Untersuchung
einer ganzen Reihe von Forschern bis ins einzelne und mit zweifel-
loser Sicherheit festgestellte Beispiel nach dieser Richtung ist das-
jenige der Linsenregeneration am Tritonenauge. Nach Ent-
fernen der Linse bildet sich diese, wie die höchst sinnreichen Versuche
von Colucci und G. Wolff gezeigt, sowie die von Erik Müller und
Fischel bestätigt haben , ganz abweichend von der embryonalen
Entstehungsweise vom Rande der Iris her. Ontogenetisch entsteht
die Linse des Wirbeltierauges aus einer gruben- bezw. bläschenförmigen
Einsenkung des Ektoderms über der vom Gehirn ausgegangenen
primären Augenblase, welche durch sie dellenartig eingedrückt wird
— 74 —
und sich später in einen zweischichtigen Becher umwandelt, dessen
Rand die Linsenanlage umgreift und in dessen Höhhmg sich der
Glaskörper ausbildet (Fig. 46 A—C). Bei der Regeneration aber,
wenn die Linse durch einen von vornher geführten Schnitt ähnlich
wie bei einer Staaroperadon und zwar vollständig entfernt wurde,
entsteht sie durch eine Zellwucherung und Verdichtung vom Epithel
der Iris, d. h. also vom Rande des Augenbechers aus (Fig. 47 A — D)
und nicht etwa, wie man es vielleicht eher erwarten sollte, vom Horn-
hautepithel her. Die Differenz in der regenerativen und embr3^onalen
Linsenentwicklung liegt somit auf der Hand,
Fig. 47. Neubildung der Linse imAuge der Tritonlarve nach Entfernung der normalen
Linse (nach Fischöl 1900 und E. Müller, 1896). A Verdickung des oberen Irisrandes
zur Linsenbildung (10 Tage nach der Operation), H und C die Linse im zunehmenden Wachs-
tum, D weiteres Stadium der ziemlich ausgebildeten Linse (21 Tage nach der Operation).
c Cornea; £■ Glaskörper, / Irisrand, / Linse, r Retina.
Durch verschiedenartig modifizierte, ebenfalls besonders an Am-
phibien vorgenommene Versuche, konnte gezeigt werden, daß die
Linse an dem in Entwicklung begriffenen Auge von recht differentem
— /.•) —
Material gebildet werden kann. Es handelte sich bei diesenyE^^^i^o^,
menten hauptsächlich darum, das normaler Weise der Linsenöildun^^
dienende Zellen material zu entfernen und durch anderes zu ersetzen^'
um zu erkennen, welche Faktoren bei der Linsenbildung eine Rolle
spielen. Da diese Versuche nicht nur mit Entnahme bezw. mit Zer-
störung" einzelner Partien, sondern auch mit Übertrag'ung solcher
verbunden waren, wird auf sie besser erst später bei Behandlung der
Transplantation einzugehen sein.
Die Zahl der Fälle, in denen bei der Regeneration nicht gleiches
von gleichem gebildet wird und das Material für die Neubildungen
in anderer Weise als bei der Embryonalentwicklung zu beschaffen ist,
ließe sich noch um eine ganze Reihe vermehren, doch soll hier davon
abgesehen und nur noch ein Punkt hervorgehoben werden. Wenn bei
der Regeneration tatsächlich nur gleiches von gleichem gebildet
werden könnte, so müßte sie in allen den Fällen unterbleiben, in
welchen die betreffenden Teile vollständig entfernt wurden, so wie dies
etwa bei der Linsenregeneration oder bei derjenigen des Turbellarien-
pharynx geschieht, der völlig unabhängig vom alten Pharynx an
einer anderen Stelle und in einer von der Ontogenie abweichenden
Weise gebildet wird (S. 6q). Die Möglichkeit, die verloren gegangenen
Teile anderswoher zu beschaffen, bedeutet entschieden einen Vorteil
für die Einrichtung der Regeneration und jedenfalls ist diese Möglich-
keit weit mehr vorhanden, als man bisher annahm. In besonders an-
schaulicher Weise wird dies durch Versuche an Larvenstadien, speziell
an Amphibienlarv-en erläutert, bei denen die Zerstörung bestimmter
Körperpartien dennoch die Bildung der Teile, die aus ihnen hervor-
gehen sollte, nicht verhinderte. Solche Versuche wurden von Byrnes
in der Weise vorgenommen, daß an sehr jungen Froschlarven, deren
Hintergliedmaßen noch nicht oder eben erst angelegt waren, mit
einer heißen Nadel die betreffende Körperregion zerstört wurde. Wenn
die Larven diese Verletzung überlebten und Wundheilung eintrat, so
brachten sie trotz jenes Eingriffs hintere Extremitäten zur Ausbildung,
welche von normalen kaum zu unterscheiden waren i^).
Diese letzteren Betrachtungen führen auf ein Gebiet, welches
hier nicht zur Diskussion steht und eine Behandlung für sich erfordern
. - 76 -
würde, iiänilicli zu den Versuchen über Substanzentiiahme von Em-
br3'onen, denn die Neubildung der Extremitäten nach Zerstörung
ihrer Anlage läßt sich mit den Ergebnissen jener Experimente ver-
gleichen, bei denen nach Abtötung eines Teils, etwa der Hälfte des
noch in frühester Entwicklung begriffenen Embr3'os aus der anderen
unverletzten Hälfte nicht nur ein Halbembryo, sondern durch nach-
träglichen Ersatz der zerstörten Teile ein Ganzembryo entsteht, ein
Vorgang, der von Roux bekanntermaßen als Postgeneration be-
zeichnet wurde. Die Frage nach der Art der hierbei sich vollziehenden
Neubildungen und der Beschaffung des für sie nötigen Materials
gehört in das Gebiet des Determinationsproblems und kann hier
nicht behandelt werden.
Erfolgt am ausgebildeten Tier eine Regeneration von ungleich-
artigen Teilen aus, so ist die Frage aufzuwerfen, ob im Körper da-
für geeignete Bild ungsh erde, vielleicht von der Embryonal-
entwicklung her unentwickelt gebliebene Zellenkomplexe vor-
handen sind, die später in Aktion treten, oder ob ein vorher nach
anderer Richtung ausgebildetes Zellenmaterial in der Lage
ist, eine Rückdifferenzierung durchzumachen und ganz andere
Gebilde aus sich hervorgehen zu lassen als diejenigen, für die es vorher
bestimmt war und zu denen es beim gewöhnlichen Verlauf der Dinge
Verwendung gefunden hätte. Die bereits früher angeführten und
manche andere Erfahrungen sprechen mehr für die zweite der beiden
Auffassungen, sowie dafür, daß eine „Spezietät" der Zellen in den
verschiedenen Organen des tierischen Körpers nicht in dem Maße
vorhanden ist, wie man vielfach anzunehmen geneigt war. Auf diesen
wichtigen Punkt wird bald noch wieder zurückzukommen sein.
Die Betrachtun g-en über die Herkunft des Regenerationsmaterials
lenkten uns von derjenigen des Regen er ats selbst, d. h. der zu
ersetzenden, neu zu bildenden Körperteile ab. Waren diese in
größerem Umfang entfernt worden und handelt es sich etwa um
einen zu regenerierenden Kopf, Schwanz, eine Extremität u. s. f., so
tritt das Regenerat gewöhnlich in Form eines kleinen, meist färb-
— 11 ~ -
losen Kegels, der sog. Regenerationsknospe, an der Wund-
stelle auf. Die Anlage des Regenerats ist damit gegeben, es
handelt sich nun weiter um seine Ausgestaltung, welche beiden
Momente Driesch auseinander hält und hinsichtlich des . letzteren
einen Verlauf der Regeneration in „Etappen" vertritt, welches Ver-
halten in bestimmten Fällen, wie etwa bei den Arthropoden, besonders
deutlich zur Erscheinung kommt, indem bei ihnen durch die Häutungen
im Verlauf der Regenerationsvorgänge gewisse Grenzen gesetzt sind.
Die einzelnen Etappen können eine gewisse Unabhängigkeit von-
einander zeigen und wenn einzelne Etappen ausfallen, wie es geschehen
kann, kommen (nach Driesch) jene Un Vollkommenheiten in der
Ausbildung des Regenerats zustande, von denen später (S. 124)
noch die Rede sein wird.
Fast scheint es nach den vorliegenden Angaben die Regel
zu sein, daß die Ausgestaltung des Regenerats an der Spitze be-
ginnt und nach der Basis fortschreitet. Man hat dies für die Aus-
bildung gewisser Teile am Annelidenkörper für regenerierende Ex-
tremitäten bei Arthropoden und Wirbeltieren festgestellt, bei denen
man fand, daß zuerst die am weitesten distal gelegenen P\ißglieder
und Skeletteile fertig gestellt werden und die weitere Ausbildung
proximalwärts fortschreitet (Driesch, Herbst, Tornier, Bauer u.a.).
Freilich ist diese Regel, wenn sie sich tatsächlich als solche erw^eist,
nicht ohne Ausnahme, indem (nach Tornier 1900) bei Regenerations-
prozessen jeder Art am Amphibienkörper stets zuerst die Hautgebilde
der Basalpartien und von hier aus fortschreitend erst diejenigen der
Spitze zur Differenzierung gelangen, während es sich mit den Skelett-
teilen umgekehrt verhält. Auch bei Insekten (so bei den Libellen-
larven nach Child und Young) können zwar zuerst die Krallen
der verloren gegangenen und sich neu bildenden Füße angelegt
werden, aber ihre Ausbildung kann auch erst später erfolgen und
jedenfalls sollen die Tarsalglieder von der Basis distalwärts fort-
schreitend ihre Entstehung nehmen. Ebenso läßt sich bei den Oligo-
chaeten imd zwar sowohl Limicolen [Tiibifex) wie Terricolen {Ltit/ibricus)
leicht beobachten, daß bei ihren Schwanzregeneraten zuerst die Diffe-
renzierung der Segmente am basalen Teil und später erst gegen die
— 78
Spitze hin erfolgt (Fig. 48), so wie dies bei der Embryonalentwick-
lung der Fall ist. Während an der Basis dieser Schwanzregenerate
die Segmente schon recht breit und die iVusbildung ihrer Organe im
Innern bereits weit gediehen ist, liegen die Dissepimente am distalen
Ende noch dicht zu-
sammen und die Aus-
bildung ist hier noch
weit zurück (Fig. 48yl~
6"). Allerdings kann
der distalste der Kör-
perringe, nämlich das
Analsegment, sich in-
sofern vor den anderen
auszeichnen, als an ihm
bereits in recht früher
Zeit die Afteröffnung
zum Durchbruch
kommt.
Das Verhalten, bei
w^elchem die den alten
Teilen zunächst gele-
genen Partien des Re-
generats früher als die
weiter entfernt davon
gelegenen zur Ausbil-
dung gelangen, er-
leichtert die Vorstel-
lung von der Beein-
flussung der in Neubil-
dung begriffenen Teile
durch das Ganze. Eine
solche Beeinflussung ist aber nicht von der Hand zu weisen, wenn man
sieht, wie von der Wundfläche aus ganz andersartige Teile gebildet
werden, als diese selbst enthält, nämlich diejenigen Partien, die früher (vor
der Verwundung) von hier aus distalwärts sich erstreckten. Entstehen die
Fig. 48. Regenerate am hinteren KcJrperende, A von
Lumhricuitis, B von Tubifex (nach Untersuchungen über
die Regenerationsvorgänge dieser Würmer von C. Müller),
C von Liimhrinis, nach einem Längsschnitt (Original). ( Jben
die alten Teile des Wurms, unten das bei ;- beginnende
Regenerat, d Darmkanal, a After, an der Spitze des Re-
generats.
79
basalen Teile zuerst, so scheinen sie sich den schon ausgebildet vor-
handenen alten Partien direkt anzuschließen und von diesen ausgehend
setzt sich dann die weitere Differenzierung auf die entfernteren Re-
gionen fort. Es wird hiervon, wie von der weiteren Ausgestaltung
der Regenerate später noch die Rede sein.
Nach einem von Barfurth aufgestellten, von Driesch, Morgan,
Hescheler und anderen Forschern bestätigten Gesetz, ist das Re-
generat im allgemeinen senkrecht zur Schnittfläche orien-
tiert. Stellt diese einen Querschnitt durch den Körper oder einen
Körperanhang dar, so fällt dessen Längsachse mit derjenigen des
Regenerats ungefähr zusammen, ist sie dagegen schräg gerichtet, so
ist dies auch mit dem Regenerat der Fall (Fig. 49 — 51). Eine inten-
B
'•.^-7
''*"•' !^
'r'
'X
:^::r<
'•j^-^
m
i
J
.. I.;
Fig. 49. A — C Regeneration der abgeschnittenen Spitze des Froschlarvenscliwanzes,
A gerade, B und C schräg abgeschnitten; (7 ö bezeichnen die Schnittrichtung, c i/ die Längs-
achse (nach Barfurth 1891 u. 1906).
sivere Produktion von Zellen material an den weiter proximal liegenden
Stellen der schräg gerichteten Wundfläche, durch welche die Un-
gleichheit behoben und das Regenerat in der richtigen Weise ein-
gestellt wurde, scheint nicht stattfinden zu können. Vielmehr erfolgt
die Produktion von Regenerationsmaterial an den einzelnen Punkten
der schrägen Wundfläche etwa im selben Verhältnis wie an denen
8o
der quer gerichteten Wunde; die Folge davon ist, daß die Orientierung
des Regenerats im Allgemeinen durch die Richtung der Wundfläche und
nicht durch diejenige des Körpers bestimmt wird. Unter Umständen
und bis zu einem gewissen Grade scheint freilich die von Schräg-
schnitten ausgehende Neubildung in einzelnen Regionen der Wunde
eine intensivere als an anderen sein zu können, wie dies nach Morgans
Beobachtungen z. B. an schrägen Wunden des vorderen Körperendes
bei Bipalmni und anderen Planarien eintritt. Dann erfolgt die Neu-
bildung hauptsächlich an den am weitesten distal gelegenen Partien,
die Kopfbildung beschränkt sich auf die vorderen Teile und die Ab-
schrägung nach hinten zu bleibt zunächst erhalten. In diesen Fällen
scheint also nicht die Wundfläche, sondern vielmehr die Körperachse
für den Verlauf der Regeneration bestimmend zu sein.
Fig. 50. Zwei nach hinten regene-
rierende Vorderstücke eines Regenwurms
(Eisenia foetida). A mit gerader, B mit
schräger Schnittfläche und infolgedessen A
mit gerade, B mit schräg gerichtetem Rege-
nerat ir). Original.
P'ig. 51. Reparationshydranth an einem
schräg abgeschnittenen Tubulariastock nach
erfolgter Streckung aus dem Perisarc (/),
einen Winkel mit der Stockachse bildend
(nach Driesch, 1896).
Übrigens könnten für die Ausbildung des Regenerats zumal an
solchen Wunden, welche von der Querrichtung stark abweichen, noch
andex-e Momente in Betracht kommen. Zwar besitzen manche Tiere
die Fähigkeit, auch solche Teile des Körpers, die durch Längsschnitte
abgetrennt wurden, zu ergänzen; bei Hydroidpotypen und Planarien
sieht man sogar die abgespaltene Körperhälfte nach Schluß der Wunde
wieder neugebildet werden (Fig. 2"], S. 37, und Fig. 99^ — C, S. 139),
aber ein derartiges Regenerationsvermögen ist doch verhältnismäßig
— 8i
selten und bei vielen Tieren zeigen die einzelnen Körperregionen eine
recht verschiedenartige Regenerationskraft, was für die Entstehung
von Regeneraten an sehr schräggeführten Wunden immerhin von
Bedeutung sein könnte.
Für den verschiedenartigen Verlauf der Regeneration an einer
schrägen Wunde bietet der von Child sehr eingehend untersuchte
Fleischpolyp, Cerianthus solitarius, ein ausgezeichnetes Beispiel, obwohl
allerdings die Ausbildung einer Regenerationsknospe hierbei nicht
in Frage kommt und die Eigenart des Objekts, sowie manche andere,
bei jenen Untersuchungen speziell berücksichtigte, hier aber zu-
nächst nicht in Be-
tracht zu ziehende
Faktoren gewisse
Eigentümlich-
keiten im Verlauf
des Regenera-
tion sprozesses mit
sich bringen. Ce-
rianthus gehört zu
den Tierformen,
bei welchen die Re-
generationsfähig-
keit in verschiede-
nen Körperregio-
nen eine differente
ist und zwar er-
weist sie sich am
stärksten in der
Mundgegend und nimmt nach unten zu stetig ab, um schließlich
am aboralen Ende ganz aufzuhören. Wird mittelst eines etwa durch
die Körpermitte geführten sehr schrägen Schnittes die obere in der
Umgebung des Mundes mit einem doppelten Tentakelkranz (Lippen-
und Randtentakeln) versehene Hälfte abgetrennt, so schließt sich
die Wunde durch Einrollen der Ränder und am fünften Tage nach
der Operation beginnt eine Gruppe unansehnlicher Randtentakel-
Korschelt, Regeneration u. Transplanlation. U
Fig. 52. Cerianthus soh'tariits, schräg abgeschnitten, die
Wunde durch Einrollen der Ränder geschlossen [A), B zeigt am
oberen oralen Teil die ersten Randtentakelknospen (;'), C und D
weitere Stadien der Tentakelbildung nach 10 und 14 Tagen (nach
C. M. Child, 1904.)
— 82 —
knospen aufzutreten (Fig. 52 A und B), aber nur am obersten,
oralen Teil, im übrigen fehlen sie noch völlig. Dementsprechend
schreitet auch das Wachstum und das weitere Auftreten der Ten-
takeln vom oralen nach dem aboralen Teil der Wundstelle fort,
wie sich aus der Vergrößerung und dem weiteren Erscheinen von
Rand- wie von Lippententakeln erkennen läßt (Fig. ^2 C und D).
Erst ganz allmählich findet dann ein Ausgleich in der Länge der
Tentakel und die damit verbundene Geraderichtung der Mundscheibe
statt. — Erfolgt somit auch von den aboralen Partien der Wund-
fläche eine Regeneration und wird schließlich das ganze Vorderende
wieder hergestellt, so ist doch der Verlauf des Regenerationsprozesses
in den unteren Teilen sehr verlangsamt und man hat tatsächlich
einen Fall vor sich, in welchem der Ersatz der Teile an ein- und
derselben Wunde entsprechend der verschiedenen Regenerationsfähig-
keit der einzelnen Körperregionen verläuft. Bei tieferer Schnittführung
dürfte schließlich die Regeneration an den unteren Partien der Wunde
unvollkommen werden oder ganz ausbleiben und dann würde die
Beeinflussung des Regenerationsverlaufs durch die Körperregionen
noch auffallender sein. Jedenfalls kann der Verlauf und die Aus-
gestaltung der Neubildungen auch durch dieses Moment beeinflußt
werden.
Kehren wir nach dieser Abschweifung zu den infolge der schrägen
Schnittführung am Körper in abweichender Stellung orientierten Re-
generaten zurück. Sollen diese funktionierend und dauernd nützlich
in den Körper einbezogen werden, so müssen sie eine nachträgliche
Verlagerung erfahren, und in der Tat ließ sich an den schräg ge-
richteten Flossen von Fischen und Froschlarven, sowie an den schief
angesetzten Köpfen und Schwänzen von Planarien und Anneliden
eine spätere Geradstreckung feststellen, die zu einer Einbeziehung
der betreffenden Teile in die normale Körpergestalt führte. Möglich
war sie nur durch bestimmt gerichtete, hauptsächlich einseitige und
überhaupt ungleichartige Wachstumsvorgänge, vielleicht denen ver-
gleichbar, welche (in umgekehrter Weise) bei den Schneckenembryonen
eine Überführung der symmetrischen in die asymmetrische Gestalt
bewirken. Inwiefern dabei die Verrichtungen der betreffenden Körper-
- 83 -
teile und ihre allmähliche Verwendung" beim Gebrauch von Bedeutung
ist, wie es zumal bei der Flossenstreckung' nahe liegt und auch durch
Versuche (über die „funktionelle Orthopädie" besonders von Bar-
furth) geprüft wurde, aber schließlich auch bei den Köpfen und
Schwänzen der Würmer denkbar wäre, kann hier nicht erörtert werden,
da man sich in diesen Fragen vorläufig noch auf zu unsicherem Gebiet
bewegt ' ■').
Umgestaltungs- und Wachstumsvorgänge,
wie sie bei den zuletzt besprochenen Regenerationsprozessen auftreten,
spielen nicht nur bei diesen, sondern überhaupt bei der Regeneration
eine große Rolle. Von Umformungen der regenerierenden Teilstücke,
ganz abgesehen von den an ihnen stattfindenden Neubildungen, war
schon vorher bei einzelligen Tieren die Rede und bei den Infusorien,
speziell bei Stentor, konnte beobachtet werden, daß das Peristom seit-
lich angelegt und erst nachträglich in seine definitive Stellung am
Körperende verschoben wird. Ähnliche Verlagerungen einzelner Or-
gane und Organanlagen sind von regenerierenden Metazoen bekannt,
so können gewisse Organe, wie z. B. das Gehirn und der Pharynx,
bei den Turbellarien verschoben werden, wenn ihre Tage zu der durch
die Regeneration veränderten Körperform nicht mehr paßt. Diese
Verschiebungen sind zumal beim Pharynx der Planarien oft sehr weit-
gehende (Fig. 27 u. 28 S. 37) und es braucht kaum besonders betont
zu werden, daß bei der Herstellung des richtigen Verhältnisses zwischen
der alten und neuen Form Wachstumsvorgänge eine wichtige Rolle
spielen ^^).
Welche bedeutende Veränderungen der Form nicht nur durch
Neubildung von Gewebe, sondern auch durch die Umbildung der vor-
handenen Teile vor sich gehen, zeigt sich am deutlichsten an den der
Körpermitte entnommenen Bruchstücken recht verschiedener Tier-
formen, z. B. solcher von Hydra, die sich erst abrunden, dann wieder
strecken, recht bedeutend in die Länge wachsen und neue Organe,
Tentakeln und die Fußscheibe bilden (Fig. 26 S. 36). Mit am klarsten
kommt diese von Morgan mit dem Namen
6*
84
Morphallaxis
belegte Gestaltsumwandlung bei den Planarien zum Ausdruck. Stücke,
die durch quer oder schräg geführte Schnitte aus dem Planarienkörper
gewonnen wurden (Fig. 28 u. 29, S. 38), vermögen nicht nur in der
früher angegebenen Weise die fehlenden Teile vorn, hinten oder an
den Seiten zu ergänzen,
sondern in dem Bestreben,
sich der stark verkleinerten
Form des Individuums an-
zupassen, verändern sie
häufig durch Stellung oder
sonstige Umformung ihre
eigene Gestalt in recht be-
trächtlichem Maße, wie
schon durch die wenigen
hier mitgeteilten Fälle ge-
zeigt wird (Fig. 53^—6').
— Ein ganz besonders in-
struktives Beispiel für die
Morphallaxis bietet das da-
raufhin ebenfalls von Mor-
gan und von Child unter-
suchte Bipalium kewense,
die bekannte langgestreck-
te, durch den verbreiterten
Kopf ausgezeichnete Land-
planarie. Ein durch zwei
quere Schnitte aus der
vorderen Körperpartie ge-
schnittenes, breites und
plumpes Stück erscheint
nach vollzogener Regene-
ration, die sich besonders in der Neubildung des Kopfes betätigt, in-
folge der stattgefundenen Längsstreckung nach Verlauf von reichlich
Fig- 53- Regeneration einzelner Stücke von Pla-
narien (nach Morgan, 1900 u. 1901). A Stück (a)
aus der Gegend des Pharynx mit den aufeinander fol-
genden Stadien der Umgestaltung und Ergänzung; B
und C aus dem Kopf herausgeschnittene Stücke (a) in
ihrer Umgestaltung und Ergänzung zu kleinen Planarien.
D Ein Teilstück von Bipalium kewense in seiner Aus-
gestaltung zur kleinen Planarie binnen 18 Tagen.
zwei Wochen als ein schlankes Tier von etwa doppelter Länge des
ursprünglichen Teilstücks (Fig. 53 D).
Wie in den hier angeführten Fällen unter teilweiser Umarbeitung
des vorhandenen Materials aus einem wenig umfangreichen Teilstück
eines Tieres eine Ganzbildung hervorgeht, so können sich ähnliche
Umgestaltungsvorgänge auch an einzelnen Körperpartien vollziehen,
die mit dem Ganzen in Verbindung stehen. Ein derartiges Verhalten
wurde kürzlich von Przibram bei der Gliedmaßenregeneration der
ägyptischen Gottesanbeterin (-5/!» //^a^röw^/z/z!? bioculafa, igo6) beobachtet.
Nach Durchschneidung des Hüftghedes eines Beines dieser Heuschrecke
wird nämlich die Regeneration der verloren gegangenen Teile nicht
durch Hervorsprossen neuen Materials bewerkstelligt, sondern es er-
folgt nach Pzribrams Angabe nur eine „zapfenförmige Zurundung"
des Stumpfes und dessen Umformung zu einem verkleinerten Hüft-
glied. Indem sich auch das weitere Wachstum und die Differenzierung
im Hüftglied an die jetzt gegebenen Proportionen hält, kommt es zu
einer ,, verkleinerten Ganzbildung" und das Ganze ist als ein mor-
phallaktischer Vorgang aufzufassen.
In gewissem Sinne hierher zu rechnen ist das von Bickford,
Driesch und Stevens festgestellte, sowie neuerdings wieder von
Godlewski genauer untersuchte Verhalten nach Abschneiden der
Köpfchen bei Tubidaria, die nicht durch Vermehrung des Zellen-
materials, sondern durch dessen Umformung und Verlagerung, d. h.
also durch Umgestaltung der betreffenden Partien des Cönosarks neu
gebildet werden, wie auch ihr darauffolgendes Heraustreten aus der
Perisarkröhre auf Streckungsvorgängen der den Polypen benachbarten
Stammteile, d. h. ebenfalls auf Formveränderungen und Verschiebungen
der betreffenden Zellen, beruht (Fig. 63 S. 98). Es wird von diesen
Vorgängen besonders im Hinblick auf die andersartige Verwendung
der Zellen nochmals die Rede sein.
Dafür, wie Wachstums- und Umgestaltungsvorgänge mit der Neu-
bildung von Material bei der Regeneration zusammen arbeiten, um das
Verlorene wieder herzustellen, sei außer den schon vorher erwähnten
Fällen, besonders der Planarien (F^ig. 53 u. 2"] — 29 S. 37), noch das
etwas andersartige Beispiel von Cerianthus nach der von Child ge-
86
wählten sehr charakteristischen Versuchsanordnung vorgeführt. Einem
Cerianthus wurde der doppelte Tentakelkranz dicht unter der Ansatz-
stelle am oralen Pol durch einen queren Schnitt abgetrennt und
außerdem wurde noch ein quergerichteter Einschnitt weiter unten,
aber noch in der Höhe des
Schlundrohrs und bis zu
diesem geführt (Fig. 54^).
Die Folge davon ist, daß
nicht nur am oralen Ende
eine neue Tentakelkrone ent-
steht, sondern auch an der
unteren Schnittstelle Ten-
takeln im Halbkreis hervor-
sprossen und ferner eine
zweite Mundöffnung sich hier
bildet, da der Schnitt bis in
das Schlundrohr hineinge-
führt worden war (Fig. ^\B
u. C ). Um diese Öffnung
ist der in ziemlich normaler
Anordnung aus Rand- und
Lippententakeln bestehende
untere Tentakelkranz aufge-
stellt. Die auf diese Weise
Fig. 54. Gr/aiithiis soiitarhts. In A der obere entstehende teilweise Dop-
und untere Schnitt durch Linien angedeutet, B — E
Längsschnitte durch den oberen Körperteil. //Her- pelbildung wird aber allmäh-
vorknospen der Tentakehi um die obere und untere ,. i i i , , ... ,
Öffnung. Cdie Tentakeln werden größer, D die unteren llCll dadurch korrigiert und
Tentakeln nähern sich der oberen Mundöffnung und „ormalen A^erhältnisSCn ent-
smd in E schon fast ganz heraufgeruckt; das beide
Öffnungen trennende Stück ist nur noch wenig umfang- gegengeführt, daß der Untere
reich und die daraufstehenden Tentakeln sind ziemlich
reduziert, B 8 Tage, C 13, Z) 19, ^ 20 Tage nach Tentakelkranz Stetig nach
der Operation. (Nach Child, 1905.) , .. 1 , ,t-. 7^
oben vorruckt (rig'. 54 /J u.
55) und durch Reduktion bezw. Auseinanderweichen der darüberliegen-
den Tentakeln am Ende mit dem oberen Tentakelkranz in gleicher Höhe
zu liegen kommt (Fig. 54^), so daß zuletzt, wenn auch noch die trennen-
den Partien zwischen den beiden Mundöffnungen geschwunden sind und
87
eine einheitliche Öffnung hergestellt ist, das Tier trotz der vorher so
abweichenden Beschaffenheit seines oralen Endes ein ganz normales
Aussehen gewinnt. Wachstums- und Umgestaltungsvorgänge zu-
sammen mit Neubildung von Material und gewissen, nachher noch
zu besprechenden Reduktionserscheinungen, haben hier die Wieder-
herstellung des
Ganzen in einer,
der normalen
Form entspre-
chenden Aus-
gestaltung be-
wirkt.
Diese Wie-
derherstellung
des Ganzen
durch Wachs-
tums-, Unige-
staltungs- und
Neubildung's-
vorgän gepflegt
man jetzt als
Regulationen
zu bezeichnen
Fig. 55. Die obere und die noch etwas tiefer gelegene, supple-
mentäre Mundscheibe von Cerianthiis, solitarms von oben gesehen
im Stadium von Fig. 54-0, 19 Tage nach der Operation (nach
Child, 1905).
und hat ihnen in letzter Zeit eine grofje Aufmerksamkeit gewidmet,
wie aus den Arbeiten von Driesch, Morgan, Child u. a. her-
vorgeht, welche über die mit entsprechender Fragestellung an sehr
verschiedenen Tierformen vorgenommenen Versuche berichten.
Die R e g VI 1 a t i o n besteht in der R ü c k k e h r z u m physio-
logischen Gleichgewicht oder doch in der Annäherung zu einer
solchen Rückkehr, nachdem dieses Gleichgewicht infolge irgend einer
Störung verloren gegangen war. Vielfach wird versucht, durch Um-
gestaltung des Vorhandenen (Morphallaxis) den Verlust
zu ersetzen und das Gleichgewicht wnederherztistellen, doch pflegt
dieser im eigentlichen wSinn nicht als „Regeneration" zu bezeichnende
Vorgang für gewöhnlich nicht auszureichen, sondern es kommt eine
— 88
Neubildung („Sprossung") von Zellenmaterial hinzu, die von
Morgan mit dem Namen der „Epimorphosis" belegt wurde; andere
nennen sie wohl auch „Neomorphosis", obgleich diese letztere Be-
zeichnung auch in anderem Sinn, nämlich für Neubildungen am un-
rechten Ort verwendet wird.
Die dem Begriff der Regeneration am meisten entsprechenden
„Restitutionen oder Wiederherstellungsregulationen"
(Driesch), welche mit Neubildung von Material verbunden sind,
mußten im vorhergehenden schon wiederholt
zur Erläuterung herangezogen werden, doch
sei hier nochmals auf das schon mehrfach
gebrauchte Beispiel der Planarien zurück-
gegriffen, um zvT zeigen, wie diese Neu-
bildung bei ein und demselben Tier
in recht verschiedener Weise verläuft
je nach der Art des Eingriffs, dem Um-
fang der verlorenen Teile und der Körper-
region, welcher das regenerierende Teilstück
angehört. Ohne besondere Erläuterung kann
in dieser Beziehung' auf das früher Mitge-
teilte und die dort gegebenen Abbildungen
(Fig. 53, 27 — 2g S. 27), sowie auch besonders
auf die Figur 56 hingewiesen werden, welche
die Neubildung der verloren gegangenen
vorderen und hinteren Körperteile in einer
für ihre Körpergegend charakteristischen
Weise erkennen läßt.
In solchen Teilstücken eines Tieres, welche
aus sich heraus ein neues Individuum zu bilden vermögen, vollziehen sich
jedenfalls regulatorische Transformationen weitgehendster Art
und zwar gilt dies sowohl für diejenigen Fälle, bei denen die Umgestal-
tung des Vorhandenen (die Morphallaxis) vorwiegt, wie für die, bei denen
direkte Neubildungen von Zellmaterial in Form von Regenerations-
gewebe und Regenerationsknospen stattfinden. Wenn ein verhältnis-
mäßig kleines Teilstück einer Planarie (Fig. 56) oder ein aus ganz
Plg. 56. Eine Planarie und
die vorn, in der Mitte und hinten
herausgesclinittenen Stücke Qi, b,
c) in Regeneration (nach Mor-
gan, 1901 und Child, 1906).
- 8q
wenigen Segmenten bestehendes Stück eines Regenwurms nach vorn
und hinten lange segmentreiche Regenerate zu bilden vermag (Fig. 57 ),
die das Hauptstück an Länge und schließlich auch an Volumen über-
treffen, ohne daß eine Nahrungsaufnahme und ein Ersatz von Stoffen
von außen her möglich ist, so müssen im Innern weitgehendste Um-
gestaltungen und Umdifferenzierungen stattfinden, um das Material
für jene umfangreichen und mit
allen erforderlichen Organen aus-
gestatteten Regenerate zu schaf-
fen (Fig. 57 C), worauf schon bei
Gelegenheit einer früheren Un-
tersuchung (i8q7 und i8g8) hin-
gewiesen wurde.
Noch auffälliger und wohl ^^
mit am weitesten gehend sind
diejenigen regulatorischen Trans-
formationen, welche sich nach den
Beobachtungen von Peebles
und Rand am Körper der Hy-
dra abspielen und es nicht nur
ermöglichen, daß abgetrennte
und durch ein kleines Hypostom-
stück an der Basis verbundene
Tentakelgruppen den ganzen Po-
lypen neu bilden, sondern es so-
gar gestatten, dafj unter Um-
ständen ein Tentakel durch all-
mähliche Vergrößerung und Er-
weiterung zur Bildung des neuen
Körpers herangezogen wird. In diesem Falle ist die ,,Umdifferenzie-
rung" der Elemente eine besonders offen zutage liegende und nach
der Spezialisierung, welche die betreffenden Teile bereits erlangt
hatten, eine gewiß höchst überraschende.
Mit Recht hat man derartige Vorgänge jenen am Pflanzen-
körper verglichen, bei denen durch experimentelle Eingriffe gewisse
Fig- 57- Stücke aus der vorderen bis
mittleren Körperregion eines Regenwurms (Liim-
bricus rubellusj. A mit noch jungem und
zartem, B mit stärkerem und größerem, C mit
starkem und segmentreichein Regenerat (r) am
Hinterende. Am Vorderende der Teilstücke ist
kein Regenerat entstanden (Original).
— 90 —
Strukturveränderungen einzelner Teile hervorgerufen wurden, z. B.
das stärkere Ergrünen infolge der Vermehrung des Assimilations-
gewebes und das Auftreten neuer Spaltöffnungen am Blattstiel von
Robinia Psciidacacia nach Entfernen der Fiederblättchen, die Bildung
von speichernden Organen an Stellen, wo sie sonst nicht vorkommen
und die damit verbundene starke Veränderung im Bau der betr.
Teile, wie sie uns vor allem durch die sinn- und erfolgreichen Ver-
suche von Vöchting gezeigt wurden. Diese Versuche gingen zum Teil
darauf hinaus, bei knollenbildenden Gewächsen Knollen an solchen
Stellen hervorzurufen, an denen sie normalerweise nicht vorkommen,
was z. B. durch die Unterdrückung der t3'pischen Stengelknollen bei
Helianthus lubcrosus ausführbar ist, indem at3'pische Wurzelan-
schwellungen mit speichernder Funktion gebildet werden. Bei der
Kartoffel können durch geeignete Einpflanzung, Verdunkelung des
unteren Stengelteils, aber auch, wenn er sich im Licht befindet, an
dessen basalen seitlichen Ausläufern Knollen erzeugt werden und
sogar an den Laubsprossen ist dies möglich (Fig. 58), wenn die
Pflanzen aus solchen Stecklingen gezogen werden, welche zwar
Wurzeln, aber infolge des Mangels von Knospen im Boden normaler-
weise keine Knollen zu bilden vermögen. Fernerhin gelang es
Vöchting bei verschiedenen anderen Pflanzen Knollen an solchen
Stellen hervorzurufen, an denen sie sonst nicht gebildet werden, z. B.
bei Oxalis crassicaulis, die ihre Knollen normalerweise unterirdisch
an Rhizomen trägt, nach Entfernen des Scheitels und der Achsel-
sproßanlagen der oberirdischen Ausläufer in deren Internodien und
sogar an den Blättern, an welchen letzteren auf diese Weise Knollen
von ganz ungewöhnlicher und eigenartiger Form erzeugt werden
konnten.
Die Übertragung bestimmter Funktionen auf Teile, welche
solche Funktionen bisher nicht ausübten, so diejenigen der Stengel-
knollen auf die Wurzeln bei Heliantlnis oder auf die Blätter bei
Oxalis wird natürlicherweise nicht nur jene morphologische Verände-
rungen zur Folge haben, wie sie sich in der Bildung der betr. An-
schwellungen und Verdickungen äufiiern, sondern es finden vor allem
auch innere Strukturveränderungen statt. Die Neubildung von Zellen
— gi —
spielt dabei eine große Rolle und es treten ganz besondere Gewebs-
formen auf, so daß gewiB starke Umbildungen vorhandenen Zellen-
materials erfolgt sein müssen und zwar anscheinend eines Zellen-
materials, welches schon in anderer Richtung differenziert war.
Eine nachträgliche Veränderung bereits ausgebildeter Organe,
also eine wirkliche „Umdifferenzierung" wurde in einem ganz anders-
artigen von H. Winkler eingehends beschriebenen Fall beobachtet.
Fig. 58. Kartoffelpflanze mit Knollen an den oberirdischen Stengelteilen, aus einem
Steckling gezogen, der aus Mangel an Knospen unter dem Boden keine Knollen bilden
konnte (nach Vöchting, 1887).
Ein Blütenköpfchen von Chrysanthenmni fruiescens hatte sich in
durchaus normalerweise entwickelt, während aber sonst nach der Be-
fruchtung- und im Verlauf der Samenentwicklung die Blüten der
Kompositen vertrocknen und abgestoßen werden, blieben Krone und
Griffel in dem betr. Fall frisch, ja sie begannen von neuem zu
— 92 —
wachsen und sich unter Ergrünen sowohl hinsichüich ihrer äußeren
Form, wie ihrer inneren vStruktur in Laubblätter umzuwandeln.
Derartige Umwandlungen bestimmter Pflanzenteile in andere
kommen auch sonst nicht selten vor, erfolgen jedoch gewöhnlich zu
einer Zeit, wenn diese Teile noch jung und undifferenziert sind. Frei-
lich kann man unter Umständen auch solche Pflanzenteile, die bereits
nach einer bestimmten Richtung differenziert waren, nachträglich in
anderer Richtung sich umwandeln sehen. So zeigten die von Klebs
in systematischer Weise an Veronica clianiaedris und anderen Pflanzen
angestellten Versuche, daß die bereits deutlich differenzierten Inflore-
szenzen dieser Pflanzen infolge gewisser Veränderungen ihrer Kultur-
bedingungen oder unter sonstigen Beeinflussungen eine Metamorphose
in Laubtriebe durchmachten. Speziell bei Veronica chamaedris ver-
wandeln sich unter dem Einfluß feuchtwarmer Luft und bei verhält-
nismäßig geringer Belichtung die recht charakteristischen, durch die
Art ihres Wachstums, die Verzweigung, die Form, Größe und Stel-
lung ihrer Blätter, sowie durch die Behaarung von den Laubtrieben
unterschiedenen Infloreszenzen (Fig. 59) zu solchen um, indem eine
langsamere Vergrößerung der Hochblätter stattfindet und diese all-
mählich die Form der Laubblätter annehmen. Auch in der Stellung der
Blätter und in der Behaarung nähert sich der eigentliche Blütenstand mehr
dem Laubtrieb und dies ist auch insofern in noch höherem Grade der Fall,
als aus den Achseln der Hochblätter Zweige hervorsprossen (Fig. 60).
Ganz ähnliche, nicht weniger interessante und lehrreiche Abände-
änderungen vermochte Klebs an einer Reihe anderer Pflanzen bei
Anwendung geeigneter Kulturbedingungen hervorzurufen und er hat
neuerdings die dabei an den einzelnen Teilen , besonders den Blüten
stattfindenden Umwandlungen eingehend studiert. Er kommt hierbei
auch auf die Blütenanomalien zu sprechen und es soll nicht uner-
wähnt bleiben, daß nach seiner Auffassung „die meisten, wenn nicht
alle Anomalien der Blüten oder der vegetativen Organe, als indivi-
duelle Variationen durch den Einfluß der Außenwelt entstehen
können".
Bei den hier in Frage kommenden, an Pflanzen beobachteten
Umwandlungen handelt es sich zum Teil zweifellos um Modifikationen
Q3
Fig. 60
Fig. 59. Veronica chamaedris. Normaler Trieb mit zwei blühenden Inflorescenzen,
■"'/,. natürl. Größe (nach Klebs, 1903).
Fig. 60. Ve7-onica chamaedris. Eine Inflorescenz als Steckling (hell und feucht)
kultiviert, im Übergang in einen vegetativen Zweig. Die Hochblätter nehmen an Größe zu
und in ihren Achseln entstehen Zweige; der erste mit 3 quirlartigen, sitzenden Hochblättern,
in deren Achseln noch je ein Blütenknöspchen ; der oberste Zweig anfangs mit 3, später mit
2 Blättchen; ''/^ natürl. Größe (nach Klebs, 1903).
— 94 —
solcher Organe, die schon in anderer Richtung differenziert oder
ausgebildet waren, wie dies besonders deutlich in dem Verhalten des
oben erwähnten Chrysmiiheinuin hervortritt; bei ihm erfuhr ein schon
völlig differenzierter Teil, der als solcher die ihm zukommende P\ink-
tion bereits ausgeübt hatte, erst nachträglich jene Umänderung, die
man in diesem wie in jenen anderen Fällen mit Recht als eine Um-
differenzierung von Zellenmaterial wird auffassen dürfen.
Wie schon früher bei Betrachtung der Regenerationserschei-
nungen an Pflanzen erwähnt wurde, ist bei ihnen immer an die Mög-
lichkeit des Vorhandenseins besonders bildungsfähiger, vielleicht
embryonaler Zellenkomplexe zu denken, welche möglicherweise auch
solche Umbildungen hervorrufen konnten, wie sie bei den zuletzt er-
wähnten Vorgängen beschrieben wurden, doch soll davon sogleich
noch in etwas anderem Zusammenhang die Rede sein.
Die in Verbindung mit der Regeneration sich vollziehenden
Umgestaltungen, besonders diejenigen an regenerierenden Teilstücken
tierischer Körper, gehen gewiß zum großen Teil auf Kosten anderer
Körperteile und Gewebe vor sich und so sind dann im Verlauf der
Regeneration mancherlei
Reduktionsvorgänge
zu beobachten. Die oben erwähnte Erscheinung des Hervorsprossens
höchst umfangreicher Regenerate aus verhältnismäßig kleinen Teil-
stücken (Fig. 56 u. 57 S. 89) wird sich kaum anders erklären lassen,
als daß gewissermaßen eine Einschmelzung eines Teils des Vorhan-
denen und aus diesem Material ein Neuaufbau der verloren gegange-
nen Partien stattfindet, nicht eine direkte Umdi ff eren zierung also,
sondern verbunden mit einem zwischen beide Zustände sich einschie-
benden Reduktions Vorgang.
Reduktionsvorgänge und zwar in Form sogenannter „regula-
torischer Reduktionen" haben sich direkt beobachten lassen; einer
davon wurde bei dem Heraufrücken und Einrücken der supplemen-
tären Tentakelkrone in die endständige Lage in Form einer Rück-
bildung von Tentakeln und zwischenliegenden Partien nach den Be-
— Q5 — \-aC\ ^H
obachtungen von Child an Cerianfhiis schon früher erwähnt (Fig". 54
u. 55, S. 86). In diesem Fall wird die Rückkehr zur normalen Gestäli'
durch einen solchen regulatorischen Reduktionsprozeß befördert oder
ermöglicht und derartiges tritt sicher sehr häufig ein. Die hauptsächlich
durch Wachstumsvorgänge bewirkten Lageveränderungen ungeeignet
orientierter Regenerate und ihre Einstellung in die richtige Lage
werden sich gewiß nur unter Zuhilfenahme von mehr oder weniger
umfangreichen Reduktionen bewerkstelligen lassen. Der Aufbau eines
Regenerats und dessen Einfügung in die ganze Körperorganisation
kann es mit sich bringen, daß Zellenmaterial produziert wird, welches
später wieder weggeschafft oder zerstört werden muß, wie dies
Nusbaum z. B. bei der Schwanzregeneration von Fischen an Haut-
epithel, Chorda, Muskulatur etc. beobachtete.
Regulatorische Reduktionen lassen sich auf experimentellem
Wege hervorrufen und sind besonders aus den Versuchen von Driesch
bekannt, der durch Entnahme bestimmter Partien am Körper von
Hydroidpolypen eine Störung des Verhältnisses der Teile zu einander
bewirkte und daraufhin die Beobachtung machte, daß zugunsten der
Neubildungen einzelne Teile, wie Tentakel, ganze Polypen oder Par-
tien des Stammes zur Rückbildung gelangen, um das für die Her-
stellung des Ganzen nötige Verhältnis zu schaffen. Solche Rück-
bildungen, außer den schon oben erwähnten von Tentakeln, beob-
achtete Child auch am übrigen Körper von CeriantJius, sie sollen die
Ausbildung der neuen Form ermöghchen und E. B. Wilson fand,
daß bei aufeinanderfolgenden Regenerationen der PoWpen von Renilla
deren Tentakel ihre Fiederchen verlieren und reduziert werden, indem
auch hier die Regeneration auf Kosten anderen Materials erfolgt i*^).
Rückbildungen einzelner Körperpartien während des Verlaufs
der Regeneration wurden auch bei den Turbellarien beobachtet, so
kann in Teilstücken von Planarien, welche den Pharynx enthalten,
dieser zerstört und ein neuer gebildet werden (Bardeen, Child).
Nach Bardeen s Darstellung ist dieser Vorgang so aufzufassen, daß
der für das betreffende regenerierende Teilstück zu große Pharynx
durch einen kleineren und daher passenderen Pharynx ersetzt wird,
also nach der Auffassung von Driesch einer „destruktiven Resti-
>■-••->-
^:
96
tution" zum Opfer fällt. Freilich kann auch der neue Pharynx eine
nur vorübergehende Bildung sein und später wieder schwinden, wie
überhaupt in solchen Planarienteilstücken (bei Phagocafa z. R.) nach
den Beobachtungen von Lillie zuweilen mehrere Schlundköpfe offenbar
als abnorme Bildungen gleichzeitig auftreten.
Eine Degeneration solcher Körperteile, die zwar bei der Ver-
letzung des Körpers erhalten blieben, aber von dieser doch irgend-
wie in Mitleidenschaft gezogen waren, viel-
leicht weil sie nicht mehr in der richtigen
Weise ernährt wurden oder die bei der nun-
mehr erfolg'enden Neubildung der Teile
keine rechte Verwendung finden konnten,
wird in Verbindung mit Regenerations-
vorgängen häufig beobachtet. Hier sei
in dieser Beziehung noch ein Fall erwähnt,
der wegen seines eigenartigen Verlaufs von
besonderem Interesse erscheint; er betrifft
einen in neuerer Zeit öfters untersuchten
polychäten Anneliden, Ophryotrocha puerilis.
der an jedem Körperring- ein Paar Fuß-
stummel mit Borsten, im Pharynx einen
Kieferapparat, Augen am Kopf und fühler-
artige Cirrhen an diesem wie am Hinter-
rande trägt (Fig. 6 1 A). Wird der Wurm
verletzt, z. B. durch Wegnahme eines oder
mehrerer v^orderer Segmente, so können
nach den Beobachtungen von Przibram
und Czwikilitzer eigentümliche Degene-
rations erscheinungen auftreten, die am
Hinterende mit dem Schwinden der Cirrhen
des Endsegments beginnen, sich auf die vor-
hergehenden Segmente übertragen und hier zur Rückbildung der Fuß-
stummel und Borsten führen (Fig. bi A u. B). Aber auch am Vorder-
körper treten Degenerationen ein, die schließlich zum Schwinden aller
Differenzierungen der äußeren und inneren Organisation des Körpers
Fig. 6i. Vorder- und Hinter-
ende von Ophryotrocha puerilis ;
der mittlere Körperabschnitt ist
weggelassen. Am Kopf die Cirrhen
und Augen, dahinter der Pharynx
mit dem Kieferapparat, seitlich
die Fußstummel mit den Borsten-
büscheln , am Analsegment die
hinteren Cirrhen (nach Czwiki-
litzer, 1905).
97
führen und diesen am Ende nur noch als ein schlauch- oder sackförmiges
Gebilde erscheinen lassen, das zwar in diesem Zustande noch tagelang
lebt, aber doch schließlich zugrunde geht. Letzteres ist jedoch nicht
immer der Fall, sondern es kann (nach Verlust eines vorderen Seg-
ments) die Degeneration zwar einen gewissen Grad erreichen, z. B. bis
zur Rückbildung der Cirrhen und Parapodien der einen und teilweise
auch der anderen Seite fortschreiten, dann aber kann der Rückbildungs-
prozeß zum Stillstand kommen und etwa eine Woche nach der Operation
kann eine „Auffrischung" einsetzen, die zur allmählichen Neubildung
aller der durch Degeneration rückgebildeten Teile und somit also zu
einer Wiederherstellung der Körperorgani-
sation führt (C z w i k i 1 i t z e r). Es sind dies Vor-
gänge ähnlich denen, wie sie uns durch die
interessanten und wichtigen Versuche von
Driesch an Ascidien bekannt geworden
sind.
Am Ascidienkörper finden bei der Re-
generation ganz besonders weitgehende Re-
duktionen statt, welche Driesch bei Cla-
vg/Ima eingehend studierte. Seine Beobach-
tungen knüpfen an die bereits früher (S. 72)
erwähnten Untersuchungen über die Neu-
bildung der einzelnen Teile des Ascidien-
körpers an, wenn dessen Kiemenkorb künst-
lich entfern t wurde. Bei den hier interessieren-
den Versuchen erfolgte die Regeneration von
dem abgelösten Kiemenkorb aus. Gehört er einer ausgewachsene Ascidie
an, so geschieht der Ersatz der verlorenen Teile auf „echt regene-
rativem" Wege, d. h. durch Neubildung von Zellenmaterial mittelst
einer Regenerationsknospe am unteren Ende des Kiemenkorbs.
Auch an dem von einem mittelgroßen Tier stammenden Kiemen-
korb kann sich eine solche Regenerationsknospe bilden, aber dieser
Ansatz zu einer „echt regenerativen" Ergänzung des Verlorenen
wird nicht fortgeführt; es scheint, als ob eine solche Art des Ersatzes
nicht mehr möglich sei, sondern nunmehr treten Reduktionsvor-
Korschelt, Regeneration u. Transplantation. 7
Fig. 62. Ophryotrocha puer-
ilis, nach Verletzung in Degene-
ration befindliche Tiere; die Fuß-
stummel und Borsten besonders
auf der rechten Seite in Rück-
bildung begriffen, die Segmentie-
rung teilweise (A) oder größten-
teils {B) wie die übrige Körper-
organisation zurückgebildet (nach
Cz w ikilitzer , 1905).
- 98
gänge ein, indem die einzelnen Organe undeutlich werden und zu
schwinden scheinen. Eine förmliche Einschmelzung der gesamten
Organisation des Kiemenkorbs erfolgt besonders dann, wenn dieser
einer kleinen Clavellina angehörte. In diesem letzteren Falle kommt
es überhaupt nicht erst zur Bildung einer Regenerationsknospe,
sondern nach der Operation beginnen schon bald jene Rückbildungs-
vorgänge am Kiemenkorb, welche diesen so weit umgestalten, daß
schließlich nur noch ein weißer Klumpen vorhanden ist, an dem
sich keinerlei Organisation mehr erkennen läßt
und aus welchem sich dann die neuen Or-
gane ganz allmählich herausbilden, bis die
Ascidie wieder hergestellt ist. Bei diesem
eigenartigen Verhalten der Clavellina geht
also die Restitution durch Destruktion ganz
ungemein weit und führt zu einer Art Ver-
jüng u n g und Umarbeitung des g e -
samten Materials, welche dann eine völlige
Neubildung des Organismus aus dieser
anscheinend formlosen Masse zur Folge hat.
Die Wiederherstellung der Form wird
hier von dem gleichen morphologischen Aus-
gangspunkt auf recht verschiedene Weise
erreicht. Für dieses von Driesch als „äqui-
finale Regulation" bezeichnete und schon
früher (S. 7 i) durch einige Beispiele erläuterte
Verhalten wurde von ihm besonders auch das-
jenige der ebenfalls mit Reduktionsvorgängen
verbundenen Köpfchenregeneration bei Tubu-
lär ia herangezogen. Im betreff dieses Vorgangs wurde bereits vor kurzem
(S. 85) hervorgehoben, daß die H3^dranthen durch Umbildung von Zellen-
material des Stammes zustande kommen können. Wenn nun von ihren
beiden im Stamm eben angelegten Tentakelkränzen (Fig. 63 B) der distale
wieder entfernt wird, so hilft sie sich nach Drieschs Beobachtung
„auf drei verschiedenen Wegen: entweder sie macht fertig, was man
ihr beließ, streckt es heraus und regeneriert in echter Weise sprossend
Fig 63. A Ttibularia mit
RandtentaUeln (rj, Mundten-
takeln (w) und Streckzone (.S'),
die später durch Streckung den
Hydranthen aus der Perisark-
röhre drängt; B neuer Hydranth
in der Anlage, Mnndtentakel (»z),
Randtentakel {£) und Streckzone
[s) am Stamm (schematisch nach
H. Driesch, 1897).
— 99 —
das Fehlende, oder sie bildet alles Belassene durch Entdifferenzierung
zurück und legt alles neu in einer für die neuen Umstände passenden
Weise an, oder endlich, sie bildet in der ihr belassenen proximalen
Tentakelkranzanlage ein Mittelstück zurück und macht so aus einem
xVnlagering deren zwei".
Nachdem die mit der Regeneration in Verbindung stehenden
Reduktionsvorgänge zu einer kurzen Erörterung anderer Art geführt
hatten, muß noch einiges auf sie bezügliche, speziell auch im Hinblick
auf das Verhalten der Ascidien, mitgeteilt werden. An ihnen sind
organisatorische Destruktions- und Restitutionsvorgänge von Driesch
auch unter anderen Verhältnissen beobachtet worden, nämlich dann,
wenn er Clavellina lepadifonnis in Aquarien mit nicht zirkulierendem
Seewasser hielt. Ihr Kiemenkorb und Eingeweidesack erfuhren dann
ganz ähnliche Rückbildungen, wie sie vorher beschrieben wurden und
aus der anscheinend ganz desorganisierten Masse bildete sich im
Verlauf einiger Wochen wieder eine neue Ascidie heraus, die dann
unter Umständen einen nochmaligen Reduktionsprozeß und eine aber-
malige „Auffrischung" durchmachte.
Driesch hat seine Erfahrungen über die Reduktion und Neu-
bildung der ganzen Organisation des Ascidienkörpers für die An-
nahme einer Umkehr der Lebens Vorgänge verwertet und
E. Schultz, welcher eingehende Studien über die Einwirkung
längeren Hungerns auf Planarien und Hydren machte, fand, daß
bei dem Kampf der Teile im Organismus, welcher (im Sinne Rouxs)
mit den dabei ebenfalls stattfindenden Rückbildungsvorgängen ver-
bunden ist, ein Überleben des Jüngsten, Embryonalsten fest-
zustellen ist. So würde der Hunger gewissermaßen zu einer Ver-
jüngung des Organismus führen, indem die älteren Zellen zerstört
werden und nur die jüngsten, widerstandsfähigen Zellen bei eintreten-
den günstigeren Bedingungen den Verlust der alten Zellen ersetzen.
Im Sinne der „Umkehr des Lebensprozesses" würde es dann sein,
daß nach den Beobachtungen von E. Schultz gewisse Organe „bei
ihrer Entdifferenzierung denselben Weg rückwärts zur Anlage machen,,
den sie bei der Regeneration und wahrscheinlich auch bei ihrer Em-
bryonalentwicklung durchliefen". Solche Rückdifferenzierungen
lOO —
waren auch schon früher, so von J. Lob an Campanularia beobachtet
worden, deren Köpfchen sich rückschreitend zu Teilen des Stamm-
gewebes (Cönosarks) umbilden. Zu vergleichen wäre vielleicht auch
die von Graf an Seeigeleiern unter abnormen Bedingungen beob-
achtete rückschreitende Furchung. Fast scheint es, als ob bei
manchen Tierformen und unter bestimmten Umständen die einzelnen
Zellen, Organe, Organkomplexe und endhch die ganzen Tiere (so
wenigstens bei Hydra) auf einen gewissermaßen embryonalen Zustand
zurückzukehren vermöchten.
Die Frage, ob es sich bei den oft außerordentlich weitgehenden
Reduktionsvorgängen um eine „Entdifferenzierung" und nachherige
Umbildung der Zellen zu solchen von andersartigem Charakter oder
um eine Entwicklung embryonaler Zellenkomplexe handelt, die im
Verborgenen vorhanden waren und nun auf Kosten des reduzierten
Zellenmaterials zur Entwicklung gelangen, dürfte schwer zu ent-
scheiden sein. Auch hier liegt es wieder nahe, vergleichsweise einen
Blick auf die bei den Pflanzen obwaltenden Verhältnisse zu werfen.
Daß die bei ihnen vorkommenden und vorher für einige Fälle be-
schriebenen morphologischen und physiologischen Umwandlungen ganzer
Organe und Organkomplexe mit Reduktionen verbunden sein müssen,
dürfte kaum zweifelhaft sein und in der Tat konnte Vöchting bei
seinen Versuchen über die andersartige Verwendung bestimmter Pflanzen-
teile die Zerstörung oder Ausschaltung einzelner Gewebspartien fest-
stellen. Übrigens liegen die Verhältnisse am Pflanzenkörper insofern
weit günstiger, als nicht nur allenthalben bildungsfähige (vielleicht
«mbryonal gebliebene) Zellen und Zellenkomplexe vorhanden sein
können, sondern außerdem die „Spezietät" der Zellen eine geringere
als bei den meisten Tieren zu sein pflegt und offenbar die Rückkehr zu
einem indifferenten Zustand, sowie die Umbildung in andersartige Zellen
viel leichter durchführbar erscheint. Immer wieder wird von den älteren
und neueren Autoren auf botanischem Gebiet die große Regenerations-
fähigkeit und „Äquipotentialität" der Zellen betont. „In jedem
größeren oder kleineren Komplex lebendiger Zellen, zuletzt in jeder
Zelle, sind die inneren Bedingungen vorhanden, unter denen sich
unter geeigneten äußeren Faktoren das Ganze aufbauen kann", sagt
lOI
Vöchting (1904) und auch Goebel legt in seinen neuen Schriften
über Regeneration (1902 u. 1905) ein großes Gewicht auf diese Äqui-
potentialität der Pflanzenzellen, hebt aber gleichzeitig hervor, daß ge-
wisse Zellen infolge der Anpassung an bestimmte Leistungen die
Regenerationsfähigkeit verlieren.
Zur Erläuterung der Umbildungsfähigkeit einzelner be-
reits differenzierter pflanzlicher Zellen und zum Vergleich mit
den von verschiedenen Tierformen erwähnten Um- und Rückbildungs-
vorgängen sei nochmals die schon vorher (S, 4) in anderer Be-
ziehung betrachtete Sproßbildung an den Blättern von Torenia, Be-
gonia und Drosera herangezogen. Ohne daß vom Meristemzustand des
Blattes her noch embryonale Zellengruppen oder ruhende Knospen
vorhanden waren, entstehen (nach der von H. Winkler gegebenen
Darstellung des Vorgangs) die Sprosse an beliebigen Stellen der
Blattspreite aus normal differenzierten Epidermiszellen , indem diese
sich zu vier oder fünf zur Bildung eines Vegetationspunktes zusam-
menlegen oder aber eine einzige Zelle sich nach Art eines Furchungs-
prozesses mehrmals teilt, ohne dabei zunächst an Umfang zuzunehmen.
In späteren Stadien ihrer Ausbildung beginnen sich dann die Sproß-
anlagen als flachgewölbte Protuberanzen über die Oberfläche der
Blattspreite zu erheben, um sodann ihre weitere Entwicklung zu den
blattbürtigen Sprossen durchzumachen (Fig. i u. 2 S. 5 u. Fig. 103
S. 158). Durch dieses Verhalten wird somit die Umbildungsfähigkeit
bereits differenzierter Zellen in besonders schlagender Weise erwiesen ^^).
Die Möglichkeiten, mit denen der Organismus den Ver-
letzungen seiner Körperteile begegnen und die angerich-
teten Schäden ersetzen kann, sind sehr verschiedener Art, wie
man aus dem bisher mitgeteilten ersieht, doch ist die Zahl dieser
Möglichkeiten damit noch nicht erschöpft.
Eine besondere Art des Ersatzes, welche den Namen
Kompensatorische Regulation
erhalten hat, besteht darin, daß der Verlust eines Körperteils die
stärkere Ausbildung eines anderen zur Folge hat. Beispiele dafür
I02
sind leicht bei den Pflanzen zu finden und einige der soeben bespro-
chenen Fälle erläutern dieses Verhalten, wie z. B. das Auftreten von
Sprossen., Knollen und anderen Organen, wenn diese an den nor-
malerweise dafür bestimmten Stellen entfernt oder an der Ausbildung
verhindert w^urden. Noch deutlicher erscheint die Kompensation bei
dem früher erwähnten Aufrichten eines Seitensprosses zum Haupt-
sproß, wenn der letztere am Koniferenstamm verloren ging oder bei
der von Zeleny studierten Regulation der Blattstellung an den
mehrteiligen Blättern
der Lupine oder des
Klees. Nach frühzei-
tiger Entfernung eines
Blattfingers wird die
Stellung der übrigen
bei der Ausgestaltung
des Blattes so reguliert,
daß sie der normalen
möglichst gleich-
kommt.
Handelt es sich um
Organe , die in der
Zweizahl vorhanden
sind und von denen
eines nach Entfernung
des anderen sich stär-
ker entwickelt, wie es
bei den Kotyledonen
von Streptocarpus und
Monophyllea (nach Pischinger) der Fall ist, so erinnert dieses Ver-
halten an dasjenige der bilateral symmetrischen Tiere, bei welchen der
Verlust eines Körperteils zu stärkerer Ausbildung des entsprechenden
Teils der anderen Körperseite führen kann.
Bekannte und lehrreiche Beispiele hierfür bieten die von
Przibram entdeckten und von anderen Forschern (Wilson, Morgan,
Zeleny) bestätigten höchst eigenartigen Beziehungen der beiderseitigen
Fig. 64. I Alpheus, II Calmnassa, III Portunus.
A normale Scherenasymnietrie, B Restitution der linken
kleinen Schere, 6" Scherenaustausch (nach Przibram, 1906).
lO-
Scheren bei gewissen höheren Krebsen, die durch eine eigenartige
Asymmetrie der Scheren ausgezeichnet sind. Sowohl bei lang-
schwänzigen Krebsen {Alpheus, Calianassd), wie bei Krabben {Por-
hinus) kann die Schere der einen Seite stärker und zwar bei manchen
Formen ungleich viel stärker als die andere entwickelt sein (Fig. 64 ^)
Wird die größere, die sog. Schnalzschere, entfernt, so wächst an
ihrer Stelle eine" kleinere, sog. Zw^ckschere, nach, während die von
der Operation gar nicht betroffene kleine Zwickschere der Gegenseite
sich im Lauf weiterer Häutungen zu einer großen Schnalzschere
umgestaltet (Fig. 64 C) und somit diejenige der anderen Seite ersetzt.
— Eine Entfernung der Zwickschere allein hat nur den Ersatz
einer kleinen Schere zur Folge (Fig. 64 B).
Fig. 65. Hydroides dianthus. Kopf mit Kiemen (Ä'), funktionierendem (links) und
rudimentärem Operculum (ö/) (rechts) in jugendlichem Zustand (nach Zeleny, 1905).
Die stärkere Ausbildung eines Organs bei Verlust des-
jenigen der Gegenseite erläutern ebenfalls in sehr instruktiver
Weise die Versuche von Zeleny an Hydroides dianthus und anderen
Röhren Würmern, die im Besitz gewisser ungleich ausgebildeter Organe
sind, welche sich leicht entfernen lassen. Der erstgenannte Annelid
I04 — ■
trägt wie andere Serpuliden an seiner aus der Kalkröhre hervor-
ragenden Kiemenkrone ein rudimentäres und ein gut ausgebildetes
Operculum, welches beim Zurückziehen des Wurmes die Röhre deckel-
artig schließt (Fig. 65 u. 66 op^. Wenn dieses gestielte, am Ende
trichterartig verbreiterte Organ, welches seine Entstehung gewiß der
Modifikation eines Kiemenfadens verdankt, am Stiel abgeschnitten
wird, so erfolgt keine Regeneration und am Stumpf tritt nur eine
leichte knöpfchenartige Anschwellung auf; dagegen beginnt das kurze
rudimentäre Operculum der anderen Seite alsbald sich zu entwickeln
und wächst zur Größe des funktionierenden Operculums heran. Es
scheint leichter zu sein, das bereits in
der Anlage vorhandene Organ zur wei-
teren Ausbildung zu bringen, als das
verloren gegangene direkt zu ersetzen
und der Ausgleich wird also ähnlich
wie bei dem Scherenersatz der Krebse
auf diese Weise vollzogen ; das funk-
tionelle Gleichgewicht ist dann wieder
hergestellt^'').
Durch Ersatz der verlorenen Teile die
Wiederherstellung des Gleichgewichts
zu erreichen, dahin geht das Bestreben ;
die Methoden, welche dazu führen, sind
recht verschiedener Natur und die zu-
letzt besprochenen Fälle beanspruchen insofern besonderes Interesse, weil
sie in der kompensatorischen Regulation einen anderen Weg zur Er-
reichung dieses Zieles zeigen. Abermals etwas andersartig erscheint der
Weg dann, wenn die Kompensation nicht mit Gestaltsveränderungen
des betr. Teils verbunden ist, sondern nur auf dessen Wachstum und
also wohl hauptsächlich auf Vermehrung und Vergrößerung der Zellen
beruht, welche Erscheinung man als kompensatorische Hypertrophie
zu bezeichnen pflegt. Es braucht kaum bemerkt zu werden, daß
beide Erscheinungen in einander übergehen und die oben erwähnte
Vergrößerung des kleinen Keimblattes von Streptocarpus nach Ent-
fernung des anderen, größeren könnte wohl auch als kompen-
Fig. 66. Hydroides dyanthus , links
funktionierendes, rechts rudimentäres
Operculum {op); die Kiemen {K) sind
nur angedeutet (nach Zeleny, 1905).
— 105 —
satorische Hypertrophie bezeichnet werden. Eines der bekanntesten
Beispiele für diese ist die Vergrößerung der Mammae bei erwachsenen
Kaninchen, w^enn die Milchdrüsen der anderen Seite entfernt w^urden.
Derartige kompensatorische Hypertrophien sind aus den Versuchen
von Ribbert und anderen Forschern für verschiedene Organe (Muskeln,
Speicheldrüsen, Leber, Niere, Hoden) des Wirbeltierkörpers festgestellt
worden.
Ehe wir die Frage nach den Ursachen der zuletzt und vorher
besprochenen Erscheinungen aufwerfen, ist noch eine andere Frage
zu behandeln, die sich schon mehrmals aufgedrängt haben dürfte,
nämlich die nach den Beziehungen des Regenerats zu dem
regenerierenden Organismus im Hinblick auf die
Polarität
des Körpers.
Bei Protozoen wie bei Metazoen ließ sich ziemlich überein-
stimmend feststellen, daß sie beim Verlust eines Vorder- oder Hinter-
endes wieder ein Vorder- oder Hinterende in einer der früheren un-
gefähr entsprechenden Ausbildung regenerieren und auch wenn eine
Regeneration an den Seitenteilen erfolgt, entsprechen die neu ge-
bildeten Teile ungefähr den verloren gegangenen ^^).
Die an einzelligen Tieren angestellten Versuche beanspruchen
nach dieser Richtung besonderes Interesse. Schon Grub er konnte
bei seinen Versuchen an Stentor beobachten, daß ein aus der Mitte
des Körpers herausgeschnittenes Stück nach vorn hin das Peristom-
feld und an der nach hinten gerichteten Schnittfläche das neue Hinter-
ende bildet (Fig. i8S. 28), Erklären läßt sich dieses Verhalten vielleicht
daraus, daß dem Cytoplasma jenes einzelligen Tieres, wie auch anderer
Zellen, eine bestimmt geregelte Struktur eigen ist, vermöge deren die
Neubildungen, d.h. die Anlagerung neuer Teile und deren weitere Aus-
bildung eben nur in einer Weise vor sich gehen können, welche der
Gestaltung der früher vorhanden gewesenen Teile und somit der-
jenigen des ganzen Körpers entspricht. In gewisser, wenn auch nicht
— io6 —
so weit gehender Weise würde dies den Anschauungen derjenigen
Autoren, wie E. van Ben e den und besonders M. Heidenhain, ent-
sprechen, die auf Grund der bei der Zellteiking zu beobachtenden,
sehr regehnäßig verlaufenden Strukturänderungen eine zeitweise sehr
deutlich hervortretende Architektonik des Zellplasmas annehmen.
Wenn eine solche vorhanden wäre, könnte sie auf zwei Pole ein-
gestellt sein, und manche Erscheinungen sprechen für eine solche
Annahme. Abgesehen von den schon erwähnten Einzelligen (Infu-
sorien, Gregarinen etc.) erscheinen die Gewebszellen der Metazoen
häufig polar differenziert, indem sie, wie besonders die Epithelzellen,
eine freie, sowie eine dieser entgegengesetzte Fläche zeigen, mit welcher
sie der Unterlage aufsitzen. Dementsprechend können die Zellen dann
durch eine differente Struktur an beiden Polen, so durch das Auf-
treten von Flimmerhaaren, Sinneshaaren, Stäbchen, cuticularen Bil-
dungen am freien Pol, durch die Verbindung mit Muskelfasern oder
Nerven am basalen Pol, ausgezeichnet sein. Auch zeigt der Kern
häufig eine exzentrische Lagerung und erscheint bei bestimmten Zellen
in konstanter Weise dem einen oder dem anderen Pol genähert, wie
auch die Centrosomen derartige, anscheinend gesetzmäßige Lage-
beziehungen aufweisen können. Bei den Geschlechtszellen, sowohl Eiern
wie Spermatozoen, ist die polare Gestaltung eine bekannte Erscheinung
und bei den ersteren spricht man hinsichtlich ihrer Struktur, Ver-
teilung der Nährsubstanz, Lage des Kerns und Beziehung zur Em-
bryonalentwicklung direkt von einem animalen und vegetativen Pol.
Auf die Polarität der Gewebszellen ist von selten der Botaniker
ein besonders großes Gewicht gelegt worden und Vöchting gelangte
auf Grund seiner bekannten Untersuchungen über Organbildung und
Transplantation an sehr verschiedenen Pflanzen zu der Überzeugung,
daß die Polarität eine allgemeine Struktureigentümlichkeit der leben-
digen Gewebe, zuletzt der Zellen ist. Nach seiner Auffassung besitzen
die Zellen der Stengel und Wurzeln ein verschiedenes Oben und
Unten, ein verschiedenes Vorn und Hinten und damit eine rechte
und linke Hälfte. Goebel, welcher dem Einfluß der Stoffwanderung
im Pflanzenkörper eine große Bedeutung zuschreibt, stellt sich die
Polarisierung der Zelle (unter Annahme eines Stofftransports durch
I07 —
zirkulierende Protoplasmaströmungen) so vor, daß für die Sproßbildung
geeignetes Material nach dem apikalen, mehr für die Wurzelbildung
geeignetes nach dem basalen Teil der Zelle geschafft wird und
diese dadurch „polarisiert" erscheint. Den Protoplasmakörper der
Zelle aber denkt er sich so beschaffen, daß die Stoffwanderung nur
jeweils in einer bestimmten Richtung vor sich
geht, welche durch die Lage der Zelle bestimmt
wird.
Durch diese Vorstellungen von der Pola-
rität der pflanzlichen Zellen versuchte man sich
diejenige des ganzen Pflanzenkörpers zu er-
klären, welcher sie in sehr ausgesprochener Weise
zur Schau trägt. In normaler Stellung einge-
pflanzte Stecklinge der verschiedenartigsten
niederen und höheren Pflanzen, die irgend
einem dafür geeignetem Teile des Körpers
entnommen wurden und denen obere wie untere
Partien fehlen, bringen nach oben, d.h, am api-
kalen Pol, Sprosse und nach unten hin, d. h. am
basalen Pol, Wurzeln zur Entwicklung (Fig. 67 ).
Um festzustellen, ob diese Regel immer und aus-
schließlich Geltung hat, wurde im Lauf der Zeit
Fig. 67. Stück einer Wur-
eine große Anzahl von Versuchen an recht ver- zel von Populus dilatata,
mit dem Sproßpol nach oben,
schiedenartigen Objekten vmternommen. Nach mit der Wurzelspitze nach
j. 1 1 -IT" 1-- • ^ unten gerichtet (in normaler
diesen besonders von Vochting m systema- Stellung). An dem, die obere
tischer Weise angestellten, aber schon lange vor Schnittfläche bedeckenden
Callus entstehen Sprosse, am
ihm, so bereits im 18. Jahrhundert von Duhamel unteren Ende Wurzeln (?«/)
(nach Vochting, 1878).
unternommenen und von einer Reihe anderer
Botaniker (Kny, Strasburger, Goebel, Berthold, Noll, Winkler,
Klebs, Janse, Tobler u. a.) fortg-esetzten Versuchen schien es, als ob
sich bei gewissen Pflanzen und unter bestimmten Umständen eine
ünikehrung" der Polarität erzielen ließe. Das beliebteste, schon von
Duhamel gewählte und besonders von Vöchtings Versuchen her be-
kannte Objekt ist der abgeschnittene und umgekehrt, d. h. mit dem
■ Sproßpol in die Erde gesteckte Weidenzweig, der am apikalen (jetzt
— io8
unteren) Pol Wurzeln und am basalen (jetzt freien, oberen) Pol Sprosse
treibt (Fig. 68 A). ^Solche in umgekehrter Stellung eingepflanzte Zweige
ließen sich nach den Beobachtungen von Vöchting und Bertholi
Fig. 68. A Salix pentmtdra, ein am Scheitelende seines Korks beraubter, umgekehrt
(mit dem apikalen Pol nach unten) in Wasser aufgestellter Zweig, der im Wasser Wurzeln (Tf)
entwickelt; B und C Salix alba vitelli7ia pendula, B ebenso umgekehrt in Wasser aufge-
stellt imd im dampfgestättigten Raum gehalten, Wurzeln am apikalen und basalen Pol, C Zweig
aufrecht in Wasser gestellt (in normaler Richtung), Wurzeln am basalen Pol. a apikaler, b ba-
saler Pol, o (punktierte Linie) bedeutet die Oberfläche des Wassers, sp Sprosse, iv Wurzeln,
(nach Vöchting, 1906).
— log —
mehrere Jahre (die von Weidenarten fünf Jahre und länger, solche
vom Epheu und wilden Wein nach K n y fünf Jahre) am Leben
und sproßtreibend erhalten. Klebs, der diese Versuche an einer
dafür besonders geeigneten Weide (Salix alba vitellina pendula) neuer-
dings mit sehr gutem Erfolg ausführte, findet es auf Grund seiner
Wahrnehmungen, nach denen sich die Polarität so sicher und leicht
beseitigen ließ, im hohen Grade wahrscheinlich, daß jede Polarität
umkehrbar ist und ebenso die sog. VerticibasiHtät, d. h. der von
Vöchting besonders stark betonte Gegensatz zwischen Spitze und
Basis. Vöchting selbst freilich kann sich mit dieser Auffassung
nicht einverstanden erklären und indem er die Ergebnisse neuerer
Untersuchungen mitteilt, die z. T. an dem von Klebs gewählten
Objekt ausgeführt wurden, weist er darauf hin, daß die Wurzel-
bildung am Scheitelpol (Fig. 68 A u. B) auf die in dessen Nähe
vorhandenen Wurzelanlagen zurückzuführen sei, daß aber umgekehrt
eingepflanzte Zweige oder sonstige Stecklinge, wenn sie sich auch
anfangs gut zu entwickeln scheinen, doch erfahrungsgemäß schließlich
früher oder später zugrunde gehen. Infolge der durch die Umkehrung
bewirkten anormalen Stellung von Wurzeln und Sprossen sind die
polaren Verhältnisse in den Elementen der Gewebe des Körpers
völlig gestört worden. Durch eigenartige Umlagerungen und Ge-
webswucherungen sucht die Pflanze die Störung wieder auszugleichen,
die Sproß- und Wurzelpole der Zellen in die natürliche Stellung und
in den natürlichen Anschluß zu bringen. Gelingt ihr dies, wenn
auch nur teilweise, so bleibt sie erhalten; gelingt es ihr nicht, so
stirbt sie ab. „In Wirklichkeit bleibt die Polarität bei diesen und
ähnlichen Versuchen unverändert." Durch diese Darstellung und be-
sonders in dem letzten Satz präzisiert Vöchting (1Q06) seine Stellung-
nahme gegenüber dieser Frage in sehr entschiedener Weise. Ebenso-
wenig kann Goebel (1905) in allen diesen Versuchen „eine Um-
stimmung der Polarität, sondern nur den Ausdruck der Tatsache
sehen, daß die Äußerung der Polarität zeitweilig unterdrückt sein
kann" und auch Berthold (1904) ist der Meinung, daß eine Auf-
hebung oder Umkehrung der Polarität bisher noch in keinem Falle
bei höheren Pflanzen gelungen ist.
I lO
Der Nachdruck dürfte dabei auf die „höheren Pflanzen" zu legen,
sein, denn auf diese beziehen sich vor allem die im vorstehenden
kurz zusammengefaßten Wahrnehmungen und Versuchsergebnisse. Es
wäre denkbar und scheint so, als ob die Verhältnisse bei niederen
Pflanzen doch anders lägen. Diese Annahme gründet sich vor allem
auf die bekannten Versuche von Noll und Wink 1er an Bryopsis,
einer zu den Siphoneen gehörigen Grünalge, die zwar aus einem
einzigen vielkernigen Pro-
toplasmaschlauch besteht,
aber dennoch Wurzeln,
einen Stengel und eine
aus zwei Fiederreihen ge-
bildete Krone erkennen
läßt (Fig. 69 1). Wurde
das Pflänzchen mit der
letzteren, also umgekehrt
in den Grund versenkt,
so wuchsen aus dem nor-
maler Weise zur Bildung
der Fiederblättchen be-
stimmten Gipfelsproß
Wurzeln hervor und avich
die Fiederblättchen ver-
hielten sich abweichend,
indem sie zum Teil eben-
falls Wurzeln nach unten
Fig. 69. Bryopsis iinicosa. I. Aufrecht gewachsenes
Pflänzchen. II. Spitze eines umgekehrten Pfiänzchens, das
von der Stammspitze (s) und von den unteren Fiedern Wur-
zeln (iv) aussendet, von den oberen Fiedern dagegen Sprosse
(b). Die alten Teile sind schraffiert, die neuen unschraffiert
(nach F. Neil aus O. Hertwigs Allg. Biologie igo6).
schickten, zum Teil aber Sprosse nach oben trieben (Fig. 6g II), welche
später neue Stengel mit Fiederblättchen lieferten. In diesem Verhalten
schien sich eine zweifellose Umkehrung der Polarität auszusprechen
und man suchte sich diese damit zu erklären, daß bei den niederen,
einfacher gebauten pflanzlichen Organismen gewissermaßen noch
labilere Zustände bestehen und äußere Kräfte auf ihre Struktur
richtend einzuwirken vermögen (Vöchting 1906), „Hinsichtlich der
Polarität besteht (nach Tobler) ein Unterschied zwischen höheren
und niederen Organismen. Er beruht offenbar auf der Gewebs-
— III
differenzierung und geht Hand in Hand mit der gesteigerten Arbeits-
teilung in der Pflanze". Gewisse einfach strukturierte Algen, wie
Spirogyra z. B., dürften überhaupt keine bestimmte Polarität besitzen.
An der von ihm untersuchten Polysiphonia und anderen Algen konnte
Tobler(igo6) eine Verticibasilität und damit eine polare Differenzierung
feststellen. Für eine solche tritt auch Janse (1906) auf Grund seiner
Beobachtungen an Algen und speziell an Caulerpa prolifera ein,
wenn auch freilich nach ihm bei dieser Siphonee die Polarität ein-
seitig ausgebildet ist, indem nur ein basaler Pol vorhanden ist und
der apikale Pol fehlt, diese Alge somit als unipolar zu bezeichnen
wäre. Mit ihr hat Janse ähn-
liche Umkehrungsversuche
angestellt, wie sie mit Bry-
opsis vorgenommen wurden,
doch waren die Ergebnisse
abweichende von denen bei
dieser verhältnismäßig nahe-
stehenden Form oder fanden
jedenfalls eine ganz andere
Erklärung.
Es sei vorausgeschickt,
daß Caulerpa prolifera wie
andere ,, Schlauchalgen" im
wesentlichen einen , von
fester Membran umgebenen,
protoplasmahaltigen, vielker-
nigen und mehr oder we-
niger reich gegliederten
Schlauch darstellt, der aus
einer kriechenden, stengel-
artigen Hauptachse, sowie streckenweise davon nach unten ausgehen-
den Rhizoiden und nach oben abzweigenden, blattartigen Thallus-
lappen besteht, welche letzteren proliferierend sein, d. h. sekundäre
Lappen tragen können (Fig. 70). Es kommen auch kleinere, aus
wenigen oder einzelnen Thalluslappen mit Blattstiel und Rhizoiden
Fig. 70. Caulerpa prolifera mit zwei Thallus-
blättern, wovon sich das eine in Proliferation befindet.
Nach unten vom Stengel die Rhizoide (r); a die
fortwachsende Spitze derThalhisachse, ö^junge Thallus-
lappen (aus Strasburgers Lehrbuch der Botanik).
112
am basalen Ende bestehende Pflänzchen vor (Fig. 7 1 A). Wird eine
solche vollständige, un verwundete Pflanze mit der Blattspitze, also
umgekehrt in den Schlamm eingegraben, so treten keine besonderen
Neubildungen auf und der Umkehrungsversuch ist von keinem Er-
folg begleitet. Anders jedoch, wenn abgeschnittene, also verwundete
Blätter zu dem Versuch verwendet werden; dann pflegen alsbald
Wurzeln aus der Blattspitze hervorzusprossen (Fig. 7 1 B). Somit er-
scheint das Resultat in diesem Falle ganz ähnlich wie bei Bryopsis,
aber wie gesagt findet es eine andere Erklärung. Janse legt ein
sehr großes Gewicht auf die in der
Zelle vorhandene Plasmaströmung,
welche im Fall der Caulerpa eine nach
der Blattbasis gerichtete ist. Infolge
dieser „basipetalen Impulsion" ist nur
ein „aktiver Pol", eben der basale vor-
handen, an dem bei abgelösten Blättern
die Neubildung der Wurzeln und Rhi-
zome erfolgt und zwar durch ein „Meri-
stemplasma" veranlaßt, welches dem
polaren Einfluß gehorcht. Bei Ver-
letzungen soll die x\bspaltung dieses
eigenartigen Plasmas direkt wahrnehm-
bar sein und indem durch die Ver-
wundung der Plasmastrom eine Ver-
änderung, das „Meristemplasma" eine
Verlagerung erleidet, können nun Rhi-
zome und Rhizoide von der Wundstelle
aus gebildet werden (Fig. 7 i). Eine Um-
kehrung der Polarität wäre dies jedoch in Wirklichkeit nicht und
Janse neigt zu der Annahme, daß auch die oben erwähnten Ver-
suche an Bryopsis nicht durch eine wirkliche Umkehrung der Polari-
tät, sondern ebenfalls durch eine „Unipolarität" jener Alge und die
Wirksamkeit des an anderer Stelle auftretenden Meristemplasmas zu
erklären seien. Inwieweit die Existenz von bestimmt gerichteten Strö-
mungen im Protoplasma, sowie auch diejenige einer besonderen Plasma-
I'ig' 71- Caulerpa p7-olifera. A
«in aus einem einzelnen Blatt bestehen-
des Pflänzchen in aufrechter Stellung,
ß umgekehrt im Schlamm eingeflanztes
Blatt mitProlifikation und neuen Rhizo-
iden an der Blattspitze (unten). Am
Ende des Blattstiels befinden sich alte
Wurzeln (nach Janse, 1905).
113
art zur Erklärung dieser Erscheinungen herangezogen werden kann,
entzieht sich unserer Beurteilung, nur will uns scheinen, als ob bei
diesen sehr einfach organisierten Formen nach der auch von Vöchting
vertretenen Anschauung äußeren Einflüssen eine stärkere Wirkung
{als den schwer erkennbaren inneren Faktoren) zugeschrieben werden
dürfe und als ob ferner diese niederen Formen vielleicht in differenter
Weise auf die von außen kommenden Reize reagieren, so daß darauf
die Verschiedenheiten im Verhalten der un-
verletzten Pflänzchen von Bryopsis und Caii-
lerpa bei ihrer Umkehrung beruhen könnte.
Bei Tieren ist die sog. Umkehrung der
Polarität besonders durch Jaques Lob ver-
mittelst seiner bekannten und wichtigen Ver-
suche an verschiedenen Cölenteraten erzielt
worden, indem er z. B. Stammstücke von
Antennularia umgekehrt in geeigneter Weise
orientierte und dann an dem jetzt nach unten
gerichteten apikalen Pol Wurzeln, an dem
nach oben gerichteten basalen Pol dagegen
neue Zweige entstehen sah. Ein mit dem
oralen Pol in den Sand gestecktes Stamm-
stück von Tubzilaria bildete am freien, aboralen
Ende einen Polypen; wurde aber das Stück
derartig befestigt, daß beide Enden frei vom
Wasser umspült waren, so entstanden an beiden
Enden, also am oralen wie am aboralen Pol,
neue Polypen (Fig. ']2). In diesen wie in anderen
bereits erwähnten oder noch zu behandelnden Fällen (Fig. 36 S. 49
und Plg. 74 S. 115) sind es äußere Faktoren, welche die Herausbildung-
anderer als der normalerweise an den betreffenden Körperstellen zu er-
wartenden Neubildungen, d. h. die „Umkehrung der Polarität" bewirken.
Driesch möchte dementsprechend eine „Strukturenpolarität" von
einer „Faktorenpolarität" unterscheiden, je nachdem „ein polarer Organi-
sationsgegensatz darauf beruht, daß die Basis der Organbildung, sei
es wegen einer intimen, sei es wegen einer gröberen Struktur, nur in
Korschelt, Regeneration u. Transplantation. 8
tig. 72. Tubularia mesem-
brvajithemum. Das aus der
Witte des Stammes heraus-
geschnittene Stück a b bildet
an jedem Ende einen neuen
Polypen (c d). a b Altes Stück,
a c und b d Zuwacksstücke
(nach Lob aus O. Hertwig,
Allgemeine Biologie, 1906.)
— 114 —
einer bestimmten Richtung auf formauslösende Faktoren reagieren
oder in ihr wenigstens leichter reagieren kann, oder aber darauf, daß
die in der Mehrzahl der Fälle inneren formativen Faktoren ihrerseits
in einer bestimmten Richtung und nicht in der anderen wirken". Die
Faktorenpolarität wäre leichter „umkehrbar" als die Strukturenpolarität.
Die Neubildungen an Körperstellen, wohin sie nicht gehören,
belegte Lob mit dem seither dafür gebräuchhchen Namen der
Heteromorphosen.
Solche höchst eigenartige, einen Mangel an Polarität oder doch
deren gelegentliche Aufhebung zeigende Bildungen sind seitdem wieder-
holt und von recht verschiedenartigen Tierformen beschrieben worden.
Nach dem vorher über die Polari-
tät der Pflanzen mitgeteilten wird
man in der Erwartung kaum fehl
gehen, daß bei den niederen Tieren
eine weniger ausgeprägte Polarität
als bei den höheren zu finden sein
möchte. Bei den Einzelligen scheint
man bisher auf derartige Bildungen
weniger geachtet zu haben, obwohl
Heteromorphosen von Infusorien
bekannt sind, aber auch bei sehr
einfach organisierten Metazoen, wie
bei Hydra und anderen Hydroid-
polypen, zeigt sich eine verhält-
nismäßig geringe Ausbildung der
Polarität in dem häufigen Auf-
treten andersartiger Bildungen an Wundflächen oder durch die Um-
kehrung der Polarität bei Gelegenheit von Transplantationen. Außer
den von Lobs Versuchen her bekannten (Fig. 72 u. 73) oder schon
bei anderer Gelegenheit erwähnten Heteromorphosen von Cölenteraten
{Cerianthus), bei denen unter anderem durch Anlegen einer tief gehenden
seitlichen Schnittwunde eine neue Mundöffnung und Mundscheibe-
Fig- 73. Cerianthus membranace^is
mit einer zweiten Mundöffnung am Ein-
schnitt; a Tentakeln in der Nähe der natür-
Uchen, b der künstlichen INIundöffnung (nach
Lob aus O. Hertwig, Allgemeine Biologie,
1906).
115
erzielt wurden (Fig. 54 S. 86), sind solche seither unter recht verschle-'
denen Umständen und in sehr verschiedener Ausbildung erzeugt
worden. Näher darauf einzugehen, würde hier zu weit führen, auch wird
die höchst eigenartige Form dieser heteromorphen Bildungen, bei denen
die beiden Köpfchen oft dicht aneinander sitzen, am besten durch die
Abbildungen (Fig. 74^ — C) erläutert. Auch an den Stöcken treten
häufig Bildungen von Wurzelausläufern und Hydranthen an Stellen
auf, wohin sie nicht gehören, so
z. B. Köpfchen am basalen Teil
eines abgeschnittenen und frei auf-
gehängten Zweiges von Pennaria
(nach Gast und Godlewski,
Fig. 36^ — C S. 49).
Bei seinen ebenfalls an Pen-
naria ausgeführten Versuchen be-
obachtete Cerfontaine solche
heteromorphe Bildungen verschie-
dener Art, so das Auftreten von
Wurzelausläufern an apikalen Tei-
len, zumal an den freien Enden
der Zweige, woraus dann ganze
Wurzelgeflechte und auf ihnen
wieder Stämme mit Zweigen ent-
standen. Andererseits traten an
basalen Teilen neue Stamm- und
Köpfchenbildungen auf. Von ähn-
lichen heteromorphen Bildungen
wird noch in anderer Verbindung
Flg. 74. A Bildung eines Polypen am
aboralen Ende des mit einem Zweigstück ab-
geschnittenen Polypen von Tubitlaria crocca
(nach H. D. King, 1904); B und C kurze
Stücke von Tiibiilaria niese nibryanthefmun
mit Hydranthen an jedem Ende (nach Mor-
gan, 1901).
die Rede sein (vgl. S. 167).
Ähnlich verhalten sich die Planarien, bei denen Heteromorphosen
an ganz verschiedenen Körperstellen durch Anbringen von Verletzungen
oder Entfernen g"anzer Körperteile leicht zu erhalten sind, so sprossen
neue Köpfe an den Seiten oder am Hinterende des verletzten Stückes
hervor und sogar ganz kleine, dicht hinter den Augen abgeschnittene
Vorderstücke können noch solche heteromorphe Köpfe an ihrem
ii6 —
Hinterende entstehen lassen (Fig 75. A — F), wie die erfolgreichen
Versuche von Van Duyne, Morgan, Voigt, Bardeen, Child u. a.
gezeigt haben. Nach den Beobachtungen von Morgan, Caullery,
Mesnil, Hazen, Dimon. die wir bestätigen konnten, kommen
Heteromorphosen auch bei Anneliden vor und besonders bilden
Regenwürmer nach dem Entfernen eines umfangreichen Vorderendes
an dessen Stelle nicht selten ein langes, segmentreiches Schwanzende
(Fig. 84^, S. 131).
Fig. 75. Heteromorphosen
an Planarien. xV Bildung eines
Schwanzes und zweier Köpfe
an seitlichen Einschnitten (nach
W. Voigt, 1899); B Ent-
stehung zweier Köpfe nach
Spaltung einer Planaria torva
durch einen in der Mittel-
linie von hinten her geführten
Schnittes (nach Van Duyne,
1 896) ; C Bildung zweier Köpfe
an einem Stück von PL ma-
ciilata mit schräger vorderer
und hinterer Schnittfläche (nach
Morgan, 1904; D Bildung
je eines Kopfes am Vorder-
und Hinterende eines Teil-
stücks einer Planarie (nach
Child, 1906); E und F Bil-
dung eines heteromorphenr
Kopfes an dem kurz hinte
den Augen abgeschnittenem
Vorderstück von PL niaculata
und PL higubris (nach Mor-
gan, 1902 u. 1901).
Bei Ascidien, speziell bei Ciona intestinalis, erzielte l.öb durch
Anlegen eines quer gerichteten Schnittes unterhalb der Einströmungs-
öffnung insofern eine heteromorphe Bildung, als um die Schnitt-
öffnung Augenflecke zur Ausbildung kamen, wie sie den Rand der
natürlichen Einströmungsöffnung umgeben (Fig. 76^). Außerdem
wächst die künstliche Öffnung durch Erhebung ihres Randes zu einer
Röhre aus (Fig. 76^), welche ebenso lang und länger als der normale
Ingestionssipho werden kann und derartige Röhren lassen sich durch
Anbringen von Schnitten an verschiedenen Stellen mehrere hervorrufen.
Andersartiger Natur sind die von Driesch bei Gelegenheit
seiner Studien über das Regulationsvermögen der Organismen eben-
falls an Ascidien gemachten Wahrnehmungen. Er sieht eine Um-
1 1
B
kehrung der Polarität in dem bei Cla-vellina beobachteten Verhalten,
welches darin besteht, daß es bei dem früher (S. 97) geschilderten
Aiiffrischungsprozeß dieser Ascidien auch zur Bildung eines Stolo
und an diesem zur Ausbildung einer polar umgekehrten Ascidie
kommt, freilich handelt es sich dabei um Tiere, die sich (wie übri-
gens auch die Hydroidpolypen) durch Knospung fortzupflanzen ver-
mögen und diese Knospen an den Stolonen erzeugen.
Wie man daraus sieht, kommen Heteromorphosen auch bei
recht hoch organisierten Tieren mit weitgehender Differenzierung
ihrer Gewebe und Org'ane vor und dies gilt auch noch für die Ar-
thropoden und Wirbeltiere. Von ersteren wird sogleich noch die Rede
sein; bei den letzteren hat man sie auf experimentellem Wege an
den Flossen von Fisch- ^
embryonen hervorge-
bracht, indem nach
Nusbaums Beobach-
tungen beim Abschnei-
den des Schwanzes
Flossenbildungen zu-
stande kommen, die
nicht ohne weiteres den
verloren gegangenen
gleichen, sondern an-
dere Formen zeigen.
Allerdings muß dabei
in Betracht gezogen werden, daß offenbar die Art der Verletzung
und der bedeutende Umfang der verlorenen Teile nicht ohne weiteres
die Herstellung der richtigen Flossenform gestattet und diese dann
erst infolge einer allmählichen Umgestaltung und Umarbeitung er-
langt wird.
Von den verschiedenartigen, bisher beschriebenen Heteromor-
phosen ^s) wurde eine Anzahl charakteristischer Fälle ausgewählt und
es wäre nunmehr die Frage nach dem Zustandekommen dieser auf-
fallenden Erscheinung- aufzuwerfen. Bei vielen dieser Fälle handelt
es sich um eine direkte Umkehrung oder doch um ein Zurücktreten
Fig. 76. Ciona intestinalis. A Einschnitt unter der
Einführöffnung bei a\ B an der Schnittstelle ist in einigen
Wochen eine neue Rr)hre hervorgewachsen (a). Nach Lob
aus O. Hertwig, Allgemeine Biologie 1906.
— ii8 —
der Polarität, zum mindesten aber um das Vorkommen von Bildungen
in Gegenden des Körpers, wohin sie nicht gehören und daher nicht
zu erwarten waren. — Die Frage nach der Entstehung der Hetero-
morphosen hängt also aufs engste zusammen mit derjenigen nach
der Polarität und ihren Ursachen. Über diese Frage wurde bereits
im Anschluß an die Beobachtungen über die sog. Umkehrung der
Polarität bei den Pflanzen gesprochen. Wenn es dort bisher unmög-
lich schien, eine befriedigende Erklärung der Polaritätserscheinungen
zu geben, so liegen die Verhältnisse auf zoologischem Gebiet leider
nicht günstiger. Die F>age nach den Ursachen, welche es bewirken,
daß an Stelle eines verloren gegangenen Körperteils nicht dieser,
sondern ein anderer, vielleicht gerade der entgegengesetzte, etwa an
Stelle des Kopfes ein Schwanz oder des Schwanzes ein Kopf, neu-
gebildet wird, also eine Umkehrung der Körperpolarität stattfindet,
läßt sich zurzeit nicht befriedigend beantworten. Die Botaniker haben
eine Lösung des Problems dadurch versucht, daß sie den einzelnen
Zellen eine Polarität zuschrieben und somit die Zellenelemente und
ihre Anordnung im Körper für dessen polare Gestaltung verantwort-
lich machten (vergl. oben S. io6). Strömungen, die in der Zelle
selbst, wie im ganzen Körper stattfinden, Leitungsbahnen, die zu den
Wachstumspunkten hinführen und den Stofftransport vermitteln, würden
nach dieser besonders von Goebel vertretenen Anschauung für die
polare Gestaltung des Körpers mitbestimmend sein. Es ist nicht un-
möglich, daß ähnliche Ursachen auch im Tierkörper für das Zustande-
kommen seiner Polarität maßgebend sind, aber wie gesagt lassen
sich die Bauverhältnisse hier noch schwerer übersehen. Morgan, der
sich in letzter Zeit viel mit dieser Frage beschäftigt hat, nimmt be-
sonders auf Grund seiner Beobachtungen an Tubularia zur Erklärung
der Polaritätserscheinungen eine gewisse Abstufung in der Bildungs-
fähigkeit des Zellenmaterials an. Für den genannten Fall (der Tubu-
laria) sieht er dies so an, daß das Material des Stammes „totipotent"
sei und an irgendeinem Punkt einen Polypen hervorzubringen im-
stande ist; jedoch geschieht dies leichter am oralen als am aboralen
Ende und gerade darin zeigt sich jene Abstufung in bestimmter Rich-
tung. „Die Abstufung („Gradation") ist die Polarität und auf dieser
— 1 1 9 —
Grundlage vollziehen sich die Bildungsvorgänge." Freilich ist sie
nicht der einzige Faktor, sondern andere kommen noch hinzu, um
das Ergebnis dieser Bildungsvorgänge mit zu bestimmen. Wie es
freilich zugeht, daß diese Abstufung im Wert des Bildungsmaterials
oder dessen Betätigung plötzlich nach einer ungewöhnlichen Richtung
überwiegt, wie dies bei den Heteromorphosen beobachtet wird, läßt
sich durch eine derartige Annahme ebensowenig erklären, wenn man
nicht die Einwirkung äußerer Einflüsse heranziehen will. Über die
im Innern des Organismus zu vermutenden Ursachen der Polarität
ist zurzeit sicheres nicht auszusagen und die bisher gegebenen Er-
klärungsversuche sind nicht viel mehr als Umschreibungen der zu
beobachtenden Tatsachen, als welche sie übrigens zumeist von ihren
Autoren auch nur angesehen werden.
Fig. 77. Palimirus vulgaris. Gehirn {g) von dem der Sehnerv nach dem Auge (au)
geht ; ag Augenganglion ; an der Unken Seite anstatt des mit dem Augenganglion abgeschnittenen
Auges eine Antennula [at), (nach C. Herbst, 1899).
Eine besonders eigenartige Form von Heteromorphosen stellen
die von C. Herbst auf höchst sinnreiche Weise an höheren Krebsen
erzielten Bildungen dar, welche im Zusammenhang mit den übrigen
nicht erwähnt wurden, da sie zu besonderen Betrachtungen Veran-
lassung geben. Entfernte Herbst bei einem Palinurus, Palaemon
oder bei einem der von ihm untersuchten zehnfüßigen Krebse eines
der beiden Stielaugen, so wurde es in entsprechender Weise, d. h.
durch Neubildung eines Auges ersetzt. Geschah die Entfernung des
Auges mit dem Stiel und dem daringelegenen Ganglion opticum, so
entstand auffallenderweise an Stelle des Auges eine Antenne (Fig. 77«/).
Bei denjenigen Krebsen, deren Augenganglien nicht im Augenstiel,
120
sondern im Kopf dem Gehirn dicht anhegt, wie es bei gewissen
Krabben, z. B. Porcellana, der Fah ist, bildet sich nach dem Ab-
schneiden des ganzen Augenstiels stets wieder ein Auge und niemals
eine Antenne. Da das Ganglion opticum auch bei totaler Exstirpation
des Augenstiels nicht mit entfernt wird, so verhalten sich diese Krabben
wie die Krebse mit langstieligen Augen, bei denen das Auge oberhalb
des Ganglions abgeschnitten wurde.
Das Ergebnis dieser Versuche kann so gedeutet werden, daß
Auge und Augenganglion zusammengehörige Bildungen sind, so daß
ersteres in seiner Entstehung vom Ganglion abhängig ist und bei
dessen Fehlen infolge des Mangels von geeignetem Bildungsmaterial
nicht von neuem entstehen kann (O. Maas 1903). Es könnte aber
hierbei ein anderer Faktor von besonderer Wichtigkeit in Frage
kommen, nämlich der Einfluß des Nervensystems auf die Re-
generation, der auch sonst noch eine wichtige Rolle spielt und
daher in anderer Verbindung einer besonderen Betrachtung- unter-
zogen werden muß (vergl. S. 148).
Außer der bei diesen Versuchen zutage tretenden Abhängigkeit
der Regenerationsvorgänge von Teilen des Nervensystems sind sie
auch noch in anderer Beziehung von Interesse, wegen der Frage
nämhch, wie es zu erklären ist, daß sich an Stelle des Auges gerade
eine Antenne und nicht irgend ein anderes Organ ausbildet oder aber
wenn der Ersatz des Auges undurchführbar ist, er nicht einfach unter-
bleibt, ohne daß ein anderes Gebilde an seine Stelle tritt. Es liegt
hier sehr nahe, die Zuflucht zu ph3^1ogenetischen Spekulationen zu
nehmen und die Erklärung in einem Wiederauftreten von Organen
zu suchen, die früher an dieser Stelle vorhanden waren, d. h. die
Möglichkeit eines
Atavismus in der Regeneration
anzunehmen. Eine derartige Vermutung lag bei dem Ersatz des
Auges durch ein antennenähnliches Organ insofern nicht allzuweit
entfernt, als man schon früher wiederholt die Extremitätennatur der
Stielaugen diskutiert hatte. Sehr überzeugend war diese Annahme
12 I
freilich nicht, auch ist sie bald wieder aufgegeben worden und so wird
man auch derjenigen eines solchen Rückschlags von einem Augen-
stiel auf ein fühlerartiges Gebilde keine allzugroße Überzeugungskraft
zuschreiben können. Der Entdecker dieser eigenartigen Heteromor-
phosen, C. Herbst, erklärt sich jedenfalls durchaus gegen eine solche
Deutung im ph3'logenetischen Sinne und läfdt es vorläufig genügen^
daß eben die Potenzen zur Bildung eines derartigen abweichend ge-
stalteten Organs an dieser Stelle vorhanden sind.
Wie dieser eine Fall, so haben auch andere Regenerationsvor-
gänge zur Deutung der neuauftretenden Bildungen als atavistischer
Natur Veranlassung gegeben. Bezüg'lich der vorher (S. 102) be-
sprochenen Heterochelie der Dekapoden würde nicht viel gewonnen
sein, wenn man das Auftreten kleinerer oder größerer Scheren bei
der Regeneration zum Ersatz der asymmetrischen Scherenform als
Rückkehr zu der früher vorhanden gewesenen Scherensymmetrie
ansehen wollte. Dagegen erscheinen andere, in dieser Beziehung
ebenfalls beim Ersatz der Krebsgliedmaßen gemachte Beobachtungen,
recht bemerkenswert. Es handelt sich um die schon wiederholt und
auch neuerdings (von E. Schultz) wieder beobachtete Tatsache, daß
Flußkrebse (Astacus fJuviatilis, A. colcJiicus und A. pachypus) beim
Verlust der Scheren nicht solche von der Form der verlören ge-
gangenen Scheren, sondern anders gestaltete regenerieren, welche
die Merkmale der Scheren von Astacus leptodactylus zeigen, eines
Krebses, der als Vorfahrenform der genannten Krebse angesehen
wird. Ganz ähnlich liegen nach den älteren Beobachtungen von
Fritz Müller die Verhältnisse bei einer der Gattung Atyoida zu-
gehörigen Garneele, deren langfingrige Scheren bei der Regeneration
durch Scheren von dem kurzfingrigen Typus der verwandten und
vermutlich phjdogenetisch älteren Gattung Caridiiia ersetzt werden.
Es läßt sich kaum in Abrede stellen, daß das Verhalten dieser Krebse
recht auffällig und seine Erklärung im Sinn eines Rückschlags zum
mindesten sehr naheliegend ist.
Das von Giard gewissermaßen als eine Abkürzung der Ent-
wicklung betrachtete Auftreten früherer ph34ogenetische Zustände bei
der Regeneration, die sog. hypotypische Regeneration, hat man
— 122 —
in dem Verhalten der pentameren Tarsen der Blattiden sehen wollen,
die bei der Regeneration durch viergliedrige Füße ersetzt werden
wie sie den niederen Insekten (Th^'sanuren) zukommen. Ahnliches
ist auch bei anderen Orthopteren, so neuerdings wieder von Bor-
dage und Godelmann an Phasma, Bacilhts und anderen Ge-
spenstheuschrecken beobachtet worden (Fig. 78), doch gehen die Mei-
nungen recht, sehr auseinander, ob man darin eine phylogenetische
Reminiszenz und nicht vielmehr eine mit der Neugestaltung zusammen-
hängende abweichende Form (mangelhafte Ausbildung oder Ver-
schmelzung einzelner Glieder) zu sehen habe. Dieser letzteren Auf-
fassung neigt Godelmann umso-
^ J^— __3r-^^5^~^ir~"^^5?^ -^ mehr zu, als die Art des Ersatzes
der verlorenen Tarsen keine regel-
mäßige ist; zwar werden häufig
V ^^^ (^ — — Tv^"^ ^?=S^ viergliedrige Füße neu gebildet,
aber es werden auch solche gelie-
Fig. 78 Ein normaler (>i) und ein regene- fg^^^ ^jg weniger odcr wie ein nor-
rierter Fuß i^B) einer Phasmide, Monan-
droptera inuncans. A aus 5, B nur aus maier Fuß fünf Tarsalglieder auf-
4 Gliedern bestehend, vergl. auch Fig. 37
s. 51 (nach Bordage, 1905). weisen (Fig. ■]<^A—D). Ähnliches
gilt übrigens auch für die an drei-
kralligen Spinnenfüßen beobachtete Krallenreduktion, die nach
E. Schultz bei der Regeneration eintreten und dem ursprünglichen
Zustand der Spinnen mit zweikralligen Füßen entsprechen solle,
während nach der Darstellung von Friedrich dieses Vorkommen
recht schwankender Art und wohl auch nur durch eine gewisse Un-
stetigkeit des regenerativen Bildungsganges zu erklären sei.
Als Atavismus hat man es ferner angesehen, daß bei Tethys die
in Verlust geratenen einfachen Rückenanhänge nicht in dieser Ge-
stalt, sondern in Form verzweigter Anhänge regeneriert werden, wie
sie bei anderen, vermutlich ursprünglicheren Gastropoden vorkommen.
Die gleiche Deutung hat das Auftreten einer von dem gewöhnlichen
Verhalten abweichenden Beschuppung an regenerierten Schwänzen
der Eidechsen und Geckonen (durch Beulen ger und Werner) ge-
funden. Die Beschuppung erwies sich einfacher am regenerierten
Schwanz und man glaubte darin Verhältnisse wieder zu finden, wie
12.-, —
A
ß
C
D
sie bei den vermutlichen Stammformen obwalten; Herbst aber
möchte dies nur dadurch erklären, daß die kompliziertere Beschuppung
bei der Regeneration nicht zustande gebracht, sondern durch eine
•einfachere ersetzt wird.
Wohl mit das bekannteste und für das Auftreten atavistischer
Bildungen bei der Regeneration am meisten verwendete Beispiel ist
dasjenige der vorderen vierfingrigen Amphibienextremität, welche
nach Barfurths Befunden bei der Regeneration eine fünfgliedrige
Hand zur Ausbildung bringen kann (Fig. Q3, S. 137). Da es sehr
wahrscheinlich ist, daß die Hand der x\m-
phibien ursprünglich einen pentadaktylen
'Charakter hatte und die vergleichende
Anatomie dies annimmt, so trug Bar-
furth kein Bedenken, das Auftreten der
fünffingrigen Hand durch Atavismus zu
erklären und er hält diese Anschauung
gegenüber mancherlei Einwürfen aufrecht
'(1906). So hatte besonders Herbst gel-
tend gemacht, daß es recht willkürlich er-
scheine, von den abweichend gestalteten
regenerativen Bildungen der Amphibien-
hand gerade nur die fünfstrahlige heraus-
zugreifen und ihr allein atavistische Be-
deutung zuzuschreiben, während man die
in dieser Richtung nicht verwertbaren Bil-
dungen, bei denen an der regenerierten
Hand (ebenfalls nach Barfurths Be-
obachtungen und solchen von E. Byrnes.
Fig. 80, S. 126) nur zwei oder drei Finger auftreten, unberücksichtigt
lasse, ebenso wie diejenigen, bei denen eine größere Zahl von Plngern
gebildet wird, z. B. sechs bei Pleurodeles nach Giard, sechs bis acht
beim Axolotl nach den Beobachtungen von Tornier.
Man sieht, daß in dieser Beziehung ähnlich wie bei Behandlung
der Regeneration als Anpassungserscheinung die Meinungen scharf
gegen einander stehen und eine Klärung der F"rage nur durch Ver-
Fig. 79. Teil der Tibia von
Bacillus Rosüxm.1 dem 5 gliedrigen
normalen Fuß {A), einen 5 gliedrigen
regeneriertem P'uß [B], mit regene-
rierten ziemlich gut ausgebildeten,
aber nur 4gliedrigen (T) und eben-
solchem rudimentärem 3gliedrigeni
Tarsus (Z>) (nach Godelmann,
1901).
— 124 —
mehrung und eingehende Untersuchung der bisher nicht sehr zahl-
reichen, hierbei in Betracht kommenden Fälle gewonnen werden kann.
Übrigens hat man hinsichtlich der Beziehungen verschiedener Tier-
formen zueinander und der Möglichkeit einer Aufklärung ihrer Ver-
wandtschaftsverhältnisse außer bei Arthropoden und Vertebraten auch
noch bei anderen Tieren geglaubt, den Regenerationsvorgängen eine
gewisse Bedeutung zusprechen zu dürfen. Nach dieser Richtung sind
recht umfassende Untersuchungen von Minckert an Crinoiden der
Antarktis ausgeführt worden, aus welchen hervorgeht, daß die infolge
von Regenerationsprozessen auftretenden Färbungs- und Gestaltungs-
differenzen bestimmte Schlüsse auf die systematische Stellung der
betreffenden Formen zulassen. Ebenso zeigen die von Carlgren
und Hahn über die Symmetrieverhältnisse und den Dimorphismus
der Actinien angestellten Untersuchungen, daß die für die verwandt-
schaftlichen Beziehungen und die Einordnung in das System wich-
tigen morphologischen Züge durch Regenerationsvorgänge eine wesent-
liche Beeinflussung erfahren können ^^).
Jene vorher besprochenen Erscheinungen leiteten bereits zu
einem anderen Gebiet hinüber; bei ihnen wie besonders bei denjenigen
der Heteromorphose führt der durch die Regeneration bewirkte Er-
satz verlorener Teile nicht zu einer dem normalen Zustand entsprechen-
den Ausbildung des Körpers. Derartiges wnrd bei ihr recht häufig
beobachtet und im Vorhergehenden war bereits wiederholt die Rede
davon, daß die verloren gegangenen Teile nur unvollständig ersetzt
werden, d. h. daß die Neubildungen in unexakter und defek-
tiver Weise verlaufen oder daß überzählige Bildungen (sog.
Superregenerate) zustande kommen. Obwohl diese Erscheinungen
für die Auffassung der Regeneration in mancher Hinsicht recht lehrreich
sind, kann hier doch nur verhältnismäßig kurz auf sie eingegangen
werden.
UnVollständigkeit und Ungenauigkeit in der Aus-
gestaltung der Regenerate
wird wie gesagt sehr häufig angetroffen und hat recht verschiedene
Ursachen. Eine davon kann in dem zu geringen Umfang des
— 125 —
regenerierenden Teilstückes liegen, indem selbst Tiere von aus-
gezeichnetem Regenerationsvermögen, wie die Hydren oder Pla-
narien dann, wenn das Teilstück zu klein ist, wohl einen Ansatz zur
Bildung einer Regenerationsknospe machen, diese aber aus Mangel
an Material oder wegen zu großer Differenzierung des betreffenden
Stückes nicht zur weiteren Ausbildung bringen. Das gleiche Ver-
halten ist bei anderen, recht regenerationsfähigen Tieren, wie den
limicolen und terricolen Oligochaeten, zu beobachten, wenn der Ver-
lust der Teile in eine der mit geringerem Regenerationsvermögen
ausgestatteten Körperregionen fällt. Aus den Regenerationsknospen
pflegen in solchen Fällen kleinere, unregelmäßig geformte und so-
wohl in Bezug auf die äußere, wie innere Beschaffenheit unvollständig
organisierte Regenerate hervorzugehen. Abgelöste Gliedmaßen der
Arthropoden oder Vertebraten werden häufig nur durch einen längeren
oder kürzeren Stumpf ersetzt.
Selbst solche regenerative Bildungen, wie der Eidechsen-
schwanz, welche eine äußerlich vollkommene Ausgestaltung erfahren
und zur Wiederausübung ihrer Funktionen ganz geeignet erscheinen,
lassen doch bei genauerer Untersuchung eine recht bedeutende Un-
vollständigkeit ihrer Ausbildung erkennen, indem anstatt des aus
Wirbeln zusammengesetzten Schwanzskeletts ein einheitlicher Knorpel-
stab ohne echte Chordabildung- und mangelnder oder doch nur an-
gedeuteter Gliederung entsteht und auch das Nervensystem eine höchst
unvollkommene Ausbildung zeigt. Desgleichen erweisen sich Glied-
maßen, die äußerlich ziemlich gut ausgebildet erscheinen, in ihrem
inneren Bau, besonders in ihren Skeletteilen, unvollständig gestaltet.
Unregelmäßigkeiten in der Form, Verschmelzungen einzelner Teile
oder gänzliches Ausbleiben von Skelettstücken scheinen häufige vor-
zukommen, wenn nicht die ganze Extremität auch schon äußerlich
mancherlei Anomalien zeigt, die dann von solchen im Innern begleitet
werden (Fig. 80 A — D). Eine derartige unvollständige Ausbildung der
Extremitäten, denen einzelne Glieder, Teile der äußeren Bewehrung
oder innere Organe fehlen, kommt auch bei den Arthropoden häufig
vor und wurde hinsichtlich der Endglieder des Tarsus schon vorher
in anderer Verbindung erwähnt (Fig. 78 u. 79, S. 122).
126
WM
In einer höchst charakteristischen und sehr instruktiven Weise
zeigt sich der Erfolg der unvollständigen und ungenauen Regeneration
bei den von Hargitt und Morgan an Medusen unternommenen
Versuchen. Wird einer kleinen craspedoten Meduse ( Gonionemiis
■vertens) ein keilförmiges Stück aus dem Schirm herausgeschnitten
(Fig. 8 I A), so nähern
sich die Wundflächen
und verschmelzen mit-
einander, ohne daß an-
scheinend irgendwie
beträchtliche Neubil-
dungen erfolgen. iVller-
dings kann gerade in
dem angegebenen Fall,
in welchem das Manu-
brium mit entfernt
wurde (Fig. ^\A) in
einiger Zeit ein neuer
Mundstiel gebildet
werden. Zumeist
scheint aber nur ein
Schluß der Wunde und
die Abrundung zu
einem recht unvollstän-
digen Ganzen ohne er-
hebliche Neubildungen
vor sich zu gehen.
Beim Durchschneiden
einer Meduse (Fig. 8i
B), erfolgt die Regene-
ration in der Weise,
daf(5 die halbe Meduse
nach geschehener Abrundung zwar das angeschnittene Manubrium und
die verletzten Tentakeln ergänzt, im übrigen aber sich mit nur zwei
(anstatt vier) Radiärkanälen behilft und auch keine neuen Tentakeln
Fig. 80. Unvollständige Ausbildung der Skeletteile
bei der Regeneration der Vordergliedmaße beim Frosch.
A normales Skelett von Hand- und Vorderarm, B — D ver-
schiedene, mehr oder weniger vollständige Skelettbildungen
der defektiven Regeneration ; (/Daumen (nach Byrnes, 1904).
■ — 12-
bildet (Fig. 8i C, D). Auch Teilstücke von ein Viertel oder noch ge-
ringerem Umfange mit bloß einem oder einem nur teilweise erhaltenen
Radiärkanal lassen sich auf diese Weise hervorbringen und sind existenz-
fähig. Morgan konnte die kleinen unvollständigen Medusen wochen-
lang am Leben erhalten; sie ernähren sich auch, scheinen aber keine
wesentliche Ergänzung der verlorenen Teile mehr zu erfahren ^^).
Zur Erklärung der unvollständigen und mangelhaften
Regeneration hat Driesch, der ein großes Gewicht auf den schon
früher (S. 77) erwähnten Verlauf der Regeneration in einzelnen Ab-
B
Fig. 81. Regeneration einer Meduse [Gouioncinits vertcns], nach Morgan 1901 und
Hargitt, 1900). A ein keilförmiges Stück mit dem Manubrium aus dem Schirm geschnitten;
B in der Richtung der schrägen Linie halb durchgeschnitten; C eine solche Hälfte nach
Abrundung und Ergänzung; D ein Viertel und E weniger als ein Viertel der ganzen Meduse.
Die Tentakel sind nur teilweise eingezeichnet.
Sätzen (Etappen) legt, das Fehlen einzelner dieser Etappen heran-
gezogen. Die Regeneration ist auf einer zu frühen Etappe stehen
geblieben, vielleicht infolge „einer allgemeinen dynamischen Schwäche
des Organismus", vielleicht nur aus Mangel an genügendem Anlage-
material. Unter einem anderen Gesichtspunkt betrachtet Tornier
das Problem, das er mit einer ganz eigenartigen Fragestellung be-
handelt. Er betrachtet die zum Aufbau eines Regenerats beitragenden
Gewebe als mehr oder weniger unabhängig von einander. Arbeiten
sie bei dem gemeinsamen Aufbau des Regenerats in Harmonie,,
so entsteht ein Vollregenerat, geraten sie jedoch in Widerstreit
— 128 —
und ist der Kampf von Heftigkeit, so verhindert er die normale
Ausbildung und es kommen nur vStümper- und Notregenerate zu-
stande. Auf experimentellem Wege suchte Tornier dies durch „Be-
günstigung der Hautregeneration" beim Ersatz des Tritonenschwanzes
zu erweisen, indem er die Haut durch Vernähen frühzeitig zum Ver-
schluß brachte und sie dadurch gegenüber den anderen, noch nicht
in Regeneration befindlichen Gewebe „begünstigte". Auf diese Weise
entstehen „Dauerkurzschwänze, wenn die Hautlappen der Wunde
schon verheilt sind, ehe die anderen Gewebe zu regenerieren begonnen
haben; bei mäßi^ vorschnellem Verheilen dieser Hautlappen entstehen
Stümperschwänze; sehr wenig vorschnelle Hautlappenverheilung aber
■ergibt nach sehr verspätet einsetzender Entwicklung Schwanzvoll-
regenerate mit vermindertem Längenwuchs." Wenn dabei nicht die
durch den frühzeitigen Hautverschluß geänderten Druckverhältnisse,
also hauptsächlich mechanische Momente, eine wichtige Rolle spielen,
hat diese Betrachtungsweise viel für sich; jedenfalls sollte sie zu
weiteren Versuchen in dieser Richtung anregen, wie auch Tornier
selbst in einer soeben erschienenen Abhandlung^ durch Ausschaltung'
•einzelner und Begünstigung anderer Teile am Larvenschwanz der
Kröten vorübergehende oder dauernde Umgestaltungen erzielt hat,
welche er ebenfalls im Sinne von Rouxs sich hierin so fruchtbar
■erweisenden Gedanken als durch den Kampf der Gewebe hervor-
gebracht ansieht.
Den unvollständigen Regeneraten stehen diejenigen gegenüber,
bei denen nicht „zu wenig", sondern „zu viel" gebildet wird, wie das
unter Umständen bei lebhaft sich abspielenden Regenerationsprozessen
zu beobachten ist. So werden zuweilen am Hinterende von OHgo-
chaeten längere und segmentreichere Regenerate gebildet, als die
verloren gegangenen Körperteile es waren. Es scheint, als ob auch
■die regenerierten Fischflossen größer als die normalen ausfallen könnten
(A. Buschkiel). Offenbar stand in solchen Fällen mehr Material zur
Verfügung, als zum Ersatz der verlorenen Teile nötig war und es
fand infolgedessen eine Überproduktion statt, die wohl auf eine be-
:sonders rege Ernährung" der betreffenden Körperpartien zurückzuführen
ist. Noch weit mehr als solche von dem normalen Zustand nicht
i2g —
weit abweichende Bildungen fallen unter den Begriff der unexakten
Ausbildungen die für die Auffassung der Regeneration nicht un-
wichtigen
Superregenerate, Doppel- und Mehrfachbildungen.
Doppel- und Mehrfachbildungen einzelner Körperteile sind außer-
ordentlich verbreitet und von den niedersten bis zu den höchsten
Tierformen bekannt geworden '-^^j. Zum größten Teil sind sie embryo-
nalen Ursprungs (Fig. 84 A) und ihre Anlage geht sogar sehr weit
in der Embryonalent
Wicklung zurück. Von
diesen Bildungen kann
hier nicht die Rede sein
imd auch die in Ver-
bindung mit regenera-
tiven Vorgängen ent-
standenen Mehrfach-
bildungen können nur
insoweit herangezogen
werden, als ihre Ent-
stehung für die allge-
meine Behandlung des
Regenerations-
problems in Betracht
kommt, denn auch die
Zahl dieser Superrege-
nerationen ist eine sehr
bedeutende und erstreckt sich ebenfalls durch die meisten Abteilungen
des Tierreichs.
Doppelbildungen solcher Körperteile, die sonst im einfachen Zu-
stand vorhanden sind, lassen sich nicht selten bei freilebenden Tieren
beobachten, z. B. gespaltene Tentakel bei Polypen und Medusen,
ebensolche Cirrhen bei Anneliden, doppelte Scheren bei Krebsen,
ganze Doppel gliedmaßen bei Insekten und anderen Arthropoden, wie
bei Vertebraten, Zwei- und Dreifachbildung'en an Haarsternarmen,
Korscheit, Regeneration u. Transplantation. J
Fig. 82. A und B Abnormer Weise gespaltener und
dreifacher (doppelt gespaltener) Tentakel einer Meduse (Go-
niouemus) (nach G. T. Hargitt, 1904); C Doppelbildung
der Schere von Gelasi^mis pitgilator (nach Zeleny, 1905);
D Dreifachbildung der Schere nach Bruch bei einer Krabbe,
Eriphia spinifrons (nach Przibram, 1906).
— I30 —
Doppelschwänze bei Eidechsen u. s. f. Von der großen Zahl derartiger,
wie gesagt bei den verschiedensten Tierformen vorkommenden Mehr-
fachbildungen seien hier nur einige zur Erläuterung herausgegriffen,
z. B. die zwei- und dreifach gegabelten Medusententakel (Fig. 82 A u.B)
oder die Doppelbildungen von Krebsscheren (Fig. 82 C u. D). Recht
interessante Verhältnisse bieten die von Tornier beschriebenen Mehr-
fachbildungen an Käferbeinen, bei welchen die Verdoppelung ganz
verschiedene Teile betrifft. So kann sich von dem gespaltenen Schenkel
distalwärts je eine mehr oder weniger vollständige Extremität er-
Fig. 83. Zwei- und Dreifachbildungen an den Gliedmaßen verschiedener Käfer,
A eines Rosenkäfers (Cetonia floricola) mit verdoppelter Nebenschiene; B eines I^aufkäfers
{Calathus ohersus) mit dreifachen, also sechs Krallen; C eines anderen Laufkäfers {Carabus
nemoralis) mit Nebenschenkel und Nebenschiene am Oberschenkel, f Femur (Schenkel),
t Tibia (Schiene), ta Tarsus (Fuß), K Krallen (nach Tornier, 1901).
strecken oder es setzt sich in der Nähe des Kniegelenks noch eine
zweite, unter Umständen auch ihrerseits verdoppelte Schiene mit ent-
sprechendem Fuß an (Fig. 83 A). Indem neben den beiden normalen
Krallen noch zwei Paar solcher hervorwachsen, kommt eine sehr
eigenartige Drillingsbildung zustande (Fig. 83 B) und eine Verdrei-
fachung entsteht auch noch auf andere Weise, z. B. dadurch, daß
am Schenkelring ein überzähliger Schenkel mit Schiene und rudimen-
tärem Fuß, am distalen Schenkelabschnitt jedoch eine dritte Schiene
auftritt (Fig. 83 6"). Auf andere solche Mehrfachbildungen wird noch
zurückzukommen sein.
I.SI
Zum Teil rühren derartige Mißbildungen gewiß aus der Em-
bryonalzeit her (Fig. 84 A) und sind also auf mehrfache Anlagen
zurückzuführen, zum Teil aber sind sie gewiß infolge von Ver-
letzungen entstanden. Dafür spricht jedenfalls die Tatsache, daß
sich Superregenerate auf experimentellem Wege durch geeignete
Fig. 84. A AUolobophora s/(britbic'Jtnda Embryo mit doppeltem Kopf und Schwanz;
B Helodrihis longjis, ein hinter der Genitalregion entnommenes Teilstück mit dreifachem
Kopf und einfachem Scbwanzregenerat; C Helodriliis longKs, ein ebensolches Stück mit zwei
vorderen (heteromorphen) Schwanzregenaten und einem hinteren Schwanzregenerät. Original.
9*
132 —
Anbringung von Wunden unschwer erzielen lassen, wie es z. B. bei
den Regenwürmern der Fall ist, wenn ein Teil des Körpers ab-
getrennt wird. Dann können anstatt des verloren gegangenen
Vorderendes Doppelbildungen von normalem oder heteromorphem
Charakter entstehen, auch kommt es wohl zur Bildung dreier Köpfe
(Fig. 84 B u, C). Durch Spalten des Vorder- und Hinterendes am
Körper mancher Würmer, besonders der Planarien, sind ebenfalls
doppelte Schwänze und Köpfe zu erzielen. Wenn sich die Wund-
flächen nicht zu bald wieder vereinigen, versucht jede Spalthälfte
das verlorene zu ersetzen, ähnlich dem früher von den Pflanzen er-
wähnten Verhalten der an der Spitze gespaltener Wurzeln oder
Blätter (Fig. 7, 10 u. 11 S. 10 u. 13); dadurch kommt es dann zu
jenen Doppelbildungen am Vorder- oder Hinterende (Fig. 84), durch
welche beide Teile trotz ihres Verbundenseins eine gewisse, sogar
recht weitgehende Selbständigkeit zu erkennen geben.
Auf etwas andere Weise kam eine Dreifachbildung des Hinter-
endes bei Tuhifex rwulorum^ einem weitverbreiteten limikolen Oli-
gochaeten, zustande und sie dürfte insofern nicht ganz ohne Interesse
sein , als ihre Entstehung genauer verfolgt werden konnte. Nach
den im hiesigen Zoologischen Institut angestellten Beobachtungen
von C. Müller handelte es sich um einen Wurm, dem anfangs
62 hintere Segmente weggenommen wurden, worauf in etwa 3 — 4
Wochen ein Regenerat von 36 Segmenten entstand. Dieses wurde
mit 15 alten Körperringen abermals entfernt und dieselbe Operation
geschah noch zweimal mit Regeneraten von 20 und 18 Segmenten
TdcI gleichzeitiger Entfernung von 5 und 3 alten Körperringen. Nach
der letzten und etwa 2 Monate nach der ersten Operation hatte sich
ein aus 10 Segmenten bestehendes Regenerat gebildet, welches nach
-einiger Zeit hinter dem vierten Segment Einschnürungen aufwies, die
zum Verlust des Regenerats zu führen drohten. Als daraufhin der
Wurm unter günstigere Lebensbedingungen gebracht wurde, gedieh
«r wieder besser und das Regenerat blieb erhalten. Die mittleren
Segmente des Regenerats waren jedoch undeutlich geworden und
gewiß fand hier eine Umarbeitung von Zellenmaterial statt, da diese
Segmente später nicht wieder als solche hervortraten (Fig. 85). Viel-
00
mehr wuchsen ungefähr in der Mitte des Regenerats zwei Zapfen
hervor, die sich nach ungefähr zwei Wochen zu Regeneraten von
i8 und 2 2 deutHch abgesetzter Segmenten ausbildeten (Fig. 85).
Offenbar waren durch jene krankhafte Einschnürung Verletzungen
entstanden, welche zu der Superregene-
ration Veranlassung gaben und die Drei-
fachbildung des Schwanzes entstehen ließen.
Bemerkenswert erscheint dabei, daß das
ursprüngliche Regenerat seine weitere Aus-
bildung eingestellt hat und die beiden Neben-
regenerate zu weit längeren und segment-
reichen Schwanzenden geworden, außerdem
aber noch in der Fortentwicklung begriffen
sind. Später allerdings nahm das mittlere
(Haupt-) Regenerat sein Wachstum wieder
auf und überholte dann die Nebenregene-
rate an Länge.
Ebenfalls durch Schaffung eines
zweifachen Regenerationszentrums,
aber doch in etwas abweichender Weise
läßt sich am Schwanz der Eidechsen und
Salamander nach dessen Abschneiden und
Anbringen einer zweiten Wunde am
Schwanzstummel ein gegabelter Schwanz
hervorrufen, doch kommt er nach Tor-
niers weiteren Beobachtungen beim Er-
haltenbleiben des alten Schwanzes zustande.
Fig. 85. Hinterende eines
Tubifex rivulorum mit einem
mittleren primären und zwei seit-
lichen sekundären Schwanzregene-
raten ; das erstere mit Afteröffnung
(a), die beiden letzteren ohne
solche , d Darm (nach Unter-
suchungen von C. Müller).
wenn dieser teilweise abgeknickt wird oder
eine Wunde erhält, die zur Bildung einer neuen Schwanzspitze Ver-
anlassung gibt (Fig. 86 u. 87). Diesem Verhalten ähnlich, aber an
einem ganz anderen Körperteil verlaufend und daher völlig andersartig
erscheinend, ist die in Ergänzung zu früheren Mitteilungen (S. 74)
noch zu erwähnende Bildung einer zweiten Einse im Tritonenauge,
wenn die erste Linse nicht wie bei jenen anderen Versuchen entfernt,
sondern nur aus ihrer normalen Stellung abgedrängt wurde oder
134
auch nach der Linsenexstirpation zwei neue Linsen gebildet werden
(Fig. 88).
Doppelbildungen hervorzurufen gelingt vor allem durch Spalten
der embroyonalen Anlagen, besonders bei Extremitäten, welche
Methode bei den bekannten Versuchen von Barfurth an Amphibien
Fig. 86. A Lacerta agi-
lis mit doppelter, L. vivipara
mit dreifacher Schwanzspitze,
im Röntgenbild. A durch Ab-
knicken, B durch Abschneiden
und Anlegen einer zweiten
Wunde gewonnen. Die beiden
unteren Spitzen im gemein-
samen Hauimantel (nach Tor-
nier aus Barfurth 1906).
angewandt und von Tornier zu einer großen Vollkommenheit
ausgebildet wurde. Gelingt es, mit einem Schnitt, die beiden
hinteren GHedmaßenanlagen einer noch ziemlich jungen Frosch-
oder Krötenlarve zu spalten, so kann es zur Bildung nicht nur
doppelter oder mehrfacher GHedmaßen, sondern auch zu derjenigen
Fig. 87. Gabelschwanz eines Männchens von Triton vulgaris im Röntgenbild, st
Stamm des Schwanzes, s die nach unten verschobene, s' die überzählige Schwanzspitze
(nach Tornier aus Barfurth, 1906).
eines teilweise verdoppelten Beckengürtels kommen (Fig. gi u. 92).
Zeigt sich die Mehrfachbildung nur auf einer Seite, so ist anzu-
nehmen, daß nur eine der beiderseitigen Anlagen von der Verletzung
getroffen wurde (Fig. 89 u. 90). Wenn die Verletzungen nur die
Öö
peripheren Teile der Extremität betreffen, kommt es zu einer Ver-
mehrung der Phalangen und Polydaktylie kann die Folge solcher
Verletzungen sein (Fig. 93 — 95). Von Interesse ist die Art, wie diese
Bildungen sich hervorrufen lassen, nämlich durch Einschnüren mit
einem Faden vom peripheren Ende her (Fig. 94), weil dadurch die
schon früher vermutete Entstehung von Doppelbildungen während
der Fötalzeit infolge von Einschnürungen einzelner Körperteile durch
Amnionfäden (entsprechend Ahlfelds bekannter Beobachtung eines
Amnionfadens in dem Spalt eines Doppelfingers) zu einer größeren
Fig. 88.
Fig. 89.
Fig. 88. Bildung zweier Linsen im Auge einer
Tritonenlarve. (Nach Fischel aus Barfurth, 1906).
Fig. 89. Rana escitlenta mit drei rechten Vorder-
ghedmaßen, von denen zwei durch Regeneration ent-
standen sind (vgl' . und rgr .), vgr. und vgl. die rechte und linke Vorderextremität, str. Ster-
num (nach Tornier aus Barfurth, 1906).
Wahrscheinlichkeit erhoben wird; Tornier ist diesen vermutlich auf
Verletzungen durch das Amnion zurückzuführenden Mißbildungen in
einer ausführlichen Untersuchung nachgegangen und hat die an den
Vorderfüßen der Cerviden vorkommende überzähligen Gebilde auf
pathologischen Amniondruck zurückgeführt.
Neben anderen, weiter zurückgehenden Ursachen beanspruchen
Verletzungen mit darauf folgenden regenerativen Neubildungen während
der embrj'onalen und postembryonalen Entwicklung gewiß eine große
Bedeutung für die Entwicklung der Doppelbildungen. Experimentelle
Untersuchungen verschiedenster Art haben dies zur Genüge erwiesen.
136
Hier sei nur noch auf einige besonders charakteristische Erscheinungen
aufmerksam gemacht. Zu ihnen gehört jedenfalls die mit den vorher
erwähnten Versuchen an ausgewachsenen Würmern vergleichbare Er-
zeugung von Doppelköpfen bei Schlangen, wie sie nach Tornier
durch Verletzung des Embryos in frühen Entwicklungsstadien hervor-
gerufen werden können (Fig. g6). Solche Verdoppelung des Vorder-
endes erzielte auch Spemann durch mediane Einschnürung von
Fig. 90.
Fig. 91.
7-n
1906).
Fig. 90. Triton taeniatus mit doppelter rechter Vorderextremität (nach Barfurth,
Fig. 91. Larve von Pelobates ßisciis (von der Bauchseite gesehen), mit Mehrfach-
bildung des Beckens und der Hintergliedmaßen nach Spaltung der hinteren Gliedmaßenanlagen
bei der jungen Larve (nach Tornier, 1905).
Tritonenembryonen nach Ablauf der Gastrulation und Anlage des
Medullarrohrs (Fig. 97); desgleichen konnte Kopsch an Forellen-
embryonen derartige Spaltungen von hinten her erziehen (Fig. g8),
wobei dann die jetzt noch fehlenden Teile jedenfalls später durch
„Postgeneration" nachgebildet werden. Die Erzeugung von Doppel-
bildungen durch Anbringen von Verletzungen, Umlagerungen etc.
— 137 —
auf sehr frühen Embr3^onenstadien, wie sie Ose. Schnitze z. B. durch
Ausübung eines Druckes und Umkehren der ersten Furchungsstadien
i-ig- 93-
Fig. 92. Schematisierte Darstellung des Beckens einer mit sechs Hinterbeinen ver-
sehenen Larve der Knoblauchkröte (Fig. 91). Die alten Teile sind weiß, die neu gebildeten
schraffiert dargestellt. Die Beckenanlage war durch den Schnitt geteilt und außerdem in je
einen größeren unteren (u) und einen kleineren oberen Abschnitt (o) zerlegt worden. Die
ersteren bilden die verlorene Kappe (0) und einen Darmbeinflügel (dj, die letzteren je ein
überzähliges Becken neu, d Darmbeinflügel am größeren (alten) Beckenabschnitte (tij ; d'
solche am neuen Becken, m m Mittellinie des Tiers, p Gelenkpfanne am alten, ^' am neuen
Becken (nach Tornier, 1905).
Fig. 93. Zweijähriger Axoiotl mit fünffingriger rechter Hand, rh (nach Barfurth,
1894 u. 1906).
Fig. 94. Triton cristafiis, experimentell durch Einschnürung mit dem Faden er-
zeugte Doppelgliedmaße (nach Tornier aus Barfurth, 1906).
am Froschei hervorrief, führt zu einer Analyse der im Ei bezw. in den
ersten Furchungszellen enthaltenen Anlagen bezw. ihrer Potenzen;
eine solche ist aber nicht in den Kreis der hier vorzunehmenden Be-
i;.8 —
trachtungen zu ziehen. Jedoch muß eine andere Frage noch erörtert
werden, zu deren Diskussion die Doppelbildungen Veranlassung geben.
A
B
Fig- 95- Hintergliedmaßen von Triton (Aa und j^a), an denen durch punktierte
Linien die Schnitte angegeben sind, welche zur Hervorrufung von PolydactyHe {Ab und Bb)
dienen (nach Tornier aus Barfurth, 1906).
Fig. 96.
Fig- 97-
Fig. 96. Schlange mit superregeneriertem Kopf
(Ä"), aus einer durch Verbiegung der Embryonal-
anlage entstandenen Wunde hervorgegangen, Ä'der
normale Kopf, r die ursprüngliche Einrißstelle,
"w und IV die normale und die Wirbelsäule des Super-
regenerats (nach Tornier aus Barfurth, 1906).
Fig. 97- Embryo von Triton taetiiatns mit weitgehender Verdoppelung des Vorder-
endes (Duplicitas anterior). Nach Spemann aus E. Schwalbe: Morphologie der Miß-
bildungen, 1907.
Es wurde schon vorher darauf hingewiesen, daß sich in den
Doppelbildungen und der Art, wie sie zustande kommen, eine gewisse
Selbständigkeit einzelner Körperteile zu erkennen gibt und daß diese
wenigstens teilweise Unabhängigkeit die Möglichkeit der Entstehung
v^on „Superregeneraten" erst gestattet. In dieser Beziehung erscheinen
— 139
die von Morgan und Van Duyne an Planarien zur Erzeugung von
Doppelbildungen ausgeführten Versuche von besonderem Interesse,
da sie einerseits eine gewisse Selbständigkeit der doppelt ent-
stehenden Teile und doch wieder den Einfluss des Ganzen
erkennen lassen. In der Mittellinie von hinten her längs durch-
Fig. 98. Fig. 99.
hb
IIS
Fig. 98. ■ Forellen-
embryo, der auf experimen-
tellem Wege von hinten her
gespalten wurde, hb Hör-
bläschen , r rechte Hälfte
des Medullarrohrs, us Ur-
segmente (nach Kopsch
aus Barfurth, 1906).
lugiibris
Fig. qg. Planaria
A von hinten
her in der Mittellinie bis
in die AuoengeCTend längs durchschnitten und die Seitenteile regeneriert; B kleineres Seiten-
stück abgeschnitten und Kopfregeneration an diesem; C Mediane Durchtrennung von hinten
her, Bildung zweier neuer Köpfe; D ebenso, Bildung nur eines Kopfes. Die punktierten
Linien geben die Schnittrichtung bezw. die Grenze zwischen alten und neu gebildeten Teilen
an (nach ^lorgan, 1901).
schnittene Planarien ergänzen die fehlende Hälfte vollständig und die
beiden neu entstehenden Tiere hängen mit den Köpfen zusammen
(Fig. 99^4). Eine ganz ähnliche Wirkung wird durch die Abspaltung
eines kleineren Stückes erzielt [B). Wird der Schnitt in der Mittel-
linie nicht bis in die Gegend des Kopfes geführt, so kann es dennoch
zur Ausbildung zweier neuer Köpfe kommen (Fig. 99 C) und man
hat jetzt ein dreiköpfiges Individuum vor sich. Doch ergibt sich
140
bei der gleichen Ausführung des Versuchs unter Umständen ein
zweiköpfiges Tier, indem im Spaltungswinkel nur ein Kopf erscheint
(Fig. ggD), wobei schwer zu entscheiden ist, welche der beiden Spalt-
hälften den Kopf geliefert hat oder ob dieser als eine heteromorphe
Bildung vom Hinterende des Vorderstückes her entstanden ist.
Hinsichtlich der daraus zu ziehenden Schlüsse nicht weniger
nteressant ist ein anderer dieser Planarienversuche (Fig. 100 ^4 — C).
Wird an einer Planarie, welcher der Kopf und außerdem noch die vor-
. 0 _ dere Körperpartie der einen
ABC
Seite abgeschnitten wurde,
an dieser Seite von vorn her
noch ein Schnitt geführt, der
einen Lappen des Körpers
abspaltet, so entsteht dann,
wenn dieser Lappen sich an
die Wundfläche des übrigen
Körpers anlegt und mit ihm
verschmilzt, ein gemeinsames
Regenerationsgewebe und ein
einziger Kopf am Vorderende
(Fig. 100^ u. B.) Der W^urm
regeneriert als ganzes; seine
Seitenteile werden wiederher-
gestellt und ebenso der ver-
loren gegangene Kopf. Anders verlaufen die Neubildungen jedoch dann,
wenn der Spalt offen und der Lappen somit vom übrigen Körper
getrennt bleibt; dann bildet er für sich einen neuen Kopf und da ein
solcher auch am Vorderende entsteht, so kommt eine Doppelbildung
zustande (Fig. 100 C).
Diese Versuche erläutern in höchst lehrreicher Weise das Ver-
hältnis des Körpers zu seinen einzelnen Teilen. Wenn er in der
Lage ist, seinen Einfluß auf die Neubildungen auszuüben, so ent-
steht ein einheitliches Ganze, d. h. die Regeneration verläuft in
normaler Weise und führte zum Ersatz der verloren gegangenen
Teile; kann dieser Einfluß jedoch nicht zu voller Geltung gelangen.
Fig. 100. Plmiaria lugubris. A Kopf und
rechtsseitiger Vorderteil abgetragen, seitlich einge-
schnitten; B Schluß der Wunde und Regeneration
eines gemeinsamen Kopfes; C Offenbleiben des
seitlichen Wundspalts und Bildung eines zweiten
Kopfes an dem seitlichen Lappen (nach Morgan,
1901).
— 141 —
so vermögen einzelne Teile die ihnen innewohnende Fähigkeit zur
Hervorbringung anderer Körperpartien durchzusetzen und es resul-
tiert dann eine von der normalen Gestalt abweichende und wohl kaum
auf die Dauer lebensfähige Neubildung.
Bei der bisherigen Betrachtung der sehr verschiedenartigen
Regenerationserscheinungen wurde schon mehrfach, wie auch zuletzt
wieder, die Frage nach den
die Regeneration bewirkenden Faktoren
gestreift, doch muß sie jetzt noch für sich behandelt w-erden. Freilich
w^erden diese Ausführungen im Vergleich zu der reichen Fülle des
vorliegenden Materials an Tatsachen nur verhältnismäßig kurz sein
können ^^).
Die erste Frage ist die, durch welche Ursache die Regeneration
ausgelöst wird. Regeneration sehen wir dann eintreten, wenn ein
regenerationsfähiger Körperteil entfernt worden ist. Bei dieser Ent-
fernung wurde eine Wunde am Körper angebracht. Der normale
Zustand des Organismus wurde dadurch geändert, ein A^erlust ist an
ihm eingetreten und durch die Verletzung war ein Reiz gegeben.
Hierin sind die Faktoren zum Anstoß der beginnenden Regeneration
und gewiß teilweise auch ihres weiteren Verlaufs zu suchen. So hat
man die Wundfläche, d. h. die freie Endigung vorher nicht freier
Teile, also die Aufhebung eines Widerstandes als dasjenige Moment
angesehen, welches die Regeneration in Gang setzt. Übrigens läßt
sich selbst dann, wenn die Regeneration {wie bei der Neubildung der
Linse Fig. 47 S. 74) gar nicht von der Wundfläche ausgeht, dennoch
das Aufheben der Wachstumswiderstände, wie es durch den Sub-
stanzverlust bedingt wird und die dadurch hervorgerufene Änderung
der Spannungsverhältnisse für die Auslösung der Regeneration ver-
antwortlich machen. In diesem Fall ist also, wie Driesch es aus-
drückt, das „Nichtmehrvorhandensein" eines g-ewissen Organs oder
Organkomplexes das Auslösende.
— 142 —
Nach Roux ist „die Art der abnormen Veränderung selber zu-
gleich die zureichende determinierende Ursache der Besonderheit der
zu ihrem Ausgleich nötigen regulatorischen Leistungen". In manchen
Fällen läßt sich tatsäcMich die Art der Verletzung als maß-
gebend für die Gestaltung der Regenerate erkennen, wofür
die von Barfurth und Tornier an Amphibien angestellten und
bereits bei Besprechung der Doppelbildungen erwähnten Versuche
die geeignetsten Beispiele bieten. Die Art der Verwundung bestimmt
bei jenen Superregeneraten, besonders am Schwanz, das Auftreten,
die Stellung-, sowie bis zu einem gewissen Grade die Form und
Größe der Neubildungen. Ob die Wunde sehr groß oder weniger
umfangreich ist, ob sie geteilt erscheint, sich über verschiedene Partien
erstreckt, mehr oder weniger in die Tiefe geht und dadurch ver-
schiedenartige Organe verletzt, ist von Bedeutung. Eine geringere
Verletzung läßt neben dem normalen Amphibienschwanz einen klei-
neren entstehen, während über einer großen Wunde ein solcher Neben-
schwanz hervorwächst, der die Größe des normalen Schwanzes er-
langen kann. Durch Anbringen einer zweiten Wunde neben der
des abgeschnittenen Eidechsenschwanzes läßt sich außer dem end-
ständigen noch ein zweiter, neben ihm herauswachsender Schwanz
erzielen, wie bereits vorher (S. 134) erwähnt wurde. Zur Hervor-
bringung des überzähhgen Schwanzes ist die Verletzung des Achsen-
skeletts notwendig und um bei Froschlarven den abgeschnittenen
Schwanz neu entstehen zu lassen, muß nach den Beobachtungen von
Morgan und Davis auf dem Querschnitt ein Rest der Chorda
dorsalis vorhanden sein. Desgleichen zeigten die ebenfalls von
Barfurth und Tornier unternommenen Versuche, wie die Art der
Verw^undung von maßgebendem Einfluß für die Neubildung von Ex-
tremitäten sowie einzelner ihrer Teile ist (S. 135 ff.).
An Regenwürmern läßt sich leicht beobachten, daß außer der
früher erwähnten Schrägstellung des Regenerats bei schiefer Schnitt-
führung (Fig. 50^ S. 80), an umfangreichen Wunden ein mit breiter Basis
versehenes, voluminöses Regenerat hervorwächst, während über einer
verhältnismäßig- kleinen oder sich rasch verengernden Wunde ein
schmales; schnell wachsendes und daher fast fadenförmiges Regenerat
— 143 —
entsteht. Der ebenfalls durch die Art der Verwundung oder des
Wund verschlusses bedingte eigenartige Verlauf der Regeneration, wie
er durch geeignete Versuchsanordnung zustande kommt und durch
die Figur ^y A — C (S. 89) erläutert wird, wurde bereits vorher in
anderem Zusammenhang besprochen.
Wenn die Verwundung, der Substanzverkist und die dadurch
bewirkte Änderung der Spannungsverhältnisse oder anderer Zustände
im Organismus die Regeneration auslösen, so wird ihr Fortgang
und die Ausgestaltung des Regenerats durch andere, zum
Teil schon berührte Faktoren bestimmt, so durch die Natur der Ge-
webe an der Wundstelle oder des überhaupt zur Verfügung stehenden
Zellenmaterials, wie auch durch die Entwicklungsbedingungen, welche
dieses beim Fortschreiten der Regeneration findet. In ersterer Be-
ziehung ist es nötig, daß sich ein Zellenmaterial vorfindet, welches
mit den neu zu bildenden Teilen gleichartig ist und sie ohne weiteres
aus sich hervorgehen läßt oder doch noch befähigt ist, die hierzu
nötigen Umwandlungen durchzumachen. Ist letzteres nur unvoll-
kommen oder überhaupt nicht mehr der Fall, so verläuft die Regene-
ration in unvollständiger Weise oder unterbleibt auch gänzlich. Sehr
weit gehende Differenzierung des betreffenden Zellen materials kann
die Veranlassung davon sein und es sei auch hier wieder an das be-
sonders instruktive Beispiel der Tentakelstücke von Hydra erinnert,
welche zwar noch umfangreicher sind als regenerationsfähige Stücke
des Körpers, aber dennoch und zwar offenbar infolge zu starker
Spezialisierung ihrer Zellen der Reg-enerationsfähigkeit entbehren.
Inbetreff der Bedingungen, unter welchen die Regeneration er-
folgt, sei darauf hingewiesen, daß diese bei den infolge von Ver-
letzungen oder sonstigen Störungen stattfindenden Bildungsvorgängen
häufig nicht die günstigsten sind; ein ungleichmäßiges Fortschreiten
dieser Bildungsvorgänge an verschiedenen Teilen des Regenerats
oder sonstige Anomalien werden leicht eintreten, vielleicht dadurch
verursacht, daß ein Organsystem bessere Bedingungen für seine
Entwicklung findet als die anderen. Dann kommt es zu jenem,
neuerdings von Tornier besonders stark betonten Kampf der Ge-
webe und Organe im Regenerat, welcher leicht zu dessen unvoll-
— 144 —
ständigen Ausbildung und Mißbildung führt. Diese Erscheinung ist
nicht selten auch an regenerierenden Teilstücken von Regenwürmern
zu beobachten, in deren Regenerationsknospe der Darmkanal ganz
unverhältnismäßig und zwar auf Kosten der übrigen Organsysteme
entwickelt ist. Diese treten gegen ihn sehr stark zurück, wovon dann
eine Mißbildung des ganzen Regenerats die Folge ist.
Die Frage nach der Bedeutung der Verletzung für den Ver-
lauf der Regeneration führte zur Erwähnung des ihr zu Gebot stehenden
Zellenmaterials, doch brauchte dessen Herkunft nicht verfolgt zu
v^erden, da von ihm schon früher (S. 66 ff.) die Rede war. Auch würde
auf diesen Punkt nicht nochmals eingegangen werden, wenn nicht
bei der Regeneration gelegentlich an „formbildende Substanzen oder
Stoffe" gedacht worden wäre, welche die Form der neu zu bildenden
Teile, d. h. also den Verlauf der Regeneration bestimmen. Stellt man
sich solche Bildungsstoffe sozusagen in grob sinnhcher Weise vor,
so würde man etwa ein Beispiel dafür in dem sog. roten Pigment
der Tuhdaria haben, einer körnigen rot gefärbten Substanz, welche
in den Entodermzellen dieses Hydroidpolypen enthalten ist und nach
Verletzung des Stammes dahin transportiert wird, wo die Regene-
ration ihren Anfang nimmt, so daß es tatsächlich nahe liegt, sie zu
einem solchen Bildungsstoff in Beziehung zu bringen. Im Allge-
meinen freilich würde man sich diese Stoffe, wenn man sie überhaupt
annehmen wollte, als feinste, mit unseren optischen Hilfsmitteln nicht
wahrnehmbare Teilchen (etwa Weis man ns Ersatzdeterminanten ent-
sprechend) im Karyo- oder Cytoplasma vorzustellen haben, sei es
nun, daß sie diesem als bleibende Bestandteile angehören oder erst
im Fall der Notwendigkeit an die Stellen gebracht werden, an denen
sie zur Verwendung kommen sollen.
Gewissermaßen einen „Bildungsstoff" will man in Form einer
besonderen Plasma-Art bei pflanzlichen Zellen beobachtet haben, so
beschreibt Janse bei Caulerpa proUfcra die nach Verletzungen ein-
tretende Abspaltung eines „weißUchen, trüben Meristemplasmas" von
dem übrigen grünen, d. h. chloroph3dlführenden Cytoplasma (vgl.
oben S. 112). Dieses Meristemplasma gibt zu den Neubildungen Ver-
anlassung, wie sie infolge der Verletzungen nötig werden. Durch
— 145 —
die in der Zelle stattfindenden Strömungen wird es nach der Wund-
stelle hingeführt, um sich hier anzusammeln, worauf an dieser Stelle
die Neubildung vor sich geht. Übrigens ist hier auch der Einfluß
der Verwundung und des Substanzverlustes besonders deutlich, indem
durch sie die Stromrichtung in der Zelle verändert und eben gegen
die Wundstelle hingeleitet wird.
Daß Strömungen und der Transport von Stoffen in und außer-
halb der Zellen bei den Neubildungen am Pflanzenkörper eine Rolle
spielen, ist schon früher (besonders von Sachs) angenommen und in
anderer Form neuerdings wieder energisch von Goebel verfochten
worden. Bei dem Ersatz verloren gegangener Sprosse und Wurzeln
findet eine Verteilung des Baumaterials, ein Transport von Sub-
stanzen verschiedener Art in der Richtung der beiden Pole statt.
Der Verlust eines ansehnlichen Teils wird auch bei den höheren
Pflanzen den Zustrom nach der Wundstelle veranlassen oder doch
zum mindesten verstärken; auch hier werden infolge des durch die
Verwundung und den Substanzverlust ausgeübten Reizes neue Bildungs-
stoffe herbeigeführt und durch Zellvermehrung an der Wundstelle
neue Elemente für den Wiederaufbau des Verlorenen geliefert.
Übrigens muß in dieser Hinsicht auf die bei Besprechung der Polarität
gegebenen Ausführungen verwiesen werden (S. io6ff.).
Wenn die Regeneration durch die Verwundung ausgelöst und
das Material für ihren Vollzug vorhanden ist, so erklärt sich daraus
die Ausgestaltung des Regenerates selbst noch nicht. „Das Wieder-
bilden von etwas Spezifischem, in sich Heterogenem, das anders be-
schaffen ist als der belassene Rest", hat Driesch als das die Re-
generation vor allem kennzeichnende hingestellt. Die Erklärung der
Tatsache aber, daß von den alten, völlig ausgestalteten Teilen neue
und ganz andersartige Teile gebildet werden, bereitet besondere
Schwierigkeiten, welche dadurch zu lösen versucht wurden, daß man
ähnlich wie bei der Embryonalentwicklung die Potenzen der regene-
rierenden Zellen und Gewebe heranzog, die jedoch nicht so weit-
gehende, wie die der embryonalen Zellen wären (O. Hertwig, Maas).
Ein näheres Eingehen auf diese und andere Erklärungsversuche, wie
die gestaltende Wirkung von Rouxs Reserve-Idioplasma oder auf
Korse helt, Regeneration u. Transplantation, 10
• — 146 —
Weismanns ebenfalls nur aus seiner Vererbungslehre verständliche
Ersatzdeterminanten regenerierender Körperteile, ist hier leider un-
möglich, nur soll noch betont werden, daß jene P'aktoren offenbar
unter dem Einfluß des ganzen Organismus stehen, von dem die bei
der Regeneration verwendeten Zellen und Gewebe herstammen, wie
dies auch schon vorher wiederholt ausgesprochen wurde. Dieser Ein-
fluß ist unter Umständen recht deutlich wahrnehmbar und ihm ist
auch jene regulierende Wirkung zuzuschreiben, welche Anlagen von
anfangs geringer Größe, von abweichender und ungeeigneter Form
durch nachträgliche Wachstums- und Umlagerungsvorgänge in ihre
richtige und zum Gebrauch geeignete Gestalt und Größe bringt.
Diese mit der Regeneration verbundenen Umformungen und bis
zu einem gewissen Grade die Ausgestaltung des Regenerats werden
nicht allein durch das Wachstum und die letzteres veranlassende Zell-
vermehrung verursacht, sondern es finden Streckungen und andere
Dimensionsänderungen statt, die auf verschiedenartigen Ursachen be-
ruhen. Zum Teil dürfte es sich dabei um Druck- und Spannungszustände
in den Geweben handeln, verursacht durch Flüssigkeitsdruck und Zir-
kulationsströmungen, zum Teil aber um solche, welche die f^olge der
mechanischen Bedingungen sind, unter welche die betreffenden Teile
durch die Vornahme von Bewegungen gesetzt werden, gleichviel ob
diese als Eigenbewegung der inneren Organe auftreten oder der
Ortsbewegung dienen. Auf diesem Wege würde es zu funktionellen
Regulationen als Ergebnis der Formveränderungen kommen, welche
ihrerseits durch die infolge der Verletzung veränderten mechanischen
Bedingungen im Körper hervorgerufen wurden. Wachstum und
Richtung des Regenerats würden in gewisser Weise von jenen Span-
nungszuständen und diese wieder (wenigstens teilweise) von der Funk-
tion der einzelnen Körperteile, besonders von ihren Bewegungs-
zuständen abhängen. Diesen den Verlauf der Regeneration mit be-
stimmenden Faktoren ist in letzter Zeit vor allem von Child unter
Zuhilfenahme geeigneter Versuche, besonders an Turbellarien und
Polypen (Cerianthus) nachgegangen worden.
— 147 —
Im Zusammenhange damit sei ein anderes Moment kurz erwähnt,
nämhch die Energie der Regeneration, mit welcher diese bei Ver-
letzungen von verschiedener Intensität erfolgt. Abgesehen von der
größeren Quantität des bei stärkerem Verlust zu Ersetzenden scheint
die Regenerationsenergie mit der Größe des Verlustes und der
Intensität der Schädigung des Körpers zu wachsen. Wenn einem
Krebs gleichzeitig beide Scheren und die beiden letzten Gangbein-
paare weggenommen werden, so erfolgt die Regeneration energischer,
als wenn ihm nur eine Schere abgeschnitten wurde (Zeleny
1905). Nach den ebenfalls von Zeleny an einem Schlangenstern,
Ophyoglypha lacertosa, angestellten Versuchen wächst die Re-
generationsenergie mit der Größe des Verlustes, d. h. die Re-
generation eines Armes erfolgt rascher, wenn gleichzeitig mehrere
Arme entfernt wurden, als wenn dies nur mit einem einzigen Arm
geschah. Im letzteren Fall geht die Regeneration dieses einen
Arms langsamer von statten. Seine hierauf bezüglichen Wahr-
nehmungen kleidet Zeleny in die Formel
— "> E, oder En >- nE,,
n
worin E^ die Regenerationsenergie beim Ersatz des Armes bedeutet,
wenn nur ein solcher verloren war, En die Energie beim Verlust
von mehr als einem Arm und n die Zahl der in Verlust geratenen
Arme darstellt.
Mit diesen an Krebsen und Echinodermen gemachten Er-
fahrungen stimmen diejenigen an Regenwürmern überein, bei denen
in Verlust geratene verhältnismäßig geringe Partien des hinteren
Körperendes nur langsam, größere und segmentreiche Stücke dagegen
sehr rasch regeneriert werden und besonders an kleinen, aus einer ge-
ringen Zahl von Körperringen bestehenden Teilstücken in ganz kurzer
Zeit lange, segmentreiche Regenerate hervorknospen (Fig. 57 S. 89).
Auch kann eine so energisch verlaufende Regeneration gewisser-
maßen über ihr Ziel hinausschießen, indem sie mehr als die verloren
gegangenen Teile liefert, wie dies gerade auch an den Schwanz-
regeneraten der Oligochaeten beobachtet wird, die länger und seg-
mentreicher als das verloren g'egangene Körperende werden können.
10*
— 148 —
Auf dieses und ähnliches mußte bereits bei Besprechung mangelhafter
und überzähliger Bildungen hingewiesen werden (vgl. oben S. 128).
Von den die Regeneration beeinflussenden inneren Faktoren
lassen sich einige insofern etwas deutlicher fassen, als durch direkte
Beobachtung festzustellen ist, daf^ beim Fehlen gewisser Organ-
systeme, z. B. der Chorda bei der Regeneration des Froschlarven-
schwanzes, wie schon weiter oben erwähnt wurde, ein Ersatz der
verloren gegangenen Teile nicht erfolgt. Am ausgeprägtesten zeigt
sich die Erscheinung in der
Beeinflussung der Regenerationsvorgänge durch das
Nervensystem.
In einem ihrer anscheinend markantesten Fälle mußte diese
übrigens schon früher berührt werden (S. 119). Dort handelte es sich
um den Ersatz des Dekapodenauges wieder durch ein solches beim
Vorhandensein des Augenganglions und die Bildung einer Antenne
an Stelle des exstirpierten Auges beim Fehlen des Augenganglions.
Wenn das Ganglion opticum vom Auge unabhängig und dem Gehirn
zugehörig wäre, würde dessen Einfluß auf den Verlauf der Regenerate
hier sehr klar zutage liegen. Ahnliche Bedenken lassen sich auch
in anderen Fällen nicht von der Hand weisen und dennoch wird
man immer wieder zu der Annahme einer solchen Beeinflussung
der Regen erations Vorgänge von selten des Nervensystems gedrängt.
Carrieres ältere Versuche an Schnecken, scheinen dagegen zu
sprechen, indem bei ihnen nach Entfernung der Fühler mit Auge
imd Augenganglion die Fühler mit den Augen neu gebildet wurden,
doch wird man vor Abgabe eines endgültigen Urteils hierüber noch
eingehendere Untersuchungen der dabei obwaltenden näheren Um-
stände abwarten müssen. Die an diesem Objekt wieder aufge-
nommenen Versuche von Cernf erteilen bis jetzt über die recht
bedeutungsvolle Frage noch keine Auskunft.
Bei seinen Transplantationsversuchen an Regenwürmern fand
Joest (1897), daß an solchen Stellen, an denen die Bauchmarkenden
nicht zur Verwachsung gelangten, sondern als Stümpfe frei endigten,
Neubildungen auftraten, z. B. bei Vereinigung zweier Schwanzenden
— 149
an derVereinigung-sstelle zwei Köpfe gebildet wurden (Fig. 119, S. 191).
Die beiden Ganglienketten suchen die ihnen fehlenden Teile des
Systems zu ersetzen und sie sind es, welche die Neubildung der be-
treffenden Körperteile, in diesem Fall diejenige des Kopfes anregen.
Auf Grund dieser Beobachtungen hält Joest das Nervensystem unter
den die Regeneration bestimmenden Faktoren
für einen ganz besonders wichtigen und Rabes
(1901) schließt sich ihm darin ganz an, nach-
dem er am gleichen Objekt diese Unter-
suchungen fortgesetzt und erweitert hatte.
Eigens darauf gerichtete Versuche von Mor-
gan (1902) zeigten dann, daß die Neubildung
eines Kopfes beim Regenwurm in der Tat
vom Vorhandensein des Bauchmarks abhängig
ist. Die Versuche wurden so angestellt, daß
der Kopf abgeschnitten und dahinter noch
ein bandförmiges Stück der Bauchwand mit
dem betreffenden Teil des Bauchmarks ent-
fernt wurde (Fig. 10 1), worauf nach ge-
schehenem Wundverschluß und Verwachsen
der Ränder die Bildung eines neuen Kopfes
infolge der Abwesenheit des Nervensystems
unterblieb, während sie sonst (bei Anwesen-
heit des Bauchmarks an der Schnittstelle) in
dieser vorderen Körperregion einzutreten
pflegt. Dagegen kann an dem jetzt weiter
nach hinten gelegenen, freien Vorderende des
Bauchmarks in ganz ähnlicher Weise, wie es
Joest an den Bauchmarkstümpfen beobachtete,
ein neuer Kopf her vor wachsen. Wenn durch
geeignete Schnittführung zwei vordere Bauch-
markenden geschaffen wurden, konnten dem-
entsprechend zwei neue Köpfe zur Ausbildung
kommen. Diese und ähnliche Ergebnisse lassen sich zwar auch durch
das „Prinzip der möglichsten Verwendung nächstverwandten Gewebes"
erklären, wie Maas (1903) es tut, doch dürfte beim Vergleich mit
Fig. I o I . Schematische
Darstelhmg des vorderen Kör-
perteils eines Regenwurms,
dessen Vorderende (v) abge-
schnitten und aus dessen Ven-
tralseite vorn außerdem ein
bandförmiges Stück mit dem
Bauchmark herausgeschnitten
wurde. Am Hinterende der
Wunde als schwarzer Punkt die
Schnittstelle des Bauchmarks;
von der Bauchseite, das Vorder-
ende von der Rückenseite ge-
sehen (nach Morgan, 1902).
— I50 —
dem übereinstimmenden Verhalten ganz andersartiger Objekte die von
Joest und Morgan vertretene Auffassung die näherliegende sein.
Eine Beeinflussung der Regeneration durch das Nervensystem
zeigt sich auch bei den Planarien, deren Teilstücke leichter und
rascher regenerieren, wenn sie die Gehirn ganglien enthalten, als wenn
dies nicht der Fall ist (R. Monti, Bardeen, Morgan). Es scheint,
daß die Regeneration niemals eine ganz vollständige ist, wenn das
Gehirn fehlt und jedenfalls kann dieses nicht mehr ersetzt werden,
wenn es gänzlich entfernt wurde. Wenn auch Teile der vorderen,
seitlichen und hinteren Körperregionen beim Fehlen der Kopfganglien
wieder neugebildet werden können, so ist nach den Beobachtungen
von Morgan und Child aus dem Unterbleiben gewisser Neubildungen
dennoch eine Beeinflussung der Regenerationsvorgänge durch das
Nervensystem zu entnehmen; so erfolgt zwar (bei Leptoplanä) auch
in Abwesenheit der Ganglien die Regeneration der Seitenteile, aber
sie unterbleibt in der seitlichen Kopfregion. Ist auch gerade bei den
Planarien die Wiederherstellung von Teilstücken ohne Ganglien hin-
sichtlich der äußeren Form wie der inneren Organisation eine recht
weitgehende (Fig. 27, 28, 53 u. 56 S. 37, 84 u. 88) und werden
an den hinter der Region des Gehirns entnommenen Stücken sogar
die mit ihm in recht engem Zusammenhang stehenden Augen neu-
gebildet, so scheint derartigen, aus gehirnlosen Teilstücken regene-
rierten Individuen doch keine dauernde Lebensfähigkeit beschieden
zu sein. Nach Childs Auffassung übt das Zentralnervensystem bezw\
das Gehirn auf die Regeneration der hinteren Körperpartien weniger
einen „formativen" Einfluß aus; vielmehr ist es der bestimmende
Faktor für die Funktion der betreffenden Teile und in der Tat rea-
gieren hirnlose Teilstücke von Planarien auf äußere Reize viel weniger
als solche, welche die Gehirnganghen noch besitzen. So möchte denn
die Beeinflussung der Regeneration durch das Nervensystem in
diesem Fall mehr eine indirekte als eine direkte sein.
Unter dem Gesichtspunkt einer Beeinflussung der Regeneration
durch das Nervensystem hat man auch die Beobachtungen von King
und Przibram an Echinodermen betrachtet, wonach bei Asterias die
ventrale Armpartie, welche den radiären Nerv enthält, die Armober-
— 151 —
Seite zu bilden vermag, die letztere jedoch nicht zur Neubildung der
ventralen Seite befähigt ist. Desgleichen regenerieren nachPrzibrams
Darstelking bei Antedon wohl die das Zentralnervensystem enthalten-
den Körperteile die übrigen; das Umgekehrte ist jedoch nicht der Fall.
Um noch einen ganz andersartigen Fall der vermutlichen Be-
einflussung und Kontrolle der Regenerationsvorgänge durch das Nerven-
system heranzuziehen, seien die Beobachtungen von E. B. Wilson
über den schon früher (S. 102) besprochenen Austausch der verschieden-
artig geformten Scheren zehnfüßiger Krebse erwähnt. Wilson,
welcher den von Przibram beschriebenen und als kompensatorische
Hypertrophie gedeuteten Austausch der Scheren bei der Regeneration
bestätigen konnte, versuchte den Einfluß des Nervensystems auf diesen
Vorgang dadurch zu ergründen, daß er nach Entfernung der Schere
der einen Seite den Nerven derjenigen der anderen Seite durchschnitt
und dadurch die Scherenvertauschung verhindern konnte, während
diese dann eintrat, wenn die nervöse Verbindung vorher wieder her-
gestellt worden war, so daß also eine Beeinflussung des Scherenaus-
tausches durch die Nerven zu bemerken wäre. Freilich erscheinen die
Ergebnisse dieser Versuche wie die mancher anderen, bei denen der
Einfluß des Nervensystems in Frage kommt, nicht völlig klar und
ein wandsfrei, wie sie denn auch durch Przibram eine zum Teil ab-
weichende Deutung erfahren.
Eine gewisse Unsicherheit besteht bei der auch hinsichtlich der
mit ähnlicher Fragestellung an Wirbeltieren vorgenommenen, zum
Teil recht sinnreichen und in ihrem Ergebnis jedenfalls sehr inter-
essanten Versuche. Diese beziehen sich größtenteils auf die Ent-
wicklung des Schwanzes und der Gliedmaßen bei Amphibienlarven
und ausgebildeten Tieren. So experimentierte G. Wolff an Tritonen
in der Weise, daß er die Füße abschnitt und nach begonnener
Regeneration das betreffende Stück der Wirbelsäule entfernte, worauf
ein Stillstand im Verlauf der Entwicklung eintrat. Wenn diese später
wieder einsetzte, so dürfte dies dadurch zu erklären sein, daß sich
die vorher unterbrochene nervöse Leitung wieder hergestellt hatte.
Auf einer Beeinflussung durch die erhalten gebliebenen peripheren
Teile des Zentralnervensystems oder auf der Wirkung von Nerven-
— 152 —
anastomosen beruht es vielleicht auch, daß bei den von Barfurth
an ausgewachsenen Axolotln und Froschlarven unternommenen
Versuchen nach Zerstörung des Rückenmarks an den peripher von
dieser Wundstelle gelegenen Teilen die Regeneration dort entfernter
Teile eingeleitet wurde und ihren Fortgang nahm. Aus diesen Er-
gebnissen, zumal aus den an Froschlarven gewonnenen, könnte
immerhin der Schluß gezogen werden, daß eine Beeinflussung der
Regeneration durch das Zentralnervensystem nicht stattfinde. In der
Tat zeigten Versuche von Harrison an Froschlarven, bei denen vor
der Differenzierung des Muskel- und Nervensystems das Rückenmark
ausgeschaltet wurde, daß auch ohne dieses die Differenzierung und
weitere Ausbildung der Muskulatur in normaler Weise erfolgte.
Durch Entfernung eines Vagusganglions wurde von Harrison eben-
falls an Froschlarven festgestellt, daß die bei der normalen Ent-
wicklung der Seitenlinie auftretenden ontogenetischen Vorgänge, wie
das Auswachsen der Anlage (Zellteilungen und Zellwucherung),
Sonderung der Anlage in Zellgruppen, Bildung der einzelnen Sinnes-
organe, Differenzierung in Sinnes- und Hüllzellen, auch ohne Einfluß
des Nervensystems, in diesem Fall des Vagus, stattfindet. Hier scheint
somit die Annahme keine Geltung zu haben, daß der formative Reiz
des Nervensystems für die Her vorruf ung der Entwicklungsvorgänge
nötig sei.
Braus erzielte bei seinen Versuchen an Krötenlarven durch
Implantation des Anlagematerials einer Extremität deren Ausbildung
mit Skelett, Muskulatur und Gefäßen unter völliger Ausschaltung
des zentralen Nervensystems und ohne jede Verbindung mit ihm.
Wenn es sich bestätigt, daß in dieser überpflanzten Gliedmaßenanlage
auch Nerven entstanden, die erst nachträglich mit dem Nervensystem
des übrigen Körpers in Verbindung traten, so wäre dies höchst be-
deutungsvoll für die wichtige und vielbesprochene Frage der Re-
generation (und Entstehung) peripherer Nerven. Nach Bethe soll
diese bekanntlich unabhängig vom Zentrum und dessen Ganglien-
zellen auch an Nerven vor sich gehen können, deren Verbindung
mit den Zentralorganen unterbrochen war, so daß also die Bildung
— 153 —
der Nervenfasern durch Auswachsen von Ganglienzellen dabei nicht
in Betracht käme, sondern ihre Entstehung von anderen Zellen her
erfolgen müßte. Auf die betreffenden Versuche wird, soweit sie hier
überhaupt berücksichtigt werden können, bei Besprechung der Trans-
plantationserscheinungen noch zurückzukommen sein.
Um den Einfluß des Nervensystems auf die Entwicklungs-
vorgänge zu prüfen, durchschnitt J. Lob bei Larven von Aniblysioma
vor der Metamorphose das Rückenmark und fand, daß trotz der
Lähmung der hinteren Körperpartie ihre Metamorphose sich in nor-
maler Weise vollzog. Ebenso konnte Schaper an Froschlarven,
denen er das Gehirn genommen hatte, feststellen, daß sie ihr Wachs-
tum fortsetzten. Freilich haben diese und andere Versuche, welche
gegen eine Beeinflussung der Entwicklungsvorgänge durch das
Nervensystem zu sprechen schienen, auch eine von derjenigen ihrer
Autoren abweichende Beurteilung erfahren. Jedenfalls zeigt sich bei
derartigen Versuchen über die Ausschaltung des Nervensystems, wie
bei den ebenfalls an Amphibien vorgenommenen Experimenten von
Rubin, daß an enthirnten oder der betreffenden Nerven beraubten
Individuen zwar anfangs die Regeneration des abgeschnittenen
Schwanzes oder der Gliedmaßen so rasch und gut wie bei den nor-
malen Kontrolltieren erfolgte, daß aber im letzteren Falle doch schließ-
lich an der gelähmten Seite die Regeneration zurückbleibt und das
Nervensystem auf die Dauer doch wohl nicht entbehrt werden kann,
wenn die Regenerationsvorgänge in normaler Weise zu Ende geführt
werden sollen. In ähnlicher Weise lassen sich auch die neueren
Versuche von Hin es deuten und E. Godlewski fand bei seinen an
verwandten Objekten vorgenommenen Versuchen über die Schwanz-
regeneration (bei Tritonen), daß zum normalen Verlauf der Regene-
rationsvorgänge das Zentralnervensystem unumgänglich notwendig sei-^).
Die Amphibien und Amphibienlarven erscheinen zur Prüfung
der Bedeutung des Nervensystems für die Regenerationsprozesse, wie
sich schon aus dem Vorhergehenden ergibt, als besonders geeignete
und daher sehr beliebte Objekte, wie denn auch Goldstein auf
Grund seiner an Molch- und Froschlarven ausgeführten Untersuchungen
— 154 —
zu dem Ergebnis kam, daß „in einer gewissen frühen Entwicklungs-
periode sämtliche Organe sich unabhängig vom Zentralorgan kraft
einer ihnen immanenten Energie entwickeln und daß in einer ent-
sprechenden Periode auch die regeneratorischen Vorgänge unabhängig
vom Zentralorgan vor sich gehen. . . Im Lauf der Entwicklung bildet
sich aber eine immer größere Abhängigkeit der Organentwicklung von
der Intaktheit des Nervensystems heraus und dessen Einfluß auf den
Verlauf der Regeneration wird in gleicher Weise von zunehmend
größerer Bedeutung." Schließlich erscheint im allgemeinen während
des postembryonalen Lebens sowohl für die normale Erhaltung der
Organe wie für einen regulären Ablauf der regeneratorischen Vor-
gänge der Zusammenhang mit dem intakten Zentralnervensystem als
notwendig.
Die größtenteils an Amphibienlarven gewonnenen Erfahrungen
lassen sich mit Goldsteins Ergebnissen dahin zusammenfassen: ..Im
Stadium der organbildenden Entwicklung (Roux) verlaufen im allge-
meinen die normalen Entwicklungsvorgänge wie die regeneratorischen
Vorgänge in völliger Unabhängigkeit vom Zentralnervensystem. Im
Stadium der funktionellen Entwicklung ist für beide Vorgänge
ein deutlich ausgesprochener Einfluß von Seiten des Zentralnerven-
systems vorhanden". Diese Ergebnisse zeigen eine gewisse Überein-
stimmung mit den vorher besprochenen, an wirbellosen Tieren ge-
wonnenen und lassen sich wenigstens bis zu einem gewissen Grade
mit ihnen vereinigen, indem hier wie dort nicht nur eine Beeinflussung
der Regenerationsvorgänge durch das Nervensystem festzustellen ist,
sondern diese auch mehr nach der Seite der „funktionellen Ent-
wicklung" zu gehen scheint.
Im Anschluß an die Betrachtungen über die Bedeutung des
Nervensystems für die Regeneration sei eines anderen Faktors kurz
gedacht, nämlich des Fortpflanzungszustands regenerierender Tiere --).
Zwar gibt es hierüber noch wenige systematisch angestellte und ver-
läßhche Beobachtungen, doch liegt in gewissen Fällen die
- 155 —
Beeinflussung der Regeneration durch den Fort-
pflanzungszustand,
sowie durch die Entwicklungsstufe oder das Fehlen des
Genitalsystems auf der Hand. Die bekanntesten von ihnen gehören
dem letzteren Zustand an und bestehen in dem Fehlen oder der mangel-
haften Ausbildung des Geweihes kastrierter Hirsche oder anderer
Cerviden. Werden junge Tiere kastriert, die noch keine Stirnzapfen
zur Ausbildung brachten, so unterbleibt die Entwicklung des Ge-
weihes; erfolgt die Kastration an Tieren mit ausgebildetem Geweih,
so wird dieses abgeworfen. Bei gänzlicher oder teilweiser Rückbildung
der Hoden kommen krüppelhafte oder sonstwie mif^bildete Geweihe
zur Entwicklung. Das Geweih stellt einen (sekundären) Geschlechts-
charakter der betr. Tiere dar und daß dieser von einer Änderung im
Zustand des Genitalsystems beeinflußt wird, ist begreiflich. Diese Art
der Beeinflussung eines (repetierenden) Regenerationsvorgangs ist
somit dem Zurücktreten der Geschlechtscharaktere zu vergleichen, wie
€S von verschiedenen Haustieren eine bekannte Erscheinung ist (man
vgl. hierzu die von C. Herbst gegebene Darstellung über den Einfluß
der Geschlechtsdrüsen auf die Ausbildung der sekundären und pri-
mären Sexualcharaktere. Formati ve Reize 1901).
Die naheliegende Vermutung, daß nach Entfernung der Keim-
drüsen bei regenerationsfähigen Tieren eine Regeneration verloren ge-
gangener Teile ausbleiben würde, erfährt durch die Tatsachen keine Be-
stätigung. Tornier prüfte sie in der Weise, daß er kastrierten Tritonen-
weibchen eine oder beide Hinterbeine abschnitt, wobei sich ergab daß die
Regeneration in derselben Zeit und ebenso normal vor sich ging, wie
bei denjenigen Tieren, die in ihrem Genitalsystem nicht gestört waren.
Eine Beziehung zwischen Regenerationsfähigkeit und Fort-
pflanzungszustand kann sich auf die Weise zeigen, daß bei Tieren, die
sonst durch ein großes Regenerationsvermögen ausgezeichnet sind,
dieses mit dem Eintritt der geschlechtlichen Fortpflanzung stark
zurück geht, wie Harper dies bei einem limicolen Oligochaeten
{Stylaria lacustris) beobachtete. Es ist von Interesse, daß dieses
Zurücktreten der Regeneration zusammenfällt mit demjenigen der un-
- 156 -
geschlechtlichen Fortpflanzung, wie dies auch bei anderen Tieren
beobachtet wird. Bei dem durch ein besonders weit gehendes Re-
generationsvermögen ausgezeichneten und sich auf ungeschlechtlichem
Wege vermehrenden Lumbriculus sind Geschlechtsindividuen außer-
ordentlich selten und es mag sein, daß sie nur zu bestimmten Zeiten,
abwechselnd mit den sich durch Teilung fortpflanzenden Individuen
auftreten. Bei Ctenodrüus, dessen Teilungsvermögen ganz besonders
stark entwickelt ist (Fig. 34, S. 44), fand Graf Zeppelin niemals
Geschlechtstiere auf und von anderen Anneliden, z. B. den Sylhdeen,
ist es bekannt, daß eine ungeschlechtliche die Geschlechtsgeneration
durch Teilung aus sich hervorgehen läßt, beide also miteinander ab-
wechseln. Auch bei den mit der Fähigkeit ungeschlechtlicher Ver-
mehrung ausgestatteten Turbellarien , vor allem den Mikrostomiden
(Fig. 32, S. 43) tritt zur Zeit der Teilung die geschlechtliche Fort-
pflanzung zurück, bezw\ es findet das Umgekehrte statt. Übrigens
verhält sich dies nicht immer so, sondern Tiere, die sich im geschlechts-
reifen Zustand befinden, können sich auch auf ungeschlechtlichem
Wege vermehren. Es sei an die Hydroidpolypen, Bryozoen und
Tunicaten erinnert. Freilich handelt es sich dann meistens um die
Bildung von Knospen an dem gleichzeitig mit Geschlechtsindividuen
versehenen Stock, doch kann auch das Einzelindividium gleichzeitig
der geschlechtlichen wie ungeschlechtlichen Fortpflanzung obliegen
und insofern auch regenerationsfähig sein, wie dies von Hydra be-
kannt ist (Fig. 102). Allerdings trifft man bei den Süßwasserpolypen
für gewöhnlich entweder knospende oder Individien mit Geschlechts-
organen an und wenn sich beiderlei Fortpflanzungsarten zwar nicht
ausschließen, so scheinen doch auch für diese sehr einfachen Tier-
formen die Verhältnisse im ganzen ähnlich zu liegen, wie es vorher
für verschiedene höher organisierte Tiere festgestellt wurde.
Wieder drängt sich hierbei der Vergleich mit den Pflanzen auf,
von denen schon früher (S. 6, g u loi.) bemerkt wurde, daß sie gegen-
über dem gewöhnlichen Verhalten der Tiere auch im erwachsenen
und geschlechtsreifen Zustand durch den Besitz embryonaler und
bildungsfähiger Zellen und Zellenkomplexe ausgezeichnet sind, welche
sie zur Hervorbringung von mehr oder weniger weit gehenden Neu-
— 157 —
bildungen befähigen. Im Hinblick auf die vorhergehenden Betrach-
tungen erscheint es sehr bemerkenswert, daß die Art dieser Neu-
bildungen von dem Zustand abhängen kann, in welchem sich die
Pflanze oder der Pflanzenteil befindet, von welchem sie ausgehen.
Fig. I02. Längsschnitt einer Hydra mit Knospe (/?'«), mehreren Hoden (/) und
einem Eierstock (öf), also gleichzeitig im geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Fort-
pflanzungszustand (nach Aders), fp Fußplatte, m Mund, te Tentakeln.
Besonders lehrreich sind in dieser Beziehung die von Goebel an
einer Gesneriacee [Achimenes) angestellten Versuche. Blattstecklinge
dieser Pflanze, welche am Anfang der Vegetationsperiode hergestellt
werden, bilden blattragende Adventivsprosse, die nach einiger Zeit
- 15« -
zur Blattbildung schreiten (Fig. 103 C). Weit früher tun dies in vielen
Fällen solche Adventivsprosse, welche Blättern von blühenden Pflanzen
entnommen sind (Fig. 104); werden aber Blätter verwendet, die am
Ende ihrer Vegetationsperiode stehen, so bilden sich die Adventiv-
sprosse zu den für die Pflanze eigentümlichen Zwiebelsprossen aus,
welche der Überwinterung dienen; dabei fehlt es nicht an Über-
gangsformen von den Laubsprossen zu diesen Gebilden (Fig. 103^ — C).
Fig. 103. Blätter von Achimenes (Gartenhybride) als Blattstecklinge benutzt. A und
B am Ende der Vegetationsperiode ausgelegt, A mit einer Anzahl von Zvviebelsprossen,
B mit einem Adventivsproß, der nach Bildung von 3 Laubblättern zur Zwiebelbildung über-
ging, daneben einige kleinere Zwiebelsprosse. C Blatt am Anfang der Vegetationsperiode
ausgelegt mit Adventivsprossen (als Laubsprosse) an der Basis und (auf der Ober- und
Unterseite) der Blattspreite (nach Goebel 1905).
Hier sieht man also die Natur der Neubildung durchaus von dem
Zustand des sie hervorbringenden Organismus abhängen. Daß sie auch
mit von der Stellung bestimmt wird, welche der betreffende regene-
rierende Teil an der Pflanze, von welcher er abgelöst wurde, einnahm,
erscheint nahehegend und wurde von H. Wink 1er für die losgelösten
und für sich eingepflanzten Blätter von Passifiora (bei den schon
früher S. 7 erwähnten Regenerationsversuchen) erwiesen. Die Quali-
tät der von diesen Blättern hervorgebrachten Neubildungen (Art der
Sprosse, Form der Blätter) entsprechen der früheren Stellung an der
Pflanze.
Die im Hinblick auf den Fortpflanzungszustand angestellten
Betrachtungen führen hinüber zu den Beziehungen zwischen
1.59
Regeneration und Alter
der Tiere-*'). Im allgemeinen pflegt das Regenerationsvermögen in
der Jugend der Tiere oder während ihrer Entwicklung ein besseres
zu sein und mit dem zunehmenden Alter mehr zurückzutreten. Körper-
teile, die in der Jugend lebhaft regenerationsfähig sind, zeigen diese
Eigenschaft später nicht mehr im gleichen Maße oder verlieren ihr
Regenerationsvermögen völlig. So war es bereits Spallanzani bekannt,
daß junge Salamander in ganz kurzer Zeit und in wenigen Monaten
mehrmals hintereinander ein oder mehrere abgeschnittene Beine zu er-
gänzen vermögen, während bei einem alten Salamander der Ersatz eines
Beines länger als ein Jahr dauern kann. Die Fische besitzen im ausge-
bildeten Zustand kein
großes Regenerations-
vermögen und dieses
scheint sich größten-
teils auf die Flossen
zu beschränken; in der
Jugend, d. h. bald nach
dem Ausschlüpfen sind
sie jedoch (nach Xus-
b a u m s Beobachtun-
gen) in der Lage, recht
beträchtHche Teile
ihres Körpers neu zu
bilden. Die Vögel, bei
denen das Regene-
rationsvermögen, wie
überhaupt bei den höhe-
ren Wirbeltieren sehr
zurücktritt (von der, wie es scheint, nicht allzu häufigen Schnabelregene-
ration kann dabei abgesehen werden), zeigen nach den von Barfurth
und Kopsch angestellten Versuchen wenigstens im Embryonalzustand
immerhin eine ziemlich beträchtHche Regenerationsfähigkeit einzelner
Organe. — Tiere, welche wie viele Insekten schon infolge ihrer kurzen
Fig. 104. Achitnenes Haageana f Gartenbastard) ; Blatt-
steckling einer blühreifen Pflanze; am basalen Ende des
abgeschnittenen Blattstiels ein Adventivsproß, der sofort zur
Blütenbildung schritt (nach Göbel, 1898).
— i6o —
Lebensdauer kein oder nur ein recht unvollkommenes Regenerations-
vermögen besitzen, können als Larven einzelne Körperteile neubilden.
Die Larve des Mehlkäfers regeneriert nicht nur einzelne Gliedmaßen,
sondern auch die Fühler und Teile des Kopfes (Tornier, Werber).
Bei den Schmetterlingen, die im ausgebildeten Zustand wohl kaum
ein irgendwie erhebliches Regenerationsvermögen aufweisen dürften,
sind sogar die ruhenden Entwicklungszustände (Puppen) in der
Lage verloren gegangene Segmente ihres Körpers neu zu bilden
(Hirschler). Auch für die Froschlarven gilt der Satz, daß sie um so
besser regenerieren, je jünger sie sind und daß ihre Regenerations-
kraft gegen das Ende der Larvenzeit immer mehr zurücktritt (Bar-
furth, A. Bauer).
Der Einfluß des Alters auf die Regeneration wird in recht
drastischer Weise durch die Ergebnisse neuerer Versuche erläutert,
welche Kammerer an Amphibienlarven anstellte. Sog, neotenische,
d. h. solche Larven von Fröschen und Molchen, welche ein oder
mehrere Sommer im Larvenzustand überdauerten, vermögen die ver-
lorenen Hintergiiedmaßen nicht mehr zu erneuern, obwohl dies bei
gewöhnlichen Larven im gleichen Entwicklungsstadium ohne Schwierig-
keit geschieht.
Die Bildungsfähigkeit der Organe und Gewebe in verschiedenem
Entwicklungszustand und deren Einfluß auf Verlauf und Möglichkeit
der Regeneration ergibt sich aus Versuchen Barfurths an Axolotl-
Larven. Er beobachtete nämlich, daß bei sehr jungen Larven die
Neubildung der Chorda direkt von selten der Chordazellen erfolgte,
daß diese aber allmählich ihre Bildungsfähigkeit einbüßen, während
diejenige der Chordascheide noch länger erhalten bleibt, so daß
die Neubildung von Chordazellen und skeletogener Substanz von ihr
ausgeht. Der Einfluß des Alters auf die Regenerationsfähigkeit
einzelner Gewebsschichten tritt hier sehr deutlich hervor. Ahnliches ist
aus der großen Zahl von Versuchen bekannt, welche an Larven und
Embryonen sehr verschiedener Tierarten angestellt wurden und die
Abnahme der Bildungsfähigkeit der Zellen, Zellenkomplexe und Organ-
anlagen mit ihrer fortschreitenden Ausbildung und Differenzierung
ergaben.
— i6i —
Ein recht verschiedenartiges Verhalten im Verlauf der Regeneration
in differenten Altersstadien zeigte sich bei den (S. 97) schon erwähnten
Versuchen von Driesch an Ascidien, indem mittelgroße und kleine
Clavellinen jenen eigenartigen Einschmelzungs- und Verjüngungsprozeß
durchmachen, um dadurch den Organismus wieder aufzubauen, während
die Xeubildungsvorgänge an großen Individuen unter Vermittlung
einer Regenerationsknospe als „echte Regeneration" erfolgen. Freilich
ist dies eine Form des Ersatzes, welche sich infolge der Eigenart
ihres Verlaufs nicht ohne weiteres mit anderen Regenerationsprozessen
und deren Beziehungen zum Ausbildungszustand der betreffenden
Tiere vergleichen läßt.
Wenn bei manchen Tieren, wie bei den Seesternen, die aus-
gebildeten Individuen eine größere Regenerationskraft als die Jugend-
stadien zu besitzen scheinen, so könnte dies, wenn es sich überhaupt
so verhält, daran liegen, daß die Organisation der unter ganz ab-
weichenden Verhältnissen lebenden Larven eine von derjenigen der
ausgebildeten Tiere recht verschiedene ist.
Regeneration und Ernährung.
Die Ernährung scheint im allgemeinen nur einen geringen,
häufig gar keinen Einfluß auf die Einleitung und den Fortgang der
Regenerationsprozesse auszuüben, wie man dies ziemlich überein-
stimmend für hochorganisierte wie für niedere Tiere (Amphibien,
Anneliden, Planarien, Polypen) feststellen konnte. Zwar geht bei
Planarien, die infolge monatelangen Hungerns (nach den Versuchen
von Lillie und Morgan) ihr Körpervolumen außerordentlich stark
verringert hatten, die Regeneration langsamer als bei gut genährten
Tieren vor sich, aber sie regenerieren dennoch wie diese. Sehr reich-
lich gefütterte Planarien regenerieren im Gegenteil gar nicht besonders
rasch und Bardeen fand, daß solche Würmer, die einige Tag'e ohne
Nahrung gelassen wurden, schneller regenerieren als andere, die kurz
bevor sie in einzelne Stücke zerschnitten worden waren, Nahrung
aufgenommen hatten. Tatsache ist jedenfalls, daß Polypen und Anne-
liden, denen der Kopf abgeschnitten wurde und die somit zur Nahrungs-
Korschelt, Regeneration u. Transplantation. 11
102
aufnähme nicht befähigt sind, Regenerate bilden und daß dies ganz
ebenso bei solchen Teilstücken von Polypen, Planarien und Anneliden
der Fall ist, welche der Mitte des Körpers oder einer Region ent-
nommen sind, die keine Mundöffnung enthält. Daß die von solchen
Stücken , z. B. eines Regenwurms , ohne jede Nahrungsaufnahme
produzierte Masse an Zellen, Geweben und Organen eine sehr be-
deutende sein kann (Fig. 56 u. 57, S. 89 u. 94) wurde schon bei Be-
sprechung jener Erscheinungen hervorgehoben, wie bereits früher
von Roux (1893) auf die infolge der mangelnden Nahrungszufuhr
nötige und tatsächlich eintretende Umordnung und Umdifferenzierung
der Zellen bei derartigen Vorgängen, besonders bei der Regeneration
von Teilstücken der Hydra hingewiesen worden war ^-).
Von anderen inneren Faktoren der Regeneration spielen gewiß
noch solche chemo- oder organotaktischer Natur eine Rolle; es soll
von ihnen, soweit sie hier in Frage kommen, noch bei Besprechung
der Transplantationserscheinungen (S. 187) die Rede sein, jetzt sind noch
die äußeren Faktoren der Regeneration
einer kurzen Betrachtung zu unterziehen. Es wird dabei von den-
jenigen äußeren Faktoren abzusehen sein, welche als mechanische und
andere Ursachen (Zug, Druck etc.) die Verletzung hervorbringen, viel-
mehr sollen nur die längere Zeit oder dauernd wirkenden Faktoren, wie
Temperatur, Licht, Änderungen in der Beschaffenheit des umgebenden
Mediums, Schwerkraft- und Kontaktwirkung herangezogen werden -^).
Die Beeinflussung der Regeneration durch die Temperatur ist
eine bekannte Erscheinung. An besonders gut regenerationsfähigen
Tieren, wie Polypen, Planarien, limicolen und terricolen Oligochaeten.
kann man leicht beobachten, daß die Regeneration (beim Halten in
kühlen Räumen) im Winter langsamer als im Sommer vor sich geht
und daß sie beschleunigt wird, wenn man die Tiere im warmen
Zimmer hält. Auf den Einfluß der Temperatur bezügliche genauere
Beobachtungen wurden an verschiedenen Tieren angestellt und er-
- i63 —
gaben, daß Amphibienlarven bei lo^ C fast überhaupt nicht, bei 28° C
hingegen sehr schnell regenerieren (Barfurth). Eine gewisse mittlere
Temperatur ist dabei gewiß von Bedeutung und sie zusammen mit
anderen äußeren Lebens- und Entwicklungsbedingungen spielte sicher
eine Rolle, wenn A. Bauer bei Froschlarven von gleichen Alters-
stadien im April und Mai eine größere Regenerationsfähigkeit als im
Juni und besonders im Juli feststellen konnte.
Für den grünen Süßvvasserpolypen vermochte F. Peebles nachzu-
weisen, daß eine Temperatur von 26 — 27^ C für den guten und
raschen Verlauf der Regeneration günstiger ist als eine solche von
28 — 30^ C; beim Steigen der Temperatur bis 32^ wird das Ergebnis
ungünstiger und noch mehr über 32** C hinaus. Planarien, speziell
Planaria torva, können nach den Beobachtungen von Lillie und
Knowlton noch bei einer Temperatur von 3 *^ C regenerieren, doch
ist dies die niederste Grenze; das Optimum beträgt für diesen Wurm
29,7^ C. Mit 31 und 32'^' verlangsamt die Regeneration bereits auf-
fällig, bei 33^ ist sie schon sehr unvollkommen und bei 34** hört sie
ganz auf; die Planarien sterben bei einer Temperatur von 33 und 34 ''C
übrigens bald ab. Bei diesen und gewiß auch bei anderen sehr
regenerationsfähigen Tieren dürften die Grenzen der Regenerations-
möglichkeit ung'efähr mit denen der Lebensfristung zusammenfallen.
Auch das Licht übt einen gewissen Einfluß auf die Regene-
ration aus, wenn es allerdings auch nicht immer, d. h. nicht bei allen
Tieren zu wirken scheint. Besonders bekannt sind in dieser Bezieh-
ung Loebs Versuche an Hydroidpolypen. Danach sollten an Kolo-
nien von Eildell driufn race/nosuni, die ihre Polypen verloren haben,
deren Neubildung bei Belichtung nicht aber im Dunklen erfolgen.
Stöcke, welche anfangs im Dunklen gehalten wurden und hier keine
Polypen erzeugten , gingen bald , nachdem sie ins Licht gebracht
wurden, zur Polypenbildung über. Eine Beeinflussung der Regene-
rationsvorgänge am Polypenstöckchen durch die Lichtwirkung wurde
auch von F. Peebles festgestellt, indem bei Eudendrium, Tubularia
und Pennaria in der Dunkelheit eine Verzögerung oder Abnahme der
Polypenbildung zu bemerken war. Diese soll hingegen bei anderen
Hydroidpolypen [BougamvilUa und im gewissen Sinn auch bei Tubti-
ll*
— i64 —
lariä) durch den Lichtmangel nicht beeinflußt werden. An Hydra
stellte King' eine gewisse Beeinflussung der Regenerationsvorgänge
durch das Licht insofern fest, als Polypen, welche während der ganzen
Zeit ihrer Regeneration im Dunklen gehalten werden, weniger Ten-
takeln zur Ausbildung bringen, als dies unter dem Einfluß des
Lichtes der Fall ist 23).
Die früheren Befunde über die Beeinflussung- der Regeneration
durch das Licht erfahren eine gewisse Einschränkung und Ergänzung
durch neuere Untersuchungen von Gold färb (1906), die bezüglich
der Lichtwirkung auf derartige Neubildungsvorgänge zu recht be-
merkenswerten Ergebnissen führten. Danach werden von Eudendrium
ra?nosu?n zwar im Dunklen die verlorenen Köpfchen wieder neu
gebildet, aber es ist von Bedeutung, ob das Stöckchen nach ihrem
Verlust einer kurzen Belichtung ausgesetzt worden war oder nicht.
Im letzteren Fall wird die Erzeugung neuer Potypen nach einer
Reihe von Tagen eingestellt und sie beginnt erst wieder, wenn das
Stöckchen eine neue Belichtung erfuhr. Diese braucht nur ganz
kurz zu sein; eine Belichtung von 12 Minuten genügt schon, um
das Stöckchen zu neuer Polypenbildung anzuregen und das gleiche
läßt sich später, wenn die Polypenbildung nachläßt, noch mehrmals
wiederholen. Ebenso können Kolonien von Pennaria tiarella, welche
binnen 48 Stunden im Dunklen ihre Köpfchen verloren haben und
zu deren Neubildung nicht imstande sind, falls der Aufenthalt im
Dunklen nicht allzulange dauerte (wie bei Eudcjidriiiiii), nach drei-
bis vierstündiger heller Belichtung zur Regeneration von Polypen-
köpfchen angeregt werden. Der in diesen Fällen durch das Licht
ausgeübte Reiz und die von ihm ausgehende Anregung- zu Neu-
bildungen erscheint von ganz besonderem Interesse und verdient ent-
schieden, weiter verfolgt zu werden.
Durch Loeb war auch die Einwirkung verschiedenfarbigen Lichts
auf die Polypengeneration bei Eudendrium geprüft worden und er
wurde durch diese Versuche zu dem Ergebnis geführt, daß die stärker
brechenden Strahlen des blauen Lichts die Neubildungen befördert,
während rotes Licht wie Dunkelheit wirken solle. Peebles fand
dagegen, daß blaues, grünes, gelbes und rotes Licht die Hydranthen-
- i65 -
bildung bei verschiedenen Hydroidpolypen {Pennaria, Tubularia,
Podocoryne, Bougainvülia) nicht beeinfhisst. — Radiumstrahlen sollen
nach den Versuchen von Schaper wie auf die ontogenetischen, so
auch auf die regenerativen Vorgänge eine hemmende Wirkung
ausüben.
Es wurde bereits erwähnt, daß bei manchen Tieren die Ab-
wesenheit des Lichts keinen Einfluß auf den Verlauf der Regenerations-
vorgänge zu haben scheine und daß diese im Dunkeln ebenso wie
im Hellen verliefen, wie dies z. B. auch bei der Augenregeneration
der Dekapoden nach C. Herbsts Untersuchungen der Fall ist. Im
Ganzen ist freilich noch zu wenig sicheres über den Einflufi des
Lichtes auf die Regenerationsvorgänge bekannt und man wird darüber
erst die Ergebnisse weiterer Untersuchungen abzuwarten haben.
Eine Beeinflussung der Regeneration durch Aiuleruilgeil in der
Beschaffenheit des nmgebenden Mediums dürfte hauptsächlich bei
wasserlebenden und besonders bei solchen Tieren in Betracht kommen,
welche als festsitzende Formen sich einem Wechsel in der Beschaffen-
heit des Wassers nicht zu entziehen vermögen. Geprüft wairde sie
ebenfalls durch J. Loeb, der Stammstücke von Tubularia in Seewasser
von verschiedener Konzentration brachte und an ihnen feststellte, daß
sie nicht im Seewasser von gewöhnlicher Beschaffenheit (3,8 7o)>
sondern in ziemlich stark verdünntem Seew^asser {2,2 %) das größte
Wachstum zeigten, vorausgesetzt, daß die Verdünnung nicht eine
gewisse Grenze überschritt. In konzentrierterem Seewasser nimmt
das Wachstum allmählich ab und ist bei einer Konzentration von
5,1 % fast gleich Null. Polypenbildung findet dann noch statt, aber
bei 5,4% hört auch diese auf. Für das Wachstum sind nach Loebs
Anschauung gewisse Spannungsverhältnisse im Körper und seinen
Zellen erforderlich, welche mit auf der osmotischen Wasseraufnahme
der Zellen und demnach auch auf der Beschaffenheit des umgebenden
Mediums, der Konzentration des Seewassers, beruhen. Somit ist „das
Wachstum und die Regeneration bei Tubularia wie bei den Pflanzen
von der Wasseraufnahme abhängig in dem Sinne, daß durch eine
verstärkte Wasseraufnahme der Zuwachs verstärkt, während er durch
Herabsetzung der Wasserzufuhr verringert wird."
— i66 —
Mit zunehmender Konzentration einer Salzlösung nimmt deren
Absorptionsfähigkeit für Sauerstoff ab und es wäre denkbar, daß auch
dieser Faktor in Betracht käme, doch möchte Lob selbst dies kaum
annehmen, da die Differenzen bei den in Frage kommenden Kon-
zentrationsgraden zu geringe sein dürften. Dagegen stellte er Ver-
suche an, um den direkten Einfluß des Sauerstoffmangels auf Wachs-
tum und Regeneration zu erweisen, indem er ein Stammstück von
Tubtilaria mit einem Ende in eine mit Seewasser gefüllte Flasche
brachte und das andere Ende aus deren ziemlich dicht anschließen-
dem Hals frei in das umgebende Seewasser hervorragen ließ. Daß
sich wohl am freien, ganz ausnahmsweise aber am eingeschlossenen
Ende ein Köpfchen bildete, erklärte Lob aus dem zu geringen Sauer-
stoff gehalt im Gefäß, für welche Annahme ihm zu sprechen schien,
daß an dem vorher eingeschlossenen Ende ein Köpfchen zur Aus-
bildung kam, wenn das Stammstück herausgenommen und in frisches
Wasser gebracht wurde.
In ähnlicher Weise, wie (besonders durch die ausgedehnten \"er-
suche von Herbst) für die im Seewasser lebenden Tiere festgestellt
wurde, daß für ihre Entwicklung und ihr Wachstum gewisse Stoffe
unerläßlich sind, so gilt dies auch für die regenerativen Vorgänge.
Für Tubularia konnte Loeb nachweisen, daß die vSalzlösung, in welcher
sie regenerieren und wachsen soll, Kalium und Magnesium enthalten
muß, doch in der richtigen Menge, denn schon ein recht geringer
Überschuld von Chlorkalium hebt das Wachstum und bald auch die
Regenerationsfähigkeit auf. \\\ letzterer Hinsicht wurden auch Ver-
suche an Süßwasser-Anneliden unter Zusatz von geringen Kochsalz-
mengen zum Wasser (vor J. L. Frazeur nach Davenports Mit-
teilung) ausgeführt, wobei sich jedoch bald eine Abnahme der Re-
generationsfähigkeit ergab. Freilich waren die Bedingungen, unter
denen dies geschah, nicht besonders natürliche, so daß sich kaum be-
stimmtere Schlüsse daraus ziehen lassen.
Von den äußeren Faktoren, welche die Regeneration beeinflussen,
sind besonders im Hinblick auf die bereits früher (S. 105) besprochene
Polarität des Körpers die Kontakt- und Schwerkraftwirkung' ^-on
Bedeutung 23). Auch in dieser Beziehung haben wir uns wieder an
i67
die höchst erfolgreichen Versuche von Loeb zu halten, welche natur-
gemäß ebenfalls an festsitzenden Tieren und speziell an den für solche
Versuche sehr geeigneten Hydroidpol3'pen angestellt wurden.
Hinsichtlich der Koiltaktwirkuilg sei zunächst das schon früher
erwähnte Beispiel der Tubularia herangezogen, bei welcher ein mit
beiden Enden frei im Wasser aufgehängtes Stammstück sowohl
am apikalen wie am basalen Ende ein Köpfchen hervorbringen kann
(Fig. 72 S. 113). Wenn aber das Stammstück so orientiert wird, daß
sein basales Ende mit einem festen Körper in Berührung kommt, so
entwickeln sich an diesem Ende Wurzeln.
Am apikalen Ende geschieht dies jedoch
nicht, wenn es in gleicher Weise an den
festen Körper angelegt wird; dagegen bildet
es, in den Sand des Bodens gesteckt, kein
Köpfchen, während ein solches an dem frei
ins Wasser ragenden basalen Ende entwickelt
wird. Noch deutlicher kommt die Kontakt-
wirkung bei Margeiis und Pen7iaria zum
Ausdruck, indem Zweige vom Stock dieser
Hydroidpolypen, auch wenn sie am apikalen
Ende mit festen Gegenständen in Berührung
gebracht werden, selbst an diesen, d. h. an
den Spitzen der Zweige, Wurzeln hervor-
sprossen lassen (Fig. 105). Man sieht, daß
der Effekt dieser Versuche ein ganz ähn-
licher ist, wie bei den früher geschilderten
Umkehrungsversuchen an Pflanzen (S. 107 ff.);
ob sie verhältnismäßig von ebenso geringer
Dauer sind, ließe sich erst durch längere
Fortsetzung der Beobachtungen entscheiden. Jedenfalls handelt es
sich hier wohl kaum wie dort um besondere, bereits vorhandene
Anlagen zur Ausbildung der nicht an den betreffenden Ort gehörigen
Organe. Die Vorgänge sind hier andere, wie schon daraus herausgeht,
daß nach Loebs Beobachtung an einem umgekehrt aufgestellten
Zweig von Campamdaria die den Boden berührenden Köpfchen zurück-
Fig. 105. Margeiis caroli-
nensis, ein Stück des Stockes
umgekehrt aufgestellt; unten an
den Zweigspitzen entstehen Wur-
zeln (w), an anderen Stellen Po-
lypen (nach J. Loeb, 1893).
— i68 —
gebildet, d. h. wahrscheinlich umgearbeitet und in die Zellenmasse
des Stammes einbezogen werden. Wenn eine solche, nach dem früher
(S. 89, 94 ff.) Mitgeteilten nicht unwahrscheinliche Umarbeitung und
weitere Verwendung des Materials von Teilen des Körpers, die an der
betreffenden Stelle nicht mehr gebraucht werden, möglich ist, so ge-
winnt damit auch die dauernde Lebensfähigkeit der umgekehrt orien-
tierten Tiere oder Tierstöcke an Wahrscheinlichkeit.
Fig. 106. Antenjiularia antennina. A unverletzter Stock mit Zweigen und Wurzeln
(?£')■, B Zweigstück in normaler Stellung; C in umgekehrter Stellung (apikaler Pol nach unten,
basaler Pol nach oben); D und E in schräger Stellung aufgestellte Zweigstücke mit dem
apikalen Pol nach oben (Z>) und nach unten (E)\ F horizontal aufgestelltes Zweigstück
(nach J. Loeb, 1893).
Die letzteren Betrachtungen würden in ähnlicher Weise auf die
Wirkung der Schwerkraft Anwendung finden, für welche ein anderer
Hydroidpolyp, Antennularia antennina, das klassische Beispiel bietet.
Von dem aufrecht stehenden, mit Wurzeln im Boden befestigten Stamm
der Antennularia (Fig. 106 yi) abgeschnittene und in normaler Stellung,
— log —
d. h. mit dem apikalen Pol aufwärts, mit dem basalen Pol abwärts, auf-
gestellte Zweig-e bilden oben Köpfchen und unten Wurzeln (Fig. jo6B).
Umg'ekehrt orientierte Zweige tun dasselbe (Fig. io6 C), nur daß
dann die Wurzelbildung am apikalen, die Köpfchenbildung am basalen
(jetzt nach oben gerichteten) Ende erfolgt und also eine Umkehrung
der Polarität wie bei den Weidenzweigen, bei Bryopsis und anderen
Pflanzen vorliegt (vergl. P^ig. 68 u. 69 S. 108 u. iio). Auch bei
andersartiger Aufstelhuig der Zweige sind die Einflüsse des Geotropis-
mus in sehr deutlicher Weise wahrzunehmen. Schräg orientierte, mit
dem basalen Pol nach unten oder nach oben gerichtete Zweigstücke
(Fig. io6/)u.j5~) lassen je nach ihrer Richtung Wurzeln (und ebenso
Sprosse) sowohl vom basalen wie vom apikalen Pol aus entstehen.
Von horizontal orientierten Stammstücken wächst im rechten Winkel
zu diesem Hauptstammstück der neue Sproß nach oben, die aus den
Zweigspitzen hervorgehenden Wurzeln hingegen erstrecken sich nach
unten, wodurch die Wirkung der Schwerkraft wohl am augenschein-
Hchsten zum Ausdruck kommt (Fig. 106 7^). Versuche von Driesch
und Morgan haben freihch gezeigt, daß bei diesen geotropischen Er-
scheinungen doch gewisse Abweichungen zu beobachten sind, welche
noch eine besondere Erklärung verlangen. Wie die Wirkung der Schwer-
kraft selbst zu erklären ist, ob vielleicht nach Art eines richtenden Ein-
flusses auf die schwereren und leichteren Teilchen in ähnlicher Weise,
wie es durch Versuche an den in Entwicklung befindlichen Eiern
wahrscheinhch gemacht wurde (Morgan), muß vorläufig unentschieden
bleiben.
Mit der Besprechung der bei der Regeneration wirkenden
äußeren Faktoren seien diese Betrachtungen abgeschlossen, soweit
sie nicht bei Behandlung der Transplantationserscheinungen in Frage
kommen und dort wieder heranzuziehen sind.
/y^^^i >s
*i »:
o VJ
Transplantation.
Transplantation nennt man die Übertragung oder „Überpflanzung"
eines lebenden Körperteils auf einen anderen und bezeichnet sie, zu-
mal unter gewissen Modifikationen auch als Implantation oder als
Pfropfung (greffe, graftin g). Obwohl der Name Transplantation
für manche dieser Pfropfungen, zumal wenn es sich um die Vereini-
gung von fast gleich großen oder doch an Umfang kaum sehr ver-
schiedenen Teilstücken handelt, nicht recht bezeichnend ist, soll er
doch beibehalten werden, da er sich völlig eingebürgert hat.
Die Transplantation pflegt man , wie es auch hier geschehen
soll, gewöhnlich mit der Behandlung der Regeneration zu verbinden
und die Beziehung zu dieser ergibt sich schon daraus, daß bei der
Übertragung von Teilstücken eines Tiers auf ein anderes, um die
Vereinigung zu ermöglichen, Wunden hergestellt werden müssen, und
insofern bei der Wundheilung in größerem oder geringerem Umfang
Regenerationsvorgänge eintreten, die nicht selten auch zu umfang-
reichen Neubildungen in Form besonderer Regenerate führen 2^).
Transplantationen von Gewebsstücken sind wegen ihrer Bedeutung
für die Chirurgie schon seit langem bekannt und bereits vor Jahr-
hunderten, in der Rhinoplastik anscheinend seit länger als 500 Jahren
mit größerem oder geringerem Erfolg unternommen worden; auch
hat man Einpflanzungen von tierischen Körperteilen auf andre mehr
der Kuriosität wegen schon lange geübt, wie die von Anfang des
17. Jahrhunderts ausgeführte Übertragung des Hahnensporns vom Fuß
auf den Kopf beweist. Für uns kommen jedoch erst die bereits von
der Behandlung der Regeneration her bekannten Versuche Tremb-
leys bei H3'dra in Betracht, bei denen es gelang, solche von dem-
— 1 7 1 —
selben Tier oder verschiedenen Individuen entnommene Stücke, welche
an und für sich lebensfähig waren, dauernd zu einem einheitlichen In-
dividuum zu vereinigen.
An dieses Beispiel läßt sich eine vom allgemein biologischen
Standpunkt ausgehende Betrachtung am besten anknüpfen, denn es
zeigt gegenüber den in der Chirurgie gebräuchlichen Transplantationen
einen sofort in die Augen fallenden Unterschied. Dort sind es relativ
kleine Stücke des Körpers, meist Teile der Haut, welche auf eine
Wunde des Körpers übertragen und zur Einheilung gebracht werden.
Bei niederen Tieren hingegen ist es möglich, größere Teilstücke,
welche hinter dem Umfang des Körpers wenig zurückstehen und
sogar an sich existenzfähig sein können , dauernd zur Bildung eines
einheitlichen Individuums zu vereinigen. Dies gilt übrigens nicht nur
für so niederstehende Tierformen wie Hydra und andere Hydroid-
pol3'pen, sondern auch für höher organisierte Formen wie Planarien
Lumbriciden , Echinodermen, für im Puppenzustand befindliche Lepi-
■doptera und Larven von Amphibien, mit denen derartige Pfropfungs-
versuche erfolgreich durchgeführt werden konnten.
Die bei diesen Versuchen vor allen Dingen wichtigen Punkte
sind folgende:
Welche Art von Teilstücken lassen sich vereinigen?
In welcher Weise (besonders auch im Hinblick auf die
Polarität des Körpers) kann die Vereinigung geschehen?
Führt die Vereinigung wirklich zu einer organischen
Verbindung der Teilstücke?
Findet eine gegenseitige Beeinflussung der Teilstücke
statt?
In ersterer Hinsicht unterscheidet man die Transplantationen
(mit Giard) am besten als:
autoplastische, d.h. Vereinigungen von Teilstücken desselben
Individuums,
als homoplastische, d. h. Vereinigungen von Teilstücken ver-
schiedener Individuen derselben Art,
als heteroplastische, d. h. Vereinigungen von Teilstücken von
Individuen verschiedener Arten.
17-2 —
Es erscheint nötig und für das Verständnis des Folgenden
wünschenswert, sich über die verschiedenen Arten der Vereinigungen
von vornherein zu verständigen und sie in bestimmter Weise zu be-
zeichnen. Mit den in der Chirurgie gebräuchhchen stimmen diese
Benennungen leider nicht ganz überein -^), doch läßt sich dies insofern
nicht ändern, als bei den niederen Tierformen die Möglichkeit der
Übertragung und Vereinigung von Körperteilen eine weitergehende
ist, als bei den höchst organisierten Tieren und beim Menschen, mit
dem sich jene Experimentatoren zumeist beschäftigten oder von dem
sie doch gewöhnlich ausgingen.
Von den oben genannten Vereinigungen lassen sich die den
beiden ersten Rubriken angehörigen, d. h. solche von Teilstücken
ein und desselben Individuums oder verschiedener Individuen der-
selben Art am besten durchführen und die größte Aussicht auf Er-
folg bietet die Vereinigung dann, wenn beide Teilstücke zusammen
dem normalen Körper des Tieres entsprechen, d. h. also wenn das
aufgepfropfte Stück ungefähr ein fehlendes ergänzt. Werden z. B.
Teilstücke von ein oder mehreren Regenwürmern so zusammengefügt,
daf6 sie in Stellung imd Lage einen g"anzen Wurm ausmachen, so ist
eine derartige auto- oder homoplastische Vereinigung lebensfähig,,
wenn sonst keine sie ungünstig beeinflussenden Momente hinzukommen.
Damit die Vereinigung eine dauernde wird, müssen die gleich-
artigen Organe der Teilsmcke zur Verschmelzung gelangen und um
bei einem bestimmten Beispiel zu bleiben, so tritt beim Regenwurm
schon sehr bald eine Vereinigung der Körperepithelien und des beider-
seitigen Hautmuskelschlauchs zu einer einheitlichen Schicht ein; in
der Mitte des Körpers verlöten die Schnittflächen des Darms, dorsal
die Rückengefäße und ventral die Bauchganglienketten (Fig. 109
u. 115, S. 178 u. 185). Dadurch kommt eine feste und oft so ein-
heitliche Verbindung zustande, daß man ihr die Zusammensetzung aus
zwei Stücken gar nicht mehr ansieht (Fig. loqB). Derartige aus zwei
und sogar aus drei Stücken zusammengesetzte Tiere konnten mehrere
Jahre, einzelne bis zu zehn Jahren gehalten werden und stehen also
in ihrer Lebensdauer hinter normalen Würmern gewiß nicht zurück.
Im Anschluß hieran sei zunächst
/O
die Verbreitung der Transplantation und die Art ihrer
Ausführung
erörtert. Die Untersuchungen des letzten Jahrzehnts haben gezeigt, daß
die Möglichkeit, Teilstücke von Tieren auf andere Individuen oder auf
andere Teile ihres Körpers zu übertragen, viel weiter verbreitet ist,
als man bis dahin angenommen hatte. Bei den Pflanzen ist ja die
Pfropfung eine altbekannte, in der Praxis viel geübte und mit den
einfachsten Mitteln zu bewerkstelligende Erscheinung und es braucht
kaum bemerkt zu werden, daß man darunter die Anfügung eines
Pflanzenteils an einen anderen mit nachfolgender Verheilung (unter
Bildung eines Wundgewebes, Callus) und dauernder Vereinigung ver-
steht, wobei anschei-
nend die Charaktere
beider Komponen-
ten völlig' gewahrt
bleiben ( vergl. unten
S. 2 3 2 ). Durch Auf-
setzen eines Edel-
reises auf den Wild-
ling dient die Pfrop-
fung der „Verede-
lung" des letzteren
und die vom Gärtner
dabei angewandten
Methoden sind ver-
schiedenartige, je
nachdem bei dem
eigentlichen sog.
„Pfropfen" das flach
zugeschnittene
Edelreis in eine seithch angebrachte Kerbe, bezw. in einen Spalt
zwischen Rinde und Splint des quer abgestützten Wildhngszweiges
eingesetzt wird (Fig. 107/) oder beim „Kopulieren" die glatten,
schräg geführten Schnittflächen des Edelreises und Wildlingszweiges
IL M
Fig. 107. Beispiele für verschiedene Arten der Vered-
lung. I. Propfen, II. Kopulieren, III. Okulieren. E Edelreis
oder Edelauge, rrWildling (aus Strasburger, Lehrbuch der
Botanik, 1905).
— 174 —
aneinandergefügt werden (Fig. 107//) oder endlich beim „Okulieren"
ein kleines Zweigstück mit Knospe, dem sog. „Auge", unter die
Rinde des Wildlings nach Anbringung eines geeigneten Schnittes
eingeschoben wird (Fig. 107 ///). Nach geschehener Verheilung
und Vereinigung der gleichartigen Gewebe und Organe erfolgt
das Wachstum und die weitere Entwicklung des Edelreises nach
seiner Eigenart, oft in sehr bedeutendem Umfang und jahrzehnte-
langem Gedeihen, wie das Beispiel der Rosen und Obstsorten zeigt.
— T3ie Pfropfungen können noch auf mancherlei andere Weise und
an sehr verschiedenen Gewächsen ausgeführt werden, in welcher Be-
ziehung besonders auf Vöchtings Werk über die Transplantationen
am Pflanzenkörper verwiesen wird; nur ein Fall sei wegen seiner schon
äußerlich von den früheren Beispielen sehr abweichenden Erscheinung
noch erwähnt, nämlich die von Vöchting vorgenommene Übertragung
eines aus einer Runkelrübe herausgeschnittenen, würfelförmigen Stückes,
welches in normaler Stellung in die seinem Umfang entsprechende
Wunde eingesetzt wurde, um hier zu völliger Verwachsung' und Vereini-
gung der gleichartigen Gewebe gebracht zu werden. Die Vereinigung
ist offenbar eine sehr innige und würde sich noch mehr als solche zu
erkennen geben, wenn es allg'emein gelänge, zwischen den Zellen des
Pfröpflings und der Unterlage Protoplasmaverbindungen nachzuweisen,
wie sie Strasburger an den Rindenparenchymzellen gepfropfter Koni.-
feren (Abies nobilis auf Abies pectinata) beschrieb.
Auf besondere Vorgänge bei den an Pflanzen vorgenommenen
Transplantationen wird im Vergleich mit den am Tierkörper auf-
tretenden Erscheinungen noch mehrfach zurückzukommen sein.
Bei den Tieren lassen sich Vereinigungen von Teilstücken des
Körpers schon mit Protozoon vornehmen, wenn sie auch bei ihnen
begreiflicherweise ziemliche Schwierigkeiten bieten, wie Prowazek
bei seinen darauf gerichteten Versuchen erfahren mußte. Er bemühte
sich, Teilstücke von ciliaten Infusorien und anderen Protozoen zur
Verwachsung zu bringen, was auch bei ersteren unter dem Deckglas
durch dessen Verschieben und Dirigieren des Wasserstroms in einigen
Fällen mit Stücken von Glauconia gelang. Inwieweit solche Ver-
einigungen dauernd lebensfähig sind, müßte noch weiter geprüft
— 175 —
werden. Nach Hatschek lassen sich Teilstücke von Pelomyxa wieder
zusammenfügen und nach P. Jensens Beobachtung können junge
Orbitolites mit ihren Weichkörpern dauernd verschmelzen, welcher Vor-
gang zur Bildung einer gemeinsamen üoppelschale führen dürfte; auch
abgeschnittene Pseudopodien scheinen sich bei demselben Foraminifer
wieder mit dem Cytoplasmakörper vereinigen zu lassen. Verworn
konnte bei Thalassicolla mtclcata, einem skeletlosen, 4 — 5 mm großen
und daher für solche Versuche recht geeigneten Radiolar, die Zen-
tralkapsel des einen Individuums in ein anderes, der Zentralkapsel
vorher beraubtes Tier übertragen. Die Wunden schlössen sich und
an den Wundstellen traten wie an den unverletzten Partien Pseudo-
podien hervor; die Tiere verhielten sich überhaupt mit ihrer aus-
getauschten Zentralkapsel wie normale Thalassicollen und zwar auch
dann, wenn einem kapsellos gemachten Tier zwei neue Kapseln ein-
gepflanzt wurden. Somit scheint die Vornahme von Transplan-
tation an Protozoen bei der Wahl geeigneter Objekte nicht so
schwierig zu sein, wie man zunächst erwarten sollte. — Wenn auch
auf einem anderen Gebiet liegend, darf hier immerhin die Ver-
schmelzung der Protopiasmakörper (Plasmogamie) erwähnt werden,
wie sie als vorübergehender oder dauernder Zustand bei verschiedenen
Protozoen, besonders Rhizopoden und Sporozoen, nicht selten zu be-
obachten ist-'').
Da es sich bei den erwähnten Vorgängen um Vereinigungen
von einzelnen Zellen oder Zellenteilen handelt, so sei auch der
Verschmelzungen gedacht, wie sie gelegentlich an einzelnen Zellen des
Metazoenkörpers zu beobachten sind. Von den Gewebszellen und
Leukocyten sei dabei abgesehen, sondern nur an die Verschmelzung von
Eiern erinnert, die bei verschiedenen Tieren, z. B. Ascaris, Echimts^
Ophryotrocha, unter bestimmten, anormalen Verhältnissen eintreten
können und dann unter Umständen Individuen von abnorm großen
Dimensionen aus sich hervorgehen lassen (vgl. S. 225).
Die ältesten und durch sehr lange Zeit die einzigen Traiisplail-
tatioiisversuche an wirbellosen Tieren sind die von Trembley an
Hydra unternommenen, durch welche zum ersten Male gezeigt wurde,,
daß sich das Vorderende eines Tieres mit dem Hinterende eines
- 176
andern dauernd vereinigen ließ und auf diese Weise ein einiieitliches
Individuum entstehen konnte. Die vor noch nicht langer Zeit von
Wetzel und anderen Forschern (Zoja, Rand, Peebles, King-,
Hefferan u.a.) wieder aufgenommenen Versuche wurden hinsichtlich
der Wahl der Teilstücke auf die verschiedenste Weise, z. B. auch
■durch Vereinigung von mehr als zwei Stücken zu einem Individuufti
und zumeist mittelst einer bei diesem Tier sehr nahe liegenden Methode
ausgeführt. Diese be-
£ steht im Aufreihen
auf eine Borste, so
daß diese durch den
Gastrovascularraum
geht, wobei das Hin-
terende des vorderen
das Vorderende des
hinteren Stückes be-
rührt und an diesen
beiden Wundflächen
dann die Verwach-
sung eintritt (Fig.
\o%A,C)- Die Borste
wird nachher wieder
entfernt; die zustande
gekommene Hydra
ist durchaus lebens-
fähig , unterscheidet
sich von einem nor-
malen Tier kaum oder
überhaupt nicht und
ihr Wohlbefinden gibt sich darin zu erkennen, daß sie sich in nicht langer
Zeit durch Knospung zu vermehren beginnt (Fig. xo'^B, D). — Auch bei
anderen Hydroidpol3'pen lassen sich ähnliche Versuche ebenfalls mit
gutem Erfolg vornehmen (Hargitt, Peebles, King) und wurden durch
Zusammenfügen der Teilstücke mit den Wundflächen unter Beschweren
mittelst Metallstückchen erzielt. Bei Medusen konnte ebenfalls eine
Fig. io8. Transplantation von Hydren und Medusen.
yl Hydra fiisca (autoplastische) Vereinigung eines Vorder- und
Hinterstücks desselben Tiers über der Borste; B homoplastische
Vereinigung von //. fusca, 2 Tage nach der Opeiation, mit
Bildung einer Knospe am Hinterende; C zwei Vorderenden
von H. fusca über der Borste vereinigt; D dieselbe Vereinigung
nach 7 Wochen, mit 2 kleineren und 2 größeren Knospen
(nach G. Wetzel 1895 u. 1898; ^seitliche Vereinigung zweier
Medusen, Gonioneimis vertens (nach C. W. Hargitt 1900).
//
durch den Körper gesteckte Borste mit Erfolg verwendet werden
(Fig. io8^). Übrigens wurden bei den genannten Tieren, besonders
bei Hydra, sowohl auto- wie homoplastische, als auch heteroplastische
Versuche in erfolgreicher Weise angestellt.
An Echinodermen lassen sich Transplantationsversuche, z. B. bei
Aniedon, durch Ablösen der Scheibe vom Kelch und Wiederaufsetzen
oder Übertagen auf ein anderes Individuum ausführen, worauf An-
heilung erfolgt (Przibram vgl. S. 234). Dasselbe ist anscheinend auch
durch x\btrennen einiger Seesternarme und eines Teils der Scheibe beim
Vereinigen mit dem entsprechenden Teilstück eines anderen jungen
Seesternes zu bewerkstellig-en.
Teilstücke von Planarien sind auf die Weise zusammenheilbar,
daß sie zwischen dünnen Glasplatten eingeengt werden, wobei ihre
Wundflächen sich berühren, wie T. H. Morgan dies für die bekannte
Landplanarie Bipalium kewense zeigte. Auch können sie, wenn es
wasserlebende Formen sind, (nach dem Verfahren von L. V. Morgan)
zwischen feuchte Papierstreifen gebracht werden, die sich auf einer
Paraffinunterlage in geeigneter Weise mit Nadeln befestigen lassen.
Durch beide Methoden gelingt es, vollständige Verwachsungen zu
erzielen, auf die noch zurückzukommen sein wird, da es sich um
Vereinigungen in abnormer Stellung handelt, die zu besonderen
Zwecken vorgenommen wurden (S. 192, 201 u. 242).
Unschwer lassen sich auch Transplantationen an Anne-
liden, besonders an Lumbriciden, herstellen, wie durch die ein-
gehenden Untersuchungen von Joest und Rabes erwiesen wurde.
Die Methode ist die in der Chirurgie beim Vernähen von Wunden
angewandte, indem die mit der Wundfläche aneinander gelegten
Stücke unter Verwendung feiner gebogener Nadeln mittelst mehrerer
Ligaturen zusammen geheftet und dadurch im Verlauf einiger Tage
zum Verwachsen g'ebracht werden. Die Vereinigungen, welche sich
auf diese Weise durch Kombination ganz verschiedenartiger und auch
an Umfang sehr differenter Teilstücke erzielen lassen, sind zum Teil
außerordentlich lebensfähig. Aus zwei, drei und mehr in normaler
Stellung zusammengefügten Teilstücken (Fig. 109^ — C) können
Würmer von normaler Beschaffenheit hergestellt werden, die noch
Korscbelt, Regeneration u. Transplantation. 12
- 178 -
bedeutend wachsen und Jahre lang am Leben bleiben, wie
schon weiter oben mitgeteilt wurde. Aber auch Kombinationen,
welche in ihrer Zusammensetzung einem normalen Wurm nicht ent-
sprachen, konnten recht lange am Leben erhalten werden. Von
solchen wurden stark verlängerte und verkürzte Tiere hergestellt,
welche letztere, aus einem kurzen Kopf- und Schwanzstück bestehend,
Fig. 109. A homoplastische Vereinigung von Allolobophora tcrrestris, 10 Tage nach
der Operation; B derselbe Wurm nach 22 Monaten bedeutend gewachsen, Vereinigungsstelle
(?') nur noch undeutlich, wie A in ^/j natürlicher Größe dargestellt; C homoplastische Ver-
einigung dreier Teilstücke von All. terrestris, ebenfalls in normaler Stellung; D bedeutend
,, verkürzter" Wurm, Kopf- und Schwanzstück vereinigt; E Vereinigung zweier Kopfstücke;
F und G Lujnbricus nobel Ins, seitliche Einpflanzung eines Schwanzstückes (^F) und eines
Kopfstücks ((?); i/ und / Regeneration an einem eingesetzten Stück von 3 Segmenten
(^All. terrestris, homoplastische Vereinigung), Bildung eines kürzeren (//) und eines zweiten
längeren Regenerats (/) (nach E. Joest 1897).
beim Einsetzen von Kopf- und Schwanzstücken der Fall, die zu vorn
und hinten gegabelten, oft jahrelang lebensfähigen Vereinigungen
führen (Fig. logK u. G). Parallel Vereinigungen, Verwachsungen
zweier sehr kurzer oder sehr langer Schwanzstücke, Übertragungen
sehr kleiner, an sich nicht lebensfähiger Teilstücke (Fig. 139, S. 233)
und eine ganze Reihe anderer, hier nicht besonders zu erwähnender
einen recht eigenartigen Anblick bieten (Fig. loqD). Dasselbe ist
— 179 —
auto-, homo- und heteroplastischer Transplantationen konnten mit
Erfolg ausgeführt werden. Die bei den verschiedenartigen Versuchen
vorgenommene histologische Untersuchung ergab eine vollständige Ver-
bindung der gleichartigen Organe (Fig. 1 15, S. 185), deren Vereinigungs-
stelle unter Umständen nur noch mit Schwierigkeit festzustellen war.
iVuch an Objekten, an denen man es vielleicht am wenigsten er-
warten sollte, nämlich an vSchmetterlingspuppen , ist es möglich,
Transplantationen herzustellen und die Stücke so zum Verheilen zu
Fig. iio. An Schmetterlingspuppen, besonders von Philosamia cynthi'a, ausgeführte
Transplantationen. A Übertragung eines Teils der Rückenhaut des Hinterleibs einer Puppe
in dieselbe Region einer anderen; ß des Hinterleibsendes von P. cynthia auf den Rücken
von Sami'a cecropia; C der vorderen seitlichen Körperhälfte von Callosamia proniethea auf
den Rücken des Thorax von S. cecropia; D (,, Tandem"-) Vereinigung mit ungleichnamigen
Polen; E seitliche Vereinigung; F Vereinigung der oralen; G der aboralen Pole (nach
H. E. Crampton 1900).
bringen (Fig. iio), daß nach Ablauf der Entwicklungszeit Schmetter-
linge aus ihnen hervorgingen, welche die entsprechende Zusammen-
setzung aus zwei Teilen ohne weiteres erkennen ließen und häufig
recht abenteuerliche Formen zeigten, zumal dann, wenn es sich um
12*
— i8o —
Vereinigungen handelte, die mehr als ein Individuum ausmachten
oder die in abnormer Stellung vorgenommen wurden (Crampton).
Auch kleinere Stiicke von Puppen konnten auf größere mit Erfolg
übertragen werden (Fig. iioA — C) und die Komponenten sind nach
vollzogener Metamorphose deutlich wieder zu erkennen. Wurde die
Vereinigung mit einem Vorder- und Hinterstück vorgenommen, die
sich ungefähr zu einem ganzen Tier ergänzten, so erfolgte die Ver-
wachsung in so vollkommener Weise, daß an dem metamorph osierten
Schmetterling die Verbindungsstelle und somit die Zusammensetzung
aus zwei Teilstücken überhaupt nicht mehr wahrgenommen werden
konnte. Die Vereinigungsmethode war entsprechend dem nur ganz
wenig beweglichen Objekt eine sehr einfache, d. h. die mit den
Wundflächen möglichst genau aneinander gefügten Stücke wairden an
den Wundstellen mit geschmolzenem Paraffin von nicht mehr als 50 °C
überstrichen und durch dieses Bindemittel gut zusammen gehalten.
Von Ascidien gibt Giard an, daß sich Pfropfungen an ihrem
Körper leicht ausführen lassen und natürliche Verwachsungen be-
nachbarter Individuen desselben oder verschiedener Stücke, also auto-
und homoplastische Vereinigungen, häufig vorkonunen.
Die Möglichkeit der Transplantation bei den Vertebraten ist,
wie schon erwähnt, eine altbekannte Tatsache und wurde vor allem
an Säugetieren, speziell am Menschen, ausgeführt, doch interessieren
hier zunächst weniger die mit kleinen Gewebs- und Organteilen vor-
genommenen Überpflanzungen, sondern entsprechend den im Vorher-
gehenden bevorzugten Verhalten der wirbellosen Tiere, seien vorerst
nur die Transplantationen mit Komponenten von ungefähr gleichem
Umfang berücksichtigt. In dieser Beziehung kommen hauptsächlich
die schönen und höchst erfolgreichen Versuche Borns an Amphibien-
larven bezw. Embryonen in Betracht, die vor etwa zehn Jahren unter-
nommen und seitdem durch verschiedene andere Forscher (Harrison,
Morgan, Lewis, Spemann) bestätigt und weiter ausgeführt wurden.
— Wenn diese Versuche Aussicht auf Erfolg' haben sollen, müssen
recht junge I-arven verwendet werden, bei Rana esculenta solche
von 3 — 3,5 mm Länge, bei denen das Medullarrohr geschlossen und
Kopf und Schwanz in der Anlage ausgeprägt sind. Diese werden,
— i8i —
nachdem sie von der Eihülle befreit sind, in einer, der herzustellenden
Transplantation entsprechenden Weise unter Verwendung von physio-
logischer Kochsalzlösung zerschnitten, ebenfalls in dieser Flüssigkeit
mit den Wundflächen sorgfältig aneinander gefiigt und durch auf-
oder angelegte Silberdrahtstücke so lange in der richtigen Lage er-
halten, bis nach 6 — 8 Stunden oder etwas längerer Zeit die Ver-
wachsung erfolgt ist. Die auf solche Weise an jungen Froschlarven
erzielten auto-, homo- und heteroplastischen Vereinigungen erweisen
sich bei der histologischen Untersuchung der Organverbindung als
Fis. III.
Fig. 113-
Fig. 112.
^
Fig. III. Das etwas hinter der Mitte abgeschnittene Hinterstück einer Larve von Rnita
escnlenta einer zvi'eiten an der Bauchseite eingesetzt (nach Born).
Fig. 1 1 2. Vereinigung zweier Larven von Rana esculeiifa mit der Rückenseite des
Kopfes (künstliche „Craniopagen") (nach Born).
Fig. 113. Vereinigung zweier Larven von Rmia escnlenta am Kopf (in sogenannter
Oppositioiisstelkmg). Fig. III--II3 nach Born aus E. Schwalbe, Morphologie der Miß-
bildungen, Bei II, 1907.
sehr innige und wenn die Zusammensetzung in der Wahl der Stücke
und deren Orientierung einigermaßen dem normalen Tier entspricht,
so gelingt es, derartige zusammengesetzte Larven bis nach beendigter
Metamorphose aufzuziehen. Durch die Wahl der zu vereinigenden
Stücke und die Art ihrer Zusammenfügung wurden auch bei diesen
Versuchen sehr verschiedenartige Kombinationen erzielt, die zumal
— l82 —
dann, wenn sie heranwachsen und in die Metamorphose eintreten,
höchst eigenartige Formen zeigen (Fig. iii — 113).
Auf die an Wirbeltieren vorgenommenen Transplantationen
einzelner Körperteile von geringerem Umfang, besonders Über-
pflanzung von Hautstücken und anderen Organen oder Organteilen
wird später noch zurückzukommen sein, ebenso wie auf die Vornahme
von Organübertragungen an Embryonen, zu denen die zuletzt be-
sprochenen Versuche bereits hinüberleiten und die in letzter Zeit eine
sehr erfolgreiche Behandlung erfahren haben (S. 202 u. 213).
Die Transplantationsversuche an Amphibienlarven lassen einen
Faktor hervortreten, den wir bereits bei der Regeneration eine wich-
tige Rolle spielen sahen, nämlich das Alter der zu den Versuchen
benützten Objekte. Daß sich Transplantationen wie viele andere
Operationen an jugendlichen Individuen leichter, d. h. mit größerer
Aussicht auf Erfolg als an älteren Personen ausführen lassen, ist eine
den Chirurgen bekannte Tatsache, deren Gründe sehr nahe liegen.
Wenn der Unterschied hier kein so beträchtlicher ist, denn auch an
älteren Personen können noch erfolgreiche Überpflanzungen vor-
genommen werden, so tritt der Einfluß des Alters auf die Trans-
plailtationsfähigkeit der Körperteile bei jenen Versuchen sehr deutlich
zu Tage. Wenn sich an den jungen Larven oder älteren Embryonen
Vereinigungen der getrennten Körperteile (abgesehen von der nicht
ganz einfachen Technik) ohne allzugroße Schwierigkeit erzielen lassen,
so ist dies schon in späteren Entwicklungsstadien sehr viel schwerer
und in jenem Umfang bereits unmöglich, während es bei den er-
wachsenen Tieren völlig ausgeschlossen ist. Bei ihnen kann es sich
nur noch um die Überpflanzung einzelner Organe oder Organteile
handeln. Noch weniger zugänglich sind solchen Experimenten die
ausgebildeten Schmetterlinge, während bei ihren Puppen die Aus-
führung von Transplantationsversuchen in einem immerhin ziemlich
weit gehenden Maße gestattet ist, wie weiter oben gezeigt wurde.
(Fig. 1 10 S. 179). Die übrigen noch zu erwähnenden embryonalen
— i83 —
Transplantationen liefern für dieses verschiedenartige Verhalten der noch
bildungsfähig-eren Jugendstadien und des ausgewachsenen Zustandes
einen weiteren Beweis (S. 2 13 ff.). Ein Unterschied zwischen Über-
pflanzungen im jugendlichen, allerdings in diesem Fall im embr^^onalen
und erwachsenen Zustand ist darin zu finden, daß bei embryo-
nalen Transplantationen eine Vereinigung der betr. Teile
durch direkte Verschmelzung stattzufinden pflegt, während
sie bei ausg^ebildeten Tieren unter Vermittlung einesNarben-
gewebes erfolgt.
Eine weitere Parallele zwischen Transplantations- und Regene-
rationserscheinungen bietet sich hinsichtlich deren Beziehungen zu
der Organisationshöhe der Tiere dar. Wohl finden wir bei hoch
organisierten und kompliziert gebauten Tieren noch die Möglichkeit
einer Vornahme von Transplantationen, aber sie beschränkt sich,
wie gesagt, auf die Überpflanzung wenig umfangreicher Teile des
Körpers und seiner Organe. Höchstens lassen sich in der Ent-
wicklungszeit der sehr regenerationsfähigen Amphibienlarven oder der
durch ihre Ruheperiode dafür geeigneten Insektenpuppen noch Trans-
plantationen in größerem Umfange ausführen. Bei weniger hoch
organisierten Tieren, wie bei den gleichzeitig mit einem sehr hohen
Regenerationsvermögen ausgestatteten Anneliden, Planarien und vor
allem bei den besonders einfach gebauten Hydroidpolypen ist eine
recht weitgehende Transplantationsmöglichkeit auch noch im völlig
ausgebildeten Zustande vorhanden. Diese letztere oder doch ihr Um-
fang- tritt also mit der zunehmenden Organisationshöhe der Tiere
zurück.
Die Herstellung der Gewebsverbindung.
Unter der Voraussetzung, daß gleichartige Gewebe und Organ-
teile sich treffen, kann deren Vereinigung auf primärem Wege, wie
Born es nannte, durch Anlagerung der betreffenden Gewebszellen
aneinander, sozusagen durch direkte Verschmelzung der in Frage
kommenden Organteile erfolgen. So verhält es sich bei Trans-
plantationen an Embryonen mit ihren zum Teil noch sehr bildungs-
i84
fähigen und wenig differenzierten Zellen und Organanlagen, wie bereits
Borns oben erwähnte Versuche an Amphibienlarven zeigten und
spätere Untersuchungen über derartige embryonale Transplantationen
bestätigten. Ähnlich dürften sich wohl auch andere, in Entwicklung
begriffene Objekte, wie z. B. die Schmetterlingspuppen, verhalten und
es erscheint von
Interesse, daß uns
ungefähr die
gleichen Verhält-
nisse bei einem er-
wachsenen, aber
sehr einfach ge-
bauten Tier, näm-
lich bei der Hy-
dra, entgegentre-
ten. Bei ihr ver-
wächst ebenfalls
durch bloßes An-
ein and erlegen
der Zellen dasEk-
toderm des einen
mit demjenigen
des anderen
Komponenten,
P'ig. 114. Teil eines mittleren Längsschnittes durch zwei mit j tt i. j -i.
, 1 TT 7 • ■ * -r 1 f- 1 u ] 4r ^ c, A daslintoderm mit
den oralen Enden vereuiigte leilstucke von Uydra fiisca, 3 Stunden
nach der Vereinigung. Die Stützlamelle (/) erscheint an der Ver- dem Entoderm
wachsungsstclle (7') nur schwach ausgebildet; letztere [v) durch eine
Einschnürung am Ektoderm [ect) gekennzeichnet, e7if Entoderm (nach und aucll die zwi-
Wetzel 1898).
sehen beiden Zell-
schichten liegende Stützlamelle wird dabei wieder hergestellt (Fig. 114).
Auf so einfache Weise kann die Vereinigung der beiden Körper-
teile bei höher organisierten und komplizierter gebauten Tieren nicht
mehr erfolgen. Zwar vereinigen sich einzelne Organe, wie der Darm-
kanal, die Blutgefäße und das Nervensystem bei den Lumbriciden
noch durch direkte Berührung und Verwachsung ihrer Enden (Fig.
115^ \x. B), aber an der Wundstelle der nach außen zu gelegenen
- i85 -
Organe tritt ein unter Umständen sehr umfangreiches, hinsichth'ch
seiner Herkunft freilich recht schwer zu bestimmendes Narbengewebe
auf. Es stellt hier die Verbindung beider Stücke her und Körper-
IJ-
Fig. 115. Sagittale Längsschnitte durch die Vereinigungsstelie ( /') eines Vorder-
und Hinlerstücks von Allolobophora terrestr/s in normaler Stellung, autoplastische Ver-
einigung. A 9 Tage, B 25 Tage nach der Operation, fortschreitende Verwachsung der
Organe. Bin Bauchmark, D Darm, Lh Leibeshöhle, M Körpermuskulatar, /' die Ver-
einigungsstelle beider Schnitte (Original).
epithel wie Hautmuskelschlauch erscheinen dadurch zunächst unter-
brochen, bis beide von den Wundrändern her oder durch Differen-
zierung aus jener noch indifferenten Zellenmasse neugebildet werden
— i86 —
und damit die Verbindung wieder hergestellt ist (I'ig. 115^5). — Um
den Unterschied von jenen einfacheren Verhältnissen zu zeigen, muß
dieses eine Beispiel vom Verlauf der Wundheilung, bezw. der Her-
stellung der Verbindung zwischen beiden Komponenten bei Trans-
plantationen am Körper höher organisierter Tiere genügen, denn
es liegt in der Natur der Sache, daß je nach der Art der Trans-
plantation und der Organisation des betreffenden Tieres der Verlauf
dieser Vorgänge ein verschiedener sein wird. Ob es sich um Über-
tragung größerer Körperteile oder verhältnismäßig kleinerer Teilstücke
einzelner Organe, wie Haut, Muskel, Knochen usf. handelt, ob die
Überpflanzung an einer Planarie, einem Regenwurm oder einem Wirbel-
tiere vorgenommen wurde, wird einen wesentlichen Unterschied aus-
machen. Hinsichtlich dieser Vorgänge, d. h. der Histologie der Trans-
plantation, der damit verbundenen Wundheilungsprozesse und später
eintretenden Veränderungen bei den Wirbeltieren sei abermals auf
Marchan ds zusammenfassendes Werk verwiesen. Bei den Wirbel-
losen sind sie noch wenig verfolgt worden; für die Lumbriciden hat
O. Rabes eine eingehende Darstellung davon gegeben.
Erwähnt sei noch, daß auch bei der Transplantation am
Pflanzen körper ein dem Aneinanderlegen und Verwachsen der
Zellen bei der Tierpfropfung ähnlicher Vorgang beobachtet wird, in-
dem z. B. bei der vorerwähnten Transplantation an der Runkelrübe
die durch den Schnitt nicht verletzten Zellen sich vorzuwölben und
zu sprossen beginnen, um da, wo sie aufeinander treffen, zu ver-
wachsen. Auch andere Verbindungen, besonders solche von Gefäß-
bündeln werden zwischen dem tranplantierten und Hauptstück her-
gestellt, so daß die Verbindung eine immer innigere wird. Wenn
hier nur im beschränkten Maße von einer Callusbildung die Rede
sein kann, so tritt bei solchen Pfropfungen, wie sie oben (Fig. 107)
geschildert wurden und in Verbidung mit der dabei stattfindenden
Wundheilung, ein solches Wund- und Narbengewebe in weitem Um-
fange und zwar sowohl am Pfröpfling, wie am Hauptstück auf. Durch
den Callus, wie besonders durch die sich später aus ihm heraus bil-
denden Gefäfiibündel und Siebröhren wird eine enge Verbindung
zwischen dem Pfropfreis und seiner Unterlage hergestellt.
- iSy -
Vereinigung von Teilstücken in abnormer Stellung
(auch im Hinblick auf die Polarität des Körpers).
Von Vereinigungen in normaler Stellung und in der Art, daß
die Komponenten zusammen ungefähr ein normales Tier ergeben,
war schon wiederholt die Rede und auch das über die Herstellung
der Gewebsverbindung Mitgeteilte bezog sich auf solche Vereinigungen,
obwohl es auch für andere, noch zu besprechende Formen der Trans-
plantation größtenteils Gültigkeit hat. Übrigens gelingt die zumeist
recht schwierige und mit verhältnismäßig rohen Mitteln zu bewerk-
stelligende Vereinigung durchaus nicht immer so, daß gerade gleich-
artige Organe aufeinander treffen ; trotzdem pflegt ihre Verbindung
schließlich hergestellt zu werden, da sie offenbar das auch sonst (be-
sonders bei Vereinigung von Nervenstümpfen) beobachtete chemo-
oder organotaktische Vermögen besitzen, sich innerhalb des Körpers
aufzusuchen, durch Gegeneinanderwachsen sich zu treffen und schließ-
lich miteinander zu verschmelzen. Dies kann auch dann noch ge-
schehen, wenn die Teilstücke (von Regenwürmern in der Längsrich-
tung) um go^ gegen einander gedreht wurden und die Schnittenden
der Organe, z. B. die Bauchmarkstümpfe, recht weit voneinander ent-
fernt liegen. Das um qo^ verschobene Bauchmarkende des einen
vStückes, welches oben am Seitenteil des anderen anliegt, vermag sich
dennoch mit dem Bauchmarkstumpf des anderen Teilstückes zu treffen
und beide Ganglienketten zeigen sich schließlich durch eine bajonett-
förmige Knickung verbunden, wie sie auch Born unter entsprechenden
Verhältnissen an den längsgerichteten Organen der Amphibienlarven,
speziell des Rückenmarks und der Blutgefäße erhielt, wenn er die
beiden Komponenten unter einem gewissen Drehungswinkel (in der
Längsrichtung) miteinander vereinigte. Je größer die Entfernung
der beiden Bauchmarkenden wird, desto deutlicher tritt ihre Seit-
wärtskrümmung und Biegung hervor und ähnliches läßt sich bei den
Ausführungen solcher Drehungen, bis etwa zu 90°, auch an den Ge-
fäßen beobachten.
Daß die gleichartigen Organenden (besonders von Nerven und
Blutgefäßen) gegeneinander hinwachsen und sich treffen, auch wenn
— i88 —
sie verhältnismäßig" weit voneinander entfernt waren, hat man in An-
lehnung an die Untersuchungen von Forsmann, Maxim ow u. a.
über das Auswachsen von Nervenfasern und Gefäßkapillaren nach
der durch einen (chemischen) Reiz bestimmten Richtung, sowie den
Anschauungen von Driesch und Herbst über das Walten von
Richtungsreizen folgend, durch eine von den betr. Organstümpfen
ausgehende Reizwirkung chemotaktischer Natur zu erklären gesucht.
Dauernde Vereinigungen, z. B. solche unter Drehung beider
Komponenten (in der Längsachse) um 180^ (tig"- i^Q) können übrigens
auch dann zustande kommen, wenn eine direkte Vereinigung eines
erheblichen Teils der gleichartig'en Organe nicht mehr möglich ist.
Dann tritt jedenfalls eine Verbindvmg durch Kollateralbahnen ein, doch
ist es begreiflich, daß derartige Vereinigungen von vornherein weniger
lebensfähig sind; auch lassen sie sich bei den Regenwürmern, von
denen hierbei in der Hauptsache wieder die Rede ist, von vornherein
schwerer darstellen. Dies g'ilt zum Teil wenigstens auch von den
Fig. I 16. Gleichsinnige Vereinigung
zweier Larven von Raiia csciilcnta an
der Bauchseite (nach G. Born aus
E. Schwalbe, Morphologie der Miß-
bildungen, Bd. II, 1907).
schon erwähnten seitlichen, dorsalen und ventralen Einheilungen
größerer oder kleinerer Körperpartien (z. B. von Kopf- und Schwanz-
enden), Parallelvereinigungen an der Seite, Bauch- und Rückenfläche,
wie sie besonders von Born und Joest bei Amphibien und Lumbriciden
vorgenommen wurden (Fig. 1 1 1 — 113, i 1 6 — 119). Da werden zum Teil in
größerem Umfange, zum Teil nur in geringem Maße gleichartige Organe
zur Verwachung gebracht und dementsprechend pflegt die Lebens-
fähigkeit solcher Transplantationen eine recht verschiedenartige zu sein.
Ehe den Vereinigungen von Teilstücken in abnormer Stellung
weiter und in anderer Beziehung nachgegangen wird, sind die Ver-
hältnisse der Pflanzen zu beachten, bei denen schon vor längerer
Zeit besonders von Vöchting derartige Versuche in zielbewußter
Weise angestellt wurden. Dabei wurden ausgeschnittene Pflanzen-
teile nicht in normaler, sondern in einer anderen Orientierung in die
Wunde eingefügt, etwa auf die Weise, daß oben und unten, außen
i8l/
und innen vertauscht wurde. Verwachsungen kommen zwar auch
bei derartig"en Überpflanzungen zustande, aber von dauerndem Erfolg
sind sie nicht; bald treten mancherlei Störungen ein und eine gedeih-
liche Entwicklung der überpflanzten Teile wird nicht erreicht, es
sei denn, daß es diesen gelingt, eine der natürlichen Orientierung ent-
sprechende Verbindung mit den alten Teilen herzustellen und damit
diese selbst bis zu einem gewissen Grade wieder zu gewinnen. Ein
derartiges Verhalten entspricht dem früher (S. 106 u. 1 18) über die starke
Ausprägung der Polarität bei den Pflanzen Mitgeteilten. In so aus-
gesprochenem Maß ist diese Polarität
vorhanden, daß \^öchting auf (xrund
seiner Versuche den bekannten und viel
zitierten Vergleich mit dem Magnet
zieht. Wie dieser, wenn er auch in
Teilstücke zerlegt wird, immer die
beiden ungleichwertigen Pole zeigt, so
auch die Teile der Pflanze, bei der
sich wie beim Magneten ungleichnamige
Pole anziehen und gleichnamige Pole
abstoßen. Wenn diese Abstoßung zwar
keine so ganz entschiedene ist, denn
eine zeitweise Vereinigung findet immer-
hin statt, wie gegen den Vergleich eingewendet wurde, so wird man
das Bild doch insofern gelten lassen, als es den schließlichen Effekt
in richtiger Weise kennzeichnet.
Für die Transplantationen am tierischen Körper kann dieser
Satz keinesfalls in so entschiedener Weise vertreten werden und
obwohl eine Vereinigung von Teilstücken mit den gleichnamigen
Polen, also in entgegengesetzter Richtung schwieriger zu er-
zielen ist, so läßt sie sich dennoch und unter Umständen nicht nur für
einige Zeit, sondern mit dauerndem Erfolg durchführen. Um auch jetzt
wieder bei dem vorher gewählten, in verschiedener Hinsicht recht in-
struktiven Beispiel des Regenwairms zu bleiben, so sind bei ihm gleich-
namige Pole unschwer zu vereinigen. Wenn dies bei zwei Kopf-
stücken, die am aboralen Ende durch Nähte verbunden wurden, aus
Fig. 117. Bauchvereinigung einer
Larve von Rana esculenta mit einer
solchen von Rana arvalis am 12. Tage
(nach G. Born aus E. Schwalbe,
Morphologie der Mißbildungen, Bd. II ,
[90;).
— iqo —
äußeren Gründen, nämlich weil sie in entgegengesetzter Richtung
auseinander stehen, eine gewisse Schwierigkeit hat, so konnte Joest
doch auch diesen Versuch zu einem befriedigenden Erfolg bringen
(Fig. logE S. 178). Sehr einfach gestaltet sich hingegen die Verbindung
zweier Schwanzstücke mit den vorderen, d. h. den oralen Enden, da
die natürliche Richtung ihrer Bewegung sie gegen einander drängt
und die Verwachsung hierdurch befördert wird (Fig. i ig). Die mikro-
skopische Untersuchung zeigt, daß an der Verbindungsstelle eine
innige Vereinigung der Organe und Gewebe stattgefunden hat,
welche derjenigen bei der Verbindung eines Vorder- und Hinter-
endes in normaler Stellung kaum viel nachgibt, nur daß sie weniger
regelmäßig erscheint und etwas langsamer erfolgt als bei normal
orientierten Transplantationen. Körperepithel, Hautmuskelschlauch,
Darmkanal, Blutgefäße und Nervensystem zeigen sich, wenn auch
B
a o
M.
Fig. 118. Schema A für zwei vereinigte Schwanzenden; B für ein mit zwei Schwanz-
enden vereinigtes Mittelstück von Lnmhricus. Die Pfeile bezeichnen die Richtung, in welcher
die Reizleitung erfolgt; o der vordere (orale), a der hintere (aborale) Pol der Teilstücke.
zum Teil in einer weniger exakten Weise, doch jedenfalls durchaus
funktionierend vereinigt; besonders am Bauchmark erscheint es von Be-
deutung, daß die Reizleitung über die Verbindungsstelle hinweg nach
beiden Richtungen von einer Schwanzspitze zur anderen erfolgt
(Fig. w'^A). Letzteres ist auch dann noch der Fall, wenn mit einem
als Mittelstück benützten Körperteil eines Regenwurms am Vorder-
und Hinterende je ein Schwanzstück vereinigt wird, so daß ein
vorderer mit einem vorderen und ein vorderer mit einem hinteren
Pol verwächst, das Mittelstück aber sich zu einem der beiden Schwanz-
stücke in verwendeter (inverser) Richtung befindet (Fig. 118^). Auch
dann erfolgt, wie gesagt, nicht nur die Verwachsung der Organe, sondern
auch die Reizleitung geht von einer Schwanzspitze zur anderen in
beiden Richtungen vor sich.
igi
Vereinigungen, wie die z.uletzt geschilderten, sind an und für
sich nicht dauernd lebensfähig, aber da die Regen vvürmer ein sehr
geringes Nahrungsbedürfnis haben oder doch sehr lange ohne Nahrungs-
aufnahme zu existieren v^ermögen, so lassen sich solche vereinigte
Schwanzstücke monatelang (bis fast ein Jahr) lebend erhalten. Der
Erfolg dieser Versuche zeigt jedenfalls, daß der Einfluß der Polarität
zum mindesten sehr stark zurücktritt, denn es ist an den gleich-
namigen (oralen oder aboralen) Enden eine Verbindung der Organe
eingetreten, durch welche deren lange währendes, vielleicht dauerndes
Funktionieren ermöglicht wird. Für letzteres würde der Beweis erst
geliefert werden, wenn nach Abschneiden eines Stückes von einem
der beiden vereinigten Schwanzenden an
die Wunde ein neues Kopfende angesetzt
und auf diese Weise ein Wurm hergestellt
würde, der ein Mittelstück von verwendeter
Stellung enthielte oder wenn sich solches
durch direkte Vereinigung dreier Teil-
stücke erreichen heße. Ebenso wäre end-
giltige Ausschaltung oder Umkehrung
der Polarität auf dem von Joest vorge-
schlagenen Wege der Ringbildung- oder
auch noch auf andere , später zu be-
sprechende Weise weiter zu versvichen. '
Daß sich der Organismus gegen die
ihm zugemutete unnatürliche Vereinigung Fig. 119. A Bildung zweier
Köpfe an der Vereinigungsstelle zweier
ZU wehren und ihr auf andere Weise zu .Schwanzstücke von Aiioiobophora
terrestris. B An der Vereinigungs-
begegnen sucht, geht aus dem von Joest g^^Ug ^^^,^^^^ ^^^ ^^^o (j^ ^er Längs-
beobachteten Verhalten hervor, wonach achse) gegeneinander gedrehten Stücke
von A//. terrestris ist eui Schwanz-
nicht selten an der Vereinigungsstelle ende gebildet worden (nach E. Joest
1897).
der beiden Schwanzenden eine neue
Kopfbildung erfolgt (Fig. iigy^), d. h. die Schwanzenden suchen
das ihnen fehlende durch Regeneration zu ersetzen. Dabei dürfte
das Nervensystem eine wichtige Rolle spielen, indem die Bildung
von Regeneraten an der Vereinigungsstelle zweier Schwanzenden
(und nach Joests Beobachtungen auch bei andersartigen Trans-
— 192 —
plantationen (Fig. iigB)) wohl besonders dann auftritt, wenn eine
Vereinigung der Ganglienketten beider Komponenten nicht statt-
gefunden hat und somit freie Bauchmarkenden an der Verbindungs-
stelle vorhanden sind. Dies dürfte in ähnlicher Weise für die von
L. V. Morgan an Planarien (unter Drehung beider Komponenten
um 180'' in der Längsrichtung) hergestellten inversen sog. Dorso-
ventralvereinigungen gelten, die durch Verwachsung der Oralenden her-
gestellt waren und bei denen an der Vereinigungsstelle die Neubildung
von Köpfen erfolgte. Selbst bei einer Verwachsung der Bauchmarkenden
bleibt die Tendenz zur Kopfbildung bei den Lumbriciden noch bestehen
und sie wird vielleicht durch eine unvollständige Form der Vereinigung
begünstigt; jedenfalls konnte sie auch dann noch beobachtet werden.
Vereinigungen mit den gleichnamigen Polen sind ebenso an
Amphibienlarven, Schmetterlingspuppen, Planarien, Medusen und
Polypen (Fig. 108—113) mit Erfolg vorgenommen worden und hatten
besonders bei den erstgenannten Tieren durch Borns eing'ehende
Untersuchungen eine enge Verbindung der einzelnen Organsysteme
erwiesen, wie sie bereits für die Lumbriciden besprochen wurde. Bei
den Lepidopteren lieferten die beiden mit den oralen Polen vereinigten
Puppen (Fig. iioi^) nach vollzogener Metamorphose einen Doppel-
schmetterling, welcher die Teile von der Schnittstelle rückwärts in
zweifacher Zahl aufwies (Crampton). Von diesen Versuchen in-
teressieren besonders die an Hydroidpolypen angestellten, da sie
weitergehende Schlüsse gestatten.
Bei Hydra gelingt es offenbar leichter als bei anderen Tieren,
gleichnamige Pole zu vereinigen (Fig. 108 C, D, S. 176), aber auch
wenn die Verwachsung bereits vollzogen schien, besteht dennoch die
Tendenz, sich wieder zu trennen, zumal wenn es sich um größere
Vorderstücke handelt, die mit den aboralen Enden verbunden waren
(Fig. 120^). Bei zwei mit den oralen Enden verwachsenen Hinter-
stücken treten in der Nähe der Vereinigungsstelle leicht Tentakeln auf
und zwischen ihnen erfolgt dann eine Durchtrennung, so daß wieder
wie vorher zwei Hydren vorhanden sind (Fig. \2oB — D). Das letztere
Verhalten ist der Neubildung zweier Köpfe an der Vereinigungsstelle
der beiden Schwanzenden beim Regenwurm zu vergleichen (Fig. 1 1 9),
— 193 —
nur daß freilich bei ihm eine Trennung der beiden Enden nicht so
leicht wie bei den Polypen erfolgt.
Nach den von Wetzel gemachten und von anderen Autoren,
besonders King und Peebles fortgesetzten Beobachtungen scheint
Fig. 1 20. Verschiedenartige Transplantationen an Hydra in schematischer Dar-
stellung. A Vereinigung mit den aboralen Enden; B — D mit den oralen Enden, Tentakel-
bildung in der Nähe der Vereinigungsstelle und Trennung; E — G Abtrennung und um-
gekehrte Anfügung des Kopf- und Schwanzstücks; H — K Vereinigung mit den aboralen
Enden, Abtrennung eines Vorderstücks und Ausbildung einer ganzen Hydra; L — N Ab-
trennung beider Kopfenden bei aboraler Vereinigung und Bildung eines ganzen Tieres; O — R
Vereinigung mit den oralen Enden, Abtrennung beider Hinterenden und Bildung eines ganzen
Tiers; Ä' — Z Vereinigung mit den oralen Enden, Abtrennung des größeren Teils eines
Komponenten, Bildung eines neuen Kopfes und Fußes, Umarbeitung zu einem ganzen
Tier, o orales, a aborales Ende, Tentakeln und Fußscheibe schematisiert (nach den Versuchen
von Wetzel, Peebles und King).
eine endgültige Überwindung der Polarität bei diesen einfach organi-
sierten Tieren durchführbar und jedenfalls mit geringeren Schwierig-
Korschelt, Regeneration ii. Transplantation. 13
— 194 —
keiten erreichbar zu sein, als bei den früher besprochenen höher stehen-
den Tierformen. Die betreffenden Versuche wurden in verschiedener
Weise vorgenommen, z. B. von Wetzel so, wie es oben für die Lum-
briciden als vielleicht durchführbar bezeichnet wurde, nämlich durch Ver-
einigung von drei Teilstücken, von denen sich das mittlere gegenüber
den beiden anderen in verwendeter Stellung befand. Zur Ausführung
dieses Versuchs wurde einer Hydra der Kopf und P\iß abgeschnitten
und ersterer (mit seinem aboralen Ende) an das aborale Ende des
Mittel Stücks befestigt, während das Hinderende einer anderen Hydra
(mit seinem oralen Pol) an den oralen Pol des Mittelstücks angefügt
wurde (Fig. 120 E — G). In diesem Fall waren also zweimal gleich-
namige Pole vorhanden (Fig. 1206^), nichts destoweniger ging aus
dieser zweifachen Transplantation mit abnormer Stellung der Teil-
stücke ein vollständiges, d. h. einheitliches Tier hervor, welches einige
Wochen lebte, sich in einer Weise ernährte und durch Knospung
fortpflanzte, die sich von dem normalen. Verhalten einer Hydra nicht
unterschied.
Werden zwei Vorderenden von Hydra mit den aboralen Polen
vereinigt und wird dann die vorderste Partie des einen Komponenten
dicht unter dem Tentakelkranz abgeschnitten, so kann sich hier eine neue
Fußscheibe bilden und es würde somit ein vollständiges, neues Tier
auf diese Weise entstehen (Fig. xioH — K). Das kann auch dann
geschehen, wenn von jedem der beiden vereinigten Vorderenden ein
beträchtlicher Teil nahe an der Verwachsungsstelle aibgeschnitten
wird [L u. M). Dann kann sich zwar am einen Ende ein neuer
Tentakelkranz, am andern jedoch eine Fußscheibe bilden (Fig. 120.V).
Ebenso soll eine vollständige Hydra dann zustande kommen, wenn
bei einer ganz ähnlichen Versuchsanordnung zwei Hinterenden mit
den oralen Wundflächen vereinigt und nach geschehener Verwach-
sung- beide Stücke wie bei dem vorigen Versuch in der Nähe der
Vereinigungsstelle abgeschnitten werden; es kann dann nämlich
am einen Ende ein neuer Kopf, am anderen Ende dagegen ein
Fuß zur Ausbildung gelangen (Fig. izoO — R). Die gleiche Vereini-
gung (von zwei Hinterenden mit oralen Polen) führt auf eine andere
Weise zu demselben Ergebnis, wenn nur eines der beiden vereinigten
195
T
Hinterenden in der Nähe der Vereinigungsstelle abgeschnitten wird
(Fig. 121A). Dann kann an der Schnittfläche ein Kopf zur Ausbil-
dung kommen (Fig. 121 A—C) und es entsteht dadurch ein voll-
ständiges Tier, dessen vorderer Körperteil eine umgekehrte Orien-
tierung zeigt. Übrigens kann der gleiche Versuch insofern in ab-
weichender Weise verlaufen, als nach Abschneiden des einen Endes
(Fig. 120-5", T) in der Nähe der Vereinigungsstelle ein Kopf zum Vor-
schein kommt und an der neuen Wundfläche eine Fußscheibe gebildet
wird (6^— PF), so daß daraus zunächst ein Tier mit einem Kopf und zwei
Füßen hervorgeht (Fig. 1 20S — JV). Das Ganze erfährt jedoch bald eine
•Umarbeitung, die zum alimählichen Zusam-
menfließen der beiden Fußteile und damit
zur Ausbildung eines einheitlichen Indivi-
duums führt {V — Z), das jetzt wie eine
normale Hydra nur einen Kopf und einen
Fuß aufweist (Wetzel, Peebles, King).
Derartige Regulationsprozesse in Ver-
bindung mit Transplantationen, wie sie bei
dem zuletzt geschilderten Versuch eine Rolle
spielen, werden noch weitere, speziell auch
bei Hydroidpolypen zu erwähnen sein; hier
sollte vor Allem das Verhalten transplan-
tierter Körperteile gegenüber der Polarität
und die Möglichkeit einer Umkehrung der
letzteren erwiesen w^erden. In der Tat zeigen
diese wichtigen Versuche, auf welche daher
etwas näher eingegangen werden mußte,
daß wenigstens bei diesen einfach organisierten Metazoen, Teile des
Körpers auch in verwendeter Stellung allem Anschein nach
dauernd funktionierend in den Körper einbezogen werden
können. Ob dabei die aus den früheren Versuchen (von Trem-
bley, Nußbaum, Jshikawa, Wetzel) bekannte Möglichkeit der Ge-
websumla.gerung eine Rolle spielen könnte, sodann wie sich etwa die
Bildung von Heteromorphosen und schließlich auch die Fähigkeit
der Knospenbildung zu diesen Vorgängen verhält, muß wohl nach der
13*
Fig. 121. Zwei mit den
oralen Enden (o) vereinigte
Hydren {A) ; eine davon in der
Nähe der Vereinigungsstelle ab-
geschnitten {B)\ Entstehung von
Tentakeln an der neuen Schnitt-
fläche {€); bei o die vereinigten
oralen Enden beider Teilstüclce,
schematisch.
— igö —
bisherigen Kenntnis, die wir davon haben, unentschieden bleiben und
kann hier jedenfalls einer Erörterung nicht unterzogen werden.
Übertragung weniger umfangreicher Teilstücke.
(Regulatorische Vorgänge nach Transplantation.)
Es wurde bereits vorher kurz erwähnt, daß in Verbindung mit
Transplantationen Regulationsvorgänge zu beobachten sind. Zu ihrem
Studium haben sich ebenfalls die Hydroidpol^'pen als recht geeignet
erwiesen, wie die Versuche von Rand, King, Peebles, Driesch
und Hefferan zeigten. Von besonderer Bedeutung sind hier die an
Hydra vorgenommenen seitlichen Einpflanzungen, bei denen sich er-
gab, daß die auf die Seitenteile übertragenen Stücke gewisse Ver-
lagerungen und Umgestaltungen erfahren können, welche von der Art
der Einpflanzung und dem Größen Verhältnis des transplantierten Stückes
Fig. 122. A seitliche Einpflanzung eines tentakeltragenden Vorderstücks in eine
Hydra ; B Verschmelzung der Kcirperschichten des Teilstücks mit denjenigen des Haupt-
körpers, die Tiere sind vereinigt; C — E Herabrücken des Pfropfstücks nach dem Fuß hin
und schließlich Loslösung des Pfropf Stücks vom Hauptstück [E) (nach W. Rand 1900).
zum ganzen Körper abhängen. Wenn das Pfropfstück nicht das
richtige Verhältnis zum übrigen Körper gewinnen kann, pflegt es
allmählich nach dem Fußende hin verschoben zu werden und sich
dort schließlich von dem Hauptkörper zu trennen (Fig. 122), zumal es
bei Hydra gewöhnlich an und für sich existenzfähig ist. Der Ver-
— IQ7 —
lauf dieser Verlagerungen am Körper ist im einzelnen Fall ein recht
verschiedener und richtet sich danach, welche Art von Körperstück
eingepflanzt wurde, wie umfangreich es war und in welcher Weise
die Einpflanzung vorgenommen wurde, wie dies aus den in ver-
schiedenster Weise modifizierten Versuchen von Rand, King und
Hefferan zu ersehen ist. Nach Kings Beobachtung kann die Re-
gulation auch in der Weise erfolgen, daß zwar das aufgepfropfte
Fig. 123. Einpflanzung eines Vorderstücks einer mit 6 Tentakeln versehenen, be-
sonders dunkelgrünen Hydra viridis an die seitliche Körperwand eines mit 7 Tentakeln
ausgerüsteten, mehr lichtgrünen Exemplars derselben Spezies {A)\ B — D zeigen die allmäh-
liche Sonderung und Abschnürung eines Teils des Hauptkörpers, während das eingepflanzte
Stück mit einem beträchtlichen Teil verbunden bleibt. Das eingepflanzte dunkle Stück ist
punktiert, das lichtere Hauptslück hell gelassen (nach H. D. King iqoß). E der Kopf
einer mit 8 Tentakeln versehenen dunkelgrünen Hydra viridis eingepflanzt neben den eines
helleren achttentakeligen Exemplars. Die dadurch erzielte starke Tentakelanhäufung erfährt
später eine Reduktion (nach King 1903).
Stück in den Körper einbezogen wird, dafür aber ein Teil des letz-
teren sich von seinem eigenen Stamm abschnürt und (wie sonst das
aufgepflanzte Pfropfstück) zu einem selbständigen Individuum wird
(Fig. 123). Entweder geht die Regulation, d. h. die Herstellung der
Körperform nach der Einpflanzung anderer Stücke, durch Abtrennung
von Teilen oder durch deren Einbeziehung in den Körper vor sich.
Dabei kann das Pfropfstück in seiner Gesamtheit und anscheinend
— igS —
dauernd dem Körper eingefügt werden; inwiefern es dabei unverändert
erhalten bleibt oder nicht, soll hier nicht erörtert werden. Jedenfalls
können kleinere Teilstücke aus der K()rperwand eines Polypen an jeder
beliebigen Stelle eines anderen Polypen eingefügt und anscheinend
dessen Körper völHg adaptiert werden. Kopfstücke verhalten sich
darin jedoch anders, indem sie sich (nach King) nur dem oralen Ende
anfügen lassen. Das Verhalten eines kleineren, am Kopf einer Hydra
eingeheilten Kopfstückes ist wegen der mit diesem Versuch verbundenen
Regulations- und Reduktionsvorgänge von Interesse, indem
die durch die Pfropfung bewirkte größere Tentakelzahl (Fig. 123^)
durch Verschmelzung und Resorption einzelner Tentakeln soweit
reduziert wird, bis sie wieder einer Zahl innerhalb der normalen
Variationsbreite der Ä^'^r«- Tentakeln entspricht. In diesem Fall
finden also Veränderungen an dem transplantierten Stück statt, um
es in den Verband des Körpers aufnehmen oder in ihm behalten zu
können.
Wegen des letzteren Verhaltens und im Hinblick auf die Ver-
änderungen, welche an transplantierten Stücken vor sich gehen können,
seien hier noch die an anderen Hydroidpolypen, besonders an Tubularia
angestellten Versuche erwähnt. Bei diesem Polypen konnte Peebles
kürzere Stengelstücke auf längere auch in einer inversen Richtung
aufpfropfen und deren Beteiligung an der Polypenbildung feststellen.
Diese kann in einer hinsichtlich der Polaritätsverhältnisse recht be-
merkenswerten Weise verlaufen, indem der neue Potyp sowohl von
dem kleinen (invers transplantierten) Stück, wie auch vom Ende des
Stammstücks aufgebaut wird und seine distalen (Mund-) Tentakeln an
dem ersteren, die proximalen (Rand-) Tentakeln aber an dem letzteren
entstehen (Fig. 124B). vSo kommt infolge dieser Pfropfung ein neuer,
einheitlicher Polyp zustande (Fig. 124C), doch vermag sich auch ein
anderer Vorgang einzustellen, d. h. es kann aus jedem der beiden Teile
ein Polyp hervorgehen (Fig. 124/)), wie die Anlage des doppelten
Tentakelkranzes in dem kleinen, wie im Stammstück zeigt. Die
Folge der Transplantation ist in diesem Fall die Ausbildung eines
umgekehrt orientierten Köpfchens, welches durch sein orales Ende
mit dem Mundende des am Stammende entwickelten Köpfchens zu-
— IQ9 —
sammenhängt (Fig. 124^^). Im letzteren P^all ist also die Individuiilität
des aufgepfropften Stückes erhalten geblieben, während sie im anderen
Fall zugunsten einer gemeinsamen Ausbildung des Ganzen aufgegeben
wurde. Unter dem Einfluß des Stammteils muß offenbar eine Um-
A
a
A
Fig. 1 24. Aufpfropfung von Stengelstücken {a) bei lubularia in umgekehrter
Richtung auf das Stammende [h) (oraler gegen oralen Pol), wie die Pfeile es andeuten [ä]\
B Ausbildung der distalen (Mund-)Tentakeln im Pfropfstück, der proximalen (Rand-)Tentakeln
im Stammstück; C der so gebildete Hydranth im ausgestreckten Zustand; D und E Ent-
wicklung eines gesonderten Hydranthen im Pfropfstück und am Ende des Stammstücks; beide
Hydranthen in E ausgestreckt und mit den Mundpolen vereinigt (nach Peebles 1900).
arbeitung des Materials, besonders des eingepflanzten Stückes
stattgefunden haben.
Durch Fortsetzung derselben Versuche an Tubnlaria erhielt
Driesch noch weiter gehende Ergebnisse, die hier wegen der am
Pfropfstück vor sich gehenden Veränderungen interessieren. Die Be-
obachtungen betreffen ebenfalls Vereinigungen kleinerer Stücke mit
dem Stamm in umgekehrter Richtung, wobei das Ergebnis der Bildung
eines inversen, mit dem Köpfchen ins Cönosark hineinragenden Hy-
dranthen erzielt wurde. Der letztere erfährt dann aber nach Drieschs
Wahrnehmung zugunsten der einheitlichen Ausbildung des Ganzen
eine Reduktion, indem seine Konturen undeutlich werden und nach
Verlauf von zwei Tagen nichts mehr von ihm zu sehen ist. In
— 200 —
manchen Fällen macht sich dieser Reduktionsprozeß schon zu einer
Zeit geltend, wenn der Polyp erst teilweise fertiggestellt ist und er
wohl die proximalen, nicht aber die distalen Tentakeln besitzt; bald
wird dann auch dieser unvollständige Polyp völlig zurückgebildet.
In noch anderen Fällen kommt weder der distale, noch auch der
proximale Tentakelkranz zur Ausbildung; beide werden im Gegenteil
immer undeutlicher, um allmählich mit der ganzen Köpfchenanlage
zu verschwinden. Körperteile, die an eine Stelle gelangt waren, an
welche sie nicht gehören, werden also, obwohl sie in dieser Lage
eine gewisse Entwicklungsfähigkeit bewiesen, durch einen Reduktions-
prozeß von diesem ungeeigneten Ort entfernt. Das Material des
bereits ausgebildeten oder erst in Ausbildung begriffenen Teils findet
dabei jedenfalls eine weitere Verwendung, sei es, daß in ihm eine
Umlagerung der Zellen statt hat oder diese (vielleicht dann, wenn
die Differenzierung vorher bereits zu weit vorgeschritten war) nach
geschehener Reduktion nur als Nährsubstanz verwendet werden.
Einheilungen kleinerer Teilstücke lassen sich begreiflicher-
weise bei wirbellosen Tieren vi^egen deren geringer Körpergröße
schwerer erzielen; immerhin gelingen sie unter gewissen Umständen,
so konnte sie Joest an Lumbriciden dadurch erreichen, daß größere
Körperteile transplantiert und diese dann bis auf einen geringen Rest
abgetrennt wurden. Auch ist es gerade beim Regenwurm nicht
schwierig, ausgeschnittene Teile der Leibeswand auf Wunden an
anderen Teilen des Körpers zu übertragen (Fig. 139, S. 233). Sie
verheilen gut und erhalten sich an ihrer Stelle; auch scheinen zu-
nächst keine Veränderungen an ihnen zu erfolgen. Da es sich bei
diesen Transplantationen hauptsächlich um heteroplastische Vereini-
gungen handelte, so wird auf sie noch zurückzukommen sein (S. 232),
Verhältnismäßig weniger umfangreiche Körperteile ließen sich
infolge der dafür geeigneten Technik auch bei den Transplantations-
versuchen an Puppen übertragen (Fig. iio^^C, S. 179) und bis nach
vollzogener Metamorphose erhalten. Bei Pla7iarien konnten solche
wenig umfangreiche Stücke auch in verwendeter (inverser) Stellung zum
Einheilen gebracht werden. Nach L. V. Morgans Beobachtung
können solche kleine, dem Planarienkörper vorn angefügte Stücke
20I
sehr innig- mit ihm verschmelzen und größtenteils in ihn einbezogen
werden (Fig. 125^ — 6"), so daß der neue Kopf zum Teil von dem
großen, zum Teil von dem kleinen Komponenten gebildet wird und
ein einheitlicher Wurm aus der Kombination hervorgeht. Solche
regulatorische Vorgänge
können sich auch in anderer
Weise, z. B. in Form von
Verlagerungen des über-
pflanzten kleineren Stückes
geltend machen, indem ein
derartiges etwa aus der
Körpermitte entnommenes
und in umgekehrter Rich-
tung vorn aufgepflanztes
Stück sich zwar mit dem
Körper verbindet (Fig. 125
D u. E), aber allmählich
mehr nach hinten ver-
schoben wird. Hier kann es
dann an seinem freien Ende
einen Schwanz ausbilden,
nachdem schon vorher am
vorderen Ende des Haupt-
stücks ein Kopf hervor-
getreten war (Fig. \2^ F).
Bei diesen letzteren Ver-
suchen sieht man also nach
der Transplantation eine
Fig. 125. Phagocata gracilis. A — 6' Pfropfung
eines kleinen Kopfstückes in inverser Stellung auf das
angeschnittene Vorderende; D — F ebensolche Pfropfung
eines kleinen Stückes aus der mittleren Körperregion.
Gemeinsame Kopfbildung beider Komponenten i^A — C)
und Verlagerung des übertragenen kleineren Stückes bei
neuer Kopfbildung durch den großen Komponenten
{D—F) (nach L. V. Morgan 1906).
Starke Einwirkung auf die übertragenen Teile stattfinden; daß dies
auch bei anderen derartigen Überpflanzungen kleinerer Teilstücke von
Seiten des übrigen Körpers der F'all sein wird und daß an ihnen
Veränderungen auf die Dauer kaum ausbleiben werden, ist an-
zunehmen. Im Übrigen wird auf die Beeinflussung der bei der Trans-
plantation vereinigten Komponenten in anderer Verbindung noch
zurückzukommen sein (S. 231 ff.).
— 202 — '
Die Experimente über die Transplantation kleinerer Teilstücke
und die hierüber angestellten Betrachtungen leiten bereits hinüber zu
den Versuchen über
Transplantation von Organen und Organteilen auf eine
gleichartige oder ungleichartige Unterlage,
wie sie insbesondere in der Chirurgie zu Heilzwecken ausgeübt oder zur
Erforschung der Existenzmöglichkeit bestimmter Gewebe und Organe
unter den veränderten Bedingungen, ebenfalls aus praktisch wichtigen
Gründen, ausgeführt werden. Auf diese sehr verschiedenartigen und
weit ausgedehnten Versuche auch nur einigermaßen genauer einzugehen,
würde den für unsere Ausführungen zu Gebot stehenden Raum allzu-
weit überschreiten, auch wird man dies von einer derartigen, im allgemein
biologischen Sinn gehaltenen Behandlung des Gegenstandes kaum er-
warten, doch soll versucht werden, die für eine solche Betrachtungs-
weise hauptsächlich in Frage kommenden Punkte hervorzuheben. Es
handelt sich dabei vor Allem darum, welcherlei Organe und Ge-
webe sich überhaupt verpflanzen lassen, in welchem Um-
fang und in welcher Weise dies möglich ist, auf welche
Unterlage die Übertragung geschehen kann, ob eine feste,
organische Verbindung der transplantierten Teile mit ihrer
neuen Umgebung eintritt, ob sie hier dauernd lebensfähig
sind, im gleichen Zustand bleiben, oder aber Veränderungen
erleiden und welcher Art diese sind.
Versucht worden sind Transplantationen ungefähr mit allen der
Technik einigermaßen zugänglichen Organen, indem man sie auf ihre
natürliche oder eine andersartige Unterlage übertrug. Man hat Teile
der Haut, Cornea, Fettgewebe, Knorpel, Periost, Knochen, Zähne,
Muskel- und Sehnenstücke, Partien von Blutgefäßen und Nerven,
verschiedenerlei Drü§en, Stücke von Schleimhäuten, vom Darmkanal
aus verschiedenen Stellen seiner Wandung, Teile des Exkretionsapparats,
Stücke der Blasenwand, der Nieren, aber . auch vollständige Nieren,
Hoden, Ovarien und Teile von ihnen in verschiedenstem Umfang,
nach wechselnden Methoden, auf gleichartige oder andersartige Unter-
— 20'
läge, je nachdem mit größerem oder geringerem Erfolg übertragen.
Die Ergebnisse dieser, wie gesagt in der verschiedensten Weise mo-
difizierten Versuche waren zum großen Teil negativer Natur, doch
sind auch manche erfolgreiche, durch die Versuchsanordnung und
deren Erfolg überraschende und interessante Resultate darunter.
Mit am einfachsten und daher am längsten und häufigsten aus-
geübt ist die Transplantation von Hautstücken geringeren oder auch
größeren Umfangs (nach Thierschs Methode Streifen bis zu lo cm
Länge und 2 cm Breite), welche auf eine Wunde der Körperober-
fläche übertragen werden ; hier verkleben sie durch eine Fibrinschicht mit
der Unterlage, worauf sie schon in kurzer Zeit durch einwaicherndes
Bindegewebe und schließlich auch durch die eintretende Gefäß-
kommunikation in feste organische Verbindung mit ihrer Umgebung
gebracht werden. Daß sie nicht unverändert bleiben, sondern unter
dem Einfluß des Körpers, auf den sie übertragen wurden, diesem
gewissermaßen angepaßt und ihm ähnlicher gemacht werden, geht
zum Teil aus den bald nach der Überpflanzung an solchen Hautstücken
eintretenden geweblichen Veränderungen hervor; freilich sind diese
mehr degenerativer Natur und hängen mit dem vorgenommenen Ein-
griff zusammen, so daß sich die hier in Frage kommenden Veränderun-
gen mehr aus dem späteren Verhalten transplantierter Hautstücke
ergeben. Mit Sicherheit konnten solche Veränderungen bei der von
Thiersch und anderen vorgenommenen Überpflanzung schwarzer
auf weiße Haut und umgekehrt von weißer auf schwarze Haut fest-
gestellt w^erden, wie sie an Negern und Weißen oder beim Tier-
versuch (am Meerschweinchen von L. Loeb) vorgenommen wurde.
Dabei zeigte sich, soweit die Übertragung von Erfolg begleitet
war, eine allmähliche Entfärbung der schwarzen auf den weißen
Körper überpflanzten Hautlappen und umgekehrt eine zunehmende
dunkle Pigmentierung der weißen auf den Neger oder auf schwarze
Körperstellen des Tieres übertragenen Hautpartien, was jeden-
falls durch Abstoßung der alten und Nachschieben neuer Haut-
schichten zu erklären ist. Auf das Zustandekommen dieser Ver-
änderungen im Einzelnen und der sie bewirkenden Vorgänge in den
204 —
Gewebsschichten kann hier nicht eingegangen werden, doch wird auf
das Prinzipielle der Erscheinung noch zurückzukommen sein.
In das Gebiet der Hauttransplantation gehört auch die Ein-
heilung oder Wiederherstellung umfangreicherer und mehr plastischer
Körperpartien, wie sie ebenfalls schon seit langem in der sog.
Rhinoplastik auf dem Wege der Transplantation ausgeübt wurde.
Es erscheint sehr bemerkenswert, daß dabei verhältnismäßig recht
umfangreiche Teile der Nase, Ohrmuschel, Fingerspitzen etc. nicht
nur anheilen, sondern auch in ihrer Struktur erhalten bleiben sollen,
wenn es sich um anderswoher entnommene Partien handelt. Dies
gilt vor allem für die Anheilung solcher Teile, die durch eine Haut-
brücke bis zu der mehr oder weniger weit fortgeschrittenen Verhei-
lung verbunden bheben, d. h. für die Transplantationen unter Ver-
wendung eines „gestielten Lappens'', bei denen durch Vermittlung
dieser Brücke eine Ernährung des transplantierten Stückes möglich
ist. In dieser Beziehung erscheint besonders ein von E. Küster
operierter Fall von Interesse, den Marchand in seinem Buch über
Wundheilung erwähnt und der die Herstellung einer Nasenspitze aus
der Oberarmhaut betrifft. Als diese auf operativem Wege neu ge-
bildete Nasenspitze zwei Jahre nach der Operation mikroskopisch
untersucht wurde, ergab sich, daß ihre Struktur von derjenigen der
Nasenhaut verschieden war und vielmehr den Charakter der Arm-
haut zeigte.
In dieselbe Kategorie zu rechnen sind ferner die vielfach ge-
übten Experimente über das Anheilen verschiedener anderer Körper-
teile an Stellen, wohin sie nicht gehören, wie die bekannten Ver-
suche von P. Bert dies von dem mit der verletzten Spitze in die
Rückenhaut eingeheilten Rattenschwanz zeigen, der dann an der
Wurzel abgeschnitten wurde und weiter lebte, indem die Gefäß- und
Nerven Verbindung hergestellt wurde. Kurz erw^ähnt seien hier nur
die merkwürdigen Übertragungen des jungen Hahnensporns auf den
Kamm, in dessen blutreichem Gewebe er genügende Nahrung zu
weiterem Wachstum findet, wie es auch mit einem auf dieselbe Unter-
lage übertragenen Bein eines Hühnerembryos der Fall war. Diese
letzteren Fälle bieten insofern ein gewisses Interesse dar, als sie eine
20=; —
für das Gelingen von Transplantationen (neben anderen, schon er-
wähnten Umständen) wichtige Regel bestätigen, nämlich daß der
überpflanzte Körperteil auf seiner neuen Unterlage recht geeignete
Ernährungsbedingungen finden, daß er aber andererseits vor allen
Dingen selbst noch bildungs- und lebensfähig sein muß.
Ähnlich wie auf die Haut konnten erfolgreiche Übertragungen
auf die entsprechende Unterlage mit Stücken der Cornea, verschieden-
artiger Schleimhäute, der Darm- und Blasen wand, verschiedener
Drüsen, der Muskulatur, des Knorpels, Knochens und anderer Organe
vorgenommen werden. Davon seien hier nur noch die Knochen-
transplantationen erwähnt, da bei ihnen die Erfolge besonders augen-
scheinlich sind und recht umfangreiche Defekte der Schädeldecke, so-
wie solche an den Röhrenknochen der Extremitäten auf diese Weise zur
Heilung gebracht wurden. Knochenstücke von beträchtlichem Um-
fang, z. B. solche von über lo cm Länge, konnten an den Röhren-
knochen der Gliedmaßen in entsprechende Defekte übertragen und
fest eingeheilt werden. Die Transplantation weniger umfangreicher
Stücke ist eine verhältnismäßig oft vorgenommene Operation.
Hier wurde die Knochentransplantation deshalb herangezogen,
weil bei ihr die auch für andere Organtransplantationen immer wieder
aufgeworfene Frage, ob die überpflanzten Stücke als solche erhalten
bleiben oder eine allmähliche Umwandlung erfahren, besonders nahe
liegt und eifrig diskutiert worden ist. Es kommt darauf an, ob
die eingeheilten Stücke tatsächlich in so innige organische Ver-
bindung mit ihrer Umgebung treten, daß sie entsprechend er-
nährt und in ihrer Struktur erhalten werden können oder ob sie, wie
vielfach ang-egeben wird, doch allmählich zur Resorption gelangen und
dann den gleichzeitig fortschreitenden Neubildungen nur mehr als
Unterlage und Leitbahn dienten. Die Meinungen hierüber sind so
wie bei anderen Organtransplantationen sehr geteilt. Die zuweilen
beobachtete Tatsache, daß Teile des transplantierten Knochens nach
einiger Zeit ausgestoßen werden können, andere aber in der her-
gestellten Verbindung bleiben, hat man so gedeutet, daß diese als
lebensfähig weitere Verwendung finden, was aber möglicherweise auch
nur in Form einer bloßen „Unterlage" für die Neubildungen der Fall zu
• — 2o6 —
sein brauchte. Jedenfalls findet unter Umständen, und dieses Ver-
halten dürfte hier besonders interessieren, eine Art Umarbeitung der
übertragenen Knochenteile statt, welche {z. B. an den Handknochen
nach den Beobachtungen von W. Müller und Timann) im Lauf der Zeit
und unter Einwirkung des Gebrauchs allmählich die Form der Knochen
annehmen, die sie zu ersetzen hatten. Das sind also regulatorische
Vorgänge, Umgestaltungen und Umdifferenzierungen, wie
sie schon vorher wiederholt in Verbindung mit Transplantations- und Re-
generationsvorgängen von den wirbellosen Tieren besprochen wurden
(S. 83 ff. und S. 196 ff.).
In mancher Hinsicht sehr lehrreich sind die ebenfalls im großen
Umfang vorgenommenen Transplantationen auf eine anders-
artige Grundlage, von denen einige schon genannt wurden, die
aber so zahlreich und in so verschiedenen Modifikationen ausgeführt
worden sind, daß hier von vornherein auf ihre auch nur einigermaßen
erschöpfende Behandlung verzichtet werden muß. Die von Ribbert
und anderen angestellten Versuche über die Aufpfropfung ver-
schiedener Organteile, z. B. von Stücken der Cornea, Trachea, Knochen,
Drüsen, Leber, Niere, Nebennieren, Hoden, Ovarien u. a. an die
Oberfläche von Lymphdrüsen, in die Milz, ins Peritoneum und auf
andere Organe haben gezeigt, daß die fremdartigen Organ teile mit
ihrer Unterlage eine gewisse Verbindung eingehen, eine ziemliche
Zeit am Leben bleiben, daß auch Zellteilungen in ihnen stattfinden,
ein eigentliches Wachstum freilich zumeist an ihnen nicht wahr-
zunehmen ist und sie schließlich, vielleicht infolge der ungenügenden
Ernährung und Innervierung, wie Ribbert annimmt, zugrunde gehen.
Mit kleineren Stücken lassen sich auch derartige Überpflanzungen
besser als mit größeren Stücken ausführen, was vielleicht auf ihre
leichtere Ernährbarkeit, bessere Versorgung mit Sauerstoff und ähn-
liche Faktoren zurückzuführen ist (Ribbert).
Von den erwähnten Verpflanzungen einzelner Organteile auf
andere seien die in neuerer Zeit (von Stilling, Cristiani, Poll u. a.)
ausgeführten Transplantationen von Nebennieren in das subkutane
Gewebe, in die Muskulatur, ins Peritoneum, in Niere und Hoden er-
wähnt, da das Zellgewebe der Nebenniere in diesen Organen noch
207 —
monate- und sogar jahrelang nachzuweisen war (Stilling). Ein
läng-eres Erhaltenbleiben der überpflanzten Teile auf andersartiger
Grundlage ist auch bei Transplantation drüsiger Gebilde, sowie der
Keimdrüsen festzustellen, doch wird darauf noch zurückzukommen sein.
Wie schon früher, so sind auch in neuerer Zeit wieder Ver-
wachsungsversuche zwischen ganz heterogenen Partien ausgeführt
worden, die aber dennoch zum Teil recht bemerkenswerte Resultate
ergaben. Dies gilt zunächst für die von Marchand veranlaßten
Versuche von Saltykow, bei welchen ausgedehnten Experimenten
embryonale Körperteile, besonders aber solche erwachsener Tiere
auf andere Körperpartien übertragen wurden. Vor allem handelte
es sich dabei um die Einpflanzung abgehäuteter Stücke von Ratten-
und Mäuseschwänzen unter die Rückenhaut in ähnlicher Weise,
wie dies bei den älteren Versuchen von P. Bert geschehen war.
Die Stücke heilten nicht nur ein, sondern ließen auch Neubildungen,
ja sogar ein gewisses Wachstum erkennen. Freilich ist auch hier
die entschiedene Tendenz vorhanden, die auf die ungleichartige
Unterlage übertragenen Teile zur Rückbildung zu bringen. Dies
macht sich in allen Bestandteilen der übertragenen Partien bemerk-
bar, indem Knochen und Knorpel bis zur völligen Nekrose zer-
stört werden und die Neubildungen vom Periost und Perichon-
drium aus erfolgen. Ebenso werden die anderen Organe, wie Chorda,
Muskeln, Gefäße, Bindegewebe angegriffen und größtenteils ver-
nichtet, wobei aber ebenfalls von den noch bildungsfähigen Elementen
Neubildungen ausgehen. Einen dauernden Bestand können die neu
entstandenen Teile freilich auch nicht haben. Jedenfalls kann nach
Saltykow „bei keiner gelungenen Transplantation von einem ein-
fachen Fortleben sämtlicher transplan tierter Elemente die Rede sein,
wie es früher allgemein angenommen wurde und bis jetzt vielfach an-
genommen wird; es fallen vielmehr die transplantierten Gewebe einer
hochgradigen Degeneration bis zur partiellen Nekrose anheim und werden
je nach den mehr oder weniger günstigen Bedingungen von erhalten
gebliebenen Teilen aus mehr oder weniger vollkommen regeneriert".
An ganz andersartigen Objekten unternommen, aber in der Art
der Ausführung und auch bis zu einem gewissen Grade in den Er-
— 208 —
gebnissen ähnlich sind die neuerdings von O. Groß angestellten
Transplantationsversuche, bei welchen der Experimentator ver-
schiedenen Knochenfischen und Amphibien einzelne Körperteile, z. B.
den Unterkiefer eines Forellen embryos unter die Rückenhavit eines
ebensolchen oder in die Mundschleimhaut eines Gründlings [Gobio
ßitviatilis) einpflanzte, bezw. zu ähnlichen Versuchen Teile der Schwanz-
flosse verwendete und entsprechend den ersteren auch solche an
Salamanderlarven ausführte. Dabei zeigte sich, daß einzelne Gewebs-
arten, besonders Bindegewebe, aber auch Epithelien, Anschluß an die
Unterlage fanden und teilweise sogar eine recht innige Verwachsung
eintrat. Diese beruhte vor allem auf der massigen Entwicklung von
Bindegewebe an den Verwachsungsstellen. Nach der Auffassung von
Groß dient dieser Vorgang jedoch nicht, wie es zunächst den Anschein
hat, der Herstellung einer festen Verbindung zwischen dem Pfropf-
stück und der Unterlage, sondern er hat vielmehr die Bedeutung,
an die Propfstelle deshalb möglichst viel Bindegewebe heranzuschaffen,
damit dieses hier eine Resorptionstätigkeit entwickelt und mit dazu
beiträgt, die fremden Teile allmählich aufzulösen, zu entfernen und die
durch sie belastete Organisation der normalen Beschaffenheit wieder
entgegen zu führen. Also macht sich auch hier das Bestreben geltend,
die aufgepflanzten Teile nicht als solche dem Körper ein-
zuverleiben, sondern durch regulatorische Reduktionsvor-
gänge das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen. Das
entspricht, wenn auch nicht im einzelnen, so doch im ganzen den auch
sonst bei der Übertragung" von Geweben und Organen auf anders-
artige Grundlage gewonnenen Ergebnissen, wie denn auch Stilling
(1904) seine Mitteilung über die von ihm in dieser Richtung unter-
nommenen Experimente mit der Bemerkung einleitet: „die zahlreichen
Versuche über Transplantation hätten bekanntlich gelehrt, daß die
überpflanzten Teile nach einigen Monaten zugrunde gehen, auch
wenn eine innige Verbindung mit der neuen Umgebung zustande
gekommen und ein vorübergehendes Wachstum eingetreten war".
Ausnahmsweise allerdings lassen sich die auf eine fremdartige
Unterlage überpflanzten Organe längere Zeit am Leben erhalten und
zum Funktionieren bringen, wofür Ribberts bekannter Versuch der
- — 2og —
Milchdrüsenübertragung beim Meerschweinchen auf dessen Ohr den
Beweis liefert. Möglich wurde diese Art der Transplantation dadurch,
daß dem zwei Tage alten Meerschweinchen die Anlage der Mamma
herausgeschnitten und auf eine am Ohr in Form einer Hauttasche
angelegte Wunde übertragen wurde. Hier ließ sie sich nicht nur mit
Erfolg einheilen, sondern sie entwickelte sich auch weiter, denn als das
Meerschweinchen trächtig wurde und Junge zur Welt brachte, entleerte
auch die Milchdrüse am Ohr etwas Milch und die spätere mikroskopische
Untersuchung zeigte in ihr funktionierendes Milchdrüsengewebe.
Ebenso hat es sich als möglich erwiesen, die Ovarien (vom
Kaninchen und Meerschweinchen) aus ihrer Befestigung loszulösen
und an andere Stellen des Peritoneums zu übertragen (Knauer,
Gregorieff). Wenn auch die erfolgreiche Transplantation dieser
Organe angezweifelt wurde (Arendt), so ist sie dennoch durch
Ribberts spätere Untersuchungen und diejenigen anderer Autoren
(Schultz, Herlitzka, Simon) bestätigt worden, denn aus ihnen geht
hervor, daß in den transplantierten Ovarien die Ausbildung von
Eiern ihren Fortgang nimmt. In ähnlicher Weise hat man wieder-
holt die Überpflanzung der Hoden versucht, da ja solche Über-
tragungen der Keimdrüsen im Hinblick auf die etwaige Beeinflussung
der sekundären Geschlechtscharaktere von besonderem Interesse sind.
Das Einheilen ist möglich, auch kann wohl wie bei den vorher er-
wähnten, auf andersartige Unterlage übertragenen Organteilen viel-
leicht eine gewisse Weiterentwicklung der Bestandteile des Hodens
und seiner Keimzellen stattfinden. Dies wird jedenfalls von Lode
bei den von ihnen unternommenen Transplantationen des Hodens in
das subkutane Bindegewebe des Hahns angegeben, doch scheinen im
ganzen die Hodenübertragungen (wenigstens bei den Säugetieren)
wenig Erfolg gehabt zu haben; nach Ribber t ist das schon aus dem
Grunde sehr begreiflich, da es sich um eine Keimdrüse mit Ausführ-
gang handelt, die für die Abführung ihrer Produkte auf einen solchen
angewiesen ist.
Erfolgreiche Übertragungen von Organteilen sind aber doch
auch sonst noch zu erzielen. So lassen sich Teile der Schilddrüse
mit dem Erfolg überpflanzen, daß sie auf einer Unterlage, wie z. B.
Korschelt, Regeneration u, Transplantation. 14
2 lO
den Lymphdrüsen, die ihnen bis zu einem gewissen Grade geeignete
Bedingungen zur Ergänzung und funktionellen Entwicklung bieten,
anwachsen und eine Regeneration erfahren. Die Ursache dieser letzteren
erfolgreichen Verpflanzung sieht Ribbert außer in den bei der Über-
tragung gebotenen günstigen Bedingungen noch darin, daß bei der
Schilddrüse auch die einzelnen Teile, die Follikel, eine gewisse Selbst-
ständigkeit haben, daß die Drüse ferner eine gewisse Unabhängigkeit
von ihrer Umgebung, d. h. von anderen Organen besitzt. So kommen
verschiedene Momente zusammen, um ihre Übertragbarkeit zu er-
leichtern. Ähnliches gilt nach Ribbert auch für andere Organe
und die von ihm wie von anderen Experimentatoren bei ihren Trans-
plantationsversuchen an höheren Wirbeltieren und besonders an Säuge-
tieren gewonnenen Anschauungen lassen sich in dem von Ribbert
ausgesprochenen Satz zusammenfassen, daß „nur solche Gewebe mit
Erhaltung der Funktion transplantiert werden können, welche am
neuen Standort die Bedingungen ihrer Tätigkeit finden, aber von der
Beschaffenheit der Umgebung, vom Nerveneinfluß u. dgl. ganz oder
doch bis zu einem gewissen Grade unabhängig sind".
Wenn es bei diesen Versuchen gelang, gewisse Organe und
Organteile auch auf andersartigen Grundlagen zu einer organischen
Verbindung mit ihrer Umgebung und zum weiteren Ausüben ihrer
Funktion zu bringen, so ist dabei aber doch zu berücksichtigen, daß
dieses Funktionieren in ziemlich bescheidenem Maße stattfindet und von
dem normalen Verhalten recht weit entfernt ist, sowie daß ihm durch
Ernährungsverhältnisse und andere Bedingungen im Körper für ge-
wöhnlich eine baldige zeitliche Grenze gesetzt ist. Also vermögen der-
artig transplantierte Organe, auch wenn sie an ihrem neuen Platz zu
einer gewissen Ausbildung gelangt sind, dennoch kaum dauernd oder
doch nur ganz ausnahmsweise ihre Stellung zu behaupten, sondern
fallen regulatorischen Prozessen zum Opfer und gelangen allmählich zur
Rückbildung. Aus der Reihe der Versuche, die im Zusammenhang mit
jenen gelungenen Experimenten über Schilddrüsen- und Ovarientrans-
plantation angestellt wurden, ist dies auch ohne weiteres zu entnehmen,
da an manchen der übertragenen Organe und Organteile bereits Rück-
bildungsvorgänge in einem ziemlichen Umfang bemerkbar waren.
2 I I
In neuerer Zeit ist es wiederholt gelungen, Organe von so
beträchtlichem Umfang wie die Nieren mit anscheinend recht
gutem Erfolg zu übertragen, wie aus den nach dieser Richtung- wieder-
holt ausgeführten Versuchen von Ulimann, Carrel, Garre und
seinen Schülern hervorgeht. Von Bedeutung ist dabei vor Allem
die Wiederherstellung der Gefäß- und Nervenverbindung, weshalb
ihr, d. h. speziell der ersteren, auf Veranlassung Garres in neueren
Untersuchungen von Stich, Mattkas und Dowman ganz besondere
Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Bei Anwendung einer sehr sorg-
fältigen Technik ließen sich recht erfolgreiche Gefäßtransplantationen
erzielen, bei denen es nicht nur gelang, Arterienstücke mit Arterien
zu vereinigen, sondern auch Stücke der Venen in eine Arterie ein-
zupflanzen und die Wandverdickung dieser übertragenen Stücke, also
ihre Anpassung an den arteriellen Blutdruck festzustellen*).
Mit Hilfe der von den Chirurgen so musterhaft ausgebildeten
Technik erwies es sich als durchführbar, die Niere eines Hundes durch
diejenige eines anderen zu ersetzen und bei richtiger Vereinigung der
zuführenden und ableitenden Gefäße, sowie des Harnleiters mit der
Blase, die Harnsekretion in Gang zu bringen. Aber sogar dann konnte
die Niere in f\mktion erhalten werden, wenn bei diesen Versuchen die
Niere eines Hundes an den Hals desselben Tieres versetzt und hier
die Nierenarterie mit der Arteria carotis, sowie die Nierenvene mit
der Vena anonyma vereinigt wurde. Wenn im ersteren Fall die
weitere Lebens- und Funktionsmöglichkeit des überpflanzten Organs
unter der Voraussetzung einer Herstellung der Innervierung und ge-
nügender Befestigung vorhanden ist, so erscheint ihre Fortdauer im
zweiten Fall infolge der unnatürlichen Bedingungen von vornherein so
gut wie ausgeschlossen. — Abgesehen von ihrer praktischen Bedeutung
sind derartige Versuche jedenfalls noch insofern von Interesse, weil
sie uns zeigen, wie auch bei den hoch organisierten Tierformen, ganz
ähnlich, wie es früher für die niederen, einfach gebauten Tiere be-
*) Über Gefäß- und Nierentransplantation machte Garre in seinem Vortrag auf der
Naturforsclierversammlung in Stuttgart genauere Mitteilungen, die zum Teil durch die oben
genannte Untersuchung aus der Breslauer chirurgischen Klinik ergänzt werden luid späterhin
eine noch weitere Vervollständigung erfahren sollen.
14*
2 I 2
schrieben wurde, weitgehende Verlagerungen einzelner Körperteile
möglich sind, ohne daß diese dadurch zunächst in ihrer Funktion
gehindert werden oder ihre l^ebensfähigkeit einbüßen.
Gerade bei der Überpflanzung so umfangreicher Organe tritt
die Notwendigkeit recht deutlich zutage, daß die zu übertragenden
Teile bei genügender Lebensfähigkeit einen möglichst baldigen An-
schluß an entsprechende Teile finden, damit zunächst vor allem ihre
Ernährung gewährleistet wird und alle sonst nötigen Verbindungen dann
ebenfalls hergestellt werden. Daß dies bei umfangreicheren und kompli-
zierteren Organen schwieriger sein wird, als bei kleineren Stücken, liegt
auf der Hand und es wurde schon früher (S. 206) darauf hingewiesen,
daß mit letzteren wohl infolge der günstigeren Ernährungsmöglichkeit
und leichteren Sauerstoffzufuhr die Transplantationen besser zu gelingen
pflegen. Auf die Berücksichtigung der funktionellen und sonstigen
Reize als Erfordernis erfolgreicher Transplantationen machte bereits
Roux in seinem Kampf der Teile im Organismus (1881) ausdrücklich
aufmerksam; er sprach im Hinblick darauf von einer funktionellen
Transplantation (Implantation), die eben im Anschluß an ent-
sprechende Teile besteht. „Wo ein Teil eines Organismus die gewohnten
Bedingungen findet", sagte Roux bei jener Gelegenheit, „da vermag
er sich zu erhalten, einerlei auf welchem Individuum" und an welcher
Stelle, kann man vielleicht hinzufügen, wobei freilich berücksichtigt
werden muß, daß es offenbar sehr schwierig und nur verhältnismäf^ig
selten möglich erscheint, an anderen als den dafür bestimmten Stellen
die geeigneten Bedingungen für den zu übertragenden Körperteil zu
schaffen.
Wie schon früher (S. 182) bemerkt wurde, hat das Alter der Tiere so
wie bei der Regeneration, auch bei der Transplantation einen Einfluß auf
das Gelingen oder Mißlingen der Versuche. Es liegt daher nahe, daß
sidh Übertragungen von Teilstücken und zwar auch auf andersartige
Grundlage an sehr jungen Individuen oder an solchen, die noch in
der Entwicklung begriffen sind, d. h. also an Larven oder Embryonen,
in größerem Umfange und mit besserem Erfolge als an erwachsenen
— 213 —
Tieren vornehmen lassen. Dies führt uns zu den schon vorher kurz
berührten, sowohl nach der Art ihrer Ausführung, wie auch in ihrer
Fragestellung und deren Beantwortung besonders interessanten und
erfolgreichen Versuchen über
Embryonale Transplantation.
Eingeleitet worden war diese neue und aussichtsreiche Richtung
der experimentellen Zoologie und Entwicklungsgeschichte durch
Borns bereits mehrfach herangezogene Versuche an Amphibien-
Embryonen, welche auf späteren Entwicklungsstadien aus der Eihülle
genommen wurden und die sich zur Vornahme von Vereinigungen
größerer oder kleinerer Teilstücke als sehr vorteilhaft erwiesen
(Fig. III — 113, S. 181). Abgesehen von den früher erwähnten Ver-
einigungen in verwendeter Stellung ließen sich kleinere Teilstücke
auf Körperregionen übertragen, in welche sie nicht gehören, z. B.
Stücke des vorderen oder hinteren Körperendes an die Bauchseite und
ähnliche Überpflanzungen, bei denen notwendigerweise ungleichartige
Organe auf einander treffen, trotzdem aber eine innige Verbindung
eintritt, so daß diese als eine dauernde erscheint. Da sie jedoch eine
höchst unnatürliche ist, so ist anzunehmen, daß gewiß regulatorische
Reduktionen erfolgen und das eingepflanzte Stück schließlich ganz oder
doch teilweise entfernen, d. h. zur allmählichen Rückbildung bringen
würden, falls das betreffende Tier lange genug am Leben bleibt.
Mehr als dieses Verhalten interessiert bei den hier anzustellenden Er-
örterungen dasjenige der auf jüngere Embryonalstadien transplantierten
Teile, welches Verhalten in einer Reihe neuerer Untersuchungen (von
Harrison, Braus, Spemann, Banclii, Lewis u. a.) verfolgt wurde.
Dadurch konnte erwiesen werden, daß einzelne, verhältnismäßig nicht
umfangreiche Partien dem Körper entnommen und auf eine andere
Stelle übertragen, sich dort in der ihnen eigentümlichen Weise weiter
entwickeln. So entnahm Braus unter Verwendung einer feinen Lanzette
die kleine, erst knospenförmige Anlage der vorderen Extremität einer
noch sehr jungen Krötenlarve und pflanzte sie in eine Wunde an
einer anderen Körperstelle, z. B. am Kopf einer gleichaltrigen Larve
ein (Fig. 126), wo sie nicht nur gut einheilte, sondern sich später zur
214 —
Zeit der Metamorphose zu einer überzähligen vorderen (bekanntlich
nur vierfing-rig-en) Extremität entwickelte (Fig, 127).
Fig. 126,
Fig. 127.
nvE
ivE
ivE
nvE -■
- - mE
nhE
Fig. 126. Junge Bombinatorlarve mit frisch ,^ \ss>-^i--v; vto ^.^ ; r-
implantierter Extremitätenanlage; i Tag nach der ^' " '
Operation. Vergrößerung 4 mal.
Fig. 127. Bombmatorlarve gegen Schluß der
Metamorphose, mit Extremitäten und Schwanz, sowie
einer auf den Kopf transplantierten Vordergliedmaße.
Vergrößerung 2 mal. ivE miplantierte Vorderextremität,
nvE normale vordere Extremität, nhE normale hintere Extremität (beide Figiiren nach
H. Braus 1905).
Bei anderen Versuchen, die in ähnlicher Weise auch von Banchi
ausgeführt wurden, geschah die Einpflanzung der Anlage einer vorderen
oder hinteren Extremität neben derjenigen der Hintergliedmaße
(Fig. 128) und bei der Metamorphose erschien dann dementsprechend
neben dieser eine überzählige vierfingrige Vorderextremität oder eine
lixE nE . T-- o T T. u- .. 1
Flg. 128. Junge Bombinatorlarv-e
mit einer frisch implantierten, überzähligen
Gliedmaßen- Anlage, i Tag nach der Ope-
ration. Vergrößerung 4 mal. i'vE im-
plantierte Vorderextreniitätenanlage, nhE
normale hintere, ttvE normale vordere
Extremitäten- Anlage (nach H. Braus
1905)-
71 hE
mit fünfzehigem Fuß ausgestattete Hintergliedmaße (Fig. 129 A u. B).
In diesen Versuchen tritt also sehr deutlich hervor, worauf auch
Braus besonderes Gewicht legt, daß sich die Entwicklung dieser über-
pflanzten Anlagen nicht von ihrer neuen Umgebung beeinflußt, d. h.
im Sinn von Roux nicht als abhängige Differenzierung, sondern
als Selbstdifferenzierung zeigt.
Wie die der Anlage eigentümliche Entwicklungsrichtung bei-
behalten wird, ergibt sich auch aus anderen derartigen Versuchen,
z. B. aus der Übertragung der eben erst angelegten Vordergliedmaße
^ , :viooo,5^ ^^
2I=i —
auf die zum größten Teil entfernte Anlage einer hinteren Extremität^' y^'C
wodurch auf deren Stumpf ein Arm mit einer vierfingrigen Hand zur
Ausbildung kommt (Fig. 130).
A B
InhE
nvE
nhE
Fig. 129. A junge Unke mit einer über-
zähligen Extremität ; der Schwanz {S ) noch nicht völlig
rückgebildet. Vergrößerung 2 mal. ^Bombinatorlarve
in Metamorphose, mit Schwanz und bereits vor-
handenen Vorderbeinen, sowie einer (implantierten)
überzähligen Hintergliedmaße. Vergrößerung 2 mal. (Nach H. Braus 1905). ihE nnd ivE
implantierte Hinter- und Vorderextremität, nvE normale Vorderextremität, nhE normale
Hinterextremität, liihE und riihE normale linke und rechte Hinterextremität.
Mit der Überpflanzung der Extremitätenanlage gelangt auch
der in ihr enthaltene Schultergürtel zur Entwicklung, sowie die der
Extremität zukommende Muskulatur, ihre Blutgefäße und Nerven, die
dann nach innen hin Anschluß ge-
winnen. Daß die Differenzierung der
Extremitätenanlage unabhängig vom
Zentralnervensystem vor sich geht,
liegt auf der Hand und wurde schon
bei Besprechung der Regenerations-
erscheinungen (S. 152) hervorgehoben.
Abgesehen davon, daß diese Versuche
sich als ein wertvolles Mittel für die
Prüfung der prospektiven Bedeutung
einzelner Regionen des Embryonal-
körpers erweisen und somit für die
Ausführung einer ,, Embryonalanalyse"
sehr bedeutungsvoll sind, sah Braus
in ihnen mit Recht einen Prüfstein für
die wichtige Frage der Entstehung
der peripheren Nerven. Bei dieser vielumstrittenen Frage handelt es
sich bekanntlich vor allem darum, ob die Nervenfasern durch Aus-
ivE-
Fig. 1 30. Junge Unke mit 3 Armen
und nur einem Bein. Vergrößerung
2 mal. nvE normale vordere, nhE nor-
male hintere Extremität, ivE implantierte
vordere Extremität, rhE regenerierter
Oberschenkel der entfernten hinteren
Extremität, GG Grenze zwischen Pfropf-
stück und Regenerat (nach H. Braus
1905).
— 2 i6 —
wachsen v^on den Ganglienzellen, d. h. vom Zentrum aus ihre Ent-
stehung nehmen und die Zellen der Schwannschen Scheide sich ihnen
nachträglich anlegen oder aber ob sie gerade von diesen letzteren
gebildet werden, die sich, wie die GHeder einer Kette hintereinander
angeordnet, vom Zentrum zur Peripherie erstrecken; vielleicht könnten
die Nerven auch noch durch andersartige Zelldifferenzierung entstehen.
Da nun in den von Braus vorgenommenen Versuchen Nerven auch
in den überpflanzten Gliedmaßenanlagen (im Verlauf der weiteren
Entwicklung) zu finden sind, die wohl kaum durch Auswachsen der
Nerven von der Unterlage hierher gelangt sein können und deren
Anschluß an das Nervensystem der Larve erst später erfolgt sein
dürfte, so scheint die strittige Frage im Sinn derjenigen Autoren
entschieden zu sein, welche g-egen das Auswachsen der Nervenfasern
von den Ganglienzellen, bezw. vom Zentrum her und für die Mög-
lichkeit einer von diesem unabhängigen Neubildung sprechen, wie sie
besonders von Bethe vertreten wird (S. 152).
Ahnliche Fragen hatte auch Harrison durch seine Regene-
rations- und Transplantationsversuche an Amphibienlarven zu be-
antworten gesucht; freilich kann man nicht sagen, daß die Antworten
auf die gestellten Fragen sich bisher einer großen Übereinstimmung
erfreuten, doch ist dabei zu beachten, daß man sich noch ganz im
Anfang gerade dieser Richtung der experimentellen Forschung be-
findet. Ein wichtiger Versuch von Harrison bezieht sich ebenfalls
auf die Frage nach der Entstehvmg der Nervenfasern und wurde
durch Entfernen der (beiderseits vom Medullarrohr gelegenen) Ganglien-
leiste ausgetührt, welche das Material für die Bildung der Schwann-
schen Zelle enthält. Da trotzdem Nervenfasern, aber freilich solche
ohne Schwannsche Scheide, entstanden, konnten sie nicht aus jenen
Zellen hervorgegangen sein; woher sie kommen, war damit noch
nicht entschieden, aber die Vermutung blieb immerhin bestehen, daß
sie durch Auswachsen von den Ganglienzellen ihren Ursprung- nehmen.
Jedenfalls schien damit das Resultat eines anderen Versuches von
Harrison übereinzustimmen, bei welchem durch Anbringen eines
Schnittes eine bestimmte Körperregion, etwa eine Gliedmaßenanlage,
im frühen Entwicklungsstadium vom Zentralnervensystem isoliert
2 r
wird, und daraufhin diese Region, also die sich daraus entwickelnde
Extremität, von Nerven frei bleibt. Dieses Ergebnis scheint vorläufig
in einen gewissen Widerspruch mit den weiter oben besprochenen
Versuchen von Braus zu stehen. Aus den hier behandelten, wie
aus Harrisons früher (S. 152) erwähnten Versuchen geht übrigens
hervor, daß gewisse Entvvicklungs- und Differenzierungsvorgänge ohne
Beeinflussung- von seiten des Nervensystems erfolgen.
Harrisons auf die Entwicklung der Seitenlinie bei den Am-
phibien bezüg-lichen Experimente, erläutern in höchst instruktiver
Fig. 131. Larven, aus dem Vorderende von Rana sylvatica und dem Hinterende von
R. palustris zusammengesetzt. A 2 Stunden nach der Operation; B 26 Stunden nachher;
C 51 Stunden nachher, am Rücken reicht die Haut des Vorderstücks etwas über die Grenze
des Hinterstücks. Die in A noch fehlende dunkle Seitenlinie des Vorderstücks ist in B
bereits ein großes Stück auf den hinteren Komponenten, in C noch viel weiter, auf das
Gebiet des Schwanzes vom Hinlerstück vorgewachsen (nach R. G. Harri so n 1904).
Weise ein Übergreifen der Entwicklungsvorgänge von einem der
beiden mit einander vereinigten Stücke auf das andere. Die be-
treffenden Beobachtungen waren dadurch in besonders schöner Weise
ausführbar, daß die beiden zu den Versuchen benützten Froscharten
{Rana palustris und sylvatica) verschieden gefärbte, nämlich hellgelbe
und dunkelbraune Larven besitzen. Werden Teilstücke dieser Larven
in verschiedenen Kombinationen, etwa ein dunkles Vorderstück von
R. sylvatica mit dem hellen Hinterstück von R. palustris vereinigt
(Fig. 131) oder einer solchen hellgefärbten Larve am Rücken auf-
gepflanzt (Fig. 132), so sieht man die dunkle Seitenlinie des vorderen
— 2l8
Komponenten in das helle Hinterstück, dessen Seitenlinie noch nicht
vorhanden war und überdies normaler Weise hell erscheint, allmäh-
lich hineinwachsen und sich weiter nach hinten fortsetzen (Fig. 131
u. 132). Auf dieses Verhalten ist deshalb besonderes Gewicht gelegt
worden, weil es den Beweis für das auf andere Weise nicht festzu-
stellende Auswachsen der Seitenlinie von vorn nach hinten liefert und
weil letzteres bezüglich der Verbreitung des Organs in der hinte-
ren Körperregion,
trotz seiner Inner-
vierung vom Va-
gus, bestimmte
phylogenetische
Schlußfolgerungen
zuläßt, d. h, auf eine
allmähliche Aus-
dehnung des ur-
sprünglich nur der
Kopfregion zu-
kommenden Or-
gans nach hinten
schließen läßt.
Nicht weniger
interessant und er-
gebnisreich sind
die in den letzten Jahren von einer Reihe von Forschern ebenfalls an
Amphibienlarven unternommenen Versuche über experimentelle Beein-
flussung der Augenentwicklung (Spemann, Lewis, Bell, Schaper,
Mencl,King,Levy). In dieser Beziehung wurde besonders auch durch
Transplantationsversuche eine Lösung der Frage angestrebt, ob und
auf welche Weise sich die beiden zunächst voneinander getrennten
Anlagen (Fig. 133.^4 — C), d. h. die vom Gehirn ausgehende primäre
Augenblase und die als Ektodermverdickung entstehende Linsenanlage,
sich gegenseitig beeinflussen. Da die Augenblase früher als die
Linsenanlage entsteht, so läßt sich, bevor letztere angelegt wird, die
über der Augenblase gelegene Partie der embryonalen Hautdecke
J^a/.
Fig. 132. Ein des Schwanzendes beraubter Embryo von
Hana sylvatica in eine Rückenwunde von R. palustris eingepflanzt.
A I Tag, B 3 Tage nach der Vereinigung, sl Seitenlinie (nach
R. G. Harrison 1904).
— 2 19 —
von Rana durch ein Stück anderer Haut ersetzen und Lewis führte
einen Teil seiner schönen Versuche auf die Weise aus, daß er ein
kleines Stück aus der Haut des Hinterleibs einer Larve von Rana
Fig- 133- Schematische
Darstellung der frühen Ent-
wicklung des Wirbeltierauges.
A Einsenkung der Linsen-
grube (/) in die primäre Augen-
blase (a), die durch einen Stiel
mit dem Zwischenhirn {z) in
Verbindung steht; B späteres
Stadium, Cdas Linsensäckchen
|7) im Begriff, sich vom Ekto-
derm abzurchnüren ; die Angenblase (a) ist infolge der Einstülpung zweischichtig geworden,
zwischen ihrer Innenwand und der Linse der Glaskörper (g^.
sylvatica auf den Kopf von R. palustris übertrug. Dabei zeigte sich,
daß Teile der Haut, die an und für sich gar nichts mit der Linsen-
bildung zu tun haben, durch die darunter liegende Augenblase zu
einer solchen Neubildung veranlaßt werden (Fig. 134^). Ganz das-
selbe geschieht auch dann, wenn die Augenblase vom Gehirn ab-
sylatica
.ab!
palustris
Fig. 134. A Linsenbildung nach Überdeckung einer Kopfwunde am Embryo von
Rana palustris mit einem Hautstück von R. sylvatica; die Buchstaben ab zeigen die Grenze
des eingepflanzten Hautstücks an; B Linsenbildung an einer nicht dafür bestimmten Haut-
stelle über der weiter nach hinten verlagerten Augenblase. Beide Figuren stellen Quer-
schnitte durch den Vorderkörper dar; ahl Augenblase, / Linse, cn zentrales Nervensystem
(nach H. W. Lewis 1904).
getrennt und an einer anderen Stelle unter die Haut verlagert wird.
Die aus ihrem natürlichen Zusammenhang gelöste Augenblase ent-
wickelt sich an ihrer neuen Lagerstätte nicht nur weiter, sondern
220
ruft auch in dem darüber gelegenen Ektoderm die Linsenentwicklung
hervor (Fig. 134;^).
In ähnlicher Weise kann nach den von Lewis an Amblystoma
fortgesetzten Experimenten die Cornea aus anderem als dem für sie
ursprünglich bestimmten Material hervorgehen oder sie unterbleibt
andererseits und das betreffende Zellenmaterial erfährt die Entwicklung
■^is- '35- Querschnitte durch den Kopf junger Tritonenlarven. A primäre Augen-
blase im Begriff sich in den Augenbecher umzuwandeln, Linsenanlage noch nicht vorhanden,
Augenbecher der einen Seite (links) teilweise entfernt; B normales Auge weiter entwickelt,
mit solidem Linsenzapfen (rechts), das operierte Auge der anderen Seite in Restitution be-
griffen (links); C normales Auge weiter entwickelt, Linsenbläschen von der Epidermis ab-
geschnürt (rechts), operiertes Auge wieder hergestellt, Linse in Neubildung aus der Epidermis;
D operiertes Auge mit dem sich ablösenden Liiisenbläschen (I) (nach Spemann 1904)-
zur Cornea nicht, wenn die normaler Weise unter ihm liegende Augen-
blase entfernt wird. Das Material scheint somit weder vorher für
die Corneabildung bestimmt zu sein, noch erscheint diese als Selbst-
differenzierung, vielmehr ist sie abhängig von der Correlation zwischen
der Augenanlage und dem darüber liegenden Ektoderm.
Die Bildung der Linse aus anderen als den dafür bestimmten Teilen
des Ektoderms war auch durch Spemanns Versuch nachgewiesen
22 I
worden, der darauf hinausging, die linsenbildende Ektodermpartie zu
entfernen (Fig. 135 yi). Daraufhin schlössen sich Zellen, die vorher im
äußeren Umkreis der Augenblase lagen, über dem Augenbecher
zusammen und lieferten, ähnlich wie bei der normalen Linsenbildung,
eine zapfenförmige Einvvucherung, die neue Anlage der Linse, die
dann zur weiteren Entwicklung gelangte (Fig. 135^—/) u. Fig. 136).
Aus der früheren Darstellung (S. 74) ist bereits bekannt, daß die Linse
hinsichthch ihres Bildungsmaterials nicht wählerisch ist und sogar aus
ganz andersartigen und abweichend differenzierten Teilen des Auges,
z. B. dem Irisrand hervorgehen kann. Durch seine verschiedentHch
modifizierten Verlagerungsversuche mit Teilen des Froschauges glaubte
neuerdings Bell erweisen zu können, daß die Linse von recht ver-
schiedenartigen Teilen gebildet werden kann,
nämlich i. von der Pigmentschicht der Retina,
2. aus überpflanzten Gehirnteilen eines anderen
Embryos, 3. vom Ektoderm über dem Mittel-
hirn, 4. aus dem Strang von Ektodermzellen,
welche die Anlage des Geruchsorgans repräsen-
tieren - ').
Eine andere Frage wollen die von Spe-
mann ebenfalls mit Teilen der in Entwick-
lung begriffenen Augen unternommenen Trans-
plantationsversuche beantworten, Spemann
ging bei diesen Versuchen auf frühere Stadien
zurück und suchte noch vor Einfaltung der
Medullarrinne, d. h. also vor der Bildung- des
Nervenrohrs, an der sog. MeduUarplatte den Bezirk für die Augen-
entwicklung abzugrenzen und den Zeitpunkt festzustellen, in welchem
dieser Bezirk zu seiner späteren Aufgabe (der Augenbildung) bestimmt
wird. Zu diesem Zweck wurde ein viereckiges Stück aus der vorderen
Partie der MeduUarplatte mittelst einer für diesen Zweck besonders
hergerichteten Glasnadel herausgeschnitten und in umgekehrter Orien-
tierung wieder eingeheilt. Wenn dabei die richtige Stelle getroffen
wurde, gelang es tatsächlich, einen Teil der Augenanlagen nach hinten
und dort zur weiteren Entwicklung zu bringen, d. h. es kamen außer
Fig. 136. Weitere Aus-
bildung des operierten Triton-
auges, Linsenbläschen f^/^ los-
gelöst und weiter entwickelt
(nach Spemann 1904).
222
den beiden normal gelegenen vorderen Augen zwei weiter nach hintert
liegende, also im Ganzen vier Augen in mehr oder weniger voll-
ständiger Ausbildung zur Entwicklung. Damit war bewiesen, daß an
der MeduUarplatte bereits scharf abgegrenzt die Augenbezirke vor-
handen sind, sowie daß sie sich in der anderen Umgebung in der
ihnen eigentümlichen Weise, durch „selbständige Differenzierung" im
Sinne Rouxs weiter entwickeln, wie dies durch die vorher be-
sprochenen Versuche von Braus für die Extremitäten gezeigt wurde.
Dasselbe gilt auch für andere Teile und es sei in dieser Bezieh-
ung nur ganz kurz ein Versuch von Bell erwähnt, bei welchem das
Ektoderm der Nasalregion am Froschembryo noch ehe die Nasen-
platte aufgetreten war, auf eine entsprechende Wunde über der Augen-
blase derselben Seite übertragen wurde und sich an dieser neuen
Stelle die weitere Entwicklung der transplantierten Nasenanlage voll-
zog. Diese erwies sich somit als unabhängig von ihren sonstigen,,
normalerweise vorhandenen Beziehungen zu Gehirn und Pharynx.
Auch der dritte, dem Transplantationsversuch zugängliche Sinnes-
apparat des Wirbeltierkopfes, das Gehörorgan ist zu solchen Experi-
menten benützt worden. Obwohl die von O. Levy an Triton unter-
nommenen Versuche eigentlich keine solchen über Transplantation sind,
werden sie doch am besten in diesem Zusammenhang erwähnt. Soweit
sie hier in Frage kommen, handelt es sich dabei um eine Verlagerung
der Anlage des Gehörorgans in der Art, daß es zwar im ganzen
seinen normalen Bau behält, aber an einer ungewöhnlichen Stelle
und mit einer gewissen, sich besonders an der Orientierung der
Bogengänge äußernden Verdrehung zur Ausbildung gelangt. Ähn-
lich wie bei den Versuchen an den Augenanlagen erschienen dabei
besonders die Beziehung der epithelialen Teile, d. h. der eigentlichen
Gehöranlage, zu den zerebralen Partien von Interesse, wenn diese
auch nicht in so innige Verbindung miteinander treten oder in so
großer Abhängigkeit voneinander stehen, wie dies beim Auge der
Fall ist. Aus den Versuchen dürfte hervorgehen, daß das Gehör-
organ in seiner Entwicklung vom Hörganglion unabhängig ist. Da
es sich auch unter den veränderten Bedingungen weiter entwickelt,
so scheint seine Lagebeziehung zu anderen Organen und den Körper-
222,
achsen hierfür nicht in Betracht zu kommen. Also ergibt sich aus
diesen Versuchen von Levy mit einiger Sicherheit ein Selbstdifferen-
zierungsvermögen des Gehörorgans.
Nach etwas anderer Richtung zielen die von Spemann mit
den Gehöranlagen unternommenen Transplantationsversuche, indem
sie hauptsächlich zur Prüfung einer, die Funktion dieser Organe be-
treffenden Frage dienen sollen und somit noch mehr in das Gebiet
der Physiologie fallen. Durch Abheben eines Lappens der Deck-
schicht wurden die Hörblasen oder eine von ihnen zur Zeit ihrer
frühen Entwicklung freigelegt, aus dem Zusammenhang mit der tiefen
Schicht der Epidermis gelöst und umgekehrt wieder eingeheilt. Es
war zu vermuten, daß durch diese Verlagerung des Gehörorgans das
Orientierungsvermögen der Larven eine wesentliche Beeinträchtigung
erfahren würde und tatsächlich erhielt Spemann bei derartigen
Versuchen Larven, denen zwar äußerlich von dem an ihnen vor-
genommenen Eingriffen nichts anzusehen war, die sich aber nicht
mehr in normaler Weise zu bewegen vermochten. Sie überschlugen
sich, blieben unmotiviert auf dem Rücken liegen, machten dann wieder
Kreisbewegungen, wie sie es sonst nicht tun, kurz, sie erwiesen sich in
ihrer Bevvegungsweise stark beeinflußt, welches Verhalten durch die
innere Untersuchung des Gehörsorgans erklärlich wird, denn dieses
zeigt sich in umgekehrter Lagerung. Es ist mit Spemann zu er-
warten, daß durch solche Experimente, d. h. durch eine planmäßig
ausgeführte Verlagerung des Gehörorgans und dem Vergleich, der
auf diese Weise hervorgerufenen inneren Veränderungen mit der Ab-
änderung der Bewegungsart wertvolle Aufschlüsse auf physiologischem
und vergleichend anatomischem Gebiet gezeitigt werden dürften.
Die Methode des Herausschneidens und Wiedereinheilens nicht
zu umfangreicher Teile des Embryonalkörpers und Wiedereinheilens
an derselben Stelle, aber in umgekehrter Richtung hat Spemann
auch noch in anderer Beziehung zu recht bemerkenswerten Ergeb-
nissen geführt; von ihnen sei hier nur noch die Hervorbringung eine
inversen Lage der inneren Organe, d. h. von Teilen des Darmkanals
und des Herzens erwähnt. Es wurde auch bei diesem Versuch an
Froschembryonen ein viereckiges Stück der Medullarplatte samt dem
— 224 —
darunter liegenden Dach des Urdarms herausgeschnitten und umge-
kehrt wieder eingefügt. Obwohl der Embryo in diesem Stadium
noch durchaus bilateral symmetrisch gestaltet erscheint, muß dennoch
bereits die Tendenz zu der sich später besonders in der Windung des
Darms und der Lage des Herzens äußernden, bekannten inneren
Asymmetrie des Wirbeltierkörpers vorhanden sein, denn infolge jenes
Eingriffs kann sich der Darm in einer zu der normalen Asymmetrie
inversen, ihr spiegelbildlich gleichen Lagerung ausbilden. Von Inter-
esse ist dabei, daß auch das von der Operation gar nicht betroffene
Herz sich in seiner abnormen Orientierung als Spiegelbild der normalen
Lage, d. h. also infolge der Operation ebenfalls invers gelagert zeigen
kann. Seine Ausbildung wird offenbar durch diejenige des Darm-
kanals mitbestimmt, wie aus diesem Verhalten hervorgeht.
Ein Situs viscerum inversus, wie er als abnorme Erscheinung
gelegentlich beobachtet wird, konnte also auf experimentellem Wege
hervorgerufen werden ; ihm waren nicht nur die von der Operation
betroffenen, sondern auch andere Organe unterworfen, die sich somit
als in ihrer Ausbildung von jenen beeinflußt zeigten, ein ebenfalls
sehr wertvolles Ergebnis dieser Transplantationsversuche. Von ihnen
ist ein besonders tief eingreifender und ebenfalls unter dem Gesichts-
punkte der Embryonalanalyse unternommener Versuch hervorzu-
heben. Um die Erstreckung der Medullarplattenanlage an dem noch
sehr jungen Keim zu prüfen, wurde durch Spemann am Ei von
Triton taeniatus im ersten Beginn der Gastrulation fast die ganze
animale Hälfte des Keims abgehoben, um 90° oder 180^ gedreht
wieder aufgesetzt und in dieser verwendeten Stellung zur Verheilung
gebracht. Obwohl bei diesem Versuch das Material, welches die
Medullarplatte gebildet hatte, verlagert und anderes Material an seine
Stelle gebracht wurde, entwickelte sich das Medullarrohr in seinen
Beziehungen zum Urmund in normaler Weise und es gingen normale
Embryonen aus diesen Keimen mit verlagerter oberer Hälfte hervor.
Das Material für die betr. Organe kann also noch nicht bestimmt oder
es muß noch „umstimmungsfähig" gewesen sein.
Die letzten Versuche lassen erkennen, daß mit embryonalen
Körperteilen Verwachsungsversuche auch in verw^endeter
225
Stellung und auf andersartige Unterlage ausgeführt werden
können, sowie daß sie zu dauernden Vereinigungen führen und die
weitere Ausbildung der Teile dadurch nicht gestört oder jedenfalls
nicht verhindert wird. Die Differenzierung ist eben noch eine geringere
und sowohl die Zusammenfügung, wie auch die gemeinsame Weiter-
bildung ist dadurch sehr erleichtert, wie besonders die zuletzt er-
wähnte Zerteilung des jungen Amphibienkeims und die Entwicklung
eines normalen Embryos aus den beiden, in verwendeter Stellung
zusammengefügten Teilstücken zeigt. Übertragungsversuche an jungen
oder in Entwicklung begriffenen Tieren bieten somit im allgemeinen
eine bessere Gewähr für ihr Gelingen, d. h. für die dauernde Ver-
einigung und das Erhaltenbleiben der vereinigten Teile in diesem Zu-
stand, als dies bei ausgebildeten Tieren der Fall ist.
Eine Vereinigung von Keimen oder ihrer Teilstücke kann
übrigens auch auf weit früheren Stadien erfolgen, als in den bisher
angeführten Fällen, so war von einer Verschmelzung zwei oder
mehrerer Eier und den
daraus hervorgehenden
Riesenindividuen schon
vorher (S. i 75) die Rede.
Bei Hydroiden und
Echinodermen konnte
die Verschmelzung von
Blastulastadien (durch
Metschnikoff, Zoja,
Plerbst, Morgan,
Driesch, Garbowski,
Janssens) wiederholt
beobachtet werden. Ein-
gehender untersucht
wurde die Erscheinung
von Driesch an Seeigellarven, nachdem er die Eier geschüttelt und
(nach Herbsts Methode) mit kalkfreiem, schwach alkalischem Seewasser
behandelt hatte. Zusammen klebende Blastulae können dann in stärkerem
oder geringerem Grade verschmelzen, so daß sie im letzteren Falle zum
Fig. 137. Entwicklung eines Verschmeizungsprodukts
von Sphaerechimis gnuiitlaris zum Zwillingspluteus ohne
Regulationsvorgänge (nach Driesch 1903).
Korscheit, Regeneration u. Transplantation.
15
— 226 —
Teil in ihrer Individualität erhalten bleiben und zu eigenartigen, auch
von Janssens beobachteten Doppelbildungen Veranlassung geben
(Fig. 137). während bei inniger Vereinigung ihre Masse gewisser-
maßen ineinandergearbeitet wird; es tritt dann eine so weitgehende
Regulation ein, daß aus zwei vereinigten Blastulis eine ziemlich ein-
heitliche, nur erheblich größere Gastrula (Fig. 138^5") und später eine
Fig. 138. Larven von Sphaerechinns granularis in den Umrissen. A Gastrula-
stadium und C junger Pluteus in normaler Beschaffenheit aus der gleichen Kultur und von
demselben Alter wie die nach Verschmelzung entwickelte Einheitsgastrula {B) und der ebenso
entstandene Einheitspluteus {D) (nach Driesch 1903).
in allen Proportionen durchaus normal erscheinende, nur ebenfalls
entsprechend größere Pluteuslarve entsteht (Fig. 138 Z>). In ähn-
licher Weise vermochte Garbowski Blastomeren zweier verschieden
gefärbter und daher in ihrer weiteren Entwicklung leicht zu ver-
folgender Seeigelkeime miteinander zur Vereinigung zu bringen,
wobei sich ebenfalls die Herausbildung eines einheitlichen Keimes
ergab. — Wie zwei, können auch drei, vier, fünf und mehr Eier
verschmelzen und es erscheint nicht unmöglich , daß unter sehr
227
günstigen Umständen daraus entsprechend große Individuen hervor-
gehen können.
Von besonderem Interesse erscheint das Zusammenarbeiten zweier
vollständigen Keime zu einer einheitlichen Bildung deshalb,
weil es die Verwendung der Materialien in einem anderen als dem
der normalen Bestimmung entsprechenden Sinne zeigt. Wie durch
Zerteilen eines Eies in zwei Hälften (bei Trennung der beiden ersten
Furchungskugeln) aus jeder von ihnen ein vollständiger, nur ent-
sprechend kleiner Keim entsteht, so ist es möghch, daß auch durch
Zusammenfügen zweier Keime ein solcher zustande kommt. Es kann
somit also auch (umgekehrt wie dort) ein ganzer Keim zur Aus-
bildung eines halben Organismus verwendet werden.
Transplantation mit Teilstücken von Angehörigen
verschiedener Spezies.
(Heteroplastische Vereinigungen.)
Wie schon bemerkt wurde, lassen sich Übertragungen und Ver-
einigungen von Teilstücken am leichtesten mit solchen von demselben
Individuum, schwieriger für gewöhnlich schon mit Teilstücken ver-
schiedener Individuen, am schwersten jedoch mit Angehörigen ver-
schiedener Arten vornehmen. Letzteres zeigt sich dadurch, daß die
aneinander gefügten Stücke sich häufig schon bald oder aber, wenn
sie bereits fest miteinander verwachsen zu sein schienen, doch später
wieder von einander trennen, so z. B. bei der Vereinigung von Hydra
fusca und H. grisea. Angehörige dieser beiden Arten lassen sich
zwar vereinigen, auch können die Teilstücke recht lange vereinigt
bleiben, aber sie scheinen trotzdem die Tendenz zu behalten, sich
wieder zu lösen und nach Wetz eis Beobachtung konnte dies auch
nach mehrtägiger Vereinigung noch eintreten. Immerhin können
solche heteroplastische Vereinigungen doch auch längere Zeit halten,
wie dies bei den Regenwürmern nach Joests und meinen eigenen
Beobachtungen der Fall ist. Es wurde eine große Zahl von Ver-
suchen über die Vereinigung von Teilstücken verschiedener Art aus-
geführt, doch erwiesen sich auch bei den Lumbriciden diese Ver-
— 228 —
einigung-en im allgemeinen als wenig dauerhaft. Entweder lösten sich
die vereinigten Stücke schon nach wenigen Tagen wieder voneinander
oder sie blieben eine Zeitlang vereinigt, um sich dann doch wieder
zu trennen. Die Verbindung eines Vorderstücks von Allolobophora
caliginosa mit einem Hinterstück von A. foctida zeigte sich sehr gut
gelungen und doch trennten sich beide Hälften nach Verlauf von
fünf Wochen wieder; eine andere von All. terrestris und A. foetida
löste sich nach reichlich sechs Wochen und bei einer solchen von
Lumbricus riibelliis und All. terrestris zeigte sich nach 7 — 8 Wochen
das Vorderende krankhaft verändert. Die Vereinigung des grün-
gefärbten Vorderstückes von AU. chlorotica mit dem roten Hinterende
von All. foetida wurde etwa neun Wochen gehalten, aber nach Ver-
lauf dieser Zeit erfolgte ebenfalls eine Trennung beider Komponenten.
Nichts destoweniger konnten solche Vereinigungen zwischen L. rubellns
und All. terrestris 8 — 9 Monate am Leben erhalten werden. Ob die
Vereinigung dauernd ist und ob solche Tiere auch zur Fortpflanzung
zu bringen, bezw. wie ihre Nachkommen beschaffen sind, können erst
ausgedehntere Versuche nach dieser Richtung lehren.
Bei den bereits in anderer Beziehung erwähnten V'ersuchen,
welche von Crampton an Schmetterlingspuppen angestellt und bei
welchem auch Angehörige verschiedener Arten verwendet wurden
(Fig. 110 S. 179), erschienen nach der Metamorphose die betr. Kom-
ponenten mit ihren Artcharakteren wieder, so daß sich in diesem Fall
heteroplastische Vereinigungen offenbar unschwer erzielen lassen.
Vereinigungen größerer Teilstücke von verschiedener Artzuge-
hörigkeit wurden bei Borns bekannten und schon mehrfach er-
wähnten Versuchen an Amphibienlarven zwischen Angehörigen ver-
schiedener Froscharten (Rana esculerita und R. arvalis), besonders aber
zwischen R. esctilenta und Bombinator igiieus hergestellt. Solche Ver-
einigungen sind auch hier schwer zu erreichen und schwer zu halten,
sei es wegen der Verschiedenheit in Größe und Gestalt der zu ver-
einigenden äußeren und inneren Organe oder wegen anderer hierbei
in Betracht kommender spezifischen Differenzen, d. h. solcher des feineren
strukturellen Baues, in letzter Instanz vielleicht der morphologischen
und chemischen Beschaffenheit der die Gewebe zusammensetzenden
— 22g - —
Zellenelemente. Einer der beiden Komponenten geht leicht zugrunde
oder es erweist sich die ganze Vereinigung als nicht recht lebens-
fähig, immerhin konnte Born solche Vereinigungen wochenlang am
Leben erhalten und in der Entwicklung weit vorwärts bringen. Von
Harrisons und Lewis Vereinigung der Teilstücke Angehöriger
verschiedener Froscharten, Rana palustris und R. sylvatica^ die sich
bis nach der Metamorphose halten ließen, war schon vorher ausführ-
licher die Rede (Fig. 131 u. 134, S. 217) und Morgans Versuche
nach dieser Richtung werden noch zu erwähnen sein.
Was die Übertragung wenig umfangreicher Teilstücke auf An-
gehörige anderer Arten anbetrifft, so ist sie nicht selten unternommen
worden, auch gelangen solche Überpflanzungen in vielen Fällen, aber
doch nur mit dem schon früher (S. 202) besprochenen zeitweisen Er-
folge, daß zwar zunächst die Verbindung und vielleicht sogar ein
gewisses Wachstum eintritt, daß aber der betr. fremde Körperteil
doch später abgestoßen oder allmählich resorbiert wird. Dies ge-
schah bei den von O. Groß ausgeführten Überpflanzungen verschieden-
artiger Teile, z. B. eines Stückes der Schwanzflosse des Barsches in
eine taschenförmige Wunde am Rücken des Goldfisches, indem zwar
eine Vermehrung der Epithelien, des Bindegewebes und eine Neu-
bildung von Blutgefäßen an der Flosse erfolgte, dann aber doch die
Rückbildungsprozesse eingeleitet wurden. Zu ähnlichen Ergebnissen
führten die von Saltykow und anderen älteren und neueren Autoren
unternommenen Verpflanzungen von Körperteilen auf Angehörige
anderer Spezies, wobei embryonale Teile hinsichtlich der an ihnen
nach der Transplantation auftretenden Neubildungen im allgemeinen
günstigere Resultate als solche von ausgewachsenen Tieren ergaben.
Zwar gelingt es, Hautlappen einer Krötenlarve auf eine Frosch-
larve oder sogar solche einer Eidechse auf den Körper eines Frosches
zu übertragen, aber von bleibender Dauer waren solche Überpflanzungen
nicht und noch weniger diejenigen bei höheren Tierformen, wie die
Transplantation von Katzenhaut auf Ratte oder Kaninchen. Dem
scheinen die Angaben von der Übertragung und Einheilung tierischer
Hautlappen verschiedener Art auf den menschlichen Körper zu wider-
sprechen, doch ist hierbei gewiß nur von einem zeitweiligen Er-
— 230 —
haltenbleiben die Rede. Ahnlich dürfte es sich auch mit den wieder-
holtausgeführten Verpflanzungen der Säugetier-Cornea auf den Menschen
verhalten, wenigstens lassen Ribberts neuere Untersuchungen der
Hornhautübertragung vom Meerschweinchen auf Kaninchen erkennen,
daß die transplantierten Stücke mit der Zeit verändert und resorbiert
werden und auch dann, wenn sie klar und anscheinend erhalten bleiben,
dennoch ein allmählicher Untergang ihrer Zellen erfolgt -^).
Auch Überpflanzungen von Teilen innerer Organe scheinen sich
bei Individuen verschiedener Arten nicht mit Erfolg ausführen zu
lassen, wie aus den Versuchen von Cristiani über die Schilddrüsen-
Transplantationen zwischen Angehörigen verschiedener Spezies her-
vorgeht. Allerdings geben Stich, Mattkas und Dowman in der
bereits weiter oben (S. 21 1) erwähnten, gerade jetzt publizierten Unter-
suchung an, daß sie bei Übertragung von Stücken der Katzenaorta
in die Carotis des Hundes wider Erwarten gute Resultate erzielten
und die überpflanzten Teile nach 15 Tagen wie eine normale Arterie
pulsieren sahen. In ähnlicher Weise gelang sogar die Übertragung
von Teilen der Kaninchenaorta auf den Hund, die nach 5 1 Tagen
funktionsfähig gefunden wurde. Die mikroskopische Untersuchung
der übertragenen Arterienstücke zeigte freilich, daß sie in gewisser
Weise und zwar mehr verändert waren, als wenn es sich um Trans-
plantationen von Individuen derselben Spezies gehandelt hätte. Die
dauernde Funktionsfähigkeit der transplantierten Teile erscheint also
auch hier wieder recht zweifelhaft.
In dieser Verbindung ist noch der Blutübertragungen Erwähnung
zu tun, wie sie neuerdings zumal im Hinblick auf das Verhalten
gegen Krankheitserreger mit dem Blut verschiedener Tierarten unter-
nommen wurden und zu dem Ergebnis führten, daß die Transfusion
des Bluts in die Gefäße eines anderen Artangehörigen nur bei nahe
verwandten Arten von Erfolg begleitet ist, während bei weniger nahe
stehenden Tierformen das eingedrungene Blut bald zu Grunde geht.
Es verhält sich demnach so, wie die dem fremdartigen Körper auf-
gepflanzten Organteile und wird wie diese allmählich resorbiert. In-
wiefern dabei morphologische oder physiologische Differenzen eine
Rolle .spielen und ebenso wie bei jenen Gewebsübertragungen Umfang,
Struktur und chemische Beschaffenheit der Zellen, d. h. also Bau und
Zusammensetzung des Protoplasmas und der Kerne in den Gewebs-
zellen, sowie auch der Zwischensubstanz (im vorliegenden Fall des
Blutplasmas) in Frage kommt, kann hier nicht untersucht werden.
Zweifellos aber ist den strukturellen (morphologischen) und chemischen
Differenzen der die Gewebe und Organe zusammensetzenden Bestand-
teile für die Ausführbarkeit der Transplantation eine wichtige Be-
deutung zuzuschreiben.
Viel leichter als vom tierischen Organismus wird die Vereinigung
von Teilstücken verschiedener Artangehörigen von den Pfllanzen er-
tragen. Pfropfungen auf Pflanzen anderer Arten werden viele aus-
geführt und manche Pfröpflinge gedeihen auf Individuen anderer Spezies
besser als auf denjenigen ihrer eigenen Art, wie dies beim Auf-
pfropfen des Bittersüß (Solanum) auf den Liebesapfel (Lycopersicum),
der Blasenkirsche (Physalis) auf die Kartoffel, der Gänsekresse (Arabis
albida) auf den Kohl (Brassica) der Fall ist. Ein gewisser Verwandt-
schaftsgrad ist allerdings für das Gelingen der Verwachsung erforder-
lich, obwohl andererseits näher verwandte, in dieselbe Gattung ge-
rechnete Pflanzen sich unter Umständen weniger leicht vereinigen
lassen, als andere, die zu verschiedenen Gattungen gestellt werden.
Apfel und Birne, die schlecht verwachsen, sowie Birne und Quitte,
die das leicht tun, bieten Beispiele für das eine und das andere Ver-
halten. Dem Angeführten sei (nach der von L. Jost gegebenen
Zusammenstellung) nur noch hinzugefügt, daß Reiser der Kartoffel
auf Datura und Physalis besser, als auf manchen Arten von Solanum
gedeihen.
Bei den heteroplastischen Vereinigungen liegt die Frage ganz
besonders nahe, ob bei der Transplantation eine
Beeinflussung der beiden Komponenten
stattfindet, sei es nun eine gegenseitige Beeinflussung oder nur eine
solche des einen von beiden, etwa des kleineren, durch den anderen.
Die Beeinflussung kann verschiedener Natur sein, so könnte
es sich nur darum handeln, gewisse unbeträchtliche Veränderungen
— 22,2 —
vorzunehmen, um die Verbindung beider Komponenten zu festigen
oder den einen von ihnen, gewöhnlich den weniger umfangreichen,
besser in die Vereinigung einzufügen. Dabei kann es dann freilich
auch zu weitergehenden und schließlich zu so bedeutenden Um-
änderungen der Struktur kommen, daß von der Eigenart des einen
Komponenten am Ende wenig oder nichts mehr übrig bleibt, d. h.
daß er allmählich ganz zurückgebildet und von dem anderen sozusagen
aufgesaugt wird. Von dieser zum Teil übermächtigen Beeinflussung
des einen durch den anderen Komponenten, welche zu dessen völliger
Strukturveränderung und Auflösung führen kann, soll hier nicht die
Rede sein, sondern es kann in dieser Beziehung auf das früher
(S. 205 ff.) Mitgeteilte verwiesen werden, hingegen ist die Frage auf-
zuwerfen, ob diejenigen transplantierten Teile, welche als
solche erhalten bleiben, durch die Überpflanzung in ihren
Charakteren irgendwie geändert werden.
Für die Beantwortung dieser Frage mußte die Vereinigung'
spezifisch verschiedener Teilstücke besonders geeignet erscheinen, doch
lautete die Antwort ziemlich übereinstimmend im verneinenden Sinn.
Zwar gibt Crampton an, daß bei den von ihm ausgeführten Trans-
plantationen an Schmetterlingspuppen in einigen, allerdings nur ganz
wenigen Fällen das Pfropfstück nach der Metamorphose zum Teil
die Färbung des Hauptstücks erkennen ließ, sich also von diesem
beeinflußt zeigte, doch verhielt sich dies im allgemeinen nicht so,
sondern jeder der beiden Komponenten besaß die ihm zu-
kommende Gestaltung und Färbung. Dies gilt in großer Über-
einstimmung auch für die an Regenwürmern und Amphibienlarven
angestellten Versuche, bei welchen letzteren auch bei der fortschrei-
tenden Entwicklung und Metamorphose die Charaktere der vereinigten
Teilstücke gewahrt bleiben, wenn man nicht das von Harri son be-
schriebene Fortschreiten der sich entwickelnden Seitenlinie von dem
vorderen auf den hinteren Komponenten als eine solche Beeinflussung
des letzteren durch den ersteren betrachten will (Fig. 131, S. 217).
Die Regenwürmer, bei denen es sich um die Vereinigung- von Teil-
stücken ausgebildeter Tiere handelt, lassen eine Beeinflussung noch
weniger erkennen; die Komponenten bleiben in ihren Charak-
233
teren scharf geschieden und wie schon erwähnt wurde, besteht
bei ihnen sogar die Tendenz, sich an der Vereinigungsstelle voneinander
zu trennen, auch wenn die Vereinigung bereits wochenlang dauerte.
Von besonderem Interesse erscheint in dieser Beziehung das Verhalten
kleiner Stückchen der Leibeswand, deren Übertragung auf Individuen
anderer Spezies sich bei den Versuchen von Joest durchführbar und
lebensfähig erwies. Wegen der differenten Färbung dafür recht ge-
eignet sind die beiden Arten Allolobophora terrestris und A. cyanea,
von deren graugefärbter oder fast ungefärbter Haut kleine Stücke,
Fig. 139. ^ Ein Stück
der Leibeswand von AUo-
lobophora cyanea auf eine
seitliche Wunde vorn am
Körper von Litiiibrinis ru-
belhis aufgepflanzt; B ein
Stück Leibeswand von AU.
terrestris nach Abschneiden
der fünf vorderen Segmente
von L. riibelhis auf die
AVunde übei tragen, darunter
Bildung eines Regenerats ;
C Übertragung eines Stückes Leibeswand von AU. terrestris auf eine orale Querwunde von
L. rtibeUiis (nach E. Joest 1897).
auf entsprechend große Hautwunden des rotbraun pigmentierten Luni-
bricus rubelhis übertragen wurden (Fig. 139); hier heilten sie nicht
nur an, sondern traten in so innige Verbindung mit der Unterlage,
daß die Segmentgrenzen mit denjenigen des Hauptstücks zusammen-
flössen, wenn an diesem Neubildungen erfolgten (Fig. 139). Nichts-
destoweniger blieb der spezifische Charakter der überpflanzten Teil-
stücke gewahrt, wie durch monatelange Beobachtung festgestellt
wurde.
Sind kleinere transplantierte Stücke eines Regenwurms in der
Lage, ein Regenerat zu bilden (Fig. 109//—/, S. 178), so zeigt dieses
den Charakter der Spezies, welcher das regenerierende Stück angehört.
Joest konnte ein derartiges Verhalten auf die Weise erzielen, daß
er durch heteroplastische Vereinigung einen „verlängerten" Wurm
hervorbrachte, dessen Vorderstück [L. rubelhis) später beim Abreißen
einen kleinen, aus zwei und einem halben Segment bestehenden Rest
am Vorderende des Flinterstücks {All. terrestris) zurückließ. Dieses
Reststück (von L. rubelhis) lieferte nach Schluß der Wunde in einiger
— 234 —
Zeit ein Regenerat, welches zwar etwas unregelmäßig gestaltet war,
sich aber als ein echtes Kopfregenerat durch seinen inneren Bau und
auch insofern erwies, als es zur Nahrungsaufnahme geeignet war.
Beim Heranwachsen nahm das Regenerat die rotbraune Färbung des
L. rubelhis an und noch nach neun Monaten hob sich das rote Vorder-
stück scharf gegen das graublaue Hinterstück ab. Das kleine zurück-
gebliebene Stück war also in der Lage, ein relativ umfangreiches
Kopfstück von dem seiner Art eigenen Charakter zu erzeugen und
es liegt somit ein vollständiger, der Spezies Allolobophora terrcstris
angehöriger Wurm vor, der eine neugebildeten Lumbriciis rubellus-
Kopf besitzt.
Das gleiche Resultat hinsichtlich der Regeneration an den mit-
einander vereinigten Teilstücken ergab sich bei den Versuchen an
Fig. 140. A Larve von Rmia svlvatica mit aufgepfropftem Schwanz von R. palustris ;
B Larve von R. palustris mit Schwanz von R. sylvatica ; die Linie aa zeigt die spätere
Schnittfühmng an (nach T. H. Morgan 1901).
Amphibienlarven, wie sie von Harrison und Morgan ausgeführt
wurden. An Larven von Rana sylvatica, denen ein Schwanz von
R. palustris angesetzt worden war (Fig. 140^) oder an solchen von
R. palustris, denen das gleiche mit R. sylvatica geschah (Fig. 140^),
wurde durch einen in geeigneter Weise geführten Schnitt sowohl ein
Teil des angesetzten Schwanzes wie der Unterlage abgetrennt
(Fig. 140^ u. B). Darauf erfolgte die Neubildung des Schwanzes in
der Weise, daß sowohl das übertragene wie das Hauptstück sich an
seiner Regeneration beteiligten, und zwar jeder Teil für sich, so daß
die spezifischen Charaktere getrennt blieben und eine Beeinflussung
des einen durch den andern Komponenten nicht wahrzunehmen war.
Zu ähnlichen Schlüssen führten die zwar nicht mit Angehörigen
verschiedener Arten, aber doch mit verschiedenen Varietäten derselben
Art vorgenommenen Versuche von Przibram an Antedon, dem be-
— 235 —
kannten Haarstern (Fig. 141 11. 142), der in recht different (gelb rot,
braun, violett) gefärbten Exemplaren vorkommt. Die Ausführung
der Versuche besteht darin, daß z. B. an einem gelb und an einem
rot gefärbten Individuum die als Scheiben bezeichneten platten oberen
Partien abgelöst, gegenseitig vertauscht und so zum Auswachsen ge-
bracht werden, was nach Przibrams Darstellung bei raschem Ope-
rieren und einigermaßen passender Orientierung schon deshalb leicht
gelingt, weil die Mechanik der vom Kelchrand ausgehenden Arme
die Befestigung der Scheibe am Kelch unterstützt. Die durch die
Übertragung erzielten Farbenunterschiede am oberen und unteren
Teil bleiben dauernd erhalten und die beim Abschneiden der Arm-
spitzen eintretende Regene-
ration zeigt, daß die anders
gefärbte Scheibe keinerlei Ein-
fluß auf den übrigen Körper
ausgeübt hat, was von dem
Experimentator insofern für
besonders bemerkenswert an-
gesehen wird, als von dieser
Körperpartie aus die Nah-
rungsaufnahme und Verdau-
ung besorgt wird.
Noch weniger zu er-
warten war eine solche Be-
einflussung jedenfalls bei
einem anderen, durch seine
Eigenart bemerkenswerten,
freilich nicht eigentlich hier-
her gehörenden Versuch, der
von Heape auf die Weise
angestellt wurde, daß einem Angorakaninchen 32 — 42 Stunden nach
der Befruchtung die Eier entnommen und in die Tube eines anders-
rassigen Kaninchens übertragen wurden. Wie zu erwarten war, übte
die Nährmutter keinerlei Einfluß auf den sich in ihr entwickelnden
Fötus aus und die Jungen zeigten sich als echte Angorakaninchen.
Fig. 141. Anfedon, von der Seite gesehen,
mit den lo (bezw. 5 gegabelten) Armen nach oben
und den zum Festhalten an der Unterlage dienenden
Ranken nach unten (aus Boas, Lehrbuch der Zoo-
logie 1906).
— 236
Es liegt auch hier wieder außerordentUch nahe, die bei den
Tieren obwaltenden Verhältnisse mit denen bei den Pflanzen zu ver-
gleichen, aber freilich scheint bei ihnen die Entscheidung der Frage,
ob eine (einseitige oder gegenseitige) Beeinflussung der beiden Kom-
ponenten infolge der Transplantation stattfindet, einer noch größeren
Unsicherheit zu unterliegen als bei den Tieren. Allerdings kann dies
auch damit zusammenhängen daß bei letzteren die Zahl der bisher
untersuchten Fälle eine verhältnismäßig geringe ist, während für die
Pflanzen im Laufe der Zeit ein reiches Material zusammengetragen
wurde; bei ihnen ist die Pfropfung auf andere Artangehörige mit großer
Auswahl schon seit langem geübt worden und dadurch war die Mög-
lichkeit des Auffindens solcher Erscheinungen erheblich günstiger.
Zunächst will es scheinen, als ob bei den Pflanzen so wie bei
den Tieren die morphologischen Charaktere der mit einander verbun-
denen Teilstücke und die Beschaffenheit der sie zusammensetzenden
Elemente durch die Vereini-
gung in keiner Weise ver-
ändert würden. Im Bezug
auf seine ausgedehnten, mit
Pflanzen verschiedener Art
und Varietät in großem Um-
fang vorgenommenen Pfropf-
versuche sagt Vöchting:
„Auch das kleinste Gewebs-
stück bewahrte, wenn in einen
vmi fangreichen, seine eigene
Masse um das Vielfache über-
treff^enden Körper eingefügt,
unverändert seine spezifischen
Eigenschaften". Das Ver-
halten der beiden Kompo-
nenten ist ein ihrer spezifischen Natur entsprechendes und sowohl
das Reis, wie die Unterlage gestalten sich nach dem ihrer Art eigenen
Wachstumsgesetz weiter aus. Eine Übertragung der Form- oder
Färbungsmerkmale vom Reis auf die Unterlage oder umgekehrt
Fig. 142. Antedoii, von der ]SIundseite ge-
sehen, so daß hauptsächlich die ,, Scheibe" sichtbar
st; die 10 Arme sind außer ihrer Basis weg-
gelassen; a Afterpapille, f Ambulakralfurchen, m
Mund, p Pinnulae (Seilenzweige der Arme) (aus
Boas, Lehrbuch der Zoologie 1906).
2j/
findet nicht statt, wie Vöchting durch seine Experimente mit
Reisern auf different gefärbte Unterlagen feststellte. Wenn wie bei
■einigen, von ihm selbst oder von anderen angestellten Versuchen eine
direkte Beeinflussung, z. B. eine Übertragung der Färbung, zu be-
obachten war, so erklärt Vöchting dies aus anderen Ursachen, etwa
durch das Auftreten von Diffusionsvorgängen. Solche besondere
Fälle finden sich beim Aufsetzen eines Zweiges der roten Rübe auf
die Wurzel einer weißen Futterrübe, indem in dieser der rote Farb-
stoff des Pfropfreises auftrat oder aber bei den bekannten Versuchen
von Lindem uth, welcher nach dem Aufsetzen von violett gefärbten
Reisern einer besonderen Kartoffelrasse auf eine andere mit grünen
Trieben in dem sonst grünen Grundstock eine lebhaft karminrote
Farbe erscheinen sah.
Trotz jenes.. sehr entschieden vertretenen Standpunkts läßt sich
■eine Beeinflussung der beiden Komponenten oder eines von ihnen
doch nicht völlig von der Hand weisen, wie das schon vorher (S. 231)
erwähnte bessere Gedeihen von Pfropfreisern auf anderer Grundlage
.zeigt. Allerdings kann das Wachstum durch Übertragen auf andere
Formen auch gehemmt werden, wie die Erzeugung der Zwergobst-
sorten mittelst Aufpfropfens von Birnenreisern auf die Quitte oder von
Edelreisern der Apfelsorten auf den ebenfalls strauchförmigen Johannis-
oder Paradiesapfel als Unterlage zeigen. Das auf diese Weise her-
vorgerufene beschränkte Wachstum kann mit einer Steigerung in der
Fruchtbarkeit verbunden sein, welche noch stärker bei den weit
kümmerlicher gedeihenden und daher nicht lange lebensfähigen Über-
tragungen von Birnenreisern auf den Weißdorn auftritt. In diesem
Fall erfährt die Lebensdauer des Pfröpflings eine ganz erhebliche Ab-
kürzung, wie dies nach Vöchting, dessen Werk über Transplantation
wir diese Angaben entnehmen, auch sonst, z. B. beim Übertragen
von Apfelreisern auf den Johannisapfel, eintreten kann. Solche Zwerg-
-apfelstämme pflegen nur ein Alter von 15 — 2^ Jahren zu erreichen,
während die mit dem Wildling oder Sämling verbundenen Pfropfreiser
auf diesem 200 und mehr Jahre alt werden. Der Pistazienbaum er-
langt als Sämling gezogen, ein Alter von 150 Jahren, während
Pistacia vera auf Pistacia terebinthus gepfropft 200 Jahre, auf Pis facta
- 238 -
lentiscus hingegen nur 40 Jahre alt wird. Die Pistazie ist auch inso-
fern v^on Interesse, als sie durch Pfropfung (von P. vera auf P. tere-
binthiis) widerstandsfähiger wird und Kältegrade bis — 12,5° erträgt,
während sie sonst bereits bei — 7,5^' zu Grunde geht. ■ — Unter Um-
ständen, aber wie es scheint, nur mit großer Schwierigkeit und aus-
nahmsweise, gelingt es sogar, eine einjährige Pflanze durch Trans-
plantation länger am Leben zu erhalten, welchen Versuch Linde-
muth durch Übertragen von Reisern des verholzenden Strauchs von
Abiitilon Thoinpsoni auf eine andere Malvenart, die einjährige,
kriechende, nur krautartig entwickelte Modiola caroliniana, ausführte
und eine 3 Y2 jährige Lebensdauer der letzteren dadurch erzielte.
Hinsichthch des verschiedenartigen Verhaltens des Pfropfreises
auf differenter Unterlage sind wieder Vöchtings Versuche an der
Runkelrübe von besonderem Literesse. Ein von der Basis der
Inflorescenz einer zweijährigen Rübe genommenes, mit noch nicht
differenzierten Knospen versehenes Pfropfreis wurde einer einjährigen.
Rübe aufgepflanzt und entwickelte dann mit großen Blättern ver-
sehene Laubsprosse; wurde es dagegen einer älteren, schon im zweiten
Jahr befindhchen Rübe (im Frühjahr) aufgepflanzt, so brachte es
einen Blütenstand zur Ausbildung. Dieser hat dann eine entsprechend
kürzere Lebensdauer als der zum Laubsproß gewordene Trieb. Außer-
dem ist jener überpflanzte Teil durch die Transplantation zu einem Wachs-
tum befördert worden, das er unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht
erlangt haben würde, denn falls nicht besondere Umstände eingetreten
wären, würden die betreffenden Knospen späterhin verödet sein ^i*).
Die in der Praxis verwendete Erscheinung, daß Seitenzweige
von Koniferen durch die Pfropfung (z. B. solche der blaugrünen
Picea piDigeiis auf die Fichte [Picea excelsa']) in Gipfel triebe ver-
wandelt werden können, wobei die Vereinigung eine ungemein innige
und äußerlich kaum mehr wahrnehmbare ist, erklärt Strasburger
durch das korrelative Verhältnis des Pfröpflings zur Unterlage. Da-
bei würde ihn diese also in ähnlicher Weise beeinflussen, wie es bei
einem Seitenzweig der Fall ist, der sich an einem des Gipfeltriebs
beraubten Koniferenstamm aufrichtet, um jenen zu ersetzen. Eine
derartige Beeinflussung durch die Unterlage wurde freihch von anderer
— 239 —
Seite (A. Meyer) insofern in Abrede gestellt, als ein Seitensproß
durch Isolierung an sich umgestimmt und als Steckling seine Morpho-
logie in gleicher Weise wie als Pfropfreis umändern würde.
Das bekannteste Beispiel der immer wieder behaupteten und von
anderer .Seite in Abrede gestellten Beeinflussung der Komponenten bei
der Transplantation ist dasjenige der sog. Pfropfhybride und bei
ihnen speziell die Übertragung der sog. Panachüre. Die durch
Chlorophyllmangel an einzelnen Stellen hervorgerufene Fleckung der
Blätter (Panachüre) soll sich durch Überpfropfung derartiger Zweige
auf die Unterlage und umgekehrt von dieser auf Reiser mit völlig
grünen Blättern übertragen lassen. Ein nicht gefleckter Sproß der
Schmuckmalve Abutilon Thompsoni nimmt nach Übertragung auf
die gefleckte Unterlage die Panachierung an und ebenso soll dies
mit einem Trieb von AltJiaea officinalis der Fall sein, wenn er in
gleicher Weise auf die panachierte Unterlage des Abutilon übertragen
wird. Man könnte vermuten, daß es sich bei dieser merkwürdigen
Erscheinung um die Übertragung eines krankhaften Zustandes oder
um diejenige der Erreger eines solchen durch die Leitungsbahnen
vom Reis auf die Unterlage und in umgekehrter Richtung handelt;
vielleicht könnten auch Ernährungsstörungen oder ähnhche Umstände
in Betracht kommen, deren Ursachen möglicherweise ebenfalls auf
diesem Wege übertragen werden.
Das im Hinblick auf die Beeinflussung spezifisch verschiedener
Komponenten bei der Transplantation am meisten genannte Vor-
kommnis betrifft die bekannte und weit verbreitete Goldregenspielart
Cytisiis Adami, die man ganz direkt als Pfropfbastard zwischen
Cytisus laburmmi und C. purpiireus betrachtet hat und welche
durch die Mischung ihrer gelben und roten Blüten ein sehr eigen-
artiges Bild bietet. Der Bastard soll durch Pfropfung eines Sproß-
teils von C. purpureus auf C. laburnum entstanden sein, doch ist es
unseres Wissens nicht gelungen, dieses Experiment mit Erfolg zu
wiederholen, weshalb eine derartige Entstehung des Bastards recht
zweifelhaft geworden ist und er eher als auf geschlechtlichem Wege
hervorgebracht angesehen wird. Vöchting sagte, allerdings schon
im Jahre 1892, über die Möglichkeit der Erzeugung von Pfropf-
— 240 —
hybriden: „Betrachtet man die Sache vom allgemeinen Standpunkte
aus und faßt alles ins Auge, was bisher über den Gegenstand ge-
arbeitet worden ist, so gelangt man zu dem Schluß, daß entweder
auf vegetativem Wege erzeugte Bastarde gar nicht vorkommen —
und dies ist das wahrscheinlichere — , oder daß sie nur auf eine ganz
geringe Zahl von Pflanzen beschränkt sind, eine Annahme, der
schwerwiegende Bedenken im Wege stehen". Einer viel erheb-
licheren Klärung scheint die Frage, so weit wir sehen können, seit-
dem nicht entgegen geführt worden zu sein.
Im vorstehenden wurde vor allem die Frage behandelt, ob bei
Tieren sowohl, wie bei Pflanzen hinsichthch der spezifischen Charaktere
durch die Transplantation eine Beeinflussung der beiden Komponenten
stattfindet. Die Antwort lautete dahin, daß eine Änderung der
systematischen Merkmale nicht einzutreten scheint, oder
doch mit Sicherheit bisher nicht nachgewiesen werden konnte. ' Eine
Beeinflussung im allgemeinen macht sich zweifellos geltend und kann
zu gewissen Veränderungen im Bau und der äußeren Beschaffenheit
der betreffenden Teile führen. Eine Anzahl von Beispielen dafür
wurde aus dem Pflanzenreich mitgeteilt, doch handelte es sich dabei
hauptsächlich um Transplantationen mit verschiedener Artangehörig-
keit der Komponenten. Wie die verschiedenartige Ausbildung des
aufgepfropften Rübensprosses (zu einem Blatt- oder Blütensproß) zeigt,
je nachdem er einer jungen oder älteren Rübe aufgesetzt wurde,
kommen solche Beeinflussungen auch innerhalb der Spezies in Betracht
und sind auf Alter, Ernährungsbedingungen und manches andere
zurückzuführen. Ein recht lehrreiches Beispiel hierfür sei nach der von
Vöchting gegebenen Darstellung erwähnt; es betrifft die Pfropfung
zweier gleich starker junger Stämme des eschenblättrigen Ahorns
{Acer negundö), auf welche in Mannshöhe durch Okulieren Knospen
aufgesetzt wurden und zwar auf den einen solche der normalen Art,
auf den anderen die der weißbunten Spielart, wobei dafür gesorgt
wurde, daß die Krone ausschließlich aus diesen Knospen hervorging.
In derselben Zeit wurde der Stamm mit den Knospen der normalen
Art zu einem stattlichen und umfangreichen Baum, während der andere
einen ungleich kleineren, schwächlichen Baum lieferte. Diese ver-
I
— 241 —
schiedene Ausbildung betraf aber nicht nur die Krone, sondern bei
dem ersten Baum zeigte der Stamm kräftige und breite, beim zweiten
hingegen weniger ausgebildete, schmale Jahresringe, obwohl beide
Stämme ursprünglich ganz gleich waren. Offenbar beruht die Ur-
sache dieser Verschiedenheit in der Hauptsache auf ungleicher Er-
nährung.
Schon früher (S. i8g) wurde darauf hingewiesen, daß bei den
Pflanzen, eine Überpflanzung von Teilstücken in verwendeter Stellung
nur dann Aussicht auf dauernden Erfolg hat, wenn die Teile ihre
normale Orientierung wieder zu gewinnen und die Verbindung mit
entsprechenden Teilen, besonders auch im Hinblick auf die Polarität,
wieder herzustellen vermögen. Daß in dieser Beziehung die Verhält-
nisse bei den Tieren etwas andere sind, wurde ebenfalls bereits vorher
(S. 189 ff.) betont, und hinsichtlich einer Beeinflussung der bei der
Transplantation vereinigten Komponenten spielt dieses abweichende
Verhalten eine nicht unwichtige Rolle.
Versuche an verschiedenen Tierformen können wohl kaum anders
erklärt werden, als daß infolge der Transplantation an den über-
tragenen Teilstücken eine Änderung der Polaritätsverhältnisse erfolgt
und zwar scheint es, als ob diese durch den überwiegenden Einfluß
des einen auf den anderen Komponenten ausgeübt werden könnte.
Solche Verhältnisse trifft man besonders bei den sehr einfach organi-
sierten Hydroidpol3^pen an, wovon im Hinblick auf die Veränderung
der Polarität schon vorher gesprochen werden mußte (S. 193 ff).
Wenn bei zwei mit den gleichnamigen Polen vereinigten Teilstücken
von Hydra nach dem Zerschneiden des einen der beiden Kom-
ponenten an der Wundfläche nicht eine diesem Körperende ent-
sprechende Bildung erscheint, sondern vielmehr die entgegengesetzte,
z. B. bei zwei mit den Oralenden vereinigten Hinterstücken anstatt
der Fußscheibe ein Kopf mit Tentakeln (Fig. 121, S. 195) oder um-
gekehrt bei zwei mit den aboralen Enden vereinigten Vorderstücken
an Stelle des Kopfes eine Fußscheibe (Fig. \2oH—K, S. 193), so
sieht diese Herstellung eines vollständigen Tieres, unter Umgehung
der Polarität der einzelnen Teilstücke, doch sehr nach einer Beein-
flussung des einen durch den anderen Komponenten aus. Ganz be-
Korschelt, Kegeneration u. Transplantation. 16
242
sonders ist dies der Fall, wenn dasjenige der beiden Teilstücke, an
welchem die nicht hingehörige Bildung auftritt, kleiner ist als der
andere Komponent. Dann fällt die Beeinflussung durch den an
Masse größeren noch mehr in die Augen. Dies gilt z. B. dann, wenn
an den mit den aboralen Enden vereinigten Vorderstücken nach Ab-
trennen des einen von ihnen in der Nähe der Vereinigungsstelle an
diesem nun weit kleiner gewordenen Komponenten anstatt des Kopfes
eine Fußscheibe auftritt (Fig. 120) und damit die Ausbildung des
Ganzen zu einem vollständigen Tier garantiert ist.
Sehr deutlich ist die Einflußnahme des großen auf den kleineren
Komponenten auch dann, wenn sich letzterer, ebenfalls unter Um-
gehung der Polarität, vollständig der im
Sinne des tiauptstückes erfolgenden und
sozusagen von ihm dirigierten Neubildung
einfügt, wie dies bei dem früher besprochenen
Fall der Transplantation einesStengelstückes
von Ttibularia in umgekehrter Orientierung
geschieht (Fig. 124^ — C, S. 1Q9). Dieses
Stück wird bei der in der Richtung des
Hauptstückes erfolgenden Polypenbildung
derartig angefügt, daß trotz der inversen
Stellung des kleinen Stückes der Polyp
gleichzeitig aus ihm und dem Hauptstück
hervorgeht.
Ganz ähnliche Ergebnisse lassen sich
bei den Planarien erzielen, wenn kurze
Stücke mit der vorderen Schnittfläche auf
die vordere Schnittfläche eines großen, fast
noch vollständigen Wurmes übertragen,
also gleichnamige (vordere) Pole vereinigt
werden (Fig. 143^ u. B). Dann kann zwar (nach den Beobach-
tungen von L. V. Morgan) am freien Ende des aufgesetzten Stückes,
wie es der Polarität entspricht, ein Schwanzende gebildet werden,
aber unter Überwindung der Polarität kann auch die Ausbildung
eines Kopfes am freien Ende des kleinen Pfropfstückes erfolgen
Fig. 143. Übertragung eines
kleinen TeilsUicks vom Kopf der
Phagocata gracilis in inverser
Stellung an das Vorderende eines
•des Kopfes beraubten Wurms {A) ;
dasselbe bei Planaria maculata
{B); C Ausbildung eines Kopfes
an einem derartig angesetzten
Stück [A] bei Phagocata gracil/'s
(nach L. V. Morgan 1906).
— 243 —
{Fig. i^^A — C). Vom vorderen Ende ist also anstatt eines Schwanzes
ein Kopf g-ebildet worden und daher trotz der inversen Einfügung
des kleinen Vorderstückes die Herstellung eines vollständigen Tieres
geschehen. Die Annahme, daß dabei eine Beeinflussung des kleinen
durch den großen Komponenten stattgefunden hat, liegt zum mindesten
sehr nahe.
Auch bei Regenwürmern sind ähnliche Beobachtungen gemacht
Avorden und zwar kommt ein von Hazen ausgeführter Versuch in
Betracht, bei welchem ein Regenwurm, dem vorn nur wenige
Segmente fehlten, mit einem anderen vereinigt wurde, welchem eben-
falls vorn einige Segmente abgeschnitten waren, also eine Vereini-
gung zweier Würmer mit den oralen Enden. Wenn dann nach ein-
getretener Verwachsung der eine Wurm so abgetrennt wurde, daß
einige wenige Segmente seines Vorderendes an demjenigen des
anderen Wurmes haften blieben, so gelangt am freien Ende dieses
in umgekehrter Richtung übertragenen Stückes bei der Regeneration
unter Umständen nicht ein Schwanzende, sondern (entgegen der
Polarität dieses Teilstücks) ein Kopf zur Ausbildung. Versuche ähn-
licher Art, die von C. Ruttloff angestellt wurden, dürften dies be-
stätigen. Die Möglichkeit, daß trotz der inversen Richtung des ein-
geheilten Stückes aus diesem und dem Hauptstück ein vollständiger
Wurm zustandekommt, scheint also hier gegeben zu sein und auch
in diesem Fall besteht die Vermutung, daß die ungewöhnliche Art
der Regeneration auf eine Beeinflussung des kleinen durch den
großen Komponenten zurückzuführen sei.
Gewiß ist bei allen den zuletzt besprochenen Erscheinungen daran
zu denken, daß es sich nur um Heteromorphosen handelt, wie Morgan
dies speziell auch beim Regenwurm vermutet. Diese Möglichkeit ist
deshalb noch um so größer, weil alle die betreffenden Tierformen
zur Hervorbringung von Heteromorphosen neigen und ganz gewifd
wird man jene Bildungen als solche ansehen können, aber selbst das
Auftreten von Heteromorphosen dürfte sich unter diesen besonderen
Umständen für die Möglichkeit einer Beeinflussung des einen durch
den anderen Komponenten im obigen Sinn verwerten lassen. Die-
selbe Schwierigkeit besteht auch hinsichtlich der von Harrison und
16*
244 —
B
Morgan an Froschlarven ausgeführten Versuche, bei welchen man
zwei Larven mit dem angeschnittenen Schwanzenden vereinigte und
nach erfolgter Verheilung eine von beiden nahe der Vereinigungs-
stelle abtrennte (Fig. 144 A). Die Folge dieser Operation war, daß
an der Wundstelle Regeneration und zwar diejenige eines Schwanz-
anhanges erfolgte (Fig. 144 ^ u. C), in welchem sich Chorda und
Nervenstrang fanden und auch die Muskulatur vorhanden war. Diese
im Sinn des transplantierten Stückes als Heteromorphose erscheinende
Neubildung ergänzt jedenfalls wie
in den vorher besprochenen Fällen
die beiden Teilstücke in einer Weise,
daß zwar kein recht normales,
aber immerhin ein dem normalen
einigermaßen entsprechendes Indi-
viduum zustande kommt. Die An-
nahme eines von dem Ganzen aus-
gehenden richtenden Einflusses auf
die an dem angesetzten Stück sich
vollziehende Neubildung scheint so-
mit auch in diesem P^all zunächst
die gegebene zu sein.
Wenn die Deutung, welche
den Transplantationsversuchen an
Hydroiden, Planarien, Lumbriciden
und Amphibienlarven hier beigelegt
wird, eine richtige ist, so würde die
Polarität des einen Komponenten unter dem überwiegenden Einfluß
des anderen eine Änderung in ihr Gegenteil erfahren. Diese an
und für sich recht schwierige Vorstellung wird erleichtert durch die
gelegentlich eintretende Fähigkeit der betr. Körperpartien, andere
als die normaler Weise von ihnen ausgehenden Teile liefern zu
können, d. h. unter Umständen Heteromorphosen zu bilden. Die
Beeinflussung selbst und ihr Zustandekommen ist damit natürlicher
Weise nicht erklärt und wir vermögen nicht zu sagen, welcher Art
sie ist, ob sie etwa in einer Umlagerung kleinster Teilchen besteht
Fig. 144. Rana virescens. A zwei
mit den aboralen Enden vereinigte Larven,
von denen die eine so, wie der schräge
Strich es angibt, abgeschnitten wurde; B u.
C Larven, die nach dieser Operation einen
inversen Schwanz zur Ausbildung brachten
\^A 2 Tage, B 38 Tage, C 89 Tage nach der
Operation nach R. G. Harrison 1898).
— 245 —
und durch das Nervensystem oder auf welchem Wege sonst sie ver-
mittelt wird.
Zweifellos sind dies höchst interessante und wichtige, nur leider
recht schwer zu beantwortende Fragen, welche neue und wertvolle
Beziehungen der Transplantation zur Regeneration eröffnen; ihre weitere
Behandlung dürfte sich gewiß als sehr aussichtsreich und frucht-
bringend für beide Probleme erweisen. Gleichzeitig Hessen diese Er-
scheinungen abermals die zwischen Regeneration und Transplantation
bestehende enge Verbindung erkennen und indem sie uns wieder
zu dem ersteren der beiden Gebiete zurückführten, zeigten sie uns
das Problem von einer Seite, welche das ihm auch neuerdings wieder
entgegengebrachte weitgehende Interesse vollauf rechtfertigt.
X ^-x^^,.
Erläuterungen und Literaturangaben.
l) (S. l). Von Literatur, welche die Probleme der Regeneration und Trans-
plantation in mehr allgemeiner Weise behandelt, seien die folgenden Abhandlungen und
größeren Werke angeführt:
L. As eil off, Regeneration und Hypertrophie. Ergebnisse der allgemeinen patholog. Morph.
u. Physiol. (Lubarsch u. Ostertag), 1895.
Yves Delage, La structure du protoplasma, les theories sur l'heredite et les grands pro-
blemes de la biologie generale. Paris 1895.
D. Barfurth, Regeneration und Involution. Jährliche Berichte in: Ergebnisse der Anatomie
u. Entwicklungsgesch., Bd. I — XIV, 1891 — 1904.
Ders. , Die Erscheinungen der Regeneration bei den Wirbeltieren. O. Hertwig, Handbuch
der vergl. u. exper. Entwicklungsgesch. III, 3, 1906.
H. Driesch, Die organischen Regulationen. Leipzig 1901.
Ders., Resultate und Probleme der Entwicklungsphysiologie der Tiere. Ergebnisse der
Anatomie u. Entwicklungsgesch., Bd. VIII, 1898.
Ders., Neue Antworten und neue Fragen der Entwicklungsphysiologie, Bd. XI. Ebenda
1901. (Wiesbaden 1902.)
Ders., Die Entwicklungsphysiologie von 1902 — 1905; ebenda Bd. XIV, 1904. (Wies-
baden 1905.)
C. Garre, Transplantationen in der Chirurgie. Vortrag auf der 78. Vers. D. Naturf. u.
Ärzte 1906. Münch. Medizin. Wochenschrift, Bd. LIII, No. 41, 1906.
K. Goebel, Organographie der Pflanzen, § 4. Jena 1898.
Ders., Über Regeneration im Pflanzenreich. Biol. Zentralbl., Bd. XXII, 1902.
Ders., Allgemeine Regenerationsprobleme. Flora, (Ergänzungs)-Bd. XCV, 1905.
L. Jost, Vorlesungen über Pflanzenphysiologie, S. 397 ff. Korrelationen etc. Jena 1904,
G. Klebs, Willkürliche Entwickkingsänderungen bei Pflanzen. Jena 1903.
E. Küster, Pathologische Pflanzenanalomie, S. i. Restitution. Jena 1903.
O.Maas, Einführung in die experimentelle Entwicklungsgeschichte, .S. 98 ff. Regeneration etc.
Wiesbaden 1903.
W. Magnus, Regenerationserscheinungen bei Pflanzen. Naturwissenschaf tl. Wochenschrift,
Bd. V, No. 40, 1906.
F. Marchand, Die Prozesse der Wundheilung. (Deutsche Chirurgie) 1901.
T. H. Morgan, Regeneration. New-York 1901.
B. Nemec, Studien über die Regeneration. Berlin 1905.
W. Pfeffer, Pflanzenphysiologie, Bd. II, S. 204. Reproduktion und Regeneration. Leipzig
1904.
H. Przibram, Regeneration. Bericht in Ergebn. d. Physiologie, Bd. I, 1904.
Ders., Einleitung in die experimentelle Morphologie der Tiere. Leipzig und Wien 1904.
— 247 —
Ders., Die Regeneration als allgemeine Erscheinung in den drei Reichen. Vortrag 78.
Vers. D. Naturf. u. Ärzte 1906.
W. Roux, Vor träge und Autsätze über Entwicklungsmechanik der Organismen, i. Heft,
S. 65 ff. Reguiatorische Entwicklung etc. Leipzig 1905.
/H. Vöchting, Über Organbildung im Pflanzenreich. Bonn 1878.
Ders.: Transplantationen am Pflanzenkörper. Tübingen 1892.
A. Weismann, Das Keimplasma, S. 124 ff. Regeneration. Jena 1892.
2) (S. 2). Bezüglich des Ersatzes verloren gegangener Körperteile
in der Regeneration bei Pflanzen sei außer auf die bereits vorstehend an-
gegebenen Abhandlungen von Driesch, Goebel, Jost, Küster, Magnus, Morgan
und Vöchting noch auf folgende verwiesen:
a) Regeneration und Ersatz durch Adventivbildungen.
K. Goebel, Weitere Stadien über Regeneration. Flora, Bd. XCII, 1903.
Ders., Regeneration bei Utricularia. Flora, Bd. XCIII, 1904.
G. Klebs, Entwicklungsänderungen bei Pflanzen, Jena 1903.
L. Kny, Künstliche Spaltung der Blütenköpfe von Helianthus annuus. Naturwissenschaft!.
Wochenschrift, Bd. IV, No. 47, 1905.
G. Lopriore, Über die Regeneration gespaltener Stammspitzen. Berichte der D. Botan.
Ges., Bd. XIII, 1895.
L. Peters, Beiträge zur Kenntnis der Wundheilung bei Helianthus annuus und Polygonum
cuspidatum. Göttingen 1897.
H. Vöchting, Über die Regeneration der Araucaria excelsa. Jahrbuch für wissenschaftl.
Botanik, Bd. XL, 1904.
H. Winkler, Über ■ regenerative Sproßbildung auf den Blättern von Torenia asiatica. Be-
richte der D. Botan. Ges., Bd. XXI, 1903.
Ders., Über regenerative Sproßbildung an den Ranken, Blättern und Internodien von Passi-
flora coerulea. Berichte der D. Botan. Ges., Bd. XXIII, 1905.
b) Regeneration an Wurzeln.
G. Lopriore, Über die Regeneration gespaltener Wurzeln. Nova Acta Leopold. Carol.,
Bd. LXVI, 1896.
Ders., Regeneration von Wurzeln und Stämmen infolge traumatischer Einwirkungen. Inter-
nation. Botan. Kongreß. Jena 1906.
B. Nemec, Studien über Regeneration. Berlin 1905.
K. Prantl, Untersuchungen über die Regeneration des Vegetationspunktes an den Angio-
spermenwurzeln. Arb. Botan. Inst., Würzburg, Bd. I, 1874.
S. Simon, Untersuchungen über die Regeneration der Wurzelspitze. Jahrbuch für wissen-
schaftl. Botan., Bd. XL, 1904.
c) Regeneration an Blättern.
W. Figdor, Über Regeneration der Blattspreite bei Scolopendrium scolopendrium. Berichte
der D. Botan. Ges., Bd. XXIV, 1906.
K. Goebel, Regeneration im Pflanzenreich. Biol. Zentralbl. 1902, Bd. XXII, und Allg.
Regenerationsprobleme, Flora (s. auch oben), 1905.
F. Hildebrand, Die Gattung Cyclamen. Jena 1898.
— 24B —
F. Hildebrand, Über eine eigentümliche Ersatzbildung an einem Keimling von Cyclamen
Miliarakisii etc. Berichte der D. Botan. Ges., Bd. XXIV, 1906.
H. Wink 1er, Über die Regeneration der Blattspreite bei einigen Cyclamenarten. Berichte
der D. Botan. Ges., Bd. XX, 1902.
3) Regeneration an Kristallen (S. 14).
Auch hier kann nur die hauptsächlichste und für die Art der Darstellung besonders
in Betracht kommende Literatur genannt werden, wobei außerdem auf die Abhandlungen
von Jordan, Rauber, O. Lehmann und Przibram verwiesen sei.
E. Albrecht, Vorfragen der Biologie. Wiesbaden 1899.
D. Barfurth, Berichte über Kristallregeneration in den Berichten über Regeneration.
Merkel-Bonnets Ergebnisse, Anatomie und Entwicklungsgeschichte, Bd. V — XIV,
1895 — 1904.
O. Bütschli, Mechanismus und Vitalismus. Leipzig 1901.
H. Driesch, Die organischen Regulationen. Leipzig 1901.
E. Haeckel, Generelle Morphologie, Bd. I, S. 137, 1866.
H. Jordan, Der Wiederersalz verstümmelter Kristalle. Archiv für Anat. und Phys. 1842.
O. Lehmann, Molekularphysik, Bd. II. Leipzig 1889.
Ders., Über das Zusammenfließen und Ausheilen fließend weicher Krystalle. Zeitschrift
für physik. Chemie, Bd. XVIII, 1895.
Ders., Flüssige Kristalle. Leipzig 1904.
Ders., Die Gestaltungskraft fließender Kristalle. Verhandlungen der D. Physikal. Ges.
Braunschweig, Bd. VIII, No. 7, 1906.
Ders., Scheinbar lebende fließende Kristalle. Umschau No. 17, 1906.
Ders., Fließende Kristalle und Organismen. Archiv für Entwicklungsmech., Bd. XXI, 1906.
Ders., Die Bedeutung der flüssigen und scheinbar lebenden Kristalle für die Theorie der
Molekularkräfie. Verhandlungen der Naturwissenschaftlichen Vereinigung Karlsruhe,
Bd. XIX, 1906.
Ders., Erweiterungen des Existenzbereichs flüssiger Kristalle. Annalen der Physik, Bd. XXI,
4. F. 1906.
Ders., Flüssige Kristalle und die Theorie des Lebens (Vortrag 78. Nat. Forsch. Ver.
Stuttgart). Leipzig 1906.
T. H. Morgan, Regeneration, S. 263. New-York 1901.
H. Przibram, Formregulationen verletzter Kristalle. Zeitschrift für Kristallographie und
Mineralogie, Bd. XXXIX, 1904.
A. Raub er, Die Regeneration der Kristalle. Leipzig 1895.
Ders., Atlas der Kristallregeneration. Berlin 1901.
W. Roux, Die Entwicklungsmechanik, ein neuer Zweig der biologischen Wissenschaft.
Vorträge luid Aufsätze über Entwicklungsmechanik der Organismen I. Leipzig 1905.
Ders., Die angebliche künstliche Erzeugung von Lebewesen. Umschau 1906.
H. Spencer, Die Prinzipien der Biologie, übersetzt von Vetter, Bd. I, S. 193. Stuttgart
1876.
Seitdem der Abschnitt über Kristallregeneration, bezw. deren Vergleichung mit
der Regeneration der Organismen niedergeschrieben wurde, erschienen über diesen Gegen-
stand einige, zum Teil sehr eingehende Abhandlungen, die im Text Tiicht mehr berücksichtigt
werden konnten. Erschöpfend, auch in historischer Beziehung, behandelt die ausführliche
I — 249 —
I
Publikation von Przibram das Gebiet und auch bezüglich derjenigen von Barfurth scheint
dies der P'all zu sein; im Original ist sie mir leider nicht zugänglich, doch gibt Barfurth
ganz neuerdings von ihr ein ausführliches Autoreferat, wie er auch schon in seinen früheren
Berichten die Kristallregeneration eingehend berücksichtigte:
D. Barfurth, Das Regenerationsvermögen der Kristalle und Organismen. Biophysikalisches
Zen/ralblatt, Bd. I, 1906.
Ders., Regeneration. Ergebnisse der Anatomie und Entwicklungsgeschichte, Bd. XV,
1905 (1906).
H. Driesch, Bemerkungen zu Przibrams Kristallanalogien. Archiv für Entwicklungs-
inechanik, Bd. XXIII, 1907.
H. Przibram, Kristallanalogien zur Entwicklungsmechanik der Organismen. Ebenda
Bd. XXII, 1906.
L. Rhumbler, Aus dem Lückengebiet zwischen organischer und anorganischer Materie.
Ergebnisse der Anatomie und Entwicklungsgeschichte, Bd. XV, 1905 (1906).
4) (S. 24). Einige der älteren Werke seien hier angeführt, im übrigen sei auf
Morgan (Regeneration 1901) und Bülows Einleitung verwiesen:
Ch. Bonnet, Traite d'Insectologie. IL P. Observations sur quelques especes de Vers d'eau
douce etc. Paris 1745-
C. Bülow, Über Teilungs- und Regenerationsvorgänge bei Würmern. Archiv für Natur-
geschichte, Bd. XLIX, 1882.
O. F. Müller, Von Würmern des süßen und salzigen Wassers. Kopenhagen 177 1.
R. A. de Reaumur, Memoires pour servir ä Thistoire des Insectes. T. VI, Preface.
Paris 1742.
L. Spallanzani, Prodromo di un opera sopra le riproduzioni animali. Modena 1768
(Genf 1768 [Programm], Leipzig 1769 [Math, physikal. Abhandl.]).
A. Trembley, Memoires pour servir ä l'histoire d'un genre de Polypes d'eau douce.
Leide 1744.
5) Regeneration bei Protozoen (S. 27).
E. G. Balbiani, Rech, exper. sur la merotomie des Infusories cilies. Recueil Zool. Suisse,
T. V, 1888, und Annales de Micrograph., T. IV, 1892.
K. Brandt, Über Actionosphaerium Eichhorni. Inaug.-Diss. Halle 1893.
A. Gruber, Über künstliche Teilung bei Infusorien. Biolog. Zentralbl., Bd. IV, 1884 — 85.
Ders., Zur Physiologie und Biologie der Protozoen. Ber. Naturforsch. Ges., Freiburg i. Br.
Bd. I, 2, 1886.
Ders., Mikroskopische Vivisektion, ebenda Bd. VII, i, 1893.
B. Hof er, E.Kperimentelle LTntersuchungen über den Einfluß des Kerns auf das Proto-
plasma. Jen. Zeitschr. für Naturw., Bd. XXIV, 1890.
F. Lillie, On the smallest parts of Stentor capable of regeneration. Journ. of Morphol.
Vol. Xn, I, 1896.
T, H. Morgan, Regeneration of proportionate structures in Stentor. Biol. Bull., Vol. II,
1901.
M. Nußbaum, Über spontane und künstliche Teilung von Infusorien. Verh. Naturhistor.
Ver. Rheinlande, Bd. XLI, 1884.
— 250 —
Nuß bauin, Über die Teilbarkeit der lebenden Materie. Teilung der Infusorien. Archiv
für mikrosk. Anat., Bd. XXVI, 1886.
S. Prowazek, Beiträge zur Protoplasmaphysiologie. Biol. Zentralbl., Bd. XXI, 1901.
Ders., Beitrag zur Kenntnis der Regeneration und Biologie der Protozoen. Archiv für
Protistenkunde, Bd. III, 1903.
N. M. Stevens, Notes on regeneration in Stentor coeruleus. Archiv für Entwicklungs-
mechanik, Bd. XVI, 1903.
M. Verworn, Biologische Protistenstudien. Zeitschr. für wissenschaftl. Zool., Bd. XLVI, if
Ders., Psychophysische Protistenstudien. Jena 1890.
6) Regeneration an Pflanzenzellen (S. 33).
Eine Zusammenstellung über die Regeneration an pflanzlichen Zellen findet
sich bei E. Küster, Pathologische Pflanzenanatomie, S. lOtf, Jena 1903.
G. Klebs, Beitiäge zur Physiologie der Pflanzenzelle. Botan. Inst. Tübingen, Bd. II, 1888.
Miehe, Wachstum, Regeneration und Polarität isolierter Zellen. Berichte der Botan.
Ges., Bd. XXIII, Nr. 7, 1905.
Schmitz, Beobachtungen über die vielkernigen Zellen der Siphonocladiaceen. Halle 1879.
C. O. Townsend, Über den Einfluß des Zellkerns auf die Bildung der ZelLhaut. Jahrb.
für wissensch. Botan., Bd. XXX, 1897.
7) (S. 34). Bei der großen Bedeutung, welche der Zellkern für die Regenerationsvorgänge
an der Zelle besitzt, liegt es nahe, wenn auch nur ganz andeutungsweise, seiner Bedeutimg für
die Zelle im allgemeinen zu gedenken. Abgesehen von seiner außerordentlich großen
Wichtigkeit als ,, Teilungsorgan" der Zelle, kommt ihm eine solche gewiß auch für die
übrigen Verrichtungen der Zelle zu. Die Veränderungen, welche er in Lage, P'orm und
Struktur bei verschiedenen Tätigkeitszuständen der Zelle erfahren kann, sowie die in neuerer
Zeit wieder besonders stark betonten Wechselwirkungen zwischen Kein- und Cytoplasma
(Kernplasmarelationen R. Hertwigs), weisen mit zwingender Notwendigkeit darauf hin.
Mit alledem ist aber die Frage nicht beantwortet, worin der für den Ablauf des
Regenerationsprozesses, wie anderer Vorgänge in der Zelle, so bedeutungsvolle Einfluß des
Kernes auf das Cytoplasma eigentlich besteht, worauf die Wechselwirkung zwischen beiden
beruht und auf welche Weise sie sich vollzieht? Die Beantwortung dieser schwierigen und
bisher längst nicht genügend geklärten Fragen führt aut das Gebiet der reinen Cytologie
und kann hier nicht unternommen werden. Zur Orientierung seien einige ältere und neuere
Spezialarbeiten, sowie einige Werke allgemeinen Inhalts genannt.
J. J. Gerassinioff, Über die kernlosen Zellen bei einigen Konjugaten. Bull. Soc. Imp.
Nat. 1892.
Ders., Über die Lage und Funktion des Zellkerns. Ebenda 1900.
Ders., Über den Einfluß des Kerns auf das Wachstum der Zelle. Ebenda 1901.
Ders., Die Abhängigkeit der Größe der Zelle von der Menge ihrer Kernmasse, Zeitschr.
f. allgem. PhysioL, Bd. I, 1902.
G. Haberlandt, Über die Beziehungen zwischen Funktion und Lage des Zellkerns bei
den Pflanzen. Jena 1887.
O. Hertwig, Allgemeine Biologie. Jena 1906.
— 251 —
R. Hertwig. Korrelation von Zell- und Kerngröße etc. Biolog. Zentralbl., Bd. XXIII, 1903.
G. Klebs, Über den Einfluß des Kerns in der Zelle. Biolog. Zentralbl., Bl. VII, 1887.
E. Korscheit, Beiträge zur Morphologie und Physiologie des Zeilkerns. Zool. Jahrb.
(Anatom.), Bd. IV, 1889.
J. Lob, Wanim ist die Regeneration kernloser Protoplasmastücke unmöglich oder erschwert?
Archiv für Entwicklungsmechanik, Bd. VIII, 1899.
S. Prowazek, Beiträge zur Protoplasmaphysiologie. Biol. Zentralbl., Bd. XXI, 1901.
E. Strasburger, Über die V^^irkungssphäre der Kerne und' die Zellgröße. Histologische
Beiträge, Bd. V, 1893.
M. Verworn, Die physiologische Bedeutung des Zellkerns. Archiv für Physiologie,
Bd. LI, 1891.
Ders., Allgemeine Physiologie, IL Aufl. Jena 1877.
E. B. Wilson, The Cell in development and inheritance, IL Aufl. New-York 1900.
8) Bezüglich der (S. 34) zwischen den einzelnen Formen der Regeneration
gemachten Unterscheidungen sei auf die eingangs angegebenen allgemeinen Darlegungen von
Weismann (1892, S. 125 ff.); Roux (1905, S. 83 und „Entwicklungsmechanik des
Embryos" 1893, Ges. Abb., II, S. 836); Barfurth (1903, S. I ff. und Ergebnisse); Delage
(1895, S. 92 ff.); Morgan (1901, S. 20 — 25 und 128 ff.); E. Schultz (Über Regene-
rationsweisen, Biolog. Zentralbl. 1904, Bd. XXIV, S. 310 — 317); F. v. Wagner (Reparation
bei Lumbriculus, Zool. Jahrb., Abt. Morphol. 1900, Bd. XIII, S. 604 imd 1905, Bd. XXII,
S. 150) und besonders Driesch verwiesen, der in seinem Buch über ,, Organische Regulationen"
(1901, S. 35 ff. in dem Kapitel über Restitutionen oder Wiederherstellungsregulationen, sowie
später S. 95 ff.) den Gegenstand sehr eingehend behandelt und eine Klassifikation der hierher
gehörenden Erscheinungen gibt.
9) Regenerationsversuche an einigen wirbellosen Tieren (S. 36).
Hydroidpolypen.
G. Gast nnd E. Godlewski, Die Regulationserscheinungen bei Pennaria Cavolinü. Archiv
für Entwicklungsmechanik, Bd. XVI, 1903.
H. D. King, Experiments on regeneration in Hydra viridis. Ebenda Bd. XIII und XVI,
1902 und 1903.
F. Peebles, Experimental studies on Hydra. Archiv für Entwicklungsmechanik, Bd. V,
1897.
Dies., Experiments in regeneration and grafting of Hydroza. Ebenda Bd. X, 1900.
M. Nußbaum, Über die Teilbarkeit der lebenden Materie etc. Archiv für mikrosk. Anat.
Bd. XXIX, 1887.
Regenerationsversuche an Medusen sind schon früher von Eimer und in den
letzten Jahren wieder von Morgan (Regeneration, 1901, S. 125) imd Hargitt (Zool.
Bull. Vol. I, 1897, Biol. Bull. Vol. I u. IV, 1899 u. 1902, Journ. of Exper. Zool. Vol. I^
1904) angestellt worden.
— 2^2 —
Versuche an Flanarien.
Die Zahl der mil experimentellen Studien an Turbellarien, speziell Planarien sich
beschäftigenden Untersuchungen ist in den letzten Jahren eine sehr große geworden ; hiet
können nur die gerade in Betracht kommenden genannt werden.
C. M. Child, Studies on Regulation (of Planaria). Journ. of Exper. Zooi., Vol. 1 and II,
Archiv für Entwicklungsmechanik Bd. XX, H. 2 und 3, 1905 und 1906.
F. R. Lillie, Regeneration and Regulation in Planarians. Americ. Nat., Vol. XXXIV, 1900,
und Americ. Journal of Physiology, Vol. VI, 1901.
T. H. Morgan, Regeneration in Planarians. Archiv für Entwicklungsmechanik, Bd. V, 1897.
Ders. , Regeneration of Planara maculata. Ebenda Bd. VII, 1898.
Ders. , Regeneration in Planarians. Ebenda Bd. X, 1900.
Ders., Growth and Regeneration in Planaria lagubris. Ebenda Bd. XIII, 1901.
Versuche an limikolen Oligochäten.
Außer den schon früher (S. 249) angeführten Arbeiten von Bonnet, und O. Fr.
Müller seien nur genannt:
M. Abel, Regenerationsvorgänge bei den limikolen Oligochäten. Zeilschr. f. wissenschaftl.
Zool., Bd. LXXIII, 1902.
C. Bülow, Teilungs- und Regenerationsvorgänge bei Würmern. Archiv f. Naturgeschichte
Bd. XLIX, 1882.
K. Sem per, Die Verwandtschaftsbeziehungen der gegliederten Tiere. Arb. d. Zool. Inst.
Würzburg, Bd. III, 187.6—1877.
F. V. Wagner, Die Reparationsprozesse bei Lumbriculus variegatus. Zool. Jahrb. (Morph.
Abt.), Bd. XIII, 1900 und Bd. XXII, 1905.
Regeneration an Seesternen.
L. Fredericq, L'autotomie cbez les etoiles de mer. Revue scient. 3*^ ser., T. XIII. Paris
1887.
E. Haeckel, Die Kornetenfonn der Seesterne und der Generationswechsel der Echino-
dermen. Zeitschr. f. wissenschaftl. Zool., Suppl.-Bd. XXX, 1878.
V. L. Kellogg, Restorative regeneration of Linckia. Journ. Exper. Zool., Vol. I, 1904.
H. D. King, Regeneration in Asterias vulgaris. Archiv für Entwicklungsmechanik, Bd. VII
und IX, 1898 und 1900.
P. und F. Sarasin, Knospenbildung bei Linckia nntltifora. Ergebn. naturwissenschaftl.
Reisen auf Ceylon, Bd. I. Wiesbaden 1888.
H. Simroih, Anatomie und Schizogonie von Ophiactis virens. Zeitschr. f. wissenschaftl.
Zool., Bd. XXVII und XXVIII, 1877.
C. Zeleny, The Rate of regeneration of the arms in the Brittle-star (Ophioglypha lacertosa).
Biol. Bull., Vol. VI, 1904.
Teilung und Regeneration bei Turbellarien und Anneliden.
Außer den oben genannten Arbeiten von Bonnet, O. Fr. Müller, K. Semper,
C. Bülow und F. v. Wagner sei verwiesen auf:
A. Agassiz, On alternate generation in Annelids. Journ. Boston Soc. Nat. Hist. Vol. 7, 1862.
C. M. Child, Fission and regulation in Stenostonia. Arch. f. Entwicklungsmech., Bd. XV, 1902.
H. Driesch, Skizzen zur Restitutionslehre. Amphiglaena mediterranea. Archiv für Ent-
wicklungsmechanik, Bd. XX, 1905.
— 253 —
L. V. Graff, Neue Mitteilungen über Turbellaricn. Zeitschrift f. wissenschaftliche Zoologie,
Bd. XXV, 1875.
Ders. , Monographie der rhabdocölen Turbeilarien. Leipzig 1882.
J. V. Kennel, Über Ctenodrilus pardalis. Arb. d. Würzb. Zoolog. Inst., Bd. V, 1882.
F. V. Wagner, Zur Kenntnis der ungeschlechtlichen Fortpflanzung von Mikrostomum.
Zoolog. Jahrbuch, Bd. IV, 1890.
M. Graf Zeppelin, Bau und Teilung des Ctenodrilus monostylos. Zeitschrift für wissen-
schaftl. Zoologie, Bd. XXXIX, 1883.
10) Die Beziehungen der Regeneration zur Teilung und Knospung
(.S. 46) sind in Morgans Buch über Regeneration ausführlich behandelt, ebenso bei:
J. V. Kennel, Teilung und Knospung der Tiere. Dorpat 1887.
A. Lang, Über den Einfluß der festsitzenden Lebensweise auf die Tiere etc. Jena 1888.
O. See liger, Natur und allgemeine Auffassung der Knospenfortpflanzung der Metazoen.
Verhandl. der D. Zoolog. Ges. 1896.
E. Schultz, Regeneration, Embryonalentwicklung und Knospung. Biologisches Zentralblatt,
Bd. XXII, 1902.
Sowie auch in Weismanns Buch über das Keimplasma; weitere Literatur bei
Seeliger und Morgan.
11) Wiederholte Regeneration (S. 49).
M. Abel, Regenerationsvorgänge bei den limikalen Oligochaeten. Zeitschrift für wissen-
schaftl. Zoologie, Bd. LXXIII, 1902.
A. Bauer, La regeneration des membres araputes chez le tetard de Grenouille. Journ. Anat.
Phys., T. XLl, 1905.
H. Driesch, Die Restitutionen der Clavellina lepadiforinis. Archiv für Entwicklungs-
mechanik, Bd. XIV, S. 256, 1902.
Ders., Skizzen zur Restitutionslehre; ebenda Bd. XX, 1905.
Ders., Regenerierende Regenerate; ebenda Bd. XXI, 1906.
K. Ribbert, Über Neubildung von Talgdrüsen; ebenda Bd. XVIII, 1904.
12) BezügUch der Autotomie und der Auffassung der Regeneration
als Anpassungserscheinung (S. 52 und 55) sei hauptsächlich auf Weismanns
Keimplasma und Morgans Buch: Regeneration, ferner auf die eingangs zitierten Abhandlungen
allgemeineren Inhalts von Barfurth, Roux, Driesch, Przibram, Vfichting und
Goebel verwiesen, ferner auf:
E. A. Andrews, Autotomy in the Grab. Americ. Naturalist, Vol. XXIV, 1890.
E. Bordage, Regeneration chez les Phasmides. Ann. Soc. Ent. de la France, Vol. LXVII,
1898.
Ders., Contributions ä l'etude de la regeneration des appendices chez les Arthropodes. Bull.
Soc. Ent. de la France 1900 (und frühere bei P. Friedrich angeführte Arbeiten
desselben Autors).
Ders., Recherches anaromiques et biologiques sur l'autotomie et la regeneration chez divers
Arthropodes. Bull, scient. de la France et de la Belgique, T. XXXIX, 1905.
— ■>
54
L. Fredericq, Sur rautotomie etc. chez les animaiix. Archiv. Zool. exp. gen. Ser. 2.
Paris 1883.
Ders., Mutilations spontanees etc. Revue scient. Paris, 36 ser. T. XII, 1886.
P. Friedrich, Regeneration der Beine und Autotomie bei Spinnen. Archiv für Entwick-
lungsmechanik, Bd. XX, 1906.
M. A. Giard, L'autotomie dans la serie animale. Rev. scient., 3 e ser. T. XlII, 1887.
K. Goebei, Allgemeine Regenerationsprobleme. Flora 1905. Bd. XCV, Ergänzungsband.
R. Godelmann, Autotomie und Regeneration bei Bacillus Rossii. Archiv für Entwick-
lungsmechanik, Bd. XII, 1901.
O. Hertwig, Allgemeine Biologie, S. 54g. Jena 1906.
O. Hübner, Neue Versuche aus dem Gebiet der Regeneration und ihre Beziehungen zu
Anpassungserscheinungen. Zoologische Jahrbücher, Syst. Abt., Bd. XV, 1901.
Th. Morgan, Regeneration and liability to injury. Zoog. Bull. Vol. I, 1898 und Regene-
ration 1901-
Ders., Regeneration of the appendages of the HermitCrab. Anat. Anz., Bd. XVII und
XX, 1899 u. 1902,.
J. Nusbaum , Vergleichende Regenerationsstudien (Polychaeten). Zeitschrift für wissenschaftl.
Zoologie, Bd. LXXIX, 1905.
E. Ponfick, Über Regeneration der Leber. Verhandl. 10. Internat. Medizin. Kongreß-
Berlin 1890.
Ders., Über das Wesen der Leberrecreation. Medizin. Zentralbl., Bd. XXXII, 1894.
H. Przibram, Experimentelle .Studien über Regeneration. Archiv für Entwicklungsmechanik
Bd. XI u. XIII, 1901 u. 1902.
H. Ribbert, Regeneration und Entzündung von Lymphdrüsen. Beitr. Path. Anat. u. allg.
Pathol., Bd. VI, 1889.
Ders., Regeneration der Schilddrüsen. Archiv path. Anat., Bd. CXVII, 1890.
Ders., Zur Regeneration der Leiter und Niere. Arch. f. Entwicklungsmech., Bd. XVIII,,
1904. (Sowie eine Reihe früherer Arbeiten desselben Verfassers.)
E. Riggenbach, Beobachtungen über Selbstverstümmelungen. Zoo). Anz., Bd. XXIV, 1901.
O. Reimer, Knospung, Degeneration und Regeneration bei marinen ektoprokten Bryozoen.
Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie, Bd. LXXXIV, 1906.
E. Schultz, Regeneration von Spinnenfüßen. Trav. Soc. Imp. Nat. St. Petersburg
Vol. XXIX, 1898.
O. Seeliger, Die ungeschlechtliche Vermehrung der endoprokten Bryozoen. Zeitschrift für
wissenschaftl. Zoologie, Bd. XLIX, 1889.
H. Vöchting, Regeneration der Armtcaria excelsa. Jahrbuch für wissenschaftl. Botanik,
Bd. XL, 1904.
A. Weismann, Tatsachen und Auslegungen in Bezug auf Regeneration. Anat. Anzeiger
Bd. XV, 1899.
13) Regeneration von Organen bei Anneliden und Turbellarien (S. 67).
M. Abel, Regenerationsvorgänge an limikolen Oligochäten. Zeitschrift für wissenschaftl.
Zoologie, Bd. LXXIII, 1902.
H. Haase, Regenerationsvorgänge bei Tubifex. Ebenda Bd. LXV, 1898.
K. Hescheler, Regenerationsvorgänge bei Lumbriciden. Jenaische Zeitschrift, Bd. XXX u.
XXXI, 1896 u. 1898.
— 255 —
R. W. Hoff mann, Entwicklungsgeschichte der Oligochaeten. Zeitschrift für Wissenschaft!.
Zoologie, Bd. L^VI, 1899.
P. Iwanow, Die Regeneration von Kopf- und Rumpfsegmenten bei Lumbricuius. Ebenda
Bd. LXXV, 1903.
J. Nusbauin, Vergl. Regenerationsstudien. Poln. Archiv für biol. u. medizin. Wissensch.
Bd. I u. II, 1901 u. 1904.
H. W. Rand, The behaviour of the epidermis of the Earthworm in regeneration. Archiv
für Entwicklungsmechanik, Bd. XIX, 1905.
H. Rievel, Die Regeneration des Vorder- und Enddarms bei den Anneliden. Zeitschrift
für wissenschaftl. Zoologie, Bd. LXII, 1896.
E.Schultz, Aus dem Gebiet der Regeneration. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie,
Bd. LXVI, 1899.
Ders. , Regeneration bei Phoroms. Ebenda Bd. LXXV, 1903.
F. v. Wagner, Beiträge zur Kenntnis der Reparationsprozesse bei Lumbricuhis variegatus.
Zoolog. Jahrbücher Anatom. Abt., Bd. XIII u. XXII 1900 u. 1905.
C. L. Bardeen, On the Physiology of Planaria maculata with especial references to the
phenomena of regeneration. Americ. Journ. of Physiol., Vol. V, 1901.
E. Breslau, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Turbellarien. Zeitschrift für wissen-
schaftl. Zoologie, Bd. LXXVI, 1904.
F. Lillie, Regeneration and Regulation in Planarians. Americ. Journ. of Physiol. Vol. VI, 1901.
E. Matt lesen, Beiträge zur Embryonalentwicklung der Süßwa,sser-Deudrocoelen. Ebenda
Bd. LXXVII, 1904.
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F. V. Wagner, Bemerkungen über das Verhältnis von Ontogenie und Regeneration. Biol.
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14) Regeneration durch Bildung neuer aus ungleichartigen Teilen (S. 72).
E. F. Byrnes, On the regeneration of limbs in frogs after the exstirpation of limb-rudiments.
Anatom. Anz., Bd. XV, 1899.
V. S. Colucci, Rigenerazione parziale dell'occhio nei Tritoni. Mem. Accad. Sc. Bologna
Ser. 5, Vol. I, 1891.
H. Driesch, Die Restitutionen der ClavelUna lepadiformis. Archiv für Entwicklungs-
mechanik, Bd. XIV, 1902.
A. Fischel, Über die Regeneration der Linse. Anatom. Hefte XV, 1900, und Archiv
für Entwicklungsmechanik, Bd. XV, 1902.
J. Loeb, Untersuchungen zur physiologischen Morphologie der Tiere II, 1892.
P. Mingazzini, Rigenerazione nei Tunicati. Boll. Soc. Nat. NapoL, Ser. I, Vol. V, 1891.
E. Müller, Regeneration der Augenlinse nach E.xstirpation bei Tritonen. Archiv für
mikrosk. Anat., Bd. XLVII, 1896.
J. Ost, Regeneration der Extremitäten bei Arthropoden. Archiv für Entwicklungsmech.
Bd. XXII, 1906.
H. Przibram, Experimentelle Studien über Regeneration. Ebenda Bd. XI, 1901.
M. A. Reed, Regeneration of the first leg of the crayfisch. Ebenda Bd. XVIII, 1904.
W. Roux, Entwicklungsmechanisches Vermögen jeder der beiden ersten Furchungszellen.
Ges. Abhandl. II, S. 796.
- 256 -
L. S. Schultze, Regeneration des Ganglions bei Ci'otia intestio7ialis. Jen. Zeitschr., Bd.
XXXIII, 1900.
G. Wolff, Regeneration der Urodelenlinse. Archiv für Enlwicklungsmech., Bd. I 11. XII,
1895 u. 1901.
15) Orientierung und Umlagerung von Regeneraten (S. 79).
Über diese Fragen haben sich besonders Barfurth, Driesch, Morgan und
Tornier eingehend ausgesprochen, indem sie die Faktoren der hierbei stattfindenden, durch
Wachstuinsvorgänge hervorgerufenen Umlagerungen zu ergründen suchten; es sei auf ihre
unten genannten Abhandlungen, sowie auf die für Superregeneration und Doppelbildungen
erwähnte Literatur verwiesen. Harper gibt für Stylaria an, daß bei entsprechend schräg
geführtem Schnitt die Regenerationsknospe am Vorderende im rechten Winkel zur Körper-
achse auswächst und die Geradestreckung des Kopfregenerats nach Eindringen des Pharyn.\-
lumens in diese Region wahrscheinlich unter dem Einfluß der peristaltischen Bewegungen
des Darmkanals erfolgt.
D. Barfurth, Versuche zur funktionellen Anpassung. Archiv für mikrosk. Anat., Bd.
XXXVII, 1891.
Ders., Die Erscheinungen der Regeneration bei Wirbeltieren. O. Hertwigs Handbuch,
Bd. III, 3, 1906.
C. M. Child, Form regulation in Cerianthus. Biol. Bull., Vol. V u. VI, 1903 u. 1904.
Ders. und A. N. Young: Regeneration of the appandages of the Agrionidae. Archiv für
Entwicklungsniech., Bd. XV, 1903.
H. Driesch, Zur Analyse der Reparationsbedingungen bei Tubularia. Vierteljahrsschrift
Naturforsch. Ges., 41. Jahrgang, 1896.
Ders., Resultate und Probleme der Entwicklungsphysiologie der Tiere. Ergeb. Anat. Entw.,
Bd. VIII, 1898.
Ders., Die organischen Regulationen. Leipzig 1901.
Ders., Skizzen zur Restitutionslehre. Archiv für Entwicklungsmech., Bd. XX, 1905.
E. H. Harper, Notes on regeneration in Stylaria lacustris. Biol. Bull., Vol. VI, 1904.
K. Hescheler, Regenerationsvorgänge bei Lumbriciden. Jen. Zeitschr., Bd. XXX u.
XXXI, 1896 u. 1898.
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H. Winkler, Über Polarität, Regeneration und Heteromorphosen bei Bryopsis, Jahrbuch
für wissenschaftl. Botanik, Bd. XXXV, 1900.
19) Unvollständige und mangelhafte Ausbildung der Regenerate
(S. 124).
Eine Zusammenstellung der Fälle unexakter und defektiver Ausbildung gibt Przibram
in seinem eingangs angeführten Referat (1902), auf welches hier verwiesen sei.
A. Buschkiel, Abnorm starke Flossenbildung bei verschiedenen Fischen und Zur Frage
nach dem Ursprung der abnormen Flossenbildung bei Fischen. Wochenschr. für
Aquarien- und Terrarienkunde, 3. u. 4. Jahrgang, 1906 u. 1907.
E. F. Byrnes, Regeneration of the anterior limbs in the frog. Archiv für Entwicklungs-
mechanik, Bd. XVIII, und Biol. Bull., Vol. VII, 1904.
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G. Tornier, Über Amphibiengabelschwänze und einige Grundgesetze der Regeneration.
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für Entwicklungsmechanik Bd. XXII, 1906.
Ders., Kampf der Gewebe im Regenerat bei Mißverhalten des Unterhautbindegewebes.
Ebenda, Bd. XXII (H. 4, Dezember), 1906.
20) Superregenerate, Doppel- und Mehrfachbildungen (S. 129).
über Superregenerationen und Doppelbildungen, wie über Mißbildungen überhau|it
gibt es eine ungemein ausgedehnte Literatur; hier kann außer auf die unten genannten zu-
sammenfassenden Werke nur auf einige besonders in Betracht koram.ende Abhandlungen hin-
gewiesen werden.
D. Barfurth, Die experimentelle Regeneration überschüssiger Gliedmaßenteile (Polydactylie)
bei den Amphibien. Archiv für Entwicklungsmechanik, Bd. I, 1894.
Ders., Die experimentelle Herstellung der Cauda bifida bei Amphibienlarven. Ebenda, Bd. IX,
1899.
Ders., Regeneration bei Wirbel tierembryonen in O. Hertwigs Handbuch der Vergl. Ent-
wicklungsgesch., Bd. III, 3, 1906.
W. Bateson, Materials for the study of Variation. London 1894 (enthält Beschreibungen
von überzähligen Bildungen bei sehr verschiedenen Tierformen).
E. F. Byrnes, Regeneration of double tentacles in the head of Nereis dumerilii. Archiv
für Entwicklungsmechanik, Bd. XXI, 1906.
J. van Duyne, Heteromorphose bei Planarien. Archiv für ges. PhysioL, Bd. LXIV, 1896.
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Naturfreunde. Berlin 1897.
Ders., Über Amphibiengabelschwänze und einige Grundgesetze der Regeneration. Zool.
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Ders., Neues über das natürliche Entstehen und experimentelle Erzeugen überzähliger und
Zwillungsbildungen. Zool. Anz., Bd. XXIV, 1901.
Ders., Überzählige Bildungen und die Bedeutung der Pathologie für die Biontotechnik.
Verhandl. Internat. Kongreß. Berhn 1901 {1902).
Ders.. Entstehen von Vorderfuß-Hyperdactylie bei Cervusarten. Morpholog. Jahrb. Bd. XXXI,
1903.
Ders., An Knobiauchskröten experimentell entstandene überzählige Hmtergliedmaßen. Arch.
für Entwicklungsmech., Bd. XX, 1905.
C. Zeleny, Regeneration of a double chela in the Fiddler Grab (Gelasimus pugilator) in
place of a normal single one. Biol. Bull., Vol. IX, 1905.
21) Innere Faktoren der Regeneration und ihre Beeinflussung
durch das Nervensystem (S. 141).
Die Beeinflussung der Regenerations- und Entwicklungsvorgänge ist ein in neuerer
Zeit sehr häufig behandeltes Thema. Hier greifen Regenerations- und Entwicklungs-
erscheinungen noch mehr als sonst ineinander, was sich auch in der obigen Behandlung
dieser Prägen zu erkennen gibt. Zur Entscheidung konnten diese bisher noch verhältnis-
mäßig wenig gebracht werden, wohl aber hat man auf verschiedenen Wegen nach ihrer
Beantwortung gesucht. Das ganze Gebiet ist noch im Fluß, wie dies aus der ihm oben
zu Teil gewordenen Behandlung ohne weiteres hervorgehen dürfte. Von Literatur kann
hier nur die folgende genannt und muß im übrigen auf die zusammenfassenden Werke,
speziell auf die von Barfurth, wie auf seine Darstellung in den Ergebnissen der Anatomie
und Entwicklunggeschichte verwiesen werden.
D. Barfurth, Ist die Regeneration vom Nervensystem abhängig? Verhandl. Anatom. Ges.
(Bonn) Jena 1901.
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Vgl. Entwicklungsgesch., Bd. III, 3, 1906.
A. Bethe, Allgemeine Anatomie und Physiologie des Nervensystems. Leipzig 1903.
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H. Braus, Transplanlaiion von Organanlagen bei Bombinatorlarven. Verhandl. Anat. Ges.
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A. Cerny, Versuche über Regeneration bei Süßwasserschnecken. Archiv für Entwicklungs-
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C. M. Child, Studies on Regulation. Archiv für Entwicklungsniechanik 1905, Bd. XIX.
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E. Godlewski, Versuche über den Einfluß des Nervensystems auf die Regeneration s-
erscheinungen der Molche. Bull. Akad. Sc. Krakau 1904.
K. Goldstein, Kritische und experimentelle Beiträge zur Frage nach dem Einfluß des
Zentralnervensystems und die embryonale Entwicklung und Regeneration. Archiv für
Entwicklungsmechanik, Bd. XVIII, 1904.
R. G. Harrison, An experimental study of the relation of the nervous System to the
developing musculature in the embryo of the frog. Americ. Journ. of Anat. Vol. III,
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linie bei den Amphibien. Archiv für rnikrosk. Anat., Bd. LXIII, 1904.
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J. Loeb, Hat das Zentralnervensystem einen Einfluß auf den Vorgang der Larvenmetamor-
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Ernährung und zum Alter der Tiere (S. 155).
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24) (S. 170). Nicht einen engen Zusammenhang, sondern vielmehr einen Gegensatz
zwischen Regeneration und Transplantation hat man darin finden wollen, daß (nach der
Auffassung von Y. Delage, 1895) die Zellen der Wunde es ablehnen, sich miteinander zu
vereinigen, da sie besseres zu tun haben, nämlich die ihnen fehlenden Teile wieder zu er-
gänzen. Dementsprechend wäre die Transplantation vorzugsweise an solchen Organismen
leicht auszuführen, denen die Regenerationsfähigkeit mangelt, wofür die Pflanzen ein
Beispiel darböten. A. Giard (1896) hat diese Auffassung hauptsächlich mit dem Hinweis
darauf zurückgewiesen, daß die Transplantation auch bei sehr regenerationsfähigen Tieren, wie
Süß Wasserpolypen, Lumbriciden und Amphibienlarven, ausführbar sei. Überdies ließe sich den
Pflanzen nicht ohne weiteres das Regenerationsvermögen absprechen, wie ja auch aus dem weiter
oben (S. 9ff.) über die Regenerationserscheinungen bei den Pflanzen mitgeteilten hervorgeht.
25) (S. 172). Autoplastische Transplantationen (Autoplastik) nennt man
in der Chirurgie die Übertragung eines lebenden Körperteils auf eine andere Körperstelle
desselben Individuums; von Heteroplastik spricht man, wenn der betreffende Körperteil
von einem anderen Individuum herstammt, jedoch scheint man dafür auch die Bezeichnung
Homoplastik zu verwenden. Außerdem aber gebraucht man den Ausdruck „Hetero-
plastik" auch noch in einem anderen Sinn, nämlich für den Ersatz eines defekten Teils
durch fremdartiges, lebloses Material, für welches Verfahren F. Marchand, dessen Aus-
führungen (in seinem Buch über Wundheilung und Transplantation, 1901, S. 373) wir dabei
folgen, den Namen „AUoplastik" vorschlägt. Auf dieses letztere Verfahren einzugehen,
liegt hier keine besondere Veranlassung vor und es sei in dieser Beziehung hauptsächlich
auf die von Marchand (S. 352ff.) gegebene Darstellung verwiesen, ebenso wie auf seine
systematische Behandlung der für die Chirurgie und pathologische Anatomie wichtigen Trans-
plantationsmethoden, sowie auch die damit verbundene Darstellung der Geschichte des
Gegenstands.
2 65
26) (S. 174). Zusammenfassende Darstellungen über die bei Protozoen beobachteten
vorübergehenden oder dauernden Verschmelzungen der Protoplasmakörper finden sich m
Bütschlis Bearbeitung der Protozoen (Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs, I. Ab-
teilung, S. 153, 1880 — 1882), sowie in A. Längs, Lehrbuch der Vergl. Anatomie, 2. Aufl.,
2. Lief. Protozoen, S. 253 ff, 190 1). Es braucht dabei kaum besonders bemerkt zu werden,
daß bei diesen Vorgängen zwischen den in Verbindung mit der (geschlechtlichen) Fort-
pflanzung (Konjugation) auftretenden und den aus anderen Gründen sich vollziehenden Ver-
einigungen unterschieden werden muß.
27) (S. 221). Ganz neuerdings hat Spemann abermals zur Diskussion des ,, Linsen-
problems" das Wort ergriffen (Zooi. Anzeiger, Bd. XXXI) und auf Grund neuer Transplan-
tationsversuche an Embryonen seine wie die Angaben anderer Autoren hinsichtlich des Materials
für die Linsenbildung zum Teil eingeschränkt, zum Teil aber weiter ausgeführt. Die durch
Umkehrung der Augenanlagen gewonnenen interessanten Ergebnisse konnten schon im Text
erwähnt werden; eine eingehendere, besonders auch bildliche Darstellung der Resultate dieser
Versuche ist noch zu erwarten.
28) (S. 230). Über das Erhaltenbleiben oder Untergehen der auf andere Tierarten
und den Menschen verpflanzten Hautläppchen oder Hornhautstücke sind die Meinungen geteilt.
Den einander widerstreitenden Anschauungen zu folgen, ist hier nicht möglich. Es sei deshalb
auf die schon genannte Literatur, besonders auf Marchands zusammenfassenden Bericht
über Transplantation und die von ihm angegebene Literatur (S. 434, 39" und LH — LHI),
sowie noch auf die speziellen Arbeiten von Hippel und Ribbert verwiesen.
29) (S. 238). Hinsichtlich der bei der Transplantation der Pflanzen stattfindenden Be-
einflussung eines oder beider Komponenten konnten von den darüber existierenden Angaben nur
die besonders charakteristischen herausgegriffen werden; im übrigen sei auf Vöchtings eigene
Ausführungen, sowie auf die zusammenfassenden Darstellungen in den Lehrbüchern von
Pfeffer (Pflanzenphysiologie II, S. 2i4ff. 1904), Jos t (Vorlesungen über Pflanzenphysiologie
1904, S. 405 ff.), O. Hertwig (Allgemeine Biologie 1906, S. 499 ff.) verwiesen.
30) Literatur über Transplantation (S. 170).
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/'
Autoren- und Sachregister.
Abel, Darmneubildung 68, 70.
— Regeneration bei Limicolen 68, "o, 252,
Abies, Pfropfung 174.
Abstufung (Gradation) des Bildungsmaterials
118.
Abutilon, Pfropfung 238, 23g.
Acer, Pfropfung 240.
Achimenes, Fortpflanzung durch Stecklinge
157—159-
Aconitiim, Ersatz von Sprossen 4.
Actinien, Abwerfen der Tentakel 53.
— Regeneration und Systematik 124.
Activierung von Reserveknospen bei Pflan-
zen 9.
Adventivknospen der Pflanzen 3.
Adventivsprosse 5 — 7, 158.
Aendcrungcn in der Umgebung, Regeneration
162, 165.
Aequifinale Regulation 71, 98.
Aequipotentialität lOO.
Agassiz, Antolytus, Teilung 43, 252.
Ahlfeld, Doppelfinger 135.
Ahorn, Pfropfung 240.
Albrecht, Kristalle und Organismen 15,
248.
Algenzellen, Regeneration 25.
Allolobophora, Doppelbildung 131.
— Transplantation 178, 185, 228, 233.
Alloplastik, Transplantation 264.
Alpheiis, Scherenasymmetrie 102, 103.
Alter und Regeneration 159.
Althaea, Pfropfung 239.
AmblystoDia, Regeneration u. Nervensystem
153-
— Transplantation 220.
Ammoniuinoleat, Kristalle 21,
Amniondnick, Doppelbildungen 135.
Amnionfäden, Anlaß zur Verdoppelung 135.
Amö'ba, Regeneration 30, 31.
Amphibien, Gliedmaßenregeneration 123,
134—138, 160.
— Nervensystem u. Regeneration 151 — 154.
— Regenerationsfähigkeit 51, 60, 160, 16 1,
163.
Amphibienlarven, Transplantation 171, 180 —
183, 187 — 189. 192, 208, 213 — 224,
228, 232, 234, 244.
Avtphiglaena, Eigänzung aus dem Regenerat
50.
— Regeneration in verschiedenen Körper-
regionen 48.
Andrews, Autotomie bei Krebsen 53, 253.
Angorakaninchen, Transplantation 235.
Animaler Pol der Zelle 106.
Anlage des Regenerats 77.
Anneliden, Autotc)mie 41, 52.
— Doppelbildungen 129 — 138.
— Regeneration 65, 66, 82, 161, 162.
— Teilung 42, 44.
— Transplantation 177, 183.
Anomalien in der Extreraitätenregeneration
125.
Anonyma, Vena, Transplantation 211.
Anpassung und Regeneration 52, 35.
Antedon, Regeneration 73, 151.
— Transplantation 177, 234, 235.
Antenne, Regeneration bei Krebsen 119,
148.
Antennularm, Polarität 113, 168, 169.
Aorta, Transplantation 230.
Apfel, Pfropfung 231, 237.
Apikaler Pol 106, 107, iii, 168.
!70 —
Aräbis^ Pfropfung 231.
Arachnoiden, Regenerationsfähiglceit 52.
Araucaria, Regeneration 3, 61.
Arendt, Transplantation 209, 265.
Armhaut, Transplantation 204.
Arterien, Transplantation 211, 230.
Artcharaktere bei Transplantation 227 — 231,
232—243.
Arthropoden, Autotomie 52, 53.
— Extremitätenregeneration 77, 125.
— Regenerationsfähigkeit 24, 34, 52, 77,
117, 125.
— Regeneration und Häutung 77.
Ascar/s, Eiverschmelzung 175.
Aschoff, Wundheilung 65, 246.
Ascidien, Regeneration 49, 72, 97 — 99, 161.
— Pfropfung 173, 180.
Aselhis, Antennenregeneration 64.
Astacus, Scherenersatz 121.
Asymmetrie und Transplantation bei Verte-
braten 224.
Atavismus und Regeneration 1 20.
Atyoida, Scherenersatz 121.
Auffrischung von Körperteilen 97, 99.
Auge, beim Okulieren 174.
— Entwicklung u. Regeneration bei Wirbel-
tieren 73.
— Regeneration bei Krebsen 119, 148, 165.
— Transplantation 218 — 221.
Augenganglion, Ersatz bei Krebsen 119, 148.
Ausgesetztheit von Körperteilen und Regene-
ration 56.
Ausgestaltung des Regenerats 77, 143, 145,
146.
Auslösung der Regeneration 141, 145.
Autolytus, Teilung 43, 47.
Autoplastik, Transplantation 171, 172, 176,
178, 180, 264.
Autotomie 41, 52, 55, 64.
Axolotl, Chordabildung 160.
— Extremitätenregeneration 123, 137.
— Regeneration und Nervensystem 152.
Bacillus, Extremitätenregeneration 122, 123.
Balbiani, Regeneration an Protozoen 27,
249.
Banchi, Embryonale Transplantation 213,
214, 265.
B a r d e e n , Heteromorphose bei Planarien 1 1 6.
— • Nervensystem und Regeneration 150.
— Reduktion bei Planarien 95, 256.
— Regeneration und Ernährung 161.
Barfurth, Auslösung der Regeneration
142, 261.
— Doppelbildungen bei Amphibien 134 — 137,
260.
— Extremitäten der Amphibien 123, 260.
— funktionelle Orthopädie 83, 256.
— Kristallregeneration 15, 248, 249.
— Nervensystem und Regeneration 152,,
261.
— Orientienmg des Regenerats 79, 256.
— Regeneration 246, 251.
' — Regeneration im Jugendzustand 159-
160, 263.
— Temperatur und Regeneration 163.
Barsch, Transplantation 229.
Basaler Pol 106, 107, 1 1 i, 168.
Basipetale Impulsion 112.
Bateson, Doppelbildungen 260.
Bauer, Extremitätenregeneration 77.
— Regeneration bei P'roschlarven 49, 253.
— Regeneration im Jugendzustand 160,
263.
— Temperatur und Regeneration 163, 263.
Becken, Verdoppelung 134, 137.
Bedingungen der Regeneration 143.
Begonia , Sproßbildung an Blättern 4, 5,
lOI.
Beinregeneration bei Molchen 49.
Bell, Transplantation 218, 221, 222, 265.
Beneden, E. van, Plasmastruktur und
Polarität 106.
Bert, P., Transplantation 204, 207, 265.
Berthold, Ersatz der Stammspitze bei
Pflanzen 9.
— Polarität bei Pflanzen 107 — 109.
Bethe, Nervenregeneration 152, 216, 261.
Bewegungszustände und Regeneration 146.
Bickford, Tubulär ia 85, 257.
Bildungsstoffe der Regeneration 144.
Bipah'um, Transplantation 177.
— • Umgestaltung von Teilstücken 84.
Birne, Pfropfung 231, 237.
Bittersüß, Pfropfung 231.
Blasenkirsche, Pfropfung 231.
Blasenwand, Transplantation 202, 205.
271 —
Blastula, Verschmelzung 225.
Blattbürtige Sprosse 4 — 7, 10 1.
Blattiden, Regeneration der Füße 122.
Blattspreite, Ersatz 12 — 14.
Blattspreite und Sproßbildung 4 — 7.
Blattstiel und Sproßbildung 4 — 7, 12.
Blütenanomaiien 92.
Blütenstände und Laubtriebe 92.
Blutgefäße, Neubildung 67.
— Vereinigung bei Transplantation 184,
187, 190, 202, 204, 211.
Blutübertragung 230.
Bombinator, Transplantation 214, 215, 228.
Bonn et, Ringelwürmer ( Litmbriculus) 23,
39. 249.
Bordage , Autotomie bei Insekten 53,
253-
— Extremitätenregeneration 63, 64, 122.
— Regeneration bei Phasmiden 51, 122.
Born, Transplantation an Amphibien 180,
181, 183, 184, 187 — 189, 192, 213,
228, 266.
Borsten, Rückbildung bei Anneliden 96.
Bongainvillia, Regeneration 163.
Boulenger, Schuppenersatz bei Reptilien
122.
Boveri, Zellregeneration 25, 28.
Brandt, Regeneration an Protozoen 27, 249.
Braus, Embryonale Transplantation 213
bis 216, 222, 266.
— Nervensystem u. Organbildung 152, 262.
— Seibstdifferenzierung 214, 222.
Bresslau, Darmentwicklung 70.
Bruchfläche in Wirbelkörpern 52.
Bruchgelenk bei Insekten 52 — 54, 64.
— bei Krebsen 52, 57, bei Spinnen 54.
Bryonia, Neubildung der Zellmembran 33.
Bryophylhim, Sproßbildung an Blättern 4.
Bryopsis, Polarität HO — 112, 169.
Bryozoen, Abwerfen der Polypide 53.
Bülow, Regeneration 249.
Buschkiel, Regeneration an Fischflossen
128, 260.
Bütschli, Kristalle und Organismen 15,
248.
Bütschli, Plasmaverschmelzung 265.
Byrnes, Extremitäten der Amphibien 75,
123, 126, 260.
— Gliedmaßenersatz 75, 255.
C.
Calathits, Dreifachbildung 130.
Caltanassa, Scherenasymmetrie 102, 103.
Callosamia, Transplantation 179.
Callus bei Pflanzen 6, 10, 173, 186.
Campaniilaria, Rückbildung der Köpfchen
100, 167.
Carabtis, Dreifachbildung 130.
Carda77iine, Sproßbildung an Blättern 4, 7.
Caridina, Scherenersatz 121.
Carlgren, Regeneration u. Systematik 124.
Carotis, Arteria, Transplantation 211, 230.
Carrel, Transplantation 211, 266.
Carriere, Augenregeneration bei Schnecken
148, 262.
Caulerpa, Meristemplasma 112, 144.
— Polarität 1 1 1, 112.
CauUery, Heteromorphose bei Anneliden
116.
Centrosomen, Lagemng 106.
Cephalopoden, Selbstverstümmelung 53.
Cerfontaine, Pennaria 115, 258.
Cerianthtis, Regeneration 81, 85 — 87, 95,
146, 236.
Cerny, Schneckenfühler, Neubildung 148,
262.
Cerviden, Doppelbildungen 135.
— Geweihbildung 34, 155.
Cetonia, Doppelbildung 130.
Chemotaktische Einflüsse bei der Regene-
ration 162 und Transplantation 187, 188.
Child, Extremitätenregeneration 77, 256.
— Faktoren der Regeneration 146.
— Heteromorphose bei Planarien 116.
— Nervensystem und Regeneration 1 50, 262.
— Regeneration bei Cerianthtis 81, 85 — 87,
95, 146, 256, 257.
— Regulationsvorgänge 87, 95, 252.
Chirurgische Transplantationen 170 — 172,
182, 202, 211.
Chorda dorsalis, Regeneration 95, 125, 142,
148, 160.
Chromalaitnkristalle 17.
Chrysanthemum. Umbildung der Blüten-
blätter 91, 94.
Cihaten, Regeneration 27.
Cilien, Abwerfen 53.
Ciona, Ersatz des Gehirnganglions 72.
— Heteromorphose 116, 11 7-
2-2
Cirrhen, Abwerfen bei Anneliden und Re-
duktion 53, 96.
— Doppelbildung 129.
Clavellina, Polarität 117.
— Regeneration 49, 72, 97, 99, 161.
Colucci, Linsenregeneration 73, 255.
Cönosark, Aufnahme der Köpfchen 100.
Copulieren, Propfen 173.
Cornea, Neubildung 219, 220.
— Transplantation 202, 205, 206, 230.
Crampton, Transplantation an Lepido-
pteren 179, 180, 192, 228, 232, 266.
Craniopagen, Transplantation 181.
Crinoiden, Regeneration u. Systematik 124.
Cristiani, Transplantation 206, 230, 266.
Ctenodrtlits, Teilung 44, 47, 156.
Cucurbita, Neubildung der Zellmembran 33.
Cyclamen, Blattregeneration 12.
Cytisiis, Pfropfung 239.
Cytoplasma, Struktur und Polarität 105.
Czwikili tzer, Ophryotrocha 96, 257.
Darmkanal, inverse Lage nach Transplan-
tation 223.
— Vereinigung bei Transplantation 184,190,
202, 205.
— Regeneration 60, 67 — 71.
Datlira, Pfropfung 231.
Dauerkurzschwänze bei Amphibien 128.
Davenport, Regeneration und äußere Ein-
flüsse 166, 263.
Davis, Regeneration und Chorda 142, 262.
Defektive Bildungen 124.
Degenerationsvorgänge 95 — 99.
Dekapoden, Augenregeneration 1 19, 148, 165.
— Extremitätenregeneralion 72.
Delage, Regeneration 246, 251.
— Transplantation 264, 266.
Dermatogen der Pflanzenwurzeln 10.
Destruktive Restitution 95, 96, 98.
Determinationsproblem 76.
Differenzierung und Regeneration 143.
Dimensionsänderungen 146.
Dimon , Heteromorphose bei Anneliden 1 16,
258.
Dimorphismus der Actinien 124.
Dissepimente, Neubildung 67.
Doppelbildungen 11, 129.
Doppelfinger 135.
Doppelgliedmaßen 129.
Doppelschwänze 130.
Dorsoventralvereinigungen , Transplantation
192.
Dowman, Transplantation 211, 230, 268.
Dragendorff, Regeneration 263.
Dreifachbildungen 129, 131, 132, 134.
Driesch, äquifinale Regulation 71, 98.
— Amphiglaena 48, 50.
— Auslösung der Regeneration 141.
— Clavellina , Regeneration 72, 97, 99,
161, 253.
— Embryonale Transplantation 225,226,266.
— Etappen der Regeneration 77, 127.
— Extreniitätenregeneration 77.
— Kristalle und Organismen 15, 248, 249.
— Orientierung des Regenerats 79, 80, 256.
— Polarität 113, 117.
— Regulationsvorgänge 87, 246, 256, 257.
— Regeneration 246, 251.
— Regulatorische Reduktionen 95.
— Reparation 35.
— Restitutionen 88, 252, 255, 256, 257.
— Richtungsreize 188.
— Schwerkraftwirkung 169.
— Transplantation an Hydroiden 196 — 199,
266.
— Tubulär ia, Umformung 85, 257.
— Umkehr der Lebensvorgänge 99.
— Wesen der Regeneration 145.
— Wiederholte Regeneration 49, 50, 253.
Drillingsbildungen 130.
Drosera, Sproßbildung an Blättern 4, 6, lOi.
Druck in den Geweben 146.
Druckwirkung 162.
Drüsen, Transplantation 202, 205, 206.
Duhamel, Polarität bei Pflanzen 107.
Dunkelheit und Regeneration 163 — 165.
Duyne, van, Heteromorphose bei Planarien,
116, 139, 259.
Echinodermen, Nervensystem und Regene-
ration 150.
— Regeneraiionskraft 24, 147.
— Transplantation 171, 177, 225.
Echhuis, Eiverschmelzung 175.
Echte Regeneration 9, 14, 35, 97, 161.
2/0
I
Edelauge, Pfropfen 173.
Edelreis, Pfropfung 173.
Eidechse, Doppelschwänze 130, 133, 134.
— Transplan lion 229.
Eidechsenschwanz, Regeneration 52, 1 22, 125.
Eier, Hersteilung von Bruchstücken 25, 28.
— polare Gestaltung lOb.
Eimer. Medusenregeneration 251.
Eingeweidesack der Ascidien, Regeneration
72, 99-
Einpflanzung von Körperteilen 196 — 201,
202 — 212, 213 ff., 229 ff.
Einschmelzung von Organen 98, 161.
Einsiedlerkrebs, Regeneration 56, 57, 58.
Eisenia, Schwanzregeneration 80.
Elodea, Neubildung der Zellmembran 33.
— Zellregeneration 25.
Elytren, Abwerfen bei Anneliden 53.
Embryonalanalyse 215, 224.
Embryonalentwicklimg und Regeneration 67,
72, 76.
Embryonale Transplantation 20, 213 — 226,
229.
— Zellenkomplexe 5, 6, 76, 94, 100, 156.
Enddarm, Regeneration 67 — 70.
Energie der Regeneration 147.
Entdifferenzierung 99, 100.
Entwickiungszustand und Regeneration 67,
72, 76, 155. 159-
Epheu, Polarität 109.
Epidermis, Neubildung 34.
Epidermiszellen und Vegetationspunkte 5, 6,
8, loi.
Epiniorphose, jMorgan 35, 88.
Erdorchidoeen, Knollenbildung 4.
Eriphki, Scheren-Dreifachbildung 129.
Ernährung und Regeneration 161.
Ersatzdeterminanten 144, 146.
Etappen der Regeneration 77, 127.
Endendr luiji, Regeneration 163, 164.
Eupagurns, Extremitäienregeneration 56.
Exkretioiisapparat, Transplantation 202.
Extremitäten, Regeneration 5 I, 54, 56, 77, 1 25.
— Transplantation 213 — 215.
Faktoren der Regeneration 141, 162.
Faktorenpolarität 113.
Farnblätter, Regeneration 13.
Korscheit, Regeneration u. Transplantation.
Farnblätter, Sproßbildung 4.
Farnprothallien, Zellregeneration 25.
Federn, Ausfallen und Ersatz 34.
Fettgewebe, Transplantation 202.
Fichte, Pfropfung 238.
Fiederblätlchen, Entfernung bei Robinia 90.
Figdor, Blattregeneration 12 — 14.
Fingerspitze, Transplantation 204.
Fische, Regeneration 51, 82, 95, 117, 128,
159-
Fischel, Doppelbildung dei- Linse 135, 255.
— Linsenregeneration 73.
Flagellen, Abwerfen 53.
Fließende Kristalle 15. 19, 21.
Flossen, Regeneration 51,82, 117, 128, 159.
Flüssige Kristalle 15, 16, 19 — 21.
Flüssigkeitsdruck 146.
Flußkrebs, Scherenersatz 121.
Foraminiferen, Transplantation 175.
Forelle, Doppelbildung 136, 139.
Formative Reize 152, 155.
Formbildende Stoffe bei der Regeneration 1 44.
Formveränderung und Regeneration 146.
Forsmann, Richtungsreize 188.
Fortpflanzung und Regeneration 155.
Frazeur, Regeneration und äul^ere Ein-
flüsse 166.
Fredericq, Autotomie bei Insekten 53,
25', 254.
Friedrich, Autotomie und Bruchgelenk
bei Spinnen 54, 5b, 254.
— Krallenersatz bei Spinnen 122.
Froschlarven, Doppelbildungen 134 — 137.
— Gliedmaßenersatz 75, 160.
— Regeneration und Nervensystem 152 —
154-
— Schwanzregeneration 79, 82.
Fühler, Neubildung bei Schnecken 148.
Funktionelle Entwicklung 154.
— Orthopädie 83.
— Regulation 1 46.
— Transplantation 212.
Furchung, rückschreitende lOO.
Fußstummel, Reduktion und Regeneration 96.
G.
Gabelschwanz 133, 134.
Gaillardia, Neubildung der Zellmembran 33.
Ganglienzellen, Nervenregeneration 216.
18
•74
Ganglion opticum, Regeneration 119, 148.
Gänsekresse, Pfropfung 231.
Ganzembryo 76.
Garbo wski, Embryonale Transplantation
225, 266.
Garneelen, Scherenersatz 121.
Garre, Transplantation 211, 245, 266.
Gartenhybride von Achüneties 158, 159.
Gast, Regeneration von Pennaria 38, 48,
115, 251.
Gastropoden, Regeneration 122.
Gehirn, Verlagerung bei Planarien 83.
Gehörorgan, Transplantation 222, 223.
Gelasimus, Doppelbildung der Schere 129.
Genitalapparat, Regeneration 60, 155.
Geotropismus und Regeneration 169.
Gerassimoff, Kern imd Cytoplasma 250.
Geschlechtscharaktere und Regeneration 155.
Geschlechtszellen, polare Gestaltung 106.
Gesneriaceen, Fortpflanzung 157.
Gespenstheuschrecken, Beinregeneration 122.
Gewebsumlagerung bei Regeneration 195.
Gewebszellen, polare Differenzierung 106.
Geweih, Abwerfen und Neubildung 34.
— Regeneration l)ei Kastration 155.
Giard, hypotypische Regeneration 121.
— Regeneration bei Pleiirodeles 123.
— Transplantation 171, 180, 264, 266.
Gipfeltrieb, Transplantation 238.
Glaucoma, Transplantation 174.
Gliedertiere, Regenerationsfähigkeit 5 i .
Gliedmaßen, Doppelbildung 130, 134 — 137.
— Regenerationsfähigkeit 5 i .
Gliedmaßenskelett nach Regeneration 123,
125.
Gobio, Transplantation 208.
Godelmann, Autotomie bei Insekten 53,
254-
— Bacilhis 122.
Godlewski, Nervensystem und Regene-
ration 153, 262.
— Regeneration von Pet^uaria 38, 48, 115,
251-
■ — ■ Tiibularia 85, 257.
Goebel, Achniieiies, Stecklinge 157 — 159,
263.
— Aequipotentialität pflanzlicher Zellen 100.
— Blattregeneration 12, 247.
— Ersatz aus Nebenknospen 4.
Goebel, Polarität bei Pflanzen 107 — 109.
118.
— — der Zelle 106.
— Regeneration 246, 247, 254.
— — und Anpassung 61, 254.
— Sproßbildung an Blättern 4 — 7.
— Sproßbildung und Fortpflanzungszustand
158, 263.
— Stoffwanderung in der Pflanze 106, 118,
HS-
Gold färb. Licht und Regeneration 164,
263.
Goldfisch, Transplantation 229.
Goldregen, Pfropfung 239.
Goldstein, Nervensystem u. Regeneration
153, I54> 262.
Gonionennts, Regeneration 126, 127.
Gradation, Abstufung des Bildungsmaterials
118.
Graf, rückschreitende Furchung 100, 257.
Graff, L. v., Teilung der Turbellarien 43,
253-
Grafting, Propfung 1 70.
Granulationsgewebe 65.
Greffe, Pfropfung 170.
Gregarinen, polare Differenzierung 106.
Gregorieff, Transplantation 209, 266.
Groß, O., Transplantation 208, 229, 266.
Gruber, Regeneration an Protozoen 27 — 32,
105, 249.
Gründling, Transplantation 208.
Guettard, Regenerationsversuche an nie-
deren Tieren 23.
Haare, periodisches Ausfallen und Ersatz 34.
Haarsterne, Autotomie 53.
— Doppelbildung 129.
— Regeneration 73.
— Transplantation 234.
Haase, Tnhifex, Darmneitbildung 68, 254.
Haberlandt, Kern und Cytoplasma 250.
Haeckel, Kometenform der Seesterne 252.
— Kristallregeneration 15, 248.
Hahn, Regeneration und Systematik 124.
Hahn, Transplantation 204, 209.
Hahnensporn, Transplantation 170, 204.
Halbem br\'o 76.
Handknochen, Transplantation 206.
— 275 —
Harnleiter, Transplantation 211.
Harper, Styluria, Regeneration 155, 263.
Hargitt, Medusenregeneration 126, 251,
260.
— Tentakeldoppelbildung 129.
— Transplantation an Hydroiden 176, 266.
Harri son, Regeneration und Nervensystem
152, 262.
— Embryonale Transplantation 180, 213,
216—218, 229, 232, 234, 243, 266.
Hatschek, Transplantation von Pelomyxa
175-
Hauptsproß der Pflanzen 3, 102.
Haustiere, Geschlechtscharaktere 155.
Haut, Transplantation 202 — 204, 229.
Hautepithel, Regeneration 95.
Hautmuskelschlauch, Neubildung 67.
— Vereinigimg bei Transplantation 185, 190.
Häutung, Arthropoden und Vertebraten 34.
Hazen, Heteromorphose bei Anneliden 116.
— Transplantation 243, 266.
Heape, Transplantation 235, 266.
Hefferan, Transplantation an Hydra 176,
196, 197, 266.
Heidenhain, Plasmastruktur und Polarität
106.
Helianthus, Stammspitze 9.
— Stengelknollen 90.
Helligkeit und Regeneration 163 — 165.
Helodrilits, Doppelbildung 131.
Herbst, Augenregeneration 119, 165.
— Blastulaverschmelzung 225.
— Extremitätenregeneration 77.
— Formative Reize 155, 263.
— Heteromorphose bei Dekapoden 119.
— Regeneration und Atavismus 121, 123.
— Regeneration und äußere Einflüsse 166.
— Richtiingsreize 188.
— Sexualcharaktere 155, 263.
Herlitzka, Transplantation 209, 266.
Hertwig, O., Potenzen der Zellen 145.
— Regeneration und Anpassung 61, 254.
— Transplantation 265.
— R., Kern und Cytoplasma 250.
Herz, inverse Lage nach Transplantation 223.
Hesc heier, Lumbrtcus, Darmneubildung
68, 254.
— Orientierung des Regenerats 79, 256.
Heterochelie bei Dekapoden 121.
Heteromorphosen bei Amphibien 244.
— bei Anneliden 116, 243.
— bei Arthropoden 117, 119.
— bei Certanthtis 114.
— bei Dekapoden 119.
— bei Fischen 117.
— bei Hydroidpolypen 114.
— bei Infusorien II4.
— bei Pennaria 49, 115.
— bei Planarien 115, 116.
— bei Tiibiilaria 113 — 115.
— bei Vertebraten 117.
Heteromorphosis 36.
Heteroplastik, Transplantation 171, 177, 178,
200, 227 — 230, 264.
Hildebrand, Blattregeneration 12, 247, 248.
Hines, Nervensystem u. Regeneration 153,
262.
Hippel, Transplantation 265, 266.
Hirsche, Geweihbildung 34, 155.
Hirschler, Regeneration im Puppenzustand
160, 263.
Hirudineen, Regeneration 50, 59.
Histologie der Transplantation 186.
Hoden, Kompensatorische Hypertrophie 105.
— Regeneration 60.
— Transplantation 202, 206, 209.
Hof er, Regeneration an Protozoen 27, 31,
249.
Hoff mann, R. W., Liimbri'cus, Darment-
wicklung 68, 255.
Holothurien, Selbstverstümmelung 53.
Homomorphosis 36.
Homoplastik, Transplantation 171, 172, 177,
178, 180, 264.
Hornhaut, Transplantation 202, 205, 206, 230.
Hübner, Regeneration 254.
Hühnerbein, Transplantation 204.
Hund, Transplantation 211, 230.
Hungerwirkung, Reduktion 99.
Hydra, Fortpflanzung und Regeneration 156.
— Hungerwirkung 99.
— Knospung 45, 46.
— Regeneration 22, 36, 83, 89, 125, 143,
163, 164.
— Transplantation 170, 171, 175, 184, 192
bis 198, 227, 241.
— Umgestaltung der Teilstücke 83.
Hydranthenbildung bei Hydroiden 48.
18*
176
Hydroides, kompensatorische Regulation 103.
Hydroidpolypen, Abwerfen der Köpfchen 53.
— Differenzen der Regeneration in verschie-
denen Körperregionen 48.
— Licht, Temperatur und Regeneration 163
bis 165.
— Reduktionen 95.
— Regeneration 80, 163 — 169.
^- Schwerkraftwirkung und andere äußere
Einflüsse auf die Regeneration 165 — 169.
— Transplantation 171, 176, 183, 192 bis
199, 225, 241.
— ungeschlechtliche Fortpflanzung 156.
Hypertrophie, kompensatorische 104, 151.
Hypotypische Regeneration 121.
Janse, Meristemplasma 112, 144.
— Polarität bei Pflanzen 107, iii, II2.
Janssens, Blastulaverschmelzung 225, 267.
Jensen, Transplantation an Protozoen 175,
267.
Implantation 152, 170, 212.
Impulsion, basipetale 112.
Indifferenter Zustand der Zellen 100.
Infloreszenzen und Laubtriebe 92, 238.
Infusorien, polare Differenzierung 106.
— Regeneration 27, 34, 83.
— Transplantation 174.
Innere Organe, Regeneration 59.
Insekten, Doppelbildungen 129, 130.
— Regeneration 52, 53, 56, 77.
— Transplantation 183.
Inverse Lage, Transplantation 190 — 194,
198—201, 223, 224, 243.
Joest, Einheilung kleiner Körperstücke 200.
— heteroplastische Vereinigungen 227, 228,
233-
— Nervensystem und Regeneration 149,
191, 192, 262.
— Spezietät bei Transplantation 232, 233.
— Transplantation an Lnmbriciden 148, 177)
178, 188 — 191, 200, 267.
— Umkehrung der Polarität 191.
Johannisapfel, Pfropfung 237.
Jordan, Kristallregeneration 248.
Jost, Pfropfung 231, 246, 267.
Iris und Linsenersatz 74.
Ishikawa, Regeneration von Hydra 195.
Isopoden, Extremitätenregeneration 72.
Jugend und Regeneration 159 — 161.
Jussieu, B. de, Regenerationsversuche 23.
Iwanow, Lunihricnbis^ Regeneration 255.
K.
Kaliumalaunkristalle 17.
Kammerer, Regeneration bei Amphibien-
larven 160, 263.
Kampf der Teile imd Gewebe bei der Re-
generation 99, 128, 143, 212.
Kaninchen, kompensatorische Hypertrophie
105.
— Transplantation 209, 229, 230, 235.
Kartoffel, Knolienbildung an Laubsprossen
90, 91.
— Pfropfung 231, 237.
Kastration , Regeneration und Geschlechts-
merkmale 155-
Katze, Transplantation 229, 230.
Keimblätter und Regeneration 68.
Keimdrüsen und Regeneration 155.
— Transplantation 207, 209.
Kellogg, Lrnckin, Regeneration 252.
Kennel, J. v., Teilung und Knospung 253.
— Teilung von Ctenodrihis 44, 253.
Kern, Einfluß auf die Regenerationsvorgänge
an der Zelle 30 — 34, 250.
Kernplasmarelationen 250.
Kiemenkorb der Ascidien, Regeneration 72,
97' 99-
King, Asterias, Regeneration 252.
— Hydra, Regeneration 251.
— Licht und Regeneration 164, 264.
— Nervensystem und Regeneration 150,262.
— Transplantation an Amphibien 218.
— ■ Transplantation an Hydra und Hydroid-
polypen 176, 193 — 198, 267.
Klebs, Blütenanomalien 92, 257.
— Blütenstände und Laubtriebe 92, 257.
— Neubildung der Zellmembran 32, 33.
— Polarität bei Pflanzen 107, 109.
— Umwandlung von Pflanzenteilen 92, 247,
257-
— Zellregeneralion 25, 250.
Klee, Blattstellung 102.
Knauer, Transplantation 209, 267.
Knoblauchskröle, Doppelbildung 137.
Knochen, Transplantation 202, 205 — 207.
— 277
Knochenfische, Transplantation 208.
Knollen an Laubsprossen 90.
Knorpel, Transplantation 202, 205 — 207.
Knorpelstab im regenerierten Eidechsen-
schwanz 125.
Knospung und Regeneration 45.
Knowlton, Temperatur und Regeneration
163, 264.
Kny, Ersatz der Stammspitze bei Pflanzen
9, 247.
— Polarität bei Pflanzen 107, 109.
Kohl, Pfropfung 231.
Kometenform der Seesterne 40, 41.
Kompensation 102, 104.
Kompensatorische Hypertrophie 104, 151.
— Regulation loi.
Koniferen, Pfropfung 174.
— Stammspitze 3, 102, 238.
Kontaktwukung, Regeneration 162, 167.
Kopfstücke, Vereinigung 178, 189.
Kopsch, Doppelbildung an der Forelle 136,
139, 261.
— Regeneration am Hühnchen 159, 263.
Kopulieren bei Pflanzen 173, 174.
Körperepithel, Neubildung 66, 67.
— Vereinigung bei Transplantation 185,
190.
Korscheit, Ausbildung der Regenerate 78.
— Defektive Regenerate 144.
— Doppelbildungen 131, 132, 259.
— Einschmelzung von Zellenmaterial 89, 94.
— Heteromorphosen bei Anneliden 116, 131,
132.
— Heteroplastische Vereinigungen 227, 228,
232.
— Kern und Cytoplasma 251.
— Lebensdauer nach Transplantation 172,
177, 178, 191.
— Linckia, Regeneration 40, 41.
— Ophryotrocha, Eiverschmelzung 175.
— Orientierung von Regeneraten 80, 142.
— Regenerationsenergie 147.
— Regeneration und Ernährung 162.
— Regenerationsvermögen der Lumbriciden
48, 78, 257.
— Regulationsvorgänge bei Lumbricus 89.
— Reizleitung nach Transplantation 190.
— Spezietät bei Transplantation 232, 233.
— Temperatur und Regeneration 162.
Korscheit, Transplantation der Lumbri-
ciden 172, 177, 178, 190, 267.
— Überwiegen einzelner Organsysteme bei
der Regeneration 144.
— Wundfläche und Regenerat 142, 143.
— Zellverschmelzungen 175.
Kotyledonen, kompensatorische Regeneration
102.
Krabben, Autotomie 52.
— Scherenasymmetrie 103.
Krallen, Regeneration bei Spinnen 122.
Krebse, Autotomie 52, 53.
— Regenerationsvermögen 52, 56, 147.
— Scherendoppelbildung 129.
Kristallregeneration 14 — 27.
Krötenlarven, Doppelbildungen 134 — 137.
— Organbildung 152.
— Transplantation 213 — 215, 228, 229.
Küster, E., Transplantation 204, 267.
Küster, E., Zellregeneration 25, 24b, 250.
L.
Lacerta, Gabelschwänze 134.
Lang, A., Plasmaverschmelzung 265.
— Teilung und Knospung 253.
Längsmuskeln, Neubildung 67.
Laubtriebe an Blättern 4 — 7, 158.
— und Infloreszenzen 92, 238.
Leber, kompensatorische Hypertrophie 105.
— Regeneration 60.
— Transplantation 206.
Lehmann , O., flüssige Kristalle 15, 19, 248.
— Kristalle und Organismen 15, 248.
— Kristallregeneration 19, 248.
Lepidopteren, Transplantation 171, 179, 192.
Leptoplana, Nervensystem und Regeneration
150.
Levy, Transplantation 218, 222, 267.
Lewis, Embryonale Transplantation 213,
218, 229, 267.
— Transplantation 1 80.
Libellenlarven, Extremitätenregeneration 77.
Lichtwirkung auf die Regeneration 162, 163.
Liebesapfel, Pfropfung 231.
L i 1 i i e , Ernährungund Regeneration 1 6 1 , 264.
— Pharynxneubildung 69, 96, 255.
— Regeneration an Planarien 39, 69, 96,
161, 163, 252, 255, 257, 264.
— Regeneration an Protozoen 27, 28, 249.
2/8
Lillie, Temperatur u. Regeneration 163, 264.
Limicole Oligochaeten, Autotomie 41.
— Regeneration 39, 50, 59, 66, 77, 125,
162, 166.
— Teilung 42, 43.
— wiederholte Regeneration 50.
Limon, Transplantation 267.
Lmckt'a, Neubildung der Arme 40.
Lindemuth, Pfropfung und Spezietät 237,
267.
Linse, Doppelbildung 133 — 135.
Linsenregeneration bei Vertebraten 73, 74,
141, 219 — 221.
Lode, Transplantation 209, 267.
Loeb, J., Gellirnersatz bei Ciona 72, 255.
— Hetetomorphose bei Ascidien 116 und
Cölenteraten 114.
— Kern und Cytoplasma 251.
— Licht und Regeneration 163, 164, 264.
— Nervensystem und Regeneration 153,
262.
— Polarität 113.
— Rückbildungsvorgänge 100, 257.
— Schwerkraftwirkimg und andere äußere
Einflüsse auf die Regeneration 165 — 169,
264.
Loeb, L., Hauttransplantation 203, 267.
Lopriore, Ersatz der Stammspitze bei
Pflanzen 9, 247.
— Wurzelregeneration bei Pflanzen 10, 247.
Lösungsdreiecke bei d. Kristallregeneration 17.
Lumbriciden, Transplantation 148, 171, 172,
177, 178, 184 — 189, 190 — 192, 200,
227, 232, 243, 244.
Lunibriculus, Autotomie 41, 44.
— Ergänzung aus dem Regenerat 50.
— Regeneration 39, 66, 77, 78, 156.
— Regeneration und Fortpflanzung 156.
— wiederholte Regeneration 50.
Lumbricus, Regeneration 66, JJ, 78, 89.
— wiederholte Regeneration 50.
— Transplantation 178, 190, 191, 228,233.
Lunge, Regeneration 60.
Lupine, Blattstellung 102.
Lycopersicum, Pfropfung 231.
Lymphdrüsen, Regeneration 60.
— Transplantation 206, 210.
Lyonet, Regenerationsversuche an Ringel-
würmern 23.
Maas, O., Augenersatz bei Krebsen 120.
— Nervensystem und Regeneration 149.
— Potenzen der Zellen 145.
— Regeneration 246.
Magnus, Regeneration 246.
Malven, Pfropfung 238.
Mamma, kompensatorische Hypertrophie 105.
— Transplantation 208, 209.
Margeiis, Kontaktwirkung 167.
Marchand, Mißbildungen 261.
— Wundheilung 65, 246.
— Transplantation 186, 204, 207, 246, 264,
265.
Mattiesen, Planarien, Darmentwicklung 70.
255-
Mattkas, Transplantation 211, 230, 268.
Mäuseschwanz, Transplantation 207.
Maximow, Richtungsreize 188.
Mazolleni, Regenerationsversuche an
Ringel Würmern 23.
Mechanische Einflüsse bei der Regeneration
146, 162.
MeduUarplatte, Transplantation 221 — 224.
Medusen, Doppelbildung von Tentakeln 129.
— Regenerationsverm(')gen 51, 126.
— Teilung 46.
— Transplantation 176, 177, 192.
Meerschweinchen, Transplantation 209, 229.
Mehlkäfer, Regeneration im Larvenzustand
160.
Mehrfachbildungen 129.
Membranbüdung 25, 33.
Mencl, Transplantation 218, 267.
Mensch, Transplantation 172, 180, 182, 202
bis 206, 230.
Meristemplasma 112, 144.
Meristemzustand bei Pflanzen 5, 10 1.
Mesnil, Heteromorphose bei Anneliden 1 16.
Metamorphosen von Pflanzenteilen 92.
Metazoen, Regeneration 25, 30, 36.
Metschnikoff , Blastulaverschmelzung 225.
Meyer, A., Pfropfung 239, 267.
Microstovta, Teilung 42, 43, 47, 156.
Mi ehe, Zellregeneration 250.
Milchdrüsen, kompensatorische Hypertrophie
105.
— Transplantation 208, 209.
— 279 —
Milz, Transplantation 2o6.
Minckert, Ciinoiden, Systematik und Re-
generation 124.
Mingazzini, Gehirnersatz bei Ascidien 72,
255-
Mitteldarm, Regeneration 67.
Modiola, Pfropfung 238.
Mollusken, Regenerationsvermögen 24.
Monatjifroptera, Bruchgelenk 54.
— Fußregeneration 122.
— Gliedmaßenregeneration 64.
Monocotyledonenwurzel, Ersatz 10.
Monophyllea, Kompensatorische Regulation
102.
Moosblätter, Zellregeneration 25.
Monti, Planarienregeneration 150, 262.
Morgan, L. V., Transplantation an Planarien
rien 177, 192, 200, 242, 267.
Morgan, T. H., Doppelbildungen an Piana-
rien 139, 140.
— Embryonale Transplantation 225.
— Heteromorphose bei Anneliden und Plana-
rien 116, 139, 243.
— Kompensatorische Regulation 102, 257.
— Kristallregeneration 15, 248.
— Medusenregeneration 126, 251.
— Morphallaxis 35, 83, 84.
— Nervensystem und Regeneration 149, 150,
262.
^- Orientierung des Regenerats 79, 80, 256.
— Planarienregeneration 38, 84, 150, 161,
252.
— Polarität 1 18.
— Regeneration 246, 251.
— Regeneration an Protozoen 27, 28, 30,
249.
— Regeneration und Anpassung 56, 254.
— Regeneration und Chorda 142.
— Regulationsvorgänge 87, 254, 257.
— Schwerkraftwirkung 169.
— Transplantation, Amphibien 180, 234,
243^ 267.
— Transplantation an Planarien 177, 267.
Morphallaxis 35, 84, 87, 88.
M ü 1 1 e r , C, Ergänzung aus dem Regenerat 50.
— Regenerate von Liimbriculus und Titbi-
fex 78.
— Tuhifex, Dreifachbildung 132.
— wiederholte Regeneration 50.
Müller, E., Linsenregeneration 73, 255.
— Fr., Scherenersatz bei Krebsen 121.
— O. Fr., Regenerationsversuche an Ringel-
würmern 24, 249.
— • W., Knochentransplantation 206, 267.
Muscheln, Selbstverstümmelung 53.
Muskeln, kompensatorische Hypertrophie 105.
— - Transplantation 202, 205, 206.
Muskulatur, Neubildung 67, 95.
— Regeneration 60.
Myriopoden, Regenerationsvermögen 52.
N.
Nahnmgszufuhr bei Regeneration 162.
Nais^ Regeneration 66.
— Teilung und Regeneration 43, 47.
Narbengewebe, Granulationsgewebe 65, 183,
185, 186.
Nase, Transplantation 204.
Nasenanlage, Transplantation 222.
Nasturtiu7n, Laubsprosse an Blättern 4.
Naturzüchtung imd Regeneration 58.
Nebennieren, Transplantation 206.
Nebenregenerate 133.
Nebensprosse der Pflanzen 3.
Neger, Hautübertragimg 203.
Nematoden, Regenerationsfähigkeit 5 1 .
Nemec, Regeneration 246.
— Wurzelregeneration bei Pflanzen 10, 247.
Neomorphosis 88.
Neotenische Larven, Regeneration 160.
Nephridien, Neubildung 67.
Nervenregeneration 152, 215.
Nervenstümpfe, Vereinigung 187, 204.
Nervensystem, Neubildung 59, 67.
— und Regeneration 120, 125, 148, 191,
192, 215.
— Vereinigung nach Transplantation 184,
187, 190, 192.
Nerven, Transplantation 202.
Neubildungsvorgänge 29, 87, 88, 90, 98.
Niere, kompensatorische Hypertrophie 105.
Nieren, Regeneration 60.
— Transplantation 202, 206, 211.
N o 1 1 , Bryopsis 1 1 o .
— Polarität bei Pflanzen 107, iio.
Notregenerate 128.
Nusbaum Anneliden, Darmneubildung 68,
255-
28o —
N US bäum, Regeneration an Fischen 95,
117, 159, 257, 264.
— ■ — bei Hirudineen 50, 59.
— — und Anpassung 58, 254.
Nußbaum, Regeneration an Protozoen 27,
250.
Hydra 195, 251.
Nvinphaea, Laubsprosse an Blättern 4.
Obstsorten, Pfropfen 174.
Occasionelle Regeneration 35.
Oculieren 173, 174.
Ösophagus, Neubildung 70.
Ohrmuschel, Transplantation 204.
Oligochaeten, Regenerationsfähigkeit 50, 77,
125, 128, 147, 162.
Oniscus, Antennenregeneration 63, 72.
Ontogenie und Regeneration 67.
OpercLilum bei Hydroides 103, 104.
Ophyoglypha, Regeneration 147.
Ophryotrocha, Eiverschmelzung 175.
— Regeneration und Reduktion 96.
Oppositionsstellung, Transplantation 181.
Orbitolttes, Transplantation 175.
Organisationshöhe und Regeneration 50.
— — Transplantation 183.
Organotaktische Einflüsse bei der Regene-
ration 162.
Organotaxis, Transplantation 187.
Organreserven bei Pflanzen 4.
Organüberpflanzung 182.
Organvereinigung, Transplantation 183 — 188,
192, 202 — 211.
Organverlagerung 83.
Orientierung der Regenerate 79, 80, 133, 142.
Orthopädie, funktionelle 83.
Orthopteren, Extremitätenregeneration 122.
Ost, Antennenregeneration bei Oniscus 63,
72, 255.
Ovarien, Transplantation 202, 206, 209.
Oxalis, Knollenbildung an Laubsprossen 90.
P.
Palaeniotz, Gliedmaßenersatz 56.
— Heteromorphose 119.
Palimir-iis, Heteromorphose II9.
Panachüre 238,
Paraazoxyzimtsäure-Äthylester 19, 20.
Paradiesapfel, Pfropfung 237.
Parallelvereinigimgen, Transplantation 178,
188.
Parapodien, Rückbildung 97.
Passiflora, Sproßbildung an Blättern 7, 158.
— — — Ranken 7.
Pathologische Regeneration 35.
Peebles, Licht, Temperatur und Regene-
ration 163, 164, 264, 267.
— Regeneration von Hydra 37,89,163,251.
— Transplantation an Hydra und Hydroid-
polypen 176, 193, 199.
Pc'lobatt's, Mehrfachbildung 136, 137,
Pelomyxa, Transplantation 175.
Pennaria, Regeneration 38, 49, 163, 164 —
167.
Pentadactyle Extremität, Regeneration 123.
Pentamere Insektenfüße, Ersatz 122.
Pericambium der Pflanzenwurzeln 10, 11.
Periost, Transplantation 202.
Peristom, Regeneration 27 — 29, 34.
— Verlagerung bei Stentor 29, 83.
Peritoneum, Transplantation 206, 209.
Peters, Ersatz der Stammspitze bei Plauzen
9, 247.
Pfeffer, W., Pfropfung 246, 265.
— Regeneration 246.
Pflanzen, Regeneration 3, 47.
Pflanzen, Transplantation 173, 186, 188,
231, 236.
Pfropfbastard 239.
Pfropf hybride 238, 239.
Pfröpfling 174, 186, 238.
Pfropfreis 173, 186.
Pfropfimg 170—174, 231.
Phagocata, Pfropfung 201, 242.
— Pharynxbildung 96.
Phalangen, Vermehrung 135.
Pharynx, Neubildung 69, 75, 95, 96.
— Rückbildung 95, 96.
— Verlagerung bei Planarien 83.
Phasma, Extremitätenregeneration 122.
Phasmiden, Antennenregeneration 63.
— Regenerationsvermögen 51, 52, 54.
Philosnmia, Transplantation 179.
Phor Ollis, Darmersatz 70.
— Selbstverstümmlung 53.
Phycomyceten, Zellregeneration 25.
Physalis, Pfropfung 231,
28l
Physiologische Regeneration 34, 35.
Picea, Pfropfung 238.
Pischinger, kompensatorische Regulation
102, 257.
Pistada, Pfropfung 237.
Planaria, Regeneration 38, 80, 82 — 84, 88,
125, 150, 161, 162, 163.
Planarien, Doppelbildungen 132, 139, 140.
— Hungerwirkungen 99, 161.
— Nervensystem u. Regeneration 150.
— Pharynxneubildung 69, 96.
— Transplantation 171, 177, 183, 192,200,
242.
— Umgestaltung der Teilstücke 84, 88.
Plasmogamie 175.
Plasmolyse und Regeneration an der Zelle
25.
Plerom der Pflanzenwurzeln 10, 11.
Pl£itrodeles, Extremitätenregeneration 123.
Podoco7-yne, Regeneration 165.
Polarität 105, 1 18, 187, 191, 195, 241 — 243.
— des Pflanzenkörpers 107.
— der Zelle 106.
Poll, Transplantation 206.
Pollenschläuche, Zellregeneration 25.
Polychaeten, Regenerationsfähigkeit 50, 96.
— Teilung 42, 43.
Polydactylie, künstliche 135.
Polypen, Doppelbildung 129.
— Regenerationsvermögen 24, 51, 146, 161,
162— 167.
Polypodium, Blattregeneration 14.
Polysiphonia, Polarität iil.
Ponfick, Leberregeneration 60, 254.
Popuhis, Sproßbildungen an Wurzeln 8, 107.
Porcellana, Augenregeneration 120.
Porhimts, Scherenasymmetrie 102, 103.
Postgeneration 76, 136.
Potenzen der Zellen 145.
Prantl, Ersatz der Wurzelspitze bei Pflanzen
10, 247.
Proctodaeum, Regeneration 67.
Protoneniazelleti, Membranneubildung 33.
Protoplasmaverbindungen 174.
Protozoen, Autotomie 52.
— Regeneration 27 — 32, 105.
— Transplantation 174.
Provisorische Regeneration 35.
— Wundheilung 63, 66.
Prowazek, Regeneration an Protozoen 27,
30, 250.
— Transplantation, Protozoen 174, 267.
Przibram, Antedon, Transplantation 234.
— Echinodermentransplantalion 177.
— - Kristallregeneration 15, 17, 18, 248, 249.
— Nervensystem u. Regeneration 150, 262.
— Ophryotrocha 96.
— Regeneration 246, 247, 254.
— — bei Antedon 73.
— — und Anpassung 56, 254.
— Scherenasymmetrie bei Krebsen 102, 151,
258.
— Scherendoppelbildung 129, 261.
— Sphodromantis 85, 257.
Pseudopodien, Transplantation 175.
Puppen, Transplantation 171, 179, 180,
182, 192, 200.
Puppenzustand, Regeneration 160.
Qu.
Quitte, Propfung 231, 237.
Rabes, Nervensystem und Regeneration
149, 262.
— Transplantation an Lumbriciden 177, 186,
268.
Radiolarien, Transplantation 175.
Radiumstrahlen und Regeneration 165.
Rana, Mehrfachbildung 135.
— Transplantation 180, 181, 217 — 219,
228, 234, 244.
Rand, Annelidenregeneration 255.
— Regeneration von Hydra 89, 257.
— Transplantation an Hydra 176, 196, 268.
Ranken, Neubildungen 7, 8.
Raphiderzis, Regeneration 51.
Ratte, Transplantation 229.
Rattenschwanz, Transplantation 204, 207.
Rauber, Kristallregeneration 15, 16, 248.
Rauhfläche der Kristalle 17.
Reaumur, Regenerationsversuche an nie-
deren Tieren 23, 249.
Reduktionsvorgänge 86, 94, 98, 100, 198 —
200, 208.
Read, Extremitätenregeneration 72, 255.
Refektive Regeneration 35.
Regenerat 76.
282
Regeneration und Alter 159.
— und Entwicklung 67, 72, 76, 155, 159.
— und Fortpflanzungszustand 155 — 158.
Regenerationsenergie 147.
Regenerationsknospe 11, 77, 88, 161.
Regenerationszentrum 133.
Regenerationszonen 42.
Regenwürmer, Autotomie 53.
— • differente Regenerate 89, 142.
— Doppelbildungen 131, 132.
• — Regeneration und Nervensystem 149.
— Regenerationsvermögen 50, 59, 89, 147,
162.
— ungenaue Regenerate 144.
— unvollkommene Regeneration 48.
Regulationsvorgänge 87, 88, 95, 195 — 201,
20b, 208, 210, 213.
Regulatorische Reduktion 94, 95.
— Transformationen 88.
Reizleitung nach Transplantation 190.
Rcnilla, Reduktion 95.
Reparation 35.
Reparationshydranth, Tubularia 80.
Reparative Regeneration 35.
Repetierende Regeneration 35.
Reserveknospen bei Pflanzen 4, 9.
Respirationsapparat, Regeneration 60.
Restaurative Regeneration 35.
Restitutionen 88, 95, 99.
Rhabdocöle, Teilung 42, 43.
Rhizopoden, Verschmelzungen 175.
Rhinoplastik 1 70, 204.
Rhumbler, Kristalle und Organismen 249.
Ribbert, kompensatorische Hypertrophie
105, 258.
— Mammatransplantation 208, 209.
— Regeneration innerer Organe 60, 254.
— Wiederholte Regeneration von Talgdrüsen
49, 253.
— Transplantation 206, 209, 210, 230, 265,
268.
Richtungsreize 188.
Rievel, Annelidenregeneration 68, 255.
Riggenbach, Selbstverstümmelung 254.
Rignano, Regeneration und Nervensystem
262.
Ringbildung durch Transplantation 191.
Ringel Würmer, Regeneration 65.
Ringsmuskeln, Neubildung 67.
Robinia, Spaltöffnungen am Stengel 90.
Röhrenwürmer, kompensatorische Regulation
103.
Römer, Bryozoenregeneration 254.
Rosen, Veredeln 174.
Rotes Pigment bei der Regeneration 144.
Roux, abhängige und Selbstdifferenziening
214, 222.
— Auslösung der Regeneration 142.
— Kampf der Teile 99, 128, 268.
— Kristalle und Organismen 15, 22, 248.
— Postgeneration "jb, 255.
— Regeneration 55, 247, 251.
— Regeneration und Ernährung 162, 263.
— Reserveidioplasma 145.
— Stadium der organbildenden Entwicklung
154-
— Transplantation 212.
— Umordnung, Umdifferenzierung 35.
— Zellregeneration 26.
Rüben, Transplantation 174, 186, 237, 238,
240.
Rubin, Nervensystem und Regeneration
153, 262.
Rückbildungsvorgänge 97, 98, 99.
Rückdifferenzierung 76, 99.
Rückenanhänge bei Tethys, Ersatz 122.
Rückschlag beim Scherenersatz 121.
Runkelrübe, Transplantation 174, 186, 238.
Ruttloff, Transplantation 243.
s.
Sachs, Strömungen im Pflanzenkörper 145.
Salamander, Gabelschwanz 133, 134.
Salamanderlarven, Transplantation 208.
Salix, Polarität 108
Saltykow, Transplantation 207, 229, 268.
Samia, Transplantation 179.
Sarasin, Linckia, Teilung 252.
Sauerstoffmangel und Regeneration 166.
Säugetiere, Regeneration 60.
— Transplantation 180, 209, 229.
Schaper, Licht und Regeneration 165, 264.
— Nervensystem und Regeneration 153,
262.
— Transplantation 218, 268.
Scheitelpol 109.
Scheitelsproß der Pflanzen 3.
Scherenasymmetrie bei Krebsen 102, 121.
283 —
Scheienaustausch bei Krebsen 102, 121, 151.
Scherendoppelbildung 129.
Scherenregeneration bei Krebsen. 102, 121,
129, 147.
Schilddrüse, Regeneration 60.
— Transplantation 209, 210, 230.
Schizogonie (bei Seesternen) 41.
Schlangen, Doppelbildung 136.
Schlangensterne, Autotomie 39, 53.
Schleimhaut, Transplantation 202, 205.
Schmetterlingspuppen, Regeneration 160.
— Transplantation 171, 179, 182, 192, 228,
232.
Schmitz, Zellregeneration 32, 250.
Schnabelregeneration bei Vögeln 159.
Schnalzschere der Krebse 103.
Schnecken, Augenregeneration 148.
— Selbstverstümmelung 53.
Schorf bildung 62.
Schräge Wunden, Regeneration 79 — 81.
Schultz, E., Anneliden, Darmneubildung
68, 255.
— Hungerwirkung 99, 257.
— Krallenersatz bei Spinnen 122.
— Regeneration 251, 253, 255.
— Regeneration bei Spinnen 56, 254.
— Scherenersatz bei Krebsen 121.
Schultz, W., Transplantation 209, 268.
Schultze, L., Ersatz des Gehirnganglions
bei Ascidien 72, 256.
Schultze, O., Doppelbildungen bei Ra7ia
137, 261.
Schuppenersatz bei Reptilien 122.
Schutzhülle des Regenerats 64, 65.
Sch\valbe, Mißbildungen 261.
Schwannsche Scheide, Nervenregeneration
216.
Schwanzflosse, Transplantation 229.
Schwanzregeneration bei Molchen 49, 128,
134. 15'. 153-
— bei Amphibien 52, 128, 134, 142, 148,
153-
— bei Eidechsen 52, 122, 125, 134, 142.
— bei Fischen 95, 117.
Schwanzskelett nach Regeneration 125.
Schwanzstücke, Vereinigung 178, 190, 191.
Schwerkraft und Regeneration 162, 168.
Scolopendrium, Blattregeneration 14.
Scyphomedusen, Teilung 46.
161.
222.
Scyphopolypen, Knospung 46.
Seeigellarven, Transplantation 225.
Seeliger, Teilung und Knospung 253, 254.
Seesterne, Autotomie 41, 52, 53.
— Regeneration 40, 41, 52, 53,
— Transplantation 177.
Sehnen, Transplantation 202.
Seitenknospen bei Pflanzen 4.
Seitenlinie, Neubildung 152.
Seitensproß bei Pflanzen 102.
Selbstdifferenzierung 214, 220,
Selbstverstümmelung 52.
Selbstzerstückelung 41, 52.
Semper, Annelidenregeneration 252.
Sexualcharaktere und Regeneration 155.
Sidoriak, Fischregeneration 257.
Simon, Ersatz der Wurzelspitze bei Pflanzen
10, 247.
Simon, Transplantation 209.
Simroth, Schizogonie 252.
Siphoneen, Polarität iio.
Siphonocladiaceen, Neubildung der Zell-
membran 32.
Situs viscerum inversus, Transplantation 224.
Solanum, Pfropfung 232.
Spallanzani, Bein- u. Schwanzregeneration
bei Molchen 49, 159.
— Regenerationsversuche an Wirbeltieren
23, 24, 249.
Spannungszustände 14b.
Speicheldrüsen, Kompensatorische Hyper-
trophie 105.
Speicheldrüse, Regeneration 60.
Spemann, Augentransplantation 218--221,
265, 268.
— Doppelbildung an Triton 136, 138, 261.
— Embryonale Transplantation 213. 218
bis 224, 265, 268.
— Gehörorgantransplantation 223.
— Transplantation, Amphibien 180, 268.
Spencer, Kristallregeneration 15, 248.
Spermatozoen, polare Gestaltung 106.
Spezialisierung und Regeneration 143.
Spezietät der Zellen 76, 100.
Sphaerechimis, embryonale Transplantation
225, 226.
Sphodromantis, Regeneration der Beine 85.
Spinnen, Beinregeneration 54, 57.
— Krallenersatz 122.
284
Spirogyra^ mangelnde Polarität 1 1 1 .
— Neubildung der Zellmembran 32.
Spontaner Zerfall 41, 47.
Sporozoen, Verschmelzung der Plasijiakörper
175-
Sproßpol 107.
Sprossung von Zellmaterial 88.
Stetiostoma, Teilung 42, 43.
Stentor, Regeneration 27 — 32, 83, 105.
— Verlagerung imd Umformung 29, 83.
Stevens, Regeneration an Protozoen 2",
30, 250.
— Ttibtilaria, 85, 257-
Stich, Transplantation 211, 230, 268.
Stielaugen, Regeneration 119, 120.
Stilling, Transplantation 206, 207, 208, 268.
Stofftransport in der Pflanze 106, 145.
Stoff Wanderung in der Pflanze 106, 145.
Stomodaeum, Neubildung 07, 71.
Strasburger, Kern und Cyloplasma 251.
— Polarität bei Pflanzen 107.
— Transplantation 174, 238, 268.
Streptocarpns, Kompensatorische Regulation
102, 104.
Strukturänderung bei Regeneration 29.
Strukturpolarität I13.
Stümperregenerate 128.
Stylaria, Regeneration u. Fortpflanzung 155.
— (Na'is) Teilung 43.
Superregenerate 124, 129.
Syllidem . Fortpflanzung und Teilung 156.
T.
Talgdrüsen, Regeneration 49.
Tandemvereinigung 179.
Teilung mit nachfolgender Regeneration 42,44.
— mit vorhergehender Regeneration 42.
— und Regeneration 40.
Temperatur und Regeneration 162, 163.
Tentakel und Doppelbildung 129.
Terricole Oligochäten, Regeneration 66, 77,
125, 162.
Tethys, Regeneration 122.
— Selbstverstümmelung 53.
Thacher, Planarien, Pharynxneubildung 69,
255-
ThalassicoUa, Transplantation 175.
Thiersch, Hauttransplantation 203. 268.
Timann, Knochentransplantation 206, 268.
Tobler, Polarität bei Pflanzen 107, 1 10, 1 1 1.
Torcnia, Sproßbildung an Blättern 4, 5, 6, loi.
T o r n i e r, Auslösung d. Regeneration 142,261.
— Doppelbildungen bei Amphibien 133, 134
bis 138, 261.
• — — an Käfern 130, 260.
— — bei Reptilien 134, 136, 261.
— Extremitätenregeneration 77, 256.
— Kampf der Gewebe bei der Regeneration
128, 143, 260.
— Kastration und Regeneration 155, 263.
— Regeneration beim Axolotl 123, 260.
— — bei Tenchrio 160, 263.
Totipotentes Bildungsmaterial 118.
T O w n s e n d , Zellregeneration , Membran-
neubildung 33, 250.
Trachea, Transplantation 206.
Transformationen 88.
Transfusion von Blut 230.
Transplantation u. Alter 182.
Traumatische Regeneration 35.
Trematoden, Regenerationsvermögen 51.
Trembley, Regeneration von Hydra 22,
23. 36, 195' 249.
— Transplantaüon an Hydra 170, 175.
Triton, Doppelbildungen 134- -138.
— Ersatz der Linse, 73, 74.
— Nervensystem u. Regeneration 151.
— Regeneration 49, 73, 128, 134, 138,
151. '53. 155-
— Regeneration nach Kastration 155.
— Transplantation 220 — 222.
Tuhifex, Dreifachbildung 132.
— Regeneration 66, 77.
— wiederholte Regeneration 50.
Tubularia, formbildende Stoffe bei der Re-
generation 144.
— Polarität I13 — 115, 118.
— Regeneration u. andere äußere Einflüsse
163 — 169.
— Reparationshydranth 80.
— Transplantation '98, 199, 242.
— Umformung von Zellmaterial 85, 98.
Tunicaten, ungeschlechtl. Fortpflanzung 156.
Turbellarien, Organverlagerung 83.
— Pharynxneubildung 69, 75.
— Reduktionsvorgänge 95.
— Regeneraiionsfähigkc'it -5 1 , 83, 146.
— Teilung, 42, 43, 156.
285
U.
Ueberleben des Jüngsten 99.
Ueberpflanzung von Körperteilen 170.
Ueberproduktion von Bildungsmaterial 128,
Uebertragung von Körperleilen 170.
Ueberwiegen einiger Organsysteme bei der
Regeneration 144.
Ueberzählige Bildungen 124.
Uli mann, Transplantation 211.
Umarbeitung 29, 83, 85, 98, 117, 132, 168,
195, J99, 206.
Umbildungen 91, 101.
Umbildungsfähigkeit von Zellen loi.
UradUferenzierung 89, 91, 94, 162, 206.
Umformung u. Regeneration 83, 146.
Umgestaitungsvorgänge 2g, 83, 85, 87, 89,
117, 196 — 201, 206.
Umkehr der Lebensvorgäiige 99.
Umkehrung der Polarität 107 — 114, 191.
Umlagerungen von Organen 83, 146, 195,
196 — 201.
Umordnung von Zellen 162.
Umwandlung von Blütenständen 92.
— — Gewebszellen in andere 7 1 .
Unexakte Regenerate 1 24. '''
Ungenauigkeit der Regenerate 124, 144.
Unipolarität bei Algen iii, 112.
Unke, Transplantation 214, 215.
Unvollkommenheit der Regeneration 77.
Unvollständigkeit der Regeneration 124, 143,
144.
Ursachen der Regeneration 141.
Urtica^ Regeneration an Brennhaaren 25.
Vegetationspunkte der Pflanzen 4, 5 — 8, 101.
Vegetativer Pol der Zelle 106.
Venen, Transplantation 211.
Verbreitung der Regeneration 22.
Veredelung, Pfropfung 173.
Verjüngung 98, 99, 161.
Verlagerung von Organen 29, 83.
Verletzung und Regenerat 142, 144, 145,
146, 162.
Vero7iica, Umwandlung der Blütenstände 92.
Verschmelzung von Kristallen 20, 21.
— , Transplantation 175.
Vertebraten, Transplantation 180.
Vertizibasilität 109, iir.
Verworn, Kern und Cytoplasma 251.
— Regeneration und Protozoen 27, 250.
— Transplantation 175, 268.
Vtcia, Wurzelregeneration 10.
Villars, G. de, Regenerationsversuche an
niederen Tieren 23.
Vöchting, Äquipotentialität pflanzlicher
Zellen 100.
— Ersatz von Haupt- durch Nebensprosse 3.
— Polarität der Pflanzen 107 — 109, 189,
247, 260.
— Polarität der Zellen to6, 260.
— Reduktionsvorgänge 100, 257.
— Regeneration und Anpassung 55, 61,
246, 254.
— • Regulationen am Pflanzenkörper 90, 257.
— Spezietät bei Pfropfung 236 — 240.
— Speichernde Organe an ungewöhnlichen
Stellen 90, 257.
— Sproßbildung an Wurzeln 8, 107.
— Transplantation 174, 188,236,247, 265,
268.
Vögel, Regenerationsvermcigen 159.
Voigt, Heteromorphose an Planarien 116,
260.
Vorderdarni, Neubildung 67, 71.
W.
Wachstumsvorgänge 46, 83, 87, 146.
Wachstumswiderstand und Regeneration 141.
Wagner, F. v., Anneliden, Darmneubildung
68, 252, 255.
— Autotom ie bei Lumbricuhis 42.
— Regeneration Microstomo 253.
— Reparation 35, 251, 252.
— Turbellarien, Pharynxneubildung 69, 255.
Wasserassel, Regeneration 64.
Wege, Antennenregeneration bei Asellusba,.
Weide, Umkehrung der Polarität 107 — 109.
Weismann, Eisatzdeterminanten 144, 146.
— Regeneration 247, 251, 253, 254.
und Anpassung 55, 56, 58, 253, 254.
Weißdorn, Pfropfung 237.
Werber, Regeneration von Tenehrio 160,
263.
Werner, Schuppenersatz bei Reptilien 122,
2fc)0.
— 286
Wetzel, Transplantation an Hydra 176,
193, 194. 195, 227, 268.
Wiederherstellung der Form 98.
Wiederherstellungsregulationen 88.
Wiederholte Regeneration 49, 253.
Wildling, Pfropfung 173, 237.
Wilson, E. B., Kern und Cytoplasma 251.
— Nervensystem und Regeneration 1 5 1, 262.
— Reduktion bei Rcnilla 95, 257.
— Scherenasymmetrie 102, 151, 258.
Wimperapparat, Regeneration 28, 32.
Winkler, Polarität bei Pflanzen 107, iio,
260.
— Regeneration an Blättern 12, 248.
— Sproßbildung an Blättern 4, 6, 7, loi,
158, 247.
— Sproßbildung an Ranken 7, 247.
— Umbildung von Blütenblättern bei Chiy-
santhermim 91, 257.
Wirbeltiere, Autotomie 52, 53.
— Extremitätenregeneration 77, 125.
— Regenerationsvermögen 24, 34, 117, 125,
129, 159-
— Transplantation 180, 186.
Wolff, G., Linsenregeneration 73, 256.
— Nervensystem und Regeneration 151, 262.
Wucherfläche der Kristalle 17.
Wucherungszonen 42.
Wundfläche und Regeneration 78, 141, 142.
Wundgewebe 62 — 65, 173.
Wundheilung 63, 65.
Wundverschluß 62.
Würmer, Regenerationsverraögen 24, 50.
Wurzel, Regeneration 9 — 11.
Wurzelhaare, Zellregeneration 25.
W u r z e 1 h a u b e , provisorische, bei Pflanzen
10.
Wurzelpol 109.
Wurzelspitze, Ersatz 10, 11, 132.
Young, Extremitätenregeneration 77, 256.
Zähne, Transplantation 202.
Zeleny, Blattstellung 102.
— Doppelbildung bei Krebsen 129, 261.
— Energie der Regeneration 147, 251, 262.
— Hydroides 103.
— Kompensatorische Regulation 102 — 104,
258.
Zellenmaterial bei der Regeneration 66, 144.
Zellkern, Emfluß auf die Regeneration der
Zellen 30—34, 250.
Zellmembran, Ersatz 25, 32 — 34.
Zellregeneration 24 — 34, 105.
Zellstruktur, Polarität 105, 106.
Zentralkapsel, Transplantation 175.
Zentralnervensystem und Regeneration 150 —
154-
Zeppelin, M. v., Teilung von Ctenodriliis
44, 156, 253.
Zirkulaiionsströmungen 146.
Zoja, Blastulaverschmelzung 225.
— Transplantation an Hydra 176, 268.
Zugwirkung 146, 162.
Zurücktreten des Regenerationsvermögens 50.
Zweifachbildung 1 30.
Zwergobstsorten, Pfropfung 237.
Zwickschere der Krebse 103.
Zwiebelsprosse bei Achimenes 158.
Zwillingspluteus 225.
Zygnema, Neubildung der Zellmembran 33.
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Druck von Ant. Käiupfo. Jona.
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